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Full text of "Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie and Paläontologie"

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NEUES JAHRBUCH 


FÜR 


MINERALOGIE, 
GEOLOGIE uno PALARONTOLOGIE, 


GEGRÜNDET VON 
K. C. von LEONHARD unD H. G. BRONN, 
UND FORTGESETZT VON 


G. LEONHARD uw H. B. GEINITZ, 


Professoren in Heidelberg und Dresden. 


JAHRGANG 1867. 


MIT VII TAFELN UND 35 HOLZSCHNITTEN. 


STUTTGART. 
Druck und Verlag von Friedrich Schweizerbart 


1867. 


Inhalt 


1. Original-Abhandlungen. 


H. B. Geinitz: Carbonformation und Dyas in Nebraska 

G. WÜRTTENBERGER: über die Zechsteinformation, deren Erzführung und 

den unteren Buntsandstein bei Frankenberg in Kurhessen 

L. WÜRTENBERGER; die an des Schwarzen und Braunen Jura 

im Kletigau \ 

W. Benecke: über das Alter des dalcaire de Ia Porte-de-France ; 

A. Kenneort: über einige Erscheinungen, beobachtet am Natrolith . 

G. Werner: über die Bedeutung der Krystallllächen-Umrisse und ihre 

Beziehungen zu den Symmetrie-Verhältnissen der Krystall-Systeme 
Fr, Aus. Farrov: über den Löss, besonders über sein Vorkommen im 
Königreich Sachsen . 

K. Tu. Lese: Näheres über das Jodblei aus Atakama 

G. Jenzscn: über den Granat als wesentlichen Gemengtheil des Gneisses 
und der Gneissite des Sächsischen Erzgebirges a 

F. SAnpBERGER: nachträgliche Bemerkungen zu seiner Abhandlung über 
Olivinfels 

ScHAFHÄUTL: weitere Beiträge zur näheren Kenntniss der bayerischen 

Alpen (hiezu Taf. I und II nebst 3 Holzschnitten) . 

B. Geinizz : Beiträge zur älteren Flora und Fauna (hiezu Tat. In. 

‚ Freck; über die chemischen Vorgänge im Fossilien-Bildungs-Pro- 

cesse ee a ae a nen be 

. Kenncort: über die alkalische Reaction einiger Minerale 

Brum: bunter Sandstein in Formen von Kalkspath 

. Fucas: die vulcanischen Erscheinungen im Jahre 1866 

. Fucns: die vulcanischen Erscheinungen im Jahre 1866 (Schluss) 

. Srönr: das Pyropissit-Vorkommen in den Braunkohlen bei Weissen- 
fels und Zeitz (Preuss. Provinz Sachsen) nebst Karte N 1 
und 2 Holzschnitten \ i 

A. Kunneorr: über die alkalische Reaction einiger Minerale 

'Herm. Crepner: Beschreibung einiger paragenetisch interessanter Gold- 

Vorkommen in Georgia, N.-Amerika 


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A. Steens: über die Diorite und Granite des Kyffhäuser Gebirges (mit. 


3 Holzschnitien) N 
A. SteLzwer: die Bildung und die "späteren "Veränderungen des Faxe- 
kalkes; aus dem Dänischen des F. Jonnstrup (hiezu Taf. V) 


x, 


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143 
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IV 


E. E. Scrmmwr: über die kleineren organischen Formen des Zechstein- 
kalkes von Selters in der Weiterau (hiezu Taf. VI) RN, 

A Sreens: über die Diorite und Granite des Kyffhäuser Gebirges 
(Schluss) 

GümseL: kurze Notiz. über die Ghederane der Sun Sese hen und baye- 
rischen oberen Kreideschichten (mit 1 Holzschnitt) 

Fr. Scuärrr: über missbildete Steinsalz-Krystalle (mit 17 Holzschmitien) 

L. Acassız: über den Ursprung des Löss . 

E. Weıss: über eine neue Anthracosia in der Soarbrucker Senken: 
formation (mit 3 Holzschnitten) 5 

(1. WÜRTTENBERGER: die diluvialen Eisensläine en ses Erle m 

R-gierungsbezirke Cassel, verglichen mit den Basalteisensteinen des 

Vogelsberges 

. Waase: über die Krystallform des Gadolinit (mit 2 Holzschnitten) 

A. zu über die alkalische Reaktion einiger Minerale 

Herm. Meyer: über Mastodon . . . - ee 

C. W. a Skizze der Gliederung der Doasan Schichren der Kreide 
formation (Pläner) in Böhmen ; 

M. Wessky: über die Krystallform des Kryoliths (hiezu | Taf.  vID 

©. W. C. Fucas: Beiträge zur 'Mineral-Chemie 3 


T 


HE. Briefwechsel. 
A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. 


FR. SANDBERGER: Anhydrit aus dem Mont-Cenis-Tunnel; krystallisirter 
Nephelin in Drusen von Pfaffenreuth bei Passau; Nakrit pseudo- 
morph nach Scheelit von Ehrenfriedersdorf: Talk nach Enstatit; 
über Bohrungen bei Wyhlen am Rhein im Herbst 1866 . . . .» 

Fero. Zırker: Dünnschliffe ächter Basalte 

H. TrautschoLo und J. Ausesacıı: Berichtigung über einen Aufsatz v. 
Eıcanwırp’s die Neocomschichten Russlands betreffend s 

L. WürrTEnBERGER: Ammonites bimammatus Qvenst. auch im Kleitgauer 
weissen Jura . 

E. Weiss: kündigt seine preisgekrönte Abhandlung „Beiträge 2 zur Kennt- 
niss der Feldspath-Bildung“ ete. an. . Be 2 

D. F. Wiser: fächenreiche Flussspath - Krystalle vom Galenstock in 
Oberwallis; Eisenglanz mit Rutil und Xenotim vom Piz Cavradi; 
Brookit mit schneeweissem Amianth aus den Griesern-Thal 

V. v. Zepnarovicu: über die vom Werner-Verein in Brünn herausge- 
gebene geologische Karte von Mähren und österr. Schlesien . . 

P. Prarz: Wollastonit und Prehnit im Schwarzwald; geologische Auf- 
nahmen in Baden 

FR. SANDBERGER: Analyse des grünen Pyromorphits ı von . Badenweiler; 
rhomboedrische Krystalle von Staffelit i 

W. Benecke: Bericht über seine bisherigen Untersuchungen des Muschel- 
kalkes am unteren Neckar; Übereinstimmung mit Würzburg 

Fr. Scuarrr: Kalkspath und Pseudomorphosen des Granats von Auer- 
bach an der Bergstrasse . 

C. W._C. Fuchs: die neuesten vulcanischen Ereignisse auf Santorin 

A. Pıurisyı: über Pettkoit 

F. Henrich: Argumente für einen feuerflüssigen Erdkern 

Ta. KyERULF: Bemerkungen über den Bericht seine geologische Karte 
von Christiania betreffend . ; en 


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. W. Payxurr: Staurolith von Nordmarkens Eisengrube in Werinleed: 
Prehnit von Upsala; Vivianit-Bildung; Epichlorit pseudomorph nach 
Granat und Eisenoxyd nach Quarz von Langban . ; 

O. BürscaLy: mikroskopische Untersuchungen von Augiten; eigenthüm- 
liche Farben-Erscheinungen im polarisirten Licht 

Stein: Phosphorit-Pseudomorphosen nach Kalkspath 

Burkart: nähere Angaben über die Fundorte des Domeykits und der 

Manganblende in Mexico . 

E. Stönr: Argille scagliose im Apennin; über den erloschenen Vol- 
can Ringgit auf Ost-Java TR SEI HERE | SE 
D. F. Wiser:  Zusammenvorkommen von Rutil, "Anatas und Brookit im 
Griesern-Thal er. HERE A. 
F. SAnDBERGER: Staffelit und Osteolith; Kascholong nach Quarz; Chrom- 
Zoisit \ 9: SHOTANIEE- a IRRE. 
F. SAnDBER6GER: über den Serpentin. von Todtmoos; die Naturforscher- 
Versammlung in Rheinfelden : 
Tusopor Perersen: Nickelhaltiges Magneteisen von Pregratten. in "Tyrol 
C. W. Paykurn: Analyse eines talkartigen Minerals von Langbans-Eisen- 
Orule SE 102 VRR 2. > er al N. a NE, 
R. Brum: nähere Angabe des Fundortes des von ihm beschriebenen 
bunten Sandsteins in Formen von Kalkspath 


= 


B. Mittheilungen an Professor H. B. Geınırz. 


0. Zıncken: über in einem untermiocänen Braunkohlen-Lager bei Born- 
städt unfern Eisleben aufgefundene Pflanzen-Reste . . .. 

L. Zeuscuner: Geologisches aus Polen ; 

L. Acassız: Lössbildungen im Thale des Ans > 

-J. BarRAnDE: die Fauna in den Schiefern von Hof zeigt den engen Zu. 
sammenhang zwischen der primordialen und zweiten Fauna 

Ev. Süss: über jurassische Geschiebe aus der Be von Stettin und 
Königsberg i 

E. ve VERNEUIL: die ausserordentliche Versammlung“ der geologischen 
Gesellschaft in Paris 

BARBoT DE Marny: dyadische Fossilien bei Soligalith tor. Kostroma) 

C. Zincken: unteroligocäne Petrefacten von Löderburg bei Stassfurt 

P. Groru: über Gesteine vom Kyffhäuser . ae; 

H. v. Meyer: Mastodor angustidens von Heggbach: neue Vorkomm- 
nisse aus der Molasse von Biberach; Säugelhierreste aus der Bohn- 
erzformation der Grafenmühle bei Pappenheim; Anthracotherium 
Alsaticum aus der Braunkohle von Schlüchtern: Mustleu Gam- 
litzensis aus der Braunkohle von Gamlitz bei Ehrenhausen 

Görrert: Notizen über die ältesten fossilen Landpflanzen und andere 
Pflanzen der paläozeischen Formation; nebst einer Nachschrift von 
H.rB.yGimurzuise.} - 2 ee 

J. Bock: über !eyrichia Grewingkü h Manga. ar ne, 

L. Acassız: über das Essex Institute in Salem 

L. Zeuscuner: devonische Formation im Sandomirer- Cheneiner Gebirge 

J. W. Dawson: die Schichten von St. John unterteufen die untersten 
Schichten der Steinkohlenformation und enthalten eine charakteri- 
stische devonische Flora 

J. Barranpe: Arethusina Konincki bezeichnet die erste Phase der 
dritten Silurfauna Böhmens . x er 

Jurius Haast: Ausgrabungen von Dinornis auf Neuseeland keit 


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C. Zincken: flächenreicher Steinsalz-Krystall und Eisenkies von Stass- 


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EI. Neue Literatur. 
A. Bücher. 


1866: J. Anpre; BeetE Junes: A. Breiıtsaupt: G. Canesırisı; C. 6. 


Carus; H. v. Decnen; P. van Diest; Forses Lesue: M. F. "Gärsch- 
Mann; F. Garsicou und H. Fırnon; F. Förterue; R. Lupwıc; W. 
G. HANKEL: Jestsch; R. Kner; C G. Lause: J. MAarcou; S. Nır- 
son; A. Osorsy; R. Parıman: Tu. Perersen: F. Pıcrer und 
HUNBERT; A. SanEBeck; BE. Sauvace und E. Hany; G. ScARABELLI; 
K. v. SEEBACH; G. Stache; F. Stouiczka; E. Suess; C. Vocr; L. 
VorriscH; A. Weispaon: V. v. Zepnarovich: F. ZiRkeL Ar 

C. J. Anprae; W. Benecke; A. Boskowırz; A. BreitHaupt; A. BRE- 
zısa; E. Desor: Ca. v’Ervert; A. Erpmans; L.R. v. Feitengers ; 
C. W. C. GünseL; W. v. HAIDINGER; F. HILGENDORF; C. F. Nau- 
MANN: L. Rütmeyer; U. SchLönsach; G. Tschermar: W. Waacen; 
E. Weiss; T. C. Winkter . £ a0. 0% Ruine. Man 

F, Corser und A. Baier: Enrengere: J. Fourser: H. B. Geisiz: 
W. v. Hamincer: R. Jones und W. Kırkey: Tu. Kırrkutr und 
Terzer Dauın; C. Lossen: Ars. Mürter: A. Reuss; $. Sexe; A 
Schraur; 0. Speyer: R. STALSBERG; G. Suckow 

% Branpr; H. Ecex; EHRENBERG; R. Rıcuter; F. Römer; F. Sanp- 
BERGER: Gr. WYROUBorF . ” 

L. Dessser: ©. Fırzaux; A. v. De Fr. v.  Kusiny: et Lensere: 
F. Meexe und H. Worrtmex; K. v. SerBach: SeeLry; A. WIncHELL 
und O. Marcy; H. Worrtnzn . 

A. Deuesse und LAPPARENT: M. HoERNES und L. v.  KogcnkL.: R. Pun- 
PELLY 

E. Desor: E. v. Eıcuwarp; A. GAupaY; L' Haır: A. v. Vorsonmm 


1867 : A. Lieieeg; C. F. ZincEEn 


Be Ne u 

W. Böusche; Freiberger Festschrift: K. v. Fritsch, W. Reıss und 
A. SrüseL: O. Heer: H. ze Hon; B. Juckes: Cu. Lyeır; Mıuxe- 
Eowarps; A. Pıcnter, A. Schenk J 

L. Asassız, Beiträge zur geognostischen Kenntniss des Erzgebirges; 
J. Bicsey; FE. Baanpr: ). FInENSschER ; R. Görrpert; C. Grewiser: 
O0. Heer; a LAuge; H. Mürter: A. Reuss; Wirrudi. ital 

E, Borıckv: H. Fıscner; H. GREBENAU; A. v. GropbEck; FR. v. 
Hıver; Fr. v. Kopeır; A. v. Kornen: A. Kuntsere; Fr. Lang 
und L. Rürmmever; J. Lesgers: Cm. Mayer: Onsoni; A. Reuss; 
L. Rürmever; F. SenFT sinle 7 TORE 

G, Bıscnor; E. "Boiz: A. Burar: Tn. Hıuer: G. Läuse: J. LonneL ; 
Aus. MüLLer; Ororam: G. Rose; L. Rürmeyer; W. TRENKNER; 
Warte uud Sr. Jonn; C. Zeieer; F. Zıeeeu 

J. Birrande; A. BeBLo: W. BLANFORD: E. Bryrıcn: E. "BorIchY ; L. 
v. Buc# (Ewaun, Rotes und Eck), B. v. Cotta: H. BURMISTER: 
Can. Darwın; E. Dumortier; H. Fıieex: 0. Fraas; Friscumann; 
A. Fritsch: A. GAupry: J. GosseLet: C. GrEwIncK; Günger; K. 
Hıussorer; Jonnstrup; F. KArBeR; F. Kaurmann: R. Kxer: A. 
KnoP; Fr. v. Kossıt; N. v. Korscharow; G. LauBe:; M. Löge: 
R. Luvwis; G. Lunee; J. Mayr; C. Möscn; A. Osorny: F. Oıo- 


Seite 


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182 


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397 


704 


vi 


HAN; G. Onzonı; K. Peters; F. Pıcrer; W. Racuerte; G. Rose; 
Runge; A. Schenk: Tu. ScHEERER:; OÖ. ScHNEIDER; S. Scupper; K. 
v. SeeBacn; E. Stönr; R. Vıon, H. VocrLsang; J. WeiısBach; G. 
WERNER: ©. Warte; P. Winkter: Tu. Wour; V. v. ZEPHAROVICH; 


F. ZirkEL 


B. Zeitschriften. 


Seite 


842 


a. Mineralogische, Paläontologische und Bergmännische. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien 8°. [Jb. 1866, vı]. 


1866, XVI, Nr. 3, Juli-Sept. A. 277-423; B. 105-122 
XVI, Nr. 4, Oci.-Dec. A. 425-534; B. 123-209 

1867, XVII, Nr. 1, Jan.-März. 13-192 Zi  y 
XVI1, Nr. 2, April-Juni. 193-315 


Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien 8°. 
1867, No. 1,8. 1- 24 Ba 


» 2, 2) 23- 48 
2) 3, » 49- 68 
2) 4, )) 69- 96 
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„ 8 „ 197-182 
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„10, „ 203-232 
ll, 4239-2505 ci. 2% Se Ra ALL NS ee 
Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, Berlin 8°. [Jb. 
1866, vı.] 
1865, XVII, 4; S. 599-714; Tf. XVII 
I 


1866, XVII, 1; „ 41-176; „ 
XVMI, 2;.51772-376; ..; H-IV 
XVII, 3; „377-647; „ V-XU i 


XVII, 4: „648-819: „ XUI-XVl 
Bee ME I: 01086, AN 
XIX, 2; „237-435; „ VI-XlI 


Verhandlungen der russisch-kaiserlichen mineralogischen Gesellschaft 
zu St. Petersburg. Petersburg 8°. [Jb. 1866, m 
1866, zweite Serie, I, S. 1-366, Tf. I-VI . . 


Bulletin de la Societe geologique de France 2]; Paris 8°. [Jb. 
1866, vıı.] 
1865-1866, XXIII, f. 30-41; p. 465-656 . er 
SEITE 112 31; p EZ el a. ce 
1867, XXIv, No. 1; 1-128 ms 
XXIV, No:72:° 5.2129 206: 2.5 Dar ee 
AV, No.3; »R290 384, : ne. che 
xXIV, No. 4; p. 385-576 


The Quarterly Journal of the Geological Society. London 80. [Jb. 


1866, vıı.] 
1866, XXL, Nov.: Nr. 88; A. p. 391-639; B. 25-30 . 
1867, XXI, Febr.; „ 89; A.p. 1-76; B. 1-4. 
XXIII, Mai; „ 90; A. p. 77-137; B. 5-8. 
XXI, Aug.; „ 91; A. p. 138-281; B. 9-16 . _. 


88 
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709 
851 


187 
471 
709 
853 


vi 


Seite 
H. v. Mever u. W. Dunker: Palaeontographica, Beiträge zur Naturge- 
schichte der Vorwelt. Kassel 4°. En 1866, ge 
1867, AV, Lief. 4 BEE. a ne 
xIv, N VD Un RN De ee 2 
wv-, h) A ee ©: 
AVA, 2,808 3 ea 5 
H .Woopwarn: The Bee anne: London 8°. [Jb. 1866, vır.] 
1866, Nr..28-23.,0ct-Nov.,,p. 433.928... ..2 2.000.002 Su 
Nr. 30, Dec., ae > Baier en A ee in 
1867, Nr. 31, Jan., Pr en ER en 
Nr. 32-345 Beyr::Apr.,:p2: 492192 mr 2 37 SEE. 89472 
Nr. 35, May, 224993240 nt IRRE. 77608 
Nr. 36-37, June-Juli, 9241-336: ‚un... & ar AT. ierlo 
Nr.38-39, Aug.-Sept., p. 337-432 , . 859 
Bruno Kerr und. Fr. Winner: Berg- nnd. Häyermähnssphe Zeiäun. 
Leipzig 4°. [Jb. 1866, vı.] 
1866, Jahre. XAV, Nr. 36-46; S. 305-396. - .= . ©... 98 
XAYV, Nr. 47-52:.3. 397-4605 Dr - ar a dee 
1867, Jahre. AXVI, Nr. , 329: 8: 17-8035 0... Su ae 
Nr. 10-25; 8. 81-216e1, 02 2 2. zes, 
Nr. 26-89; S. 217-336 501.08 8 =) ...2899 
b. Allgemeine Naturwissenschaftliche. 
Sitzungs-Berichte der k. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 
München 8°. [Jb. 1866, vın.] 
18665: 1585,85: 2322433: ..n men ah et ask ee 
FH... 428: le nle, 2.2 SROoAN. Sea 
2-41;8. 72-568. ur Ar. Breker Bo Se ee 
1867, 1, 1- 8; S..1=404 are te ee ae 
J. C. PoscendorrF: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig, 8°. [Jb. 
1866, vıı.] 
1866,. 6-72; - CXA111, S.. 1772496 .. „Mat a DR NE 
8; -CXXHL S. 497-644 „=... "RUSict. ph he. Ve 
93-11; CXAIX, 'S: : : EAS0R 1.2. REF ERTT n e 
12: CRAIX,: S. 481-668. 1.2.01 due nen ande ra 
1867, 1-2; CHIXZS, 133616 on else So Kaulonnenie er De 
35. CAXA, S. 334A96V 208 Ro Lone war a 
4: ,0XAX, 5 497-644 . „on a our 
5; OXXAT, Ss. 1-160 MT EN) SR Sr 
ERDMANN u. WERTHER: Journal für - umakaische Chemie Leipzig 8°. [Jb. 
1866, vııı.)] 
1866, No. 13-14: 738.1 Bd, 8: 290.384 1.272 12° 2 ma ee 
No; 4183-765:7982 7, 82989.3087 82 Ss Sa See 
No. 175 WIEN. u 
No. 18: EEE SE Ra re 
N0;..79-24;;: 992 5,0587 1299308 2:8... 2278 
1867, No. 1-55, 100. 1.550& Siasigl432D 53: 1 Vase situ a 
No. 6; 100: „8321-384... 5%... 2 ea 
No. 7-8: 100. „ 8. 385-508 . .. 848 


Verhandlungen des Natuchiätofächen Vereins der Preuscisähen! Rhein- 
lande und Westphalens. Bonn 8°. |Jb. 1866, vııı.] 
1866, XXIII, 1-2; Verhandl. 1-218; Korr.-Bl. 1-74; Sitz.-Ber. 1-85 601 


P ET 


Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Stutigart 8%. [Jb. 
1866, vıu.] 
1866, XXI, 2u.3; S. 129-252. . . .“ 
1867, KA, 1;5. 1-14. 


Correspondenz-Blatt de zoologisch- ieriorischeh Vereih zu ähenk: 
burg. Regensburg 8°. Ib, 1866, vu] 
1866, XX, S. 1-216 Kipa 


Verhandlungen der ie hend Gesellschaft in Ben Basel 8°. 
[Jb. 1866, vo.) 
1866, IV, > S. 401-613 


iandviersiester Jahresbericht der Schlesisähen Gesellschaft Fin vater- 
Iandieehe Cultur. Breslau 8°. 
1865, S. 1-218 


Abhandlungen der Seil sschen Gesellschaft für vatdrföndisähe ur. 
Biköbu 8°, 
1865, S. 1-90 . 
1866, Ss. 1-267 


Sitzungsberichte der Titukgriasen erfhielren Gesellschaft Isis zu en. 
den. Dresden 8°. [Jb. 1866, ıx.] 
1866, N. 10-12; S. 113-157 . 
1867, N. 1- 8: Ss. 1-47. 


Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brünn. Brtint or 
Jahrg. 1865, IV, S. 1-330 
1866, V,S. 1-236 5 
Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft h in Halle. Halle g0, 
1867, X. Heft, 1-2; S. 1-196 


Ernman’s Archiv für wissenschaftliche Kunde von eeelind Berlin go 
[Jb. 1866, ıx.] 
1867, XXV. 2: S. 175-348 
xXv, 3; S. 349-506 


Bulletin de la Societe Imp. des Natur alistes de Mosbön. Wdscoh 8. 
[Jb. 1866, ıx.] 
1866, No. 2; XXXIX, p. 299-613 
No. 3; XXXIX,p. 1-315 
No. 4: XXXIX, p. 316-358 


Comptes rendus hebdomadaires des seances de Ü ee das sciences. 
Paris 4°. [Jb. 1866, ıx]. 


1866, No. 6- 8;. 6. Aout -20. Aout; LAXII/I, p. 229- 360 . 
No. 9-19; 27, Aout - 5. Nov.; LXIII, p. 361- 812 . 
No. 20-27, 12. Nov. -31. Dec.; LÄXIL, p. 813-1152 . 

1867, No. 1- 7; 7. Janv. -11. Fevr.; ZXIV, p. 1- 292. 
No. 8-15; 25. Fevr. -15. Avr.; ZXIV, p. 293- 798 
No. 16-25; 22. Avr. -24. Juin: EXIV, p. 799-1309 


„Institut: 1. Sect. Sciences mathematiques, physiques et ee 
Paris 4°. [Jb. 1866, ıx.] : 

1866, 13. Juin -29. Aout; No. 1693-1704; XXXIV, p. 185-280 

5. Sept. -24. Oci.; No. 1705-1712; XXXIVv, p. 281-341 

31. Oct. -26. Dec.; No. 1713-1721; XXXIV, p. 345-416 

1867, 2. Janv. -13. Mars; No. 1722-1732; XXAV,p. 1-88 


Memoires de la Societe des sciences naturelles de Strasbourg. Paris 


et Strasbourg. 
1867, tom. VI 


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471 
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93 


Annales de Chimie et de Physique. Mt 


1866, Juin -Aout., VIII, p. 129-512 
Sept.-Oct., 1x, p-  1-256 
Nov. -Dec., IX, p: 257-528 
1867, Janv.-Fevr, X,p. 1-256 
Mars-Avril, X, p. 257-512 
Mai, XI, p. _1-128 


Nouvelles Archives du Museum d’histoire naturelle, publiees par les 
professeurs-udministrateurs de cet etablissement. 


1866, ıx 
1866, II, fasc. 3: p. 177-288 


Il, fasc. 4; p. 289-313 
1867, I, fasc. 2; p. 1- 64 


1IT, fasc. 2; p. 65-128 


Bibliotheque universelle de Geneve. B. Archives des sciences phy- 
1866, ı1x.] 


siques et naturelles. Geneve 8°. 


[Jb. 
1866, N. 104, Aout; p- 481-640 . 


Paris 8°. 


— 


N.105-106, Sept.-Oct.; p. 1-320 . 
N.107- 108, Nov.-Dec.; p. 321-640 . 
1867, N.109-110, Janv.-Fevr.; p. 1-336 . 


Bulletin de la Societe Vaudoise des sciences naturelles. 


[Jb. 1866, x.) 
1866, No. 54, IX, p. 1-104 
No. 56, IX, p. 225-312 
No. 57, IX, p. 313-368 


Report of the thirty-fifth Meeting of the Br itish ee TE He 


N 


[Jb. 1866, ıx.] 


Paris 4°. [Jb. 


Lausanne 8°. 


Advancement of Science, held at Birmingham in Sept. 1865. 


London &°. 
1866, p. 1-LXVII n. 1-383 . 


Philosophical T'ransactions of the Royal Society of London. Lon- 


don 4". [Jb. 1866, x.] 
1866, CLVI, 1; p. 41-397 


Natural History Trmisuetians of Nor rnit land and Dir Th. Ne 


castle-upon-T'yne 8°. 
1866, I, 2; p. 143-280 


The London, Edinburgh a Dublin Phitosophicat I in 


nal of Science. London 8°. |Jb. 1866, x]. 


1866, July -Sepi.; No. 213-215; p. 


1-240 


Oot. -Dec.; ‚No. 216-218; p. 241-480 
1867, Suppl.; No. 219; p. 481-552 


January; No. 220; 


p- 
Febr.-May; No. 221- ‚224: p- ; De ee 
S. Haucnron: The Dublin Quarterly Journal of Science. Dublin 8°. 


[Jb. 1866, x.] 
1866, July: No. XXIII, p. 159-234 


Journal of the R. Geological Society of Ireland. 


1866, x.| 


1865-1866, vol. I, part. 2, p. 103-190 


Sersy, BAasınaron, Gray and Francıs: The Annals and Magazine of na- 
tural history, including Zoology, Botany and Geology. Lon- 


don 8°. [Jb. 1866, x]. 


1- 80 
81-400 


i.ondon 8°. 


e and Jour- 


[Jb. 


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XI 


Seite 

1866, XVII, Nr: 105-106); p. 145-3441... 2m... 9 

XVII Nr. 10729085 9. 325-5029. W. EERRR ROTEN ANALER 

1867, ÄIX, Nr. 109; BER EEE IE EN TREE ZEN 

ALr, Nr..#10-412; p. 032308 m, na 19a PR ENTER 605 

AN, Nr. 1183-22 9.7303-443 #03) 30,298 502392209 

IX, Nr. 1192116; 92 la ER TE el ta.) 
Commissao geologica de Portugal 4°. 

1865-1866 . . . . Re TE ER ae ee ar 0 


B. Sırııman and J. D. Bad, the American Journal of Science and 
Arts. New-Haven 8°. |Jb. 1866, al 


1866, Sept., No. 125; pg. 141- 292 ne en 
Now, No 2a; 1099-444 2 ee Sn 
1867, Jan., No. 127; „ 1 ZTADN N ne Re 7. 
Mayo 0285423 5. ee a ae SEO 
July, No. 130; „ RAR Ed SE 7 BI 


IV. Auszüge. 
A. Mineralogie, Krystallographie, Mineral-Chemie. 


FR. Scasrrr: über die Bauweise des Feldspathes . . . 2. .2.2.2....97 
V. v. Zepmarovich: eine neue Caleit-Form von Pribram . . 2.2.2.9 
A. WeısgacH: über den Kupferwismuthglanz . . A 0 
Pısanı: über den schwarzen Spinell aus dem Dep. Haute=Loire „oJ 99 
Eopy: Anatas bei Smiethfield, Rhode Island . . . . 2 .2.2.2....100 
Crurcn: Woodwardit, ein neues Mineral . . sa era aaO 
Fr v. Koseız: über einen Thomsonit (Faroelith) : aus na ae OO 
Ta. PEreRsen: über den Phosphorit von Diez in Nasau . . . . .. 10 
Ip. Petersen: Analyse des Hyalophan . . » 2.2. n- 102 
Frisver: Adamin, ein neues Mineral . . 102 


L. Smitn: die Smirgel-Grube von Chester in Massachusetts nebst Be- 
merkungen über den Smirgel und die ihn begleitenden Mineralien 102 
Jackson: Analyse einiger Mineralien aus den Smirgel-Gruben von Chester 104 


Iserström: die Mineralien von Horrsjöberg in Wermeland . . . . . 105 
G. Brusa: Diaspor bei Newlin in Pennsylvania . . „2.2... 106 
G. Brusu: Uwarowit bei New-Idria in Califomien . . 2.2.2.0... 106 
Wessky: Monacit bei Schreiberhau in Schlesien . . et ul 06 
Strüver: Mineralien im Granit von Baveno und Montorfano E17] 
A. Kenseort: über das Vorkommen des Flussspath in der-Schweiz . 107 
At Kenneorr: über den Turmalin der Schweiz . .. 1.21 ...0..)...2 108 
N. v. KorscHuarow: über den Kupferit . . a a RHEIE . E 
V. v. ZEPHAROVICH: über den Wulfenit von Pribram 3% 192 
SHEPARD: Hagemamnit, ein neues Mineral von Arksut-Bjord“ in "Grönland 193 
S. Hausaton: Analyse eines grünen Orthoklas aus Grönland . . . . 19 
N. v. Koxscharow: über den Lawrowit . . „en 79 3 198 
N. v. KoxscHuarow: Platin mit polarem Magnetismus 2} 194 
J. Cooxe: über den Danalit, eine neue Mineralspecies aus ‚ dem Granit 

von Rockport in Massachusetis . RR. nr 
W. Bıaxe: „California minerals“. Toromo. 1866 195 
L. R. von FELtengere: Serpentin aus dem Malenker Thal in "Graubündten 197 
L. R. von Ferrensere: Kalkspath von Merligen . . Eu ee 38 
Surrarp: über Columbit von Northfield in Massachusetts . . . . . 198 
K. v. Hauer: Pseudomorphosen von Chlorit nach Granat . . . .. 198 


G. Tscuekwar: über den Silberkies 3 RREFRREN Bananen. 2 Eee 


xıl 2 


V. v. ZEPHAROVIcH: Turmalin und Margarodit von Dobrowa in Kärnthen 

S. Haucaton: Analyse einiger Zeolithe von Bombay . 

Fer». Römer: über von Zinkspaih umbüllte Reste einer Fledermaus 

A. Kenneort: über den Rutil der Schweiz 

ne: PsteRsen: über die Grauerze des Binnenthales . 
. C. Hanker: über die thermoelekitrischen Eigenschaften des Berg- 
krystalles . 

Av. OBorny: über einige Gyps- Vorkommnisse Mährens und speciell das 
von Koberitz und Austerlitz . : . 

F. SANDBERGER: über die Umwandlung von | Kalkspath in "Aragonit 

K. v. Haver: Untersuchungen über “die Feldspathe in den ungarisch- 
siebenbürgischen Eruptiv-Gesteinen ER: 

N. v. Koxscharow: Chalkophyllit im Ural 

Icerström: über Ekmanit, ein neues Mineral 

Warraa: über den Pennin . 

E Weıss: eingewachsene Feldspath- Zwillinge nach dem Bavenoer Ge 
seiz .. . 

G. Srävezer: über die chemische Zusammensetzung des Lievrit . 

Ö. Prörss: Umwandelungs- ET Lo. nach Orthoklas von Rechen- 
berg im Erzgebirge 

R.L. v. FELLENBERG: über ein grünes "Mineral aus dem Berner Ober- 
land . ; 

A. Kenncort: über den Anatas der Schweiz 

L. Suitu: über ein neues Meteoreisen, den Colorado-Meteoriten von Russel 
Gulch, Colorado 4 

H. Hörer: "Analyse einiger Magnesia- Gesteine der Obersteiermark 

Aus. Scuriur: Gewichts- Bestimmung, ausgeführt an dem grossen Dia- 
manten des kais. Österreich. Schatzes, genannt „Florentiner“ 

Gr. Wyrousorr: über die färbenden Stoffe im Flussspath . 

GR. Wyrousorr: mikroskopische ee über die färbenden 
Stoffe im Flussspath BR 

V. v. Zermarovicn: Fluorit aus der Gams "bei Hieflau in Steiermark 

F. SanpBERGER: Zirkon (Hyacinth) im Fichtelgebirge 

Aug. AreEnts: Partzit, ein neues Mineral 

V. v. ZEPHAROVICH: über den Enargit von Parad \ 

G. TscHermak: über die isomorphe Reihe Glaukodot, Danait,. Arsenik- 
kies . - ren LIE 

IGELSTRÖM: über den Richterit. i 

NascuoLp: Analyse eines Steinmarkes von "Rochlitz 

E. Carperta: Analyse eines Titaneisenerzes aus dem Nephelindolerit 
des Löbauer Berges . 

Fr. v. Kossır: über das Verhalten des Disihen ; im Stauroscop und über 
die dabei zu beobachtenden, vicht drehbaren Kreuze . TR 

Iseıström: über den Hydrotephroit . 

lerıström: über den Pyroaurit } 

E. Borıcky: über den Delvauxit von Nenaeovic in , Böhmen 3 

Puıpson: Vorkommen von Diamant in metallführendem Sande bei Free- 
mantle im w. Australien . 

Weıseach: Vorkommen von gediegenem Antimon in Canada 

K. HausHorer: Gymnit von Passau 3 : 

K. HAusHorer: ein neues, chloritähnliches Mineral von Bamberg . 

K. v. Hauer: Untersuchungen über die Feldspathe in den ungarisch-sie- 
benbürgischen Eruptiv-Gesteinen . Ars le 

BeERGEMANN : über ein neues Mineral Pastreit 

Iserström: über den Lamprophan 


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XI 


H. Crepxer: über Kupfer- u. a. Erze in den Kupfergruben von Duck- 
town in Tennessee 2 

G. Tschermak: über die kobaltfüihrenden Alenkice Glaukodot. Uni Da! 
nait a 

NeNy, ZEPHAROVICH: der Löllingit und. seine Begleiter 5 

C. Ramneısgers: Analyse der Karlsbader Feldspath-Zwillinge 

A. Reuss: Markasit pseudomorph nach Eisenglanz . ö 

MAskELYNE: über die Krystallgestalt des Kupferoxydes 

G. Kremm: Vorkommen von Zinnober im N. von Spanien . 

G. WERNER: über die Varietäten des Kalkspath in Württemberg . 

Monteriore Levi: Nickelgrube von La Balma bei Locarno im Val So, 

LiroLp: der Goldbergbau von Königsberg in Ungarn . 

UpHım SHEPARD: neue Classification” der Meteoriten mit einer - Aufzählung 
der meteoritischen Mineralien 

Über den Gehalt von Kohlenstoff und ie Stoffen in Meieor- 
steinen . = 

V. v. Zernarovich: über Barrandit und Sphärit” . 

N. v. Koxscnarow: über den Leuchtenbergit 

C. Ranmeusgers: Analyse der Glimmer von Utö un von Basıon 

M. v. Hantken: neues Meerschaum-Vorkonmen in Bosnien . 

Fr. v. Kosert: „zur Berechnung der Krystallformen“. München: 1867 

An. Knor: Molekular- Conkunon und Wachsthum der Krystalle. at 
1867 EEE A \ 


B. Geologie. 


Ferv. ZiekeL: „Lehrbuch der Petrographie.“ 2 Bde. Bonn 1866 

A. peu CastıLLo: über den Erzreichthum Nieder-Californiens . 

H. Laspeyges: die hohlen Kalkstein-Geschiebe im Rothliegenden n. von 
Kreuznach. . . 

C. F. Ziscken: die Braunkohle und ihre Verwendung: 1. Th. die > Phy. 
siographie der Braunkohle als RER 

F. v. HocustetTer: geologische Ausflüge auf Java 

E Süss: Untersuchungen über den Charakter der österreichischen Ter- 
tiärablagerungen 

E. Süss: über den Löss : 

Gopwin-Austen: über die ranöchen Be Blsrenst 

K. v. Hauer: die Gesteine von den Mai-Inseln in der Bucht von San- 
torin.. . 

C. Sımon: Kupfer- und Bleierz- Ablagerungen im " Buntsandsteine und Vo- 
gesensandsteine der Umgegend von Saarlouis und St. Avold 

H. Mürter: die Kupfererz-Lagerstätten von Gumeschewsk und Soimo- 
nowsk im Ural . . . SR 

J. Anpe&: Studien über die Verwitterung des Granits . 

W. Wiıcke: über die Phosphat-Knollen in dem Eisenerze von Gross- 
Bülten und Adenstedt . 

M. GrArFF: über die Kupfergruben von W’ Alp 

B. Sıruıman: über den Gaylussit im Nevada- en h I 

C. Naumann: Lehrbuch der Geognosie. II. Bd., Bier a. Aufl.) 

Kreissenmmpr: die Braunkohlen-Formation des Weise MB: 

Te. SchEEreR : über das Vorkommen des Silbers zu Kongsberg 

E. Weıss: „Beiträge zur Kenniniss der Feldspath-Bildung und Anwen- 
dung auf die Entstehung von Quarztrachyt und Quakaporphyr.‘ 
Haarlem, 1866 

Dkıesse und LaueeL: „Revue de Geologie pour les annees 1862 et 1863“ 


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XIV 


Eom. Fuchs: „Hemoire sur le gisement salin de Stassfurt- Anhalt“ 


H. v. Dic#en: Geologische Übersichtskarte der Rheinprovinz und der 
Provinz Westphalen 

C. Naumann: Geognostische Karte des "Erzgebirgischen Bassins im Ko- 
nigreiche Sachsen . 

G. Stacas: Geologisches Landschaftsbild von ı Siebenbürgen 

E. v. Sommarusa: Chemische Studien über die Gesteine der ungarisch- 
a Trachyt- und Basalt-Gebirge 

B. Cotta: „über das Entwickelungsgesetz der Erde“ 


Ei über die Geologie der Umgebungen von Aumale in Algerien 

L. Larsert: Untersuchungen über die Veränderlichkeit des Salzgehaltes 
des todten Meeres an verschiedenen Stellen der Oberfläche und in 
verschiedenen Tiefen, sowie über den wahrscheinlichen Ursprung 
u darin befindlichen Salze . . . 

F. v. Hocusteiter: Beiträge zur Geologie und Phyofkalischen Geogra- 
ie der Nikobar-Inseln . . . 

SEeLwyN: über Gold führende Drift und ae von Yictoria 

L. Fischer: das mineralogisch-geologische Museum der Universität Frei- 
burg : 

BEETE-JuKEs: Kohlenschiefer und alter rother Sandstein des « s. Irland und 
n. Devonshire PREV oe en: Bw 2 

SCARABELLI, Goumt, Fran: „sulla probabilita che il sollevamento delle 
Alpi siasi effetuato Sopra una linea curva 

A SteLzner: über Gesteine von Capverden . 

Aıg. NMüLrer: weitere Beobachtungen über die krystallinischen Be 
des Maderaner-, Etzli- und Fellithales . i 

Tn. Petersen: Analyse des Dolomits aus dem Binnenthal 

S. Haueaton: Analyse eines Basalt von Neuseeland . . : 

W. v. Hamınger: der Meteorsteinfall am 9. Juni 1866 bei Kuyahinya 

Deıesse: Carte geologigue du departement de la Seine : 

Geognostische Karte der Niederlande : } 

Ta Kserurr: Geologisk Kart over Christiania Omegn "ar 

Ta. Kyerutr und TeLLer Daun: Geologische Karte des südlichen Nor- 
wegen . 

Tu. Kırruur: Olivinfels in Norwegen 5 5 

Tu. Scherer: über die chemische Constitution der Plutonite 

A. FELLneR: chemische Untersuchung einiger böhmischer und ungari- 
scher Diabase 

S. Haucaton: Analyse einer - Lava von Neuseeland . 

G. TscHeRMaR: Quarzporphyrit aus dem Val San Pelegrino . E 

K. v. Fritsch, W. Reıss und A. StüseL: „Santorin. Die Kaimeni- Inseln.“ 
Heidelberg, 1867 

J. Fırenscher : Untersuchung der metamorphischen Gesteine ‘der Lun- 
zenauer Schieferhalbinsel > i 

Die Fortschritte der berg- und hüttenmännischen Wissenschaften in den 
letzten hundert Jahren. Freiberg, 1867 

R. Haruness: über die metamorphischen und fossilhaltigen Ersten in 
der Gegend von Galway . . 

Dawson: Bemerkungen über Bohrlöcher von Würmern in der Lauren- 
tiangruppe von Canada i 

F. Srouiczka: Übersicht der geologischen Beobachtungen "während eines 
Besuches verschiedener Provinzen im w. Tibet 

W. Keene: über australische Kännelkohle und CrArke: über "das Vor- 
kommen und die geologische Stellung der Ol führenden Ablage- 
rungen in Neu-Süd-Wales A 


re ee 


XV 


Bınnev: über die obere Steinkohlenformation in England und Schott- 


fand? “+. RE a EN ee a Be ER SR 

BrRowELL und Kırkey: über die chemische Zusammensetzung verschie- 
dener Schichten des Zechsteins und des damit verbundenen rothen 
Sandsteins . . 

A. FELLner: Untersuchung des Miascits von Ditropatak bei Ditro in 
Ostsiebenbürgen . j 

G. TscHERMAK: Quärzführende Plagiöklas! Gesreinel 

Herm. MüLLeR: Geognostische Verhältnisse und Geschichte des Bergbaues 
der Gegend von Schmiedeberg, Niederpöbel, Naundorf und Sadis- 
dorf in dem Altenberger Bergamtsrevier MTSTENTn 

B. Turtey: der Zinkberebau der Altenberger Gesense haft. bei Amme- 
berg in Schweden . 2 EURO I, Wi VER Rn, 

L. Asıssız: Glacial Phenomena in Maine 

S. A. Sexe: T'races d’une epoque glaciaire dans les environs du fjord 
de Hardanger . 

J F. Waıker: über eine phosphatische Ablagerung im unteren Grün- 
sande von Bedfordshire 

J. W. Horzanp: Bemerkungen über die Geologie von Sinai 

C. H. Hırcncock: über Petroleum in Amerika 

L. Larıer: über die bituminösen Schichten von Judäa und Coelesyrien 
und über das Auftreten des Asphaltes in der Mitte der Gewässer 
des todten Meeres 

J. Fournet: über die Lagerstätten des Schw efelmolybaän, | insbesondere 
bei Pelvoux 

L. Sımonin: la vie souterraine ou les mines et les mineurs 

Marowsky: geologische Skizze der Beskyden 

L. DresseL: die Basaltbildung in ihren einzelnen Umständen erläutert. 
Haarlem, 1866 

J. Lensere: die Gebirgsarten der Insel Hochland ohemisch-geognostisch 


untersucht 3 3 
A. Kunusere: die Insel "Pargas (Ahlön), chemisch-geognostisch el 
sucht" - i EEE 


K. HausHorer: laukenitischer Kalkstein von "w ürzbure 
J. Lomwer: geologisch-paläontologische Sammlung von 1000 Sticken, 


herausgegeben von dem Heidelberger Mineralien-Comptoir. 5. Aufl. 


WartHa: chemische Untersuchung einiger Gesteine, fossilen Holzes und 
Kohlen aus der arktischen Zone Z 

Academie der Wissenschaften in Californien _. RS 

G. pe SırortA: über die Temperatur der geologischen Perioden, nach 
den durch Beobachtung fossiler Pflanzen gewonnenen Erfahrungen 

G. Liuse: der Torf 

B. Rona: der Kohlen- und Eisenwerks-Complex "Anina-Steierdorf im 
Banat 

A. Reuss: die Gegend zwischen Kommotau , Saaz, Raudnitz und Te- 
ischen in ihren geognostischen Verhältnissen geschildert : 

Zweiter Jahresbericht über die Wirksamkeit der beiden Comite’s für 
die naturwissenschaftliche Durchforschung von Böhmen im J. 1865 
und 1866 

F. Zırkei: Beiträge zur geologischen Kenntniss der Pyrenäen 

Hawessaw : geologische Beschreibung des ersten Katarakts in Ober- 
egypten s 

Fr. v. Hauer: geologische Übersichtskarte der österreichischen Monar- 
chie SE Le Harte; 

Ap. Picuter : zur Geognosie der Alpen 


Seite 


XviI 


DrLessE et DE LAPPARENT!: „Revue de G Geologie pour les annees 1864 
er 1863°. . 3 : EEE REN ee 

A. Gentiet: Gletscher- Ablagerungen: bei De i 

T. Berrgıur: Electrische Versuche an den Schwefelquellen | von Fornovo 
in Parma . . ee: 

G. Rose: über die Gabbro- Formation. von  Neurode in Schlesien a 

Ta. Wour: die Auswürflinge des Laacher See’s ; 5 

AD. OBorRNY: die geognoslischen Verhältnisse der Umgebung” von Na- 


miest: SE, 
L. J. Ieriströn: cher imindse Schichten von ad er 
schiefer in Wermland . . . s 


M. H. Crose: Karte der allgemeinen. Eisbedeekung von Irland 

G. DE SırorTA: über die Temperatur der geologischen Perioden, nach 
den Beobachtungen an fossilen Pflanzen \ 

J. Wiisgsch: die mit der mitteleuropäischen Gradmessung verbundenen 
nivellitischen Höhenbestimmungen im Sonn eiche Sachsen. Dresden, 
1867 

M. Löse: die Porphyre der Umgegend- von Altenburg - 

0. Schneider: Geognostische Beschreibung des Löbauer Berges i 

En. Srönn: fl vulcano Tenggher della Giava orientale. Modena, 
1867 El rer nen A ee 

E. Stönr: Nchiarimenti intorno alla carta delle saise e delle localita 
oleifere di Monte Gibio. Modena, 1567 


C. Paläontologie. 


J=D. ‚Dana: über Gephalisationz.I 1 u. 

J. D. Dana: über den Ursprung des Lebens 

Kına und Rowney: über das sog. Eoxoon-Gestein 

H. BurMEIsTER: einige Bemerkungen über die im Museum zu Buenos 
Aires befindlichen @iyptodon-Arten . 

C. GiegeL: Taxodon Be n. sp. von Buenos Aires 

C. GieseL: die im zoologischen Museum der Universität Halle aufge- 
stellten Säugethiere > 

R Kner: die Fische der bilkininösen Schiefer » von \ Raibl in Kärniben. 

R. Kner: die fossilen Fische der Asphalt-Schiefer von Seefeld in Tirol 

Youns: über Platysomus 2 

PıctEtT et HunBerT: „Nouvelles recher ches sur les. poissons fossiles 
du Mont E,iban“ ‚ya 

A. Sıpegeck: ein Beitrag zur "Keuntniss des baltischen Jura Re 

G. Lauge: die Gasteropoden des braunen Jura von Balin . . . 

(1. Lauge: die Fauna der Schichten von St. Cassian. III, 1 

PEREIRA DA Costa: Notice sur les squelles humains deeouver is au fe 
beco d’ irruda 

Jones und Horu: über paläozoische Entomostraceen: VI. silurische Spe- 
cies . 

Geisirz und Lisee: über ein Äquivalent der takonischen Schiefer Nord- 
Amerika’s in Deutschland und dessen geologische Stellung 

E. Süss: Bedeutung der sog. brackischen Stufe oder der Cerithien- 
Schichten } 

CARRUTHERS: über einige "fossile Coniferen- Früchte 

Cornurt: Besc hreibung von Pinus-Zapfen aus limnischen Schichten der 
Neocom-Etage des Pariser Beckens 

C. Anprar: vorweltliche Pflanzen aus dem Steinkohlen- Gebirge der preus- 
sischen Rheinlande und Westphalens Sk: 1 > 


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249 


EIFZRIE 3 Bo 


XVIl 


Ep. Larıer: zwei neue fossile Sirenen aus dem Tertiärbeeken der Ga- 
EEE ee A > ee ee Pen 

Hıngenporr: Planorbis multi/ormis im Steinheimer Süsswasserkalk 

Nıcnorson: einige Fossilien aus den Graptolithenschiefern von Dumfries- 
shire A had ne Rs a El LERE r VZBER SEr) BEER ETLENE PIE ELEND ZEN: 

Wunırney: Geological survey of California. Palaeontology. 11. 

Berenprt: marine Diluvial-Fauna in West-Preussen 

BArBor DE Marny: über die jüngeren Ablagerungen des südlichen Ross 
land . i 

LEcumeRE GuPpPY: über die tertiären Moltusken von "Jamaica 

Fr. M’Cov: über die Australischen tertiären Arten von Trigonia 

L. Rürmever: Beiträge zu einer paläontologischen Geschichte der Wie- 
derkäuer, zunächst an Linn®’s genus Bos 

L. Rürmever: über Art und Rage des zahmen europäischen Rindes 

G. Eserton: über eine neue Art Acanthodes aus dem Kohlenschiefer 
von Lanston . . 

H. WooDwARD: über re week Bernache sraceen mie 2 Holnchn) 

J. W. Kırksy: über die Fossilien des marl-slate und unteren Zech- 
steins in Durham 

Boyp Daweins: über die fossilen britischen Ochsen er 

Branpt: Zoogeographische und paläontologische Beiträge . . .. . 

Beiträge zur Urgeschichte der Menschheit 

E. Desor: „über die Dolmen, deren Verbreitung und Deutung“ 

J. F. Branor: Nochmaliger Nachweis der Vertilgung der nordischen oder 
StELLER' schen Seekuh ( Ahytina borealis ) 

E. W. Benscke: Geognostisch-paläontologische Beiträge. 

U an WinkLer: Musee Teyler. Harlem, 1866 

F. HocHstETTEr: Neue Funde von Moaresten und eines riesigen Wall. 
"seh: Skelettes auf Neu-Seeland 7% 

O0. Herr: über die Polarländer. Zürich, 1867 . ; 

C. v. ErrinssnAusen: die fossile Flora des Tertiärbeckens von “Bilin 

Ev. Surss: fossile Wirbelthiere bei Eibiswald in Steiermark . . 

Fr. M‘Coy: über einige neue Arten fossiler Volutien aus den Tertiär- 
schichten von Melbourne 

R. Owen: über den oberen Schneidezahn von Nototherium Mitchelli“ 

Owen: über Kiefer und Kieferzähne von Cochliodonten 

Tn. H. Huxzey: über Acanthopholis horridus, ein neues Reptil aus dem 
Kreidemergel In: 

J. Youne: Notiz über neue Gattungen der carbonischen Glyptodipte- 
rinen i 

W. C. Wirtranson: über eine Chirotherium-Fährte aus dem Keuper- 
sandstein von Daresbury in Cheshire IRBLEM so 

Kner: über Xenacanthus Decheni 

H. Woopwırp: über einige Puncte in der Siructur der Xiphosuren und 
ihre Verwandtschaft mit den Eurypteriden un, 20) 

R. Rıcnter: Aus dem Thüringischen Schiefergebirge 

A. E. Reuss und 6. C. Lause: die Versteinerungen des braunen Jura 
von Balin bei Krakau 

0. Speyer: die oberoligocänen Tertiär-Gebilde und deren Fauna im 
Fürstenthume Lippe- Detmold. Cassel, 1866 

F. L. Corner et A. Brıiart: Notice sur Vextension du calcaire grossier 
de Mons dans la vallee de la Haine i 

C. W. Günger: über neue Fundstellen yon Gosauschichten "und Vilser- 
Kalk bei Reichenhall . 

Enrengerse : Ein Beitrag und Versuche - zur weiteren" Kenntniss "der 


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ee der erganigchen, Kieselendehniiigen Ge- 

ilde : 

N. BaRBor De Manny: Bericht über eine Reise, "ausgeführt 1865 in Ga- 
lizien, Volhynien und Podolien 

H. Eck: Conchylien im mittleren Muschelkalke kei Rüdersdorf 2 

F. Roemer: Geognostische Beobachtungen im Polnischen Mittelgebirge 

F. Rorser: über das Vorkommen mariner Conchylien in dem oberschle- 
sisch-polnischen Steinkohlen-Gebirge : 

C. Grewinex: über Zoplocrinus dipentas und Baer oerinus Ungeri 

J. Marcovu: die Kreideformation in den Umgebungen von Sioux-City, der 
Mission von Omahas und Tekama, an dem Ufer des Missouri 

A. E. Russ: fossile Korallen von der Insel Java : 

G. DE SaroRTA : über eine Sammlung fossiler Pflanzen aus der oberen 
Kreide von Haldern in Westphalen : 

W. Böusch£: die Korallen des norddeutschen Jura- und ie Gebirges 

Gıov. Canesteinı: Oggetti trovati nelle terramare del Modenese 

Origine del uomo \ 

F. Fortterte: die Braunkohlen- Ablagerungen im Eger- -Bassin in , Böh- 
men ; 2 

J. BARRANDE: „Systeme ‚'silurien du centre de, la. Boheme“ 

R. RıcHTEr: aus dem thüringischen Zechstein ; 

Bısspy: ein kurzer Bericht über den Thesaurus silurieus 

Merk und WortHEn: Beiträge zur Paläontologie von Illinois und anderer 
westlicher Staaten . 

Meex: Bemerkungen über die Verwandtschaften der Beller ophontidae 
Waite und Sr. Jonn: vorläufige Notiz über neue Balıpgen und Arten 
von Fossilien Bu: 

HuxLey: über ein neues Exemplar des 7° eler peton. Elginense. 4 

Reuss: über einige Crusiaceen-Reste aus der alpinen Trias Öster- 
reichs;..-,. 

MEEk und WoRTHEN : über € einige neue en organischer Reste ‚aus den 
Kohlen-Gebilden von Illinois Se: 

Mayr: vorläufige Studien über die Radoboj- Formiciden \ - 

Stur: Beiträge zur Kenntniss der Flora, der Süsswasserquarze, der Con- 
gerien- und Cerithien-Schichten im Wiener und ungarischen Becken 

Reuss: die fossile Fauna der +Bieinsala-Allaepinen von Wieliczka in 
Galizien 

Reuss: über einige Bryozoen & aus dem Benischeh Unteroligocän 

RÜTIMEYER: Versuch einer natürlichen Geschichte des Rindes in seinen 
Beziehungen zu den Wiederkäuern im Allgemeinen. Eine anato- 
misch- -paläontologische Monographie von Linne’s Genus 2208 

Lane und Rürımever: die fossilen Schildkröten von Solothurn . 

Paläontologische Mittheilungen aus Russland : 

C. Marınoni: der erste paläontologische Congress zu "Neufchatel "1866 

Ans. Conti: neue fossile Pteropoden vom Monte Mario . - 

0. Frass: die neuesten Erfunde an der Schussenquelle bei Schussen- 
ried im September 1866, und: Beiträge zur Culturgeschichte des 
Menschen während der Eiszeit 

H. A. Niıcnouson: über einige Fossilien der unteren Silurformation des 
südlichen Schottlands . 

H. A. NichoLson: über eine neue Gattung "der Graptolithen. mit Bemer- 
kungen über reproductive Organe - 

E. Ray Lansester: über Didymaspis, eine neue Gattung Cephalaspis- 
artiger Fische : 

J. W. Kırkev und J. Youne: über Reste von Chiton und Chitonellus 


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874 


XIX 


aus carbonischen Schichten von Yorkshire und dem westlichen 
SOEBEN ae en ey ar 7 SE 

J. W. Dawson: über einige Überreste paläozoischer Insecten aus Neu- 
Schottland und Neu- Braunschweig 

J. W. Kırkey: über Insectenreste aus der Steinkohlenformation von 
Durham 

S. H. Scupper: Untersuchung über die zoologische Verwandtschaft "der 
ersten Spuren fossiler Neuropteren in Nord- America 

T. C. Winkter: Musee Teyler 6. livr. Haarlem, 1867 5 

F. vu Boıs DE Montrereux: Conchiologie fossile et Apergu geologique 
des formations du Plateau Wolhini-Podolien } al 

W. CArRRUTHERS: über Uycadoides Yatesi . 


Miscellen. 


Brief von StoLıczka — die geologische Reichsanstalt in Wien 

Schenkungen und Stiftungen für wissenschaftliche Zwecke 

ehlen An sivie in dem Dachau Chemnitzer Steinkohlenbassin im Jahr 
1865 : 

Wiederbeginn des Kammerberger Steinkohlenbergbaues ; 

Geologische Gesellschaft zu er 1867 


Nekrologe. 

A. Tu. Ponson — Can. MAcLaren — W. Horpkıns u a N 
H. A. Wnvar-Eveeın — A. Bryson — Casıano DI Peino -— Fr. Foor 
— )J. Smiru — G. FeATHERsTonAuGH -—- EupE-DestLonschanes . 
ALBERTO CAv. ParoLını. — ApoLpa v. Mortor. — Erzherzog STEPHAN. 

BEER. ROSSWASSLER  .» . 0.20.0000. 


Josepn MickscH 
J. L. H. Micaruin 
FARADAY, von BREDA, ZINKEISEN, Wırzuam Jomn Hamınon® 


Versammlungen. 


Internationaler Congress für Anthropologie und vorhistorische Archäolo- 
gie in Paris im Aug. 1867 e - 

der British Association zu Dundee am 4. Sept. 1867 RR, 

der deutschen Naturforscher und Ärzte zu Frankfurt a. M. vom 18. bis 
24. September 1867 


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3. Messıkomer in Wetzikon (Zürich) bietet Gegenstände : aus on Pfahl- 
bauten an. . 
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gnostischer Illumination 


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. lies „zoologischen“ statt geologischen. 
. lies „abgeschliffen® statt abgeschlossen. 
» „devonischen* „ senonischen. 


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 Carbonformation und Dyas in Nehraska 


von 
Dr. H. B. Geinitz. 


| In einer monographischen Arbeit, welche den oben stehen- 
‘den Titel trägt und mit 5 Tafeln Abbildungen versehen ist, habe 
ich das Resultat meiner Untersuchungen über die von Professor 
Jures MArcou im Sommer 1863 in der Carbonformation und der 
Dyas von Nebraska gesammelten Versteinerungen niedergelegt, 
die mir in freundlichster Weise von ihm und von Professor L. 
Asassız, Director des berühmten Museums für vergleichende Zoo- 
logie in Cambridge, Mass., zu diesem Behufe anvertrauet worden 
waren. Diese Arbeit ist unter dem 10. Sept. 1866 bei der K. 
Leopoldinisch-Carolinischen Academie eingereicht worden und soll 
demnächst in dem 33. Bande ihrer Acten veröffentlicht werden. 
Nachdem die geehrten Leser des Jahrbuchs schon einen hierauf 
bezüglichen Brief des Professor Marcou (Jb. 1863, 51), sowie 
eine Notiz über seine im Bull. de la Soc. geol. de France, 
2. ser., t. XXI, p. 132—146, niedergelegte Abhandlung: »wune 
 reconnaissance geologique au Nebraska« und die Entgegnung 
derselben durch F. B. Merk (Sırııman et Dana, American Jour- 
nal, 2 ser., Vol. 39, p. 157%—172) kennen gelernt haben (Jb. 
1865, 498), wollen wir nicht unterlassen, wenigstens die Schluss- 
folgerungen, die sich aus unseren Untersuchungen ergeben haben, 
hier zusammenzufassen. | 

1) Unter 33 von Plattesmouth in Nebraska unterschiede- 
nen Arten sind, mit Hinzurechnung der als Gattung leitenden 
Phillipsia, 30 Arten schon in der Carbonformation (Kohlen- 

Jahrbuch 1867. , 1 


2 


” 


kalk und Culm, sowie höheren Schichten der eigentlichen Stein- 
kohlenformation) Europas, Indiens oder Amerika’s bekannt Se 
wesen, unter welchen Stenopora columnaris SCHLOTH. Sp. gleich- 
zeitig in den marinen Schichten der Dyas (oder der Zechstein- E 
formation) auftritt. ‘ 
Zwei andere Arten, Solemya biarmica DE VERN. und Stro- 
phalosia horrescens DE VERN. sp., welche bei Plattesmouth vor- 
kommen, haben in Europa bisher für die Schichten der Dyas 3 
(oder permischen Formation) als charakteristisch gegolten; in- 
dessen ist zwischen Solemya biarmica DE VERN. aus diesen Ger 
bilden und Solemya primaeva M‘“Cov aus dem Kohlenkalke von. 
Irland nur schwer eine Verschiedenheit herauszufinden, Ebenso 
scheint es bei der nahen Verwandtschaft zwischen Strophalosia 
horrescens und einigen Productus-Arten, dass auch diese Art, ; 
wie in Amerika, so auch in Europa An in der Steinkohlenzeit 
existirt habe. Eine unter jenen 33 Arten befindliche Koralle, S 
die als Cyalhaxonia sp. aulgeführt worden ist, kann wegen un- 
genügender Bestimmung nicht entscheidend seyn, hat jedoch unter 
den Arten der Carbonformation ihre nächsten Verwandten. | 
Nach allem Diesem scheint es vollkommen gerechtfertiget zu 
sein, die aus den Schichten von Plattesmouth in Nebraska be- 
schriebene Fauna als carbonisch zu bezeichnen. Ihr geologi- 
scher Horizont darf dem Fusulinenkalke Russlands und Spaniens 
oder der oberen Abibeilung des Kohlenkalkes gleichgestellt werden. 
Nach Marcovus Erörterungen der dortigen Lagerungsverhält- 
nisse würden aber die nördlich von der Mündung des Platte- 
River bei Bellevue u. a. O. in Nebraska auftretenden Schichten 
des Kohlenkalkes einen tieferen Horizont im Gebiete des Kohlen- 
kalkes einnehmen. ce 
Da die 60 Fuss mächtige‘ Kalksteinpartie bei Rock Bluff, 
8 Meilen südlich von Plattesmouth, sich im Hangenden der Fu- MR 
sulinenkalke von Plattesmouth entwickelt hat, so wird man sie 
wohl unbedenklich als den marinen Vertreter der oberen oder 
productiven Steinkohlenformation betrachten können. Das. 
einzige uns von dort bekannt gewordene Fossil, Murchisonia 
Marcoviana n. sp. gewährt als neue Art keinen Anhaltepunct, 
da sie ebensowohl der carbonischen M. angulata Psır. sp. als 
der dyadischen M. subangulata vE Vern. verwandt ist, 


x 3 


E3 


2) Von jenen 33 bei Plattesmouth unterschiedenen Arten 
steigen 13 Arten in die höher liegenden Schichten hinauf, indem 
11 derselben auch in der Etage B von Nebraska-City, Vyoming 
oder Morton und 13 noch in der Etage © bei Nebraska- City 
ERER wurden. Einige derselben, wie namentlich ein 
E Fragment des Producius semireticulatus, mögen allerdings sich 

hier auf secundärer Lagerstälte befinden und aus tieferen Schich- 

j Erin in die letztere eingeschwemmt worden seyn. — 

Unter 67 bei Nebraska-City gefundenen Arten fallen 3 
-in die Etage A, 6 in die Etage B, 63 in die Etage © und 1 ..in 
die oberste Etage D, 

Non diesen 63 Arten der Etage C gehören 41 ihr ausschliess- 
lich an, während 15 Arten auch in der bei Nebraska-City, Mor- 
_ ton, 4 Meilen W. von Nebraska-City, Bennett’s Mill, 3 Meilen 
-_ NW. von Nebraska-City, und Vyoming, 7 Meilen N. von Ne- 
-braska-City entwickelten Etage B auftreten, 2 Arten sich schon 

in Etage A bei Nebraska-City und 13 Arten auch in den älteren, 

der unteren Carbonformation zugerechneten Schichten von Belle- 
vue, Platiesinouth, Rock Bluf u. s. w. gefunden haben. 

Diese Zahlen beurkunden eine neue, im Allgemeinen von 
der der Carbonformation verschiedene Thierwelt, welche jener 
der Dyas vollkommen entspricht. 

Die Reihe der neu ausgeprägten Arten beginnt in Etage A 
mit Schizodus Rossicus DE VERN., einer für die Dyas oder per- 
mische Formation in Russland typischen Art, welche von Pro- 
ductus Koninckianus DE Vern. begleitet wird, einer dem Pro- 
ductus Cancrini ve VERN. in derselben Gebirgsformaltion am aller- 
nächsten verwandten Form. Die dritte Art, C'honetes mucronata 
_ Mer et Haypen, ist aus den älteren Schichten in “die jüngeren 

‚ unverändert übergegangen. — 

t Die in Etage B nachgewiesenen Versteinerungen sind _theil- 
weise neu, wie Macrocheilus Hallianus Geın., Astarte Mortonensis 
GEIN.; theilweise sind sie aus älteren Schichten herübergegangen, 
wie Bellerophon carbonarius Cox, Allorisma subcuneata M. et 
H., Athyris subtilita HaıL, Spirifer cameralus Morton, Orthis 
(Sireptorhynchus) crenistria Puuır., Strophalosia horrescens DE 

 Vern., Productus semireticulatus Marr., Pr. Koninckianus DE VERN., 

Pr. punctatus Marr., Chonetes mucronata M. et H., Actinocrinus 

1 % 


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sp., Stenopora columnaris ScuL. sp. und Polypora marginata 
M°Coy: theilweise sind es ausgezeichnete dyadische oder per- 
mische Formen, wie: Schizsodus Rossicus DE VERN., Arca striata 
Scur., Nucula Beyrichi v. Scuaur., Clidophorus Pallası ve VERN. 
sp., Camarophoria globulina Pur. sp., Strophalosia horrescens 
DE VERN. Sp., Productus horridus Sow., Stenopora columnaris 
Schr. Sp., Polypora biarmica v. Keys. und Acanthocladia Ame- 
ricana SWALLOW. | 
Von besonderem Interesse ist hier der erste Nachweis des 
Productus horridus in Amerika, dieser im deutschen und eng- 
lischen Zechsteine ausserordentlich häufigen Art, die man auch 
in Polen und auf Spitzbergen, noch nicht aber in Russland an- 
getroffen hat. | 
Jene 63 Arten der Etage C bei Nebraska-City enthalten, 
ausser 21 neuaufgestellten Arten, 22 Arten, welche für die Zech- 


steinformation von Europa und theilweise von Kansas bezeich- 


nend sind, während eine andere Art, Guslielmites permianus GEIN. 
eine Leitpflanze für das untere Rothliegende (oder die untere 
Dyas) in Deutschland ist. Wir erblicken unter denselben: * Cy- 
there Cyclas v. Krys., Serpula Planorbües Mün. sp., * Allorisma 
elegans Ke., * Solemya biarmica vE VERN., Schizodus truncatus 
Ke., * Sch. Rossicus DE VERN., Sch. obscurus Sow., * Nucula Ka- 
zamensis DE VERN., N. Beyrichi v. Scuaur., * Clidophorus Pallasi 
DE VERN. Sp., Aucella Hausmanni GorLpr. sp., Avicula (Monotis) 
speluncaria ScuL. Sp., Avicula pinnaeformis GEIn., Camarophoria 
globulina Pur. sp., * Strophalosia horrescens DE VERN. SP., 
* Productus Cancrini DE VERN., * Stenopora columnaris Schı. 


sp., * Polypora biarmica v. Keys. und Synocladia virgulacea 


Pair. Sp. ’ 


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Pen 


Sämmtliche 10 mit einem * ausgezeichneten Arten sind, mit 


Ausnahme von Sienopora columnaris, die jedoch dort sehr ge- 
wöhnlich ist, zuerst in den permischen Schichten von Russland 
entdeckt und mit nur wenigen Ausnahmen auch in dem Zech- 
steine Deutschlands und Englands nachgewiesen worden. 

Eine weit kleinere Anzahl von Versteinerungen dieser Etage 
(12 Arten) stimmt mit bekannten Arten der Carbonforınation aus 


Europa, Indien, Neu-Holland oder Amerika überein, als: * Bel-. 


lerophon interlineatus PorıL., Rhynchonella angulata L., Athyris 


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5 


subtilita Haıı, * Spirifer cameratus Morr., Sp. laminosus M,Cov, 
* Orthis crenistria Pur. sp., der wahrscheinlich eingeschwemmte 
* Productus semireticulatus Marr. sp., * Pr. Flemingi Sow., Pr. 
Orbignyanus ve Kon., die schon mehrfach genannte Stenopora 
columnaris ScuL. sp., * Fenestella elegantissima Eıcnw. und Po- 
Iypora marginata M‘Cov; zehn andere Arten, welche der Etage 
C zukommen, wurden aus der Steinkohlenformation Nordamerika’s 
beschrieben, wie: Bellerophon carbonarius Cox, B. Montfortianus 
Norw. et Pr., Pleurotomaria Grayvillensis Norw. et Pratr., Ch- 
dophorus occidentalis M. et H., Myalina subquadrata Suum., 
Pecten Missouriensis Suum., Lima retifera Snum., Spirifer plano- 
convexus Snum., * Strophalosia horrescens vE Vern. (incl. Pro- 
ductus Rogersii Norw. * et Pratten et Pr. Norwoodi Saum.) und 
Chonetes mucronala MEEk et Haypen. 

Fasst man diese mit den vorher genannten zusammen, so 
würden jene 63 Arten Versteinerungen der Etage © sich in der 
Weise vertheilen, dass 

21 Arten darunter neu sind, 

22 Arten der Dyas oder permischen Formation, und zwar, 
mit Ausnahme der von dem Ufer in das Zechsteinmeer einge- 
schwemmten Frucht des Gwilielmites permianus, sämmtlich der 
marinen Abtheilung derselben, oder der Zechsteinformation an- 
gehören, dass endlich 

20 Arten schon in der Steinkohlenzeit, oder der CGarbon- 
formation, vorhanden gewesen sind, die in der Zeit der Dyas 
noch fortgelebt haben. 

3) Diese Zahlenverhältnisse erinnern an das allgemeine Ver- 
halten zwischen der Pflanzenwelt der Steinkohlenformation und 
des unteren Rothliegenden, oder der limnischen Abtheilung der 


Dyas, welche bekanntlich auch eine Anzahl von Arten mit ein- 


ander gemein haben, während eine grössere Anzahl von neuen 
Formen sich diesen zugesellt (vgl. Görrerr, über die Flora der 
Permischen Formation im Jahrb. 1865, S. 301 — 306). 

Noch mehr aber tritt dadurch eine Ähnlichkeit mit dem Ver- 
halten dieser beiden Formationen an einzelnen Localitäten in 
Deutschland hervor, wo bei einer concordanten Lagerung der 


= Auch hier bezeichnet ein * die aus Russland bekannten Arten. 


6 


Schichten es oft sehr schwer wird. eine scharfe-Grenze zwischen 
der Steinkohlenformation und der Dyas zu ziehen. 

Sie erinnern in gleicher Weise an das Verhalten der ober- 
silurischen zur unterdevonischen Fauna, oder der oberdevonischen 
zu jener des Kohlenkalks an solchen Orten, wo diese Reihen 
sich ungestört und unter ähnlichen Bedingungen nach einander 
entwickelt haben. 

Nicht überall sind die Grenzen zwischen einer und der dar- 
auf folgenden Gebirgsformation so haarscharf zu ziehen, wie diess 
der Fall da ist, wo limnische Bildungen in Wechsel mit marinen 
Ablagerungen treten oder wo mächtige kalkige und thonige 
Niederschläge durch charakteristische Sandstein - Ablagerungen, 
wie etwa den Old Red Sandstone, schon petrographisch von ein- 
ander sehr deutlich geschieden werden. 

Aus den von Marcou und MEER beobachteten Lagerungs- 
Verhältnissen lässt sick im Allgemeinen mehr auf eine concor- 
dante als eine discordante Lagerung der Schichten der Carbon- 
formation und der Dyas in Nebraska schliessen; es ist schon 
desshalb dort schwieriger, als in vielen anderen Gegenden, eine 
scharfe Grenze zwischen beiden zu ziehen. 

Wenn wir jedoch festhalten wollen, dass die bei Plattes- 
mouth entwickelte Reihe dem oberen Koblenkalk oder dem Fu- 
sulinenkalke entspricht, dass jene Kalksteinpartie bei Rock 
Bluff als der marine Vertreter der oberen productiven Stein- 
kohlenformation angesehen werden darf, während die ganze bei 
Nebraska-City aufgeschlossene Schichtenreihe zur Dyas gehört, 
so würde die untere Grenze der letzieren noch im Liegenden 
‘der Schichten von Nebraska-City gefunden werden müssen. 

Die bei Nebraska-City vorkommenden Versteinerungen ge- 
hören einer Zone an, welche den untersten bis mittleren Schich- 
ten der deutschen Zechsteinformation (oberen Dyas) entspricht. 
Die leiztere aber ist sowohl in Deutschland wie in Russland von 
der productiven Steinkohlenformation noch durch die untere 
Abtheilung der Dyas (oder das untere Rothliegende) getrennt, -, 
und es ist daher wohl zu erwarten, dass auch in Nebraska ein, 
wenn auch marines, Äquivalent dieser Abtheilung vorhanden seyn 
werde. 


Nach diesen Andeutungen halten wir es für sehr wahrschein- 


7 


lich, dass mindestens ein Theil der Schichten, welche Meer und 
Haypen mit anderen amerikanischen Collegen als obere Stein- 
kohlenformation (upper Coal measures) zu bezeichnen pflegen, 
vielmehr dem unteren Rothliegenden parallel stehe, in welchem 
Falle die Zahl der Arten, welche die Schichten von Nebraska- 
City mit der wirklichen Steinkohlenformation gemeinschaftlich ha- 
ben, sich um etwas verringern würde. 

Professor Marcou hat diese Verhältnisse sehr richtig gefühlt, 
wie aus seinen Mittheilungen deutlich hervorgeht, wenn er auch 
die Grenze der Dyas nach unten hin jedenfalls zu weit, selbst 
bis in die Schichten von Plattesmouth ausgedehnt hat. 

4) Die Dyas von Nebraska zeigt, so weit uns dieselbe bis 
jetzt bekannt geworden ist, einen wenn nicht einseitigen, so 
doch vorherrschend marinen Charakter. Zur Ausbildung 
ihrer limnischen oder terrestrischen Abtheilung, insbesondere 
eines eigentlichen Rothliegenden, hat es, wie an anderen Orten 
von uns gezeigt worden ist, meist der Mitwirkung der Porphyre 
bedurft, eine nicht unwesentliche Bedingung, die in Nebraska, 
wie es scheint, nicht gegeben gewesen ist. Für das Vorhanden- 
sein von benachbartem Inselland während der Ablagerung der 
marinen Schichten bei Nebraska-City könnte allerdings das Vor- 
kommen des Guilielmites permianus in diesen Schichten mit- 
sprechen. 

Diesem einseitigen oder doch vorherrschend marinen Cha- 
rakter der ganzen in Nebraska auf einander folgenden Reihe Ge- 
birgschichten von dem Beginn der Carbonformation an bis in die 
Zeit der oberen Dyas entspricht die Natur und das relative Ver- 
hältniss in der Vertheilung der organischen Überreste. 

Wir haben mit Rücksicht auf die geognostischen Verhält- 
nisse in Sachsen früher * einmal ausgesprochen, dass sich das 
carbonische Meer, d.h. ein Meer, aus welchem sich die ma- 
rinen Schichten der Carbonformation abgeschieden haben, im 
Laufe der Zeit in ein Zechsteinmeer umgewandelt 
habe, was uns, wahrscheinlich in Folge eines Missverständnisses 
der Worte »carbonisches Meer« von einer Seite sehr übel 


* GEINITZz, geognost. Darstellung der Steinkohlenformation in Sachsen. 
Leipzig 1856, p. 32. 


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8 


genommen worden ist. In Nebraska. tritt aber eine solche all- 
mähliche Umwandlung des früheren carbonischen Meeres in ein 
Zechsteinmeer mit aller Klarheit vor Augen. Man sieht hier die 
Bürger des alten Meeres allmählich verschwinden und an ihre 
Stelle treten neue ausgezeichnete dyadische Arten. 

Manche der älteren Arten scheinen in der That nur geringe 
Veränderungen erlitten zu haben, um ihre Umprägung zu Arten 
der Zechsteinformation bewirken zu lassen. In dieser Beziehung 
verweisen wir auf einige Producti, von denen es nicht unmög- 
lich ist, dass sie allmählich in den entsprechenden Zustand einer 
Strophalosia übergegangen sind, wie: Producius scabriculus 
MaArr. sp. in Sirophalosia horrescens DE Vern., oder in Europa: 
Productus Cancrini vE Vern. in Strophalosia Morrissiana Kın 
und Productus Leplayi ve Vern. in Sirophalosia Leplayi GEIın. 

Ebenso kann Orthis (Streptorhynchus) crenistria Pur. sp. 
als der unmittelbare Vorläufer der Orthis pelargonata Schr. be- 


'trachtet werden. Es bedurfte zu dieser Umwandlung vielleicht 


nur der Verkürzung des Schlossrandes und einer stärkeren Ver- 
längerung des Wirbels. | 

Die nahen Beziehungen vieler hier als neu unterschiedenen 
Arten zu schon bekannten sind in der Hauptschrift hervorgehoben 
worden und es ergibt sich daraus, wie diese fossile Fauna von 
Nebraska etwa ihrem dritten "Theile nach ganz oder doch am 
nächsten mit der aus entsprechenden Schichten Russlands bekann- 
ten Fauna übereinstimmt, was wiederum auf eine gleichzeitige 
Bedeckung dieser von einander so entfernten Landstriche durch 
jene alien Meere von neuem hinweist. 

Selbstverständlich haben fast sämmtliche in dieser Monogra- 
phie abgebildete Exemplare bei der Hauptsammlung verbleiben 
müssen und sind in das von Asassız begründete und dirigirte 
Museum für vergleichende Zoologie in Cambridge, Massachusetts, 
zurückgesandt worden, während mir wohlwollend gestattet worden 
ist, Duplicate davon für das Königl. mineralogische Museum in 
Dresden zurückbehalten zu dürfen. 

Es wird diess vielen unserer geehrten Fachgenossen zu ver- 
nehmen erwünscht seyn, da Versteinerungen aus der Dyas Nord- 
Amerikas bis jetzt in den Museen Europa’s noch zu den grössten 
Seltenheiten gehören, wir aber ausserdem auch der besonderen 


9 


Güte des Professor J. Dana in Newhaven eine Reihe- derselben 
aus Kansas verdanken, auf welche in diesen Blättern gleichfalls 
mit Rücksicht genommen worden ist. 

Diess schien um so wünschenswerther zu seyn, als hier- 
durch die Identität der europäischen Avscula speluncaria SchL. 
mit Monotis Hawni der Amerikaner, sowie einiger anderen eu- 
ropäischen Zechsteinarten festgestellt werden konnte und als ge- 
wiss sehr Viele mit uns nur bedauern konnten, dass noch so 
wenige der aus den permischen Schichten Amerika’s beschrie- 
benen Fossilien durch Abbildungen erläutert worden sind. 


Über die Zechsteinformation, deren Erzführung und den 
unteren Buntsandstein bei Frankenberg in Kurhessen 


von 


Herrn &. Wiürtenberger, 


Berginspector zu Schwalbenthal am Meisner. 


Vom nordöstlichsten Ende des rheinisch - westphälischen 
Schiefergebirges zieht sich ein aus Grauwacken und Thonschie- 
fern der unteren Steinkohlenformation gebildeter Arm durch den 
südlichen Theil des Fürstenthums Waldeck in die ausserdem aus 
geologisch jüngeren Gesteinen bestehende Provinz Oberhessen. 
Um diesen Ausläufer, welcher seiner Gestalt nach ursprünglich 
eine in das damalige Urmeer hinausgetretene Landzunge gewesen 
seyn muss, legt sich mantelförmig und, wenn auch stellenweise 
unterbrochen oder durch den später abgesetzten bunten Sand- 
stein verdeckt, in einem doch leicht zu verfolgenden Zusammen- 
hange die Zechsteinformation, welche sich hier ebenso, wie am 
Rande des Harzes, Thüringer Waldes, Spessarts etc. als wahre 
Küstenbildung zu erkennen gibt. Demjenigen Theile dieser Ge- 
gend, welcher innerhalb einer durch besagten Arm gebildeten 
und mit der Öffnung nach Süden gerichteten Bucht liegt, gehört 
das Zechstein-Vorkommen bei Frankenberg an, mit dessen Be- 
schreibung die nachfolgenden Blätter sich beschäftigen sollen. 

Das alte, rechts der Edder gelegene Grubenfeld, auf wel- 
chem bei genannter Stadt in früheren Zeiten Bergbau auf Kupfer- 
erze im unteren Theile des Zechsteins betrieben wurde, besteht 
mit Ausnahme eines von Geismar ohne grosse Unterbrechung 
nach dem Rosenberge bei Dörnholzhausen sich hinziehenden 


41 


Streifens von Gesteinen des Culms und einiger unbedeuteren 
Puncte bei Geismar, welche ebenfalls jener Bildung angehören, 
aus buntem Sandsteine, unter welchem nur am Altenfeld2, sowie 
bei Geismar und Ellershausen wenige und zwar kleine Partien 
des Zechsteins zu Tage ireten, während ausserdem dessen Schich- 
ten nur durch den Bergbau bekannt geworden sind. — 

Von der das rechte Edderufer bildenden niedrigen Grau- 
wackenkette (dem Frankenberger Stadtberge, Burg genannt, dem 
Kegelberge und dei den Namen Winterstrauch führenden Hügel- 
zuge) nimmt das fragliche Terrain gegen Osten hin ein sanftes 
Ansteigen zu einem von mehreren Thälchen durchschnittenen 
Plateau, auf dessen Höhe das Zechenhaus, 1150 rheinl. Fuss 
hoch, gelegen ist. Da die Edder bei Frankenberg und zwar an 
der Wilhelmsbrücke vor dem Gossberge, 850 Fuss über dem 
Ostseespiegel fliesst, so beträgt die relative Höhe des Zechen- 
hauses jedoch nur 300 Fuss, ein Umstand, welcher mit Rück- 
sicht auf die tiefe Lage der Grubenbaue unter demselben bei 
der grossen Entfernung von 5200 Fuss dieses Punctes vom Edder- 
thale die Wasserlosung beim früheren Bergbau sehr erschwert 
haben muss. Die grössten der Thäler, welche die erwähnte pla- 
teauarlige Erhebung durchziehen und z. Th. auch begrenzen, 
sind der Hainbacher Wiesengrund, aus der Nähe von Geismar 
nach Westen in's Edderihal verlaufend, sowie der Gernshäuser 
Grund, nördlich von Dörnholzhausen beginnend und sich west- 
wärts bis kurz vor Frankenberg, dann aber nach Aufnahme des 
kleinen Öschreufethales in nordwestlicher Richtung in's Edder- 
thal ziehend. An dem ersteren lag das Hollerfelder, an letzte- 
rem das Freudenthaler und Hesselsbacher Revier, zwischen den- 
selben dagegen das alte und neue Gnadenthaler, sowie das Hunds- 
länder (in älteren Zeiten »Huhnsländer«) und Zinngraber Revier. 
Es erscheint diese Gegend daher auch von einer grossen Menge 
Pingen oder alter Halden, den letzten Spuren des ehemals blühen- 
den Bergbaues, bedeckt. Weiter nach Osten hin, zwischen Geis- 
mar und Dainrode. abgelegen von dem übrigen Grubenterrain 
und an das sogenannte Altefeld angrenzend, baute das Koppel- 
bühler Revier (in den ältesten Acten Kupferbiehler Revier ge- 
nannt). | 

Die Zechsteinformation auf der rechten Edderseite über- 


12 


=» 

lagert mit Ausnahme einiger wenigen Puncte, an welchen Roth- 
liegendes, wie z. B. am Wege von der Frankenberger Teich- 
mühle nach der Marburger Landstrasse, zwischen Geismar und 
Louisendorf etc. in sehr unbedeutender Entwickelung vorkommt, 
unmittelbar den Culm, wie diess namentlich durch den im Hain- 
bacher Wiesengrunde angesetzten Gnadenthaler Wasserlosungs- 
stolln erwiesen worden ist, welcher nach Auffahrung von 615 
Lachter Länge durch Thonschiefer und Grauwackenschichten die 
unterste Lage des Zechsteins oder das sogen. Liegende des 
Kupferlettenflötzes angehauen hat. Nach allen überlieferten Nach- 
richten scheint in der ganzen Ausdehnung des alten Grubenfeldes 
dieses Verhältniss ebenso zu seyn und nur nach dem südöst- 
lichen Ende desselben hin, in der Nähe des früheren Gernshäuser 
Teiches, in der Teufe Rothliegendes sich zwischenzulegen. Dieses 
Gestein geht in der nächsten Umgegend zwar nirgends zu Tage 
aus, denn das Conglomerat an der benachbarten Freien-Mark ge- 
hört zum bunten Sandstein und nicht zum Todtliegenden, da hier 
der Zechstein mit den darauf folgenden Gebirgslagen durch einen 
Hauptwechsel hinabgestürzt worden ist, jedoch findet sich auf 
einem, dem Special-Grubenrisse des Hesselsbacher Revieres vom 
Jahre 1816 beigefügten Gebirgsdurchschnitte zwischen dem neuen 
Förderschachte und dem Bergmannsirost, in der Nähe jener Ver- 
werfung, Todtliegendes von Mächtigkeit in der Sohle des Zech- 
steins angegeben. 

Auf dem linken Edderufer, dessen höhere Berge ebenfalls 
aus Schichten der unteren Steinkohlenformation bestehen, beginnt 
das Auftreten der Zechsteinbildung bei Haine (zur besseren Un- 
terscheidung von dem in demselben Kreise liegenden Haina, auch 
»Hainchen« genannt), an einigen Stellen am Fusse des Homber- 
ges, ferner zeigt sich dieselbe Frankenberg gegenüber in kleinen 
Partien nahe der Köhlermühle, am Stätteberg, bei Schreufa und 
Viermünden. Auf dieser Seite ist das Rothliegende besser ent- 
wickelt als auf der anderen und tritt mehrfach in grösseren 
Massen zu Tage. Dasselbe erscheint als ein durch kalkhaltigen 
und sehr sandigen Eisenthon zusammengehaltenes Conglomerat 
abgerundeter Gesteinstrümmer von Kieselschiefer , Thonschiefer, 
Grauwackensandstein, Quarz, Granit und Kalkstein, von welchen 
die Gerölle des letzteren Eindrücke durch die anderen Conglo- 


13 


meratgemengtheile erlitten haben. Solche Gerölle mit Eindrücken 
sind z. B. zwischen der sog. neuen Brücke über die Edder 
oberbalb Frankenberg und dem Würzeberg zu finden, dürfen 
aber nicht mit den schon bekannten Kalkstein- und Dolomit-Ge- 
röllen mit Eindrücken (conf. dieses Jahrbuch von 1859, p. 153 etc.) 
verwechselt werden, welche in den Conglomeraten des unteren® 
bunten Sandsteins bei Frankenberg vorkommen. 

Betrachtet man die Frankenberger Zechsteinbildung geuauer, 
so ist gar nicht zu verkennen, dass dieselbe auf dem rechten 
Edderufer in auffallender Weise eng mit dem bunten Sandsteine, 
auf dem linken dagegen mehr mit dem Rothliegenden, welches 
auf der anderen Seite meist’ fehlt, verbunden ist. Die genaueste 
Kenntniss der einzelnen Glieder der nur wenig zu Tage treten- 
den Zechsteinformation verdankt man den früheren Bergbauar- 
beiten auf dem Grubenfelde zwischen Frankenberg, Geismar und 
Dörnholzhausen,, wesshalb zunächst die daselbst erhaltenen Auf- 
schlüsse hier wiedergegeben werden sollen. 


1. Lagerungs-Verhältnisse. 
a) Schichtenfolge 


Unter allen Überlieferungen, welche auf die Reihenfolge der 
durch Abteufung von wenigstens 200 Schächten rechts der Edder 
bekannt gewordenen Schichten Bezug haben, zeichnen sich beson- 
ders diejenigen von Rıess und Urrmann durch ihre Zuverlässigkeit 
aus, indem dieselben mit den früheren Grubenberichten am besten 
übereinstimmen. Dieselben sollen als das Vollständigste des bis 
dabin über die Gliederung der Frankenberger Zechstein- und der 
damit zusammenhängenden Buntsandstein-Bildung Veröffentlichten 
in unten folgender Übersicht nebeneinander gestellt werden, wäh- 
rend derselben die Eintheilung von Cancrın nur desshalb beige- 
fügt worden ist, weil solche wegen Beibehaltung der in alten 
Zeiten bei den Bergleuten gebräuchlich gewesenen Localbezeich- 
nungen für die einzelnen Schichten-Abtheilungen Interesse ge- 
währt, 

Das von ScaurzE in Leonuarp’s mineralogischem Taschen- 
buche, Jahrg. 1820, pag. 105 etc. gegebene Schichtenverzeich- 
niss ist hier unberücksichtigt geblieben, nicht etwa weil dessen 
Aufsatz aus einer Zeit stammt, in welcher der Bergbau schon 


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nicht mehr im Betriebe war, sondern weil die angeführte Reihen- 
folge dem Frankenberger Kupferwerks-Budjet für das Jahr 1810, 
welches die geognostischen Verhältnisse des Grubenfeldes über- 
diess nur sehr unvollständig behandelt, wörtlich entnommen wor- 
den ist und daher den Werth eigener Beobachtungen um so we- 


‘niger haben kann, als besagte Schichtenfolge nur eine locale, 


beim Abteufen des Schachtes Neue-Hülfe im Gnadenthaler Re- 
viere erhaltene, ist. * — 

In der letzten Columne nachstehender Übersicht finden sich 
die Ergebnisse der Untersuchungen, welche im Jahre 1856 und 
später angestellt worden sind, als eine Gewerkschaft den Ver- 
such machte, den alten Bergbau wieder aufzunehmen. Bei dieser 


Gelegenheit wurden mehrere neue Schächte im Freudenthaler, 


neuen Gnadenthaler und Hollerfelder Reviere abgeteuft und ein 
Stolln im HesselsBacher Reviere angesetzt, wobei die erhaltenen 
Gebirgsdurchschnilte mit den Schichten-Verzeichnissen in den 
alten Grubenacten und die durchsunkenen Gesteine mit den Hand- 
stücken in der Urrmannschen Originalsammlung zu Marburg ver- 
glichen werden konnten. Dabei fand es sich zuerst, dass sämmt- 
liche Sandstein- und Conglomerat-Schichten aes unteren bunten 
Sandsteins ein dolomitisches Bindemittel hatten und dass die 
darin eingeschiossenen Lettenlager, sowie die obersten Kalk- 
steinbänke des Zechstein-Gebirges mehr oder weniger kalkbitter- 
erdehaltig waren. Es ist ganz erklärlich, dass Urrmann solches 
übersehen hat, da zu seiner Zeit die weite Verbreitung des Do- 
lomits und dessen Vorkommen in den verschiedensten Formatio- 
nen noch nicht so genau bekannt gewesen seyn mag. 

Auf die Grauwacken- und Thonschiefer-Schichten und an 
betreffender Stelle auf das Rothliegende folgt nun aufwärts bis 
zu Tage: 


” ScHhuLze’s Verzeichniss a a. O. p. 112 enthält unter No. 5 einen we- 
sentlichen Schreibfehler, indem daselbst „5, 6 bis 8 Lachter feinkörniger, 
gelblicher Letten“ angegeben worden sind, während in der benutzten Quelle 
„6 bis 8 Lachter feinkörniger, gelber Sandstein“ stehen. Es sind diess 
die Schichten, welche Cancrın mit dem Namen „gelbes Gebirge“ aufgeführt 
hat. D. Verf. 


15 


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Aus vorstehender Zusammenstellung ergibt sich ganz unge- 
zwungen, dass die Schichten unter dem Lettenlager, welches in 
den 4 Columnen mit den respectiven Nummern 7, 19, 15 und 
12 bezeichnet ist, der Zechsteinformation, dagegen dieses selbst, 


sowie die dasselbe überlagernden Schichten, also der Leiten, das 


gelbe und rauhe Gebirge Cancrıns, dem unteren bunten Sand- 
stein angehören. Die unterste der aufgezählten Flötzlagen als 
weisses Todtliegendes zu bezeichnen, wie schon versucht worden 
ist, dürfte nicht zu rechtfertigen seyn: auch möchte überhaupt 


ein Versuch, die Frankenberger Schichten mit denen des Rie- 


chelsdorfer oder Mannsfelder Zechsteins zu identificiren. seine 
grossen Schwierigkeiten bieten, dagegen kann das beschriebene 
Erzflötz unbedingt als ein Äquivalent des Kupferschiefers anderer 
Gegenden betrachtet werden. Es spricht dafür nicht nur das Vor- 
kommen der Ullmannia Bronni Göpr., welche atch in Sachsen 
und Schlesien im Kupferschiefer sich zeigt, und dasjenige häu- 
figer Reste der Alethopteris Martinsi Germ., die zuersi im Manns- 
felder Kupferschiefer gefunden worden ist, sondern auch die 
weiter unten zu einer näheren Besprechung kommende Unter- 
teufung eines ächten, Petrefacien enthaltenden Zechsteins durch 
die erzführenden Schichten. Ausserdem scheint auch die Berech- 
tigung vorzuliegen, die dolomitische Schicht No. 11 in der letz- 


ten Spalte (No. 12, 13 und 14 nach Urrmann und No. 18 nach - 


Rıess) dem Rauhkalke anderer Gegenden gleichzustellen. Ein- 
zelne Stücke dieser Schicht, welche in 7856 von dem Montgom- 
mery-Stolln durchfahren wurde, sind vom Riechelsdorfer Rauh- 
kalke in Nichts zu unterscheiden. Sogar zwischen der von Uir- 
mann zu Frankenberg selbst gesammelten Suite der dasigen Ge- 
birgsarten in der Marburger Universitäts-Sammlung findet. sich 
ein Handstück aus der fraglichen Schicht mit dem Namen »Rauch- 
wacke« bezeichnet. Mag die beieffende alte Etiquette nun von 
Urımann in späteren Zeiten selbst oder von dessen Nachfolger 


geschrieben worden sein, so ist daraus wenigstens ersichtlich, 


dass das Gestein schon frühe seiner wahren Natur nach erkannt 
worden ist. . 

Sehr auffallend ist es, dass von obengenannten Autoren nur 
Cancrın der nach Steinsalz gebildeten Würfel, welche in der 
untersten Schicht seines Kalkgebirges bis zu °/a Zoll Kanten- 


21 


länge und so häufig auftreten, dass solche noch jetzt auf den 
Halden fast aller Schächte zu finden sind, erwähnt, übrigens 
in einer Weise, welche es klar erscheinen lässt, dass er den 
Ursprung der auf den Gesteinsflächen meist nur als Würfel- 
ecken hervortretenden Krystalloide nicht gekannt habe. Diese 
Ecken sind oft plattgedrückt und alsdann nur als 3 Kantenlinien 
(Cancrins «Kreuze«) sichtbar. — 

Ebenso häufig und in keiner der betreffenden Beschreibun- 
gen erwähnt, sind jene leistenartigen, zuweilen förmliche Netze 
darstellenden Erhabenheiten auf der Unterfläche der Kalkstein- 
schichten, welche als theilweise Ausfüllungen oder Abdrücke von 
Schwindrissen in einem darunter liegenden Lettenlager angesehen 
werden müssen und dem öfteren Wechsel der kalkigen und tho- 
nigen Schichten ihr Vorhandensein in so grosser Menge ver- 
danken. m 

Es verdient hier noch besonders hervorgehoben zu werden, 
dass die Frankenberger Zechsteinbildung, welche im Durchschnitte 
also 8 bis 9 Lachter Mächtigkeit besitzt, nach den Urrmann’ schen 
Angaben in den oberen, nach denen von Rırss in den unteren 
Schichten deutlicher gegliedert erscheint. Berücksichtigt man da- 
bei, dass zur Zeit der persönlichen Beobachtungen des Letzteren 
das Freudenthaler Revier besonders stark im Betriebe war, wäh- 
rend zur Zeit des Erstern vorzugsweise, ja fast allein, auf dem 
neuen Gnadenthaler Reviere gebaut wurde, so dürfte wohl daraus 
-der Schluss zu ziehen sein, dass nach der Südostseite des Gru- 
benfeldes hin die unteren, nach der Nordwestseite die oberen 
Zechsteinschichten in grösserer Mannigfaltigkeit und deutlicher 
abgegrenzt auftreten. Diess stimmt, vielleicht nicht ganz zu- 
fällig, mit dem Einfallen der Schichten nach Südosten überein. 

Während übrigens der Zechstein hier fast überall in ziem- 
lich gleichbleibender Mächtigkeit auftritt, ist die Höhe der darüber 
liegenden Decke von buntem Sandsteine ganz von der Configu- 
ration des Terrains abhängig und 'erscheint daher, ohne Rück- 
sicht auf die Weltgegend, bald mehr, bald weniger bedeutend, 
abgesehen von den Hebungen und Senkungen, welche durch das 
-Vorkommen von Rücken und Wechseln veranlasst worden sind. 
So war z. B. auf dem Schachte Bergmannstrost im Gernshäuser 
Grunde, Hesselsbacher Reviers, der bunte Sandstein nur 5 Lachter, 


| 
| 
| 


22 


dagegen in dem, höchstens 70 bis 80 Lachter westlich davon 
entfernten Schachte Neues-Glück schon 11'Ja Lachter mächtig, 
und bier hatte keine Schichtenstörung durch eine Verwerfung 
stattgefunden, die Differenz vielmehr nur darin ihren Grund, dass 
die jüngsten Sandsteinschichten des Neuen-Glücks auf dem Berg- 
mannstroste fehlten. Auf dem Wechselschachte am Ochsenberge, 
neuen Gnadenthaler Reviers, überlagerten 14!/s Lachter bunten 
Sandsteins den Zechstein, während bei vollständiger Entwickelung 
des ersteren derselbe nach Rıess sogar etwas mehr als 20 Lach- 
ter Mächtigkeit erreicht, welche ausnahmsweise noch übertroffen 
wird, wie sich diess in 1792 auf dem Freudenthaler Reviere beim 
Abteufen des Lehnenschachtes, östlich vom Zechenhause, gezeigt 
hat, welcher mit 29 Lachter Teufe, als derselbe der Wasser- 
und Wetiernoih wegen wieder verlassen werden musste, den 
bunten Sandstein noch nicht durchsunken hatte. Auch die Schächte 
Neuer-Seegen und Prinz Wilhelm im neuen Gnadenthaler Reviere 
sollen bis auf 22 Lachter Teufe im bunten Sandstein gestanden 
haben. | 

Der die Zechsteinformation überlagernde untere Buntsand- 
stein, also derjenige des alten Grubenfeldes, ist besonders durch 
Führung mächtiger Conglomeratbänke und durch das dolomitische 
Bindemittel charakterisirt, in welcher Beziehung dessen Schichten 
den entsprechenden im Waldeckischen, bei Commern in der Eifel, 
im Schwarzwalde etc. gleichen. Diese Conglomeratbänke, ob- 
gleich durch den früheren Bergbau als über den Zechsteinschich- 
ten liegend bekannt, sind trotzdem späterhin lange Zeit für Roth- 
liegendes gehalten worden, bis A. ScHWARZENBERG dieselben von 
Neuem für bunten Sandstein erklärte und auf der von ihm mit 
H. Reusse 1853 herausgegebenen geognostischen Karte von Kur- 
hessen als solchen bezeichnete. Leider geschah es aber, dass 
bei dieser Gelegenheit auch ächtes Rothliegendes zum bunten 
Sandsteine gezogen wurde. Erst L. H. Grese hat in 1857 bei 
der im Auftrage der Landesanstalt für die geologische Unter- . 
suchung des Kurstaates vorgenommenen Aufnahme der Gegend 
von Frankenberg Rothliegendes und bunten Sandstein scharf und 
richtig getrennt. 


23 


b. Streichen, Fallen, Veränderungen und Ausgehen der Schichten. 

Nicht nur die erwähnten Rücken und Wechsel, d. h. grössere 
oder kleinere Flötzverschiebungen, sondern auch viele Sättel und 
Mulden oder Flötzbiegungen haben die bei regelmässigem Auf- 
treten unter h. 7 streichenden und 5 bis 7° gegen Osten ein- 
fallenden Schichten dermassen gestört, dass die mannigfachsten 
Streichungen zwischen O0 h. 2 Acht. bis 9h. 6 Acht. und dem- 
gemäss ein Einfallen, welches mitunter auch noch über 15° geht, 
gegen NO. durch ©. und S. hindurch bis SW. vorkommen. 
Während Sättel und Mulden zu unbedeutend waren, um dem 
Bergbau grosse Hindernisse entgegenzusetzen, wurden diese mit- 
unter beträchtlich durch die grösseren Rücken, von welchen sich 
das Kupferlettenflötz und mit demselben alle darüber liegenden 
Schiebten oft um mehrere Lachter verschoben zeigten. Die Ver- 
anlassung zu solchen Verschiebungen sind in allen Fällen entweder 
hohle oder mit dolomitischem Sandsteine ausgefüllte und nicht 
nur denZechstein, sondern auch den aufgelagerten bunten Sandstein, 
durchsetzende Gangspalten von 1 Zoll bis zu mehreren Lachtern 
Mächtigkeit gewesen, welche meist unter Winkeln von 60° und 
weniger, seltener unter mehr Graden, niedersetzen. Die grösste 
derartige Verrückung beträgt 18 Lachter und trennt das neue 
von dem alten Gnadenthaler und dem Hollerfelder Reviere, welche 
letztere beiden auf dem sogenannten hohen Flötze lagen, wäh- 
rend ersieres auf dem in der Teufe liegenden Theile der Kupfer- 
lettenschicht oder dem sog. tiefen Flötze baute. Das Streichen 
dieses über 2 Lachter mächtigen, von grünlichgrauem;; durch ein 
thonig-dolomitisches Cement verbundenen Sandsteine mit Gang- 
trümmern von fleischrothem, schaligem und stänglichem Schwer- 
spathe erfüllten Rückens geht aus der Nähe der obersten Holler- 
felder Tageschächte über den Wechselschacht, dicht auf der Ost- 
seite der Neuen-Hülfe vorbei, bis zum Abhange der Warte und 
beträgt 10 h. 6!/2 Acht. Günstigerweise kann, da der Wechsel- 
schacht gerade auf diesem Rücken steht, die Gesteinsbeschaffen- 
heit von des letzteren Ausfüllungsmasse an einzelnen Stücken 
auf der Halde jenes Schachtes, auf welcher sich solche mit noch 
daransitzendem- rothem Baryte finden, untersucht werden. Ein 
zweiter Hauptrücken mit ähnlicher Sandsteinausfüllung trennt das 
Hollerfelder vom neuen Gnadenthaler Reviere, nordöstlich vom 


24 


Triangel und der Neuen-Hoffnung, bei einem Streichen von 8 h. 
1!/a Acht. Die Mächtigkeit dieses Rückens ist aber ebensowenig 
wie die der nachfolgenden bekannt. Der dritte Hauptrücken von 
derselben Beschaffenheit zieht sich westlich vom 6. Lichtloche 
des Gnadenthaler Stolln’s, sowie von dem alten Schachte Prinz 
Wilhelm in der Oschreufe, die Casseler Strasse schneidend, durch 
das Freudenthaler Revier in 2 h. !/a Acht. Ein vierter Rücken 
streicht von der Oschreufe, östlich des Prinzen Maximilian, über 
einen Theil der Lehne nach dem Freudenthal über der Neuen. 
Hütte in 9 h. 5/2 Acht. Die das Hesselsbacher Revier nach 
Südwesten begrenzenden zwei Rücken, die leizten von grösserer 
Bedeutung für den ehemaligen Bergwerksbetrieb, scheinen sich 
zu schneiden, indem der eine in 8 h. 5!/2 Acht., der andere in 
9 h. 7 Acht. streicht; dieselben sind jedoch, weil sie ausseror- 
dentlich starke Wasser führten und das Kupferleitenflötz, wie sich 
schon über Tage erkennen liess, ansehnlich in die Teufe stürz- 
ten, durch den früheren Grubenbau nicht durchörtert worden, 
daher deren Mächtigkeit auch nicht. bekannt. Näheres über den 
breiten Sandsteinrücken hinter dem Dorfe Geismar, welchen Rısss 
pag. 94 und Urımann pag. 73 erwähnen, findet sich nirgends auf- 
gezeichnet. 

Eine günstige und zwar die einzige Gelegenheit zum Beob- 
achten eines Rückens bietet sich noch jetzt, zwar nicht auf dem 
Grubenfelde selbst, aber in einer doch nicht zu weiten Entfer- 
nung von demselben, beim Dorfe Haubern. Dicht bei diesem 
Orte ist sämlich durch den nach Halgehausen abgehenden Hohl- 
weg ein fast £ Lachter mächtiger Rücken von hellrothem, fein- 
körnigem Sandstein, welcher die z. Th. aus Conglomeraten be- 
stehenden und unter flachem Winkel einfallenden Schichten des 
unteren bunten Sandsteins durchsetzt, blossgelegt. Derselbe 
streicht in 4 h. 2 Acht. bei einem Einfallen von ca. ‚60° 0. und 
hat ein fingerdickes Saalband von weissem, sandigem Letten. Die 
Grösse der Verwerfung, welche jener Rücken hervorgebracht, 
lässt sich nicht bestimmen, auch bleibt es zweifelhaft, ob der- 
selbe bis in den Zechstein niedersetzt. 

Wechsel kommen weit häufiger vor als Rücken, doch sind 
die vorhandenen Nachrichten über dieselben wegen der ıindern 
Wichtigkeit derartiger Veränderungen sehr mangelhaft. Erst in 


25 


den spätesten Zeiten des Bergbaues, nach dem Jahre 1800, hat 
man die vielen Wechsel, durch welche zwischen der Neuen-Hülfe, 
dem Wechselschachte und dem Neuen-Seegen das Kupferletten- 
flötz Sprünge, meist aber nur von wenigen Zoll Höhe, erlitten 
hat, genauer beobachtet. Dieselben sind nur 1 bis 2 Zoll mächtig 
und haben eine Ausfüllung von gelblichgrauem, dolomitischem 
Sandstein oder sind hohl. Die meisten und grössten jener Wechsel 
streichen zwischen 8 h. 6 Acht. und 9 h. 7 Acht., während die 
kleineren jene unter 3 h. 1 Acht. bis 3 h. 6 Acht. schneiden. 
Ein aus dem Hollerfelder Reviere bekannter Wechsel, zwischen 
dem ersten und zweiten und nordwestlich vom dritten Tage- 
schachte auftretend, hält die Streichungslinie 3 h. 3Y2 Acht. ein. 

Sowohl die erwähnten häufigen Veränderungen, als auch die 
Tagessituation bringen es mit sich, dass in der Gegend von Geis- 
mar und zwar auf der Seite nach Louisendorf und Ellershausen 
hin, der Zechstein, dagegen näher nach Frankenberg hin, nämlich 
an der Freien-Mark, in der Eulentelle, bei den Schächten Haus 
Hessen und Leopold im Freudenthaler Reviere, an der Lehne, 
auf der Warte, am Ochsenberg, in der Oschreufe, am Mittelfelde 
und Winterstrauch die untere Abtheilung des bunten Sandsteins 
und zwar fast überall mit ihren Conglomeratbänken zu Tage 
ausgeht. 


2. Besondere Charakteristik des Erzflötzes. 


a) Gesteinsbeschaffenheit. 


Eine ausführlichere Betrachtung verdient die fast den unter- 
sten Theil der beschriebenen Zechstein- Bildung einnehmende 
Schicht, deren beigemengte Kupfererze vom Jahre 1594 an bis 
zur Mitte des Jahres 1818 Gegenstand des bekannten Franken- 
berger Bergbaues gewesen sind, nämlich das Kupferlettenflötz. 
Dasselbe besteht meistens aus einem zu schieferiger Absonderung 
geneigten, mageren Thone (Letten), zuweilen aber auch aus unab- _ 
gesondertem, etwas fetterem Thone von hellgrauer Farbe, hin und 
wieder durchzogen von dunkelgrauen und braunroihen Flammeh 
und Streifen. Dieser Thon und zwar der schieferige, magere 
mehr als der andere schwillt im Wasser durch Aufsaugen des- 
selben an, indem er sich dabei in nach und nach immer mehr 
aufblätternde Bröckchen zertheilt, welche bei der geringsten Be- 


Se ee re de ee 


26 


wegung auseinanderfallen, sich aber zu einer plastischen Masse 
vereinigen lassen. Ähnliche Umwandlungen des Kupferlettens 
erfolgen auch bei längerem Liegen im Freien. Die Einwirkung 
der Luft auf denselben, besonders unter Beihülfe der Sonnen- 
strahlen, leitet das Zerkleinern durch Schwinden und Bersten der 
Masse ein und der Hinzutritt von Regen vollendet dann durch 
weitere Aufschieferung der entstandenen eckigen Thonbröckchen 
und Erweichen derselben das gänzliche Zerfallen. 

Wie sämmtliche sandige und thonige Gesteine der oben 
aufgezählten Zechsteinschichten enthält auch der Kupferletten — 
abgesehen von den eingeschlossenen Kalkconeretionen — kohlen- 
saure Kalkerde, jedoch nicht viel und auch nicht gleichmässig 
durch die Masse vertheilt. Beim Übergiessen mit Säuren braust 
derselbe nur stellenweise auf, was aber nicht allein vom Kalk- 
gehalte, sondern zum grössten Theile von beigemengten Kupfer- 
carbonaten herrührl. 

In Bezug auf die Kalkausscheidungen im Lettenlager ist be- 
sonders hervorzuheben, dass dieselben keine Nieren, sondern 
stark plattgedrückte Kugeln oder linsenförmige Körper darstellen, 
welche mit dem kreisförmigen Querschnitte den Schichtungs- 
flächen parallel im Flötze liegen und sich demgemäss, wenn sie 
längere Zeit an der Luft gelegen haben, auch aufspalten lassen, 
sogar von selbst aufschiefern, niemals aber concentrisch-scha- 
lige Absonderungen zeigen. Hierin ähneln diese Concretionen 
den sog. Imairasteinen, auch haben sie, wie diese, auf der Ober- 
fläche ringförmig verlaufende, concentrische Furchen und Reifen, 
was mit jener Spaltbarkeit im Zusammenhange steht. 

Da der beigemengten Kupfererze wegen die Eigenschaft der 
Flötzmasse, im Wasser zu zerfallen, früher dazu benutzt worden 
ist, erstere aus dem geförderten Gesteine auszuwaschen, so findet 
sich solches an den Halden selbst nicht mehr vor, indessen haben 
die schon früher erwähnten neueren Schächte, welche in 1856 
und später Behufs Wiederaufschliessung des Erzflötzes abgeteuft, 
nachträglich aber wieder verstürzt worden sind, Gelegenheit ge- 
geben, im Hollerfelde den gewöhnlichen und im Freudenthale den 
schieferigen Thon jener Schicht auf's Neue untersuchen zu können. 

Vom Leiten des neuen Schachtes Justus im Freudenthaler 
Reviere liessen sich 62,25—71°/, Thon abschlämmen und 37,79 


27 


bis 29%, blieben als Rückstand, wovon 1,5—6°%, aus Kupfer- 
erzen, Eisenoxyd und kohlensaurem Kalke, der Rest aber aus 
einem, theils von sehr feinen Quarzkörnchen, theils von kleinen, 
sandigen Schieferthonrückständen gebildeten Sande mit beige- 
mengten Kohlenpartikeln bestand. Dieser Letten konnte etwa 
36%, Wasser halten, ohne solches wieder austropfen zu lassen. 

Derselbe Letten, welcher sichtbar kleine Quantitäten von 
Kupferlasur beigemengt enthielt, wurde mehrmals mit Salzsäure 
und chlorsaurem Kali digerirt und eingedampft und zeigte fol- 
gende Zusammensetzung: 

66,975 Sand (Quarzkörnchen und unlösliches Thonerde- 
silicat), 

3,421 Kieselerde, als Hydrat im Letten vorhanden, 

8,589 Kieselerde, an Thonerde gebunden, 

7,874 Thonerde. 

0,891 Eisenoxyd, 

0,110 Eisenoxydul, 

1,410 Kalkerde, 

1,893 Kupferoxyd, 

0,632 Kali, 

8,887 Hydratwasser, Kohlensäure und Kohienpartikeln, 

100,682. 

Der Sandrückstand, durch anhaltendes Kochen mit Schwelfel- 
säure zerselzt, ergab 

58,475 Quarzsand, 

4,645 gebundene Kieselerde, 

3,855 Thonerde, 
so dass also der Gesammtgehalt an gebundener Kieselerde 13,234 
und an Thonerde 11,729 beträgt. 

Der Gehalt von Eisenoxyd, Eisenoxydul, Kalkerde, Kupfer- 
oxyd und Kohlenpartikeln scheint sehr variabel und nur das Ver- 
hältniss zwischen Thonerde und gebundener Kieselsäure ein ziem- 
lich constantes zu sein. Verschiedene Versuche über die Sand- 
beimengung lassen schliessen, dass dieselbe im Verhältniss zur 
gebundenen Kieselerde eine ziemlich gleichbleibende ist, was 
wohl auch vom Kieselerdehydrat und Kali gelten mag. 

Der Thon aus einem Versuchsschächtchen im Hollerfelde 
liess sich beim Schlämmen in 84%, Thon und 16°, Rückstand 


an 


18,985 


ke ea nn 


28 


trennen, welcher letztere aus 10° Kupfererzen, Schwefelkies, Ei- 
senkies, Eisenocker und kohlensaurem Kalke, sowie 6°, feinem 
Quarzsande, sandigen Überbleibseln von Schieferthonbröckchen 
und Kohlenstückchen bestand. Die Wasserhaltungskraft dieses 
Thones zeigte sich grösser als die des Lettens; nach dem Durch- 
schnitte mehrerer Versuche nahm derselbe 54%, Wasser auf, 
ohne davon wieder austropfen zu lassen. 

Da, wo das Flötz zu Tage ausgeht, lässt sich dessen Be- 
schaffenheit wegen Mangels an Aufschluss und wegen der statt- 
gehabten, zerstörenden Einwirkung der Witterungsverhältnisse 
nur ungenügend erkennen; ausserdem sind es auch nur wenige 
Stellen, welche eine Beobachtung jenes Lettenlagers zulassen; 
rechts der Edder ist diess nur östlich und nordöstlich von Geis- 
mar, an den Wegen nach Ellershausen und Louisendorf der Fall. 


b. Metallgehalt. 


Ein steter Begleiter des eben beschriebenen Flötzes und 
besonders charakferistisch für dasselbe sind Pflanzenreste (vom 
Frankenberger Bergmanne früher allgemein mit dem Namen 
»Graupen« bezeichnet) und im engsten Zusammenhange mit sol- 
chen steht der Kupfer- und Silbergehalt des Flötzes, welcher 
fast durchgängig als Imprägnation der Pflanzenreste vorkommt. Letz- 
tere gehören zum grössten Theil der Ullmannia Bronni Görr. 
(früher Cupressus Ullmanni Br., vid. Görpr. Monogr. d. fossil. 
Coniferen p. 185) an und bestehen aus Stamm- und Aststücken 
jener Pflanze (Stangengraupen), aus einzelnen mit dachziegelför- 
mig übereinander greifenden Blätichen bedeckten Theilen von 
Zweigen (Korngraupen oder Kornähren — unter letzterem Namen 
in die Sammlungen übergegangen —), aus zahllos im Gestein 
zerstreuten, einzelnen, oval-lanzettlichen Blättchen (sog. Fliegen- 
fiittigen), sowie aus den schildförmigen Fruchtschuppen der Zapfen 
genannter Pflanze (Sterngraupen): sellener kommen die sogen. 
Blättergraupen vor, Überreste von Araucarien und Farren, näm- 
lich Alethopteris Martinsi Germ. und einer Pecopteris-Art (vid. 
Dunker, Palaeontogr. I. Band, p. 393). 

In überwiegender Mehrzahl zeigen sich die eben angeführ- 
ten, nicht nur im Letten, sondern auch in den eingeschlossenen 
Kalkconcretionen auftretendeu Pflanzentheile in Steinkohle und 


29 


zwar in eine pechkohlenartige Masse (eigentliche Kohlengraupen) 
oder in leichte, z. Th. faserige Kohlensubstanz (gebrannte Koh- 
lengraupen) verwandelt; einzelne Theile finden sich auch ganz 
vererzt (Erzgraupen), dagegen in Kalkstein umgeänderte Ast- 
stückchen (versteinerte Holzgraupen) nur sehr selten. — 
Verkohlte Pflanzenreste treten übrigens auch im Liegenden 
des Erzflötzes und in den dasselbe zunächst überlagernden Schich- 
ten aufwärts bis incl. zu No. 6 der letzten Columne auf; so z.B. 
zeigten sich im Jahre 1812 beim Abteufen des Schachtes Neues- 
Glück im Hesselsbacher Reviere die Fliegenfittige als Vorboten 
des Erzflötzes schon 1!/a Lachter über demselben, auch finden 
sich jetzt auf einzelnen Halden mitunter Kalksteinplatten, welche 
Pflanzenreste gemeinschaftlich mit Krystalloiden nach Steinsalz 
enthalten and aus der eben bezeichneten Schicht No. 6 stammen. 
Die verkohlten Stangengraupen werden den Holzfasern ent- 
lang von metallischen Trümmern und Adern von unmessharer Dicke 
bis zu 2 Linien Stärke durchzogen und dieses so constant, dass 
selbst die ausgesucht reinsten Kohlenstückchen, welche gar keinen 
Kupfergehalt zu besitzen scheinen, solchen schon bei oberfläch- 
licher Untersuchung auf chemischem Wege verraihen. Vorzugs- 
weise sind diese kleinen Gangtrümmer aus Kupferglanz, etwas 
gediegenem Silber, welches auch in dünnen Blechen sich findet, 
und Schwefelkies, zuweilen aus Kupferfahlerz, Kupferkies, Weiss- 
kupfererz und Buntkupfererz zusammengesetzt und dazwischen 
legt sich mitunter etwas Kalkspath, dichter Kalkstein oder Kalk- 
mergel. Als Seltenheit ist auch Rothgiltigerz mit vorstehenden 
Mineralien vorgekommen, wie an einem Belegstücke in der Dunker- 
schen Sammlung zu Marburg zu sehen ist. Bei den sogen. Korn- 
ähren und Sterngraupen tritt die Kohle oftmals mehr zürück und 
wird stellenweise oder gänzlich durch silberhaltigen Kupferglanz, 
welcher nur seltener von einem oder mehreren der übrigen ge- 
nannten Erze begleitet wird, ersetzt. wogegen bei den Fliegen- 
fiittigen und Blältergraupen die Kohle sehr vorwaltet, bei ersteren 
zuweilen aber auch eine totale Vererzung, meist Umwandlung zu 
Schwefelkies oder Kupferglanz eingetreten ist. Auf der Ober- 
fläche sämmtlicher Arten von Graupen zeigen sich nicht selten 
Überzüge von erdigem und faserigem Malachit, erdiger und strah- 
liger Kupferlasur, sowie Schwefelkies, traubig ‚und in kleinen 


30 


Krystallen, weniger häufig von Kupferglanz, gediegen Silber und 
Rothkupfererz. Auf den in der Sohle des Erzflötzes vorkommen- 
den Rliegenfittigen ist Eisenoxydhydrat ein sehr gewöhnliches 
Überzugsmittel. Malachit, Kupferlasur, Schwefelkies und Eisen- 
oxydhydrat kommen übrigens auch in kleinen Partien eingesprengt 
und auf den Absonderungsflächen des Leitens und der darüber 
liegenden Kalkschichten vor, auf welchen sich zuweilen auch trau- 


biger Kupferglanz, seltener Buntkupfererz und Silber einfinden. 


Die Grösse des nutzbaren Metallgehaltes im Flötze ist sehr 
wechselnd, wie diess durch die früheren Gruben- und Aufberei- 
tungsarbeiten, sowie den Hüttenbetrieb und die im Kleinen von 
Zeit zu Zeit angestellten Probeschmelzungen sich vielfach er- 
wiesen hat. Im Hollerfelder Reviere lagen die Erze nur spärlich 
im Kupferletten, waren sehr eisenschüssig und hatten einen mitt- 
leren Kupfergehalt (10 bis 32 Pfund im althessischen Centner 
von 108 Pfund Wascherzen), aber verhältnissmässig wenig Silber 
(1 Loth oder !/32 Pfund im Centner); ähnlich verhielten sich die 
Erze iin Koppelbühler und Hundsländer Revier, doch kamen die- 
selben häufiger vor, waren nicht so stark eisenschüssig und noch 
silberärmer (!/a Loth im Centner); im alten und neuen Gnaden- 
thaler Reviere traten ziemlich viel Erze auf, deren Kupfergehalt 
zwar nicht hoch war (10 bis 20 Pfund), welche aber viel Silber 
führten (2 bis 21/2 Loth); die Erze des Freudenthaler Revieres, 
auf deren Entdeckung in 1590 der nachherige -Bergbaubetrieb 
gegründet wurde, hatten im Allgemeinen ziemlich viel Kupfer 
(18 bis 32 Pfund) und niedrige Silbergehalte (!/a bis °/a Loth), 
das beste Ausbringen jedoch lieferte das Hesselsbacher Revier, 
dessen ‘häufig beigemengte Erze nicht nur viel Kupfer (16 bis 
36 Pfund), sondern auch am meisten Silber gaben (2, 22 bis 
3 Loth). — 

Welche Unterschiede aber selbst zwischen Erzen von ein 
und derselben Fundstätte vorkamen, zeigen nachfolgende, im Jahre 
1812 angestellte Proben mit Erzen von Schachte Neues-Glück im 
Hesselsbacher Reviere. Es lieferten nämlich: 


Ausgelesene Stangengraupen . . . .........96 Pfund, 
Wascherze aus dem obersten Theile des Flötzes 36°/4 » 
Wascherze aus dem untersten Theile desselben 30  » 


31 


Durchschnittsproben vom Flötze aber nur . .  213/a Pfd, 
Kupfer, 
die Erze aus der Mitte des Flötzes scheinen also hier am ge- 
ringhaltigsten gewesen zu sein. 

Nach einem Hauptdurchschnitte len aus der im Laufe 
von d Jahren (1809 bis 1813 incl.) auf den Gruben der verschie- 
denen Reviere geförderten Flötzmasse 3,15%, Erze ausgewaschen 
und sämmtliche Proben, welche während jener Zeit häufig und 
regelmässig angestellt wurden, ergaben als Mittel, dass { Cent- 
ner jener Wascherze 19,6 Pfund Kupfer (18,15%,) und 1,24 Loth 
Silber (0,036%,) enthielt. Hiernach führt also das Kupferletten- 
flötz durchschnittlich 0,571725°/, Kupfer und 0,001134°/, Silber, 
welche Gehalte beim früheren Hüttenbetriebe jedoch nur zu 2/3 
bis höchstens °/a wirklich ausgebracht wurden. 

Die früheren Erfahrungen haben gelehrt, dass der Gehalt 
an Erzen durchaus nicht gleichmässig im Flötze vertheilt, viel- 
mehr an einer Stelle mehr concentrirt, an einer anderen so 
spärlich vorhanden war, dass eine Gewinnung desselben dadurch 
unmöglich gemacht wurde. Beispielsweise führte das Kupfer- 
lettenflötz wenig Erze oder war durchgängig ziemlich arm auf 
dem Neuen-Seegen und der Neuen-Hoffnung im neuen Gnaden- 
thaler Reviere; die Erze kamen im Lettenlager nesterweise vor 
auf dem Wetterschachte im Freudenthale und auf der Gotiesgabe 
im alten Gnadenthale; von unhaltigen Leitenmitteln durchzogen 
zeigte sich das Flötz vor vielen Streben zwischen dem Wechsel- 
schachte und der Neuen-Hülfe im neuen Gnadenthale; endlich 
taub, d. h. ohne nennenswerthen Erzgehalt, war dasselbe an 
manchen Stellen des Schachtes an der Oschreufe, der Maria und 
des Wechselschachtes :im neuen Gnadenthale, des. Neuen-Carl 
und des Schachtes unter der Wasche im Freudenthaler Reviere. 

Aber nicht immer tritt de# Erzgehalt allein an das Kupfer- 
lettenflötz gebunden auf, selbst in höher liegenden Schichten. ist 
solcher beim früheren Bergbau ausnahmsweise angetroffen wor- 
den, jedoch entweder nicht recht entwickalt oder wenigstens 
nicht auf weitere Erstreckung aushaltend. Nach den alten Acten 
fand sich in 1775 auf dem Schachte Landgraf Wilhelm im. Freu- 
denthaler Reviere beim Abteufen 1 Lachter über der Erzsohle 


eine fingersdicke Lage von Kupferglanz mit 43 Pfund Kupfer und 


} 


DE m mn U en 


32 


7 Loth Silber im Centner, bei Brechung des Füllorts, also zwi- 


schen jenem Puncte und dem Erzflötze, wieder eine solche Lage, 


1 Lachter weit fortsetzend, und darunter erst der eigentliche 
Kupferletten. In einem auf dem Kronenfelde bei Geismar in 1790 
niedergebrachten Schürfschachte lag 23/4 Lachter über dem Erz- 
flötze ein dergleichen zweites von 6 Zoll Mächtigkeit, dessen 
übrige Dimensionen jedoch nicht ermittelt wurden, weil beide 
Flötze nicht edel genug waren, um verfolgt werden zu können. 
Auch Urrmann, p. 79 seines Werkes, erwähnt — jedoch ohne 
genauere Angabe der betreffenden Stellen, zweier übereinander 
liegenden Erzflötze mit 1!/2 Lachter Zwischenraum im Hessels- 
bach und neuen Gnadenthale. 

Wie in dem äquivalenten Kupferschiefer die eingemengten 
Erze vorzugsweise aus Schwefelmetallen bestehen, so auch, wie 
oben schon gezeigt worden ist, hier im Kupferletten. Die Ge- 
wässer, aus welchen der Absatz des Flötzes erfolgte, müssen 
also mit einem, schwefelsaure Metalloxyde in Auflösung gehabten 
Thonschlamime erfüllt gewesen sein, aus welchem die in grosser 
Menge in die Fluthen hineingerissenen Landpflanzen, Ullmannien, 
Araucarien und Farren beim Vermodern die Reduction jener 
Salze zu Schwefelmetallen bewirkten und auf diese Weise soge- 
nannte Graupen bildeten, welche von dem sich niedersetzenden 
Thone eingehüllt wurden. Die Bindung des Metallgehalts dieses 
Flötzes an die Pflanzenreste zeigt deutlich, dass dieselben wirk- 
lich das Mittel gewesen sind, die Erze aus dem Wasser auszu- 
scheiden. Auf diese Weise erklärt es sich leicht, wie bei dem 
Einschlusse der Pflanzenreste in dem Thonschlamme des Erz- 
flötzes Kupferglanz, Buntkupfererz, Kupferkies, Weisskupfererz, 
Kupferfahlerz, Rothgiltigerz und Schwefelkies sich haben bilden 
können. Dass ausser und mit diesen Schwefelmetallen aber auch 
gediegenes Silber vorkommt, kn nicht auffallen, da die leichte 
Zersetzbarkeit der Silbersalze durch organische Stoffe bei Mit- 
wirkung des Lichts bekannt ist. Malachit und Kupferlasur, welche 
hier überall die anderen Kupfererze begleiten, sind wahrschein- 
lich nur zum kleineren Theil secundäre Producte, grösstentheils 
scheinen dieselben gleichzeitiger Entstehung mit den andern Erzen 
zu sein. Bei derselben ist wohl an eine Einwirkung kohlen- 
saurer Wasser zu denken, welchen auch die Bildung der im 


33 


Kupferlettenflötze so häufig liegenden, linsenförmigen Kalkcon- 
cretionen zugeschrieben werden muss, deren reguläre und stets 
gleichmässige Gestalt, concentrische Reifung der Oberfläche und 
mit der Schichtung des Flötzes zusammenfallende und genau in 
Verbindung stehende Absonderung auf eine chemische Entstehungs- 
weise, nicht aber auf eine Herbeiführung von anderen Stellen 
und mechanische Abrundung hinweist, 

Auffallend ist die starke Zertrümmerung der Pflanzenreste, 
welche übrigens am Holze und nicht erst nach der Vererzung 
desselben stattgefunden hat; dieselbe zeigt klar, dass die Pflan- 
zen durch Fluthen zusammengeschwemmt und auf ihrem jetzigen 
Fundorte abgesetzt sein müssen. Wahrscheinlich hatten dieselben 
ihren Standort aber in der Nähe, denn sonst würden sie doch 
wohl nicht so gut erhalten geblieben sein. Damit stimmt freilich 
nicht überein, was Urımann p. 125 anführt, dass nämlich die mehr 
oder minder zerstückten Graupen beinahe durchgehends einen 
abgerundeten, stumpfkantigen Umriss hätten. Auch F. Römer 
sagt in der dritien Auflage von Bronns Lethaea geognostica, 
I. Band, 2. Theil, p. 152, dass dieselben meistens Spuren des 
Gerolliseins an sich trügen. Diese Annahmen dürften jedoch 
auf einem Irrthume beruhen und daher rühren, dass die in die 
Sammlungen übergegangenen vererzten Pflanzenreste, besonders 
die sogenannten Stangengraupen und Kornähren, durch den Wasch- 
process aus dem Kupferletten gewonnen worden sind und dess- 
halb an den Kanten abgerundet erscheinen. Frisch aus der Flötz- 
masse genommene Graupen sind ganzrandig und wohl erhalten. 

Zur Beurtheilung, wieweit die Zertrümmerung der Ullman- 
nien gegangen ist, sei hier angeführt, dass die grösste Stangen- 
graupe, welche jemals — soweit bekannt — bei Frankenberg 
vorgekommen und deren Grösse actenmässig s. Z. Aufsehen er- 
regte, zu Anfang des Jahres 1813 bei Abteufung des neuen För- 
derschachtes im Hesselsbacher Reviere gefunden wurde und 20 Zoll 
Länge, 13 Zoll Breite und 3 Zoll Dicke besass. Dieselbe be- 
stand aus reiner, mit Kupferglanz reichlich durchwachsener Koh- 
lenmasse und wog 30 Pfund. Der Seltenheit wegen wurde die- 
selbe längere Zeit zu Frankenberg aufbewahrt und im Juli 1815 
vom dasigen Bergamte an Kurfürstliche Oberrenikammer zu Cassel 
eingeschickt. Schon Graupenstücke von 3 Zoll Länge fanden sich 

Jahrbuch 1867. 3 


34 


beim früheren Grubenbetriebe nicht häufig, die meisten waren 
sogar nicht über einen Zoll lang. 


In weiterer Entfernung vom Grubenfelde ist rechts der Edder 
in früherer Zeit durch bergbauliche Versuchsarbeiten das Auf- 
treten der Zechsteinformation, z. Th. unter Tage, an mehreren 
Puncten nachgewiesen worden. 

Am Kall zwischen Frankenberg und Röddenau wurde 1756 
das durch einen Fluthgraben zum Vorschein gekommene Letten- 
flötz mittelst eines Schächtchens untersucht, es erwies sich aber 
so arın, dass aus 97 Ctr. Erzen nur 1a Ctr. Gaarkupfer erhalten 
werden konnte. 

Auf dem Altenfelde unweit Geismar erreichte man in 1791 
mit einem kleinen, 4°/s Lachter tiefen Schürfschachte den Kupfer- 
leiten, die Erze kamen aber nur nesterweise vor, auch waren 
die Wasser im Schachte zu stark, als dass die Versuchsarbeiten 
hätten fortgesetzt werden können. 

Im Haubern’schen Felde erreichte ein in 1695 angesezter 
Schacht Prinzessin Maria mit 4 Lachter Teufe die Erzsohle, doch 
scheint nicht viel daselbst gewonnen worden zu sein. Ein an- 
derer Schürfschacht bei Haubern, in 17793 nahe vor dem Walde 
nach Kloster Haina hin abgeteuft, traf das Lettenflötz in eh Lach- 
ter Teufe, fand solches aber unedel. 

Versuche im Kronenfelde zwischen Geismar und Louisen- 
dorf, welche zur Aufsuchung von Kupferletten in 1790 angestellt 
wurden, waren gänzlich erfolglos, da das Flötz als unedel sich 
erwies. 

Bei Ellershausen wurde in 1775 ein bei der obersten Mühle 
zu Tage ausgehender Leiten mittelst Auffahren eines 8 Lachter 
langen Stollns und eines darauf gesetzten 3!/2 Lachter tiefen 
Schächtchens untersucht. Die Erze waren abeP arm, denn 1 Citr. 
gab nur 11/2 Pfund Kupfer. In 1788 teufte man über dem Dorfe 
2 Schächte ab und erreichte auch damit ein 20zölliges Erzflötz, 
welches aber durch viele Wechsel gestört, arm und voller Was- 
ser war. 

Noch ist zu erwähnen, dass bei Haubern, am Wege iiuch 
Altenhaina, in früheren Zeiten ein im Zechsteingebirge liegender, 


35 


mächtiger Gypsstock abgebaut wurde. Da an der betreffenden 
Stelle die Erdoberfläche wieder verglichen und bebaut worden 
ist, so kann über das Vorkommen des Gypses zwar nichts Nähe- 
res mehr angegeben werden, immerhin bleibt dasselbe merkwür- 
dig, da die geognostischen Verhältnisse des alten Grubenfeldes 
bei der äusserst geringen Entwickelung der oberen Zechstein- 
bildung ein solches in dieser Gegend nicht hätten erwarten 
lassen. 


Auf der linken Edderseite findet ein Zusammenhang der 
Zechsteinformation, wie solcher auf der gegenüberliegenden zu 
beobachten ist, nicht statt, da zwischen Haine und Viermünden 
vielfache Unterbrechungen nicht nur von Grauwacken und Thon- 
schiefern der unteren Steinkohlenbildung, sondern auch vom Roth- 
liegenden vorkommen , auch ist diese Formation, hier ebenfalls 
meist von buntem Sandsteine bedeckt, nicht so genügend aufge- 
schlossen, wie durch die vielen Schächte auf dem jenseitigen 
Grubenfelde. Es bieten desshalb auch nur einzelne kleine Par- 
tien von Zechsteingliedern, welche am Rande des bunten Sand- 
steins zu Tage ausgehen, sowie hier und da angestellte Schürf- 
versuche Gelegenheit dar, Beobachtungen über die fraglichen 
Schichten anzustellen. 

Dichter, , fester Zechstein in mehr oder minder dünn abge- 
sonderten Lagen tritt nur in kleinen Partien am Fusse des Stätte- 
bergs, an einigen Puncten zwischen dieser Stelle und Viermün 
den, sowie an den Delläckern und auf dem Roderfelde bei letz- 
terem Orte zu Tage. Auf einer Halde unter dem Stätteberge, 
am Wege nach Schreufa, finden sich durch Gervellia kerato- 
phaga Scurorw. und eine Turbonilla charakterisirie Zechstein- 
stücke mit eingesprengtem Bleiglanz und Kupferkies, ebenso auf 
verschiedenen alten Halden zwischen Viermünden, Treisbach und 
Sachsenberg, woselbst in alten Zeiten und noch im 16. Jahr- 
hundert Bleibergbau statigefunden haben soll. Jener Zechstein 
am Stätteberge ist noch besonders erwähnenswerth und bekannt 
durch das Vorkommen des Bleiglanzes als Versteinerungsmasse 
der genannten Conchylien. 

Durch Schürfarbeiten, welche die Auf- und : Untersuchung 

3% 


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| 
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| 
| 
/ 


36 


des Kupferlettenflötzes zum Zwecke hatten, ist im Jahre 1856 
der Zechstein in der Haine’r Gemarkung am Homberge näher 
bekannt geworden, wo derselbe aus einem gelblichgrauen, an 
der Luft zerfallenden Thonmergel besteht, welcher nach unten 
hier und da von Malachit imprägnirt ist und beim Mangel des 
Kupferlettenflötzes unmittelbar das Rothliegende bedeckt. In der 
Röddenauer Feldmark fehlt, wie die Versuchsarbeiten ergeben 
haben, ebenfalls der eigentliche Kupferletten, der Zechstein nimmt 
Thon und Sand auf, so dass dadurch theils ein sandiger Mergel- 
thon, theils ein thoniger Sandmergel entsteht und dieses Gestein 
führt in der untersten Schicht von 1 bis 3 Fuss Mächtigkeit spär- 
liche Graupen oder Anflüge von Malachit. Unter dem Zechstein 
trifft man auch hier überall auf Rothliegendes. Am Fusse des 
Stätteberges. unweit Frankenberg haben zwei neuere Schürf- 
schächichen in der untersten mergeligen Lage des durch oben- 
genannte Peirefacten ausgezeichneten Zechsteins grosse Kohlen- 
graupen aufgefunden, welche von Kupferglanz durchzogen er- 
schienen und von Kupferlasur, namentlich auf den Kluftflächen 
des Gesteins, sowie von Ullmannienblättchen begleitet waren. 
Nicht fern von dieser Stelle, auf dem linken Ufer der Nuhne, 
sind in der Schreufaer Gemarkung mit einem Schurfe ebenfalls 
untere Zechsteinschichten mit Malachit-Einsprengungen und Be- 
schlägen aufgeschlossen worden, ein ausgebildetes Kupferletten- 
flötz hat sich aber ebensowenig gefunden, wie an den übrigen, 
zu Versuchen ausgewählten Puncten des linken Edderufers. Wäh- 
rend hier die vom übrigen Zechstein nicht scharf abgegrenzten 
unteren Lagen desselben bei Zunahme des Thongehaltes Kupfer- 
erze enthalten, sind es an anderen Stellen auf dieser Flussseite, 
nämlich da, wo der Zechstein fehlt, die obersten Schichten des 
ausserdem intensiv braunroth gefärbten Todtliegenden, welche 
unter Annahme einer gelblichgrauen Farbe Kupfererze, vorzugs 
weise Malachit und Kupferlasur, führen und auf diese Weise die 
sog. Sanderze bilden. So verhält es sich z. B. am Fusse des 
Würzebergs, in einer kleinen Schlucht neben der Strasse von 
Frankenberg nach Röddenau, wo sich diese von der Chaussee 
nach Somplar abtrennt. Hier liegt zuunterst in starken Bänken 
Rothliegendes, darüber in einer nur wenige Zoll mächtigen Schicht 
Grauliegendes mit Kupfererzen, welches alsdann von etwa 20 Fuss 


37 


Rauhkalk — in einzelnen Schichten durch Schizodus Schlot- 
heimi Gein. charakterisirt — überlagert wird. Ähnliches kommt 
auch bei Viermünden vor, in dessen Nähe im Jahre 1747 sogar 


_ ein Quantum Sanderze gewonnen worden sind. Anstehend sind 


solche daselbst am Eselspfade noch jetzt zu sehen. 

Ältere Untersuchungen auf der linken Edderseite haben ab- 
bauwürdige Erzmittel ebenfalls nicht aufgefunden. Im Röddenauer 
Felde wurde 2749 ein kleiner Stolln zum Zwecke der Gewinnung 
von Kupfererzen angesetzt, später aber, weil sich die Flötzmasse 
als unschmelzwürdig erwiesen hatte, der Grubenbetrieb wieder 
eingestellt. Ähnlich verhielt es sich im Rodenbacher Felde, wo 
in 1790 am Wangershäuser Wege ein Schächtchen abgeteuft, das 
mit 51a Lachter Teufe erreichte Flötz aber taub gefunden wurde. 
Im Zimmermannsgraben unweit Schreufa bekam man, wie es in 
den alten Berichten heisst, in 1775 Anzeichen von Kupferschiefer 
von der Beschaffenheit derer zu Thalitier. Die Schiefer wurden 
mit einem Stolln verfolgt, im dritten Lachter schnitten dieselben 
aber ab und legte sich rotfier Sandstein: vor, worauf der Stolln im 
fünften Lachter mit der übrigen Arbeit eingestellt wurde. Die 
früheren Versuche auf Sanderze bei Viermünden sind oben schon 
erwähnt. Später, in 7782, wurde auf Veranlassung eines dasigen 
Einwohners, welcher Kupfererze aufgefunden haben wollte, ein 
Schürfschächtechen im Kalkstein 21/2 Lachter niedergebracht, aber 
keine Erzspur aufgefunden. 


Ein anderes Vorkommen von Kupfererzen bei Viermünden, . 


unter den Delläckern, hat hinsichtlich seines Alters mit allen bis- 
her beschriebenen keine Gemeinschaft, ist aber hier ebenfalls 
anzuführen. Auf einer nicht sehr mächtigen Schicht charakte- 
ristischen Zechsteins liegt ein mürber dolomitischer Kalkstein, 
also Rauhkalk. Theils in dünnen Streifen in diesem Rauhkalke, 
theils stückweise in einem, die Klüfte desselben erfüllenden, so- 
wie dieses Gestein bedeckenden rothen Thone kommt Kupfer- 
pecherz und auf den Klüften in unregelmässigen Bröckchen auch 
Kupferkies von schön goldgelber Farbe vor. Von technischer 
Bedeutung erscheint dieses Vorkommen aber nicht. 

Abgesehen von diesem zuletzt erwähnten Puncte ist — 
nicht nur bewiesen durch alle bekannten Schürfversuche, sondern 
auch durch die Gesteins-Beschaffenheit mancher, aus früheren 


38 


Zeiten herrührender Pingen — als sicher anzunehmen, dass auch 
links der Edder die einzelnen Vorkommen von Kupfererzen Theile 
einer und derselben Lagerstätte sind, wenn auch nach dem Vor- 
hergehenden ein Flötz von selbstständiger und gleichmässiger 

Ausbildung, wie auf der Jenseite, nicht vorkommt. Da, wo Grau- 
wacken, Thonschiefer und Rothliegendes zu Tage treten, ist zwar 
der Zusammenhang der kupfererzführenden Schicht verloren ge- 
gangen, unter dem bunten Sandsteine scheint dieselbe aber un- 
unterbrochen fortzusetzen, im Allgemeinen jedoch ärmer an Kupfer- 
gehalt zu sein, als das Erzflötz rechts der Edder. Übrigens fehlt 
es doch noch sehr an Aufschluss, um eine nur einigermassen 
genaue Beschreibung der Zechsteinbildung zwischen Haine und 
Viermünden geben zu können und auch von der Zukunft werden 
wohl schwerlich noch bedeutende Aufschlüsse in dieser Beziehung 
zu erwarten sein, da die an den meisten Stellen vorgenommene 
Umwandlung der Erdoberfläche zu Ackerland eine genaue Un- 


tersuchung des Terrains in ausgedehnterem Maasse unmöglich 
gemacht hat. | 


Die Schichtenfolge des Schwarzen und Braunen Jura im 
Kleitgau ' 


von 


Herrn Leopold Würtenberger. 


In der südlich vom Randen, zwischen dem Rhein und der 
Wutach gelegenen, unter dem Namen Kleitgau bekannten Land- 
schaft bieten der längs der Westgrenze von Oberhallau bis in die 
Gegend von Schwerzen hinziehende Höhenzug, sowie die Um- 
gebung von Lauchringen und Kadelburg am Rhein mehrfach Ge- 
legenheit dar zum Studium des unteren und mittleren Jura. 

Es sei mir nun erlaubt, bier vorläufig einen kurzen Über- 
blick über die Gliederung dieser Formation in dem erwähnten 
Distrikte zu geben. Eine ausführlichere Bearbeitung der Lias- 
formation gedenke ich später nachfolgen zu lassen. 


1. Der Schwarze Jura oder Lias. 


Obwohl die oberen Keupermergel in unserem Gebiete an 
mehreren Orten theilweise gut aufgeschlossen sind, so ist doch 
die Grenzregion zwischen Keuper und Lias unglücklicherweise 
jedesmal verhüllt, so dass man bis jetzt noch gar nichts von dem 
Vorhandensein der Schichten der Avicula contorta weiss. Auch 
konnten 

die Schichten des Ammonites planorbis noch: nir- 
gends im Lager beobachtet werden. In der Umgebung von 
Unterhallau fand ich zwar auf den Feldern lose herumliegende 
Brocken eines hellgrauen, etwas spathigen, ziemlich festen Kalk- 
steins, welche viele charakteristische Exemplare des Ammonites 
Johnston: Sow. (Amm. psilonotus plicatus Quensr.) einschliessen, 


| 
’ 


0 


ausserdem fand ich darin noch Terebratula perforata PıETTE 
(Terebr. psilonoti Quenst.), Lima punciata Sow. sp. und Osirea 
irregularis Gowpr. Hieraus geht hervor, dass die Zone des Am- 
monites planorbis im Kletigau deutlich entwickelt ist. 

Die Schichten des Ammonites angulatus fand ich 
nur bei Unterhallau anstehend. Im sogenannten »Goldgässle« 
sind dunkelgraubraune, ziemlich weiche, oolithische Thonkalk- 
bänke in einer Mächtigkeit von etwa 4’ aufgeschlossen. Sie ent- 
halten viele Petrefakten, die aber meistens nicht gut erhalten 
sind. Am öftersten findet man Ammonites angulatus Sow. und 
Lima punctata Sow. Ferner erhielt ich noch: Ostrea irregularis 
GoLpr., Pecten disparilis Quenst., Pecten sepultus Quesst., Lima 
Hermanni Gowor., Pleuromya sp., Phoiadomya prima QuEnsT., 
Mytilus nitidulus D’ORB. etc. 

Über diesen oolithischen Thonkalken liegen dann 16’—-20' 
dunkelgraue, kurzbrüchige, weiche Schiefermergel; zuweilen sind 
dünne (nur einige Zoll hohe), harte, feinkörnige Sandsteinschich- 
ten eingelagert, die wieder zu dünneren Schieferblätichen ver- 
wiitern. Organische Reste zeigten sich in dieser Region noch 
keine. Nach oben wird sie begrenzt von den Arietenkalken. 

Vor nicht langer Zeit fanden mein’ Vater (F. J. WÜRTENBERGER) 
und ich an der Grenze unseres Gebietes in der Nähe von Riet- 
heim bei Zurzach (Kanton Aargau) einen schönen Aufschluss im 
unteren Lias. Hier sind unter den Arietenkalken mehr als 20° 
mächtig ebenfalls weiche, dunkelgraue Schiefermergel aufge- 
schlossen, welche mit den erwähnten vom Hallauer Berg in Be- 
zug auf mineralogische Beschaffenheit gut übereinstimmen; sogar 
jene harten feinen Sandsteinschichtchen findet man ganz in der- 
selben Weise wie hei Hallau eingelagert. Die untere Grenze 
konnte nicht ermittelt werden. Im Ganzen genommen sind diese 
Mergel hier ebenfalls arm an Fossilresten. Eine Ausnahme da- 
von machen einige festere Steinmergelbänke der obersten Region, 
welche ziemlich petrefactenreich sind, ja an einigen Stellen so- 
gar als eine wahre Muschelbreccie erscheinen, welche hauptsäch- 
lich aus den Stielgliedern des Pentacrinus angulatus Orr. und 
theilweise zertrümmerten Muschelschalen zusammengesetzt ist. 
Aber auch manche sehr gut erhaltene Muschel lässt sich heraus- 
klopfen; so fanden wir eine Anzalıl prachtvoll erhaltene Exem- 


1 


plare von Modiola pseilonoti Qurnst. und Lima punctata Sow. 
mit VYioa Michelini Ten. Ferner zeigle diese Breceie neben einer 
Anzahl unbestimmbarer Trümmer noch folgende Arten: Ostrea 
irregularis Gowdr., Pecten disparilis Quenst., Cardinia sp., Uni- 
cardium cardioides v’Ors., Problematicum Quensr. Jur. tab. 6, 
fig. 11. Man wird wohl mit Bestimmtheit annehmen dürfen, die 
eben besprochene Muschelbreccie entspreche jenem Pentacriniten- 
lager, welches Dr. W. WauAsen aus dem Aargau anführt * und 
als Äquivalent der Zone des Ammonites angulatus bezeichnet. 
Waasen’s Pentacrinitenlager liegt direct über den für den Aar- 
gauer Lias charakteristischen Insectenmergeln, welchen die er- 
wähnten petrefactenleeren Schiefermergel von Rietheim nach den 
Lagerungs-Verhältnissen und der mineralogischen Beschaffenheit 
wohl ohne Zweifel auch angehören werden. Da aber nun diese 
letzteren den bei Hallau über den oolithischen Schichten mit 
Ammonites angulatus folgenden Ablagerungen entsprechen, so 
wären hierdurch die bis daber für den Aargauer Jura eigen- 
thümlich gehaltenen Insectenmergel auch auf der rechten Seite 
des Rheines, in unserem Gebiete nachgewiesen. Freilich zeigten 
sich bei Hallau noch keine Spuren von den Insectenüberresten, 
welche Heer in diesen Ablagerungen in der Schambelen bei Mül- 
ligen an der Reuss nachwies. Wenn diese Parallelisirung aber 
dennoch richtig sein sollte, so dürfen die Insecetenmergel nicht 
mehr bis zu dem Pentacrinitenlager der Zone des Ammonites 
planorbis zugetheilt werden, da bei Hallau die oolithischen Bänke 
mit Ammonites angulatus schon weit tiefer liegen. Wie schon 
erwähnt, werden diese Mergel bei Hallau von den 
Arietenkalken überlagert. Diese bestehen aus mehreren 
4” —5" dicken Bänken eines bläulichgrauen, sehr harten, spathigen 
Kalksteins, der durch Verwiiterung eine bräunliche Färbung annimmt. 
Die Mächtigkeit der Arietenkalke beträgt etwa 8°. Sie sind meistens 
reichlich mit organischen Resten angefülll, die aber gewöhnlich 
schwierig aus dem harten Gesteine herauszubringen sind. @ry- 
phaea arcuata Luk. und ariete Ammoniten sind die vorherr- 
schenden Petrefacten; erstere findet sich zu Hunderten gewöhn- 


* W. Waacen, der Jura in Franken, Schwaben und der Schweiz. 


Württemb. naturw. Jahresh. 7863, p. 139. 


"2 


lich auf den Schichtenflächen eingebacken. Die Arietenkalke 
sind im Klettgau an vielen Stellen aufgeschlossen. Wegen ihrer 
Festigkeit und Dauerhaftigkeit gelten sie überall als ein ge- 
schätztes Baumaterial und sind daher an vielen Orten durch 
Steinbrüche aufgeschlossen; so z. B. ganz besonders in der Um- 
gebung von Erzingen und Trasadingen, ferner aber auch bei 
Unterhallau, sowie in der Gegend von Lauchringen und Kadel- 
burg am Rhein. Als die wichtigeren Fossilreste der Kletigauer 
Arietenkalke sind etwa folgende zu betrachten: Ammonites Buck- 
landi Sow., Amm. Deffneri Opr., Amm. Sinemuriensis D’ORB., 
Amm. spinaries QuEnst., Amm. Scipionianus DOrB., Amm. Gmün- 
densis Opr., diese letztgenannte Art fand sich bei Trasadingen 
in einem wohlerhaltenen riesigen Exemplar, Amm. sp. (ähnlich 
Amm. longipontinus Orr.), Nautilus striatus, Belemnites acutus 
Mırr., Pleurotomaria anglica Sow., Lima gigantea Sow., Lima 
Hermanni Gowor., Pecten Hehlii v’Ors., Pecten textorius SCHLOTH., 
Avicula Sinemuriensis vD’OrB., Pinna Hartmanni Tıer., Cardinia 
gigantea Quenst., Terebratula Pieiteana Orr. (Terebr. vicinalis 
arietis Quenst.), Spiriferina Walcotti Sow., Spirif. tumidus Buca, 
Rhynchonella Deffneri Orr. (Terebr. triplicata juvenis QUENST.) 
eic. Die im Kletigau über den Arietenkalken folgenden Abla- 
gerungen kann man als 

Ölschiefer und gefleckte Mergelkalke bezeichnen, weil 
sie das Äquivalent darstellen zu der von Quensteor * für Schwa- 
ben unter der gleichen Bezeichnung beschriebenen Bildung. Diese 
Ölschiefer bestehen im Klettgau aus einer etwa 15-25 mäch- 
tigen Ablagerung grünlichgraubrauner , rauher Schiefermergel, 
die sehr oft fettig anzufühlen sind. In der oberen Region sind 
zuweilen schwarzgraue, feinblätterige Thonschiefer eingelagert, 
die aber sehr arm an organischen Resten sind, während die 
übrigen rauheren und fleckigen Lagen gewöhnlich eine Menge 
Fossilreste einschliessen. Neben einer Menge unbestimmbarer 
Muscheltrümmer zeigen sich hier hauptsächlich: Belemnites acutus 
MıLLer, Ammonites planicosta Sow. (Orr.), Monotis olifex QuEnst., 
Monotis inaequivalvis Zier., Gervillia olifex Quenst., Pecten sp. 


* Quensstept, 1858, der Jura pag. 66 und 85, sowie Epochen der Natur, 
1861, pag. 533. 


%3 


(Quenst. Jura tab. 11, fig. 8), Gryphaea ef. obligqua GorLor. (kleine 
Formen), Terebratula vicinalis Quenst., Pentacriuus Tuberculalus? 
Mister etc. Die Ölschiefer sind im Klettgau fast überall, wo die 
Arietenkalke aufgeschlossen sind, nachzuweisen. In den vielen 
Steinbrüchen bei Erzingen und Trasadingen sind sie namentlich 
gut zu beobachten, ferner auch bei Lauchringen. 

Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, mehrere Aufschlüsse 
der Liasformation in der Umgebung von Langenbrücken (bei 
Heidelberg) zu beobachten; die hier aufgeschlossenen Ölschiefer, 
welche von Derrner und Fraas * schon beschrieben wurden, 
machen ganz denselben Eindruck wie diese Bildung im Klettgau, 
auch die organischen Einschlüsse beider Localitäten stimmen im 
Wesentlichen mit einander überein. 

Nach Opreı ** muss man die schwäbischen Ölschiefer seiner 
Zone des Pentacrinus tuberculatus einreihen. Wenn sich nun 
im Klettgau Pentacrinus tuberculatus Mizer auch noch nicht be- 
stimmt nachweisen liess, so dürfte aus dem Vorstehenden doch 
klar sein, dass die hier zu beobachtenden Ölschiefer ebenfalls 
die Zone des Pentacr. tuberculatus repräsentiren. Die in neuester 
Zeit an verschiedenen Orten eingeführte Trennung der Arieten- 
kalke in eine Zone des Ammonites Bucklandi und eine Zone des 
Ammonites geometricus konnte im Klettgau noch nicht durchge- 
führt werden. Gegen oben gehen die Ölschiefer dieser Gegend 
über in | | 
petrefactenarme Thonmergel, diese sind etwa 20’ bis 
25° mächtig, hellgrau, weich und eckig bröckelnd, öfters sind 
kleine Thoneisensteingeoden eingelagert. Von organischen Über- 
resten fanden sich hier nur sehr selten Ammonites planicosta 


Sow. (Opr.) und Ammonites Valdani v’Ors. (Amm. bifer bispi- 


nosus Quenst.). Es lässt sich diese Bildung an vielen Stellen 


beobachten, hauptsächlich in den Steinbrüchen der Arietenkalke, 


wie z. B. bei Erzingen und Trasadingen. 

Bei Kadelburg am Rhein, wo sich im sogenannten »Rütte- 
löchli« ein ausgezeichneter Aufschluss im mittleren und oberen 
Lias findet, werden diese Mergel überlagert von 


* Derrner und FrAAs, die Juraversenkung bei Langenbrücken, Jahrb. 
für Mineralogie etc. Jahrg. 1859, S. 17 fi. 
** Oppeı, 1858, die Juraformation pag. 45, 


5 


Kl 


Schichten mit Rhynchonella ranina. Diese Abthei- 
lung ist etwa 2/2‘ mächtig und besteht gewöhnlich aus zwei 
Bänken eines dunkelblaugrauen, sehr harten Kalksteins, welcher 
sehr oft hellgraue, weichere Steinmergelgeoden und viel Eisen- 
kies einschliesst. Diese Schichten sind gewöhnlich sehr reich 
an organischen Überresten (Pelecypoden und Brachiopoden), die- 
selben sind aber nicht gut aus dem harten Gesteine herauszu- 
bringen; besser steht es dagegen, wenn diese Schichten die 
Oberfläche von Feldern bilden, wie diess z. B. bei Erzingen und 
Trasadingen der Fall ist, wo sie dann zu bräunlichen Brocken 
verwitiern, aus denen sich die Fossilreste meistens sehr gut er- 
halten mit Leichtigkeit gewinnen lassen. Bei Lauchringen fand 
mein Vater in diesen Schichten den Ammonites oxynotus QuENST.; 
in der Mittel- und Oberregion finden sich sehr ofi. wohlerhaltene 
Exemplare des Ammonites raricostatus Zier., ausserdem will ich 
aus diesen Schichten noch erwähnen: Ammonites armatus densi- 
nodus QuEnst., Amm. bifer ? Quenst., Amm. ziphus Zıer., Amm. 
sp. (gekielter Ariei), Belemnites Oppeli Mayer *, Pleurotomaria 
sp., Speriferina betacaleis Quenst., Spirif. tumidus Buch, Rhyn- 
chonella ranina Suess (Terebr. oxynoti Quenst.) kommt sehr 
häufig vor, Rhynch. plicatissima Qvenst. sp., Rhynch. calcicosta 
Qusnst. sp., Rhynch. cf. curviceps Quenst. sp., Terebratula ova- 
tissima Quensı , Terebr. vicinalis sphaeroidalis Quenst., Terebr. 
Fraasi Opr., Terebratula- sp..nov. (sehr aufgeblähte Form aus der 
Familie der Cincten), Gryphaea obliqua Goıor., Pecten tumidus 
Zıer., Pecien iextorius Scur., Pecten aequalis Sow., Pecten sp. 
(cf. P. priscus Schuorn.), Peeten sp. (ef. P. glaber Zier.), Lima 
pectinoides Sow., Lima cf. acuticosta Quenst., Lima sp. (cf. L. 
gigantea Sow.), Monotis papyria Quenst., Plicatula cf. spinosa 
Sow., Pinna sp., Modiola cf. psilonoti Quenst., Modiola oxynoti 
Quenst., Pholadomya Fraasi Opr., Cardinia hybrida Acass., Ser- 
pula raricostati Quenst., Pentacrinus moniliformis beta QuENST. 
etc. Die Schichten der Rhynchonella ranina finden sich gut auf- 
geschlossen in einer hohlen Gasse nordwestlich von Erzingen, 
sie bilden ferner die Oberfläche eines grossen Theils der Höhen 


® Vergl. Dr. K. Maver’s Klassifikation der Belemniten in den Verhandl. 
d. schweiz. naturforsch. Gesellsch. Luzern, 1862, pag. 140. 


45 


nordwestlich von Erzingen und Trasadingen, wo mein Vater und 
ich seit mehreren Jahren eine grosse Anzahl von Versteinerun- 
gen daraus sammelten, endlich sind sie auch ziemlich verbreitet 
auf der Höhe bei Unierhallau. Zu Bausteinen eignen sich diese 
Kalkbänke nicht so gui wie die Arietenkalke, weil sie leichter 
verwiltern als diese. 

Aus dem Vorstehenden dürfte sich ergeben, dass-die Klett- 
gauer Schichten mit Rhynchonella ranına zusammen mit den 
darunter liegenden leeren Mergeln dem Lias 8 QuEnsTept in 
Schwaben entsprechen; denn in den Klettgauer Raninaschichten 
fanden mein Vater und ich beinahe alle jene Arten, welche Prof. 
Quenstept auf tab. 12 und 13 im Jura aus seinem Betakalk und 
Oxynotenlager abbildet. In diesen Ablagerungen hätte man also auch 
Orrer’s drei Abtheilungen: Zone des Ammonites obtusus, Zone 
des Amm. oxynotus und Zone des A. raricostatus zu suchen. 
Wenn man aber die Trennung in diese drei Abtheilungen auch 
für den Klettgau durchführen wollte, würde man auf nicht ge- 
ringe Schwierigkeiten stossen, die ihren Grund wohl hauptsäch- 
lich in der geringen Mächtigkeit der Liasablagerungen in dieser 
Gegend haben. Was erstlich die über den Ölschiefern liegenden 
petrefactenarınen Thonmergel betrifft, so werden dieselben wohl 
der Zone des Ammonites obtusus zufallen. Die schwäbische Pho- 
ladomyenbank im Oberbeta (mit Pholadomya Fraasi) wird von 
Orrer * noch zu seiner Zone des Ammonites obtusus gestellt; es 
ist aber klar, dass im Kletigau die Region dieser Pholadomyen- 
bank schon in den Schichten mit Rhynchonella ranina zu suchen 
ist, da diese die fragliche Pholadomya in zahlreichen Exemplaren 
einschliessen. Während nun aber in Schwaben über der Phola- 
domyenbank wieder 20’ Thone mit Ammonites oxynotus und befer 
folgen und über diesen die wieder etwa 19° mächtigen Schichten 
mit Ammonites raricostatus liegen, so findet man im Kletigau 
diesen letztgenannten Ammoniten, sowie Amm. oxynotus und 
Pholadomia Fraasi alle zusammengedrängt in der kaum 2'j,' er- 
reichenden Lage mit Rhynchonella ranina und da man im Klett- 
gau diese Schichten gewöhnlich nur da ausbeuten kann, wo sie 
an der Oberfläche verwittern, so konnten noch keine Beobach- 


* Orpeı, 1858, die Juraformation pag. 51 und 53. 


46 


tungen darüber gemacht werden, ob die Leitmuscheln der Orrer- 
schen drei Zonen in derselben Reihenfolge übereinander liegen 
wie in Schwaben. | 

Der in Schwaben mehr als 100‘ mächtige Lias 3 wird also 
im Klettgau kaum mehr als 20° mächtig: gehen wir aber in den 
angrenzenden Kanton Aargau, so schrumpfen diese Schichten auf 
eine kaum 3° mächtige Ablagerung zusammen, denn es ist klar, 
dass die Kletitgauer Ranina-Schichten sammt den darunter liegen- 
den petrefactenarmen Thonmergeln nur in der von Mösch * unter 
der Bezeichnung Capricornierthon beschriebenen, kaum 1 Meter 
mächtigen Bildung zu suchen sind, denn Mösch, sowie auch Dr. 
W. WaaseEn ** führen hieraus Ammonites oxynotus QuEnsT., Amm. 
planicosta Sow., Amm. Ziphus Qvenst., Amm. raricostatus ZıEn., 
Rhynchonella ranina Suess und andere Leitmuscheln der Klett- 
gauer Ranina-Schichten an. 

Die Orrer'sche Trennung des Lias ß scheint sich überhaupt 
in Deutschland nicht weit über Schwaben hinaus durchführen zu 
lassen; denn nach U. ScuLönsach *** sind diese Unterabtheilungen 
in Norddeutschland auch nicht zu unterscheiden und ein Anblick 
der Tabelle No. I., welche WaAAcEn seiner schon mehrfach er- 
wähnten Arbeit beigibt, lehrt, dass diess auch für Franken und 
die Schweiz gelte. Über den Schichten mit Rhynchonella ranina 
ist im Kadelburger Aufschluss der | 

mittlere Lias noch vortrefflich entblösst. Er zeigt aber 
hier eine sehr geringe Entwickelung, denn von den Raninaschichten 
bis zu den Posidonienschiefern beträgt die senkrechte Höhe nur 
Sla’—9, Trotzdem lassen sich hier mehrere der Orrer'schen 
Zonen recht gut unterscheiden, aber diess ist bis fast ausschliess- 
lich auch nur an dem ausgezeichneten Aufschluss bei Kadelburg 
der Fall, denn an anderen Klettgauer Localitäten, wo die Auf- 
schlüsse weniger deutlich sind, lässt sich eine solche Trennung, 
weil man die Fossilreste wegen der geringen Mächtigkeit der 


* Vergl. C. Mösca, 1856, das Flötzgebirge im Kanton Aargau pag. 26 
und 27. 

*»= W, Waacen, der Jura in Franken etc. Württemb. naturw. Jahresh. 
18683, pag. 139. 

**#= Dr. U. ScaLöngach, die Schichten des unteren und mittleren Lias in 
Norddeutschland, Jahrb. f. Mineralogie etc., 1863, pag. 164 u. ff. 


47 


Schichten gewöhnlich aus mehreren Zonen durcheinandergemischt 
findet, kaum durchführen. 

Im Kadelburger Profil lagert sich über die Schichten mit 
Rhynchonella ranina eine 18” mächtige Schicht, welche sich 
aus bräunlichgrauen oder rostfarbigen, rauh anzufühlenden Stein- 
mergeln zusammensetzt. Organische Reste sind zwar häufig, 
aber meistens so schlecht erhalten, dass sie sich kaum bestim- 
men lassen. Es kommen in dieser Schicht öfters Partien vor, 
die nur aus zertrümmerten Petrefactenschalen zusammengesetzt 
sind, auch scheint der sandsteinartige Charakter dieser Schicht 
nur von zerriebenen Muscheltrümmern herzurühren. Es fanden 
sich wenig bezeichnende Fossilreste; es sind zu nennen: Belem- 
nites sp., Rhynchonella curviceps Quenst., Pleurotomaria expansa 
D’ORB., Lima acuticosta GoLor., Pecten priscus GowoF., Pecten 
tumidus Zier., Pholadomya sp., Plicatula sp. etc. 

Es folgt dann bei Kadelburg eine sehr feste, hellgraue, 
dunkelgefleckte Kalkbank und über dieser gelblichgraue weiche 
Thonmergel, zusammen 16” mächtig. Hier zeigte sich Ammo- 
nites capricornus ScuLoTn. (Amm. maculatus Quensi.), Amm. 
Davoei Sow., Amm. lineatus Schı., Belemnites umbilicatus * BLAmnv., 
Rhynchonella furcillata Bucn, Rhynch. rimosa Buch, Pleuroto- 
maria excpansa DORB., Pecten tumidus Zier. etc. Die Cephalo- 
poden beweisen hinlänglich, dass man es hier mit der Zone des 
Ammonites Davoei zu thun hat; sogar die unten liegende Kalk- 
bank stimmt genau mit den von Quensteor (Jura pag. 116) für 
Schwaben beschriebenen dunkelgefleckten Kalkbänken mit Ammo- 
nites Davoei überein; auch im Kletigau steckt dieser letzigenannte 
Ammonit so fest im Gesteine, dass kein ganzes Exemplar heraus- 
zubringen ist. Unsere Davoei-Schichten mit der darunter lie- 


genden Muscheltrümmerbank werden wohl die von Möscn (Flötzgeb. 


p- 27 u. ff) für den Aargau unter dem Namen »Numismalis- 
Mergel« beschriebene Abtheilung darstellen, wie aus den daraus 
angeführten Fossilresten hervorgehen dürfte. Die Charakteristik, 
welche Möscuh von der Unterregion seiner Numismalismergel gibt, 
stimmt gut mit unserer Muscheltrümmerbank und bei WAAGEn 
(loc. eit. pag. 157) findet man, dass in der Öberregion dieser 
Numismalismergel ebenfalls eine Lage harter Mergelknollen mit 
Ammonites Davoei sich findet. WAAsEN führt aus der Unterregion 


48 


Amm. Jamesoni Sow. und mehrere für die Zone des Amm. ibex 
leitende Arten an, so dass man vielleicht annehmen dürfte, in 
unserer erwähnten Muscheltrümmerbank habe man die Zonen des 
Ammonites Jamesoni und ibex zu suchen. 

Bei Kadelburg folgen dann über den Davoei- Schichten 
24 Zoll kurzbrüchige, gelblichgraue, weiche Mergel, denen schich- 
tenartig gruppirte Steinmergelknollen von Faust- bis Kopfgrösse 
eingelagert sind. In den weichen Mergeln, wie in. den Stein- 
knollen findet sich Belemnites paxillosus ScuLors. sehr häufig; 
ausserdem zeigten sich hier aber noch folgende Arten: Ammo- 
nites margaritatus Monte. (Amm. amaltheus ScuLoTn.), Belemnites 
compressus Stauı, Belemnites breviformis ? Zier., Pleurotomaria 
ecpansa DOrB., Trochus Schübleri Zier., Trochus imbricatus 
Quenst., Turritella undulata Zıer., Pecten strionatis QUENST., 
Pecien priscus Gowor., Plicatula spinosa Sow., Cucullaes Mün- 
steri Zıier. etc. Aus mehreren dieser Arten geht zur Genüge 
hervor, dass diese Schichten die Zone des Ammonites margari- 
tatus repräsentiren. 

Im Kadelburger Profil findet man dann über diesen Marga- 
ritatus-Schichten die Zone des Ammonites spinatus aufgeschlossen. 
Sie besteht aus einer 3 Fuss mächtigen Region, in welcher 
vier Steinmergelknollen-Schichten, von denen jede etwa 3" dick 
ist, mit gelblichgrauen, weichen Mergeln wechsellagern. Alle 
diese Knollenlager,, welche sich meistens aus rundlichen kopf- 
grossen Knauern zusammensetzen, enthalten ziemlich häufig cha- 
rakteristische Individuen des Ammoniles spinatus Brue., nament- 
lich die oberste dieser Schichten schliesst genanntes Peirefact 
in grosser Häufigkeit ein. Belemniten sind hier nicht mehr so 
zahlreich vorhanden wie in den Margaritatus-Schichten. In den 
obersten Thonschichten zeigen sich zwar zuweilen sehr dicke 
Belemniten-Individuen, die vielleicht zu Belemnites erassus VoLız 
gehören dürften. In diesen Spinatus-Schichten findet man bei 
Kadelburg hauptsächlich: Ammonites spinatus Brue. (in den bei- 
den Varietäten Amm. costatus nudus Quvesst. und A. costatus 
spinatus Quenst. vertreten), Belemnites pazillosus ScnLota., Rhyn- 
chonella amalthei Quenst., Pecten tumidus Zier., Plicatula. spi- 
nosa Sow., Serpula sp., . Diastopora sp. (die letzten zwei ne 
auf Belemniten sitzend) etc. 


49 


Im Kletigau findet man im mittleren Lias ausser bei Kadel- 
burg noch an mehreren Orten Aufschlüsse, so z. B. bei Beggin- 
gen und Schleitheim, ferner aber auf der Höhe zwischen Unter- 
hallau und Trasadingen; auf dem sogenannten »Brändleacker« 
fand ich hier besonders: Ammonites capricornus SchLoTu., Amm. 
Davoei Sow.. Amm. lineatus ScuLorn., Belemnites breviformis 
Zıer., Belemnites paxillosus Scuuors., und in Steinknollen den 
Ammonites spinatus Bre., sowie noch mehrere für den mittleren 
Lias bezeichnende Arten. In der schon erwähnten hohlen Gasse 
im Erzinger Rebberg ist der mittlere Lias ebenfalls aufgeschlossen, 
mein Vater und ich fanden hier schon verschiedene Leitmuscheln 
für die Zonen des Ammonites Davoei, Amm. margaritatus und 
Amm. spinatus; man trifft hier namentlich Belemnites pazxillosus 
und Plicatula spinosa sehr häufig. Die Umgebung von Erzingen 
zeigt noch mehrere Puncte, wo sich die charakteristischen Petre- 
facten der erwähnten Zonen finden, auch zeigen sich dieselben 
östlich von Degernau. Über den Spinatus-Schichten schliessen 
sich die 

Posidonienschiefer an; diese sind in der Klettgauer 
Gegend gut entwickelt und lassen, was die Mächtigkeit betrifft, 
den schwäbischen Posidonienschiefern nicht viel nach. Sie können 
in unserer Gegend an mehreren Orten beobachtet werden; zu 
ihrem genaueren Studium eignet sich aber der schon mehrfach 
erwähnte Liasaufschluss im sog. »Rüttelöchli« bei Kadelburg wie- 
der am besten. Die Mächtigkeit unserer Posidonienschiefer be- 
trägt 20'—22'; es wird diese Zone aus dunkel- bis hell- oder 
bläulichgrauen Schiefermergeln zusammengesetzt. Öfters zeigen 
sich Partien, die zu äusserst dünnen Schieferblättchen verwittern. 
Auch im Kletigau werden die Posidonienschiefer durch zwei sehr 
feste dauerhafte Kalkmergelschichten von etwa 6 Zoll Höhe, die 
unter dem Namen Stinksteine bekannt sind, in drei Abschnitte 
getheilt. Die untere und die mittlere dieser Abtheilungen be- 
tragen jeweils nur 12 Zoll, die obere erreicht dagegen eine 
Mächtigkeit von mindestens 17‘. Nach dem Profil, welches Oprreı * 
aus der Boller Gegend von den Posidonienschiefern gibt, beträgt 


* Orpkı, 1858, die Juraformation pag. 201. Prof. No. 15. 
Jahrbuch 1867. 4 


50 


dort der unter den Stinksteinen liegende Theil 10‘, der zwischen 
denselben gelegene 312‘ und die darüber folgende Region da- 
gegen nur 10‘. Wenn daher die Kleitgauer Stinksteine die Fort- 
setzung bilden von jenen in Schwaben, so wäre unsere untere 
und mittere Region der Posidonienschiefer geringer, die obere 
aber mächtiger entwickelt als in Schwaben. 

Die unterste Region der Posidonienschiefer ist “ Kadel- 
burg gut aufgeschlossen, sie besteht hier aus schwarzbraunen, 
weichen, sehr feinblättrigen Schiefermergeln, die häufig Posödonia 
Bronni Zier. und Inoceramus dubius Sow. einschliessen. 

Im unteren Stinksteine zeigten sich bei Kadelburg und bei 
Degernau mehrmals wohlerhaliene Exemplare von Leptolepis 
Bronni Acass. 

In den zähen dunkelgrauen Schiefermergeln der mittleren 
Region liegen bei Kadelburg Ammonites communis Sow., Pecien 


:contrarius Buch, Monotis subsiriata Goıor., Inoceramus dubius 


Sow. Hier fand man auch ein platigedrücktes Stück von einem 
Pflanzenstamm, dessen Substanz in Gagatkohle verwandelt ist. 
Im oberen Stinkstein trifft man Ammonites Lythensis Buch 
und Inoceramus dubius Sow. \ 
Die Region über den Stinksteinen besteht gewöhnlich aus 
unregelmässig grobschieferigen, ziemlich harten Thonmergeln. 
Man trifft hier bei Kadelburg besonders Ammonites Lyihensis 
Buch, Amm. communis Sow., Amm. serpentinus Reın., Aptychus 
sanguinolaris, Belemnites acuarius ScuLorH., Posidonia Bronni 
Zier., Inoceramus dubius Sow., Monotis substriata Goidr.,. Or- 
bicula papyracea. Bei Kadelburg findet sich in den unteren 
Lagen dieser Region eine 8” dicke Bank, welche Chondrites Bol- 
lensis Zıer. sp. in grosser Häufigkeit einschliesst und. in. der 
obersten Region liegt eine dünne Schicht, die fast ganz nur aus 
den Schalen der Posidonia Bronni zusammengesetzt ist. In der 
hohlen Gasse nordwestlich von Erzingen, in der Nähe des so- 
genannten Vogelhages findet sich ebenfalls ein ausgezeichneter 
Aufschluss hauptsächlich in den oberen Posidonienschiefern. Mein 
Vater und ich sammelten bier eine grosse Anzahl von Verstei- 
nerungen,; man trifft hier namentlich in ausserordentlicher Häu- 
figkeit den Ammonites Lythensis Buch, sowie Amm. serpentinus 
Reın., -ausserdem aber noch: Belemnites acuarius ScHLoTH., Or- 


51 


bieula papyracea QuEnstT., Inoceramus dubius Sow., Posidonia 
Bronni Zıer., Lolignites, Chondrites Bollensis Zier. (ausgezeichnet 
schön erhalten) etc. 


Die Klettgauer Posidonienschiefer findet man ferner noch 
aufgeschlossen bei Beggingen und Schleitheim. Von letztgenannter 
Localität führen Dr. J. Küster * und H. Zwiscui in ihren interes- 
santen mikroskopischen Mittheilungen sechs neue Foraminiferen- 
arten aus den Posidonienschiefern an. Es sind diess folgende 
Arten: Frondicularia irregularis Ksı. und Zw., Hybridina ob- 
liqua Ksı. und Zw., Cristellaria primitiva Ker. und Zw., Cristell. 
rotunda Keı. und Zw., Cristell. elongata Ksı. und Zw., und Cri- 
stell. communis Ker. und Zw. Nach Küster und Zwincui finden 
sich alle sechs Arten ebenfalls in den Posidonienschiefern von 
Betznau (Kt. Aargau). Es bleibt noch zu erwähnen, dass bei 
Degernau die Posidonienschiefer ebenfalls nachzuweisen sind; es 
zeigte sich hier namentlich Jnoceramus dubius Sow. und Ammo- 
nites Bollensis Zıer. In der Umgebung von Lauchringen ist diese 
Bildung gleichfalls anzutreffen. Wir gehen nun über zu der letz- 
ten Abtheilung der Liasformation, welche man gewöhnlich unter 
der Bezeichnung 

Jurensis-Mergel aufführt. Diese Zone lässt sich im 
Kleitgau an mehreren Orten nachweisen. Weil sie durch viele 
Cephalopodenreste immer sehr gut charakterisirt ist, so lässt sie 
sich überall leicht erkennen. Wo sie anstehend zu beobachten 
ist, wie bei Kadelburg, besteht sie aus einer etwa 6 Fuss mäch- 
tigen Thonablagerung; diesen hellgrauen, weichen Thonen sind 
dann zu Schichten angeordnete, meistens Kopf-grosse, ziemlich harte 
Steinmergelknollen eingelagert. Die Thone, sowie die Steinknollen 
schliessen meistens eine Menge bezeichnender Belemniten und Am- 
monitenarten ein, unter welchen besonders Belemnites parvus Harrm., 
Belemn. brevirostris DOre., Belemn. longicostatus VoLrz, Belemn. 
tricanalculatus Zier., Ammonites jurensis Zıer. und Amm. radians 
Reın. zu den gewöhnlichsten Vorkommnissen gehören. Wo die 
Jurensis-Mergel die. Oberfläche bilden, sind sie auf Ackerfeldern 


* Dr. J. Küster und H. Zwineri: Mikroskopische Bilder aus der Urwelt 
der Schweiz, II. Heft, im Neujahrsblatt von der Bürgerbiblioihek in Winier- 
thur für 7866, pag. 9 und 10, tab. 1. 


4” 


Bann und Alan tut run hun nd ae all hin nd nl u All u ann Ani u de nn ii u 02 


52 


leicht nachgewiesen, denn man kann an solchen Orten die Bruch- 
stücke des Ammonites jurensis Zıet. mit schönen Loben, sowie 
Ammonites radians Rein. und die angeführen Belemniten zu Hun- 
derten auflesen oder aus den herumliegenden Knollen heraus- 
klopfen. Von dem, was mein Vater und ich seit mehreren Jah- 


ren in dieser Abiheilung sammelten, will ich hier Folgendes er- 


wähnen: Nauitlus jurensis QVENsT., Ammoniles jurensis ZiET., 
Amm. hircinus ScuLote., Amm. Walcotiti Sow., Amm. serrodens 
Quenst., Amm. radians Reın., Amm. discoides Zıer., Amm. Eseri 
Opr., Amm.- Aalensis Zıer., Amm. compius Reıw., Amm. Thouar- 
sensis D’OrB., Amm. costula Reın., Amm. insignis Zier., Belem- 
nites brevirostris D Ore., Belemn. longisulcatus Vouız, Belem. ir- 
regularis Scurortu., Belemn. exilis D’Ors., Belemn. parvus Harım., 
Belemn. tricanaliculatus Zıer., Rhynchonella jurensis (QUENST., 
Pleurotomaria gigas Quenst., Pleurot. zonata GoıoFr., Pecten sp., 


Diastopora liasica Quenst., Bullopora sp, Pentacrinus sp., Pen- 


tacrinus jurensis QuEnst., Serpula sp. Ausser an erwähntem 
Aufschluss im Rüttelöchli sind die Schichten des Amm. jurensis 
in der Umgebung von Kadelburg noch an einigen Stellen zu be- 
obachten. Sie sind ferner auch auigeschlossen in der Umgebung 
von Schwerzen und Degernau, namentlich aber auch bei Erzin- 
gen. Bei leizigenanniem Ort findet man diese Abtheilung auf 
den Feldern in der Nähe des Bahnhofes (es ist diese Stelle na- 
mentlich günstig zum Sammeln von Belemniten), ferner aber auch 
auf dem Berge beim sogenannten »Vogelhag«. Ausserdem lassen 
sich die Jurensis-Mergel noch an einigen Orten auf Bergen zwi- 
schen Erzingen und Hallau nachweisen und so auch in der Nähe 
von Schleitheim, von welcher Localität Dr. WaAsEn (loe.. eit. 
pag. 167) schon ein ausführliches Petrefecien-Verzeichniss mit- 
theilt. 

Aus der vorstehenden kurzen Betrachtung der Kletigauer 
Liasformation mag hervorgehen, dass sie sich mit Oprer's System 
für Schwaben in folgender Weise vergleichen lässt. 


30° 


i 100° 


| 150° 


Schwäbischer Lias nach OPrerkr. | Klettgauer Lias. 


Zone des Posidonia Bronni. 


Untere Zone des Amm. mar- 


Zone des Ammonites Davoei. 


Zone des Ammonites ibex. 


Zone des Amm. raricostatus. 


93 


Jurensis-Mergel. 


Zone des Ammonites jurensis.| 60° 


Posidonienschiefer. 


210° 


Schichten mit Ammonites spi- 


Zone des Ammonites spinatus. 
natus. 


Obere Zone des Amm. mar- 


garitatus. Schichten mit Amm. margari- 


44 
24 tatus. 


garitatus. 


Schichten mit Amm. Davoet. 
? Muscheltrümmer-Schicht mit 


Zone des Amm. Jamesoni. Rhynchonella curviceps. 


Schichten mit Ahynchonella 


Zone des Amm. Buckland:i. 


25 


Zone des Amm. oxynotus, ranına. 


Zone des Amm. obtusus. 230° | Mergel mit Amm. planicosta. 


Zone des Pentacrinus tuber- 


culatıs. 20° | Ölschiefer mit Monotis olifex. 


80° | Arietenkalk. 


Zone des Amm. angulatus. | 200° | Schichten mit Amm. angulatus. 


Zone des Amm. planorbis. |? 40° | Schichten mit Amm. planorbis. 


96° 


Vor Allem ist die geringe Mächtigkeit unserer Liasformation 


auffallend; während diese Ablagerungen z. B. in Schwaben gegen 
300° mächtig werden, erreichen sie im Klettgau höchstens 100°. 


Aber trotzdem lassen sich, wie oben darzuthun versucht wurde, 


hier doch fast alle jene Zonen, welche Orrer für Schwaben auf- 


stellte, nachweisen. 


Vergleicht man die Mächtigkeit der einzelnen 


Etagen, so verhält sich in Schwaben Toarcien zu Pliensbachien 
zu Sinemurien etwa wie 3:10:15, im Klettgau aber wie 3:1:6. 
Während also die Mächtigkeit der oberen Etage an beiden Orten 
so ziemlich übereinstimmt, so ist in Schwaben der mittlere Lias 
10mal, der untere 2!/mal mächtiger "als im Klettgaw (Pliens- 


HL? 


bachien im Klettgau 10‘, in Schwaben 100°; Sinemurien im Klett- 
gau 60‘, in Schwaben 150%). Wenn man die Entwickelung des 
Klettgauer Lias mit den Ablagerungen der angrenzenden Länder 
vergleicht, so stellt sich erstlich beim unteren Lias heraus, dass 
er sich vielmehr dem Aargauer Typus nähert als dem schwäbi- 
schen; denn es wurde weiter oben gezeigt, dass im Kletigau 
die eigenthümlichen Insectenmergel des Aargauer Jura noch ver- 
treten sind und dass die Schichten mit Rhynchonella ranina in 
Mösc»’s Capricornierthonen in der gleichen Facies wieder zu fin- 
den sind, während die äquivalenten Ablagerungen dieser Zone 
in Schwaben in Bezug auf ihre Entwickelung bedeutender ab- 
weichen. Ebenso schliesst sich der mittlere Lias mehr dem aar- 
gauischen Typus an und das Toarcien ist in allen drei Gebieten 
so ziemlich gleichmässig entwickelt, so dass man schliesslich doch 
anzunehmen berechtigt ist, die Klettgauer Liasformation im All- 
gemeinen sei mehr ‚nach dem im Aargau ‘herrschenden Typus 
als nach dem schwäbischen entwickelt. 


2. Der braune Jura. 


Diese Formation hat im Klettgau nur eine geringe Verbrei- 
tung. Es sind wenig gute Aufschlüsse vorhanden; namentlich 
mangeln solche der mittleren Region, so dass man hier über 
einige Abtheilungen noch im Unklaren ist. Der Braune Jura 
muss hier überhaupt etwas kürzer behandelt werden als der Lias. 
Weil wir noch nicht so viel Zeit zu dessen Untersuchung ver- 
wenden konnten als für diese letztgenannte Formation und die 
Aufschlüsse überhaupt mangelhafter sind, so kann hier einstweilen 
auch nur ein allgemeines Bild von der Schichtenfolge des Klett- 
gauer Braunen Jura gegeben werden. Der von den Ortschaften 
Rechberg, Erzingen, Wutöschingen und Schwerzen umgebene 
Hügel, welcher im Klettgau unter dem Namen Bohl bekannt ist, 
ist grösstentheils aus den Schichten des Braunen Jura aufgebaut. 
Mehr im Südwesten unseres Gebietes trifft man diese Formation 
in der Umgebung der Orte Kadelburg, Dangstetten, Bechtersbohl 
und Lauchringen. Ferner findet man den oberen Braunen Jura 
aufgeschlossen in der Nähe von Weisweil und Österfingen, sowie 
bei Siblingen am Randen. In dem schon mehrfach erwähnten 
Aufschluss im »Rüttelöchli« bei Kadelburg hat man eine vorireff- 


55 


liche Gelegenheit, den Übergang von den Jurensis - Mergeln 
in die 

Schichten mit Ammonites torulosus und opalinus 
zu beobachten. Die Unterregion dieser Abiheilung ist hier in 
einer Wasserreuse auf eine ziemlich weite Strecke aufgeschlos- 
sen. Sie besteht aus kurzschieferigen bis bröckeligen, rauhen, 
weichen Thonmergeln von dunkelschwarzgrauer Farbe. Zuweilen 
finden sich etwas härtere Steinkohlenschichten eingelagert. Or- 
ganische Reste sind nicht gerade selteu, aber doch meistens nicht 
gut erhalten. Es zeigten sich bei Kadelburg: Eryma sp., Am- 
monites torulosus Zier., Amm. opalinus Reın., Belemnites sub- 
clavatus Voırz, Belemn. brevis Bıamv., Terebratula? sp., Pecien 
textorius torulost Quenst., Pecten udenarius Quenst. etc. . Na- 
mentlich den Ammonites opalinus Reın. findet man hier in zahl- 
reichen Exemplaren. Diese Opalinus-Thone erreichen im Klett- 
gau eine Mächtigkeit von wenigstens 200‘. Trotzdem dass sie 
eigentlich selten aufgeschlossen sind, so lässt sich ihre Region 
doch leicht erkennen. Sie bilden nämlich gewöhnlich bauchige 
Hügelformen, während die auf ihnen liegenden Murchisonae- 
Schichten meistens senkrechte nackte Felswände darstellen. Die 
Region der Opalinus-Thone kann bei Kadelburg und Lauchringen 
auf weite Strecken verfolgt werden. Nicht selten finden hier 
in ihrem Gebiete kleinere und grössere Erdschlüpfe statt. Aus- 
serdem findet sich diese Zone noch in grosser Verbreitung am 
Bohl bei Rechberg. Darüber folgen dann die 

Schichten mit Ammonites Murchisonae. Es ist diess 
für den Geognosten ein viel erfreulicheres Gebiei als die vor- 
hergehende Abitheilung, weil man nämlich hier wieder einen 
grossen Reichthum an wohlerhalienen organischen Resten an- 
trifft. Es besteht diese Bildung im Klettgau aus einer ziemlich 
mächtigen Ablagerung regelmässig geschichteter, feinkörniger, 
harter, kalkiger Sandsteine, welche im Innern mit bläulichgrauer, 
aussen mit brauner Farbe erscheinen. In der unteren Region 
sind die Schichten meistens dünn, in der Mitte aber erreichen 
sie oft eine Höhe von 3 Fuss. Oft zeigen sich in dieser Zone 
etwas kalkigere Partien, die eine Unzahl Exemplare des Pecten 
personatus Zier. einschliessen, die aber dann gewöhnlich auch 
von einer Anzahl anderer Arten wie Ammonites Murchisonae 


nn ee. A een ee MEET ee ee 


56 


Sow., Ammonites Staufensis Orr., Astarte Aalensis Orr. etc. be- 
gleitet werden, Es lässt sich diess namentlich gut beobachten 
auf der östlichen Seite des Bohls bei Rechberg. Wenn die Mur- 
chisonae-Schichten zwar auch sehr oft eine grosse Menge Ver- 
steinerungen einschliessen, so ist ihre Fauna im Ganzen genom- 
men doch etwas eintönig. Mein Vater und ich sammelten bis 
jetzt erst folgende Arten: Ammonites Staufensis Orr., Amm. Mur- 
chisonae Sow. (die beiden Varietäten Amm. Murchisonae obiusus 
Quenst. und Amm. Murch. acutus Quesst. reichlich vorhanden), 
Belemnites spinatus ? Quenst., Pecten personatus Zıer. sehr häufig, 
Pecten demissus Gowpr., Pecten sp., Lima sp., Avicula elegans 
Münst., Astarte Aalensis Orr. häufig, Venulites Aalensis ? Qusnst., 
Inoceramus amygdaloides GowLor., Pholadomya fidicula Sow.; bei 
Kadelburg findet man ferner auch zuweilen Zoophicos ferrum 
equinum Heer, sowie die von Quexst. (Jura tab. 46, fig. 1) ab- 
gebildeten sogenannten Zopfplatten. An guten Aufschlüssen in 
dieser Zone mangelt es bei uns nicht; es finden sich solche na- 
mentlich östlich von Kadelburg im sogenannten »Bernetholz« und 
in der »Berche«, ferner aber auch auf der Höhe des Bohls bei 
Rechberg. Schlimmer steht es dagegen mit den 

Schichten des Ammonites Sowerbyi und des Amm. 
Sauzei. Monotis echinata Sow., Pecten tuberculosus Gingensis 
Quenst., Cucullaea oblonga Quenst. und Lithodendron Zolleria- 
num Quenst., welche sich in der Umgebung von Kadelburg und 
Dangstetten zeigten, scheinen zwar auch auf das Vorhandensein 
dieser Zone hinzudeuten. Die 

Schichten des Ammonites Humphriesianus lassen sich 
dagegen schon bestimmter nachweisen. Auf der Höhe östlich 
von Kadeiburg in dem sog. »Bernetholz“ und der »Berche« findet 
man in herumliegenden, thonigen, eisenschüssigen, oolithischen 
Gesteinsbrocken den Amm. Humphriesianus Sow., Amm. Blagdeni 
Sow. (Amm. coronatus Zier.), Belemnites giganteus SCHLOTH., 
Ostrea flabelloides Lauk. (Ost. Marshi Gowpr.). Ausserdem liegen 
in unserer Sammlung von hier noch Amm. subcoronatus Opr., 
Amm. Eudesianus v‘Ore., Belemnites canaliculatus ScuLora., Pleu- 
rotomaria ornata ? Sow., Terebratula perovalıs Sow., Pecten sp., 
Lima gibbosa Sow., Mytilus cuneatus vOrs., Lyonsia gregaria 
Rön. sp., Lyonsia sp., Pholadomya Heraulii Acass., Trigonia 


57 


costata Park., Diastopora compressa Quenst., Cidaris masximus 
Gorpr., Serpula lumbricalis Scuuomm. Es sind diess meistens 
Arten, die anderwärts die Zone des Amm. Humphriesianus cha- 
rakterisiren, so dass man trotz der schlechten Aufschlüsse mit 
Bestimmtheit annehmen darf, diese Abtheilung sei im Kletigau 
ähnlich wie anderwärts entwickelt. An einer anderen Localität 
in der Umgebung von Dangstelten hat man ebenfalls die Spuren 
der Humphriesianus-Schichten. Die oberste Abtheilung des Un- 
terooliths, die 

Schichten des Ammonites Parkinsoni lassen sich in 
der Umgebung von Bechtersbohl nachweisen. Es zeigten sich 
hier und an einigen anderen Stellen in einem eisenschüssigen, 
rauhen Gesteine: Ammonites Parkinsoni Sow., Amm. polymorphus 
D’OrB., Amm. oolithicus vD’Ors., Terebratula carinata Lux., Rhyn- 
chonella acuticosta Zıer., Posidonia Parkinsoni Quenst. Die 

Schichten des Ammonites ferrugineus und der 
Ostrea Knorri*, welche in Deutschland die Bathgruppe re- 
präsentiren, lassen sich auch im Klettgau an einigen Orten nach- 
weisen. Am Randen bei Siblingen liegt in der Oberregion dieser 
Abtheilung eine wenig über 10 Zoll hohe Bank, welche Terebra- 
tula lagenalis Schrorn. ziemlich häufig einschliesst, während sich 
mehr in der Unterregion Ammonites Württembergicus Orr. und 
Amm. subradiatus Sow. zeigen. “* In der Nähe des Osterfinger 
Bades, sowie im sogenannten »Bachtobel« bei Weisweil findet 
man nicht selten kleinere und grössere Gesteinsbrocken, welche 
fast nur aus den Schalen der Rhynchonella varians SCHLOTH. Sp. 
zusammengeselizt sind, ausserdem aber zuweilen auch noch Rhyn- 
chonella spinosa Dav. und Terebratula coarctata Park. einschlies- 


® Indem von Dr. U. ScuLönsacHh, Beiträge zur Paläontologie der Jura- 
und Kreideformation im nordwestl. Deutschland, erstes Stück, über neue und 
weniger bekannte jurassische Ammoniten, 1865, pag. 33 u. ff. nachgewiesen 
wurde, dass man Ammonites aspidoides Orr. mit Amm. subradiatus Sow. 
zu vereinigen habe, so lässt sich die Bezeichnung „Zone des Ämm. aspi- 
doides“ nicht mehr gut in Anwendung bringen, wesshalb auch hier die von 
SchLönsach vorgeschlagene Bezeichnung „Zone des Amm. ferrugineus und 
der Ostrea Knorri“ für diese Bildung gebraucht wird. 

== Vergl. das von uns schon früher für diese Localität gegebene Profil 
in den Verhandl. des naturwissenschaftl. Vereins in Karlsruhe, 2. Heft, 1866, 
pag. 13. 


dee 


2 58 


sen. Es scheint hier dieses Varians-Conglomerat unter den 
Schichten des Ammonites macrocephalus anzustehen und wird 
also ebenfalls in die Bathgruppe zu stellen sein. Ferner erhiel- 
ten wir noch von mehreren Klettgauer Localitäten, namentlich 
aus der Umgebung von Bechtersbohl und Dangstetten zahlreiche 
Exemplare von Ammonites Württembergicus Orr., Amm. Neuf- 
fensis Orp., Amm. subradiatus Sow., Rhynchonella varians ScuLoTa. 
SP», One Knorri ZiEt. etc. 

Die nun folgende Kelloway- Gruppe erreicht im Klettgau 
kaum eine Mächtigkeit von 6°—7', ist aber sehr reich an orga- 
nischen Resten, so dass für die zwei Abtheilungen, in welche sie 
bei uns zerfällt, eine Anzahl der bezeichnendsten Arten aufge- 
führt werden können. Auf die Kelloway-Gruppe lagern sich dann 
im Klettgau die spongitenreichen Schichten des Ammonites Oegir, 
welche dem untersten Weissen Jura, nämlich der Zone des Am- 
monites transversarius angehören. * Die untere Abtheilung der 
Kelloway-Gruppe, nämlich die 

Schichten des Ammonites macrocephalus bestehen 
im Klettgau aus einer 4—6’ mächtigen Ablagerung dunkelbrauner 
Eisenoolithe. Das thonige, leicht verwitternde Gestein enthält 
zahlreiche Fossilreste, von welchen namentlich folgende von In- 
teresse sind: Amm. macrocephalus ScuLorn., Amm. modiolaris 
Lum. sp., Amm. Herveyi Sow., Amm. Bombur Opr., Amm. funatus 
Ope., Amm. subcostarius Orr., Rhynchonella varıans ScaL. Sp., 
Rhynch. triplicosa Quenst., Terebratula sp., Pleurotomaria Sp., 
Pholadomya Württembergica Ope., Pholadomya rugata (QUENST., 
Trigonia costata Park., Mespilocrinus macrocephalus Qurnst. 
Die Macrocephalus-Oolithe sind namentlich in der Umgebung von 
Bechtersbohl verbreitet, sie lassen sich aber auch in der Umgebung 
von Osterfingen, sowie im Bachtobel bei Weisweil und bei Sib- 
lingen am Randen nachweisen. Auf ihnen liegt dann eine 

Schicht mit Ammonites curvicosta und Amm. Bau- 
gieri, welche eine Dicke von höchstens 10” erreicht. Dieses 
rostgelbe, sehr eisenhaltige und thonige Gestein, welchem grosse 


* Ausführlicheres hierüber gibt: Der Weisse Jura im Klettgau und an- 
grenz. Randengebirge von F. J. und L. WÜRTENBERGER in den Verhandl. des 


"naturw. Vereins in Karlsruhe, Heft II, 1866, pag. 11—-68. 


59 


Oolithkörner eingestreut sind, zeigte ausserdem noch: Amm. anceps 
Reın., Amm. coronatus Brus., Amm. Jason Reın., Amm. sulciferus Opr., 
Amm. Orion Opr., Amm. denticulatus Zıer., Amm. Henrici v“Ors,., 
Amm. Lamberti Sow., Amm. cordatus Sow., Belemnites Calloviensis 
Opr., welche Arten hinreichend beweisen, dass diese Schicht im 
Klettgau die Zone des Amm. ornatus vertritt. Sie ist bei Bech- 
tersbohl, im Bachtobel bei Weisweil, sowie am Randen bei Sib- 
lingen zu beobachten und wird hier überall von der untersten 
Stufe des Weissen Jura, den spongitenreichen Oegir-Schichten 
überlagert. 
Im September 1866. 


Über das Alter des Calcaire de la Porte-de-France 


von 


Herrn Dr. E. Wilh. Benecke. 


In einer kurzen Notiz in dieser Zeitschrift (1865, p. 802) 
und später in einer ausführlicheren Arbeit * habe ich den Ver- 
such gemacht, einen Vergleich zwischen den an Cephalopoden 
reichen Kalken des südlichen Tyrol und ausseralpinen, oberjuras- 
sischen Bildungen zu ziehen. Es lag in. meiner Absicht, auf 
die dort angeregten Fragen erst dann zurückzukommen, wenn 


_ weitere Beobachtungen in der Natur mir Veranlassung dazu böten. 


Zwei soeben erschienene Abhandlungen der Herren Lory und 
H£BeERT ** lassen es mir jedoch wünschenswerth erscheinen, dem 
früher Mitgetheilten schon jetzt Einiges hinzuzufügen, umsomehr, 
als sich aus der einen dieser Arbeiten einige interessante neue 
Folgerungen ziehen lassen, die andere aber einzelne meiner An- 
gaben und Schlüsse einer Kritik unterzieht, die mich zu einer 
kurzen Entgegnung nöthigt. : 

Lory zunächst gibt sehr schätzenswerthe Details über den 
häufig genannten Steinbruch der Porte-de-France bei Grenoble, 
wo eine Reihe von Schichten abgebaut wird, die konkordant auf 


* Über Trias und Jura in den Südalpen. In geogn.-paläont. Beiträge. 
München, 1866. 

** Lory: Sur le gisement de la Terebratula diphya dans les cal- 
caires de la Porte-de-France, aux environs de Grenoble et de 
Chambery. Bull. Soc. geol. de France, 1865—1866, p. 516. 

HEBERT: Observations sur les calcaires a Terebratula diphya 
du Dauphine, et en particulier sur les fossiles des calcaires de 
la Porte-de-France (Grenoble) ibid. p. 521. 


61 


einander liegend, von wesentlich gleicher petrographischer Be- 
schaffenheit, den gemeinsamen Namen des calcaire de la Porte- 
de-France führen, sich aber nach ihren organischen Einschlüssen 
in mehrere Abtheilungen zerlegen lassen. 

1) Aus den zuunterst liegenden Bänken wird angeführt: 
Belemnites hastatus, Ammonites oculatus, Ammonites tortisulcatus, 
Ammonites tatricus, Ammonites plicatilis und in grosser Menge 
Aptychen (Apt. laevis und lamellosus). 

2) Diesen Komplex überlagert zunächst eine dicke Kalkbank, 
in welche die Aptiychen von unten noch heraufseizen, die 
aber ausserdem das Hauptlager der Terebratula diphya bildet 
und solche Ammoniten einschliesst, die tiefer noch fehlen, oder 
sehr selten sind, während sie ihre Hauptentwickelung erst in der 
unmittelbar darüber folgenden, doch noch zu derselben Abthei- 
lung gehörigen Reihe wohlgeschichteter, heller, feinkörniger, mit- 
unter sogar lilhographischer Gesteine erreichen. Terebratula 
diphya wird nach oben seltener. 

Ein Theil der hier vorkommenden Ammoniten, die auch in 
dem nachher noch zu besprechenden H£serr'schen Aufsatze einer 
eingehenden Untersuchung unterworfen werden, zeigen nach Lorv 
eine sehr grosse Hinneigung zu Kreidearten, ohne jedoch, wie 
ausdrücklich hervorgehoben wird, mit solchen vollkommen über- 
einzustimmen. Auch diejenigen Schalen finden sich nicht selten, 
die bisher irrthümlich unter dem Namen Ammonites anceps aul- 
geführt wurden, deren eine besonders dem Ammonites Calisto 
sehr gleichen soll. 

3) Es folgen Schichten, welche Lorv bereits wiederholt als 
caleaire marno-bitumineux a Ciment de la Porte-de-France be- 
schrieb: Mergel, mit festeren Kalkbänken wechselnd, die hier 
und da noch Terebraiula diphya, sonst aber Ammoniten ent- 
halten, die den unter (2) erwähnten (aus den hellen lithographi- 
schen Kalken) gleichen. 

So wird die Lagerung an der Porte-de-France angegeben, 
wo über den genannten Schichten das untere Neocom sich ein- 
stellt. Interessante Abweichungen zeigen sich jedoch an einigen 
nahe gelegenen Puncten. Zu Aizy bei Noyarey und Lemenc 
bei Chambery finden sich nämlich an der oberen Grenze der 
lithographischen Kalke (2) eine oder mehrere Lagen Brececien, 


N EN VERWEDE 


iin urn EEE ee een EEE 


62 


aus gerollten, zertrümmerten, häufig aber noch erkennbaren Resten 
solcher Fossilien gebildet, die Lorv als bezeichnend für die 
Schichten ansieht, die man in Frankreich Corallien inferieur 
nennt. Unter een anderen Formen wird erwähnt: COidaris co- 
ronala, C. florigemma, Hemicidaris crenularis, Glypticus hiero- 
glyphicus, Terebratulina substriata, Megerlea pectunculus,, sowie 
eine grosse Anzahl Schwämme, Korallen und Crinoideen. Ein- 
zeln treten auch noch Ammoniten aus tieferen Lagen auf, so 
besonders der oben genannte Ammonites Calisto. 

Pırıer hatte zuerst nachgewiesen, dass in den Umgebungen 
von Chambery diese Breccien noch unter einer 500% mäch- 
tigen Ablagerung tkonig-bituminöser Kalke mit Ammonites pli- 
catilis, Ammonites tatricus und A. tortisuleatus liegen, die dem 
Ciment de la Porte-de-France entspricht. Wegen dieser eigen- 
thümlichen Zwischerstellung zwischen zwei petrographisch ver- 
schieden, paläontologisch aber gleichartig charakterisirte Abthei- 
lungen bezeichnet Lory die Breccien als eine Art Einkeilung, 
als accidents locaux, indem er nach seinen sonstigen Beobach- 
tungen sich berechtigt glaubte, solche Fossilien, wie Cid. coro- 
nata, Terebratulina substriata u. s. w. erst in einem höheren 
Niveau zu finden. 

Noch an anderen Puncten, zu Echaillon, la Buise, cas- 
cade de Couz. mont du Chat stellen sich Nerineen- und 
Diceraten-Kalke ein, deren bathrologische Stellung an Ort und 
Stelle noch nicht ganz erwiesen scheint, die aber zweifellos dem 
oberen Jura einzureihen sind. 

In Form einer Tabelle, auf der wir zugleich Lorv's Etagen- 
benennung eintragen, erhalten wir von dem Auftreten der Schich- 
ten an den genannten Localitäten folgende Übersicht: 


Kreide. Neocom. 


Ciment-Breccien. 


Corallien superieur. | Nerineen- und Diceras-Kalke. 
Corallien inferieur. | 


2. Lithogr. Kalke. 
Hauptbank d. 
Oxfordien. Ter. diphya. 


1. Schichten mit Amm. oculatus, 
tatricus, tortisulcatus etc. 


63 


Die Schichten mit Amm. oculatus etc. und die ganze Reihe 
der darüber liegenden, soweit sie noch Ter. diphya führen, be- 
trachtet Lorv als Oxfordien und zwar -im Besonderen als Ox- 
fordien und unteres Corallien (die Breccien), indem das Coral- 
lien superieur allein an einzelnen Puncten durch die Nerineen- 
und Diceraten-Kalke repräsentirt sein soll. Die Breccien 
sollen dann, wie schon gesagt, eine Art Intercalation, eine Ko- 
lonie des Corall. inferieur im Oxfordien vorstellen, da der Ci- 
ment nach seinen Fossilien doch eigentlich auch noch auf Ox- 
fordien hinweise. Die Fossilien wären also nach einem in Deutsch- 
land gebrauchten Ausdrucke »Vorläufer«. Das Auffallende und 
Schwierige liegt für Lorv nur darin, dass die Breccien ihren 
Fossilien nach auf ein Niveau über dem Oxfordien bindeuten, 
doch aber zwischen zwei Abtheilungen des letzteren, nämlich den 
lithogr. Kalken und dem CGiment eingekeilt liegen. Unter Um- 
ständen, auf positive Beweise hin, würde jedoch Lory geneigt 
sein, anzunehmen, dass die Ciment-Schichten sich mit dem Co- 
rallien gleichzeitig gebildet hätten. Dann wäre das Haupt- 
lager der Ter. diphya und die zunächst darüber folgenden Schich- 
ten allein Oxfordien; Ciment und Breccien wären Corallien in- 
ferieur, die Nerineen und Diceraten-Kalke aber Corallien supe- 
rieur. Im Sinne dieses eventuellen Zugeständnisses wurde obige 
Tabelle, der besseren Verständlichkeit wegen, zusammengestellt. 
Ich bemerke übrigens gleich hier, dass nach meiner später zu 
motivirenden Auffassung die Breccien sich ebensogut mit den 
obersten Schichten der lithogr. Kalke als mit dem Ciment zu 
gleicher Zeit gebildet haben könnten. 

Vergleichen wir diese südfranzösischen Verhältnisse mit den 
Südtyrolern, so kann es wohl als ausgemacht gelten , dass die 
Schichten mit Amm. oculatus, latricus etc. der von mir ‚als 
Schichten des Amm. acanihicus * unterschiedenen Etage ent- 
sprechen. Die bei Lory und H£serr angeführten Fossilien wider- 
sprechen dem nicht. Amm. oculatus nennt man häufig solche 
Flexuosen aus der Zone des Amm. tenuilobatus, die dem Amm. 
flexuosus gigas Zıer. sich anschliessen, wie Amm. comptus Opr., 
Holbeini Orr. und in Südiyrol zu den bezeichnendsten Vorkomm- 


* Beiträge p. 130. 


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64% 


nissen in der unteren Abtheilung der rothen Kalke gehören. 
Amm. tortisulcatus scheint in Südtyrol, wie das in Deutschland 
erwiesen ist *, eine ziemlich weite verticale Verbreitung zu haben. 
In den Karpathen findet er sich nach Oreer’s ** Mittheilungen so- 
gar in den Klippenkalken mit Ter. diphya zusammen ebenso wie 
auf der Südseite der Alpen, geht also bedeutend höher hinauf, 
wie HEBERT *** annimmt. Amm. tatricus ist nur eine Bezeich- 
nung, die der verschiedensten Auslegung fähig ist, wie ich das 
früher ausführlicher nachgewiesen habe. F Unter diesem Namen 
begriff man aus den in Rede stehenden Schichten z. B. meinen 
Amm. isotypus, cf. Kudernatschi u. Andere. Nicht minder ist der 
Benennung Amm. plicatiks unter der grossen Masse Planulaten, 
die sich in alpinen, oberjurassischen Schichten finden, nur ein 
sehr bedingter Werth beizulegen. Die von Lory angeführten 
Aptychben gehören auch anderwärts zu den gewöhnlichsten Er- 
scheinungen, wie sich das schon aus dem häufigen Vorkommen 
zugehöriger Gehäuse der Flexuosen und Planulaten einer-, 
der Inflaten andrerseits schliessen lässt. 

Belemniles hastatus im weiteren Sinne begreift auch die 
Belemniten, die man in Deutschland in neuerer Zeit mit den Na- 
men Bel. semisulcatus Münst. und unicanaliculatus Zier. zu be- 
zeichnen sich gewöhnt hat und die vorzugsweise den höheren 


Abtheilungen des Malm angehören. Ich brauche auf diese Ver- 


hältnisse hier umsoweniger ausführlich einzugehen, als ich die- 
selben bereits früher weitläufiger besprochen habe und es ja 
auch scheint, als setzten die französischen Forscher einer Paral- 
lelisirung ihres Oxfordien mit meinen Schichien des Amm. acan- 
thicus keine Zweifel enigegen. 

Grossen Widerspruch hingegen hat meine Einreihung der 
genannten Schichten in das Kimmeridgien gefunden. Es stim- 
men nämlich die Schichten des Amm. acanthicus in vielen Punc- 
ten so mit dem ausseralpinen Horizönt des Amm. tenwilobatus 
überein, dass ich nicht zweifeln durfte, beide neben einander zu 
stellen. Da nun von anderer Seite mehrfach die Zweckmässigkeit 


* Orrer, Mittheil. p. 166. 
** OppeL, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 1865, p. 550. 
##® HEBERT ]. c. p. 531. 

+ Beiträge p 183. 


65 


einer Einreihung eben dieser Zone des Amm. tenuilobatus, wie 
sie in Franken, Schwaben und der Schweiz entwickelt ist, in 
das Kimmeridgien nachgewiesen war, so folgte es als eine noth- 
wendige Konsequenz, dass die Tyroler Schichten und mit ihnen 
die von der Porte-de-France ebendahin gestellt wurden. Ein 


Angriff gegen diese Auffassung wäre daher in erster Linie nicht, _ 


wie es bei H£sert geschieht, gegen. mich, sondern gegen die 
ersten Begründer jener Auffassung zu richten. Zwar übernehme 
ich auch meinerseits gern vollständig die Verantwortung, bemerke 
nur, dass es hier nicht meine Aufgabe sein kann, alles das zu 
reproduciren, was in Deutschland bis zum Erscheinen meiner Ar- 
beit über diese Sache geschrieben ist. Eine Abhandlung jedoch, 
die später, aber noch vor Lory's und H£serr's Publication er- 
schienen ist. darf ich nicht übergehen, da sie speciell südfran- 
zösische Verhältnisse zum Gegenstand hat. Ich meine die »geo- 
gnostischen Studien in dem Ard&äche-Departement« von 
OrreL.* Musste man sich früher darauf beschränken, das Vor- 
kommen der Zone des Amm. tenuilobatns in Südfrankreich ledig- 
lich aus der Literatur als wahrscheinlich anzunehmen, so wurde 
hier zum ersten Male durch directe Beobachtungen an Ort und 
Stelle deren Auftreten und zwar in einer sehr ausgezeichneten 
und unzweideutigen Weise bewiesen. Die Angaben Oprzr’s be- 
ziehen sich auf den Berg von Crussol bei Valence und die 
häufig genannten Umgebungen von La Voulte. Ein Blick auf 
die mitgetheilten Tabellen lässt sofort erkennen, dass dort eine 


vollständige Entwickelung sämmtlicher Schichten des Malm von 


der Kelloway-Gruppe an bis hinauf zur Zone des Amm. tenui- 
lobatus stattgefunden hat. Aus letzterer im Besonderen führt 
OpreL an: Belemn. unicanaliculatus Zıer., Amm. tenuilobatus Opr., 
Strombecki Opr., compsus Opr., Holbeini Orr., acanthicus Opr., 
Achilles v’Ors.,. Aptychen und mancherlei anderes Bezeichnende. 
Da diese Vorkommnisse noch westlich von Grenoble liegen, 
so wird es bei der Gleichartigkeit der Versteinerungen und da 
stratigraphische Verhältnisse nicht widersprechen, um so natür- 
licher, dem Calcaire de la Porte-de-France die ihm früher vin- 
dizirte Stellung mit noch grösserer Sicherheit anzuweisen. Auch 


* Opper, Mittheil. p. 309. 
Jahrbuch 1867. 


Or 


66 


eine andere französische Auffassung, die des Fehlens der ganzen 
Kimmeridge-Gruppe in dem Gebiete zwischen Cevennen 
und Alpen erweist sich als unrichtig. Orrer hatte in den geo- 
gnostischen Studien bereits hierauf aufmerksam gemacht und er- 
wähnte dann in der »tithonischen Etage« * nochmals, wie auf- 
fallend es sei, den sonst so vorzüglichen Beobachtungen Lory’s 
eine solche Hypothese sich beigesellen zu sehen. 

 Nichtsdestoweniger beharrt Lory in seiner neuesten Arbeit 
bei seiner alten Meinung und auch H£serr reprodueirt ausführlich 
die Vorstellung des »vaste bombement oxfordien, qui unissait 
les Cevennes aux Alpes du Dauphine«, ohne auch nur der Opper'- 
schen Angaben zu erwähnen. Gerade diese liefern uns aber den 
Beweis, dass in der oberjurassischen Schichtenreihe Südfrank- 
reichs sich keine Lücken finden, dass vielmehr von dem obersten 
Dogger (Bath-Gruppe) bis hinauf in das oberste Kimmeridgien 
ohne besonders lang dauernde Unterbrechung eine unausgesetzte 
Ablagerung von Schichten stattfand. Da kaum in einer anderen 
Gegend alpine und ausseralpine Bildungen in deutlicher Entwick- 
lung so nahe an einander treten, so dürfen wir auch in Zukunft 
von hier die interessantesten Aufschlüsse über die Wechselbe- 
ziehungen beider erwarten. 

Das glaube ich jedoch schon jetzt als eine ausgemachte That- 
sache hinstellen zu dürfen, dass über den echten Oxford-Schich- 
ten, wie sie in Franken, Schwaben, der Schweiz, Südfrankreich 
(Berg von Crussol und la Voulte) in Gestalt der Zonen des 
Ammon. Lamberti, cordatus, transversarius, der Ter. empressa 
und des Amm. bimammatus sich wohl ausgebildet finden, ein 
Meer sich ausdehnte, das auch das südliche Tyrol und Venetia- 
nische noch bedeckte. In demselben gelangten die Schichten 
zum Niederschlage, in denen die Gehäuse des Amm. tenuilobatus 
und acanthicus umhüllt wurden. Wenn ich in meinen Tabellen 
aus Südtyrol kein Oxfordien verzeichnen konnte, so ist damit 
das Fehlen desselben noch nicht ausgesprochen. Es findet sich 
im Gegentheil wohl noch in Verbindung mit jenen Crinoideen- 
Gesteinen, die ich neben dem Posidonomyen-Gestein erwähnte, Die 
eigenthümliche Erscheinungsweise der Facies mahnt jedoch zur 


* OppeL, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 1865, p. 540. 


x —o- 


67 


Vorsicht und lässt es gerathen erscheinen, ehe ganz sichere An- 
haltspuncte der Vergleichung vorliegen, lieber eine Kolonne der 
Tabelle unausgefüllt zu lassen. Auch innerhalb der Schichten des 
Amm. acanthicus werden noch Abtheilungen gemacht werden 
müssen, indem dieselben für jetzt nur als ganzes, geschlossenes, 
alpines Äquivalent den ausseralpinen Unterabtheilungen des Kim- 
meridgien (die Zone des Amm. ienuilobatus und. der Zone des 
Amm. mutabilis und der Pieroceras Oceani) gegenübergestellt 
werden können. Ein solches vorläufiges Zusammenfassen meh- 
rerer anderwärts getrennter Abtheilungen in eine einzige wird 
überhaupt nicht selten in den Alpen nöthig. So geringe Wahr- 
scheinlichkeit die Voraussetzung auch hat, es seien alle an einem 
Purcte unterscheidbare Zonen auch überall wiederzufinden, so 
kann man doch bei dem dermaligen Standpunct unserer Kennt- 
nisse nicht vorsichtig genug sich davor hüten, das einfacher ent- 
wickelte als das allgemein gültige anzusehen. Manches in die- 
sem Sinne in neuester Zeit über jurassische Bildungen Geäusserte 
dürfte sich später als eine grosse Übereilung erweisen. So lange 
wir noch nicht einmal wissen, ob die Möglichkeit und die Gren- 
zen der Variabilität für verschiedene Thierklassen dieselben sind, 
wird es immer gestattet sein, der angeblichen Vereinigung meh- 
rerer Zonen in eine einzige auf Grund der Ähnlichkeit der Fos- 
silien Zweifel entgegenzusetzen, so lange nicht den blossen Be- 
obachtungen der Exemplare einer Sammlung die genauesten Nach- 
weise der Lagerung in der Natur bekräftigend zur Seite stehen. 

Bevor ich zur Betrachtung der oberen Abtheilung des Cal- 
caire de la Porte-de-France übergehe, habe ich Einiges auf die 
von Herrn H£serr geäusserten Zweifel gegenüber der Selbststän- 
digkeit mehrerer von mir neu benannter Ammoniten, resp. der 
richtigen Bestimmung einiger anderen zu bemerken. 

Amm. eurysiomus, Beitr. p. 121, soll nur ein aufgeblähter 
A. Babeanus v’Ors. sein. Es ist natürlich Sache der indivi- 
duellen Auffassung, wie man Arten begrenzen will. Mir ist je- 
doch keine Form des Amm, Babeanus mit so flachem, breitem 
Rücken, so scharfer, seitlicher Kante und so tief einsinkendem 
Nabel bekannt geworden. Eine Vereinigung meines Ammoniten 
mit der np’Orsıcnv'schen Art würde doch auch nur dann der von 
Herrn H£sErT. gesetzten Annahme, die Südtyroler Schichten des 

5 ss 


68 


Amm. acanthicus gehörten in das Oxfordien, zu Hülfe kommen, 
wenn alle mehr oder minder verschiedenen Ammoniten, die einige 
Verwandtschaft mit Amm. Babeanus v’Ors. zeigen, bezeichnend 
für mittleres Oxfordien wären und das kann man wohl nicht be- 
haupten. 

Unter Amm. Rupellensis v»’Ors. (Beitr. p. 182) begriff ich 
ferner nicht, wie Herr H£serr meint, einen beliebigen Perar- 
mat, sondern eben diejenige ganz bestimmte Form, wie sie von 
Orper und WAAGEn mehrfach aus der Zone des Amm. tenuilobatus 
und noch in neuester Zeit von den Hrnn. WÜRTENBERGER * auf- 
geführt wurde. Eines meiner über einen Fuss im Durchmesser 
haltenden Exemplare vom Mt. Baldo ist gut erhalten und es 
fehlte mir nicht an Material zur Vergleichung. 

Ganz das Gleiche gilt von Amm. Achilles v’Ors. 

Die Anzahl der Furchen auf meinem Amm. polyolcus will 
Herr H£serr nicht als Unterscheidungs-Merkmal von dem A. Zig- 
nodianus D Org. gelten lassen. Doch finde ich bei der Unter- 
scheidung von Heterophyllen, wie solche von Herın H£serr 
p. 526 seines Aufsatzes versucht wird, auch die Anzahi der Fur- 
chen als Kriterium benutzt. Was ich in meiner Arbeit als A. 
Zignodianus D’Ors. aus dem Diphyakalk citirte, ist allerdings 
nicht dieser Ammonit. Orrer hat meine Art später als A. Stle- 
siacus ** unterschieden, während er den echten A. Zignodianus 
in den Schichten des Amm. macrocephalus bei La Voulte auf- 
fand. Ich bin mit den Ammoniten der' Gruppe des A. Zignodia- 
nus noch nicht im Reinen, das steht nur fest. dass ganz ähn- 
liche Formen im Diphyakalk (also nach H&serr Kreide!) in 
den Schichten des Ammonites acanthicus, in den Schichten des 
Amm. macrocephkalus und im untersten Unteroolith mit Amm. 
Murchisonae am Cap St. Vigilio *** vorkommen. Also auch 
diese Arten dürften zur Charakterisirung einer Schicht als »Ox- 
fordien moyen« nicht sonderlich geeignet sein. 

Wir wenden uns nun zur Betrachtung derjenigen Schichten, 
welche Ter. diphya einschliessen. Hier stehen sich die Ansichten 


* T.J. und L. WÜRTENBERGER, Der weisse Jura im Klettgan. Verhandl. 
d. naturwiss. Ver. in Karlsruhe, II, 1866. 
** Opper, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 1865, p. 550, No. 65. 
*#* Beiträge p. 173. 


69 


Lory's und H£serrs schroff gegenüber, indem Lory alle Schich- 
ten mit Ter. diphya für jurassisch, ja sogar für Oxfordien er- 
klärt, während H£sert im Gegensatz zu einer noch vor Kurzem 
im Bullet. de la societe geol. geäusserten Meinung sie in ihrer 
Gesammtheit in die Kreide verweist. Wir sahen oben, dass 
Lory die Ammoniten des oberen Calcaire de la Porte-de-France 
zwar Kreidearten sehr ähnlich, aber doch nicht mit denselben 
identisch findet und dann, weil über diesen Kalken eine Breccie 
von jurassischem Charakter folgt, die insbesondere dem unteren 
Corallien entsprechen soll, alle die unter eben dieser Breccie 
liegenden Schichten in das Oxfordien stell. Wegen der Gleich- 
heit der organischen Einschlüsse wird denn auch dem höher lie- 


- genden Ciment noch die nämliche Stellung angewiesen. H£BERT 


dagegen beschreibt einige Puncte an den Grenzen der Dept. 
Dröme und Hautes-Alpes, wo er Ter. diphya mit echten 
Kreide-Ammoniten aus denselben Schichten sammelte. Aus die- 
sem Vorkommen ergab sich für ihn die Wahrscheinlichkeit, dass 
auch die, Kreidearten ähnlichen Ammoniten der Porte-de-France 
wirkliche Kreidearten seien. Er unterzog daher das ihm zugäng- 
liche Material dieser Localität einer Untersuchung, die für ihn 
allerdings die Bestätigung seiner Vermuthung ergab, ihn somit 
den Calcaire de la Porte-de-France in die Kreide einreihen liess. 
Das von Pıııer und Lory angegebene Vorkommen jener Breccie 
wird dann von ihm als eine eigenthümliche, ihrer Erklärung noch 
harrende Erscheinung hingestellt. 

Mich führten meine Untersuchungen in Südtyrol ähnlich wie 
Lory zu dem Schlusse, dass man es neben einer Reihe an Kreide- 
formen sich anschliessenden Ammoniten besonders noch mit sol- 
chen zu thun habe, welche jurassischen Typus zeigen. Ja es 
liessen sich sogar zwei, kürzlich aus den lithographischen Kalken 
Solenhofens bekannt gewordene Arten (Amm. hybonotus Opr. 
und A. lithographicus Orr.) wiedererkennen. Einmal also war 
für mich das jurassische Alter der Diphyakalke erwiesen, an- 
dererseits musste ich sie, wegen ihrer Auflagerung auf den 
Schichten des Amm. acanthiceus als Äquivalente der obersten 
ausseralpinen jurassischen Horizonte ansehen. Ich unterliess je- 
doch nicht, wiederholt darauf hinzuweisen, dass die Grenze nach 
oben, gegen das Neocomien (in Gestalt des Biancone), sehr 


70 


schwer zu ziehen sei. dass mir aus letzterem Exemplare einer 
Terebratula bekannt geworden seien, die ich von tiefer liegen- 
den Formen der Ter. diphya für den Augenblick nicht unter- 
scheiden konnte, dass überhaupt durch die ganze Fauna, insbe- 
sondere durch die Ammoniten aus den Familien der Lineaten 
und Heterophyllen eine sehr nahe Verwandtschaft des ober- 
sten Jura und der untersten Kreide angedeutet sei. Ich musste 
es ferneren Untersuchungen überlassen, ob und welche Arten 
aus einer Formation in die andere übergingen, besonders, ob 
man zwischen einer Ter. diphya und T. diphyoides zu unter- 
scheiden habe. Als ich eben meine Arbeit im Manuskript voll- 
endet hatte, bekam auch Oprer Gelegenheit, sich durch Unter- 
suchung des reichen Materials, was Honexeeser aus dem Klippen- 
kalke der Karpathen gesammelt hatte, eingehender mit dem Vor- 
kommen der T. diphya zu beschäftigen. Die Resultate seiner 
Untersuchungen finden sich niedergelegt in seiner letzten Arbeit, 
betitelt die »tithonische Etage«. * Während die untere Grenze 
der Diphyakalke durch die Schichten des Amm. acanthicus, 
denen z. Th. ausserhalb der Alpen die Schichten mit Amm. mu- 
tabilis entsprechen, scharf gezogen erschien, war diess nicht in 
gleichem Grade nach oben der Fall, wo die mannigfaltige Aus- 
bildung der Facies über die obere Grenze jurassischer Bildungen 
schon zu mannigfachen Kontroversen Veranlassung gegeben hatte. 
Es wurden daher alle Schichten, welche über denen des Amm. 
mutabilis, longispinus u. s. w. und unter jenen, welche durch 
Amm. Grasianus, A. semisulcatus etc. bezeichnet sind, lagern, mit 
dem Namen der tithonischen Etage’ zusammengefasst. Diese 
Abgrenzung hatte den Zweck, einen Rahmen für die Aufnahme 
solcher Schichten zu bilden, welche innerhalb der oben angege- 
benen Grenzen nach ihren sonstigen Charakteren es zweifelhaft 
erscheinen liessen, ob sie zweckmässiger das Ende der Jura- 
oder den Anfang der Kreideformation bezeichneten. In diese 
Zwischenstufen _stellte Oprer mit einer grösseren Reihe anderer 
Vorkommnisse auch die Schichten mit Ter. diphya von Südtyrol 
und von Grenoble. Eine Anzahl Cephalopoden, welche für die 
Gesammtheit der tithonischen Etage bezeichnend war, wurden 


* Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 1865, p. 535. 


71 


s 


vorläufig kurz charakterisirt. Der bald nach Vollendung dieser 
Arbeit erfolgte Tod Orrer's liess die versprochene genauere Cha- 
rakterisirung und Abbildung leider nicht zur Ausführung ge- 
langen. KEHLE 

Sehen wir nun, wie die neueren französischen Arbeiten das 
Verhältniss der Diphyakalke der Porte-de-France zu dieser 
tithonischen Etage auffassen. Da Lorv überhaupt den ganzen 
Calcaire de la Porte-de-France in tiefere Horizonte verweist, 
so kommt für ihn eine Vergleichung mit tithonischen Schich- 
ten gar nicht in Frage. Sein Hauptargument bildet das Auf- 
treten der Breccien und diess allein genügt ihm, Ter. diphya 


und die ganze Reihe fremdartiger Ammoniten in das Oxfordien- 


zu verweisen. Er folgt dabei der in Frankreich sehr allgemein 
verbreiteten Annahme, dass die als Corallien bezeichneten Schich- 


ten eine bestimmte Formations-Abtheilung darstellen, während in 


Deutschland auf Grund der Arbeiten von Mösch und OpreL sich 
die Ansicht Geltung verschafft hat, dass Corallien eben nur der 
Name für eine gewisse Ausbildungsweise der Facies sei, die in 
paralleler Entwicklung neben den Cephalopoden-Horizonten her- 
läuft. So hat die Oxford-, die Kimmeridge- und die titho- 
nische Gruppe ihr Corallien, und in letzter gerade ist noch 
kürzlich das Corallien von Cırın, das noch über denen, durch 
TurorLıere's Untersuchungen berühmten Schichten mit Wirbel- 
thierresten liegt, eingereiht werden *. Es kann daher durch- 
aus vicht befremdlich erscheinen, wenn wir auch an der obersten 
Grenze des Calcaire de la Porte-de-France eine solche Scy- 
phien-, Korallen- und Echinodermen-Facies zur Ausbil- 
dung gelangen sehen. Arten wie Cidaris coronata, Terebratu- 
lina substriata, Megerlea pectunculus z. B. gehen durch die Zo- 
nen des Amm. transversarius, bimammatus und tenuilobatus hin- 
durch, Möscu’s Cidariten-Schichten entsprechen nach WAAGENn und 
WÜRTENBERGER der oberen Kimmeridge-Gruppe. Es wird somit 
nur einer genauen Vergleichung und Revision der von Pırer und 
Lory angegebenen Arten bedürfen, um ihre verticale Verbreitung 
genauer zu fixiren, keinesfalls aber werden dieselben als ein ge- 


* WaAcEn, Versuch einer allgemeinen Klassification der Schichten des 
oberen Jura. München, 1865. Tabelle. Sodann: Derselbe in dieser Zeitschr. 
1866, p. 571. 


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12 


eignetes Mittel zur schärferen Altersbestimmung der Schichten 
angesehen werden dürfen. 

Weit entfernt also, in den Breccien eine auffallende Er- 
scheinung zu sehen, finde’ ich im Auftreten derselben nur einen 
Grund mehr, die Diphyakalke dem Jura anzuschliessen. Es 
würde dann diese in den Facies-Unterschieden zu Tage iretende 
verschiedenartige Ausbildung der Schichten vielleicht ein gemein- 
sames Kennzeichen des gesammten oberen Jura gegenüber der 
unteren Kreide abgeben. Die Ähnlichkeit der Cefhalopoden der 
Klippenkalke, der Südtyroler-Diphyakalke und des Cal- 
caire de la Porte-de-France mit Kreidearten deutet eben nur 
die verhältnissmässig geringe Zeit an, welche verfloss zwischen 
der Ablagerung der obersten jurassischen und der untersten 
Kreide-Ablagerungen. War es immer schon eine gewohnte Vor- 
stellung, in der grossen Mehrzahl der alpinen jurassischen Ab- 
lagerungen die Spuren des Vorhandenseins einer einstmaligen, 
weit sich erstreckenden Meeresbedeckung zu sehen, während 
ausseralpine Bildungen auf nahes Land hindeuteten, so findet 
diese Annahme auch in dem oben Gesagten in gewissem Sinne 
eine Bestätigung. Man darf nur die Verallgemeinerung nicht so 
weit treiben, das Auftreten und Fehlen der einen Ausbildungs- 
weise als ausschliesslich bezeichnend für das eine oder andere 
Gebiet anzusehen. Immerhin fallt der Schwerpunct der Cephalo- 
poden-Facies in die Gegend, die jetzt die Alpen einnehmen und 
weit noch südlich und östlich derselben, während an den Gren- 
zen und ausserhalb derselben, auf Grund mannigfacher von der 
Wechselwirkung von Land und Meer bedingter, localer Einflüsse 
eine grössere Differenzirung sich zeigt: Die einander in einigen 
Arten so nahe stehenden oberjurassischen und untercretacischen 
Ammoniten aus Südtyrol und Südfrankreich deuten eine fortlau- 
fende Entwicklung des organischen Lebens bei ununterbrochener 
oder nur kurz unterbrochener Meeresbedeckung an, während die 
Ausbildung der gleichzeitig lebenden Scyphien, Korallen und 
Echinodermen nur in der Annahme einer wechselnden Beschaf- 
fenheit des Meeresgrundes oder der Grenzen von Land und Meer 
ihre Erklärung findet. 

Das Alter des Ciment lässt sich nach den vorliegenden 
Angaben wohl noch nicht mit Sicherheit angeben. Ob er eben- 


73 


- falls noch tithonisch oder neocom ist, wage ich nicht auszu- 
sprechen. Gerade in diesem Falle könnte eine genaue Fixirung 
der verschiedenen Arten der Ter. diphya von grossem Nutzen 
sein. Da wir in nächster Zeit von kompetentester Seite eine 
Arbeit über diesen Gegenstand zu erwarten haben, bleiben alle 
Speculationen besser bei Seite. 

In der Arbeit H£serr’s, zu der ich noch Einiges zu bemer- 
ken habe, ist wohl zu unterscheiden, was sich auf den Calcaire 
de la Porte-de-France, was auf Vorkommnisse anderer Localitäten 
sich bezieht. Letztere lasse ich hier bei Seite. Die Porte-de- 
France hat H£serr nicht selbst besucht, doch Gelegenheit gehabt, 
dort gefundene Cephalopoden zu untersuchen. Es sind diess 
eben jene oft genannten, Kreidearten ähnlichen Ammoniten, die 
H£serT nun bestimmt mit Arten aus dem Neocom identificirt. 
Es ist ein unfruchtbares Unternehmen, über Fossilreste zu spre- 
chen, die man nicht vor sich hat, ich beschränke mich daher nur 
auf einiges Wenige. Dass Lory zu einem entgegengeseizten Re- 
sultate gelangte und die Arten des oberen Calcaire de la Porte- 
de-France nicht mit Neocom-Arten identificiren konnte, er- 
wähnte ich oben; und Lory hatte dieselben Exemplare vor Augen, 
deren Anzahl übrigens nicht sehr gross zu sein scheint. OPPrEL 
kannte nicht nur mein Material aus Südtyrol, er hatte auch das 
Honenescer sche aus den Karpathen zur Vergleichung. Es ist 
nicht übertrieben, wenn ich sage, dass Orrer's Angaben sich auf 
tausende, zum Theil sehr gut erhaltene Exemplare stützten. Er 
kam nach der gewissenhaltesten Prüfung zu dem Resultate, eine 
Formations-Abtheilung aufzustellen, deren näherer Anschluss an 
Kreide oder Jura vor der Hand noch offen gelassen wurde 
und deren allseitige Behandlung noch eine längere, eingehende 
Bearbeitung nöthig machen würde. Sollte es demnach nicht 
etwas gewagt erscheinen, das Alter der Diphyakalke schon 
jetzt nach den nicht sehr zahlreichen Vorkommnissen der Porte- 
de-France in einer so positiven Art und Weise festzustellen, wie 
Herr H£serr es thut? Viele der Arten stehen ja Kreideformen sehr 
nahe, das ist allgemein anerkannt, so besonders die Lineaten 
und manche Heterophyllen. Ammonites ptychoicus jedoch, 
den HEBERT mit seinen nächst Verwandten mit dem Amm. semi- 
sulcatus D’Ors. vereinigen will, scheint mir von letzterem unter- 


74 


schieden. Verschiedene Beschaffenheit in verschiedenem Alter, 
die angenommen wird, um Amm. ptychoicus Qu., Amm. geminus*, 
A. Hommairei vOrB. mit semisulcatus D’Ors. zu vereinigen, habe 
ich bei dem zahlreichen Material, was in meinen Händen war, 
nicht wahrgenommen. Ob man meinen Amm. geminus mit Amm. 
ptychoicus Qu. vereinigen will, hängt davon ab, ob man die Mög- 
lichkeit einer Resorption der Wülste auf der Wohnkammer an- 
nehmen will oder nicht. 

Auch die Unterschiede, welche H£sert zur Trennung der 
Heterophyllen mit Furchen aufstellt, reichen für die unend- 
liche Formenmannigfaltigkeit, die diese Gruppe des gesammten 
alpinen Lias und Jura zeigt, nicht aus. Amm. Circe nennt H£- 
BERT einen solchen Ammoniten der dem Amm. Zignodianus im 
Wesentlichen gleichen soll und nur dadurch unterschieden sei, 
dass er vor der Furche auf dem Rücken den Wulst nicht hat, 
den Amm. Zignodianus immer zeigt. Dieser Ammonit stammt 
aus dem Unteroolith von Digne. Eine ganz gleiche Form 
besitze ich aus dem Unteroolith von St. Vigilio. In densel- 
ben Schichten sammelte ich jedoch einen Heterophyllen, der 
ganz mit der von He£serr als Amm. Nelsoni beschriebenen Art 
übereinstimmt. -Die Art der Biegung, schwach nach vorn in der 
Mitte, die stärkere Biegung nach vorn auf dem Rücken und die 
Verbreiterung daselbst, alles stimmt genau. Solche Formen will 
aber H£sert allein auf den Lias beschränken. Nimmt man Exem- 
plare aus dem Lias der Kammerkuhr zur Hand, so zeigen 
diese wieder ein anderes Verhalten. Hier biegt sich bei man- 
chen die Furche bereits im zweiten Drittel ihres Verlaufes auf 
der Seite stark nach vorn. Noch anders erscheinen Formen, die 
ich am Berge Domaro bei Brescia mit Amm. Taylori, mar- 
garitatus und cf. pettos sammelte. Die Furchen laufen hier gleich 
vom Nabel an ganz entschieden nach vorn, so dass die Abbil- 
dung eines solchen Ammoniten ein beinahe unnatürliches Ansehen 
bekommt. Schon Haver (Ammoniten aus dem Medolo p. 406) 
macht auf solche Formen unter Amm. tatricus aufmerksam. Dass 
eine grosse dem A. Zignodianus nahe stehende Form ein häufiges 
Fossil der Diphyakalke ist, wurde oben erwähnt. Das, was 


* Beiträge p. 189, __ 


15 


Hrsert mit: Amm. Calypso identificirt, dürfte Amm. Kochi Orr. 
(tith. Etage p. 550) sein. 

Die Verfolgung der Heterophyllen (Phylloceras Süss), 
ausgezeichnet durch grosse Wohnkammer mit ganzem Rande, 
eigenthümlichem Lobenbau, vielleicht Mangel eines Aptychus und 


ungemein vielfältige äussere Gestalt in ihrer successiven Entwick- 


lung von der Trias bis in die Kreide ist einer der anziehend- 


sten Gegenstände der Untersuchung. Allein es wird, um zu ge- 


nügenden Resultaten zu kommen, ein sehr reiches Material 
nöthig sein. 

Amm. nodulosus Car., auf den sich H£serr einmal bezieht, 
ist eine Jugendform, die zum Vergleich nicht wohl herangezogen 
werden darf. Auch stammt das Exemplar in Padua wahrschein- 
lich aus den Schichten des Amm. acanthicus. 

Belemnites latus Qu. sagte ich in meiner Arbeit. Ich hätte 
genauer sagen sollen: Quenstepr tab. 30, fig. 19, denn diess 
Exemplar gibt Quensteovr von Bar&me mit Amm. tortisulcatus 
an. Eben eine Art aus Schichten, in denen sich auch Amm. 
torlisulcatus findet und deren Alter ich erst festzustellen suchte, 
wollte ich bezeichnen und durfte desshalb nicht Bel. latus Braınv. 
citiren, wie Herr H£sert wünscht, da ich damit eine Art ange- 
geben hätte, welche nur aus Neocom bekannt ist. Eine so ge- 
wagte Angabe, wie die einer ächten Neocom-Art mit jurassi- 
schen Ammoniten, wie Amm. hybonotus und A. lithographicus 
zusammen, würde ich nur auf weit umfassenderes Material hin 
aussprechen, als mir zu Gebote stand. Ich wählte daher lieber 
diesen Namen, nur um die Übereinstimmung mit einer Form, die 
auch von Anderen in gleicher Vergesellschaftung angetroffen war, 
zu bezeichnen, als dass ich eine falsche Angabe ıiachte. 

Nachdem sich also Herr H£serr in seinem Aufsatze darauf 
beschränkt hat, die schon häufig hervorgehobene grosse Annähe- 
rung der tithonischen Formen an cretacische noch des Weiteren 
zu begründen, indem er sie sogar mit Kreidearten vereinigt, 
übergeht er meine directen Beweise des Vorkommens einiger 
Arten aus lithographischem Schiefer mit Ter. diphya gänzlich, 
macht Lory's Angabe der so häufigen Aptychen im Diphya- 
kalk zweifelhaft, betrachtet das Auftreten der Breccien als etwas 
ganz Unerklärliches, sieht ganz ab von den seit Jahren in Deutsch- 


76 


land über oberen Jura erschienenen Arbeiten, um mit dem Satze 
zu Schliessen: je cherche en vain une seule raison de placer ces 
couches (Diphyakalk) au niveau du Kimmeridge clay, ou :de tout 
autre horizon du groupe jurassique superieur. Dass denn doch 
mehrere solcher Gründe schon öfters geltend gemacht worden 
sind, daran allein wollte ich auf den vorhergehenden Seiten er- 
innern. Hoffen wir, dass bald weitere Untersuchungen veröffent- 
licht werden, welche der einen oder anderen der oben ange- 
führten Ansichten zur Stütze dienen, und somit eine der interes- 
santesten geologischen Fragen der Gegenwart ihrer definitiven 
Lösung entgegenführen können. 

Es dürfte das Verständniss erleichtern, wenn ich zum Schlusse 
nochmals die Aufeinanderfolge südfranzösischer Schichten, wie 
sie mir sich am naturgemässesten darzustellen scheint, in Form 
einer Tabelle hersetze: 


Kreide. Neocom. 
Ciment? 
a Breccien; Nerineen- und Diceratenkalke. 
ROSEN Lithogr. Kalke Oberer Calcaire de la Porte-de- 
Bank d. Ter. diphya France. ? 


Zone d. Anm. tenutilobatus: 

unterer Calcaire de la Porte-de-France und geschichtete 
Kalke mit Amm. tenuilobatus etc. vom Berge von 
Crussol. 


Kimmeridgien. | . 


Oxfordien. | Zone des Amm. bimammatus vom Berge von Crussol. 


Über einige Erscheinungen, beobachtet an Natrolith 


von 


Herrn Professor A. Kenngott. 


Obgleich die Zusammensetzung des Natrolith insofern sicher 


gestellt ist, als man weiss, dass dieses Mineral 1Na, 1Ä4, 2H 
und ne enthält, dass die Nora desselben meist Na Si r 


geschrieben wird, anstatt welcher ich seit längerer Zeit Nail 
— 2H Si schrieb (bei Kieselsäure = Si, Naxäl + H? SH, so 
wollte ich doch das Verhalten des Natrolith mit grösster Sorg- 
falt vor dem Löthrohre und in Säuren im Vergleich mit anderen 
ähnlich zusammengesetzten Species beobachten, um durch das 
Verhalten einerseits bestimmie Unterschiede zu finden, anderer- 
seits um daraus einen Schluss ziehen zu können, wie die ein- 
zelnen Bestandtheile in einer Formel gruppirt werden könnten. 
Ich nahm zu diesem Zwecke kleine, gut ausgebildete, farblose, 
durchsichtige Krystalle von Montecchio Maggiore bei Vicenza. 
Wenn man dieselben im Glaskolben oder in der Zange sehr 
langsam erhitzt, so werden sie, wie bekannt, durch den Austritt 
von Wasser weiss und undurchsichtig, ohne ihre Gestalt zu ver- 
lieren. Hält man einen so weiss und undurchsichtig gewordenen 
Krystall längere Zeit in die Spiritusflamme , so fängt er an von 
den Kanten aus wieder farblos und durchsichtig zu werden, ohne 
zu schmelzen und wenn man die Probe vorsichtig mit dem Löth- 
rohre behandelt, ohne sie zum Schmelzen zu bringen, gerade 
nur so weit, um die Hitze etwas intensiver zu machen, so wer- 
den Krystalle von etwa 2 Linien Länge und 1a bis 4 Linie 


78 


Dicke wieder vollkommen klar und. durchsichtig, ihre Gestalt 
behaltend, nur sich an den Kanten ein wenig abrundend. Die- 
sen Vorgang erklärte ich mir nun dadurch, dass die Be- 
standtheile in dem Natrolith so gruppirt sein möchten, NaH? 
+ Ä1Si3, dass durch den Austritt von Wasser das Natron frei 
wird und durch die Störung der krystallinischen Lage der Theil- 
chen die Trübung eintritt, dass durch das längere Erhitzen das 
frei gewordene Natron mit dem Thonerde-Silicat zu verschmelzen 
beginnt und dadurch ein klares Schmelzproduci erzeugt wird, 
ohne dass die Erhitzung so stark war, die ganze Masse zur Kugel 
zu schmelzen, weil die andauernde Erhitzung gerade ausreicht, 
in allen Theilen die Verschmelzung des überall anwesenden Na- 
tron mit dem Thonerde-Silicat zu bewirken. 

Wenn diese Erklärung die. richtige ist, so muss ‚daraus her- 
vorgehen, dass der einfach im Glasrohre bis zum Trübewerden 
erhitzte Natrolith alkalisch reagirt und diess that er auf die ent- 
schiedenste Weise mit Curcumapapier. Indem ich dieses Re- 
sultat als Beleg für die Formel Na HR: +XS$i ansah, lag die 
Vermuthung nahe, dass das Natron auch alkalisch reagiren müsse, 
ohne dass der Natrolith erhitzt wird, weil es nicht an die Kiesel- 
säure gebunden ist. Ich pulverisirte daher den Natrolith im 
Achatmörser und fand meine Vermuthung vollkommen bestätigt, 
indem das Pulver auf Curcumapapier gelegt und mit einem 
Tropfen destillirten Wassers befeuchtet, dasselbe stark röthet. 
Dessgleichen bläute es das geröthete Lakmuspapier und färbte 
das Fernambukpapier schön karmoisinroth, so dass kein Zweifel 
über das entschiedene alkalische Verhalten des unveränderten 
Natrolithpulvers obwalten konnte, wie wiederholte Versuche es 
ergaben. Weitere mit Analcim und anderen sogenannten Zeo- 
lithen angestellte Versuche, welche zu ähnlichen Resultaten füh- 
ren, einer späteren Mittheilung vorbehaltend, hielt ich die obigen 
Erscheinungen für interessant genug, um sie bald mitzutheilen. 


Briefwechsel. 


A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. 


Würzburg, den 24. October 7866. 


In der letzten Zeit habe ich nach monatelanger Unterbrechung durch 
die traurigen Ereignisse des Sommers mehrere angefangene Arbeiten wieder 
aufgenommen und gedenke die Resultate in einigen während des Winters zu 
publicirenden Abhandlungen niederzulegen. Für heute will ich einige ver- 
einzelte Beobachtungen, welche ausser Zusammenhang mit den Gegenständen 
jener Abhandlungen stehen, mittheilen. 

1) Anhydrit aus dem Mont-Cenis-Tunnel. Einer meiner frühe- 
ren Schüler, Herr Ingenieur F. Agece aus Karlsruhe, brachte eine Gesteins- 


probe aus jenem Tunnel mit, die mich lebhaft interessirte. Ein feinkörniger 


Quarzit, welcher mit dünnen Lagen eines wasserhaltigen weissen Glimmers 
(Paragonit) abwechselt, erschien nach allen Richtungen von Schnüren eines 
rechtwinklig spaltbaren Minerals von rosenrother und blassvioletter Farbe 
durchsetzt, welches sowohl in seinen äusseren Eigenschaften, als in seinem 
chemischen Verhalten durchaus mit dem gleichgefärbten Anhydrit von Berch- 
tesgaden übereinstimmt. Anhydrit, welcher in den krystallinischen Schiefern 
der Alpen (Val Canaria) meist schon in Gyps umgewandelte Zwischenlager 
bildet, kommt also auch wie Schwerspath, Kalkspath u. s. w. in Gangtrüm- 
mern in denselben vor. Hier wie auf den Riechelsdorfer Gängen und auf 
anderen, wo nur noch die Quarzpseudomorphosen nach seinen Formen das 
frühere, gar nicht sehr seliene Auftreten desselben andeuten, kann der An- 
hydrit unmöglich in gleicher Weise gebildet worden sein, wie in den Stein- 
salzlagerstätten. Für diese haben die interessanten experimentellen Unter- 
suchungen von Hoppe-SeyLER eine Ari der Anhydrit-Bildung nachgewiesen, 
die gewiss auf einzelnen Lagerstätten stattgefunden hat, ob aber nicht noch 


eine andere, bei welcher eine so hohe Temperatur (130°) nicht erfordert 


wird, möglich ist, das zu ermitteln, wäre eine sehr dankbare Aufgabe. 

2) Krystallisirter Nepbelin in Drusen von Pfaffenreuth bei 
Passau. In dem Gestein, welches die schönen Krystalle von braunem Ti- 
tanit enthält, fand GünseL eine Druse, die er mir zur Ansicht schickte. Oli- 


80 


goklasgruppen, ganz und gar mit den bekannten von Arendal übereinstim- 
mend, graugrüner Diopsid und brauner Titanit waren darin aufgewachsen, 
zugleich auch einige hexagonale, farblose Krystalle SOP .oP mit Andeutung 
einer Pyramide, welche mit Säuren und wor dem Löthrohr alle Eigenschaften 
des Nephelins zeigten. Da Nephelin in altem krystallinischem Gestein zwar 
öfter (Zirkon-Syenit, Foyait) ein-, aber bis jetzt meines Wissens nicht auf- 
gewachsen gefunden worden ist, so halte ich nicht für überflüssig, die That- 
sache zu constatiren. 

3) Nakrit pseudomorph nach Scheelit von- Ehrenfriedersdorf. 
Seither war Nakrit nur als Pseudomorphose nach einer Wolframverbindung, 
dem Megabasit bekannt, die auch in der hiesigen Sammlung ausgezeichnet 
vertreten ist. Die neue stellt hohle, ganz von lebhaft perlmutterglänzenden 
Nakrit-Aggregaten gebildete quadratische Pyramiden mit rauher Oberfläche 
dar, deren Winkel sehr gut mit der Grundpyramide des Scheelits überein - 
kommen. Die Grösse beträgt 6 Centim. Die Pseudomorphosen sitzen auf 
violettem Flussspath und sind in der Druse das jüngste Gebilde. 

4) Talk nach Enstatit. Von Winklarn (Oberpfalz) befinden sich Ser- 
pentinstücke mit porphyrartig eingewachsenen Krystallen in der acad. Samm 
lung, welche bis 6 Centim. Länge erreichen und theils Schillerspath,, theils 
ein Gemenge von diesem mit Talk oder endlich reiner, in dünnen Blättchen 
leicht ablösbarer Talk sind. Das Gestein, aus welchem jener Serpentin ent- 
standen ist, wurde mir mit anderen, für die Serpentin-Bildung interessanten 
von GünmseL mitgetheilt, es ist ein grosskörniger, in keiner Weise von dem 
Harzburger unterscheidbarer Enstatitfels. Talk ist also auch hier, wie nach 
Gentu beim Olivin und nach Brum’s und meinen Beobachtungen bei dem 
Pyrop letztes Zersetzungs-Product des magnesiareichen Enstatits, eine in geo- 
logischer Beziehung nicht unwichtige Thatsache. 


F. SANDBERGER, 


r Würzburg, den 9. Novbr. 1866. 


Im Herbste des Jahres 7862 erhielt ich ‘von dem badischen Finanz- 
ministerium den Auftrag, mit Hrn. Bergrath Carorı und Salinenverwalter 
Sprenger im Oberlande eine Localität zu bezeichnen, an welcher mit Aus- 
sicht auf Erfolg auf Steinsalz gebohrt werden könne. Die Behörde beab- 
sichtigte dann auf dasselbe einen Abbau nach dem Vorgange der württem- 
bergischen Regierung einzurichten und das Steinsalz als solches in den Handel 
zu bringen. 

Wir schlugen vor, die Gegend von Grenzach und Wyhlen, in welcher 
die Anhydrit-Gruppe in grossartiger Entwickelung zu Tage geht, mit meh- 
reren Bohrlöchern zu untersuchen. Das erste, zunächst an der Eisenbahn 
gelegene bei Grenzach traf auf eine Verwerfungsspalte in dem Wellendolo- 
mit und wurde alsbald verlassen, mit dem zweiten, hart am Rheine bei 
Wyhlen von Hrn. CaroLı in derselben Gegend gewählten wurde die in nach- 


gi 
folgender Tabelle beschriebene Schichtenreihe mit einer Gesammtmächtigkeit 


des Steinsalzes von 63‘81/2°° bad. durchbrochen. 


Bohrung bei Wyhlen, hart am Rhein. 
Herbst 1866. 


a TE an EEE EZ SE ET DET EEE BE EB TOT EEE ET RE STE EEE EEE 
Alluvium 

und Fetter grauer Thon mit Geröllen . . . . 1—80' 8‘ 
Diluvium 


Schwarzgrauer Thon mit verkiesten Ammoniten (Ammo- 
nites hircinus SCHLOTH., A. radians var.) und Be- 
lemniten (Belemnites exilis D’ORB., B. tricanaliculatus 
ZIET., B. parvus HARTM., aus den tiefsten Bänken 


auch B. üsregularis SCHLOTH.) „rs... 2 08“ 80—235' 155° 
Thon mit röthlichem und grauem Gyps, zeitweise mit 

Zwischenlagern grauer Mergel . . . 2 2.2.2. 235—102' 167° 

- Steinsalz, körnig, graulichweis . . . 2 2 2 200. Au2—412’4'' 10'4'' 

Gypsmersels., Au id eu a re Sea 417’4''—416'8'' 4.4 
Sheinsale, ale oben. v0. 0 a ae 416 8'°'—423'4'' 66'' 
EYBSHIERSee a EN Re ee 423'4''—425' 176° 
Gypshalieessteingglzu rear. 425'—426'6"/2 1'6%/g"' 
Steinsalz. wie oben... Vena a Ra tur. A266 NY," 43,5" 281/,' 
Eypshaltiges ‚SteinsalzeN. 2 Ih. ee euekegurser ein 431’5°'—440' 85" 
Stemsalzu wao Nenn N SL N EN 440'— 482° 42‘ 
EWR N ne er 4821'— 4864 aa 


Obwohl nun die Mächtigkeit des Steinsalzes durchaus den gehegten Er- 
wartungen entspricht, so erscheint es doch noch nicht rein genug, um es 
als solches zu chemischer Fabrikation u. s. w. in den Handel zu bringen 
und steht daher die Fortsetzung der Bohrversuche zur Erlangung von reine- 
rem Steinsalz in Aussicht. 


F. SANDBERGER. 


Lemberg, den 25. November 1866. 

Vor Kurzem habe ich eine Anzahl von Dünnschliffen echter Basalte vom 
Rhein, aus der Eifel, Sachsen, Böhmen u. s. w. angefertigt und ich bin au- 
genblicklich damit beschäftigt, dieselben unter dem Mikroskop und mit mi- 
krochemischen Hülfsmitteln zu untersuchen und mit einander zu vergleichen. 
Dieselben weisen insgesammt eine grosse Ähnlichkeit auf und was das Eigen- 
thümliche ist, man erkennt darin zwischen den einzelnen krystallisirten, mi- 
kroskopischen Gemengitheilen eine farblose, schwach gelblich oder graulich 
gefärbte Masse, welche, zwischen dem Polarisations-Apparat betrachtet, nicht 
den Farbenwechsel doppeltbrechender Körper zeigt, sondern das Licht nur 
einfach bricht, daher wohl ohne Zweifel amorpher und zwar glasartiger Natur 
ist. Unsere Vorstellung, dass die Basalte bis in ihre kleinsten Theilchen 
krystallinisch zusammengesetzt seien, muss demnach eine Berichtigung er- 


fahren, wenn auch in einigen Vorkommnissen die amorphe' Grundmasse nur 
Jahrbuch 1367. 6 


Teufe. Mächtigkeit. 


82 


spärlich vertreten ist. Der Wassergehalt der frisch und unzersetzt aussehen- 
den Basalte, in denen auch das Mikroskop keine Zeolithbildung nachweist, 
ist vielleicht wie bei den Pechsteinen an die amorphe Grundmasse geknüpft; 
mikrochemische Reactionen werden dies noch näher aufklären können. 
Deutlich erkennbare, trikline, im polarisirten Licht prachtvoll farbig gestreifte 
Feldspathe, dünne, spiessige Nadeln mit klinobasischer Endigung, Augite, 
Olivine und Magneteisenkörner bilden die übrigen mikroskopischen Bestand- 
theile, welche ich bis jetzt in den Basalten gefunden habe; von der Gegen- 
wart des Nephelins in diesen ächten Basalten habe ich mich noch nicht 
überzeugen können. Die Augite sind meist überaus verunreingt, enthalten 
Magneteisenkörner, Feldspathe und Partikel der glasigen Grundmasse als Ein- 
schlüsse, woher denn auch wohl der befremdende Thonerde-Gehalt der ba- 
saltischen (wie anch vermuthlich in ähnlicher Weise der der andern) Augite 
stammt. Auch lassen sich mit dem Mikroskop vortrefflich die Zersetzungs- 
Processe innerhalb der Basalte studiren. Zur Vergleichung gedenke ich dem- 
nächst auch Phonolithe zu untersuchen; ein dünnplattiger frischer Phonolith, 
den ich im Sommer vorigen Jahres im Cantal schlug, hat mir ebenfalls eine 
einfachbrechende (amorphe) Grundmasse ergeben. 


z F. ZiIrkEL. 


B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. 


Halle, den 9. Nov 7866. 


In der Schicht von bituminösem Thon, welche das interessante Braun- 
kohlenlager von Bornstädt bei Eisleben unterteuft *, finden sich gut er- 
haltene Pflanzenreste, von welchen bekanntlich GörPERT zuerst mehrere be- 
stimmt hat. Im vorigen Jahre erhielt ich durch die Gefälligkeit des Herrn 
Dr. MüLLer in Bornstädt eine Partie solcher Pflanzenreste, deren Bestimmung 
zu übernehmen der Herr Prof. Heer die Güte gehabt hat. Die aus 28 Arten 
von Pflanzen bestehende Sammlung enthält 10 an anderen Localitäten noch 
nicht vorgekommene Species, z. Th. von sehr auffallenden Formen; die 
Flora ist dem Untermiocän angehörig. Die aufgestellten Arten sind fol- 
gende: 

Pteris parschlugiana Une. 
V Diplagium Mülleri Hr. 

-V Aspidium serrulatum HR. 
’S Seguoia Cuttsiae Hr. 
 Sabal Ziegleri Hr. 

V „»„ Zinckeni Hk. 
Smilax grandifotia Une. var. 
Myrica salicina Une. 


* Conf. ZINCKEN, die Physiographbie der Braunkohle. Hannover, 1865. S. 629. 


83 - 


5 Myrica Schlechtendali Hr. 
Quercus angustiloba Lupw. 
„  ” furcinervis Rossn. 
V Fieus ? Germari He. 
Cinnamomum lanceolatum Une. 
e Rossmaessleri U. 
Hakea Germari Errinch. 
Dryandroides acuminata Uxs. (9. 
Diospyros brachysepala A. Ba. 
” e oblongifolia HR. 
Y Hyrsine borealis Hr. 
% Apocynophyllum helveticum Hr. ( Neritinium). 
'y Myrtus amissa Hr. 
Eucalyptus haeringiana Errixe. 
Celastrus europaeus Une. (?). 
ü  elaenus Une. - 
Y Rhamnus grosse-serratus HR. 
Juglans Ungeri Hr. 
Cassia phaseolites Une. 
% Berenices Une. 


C. ZinNckEN. 


Warschau, den 15. November 1866. 
Ich habe ein wenig bekanntes Land, : die Umgebung von Iwanisko und 
Opatöw untersucht; hauptsächlich war ich bemüht, um den Zechstein aufzu- 
finden, aber nirgends zwischen Jendrzejow und Sandomierz findet sich auch 


nur die mindeste Spur davon; auf devonischem Kalksteine liegen stets 


rothe Sandsteine des Bunten Sandsteins, oder auf Quarzfels miocäne Kalk- 
steine; die dunkelgrauen Zechsteine beschränken sich nur ‚auf Kajetanow 
und diese kleine Insel, die mit dem Zechsteine von Kurland und Schlesien 
in Verbindung stehen musste. Sonderbarer Weise sind hier nur Überreste 
eines mächtigen Absatzes. 

Noch an mehreren Puncten, in der Umgebung von Opatöw, haben sich 
mehr oder weniger mächtige Absätze von Kalktuff gezeigt; der bedeutendste 
ist beim Orte Kobylanki, dann zwischen den angrenzenden Orten Kochow 
und Czernikow; der Kalktuff ist graulichweiss oder braunlich und sehr 
löcberig. Bei Karwow, unfern Opatöw, zeigt sich ebenfalls Kalktuff in der 
Nähe von miocänem Kalk, und noch gegenwärtig bricht eine mächtige Quelle 
hervor, die wahrscheinlich in früheren Zeiten ein kalkhaltiger Säuerling war, 
dem dieser Absaiz seinen Ursprung verdankt. Bei dem Orte Lipnik zwischen 
Opatöw und Sandomierz hat man bei Grabung eines Schlammes zuunterst 
gelblichen, sehr weichen Kalktuff gefunden, der sich auf Quarzfels nieder- 
schlug. 


Eine specielle Untersuchung der Juraforfion an dem, südlichen Ab- 


54 


hange des Sandomirer-Chenziner Übergangsgebirges hat erwiesen, dass ausser 
dem Kimmeridge-Kalke, mit Exogyra virgula charakterisirt, ältere Glieder 
des weissen Jura sich befinden. In dem schönen Durchschnitt von Brzeziny 
bei Morawica, unfern Kielce auf devonischem Kalkstein ruht Bunter Sandstein 
und Muschelkalk und darauf rothe und bunte Thone, die dem Keuper ent- 
sprechen, darauf auf dem Höhenzuge erscheint die Juraformation; an der 
oberen Grenze des rothen Thones liegen mehrere Blöcke von hellbraunem, fast 
gelblich braunem, halbkrystallinischem Kalkstein, der ganz dem von Sanka 
bei Krakau und dem Kelloway oder Fullers entspricht. Sehr mächtig 
haben sich die weissen Abtheilungen des Jura entwickelt, zuunterst etwas 
mergeliger, weisser Kalkstein, der dem weissen Jura ö zu entsprechen 
scheint, dann folgt in concordanter Schichtung weisser, derber Kalkstein, 
in dicke Schichten abgesondert; dieser Kalkstein enthält eingewachsenen 
Feuerstein und charakteristische Schwämme und andere Formen, wie Ammo- 
nites polygyratus, Terebr. bisuffarcinata ; mächtige Kalkfelsen, ähnlich wie 
bei Krakau finden sich oberhalb des Ortes Nida. 

Weiter östlich bei Drochöw findet sich ein ganz ähnlicher Durchschnitt. 
Auf dem devonischen Kalksteine von Dembska Wola folgen Bunter Sandstein, 
Muschelkalk und bunte Keuperthone, darauf auf den Anhöhen ruhen mergeliger 
weisser Jurakalk und weisser Kalkstein mit Feuerstein; es sind diess weisser 
Jura 8 und % Quenxsteor; in den obersten Abtheilungen findet sich Rhynch. 
sparsicosta, was auf höhere Schichten hindeutet. Weiter südlich entwickelt 
sich ungemein mächtig oolithischer Kalkstein der Kimmeridge, ohne dass eine 
Verbindung wahrnehmbar ist. Noch weiter östlich in Tarnoskala, Maleszowa, 
Brody kommen zu Tage ebenfalls weisse Jurafelsen, die dem % weissen Jura 
zu entsprechen scheinen; Feuerstein und Planulaten finden sich ziemlich 
häufig darin. 


L. ZEUSCHNER. 


Neue Literatur. 


(Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel 
beigesatztes PM.) 


A. Bücher. 
1865. 


Commissao geologica de Portugal. Vegetaes Fosseis. Primeiro 
opusculo. Flora fossil do terreno carbonifero por BERNARDINO ANTo- 
nıo Gowes. Lisboa. 4°. Pg. 44, Tb. VI. 

Commissao geologica de Portugal. Da Existencia do homem em 
epochas remotas no valle do Tejo. Primeiro opusculo. Noticia sobre 
os esqueletos humanos descobertas no cabeco da Arruda por F. A. 
PrrEIRA va Costa. Com a versao em francez por M. Daızunty. Lisboa. 
4%... Po. 38, Th. VIE, .„r< 

Die Baumaterialien des Mineralreiches im Kanton St. Gallen. St. Gallen. 
8%, 24 S ,:1 Taf. 


1866. 


Jurius Anpre: Studien über die Verwitterung des Granites. Mün- 
chen. 8%. S. 43. 

J. Beete Juxes: on the Carboniferous Slate (or Devonian Rocks ) and 
the old red sandstone of South Ireland and North Devon. ( Quart. 
Journ. of the Geol. Soc. 1866, 320-371.) * 

A. Breıtuaupr: Mineralogische Studien. Leipzig. 8°. 122 8. 

Gıovannı CanEstrinı: Oggetti trovati nelle Terremare del Mode- 
nese. Modena. 8°. Pag. 15, tav. III. Seconda relatione Avanei 
organici. Pg. 64. 

— — 0Origine dell’ uomo. Milano 8° Pg. 118. 

C. G. Carus: über Begriff und Vorgang des Entstehens. (Separat-Abdruck 
aus Zeopoldina, Hft. V, No. 14 und 15.) Dresden. 4%, 16 S. 

H. v. Deenen: die Bergwerks-Industrie auf der Kölner Ausstellung 1865. 
(Abdr. aus „Glückauf“, Beiblati zur „Essener Zeitung“. Essen. 8°. 
1985. = 


86 


P. van Diest: Bangka, beschreven in Reistogten. Amsterdam. 8%. 1018. 
2 geol. Karten. 

Lieut.-Col. Forses LesLie: the Early Races of Scotland and their Monu- 
ments. 2 Vol. Edinburgh. 

M.F. Gärzscumann: die Aufsuchung und Untersuchung von Lagerstätten nutz- 
barer Mineralien. Leipzig. 8%. 522 S. 

Dr. F. Garrıcou et H. FırsoL: Age de la Pierre polie dans les cavernes 
des Pyrenees Ariegeoises. Paris et Toulouse. 4%. 77 p., 9 Pl, 
Geologische Karte der Markgrafschaft Mähren und des Herzogthums Schle- 
sien. Nach den im Auftrage des Werner-Vereines zur geologischen 
Durchforschung von Mähren und Schlesien und den von F.. HoHENEsGER 
ausgeführten Aufnahmen bearbeitet von Franz Förter.e. Wien. Zwei 

Blätter. (0,525 M. Breite und 0,72 M. Höhe). 

Geologische Specialkarte des Grossherzogthums Hessen und 
der angrenzenden Landesgebiete im Maassstabe von 1 : 50,000, 
herausgegeben von dem mittelrheinischen geologischen Verein. Section 
Alzey, geologisch bearbeitet von R. Lupwıc. Mit einer Übersichtskarte 
der wetterau-rheinischen Tertiär-Formation. Erläuternder Text S. 66. 
Darmstadt. 

W. 6. HankeL: über die thermoelektrischen Eigenschaften des Bergkrystalles. 
(8. Bd. d. Abh. d. math.-phys. Cl. d. K. S. Ges. d. Wiss.) No. II. 
Leipzig. 8°. S. 321-392, 2 Taf. A 

Jentsch: über amorphe Kieselerde, amorphbe Kieselsäure vom spec. Gew. 
2» Bir Erfun.88 1398.78 

R. Kner: die fossilen Fische der Asphaltschiefer von Seefeld in Tyrol. (Son- 
derabdr. aus LII. Bde. d. k. Ac. d. Wiss.) 32 S., 6 Taf. 

-— — Die Fische der bituminösen Schiefer von Raibl in Kärnthen. (Ebenda). 
46 S., 6 Taf. 

G. C. Lause: die Fauna der Schichten von St. Cassian. III. Abth. Gastro- 
poden. (Aus LIII. Bde. d. Sitzungsb. d? k. Ac. d. Wiss.) 6 S. 

— — die Gastropoden des braunen Jura von Balin. (Aus LIV. Bde. d 
Sitzungsb. d. k. Ac. d. Wiss.) 68. 

J. Marcou: la faune primordiale dans le pays de Galles et la geologie 
californienne. (Bull. de la Soc. geol. de France, 2° ser., t. XXI, 
p. 952-559.) * 

— „— sur divers armes, outils et traces de l’homme americain. (Bull. 
de la Soc. geol. de France, 2° ser., t. XXIII, p. 374-377.) 

Memoirs of the Geologicual Survey of India. Palaeontologia Indica. M. 
10-13. The Fossil Cephalopoda of the Cretaceous #ocks of Southern 
India ( Ammonitidae) by F. Srouiczua. p. 155-216. Appendix I- XII. 
Pl. LXXVI-LXXXXIV. » 

S. Nırsson: ‚die Ureinwohner des Scandinavischen Nordens. Hamburg. 8°. 
120 S.,,5. Taf. 

ADoLr ÜBorny: über einige Gypsvorkommnisse Mährens. (Separatabdr. aus d. 
IV. Bde. d. Verh. d. naturf. Ver.) Brünn. 8°. 88. 


ur} 


87 


R. Parımann: die Pfahlbauten und ihre Bewohner. Greifswald. 8°. 2188., 


3 Taf. 

Tueopor Petersen: Phosphorit von Diez in Nassau; zur Kenniniss 
der Mineralien des Binnenthales. (1. Dolomit. 2. Hyaolophan. 
3. Grauerze.) Separat-Abdr. a. d. VII. Bericht des Offenbacher Vereins 
für Naturkunde, S. 16. 

F. J. Pıcrer et A. Humsert: Nouvelles recherches sur les Poissons fossiles 
du Monl Liban. Geneve. 4°. 114 p., 19 Pl. 

Ein Extract hiervon in Archives des sciences de la Bibliotheque universelle. 
Geneve. 8% 19 p. 

Report of the thirty-fifth Meeting of the British Association for the Ad- 
vancement of Science, held at Birmingham in September 1865. Lon- 
don. 


-A. Sıpegeck: Ein Beitrag zur Kenntniss des baltischen Jura. (Abdr. a. d. 


Zeitschr. d. deuisch. geol. Ges. 1866. p. 292-298.) 

E. Sauvacr et E. Hımy: Etude sur les terrains quaternaires du Boulon- 
nais et sur les debris d’industrie humaine qu'ils renferment. Paris. 
8%. Pe. 64. 

G. ScarABELLI: Sulla probabilita che il sollevamento delle Alpi siasi effe- 
tuato sopra una linea curva. Florenz. 8°. pg. 29. 

K.v. SersacH: die Zoantharia perforata der paläozoischen Periode. (Zeitschr. 
d. deutsch. geol. Ges. 1866.) 8°. S. 304-310, Taf. IV. = 

G. Stacur: Geologisches Landschaftsbild von Siebenbürgen. (Separatabdr. 
aus Österr. Revue 1866. 7. Hft.) Mit einer geologischen Übersichts- 
karte. 

— — die geologischen Verhältnisse der Umgebungen von Waitzen in Un- 
garn. (Aus d. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 16. Bd., 3. Hfi.) 

En. Suess: über den Löss. Wien. 8°. 16 S. 

— — Untersuchungen über den Charakter der österreichischen Tertiär- 
Ablagerungen. 1. II. (Aus dem LIV. Bde. d. Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. 
1866.) * 

Carı Vost: Lehrbuch der Geologie und Petrefactenkunde. Dritte 
vermehrte und gänzlich umgearbeitete Auflage. In zwei Bänden. Erster 
Band. Mit zahlreichen in den Text eingedruckten Holzstichen und zwei 
Kupfertafeln. 1. Lieferung. Braunschweig. 8%. S. 1—192. 

L. ©. H. Vorrısch: das Mangelhafte der Newron’schen Gravitations-Theorie. 
Rostock. 8%. 55 S.,.2 Taf. 

A. Weısgach: über den Kupferwismuthglanz. (Separatabdr, aus Ann. d. Phys. 
und Chem. Bd. CXXVII, S. 435-441, Taf. 8. 

V. v. Zerparovica: Mineralogische Mittheilungen. (Aus dem LIV. Bde. 
der Sitzungsber. d. kais. Acad. d. Wissensch. I. Abth. Juli-Heft. Jahrg. 
1866. Mit 1 Taf. Wien. 8%. 8.16. = 

Ferviınann Zieken: Lehrbuch der Petrographie. Zweiter Band. Bonn, 
8%. 8.635. 


ee ehe Te en 


|. 


88 


1867. 


Anpr. Lieieee: die Spectral-Analyse. Erklärung der Spectral-Erschei- 
nungen und deren Anwendung für wissenschaftliche und practische 
Zwecke, mit Berücksichtigung der zu ihrem Verständnisse wichtigen 
physikalischen Lehren in leicht fasslicher Weise dargestellt. Mit 9 in 
den Text gedruckten Figuren und einer lithographirten Tafel. Weimar. 
Ss. 992 m 

C. F. Zıncken: die Physiographie der Braunkohle. Mit 3 lith. Tafeln 
und mit Holzschnitten. Hannover. gr. 8°. S. 818. = 


B. Zeitschriften. 


1) J. ©. Poesennorrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. 8°. 
[Jb. 1866, 813.] 

1866, N. 6-7; CXXXTI, S. 177-496. 

G. von Rarn: Mineralogische Mittheilungen. 15. Ein Beitrag zur Kenntniss 
des Axinits (Schluss): 227-260. 16. Über die vulcanischen Eisenglanz- 
Krystalle vom Eiterkopf bei Plaidt und die auf denselben aufgewachse- 
nen Augit-Krystalle: 420-432. 17. Eigenthümlich ausgebildete Augit- 
Krystalle vom Laacher See: 432-435. 

A. Weiıssich: über den Kupferwismuthglanz: 435-441. 

P. Desaıns: Untersuchung über die Drehwirkung, welche der Quarz auf die 
Polarisations - Ebene der brechbaren Strahlen des Spectrums ausübt: 
487-490. 


2) Erpmann und WrrrueR: Journal für praktische Chemie. Leipzig. 
8°. [Jb. 1866, 813.) 
#866, No. 13-14; 98. Bd., S. 257-334. 
Fresenius: Analyse der Trinkquelle zu Driburg, der Herster Mineralquelle, 
sowie des zu Bädern benutzten Satzer Schwefelschlammes: 321-340. 


3) Jahrbuch der K.K. geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°, 

[Jb. 1866, 710.] 
1866, XVI, No. 3: Juli — Sept. A. S. 277-423; B. S. 105-122. 
A. Eingereichte Abhandlungen. 

G. Stacae: die geologischen Verhältnisse der Umgebungen von Waitzen in 
Ungarn: 277-329. 

A. Geseru: das Braunkohlen-Vorkommen bei Gran in Ungarn: 329-338. 

J. Moser: der abgetrocknete Boden des Neusiedler See’s: 338-345. 

M. Raczkırwicz: die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Littava, 
Sebechleb, Palast und Celovce im Honther Comitate: 345-359. 

F. v. Anprian: das südwestliche Ende des Schemnitz-Kremnitzer Trachyt- 
stockes : 359-418. 


89 


K. v. Hauer: Arbeiten in dem chemischen Laboratorium der geologischen 
Reichsanstalt: 418-420. 

Verzeichniss der eingesendeten Mineralien u. s. w.: 420-421. 

Verzeichniss der eingesendeten Bücher u. s. w.: 421-423, 

B. Sitzungs-Berichte. 

Fr. v. Hauer: der Meiteorstein-Fall von Knyahinya; eingelaufene Berichte über 
Santorin: G. Mara: Minensprengung zur Eisenstein-Gewinnung in Mo- 
rawitza im Banat; H. Hörer: Analyse von Magnesit-Gesteinen aus Ober- 
steiermark und über Gyps-Vorkommen in Nagyag; Berichte der Geo- 
logen aus ihren Aufnahms-Gebieten: 105-110; Krenner: fossiler Tapir 
von Ajnacskö: 110; K. v. Haver: Löslichkeits-Verhältnisse isomorpher 
Salze und ihrer Gemische; Berichte über A. Remerr’s Handbuch der 
analytischen Mineralchemie und die Spectral-Analyse von A. Lietece: 
110-111; D. Stur: W. Heımuacker’s Übersicht der geognostischen Ver- 
hältnisse der Rossitz-Oslavaner Steinkohlen-Formation;,; eine Excursion 
in die Dachschiefer-Brüche Mährens und Schlesiens und in die Schal- 
stein-Hügel zwischen Bennisch und Brünn; Rückwirkungen des Erd- 
bebens vom 15. Jan. 7858 in der Umgebung des Mincov: 111-113; W. 
GögL: geologische Aufnahme der Umgebung von Salgo Tarjan: 113-114. 
Fr. v. Hauer: Schwefel- und Antimonerze aus Siebenbürgen: 114. F. 
Fortterte: Verhandlungen der geologischen Gesellschaft für Ungarn: 
115-116. K. v. Hauer: Zinkgewinnung aus Blende: 116-119. Berichte 
der Geologen aus ihren Aufnahms-Gebieten: 119-121. F. ForttrrLe: 
Petrefacten aus der Umgegend von Belluno; Muster von in Wien ver- 
. wendeten Bausteinen und Steinplatte mit Fisch-Abdrücken: 121-122. 


4) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin. 
8°. [Jb. 1866, 710.] 
1865, XV, 4, S. 599-714, Tf. XVH. 
5 A. Sitzungs-Berichte vom 2, Aug. /865 -- 22. Sept. 1865. 
RimmeLsBerg: über die chemische Zusammensetzung des Topas: 560. 
B. Briefliche Mittheilung. 
»  Wessky: Monacit von Schreiberhau: 566-568. 
i C. Aufsätze. 
A. Kenseort: Bemerkungen über den Feldspath des Tonalit: 569-579. 
Fern, Römer: über die Auffindung devonischer Versteinerungen am Ostab- 
hange des Alivater-Gebirges (hiezu Taf XV): 579-594. 
J. Roru: über die Umwandelung des Basaltes zu Thon: 594-606. 
C. Rımmeisgere: über den Ausbruch des Ätna vom 31. Januar 1865: 
606-609. 
H. Laspeyres: die hohlen Kalkstein-Geschiebe im Rothliegenden n. von Kreuz- 
nach an der Nahe: 609-638. 
H. R. Görrert: über die fossile Kreideflora und ihre Leitpflanzen: 638-649. 
C. Ranmeısgerg: über den Kainit und Kieserit von Stassfurt: 649-651. 
A. Sıneseck: die oberen Jura-Bildungen in Pommern: 651-702. 


90 


A. v. Koesen: Nachtrag zu dem Aufsatz über die Helmstädter Fauna : 702-705. 
1865--1866, XVII, 1; S. 1—176, Tf. I. 
A. Sitzungs-Berichte vom 1. Nov. 1865 — 3. Jan. 1866. 

Beyrıch: Nekrolog von PAnDER und von v. Hacsnow: 1—2; v. SEsBAcH: über 
neue organische Reste aus der mitteldeutschen Trias: 7; Lurter: neue 
Erfunde von Rüdersdorf: 7; Sıneseck: Kalkführung des Gneisses im 
Eulen-Gebirge : 8; Serro: über die Möglichkeit mit den Steinsalz-Ab- 
lagerungen in Lothringen Kalisalze zu finden: 10-11: Wenvine: Vor- 
kommen und Zusammensetzung der bei Baux in Frankreich, Antrim in 
Irland und in der Wochein in Irland entdeckten Bauxit@: 11-12. Rora 
legt Graptolithen vom Steinberg bei Lauban vor: 13-14; F. Rönrr: 
Grauwacke-Gebirge an der O.-Seite des Altvater-Gebirges; über von 
Zinkspath umhüllte Reste einer Fledermaus; fossile Spinne aus dem 
oberschlesischen Steinkohlen-Gebirge: 14-16; Beyrıch: über Conchylien 
aus dem Diluvium des Weichsel-Thales, sowie über Petrefacten aus dem 
Krebsbachthale bei Mägdesprung: 16-17. 

B. Aufsätze. 

C, RaumeLsBers: über das Buntkupfererz von Ramos in Mexico und die Con- 
stitution dieses Minerals überhaupt: 19-23. 

— — über den Castillit, ein neues Mineral aus Mexico: 23-25. 

A. v. Koenen: über einige ÄAufschlüsse im Diluvium s. und ö. von Berlin: 
25-33. } 

C. Ranmeisgere: über den Xonaltit, ein neues wasserhaltiges Kalksilicat und 
den Bustamit aus Mexico: 33-35. ’ 

C. Schröter: die Schichten des Teutoburger Waldes bei Altenbeken: 35-77. 

HeErM. ÜREDNER: Geognostische Skizzen aus Virginia, Nordamerika: 77-86. 

Staprr: über die Entstehung der See-Erze (Tf. I): 86-174. 

G. Berenpt: marine Diluvial-Fauna in Westpreussen: 174-176. . 


— 


5) Bruno Kerr und Fr. Wimmer: Berg- und Hüttenmännische Zei- 

tung. Leipzig. 4°. [Jb. 1866, 814.] 
1866, Jahrg. XXV, Nro. 36-46; S. 305-396. 

Icerströn: die Mineralien von Horrsjöberg in Wermland: 307-309. 

H. Reck: der Mineralreichthum und der Verfall des Bergbaues auf dem Hoch- 
plateau der Republik Bolivia: 313-316; 325-327; 334-336. 

L. Sımonin: Beobachtungen über die Temperatur und den Druck der Luft im 
Innern einiger Gruben: 330-331. 

M. Grarr: über die Kupfergruben von L’Alp: 346-347. 

IseLström: über Schefferit von Langban in Wermland: 347-348. 

L. Kıemscasipr: Naphtha-Bergbau in Galizien: 352-353. 

A. Breituaupt: über das Vorkommen des Küstelits: 368-369. 

H. Reck: die Silberminen von Potosi: 389-392. 


— 


91 


6) Dreiundvierzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesell- 

schaft für vaterländische Cultur. Breslau. 8°. [Jb. 1865, 851.] 
Jahrg. 1865. S. 1-218. 

Fern. Römer: Pseudomorphosen von Weissbleierz nach Hornblei: 29; über 
die Sectionen Troppau und Loslau der neuen geognostischen Karte von 
Oberschlesien: 31; Auffindung einer fossilen Spinne im Steinkohlen-Ge- 
birge Oberschlesiens: 33; Auffindung von devonischen Versteinerungen 
in Quarziten bei Würbenthal in Österreichisch Schlesien: 34; Grapto- 
lithen in silurischen Thonschiefern bei Lauban: 37; Diluvial-Geschiebe 
bei Glogau: 38; Vorkommen von Cyanit bei Ziegenhals in Schlesien: 38. 

Wessky: Auffindung einiger seltenen Mineral-Gattungen in deu Feldspath- 
Brüchen bei Schreiberhau im Riesengebirge: 39. 

GörPrERT: Nachruf an v. OrynHausen: 41; über die Flora der Permischen 
Formation: 42; über Urwälder Deutschlands, besonders des Böhmer 
Waldes: 47; über die Flora der Kreide-Formation: 51. 

F. Conx: über organische Einschlüsse im Carnallit von Stassfurt: 54. 


7) Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vater- 
ländische Cultur. Breslau. 8°, (Philosophisch -historische Ab- 
theilung.) j 

Jahrg. 1865. S. 1-90. 

J. Kurzen : der Böhmerwald, in seiner geographischen Eigenthümlichkeit und 
geschichtlichen Bedeutung, verglichen mit den Sudeten, besonders mit 
dem Riesengebirge : 1-18. 


8) Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou. 
Mosc. 8°. [Jb. 1866, 816.] 
1866, No. 2, XAÄXIX, pg. 299-613. 
J..F. Branpr: nochmaliger Nachweis der Vertilgung der nordischen oder 
Sterıer’schen Seekuh (Ahytina borealis ): 572-598. 
R. Hermann: Bemerkungen zu Marıcnac’s Untersuchungen über Niobium und 
Ilmenium: 598-613. 


9) Bulletin de la societe geologigque de France. |2.) Paris. 8°. 
[Jb. 1866, 816.] 

1865-1866, XXI, f. 30-41, pg. 465-656. 

DievLaraın: über die weissen, krystallinischen Kalke im mittlen Jura der Pro- 
vence; über die Entdeckung des Gault im Var-Departement (Schluss): 
465-480. 

Lory und Varzer: geologische Karte der Maurienne und Tarentaise (pl. X): 
480-497. 

Cogvann: über die Kreide-Formation Sieiliens: 497-504. 

Esray: Metamorphismus des Diluviums: 504-509. 


92 


A. Gaupey: Resultate der Untersuchungen über die fossilen Thier-Reste von 
Pikermi: 509-516. 

Lory: über das Lager der T'erebratula diphya in den Kalksteinen der Ge- 
gend von Grenoble: 516 —521. 

H£sert: Bemerkungen hiezu: 521-532. 

Cuantee: Knochenhöhlen und Kieselgeräthe im Dauphind: 532-536. 

Locarnp: Bemerkungen hiezu: 536-537. 

SırorTA: über eine der botanischen Gesellschaft vorgelegte Notiz: 537-542. 

Gousert: über neue diluviale Süsswasser-Ablagerungen in der Gegend von 
Paris: 542-550. 

Leymerie: Aufstellung eines neuen Typus (type rubien) im mittlen Frank- 
reich: 550-551. 

Damour: über einen steinernen Pfeil von der Insel Qualan (Oceanien): 
551-552. 

J. Marcou: über die Primordial-Fauna von Wales und über die Geologie Ca- 
liforniens: 552-560. 

CoguAanp: über vorzunehmende Änderungen in der Eintheilung der unteren 
Kreide-Formation: 560-580. 

Benort: über die Grotte von Baume (Jura) (pl XD: 581-590. 

Martins: eruptive Gesteine im Kohlen-Becken von Commentry: 590-591. 

Gruner: Bemerkungen hiezu: 591-592. 

Ep». Larter: über im Becken der Garonne aufgefundene Sängethier-Knochen: 
592-594. 

Nocugs: über die Amphibol-Gesteine der Pyrenäen, uneigentlich Ophite ge- 
nannt: 595-612. 

Lory: über die Fische führenden Schichten von Cirin und über die Schichten 
mit Zamites Feneonis von Morestel: 612-617. 

‘ Dumorrier: über die Ammoniten des unteren Lias: 617-618. 

Bıanconı: über eine Periode des eocänen Meeres : 618-—639. 

LEFORT: zur Geschichte der Puddingsteine: 639-643. 

Sauvace und Hamy: über Quartär-Gebilde im Boulonnais: 643-645. 

Breicher: Geologie der Gegend von Rom: 645-694. 

Hauy: über eine neue Art von Ischyodus: 654-656. 


10) Comptes rendus hebdomadaires des seances del’Academie 

des sciences. Paris. 4°. |[Jb. 1866, 317.] 
1866, No. 6-8, 6. Aout—20. Aout, LXIII, pg. 229-360. 

Cn. Samtk-CLarre DeviLLe: über die Folge der eruptiven Erscheinungen im 
oberen Krater des Vesuv nach der Eruption im Decemb. 7861: 237-240. 

Hesert: über die Kreide im N. des Pariser Beckens: 308-311. 

A. Gauprv: über ein von FrossArp in der oberen Abtheilung der Steinkohlen- 
Formation bei Autun entdecktes Reptil: 341-344. 

Bertin: über das Eis der Gletscher: 346-351. 


93 


11) Memoires delasociete des sciences naturelles de Stras- 
bourg. Tome VI. 1 livraison. Paris & Strasbourg. 4°. 

F. EnseLuArpd: über die Bildung des Grundeises: 1-12. 

Hucveny: Definition und Bestimmung der Härte: 1-12. 


12) Bulletin de la Societe Vaudoise des sciences naturelles. 
Lausanne. 8°. [Jb. 1866, 221.] 
1866, No. 54, IX, pg. 1-104. 
Durour: Untersuchungen über die electrischen Ströme der Erde: 1-72. 
De ıA Harpe: über das Eis der Gletscher: 85-90. 


\ 


13) H. WoopwAarnp: The Geological Magazine. London. 8°. [Jb. 

1866, 821.] 
1866, No. 28, October I, pg. 433-480. 

J. Evans: über einige Feuerstein-Geräthschaften ( Flint-cores) vom Indus 
in Ober-Sceindia (pl. XVD): 432. 

W. Topury: Bemerkungen über die physikalische Geographie von Ost-York- 
shire: 435. 

G. Maw: Vergleichung der Oberflächenstructur in Folge subaerialer und ma- 
riner Fortspülung: 439. 

A. H. Cuurca: Untersuchung einer Eisenquelle in Mimosa-Dale, Uitenhage, 
Süd-Afrika: 451. 

Rev. A, Cumsgy: über das relative Alter von steinernen und metallenen Waf- 
fen: 452. 

Auszüge, Berichte, Briefwechsel u. s. w.: 456. 

1866, No. 29, November, I, p. 481-528. 

Fr. M'Coy: über die australischen tertiären Arten von Trigonia: 481. 

Rev. O. Fischer: über den wahrscheinlich glacialen Ursprung gewisser Denu- 
dations-Erscheinungen: 483. 

H. A. Nıcuorson: über einige Fossilien aus dem Graptolithenschiefer von Dum- 
friesshire (pl. XVII): 488. 

G. H. Kınaman: über die Bildung des „Rock basin“ von Lough Corrib, Grafsch. 
Galway (pl. XVIIL, XIX): 489. 

H. G. SeeLey: Bemerkungen über den Kies und die Drift der Moorländer 
(Fenlands): 495. 

J. A. Bırps: über ein Lager von Kreidefeuersteinen bei Spaa: 501. 

Auszüge, Berichte, Correspondenz und Miscellen: 503 u. f. 


14) Report of the thirty-fifth Meeting of the British Asso- 
ciation for the Advancement of Science, heldat Birming- 
ham in September 1865. London, 1866. 8°. Allgemeines und 
Ansprache des Präsidenten Jonn Puituies, S. I-LXVU. Berichte: S. 1 
bis 336. Verhandlungen in den Sectionen, Index etc. S. 1—223. 


94 


I. Berichte. 


Erster Bericht eines Comite’s zur Untersuchung der Kent-Höhle in Devon- 
shire: 16-25. 

Schlussbericht eines Comite’s über die Verbreitung der organischen Über- 
reste in dem Steinkohlenfelde von North Staffordshire: 42-51; 317-320. 

E. W. Brayıey: Neue Theorie über den Ursprung und die Bildung der Meteo- 
riten: 132-136. 

H. C. Sorsy: über die mikroskopische Structur der Krystalle: 136; über die 
mikroskopische Structur der Meteoriten: 139. Bemerkungen hierzu von 
E. W. Brayıey (I): 140. 

G. J. Symons: über den Regenfall auf den brittischen Inseln: 192-242. 

A. Leıtu Andauns: über die Höhlen von Malta: 257-263. Mit Abbildungen. 

H. Hıcks und J. W. Sırrer: über die Lingula-flags von South Wales: 
281-286. 

H. Woopwarp: erster Bericht über die Structur und Classification der fossilen 
Crustaceen: 320. Mit Abbildungen der Turrilepas Wrighti (Chiton 
Wrighti) ve Kon. 


I. Auszüge aus den Verhandlungen in den Sec- 
tionen. 


D. Forßes: über einige Mineralien aus Südamerika: 29. 

MaAskELyneE: über Krystalle von Melakonit und Tenorit: 33. 

A. Vörker: über die neuerdings in North Wales entdeckten phosphatischen 
Ablagerungen: 37. 

Section für Geologie: 40-79. Ansprache des Präsidenten Sir R. J. Mur- 
cHıson: 41. 

Rev. P. B. Brovie: über die Fossilien führenden Schichten des neurothen 
Sandsteins in Warwickshire; über einen Durchschnitt im unteren Lias 
von Harburg bei Leamington; über 2 Arten Korallen im Lias von War- 
wickshire; über die Drift in Warwickshire: 48-49. 

J. W. Dawson: über fossile Pflanzen im Postpliocän von Canada; die Reihen- 
folge der paläozoischen Floren in Nordamerika: 50. 

v. Dscuen und F. Römer: über die geologische Karte der Rheinprovinz und 
Westphalens: 51. 

D. Forses: über goldführende Eruptivgesteine Südamerika’s; über plutonische 
Gesteine von Süd-Staffordshire: 52-56. 

Rev. W. Fox: über Polacanthus, einen neuen Saurier der Wealdenforma- 
tion: 56. 

W. v. Haıinger : über die Fortschritte der K. K. geologischen Reichsan- 
stalt: 56. 

Prof. Hırkness: Bemerkungen über die Geologie der Lake Country; über 
Silurgesteine der Insel Man; über die metamorphischen Gesteine und 
den Serpentin-Marmor von Connemara und Joyce’s Country: 57-59. 

H. B. Hort: über vor-cambrische Gesteine in Mittel-England: 60-62. 

Rev. W. Horzanp: Bemerkungen über die Geologie der Sinaitischen Halb- 
insel : 62. 


95 


J. 6. Jerreeys: über gewisse fossile Schalthiere in der an die Channel Is- 
lands angrenzenden Seeschicht: 62. 

H. Jousson: Ausdehnung und Nachhaltigkeit des Steinkohlenfeldes von Süd- 
Staffordshire: 63. 

G. Kerıey: über Silur-Gesteine und Fossilien von Dudiey: 63. 

E. R. Langester: Anneliden von Guernsey; über die brittischen Arten von 
Cephalaspis und den schottischen Pteraspis: 64. 

D. Mackınrosn : über atmosphärische und oceanische Wegspülung mit Bezug 
auf Yorkshire und Derbyshire: 65. 

Rev. A. W. M‘Kay: der rothe Sandstein von Nova Scotia: 66. 

(. Maw: über einige Fossilien führende Schichten zwischen dem bunten 
Sandstein und Bergkalk des Clwyd-Thales in N.-Wales: 67; über die 
weite Verbreitung der weissen Sande und Thone in N.-Wales: 68. 

R. A. Pracock: über Dämpfe als Ursache der Erdbeben: 68; über ausge- 

| dehnte tiefe Sinkungen des Bodens in den Channel Islands Seeen u. s. 
w.: 70. 

W. PenceLtv: die Insulation des St. Michael’s-Berg in Cornwall: 71. 

L. PercıvaL: ein neues Beispiel für die Bildung des Pyrit in einem Stein- 
kohlenschachte: 71. 

Prof. Pnuituips: über Gletscherschliffe: 71. 

Rev. W. Purton: über die Geologie von Coalbrook-Dale: 72. 

F. Römer: über Protolycosa anthrophila: 73. » 

J. W. Sauter: über die Verwerfungen in dem Golddistricte von Dolgelly: 73. 

A. Srarıın: über Drift von Exhall, N. von Coventy: 74. 

Rev. W. S. Symonps: über alte Drift- und Flussschichten in Siluria: 74. 

Rev. J. D. ra Toucue: über Knoten im Kalksteine von Wenlock Edge: 76 

C. Twaımer: über Verwerfungen im Steinkohlenfeld von Süd-Staffordshire 
und ihre Beziehungen zu den plutonischen Gesteinen dieses Distrietes: 76. 

W. M. Wırtians: über alte Gletscher N. und O. von Llangollen: 77; über 
einige vegetabilische Absätze in dem Aachensee, NO. von Innspruck: 78, 

H. Woopwarnp: über einen neuen Phyllopoden aus dem Unter-Silur von Dum- 
friesshire; über eine Schicht bei Lilleshall, Salop, mit recenten marinen 


Schalthieren: 79. 
Eow. Nrwron: über die Entdeckung von Didus-Knochen auf der Insel Ro- 


driguez: 92. 


15) Seupy, Bagınaron, Gray and Francis: The Annals and Magazine of 
natural history, including Zoology, Botany and Geology. London. 
8%, [Jb. 1866, 820.] 
1866, XVIIL, No. 105, pg. 145-264. 
Pıcter und Humpert: neue Untersuchungen über die fossilen Fische vom Li 
banon : 237-247. 
1866, XVIII, No. 106, pg. 265-344. 
HERMANN Burmeister: über Glyptodon: 299-304. 


nn ee 


96 


16) B. Sıruısman a. J. D. Dana: the American Journal of science 

and arts. Newhaven. 8°. [Jb. 1866, 821.] 
1866, September, No. 125, p. 141-292. 

J. S. Newserry: über das Alter der Kohlenformation von China: 151-154. 

J. D. Dana: Beobachtungen über den Ursprung von einigen Gestaltungen der 
Erdrinde: 205-210; 252-254 

CH. A. Gossmann: Beitrag zur Chemie der Mineralwässer von Onondaga, New- 
York: 211-218. 

3. LAwREnce Smith: ein neues Meteoreisen, „der Colorado-Meteorit“, von 
Russel Gulch, Gilpin Co., near Central City, Colorado Terr.: 213-219. 

B. Sırıman: über Gaylussit von Nevada Territory: 220. 

J. M. Brake: über Krystalle des Gaylussit von Nevada Territory: 221. 

C#. U. Sperarp: Mineralogische Notizen. Hagemannit von Arksutfiord in 
Grönland, Cotunnit von South Hampton Lead Mine, Columbit von 
Northfield, Mass, Spodumen in Winchester, New Hampshire: 246-249. 

— — Notizen über einige Fundorte von Meteoreisen: 249-251. 

A. Remonn: Geologische Forschungen in Nord-Mexico: 261. 

L. Lesouerevx: über Fucoiden in der Steinkohlenformation: 264. 

G. J. Bauss: Neue Fundorte von Mineralien: 268. 


Auszüge. 


A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


Fr. Scharfe: über die Bauweise des Feldspaths. Mit 4 Taf. 
(Abdr. a. d. Abhandl. d. Senckengere’schen Gesellsch. VI. Bd.) Frankfurt. 
4°. 8. 46. Der Verf. liefert in der vorliegenden Abhandlung einen neuen 
schätzbaren Beitrag zu den vielen, welche wir ihm bereits über die Bil- 
dung der Krystalle und deren physikalische Eigenschaften verdanken. Nach- 
dem ScHARFF sich zeither besonders mit Quarz und Kalkspath beschäftigte, 
hat er nun seine Aufmerksamkeit dem Feldspath zugewendet und zwar 
zunächst dem rechtwinklig spaltenden. Auch bei dieser Arbeit war der 
leitende Gedanke, dass der Feldspath — wie der Krystall überhaupt — ein 
selbstthäiiges Wesen sei, welches nach bestimmten, geordneten Gesetzen 
wachse, sich erbaue; unter verschiedenen äusseren Verhältnissen wird auch 
die Gestaltung des Krystalls eine verschiedene. Darauf gestützt, bespricht 
ScHARFF den Adular und Orthoklas mit ihren verschiedenen optischen Er- 
scheinungen, Mondschimmer, Irisiren, Spaltungsfähigkeit, die einzelnen Flä- 
chen, Zwillings-Verwachsung u. s. w. Auf die mannigfachen, interessanten 
Einzelheiten - die durch 109 Krystall-Bilder auf 4 Tafeln noch weiter er- 
läutert — können wir hier nicht eingehen und beschränken uns darauf, die 
Hauptresultate hervorzuheben, die namentlich den Zwillingsbau betreffen. Es 
scheint hier die Verwachsung ähnliche Folgen zu haben, wie sonstige äus- 
sere Störungen: verschiedene bei den verschiedenen Zwillingsformen. Bei 
der Bavenoer Verwachsung streben die geeinten Krystalle säulig vor in der 
Richtung zweier Flächen, der Basis und des Klinopinakoids, sie bauen vor- 
zugsweise auf den Flächen PFQO und —+P; bei der Carlsbader Verwachsung 
dehnen sie sich meist tafelartig aus nach zwei Flächen des Klinopinakoids; 
sie verbreitern sich durch vorherrschenden Aufbau auf den Flächen von QOP. 
dabei zeigt sich gewöhnlich 2PQO mit zwei Flächen von P statt R&D, 
welch’ letztere Fläche bei der Bavenoer Verwachsung kaum fehlen dürfte. 
Von geringem Einfluss nur scheint der Manebacher (oder Pfitscher) Zwillingsbau 
auf die Gestaltung des Feldspathes zu sein. — Bavenoer Zwillinge scheinen 


bestrebt, gleichgerichtete Flächen auch in dieselbe Ebene’ zu bringen; tritt 
Jahrbuch 1867. 7 


aa Dia r nn 2 Aula au Du le lu Sud u nnd dd du a et U u 


98 


£: 


T% 


das Klinopinakoid heraus über die Basis des anderen Zwillingstheils, so baut 
dieser unregelmässig weiter auf der basischen Fläche die Ebere wieder her- 
zustellen. In ähnlicher Weise zeigt sich zuweilen bei der Carlsbader Ver- 
wachsung eine Erhebung der Fläche PQQO, um mit dem ähnlich gerichteten 
OP des Zwillings in gleiche Ebene zu kommen. Damit zusammenzustellen 
ist auch wohl das Umsäumen fremder, störend eingewachsener Gegenstände. 
Störungen des Krystall-Baues zeigen sich äusserlich meist auf verschiedenen 
Flächen zugleich; polyedrische Erhebungen auf HP sind gewöhnlich be- 
gleitet von Missbildung auf PN , neben 2/,P-SQ und 2209 tritt meist auch 
&Y3 auf. — Die Adulare scheinen in einer anderen Richtung vorzubauen, 
als die Orthoklase; die Carlsbader Verwachsung ist ihnen wohl fremd. We- 
sentliche Ergebnisse des Krystall-Baues scheinen beim rechtwinklig spalten- 
den Feldspathe zu sein die Flächen OP, &P und PQ@D, oder statt der 
letzteren die Flächen 2P&D und +P. In der Zone von PD und 27% 
kommen noch andere Flächen vor, wie 73PMD, *sP-QD, mehr oder we- 
niger missbildet; sie mögen vielleicht ‘als Übergangs-Flächen zu bezeichnen 
sein; ebenso &dX3. In einer anderen Zone scheinen die Flächen P, Y»P, 
2P mit OP, ?PQD, 2PQD in gewissem Zusammenhang zu stehen; sie sind 
meist glänzend und eben und scheinen für den gestörten Krystall-Bau von 
besonderer Bedeutung zu sein, gewöhnlich Begleiter der Übergangstlächen, 
sind sie als secundäre oder ergänzende Flächen gedeutet worden. 


V.v. Zepsarovica: eineneue Calcit-Form von Pribram. (Sitzungs- 
ber. d. kais. Acad. d. Wissensch. LIV, Juli-Heft 1866, S. 1—6.) Auf der 
Adalberti-Grube zu Pribram wurden in neuerer Zeit schöne Krystalle von 
Caleit aufgefunden. Eine grössere Krystall-Gruppe zeigt unter andern selbst- 
ständig oder vorwaltend in Jächenreichen Combinationen das noch nicht be- 
obachtete Skalenoeder !/sR!?ıo. Eine Messung der Endkanten ergab für 
die Endkanten y = 15401434 und x = 87°32'26°; die Rechnung ergibt 
für die Mittelkante z = 141°49'8”. Von den am Calcit nachgewiesenen Ska- 
lenoedern steht am nächsten 4R2 mit y= 152°29°, x—=88057° und z=144029'. 
Unter diesen neuen Caleit-Vorkommnissen sind besonders zwei Varietäten. 
Die eine zeigt die stark glänzenden, ziemlich ebenflächigen Skalenoeder 
19/,R1%/ıo selbstständig, oder mit sehr untergeordneten Flächen von OR, 
—!sR, Rund QOR: ein unbestimmbares Skalenoeder in der Gegenstellung 
erscheint noch mit sehr schmalen, matten, stark gereiften Flächen als Zu- 
schärfung der scharfen Axenkanten von !9/sR!?ıo. Als polare Zuspitzung 
zeigt sich zuweilen an demselben das Skalenoeder R!!/s, eine seltene an 
Krystallen vom Harz und der Dauphine beobachtete Form. — Die zweite 
Krystall-Varietät wird charakterisirt durch minder glänzende und glatte Flä- 
chen und durch grössere Ausdehnung der oben als untergeordnet angeführten 
Flächen; insbesondere ist die an vorwaltend skalenoedrischen Combinationen 
seltener vorkommende Fläche OR auffallend. — Die Krystalle beider Varie- 
täten kleiden Hohlräume aus, die, zum Theil von dünnen Wänden begrenzt, 
durch ihre Form erkennen lassen, dass sie von den bekannten grossen Pri- 


99 


bramer Baryt-Tafeln (dem älteren Baryt nach Reuss) stammen. Diese wur- 
den zunächst überkrustet von einer dünnen Lage skalenoedrischen Caleits, 
welcher eine grössere Härte durch beigemengte Quarztheilchen verliehen 
wird, einige Stellen der Kruste sind auch nur von weissem Quarz einge- 
nommen. In den durch spätere völlige Auflösung des Barytes entstandenen 
Hohlräumen erfolgte nun eine reichliche Caleit-Bildung;; zuerst in sehr klei- 
nen Skalenoedern, welche die Wände des Fachwerkes innen und aussen be- 
kleideten, dann in grossen Krystallen, von denen manche zu vorzüglicher 
Entwickelung gelangten. Bezüglich der letzteren ist es bemerkenswerth, 
dass sich die zwei Varietäten in von einander getrennten Bildungs-Räumen 
finden. 


A. Weiıssach: über den Kupferwismuthbglanz. (PoscGEnporFF Ann. 
CXXVIII, 1866, No. 7, S. 435-441.) Auf der Grube Tannebaum-Stollen 
bei Schwarzenberg in Sachsen ist der Kupferwismuthglanz oder Em- 
plektit Kenncorr’s neuerdings in einem ausgezeichneten Exemplare vorge- 
kommen, indem das Mineral nicht, wie gewöhnlich. derb und in Quarz ein- 
gewachsen erscheint, sondern in aufgewachsenen, z. Th. über einen Zoll 
langen, ceylindrischen Krystall-Nadeln, begleitet von Quarz, Brauneisenstein 
- und Kupferkies. Bekanntlich ermittelte Dauger (1854), dass der Kupfer- 
wismuthglanz rhombisch krystallisire; Weıssach’s Untersuchungen bestä- 
tigen diess und fügen zu den von Dauser angeführten Flächen noch neue 
hinzu. Unter den von Weıssacn beschriebenen (und abgebildeten) Krystallen 


ist besonders einer bemerkenswerth; er zeigt folgende Flächen; OOPOO (a), 


PX (d), !/sP X (k), WOP @), SG P%s (u). Aus den Messungen ergeben sich 
als Haupiresultate, dass za—=136° 10°; zz = 92°20'; da = 128° 52’; ka 104° 
55%; dd = 102° 16° und kk = 150° 10°. — Die Spaltbarkeit ist vollkommen nach 
dem Makropinakoid; ausserdem gibt es noch eine deutliche nach der Basis 
und eine wenig deutliche nach einem Prisma. — Da für das specifische 
Gewicht des Kupferwismuthglanz gar keine sicheren Angaben vorhanden, so 
bestimmte Weısgach solches zu: 5,18. — Die Angabe mancher Lehrbücher 
der Mineralogie: dass der Kupferwismuthglanz an mehreren Orten des Erz- 
gebirges vorkomme , ist unrichtig; er findet sich nur auf der Grube Tanne- 
baum-Stollen am Schwarzwasser bei Schwarzenberg auf einem Gange der 
Baryt-Formation, welcher Kobalt-, Nickel- und Wismutherze, sowie auch 
edle Silbererze führt. 


Pısanı: über schwarzen Spinell aus dem Depart. Haute- 
Loire. (Comptes rendus, LXIII, No. 2, pg. 49-50.) Der schwarze Spinell 
zeigt als gewöhnliche Form das Oktaeder, dieses in Combination mit einem 
Triakisoctaeder und zuweilen das leiztere vorwaltend. Das Triakisoktaeder 
wurde bis jetzt noch nicht am Spinell beobachtet. Der Durchmesser der 
Krystalle schwankt zwischen 5 bis 10 Millimeter. Bruch muschelig. H. 
=38. 6. = 3,871. Schwarz ins Braunlichschwarze. Die Analyse ergab: 

7 * 


100 


Thonerde . 59,06 
Eisenoxyd 10,72 
Eisenoxydul . 13,60 
Magnesia 17,20 
"100,58. 


Der untersuchte Spinell stammt aus dem Depart. Haute-Loire, doch 
kommt er adch unter ähnlichen Verhältnissen in Cantal und in den Umge- 
bungen von Puy-de-Döme vor. Er bildet nämlich einen Gemengtheil des 
Olivinfels in der Auvergne, wird aber hauptsächlich lose in dem Sande ge- 
troffen, der aus der Zersetzung des Olivinfels hervorgegangen. 


Eopy: Anatas bei Smiethfield, Rhode Island. (Bost. Soc. 
Nat. Hist. X, p. 94.) Der Anatas findet sich in Dolomit in Gesellschaft von 
Bergkrystall, nadelförmigem Natrolith und Perlspath; der Bergkrystall schliesst 
Nadeln von Natrolith ein. 


Crurch: Woodwardit, ein neues Mineral aus Cornwall. 
(Journ. of the chem. soc. IV, pg. 130.) Das Mineral bildet traubige, zu 


Stalactiten gruppirte Aggregate; krystallinische Structur nicht zu beobachten. 


H. = 2. G. = 2,38. Grünlichblau; Strich hellblau. Glanz: wachsarlig, " 
matt. Gibt im Kolben viel Wasser und ist leicht in verdünnter Säure löslich. 
Chem. Zus.: 

Thonerde . 17,66 

Kupferoxyd 46,87 

Schwefelsäure 12,50 

Wasser . .. 22,86 r 

99,89. 


Fe. v. KoseıL: über einen Thomsonit (Faro&lith) aus Island. 
(K. Bayer. Acad. d. Wissensch. 9. Juni 71866.) Das Mineral bildet schuppige 
und kleinstrahlige Massen, die in Blättchen endigen, an denen man bei starker 
Vergrösserung theils rhomboidale, theils rectanguläre Form erkennt. H. = 4. 
G = 2.17. Schneeweiss. Glanz perlmutterartig. Die Slättchen sind meist 
nur durchscheinend, selten durchsichtig. DescLoızeaux fand die Ebene der 
optischen Axen parallel mit der Basis der rectangulären Krystall-Blättchen; 
die Mittellinie positiv und rechtwinklig zur Spaltungsfläche — ein für den 
Thomsonit charakteristisches Kennzeichen. V. d. L. mit einigem Aufblähen 
leicht schmelzbar. Grobes Pulver bildet in concentrirter Salzsäure nach meh- 


reren Stunden eine Gallerte. Chem. Zus. des Minerals: 


Berechnet: 
Kieselsäure 41,00 40,55 
Thonerde . 31,66 30,08 
Kalkerde 10,73 10,81 
Natron . 4,50 3,98 
Wasser . 12,11 ee) se) 
100,00 "100,00. 


101 


Hienach die Formel: NaO.Si0O3 +3Ca0.Sı 03 + 5 (Al2 O3. Si 05) 


+ 10 H0. 
Vorkommen: das Mineral bildet unregelmässige Rinden auf einem zer- 


setzien Mandelstein auf Island. 


Taropor Petersen: über .den Phosphorit von Diez in Nassau. 
(Im VII. Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde, S. 7—11.) Die 
Lager von Phosphorit in den Lahngegenden im Nassauischen haben wegen 
ihrer ansebnlichen Verbreitung die Aufmerksamkeit auf sich gezogen“. Der 
Phosphorit von Diez findet sich in beinahe farblosen, durchscheinenden, trau- 
bigen Aggregaten, nach SAnpBERGERS Mitiheilungen an der Grenze von Por- 
phyr und Stringocephalenkalk. Er braust ziemlich stark mit Säuren und ist 
leicht Jarin löslich, Spec. Gewicht —= 2,93. In chemischer Beziehung ist 
der Phosphorit von Diez besonders interessant, da die von PETERSEN und 
SENFTER ausgeführten Analysen einen (auch in anderen Phosphoriten bereits 
aufgefundenen) Gehalt von Jod nachwiesen. Der Phosphorit von Diez enthält: 


Kalgerdet Seren de ea N 
INEdOrIasIa a Bi A alle nn Me ae "or 0 
DRAN er ae te ROH 
Natron N: DE a 0 
Eisenoxyd en ekwas ihnarda en 0,61 

Unlöslicher Rückstand, thoniger Eisenstein ad 
etwaskKieselerde: .. u.a. see 
Eihesphorsauredi 2 2u.Dae MU BIER. 36,48 
IlUOrT A: le ER 2 EA 
Chlor und ee OR ET EEE RB AR) 
Krohlensauterza. N N EN TANLD 
INVLASSArT TORE TU BE N ERERRLTRUNE RE REER RIT DE.c AH SRG 
100,77. 


Beachtenswerth ist die beträchtliche und constante Menge von Kohlen- 
säure auch in den reinsten Stücken; sie beweist, dass der kohlensaure Kalk 
zur Mischung des Minerals gehört, dessen Zusammensetzung demnach: 


Phosphprsaurer Kalkırn. .. 2. 2032. „te 
Kohlensaurer Kalk ,. 2 3 1...0..2...2... 918 9.58 
Kohlensaure Magnesia . . . . 2.....0,40 
IBIUOLCAlCHUmT re a1 
IN UOrKa Um ee RR N RE e ONLT 6,96 
Fluornatrium . . . a A020 
Chlor- und odanealion, ANES, 0,05 
Eisenoxyd, Thonerde, Kieselskure une Rückstand 1.66 
NVSSCHT N ee a 0 euch 
100,00. 


Wenn man die 1,66°/o Eisenoxyd, Thon als Verunreinigung betrachtet, 
so lässt sich das Übrige zurückführen auf die Formel: 3(3Ca0.POs)+ 
CaF + Ca0.C0O2 + HO, welche verlangt: 


* Über das Vorkommen des Phosphorit in Nassau, vrgl. die en von STEIN 
im Jahrb. 1866, 716 ff. und 803. 


9020 .3POg = A652 2... 82,59 
Ga. =. 39... 2... en 
039,..00, = 30... ... 8,87 
Hoss 2gag Ischl, emahlen 
100,00. 


Es ist hiernach wahl die Annahme gerechtfertigt, dass bei Bildung die- 
ses Minerals ein basisches Kalkphosphat ausfiel, dessen Kalkhydrat später in 
kohlensauren Kalk überging, während das basische Wasser zurückblieb. 


Tueovor Petersen: Analyse des Hyalophan. (Sep.-Abdr. aus dem 
VII. Berichte des Offenbacher Vereins für Naturkunde, S. 12—13.) Ein klei- 
ner, klarer Krystall wurde der Analyse unterzogen und die von STOCKAR- 
Escher ermittelte Zusammensetzung bestätigt gefunden. 


StockAr-EscHER. PETERSENn. 

Kieselsaäure,. un. ne ne hllGf >. As alu 
Thonerdo.. rt NEE AL ZAUS 
Baryterdal BEN. HE MET ET IE 
Kalkerde: sur sh) nase ale ao 20 
Mapnesie sm oc: R008. Ne a 
Keli ER re 82 

NATLONN 2 0.7 ee a TEN 1 
Wasser ER R ERE SR LEER SS HL I 


99,88 100,00. 


Frieder: über Adamin ein neues Mineral. (Compt. rend. LXI, 
N. 12, p. 692). Das Mineral krystallisirt rbombisch und ist isomorph mit 
Olivenit und Libethenit; QOP = 91933. Ausser in sehr kleinen Krystallen 
noch in krystallinischen Körnern. Spaltbarkeit nach zwei Richtungen, die 
sich unter 107° schneiden. H. = 3,5, G. = 4,338. Farbe honiggelh. Starker 
Glasglanz. Strich weiss. Gibt auf Kohle Zinkbeschlag und schwachen Ar- 
senik-Geruch. In Salzsäure leicht löslich. Enthält: 


Arseniksäure ı .2. 0... 22.2.0020%.39,9 
Zinkoxyden nen en ee ec DAS 
Bisenoxydnkzi...n ee 1,48 
VASSOr" a Mal Tames a N EN 

100,30. 


Findet sich auf eisenschüssigem mit Kalk gemengtem Ganggestein, be- 
gleitet von Embolit zu Chanarcillo in Chile. Name zu Ehren des Herrn 
Apım in Paris. 


Lawrence Suite: über die Smirgelgrube von Chester in Mas- 
sachusetts, nebst Bemerkungen über den Smirgel und die ihn 
begleitenden Mineralien. (Sıruıman, American Journ. XLII, Nro. 
124, p. 83—93.) In letzter Zeit hat bekanntlich die Entdeckung eines be- 
deutenden Smirgel-Lagers durch Prof. Jackson grosses Aufsehen erregt*; ein 


* Vergl. Jahrb. f. Min. 1865, S. 620. DER, 


i 103 


Besuch der Örtlichkeit im März dieses Jahres setzte L. Ssırm in den Stand 
über das interessante Vorkommen ausführliche Mittheilungen zu machen. Die 
Smirgel-Grube von Chester liegt in der Grafschaft Hanıpden in Massachusetts, 
inmitten der „Green Mountains“. Herrschende Gesteine sind Gneiss und 
Glimmerschiefer mit Einlagerüngen von Talkschiefer und Serpentin; die Schich- 
ten derselben fallen meist unter beträchtlichem Winkel, 75 bis 80° ein. In 
der Nähe der Lagerstätte zeigt sich der Gneiss von ganz eigenthümlicher Be- 
schaffenheit; er enthält nämlich sehr reichlich Partien von dunkel schwarzer, 
stark glänzender Hornblende und wo diese fehlt, Schnüre von Epidot. Die 
Schichiung des Gneiss ist oft sehr gestört, gewunden, auch erscheint derselbe 
stellenweise sehr zersetzt, in eine Serpentin-ähnliche Masse umgewandelt. 
Auf den Klüften finden sich Kalkspath, zuweilen etwas Kupferkies und Ma- 
lachit. Auffallend ist der gänzliche Mangel von Quarz im Gneiss in der un- 
mittelbaren Nähe der Lagerstätte. — Der Smirgel von Chester gleicht am 
meisten jenem von Gumuchdagh bei Ephesus. Er ist feinkörnig, von schwärz- 
lichblauer Farbe: mit ihm finden sich oft ansehnliche Partien von Korund. 
Das Innere der Smirgel-Masse ist frei von Glimmer-Schuppen, wie solche 
der von Naxos enthält. Jedoch zeigt die microscopische Untersuchung des 
Smirgel-Pulvers, dass er keineswegs frei von Beimengungen und dass na- 
ınentlich zwei Mineralien vorhanden, die man fast allenihalben in denselben 
trifft: Korund und Magneteisen. Es wurden die verschiedensten Abände- 
rungen des Smirgels einer chemischen Untersuchung unterworfen; sowohl 
solche, die von schlechterer Qualität und mehr Magneteisen enthalten, als 
auch solche bei denen das Gegentheil der Fall. 


Dhonerde tar ...,., 48017. 50,0%4351,92 74.22 
Masneteisenge. . ....5021 . 43,.1u42.25 ... 19,31 
Küeselsaurer ha .u.0.. 3132. 0.2325 En Nor 2207,5,48. 


Aus der mineralogischen und chemischen Untersuchung des Smirgel von 
Chester geht hervor, dass er, gleich allen Smirgeln, ein Gemenge von Ko- 
rund mit Magneteisen ist. (Jackson ist hingegen anderer Ansicht; er 
analysirte zwei Abänderungen des Smirgels von Chester und fand in der 
einen 39,05%, Thonerde und 40,95°, Eisenoxydul, in der anderen 60,40°/, 
Thonerde und 39,60°/, Eisenoxydul. Zu Jacksons Ansicht neigt sich auch 
SurPARD, obwohl er die Übereinstimmung der physicalischen Eigenschaften 
von dem Smirgel mit gemeinem Korund zugibt , betrachtet er ersteren doch 
als eine selbstständige Species mit der Formel: FeO.AI,O, und nennt _ 
solche Emerit. Aber selbst bei dieser Annahme wäre der Smirgel von 
Chester kein neues Mineral, sondern nur ein derber, körniger Eisenspinell 
mit der Härte des Korund.) 

Der Smirgel von Chester wird von folgenden Mineralien begleitet: 

Korund: der gewöhnliche Gesellschafter des Smirgel, denselben in 
Streifen durchziehend, häufiger in kleinen Krystallen von tafelartigem Habitus. 

Diaspor: sehr ausgezeichnet, in prismatischen oder tafelförmigen, 
farblosen Krystallen. 

Emerylith (Margarit) von besonderer Schönheit. Die chemische Un- 
tersuchung desselben ergab: 


N ET IN UENT 


ie 


Kieseleäureir. Hua EHER — 
Thomorder sen. 0... AB 
Kalkerder. 0.22 72.202 2210:02 
PIsenoxyar na. 2,50 
Manganozyd . .. .>..1020 
Magnesiat..;alg: Ian 37 
Natron und Kali . . .. 191 


Eithione ea rer ar 
Wasser a | 
100,95. 


Corundophilit findet sich in dünnen Blättchen und stimmt mit dem 
von SnkPpAaRrD beschriebenen Mineral von Asheville in der Grafschaft Bun- 


combe, New-York, überein. Die chemische Zusammensetzung des Corundophilit 


von Chester, so weit das nicht reichliche Material eine Analyse gestattete, ist: 
Kıeselsaute 2.2 2. 22.0.2 25:06 


Thonerde' ru 2.2307 
Eisenoxydul . . ». 2... ...J46,50 
Magnesia.. .. Yu. 72 ie. un, 105 
Wasser. 2... ger 11062 

99,29. 


Biotit in dunkelgrünen, blätterigen Partien auf den Klüften eines weis- 


sen Gesteins, das Sueparp Indianit nennt. Die Analyse ergab: 
Kieselsäure . -. -. . . . 39,08 


Thonerda ME RER 3538 
Magnesia si Lime nu nen 2858 
Bisenoxyd 3. u. au 207 
Manganoxzyd .. . .. 2.2.08 
Kausan ae RE 
Natrontiltie RER an ib 
Wasser) @R Sa nl 
BlUor Be ee OrTE 
98,60. 


Turmalin erscheint zu Chester mit dem Smirgel auf ähnliche Weise, 
wie zu Naxos. = j 

Ilmenit in tafelartigen Kryställchen im Emerylith. 

Brookit (oder Rutil?). Mit dem Diaspor finden sich zuweilen sehr 
kleine, dünne Krystalle von haarbrauner Farbe. 

Magneteisen kommt so reichlich mit dem Smirgel vor, dass es gewon- 
nen wird. 


Jackson: Analysen einiger Mineralien aus den Smirgel-Gru- 
ben von Chester. (Sıruıman, American Journ. XLII, Nro. 124, p. 
107—108.) 1) Andesin. Derbe Massen von feinkörniger Textur. Bruch 
muschelig. H. = 7,5. G. = 2,586. Grünlichweiss. 


Kieselsäurer 2.2. 2.0. 62:00 
Thonerdes ne Nr BET NN 2200 
Kalkordersir.. It, „un uN435t 
Maonostae Re rl 
Natron: a ee NET 
Wasser ERBEN SERILODT- 1 


99,67. 


105 


2. . Margarit. H. = 3,5—4. G. = 3,03. Enthält: 


Kieselsäure . . 2... ..'29,84 
Bhonerde sa us. 4.25% 5384 
Kalkerde, .. Se u... 830.5. 4338 
Magnesia . ee li: 
Natron (und etwas Kali) . 2,46 2 
BISCHOxXyaL are rare SO 
ANaSsenin - 2uu.:0 8. 57: 3532 
98,38. 


3. Diaspor findet sich in nadelförmigen, bis zolllangen und in tafel- 
arligen Krystallen; jedoch sind nur die ganz kleinen vollständig ausgebildet. 
Der Diaspor enthält zuweilen mikroskopische Kryställchen von Brookit. H. 
8.205. 


Kalkordesisi;: & ea rar 1850 
Eisen- und Titanoxyd . . 30 
Wasser ENAENS) 

100,8 

4. Chloritoid. Die Analyse wurde mit möglichst reinem Material aus- 
geführt. 

Kieselsaure- 27... 723750 
Thonerde a REES 
Bisenoxydul.’.:.°.°.7°. 1800 
Pisenoxydr u. u. 07. ®r 9025 
Masmesian.n.H.\02: 72, 25 8% E80 
AVASSEr 2 2 2 Reid 

97,05. 


Icerıströn: die Mineralien von Horrsjöberg in Wermeland. 
(Berg- und hüttenm. Zeitung XXV, Nr. 36, S. 307—309) Wermeland ge- 
hört zu den gebirgigsten Provinzen Schwedens. Im westlichen Theile ragi 
der alpinische Gebirgsrücken Kölen empor, während der östliche von klei- 
neren Gebirgsketten durchzogen ist. Der Fluss Klara theilt die Provinz in 
zwei gegnostisch verschiedene Theile. Der östliche Theil Wermelands, eiwa 
9 schwedische Quadratmeilen umfassend, enthält bei Filipstadt, Persberg, 
Nordmark u. a. O viele Eisenerz-Lagersiätten, während der westliche von 
etwa 145 Quadratmeilen arm an solchen ist. Diese Verschiedenheit scheint 
durch den geologischen Bau bedingt. In dem östlichen Theile herrscht das 
so häufig mit Eisenerzen verbundene Gestein Helleflinia vor, während der 
westliche hauptsächlich aus Granit, sneiss und Hyperit besteht. Letzterer 
bildet ganze Bergrücken. Er besteht aus Labradorit und Hypersthen, ist meist 
grobkörnig und enthält Granat und Titaneisen. — Horrsjöberg liegt 1'/, Meile 
westlich vom Flusse Klara und 2 Meilen vom See Frykens im Kirchspiel Ny. 
Das Gebiet wird zusammengesetzt theils aus Hyperit, theils als Quarzit, 
der durch beigemengten Cyanit oft himmelblau gefärbt ist. Der letztere 
bildet zuweilen selbstständige Bänke oder Lager von mehreren Klaftern Mäch- 
tigkeit, die man füglich als ein besonderes Gestein, Cyanitit, betrachten 
könnte, Die Cyanit-Massen sind überall durchzogen von dünnen Lagen eines 


106 


schönen, weissen, glänzenden Minerals, das etwas fettig- anzufühlen, blätterig 
und in dünnen Blätichen durchscheinend ist. Nach Ieeıströms Analyse (43,41 
Kieselsäure, 35,17 Thonerde, 4,62 Eisenoxyd, 1,40 Magnesia, 10,90 Kali und 
Natron, 4,50 Wasser) ist das Mineral Damourit. In den Damourit-Lagen 
finden sich zuweilen kleine Drusen von Pyrophyllit, dessen Zusam- 
mensetzung nach Ieeıström (59,86 Kieselsäure, 33,44 Thonerde, 0,77 Ei- 
senoxyd, 0,44 Magnesia und 7,46 Wasser) dem sibirischen Pyrophyllit am 
ehesten entspricht. — Auch sitzen in dem Damourit kleine Rhomboeder von 
Syanbergit. In dem Quarzit findet sich noch Lazulith, bald in Adern 
und Bändern, bald in Drusen und Nestern, dicht oder körnig, indigo- bis 
berlinerblau. Zuweilen kommen undenutlich ausgebildete Krystalle vor, die 
kleinere Blättchen von Cyanit oder Körner von Rutil umschliessen. Sehr 
häufig ist Rutil im Quarzit, mit dem Cyanit und Lazulith verwachsen, zu- 
weilen in einige Pfund schweren Massen. — Endlich kommt verwachsen 
mit Lazulith, oder auch mit Rutil und Cyanit ein dichtes, milchweisses Mi- 
neral vor, dessen Härte = 6; die Analyse ergab, dass es ein neues, dem 
Lazulith nahestehendes ist. Es enthält: 


Phosphorsäure . -. . . . 30,06 
Ihonerde u N m. a Ah 
Kalkerde nr. nero 
Masnesisarıa 2.0.22 „2640.55 
Wasser ern ea 

"98,44. 


Weil das Mineral gewöhnlich allseitig von andern umgeben ist (aupı- 
SaAns, bekränzt) hat Iczıström demselben den Namen Amphitälit beigelegt. 


G. Brusu: Diaspor bei Newlin in Pennsylvania. (SırLıman, 
American Journ. XLII, Nr. 125, 268). Bei Newlin in der Grafschaft Chester 
in Pennsylvanien sind neuerdings schöne Krystalle von Diaspor vorgekommen. 
Sie sind von honiggelber Farbe und auf Emerylith aufgewachsen. 


G. Brusu: Uwarowit bei New-Idria in Californien. (SırLıman, 
American Journ. XLII, Nr. 125, 268). Das Mineral findet sich in kleinen 
Rhombendodekaedern mit Rhodochrom auf Chromeisenstein — also ganz ähn- 
lich wie der Uwarowit im Ural. 


Wessky: Monacit bei Schreiberhau in Schlesien. (Zeitschrift 
der deutschen geolog. Gesellschaft XVII. 4, S. 566—568). In einem ver- 
lassenen Feldspath-Bruche am Waldsaum der Kochelwiesen, etwa iO Minuten 
hinter dem Reitungshause in Schreiberhau hatte Wessky Gelegenheit, folgende 
Mineralien aufzufinden: Monacit, in Krystallen, die denen von Norwich 
gleichen, d. h. nach dem Orthopinakoid gestreckt sind, in frischen Stücken 
deutlich blätterig parallel der Basis, gelb, in verwittertem Zustande röthlich. 


107 


Fergusonit, in dünnen, bis 3 Linien langen, 1 Linie starken, sehr spitzen 
quadratischen Pyramiden, oft zu feinen Strahlen ausgezogen, der Kern ist 
pechschwarz, in Splittern leberbraun durchscheinend, von gelber Kruste oder 
Xenotim bedeckt. Gadolinit, bald in schwarzen, grün durchscheinenden 
Kernen bald in braun durchscheinenden Krusten. Titaneisen, meist ver- 
wittert, zuweilen mit Fergusonit verwachsen. 


Strüver: Mineralien im Granit von Baveno und Montorfano. 
(Atti dell accad. delle sc. di Torino 1866, p. 395—397). Der rothe Gra- 
nit von Baveno besteht aus Orthoklas, Oligoklas, Quarz, und zwei Varie- 
täten von Glimmer und enthält als accessorische Gemengtheile: Albit, Horn- 
blende, Epidot, Laumontit, Chlorit, Kaolin, Hyalith, Hämatit, Limonit, Fluss- 
spath, Kalkspath, zwei Varietäten von Stilbit, Chabacit, Turmalin, Scheelit, 
Babingtonit und vielleicht Gadolinit. Der weisse Granit von Montor- 
fano, der jedenfalls stärker verwittert ist als der von Baveno, enthält als 
accessorische Bestandtheile: Albit, Laumontit, Chabacit, Stilbit, Kalkspath, 
Eisenkies. 


A. Kenncort: über das Vorkommen von Flussspath in der 
Schweiz. (Die Minerale der Schweiz, S. 341—350.) _Unter den nicht sehr 
zahlreichen Fundorten zeichnen sich die vom Galenstock am Rhone-Gletscher, 
an der Grenze von Bern, Wallis und Uri, durch ihr elegantes Ansehen vor 
allen aus. Die Krystalle des Flussspath sitzen auf Klüften oder in Drusen- 
räumen eines granilischen Gesteins, in dem auch körnige Partien von Fluss- 
spath, kleine Kalkspathe OR. R, farblose Apatite, kleine Tafeln von Brookit, 
sehr kleine Anatas-Krystalle P, sowie Chlorit-Schüppehen eingewachsen sind. 
Die Krystalle des Flussspath zeigen die Combination des Octaeders und He- 
xaeders in abwechselnder Ausdehnung, stets noch mit den untergeordneten 
Flächen des Rhombendodekaeders. Die Flächen sind meist glatt und glän- 
zend. Das Innere der Krystalle ist rosenroth und diese Färbung hat im All- 
gemeinen einen octaedrischen Umriss oder erscheint zum Theil hell- oder 
tiefblau besäumt. Der äussere Theil, gewöhnlich die Hälfte, ist farblos oder 
es tritt die blaue Färbung unterhalb der Flächen des Rhombendodekaeders 
auf. Sie sind durchsichtig; als Einschluss enthalten sie Schüppchen von 
Chlorit, sowie Kryställchen von Anatas. — Flussspath findet sich ferner am 
Giebelbach zwischen Viesch und Laax in Oberwallis auf Klüften eines Gneiss- 
artigen Gesteins, in apfelgrünen Octaedern, begleitet von weissen Quarz-Kry- 
stallen, von Desmin und Stilbit. — Zwei einander im Aussehen der Krystalle 
sehr ähnliche Vorkommnisse des Flussspath sind die vom Lauchernstock bei 
Wolfenschiess im Unterwalden und von einer Nunn genannten Gegend bei 
Brienz im Canton Bern. Die Krystalle von beiden Fundorten sind meist 
grosse, grüne oder auch wasserhelle Hexaeder, deren Flächen durch Erosion 
stark angegriffen, die Kanten und Ecken abgerundet sind. — Von ganz an- 
derer Art zeigen sich die rosenrothen Flussspathe verschiedener Fundorte; 


De 12 204 = a Zu ade, eb > ol ZEN un) nn 


Ip; Sa HER al (rn Zr a zen _ 2ER 


% 


12 21P9 Zur 


108 


so die von der Trift am hinteren Thierberg bei dem Triften-Gleischer, zwi- 
schen dem Gadmenthal und Guttanen im Haslithal, auch solche als von der 
Grimsel stammend angegeben. Es sind meist aufgewachsene Krystalle in der 
Combination des Octaeders mit Hexaeder, auch zuweilen mit dem Rhomben- 
dodekaeder, begleitet von Quarz-Krystallen, auf Granit oder Gneiss. — In 
der rosenrothen Farbe übereinstimmend sind halbdurchsichtige Octaeder aus 
einer Krystall-Höhle des Zinkensiockes am Unteraar-Gletscher bei der Grim- 
sel, die gleichfalls von Quarz-Krystallen begleitet werden. — Erwähnung 
verdienen noch farblose bis rosenrothe Octaeder auf dem Wege von Vrin 
auf die Greina, die auf Klüften von Glimmerschiefer mit Rauchquarz vorkom- 
men, bis 1\/, Zoll im Durchmesser zeigen und Eisenglimmer oder Glimmer- 
Schüppchen als Anflug zeigen; ferner rosenrothe Octaeder aus dem Tavetsch- 
Thale in Graubündten, begleitet von Quarz und Adular. — Im Maggia-Thale 
im Tessin finden sich rosenrothe Krystalle, 0. OO .mO auf Klüften von 
Glimmerschiefer, in Gesellschaft von Adular, Quarz, Titanit und Chlorit; fer- 
ner oberhalb Peccia im Maggiathale farblose Krystalle, nach Wıser ®/2 
0.000.0, auf Klüften von Gneiss zugleich mit Kalkspath-Krystallen OR.R, 
Adular, Rauchguarz, Titanit und Chlorit, welch letzterer auch als Einschluss 
im Flussspath vorkommt. 


A. Kenseort: über den Turmalin der Schweiz. (Die Minerale der 
Schweiz, S. 109.) Ein ausgezeichnetes Vorkommen ist das vom Campo longo, 
westlich oberhalb Dazio grande, an der Gotthard-Strasse im Canton Tessin. 
Der Turmalin bildet hier in Nestern und Lücken des körnigen, weisslichen 
Dolomits ein- und aufgewachsene Krystalle; sie zeigen meist das trigonale 
Prisma untergeordnet, an dem einen Ende die Basis-Fläche sehr häufig, mit 
—!/,R und mit R, während am anderen Ende R oder R. —2R auftritt, zum 
Theil auch mit OR. Sie sind meist kurzsäulig, von gras-, apfel- oder spar- 
gelgrüner Farbe und werden begleitet von rothem und blauem Korund, Glim- 
mer, gelbem Diaspor und Kalkspath. — Ganz analog ist das Vorkommen im 
feinkörnigen, weissen Dolomit des Binnentihales in Oberwallis. Die hier 
überhaupt selteneren Turmaline haben das trigonale Prisma vorherrschender 
als die vom Campo longo, dagegen tritt die Basis mehr hervor. Farbe: 
selten hellgrün, meist gelblich- bis braunlichgrün, grünlich- bis graulichgelb. 
Der Turmalin wird hier begleitet von Pyrit, Glimmer, Realgar, Binnit, Baryt, 
Blende, Quarz, Hyalophan und Kalkspath. — Von den Turpen, im Hinter- 
grunde des Binnenthales, stammen braungelbe Krystalle, aufgewachsen im 


DR u ee 


Kalkglimmerschiefer, in der Combination @&P2, 5 


ebendaher auch honiggelbe Krystalle: ®P2. cs welche von krystallisir- 


tem Quarz, Adular, Rutil und Chlorit begleitet, in demselben krystallinischen 
Quarz vorkommen, der stellenweise kleine Partien des körnigen Dolomit um- 
schliesst und grössere Ausscheidungen in solchem zu bilden scheint. Beach- 
tung verdient noch ein Vorkommen des Turmalin im Binnenthale, da es leicht 


> 


> 


109 \ 


mit Epidot zu verwechseln, indem grünlichbraune, plattgedrückte Krystalle 
reihenweise an einander gewachsen — wie solches beim Epidot der Fall — 
und durch das Vorherrschen zweier paralleler Prismen-Flächen und die hie- 
durch bedingte unregelmässige Ausbildung der Enden den Epidot-Krystallen 
ähnlich sind. Endlich finden sich noch im Binnenthale schwarze, lange, 
dieke und dünne, meist eylindrische Turmalin-Krystalle, die einzeln oder 
auch stengelig gruppirt, auf einem Aggregat kleiner Adulare oder einem Ge- 
menge solcher mit kleinen schwarzen Turmalinen. mit braunem Glimmer, Ei- 
senglanz und Bergkrystall, welch letzter auch Turmalin als Einschluss ent- 
hält. — Bei Unterwasser unfern Obergesteln in Oberwallis trifft man braune, 
nadelförmige Turmaline mit blassgelben Rutil-Nadeln, Brauneisenocker und 
zerseiztem Chlorit auf und in lockeren Haufwerken brauner Glimmer-Schup- 
pen, die den Überzug eines körnigen Gemenges von Quarz und Glimmer bil- 
den. — Im Gebiete des St Gotthard kommen oft Turmaline in Granit, Gneiss 
oder Glimmerschiefer, sowie in den quarzigen Ausscheidungen derselben ein- 
gewachsen und in Drusenräumen, Klüften und Nestern vor, begleitet von 
Quarz, Glimmer, Chlorit, Adular, Albit, Periklin und zu Brauneisenerz umge- 
wandeltem Pyrit; diese Turmaline sind meist schwarz, braun oder grün, ihre 
Grösse ist selten bedeutend. Zuweilen schliesst auch der sie begleitende 
Bergkrystall solche ein. — Ähnliche Turmaline finden sich im Maggiathale, 
im Canton Tessin, in Gesellschaft von Adular, Bergkrystall, Chlorit, Eisen- 
glanz, Titanit; auch als Einschluss in Berskrystallen, zum Theil in grosser 
Anzahl, so dass dieselben in Folge der herausragenden Enden ganz stachelig 
erscheinen. Besonders interessant ist ein Exemplar in Wısers Sammlung aus 
dem Bedretio-Thale in Tessin: die Krystalle des Turmalin sind in derben Quarz 
eingewachsen und gebogen, der eine, etwa 3 Zoll lang, sehr stark und an 
dem einen Ende sich in nadelförmige Krystalle zertheilend. — In Graubünd- 
ten, im Tavetscher Thal, zumal am Caveradi und im Medelser Thale, finden 
sich Turmaline unter ähnlichen Verhältnissen wie am St. Gotthard, doch im 


Allgemeinen seltener. Ri 


B. Geologie. 


Ferdinand Zierken: „Lehrbuch der Petrographie“. Erster Band. 
S. 607. Zweiter Band. S. 635. Bonn 8°. 1866. 


Der Verfasser hat in dem vorliegenden Werke versucht, ein in seinen 
wichtigsten Zügen möglichst vollständiges Gesammtbild unserer Kenntnisse 
von den die Erdkruste zusammensetzenden Gesteinen in ihren verschiedenen, 
nicht nur mineralogischen und chemischen, sondern auch geotektonischen und 
genetischen Beziehungen auf Grund der neuesten Forschungen zu entwerfen. 
Weil ZırkzeL in seinem Lehrbuche in manchen Punkten etwas weiter greift 
als frühere Werke über Petrographie, ist auch das Werk zu grösserem Um- 
fange, zu zwei Bänden angewachsen. In der „allgemeinen Petrographie“, 


110 


in welcher die Begriffe von Gesteinen, Gemengtheilen, Structur, Lagerangs- 
förmen der Gesteine u. s. w. erörtert werden, verdienen besonders die Ab- 
schnitte über die mineralischen Bestandtheile der Gesteine (S. 17--56), so- 
wie über die Bildungsweise der Gesteine und ihrer Mineralien (S. 154 —171) 
Beachtung, da sie viele treffende, wichtige Bemerkungen und Anschauungen 
enthalten; ebenso der Abschnitt über Gruppirung und Einthbeilung der Ge- 
steine (S.171—174). ‘Während bekanntlich die der einfachen oder gleich- 
artigen: krystallinischen Gesteine (welche Eintheilung der Verfasser wählte, 
wollen wir weiter unten bei der gesammten Übersicht mittheilen) wenige 
Schwierigkeiten bietet, ist die Gruppirung der gemengten krystallinischen 
Gesteine mit um so grösseren Schwierigkeiten verbunden. ZirkeL bringt die- 
selben in zwei Hauptabtheilungen, indem er, auf Grund der Structur-Verhält- 
nisse: 1) gemengte krystallinisch-körnige Gesteine und 2) gemengte kry- 
stallinisch - schieferige Gesteine unterscheidet. Der. Betrachtung der ersie- 
ren schickt ZırkeL noch (S. 412-440) Allgemeines über mineralogische und 
chemische Zusammensetzung, über magnetische und Textur-Verhältnisse 
voraus und besprichi dann die Gründe für seine vorgeschlagene Eintheilung 
der gemengten krystallinisch-körnigen Gesteine. Diese Gründe sind folgende. 
Die Mehrzahl der gemengten krystallinisch-körnigen Gesteine sind Feldspath- 
Gesteine. Gruppirt man sie nun nach den in ihnen vorkommenden Feld- 
spathen, so lassen sich: Orthoklas- (Sanidin-) Gesteine, Oligoklas-Gesteine, 
Labradorit- und Anorihit- Gesteine unterscheiden. Ein Theil der Feldspath- 
Gesteine ist quarzhaltig, ein anderer quarzlrei; zu jenen gehören die Ortho- 
klas- und Oligoklas-Gesteine, zu diesen die Labradorit- und Anorthit-Gesteine. 
Ausserdem bilden Hornblende und Augit oft wesentliche Gemengtheile; ihre 
An- oder Abwesenheit bietet daher weitere Anhaltspunkte für die Einthei- 
lung, besonders für die Oligoklas-Gesteine. Die drei Mineralien: Nephelin, 
Nosean und Leuecit stellen sich als Vertreter der Feldspathe ein und die sie 
enthaltenden Gesteine lassen sich — da sie selbst meistens Feldspath führend 
— mit den Feldspath-Gesteinen vereinen. Die Feldspath-Gesteine werden 
nun auch noch geologisch von dem Verlasser als ältere und jüngere unter- 
‚schieden. - Auf diese Eintheilung gestützt beschreibt nun ZırkeL ausführ- 
lich (Bd. I, S. 474—607 und Bd. II, S. 1—335) alle gemengten krystalli- 
nisch-körnigen und schieferigen Gesteine und bespricht sodann in sehr ein- 
gehender Weise deren muthmassliche Entstebungsweise mit besonderer Rück- 
sicht auf die neueren, durch chemische und mikroskopische Untersuchung 
der Gesteiue gebotenen Resultate. — Den Schluss des Werkes bildet (II. Bd., 
Ss. 514—622) die Schilderung der Trümmer-Gesteine, der Conglomerate, 
Breccien, Tuffe. 

Die systematische Eintheilung der krystallinischen Gesteine nach ZırKEL 
ist demnach folgende: 

A. Einfache krystallinische Gesteine. 
1. Eis. 
2. Haloidgesteine. 
Steinsalz, Flussspath, Kryolith. 
Kalkstein, Dolomit, Mergel. 


111 


Gyps, Anhydrit, Phosphoritgestein, Stassfurtitgestein, Schwer- 
spathgestein, 
3. Kieselgesteine. 
“  Quarzit und Quarzitschiefer, Kieselschiefer, Hornstein, Jaspis, 
Süsswasserquarz, Opal, Flint, Polirschiefer, Kieselguhr. 
4. Silicatgesteine. 

Augitgestein, Malakolithfels, Hornblendegestein, Skapolithfels, 

Epidosit, Erlanfels (Smirgel). 
5. Erzgesteine. 

Eisenglimmerschiefer, ltabirit, Rotheisenstein, Brauneisenstein, 
Eisenoolith, Bohnerz, Eisenspath, Sphärosiderit, Magnet- 
eisenstein. 

6. Kohlengesteine. 
Graphit, Anthraeit, Steinkohle, Braunkohle, Torf, Asphalt, 
Brandschiefer, Guano. 
B. Gemengte, krystallinische Gesteine. 
a) Gemengte krystallinisch-körnige. 
1. Ältere Feldspathgesteine. 
1. Quarzhaltige Orthoklasgesteine. 

Granit, Granitporphyr, Syenitgranit, Felsitporphyr, Hälleflinta, 
Pechstein. 

2. Quarzfreie Orthoklasgesteine. 

Syenit, Foyait, Zirkonsyenit, Miascit, Ditroit, Quarz - freier 
Orthoklaspurphyr, Minette. 

3.  Oligoklasgesteine. 
Hornblende-haltige: Diorit, Porphyrit. 
Ausgit-haltige: Melaphyr. 

4. Labradoritgesteine. 

Diabas, Labradoritporphyr, Augitporphyr, Diabasaphanit, Dia- 

basschiefer, Variolit, Kalkaphanit. Gabbro, Hypersthenit. 
5. Anorthitgesteine. 
Ältere Corsite (Kugeldiorite) und Eukrite, Schillerfels. 
II. Jüngere Feldspathgesteine. 
1. Sanidin- und Oligoklasgesteine oder Trachytfamilie. 

Quarztrachyt, Trachyt, Phonolith, Hornblende-Andesit, Augit- 
Andesit. 

Anhang: Schaum- und Glasgesteine dieser Gruppe: Obsidian, 
Bimsstein, Perlit. 

2. Nephelin- und Leucitgesteine. 
Nephelinit, Leucitophyr, Hauynophyr. 
3. Labradorit- und Anorthitgesteine oder Basaltfamilie. 
Dolerit, Anamesit, Basalt, jüngere Anorthitgesteine. 
Ill. Feldspath-freie Gesteine. 
| Greisen, Turmalinfels, Saussurit-Gabbro, Eklogit und Cyanit- 
fels, Granatfels, Kinzigit, Cordieritfels, Dunit, Lherzolith, 
Eulysit. 


112 


b) Gemengte krystallinisch-schieferige. 
Gneiss, Granulit, Glimmerschiefer und Anhänge, Thon 
schiefer, Itakolumit. 


) 


A. ve CastıLo: über den Erzreichthum Nieder-Californiens; 
mitgetheilt durch Burkart in Bonn Zeitschr. für das Berg-, Hütten- und 
Salinenwesen im Preuss. Staate, XIV, 2, S. 105—119.) Die vorliegende 
Abhandlung -- durch Geh. Bergrath Burkart ins Deutsche übertragen — ist _ 
in einem grösseren Werke „fiqueza mineral de la Republica“ des Herrn 
A. per CastırLo in Mexico enthalten und betrifft nur den südlichen Theil der 
Halbinsel von Nieder-Californien. Der Verfasser schildert die geologische 
Beschaffenheit dieses Landes, dessen Hydrographie und die Localitäten, in 
denen artesische Brunnen mit Erfolg erbohrt werden können, die Hauptberg- 
werksdistricte und theilt endlich geschichtliche Notizen und Betrachtun- 
gen mit über die Mittel, die jährliche Silberproduction zu vermehren. — 
Die wichtigsten Bergwerksdistricte liegen südlich von la Paz, der Haupt- 
stadt des Gebietes von Niedercalifornien. 1) Reviere von San Antonio 
und el Triunfo. Das herrschende Gestein ist Glimmerschiefer mit vielen 

"Quarz-Einlagerungen; er wird häufig von Massen von Dioritporphyr durch- 
setzt. Sowohl im Glimmerschiefer als im Dioritporphyr treten Silbererze füh- 
rende Gänge in einer Gangmasse von Quarz mit Letten auf; der Verfasser 
unterscheidet: a) rothe umgewandelte Erze, nämlich Chlorsilber, Arseniksil- 
ber, Weissspiessglanzerz, Mennige, Brauneisenerz, Malachit, Kupfergrün und 
Zinkspath; b) schwarze, unveränderte Erze: Silberglanz, Fahlerz, Blei- 
schweif, Antimon- und Bleiglanz, Eisenkies, Markasit, Arsenikkies und Schwe- 
fell. Wie in den meisten Bergwerks-Revieren Mexicos lässt sich die Umwan- 
delung derselben in Salze bis zu gewissen Tiefen verfolgen; im Allgemeinen 
ist der Reichthum der Erze kein bedeutender. — 2) Reviere von las 
Virgenes und Cacachilas. Hier waltet Granit vor, der Krystalle von 
Orthoklas und als unwesentlichen Gemengtheil schwarzen und rothen Tur- 
malin enthält; er wird von feinkörnigem Ganggranit und von Diorit durchsetzt. 
Bei las Virgenes finden sich Erzgänge; sie enthalten in oberer Teufe: 
Chlor- und Bromsilber, gediegenes Silber und Silberglanz; in grösserer Teufe: 
Fahlerz, silberhaltigen Bleiglanz, Kupferlasur und Bleiglanz; als Gangarten 
erscheinen theils Baryt, theils Quarz. Im Revier von Cacachilas ist 
der Granit in der Nähe der Erzgänge sehr aufgelöst; die Gangarten besteben 
aus Baryt und Kalkspath mit Bestegen von Letten und Speckstein; die ein- 
brechenden Erze sind: Glätte, Bleiglanz, Fahlerz. gediegen Silber, Chlor- 
und Bromsilber; Kupferlasur, Malachit, Kieselkupfer, Eisenkies und Blende. 
Die ürzführung ist reich, aber die vielen Gänge sind schmal. — 3) Die In- 
sel San Jose. In dem Granit, aus welchem die hohen Berge dieser Insel 
bestehen, setzt ein 4 bis 6 Varas* mächtiger Gang auf, dessen Ausgehendes 
auf mehr denn 1600 Varas bekannt ist. Er enthält Kupfer- und Silbererze, 


* Eine Vara oder Elle = 0,835 Meter. 


113. 


die auf Nestern und Schnüren in Quarz als Gangart einbrechen. Die Erze 
sind: Kupferglanz, Malachit, Kupferlasur, Kieselkupfer, Chlorsilber, Silber- 
glanz, Rotheisenerz. — Der Verf. gibt ausserdem noch weitere Mittheilungen 
über andere Vorkommnisse von Erzen , die aber noch nicht genau genug 
untersucht sind, sowie über Gold führende Gänge und Seilenwerke. Unter 
ihnen verdient namentlich die Gold-Grube San Rafael Erwähnung, die 
zwischen dem Tule- und Gallinas-Thale betrieben wird. Das Gold findet sich 
auf einem Gange im Diorit, eingesprengt in Quarz oder Kalkspath, begleitet 
von Eisenkies und Kupferkies. — Durch seine eingehenden Untersuchungen 
gelangt CastıLo zu folgenden für die nationalökonomischen und bergbaulichen 
Verhältnisse des Landes wichtigen Schlüssen und Vorschlägen: Nieder-Cali- 
fornien ist eine dürre Gegend, in welcher es wenig regnet, keine Flüsse und 
“anbauwürdiges Land gibt, also geringe Hoffnung, dieselbe durch Ackerbau 
zum Emporblühen zu bringen; hingegen ist das Land reich an Silber-, Gold- 
und Kupfererzen, auch an Schwefel- und Steinsalz-Lagerstätten, wesshalb der 
Bergbau besonders zu berücksichtigen. Die am häufigsten vorkommenden 
Silbererze können, wegen ihrer mineralogischen Beschaffenheit und wegen 
Mangel an Wasser und Brennmaterial nicht im Lande selbst zu gut gemacht 
werden und es sind daher besondere Bergwerks-Geseize erforderlich, welche 
die freie Ausfuhr der Mineral-Producte gestatten und allen Bergbau treiben- 
den Gesellschaften ihren Schutz gewähren. 


H. Laspeyges: die hohlen Kalkstein-Geschiebe im Rothliegen- 
den nördlich von Kreuznach an der Nahe (Zeitschr. d. deutsch. geo- 
log. Gesellsch. XVII, 4, S. 669-638). Bei seinen geognostischen Unter- 
suchungen der Ablagerungen des Rothliegenden mit den eingelagerten Erup- 
tivgesteinen in der Pfalz hatte H. Laspeyvres mehrfache Gelegenheit, hohle 
Kalkstein-Geschiebe zu beobachten, welche mit den von W. v. Hamwıncer be- 
schriebenen manche Analogien, aber auch Verschiedenheiten zeigen. H. Las- 
PEYREs fand solche Geschiebe an mehreren Orten: im Winterbach-Thale unter- 
halb des Dorfes Winterburg; das Unterrothliegende besteht hier aus einem 
sehr rothen, an Bindemitteln reichen Conglomerate, mit vielen, bis zu Kopf- 


grossen Geschieben von devonischem Kalksteine, von denen einzelne hohl im 


Innern und mit Braunspath bekleidet sind, auf dem sich auch noch Krystalle 
von Aragonit und Asphalt-Kügelchen finden. Ausgezeichneter ist aber das 
Vorkommen bei Heddesheim in den oberen Schichten der mittleren Etage 
des Rothliegenden. In einem rothen, eisenreichen, thonigen Sandstein liegen 
viele, bis kopfgrosse Geschiebe von dolomitischem Kalkstein. Die Oberfläche 
derselben ist meist rauh anzufühlen, weil sie mit mikroskopischen Kıyställ- 
chen besetzt; die Mehrzahl dieser Geschiebe ist nun von Innen her, bald 
stärker, bald geringer, bald nach dieser, bald nach jener Richtung ausgehöhlt, 
so dass die Hohlräume oft sonderbare Gestalten zeigen; ja nicht selten sind 
mehrfach gekammerte Hohlräume, wenn die Aushöhlung der Geschiebe von 
verschiedenen Stellen ausging. Die Wandungen der Hohlräume sind mit Kry- 


stallen von Braunspath, Kalkspath, Baryt, Aragonit, Schwefelmetallen, be- 
8 


=. 


11% 


kleidet. Endlich verdient noch ein weiteres Vorkommen Erwähnung, im 
sog. Fluthgraben bei Dohrsheim. Hier enthalten die Conglomerate der mitt- 
leren Abtheilung des Oberrothliegenden viele Kalkstein-Geschiebe, die aber 
von Aussen nach Innen ausgehöhlt sind. — Nach der Beschreibung der ver- 
schiedenen Vorkommnisse von Kalkstein-Geschieben im Rothliegenden der 
Gegend von Kreuznach bemerkt Laspeyres, dass Hohlgeschiebe in den Con- 
glomeraten mit Geschieben dolomitischen Kalksteines wohl in allen Sediment- 
Formationen zu finden sein dürften, und führt zugleich ein neues Vorkommen 
an. Es ist diess bei Breitenau am Rain bei Garmisch an der Loisach, in 
den Bayerischen Alpen in einem Diluvial-Conglomerat. Das Bindemittel des- 
selben besteht aus einem sandigen oder thonigen, porösen Kalk; die Ge- 
schiebe sind mannigfache Kalksteine und im Innern mehr oder weniger aus- 
gehöhlt; ihre Aussenfläche ist mit den zierlichsten Rhomboedern von Kalk- 
oder Braunspath bedeckt. Beachtung verdient bei diesen Conglomeraten die 
Thatsache: dass die Geschiebe der dichten Kalksteine nicht ausgehöhlt sind, 
sondern nur die der krystallinisch-körnigen. — Laspzyres bespricht nun sehr 
gründlich die Ursachen, warum die Geschiebe ausgehöhlt wurden und zwar 
zunächst die Frage: warum die Geschiebe angegriffen wurden und 
nicht die sie umschliessende Grundmasse. Wie bei den Feldspa- 
then in der Feldspath-Grundmasse der eruptiven Silicat-Gesteine, so ist auch 
bei den Kalk-Geschieben in kalkiger Grundmasse die Ursache zu der leich- 
teren oder exclusiven Lösung der Einschlüsse gegen die des Teiges nicht, 
oder nur sehr untergeordnet in den chemischen, sondern in den physikali- 
schen und mechanischen Verhältnissen und Verschiedenheiten der Substanzen 
zu suchen. Dass die Geschiebe bei Kreuznach in sandig-thonigem Teig lie- 
gend besonders und dieser nicht angegriffen wurden, bedarf keiner weiteren 
Erörterung. Was nun die Aushöhlung der Geschiebe von Innen 
nach Aussen betrifft, so glaubt LAspeyges und mit Recht, dass solche auf 
mechanischen Gründen beruhe; sie setzt voraus: 1) einen ursprüng- 
lichen, wenn auch noch so kleinen Hohlraum im Geschiebe mit wenig- 
stens einer Kluft, die sich nach Aussen und Innen öffnet, oder statt beider 
ein System von Sprüngen, die im Innern der Geschiebe eine grössere Ver- 
ästelung haben, als in den äusseren Theilen; 2) eine ungeschlossene, 
am besten poröse Grundmasse und 3) eine geringe Durchdring- 
barkeit der Einschluss-Substanz durch Flüssigkeiten. 


C. F. Zıscken: die Braunkohle und ihre Verwerthung. 1. Theil: 
die Physiographie der Braunkohle. Heft 3 und 4. Hannover 7866. 
8°, S. 353—818 (Vgl. Jb. 1865, 748). — Mit diesen beiden Heften, welche 
die Fundorte der Braunkohle, resp. deren Gewinnungspunkte behandeln, hat 
der erste Theil dieser dankenswerthen Arbeit seinen Abschluss erreicht, wozu 
wir dem Verfasser nur Glück wünschen können. Eine höchst mühevolle, 
aus tausenden verschiedener Quellen geschöpfte und zu einem übersichtlichen 
Ganzen sorgsam verbundene Arbeit, welche dem wissenschaftlichen Forscher 
ebenso viele Anhaltepunkte für weitere Vergleiche und Forschungen dar- 


115 


bietet, als sie dem Praktiker in vielfacher Beziehung wichtige Dienste 
erweisen wird. 

Eine grosse Anzahl von interessanten Flötzprofilen erhöhet den Werth 
dieser Gabe und beweiset von neuem die Analogien, welche zwischen der 
Bildung der Braunkohlenflötze und der älteren Steinkohlenflötze stattgefunden 
haben. Man kann, gewiss mit nur sehr wenigen Ausnahmen, in beiden nur 
Torfmoore der Vorwelt erblicken! 

Der Verfasser hat sich nicht begnügt, nur die Fundorte der Braunkohlen 
in den sämmtlichen Ländern Europa’s für seine Darstellung auszubeuten, er 
dehnt seine Forschungen auch über Afrika, Asien, Australien und Amerika 
aus, indem er zugleich, wie schon früher hervorgehoben, ausser den eigent- 
lichen, tertiären Braunkohlen gleichzeitig auch das Vorkommen von älteren 
Kohlen bis zur Dyas herab in den Kreis seiner Betrachtungen zieht. Wün- 
schenswerth erscheint uns behufs eines noch leichteren Gebrauches dieses 
Handbuchs sowohl für diesen, als auch für den zweiten noch folgenden Theil 
ein möglichst vollständiges Ort-Register. 


Dr. F. v. Hochstetter: Geologische Ausflüge aufJava (Novara- 
Exped. Geol. Theil, II. Bd.). 4%. 40 S. 1 Taf. — Diese geologischen Ausflüge 
des gefeierten Geologen der Novara-Expedition fallen in die Zeit vom 6. Mai 
bis 24. Mai 1858. Sein erster Ausflug war in das Gedeh-Gebirge ge- 
richtet, in die luftigen Höhen des Pangerango und Gedeh, am nordwest- 
lichen Ende der Insel. 

Das Gedeh-Gebirge als Ganzes ist eines der grossartigsten Vulcangerüste 
Java’s. Ein kolossaler Lavakegel umschliesst in einem- ungeheuren Krater, 
dessen Rande nördlich der G. Seda-Ratu (8900 Fuss), südlich der Mandala- 
wangi (8150 Fuss) angehören, zwei Eruptionskegel. Der nordwestliche 
Kegel, der Pangerango, ist 9326 Par. Fuss hoch, und erloschen, aus Lapilli 
und vulcanischer Asche in der regelmässigsten Gestalt aufgeschüttet. Neben 
ihm, in einem Abstande von nur !/a deutschen Meile gegen S.O. und mit ihm 
durch den 7870 Fuss hohen Rücken Pasir Alang verbunden, erhebt sich der 
zweite Eruptionskegel, G. Gedeh, fast zu gleicher Höhe (9230 Fuss). Er 
hat einen abgestumpften, innen durchbohrten Gipfel, und auf dem Boden des 
durch Einsturz gebildeten Kraters erhebt sich ein kleiner, neuer Eruptions- 
kegel mit einem Kraterschachte, dem thätigen Krater des Gedeh. 

Das am Gedeh-Gebirge vorherrschende Gestein ist ein feinkörniger, 
grauer Andesit, ähnlich den Pyroxen-Andesiten von Westland auf Island, oder 
manchen Amphibol-Andesiten (Mikrotinit Tscherm., grauer Trachyt v. RıcHr- 
HOFEN) Ungarns und Siebenbürgens. Die Haupimasse bildet feinkörniger Mi- 
krotin, nur sehr untergeordnet sind Einsprenglinge von Amphibolnadeln, reich- 
licher dagegen kleine schwarze Körner von Magneteisen und Augit. 

Aus dem grossen Krater des Gedeh zieht sich in nordöstlicher Rich- 
tung eine oben weit geöffnete und durch eine hochaufragende Trümmermasse 
zweigetheilte, nach unten aber am steilen, äusseren Gehänge des Gedeh- 


Kegels sich mehr und mehr verengende und vertiefende Kraterschlucht oder 
8 * 


116 


Caldera, wodurch der grosse Krater ein spaltenförmiges Ansehen gewinnt. 
Wie nach abwärts eine Schlucht, so hat sich aber oben am Fusse der Kra- 
terwand durch die abstürzenden Massen ein Querdamm gebildet, hinter wel- 
chem sich die atmosphärischen Wässer ansammeln können. Diese dringen 
auf der tiefen Spalte am Fusse der Kraterwand ein, bis auf noch nicht völlig 
erkaltete Lavamassen, und an den glühenden Massen zu Dampf verwandelt, 
veranlassen sie von Zeit zu Zeit Ausbrüche aus dem noch thätigen Krater. 
Wasser, Schlamm und Steine hat der Berg zu wiederholten Malen bis in die 
neueste Zeit (am 28. Mai 7852, am 14. März 853) ausgeworfen, ferner 
feinen Sand und vulcanische Asche, die bis nach Batavia flog; auch glühende 
Steintrümmer, glühender Sand wurden mitgerissen und bildeten die Feuer- 
garben, die man sah; aber bis zu heissflüssigen Lavaströmen, bis zu ge- 
schmolzenen Lavatropfen oder vulcanischen Bomben hat er es in historischer 
Zeit nicht mehr gebracht. Er ist ebenso in seinem letzten Stadium, im Sta- 
dium der Fumarolen- und Solfatarenthätigkeit, wie alle übrigen Vulkane Java’s. 
Es ist die letzte Reaction des inneren Feuers gegen das von aussen eindrin- 
gende atmosphärische Wasser. Selbst die thätigsten Vulcane auf Java, der 
G. Guntur, und G. Lamongan, liefern nur „Lavatrümmerströme“, glü- 
hende Gesteinsstücke und glühende Asche, aber keine eigentlichen Lava- 
ströme. Schon Junehunn, dessen Name von Java unzertrennlich ist, hat die 
drei Hauptperioden in der Thätigkeit der Vulcane Java’s vollkommen natur- 
gemäss geschildert (Java, II. p. 640.). — 

Ein zweiter Ausflug führte v. Hoca#sterter nach dem auf der Nordseite 
des Plateaus von Bandong befindlichen Kraterfelde des Tangkuban Prahu, 
dessen westlicher Kessel Kawa Upas oder Giftkrater, der östliche Ka wa 
Ratu oder Königskrater heisst. Auch die hierüber gegebene Schilderung ist 
ebenso anziehend als instructiv. 


Die Lava des Tang Kuban Prahu ist ein feinkörniges, von feinen Poren 
durchzogenes rauchgraues Gestein, in welchem sich Mikrotinit-Kryställchen 
und Augit erkennen lassen Eine Analyse davon hat Dr. O. Prörss (Jahrb. 
1864. 427) mitgetheilt und das Gestein als Dolerit bezeichnet; v. HocHsTETTER 
zieht vor, dasselbe als Pyroxen-Andesit zu den Ändesiten zu stellen. — 


Das südwestliche Grenzgebirge des Plateaus von Ban- 
dong, der District Rongga, hat die fernere erfolgreiche Thätigkeit v. 
HocastEtter’s auf Java in Anspruch genommen, wozu für ihn ein Reiseplan 
durch Junsnunn entworfen worden war, und wobei er, wie schon auf seinen 
vorigen Ausflügen, Seitens der Holländischen Regierung in der ausgezeich- 
netsten Weise Unterstützung gefunden hat. Solche Episoden in dem Leben 
eines Geologen, wie die Tage vom 19.—24. Mai auf Java, über welche v. 
HocHsTEITER hier berichtet, gehören zu den schönsten und erhebendsten nicht 
blos für den unmittelbaren Träger des dort Erlebten, sondern gleichzeitig für 
alle Genossen der Wissenschaft, welcher dieser Tribut gezollt worden ist. 

Wir heben von den auf diesem Ausfluge gewonnenen Resultaten nur 
noch hervor, wie neuerdings die Gliederung der javanesischen Tertiärforma- 
tion von HocustETiER aufgefasst wird. 


117 


1) Eocän-Formation. 

a. Untere Gruppe, kohlenführendes Schichtensystem, haupt- 
sächlich im südwestlichen Java von Junsuunn nachgewiesen. Zahlreiche ab- 
bauwürdige Flötze bituminöser Pechkoblen sind eingelagert in quarzige, nicht 
kalkhaltige Sandsteine und in Schieferthone. Verkieselte Baumstämme häufig, 
aber wenige oder gar keine Meeresconchylien. — 

b. Obere Gruppe, Orbituliten- und Nummulitenkalke mit dichtem 
Kalkstein und älterem Korallenkalk, mächtig entwickelt und in steiler Schich- 
tenstellung im westlichen Randgebirge des Plateaus von Bandong. 

2) Miocän-Formation. 

a. Untere Gruppe, flötzarmes Thon-, Mergel- und Sandsteingebirge 
mit Kalk-Trachytbreccien und Tuffsandsteinen, im Distriete Rongga (Preanger- 
Regentschaft), in den Thälern des Tjiburial und Tji Lanang sehr reich an 
Meeresconchylien: Kohlenmassen und fossiles Harz kommen häufig vor, Braun- 
kohlenflötze selten. Dieser Gruppe gehören wohl auch die von Dr. H. R. 
Görrerrt beschriebenen Pflanzenreste * aus den Tuffschichten bei dem Dorfe 
Tangung (Preanger Reg.-Distr. Tschandjur) an. 

b. Obere Gruppe, trachytische Tuffe und Conglomerate, nebst jün- 
geren Korallenkalken. Diese Gruppe ist vielleicht auch von jüngerem als 
miocänem Alter. 

In die Zeit der miocänen Ablagerungen fällt der Anfang der grossartigen 
eruptiven Bildungen im indischen Archipel. Unter diesen lassen sich 
ältere Masseneruptionen theils auf nordsüdlichen Querspalten, theils auf 
ostwestlichen Längsspalten, von den jüngeren vulcanischen Eruptio- 
nen, welche auf ostwestliche Längsspalten beschränkt erscheinen, sehr be- 
stimmt unterscheiden. 


3 


En. Suess: Untersuchungen über den Charakter der öster- 
reichischen Tertiärablagerungen. I. Ueber die Gliederung der 
tertiären Bildungen zwischen dem Mannhari, der Donau und 
dem äusseren Saume des Hochgebirges (Bd. LIV. d. Sitzungsb. d. 
k. Ak. d. Wiss. 1. Abth. Juniheft, 7866. 66 S. 2 Taf.). — Abermals eine 
gewichtige Abhandlung, aus der hier wenigstens die Uebersicht der Gliede- 
rung entnommen werden soll. Die darin zusammengestellien Beobachtungen 
gestatten, in dem ausseralpinen Theile der Niederung von Wien N. von der 
Donau die nachfolgenden Glieder des Tertiärgebirges zu unterscheiden: 

1) Nummulitenkalk undSandstein, gewöhnlich von grossen Blöcken 
begleitet. Waschberg, Michelsberg, Holy Wrh, Nadwonaw-Berg u. s. w. — 
Nautilus lingulatus,, Pleurotomaria concava, Corbis austriaca, Mytilus 
Rigaultianus, Alveolina longa etc. 

2) Weisse Mergel und Sandsteine. Nieder-Fellabrunn, Auspitz, 
Gurdan u. s. w. bisher ohne organische Reste. 


* GÖöPPERT, die Tertiärflora auf der Insel Java. Gravenhage, 1854 und Jahrb. 1864, 
PeRT ’ 


: 118 


3) Lage von blauem Tegel bei Nikolschitz mit Foraminiferen:; 
wahrscheinlich nicht von dem folgenden Gliede zu trennen. 

4) Amphisylenschiefer (Oelschiefer der Karpathen) — Simonsfeld, 
Nikolsburg, Nikolschitz, Schittboritz, Kreppitz, Mautnitz, Tieschau u. s. w. — 
Amphisyle, Lepidopides, Meletta erenata, Mel. longimana, Ostracoden, Fu- 
coiden. , 

5) Schichten von Molt. Wechsel von hochgelbem Quarzsand und 
buntem Tegel gegen unten, blauer Tegel und Braunkohle oben. Galgenberg 
bei Horn, Molt, Nonndorf, Bayersdorf? — In den tiefsten Schichten petre- 
factenleer, höher Cer. margaritaceum, Cer. plicatum, Melanopsis Aquensis, 
noch höher Sand und Turritella gradata; üher diesem Tegel mit den Ce- 
rithien, mit Hurex Schöni, Arca cardiifoermis etc. 

6) Schichten von Loibersdorf. Sand von Drei Eichen, Mörders- 
dorf, Loibersdorf. — Cardium Kübecki, Pectune. Fichteli; einzelne Ueber- 
einstimmungen mit dem Meersande von Weinheim. Als ein tieferer Theil 
dieser Schichten sind die Bänke von Myt. Haidingeri sammt den durch 
Venus umbonaria ausgezeichneten Lagen anzusehen. 

7) Schichten von Gauderndorf. Mugelsand, Kottau, Gauderndorf, 
Brunnstube, Lautschitz bei Selowitz. — Tellina strigosa, Tell. lacunosa, 
Psammobia Labordei, bei Gauderndorf Einschwemmungen mit Tapes Baste- 
rot, Mactra Bucklandi u. s. w., dann mit Pyrula clava etc. 

8) Schichten von Eggenburg. Unten Sandstein, gegen oben Sand, 
Grus oder Kalkstein, auch Nulliporen-Kalkstein. 

a. Molassensandstein. Gauderndorf, Brunnstube, Dietmannsdorf 
u. 5. w. — Panopaea Menardi, Pholadomya, Solen, Pyrula rusticula ete. 

b. Schichten mit Pecten aduncus, Echinolamp. Linki, Terebratula 
Hoernesi etc. — Unt.-Nalb, Pulkau, Limberg, Dürnbach, Meissau. Grübern, 
Gauderndorf. Brunnstube, Zogelsdorf, Meiselsdorf, Drei Eichen u. s. w. und 
Lautschitz bei Selowitz. 

9) Schlier. Blauweisser und grauer Mergel und Sandlager. Mürbe 
Sandsteinplatten. Horizont von Nassgallen. — Goldgeben, Streitdorf, Kirch- 
berg am Wagram, Feuersbrunn, Götzdorf, Plait, Wülzeshofen, Laa, Gruss- 
bach, Nuslau, Lautschitz u. s w. — Unten .Beletta sardinites, Nautilus, 
marine Conchylien, Cristellarien, höher oben Gypslagen und Sandsteinplatten 
mit Landpflanzen, auch brackische Einschwemmungen. 

Darüber erstes Erscheinen von Helix T'luronensis, Cerith. lignitarum. 
In dieses obere Niveau gehört wahrscheinlich der Süsswasserkalk von Ameis; 
es bildet dasselbe eine vielleicht selbständige, vielleicht mit dem nächst- 
folgenden Gliede zu vereinigende Gruppe, welche sich von den Schichten 
mit Mel. sardinites in der Regel ziemlich scharf abtrennt. 

10) Höhere marine Bildungen. Unter diesem Gesammtnamen lässt 
Suess hier den marinen Tegel längs der Schmieda, den Sand von Grund, 
Guntersdorf, Windpassing, Grussbach u. s. w., sowie die höheren Mergel und 
Nulliporenkalke von Mailberg, dem Weihon bei Selowitz u. s. w. vereinigt, 
deren Bedeutung erst durch eine gleichzeitige Behandlung der Vorkommnisse 
der alpinen Niederung festgestellt werden kann. Die marine Fauna ist eine 


419 


überaus reiche und mamnigfaltige; in dem Sande von Grund und Grussbach 
finden sich zugleich die Landschnecken des Süsswasserkalkes von Ameis. 

11) Gerithienschichten kommen nur bei Ober-Hollabrunn vor. 

12) Lacustre und fluviatile Bildungen. 

a. Congerien-Tegel bei Ziersdorf. — Congeria, Melanopsis. 

b. Belvedereschotier; gelbe Flussgeschiebe aus harten, krystalli- 
nischen Felsarten, insbesondere aus Quarz. — Stettendorf, Hohenwerth, Wetz- 
dorf, Weikersdorf, Enzersdorf im Thale, Ladendorf u. s..w. — Mastodon 
longirostris, Hippoth. gracile etc. 

Dieses ist das leizte in diesem Gebiete abgelagerte Glied der Tertiär- 
formation. 

In einem besonderen Abschnitte weist Prof. Suess noch die Verbreitung 
und Aequivalente von einzelnen dieser Glieder in Mittel-Europa nach und 
als Anhang hierzu wurden von Dr. F. Steinpachner Bemerkungen über 
die fossilen Fische des Amphisylenschiefers am Ober-Rhein 
beigefügt. (Fortsetzung folgt im nächsten Hefte.) 


Ev. Surss: Über den Löss. Wien, 1866. 8°. 16 S. 

Der Löss oder der „leichte Grund“, wie man ihn in der Umgegend von 
Wien häufig bezeichnet, besteht aus einer ziemlich homogenen Masse von 
gelbem und braungelbem, kalkreichem und wenig plastischem Lehm. Er zeigt, 
wo er rein ist, in seinem Innern nie eine Spur von Schichtung und pflegt 


in steilen Wänden abzubrechen. Die organischen Reste, welche er führt, 


rühren niemals von Meeresbewohnern her, und dieser Umstand, sowie seine 
Vertheilung in den Weitungen der grossen Flusstbäler und sein Fehlen in 
der offenen norddeutschen Ebene lehren, dass er fluviatilen Ursprungs sei. 

Der Löss ist von trübem, zum Theile wenigstens aus den Alpen stam- 
mendem Flusswasser abgeseizt. Das sporadische Vorkommen grosser Blöcke, 
sowie die organischen Reste des Löss lehren uns seine Gleichzeitigkeit mit 
der durch ihr strenges Klima ausgezeichneten Diluvial-Epoche der grossen 
Gletscher. Der Löss scheint seine Entstehung den diluvialen, durch Abrei- 
bung der Gesteine getrübten Gletscherwässern zu verdanken, womit die Art 
seiner Verbreitung gut: übereinstimmt. Er fehlt sowohl den Hochalpen, als 
auch der norddeutschen Ebene. Er folgt dem Rhein, dem oberen Laufe der 
Maas, Schelde und so fort, deckt die südliche Hälfte ven Belgien, und bricht 
ziemlich scharf an einer Linie ab, welche von Dünkirchen südöstiich gegen 
Cöln verläuft. Noch bei Laeken, unweit Brüssel, trifft man ihn etwa 300 
Fuss über dem heutigen Meere. Seine Nordgrenze läuft um den Harz, durch 
das nördliche Sachsen nach Schlesien und gegen Krakau hin. Diese Nord- 
grenze des Löss ist aber zugleich die Südgrenze der sogenannten nordischen 
Blöcke, welche auf Eisschollen hierher transportirt sein mögen. Demnach 
ergänzt sich das Bild des damaligen Europa etwa auf folgende Weise: 

Im Hochgebirge bauen grosse Gletscher ihre Moränen auf, schleifen ihre 
felsigen Betten aus und zahlreiche Bäche führen ein schlammiges Wasser 
herab. Mittel-Europa ist bis Dünkirchen, Cöln, Leipzig und Troppau schon 


120 


Festland. Ein Theil dieser schlammigen Wässer fliesst dem Rheinthale zu 
und gelangt in dem geschlossenen Bette bis nach Belgien hin. Ein anderer 
Theil derselben folgt der heutigen Richtung der Donau. Die Niederungen, 
welche sie heute durchfliesst, sind von Binnensee’n erfüllt, ähnlich der Kette 
von Binnensee’n im heutigen Nordamerika, und so oft der Strom wie bei 
Krems, in eine solche Weitung tritt, fällt in Folge der verringerten Sirö- 
mungsgeschwindigkeit ein grösserer Theil des Schlammes zu Boden. So ent- 
stehen die Aufschütiungskegel von Krems, Stammersdorf u. s. w. Die nord- 
deutsche Ebene endlich ist vom offenen Meere bedeckt; Eisschollen streuen 
auf derselben Skandinavische u. a. nördliche Felsblöcke aus. Darum fehlt 
ihr auch heute die Ackerkrume (?). — So unterscheiden wir auch drei Haupt- 
zonen in Mittel-Europa, jene des Hochgebirges, jene des Löss und jene der 
nordischen Ebene, 

Die organischen Reste des Löss bestehen aus Land-, seltener aus Süss- 
wasser-Conchylien und aus Landsäugethieren. Unter letzteren findet man 
den Auerochsen, Hirsch, Hamster, Spitzmaus, Murmelthier, eine Art Nashorn, 
vor Allem aber in grosser Häufigkeit das Mammuth ( Elephas primigenius ). 


Gopwin-Austen: über die känozoischen Formationen Belgiens. 
(Quart. Journ. of the Geol. Soc. Vol. XX1l, p. 228—254.) — Auch bier 
wird des Lösses gedacht, der in Belgien unter dem Namen „Zimon de 
Hisbaye“ bekannt ist, als eines der jüngeren Glieder der neueren känozoi- 
schen Bildungen. Vor Allem bezieht sich diese Abhandlung jedoch auf ältere 
känozoische Ablagerungen und besonders den Crag von Antwerpen, welcher 
dem Systeme Scaldesien Duuont’s gleichgesetzt wird. Die Identität seiner 
Schichten mit jenen in England (Jb. 1865, 762) veranlassten den Verfasser, 
die Verhältnisse des Crag-Meeres im Allgemeinen zu verfolgen und eine 
Kartenskizze über dessen allgemeine Verbreitung hier zu entwerfen, die aus 
der arktischen Zone bis nach Afrika reicht. 


C. Paläontologie. ° 


J. D. Dana: über Cephalisation. No. IV. (American Journ. of 
Seience and Arts, Vol. XLI, p. 163 u. f.) Vgl. Jh. 1868, 251; 1864, 864.) 
— Zur Beseitigung einiger Missverständnisse über den Begriff „Cephalisa- 
tion“, die aus einer Kritik des Herrn B. D. Wars# hervorleuchten und wohl 
auch bei manchem Anderen darüber noch vorwalten, hebt Dans hier noch 
einmal nachfolgende Sätze hervor: 

Cephalisation ist einfach Vorherrschen des Kopfes — cephalic domina- 
tion — in einem Thiere, welches in seinem Bau hervortritt, und ihre Höhe 
hängt ab von der Entwickelung des cephalen Centrums und dem Grade der 
Unterordnung der ganzen Structur des Thieres unter dasselbe. 

Sie lässt sich unter anderen auf folgende Weise bestimmen: 


121 


1) Mit höherer Cephalisation, wodurch eine Species eine höhere Stel- 
lung einninmt, dient der vordere Theil des Körpers oder seiner Glieder 
mehr und mehr zur Unterstützung des Kopfes, dagegen bedeutet eine nie- 
drigere Cephalisation, wenn jene Unterordnung unter den Kopf geringer 
und geringer wird. 

2) Bei höherer Cephalisation wird die Form des Kopfes oder der vor- 
deren Körpertheile mehr und mehr zusammengedrängt, vervollkommnet, ver- 
dichtet oder verkürzt; bei niederer Cephalisation verlängern sich diese 
Theile oder hängen nur lose zusammen und erscheinen unvollkommen in 
ihren Theilen oder im Ganzen, der ganze Körper wird hierdurch mehr ver- 
längert oder ausgebreitet. 

3) Mit höherer Cephalisation drängt sich auch mehr und mehr der 
hintere Theil des Thierkörpers zusammen, wird hierdurch compacter und 
verkürzt sich, denn eine Concentrirung nach vorn entspricht einer Verkür- 
zung nach hinten. Ebenso zeigt der Schwanz den Grad der Entwickelung 
des Thieres; grosse Länge oder Dicke desselben oder Zunahme der Wich- 
tigkeit desselben für die ihierischen Functionen weisen anf eine tiefere Stufe 
des Organismus hin. 

4) Mit niederer Cephalisation ist nicht allein eine geringere CGoncen- 
tration oder Verdichtung und ein vollkommenerer Zustand der ganzen Struciur, 
sowohl vorn als hinten, zu bemerken, sondern es dehnt sich auch, in den 
tieferen Stufen, die Degradation der Structur bis zu einem Verschwinden 
wesentlicher Theile aus, wie der Zähne, Glieder, Sinne; ebenso aber auch 
zu einer starken Vergrösserung des Körpers weit über «die Grösse hinaus, 
welche das animalische System des Organismus noch ‘beherrschen könnte, 
und in diesem Falle ist das Geschöpf träge und dumm. — 

Man wird den hier ausgesprochenen Grundsätzen, welch» Dana schon 
bei den verschiedensten Classen des Thierreiches zur Classification derselben 
erfolgreich verwendet hat, nur beipflichten können und hat ein wenn auch 
nicht neues, so doch zuerst von Dana in seiner Allgemeinheit erkanntes und 
durchgeführtes Princip für die Classification auch fossiler Organismen ge- 
wonnen. 


J. D. Dana: ein Wort über den Ursprung des Lebens. (Ame- 
rican Journ. of' Sc. a. Arts, Vol. XLI. 1866. p. 389-394.) — Gegen- 
über den oft wiederholten Versuchen, den Ursprung organischer Wesen aus 
unorganischen Körpern zu erweisen, unter welchen die von Fremy neuer- 
dings der Academie der Wissenschaften in Paris vorgelegten wohl die ein- 
gehendsten sind, macht Dana geltend, wie die Teınperatur, die man den zu 
derartigen Versuchen verwendeten Flüssigkeiten ertheilt habe, wohl genügend 
sei, das Leben gewöhnlicher Pflanzen und Thiere zu zerstören, dass sie aber 
keinesweges genüge, um alles vegetabile oder animalische Leben darin zu 
vernichten. Diess beweisen Beobachtungen des Professor W. H. Brewer 
über die Gegenwart lebender Arten in den heissen und salzigen Gewässern 
Californiens, die hier mitgetheili werden. 


122 


Die höchste von ihm bis jetzt beobachtete Temperatur solcher heissen 
Quellen, in welchen noch niedrige Pflanzenarten gediehen, war 93° C. 
(gegen 200° F.). Dieselben waren aber in Überfluss in Gewässern von 520 
bis 60° C. (1250—140° F.) vorbanden. In den heisseren Quellen bemerkte 
man nur Pflanzen der einfachsten Art, anscheinend einfache Zellen von hell- 
grüner Farbe; in Wässern von 60 -65° C. zeigten sich fadenförmige Con- 
ferven von sehr hellgrüner Farbe. Von thierischen Organismen wurden in 
dem salzreichen Mono-See, welcher ausser Kochsalz auch Soda und Borax 
u. s w. enthält, grosse Mengen von Fliegenlarven angetroffen, welche in 
ähnlicher Weise auch in dem grossen Salzsee vorkommen sollen. 


Weitere Notizen werden von BREwER angeschlossen, aus denen hervor- 
geht, wie die Keime vieler Pflanzen der Einwirkung der Wärme, der Salze 
und der Säuren bis zu verhältnissmässig hohen Graden, wenigstens höheren 
als man bisher anzunehmen pflegte, zu widerstehen vermögen 


W. Kıne und T. H. Rowsey: über das sogenannte Eosoön-Ge- 
stein. (Quart. Journ. of the Geol. Soc. Vol. XXI. 3. 1866. p. 185 
bis 218, Pl. 14 u. 15) — 

Die Entdeckung des Eozoon oder Dämmerungsthieres in den älte- 
sten Kalksteinablagerungen unserer Erde (Jb. 1865, 496; 1866, 352, 368, 
481, 579) hat eine gewaltige Anregung zu erneueten Studien dieser uralten 
Gebirgsschichten gegeben, wie sie der Wissenschaft nur willkommen sein 
kann. Meinen doch Viele, in dem Eoxoon als dem ältesten Organismus der 
Erde die Ur- oder Stammforın zu erblicken, aus der sich die gesammte Thier- 
und Pflanzenwelt der Erde allmählich entwickelt hat, und es konnte die Ent- 
deckung des Zoxoon zu keiner günstigeren Zeit erfolgen, als in den letzten 
Jahren, wo die Entstehung der Arten durch natürliche Züchtung von begei- 
sterten Anhängern Darwıns und seinen nüchternen Gegnern vielseitig erwogen 
und besprochen, wo ferner die Wirkungen des Metamorphismus nicht selten 
über die Grenzen der Möglichkeit ausgedehnt worden sind. 


Es lässt sich nicht läugnen, dass die als Eoxoon unterschiedenen Ge- 
bilde grosse Analogien mit Foraminiferen darbieten, wozu sie desshalb 
auch von den besten Kennern dieser Klasse gestellt werden; man wird ebenso 
zugeben, dass ihre Verwandtschaft mit den Spongien (Jb. 1865, 496), 
eine Ansicht, die auch W. H. Baıty (Geol. Mag. Vol. II, p. 388) gewonnen 
hat, vielleicht noch grösser ist, und man wird endlich auch anerkennen 
müssen, dass vollständige analoge Bildungen, wie Eoxoon, auch in der un- 
organischen Welt vielfach angetroffen werden. Wir erinnern an die unor- 
ganischen Gebilde mancher Moosachate. 


Hatte schon Baıry a. g. O. ausgesprochen, dass das Eozoon ihm weit 
eher das Product einer eigenthümlichen mechanischen Gesteinsbildung, als 
ein organisches Gebilde erscheinen müsse, eine Ansicht, die auch Prof. Hark- 
ness für die serpentinführenden Marmore von Canada und Connemara in 


123 


Irland vertbeidiget hat *, so bringen jetzt die Professoren Kıne und Rowney 
in Galway umfassende Beweise hierfür. Dieselben basiren sowohl auf mi- 
kroskopischen Untersuchungen der für das sogenannte Boxoon und die ser- 
pentin-führenden eozoen Gesteine charakteristischen Structur, als auch auf 
dem geologischen Vorkommen derselben in ganz verschiedenen, in ihrem re- 
lativen Alter sehr weit von einander entfernten Gebirgsarten. Nicht allein, 
: dass das Eoxoon canadense in Canada für das Laurentian bezeichnend ist, 
während der grüne Marmor von Connemara nach Murcnison zur Silurfor- 
mation gehört, Prof. Kına weist das Vorkommen ganz ähnlicher Formen auch 
in weit jüngeren, serpentinhaltigen Schichten vom Alter des Ljas, in Chal- 
cedonen, in dolomitischen Zechsteinen der Gegend von Sunderland und an- 
deren Gesteinen nach, und für ibn ist „eozonale Structur“ nur eine 
eigenthümliche unorganische Gesteinsbeschaffenheit. 


H. Burmeister: Einige Bemerkungen über die im Museum zu 
Buenos Aires befindlichen @!yptodon-Arten. (Zeitschr. f. d. ges. 
Naturwiss. 1866. No. VIN, IX, p. 138-149.) — Vgl. Jb. 1866, 373. — 
In einer Schrift von L. Novor über Glyptodon: Description d’un nouveau 
genre d’Edente fossile, renferment plusieurs especes voisines du Glyp- 
todon etc. Dijon, 7856“ ist neben Glyptodon eine neue Gattung Schisto- 
pleurum angenommen worden, von welcher BuruEısTER hier zeigt, dass ihre 
angenommenen Unterschiede von @lyptodon theilweise nicht vorhanden, theil- 
weise zur Trennung einer Gattung ungenügend sind, 

Alle G@lyptodon-Arten haben, so gut wle Schistopleurum, sechs z. Th. 
bewegliche Ringe am Anfange des Schwanzes besessen und ein Unterschied 
zwischen ihnen ist nur auf die Form der Platten dieser Ringe zu gründen. 

Die Einen (@lyptodon) haben flache Knochenplatten in jedem Ringe, 
deren Randreihe mit einer elliptischen flachen Erhabenheit, gleich einer Ro- 
seite oder einem Medaillon geziert ist. Dahin gehören @!l. tuberculatus, 
@I. clavipes und wahrscheinlich auch @!. reticulatus, welchen B. früher 
mit @!. tuberculatus vereinigen wollte, jetzt aber davon für verschieden hält. 

Die Anderen ( Schistopleurum) haben conische, scharf zugespitzte, 
hohe Höcker am oberen Rande jedes Ringes, deren Oberfläche eine gleich- 
mässige Sculptur ohne Andeutung einer besonderen Rosette darstellt. Dahin 
gehören Sch. typus — @I. elongatus Buru., Sch gemmatum, wahrschein- 
lich einerlei mit @l. laevis Burn., und @!. subelevatus Nov., welche wahr- 
scheinlich mit @!. spinicaudus Burn. identisch ist. 

Dieser zweiten Gruppe gehört vielleicht auch &. pumilio Burm. an, 
von welchem bisher nur ein Unterkiefer bekannt ist. i 

Interessant ist; Burmeister’s Mittheilung, dass @lyptodon ausser dem 
grossen hochgewölbten Rückenpanzer noch ein eigenes flachgewölbtes 


* Report of the thirty-fifth Meeting of the British Association, held at Birmingham in 
Sept. 1865. London, 1865. Transact. of the Sections, p. 59. 


124 
Brustschild von elliptischem Umfange besass, was zwischen den vier Bei- 
nen auf der Mitte der Unterseite in der weichen Körperhaut lag und eben- 
falls aus sechseckigen Knochenplatten, aber von geringerer Dicke als an 
dem Rückenpanzer besteht. 
Die weitere Begründung der hier niedergelegten Ansichten behält sich 
der Verfasser für die Zukunft ver. 


C. GıeseL: Toxodon Burmeisteri n. sp. von Buenos Aires. 
(Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. 7866. No. VII, IX, p. 134—138, Taf. 2.) 
— Das hier beschriebene Fragment eines Unterkiefers ergänzt den von Owen 
1838 beschriebenen Unterkiefer von Bahia bianca in einer beachtenswerthen 
Weise sowohl durch die Form seiner hinteren Parlie als auch das Vorhan- 
densein eines letzten siebenten Backzahnes. Auch ergibt sich, dass dieser 
in dem zoologischen Museum der Universität Halle befindliche Kieler einer 
von T. platensis Ow. abweichenden Art angehört, dass endlich alle Form- 
verhältnisse des Toxodon entschiedener auf Cetaceentypus, als auf Pa- 
chydermen-, Nager- oder Edentaten-Verwandischaft hinweisen. 


C. GIeBeL: die im zoologischen Museum der Universität Halle 
aufgestellten Säugetbiere. (Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. 1866. 
No. VIII, IX, p. 94—134.) — Mit Vergnügen bemerkt man in dieser syste- 
matischen Anordnung von 191 verschiedenen Säugethieren auch eine grös- 
sere Anzahl fossiler Formen, welche Professor GIEBEL sehr zweckmässig 
neben die lebenden Verwandten eingereihet hat. 

Wo nur der für ein Museum meist unzulängliche Raum und andere Ver- 
hältnisse es gestatten, verdient ein solches noch wenig gebrauchtes Verfah- 
ren jedenfalls Nachahmung, ebenso wie das umgekehrte Verfahren, in einem 
geologischen Museum fossile Formen durch lebende zu erläutern. 


R. Kser: die Fische der bituminösen Schiefer von Raiblin 
Kärnthen. (Sitzungsber. d. K. Ac. d. Wiss. Bd. LIII, 46 S., 6 Taf.) — 
Die ersten ausführlicheren Angaben über einige fossile Fische der bitumi- 
nösen Schiefer von Raibl wurden bekanntlich von Broxn in den „Beiträgen 
zur triassischen Fauna und Flora der bituminösen Schiefer von Raibl“, Jb. 
1858 und 1859, gegeben. Für die sich bier anschliessenden Untersuchun- 
gen von Prof. Kner konnte ein weit reichhaltigeres Material verwandt wer- 
den, welches durch Droxys Stur von Seiten des k. k. Hofmineraliencabinetes 
in der schon oft gerühmten liberalen Weise zur Disposition gestellt wor- 
den war. h 

Die Raibler Fische gehören zur Trias, wenn sie auch etwas älter 
sind als jene von Seefeld in Tyrol. Unter 11 hier beschriebenen Arten sind 
mehrere zu neuen Gattungen erhoben worden. 


125 


1) Graphiurus .callopierus n. g. et sp. aus der Gruppe der Üoelacan- 
thini und nahe verwandt mit Coelacanthus. 

2) Orthurus Sturii n. g. et sp., dem Semionotus nahe verwandt. 

3) Ptycholepis avus n. sp. 

4) Thoracopterus Niederristi Br. 

5) Megalopterus raiblianus n. g. et sp., dessen Unterschiede von dem 
verwandten T'horacopterus festgestellt werden. 

6) Pholidopleurus typus Br., der unter allen Raibler Fischen nebst 
Belonorhynchus am häufigsten vorkommt und von welchem Kxer über 50 
Exemplare von verschiedener Grösse und Vollständigkeit vergleichen und 
untersuchen konnte. 

7) Peltopleurus splendens n. g. et sp., einem Pholidopleurus in man- 
chen Beziehungen nahe stehend. 

8) Pholidophorus microlepidotus n. sp. 

9) Pholidophorus Bronni n. sp. . 

10) Lepidotus ornatus ? Ac. 

11) Belonorhynchus striolatus BR. 


Alle hier beschriebenen Fische entstammen der tiefsten der Raibler 
Schichten, auf welche nach oben die Leitenkohle folgt, die selbst wieder 
von der muschelführenden Schicht mit Myophoria überlagert wird. In dieser 
obersten Schicht kommen nur selten Fischreste vor und zu ihnen gehört eine 
wahrscheinlich zweite Art von Peltopleurus und ein vereinzelter Zahn eines 
muthmasslichen G@yrodus. 


R. Kner: die fossilen Fische der Asphaltschiefer von See- 
feld in Tirol. (Siszungsber. d. kais. Ac. d. Wiss. Bd. LIII, 32 S., 6 Taf.) 
— Zu einem genaueren Vergleiche der fossilen Fische von Seefeld mit jenen 
der Raibler Schichten hat der Verfasser ausser den in Wien vorhandenen 
Exemplaren namentlich die reiche Sammlung des Museums zu Innsbruck be- 
nutzt, die er zu diesem Zwecke Herrn Prof. PıcaLer verdankt. Aus seinen 
sorgfältigen Untersuchungen geht zunächst hervor, dass beide Localitäten 
keine einzige Art mit einander gemein haben und auch nur 2 oder 3 
Gattungen. 

Die Schiefer von Raibl sind durchwegs leicht von jenen von Seefeld zu 
unterscheiden, durch tiefere schwarze Färbung, compacteres Gefüge und 
demnach grössere Härte; sie stehen in diesen Verhältnissen den Fischschiefern 
von Perledo in der Lombardei ungleich näher, wie auch in der geringen 
Grösse der Fische. Seefeld reiht sich dagegen in letzterer Beziehung 
viel näher den Lias- und jüngeren Jura-Schichten an, indem die Zahl der 
ansehnlich grossen Fische die der kleineren überwiegt. 

Die geologische Stellung der Seefelder Fischschiefer, welche man früher 
dem Lias zurechnete, ist schon von GüuseL als triadisch erkannt worden. 
Die von Prof. Kner darin unterschiedenen und genau festgestellten Arten 
sind folgende: 


126 


Eugnathus insignis n. sp., Lepidotus ornatus Ac., Lepidotus parvu- 
lus ? Mün., Semionolus latus Ac, Sem. striatus Ac., Pholidophorus dor- 
salis Ac., Phol. cephalus n. sp., Phol. latiusculus Ac. und Phol. pusil- 
lus Ae. 

Ebenso taktvolle als sachkundige Bemerkungen über die in diesen bei- 
den Abhandlungen Kner’s beschriebenen Gattungen und Arten erläutern die 
dazu gegebenen schönen und treuen Abbildungen. 


Jonn Youse: über die Verwandtschaften des Platysomus und 
verwandter Geschlechter. (Quart. Journ. of the Geol. Soc. 1866. 
Vol. XXI, p. 301—317, Pl. XX u. XXL) — Nach einer specielleren Be- 
schreibung der hier einschlagenden Gattungen Platysomus, Amphicentrum 
n. g., Eurysomus (eingeführt für Platysomus macrurus), Mesolepis n. Q. 
und Eurynotus As. gelangt Youns zu folgender Classification: 

Diese 5 Gattungen bilden mit der Familie der Pycnodonten eine nalür- 
liche Gruppe der heterocercen Ganoiden, welche er Lepidopleuridae nennt. 


I. Bauchflossen fehlen. 


Platysomidae. 
Zähne einreihig, conisch, scharf. Gaumenknochen zahnlos. — Platy- 
somus Ac. zum Theil. (P!. gibbosus, rhombus, striatus ? in der Zechstein- 
formation und Pl. parvulus in der Steinkohlenformation.) 


Amphicentridae. 

Rücken- und Bauchrand scharfeckig. Zähne in der Form von höckerigen 
Tafeln auf den Kiefer-, Kiemen- und Gaumenknochen. Zwischenkiefer zahn- 
los. — Amphicentrum n. g. (A. granulatum Huxı. aus der Steinkohlenfor- 
mation von N. Staffordshire.) 

Eurysomidae. 


Zähne in der Form von abgestumpften Kegeln, oder eines Stieles mit 
einem zusammengezogenen Halse. — Eurysomus n. g. —= Platysomus Ac. 
z. Theil.) — Typus: Eu. macrurus (Plat. macrurus) As, in der Zech- 
steinformation. 


II. Bauchflossen vorhanden. 


Mesolepidae. 
Zähne ähnlich denen von Eurysomus. — Mesolepis n. g.; Eurynotus 
As. — Von Mesolepis werden M. Wardi und M. scalaris aus der Stein- 


kohlenformation von N. Staffordshire beschrieben. 


Pycenodontidae. 
Zähne oval, halbkugelig, oder, wenn sie verlängert sind, stumpfe Kegel. 
— Pycnodus, Mesoden, Gyrodus etc. (mit Ausnahme der von Cocem be- 
schriebenen Labroiden-Formen, vgl. Jb. 1865, p. 381). 


127 


Miscellen. 


Einem Briefe von Dr. F. Storıczka in Calcutta an Herrn Hofrath W. v. 
Haıpinser (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. 26. Nov. 7866) entnehmen wir 
folgende, gewiss alle Fachgenossen lebhaft interessirende Mittheilungen: 

Dr. Srorıczka hatte sich von den furchtbaren Anstrengungen seiner im 
Sommer 1865 in den Himalaja unternommenen Reise lange nicht erholen 
können und lag im April und Mai 1866 schwer krank in Calcutta darnieder. 
Ende Mai begab er sich nach Simla und im Juni nach Panji bei Chini, in 
der Hoffnung, einige Arbeiten, namentlich im Spitithale, ausführen zu können. 
Allein es war unmöglich, er kehrte nach Simla zurück und ging Ende Au- 
gust über das Gebirge nach Missouree, wo er mit Oldham zusammentraf, 
der sich nach Naini-tal begab, während StoLiczka nach Calcutta zurückreiste. 
Zur Zeit der Absendung seines Schreibens (10. Oct.) war er zwar noch nicht 
wieder gänzlich hergestellt, aber doch wieder eifrig beschäftiget mit der Fort- 
setzung seines Werkes über die Gasteropoden der Kreideformation, welches 
ebenso stark sein wird, wie jenes über die Kreide-Cephalopoden (Jb. 1866, 


865), da es zwar weniger Tafeln, aber mindestens doppelt so viel Text ent- 


halten wird. 
Mit grosser Dankbarkeit und Anerkennung namentlich auch gegen Dr. 
Taomaıs OLouam, spricht sich Dr. Srorıczka über die nun durchgeführte Reor- 


 ganisation des Governement Geological Survey, der geologischen Reichs- 


anstalt für Indien aus. Folgendes ist das Personale: Ein Superintendent Dr. 
Taomas Orpsaum mit 1000 Thaler Silber monatlichen Gehalt; 4 Geologen mit 
einem Gehalte, der bis zu 666 Rthlr. monatlich steigi; 4 Geologen-Assisten- 
ten mit einem Gehalt bis zu 466 Rthlr. monatlich; 8 Assistenten mit einem 


. Gehalt bis 333 Rthlr. monatlich. Die 4 Geologen sind: W. Branrorn, MeD- 


LIcoTT, Cu. OLonam und Srouiczka. Übrigens beziehen alle Geologen und As- 
sistenten monatlich 100 Rthlr. für Quartier, Pferde u. s. w. und ausserdem 
auf den Reisen noch 2°/, Rthlr. täglich für ihre Person. 

Sicher kann man nur wünschen, dass die Wissenschaft überall eine 
ähnliche Anerkennung finden möge, wie es bei dieser Dotirung für Indiens 
Geologen klar ausgesprochen worden ist. 


® 


K. K. geologische Reichsanstalt in Wien. — In der Sitzung am 
6. November 78665 wird zur Kenniniss gebracht, dass der allgemein verehrte 
Begründer und Director der k. k. geologischen Reichsanstalt, der k. k. Hof- 
rath Ritter v. HAıpınger, unter dankbarster Anerkennung der hohen Verdienste 
desselben, in den bleibenden Ruhestand versetzt worden sei und dass die 
Leitung der geologischen Reichsanstalt bis zu der erfolgenden Wiederbe- 
setzung der hiemit erledigien Stelle eines Directors, wie bisher durch den 
ersten Chefgeologen Bergratih Dr. Ritter Franz v. HauER zu besorgen sein 
wird. 


128 . 


Es ist die geologische Reichsanstalt durch Haıpınger, dessen?Geisteskraft 
man ihre Gründung verdankt und der in dem Zeitraume von nahe 17 Jahren 
wit nie ermüdender Thätigkeit ihre Arbeiten geleitet hat, zu einer Entwicke- 
lung gelangt, welche bewundernswürdig ist und sichere Bürgschaft gewährt, 
dass der herrlich gediehene Baum, der nach allen Richtungen hin schon so 
reiche Früchte getragen hat, auch unter neuen Verhältnissen kräftig forige- 
deihen werde, umsomehr, als gerade der zu seiner weiteren Pflege seitdem 
definitiv bestimmte Sectiousrath Franz R. v. HıvEr mit dessen innerstem Leben 
vollkommen vertrauet ist und in der sorgsamsten Pflege desselben seit langer 
Zeit schon mit dem früheren Director gewetiteifert hat. 


+ b 

Einen Nekrolog auf Anı Tneodore Ponson, geb. zu Genf den 4. Juli 
1801, den Verfasser des berühmten Werkes „über den Steinkohlenbergbau“ 
enthält die Berg- und Hüttenmännische Zeitung Glückauf in No. 45, 1866. 

Cuırtes MAcLArEN, geb. 1782, noch 1865 zum Präsidenten der geolo- 
gischen Gesellschaft in Edinburg erwählt, ist im 84. Jahre am 10. Sept. 
1866 zu Moreland Cottage, Grange, Edinburgh verschieden. (The Geol. 
Mag. No. 28, 1866.) 

Wırrıam Horkıns, in den Jahren 7851 —52 und 1852-53 Präsident der 
geologischen Gesellschaft in London und 1854 Präsident der British Asso- 
ciation zu Hull, verschied im October 7866. (The Geol. Mag. 1866. No. 33, 
p- 576.) 


$ 


Be richtiges uUn2. 


S. 10 lies „WÜRTTENBERGER“ statt WÜRTENBERGER. 
In NAUMANN’s Abhandlung über den Granit des Kreuzberges, Jahrg. 1866, sind fol- 
gende Druckfehler zu berücksichtigen: 
S. 146, Z. 2 v. o. lies „denn“ statt dann. 


66,3 U... „20° statt 13. 

2 0, 5 9%.Uu. „ „an.dem“ statt an den. 

„ 174, „ 2 v. o. fehlt nach dem Worte gegenüber das Wort unsern 
„ 176, „ 6 v. o. lies „trümer“ statt trümmer. 

» nn nA2N:. 0. ,„. „Hygiea“, statt Hygina. 

„ 117%, #380. „ „also* statt als. 


| 


%& 


Über die Bedeutung der Krystiallfllächenumrisse und ihre 
Beziehungen zu den Symmetrie-Verhältnissen der Kry- 
 stallsysteme 


von 


Herrn Dr. &. Werner, 


Assistent und Privatdocent an der kgl. polyt. Schule in Stuttgart. 


Man hat in früherer Zeit öfters — und zum Theil geschieht 
diess noch heute — die verschiedenen Krystallformen lediglich 
oder doch hauptsächlich nach der mathematischen Gestalt der 
Umrisse der Flächen in ihrer idealen Form, d.h. derjenigen be- 
schrieben und definirt, wo allen gleichwerthigen (physikalisch 
gleichen) Flächen, beziehungsweise Kanten gleiche räumliche 
‚Ausdehnung zukommt. Würfel heisst hiernach diejenige Krystall- 
form, welche von sechs Flächen umschlossen ist, die sämmtlich 
gleich grosse Quadrate sind, das reguläre Octaeder ist nach jener 
Definition ein Polyeder, das von acht gleichen gleichseitigen Drei- 
ecken begrenzt ist u. s. w. In ähnlicher Weise wurde die Länge 
der Kanten und die mathematische Beschaffenheit der Ecken an 
der idealen Form zur Beschreibung benützt. Bekanntlich finden 
sich aber in der Natur höchst selten, ja ohne Zweifel niemals 
solche Vorkommnisse von Krystallen, welche vollkommen die 
Umrisse der idealen Gestalt zeigten. Es dürfte sich sehr fragen, ob 
man ein Recht habe, alle die sogenannten »verzerrten« Formen für 
Abnormitäten oder Krankheits-Erscheinungen zu erklären, wie ja 
eigentlich durch den Ausdruck »Verzerrung« geschieht, und als nor- 
male Form eine Krystallform aufzustellen, welche wohl nie in der 
Natur gefunden wird. Wollte man aber auch kein Gewicht darauf 


legen, dass jene Bezeichnung und Beschreibung der Krystall- 
Jahrbuch 1867. 9 


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130 


formen, welche die Umrisse der Flächen an der idealen Gestalt 
in ihrer mathematischen Bedeutung angibt, hinsichtlich des ange- 
führten Gesichtspunctes auf die in Wirklichkeit vorkommenden 
einfachen Krystalle meistens gar nicht anwendbar ist, so muss 
man doch jedenfalls zugeben, dass es zum Mindesten unpractisch 
erscheint, den Anfänger in der Krystallegraphie vorzugsweise 
an die Flächenumrisse der einfachen, in’s Gleichgewicht der 
Flächen gesetzten Krystallgestalten zu gewöhnen, da er mit Hülfe 
dieser Merkmale nicht im Stande ist, die Körper wieder zu er- 
kennen, wenn sie in Combinatiou mit einander vorkommen. Nur 
die Lage, beziehungsweise die Neigung einer Fläche gegen die 
andere, nicht ihr Umriss kann unter allen Umständen zur Bestiim- 
mung des Körpers, dem sie angehört, dienen. 

Mit all diesem soll indessen nicht gesagt werden, dass das 
Entlehnen mathematischer Ausdrücke für die krystallographi- 
schen Bezeichnungen durchaus unstatthaft sei; man kann im Ge- 
gentheil einen ganz ausgezeichneten, ja in gewissem Sinne un- 
ersetzlichen Gebrauch von den mathematischen Bezeichnungen 
machen, wenn man sie nur sozusagen symbolisch gebraucht, 
d. h. wenn man sich stets erinnert, dass an die Stelle des Be- 
griffs mathematischer Gleichheit der der physikalischen Gleichheit 
tritt. Man darf also z. B. wohl von einem Quadrai sprechen, 
ınuss aber darunter eine solche rechiwinklige vierseitige Figur 
verstehen, deren 4 Seiten physikalische Gleichheit haben. Dann 
kann die Figur ein Oblongum werden im mathematischen Sinne 
des Woris, sie bleibt dennoch ein krystallographisches 
Quadrat und ein Parallelepiped, das von lauter solchen physika- 
lisch gleichen oblongen Quadraten — man verzeihe mir diese un- 
mathematische Bezeichnung — eingeschlossen ist, bleibt unter 
allen Umständen ein krystallographischer Würfel. 

Obwohl nun die Flächenumrisse der Krystallformen, auch 
wenn sie in dem eben angelührten Sinne bezeichnet werden, 
nur einen untergeordneten Werth haben, weil sie sich ändern, 
sobald ein weiterer Körper durch Combination hinzutritt, so dürfte 
es sich dennoch verlohnen, diese Flächenumrisse genauer zu 
untersuchen und namentlich durch die verschiedenen Umwand- 
lungen bindurch zu verfolgen, welche sie bei ungleichmässiger 
räumlicher Ausdehnung der Flächen einer einfachen Form , ins- 


131 


besondere aber bei Combinationen erleiden, und zu untersuchen, 
ob und welche Gesetzmässigkeiten in dieser Beziehung aufge- 
funden werden können. Wir wählen zunächst beispielsweise die 
Körper des regulären Systems. Man kann hierbei für den Um- 
riss der einzelnen Flächen eines Körpers dreierlei Fälle unter- 
scheiden, nämlich den Umriss der Fläche 1) bei der einfachen 
idealen Gestalt, 2) bei Combinationen mit verschiedenen anderen 
Körpern, 3) bei den sog. Verzerrungen, d. h. wenn zu der Ver- 
änderung des ursprünglichen Flächenumrisses durch Combinatio- 
nen auch noch die durch ungleiche räumliche Ausdehnung der 
verschiedenen Flächen gleicher Qualität hinzutritt. Zunächst wol- 
len wir der einfacheren Anschauung wegen nur die zwei erst- 
genannten Fälle in's Auge fassen, wobei dann den Bezeichnungen 
der Umrisse zugleich ihre mathematische Bedeutung bleibt, ohne 
dass die krystallographische sich aufhöbe. 

Würfel. — Die Fläche des einfachen Würfels ist ein 
Quadrat, also eine Figur mit vier gleichen Seiten und vier glei- 
chen Winkeln, eine Figur, welche eine vierfache Symmetrie zeigt, 
nämlich um zwei Linien, welche durch den Mittelpunct der Figur 
gehen und parallel sind zu den Seiten des Quadratis, und um 
zwei Linien, welche die eben genannten Symmetrallinien im 
Mittelpunct unter Winkeln von 45° schneiden. Werden die Ecken 
des Würfels durch die Flächen des regulären ÖOctaeders abge- 
stumpft, so wird die Würfelfläche zu einem Achteck, in wel- 
chem die ursprünglichen Quadratseiten unter sich gleich bleiben, 
die vier neuen Seiten ebenfalls unter sich, und die 8 Winkel 
unter sich gleich (= 135°) sind. Rücken die Octaederflächen 
näher und näher zusammen, so dass die Würfelfläche kleiner und 
kleiner wird, so wird letztere schliesslich, indem je zwei Oc- 
taederflächen sich berühren, zu einem Quadrat, das zwar noch 
dieselben Symmetrallinien hat, wie das ursprüngliche, aber um 
45° gegen dasselbe gedreht ist. In der Combination des Wür- 
fels mit dem Granatoeder bleibt die Würfelfläche quadratisch, 
nur wird sie um so kleiner, je mehr die Granatoederflächen an 
Umfang zunehmen, und in der Combination mit Octaeder und 
Granatoeder zugleich erscheint wieder das beschriebene Achteck. 
Das Hinzutreten eines Leucitoides zum Würfel ändert den Flä- 
chenumriss des letzteren in gleicher Weise, wie das Octaeder, 

g* 


132 


das eines Pyramidenwürlels wie das Granatoeder ab; und Com- 
binationen mit mehreren dieser Körper zugleich liefern ebenfalls 
keine neue Abänderung am Umriss der Würfelfläche. Anders 
ist es, wenn der Würfel sich mit einem Pyramidenoctaeder oder 
einem Achtundvierzigflächner combinirt. Die quadratische Wür- 
felfläche wird alsdann zunächst zum Zwölfeck, in welchem die 
vier ursprünglichen Seiten gleich und die acht neuen Seiten unter 
sich gleich sind. Unter den zwölf Winkeln sind die vier in der 
Gegend der ursprünglichen Quadratecken gleich, die acht übrigen 
ebenfalls unter sich gleich. Je mehr sich die Flächen der ge- 
nannten Körper auf Kosten der Würfelflächen vergrössern, desto 
mehr nähert sich die Gestalt des Zwölfecks der eines Achtecks, 
in welchem aber im Gegensatz zu dem oben beschriebenen Acht- 
eck die acht Seiten gleich, dagegen die Winkel nur je zu 4 und 
4 gleich sind. Die Combination des Würfels mit einem Acht- 
undvierzigflächner (oder einem Pyramidenoctaeder) und dem Oc- 
taeder (oder einem Leucitoid) gibt zunächst ein Sechszehneck 
mit 4 gleichen, 8 gleichen und wieder 4 gleichen Seiten und mit 
je zu 8 und 8 gleichen Winkeln, hernach, indem die ursprüng- 
lichen Quadratseiten verschwinden, ein Zwölfeck, das mit dem 
vorhin beschriebeneu Zwölfeck zwar gleiche Symmetrieverhält- 
nisse zeigt, aber gegen dasselbe um 45° gedreht ist. 

Überschaut man die ganze Reihe der beschriebenen Figuren, 
so sieht man leicht ein, dass jene vierfache Symmetrie, welche 
oben für das erste Quadrat angegeben wurde, auf alle diese Fi- 
guren passt. Man kann kurz sagen, mit Ausnahme jener acht Puncte 
der Peripherie des Polygons, welche auf den 4 Symmetrallinien 
selbst liegen, lassen sich immer acht Puncte auf der Peripherie 
angeben, welche unter sich gleiche Lage zu den Symmetrallinien 
haben. Die Reihe der Figuren, welche die Würfelfläche unter 
verschiedenen Umständen zeigt, hätte sich leicht noch vermehren 
lassen; es liesse sich z. B. bei der Combination von Würfel mit 
Octaeder und zwei verschiedenen Pyramidenoctaedern oder Acht- 
undvierzigflächnern ein Vierundzwanzigeck als Umriss der Würfel- 
fläche denken u. s. w.; aber man sieht leicht ein, dass unter allen 
Umständen die Figur, welche die Würfelfläche zeigt, dem ausge- 
sprochenen vierfachen Symmetriegesetz unterworfen ist. 

Will man eine Bezeichnung suchen, die für alle jene Figuren 


\ 


133 


passt, welche die Würfelfläche unter verschiedenen Umständen 
annimmt, und die zugleich jene vierfache Symmetrie ausdrückt, 
so wird man kaum eine passendere als die einer viergliedri- 
sen Figur finden (wobei wir unter „Gliedern« die Elemente des 
Umrisses, Seiten und Ecken, verstehen). 

Die Umständlichkeit, mit der wir die in Rede stehenden 
Verhältnisse am Würfel durchgegangen haben, gestattet uns, bei 
den übrigen Körpern etwas kürzer zu sein. 

Octaeder. — Die Fläche des einfachen Octaeders ist ein 
gleichseitiges (und gleichwinkliges) Dreieck Dasselbe wird bei 
der Combination. mit dem Würfel zuerst zu einem 3 + 3seiligen, 
gleichwinkligen Sechseck, dann wieder zu einem gleichseitigen 
Dreieck, das gegen das ersigenannte um 60° gedreht ist. Die 
Combination mit dem Granatoeder oder einem Pyramidenoctaeder 
lässt das ursprüngliche Dreieck unverändert; ebenso liefert die 
Combination mit einem Leucitoid (das dieselbe Veränderung wie 
der Würfel hervorbringt) oder mit mehreren der genannten Kör- 
per zugleich keine neue Figur. Dagegen machen die Pyramiden- 
würfel oder Achtundvierzigflächner aus dem ursprünglichen Drei- 
eck zunächst ein Neuneck, das 6 + 3seilig und 6 + 3winklig 
ist (d. h. das sechs gleiche und wieder drei gleiche Seiten und 
sechs gleiche und wieder drei gleiche Winkel hat); hernach ein 
Sechseck, das zwar 6 gleiche Seiten, aber nur je zu drei und 
drei gleiche Winkel besitzt, mithin verschieden von den oben be- 
schriebenen ist. Alle diese Figuren, die sich durch complicirtere 
Combinationen leicht noch vervielfältigen liessen, haben das Ge- 
meinsame, dass sie um drei Linien symmetrisch sind, welche die 
Lothe von den drei Ecken des ursprünglichen Dreiecks auf die 
gegenüberliegenden Seiten darstellen. Entweder je drei oder je 
zwei mal drei Glieder sind gleich und liegen symmetrisch zu 
diesen drei Linien und wir bezeichnen desshalb diese Figuren 
kurz als dreigliedrig. 

Granatoeder. — Der Rhombus, welchen die Fläche des 
einfachen Granatoeders zeigt, wird bei der Combination mit Würfel 
oder Octaeder zu einem Sechseck, welches in beiden Eällen 
4 + 2seitig und 4 + 2winklig ist, aber mit dem Unterschied, 
dass die beiden gleichen Winkel bei der Combination mit dem 
Würfel die zwei stumpfen, bei der Combination mit dem Octaeder 


ET nn u z- 


N nn 


134 


die 2 spitzen Winkel des ursprünglichen Rhombus darstellen. 
Beide Sechsecke sind symmetrisch um die beiden Diagonalen 
des letzteren. Combination mit Würfel und Octaeder zugleich 
gibt ein 4 + 2 + 2seitiges und 4 + 4winkliges Achteck, her- 
nach ein Rechteck, dessen Seiten jenen beiden Diagonalen parallel 
sind. Allen diesen Figuren, sowie denjenigen, welche sich durch 
anderweitige Combinationen des Granatoeders noch auffinden 
lassen, ist eine doppelte Symmetrie, nämlich um die beiden Dia- 
gonalen des ursprünglichen Rhombus, gemein; ausser dieser haben 
sie keine Symmetrie und wir nennen sie desshalb am passendsten 
zweigliedrig; denn zum Mindesten sind je zwei Glieder ein- 
ander gleich. 

Leucitoide. — Am einfachen Leucitoeder (Leucitoid des 
Leucits, Analcims, Granats), wie an jedem Leucitoid, sind die 
Flächen Deltoide, symmetrische Vierecke, an denen nur zwei und 
zwei anliegende Seiten gleich sind, während von den vier Win- 


'keln die beiden zwischen je zwei ungleichen Seiten liegenden 


einander gleich, die zwei andern diesen, sowie unter sich un- 
gleich sind. Die Combination mit dem Würfel gibt zuerst ein 
symmetrisches Fünfeck, dann ein gleichschenkliges Dreieck, eben- 
so die mit dem Octaeder; -die mit beiden zugleich ein 2 + 2 
+ 1 + 1seitiges, aber symmetrisches (2 + 2 + 2winkliges) 
Sechseck oder, wenn Würfel oder Octaeder stark vorherrschen, 
ein 2 + 1 + 1seitiges, aber symmetrisches Viereck. Jede von 
beiden Figuren hat ein Paar paralleler, aber nicht gleicher Seiten. 
In Combination mit dem Granatoeder ist die Leueitoederfläche 
ein 2 + 2 + 2seitiges und 2? +2 +1 + 1winkliges Sechseck. 
Bei der Combination mit Würfel, Granatoeder und Octaeder zugleich 
erscheint ein Rechteck, von dessen vier Seiten aber nur zwei 
absolut gleich, die zwei andern unter sich zwar mathematisch 
gleich, aber qualitativ (physikalisch) verschieden sind; seine 
vier rechten Winkel sind zwar mathematisch gleich, jedoch 
von zweierlei physikalischem Werth, denn sie gehören ver- 
schiedenen Ecken an und werden von physikalisch verschie- 
denen Kanten gebildet. Alle diese Figuren haben, wie man sieht, 
nur symmetrische Ausbildung zu beiden Seiten einer einzigen 
Symmetrallinie, der Längsdiagonale des ursprünglichen Deltoids. 
Von den Seiten und Winkeln sind die einen zu je zweien gleich, 


135 


die andern einzig in ihrer Art; mit andern Worten: die Glieder 
gruppiren sich entweder zu zwei oder nur zu eins; d. h. sie 
sind zwei- und eingliedrig. Dasselbe gilt von allen anderen 
Figuren, die man durch anderweitige Combinationen des Leueitoe- 
ders auffinden kann. Ähnliche Figuren und jedenfalls dieselben 
Symmetrie-Verbältnisse zeigen die Flächen der übrigen Leucitoide. 

Pyramidenwürfel und Pyramidenoctaeder. — Die 
Flächen dieser beiden Körper sind, wenn sie für sich ohne Com- 
bination auftreten, gleichschenklige Dreiecke und werden, mit 
andern Körpern combinirt, zu einfach symmetrischen Vierecken, 
Fünfecken, Sechsecken u. s. w. Deltoide werden z. B. die Flä- 


chen der Pyramidenwürfel, wenn sie untergeordnet am Octaeder, 


die der Pyramidenoctaeder, wenn sie untergeordnei am Würfel 
auftreten; in den umgekehrten Fällen entstehen symmetrische 


 Vierecke mit einem Paar paralleler, aber ungleicher Seiten u. s. f. 


Es zeigen sich also hier dieselben Symmetrie-Verhältnisse, wie beim 
Leucitoeder, d.h. die Flächenumrisse sind zwei- und eingliedrig. 

Achtundvierzigflächner. — Die Flächen eines ein- 
fachen Körpers dieser Art sind ungleichseitige Dreiecke, welche 
zwischen ihren Seiten und Winkeln keinerlei Symmetrie zeigen. 
Diese Symmetrielosigkeit ist auch charakteristisch für alle Figu- 
ren, welche aus jenen Dreiecken bei Combinationen mit andern 
Körpern entstehen (mit Würfel oder ÖOctaeder ungleichseitige 
Vierecke oder Dreiecke, mit beiden zugleich ungleichseitige Drei-, 
Vier- oder Fünfecke u. s. w.). Jedes Glied (Seite oder Winkel) 
einer solchen Figur ist mit keinem andern gleich, steht also einzig 
da und die Flächenumrisse der Achtundvierzigflächner heissen da- 
her eingliedrig. 

Wir haben bis jetzt nur die Vollflächner berücksichtigt. Gehen 
wir zu den Halbflächnern über, so bemerken wir folgende Re- 
geln: 1) Die Flächen eines Halbflächners haben denselben Cha- 
rakter, was die Gleichheit oder Ungleichheit der Elemente ihres 
Umrisses betrifft, zeigen dieselben Symmetrie-Verhältnisse, wie 
die des Vollflächners, von dem er sich ableitet. (Das Tetraeder 
zeigt sich dreigliedrig, wie das Octaeder; ein Pyritoeder zwei- 
und eingliedrig, wie der Pyramidenwürfel, aus dem er durch He- 
miedrie entstanden.) 2) Tritt an einem Halbflächner eine andere 
Krystallform in Combination auf, welche derselben Hemiedrie 


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er 


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136 ? 


fähig ist, so behalten auch hier die Flächen den Charakter der 
Flächen des Vollflächners. (Die Pyramidentetraederflächen sind, 
mit dem Tetraeder verbunden, zwei- und eingliedrig, wie die 
Flächen des Leucitoids, aus dem sie sich ableiten. Die Acht- 
undvierzigflächnerflächen behalten ihren eingliedrigen Charakter, 
wenn sie halbflächig am Tetraeder als Flächen eines gebrochenen 
Pyramidentetraeders, oder am Pyritoeder als Flächen eines ge- 
brochenen Pyritoeders erscheinen.) 3) Erscheint dagegen an 
einem Halbflächner ein Vollflächner, welcher der betreffenden He- 
miedrie nicht fähig ist, so wird letzterer hinsichtlich der Gleichheit 
seiner Glieder sozusagen degradirt, d. h. was viergliedrig war, 
wird am Halbflächner zweigliedrig, was zweigliedrig war, wird 
zwei- und eingliedrig u. s. w. (In CGombination mit dem Te- 
traeder werden die Würfelflächen zweigliedrige Sechsecke, die 
Granatoederflächen zwei- und eingliedrige Fünfecke, die Pyra- 
midenwürfelflächen eingliedrige Dreiecke u. s. w.) 

Die bisherigen Betrachtungen galten zunächst nur für die- 
jenigen Gestalten der einfachen Körper und Combinationen, an 
denen den Flächen von gleicher Qualität auch eine gleiche räum- 
liche Ausdehnung zukommt. Dehnen wir nun aber unsere Be- 
trachtungsweise auch auf die sogenannten Verzerrungen aus, d.h. 
auf Krystallformen von jener ungleichen räumlichen Ausdehnung 
der physikalisch gleichen Krystallelemente, wie wir sie in der 
Natur immer finden. Wir brauchen bloss die Voraussetzung zu 
machen, die schon weiter oben als in der Krystallographie giltig 
bezeichnet worden ist, dass Gleichheit der Krystallelemente, in 
unserem Fall zunächst Flächenelemente (Seiten, Winkel), nicht 
sowohl gleiche lineare oder überhaupt räumliche Ausdehnung als 
vielmehr gleiche Qualität, gleiche physikalische Beschaffenheit, mit 
einem Worte Gleichwerthigkeit, bedeutet. Die Granatoeder- 
fläche kann unter Umständen ein Sechseck von lauter Seiten ver- 
schiedener Länge sein; weil aber von den sechs Winkeln vier 
unter sich und wieder zwei unter sich gleich sind, so dass da- 
durch je zwei gegenüberliegende Seiten parallel werden und 
weil jene unter sich gleichen Winkel an physikalisch gleichen 
Ecken liegen und die den beiden gleichen Winkeln anliegenden 
vier Seiten physikalisch gleich sind, ebenso die beiden übrigen 
Seiten unter sich, so kann man immerhin die Fläche eine zwei- 


137 


gliedrige heissen. So wird sich leicht verstehen, in welchem 
weiteren Sinne wir die Ausdrücke viergliedrig, dreigliedrig, zwei- 
gliedrig, zwei- und eingliedrig, eingliedrig gebrauchen, wenn nur 
die oben als mathematisch gleich beschriebenen Glieder auch bei 
mäthematischer Ungleichheit physikalische Gleichheit besitzen. — 

Was ergibt sich nun aus den bisherigen Betrachtungen? — 
Vor allem springt in die Augen, dass die Flächen der einzelnen 
Körper des regulären Krystallsystems gewissermassen alle übri- 
gen Systeme andeuten, dass das reguläre System in der vier- 
gliedrigen Fläche seines Sechsflächners das viergliedrige, in der 
dreigliedrigen seines Achtflächners das dreigliedrige, der zwei- 
gliedrigen seines Zwöllflächners das zweigliedrige, der zwei- und 
eingliedrigen seiner Vierundzwanzigflächner das zwei und ein- 
gliedrige und in der eingliedrigen seiner Achtundvierzigflächner 
das eingliedrige System repräsentire. Ein mechanischer Druck 
senkrecht zu einer viergliedrigen, dreigliedrigen, zweigliedrigen 
u. s. w. Fläche des regulären Systems müsste eine solche Än- 
derung in der Lagerung der Moleküle im Krystall hervorrufen, 
wie sie dein vier-, drei, zweigliedrigen u. s. w. System ent- 
spricht und die physikalische, z. B. optische Untersuchung müsste 
alsdann dieses Verhältniss bestätigen. 

Jene Repräsentalion der übrigen Krystallsysteme durch die 
Flächen des regulären ist nicht bloss Sache der Vorstellung, sie 
lässt sich gewissermassen körperlich vollziehen. Sobald nätnlich 
irgend ein Krystall des regulären Systems auf eine viergliedrige, 
dreigliedrige u. s. w. Fläche gestellt wird, so hat man in Bezug 
auf die Vertheilung der gleichen Glieder des Krystalls (Flächen, 
Kanten, Ecken) nach rechts, links, vorn, hinten, oben, unten die 
Ordnung des betreffenden Systems hergestelll. Man wird sich 
hiervon leicht überzeugen, wenn man einen Krystall des regulä- 
ren Systems der Reihe nach auf eine Fläche des Würfels des 
Octaeders, des Granatoeders, eines der dreierlei Vierundzwanzig- 
flächner, eines Achlundvierzigflächners stellt. Ja, es kommt in 
. der Natur gar nicht selten vor, dass Krystalle des regulären Sy- 
stems, welche in einer dieser Stellungen aufgewachsen sind, den 
Charakter des entsprechenden Systems an sich tragen, indem sie 
hinsichtlich der räumlichen Ausdehnung der einzelnen Flächen 


138 


viergliedrige,, dreigliedrige, zweigliedrige Krystalle nachzuahmen | 


scheinen. * 


Suchen wir das bisber vom Standpunct des regulären Systems 
Gesagte auf die übrigen Systeme auszudehnen, so werden wir 


ähnliche Bestimmungen machen können, wie dort. 


Der Kürze 


wegen führen wir indessen die Resultate der Untersuchung nur 
tabellarisch auf, es wird keine Schwierigkeit haben, nach dem, 
was bisher gesagt wurde, den Sinn der folgenden Angaben zu 


verstehen. 


Viergliedriges System: 


Dreigliedriges System: 


(Sechsgliedr. System: 


Zweigliedriges System: 


Endfläche 

Beide quadrat. Säulen 
4 —+ 4Akant. Säulen 
Beiderlei Octaide 
Vierkantner 


Endfläche 

Beide sechss. Säulen 
6 + 6kantige Säulen 
Rhomboeder 
Dreikaniner 
Endfläche 

Beide sechss. Säulen 
6 + 6kant. Säulen 
Dihexaeder 
Sechskantner 
Endflächen 
Rhombsäulen 
Octaide (rhomb.:! 


viergliedrig. 
zweigliedrig. 

zwei- und eingliedrig. 
zwei- und eingliedrig. 
eingliedrig. 

dreigliedrig. 

zwei- und eingliedrig ** 
eingliedrig. 

zwei- u. eingliedrig. 
eingliedrig. 


Me a din 
un 


sechsgliedrig. 
zweigliedrig. 

zwei- und eingliedrig. 
zwei- und eingliedrig. 
eingliedrig. ) 
zweigliedrig. 

zwei- und eingliedrig. + 
eingliedrig. 


® Vgl. A. Weıssach, über die Monstrositäten tesseräl krystallieirender 


Mineralien. 


(Inaugural-Diss.) 


Mit 4 lithogr. Taf. Freiberg 1858. 


=* Diejenigen Säulenflächen, welche die Zickzackkanten abstumpfen, 
sind rhomboidisch ; dass sie als zwei- und eingliedrig gezählt werden müs- 
sen, soll weiter unten gezeigt werden. — Stellt man sich eine sechsseitige 
Säule, verbunden mit der Endfläche, vor, so darf man nicht vergessen, dass 
vom Standpunct des dreigliedrigen Systems die Kanten oben und unten an 
einer Säulenfläche physikalisch different sind. 

=== Die Rhombenflächen der Rhomboeder sind nicht zweigliedrig, son- 


dern nur zwei- und eingliedrig. 


Denn entweder sind die zwei oberen Kan- 


ten stumpf und die unteren scharf oder umgekehrt; es findet also zwischen 
oben und unten keine Symmetrie statt. 

+ Die Säulenflächen in Combinationen mit der Endfläche sind zwar 
Rechtecke, aber die 4 Winkel sind von zweierlei Qualität, weil an Ecken 


139 


Zwei-u.einglidr.System: Schiefendflächen zwei- und eingliedrig. 
Medianebene zwei- u. eingliedrig. * 
4 Augitpaare oder 


Schiefrhombsäulen eingliedrig. 
Eingliedriges System: Einfache Parallelflächen- 
paare eingliedrig. 


Man sieht, dass im viergliedrigen System das zweigliedrige, 
zwei- und eingliedrige und eingliedrige, im zweigliedrigen das 
zwei- und eingliedrige und eingliedrige, im zwei- und einglied- 
rigen das eingliedrige, endlich im dreigliedrigen das zwei- und 
eingliedrige und eingliedrige System repräsentirt ist. Während 
also das reguläre System durch die Miitelglieder des vierglied- 
rigen und zweigliedrigen mit dem zwei- und eingliedrigen und 
dem eingliedrigen System verbunden wird, so vermittelt das drei- 
gliedrige direct zwischen dem regulären und den beiden letzt- 
genannten Systemen, wie denn auch weder das dreigliedrige Sy- 
stem im viergliedrigen oder zweigliedrigen, noch diese in jenem 
repräsentirt sind. 

Die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Krystallsysteme 
sind durch das Vorstehende in ein nicht uninteressantes Licht 
gestellt und wenn in der doppelten Stufenfolge vom regulären 
bis zum eingliedrigen System von einem zwischen dem zwei- und 
eingliedrigen und dem eingliedrigen liegenden (»diklinometrischen«) 
Krystallsystem nirgends Etwas angedeutet ist, so dürfte hierin 
wohl ein weiterer Beweis gegen die Aufstellung eines solchen 
Systems liegen. (Der Haupibeweis liegt freilich darin, dass die 
Symmetrie-Verhältnisse dieses hypothetischen Systems selbst voll- 
ständig mit denen des eingliedrigen Systems zusammenfallen.) 
Ebenso ist die Existenz eines sechsgliedrigen Systems, als dessen 
Halbflächner die Körper unseres dreigliedrigen erscheinen müss- 
ten, durch unsere Betrachtungen unwahrscheinlich gemacht; denn 
es wäre dasselbe weder im regulären System repräsentirt, noch 
das reguläre im sechsgliedrigen und nur das in beiden, aber auf 


von zweierlei Qualität gelegen. Daraus folgt, dass die Flächen jedenfalls 
nur zwei- und eingliedrig sind. 

* Die Medianebene (Endfläche, senkrecht zur Orthodiagonale) stellt in 
der Regel ein Rhomboid, oder eine davon abgeleitete Form dar; dass diese 
als zwei- und eingliedrig gelten muss, wird unten nachgewiesen werden. 


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IE N EREEEEDSREEEENERERET N RR 


140° 


ganz ungleiche Weise repräsentirte dreigliedrige System würde 
dieselben mit einander verbinden. Da das dreigliedrige System 
in ganz analoger Weise, wie das viergliedrige aus dem regulä- 
ren hervorgeht, so würde die Annahme eines eigentlichen sechs- 
gliedrigen Systems die Möglichkeit der Existenz eines achtglied- 
rigen bedingen, welches sich zum viergliedrigen verhielte, wie 
das sechsgliedrige zum dreigliedrigen. Uns scheinen die sechs- 
gliedrigen Formen eher die Rolle von (freilich eigenthümlich ausge- 
prägten) Zwillingsformen des dreigliedrigen Systems zu spielen. 

Gehen wir zum regulären System zurück. In diesem sind, 
wie wir gesehen haben, die Flächen 


des Sechsflächners viergliedrig, 

des Achtflächners dreigliedrig, 

des Zwölfflächners zweigliedrig, 

der Vierundzwanzigflächner zwei- und eingliedrig. 
der Achtundvierzigflächner eingliedrig. 


Es springt von selbst in die Augen, dass die Zahlen auf 
der einen Seite umsomehr zunehmen, jemehr sie sich auf der 
andern Seite vermindern, und es ist nicht zu verkennen, dass 
hierin eine gewisse Gesetzmässigkeit liege. Es gibt aber einen 
einfacheren Weg, dieselbe nachzuweisen. Die Peripherie eines 
Achtundvierzigflächners lässt sich in sechs Regionen eintheilen, 
deren jede 8 Flächen umfasst und die Stelle der Würfelfläche ein- 
nimmt: ebenso ordnen sich je 6 Flächen des Achtundvierzigflächners 
auf der Region einer Octaederfläche zusammen, je vier nehmen 
die Stelle einer Granatoederfläche ein und je zwei die irgend eines 
der dreierlei Vierundzwanzigflächner. Man kann in gewissem 
Sinn sagen, -8 eingliedrige Flächen seien mit einer viergliedrigen, 


6 eingliedrige mit einer dreigliedrigen, vier mit einer zweiglied- 


rigen und 2 mit einer zwei- und eingliedrigen äquivaleni. Wollte 
man hiernach für die viergliedrigen Flächen die Zahl 8, für die 
dreigliedrigen die Zahl 6, für die zweigliedrigen 4, für die zwei- 
und eingliedrigen 2, für die eingliedrigen 1 als einen Coeffi- 
zienten der Gliederigkeit ansehen, so könnte man sagen: 
Für jeden Körper des regulären Systems ergibt sich als Product 
der Flächenzahl mit dem Gliedrigkeits-Coeifizienten seiner Flächen 
die Zahl 48, nämlich beim 


4M 


Würfel 6x8= 48 
Octaeder iS) 
Granatoeder I >22 48 
Leucitoide ) 

Pyramidenoctaeder 24 x2= 48 
Pyramidenwürfel 


Achtundvierzigflächner ADS — 48 

Ganz analoge Verhältnisse ergeben sich in den übrigen Sy- 
stemen und man erhält so im viergliedrigen System die Zahl 16, 
im. dreigliedrigen die Zahl 12, im zweigliedrigen die Zahl 8, 
im zwei- und eingliedrigen die Zahl 4, im eingliedrigen die 
Zahl 2 je als Product der Anzahl der Flächen eines einfachen 
Körpers und des Coeffizienten der Gliedrigkeit der betreffen- 
den Fläche. Man überzeugt sich biervon leicht, wenn man 
die Multiplication für die einzelnen Körper dieser Systeme vor- 
nimmt. Es stelli sich heraus, dass die Zahl, welche für eine 
viergliedrige Fläche charakteristisch ist, halb so gross ist, als 
die für das viergliedrige System u. s. w. — Nur in zwei Fäl- 


len könnte man bei der Bestimmung der Gliedrigkeitszahl in 


Zweifel kommen, nämlich im zwei- und eingliedrigen System bei 
der zur Orthodiagonale senkrechten Endfläche (Medianebene) und 
im dreigliedrigen System bei den Säulenflächen, welche die Zick- 
zackkanten eines Rhomboeders abstumpfen. In beiden Fällen 
stellt die fragliche Fläche ein Polygon dar, welches lauter paar- 
weise gegenüberliegende und (physikalisch) gleiche Seiten und 
paarweise gegenüberliegende gleiche Winkel, sonst aber keiner- 
lei Regelmässigkeit, also keine eigentliche Symmetrie besitzt. 
Letzterer Umstand lässt die Fläche als eine eingliedrige erschei- 
nen, während sie nach dem zuerst Angeführten doch für eine 
eingliedrige Fläche zu regelmässig erscheint. Obwohl nun diese 
Fläche nicht im eigentlichen Sinn zwei- und eingliedrig ist, müs- 
sen wir sie dennoch als den zwei- und eingliedrigen äquivalent 
rechnen; denn ihr Gliedrigkeits-Coefficient berechnet sich zu 2, 
als Quotient der Flächenanzahl in die für das System geltende 
Normalzabl. (Für den ersten der beiden genannten Fälle erhält 
man %2 — 2, für den letzten 12/6 —= 2.) 

Die als charakteristisch für die einzelnen Systeme genannten 
Zahlen (48, 16, 12, 8, 4, 2) werden für die hemiedrischen 


142 


Körper nur halb so gross. Das reguläre Tetraeder z. B. mit 
seinen 4 dreigliedrigen Flächen liefert die Zahl 4x 6 — 24. 
Da diejenigen Körper, welche der betreffenden Hemiedrie nicht 
fähig sind, an einem Halbflächner vollflächig auftreten, ‚so muss 
ihr Gliederzahl-Coeffizient halbirt sein, um die gleiche Zahl zu 
geben. Wir haben auch wirklich gesehen, dass in diesem Fall 
die viergliedrigen Flächen zweigliedrig, die zweigliedrigen zwei- 
und eingliedrig werden u. s. w., so dass dadurch der Gliedrig- 
keitscoelfizient gerade halbirt wird. Ein eigenthümlicher Fall tritt 
beim Octaeder ein, wenn es am Pyritoeder auftritt; da letzteres 
einer Hemiedrie angehört, der das Octaeder nicht fähig ist, so 
muss für die Octaederfläche der Gliedrigkeits-Coeffizient halbirt 
und die Fläche selbst aus einer dreigliedrigen eine halbdrei- 
gliedrige werden. Dieses Verhältniss äussert sich am Körper 
selbst darin, dass die Octaederfläche bei untergeordnetem Pyri- 
toeder ein unsymmetrisches, nicht dreigliedriges, übrigens 3 + 3- 
seitiges und 3 -+ 3winkliges Sechseck darstellt. Letzteres ver- 
hält sich zum ursprünglichen Octaederdreieck ähnlich, wie ein 
Rhomboid oder überhaupt ein Polypon mit je zwei gegenüber- 
liegenden gleichen Seiten und Winkeln zu einem Rechteck oder 
überhaupt einer entsprechenden zweigliedrigen Figur. 

Unsere Betrachtungsweise wäre noch mancher interessanten 
Anwendungen fähig, wie z. B. auf die verschiedenen Arten von 
Halbflächnern im viergliedrigen Systeme. Wir beschränken uns 
jedoch auf die gegebenen Andeutungen. Die Gesetzmässigkeiten, 
welche wir aufgefunden haben, sind nichts Anderes, als eine der 
vielen Formen, unter welchen die allgemeinen krystallographischen 
Symmetrie-Gesetze zum Ausdruck kommen. Nicht die bald so, 
bald anders, je nachdem es dem Bedürfniss für die Vorstellung 
oder Berechnung angemessener ist, aufgestelllen Axensysteme, 
sondern nur diese allgemeinen Symmetrie-Gesetze sind es, welche 
zur Definition, Beschreibung und Benennung der Krystallformen 
und der Krystallsysteme in erster Linie dienen müssen. 


Über den Löss, besonders in Bezug auf sein Vorkommen 
im Königreiche Sachsen 


von 


Herrn Fr. Alb. Fallou 
in Waldheim. 


Den Löss oder Lössmergel erklärt man gewöhnlich für einen 
kalkhaltigen, lockeren, sandigen Lehm. Im Königreiche Sachsen 
lagert ‘er hauptsächlich in der Gegend von Meissen, Lommatsch 
und Mügeln, mithin am linken Gehänge der Elbe, da, wo sich 
dasselbe immer weiter von der letzteren zurückzieht, zugleich 
immer niedriger wird und zuletzt nur noch an 500‘ absol. Höhe 
erreicht. Er kommt zwar auch thalaufwärts von Meissen bis in 
die Nähe von Pirna zum Vorschein, aber nicht im Zusammen- 
hange, sondern nur strichweise in unbeständigen Lagern, die an 
der Hälfte der steilen Thalwand wieder verschwinden, dagegen 
aber zum Theil bis an’s Ufer der Elbe hinabreichen. 

Grösstentheils ist er mit einer Lage von lockerem Glimmer- 
lehm und dieser meist auch mit einem festeren Thonlehmboden 
3—4' hoch überdeckt und daher kommt es, dass man über sein 
Vorkommen, seine wahre Erstreckung und Verbreitung bis jetzt 
noch zu keiner vollständigen Gewissheit gelangt ist. Denn zwi- 
schen dem Löss und Glimmerlehm ist in Farbe und Gefüge kein 
Unterschied. Dieser besteht bloss darin, dass der letztere kei- 
nen kohlensauren Kalk, auch meist ganz andere Mineralbestand- 
theile enthält. Diess lässt sich aber äusserlich um so weniger cer- 
kennen, da sie im Allgemeinen ohne Mittelglied unmittelbar an 
einander schliessen. | 


14% 


Über die Entstehung und Ablagerung des Lössmergels sind 
bereits sehr verschiedene Ansichten zur Sprache gekommen, und 
dass man hierüber noch heute nicht einig sei, ergibt sich aus 
einem erst neulich in Wien gehaltenen Vortrage. * 

In dem Geröllschutt, welcher diesem Boden gewöhnlich zu 
Grunde liegt, finden sich hin und wieder auch nordische Blöcke 
und an der nördlichen Grenze der Schweiz auch Gletscherblöcke 
der Hochalpen. Man hat daher behauptet: 

der Löss sei nichts anderes, als das von den Gletschern 

zerriebene Grundgestein, der feine, schlammartige Sand, 

welcher durch dieselbe Ursache, wie die Blöcke, in die 

Tiefe geführt und weit von seiner Heimath abgelagert wor- 

den sei. z 

Diese Meinung wiederholt sich auch in folgender Stelle 
obigen Vortrags: 

„Das sporadische Vorkommen grosser Blöcke, sowie die organi- 
schen Reste des Löss lehren uns seine Gleichzeitigkeit mit der durch ihr 
strenges Klima ausgezeichneten diluvialen Epoche der grossen Gletscher. 
Wer immer in unseren Hochgebirgen eine Gletschergegend besucht hat, 
wird von der, sonst in den Bergen ungewohnten, trüben Färbung der 
Wässer überrascht gewesen sein. Sie rührt von der fortwährenden ab- 
reibenden und glättenden Wirkung her, welche die Eismassen auf ihr 
felsiges Bett ausüben und es ist begreiflich, dass zur Zeit der grösseren 
Ausdehnung der Gletscher ganz ausserordentliche Mengen von Gestein 
zu Gletscherschlamm zerrieben und die Abflüsse sehr irübe gewesen 
sein müssen. Diese Trübung ist es, welcher der Löss, aller Wahrschein- 
lichkeit nach, seine Entstehung verdankt. — Ein Theil dieser schlam- 
migen Wässer fliesst dem Rheinihale zu und gelangt in dem geschlos- 
senen Bette bis nach Belgien hin, ein anderer Theil derselben folgt der 
heutigen Richtung der Donau. — Die norddeutsche Ebene endlich ist 
vom offenen Meere bedeckt, Risschollen streuen auf derselben scandina- 
vische Felsblöcke aus. Darum fehlt ihr auch heute die Ackerkrume.“ 

Nach einer anderen Meinung soll der Löss ein zersetzter 
Liasmergelschiefer sein, der häufig Kugeln und Nieren von ver- 
härtetem Mergel, caleinirte Land- und Süsswassermuscheln, sowie 
auch Überreste vorweltlicher Thiere, übrigens 66 Proc. Thon, 
16 Procent kohlensauren Kalk und 18 Procent glimmerhaltigen 
Quarzsand enthalte. Er soll vorzugsweise im Rhein-, Maas- und 


* Ev. Süss: über den Löss.. Wien, 1866. 8°. 16 S. «Jb. 1867, 
Ss. 419.) 


145 


unteren Neckarthale vorkommen und nicht nur einen vortrefflichen 
Boden liefern, sondern auch mit Vortheil zur Düngung benutzt 
werden können. 

Noch hat sich eine Meinung dahin geäussert: 

der Löss sei bloss Lehm, dessen untere Schichten ihren 
kohlensauren Kalk lediglich durch einsickerndes Regen- 
wasser erhalten hätten, wesshalb diese unteren Schichten 
auch mehr Kalk enthielten, als die oberen. 

Eine ähnliche Ansicht ist es auch, welche annimmt, der Löss 
sei nichts weiter, als die Wirkung gewöhnlicher Regengüsse. 
Ich würde sie nicht erwähnen, wenn sie nicht von einem be- 
rühmten Geologen ausgegangen und ebenso, wie die übrigen, 
gedruckt zu lesen wäre. 

Im Allgemeinen aber betrachtet ınan den Löss noch heute 
nur als eine Varietät «des Lehmes und diesen, gleichwie den 
Sand und Kies und die erratischen Geschiebe mit eingerechnet, 
als den Inbegriff der Diluvialgebilde. 

Alle diese Ansichten beweisen, dass man bis jetzt weder den 
Löss, noch den Lehm nach ihrer Lagerung, ihrem Mineralbe- 
stande und ihren physikalischen Eigenschaften gehörig untersucht, 
dass man sie lediglich nach ihrer äusseren, oberflächlichen Er- 
scheinung beurtheilt und so beide für eine und dieselbe Sache 
gehalten habe. 

Wir brauchen ihnen nur einige Fragen entgegenzustellen 
und sie fallen in sich selbst zusammen. 

Der Löss soll in der sogenannten Diluvial-Periode durch 
Niederschlag und successive Aufschlickung des Gletscherschlam- 
mes entstanden sein. Aller Löss enthält aber mehr oder we- 
niger kohlensauren Kalk und Talk, er ist ein talkhaltiger Mergel- 
boden. Der Gletscherschlamm entstand aus dem zerriebenen und 
zermalmten Gestein, welches dem Gletscher zu Grunde liegt. 
Es fragt sich also: 

liegen denn alle ee auf Kalk, oder bestehen die 
Alpen allenthalben aus Kalkgestein ? 

Einige Zuflüsse des Rheines kommen allerdings aus Glet- 
schern, welche Kalkgestein zur Unterlage haben. Sie klären sich 
aber im Thuner-, Luzerner-, Züricher- und z. Th. auch im Boden- 
see. Wird denn von ihrem Gletscherschlamme so viel übrig 

Jahrbuch 1867. | 10 


146 


geblieben sein, um das ganze Rheinthal von Basel bis Bingen 
und von Coblenz bis Cöln damit auszufüllen und zwar in solcher 
Mächtigkeit. wie wir den Löss dort abgelagert sehen? Ist es 
nicht wahrscheinlicher, dass der Rhein seinen Löss theils aus dem 
Jura, theils aus dem Muschelkalk und Keupermergel der schwä- 
bisch-fränkischen Terrasse erhalten habe? 

Übrigens findet sich Löss nicht bloss im Rhein- und Donau- 
thale, nach Günser * füllt er die Kornkammern von Baiern, nach 
Koristka ** umgeben die Löss- und Lehm- Ablagerungen die 
ganze Tatrakette und reichen im Norden noch weit nach Polen 
und Galizien hinein und nach Herrn von Bennissen-FörnDer lagert 
der Löss in den Flussthälern der ganzen norddeutschen Niede- 
rung vom Rheine bis an die Elbe und von dieser bis an den 
Niemen. N 

Hierdurch widerlegt sich zugleich beiläufig die Behauptung, 
Eisschollen hätten auf die norddeutsche Ebene scandinavische 
Felsblöcke ausgestreut und darum fehle ihr noch heute die Acker- 
krume. Wovon wollten denn die Millionen Menschen dieser 
Ebene leben und noch überdem die Nachbarländer mit ihrem 
überflüssigen Getreide versorgen, wenn sie keine Ackerkrume 
hätten ? 

Ausser dem Rheine kommt aber keiner der grösseren Flüsse, 
welche jene Ebene durchziehen, wie die Lippe, die Ems, Weser, 
Saale, Elbe, Mulde, Oder, Weichsel und der Niemen aus den 
Alpen und nur einige von ihnen durchströmen theilweise auch 
Kalkgebirge. Es findet sich aber Löss unter anderen auch an 
der Saale von Jena bis Halle und selbst in dem kleinen Becken 
der Freiberger Mulde bei Döbeln. Es fragt sich also: 

Haben denn diese Flüsse ihren Löss ebenfalls aus den 
Gletschern erhalten? 
und zugegeben, ihre Quellen wären früher insgesammt verglet- 
schert gewesen, so fragt sich weiter: 
Lagen denn die Gletscher auf Kalkgestein? 
Weder die Saale, noch die Mulde entspringen in Kolkeeiireen 


® Geognostische Beschreibung des baierischen Alpengebirges u. s. w. 
Gotha, 1861. S. 797. 

** Mittheilungen über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammt- 
gebiete der Geographie von Dr. Psreruann. Gotha, 1864. Heft IV, S. 13. 


147 


und die letztere durchströmt von ihrer Quelle aus bis zu dem 
Puncte, wo der Löss sich findet, nur Gneiss-, Thon- und Glim- 
merschiefer. 

Woher hat denn der Löss hier seinen Kalk bezogen? 

Diese Fragen sind hinreichend, um die Meinung zu wider- 
legen, der Löss sei nichts Anderes, als Gletscherschlamm. Wäre 
diess, so müsste er noch gegenwärtig sich bilden; denn es gibt 
in der Schweiz, in Tirol und Salzburg noch heutigen Tages 
Gletscher. Der Gletscherschlamm besteht aus zerriebenem Ge- 
stein, ebenso wie der Gletscherschutt aus den von den Sturz- 
und Gletscherbächen ihrem felsigen Gerinne entrissenen Trüm- 
mern. Alle Gletscherbäche führen diesen Schutt und Schlamm 
noch gegenwärlig, oft in ungeheuren Massen, in die Tiefe, wie 
die Rhone, Reuss, Etsch, Passer, der Inn, die Salzach und viele 
andere Flüsse in den Alpen. Die letztere setzt ihren Schlamm 
schon beim Beginn an dem prachivoilen Wasserfall der Krim! 
ab und der Rhein ist oberhalb Rheineck, bevor er den Bodensee 
erreicht, ganz überfüllt von Schutt und Schlamm, er wird wohl 
heute noch ebenso trübe fliessen, als zur Zeit der grossen Glet- 
scher, aber keiner dieser Flüsse setzt noch Löss an seinem Ufer 
ab, der Schlamm am Becken der Wasserfälle aber ist ausgetrocknet 
nur ein feinkörniger, völlig loser Sand. 

Ebensowenig kann er aber auch durch Zersetzung des Lias- 
mergelschiefers entstanden sein. Ich weiss zwar nicht, ob er 
irgendwo auf diesem Gesteine lagert, soviel aber weiss ich, dass 
er ohne Unterschied den Thon- und Glimmerschiefer, den Granit 
und Syenit, Porphyr, Zechstein, Plänerkalk und Plänermergel, 
den Basalt, die Doleritlava, die Grauwacke und zuweilen auch 
den Thon überdeckt, meist aber von diesen Gebirgsarten durch 
eine mächtige Lage von Geröllschutt abgeschnitten wird. 

Im Norden von Deutschland besteht dieser Schutt aus Mee- 
resgeschieben oder abgeschliffenen Trümmern aller möglichen Ge- 
steine, bisweilen mit nordischen Granit- und Gneissblöcken un- 
termengt, im Donauthale aufwärts von Wien dagegen enthält er 
nur Flussgeschiebe, meist aus dem in der Nähe anstehenden 
Sand- und Kalkstein bestehend. Denn die Meeres- Alluvionen 
haben den Grenzwall zwischen Nord- und Süd-Deutschland, die 
Sudeten, das Lausitzer Gebirge, das Erzgebirge, das Fichtelge- 

10 * 


148 


birge, das Thüringer-Wald-Gebirge, sowie die Rhön und übrigen 
Gebirge nicht überstiegen. Lagert aber der Löss zum grössten 
Theile auf Geröllen und Geschieben, gleichviel, ob sie durch 
Fluss- oder Meeresflulhen angelagert wurden, so kann er auch 
nicht durch Zersetzung des Liasmergelschiefers entstanden sein, 
da müsste er wenigstens an der Auflagerungsgrenze noch Trüm- 
mer dieser Gebirgsart mit sich führen. 

Der Zechstein, Plänerkalk und Plänermergel könnten aller- 
dings das Material geliefert haben. Wir finden aber diese Ge- 
steine nicht überall mit Löss, sondern auch z. Th. mit Lehm be- 
deckt und den Löss dagegen auch ohne Zwischenglied und un- 
mittelbar auf Granit, Porphyr, Basalt und Doleritlava abgelagert 
in einer Gegend, wo es keine Kalkgesteine in seiner Nähe gibt. 
Wäre aber der Löss aus dem Zechstein hervorgegangen, so 
müsste er auch in der Gegend von Geithain und Gössnitz zu fin- 
den sein. Hier ist aber nichts davon zu spüren und ebensowenig 
enthält er Trümmer desselben eingemengt. Wir müssen bier die 
Frage wiederholen: 

Wie ist er denn in dieser Gegend zu seinem Kalk und 
Talk gekommen, und würde der Löss in der Nord- und 
Ustsee-Niederung und überhaupt in so grosser Verbreitung 
zu finden sein, wenn er lediglich aus dem Liasmergel her- 
vorgegangen wäre? 

Wir kommen zu der dritten Meinung, wonach der Löss 
früher bloss Lehm gewesen, der seinen kohlensauren Kaik durch 
einsickerndes Regenwasser erhalten habe. 

Da jedoch das Regenwasser an sich selbst keinen Kalk ent- 
hält, so könnte derselbe nur durch Auslaugung aus den oberen 
in die unteren Schichten geführt worden sein und ebendesshalb 
sollen diese auch mehr davon enthalten, als die oberen. 

Nicht überall aber ist der Löss von Lehm bedeckt, er geht 
bisweilen, wie in der Gegend von Meissen und Lommatsch, völlig 
[frei zu Tage aus, was auch in der Eifel zwischen Brohl und 
Wassenach und an manchen andern Orten der Fall ist. Nun 
muss man sich zwar auf den Einwand gefasst halten: Hier sei 
der Lehm später hinweggespült worden, es sei bloss der Löss 
oder kalkhaltige Lehm zurückgeblieben. Wir können dieses Weg- 
spülen auch unbedenklich zugeben, es fragt sich nur: 


149 


Enthält denn der Lehm überhaupt kohlensauren Kalk und 
ist daher eine Auslaugung desselben denkbar? - 

Diese Frage muss aber unbedingt verneint werden, der Lehm 
enthält niemals Kalk, oder doch nur äusserst wenig, wie der 
Grandlehm z. B. zuweilen ein Bröckchen Kalktuff, Kreide oder 
Plänerkalk, auch überdem ganz andere Mineralfragmente, er mag 
den Löss bedecken, oder unmittelbar auf dem festen Gesteine des 
Grundgebirgs, oder, wie gewöhnlich, auf Geröllschutt lagern. Er kann 
mithin auch keinen Kalk durch Auslaugung verloren. und an seine 
unteren Schichten abgegeben und diese somit in Löss verwandelt 
haben. Nach meinen Beobachtungen enthält auch der letztere gerade 
umgekehrt in den oberen Teufen — von Schichten kann überhaupt 
beim Löss gar nicht die Rede sein — oft mehr kohlensauren 
Kalk, als in den unteren und sonach hat auch diese Meinung 
keinen Grund für sich, noch weniger aber die Ansicht, welche 
behauptet, der Löss sei nichts weiter, als die Wirkung gewöhn- 
licher Regengüsse. 

Hiernach müsste der meiste Löss vorhanden sein überall, 
wo es viel regnet, in Deutschland mithin hauptsächlich auf wal- 
digen Rückengebirgen und in Hochthälern der Alpen, wie auf 
dem flachen Rücken des Erzgebirgs, im Böhmer-Wald-Gebirge, 
im Fichtelgebirge, im Frankenwalde und in allen Felsengründen 
der Hochgebirge; denn diese werden bekanntlich weit mehr von 
Regen getränkt als das Flachland in den Niederungen. Hier ist 
aber gleichwohl keine Spur von Löss zu finden, nicht einmal 
Lehm’ Der flachgrundige Boden ist hier durchaus nur aus seinem 
Grundgebirge hervorgegangen und in den Thälern theils Moor, 
theils Fluss-Alluvialschutt und wenn auch hier und da in den Ge- 
senken, Hohlen und Thalwellen, in den Fluss-, Bach- und Quellen- 
thälern ein schwaches Flötz von bündigem, lehmartigem Boden 
zu sehen ist, so kann man sich doch leicht überzeugen, dass er 
lediglich durch Aufschlickung der von den nächsten Thalgehän- 
gen abgespülten Stauberde und dem Grus und Getrümmer des 
Grundgebirgs entstanden sei, es ist lediglich primitiver Boden, 
oder auch ein aus der höheren Gegend angeschwemmter Fluss- 
lehmboden. | j 

Nun lässt sich zwar einwenden: nicht dieser Boden sei hier 
gemeint, sondern derjenige, welchen die Regengüsse aus den 


150 


Gebirgen in die Tiefe herabgeführt und über die weiten und 
breiten Flussthäler ausgebreitet und abgelagert hätten. Wir müs- 
sen hier aber die Frage aufwerfen: 

Führen denn die Regengüsse stets nur Löss herab und 
wenn diess wäre, warum liegt denn oft der Löss nur auf 
der einen und zwar höheren Uferseite und auf der an- 
deren keiner und müsste er sich nicht noch heute bilden ? 

- Diesen Nachweis wird man aber schuldig bleiben. 

Ich habe hiermit die Gründe oder vielmehr nur die Zweifel 
angegeben, welche sich gegen die bisherigen verschiedenen Mei- 
nungen über die Entstehung des Lössmergels aufstellen lassen, 
welche aber insgesammt nur dadurch entstanden sein können, 
dass man den Löss keiner näheren Untersuchung gewürdigt, son- 
dern im Allgemeinen nur für eine kalkhaltige Varietät des Leh- 
mes und mit diesem in der Hauptsache als identisch angesehen 
hat. Indem ich aber dieser Behauptung mit Bestimmtheit wider- 
spreche, wird man wohl sicherlich auch die Gründe für meine 
Ansicht vernehmen wollen und es möge mir daher vergönnt 
sein, dass ich sie nachstehend mittheile, wenn sie auch nur an- 
regen sollten, die Sache einer weiteren Untersuchung zu unterwerfen. 

Der Löss ist allerdings dem Lehme, wenigstens dem Glim- 
merlehme, * der ihn gewöhnlich zunächst bedeckt, äusserlich sehr 
ähnlich, er ist aber kein Lehm, auch keineswegs mit diesem 
gleichzeitig entstanden. 

Der Löss ist eine Mergelart, von Farbe lichtgraulich bis 
bräunlich- oder ockergelb, im Gefüge zwar bündig, aber locker, 
feinerdig und mehlig abfärbend. Bruch und -Schnitt sind malt, 
er klebt an der feuchten Lippe und erweicht unter Wasser so- 
fort zu einem milden, fetten und schleimartigen Schlamm. Es 
zeigen sich keine sichtlichen Gemengtheile, ausser dass er zu- 
weilen viele Glimmerflitter, auch kleine Flocken einer weissen, 
kreideartigen Substanz eingesprengt enthält. Er lagert stets un- 
geschichtet und bildet auch da, wo er in 40—50° hohen, senk- 
rechten Wänden abgestochen vor uns liegt, in seiner ganzen 


* Herr von Bennissen-FÖRDER nennt ihn Lösslehm: ich brauche aber 
das Wort Lehm gegenwärtig nicht mehr in Verbindung mit Löss, oder Mergel 
überhaupt, denn beide sind der Zeit wie dem Wesen nach 2 ganz verschie- 
dene Bodenarten. 


151 


Mächtigkeit nur eine dicht geschlossene, völlig gleichartige Masse, 
es sind keine Schichtungs- oder Absonderungsklüfte zu bemer- 
ken. Doch finden sich in 5, 10—15’ Tiefe bisweilen sehr reich- 
lich die Gehäuse von kleinen Land- und Sumpfschnecken einge- 
mengt. Diese ireten deutlich hervor, weniger die ebenfalls in 
dieser Tiefe sehr häufig vorkommenden Kalkmergelnieren oder 
sogenannten Lösskindel. 

Die in den erdreichen Boden unsichtlich eingemengten, festen, 
noch unzersetzten Mineralfragmente, welche aber erst nach der 
Abschlämmung zum Vorschein kommen, bestehen in feinkörnigem 
Kalk- und Quarzsand, dem sich nicht selten auch Glimmer bei- 
gesellt, hauptsächlich aber in kleinen, zerstückelten, zarten Röhr- 
chen und Nieren von Kalktuff, wie sie sich bisweilen auch im 
festanstehenden Kalktuff zeigen. Sie finden sich allerwärts im 
Löss und in allen Tiefen und ergeben sich als Inerustationen 
von Pflanzenfasern. Denn in den stärksten Röhren hat sich bis- 
weilen noch der verkohlte Kern dieser Fasern oder Wurzeln er- 
halten, der sich wie ein schwarzer Faden hindurchzieht und die 
einzelnen Theile der jedenfalls erst beim Seifen oder Abschläm- 
men zerbrochenen Röhren noch zusammenhält. Wahrscheinlich 
sind auch die korallen-, trauben- oder knollenförmigen Kalk- 
mergelnieren durch Übersinterung verwesender organischer Kör- 
per entstanden. Übrigens finden sich auch bisweilen mitten im 
Löss deutliche Abdrücke von Pflanzenstengeln. 

Grösstentheils lagert der Löss auf Geröllschutt, von welchem 
er in wagrechter Richtung scharf abgeschnitten wird und nur 
bisweilen ziehen sich einige Schweife oder Schnüre von Sand 
und Kies in ihn hinein, aber auch da, wo er unmittelbar auf dem 
Grundgebirge lagert, mengen sich doch selten einige Bröckchen 
desselben mit ein. 

Aller Lössmergel enthält kohlensauren Kalk und Talk, er ist 
mit diesen Stoffen innig vermengt, nicht, wie zuweilen der Grand- 
. lehm, bloss an einzelnen Stellen, er brausst und schäumt daher 
auch, mit Säuren benetzt, in seiner ganzen Masse sofort stark 
auf. Die Menge dieser Stoffe ist aber sowohl in verschiedenen 
Gegenden als auch an einer und derselben Stelle in verschiede- 
nen Tiefen ausserordentlich wandelbar. 

Nach Herrn Krocker’s und Biscuors Analysen beträgt im 


u 


ER N ET ER EEE ER MER 


152 


Rheinthale zwischen Worms und Mainz, sowie in der Gegend 
von Bonn die kohlensaure Kalkerde 12—56, die kohlensaure 
Magnesia 1—4°),, in Wiener Becken bei Pilten nach Herrn von 
Hauer die erstere 30,68, die letztere dagegen 12,33%. Im Elb- 
thale wechselt der Gehalt an kohlensaurem Kalk auf 6 verschie- 
denen Puncten in einer Tiefe von 3—16‘ nur zwischen 7 und 11 
und die kohlensaure Magnesia zwischen 1 und 4°/,, und in der 
norddeutschen Ebene zwischen Elbe und Weichsel beträgt die 
erstere nach H. von Bennissen-FÖRDER im Durchschnitt nur 10°,,. 

Die übrigen Elementarstoffe sind 

Kieselsäure 60— 70 
Thonerde 5—10 
Eisenoxyd 4-5 

nebst Kali, Natron und Spuren von Phosphorsäure. 

Im Königreiche Sachsen reicht der Löss nur bis auf Höhen 
von 600‘, er hat die Firste der Wasserscheide zwischen der Elbe 
und Fr. Mulde nicht überstiegen und lagert daher nur an der 
nordöstlichen, der Elbe zugekehrten Abdachung derselben. Der 
höchste, der Mulde am nächsten gelegene Punct, wo er sich findet, 
ist Ritimitz bei Döbeln. Dieser wird sich aber wenig über 600‘ 
erheben. Möglicherweise könnte er auf diesem Wege bis ins 
Muldeihal eingedrungen sein. Zwar findet er sich auch auf den 
Hügelrücken zwischen Meissen und Grossenhain, oder zwischen 
der Elbe und Röder in der Gegend von Wantewitz, Piskowitz, 
Kmehlen und Blattersleben, doch wird derselbe schwerlich eine 
Meereshöhe von 600° erreichen. Die schon von Herrn K. C. von 
LEon#arD und neuerlich wieder von Herrn Qursstept * erwähnten, 
im Rheinthale so häufig vorkommenden, senkrecht eingeschnitte- 
nen, tiefen Hohlwege finden sich übrigens auch im Elbthale, be- 
sonders zwischen Loinmatsch und Mügeln. Sie sind es, welche 
uns über das Vorkommen und die Verbreitung des Lössmergels 
nicht selten Aufschluss geben. 

Wir müssen aber auch den Lehmboden vorerst nach seinen 
unterscheidenden Merkmalen kennen lernen, wenn wir nicht, wie 
diess bisher geschehen, Löss und Lehm für eine und dieselbe 
Sache halten wollen. 


* Geologische Ausflüge in Schwaben. Tübingen, 1864. S. 55. 


153 


Der Lehm hat einen grösseren Spielraum, einen viel wei- 
teren Verbreitungsbezirk, er reicht im Königreiche Sachsen und, 
so weit mir bekannt, im ganzen nördlichen Deutschland viel 
weiter hinauf, als der Löss. Seine äusserste Grenze ist eine 
Meereshöhe von 14100‘, doch kommt er hier, ebenso wie die 
Meeresgeschiebe, nur noch in vereinzelten, schwachen Flötzen 
zum Vorschein, an allen steilen Gehängen und z. Th. auch auf 
flachen Gebirgsebenen tritt hier schon das Grundgestein mit sei- 
nem eigenen, an der Atınosphäre zersetzien Boden hervor. 

Der Löss ist daher, wo er nicht offen zu Tage liegt, stets 
mit Lehm und zwar zumeist mit einer schwachen Schicht von 
Glimmerlehm und dieser mit Thonlehm bedeckt, niemals liegt der 
Lehm unter dem Löss. Ob diese Erscheinung eine allgemeine 
Senkung und Wiedererhebung der ganzen Bodenfläche voraus- 
setze, bleibt dahingestellt. 

Der Lehm, worunter wir hier nur den Thonlehm verstehen, 
dessen Mächtigkeit oft 20—30° beträgt, ist cin bündiges, Ziem- 
lich festes, graulich- bis ockergelbes Erdreich. Er lässt sich 
zwar bröckeln, aber nicht zerreiben, ist feinkörnig bis dicht, ent- 
hält keine sichtlichen Gemengtheile, färbt wenig ab- und bildet 
im durchnässten Zustande eine schlüpfrige, geschmeidige und füg- 
same (plastische) Masse, daher er auch in unzähligen Ziegeleien 
zu Dach- und Mauerziegeln, Platten und in Gegenden, wo es 
keine Werksteine gibt, selbst zu architektonischen Verzierungen 
nach Schablonen verstrichen wird. Er ist in mächtigen Ablage- 
rungen stets geschichtet, in unteren Teufen z. Th. plattenförimig 
abgesondert, in den oberen dagegen findet häufig eine band- 
artige Streifung von dunkelen und hellen Lagen, oder auch eine 
Wechsellagerung von dichtem Lehm mit Sand und Geröllschutt 
statt und wo auch dieser fehlt, wo sich die ganze Masse in Farbe 
und Gefüge gleich bleibt, ergibt sich wenigstens durch Abschläm- 
mung, dass er periodisch oder schichtenartig sich abgelagert ha- 
ben müsse, in der Verschiedenheit der eingemengten, noch un- 
zersetzten Mineralien. 

Diese bestehen zwar grösstentheils in grobem und feinkör- 
nigem Sand von Quarz und Silicatgesteinen, doch zeigen sich oft 
auch kleine, knollenförmige Trümmer eines faulen, schwarzbrau- 
nen Gesteins, das sich nicht mehr bestimmen lässt, Oft ist der 


15% r 


feste Rückstand dieses Bodens nur Quarzsand, oder auch ein 
braunes Pulver irgend eines zersetzten Gesteins und so ändert 
sich, wenn man den Boden in verschiedener Tiefe von Stufe zu 
Stufe untersucht, fast in jeder Schicht sowohl das Wesen als 
die Menge seiner Mineralfragmente. Gewöhnlich hält auch der 
Obergrund an 1—10°%,, mehr von diesen noch unzersetzten Ge- 
mengtheilen, als der Untergrund, doch nur bis zu einer gewissen 
Tiefe. Glimmer, meist silberweiss, zeigt sich bloss in Staubform 
eingesprengt. 

Da, wo er nur seicht unmittelbar auf dem Grundgebirge 
lagert, finden sich, wenigstens im Untergrunde, häufig auch ein- 
zelne Trümmer desselben mit eingemengt, wie in der Lausitz 
die den dasigen Granit bezeichnenden weissen Feldspathbröckchen 
und tombackbrauner bis grüner Glimmer. 

Der Hauptbestandtheil des Lehmbodens, die Kieselerde, be- 
trägt im Durchschnitt 90 und es bleiben daher für die" wesent- 
lichen Nebenbestandtheile, die Thonerde, das Eisen- und Man- 
ganoxyd. das Kali und die übrigen zufälligen Stoffe nur 10% 
zurück. | 

Wie gesagt, enthält der Lehm niemals, oder doch nur äus- 
serst wenig koblensauren Kalk und Talk, mithin auch keine Kalk- 
mergelnieren und Kalktuff-Incrustate, wohl aber hin und wieder 
!a—1Na Zoll starke und 1—-2 Ellen lange Eisennieren, oder viel- 
mehr hohle Stalaktiten von rothem Thoneisenstein. Sie ergeben 
sich ebenfalls als Übersinterungen von Pflanzenwurzeln und ent- 
standen jedenfalls in derselben Weise, wie die hohlen Röhren 
von Eisenoxyd oder Eisenoxydhydrat, welche sich um die Binsen 
und andere Pflanzenstengel im eisenschüssigen Lettenboden bilden. 
Wahrscheinlich ‘durch die Kohlensäure einer verwesenden Wurzel 
angezogen legt sich um dieselbe ein rostbrauner Ring von locke- 
rem Eisenocker. Wenn man die anfänglich noch weiche Masse 
quer durchschneidet, so bemerkt man eine vom Mittelpuncte ra- 
dial auslaufende, faserige Structur derselben. Am Ende verwest 
jedoch die Wurzel, die Masse erhärtet und wird zu einer hohlen 
Röhre von festem Thoneisenstein. Ähnliche, aber ganz kleine, 
zarte Röhrchen sind mir übrigens auch in dem unter dem Torfe 
lagernden Moorletten vorgekommen. 

Schon aus der Lagerung erkennen wir, dass der Lössmergel 


155 


nicht gleichzeitig mit dem Lehme entstanden sein könne und da- 
her habe ich ihn auch bereits in den »Ackererden des Kö- 
nigreichs Sachsen, Leipzig, 1855« für eine selbstständige und 
vom Lehme völlig unabhängige Formation erklärt, er ist unbe- 
dingt eine ältere, abgeschlossene Bildung. Diess führt uns aber 
natürlich auf die Frage nach dem eigentlichen Ursprunge dieses 
Bodens. i 

Wir blicken hier freilich in einen Abgrund, in eine Tiefe 
der Vergangenheit hinab, in der wir nichts mehr mit Gewissheit 
erkennen, wir können nur rathen und meinen und müssen schon 
mit einer Hypothese zufrieden sein, die nicht, wie die vorigen 
Meinungen, durch directe Gegenbeweisgründe sofort zu wider- 
legen ist. Wir wollen es versuchen. 

Nach Herrn v. Bennıgsen-FÖRDER * entstammen die Polyihalamien 
im Lehmmergel und in seinen lössartigen Varietäten ganz unzweifel- 
hafı aus der Kreideformation. Unter der grossen Zahl von sol- 
chen aus der Kreide verschwemmten Polythalamien sind beson- 
ders Textilaria- und Rotalia-Arten die verbreitetsten und daher 
zu Bestimmung der Gebilde die geeignetsten. — Sie zeigen sich 
im Löss des ganzen Rheinthales und selbst der nördlichen Schweiz, 
auch im Lehmmergel aus Böhmen, Schlesien, Posen, Preussen, 
im Lössmergel von Sachsen, Magdeburg, Köthen, Mecklen- 
burg, Pommern u. s. w. fehlen sie nicht. In der jüngeren Quar- 
tärbildung, im Lehme finden sich dagegen weder Bryozoen, noch 
Polythalamien, oder nur ganz ausnahmsweise, z. B. wenn Kreide- 
bruchstücke darin vorkommen. | 

Ich habe nun zwar schon in vorerwähnter Schrift die Ver- 
muthung ausgesprochen, dass der Löss mit dem oberen Quader- 
mergel oder der Kreide, die früher wahrscheinlich einen grossen 
Theil des Elbihales bedeckte, in naher Beziehung stehen müsse. 
Allein wäre auch das ganze Elbthal damit ausgefüllt gewesen, 
so kann er dennoch keineswegs unmittelbar aus ihr hervorge- 


 gangen sein. Da fehlen wenigstens die Flint- oder Feuerstein- 


Geschiebe. Zwar kommen diese in der Gegend von Ostrau bei 
Döbeln und überall, wo er auf Geröllschutt lagert, sehr häufig 


* Das nordeuropäische und besonders das vaterländische Schwemmland 
u. s. W. Berlin, 1863. S. 36. 


ERFIZERZT BR 


ur 
ERBE 


156 


vor, aber die Mehrzahl der Gerölle besteht aus weissem Quarz 
und anderen kieselhaltigen Gesteinen, im Lössboden selbst aber 
findet sich kein Feuerstein oder doch höchstens ein sehr kleines 
Bröckchen. Übrigens sollte man meinen, müsse sich die Kreide 
und der Löss darauf doch an irgend einer geschützten Stelle 
noch erhalten haben, es ist aber bis jetzt keine Spur davon ent. 
deckt worden, im Gegentheile liegt er in Sachsen, ' wie gedacht, 
ohne Unterschied ebensowohl auf Pläner, als auf Granit, Syenit, 
Porphyr, Zechstein, Thon- und Glimmerschiefer. 

Die Kreide enthält ferner keinen Glimmer, wohl aber ist der 
Löss oft sehr reichlich damit ‘durchsprengt. 

Die Kreide besteht fast ganz aus kohlensaurem Kalk und 
selbst der Plänerkalk enthält noch gegen 70°/, desselben, aber 
der Lössmergel des Elbthales im Durchschnitt nur 9—10°%,, sein 
Hauptbestandtheil ist die Kieselerde. 

Hiernach zu urtheilen, kann er schwerlich aus der Kreide, 
oder aus irgend einem anderen Kalkgesteine unmittelbar durch 
Zersetzung, sondern lediglich durch Niederschlag aus kalkhaltigem 
Schlammgewässer entstanden sein, möge der Kalk darin in schwe- 
bendem oder in chemisch aufgelöstem Zustande sich befunden 
haben. , 
Es muss also zu der Zeit, als der Löss des Elbthales sich 
abzulagern begann, das Weltmeer gegen 300’ höher gestanden 
haben, als gegenwärtig. Das Elbthal war mithin zu dieser Zeit 
von Lommatsch abwärts, gleichwie die ganze norddeutsche Ebene 
noch offenes Meer, nur wenige Holıme, wie der Kolmberg bei 
Oschatz und einige andere-Hügel ragten daraus hervor, thalauf- 
wärls aber war es eine weite Bucht, die sich erst von Meissen 
aus allmählich zusammenzog. In dieser Bucht setzte das Mergel- 
meer, und zwar am linken Ufer, durch das höher aufsteigende 


_ Gehänge geschützt, seine Schlamm-Niederschläge ruhig ab. 


Doch mit der allmählichen Erhebung des Landes sank das 
Meer und bedeckte nur noch seicht die wellenförmige Hügel- 
ebene, welche von Meissen aus nach Lommatsch und Mügeln zu 
immer weiter von der Elbe zurücktritt und sich dem Höhenzuge 
zwischen der Mulde und Elbe nähert, bis es nach Jahrtausenden 
vielleicht auf seinen jetzigen Wasserspiegel sank. 

In dieser Hügellandschaft, dieser grossen Strandlagune, setzte 


157 


sich der kalkhaltige Fluss- und Meeresschlamm aus dem bei jedes- 
maliger Fluth aufgestauten Wasser gleichfalls ruhig ab, ebenso 
wie noch jetzt, doch nur in den vor Sturm- und Wogenandrang 


- geschirmten Buchten, der Meeresschlamm auf den Watten an der 


Nordseeküste sich niederschlägt und so noch fortwährend neues 
Marschland bildet. 

Dieser schlammige Boden belebte sich auch bald mit Algen 
und Wassermoosen, deren Gefaser sich mit Kalktuff überzog. 
Jetzt, nach Jahrtausenden, nachdem fast alles Organische ver- 
west, sehen wir freilich nur noch die hohlen Incrustate, die sie 


 zurückgelassen haben. 


Ebenso fanden sich in diesem Moorschlamm hin und wieder 
auch Schnecken ein, doch kommen dieselben Schnecken viel weiter 
abwärts, auch im Kalkmoorboden der Fuhne bei Radegast auf 
einer Fläche von ca. 200° Höhe vor, wo, in der nächsten Um- 
gebung wenigstens, nichts von Löss zu spüren ist. 

Die Bildung dieses Bodens im Königreich Sachsen hält also 
mit dem muthmasslichen Mergelmeere gleichen Schritt, sie be- 
gann auf Höhen von 600° und schliesst am Fusse des linken Elb- 
gehänges in einer Höhe von 300‘, als das Mergelmeer so weit 
gesunken war. Die höchsten und tiefsten Puncte, die hier der 
Löss erreicht, sind die Höhen von Glaucha und Rittmitz bei Dö- 
beln, die Höhe von Hohenwussen bei Mügeln, die Höhe von 
Wantewitz bei Grossenhain und der Hügelrücken südwestlich 
von Meissen an der Strasse nach Nossen, sowie das Elbufer bei 
Cotta und Wildberg unterhalb Dresden. Ebenso isolirt, wie bei 
Wantewitz, Baslitz und Blattersleben igt auch der Hügel des Pe- 
tersberges bei Halle (angeblich 548° hoch) mit Löss bedeckt. 

Doch im Ganzen genommen bildet der Löss des Elbthales 
nur einen schmalen, durchschnittlich % Meile breiten Streif. Ob 
er gleich anfangs sich nicht weiter ausgebreitet, oder ob er später 
durch eine Strömung wieder entführt worden sei, wird sich wohl 
nicht entscheiden lassen. Ebenso ungewiss bleibt es, ob zur 
Zeit der Lössbildung noch ein Kreidemeer bestanden habe, das 
freilich nicht allenthalben feste Kreide abgeschieden haben kann, 
oder ob auch das Mercelmeer die im Lössboden vorkommenden 
Polythalamien geführt habe. 

Die Schnecken halte ich jedoch keineswegs für ein noth- 


158 


wendiges Accessorium des Lössmergels, sie finden sich auch in 
anderem Kalkboden, wie namentlich in der Fuhne und hier in 
grosser Menge. Die Suecinea oblonga soll dermalen nur noch in 
den Alpen in einer Höhe von 5000—7000' lebend zu finden sein. 
Am Gamskarkogl bei Hofgastein sah ich in ca. 7000' Höhe 
auf der unteren, hohl liegenden Fläche vieler Kalkglimmerschie- 
ferplatten eine kleine, graue Schnecke kleben. Ob diese der Fa- 
“ milie angehöre, weiss ich aber nicht, denn die Schnecken trugen 
kein Gehäuse. 

Diess ist für jetzt meine Ansicht vom Lössmergelboden. 
Allein die Untersuchung ist nur erst eröffnet, noch nicht ge- 
schlossen, es wird wohl überhaupt für die sogenannten Diluvial-, 
Alluvial-, Glacial-, Drift- und erratischen Formationen noch Man- 
ches zu berichtigen und zu reguliren geben. 


Näheres über das Jodblei aus Atakama 


von 


Herrn Professor Dr. K&. Th. Liebe 


in Gera. 


Vor Kurzem sandie der Bergingenieur, Herr H. FErBER ein 
Kästchen mit Jodblei aus Cha&arcillo an meinen verehrten Freund, 
Herrn Commercienraih FERBER, und brachte so letztern in Besitz 
dieses seltenen Minerals, über welches er schon früher geschrieben 
hatte, er habe es in der Sammlung des Herrn Prof. Domeyko in 
St. Jago unter dem Namen Oxyjoduro de plombo gesehen; es 
seien schlechte Stücke Bleischweif mit gelber, opalartiger Oxy- 
dationskruste aus dem Desierto de Atacama gewesen, und es 
sei das Mineral nur ein einziges Mal vorgekommen. In dem Be- 
gleitschreiben sagt Herr Ferser: »Neuerdings bin ich in den Be- 
sitz von einigen Stücken Jodblei gekommen. Es sind ziemlich 
viel haselnussgrosse und grössere Stückchen, an denen Etwas 
von dem fraglichen Mineral sitzt; sie sind aber so übel behan- 
delt, dass sie theilweise Geröllen gleichen. Ein deutscher Pro- 


birer, Herr ScuwArzemgER« in Copiapo, dem man Erz mit gelber 


Kruste brachte, erkannte dasselbe als Jodblei und machte Herrn 
Domevko davon Mittheilung. Dieser forderte ihn auf, mehr davon 
zu sammeln. Als aber der Eigenthümer der Grube sah, dass 
man eifrig von diesem Erz zu haben wünschte, liess er den klei- 
nen Vorrath auf der Grube, die in Desierto de Atacama liegen 
soll, klar pochen. Das Erz wurde dann in Säcke gefüllt und nach 
Caldera geschickt, wo es, wie es scheint, da die meisten und 


’ 


160 


selbst gute Bergleute hier das Bleierz gar nicht kennen, in Folge 
der Meinung, es sei ein reiches Silbererz, gestohlen worden ist 
oder sonstwie abhanden kam. Wo das Erz — es waren nur 
einige Säcke — gepocht worden ist, da wurden die beifolgenden 
Bröckchen noch zuszmmengelesen. Herr ScHWARZEMBERG, der 
ebengenannte Entdecker, hat selbst nur ein oder zwei leidliche 
Stückchen und die beiden beifolgenden kleinen Stückchen, die 
nicht so sehr beschädiget sind, hat er mir gegeben. Die ganzen 
anderen Brocken aber habe ich aus dem Pochrest, nachdem ich 
ihn gewaschen, noch ausgelesen.« 

Soweit Herrn Fersers Bericht. — Das Muttererz des merk- 
würdigen Minerals ist ein antimonhaltiger Bleiglanz, welcher theils 
grossblätterig, theils kleinblätterig oder fast dicht erscheint, und 
sich vom eigentlichen Steinmannit nur dadurch unterscheidet, dass 
er nur Spuren von Schwefelarsen und Schwefeleisen und mehr 
Schwefelantimon enthält Selten sitzt, wie diess zuerst Herrn 
Oberbergrath Breıtzaupr auffiel, das Jodblei unmittelbar auf dem 
Bleiglanz; meist ist es getrennt davon durch ein amorphes, schalig- 
gebändertes, ziemlich weiches, graues bis schwärzliches Mineral, 
welches deutlich als Umwandlungs-Product den Bleiglanz äusser- 
lich umgibt und, Klüftchen benutzend, in denselben eindringt. 
Es enthält dasselbe nur sehr wenig Wasser, ist leicht schmelz- 
bar, wird in der Hitze gelblich und hinterlässt auf Kohle unter 
Ausgabe von reichlichen Antimondämpfen ein Bleikorn. An Jod 
enthält es nur schwache Spuren. Man hat es demgemäss für 
eine Bleiniere zu erklären mit a von BIST 
und von Antimonblüthe. 

Auf dieser Bleiniere nun, oder bisweilen auch unmittelbar 
auf dem Bleiglanz ist mit scharfer Abgrenzung ein gelbes Mi- 
neral abgelagert, bald mehr bald weniger rein, — allenthalben 
aber stark antimonhaltig. Die Beimengungen bestehen, soweit 
sie sich an einzelnen Bröckchen aussondern lassen, in erdiger 
Antimonblüthe und andern Antimonoxydationen, in derbem schwe- 
felsauren Bleioxyd und in grünen Kupfererzpartikelchen, welche 
letztere aber sich nicht an allen Stückchen zeigen. — Die eigent- 
liche Hauptmasse des Minerals löst sich in verdünnter Salpeter- 
säure und in verdünnter Salzsäure nur theilweise, indem ausser 
den schwer löslichen oder unlöslichen Beimengungen auch noch 


f 


161 


Jodmetall hinterbleibt. Auch Kalilauge löst das Mineral nur lang- 
sam und unvollständig. Dagegen ist es fast vollständig löslich 
in heisser, concentrirter Salpetersalzsäure (bis auf etwas Bleisul- 
phat) und zwar unter Entwickelung von Untersalpetersäure und 
Joddämpfen. Im Glaskölbchen gibt es erst eine Spur Wasser ab, wird 
dann röthlich, — beim Erkalten aber wieder gelb —, und schmilzt 
zuletzt leicht unter leblıaftem Aufschäumen, indem sich das Kölb- 
chen mit violetten Joddämpfen anfüllt, die sich in Krystallblätt- 
chen oben niederschlagen. Auf Kohle vor dem Löthrohr stösst 
es erst Joddämpfe und dann Antimonrauch aus, und wird, indem 
es die Kohle mit Bleioxyd beschlägt, zu Blei reducirt. Mit Soda 
zusammen geschmolzen und mit verdünnter Schwefelsäure be- 
handelt gibt es ausser etwas Schwefelwasserstoff (vom beige- 
mengten Bleisulphat) reichlich Jod aus, so dass sich die Flüssig- 
keit bräunlich färbt, und dass darüber gehaltenes Stärkekleister- 
papier blau wird. Phosphor- und Arsensäure fehlen. 

Das Mineral ist strohgelb bis ockergelb und honiggelb, und 
zwar ist die Farbe um so schöner und reiner honiggelb,* je reiner 
die Substanz ist. Es ist amorph und derb oder erdig bis fein 
krystallinisch. Auf Drusenräumchen erscheinen äusserst kleine, 
durchscheinende Krystalle von schön honiggelber Farbe und dia- 
mantartigem Fettglanz, deren Gestalt unter dem Mikroskop eini- 
germassen erkennbar ist und mit derjenigen der flachen Eisen- 
spath- oder Mesitinspath-Rhomboeder übereinzustimmen scheint, 
Der Bruch ist flachmuschlig, wenig uneben, seltener erdig; der 
Strich tief strohgelb. Das Mineral zeigt sich ferner sehr spröde 
und steht bezüglich der Härte dem zweiten Grad näher als dem 
dritten. Das specifische Gewicht des gewöhnlichen Vorkommens 
ist 6,2, das der reinsten Partien 6,3, 

Bei der quantitativen Analyse des Minerals wurde das Jod 
. direct bestimmt. Da durch blosse Erhitzung eine vollständige 
Abscheidung dieses Elements nicht erfolgte, vielmehr eine nie- 
drigere und consistentere Jodationsstufe zu entstehen scheint, 
wurde das Mineral unter einem Strom von Chlorgas erhitzt und 
das sich abscheidende Jod in verdünnte Kalilauge geleitet (resp. 
am Ende der Operation gespült), wobei natürlich auf die etwaige 
Bildung von Jodsäure Rücksicht genommen ward. — Das Chlor 
war aus dem Mineral abgeschieden durch vorsichtiges Zusammen 

Jahrbuch 1867. 11 


| 
| 


A TE RR N 


162 


schmelzen mit kohlensaurem Natron und durch Auflösung der 
Schmelze in stark verdünnter Salpetersäure. Die dabei abgehen- 
den Gase wurden nochmals in verdünnte Kalilauge geleitet, — 
Die Trennung von Chlor und Jod erfolgte in beiden Fällen durch 
Chlorpalladium. — Das Antimon ward getrennt einmal durch 
Schwefelammon und dann zur Controle durch Behandlung des 
Gemenges von Chlorblei und Chlorantimon mit rectif. Weingeist, 
und ward endlich bestimmt als reducirtes Metall. 
Es fanden sich in dem Mineral: 


Antimon . . 0,7 
Kohlensäure . 0,31 
Bleisulphat . 5,51 * 
Chlor. ©... 2,91 
3adr> 2202.00. 19.04 
Blei r, RETZN 


Dazu noch eine bedeutende Menge von Sauerstoff, dessen 
directe Bestimmung unräthlich schien, da man nur Vermutbungen 
über die Oxydation des Antimons aussprechen kann. Bei der 
Berechnung der Mineralconstitution habe ich mir erlaubt, in An- 
beiracht der weissen Farbe des eingesprengten Antimonerzes 
und in Anbetracht des Umstandes, dass das wenige Wasser 
sicher der Substanz nur äusserlich adhärirt, die Anwesenheit von 
Antimonblüthe vorauszusetzen. Die Kohlensäure muss beige- 
mengtem Bleispath angehören, weil bei der Unlöslichkeit des Mi- 
nerals in Wasser an Bleihornerz nicht zu denken ist. Auch kann 
das Carbonat nicht wesentlicher Bestandtheil des Jodblei’s sein, 
denn die allerreinsten honiggelben Partikelchen zeigen keine Spur 
von Kohlensäuregehalt. Es ist ferner vorauszusetzen, dass alles 
Bleioxyd chemisch in dem Mineral gebunden ist, denn einerseits 
wird bei Behandlung des Minerals mit verdünnter Kalilauge nicht 
erst fast nur Bleioxyd und später erst Jod ausgezogen, sondern 
zeigt sich von vornherein ungefähr dasselbe Verhältniss der gelösten 
Mengen, und anderseits bläut das mit Wasser angefeuchtete Pul- 
ver rothes Reagenzpapier nicht. Unsicherer dagegen ist es, ob 
das Chlorblei mit in die Zusammensetzung des Jodbleis eingeht 


* Bestimmt theils direct aus dem Rückstand der Auflösung in Salpeter- 
salzsäure, der rein aus Bleisulphat besteht, theils aus der Schwefelsäuremenge 
in der Auflösung. 


163 


oder ob es nur Beimengung ist. Einerseits findet es sich auch 
in den reinsten Partien des fraglichen Minerals, und anderseits 
scheint es doch nicht allenthalben in gleicher Menge vorhanden 
zu sein. Leider erlaubten die Kostbarkeit und der geringe Vor- 
rath des Minerals nicht, weiter eingehende einschlagende Unter- 
suchungen anzustellen. 
Es enthält demnach die Substanz: 
SbO, 0,91 
PbO . CO, 1,88 
PbO . SO, 9,01 


PbCl 11,40 
Pb) 30,89 
PbO 48,92 

99,51. 


Sehen wir von den Substanzen, die offenbar nur Beimen- 
gung sind, ab und nehmen wir an, dass alles Bleioxyd mit Jod- 
blei zu Oxyjodit verbunden ist, so erhalten wir den Quotienten 
107/,., mit den Näherungswerthen */, und zur Noth Y,. Die For- 
mel 2PbJ.. 7PbO ist an sich nicht wahrscheinlich; dazu kommt, 
dass bei obiger Annahme in der Substanz freies Chlorblei sich 
vorfinden und durch seine Löslichkeit in Wasser verrathen müsste. 
Endlich ist Cotunnit (PbCl) nur in Laven des Vesuvs vorge- 
kommen. 

Anders gestaltet es sich aber, wenn man noch ein Mineral 
der Formel PbCl.. 2PbO, also einen Mendipit in Abzug bringt. 
Dann zeigt das restirende Bleioxyd und das Chlorblei das Ver- 
hältniss !9°/,,, mit den Näherungswerthen °/,, und ',. Die An- 
nahme, dass eine chemische Verbindung von Mendipit und Jod- 
blei vorliege, scheitert an der Unwahrscheinlichkeit der sich dann 
ergebenden Formel. Dagegen erhalten wir, wenn wir das Chlor 
als vicarirend betrachten und zum Jod verrechnen, den Verhält- 
nissquotienten !73/,,., mit dem Näherungswerth ”,. Freilich kry- 
stallisirt Mendipit rhombisch, was nicht zu vergessen ist, allein 
es ist wenigstens, soviel mir bekannt, eine krystallisirie Verbin- 
dung der Formel PbJ.. 2PbO noch nicht bekannt, und der Um- 
stand, dass das künstliche Jodblei wahrscheinlich hexagonal kry- 
stallisirt, kann hier nicht in Betracht kommen. Es bleibt also 
die Formel: 

11 * 


ld Zi Sun Sul SEE = ll u Un nn nn u u 


16% 


PbJ . 2PbO ; 

» für das Jodblei von Atakama höchst wahrscheinlich die richtige. 

Beireffs der Entstehung des Minerals bemerken wir noch, 

dass nach dem bisher Gesagten und nach dem Habitus der Stücke 

hier Bleiglanzgänge vorliegen, deren Glanze zuerst eine Zeit 

lang oxydirt wurden und zuletzt einen Zeitraum hindurch der 

Wirkung durchsickernder, jodhaltiger, alkalischer Mineralwasser 
ausgesetzt waren. 


7 _ = co = 


Über den Granat als wesentlichen Gemengtheil des 
Gneisses und der Gneissite des Sächsischen Erz- 
gebirges 


Herrn Bergrath &. Jenzsch. 


Bei Gelegenheit der mikroskopischen Untersuchung einer 
grösseren Anzahl Erzgebirgischer Gneisse und Gneissite wurde 
meine Aufmerksamkeit auf die nahe Verwandtschaft gelenkt, 
welche zwischen dem Gneisse, den Gneissiten und dem Granu- 
lite besteht. Der eigentliche Zweck meiner Untersuchung war 
die Natur der felsitischen Gemengtheile der wichtigsten Erzgbir- 
gischen Gneissvarietäten festzustellen. Im Jahre 7864 veröffent- 
lichte ich in der Berg- und hültenmännischen Zeitung eine Ab- 
handlung über die felsitischen Gemengtheile der rothen und jün- 
geren grauen Gneisse und zeigte, dass erstere neben dem Or- 
thoklase (Pegmatolith) Albit (Tetartin), letztere dagegen neben 
dem orthoklastischen Felsite Oligoklas enthalten, und brachte 
demzufolge für Herrn H. MüLzer's »jüngeren grauen Gneiss« den 
Namen »Oligoklas-Gneissit«, für dessen »rothen Gneiss« dagegen 
den Namen »Tetartin-Gneissit« in Anwendung. 

Sämmtliche untersuchte Exemplare verdanke ich Herrn Ober- 
einfahrer H. MürLer. Die von mir mikroskopisch und mineralo- 


'gisch untersuchten Oligoklas-Gneissite waren: 


der mittelkörnig schuppige Müdisdorfer Gneiss, oberhalb des 
schwarzen Teiches, östlich von Deutsch-Einsiedel; 

der langgestreckt flasrige Reifländer Gneiss, aus der Nähe 
der Colonie Leubsdorf, zwischen Leubsdorf und Borstendorf; 


| 
i 
} 


166 


der Reifländer Gneiss vom Westabhange des Steinknochens, 
rechtes Gehänge der grossen Lössnitz, westlich von Öderan; 

der grobkörnige und verworren flasrige Drehfelder Gneiss 
1) vom dritten Lichtloche des Rothschönberger Stollns vom süd- 
westlichen Orte; 2) vom südlichen Rothschönberger Stollnorte 
beim fünften Lichtloche zu Reinsberg; 3) vom ersten Lichtloche 
des Rothschönberger Stollns, nördliches Ort; und 4) vom Stein- 
bruche bei der Emanueler Wäsche unweit Reinsberg. 

Die von mir mikroskopisch und mineralogisch untersuchten 
Tetartin-Gneissite dagegen waren: 

der normale rothe Gneiss aus einem Steinbruche in der 
Nähe der Tharandter Eisenbahn, am rechten Münzbach-Gehänge 
bei Freiberg; 

der roihe Gneiss von Klein-Schirma; 

der rothe Gneiss vom Galgenberge bei Öderan; 

der rothe Gneiss (Augengneiss) vom Dürrenberge,, südlich 
von Grundau und 

der rothe Gneiss vom rechten Muldengehänge bei Hilbers- 
dorf (oberhalb des Glück-Stolln). 


Herrn H. Müter's älterer und normaler grauer Gneiss blieb 
damals von der Untersuchung ausgeschlossen, und war diess um 
so weniger fühlbar, da bereits Herr H. MürzLer (Berg- und hütten- 
männische Zeitung, 1863, pag. 233 sq.) erwähnt hat, dass dieses 
Gestein neben dem gewöhnlich weissen bis gelblichweissen Or- 
thoklas bisweilen auch plagioklastische Natronfeldspathe (Oligo- 
klas und Albit) gewöhnlich mit röthlicher oder grünlicher Farbe 
enthalte. Inzwischen hatte Herr Obereinfahrer Mürzer die Güte, 
mir eine Anzahl charakteristischer Exemplare seiner Ȋlteren und 
normalen grauen Gneisse« mitzutheilen und zwar: 

Freiberger grauen Gneiss von der Halde des Hoffnungs- 
Schachtes bei Himmelfahrt vor dem Meissner Thore zu Freiberg; 

Freiberger grauen Gneiss vom Ludwigschachte bei Himmel- 
fahrt ohnweit Freiberg; 

Brander grauen Gneiss von der Halde des Röschenschachtes 
zu Bescheert Glück bei Brand; 

Brander grauen Gneiss, körnig stänglichen, von einem Puncte 
zwischen Berthelsdorf und Langewiesen bei Freiberg; 


167 


Marienberger grauen Gneiss vom Wolkensteiner Schloss- 
berge; 

Annaberger grauen Gneiss von einem Steinbruche oberhalb 
der Chemnitz-Annaberger Eisenbahn bei Wiesa unweit Annaberg; 

Wegefahrter Gneiss von dem südlichen Thelersberger Stolln- 
orte auf dem Samuel Richter stehenden bei Hoffnung Goties zu 
Langenau; 

Rittersberger grauen Gneiss von der Halde des Heilander 
Schachtes bei Alte drei Brüder Fundgrube im Kiesholze bei Ma- 
rienberg; 

Seifener grauen Gneiss von einem Steinbruche in Seifen bei 
Sayda; 

feinkörnigschuppigen grauen Gneiss, Krummhennersdorfer 
Gneiss, vom sechsten Lichtloche des Rothschönberger Stolln ; 

Schlettenberger grauen Gneiss aus einem Steinbruche zwi- 
schen dem Marienberger Schiesshause und Wüstenschlette. 

Da sich die Beobachtungen an diesen Stücken meiner frühe- 
ren Untersuchung anschliessen sollten, so wendete ich hauptsäch- 
lich dem Vorkommen der in ihnen enthaltenen Plagioklase meine 
Aufmerksamkeit zu. Bekanntlich können parallel zum zweiten 
blättrigen Bruche M geschliffene Plagioklase die für diese Fel- 
site so charakteristische Zwillingsstreifung nicht zeigen. Es schien 
mir daher rathsam, um jede störende Zufälligkeit eines mög- 
lichen Zusammenfallens der Ebene des Dünnschliffes mit den M- 
Flächen des Felsites für das Resultat der Beobachtung unschäd- 
lich zu machen, sämmtliche Exemplare nach drei rechtwinkelig 
aufeinander stehenden Richtungen hin zu untersuchen. Es wur- 
den dieserhalb von jedem Probestücke Dünnschliffe 

1° parallel der Schieferung, 

2° rechtwinkelig zur Schieferung und in der Richtung der am 
Gneiss mehr oder weniger deutlich wahrzunehmenden 
Streckung, 

3° rechtwinkelig sowohl zur Schieferung als zur Streckungs- 
richtung 

angefertigt. 

Die Untersuchung lehrte mich, dass in sämmtlichen von mir 
untersuchten Exemplaren des Ȋlteren und normalen grauen Gneis- 
ses« Plagioklas neben dem allerdings vorzuherrschen scheinen- 


168 


den Orthoklas (Pegmatolithe) vorhanden und ohne Zweifel als we- 
sentlicher Gemengtheil anzusehen ist. 


Ohne der mehr oder weniger wichtigeren Einschlüsse Er- 
wähnung zu thun und ohne auf die accessorischen Gemengtheile 
näher einzugehen, sei bloss noch darauf hingewiesen, dass, mei- 
ner mikroskopischen Untersuchung zu Folge der Quarz, welcher, 
beiläufig bemerkt, stets zahlreiche, oft Flüssigkeits-erfüllte Poren 
enthält, mit dem Orihoklas weit inniger verwachsen ist, als sol- 
ches dem Plagioklas gegenüber der Fall ist. 


In allen Gneissen — ich meine Herrn H. Mürter’s »ältere 
und normale graue Gneisse« — in beiden Gneissiten, d.h. dem 
Oligoklas-Gneissite (Herrn H. Mürter’s jüngerem grauen Gneisse) 
und dem Tetartin-Gneissite (Herrn H. Mürzer's rothem Gneisse) 
ohne Ausnahme spielt nämlich neben dem Quarze, den Felsiten 
und Glimmern noch ein Mineral die Rolle eines wesentlichen Ge- 
mengtheiles: 


‚der Granat, 


welcher nie fehlt und zuweilen sogar in bedeutender,Menge vor- 
handen ist. Er tritt immer in individualisirten, ‘öfters von Kry- 
stallflächen begrenzten Körnern auf, meist von Felsit, namentlich 
dem plagioklastischen, umschlossen. An mehreren Belegstücken 
konnte ich die durchsichtigen und blass-colombinrothen Körner 
des edlen, wohl dem Almandin zuzurechnenden Granat schon mit 
blossen Augen als solche erkennen. Von dergleichen Stücken ge- 
nommene Dünnschliffe waren besonders geeignet, um mich über 
das Verhalten des Granates unter dem Mikroskope aufzuklären. 
Die einzelnen individualisirten Körner sind meist mehrfach zer- 
klüftet und trüben das mikroskopische Bild oft ganz ungemein. 


Bei manchen der verschiedenen Gneiss- und Gneissit-Varie- 
täten werden die Granatkörner oft so klein, dass sie nicht selten 
bei 300maliger Vergrösserung nur noch als kleine Puncte er- 
kannt werden können, häufig liegen sie so dicht nebeneinander, - 
dass sie den Gesammteindruck des sie umschliessenden felsiti- 
schen Gemengtheiles ganz stören. Unter solchen ungünstigen 
Umständen ist Aufmerksamkeit erforderlich, um die bei Anwen- 
dung polarisirten Lichtes für die Plagioklase so charakteristische 
chromatische Streifung noch zu erkennen, jedoch bei einiger 


169 


Übung lassen sich sichere Bestimmungen immerhin noch recht 
gut ausführen. 

Durch diesen wohl nie fehlenden Granat-Gehalt werden die 
Gneisse und Gneissiie dem Granulite näher gerückt. Mit dem 
Granulit hat der Tetartin-Gneissit, d. i. der rothe Gneiss H. 
Möürzer’s, ohnehin petrographisch viel Ähnlichkeit; beide enthalten 
Quarz, Orthoklas, Granat und hellen Glimmer, und nahe liegt es, 
ihre Verschiedenheit im plagioklastischen Felsite zu suchen. Von 
Interesse wäre es, wenn es sich durch genaue mineralogische 
Untersuchungen bestätigen sollte, dass, wie die Herren R. Brum 
(Lithologie S. 146) und B. v. CorrA (Gesteinslehre, I. Aufl. S. 147) 
vermuthen, der Granulit neben dem Orthoklase Oligoklas enthalte, 
während, wie schon der Name andeutet, der plagioklastische Felsit. 
des Tetartin-Gneissits von mir als Albit (Tetartin) bestimmt wurde. 

Dann liessen sich der Gneiss, die Gneissite und der Gra- 
nulit der Art charakterisiren, dass neben dem für alle diese Ge- 
steine wesentlichen Quarz, Orthoklas (Pegmatolith) und Granat, 

im Gneiss (älteren und normalen grauen Gneiss H. MüL- 
LER S): 

dunkler Glimmer (untergeordnet auch etwas heller), 
Albit (Tetartin), 

Oligoklas und 

Rutil; 

im Oligoklas-Gneissit (jüngeren grauen Gneiss H. 

Münter’s): 
dunkler Glimmer (untergeordnet zuweilen auch etwas 
heller), 
Oligoklas und 
Rutil; 
im Tetartin-Gneissit (rothen Gneiss H. Mürrer’s): 
heller Glimmer (nur selten etwas dunkler) und 
Albit (Tetartin): 
im Granulit: 
heller Glimmer (nur selten etwas dunkler) und wahr- 
scheinlich 
Oligoklas 
enthalten sei. 
In nachstehender Tabelle ist das eben Gesagte der leich- 


170 


teren Übersichtlichkeit wegen der Art zusammengestellt worden, 
dass die für ein jedes Gestein besonders charakteristischen Ge- 
mengtheile durch ein j angedeutet sind. 


— 


| g 


Ortho- Plagioklas. Glimmer, = er 
s | | Ka. 338 
Name = = a % - |Saı a 
des Gesteins. 3 2 = = eg Er 
5 |Pegma-| 23 © dunkler | heller 22” 
tolith.| 5 = Ba = 
= @) = 
Gneiss 
(älterer und nor- unterge- 
maler grauer T f N T 66 


Gneiss H. MÜL- 
LER’S) 


Oligoklas- 
Gneissit 
(jüngerer grauer 
Gneiss H. MÜL- 
LER’s) 


unterge- 
ordnet. 


Tetartin-Gneissit 


(rother Gneiss 
H. MÜLLER’s). 


wahr- 
schein- 


Granulit 


theildes- 
selben 


x 


Nachträgliche Bemerkungen zu meiner Abhandlung 
über Olivinfels 


von 


Herrn Professor F. Sandberger. 


Fast gleichzeitig mit meiner Arbeit über den Olivinfels (Jahrb. 
1866, S. 385 ff.) hat Dausr£E eine in hohem Grade interessante 
Abhandlung * veröffentlicht, welche vielfach auf denselben Gegen- 
stand eingeht und in Bezug auf denselben mit meiner Auffassung 
bis auf wenige Puncte übereinstimmt. Zu den Differenzpuncten 
gehört namentlich die schon früher von mir gelegentlich be- 
kämpfte Meinung, dass der Olivinfels ein Eruptivgestein sei. 
DAUBREE sagt in Bezug darauf: »Le peridot, quoique repuie in- 
fusible ou tres peu fusible fond da la haulte temperature a la 
quelle on operait. Il se convertit alors en une masse verte irans- 
lucide, recouverte de cristaux de peridot et eniierement cristal- 
line a l’interieur *”. Sa structure esi souvent lamellaire, comme 
celle du peridot des scories. Le peridot contrasie donc, par sa 
consistance avec le peridot granulaire et peu coherent, que ren- 
ferment ordinairement les roches basalliques. 

La Iherzolite fond encore plus facilement que le peridoi 


* Experiences synthetiques relatives aux Meteorites. Comptes ren- 
dus LXII, 1866. (Vergl. Jahrb. 1866, 738.) 

*# Dieser Beschreibung entspricht ganz genau ein grosses Stück Chry- 
solith, ganz frei von Einmengungen, welches ich vor Jahren in der Nephe- 
linlava von Niedermendig auffand. Ich erwähne dieses Fundes bier nur, da- 
mit Andere gelegentlich zusehen können, ob und unter welchen Verhält- 
nissen sich ein solehes Vorkommen wiederholt. Einen Schluss nach einem 
solchen Stücke zu ziehen, halte ich nicht für gerechifertigt. 


172 


et donne des masses qui reproduissent, ü s’y meprendre la roche 
naturelle avec cette difference que l’on remarque a la surface 
el dans linterieur des aiguilles d’enstatite que Fon ne distinguait 
pas ‚avant la fusion (Iherzolite de Vicdessos et de Prades dans 
les Pyrenees). 

Certains peridots basaltiques, melanges de pyroxene et d’en- 
statite, offrent la plus grande ressemblance avec la Iherzolite et 
se comportent de meme au feu (peridot de Beyssac, Haute Loire 
et de Dreiser Weiher, dans (Eifel). 

Par Faddition d’une certaine quantite de silice on peut ä 
volonte augmenter la proportion. du bisilicate ou enstatite et pro- 
duire ces melanges qui forment le passage du peridot a la Iher- 
zolite.« | 

In einer Anmerkung fügt Dausr£E hinzu: »Le basalte ne 
parait pas avoir eu du moins en general, une temperature assez 
elevee pour fondre les gros morceaux de peridot qui y etaient 
empätes. Peut-£Etre a-t-il toutefois pu en dissoudre une partie 
et donner ainsi naissance au cristaur nels, mais de petite di- 
mension, qui y sont quelquefois dissemines.“ 

Aus diesen Worten geht deutlich hervor, dass DAusr&ke 
gleichfalls die Olivinbrocken der Basalte für eingeschlossene Bruch- 
stücke von Olivinfels * hält, wofür ausser den von mir beige- 
brachten Beweisen ZirkeL ** auch noch das Vorkommen von zer- 
brochenen und durch Basaltsubstanz wiederverkittete Stücke des- 
selben anführt, welche Erscheinung auch ich für wichtig halte. 
DAUBREE weist auch aus ihrer Structur nach, dass sie nicht ge- 
schmolzen worden sind. Es ist diess aber ohnehin nicht wahr- 
scheinlich, auch wenn man dem flüssigen Basalte eine höhere 
Temperatur zuschreiben würde, als sie bei Laven beobachtet ist, 
da die basische Beschaffenheit des Basaltmagmas eine Disposition 
zur Auflösung von noch basischeren Gesteinen wohl ausschloss. 
Vielleicht trifft man in sauren Laven (Trachyten etc.) aus dem 


* Es ist mir ganz unverständlich, warum LAspevres (deutsche geol. Ge- 
sellschaft XVIIL, 335) sie noch „Ausscheidungen“ nennt, während er ihre 
Identität mit dem Lherzolith selbst hervorhebt und andere Mineral-Aggregate 
aus demselben Gesteine ganz richtig für „Einschlüsse“ von Granit u. s. w. 
erklärt. 2 

** Petrographie II, S. 283. 


173 


Grunde keine Brocken von Otivinfels mehr, weil sie von diesen 
zersetzt werden konnten. 

Eine feuerflüssige Entstehung des primitiven Olivinfelses 
wird durch den Umstand sehr unwahrscheinlich, dass eine weit 
höhere Temperatur dabei vorausgesetzt werden müsste, als sie 
bei Laven beobachtet ist, dass an den Rändern solcher Gesteine 
Umwandlungen des Nebengesteins sich zeigen müssten, welche 
an Intensität alle seither beobachtete ebenfalls weit übertreffen 
müssten, und dass namentlich bei kieselsäurereichen Nebengesteinen 
jedenfalls eine grossartige Enstatitbildung an den Berührungsflächen 
mit dem Olivinfels zur Beobachtung gekommen sein ‚müsste. 
Die Beschreibung aller Vorkommen in den Pyrenäen deutet aber 
lediglich auf Entstehung auf chemisch-neptunischem Wege und 
für die Olivinfels-Einlagerungen in krystallinischen Schiefern wird 
man wohl eine Mitwirkung des Wassers ebensowenig ausschlies- 
sen können, als bei diesen selbst. 

Für die Überführung des Olivinfelses in Serpentin habe ich 
noch einige Belege mitzutheilen, welche meine frühere Schilde- 
rung zu ergänzen bestimmt sind. Die wichtigsten Stücke fand 
ich in einer Suite aus Oberfranken auf, welche schon seit längerer 
Zeit der academischen Sammlung gehört; sie waren durch einen 
Zufall meiner Aufmerksamkeit entgangen. Der Fundort ist der 
schon durch die ausgezeichneten, grossblättrigen Aggregate von 
Bronzit bekannte »Peterlestein« bei Kupferberg. 

In eiwa 20 Stücken liegen nussgrosse bis kopfgrosse, von 
allen Seiten von Serpentin umgebene und in diesen. an den Rän- 
dern unmerklich übergehende platte Brocken von Olivinfels, der 
Z. Th. an der den Atmosphärilien preisgegebenen Oberfläche zu 
eisenschüssigen Massen verwittert ist, aus welchen Bronzit und 
Picotitkörner unzersetzt hervorragen, z. Th. aber sich vollkommen 
frisch, gelblichgrün, lebhaft glänzend und mit der ursprünglichen 
Härte findet. Neben Bronzit und Picotit sind auch lauchgrüne, 
durchsichtige Körnchen von Chromdiopsid in diesem frischen Ge- 
steine sehr deutlich eingesprengt. Endlich tritt das Gelatiniren 
des Pulvers nach Erwärmung mit Salzsäure sofort in charakte- 
ristischer Weise ein. a 

Untersucht man den ansitzenden Serpentin von schmutzig 
schwärzlichgrüner Farbe, der sich aber in dünnen Splittern durch- 


UN U m LU ee 


17% 


scheinend und grüngelb darstellt, so gewahrt man in demselben 
grössere Bronzitmassen, welche weder ihren Glanz noch ihre 
Härte verloren haben und daher von dem Zersetzungs-Processe 
nicht berührt worden sind, neben ihnen aber kleine perlmutter- 
glänzende Talkblättchen, welche auch hier und da den Bronzit 
parasitisch umgeben. Die kleineren Bronzitpartikelchen sind dem- 
nach bereits umgewandelt. An anderen Stellen des gleichen 
Berges kommen bekanntlich auch grössere Bronzit-Ausscheidun- 
gen gänzlich in Phästin umgewandelt vor, den ich als ein Ge- 
menge von Klinochlor und Talk in wechselnden Verhältnissen 
ansehe. Klinochlor habe ich in grossen Blättern darin aufgefun- 
den. Auf reine Stücke desselben bezieht sich v. KosEıı’'s Ana- 
lyse des Klinochlors von Leugast, während Tscuermax * vor Kur- 
zem einen sehr talkreichen Phästin untersucht hat, in welchem 
Klinochlor nur in geringer Menge getroffen wird. 

Picotit erkennt man in dem Serpentin nur noch schwer und 
Chromdiopsid nicht mehr; beide kommen aber sofort wieder 
zum Vorschein, wenn der Serpentin einige Zeit mit erwärmter 
Salzsäure gebeizt worden ist. Olivinkörner sind auch unter die- 
sen Verhältnissen nicht mehr durch partielles Gelatiniren der Lö- 
sung nachweisbar, also vollständig zersetzt. 

Über die Art, in welcher die Serpentinbildung vor sich ging, 
geben mehrere Stücke sehr schönen Aufschluss. Es ist nämlich 
an einigen der Olivinfels nur von dünnen, dunkelgrünen, schil- 
lernden Chrysotiladern durchsetzt, welche sich nach verschiede- 
nen Richtungen durchkreuzen und noch grosse Flächen von un- 
zersetztem Olivinfels zwischen sich lassen, in anderen werden 
jene Adern immer dicker und zahlreicher und schliessen zwischen 
sich nussgrosse oder noch kleinere, an den Rändern bereits matt 
und weich gewordene Reste von Olivinfels ein. Man sieht deut- 
lich, dass die Serpentinbildung von den Zerklüftungsflächen des 
Olivinfelses, von aussen nach innen, erfolgte und dass sie mit 
dem Auftreten krystallinischer Serpentinsubstanz (Chrysotil) be- 
gonnen hat. 

An solchen Stücken, wo nur dünne Chrysotiladern sich ge- 


* Sitzungsber. d. k. Acad. d. Wissensch. zu Wien. Bd. LIII. Sep.-Abdr. 
Ss.6 f. 


175 


bildet hatten, sind diese später einem neuen Zersetzungsprocesse 
anheimgefallen, welcher zugleich eine sehr elegante Pseudomor- 
phose darstellt, der Umwandlung in körniges Magneieisen. Ganze 
Schnüre lassen in allen Stadien die Umbildung zu sehr feinen, 
seidenglänzenden Fasern oder zu einer matten, weissen Masse * 
bei gleichzeitigem Auftreten schwarzer Magneteisenkörnchen be- 
merken, deren Menge immer mehr zunimmt und die schliesslich 
für sich allein mit genauester Erhaltung der faserigen Structur 
die Schnürchen bilden. Man wird diese Pseudomorphose, Mag- 
neteisen nach Chrysotil, als Umwandlungs-Pseudomorphose 
ansehen müssen, da der eisenreichste Chrysotil, und ein solcher 
ist unserer nach seinen Löthrohrreactionen und seiner Farbe 
ebenfalls, der von Zöblitz, nach C. Scampr 10,03°), Eisenoxydul 
enthält, während andere hinter dieser Zahl weit zurückbleiben. 
Ebensowohl, wie in den Chrysotilschnüren findet vielfach auch 
eine Magneteisen-Ausscheidung aus dem Serpentin selbst statt, 
indem sich derselbe stellenweise gebleicht und mit unzähligen 
feinen schwarzen Schnürchen und Ringen angefüllt zeigt, die 
Magneteisen sind. Der Eisenoxydul-Gehalt des primitiven Oli- 
vinfelses wird also schliesslich vollständig als Magneteisen ab- 
geschieden und es ist leicht erklärlich, dass Serpentinkuppen 
magnelisch und in einzelnen Fällen polar sind, wie der gleich- 
falls in Oberfranken gelegene Haidberg bei Zell, welcher die Ver- 
anlassung zu einer Abhandlung A. v. Humsoror's ** gewesen ist, 
die zuerst die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Dass 
der Eisengehali sich in unserem Falle als Magneteisen und nicht, 
wie an so vielen anderen Orten, z. B. Kraubat in Steyermark, 
Insel Unst, Baltimore, mit Thonerde, Magnesia und Chromoxyd 
als Chromeisenstein ausgeschieden hat, dessen typische Varietät 
ich überall nur secundär im Serpentin kenne, ist leicht zu be- 
greifen, da im ursprünglichen Gesteine chromhaltige Mineralien, 
Picotit und Chromdiopsid, nur in geringer Menge vorkommen. 
Ein weiteres Beispiel gewährt ein mir von GüÜmBEL zur Unter- 
suchung mitgetheiltes Gestein von Gugelöd (Oberpfalz). In dem- 
selben. ist Olivin und Picotit ebenso deutlich zu erkennen, wie 


* Dieselbe wird unter Abscheidung von sehr viel pulveriger Kieselsäure 
durch Salzsäure zersetzt. Die Lösung enthält nur Magnesia. 
** v, Moır’s Jahrb. d. Berg- und Hüttenkunde 1798, II, S. 301 fi. 


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176 


in dem Gesteine von Wallenfels in Nassau, Bronzit und Chrom- 
diopsid habe ich nicht gesehen, aber auch nur ein Stück un- 
tersucht. | 

Beide eben erwähnten Mineralien waren auch sehr deutlich 
in einem gleichfalls von GümseEL eingesendeten Stücke von Gross- 
senget erhalten, neben ihnen überdiess noch grosse Körner eines 
matten fleischroiben Granats, welcher viel Magnesia, aber sehr 
wenig Chrom enthielt und daher als chromarme Varietät des Py- 
rops zu betrachten ist, wie solche auch von Deıesse mit einge- 
sprengtem Picotit aus Serpentin der Vogesen beschrieben wor- 
den sind. 

Enstatit, Picotit und Pyrop, beide letzteren nach dem Beizen 
mit Salzsäure sehr deutlich, kommen auch in dem Serpentine 
von Höfen im Schutterthale (bad. Schwarzwald) vor, wo ich 1861 
mit Herrn Pıarz das anstehende Gestein dem Gneisse eingelagert 
kennen lernte. Ä 

An mehreren neuen Fundorten, zu denen ich nach Dausr£e’s 
Angabe Baldissero in Piemont hinzufügen kann, ist demnach wie- 
der die Entstehung Bronzit, Picotit, Chromdiopsid oder Pyrop füh- 
render Serpentine aus Olivinfels bewiesen. 

Ich habe absichtlich die Constatirung dieser Mineralien als 
unerlässlich für die Ermittelung einer solehen Abstammung des 
Serpentins bezeichnet, während GeEnta *, dem man so wichtige 
Daten über diesen Gegenstand verdankt, es für wahrscheinlich 
erklärte, dass alle Nickel und Chrom enthaltenden Serpentine 
aus Olivinfels entstanden seien. In einem solchen Gehalte liegt 
aber noch kein zwingender Beweis für die Sache. Nach STRENG 
enthält nämlich der Enstatit des in Serpentin übergehenden 
Enstatitfelses von Harzburg geringe Mengen von Chromoxyd, 
welches überdiess im Smaragdit, dem Hauptbestandtheile des so 
oft (Wurlitz, Grossarl) in Serpentin umgewandelten Smaragdit- 
felses und auch im Omphacit des ebenfalls in denselben häufig 
übergehenden Eklogits niemals fehlt. 

Ausscheidungen von nickelhaltigem Magnetkiese darf man 
aber fast charakteristisch für Serpentine nennen, welche aus 
Hornblende-Gesteinen hervorgegangen sind, z. B. Wiersberg in 


* Sırıım. Amer. Journ. XXXIUI, p. 202, 


177 


Oberfranken und Horbach im Schwarzwalde und sie kommen 

auch in Serpentinen vor, welche aus Diabas entstanden, z. B. 

auf der Grube Güte Goties zu Nanzenbach bei Dillenburg. Es 

ist wohl keine gewagte Vermuthung, dass die primitive Horn- 

blende und resp. der Augit solcher Gesteine Nickel enthalten 

müsse. | 
Würzburg, den 10. November 1866. 


Jahrbuch 1867. MICHIE 12 


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1 En JE 


Briefwechsel. 


A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. 


Moskau, den 28. December 1866. 


In dem letzten Hefte des „Neuen Jahrbuchs für Mineralogie“ 1866, 
7. Heft, S. 866 ist ein Referat über einen Artikel Eıchwarp’s „die Neocom- 
schichten Russlands“ enthalten. Es wird darin gesagt, dass man in Folge 
dieser Arbeit EıcawAıp’s genöthigt sei, Neocom und Gault in den Schichten 
bei Charaschowo anzuerkennen, da er in denselben das Vorkommen des 
Pecten crassitesta, sowie des /noceramus sulcatus und J. concentricus 
nachgewiesen habe. Die Unterzeichneten protestiren mit aller Entschieden- 
heit gegen diese Auffassung. Keines von den drei genannten Fossilien exi- 
stirt in den erwähnten Jura-Schichten, und wenn Herr v. EıcawALp ihr Vor- 
kommen behauptet, so beruht diese Behauptung auf irriger Bestimmung oder 
auf Selbsttäuschung. Eine ausführlichere Widerlegung des betreffenden Ar- 
tikels v. EıchwALv’s wird für die Zeitschrift der deutschen geologischen Ge- 
sellschaft vorbereitet. 

H. TrautscHoL». 


J. AUERBACH. 


Karlsruhe, den 6. Januar 7867. 


Hiermit möchte ich Ihnen mittheilen, dass es meinem Vater *, Franz 
JosEPH WÜRTENBERGER in Dettighofen, vor einiger Zeit gelungen ist, den Am- 
monites bimammatus Quenst. auch im Klettgauer weissen Jura nachzuweisen. 
Er zeigte sich in der von uns als Küssaburg-Schichten bezeichneten Abthei- 
lung (Jahrb. i866, p. 608), welche wir schon früher ihren übrigen Ein- 
schlüssen zufolge als das Äquivalent von Oprer’s Zone des Amm. bimam- 
matus betrachten mussten. Der Ort, wo mein Vater diese Species fand, ist 
in der Umgebung der Küssaburg selbst; in den gelblichen Kalkbänken öst- 
lich von der Ruine, aus welchen wir früher schon Ammonites cf. Arolicus 


* Im Jahrb. 1866, p. 570, 608 und 609 ist irrthümfich von Brüdern die Rede. 


- #19 


Orr., Amm. semifalcatus Orr., Amm, trieristatus Ope., Amm. Pichleri Opp.,, 
Amm. Streichensis Opr. etc. kannten (vergl. unsere Abhandl. üb. d.Kletig. 
weiss. Jur. in d. Verhandl. d. naturw. Ver. in Karlsruhe 1866, p. 31, Sep.- 
Abdr. p. 23), zeigten sich mehrere wohlerhaliene Exemplare dieses Ammo- 
nites bimammatus. Durch diesen Fund wird unsere früher schon ausge- 
sprochene Ansicht, dass die Küssaburg-Schichten nur eine veränderte Facies 
jener Ablagerungen seien, welche C. Mösch im Aargauer Jura als Schichten 
des Hemicidaris crenularis unterscheidet, sehr bekräftigt; denn Amm. semi- 
falcatus Opr., Amm. Streichensis Oper. und Amm. bimammatus Qvenst., 
welche für die Crenularis-Schichten im Aargau so bezeichnend sind, ge- 
hören jetzt ebenfalls zu den wichtigsten Leitmuscheln der Klettgauer Küssa- 
burg-Schichten. 

In den Klettgauer Hornbuck-Schichten, welche schon so viele bezeich- 
nende Arten der Scyphien-Schichten an der Lochen lieferten, fand sich in 
neuester Zeit bei Riedern ebenfalls der Ammonites eucyphus OrP., welchen 
man bis jetzt nur von der Lochen kannte. 


LEOPOLD WÜRTENBERGER. 


Saarbrücken, den 15. Jan. 1867. 

Die Abhandlung, welche ich Ihnen zu übersenden die Ehre hatte („Bei- 
träge zur Kenntniss der Feldspathbildung und Anwendung auf die Entstehung 
von Quarztrachyt und Quarzporphyr.“ Haarlem, 1866), jetzt als Preis- 
schrift von der holländischen Gesellschaft der Wissenschaften publicirt, liegt 
nun Ihnen und dem geognostischen Publicum zur, wie ich hoffe, nachsich- 
tigen Beurtheilung vor. Sie enthält eine weitere Ausführung und Ausdeh- 
nung einer Reihe von optischen Feldspath-Untersuchungen, welche ich zwei 
Jahre lang fortgesetzt und durch eine vorläufige Mittheilung der erhaltenen 
Resultate in der Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 7865, S. 435 bereits 
zum Theil der Öffentlichkeit übergeben batie. Hiezu tritt eine Anwendung 
der gewonnenen optischen Resultate auf die Theorie der Entstehung gewisser 
krystallinischer Gesteine, wofür Quarzporphyr und Quarztrachyt gewählt wur- 
den, so dass die ganze Arbeit in zwei Theile zerfällt, wie auch schon der 
Titel andeutet. Zunächst dürfte der erste Theil Ihr Hauptinteresse verdienen, 
wenn die Abhandlung überhaupt des allgemeinen Interesses würdig sein 
sollte. Die hier mitgetheilten Untersuchungen, welche zwar mit geringen 
Hilfsmitteln ausgeführt werden mussten, haben doch einen nicht ganz kleinen 
Umfang; sie basiren auf der zuerst von DescLoizeaux mitgetheilten Thatsache, 
dass die optischen Axen des rechtwinkligen Feldspaths durch Glühen Ver- 
änderungen erleiden, so dass man hienach durch Beobachtung der Lage der 
optischen Axen zur Beurtheilung darüber gelangen könnte, ob ein Feldspath 
seit seinem Festwerden geglüht habe oder nicht.. Es wurden die verschie- 
densten mir zugänglichen Vorkommnisse von Feldspatlı untersucht und ich 
habe dazu wohl über 200 Schliffe anfertigen müssen, und dennoch bleiben 


noch auszufüllende Lücken übrig. — Bei dem Versuche, diese Beobachtungen 
42 


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180 


auf die Erklärung der Entstehung obiger krystallinischer Gesteine anzuwen- 
den, ist es wohl selbsiverständlich, dass auch alle anderen Verhältnisse, 
welche hiefür von Wichtigkeit sind, berücksichtigt wurden und sich also den 
obigen Beobachtungen noch manche andere anreihen, so z. B. mikroskopische, 
Bestimmungen von specifischem Gewicht etc., worauf ich natürlich, da die 
Arbeit Ihnen selbst vorliegt, nur zu verweisen brauche. — Möchten jene 
Blätter von einem glücklichen Winde zu allen Freunden der Geologie ge- 
tragen und von ihnen willkommen geheissen werden! 


Dr. E. Weıss. 


B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. 


Herrn Prof. Marcou verdanken wir nachfolgenden Auszug eines Briefes 
von L. Asassız, welcher mit Bemerkungen des Ersteren in dem Bulletin de 
la Soc. geol. de France veröflentlicht werden soll. 


Museum of Comparative Zooloyg, at Harward College, 
Cambridge, Mass., den 4. Nov. 1866. 


Das ganze grosse Thal des Amazonenstromes ist von einer Art Löss ein- 
genommen, worin man 3 Etagen unterscheidet. Die tiefste derselben be- 
steht aus einem blätterigen Thone von geringer Mächtigkeit, worauf die be- 
deutendste Ablagerung ruhet, welche aus einem mehr oder weniger groben 
Sande besteht, der oft durch Eisenoxyd zu einem ziemlich harten Gesteine 
verkittet ist, auf welchem noch ein ockeriger Lehm liegt. 

Es sind diess dieselben Gesteine, die A. v. Hunsoıor als „vieux gres 
rouge“ des Orenoco-Thales beschrieben hat. Etwas anderes, als diese Gesteins- 
bildungen, ist in dem ganzen Thale bis zum Peron und in der ganzen Breite 
des Bassins nicht zu finden. Ich habe diess verfolgt bis zum Zusammen- 
flusse des Rio Branco mit dem Rio Negro, so dass ich von der Identität dieser 
Ablagerungen mit jenen von A. v. HumsoLpr beschriebenen vollständig über- 
zeugt bin. 

Im Bassin des Amazonenstromes gibt es nur wenige Alluvialbildungen, 
es sind diess nur einige niedrige Inseln. 

In diesem Löss, welcher bisweilen mehrere hundert Fuss, bei dem 
Berge Monte Alegre sogar gegen 1000 Fuss Mächtigkeit erreicht, hat der 
Amazonenstrom sein Bett ausgehöhlt. | 

Die Wegspülungen in dem ganzen Thale sind sehr bedeutend gewesen 
und an den Küsten tritt das Meer noch täglich über diese Ablagerungen hin- 
weg. Schon hat der Ocean einen Streifen von 2—-300 Meilen Breite davon 
weggespült. 

Man findet keine Spur von tertiären Ablagerungen, dagegen breitet sich 
die Kreide längs des südlichen Bassinrandes in der Provinz Ceara und an 
den Ufern des Hohen-Purus aus. Ich besitze von dort Knochen des Mosa- 


181 


saurus und Reste von Fischen, welche denen von Maestricht sehr ähnlich 


sind. 
Loviss Acassız. 


Paris, den 7. December 1866. 


Diese Beobachtungen von Asassız verändern einiger Maassen meine geo- 
logische Karte der Erde. sie verändern aber weit mehr die von HaıpıngER 
und FöTterLE veröffentlichte Karte von Südamerika. 


Jures Marcov. 


Prag, den 30. Dec. 1866. 


Ihre Arbeit über die Vertretung des takonischen Systemes in 
Deutschland hat mich angenehm überrascht. Da die Wurzbacher Schiefer 
so prachtvolle Abdrücke von Anneliden enthalten, so darf man hoffen, dass 
man auch in einigen Schichten derselben Spuren von Trilobiten dort auffin- 


‚den wird, was diese schönen Entdeckungen ergänzen würde. 


Ich bin in diesem Augenblicke mit einer Tafel beschäftiget, welche alle 
Fossilien darstellen wird, welche Professor Wırız in den Schiefern von 
Hof aufgefunden hat. Dieselben bilden eine Übergangssiufe zwischen der 
Primordialfauna und der zweiten Fauna, wobei die erstere jedoch vorwaltei, 
Auf alle Fälle zeigt diese Fauna von Hof den engen Zusammenhang zwi- 
schen der primordialen und der zweiten Fauna, welcher nicht gestattet, die- 
sen in zwei verschiedene geologische Systeme zu stellen. 

Es scheint, dass der Horizont der Wurzbacher Schiefer, oder des tako- 
nischen Systems, von jenen der Hofer Schichten nicht entfernt liege. 

Ich habe meine Ansichten über das takonische System schon in meiner 
Abhandlung vom Jahre 1861 ausgesprochen. — 

In einigen Wochen wird die erste Textlieferung zu meinen Cephalopoden 
erscheinen, wozu die letzten Blätter im Laufe des Januar gedruckt werden 
sollen. Dieselbe umfasst gegen 90 Bogen mit mehr als 700 Seiten. 


J. BARRANDE. 


Neue Literatur. 


(Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein derer Titel 
beigesetztes .) 


A. Bücher. 
1866. 


Dr. C. J. Anprae: Vorweltliche Pflanzen aus dem Steinkohlen-Gebirge der 
Preussischen Rheinlande und Westphalens. 2. Hft. Bonn. 4°. S. 19-34, 
Taf. 6-10 

W. Benecxe: Geognostisch-paläontologische Beiträge; herausge- 
geben unter Mitwirkung von U. SchLöngscn in Salzgitter und W. WaAcen 
in München. Erster Band. II. Heft. Enthaltend: über die Zone des 
Ammonites transversarius, von A. Oprper, beendet und heraus- 
gegeben von W. Waacen: zur Fauna der Hallstädter Kalke von 
A. v. Dirtmar. München. gr. 8°. S. 210-397, Taf. 12-20. 

Arno Boscowitrz: les Volcans et les tremblements de terre illu- 
stre de 16 gravures tirees en couleur, et de 40 compositions sur 
bois par Euskne Cıcerı. Paris. 8°. 604 p. 

A. BreitHaupt: über einige der wichtigsten Fortschritte in der Mineralogie 
seit 100 Jahren. (Aus d. 2. Bde. der Bergacadem. Festschrift. Frei- 
bero, 125.» 3 

A. Brezina: über eine neue Modification des Koszır’schen Stauro- 
skopes und des Nörremgerg'schen Polarisations-Mikroskopes. 
Mit 1 Taf. (Sep.-Abdr. a. Pocsenp. Ann. CXXUI.) 

E. Desor: die Pfahlbauten des Neuenburger See’s Mit 117 in den 
Text eingedruckten Holzschnitten, gezeichnet von L. Favre. Deutsch 
bearbeitet von Fr. Mayer. Frankfurt a. M. 8%. 156 8. 

Cnr. R. V’Envert: Zur Geschichte des Bergbanes und Hüttenwesens in Mäh- 
ren und Österr. Schlesien. Brünn. 8%. 438 S. 

A. Ernnann: Sueriges Geologiska Undersökning. No. 19-21. Erläuterungen 
zu den Sectionen Ramnäs, Wargarda und Ulriceehamn. Stockholm. 8°. 

L. R. v. Feıtensere: Analysen einiger neuer Mineralien. Bern. 8%. 145. = 

C. W. Günser: über neue Fundstellen von Gosauschichten und Vilser-Kalk 


> 


183 


bei Reichenhall. (Sitzungsb. d. k. Ac. d. Wissensch. in München. I. 
p. 157-192.) 

W. R. v. Haimineer: der Meteorsteinfall am 9. Juni 7866 bei Knyahinya. 

4 (LIV. Bd. d. Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. II. Abth. October.) * 

F. Hırgenvorr: Planorbis multiformis im Steinheimer Süsswas- 
serkalk. Ein Beispiel von Gestaltveränderung im Laufe der Zeit. 
(Monatsb. d. K. Ac. d. Wiss. zu Berlin. S. 474-504, 1 Taf.) 

C. F. Naumann: Lehrbuch der Geognosie. Dritter Band. Erste Liefe- 
rung. (Bog 1-12.) Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Leip- 
zig. 8%. S. 192. 

C. F. Naumann: Geognostische Karte des Erzgebirgischen Bassins im Königreiche 
Sachsen. 2 Sectionen im Massstabe !/s7,600 d. nat. Gr. Leipzig. = 
Paleontologie frangaise. Terrain cretace. Livr. 21. Tome VII, 

Echinides. Paris. 8°. 

L. Rürımever: über Art und Race des zahmen europäischen Rin- 
des. (Bes.-Abdr. a. d. Archiv f. Anthropologie. Heft II.) Braunschweig. 
49..8.34. Mm 

G. Tscuermax: über den Silberkies. (Sond.-Abdr. a. d. Sitz.-Ber: d. kais. 
Acad. d. Wissensch. LIV, S. 9, 1 Taf.) * 

C#. E. Weiss: Beiträge zur Kenntniss der Feldspath - Bildung 
und Anwendung auf die Entstehung von Quarztrachyt und Quarzporphyr. 
Eine von der holländischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem 
am 19. Mai gekrönte Preisschrift. Mit 2 Tafeln. Haarlem 4. S. 167. 

T. C. Wınzter: Musee Teyler. 5. livr. Harlem. 8°. p. 483-608. = 


1867. 
B. v. Cormra: über das Entwickelungs-Gesetz der Erde. Leipzig. 
80, 8.29. 65 


B. Zeitschviften. + 


1) Sitzungs-Berichte der K. Bayerischen Academie der Wis- 

senschaften. München. 8°. [Jb. 1866, 813]. 
1866, 1, 3, S. 237-433. 

H. v. Scauasintweit: die thermischen Verhältnisse der tiefsten Gleischerenden 
im Himalaya und in Thibei: 290-293. 

Fr. v. Koeerz: Pektolith und Osmelith: 296-299. 

VoskL, jun.: über den Einfluss der Tiefe eines stehenden Wassers auf dessen 
Gehalt an festen Bestandtheilen: 299-308. 


2) Eromann und Wrrruer: Journal für praktische Chemie. Leipzig. 
8°. [Jb. 1867, 88.] 
1866, No. 15-16; 98. Bd., S. 385-508. 
E. Reıcuarpr: über die Bestimmung der von festen Körpern absorbirten Gas- 
arten: 459-479. 


18% 


H. Weıske: über den Kobalt- und Nickel-Gehalt des Eisens: 479-485. 
Notizen: Adamin: 508. 
7866. No. 17, 99. Bd., S. 1-64. 

R. Hermann: Bemerkungen zu Marısnac’s Untersuchungen über Niobium und 
A#lmenium: 21-33. 

Notizen. Über phosphorsauren Kalk von Estremadura und üher Apatit-Kry- 
stalle von Jumilla, die zur Darstellung von Cer, Lanthan und Didym die- 
nen könnten: 50; über natürliche und künstliche Bildung von krystal- 
lisirtem Kohlenstoff: 62; Kainit und Kieserit von Stassfurt: 63. 


—— 


3) Bruno Kerr und Fa. Wınswer: Berg- und Hüttenmännische Zei- 

tung. Leipzig. 4°. [Jb. 1867, 90.] 
1866, Jahrg. XXV, Nro. 47-52; S. 397-460. 

H. Beck: die Silberminen von Potosi: 399-401. 

Kreisscammpt :- Braunkohlen-Formation des Westerwaldes: 401-403. 

B. Tureey: der Zinkbergbau der Altenberger Gesellschaft bei Ammeberg in 
Schweden: 405-409: 417-420; 425-430; 442-447: 449-454. 

C. Sınox: Kupfer- und Bleierz-Ablagerungen im Buntsandsteine und Vogesen- 
sandsteine der Umgegend von Saarlouis und St. Avold: 412-415; 421-423: 
430-433; 440-441. 


4) Verhandlungen der russisch-kaiserlichen mineralogischen 


Gesellschaft zu St. Petersburg. Petersburg. 8%. [Jb. 1866, 585.] 
1866, zweite Serie. Erster Band. (Mit 6 Tafeln,) S. 1-366. 

E. Horrsann: Mesites, eine neue Gattung der Crinoideen: 1-6. 

N. v. Koxscnarow: über das Kıystall-System und die Winkel des Sylvanits: 
6-19. ; 

— — Resultate genauer Messungen einiger Mineralien {Phosgenit, Chry- 
solith, Nephelin, Dioptas): 19-33. 

Herzog N. v. Letchtengere: über den Leuchtenbergit: 33-39. 

N. v. Koxscnarow: Untersuchung der Pyroxen-Krystalle von russischen und 
ausländischen Fundorten : 39-97. 

W. v. Hammscer : die geologische Reichsanstalt in Wien im Jahre /865: 
97-104. 

N. Iwanow: chemische Untersuchung der Umbra-ähnlichen Mineral-Farben 
aus dem Gouvernement Twer: 104-111. 

N. v. Korscnarow: Resultate genauer Messungen der Cölestin-Krystalle aus 
Sicilien: 111-113, 

N. Keuisin: geognostische Skizze des Gouvernements Tambow: 113-147. 

MaskeLyne: über die Krystall-Gestalt des Kupferoxyds: 147-151. 

P. Pusisewskv: geognostischer Überblick der Relationen des Laurentinischen 
Systems im Gouvern. Wiborg: 151-210. 

Zeuschngr: über das Alter der Grauwackeschiefer und der braunlichgrauen 


Er 


185 


Kalksteine von Swientomasz bei Bo«lzentyn im Kielcer Übergangsgebirge:; 
210-217. 

F. Schmipr: über T'yestes verrucosus Eıcaw. und Cephalaspis Schrenkii 
Pınp. nebst einer Einleitung über das Vorkommen silurischer Fischreste 
auf der Insel Oesel: 217-251. 

Bericht über den bei dem Dorfe Dolgowolia, Gouv. Wolinsk, gefallenen Me- 
teorstein: 251-256. 

N. v. Koxscnharow: Bemerkungen über den Klinochlor vom Zillerthal und 
Glimmer vom Vesuv in Folge einer Abhandlung von Hrssungers: 256-264. 

Protocolle der Sitzungen der K. mineralogischen Gesellschaft zu St. Peters- 
burg in den Jahren 1864 und 1865: 264-366. 


5) Erman: Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. 

Berlin. 8°. [Jb. 1866, 815.| 
XXV, 2, S. 175-348. 

A, Erman: über Bestimmungen der Meerestiefen: 196-197. 

Die Lagerungs-Verhältnisse auf der Insel Kotlin am Ausflusse der Newa: 
197-202. 

Über die neueste Auffindung eines Mammuth-Körpers in Sibirien: 202-210. 

Erloschene Vulecane in Mandjurien: 210-212. 

Vulcanische Erscheinungen auf dem Streichungskreise der Rocky mountains 
in Asien und Amerika: 212-214. 

Über die Naphtha-Vorkommen am Kaukasus und in dessen Umgebung: 214-229. 

Beobachtungen und Bemerkungen über das Gold-Vorkommen in den Be- 
sitzungen der Russisch- Amerikanischen Compagnie, nach dem Russischen 
von P. Doroscum: 229-238. 

Analyse einer Kupferschlacke aus Chorasan und Betrachtungen über einen 
vermeintlichen Mittelpunct der vulcanischen Thätigkeit in diesem Lande, 
nach dem Russischen von A. GoEseL: 307-320. 

A. v. Sass: Untersuchungen über die Niveau-Verschiedenheit des Wasser- 
spiegels der Ostsee: 320-348. 


6) Bulletin de la societe geologique de France, |2.]| Paris. 8°. 

Jb. 1867, 91.] 
1865-1866, XXI, f. 42-51, pg. 657-811. 

Hauy: über»eine neue Art von /schyodus (Schluss): 657-658 

Cornusr: Beschreibung fossiler Fichtenzapfen, aufgefunden in der Neocom- 
Formation des Pariser Beckens (pl. XII): 658-675. 

Ep Larter: über zwei neue fossile Sirenen aus dem Tertiärbecken der Ga- 
ronne (pl. XII: 675-686. ; 

P£ron: über die geologischen Verhältnisse der Umgegend von Aumale (Al- 
gier): 686-719- 

L. Larter: Untersuchungen über den Salzgehalt des Todten Meeres: 719-760. 

Tournover: über neue fossile Sirenen aus der Gegend von Sos: 760-763. 


186 


Tovanover: über die Auffindung Säugethiere enthaltender Tertiär-Ablagerun- 
gen durch Couses im Dep. Lot-et-Garonne: 763-764. 

Mercrv: über Kreide-Ablagerungen zwischen Bethune und Bresle: 764-769. 

Tournouer: Tertiär-Ablagerungen im oberen Saone-Thale : 769-805. 

Angelegenheiten der Gesellschaft: 805-811. 


7) L’Institut. I. Sect. Sciences mathematigues, physiques et natu- 
relles. Paris. 8°. [Jb. 1866, 818.] 
1866, 13. Juin—29. Aout, No. 1693-1704, XXXIV, pg. 185-280. 
Davsree: über den Meteorstein-Fall bei St. Mesmin im Aube-Dep. am 30. Mai 
1866: 211-212. 
Larter und TerreiL: Analyse des Wassers vom Todten Meer: 212-213. 
Marsıse: Älter des Menschengeschlechtes: 229-231. 
Duroxt, van BeneDen und Omarıvs p’Harzoy: über die Quartär-Formation der 
Provinz Namur: 244-245. 


8) Nouvelles irchives du Museum d’histoire naturelle pu- 
bliees par les professeurs - administrateurs de cet etablissement. 
Paris. 4°. [Jb. 1866, 713.) 

1866, tome 11: fasc. 3: pg. 177-288. 
(Nichts Einschlägiges.) 


9) Annales de Chimieet de Physique. [4] Paris. 8°. [Jb. 1866, 
819.) 
1866, Juin—Aout: VIII, pg. 129-512. 
Sept.; IX, p. 1-128. 
Octob.: IX, pg. 129-256. 
Marısnac: Untersuchungen über die Verbindungen des Tantals: 249-256. 


10) Bibliothegue universelle de Genewe. B. Archives des scien- 
ces physiques et naturelles. Geneve. 8°. |Jb. 1866, 818.) 
No. 104, Aout, XXVI, pg. 481-640. 
E. Prantamour: meteorologische Resultate des J. 1865 für Genf und den 
Grossen St. Bernhard: 
No. 105-106, Sept. — Octob.. XXVII, pg. 1-320. 
Versammlung der Schweizer Gesellschaft für Naturwissenschaften zu Neuf- 
chatel vom 22.—24. Aug. 1866: 137-168. 
E. Desor: die Phasen der vorhistorischen Epoche: 296-307. 


11) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Maga- 
sine and Journal of Science. London. 8°. [Jb. 7866, 819. 
1866, July—Sept.: No. 213-215, pg- 1-240. 


187 


- D. Forses: Untersuchung südamerikanischer Mineralien: 135-145. 


S. Hausaton: mineralogische Notizen: 227-230. 

Geologische Gesellschaft. Horzannp: Geologie des Sinai u. s. w. — 

Dawson: über von Würmern herrührende Höhlungen u. s. w.: 152-155 und 
230-234. * 


12) The Quarterly Journal of the Geological Society. Lon- 

don. 8°. [Jb. 1866, 819.] 
1866, XXI, Novb., No. 88; A. p. 391-639; B. p. 25-30. 

Boyp Diweıss: über den fossilen britischen Ochsen; Aos urus: 391-402. 

Husres: über Jie Vereinigung des Thanet-Sand und der Kreide, sowie über 
die Sandgate-Schichten und den Kentisch Rag: 402-404. 

WeITAKeR: über die unteren Londoner Tertiär-Schichten von Kent (pl. XXID: 
404-435. 

Kerne: über Erdöl und Kohlen führende Gebilde bei Colley Creek, Liver- 
pool in Neu Südwales: 435-439. 


' CrArke: Vorkommen und geologischer Horizont Erdöl führender Schichten in 


Neu Südwales: 439-448. 

Baurrnann: die Kupfergruben des Staates Michigan: 448-463. 

Tyter: über den Zeitraum, welcher zwischen der Bildung der Sand-Ablage- 
rungen in den unteren und oberen Theilen der Thäler in England und 
Frankreich liegt: 463-468. 

EGERTON: neue Species von Acanthodes aus dem Kohlenschiefer von Longton 
(pl. XXIII: 468-470. 

H. SeeLey: Gruss- und Sand-Ablagerungen von Fenland: 470-480. 

Harssess und Nıcuorson: über die Geologie des Coldale-Thales nebst einer 
Notiz von SaLrer über zwei neue Trilobiten: 480-488. 

— — untere Silurgesteine der Insel Man: 488-491. 

Hoızann: Geologie des Sinai: 491-493. 

H. Woopwarp: über den ältesten britischen Krebs, Palueinachus longipes, 
aus dem „forest marble“ bei Malmesbury in Wiltshire (pl. XXIV, fig. 1): 
493-494. 

— — über Species des Geschlechtes Eryon Desn. aus dem Lias und Oo- 
lith Englands und Bayerns (pl. XXIV, fig. 2-4 und pl. XXV, fig. 1-3): 
494-503. 

— — über ein neues Kruster-Geschlecht aus den Moffat-Schiefern (Llan- 
deilo-Platten) von Dumfriessbire (pl. XXV, fig. 4-7): 503-505. 

Prant: Entdeckung primordialer Fossilien in den Z.ingula-Platten bei der 
Grube Tyddyngwladis: 505-506. 

Hırkness: metamorphische und Fossilien führende Gesteine der Grafschaft 
Galway: 506-513. 

GEIKIE: metamorphische untere Silurgesteine von Carrick in Ayrshire: 513-534. 

Wıruıamson: Chirotherium-Fährten im Keupersandstein von Daresbury, Che- 
shire: 534-535. 


* Die nämlichen Mittheilungen wie unten im Quarterly Journal. IDEE. 


188 


Pızr: merkwürdige Verwerfungen in der Penhalls Grube: 535-538. 

Woop: über die Structur des rothen Crag: 538-553. 

Brısrow: angebliche Reste des Crag in der Gegend von Folkestone: 553. 

0. Fısser: über den „Warp“ (oder „warp of the drift“), sein muthmass- - 
liches Alter und Zusammenhang mit den letzten geologischen Vorgängen: 
993-969. 

Sırrer: Faults in den Drift-Ablagerungen von Hitchin, Herts: 565-567. 

Frower: im Thale des Ouse-Flüsschens bei Thetford aufgefundene Kieselge- 
räthe : 967. 

Wırson: Geologie der Küste von Ecuador und über das Alter des Menschen- 
geschlechtes daselbst: 567-570. 

Guppy: über Tertiär-Formationen in Westindien, nebst Notizen von Woop- 
wARD über eine neue Species von Ranina aus tertiären Schichten von 
Trinidad und von Jongs über Nummulina (pl. XXVN: 570-593. 

Neaın: Entdeckung neuer, Gold führender Ablagerungen im Districte von 
Esmeraldas, Ecuador: 593-594. 

Leit#-Apams: fossile Schildkröten in den Knochen-Höhlen von Malta: 594-595. 

— — Entdeckung von Halitherium-Resten in miocänen Ablagerungen auf 
Malta: 595-596. 

Youse: über C'hondrosteus und über einige neue Fische aus der Steinkohlen- 
Formation: 596-608. 

Dawson: über angeblich von Würmern herrührende Höhlungen in den Lau- 
rentinischen Gesteinen von Canada: 608-610. 

Geschenke an die Bibliothek: 610-639. 


— 


13) Seusy, Bagınsron, Gray and Francıs: The Annals and Magazine of 
natural history, including Zoology. Botany and Geology. London, 
8%. [Jb. 1867, 95.} 

1866, XVII, No. 107-108, pg. 345-504. 

Fr. M’Cov: über einige neue Species von Voluta aus den Tertiär-Ablage- 
rungen von Melburne: 375-381. 

Warker: über Phosphorit führende Ablagerungen im unteren Grünsand von 
Bedfordshire (pl. XIII): 381-387. 

E. Süss: über die Existenz von Hyalonema in fossilem Zustande: 401-409. 

Owen: über Nototherium Mitchellä (pl. XVI): 475-477. 


14) S. Hausuton: The Dublin Quarterly Journal of Science 
Dublin. 8°. [Jb. 1866, 715.) 
July; No. XXI, pg. 159-234. 
Kınanan: Bemerkungen über die blätterige Structur des Gneiss und der Schiefer 
von Yar-Connaught (pl. IV): 185-187. 
StacpooLE Westropr: über ein Trappgestein bei Bray Head. Grafsch. Wick- 
low: 187-189. 


189 


W. Harte: Vorkommen von „Kjökkenmöddings“ in der Grafsch. Donegal: 

189-193. 

—  gewundene Granitlagen in der Grafsch. Donegal: 193-195. 

Booxey Brownrıce: Bemerkungen über einen Theil des Kohlenfeldes vor 
Leinster und daselbst vorkommende organische Reste: 195-197. 

Barry: submarine Erdbeben und Vulcane: 197-204. 

Bere Juxes: weitere Bemerkungen über die Ülassification der Gesteine des 
n. Devonshire: 204-209. 


15) H. Woonwarp: The Geological Magazine. London. 8°. [Jb. 

1867, 95.) 
1866, No. 30, December pg. 529-584. 

J. Geikıe: über den metamorphischen Ursprung gewisser granitischer Gesteine 
und Granite in den südlichen Schottischen Hochländern: 529. 

W. CARRUTHERS: über einige fossile Coniferenfrüchte (Pl. 20 und 21): 534. 

Dr. O. Fraas: die vorhistorischen Wohnsitze während der Rennthier-Epoche 
in Süddeutschland: 546. 

W. B. Crarke : Bemerkungen über die Geologie von Westaustralien: 551. 

Neue Litteraiur: 556-569. 

Geologische Gesellschaften: 563-570. 

Briefwechsel ung Miscellen: 570-576. 


16) Journal of the R. Geological Society of Ireland. Nol. |. 

Part. I. 7865—1866. London, Dublin, Edinburgh. [Jb. 1866, 589.] 
1866. 8°. pg. 103-190. — 

J. B. Juxes: Vergleiche zwischen den Gesteinen des südwestlichen Irland 
mit denen von Nord-Devon und der preussischen Rheinprovinz in der 
Umgebung von Coblenz: 103-143. 

W. Harte: über gebogene Granitschichten in der Grafschaft von Donegal: 
144. 

W. B. Brownrise: Bemerkungen über einen Theil des Leinster Steinkohlen- 
feides: 145. 

G. M. Kınanan: über die blätterige Structur des Gneisses und Schigfers von 
Yar Connaught: 147. 

W. H. SracpooLe Westropp: über ein Trappgesiein bei Bray Head, Cy. Wick- 
low: 149. 

A. Carte: über benagte Knochen des Cervus megaceros von Lough Gur, Cy. 
Limerick : 151. 

W. Harte: über das Vorkommen von Kjökkenmöddings in der Grafschaft Do- 

. negal: 
Jahresbericht u. s. w.: 155, 


190 

17) B. Sırııman a. J. D. Dana: the American Journal of science 

and arts. Newhaven. 8°. [Jb. 1867, 96.] 
1866, November, XLII, No. 126, p. 293-444. 

E. W. Evans: über die ölprodueirende Aufrichtung von West-Virginien: 
334-343. 

E. W. Hırearp: Bemerkungen über die Drift der westlichen und südlichen 
Staaten und ihre Beziehung zu der Gleischer- und Eistheorie: 343-347. 

Ca. U. Suerparv: Neuer Fund von Meteoreisen in Cohahuila, N.-Mexico: 
347-350. 

Ca. A. Gorssmann: Beitrag zur Chemie der Mineralquellen von Onondaga, 
N.-York: 368-375. 

J. D. Dana: über die mögliche Identität des Turnerit und Monazit: 420. 

Wurtz: Grahamit, ein pechschwarzes Albertit-artiges Mineral von Virginien: 
420. 

Wönzer: Laurit —= 12 (Ru,S,) +4 0sS,: 422 u. a. Miscellen. 


Auszüge, 


A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


N. v. Koxscnarow: über den Kupfferit. (Bull. de l’Acad, imp. des 
sciences de St. Petersbourg, iome VII, pg. 172—176.) Bereits vor einigen 
Jahren legte N. v. Koxscharow der kais, Academie der Wissenschaften zu 
St. Petersburg einen Krystall vor, der in einer aus körnigem Kalk und Gra- 
phit bestehenden Masse eingewachsen war, aus Transbaikalien stammte und 
sich besonders durch seine smaragdgrüne Farbe auszeichnete. Diess 
Mineral ergab sich als eine neue Art der Amphibol-Gruppe und darf keines- 
wegs mit dem sog. Smaragdit verwechselt werden, welcher bekanntlich eine 
Verwachsung von zwei verschiedenen Mineralien, von Amphibol und Pyroxen 
ist. Da bereits Lerıkvre und VaugueLın im Smaragdit Chrom nachwiesen 
und da der Kupfferit sich ebenfalls durch Chrom-Gehalt auszeichnet, so er- 
gibt sich, dass der Smaragdit aus chromhaltigem Amphibol oder 
Kupfferit und aus chromhaltigem Pyroxen besteht. Der von N. v. 
Koxscnarow (zu Ehren des Krystallographen Kuprrer) vorgeschlagene Name 
hat bereits Eingang in die Wissenschaft gefunden, indem bei Veröffentlichung 
einer Analyse des uralischen, chromhaltiigen Amphibols Hervann denselben 
unter dem Namen Kupfferit aufführte Bisher war das Mineral nur in 
Transbaikalien und im Ilmengebirge bekannt; im Sommer 1866 gelang es 
N. v. Koxscharow auch solches in körnigem Kalk im Lande der uralischen 
Kosaken in der Nähe des Flusses Sanarka aufzufinden. Es folgt nun eine 
kurze Beschreibung des Kupfferit von den genannten drei Fundorten. — 
1) Kupfferit aus Transbaikalien. Kommt in Krystallen von 12 Millim, 
Länge und 6 Millim. Breite vor, die mit Graphit in körnigem Kalk einge- 
wachsen sind. Das klinorhombische Prisma zeigt den Winkel von’ 124°30'; 
an den Enden sind die Krystalle abgebrochen. Spaltbarkeit prismatisch. 
H. — 5,5. Sehr schöne smaragdgrüne Farbe. Glasglanz, stark durchschei- 
nend. Chrom- Gehalt wurde durch A. v. VoLBorTta nachgewiesen. — 2) Kupf- 
ferit aus dem Lande der uralischen Kosaken. Hier findet sich 
das Mineral in den, dem Baron Korz gehörigen Goldseifen in ziemlich grossen 
bis etwa 15 Millim. langen, an den Enden abgebrochenen Krystallen in 


192 


weissen, körnigen Kalk eingewachsen. Die Farbe nicht so intensiv wie die des 
Kupfferits aus Transbaikalien. — 3) Kupfferit aus dem Ilmengebirge. 
Bereits von Hermann beschrieben. Aggregate prismatischer, in Granit einge- 
wachsener Krystalle; IOP — 124°15° nach Hermann. Spaltbar: prismatisch. 
ln frischen Zustande besitzen die Krystalle eine schöne smaragdgrüne Farbe, 
die sich jedoch beim Zutritt der Luft verändert und bräunlich wird. Nach 
Hermann ist die chemische Zusammensetzung folgende: 


Kieselsaurer oem. 51546 
Magnesiar 2 2 u. cu 2 ...83088 
Kalkerde ya er eg 
Alkalien Zug. Sauersge #7. Spur 
Eisenoxydul wm. 605 
Chremosydiaı a 22, 29202701 
Nickeloxydi 2, Sr. 5 %40:65 
Gluhyerlustr mw 2 72 gt 

99,99. 


V. v. ZEPHAROVIcH: über den Wulfenit von Pribram. (Aus dem 
LIV. Bde. d. Sitzungsber. d. kais. Acad. d. Wissensch. 1. Abth. Juli-Heft.) 
Auf dem Schwarzgrübner Gange zu Pribram ist neuerdings Wulfenit in schö- 
nen Krystallen vorgekommen, an welchen von ZepHusrovicHh die bisher nicht 
bekannten Prismen %_P*/s und OQOP®/, beobachtete. Aus den Messungen, 
die derselbe anführt, ergibt sich aus 20 Beobachtungen für die Mittelkante 
von P = 131°43‘38“, ein Resultat, welches der Angabe Dauser’s für den 
Bleiberger Wulfenit sehr nahe kommt. Beachtenswerth ist die Thatsache, 
dass, wo die Krystalle mit dem Gesteine verwachsen sind, bedeutende Win- 
kelabweichungen stattfinden, Störungen, die v. ZepHArovich bereits am Ve- 
suvian wahrnahm und wohl durch die Attractiv-Kraft der Masse bedingt sind. 
So gering die Zahl der auftretenden Formen, so mannigfaltig ist die Gestal- 
tung der Krystalle des Wulfenit: bald pyramidal, bald tafelartig, bald hemi- 
morph, indem an einem Ende die Flächen der Pyramide, am anderen die 
Basis vorhanden. Die oktogonalen Prismen erscheinen vollflächig oder he- 
miedrisch als Tritoprismen. — Über die paragenetischen Verhältnisse des 
Wulfenit von Pribram theilt v. Zepmarovich interessante Bemerkungen mit. 
Bei dem schönsten Exemplare lagert auf rissiger Blende, die Bleiglanz-Par- 
tien enthält und von Siderit-Adern durchzogen ist, röthlichweisser Dolomit, 
Drusen krummflächiger Rhomboeder bildend; darüber folgen Siderit-Linsen 
und graue Wulfenit-Krystalle und als jüngste Bildung sind Pyrit-Kryställchen 
aufgestreut. Neuerdings hat man zum ersten Male Wulfenit unmittelbar auf 
Blende angetroffen; die in hohem Grade brüchige Strahlenblende, von Pyrit 
oder Bleiglanz-Theilchen durchsetzt, ist auf ihrer nierenförmigen Oberfläche 
mit kleinen tafelförmigen Krystallen von Wulfenit bedeckt. Auch in den 
Sprüngen der Blende haben sich Wulfenite angesiedelt: die Erweiterung der 
Klüfte bei fortgeschrittener Entwickelung der Wulfenite ist deutlich zu er- 
kennen, es wurden Blende-Splitter abgelöst und von Wulfenit-Tafeln um- 
schlossen. 


193 


Surrarp: Hagemannit, ein neues Mineral vom Arksut-Fjord 
in Grönland. (Sırıman, American Journ. XLIl, No. 125, pg. 246—247.) 
Das Mineral bildet feine Schnüre und Streifen zwischen weissem Kryolith, 
welche eine Dicke von Y, bis Y, Zoll erreichen. Es ist nicht schwer zer- 
brechlich, hat ebenen Bruch, H. = 3,0- 3,5. G. 2,59—2,60. Farbe wachs- 
bis ockergelb, zuweilen etwas in’s Grünliche; Strich heller. Undurchsichtig. 
Decrepitirt stark; gibt im Kolben Wasser. Chemische Zusammensetzung nach 
G. HAGEMAannN: 


Alımmımiumı ses 22.250206 
VOII 
GalcHumE Ar a nt SEEN 
Magnesium - ». ....7%30 
Natrium „enan-udneiv:. 2220849 
SIHeiUmDTecue. ars Me ferrg 19 
KIUOTIT NE ee ee re A030 
Unlosliches zn... „224 21,08 
WASSER er 2 2 al 

99,56. 


Das Mineral, welches zu Ehren G. Hasemann’s (Chemiker in Alleghany, 
Pennsylvania) benannt wurde, hat ganz den Habitus Opal-artiger Körper. 


S. Hauenton: Analyse eines grünen Orthoklas aus Grönland. 
(Philosophical Magazine, XXXII, N. 215, pg. 221.) 


Kieselsäure  . - . ... „264,40 
IIhonsrde rureul era. 821896 
Biseroxyd Er ae sen 1,04 
Kalkerder u. 0.0. 20,85 
Maenesiar ae ee OMA 
Kain aaa Ei 19507, 
Nattona=n 8, ea ed 

"100,41. 


N. v. Kosscnarow: über den Lawrowit. (Bull. de U’ Acad. imp. des 
sciences de St. Petersbourg, tome VII, pg. 176—177.) Schon seit langer Zeit 
war in den Sammlungen zu St. Petersburg unter dem Namen „Vanadin-Augit“ 
ein Mineral bekannt, das aus Transbaikalien stammt, wo es am Flusse Sljud- 
janka vorkommt, theils in undeutlichen Krystallen, Iheils eingesprengt in 
einem körnigen emenge von Quarz und Kalk. Spaltbar prismatisch = 87°, 
wie Augit. Farbe schön smaragdgrün in’s Grasgrüne. Auf N. v. KoxschA- 
row’s Ersuchen hat N. v. Kurızın eine annähernde qualitative Analyse ınit einer 
kleinen Menge des Minerals vorgenommen: dasselbe enthält Kieselsäure, etwas 
Thonerde und Eisen, Kalkerde, Magnesia und Spuren von Mangan: die grüne 
Farbe rührt von Vanadin her. — Zu Ehren Herrn N. v. Lawrow’s schlägt 
N. v. Koxscnharow den Namen Lawrowit vor. 


Jahrbuch 1867. 13 


19% 


N. v. Koxscharow: Platin mit polarem Magnetismus. (Bull. de 
VAcad imp. des sciences de St. Petersbourg NII, ps. 177-178.) In den 
Platinwäschen von Nischne-Tagilsk kommen zuweilen Klumpen von Platin vor, 
die einen so starken polaren Magnetismus besitzen, dass sie in dieser Hin- 
sicht die stärksten natürlichen Magnete des Berges Blagodat weit übertreffen. 
Im Ural wird im Allgemeinen die Trennung der Eisentheile vom gewonnenen 
Golde vermittelst eines starken natürlichen Magneies hervorgebracht: um auf 
annähernde Weise die Kräfte beider Substanzen zu vergleichen, verwendete 
v. Koxscharow zu diesem Zweck ein Stück Platin und beobachtete dabei, 
dass, nachdem der gewöhnliche Magnet nicht mehr im Stande war, zu wir- 
ken, das Platin noch eine ziemliche Menge Eisentheile herauszog. Legt man 
ein solches Stück Platin unter Eisenspähne, so zieht es von denselben so 
viel an sich, dass es ganz unter ihnen verschwindet und nur mit Mühe da- 
von zu befreien ist. 


Josıau Coore: über den Danalit, eine neue Mineral-Species 
aus dem Granit von Rockport in Massachusetts. (Sırıman, Ame- 
rican Journ. XLII, No. 124, pg. 73—77.) In dem Granit der Gegend von 
Rockport, in welchem namentlich bei dem Cap Aun viele Steinbrüche be- 
trieben werden, findet sich in Körnern eingewachsen ein fleischrothes Mi- 
neral, welches dem Rhodonit (Kieselmangan) gleicht. Gewöhnlich sind an 
diesen Körnern weder Krystall-Flächen noch Spaltbarkeit zu beobachten; 
nur an einem derselben erkannte man beim Zerschlagen im Innern ein deut- 
liches Octaeder mit abgestumpften Kanten; die Flächen des Rhombendode- 
kaeders parallel der längeren Diagonale gereifi. H. = 5,5—6. Bruch mu- 
schelig bis uneben. G. = 3,427. Fleischroth in’s Graue. Strich etwas 
heller. Durchsichtig. V. d. L. an den Kanten schmelzbar zu schwarzem 
Email. Auf Kohle mit Soda-Beschlag von Zinkoxyd. Gibt im Kolben kein 
Wasser. In Salzsäure leicht löslich, die Kieselsäure z. Th. gelatinirend. 
Mittel aus mehreren Analysen: 


Kassalsauze. see ae 
Bisenoxydul.i „ir? m. 2TA0 
DIBEOXyd.: 02 ee 
Mansanoxydul „27 .2.2.. 628 
Berylierde 22... .... 13:88 
Sin es 
102,23. 
Sauerstofi, äquiv. für Schwefel 2,74 
99,49. 


Die Metalle, als Oxyde bestimmt, sind z. Th. mit Schwefel verbunden. 
Der Danalit steht in seiner chemischen Zusammensetzung dem Helvin am 
nächsten; er kommt bei Rockport gewöhnlich mit Lepidolith vor, bei Glou- 
cester in Massachusetts mit Flussspath. 


195 


W. Bıaxe: „Annotated Catalogue ofthe principal mineral 
species hitherto recognizedin California and the adjoining 
states and territories.“ Sacramenlo, 1866. 8°. Pg.31. Ein reich- 
haltiger Beitrag zur topographischen Mineralogie Californiens, über dessen 
geologische Beschaffenheit wir neuerdings durch Whitney so interessante 
Berichte erhielten. Aus der grossen Zahl von Mineralien — welche von 
Brake in alphabetischer Ordnung aufgezählt werden — mögen einige der 
wichtigeren Vorkommnisse hier hervorgehoben werden. 

Chiastolith, von besonderer Schönheit und häufig in den Drift-Abla- 
gerungen am Chowchillas-Fluss,; Grafschaft Marioposa, auch in Conglomerat- 
Schichten daselbst. 

Blende, auf Gold führenden Quarz-Gängen vielorts in der Grafschaft 
Mariposa: in beträchilicher Menge am Meadow-See mit Bleiglanz, Eisen- 
und Kupferkies. 

Tinkal, grosse Krystalle in Thon: „Lake County“. 

Zinnerz, häufig auf Gängen in Granit, in der Zinn-Region von Temes- 
cal, Grafschaft San Bernardino; das sog, Holzzinn von vorzüglicher Schön- 
heit im Idaho-Gebiete. 

Kupferkies ist eines der wichtigsten Erze Californiens, das einen Haupt- 
gegenstand bergmännischer Gewinnung abgibt, an zahlreichen Orten des 
ganzen Kupfererze führenden Gehänges von der Grafschaft Mariposa bis zu 
der von del Norte. 

Chlorsilber, ziemlich häufig, als Zersetzungs-Product der geschwe- 
felten Silbererze: Lander Grafschaft, Nevada. 

Chromeisen, derbe Massen, bedeckt mit grünen Überzügen von Nickel- 
smaragd: Grafsch. Monterey. 

Zinnober, gleich dem Kupferkies eines der wichtigsten Erze Califor- 
niens, sehr verbreitet im Küsten-Gebirge, zwischen dem Clear Lake im N. 
und San Luis Obispo im S. Es scheint vorzugsweise an secundäre Gesteine 
gebunden zu sein. Hauptfundort sind die bekannten Gruben von New Alma- 
den in der Grafsch. Santa Clara. Der Zinnober kommt in derben Massen, 
Knollen und Schnüren vor und wird von Eisenkies, Kalkspath und Bitumen 
begleitet. Auf der Grube von North Almaden, auf der ö. Seite des Thales 
von San Jose sind auch beträchtliche Massen von Zinnober vorhanden und 
neuerdings hat man das Erz in ansehnlicher Menge und von besonderer 
Schönheit auf den Gruben von New Idria, Grafsch. Monterey getroffen. Nette 
- Krystalle von Zinnober finden sich in Quarz, auf einem Gold führenden Quarz- 
Gang bei Coulterville, Grafsch. Mariposa. 

Kupferglanz, derbe Massen in einem syenitischen Granit auf der Maris- 
Grube, Grafsch. Los Angelos; er ist silberhaltig. Auf den Klüften des Gra- 
nits finden sich als Zersetzungs-Producte des Kupferglanzes Kupfer und Silber. 
Ferner ist Kupferglanz sehr häufig in Arizona, bei La Paz; er enihält Silber 
und bricht mit Gold auf Quarz-Gängen. 

Diamant, tetraedrische Krystalle von lichte strohgelber Farbe, lose: 
Cherokee Flat, 10 Meilen von Oroville, Grafsch. Butte. N 

Flussspath, Krystalle und krystallinische Massen, sehr versphieden ge- 

13 * 


Pe 


| 
{ 
| 
| 


196 


färbt, auf Gängen mit Bleiglanz und Blende im Distriet von Castle Dome 
am Colorado, Arizona. Weisse Würfel mit Kupfererzen: Mount Diablo. 

Bleiglanz, welcher in krystallinischen und körnigen Partien in ver- 
schiedenen Grafschaften (Mariposa, Calaveras, Nevada u. a.) sehr verbreitet, 
ist bis jetzt noch nicht in einigermassen guten Krystallen getroffen worden. 

Granat, in losen, ansehnlichen Blöcken am Pilot Hill, Grafsch. El Do- 
rado. Mit Eisenglanz, Eisenkies, Kupferkies und Kalkspath in Steatit: Pata- 
luma, Grafsch. Sonoma. Grüner Granat von besonderer Schönheit mit Kupfer- 
erzen: Rogers claim im Hope-Thal in der Grafsch. EI Dorado. 

Gold *, baumförmige und krystallinische Partien mit kleinen Octaedern 
von Gold bedeckt: Irish Creek bei Coloma, Grafsch. Placer. Kleine, Pris- 
men ähnliche (verzerrie) Krystalle von besonderer Schönheit bei Sonora. Als 
Überzug auf Malachit und Kupferlasur, ohne Zweifel aus der Zersetzung von 
Gold-haltigem Kupferkies hervorgegangen: Sherman lode, Grafsch. Plumas. 
— Auf einem Gang von Perlspath, in demselben eingewachsen, ohne Quarz 
oder Eisenkies: Dryotown, Grafsch. Amador. Beachtenswerth ist die Ver- 
gesellschaftung von Gold mit Zinnober im Küstengebirge;, man bat 
besonders derbe Massen von Gold auf den Zinnobererz-Gängen angetroffen: 
Grafsch. Colusa. l 

Eisenkies, sehr verbreitet auf den Gold führenden Quarz-Gängen als 
ein Hauptbegleiter des Goldes, meist Gold haltig, aber in sehr schwankenden 
Verhältnissen. Hexaeder von besonderer Schönheit: Fairmount unfern des 
Pilot Hill, Grafsch. El Dorado. Prachtvolle Drusen, Gesteins-Klüfte ausklei- 
dend: in der Gegend von Murphy, Grafsch. Calavera. Kleine, stark glänzende, 
hexaedrische Krystalle in Gold: Georgetown, Grafsch. El Dorado. Grosse, 
wohlausgebildete Krystalle in den Schiefern der Devilte-Grube, südlich vom 
Princeton Hill, Grafsch. Mariposa. Grosse Krystalle, zwischen Auburn und 
dem Forest Hill, Placer Grafsch. 

Magnesit, derbe, körnige Massen von rein weisser Farbe, bildet Lager 
von 1 bis 6 F. Mächtiekeit, die mit Serpentin und talkigen Schiefern wech- 
seln: Visalia, Grafsch. Tulare. — Die Gold führenden Quarz-Gänge in den 
Grafsch. Mariposa und Tuolumne werden ‘häufig von einem fast nur aus Mag- 
nesit bestehenden Gestein begleitet, das Eisenkies-Krystalle enthält. 

Magneteisen, schöne Octaeder und beträchtliche Lager von vorzüg- 
licher Qualität in der Grafsch Sierra. Auf einem 3 F. mächtigen Gange in 
Kalkstein: Canada de las Uvas, Grafsch. Los Angelos. Schöne ÖOctaeder in 
Schiefer eingewachsen bei der Boston-Grube in der Grafsch. EI Dorado. 

Malachit, von seltener Schönheit mit Kupferlasur: Hughes-Grube in der 
Grafsch. Calaveras. 

Misspickel,; auf den Gold führenden Quarz-Gängen in der Grafsch. 
Nevada, besonders auf der Betsey-Grube; Krystalle von Misspickel sind zu- 
weilen von Gold-Blätichen durchzogen. 


* Indem wir wegen des geologischen Auftretens vom gediegenen Gold auf den geo- 
logischen Bericht verweisen (Jb. 1866, 742), heben wir hier nur einige mineralogische Vor- 
kommnisse hervor. D. R. 


197 


Molybdänglanz, ein nicht seltener Begleiter des Goldes auf den 
Quarz-Gängen in Nevada, sehr häufig namentlich auf der Excelsior-Grube. 

Pyrolusit bildet einen 3 bis 4 F. mächtigen Gang in metamorphi- 
schen Schiefern; von vorzüglicher Qualität: Red Island in der Bay von San 
Francisco. 

Pyrargyrit wurde zuerst auf der Daney-Grube, Washoe, aufgefunden; 
besonders häufig aber auf den Gängen um Austin, am Reese-Fluss, gewöhn- 
lich mit Silberglanz, oft so reichlich durch die Gangart, den Quarz, vertheilt, 
dass solcher dadurch roth gefärbt erscheint. 

Rothkupfererz, auf den Kupfergruben in den Grafsch. Mariposa, Ca- 
laveras, Del Norte, meist in Gesellschaft von Malachit und Kupferlasur. 

Silber ist nicht häufig: Soledad, Grafsch. Los Angelos, auf Klüften von 
Syenit; bei Sonora. In der Grafsch. Lander in Gesellschaft von Chlor- und 
Bromsilber, von Malachit und Kupferlasur. 

Silberglanz, nicht krystallisirt: Comstock, Grafsch. Nevada: in ziem- 
licher Menge auf der Ophir-Grube, Nevada, in und durch Quarz gewachsen, 
gewöhnlich in Gesellschaft von Gold. 

Stephanit kam auf den Gruben von Ophir, Nevada, sehr ausgezeichnet 
vor, in Krystallen, die bis zu 2 Zoll Länge erreichten. 

Tetraedrit, in verschiedenen Grafschaften ziemlich häufig und meist 
in Gesellschaft von Gold; Mariposa, Calaveras. Auf der Sheba-Grube in Ne- 
vada in Menge (Silberfahlerz) in Gesellschaft von Pyrargyrit, silberhaltigem 
und antimonhaltigem Bleiglanz. 

Tellurerze (Tetradymit?) mit Gold: am Carson Hill in der Grafsch. 
Calaveras. 


L.R. v. Feiwengere: Serpentin aus dem Malenker Thalin Grau- 
bündten. (A.d. Verhandl. d. Berner paturf. Gesellsch.) Das Gestein kommt 
am Nordrande der Ebene von Pirlo im Malenker Thal vor und wurde von 
Prof. TagosaıLo in Chur an die mineralogische Sammlung in Bern eingesandt. 
Es scheint eher ein Gemenge mehrerer Mineralien zu sein, indem in der dunkel 
graulichgrünen Grundmasse schwarze und hellere Ausscheidungen bemerkbar. 
Textur: wenig krystallinisch, etwas schiefrig. Bruch grobsplitterig, H. = 
4—5. G. = 2,99. Matt. A.d.K. wenig durchscheinend. V. dd. L. un- 
schmelzbar; gibt im Kolben Wasser. Mit Borax und Phosphorsalz grünliche 
Gläser mit Eisenreaction. Von concenirirter Salzsäure unvollständig zersetzt. 
Mittel aus zwei Analysen: 


Kieselsäurg TErIUTE! . NA7O 
Masnesiagz. 2.0. 2.5031. 22, 042515 
Thonerde ara ran 3,9 
PHSENOXydAuiT..... 7... 1 e9 
Chromoxyd rn... 2. Bas 
Nickeloxyarr. 2.0.8, PRNTZERE0ND 
NMasser sm ie 


101,30. 


198 


Weicht durch seinen geringen Wasser-Gehalt von den normalen Serpen- 
tinen ab. 


L. R. v. Ferzengers: Kalkspath von Merligen. (A. a. O.) Bei 
Merligen am Thuner See im Canton Bern finden sich, begleitet von skalenoe- 
drischem Kalkspath und von Flusspath , farblose Kalkspath-Krystalle, Zwil- 
linge (die Form ist nicht näher angegeben). Oberflächlich sind sie stellen- 
weise mit dunkelfarbigen, krystallinischen Pünctichen bestreut, die sich nicht 
ablösen lassen und bei der Analyse als dem Mineral fremde Elemente auf- 
treten. Spec. Gew. = 2,678. Die physikalischen Eigenschaften weichen 
von denen des rhomboedrischen Kalkspath nicht ab; ebensowenig das Ver- 
halten gegen Reagentien. Zwei Analysen ergaben: 


1. 2 
Kohlensaure Kalkerde . . -. 800 . 2... 98,30 
Kohlensaure Strontianerde -. . 09,50 . . 2 ....0,60 
Kieselsäurte: .. ..,..7% ..0%..48.,056022.. 4 242.23:20530 
Phosphorsaures Eisenoxydul . 0,74. ...-.08 
99,84 100,00. 


Da Kieselsäure und phosphorsaures Eisenoxydul als dem Mineral fremd, 
und wahrscheinlich den Überzug bedingend, in Abzug zu bringen, so be- 
steht der Kalkspath von Merligen aus: 


Kohlensaurer Kalkerde . . . ..... 99,44 
Kohlensaurer Strontianerde . . - . . 0,56 
100,00. 


Sserarn: über Columbit von Northfield in Massachusetts. 
(Sırıman, American Journ. XLII, No. 125, pg. 248.) Der Columbit findet 
sich in ziemlich gut ausgebildeten Krystallen und unterscheidet sich durch sein 
höheres spec. bew. —= 6,5 von den Columbiten aus Connecticut, während 
er sich darin dem von Bodenmais nähert. Derselbe wird von Berylli be- 
gleitet, dessen Krystalle einen ganz ungewöhnlichen Habitus besitzen, näm- 
lich tafelartigen und zuweilen bis zu 10 Zoll im Durchmesser erreichen. 
Beide Mineralien kommen in grobkörnigem Schriftgranit vor, der bis zu 15 F. 
mächtige Gänge im Glimmerschiefer bildet. 


K. v. Haver: Pseudomerphosen von Übhlorit nach Granat. 
(Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt, XVI, 4, S. 137.) Die bis zu !/2 Zoll 
im Durchmesser erreichenden Trapezoeder zeigen sich völlig in Chlorit um- 


gewandelt. Spec. Gew. — 3,04. Die chemische Zusammensetzung: 
; Kiesolsaure 14: . 2 1.1 
Rhonender a 2 ec 2 mern 
Bisenoxydul . .ı 2 2,2.,02360 
Maenesiar nl. Kaas 28109 
Wasser a Re ra A 


100,00 


199 
entspricht am nächsten dem basischeren Gliede der Chlorite, dem Ripidolith. 
Fundort: Taszopatak in Siebenbürgen in Syenit, 


” 


G. Tscuermax: über den Silberkies. (Sitzungsber. d. kais. Acad. d. 
Wissensch. LIV, S. 9, Tf. L) Nachdem G. Tscuermak bereits * eine kurze 
Mittheilung über den Silberkies machte, gibt er nun eine ausführlichere Be- 
schreibung. Der Silberkies kommt zu Joachimsthal in Hohlräumen eines zel- 
ligen Dolomits vor und bildet Drusen, die halbkugelige oder nierenförmitge 
Gestalt und oft eine Endigung von derbem Markasit haben. Die Krystalle 
des Silberkies besitzen bis 5 Millim. Länge, 6 Millim. Breite und die Form 
einer sech3seitigen Säule mit einer stumpfen Pyramide. Die Farbe an der 
Oberfläche selten stahlgrau oder speisgelb, meist messinggelb, tombackbraun 
oder stahlblau angelaufen. Begleiter des Silberkies sind Pyrargyrit, Arsenik, 
Calcit und Bitterspath. Beim Zerbrechen eines grösseren Silberkies-Krystalles 
erkennt man bald, dass es kein ursprüngliches Mineral. Im Innern zeigt sich 
ein gelblichgrauer Kern, umgeben von speisgelber Rinde — Alles deutet auf 
eine Pseudomorphose hin. Die chemische Untersuchung — so weit es das 
vorhandene Material gestattete — ergab, dass weder Rinde noch Kern ein 
einfaches Mineral, sondern dass der Silberkies aus Markasit, Pyrargyrit, Pyr- 
rhotin und Argeniit bestehe, welche Mineralien in ihm zonenweise vertheilt 
sind. Die statigefundene Veränderung dürfte eiwa so zu deuten sein, dass 
ein Mineral, das die Bestandiheile des Pyrargyrit enthielt, umgewandelt und 
durch Eisensulphid verdrängt wurde, während sich Pyrargyrit bildete, der 
theils vom Leberkies umschlossen, theils in Krystallen auf den veränderten 
Drusen abgesetzt ward. Erst bei einer späteren Umwandelung, welche auch 
die Pyrargyrit-Krysialle betraf, wurde die Rinde der Pseudomorphosen mit 
Schwefelsilber imprägnir. — Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass 
die in früherer Zeit von Zırpe beschriebenen Pseudomorphosen von Leberkies 
nach Pyrargyrit und Stephanit keine solchen, sondern Silberkies gewesen 
und dass die früheren Angaben des Vorkommens von Pyrrhotin in Joachims- 
thal unrichtig seien. 


V. v. Zepnaroyıch: Turmalin und Margarodit von Dobrowa in 
Kärnthen. (Sitzungsber. d. kais. Aca@. d. Wissensch. LIV, Juli-Heft), S. 11 
bis 16). Schöne Turmaline finden sich lose oder eingewachsen in körnig- 
schuppigen Aggregaten von weissem Glimmer im Gneiss-Gebiete bei Unter- 
drauburg unfern Dobrowa. Die Krystalle zeigen vorherrschend QOP2 und 
untergeordnet a MR, an dem einen Ende R, am anderen R.— 2R und 
erreichen bei 1'/’a C.M. Breite bis zu 31/2 C.M. Länge; die Farbe ist gelb- 
braun. Die Turmaline schliessen hin und wieder Schüppchen von Glimmer 
ein, ausserdem aber ziemlich häufig feine Krystall-Nadeln eines rothbraunen 
Minerals, das sich bei näherer Untersuchung als Rutil zu erkennen gab und 
welches auffallender Weise daselbst ausserhalb der Turmaline nur in win- 


* Vergl. Jahrb. 1866, 726. 


200 


zigen Kryställchen vorkommt. — Das Glimmer-artige Mineral, in dem die Tur- 


maline eingewachsen, ist Margarodit, welcher — so weit die kleinen Tä- 
felchen eine Messung gestatten — in krystallographischer Beziehung mit dem 
Muscovit, übereinstimmt. Spec. Gew. = 2,850. Farbe silberweiss, stark 


perlmutierglänzend, zeigt im Polarisations-Apparat sehr schön die Interferenz- 
Erscheinung optisch zweiaxiger Substanzen: mit einer Quarz-Platte geprüft 
ergab sich die auf der Spaltfläche normale Bisetrix als eine negative. Die 


durch E. Borıcky ermittelte chemische Zusammensetzung ist: 
: Kieselsäure .„ . 22.2. .887X 


Thonerde Iiaran.ı) 2097,96 
Magnesia,. ae Bu ee AT 
Kalkerde 445 7.03.0012. 12269 
Kar 1m en sl 
Wasser A RE EL EEREHA 

100,26. 


Hiernach die alllgemeine Formel: 
2RO . 3510, + 3 (2Al, O3 . 3Si 0,) + 2ag. 
Auffallend ist der geringe Gehalt an Kali und der ansehnliche an Kalk- 
erde. 


S. Hausuron: Analyse einiger Zeolithe von Bombay. (Philos. 
Magaz. XXXIl, No. 215, pg. 223-225.) Durch Oberst Moxtconery gelangte 
die Sammlung des „Trinity College“ in Dublin in Besitz einiger Zeolithe von 
besonderer Schönheit, von denen Hauscuron vier näher untersuchte. 

1) Apophyllit, in ausgezeichneten wasserhellen Krystallen auf Desmin 
sitzend. 

2) Desmin, in den bekannten Krystallen und strahligen Partien. 


Apophyllit. Desmin. 
KiEselsaure,, 2. urn AH ea er 
Thonerde N OR Re er ER N HO 
Kalkerde FREE TEST MIT EFT 
Magnesiayn-urs klaren 0.0852 Mia en. _ 
Kali ol. 3 a a re Mrgig 
Natroniean.. u ee OB Ne 0 
re DO te ne OT ee 
WASSET EEE TERZON Te 130 
99,84 101,88. 


3) Hypostilbit, in faserigen, dem Natrolith ähnlichen Partien, Blasen- 
räume in Mandelstein ausfüllend. (Nach Hausnron muss der Hypostilbit 
als besondere Species betrachtet werden.) 

4) Harringtonit,. nadelförmige Gebilde, Blasenräume in Mandelstein 
auskleidend. 


Hypostilbit. Harringtonit. 
Kieselsaurand IE. 2it.40 B2SDE 2... 5045,60 
Tihonendee Wem er 0 RTL Qwer ne 22) 
Kalkerdese. m men... are ARMOR er DALE 
Magnesıa . u lan u) RUNDE Mes rer SID 
Kt NIT NIE Tr 3 1 0863 
Natron "ur. aka Sean see a7 
Wasser NE 1 N LSEDRI N ae 2XIH 


98,75 101,40. 


201 


Fern. Römer: über von Zinkspäth umhüllte Reste einer Fle- 
dermaus. (Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellsch. XVII, N. 1, S. 15.) 
Auf einer Galmei-Grube bei Jaworznow im Krakauer Gebiete wurde durch 
v. LirLiennor ein interessantes Vorkommen entdeckt. Auf einem handgrossen 
Stücke von gelblichgrauem, dichten Dolomite liegen eckige Stücke desselben 
Dolomits, welche mit einer, etwa eine Linie dicken Rinde von gelblich durch- 
scheinendem „ feinfaserig krystallinischem Zinkspath überzogen und dureh 
diese Rinde zugleich unter sich und mit der Unterlage verkittet sind. Zwi- 
schen diesen eckigen Stücken von Dolomit liegen nun die Reste einer Fleder- 
maus. Die Knochen der Vorderextremitäten und des Schädels sind gut er- 
kennbar. Die dünnen langen Fingerknochen ragen zum Theil vor, zum Theil 
sind sie mit einer Rinde von Zinkspath überzogen, wie überzuckert. Der Schä- 
del ist ebenfalls zum Theil mit Zinkspath überzogen. Am Grunde des Schä- 
dels hat sich noch ein dicker Büschel von fuchsbraunen Haaren, stellenweise 
mit Zinkspath überrindet‘, erhalten. Grösse und Form des Schädels passen 
zu Vespertilio murinus L.; jedenfalls gehören die Reste einer noch leben- 
den Fledermaus-Art an. Das Interesse des Fundes liegt in dem Umstande, 


dass derselbe ein sehr jugendliches Alter des Zinkspathes beweist; eine 


in die Gesteins-Klüfte gerathene Fledermaus der Jetztzeit ist von Zinkspath 
überrindet worden. Da die ganze Erscheinungsweise des fraglichen Gesteins- 
Stückes ganz derjenigen gleicht, wie sie in Oberschlesien die gewöhnliche, 
so hai wohl ein grosser Theil des oberschlesischen Zinkspathes die gleiche 
jugendliche Entstehung mit diesem Stücke gemein. 


A. Kenscort: über den Rutil der Schweiz. (Die Minerale der 
Schweiz, S. 238—259). Im Binnenthale in Oberwallis findet sich 
Rutil auf Klüften und in Drusenräumen von Glimmerschiefer, kurze, dicke 
Krystalle, P. PD. @DP2.QOODPQD ; Kreuzzwillinge nach PQD, schwarz, 
stellenweise granatroth durchscheinend, begleitet von Octaedern von Magnet- 
eisen, von Adular, von Eisenglanz und Chlorit. — Auch im Kalkglimmer- 
schiefer des Binnenthales kommt Rutil vor; theils eingewachsen in kleinen, 
undentlich ausgebildeten, stark gestreiften Krystallen, theils in auf Klüften 
aufgewachsenen: QHDP. QDHPWD.:P.@MP2.PD.P3 von Bergkrystall, 
Kalkspath und in Brauneisenerz umgewandelten Eisenspath-Krystallen be- 
gleitet, welche letztere zuweilen rothe Rutil-Nadeln einschliessen. — Schöne, 
prismatische Krystalle der Combination WP. OP . Q@P2.P. Pa, 
bald einfache, bald Zwillinge, werden auf Klüften von Kalkglimmerschiefer 
an dem „in den Turpen“ benannten Fundorte im Hintergrunde des Binnen- 
thales getroffen. Ein ganz eigenthümliches Vorkommen im Binnenthale ist 
das des Rutil in dicktafelartigen Krystallen von Eisenglanz, ähnlich jenem 
aus dem Tavetsch-Thale in Graubündten. Die mit Adular, Glimmer und 
Quarz vergesellschafteten Eisenglanz-Krystalle enthalten gelbe und braune 
Rutile aufliegend und oft reichlich eingewachsen. Die Rutil-Krystalle haben 
gegen die Rand-Flächen eine bestimmte Lage, den hexagonalen Nebenaxen 
des Eisenglanzes parallel, indem sie, von der Mitte ausgehend, sechsfach 


202 


strahlig und senkrecht gegen die Combinations-Kanten von OR und */3P2 
gestellt sind, welcher Lage auch die eingeschlossenen Krystalle entsprechen. 
— Endlich findet sich Rutil in dem an eingewachsenen Mineralien so rei- 
chen, weissen körnigen Dolomit des Feldbaches oberhalb Imfeld im 
Binnenthal; er erscheint in eingewachsenen oder in Drusenräumen auf- 
gewachsenen, meist kleinen, schwarzen Krystallen, bald in sehr einfachen 
Formen, PQO allein. speisgelb angelaufen, bald in sehr flächenreichen Com- 
binationen. — Ähnlich wie im Kalkglimmerschiefer des Binnenthales findet 
sich Rutil in gleichem Schiefer an der Almagell-Alpe im Saasthale in 
Oberwallis, knieförmige, dicke, stark gestreifte Zwillinge. — Im Canton 
Tessin findet sich im weissen, körnigen Dolomit von Campo longo ober- 
halb Dazio grande (ähnlich wie im Binnenthaler Dolomit) schwarzer, 
halbmetallisch glänzender Rutil in prismatischen Krystallen eingewachsen 
und von Schüppchen weissen Glimmers, Pyrit- und Dolomit-Krystallen be- 
gleitet. — Am längsten bekannt ist wohl das Vorkommen des Rutil in den 
Umgebungen des St. Gotthard (namentlich am Berge Sella), auf Klüften 
von Glimmerschiefer, auf Bergkrystall und als Einschluss in solchem, be- 
gleitet von Chlorit, Albit, Anatas, Apatit. An der Fibia, s.w. vom Hospiz 
des St. Gotthard findet sich Rutil in den sog. Eisenrosen und im Berg- 
krystall, feine, nadel- bis haarförmige, zu Büscheln oft verbundene Kryställ- 
chen. Vom Mont-Orsino (Urserenspitze) am St. Gotthard stammen 
eigenthümliche, lange, rothbraune Rutil-Krystalle, die im Innern hohl und in 
den Höhlungen kleine Titanite enthalten; auch aussen sind sie mit Kry- 
ställchen von Titanit und Schüppchen von Chlorit bekleidet. An ejne Pseu- 
domorphose — so bemerkt Kenncortr — kann man hier nicht denken, viel- 
mehr ist anzunehmen, dass, wie es bei dem Pyromorphit zuweilen der Fall, 
lineare Krystalle sich mit so paralleler Axenstellung neben einander bildeten, 
dass dadurch im Ganzen ein im Innern hohler Krystall entstand. -—— Bei An- 
dermatt im Urserenthale wurde beim Bau der neuen Öberalpstrasse 
sehr schöner Rutil und als Einschluss in Bergkrystall, auf Klüften von Glim- 
merschiefer getroffen, wie Wıser im Jahrbuch * beschrieb. — Im Taveisch- 
Thale in Graubündten, wo Rutil sich an verschiedenen Orten findet, 
bildet er auf Gneiss aufsitzende, stern- oder biüschelförmige Gruppen braun- 
lichschwarzer, nadelförmiger Krystalle, begleitet von Chlorit und Bergkry- 
stall, auch als Einschluss in letzterem. Ein besonderes Vorkommen des Rutil 
ist das am St. Antonio-Berge im Tavetscher Thal, auf und in zu 
Brauneisenocker umgewandeltem Siderit, der grosse, zu Gruppen vereinte 
Krystalle bildete und von Kalkspath und Glimmer begleitet wird. — Von 
besonderem Interesse ist endlich das Vorkommen des Rutil im Eisenglanz 
vom Caveradi bei Chiamut im Tavetscher Thale. Prismatische Ru- 
tile liegen auf den Basisflächen der sechsseitigen, tafelartigen Eisenglanz- 
Krystalle auf, sind zum Theil in dieselben eingelagert, oder ganz einge- 
wachsen und zeigen dabei eine eigenthümliche Regelmässigkeit der Lage, 
indem sie nicht allein von der Mitte der Basis-Flächen aus divergirend und 


* Jahrb. 1864, S. 217. 


203 


senkrecht gegen die Ränder des Sechsseils gestellt sind, sondern auch so, 
dass sie auf der einen Seite gegen drei abwechselnde Ränder, auf der an- 
deren Seite gegen die drei anderen abwechselnden Ränder diese Lage haben, 
übereinstimmend mit der Lage der an den Eisenglanz-Tafeln combinirten 
Rhomboeder-Flächen R. Die Eisenglanz-Tafeln sitzen auf Bergkrystall oder 
Adular und sind von Glimmer begleitet. Die Menge’ des Rutil ist sehr ver- 
schieden; entweder treten seine Krystalle nur vereinzelt auf oder sehr zahl- 
reich, bisweilen so , dass mehr Rutil als Eisenglanz sichtbar ist. Mitunter 
sind bei dünnen Eisenglanz-Tafeln dicke Rutit-Krystalle wie durch den Ei- 
senglanz durchschnitten, so dass die eine Hälfte desselben Rutil-Krystalles 
oben, die andere unten zu sehen ist. Auch der Quarz von diesem Funilort 
zeigt den Rutil als Einschluss. — Von Nalps, einer Schluchı am r. Ufer 
des Rheins, gegenüber dem Berge Giom im Tavetscher Thale stammen 
braunlichschwarze bis braune, nadelförmige und dickere, bis 2 Zoll, lange 
Rutil-Krystalle, begleitet von mehr oder weniger in Brauneisenerz umgewan- 
delten Hexaedern von Pyrit, die den Rutil auch als Einschluss enthalten. 


Tueopor Petersen: über die Grauerze des Binnenthales. (Sep.- 
Abdr. a. d. VII. Bande des Offenbacher Vereins für Naturkunde, S. 13—16.) 
Das bleiische Grauerz des Binnenthals umfasst nach v. Rıtu’s neueren 
Untersuchungen * drei verschiedene rhombische Mineralien: 
1. Skleroklas v. WaALtersnausen (Binnit Kenneorr, Dufrenoysit v. Rarn). 


in 


Zusammensetzung: Pb2 As. 
Parameterverhältniss: a:b:c = 1,531 : 1: 0,938. 
2. Arsenomelan v. WALTERSHAuUSEN (Skleroklas v. Rarn). 


rt 


Zusammensetzung: Pb As. 
Parameterverhältniss: a:b:c —= 0,619: 1 : 0,539. 
3. Jordanit v. Rare. 
Zusammensetzung: (2). 
Parameterverhältniss: a: b:c — 2,031: 1: 0,538. 

Die erste Analyse von Dawour kommt 1. nahe, ebenso eine neuere von 
BerenDdes, für 2. passt einigermassen eine Analyse von STOCKAR-EscHER, 3. 
wurde nicht analysirt. Dagegen zeigen alle übrigen Analysen, insbesondere 
die derben Stücke, Mischungen von 1. und 2. an und zwar der Formel 


’ IE} ‘ nn 
Pb?As + Pb As sich nähernde. Von zwei verschiedenen, aber reinen Probe- 
stücken erhielt Psrersen ähnliche Resultate. 


I. 1. 
IBleL ne HOTA 2 5 
SıHleriss aen A EEORQL, Sir OR 
Arsen 19 813. 12 
Schwefel » ...: 32... .»..15,00 
100,00 100,37. 
* Vergl. Jahrb. 1864, S. 711 £. 10), 180g 


204 


Angesichts der Thatsache, dass die meisten Analysen im Mittel die For- 


mel Pb? As — Pb As fast genau ergeben. scheint es, dass diese constante 
Mischung nicht aufgegeben werden darf. Man behalte dafür den lange für 
diese Erze üblichen Collectivnamen „Binnit“ bei und bezeichne die anderen 
ebenfalls nach den ersten Beschreibern, wie es unten für diese vier Mine- 
ralien geschehen ist. 17 Analysen von Stock4r Escher, NAsox, UHRLiUB und 
PETERSEN geben im Mittel die folgenden Werthe. Zweimal wird etwas Eisen 


aufgeführt und als Fe in Abzug gebracht. Bemerkenswerth ist der bei ab- 
nehmendem Blei zunehmende Gehalt an Silber, 0,02 —1.62°/,. 


Mittel aus 17 Analysen: Pp2 As E- Pb As verlangt: 
Blei - - : 086 : lese 
Silber Er a Blei. 2. 20T 
Arsen 2 ...4..:52495 Arsen . .. 2481 
Schwefel . . 24,31 Schwefel . . 23,82 

99,83 100,00 

Analyse von DAMOUR: Ph? As verlangt: 
Blei ... 539 
aan Ki er Blei f . u aäl 
Kupfer . . '031 
Ärsen er. Arsen 1. 1-) 20,72 
Schwefel. . 22,39 Schwefel . . 223,10 

99,54 100,00 
Analyse von STOCKAR-ESCHER: Pb As verlangt: 
Ber. .. 4856 
Silber eg | hy Blor m er ee 
Eisen Zul -145 
Arsen... 855 Arsen - -. . 30,3 
Schwefel. . 3,91 Schwefel . . 26,39 
99,89 100,00. 


Das sehr seltene und nur in kleinen Krystallen beobachtete Kupfermi- 
neral, der reguläre Dufrenoysit, ist zweimal analysirt worden. Die Unter- 
schiede sind jedoch so beträchtlich, dass vorläufig auch bier eine Trennung 


Fr 
; & . 3 402 
vorgenommen werden muss. UsrLaue’s Analyse führt zur Formel Eu As‘, 


die von Srockar-Escher ist auf die Formel ۟ As bezogen worden. Wenn 
nun überhaupt hier zwei verschiedene Substanzen vorliegen, so muss man 
für letztere in Anrechnung bringen, dass ungefähr 2°/, Silber für Kupfer ein- 
geireten sind, und demgemäss Arsen und Schwefel etwas geringer ausfallen 


‚7 F 
mussten, als wenn nur Kupfer vorhanden, die Formel ۟? As wird also bei- 
nahe ebenso gerechtfertigt, aber neben den anderen gleichartig constituirten 
Schwefelarsen-Verbindungen um vieles wahrscheinlicher sein. Auch müsste 


raue 


sonst ein Dimorphismus der Mischung ۟? As angenommen werden, indem 
der Enargit von dieser Zusammensetzung rhombisch krystallisirt. 


205 


ım 


Analyse von UHRLAUB: ۟? As? yerlanst: 
Kupfer . . 3775 
a a 
an ie _ Kupfer . . 39,13 
Eisen. ..”. .... 0,82 
Arsen. . . 30,06 Arsen. 2. . 31,06 
Schwefel . . 27,54 Schwefel . . 29,81 
100,15 100,00 
Analyse von STOCKAR-ESCHER: £u3 As verlangt: €u® As verlangt: 
Kupfer . . 46,24 
Sider © PT Kupfer”! Han EHR, 248 DALE T  Srene 52550 
Arsen . . 18,98 Arsen ne .220.2 VIER. 2 2ER E5 
Schwefel . 32,73 Sehwetolir se seine 3 ee 5326567 
99,86 100,00 100,00. 


Die Binnenthaler Sulfoarsenide stellen sich also nach dem, was bis jetzt 
darüber bekannt ist, folgendermassen zusammen: 


Binnit Pb3 As? (od. Pb? As E2 Pb As). Dufrenoysit Eu? As? 

Jordanit ? (Ob vielleicht krystallisirter Eu? Äs (od. Eu? As) =. 
Binnit oder Pb3 As? D- 

Skleroklas Pb? As. 


9 


’ 
Arsenomelan Pb As. 


W. C. Hanke: über die thermoelectrischen Eigenschaften 
des Bergkrystalles. (Abh. d. math. phys. Classe d. K. Sächs. Ges. d. 
Wiss. No. IH.) Leipzig, 1866. 8°. S. 321—392, 2 Taf. — In einer brief- 
lichen Mittheilung hat schon Geh. Bergrath Naumann (Jb. 1866, 201) die 
Blicke auf diese gediegenen thermoelectrischen Untersuchungen Prof. Hanker’s 
an dem Bergkrystalle gelenkt. Dieselben liegen jetzt in ihrer ganzen Aus- 
dehnung der Beurtheilung vor und bestätigen von neuem den innigen Zu- 
sammenhang zwischen Form und physikalischen Eigenschaften des Minerals. 
Durch sie ist erst jetzt ein sicherer Anhaltepunct zur Beurtheilung der schon 
früher von Naumann vorgenommenen Deutung der Flächensysteme des Quarzes 
gefunden worden, woraus sich ergibt, dass der Berskrystall jedenfalls zur 
trapezoedrisch-hemiedrischen Abtheilung des hexagonalen Systemes 
gehört. Die thermoelectrischen Axen fallen bei Bergkrystallen mit den Ne- 
benaxen zusammen. Derartige Verhältnisse zeigen aber, dass es nicht bloss 
bequem ist, ein hexagonales System überhaupt festzuhalten, sondern dass sich 
ein solches auch auf das innerste Wesen der darin aufgenommenen Minera- 
lien stützt. Ohne auf speciellere Angaben hier näher eingehen zu können, 
dürfen wir jedenfalls diese Arbeiten, deren Endresultate aus den Sitzungs- 
berichten d. K. Sächs. Ges. d. Wiss. 1866, S. 75—84 zu ersehen sind, für 
alle ähnlichen Untersuchungen als eine Musterarbeit betrachten. 


206 


And. OsBorny: über einige Gypsvorkommnisse Mährens und 
speciell das von Koberitz und Austerlitz. Brünn, 1866. 8°. 88. 


Der Tegel der Miocän-Formation enthält nicht selten Krystalle von Gyps, 
die sich besonders da zeigen, wo Braunkohle auftritt. An derartigen Tegel- 
lagern ist Mähren nicht arın, sie bilden die untersten Schichten der erwähn- 
ten Formation. Die Gypskrystalle treten sowohl als einfache Krystalle in der 
bekannten Combination: @&P. (RP), —P, als auch in zierlichen Zwil- 
lingsformen auf, welche hier näher beschrieben sind. 


Der Verfasser erklärt sich bereit, an Freunde der Mineralogie nach 
Maassgabe seines Vorrathes die einzelnen Formen theils gegen Tausch, theils 
gratis abgeben zu wollen. 


B. Geologie. 


K. v. Hauer: die Gesteine von den Mai-Inseln in der Bucht 
von Santorin. (Jahrb. d. geol. Reichsanstalt, XVI, 4. Heft, S. 188 — 181.) 
Die neuesten Analysen vulcanischer Producte von Santorin, welche wir der 
unermüdlichen Thätigkeit K. v. Hauer’s verdanken *, haben sehr interessante 
Resultate geliefert. Bekanntlich wurden im Mai 1866 zwei gesonderte Ei- 
lande gebildet, die den Namen Maionisi, d. h. Mai-Inseln erhielten. Die Ge- 
steine von diesen Inseln schienen besonders geeignet, um über den in ihnen 
ausgeschiedenen, feldspathigen Bestandtheil weitere Aufklärung zu erlangen. 
Die Untersuchung zeigte, dass dieser Feldspath Anorithit sei und legte so- 
mit die Vermuthung nahe, dass die Laven. in welchen ein an Kieselsäure 
so armer Feldspath sich ausgeschieden hatte, wohl nicht identisch seien mit 
den früher zerlegten, an Kieselsäure reichen Laven von Santorin. Die Ana- 
lyse hat eine solche Vermuthung gerechtfertigt; die Ausbrüche, denen die 
Mai-Inseln ihre Entstehung verdanken, haben nebst sauren Laven — deren 
Zusammensetzung ganz identisch ist mit jener der von den kurz vorher er- 
folgten Ausbrüchen herstammenden Gesteine — auch basische Producte und 
zwar Eukrit-Laven geliefert. Ob aber diese Anorthit-Gesteine als selbst- 
ständiger Erguss empordrangen oder nur als Einschlüsse der sauren Laven 
und dann wohl nicht in flüssigem Zustande zu Tage gefördert wurden, lässt 
sich nicht bestimmen. — Das untersuchte Anorthit-Gestein von der west- 
lichen Mai-Insel ist lichte grau, porös, enthält viel ausgeschiedenen Anor- 
thit; Körner von weingelbem Olivin und dunkelgrünem Augit; das spec. Gew. 
des Gesteins ist 2,340 und die Zusammensetzung: 


* Vergl. Jahrb. 1866, S. 459 fi. und 837 fi. 


207 


Kieselsäure . ». 2 2... 51,62 
Thonerde „ or. 2.2 1818 
Kalkerde Er. an: Zn. RSO £ 
IMasnesia 2 ame 2 20092 
Kali ER ar Br 0 
INAabronE. nee 25 
Eisenoxygul. . .....,.2. 71035 
Manganoxydul . . 2... O1 
100,15. 


Analysen von den in diesen Gestein ausgeschiedenen Mineralien er- 
gaben : 


Anorthit: Augit: Olivin: 
Kieselsäure . . . . 44,81 Kieselsäure . . . . 523,61 Kieselsäure . . - . 38,15 
Thonerde,..). (Sex 86,02  Thonerde:.%1.140.)11..26,70%: Magnesia:. ...21% 1.139,05 
Kalkerde  . . 1801 Kalkerde .... ......:20,47 „Eisenoxydul,. u un,.:42282 
Masnesiar. 2.7.7. ,0,597 Magnesia . 2. 7.%. 25,92 99,62 
Kali | 0.49 Eisenoxydul . . . „. 15,05 
Natron ; Manganoxzydul . . » 03 
Eisenoxyd . . . . Spur 100,28 
99,92 


Aus dem Anorthit-Gestein im Ganzen lässt sich ein beträchtlicher Theil 
(58,83°%/,) mit Salzsäure ausziehen. Eine Untersuchung des unlöslichen Theiles 
ergab folgendes Resultat, dem die hieraus berechnete Zusammensetzung des 
löslichen Theils beigefügt ist. 


Unlösl. Theil: Löslicher Theil: 
Kieselsäure |. Irın 7322 980 IE un 10.) 49,85 
idhonerdeßz 2. um 2 LUESD ee 12026 
N Kalkorde N. a 1 NO En 356 
Maenestasn le Red 2207 
Kali und Natron: 9%.2916 .. 3200.07 82 
Eisenoxydulis. assueenıe 1499, 238. 2 a. IE 


Ein bestimmtes Urtheil über die mineralogische Zusammensetzung des 
Gesteins lässt sich nicht fällen; wahrscheinlich ist, dass neben Anorthit noch 
Öligoklas vorhanden ist. — Jedenfalls verdient der Umstand noch besondere 
Beachtung, dass das untersuchte Anorthit-Gestein nach den sauren Ergüssen 
zu Tage gefördert wurde und dass solches eine ganz ähnliche Zusammen- 
setzung besitzt, wie eines der ältesten Gesteine von Santorin, dessen Ana- 
Iyse früher mitgetheilt wurde.“ Es hat somit der Heerd von Santo- 
rin in der neuesten Zeit, wie in früheren Jahrhunderten, ab- 
wechselnd saure und basische Gesteine zu Tage gefördert. die 
in ihrer Zusammensetzung einander genau entsprechen. 


C. Smon: Kupfer- und Bleierz-Ablagerungen im Buntsand- 
steine und Vogesensandsteine der Umgegend von Saarlouis 
und St. Avold. (Berg- u. hüttenmänn. Zeitung, XXV, No. 48, S. 412-415; 
No. 49, S$. 421—423; No. 50, $S. 430—433. 


* Vergl. Jahrb. 1866, S. 838. 


. T . 


208 


Über die Erzablagerungen bei Wallerfangen im Kreise Saarlouis der 
preussischen Rheinprovinz und bei St. Avold im französischen Mosel-Depar- 
tement war zeither noch wenig bekannt; um so mehr Beachtung verdient 
die sorgfältige, von Profilen. und einer kleinen Karte begleitete Beschreibung 
Sınons, aus der wir hier nur die Haupiresultäte hervorheben. Die beiden 
Glieder der unteren Trias sind hier, wie an so manchen anderen Orten, pe- 
trographisch ziemlich scharf charakterisirt. Der Vogesensandstein ist grob- 
körnig, oft conglomeratartig, frei von Kalk, arm an Glimmer, enthält keine 
Versteinerungen; die oberste Bank desselben endigt stets mit einer wenig 
mächtigen Schicht sandigen Lettens mit Dolomit-Knollen. Der” Buntsandstein 
ist thonig, feinkörnig, reich an Glimmer, oft kalkig; Pflanzen-Versteinerungen 
sind häufig. Vogesen- und Buntsandstein werden von zahlreichen Klüften 
durchzogen und an diese Spalten ist hauptsächlich das Vorkommen der Erze 
geknüpft. Die Bleierze finden sicb nur im Buntsandstein; die Kupfererze 
dagegen ausser in diesem auch im Vogesensandstein und zwar in dessen 
oberster Schicht unmittelbar unter dem als Grenzglied zu betrachtenden Do- 
lomite. Die Bleierze sind im kohlensauren und im geschwefelten und zwar 
ursprünglich nur im geschwefelten Zustande im Gestein eingesprengt. Da- 
gegen sind Kupfererze nie geschwefelt, immer im oxydirten Zustande; Mala- 
chit und erdige Kupferlasur im Buntsandsteine, schwarzes Kupferoxyd und 
die beiden Carbonate im Vogesensandstein. Die Buntsandstein-Erze sind viel 
thoniger, daher für den Laugereibetrieb weniger günstig, als die Vogesen- 
sandstein-Erze. Die Bleierze bilden Nester und Stöcke; die Kupfererze zo- 
nenartige Lager. Beide sind stets in der Nähe der Hauptklüfte und entfernen 
sich, wie es scheint, nie sehr weit vom Ausgehenden der Schichten. Die 
Kupfererze finden sich ausserdem noch am Reichsten in unmittelbarer Nähe 
der untergeordneten Klüfte. Mit den Bleierzen sind fast überall Kalkmergel 


‘und Dolomite eingelagert; den Kupfererzen fehlen diese Begleiter. Beach- 


tenswerth ist endlich das Auftreten von Mineralquellen (bei St. Avold) in der 
Nähe der Klüfte und Erze. 


H. Mürter: die Kupfererz-Lagerstätten von Gumeschewsk 
und Soimonowsk am Ural. (Verhandl. d. bergmänn. Vereins zu Frei- 
berg; berg- und hüttenmänn. Zeitung, XXV, N. 29, S. 252—253.) Die Gru- 
ben von Gumeschewsk liegen 7!/, geogr. Meilen südwestlich von Katharinen- 
burg, !/2 Meile n. von Polekowskoi, in einem Längenthale, dessen Gehänge 
aus krystallinischen, metamorphischen Schiefern und aus Serpentin bestehen. 
Im Grunde dieses Thales zieht sich ein breiter Streifen körnigen und dichten 
Kalksteins hin, der-in seiner Mitte von einem, oft von Granatfels begleiteten, 
erzführenden Diorit-Gange der Länge nach durchsetzt wird. Derselbe steht 
aber nicht in unmittelbarer Berührung mit dem durchsetzten Kalksteine, son- 
dern wird von einer breiten Ablagerung gelben, eisenschüssigen Thones be- 
grenzt, der als das Zersetzungs-Product des Diorites und der Nachbargesteine 
anzusehen ist. Der Diorit-Gang selbst enthält in grösserer Teufe, wo er 
noch unzersetzt und frisch ist, kleine und grosse Nester eines kupferarmen 


209 


Gemenges von Eisen- und Kupferkies, in oberen Sohlen, wo schon eine 
Zersetzung des Gesteins stattgehabt hat, finden sich auch oxydirte Kupfer- 
erze, besonders Malachit, Kupfergrün, Rothkupfererz, seltener Kupferlasur, 
Kupferpecherz, Brochantit. Diese Erze sind aber namentlich in den benach- 
barten Thonen angehäuft, an der Grenze zwischen Kalkstein und Diorit; sie 
wurden hauptsächlich abgebaut, während man den Schwefelerzen wenig Be- 
achtung schenkte. Der Malachit kam zuweilen in schönen und beträchtlichen 
Massen vor; unter anderen wurde in 18 Lachter Teufe ein gegen 60 Citr. 
schwerer Block von reinem Malachit gefunden. Als Begleiter der Kupfer- 
erze in den Thonen tritt häufig Brauneisenerz und Thoneisenstein auf in Ne- 
stern, seltener auch etwas Quarz, Jaspis und Hornstein. — Die Lagerstätte 
von Soimonowsk befindet sich am ö. Abhange des Ural, etwa 20 Meilen s. 
von Katharinenburg, im Thale des kleinen Flusses Sak Elga. Dieses wird 
von hohen Serpentin-Bergen eingelasst, in seinen tieferen Regionen jedoch 
von einer breiten Zone körnigen und dichten Kalksteines, von metarmorphi- 
schen Schiefern, als Chloritschiefer, Talk- und Thonschiefer durchsetzt. An 
der liegenden und hangenden Grenze des Kalksteines treten verschiedene 
Kupfererz-Lagerstätten auf; dieselben sind vorzugsweise, wie bei Gume- 
schewsk, nesterweise in eisenschüssigen Thonen angehäuft. Die wichtigsten 
Erze sind Malachit und Kupfergrün, seltener Kupferlasur in Gesellschaft von 
Braun- und Thoneisenstein. Die oxydirten Kupfer- und Eisenerze sind ver- 
muthlich Producte der Zersetzung von Schwefelerzen, welche in dem zu 
eisenschüssigem Thon umgewandelten Diorit enihalien waren. Die verschie- 
denen Bergbau-Puncie in der Umgebung von Soimonowsk lieferten den Nach- 
weis, dass auf sämmtlichen Erzlagerstäiten Kupfer- und Eisenkies die ur- 
sprünglichen Erzarten waren. Interessant ist das durch den Ekatroinskischen 
Schacht aufgeschlossene Vorkommen. Hier bricht mitten in Chloritschiefer 
ein 3 bis 4 Lachter mächtiges Lager von mit wenig Kupferkies gemengtem 
Eisenkies, der aber meist zersetzt, mehr oder weniger von Schwefel be- 
gleitet erscheint. An einer Stelle dieser Lagerstätte fand sich der Schwefel 
in der Erstreckung von einigen Lachtern fast rein vor, so dass man sich 
veranlasst sah, zu seiner Gewinnung einen kleinen Tagebau anzulegen. Ge- 
genwärtig ruht der Bergbau bei Soimonowsk ; die bessere Rentabiliiät der 
nachbarlichen Goldseifenwerke einerseits, andererseits die Schwierigkeit, die 
in den unterirdischen Grubenbauen vorhandenen Wasser zu entfernen, gelten 
als Gründe des zeitweiligen Stillstandes. 


Junius Anpee: Studien über die Verwilterung des Granits. 
München, 7366. 5.43. — Nachdem der Verf. in sehr eingehender Weise die 
verschiedenen Stadien der Verwitterung betrachtet, welcher die Bestand- 
theile des Granits im Besonderen, sowie das Gestein im Ganzen unterworfen, 
theilt er einige Analysen mit, welche er ausführte. Die untersuchten Gra- 
nite stammen von Hauzenberg im bayerischen Wald 1) Frischer Granit, 
feinkörnig, mit weissem Orthoklas und braunem bis schwarzem Glimmer, der 


wit weissem fest verwachsen ist. 2) Über diesem Granit liegt ein schon in 
Jahrbuch 1867. . 14 


j 


210 


Verwitternng begriffener, der ziemlich stark braun gefärbt, aber noch seine 
frühere Consistenz besitzt. 3) Lockerer Granit, aus dem man Orthoklase 
herauslösen kann. 4) Sandartige Masse von hellbrauner Farbe von Glimmer- 
blättchen in Menge durchzogen, jedoch fehlt der Biotit, 


Verwitterungs-Stufen des Granit. 


4: 2. 3: 4. 
Kieselsaure 0, „3 13 La DER ei: 
Tihonerde 25. 2.0.:510,307-:7 1073-1161, 42 
Bisenpxydanıns # care yinen 0a. 13,16.000,23:20 
Magznesiatd ii, HEN 1985,10 5N770,8288,77 991 RER 
Kall- „alstfanseH u 2087. BEER 297 El 
NAalron ul ee en gr 70332 34570,46 
Wasser "0 9.0 ea 22 0j45,5:5:50192 76 116 320 
Verlust re ST... 151007 .20.70.88.0,85 
100,00 100,00 " 100,00 100,00. 


Die Verwitterung bringt im Granit im Ganzen folgende Veränderungen 
mit sich: a) eine stetige Zunahme von chemisch gebundenem Wasser, eine 
Art Hydratation. Dass das aufgenommene Wasser nicht allein dem feldspa- 
thigen Theile zukommt, sondern dass der Glimmer (und vielleicht auch der 
Quarz) Theil daran nimmt, ist nicht zu bezweifeln; in dem verwitternden 
Granit kommt jedoch noch ein Theil des gebundenen Wassers dem Eisen- 
oxyd zu. b) Die relativen Mengen der Kieselsäure und Thonerde nehmen 
in dem Verhältnisse zu, in welchem andere Bestandtheile ausgewaschen wer- 
den. c) Dagegen werden Kali, Natron und Magnesia durch den Verwitte- 
rungs-Process entfernt, ihre relativen Mengen werden mit zunehmender Ver- 


witterung geringer. 


W. Wicke: über die Phosphat-Knollen in dem Eisenerze von 
Gross-Bülten und Adenstedt. (Königl. Gesellsch. d. Wissensch. zu 
Göttingen 1866, No. 14, S.211—214.) — Die Phosphat-Knollen kommen in 
dem Eisenerz, welches der oberen Kreide angehört, in unregelmässiger Ver- 
theilung und wechselnder Menge vor. Sie zeigen Lheils rundliche Formen, 
von Haselnuss- bis über Hühnerei-Grösse, theils längliche, bis mehrere Zoll 
lang. Die Farbe ist gelblich; die dunkelsten Knollen besitzen im Innern 
einen weissen, weichen Kern von härterer, schwärzlicher Schale umgeben. 
Form und Aussehen der Knollen, besonders die abgeschliffenen, oft blanken 
Flächen sprechen dafür, dass sie längere Zeit im Wasser bewegt wurden. 
Nach den bis jetzt angestellten Untersuchungen hat es den Anschein, als ob 
der Gehalt an Phosphorsäure in den runden geringer sei, als in den läng- 
lichen; der niedrigste Phosphorsäure-Gehalt beträgt 26°/,, der höchste 31%,. 
Die Phosphorsäure ist indess nicht allein an Kalk, sondern auch an Thonerde 
und Eisenoxyd gebunden; in geringer Menge findet sich kohlensaurer Kalk 
und Fluorcalcium. Zur chemischen Untersuchung wurden Knollen von ver- 
schiedener Form, Farbe und Grösse ausgewählt. 


211 


Phosphorsäure . 2... 33,33 
Schwefelsäure . . .». ....0,5 
Kohlensäure . . » ... 345 
Masnesia er ae 0 700,22 
Koalkerde a. 120 .90.0=.2.742,067 


Mhonerdof. zul... 220.,1:3156 
Eisonoxyd... „Hs... 60,98 
Aiysresleum . ,..... 2350 
Unlöslicher Rückstand . . 3,38 
Feuchtigkeit . ... . ...167 
Glühyerlust ı „en. 2.118,34 

99,97, 


M. Grarr: über die Kupfergruben von L’Alp. (Berg- und hüt- 
tenmännische Zeitung, XXV, No. 40, S. 346— 347.) — Verfolgst man die Ro- 
manche stromaufwärts von dem 1657 Meter über dem Meere gelegenen Dorfe 
Villard-d’Arene, so gelangt man, nach Überschreitung eines auf der Grenze 
zwischen Lias und Gneiss liegenden Engpasses, in einer Höhe von 2000 Meter 
an die nur im Sommer bewohnten Sennhütten von L’Alp. Südlich von diesen 
liegt eine hohe, zum Massiv von Pelvoux gehörige Gebirgskette,, aus Gneiss 
bestehend. In einem Seitenarm derselben liegen die Kupfergruben; in der 
Nähe der Sennbütten wird der Gneiss von Lias bedeckt, welcher an der 
Grenze viele Leitfossilien umschliesst. Bis jetzt sind 3 Erzlagerstätten in 
Betrieb. Die eine findet sich fast an der Contactstelle von Gneiss und Lias; 
der Gang, hor. 5 streichend und 43° nach W. fallend, ist bis zu 2 Meter 
mächtig und besteht aus mehreren, durch dünne Gneiss-Partien von einander 
getrennten Erzadern. Letztere, deren Mächtigkeit zwischen 0,01 und 0,15 
Meter schwankt, führen bei einem aus Quarz und Bitterspath bestehenden 
Ganggestein, Bleiglanz in kleinen Würfeln, Fahlerz, Kupfer- und Eisenkies. 
Die zweite Lagerstätte liegt am ö. Abhange; der Gang streicht hor. 4, fällt 
unter 50° nach O. und besteht gleichfalls aus mehreren, durch Gneiss ge- 
trennten Adern. Seine Mächtigkeit beträgt 3 Meter; die Erze: Bleiglanz in 
Würfeln, Fahlerz, Kupferkies, Kupferlasur und Malachit brechen mit Quarz 
und Kalkspath ein. — Die dritte Lagerstätte, Grande-Carriere genannt, ge- 
hört zu den sogenannten Trümmerstöcken. Silberhaltige Kupfererze von 0,01 
bis 0,20 Meter Mächtiekeit sind im Gneiss auf eine Höhe von 12 M. und 
eine Breite von 15 M. vertheilt. Die Erze bestehen aus Kupferkies, Fahl- 
erz, Buntkupfererz, Kupferlasur, Malachit: sie finden sich nicht allein in den 
Trümmern, die sich gegenseitig, ohne Verwerfung durchsetzen, sondern sie 
imprägniren noch das Ganggestein auf mehrere Millimeter. 


B. Sır.ınan: über den Gaylüssit im Nevada-Gebiete. (SırLıman, 
American Journ. XLIl, No. 125, pg. 120--121.) — In der Nähe von Rag- 
town, in der Grafschaft Churchill, Nevada, in der weiten Ebene, liegt ein 
kleiner Salzsee, welcher eine trichterartige Vertiefung ausfüllt. Form und 


andere Verhältnisse lassen auf einen vulcanischen Ursprung desselben 
14 * 


212 


schliessen. Er besitzt deutliche Krater-Gestalt mit den Umrissen einer dop- 
pelten Ellipse, offenbar durch die Vereinigung zweier Krater enistanden; der 
grössere liegt nördlich und hat einen Durchmesser von etwa 1/2 Meilen. 
Die Oberfläche des Wassers ist ungefähr 200 F. unter dem Kraterrand, wel- 
cher sich nur um ein Weniges über das Niveau der Ebene erhebt. Die 
Krater-Wände sind steil; sie bestehen aus Lagen vulcanischen Materials, 
aus Asche, Lapilli, Geröllen von Basalt, gemengt mit Producten der warmen 
Quellen. Die westlichen Ufer des See’s werden zum Theil von Kalk ge- 
bildet und daselbst finden sich mehrere kleine Quellen, die in den See flies- 
sen; eine derselben liefert reichlich treffliches Trinkwasser. Das Wasser des 
See’s hingegen ist sehr salzig; die Oberfläche der Gesteine, welche ihn umgeben, 
ist allenthalben mit salzigen Krusten bedeckt. An mehreren Siellen an den Ufern 
des See’s und besonders an dem kleinen, in dessen Mitte gelegenen Eilande, 
zeigen sich reichlich Anhäufungen gelblich weisser Krystalle von Gaylüssit, 
deren Bildung hier offenbar noch fortdauernd statt hat; sie finden sich aber 
nicht in der Nähe der Quellen. Andere krystallisirte Mineralien scheinen 
“nicht vorzukommen. Der merkwürdige See verdankt ohne Zweifel vulca- 
“"nischer Thätigkeit seinen Ursprung, welche indess auf den Auswurf von 
Schlamm, Asche, Lapilli beschränkt war. 


C. Naumann: Lehrbuch der Geognosie. Dritter Band. Erste Liefe- 
rung. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig. 8°. 1866. 
S. 192. — Nachdem das Erscheinen des gewiss von vielen sehnlich erwarteten 
dritten Bandes von ©. Naumann’s Geognosie sich wegen Unwohlsein und drin- 
gender Berufsgeschäfte des Verf. verzögert hatte, liegt nun endlich die erste 
Lieferumg (Bogen 1—12) vor uns. In derselben sind die Tertiär-For- 
mationen mit grosser Vollständigkeit geschildert; wir deuten hier 
nur kurz den Inhalt an. 

in der Einleitung bespricht der Verfasser die allgemeinen Verhältnisse 
der Tertiär-Formationen, deren Gliederung bekanntlich seit dem Erscheinen 
der ersten Auflage seines Werkes im J. 7854 immer verwickelter und com- 
plicirter geworden ist. Naumann erklärt sich für eine viertheilige Ein- 
theilung in folgender Weise: 

A. Paläogene Tertiär-Formationen. 
1. Eocäne Formationen. 
2. Oligocäne Formationen. 
B. Neogene Tertiär-Formationen. 
3. Miocäne Formationen. 
4. Pliocäne Formationen. 

Das Wort Paläogen wird als Collectiv-Name vorgeschlagen, weil, 
wennman die Worte eocän und oligocän zur Bezeichnung zweier gleich- 
werthiger Abtheilungen benutzen will, das erstere nicht als Collectiv-Name 
für beide Abtheilungen zugleich gebraucht werden kann. 

Erstes Capitel. Nummuliten-Formation. Nummuliten- und 
Flysch-Formation. — Verschiedene Nummuliten-Formationen. 3 

Zweites Capitel. Einige Tertiär-Formationen in Frank- 


213 


reich. — Eocäne Formationen des Bassins der Seine; oligocäne Formation 
des Bassins der Seine. — Süsswasser-Formation der Auvergne. Miocäne 
17V “ hi . . ”. . .. . 4 

Formation der Touraine. — Oligocäne und miocäne Formation der Gegend 


von Bordeaux. — Oligocäne und miocäne Formation bei Dax. 
Drittes Capitel. Tertiär-Formationen im südlichen Eng- 


land. — Eocän-Formation im südlichen England. — Oligocäne Formation 
auf der Insel. Wight. — Neuere Tertiär-Bildungen in England. 

Viertes Capitel. Tertiär-Formation in Belgien. — Allge- 
meine Übersicht nach Dunont. — Eocäne Bildungen in Belgien. — Oligo- 


cäne und noch jüngere Tertiär-Bildungen in Belgien. 

Fünftes Capitel. Tertiär-Formationen im südlichen Bayern 
und in der Schweiz. — Eocän-Formation der bayerischen Alpen. Oli- 
gocän-Formation im s. Bayern. — Miocän-Formation im s. Bayern. — Mo- 
lasse-Formation der Schweiz. 

Sechstes Capitel. Einige Tertiär-Bildungen der österrei- 
chischen Monarchie. — Nummuliten- und Flysch-Formation in Istrien. 
— Tertiär-Formation des Wiener Bassins. — Tertiär-Formation in Böhmen. 

Siebentes Capitel. Tertiär-Bildungen des westlichen und 
nördlichen Deutschland. — Das Tertiär-Becken von Mainz. — Allge- 
meine Übersicht der Verbreitung der Tertiär-Schichten im n. Deutschland. 
— Die norddeutsche Braunkoblen-Formation. 

So weit der Inhalt der ersten Lieferung; eine flüchtige Vergleichung 
desselben mit jenem der ersten Auflage zeigt schon zur Genüge, welche be- 


deutende Bereicherung das Werk erfahren hat; welche Sorgfalt aber der- 


Verf. auf die Darstellung verwendete, davon wird Jeder durch genaueres Stu- 
dium sich überzeugen können. 


Kreisschmipt: die Braunkohlen-Formation des Westerwaldes. 
(Berg- und hüttenmänn. Zeitung, XXV, No. 47, S. 401—403.) — Die Braun- 
kohlen des Wesierwaldes bestehen vorzugsweise aus bituminösem Holze, das 
sich oft noch in vollständigen Stämmen findet, die Laubholz-Gattungen ange- 
hören. Am Rande des Westerwaldes sind die Flötze schwächer als inmitten 
des Gebirges; meist liegen 2 bis 3 Flötze über einander, durch ihonige und 
sandige Zwischenmittel getrennt. Diese, die Kohlen begleitenden Schichten 
lassen manche interessante Erscheinung wahrnehmen, welche auf die Bil- 
dung der Kohlenflötze ein Licht wirft. Das Dach des obersten Kohlenlagers 
besteht aus Sandstein oder Thon und enthält bisweilen Stücke fossilen Holzes. 

1) Das unter dem Dach von Sandstein oder Thon folgende bituminöse 
Holz hat in den Flötzen der Kohlen-Ablagerung oft eine Mächtigkeit von 1 
bis 142 F. und eine Ausdehnung von mehr als tausend’ Quadrat-Klaftern. 
Diese rein holzige Kohle gibt bei der Destillation nur sehr wenig Theer und 
dieser hat einen so starken Geruch nach Kreosot und ist so schwer zu reini- 
sen, dass von einer Verwendung kaum die Rede sein kann. Die gleich- 
förmige Mächtigkeit, grosse Ausdehnung und fast horizontale Lagerung dieser 
dünnen: Schichten ist höchst beachtenswerth. 


21% 


2) Hierauf folgt eine 2 bis 3 Zoll in dünnen und 5 bis 6 Z. in 2 bis 
3 Fuss mächtigen Flötzen starke Schicht von sog. tauber Kohle. Sie ist von 
bräunlicher Farbe, zerfällt an der Luft in schieferige Stücke und enthält oft 
plattgedrückte Stämmchen. (Hierher gehört insbesondere die Blätterkohle 
der Grube Gerechtigkeit bei Westerburg, die eine grosse Menge von Blätter- 
Abdrücken der Gattung Acer enthält, ja stellenweise ganz daraus zu bestehen 
scheint. r 

3) Schiefer. Geruchlos, etwas fettig anzufühlen, 1 bis 2 F. mächtig, 
spaltet beim Liegen auf der Halde in dünne Lamellen und enthalt Flügel- 
decken von Insecten. 

4) Schiefer, geruchlos, grau bis grünlich, 1 bis 2 F. mächtig, auch in 
Lamellen zerfallend und sehr häufig Flügeldecken von Insecten enthaltend. 

5) Blauer Thon, 4 bis 5 Zoll mächtig, obne Insecten-Reste. 

6) Blauer Thon, 4 Zoll mächtig. 

7) Sandstein, 2 


8) Thon, 1 »„ » 
9) Sandstein, 2 „ » 
10) Thon, Bu rn) 


11) Sandstein, 2 „ a 
12) Mächtige Thonablagerung, gleich den über ihr liegenden (6-11) 
keine organischen Bestandtheile enthaltend. 


Sind mehrere Flötze vorhanden, wie diess am Ostende des Westerwaldes 
auf vielen Gruben der Fall, so bestehen die Schichten aus: 

1) Sandstein oder Thon, als Dach. 

2) Flötz schlechter Kohle mit vielen erdigen Beimengungen, !/2 Fuss 
mächtig. 

3) Sandstein-Schicht, 1 F, mächtig. 

4) Kohle, 1 bis 2 F. mächtig. 

5) Taubes Mittel, 11/2 F. taube Kohle und grüne Schiefer. 

6) Kohle, 1—1!/2 F. 

7) Grüne, thonige Schiefer, 1—2 F. 

8) Thonige und sandige. Schichten. 

9) Kohlenflötz, 


Für die Erklärung der Entstehung der Braunkohlen-Lager und der ausgedehn- 
ten, dünnen Schichten bot dem Verfasser sein Aufenthalt am Mississippi interes- 
sante Beobachtungen. Betrachtet man nämlich die Ansaınmlungen von Treibholz 
im Missouri, so sieht man stets keilförmige Massen. mit den Spitzen gegen 
den Strom, die Baumstämme oft in den wunderlichsten Lagen, zwischen den 
einzelnen Stämmen Sand und Schlamm, aber nichts unter denselben, was die 
Schiefer hätte erzeugen können. Im Mississippi-Delta erblickt man in der 
Nähe der See Holzmassen schwimmen, oft Stamm an Stamm. In der 18/1 
versunkenen Gegend, w. von Neu-Madrid am Mississippi im s. Missouri hat 
der St. Francis-Fluss eine Menge von Baumstämmen in die Sümpfe ge- 
schwemmt und diese schwimmen so dicht, dass sie an manchen Orten gleich- 
sam Flötze bilden und bieten somit eine Erklärung, wie die dünnen, holzigen 


215 7 


Braunkohlen-Ablagerungen hervorgehen konnten; sie entstanden, indem ein 
Sumpf, in dem dicht an einander gedrängt schwimmende Baumstämme sich 
befanden, nach und nach austrocknete. Solche Erscheinungen sieht man 
noch heute am St. Francis und im Mississippi-Delta ; der Strom nimmt, — 
wie das sehr oft vorkommt — eine andere Richtung, eine Sandbank legt 
sich zwischen ihn und den Sumpf und schliesst so denselben von dem Strome 
ab: der Sumpf aber wird kleiner, es wachsen Wasser- und Torfpflanzen in 
demselben, die schwimmenden Bäume aber verwachsen mit Moos und Schilf 
und wenn eine neue Überschwemmung erfolgt, können die sandigen und 
erdigen Massen, die sich über sie ergiessen, nicht in dieselben eindringen. 
Solche Überschwemmungen sind aber nichts anderes, als die gewöhnlichen 
Hochwasser, die z. B. im Mississippi-Thbale alle 10 Jahre ungefähr eintreten. 
Dass die Schichten bald sandig, bald ihonig, lässt sich an jeder Insel im 
Mississippi sehen und hängt von der Richtung des Hauptstromes ab. Dieser 
führt, besonders in seinen unteren Theilen, den gröberen Sand mit, während 
sich aus dem ruhigen Theile des Wassers der feine Schlamm als Thon ab- 
setzt. So lagert sich z. B. auf der Duncans-Insel, gerade vor der Stadt St. 


Louis der Sand ab, der in derselben als Bausand gebraucht wird, während 


zwischen den Dämmen, die im unteren Theil der Stadt in den Strom hinein- 
ragen, sich eine plastische Masse abseizt. — Ähnliche Vorgänge haben wohl 
auch auf dem Westerwald stattgefunden; Kohle und Schiefer sind nicht scharf 
getrennt, sondern gehen gleichsam in einander über oder die taube Kohle 
bildet vielmehr den Übergang in den organische Substanzen enthaltenden 
Schiefer. 


Ta. Scheeßer: über das Vorkommen des Silbers zu Kongsberg. 
(Verhandl. des bergmänn. Vereins zu Freiberg; berg- und hüttenmänn. Zei- 
tung, XXV, No. 29, S. 250—251.) * — Das Gebiet, in welchem der fast 250 
Jahre alte Kongsberger Bergbau betrieben wird, gehört der primitiven For- 
mation an und besteht aus Glimmerschiefer, Hornblende- und Chloritschiefer, 
sowie aus Quarziten, die in vielfacher Wechsellagerung mit einander auf- 
treten. Das herrschende Streichen ist Nord-Süd bei meist sehr steilem Fallen. 
Einige Schichten machen sich durch ihre Kies-Imprägnation (Eisenkies, 
Magnetkies, Kupferkies) bemerklich: seit alter Zeit hat man dieselben Fall- 
oder Fahlbänder genannt. Sie werden von sehr zahlreichen, aber selten 
über einige Zoll mächtigen, in W.-O. streichenden Gängen senkrecht durch- 
kreuzt, deren Ausfüllungs-Masse meist aus Kalkspath, Baryt, Flussspath und 
Quarz besteht, stellenweise mehr oder weniger reichlich Silber enthält. Aus 
der Art der Vertheilung hatte man das Gesetz ableiten zu können geglaubt: 
das Silber komme ausschliesslich innerhalb der Fahlband- 
Gangkreuze vor und diese Ansicht ist oft dahin missverstanden worden: 


* SCHEERER’s Mittheilungen gründen sich auf die Schrift: „Betänkning af den ved 
Kongelig Resolution af 10. Juni 1865 nadigst ned satte Commission angaaende Kongsberg 
Sölvvärk.* ; D. R. 


216 


dass in den Kreuzen allenthalben Silber auftrete. Sorgfältige 
neuere Forschungen haben folgende Resultate ergeben. Die Kies-Impräg- 
nation — welche für den ursprünglichen Begriff eines Fallbandes als mass. 
gebend gelten muss — hält sich weder an eine bestimmte Schicht, noch ist 
sie innerhalb einer solchen eine gleichmässige. Man kann nur sagen, dass 
ein gewisser Schichten-Gomplex auf verhältnissmässig bedeutende Länge und 
Tiefe von Kiesen unregelmässig durchschwärmt wird. Dieser kiesdurch- 
schwärmte Schichten-Complex, die Fallband-Zone, wäre der erweiterte 
Begriff eines Fallbandes. In denselben ist noch aufzunehmen, dass innerhalb 
einer Fallband-Zone ein mehr-, ja vielfacher Schichten-Wechsel der genann- 
ten Gesteine stattfinden kann. Das Vorkommen des Silbers in einem’ Fall- 


band-Zonen-Gangkreuze zeigt sich hinsichtlich der Beschaffenheit des Seitenge- 


steins weder gebunden an eine Kies-Imprägnation, noch an eine gewisse 
Schieferart.. Ob das Nebengestein aus Glimmerschiefer, aus Hornblende- 
oder Chloritschiefer oder aus Quarzit bestehe, ob diese mehr oder weniger 
mit Kies imprägnirt oder gar nicht, berechtigt weder auf Anwesenheit, noch 
auf Abwesenheit des Silbers im Gange zu schliessen. So löst sich denn 
das oben ausgesprochene Fallband-Gesetz in die umfassendere, aber weniger 
eoncise Thatsache auf: dass innerhalb der Fallband-Zonen Gang- 
kreuze auf anscheinend ganz unregelmässige Weise vertheiltes 
Silber gefunden werde. In Bezug auf diesen erfahrungsmässigen Satz 
lassen sich einige Fragen aufstellen, nämlich: 1) Ist es durchaus gegründet, 
dass die Kongsberger Gänge ausserhalb einer Fallband-Zone kein Silber füh- 
ren? 2) Hat man beim Fortschreiten des Grubenbetriebes stets hinreichende 
Sicherheit, ob man sich vor Ort innerhalb einer Fallband-Zone befinde? 
3) Können nicht, ausser den auf der Gebirgs-Oberfläche über Tage sicht- 
baren Fallband-Zonen, welche bisher der Bergbau verfolgte oder zu verfol- 
gen glaubte, unter Tage noch andere Fallband-Zonen existiren? Durch 
solche Betrachtungen sieht sich der Bergmann zu Kongsberg leider des siche- 
ren Bodens einer alten Regel beraubt, aul dem er seit mehr denn zwei 
Jahrhunderten vertrauensvoll hinwandelte. 


E. Weiss: „Beiträge zur Kenntniss der Feldspath-Bildung 
und Anwendung auf die Entstehung von Quarztirachyt und 
Quarzporphyr.“ Haarlem, #866. — Der Verfasser hat bereits in einer brief- 
lichen Mittheilung auf die optischen Gesetze, welche ihn bei seinen Unter- 
suchungen leiteten, sowie auf den allgemeinen Inhalt seiner von der hollän- 
dischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem gekrönten Preisschrift 
aufmerksam gemacht. * Die Resultate aber, zu welchen E. Weiss durch 
seine optischen Untersuchungen orthoklastischer Feldspathe in Bezug auf die 
Entstehung krystallinischer Gesteine im Allgemeinen und von Quarztrachyt 
und Quarzporphyr im Besonderen gelangte. sind so wichtig, dass wir solche 
hier vollständig aufführen. Zum Verständniss des Nachfolgenden sei nur be- 


* S. oben S. 179. Über die von der holländischen Gesellschaft der Wissenschaften 
zu Haarlem gestellte, von WEISS beantwortete Frage vergl. Jahrb. 1865, S. 639, VILI. 


- 


' 


217 


merkt, dass E. Weıss das Verhalten eines Minerals, wenn es der Art ist, 
dass während Erhöhung seiner Temperatur der scharfe Winkel der wahren 
optischen Axen zunimmt, dagegen bei Abnahme der Temperatur gleichfalls 
abnimmt, ein analoges nennt, hingegen jenes Verhalten aber, dass die 
Axen sich nähern, während die Temperatur wächst, umgekehrt sich ven 
einander entfernen, während die Temperatur sinkt, ein antiloges. 

Geologische Folgerungen. Versucht man die optischen Eigenschaften 
der Feldspathe zur Erklärung ihrer Bildung anzuwenden, so muss man hiebei 
das Hauptgewicht auf die drei Factoren legen: das antiloge oder analoge 
Verhalten der optischen Axen beim Erwärmen; die Grösse des Axenwinkels 
und den Grad ihrer Empfindlichkeit. 

Ist es richtig, was DescLoizeaux gefunden zu haben glaubt: dass jene 
Störungen in den ursprünglichen optischen Eigenschaften eines Krystalls, her- 
vorgerufen durch sehr hohe Temperaturgrade, permanente sind, so müssen 
überhaupt alle Feldspathe, welche in ihrem Entstehungs-Momente oder seit 
ihrem Festwerden geglüht haben, Gluth-Spuren, der Höhe und Dauer jener 
Temperatur entsprechend, zeigen. Man kann also erwarten, in der opti- 
schen Bestimmung ein sehr empfindliches Mittel zu besitzen, ob ein Feld- 
spath überhaupt einstmals geglüht haben kann, und welchen Grad diese 
Gluth wohl erreicht haben mag. Aus den umfassenden Untersuchungen 
von E. Werıss, die in besonderen Tabellen nochmals übersichtlich zusammen- 
gestellt sind, ergeben sich folgende empirische Gesetze. In der Natur findet 
sich eine fortlaufende Reihe von Feldspathen, welche nach Lage und 
Grösse des Axenwinkels alle möglichen Grade der Temperatur anzeigen 
würden, die bei oder seit der Entstehung der Krystalle sie heimgesucht hat, 
von der Temperatur noch weit vor der der Glühhitze bis zu solcher, welche 
etwa beim Schmelzen des Kupfers erreicht wird. Also, um sich optisch 
auszudrücken: es finden sich alle möglichen Winkel von den grössten der 
antilogen Periode bis zu ziemlich grossen der analogen hin. Mannigfaltiger 
wird diese Reihe durch die verschiedene Empfindlichkeit, mit welcher die 
Krystalle noch jetzt den Einflüssen der Wärme nachgeben. Berücksichtigt 
man diese mit, so kann man aus Lage und Grösse des Axen- Winkels allein 
noch keinen Schluss auf die Höhe der erlittenen Wärme-Wirkung ziehen: 
Denn es kann ein mit noch grossem Winkel versehener antiloger Kry- 
stall bei sehr geringer Empfindlichkeit derselben hohen Temperatur 
ausgesetzt gewesen sein, als ein sehr empfindlicher analoger Kry- 
stall, weil von zwei derselben Glühhitze gleich lange ausgesetzten Krystallen, 
der empfindlichere die grössten Eindrücke erhalten wird. Endlich müssten 
wir doch auf ein wirklich genaues Urtheil über die etwa stattgefundenen 
Glühungen bei Vergleichung der verschiedenen Feldspathe verzichten, weil 
dazu auch die Kenntniss des wahren Axenwinkels im Krystall ge- 
hören würde. Diese Lücken können durch das Experiment nur zum Theil 
und bei günstigen Umständen ausgefüllt werden. 

Bei weitem die meisten Feldspathe sind antilog, ja viele haben einen 
so beträchtlichen Axen-Winkel, dass man an so bedeutende Gluthen, 
wie sie die alte plutonische Theorie voraussetzte, gar nicht denken kann 


218 


Dahin gehören die Feläspathe aus Granit, Gneiss, Syenit, unter 
welchen den geringsten Axen-Winkel, bei schon merklicher Empfindlichkeit. 
der Feldspath aus dem Gang-Granit von Elba zeigt. Ebenso verhalten sich 
auch viele glasige Feldspathe aus trachytischem Gebirge; aber auch 
Sanidine aus Laven, Schlacken, Obsidian haben keine irgend 
bedeutenden Gluthspuren, sondern grossen bis höchstens mässigen Axenwinkel 
bei antilogem Verhalten und meist nicht geringer Empfindlichkeit hinter- 
lassen. Endlich tragen lose, von Vulcanen ausgeworfene Sanidine 
verschiedene Grade von Gluthspuren; doch auch diese sind mässiger Art. 
Manche Porphyre und Pechsteine und manche Quarztrachyte nähern 
sich in Bezug auf die optischen Eigenschaften ihrer Feldspathe zwar den 
Graniten, denn letztere sind ebenfalls antilog, besitzen aber schon weit klei- 
nere Axen-Winkel. Andere Porphyre und Pechsteine nebst Quarz- 
trachyten nähern sich mit ihrem Feldspath-Winkel der Grenze Null sehr 
bedeutend und geben daher entschieden Gluthspuren zu erkennen. Über- 
haupt bieten sich durchweg Analogien in beiden Gesteins-Gruppen, der älte- 
ren granitisch-porphyrischen und der jüngeren trachytischen. — Gluthspuren 
finden sich ausserdem in Sanidinen noch thätiger Vulcane, in einigen trachy- 
tischen Gesteinen vorhistorischer Vulcane, in mehreren Vorkommen, die als 
fremde Einschlüsse von Sanidin und Feldspathgestein in Schlacken und Laven 
betrachtet werden müssen, sowie in manchen Feldspathen, die, in granitischen 
und anderen Gesteiren auf Klüften aufgewachsen , frei auskrystallisirt sind. 
Sehr wichtig für die ganze Schlussfolgerung erscheint die Thatsache: dass 
der künstliche Sangerhäuser Feldspath unter allen untersuchten Feld- 
spathen die stärksten Gluthspuren trägt, da er stark antilog ist und 
bis grossen Axen-Winkel besitzt. — Besondere Beachtung verdienen jene 
Fälle, wo ein und derselbe Krystall mit wesentlich verschiedenen Stel- 
len versehen ist, meist sogar analoge neben antilogen Stellen zeigt 
oder antiloge mit sehr verschiedenen Axen-Winkeln. Es haben solche Fälle 
mit Zwilliugs-Bildung nichts gemein. Gewöhnlich besitzen dann die ana- 
logen oder vorausgeschriltenen Stellen eine grössere Empfindlichkeit als die 
zurückgebliebenen antilogen. Weniger auffallend ist es, in demselben 
Gesteine Krystalle ausgeschieden zu finden, welche in ihren optischen Ei- 
genschalten merkwürdig .differiren. Ihr Vorkommen erläutert zugleich die 
Thbatsache von optisch verschiedenen Stellen in einem uud demselben Kry- 
stall. Denn wie in einem Gestein Krystalle mit verschiedenen optischen 
Eigenschaften neben einander auftreten, so können auch leicht Verwachsun- 
gen solcher Krystalle in paralleler Stellung zu einem Individuum entstehen 
und kommen vor. Es darf daher nicht befremden, dass die Art des Ver- 
wachsens sehr verschieden ist, dass sich nicht nur Krystalle finden mit ana- 
logem Kern und antiloger Hülle, sondern auch umgekehrt oder verschie- 
dene Arten des Durcheinandergreifens antiloger und analoger Theile. Die 
Erklärung der hierher gehörigen Erscheinungen ergibt sich aus der Be- 
rücksichtigung der thermischen Empfindlichkeit, welche eben weder bei Kry- 
stallen desselben Gesteins, noch bei verschiedenen Stellen desselben Kry- 
stalls von gleichem Grade zu sein braucht. Daher lassen solche Krystalle 


219 


mit Recht auf Gluthen schliessen, denen sie ausgesetzt waren, mögen sie 
stark oder schwach gewesen sein und bestätigen in entschiedener Weise 
auch wieder den nicht zu vernachlässigenden Einfluss der Empfindlichkeit. 
Nur eine Annahme könnte gemacht werden, nämlich dass die Verschieden- 
heit der Stellen eine begonnene Umwandelung bekunden, vielleicht chemi- 
scher Natur, vielleicht nur physikalischer. Bei Annahme dieser Erklärung 
würden aber grosse Schwierigkeiten entstehen, um z. B. den Kern eines 
analogen Krystalls in den antilogen Zustand zurückzuführen, während der 
Mantel seinen ersten Zustand behält. Man würde entweder schon damit, 
oder, wenn man das ganze Gesetz von Descroizsaux oder vielmehr dessen 
Umkehrung (dass ein antiloger Krystall nicht oder schwach, ein analoger 
stark geglüht habe) leugnen wollte, mit diesen Widersprüchen zu unerwie- 
senen, vielleichi unerweisbaren Annahmen seine Zuflucht nehmen müssen, 
während jeizt sich Alles aus sich selbst erklärt. Mag also ein solcher Kry- 
stall mit analogen Stellen auf Kalkspath aufgesessen haben, mag neben dem 
antilogen Feldspath im Porphyr, welcher nur sehr mässigen Axen-Winkel hat, 


Quarz mit Wasserporen eingewachsen sein: leugnen lassen sich vielleicht in 


solchen Fällen stattgehabte Gluthen aber nur mit Aufgabe jeder exacten For- 
schung; bis jetzt deuten sie auf mehr oder weniger starke Glühhitze auch 
in diesen schwierigsten Fällen. 

Aus allen diesen Thatsachen aber geht hervor, dass: 

1) das Vorkommen der Sanidine in trachytischen Laven, besonders jener 
vom Arso, den Schluss widerlegt, es könnten Phonolith, Trachyt, Porphyr, 
Granit keiner der Gluth nur irgend genäherten Temperatur ausgesetzt ge- 
wesen sein, weil ihre Feldspathe keine Gluthspuren tragen; 

2) die Temperatur , in der sich die Feldspathe in den genannten Ge- 


'steinen von Halle, Meissen, Zwickau, Ungarn, Siebenbürgen, Ponza, Toscana, 


Rieden und Arran ausschieden, war keine so hohe, als erforderlich ist, um 
diese Gesteine in trockenen Fiuss zu bringen, sondern im Ganzen nur 
schwache Glühhitze, wahrscheinlich entsprechend der Rothgluth (450097). 
Möglich, dass diese Höhe in gewissen Fällen (Granit) nicht einmal erreicht, 
in andern überschritten wurde. 

In Bezug auf diess letztere Gesetz dürften vielleicht Zweifel bei denen 
zu beseitigen sein, welche die einstige Temperatur der Gesteine bedeutend 
höher zu setzen geneigt sind. Natürlich muss biebei gänzlich auf eine Specula- 
tion über diejenige Zeit, welche vor der krystallinischen Erstarrung lag, ver- 
zichtet werden. Aber es gibt noch eine Überlegung, welche ihres bestehen- 
den Charakters willen eben der Widerlegung bedarf. Man könnte die Frage 
aufwerfen: sind jene sogenannten permanenten Modificationen 
auch wirklich permanent? oder sollten nicht die Krystalle, nachdem 
sie heftige Gluthen ausgehalten haben, mit der Zeit, sei es nur durch 
diesen Factor, sei es im Verein mit chemischer Einwirkung allmählich auf 
ihren ursprünglichen Stand wieder zurückkehren? Die Unwahr- 
seheinlichkeit der chemischen Metamorphose wurde bereits erwähnt; dieselbe 
müsste sprungweise geschehen und es können daher Fälle, wo antiloge 
und analoge Stellen im nämlichen Krystall liegen, nicht als Beweise für 


ATS 
nn Pr 


ge a 


£ 


220. 


diese Ansicht aufgeführt werden, da die Verbindung von Stellen mit stär- 
kerer und mässiger Gluthwirkung dadurch nicht erklärt sein würde; man 
dürfte dann nur sehr grossen Axen-Winkel bei antilogem Charakter als Re- 
stitution auftreten sehen. i 

Die Metamorphose durch den Factor Zeit lässt sich hingegen nicht 
schwer widerlegen. Zwar könnte dafür sprechen, dass im Granit gar keine 
deutlichen Gluthspuren „ im Trachyt dagegen schwache bis recht deutliche 
auftreten; vergleicht man aber die nahezu analogen Krystalle aus’ der Zeit 
der Kohlenformation (Porphyr, Pechstein) mit denen aus tertiären Gesteinen, 
ja noch mehr mit denen aus der Lava vom Arso vom J. 7302, so ist kein 
Zweifel, dass die Natur ihre einstigen Wirkungen durch die Zeit nicht zu- 
rücknimmt, dass wir vielmehr noch denselben physikalischen Zustand der 
Krystalle haben, in welchem sie deponirt wurden. 

Der Schluss: es müsse der Erstarrungspunct bedeutend unter dem Schmelz- 
punct liegen, ist bekanntlich schon längst von ScropE, SCHEERER u. Ä. ge- 
zogen worden und wird besonders bei Gegenwart von Wasser annehmbar. 
Auch durch die optischen Versuche wird man dahin geführt, diess zu be- 
stätigen, weil bei gewissen Krystallen nur mässige Gluthspuren nachweisbar 
sind, für die übrigen möchte man den Punct des Fest- und Krystallinisch- 
Werdens noch tiefer herabdrücken und wohl bei allen noch tiefer als bisher. 


Durch seine weiteren Forschungen gelangt E. Weiss über die Bildung 
von Quarztrachyt und Quarzporphyr zu folgenden Resultaten. Nicht alle Er- 
scheinungen deuten bei beiden Gesteinen auf gleiche Bedingungen bei ihrer 
Bildung hin; aber sie lassen sich vereinen zu einem eng verbundenen Ganzen. 
Selbst der eifrigste Neptunist kann den ursprünglich vulcanischen Ursprung 
der Quarztrachyte und ihre eruptive Natur nicht leugnen; es ist ihm 
gegenüber nur die Vorstellung zu berichtigen, als seien die Massen nicht 
bereits aus dem Schmelziluss krystallinisch erstarrt, sondern nachträglich 
durch Wirkung der Wasser krystallisirt. Die Bewegungs-Erscheinungen in 
gewissen Peristeinen, die optischen Verhältnisse der Feldspatbe liefern di- 
recte Beweise einer noch nach oder bei dem Krystallisiren statigefundenen 
Gluth, so niedrig auch dieselbe gewesen sein mag. Auch die Gegenwart 
und Mitwirkung von Wasser bei der krystallinischen Ausbildung ist beinahe 
erwiesen; nicht allein in hohem Grade wahrscheinlich, sondern eine jetzt 
durchaus nöthige Annahme. Die Krystallisation des Quarzes aber ist selbst 
auch kein Gegenbeweis gegen den ehemaligen Schmelzfluss; es fällt somit auch 
der letzte und wichtigste Zweifel an der Ausscheidung der Gemengtheile 
bei höherer Hitze. z 

Die grössten Analogien mit der Bildung des Quarztrachytes und den 
Gesteinen dieser Familie bietet der Quarzporphyr mit seinen Verwandten 
dar. Diese beruhen hauptsächlich in grösster petrographischer Ähnlichkeit 
und Gleichheit der bildenden Mineralien, in zum Theil sehr ähnlichen Lage- 
rungs-Formen, in den optischen Eigenschaften der eingewachsenen Feld- 
spathe , wohl auch im specifischen Gewicht der Quarze, im Vorhandensein 


®: 


221 


von. Wasserporen. Aber dazu kommen gewisse abweichende Erscheinungen, 
welche entschiedener auf Mitwirkung von Wasser deuten, als bei den Quarz- 
trachyten. Dahin gehören Übergänge in andere Gesteine, welche sediment- 
tären Bildungen sich unmittelbar anreihen, das Fehlen oder die Seltenheit 
ächter Einschlüsse fremder Theile, sowie der lavenartigen Poren, das Vor- 
kommen von Porphyr-Kuollen mit völliger Glaskopf-Structur, die unverän- 
derte Beschaffenheit der durchbrochenen oder berührten Nebengesteine, weiche 
hier noch entschiedener ist. 

Aus dem Allem geht hervor: dass die Bildung oder Ausbildung aus 
kalter, wässeriger Lösung weder von Quarztrachyt, noch von normalem Quarz- 
porphyr denkbar ist, sondern dass noch hohe Temperatur herrschte, als die 
Bildung dieser Gesteine stalifand und als sie krystallisirten, so hoch, dass 
alle Feldspaihe Gluthspuren tragen, manche stärker, andere schwächer; aber 
auch so niedrig, dass Wasser- Wirkungen gleichzeitig in höherem oder ge- 
ringerem Grade möglich waren und dass immerhin jene Gluthspuren mässig 
blieben. Aus den Thatsachen geht hervor, dass ‚Hitze und Wasser, resp. 
Wasserdämpfe bei Bildung von Porphyr vorhanden. waren und zusammen- 
wirkten. 


Deiesse und LauceL: Revue de Geologie pour les annees 1862 
‘et 1863. Paris, 1865. 8°. 412 S. (Ein Extract dieser Übersicht ist in 
den Annales des mines, t. VI, 1864, abgedruckt.) — 

Wie in den früheren Jahresberichten (Jb.-1863, 734), so ist auch in 
diesem der reiche Stoff, den die Forschungen über der gesammten Erdober- 
fläche alljährlich zusammenhäufen, in einer übersichtlichen und kritischen 

- Weise geordnet, welche die riesenhaften Fortschritte der Wissenschaft recht 
durchfühlen lässt. Derartige Jahresberichte, wie sie von neuem aus den sach- 
kundigsten Federn geflossen, sind für alle Fachmänner von ebenso hohem 
Werthe, wie für Diejenigen, die durch ihren Beruf verhindert werden, den 
einzelnen Zweigen der Wissenschaft specieller zu folgen, dennoch aber gern 
wenigstens mit ihren Resultaten bekannt werden wollen. 


Ennmonp Fuchs: Memoire sur le gisement salin de Stassfurt- 
Anhalt. Paris, 1865. 8°. i13 p., 2 Pl. — 

Das gleich hohe wissenschaftliche und technische Interesse, welches 
an die mächtigen Steinsalzlager von Stassfurt gebunden ist, hat Chemiker und 
Ingenieure aller Nationen in den letzten Jahren dahin geführt und schon so man- 
chen schätzbaren Bericht darüber in das Leben gerufen. Einen ähnlichen Be- 
richt hat Dr. Fucns für französische Behörden, in‘deren Auftrage er 1863 die 
Stassfurter Aulagen besuchte, verfasst und hier niedergelegt. „ Selbstverständ- 
lich sind in demselben die gründlichen Arbeiten ‚von Dr. «REICHARDT (1860) 
und F. Bıscaor (1864) über die Steinsalzwerke bei Stas sfurt vorzugsweise 
zu Grunde gelegt worden, dagegen konnte die neueste Abhandlung von Prof, 


MT 


= 


EU ww ER TUE 


222 
Reıcuarpt darüber (Jb. 1866, 321 u. f.), weil jüngeren Ursprungs, noch nicht 
berücksichtiget werden. 


Dr. H. v. Deenen: Geologische Übersichtskarte der Rhein- 
provinz und der Provinz Westphalen. Berlin, 1866. — Die Voll- 
endung der in 34 Sectionen erschienenen grossen geologischen Karte der 
Rheinprovinz und der Provinz Westphalen in /soooo der wahren Grösse 
(1 Preuss. Meile gleich 3,6 Zoll) ist schon im Jahrbuche (1866, 377 und 
854) notirt. Der Rahmen, welcher diese 34 Blätter umfasst, hat eine Höhe 
von 15 Fuss und eine Breite von 10'!/2 Fuss. Die ganze Karte kann daher 
nur in wenigen Localen ihrer Grösse wegen zusammengestellt werden und 
müsste ausserdem mit besonderen Vorrichtungen versehen werden, um sie 
dabei auch im Einzelnen übersehen zu können. Desshalb begrüssen wir die 
jetzt vorliegende Übersichtskarte im Maassstabe von "/sooooo (1 Preuss. Meile 
noch etwas grösser als ein halber Zoll) mit ungetheilter Freude. Bei einer 
Höhe von 28,8 Zoll und einer Breite von 20,16 Zoll gestattet dieselbe eine 
bequeme Übersicht der geologischen Verhältnisse des ganzen auf der grossen 
Karte dargestellten Gebietes, ohne das darzustellende Detail wesentlich be- 
schränkt oder die Deutlichkeit vermindert zu sehen. Sie ist gross genug, 
um nicht allein das Flussnetz, mit Ausnahme der kleineren Bäche, sondern 
auch Städte, Flecken und grössere Dörfer mit ihren Namen darauf einzutra- 
gen. Sämmtliche Eisenbahnen und die Hauptistrassen sind genau verzeichnet, 
so dass es nach denselben, auch ohne Terrainzeichnung , leicht wird, sich 
auf ihr zurecht zu finden und die Lage der angegebenen geologischen Gren- 
zen zu beurtheilen. Ausser der Gradabtheilung sind auf der Karte die Sec- 
tionen der grossen Karte mit kräftigen Linien angegeben, die Namen der 
Orte aber, nach denen die Sectionen der letzteren benannt sind, unterstrichen. 
Neben anderen Vortheilen, die aus diesem Verfahren entspringen, wird der 
Besucher dieser Gegenden hierdurch leicht in die Lage versetzt, sich schnell 
gerade die Sectionen der grossen Karte zu verschaffen, denen er speciellere 
Aufmerksamkeit zu schenken beabsichtiget. 


Dr. vos Dechen hat in einer Notiz über diese Karte (Verhandl. d. Natur- 
hist. Vereins der preuss. Rheinlande und Westphalens. XXIII. Jahrg. — 
Separatabdruck. Bonn, 7866. 48 S.) die Geschichte der Entstehung bei- 
der Karten, sowie die Principien entwickelt, welche bei Ausführung der- 
selben als maassgebend betrachtet worden sind und man kann dieser Ent- 
wickelung nur mit beistimmendem Interesse folgen. 

Die vergleichende Zusammenstellung der auf der grossen Karte und auf 
der Übersichtskarte unterschiedenen Formations-Abtheilungen und Gebirgs- 
arten liefert folgendes Resultat: 


en 


mn nn nn mn nn nn nl a nn nn nn mm nn m un mn mn mn 


a? 
a3 


d? 


ds 


as 


a® 


a6 


223 


Grosse Karte, 
Gerölle, Sand, Lehm in den Fluss- 


thälern. 2 
Torf und Raseneisenstein. Ss 
Kalktuf. = 
Muschelmergel. N: 5 

= 
Gerölle, Sand, Lehm, Löss (in weiter) = 
Verbreitung). | =. 
P = 

Grenzlinie der Verbreitung nordischer 


Findlinge. 
Muschelsand von Crefeld, Sand von 
Grafenberg, 


Thon von Ratingen *®, 


Rheinische und Westerwälder Braun- 
kohle, Sand, Thon und Sandstein, 


-oddnar)-arıyıo], AP URooıM 


Cerithien-Kalk, ® 
Unterer blauer Letten und |: 
I 

Mergel, == 
cH=} 

EN 

© 

- 


Meeressand und Austerneon-)| : 
glomerat, 


Tufkreide von Mastricht, 


Sandige Gesteine vom Älter der weis- 
sen Kreide, 


Kalkig-thonige Gesteine vom Alter 
der weissen Kreide, 


Aachener Sand (Sand des Aachener 
Waldes und des Lonsberges), 

Weisser Kalk von Graes bei Ahaus 
(oberer Pläner), 


oddnan)-opıoay 


Pläner mit eingelagerten Grünsand- 
lagen, i 


Tourtia (Grünsand von Essen), Flam- 
menmergel, 


Gault, 
Neocom (Hils, Lower Greensand), 
Weald-Thon (Wälderthon), 

Weald-Sandstein (Deister-Sand- 


uoyuprups 
-preo MM 


stein), 

Portland- (und Kimmeridge)- Se 
Schichten, Es 
Koralrag, = 5 = 
Mittlerer Jura einschliesslich Oxford- \ Ö 

thon. Brauner Jura, = 
Lias, S 
© 


Luxemburger oder unterer Liassand- 
stein (Cardinien-Sandstein), 


* Diese Bezeichnung ist ausserdem 


Übersichtskarte. 


a. Alluvium. Gerölle, Sand, Lehm in den 
Flussthälern, Torf, Raseneisenstein, 
Kalktuf, Muschelmergel. 


b. Diluvium. Gerölle, Sand, Lehm, Löss 
in weiter Verbreitung, höhere Ter- 
rassen der Flussthäler. 


Grenzlinie der Verbreitung nordischer 


Findlinge. 
theils Wi en | 
ce! Ober-Oligocän. 
(ce Mioeän. 
theils | 
ü ce! Ober-Oligoeän. 3 
0? Süsswasserbildungen mit Braunkohle.! & 
ie Mittel-Oligoeän. \ & 
ec? ck- und Süsswasserbildungen ohne| $ 
Braunkohle. Mittel-Oligoeän. 5 
c* Marinebildungen. Mittel-Oligoceän. 
® d Mucronaten - Schichten. 
enthalten in S 
Ober-Senon. 
5 ad! Quadraten - Schichten. 
enthalten in z 
Uniter-Senon. 
d Mucronaten-Schichten. Ober- 
theils Pan 
Ss - 
ad! Quadraten-Schichten. Unter- 
Senon. EN 
ad! Quadraten-Schichten. Unter- 5 
Senon. 5 
(en) 
d? Ober-Pläner. Turon. = 
1 
d? Ober-Pläner. Turon. E 
theils ad> Unter-Pläner einschliesslich 


Tourtia. Cenoman. 
d3 Unter-Pläner einschliess- 
lich Tourtia. Ceno- 
man. 
d*+ Gault. 
ad® Hils, Neocom. 


enthalten in 


e Wälder-Schichten, Wealden-Zwischen- 


bildung. 


f Weisser Jura, Portland, Kimme- 
ridge und Koralrag. 


fl Brauner Jura. 


f?2 Ober-Lias. 
{3 Unter-Lias (Luxemburger oder Car- 
dinien-Sandstein). 


oddnan-vang 


für den Litorinellenkalk im Mainzer Becken be- 


nutzt worden, welcher nach der Abtheilung der Übersichtskarte zu c” gehört. 


G! 
hl 


18 


mi 


Keuper, 

Muschelkalk, 

Röth (Schieferletten), 

Buntsandstein, 

Conglomerat von Menden und Mal-(/ 
medy, 


oddnan)-SseLaL 


Gyps der Trias, 


Zechstein (einschliessiich Rauchwacke 
und Kupferschiefer), ; 

Gyps des Zechsteins, 

Rothliegendes, 


-oddnıdy-unog 


Obere fiötzarme Schichten des Koh- 
lengebirges, 


Steinkohlen-Gebirge (produetives mit 
Kohlenflötzen, Coal measures), 
Flötzleerer Sandstein, (Millsto 

grit), 
Culm (Kieselschiefer, Schiefer, Sand- 
stein, Plattenkalk, Posidonomyen- 
Schiefer), 
Kohlenkalk, ke 
Verneuili - Schiefer (thonig - sandige 
Gesteine mit Spirifer Verneuili, 
südlich von Aachen, 


‚oddnag-uoTyoyg, 


Kramenzel (Sandstein, Schiefer 
mit Kalknieren und Olyme- 
nien), 

Flinz (Goniatiten-Schiefer von 
Büdesheim und Nehden), 


TUNVSadJoryag| 
-uoulpiadAg) 


Eifelkalk (einschliesslich des Kalk 
von Paffrath und Elberfeld, Strin- 
gocephalenkalk) und dem Lenne- 
schiefer untergeordnete Kalklager, 

Lenne-Schiefer (thonig-sandige Ge-/ 
steine im Süden des Rheinisch- 
Westphälischen Kalkzuges von F. 
RÖMER), 

Wissenbacher Schiefer, 

Coblenzschichten (ältere Rheinische 
Grauwacke F. RÖMER, Spiriferen- 
Sandstein SANDBERGER), 

Ardennen - Schiefer (versteinerungs- 
lose, halbkrystallinische Schiefer), 

Dachschieferlager der Devongruppe, 


oddntH-uUoAog 


Lose Bimssteine, enthaltene Grenze 
der . Verbreitung loser Bims- 
steine, 

Bimsstein - Conglomerat 
von Engers), 

Trass (Duckstein im Brohlthal), 

Augithaltender Tuff, vuleanischer 
Sand, 


"UBOnA 


(Sandstein 


UOYABSTATAOH) 


& Keuper.. 
g! Muschelkalk. 
g? Röth und Buntsandstein. 
in jeder der Abtheilungen einge- 
schlossen. 
h Zechstein. 
ht! Ober-Rothliegendes. 
h! Unter -Rothliegendes (Aötz- 
theils armes Kohlengebirge). 
i  Productives Kohlengebirge. 
i Produetives Kohlen-Gebirge. 
it  Flötzleerer (Sandstein). 
i®e Culm und Kohlenkalk. 
k Ober-Devon. Verneuili - Schiefer, 
Kramenzel und Flinz. 
1 Mittel-Devon. Eifelkalk. 


1 Mittel-Devon. Lenne-Schiefer. 


n 


o 


m Unter-Devon. Wissenbacher Schie- 
fer, Coblenz-Schichten. 


Unter-Devon, versteinerungslcer. Ar- 
dennenschiefer. 
in jeder Abtheilung eingeschlossen. 
Vuleanischer Tuff. 


Grenze der Verbreitung loser Bims- 
steine. 


o Vuleanischer Tuf. 


4 
= 
5 
2 
>) 
- 
= 
I 
3 
” 


nn —. 
‘oddnaıg-uaodg 


eddnig-uejyoy 


“oddnic)-uoA9g 


— m 
9UTOISOK)-ATFÄNAST 


16) 
DD 
| 


S WVuleanische Schlacken, 


L Augitlava (basaltische Lava in Strö- E S Schlacken und Lava. 
men), 3 5 
q Leueit-Tuf, enthalten = in o Vulcanischer Tuff. 
a apmaltln; ne & P Phonolith, Leueit, Noseangesteine. 
stein, = 
rt Trachyt- und Basalt-Conglomerat, 3 r Trachyt und Basalt-Conglomerat. 
B Basalt, 5 B Basalt. 
T Trachyt, 18 T Trachyt. 
M Melaphyr, Mandelstein, Eisenspilit. 


F Felsit- und Quarz- 


M Melaphyr, Mandelstein (Trapp),{ = 
F porphyr. 


enthalten in 
Feldspathporphyr mit Quarz. 


oddnıy 
-UOTYOYIOP 
a1lqad UI 


un 
"OUI9ISO-H-ATIdnAT 


Schalstein, 

Gr Grünstein (von nicht näher bekannter 
mineralogischer Beschaffenheit), 

L Labradorporphyr, 

H Hpypersthenfels, 

F1 Feldspathporphyr (schieferig mit und 

ohne Quarz im Gebiet der Devon- 

Gruppe), 


H Diorit, Hypersthenfels, Diabas, 
Gabbro, Schalstein. 


F Felsitr und Quarz- 


enthalten in 
porphyr. 


-uoJıessargeN) AUOKTUOMIT 


Die auf der Übersichtskarte gegenüber der grossen Karte eingetretenen 
Beschränkungen und Berichtigungen finden theilweise in dem kleineren Maass- 
stabe ihren Erklärungsgrund, theilweise aber auch in einer Vereinfachung 
durch den Fortschritt der Wissenschaft. Viele Localuamen sind den bekann- 
ten, am allgemeinsten geltenden Gruppennameu gewichen. Diess ist der 
Zustand der Reife für die sorgsam gepflegte Frucht an dem Baume der 
Geologie, während man den oft noch nothwendigen Gebrauch interimistischer 
Localnamen für einzelne Glieder der Formationen als einen unreifen Zu- 
stand bezeichnen kann. Dass in der Rheinprovinz und Westphalen diese 
herrliche Frucht jetzt zur Reife gelangt ist, hat man ausser dem anhaltend 
und sorgsam seit langen Jahren durchpflügten Boden ganz vornehmlich der 
Energie und unermüdlichen Pflege des grossen Meisters zu danken, aus dessen 
Händen die Wissenschalt diese Gabe entgegennimmt. 


C. Naumann: Geognostische Karte des Erzgebirgischen Bas- 
sins im Königreiche Sachsen. 2Sectionen. Leipzig, 1866. — Maass- 
stab 157600 der natürlichen Grösse. — 

Wenn auch nicht von einem gleichen Umfange, so doch von gleicher 
Gediegenheit, wie die geologische Karte von Decnen’s, tritt uns hier Nau- 
MANN’s geognostische Karte über einen in geognostischer und national-ökono- 
mischer Beziehung hochwichtigen Landstrich des Königreiches Sachsen ent- 
gegen, gleichfalls das Resultat langjähriger, treuer Beobachtungen eines all- 
verehrten Meisters in unserer Wissenschafi. Wenn daraus, namentlich unter 
Benutzung des in nahe Aussicht gestellten Textes und der Profile, zunächst 
für den Steinkohlenbergbau in diesem Bassin ein lang gewünschter sicherer 
Anhaltepunct geboten wird, so muss die Wissenschaft zumal‘ die von Nau- 


MANN hier bewirkte genaue Gliederung des Rothliegenden als einen hohen 
Jahrbuch 1867. 15 


226 


Gewinn betrachten. Hierüber bemerkt Naumann in einem gedruckten Erläu- 
terungsblatte: 

Die erste und zweite Etage, welche durch die zwischen ihnen ein- 
gelagerten Thonsteine, Melaphyre und Porphyre getrennt werden, zeigen im 
Allgemeinen eine ziemlich übereinstimmende petrographische Beschaffenheit, 
indem sie wesentlich aus Schieferletten, Sandsteinen und consistenten Con- 
glomeraten bestehen; wesshalb denn auch ihre gegenseitige Grenze nur da 
mit einiger Sicherheit bestimmt werden konnte, wo jene Zwischenbildungen 
wirklich zu Tage austreten, während solche ausserdem mehr oder weniger 
zweifelhaft bleibt. Es sind diess diejenigen beiden Etagen, welche ihrer 
petrographischen Ähnlichkeit wegen in der geognostischen Beschreibung des 
Königreiches Sachsen (Heft II, 1838, S. 427 u. f.) als die untere Abthei- 
lung des Roıhliegenden zusammengefasst wurden. Beide haben stellenweise, 
vor der Ablagerung der folgenden Etage, nicht unbedeutende Dislocationen 
erfahren. 

Die dritte Etage erscheint als ein kleinstückiges, meist sehr wenig co- 
härentes und fast schüttiges Conglomerat, welches in der Mitte des Bassins 
besonders reich an Quarzgeröllen, längs der westlichen Grenze dagegen sehr 
reich an flachen Geschieben von Thonschiefer und Grauwackenschiefer ist. 
Diese Etage wurde a. a. O. S. 430 als die mittlere Abtheilung des Roth- 
liegenden aufgeführt. 

Die vierte Etage endlich, welche nur in der Gegend von Meerane und 
Crimnitzschau vorhanden und als ein zeitliches Äquivalent des unte- 
ren Zechsteins zu betrachten ist, wurde schon a. a. O. S. 433 als die obere 
Abtheilung des Rothliegenden aufgestellt. Über ihr folgt der obere Zech- 
stein, und dann der Buntsandstein, welcher besonders im Thale von 
Nieder-Grünberg und am linken Gehänge des Pleissethales, von Dreissen. bis 
Gössnitz, sehr gut aufgeschlossen ist. 

Der Thonstein (Felsittuf), als ein nicht durchgängig vorhandenes und 
von den Porphyren und Melaphyren abhängiges Glied des Rothliegenden, ist 
zwischen der ersten und zweiten Etage des leizteren an allen Orten seines 
Vorkommens angegeben worden; doch wird er auch stellenweise unmittelbar 
von der dritten Etage übergreifend bedeckt. 


Dr. G. Stacnz: Geologisches Landschaftsbild von Sieben- 
bürgen. Österr. Revue, 6. Heft, 1866. S. 148. 7. Heft, S. 148. en 
Mit einer geol. Übersichtskarte. — 

Die Geologie Siebenbürgens, worüber Franz R. v. Hauer und GumDo 
Stachg schon 1863 einen inhaltschweren Band veröffentlicht haben (Jb. 1864, 
724), wird hier zu einem geologischen Landschaftsbilde umgestaltet, welches 
durch Umfang und Form auch für weitere Kreise Anziehung ausüben muss. 
Hier tritt die Eigenthümlichkeit des Landes, dessen individuelle Abgeschlos- 
senheit mit seinem Gebirgsbau in enger Berührung steht, um so deutlicher 
hervor und gestattet einen leichten und schönen Überblick in seinen ver- 
schiedenen plutonischen und neptunischen Bildungsstufen. An das krystal- 


227 


linische Grenzgebirge lehnt sich das mesozoische Schollengebirge, welches 
von alttertiärem Randgebirge, dem vielgestaltigen, tertiären Mittellande ge- 
folgt ist, deren Plastik und Physiognomie, sowie deren petrographischen Cha- 
rakter und Reichthum an Erzen und anderen wichtigen Mineralprodukten 
uns der Verlasser geschickt vor Augen führt. 

Wir glauben, vor Allem daraus einen Abschnitt über die trachytisch- 
basaltischen Eruptiv-Gebirge wiedergeben zu müssen, da diese auch 
in Ungarn in einer ganz ähnlichen Weise wie in Siebenbürgen auf- 
treten. Diess lehren die früheren werthvollen Untersuchungen v. Rıcut- 
HOFEN’S, sowie die neueren Forschungen in Ungarn von Franz v. Hauer, G. 
Strache, v. AnprIAn und anderer thätiger Geologen Wiens, die in den neue- 
sten Heften des Jahrbuchs der k. k. geologischen Reichsanstalt niedergelegt 
worden sind *. 

Dr. Stacahr äussert sich darüber in folgender Weise: 

Seit der Zeit der letzten Schichtenabsätze der Eocänperiode bis hinauf in 
die Zeit der jüngsten Ablagerungen, welche das jüngere Tertiärmeer im sieben- 
bürgischen Mittellande und den von ihm getrennt erscheinenden kleineren Becken 
des Randgebirges absetzte, wirkte fortdauernd eine Reihe von gebirgsbilden- 
den Masseneruptionen. Nach ihrer wahrscheinlichen Altersfolge und ihren 
chemischen und petrographischen Eigenschaften lassen sich im Ganzen 
6 Hauptgruppen von Eruptivgesteinen unterscheiden, von denen jede ihre 
besonderen geographischen Eruptionsgebiete aufzuweisen hat. Von unten 
nach oben sind diese Gruppen: 1) Die Grünsteintrachyte (ältere Andesite), 
2) die Dacite (oder älteren Quarztrachyte), 3) die Andesite (grauen Tra- 
chyte), 4) die Normaltrachyte, 5) die Rhyolithe (oder jüngeren Quarz- 
trachyte), 6) die Basalte. 

Die Grünsteintrachyte oder alten Andesite sind im Wesentlichen 
Gemenge von gestreifiem Feldspath (Oligoklas) und Hornblende. Sie zeichnen 
sich petrographisch durch eine immer grünliche, bald hellere, bald dunkelere, 
felsitische Grundmasse und eine meist deutliche Vertbeilung von Eisenkies in 
der Grundmasse aus. Überdiess ist ihnen eine tiefgchende Verwitterung der 
Oberfläche eigen, womit die sanfter gewölbten, glockenförmigen Contour- 
formen, in welchen ihre Berge erscheinen, im Zusammenhang zu stehen 
scheinen. Durch das Zurücktreten oder porphyrartige Hervortreten des Horn- 
blende- oder Feldspath-Gemengtheils aus der dieht gemengten Hornblende 
und zum Theil durch die theilweise Vertretung der Hornblende durch Glim- 
mer entstehet eine Reihe von Varietäten, in denen sich die Haupteigen- 
schaften jedoch immer erkennen lassen. Die Grünsteintrachyte haben ihre 
Haupteruptionsgebiete im Norden und Westen des Grenzgebirges. Es gehören 
ihnen nämlich der Hauptsache nach das Rodnaer-, das Gutin-, Csibles- und 
das Nagyäger Eruptionsgebiet an. 


* Vgl. Dr. G. STACHE, die geologischen Verhältnisse der Umgebungen von Waitzen 
in Ungarn (Jahrb. d. k.k. g. R. 1866. 16. Bd. III. S 277—328.) — 

FERD. v. ANDRIAN, das südwestliche Ende des Schemnitz-Kremnitzer Trachytstockes. 
(Ebend. S. 355—417.) In letzterer Abhandlung sind auch zahlreiche chemische Analysen 
dieser Gesteine aufgenommen. 


1 


228 


Die Dacite stehen den Grünsteintrachyten in der äusseren Erscheinung 
nicht selten sehr nahe. Sie unterscheiden sich jedoch wesentlich von ihnen 
dadurch, dass sie sauerere Mischungen sind, was äusserlich schon dadurch 
ersichtlich wird, dass sie stets und oft reichlich freien Quarz ausgeschieden 
enthalten und überdiess bei ihnen nicht selten neben Oligoklas, Hornblende 
und Glimmer ein kieselerdereicherer Feldspath „Sanidin“ in die Mischung 
tritt. In Bezug auf Farbe und Mischungs-Verhältnisse zwischen der Gesteins- 
grundmasse und den ausgeschiedenen Mineral-Gemengtheilen wechseln die- 
selben in zahlreichen Varietäten. Das Hauptverbreitungs-Gebiet der Dacite 
ist das westliche Grenzgebirge und zum kleineren Theile auch das nördliche 
Grenzgebiet. Ihnen gehören vorzugsweise die Eruptionsgebiete der Vlegiäsza, 
des Szamosmassivs und des siebenbürgischen Erzgebirges an. Das Alter der 
Dacite dürfte ein, wenn auch nicht bedeutend, so doch jedenfalls etwas jün- 
geres sein, als das der quarzfreien Grünsteintrachyte. 

Die-jüngeren Andesite oder grauen Hargittrachyte haben ihr mäch- 
tiges und fast einziges grösseres Verbreitungsgebiet in dem gewaltigen öst- 
lichen Eruptionsgebiet der Hargitta, und zwar vorzugsweise in dem be-. 
deutenden nördlichen Theile dieses Gebirgszuges. Dieselben sind mineralo- 
gisch fast gleichartig mit den Grünsteintrachyten zusammengesetzt, also im 
Wesentlichen gleichfalls Oligoklas-Hornblende-Gemenge, wobei die Horn- 
blende nur hin und wieder durch Augit vertreten wird. Sie haben aber 
stets eine mehr dunkelgraue, bräunliche bis schwarze, mikrokrystallinische 
Grundmasse. Die ausgeschiedenen Bestandtheile treten weniger aus der 
Grundmasse hervor, und eingesprengter Schwefelkies ist nie in der Grund- 
masse zu beobachten. Überdiess zeigen sie meist nur eine scharfe, dünne 
Verwitterungsrinde. eine plattige Absonderungsform und scharfkantige Con- 
tourformen ihrer Bergzüge. Sie nähern sich überhaupt mehr dem Typus der 
Basaltfamilie, während die Grünsteintrachyte eher den Typus der alten Grün- 
steine nachahmen. \ 

Die Trachyte, die typischen Normalgesteine der Trachytfamilie, haben 
ihre Haupteruptionsgebiete im Säden, und zwar sowohl im Süden des öst- 
lichen Hauptgebietes der basischen Andesite in der Gegend des St. Annasee’s 
und Büdös, als im Süden des westlichen Hauptgebietes der saueren Daeite 
in der Gegend von Verespatak, Nagyag und Deva. Die Trachyte sind quarz- 
freie Gemenge von Sanidin allein, oder von Oligoklas und Sanidin, also von 
zwei Feldspathen mit Hornblende und Glimmer. Sie erscheinen in Varie- 
täten mit weisser bis hellgrauer, rother oder grünlicher Farbe der Grund- 
masse und zeichnen sich durch die meist rauhporöse Beschaffenheit der 
Grundmasse, und eine meist sehr reichliche und scharfe Ausscheidung ihrer Ge- 
nıengtheile in Krystallen aus. Dieselben haben ein etwas jüngeres Alter, 
als die grauen Ändesite und geben vorzugsweise das Material zu den Binde- 
mittel der Trachytbreecien und Tuffe her, welche in so bedeutenden Massen 
an den Rändern des Hargittazuges angehäuft sind. Sie sind an Kieselsäure 
reichere Gesteine, als die Andesite und bilden somit ein Mittelglied zwischen 
diesen und den sauersten Gesteinen der ganzen Trachytreihe, den „Rhyo- 
lithen.“. 


229 


Die Rhyolithe sind gleich der älteren Gruppe der saueren oder quarz- 
führenden Trachyte, der ,„Dacite“, in ihrer Verbreitung auf das westliche 
und das nördliche Grenzgebirge beschränkt. Sie sind in Siebenbürgen. über- 
haupt in ihrem Auftreten in festen Gesteinsmassen viel beschränkter, als in 
Ungarn. Doch zeigen sie sich auch hier stets mit denselben mineralogischen 
Hauptcharakteren als innige Gemenge von Quarz und Sanidin ausgebildet, in 
welcher Grundmasse Quarz allein oder Quarz und Sanidin in deutlichen und 
scharfen: Krystallen porphyrartig ausgeschieden ist. Die Grundmasse ist ent- 
weder dicht hornsteinartig, wie in dem Rhyolithe der Vlegyäsza, oder por- 
cellanerde- bis email-artig, wie im Gebiet des „ÜUsicsoberges“ bei Retteg. 
Mit der letzteren Forın der Ausbildung sind auch vorzugsweise die Rhyolith- 
breecien und Tuffe in engerem Zusammenhange, welche im nordwestlichen 
Theile von Siebenbürgen, besonders in der Gegend von Szamos Ujvar, von 
Nyirsid und Balla, bei Zilah und bei Benedekfalva zu nicht unbedeutender 
Ausdehnung gelangt sind. 

Die Basalte schliessen die Reihe der Eruptivgesteine, welche während 
der Tertiärzeit in Siebenbürgen zum Ausbruch gelangten. Sie sind die kie- 
selsäureärmsten Gesteine und bilden als solche in Bezug auf ihre chemische 
Mischung den schärfsten Gegensatz zu den ihnen dem Alter nach znnächst 
stehenden Rhyolithen. Die Art ihrer Verbreitung in nur sporadisch im Westen 
und auch im Osten nur untergeordnet auftretenden Kuppen oder kleinen Berg- 
gruppen deutet darauf hin, dass sie einer besonderen, von der ganzen Reihe 
der Trachyt-Eruptionen schärfer getrennten Gesteinsreihe angehören und viel- 
leicht; nur als weit entfernte Ausläufer eines der ausserhalb Siebenbürgen 
liegenden, grösseren, basaltischen Eruptions- Gebiete zu betrachten sein 
dürften. — 

Die Grünsteintirachyte und Dacite sind die Träger der 
edlen Metalle und vorzugsweise des Goldes. Die Dacite und Rhyo- 
lithe sind aber auf die Gangbildung innerhalb der Erzgebirge von so hervor- 
ragender Bedeutung gewesen, Jass das Vorkommen edler Erzlagerstätten im 
(rünsteintrachyt an die Nachbarschaft der älteren oder jüngeren Quarzira- 
chyte des „Dacites und Rhyolithes“ mit den Grünsteintrachyten gebunden 
erscheint. 

Man kann die von Sracuz gegebene Charakteristik der trachytischen Ge- 
steine Siebenbürgens geradezu auf jene in Ungarn vorkommenden übertragen, 
wesshalb wir uns vorläufig begnügen, auf die neuesten Untersuchungen über 
die letzteren in den schon genannten Abhandlungen verwiesen zu haben. — 
Dass sich die Technik sofort solcher Aufschlüsse der Wissenschaft bemäch- 
tiget, ersehen wir mit Vergnügen aus einem Referate über die Wochenver- 
sammlung am 20. Jänner 1866 (Zeitschr. d. österr. Ing.- u. Archit.-Vereins. 
IV. Hit. 1866), wo sich der Ober-Ingenieur P. E. Szumrak in Pest erbietet, 
über die in Ungarn vorkommenden Trasse, welche jener Zone wahrschein- 
lich entstammen, und deren Verwendung zu Trass-Cementen nähere Aus- 
kunft zu ertheilen. 


230 


Dr. E. vr Sommarvea: Chemische Studien über die Gesteine 
der ungarisch-siebenbürgischen Trachyt- und Basaltgebirge. 
(Jahrb. d. k. k. geol. R-A. 7866. IV, p. 461 u. f.) — Diese schätzbare 
Arbeit, welche kaum die Presse verlassen hat, gibt einen ersten Abschluss 
durch eine grosse Reihe von chemischen Analysen der in dem vorigen Ar- 
tikel besprochenen Gesteine, die übrigens im Laboratorium der k. k. geolo- 
gischen Reichsanstalt noch eifrigst fortgesetzt werden. 

Um den ganz allmählichen Übergang stark sauerer Gemenge in basische 
deutlich zur Anschauung zu bringen, hat v. SomsarusA folgende Eintheilung 
festgehalten: 


Rtiyolithe mit 77—70 Proc. Kieselsäure und 2,042—2,588 sp. Gew. 
Daecite „69-61 $ 0 29977 — 2,659 ein 
Grünsteintrachyte 

und Andesite ,„ 61-53 ,„ 2 > 249583272021, Day 
Echte Trachyte ,„ 59-57 „ 55 „2,569— 2,640 9% 
Dolerite, Basalte „ 60-53 ,„ r 9665276 „ 


Die Hauptresultate dieser Untersuchungen lassen sich schliesslich in 
Folgendem aussprechen: 

1) Viele ungarische und siebenbürgische Gesteine zeigen bei mineralo- 
scher Verschiedenheit oft gleiche Zusammensetzung mit Gesteinen von den 
verschiedenen anderen Puncien unserer Erde; es wiederholen sich gewisse 
Typen der Gesteinsmischungen. | 

2) Alle ungarischen und siebenbürgischen Gesteine enthalten wahr- 
scheinlich zwei Feldspathe, von denen der eine oft nur in der Grundmasse 
enthalten ist. Die Gesteine lassen sich hienach scheiden in: 

a. Sanidin-albithaltige: Rhyolithe ; 
b. Sanidin-oligoklashaltige: Dacite, Andesite, Normaltrachyte: 
c. Sanidin-labradorhaltige: Dolerite- 

3) Aus sauren Mischungen entstehen auch bei schneller Erstarrung ba- 
sische Mineralien; oft sind es die einzig sichtbaren Ausscheidungen. 

4) Glimmer und Granat sind jedenfalls früher erstarrt als die anderen 
Bestandtheile, besonders früher als der Feldspath. 

5) Das Wachsen der Dichtheit der Gesteine mit der Abnahme des Kie- 
selsäuregehaltes ist constant zu beobachten. 


B. v. Corss: über das Entwickelungs- Gesetz der Erde. 
Leipzig, 1867. 8°. 29 S. — Wir gewinnen in dieser Abhandlung. deren 
wesentlichen Inhalt der geehrte Verfasser am 24. Nov. 1866 vor einem ge- 
bildeten Publicum in Dresden vorgetragen hat, einen allgemeinen Überblick 
über den gegenwärtigen Stand der Geologie. Dieselbe basirt auf dem an die 
Spitze gestellten Entwickelungsgesetze, welches einfach lautet: Die Man- 
nichfaltigkeit der Erscheinungs-Formen ist eine nothwendige 
Folge der Summirung von Resultaten aller Einzelvorgänge, 
die nach einander eingetreten sind, oder kürzer: die Mannichfaltigkeit 
der Entwickelungs formen ist Folge der Einzeivorgänge. 


231 


Entsprechend ihren Wirkungen reihen sich die Vorgänge in folgender 


Weise an einander: 
Reihenfolge der Wirkungen. 


1. Gravitation, 


2. Wärme (Licht, Electrieität u. 
s. w.) 
(Ausstrahlung. 


3. Chemische Verwandt- 
schaft. 
(Krystallisation ) 


(Wasser.) 


4. Organisation. 


(Eis.) 


5. Geistesthätigkeit. 


— 


or) 


Reihenfolge der Vorgänge. 


Ballung der Materie und dadurch 
immense Temperatur des Gasballes. 


. Durch Wärmestrahlung in den käl- 


teren Weltraum geht ein Theil der 
gasförmigen Stoffe in den flüssigen 
Zustand über. Ein flüssiger Kern 
ist von einer Gashülle umgeben. 
Durch weitere Abkühlung erstarrt 
ein Theil des flüssigen Kernes. Es 
bildet sich eine, aus Mineralsub- 
stanzen bestehende, feste Kruste 
um den flüssigen Kern, umgeben 
von einer Gashülle. 

Durch noch grössere Abkühlung 
wird auf der Oberfläche der festen 
Kruste Wasserbildung möglich, und 
von da an Wasserwirkungen. Zwi- 
schen die. feste Krusie und die 
Gashuülle tritt demnach eine unter- 
brochene Wasserschicht. 

Nach einer gewissen Temperatur- 
erniedrigung bilden sich organische 
Stoffverbindungen, und aus diesen 
Organismen, deren Mannichfaltig- 
keit sich nun stetig vermehrt, wie 
die der unorganischen Gestaltungen. 
Die Wärmeunterschiede der Son- 
nenbestrahlung werden bemerkbar, 
es bilden sich Klimazonen und end- 
lich Eisregionen. Von da an auch 
Eiswirkungen. 

Im Thierreich entwickelt sich mehr 
und mehr das geistige Leben, und 
erreicht im Menschen sein augen- 
blickliches Maximum. 


Bezüglich des dritten Stadiums wird besonders geltend gemacht, dass 
bei einer völligen Ruhe die auf der flüssigen Erde sich bildende Gesteins- 
kruste sehr einförmig und gleichförmig ausgefallen sein müsse, dass aber 
von Anfang an mehrere Ursachen vorhanden waren, welche eine solche 
Als die entschiedensten werden an- 
gesehen: die veränderlichen Anziehungsrichtungen von Mond 


Ruhe und Einförmigkeit verhinderten. 


und Sonne, die noch jetzt Ebbe und Fluth bedingen. 
= 


In solchen 


232 


Bewegungen oder Störungen des Gleichgewichtes erblickt er die ersten Ur- 

sachen von Berstungen der sich bildenden festen Erstarrungskruste, und vom 

Eindrängen der ffüssigen Innenmasse in Zerspaltungen dieser Kruste — also 

die ersten Ursachen von eruptiver Gesteinsbildung. — Ein wie uns 

seheint ebenso wichtiges Moment, die Volumenveränderung durch Erstarrung 

der Massen, würde indess wohl gleiche Berücksichtigung verdient haben. 
(D. R.) 

In Bezug auf Entwickelung des organischen Lehens stellt sich v. ©. 
ganz auf die Seite von Darwın. In dieser Beziehung kann wenigstens nach 
den: neuesten Untersuchungen von Kıns und Rownsy (Jb. 1867, 122) des 
Eoxoon nicht als Beweismittel gelten, wie denn auch das sehr frühe Auf- 
treten der Trilobiten in der Primordialzone noch lange ein grosser Anstoss 
für die Anhänger des Darwinianismus bleiben wird. 


Peron: über die Geologie der Umgebungen von Aumale in 
Algerien. (Bull. de la Soc. geol. de France, 2. ser., t. XXIII, p. 686 
bis 716.) — Es ist Herrn P£ron gelungen, in den Umgebungen von Aumale 
eine recht vollständige Schichtenreihe der Kreideformation zu entziffern, die 
auf die Länge von etwa 1300 Meter zwischen dem Dorfe Bir-Rabalou und 
Dirah entwickelt ist. Es liessen sich hier mit Hülfe der gut aufgeschlosse- 
nen Lagerungs-Verhältnisse und zahlreichen organischen Überreste, unter 
denen 52 Arten Cephalopoden, 27 Arten Echiniden und 36 Arten Mollusken 
aufgeführt werden, die folgenden Etagen unterscheiden: 

Wechsel von Mergel und unreinen Kalksteinen. 
Unterer Gault? 


. Wechsel von grünen, schieferigen Mergeln, eisenschüssigen 
Et. aptien? 


Sandsteinen und Quarziten ohne Vereteinerungen. 


Mergel und Sandstein, (Lager mit Terebratula Dutemplei. 


Gault. Sandiger Kalkstein. }Zone des Ammonites latidorsatus. 


Dicke Schichten von festen Kalksteinen. ) Ohne Versteine- 
Schieferige Kalksteine und Mergel. . rungen. 
Mergel. — Zone des Ammonites Nicaisei. 
Kalkschicht mit Terebratula biplicata. 
Nierenkalke. — Zone des Bemiaster aumalensis. 
Mergel. — Zone des Solarium Vattoni. 

Et.c£nomanien.( Kalkstein. — Zone des Radiolites Nicaisei. 
Versteinerungsleere Mergel. 
Mergelkalke. — Zone der Discoidea Forgemolli. 
Kalkstein ohne Versteinerungen. 
Kalkbank. — Zone des Epiaster Villei. 
Mergel ohne Versteinerungen. 
Nierenkalke. — Zone des Epiaster Heberti. 


% 


Mergel und Nierenkalke mit Hemiaster Fourneli. 


Turonien. ges FE 
Dessgl. mit Micraster Peinei. 


233 


Mächtige Lager von Mergel, unreinen, theilweise schiefe- 


Senonien. i ; A 
rigen Kalken mit Austern der oberen Kreide. 


Diese zur Kreideformation gehörenden Schichten sind von tertiären Ge- 
bilden bedeckt, welche in der Gegend von Aumale weniger Interesse dar- 
bieten, zumal Fossilien darin ziemlich selten sind. Dagegen überrascht in 
einem Profile von Oued Mehadjer, Oued ben Difel, Sidi Sadik nach Oued 
Merdja (p. 713) das gangförmige Auftreten eines „Amphibolite“ «Diorit der 
Autoren) zwischen Gyps im Gebiete der Kreideformation. Das Auftreten 
dieses Hornblendegesteins in Algerien ist bei dem bekanntlich weit höheren 
Alter der Diorite’ in Europa noch ziemlich räthselhaft und wird verschiedene 
Deutungen zulassen. In den Umgebungen von Aumale ist die Anzahl von 
Gypslagern eine sehr beträchtliche. 

Als jüngste Gebilde der Umgegend werden zwei von einander verschie- 
dene Geröllablagerungen unterschieden. In wie weit dieselben aber mit den 
Alluvionen der Metidja, den Ablagerungen in den Steppen und des Sandes 
der Sahara in Beziehung zu bringen sind, wird noch nicht entschieden. Die 
älteren, wahrscheinlich diluvialen Ablagerungen, die sich im Norden von 
Aumale an den Seiten der älteren Bergrücken ausbreiten, erreichen zuweilen 
900—-950 Meter Mächtigkeit und werden von jüngeren, wahrscheinlich mo- 
dernen Alluvionen bedeckt. 


L. LArtet: Untersuchungen über die Veränderlichkeit in 
dem Salzgehalt des todten Meeres an verschiedenen Stellen 
der Oberfläche und in verschiedenen Tiefen, sowie über den 
wahrscheinlichen Ursprung der darin befindlichen Salze. (Full. 
de la Soc. geol. 2. ser., t. XXII, p. 719—760.) — Es ist dieser klassischen 
Gegend auch in geologischer Beziehung schon viel Aufmerksamkeit gewidmet 
worden (vgl. Jb. 1866, 109), hier wird eine grosse Reihe von neuen For- 
schungen in diesem Gebiete niedergelegt. Laater schildert zunächst das 
Wasser des todten Meeres, dessen specifisches Gewicht an der Oberfläche 
1162 beträgt, während das des Oceans nur 1027 ist, und gedenkt der ver- 
schiedenen chemischen Analysen, welche darüber bisher veröffentlicht wor- 
den sind. Er gibt ferner das Resultat seiner neuen Untersuchungen über 
die-Zusammensetzung des Wassers an verschiedenen Stellen der Oberfläche 
und in verschiedenen Tiefen, beschreibt auch den Apparat, dessen er sich 
zum Schöpfen bedient hat und hebt insbesondere den grossen Gehalt dieses 
Wassers an Brom hervor, der sich mit zunehmender Tiefe vermehrt nnd 
zuletzt bis 7,093 Gramm in einem Kilogramm steigl. Gleichzeitig werden 
Parallelen mit mehreren asiatischen Salzseen gezogen, welche mehr oder 
minder Analogien mit dem todten Meer zeigen. 

Aus den auch von Lister untersuchten Lagerungs-Verhältnissen und der 
Natur der salzführenden Massen des Dschebel Usdum (Djebel-Usdom, 
Djebel-el-Melah, oder Salzberg) am S.W.-Ende des todten ‚Meeres geht her- 
vor, dass gerade hier eine Hauptquelle des grossen Salzgehaltes in diesem 


234 


Meere liegt. Da jedoch das Salz von Dschebel Usdum, auch nach einer 
neuen (p. 747) mitgetheilten Analyse von Terreil weder Jod noch Brom ent- 
hält, von welchen das letztere für das Wasser des todten Meeres so cha- 
rakteristisch ist, so müssen noch andere Quellen für den Salzgehalt dieses 
Wassers in der Umgebung des todten Meeres angenommen werden, deren 
Nachweisung dem Verfasser längs der Axe einer grossen Verwerfung im 
Bassin des rothen Meeres gelungen ist. 

Einige Holzschnitte veranschaulichen die Gegend von Dschebel Usdum, 
sowie auch das Schichtenprofil zwischen dem todten Meere und der ceniralen 
Bergkette in Judäa. 


F. v. Hocasterter: Beiträge zur Geologie und physikalischen 
Geographie der Nikobar-Inseln. (Reise d. Österr. Fregatte Novara, 
Geologie 2.Bd., 308.) — Die Nikobar-Inseln gehören einem Erhebungsfelde 
an, das sich aus dem Golf von Bengalen bis weit in die Südsee verfolgen 
lässt. Sie stellen ein Glied in einer Kette von Erhebungen aus dem Ocean 
dar, die in früheren geologischen Perioden begonnen haben und heute noch 
fortdauern, sehr bestimmt charakterisirt durch gehobene Korallenbänke und 
durch den Fortbau der Küstenriffe, die langsam, aber im Laufe von Jahrhun- 
derten und Jahrtausenden merkbar das Territorium. der Inseln vergrössern. 
Ihre mittlere Richtung, welche von NNW. nach SSO. geht, fällt auch mit 
der Hauptstreichungslinie der Schichten zusammen, welche diese Inseln zu- 
sammensetzen. 

Auf den nikobarischen Inseln spielen die Hauptrolle drei verschiedene 
Bildungen: 1) eine eruptive Serpentin- und kabbroformation, welche 
am ausgezeichnetsten auf den mittleren Inseln auftreten, auf Tillangschong, 
Teressa, Bomboka, Kamoria und Nangkauri. Sie bilden hier Hügelkeiten 
von 2--500 Meereshöhe, deren Oberflächenform mitunter ausserordentlich an 
die Kegelform junger vulcanischer Bildungen erinnert. Ihre Eruption scheint 
in eine Zeit zu fallen, wo die Bildung der marinen Sedimente auf diesen 
Inseln zum Theil noch im Gange war. x 

2) Eine aus Sandsteinen, Schieferthonen, Thonmergeln und 
plastischem Thon bestehende, wahrscheinlich jung-tertiäre Meeres- 
formation, die nach v. Hocusterzer’s Ansicht den Tertiärbildungen auf Java 
entspricht und welche wie dort von den vorher erwähnten Massengesteinen 
durchbrochen worden sind. Kohlenlager sind darin nicht nachgewiesen wor- 
den. Das junge tertiäre Alter der Serpentin- und Gabbradurchbrüche auf 
den Nikobaren und auf Java hat ein vollständiges Analogon in den Serpentin- 
und Gabbro-Durchbrüchen Central-Italien’s, welche nach Perazzı und Savı 
theils der Eocän-, theils der Miocän-Zeit angehören. 

3) Die dritte Haupiformation der Nikobaren sind Korallen-Bildungen, 
jene Fransenriffe Darwm’s oder Küstenriffe, welche der jüngsten 
Periode, der Jetztzeit, angehören. Auf Kar Nikobar, Bomboka und mehreren 
anderen Inseln findet man mächtige Korallenbänke, theils aus dichtem Ko- 
rallenkalkstein, theils aus Korallen- und Muschel-Conglomerat bestehend, die 


_ 


\ 


235 


bis zu 30 und 40 Fuss über den jetzigen Spiegel des Meeres erhoben; auf 
allen Inseln aber sieht man das ursprüngliche Areal vergrössert durch ein 
flaches Korallenland, das nur durch die höher aufgeworfene Sanddüne des 
Strandes getrennt ist von den- im Fortbaue begriffenen Korallenriffen, die als 
Fransenriffe sämmtliche Inseln umgeben. 

Wie in ähnlichen treuen Reiseberichten v. Hocasterter’s ist auch hier 
wiederum eine sehr anziehende Schilderung des Bodens der Nikobaren und 
seiner Vegetations-Verhältnisse gegeben. 

Dem Salz- und Brackwassersumpf oder feuchten Salzwasser-Alluvium 
entspricht der Mangrovenwald; 

dem Korallen-Conglomerat und Korallensand , einem trockenen Meeres- 
Alluvium der Kokoswald; 

dem Korallen-Conglomerat und Korallensand nebst trockenem Süsswasser- 
Alluvium der Hochwald; 

dem Süsswassersumpf und feuchten Süsswasser-Alluvium der Panda- 
nuswald: 

dem plastischen Thon, magnesiahaltigen Thonmergel und Serpentin zum 
Theil die Grasheide: 

dem Sandsteine, Schieferthone, Gabbro und trockenem Fluss-Alluvium aber 
der Buschwald oder eigentliche Urwald, welcher das Innere der Inseln 
schwer zugänglich macht, dennoch aber ein Bild entfaltet, welches nur die 
Kunst des Malers schwach nachahmen kann. 

Die der Abhandlung beigefügten Holzschnitte von Situation, Durchschnit- 
ten und Ansichten bilden eine sehr dankenswerthe Zugabe. 


R. ©. Seuwyn: Bericht über diegoldführende Drift und Quarz- 
riffe von Vietoria. — Beobachtungen über das wabhrschein- 
liche Alter der „unteren Golddrift*. (The Geol. Mag. No. 28, Vol. IH, 
No. 10, 1866, p. 457.) — 

Aus einer Reihe von Beobachtungen ist SeLwyn, der Director der geo- 
logischen Landesuntersuchung von Victoria zu dem Schlusse gelangt, dass 
mindestens zwei Reihen von Quarzadern zu unterscheiden seien, von denen 
die älteren, deren Bildungszeit vor die miocäne Epoche fällt, arm an Gold 
sind, während die jüngeren nach Abschluss der miocänen und vor Eintritt 
der pliocänen Epoche entstandenen, reich an Gold sind. Die ersteren haben 
das Material für die armen miocänen Kiesablagerungen, die letzteren das für 
die productiven pliocänen geliefert. Es ruhen die ersteren unmittelbar auf 
silurischen Schiefern und Sandsteinen, welche jene Quarzadern enthalten, 
auf, Am GoldenRiver besitzen jene unergiebigen Schichten „false bottom 
of miners“, mit ihren Geröllen, Sand und Thon, eine Mächtigkeit von 400 F., 
werden von 50—60 Fuss pliocänem Kies überlagert, welcher von Basalt 
überdeckt ist. at 

In einem Durchschnitte an der Morabool, W. von Steiglitz folgen von 
oben nach unten: 


236 


1) Basalt, 49; 

2) Sandiges Pliocän, 10—15 Fuss; 

3) Oberer Korallenkalk, miocän, 13 Fuss; 

4) Älterer Basalt mit Einschlüssen eines compacten Kalksteins mit mio- 
cänen Fossilien: 

5) Sandiger Kalkstein, mit Fossilien, 30 Fuss, miocän; 

6) Drift mit runden Quarzgeschieben und harten Kiesconglomeraten, mit 
fossilem Holz, 90 Fuss, der armen Drift entsprechend: 

7) Silurische Schiefer und Sandstein mit Quarzadern. — 

Einige Bemerkungen zu dieser Abhandlung gibt Rev. W. B. ChaReE in 
einer späteren Nummer dieses Journals (The Geol. Mag. N. 30, p. 561), aus 
welchen hervorgeht, dass sich das Gold auch schon in weii älteren Forma- 
tionen vorfindet, als die von SeLwyn hier bezeichneten sind. 


Dr. L. H. Fıscher: das mineralogisch- geologische Museum 
der Universität Freiburg. (Programm.) Freiburg, 1866. 4°. 74 8. 
— Wie man in Deutschland versteht, mit verhältnissmässig bescheidenen 
Mitteln den Anforderungen moderner Wissenschaft dennoch möglichst zu ge- 
nügen, lehrt wiederum die Geschichte dieses Museums. Wiewohl die mine- 
ralogische Abtheilung zur Zeit noch die reichere ist, so bemerkt man doch 
auch in den beiden anderen Abtheilungen für Petrographie und Paläontologie 
gerade keine empfindlichen oder störenden Lücken, vielmehr ist auch in diesen 
für den angehenden und den schon vorgeschrittenen Forscher ein reiches 
Material zu Studien bis in die verschiedenen Einzelheiten dargeboten. Pro- 
fessor Fıscuer. welchem die Direciion dieses Museums seit 7854 anvertrauet 
worden ist, führt den Umfang und die systematische Anordnung der ver- 
schiedenen. gewiss sehr lehrreichen Sammlungen hier vor Augen und es 
leuchtet das von ihm durchgeführte, chemische Prineip bei der Anordnung 
der Mineralien durch. Dass eine solche wit der Gruppe der organisch-sauren 
Salze begonnen ist, dass ferner die Zersetzungs-Producte der Feldspathe, wie 
Kaolin, den. Feldspatihen vorausgehen, stait ihnen zu folgen, würde man 
schwerlich naturgemäss finden, wenn nicht etwa diese Stellung durch räum- 
liche Verhältnisse eine practische Begründung finden sollte, wie wir ver- 
muthen. 


J. BERTE Jures: über den Kohlenschiefer (oder Devongestein) 
und den alten rothen Sandstein dessüdlichen Irland und nörd- 
lichen Devonshire. (Quart. Journ of the Geol. Soc. 866. Vol. XXI. 
p. 320-371.) — Die Gründe, welche Professor Juxes veranlasst haben, die 
Gesammitheit der devonischen Schichten über den alten roihen Sandstein zu 
stellen (Jb. 1866, 238), werden hier noch specieller erörtert und sie sind 
sowohl stratigraphischer und lithologischer als paläontologischer Natur. 

Der Verfasser sucht zu beweisen, dass die carbonischen Schiefer (Car- 
boniferous slate auf der geologischen Karte von Irland von Sir Rıcharp 


237 


GrirrItH), welche in Irland zwischen dem Old Red Sandstone und dem 
Kohlenkalk mit diesen beiden eine gleichförmige Lagerung einnehmen, den 
devonischen Schichten des nördlichen Devonshire entsprechen, welche bei 
Barnsiaple zwischen dem alien rothen Sandstein und der Steinkohlenformation 
entwickelt sind. 

Indem er den bei Kiltorkan in Irland über dem Old Red Sandstone 
auftretenden Yellow Sandstone (vgl. Profil p. 328) als die obere Etage des 
Old Red Sandstone betrachtet, erhält er folgende allgemeine Skizze für die 
hier in Frage kommenden Gesteinsglieder: 


Untere Steinkohlenformation, mit Posidonomya, Aviculopeeten, Lunulacardium, 
Goniatites, Orthoceras, Coelacanthoiden-Fischen ete. 


Kohlenkalk. 


Devonische Schichten, oder carbonische Schiefer (Carboniferous slate) mit COypri- 
dinenschiefer, Stringocephalus- und Calceola-Kalken, Spiriferen-Sandstein, Maar- 
wood- uud Coomhola-Sandsteinen u. s. w. 


Old Red Sandstone, mit Adiantites oder Oyelopteris, und anderen Farnen, Kror- 
ria, Sagenaria, Oyclostigma, Anodonrta, und Fischen aus den Gattungen Cocco- 
steus, @lyptolaemus, Phaneropleuron, Glyptopomus etc. 


In paläontologischer Beziehung scheint ihm die Verwandtschaft der 
devonischen Schichten des nördlichen Devonshire mit jenen der Carbonfor- 
mation besonders durch ihre marine Fauna begründet werden zu können. 
Dagegen enthält der Old ZFied Sandstone von lrland keine Meeresthiere und 
ist überhaupt, mit Ausnahme seiner oberen Schichten, des Yellow Sund- 
stone, sehr arm an Fossilien. Einige Pfäanzen des letzieren kommen neben 
Meeresconchylien auch in jenen carbonischen Schiefern vor und unter ihnen 
solche, ‘die auch in anderen Gegenden Europa’s für die ältere Carbonfor - 
mation charakteristisch sind, wie Sagenaria Veltheimiana. 

Wir dürfen daher wohl auch ferner die Ansicht von GRIFFITH, MuRCHISoN 
u. A., wonach der Old Red Sandstone eine limnische Parallelbildung für 
die Devonformaiion ist, noch festhalten, an welche sich die aus ruhigen 
limnischen Gewässern abgeschiedenen Schichten des Yellow Sandstone von 
Kiltorkan unmittelbar angeschlossen haben. 

Das Hervortreten von zahlreichen Meeresihieren in den darauf folgenden 
Schichten deutet auf grössere Niveau-Veränderungen hin, mit denen in Ir- 
land und im nördlichen Devonshire die Carbonzeit begann, die erst in den 
reineren Absätzen des Kohlenkalkes ihren wahren Ausdruck erhalten hat. 
Man wird wohl am besten derartige :Schichten wie die hier in Frage kom- 
menden carbonischen Schiefer als Übergangsstufe (Passage beds) zwischen 
devonischen und carbonischen Schichten betrachten können, deren Charakter 
sich hier mehr der unteren, dort mehr der oberen Gesteinsgruppe nähert. 


238 


G. ScaraBELLı, Goxsı, Franımı: sulla probabilita che il sollevamento delle 
Alpi siasi effetuato sopra una linea curva. Firenze, 1866. 8%. 29 S. 
und eine Karte. 

Die symmetrische Lage gewisser Erhebungslinien der Älpen und der 
Richtungen langer Thäler gegen andere führt auf die Vermuthung, dass-diese 
gegenseitigen Verhältnisse, -vermöge ihrer öfteren Widerkehr, in einem ur- 
sachlichen Zusammenhange gestanden haben mögen. So ist die Erhebungs- 
linie der Westalpen in Italien die Basis eines gleichschenkligen Dreiecks, 
dessen andere Seiten durch die Richtung der Hauptalpenkette von den pen- 
ninischen bis an die norischen Alpen und durch die Erhebung des M: Viso 
gegeben sind. Dasselbe gilt von der Richtung des oberen Pothales von Cu- 
neo nach Turin gegenüber der Kette der Westalpen Italiens und des M. Viso; 
ebenso von seinem ferneren Verlaufe gegen Sesto Calende hin in Bezug auf 
die West- und Hauptalpen. Zugleich ist diesem Thalstücke parallel der Zug 
des genuesischen Appennins. Desgleichen hat das ganze untere Pothal von 
Sesto Calende und Stradella bis zum Meere, sowie der gleichlaufende ligu- 
rische Appennin, eine gleiche Neigung gegen die Hauptalpen und die Axe 
der julischen Alpen, während letztere und der Zug der Hauptalpen wiederum 
unter gleichen ‚Winkeln von der Richtung der karnischen Alpen geschnitten 
werden. Entsprechend verhalten sich die Linien, nach welchen der Lauf 
der Nebenthäler und Nebenflüsse und die Richtung der langgestreckten Seeen 
Norditaliens geordnet sind, da sie rechtwinklig die Hauptlinien verqueren. 
Der Verfasser hat die einzelnen Erhebungslinien auf einer Karte zusammen- 
gestellt, Bildungen ausschliessend, die jünger sind, als die pliocänen. Von 
den Meeralpen angefangen, lassen sich alle, mit Einschluss der Winkel, ver- 
möge deren sie sich in einer zum Theil gebrochenen Linie aneinanderreihen, 
zwischen zwei Linien einschliessen. die von den norischen Alpen her nach 
WSW. verlaufen. Während diese beiden Grenzen weiterhin im Westen sich 
nach Süden biegen, nähern sie sich einander mehr und laufen zusammen vor 
Genua. Hier schliesst sich die Erbebungsaxe der ligurischen Appenninen an, 
zu welcher parallel die Synklinallinie des Pothales, auf der Hohlseite des 
genannten, von den penninischen, grachischen, kottischen und Meeralpen ge- 
bildeten Erhebungsbogens, gegen das adriatische Meer gerichtet ist. 


C. Paläontologie. 


F. J. Pıcrer et A. Hunsert: Wouvelles recherches sur les pois- 
sons fossiles du mont Liban. 1 vol. in 4°. avec 19 planches. Geneve, 
1866. — Nachdem durch die Forschungen Hunserr's an der syrischen Küste 
im Jahre 1860 die Anzahl fossiler Fische aus dieser Gegend im Museum von 
Genf beträchtlich vermehrt worden war, erschien eine allgemeine Revision 
der Fische des Libanon unerlässlich, zumal diese zwei verschiedenen Zonen, 
von Hakel und Sahel Alma, entstammen. 


239 


Die Schichten, um die es sich hier handelt, liegen am westlichen Ab- 
hange des Libanon zwischen Tripoli und Beirut, der letzteren Stadt mehr als 
der ersteren genähert. Sowohl die Gesteinsbeschaffenheit als ihre Fauna un- 
terscheiden sich, verweisen aber beide zur Kreideformation. Es würde 
zunächst unmöglich sein, sie der Jurazeit zuzurechnen. sowohl wegen der 
grossen Zahl der darin vorherrschenden Teleosteer (Knochenfische) als auch 
des gänzlichen Mangels aller Ganoiden. 

Ebensosehr entfernen sie sich aber auch von den Faunen der Tertiär- 
zeit, gegen welche schon das Zusammenvorkommen mit 2 Arten Ammo- 
niten in den Schichten von Sahel Alma und eines Apfychus in jenen von 
Hakel spricht. 

Die Gegenwart einer Anzahl von Gattungen oder Gruppen, welche nach 
unseren gegenwärtigen Kenntnissen ausschliesslich der Kreideformation an- 
gehören. wie die Gattungen Scombroclupea und  eptosomus, die Gruppe 
der Dercetis und Eurypholis, sprachen für 


'eideformation, ebenso 

die grosse Anzahl von ausgestorbenen Geschlechtern, welche diesen 
Faunen eine eigenthümliche Physiognomie ertheilen. Diese -sind bei Hakel: 
Pseudoberyx, Petalopteryx, Coccodus, Aspidopleurus und Cyelobatis und 
bei Sahel Alma: Pyenosterinx, Cheirothrix, Rhinellus und Spaniodon ; 
endlich die Thatsache, dass diejenigen Gattungen der Fische vom Libanon, 
welche noch lebende Vertreter haben, gerade solche sind, wie der Typus 
von Beryx, einer ausgezeichneten cretacischen Form, die nur noch durch 
einige Arten in den heissen Meeren vertreten wird, von Clupea, die ihren 
Ausgang von der Kreidezeit nimmt, und Chirocentrites, deren Haupteniwicke- 
lung in diese Zeit fällt. 

Diejenigen Fische, welche nicht einer der eben genannten Gruppen sich 
anschliessen, sind sehr wenig zahlreich und spielen in den Faunen des Li- 
banon eine ganz untergeordnete Rolle. 

Bei einem weiteren Vergleiche dieser Faunen hat sich ergeben, dass 

die Fauna von Hakel die meiste Verwandtschaft mit der Fauna von 

Comen in Istrien zeigt, wiewohl sie eine grössere Zahi von lebenden Gat- 
tungen enthält und daher etwas jünger als diese erscheint. 

Dagegen nähert sich die Fauna von Sahel Alma unverkennbar der 
durch v. DER Mark neuerdings ausführlich beschriebenen Fauna in der oberen 
Kreide Westphalens. 


Beide Faunen unterscheiden sich wesentlich von den» cretacischen Fau- 
nen in England. 


Welche von beiden die ältere ist, lässt sich mit Zuverlässigkeit noch 
nicht entscheiden. 


Die in dem Hauptwerke beschriebenen Arten, welche die Fischfaunen 
am Libanon bezeichnen, sind folgende: 


Fam. Pereoidei. 


Beryx syriacus P. & H, von Sahel Alma. re 
5 vexillifer P. ö Ca} von Hakel. 


240 


Pseudoberyx syriacus P. & H. = 
Bottae P. & H. — 


”„ 


Fam. Chromidae Heckeı. 


‚Pycnosterine discoides Hecn. 


’ Heckeli P. = 

" dorsalis P. 

5; Russegeri Heck. = 
. elongatus P. & H. 

is niger P. & H. 


Imogaster auratus Costa 
Omosoma Sach-el- Almae Costa 


Fam. Carangidea GÜNTHER. 


Platax minor P. ER 
Vomer parvulus Ae. (v. Linda) —_ 


Fam. Sparoidei. 
Payellus leptosteus As. (v. Libanon) _ 
Y Libanicus P. 
Fam. Sphyraenoidei. 
Sphyraena Amici Ac. (v. Libanon) — 


' 


Bam. Gobioidei. 
Cheirothrix libanicus P. & H. ur 


Fam. des joues cuirassees. 
Petalopteryx syriacus P. — 


Fam. Aulostomes. 
Solenognathus lineolatus P. & H. ; 


Fam. Halecoidei. 
Clupea Gaudryi P. & H. = 


ee brevissima Bı. — 
; Bottae P. & H. —_ 

e minima Ac. # 

3 sardinoides P. 0 

A lata Ac. = 

„. laticauda P. _ 
R Beurardi Bı. > 

” gigantea Hecx. — 
Scombroclupea macrophthalma Heck. — 
Leptosomus macrurus P. & H. iu 
a crassicostatus P. & H. ; 


Osmeroides megapterus P. 
Opistopteryx gracilis P.& H, 


241 


Rhinellus furcatus Ac. Di — 
Spaniodon Blondeli P. a — 
> elongatus Ac. n — 
EN brevis P.& H. > nn 
Chirocentrites libanicus P. &H. —_ 3 


Fam. Siluroidei. 
Coccodus armatus P. en ri 


Fıam. Hoplopleuridae. 


Dercetis linguifer P. # —_ 

Leptotrachelus triqueter P. & H. z — 

A Hakelensis P. & H. == e 

Eurypholis Roissieri P. — 
Re longidens P. ® — 
Fam. — ? 

Aspidopleurus cataphractus P. & H. — “ 
Fam. Squalidae. 

Scyllium Sahel Almae P. & H. : = 

Spinax primaevus P. = ar 
Fam. Rajidae. 

Rhinobatus Maronita P. & H. = Fi 

Cyclobatis oligodactylus EGERToN — = 


Im Allgemeinen haben diese Faunen des Libanon, wie diess auch bei 
anderen cretacischen Fischfaunen der Fall ist, in ihren Hauptzügen nur Be- 
ziehungen mit den nachfolgenden, nicht mit den früheren Faunen. 

Der Anfang der Kreidezeit ist für diese Klasse eine Zeit der Umprägung 
der Formen geworden. Der Hauptcharakter liegt in dem plötzlichen Ver- 
schwinden der Ganoiden und einem Hervortreten zahlreicher Teleosteer. 

Wenn man sie mit den folgenden Faunen (tertiären und modernen) ver- 
gleicht, so ergibt sich, dass sie aus Familien bestehen, welche in anderen 
Verhältnissen vertheilt sind. 

Am wichtigsten ist die der Halecoiden (Salmones und Clupeacei ), 
die man als Fortsetzung einiger jurassischen Gattungen ansehen kann. Es 
ist diess die einzige unter den Teleosteern, welche einen so alten Ursprung 
hat; es ist zugleich die, welche unier allen noch lebenden Fischen ihren ur- 
sprünglichen Typus noch am meisten beibehalten hat. 

Die grosse Abtheilung der Ctenoiden, die in der Gegenwart ‘so man- 
nichfaltig und wichtig erscheint, ist in der Kreidezeit zuerst erschienen. 

Die dritte der Teleosteer, die Ordnung der Hoplopleuriden, steht 
weit isolirter als die vorigen da, indem man sie weder in jurassischen noch 
in tertiären Faunen kennt. 


Diese drei Gruppen aber bilden fast die Gesammtheit der Teleosteer, 
Jahrbuch 1867. 16 


242 


denen sich ausser ihnen nur noch einige untergeordnete und zum Theil’noch 
ungenügend gekannte Gattungen anschliessen. 

Die Verfasser haben einen Extract ihrer grösseren Arbeit, worin diese 
allgemeinen, so interessanten Folgerungen zusammengestellt worden sind, 
besonders abdrucken lassen (Geneve, 1866: 8°. 19 S.) 


A. Savegeck: ein Beitrag zur Kenntniss des baltischen Jura. 
(Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1866. p. 292—298.) — 

Herr Sıneseck hat im Jahrgange 1885 derselben Zeitschrift, S. 651 — 701, 
schon die oberen Jurabildungen in Pommern einer genaueren Unter- 
suchung unterworfen und erwiesen, dass der Fritzower Mergel, der 
Klemmener Kalk und der Bartiner Kalk, deren organische Überreste 
dort beschrieben wurden, mit den Kimmeridge-Bildungen anderer Ge- 
genden übereinstimmen; der gegenwärtige Beitrag behandelt die zum brau- 
nen oder mittleren Jura gehörenden Vorkommnisse bei Nemitz unweit Gül- 
zow in Hinterpommern, deren Genossen Prof. Beyrıck unter dem Namen des 
„baltischen Jura“ vereiniget hat. Aus seinen Untersuchungen ergibt sich, dass 
die Nemitzer Schichten in den Versteinerungen nach Orrer’s Bezeichnung am 
meisten mit dem Cornbrash, also den oberen Schichten der Bathformation 
übereinstimmen, und dass sie paläontologisch dem Cornbrash von der Egg 
bei Aarau sehr ähnlich sind. Nach Quensteor’s Bezeichnung würden sie zu 
den Dentalienthonen des braunen Jura zu stellen sein, und in Norddeutsch- 
land kommt die grösste Anzahl der Arten in der Zone der Ostrea Knorri 
vor. — (Vgl. Suess im folgenden Hefte. — D. R.) 


Dr. G. C. Laupe: die Gasteropoden des braunen Jura von 
Balin. (Bd LIV d. Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. Juni, 1866. 6 S.) — Wie 
bei Bearbeitung der anderen Theile der Fauna des braunen Jura von Balin 
(Jb. 1866, 862) hat sich auch bei der Bearbeitung der Gasteropoden gezeigt, 
dass dasselbe Resultat zum Vorschein kommt, welches sich bezüglich der 
allgemeinen stratigraphischen Bedeutsamkeit der p’Örzıeny’schen Eintheilung 
des braunen Jura in Bajocien, Bathonien, Callovien etc. ergeben hat. 
Von den aus Balin und nahegelegenen Orten bekannt gewordenen Arten 
stimmen 31 mit französischen, deren Niveaus in ganz verschiedener Höhe 
angegeben werden. England hat 9 und der schwäbische Jura nur 8 über- 
einstimmende Species, die aber einem weit gleichmässigeren Horizonte an- 
gehören. 


G.C.Lause: dieFauna der Schichten von St. Cassian. II. Abıh. 
(Gasteropoden. I. Hälfte.) Bd. LIlIl. d. Sitzungsb. d. k. Ac. d. Wiss. 
Mai 7866. 6 S.) — (Vgl. Jb. 1866, 508). — Es ist höchst erfreulich, aus 
der hier gegebenen Übersicht zu ersehen, dass auch die Untersuchung Jieser 
Abtheilung jetzt beendet ist und dass man dem Erscheinen der monographi- 


243 
schen Arbeit Dr. Lauee’s wohl bald entgegensehen darf. Dieselbe wird 117 
Arten behandeln, welche sich auf 18 Genera und 3 Subgenera vertheilen. 


T. A. Pereira Da Costa: Notice sur les squelettes humains 
decouverts au Cabego d’Arruda. (Commissäo geologico de Portugal. 
Da existencia do homem em epochas remotas no valle do Tejo.) Lisboa, 
1865. 4°. 38 S., 7 Taf. — 

Die „Commissao Geologica de Portugal“, deren Mitglied F. A. PerkırA 
Da Costa ist, hat ihre Veröffentlichungen mit einigen Abhandlungen begon- 
nen, welche Gegenstände vom allgemeinsten Interesse behandeln, wie die 
organischen Überreste der portugiesischen Steinkohlenformation und die in 
dem oben bezeichneten Hefte beleuchteten Vorkommnisse menschlicher Über- 
reste in Portugal. Dem portugiesischen Texte in diesen Abhandlungen ist 
sehr zweckmässig eine französische Übersetzung durch Herrn DAraunty bei- 
gefüst. : 

Die zunächst vorliegende Arbeit von PEREIRA Dı Costa schildert die Auf- 
-findung zahlreicher Menschenskelette, mindestens 45 von verschiedenem Alter 
an dem Cabego d’Arruda, einem kleinen Hügel an der rechten Seite des 
Thales von Ribeira de Muge und die von der geologischen Commission 
dort beobachteten Lagerungs-Verhältnisse und bringt dieselben zur unpar- 
teiischen Beurtheilung eines jeden Fachmannes durch Ansichten und Durch- 
schnitte zur deutlicheren Anschauung. 

Eine horizontal lagernde Geröllschicht, welche Knochenfragmente von 
Säugethieren und Kohlenbrocken enthält und auf einer mit Menschenskeletten, 
menschlichen Kunstproducten und zahlreichen Schalen von essbaren Mu- 
scheln, Cardium edule und Lutraria compressa bedeckten Fläche ruhet, 
wird von einer Reihe diluvialer Gesteinsschichten bedeckt, welche mit 45 Grad 
Neigung darauf lagern. Ihre Gesammtmächtigkeit beträgt einige Meter. 

Viele würden geneigt sein, bei dem ersten Anblicke dieser Verhältnisse 
einen Beweis für das hohe diluviale (oder postpliocäne) Alter. des Menschen- 
geschlechtes heraus zu construiren, PEREIRA Da Costa aber hat in der aner- 
kennendsten, ruhigen Forscherweise alle möglichen Fälle für die hier zu 
beobachtenden Verhältnisse sorgfältig geprüft und vertritt schliesslich die 
einzige hier naturgemässe Erklärung, dass jene geneigten Schichten, in Folge 
ungenügender Unterstützung plötzlich herabgestürzt seien in einen mit Men- 
schen erfüllien Hohlraum, der den leizteren als Begräbnissplatz gedient ha- 
ben mag, 

Nachdem eine Anzahl der hier gefundenen menschlichen Überreste ein- 
gehend beschrieben worden ist, woraus eine wesentliche Verschiedenheit 
derselben von der gegenwärtigen caucasischen Race, ebensowenig, wie von 
den bei Abbeville gefundenen Individuen abgeleitet werden könnte, nach- 
dem auch ähnliche Auffindungen in Portugal selbst, wie in anderen Ländern 
hiermit verglichen worden sind, gelangt er zu folgenden Schlüssen: 

1) Die cabego d’.irruda ist eine menschliche Station, welche älter sein 
dürfte. als die Occupation des Landes durch die Celten. be x 


2UM 2 


2) Diese Stelle war ein Begräbnissplatz. 

3) Die hier begrabenen Individuen zeigen Charaktere der ältesten Men- 
schenrace, von welchen man in Portugal Überreste angetroffen hat. 

4) Der geringe Zustand der Civilisation, in welchem diese Individuen 
gelebt haben, ergibt sich aus der Unvollkommenheit und der geringen Ver- 
fi schiedenheit der damit zusammengefundenen Geräthschaften. Diese Gegen- 
r stände gleichen kaum den ältesten Spuren der menschlichen Industrie und 
weisen auf eine sehr weit zurückliegende Zeit hin. 
iR * 6) Reste von ausgestorbenen Thierarten, welche in Mitteleuropa mit 
menschlichen Überresten oder Kunstproducten zusammenliegend angetroffen 
N worden sind, hat man hier nicht entdeckt. 

M | Wahrscheinlich ist es, dass diese Ablagerungen ein ziemlich gleiches 
Alter mit den Kjökkenmöddings in Dänemark haben mögen, welche 
LvrLL gewiss sehr richtig der modernen Zeit, nicht der diluvialen (oder 


h postpliocänen) Zeit zugewiesen hat. 

Die dem Hefte beigefügten Abbildungen geben Darstellungen von ver- 
N schiedenen, oft stark beschädigten Schädeln, Kiefern und Zähnen der bei 
diesen gefundenen Thiere, von Schwein, Katze, Hirsch, Pferd, Rind und von 


i den wenigen, sehr ursprünglichen Kunstproducten. 


T. R. Jones & H. B. Hoıu: Bemerknngen über paläozoische 
Entomostraceen. No. VI. Einige silurische Species. (The Ann. 
a. Mag. of Nat. Hist. Vol. 16, No. 96, p. 414, Pl. 13.) — 

Den früheren Berichten über die Untersuchungen von Prof. Jones und 
seinen Mitarbeitern über paläozoische Entomostraceen, No. V und VII <Jb. 
1866, 119 und 870) folgt noch eine Notiz über No VI, welche 25 silu- 
rische Arten der von den Verfassern hier aufgestellten Gattung Primitia 
behandelt. Letztere umfasst eine Anzahl früher zu Beyrichia oder Cythe- 
ropsis gestellter Arten, wie Beyrichia strangulala SALTER, sowie eine An- 
zahl von neuen Arten. Sie sind früher von Jones meist als „Beyrichiae sim- 


plices“ bezeichnet worden. 


H. B. Geinitz und K. Ta. Liıesee: über ein Äquivalent der tako- 
nischen Schiefer Nordamerika’s in Deutschland und dessen 
geologische Stellung. (Act. d. Leop. Car. Ac. d. Nat. Vol. XXXII.) 
>22 Solar, _ 

Den im Jahrb. 1864, S. 1—9 über organische Überreste in dem Dach- 
schiefer von Wurzbach bei Lobenstein gegebenen Andeutungen folgen hier 
genauere Mittheilnngen, welche sowohl die Natur der darin aufgefundenen | 
organischen Überreste fester begründen, als auch die geologische Stellung 
dieser ausgezeichneten Dachschiefer festzustellen im Stande sind. Bei der 
Identität von einigen Hauptformen der Organismen in dem Wurzbacher Schiefer 
mit den aus takonischen Schichten Nordamerika’s beschriebenen Fossilien 
darf wohl auf eine gleichalterige Stellung der Schichten, in welchen sie 


245 | 


vorkommen, geschlossen werden. Selbstverständlich kann dieselbe nicht für 
das ganze takonische System im Allgemeinen, sondern nur für denjenigen 
Theil desselben gelten, in welchem namentlich die durch Enmons beschrie- 
benen Würmer und andere Organismen charakteristisch sind. 

Im ersten Abschnitte werden von H. B. Geinıtz die organischen Über- 
reste im Dachschiefer von Wurzbach behandelt, wozu die Sammlung Sr. 
Durchlaucht des Erbprinzen Heınrıcn XIV. auf Schloss Oberstein bei Gera 
ein reiches Material geliefert hat; im zweiten Abschnitte untersucht Prof. 
Dr. Lıess das Alter der im Reussischen Oberlande brechenden Dachschiefer 
auf Grund ihrer Lagerungs-Verhältnisse, 

Aus den letzteren geht hervor, dass die Wurzbacher Schiefer einen tie- 
feren Horizont in der unteren Silurformation einnehmen, als die Hauptzone 
der Thüringer Graptolithen ist. Am naturgemässesten erscheint es vielmehr, 
ihren geologischen Horizont in der Trenton-Gruppe zu suchen, wie diess 
für die ihnen äquivalenten takonischen Schiefer Nordamerika’s auch schon 
in Dana’s Manual of Geology, 2863, p. 176 angedeutet worden ist. 

Unter den organischen Überresten aus den Schiefern von Wurzbach be- 
gegnet man vorzugsweise sehr langen Annulaten aus den Gattungen Phyllo- 
docites GEın., welche der lebenden Gattung Phyllodoce Sıv. am nächsten 
verwandt ist, mit Ph. Jacksoni ( Nereites Jacksoni) Emm. und Ph. thurin- 
giacus GeEin. (früher E’rossopodia thur.), Crossopodia, Nereites, Myrianites 
und Naites Gein. Die Verwandtschaft der letzteren mit dem lebenden Bor- 
stenwurm, Nais proboscidea MüLL. erhellt aus der treuen Darstellung des 
Naites priscus Gein. von Wurzbach. Ausser spärlichen Überresten von Or- 
thoceras und Crinoideen ziehen Lophoctenium comosum Rıcur. und L. 
Hartungi Geıin. das Interesse auf sich, deren Zugehörigkeit zu den Sertula- 
riden hier sicher erwiesen wird, sowie eine Anzahl theils auch für tako- 
sche Schiefer Nordamerika’s bezeichnender, theils neuer Arten von Algen 
aus den Gattungen Palaeochorda M’Coy, Palaeophycus Han und Chondrites 
St., neben welchen noch Reste einer Artisia und einer Lycopodiacee 
gefunden worden sind. 


En. Süss: Untersuchungen über den Charakter der österrei- 
chischen Tertiärablagerungen. ll. Über die Bedeutung der so- 
genannten „brackischen Stufe“ oder der „Cerithienschichten“, 
(Bd. LIV. d. Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. 1. Abth. Juli-Heft, 1866, 40 S.) — 
(Ib. 1867, 117.) — - 

Die reiche Fülle der einzelnen Thatsachen, die durch locale Forschun- 
gen zahlreicher, thätiger Geologen zusammengehäuft worden sind, ist wie- 
derum von Professor Süss, wie schon öfters, zu einem Ganzen geschickt 
verwebt worden. Er verfolgt hier die Entwickelung der als Cerithien- 
schichten“ unterschiedenen Gruppe, die gleich der Völkerwanderung sich 
von Ost nach West, aus Asien nach dem südlichen Europa verbreitet haben 
mag. Der Name „Cerithienschichten“ erscheint ihm nicht allgemein ge- 
nug, da gerade Cerithien darin nicht überall vorkommen, auch desshalb nicht 


246 


passend, weil Cerithien auch in Bildungen von anderen Altersstufen gefun- 
den werden und er bezeichnet desshalb die Cerithienschichten. des Wiener 
Beckens sammt dem Hernalser Tegel als die sarmatische Stufe, jene 
östliche Fauna aber, zu welcher Mactra podolica, Bonax lucida u. s. w. 
gehören (Jb. 1864, 374) als sarmatische Fauna. — 

Zavponuaraı wurden von Hrrovor u. A. die Bewohner der astrachans- 
kischen Steppe am unteren Don bis an die Wolga und am Palus Mäotis ge- 
nannt. -— 

Bis an den Oxus erlaubt uns die Ausdauer der Reisenden, die sarma- 
tische Stufe mit voller Sicherheit und einer seltenen Beständigkeit ihrer pe- 
trographischen und paläontologischen Merkmale zu verfolgen. Dieselben 
zweischaligen Muscheln, welche diese Ablagerungen an der Türkenschanze 
bei Wien erfüllen, kennzeichnen sie auch am Ust-Urt; die lichtrothen Kalk- 
steinbänke, welche in Atzgersdorf zwischen den mehr gelb gefärbten und 
muschelreicheren Bänken herausgebrochen werden, um als Bausteine nach 
Wien gebracht zu werden, dienen als Bausteine in Stawropol und finden sich 
am Tüb-Karagan und an den Ufern des Aral wieder. Von den bescheidenen 
Ufern des Göllersbaches bei Ober-Hollabrunn unter 33045’ ösıl. Länge bis 
an den Ostrand des Ust-Urt und den Oxus zieht sich aus der Mitte von Eu- 
ropa eine gleichmässige Ablagerung, die unzweifelhafte Spur eines zusam- 
menbängenden Meeres, bis in die Steppenregion Vorder-Asiens. Im Süden 
ist dieses Meer begrenzt vom Balkan und den armenischen Hochländern. Es 
bespült ringsum den Kaukasus und erreicht die taurische Halbinsel. Im 
Westen sendet es einen vielfach gegliederten Arm in die heutigen Donau- 
länder, erfüllt das untere Donaubecken, beide Hälften Ungarns, den alpinen 
Theil der Niederung von Wien und reicht sogar eine kleine Strecke weit 
über den versunkenen Nordrand der Alpen hinaus. Gegen NW. brandet es 
an dem grossen transsylvanischen Vorgebirge und reicht bis in die Buko- 
wina, zugleich weithin die Ebenen Bessarabiens und Volhyniens deckend. 
Das nördliche Ufer ziebt durch den südlichen Theil des Gouvernements Je- 
katerinoslaw und südlich von Ssarepta und -Astrachan, so dass bei der aus- 
serordentlichen Längenerstreckung, welche bed£&utender ist, als die Entfer- 
nung von Gibraltar zu den-Dardanellen, dennoch die Breite allenthalben 
eine verhältnissmässig geringe ist. Die Ausdehnung des Meeres gegen O0. 
und NO. aber ist sicherlich eine noch viel grössere gewesen. 

Bei Wien lagern die sarmatischen Schichten auf Bildungen von rein ma- 
rinem Typus, welche neben einigen subtropischen eine sehr grosse Anzahl 
lebender Mittelmeer-Conchylien umschliessen und welche überhaupt eine 
weit grössere Ähnlichkeit mit der heutigen Conchylienfauna besitzen, als die 
nächst jüngeren sarmatischen Ablagerungen. Diese selben Ablagerungen, 
als deren eigenihümlichstes Glied mau die Nulliporenriffe mit den grossen 
Arten von Clypeaster ansehen kann, bilden auch in vielen Theilen Ungarns 
und Siebenbürgens die unmittelbaren Vorgänger der sarmatischen Bil- 
dungen und ihnen stellt man mit Recht die conchylienreichen Lagen V ol- 
hyniens und Podoliens gleich, welche auch dort von denselben sarma- 
tischen Schichten bedeckt werden. Weiter im Osten ändert sich jedoch die 


247 


Sachlage. In der Dobrudscha ruhen die sarmatischen Schichten, nach 
PETERS, unmittelbar auf älterem Gebirge, im Gouvernement Jekaterinoslaw 
bildet Granit ihre Unterlage: im Süden lehnen sich die sarmatischen Schichten 
an den Rand des taurischen Gebirges und dringen stellenweise tief in die 
Thäler des Kaukasus, aber Äquivalente der nächst älteren Stufe sind dort 


noch nirgends gefunden. . 


An allen Stellen der weiten Depression also, an welchen vom Dnjestr 


und der Dobrudscha bis an den Aral die Unterlage der sarmatischen Stufe 
bekannt ist, verräth sich eine Lücke,. und der Beginn dieser Stufe bedeutet 
daher den Eintritt des Meeres über grosse Strecken trockenen Landes, ein 
Übergreifen, welches in Bezug auf seine räumliche Ausdehnung noch weit 
grossarliger ist, als jenes, welches von Beyrıch in Norddeutschland als der 
Beginn der oligocänen Ablagerungen angesehen wird. 

Auf der sarmatischen Stufe liegen in den Donauländern, wie im 
Gebiet des Pontus und der östlichen Binnenseen-Ablagerungen, welche la- 
custren Ursprunges sind. Es ist dem sarmatischen Meere durch das ganze 
südöstliche Europa hin eine vielfach gegliederte Kette grosser Binnenseen 


- unmittelbar gefolgt. 


Als Conchylien, welche weder in den tieferen marinen’ Bildungen, noch 
irgendwo in westlicheren Gegenden vorkommen, sondern in dem sarmatischen 
Meere aus dem Osten bis in die Gegend von Wien vorgedrungen sind, wer- 
den folgende bezeichnet: Buccinum duplicatum Sow., B. Verneuili v’Ors,, 
Cerithium disjunctum Sow., Trochus podolicus Dus., T. pictus Eıcuw., T. 
quadristriatus Due., T. papilla Eıcnw., Rissoa inflata Anprz., R. angu- 
lata Eıcuw., Paludina Frauenfeldi Horn. ‘—= R. elongata Eıcnw.), Solen 
subfragilis Eıcuw., Mactra podolica Eıcaw., Ervilia podolica Eıcaw., Do- 
nax lucida Eıcaw., Tapes gregaria Pırısch, Cardium plicatum Eıcw., ©. 
obsoletum Eıcaw., Modiola marginata Eıcaw. und M. Volhynica Eıcaw. 


Im Allgemeinen also bedeutet der Eintritt der sarmatischen Stufe eine 
bedeutende Senkung des südlichen Russland, welche die Wässer des nörd- 
lichen Asiens über das Gebiet des Aral hereintreten liess, gleichzeitig auch 
die Abtrennung der jetzigen Donauländer vom Mittelmeere, welches bisher 
das zu eivem Archipel aufgelöste Mitteleuropa in vielen Armen durchzogen 
hatte, und die Ausbreitung der asiatischen Meeresfauna bis über Wien hin- 
aus. Die Landbevölkerung ist davon ziemlich unbehelligt geblieben. 


W. CARRUTBERS: über einige fossile Coniferenfrüchte (The 
Geol. Mag. 1866. No. 30, p. 534, Pl. 20, 21.) — Die vorliegenden Unter- 
‚suchungen von CARRUTHERS beziehen sich auf die Coniferenfrüchte der meso- 
liithischen Schichten Englands und einige tertiäre Arten, von denen man bis- 
her fälschlich gemeint hat, dass sie dem Grünsande entstammen, nämlich 
Pinites macrocephalus und P. ovatus. Mehrere bisher für Cycadeen ge- 
haltene Arten werden den Coniferen zugewiesen, wie man aus folgenden 
Arten erkennt: 


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248 


1) Pinites macrocephalus (Zamia macer. LinoL. & Hurr., Zamio- 
strobus macr. Enoı., Zuamites macr. Morrıs, Zamiostrobus Henslowii 
Miover.) — Tertiär. 

2) Pinites ovatus (Zamia ovata Lisoı. & H., Zamiostrobus ov. 
Gö.) — Tertiär. r 

3) Pinites oblongus Enor. (Abies obl. L. & H., Abietites obl. 6ö.) 
— Überer Grünsand. | 

4) Pinites Benstedi Enoı. (Ab. Benst. Mant., Abietites Benst. Gö 
— Unterer Grünsand. 

5) Pinites Sussexziensis (Zamia Suss. Mant., Zamites Suss. 
Morr., Zamiostrobus Suss. Gö.) — Unterer Grünsand. 

6) Pinites Dunkeri (Abietites Dunckeri Mant. pars.). — Wealden. 

7) Pinites Mantelli Care. — Wealden. 

8) Pinites patens Carr. — Wealden. 

9) Pinites Fittoni (Dammarites Fittoni Une.) — Wealden. 

10) Pinites elongatus Ewı. (Strobilites etong. L. & H.. 

11) Segqguoiites Woodwardi Carr. — Oberer Grünsand. 


Ausser Beschreibungen und Abbildungen von einigen dieser Arten gibt 
Verfasser noch eine Übersicht der aus verschiedenen mesozoischen Schichten 
Englands, mit Ausnahme der Trias, ihm bekannt gewordenen Coniferenreste 
überhaupt. 

Aus der oberen Kreide: Holz in Feuersteinknollen; 

dem oberen Grünsande: Blätter und Zapfen von Sequoiites Wood- 
wardi, Zapfen von Pin. oblongus ; “ 

dem unteren Grünsande: Geschiebe von Holz zum Theil mit Bohr- 
löchern, Zapfen von P. Benstedi und P. Sussexiensis; 

aus Wealden: Treibholz, Blätter von Abietites Lincki, Zapfen von 
P. Dunkeri, P. Mantelli, P. patens, P, Fittoni und Araucaria Pipping- 
fordiensis, Blätter und Same von Thuites Kurrianus ; 

aus Purbeck-Schichten: Fossiler Wald auf der Insel Portland, Zapfen, 
nahe verwandt mit Araucaria excelsa; 

aus Portlandstein: Treibholz von Aruucarites ; 

aus dem Hauptoolith: Treibholz von Araucarites, Blätter von Thuites 
acutifolius, T. articulatus, T. cupressiformis, T. divaricatus, T. expansus 
und Taxites podocarpoides, einzelne Zapfen bei Helmsdale, Sutherland; 

aus dem Unteroolith: Holz von Peuce Eggensis, Blätter von Brachy- 
phyllum mammillare, Cryptomerites ? divaricatus und Palissya ? Wil- 
liamsonis, Zapfen von Araucaria sphaerocarpa. — Pinites primaeva L. 
& H. ist.eine Cycadeenfrucht. 

Aus Lias: Holz von Pinites Huttonianus und P. Lindleyanus, Blätter 
von Araucaria peregrina und Cupressus latifolius, Zapfen von Pinites 
elongetus und ein Zapfen mit langen Schuppen, ähnlich denen von Pinus 
bracteata, von Cromarty. 


249 


J. Cornuen: Beschreibung von Pinus-Zapfen aus limnischen 
Schichten der Neocom-Eiage des Pariser Beckens. (Bull. de la 
Soc. geol. de France, 2. ser., T. XXI, p. 658 u. f., Pl. XII.) — CornvuEL 


‚gibt Abbildungen und Beschreibungen prächtiger Zapfen, die meist in einem 


oolithischen Eisensteine von Wassy an der Strasse von Montier-en-Der auf- 
gefunden worden sind. Es lassen sich deren 4 Arten unterscheiden; Pinus 
submarginata n.sp, P. rhombifera n. sp., P. gracilis n. sp. und P. aspera 
n. sp. Ausser diesen gedenkt er auch der von D’ORBıcnY (Cours de paleon- 
tologie stratigraphique, t. I], p. 647) ohne Beschreibung benannten Pinus 
elongata, welche von ihnen verschieden ist, und beschreibt zugleich einige 
andere vegetabilische Reste, die mit jenen zusammenvorkommen, wie die 
männlichen Blüthenkätzchen und Samen von Pinus und die Frucht eines 
Quercus. 


Dr, C. J. Anprae: Vorweltliche Pflanzen aus dem Steinkoh- 
lengebirge der preussischen Rheinlande und Westphalens. 
2 Hefte. 1865—1866. 4°. S. 1—34, Taf. 1X. — 

Den Stand unserer lückenhaften gegenwärtigen Kenntnisse von der fos- 
silen Flora in den wichtigen Steinkohlenrevieren der preussischen Rhein- 
lande und Westphalens hat man Gelegenheit, in: GEinıtz, Geologie der Stein- 
kohlen Deutschlands u s. w. München, 1865. S. 172—-174 und S. 189 —192 
zu überblicken. Um so dankenswerther ist es anzuerkennen, dass Dr. AnprıE 
diese Lücke jetzt auszufüllen sucht. 

Das erste Heft behandelt die Gattungen Lonchopteris Bronen., von wel- 
cher L. Bauri Anv.. L. Roehli Anv, L. Eschweileriana Asp. und L. ru- 
gosa Ber. festgestellt werden, sowie von Sphenopteris die Arten Hoening- 
hausi Be., welcher im zweiten Hefie Sph. acutiloba St., Sph. Essinghi 
Anp., Sph. Schillingsi AnD., Sph. irregularis St., Sph. trifoliata ART. sp. 
und Sph. obtusiloba Ber. nachgefolgt sind. Der gründlich bearbeitete Text 
und die trefflich ausgeführten Tafeln, die der genügend bekannten lithogra- 
phischen Anstalt von A. Hesry in Bonn zur hohen Ehre gereichen, beweisen 
schon jetzt, wie Verfasser und Verleger gleichzeitig bemühet sind, wiederum 
eine treflliche Arbeit durchzuführen, deren rascheres Vorwärtsschreiten man 
nur lebhaft wünschen kann. 

Die am meisten verbreitete und daher wichtigste Ari von Lonchopteris 
ist L. rugosa Ber., als deren Synonyme Z. Bricii Ber., L. Goeppertiana 
Presı, Woodwardites obtusilobus und W. acutilobus Görr. und Sagenop- 
teris obtusiloba Prest. sehr richtig hingestellt werden. Die verschiedenen 
Sphenopteris-Arten, welche meist nahe verwandte Formen sind, hat der 
Verfasser naturgemäss aufgefasst, wenn wir auch der Abtrennung der Sph. 
nummularia v. GutB. von Sph. irregularis Sr. nicht beitreten können. 


Ev. Larıer: über zwei neue fossile Sirene aus dem Tertiär- 
becken der Garonne. (Bull. de la Soc. geol. de France, 2. ser., t. XXIII, 
p- 673, Pl. XIIL.) — Einige grosse Schneidezähne, welche mit denen des 


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250 


Halitherium nahe Verwandtschaft zeigen, sind nebst einigen Knochenfrag- 
menten als Rytiodus Capgrandi n. g. et sp. zusammengestellt worden. Ein 
anderes, auf einen Siren zurückgeführtes Fragment bietet für eine nähere 
Bestimmung keine genügenden Anhaltepunkte. Man bat diese Überreste in 
einem muschelführenden Kalksteine bei Bournie (Lot-et-Garonne) in den Um- 
gebungen von Sos aufgefunden, worin Cerithium plicatum, Pyrula Lainei, 
Mytilus aguitanicus etc. häufig sind. — In einem späteren Artikel (Bull. 
de la Soc. geol. de France, 2. ser., t. XXIII, p. 760) wird von "TouRNoürR 
Rytiodus Capgrandi Lirter: Halitherium Capgrandi genannt und dem mitt- 
leren Miocän zugewiesen. 


Dr. F. Hırcennorr: Planorbis multiformis im Steinheimer 
Süsswasserkalk. Ein Beispiel von Gestaltveränderung im Laufe der Zeit. 
(Monatsb. d. K. Ac. d. Wiss. zu Berlin, 7866, S. 474—504, 1 Taf.) — 

Planorbis multiformis (Paludina multif. Bs., Valvata multif. v. Buch) 
hat durch ihr massenhaftes Vorkommen in dem Süsswasserkalke von Stein- 
heim und die grosse Veränderlichkeit ihrer Schale schon längst die Auf- 
merksamkeit auf sich gezogen und es eignet sich daher diese Art, wie wohl 
keine andere mehr, zu einem Beispiele von Gestaltveränderung im Laufe der 
Zeit. Diess hat der Verfasser hier anschaulich gemacht, indem er den Nach- 
weis führt, wie 19 von ihm unterschiedene Varietäten sich, auf 10 verschie- 
dene Zonen der Steinheimer Lager vertheilen. Auf Grund dieser von ihm 
beobachteten Vertheilung hat sich für die Entwickelung der Formen der 
Planorbis multiformis nachstehender Stammbaum erhoben: 


10. supremus ” 
9. erescens revertens 
8. cosfatus cerescens oxXystomus 
denudatus | | | 
7. Neostatus minutus trochiformis elegans pseudotenuis 
6. costatus minutus trochiformis pseudotenuis 
5 | | rolundatus | 
3. costatus minutus triquetrus discoideus er pseudotenuis 
| ke any | 
Y Kraussit 
4. minutus discoideus Kraussit 
3 minutus sulcatus Kraussii 
2. minutus tenuis Steinheimensis 
| | 3 
1. parvus Steinheimensis 


X y. 


aequeumbtlicatus 


251 


Die zur Seite gestellten Zahlen bezeichnen die Zonen, welchen die 
einzelnen schneckenführenden Schichten angehören. 

Die vom Verfasser genau beschriebenen und gut abgebildeten Varietäten 
enthalten iheils walzenförmige Schalen mit freien Umgängen (var. denudutus), 
theils scheibenförmige Schalen mit rundlichen, oder nur mit stampfer Kante 
versehenen Umgängen, wozu die typische Var. Steinheimensis gehört, theils 
scheibenförmige Schalen, deren Umgänge deutliche Kiele besitzen, wie var. 
tenuis, sulcatus und discoideus, theils endlich nicht scheibenförmige Schalen 
mit vortrelendem Gewinde, wie namentlich var. trochiformis. 

Kegelförmige Schnecken, wie die letztere Abänderung ist, hätten sich 
demnach aus einer scheibenförmigen (Var. discoideus) unınittelbar heraus- 
gebildet, um eben so schnell wieder in eine Scheibenform (Var. o@ystomus) 
zurückzukehren, was wenig wahrscheinlich ist. Es wäre vielleicht natur- 
gemässer gewesen, die Hauptreihe nach oben hin mit frochiformis zu be- 
schliessen. während man oxystomus, revertens und supremus an die ihnen 
weit ähnlichere Varietät minutus angeschlossen hätte, 

Ob indess wirklich sämmtliche als Varietäten zu Planorbis multifor- 
mis hier gezogenen Formen nur einer Art oder mehreren angehören, wird 
wohl noch lange auch in entgegengeselzter Weise aufgefasst werden können. 


HB. A. Nıcnosson: über einige Fossilien aus dem Graptolithen- 
schiefer von Dumfriesshire. (T'he Geol. Mag. No. 29. Vol. III. No. X1T, 
p- 438, Pi. X1IL.) — 

Die Ober-Llandeilo-Gesteine des südlichen Schottland, die sich durch 
ihren Reichthum an Graptolithen auszeichnen, enthalten neben denselben 
noch eigenthümliche Körper von glockenförmiger oder ovaler Form, die man 
oft in eine mxerona auslaufen sieht. Die Länge dieser Körper schwankt 
um 5@m und ihre Substanz scheint, wie die der Graptolithen, hornig gewesen 
zu sein. Nic#oLsos, der sie für Eierblasen (Ovarian vesicle) hält, schlägt 
dafür den Namen Graptogonophora vor. Er bildet einen Monograpsus Sedg- 
wicki ab, bei welchem eine solche Eierblase noch zwischen zwei Zellen 
fesisitzt. Es haben diese Körper, wie ganz richtig bemerkt wird, Analogien 
mit ähnlichen Gebilden, welche J. Hauz (Fig. and Deser. of Canadian Or- 
genic Remains, Decade II. 1865. Pl. B, f. 6-11) allerdings an einem 
zweireihigen Grapiolithinen abgebildet hat. 

Die Deutung dieser Körper entspricht ähnlichen Eierblasen an lebenden 
Verwandten der Graptolithen, wie bei Crisie (vgl. Cuvier, le Regne ani- 
mal, Zoophytes, par M. Epwaros, Pl. 73 etc.) und beansprucht eine weitere 
Beachtung. 


J. D. Weıtsey: Geological Survey of California. Palaeon- 
tology. Vol. II. Sect. I. P. I. Tertiary Invertebrate Fossils, by W. 
NM. Gases. 1866. 4°. 388. — 


ä 252 


Dem ersten Bande der Paläontologie Californiens (Jb. 1866, 625) fol- 
gen hier Beschreibungen von einigen 60 Arten Invertebraten, welche meist 
der dortigen Terliärformation angehören. Da die Abbildungen derselben 
nicht mit veröffentlicht worden sind, müssen wir unseren Bericht darüber 
beschränken. Ein schnelles Fortschreiten der Veröffentlichungen dieser wich- 
tigen Untersuchungen Californiens ist im hohen Grade wünschenswerth und 
wir stimmen insbesondere auch Herrn Marcou * bei, dass man eine geolo- 
gische Übersichtskarte über die bisher behandelten Gegenden nur ungern 
entbehrt. Bei unserem Berichte über die Geologie Californiens (Jb. 1866, 
610 und 741) haben wir uns mit Marcov’s geologischer Karte der Vereinigten 
Staaten und britischen Provinzen von N.-Amerika, Juli 7855 (auch in A. 
PETERYAnn’s Mittheilungen 1855, VI) und der neueren Karte von BLAkE be- 
gnügen müssen. 


G. Berenot: Marine Diluvial-Faunain Westpreussen. (Zeitschr. 
d. deusch. geol. Ges., XVII. Bd., S. 174 —176.) — 

Es ist dem Verfasser gelungen, innerhalb wie südlich des preussischen 
Höhenzuges im Bereiche des Weichselthales die Verbreitung einer marinen 
Fauna des Diluviums nachzuweisen. Dieselbe besteht ausser mehreren noch 
unbestimmteren Schalenresten aus: Cardium edule L. (C. rusticum Lam.), 
Tellina solidula Lam., Venus, unter den lebenden am meisten V. pullastra 
Mont. entsprechend, Buccinum (MNassa) reticulatum L., Cerithium lima 
Bruc. (C. reticulatum Lov.) und zwar am meisten entsprechend var. afrum. 
Nur zum Theil (Cardium, Tellina) gehören dieselben noch heute der Ost- 
see an. Das Buccinum ist von der Nordsee her nur bis zur Kieler Bucht 
hin beobachtet worden. Die Venus und das Cerithium gehören völlig der 
Nordsee an, sind allerdings auch die selteneren unter den Diluvialformen. 
Eine weit grössere Dickschaligkeit unterscheidet die gefundenen Schalen 
sämmtlicher genannten Mollusken von den lebenden auffällig und deutet 
gleichfalls auf ein salzigeres und bewegteres Diluvialgewässer, als das Brack- 
wasser der heuligen Ostsee ist, hin. Spuren dieser Fauna sind von Meve, 
ca. 2 Meilen oberhalb des Weichseldeltas, mit kurzen Unterbrechungen bis 
zur russisch-polnischen Grenze oberhalb Thorn mannichfach in den Gehängen 
des Weichselthales beobachtet worden, wo sich diese Schalen in der Regel 
in den liegendsten 9—12 Zoll einer 5—15 und 20 Fuss mächtigen Schicht 
unteren Sandmergels (Jb. 7864, 96) uumittelbar über nordischem oder Spath- 
sand finden. 


BarBor De Marny: über die jüngeren Ablagerungen des süd-. 
lichen Russland. (Sitzungsb. d. kais. Ac. d. Wiss. in Wien, Bd. LII.) — 
In Volhynien und in Podolien bis zur Parallele der Stadt Mogilew am Dnjester 
hat der Verfasser immer zwei tertiäre Etagen heisammen gefunden, deren 


* MARCOU: la faune primordiale dans les pays de Galles et la geologie californienne. 
(Bull. de la Soc. geol. de France, 2 ser., t. XXIII, p. 552 etc.) 


253 


obere den Cerithienschichten von Wien, die untere aber dem Leithakalke 
entspricht. Südlich von der genannten Parallele traf er nur die Cerithien- 
schichten an, welche hier schon unmittelbar auf der Kreideformation lagern. 
Über den Steppenkalk (vgl. Jb. 1864, 374) gibt Herr v. Marnv hier 
noch folgenden Aufschluss: An den Ufern des Schwarzen Meeres versteht 
man unter diesem Namen einen durch viele Merkmale ausgezeichneten Bau- 
kalkstein, der ein Agglomerat von Muschelfragmenten, sehr porös und leicht 
zu bearbeiten ist. Es sind jedoch zwei Steppenkalke, wenn auch beide von 
miocänem Alter, zu unterscheiden, jener am nördlichen Abhange des Cau- 
casus mit Mactra podolica und der Kalkstein am Schwarzen Meere mit Car- 
dium littorale und Dreissena Brardi. Wir gelangen daher zu folgender 
Übersicht: 
1) Wiener Becken. 
Cerithien-Schichten, 
Congerien-Schichten, 
Sand und Schotter mit Mastodon, Dinotherium u. s. w. 


2) Saum des Schwarzen Meeres. ; 
Kalkstein mit Mactra podolica, Cardium 
Cerithium-Schicht. protractum u. S. W. 
' Thon und Sand, nur mit Mactra podolica. 
Steppenkalk von Odessa, Nowo-Tscherkask u. s. w. mit Car- 
dium littorale, Dreissena RBrardi und Cetaceen. Die Höhlen 
und Spalten dieses Kalksteines enthalten Thone, in welchen die 
von Nornpmann beschriebenen Säugethierreste gefunden werden. 
Recenter Kalkstein mit Cardium edule. 


3) Saum des Caspischen Meeres. 
Kalkstein mit Mactra podolica, Buceinum 
ee Richt.  YVernewli u.s.w, zu Aigouri 0.2.2.0. 
Steppenkalk, nur mit Mactra podolica 
zu Tschalon-Chamur, Petrowsk, Derbent. 
Sand und Thon (Caspische Formation B. ve Marny’s) mit 


Adacna u. 3. w. 


R. ). Lecumere Gurey: über die tertiären Mollusken von Ja- 
maica. (Quart. Journ. of the Geol. Soc. 1866. Vol. XXI, p. 281—297, 
Pl. XVI-XVII.) — Mit Hülfe der früheren Untersuchungen über die fos- 
silen Organismen der westindischen Inseln durch J. Carrıck Moore, T. R. 
Jones und P. M. Duncan (Jb. 1864, 249 und 754) hat man durch die neue- 
sten Untersuchungen Gurrpy’s eine Basis zur Beurtheilung der Tertiärschichten 
Jamaica’s und derswestindischen Inseln überhaupt, “die man nach dem heu- 
tigen Standpuncte als miocän bezeichnen kann. Die von Guppy beschrie- 
benen und zum grossen Theile abgebildeten Arten und ihre Verbreitung er- 
gibt sich im Folgenden: 


Arten. 


Cassis suleifera SOW. . . . 
— monilifera GUPPY . 
Malea camura GY. . - .. 

Cassidaria sublaevigata GY. 
Strombus pugtlis L. . . . - 

— bifrons SOW. . . . 
Conus plantliratus SOW. . . 

— soldus SOwW. . 2... 

—  stenostoma SOW. . . 

—  granozonatus GY. . . 

—  üinterstineius GY. . . 

—  gracilissimus GY. . „ 
Murex Domingensis SOW. . . 
Persona simillima Sow... . » 
Ranella crassa DILLW. . . - 
Oliva reticularis LAM. . . . 
Mitra Henekeni SOoW. 
Fasciolaria semistriata SOW. . 
Latirus infundibulum GMEL. . 
Marginella coniformis SOW. . 
Columbella ambigua GY. : 

_ gradata Gy = : 
Cancellaria Barretti GY. - 

_ laevescens GY. 

— Moorei GY. 28 
Pleurotoma consors SOW. . - 

—_ venustum SOW. . 

_ Barretii GY. . - 

_ Jamaicense GY. . 
Terebra inaequalis SOW. . 
Ehos=Moorel, Gy 2 em, 
— geleyan: GT. Sn 
Cerithium plebejum SOW. . . 
Natica subelausa SOW. . . . 

=: :sUlCata; BERN. 2...» 

— mammillaris LAM. . 

—  phasianelloides D’ORB. 
Turbo castaneus OHEMN. 
Solarium quadriseriatum SOW. 
Oyclostrema bicarinata GY. 
Neritina Woodwardi GY. . . 
Dentalium dissimile G%. . . 
Vermetus papulosus GY. . . 
Venus paphia L. . . ... 

—  Woodwardi GY. 3 
Cytherea planivieta GY. . . 

_ corb0560 GN. . .. 
Lucina PennsyWwanica L. . . 
Cardita scabricostata GY. . . 
Cardium Haitense SOw. . 

— lingua-leonis GY. 

_ inconspieuum GY. 
Corbula viminea GY.. . . 
Pectunculus pennaceus LAM. 


— acuticostatus SOW. 


Arca consobrina SOW. . . . 
—  NoaeL. PERL SE 
— _ inaequilateralis GY.. . 

Pecien exasperatus SOW. . . 

—  inaegualis SOW. . 

Chama arcinella LAM. 


254 


re 


Recent. 


Sera el ale ee ee le ee 


Fossil. 


See OR 


Blei le el 


Cumana. 
Fossil. 


ee en) rel Bl el ra el a ae al wre 


Domingo. 


” 


Verbreitung. 


Fossil. Andere Loecalitäten. 


Cuba; Anguilla. | 
Trinidad ? \ 


N.-America. 


Cuba; Anguilla; Trinidad. 


Anguilla; Trinidad. 


Wien. 


Piedmont; N.-America. 


N.-America. 


i In einer zweiten Abhandlung, an demselben Orte, S. 295—297, be- 
schreibt Gurpy drei Arten Terebrateln von Trinidad, 7. trinitatensis, 


255 


T. carneoides_und T. tecta, die nach einer Bemerkung von Davınson die 
eretacische und tertiäre Fauna mit einander verbinden. Namentlich zeigt die 
T'. carneoides ebenso den Typus der T. carnea in der Kreideformation, wie 
den der recenten T. vitrea, wesshalb er die Frage aufstellt, ob die letzteren 
wirklich zwei verschiedene Arten sind. — 

Als tertiäre Echinodermen von den Westindischen Inseln fügt Guppy 
(a. a. O. S. 297—301) noch hinzu: Cidaris Melitensis (Forses) WRIGHT, 
Echinometra acufera Bı., Echinolampas semiorbis sp. n., Ech. Iycopersi- 
cus n. sp., Echinoneus cyclostomus LEsk£, Schizaster Scillae DesmouL. und 
Brissus dimidiatus As. von Anguilla, sowie Echinolampas ovumserpentis 
n. sp. von $. Fernando, Trinidad. ! 


Fr. M‘Coy: über die Australischen tertiären Arten von Tri- 
gonia. (The Geol. Mag. 1866. No. 29, p. 481.) — Bei dem Werth, den 
man mit Recht auf das Vorkommen von ‚Trigonien in der Tertiärformation 
Australiens gelegt hat, ist es auch von Interesse, zu hören, dass die von Jen- 
xıns (Jb. 1866, p. 639) für fr. Lamarcki MArn. gehaltene Art, welche 
M'Coy bier als Tr. acuticostata einführt, von jener noch lebenden Art spe- 
cifisch verschieden erscheint. 


Miscellen. 


Das Januarheft des American Journal of science and arts, 1867, 
Vol. XLIII, p. 131 u. f. benachrichtiget uns von den neuesten, wahrhaft 
grossarligen Schenkungen und Stiftungen des Herrn Georcs PraBopy in Dan- 
vers, Massachusetts, für wissenschaftliche Zwecke. 

Den beiden seit vielen Jahren als Hauptpflanzstätten für exacte Wis- 
senschaft in America berühmten Universitäten zu Cambridge in Massa- 
chusetts, dem Harvard College, und zu Newhaven in Connecticut dem 
Yale College, sind je 150,000 Dollars zugewiesen worden, dem ersteren zur 
Begründung und Unterhaltung eines Museums für Amerikanische Archäologie 
und Ethnologie, dem letzteren zur Begründung eines Museums für Naturge- 
schichte, insbesondere Zoologie, Geologie und Mineralogie. 

500,000 Dollars hat er neuerdings dem von ihm in Baltimore begrün- 
 deten Peabody Institute bestimmt, wodurch die schon früher dafür von ihm 
gemachte Stiftung auf 1,000,000 Dollars erhoben worden ist. 

Ein Geschenk für das Peabody Institute in seiner Vaterstadt Danvers, 
Mass., ist bis zu 250,000 Dollars erhöhet worden. Ein jedes dieser beiden 
Institute wird eine reiche Bibliothek anlegen und jährlich einzelne Course 
von Vorlesungen über wissenschaftliche und literarische Gegenstände ver- 
anstalten. 

Mr. Psagopyv widmete ferner eine Schenkung von 25,000 Dollars der 
Phillips Academy in Andover, Mass., zur Pflege der Naturwissenschaften 


256 


und Mathematik, eine gleiche Summe zu denselben Zwecken dem Kenyon 
College in Ohio. Ebenso stiftete er vor Kurzem 20,000 Dollars für den Bib- 
liotheksfonds der Maryland Historical Society und begründete öffentliche 
Bibliotheken zu Georgeiown in Massachusetts und Thetford in Ver- 
mont. 

Diese munificenten Stiftungen des Herrn Pz4Bony für die Förderung und 
Verbreitung der Wissenschaft erreichen somit nahezu die Höhe von 1,650,000 
Dollars ! 


+ 


Henry Aprıan WyArt-EoeeLL, ein junger talentvoller Paläontologe, 
den 17. Mai 7847, ist den 6. Nov. 71866 in Belfast verschieden. 

ALEXANDER Bryson, geb. den 14. Oct. 1816 zu Edinburg, ein thätiges 
Mitglied der verschiedenen wis enscl aftlichen Gesellschaften in Edinburg, starb 
am 7. Dec. 1866 zu Hawkhill bei Edinbure. 

Casıana vı Pranpo in Madrid, Generaliuspector der Spanischen Bergwerke, 
Verfasser der „Deseripeion fisica y geolögica de la Provincia de Madrid, 
1864“ beendete gleichfalls im vergangenen Jahre seine irdische Laufbahn. 
(The Geol. Mag. No. 31. 1867. 46—48.) 

Das Geological Magazine, No. 32, meldet den Tod von Fareperick J. 
Foot, unter Anerkennung seiner Thätigkeit bei der geologischen Landes- 
untersuchung in Irland, sowie von 

James Sun von Jordan Hill bei Glasgow, früherem Präsident der geo- 
logischen Gesellschaft von Glasgow, welcher am 19. Januar verschieden ist. 

GEoRGE W. FEATHERSTONHAUGH, Verfasser eines geologischen Berichtes 
über den Missouri und den Red River. der 1834 veröffentlicht worden ist, 
und Begründer und Herausgeber eines geologischen Journals (Philadelphia, 
1831 und 1832), verstarb am 28. Sept. v. J. zu Havre, wo er seit 20 Jah- 
ren als Consul gelebt hat. (American Journ. No. 127, Jan. 1867, 135.) 

Wach der uns von Herrn Dr. U. Scnroengach in Salzgitter zugegangenen 
Mittheilung ist am 18. Januar d. J. der ältere Euve-DesLonscHAaups zu Caen 
im Alter von 73 Jahren verstorben. 


geb. 


Mineralien-Handei. 


Eine sehr gute und georduste Mineralien-Sammlung, namentlich 
Musterstücke und sehr viel geschliffene Steine enthaltend, nach der genauen 
Taxation von einem Werihe von mindestens 500 Rthlirn., soll baldigst zu 
einem angemessenen Preise verkault werden. 

Näheres ertheilen gern Herr Commercienrath R. Fergrr in Gera und Prof. 
Dr. ReıcHaepr in Jena. 

Das Format der Stücke ist für Lehrzwecke geeignet. 


— 2m 


Weitere Beiträge zur näheren Kenntniss der bayerischen 
Alpen 


Herrn Professor Dr. Schafhäutl. 


(Hierzu Tafel I u. H.) 


Seit zwanzig Jahren habe ich mich bemüht, nachzuweisen, 
dass in unseren südlichen bayerischen Alpen in der Regel die 
tiefsten Schichten und Lager die ältesten, die höchsten dagegen 
auch die jüngsten sind, und der Juraformation, ja hie und da 
sogar der Kreide angehören, ebenso dass die gewaltigen Kalk- 
massen, welche die höchsten Puncte unserer bayerischen Alpen 
bilden, durchaus ein Werk von kalkschaligen Infusorien und Bryo- 
zoen Seien, was am unzweideuligsten hervortritt, je reiner der 
kohlensaure Kalk der Gebirgsmassen, d. h. je freier er von Thon- 
_ erde wird. Da tritt er in gewaltigen und von der Verwitterungsschale 
befreiten, sogar etwas durchscheinenden Massen auf, die höchstens 
partiell geschichtet sind, d. h. das sogenannte Schichtungssystem 
iritt nur an bestimmten Stellen, aber auch da nur sehr unregel- 
mässig auf, fliesst dann an einem Ende wieder in eine untheil- 
bare Kalkmasse zusammen, so dass die sogenannte Schichtung 
mehr eine theilweise Zertheilung oder Spaltung als eigentliche 
Schichtung zu sein scheint. In der Nähe sind diese Verhältnisse 
allerdings sehr leicht irreführend; denn da tritt innerhalb des 
sehr beschränkten Gesichts- und Untersuchungs-Kreises allerdings 
eine scheinbare Schichtung oft sehr ausgesprochen hervor. Anders 
wird aber die Sache, wenn man die gegen Norden steil abfal- 

Jahrbuch 1867. 17 


258 


lenden Gebirgsmassen in einer bestimmten Entfernung mittelst 
eines guten Telescops untersucht; daxwird es dann möglich, die 
Structur eines ganzen Gebirgsstoekes zu übersehen, und zu be- 
merken, wie äusserst verschieden an demselben Stocke das Strei- 
chen und Einschiessen der so mannichfaltig gegliederten Gebirgs- 
theile auftritt. Ich füge hier eine naturgetreue Skizze vom Gipfel 
des malerischen hohen Göhls bei Berchtesgaden an, die unseren 


= 
Landschaftsmalern so vielen Stoff zu ihren glänzenden Gemälden 
gibt, von Nordost aus gesehen. Ein nicht weniger charakteristi- 
sches Bild gibt das Vorderhorn im nördlichen Pinzgau bei St. 
Martin, südlich von Lofer, vom Grubhof aus gesehen. Die die 
Schichtungen andeutenden Linien geben genau an, wie weit sich die 
Schiehtungen erstrecken; wo die Linien aufhören, erscheint die 
Kalkmasse als vollkommen dicht. Man sieht am hohen Göhl bei 
a, wie zwischen zwei Schichtungslinien sich eine dritte hinein- 
drängt, dann plötzlich aufhört. Auch die Unregelmässigkeit die- 
ser Linien, welche die Kalkmasse bald in sehr dünne, bald in 
sehr mächtige Theile oder Schichten eintheilen, beweist hinrei- 
chend, dass hier an einen regelmässigen Niederschlag nicht ge- 
dacht werden könne. Noch Schlagender tritt diess im Aufrisse 
des Vorderhorns im Pinzgau bei St. Martin südlich von Lofer 
hervor. Sogenannte Schichtungslinien ziehen über und unter.den 
horizontalen nach allen Richtungen und selbst die horizontalen 
entbehren aller Regelmässigkeit, auch wenn ihr plötzliches Auf- 
hören durch Zusammenfliessen mehrerer Schichten in eine ein- 
zige erklärt werden wollte. Dass diese gewaltigen Kalkmassen 
bis zu ihrer doppelten Höhe unter dem Urmeere gelegen haben 


259 


müssen, bedarf wohl keines Beweises. Wenn sich auch die Un- 
möglichkeit denken liesse, dass gespannte Wasserdämpfe den süd“ 


I ireBerL 


Vorderhorn im Pinzgau bei St. Martin. 
Vom Grubhof aus gesehen. 


lichen Gebirgszug aus dem Meere auf wenigstens zwölfltausend 
Fuss emporzuheben vermöchten, so wäre eine solche Hebung, 
die sich durch drei Längengrade beinahe in gerader Linie er- 
streckt, eine zweite Unmöglichkeit. 

Den nördlichsten und gewaltigsten Theil unseres südlichen, 
reinen Kalkgebirgs-Gürtels bildet das sogenannte Wetterstein- 
und Karwendel-Gebirge, die ich sehr oft und zwar zuletzt in 
diesem Jahrbuch 1864, pg. 812; 1865, pg. 18 und pg. 789 dem 
geognostischen Publicum vorzuführen Gelegenheit halte. 

Da es in unserem Hochgebirge, wie ich immer und immer 
erinnerte, von geringem Nuizen ist, diesen so verwickelten Ge- 
birgsbau auf blossen touristischen Durchflügen in Augenschein 
zu nehmen, so habe ich meine fortdauernde Aufinerksamkeit vor- 
züglich auf ein Revier des früher sogenannten jüngeren Alpen- 
kalkes gelenkt, welches das Wettersteingebirge und seinen höch- 
sten Punct, die Zugspitze oder wie das Volk spricht: den Zug- 
spitz, in sich begreift: Diese 9125 Pariser Fuss über dem Spiegel 
des Meeres und 6164 Fuss über dem Spiegel des den westlichen 
Fuss desselben umspülenden Eibsee’s emporragend, besteht 
ganz aus oolithischem Kalk, der grösstentheils nur Spuren 
von Bittererde enthält. hie und da aber auch zum Hauptdolomite 
wird, wie ich unter Anderem in diesem Jahrbuche 1864, p. 813; 
1865, pg. 18 und 789 erläutert habe. Da Rollstücke dieses Ge- 
birgsstockes, vom Fusse desselben angefangen, sich im nörd- 
lichen Striche bis an die Donau herab finden, und um München 

17 * 


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260 


grösstentheils die ganze Hochebene zusammensetzen, so muss 
natürlich ursprünglich dieser Gebirgskamm wenigstens die dop- 
pelte Höhe erreicht haben 

Die Zugspitze selbst, eigentlich aus zwei an Höhe mit 
einander rivalisirenden Spitzen a und b bestehend, ist schwer 
aus einer grossen Entfernung zu beobachten, da sie von anderen 
Gebirgsmassen verdeckt und auf der weniger flach einfallenden 
Wand von Schneemassen bedeckt ist. Indessen besteht auch ihre 


Ylfy, DIMEAU], (G, 

1 %0,9,701 ABU, 
NET, IN D, NG HR, X 
IHN, VDE 


Gipfel der Zugspitz-Pyramide. 


Structur in grossen, unregelmässigen Platten und Bänken, welche 
gegen die Tiefe zu immer steiler einschiessen, gegen den Gipfel 
zu der söhligen Linie sich immer mehr nähern. Manche Kämme 
und Gipfel verdanken hier, sowie in unserem ganzen Gebirge 
ihre zerrissene Gestalt den ziemlich steil aufgerichteten Abson- 
derungs-Bänken, wie z. B. der von der nördlichen Seite der 
eigentlichen Zugspitze beinahe ganz verdeckte »Hinter- und 
Vorder-Waxenstein.« Indessen tauchen auch hier am Zug- 
spitz wieder Bänke auf und verzweigen sich oder verschwinden 
ganz, so dass von einer Schichtung, wie man sie in allen eigent- 
lichen Flötzgebirgen findet, keine Rede sein kann. 

Die äusserst schwierig und zum Theil auch gefahrvoll zu 
erklimmende Spitze wurde zuerst von dem bayerischen Revier- 
förster in Kling Namens Operst am 27. Sept. 1834 erstiegen. 
Indessen war bis zum August des Jahres 1851 noch keine Spur 
von einer Versteinerung von der eigentlichen Pyramide der Zug- 
spitze bekannt. 

Erst durch die Expedition am 11., 12. und 13. August 1851, 
welche ein 14 Fuss hohes, vergoldetes Kreuz auf dem höchsten 


261 


Puncte der westlichen Zugspitze errichtete, wurden von diesem 
höchsten Puncte im hayerischen Lande durch den damaligen Forst- 
gehilfen Max Tuoma kleine Kalkstückchen herab gebracht, welche, wie 
sich Tuoma ausdrückte, aus Muschelkalk bestanden, voll einge- 
wachsener, unzähliger, kleiner Schnecken und Muscheln. 

Ein Stückchen von kaum einem Quadratzoll Inhalt, das ich 
von TuomAa erhielt und vorsichtig mit Salzsäure behandelte, be- 
lehrte mich sogleich, dass wir es hier mit einem ganz neuen 
Genus von Bryozoen, zu den .Tubuliporen gehörig, zu thun 
hatten. Ich habe dieses Stückchen auch in diesem Jahrbuch von 
1853 auf Taf. VI, fig. 1, lit.a gezeichnet und das neue Dryozoon 
selbst in natürlicher Grösse, sowie vergrössert im Längenschnitt 
und Querschnitt abgebildet, und zwar so genau im Detail, dass 
nur Absicht die Zeichnung und Structur dieses Bryozoon ver- 
kennen kann. Auf pg. 300 bis 304 dieses Jahrbuchs habe ich 
noch dazu eine genaue Analyse dieser Versteinerung gegeben. 

Da in dem kleinen Plättehen die Hauptfigur stets als ein 
eylindrisches Stämmchen, mit einander berührenden Querrunzeln 
bedeckt, bestand, so hatte ich der Versteinerung den Namen 
Nullipora gegeben; da aber dieser Name schon für eine ganz 
andere Gattung von einer anderen Thierclasse gebraucht wurde, 
so habe ich den Namen Nullipora in meiner südbayerischen Le- 
ihaea, pg. 324 in Diplopora umgewandelt. 

Ich hatte damals aus dem kleinen Stückchen die innere Struc- 
tur dieser Bryozoon’s -so richtig entwickelt, dass ich gegenwärtig, 
wo sich Hunderte der verschiedensten freien und eingeschlosse- 
nen Exemplare in meinen Händen befinden, kaum etwas hinzu- 
zusetzen vermag, als die Basis und das obere Ende der Diplo- 
pora. 

In der gegenwärtigen Figur Tafel I, Fig. 1 ist die ganze 
Diplopora gezeichnet, wie sie sich indessen so ganz erhalten 
nur äusserst selten findet, sondern immer in 2 bis 3 Stücke zer- 
brochen, da sich die einzelnen Ringe sehr leicht von einander 
gelöst zu haben scheinen, so dass das Gestein ein Ansehen er- 
hielt, wie es in diesem Jahrbuch 1853, Tafel VI, Fig. 1 ge- 
zeichnet ist. Ä 

Das Gestein erscheint nämlich in der Regel am häufigsten 
mit zahlreichen, kreisrunden Ringen von ungefähr 2”, dam, 


262 


Aligmm his 5m, etwas seltener 6” im Durchmesser bedeckt, 
deren Wanddicke, je nachdem sie von der Basis oder von der 
Haube oder von der Mitte der Länge genommen sind, Vz bis Ye 
des grössten Durchmessers des Ringes ausmachen. Erst unter 
der Lupe mit Säure behandelt, oder ausgewittert, erscheinen im 
Querschnitte die radialen Zellen. in dieser Wand, wie sie Fig. 1, 
lit. e darstellt. Die kegelförmigen Zellen im Längenschnitt, wo 
sie sich unter einem spitzen Winkel gegen die Axe geneigt nach 
oben wenden, habe ich schon in diesem Jahrbuch, wie bereits 
angeführt, 1853, Tafel VI, lit. e, durch Säure blossgelegt, ge- 
zeichnet. Dieser meiner Abhandlung lege ich eine andere Zeich- 
nung eines Längenschnittes bei, wie ihn die Verwilterung selbst 
blossgelegt hat, und man wird sogleich sehen, wie genau er mit 
meiner vor 13 Jahren gelieferten Abbildung übereinstimmt. 

Indessen hat, wie ich soeben sehe, in der letzten Zeit Herr 
Dr. A. E. Reuss seine Aufmerksamkeit auch diesem neuen Petre- 
facte zugewendet und darüber in der Sitzung der geologischen 
Reichsanstalt am 18. December vergangenen Jahres referirt. Der 
berühmte Paläontologe ist jedoch der Meinung, die Stämmchen 
von Diplopora seien ursprünglich hohl gewesen und die sich in 
der Regel findende Ausfüllung dieser hohlen Röhren rührte von 
der Gesteinsimasse her, in welche diese Stämmchen stets einge- 
bettet liegen. Desshalb stellt er dieses neue Peirefact unter Car- 
penius Dactylopora, erklärt jedoch: aus vielen von ihm unter- 
suchten Exemplaren kein vollkommen genaues, zu einer klaren 
Zeichnung genügendes Bild der feineren Structur gewonnen zu 
haben. 

Nach den Tausenden von Exemplaren, welche sich in den 
verschiedensten Zuständen der Erhaltung in meinen Händen be- 
funden, glaube ich indessen meine Überzeugung rechtfertigen zu 
können, dass die Ausfüllung des cylindrischen Hohlraumes-der 
Stäinmchen ıeiner Diplopora wohl ursprünglich zum Thiere selbst 
gehört haben musste. Schon 1853 erklärte ich pag. 301 in die- 
sem Jahrbuche: der Kern des Stämmchens zeigt sich 
unter der Lupe als eine vollkommen schwammige 
Masse durchscheinend, von einer zarten, äusserst dünnen Hülle 
umgeben, welche unter dem Mikroskope milchweiss und undurch- 
sichtig erscheint. Aus dieser Hülle sprossen nun in der Rich- 


263 


tung der Radien des Kreises keulen-, kegel- und röhrenförmige 
Zellen mit ihrer Spitze in der oben erwähnten, dünnen Mem- 
brane sitzend und die weitere Öffnung Fig. 1, lit. e bis i nach 
aussen oder der Peripherie gerichtet. Auch die Wände dieser 
röhrenförmigen Zellen bestehen aus jener dünnen, undurchsich- 
tigen, milchweissen Membrane etc. 
Weiter unten heisst es: die einzelnen Zellen sind gleich- 
falls mit einer schwammigen, nicht lamellösen Masse ausgefüllt, 
welche sich bei Manchen in der Milte des Zellenbeckens wie eine 
Spitze eınporhebt. 

So habe ich die innere Ausfüllung der cylindrischen Höh- 
lung der Diplopora immer gefunden, wo die ganze Masse des 
Petrefactes nicht in dichten Kalk umgewandelt war, was aller- 


dings in unserem mächtigen Kalkgebirge sehr häufig der Fall ist. 


Wo diese Verkalkung indessen nicht stattgefunden hat, da sind 


‘sehr häufig feine, genau begrenzte Zellenwände zu bemerken, 


wie in Fig. 1, lit. £ Manchmal ist die Zellenmembrane verwit- 
tert; da sind dann die Zellenausfüllungen als Körnchen zurück- 
geblieben, welche die Axe des Petrefactes erfüllen, wie in lit.g; 
sind mehrere Zellenräume ineinandergeflossen, so erscheinen 
diese Ausfüllungen auch wurstförmig u. dgl., wie in lit. e zu 
sehen. 

Herr Dr. Reuss hält sich unter anderem auch dadurch be- 
wogen, die Diplopora zu der Dactylopora zu stellen, weil die 
Zellen in die hohle cylindrische Innenseite des Petrefactes ein- 
mündeten. Allein in nicht verwitterten Exemplaren ist von einer 
wirklichen Mündung der Zellen in den hohlen Achsenraum nichts 
zu bemerken, In meiner allerersten Beschreibung von 1852 habe 
ich, wenn ich auf die oben angeführte Stelle nochmal zurück- 
kommen darf, gleich mit aller Bestimmtheit ausgesprochen: die 
Spitzen der Kelche der Zellen sitzen in der dünnen, milchweissen, 
durchsichtigen Membrane, welche die schwammige Achse wie ein 
Markeylinder einschliesst, wie das in meiner allerersten Zeich- 
nung in diesem Jahrbuche 1853, Tafel VI, lit. c, d, e, f ganz 
genau angegeben ist, ebenso in Fig. 6 der Tafel LXV, e meiner 
Lethaea. 

Bei verwitterten und durch die Verwitterung der Länge nach 
durchbrochenen Exemplaren erscheinen allerdings die Zellen- 


264 


mündungen in den hohlen Achsenraum sich öffnend, weil die innere, 
den markigen Kern umhüllende, milchweisse, undurchsichtige Schichte 
zerstört ist, so dass eine Gestalt, wie Fig. 1, lit. m, entsteht. 
Der innere Raum, welchen nach meinen Beobachtungen die zel- 
lige Substanz ausfüllt, ist indessen von sehr wechselndem Durch- 
messer. Oft und zwar gewöhnlich nimmt er °/% des Durchmes- 
sers des cylindrischen Petrefactes ein, ınanchmal beträgt er höch- 
stens ein Fünftheil des Durchmessers der Röhre. 

Die Verwitterung bewirkt nicht selten, dass, wenn die in- 
nere markige Ausfüllung der Röhre verschwunden ist, auch die 
innere, in unverletztem Zustande ebene, oder nach den Quer- 
falten nur sanft wellige Fläche in scharfe sägezähneartige Leisten 
umgewandelt wird, wie Fig. 1, lit. m lehrt, in welcher zwischen 
je zwei Leisten immer die ausgewitterten Öffnungen der zwei 
Zellenreihen sichtbar werden. Einer jeden solchen, im Profile 
sägezähneartigen Ringleiste im Innern entspricht eine solche 
sägezähneartige Erhöhung auf der äusseren Seite, so dass manche 
der verwitterten Stängelchen, ähnlich einer feinen Schraube, wie 
von zarten, dicht aneinander liegenden, aus einer scharfen Kante 
bestehenden Ringen umgeben erscheinen, wie Fig. 1, lit. n lehrt. 
Zwei solche scharfe Ringe sind gewöhnlich einem gerundeten 
Ringe der Dipl. annulata gleich und die oberste Zellenreihe 
bildet gewöhnlich die Ringkante an der Aussenseite. 

Neben der Diplopora annulata * habe ich unter anderen 
noch eine Dipl. porosa aufgestellt. Hr. Dr. Reuss ist der Mei- 
nung, dass beide Specien nur auf den verschiedenen Erhaltungs- 
zustand einer und derselben Species hinauslaufen. Ich glaube 
indessen, meine Specien wohl begründen zu können; denn bei 
Feststellung dieser Specien habe ich 

erstens die Gestalt der Zellen, 

zweitens ihre Gruppirung in den einzelnen Individuen als 
Anhaltspuncte genommen. Bei den von mir beschriebenen For- 
men kommen zwei sehr von einander verschiedeng Formen von 
Zellen vor. 

Die gewöhnliche ist die keulen-, rüben-, auch becherförmige 


* Vergleiche die Beschreibung in meiner Lethaea pg. 324. (Nur ist 
hier durch einen Druckfehler statt der Fig. 5 die Fig. 6 eitirt ) 


265 


Fig. 1, lit. ebis 1; in diesem Jahrbuch 7853 gezeichnet auf Tafel VI, 
lit. d und in meiner Leihaea auf Tafel LXV, e?, Fig. 4, die zweite 
Form ist die röhrenförmige Fig. 1, lit. q und in meiner Le- 
thaea im Holzschnitte dargestellt auf pg. 328, Hit. a. 

Die keulenförmigen Zeilen sind gewöhnlich 2 mal, bis 
21/2, höchstens 3 mal so lang als weit; die röhrenförmigen Zel- 
len sind 5 bis sechsmal so lang als breit und stets cylindrisch. 
Dass ich Gestalten mit röhrenförmigen Zellen von denen mit keu- 
lenförmigen Zellen trennte, dazu glaube ich wohl nicht unbe- 
rechtigt zu sein. 

Aber auch bei Individuen mit keulenförmigen Zellen finden 
in Hinsicht auf Anordnung und Gruppirung der Zellen zwei Ver- 
schiedenheiten statt, welche die Festsetzung zweier verschiedener 
Specien wohl rechtferligen können; denn bei meiner Diplopora 
annulata stehen die Zellenreihen immer zu zweien übereinander, 
Fig. 1, lit. a, und sind von der nächsten Zellendoppelreihe regel- 
mässig durch einen Zwischenraum geschieden, welcher gewöhn- 
lich so breit ist als eine Zellen- oder Poren-Doppelreibe selbst. 
(Siehe lit. k, m.). 

Bei meiner Diplopora porosa sind die Zellenreiher auf der 
ganzen Oberfläche und Höhe des Petrefactes, wie ich dieses 
schon in ‚meiner Lethaea pg. 327 auseinandergesetzt, dicht an- 


‚einanderliegend, Fig. 1, lit. a und 1, obne irgend einen bemerk- 


baren Zwischenraum. Zur Bestätigung des eben Gesagten füge 
ich hier die Zeichnung von 2 Exemplaren bei, von welchen das 
eine Exemplar eine Diplopora annulata Fig. 1, lit. k, das an- 
dere Dipl. porosa lit i in unverkennbarer Weise darstellt. Die 
Natur selbst ist uns hiebei trefflich zu Hilfe gekommen; denn 
in den beiden gezeichneten Exemplaren ist die Epithek und das 
die Zellen umhüllende Coenenchym verwittert, und dafür sind 
die Zellen selbst unverletzt stehen geblieben, deren birnförmige 
Form sich hier gleichfalls auf das Genaueste siudiren lässt. 

Die Aussenseite der eigentlichen Diplopora porosa erscheint 
auf der Oberfläche niemals horizontal wellig, quergerunzelt oder 
mit Ringen umgeben, wie die Diplopora annulata, sondern glatt, 
auch wenn sie ins Gestein eingebettet noch vollkommen unver- 
letzt auftritt, Fig. 1, lit. i. 

Eine andere Eigenthümlichkeit von Diplopora ist, dass die 


266 


Individuen gewöhnlich aus mehreren Lagen bestehen, welche 
stets gleiche Organisation besitzen, und es könnte sogar schei- 
nen, als ob diejenigen Stämmchen, welche bloss aus einer ein- 
zigen Lage bestehen, die übrigen durch Verwitterung verloren 
haben. Ich habe auch in meiner Lethaea, pg. 326 wörtlich ge- 
sagt: »es gibt jedoch auch Formen, in welchen wirklich zwei 
Cylinder in einander stecken. Der innere Cylinder ist gewöhn- 
lich so von Kalkmasse durchtränkt, dass man seine Zellen oft 
auf keinem Wege ausfindig machen kann, bei einem Exemplar 
sind sie indessen noch zu bemerken, Leth. Fig. 14, was zugleich 
lehrt, dass die innere Röhre dieselbe Structur besitze, wie die 
äussere.« b 

In meiner Lethaea habe ich auch unter Fig. #0, lit. b und 
Fig. 12, 13, 14, 15, 17, 19, 20 solche Figuren gezeichnet, welche 
lehren, dass hier ein Irrthum nicht wohl annehmbar sei. Zum 
Überflusse lege ich dieser Abhandlung noch zwei Figuren bei, 
welche das eben Gesagte erläutern, nämlich zwei Querschnitte 
(lit. e und h) und zwei Längenzeichnungen lit. o und p. Auf 
dem Querschnitte lit. e sind die zwei in einander liegenden Röh- 
ren von einander durch ein Goenenchym geirennt, in welchem 
noch die zellige Structur deutlich zu bemerken ist. Auch die 
innere Röhre besteht aus denselben Zellen wie die äussere. Bei 
lit. h sind in der inneren Röhre die Zellen verschwunden, und 
dieser innere Ring bietet, wie das gewöhnlich der Fall ist, eine 
homogene, etwas dunkel gefärbte Kalkmasse dar. 

Auf der Längenzeichnung lit. ce sieht man die beiden Lagen 
einander berührend, und zum Beweise, dass die innere Lage nicht 
bloss ein Hohlguss der inneren Seite der äusseren Lage sei, 
dienen die Poren, welche auf der inneren Lage gerade so in die 
Oberfläche eingesenkt sind, wie auf der äusseren, wasich auch ganz 
klar durch meine Figur 14 der Tafel LXV e in meiner Leihaea 
nachgewiesen habe. An lit. p erscheinen sogar: zwei Lagen 
über der inneren, sehr deutlich geringelien Röhre. 

Räthselhaft bleibt immer z. B. die Fortpflanzung, und der ur- 
sprüngliche Standort dieses Petrefactes. Millionen von Cubikklaf- 
tern bestehen grösstenthals aus den Trümmern dieser Stämm- 
chen in wilder Unordnung durcheinander geworfen, zu einer 
Höhe von 9000 Pariser Fuss sich aufhäufend, gemengt mit an- 


267 


deren Specien von Amorphozoen, aber auch anderen Geschlech- 


“ tern von Bryozoen, von deren Existstenz man bisher keine Idee 


hatte. Um von diesen Gestalten einen Begriff zu geben, habe 
ich in meiner Lethaea einige dieser neuen Formen anf Tafel 
LXV e?, Fig. 5, 6, 7, 8, 9 und gerade über der Figur 14 Scy- 
phia capilata gezeichnet; eine Scyphia articulata, von welcher 
ich heuer riesige Exemplare erhalten habe, ist pg. 320 in mei- 
ner Lethaea in einem Holzschnilte beigefügt. Als Begleiter 
obiger Diploporen will ich hier unter lit.r noch eine kleine, aber 
sehr wohlerhaltene Bryozoe abbilden. Sie ist eine sehr wohl- 
erhaltene Cricopora nur von einem Millimeter Durchmesser, 
welche wahrscheinlich die Cricopora elegans von Micneun ist. 
Die zarten, hornartigen Zellen sind zahlreich, dicht neben ein- 
ander liegend und die Zahl 48 erreichend. Welch geognostisches 
Gewimmel von Leben und Bewegung in diesem Ocean der Ur- 
welt! 

Nie habe ich eines dieser Stämmehen auf einer Unterlage 
aufgewachsen oder auf seinem natürlichen Standorte gefunden, 
Es ist als ob diese Formen, von ihrem ursprünglichen Standorte 
forigerissen, hier im alien Ocean zu Boden gesunken seien, oder 
sich schwimmend in dem Urmeer fortgepflanzit hätten ; ja manch- 
mal kann man sich kaum des Gedankens erwehren, als seien 
diese cylindrischen Geschöpfe Parasiten oder auch Kerne der 
ungeheuren Schwammgebilde, aus welchen die Gesteinsmassen 
der allermeisten Gebirgsmassen unserer Kalkgebirge zu bestehen 
scheinen. Schon in meiner Leihaea pg. 336 habe ich bei Be- 
schreibung der schlingenartig gefalteten, lappigen Gestalten, die 
ich Chaeietes Maeandrinoides genannt und auf Taf. LXV e”, 
Fig. 12 auch abgebildet habe, bemerkt, dass diese Gestalten häufig 
übereinander auftreten und eine Diplopora oder eine Reptomulti- 
cava mamilla oder auch eine Scyphia als Nuclus umschlossen 
enthielten. 

Ob übrigens diese beschriebene Diplopora sich wirklich in 
den Schichten des ausgesprochenen Muschelkalkes finde, kann 
ich nicht entscheiden. Die Stämmchen, welche Herr von ScHAv- 
ROTH im grauen Kalk von Recoaro fand, sind so in Kalkmasse 
umgewandelt, dass eine nur einigermassen genaue Analyse un- 
auslührbar ist. Was sich indessen durch Behandlung mit Säure 


268 
blosslegen liess, bewies, dass diese geringelten Stämmchen zu 
meiner Diplopora nicht gehören. Sie scheinen mehr Ähnlichkeit 
mit DOrsıcnys Nodicava digitata oder Plethopora cervicornis 
zu haben oder gar zu den Amorphozoen zu stellen sein. Das 
Cylindrum annulatum des Herrn Eck ist mir nicht zu Gesicht 
gekommen, er hat auch, so viel ich weiss, keine nähere Beschrei- 
bung dieses Petrefactes gegeben. 

Da jedoch dieses Genus von Bryozoen neu ist und früher 
noch nirgends gefunden worden war, so ist es natürlich in dieser 
Hinsicht zur Bestimmung des Alters unseres Zugspitzkalkes nicht 
tauglich. Ich habe indessen diese Versteinerung hier absichtlich 
angeführt, weil sie, wenn auch nicht direct zur Altersbestimmung 
des Zugspitzkalkes anwendbar, dennoch ein sehr werthvolles 
Mittel bietet, die Identität einzelner Berggipfel in der weit ver- 
breiteten Zone unserer Kalkalpen nachzuweisen; denn sie finden 
sich durch die ganze Verbreitung unserer Kalkalpen von Osten 
nach Westen sehr häufig mit anderen Versteinerungen zusam- 
men, welche in dem eigentlichen Zugspilzkalke, oder auch um- 
gekehrt, noch nicht gefunden worden sind. 

Zu diesen Petrefacten gehört eine Bivalve, welche ich zu- 
erst in unserem Gebirge fand, und in diesem Jahrbuch 1851, dann 
in meinen geognostischen Untersuchungen des bayerischen Alpenge- 
birges pg. 93 als Avicula enaequiradiata beschrieben, und in diesem 
Jahrbuch 1852, pg. 284. Tafel 3, Fig. 1 a und b auch gezeichnet 
habe. Diese Versteinerung, welche EscHErR von DER List# im 
Juli 1853 als Avicula speciosa MeEr., also ein Jahr nach meiner 
Publication gezeichnet, wurde später von Prof. Dr. WıssLEr mit 
der Avicula contorta (PorTLock) zusammengesteilt, und nach 
PortLock als eine Leitmuschel für den Oberkeuper oder das Bune- 
bed angenommen. Sie kommt aber östlich von der Zugspitze 
im Rosssteingipfel mit der Diplopora annulata\wor; die Diplo- 
pora annulata würde also dem Bonebed angehören. 

Ich gebe hier die Zeichnung eines wohlerhaltenen Exem- 
plars Fig. 2 a. b., um allen Einwürfen gegen die Richtigkeit der 
Bestimmung vorzubeugen. Allein mit diesen beiden Petrefacten 
kommt nun zugleich ein wohl ausgebildeter Verticillites eretaceus 
vor, welcher in meiner Lethaea pg. 433 abgebildet ist; neben 
ihr haben wir eine ebenso wohlerhaltene Multlivaltia dispar, in 


269 


meiner Lethaea pg. 434, und eine Cidarites elegans, auf der- 
selben pagina Fig. 8 a b abgebildet. Eine nicht weniger cha- 
rakteristische Univalve lege ich gleichfalls in natürlicher Grösse 
gezeichnet bei, Fig. 8a b. Es ist die Pleurotomaria rotella- 
formis von DesronscHAmps so genannt, die DOrsıcny der 8. Etage 
des mittleren Lias einreibt. Dicht neben dieser Versteinerung 
finden sich in demselben Handstücke grosse Rhabdophyllien Msrr. 
(Goniocora) nebst, merkwürdiger Weise, mehreren Schalenstücken, 
welche durch die auf der Schalenfläche vertikalen Kalkprismen, 
aus welchen die Schalenfragmente zusammenzgesetzt sind, jeden- 
falls auf eine Inoceramus hinweisen, wobei eine Wirbelspitze 
ziemlich gut erhalten ist. Diese sämmtlichen Peirefacte sind dem 
Bonebed ganz fremd und deuten auf viel höhere Schichten. 

Dieselbe Kalkmasse des Rosssteins enthält eine grosse An- 
zahl eines von mir gleichfalls zuerst beschriebenen Petrefactes, 
das ich Avicula bavarica genannt habe. 

Ich gebe hier unter Fig. 3 a b gleichfalls eine ganz ge- 
treue Abbildung, um den Leser selbst uriheilen zu lassen. Wenn 
diese Avicula nicht etwa eine Varietät der Avscula Münsteri ist, 
so gehört sie dennoch der jurassischen Formation an; denn sie 
kommt zugleich mit zahlreichen Exemplaren der Terebratula 
ascia Gird. und den übrigen Terebrateln des Vilserkalkes vor, 
der nach Opeer's Untersuchungen unzweifelhaft dem weissen Jura 
angchört. 

Zum Überfluss findet sich in einem und demselben Hand- 
stücke aus dem Graswangthale noch der Ammonites arduenensis 
D’ORe., von welchem ich gleichfalls ein wohlerhaltenes Stück unter 
Fig. 4 a b abbilde. In denselben Kalken findet sich eine Ver- 
steinerung, die ich Chaeteies scutella genannt und auf Tafel 69, 
Fig. 8 meiner Leihaea gezeichnet habe. Sie erfüllt die weissen 
Kalke unseres ganzen Hochgebirges, z. B. des Wendelsteins, oft 
beinahe ganz allein. 
| In meiner Lethaea habe ich bereits den Spirifer Walcotti 
gezeichnet und genau beschrieben. Eine andere Zeichnung lege 
ich hier unter Fig. 5 abc bei, um darzuthun, dass wir es. 
mit einem Spirifer des Lias und nicht des Muschelkalkes zu ihun 
haben. Er gehört dem Gestein der eigentlichen Zugspitz-Pyra- 
mide selbst an. 


270 


T 


Zu diesen bisher bekannt gemachten Petrefacten füge ich 
noch höchst interessante neue Funde hinzu, welche alle der 
Zugspitz-Pyramide angehören. Ich erwähne zuerst die Actaeo- 
nella crassa v’Orsıeny. Ich habe sie zuerst in meiner Lethaea 
Tafel LXV d, fig. 3 in natürlicher Grösse aus dem Reichenhaller 
Gebirge abgebildet; eine andere Abbildung folgt hier unter Fig. 10. 

Seitdem habe ich sie über einen Grad westlich von Reichen- 
hall aus der sogenannten Benedictenwand bei Benedictbeuern, 
9538 Pariser Fuss über dem Meere und zuletzt aus der Zug- 
spitze noch weiter gegen Westen erhalten. Wir haben hier wie- 
der eine Versteinerung, welche die entferntesten Kalkgipfel un- 
seres bayerischen Vorderzuges mit einander verbindet. Dass 
diese Aectaeonella dem Keuper und Muschelkalke nicht angehören 
könne, brauche ich kaum zu bemerken. 

D’OrBıenY beschreibt seine Actaeonella crassa aus dem Tu- 
ronien, wir haben sie auch im unteren Quader und den Gosau- 
schichten. 

Ebenso charakteristisch ist ein junger Spirifer verrucosus 
oder rostratus Fig. 6 a b. 

Das kleine Exemplar ist 9== breit, 81a”” hoch und JM» 
dick. Ich habe noch eine vergrösserte Zeichnung dieses Spirifer 
lit. ce d e beigefügt, um die Warzen sichtbar zu machen, welche 
selbst auf dem Steinkerne oder der Steinausfüllung noch jvoll- 
kommen deutlich erscheinen, 

Dicht an diesem Sperifer liegt die Bivalve Fig. Tab c. 
Es ist eine Halobia, aber nicht die Halobia Lommelü, welche 
man in unserem Kalkgebirge gleichfalls gefunden zu haben glaubte, 
sondern eine Species, die ich Halobia densicostata nennen will. 
Sie steht der Posidonomya Moussoni Merıans, welche EschHER 
von DER Lintu auf Tafel V, Fig. 46—48 seiner »geologischen 
Bemerkungen über das nördliche Vorarlgebirge« ge- 
zeichnet und pg. 93 beschrieben hat, sehr nahe, wenn sie nicht 
eine Varietät derselben ist. Escher fand sie in dem Vorgebirge 
des Comersee’s im bituminösen schwarzen Kalk bei der Sauer- 


„quelle von Regoledo. 


Unsere Halobia oder Posidonomya uuterscheidet sich von 
der Halobia Lommelii schon durch ihren äusserst zarten flachen 
Bau. Concentrische Anwachsstreifen oder Runzeln, welche die 


271 


Oberfläche der Hal. Lommelii und Moussoni so wellig machen, 
sind bei unserer Posidonomya auch an ausgewachsenen Exempla- 
ren nur in der Nähe des Wirbels bemerkbar, und auch da nur 
angedeutet. | | 

Die ganz flachen, breiten Rippen der Schale entstehen in 


- der Art, dass die flache Schale durch scharfe radiirende — oder 


vom Wirbel ausstrahlende Einschnitte, .so scharf und fein, als 
wären sie mittelst der Klinge eines Federmessers gezogen, in 
30 und mehr Theile getheilt ist. An der Innenseite der Schale 
entsprechen den Einschnitten des Aussentheiles der Schale scharfe, 
schmale, ziemlich niedrige Rippen-Leistchen, Fig. 7, lit. c, welche 
eigentlich nur eine Duplicatur der papierdünnen Schale zu sein 
scheinen. Die am unteren Rande bis 21/a"= breit werdenden, 
flachen Rippen sind hie und da durch zarte Einschnitte, welche 


vom unteren Rande ausgehen und sich selten bis über die Mitte 


der Höhe erheben, wieder in zwei Theile gespalten. 

Der schwache kleine Wirbel ragt nicht über den beinahe 
geraden, nur nach hinten sanft sich etwas abwärts krümmenden 
Schlossrand hervor und ist etwas aus der Mitte nach vorne ge- 
rückt, Der Wirbel verläufi sich dem Schlossrande nahe in einer 
schwachen Wölbung nach der vorderen wie nach der hinteren 
Seite der Muschel bald sehr gleichförmig, so dass die Muschel 
unter dem Wirbel und Schlossrande am gewölbtesten erscheint, am 
unteren’Rande ist von einem Wirbel und seinem Kiele- gar nichts 
mehr zu bemerken als die breiten Leisten Fig. 7, lit. b, welche 
sich aber von da nach dem Hinterrande zu sogar in zwei Theile 
spalten und sich manchmal sanft dem Wirbel zu krümmen. 

Von den Univalven will ich ferner noch als neu von der- 
selben Zugspitze anführen: Turritellenartige Gasteropoden kegel- 
förmig bei 3” Höhe und 1/4” grösster Breite mit breiter Basis 
des Hauptkegels, an welchen sich mit scharfer Kante die Basis 
eines umgekehrten kürzeren Kegels anschliesst, welcher die Mund- 
öffnung in sich trägt. Die Turritella gehört höchst wahrschein- 
lich einer Acfaeonina an, wie ich sie schon in meiner Lethaea 
Taf. LXV e, Fig. 1 a—d gezeichnet habe. Ferner zahlreiche 
Rissoinen, Eulimen, grosse Fig. 9, und kleine Trochus-Arten, 
dann eine kleine, 3" breite Monodonta laevigata ?, die einzige 
der letzten angeführten Univalven, deren Mundöffnung erhalten 


272 


ist, so dass man eine Paludina vor sich zu haben glaubte, wenn 
nicht das Wärzchen an der Spindel wäre, 

Wenn ich noch an die im vorigen Jahre in diesem Jahr- 
buch pg. 790 bis 802 vom Wetterstein beschriebenen und ge- 
zeichneten Petrefacte erinnern darf, unter welchen sich der 
Stachel einer Cidaris coronata und die Ostrea solitaria befindet, 
so wird wohl kein Geognost diese sämmtlichen Versteinerungen 
für Keuper- oder Muschelkalk-Versteinerungen halten. 

Der Kalk des höchsten Gipfels unserer bayerischen Alpen, 
des Zugspitzes, herab bis zu seinem Fusse, nebst dem gesamm- 
ten Wettersteingebirge kann desshalb nicht der Trias angehören, 
sondern er muss in die jurassische Formation eingereiht werden. 
Da ich aber nachgewiesen habe, dass unsere Kalkgebirge im 
ganzen Verlaufe unseres südlichen Gebirgszuges mit dem Kalke 
des Zugspitzes identisch sei, so müssen auch diese aus der Trias’- 
schen Formation genommen und der jurassischen Formation ein- 
gereiht werden, wie ich das bereits vor 20 Jahren aussprach 
und in meinen folgenden Beiträgen durch Versteinerungen aus 
dem östlichen Theile des Wetterstein-Gebirges genommen noch 
weiter nachweisen werde. 


Beiträge zur älteren Flora und Fauna 


von 


Dr. H. B. Geinitz. 


(Mit Tafel ILL.) 


1. Die fossile Flora in der Steinkohlen-Formation von Portugal 
nach B. A. GOMES. 

Eine gedrängte Schilderung der Steinkohlenreviere in Por- 
tugal ist nach den bis zu dieser Zeit vorhandenen Quellen in 
unserem grösseren Steinkohlenbuche »die Steinkohlen Deutsch- 
lands und anderer Länder Europa’s, von H. B. Gemirz, H. Freck 
und E. Harrıs, München, 1865. I, p. 340—344« gegeben wor- 
den. Es gereicht uns zur grossen Genugthuung, hier ausspre- 
chen zu können, dass Jie dort vertheidigten Ansichten über das 
Alter dieser Steinkohlenlager, die wir a. a. O. S. 406 in die 
vierte Hauptzone der Steinkohlenzeit, die Annularienzone, ver- 
setzt haben, durch die neuesten Untersuchungen darüber nur Be- 
stätigung finden. In einer Abhandlung der Commiss&o Geolo- 
gica de Portugal, welche den Titel führt: Flore fossile du ter- 
rain carbonifere des environs du Porto, Serra do Bussaco, el 
Moinho d’Ordem pres d’Alcacer do Sal, par BERNARDINO ANTONIO 
Gomes, Lisbonne, 1865« (4°, 44 S., 6 Taf.), erhält man nähe- 
ren Aufschluss über sämmtliche in den verschiedenen Steinkoh- 
lenrevieren Portugals bis jetzt aufgefundene Pflanzenreste. 

Wir bedauern nur, dass der Text nicht von einer grösseren 
Anzahl Abbildungen begleitet ist, um auch die Richtigkeit aller 
Bestimmungen von neuem prüfen zu können, was ohne dieselben 
oder ohne Originale geradezu meist unmöglich ist. Blickt auch 

Jahrbuch 1867. 18 


27% 


überall die Mühe hindurch, die sich der Verfasser gegeben hat, 
die Wahrheit zu finden, so hat man doch in vielen Fällen noch 
keine Garantie dafür, dass sie auch wirklich gefunden ist. 


Bei der-Wichtigkeit des Gegenstandes, welcher in dieser 
Abhandlung von Gomes behandelt worden ist, können wir nicht 
unterlassen, das, was hier gegeben ist, etwas näher zu be- 
leuchten. 

Die geologischen Formationen, worin man diese Steinkohlen- 
pflanzen in Portugal aufgefunden hat, sind auf die Umgebungen 
von Porto, von Bussaco und von Moinho d’Ordem iu Alem- 
tejo bei Alcacer do Sol beschränkt. Am wichtigsten unter die- 
sen sind in Bezug auf Gewinnung von Kohlen die bei Porto, be- 
sonders in dem Concelho de Gondomar, wo sie das Stein- 
kohlenbassin von S. Pedro da Cova bilden, welches durch 
Carros RıgEıro genauer beschrieben worden ist (Jb. 1862, p. 257 
bis 283). 

Bei Bussaco ist die Menge der vorhandenen Kohlen un- 
bedeutend, indess finden sich dort zahlreiche Pflanzenreste, welche 
schon in CnarLes J. F. Bunsury einen gründlichen Monographen 
gefunden haben. Bei Moinho d’Ordem ist die zu der Stein- 
kohlenformation gehörende Reihe von Gebirgsschichten, ebenso 
wie die der dort vorkommenden Pflanzenreste, sehr beschränkt 
und die Kohle selbst fehlt, vielleicht in Folge von Wegspülung. 
fast gänzlich. | 

Eine nähere Beschreibung der dortigen Lagerungsverhält- - 
nisse, welche Gomes wieder gibt, rührt gleichfalls von CaArros 
Rızeıra her, welchem man auch die specielleren Mittheilungen 
über die anderen Kohlenreviere verdankt. 

Die von Gones beschriebenen Pflanzen sind folgende: 


Pi 


Classis Cryptogamae vasciculares, 


Ordo Calamariae. 


Fam. Calamiteae ENDL. 


1. Calamites Suckowi Ber. — S. Pedro da Cova und Povoa. 
(Calam. decoratus Ber., den der Verfasser hier erwähnt, 
unterscheidet sich von C. Suckowe: durch seine Knoten nicht 
nur am oberen Ende, sondern auch am unteren Ende der 


Ne) 


10. 


275 


Rippen. Die Abbildungen von Bronentrt, Veg. foss. I, 
Pl. 14, f£ 1—5, sind verkehrt gestellt. Diese Art scheint 
der Dyas anzugehören, wenigstens kommt sie ausgezeichnet 
in einem hierzu gehörigen Sandsteine von Niederwörresbach 
im Birkenfeld’schen vor. — Unsere Ansicht über Calamites 
communis Err. s. Jb. 1866, 766.) 

Cal. undulatus St. — S. Pedro da Cova. 

(Gehört zu ©. cannaeformis Schr.) 

Cal. cannaeformis SchL., Bar. — S. Pedro da Cova bei Er- 
vedoza. 

Cal. Cisti Bar. — S. Pedro da Cova bei Ervedoza und Mon- 
talto. 

Cal. gigas Ber. — S. Pedro da Cova. 

(Man hat diese Art bisher nur in der unteren Dyas auf- 

gefunden.) 

Fam. Asterophyllitae, 
Volkmannia gracilis St. — $. Pedro da Cova, Povoa, Er- 
vedoza, Montalto. 

(Diess ist ein Asterophyllites, wie sich aus den hervor- 
tretenden Gelenkringen ergibt, zunächst an A. grandis Sr. 
sp. sich anschliessend.) 

Asterophyllites iuberculata Gomes, p. 4, Taf. W, 1, — 
von $S. Pedro da Cova — stellt die Fruchtähre eines Aste- 
rophyllites oder einer Annularia dar, deren Abstammung 
nicht ganz sicher ist. Die citirte Abbildung bei Linprev 
und Hurron (Foss. Fl. Pl. 180) glauben wir, auf Astero- 
phyllites foliosus Lin. zurückführen zu müssen, Bruck- 
mannia tuberculata Sr. aber ist die Fruchtähre von An- 
nularia longifolia Ber. Die Abbildung von Gomes weist 
vielleicht am nächsten auf Asterophyllites grandis ST. sp. 
oder Ast. rigidus St. sp. hin. (Vgl. Geiz, d. Verst. d. 
Steinkohlenformation in Sachsen, 1855, Taf. XVII.) 

Asterophyllites rigida Ber. — S. Pedro da Cova. 

(Richtiger: Asterophylhites rigidus ST. sp.) 
Asterophyllites tenuifolia Ber. — Ervedoza und Montalto. 

(Die hier cilirte Bruckmannia tenuifolia ST. gehört zu 
Asterophyllites grandis ST. sp.) 

Annularia longifolia Bar. — Bussaco. 
las 


we 


11. 


12. 


13. 


14. 


- 


19. 


16. 
17. 


18. 
19. 


20. 
21. 


22: 
23. 


24. 


23. 


26. 


2A: 


276 
Annularia brevifolia Bar. — S. Pedro da Cova. 
(Wahrscheinlich ist Ann. sphenophylloides ZENKER gemeint.) 
Bechera dubia St. — Povoa, Montalto, Vallonge und Bus- 


saco. 

(Statt Beckera dubia Gomes. Das Exemplar bei STtERrn- 
BERG gehört wohl zu Asierophyllites foliosus Lınpı.) 
Sphenophyllum Schlotheimi Ber. — von Bussaco. (= Sph. 
emarginatum Bar.) 


Ordo Filices. 


Neuropteris cordata Ber. — Bussaco. 
N. Scheuchzeri Horrm. — Moinho d’Ordem bei Alcacer, Bus- 
saco. 


N. acutifolia Bar. — Moinho d’Ordem. 

N. fleeuosa St. — 5. Pedro da Cova, Villa Verde, Poco 
Esperanga e Farrobo. 

N. Loshi Ber. — Ebendaher. 

N. Brongniarti St. = N. heterophylla Ber. — S. Pedro da 
Cova. 

N. auriculata Ber. — S. Pedro da Cova, Moinho d’Ordem 
bei Alcacer. 

Cyclopteris dilatata L. & H. — S. Pedro da Cova. 
Odontopteris Brardi Ber. — Fonte do Salgueiro in Bussaco. 
Od. obtusa Ber. — S. Pedro da Cova, Galeria Thomaz. 

(Wird vom Verfasser nur für eine Varietät der vorigen 

gehalten.) 9) 

Sphenopteris cristata St. — S. Pedro da Cova. 

Sph. chaerophylloides St. — Pedorido, Villa Verde, Poco 
Esperanga e Farrobo. 

Sphenopteris erosum Linor. & Hurr. Foss. Fl. I, p. 41, Pl. 13. 
— Von S. Pedro da Cova. 

(Ist wohl nur durch Versehen an diese Stelle BEER 
men und gehört neben No. 13, da Sphenophyllum erosum 
gemeint ist.) : 
Hymenophyllites Costae Gones, p. 13, Taf. V, 1,2. — 
S. Pedro da Cova. | 

(Diese Art erinnert sowohl durch die Form ihrer Fie- 
derchen, als auch durch ihre einfachen Seilennerven zu- 


32. 


38. 


39. 


40. 


41. 
42. 


d3. 


277 


nächst an Cyatheites arborescens und würde, der Abbildung 
und Beschreibung nach zu schliessen, weit eher hierzu, als 
zu einem Hymenophyllites gehören können. : 


. Diplazites longifolia Gö. — Bussaco. 
. Diplaz. emarginata Gö. — Covelo, 
(Ist mit der vorigen zu vereinen.) 
Alethopteris lonchitidis Sr. — Fundort unbekannt. 
. Al. Dournaisi Ber. sp. — Ervedoza und Montalto. 


Al. Grandini Ber. sp. — Covelo, Ervedoza, Passal, Montalto, 
Valle do Dexo. 


. Al. urophylla Ber. sp. — Montalto und Vallongo. 
. Al. muricata Gö. — S. Pedro da Cova, Pedorido. 


(Würde wohl richtiger als Sphenopteris muricata Schr. 
sp. zu bezeichnen sein.) 


. Al. Bucklandi Ber. sp. — S. Pedro da Cova. 
. Al. Brongniarti Görr. — Al. pteroides Ber. sp. — S. Pedro 


da Cova. 


. Cyatheites Schlotheimi Gö. — S. Pedro da Cova, Povoa, Val- 


verde, Campos do Outeiro. 

(Exemplare mit einfachen Seitennerven gehören zu C, 
arborescens Schr. Sp., die mit dichotomen Seitennerven zu 
C. Candolleaneus Ber. sp.) 

C. arborescens Sch. sp. — S. Pedro da Cova, Povoa, Valle 
de Carros, Ervedoza, bei Bussaco, bei Moinho d’Ordem. 
C. lepidorhachis Ber., Gö. — S. Pedro da Cova. 

(Zu C. Candolleaneus Ber. sp.) 
©. Oreopteridis Ber. sp. = Ü. oreopteroides Gö. — S. Pedro 
da Cova, Pedorido, bei Bussaco. 

C. Miltoni Artıs sp., Gö. — S. Pedro da Cova, Pedorido. 
Hemiitelites gigantea Ber. sp., Gö. — S. Pedro da Cova, Valle 
de Carros, Ervedoza, Montalto, bei Bussaco. 

(Pecopteris gigantea und Pec. punctulata Ber. werden 
wahrscheinlich von Cyatheites confertus St. sp. aufgenom- 
men. Diese Art gehört vorzugsweise der unteren Dyas 
an.) 

Polypodites elegans Gö. — S. Pedro da Cova — (= Cya- 
theites argutus Ber. sp., welche Art nach Bunsury auch bei 
Bussaco vorkommt.) 


ME KEN «RN EU 


AA. 


46. 


AT. 


278 


Aspidites Pluckeneti Gö. — S. Pedro da Cova, Pagal, Poco 
Carlota. — 
(= Alethopteris Pluckeneti ScnL. sp ) 


. Pecopteris leptophylla Buns. (Quart. Journ. of the Geol. Soc. 


of London, Vol.9, p. 144, Pl.7, f. 11, Gomes, p. 22, Tab. I, 
f. 2, 3. -— Bei Bussaco und bei S. Pedro da Cova. 

(Diese Art mag vielmehr zu Sphenopteris oder Hymeno- 
phyllites gehören, wofür auch die Bemerkung von GowEs 
spricht: »Pinnuhls fructificantibus sori inferiorem frondis 
paginam omnino. oblegentes«.) 

Pec. plumosa Ber. — S. Pedro da Cova. 

(= Cyatheites plumosus ARTIS sp.) 

Pec. delicatula Ber. — S. Pedro da Cova, Ervedoza, Mon- 
talto. y 

(= Cyatheites delicatulus Ber. sp., welche Art trotz ihrer 
nahen Verwandtschaft mit C. plumosus dennoch davon ab- 
getrennt bleiben mag.) 


. Pec. obligua Ber. — S.Pedro da CGova, Ervedoza, Montalto, 


bei Bussaco. 
(Wahrscheinlich zu Alethopteris gehörig.) 


. Pec. unita Ber. = Cyatheites unitus Ber. sp. — Pedorido. 
. Pec. lanceolata St. — S. Pedro da Cova, Passal, Pedorido. 


(Wie Hymenophyllites Costae Gomes vielleicht nur eine 
Varietät des Cyatheites arborescens.) | 
Pec. abbreviata Ber. S. Pedro da Cova. 

(Diese Art ist mit Cyath. Meltoni Ber. sp. zu vereinen, 
wozu auch Pec. sp. Gomes Tab. Il, f. 1 gehören dürfte.) 


Ordo Selagines. 


. Stigmaria ficoides Ber. — S. Pedro da Cova. 


(Das Vorkommen der Var. vulgaris, welche, zum Theil 
wenigstens, eine selbstständige Pflanze ist, gewinnt bei dem 
Mangel an Sigillarien Wahrscheinlichkeit. Var. inaequalis 
Gö., welche Gones gleichfalls dort gefunden hat, kann auf 
eine Sagenaria zurückgeführt werden, wenn auch nicht auf 
Sag. Veltheimiana Sr. sp., mit welcher sie in anderen Län- 
dern oft zusammen vorkommt und als deren Wurzel man 
sie dann betrachten kann. In einer ganz ähnlichen Stig- 


93. 
54, 


39. 


279 


marienform tritt die Wurzel der Sag. dichotoma auf. Sie 
ist die als Stigmaria ficoides Var. minor Gem. bezeichnete 
Form.) 


Sagenaria aculeata Sı. sp., Presı. — S. Pedro da Cova. 
Sag. obovata St. — Montalto. 
Knorria imbricata St. — S. Pedro da Cova. 


(Wäre die Bestimmung der drei letzten Arten vollkom- 
men sicher, so würde dadurch ein Beweis für ein höheres 
Alter wenigstens einiger Schichten von S. Pedro da Cova 
geboten worden sein, da diese beiden Sagenarien in den 
älteren Zonen der Steinkohlenformation, KÄnorria imbricata 
aber nur in der ältesien Zone derselben mit Sagenaria Velt- 
heimiana und Calamites transitionis Gö. zusammen auftritt, 
Von beiden letztgenannten Arten ist jedoch aus diesen Ge- 
genden noch nichts bekannt geworden.) 

Lycopodites piniformis Bet. — Bei Bussaco. 

(= Walchia piniformis ScuL. sp.) 
Lycopodiies affinis Ber. — Valle do Le«o. 

(—= Walchia filiciformis ScuL. sp. — Bestätiget sich das 
Vorkommen dieser zwei Walchien, so weist diess auf das 
Vorhandensein der unteren Dyas oder wenigstens der 
obersten Zonen der Steinkohlenformation hin.) 


Plantae monocotyledoneae. 


Ordo Palmae. 


Cordaites borassifolius St. sp. — S. Pedro da Cova, Passal, 


Pedorido, bei Moinho d’Ordem. 
(Ob hier €. borassifolius oder C. principalis GERMAR 


‘vorlag, kann nicht entschieden werden, ist aber für die Be- 


stimmung der Zone nicht unwichtig.) 
Endogenites striata L. & H. — Bussaco. 

(Diese keinesweges sicher bestimmte Axe eines Stam- 
mes bietet uns keinen Anhaltepunct, trotzdem das selbst 
noch räthselhafte Angiodendron orientale Eıcawaıp damit 
vereint worden ist.) 


1 


EBEN Wr Tr 


ER EEE IE RER NEBEN NEE NE 


eu 


280 


Ordo Noeggerathieae. 


60. Noeggerathia sp. Gomes p. 32, Tab. II, f. 1, 2. — S. Pedro 
da Cova. 
(Darf wohl mit Asplenites elegans Err. vereiniget wer- 
den, welche Art v. GuTBIER zuerst als Sphenopteris Asple- 
nites beschrieb. Diese gehört zu den Farren. 


Ordo Oyperaceae 


61. ? Cyperites sp. Goxes, p. 32, Tab. I, f. 1-3; Taf. V, f. 3. 
— 5, Pedro da Cova. 
(Hier tritt uns dieselbe Pflanze entgegen, welche v. Er- 
TINGSHAUSEN in den Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. Bd, II, 
 Steinkohlenflora von Radnitz pg. 59, Taf. 24, f, 1, 2, als 
Flabellaria Sternbergi von Swina in Böhmen beschrieben hat.) 


Fructus. 


62. Trigonocarpon Noeggerathi Ber. — Vallongo und Povoa. 
63. Carpolithes sp. Gomes, Taf. IV, f. 2. — Moinho d’Ordem. 
64. Carpolithes sp. Gomes, Taf. IV, f. 3. — Moinho d’Ordem. 
(Dem Rhabdocarpos amygdalaeformis Gö. & Be., 1848, 
sehr ähnlich.) 
65. Carpolithes ? Gomes, Taf. IV, f. 5. — S. Pedro da Cova, Val- 
longo, Povoa. 
(Ein sehr grosses Exemplar eines Cyclocarpon Gö. & 
FienLer, 1858.) — 


Diese von GomEs unterschiedenen Arten lassen sich, wie ge- 
zeigt, auf höchstens 60 zurückführen, da No. 2 (Cal. undulatus) 
zu No. 3 (Cal. cannaef.) gehört, No. 7 (Ast. tubere.) mit einer 
anderen Art zusammenfällt, No. 23 und 29 nur eine Art bilden, 
No. 37 (Cyath. Schloth.) theils zu No. 38 (Cyath. arbor.), theils 
zu No. 39 (Cyath. Candolleanus) gehört und No. 51 (Pec. abbrev.) 
mit No. 41 Cyath. Miltoni) identisch ist. 

Unter diesen würden, unter Annahme richtiger Be- 
stimmungen, nur No. 55 (Knorria imbricata) und vielleicht 
No. 52 (Stigmaria Var. inaequalis) auf die älteste Zone der 
Steinkohlenformation oder die Hauptzone der Lycopodiaceen hin- 
weisen. Beide stammen von S. Pedro da Cova, von wo gleich- 


281 


zeitig auch drei in der unteren Dyas beobachtete Formen, wie 
Calamites decoratus Ber., Cal. gigas Ber. und Hemiielites gigantea 
(No. 42) aufgeführt wurden. Die beiden ‘in der unteren Dyas 
so verbreiteten Walchien (No. 56 und 57) rühren von anderen 
Fundorten dar. 

Walchia piniformis Scur. sp., die wir mit Sicherheit auch 
in unserer vierten Zone oder Hauptzone der Annularien beob- 
achtet haben, ist übrigens leicht mit den jungen beblätterten Zwei- 
gen verschiedener Sagenarien und anderer Lycopodiaceen zu ver- 
wechseln und man kann ihre Existenz in der Steinkohlenforma- 
tion meist nur dann mit Sicherheit annehmen, wenn die von ihr 
abstammenden Fruchtschuppen (Gemiz, Dyas I, p. 143, 
Taf. XXIX, f. 5, 6: Taf. XXXI, f. 5—10) gleichzeitig damit zu- 
saınmen oder in der Nähe jener Zweige gefunden worden sind. 

Der schon von Bunsury erwähnte und auch durch Gomss- 
noch nicht beseitigte Mangel an Sigillarien in den Stein- 
kohlenrevieren von Portugal ist ein negativer Beweis für das 
Fehlen der zweiten Zone oder der Hauptzone der Si- 
gillarien, wiewohl Sagenaria aculeata und Sag. obovata (No. 53 
und 54) gerade diesen Horizont lieben. 

GoumeEs ist selbst zu der Ansicht gelangt, dass die fossilen 
Floren von den drei hier behandelten Steinkohlenrevieren im All- 
gemeinen keine so wesentlichen Unterschiede darbieten, dass man 
eine Trennung derselben in verschiedene Zonen vornehmen könne, 
dass sie aber von der Flora der älteren Steinkohlen, oder der 
Hauptzone-der Lycopodiaceen, wesentlich verschieden sei. 
Darin müssen wir ihm vollkommen beistimmen, indem wir zu- 
gleich eine neue Prüfung der als Knorria imbricata bezeichneten 
Forın anrathen. 

Wenn man ferner nach den gegenwärtigen Aufschlüssen 
auch die zweite Zone, die Hauptzone der Sigillarien, dort 
vermisst. so wird man auf eine der jüngeren Zonen der Stein- 
kohlenformation verwiesen, die wir schon früher als dritte, 
vierte und fünfte Zone, oder Hauptzone der Calamiten, der 
Annularien und der Farne unterschieden haben *. 


* 1855, die Versteinerungen der Steinkohlenformation in Sachsen. — 
1856, Geogn. Darst. «. Steinkohlenformation in Sachsen. — 1865, die Stein- 
kohlen Deutschlands und anderer Länder Europa’s 1. 


2 A u“ rn 


ET DD EEE TEE EEWEE TEEN BETEN ERS EENEEF ENG 


ah 


282 


Unter diesen‘ erscheint die Hauptzone der CGalamiten 
von einer weit localeren Verbreitung als die ihr nachfolgenden 
Zonen, vielleicht desshalb, weil in ihre Bildungszeit die Ent- 
stehung von mehreren älteren Porphyren gefallen ist, was sich 
insbesondere aus den Untersuchungen in Sachsen herausgestellt 
hat. Nach ihrem petrographischen Charakter unterscheiden sich 
die Steinkohlenflötze dieser Zone durch das Vorherrschen einer 
ganz vorzugsweise aus Calamiten gebildeten Russ- oder Faser- 
kohle, womit die uns bekannte Beschaffenheit der portugiesischen 
Steinkohlen keinesweges übereinstimmt. Pechkohlenstreifen in 
den Russkohlenflötzen rühren in Sachsen meist von Sigillarien 
und Lycopodiaceen her, welche in dieser Zone nicht selten sind. 


Man erkennt wohl, wie unter diesen Verhältnissen die jenen 
Steinkohlenlagern angewiesene Stellung in die Hauptzone der 
Annularien naturgemäss war, da auch die von GomEs be- 
schriebenen Pflanzen zum grössten Theile auf eine der oberen 
Zonen hinweisen. Dem Umstande aber, dass einige unter diesen 
sind, welche man mehr in der zweiten und dritten Zone anzu- 
treffen pflegt, während andere wiederum nur an die vierte oder 
fünfte Zone gebunden sind und sogar in die Dyas reichen, ist 
dadurch Rechnung getragen worden, dass wir gerade die Annu- 
larienzone und nicht die Hauptzone der Farne als die richtige 
Stufe betrachten, welcher auch die anthracitischen Kohlenlager 
von Sardinien, Insel Corsica und Jano in Toscana, oder die Stein- 
kohlenformation des Plauen’schen Grundes bei Dresden ange- 
hören. Während die untere Etage der productiven Steinkoh- 
lenformation, die an Sigillarien reiche, mit der Bildung der Ca- 
lamitenzone geschlossen hat, wofern deren Entwickelung nicht 
durch die Entstehung plutonischer Gesteine verhindert oder gestört 
worden ist, hat die obere Etage der productiven Steinkoblen- 
formation mit der Annularienzone begonnen und mag allmählich 
in die Farnzone verlaufen sein. 

Unsere gesammten Untersuchungen im Gebiete der Stein- 
kohlenformation führen uns immer und immer wieder zu dieser 
Gliederung hin: 


283 


Ältere Steinkohlenformation. 1. Hauptzone der Lycopodia- 
(Culm.) ceen. 
Untere Etage der productiven | II. Hauptzone der Sigillarien. 
Steinkohlen - Formation oder 
mittlere Steinkohlen-Forma- 
tion. IH. Hauptzone der Calamiten. 


Obere Etage der producliven ‚IV. Hauptzone der Annula- 
Steinkohlen- Formation oder ) rien. 
obere Steinkohlen-Forma- 
tion. V. Hauptzoe der Farne. 


Untere Dyas. VI. Hauptzone der Walchien. 


2. Über organische Überreste aus der Steinkohlengrube 


Arnao bei Aviles in Asturien. 
Taf. II, Fig. 1, 2. 

Noch weit geringer, als von Portugal, ist die bisherige 
Kenntniss der organischen Überreste in der Steinkohlenformation 
von Spanien geblieben, wenn man auch so viel Anhaltepuncte 
schon gewonnen hat, dass man die Schwarzkohlenlager im nörd- 
lichen Spanien an den beiden Abhängen .der Cantelabri- 
schen Gebirgskette, ebenso wie die Kohlenmulde von Bel- 
mez und Espiel und jene von Villa nueva del Rio in der 
Provinz Sevilla, der productiven Steinkoblenformation und zwar 
zumeist deren Sigillarienzone zuweisen konnte. (Vgl. GEINITZ, 
Free und Harrıs, die Steinkohlen Deutschlands und and. Länder 
Europas, 1865, I, p. 344—348 und p. 406.) Schon desshalb 
war es für uns eine grosse Freude, durch den uns befreundeten 
Director der Real Compania Asturiana in Aviles, Asturien, Herrn 
MARTIN FLATBE, eine Sendung von Steinkohlenpflanzen und ande- 
ren Fossilien aus der dieser Compagnie gehörenden Grube Arnao 
bei Aviles zu erhalten, worüber wir hier berichten. 

Die dort vorherrschende Steinkohle schliesst sich eng an die 
Pechkohle an und entspricht am meisten den Sigillarienkohlen. 
Dr. H. Fıeck fand ihr specifisches Gewicht — 1,357. 

Über ihr chemisches Verhalten soll an einem anderen Orte 


- berichtet werden. 


Ausserdem waren eine Probe von Faserkohle und ein paar 


284 


Stücke verkokte Kohle beigefügt, welche letztere durch einen 
Grubenbrand entstanden war. 

Pflanzenreste sind in dem Kohlengebirge hier ziemlich selten, 
doch liessen sich in dieser Sendung unterscheiden: 


1. Calamites cannaeformis ScurL., sowohl im Schieferthon als 

auch im Kohlensandsteine, 

Calamites Suckowi Ber. im grauen -Schieferthone, 

Neuropleris gigantea ? St. dessgl., 

Odontopteris Brardi Ber. dessgl., 

Cyatheites dentatus Ber. im Schieferthone und im Sand- 

steine, 

6. Alethopteris Pluckeneti Scaı. sp. im Schieferthone, 

7. Cordaites borassifolius Sr. sp. Blätter und Axe des Stam- 
mes (Artisia approximata — Sternbergia app. Lisoi. & 
Hurr.), 

8. Sigillaria Brardi Ber., in mehreren sehr deutlichen Exem- 
plaren auf einem sandigen Schieferthone, 

9. Sigillaria cyclostigma Ber. & Geın., 

10. Sigillaria Knorri ? Ber., 

11. Sigillaria Dournaisi ? Ber. und 

12. Sigillaria mamillaris ? Ber., 


en 


welche drei letzteren wegen ihrer Undeutlichkeit keine vollkom- 
men sichere Bestimmung zugelassen haben. Doch beweisen diese 
Pflanzen von neuem, dass die Flötze der Grube Arnao der 
Sigillarienzone angehören. 

Gleichzeitig übersandte Herr Fıartue zwei Crinoideen-Kelche 
aus einem kalkigen Rotheisensteine, der in dem westlichen Theile 
des Grubenfeldes Arnao, wahrscheinlich in Folge einer Überkip- 
pung, über der Kohle liegt. Zur Bestimmung des Alters dieser 
Schicht wird uns kein weiterer Anhaltepunct gegeben, doch ge- 
hört sie wahrscheinlich der Carbonformation an. 

Das Bemühen, diesen Crinoiden auf eine schon bekannte 
Form zurückzuführen, war ein vergebliches und wir müssen ihn 
selbst zum Typus einer neuen Gattung erheben: 


Trybliocrinus Gein. Ä 
Taf. IH, Fig. 1, 2. — (zpvßAiov, Schale, Becher: rxpivos, Lilie.) 


Die Form dieses Crinoiden-Kelches entspricht einer Schale 


285 


oder einem niedrigen Becher mit einer ebenen oder flach-con- 
caven, breiten Grundfläche. Das letzte Stück der verhältniss- 
mässig dicken, rundlichen Säule, das von den Tafeln des Kelches 
scharf begrenzt wird, senkt sich fast triehterförmig in den Kelch 
hinein und lässt auf seiner Gelenkfläche eine feine radiale Strei- 
fung wahrnehmen. Daran stösst unmittelbar ein aus 10—12 un- 
gleichen Gliedern bestehender Ring, in welchem neben fünf un- 
gleichen Basalstücken auch die Kelchradien unmittelbar 
ihren Anfang nehmen. Die letzteren sind in der Abbildung durch 
punctirte Linien hervorgehoben, — Dieser Charakter nähert un- 
sere Gattung dem Cleiocrinus Burines (Geol. Surv. of Canada, 
Dec. IV, 1859, p. 52 u. f.), doch ist sie weit unregelmässiger 
und complicirter gebauet, als diese, durch das Vorhandensein zahl- 
reicher Interradialstücke sowohl zwischen den Kelchradien, wo- 
durch sie den Gattungen Rhodocrinus MiLLer und Glyptocrinus 
Haıı genähert wird, als auch durch Zwischentafeln in der Rich- 
tung der Kelchradien selbst, welche sich zwischen die Haupt- 
reihen eindrängen und den Kelch sehr erweitern. — 

Jeder Kelchradius besteht aus 2—3 Stücken. Die mit a 
und c bezeichneten besitzen deren nur 2, von denen das erstere, 
kleinere fast vierseitig, das zweite, grössere 5—-Öseitig ist und 
als Axillarglied gilt. An dem mit b unierschiedenen Kelch- 
radius liegen 3 Tafeln in einer Reihe, unter welchen die erste 
sehr niedrig ist, die zweite ein regelmässiges Sechseck, die dritte 
aber ein regelmässig-fünfseitiges Axillarglied bildet. Die Kelch- 
radien e und d bestehen zwar auch aus drei Tafeln, doch in 
einer anderen Ordnung, indem je 2 untere, neben einander ge- 
legene für nur ein Stück der anderen Kelchradien eintreten, 
woran Sich ein sechsseitiges Axillarglied schliesst. 

Es sind demnach 7, statt fünf, in ihrer Form und Grösse 
sehr ungleiche Stücke vorhanden, mit welchen die fünf Kelch- 
radien beginnen und welche mit den 5 ebenso ungleichen Basal- 
stücken den untersten Ring an der Basis des Kelches zusammen- 
setzen. 

An ein jedes Axillarglied der 5 Kelchradien reihet sich nach 
oben hin jederseits eine 6seitige Tafel an, welche den Anfang 
von 2 divergirenden Hauptreihen bildet, die aber durch ähnlich 
gestaltete Zwischentafeln in der Richtung der Kelchradien und 


286 


andere, an letztere grenzende Tafeln von einander geschieden 
werden. Die Abnahme in der Grösse der Tafeln erfolgt nach 
oben hin in einer ganz ähnlichen Weise, wie bei ern 
was aus der Seitenansicht Fig. 2 ee 

Als Interradialstücke wird man alle die ziemlich un- 
regelmässig gestalteten und vertheilten grösseren Tafeln bezeich- 
nen müssen, welche sich zwischen den durch eine punctirte Linie 
bezeichneten Kelchradien und den Basalstücken einerseits und 
jenen von dem ersten Axillargliede des Kelchradius aus nach 
beiden Seiten hin divergirenden Tafelreihen anderseits ausbreiten. 

Unsere Abbildung lässt von denselben zwischen je zwei 
Kelchradien 5—6 wahrnehmen, wie diess in ähnlicher Weise 
auch bei Rhodocrinus und Glyptocrinus der Fall ist, denen wahr- 
scheinlich nach oben hin noch eine weit grössere Anzahl von klei- 
nen Tafeln folgt. 


Gl. Flatheanus GEIN. 
Taf. III, Fig. 1, I 


Die einzige bis jetzt bekannte Art dieser Gattung erreicht 
die doppelte Grösse des hier abgebildeten Exemplars und zeich- 
net sich durch eine fast glatte Beschaffenheit sämmtlicher unteren, 
grösseren Kelchtafeln aus, dagegen nehmen die oberen, kleineren 
Tafeln eine höckerige Beschaffenheit an. — Das obere Ende des 
Fossils ist nicht deutlich erhalten. — An dem grösseren Exem- 
plare erscheinen die Tafeln etwas flacher und glatter als an dem 
kleineren. 

Auf einem der beiden uns vorliegenden Exemplare ist eine 
der überrindenden Varietät von SÜRPOBORe columnaris Schr. ähn- 
liche Koralle befestiget. 


3. Über Dietyophyton ? Liebeanum GEIN. aus dem 


Culmschiefer vom Heersberge zwischen Gera und Weyda. 
Taf. III, Fig. 3. 


Die Bemerkungen von J. Harı über die Gattungen Uphan- 
taenia und Dictyophyton in dem 16. Jahresberichte über das 
„State Cabinet of Natural History« in dem Staate New-York, 
Albany, 1863, p. 84—91, haben eine Reihe fossiler Überreste 
aus der zum oberen Devon gehörenden Chemung-Gruppe zur 


287 


Anschauung gebracht, welche von Harn zu den Algen gestellt 


“ worden sind. Unter diesen ist Uphantaenia Chemungensis \a- 


NUXEM, die einzige Art dieser Gatlung, in folgender Weise be- 
zeichnet: | 


Uphantaenia VAnUxEm. 


Ein kreis- oder fächerförmiger Körper, der aus zungenför- 
mig ausstrahlenden und bandförmigen concentrischen Streifen zu- 
sammengesetzt ist, wodurch in seiner Substanz eine netzförmige 
Anordnung entsteht, welche nicht nur durch eine oberflächliche 
Streifung hervorgebracht ist. 

Für die durch ihre Textur mit Uphantaenia nahe verwandten 
Körper, die sich jedoch hiervon meist durch eine verkehrt-kegel- 
förmige oder fast cylindrische Gestalt unterscheiden, ist der Gat- 
tungsname Dictyophyton in Vorschlag gebracht worden. 


Dictyophyton Haıı, 

Fächer- oder trichterförmige Körper mit einem umgekehrt- 
kegelförmigen oder cylindrischen hohlen Stengel und mit zahl- 
reichen, sich durchkreuzenden Streifen bedeckt, durch welche die 
Oberfläche. in kleine, rechtwinkelige, vertiefte Zwischenräume 
zerfällt. 

Bei einigen Arten heben sich unter den ausstrahlenden 
Streifen mehrere rippenartig hervor, welche theils in regelmässi- 
gen, theils in unregelmässigen Entfernungen feinere Streifen ein- 
schliessen. . Durch wiederholte Einschnürung des Stengels bei 
einigen Arten schwellen die stärkeren Streifen zu schmalen oder 
länglichen Höckern an. | 

Die von J. Harı. unterschiedenen Arten sind: 

D. Newberryi HaıL, D. filitextile Hau, D. Redfieldi Hau, 
D. Conradi Hau, D. rüde Hau, D. fenestratum Haıı, D. annu- 
latum Haıı, D. tuberosum HaıL (—= Hydnoceras tuberosum. Conx- 
RAD) und D. nodosum Harı. 

Unter diesen ist D. iuberosum Harn von Dawson (Quart. 
Journ. of the Geol. Soc. of London, Vol. XVII, p. 325, Pl. 17, 
f. 62) mit Uphantaenia Chemungensis Van. vereiniget worden. 

Wir möchten diesen Arten, wenn auch nicht ohne einiges 
Bedenken, eine neue hinzufügen, deren geologischer Horizont 
von jenem der Chemung-Gruppe nicht sehr entfernt liegt: 


ME ah 


' 288 


Dietyophyton Liebeanum Geın. 


Diese Art bildet, wohl nur in Folge der Zusammendrückung, 
flache, fächerartige Ausbreitungen, welche von eng aneinander 
liegenden, ziemlich gleich starken, ausstrahlenden Streifen be- 
deckt wird, die sich zu unregelmässigen, wellenförmigen, flachen 
Falten gruppiren. Diese Streifen werden von entferntliegenden, 
etwas wellenförmigen Streifen, förmlichen Anwachsstreifen, durch- 
kreuzt, welche verbieten, diesen Organismus, trotz ihrer übrigen 
Ahnlichkeit, mit Noeggerathia zu vereinen. 

Die Dicke, der in Stein umgewandelten Substanz des Fossils 
beträgt noch nicht 1, 

Unsere Abbildung in der wirklichen Grösse lässt erkennen, 
dass sowohl die ausstrahlenden, als auch die jene durchkreu- 
zenden Streifen auf beiden gegenüber liegenden Flächen des 
Fossils gleich gut bemerkbar sind. Der mit a unterschiedene 
Theil zeigt die eine, der mit b bezeichnete den Abdruck der an- 
deren Fläche. 

Vorkommen: Diese Art ist von Herrn Professor Dr. LıEse 
in Gera in einem zu dem Culm oder der älteren Kohlenformation 
gehörenden Grauwackenschiefer des Heersberges zwischen Gera 
und Weyda aufgefunden worden, wo auch Calamites transitionis 
Görpr. vorkommt. 


4. Über ? Trigonocarpus Roessleri GEIN. 
Taf. III, Fig. 4. 


Von Trigonocarpus (Trigonocarpon) Roessleri GEın. (Dyas, 
II, 1861—62, p. 147, Taf. 34, f. 1) ist bisher nur ein einziges 
Exemplar aus der unteren Dyas an der Naumburg in der Wet- 
terau beschrieben worden, das jedoch scharf genug ausgeprägt 
schien, um eine neue Art darauf zu begründen. Diese ist von 
anderen Arten dieser Gattung durch ihre 12 von dem Scheitel 
nach der Basis strahlenden Längsrippen unterschieden. 

Durch die Güte des Herrn Bergmeister Scuürze, Director 
der Bergschule in Waldenburg, wurde mir das Taf. III, Fig. 4 
abgebildete Fossil zur Bestimmung anvertraut, in welchem viel- 
leicht der Jugendzustand dieser Frucht vorliegt. 

Von einem gestreiften Stengel gehen, an dem vorliegenden 


289 


Exemplare nur nach einer Seite hin, kurze, abstechende Zweige 
aus, an denen sich wenige, gegen 3, kurzgestielte Früchte be- 
festigen. Diese erscheinen, wahrscheinlich durch Zusammen- 


drückung, flach schildförmig oder scheibenförmig, in kreisrund- - 


elliptischer Form und von etwa 92% Durchmesser. 

Wo diese Körper von der verkohlten Substanz der Frucht 
noch bedeckt sind, ist ihre Oberfläche rauh, insbesondere an dem 
mit b bezeichneten Individuum, das noch von der Fruchthülle be- 
deckt zu sein scheint, und zum Theil ausstrahlend gefaltet, wo 
aber verkohlte Fruchtsubstanz fehlt, unterscheidet man sehr deut- 
lich 12 regelmässig angeordnete, ausstrahlende Linien, welche 
die flach vertiefte und an ihrem Rande meist wulstförmig er- 
hobene Scheibe in 12 keilförmige Stücke zertrennen. (Vgl. die 
Vergrösserung A von Fig. 4a). Diese Linien würden den schma- 
len Längsrippen der Aussenseite entsprechen, welche für diese 
Frucht bezeichnend sind. 

Man hätte es offenbar hier nur mit dem noch weichen Ju- 
gendzustande dieser Früchte zu ihun, an welchem die Längsrip- 
pen noch eine zartere Beschaffenheit besassen, als an dem älte- 
ren, aus der Wetterau abgebildeten Exemplare. Auch die dünne 
verkohlte Substanz, welche diese Körper bedeckt, weist darauf hin. 

Mit dieser Deutung des noch räthselhaftien Fossils würde 
nach unseren bisherigen Erfahrungen über die geologische Ver- 
theilung fossiler Pflanzen die Annahme einer Cycadeen-artigen 
Form in der unteren Dyas weit mehr übereinstimmen, als die 
Herbeiziehung einer anderen Pflanzenfamilie, deren Formen theil- 
weise noch grössere Ähnlichkeit hiermit zeigen, als gerade Tri- 
gonocarpus Roessleri. — / 

Wenn man von Annularia sphenophylloides ZENKER, deren 
Wirtel diesen Früchten nicht unähnlich sind, desshalb gänzlich 
absehen muss, da an dem Stengel unseres Fossils keine Spur 
einer Gliederung wahrzunehmen ist, so würden etwa die Früchte 
von Malva, von Phytolacca und von Hura crepitans L., bei ihrer 
scheibenförmigen und vielfächerigen Beschaffenheit, in einer ähn- 
lichen Gestalt erscheinen. Gegen eine jede dieser Gattungen 
lassen sich jedoch nicht nur von geologischer, sondern auch von 
botanischer Seite aus sehr gerechte Bedenken erheben, wie der 


Mangel des Kelches, von welchem an den beiden obersten Exem- 
Jahrbuch 1867. 19 


E24 


\ 


290 


plaren eine Andeutung wenigstens zu finden sein müsste, die 
Insertion der Fruchtzweige, ein anderes Zahlengesetz in der Ein- 
theilung ihrer Früchte u. s. w. 

Ebenso gewagt erscheint es aber auch, diess Fossil mit den 
Früchten der zu den Tiliaceen gehörenden Gattung Apeibopsis 
Heer (Flora tert. Helvetiae Il, 1859, p. 37, Taf, CXVII und 


‘'CLIV) in Beziehung zu bringen, wiewohl hiermit eine unverkenn- 


bare Ähnlichkeit vorhanden ist. 

Wahrscheinlicher würde noch die Annahme sein, dass man 
in vorliegenden Körpern mit gar keiner Frucht, sondern nur mit 
einer kelchartigen Fruchihülle zu thun habe, wie sie bei Gwi- 
hielma und einigen anderen Palmen gefunden wird. 

Muss demnach eine sichere Entscheidung über die Verwandt- 
schaft dieses Fossils noch der Zukunft offen gelassen werden, 
so haben wir doch nicht länger anstehen wollen, die Aufmerk- 
samkeit darauf zu richten, da man hoffen darf, dass der es noch 
bedeckende Schleier um so eher gelüftet werde. 

Vorkommen: Mit Walchia piniformis Scear. sp. und Odont- 
opteris obtusiloba Naum. zusammen in einem zur unteren Dyas 
gehörenden, bräunlich-grauen Schieferthone vom Ölberge bei 
Braunau, dem berühmten Fundorte des Palaeosiren Beinerti Geın. 
(Jb. 1864, p. 513) und vieler anderer von Görrerr beschriebenen 
Arten. 


Über die chemischen Vorgänge im Fossilien-Bildungs- 
Processe 


von 


Herrn Dr. HM. Fleck, 


Professor der Chemie am kgl. Polytechnicum in Dresden. 


Die wissenschaftlich allgemein adoptirte Annahme des Ver- 
moderungs-Processes als wichtigste Grundlage ‘in der Fossilien- 
Bildung kann nur dann eine vollgültige Verwerthung finden, so- 
bald es gelingt, den chemischen und physikalischen Umsetzungs- 
Erscheinungen, wie sie in diesem Zersetzungs-Processe unter- 
gehender und untergegangener Vegetationen verlaufen, einen 
allgemeinen und leicht handhabbaren Maassstab unterzubreiten, 
durch dessen Annahme sich der Wahrheit thunlichst nahe kom- 
mende Schlüsse aus den gegebenen Thatsachen ableiten und auf 
bereits vollendete übertragen lassen. 

‘Dieser Grundsatz leitete den Verfasser bei der Bearbeitung 
des chemischen Theiles im II. Bande des Werkes über »die 
Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europa’s«, in wel- 
chem zuerst eine Erklärung des Fossilien-Bildungs-Processes nach 
bestimmten Werthverhältnissen versucht wurde, um zumal die 
Bedeutung der chemisch-analylischen Arbeiten auf dem Gebiete 
der Fossilienkunde in das richtige Licht zu stellen. 

Seit dem Erscheinen des genannten Werkes haben sich 
durch fortgesetzte Arbeiten auf diesem Gebiete die Thatsachen 
gemehrt, welche zu Gunsten der aufgestellten Thesen sprechen 
und durch deren Verwerthung alle in dieses Gebiet einschlagen- 
den wissenschaftlichen Branchen einigen Vortheil gewinnen kön- 
nen. 

19.7 


292 


Ehrender Aufforderung Folge leistend gestattet sich daher der 
Verfasser Dieses, in kurzen Umrissen die Grundzüge des im 
Allgemeinen schon von ausgezeichneten und würdigeren Männern 
der Wissenschaft vorbereiteten Ideenganges im Folgenden dar- 
zulegen: | 

Wenn Gemische hochatomisirter chemischer Verbindungen, wie 
die Vegetabilien es sind, bei Luftabschluss, unter Wasser und unter 
dem Einfluss mittlerer Temperaturen sich selbst überlassen bleiben, 
so bedingt der nach dem Erlöschen des organischen Lebens im 
Innern der Pflanzen fortschreitende chemische Umsetzungspro- 
cess Zersetzungs-Erscheinungen, welche, von den höchstatomi- 
sirten und am leichtesten spaltungsfähigen Proteinstoffen aus- 
gehend, sich auf die niedriger atomisirten und daher dichteren 
Zellenmassen verbreiten und als deren Producte Sumpfgas und 
Kohlensäure austreten und koblenstoffreichere Fossilien im Rück- 
stand bleiben. Der Einfluss des Wassers ist dabei ein, mecha- 
nischer,, insofern dasselbe auflösend auf die in den vermodern- 
den Pflanzen aufgespeicherten und löslichen Stoffe organischer 
und mineralischer Abstammung, auf Eiweiss, Gummi, Leimsub- 
stanzen und auf die Salze in der Pflanze wirkt und, von dieser 
aufgesaugt, den in den gelösten Proteinstoffen verlaufenden Zer- 
setzungsprocess auf die Pflanzenreste überträgt, in welchen so- 
dann die einmal begonnene Vermoderung auch dann noch, wenn 
auch viel langsamer, fortwirkt, nachdem die formentirenden Stoffe 
ihren Zersetzungs-Process längst durchlaufen haben. 

Diese in allgemeinen Umrissen gegebene und längst als 
richtig erkannte Definition der Fossilienbildung findet zunächst 
in der Torfbildung der Jeizizeit ihre volle Bestätigung, insofern 
im Verlaufe derselben Sumpfgas und Kohlensäure aus dem sich 
erzeugenden Torfe continuirlich austreten, in dem Grade, als 
der Vermoderungs-Process in letzterem vorschreitet; der Aschen- 
gehalt der reinen, organischen Torfmasse verliert hierbei an lös- 
lichen Stoffen und die Proteinsubstanz verschwindet vollständig 
aus derselben. Von den sich hierbei entwickelnden Gasen, unter 
welchen Sumpfgas und Kohlensäure der Menge nach hanptsäch- 
lich in Betracht zu ziehen sind, wird das erstere von Wasser 
nur zu !/Jıa seines Volumens absorbirt, also aus einer stagniren- 
den und damit gesättigten Flüssigkeit nach dem Maasse seiner 


293 


Erzeugung abgegeben, während die Kohlensäure vom Wasser zu 
gleichen Volumen absorbirt wird und in dieser seiner Auflösung 
als schwache Säure lösend und umsetzend auf Kalk- oder Eisen- 
oxydul-Verbindungen des in dem Torflager auftretenden Unter- 
grundes wirkt, also chemisch gebunden wird. Ausserdem besitzen 
Kohle und poröse kohlenstoffhaltige Körper der Kohlensäure ge- 
genüber ein hervorragendes Absorptions-Vermögen, so dass also 
mit dem fortschreitenden Vermoderungs-Process die sich bildende, 
kohlenreichere Substanz selbst wieder als Verdichtungsmittel der 
freien Kohlensäure auftritt. 


Für leiziere Auffassung zeugen folgende Thatsachen: 


Die zwischen den Kluftflächen einzelner Steinkohlenflötze 
lagernden Zwischenmittel bestehen der Hauptsache nach aus koh- 
lensauren Salzen. Der Kluftflächen-Inhalt einer Steinkohle von 
Grube Arnao bei Aviles in Asturien wurde aus kohlensaurem 
Kalk, kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Eisenoxydul zu- 
sammengesetzt gefunden; eine gleiche Verbindung von Kohlen- 
säure mit Kalk und Magnesia tritt zwischen der Steinkohle der 
Grube Itzenplitz in Saarbrücken, sowie auch zwischen einzelnen 
Kohlen des Westphälischen Beckens auf. Derarlige Verbindun- 
gen können nur als doppelkohlensaure Salze in kohlensäure- 
reichem Wasser gelöst gewesen und mit dem Zurücktreten des 
letzteren in den Zwischenräumen der Kohlen als ausgeschiedene 
Niederschläge abgelagert worden sein; es halte mithin die in 
dem Vermoderungs-Process der Steinkohlenpflanzen auftretende 
Kohlensäure die Lösung, vielleicht auch die Erzeugung der koh- 
lensauren Verbindung bedingt. Durch diesen Umstand wird aber 
auch zur Genüge das verhältnissmässig geringere Auftreten der 
Kohlensäure in den Grubengasen erklärt, denn nach den Unter- 
suchungen Bıscnors waren in den Grubengasen des 


Wellersweiler-Stollens 87,43°%, Sumpfgas und 4,30%, Kohlensäure 
Gerhardt- » 79,34%, » » 34909, » 
enthalten. 

Das in allen Kohlenlagern wiederholte Auftreten von Sumpf- 
gas deutet auf eine, wenn auch, weil zwischen dichteren Massen, 
langsamer verlaufende Vermoderung, in deren Folge Gruben-: 
gas und Kohlensäure entwickelt werden müssen. Wenn letztere 


294 


in den an einzelnen Orten auftretenden Grubengasströmen (Bläser) 
zu fehlen scheinen, so ist zunächst zu berücksichtigen, dass auch 
ein Gehalt an 10 Procent Kohlensäure die Entzündlichkeit des 
Sumpfgases nicht aufhebt und dass endlich sowohl die den Kohlen 
adhärirende Feuchtigkeit, wie auch die Kohle selbst vorwaltend 
absorbirend auf das nur in langsamster Entwickelung be- 
griffene Kohlensäuregas des Grubengasgemisches wirkt. 

Wenn demnach aus dem Vorhergehenden die Annahme, dass 
Kohlensäure und Sumpfgas als die wichtigsten Zersetzungs-Producte 
im Vermoderungs-Processe auftreten, wesentlich begründet er- 
scheint, so nähert sich dieselbe der Gewissheit, sobald man mit 
Hülfe der uns gegebenen analytischen Zahlenwerthe die einzelnen 
Vermoderungs-Rückstände mit der Zusammensetzang der frischen 
Pflanze vergleicht. 


Folgende analytische Tabelle bietet uns eine für diese Beob- 
achtungen geeignete Unterlage: 

Die aschenfreie Substanz enthält von: 
Kiefernholz 50,90°/, Kohlenstoff, 6,30°/, Wasserst, 42,80°/, Sauerst. u. Stickst. 


Torf!..3.3 58,165; r 6,10 „ x 35,73, Re 
Braunkohle 67,25 „ 3 31 = 27,00 5 arg 
Molassen- 

kohle 71,14 » „ 9,94 „ „ 23,11 „ „ ” „ 
Steinkohlen 83,60 „. „ 5,40 „ = 1.00%, 


Es geht aus dieser Reihe zunächst hervor, dass mit der Zu- 
nahme des Kohlenstoffs in den Fossilien gleichzeitig eine Ab- 
nahme an Wasserstoff und Sauerstoff Hand in Hand geht und 
dass diese quantitative Veränderung ein und derselben Pflanze 
jedenfalls unter Entwickelung gleich zusammengesetzter Zer- 
setzungs-Producte verlaufen muss. Unter der Annahme, dass Koh- 
lensäure und Sumpfgas hierbei als Zersetzungsgase auftreten, 
muss aber mit der Verminderung des Wasserstoffs und des Sauer- 
stoffs auch eine solche von Kohlenstoff statthaben. Bei dem gleich- 
zeitigen Austritt gleicher Volumina Kohlensäure und Sumpfgas aus 
der vermodernden Pflanze beträgt deren Quantität: 8 Gewichts- 
theile Sumpfgas und 22 Gewichtstheile Kohlensäure, mit welchen 
aus der Pflanzensubstanz gleichzeitig 12 Gewichtstheile Kohlen- 
stoff, 2 Gewichtstheile Wasserstoff und 16 Gewichtstheile Sauer- 
stoff entführt werden, 


295 


Unter dieser Voraussetzung ist demnach das Verhältniss des 
Sumpfgases zur Kohlensäure = 8: 22 = Als : 32/3 und so 
oft aus einer vermodernden Pflanze 1! Pfund Sumpfgas und 
32/3 Pfund Kohlensäure sich entwickeln, werden 2 Pfund Kohlen- 
stoff, !/s Pfund Wasserstoff und 22/3 Pfund Sauerstoff hinweg- 
geführt. 

Addiren wir diese letzteren drei Werthe: 

2 Pfund Kohlenstoff, !/3 Pfund Wasserstoff und 223 Pfund 
Sauerstoff in einfachen oder vielfachen Verhältnissen zu der pro- 
centischen Zusammensetzung irgend eines Fossils, so muss schliess- 
lich die Zusammensetzung der Pflanze resultiren, welcher diese 
Elemente als Sumpfgas und Kohlensäure während der Vermode- 
rung und unter Erzeugung des gegebenen Fossils entzogen wor- 
den waren. 

Böhmische Braunkohle von Aussig wurde zusammengesetzt 
gefunden aus: 

67,25 Pfund Kohlenstoff, 5,75 Pfund Wasserstoff, 27,00 Pfd. 
Sauerstoff. Addirt man hierzu das dreissigfache Verhältniss der 
im Vermoderungs-Process austretenden Elemente: | 

60,00 Pfund Kohlenstoff, 10,00 Pfund Wasserstoff, 80,00 Pfd. 
Sauerstoff, wie diese in Form von Sumpfgas und Kohlensäure 
sich entwickelt haben konnten, so resultirt eine Pflanzensubstanz 
von der Zusammensetzung: 

127,25 Pfd Kohlenstoff, 15,75 Pfd. Wasserstoff, 107,0 Pfd. 
Sauerstoff oder, in Procentzahlen ausgedrückt, 

50,90 Proc. Kohlenstoff, 6,30 Proc. Wasserstoff, 42,3 Proc. 
Sauerstoff; diess ist aber genau die Zusammensetzung des Kie- 
fernholzes, wie sie in der obigen Tabelle gegeben ist, und es 
geht hieraus hervor, dass die Braunkohle von Aussig aus einer 
dem Kiefernholz ähnlich zusammengesetzten Conifere entstanden 
sein kann. 

Die Steinkohle des ersten Flötzes vom Bürgerschachte bei 
Zwickau wurde zusammengesetzt gefunden aus: 

82,50 Pfund Kohlenstoff, 4,20 Pfund Wasserstoff, 13,30 Pfd. 
Sauerstoff. Addirt man zu denselben das achtzigfache Verhält- 
niss der in Form von Sumpfgas und Kohlensäure, ausgetretenen 
Elemente, also 

160,00 Pfd. Kohlenstoff, 26,66 Pfd. Wasserstoff, 213,33 Pfd. 


x 296 


Sauerstoff, so ergibt sich eine Pflanzensubstanz von der Zusam- 
menseizung: 
242,50 Pfd. Kohlenstoff, 30,86 Pfd. Wasserstoff, 226,63 Pfd. 
Sauerstoff, oder, in Procentzahlen ausgedrückt: 
48,50 Proc. Kohlenstoff, 6,17 Proc. Wasserstoff, 45,33 Proc. 
Sauerstofl. | 
Dieses ist aber die Zusammensetzung des Weissbuchenholzes, 
wie sie von Professor Herz gefunden wurde, und es erscheint 
die Annahme gerechtfertigt, dass die genannte Steinkohle durch 
Vermoderung einer Pflanze von der Zusammeisetzung dieser 
Holzart entstanden sein kann. 
| Durch Anstellung einer grossen Anzahl solcher Berechnun- 
gen, wie ich sie zur Begründung meiner mehrfach erwähnten 
Annahme auszuführen genöthigt war, gelangte ich nun zu fol- 
genden allgemeinen Schlussfolgerungen: 

1) Der Fossilienbildungs-Process ist zunächst ein Vermode- 
rungs-Process gewesen, aus welchem, soweit nicht plutonische 
Einflüsse die Zusammensetzung der Fossilien verändert haben, 
die Braun- und Schwarzkohlen als Vermoderungsreste hervorge- 
gangen sind. 

2) Der Vermoderungs-Process ist ein chemisch messbarer 
Zersetzungs-Process der organischen Pflanzenmasse, in welchem 
Kohlensäure und Sumpfgas als die qualitativ und quantitativ her- 
vorragendsten Zersetzungsgase auftreten. 

3) Die aus der Pflanze im Vermoderungs-Process austreten- 
den Gase, Sumpfgas und Kohlensäure, werden zu gleichen Vo- 
lumen und in ihren Atomzahlen entsprechenden Gewichtsverhält- _ 
nissen entwickelt, in Folge dessen man 

a. durch Addition der letzteren zu der procentischen Zu- 
sammensetzung eines Fossils einen Schluss auf die chemische 
Constitution der ursprünglichen Pflanze ziehen, 

b. durch Subtraction obiger Gewichtswerthe von der pro- 
centischen Zusammensetzung einer Pflanze den allmählichen Ver- 
lauf der Vermoderung in der Zusammensetzung ihrer Producte 
vollständig bemessen kann. 

4) Da nun, wie aus den im Vorhergehenden gegebenen 
Zahlenwerthen für die procentische Zusammensetzung der beiden 
Holzarten ersichtlich, zwischen den elementaren Bestandtheilen 


nf weit DA in BE — 20 So ende 


BE Fee = nenn ad nn 


gu‘ 


u © = een na Fe ET 


en 
j 


297 


der letzteren der Menge nach Differenzen stattfinden, so werden 
sich diese in der Zusammensetzung des Fossils in hervorragen- 
dem Grade geltend machen. Es geht diess aus folgenden Bei- 
spielen hervor: 

Durch den Austritt gleicher Mengen der Zersetzungsgase 
aus dem Kiefernholze und dem Weissbuchenholze bildet sich im 
ersteren Falle eine Steinkohle von der Zusammensetzung: 

83,60 Proc. Kohlenstoff, 5,40 Proc. Wasserstoff, 11,00 Proc. 
Sauerstoff, im letzteren Falle eine Steinkohle, welche enthält: 

74,00 Proc. Kohlenstoff, 4,63 Proc. Wasserstoff, 21,32 Proc. 
Sauerstoff. 

Erstere ist eine Backkohle der oberen Westphälischen Flötze 
und liefert einen dichten klingenden Koks, letztere eine Gaskohle 
des Saarbrücker Beckens, welche gar nicht bäckt und sich daher 


. zur Koksfabrikation nicht eignet. 


Nehmen wir nun mit dem Geognosten eine Verschiedenheit 
in der Art und Structur der in verschiedenen Epochen der Koh- 
lenbildungsperiode auftretenden Pflanzen an, so sind wir berech- 
tigt, den saftreicheren und zellenärmeren Sigillarien eine Zu- 
sammensetzung beizumessen, welche sich durch einen höheren 
Gehalt an chemisch gebundenem Wasser von der späteren zellen- 
reicheren Pflanze unterscheidet und demnach, dem Weissbuchen- 
holz ähnlich, auch sauerstoff- und wasserstoffreichere Kohlen, wie 
die Sigillarienkohlen des Zwickauer- und Saarbeckens es sind, 
lieferten. Während die einem späteren Vegetationsgürtel ange- 
hörenden Farren u. a. Pflanzen durch einen grösseren Zellen- 
reichthum eine chemisch dichtere, d.-h. wasserstoff- und sauer- 
stoffärmere Holzsubstanz besitzen, und sich in ihrer Zusammen- 
setzung dem Kiefernhölze nähern und eine dessen Vermoderungs- 
Producten entsprechende Steinkohle mit backenden Eigenschaften 
liefern konnte. 

Zur Vollständigkeit ist in Folgendem eine Tabelle entworfen, 
welche den Verlauf der Vermoderung und die Art der Vermo- 
derungsproducte aus dem Holze der Kiefer und der Weissbuche 
ausführlicher entwickelt. 


Nach Austritt von 


298 


Procente an 


Sauerstoff. 


| 
| 


Kohlenstoff. 
Wasserstoff. 


| 
| 
| 
| 
| 
| 
J 


4,00% iM sa 5,330], 
6, .0091,00% 3,000) 
8,00% 1,33%/0.10,66° 
10,00% 1,66% 


12,00/02,00°)0 16,00°/ 


14,000/0.2,330/018,66°] 
16,00%/0,2,660/0 21,33] 
18,000) 3,00%) 24,00", 
20,00903,930/026,661,, 
22,00%/03,66%/0,29,33°/ 
24,000/4,00%/0 32,00%, 

26,00%/0.4,33%/0,35,66°/, 
rt 

we 
30,00%05, 00% 40,00% 


/ Ö 


32,00°/ 05,539)042,66° 
| | 


| 


[ 


13,33%%, 


59,826 05 34,12 


3 ee 
Te 
= Ze 
Eee 
rn a ER 
Sen) 0 
° = 
1 > el | 
ı 
| 


® 


51 476 as, = 
52,116,26 11,62 


52,826, ‚2540,93 


| 
| 
| 
| 
| 


93,626, 2240, 15 


54,53 6,20 397 
5.576,17 7 38, 25) 


| | | 
36,27)6,1232.05 


| | 
58,16.6,10.35,73) 


61 #06, 00 32,20 


| 
} 
64, ep) 5 ‚93 29,84) Braunkohle 


67 25 75 97, 90 


vermodern- 
des Holz 


Procente an 


| 
| 


| 
| 
| 


Sauerstoff. 


| 
| 
| 
| 


Kohlenstoff. 
Wasserstoff. 


I; 0, Fi 3042,80/ Kiefernholz |48,506,1745,33/Weissbuchen- 
2 ‚00°/00, 33010 2,66°/, | 


holz. 
48,94.6,15.44,91 
| _{ vermodern- 
49, 446, 1144,45) ges Hola. 
50,006, 0843 ‚92 
| 
50,626,05 a3. ‚33 
| 
51 a 0042,67 
| ı) Lignite. 
52, 145 96.41 ‚90 
| 
52, 975, 91, 4, 12 
54,16 5,83 40,01 
55.455,76 38,79 
| ') Torf. 
57, 025 ‚68 3” ‚32 


58, ‚905, > ‚54, 
| ‘ 
| 


61,255,4233,33 


I 


| | 
Kain 23,11 Molassenkohle]64,23 5,26 30,46 Braunkohlen. 
IE | 


| | Steinkohlen 
an von 
| Westphalen, 


jbriaf 
68,335,00.26, 67 
| 


| 


| 


183, 605, 10 11 ‚00 Oberschlesien,|74, 004, 68 91, 2 Saarkohlen. 


lolg4, 505, 10 ) AO Inde- Revier. |82, 504, 2018, 30 Zwickauer 


| | | Kohlen. 


Es geht aus dieser Tabelle hervor, wie bedeutend schon 
ein geringer Unterschied in der Zusammensetzung des Vegeta- 
bils sich in dem Verlaufe der Vermoderung geltend macht und 


wie ganz anders 
gestalten müssen, 


die Fossilien in ihrer 


Zusammensetzung sich 


wenn die der ursprünglich zur Vermoderung 


gelangenden Pflanzen in ihrer Elementar-Zusammensetzung nur 
um geringe Zablengrössen differirte. — 


299 


Versuchen wir es nun, den durch die bisherigen Erörte- 
rungen gewonnenen Maassstab an die Vermoderungsreste zu 
legen, die in den verschiedenen Kohlengebieten der Vorwelt zu 
uns berüberreichen, so dürfen wir überall da, wo dieselben ihrer 
ursprünglichen Lagerstätte wenig oder gar nicht entrückt sind, 
wo also Störungen in dem regelmässigen Verlauf der Vermode- 
rung nicht eintraten, wo weder durch das Emportreiben heiss- 
flüssiger Urgesteine, noch durch das Einbrechen mechanisch und 
chemisch wirkender Flüssigkeitsmassen Veränderungen in der Zu- 
sammensetzung der Kohlen herbeigeführt wurden, dieselben als 
die Vermoderungs-Rückstände von einer der ursprünglichen Pflan- 
zengattung und der an ihr unter gleichen Verhältnissen verlau- 
fenden Zersetzung entsprechenden chemischen Zusammensetzung 
betrachten, die uns, wie aus dem im Vorhergehenden Entwickel- 
ten ersichtlich ist, gestattet, sogar einen Schluss auf die Zusam- 
mensetzung der Urpflanzen zu werfen. Inwieweit aber die durch 
die cheinische Untersuchung gewonnenen Resultate gerade in 
dieser Beziehung die gewünschten Anhaltepuncte liefern und 
Glaubwürdigkeit verdienen, geht aus folgenden Thatsachen hervor: 

1) Bei der im Laufe des Jahres 1864-65 vorgenommenen 
Untersuchung der Steinkohlen Deutschlands , welche von dem 
Verfasser Dieses mit der grössten Sorgfalt ausgeführt wurde 
und zu welcher die Repräsentanten der wichtigsten Gruben und 
Flötze aus den Haupti-Kohlendistrieten Deutschlands verwendet 
wurden, ergab sich in den Resultaten eine so auffallende Über- 
einstimmung mit schon vorhandenen und aus Untersuchungen 
hervorgegangenen, die mehrere Jahre vorher mit Kohlen des- 
selben Flötzes von Heınız, ReenAaurs, Erpmann und dem Verfasser 
selbst angestellt worden waren, dass die Annahme vollständige 
Geltung erfahren darf, nach welcher Kohlen desselben Flötzes 
in ihrer mittleren Zusammensetzung und in ihren physikalischen 
Eigenschaften sich völlig gleich sind , sofern nicht durch pluto- 
nische Einflüsse bedingte Störungen im Hangenden oder Lie- 
genden sich geltend gemacht haben. 

2) Überall aber, wo letzteres der Fall gewesen, beobachten 
wir eine Veränderung in der chemischen Zusammensetzung der 
Kohlensubstanz, welche sich zunächst dadurch andeutet, dass der 
Gehalt an Wasserstoff und Sauerstoff ein unverhältnissmässig ge- 


300 


ringer ist und dass es in Folge dessen nicht gelingt, 
durch Addition der Elemente des Sumpfgases und 
der Kohlensäure schliesslich eine Verbindung zu be- 
rechnen, welche auch nur annähernd Ähnlichkeit mit 
der Zusammensetzung irgend einer Pflanzenart hätte. 

3) Dasselbe gilt selbstverständlich für alle diejenigen Brenn- 
stoffe, welche als eine mit Theerölen und Asphaltmassen durch- 
tränkte Thonschiefermasse auftreten und die verdichteten Ver- 
gasungsproducte durch plutonische Einflüsse zerstörter Vermode- . 
rungsreste einschliessen. Hierzu gehören alle bituminösen Schiefer 
und Schieferkohlen und als Verkokungsreste die Anthracite. 

4) Endlich aber können in der chemischen Zusammensetzung 
eines Fossils Störungen stattgefunden haben, welche bedingt wa- 
ren durch den Einfluss der Wärme unter stetig wirkendem hohem 
Drucke. Es ist nachgewiesen, dass man durch Verkohlung von 
Holz und Torf in einem hermelisch geschlossenen Raume: Pro- 
ducte erzielt, welche in Dichtigkeit und Glanz einer Steinkohle 
völlig gleichkommen und zu betrachten sind als Holz- oder Torl- 
kohle, in welcher Asphaltmassen als Zwischenmittel durch er- 
höhten Druck imprägnirt sind. Hierher gehören jene durch ihren 
hohen Gehalt an freiem Wasserstoff ausgezeichneten Gaskohlen 
Englands und die Blattelkohle der Pankrazzeche in Böhmen, 
welche in ihrer chemischen Zusammensetzung schon ihre Ver- 
schiedenheit von den eigentlichen Vermoderungsresten erkennen 
lassen und bei welchen ebensowenig, wie in den vorhergenann- 
ten Fällen, eine Berechnung zur Nachweisung der vegetabilischen 
Abstammung auf Grund des an ihnen verlaufenen Vermoderungs- 
Processes möglich ist. 

Im Laufe der Untersuchung solcher veränderter Fossilien 
mussten sich selbstverständlich Ungleichmässigkeiten in der che- 
mischen Zusammensetzung herausstellen, welche aber ihren Grund 
in der Ungleichartigkeit des Materials und des in und an dem- 
selben verlaufenen pyrochemischen Umsetzungs-Processes hatten 
und zu der leider nur zu sehr verbreiteten Ansicht führten, dass 
die Steinkohlen und Braunkohlen ungleichartig zusammengeseizte 
Stoffe seien, über deren physikalischen und chemischen Charakter 
die chemische Prüfungsmethode darum nicht entscheiden könne, 
weil die Erzielung einer Mischung mittlerer Zusammensetzung 


301 


gegenüber der zur Analyse verwendeten, geringen Gewichts- 
menge, zu den Unmöglichkeiten gehörte. 

Inwieweit diese leider von Chemikern selbst ausgesprochene 
Ansicht Geltung erfahren darf, ist aus dem’ Vorhergehenden er- 
sichtlich. 

Aus dem, was über die Verwerthbarkeit der chemisch-ana- 
Iytischen Resultate zur Beurtheilung der Fossilien nach ihrer 
technischen Verwerthbarkeit bereits in dem Werke über »die 
Steinkohlen Deutschlands« Band II und in einer späteren Abhand- 
lung in Dimezer’s Journal 1866, Heft 12, 15 und 15 ausführlich 
entwickelt worden ist und in Folge der in dieser Abhandlung ge- 
botenen Vielseitigkeit in der Verwerthbarkeit der ersteren, glaubt 
der Verfasser Dieses wohl zu dem Schlusse berechtigt zu sein: 

1) dass die chemische Untersuchung der Fossilien einen der 
‚wichtigsten Anhaltepuncte für deren technische Verwerthbarkeit 
bietet, 

2) dass dieselbe schon in den Fällen vollkommenen Aufschluss 
über Natur und Charakter eines Fossils bieten kann, wo eine 
blosse Bohrmehlprobe die Anwesenheit desselben nur verkündet, 

3) dass mit der Erweiterung der chemischen Kohlenunter- 
suchungen wir den sichersten und zuverlässigsten Aufschluss 
über die Natur aller Vermoderungs-Producte überhaupt erlangen 
und dass in Folge dessen endlich 

4) die Annahme von verschiedenen Vegetationsgürteln in der 
Steinkohlenformation eine wesentliche Stütze erlangen wird, sobald 
die chemische Verschiedenheit der denselben angehörenden Fos- 
silien und der aus der Analyse berechneten Pflanzengattungen 
gleichzeitig Geltung erlangt haben wird. 


Über die alkalische Reaction einiger Minerale 


von 


Herrn Professor A. Kenngott. 


Im Anschluss an die früher (S. 77 dieses Bandes) mitge- 
theilten Beobachtungen über das alkalische Verhalten des Natro- 
lith untersuchte ich noch einige andere Minerale und prüfte ihr 
alkalisches Verhalten in gleicher Weise. Die Probe wurde im 
Achatmörser möglichst fein pulverisirt, das Reagenspapier in de- 
stillirtes Wasser getaucht, auf ein Uhrglas gelegt und ein Wenig 
des zu prüfenden Pulvers mit der Messerspitze auf das Reagens- ° 
papier übertragen. Am deutlichsten sieht man die Reaction, 
wenn zu den Reagenspapieren feines Filtrirpapier genommen wird. 
Zur Untersuchung wurden verschiedene Minerale genommen und 
da dieselbe nicht als abgeschlossen betrachtet werden kann, so 
enthalte ich mich, irgend welche Schlüsse daraus zu ziehen, fand 
es aber für zweckmässig, die erhaltenen Resultate mitzutheilen, 
um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken und ähnliche Unter- 
suchungen zu veranlassen. | 

Die bis jetzt erhaltenen Resultate sind folgende: 

Analcim von Montecchio maggiore bei Vicenza, farblose 
durchsichtige Krystalle, welche den früher untersuchten Natrolith 
begleiten. Derselbe verhielt sich ebenso, nur dauerte es etwas 
länger, weil der Analcim, mit dem Natrolith verglichen, etwas 
schwieriger schmelzbar ist und daher auch die innere Verschmel- 
zung mehr Zeit erfordert. Die Krystallstückchen werden im 
Glasrobre oder in der Zange in der Spiritusflamme erhitzt weiss 
und undurchsichtig; um sie wieder durchsichtig zu machen, musste 


303 


das Löthrohr gebraucht werden, dabei wurden die ebenen, glat- 
ten Krystallflächen ein wenig uneben und die Ränder der scharf- 
kantigen Bruchstücke rundeten sich etwas ab. Das Pulver des 
frischen Minerals reagirt alkalisch, aber schwächer als das des 
Natrolith. Weisser, durchscheinender Analcim vom Monzoni in 
Tirol zeigte als Pulver gleiche Reaction. 


Stilbit von Viesch in Wallis in der Schweiz, farblose, 
durchsichtige Krystalle. Er wird in der Spiritusflamme erhitzt 
weiss und undurchsichtig, blättert sich etwas auf, stärker, wenn 
er mit dem Löthrohr angeblasen wird und im Volumen mit Krüm- 
men bedeutend zunehmend, an Borax erinnernd und es entsteht 
eine schaumige fasrige Masse, ähnlich fasrigem Bimsstein ; stärker 
erhitzt schmilzt er leicht zu weissem, blasigem Glase, wobei auf 
der Oberfläche der Probe fortwährend glühende Pünctchen sicht- 
bar werden. Bei längerem Blasen wird das Glas grossblasig, 
aber klarer. 

Das frische Pulver reagirt alkalisch, wenig schwächer als 
Natrolith. Die nicht geschmolzene, schaumige, zwischen den Fin- 
gern leicht zerreibliche Masse wirkt pulverisirt auch alkalisch, 
ein wenig schwächer; das pulverisirte Schmelzglas wirkt nur 
äusserst schwach. 

Desmin von Island, farblose, fast durchsichtige Krystalle. 
Im Glaskolben langsam erhitzt wird er weiss und undurchsichtig, 
zerklüftet und wird so locker im Zusammenhange, dass er sich 
zwischen den Fingern leicht zu Pulver zerreiben lässt. In der 
Spiritusflamme erhitzt, bläht er sich stark auf, staudenförmig aus 
einander gehend, bekommt aber mehr Zusammenhang, wie man 
beim Zerdrücken zwischen den Fingern bemerkt, weil schon theil- 
weise Schmelzung eintritt. Vor dem Löthrohre schmilzt er leicht 
zu weissem, blasigem Glase. Das frische Pulver reagirt wie das 
des Stilbit alkalisch. 


Desmin von Gran Canaria, von Herrn Dr. K, v. Frırscn 
zur Prüfung übergeben, blass gelblichweiss, durchscheinend, zu 


Büscheln aggregirte Krystalle, oPon . ooPoo - P.oP verhalten 
sich in der Spiritusflamme erhitzt und dann mit dem Löthrohre be- 
handelt vollständig wie der Stilbit von Viesch. Die alkalische 
Reaction ist bei dem Pulver in gleicher Weise zu beobachten. 


u ZE . 


30% 


Chabacit von Monteechio maggiore bei Vicenza, weisse 
durchscheinende Krystalle, R. In der Spiritusflamme erhitzt weiss 
werdend und wenig anschwellend; mit dem Löthrohre angeblasen 
wenig mehr anschwellend und unter der Lupe als blasig-schau- 
mige Masse erscheinend; dann stärker erhitzt schmelzbar, schwie- 
riger als Natrolith, Desmin und Stilbit, zu einem kleinblasigen, 
weissen, wenig durchscheinenden Glase, welches ebenso, wie bei 
Stilbit und Desmin beobachtet wurde, bei längerem Blasen auf 
der Oberfläche der Kugel aufleuchtende Pünctchen erscheinen 
lässt. Das frische Pulver reagirt alkalisch, wenig schwächer als 

bei Desmin und Stilbit. 

| Laumontit vom Berge Mutsch im Eitzlithale in Uri in der 
Schweiz, lockere Haufwerke kleiner, verwitternder Kryställchen, 
reagirt als Pulver entschieden, aber schwach alkalisch; wird das 
Pulver im Glaskolben erhitzt, so wird die Reaction verstärkt, ein- 
zelne Puncte des Papiers werden intensiv gebräunt. 

Prehnit von Ratschinges in Tirol, blass grünliche, halb- 
durchsichtige Krystalle, oP.ooP, deutlich spaltbar parallel oP; 
reagirt als Pulver stark alkalisch, wie Natrolith. Ein dünnes 
Stückchen, in die Spiritusflamme gehalten, wird weiss und un- 
durchsichtig und schmilzt sehr bald an den Kanten zu einem 
milchweissen Glase mit glänzender Oberfläche. Mit dem Löth- 
rohre behandelt schwillt er noch etwas an und schmilzt zu einer 
weissen, blasigen Masse mit rauher Oberfläche, welche durch 
das Ausstossen kleiner Bläschen entsteht und nicht mehr durch 
Schmelzen glatt wird. Bei dem Ausstossen der kleinen Bläschen 
bemerkt man, wie bei dem Desmin und Stilbit, das Erscheinen 
kleiner Lichtpuncte, aber nicht so stark. wie dort. 

Apophyllit von Andreasberg am Harz, farblose Krystalle; 
er wird im Glaskolben erhitzt weiss und undurchsichtig, sich wenig 
basisch aufblätternd und unregelmässig zerklüftend. Eine solche 
Probe, in die Spiritusflamme gehalten, begann sich aufzublähen 
und zu schmelzen, ohne klar zu werden. Das frische Pulver 
reagirt stark alkalisch, stärker als Natrolith; dessgleichen auch 
das Pulver rosenrother, durchsichtiger Krystalle desselben Fund- 
ortes und farbloser, durchsichtiger Krystalle von Faro&. 

Brucit von Texas in Pennsylvanien, farblose, durchsichtige 
Spaltungslamellen, reagirt schon als solche, aber sehr langsam 


305 


alkalisch, wie in diesem Zustande erklärlich ist, bei blosser Be- 
feuchtung durch das feuchte Papier, dagegen als Pulver sehr in- 
tensiv, desgleichen auch das im Glasrohre geglühte Pulver, wel- 
ches durch das Erhitzen blass rehfarben wurde. 

Talk vom St. Gotthard, blassgrünliche, durchsichtige Spal- 
tungslamellen, zerschnitten und möglichst fein zerrieben, reagirt 
stark alkalisch, im Glasrohre wird das Pulver durch Glühen grau- 
lich, reagirt aber etwas schwächer. Die dünnen Spaltungslamellen 
blättern sich vor dem Löthrohre etwas auf, werden weiss und 
durchscheinend und runden sich an den feinen Rändern ab. 

Pennin von Zermatt in Wallis in der Schweiz, durchsich- 
tige, grüne Spaltungslamellen, mit der Lupe frei von etwaigen 
sonst vorkommenden Einschlüssen befunden, zerschnitten und mög- 
lichst fein zerrieben reagirt stark alkalisch.h Dünne Lamellen, in 
der Zange über der Spiritusflamme erhitzt, blättern sich schwach 
auf, werden blassgelblich-weiss und undurchsichtig; vor dem - 
Löthrohre erhitzt schmelzen sie an den Rändern zu gelblichem, 
glänzendem Email und werden innerhalb der geschmolzenen Rän- 
der wieder durchscheinend. Der stark geglühte Pennin ist zwi- 
schen den Fingern zu feinen Schüppchen zerreiblich. 

Serpentinasbesi, langfasrig, fast weiss, zerschnilten und 
möglichst fein zerrieben, reagirt ziemlich stark alkalisch, dess- 
gleichen das im Glaskolben geglühte Pulver, welches gelblich- 
grau ist. Die Asbestfasern sind vor dem Löthrohre zu gelben 
oder braunen Kügelchen schmelzbar, welche rückwärts getrieben 
grösser und dunkler bis schwarz werden. 

Serpentin, die dichte, zeisiggrüne bis schwefelgelbe, 
Schweizerit genannte Varietät von Zermatt in Wallis in der 
Schweiz reagirt als Pulver vor und nach dem Glühen stark alka- 
lisch. Dichter, ölgrüner, durchscheinender, wachsarlig glänzen- 
der Serpentin von Snarum in Norwegen, dessen Pulver grünlich- 
grau ist, verhält sich ebenso. Vor dem Löthrohre wird er gelb- 
lichbraun und undurchsichtig, schmilzt aber nicht an den Rändern. 

Orthoklas, farblose, vollkommen durchsichtige Spaltungs- 
stückchen von der Fibia anr St. Gotthard, zeigen als feines Pulver 
ganz entschieden alkalische Reaction, nach dem Glühen viel 
schwächer. 


Leucit vom Vesuy, hellgraue, halbdurchsichtige, unter der 
Jahrbuch 1867. 20 


306 


Lupe als ganz rein befundene Krystallbruchstücke reagiren als 
feines Pulver alkalisch, 'stärker als Orthoklas. 

Hauyn von der Halbinsel Isleta auf Canaria, von Herrn Dr. 
K. v. Fritsch zur Prüfung übergeben, reagirt als Pulver ziemlich 
stark alkalisch, Er ist blau und halbdurchsichtig. 

Nosean in Phonolith von der Capverden-Insel Brava, auch 
von Herrn Dr. K. v. Frisscu übergeben, graue, schwach durch- 
scheinende Krystallkörner , reagirt als Pulver deutlich alkalisch. 
Der graulichgelbe, matte Phonolith reagirt gleichfalls alkalisch, 
das gleichgefärbte Pulver, im Glaskolben geglüht, wird grau, ver- 
liert Wasser und reagirt stärker alkalisch als vorher. 

Vesuvian von Zermalt in Wallis in der Schweiz, kleine, 
braune, gut ausgebildete Krystalle, als Pulver gelblichgrau, rea- 
girt stark alkalisch, dessgleichen auch nach dem Glühen. 

Muscovit von Gabon in Südafrika, farblose, durchsichtige 
Spaltungslamellen, unter der Lupe betrachtet frei von Einschlüs- 
sen befunden, zerschnilten und möglichst fein zerrieben, zeigt 
deutliche Spuren alkalischer Reaction, geglüht auch diese nicht. 
Die dünnen Lamellen schmelzen vor dem Löthrohre ziemlich 
schwierig zu weissem Email. 

Phlogopit, braune, sehr dünne, durchsichtige Spaltungs- 
lamellen, zerschnitten und möglichsi fein zerrieben, ein bräun- 
lichgraues Pulver gebend, reagirt stark alkalisch, geglüht bedeu- 
tend schwächer. Vor deın Löthrohre schmelzen die Lamellen 
nicht schwierig zu einem schwarzen glänzenden Glase. 

Augit, Einsprenglinge in vorhistorischer Basanitporphyr- 
Lava der Capverden-Insel Fogo, von Herrn Dr. K. v. Fritsch zur 
Prüfung übergeben, fast eisenschwarze Krystalle ooP . oPoo 


i 024 .P', an der Oberfläche und auf den Bruchflächen fast 
pfauenschweifig angelaufen, beim Zerschlagen dunkelgrüne, durch- 
scheinende Splitter gebend, reagiren als Pulver stark alkalisch. 
Wird das dunkelgraue Pulver im Glaskolben geglüht, so gibt es 
Spuren von Feuchtigkeit ab, ohne die Farbe zu verändern und 
reagirt nur noch sehr schwach alkalischh Der Augit schmilzt 
nicht schwierig zu schwärzlichgrünem Glase, 

Die Grundmasse des Basanitporphyrs, welche dicht grau und 
matt ist, zeigt nur sehr schwache Spuren alkalischer Reaction, 

Nephelin, Einsprenglinge in demselben Porphyr bildend, 


307 


farblose bis weisse, halbdurchsichtige Krystalle, oOP.. oP, reagirt 
als Pulver sehr deutlich alkalisch, nach dem Glühen ebenso. Der 
Versuch wurde desshalb gemacht, weil der begleitende Augit 
einen so starken Unterschied vor und nach dem Glühen zeigte. 

Grammatit von Monte Campione bei Faido in Tessin in der 
Schweiz, in Dolomit eingewachsen; dünne, farblose, durchsichtige 
Spaltungsstengel, welche unter der Lupe ganz rein erschienen, 
nur Sprünge zeigten, reagirten als Pulver stark alkalisch, nach 
dem Glühen noch stärker. Hier rührt die stärkere Reaction nach 
dem Glühen offenbar von eingeschlossenen Theilchen von Carbo- 
nat her, weil die Spaltungsstengel und das Pulver mit Salpeter- 
säure mit Aufbrausen Kohlensäure entwickeln. Sie schmelzen vor 
dem. Löthrohre leicht zu halb klarem, weisslichem Glase. 

Gyps, von Ehrendingen im Aargau in der Schweiz, parallel- 
fasrige, seidenglänzende, weisse, halbdurchsichtige bis durchschei- 
nende Aggregate; das Pulver wirkt sehr schwach, aber deutlich alka- 
lisch, nicht unmittelbar, sondern allmählich; wird das Pulver im 
Glaskolben geglüht, so nimmt die Reaction bedeutend zu, bei 
weiterem Glühen noch mehr. i 

W. B, Rosers und R. E. Roscers (American Journal of 
science and arts (2), V, 401) hatten auch Versuche über die 
Zersetzung und theilweise Löslichkeit von Mineralen, Gebirgs- 
arten u. s. w. durch reines und Kohlensäure enthaltendes Wasser 
angestellt und eine Anzahl Minerale angegeben, welche alkalische 
Reaction zeigten; da aber nur die Namen angeführt wurden, so 
konnten die Versuche nicht verglichen werden. Jedenfalls wird 
es meine Aufgabe sein, obige Vepsuche an anderen Mineralen 
fortzusetzen. 

Da die voranstehenden Mittheilungen, im Anfang des Januar 
eingesendet, erst in diesem Hefte aufgenommen werden konnten, 
so benütze ich diese Gelegenheit, um noch eine Reihe weiter in 
dieser Richtung angestellter Versuche mitzutheilen: 

Natrolith aus der Auvergne, farblose, durchsichtige, deut- 
lich ausgebildete Krystalle; sie werden im Glaskolben erhitzt 
weiss und undurchsichtig und erlangen in dem oberen Theile der 
Spiritusflamme nach einiger Zeit oder mit der Löthrohrflamme 
vorsichtig erhitzt wieder die Durchsichtigkeit, sich an den Kanten 
wenig abrundend. Bei stärkerer Hitze schmelzen sie ruhig und 

20 * 


a 


308 


leicht zu klarem, etwas blasigem Glase. Das Pulver reagirt frisch 
und nach dem Glühen stark alkalisch, sowie auch das Pulver des 
durch Schmelzen erhaltenen Glases. Das Verhalten ist somit 
dasselbe, wie das des Natrolith von Montecchio maggiore, wel- 
ches ich Seite 77 dieses Bandes beschrieb. 

Analcim von den Cyklopen-Inseln bei Sicilien, farblose, 
durchsichtige, stark glänzende Krystalle 202. 00000; das Pulver 
reagirt stark alkalisch, nur etwas langsamer. 

Stilbit aus Island, weisse, durchscheinende, rhomboidische 
Tafeln. Das Pulver reagirt deutlich alkalisch, nach dem Glühen 
bedeutend schwächer. Vor dem Löthrohre blähen sich Spaltungs- 
stücke mit gleichzeitigem Aufblättern auf und es entsteht durch 
dieses gleichzeitige Aufblättern und Aufblähen und das begin- 
nende Schmelzen ein weisses, verworren fasriges Gebilde, an 
Bimsstein erinnernd; ist vor dem Löthrohre leicht schmelzbar, 
zu blasigem Glase, welches auf der Oberfläche der Probe, wie 
der oben beschriebene von Viesch, leuchtende Pünctchen zeigt. 
Das Glas wird nicht klar. 


Desmin aus der Grafschaft Antrim in Irland; weisse, halb- 


durchsichtige, tafelartige Krystalle OP . 0P&S.P, im Glas- 
kolben erhitzt undurchsichtig werdend, anschwellend und zer-. 
bröckelnd:; in der Spiritusflamme erhitzt bläht sich ein einzelner 
Krystall stark auf und schwillt, sich staudenförmig verästelnd, zu 
einer weissen, schaumigfasrigen Masse von fast zehnfachem Vo- 
lumen an, welche an der Oberfläche kleine Schmelzkügelchen 
zeigt; vor dem Löthrohre zeigen die Krystalle dieses an Borax 
erinnernde Aufblähen und staudenlörmige Verästeln in gleicher 
Weise und schmelzen leicht zu einem weissen, blasigen Glase, 
auf dessen Oberfläche. während des Blasens fortwährend glim- 
mende Pünctchen aufleuchten. Das frische Pulver reagirt lang- 
sam, aber doch ziemlich kräftig alkalisch, wogegen es nach dem 
Glühen nur sehr schwach reagirt, sowie auch das Pulver der in 
der Spiritusfllamme erhaltenen, voluminösen, schaumigfasrigen 
Masse, welche sich leicht zwischen den Fingern zerreiben lässt. 

Chabacit von Aussig in Böhmen, Krystalle R, weiss, halb- 
durchsichtig, glasartig glänzend; in der Spiritusflamme trübe wer- 
dend, wenig anschwellend, doch dünne Stückchen schon an den 


309 


Rändern schmelzbar; vor dem Löthrohre stark anschwellend, 
leicht schmelzbar zu weissem, blasigem Glase. Das schneeweisse 
Pulver reagirt langsam, aber deutlich alkalisch, nach dem Glühen 
viel schwächer, die geschmolzene Masse pulverisirt gar nicht. 

Laumontit von Huelgoet in der Bretagne, weisse, schwach 
durchscheinende, verwitternde Krystalle; das schneeweisse Pulver 
reagirt schwach, aber deutlich alkalisch, nach dem Glühen etwas 
graulich und ebenso schwach reagirend, was darauf hindeutet, 
dass bei dem oben angeführten vom Berge Mutsch in Uri etwas 
Caleit beigemengt war, besonders weil einzelne Puncte des Curcuma- 
Papier sstark gebräunt wurden. Vor dem Löthrohre schwillt er etwas 
an und schmilzt leicht zu einem graulichweissen, blasigen Glase. 

Prehnit aus dem Dauphine, blassgrüner, krystallinischer 
Überzug mit deutlichen Krystallenden, dünne Stückehen durch- 
scheinend. Das weisse Pulver reagirt stark alkalisch, geglüht 
wird es graulichweiss und reagirt ebenso. Dünne Splitter schwel- 
len in der Spiritusflamme an und schmelzen an den Rändern zu 
einem glänzenden Glase und selbst dickere Stücke überziehen 
sich mit einem Glasschmelz. V.d. L. anschwellend leicht schmelz- 
bar zu graulichweissem, blasigem Glase, welches an der Ober- 
fläche wegen der vielen Bläschen nicht mehr so glattflächig und 
glänzend wird, wie der erste Schmelz in der Spiritusflamme. 

‘ Apophyllit aus dem Fassathale in Tirol, grossblältrige, 
weisse, stellenweise blass fleischrothe, an den Kanten durchschei- 
nende, wenig glänzende Krystalloide. Das weisse Pulver reagirt 
stark alkalisch, dessgleichen auch nach dem Glühen. Vor dem 
Löthrohre zerbröckelt er, bläht sich auf und schmilzt leicht zu 
einem weissen, blasigen Glase, welches pulverisirt gleichfalls stark 
alkalisch reagirt, kaum etwas schwächer als das frische Pulver 
des Minerals. 

Albit von Weilburg, kleine, aufgewachsene, durch die Längs- 
flächen tafelartige Krystalle, Zwillinge, auf einem krystallinisch- 
drusig körnigen Aggregate weissen Albites, farblos bis weiss- 
lich, nur äusserlich etwas gelblich durch Anflug von Eisenoxyd- 
hydrat, halbdurchsichtig. glänzend. Als Begleiter ein grosser, 
verbrochener, weisser Calcitkrystall sichtbar. Der Albit pulve- 
risirt sich leichter als der Orthoklas, das weisse Pulver reagirt 
deutlich alkalisch, stärker als bei Orthoklas; nach dem Glühen noch 


310 


stärker. Der damit vorkommende Calcit reagirt als Pulver nur 
in Spuren, doch später mehr über den Caleit überhaupt. Der 
Albit schmilzt v. d. L. schwierig zu farblosem,. etwas blasigem 
Glase und wird mit Kobaltsolution befeuchtet und erhitzt an den 
geschmolzenen Stellen blau wie der Orthoklas. 

Albit von der Nolla bei Thusis in Graubündten in der 
Schweiz, weisse, halbdurchsichtige Krystalle, das Pulver leicht zu 
erhalten, schneeweiss, reagirt deutlich alkalisch, geglüht lang- 
samer. Schmelzbarkeit v. d. L. wie bei dem vorigen und ebenso 
die blaue Färbung der geschmolzenen Ränder durch Kobaltsolution. 
Das mit Kobaltsolution befeuchtete und auf die Kohle gestrichene 
oder am Platindraht geglühte Pulver ist grau, dagegen wird es bei 
längerem Blasen an der Oberfläche blau, sobald Schmelzung ein- 
geireten ist. 

Anorthit vom Vesuv, farblose, halbdurchsichtige Krystalle, 
begleitet von Hauyn, Magnesiaglimmer, Augit u. s. w. Das Pulver 
reagirt rasch und deutlich alkalisch, viel stärker als das des 
Albit, nach dem Glühen ist die Reaction etwas schwächer und 
langsamer. 

Petalit von Utö in Schweden, graulichweisse, krystallinische 
Stücke, das weisse Pulver zeigt sehr schwache, alkalische Reac- 
tion, geglüht ist es graulich und die Reaction kaum bemerkbar. 
Kleine Splitter schmelzen schon in der Spitze der Spiritusflamme 
an dem Rande zu weissem Glase, v. d. L. schmilzt es nicht 
schwierig zu weissem, durchscheinendem, blasigem Glase, das 
mit Kobaltsolution blau wird, während die ungeschmolzene Sub- 
stanz grau wird. 

Spodumen von Utö in Schweden, blassgrüne, krystallinische 
Stücke. V.d.L. zerklüftet er stark, wird gelb und bröckelt ab, 
doch bei vorsichtigem Blasen schmelzen die sich ablösenden 
Theile zu grauen Glaskugeln zusammen, die wieder durch wei- 
teres Zerklüften herunterfallen. Das weisse Pulver reagirt stark 
alkalisch, geglüht wird es blass isabellgelb, reagirt aber nur we- 
nig schwächer: wird dagegen das Pulver angefeuchtet und in das 
Platinöhr gestrichen und bis zum Schmelzen erhitzt, so reagirt 
die Probe nicht mehr oder kaum in Spuren. 

Turmalin aus dem Binnenthale in Wallis in der Schweiz, 
sehr dünne, bei durchfallendem Lichte braun - durchscheinende 


311 


Nadeln, deren grünlichgraues Pulver bei wiederholten Versuchen 
keine Reaction zeigt, dessgleichen auch nicht nach dem Glühen, 
welches die Farbe nicht verändert. V. d. L. entsteht rasch an 
der Spitze der Turmalinnadel eine grosse, blasige, graue Schlacke, 
welche wie ein Kopf aufsitzt, im Innern hohl ist und sich leicht 
zerreiben lässt, 

Hauyn vom Vesuv, kleine Krystalle und Krystallkörner, 
schön sapphirblau, durchscheinend, glasglänzend, begleitet von 
Magnesiaglimmer, Anorthit, Augit u. a. Das weisse Pulver rea- 
girt ziemlich stark alkalisch, nach dem Glühen wenig schwächer, 
nur langsamer. 

Muscovit vom Berge Sella am St. Gotthard in der Schweiz, 
graue, Scharf ausgebildete, sechsseitige, tafelartige Krystalle mit 
Quarzkrystallen auf grauem Gneissgranit; zerschnitten und mög- 
lichst fein zu Pulver zerrieben reagirt er schwach, aber entschieden 
alkalisch, das weisse Pulver wird geglüht blass fleischroth und 
zeigt dieselbe schwache Reaction. V. d. L. wird er trübe und 
weisslich und schmilzt zienfich leicht zu grauem, glasartigem 
Email. 

Magnesiaglimmer (ob Biotit?) aus Tirol, vielleicht aus 
dem Zillerthale, grossblättrig körnige Massen; der Glimmer ist’ 
grünlichschwarz und starkglänzend, in dünnen Blättchen bouteil- 
lengrün durchscheinend, in sehr dünnen durchsichtig. Möglichst 
fein zerrieben reagirt er sehr siark alkalisch, im Kolben erhitzt 
gibt er sehr wenig Wasser, das Pulver wird braun und reagirt 
noch stark alkalisch, nur etwas langsamer. Die alkalische Reac- 
tion ist so stark, dass wenn man das Pulver mit Wasser über- 
giesst und im Gläschen einige Zeit stehen lässt, das klare Wasser 
bei dem Eintauchen des Curcumapapiers starke Reaction zeigt. 
V.d.L. schmilzt er an den Rändern zu schwarzem, glänzendem, 
undurchsichtigem Glase, die Lamelle wird dabei braun bronzirend. 

Biotit vom Vesuv, weisse, lamellare Krystalloide, bis blass 
grünlichweiss, in dünnen Lamellen farblos und durchsichtig, im 
Aussehen wie ein heller Muscovit, reagirt als Pulver momentan 
stark alkalisch, ändert beim Glühen weder die Farbe, noch die 
Reaction. In ganz gleicher Weise verhält sich der hellgrüne und 
dunkelgrüne Biotit von da und der dunkelgrüne wird, wie der 
Tiroler, durch Glühen braun, nur mehr graulichbraun. 


Sa? 


j 


312 


Biotit von Zinnwald in Böhmen, schöne, tafelförmige, fast 
schwarz erscheinende Krystalle oR . O0OR, welche auf den Basis- 
flächen grünlichschwarz oder schwärzlichgrün, an den Rändern 
schwarz erscheinen, währeud dünne Lamellen hellgrün und durch- 
sichtig sind. V. d L. ist er sehr schwer an den Rändern zu 
graulichem Glase schmelzbar. Das grünlichgraue Pulver reagirt 
stark alkalisch. Ä 

Fuchsit genannter Muscovit von Passeyr in Tirol, schön 
apfelgrüne, schuppige Krystalloide, eingewachsen in grobkörnigem 
Dolomit, das grünlichweisse Pulver reagirt nur schwach und lang- 
sam alkalisch. 

Paragonit von Monte Campione bei Faido in Tessin in der 
Schweiz; das weisse Pulver reagirt nur sehr schwach alkalisch, 
nach dem Glühen nur noch in Spuren. Er gibt im Kolben wenig 
Wasser. Da der Paragonit für unschmelzbar gehalten wird, so 
untersuchte ich sehr genau das Verhalten und fand, dass er in 
der That an den Rändern der Lamellen schmelzbar ist, indem 
man ganz deutlich sieht, dass an der Spitze eines Schiefersplit- 
ters ein Überschmelzen eintritt, wodurch die glänzenden Schüpp- 
chen verschwinden, während sie nach unten noch deutlich sicht- 
bar sind. Auch bei dem Befeuchten mit Kobaltsolution sieht man 
das Schmelzen, indem die geglühte Probe deutlich verschieden 
blau gefärbt wird, an den Rändern dunkler wie Kobaltglas. 
Wenn man das fein zerriebene Pulver mit Kobaltsolution anfeuchtet 
und in das Öhr des Platindrahtes streicht, so wird die Masse 
beim Erhitzen grau, die Lamellen glänzen weiss, bei stärkerem 
Erhitzen tritt die kobaltblaue Färbung punctweise ein und unter 
der Lupe sieht man dentlich den entstandenen Schmelz. 

Lepidolith von Rozena in Mähren; das weisse Pulver hat 
einen Stich in das Rosenrothe und reagirt deutlich, aber schwach 
alkalisch, geglüht erst nach einiger Zeit sehr schwach. V. d.L. 
schmilzt es leicht zu weissem, blasigem Glase, mit saurem, 
schwefelsaurem Kali und Fluoritpulver geschmolzen zeigt er ausser 
der Lithionfarbe auch noch wenig grüne Färbung durch Borsäure. 
Im Kolben erhitzt gibt das Pulver etwas Wasser. 

Grossular, honiggelbe Krystalle &0. 202 . 30°/2 . DO, 
stark durchscheinend, glasartig glänzend, auf den unebenen Bruch- 
flächen in Wachsglanz geneigt, auf Penninschiefer von Zermatt 


313 


in Wallis in der Schweiz, begleitet von stengligem bis fasrigem 
Diopsid; v. d. L. nicht schwierig schmelzbar zu glänzendem, 
schwarzem, nicht magnetischem Glase. Das gelblichweisse Pulver 
reagirt vor und nach dem Glühen entschieden, aber schwach 
alkalisch, die Farbe des Pulvers wird durch das Glühen nur wenig 
dunkler. V. d. L. mit Phosphorsalz geschmolzen gibt er ein 
klares, nur wenig durch Eisen gefärbtes Glas. 

Spinell von Ceylon, O.c00 (000 fein nach der längeren 
Diagonale gestreift) dunkelroth; das fast weisse Pulver reagirt 
zwar Sehr schwach, aber entschieden alkalisch, geglüht wird das 
Pulver gelblichweiss und reagirt bedeutend stärker alkalisch. Ein 
zweiter, blassrother, durchsichtiger Krystall OÖ. co0 von Ceylon 
ergab ganz dasselbe Resultat der Reaction. Das mit Kobaltsolu- 
tion befeuchtete und geglühte Pulver wird schön blau, was in- 
‚sofern recht interessant ist, als die Reaction auf Gurcumapapier 
die Magnesia, die Prüfung mit Kobaltsolution die Thonerde anzeigt. 

Korund von Ceylon, ein blassrother, durchsichtiger und 
ein dunkelrother, durchscheinender, undeutlich ausgebildeter Kry- 
stall wurden geprüft; das Pulver ist weiss, zeigt keine Reaction, 
geglüht wird es ein wenig gelblichweiss, ohne Reaction. Das 
Pulver mit Kobaltsolution befeuchtet und geglüht wird blau. An ähn- 
lichen rothen Krystallen bemerkte ich, dass, wenn man sie ganz, 
wie sie sind, glüht, sie graulichgrün werden und nach dem Er- 
kalten ihre frühere Farbe unverändert wieder kommt, was nach 
Belieben wiederholt werden kann. Ein chemischer Vorgang kann 
dieser Erscheinung wohl nicht zu Grunde liegen. 

Zirkon von Ceylon, bräunlichrother, durchsichtiger Krystall; 
‚das Pulver ist weiss, reagirt nicht, nach dem Glühen auch nicht. 
Ein gleichgefärbter Krystall geglüht wurde blass bräunlichgelb und 
blieb durchsichtig; beim Abkühlen erschien die frühere Farbe 
nicht wieder. 

Staurolith von Monte Campione, Canton Tessin in der 
‘ Schweiz, röthlichbrauner, durchscheinender Krystall. Das blass 
isabellgelbe Pulver reagirt nicht alkalisch, geglüht wird es ent- 
schieden dunkler, bräunlichgrau, reagirt nicht. 

Olivin vom Vesuv, ölgrüne, lose Krystalle; das weisse 
Pulver reagirt stark alkalisch, geglüht wird es graulichbraun, 
reagirt gleichfalls stark, nur langsamer. 


erw 


31% 


Diopsid von der Mussa-Alpe in Piemont, blassgrüner, halb- 
durchsichtiger Krystall mit stark glänzenden Flächen; das Pulver 
ist weiss und reagirt stark alkalisch, beim Glühen bleibt es un- 
verändert und die Reaction ist ganz dieselbe. V. d.L. schmilzt 
er schwierig zu blasigem Glase. 

Augit vom Vesuv, dunkelgrüne Krystalle im Gemenge mit 
Hauyn, Anorthit, Magnesiaglimmer und Pleonast; das Pulver ist 
grünlichweiss, reagirt stark alkalisch, durch Glühen wird die 
Farbe des Pulvers wenig verändert, mehr grau, die Reaction ist 
dieselbe. 

Wollastonit von Orawitza im -Banat, krystallinisch, diek- 
stenglige Individuen, verwachsen mit Calcit, weiss durchschei- 
nend, auf den Spaltungsflächen glasglänzend. Das weisse Pulver 
reagirt vor und nach dem Glühen gleich stark alkalisch, Caleit 
ist keiner dabei gewesen, wie die Prüfung mit Säure zeigte, 
ausserdem auch die Reaction, welche bei Anwesenheit von Caleit 
nach dem Glühen hätte viel stärker sein müssen, während un- 
geglüht der Calcit keinen Einfluss, oder höchstens einen nur sehr 
geringen ausgeübt haben könnte. Da jedoch das Pulver in 
Säure nicht brauste, so war auch kein Caleit darin enthalten. 
Vor dem Löthrohre war der Wollastonit schmelzbar und gab ein 
farbloses, halbklares Glas. 

Datolith von Andreasberg, weisses, kantendurchscheinendes 
Krystallstück mit demantartigem Wachsglanz auf den unebenen 
Bruchflächen, wie bei Schwefel; das weisse Pulver reagirt sofort 
stark alkalisch, nach dem Glühen langsamer und schwächer; das 
Pulver ist nicht mehr schneeweiss, etwas graulich geworden. V. 
d. L. leicht schmelzbar zur farblosen, durchsichtigen Kugel, die 
beim Abkühlen klar bleibt, nur wenig an Durchsichtigkeit ein- 
büsst durch Rauhwerden (Krystallisiren?) an der Oberfläche. Ein 
dünner Splitter schmilzt schon: in der Spiritusflamme. 

Hemimorphit vom Altenberg bei Aachen, farblose, durch- 
sichtige Krystalle; das weisse Pulver zeigt keine Reaction. 

Apatit vom Berge Sella am Sit. Gotthard, farblose, durch- 
sichtige bis halbdurchsichtige Krystalle; das weisse Pulver zeigt 
keine Reaction. 

Kryolitb aus Grönland, weiss: das Pulver reagirt nicht 
alkalisch, im Glaskolben geglüht auch nicht, dagegen reagirt der 


315 


Kryolith in der Spiritusflamme oder vor dem Löthrohre geschmol- 
zen stark alkalischh Wird der Kryolith auf der Kohle zur Kugel 
geschmolzen und diese mit Kobaltsolution befeuchtet und wieder 
erhitzt, so wird die Kugel im Inneren blau, während sich aussen 
eine weisse Kruste zeigt. 

Calcit farbloses Spaltungsstück von Island und farbloser 
Aragonitkrystall von Horschentz in Böhmen wurden genau ver- 
glichen. Beide reagiren als Pulver nur äusserst schwach alka- 
lisch, das im Glaskolben geglühte Pulver reagirt bei beiden sehr 
stark alkalisch. Bei dem Glühen des Pulvers auf Platinblech 
konnte ich keinen Unterschied im Zusammenhange des Pulvers 
bemerken, sie bleiben beide gleichmässig locker, nur zeigte sich 
darin ein Unterschied, dass das Pulverhäufchen des Aragonit auf 
dem Platinblech leicht hin und her schwimmt, während das Pulver- 
häuflein des Caleit träge liegen bleibt. Legt man ein Stückchen 
Aragonit und Calcit nebeneinander auf Platinblech, so zerspringt, 
wie bekannt ist, der Aragonit, der Caleit bleibt unverändert, be- 
kommt höchstens eimige Sprünge; beide reagiren aber nachher 
schon alkalisch, der Aragonit natürlich stärker wegen der viel- 
fachen Zertheilung. In Salpetersäure ist in Betreff der Löslich- 
keit mit Brausen kein Unterschied zu bemerken. 

Dolomit, in Drusen aufgewachsene Krystalle R mit ge- 
krümmten Flächen von Bex im Canton Waadt in der Schweiz, 
blass röthlichweiss, durchscheinend, perlmutterglänzend. Das 
Pulver reagirt deutlich alkalisch, stark im Vergleiche zu Caleit 
und Aragonit; im Glaskolben geglüht sehr stark, bleibt aber 
weiss. Lässt man ein Spaltungsstück im Kolben erhitzt zersprin- 
gen, bis es aufhört zu decrepitiren und nimmt dann ein solches 
kleines Stückchen in die Pincette und erhitzt es v. d. L., so wird 
es an der Oberfläche gelb bis braun, zerklüftet und reagirt sehr 
stark aikalisch. Wird das weisse Pulver auf Platinblech erhitzt, 
so bekommt es eine schwache gelbliche Färbung, bleibt aber 
locker wie vorher. Man beobachtet dabei, wie bei dem Aragonit, 
das eigenthümliche Schwimmen auf dem Platinblech. Wird das 
Pulver mit dem Löthrohre angeblasen, so wird es gelb. — Ein 
ähnliches Verhalten ergab farbloser, durchsichtiger, starkglänzen- 
der, krystallisirter Dolomit aus dem Bouilletschachte im Bezirke 
Aigle im Canton Waadt, R mit kleinen Basisflächen und Krüm- 


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316 


mung der Rhomboederflächen gegen die Seitenecken hin, ähn- 
lich wie bei den Krystallen aus dem Brossothale in Piemont. Das 
weisse Pulver reagirt recht deutlich alkalisch, wird auf dem 
Platinblech geglüht (dabei als Häufchen hin und her schwimmend) 
schwach isabellgelb, mit dem Löthrohre behandelt gelb bis braun 
und reagirt sehr stark alkalisch. 

Magnesit aus der Gegend von Frankenstein in Schlesien, 
dicht, weiss, reagirt als Pulver stark alkalisch, nach dem Glühen 
sehr stark. 

Siderit von Baigorry in den Pyrenäen, aufgewachsene, 
grosse, linsenförmige Krystalle Y,R’. oR, graulichgelb, durch- 
scheinend, glasglänzend in Perlmutterglanz geneigt, von sehr fri- 
schem Aussehen. Das sehr blassgelbe Pulver zeigt keine Spur 
von Reaction, im Kolben geglüht schwarz, auf Platinblech dunkel- 
braun, nicht reagirend. Ein Spaltungsstück decrepitirt im Kolben 
sehr heftig zu schwarzen, starkglänzenden Splittern; ein solcher 
Splitter schmilzt v. d. L. nicht zu schwierig zu einer schwarzen, 
glänzenden Schlacke. In Salpetersäure ist dieser Siderit nicht 
sofort löslich, erst wenn man die Säure erwärmt. Mengt man 
das Sideritpulver mit sehr wenig, etwa den 20. Theil Dolomit- 
pulver, so ist die alkalische Reaction entschieden zu sehen. 

Strontianit von Strontian, blassgrünliche, stengligfasrige 
Massen; das weisse Pulver reagirt schwach alkalisch, geglüht 
wird es etwas graulich und wird stärker alkalisch reagirend: ge- 
schmolzen reagirt es stark. V. d. L. erhitzt geht er blumen- 
kohlartig oder staudenförmig auseinander und schmilzt nicht leicht 
an der Oberfläche zu weissem Email, die Flamme stark röthend. 

Witherit aus Cumberland, mikrokrystallisch, fest verwach- 
sen fasrig, blassgelb, durchscheinend, splittrig im Bruche. Als 
Pulver sehr schwach, geglüht stärker, geschmolzen intensiv alka- 
lisch reagirend. V. d. L. schmilzt er sehr leicht zu weissem 
Email, die Flamme grünlich färbend; in Salpetersäure mit schwa- 
chem Brausen auflöslich. 

Cerussit von Mies in Böhmen, blassgelblichgraue , durch- 


scheinende Krystalle P. 2Pon: das Pulver ist graulichweiss, rea- 
girt nicht alkalisch, im Glaskolben oder auf Platinblech geglüht 
wird es morgenroth, kalt citronengelb und reagirt stark alkalisch, 
was die Löslichkeit des Bleioxydes im Wasser mit Evidenz beweist. 


a 
j 


317 


Malachit, fasriger; das hellgrüne Pulver reagirt nicht alka- 
lisch, ebensowenig das durch Glühen erhaltene schwarze Kupfer- 
oxyd. 

Gyps von Ehrendingen im Canton Aargau in der Schweiz, 
farbloser, halbdurchsichtiger bis durchscheinender, fasriger, wie 
der bereits oben geprüfte, zeigte bei mehrfacher Prüfung bald 
keine, bald äusserst schwache alkalische Reaction als ungeglühtes 
Pulver, wesshalb ich auch farblosen, durchsichtigen, krystallisirten 
von Friedrichsrode in Thüringen und von Bex im Canton Waadt 
wiederholt prüfte, ohne Reaction zu bemerken. Ich glaubte nun 
den Grund einer zufälligen Reaction darin suchen zu können, 
dass etwas Calcit beigemengt sem könnte und mengte daher äus- 
serst wenig Calecitpulver zu Gypspulver, worauf sich entschiedene, 
wenn auch sehr schwache Reaction zeigte, die, wenn das Pulver 
geglüht wurde, stärker war. Besonders deutlich- sieht man die 
schwache Reaction durch etwas beigemengtes Calciipulver, wenn 
ıan das ‚Gemenge im Achatmörser mit Wasser anreibt. Beim 
Glühen des reinen Gypspulvers im Kolben bemerkt man keine 
oder nur äusserst schwache Reaction. Wird der fasrige Gyps 
von Ehrendingen nur langsam durch die Spiritusflamme bewegt, 
so trennen sich die Fasern mit Heftigkeit und die alkalische 
Reaction ist stark, um so stärker, je langsamer er die Flamme 
passirt. Der krystallisivte zerspaltet in der Spiritusflamme nach 
den untergeordneten Spaltungsrichtungen, die bereits durch 
Sprünge angedeutet sind. Geschmolzen zeigt jeder Gyps starke 


‚alkalische Reaction. 


Anhydrit von Bex im Canton Waadt in der Schweiz, farb- 
lose, durchsichtige Spaltungsstücke; das Pulver reagirt nicht al- 
kalisch, im Glaskolben erhitzt äusserst schwach, auf Platinblech 
erhitzt stärker und nit dem Löthrohre angeblasen sehr stark. 
V.d.L. schmilzt er in Stückchen nicht schwierig zu einem weis- 
sen, stark alkalisch reagirendem Email. Eine zweite Probe zeigte 
auch im Glaskolben erhitzt keine Reaction. 

Cölestin von Lerkara in Sicilien, farblose, durchsichtige, 
stark glänzende Krystalle; das Pulver reagirt nicht alkalisch, das 
Pulver, im Glaskolben geglüht, wird vorübergehend grau, dann 
blass gelblichweiss und reagirt stark alkalisch, woraus: wohl auf 
eine Reduction durch organische Substanz zu schliessen ist. Vor 


318 


dem Löthrohre schmilzt er ohne Schwierigkeit zu einem milch- 
weissen, stark alkalisch reagirenden Email. 

Baryt von Alston in England, farblos durchsichtig, stark 
glänzend, krystallisirt; das Pulver reagirt nicht alkalisch, im Glas- 
kolben geglüht auch nicht, erst wenn das Pulver angefeuchtet in 
das Platinöhr gestrichen und in die Spiritusflamme gehalten wird, 
tritt starke alkalische Reaction ein mit Geruch nach Schwefel- 
wasserstof. Wird der Baryt in Stücken im Kolben erhitzt, so 
decrepitirt er nur wenig und bleibt farblos, ein kleines, so 
abgesprungenes Stück schmilzt v. d. L. ziemlich leicht zu einem 
weissen, stark reagirenden Email. Blälttrige, roseltenförmig ver- 
wachsene Krystalloide von Badenweiler zeigten im Kolben er- 
hitzt ein so helliges Decrepiliren, dass auch nicht ein mit der 
Pincette fassbarer Splitter entstand, das Pulver reagirt nicht alka- 
lisch, geglüht im Kolben auch nicht, erst nach dem Glühen auf_ 
dem Platinblech deutlich und mit dem Löthrohre angeblasen sehr 
stark. 

Phlogopit, braune, durchscheinende Krystalle, in dünnen 
Lamellen gelb und durchsichtig, reagirt als Pulver von gelblich- 
grauer Farbe stark alkalisch, nach dem Glühen etwas heller ge- 
worden auch stark, nur langsamer. V. d. L. schmilzt er nicht 
schwierig an den Rändern zu einem graulichweissen, emailarti- 
gen Glase. Nachdem ich durch die verschiedenen angestellten 
Versuche die Überzeugung gewonnen, dass sich durch die höchst 
einfache Prüfung des Pulvers auf befeuchtetem Curcumapapier 
(welches ich, um die Reactionen gleichmässig beurtheilen zu kön- 
nen, fast immer anwendete, oder auch ebenso entschieden auf 
Lakmus- oder Fernambukpapier), der Kali- und Magnesiaglimmer 
sehr leicht unterscheiden lässt, indem der Magnesiaglimmer stark 
bis sehr stark, der Kaliglimmer schwach bis sehr schwach rea- 
girte, will ich diese Beschreibung der erhaltenen Resultate nur 
noch mit einem Exemplare aus dem Zillerthale in Tirol abschlies- 
sen, welches ein krystallinisches Gemenge von körnigem,  caleci- 
tischem Dolomit mit grünlichschwarzem, blättrigem Chromglimmer 
(einem chromhaltigen Magnesiaglimmer darstellte, durchzogen mit 
äusserst feinschuppigem, apfelgrünem sog. Fuchsit. Mit Vorsicht 
ausgelesene Splitterchen des feinschuppigen Fuchsit geben ein 
grünlichweisses Pulver, welches sehr schwach alkalisch reagirt, 


319 


geglüht aber intensiv. Der Grund davon liegt daran, dass es 
innig mit Dolomitsubstanz durchzogen ist, die man auch durch 
Behandlung mit Salpetersäure durch das Brausen erkennt. Dieser 
Fuchsit schmilzt v. d. L. leicht zu einem grauen, glasartigen 
Email. Der sogenannte Chromglimmer bildet, wie erwähnt, klein- 
blättrige Krystalloide, die sich bequem herauslösen lassen; das 
grünlichgraue Pulver reagirt stark alkalisch. V. d. L. wird es 
grau, perlmutterglänzend, während es frisch mehr glasartig glänzt 
und schmilzt an den Rändern schwer zu einem grauen Email. 
Der kalkige Dolomit reagirt als Pulver schwach alkalisch, geglüht 
sehr stark. Kleine Stückchen brausen in mässig verdünnter Sal- 
petersäure, aber nicht mit Heftigkeit, wie Caleit, doch auch nicht 
so schwach, wie der typische Dolomit. 

Da ich die Versuche noch fortsetze, enthalte ich mich vor- 
läufig, wie ich schon oben erwähnte, jeder Schlussfolgerung, die- 
selbe dem Resultate weiterer Untersuchungen überlassend. 


Bunte: Sandstein in Formen von Kalkspath 


von 
Herrn Professor R. Blum. 


Die Einförmigkeit des bunten Sandsteins des südwestlichen 
Deutschlands ist bekannt; er ist weder durch grosse Gesteins- 
verschiedenheit, noch durch zahlreiche Einschlüsse organischer 
oder unorganischer Natur ausgezeichnet.” So ist es besonders 
auch in unserer Gegend, wo dieses Gestein in bedeutender Ver- 
breitung und Mächtigkeit auftritt. Der Königstuhl (1893' hoch), 
der Geisberg (1252') und der Heiligenberg (1438°) in der näch- 
sten Umgebung von Heidelberg bestehen aus ihm. Nur einmal 
gelang es mir, unbedeutende Pflanzenreste von Calamites Mou- 
geoti Bronen. in den untersten Lagen des bunten Sandsteins 
zwischen Rohrbach und Leimen aufzufinden. Von Mineralien aber 
hat man in ihm getroffen: Barytspath auf Klüften in sehr 
schönen, durchsichtigen, weissen, obwohl kleinen Krystallen der 


Form oP. %Po .P&o., auch kamm- und fächerförmige Ag- 
gregate in einem Steinbruche bei Rohrbach nicht weit von der 
Kirche; Kalkspath in Lagen und Nestern in den oberen Schich- 
ten des Sandsteins in dem Bruche bei der sogenannten Kanzel 
am Geisberg; Psilomelan, welcher am häufigsten in der gan- 
zen Umgegend getroffen wird, und zwar oft in den schönsten 
dendritischen Gestalten, theils mitten im Gestein, theils als Über- 
zug auf Kluftflächen; auch in traubigen, kugel- und nierenför- 
migen Massen kommt er vor, selbst in Pseudomorphosen nach 
Barytspath in dem Bruche an der Kanzel, von welchem Fund- 
orte das Mineralien-Cabinet der Universität ein derbes Stück 


321 


von Psilomelan besitzt, welches 6 Zoll lang, 5” breit und 2’ dick 
ist, und sich in einer Spalte daselbst fand. Dass derselbe eine 
spätere Bildung sei, wird nicht nur durch sein Vorkommen in 
Pseudomorphosen, sondern auch dadurch bewiesen, dass in alten 
'Steinbruchhalden oder sonstigen Anhäufungen von Bruchstücken 
dieses Gesteins manche der letzteren rundum mit einem Überzuge 
von Psilomelan versehen sind. Eisenglimmer in kleinen Blätt- 
chen, stellenweise im Sandstein, auch in den Thongallen desselben 
am Geisberg. Faseriger Rotheisenstein mit schaliger Ab- 
sonderung in Trümmern am westlichen Abhange des heiligen 
Berges nach Neuenheim hin; faseriger Brauneisenstein in 
nieren- und traubenförmigen Massen voın Judenbuckel bei Wein- 
heim. 

Sehr häufig kommen auch Sandstein-Kugeln und Sphäroide 
mitten in unserem Sandsteine vor, welche nichts anderes als 
Concretionen sind; denn obwohl für solche Gebilde ihre mine- 
ralische Verschiedenheit von dem einschliessenden Gestein als 
besonders charakteristisch aufgestellt wird, so kann diese der 
Natur der Sache nach hier nicht gross sein und nur in dem Ab- 
weichen des Bindemittels beruhen, was allerdings oft nur unbe- 
deutend ist, und leicht übersehen werden mag. Aber auch die 
innere Beschaffenheit derselben spricht in manchen Fällen für 
diese Ansicht. Jene, die innere Beschaffenheit dieser Concretio- 
nen nämlich, zeigt sich sehr verschieden, währenüd ein Theil der- 
selben ganz geschlossen, d. h. ihr ganzer Raum von Sandstein- 
‘Masse ist, finden wir bei einem anderen Theile, allerdings sel- 
tener, grössere oder kleinere Hohlräume, in welchen dann mehr 
oder weniger loser Sand getroffen wird. Die eine oder die an- 
dere dieser Concretionsarten lassen dabei zuweilen auch eine 
sehr schöne. schalige Absonderung wahrnehmen, so dass eine 
Lage leicht von der anderen getrennt, und grössere Exemplare 
der Art zu kleineren geschlagen werden können. Eine weitere 
Abtheilung dieser Gebilde zeichnen sich dadurch aus, dass sie 
eine fremdartige Substanz als Kern besitzen, um welchen sich 
die Sandsteinmasse angelegt hat und die ich desswegen Kern- 
concretionen nennen will. Solche Kerne bestehen meist aus 
Thonstückchen oder 'Thonausscheidungen, den sogenannten Thon- 


gallen gleich. Eine ganz eigenthümliche und höchst merkwürdige 
Jahrbuch 1867. 21 


ET ei nich 


R 322 


Art von Kernconcretionen wurden jedoch vor ganz Kurzem von 
Herrn Pfarrer Scumetzer in Ziegelhausen, im Bärenthälchen bei 
diesem Orte, in mehrfachen Exemplaren aufgefunden und mir von 
demselben freundlichst mitgetheilt, und geben nun die Veran- 
lassung zu diesem kurzen Bericht. 

Die eben angeführten verschiedenen Concretionen des bunten 
Sandsteines bestehen theils aus einer mürben, oft durch Eisen- 
oxydhydrat oder Psilomelan gefärbten Masse, die leicht zerbröckelt, 
aus dem Sandstein herausfällt und Hohlräume in demselben hin- - 
terlässt, theils und häufiger sind sie härter und fester, wie das 
umgebende Gestein, so dass dieses leichter verwittert, wie jene 
und letztere dann herausfallen. In beiden Fällen sehen wir, dass 
das Bindemittel der Concretionen und der umgebenden Sand- 
steinmassen von einander abweichen muss, und in der That ist 
es viel kieseliger, wenn die Festigkeit grösser ist, mehr thonig, 
wenn diess nicht der Fall. Aus dem oben angeführten geht da- 
her auch hervor, dass es nicht auffallend sein kann, wenn zu- 
weilen lose, kugelige, sphäroidische und knollenförmige Concre- 
tionen von Sandstein gelunden werden, und solche hat man denn 
auch in der neuesten Zeit in dem Thälchen des Bärenbaches 
oberhalb Ziegelhausen getroffen und zwar solche, die, wie ge- 
sagt, zu den Kalkconcretionen gehören. Der Kern -derselben 
aber wird von einer freien Krystallgruppe von Kalkspathformen 
gebildet, die jedoch gänzlich aus buntem Sandstein bestehen. 
Diese Gestalten zeigen das gewöhnliche Kalkspath-Skalenoeder 
R., und zwar einzelne so scharf und deutlich erhalten, dass sie 
gemessen werden konnten. Die Spitzen sind jedoch bei allen 
Individuen mehr oder weniger zugerundet, nur bei einem oder 
dem anderen ist eine Andeutung der.oberen Begrenzung durch 
ein Rhomboeder, wie es scheint, durch —Y,R, vorhanden. Um 
diese Gruppen, die 2—4 und mehr Zoll im Durchmesser haben, 
liegt eine ganz ähnliche Sandsteinmasse als Schale an, und wenn 
diese jene vollständig umgibt, ahnt man nicht, dass unter der- 
selben eine solche Krystallgruppe verborgen liege und den Kern 
dieser concretionären unförmlichen Knollen und Kugeln bilde. 
Übrigens zeigt sich diese Schale sehr ungleich dick, was jedoch 
auch eine Folge der Verwitterung-sein kann. An einer Con- 
cretion der Art ist nämlich an einzelnen Stellen die Schale so 


323 


dünn geworden, dass hier die Spitzen der Krystalle hervorragen. 
Auch sitzt die Sandsteinmasse der Schale nicht überall am der 
Druse fest an, oft ist ein Zwischenraum zwischen dieser und 
jener, besonders an den Spitzen der Krystalle oder an einer 
Seite der Concretion; aber auch da, wo die Schale auf den Kry- 
stallen der Druse fest aufliegt, lässt sich jene doch von diesen 
ablösen. 

Die erwähnten Krystalldrusen unterscheiden sich von dein 
sogenannten krystallisirten Sandsieine von Fontainebleau sehr 
wesentlich dadurch, dass sie keine Spur von kohlensaurem Kalke 
mebr enthalten; ich habe einen Krystall zerstossen und das Pulver 
mit Säure übergossen und konnte auch nicht die geringste An- 
deutung von der Anwesenheit jener Substanz bemerken. Jedoch 
möchte die Entstehung beider gleich sein. Man kann sich denken, 
‚dass der erste Bildungsact der Kalkspathkrystalle in einem losen 
Sande stattgefunden habe, in welchem sich jene, trotz der Über- 
mengung mit diesem dennoch zu Gruppen gestalten konnten. Als 
nun der Sand zu Sandstein erhärtete, bildeten sich um die freien 
Krystallgruppen Concretionen und es entstanden so die Kern- 
concretionen. Aber die Kerne derselben wurden im Laufe der 
Zeit verändert, an die Stelle des Kalkes, welcher von der durch 
den Sandstein dringenden Feuchtigkeit, die wahrscheinlich Koh- 
lensäure enthielt, aufgelöst und hinweggeführt wurde, setzte sich, 
wenigstens theilweise, das Bindemittel des Sandsteins, das zum 
Theil wohl kieselsäurereicher war als der in letzterem, wodurch 
die Krysialle nicht nur zusammengehalten, sondern es auch mög- 
lich wurde, dass sie sich fester zeigen wie die umgebende Schale. 
Die Form der Krystalle ist jedoch an den Individuen derselben 
Gruppen nicht immer gleich erhalten; einige zeigen sich ziem- 
lich scharf und deutlich, während andere mehr oder weniger, 
besonders nach den Spitzen hin zugerundet erscheinen. Letz- 
teres ist besonders da der Fall, wo sich ein Zwischenraum zwi- 
schen dem Kerne und der Schale findet, in welchem dann ge- 
wöhnlich etwas loser Sand eingeschlossen ist. Diese Erschei- 
nungen beweisen, dass die Krystallgruppen an Volumen etwas 
abgenommen haben, wahrscheinlich dadurch, dass das hinzuge- 
führte Cement den hinweggeführten Kalk, namentlich in den obe- 


ren Theilen der Krystalle, nicht ganz ersetzt hat,. wodurch ein 
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324 


Theil der früher eingeschlossenen Sandkörner nicht mehr festge- 
halten wurde. Dass aber die Sandsteinschale allseilig auf den 
Krystallen aufgelegen habe, geht daraus hervor, dass die abge- 
schlagene Schale den Abdruck von jenen in der Regel scharf 
und deutlich zeigt. 

Mit den Formen nach Steinsalz, welche verschiedene Ge- 
steine, besonders auch die bunten Sandsteine mancher Gegenden 
(Fulda, Hausberg bei Jena) zeigen, haben jene Kalkspathformen 


‘ihrer Entstehung nach gewiss nichts gemein. Jene Krystalloide 


nach Steinsalz sind Abgüsse von Eindrücken, welche Steinsalz- 
Krystalle in der Oberfläche einer Schicht zurückliessen, auf der 
sie sich gebildet hatten, und die dann später von der Masse der 
neuen Schicht erfüllt werden mussten und daher an deren un- 
terer Fläche als Abguss in erhabener Form sich findet. Die Kalk- 
spathformen müssen mitten im Gestein vorkommen, denn obwohl 
dieselben bis jetzt noch nicht anstehend gefunden wurden, so 
lässt sich diess der Analogie mit dem Vorkommen anderer Gon- 
eretionen in demselben Gestein und in der nämlichen Gegend und 
nach der Beschaffenheit jener Kernconcretionen nicht anders an- 
nehmen. Hoffentlich wird, wenn bessere Jahreszeit die genauere 
Untersuchung der Fundstätte möglich macht, jene Ansicht be- 
stätigt und solche Concretionen im Gestein gefunden werden. 

Eine Ausfüllung aber, welche zur Erklärung. der Entstehung 
gar mancher Pseudomorphosen angewendet wird, ohne dass die- 
selbe bewiesen worden wäre, kann auch hier nicht stattgefunden 
haben, denn wie hätte die Sandsteinmasse sich in die hohlen 
Concrelionen ergiessen sollen, da diese doch fest und hart sein 
mussten, um die Form des Kalkspaths zu erhalten, damit ein Ab- 
guss geliefert werden konnte. Es dürfte daher die zuerst ge- 
gebene Erklärung von der Bildung jener Krystalloide und Con- 
cretionen noch die annehmbarste sein. 

Heidelberg, im Februar 1867. 


N 


Die vulcanischen Erscheinungen im Jahre 1866 


von 


Herrn Dr. ©. W. C. Fuchs. 


Die Zahl der vulcanischen Erscheinungen, welche ich diess- 
mal aus dem Jahre 1866 verzeichnen kann, ist geringer wie 
gewöhnlich, namentlich ‚geringer, wie im Jahre vorher. Wir 
dürfen nicht voraussetzen, dass die vulcanischen Erscheinungen 
wirklich in geringerer Zahl in dem abgelaufenen Jahre vorge- 
kommen sind, sondern die bewegte Zeit war es, welche den 
Zeitungen hinreichend Stoff gab, so dass sie uns von den ver- 
schiedenen Ereignissen dieser Art, wenn sie nicht durch ausser- 
ordentliche Heftigkeit Aufsehen auf sich lenkten, keine Nachricht 
brachten. Das zeigt sich darin ganz klar, dass gerade seit April 


nur wenig vulcanische Erscheinungen verzeichnet sind und dass 


wir aus den unglücklichen Sommermonaten oft nicht ein einziges 
Ereigniss kennen. Wenn diese jährlichen Besprechungen der 
vulcanischen Erscheinungen überhaupt keinen Anspruch auf Voll- 
ständigkeit machen können, so muss darum die diessjährige als 
besonders lückenhaft erscheinen. 


Unter den Vulcanen nimmt im Jahre 1866 Santorin das weit 
überwiegende Interesse in Anspruch. Da von verschiedenen 
Seiten eine Reihe von Nachrichten über die Thätigkeit des Vul- 
cans von Santorin während dieses Zeitraumes gegeben wurden 
und genaue Untersuchungen darüber veröffentlicht sind, so darf " 
ich mich hier kürzer fassen, als es sonst diese in der Geschichte 


326 


der vulcanischen Erscheinungen so äusserst denkwürdige Erup- 
tion verlangte. Es wird genügen, wenn ich auf jene Unter- 
suchungen und Nachrichten hinweise * und selbst nur ein zu- 
sammenhängendes Bild der daselbst statigefundenen Ereignisse 
zu geben und einige Folgerungen daraus zu ziehen suche. 

Die Insel Santorin würde auch dann ihre vulcanische Natur 
verrathen, wenn wir nichts von den daselbst vorgekommenen 
Eruptionen wüssten. Wie St. Paul, die Columbretes-Inseln, De- 
ception und viele andere, besitzt sie die so auflallende Ringform, 
welche sich leicht als Kraterwall eines vom Meere erfüllten Kra- 
ters zu erkennen gibt. Durch den zerstörten Theil des Krater- 
walles sieht das Wasser, welches das Kraterbecken erfüllt, mit 
dem Meere in Verbindung. Santorin zeichnet sich aber dadurch 
aus, dass zwischen den beiden Enden des Halbringes oder Krater- 
walles noch zwei Inseln liegen, Therasia und Aspronisi, den Wall 
gleichsam ergänzend. Im Innern des Kraterbeckens liegen drei 
Eruptionskegel, deren Gipfel über die Wasserfläche emporragt, 
so dass sie als drei Inseln erscheinen: Palaeo-Kaimeni, Neo- 
Kaimeni und Mikra-Kaimeni. Die erstere liegt gegen die Öff- 
nung des Kraterringes, Mikra-Kaimeni zunächst Santorin und zwi- 
schen beiden Neo-Kaimeni. 

Unsere Kenntniss dieser merkwürdigen Inselgruppe reicht 
mehr als zwei Jahrtausende zurück und mehrmals in diesem 
Zeitraume hat dieser, sonst scheinbar ganz erloschene Vulcan 
Eruptionen gehabt. Nach einer durch Pıinıus gegebenen Nach-. 
richt entstand bei einer solchen Eraption eine Insel, ** welche 
nach den von ihm gemachten Angaben entweder Aspronisi oder 
Therasia sein muss. Allseitig bestätigt, von Prutarch, Prinius 
und Pausanıas, ist die Entstehung von Palaeo-Kaimeni in histo- 
rischer Zeit. Die dabei vorgekommenen Erdbeben richteten auf 
der Insel Rhodus grosse Verwüstungen an und eine andere kleine 
Insel, in der Nähe von Lemnos, versank durch dieselben. Die 
Zeit des Ereignisses wird dagegen verschieden angegeben. Es 


* Die wichtigsten Nachrichten und Untersuchungen haben wir in einer 
Reihe von Artikeln, die in den Compt. rend. LXII und LXIII erschienen, 
dann: Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt Bd. 16, S. 20—23, 35—54 etc., 
ferner verschied. Zeitungen, wie A. Allg. Zeitung etc. 

** Natur. Quaest. L. 2. C. 26. 


327 


fand entweder im Jahre 184 oder 107 v. Chr. statt. Spätere 
Eruptionen vergrösserten diese Insel in den Jahren 726 und 
1427 unserer Zeitrechnung. In der Nähe fanden im Jahre 19 
und 60 Eruptionen statt, welche jedoch nur Inseln von kurzer 
Dauer bildeten. * 

Im Jahre 1573 wurde durch eine Eruption die Insel Mikra- 
Kaimeni erzeugt. — Die Eruptionen in den Jahren 1637 und 1650 
gingen ohne Inselbildung vorüber. 

Die grösste ‚geschichtliche Eruption des Vulcans von Santorin 
fand im Jahre 1707 statt. Auch bei dieser war die Folge eine 
Inselbildung, von welcher man am 23. Mai die ersten Spuren 
sah. Die Eruption dauerte auf dieser neuen Insel, welche Neo- 
Kaimeni genannt wurde, mit kurzen Unterbrechungen bis in das 
Jahr 1711. — Seit jener Zeit schien die Inselgruppe gänzlich er- 
loschen. Nur einzelne warme Quellen brachen, besonders auf 
Neo-Kaimeni, hervor, welche jedoch auf anderen, viel länger er- 
loschenen Vulcanen sowohl häufiger als auch wärmer sind. 

In dem Jahre 1866, also nach 155 Jahren (wieder ein Be- 
weis dafür, dass die von A. v. Humsoıor festgehaltene Grenze 
einer hundertjährigen Ruhe nicht genügt, um einen Vulcan mit 
Sicherheit zu den erloschenen zählen zu können), erneuerte der 
Vulcan seine Thätigkeit und es begann eine Eruption, welche 
durch die genaue Beobachtung, die- sie von vielen Seiten er- 
fuhr und durch die sie begleitenden Umstände stets zu den merk- 
würdigsten Ereignissen auf diesem Gebiete der Naturerscheinun- 
gen zählen wird. 

Die ersten Anzeichen der eintretenden Eruption bestanden 
in schwachen Erderschütterungen am 28. und 29. Januar, welche 
sich am 30. heftiger wiederholten und von einem dumpfen, un- 
terirdischen Getöse, einer fernen Kanonade vergleichbar, begleitet 
wurden. Am darauf folgenden Tage nahm das unterirdische Ge- 
töse immer noch zu und auch die Erdbeben steigerten ihre Hef- 
tigkeit. Das Meer nahm eine röthliche Farbe an und aus dem 
Wasser des kleinen Hafens von Neo-Kaimeni, welcher Voulcano 
heisst, stiegen einzelne dichte, weisse Dampfwolken auf. Gegen 
Abend begann der Boden des SO.-Theiles von Neo-Kaimeni sich 


* Puinius, hist. nat. II, 89. Vita Apollonii IV, 2. 


328 


stetig zu senken, etwa 0,6 Meter in der Stunde; die aufsteigen- 
den Dämpfe verbreiteten einen heftigen Schwefel-Geruch. Am 
1. Februar 5 Uhr Morgens erschienen zuerst Flammen, die 
sich etwa ein Meter hoch über das Meer erhoben. Der Boden 
von Neo-Kaimeni spaltete sich vielfach und von dem Gipfel der 
Insel lösten sich grosse Blöcke los, welche in das Meer stürzten. 
Das Meer gerieth in's Sieden, indem immer mächtigere Dampf- 
massen aus dem Wasser sich entwickelten. Am 2. Febr. war der 
Boden von Neo-Kaimeni schon so tief gesunken, dass man im - 
Kahn in die daselbst befindlichen Häuser fahren konnte. Am 
3. Februar bemerkte man bei steter Erhitzung des Meerwassers 
und dichien Dampfmassen, die unter zischendem Geräusch aus 
dem Meere sich erhoben, eine Klippe im Innern des Hafens von 
Voulcano aufsteigen, an einer Stelle, wo die Meerestiefe im Jahre 
1848 noch 48 Ellen betrug und wo, nach der Ansicht von St. CLAıkE- 
DEvILLE, die im Jahre 19 entstandene und bald wieder verschwundene 
Insel sich gebildet hatte. Am 4. Februar entwickelte sich die 
Klippe zu einer stets sich vergrössernden Insel. Ihr Wachsen 
erfolgte ohne heftige und gewaltsame Erscheinungen, ohne He- 
bung des Meeresbodens und ohne Eruption, ja seit ihrem Er- 
scheinen hatten sogar der Rauch und die Erdbeben aufgehört. 
Schon am folgenden Tage hatte die Insel 70 Meter in der Länge, 
30 Meter in der Breite und 20 in der Höhe. Die Oberfläche 
bestand aus Lavablöcken von verschiedener Grösse, dunkel, aber 
gewöhnlich noch heiss, welche von der Mitte gegen den Rand 
hingeschleudert wurden. In der Mitte erschienen dann neue, 
aber roth glühende Blöcke. Im Dunkel der Nacht leuchtete da- 
gegen die ganze Insel. Am Tage war sie von kleinen rothen 
Flämmchen bedeckt, welche am Gipfel in grösster Menge vor- 
kamen. Auch der Rauch, welcher aus der Insel aufstieg, leuch- 
tete während der Nacht, »wie ein Kometenschweif«. Durch an- 
dauernde Vergrösserung vereinigte sich die Insel, welche den 
Namen Georgsinsel erhalten hatte, am 6. Februar mit Neo- 
Kaimeni, so dass sie seitdem nun ein neues Vorgebirge von letz- 
terer bildet. 

Am 11. Februar war die Ortschaft Voulcano bis auf etwa 
20 Häuser von dem sich vergrössernden Berge bedeckt und am 
13. war der Hafen von Voulcano ausgefüllt. An demselben Tage 


329 


begannen auch daselbst Explosionen, auf welche ein Auswurf von 
glühenden Steinen folgte. Die Eruptionen nahmen seit dem 20. 
an Heftigkeit zu. An diesem Tage steckte ein vom Krater ausge- 
worfener glühender Lavablock ein Schiff zwischen Neo- und Mikra- 
Kaimeni in Brand und ein anderer tödtete den Kapitän desselben. 
Es flogen Blöcke von mehreren Metern im Durchmesser wohl 
hundert Meter weit und kleinere sogar 2—300 Meter. Die Höhe, 
bis zu welcher die Steine aufstiegen, ward auf 900--1200 Fuss 
geschätzt. Am 21. Febr. erfolgten auch zwei Ascheneruptionen 
und am 23. eine Eruption, bei welcher Asche, Schlacken etc. 


-bis zu mehr als 1000 Meter Höhe emporgeschleudert wurden. 


Die Rauchsäule ward mehrfach von den Officieren des österrei- 
chischen Schiffes Reka bei den Eruptionen gemessen und ergab 
sich zu 2300 Meter. 

Die Georgsinsel blieb seitdem in Thätigkeit, indem en 
Dampf aus ihren Spalten aufstieg, theils von weisser Farbe, theils 
grau oder violett. In einer Stunde kamen oft mehr als zwölf 
kleine Explosionen vor, die aus einer Öffnung in der Mitte er- 
folgten, deren Gestalt und Grösse fortwährend sich änderte. Im 
April ward die Thätigkeit regelmässiger und schien sich allmählich 
zu verringern, allein bald begannen die Ausbrüche wieder stärker. 
Im Mai hörte man ein anhaltendes Donnern und Brüllen unter 
dem Meere, glühender Rauch und heisse Dämpfe stiegen aus dem 
Boden und grosse glühende Lavablöcke wurden umhergeschleu- 
dert, während dichter Aschenregen zeitweise die Aimosphäre 
verdunkelte. Anfangs hatte die Georgsinsel nach übereinstim- 
menden Berichten von Seesach und Fovguk keinen Krater, später 
beschrieb * Fovgu£ den Krater als eine grosse Vertiefung, die 
theilweise mit an der Oberfläche erkalteter Lava erfüllt war. Am 
Fusse des Kegels brachen Lavaströme hervor, welche in der 
Richtung nach Süden flossen; die späteren erstreckten sich 
300 Fuss in das Meer hinein. Cıcarıa zählte im Laufe von 
24 Stunden mehr als fünfhundert Explosionen. Am 18. Juli er- 
folgte eine besonders heftige Explosion, durch welche der Gipfel 
der Insel zersprengt wurde. Durch fortgesetzte Thätigkeit ward 
der Gipfel im November nach und nach von Lava wieder ersetzt. 


* Compt. rend. LXU, S. 1187. 


330 


Mehrmals kamen auch Explosionen unter dem Meere vor. Gegen 
Ende des Jahres schien die Energie der vulcanischen Thätigkeit 
auf der Georgsinsel zuzunehmen. 

Am 8. Febr. ward das Meer in der Nähe von Palaeo-Kaimeni., 
westlich vom Cap Phlego, sehr heiss und nahm eine gelblichgrüne 
Farbe an, während Gase und Dämpie in ungeheurer Menge aus 
demselben aufstiegen. Am folgenden Tage verstärkten sich diese 
Erscheinungen und zuweilen konnte man sogar kleine Stücke 
schlackiger Lava emporschleudern sehen. Am 11. Februar ent- 
deckte der griechische Dampfer Aphroessa an dieser Stelle eine 
Felsklippe und am 13. tauchte endlich eine Insel aus dem Meere 
auf, welcher man den Namen Aphroessa beilegte. Die Insel er- 
schien in dem Kanale zwischen Palaeo-Kaimeni und Neo-Kaimeni, 
gerade vor dem südwestlichen Vorgebirge leizterer Insel, etwa 
i0 Meter von ihrer Küste entfernt. Die ersten Blöcke, welche 
über dem Meere erschienen, waren mit Austerschalen und Mol- 
lusken bedeckt. Das Wachsthum von Aphroessa ging langsamer 
und unregelmässiger von statten, als dasjenige der Georgsinsel, 
ja anfangs verschwand sie mehrmals und tauchte wieder auf; 
erst seit dem Abend des 13. Februar blieb sie beständig sicht- 
bar. Die neue Insel glich einer gewaltigen, zähen und langsam 
anschwellenden Steinmasse, die auf der Oberfläche von grossen 
Blöcken bedeckt war. Dazwischen fanden sich zahlreiche tiefe 
Spalten, in welchen man selbst am Tage die glühende Lava sehen 
konnte. Später erfolgten auch auf Aphroessa Explosionen, bei 
welchen Steine oft von bedeutender Grösse emporgeschleudert 
wurden; einer derselben besass z. B. einen Durchmesser von 
100 Meter. Am 22. Februar kündigte .beftiger Donner den Ein- 
tritt einer Eruption an. Bald darauf brach ein Flammenmeer 
aus Aphroessa hervor und glühende Steine flogen nach allen Rich- 
tungen Nachmittags wiederholte sich .die Erscheinung und dauerte 
45 Minuten. Nach einem Zeitraume von vierzehn Tagen nahmen 
die Explosionen ab, die Insel vergrösserte sich nur noch lang- 
sam und war von einer zimmtbraunen Rauchwolke bedeckt. Bei 
Nacht war Feuerschein über der Insel zu sehen. Im Mai kamen 
nur noch 1—2 schwache Explosionen täglich auf Aphroessa vor; 
am 48. Mai erschienen wieder Flammen von brennendem Gas 
und auf der Seite brach ein kleiner Lavastrom hervor. Schon 


331 


am 19. März hatte sich Aphroessa mit Neo-Kaimeni verbunden, 
so dass diese Insel nun zwei neue Vorgebirge hat, die ehemalige 
Georgsinsel, die sich als Vorgebirge von Nord nach Süd erstreckt, 
und Aphroessa, die sich gegen Westen ausdehnt. — Im August 
waren auf Aphroessa nur noch Fumarolen vorhanden. 

Am 10. März, als Fovgus auf einem österreichischen Schiffe, 
der »Reka«, um Aphroessa herumfuhr, bemerkte er eine neue 
Insel, welche er nach dem Schiffe »Reka« benannte. Dieselbe 
war nur 10 Meter von Aphroessa entfernt und anfangs 1,5 Meter 
hoch, 30—40 Meter breit, bestand aber gleichfalls aus Lava. Am 
13. März war Reka schon durch ihre Vergrösserung mit Aphroessa 
verbunden, zwischen beiden blieb jedoch eine merkbare Vertie- 
fung, die in ihrer Lage dem Kanal entspricht, welcher einst beide 
Inseln trennte. Reka erkaltete zuerst und war schon Mitte Mai 
vollständig erloschen. 

Fovgu£ constatirte schon im März, dass auch in dem Kanale 
zwischen Neo-Kaimeni und Palaeo-Kaimeni der Boden sich er- 
höhe, besonders zwischen Reka und der Südspitze von Palaeo- 
Kaimeni. Im Anfang der Eruption war daselbst die grösste Tiefe 
120 Meter, im März betrug dieselbe kaum die Hälfte. Wirklich 


„erschienen auch im Mai zwischen Aphroessa und Neo-Kaimeni 


zwei neue Inseln, welche von den anwesenden deutschen Geo- 
logen den Namen »Maiinseln« erhielten. Nach Hyrerr entstand 
die eine derselben am 19. Mai 6 Uhr Abends. Die Bildung 
dieser Inseln erfolgte ohne merkliche Temperaturerhöhung des 
umgebenden Meerwassers und ohne Rauch- und Feuerentwick- 
lung nahmen dieselben allmählig an Ausdehnung zu. Bis zum 
25. Mai hatten sich in der Nähe noch sechs andere Inseln ge- 
bildet, so dass nun gerade vor dem Eingang in den Hafen von 
St. Nikolaus auf Palaeo-Kaimeni acht kleine Inseln bei einander 
lagen. Alle vergrösserten sich und besonders gegen Süden, so 
dass sie sich zum Theile: wieder vereinigten und gegenwärtig 
nur noch zwei Inseln daselbst bestehen, welche Membliaria und 
Batlia genannt werden. 

Die äussere Beschaffenheit aller dieser neu entstandenen 
Inseln war dieselbe. Sie glichen zuerst einem riesigen Schwamme, 
der sich über die Wasserfläche erhob und aus einer rauhen, 
scholligen Gesteinsmasse bestand, auf welcher zahlreiche, grosse 


332 


Gesteinsblöcke unregelmässig zerstreut lagen. Die ganze Masse 
war nach allen Richtungen von Spalten zerrissen, durch welche 
man erkennen konnte, dass das Innere in geringer Tiefe voll- 
ständig glühend und noch beweglich war. Aus den Spalten stie- 
gen auch Gas- und Dampf-Exhalationen auf und erfolgten zeit- 
weise sehr zahlreiche Explosionen, durch welche Blöcke der ver- 
schiedensten Grösse, theils schon erkaltet, theils noch glühend, 
emporgeschleudert wurden. Erst durch die am 18. Juli erfolgte 
grosse Explosion, welche den mittleren Theil von Georgsinsel 
zerstörte, entstand an jener Stelle eine kraterähnliche Vertiefung, 
in welcher sich Lava ansammelte und in welcher später vorzugs- 
weise die Explosionen stattfanden. Die anfangs flach gewölbte 
Gestalt der Insel forımte sich allmählich zu einem regelmässigen, 
stumpfen Kegel. Die Lavaströme, welche hervorbrachen, ent- 
sprangen alle am Abhange, nahe der Basis. Die Gesteinsmasse 
auf der Oberfläche der Inseln ist jetzt grösstentheils durch die 
Dämpfe stark zersetzt, gebleicht und zeigt stellenweise gelbe 
und rothe Färbung. Die unzersetzten Gesteine gleichen manchen 
Ätnalaven, sind jedoch trachytischer Natur. In einer dunkeln 
Masse liegen zahlreiche kleine Feldspathindividuen ausgeschieden; 
sehr selten erscheint Olivin, etwas häufiger Magneteisen. Augit 
kann in der 'Gesteinsmasse nicht erkannt werden. Eine Anzahl 
Analysen dieses Gesteins lieferte v. Hauer. I. Gestein der Insel 
Aphroessa. II. Von Georgsinsel. Il. Von Reka. 


Spec. Gew. 
. 29289. Mm 2922. II. 2,414. 
ik nn. II. 
si0? 61392. 0724 . 6b, 
AI?6° 1972 %.2 1912 98 14598 
FeO,Fe?0° 4504 3,2602,75- 2545 
FeO #403 re 
MnO ....Spur..i... Spur... Spur 
CaO 260... 3.46 ,.::,.240 
MgO eurlddor 01.22... 090 
KO a Ve a N ch 
NaO . 775504 4.9214,90°:27 94:59 
Glühverlust 0,36 . 0,4 . 0,49 


101,06 100,59 99,65. 
Sauerstoff-Quotient: I. 0,315. IL 0,293. II. 0,298. 


333 


Das Resultat der Analysen beweist die Richtigkeit der An- 
sicht, dass das Gestein zu den trachytischen gehört, denn basal- 
tische Gesteine besitzen keinen so hohen Kieselsäure-Gehalt. Mit 
99%, SiO? ist gewöhnlich die höchste Grenze erreicht, ausnahms- 
weise steigt dieselbe auf I97—58 Procent. — Die ausserordent- 
liche Übereinstimmung in der chemischen Zusammensetzung der 
Gesteine von den verschiedenen Inseln deutet darauf hin, dass 
dieselben nur durch verschiedene Ausbruchsstellen ein und der- 
selben Lavamasse gebildet wurden. 

Mit den hier genannten Analysen stimmt auch die von 
Terreır mit dem Gestein der Georgsinsel ausgeführte überein. 
Er fand: 


Spec. Gew. 2,594. 


Si02 . ... 68,39 
A203 . ....15,07 
Ber70° u... 0.524,26 
BeO ....0.2.0,388 
CuodHHRE RS 16 
M0% ... 0% 
Na0 2. BE '3,86 
KOsESS.55.5,:50:78 

100,03 


Ausserdem war eine Spur Lithion und organische Substanz 
darin. Die Analyse unterscheidet sich von der obigen haupt- 
sächlich durch die geringere Alkalimenge. 

TERREIL suchte auch die in der Gesteinsmasse eingeschlos- 
senen weissen Krystalllamellen zu analysiren. Das Resultat sei- 
ner Analyse war: 


Si0?. ... ...68,42 
NOS. .01.0,,.154,89 
BE N) 
Mao: . Spur 
FeoOr? 297 *2Spur 
Alkalien . . 8,96 


also im Allgemeinen die Zusammensetzung von Albit mit einem 
sehr hohen Kalkgebalt. 

F. Zırker unterwarf die Gesteine einer mikroskopischen Un- 
tersuchung * und fand, dass die Grundmasse der Laven, selbst 


* Jahrb. f. Min. 1866, S. 769. 


33% 


derjenigen, welche sogar mit der Lupe vollständig homogen 
und pechsteinähnlich aussehen, doch bei dreihundertmaliger Ver- 
grösserung eine glasartige Masse und unzählige, darin zer- 
streut liegende Krystallnadeln unterscheiden lässt. Die von der 
Grundmasse eingeschlossenen Feldspathkrystalle hält Zierker für 
Sanidin, weil er keine Streifung bemerken konnte. Auch die 
Feldspathe sind unter dem Mikroskop nicht homogen, sondern 
von zahlreichen stacheligen Kryställchen durchwachsen. Ausser- 
dem werden durch die Vergrösserung Olivinkörner sichtbar, die 
sonst in der Masse nur schwer aufzufinden sind. 

Die vulcanische Thätigkeit von Santorin fand bei starker Er- 
hitzung des Meereswassers statt, ja dieselbe begann zuerst mit 
dieser Erscheinung. Zahlreiche Fische starben, theils durch die 
Hitze des Wassers, theils durch die aus dem Wasser aufsteigen- 
den Schwefeldämpfe. Vögel kamen in Schaaren herbei, um die 
todten Fische zu verzehren, bis die Schwefeldämpfe so sehr 
überhand nahmen, dass sie dadurch vertrieben wurden. Die 
höchste Temperatur besass das Meer beim Erscheinen der neuen 
Inseln; es war an jenen Stellen in lebhaft aufwallender Bewe- 
gung begriffen und indem Georgsinsel allmählig an Ausdehnung 
zunahm, schien rings um die neue Insel das Wasser in bestän- 
digem Kochen. Noch im Mai hatte das Meer an der Georgs- 
insel eine Temperatur ‘von 50—60° C. und in einer Entfernung 
von 30 Meter von der Küste noch 40° C. Dieselbe Erscheinung 
und ungefähr in demselben Maasse wiederholte sich bei Entstehung 
von Aphroessa und Reka. Doch scheint es, dass das Wasser nir- 
gends an der Oberfläche wirklich in Kochen gerieth, obgleich 
alle Berichte von dem Kochen des Meerwassers sprechen, son- 
dern dass man nicht zwischen der hohen Temperatur des Was- 
sers und dem Aufwallen ünterschied, welches durch die sich 
stets aus demselben entwickelnden Gase und Dämpfe verursacht 
wurde, denn die Messungen ergaben gewöhnlich höchstens 60° C., 
nur einmal fand T. Scamior 68° R., also etwa 85? C. 

Die Gas- und Dampf-Exhalationen waren sehr beirächtlich 
und erfolgten theils direct aus dem Meere, theils aus den Spalten 
der neu entstandenen Inseln. Vorherrschend, wie bei allen vul- 
canischen Eruptionen, war der Wasserdampf; diesem war theils 
Schwefelwasserstoff, theils schweflige Säure beigemengt. Die 


335 

schweflige Säure scheint besonders anfangs vorherrschend ge- 
wesen zu sein, denn in den ersten Tagen war der Geruch so- 
gar auf der Insel Santorin fast unerträglich. Durch die Zer- 
setzung dieser Schwefelverbindungen ward das Meer öfters auf 
grosse Strecken trüb und milchig gefärbt von ausgeschiedenen 
Schwefel. Diese Erscheinungen wiederholen sich gewöhnlich bei 
allen Eruptionen, dagegen ist es für diese Eruption charakte- 
ristisch, dass Dämpfe oder Gase, welche sonst räumlich oder 
zeitlich von einander getrennt sind, zusammen vorkamen. Nahe 
bei der glühenden Lava waren die etwas erkalteten Blöcke mit 
Chlornatrium bedeckt, in geringer Entfernung waren Salzsäure- 
Exhalationen und Ausströmungen von schweiliger Säure; noch 
um weniges weiter vom Mittelpuncte der Thätigkeit kam man zu 
den Schwefelwasserstoff-Fumarolen und endlich stiegen aus dem 
Meere brennbare Gase auf, die sich in Berührung mit der glühen- 
den Lava entzündeten. Die Insel Aphroessa war zeitweise rings- 
um von solchen Flammen umgeben, die auf der Meeresfläche er- 
schienen. Überhaupt ist das Phänomen der Flammen, welches 
von Manchen geläugnet wird, bei dieser Eruption so sicher, wie 
noch nie beobachtet. Es waren Flammen von gelber, roiher und 
zuweilen grünlicher Farbe, die eine Höhe von 5—6 Meter er- 
reichten und ebensowohl auf der Meeresfläche brannten, als auf 
der Oberfläche der Lava. Ausserdem erschienen kleine röthliche 
Flämmchen in grosser Zahl über den Spalten der Lava. In der 
Nacht vom 5—6. Februar war die Georgsinsel mit tausenden sol- 
cher Flämmchen bedeckt. Ganz neu ist die Beobachtung , dass 
die brennbaren Gase selbst aus dem Gipfelkrater aufstiegen, wie 
es scheint, aus der noch flüssigen Lava. Diese Flammen waren 
intensiv gelb gefärbt von deın Chlornatrium, welches sie mit sich 
fortrissen, so dass aus ihrer Färbung kein Schluss darauf ge- 
zogen werden kann, ob brennendes Wasserstoffgas, oder Schwe- 
felwasserstoff, oder Schwefeldämpfe, oder gar Kohlenwasserstoff- 
gas ihre Ursache war. 

Mit dem Erscheinen der neuen Inseln war eine Senkung des 
Bodens auf Neo-Kaimeni verbunden. Schon gegen Abend des 
31, Januar begann der südwestliche-Theil dieser Insel zu sinken. 
Es standen auf einem kleinen Vorgebirge daselbst etwa 20 Häu- 
ser, welche im Sommer zur Aufnahme von Badegästen dienten. 


336 


Diese erhielten sogleich tiefe Risse und drohten einzustürzen. 
In Folge der Senkung bildeten sich zwei kleine Süsswasserseen, 
die sich beständig vergrösserten, indem das Wasser stündlich 
etwa 4—5 Centimeter stieg. Die Senkung des Landes erfolgte 
jedoch später nicht mehr continuirlich, sondern bald langsamer, 
bald schneller; am 5. Februar schien dieselbe sogar gänzlich 
aufzuhören, begann jedoch bald wieder von neuem. Am 7. März 
war das kleine 'südwestliche Vorgebirge sammt den Häusern fast 
ganz versunken und der Boden 4—5 Meter hoch mit Wasser 
bedeckt. Später bildete sich eine grosse Spalte, welche Neo- 
Kaimeni in zwei Theile zerschnitt. Der nördliche Theil schien 
von den vulcanischen Erscheinungen nicht berührt, der südliche 
war dagegen ganz von Spalten zerrissen, aus welchen Dämpfe 
aufstiegen und zwischen denen sich tiefe Senklöcher befanden, 
zum Theil mit Wasser bis zu 73° C. erfüllt. 


(Schluss folgt.) 


briefwechsel, 


A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. 


Zürich, den 4. Februar 1867. 
Im November vorigen Jahres habe ich für meine Sammlung eine Suite 


von zwanzig Stücken Flussspath angekauft, die im Spätherbst 7866 auf 


der Nordseite des Galenstockes am Rhone-Gletscher in Ober- 
wallis gefunden worden sein sollen. 

Es sind diess die flächenreichsten Flussspath-Krystalle, die meines 
Wissens bis jetzt in der Schweiz vorgekommen und von seltener Schönheit. 
Sie bestehen gewöhnlich aus einem rosenrothen Kern und einer graulich- 
weissen Hülle. Nur selten erscheint diese letztere lichte vollblau gefärbt 
und dann lassen sich im Innern der Krystalle stellenweise ganz kleine, dun- 
kelblaue Flecken wahrnehmen. Am seltensten aber ist die Hülle lauchgrün 
gefärbt. Einige von diesen Krystallen zeigen in ihrem Innern auch die 
Newron’schen Farben sehr schön. An einem derselben bilden sich ganz 
kleine, kreisförmige Flecken, an einem andern hingegen lässt sich diese Er- 
scheinung in der ganzen Ausdehnung einer der Octaeder-Flächen wahr- 
nehmen. 

Die Grösse der Krystalle wechselt von 41/2 Centimeter bis zu nur 5mum 
Kantenlänge. Am häufigsten kommen jedoch circa 2 Centimeter grosse Kry- 
stalle vor. Sie sind halbdurchsichtig, zuweilen in hohem Grade, und es lassen 
sich daran folgende Formen wahrnehmen: O immer sehr vorherrschend, 
CO .OO0R . ?/20 ..303. An einem der Krystalle sind auch noch die Flä- 
chen eines spitzeren Leucitoides vorhanden, aber nur sehr untergeordnet. 
Auf allen sind mehr und weniger , stärkere oder schwächere, ganz kleine, 
rundliche Vertiefungen wahrnehmbar, hauptsächlich aber auf den Hexaeder- 
Flächen. Ausnahmsweise beobachtete ich an einem lauchgrün gefärbten 
Krystalle statt dieser Vertiefungen auf der Hexaeder-Fläche ganz kleine war- 
zenförmige Erhöhungen. 

Eine Eigenthümlichkeit der Flussspath-Krystalle von diesem Fundorte ist 
es, dass nur die obere Hälfte derselben schön ausgebildet erscheint. Die 


untere hingegen hat ein rauhes, zerfressenes Ansehen und, eine schmutzig 
Jahrbuch 1867. 22 


338 


grünliche Farbe, was beides sehr wahrscheinlich von der Zersetzung des 
fein eingesprengten Eisenkieses herrührt, womit die untere Hälfte der Kry- 
stalle wie besäet erscheint. 

Die Mehrzahl der Krystalle, welche ich gesehen habe, sin! lose und 
einzelne, seltener zu kleinen Gruppen von zwei bis sieben Individuen ver- 
bunden. An keinem Exemplare konnte ich leider auch nur eine Spur 
von einem Gestein entdecken, auf dem die Krystalle aufgesessen haben. — 
Als Begleiter dieser Flussspathkrystalle erscheinen einzig der schon oben 
angeführte, fein eingesprengie Eisenkies von messinggelber Farbe und ein- 
zelne, kleinere und grössere, durchsichtige, lichtbraune Bergkrystalle, die 
förmlich in den Flussspath eingebacken sind. 

Im Innern des grössten Krystalls einer kleinen, aus drei Individuen be- 
stehenden Gruppe hat Herr Dr. C. v. Fritsch zuerst einen ganz kleinen so- 
genannten Wassertropfen entdeckt, der sich aber deutlich bewegt und 
einen Spielraum von circa 1!/2 Linien Länge hat. Es ist diess das einzige 
Exemplar von schweizerischem Flussspath, einen Wassertropfen als Einschluss 
enthaltend, welches mir bis jetzt vorgekommen. 

Erwähnenswerth scheint es mir in Beziehung auf den Localiypus ge- 
wisser Mineralien, dass im Revier des Rhone-Gleischers, der Grimsel und 
des Triften-Gletschers nun schon wiederholt ausgezeichnet schöne, flächen- 
reiche Flussspath-Krystalle gefunden worden sind, während die schon 
längst bekannten vom Spitzberge, der Göschener-Alp, dem Fellithale ete. 
gewöhnlich nur in der Grundform und einfärbig vorgekommen sind. 

Ungefähr zu gleicher Zeit habe ich mit anderen Mineralien, auch eine 
kleine Eisenrose vom Piz Cayradi, südlich von Chiamut im Tavetscher- 
thale Graubündtens erhalten. Dieselbe ist 4!/, Centimeter lang, 3 Centimeter 
breit und 1 Centimeter hoch. Die einzelnen, dünn-tafelförmigen Krystalle 
derselben sind. wie gewöhnlich, mit zierlichen Rutil-Krystallen bedeckt. An 
mehreren Stellen aber beobachtete ich ganz kleine Zusammenhäufungen, von 
ebenfalls ganz kleinen, undeutlichen, honiggelben, durchscheinenden, stark- 
glänzenden Krystallen, die ich sofort für Xenotim erkannte. Die Verglei- 
chung mit den in meiner Sammlung befindlichen Exemplaren von Xenotim 
aus dem Binnenthale und von der Fibia bestärkte mich in dieser Meinung 
nur noch mehr. Trotz grosser Schwierigkeit wegen dem innigen Verwach- 
sensein, der Kleinheit und Undeutlichkeit der Krystalle ist es später Herrn 
Professor Kenncort dennoch gelungen, darauf folgende Flächen zu bestimmen: 
P.&Pm .2P& ., wodurch meine Ansicht eine für mich sehr erwünschte 
Bestätigung erhielt. Somit wäre das Vorkommen dieses in der Schweiz noch 
immer sehr seltenen Minerals auch auf der Nordosiseite des Gotthardstockes, 
und nicht nur auf der Südseite desselben, constatirt, und zwar ebenfalls mit 
Eisenglanz, wie an den beiden bisher bekannten Fundorten. 

Noch erlaube ich mir, dreier Exemplare von dem bekannten Brookit 
aus dem Griesern-Thale zu erwähnen, welche ich im October vorigen Jahres 
erhalten habe. Ich habe daran nämlich einen mir bisher unbekannten Be- 
gleiter des Brookits von diesem Fundorte beobachtet, d.h. schnee weissen, 
kurzfaserigen Amianith. 


339 


Auf dem grössten der drei Exemplare zeigte sich mir noch überdiess 
die sonderbare Erscheinung, dass auf der Spitze eines ganz feinen, kurzen 
Büschels von solchem Amianth ein mikroskopischer , eisenschwarzer, glän- 
zender Anatas-Krystall der Form P horizontal aufgewachsen ist, d. h. die 
eine Endspitze nach rechts, die andere nach links gekehrt. Er sitzt gerade 
mit einer seiner Randkanten auf der Spitze des Amianthbüschels. 


Davıp FRIEDRICH WiISER. 


Prag, am 1. Febr. 1867. 

Eben erschien im Buchhandel die vom Werner-Verein in Brünn heraus- 
gegebene geologische Karte von Mähren und öst. Schlesien, auf welche ich 
Ihre Aufmerksamkeit lenken möchte. Die in Farbendruck ausgeführte Karte 
in 2 Blättern ist 39 Zoll breit und 27 Zoll hoch; zweiundvierzig Farben 
und Bezeichnungen dienen zur Unterscheidung der verschiedenen Gesteine 
und Formationsglieder, davon entfallen 15 auf die krystallinischen, massigen 
und geschichteten Felsarten, 15 auf die paläo- und mesozoischen, und 12 
auf die känozoischen und die neueren Bildungen. Der nähere Inhalt der Far- 
bentabelle ist folgender: Granit, Syenit, Grünstein, Serpentin, Teschenit, Tra- 
chyt, Basalt, Basalttuff, rother Gneiss, grauer Gneiss, Granulit, Glimmer- 
schiefer, krystallinischer Kalkstein, Amphibolschiefer, Talkschiefer und Thon- 
schiefer. Devonisch: Grauwackenkalk, Grauwackenschiefer und Sand- 
sten. Carbonisch: Schiefer und Sandstein der Culmschichten, Steinkoh- 
lensandstein. Dyas: Schiefer und Sandstein des Rothliegenden. Jura: 
Olomutschaner-Kalk (ob. brauner J.), Stramberger-Kalk (ob. weisser J.). 
Kreide: a) unt. Teschner-Schiefer, b) Teschner-Kalk, ce) ob. Teschner- 
Schiefer und Grodischter-Sandstein (a—c Neocomien), Wernsdorfer-Schiefer 
(Aptien, z. Th. Urgonien), Godula-Sandstein (Albien),, Istebner-Sandstein, 
Quader-Sandstein (Cenomanien), Pläner (Turonien), Callianassen-Sandstein, 
Friedeker-Schichten (Senonien, z. Th. Turonien). Eocän: Nummuliten- 
Sandstein, Menilith-Schiefer. Neogen: marin. Tegel, marin. Sand und Sand- 
stein, Leithakalk, Cerithien-Sand und Sandstein, Congerien-Sand und Tegel. 


Diluvium: Sand und Schotter, eratische Blöcke, Löss, Torf, Alluvium. 


Durch besondere Zeichen sind kenntlich gemacht Graphit, Schwarz- und 
Braunkohle, Eisenerze, Porzellanerde und Eisenschmelzwerke. Die im Auf- 
trag des Werner-Vereines vorgenommenen geologischen Aufnahmen erstreck- 
ten sich über den Zeitraum von 1851—60, und betheiligten sich an den- 
selben besonders F. Foerterte, F. Hocusterter, L. Honsnesser, G. A. Kenn- 
sort, M. V. Lıroww, A. E. Reuss, D. Stur und H. Worr. Die Erläuterungen 
zur Karte hat Bergräth Forrteriz zu liefern übernommen. Ebenfalls im Auf- 
trage des Vereins bearbeitete Prof. Korıstxa eine Höhenschichten-Karte des 
Landes, die, anerkannt vorzüglich, i. J. 1868 mit einem Comentare veröf- 
fentlicht und gleich den übrigen Publicationen des Vereines den Mitgliedern 
zugesendet wurde. Der auf 0. Frhr. v. Hıncenau’s Anregung i. J. 1850 
zur geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien gegründete Wer 


22 * 


340 


nerverein hat nun rühmlichst seine Aufgabe gelöst und in seiner leizten 
Versammlung noch einen ansehnlichen Betrag für die Aufsammlung von Pe- 
trefacten im Lande gewidmet. 


V. v. ZEPHAROVICH. 


Carlsruhe, den 6. März 1867. 
Wollastonit und Prehnit im Schwarzwald. 


Der Gneiss des Schwarzwaldes ist sehr arm an eingemengten Mineralien, 
um so interessanter aber das nachfolgend beschriebene Vorkommen verschie- 
dener Mineralien, unter denen Wollastonit und Prehnit vorherrschen, welches 
Vorkommen bei der geologischen Untersuchung der Section Offenburg, welche 
ich im Aufirage des grossh. Handelsministeriums ausführte, aufgefunden wurde. 

Am nördlichen Ende des Gebirgszugs, welches durch das Längenthal 
der Kinzig von der Haupimasse des Schwarzwaldes abgesondert wird, dem 
Bellenwald, befindet sich eine halbe Stunde nordwestlich von der Stadt Gen- 
genbach im Gneiss ein grosser Steinbruch. Der dortige Gneiss ist ausge- 
zeichnet regelmässig geschichtet; die Schichten fallen mit 45° gegen Westen, 
die Masse ist theils schieferig, dunkelfarbig, theils mehr körnig, glimmerarm 
und hellfarbig, welche beide Varietäten schichtweise gesondert sind. Zahl- 
reiche, unregelmässig geformte Ausscheidungen eines grobkörnigen Gemenges 
von bläulichweissem, natronhaltigem Orthoklas mit. wenig Quarz und Glimmer 
sind in dem Gestein zerstreut. Das sehr harte und feste Gestein erscheint 
vollkommen frisch und ohne Spur von Verwitterung. Innerhalb dieses 
Schichtencomplexes liegt nun eine fast ganz aus Wollastonit gebildete 
Schicht. | 

Die nächste liegende Gneissschicht ist glimmerreich und enthält gegen 
die hangende Grenze einzelne grosse Hornblendeblätter eingesprengt. An 
diese Schicht, fest mit ihr verwachsen, grenzt ein zwei bis drei Linien breites 
Band, aus undurchsichtigem, grünlichweissem Quarz und erbsen- bis zoll- 
grossen Partien von Prehnit bestehend. Stellenweise ist derselbe kry- 
stallinisch, von grünlichweisser Farbe, stark durchscheinend und in Höhlun- 
gen deutlich krystallisirt, ganz identisch mit dem von FıscH£r beschriebenen 
Vorkommen von Prehnit bei Freiburg. Auf diese Lage folgt nun der Wol- 
lastonit in 1 Zoll starker Lage, durchsichtig, farblos und mit sirahligem Ge- 
füge. Auf diesen folgt wieder ein Band mit Quarz und Prehnit, welches sich 
ebenfalls fest an die hangende Gneissschicht anschliesst. 

Diese Schicht besteht nun vorherrschend aus Wollastonit, ganz mit 
Kalkspath durchwachsen,, stellenweise auch mit Prehnit. Der Wolla- 
stonit gelatinirt vollkommen mit Salzsäure; die Auflösung enthält neben viel 
Kalkerde sehr wenig Magnesia; etwas Eisenoxyd, Thonerde und Natron 
dürften von den schwer abzusondernden Beimengungen herrühren. Die ganze 
Masse ist nun reichlich durchspickt mit kleinen, grünen, durchsichtigen Kör- 
nern von unregelmässig eckiger Gestalt, welche vor dem Löthrohr zu schwarzem 


341 


Glase schmelzen und am meisten Ähnlichkeit mit Diopsid (Kokkolith) haben, 
der auch sonst den Wollastonit begleitet. Ferner findet sich noch: Granat, 
iheils in gelbrothen, körnigen Massen bis zu halb Zollgrösse, theils in klei- 
nen Krystallverbindungen, an welchen die Flächen des Rhombendodekaeders 
zu erkennen sind; sodann Titanit, Magneteisen und Eisenkies, alle 
drei sparsam in sehr kleinen Körnern eingesprengt. 

Legt man ganze Stücke in verdünnte Salzsäure, so entstehen durch Auf- 


lösung des Kalkspaths kleinere und grössere Hohlräume, während eine Menge 


der grünen Körner und feine Wollastonitnadeln zu Boden fallen; sie sind also 
zum Theil im Kalkspath eingeschlossen und fast immer zusammengewachsen ; 
andere Körner sitzen ganz frei auf der ungelösten Unterlage auf. Hierbei 
erleidet der Wollastonit eine theilweise Zersetzung und wird matt und un- 
durchsichtig; die Auflösung enthält neben dem Chlorcalcium ziemlich viel 
Kieselsäure, so dass sie beim Abdampfen gelatinirt. 

Die hangende Schicht ist feinkörnig granitisch, feldspathreich, fast weiss 
und enthält zahlreiche, undurchsichtige, grüne Körner, auch Säulen von Horn- 
blende mit der charakteristischen Spaltbarkeit unter 124°. 

Das ganze Vorkommen gleicht ausserordentlich dem von Auerbach an 
der Bergstrasse, welches ebenfalls röthlichen Granat und grüne Körner von 
Diopsid enthält, und ebenso einem Mineral von Pfaffenreuth bei Passau, 
welches ebendieselben Beimengungen, den Granat aber in bis nussgrossen 
Krystallen enthält. Dieses letztere Mineral wurde bisher für Grammatit 
ausgegeben (WinEBERGER, Versuch einer geognostischen Beschreibung des 
bayerischen Waldes, 7851, pag. 79 u. 121); es ist aber, wie sich bei einer 
vergleichenden Untersuchung ergab, ebenfalls Wollastonit. An beiden Orten 
findet sich noch Vesuvian als Begleiter, dagegen kein Prehnit. Wenige 
hundert Schritte von diesem Steinbruch kommt ein graphitführender 
Gneiss vor, was die Analogie mit Pfaffenreuth noch vermehrt. Während aber 
an den beiden angeführten Fundorten der Wollastonit im körnigen Kalk liegt, 
liegt er hier im Gneiss und zwar in einer einzigen scharf begrenzten Schicht. 

Dass diese drei so überraschend ähnlichen Vorkommnisse auf dieselbe 
Weise entstanden sein müssen, ist wohl unzweifelhaft. Alle dürften wohl 
secundäre Bildungen sein (der Auerbacher Kalk bildet einen Gang); möglich, 
dass für unser Vorkommen eine hornblendereiche Gneissschicht die Kalkerde 
den Silicaten lieferte, und dass die im Hangenden und Liegenden vorkom- 
mende Hornblende, noch der im dichteren Gestein unzersetzt gebliebene Rest 
ist, während die Diopsidkörner noch die umgewandelten Reste von Horn- 
blende sind. 

Da die Schichten gegen den Berg einfallen, so ist die wollastonithaltige 
Schicht schon fast ganz abgebaut, doch sind in dem Abraum und in den am 
Flussufer aufgeschichteten Steinhaufen noch zahlreiche Exemplare zu finden. 


Dr. Pıarz, 
Professor in Carlsruhe. 


ED 


3%2 


Karlsruhe, den 10. März 1867. 


Die geologische Beschreibung der Sectionen Lahr und Oppenau, welche 
ich im Auftrage des Handelsministeriums untersuchte, ist gegenwärtig im 
Druck und wird im Laufe des Sommers erscheinen. Für dieses Jahr bin ich 
mit der Aufnahme der Eisenbahnlinien im Odenwald betraut worden. wo 
prächtige Durchschnitte durch den Muschelkalk und die Lettenkohle vor- 
kommen. Letztere ist am Tunnel von Eubigheim schön aufgeschlossen und 
hat mir bei einer Excursion im letzten November sehr schöne Exemplare 
von Daneopsis marantacea und ÜUyatheites pachyrhachis geliefert, ebenso 
viele Bruchstücke von Araucarites coburgensis. In den Osterferien werde 
ich die dortige Schichtenfolge, welche vollkommen mit der von S4NDBERGER 
beschriebenen bei Würzburg übereinstimmt, nochmals untersuchen und Ihnen 
dann die Resultate mittheilen. ; 


P. Brasz 


B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. 


Wien, den 13. Jänner 1867. 


Die mir von Ihnen und von Herrn General v. Törmer in Dresden mit so 
viel Zuvorkommenheit mitgetheilten Geschiebe aus der Gegend von Stettin 
und Königsberg, welche das Material zu Anprae’s Aufsatz in der Zeitschr, 
d. deutsch. geol. Gesellsch. XII, 1869, S. 573 u. folg. umfassen, sind für 
mich um so lehrreicher gewesen, als sie offenbar verschiedenen Stufen der 
Juraformatiöon angehören, und die von Herrn Beyrıcu namentlich in jener 
selben Zeitschrift XII, 7861, S. 143 u. folg. und F. Röxer, Darstellung der 
jurassischon Geschiebe, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1862, 619 ff. ge- 
wachten Unterscheidungen bestätigen und in mancher Beziehung ergänzen. 

Die erste und zahlreichste Gruppe von Exemplaren besteht aus einer 
harten Lumachelle mit vielfach übereinandergehäuften, irefflich erhaltenen 
Conchylienschalen, welche zum grossen Theile weiss gefärbt sind; die sel- 
ienen Fragmente von Ammoniten und Trigonien zeigen Perlmutterglanz; im 
Bindemittel bemerkt man unter der Loupe zahlreiche, kleine Körner von Ei- 
senoolith. Diese Schichte entspricht auf eine sehr auffallende Weise einem 
ganz bestimmten Niveau des schwäbischen Braunen Jura, und zwar dem 
Dentalienthon, welcher über dem Horizonte des Amm. Parkinsoni und unter 
jenem des A. macrocephales liegt; nach Quesstepor würde in demselben A. 
Parkinsoni auch noch vorkommen (Der Jura, S. 462). Quesstepr hat wie- 
derholt auf die Übereinstimmung einzelner kleiner Muscheln aus dem Den- 
talienthone mit den Vorkommnissen der norddeuischen Geschiebe hingewie- 
sen (z. B. Der Jura, S. 508), nichtsdestoweniger war ich sehr erstaunt, hier 
einen so hohen Grad von Ähnlichkeit anzutreffen. Als die häufigsten For- 
men dürften bei Stettin gelten: Dentalium entaloides Desı. oder Parkinson: 


3%3 


Quv., Trigonia signata Ac. (—= Trig. clavellata bei Zıeren, mit S-förmig ge- 
schwungenen Knotenreihen; die echte ?’r. elavellata habe ich nicht gesehen, 
Lueina xzonaria & bei Qusssteor (Jura, S. 507, ti. 68, fig. 3, wohl sicher 
verschieden von Lue. zon. Qv. S. 447 aus Y), Astarte pulla Röm., welche 
in grosser Menge in jedem dieser Stücke sichtbar ist, und welche ich nach 
aufmerksamer Vergleichung für verschieden von der nahestehenden Form aus 
dem Moskauer Jura halte, ferner Astarte depressa Goupr. (SeEBAcH, Hannov. 
Jura, S. 122, Quenst., Jura, t. 67, f. 31), Cucullaea concinna GoLpr. (QuENST., 
Jura, t. 67, f. 16), Cweull. Parkinsoni Quesst. und noch mehrere kleinere 
Bivalven und Gastropoden, unter welchen sich jedoch das echte Cerith. mu- 
ricatum nicht befindet. Ammoniten sind auffallend selten; von dem von 
AnprÄ als Amm. Koenigi Sow. abgebildeten Stücke liegt mir nur der Ab- 
druck vor; dieser ist sehr unvollständig, namentlich fehlt die ganze Siphonal- 
seite. Die Übereinstimmung mit dem typischen A. Koenigi aus dem Kello- 
way Rock ist in der That eine grosse, doch steht mir bei der Beschaffen- 
heit des vorliegenden Stückes eine Bestätigung von Anprar’s Bestimmung nicht 
zu. Dieses Stück liegt nicht, wie die übrigen, unter der Bezeichnung „Steit- 


tin“ in Ihrer Sendung, sondern mit der Localität „Steinbeck und Craus- 


sen bei Königsberg“ in Gen. v. Töruer’s Sammlung, enthält jedoch neben 
dem Ammoniten-Abdrucke auch Astarte depressa und gehört ohne Zweifel 
in dasselbe Niveau, wie die Stücke von Stettin. — 

Einen zweiten Horizont bilden die in Gen. v. Törmer’s Sammlung lie- 
genden Stücke von blauem und bräunlichgelbem Kalksandstein mit irisirenden 
Muschelschalen, in welchen Protocardia concinna Buch dieselbe Rolle 
spielt, wie Astarte pulla in der Lumachelle. In diesem Gestein erkennt 
man leicht: Amm. Lamberti Sow., Amm. Duncani Sow., Amm. ornatus 
ScHL., einen convoluten, der zu A. curvicosta Orr. gehören dürfte, ferner 
Protoc. concinna Buch, Protoc. subdissimilis Ore., nebst Bruchstücken von 
Avic. inaequivalvis und Pecten lens; Goniomya sp. u. s. w. Diese wäre 
nach den schwäbischen Autoren die höchste Bank des Braunen Jura und 
wird wohl mit Recht den Ablagerungen von Popilany gleichgestellt. Unter 
diesem Horizonte und über jenem des Dental. Parkinsoni sollien A. aspi- 
doides, Rh. varians und mit ihnen die Fauna von Balin bei Krakau liegen, 
welche als übereinstimmend mit jener von Nemitz unweit Gülzow in Hinter- 
Ponmern angesehen werden dürfte. Die vorliegenden Beschreibungen der 
Nemitzer Vorkommnisse lassen uns sogar hoffen, dass man bei Nemitz unter 
dem Horizonte von Balin mit Amm. aspidoides den Dentalienthon mit Astarte 
pulla als ein selbstständiges Glied werde unterscheiden können (WessEL, 
Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. VI, 1854, S. 310, Saneseck, ebendas. XVIII, 
1866, S. 297), und eben diese Schichtenfolge hält in mir die Vermuthung 
rege, dass denn doch das Gestein bei Nemitz wirklich anstehend sein dürfte. 

Einen noch etwas höheren Horizont als jenen des Kalksandsteins mit A. 
Lamberti verrathen einige kleine, in einem Schachte vereinigte, wahrschein- 
lich ursprünglich demselben Geschiebe angehörige Bruchstücke eines mürben, 
gelben und, wie es scheint, in hohem Grade eisenschüssigen Gesteins, welche 
ebenfalls mit der Bezeichnung „Königsberg“ in der Gen. v. Törmer’schen 


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Sammlung liegen. Sie enthalten zahlreiche, dichtgedrängte Hohlräume von 
Fossilien, unter welchen man vor Allem die Spuren des Amm. alternans in 
srosser Menge antrifft. Nach OPpreL’s und Waasen’s neuerlicher und sehr 
entschiedener Angabe, dass A. alternans noch nie mit Bestimmtheit in dem- 
selben Lager mit A. Lamberti angetroffen worden sei (Zone des A. trans- 
versarius, S. 18), halte ich dieses gelbe Gestein mit A. alternans für den 
Vertreter eines tieferen Theiles des Weissen Jura. Man unterscheidet in 
demselben Fragmente eines planulaten Ammoniten (ähnlich biplex), ferner 
Cerithium muricatum, eine dem Protocard. concinna der vorhergehenden 
Schichte, sehr nahe stehende, wenn nicht mit ihr identische Form, Stücke, 
welche an Avic. inaequivalvis erinnern, Goniomya und Pecten. — 

Es liegen von Königsberg noch andere Stücke von einem ähnlichen 
braungelben Gestein vor, in welchem ich jedoch vergebens nach A. alternans 
gesucht habe, und welche wahrscheinlich in einen anderen Horizont fallen. 
Das grösste Stück zeigt auf seiner Aussenfläche den Abdruck eines Theiles 
von einem grösseren Ammoniten, welcher dem Amm, anceps Rem. oder dem 
Amm. Rehmanni Orr. angehören dürfte. 

Indem ich von den anderen, kaum mit Sicherheit zu bestimmenden Stücken 
schweige, möchte ich nur hinzufügen, dass mir demnach im Augenblicke aus 
dem baltischen Jura bekannt sind: 

1) Sphärosideritführender Sandstein mit A. Parkinsoni, grossen Belem- 
niten u. s. w. 

2) Thone und Lumachellen (vielleicht Lagen im Thone bildend) mit 
Dental. entaloides, Astarte pulla u. s. w., entsprechend dem schwäbischen 
Dentalienthone. * 

3) Oolithisches Gestein von Nemitz, A. aspidoides, Rhynchonella varians 
u. 5. w., entsprechend den Schichten von Balin bei Krakau. 

4) Blaugrauer, gelb sich entfärbender Kalksandstein mit A. Lamberti, 
A. ornatus, Protoc. concinna u. s. w. 

5) Gelbes, mürbes Gestein mit A. alternans. 

Zwischen diesem letzten Gliede und dem jüngst von SADEBEcK ausführ- 
licher geschilderten und dem Kimmeridgethone gleichgestellten Ablagerungen 
von Fritzow bei Cammin erübrigt aber noch eine Lücke, deren Ausfüllung 
einer weiteren Erforschung dieses für die Kenntniss des russischen und des 
polnischen Jura so wichtigen Gebietes überlassen bleibt. 


Ep. Suess, 


Paris, den 7. Febr. 186°. 
Wir werden eine ausserordentliche Versammlung der geologischen Ge- 
sellschaft in Paris gegen Ende des Juli oder Anfang des August halten; ich 
hoffe, dass viele unserer fremden Collegen dazu kommen werden. Für die 
geologische Gesellschaft gibt es keine Fremden; es gibt für sie nur eine 


* Die Dentalienschiehten von Scarborough zu vergleichen scheint mir sehr wün- 
schenswerth; es fehlen mir hiezu im Augenblicke die nöthigen Daten. 


3%5 


Wissenschaft und Diejenigen, welche diese cultiviren, haben alle ein gleiches 
Vaterland, da sie denselben Zweck und mit gleicher Liebe verfolgen. 

Herrn Fougur, mit welchem ich im vergangenen Jahre auf Santorin war, 
kehrt dahin zurück und wird morgen abreisen. Ich bedaure, ihn nicht be- 
gleiten zu können, allein ich werde durch die Geschäfte der geologischen 
Gesellschaft, deren Präsidium mir in diesem Jahre obliegt, zurückgehalten. 
Ausserdem hoffe ich, in diesem Frühjahr noch einen Ausflug in die Sierra 
de Jaen zu machen, um meine geologische Karte von Spanien zu corrigiren 
und davon eine neue Ausgabe zu bewirken. 


En. DE VERNEUIL. 


St. Petersburg, den 22. Febr. 1867. 


N Neuigkeit kann ich Ihnen mitiheilen, dass man im vergangenen Jahre 
bei Soligalitch (Gouv. Kostroma) ein reiches Lager von dyadischen Fos- 
silien gefunden hat, welches hierdurch ohne Zweifel das bedeutendste in 
dem ganzen Europäischen Russland wird. Diese Fossilien befinden sich im 
Museum der Universität von Moskau. Hier ist ein Verzeichniss derselben: 


Stenopora columnaris, Nucula trivialis Eıcaw., 
Cyathocrinus ramosus, Arca Kingiana , 

Productus Canerini, Schizodus truncatus, 
Strophalosia horrescens, Lucina minutissima D’ORB., 
Spirifer cristatus, Allorisma elegans, 

Athyris Royssiana, Fr Kutorgana, 

„ pectinifera, Dentalium Speyeri, 
Rhynchonella Geinitziana, Bellerophon (3 sp.), 
Terebratula elongata, : Murchisonia subangulata, 
Pecten Kokscharofi, „| Turbonilla symmetrica, 
Gervillia ceratophaga, Pleurotomaria interstrialis PnıLı., 
Avtcula speluncaria, % Sp-, 
Clidophorus BPallasi, Nautilus Freieslebeni. 
Edmondia elongata, 


er Reichthum an Arten ist hier wahrhaft merkwürdig. 
N. BArBotT DE Marny. 


Halle a. S., den 7. März 1867. 


Mit dem im v. J. abgeteuften, „neuen Förderschachte“ bei Löderburg 
unweit Stassfurt * wurden nach Angabe des Herrn Pınno in Stassfurt durch- 
sunken: 

4 Fuss 2 Zoll Schlämm- und Dammerde. 
13 (4°, grober Kies. 
39 „ 2 ,„  thoniger Sand („Schlämmsand“) mit Petrefacten in 
der untersten Schicht. 
» 2 ,„ sandiger Thon. 


* Conf. und Physiographie der Braunkohle von C. ZINCKEN. 8. ‚689. 


346 


6 Fuss 8 Zoll thoniger Sand. 
24 „ — „ sandiger Thon. 
33 „4 „Braunkohle. 


Zu den in dem untersten Niveau der Schlämmsandschicht angetroffenen 
Petrefacten, welche dasselbe als unteroligocän charakterisiren, gehören 
nach v. Könen’s Berichtigung: 


Cancellaria evulsa Soı. Spondylus bifrons ? GoLDF. 
4 laevigata v. Kön. Ärca sp. - 
Buccinum desertum Soı. Pectunculus obovatus Lan. 
Conus Beyrichi v. Kön. Limopsis costulata GoLDF. 
Pleurotoma turbida Soı. Chama monstrosa PhıL. 
R denticulata Bast. Cardium cingulatum GoLoF. 
i, Beyrichii Pair. b5 Hausmanni Pair. 
R cf. nudiclavia Beyr. Astarte Bosqueti Nust. 
Turritella planispira Nyst. # Crassatella Bosqueti v. Kön. 
Natica hantoniensis Sow. Cypricardia carinata Nyst. 
» Nysti. V’ORB. Venericardia latisulca Nvst. 
Ostrea Queteletü Nvsr. Cytherea incrassata Sow. 
„  eallifera (?) Lam. = splendida Mer. 
„  flabellula (?) Lan. # solandri Sow. 


Pecten bellicostatus Woo». Corbula Henkelii Nyst. 
„ corneus Sow. Rs subpisum D’ORB. 
Spondylus Buchiti Pair. 
(©. ZINcKEN. 


Neue Literatur, 


(Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein derer Titel 
beigesetztes 4.) 


A. Bücher. 
1866. 


Amtlicher Bericht über die 40. Versammlung deutscher Naturforscher und 
Ärzte zu Hannover im September 1865. Herausgegeben von den Ge- 
schäftsführern G. Krause und K. Karmarscn und .den Schriftiführern W. 
Krause und K. Kraut. Mit 14 Taf. Hannover. 

F. L. Corner et A. Brıuset: Notice sur Vextension du calcaire grossier de 
Mons dans la vallee de la Haine. (Bull de V’Ac. r. de Belgique, 
DISER ,EAXRXILNDO.. 12.) ,89. 22,5. = 

EurenBerg: über wissenschaftlich bemerkenswerthe Fortschritte der Photo- 

graphie in America, wie in Europa. «Monatsb. d. K. Ac. d. Wiss. 

1. Nov.) 

über das an verschiedenen Stellen Berlins unter der Oberfläche liegende 

mächtige Lager von Infusorienerde (nebst einem Situationsplan.) (Monatsb. 

d. K. Ac. d. Wiss. 31. Mai.) * | 

J. Fourner: Considerations generales sur les gites du molybdene sulfure 
et en particulier sur celui de Pelvouz. Lyon. 8°. pg. 20. (Sep.- 
Abdr a. d. „Societe' des sciences industrielles de Lyon“.) * 

H. B. Geinıtz: Carbonformation und Dyas in Nebraska. Dresden. (Act. d. 
Leop. Car. Ac. Vol XXXIIL.) 4% XI, 91 S., 5 Taf. 

W. v. Haipınckr: der Meteorsteinfall am 9. Juni 1866 bei Knyahinya (2. Be- 
richt im LIV. Bd. d. k. Ac. d. Wiss. 48 8., 3 Taf.) 

T. R. Jones a. J. W. Kırksev: Notes on the Palaeozoice Bivalved Entomo- 
straca. No. VII. Some Carboniferous Species. (Ann. a. Mag. of 
Nal. Hist., 21 S.) = 

Tr. Kyerutr og Teuer Danın: @eologisk kart over det sondenfjelske Norge 
omfattende Christiania-, Hamar- og Christiansunds-Stifter. Auch unter 
dem französischen Titel: 


Carte geologique de la Norvege meridionale, repre'sentant les dio- 


3%8 


ceses de Christiania, de Hamar et de Christiansand, pendant les annees 
1858 et 1566. Christiania. * 

C. A. Lossen: de Tauni montis parte transrhenana. (Diss. inuug.) Halis. 
8°. >Pe. 30: 

Ars. Mürzer: beschreibender Catalog der schweizerischen Baumaterialien- 
Ausstellung in Olten. Basel. 8°. S. 112. = 

Report ofthe American Bureau of Mines. New-York. 4%. 278., 
2 Pl. (Die Union Consolidated Mining Company of Tennessee beiref- 
fend.) 

A. E. Reuss: über fossile Korallen von der Insel Java. (Sep.-Abdr. aus Geol. 
d. Novara-Expedition.) S. 165-185, 3 Taf. 

S. A. Sexe: Maerker efter en üsted i omegnen af Hardangerefjorden. Her- 
med et Kart of nogle i texten indtagne traesnit. Christiania. 4°. 
Auch in französischer Sprache: F. A. Sex#: Traces d’une epogque gla- 
ciaire dans les environs du fjord (golfe )- de Hardanger. Pg. 34. * 

A. Scaraur: Gewichtsbestimmung, ausgeführt an dem grossen Diamanten des 
kais. österr. Schatzes, genannt „Florentiner“. (Sitzungsb. d. k. Ac. d. 
Wiss EIN: Bd): 5 S,;, 1 Taf. 

0. Speyer: die ober-oligocänen Tertiärgebilde und deren Fauna. Cassel. 4°. 
95,9 Tal = 

Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer zu Chemnitz, 7&65. Chem- 
mitz. 90.2285. = 

Rır. F. Starspers: Udsight over de vaesentligste Forbedringer ved Jern- 
tilvirkningen i de seneste Decennier. ( Akademisk Prisafhandling.) 
Christiania. 8%. Pg. 213. = 

G. Suckow: Tabelle über die mineralischen Krystall-Formen. Jena. 4°. 

Transactions ofthe Manchester Geological Society. Vol. VI, 
No! 32° 75 

Union Consolidated Mining Company of Tennessee. Report 
of the American Bureau of Mines. Mew-York. 4°. 27S., 2 Taf. 


1867. 


W. Börsche: die Korallen des norddeutschen Jura- und Kreidegebirges. Berlin. 
49. 50:85. 1aE, >78 

Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum der K. Sächs. Bergacademie zu 
Freiberg. II. Theil. (Die Fortschritte der berg- und hüttenmännischen 
Wissenschaften in den letzten hundert Jahren.) Freiberg. 8%. 146 S. = 

K. v. Fritsch, W. Reıss und A. StüseL: Santorin. Die Kaimeni-Inseln. Hei- 
delberg. gr. 4’. S.7, Taf. II. = 

0. Hezr: über die Polarländer. Zürich. 8°. 24 8. 

H. ı£ Hon: Temps antediluviens ee prehistoriques, ’Homme fossile 
en Europe, son industrie, ses moeurs, ses oeuvres d’art. Bruwelles. 
8°. 360 p. 

J. B. Juxes: Her Majesty’s Geological Survey of the United Kingdom etc. 
an Address. Dublin. 8°. 34 S. = 


349 


CHarıes Lyeiu: Principles of Geology or the modern changes of the Earth 
and its Inhabitants. 10. ed. Vol. I. London. 8°. 671 p. 

A. MıLne-Epwarps: Recherches anatomiques et paleontologiques pour servir 
al’histoire des oiseaux fossiles de la France. Livr. 1. Paris. 4°. 24 p., 
5 Pl. 

A. Pıcuzer: zur Geologie der Alpen. Innsbruck. 8%. 

A. Scuenk: die fossile Flora der Grenzschichten des Keupers und Lias Fran- 
kens. 4. Lief. Wiesbaden. Bogen 13-16, Taf. 16-20. 


B. Zeitschriften. 


1) Sitzungs-Berichte der K. Bayerischen Academie der Wis- 
senschaften. München. 8°. [Jb. 1867, 183]. 
1866, II, 1, S. 1-71. 
VoseL, jun.: Beobachtungen über Torf-Verkohlung: 19-42. 


2) Jahrbuch der K.K. geologischen Reichsanstalt. Wien, 8°, 
[Jb. 1867, 88.] 

1866, XVI, No. 4; Oct. — Dec. A. S. 425-534; B, S. 123-209. 
A. Eingereichte Abhandlungen. 

K. v. Hauer: über Löslichkeits-Verhältnisse isomorpher Salze und ihrer Ge- 
mische : 425-430. ; 

D. Stur: eine Excursion in die Dachschiefer-Brüche Mährens und Schlesiens 
und in die Schalstein-Hügel zwischen Bennisch und Bärn: 430-443. 

H. Hörer: Analyse mehrerer Magnesia-Gesteine der Obersteiermark: 443-447. 

W. Heınnacksr: Übersicht der geognostischen Verhältnisse der Rossitz-Osla- 
vaner Steinkohlen-Formation: 447-461. 

E. v. Sommaruca: Chemische Studien über die Gesteine der ungarisch-sieben- 
bürgischen Trachyt- und Basalt-Gebirge: 461-479. 

Eom. StaupieL: die Wahrzeichen der Eiszeit am Südrande des Garda-See’s: 
479-501. 

An. Pıcater: Beiträge zur Geologie Tyrols: 501-505. 

K. v. Hauer: über eine Pseudomorphose von Chlorit nach Granat: 505-508. 

H. Fessı: Paragenesis der Gangmineralien aus der Umgebung von Schem- 
nitz: 508-515. 

PauL: das Tertiärgebiet n. von der Matra in Nordungarn: 515-526. 

K. v. Hauer: Arbeiten im chemischen Laboratorium der geologischen Reichs- 
anstalt: 515-526. 

Verzeichniss der eingesendeten Mineralien u. s. w.: 528-529. 

Verzeichniss der eingesendeten Bücher u. s. w.: 529-534. 

B. Sitzungs-Berichte. 

Fr. v. Hauer: Jahresbericht: 125-136. A. Reuss: die fossile Fauna der Salz- 
Ablagerung von Wieliczka: 136. E. v. SommarusA: chemische Studien 
über die Gesteine der ungarisch-siebenbürgischen Trachyt- und Basalt- 
Gebirge: 136-137. PauL: geologische Karte der Umgebungen von Fülek 


350 


und Petervasara im n.- Ungarn: 137. K. v.HAver: Pseudomorphose von 
Chlorit nach Granat: 137. D. Srur: neue Funde von Petrefacten am 
Erzberg bei Eisenerz; Blatt-Abdrücke aus dem Polierschiefer am Fahr- 
wege von Leinisch nach Aussig an der Elbe; fossile Pflanzen aus den 
Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens: 137-139. F. Foetterte: 
Petrefacten aus dem Schieferbruche zu Mariathal bei Stampfen; Baustein- 
Muster aus der Umgegend von Piszka bei Gran von A. GerendAyY: 139-140. 
Fr v. Hauer: über En. StauvicL’s die Wahrzeichen der Eiszeit am $.- 
Rande des Gardasee: 140. A. PıchLer: zur Geognosie Tyrols: 141. 
Krsuniırzky: Schwefel-Vorkommen am Kelemen-Izvor in Siebenbürgen: 
141. Scaweınirz: fossile Pflanzen und Fische von Korniczel in Sieben- 
bürgen: 142. A. Müuzer: alte Eisensteinbaue bei Morte in Krain: 143; 
Erze und Mineralien aus Amerika: 143. SuoLto Dousraiss: Neocom- 
Petrefacten von Klien bei Dornbirn: 143. Kner: fossile Fische aus Un- 
garn: 143. Böckn: geologische Verhältnisse des Pickegebirges und der 
angrenzenden Vorberge: 147. A. GeseLL: Eisenstein-Vorkommen zn Neu- 
berg: 147-151. W. GösL: die Kohlenaufbereitung am Heinrichsschachte 
zu Mährisch-Ostrau: 151. Hınteruuger: die Steinkohlen-Ablagerung der 
Umgegend von Kladno: 152-154. M. Raczkızwıcz: die Schachtabteufung 
im: schwimmenden Gebirge auf der Kohlengrube in Lipowiec: 154. C. 
v. Neuraver: die Lagerungs- und Abbau-Verhältnisse am Hermenegild- 
Schachte in Polnisch-Ostrau : 155. — W. v. Haıpinser: Nachrichten von 
Stouiczxa in Calcutta: 158. E. Süss: Bau der Gebirge zwischen Wolf- 
gang- und Hallstätter-See: 159; E. Mossısovics: über die Gliederung der 
Trias daselbst; 160. E. Süss: Gliederung des Gebirges in der Gruppe 
des Osterhorns: 160-171. A. ParerA: Verhalten verschiedener Golderze 
bei der Extraction und beim Schlemmen: 171-174. LiroLd: AcHATz, 
geologisches Profil der Segen-Gottes-Grube in Schemnitz: 174. F. RAuex: 
gegenwärtiger Stand der Oberbiberstollner nassen Aufbereitung zu Schem- 
nitz: 174. D. Stun: über die geologischen Untersuchungen von Süss 
und Mossısovics im Salzkammergut: 175-188. K. v. Hauer: die Gesteine 
von den Mai-Inseln in der Bucht von Santorin: 188-191. Fr. v. Haver: 
Petrefacten aus Siebenbürgen; Gesteine und Petrefacten aus der Marma- 
ros: 191-195. — A. Reuss: die sog. Nullipora annulata Scuar.: 200. 
D. Stur: das Erdbeben vom 1. Dec. 1866 in den kleinen Karpathen: 
202. Paur: das Braunkohlen-Gebiet von Salgo Tarjan: 202. GRöGER: 
geologische Verhältnisse des Eisenbacher Thales: 203. Fr. v. Hauer: 
Vorlage eingesendeter Druckschriften: 204-207. M. v. Hantken: die 
Ajkaner Kohlenbildung im Veszprimer Comitate: 208; Foraminiferen in 
einem Mergel der Euganeen: 208; Säugethier-Reste aus den Diluvial- 
Schichten von Drachenbrunnen bei Fünfkirchen: 209. Fr. v. Kusimvı: 
die in Ungarn vorkommenden Serpentine: 209. 


"351 


3) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 
Wien. 8°%* 

1867, No. 1, S. 1-24. (Sitzung am 15. Jan.) 

Eingesendete Mittheilungen. Barsor pe Marny: jüngere Tertiärab- 
lagerungen im s. Russland: 2. Günser: Nullipora annulata: 2-3. V. 
v. ZepHarovich: Fluorit aus der Gams bei Hieflau in Steiermark: 3. 

Vorträge. F. v. Hocusterrer: der Kohlen- und Eisenwerks-Complex Anina- 
Steierdorf im Banate: 5—6. E. Süss: über fossile Wirbelthiere von 
Eibiswald: 6-10. K. v. Hauer: Untersuchungen über die Feldspathe in 
den ungarisch-siebenbürgischen Eruptiv-Gesteinen: 10-15. Lieorp: die 
Dacite und Rhyolithe im Erzrevier von Schemnitz in Ungarn: 15-16. 
Foertertr: die Braunkohlen-Ablagerungen im Egerer Tertiär-Becken: 
16-18. 

Einsendungen für das Musgnas für die Bibliothek und Literatur-Notizen: 
18-24. « 

1867, No. 2, S. 25-48. (Sitzung am 5. Febr.) 

Eingesendete Mittheilungen. K. Prrers: Devonformation in der Um- 
gebung von Graz: 25-26. M. v. Hantken: Sarmatische Schichten in der 
Umgegend von Ofen; die oligocäne brackische Bildung von Sarisap bei 
Gran: 26-28. 

Vorträge. Nucuten: Modell und Karte des Braunkohlen-Bergbaues bei 
Glocknitz: 28. E. Süss: der braune Jura in Siebenbürgen: 28-31. G. 
TscHernar: Gesteine aus der Umgegund von Reps in Siebenbürgen; 
Quarzporphyrit aus dem Val San Pelegrino: 31. A. FeLsner: Unter- 
suchung einiger böhmischer und ungarischer Diabase: 31-33. Fr. v. 
Vıvenor: über die Zeolithe des böhmischen: Mittelgebirges in dem Museum 
der geologischen Reichsanstalt: 33-35. K. v. Hauer : Untersuchung des 
Trebendorfer Schachtwassers: 35-36. LiroLp: Vorlage der Karte über 
die Erb- und wichtigeren Stollen und Läufe des Windschacht-Schemnitz- 
Dillner Grubenbaues in Ungarn: 36. Fr v. Hauer: das Vorkommen der 
fossilen Wirbelthiere in der Braunkohle bei Eibiswald: 36-38. 

Einsendungen für das Museum und für die Bibliothek : 38-48. 


4) J. C. Pocernporrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. 8°. 
[Jb. 1867, 88.] 
1866, N. 8; EXXVII, S. 497-644. 
Fızeavx: über die ee ;starrer Körper durch die Wärme: 564- 589. 
1866, No. 9-11, CXXIX, S. 1—480. 
G. Rose: über die regelmässigen Verwachsungen, die bei den Periklin ge- 
nannten Abänderungen des Albit vorkommen: 1-15. 
Daugr£&eE: Meteoriten-Fall bei St. Mesmin im Aube-Depart. am 30. Mai 1866: 
174-176. 


* Die Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt erscheinen von nun an gesondert 
von deren Jahrbuch. \ D. R. 


352 


A. Sass: der Meteorit von Tamentit in Afrika nach dem Berichte GERHARD 
Ronurs: 176. 

Älterer Meteoriten-Fall: 176. 

Weıpser: Ausdehnung des Wassers bei Temperaturen unter 4° R.: 300-308. 

Des Croızeavx: neue Untersuchungen über die optischen Eigenschaften na- 
türlicher und künstlicher Krystalle und über die Veränderungen dieser 
Eigenschaften durch die Wärme: 345-350. 

O0. Bucuser: neue Meteoriten: 350-352. 

F. Scausze: die Sedimentär-Erscheinungen und ihr Zusammenhang mit ver- 
wandten physikalischen Verhältnissen: 366-384. 

BörscH: Spectral-Apparat und Reflexions-Goniometer: 384-393. 

v. Sass: über die chemische Constitution des Ostseewassers in verschiedenen 
Gegenden: 412-429. 

— — Untersuchungen über die Niveau-Verschiedenheit des Wasserspiegels 
.der Ostsee: 429-437. Hi 

Henricı: über den Wasser-Gehalt durchnässter Erdmassen: 437-443. 

F. SanpBERGER: über die Umwandelung von Kalkspath in Aragonit: 472-478. 

Fr. v. Kosert: zu Brecına’s Vorschlag einer Modificdtion des Stauroscops: 
478-479. 


5) Erpmann und WrRTBER: Journal für praktische Chemie. Leipzig. 

8°. [Jb. 1867, 183.] 
1866, No. 18; 99. Bd., S. 65-128. 

G. STAEDELER: über die chemische Constitution des Topases: 65-70. 

— -—- über die Zusammensetzung des Lievrits nebst Bemerkungen über die 
Formeln der Silicate: 70-84. 

WartHa: über den Pennin: 84-88. 

— über die Zusammensetzung des Wiserins: 83-90. 

— über einige Bestandtheile des Emser Mineralwassers: 90-91. 

Varentiner: Analyse der Mineralwässer Oberbrunnen und Mühlbrunnen von 
Obersalzbrunn in Schlesien: 91-103. 

Muck: über die Veränderungen des Eisenvitriols an der Luft: 103-113. 

Notizen. Ein Kupfererz: Limonit von Botallack:; über einen schwarzen Spi- 
nell: 127-128. 


9) H. v. Meyer und W. Dunzer: Palaeontographica, Beiträge zur Na- 
turgeschichte der Vorwelt. Kassel. 4°. [Jb. 1866, 314.] 
1867, XV, Lief. 4. 
H. v. Mayer: die fossilen Reste des Genus Tapirus: S. 159-200, Tf. 25-32. 
— -— Individuelle Abweichung bei Testudo antiqua und Emys Euro- 
paea: S. 201-221, Tf. 33-35. 


353 


7) Bruno Kert und Fr. Wimmer: Berg- und Hüttenmännische Zei- 
tung. Leipzig. 4°. [Jb. 1867, 134.] 

- 1867, Jahrg. XXVI, Nro. 1-9; S. 1-80. 

Jascahr: Einige Bemerkungen über die Granit- und Gabbro-Formationen, so- 
wie über die Felsarten der Transitions-Periode des Harzgebirges: 1-2; 
29-32. 

H. Crevner: Beschreibung der Mineral-Vorkommen in Nordamerika: 8-10. 

Iserströn: über Richterit von Pajsberg in Wermland: 11-12. 

G. Kremm: Vorkommen und Gewinnung des Quecksilbers im N. von Spanien: 
13-15; 34-36. 

H. StÄsLer: Besuch der Magneteisenstein-Vorkommen zu Grängesberget, Prov. 
Dalarne in Schweden: 16-49. 

IsceLstrRöm: das neue Mineral Ekmanit: 21-23. 

Leo STRIPPELMANNn: Geognostische und bergmännische Bemerkungen über das 
Terrain zwischen Eschwege und Witzenhausen in Kurhessen: 23-25; 
37-40; 53-57; 77-78. 

Verhandlungen des bergmännischen Vereins zu Freiberg. Sca&ERER: über 
grosse Geschiebe-Blöcke in der Schweiz: 3. B. v. Corra: über eine 
felsitische Halbkugel und einen keilförmigen Steinhammer: 3-4. Inır: 
röhrenförmige Bildungen von Schwefelkies: 4. BaeırHaupr: Steinbeil 
aus Fibrolith und über ein in Eisenoxydhydrat umgewandeltes Hufeisen: 
4. WeısBach: über ein grosses Stück Antimon von Quebeck in Canada: 
4. STELZNER: röhrenförmige Bildung von Schwefelkies: 4-5. Prörss: 
über Porphyre von Rechenberg im Erzgebirge und über Quadersandstein- 
Bruchstücke in Basalt: 41. Warrrer: Quarz-Krystalle von Middleville, 
Kohle einschliessend: 41. Sımon: über den Bergbau zu Mancayan auf 
der Insel Manila: 41-42. Mürzer: die Pseudomorphosen der Freiberger 
Gänge: 42. B. v. Corta: über eine von Störnr entworfene geologische 
Karıe des Monte Gibbo bei Sassuolo: 46-47. STELzner: über eigen- 
thümliche Gesteine von den Capverden: 47-48. BreimnauPpr: über die 
Quarz-Krystalle von Middleville: 48. 


8) Verhandlungen dernaturforschenden Gesellschaft in Basel. 

Basel. 8°. [Jb. 1866, 359.) - 
1866, IV, 3, S. 401-613. 

P. Merian: Geologische und paläontologische Notizen, 1) erratische Blöcke 
im Canton Basel; 2) Verkieselies Palmenholz im Diluvial-Gerölle bei 
St. Jacob; 3) Tongrische Stufe bei Basel; 4) Crinoideen-Stiele bei Bühl 
unfern Gebweiler; 5) Devonische Formation in den Vogesen; 6) Fisch- 
Abdrücke im Lias der Rütihardt bei Basel; 7) Cardita crenata GoLDF. 
im Keuper der Neuen Welt bei Basel; 8) Diceraskalk in der Stockhorn- 
kette: 551-559. 

Aıp. MürLer: weitere Beobachtungen über die krystallinischen Gesteine des 
Maderaner-, Etzli- und Fellithales: 559-591. 

Jahrbuch 1867. x 23 


: 
Ü 


354 


P, Merıan: über den Bestand der naturwissenschaftlichen und mathematischen 
Abtheilung der öffentlichen Universitäts-Bibliothek: 608-613. 


” 


9) Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. 
Stuttgart. 8°. [Jb. 1866, 219.] 
1867, XXIII *, 1, S. 1-144. 
Angelegenheiten des Vereins: 1-39. 
Vorträge bei der Generalversammlung ; O. Fraas: Erfunde bei der Schussen- 
quelle (mit Taf. II): 49-75. 


Abhandlungen: 78-140. x 

Worrr: die wichtigeren Gesteine Württembergs, deren Verwitterungs-Pro- 
ducte und die daraus entstandenen Ackererden: 78-108. * 

O. Fraas: Dyoplax arenaceus, ein neuer Keuper-Saurier (mit Taf. D: 
108-113. 

G. WERNER: über die Varietäten des Kalkspaths in Württemberg (mit Taf. II): 
113-131. 


— — über einen einaxigen Glimmer von der Somma: 140-142. 


en en 


10) Sitzungs - Berichte der naturwissenschaftlichen Gesell- 

schaft Isis in Dresden. Dresden. 8°. [Jb. 1866, 815.] 
Jahrg. 1866, No. 10-12, S. 113—157. 

Geimitz: Bemerkungen zu J. D. Dana’s Gesetz der Cephalisation: 116. 

O. Schneiver und Oberbergraih BreitHAaupt: über das Vorkommen des Me- 
lilit im Nephelindolerit des Löbauer Berges: 133. 

Ar. Linpıe: über gediegen Kupfer von Coro in Bolivia: 133. 

E. ZscHau: über Einschlüsse im Syenit des Plauenschen Grundes: 134. 

C. R. Schumann: über fossile Säugethiere in der Umgegend von Golssen, 
Niederlausitz: 135. 

E. Zscuau: künstliche Bildungen von Vivianit-Krystallen: 135. 

E. Cargerta: Analyse eines Titaneisenerzes Mn aus dem Ne- 
phelindolerit des Löbauer Berges: 136. 

H. NascHoLv: quantitative Analyse des Steinmarkes vom Rochlitzer Berge: 137. 

C. Neumann: die Bunsen’schen Flammen-Reactionen: 141. 


11) Verhandlungen des naturforschenden Meneänen in Brünn. 
4. Bd, 1865. Brünn, 1866. 8°. 330 8. 

A. Makowsky: über Darwın’s Theorie der organischen Schöpfung: 10-18. 

— — über lose Thon-Eisen-Granaten: 26; über Meteoriten: 30; über er- 
ratische Blöcke und die geologischen Verhältnisse in den Beskyden: 
67-74. 


* Das 2. und 3. Heft des XXiI. Jahrgangs (1866) wird später ausgegeben. D. R. 


a re ee ee 


355 


A. Osorny: über einige Gypsvorkommnisse Mährens und speciell das von 
Kobefitz nächst Austerlitz: 278-283. 

G. Menper: Meteorologische Beobachtungen aus Mähren und Schlesien für das 
Jahr 1865: 318-330. 


12) Bulletin de la societe geologique de France. |2.| Paris. 8. 

[Jb. 1867, 185.] 
1867, XXIV, No. 1, pg. 1-128. 

L. Larter: Vorkommen des Asphaltes in Judäa und in Syrien: 12-32, 

H£sert: über das Alter der Sandsteine vom Platenberg im Harz: 32-33. 

G. pe Saportra: über fossile Pflanzen aus der Kreide mit Belemnites mucro- 
natus von Haldem in Westphalen: 33-36. ö 

Fauper: Entdeckung menschlicher Gebeine im Lehm des Rheinthales bei 
Eguisheim (Haut-Rhin): 36-44. 

MArtaeron: Brief an Rovyırız über dessen Beobachtungen über die geolo- 
logische Beschaffenheit der Gegend von Saint-Chinian: 44-49. 

RouviLe: Erwiderung hierauf: 49. 

L. Asassız: über den Amazonen-Strom: 49-50. 

MaArcou: neue Gold- und Silber-Gruben in Nevada: 50-52. 

GeRvAISs: neues ‚Vorkommen von Machairodus latidens bei Baume (Jura): 
52-54. Ri 

v’Arcnlac: über sein Werk „geologie et paleontologie“: 54-56. 

Marcou: die Kreide-Formation im Missouri-Gebiete zwischen Sioux- und Omaha- 
City (mit pl. D: 56-71. 

N. pe Mercey: Quartär-Formation der Picardie: 71-76. 

Ep. Duront: Quartär-Formation der Prov. Namur: 76-102. 

pe Bırıy: über die Veränderungen des Volumens der Gletscher von Gorner 
und Findelen bei Zermatt: 102-109. 

L. Asassız: Geologie des Thales vom Amazonen-Strom: 109-110. 

Marcou: Bemerkungen hiezu:: 110-111. 

pe Roys: Tertiär-Gebilde der Gegend von Montfort l’Amaury (Seine-et-Oise): 
111-117. 

G. DE SaporTA: Vegetation des s.ö. Frankreich während der Tertiär-Periode:: 
117-122. S 

Rusconı: Vorkommen menschlicher Gebeine in der römischen Campagna : 
122-124. 

ChevitLArnd: devonische Trilobiten vom Mont de la Revenue bei Chagey 
(Haute-Saone): 124-127. 

DE VERNEUIL: über die bei Chagey gesammelten Versteinerungen: 127-128. 


13) Comptes rendus hebdomadaires des seances del’Academie 
des sciences. Paris. 4°. [Jb. 1867, 92. 
1866, No. 9-19, 27. Aout—5. Nov., LXII, pg. 361-812. 
Ca. Mene: Analyse der vorzüglichsten Marmor-Arten des Jura: 494-499. 


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356 


BecHanr: Analyse der Wasser von" Vergeze} 359-563. 

CieaLLa: vulcanische Erscheinungen auf Santorin während des August: 611-612. 

DE Rouvirıe: Brief an ELie oe Beaumont über die geologischen Verhältnisse 
der Gegend von Saint-Chinian (Dep. Herault): 637-640. 

Texıer: Erdbeben, Orkan und Überschwemmung in den Dep. du Cher und 
de la Nievre: 651-652. 

FAuper: Entdeckung menschlicher Gebeine im Lehm des Rheinthales bei 
Eguisheim unfern Colmar: 689-691. 


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14) L’Institut. I. Sect. Sciences mathematiques, physiques et natu- 
relles. Paris. 8°. [Jb. 1867, 186.| 
1866, 5. Sept.—24. Oct., No. 1705-1712, XXXIV, pg. 281- 341. 
Brıarr und Corner: Kreide-Gebiet des Hennegau: 285-287. 
VERRIER: Erdbeben am 14. September: 298. 
Duront: die Quartär-Formation der Prov. Namur: 309. 
Archıac: neue Entdeckungen fossiler menschlicher Gebeine: 337. 


15) Annales de Chimie et de Physiqgue. |4.] Paris. 8°, [Jb. 1867, 
186.] 
1866, Nov.—Dec.; IX, pg. 257-528. 
Marıenac : Untersuchungen über die N des Tantals (Schluss): 
257-276. 
BERIBELOT: über den Ursprung verbrennbarer Mineralien: 481-484. 


16) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Mayga- 

zine and» Journal of Science. London. 8°. [Jb. 1867, 186. 
1866, Oct.—Dec ; No. 216-218, pg. 241-480. 

S. Hıusuton: mineralogische Notizen: 260-269. 

R. Warxer: alte Muschellager bei St. Andrews (pl. V): 321-336. 

Geologische Gesellschaft. Huxtey: über Dinosaurier von Stormberg im s. 
Afrika; Jukes: über die Gesteine vom n. Devonshire und w. Somerset- 
shire: 474-476. 


17) Philosophical Transactions ofthe RoyalSociety of Lon- 
don. London. 4’. [Jb. 1866, 360.| 
1866, CLVI, 1, pg. 1-397. 
Owen: über die fossilen Seureihiete Australiens; zweiter Theil. Beschrei- 
bung von Thylacoleo carnifex Ow. aus den Süsswasser-Gebilden von 
Darling Downs, Queensland: 73-83. 


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891 
18) Seusv, Basınsron, Gray and Francıs: The Annals and Magazine of 
natural history, including Zoology, Botany and Geology. London. 
8°. [Jb. 1867, 188.] 
1867, XIX, No. 109, pg. 1-72. 
CARPENTER: über die Structur der Schale von Spirifer cuspidatus: 29-31. 
Bropie: Correlation des unteren Lias von Barrow in Leicesiershire und der 
nämlichen Schichien in Warwickshire, Gloucestershire, Worcestershire, 
sowie über das Vorkommen von Insecten-Resten bei Barrow und in 
Yorkshire: 31-35. 
Core: Entdeckung gewaltiger Dinosaurier-Reste in den Kreide-Ablagerungen 
von New Jersey: 71. 


19) Natural History Transactions of Northumberland and 
Durham. Vol.1I, Part. II. Newcastie-upon-Tyne, 1866. 8°. p.143 
bis 280, Pl. XII-XV. 

W. GreEnweLL- und D. Ensreron: über alte britische Begräbnisse bei Ilder- 
ton, Northumberland, mit Bemerkungen über die Schädel: 143-148. 

J. W. Kırkey und W. S. Brapy: über menschliche u. a. Überreste in einer 
Höhle bei Ryhope Colliery: 148-151. 

G. R. Haın: Eröffnung und Untersuchung eines Grabhügels aus der Britten- 
zeit bei Warkshaugh, N. Tynedale: 151-167. 

J. W. Kırkey: über die Fossilien im Marl-slate (Kupferschiefer) und unteren 
Zechsteine von Durham (N. II): 189-200. 

H. B. Brapy: über Steinkerne paläozoischer Korallen: 201-202. 

J. Browser und J. Kırksy: über die chemische Beschaffenheit verschiedener 
Schichten des Zechsteins in Durham: 204-230. 


20) H. WoopwaArp, J. Morris a. R. Eruerinee: The Geological Ma- 
gazine. London. 8°. [Jb. 1867, 189.] 
1867, No. 31, January, pg. 1-48. 
Miss Eyron: über ein altes Seebecken in Shropshire: 1-2. 
A B. Wvnne: über Denudation mit Rücksicht auf die Gestaltung des Bodens: 
3-10, Pl. 1, 2: - 
A. H Gasen: über die unteren Carbongesteine in N. Wales: 11-14. 
H. Wyart-Eneeır: über die Gattungen Asaphus, Ogygia und Ptychopyge 
(mit Abbildungen): 14-16. 
Cur Lürken: über den Pentacrinus von Westindien mit Bemerkungen über 
Pentacrinus und Seelilien überhaupt (Extract.): 16-18. 
Auszüge, Miscellen, Briefwechsel u. s. w.: 18-48, darunter über Petro- 
leum in Nordamerika von ©. H. Hırcakock: 34. 
1867, No. 32, February, 1, pg. 49-96 
D. Forses: über den vermeintlichen hydrothermalen Ursprung gewisser Gra- 
nite und metamorphischer Gesteine: 49. 


358 


Owen: über den Kiefer und die Kieferzähne der Cochliodonten (Taf. II u. 
IV): 59. 

J. Morris: über das Vorkommen von „Grey-Weihers“ bei Grays, Essex: 63. 

Te. H. Huxıey: über Acanthopholis horridus, ein neues Reptil aus dem Chalk 
marl (Pl. V): 65. 

R. Erserioer: über die stratigraphische Stellung des Acanthophelis horri- 
dus: 67. 

W. CArRuTBeRs: über die systematische Stellung der Graptolithen, und ihre 
muthmaasslichen Eierblasen: 70. 

Auszüge, Correspondenz und Miscellen : 72. 

Huziey: über ein neues Exemplar des T'elerpeton Elginense: 78. — Core: 
Notiz über einen neuen Dinosaurier in New-Jersey: 93. 


21) B. Sıruıman a. J. D. Dana: the American Journal of science 

and arts. Newhaven. 8°. [Jb. 1867, 190.] 
1867, January, XLIII, No. 127, p. 1-140. 

Nekrolog von Jon. Franz Encke: 10-15. 

F. V. Haypen: Geologische Skizze des nordöstlichen Dacota: 15-22. 

CH. U. Suepırn: Neue Classification der Meteoriten mit Aufzählung der ver- 
schiedenen Arten: 22-28. 

E. W. Hırsarn: über die tertiären Formationen von Mississippi und Alabama: 
29-41. 

A. S. Backarp: Nachweis der Existenz von alten Gletschern in den Thälern 
der weissen Berge: 42. 

J. Lawrence Smitu: ein neuer Fundort für Tetraedrit, Tennantit und Nakrit, 
nebst Beiträgen über die Kellog-Gruben von Arkansas: 67-69. 

H. MiırcaeıL: über neue Sondirungen im Golfstrom: 69-74. 

E. Anprews: Beobachtungen über Gleischerdrift im Bett des Michigan-See’s: 
75-77. 

Ca. Upaan SuerAarD: über die vermuihlichen Z'adpole- Nester oder Eindrücke von 
Batrachoides nidificans Hırcakock, in dem rothen Schiefer des neurothen 
Sandsteins von South Hadley, Mass.: 99-104. 

Katalog der officiellen Reports über geologische Landesuntersuchungen der 
Vereinigten Staaten und Brittischen Provinzen: 116-121. 

W. P. Braxe: Mineralogische Notizen über Danait u. s. w.: 124-125. 

Wissenschaftliche Stiftungen des Herrn GeorseE PEABopy für Harvard College, 
Yale College u. a. amerikanische Institute: 131-135. 


Auszüge. 


A. ‚Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


F. Sanpgerger: über die Umwandelung von Kalkspath'in Ara- 
gonit. (Poce. Ann. CXXIX, S. 472—478.) — Bekanntlich ist die Umwande- 
lung von Kalkspath in Aragonit weit seltener, als der umgekehrte Fall; um 
so mehr Beachtung verdienen einige interessante Beispiele, die SAnDBERGER 
zu beobachten Gelegenheit hatte. In der Nähe der Braunkohlen-Grube Ale- 
xandria bei Höhe auf dem Westerwald finden sich in Drusenräumen des Ba- 
saltes ziemlich grosse Kalkspath-Krystalle der Form R3.— 2R; sie sind 
gelblichweiss, trübe und zeigen sich beim Zerschlagen gänzlich aus regel- 
mässig um die Hauptaxe des Kalkspath gruppirter, kleiner, spiessiger Theil- 
chen zusammengesetzt, welche unter dem Mikroskop als Aggregate kleiner 
Krystalle erscheinen. Form und chemische Reactionen beweisen, dass hier 
eine Paramorphose von Aragonit nach Kalkspath vorliegt. — In Drusen von 
Basalt bei Härtlingen auf dem Westerwald kommen Kalkspath-Skalenoeder 
vor, die eine ähnliche Umwandelung in Aragonit erkennen lassen und end- 
lich auch in Drusen des Anamesits bei Steinheim unfern Hanau. Die para- 
genetische Reihe der Mineralien gestaltet sich hier folgendermassen: 1) gelb- 
lichweisser Kalkspath, ®,R, in den verschiedensten Stadien der Umwandelung 
zu Aragonit; 2) Sphärosiderit pseudomorph nach Aragonit; 3) kugeliger Sphä- 
rosiderit, auch krystallisirter AR . OR; 4) Krystalle von Bitterspath; 5) Braun- 
eisenerz pseudomorph nach Sphärosiderit und 6) Hyalith., Beachtenswerth 
ist der Nachweis, dass die Umwandelung des Kalkspath in Aragonit in dem 
frühesten Stadium der Ausfüllung der Drusenräume, vor Abscheidung des 
kohlensauren Eisenoxyduls geschehen ist, während ein zweiter kalkhaltiger 
Absatz, der Bitterspath, erst nach dem- Sphärosiderit gebildet wurde. — Aus 
SınnBERGER’s Beobachtungen geht hervor: dass sich Kalkspath mit Erhaltung 
der Form von aussen nach innen in ein Aggregat von Aragonit-Nadeln um- 
wandeln kann; dass dabei, dem Verhältniss der Atom-Volumina entsprechend, 
der Raum des ursprünglichen Krystalls nicht vollständig erfüllt bleibt und 
dass dieser Process vorerst nur in Drusen basaltischer Gesteine nachge- 
wiesen ist. 


360 


K. v. Haver: Untersuchungen über die Feldspathe in den 
ungarisch-siebenbürgischen Eruptiv-Gesteinen. (Verhandl. d. 
geolog. Reichsanstalt, 7867, No. 1, S. 10—15.) — Nachdem durch K. v. 
Hauer, F. v. Anprıan und E. v. SommarusA eine grosse Anzahl von Bausch- 
analysen der verschiedensten Eruptivgesteine aus Ungarn und Siebenbürgen 
ausgeführt wurden, hat K. v. Hıver nun eine genaue Untersuchung der in 
diesen Gesteinen ausgeschiedenen Feldspathe begonnen und somit ein bisher 
brach gelegenes Feld der Forschungen betreten; die grosse Bedeutung der- 
selben für die weitere Kenntniss der Gesteine im Allgemeinen und für die 
der verschiedenen Feldspathe im Besonderen (zumal bei der so schwierigen 
Unterscheidung von Labradorit und Oligoklas) bedarf wohl keiner Erwäh- 
nung. Der Mittheilung der von ihm untersuchten Feldspathe schickt K. v. 
HAvER einige Angaben über die Isolirung der Feldspathe aus den Gesteinen 
und über den Gang der. Analysen voraus, woraus ersichtlich, dass er sich 
der besten mechanischen und chemischen Mittel bediente, um zu genauen 
Resultaten zu gelangen. — 1) Feldspath in dem Dacite von Illowa 
im Rodnaer Gebiete. Diess Gestein gehört den älteren quarzführenden Oli- 
goklas-Trachyten an, welche unter letzterem Namen von STıcHE von RicHt- 
voren’s Rhyolithen getrennt wurden; ihr Haupiverbreitungs-Gebiet liegt im 
w. Grenzzuge Siebenbürgens. Das Gestein ist von grossporphyrischer bis 
grobkörnig granitischer Structur, von grauer Farbe und enthält reichlich 
Quarz, Biotit und einen weissen Feldspath mit deutlicher Streifung. Spee. 


Gew. des Feldspath — 2,636; die chemische Zusammensetzung desselben 

nach v. Hauer (und die des Gesteins nach v. Sommarusa) ist: 
Feldspath: Gestein: 

Baeselsaure - 27 nee Be are ee hal 

TRonerdes WERNE  AREINDTTTZDEN.- MERES 2.217488 

Kalkerds,iiyur Auslrrr AIRR rung 468 

MapseRaa. 2 ee Een Speer 

RE Einen DENE er SPESEN ot 

N ee a re Ai 

Eisenoxydul MINE: <lantnsnt £3D 45588 

Ghekverlast} zu ins, Sue aetaaarnr 2 

100,52 100,56. 


Der Analyse zufolge ist dieser Feldspath Labradorit, was um so 
überraschender, weil gewöhnlich Labradorit als Einsprengling enthaltende 
Gesteine keinen Quarz zu führen pflegen. — 2) Feldspath in dem Daeit 
von Nagy-Sebes. Das Gestein .hat eine dichtere, braune Grundmasse, 
ist mehr porphyrisch: enthält kleine, aber sehr zahlreiche Einsprenglinge 
von Feldspath: Quarz-Körner selten, schwarzer Glimmer häufig. (Eine Ana- 
lyse des Gesteins ist noch nicht gemacht ) Spec. Gew. des Feldspath = 2,585 
und chemische Zusammensetzung: 


Kieselsäure2. iv... na 
Ehoanerder 7. sn: Se 2 
Kalkerdo mr er) BEEETN GAI 
Magnesissi.;:2 silss:-eus SPULE 
Kane ee 1,87 
Natron. ea Wi. m BES 


Giuhverlust- nee er Nr Eh 


361 


Die Constitution dieses Feldspathes entspricht gleichsam einer Mischung 
von Labradorit und Oligoklas. — 3) Feldspath in dem Dacit von Recsk 
oberhalb des Timsobades. Dichte, blaulichgraue Grundmasse, in der, neben 
dem für die Dacite charakteristischen, schwarzen Glimmer Einsprenglinge 
von gelbem und weissem Feldspath vorhanden, die beide gesondert unter- 
sucht wurden. 


Weisser Feldspath. Gelber Feldspath. 
Kieselsaunonen 0.0 .2.000,55.68. 0. 2. 0.00 N HRS 
Thonerde A A DT A ir one) 
Kalkertet Aanamanse. 709, 1880 Kerns Hr 8 
IMeenestan ehr. 20, SPUR Eurer... ZSpUur 
VEN ER ON HRG MO a AR E— 
INALLOn er er EN 08 ee er — 
Giühverlust 72 ar IL EN HEN RER, _- 
99,91. 


Die Analyse zeigi, dass kein wesentlicher Unterschied zwischen den 
beiden Feldspathen vorhanden; ihrer Zusammensetzung gemäss dürften sie 
als ein dem Labradorit sehr nahe stehendes Mittelglied zwischen diesem und 
Oligoklas zu betrachten sein. 


N. v. Koxscharow: Chalkophbyllit im Ural. (Bull. de ! !cad. imp. 
des sciences de St. Petersbourg, tome VII, pg. 171-172.) Bis jetzt war 
in Russland der Chalkophyllit noch nicht bekannt. N. v. Koxscnarow ent- 
deckie das Mineral auf einer Reise in den Ural in Nischne Tagilsk unter 
Stücken, die aus der Grube Medno-Rudjansk stammen. Dieser Chalkophyllit 
kommt in seinem Äussern ganz dem von Cornwall gleich; er findet sich in 
schönen, durchsichtigen Krystallen, die gewöhnlich zu Drusen zusammenge- 
häuft auf Malachit-Schalen in Gesellschaft von Rothkupfererz. Die Krystalle 
sind tafelförmig, klein und so dünn, dass ausser den Flächen des basischen 
Pinakoids die Flächen der anderen Formen kaum wahrnehmbar sind. Die 
Farbe ist spangrün, in das Smaragdgrüne übergehend. 


Iserström: über Ekmanit, ein neues Mineral. (Berg- und hütten- 
männ. Zeitung, XXVI, No. 3, S.21—23.) — Auf der Eisensteingrube Brunsjö, 
Kirchspiel Grythyttan, Gouvernement Örebro in Schweden findet sich in be- 
deutender Menge mit den dem Thonschieefer eingelagerten Magneteisenerz- 
Massen ein Eisenoxydulsilicat. Dieses Mineral durchdringt das Erz in Adern 
und Bändern von dichter oder kleinblätteriger Structur, und zeigt im frischen 
Zustande graue und grüne, an der Lult verwittert schwarze Farbe. Wird 
durch Glühen stark magnetisch und schmilzt v. d. L. zu schwacher Schlacke. 
In Salzsäure löslich unter Abscheidung von flockiger Kieselsäure. IsELsTRöMm 
hat verschiedene Abänderungen untersucht, besonders: 1) eine blätierige, 
grasgrüne, Adern im Magneteisen bildend; 2) eine graulichweisse, strahlige ; 
3) eine lauchgrüne, blätterige und 4) eine kleinblätterige, in ansehnlicher 
Menge vorkommende. 


‘ 
ee ee nn 


362 


1: 2. 3; 42% 

Kieselsäure . 34,30 . . 36,42 . . 30,30 . . 36,82 
Eisenozydnl..:3 33.78...) BAERT : „1.185,51; „ta 
Manganoxydnl-; 14,45;.. . 21.56 - ..  ZiS-.. 0 2 
Maznesin. - ._.290-. . Spur .*. BE 
Kaälkerde . . = Spur ET Spur 
Phonerde‘. > . ISpar: =. 2IE07° 2 EUR 
BWisenosydsi tr, E07. 2a ud — 
Warte, 0 2 a En LEE 

100,00 98,02 100,00 100,00. 


Der Sauerstoff von Kieselsäure, der einatomigen Basen und von Wasser 
steht durchschnittlich im Verhältniss 18: 12: 9, was der allgemeinen Formel 
2R2S; + 3HO entspricht. Iseıström schlägt für das Mineral zu Ehren des 
um die schwedische Eisenindustrie hochverdienten G. Exman den Namen 
Ekmanit vor. 


Wartaa: über den Pennin. (Erpmans und WERTHER, Journ. f. praet. 
Chemie, 99. Bd., S. 84-88.) — Der untersuchte Pennin stammt vom Fin- 
delen-Gletscher bei Zermatt. WarrHA erhielt durch KenneoTT ausser einem sehr 
reinen Pennin noch solchen, der von zahlreichen feinen Krystall-Nadeln 
durchwachsen war, wie diess am genannten Fundort oft der Fall. Die Ana- 
Iyse solcher Krystall-Nadeln ergab: 


Kieselsäure . -. . » . . 34,00 
Phonerda.s.. Son an. ran 
Kalkerds- HN EHRE 2 
Maspesia ara are IR 
Bisenoxzyanl.- .. >. 2- zu 2.274 
Gluhyerlust - . 22... 5085 

100,80. 

Es ist diess die Zusammensetzung des Diopsid. — Das Mittel aus zwei 
Analysen des Pennin ist: 

Kiessisauret!H12 WRIEIEFEHT 
Thonerde SR ats 
Magnesia ee 7 ee} 
BiISENnoxyduk-r Hrn 9 EI 

100,00. 


E. Weiss: eingewachsene Feldspath-Zwillinge nach dem Ba- 
venoer Gesetz. (Beiträge zur Kenntniss der Feldspath-Bildung, S. 122.) — 
Die optischen Untersuchungen der Feldspathe durch E. Weıss haben auch 
zu einer interessanten krystallographischen Beobachtung geführt: dass Bave- 
noer Zwillinge in eingewachsenen Krystallen nicht so selten sind, wie 
man bisher annahm. Ausser den schon bekannten Fundorten (Granit von 
Karlsbad, Felsitporphyr von Manebach) wurde durch optische Mittel an ein- 
gewachsenen Krystallen glasigen Feldspaths noch mehrfach dasselbe Ge- 
setz nachgewiesen, nämlich: im Quarztrachyt von Ponza: im Leueitophyr 
von Selberg bei Rieden; im Leucitophyr von der Somma; in trachytischer 
Lava von Ponsa auf Ischia und im Obsidian von Hruni auf Island. 


363 


G. StäpsLer: über die chemische Zusammensetzung des Lie- 
vrit. (ERDMAnn und WERTHER, Journ. f. pract. Chemie, 99. Bd., S. 70—73.) 
— Der untersuchte Lievrit stammt von Elba und bildete stengelig krystalli- 
nische Massen, die mit einem rostfarbenen Pulver überzogen waren. Nach 
Entfernung dieses Pulvers zeigte sich eine röthliche, fest haftende Kruste, 
offenbar nichts anderes, als durch Verwitterung entstandenes Eisenoxyd, das 
auch die häufigen Querrisse der Krystalle auskleidete. Die von dieser Rinde 
befreiten Stücke des Lieyrit waren rein schwarz und glänzend, gaben beim 


Zerreiben ein schwarzes Pulver und hatten ein spec. Gew. —= 4,023. Mittel 
aus vier sorgfältigen Analysen: 
Kieselsäure © 2 2 2 ......29,20 
Kalkerde . . 2 2 2.2.1230 
Eisenoxydul . . 2. .2..2...35,15 
Eisenoxydı ... . 2... ...20,24 
Wasser TR 1 ee 263, 
100,35 


Überraschend ist der Wassergehalt, den man bei früheren Analysen ent- 
weder übersehen oder als unwesentlich betrachtet hatte. Da das Wasser 
des Lievrits erst in hoher Temperatur ausgetrieben wird, so kann man das- 
selbe als sog. basisches Wasser ansehen. 


0. Pröuss: Umwandelungs-Pseudomorphosen nach Orthoklas 
von Rechenberg im Erzgebirge. (Verhandl. des Bergmänn. Vereins 
zu Freiberg; Berg- und hüttenmänn. Zeitung XXVI, No. 5, S. 41.) — In 
dem Gangzuge des-Felsitporphyr von Rechenberg im Erzgebirge liegen in 
der rothbraunen, auch blaugrauen Grundmasse dieses Gesteins zahlreiche 
Krystalle von Quarz und Feldspath, letztere oft von ansehnlicher Grösse, 
Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz. Die geringe Härte der äusserlich 
ganz frisch erscheinenden Krystalle lässt vermuthen, dass eine chemische 
Umwandelung stattgefunden hat: nach und nach werden die Krystalle porös, 
zerreiblich und die Feldspath-Substanz wird durch eine weiche, hellgrüne, 
der Zunge anhängende Masse erseizi. Die Umwandelung schreitet meist 
von Innen nach Aussen vor, doch ist auch der umgekehrte Vorgang zu be- 
obachten. Mit Sicherheit lässt sich die Natur der pseudomorphosirenden Sub- 
stanz nicht ermitteln, weil es unmöglich, solche ganz von dem Feldspath zu 
trennen. | 


R. L. v. Fertengere: über ein grünes Mineral aus dem Berner 
Oberland. (A. d. Sitzungsber. d. Bern. naturforsch. Gesellsch.) — Das 
fragliche Mineral ist helllauchgrün bis meergrün, krystallinisch-schiefrig, in 
der Richtung der Schieferung ziemlich leicht spaltbar, sonst ziemlich zähe 
und wenig zerbrechlich. Bruch splitterig bis schiefrig., H. = 3,7—3,8. 
G. —= 2,85. Auf frischen Bruchflächen wachsglänzend. — V. d. L. werden 
dünne Splitter weiss und undurchsichtig, nur an den schärfsten Kanten sich 
ein wenig abrundend. Mit Kobaltsolution befeuchtet und geglüht schön blau; 


364 


von Borax und Phosphorsalz zur farblosen Perle gelöst. Von concentrirteı 
Schwefelsäure vollständig zersetzt. Mittel aus vier Analysen: - 


Kieselsäure - ....2.....46,81 
Ahonerdes 2... .09-22-1.02,835419 
Te Dt A ee, 5 
Natrontr IRRE Meg 
Kalkerdainiherts Pr. 0a 99 
Barygerde,..-wFffe, 4 ah 
Marnesia - 2.7 er. 2. 1065 
Hisenoxydlul.r - 24 22.8..001:93 
Manganoxydufır a. wen. 2.2045 
Wasser als Glühverlust . 5,25 

100,99. 


Seiner chemischen Constitution zufolge gehört das Mineral in die Gruppe 
der Feldspathe; v. Ferrensers erhielt dasselbe mit der Bezeichnung „grüner 
Talk“. Fundort: Moräne des unteren Grindelwald-Gletschers. 


A. Kenseort: über den Anatas der Schweiz. (Die Minerale der 
Schweiz, S. 260 -267.) Der Anatas findet sich im Tavetscher Thale in Grau- 
bündten, namentlich bei Santa Brigitta unweit Chiamut oder Selva auf Klüf- 
ten von Glimmerschiefer oder eines granitischen Gesteins, in den Formen 
P,P.OP, OP.P, auch mit PO, Q@OP. !/,P; schwarz, indigoblau, braun 
bis gelb, zuweilen zweifarbig, begleitet von Adular, Quarz, Chlorit, Kalk- 
spath, Brauneisenocker, Glimmer, Apatit, Titanit, Eisenglanz-Tafeln, Pyrit, 
Rutil und Eisenspath; manchmal auch als Einschluss in skalenoedrischem 
Kalkspath. Ferner am Piz Thioms südlich von Caveradi, P oder P. OP, auf 
Klüften von Glimmerschiefer mit Adular, Bergkrystall, Brookit; bei Segnas 
unfern Dissentis, gelbe, Octaeder ähnliche Pyramiden, Y/2P, mit Chlorit auf 
Bergkrystall. Am Caveradi grosse schwarze Krystalle, P auf Eisenglanz- 
Lamellen enthaltenden Bergkrystall, auf Glimmerschiefer: an der Alpe Mutt, 
dem Caveradi gegenüber, schwarze Krystalle mit Eisenglanz, Chlorit, Kalk- 
spath und Adular auf Glimmerschiefer. An einem Exemplare aus dem Ta- 
vetscher Thale in Wıser’s reichhaltiger Sammlung sind braungelbe Pyramiden 
von Anatas auf Glimmerschiefer aufgewachsen und von Adular, Eisenspath, 
Brauneisenocker, Rutil und Brookit begleitet. Dieses gleichzeitige 
Vorkommen der drei Arten von Titansäure ist von besonderem 
Interesse; der Rutil bildet braune, triangular gruppirte Nadeln, der tafel- 
förınige Brookit ist fast farblos. — Im.Medelser Thale fand sich schwarzer Anatas 
P.. OP mit Bergkrystall, Adular und Kalkspath auf Glimmerschiefer, am Piz 
Muraun: brauner Anatas Y/aP mit Chlorit auf Bergkrystall im Topfstein bei 
Mompemedels (beide Vorkommen von Wiıser beschrieben *). — Im Canton 
Uri im Griesern-Thale. einem 21/2 Stunden von Amsteg entfernten Seitenthale 
des Maderaner Thales (daher auch als im Maderaner Thal vorkommend an- 
gegeben) findet sich Anatas auf Klüften von Gneiss, auf und mit Bergkry- 
stall; er ist schwarz oder indigoblau, zuweilen bunt angelaufen und zeigt 
verschiedene Krystall-Formen. Seine Begleiter sind: Kalkspath, R oder --!/2R, 


* Jahrb. 1865, S. 725. 


365 


Adular, Basanomelan, Brookit und braune Pyrit-Hexaeder. Auch kommen 
daselbst tafelartige Anatase vor: OP.P oder OP!/sP . P mit Adular, Albit, 
Quarz und haarförmigem Rutil auf Klüften eines granitischen Gesteins: ferner 
flächenreiche Krystalle, P mit den drei stumpfen Pyramiden !/sP, 4sP und 
IrP, auch mit der stumpfen octogonalen Pyramide und mit PQO ; auch 
finden sich bier Krystalle '/P. Im Fahrlauethal an der Ruppletenalp 
schwarze Pyramiden P auf und im Bergkrystall. — Am St. Gotthard findet 
sich Anatas an verschiedenen Stellen. So an der ÜUrserenspitz unfern des 
Lucendro auf Gemengen locker verwachsener Krystalle des Adular und Mus- 
eovit, P und P.PQD begleitet von Bergkrystall und Rutil; an der Fibia 
auf derbem Feldspath-Gestein mit Adular, Laumontit, Apatit. — Im Maggia- 
Thale im Canton Tessin gelbe bis braune Krystalle, P. Y/sP auf Klüften von 
Gneiss in Gesellschaft von Bergkrystall, Chlorit, Adular und Rutil: am Berge 
Erena in diesem Thale oberhalb Peccia schwarze Krystalle, unter anderen 
die Combination P. OP. !/sP. OP auf Klüften feinkörnigen Granites be- 
gleitet von Albit, Berskrystall, Glimmer und Pyrit. — In der Nähe des 
Galenstockes am Rhonegletscher in einem albitreichen, granitischen Gestein, 
auf dessen Klüften schöne Flussspath-Krystalle vorkommen; der Anatas er- 
scheint sowohl im Gestein selbst und auf den Klüften, als auch eingeschlos- 
sen in den Flussspath-Krystallen, bisweilen sehr reichlich, kleine, schwarze 
Krystalle, mit Bergkrystall (auch als Einschluss in diesem), mit Apatit, Kalk- 
spath und Brookit. — Im Canton Wallis findet sich Anatas im Binnenthal, 
braune Krystalle, P.PQO auf Glimmerschiefer oder Gneiss, mit Glimmer, 
Adular, Albit, Bergkrystall und Rutil auch auf und in Kalkspath-Krystallen ; 
am Berge Albrun im Hintergrunde des Binnenthales sehr kleine Krystalle 
auf Bergkrystall mit Adular, Chlorit und Desmin; am Turpenhorn im Bin- 
nenthal indigoblaue Krystalle auf Glimmerschiefer mit Glimmer, Adular und 
Periklin; an Bettlibach am Niederwald unfern Viesch schwarze Krystalle 
auf Klüften von Gneiss mit Adular, Brauneisenocker und Rutil. 


L. Smisu: über ein neues Meteoreisen, den „Colorado-Meiteo- 
riten“ von Russel Gulch, Colorado. (SıLuıman, American Journ. 
XL, N. 125, pg. 218-219.) Durch Vermittelung von CnAnpLer erhielt Sur 
einen neuen Meteoriten mit folgender Angabe: Meteoreisen, gefunden in 
Russel Gulch, Grafsch. Cilpin, Colorado, im Febr. 1863 von O0. Currick. 
Wiegt 29 Pf. Das Eisen ist von mittler Härte, hat 7,72 spec. Gew. Im In- 
nern erkennt man kleine Partien von Eisenkies. Es wird leicht durch Sal- 
petersäure angegriffen, zeigt die WınmannstÄtten’schen Figuren. Von Ver- 
witterung hat es noch wenig gelitten. Die Analyse ergab: 


Bisennilh DBEFARIENENER N 90ET 
Nickel tu) rau ce TS 
Kobalt 2 2.0. ae... 008 
TIepIor Se. 2 Spur 
BiNOSpHOT? AL En. We Se 17.0002 


366 


H. Hörer: Analysen mehrerer Magnesiagesteine der Ober- 
steiermark. (Jahrb. d. geolog. Reichsanstali, XVI, No. 4, S 443-- 446,) 
Den gewaltigen Gneiss-Massen, welche die südliche Grenze der Obersteier- 
mark ‚gegen Kärnthen bilden, ist bei Kraubath ein Serpentinzug eingelagert, 
der sich längs des Sireichens der Gneiss-Schichten auf 11/2 Meilen verfolgen 
lässt, während dessen Mächtigkeit etwa 400 Klafter betragen mag. Der Ser- 
pentin zeigt gegen den Gneiss keine scharfe Grenze, sondern geht in solchen 
durch schiefrigen Serpentin, Hornblende- und Glimmer-Gneiss über, womit 
eine Abnahme des Magnesia-Gehaltes verbunden ist; auch lässt der Serpentin 
deutliche Schichtung, zu jener des Gneiss conform, erkennen. Die Analyse 
des Serpentins ergab: 


Kieselsäure . . 2... 40,81 
Fhonsrder Hi FRE, #09 
Mapnesiar sr : HH ER NET 309 
Kalkerday: 3 FH Gel ra 1,32 
ISSHOXydul 2.7 Zap 2 0302 
Eisenoxyd a ENGE 
Manganoxydul . . . 2. 0,64 
Obromoxyd:ie. 121 -Aslisan.) 4 0832 
‚WSS38r .. 37%, 20: 2.70 2 42610;26 


> 98,53. 


Von accessorischen Gemengtheilen finden sich: Blättchen von Biotit, 
Nadeln von Hornblende, Chromeisenerz (so reichlich, dass es bergmännisch 
gewonnen wird), namentlich aber Bronzit, der sich zuweilen zu beträcht- 
lichen Massen anhäuft. Dieser Bronzit besteht aus: 


Kieselsaure. 2, = rasgr HB 
Phonerder.. „2 20.800523 
IMagnasın ar „dust IHR, 0308 
Bisenoxydul, . . a T.lsir. EUA2 
Eisenoxyd... . 32.2 ra: 0,31 
Manganoxydul =. ... ne Bl 
WäASser. u teen 303 

99,58. 


Der Serpentin wird von vielen Gängen eines weissen, harten Magnesits 
durchsetzt, welcher oft Brocken von Serpentin einschliesst und diese werden 
auch wieder von feinen Adern von Magnesit durchsetzt. Die Analyse des 
reinen, weissen Maguesit ergab: 


Kohlensäure : . - » » . 50,89 

Magnosia : 0... 4841 

Unloshches u... 0:2. .021 
99,69. 


Hörer spricht die sehr wahrscheinliche Ansicht aus, dass der Serpentin 
von Kraubath aus der Umwandelung von Glimmer-Gneiss durch die Einwir- 
kung von kohlensauren Magnesia-Wassern hervorgegangen. 

Bei Mautern unfern Leoben findet sich noch eine bergmännisch bebaute 
Einlagerung von Talk in Glimmerschiefer. Der Talk ist schneeweiss, fühlt 
sich feitig an, hat ein spec. Gew. —= 2,756 und enthält: 


367 


Kieselsäure . » © 2... 6201 
Thonerde . u 20..22.20430 
Magnesia . - 2 2 2... 30,46 
Bisenoxyd., Sara El 
Unlöslicher Rückstand . . 0,38 
NNasser.m. 0 0. Ar 

99,87. 


ALsR. Schraur: Gewichtsbestimmung, ausgeführt an dem grossen Dia- 
manten des kais. österreich. Schatzes, genannt „Florentiner“. (Sitzungsb. 
d. k. Ac. d. Wiss. LIV. Ba., 5 S., 1 Taf.) — In allen Werken über Edel- 
steine wird das absolute Gewicht dieses Diamanten zu 139'/a Karat ange- 
geben, während dasselbe im Inventarium der k. k. Schatzkammer nur zu 
133\g K. notirt ist. Als Mittelwerth dieser neuen Wägungen wurde sein 
absolutes Gewicht zu 27,454 Gramm und sein specifisches Gewicht bei 19° C. 


 — 3,5213 gefunden. 


Unter Berücksichtigung der verschiedenen Grössenwerthe des Karatge- 


" wichtes, da ein Karat 


in Amsterdam = 205,7000 Milligramme, 


„ Florenz 197,2000 „ 
„ Paris = 205,000 a 
„»„ Wien — 206,1300 % 


wiegt, würden 27,454 Gramme entsprechen: 139"/;s Florentiner Karat, 133°/; 
Pariser Karat und 133,180 Wiener Karat.: Die letztere Zahl und die oben 
notirte Zahl 1334/8 kommen einander sehr nahe und ergeben auf den leeren 
Raum reducirt 133,160 Wiener Karat als das wahre Gewicht des „Floren- 
iiner“. Unter den grössten Diamanten ist er der dritte in der Reihe, da ihm 
der Orlow in dem russischen Scepter mit 1943/a Karat, der Regent oder 
Pitt im französischen Schatze mit 136°/a Karat vorausstehen, während der 
Kohinoor im englischen Schatze nach seiner neuen Facettirung nur noch 
106/16 Karat wiegt. Das ursprüngliche Gewicht des letzteren hat 186!/ıe 
Karat betragen. 

Der Florentiner Diamant, welcher. ebenso wie der ihm in Form ziem- 
lich ähnliche Sancy von 531/2 Karat ehemals Eigenthum des unglücklichen 
Herzogs „Karl von Burgund“ war, ist fast wasserhell mit einem Stich in das 
Weingelbe. Der Florentiner wurde in der Schlacht von Granson, der Sancy 
in der Schlacht von Nancy verloren, 


B. Geologie. 


A. Sterzuer: über Gesteine von Capverden. (Verhandl, des berg- 
männ. Vereins in Freiberg; berg- und hüttenmänn. Zeitung, XXVI, No. 6, 
S. 47—48.) — Durch Dr. Srüser wurden auf den Capyerden im Jahre 1864 


368 


eine Anzahl eigenthümlicher Gesteine gesammelt, von denen A. STELZNER 
einige einer näheren petrographischen Untersuchung unterworfen hat. Es 
sind diess folgende: 1) Nephelinbasalt. In einer dichten, blaugrauen 
Grundmasse liegen viele tafelartige Augit-Krystalle, sehr zahlreich, aber 
kleine Nephelin-Krystalle, die im frischen Zustande fast farblos, verwittert 
weisslich, ferner viele Körnchen von Magneteisen. Eine genauere Unter- 
suchung der Grundmasse kann erst entscheiden, ob in solcher Labradorit 
oder Nephelin als Gemengtheil auftritt. Fundort: Südabhang der Sierra von 
Fogo. — 2) Nephelinphonolith. Grundmasse dicht, grünlichgrau, in 
dünne Platten spaltbar; in ihr liegen: kleine Krystalle von Sanidin, Nephelin, 
Titanit, Nadeln von Hornblende und Körnchen von Magneteisen. Das Ge- 
stein findet sich bei S. Nicole. — 3) Noseanporphyr. Die feinkörnige 
helle, röthlichbraune Grundmasse enthält zahllose, dodekaedrische Krystalle 
und Körner von graulichblauem Nosean und vereinzelte Nadeln von Horn- 
blende. Die Grundmasse schmilzt v. d. L. leicht unter starkem Aufleuchten, 
zu blasigem, von Eisen gelb gefärbtem Glase und gibt starke Natron-Reac- 
tion. Braust mit Säure schwach auf und zersetzt sich dann fast völlig unter 
Abscheidung von Kieselgallert. Der Gesammtcharakter dieses Gesteins erin- 
nert nicht an Phonolith, mit dem es vielleicht geologisch auf das Innigste 
verwandt sein kann. Fundort am ö. Vorsprung des Hafens Furna auf der 
Insel Brava. — 4) Hauynophyr. Ähnlich dem Gestein von Niedermendig. 
In der blaugrauen Grundmasse liegen körnige Partien von Sanidin, verein- 
zelte Krystalle und krystallinische Körner von Hauyn, Augit, Titanit und Mag- 
neteisen. Von S. Autao. — 5) Nephelindolerit; hat krystallinisch-kör- 
nige, granitische Structur und besteht aus einem plagioklastischen Feldspath, 
aus Nephelin und Hornblende. Der Feldspath ist der vorwaltende unter den 
drei Gemengtheilen; er tritt in langen, leistenförmigen Individuen auf, 
die nach dem bekannten Gesetz zu Zwillingen verbunden sind. Farbe: 
weiss, röthlichweiss oder grau. Das Löthrohr zeigt starken Natron-Gehalt; 
dünne Splitter sind zu ziemlich klarem Glase schmelzbar. Wahrscheinlich 
ist dieser Feldspath Albit oder Oligoklas. Der Nephelin ist gelblichgrau bis 
gelbbraun, stark fettglänzend.. Von accessorischen Gemengtheilen erscheinen 
Körnchen von Magneteisen und sehr kleine Trapezoeder von Analcim. Diese 
eigenthümliche Felsart findet sich auf St. Vicente. 


Aue. Mürter: weitere Beobachtungen über die krystallini- 
schen Gesteine des Maderaner-,, Etzli- und Fellithales. (Verhandl. 
d. naturforsch. Gesellsch. in Basel IV, 3. 559—591.) Den früheren inter- 
essanten Mittheilungen * des in der Erforschung seines Heimathlandes uner- 
müdlich thätigen Verfassers reihen sich neue Beobachtungen an, welche 
derselbe im Sommer /866 zu machen Gelegenheit hatte. 

Vorkommen von Talkschiefern und Topfsteinen im Madera- 


ner und Etzlithal. Die genannten Gesteine bilden Einlagerungen zwischen 


* Vergl. Jahrb. 1866, 736. 


369 


Thenschiefern uad Felsitschifern; sie zeigen sämmtlich den in der Schiefer- 
zone jener Gegenden vorherrschenden Südfall. Die Talkschiefer sind dünn- 
schieferig; bald frei von Einschlüssen, bald entalten sie feine, schwarze 
Knötchen von Magneteisen (aber keine Krystalle dieses Minerals) und schöne 
Würfel von Eisenkies, die sich auch in” den angrenzenden Felsitschiefern fin- 
den. Die Felsitschiefer lassen die verschiedensten Stufen der Umwandelung 
in Talkschiefer erkennen: vom dünnen Talk-Blättchen, das die Schieferungs- 
flächen überzieht, bis zum reinen Talkschiefer. Die Topfsteine sind fein bis grob- 
schuppig, fettig anzufühlen, von grauer Farbe, brechen in 2--4“ dicken Platten, 
enthalten gleichfalls Eisenkies-Krystalle und werden von Adern weissen Bit- 
terspalhs durchzogen. Ihre Entstehung durch Umwandelung aus den umge=- 
benden grauen Thonschiefern ist nicht zu bezweifeln. ‚In unmittelbarer Be- 
rührung mit den Talkschiefern und Topfsteinen erscheinen Hornblendege- 
steine und die Vermuthung liegt mithin nahe, dass die in Zersetzung befind- 
lichen Hornblendegesteine den Talkgehalt zur Umwandelung der Felsit- und 
Thonschiefer in Talkschiefer und Topfsteine geliefert haben. 

Auftreten von Hornblendegesteinen am nördlichen Ab- 
hange des Maderaner Thales. Zwischen krystallinischen grauen und 
grünen Schiefern in gleichem Streichen erscheinen verschiedene Hornblende- 
gesteine, darunter Syenite, Diorite. Nur selten hat man aber Gelegenheit 
gute Contactstellen zu sehen. Eine solche bietet sich in der Nähe der un- 
tersten Hütten von Golzern beim Ansteigen von Bristen dar. Ein mächtiger 
Syenit-Gang durchsetzt hier die grünen und grauen Schiefer ohne jedoch 
irgend welche Umwandelungen zu veranlassen. 

Umwandelung der Hornblendegesteine in Granite und Chlo- 
ritgesteine. Die mannigfachsten Übergänge zwischen Syeniten und Gra- 
niten durch Gesteine, welche neben Orthoklas und Oligoklas gleichzeitig 
Hornblende, Glimmer und Quarz enthalten, sprechen sehr für die Umwande- 
lung von Syeniten und Dioriten in granitische Gesteine. Zwar pflegen jene, 
wenn in frischem Zustande, nur wenig Quarz zu enthalten; bei der Umwande- 
lung der Hornblende zu Chlorit und Talkglimmer werden aber 10 bis 20°), 
Kieselsäure ausgeschieden, die in Form von Glasquarz sich dem Gestein bei- 
mengen können. -— Gneiss-ähnliche und schieferige Chloritgesteine sind nicht 
selten im Schiefergebiet. Ihre Entstehung aus Syeniten wird um so wahr- 
scheinlicher, wenn sie die für den Syenit so bezeichnenden Titanit-Krystalle 
enthalten. 

Contact zwischen Kalk und Gneiss am Fusse der Windgelle. 
Nach langem vergeblichem Suchen ist es nun Aug. MüLLrr gelungen, oberhalb 
der Alpe Oberkäsern am Fusse der Windgelle eine schön entblösste Stelle 
zu finden, wo der dichte, graue, jurassische Kalk mit Gneissen und Schie- 
fern des krystallinischen Centralgebirges zusammenstösst. Die beiderlei Ge- 
steine scheinen bald wie aneinandergeleimt mit scharfer Grenze, bald un- 
regelmässig zackig in einander verkeili. Der graue Kalk zeigt nicht die 
mindeste Veränderung; er enthält zahlreiche Encriniten-Stiele und andere 
Versteinerungen. 


Umbiegung der Gneiss- und Kalkschichten am Fuss der 
Jahrbuch 1867. 24 


R 
= 
4 
ji 
ö 


370 


Windgelle. Gneisse und Schiefer des kıystallinischen Gebirges zeigen 
bei Oberkäsern in der Nähe der Contact-Linie eine Umbiegung der sonst 
steil südfallenden Schichten in einen weniger steilen Schichtenfall. Die ideale 
geradstrahlige Fächerstructur hat also hier eine Ausnahme erlitten, ein wei- 
terer Beweis, dass wir es in dieser Fächerstellung mit wirklichen, abwech- 
selnd dick- und dünnschieferigen Schichten, wie im ursprünglich sedimen- 
tären Gebirge und nicht mit sog. Schieferung zu thun haben. Die jurassi- 
schen, unmittelbar über den krystallinischen Schiefern gelagerten Kalksteine 
fallen nahezu unter demselben Winkel, also anscheinend conceordant gegen 
SO. oder SSO. ein; dagegen fällt die ganze Kalkkelte der beiden Windgellen 
und Ruchen auf der N.-Flanke entschieden gegen N. ein, dem Schächenthal 
zu. Es hat also in der Nähe der Contact-Linie eine noch viel stärkere Um- 
biegung der Schichten des Kalkgebirges von N. nach S. stattgefunden und 
es zeigt mithin die Kalkkette der beiden Windgellen und Ruchen einen deut- 
lichen Gewölbebau. 

Die Porphyr-Stöcke am Fusse der Windgelle, Mitten im Kalk- 
gebirge eingekeilt erscheinen, schon aus der Ferne durch Form, Farbe und 
Zerklüftung auffallend, drei Porphyr-Stöcke. Die beiden kleineren finden 
sich zwischen der grossen und kleinen Windgelle und haben eine röthliche 
Farbe; der dritte bedeutend grössere Porphyr-Stock tritt am ö. Fusse der 
Windgelle in der Nähe des grossen Ruchen zu Tage und ist fast weiss. 
Zahlreiche Blöcke, von diesen Porphyren stammend, liegen nebst Kalksteinen 
in den Schutthalden umher und zeigen eine dichte felsitische Grundmasse, in 
der Körner oder undeutliche Krystalle von Quarz und kleine Krystalle von 
Orthoklas eingewachsen sind. Es gleichen diese Porphyre von der Wind- 
gelle gewissen im Schiefergebiet des Maderaner Thales vorkommenden Felsit- 
schiefern, die wahrscheinlich aus thonigen Kalkschiefern entstanden sind. 
Über die Lagerungs-Verhältnisse der Porphyre konnte Aus. Mürter nichts 
Näheres ermitteln; er glaubt ihnen jedoch eher einen metamorphischen als 
sedimentären Ursprung zuschreiben zu müssen. 

Analyse einiger Schiefer des Etzlithales. Auf Ars, Mürzer’s 
Ersuchen wurden durch GoPPELsRÖöDER einige krystallinische Schiefer aus den 
Umgebungen des Etzlithales untersucht, nämlich: 1) Graulichweisser, stark 
perlmutiterglänzender Thonschiefer, der einem Talkschiefer gleicht; 2) Grünlich- 
weisser, dünnschieferiger, talkähnlicher Thonschiefer, dessen geringer Ge- 
halt an Kieselsäure und grosse Kalkerde-Menge auffallend; 3) grüner, schuppig- 
körniger Schiefer, einem Chloritschiefer ähnlich, vom Kreuzthal. 


1. 2. = 
Kieselsäure . . . . 67,86 . 39,85 . 54,07 
Mhonerdelös 1.9.0975 77.24,79 1: — 
Kalkerde 22... 2 341, ,..28:08.,12.025 
Magnesiay 1.1.22 3080. 0629 
Bisenoxyd . 1,2 ..u0663.%0 419,78 . 12,00 
Rest (Alkalien) . 6,09 . —  .. 5,88 (einschliesslich Thonerde, 
Glühverlust (Wasser) 3,16 . 4,04 . 15,89 deren Bestimmung verun- 


glückte.) 


Die Analysen GorreLsröper’s bestätigen die schon früher von ALs. MÜLLER 


371 


ausgesprochene Vermuthung, dasa viele der im Maderaner Thale verbreiteten 
weissen, grauen und &ellgrünen, perlmutterglänzenden Schiefer, welche wie 
Talkschiefer aussehen, keine Talkschiefer, sondern eher Thonschiefer 
sind. 


Tn. Prrersen: Analyse desDolomits ausdem Binnenthal. (Aus 
dem VII. Berichte des Offenbacher Vereins für Naturkunde, Sep.-Abdr. S. 7.) 
Der weisse, zuckerkörnige Dolomit, die Lagerstätte so vieler ausgezeichneten 
Mineralien, welche das Binnenthal zu einem berühmten Fundort gemacht 
haben, besitzt folgende Zusammensetzung: 


Kohlensaurer Kalkı. ae u: me. an... 561a 
Kohlensaure Magnesia . . . 2 2 2.2.2.2...42,30 
Kohlensaures Eisenoxydul . : 2. 2 2.2..2.2.040 . 
(ARTE 7, he N 2 a a A ee 
Schmefelsaurer)Baryti.ıny.lmn.guuls, 19m, Spur 
100,39. 


Also Kalk-Magnesia-Carbonat in nahezu gleichem Mischungs-Verhältniss: 


Ca0 . CO, + NgO .. CO,. 


S. Hausenton: Analyse eines Basalt von Neuseeland. (Philoso- 
phical Magazine, XXX, N. 215, pg. 221.) Der untersuchte Basalt von Du- 
nedin auf Neuseeland enthält Krystalle von Augit und Olivin und besteht aus: 


Kieselsäure ». . » 2... 46,60 
Phonerde . . n_....2..1,.,36,80 
Kalkerder 0. er. 2 2rgiGn 
Macenesiar . 2.2.7. 2.20:2.086,89 
NEN. RN a >) 
NA OR EEE a TE 
Bisenoxyal. nen. a TER 
Bisenoxzydul’. ».. 2 ..7.2.8.76 
Manganoxydul . . .». . . 0,7 
Titansäure . - . 2 2... Spur 

102,56. 


W. v. Haıpinser: der Meteorsteinfall am 9. Juni 1866 bei Knya-„ 


hinya. (Sitzungsb. d. k. Ac. d. Wiss. Bd. LIV, 48 S., 3 Taf. — Es ist der 
Meteorsteinfall bei Knyahinya in Ungarn um so wichtiger, als er von vielen Au- 
genzeugen beobachtet worden ist. Eine sorgfältige Sammlung und kritische Be- 
leuchtung einer grossen Anzahl solcher Beobachtungen zum Theil in der unmittel- 
barsten Nähe der gefallenen Stücke, zum Theil aus grösseren Entfernungen, war 
der Hauptzweck dieser Mittheilungen v. Haınıncer’s. Ganz besonderen Werth wird 
man auf die darin enthaltenen Berichte der Herren A. Puxars und W. NesepLo in 
Nagy Berezna zu legen haben, von denen der erstere auch einen Situations- 
plan und eine übersichtliche landschafiliche Darstellung der Oberfläche bei- 
gefügt hat. Von ihm wird ferner die Ausgrabung des grössten der hier ge- 


fallenen Steine von nahezu 6 Centner Gewicht, der auf einer Wiese 11 Fuss 
24 * 


% 


372 


tief in den Boden gedrängt worden war, genauer beschrieben. Dieses Stück 
ist nun, aus vier Bruchstücken bestehend, im k. k. Hofmineraliencabineie 
zusammengestellt. Director Dr. Hörses hat folgende Maasse davon abge- 
nommen: 


Länge 2 Fuss 4!/, Zoll, Breite 1 Fuss 4 Zoll, Dicke 1 Fuss 6 Zoll, 


Die Gewichte in Zollpfund: in Kilogrammen: 
1) Grösseres Stück, rechte 
Seite der Vorderansicht 283 Pfd. 20 Loth. 141,833 
2) Kleineres Stück, linke 
Seiteiu sn! ee ZU 135,983 
3) Ein kleines losgebroche- 
nes Stück 39 ... » An Di 2,350 
559 Pfd. 16 Loth. 279,766 


v. Haıpinser schätzt die Anzahl der einzelnen hier gefallenen Steine auf 
über Eintausend mit einem Gesammtgewichte von 8 bis 10 Centner, welche 
sich über einen länglich von NO. gegen SW. gestreckten Raum von etwa 
8000 Klaftern Länge und einer Breite von etwa 3000 Klaftern ausgebreitet 
haben. Die beigefügten Abbildungen stellen jene Stücke des grössten Stei- 
nes in !/s der natürlichen Grösse dar und erläutern den Fall dieser bei Knya- 
hinya gefallenen Meteoriten, der von interessanten Licht- und Schallerschei- 
nungen begleitet war, aus der Nähe und Ferne in der anschaulichsten Weise, 
so dass man wohl aussprechen kann, dass sich dieser Fall in der Reihe der 
Meteoritenfälle als ein höchst reichhaltiger in vieler Beziehung an die Fälle 
von L’Aigle 26. Apr. 1803, Weston 14. Dec. 1807, Stannern 22. Mai 1808, 
Juvinas 15. Juni 7821, Allahabad 30. Nov. 7822, Cold Bokkeveld 13. Oct. 
1838, New Concord 1. Mai 1860, Orgueil 14. Mai 7864 und so manche an- 
dere glänzend anreihet. 


Deiesse: Carte geologique du departement de la Seine. 
Paris, 1865. 4 Bl.“ — Diese im Maassstabe von !/25,00o bearbeitete Karte 
lehrt uns den Untergrund von Paris und seinen Umgebungen bis zu den grös- 
seren, schon erreichten Tiefen kennen. Sie Stellt diesen Landstrich dar ent- 
kleidet von dem Diluvium (oder terrain de transport), das man als die all- 


«gemeine Bedeckung der einzelnen darunter liegenden Gesteinsbildungen hin- 


weggeführt denken muss. Daher treten die verschiedenen Glieder der 
Tertiärformation und die sie unterlagernde Kreideformation in ihrem Zusam- 
menhange hervor und gestatten mit den auf der Karte gezogenen horizontalen 
Curven oder Niveaulinien an einem jeden Orte einen sicheren Einblick in 
die Zusammensetzung des Bodens, was für ökonomische” Zwecke höchst 
wichtig ist. An sehr vielen Stellen der Karte ist die Mächtigkeit der durch- 


* Die erheblichen Störungen des Verkehrs im vergangenen Jahre, welche Veranlas- 
sung gaben, dass diese werthvolle Gabe von M. DELESSE den Weg von Paris nach Deutsch- 
land wiederholt einschlagen musste, ehe sie ihren Bestimmungsort erreichte, erklären zu- 
gleich auch die Verzögerung unseres Berichtes darüber. Ge 


373 


schnittenen Schichten auch speciell mit Zahlen angegeben. Eine Reihe grös- 
serer Durchschnitte an der unteren Seite der grossen Karte geben hierüber 
eine klare Übersicht. Es ist wohl nie eine geologische Karte gerade in 
dieser Weise und mit einer solchen Genauigkeit ausgeführt worden! 

Als Schichten der Tertiärformation werden von oben nach unten un- 
terschieden: Mühlstein-Quarzit (Meulieres de la Beauce), obere Sande 
von Fontainebleau, Meulieres und Travertino de la Brie, grüne Letten 
(Glaises vertes), Obere Mergel, Travertino von Champigny und Gyps, Un- 
tere Mergel, Travertino von St. Ouen, Mittlerer Sand von Beauchamp, Weisse 
Mergel, Grobkalk, Plastischer Thon und Unterer Sand. 

Glücklicher Weise ist die Vollendung dieser wundervollen Karte noch 
zeitig genug erfolgt, um noch vor Beginn der bevorstehenden grossen In- 
dustrieausstellung in die Hände vieler Tausende von Besuchern zu gelangen, 
welche sich durch dieselbe mit den topographischen und geologischen Ver- 
hältnissen von Paris und seiner Umgebungen schon jetzt vertrauei machen 
können. 


Geognostische Karte der Niederlande im Maasssiabe von 
1: 200,000. (Jb. 1866, 375.) — Den früher erwähnien 8 Sectionen dieses 
mit grosser Sauberkeit ausgeführten Kartenwerkes reihen sich schon 5 wei- 
tere Sectionen hier an, No.6 (Texel), No.7 (Oostergoo), No. 10 (Ken- 
nemerland), No. 21 (Walcheren) und No. 23 (Peel). Sie gewähren 
abermals reiche Belehrung über die Verbreitung der jüngsten Ablagerungen, 
zu deren speciellerem Studium jener Boden so geeignet ist, den man, wie 
keinen anderen mehr, als ein Geschenk der grossen Ströme betrachten darf. 


Taeovor Kıeruir: Geologisk Kart over Christiania Omegn. 
Christiania, 1864. 1 Blatt. — Auf nach Christiania! wird Mancher un- 
serer geehrtien Fachgenossen ausrufen, wenn ihm diese geologische Karte 
der Umgegend von Christiania einmal vor Augen liegt. Sie ist von KyJERULF 
im Maassstabe von 1/100,000 ausgeführt worden und liegt hier in ihrer zweiten 
Auflage vor. 

Eine französische Erklärung der die Gesteine bezeichnenden Farben ist 
beigefügt. Wir gebrauchen auch hier die auf der Karte befindlichen Zahlen 
zu ihrer Bezeichnung. 

In geringer Entfernung von Christiania oder dem alten Agershuus 
gelangt man an die nördliche Grenze der azoischen Schieferregion 
(20), die sich von hier nach NO. hin, sowie in SW. Richtung ausbreitet, 
jedoch unterbrochen durch zwei gewaltige Fjords, den Bunde Fjord im S. 
von Agershuus und den mehr westlich gelegenen Christiania Fjord, in ihrem 
südöstlichen Bezirke aber durchbrochen von dem alten Granit (12), hier 
und da überlagert mit jungen Thonen (3). Auch kennt man in diesem Ge- 
biete mehrere alte Moränen (6). 


Im Allgemeinen die Richtung von NO. nach SW, innehaltend schliessen 
r 


37% 


sich paläozoische Formationen in NW.-Richtung an, welche zunächst viel- 

fach zerrissen erschienen, bis sie aus der Gegend von Christiania an mehr 

zusammenhängende Glieder bilden. Es muss in Folge dessen die Bearbeitung 
der Karte eine höchst mühevolle gewesen sein. 

Von unten nach oben fortschreitend werden folgende silurische Gruppen 
unterschieden: 

(19) Stinkkalk und Alaunschiefer, in Christiania selbst und östlich davon bei 
Töien; 

(18) Orthocerenkalk mit O. vaginatum und Graptolithenschiefer; 

(17) Grauwackenschiefer mit Nieren und Platten von hydraulischem Kalk, 
die beiden leizteren Gruppen in grosser Ausdehnung auch auf den süd- 
lich von Christiania gelegenen Inseln; 

(16) ihonige Grauwackenschiefer und sandige Kalksteine, welche den vorigen 
folgen ; 

(15) Korallenkalk und Pentameruskalk, zum Theil auf einigen jener von Chri- 
stiania südlich gelegenen Inselgruppe, wie auf Malmöen und Ulvöen, 
zum Theil einige Meilen W. von Christiania; 

(14) Orithocerenkalk mit 0. cochleatum und Graptolithenschiefer, an den vo- 
rigen angrenzend; 

(13) Conglomerat, grauer, quarziger Sandstein und rother Thonschiefer, bis 
jetzt ohne Fossilien, doch wahrscheinlich ein Vertreter der Devonfor- 
mation. 

Als eruptive Gesteine haben ausser dem schon erwähnten alten 
Granit (12, G. G.) ein jüngerer, postsilurischer Granit und Syenit (11, G. S.), 
besonders im Norden von Christiania und im südwestlichen Theile der Karte, 
Quarzporphyr (10, q.), ein lichter Feldspathporphyr (9, O), einige Meilen 
westlich von Christiania, ein schwarzer Augitporphyr (8, P), NO. und NW. 
“von Christiania, sowie braune und rothe Felsitporphyre (7, P) unterschieden, 
welche letztere eine grosse Fläche im nordwestlichen Theile der Karte ein- 
nehmen. 

Von jüngeren Sedimentärgesteinen weist die Karte ausser alten Moränen 

(6) und glacialen Thonen (5) noch Thon mit Meeresconchylien (4), jüngere 

Thone (3), geschichteten Meeressand (2) und jüngste Thon-, Sand- und Kies- 

Ablagerungen nach, unter denen (4) namentlich in den unmittelbaren Uınge- 

bungen von Christiania, sowie in dem Loen Elf eine grössere Entwickelung 

erlangt. 


Ta. Kyerutr und Terzer Dasın: Geologische Karte des südlichen 
Norwegen, darstellend die Stifter von Christiania, Hamar und Chri- 
stiansand, auf Veranlassung des Ministeriums des Innern der K. Regierung 
von Norwegen ausgeführt in den Jahren 7858-1865. Christiania, 1866. 
10 Bl. Karten, 3 Bl. Profile, 1 Taf. Farben-Erklärungen in norwegischer 
Sprache und 1 Hft. Erklärungen in Octav mit französischen Text, 19 S. — 

Diese im Norden bis an das Dovre Fjeld, im NW. aber bis an das Stift 
Bergen reichende Aufnahme wurde im Maassstabe von 1: 400,000 veröffent- 
licht. Ausser den eigenen Untersuchungen der Verfasser sind die älteren 


375 


Karten und die vielseitigen Beobachtungen des Prof. KeıLnav, sowie die von 
J. Horsvs und vielen Anderen hierzu benutzt worden. Unter jenen 10 Blät- 
tern der Karte besitzen No. 1—6, welche die Stifter Christiania und Hamar 
einnehmen, 0,385 M. Höhe und 0,39 M. Breite, A-andere aber (No. I—IV) 
für das Stift Christiansand 0,33 M. Höhe und 0,345 M. Breite. Wie sich 
die letzteren an die ersteren anschliessen, ist auf dem Umschlage zu er- 
sehen. Zu ersteren gehört eine Tafel mit 4 grossen Längenprofilen, in dem 
Maassstabe von 1: 200,000, zu letzteren 2 andere Profile, in demselben und 
dem doppelten Maassstabe. 

Es ist zu bedauern, dass man versäumt hat, die Richtung dieser instruc- 
tiven Profile auf der Karte durch Linien anzugeben. So bleibt das Aufsuchen 
dieser Linien einem Jeden selbst überlassen und um diess zeitraubende Ge- 
schäft einigermaassen zu erleichtern, mögen hier folgende Bemerkungen 
dienen: | 

Das erste Profil auf der grossen Tafel geht in der Richtung von NW. 


nach SO. aus der Gegend von Laerdal im Stifte Bergen bis an das Fjord von 


Drammen (Bl. 6 und 3); 

das zweite beginnt bei Fortun im Stift Bergen und verbreitet sich von 
W. nach O. bis an das Fulufjeld-Gebirge an der Grenze von Schweden 
(Bl. 3 und 4); 

das dritte beginnt bei Snehaetta auf dem Dovre-Gebirge und reicht 
in der Richtung von NWN.—SOS. bis an den Oiern-See (Bl. 1, 2, 4, 6): 

das vierte beginnt bei Elverum im Süd und reicht in der Richtung 
von NNW. bis an das Gebirge Vigelen (auf Bl. 2, 4); 

das fünfte getrennte Profil gibt einen Durchschnitt des Stiftes Chri- 
stiania von Jaelse im W. bis Nordsiö im O. und setzt fort bis Holmestrand 
in dem Fjord von Christiania (Bl. I, II, 6); 

das sechste kleinere Profil in !/ıoo,0oo Grösse ist von Flekkjord in 
NW. bis in die Gegend von Lindesnaes in SO. gezogen (Bl. IID. 

Übrigens wird der Gebrauch der Karte für Ausländer durch die fran- 
zösische Erläuterung sehr erleichtert. Im Wesentlichen werden auf ihr die- 
selben Hauptgruppen unterschieden, wie auf der Karte der Umgegend von 
Christiania, welche ja nur einen kleineren Theil dieses weit umfangreicheren 
Werkes darstellt. 

Unter den jüngeren Ablagerungen (a-h) erregen besonders die unter dem 


norwegischen Namen „Ra“ und dem schwedischen Namen „Asar“ bekannten 
Moränen das Interesse, welche sich zu beiden Seiten des Fjord von Chri- 
stiania, von Moss nach Raade einerseits und von Horten in südwestlicher 
Richtung nach Laurvik hin anderseits ausdehnen (Bl. 6, 5). 

Es sind von Sars und KyeruLr schon früher Mittheilungen über die gla- 
ciale und postglaciale Formation in Norwegen in einem Programm der Uni- 
versität Christiania „Jagttagelser over den glaciale Formation“, 1860, in 
der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, 1860, p. 389—408, 
1863, p. 616—639, sowie von Sars über die Fauna dieser Formation in 
dem Programm der Universität Christiania, 1864, 1 niedergelegt worden. 


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376 


Die wahrscheinlich devonischen rothen und grauen Schiefer und 
Sandsteine (i) finden sich nicht nur in dem Fjord von Christiania, bei Moss, 
Horten und Holmestrand, sondern auch bei Skien im Fjord von Langesund, 
westlich von Christiania, am Ostrande des Tyrifjord (Bl. 5, 6, 4). 

(k) stellt die oberen Silurschichten vor, welche meist als versteinerungs- 
reiche mächtige Kalksteine auftreten, bei Skien im Fjord von Langesund 
(Bl. 5), auf den Inseln von Holmestrand und weiter nördich, wie W. von 
Drammen (Bl. 6 und 5), westlich und SW. von Christiania (Bl. 6), am Tyri- 
fjord und Randsfjord (Bl. 4). R 

Die unteren Silurschichten (1), meist ebenso reich an Versteinerungen, 
finden sich am Ekern-See (Bl. 5) und am nördlichen Ende des Mjösen-See’s 
(Bl. 4), sowie an einzelnen anderen isolirten Stellen. Kalklager und Mergel- 
schiefer, die darin vorkommen, wurden mit blauer Farbe hervorgehoben. 

Unter (m) wird ein mächtiges Schiefergebirge unterschieden, von dem 
sich im südlichen Norwegen nur eine kleine Partie im Süden des Dovre- 
Gebirges findet (Bl. 1 und 2). 

Die unter (n) aufgeführte Gruppe, welche in mächtigen Felsmassen die 
höchsten Gipfel des mittleren Norwegen umringt, wie die Berge von Jotun, 
Filefjeld, S. vom Tyen-See, und Hemsedal (Bl. 1 und 3) haben noch keine 
organischen Überreste geliefert. 

(0) bezeichnet das ausgedehnte Schieferterrain, das als Dictyonema- 
Schiefer zusammengefasst ist und als takonisch angesprochen wird, ein 
Name, welcher der Primordialzone der unteren Silurformation nahezu ent- 
spricht. 

Unter ihm tritt die sehr ausgedehnte Sparagmitzone (p) auf. Man 
begreift unter Sparagmit ein Conglomerat oder Pudding, bald von heller, 
röthlicher, gelblicher, bald dunkeler Farbe, mit Fragmenten von Feldspath 
und Quarz, denen sich häufig schwache talkige Blättchen beigemengt haben. 

Die Verfasser rechnen sowohl diese als die mit o und n unterschiedene 
Gruppe zur Takonischen Formation, welche im südlichen Norwegen 
demnach aus drei bestimmten Etagen besteht, einer oberen, den Quarziten 
der höheren Gebirge, ferner der Schieferzone mit Bırranpe's Primordialfauna, 
die mit den über ihnen lagernden untersilurischen Schichten mit Graptolithen, 
Asaphus und Orthoceras vaginatum, meist concordante Lagerung einnehmen, 
und einer unteren mächtigen Etage von Quarziten und Trümmergesteinen, 
die durch Zerstörung der alten Granite entstanden sind und auf dem Grund- 
gesteine discordant ruhen. 

Unter Grundgestein (g) werden Qarzit und Quarzschiefer, Glimmerschiefer, 
Hornblendeschiefer und Gneiss, also krystallinische. azoische Schiefer ver- 
standen. 

Von krystallinischen Eruptivgesteinen begegnet man sehr verschiedenen 
Porphyren, einem postdevonischen Granit und Syenit (Bl. 4, 5, 3), zahlreichen 
Abänderungen von Hypersthenit oder Gabbro, wozu auch der an Labrador 
reiche Norit gehört, Serpeniin und den alten Graniten und Syenit, unter 
denen man wiederum vortakonische und nachtakonische unterschieden hat. 
Ein Amphibolgranit von Farsund ist auf den Bl. III und IV zu finden, als 


377 


„granitelle“ gilt ein feinkörniger, fast blätteriger Granit, der aus Feldspath, 
Quarz und feinen Körnern von Magneteisenerz besteht, nahe von Tvedestrand 
Bl. W. 

Der älteste Granit hat bei weitem und insbesondere in den südlichen 
Theilen die grösste Verbreitung. Überall hat er die azoischen Schichten 
durchbrochen, so dass er auch in Norwegen als ein wahres Eruptivgestein 
auftritt. 

In zwei Abhandlungen über Thelemark und Kongsberg, deren Über- 
setzungen die Überschriften führen „Über die Geologie von Thelemarken“ 
und „Über den Erzdistrict von Kongsberg“ haben die Verfasser schon früher 
ihre Erfahrungen über die Natur dieses alten Granites und seine Beziehungen 
zu der azeischen Schieferzone mitgetheilt, worauf wir noch einmal ver- 
weisen. 

Es-ist nicht versäumt worden, das Streichen und Fallen der Schichten, 
das Vorkommen von Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Blei, Eisenkiesen, Kobalt- 
erzen und Mangan, Erzgruben und Steinbrüche durch besondere Zeichen an- 
zuführen, wodurch man Einsicht in die Vertheilung dieser werthvollen Mi- 
neralproducte erhält, an welchen das südliche Norwegen so reich ist. Diess 
erhöhet nicht allein den Werth dieser Arbeit für die praktische und tech- 
nische Geologie in einem hohen Grade, sondern ist auch für rein wissen- 
schaftliche Studien von grösstem Interesse. Wie viele Erinnerungen eines jeden 
Mineralogen knüpfen sich nicht an die berühmten Fundorte Hiterö, Flekke- 
fjord, Ekersund (Bl. II), Arendal, Tvedestrand (Bl. IV), Brevik, Frederiks- 


'vern, Laurvik, Kongsberg, Modum, Snarum und Skutterud (Bl. 5), Drammen, 


Tyrifjord, Christiania und Aker (Bl 6) und viele andere! Dem Geologen aber 
wurde durch diese verdienstliche Arbeit von KyeruLr und Dantt jedenfalls 
der grösste Dienst erwiesen, wodurch das fernere Studium der ältesten wie 
der jüngsten nordischen Formationen in der erwünschtesten Weise gefördert 
wird. 


C. Paläontologie. 


L. Rürıseyer: Beiträge zu einer paläontologischen Geschichte 
der Wiederkäuer zunächst an Lmse#’s Genus Bos. Mittheil. d. 
Naturf. Ges. in Basel, IV. Th., 2. Hfi. 1865.) — Neben anderen bei seinen 
umfassenden Studien der lebenden und untergegangenen Thierwelt gewon- 
nenen Resultaten, die man als Grundsteine für eine historische Zoologie be- 
trachten darf, bringt der Verfasser auch folgenden Satz zur Geltung: dass 
uns die Merkmale des Milchgebisses wohl durchweg richtiger Wegweiser 
sein werden zur Verfolgung der gegenseitigen Beziehungen von Säugethier- 
gruppen, oder zur zoologischen Synthese, während das definitive Gebiss stets 
eine der stärksten Stützen der Speciestrennung oder der Analyse bieten wird. 


Das Milchgebiss ist der conservative, das definitive Gebiss der progres- 


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378 RN‘, 


sive Antheil des individuellen Zahnsystems; jenes ist ee Erb- 
theil, dieses grösserentheils Erwerb. s 

Eine dem Zahnbau eninommene Gruppirung, welche bezweckt, den Wie- 
derkäuern ihre richtige Stellung unter den Hufthieren anzuweisen, wird von 
neuem begründet. Sie erscheint im nachfolgenden Schema: 


Eguina. 
Oreodon. Camelina. 
Anoplotherium. Chalicotherium. Cavicornia. 
Bramatherium. Giraffina. 
; Sivatherium. 
Dichobune. : 
Palaeomeryx. Cervina. 
Amphitragalas. ; 
; - Moschina. 
Xiphodon. Dorcatherium. 
Cainotherium, 
Hichod Mierotherium. 2 
ıchodon. Oplotherium. Tragulina. 
Poebrotherium. 
Soeben Dicotylina. 
Anthracotherium. 


Es haben aber auch die vom Verfasser vollkommen unabhängig von dem 
Gebiss durchgeführten kraniologischen Untersuchungen zu einer ganz ähn- 
lichen Anordnung geführt. 

Indem er von diesen Gruppen die Cavicornia weiter verfolgt, ergeben 
sich ihm für die Antilopen wiederum zwei Tochtergruppen, die mit dem Ge- 
biss vom Gepräge der Ovin«e und Caprina, und Antilopen mit dem Gebiss 
vom Gepräge der Bovina. 

Die übrigen Hohlhörner lassen sich nach dem Zahnbau ebenfalls in zwei 
Gruppen bringen, welche jenen der Antilopen entsprechen, in die Ovina und 
die Bovina:; und unter letzteren lassen sich ferner, immer an der Hand des- 
selben Hülfsmittels, drei Gruppen unterscheiden, Büffel ( Bubulina), Bi- 
sonten (Pisontina) und Rinder ( Bovina sensu str.), welche letzteren 
dann wieder zerfallen könnten in Bibovina und Taurina. 

Nach der Fixirung des Ortes, den die Bovina in einer natürlichen An- 
ordnung der Wiederkäuer etwa einzunehmen hätten, wendet sich Verfasser 
zu der specielleren Untersuchung. Ihre Repräsentanten sind durch folgende 
Merkmale charakterisirt: 

Ausbildung meist seitwärts gerichteter Hornzapfen am hinteren Rande 
des Stirnbeins. 

Grosse Ausdehnung des Stirnbeins, in longitudinaler und transversaler 
Richtung, wodurch schliesslich diese Knochen die hintere Kante der Schädel- . 
oberfläche bilden oder gar mit in die Occipitalfläche hinabsteigen, wie die 
Parietalia, sowie sie endlich seitlich die Schläfengruben überwölben. 

Verticale in die Quere gerichtete Hinterhauptsfläche, gebildet durch Oc- 
ciput, Parietalia und theilweise Frontalia, mit tiefem seitlichem Einschnitt 
durch die hintere Öffnung der Schläfengrube 


379 


Augenhöhle in Folge der seitlichen Ausdehnung der Stirn nicht wesent- 
lich aus dem seitlichen Umriss des Schädels vortretend. 

Backzähne massiv, in verticaler Richtung stark verlängert, säulenförmig, 
mit cylindrischen Dentinpfeilern, meistens oben und unten mit accessorischen 
Säulen. Gesichtsschädel in entsprechender Weise in die Höhe ausgedehnt. 

Schneidezähne mit breiter, schaufelförmiger Krone, unter sich gleich- 
artig. —. 

Die Gattung Catoblepas TuunBErs, SUNDEVALL u. A. wird auf Antilopen- 
Typus zurückgeführt, Ovibos mit den Schafen vereiniget. Für die Modifica- 
tionen der letzten Gattung gilt die sowohl morphologische als historische 
Reihenfolge: 


d Bootherium 
cavifrons. 
Ovibos priscus fosstlis moschatus. 
®2 Bootherium ( Bos canaliculatus, 
bombifrons. B. Pallasii.) 


1) Die Gruppe der Büffel oder Bubulina lässt sich vom Miocän an 
verfolgen und zwar in nachstehenden Arten: 


Miocän. Pliocän. Diluvium. Gegenwart. 
- ; a Var. italica. 
Buffelus palaeindicus. Come] ae Arni 
! denn, sondaica. 
Probubalus sivalensis 
(Hemibos Fauc.) celebensis. 
(Anoa 0. G.) 
acuticornis 
(Amphibos Farc.) 
Rubalus brachyceros. 
caffer. 


Diese 3 Abtheilungen unterscheiden sich von einander durch: 
Probubalus: Occiput vorgezogen. Hörner dreieckig, nach hinten ge- 
richtet. Choanen und Vomer nach hinten verlängert. 
Buffelus: Occiput kurz. Hörner platt, dreieckig, seitlich gerichtet. Choa- 
nen und Vomer wie vorhin. Heimath Asien. : 
Bubalus: Occiput vorgezogen bis kurz. Hörner halbeylindrisch. Choa- 
nen und Vomer normal. Heimath Afrika. 


2) Die Bisontina oder Wisente, welche bis jetzt bekannt geworden 
sind, gruppiren sich nach morphologischem Gesichtspuncte nach der Reihe: 
Bison americanus, priscus, europaeus, 
nach den bisherigen geologischen Daten aber in folgender Weise: 


d antiquus 
P latifrons 


B-americanus, 


Bison priseus. 
P B. europaeus (Auerochs). 


3) Die Bovina im engeren Sinn, die von den vorigen Gruppen schon 
durch ihre runden Hörner abweichen, bilden folgende morphologische Reihe: 


380 


B. grunniens. 


B. indicus. 
B. etruscus. B. sonda. 


B. Gaurus. 
B. Gavaeus. 
B. namadicus. Var. trochoceras. 
B. primigenius. Var. frontosus. 
B. intermedius. Var. brachyceros. m 
Anders erscheint ihre paläontologische Reihenfolge: 
Pliocän. Diluvium. Gegenwart. 
Wild. Zahm. 


B. grunniens. 
BR Var. Pusio. 
B. indicus. | A 
».. Dante. 

B. sondaicus. 


B. etruscus. B. Gaurus. B. Gavaeus. 
B.intermedius. Var. brachyce- 
B.namadicus. B. primigenius, B.primigenius roS. 
Var.trochoceras Var. frontosus. 


Alle in der soeben besprochenen Schrift angedeuteten Resultate dieser 
Forschungen Rürıngver’s sind in seinem „Versuche einer natürlichen Ge- 
schichte des Rindes, in seinen Beziehungen zu den Wiederkäuern im Allge- 
meinen“ (Denkschriften d. schweizerischen Naturf. Ges. Bd. XXH u. XXIID 
weit ausführlicher behandelt worden und ebenso schliesst die nächstfolgende 
Abhandlung sich eng an sie an. 


— 


L. Rürmever: über Art und Race des zahmen Europäischen 
Rindes. (Archiv f. Anthropologie, Heft II.) Braunschweig, 1866. 4°. 
34 8. — 

Bekanntlich hat Cuvıer den Bos primigenius Bos. als eigentlichen Stamm 
der zahmen Rinder betrachtet; Owen hat dann zuerst die Vermuthung auf- 
gestellt, dass die kleinen und kurzhörnigen zahmen Ragen Englands von 
einer besonderen «Stammart abzuleiten seien, welcher er schon 7880 den 
Namen Ros brachyceros, später aus Rücksicht auf Rubalus brachyceros GRAY 
den Namen Bos longifrons gab. Schädel derselben fanden sich nämlich 
nicht nur in Torflagern Irlands, sondern auch in Süsswasser-Ablagerungen 
Englands und Irlands, welche die Überreste von Elephas primigenius, Rhi- 
noceros, an anderen Orten solche von Bison priscus, Megaceros hibernicus, 
an noch anderen indess auch schon römische Münzen enthielten. Nırsson, 
der dieselbe Form in Scandinavien wiederfand, neben Bos primigenius, leitet 
in ähnlicher Weise von ihr die heutigen kleinen Racen Finnlands ab. Allein 
zu dieser zweiten Stammart zahmer Rinder fügte Nırsson noch eine dritie, 
Bos frontosus, hauptsächlich ausgezeichnet durch langgestielte und horizon- 
tal, direct nach aussen gerichtete Hörner, sowie durch starke Convexität des 
Schädels an seinem hinteren Stirnrand. Auch diese Form fand sich in Torf- 


381 


mooren Scandinaviens gleichzeitig mit Bos primigenius. Nach WıLoe und, 
Bryıu sollen beide Arten, Brachyceros und Frontosus, nicht nur in Torf-, 
sondern auch in römischen Ablagerungen Englands häufig vorkommen. 


Aus den Pfahlauten der Schweiz sind von Rürmever 7861 fol- 
gende Formen von Rindern unterschieden worden: 

Wilde Arten: Bos primigenius und Bison europaeus. 

Zahme Ragen: 1) Trochvceras-Race, nur in Concise und Chbeyreux am 
See von Neuchätel vertreten; 

2) Primigenius-Race, die vornehmlich in Robenhausen vertretene Form 
grösserer zahmer Rinder, die sich sehr eng an den wilden Bos primigenius 
anschliesst; | 

3) Brachyceros-Race oder die Torfkuh der Pfahlbauten; 

4) eine mit Bos frontosus Nıus. wahrscheinlich übereinstimmende Form 
in einer sehr jungen Ablagerung bei Steckborn am Bodensee. 


& 


Schon aus früheren Arbeiten desselben Verfassers hatten sich auch für 
die lebenden Rindviehschläge wenigstens eines grossen Theils von Europa 
wesentlich dieselben anatomischen Gruppen herausgestellt, wie in den vor- 
historischen Ablagerungen. 


1) Die Primigenius-Race, hauptsächlich in Norddeutschland und 
Holland vertreten, allein in der Schweiz heutzutage, wenigstens in reiner 
Form, fehlend. Zu ihr gehört auch das weisse Wildvieh Englands mit man- 
chen ihm verwandten zahmen Schlägen daselbst und die grosshörnigen Racen 
von Ungarn und Italien. 

2) Die Brachyceros-Rage, in den Bergschlägen der Schweiz, hier 
„Braunvieh“ genannt, allein auch an’vielen Orten Deutschlands reich- 
lich vertreten, am reinsten vielleicht in einem in Nord-Afrika einheimi- 
schen Schlag. 

3) Die Frontosus-Race Nırsson’s, welcher in der Schweiz die grossen, 
meist weiss und roth oder weiss und schwarz gefleckten Schläge angehören, 
die sich unter dem Namen des „Fleckviehes“ von Simmenthal und Freiburg einen 
grossen Ruf verschafft haben, allein in allerhand Varietäten auch einen gros- 
sen Theil der ebeneren Schweiz innehaben und sich von da nach Deutsch- 
land mannichfach verbreitet haben. — 


Das allgemeine zoologische Ergebniss der Vergleichung der Knochen- 
reste der schweizerischen Pfahlbauten mit den noch heute lebenden Rind- 
viehracen ging daher dahin, dass von der Steinperiode bis auf den heutigen 
Tag 3 bis 4 zahme Rindvieh-Racen in Europa als anatomisch mehr oder we- 
niger selbstständige Formen unterschieden werden konnten, wovon eine, die 
Trochoceras-Race, damals nur auf einem äusserst beschränkten Raume in 
sehr früher Periode bekannt schien, ohne weitere Spuren hinterlassen zu haben. 


Nach einer kurzen Charakteristik dieser vier in der Schweiz nachge- 
wiesenen Rindvieh-Ragen, welche durch einige schon in der Fauna der Pfahl- 
bauten enthaltene Abbildungen von Schädeln um so. instructiver werden, 
wendet sich der Verfasser zur Untersuchung der Frage, ob diese verschiede- 
nen Formen das Anrecht haben, auf besondere Stammarten zurückgeführt zu 


382 


„werden, oder ob sie als blosse Erfolge der Zähmung und Züchtung zu be- 
jrachten seien. z 

In dieser Beziehung ist in einer und zumal der wichtigsten Beziehung 
kein Zweifel möglich: Die zahme Primigenius-Race ist der directe Abkömn:- 
ling des als wildes Thier erloschenen #os primigenius. Sie ist von ihm 
anatomisch in keiner Weise zu unterscheiden und wir finden beide in den- 
selben Ablagerungen auf einem grossen Theil von Europa vereiniget, am 
reichlichsten in der Schweiz, wo die Überreste des wilden und des zahmen 
Thiers in einer Anzahl: von Pfahlbauten des Steinalters massenhaft gemengt 
sind. Fraglich ist nur, ob der wilde Ur an verschiedenen Puncten seines 
Verbreitungsgebietes gezähmt worden, oder ob er als Hausthier von einem 
Puncte aus sich über Europa verbreitet habe. Nur an einer Stelle finden 
wir den Ur nach seinem Vorfahr in Lebensweise und vielleicht auch in der 
äusseren Erscheinung ähnlich, in den wenigen Heerden einiger englischen 
Parks. 

Bezüglich des Bos trochoceros aber wird nachgewiesen, dass diese 
Form nicht als Species betrachtet werden könne, dass sie nur als Rage viel- 
leicht für das weibliche Geschlecht einen gewissen Bestand haben möge, in 
sofern sie hauptsächlich als Zwischenstufe zwischen der weiblichen Form 
des wilden Primigenius und dem nur im zahmen Zustande bekannten Fron- 
tosus auftritt. 

Die Frontosus-Rage, deren Festhaltung als morphologischer Typus selbst 
dann noch nothwendig ist, wenn sie nicht mit dem Bos frontosus NıLss. 
identisch wäre, in welchem Falle sich es nur um einen neuen Namen für 
sie handeln könnte, wird von Rürımzysr für eine aus dem Primigenius her- 
vorgegangene Cultur-Race erklärt. 

Dagegen scheint die Brachyceros-Rage einer anderen selbstständigen 
Species entsprungen zu sein, deren Urstamm noch zu suchen ist. 

Indem wir uns nur ungern und schwer von den hier gepflogenen Unter- 
suchungen trennen, sollen demnächst noch einige Blicke auf verwandte 
Untersuchungen anderer Autoren geworfen werden. 


G. Eserron: über eine neue Art Acanthodes aus dem Kohlen- 
schiefer von Langton (North Staffordshire),. (Quart. Journ. of the 
Geol. Soc. 1866. V.XXII, p: 468, Pl. 23.) — Diese Art, welche A. Wardi 
Es. genannt wird, ist kleiner als A. Bronni und weniger schlank als A. 
gracilis, von welcher letzteren sie sich unter anderen auch durch 6 Kiemen- 
bogen (statt 4 bei A. gracilis nach F. Römer) unterscheidet. Es wäre in- 
teressant, zu ermitteln, welchen geologischen Horizont die Schichten, worin 
die neue Art aufgefunden worden ist, einnehmen, ob sie der oberen Etage 
der Steinkohlenformation von North-Staffordshire angehören oder vielleicht 
gar schon zur Dyas gehören, wie jene Schichten bei Lebach u. a. O., welche 
die 2 schon bekannten Arten beherbergen. 


383 


H. WoopwArp: über mehrere fossile britische Crustaceen. 
(Guart. Journ. of the Geol. Soc. 1866. V. XXI, p. 493—505, Pl. 24 und 
23.) — 

Ausser einem Krabben aus dem Forest Marble von Malmesbury in Wilt- 
shire, Palaeinachus longipes H. W., und mehreren Eryon-Arten aus dem Lias 
und anderen jurassischen Schichten von England und Bayern wird hier eine 
neue eigenthümliche Form der Phyllopoden aus den Moffat-Schiefern (Llan- 
deilo Flags) von Dumfriesshire beschrieben, welche wegen ihrer Ähnlichkeit 
mit einer Discina als Discinocaris Browniana H. W. genannt worden ist. 
Falls man ähnlichen Formen, wie dieser oder wie Peltocaris aptychoides 
SALTER aus denselben Schichten, auch in deutschen Graptolithen-Schichten 
begegnen sollte, so wird ihre Bestimmung durch die hier wiedergegebenen 
Holzschnitte jedenfalls sehr erleichtert werden. 


7 


1. Peltocaris aptychoides SALTER, in dreifacher Vergrösserung. 
2, 3, 4. Discinocaris Browniana H. W., in nat. Grösse aus dem Moffat- 
schiefer (Unt.-Silur) von Dumfriesshire. 


J. W. Kırkey: über die Fossilien des „Marl-slate“ und un- 
teren Zechsteins in Durham (No. ID). (Nat. Hist. Trans. of Nort- 
humberland a. Durham, Vol. I, Pl. II, 1866, p. 184—200. — 

In diesem mit Bemerkungen über einzelne Arten versehenen Verzeich- 
nisse der in dem Marl-slate, dem Vertreter unseres deutschen Kupferschiefers, 
und in dem Lower Magnesian Limestone oder unteren Zechstein von Dur- 
ham aufgefundenen Versteinerungen gewinnt man abermals eine gute Unter- 
lage für stratigraphische Parallelen mit Deutschland. 

Die allermeisten Arten, welche genannt werden, sind, wie bekannt, mit 
denen aus deutschen Zechstein-Schichten identisch, als wäre eine förmliche 
Auswanderung der Bevölkerung schon während der Zechsteinzeit von Deutsch- 
land aus nach England erfolgt. 

Über einige der von hier üblichen Bezeichnungen mancher Arten durch 
den Verfasser, wie 


384 


Camarophoria crumena statt ©. Schlotheimi, 

Terebratula saccula „ T. elongata, 

Trochammina pusilla „ Serpula pusilla, 

Strophalosia Goldfussi ,„ St. excavata etc. 
haben wir früher uns bereits ausgesprochen. 

Eine Chonetes aus Hartley’s Quarry bei Sunderland wird S. 194 mit 

Ch. Hardrensis Paiuı., wohl mit Unrecht, und mit der nur in der Beschrei- 
bung, nicht aber in Wirklichkeit existirenden Ch. Davidsoni v. ScHAur. iden- 
tificirt. Wahrscheinlich ist es eine neue Art, von welcher nach einer uns 
durch Dr. Rıcater in Saalfeld (am 5. Febr. 7867) eingesandten Abbildung 
auch in dem sogenannten Hornflötze bei Saalfeld eine nahe Verwandte vor- 
kommen dürfte. 


Versammlungen. 


Man beabsichtiget, in Paris einen internationalen Congress für 
Anthropologie und vorhistorische Archäologie abzuhalten, wel- 
cher den 17. August 1867 unter dem Präsidium von Ep». LArıer eröffnet 
werden soll und seine Sitzungen vom 18., 20., 22., 24., 26. und 28. August 
fortsetzen wird. Als Secretär fungirt G. px MorrıLLer, als Schatzmeister En. 
Corzomg. Anmeldungen hierzu haben zu erfolgen bei Mr. pe MorrıLLer, Rue 
de Vaugirard}39. 


Mineralien-Handel. 


Wetzikon (Zürich), den 9. März 1867. 

Anbei habe ich die Ehre, Ihnen anzuzeigen, dass ich in Folge zehn- 
jähriger Nachgrabungen auf der Pfahlbaute Robenhausen über folgende 
Gegenstände zu verfügen habe: 

1) Werkzeuge in Stein und Knochen, als: Steinbeile im Hirschornschaft, 
Steinbeile, Kornquetscher, Schleifsteine, Sägen und Pfeilspitzen von Feuer- 
stein, Nadeln, Meisel und Pfriemen aus Knochen. 

2) Verzierte Scherben, Thonkegel (das Gewicht beim Webestuhl). 

3) Industrieproducte: Gewebe, Geflechte, Faden, Schnüre, Reste von 
Flachs etc. 

4) 40—50 Arten Sämereien und Früchte (s. Hser, die Pflanzen der Pfahl- 
bauten). F 

5) 30 -40 Arten von Thieren, als Urochs, Bison, Kuh u. s. w. 

Ich bin bereit, wenn Sie es wünschen, Gegenstände zur Einsicht und 
allfälligen Auswahl zu übermitteln, 

In No. 8 der Zeitschrift „Ausland“ (Augsburg, d. 26. Febr. 1867) ist 
ein Artikel nebst Abbildungen über die Form und Grösse der Pfahlbauten 
erschienen, auf welchen ich Sie verweise. 

Herr Dr. F. Kerzer, Präsident der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 
garantirt Ihnen die Ächtheit der Gegenstände. 

J. MESSIıKOMMER, 
Antiquar. 


Die vulcanischen Erscheinungen im Jahre 1866 


von 


Herrn Dr. ©. W. €. Euchs. 


(Schluss.) 


Das Ereigniss der yulcanischen Thätigkeit vun Santorin ist 
von grossem theoretischem Interesse, weil es unstreitig das best 
beobachtete Beispiel einer neuen Vulcanbildung ist, welches je 
vorgekommen. Aus allen Beschreibungen geht ganz deutlich 
hervor, dass die Eruption hauptsächlich in einem submarinen 
Lavaerguss bestand. Zuerst bahnten die der Lava beigemengten 
Gase und Dämpfe eine Öffnung auf dem Boden des Meeres unter 
leichten Erderschütlerungen. Darum begann das Ereigniss „mit 
dem Aufkochen des Meeres und einer Gasentwicklung aus dem- 
selben. Darauf quoll die Lava aus dem Meeresboden, erhitzte 
das darüber befindliche Wasser bedeutend, ward aber selbst ab- 
gekühlt, so dass sie erstarrte. Die immer neu hervorquellende 
Lava hob die erstarrte Decke höher und höher und breitete sich 
auch immer weiter aus, bis dieselbe als Insel über dem Wasser 
erschien. Darum ward die neue Insel mehrfach mit einem Haufen 
glüähender Kohlen verglichen und durch die Spalten, welche bei 
immer forischreitender Vergrösserung sich in der erstarrten Decke 
„bilden mussten, erblickte man die innen glühende Masse. Die 
ruhige und wenig gewaltsame Vergrösserung erklärt sich aber 
auch dadurch, dass immer neue.Lava nachschob. Als die Insel 
sich gebildet hatte, trat eine lebhafte Fumarolenbildung“ein und 
es folgten bald rascher, bald langsamer Explosionen auf einander, 
durch welche grosse Lavablöcke umhergeschleudert wurden. Die- 

Jahrbuch 1867. 25 


386 


selbe Erscheinung wird sehr häufig auf der Oberfläche grosser 
Lavaströme beobachtet, um wie viel mekr musste sie hier ein- 
treten, wo kein Krater vorhanden war, aus welchem der grösste 
Theil der Dämpfe mit geringem Hinderniss hätte entweichen kön- 
nen. Durch die grosse Explosion vom 18. Juli entstand ein 
Krater auf dem Gipfel der Insel und aus ihm erfolgten nun die 
gewöhnlichen Eruptionserscheinungen, so dass auf dem Rücken 
des Lavastromes, von dem der höchste Theil als Georgsinsel er- 
schien, sich bald ein wirklicher Eruptionskegel erhob und da- 
durch die Höhe der neuen Insel beträchtlich vermehrte. Die 
andern neuen Inseln sind auf dieselbe Weise entstanden und als 
kleinere, seitlich hervorgebrochene Arme des grossen Lavastro- 
mes zu betrachten. Diess ist die Bedeutung dieses wichtigen 
Ereignisses, durch welches ausserdem von neuem eine bei der 
vulcanischen Thätigkeit vorgekommene Senkung des Bodens con- 
statirt ist. Eine eigentliche Hebung des Bodens hat sich nicht 
zugetragen und ist auch früher nie sicher nachgewiesen worden; 
es scheinen nur säculare Hebungen zu exisliren. 


Viel grossartiger, wie die Eruption von Santorin, aber 
von kürzerer Dauer, war eine Eruption, welche auf den Sand- 
wich-Inseln statlfand. Unter den vier grossen Vulcanen der 
Insel Hawai ist Mauna Loa der bedeutendste und, wie es scheint, 
der grossartigste unter allen Vulcanen. Er zeichnet sich durch 
seine bedeutende Höhe aus, die mehr als 12,900 beträgt, beson- 
ders aber durch seinen riesigen Krater, den Kilauea, welcher be- 
ständig einen glühenden Lavasee von ungeheuren Dimensionen 
bildet. Dieser Vulcan war es, welcher im Beginne dieses Jahres 
die gewaltigste Eruption hatle, die seit seiner Entdeckung da- 
selbst vorkam, aber leider höchst unvollkommen beobachtet wurde *. 
In einer Höhe von 10,000 Fuss öffnete sich am Bergabhange ein 
neuer grosser Krater, aus welchem ein Lavastrom drei Tage lang 
hervorbrach und sich über den nordwestlichen Abhang des Berges 
ergoss. Darnach trat eine 36stündige Ruhe ein. Es erfolgte 


* Beilage zur A. Allg. Zeitg. 10. Juni 1866. 


387 


dann ein neuer Lavaausbruch auf der Ostseite nur auf halber 
Bergeshöhe. Die Lava ward so stark hervorgepresst, dass sie 
springbrunnenartig aufstieg. Nach der Schilderung soll eine hun- 
dert Fuss dicke Lavasäule senkrecht tausend Fuss hoch aufge- 
stiegen sein. Dieses Ereigniss wäre ein so gewaltiges, über das 
Maass vulcanischer Kräfte weit hinausgehendes, dass wir gewiss 
mit Recht diese Angabe bezweifeln müssen, Offenbar war kein 
Naturkundiger zugegen, sonst hätten wir sicherlich von einem so 
ausserordentlichen Fall nähere Nachricht. Der gewissenhafteste Be- 
obachter irrt sich aber, unter dem Eindrucke einer grossartigen 
Naturerscheinung, in seinen Schätzungen sehr beträchtlich und 
erblickt alles in viel riesigerem Maassstabe; nur wirkliche Mes- 
sungen können der Wirklichkeit in solchen Fällen entsprechen. 
Dennoch muss das, Schauspiel ein höchst wunderbares und aus- 
sergewöhnlich grossartiges gewesen sein. Der Ausbruch dauerte 
zwanzig Tage und war von heftigen Erdbeben begleitet. Das 
Getöse war vierzig engl. Meilen weit hörbar. In wenig Tagen 
hatte sich um die Ausbruchsöffnung herum ein Eruptionskegel 
von dreihundert Fuss Höhe gebildet. Der Osten von Hawai glich 
einem Feuerstrome und die Nacht war fast tagehell erleuchtet. 
Seeleute sahen den Feuerschein in einer Entfernung von 200 engl. 
Meilen. Die Lavaströme erreichten eine Länge von etwa 35 engl. 
Meilen und erstarrten erst etwa 10 Meilen von Hilo. 


Im März trat plötzlicher Wassermangel in den Brunnen der 
Umgebung des Vesuv ein. Da diese Erscheinung häufig Erup- 
tionen vorauszugehen pflegt, so machte man sich schon auf einen 
Ausbruch gefasst. Am 12. März bestieg Prof, Pıssan von Neapel 
den Vesuv und fand ihn wirklich in Thatigkeit. Lava drang aus 
dem Innern des Kraters ganz ruhig hervor und erfüllte theilweise 
die Kratervertiefung. Der Krater, welcher vorher eine Tiefe von 
150 Meter hatte, war bis auf 40 Meter ausgefüllt. Ein wirk- 
licher Ausbruch fand nicht statt. 


388 


Der Vulcan Turrialva, dessen Eruption ich im vergangenen 
Jahre anzeigte, * war auch im Anfange dieses Jahres noch in 
Eruption begriffen. Erst im Mai ward seine Thätigkeit ruhiger 
und glich dem Zustande, in welchem sich der Vulcan vor Beginn 
der Eruption befunden hatte. Diese Eruption, welche am 30. Ja- 
nuar 1865 begonnen hatte, war die stärkste des Turrialva in 
diesem Jahrhundert und dauerte in gleicher Heftigkeit über ein 
Jahr. 


Auch eine Schlammeruption ist aus dem Jahre 1866 zu ver- 
zeichnen. Auf der Südwestseite des Ätna, besonders in dem 
Dorfe Paterno, Provinz Catania, bemerkte man im Januar einzelne 
Erderschütterungen. Darauf brachen am 22. dieses Monates aus 
dem trockenen Schlammfeld der alten Salse-Salinella de Paternö, 
welche zwischen basallischen Ätnalaven gelegen ist, Schlamm- 
massen hervor. Die Eruption erfolgte unter heftigem unterirdi- 
schem Donner. Die Schlammmassen hatten eine Temperatur von 
46° C. und Gase und Dämpfe entwickelten sich aus ihnen in 
Menge. Bald war die Salinella in einen rauchenden See ver- 
wandelt. Die Schlammsäulen hatten einen Durchmesser von 40 
bis 50 Centimeter und sprangen an den zwei ersten Tagen . 
mannshoch, so lebhalt war die Gasentwickelung. — Die Eruption 
erfolgte aus sechs Kratern von 1,5—2 Metern Durchmesser. 
Ausser diesen sechs waren noch viele andere Kratere vorhanden, 
aber weniger thätig und ohne erhöhte Temperatur. Einzelne da- 
von verschwanden nach und nach, andere bildeten sich neu. 
Unter den Gasen war Schwefelwasserstoff durch seinen Geruch 
auffallend. Bitumen war in dem Schlamme enthalten und brannte 
mit lephafter Flamme. Das Wasser, welches dem Schlamme bei- 
gemengt war, hatte einen sehr salzigen Geschmack, enthielt zwei- 
fach kohlensaure Salze, Schwefelverbindungen,, phosphorsaure, 
salpetersaure Salze, Chlor-, Brom- und Jod-Verbindungen, haupt- 
sächlich an Kali, Natron, Kalk, Magnesia, Thonerde und Eisen 
gebunden. Durch Spectralanalyse wurde auch Cäsium, Rubidium 
und Lithium nachgewiesen. Der Gehalt an Chlornatrium war 


* Jahrb. 1866, S. 527. 


389 


weitaus vorherrschend und betrug 6,5 Procent. Das Gas be- 
stand aus: 


I. I. 
Kohlensäure . . 92,53 . 95,43 
Sauersiole.... 012°. 0,77 
Sucksisf. .. 074,707 ..-:12,97 
Kohlenstoff . . 1,49 . 0,96 
Waserstof . . 0,99 . 0,55 


Schwefelwassersioff 0.30 . — 
100,13 100,67. 


I. Gas aus einem Krater, dessen Temperatur 46° betrug. 
Il. Gas aus einem Krater mit gewöhnlicher Temperatur. * 

An der Salina del Fiume, welche 1!’ Kilometer südwest- 
lich von Paterno liegt, bildete sich während jenes Ausbruches 
gleichfalls ein neuer, sehr thätiger Krater, aber ohne Tempe- 
raturerhöhung. Gase und Wasserdampf stiegen in reichlicher 
Menge auf. 


Erdbeben, 


Am 2. Januar 1866 des Abends 6 Uhr 15 Minuten ereig- 
nete sich ein heftiges Erdbeben in Mexico, welches sich von O. 
nach W. ausdehnte und zu Cordona, Orizaba, Tehuacan und 
Multrata besonders heftig war. Leizterer Ort wurde fast voll- 
ständig zerstört. Das Erdbeben hatte die lange Dauer von 45 Mi- 
nuten und fünf Stösse zeichneten sich durch besondere Heftig- 
keit aus. 

9. Januar 9 Uhr 30 Minuten Abends fand nach dem Berichte 
von SıLvEsırı am südwestlichen Fusse des Ätna ein Erdbeben 
statt, welches besonders die Einwohner von Paterno bemerkten. 

i0. Januar 5 Uhr 30 Minuten Abends erschütterte ein Erd- 
beben Landstrass’ in Krain. Die Dauer desselben betrug zwei 
Sekunden. 

15. Januar 2 Uhr 5 Minuten Nachts, Erdbeben im Honter 
Comitate in Ungarn, welches sich auf die Umgebung von Maria 
Nostra beschränkte. Zu der angegebenen Zeit ward ein heftiger 
Stoss in der Richtung von Nord nach Süd verspürt, begleitet von 


* Nach SıLvsstei. 


390 


starkem unterirdischem Getöse. Dreiviertel Stunden später er- 
folgte ein zweiter Stoss. 

16. Januar 5 Uhr Morgens heftiges Erdbeben zu Gallipoli _ 
in der Türkei, so dass die Einwohner voll Schreck auf das Feld 
flüchleten. 

19.—21. Jan. Die Insel Chios, welche schon im November 
des vergangenen Jahres von Erdbeben war heimgesucht worden, 
war auch in diesem Jahre der Sitz mehrfacher Erderschütterun- 
gen. In den bezeichneten Tagen fanden sechs heftige Stösse 
statt, in der Richtung von O. nach W. Mehrere Häuser erhiel- 
ten in Folge davon Risse. 

22. Januar wiederholte sich auf Chios das Erdbeben in der- 
selben Richtung. Dasselbe bestand aus einem Stosse, der etwas, 
nach 12 Uhr Mittags eintrat. Ausserdem ereignete sich an dem- 
selben Tage noch eine merkwürdige Erscheinung. Zwischen 
Chios und dem festen Lande von Kleinasien trat eine heftige Auf- 
wallung des Meeres ein und darauf erhob sich eine hohe Rauch- 
säule aus den Wogen. 

27. Januar Vormittags 11 Uhr 40 Minuten versetzte ein Erd- 
stoss in der südöstlichen Umgebung von Leipzig die Öfen in Be- 
wegung und machte die Fenster erzittern. 

28. Januar. Erdbeben im sächsischen Erzgebirge. Dasselbe 
war nicht sehr heftig, am stärksten bei Falkenstein, und ver- 
breitete sich von Süd nach Nord. 

28. und 29. Januar leichte Erdbeben auf Santorin. Es waren 
diess die ersten Anzeichen der späteren Eruption, die so grosses 
Aufsehen erregte. 

29. Januar spürte man bei dem Dorfe Rekow, bei Bütow in 
Pommern, eine Erderschütterung und vernahm gleichzeitig ein 
starkes unterirdisches Getöse. Unterdessen senkte sich eine Erd- 
masse von 2 Morgen Landes in den dicht beim Dorfe gelegenen 
See. In dem Dorfe selbst entstanden zahlreiche Spalten, welche 
die Häuser gefährdeten, so dass mehrere abgerissen wurden. 
In dem See bemerkte man nachher mehrere Untiefen, welche 
vorher nicht vorhanden waren. 

30. Januar wiederholte sich das Erdbeben auf Santorin, be- 
sonders heftig auf Neo-Kaimeni, also dem Orte der späteren 
Eruption nahe. Ein dumpfer Lärm liess sich unter der Erde hören. 


391 


31. Januar. Abermals leichtes Erdbeben auf Santorin, 

1. Februar 5 Uhr Abends. Erdstoss auf Santorin. 

1. Februar. P. Seccm gibt Nachricht von einem heftigen 
Erdbeben zu Spoleto an den Quellen des Clitumnus. 

2. Februar 2 Uhr Morgens. Erdbeben zu Laibach von Nord 
nach Süd. Es wird in dem Berichte die merkwürdige Bemer- 
kung gemacht, dass das Erdbeben mehr einem Zuge als einem 
Ruck ähnlich gewesen sei. 

2. Februar fand abermals ein heftiger Erdstoss auf Chios 
statt, wie die vorhergehenden in der Richtung von Ost nach 
West. Ein Haus wurde zerirümmert, mehrere andere erhielten 
Risse. 

6. Februar. Erdbeben zu Patras. Dasselbe soll nach Eini- 


gen am 7. eingetreten sein, allein nach LEnormanT *, und wahr- 


scheinlich richtiger, fand dasselbe am 6. statt. Schon um 10 Uhr 
15 Minuten Vormittags soll eine, jedoch nicht allgemein bemerkte 
Erderschütterung vorgekommen sein. Allgemein spürte man um 
1 Uhr 45 Minuten ein Erdbeben aus mehreren einzelnen Stössen, 
die sich von Ost nach West fortpflanzten. Das ganze Erdbeben 
dauerte zwanzig Minuten und war anfangs schwach; die einzel- 
nen Stösse wurden jedoch immer heftiger, so dass zwei Häuser 
zusammenstürzten und andere mehr oder weniger litten. 

6. Febr. An demselben Tage, wie in Patras. fand auch zu 
Tripolitza in Arkadien ein Erdbeben statt. Dasselbe dauerte 
ebenfalls zwanzig Minuten von 1 Uhr 45 Minuten Miltags an und 
pflanzte sich von Ost nach West fort. Die Erschütterung machte 
sich bis zur Ebene von Argos hin bemerklich, wurde aber in 
Argos selbst nicht verspürt. Darnach scheint dieses Erdbeben 
identisch mit dem gleichzeitigen von Patras. Merkwürdig ist die- 
ungemeine Schnelligkeit, mit welcher sich dasselbe. nach obigen 
Zeitangaben, von einem Orte zum andern fortgepflanzt haben 
muss. Sogar auf Zante hat man die Erschütterung, wenn auch 
nur schwach, genau um dieselbe Zeit, 1 Uhr 45 Minuten, ge- 
spürt. 

7. Februar. Nach den Nachrichten, welche ein Schiff des 
österreichischen Lloyd, das von Constantinopel nach Triest fuhr, 


# Compt. rend. LXII, S. 1092. 


392 


mitbrachte, fand am 7. ein heftiges Seebeben statt, und eine 
Klippe erhob sich unter dem Meeresspiegel zwischen Cerigo und 
dem Festlande. 

10. Febr. 4 Uhr Nachmittags. Leichter Erdstoss zu Kalt 
welcher dieselbe Richtung, wie der am 6., hatte. 

13. Februar. Fünf Minuten vor 7 Uhr Abends er in 
Temesvar ein Erdbeben von drei Sekunden Dauer. In dem nahen 
Dorfe Rekas hatte man schon früher einen leichten Erdstoss be- 
merkt. Der Stoss um 7 Uhr ward ebenfalls beobachtet und war 
viel heftiger, wie der erste. 

17. Februar wurde zu Nauplia Nacken; ein Erdbeben 
bemerkt, welches aus einem leichten horizontalen Stosse bestand, 
dessen Richtung eine westliche war. 

20. Februar Erdbeben auf Chios. 

20. Februar. Von Rhodus wird berichtet, dass wieder seit 
einigen Tagen andauernd leichte Erdbeben vorkommen. 

20.—21. Februar. Drei leichte Erdstösse auf Santorin. 

21. Februar. Die Umgebung von Spoleto, welche schon am 
1. Febr. durch ein Erdbeben litt, ward am 21. desselben Monates 
abermals von einem heftigen Erdbeben heimgesucht. | 

27. Februar. In Füzitö bei Scöny in Ungarn kamen am 
2. Februar Morgens 2 Uhr zwei Erdstösse in der Richtung von 
West nach Ost vor. | 

2. März. Hefliges Erdbeben in Albanien, besonders zu 
Avlona. Es waren 20 sehr heftige Stösse in der Richtung von 
Süd nach Nord, später vertical. Dieselben fanden zwischen 
41 Uhr und 12 Uhr Mittags zu Avlona und Pollina statt und 
waren von donnerähnlichem, unterirdischem Getöse begleitet. Es 
gab 60 Todte und 200 Häuser wurden zerstört. Die einzelnen 
Stösse wurden in Epirus bis Butainto gespürt: auf Corfu be- 
merkte man dieselben gleichfalls, nur waren sie ungleich schwächer. 

2. März. Abends 8 Uhr Erdbeben zu Smetina, wo neun 
Häuser, und zu Velica, wo acht Häuser zerstört wurden. 

3.—16. März. In diesem Zeitraume von dreizehn Tagen 
fand zu Avlona und Pollina jeden Morgen zwischen 9 und 12 Uhr 
ein Erdstoss in der Richtung von S. nach N. statt. Die Stösse 
nahmen allmählich an Heftigkeit ab; nur diejenigen des 6. und 
7. März machten eine Ausnahme, indem sie sich durch ihre Stärke 


393 


auszeichneten. In dem Meere bemerkte man an diesen Tagen 
eine heftige Wallung trotz der ruhigen Atinosphäre. 

ö. März. Nachmittags 4! Uhr Erdbeben in Fiume, ver- 
bunden mit unterirdischem Rollen. = 

9. März fand ein Erdbeben in Norwegen statt, welches sich 
über einen grossen Theil der bewohnten Gegenden dieses Landes 
ausbreitete und auch an vielen. Orten Schwedens beobachtet 
wurde. Das Ereigniss trat etwa 2 Uhr Nachts ein und war, so 
stark, dass in Christiania die Glocken klangen und die Möbel 
sich verrückten. Noch stärker war die Wirkung in Veblungsnaes 
an der Westküste. Drontheim scheint, zum wenigsten von den- 
jenigen Orten, von welchen Nachrichten gekommen sind,-am mei- 
sten davon erschüttert worden zu sein. 

10. März bemerkten die Einwohner von Patras um 2 Uhr 
Nachts einen sehr leichten Stoss von Nordost her. 

16. März. Abends 10 Uhr Erdbeben zu Bekes Chaba in Ungarn. 
Es wird dabei bemerkt, dass diess schon das vierte Erdbeben 
sei, welches man in diesem Jahre daselbst spürte, ohne dass je- 
doch die Zeit der drei übrigen gemeldet würde. 

17. März. Erdbeben in Spoleto, ebenso heltig, wie dasjenige, 
welches am 1. und 21. Febr. den gleichen Ort betroffen hatte. 

20. März Nachmittags 4 Uhr 35 Minuten kam auf Chios ein 
Stoss vor von OÖ. nach W. Mehrere Häuser erhielten Risse. 

20. März. In Füzitö, wo schon am 27. Febr. Erdbeben 
eingetreten waren, wiederholten sich dieselben am 20. März 
gegen Abend. | 

26. März Nachts 2 Uhr 35 Minuten ward fast die Hälfte 
der Insel Sicilien von einem Erdbeben betroffen. Es waren zwei 
Stösse, von denen der erste und schwächere drei Sekunden, der 
zweite und stärkere fünf Sekunden dauerte. Am heftigsten 
waren die Stösse in Catania, Syrakus, Messina und Militello. 

Anfangs des Jahres 1866 fanden heftige Erdbeben auf der 
Insel Hawai statt, gleichzeitig mit der Eruption des Mauna Loa 
daselbst. 

8. April. Von diesem Tage wird aus Nizza gemeldet, dass 
ein schwaches Erdbeben stattgefunden habe. Es sollen übrigens 
während des ganzen regenreichen Winters schwache Erdstösse 
daselbst vorgekommen sein. 


394 


Flugga Rock, der nördlichste Punct der Shetlandsinseln 
wurde im April von einem heftigen Erdbeben heimgesucht. Das 
Erdbeben dauerte !/a Minute. 

2. Mai um 4 Uhr Morgens begann am südlichen Ufer des 
Gardasee’s eine Erderschütterung, welche drei Stunden anhielt. 
Zu Desenzano spürte man dieselbe stark. — Mit diesem Erd- 
beben begann daselbst eine Reihe von Erderschütterungen, welche 
sich im Laufe des Jahres bald mehr, bald weniger stark in jener 
Gegend bemerklich machten. 

16. Mai ereignete sich in Mexico ein Erdbeben, welches 
besonders in den Städten Oajaca, Orizaba und Cordona auffal- 
lend war. 

17.—18. Mai erschütterten zwei heftige Erdstösse Nucha im 
Gouvernement Baku. Der erste Stoss dauerte drei Sekunden. 

19. Mai Morgens 9 Uhr abermals zwei Erdstösse in Nizza. 
Dieselben kamen deutlich von Ost und breiteten sich nach West aus. 

19. Mai Morgens 9 Uhr zwei Erdstösse in Marseille. Gleich- 
zeitig fand das oben erwähnte Erdbeben in Nizza statt, welches 
gleichfalls aus zwei Stössen bestand und offenbar mit diesem 
identisch ist. | 

20. Mai Abends 944 Uhr. Erdstoss auf Rhodus gespürt. 
Ein zweiter Stoss erfolgte um 10 Uhr 20 Minuten. 

21.—25. Mai. In diesen Tagen wiederholten sich auf Rho- 
dus die Erdbeben vielfach und ziemlich heftig. 

22. Mai Abends 6 Uhr auf Santorin ein leichter Erdstoss, 
welcher sich bis Creta bemerkbar machte. 

Ende Mai fand ein Erdbeben in China statt, welches den 
östlichen Theil dieses Landes und die japanischen Inseln er- 
schütterte. Die Barke »Japan« empfand mehrere Meilen vom 
Lande gleichzeitig einen Stoss, so dass man auf eine Sandbank 
gerathen zu sein glaubte. 

7. Juli fanden in Nepal (Indien) Erdbeben statt, die zu den 
schrecklichsten gehören, die sich in diesem Jahre ereigneten. 
Die Hauptstadt Khatmandu ward gänzlich zerstört und viele Men- 
schen kamen um. 

Das heftigste Erdbeben dieses Jahres kam im Juli in der 
Gegend zwischen Euphrat und Tigris vor. Durch die in Folge 
davon entstehenden Spalten des Bodens versanken in einem Um- 


395 


kreis von dreissig Stunden, 16 Dörfer mit der ganzen Bevöl- 
kerung. 

12. Juli. Starke Erderschütterung an der Nordküste von 
Seeland, zwischen Frederiksvärn und Gillelin. In Kopenhagen, 
welches nur 7 Meilen davon entfernt ist, spürte man nichts davon. 

43. Juli Nachmittags 3'/ Uhr. Schwaches Erdbeben auf 
Santorin. 

25. Juli Morgens 2 Uhr. Wiederholt Erdbeben auf Santorin. 

13. August in Florenz ein leichtes, wellenförmiges Erd- 
beben. 

11.—12. September Nachts 12 Uhr fand zu Essegg in Sla- 
vonien ein ziemlich starkes Erdbeben statt. Dasselbe dauerte 
drei Sekunden und bestand aus einem heftigen Stosse, der sich 
in horizontaler Richtung fortiseizie und dem bald noch zwei 
schwächere Stösse folgten. 

14. September Morgens 5 Uhr 25 Minuten ward ein grosser 
Theil von Frankreich von einem Erdbeben betroffen. Nach Rayrr 
machte sich dasselbe auf einem Landstriche bemerklich von der 
Form eines Polygons, in welchem Paris, Auxerre, Montbrisson, 
Berdeaux, Nantes und Rouen sich befinden. Der erste Stoss 
ging von West nacht Ost, der zweite von Süd nach Nord. Un- 
terirdisches Geräusch, einem schwer beladenen, rollenden Wagen 
vergleichbar, ging der Erderschütterung voraus und begleitete 
sie, nur an wenig Orten wurde dasselbe auch nachher gehört. 
Auf dem rechten Ufer der Loire, in Bourges, la Guerche, be- 
sonders aber in Mehun sur Yevre war dasselbe am heftigsten. 
In dieser Gegend sind Erdbeben sonst sehr selten; ihrer geo- 
gnostischen Beschaffenheit nach besteht dieselbe aus mächtigen 
Massen des mittleren Oolith. — Den Nachrichten aus St. Cloud 
zu folgen, bestand dort das Erdbeben aus fünf rasch einander 
folgenden Stössen. x 

22. September Nachmittags gegen 4 Uhr trat in Turin ein 
leichtes Erdbeben ein, welches in Mentone und der ganzen Ri- 
viera de Ponente gespürt wurde. 

Am 22., 23., 24., 25. September. Heftige Erdbeben in der 
Stadt Utschak in Kleinasien, die an mehreren Orten Kleinasiens 
bemerkt wurden. Bei Mossul trat der Tigris über seine Ufer 
und verursachte grosse Überschwemmungen; ebenso erfolgten 


396 


bei Salonich und in vielen anderen Gegenden Rumeliens Über- 
schwemmungen. 

4. November Mittags erschütterte ein so heftiger Erdstoss 
die Stadt Ssoroki in Bessarabien, dass Risse in den Häusern 
entstanden. Dem Stoss ging ein donnerähnliches Getöse voran, 
welches sich von West nach Ost verbreitete und zuweilen dem 
Gerassel vieler schweren Wagen auf dem Steinpflaster glich. 
Der Stoss selbst verursachte einen Ton, welcher der Detonation 
eines Geschützes von schwerem Kaliber glich. 

18. November zu Koniah in der asiatischen Türkei heftige 
Erdbeben. | 

Die Erderschütterungen in der Umgebung des Gardasee’s 
dauerten, nach Prof. Barsrra, von April an die ganze Zeit hin- 
durch nur mit kleinen Unterbrechungen fort, besonders aber am 
Monte Baldo, wo auch starke unterirdische Detonationen gehört 
werden, auf welche dann eine wellenförmige Schwankung der 
Erdoberfläche folgt. Die Wirkungen davon erstrecken sich oft 
bis in den Gardasee. Die Häuser der Ortschaften am See haben 
schon vielfach gelitten. 

Am 1. Dec. Erdbeben in den kleinen Karpathen 32 Uhr 
in der Früh. Dasselbe wurde in Modera, Biebersburg und Tyrnau 
beobachtet, dauerte & Sekunden und schien von NW. nach SO. 
sich fortzupflanzen. Damit verbunden war ein starker unterirdi- 
scher Donner, welcher in Biebersburg am heftigsten war. 

Am 2., 3., 4, 5. December wurden die Erderschütterungen 


am Monte Baldo besonders stark und breiteten sich bis zum: 


Dorfe Casteletto aus. Auch wird berichtet, dass sich des Nachts 
leuchtende Phänomene in halber Höhe des Berges zeigen (?). 
3. December Abends 9 Uhr fanden zu Fiume zwei rasch 
auf einander folgende Stösse statt, von denen der zweite der 
heftigste war. Vorher waren schon einige schwache Erzitterun- 
gen bemerkt worden. | 
9. December zählte man in der Nacht zu Casteletto 35 Stösse. 


Die 65 in vorstehender Übersicht verzeichneten Erdbeben, 
welche während des Jahres 1866 stattfanden, ereigneten sich in 
41 verschiedenen Gegenden und an 78 verschiedenen Tagen. 


397 


An folgenden Tagen fanden mehrere Erdbeben an verschiedenen 
Orten statt: 


29. Januar Erdbeben auf Santorin und zu Bütow in Pom- 


2. Februar Erdbeben auf Chios und in Laibach, 
6. Februar Erdbeben in Patras und in Tripolitza. 
20. Februar Erdbeben auf Chios und auf Rhodus. 

2. März Erdbeben zu Avlona und Smetina. 

5. März Erdbeben in Avlona und in Fiume. 

9. März Erdbeben zu Avlona und in Norwegen. 

10. März Erdbeben zu Avlona und in Patras. 

16. März Erdbeben zu Avlona und in Bekes Raba. 

20. März Erdbeben auf Rhodus, auf Chios und in Füzitö. 
a 22. Mai Erdbeben auf Rhodus und auf Santorin. 

22. September Erdbeben in Turin und in Utschak. 

4. December Erdbeben in Fiume und am Monte Baldo. 


An folgenden Orten wiederholten sich mehrmals in diesem 
Jahre Erdbeben; 

In Mexico zu Orizaba und Cordona am 2. Januar und am 
16. Mai. 

In Spoleto am 1. Februar, am 24. Febr. und am 17. März. 

In Patras am 6. und 10. Febr. und am 10. März. 

In Füzitö am 27. Febr. und 20. März. 

In Nizza am 8. April, 19. Mai und 22. September. 

In Fiume am 5. März und 9. December. 

Auf Chios am 19., 20., 21., 22. Januar, 2. Febr., 20. Febr. 
und 20. März. 

In Avlona 2. März, 3.—16. März. 

Auf Rhodus am 20. Febr., 20. März, 20, Mai, 21.—25. Mai. 

Auf Santorin häufig seit dem Eintritte der Eruption. 

Am Monte Baldo seit dem 2. Mai sehr oft. 


Nur bei 17 von diesen 65 Erdbeben ist die Zahl der ein- 
zelnen Stösse angegeben und beträgt 109; bei anderen wird 
nur bemerkt, dass ihre Zahl sehr gross gewesen, oder sie wie- 
derholten sich, wie- am Gardasee, so oft und so lange, dass man 
sie gar nicht mehr zählte. | \ 

Die Erdbeben vertheilen sich nach Monaten: 


398 


Januar Februar März April Mai Juni 
13. 13. 12 2 8 — 

Juli August Septbr. _ Octhr.  Novbr- Decbr. 
h) 1 4 — 3 4. 


Man muss sich jedoch hüten, in- diesem Jahre Schlüsse auf 
die Vertheilung der lirdbeben nach Jahreszeiten- ziehen zu wol- 
len, denn gerade diese Zusammenstellung zeigt, dass die Be- 
richte in der durch politische Ereignisse bewegten Zeit des Jah- 
res sehr unvollständig sind, besonders in den Kriegsmonaten, 
indem z. B. vom Juni gar nichts bekannt ist. Die Zahl von 65 
Erdbeben in einem Jahre mag dem Uneingeweihten sehr gross 
erscheinen, allein es ist klar, dass die Zahl der wirklich vorge- 
kommenen Erdbeben das Doppelte wohl weit übertrifft, denn alle 
hier gemachten Angaben kommen aus Europa, dem westlichen 
Theile von Asien und dem Nordrande von Afrika. Von Mittel- 
und Ost-Asien, sowie dem grössten Theile von Afrika erfahren 
wir nur dann etwas, wenn die Erdbeben durch ganz ausserge- 
wöhnliche Heftigkeit furchtbare Verwüstungen anrichten. Mit Aus- 
nahme der Erdbeben in Mexico ist uns keines aus der neuen 
Welt in diesem Jahre bekannt geworden. Wer wollte aber daran 
zweifeln, dass die Erdbeben in der neuen Welt ebenso häufig 
sind, wie in der alten? Endlich bleiben noch die weiten Räume 
übrig, welche von dem grossen Ocean, dem atlantischen Meere, 
dem indischen Ocean und den beiden Polarmeeren bedeckt wer- 
den. Von diesen Gegenden entgehen unserer Kenniniss, mit 
weniger Ausnahme, derartige Kreignisse. | 

Von denjenigen Erdbeben, bei welchen die Stunde ihres Ein- 
trittes angegeben ist, ereigneten sich 9 in den Morgenstunden, 
5 Mittags, 16 Abends und 9 des Nachts. 

Dass viele Erdbeben mit den Erscheinungen der Vulcane 
in Zusammenhang stehen, ergibt sich wieder klar in diesem Jahre. 
Die Eruption des Manna Loa war von heftigen Erdbeben begleitet 
und die Insel Santorin ward seit der daselbst. begonnenen Erup- 
tion wiederholt erschüttert. Die Nähe dieser Orle bei der Erup- 
tion und die Abhängigkeit des Eintrittes der Erdbeben von der 
Thätigkeit des Vulcans machen ihren Zusammenhang unzweifel- 
haft. Dagegen wurden die Erdbeben von Spoleto am 1. Febr., 
21. Febr. und 17. März, die Erdbeben von Nucha, Nizza, Mar- 


399 


seille und Fiume grundlos mit der Eruption von Santorin in Zu- 
sammenhang gebracht und von ihr abgeleitet. Die Eruption von 
Santorin erregte allseitig Interesse und war überall bekannt, so 
dass diejenigen, welche die Erdbeben noch als seltene und aus- 
sergewöhnliche Naiurereignisse betrachten, wenn sie von einem 
Erdbeben hörten, gleichviel wo und wann dasselbe sich zutrug, 
an Santorin dachten, umsomehr, wenn sie den Grund von Eruptionen 
und Erdbeben in den geheimnissvollen Bewegungen des gluth- 
flüssigen Erdinnern suchen. 

Die nicht vulcanischen Erdbeben haben grösstentheils ihren 
Grund in den mechanischen Ortsveränderungen einzelner Theile 
der Erdoberfläche, besonders in den auf verschiedene Weise 'her- 
vorgebrachten Senkungen einzelner Landstriche. Die vulcanischen 
Erdbeben können dagegen nur selten von derartigen Ursachen 
abgeleitet werden; ihre Ursache liegt gewöhnlich in den Explo- 
sionen, welche durch den Conflikt des Wassers und der Däimpfe 
mit der glühenden Lava hervorgerufen werden. Bei den vulca- 
nischen Erdbeben von Santorin erfolgle zwar auch eine Senkung 
eines Theiles der Insel Neo-Kaimeni, allein diese Senkung war 
regelmässig, nicht ruckweise und wurde nur durch das Unter- 
tauchen des Landes unter den Meeresspiegel beobachtet; die Erd- 
beben erschienen ganz unabhängig davon und theilweise zu ganz 
anderer Zeit. Dass Explosionen unter der Erdoberfläche auf der- 
selben die Wirkung eines Erdbebens verursachen und in der- 
selben. Weise empfunden werden, das haben zwei interessante 
Vorfälle in diesem Jahre deutlich gezeigl. Am 9. April fand 
nämlich zu Aspinwall in America eine Explosion von Nitrogly- 
cerin (Sprengöl) statt. Dieselbe ereignete sich in dem Zwischen- 
deck eines im Ausladen begriffenen Schiffes. Die dadurch her- 
vorgerufene Explosion war so stark, dass die mit der Explosion 
unbekannten Bewohner der Stadt ein starkes Erdbeben zn spüren 
meinten und ihre Wohnungen verliessen. Dächer wurden von 
den Häusern abgerissen, Thüren aus ihren Angeln gehoben und 
schwere Möbel mehrere Fuss weit vom Platz gerückt. Noch 
ähnlicher der Wirkung gewöhnlicher Erdbeben waren die schreck- 
lichen Explosionen, welche sich in den Koblengruben von Barns- 
ley in Ost-Yorkshire und zu Hanley in Staffordshire ereigneten. 
Durch erstere kamen 400, durch letztere 80 Menschen um. 


400 


Zu Hanley verursachte die Explosion eine »Erschütterung, wie ein 
Erdbeben«, welche im Umkreis einer Meile gespürt wurde. * Zu 
Barnsley erfolgte die erste Explosion am 15. December. Es wa- 
ren im Ganzen zehn Explosionen, von denen die letzten am 
stärksten waren. Auf die einzelnen Explosionen erfolgten Aus- 
strömungen von schwefligen Gasen, zugleich vernahm man ein 
zischendes Geräusch und einen dumpf rollenden Ton, wie von 
einem fernen Eisenbahnzug. ** Sogar eine Wassersäule stieg 
aus dem Schacht No. 2. Die Ahnlichkeit mit den gewöhnlichen 
Wirkungen der Erdbeben ist sehr gross und an den Vulcanen 
ist auch wirklich hinreichend Gelegenheit gegeben zur Entstehung 
von Explosionen. Selbst an anderen Orten dürfen wir wohl in 
einzelnen Fällen ähnliche Vorgänge als Ursache von Erdbeben 
annehmen; warum sollten bei den beständigen Zersetzungen der 
Kohlenablagerungen und bei den andauernden chemischen Reac- 
tionen des Erdinnern nicht hie und da Explosionen freiwillig 
entstehen ? 

Beweise dafür, dass Senkungen einzelner Erdtheile Erder- 


schütterungen veranlassen können, haben schon die Erdbeben des _ 


vorigen Jahres geliefert. Auch bei dem Erdbeben des Jahres 1866 
liegt mehrfach der Zusammenhang zwischen solchen localen Verschie- 
bungen und Senkungen einzelner Landstriche und den Erderschüt- 
terungen auf der Hand. Offenbar war bei dem Erdbeben von Bütow 
am 24. Jan. das Erdreich von dem nahen See unterwaschen und 
es senkte sich dasselbe daber, nachdem das Gleichgewicht auf- 
gehoben war, in den See. Auf der Oberfläche und in der Um- 
gebung ward dieser Ruck als eine Erderschütterung gespürt; 
das Zerreissen der zusammenhängendeu Massen und die Reibung 
des fest bleibenden und des in die Tiefe gleitenden Theiles, so- 
wie das Aufstossen auf der neuen Unterlage musste ein unter- 
irdisches Geräusch hervorrufen. Dahin gehört auch ein anderer 
Vorfall, der sich am 12. April zu Venedig zutrug. Bei Bohrung 
eines artesischen Brunnens in Si. Agnese delle Zaitere schoss 
plötzlich das Wasser thurmhoch empor, zugleich mit Sand und 
Schlamm. Von 4 Uhr Nachmittags bis 7 Uhr des andern Morgens 


* A. Allg. Zeitg. 1866, No. 352. 
** Frankf. Zeitg. 20. Decbr. 


401 


war der gewaltige Springbrunnen so hoch, wie der nebenan 
stehende Thurm der Kirche dei Gesaiti. ° Unterdessen senkte sich 
unter lebhafter Erschütterung ein Theil des Erdreiches, so dass 
mehrere Häuser einzustürzen drohten. Durch den Erguss des 
Wassers aus einer unter der Oberfläche befindlichen, mit Wasser 
erfüllten Schichte und durch das Fortschwemmen von Sand und 
Schlamm musste das Volumen dieser Schicht sich verringern, bis 
die darauf liegenden durch ihren Druck nachsinken mussten. — 
Der Bau der festen Erdmasse legt in den zahlreichen Rissen und 
Spalten, in den Verwerfungen, die überall, wo derselbe aufge- 
deckt wird, mehr oder weniger zahlreich gefunden werden, von 
solchen mechanischen Ortsveränderungen Zeugniss ab und gibt 
Nachricht von einst an den betreffenden Stellen statigefundenen 
Erderschütterungen. Interessant ist es, dass man bei dem Erd- 
beben von Laibach am 2. Februar, die Erschütterung deutlich 
als einen Zug, ein Hinrutschen empfand. Denkt man sich eine 
Verwerfung von senkrechten oder doch sehr steilen Sprungklüften 
begrenzt, so muss die die Verwerfung veranlassende Gestein- 
masse beim Niedersinken und Aufstossen auf dem Boden an ihrer 
Oberfläche die Empfindung eines Stosses oder Ruckes hervor- 
rufen. Sind dagegen die Sprungklüfte sehr schräg, wenig steil, 
dann rutscht die sich bewegende Masse an der festen Masse 
hinab und an der Oberfläche kann man dann wohl auch das Ge- 
fühl des Rutschens oder eines Zuges haben. In der Umgebung 
kann sich eine solche Erschütterung jedoch in sehr verschiedener 
Weise geltend machen, je nach der Beschaffenheit und dem Bau 
der Massen, in welchen sich die Bewegung fortpflanzi, — Eine 
ähnliche Ursache, wie diejenige, welche das Erdbeben von Bütow 
veranlasste, ruft auch unzweifelhaft die seit dem Mai in der Um- 
gebung des Gardasee sich oft wiederholenden Erderschütterungen 
hervor. Das Wasser des See’s muss eine unter der Erdober- 
fläche befindliche Schicht erweicht haben, so dass die darauf 
lastenden Schichten, besonders aber der hohe Monte Baldo all- 
mählich nachsinken. Wahrscheinlich ist es eine Schicht, welche in 
dem Becken des Gardasee’s ausgeht, so dass ihre erweichte Masse 
durch das Sinken der darauf liegenden Schichten seitlich in den 
Gardasee herausgepresst wird. Prof. BareııA spricht seine Furcht 


und die der Einwohner in der Umgebung dahin aus, dass die 
Jahrbuch 1867. 36 


TEEN GLEISE EEE 


EIER Bed 


402 


anhaltenden Erdbeben die Vorläufer einer Eruption seien und 
sich demnächst in jener Gegend ein neuer Vulcan bilden werde, 
Wir können Herrn Barerra beruhigen; die Furcht ist grundlos. 
Bis jetzt hat sich daselbst kein Vulcan gebildet und es wird sich 
auch keiner bilden. So wenig der Zusammenhang zwischen Erd- 
beben und Vulcanen in manchen Fällen geläugnet werden kann, 
ebenso sicher gibt es nicht vulcanische Erdbeben und wahrschein- 
lich in grösserer Zahl, 


Das Pyropissit-Vorkommen in den Braunkohlen bei Weis- 
senfels und Zeitz (Preussische Provinz Sachsen) 


Herrn Emil Stöhr. 


(Nebst Karte Taf. IV.) 


Gegen Ende des Jahres 1865 habe ich mich einige Zeit in 
Weissenfels und Zeitz aufgehalten, um das Vorkommen des 
Pyropissit oder der Wachskohle näher kennen zu lernen. 
Diese Gegend ist wohl die einzige bis jetzt bekannte, in welcher 
Pyropissit in so bedeutender Menge erscheint, dass, auf diess 
Vorkommen basirt, eine Menge Schwelereien und Paraffinfabriken 
entstanden sind, welche einen grossen Theil des im Handel vor- 
kommenden Paraffin’s und der Mineralöle liefern, so dass 
man diese Gegend als die klassische für diese Industrie bezeich- 
nen kann. So bedeutend nun auch einerseits diese Pyropissit- 
Lager sind, indem sie von !/ Fuss bis zu 2, ja mehr Lach- 
tern mächtig erscheinen, so ist doch im Ganzen diess Vorkom- 
men ein beschränktes, und bei dem grossartigen Betriebe der 
Fabriken werden im Verlaufe von kaum zwei Jahrzehnden die 
bekannten Lagerstätten dort abgebaut sein, wie ein anderes, ähn- 
liches, kleineres Vorkommen bei Helbra es schon seit Jahren ist. 
Es ist desshalb gewiss an der Zeit, Bericht über die Lagerungs- 
Verhältnisse dieses Pyropissits zu geben, umsomehr, als die we- 
nigen Notizen, die darüber bis jetzt publicirt sind, sich so ziemlich 
auf eine kurze Mittheilung KArsten’s im zweiten Bande der Zeitschrift 
der deutschen geologischen Gesellschaft, und auf eine Abhandlung 
in Erpmanns Journal für practische Chemie, S. 1 u. folg., 1852, 

26° 


40% 


beschränken. Ich gebe desshalb in Folgendem meine Beobach- 
tungen und Erkundigungen. 

Bezüglich der allgemeinen geologischen Verhältnisse der 
Gegend zwischen Weissenfels und Zeitz kann ich mich kurz 
fassen, im Ganzen auf die Abhandlung Orruiä’s: das Vorkommen 
und die Gewinnung der Braunkohle in der Preussischen Provinz 
Sachsen (Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen des 
Preussischen Staates 1859—1860) verweisend. Ich hebe hier 
nur hervor, was zum Verständniss der Lagerungs-Verhältnisse 
nölhig: ist. 

Östlich von der Muschelkalk- Ablagerung, die sick über 
Querfurt, Mücheln, Freiburg bis südlich nach Thüringein 
hin erstreckt, tritt in grosser Ausdehnung bunter Sandstein 
auf, der auf dem linken Ufer der Saale bis in's Mansfeldische 
hinein ununterbrochen erscheint, Auf dem rechten, südlichen 
Saaleufer ist er ebenfalls weit verbreitet, wird aber dort durch 
das Auftreten von über ihm gelagerten Tertiär- und Diluvialschichten, 
namentlich gegen das Flachland der Elster-Niederungzu, vielfach 
der Beobachtung entzogen. Eine ausgedehnte Braunkohlenbildung 
hat sich dort.abgelagert, aus einzelnen nicht zusammenbängenden 
Partien bestehend, selten jedoch in geschlossenen Mulden erschei- 
nend, so dass sie meisi nur eine geographische Bezeichnung. ihrer 
Grenzen zulassen. Zu diesen Braunkohlenbildungen gehören die im 
Reviere Weissenfels-Zeitz, wo die bunte Sandsteinplatte in 
Süd-West zu Tage treiend, fast bis 800’ über dem Meere ansteigt; 
gen OÖ. und NO. verflächt sich diese Platte bis auf höchstens 
400 Fuss über dem Meere. Die auf diesem bunten Sandstein 
unmittelbar abgelagerien Terliär- und Diluvialbildungen erheben 
sich kaum zu einigen hundert Fuss über denselben, und bedecken 
ihn auf weithin, so dass er nur in den tief eingeschnittenen Thä- 
lern zu Tage tritt, während auf den höheren Plateaus die ter- 
tiären Braunkohlenbildungen, sammt den sie überlagernden Dilu- 
vialschichten erscheinen. Diese Thalbildungen sind die Folgen der 
Erosion, und dass diess wirklich so ist, beweist der Umstand, 
dass an den Thalgehängen die Braunkohlenbildungen nicht con- 
cordant mit der Oberfläche der Thalsohle zufallen, sondern hori- 
zonlal abgelagert erscheinen. Es sind diese thalbildenden Ero- 
sionen oft jedoch nicht tief genug gegangen, um das ganze 


405 


Braunkohlen-Gebilde wegzuwaschen, in welchen Fällen wir dann 
in den Thälern einen Theil dieser Bildungen noch antreffen, 
auch wohl nur die überlagernden Diluvialschichten fehlen. Als 
Beispiele solcher nicht bis zur Sohle des bunten Sandsteins rei- 
chenden Erosionen, innerhalb des Bereichs der beiliegenden Karte 
sind zu nennen das Grunauthal von Dobergast nach Musch- 
witz; das Thal von Wildschütz und Keutschen; das von 
Streckau über Reussen nach Nonnewitz. Dagegen als 
Erosionen bis zum bunten Sandstein reichend: das Rippach- 
thal zwischen Teuchern und Zemschen; das Nessathal 
bei Köpsen; das Aupitzthal zwischen Aupitz und Tauchau. 

Durch diese verschiedenen Erosionsthäler ist die Braunkoh- 
lenformation sammt den sie überlagernden Diluvialgebilden in 
eine Reihe unter sich nicht zusammenhängender Partien zerlegt 
worden. Die nordöstlichste Partie im Bereich der Karte, am 
rechten Elsterufer gelegen, bildet einen von Nord nach Süd von 
Klein-Schkorlop über Sittel nach Lützkewilz hinziehenden 
Streifen, in dem jedoch ein bauwürdiges Flötz nur im NW. Theile 
bekannt ist. Westlich von diesem Streifen befindet sich eine 
grössere Partie, von Muschwitz südöstlich nach Dobergast 
hinziehend, mit bauwürdigem Flötze im westlichen Theile. 

Westlich und südwestlich von diesen Partien liegt eine ganze 
Reihe Braunkohlengebilde, von Gerstewitz im Norden bis Zeitz 
im Süden sich ersireckend, von einander durch Erosionsthäler 
getrennt. Es ist diess weitaus das wichtigste Vorkommen des 
ganzen Reviers, vor allem seines Pyropissit-Vorkommens wegen. 
Der nördlichste Theil dieses Zuges mit bauwürdigem Flötze liegt 
bei Gerstewitz auf einer nach Nellschütz, Tauchau und 
dem Aupitzthale geneigten Höhe und wird diese Partie im 
Süden vom Aupitzthale abgeschnitten. Jenseits dieses Thales 
befindet sich eine andere Partie mit ebenfalls bauwürdigem Flötze 
zwischen Granschitz und Rössuln wiederum im Süden durch 
den Nessabach abgeschnitten; dann folgt südlich dieses Baches 
die Partie, welche sich von Köpsen nach Runthal hinzieht und 
iin Südosten vom Rippachthale abgeschnitten wird. Von dieser 
Partie hat sich bis jetzt nur der nördlichste Theil bei Wählitz 
und Köpsen und der südwestlichste bei Gosserau und Run- 
thal als bauwürdig erwiesen. 


406 


Südlich davon, jenseits des Rippachthales, liegt eine 
grosse, bis nach Zeitz sich erstreckende Ablagerung. Nördlich 
begrenzt vom Rippachthale zwischen Teuchern, Gröben 
und Jaucha, ist die Ostgrenze unter den darüber liegenden Di- 
Iuvialschichten nicht genau bekannt, doch von Jaucha über Pir- 
kau nach Unterschwöditz und Aue das Flötz nachgewiesen. 
Von dort geht die südliche Grenze über Glatitz nach Hollsteitz; 
die westliche Grenze ist wiederum unbestimmt, doch das Flötz 
bei Oberschwöditz, Lagenitz, Schölkau, Schortau und 
bis Gröben nachgewiesen. Des Steinbruchs von Schortau ist 
hier speciell noch zu erwähnen, da dort unter 12 Fuss mäch- 
tigem Diluvialgebilde (Lehm und Sand) ein dichter, typischer 
Braunkohlensandstein von 10 und mehr Fuss Mächtigkeit auftritt, 
fast söhlig abgelagert, der als geschätzter Baustein gewonnen 
wird. Unter diesem Sandsteine, von 3° Sand und 1° Thon 
überlagert, findet sich das Braunkohlen-Flötz von 3—10 Fuss 
Mächtigkeit, zuletzt von plastischem Thone und Sand unterteuft. 
In dem Braunkohlen-Sandstein kommen gut erhaltene Exemplare 
eines grossen, bis 30 Centimeter im Durchmesser haltenden See- 
krebses, des Limulus Decheni, vor, wonach also die Bildung eine 
marine oder doch mindestens eine brackische sein muss (vid. 
GiEsEL in der Halle'schen Zeitschrift, Bd. XIX und XXD. In 
diesem Sandstein sollen sich auch Abdrücke von Dicotyledonen 
gefunden haben, ohne dass es mir jedoch möglich war, diess mit 
Bestimmtheit zu constatiren. Zincken erwähnt von eben diesem 
Sandsteine (Die Braunkohle und ihre Verwendung Seite 278), 
dass in ihm walzenförmige Höhlungen, mit Kieselerde ausgefüllt, 
vorkommen, die ihren Ursprung wahrscheinlich Wurzeln zu ver- 
danken hätten. Von der grossen Braunkohlen;Ablagerung zwi- 
schen Wörschen und Zeitz ist jedoch nur ein Theil bauwür- 
dig, indem namentlich das grosse Dreieck zwischen Zemschen, 
Naundorf und Unterschwöditz zwar nachgewiesener Massen 
ein Braunkohlenflötz enthält, jedoch von kaum 1 2 Schuh Mächtigkeit. 
Der hauptsächlichste Bergbau geht um, theils im nördlichen Theil 
bei Gröben, Wörschen, Zemschen, Wildschütz, theils 
im südlichen bei Aue, Reussen und Groitzschen; bei 


Schortau wird die Kohle bloss gelegentlich beim Steinbruchbe- 
trieb gewonnen. 


%07 

Ausser diesen ihren geographischen Grenzen nach skizzirten 
Braunkohlen-Ablagerungen befinden sich noch einige kleinere im 
Bereiche des Kärtchens. So vor allem im Südost die Partie bei 
Rehmsdorf-Rumsdorf und östlich von dieser die grosse Partie, 
in’s Herzogthum Altenburg hinziehend, zwischen Mumsdorf, 
Meuselwitz, Nissma und Spora, zum Theil schon ausserhalb 
des Bereichs der Karte fallend. 

Im Westen liegen die kleinen Partien bei Wiedebach, bei 
Schmärdorf, die hochgelegene bei Haardorf, die bei Wei- 
ckelsdorf und die höchstgelegene bei Stolzenhayn. 

Alle diese Vorkommnisse sind aus der Karte ersichtlich ; 
es ist damit jedoch nicht gesagt, dass die Braunkohlenformation 
nur auf diese Puncte beschränkt sei, sie scheint vielmehr nach 
mehrfachen Untersuchungen sich bedeutend weiter auszudehnen 


_ und fast nirgends unter den überlagernden Diluvialgebilden gänz- 


lich zu fehlen, wenn auch oft nur durch Sandstein, Kies, Sand und 
Thonschichten angedeutet. Die Angaben der Karte haben somit 
nur den Zweck, anzugeben, wo ein Braunkohlenflötz wirklich 
nachgewiesen ist, sei es nun als bauwürdiges oder als unbau- 
würdiges. 

In grosser Verbreituug treten die überlagernden Diluvial- 
sebilde auf, in soleher Ausdehnung, dass dort, wo die unter- 
liegende Braunkohlenformation oder der bunte Sandstein durch 
Erosion nicht blossgelegt ist, das ganze Terrain von diesen Di- 
luvialgebilden bedeckt erscheint. Sie bestehen nach OrmLiäe 
meist aus einem durch Eisenoxyd gelb gefärbten Gemenge von 
Sand, Thon und Kalk, dem sogenannten Flösslehm, der zu- 
weilen, so bei Hohen-Mölsen die Mächtigkeit von 10 Lach- 
tern erreicht; ausserdem ist er meist nur ungefähr 4 Lachter 
mächtig. | 

Die Braunkohlen-Formation selbst besteht aus Thon, 
Lehm, Sand, Kies und quarzigem, festem Sandstein, sowie den 
eigentlichen Braunkohlen. Die obere Grenze gegen die Diluvial- 
gebilde ist oft schwierig zu bestimmen, umsomehr, als ältere 
Einschnitte und Auswaschungen, vor Ablagerung der Diluvialge- 
bilde entstanden, häufig von ihnen ausgefüllt sind. Ihre Schich- 
ten sind nicht in bestimmter Reihenfolge abgelagert, wie denn 
oft in fast gleichem Niveau nahe beieinander die verschiedensten 


EEE 


u EEE 


408 


Gebilde sich finden. Nur die eigentlichen Braunkohlen kann man 
gewissermassen als geognoslischen Horizont betrachten, deren 
Dach bald aus weissem, wasserreichem Triebsand, bald aus pla- 
stiischem Thone, bald aus Kies oder festem Sandsteine besteht. 
Gleicher Wechsel der Schichten findet sich auch in der Sohle 
der Braunkohlen, doch scheint als unmittelbare Sohle vorzugs- 
weise plastischer Thon vorzukommen, der häufig als Chamolttie- 
stein benutzt wird, während der weisse Triebsand hauptsächlich 
im Hangenden erscheint, 

Die Gesammtmächtigkeit der Braunkohlen-Formation kann 
kaum mit Bestimmtheit angegeben werden, da nur an wenigen 
Orten man dieselbe bis zum bunten Sandstein hinab kennt, und 
selbst dort, wo man angibt, bis zu demselben gelangt zu sein (wie 
bei Köpsen, Gerstewitz ete.), es noch ungewiss bleibt, ob frag- 
liche glimmerige, sandige Schichten schon wirklich zum bunten 
Sandsteine zu rechnen sind; doch kann man annehmen, dass die 
Mächtigkeit zwischen 15 und 30 Lachter (a 2 Meter) schwanke. 
Die Gesammtmächtigkeit des über den Braunkohlen liegenden 
Deckgebirges ist dagegen ziemlich bekannt ; 3 Lachter mindestens, 
mag die Durchschnitts-Mächtigkeit 6—8 Lachter betragen, steigt 
aber ausnahmsweise auf 10, und bei Domsen selbst auf 20 
Lachier. Die Mächtigkeit der Braunkohlen wechselt gleichfalls 
sehr; bis auf einige Zolle herabsinkend, steigt sie auf D bis 
8 Lachter und erreicht bei Runthal selbst 10; im Ganzen kann 
ihre Durchschnitts-Mächtigkeit zu 3 Lachter angenommen werden. 

Gleich wechselnd, wie die Mächtigkeit, ist auch das übrige 
Verhalten des Braunkohlenflötzes. Im Ganzen ziemlich horizontal 
abgelagert, nur der Configuration des unterliegenden Gebirges 
wellenförmig folgend, sind gerade dadurch eine Menge locaier 
Unregelmässigkeiten entstanden, kleine partielle Mulden und Sat- 
telbildungen, und nicht selten nimmt an solchen localen Sätteln 
zugleich das Flötz an Mächtigkeit ab, erst jenseits der Sattel- 
linie sich wieder voll anlegend. Man spricht dann an solchen 
Orten wohl vom Ausgehen des Flötzes, während es wirklich nur 
ein Heben an der Sattellinie ist (Gerstewitz). Ein andermal ist 
das Flötz fast linsenförmig abgelagert, in der Mitte mit grösster 
Mächtigkeit (Grube 470 bei Aue), oder es erscheint in der Mitte 
verdrückt, nach den Seiten hin sich mächtiger anlegend (436 bei 


409 


Gerstewitz). Verdrückungen eigener Art kommen ebenfalls vor, 
die sogenannten Sandsäcke, indem sich plötzlich das Dach des 
Flötzes in dasselbe hineinsenkt, manchmal bis zur Sohle hinab; 
diese Sandsäcke sind meist mit Kies und Sand, seltener mit pla- 
stischem .Thone erfüllt. 

Im Zeitz-Weissenfelser Reviere gehören die Braun- 
kohlen immer nur einem Flötze an; bei Märtendorf kommen 
allerdings 2 durch ein 1 Lachter mächtiges, sandiges Mittel ge- 
getrennte Flötze vor und im Tagebau bei Scheiplitz scheint 
diess obere Flötz durch einen 5 Schuh mächtigen Besteg ange- 
deutet zu sein; ebenso hat man bei Domsen und Löbau im 
Hangenden noch ein zweites, wenig mächtiges gefunden; allein 
diess sind wahrscheinlich nur locale Vorkommnisse , veranlasst 
durch dazwischen geschobene Gesteinsbänke, wie solche Einschie- 
bungen mehrfach in den Gruben beobachtet werden, z. B. in 
Grube 436 bei Gerstewitz, wo in der Braunkohlenmasse eine 
Kiesablagerung, von Thon umgeben, sich findet. 

Die Kohle selbst ist eine erdige Braunkohle, durch völ- 
lige Maceration der Pflanzenfaser enstanden, in feuchtem Zustande 
dunkelbraun bis fast schwarz von Farbe; sie gibt ein gutes Feuer- 
material, und wird sie unter dem Namen Feuerkohle oder 
Formkohle verkauft, letztere in Form von Kohlensteinen ver- 
strichen. Fester wird sie meist» nur in den unteren Schichten, 
sogenannte Knörpelkohle, die aber als Feuermaterial bedeu- 
tend schlechter ist, ja durch Aufnahme von vielen erdigen Stof- 
fen ofi ganz unbrauchbar wird, wie auch durch Aufnahme von 
Schwefelkies, in welch’ letzterem Falle sie sich auf den Halden 
leicht von selbst entzündet. Nicht selten erscheint eine ganz 
unbrauchbare Kohle, aus schwarzem, schwerem, sandigem Staube 
bestehend, die sogenannte Russkohle, und werden einzelne 
Schichten des Flötzes durch deren Vorwiegen oft ganz unbrauch- 
bar. Als Einschlüsse in den Braunkohlen sind ausser dem be- 
reits erwähnten Schwefelkiese, der oft in Kugeln erscheint, noch 
zu nennen: Gyps und Retinit. Als Seltenheit fanden sich im 
hangenden Sande auf der Grube Köpsen, jedoch nicht im Flötze 
selbst, Bernsteinstücke bis zu Faustgrösse, mit roiher Verwitte- 
rungsrinde. ° Bituminöses Holz kommt in platigedrückten Stäm- 
men an mehreren Orten vor (Runthal, Rehmsdorf etc.), sowie 


410 


ebenfalls verkieselte Hölzer (Scheiplitz). Hie und da sollen im 
hangenden Thone sich Pflanzenabdrücke gefunden haben, was je- 
doch nicht mit Sicherheit zu constatiren ist; die einzige Loca- 
lität, in der solche wirklich sich fanden, ist die Grube Run- 
thal, wo in einem hente nicht mehr zugänglichen plastischen 
Thone, in der Sohle des Flötzes, dieselben vorkamen: Heer hat 
sie bestimmt und nach denselben diese Braunkohlen in's Tongrien 
eingereiht. 

An gar manchen Orten erscheint als integrirender Theil des 
Flötzes nun der Pyropissit. die Wachskohle oder, wie man 
seiner Verwendbarkeit wegen für die Schwelereien ihn nennt, 
die Schwel- oder Paraffinkohle. Betrachtet man in einem 
der grossartigen Tagebauten das blossgelegte Flötz, so findet man 
überall, dass es aus vielen horizontalen, helleren und dunkleren 
Streifen besteht, die mit einander wechseln. Die helleren sind 
Schichten von mehr oder weniger Pyropissit-reichen Braunkohlen. 
An einzelnen Orten tritt aber der Pyropissit auch ganz rein auf, 
und das ist die eigentliche Paraffin- oder Schwelkohle, ihrer 
hellen Farbe wegen auch wohl weisse Kohle genannt. 

Das von Krnseort mit dem Namen Pyropissit belegte Mi- 
neral ist erdig, undurchsichtig, amorph: in feuchtem Zustande 
ist es braungelb, knetbar, sanft und schmierig fettig anzufühlen, 
und die ganze Masse ist so fetlig, dass bei der Gewinnung, wie 
bereits Manıer 7852 (Erpmanns Journal für practische Chemie) 
bemerkt, die Keilhaue oft darin, wie in Rindstalg, stecken bleibt. 
In trockenem Zustande ist der Pyropissit gelblichweiss, zerbröckelt 
gern und ist leicht zwischen den Fingern zerreiblich, die dabei 
etwas klebrig werden. Bruch mait, erdig, uneben,. mit dem Fin- 
gernagel gerieben jedoch glänzend werdend. An der Lichtflamme 
entzündet er sich leicht und brennt mit heller, russender Flamme, 
unter Entwickelung eines aromatisch brenzlich riechenden Rauchs*, 
dabei zur schwarzen, pechartigen Masse schmelzend. Im reinen 
Zustande schmilzt er wie Siegellack und tropft, so dass man 
ganz gute Siegelabdrücke damit machen kann. Auf Platinblech 
erhitzt schmilzt er auseinanderlaufend zur schwarzen, pechartigen 


* KARSTEN sagt: unter Entwicklung eines schr üblen Geruchs (Zeitschr. 
d. deutsch. geol. Gesellsch. Band II), was nach vielfachen Versuchen von 
mir und anderen an reinen Pyropissitstücken nicht der Fall ist. 


411 


Masse, was zugleich als charakteristisches Zeichen der Schwel- 
kohle, selbst für die unreineren Sorten gelten kann. Äther zieht 
eine wachsähnliche Substanz aus. Über das chemische Verhalten 
desselben berichten ausser C. Karsten hauptsächlich noch Brückner 
(Journal für pract, Chemie 1852) und Heine (Leonnarps Jahrbuch 
f. Min. 1845), letzterer über Schwelkohle aus dem ähnlichen, seit 
Jahren abgebauten Vorkommen bei Helbra in Thüringen. Die 
einzige quantitaiive Elementar-Analyse ist von Karsten. Der- 
selbe analysirte Pyropissit von Gerstewiliz, sowie Feuer- 
kohle von derselben Localität und fand für 

Pyropissit 68,92 Kohlenstoff, 10,30 Wasserstoff, 20,78 Sauerstoff; 
Feuerkohle 64,32 » 5.62 » 30,05 ». 

Dabei gibt er das specifische Gewicht zu 0.9 an, und den 
Aschengehalt zu 13,5 bis 13,6°%/,. Nach diesen beiden letzten An- 
gaben kann der untersuchte Pyropissit kein reiner gewesen sein, in- 
dem Kenneorr als das specifische Gewicht 0,493 bis 0,522 angibt, 
und der Aschengehalt eines lufttrockenen reinen Stückes, nach 
den mitgetheilten Akten des Oberbergamtes Halle, nur 5% 
betrug, während der Aschengehalt der Feuerkohle von 21—26%, 
schwankte. WAckENnRÖDER (Archiv für Pharmazie Bd. 110, S. i4) 
gibt sogar leizieren zu 45,4%), für getrocknete Feuerkohle, was 
bei einem Wassergehalt von 22°, für grubenfeuchte, 39°/, Aschen- 
gehalt entspräche. Wie wünschenswerth eine neue genaue Ele- 
mentar-Analyse wäre, leuchtet aus obigem ein. 

Zıncken (Die Braunkohle und ihre Verwendung Seite 240) 
gibt an, dass unter dem Mikroskop der Pyropissit als ein Ge- 
menge von wenigen, durchscheinenden Harzpartien, mit vorwal- 
tend undurchscheinenden, erdigen Theilen sich zeige und sieht 
ihn desshalb als ein fast zersetztes fossiles Harz an. Ich konnte 
die durchscheinenden Harzpartien nicht erkennen, die jedenfalls 
in ganz unbedeutender Menge vorhanden sein müssen. 

Reiner Pyropissit gibt bei der trockenen Destillation per 
Tonne (7!/g Cubikfuss) 40, ja selbst 50 Pfund Theer, der dann 
weiter auf Paraffin und Mineral-Öle verarbeitet wird. Dieser 
reine Pyropissit kommt aber nur selten vor, und betrachtet man 
als eine mit Erfolg verwendbare Schwelkohle schon eine solche, 
die pro Tonne 20—25 Pfund Theer gibt. 

Noch vor wenig Jahren hatte man die guten, hellfarbigen 


412 


Schwelkohlen für unbrauchbares Material gehalten, und höchstens 
dort, wo sie mit der Feuerkohle zusammen vorkamen, mit dieser 
gewonnen und, zu Kohlenziegeln verstrichen, als Brennmaterial 
verkauft; die Weissenfelser Braunkohlen waren damals in Leipzig - 
ihrer leichten Entzündlichkeit wegen beliebt und wegen ihren 
weissen Einschlüssen bekannt. Die Schwelkohle kannte man zu 
jener Zeit so wenig, dass man sie auf manchen Gruben als eine 
»„unreife Braunkohle« bezeichnete. Näher wurde man auf sie 
aufmerksam, als man bei Gerstewitz eine mehrere Fuss 
mächtige Schwelkohle in der Grube antrai, die, weich und leh- 
mig aussehend, für eine Letienkluft gehalten wurde. Eine Hand 
voll davon zufällig auf den heissen Ofen gelegt fing plötzlich an 
zu schmelzen und auseinanderzulaufen. Man sandte dann an 
Mıitscherrich Proben, der zuerst vergebliche Verseifungs-Versuche 
damit machte, bis sie dann später zu der jetzt so grossartigen 
Fabrikation des Paraffins und der Mineralöle verwendet wurde. 

Wie aus der Karte ersichtlich, kommt die Schwelkohle nicht 
in allen Braunkohlen-Ablagerungen des Reviers vor; in ihrer 
reinsten Forın namentlich, ist sie auf wenige Localitäten be- 
schränkt, vor Allem auf die Gegend zwischen Zeitz und Weis- 
senfels, indem die vereinzelten anderen Vorkommnisse bei 
Stolzenhayn, Haardorf und Rehmsdorf von untergeord- 
neter Bedeutung sind. In den grossen Braunkohlen-Partien von 
Sittel-Lützkewitz,. Muschwitz-Dobergast, Mumsdorf- 
Spora-Meuselwitz fehlen sie. Selbst zwischen Weissenfels und 
Zeitz ist ihr Vorkommen auf einige Localitäten beschränkt, näm- 
lich: Gerstewitz und Umgebung im Norden des Aupitzihales; 
südlich davon die Partie von Rössuln-Granschitz; südlich 
des Nessabaches, von der von Wähliz nach Runthal sich er- 
streckenden Partie, der nördlichste Theil bei Köpsen-Wähliz 
und. der südlichste zwischen Gosserau-Runthal. In der süd- 
lich des Rippachthales gelegenen grossen Braunkohlenpartie er- 
scheint sie nur im schmalen Nordstreifen bei Wörschen-Keutz- 
schen, und im äussersten Süden unweit Zeitz, zwischen Aue, 
Reussen und Groitzschen. Betrachten wir diese Vorkomm- 
nisse eingehender, im Süden bei Aue, wo die Lagerungsver- 
hältnisse am regelmässigsten sind, beginnend. 

Die hier am meisten Aufschluss gebenden Gruben sind die 


413 


mit den Nummern 386, 470 (bei Aue), 397 (bei Reussen), 444 
(bei Grana) bezeichneten. Überall liegt hier die hellfarbige 
Schwelkohle im obersten Theile des Flötzes, unmittelbar unter 
dessen Dache, das meist ein weisser Triebsand von 2 Fuss bis 
4 Lachter Mächtigkeit ist. Das Flötz selbst hat durchschnittlich 
3 Lachter Mächtigkeit und nimmt oft die Schwelkohle ein Drittel 
desselben ein; wo das Flötz schwächer werdend ausgeht oder in 
Folge localer Sättel sich hebt, zugleich an Mächtigkeit nachlas- 
send, besteht dasselbe oft ganz aus Schwelkohle von einigen 
Fuss bis 1 Lachter Mächtigkeit. Dabei ergibt sich, dass dort, 
wo das überlagernde Deckgebirge mächtiger wird, als gewöhn- 
lich, sich kaum mehr Schwelkohle findet. Sehr instructiv sind 
die Verhältnisse der zusammenhängenden Gruben 386, 340, 431 
(SCHNEIDER); von diesen fördert nur die erste Schwelkohlen, die 
beiden anderen nur Feuerkohlen. In Nro. 386, das, wie man 
hier sagt, am Ausgehenden, richtiger jedoch an einer localen 
Hebung, baut, hat das Flötz 1!/a Lachter Mächtigkeit, wovon ?a 
Lachter im Hangenden schöne weisse Schwelkohle, unter welcher 
eine durch Russ-Gehalt unbrauchbar gewordene Braunkohle liegt. 
Nro. 340 baut nördlicher und hat dort das Flötz 3 Lachter Mäch- 
tigkeit, wobei die Schweikohle nur mehr als schmales Band im 


Hangenden erscheint, so dass sie nicht eigens gewonnen wird; 


die Feuerkohle, aus helleren und dunkleren Schichten bestehend, 
ist jedoch noch Pyropissit-haltend, mit Ausnahme des liegendsten 
Theils des Flötzes. Die östlicher gelegene Grube Nro. 431 gibt 
bei 14!/a Lachter Flötzmächtigkeit nur Feuerkohle ohne allen Py- 
ropissit. Untenstehendes Profil gibt einen ideellen Durchschnitt 
durch die 3 Gruben, wobei die Schwelkohlen doppelt schraffirt 
sind, 


Ähnliche Verhältnisse finden sich auf der nordöstlich gele- 
genen Grube 470 (Hüsner), wo im Nordflügel nur Schwelkohle 


41% 


und neben ihr zum Theil russige Feuerkohle vorkommt, im Süd- 
flügel nur Feuerkohle gewonnen wird, wenn auch ein schmales 


Schwelkoblenband im Hangenden sich noch findet. Auf dieser 


Grube fand sich auch Schwelkohle in dünnen, oft nur papier- 
dicken Schichten, blättrig abgelagert mit 'Thonblättchen auf den 
Schichtungsflächen, manchmal mit Andeutung von Russkohle auf 
ebendiesen Flächen; sonst ist das Vorkommen der Schwelkohle 
iinmer massig derb, wie sandiger Lehm. Diese Hüsner’sche Grube 
ist auch desshalb interessant, weil dort die wellenförmige Ab- 
lagerung des Flötzes nachgewiesen ist: man hatte früher 40 Fuss 
gebohrt und ein schwarzes Schmitzchen im Sande für das Aus- 
keilen des Flötzes gehalten; ein späteres Bohrloch von 70 Fuss 
hatte die Kohle in tieferem Niveau erst getroffen. 

Grube 397 (Rıeseck) baut jetzt unterirdisch, während früher 
Abdeckarbeit stattgefunden. Das Flötz macht dort eine partielle 
Mulde, auf deren Südflügel unter schwächstem, überlagerndem 
Deckgebirge die Flötzmächtigkeit 2—3 Lachter beträgt, mit bis 
1 Lachter schönster weisser Schwelkohle im Hangenden. 

Grube 444 (HERRMANN) ist im Ganzen unbedeutend, aber in- 
structiv. Das Flötz geht nach Süden aus, und hebt sich zum 
Theil gegen Nordwest an einem Sattel. An diesen Orten findet 


sich Schwelkohle von 18 Zoll bis 1 Lachter Mächtigkeit, bald. 


das ganze Flötz erfüllend, bald steht darunter noch bis 2 Lachter 
Feuerkohle an, in welch’ letzterem Falle die Schwelkohle keine 
schöne weisse mehr ist, sondern nur eine gewöhnliche, aber sehr 
imprägnirte Braunkohle. Auf den bisher betrachteten Gruben 
war das Dach ein weisser Triebsand, der auch hier nicht fehlt, 
manchmal jedoch durch eine gelbliche, lettig-kieselige Conglo- 
meratschicht (Lips) ersetzt ist. In diesem Falle ist die Schwel- 
kohle immer schlechter als unter dem Sand. | 

Ein steter Begleiter auf allen diesen Gruben im Hangenden 
der Schwelkohle, zwischen ihr und dem eigentlichen Dache ist 
eine Russkohlenschicht, die Bis zu 1 Schuh mächtig wird 
(Grube 470), während an anderen Orten sie bis auf einige Zolle 
herabgeht und manchmal nur durch eine fingerdicke, oft thonige 
Schicht angedeutet ist, so dass sie bis jetzt vielfach übersehen 
wurde. Einmal darauf aufmerksam geworden, habe ich bei allen 
Grubenbefahrungen speciell darauf mein Augenmerk gerichtet, 


* 


3 


; 445 


und sie auch fast überall gefunden, selbst dort, wo man sagte, 
sie sei nicht vorhanden. Es ist wohl gerechtfertigt, diesen steten 
Begleiter der Schwelkohle, mit deren Bildungsweise in Verbin- 
dung zu bringen, umsomehr, als auch nicht selten unter der 
Schwelkohle eine russige Feuerkohle oder selbst wirkliche Russ- 
kohle erscheint. 

Verdrückungen, welche das Flötz auf eine Mächtigkeit von 
ein Paar Fuss herabbringen, kommen mehrfach vor, namentlich 
in Grube 397 und 444, und behauptet man auf ersterer Grube, 
dass ‘in solchen Verdrückungen die Schwelkohlen meist zum 
schönsten Pyropissit werden, aber auch oit zu einer ganz russi- 
gen Kohle. Auf Nro. 444 nehmen in allen Verdrückungen die 
Kohlen an Güte ab, werden russig und ganz unbrauchbar. 

Bezüglich des aus der Karte ersichtlichen schmalen Streifens 
von Schwelkohle bei Ober-Wörschen und Keutzschen ist 
wenig zu sagen, indem heut zu Tage keine Schwelkohle mehr 
dort ist. Das grosse Grubenfeld Nro. 338 (Wörschen-Weissen- 
felser Gesellschaft) umfasst auch einige kleinere frühere Privat- 
gruben, die am Ausgehenden gegen das Rippachthal zu bauten, 
und dort soll früher Schwelkohle vorgekommen sein, zu einer 
Zeit, als man deren Werth noch nicht kannte. In Nro. 338 ge- 


‘winnt man heute bei einer Flötzmächtigkeit von bis 9 Lachtern 


nur Feuerkohle; ein in östlicher Richtung abgestossenes Bohr- 


loch hat das Flötz mit etwas Schwelkohle im Hangenden eben- 


falls erreicht. 

In der Schwelkohlen führenden Braunkohlen - Ablagerung 
nördlich des Rippachthales, zwischen Gosserau und Runthal, 
sind die am meisten Aufschluss gebenden Gruben No. 350 bei 
Runthal, dann 396, 271 und der grosse Grubencomplex, der jetzt 
mit 284 bezeichnet ist. Die bedeutende Grube Runthal (Wör- 
schen-Weissenfelser Gesellschaft) baut in ihrem Westflügel mit- 
telsi Tagebau ein 7—11 Lachter mächtiges Flötz ab, das, im Ost- 
flügel schwächer werdend, unterirdisch gewonnen wird. 

Im Tagebau, unter 4—5 Lachter mächtigem Deckgebirge, 
besteht das Flötz aus einer grossen Anzahl hellerer und dunk- 
lerer horizontaler Schichten; erstere, fettig anzufühlen, lassen 
sich zum Theil verschwelen und geben durchschnittlich 16 Pfund 


- Theer per Tonne. Aber auch hier befinden sich die helleren 


416 


Schichten nur in der oberen Hälfte des Flötzes, das im Liegend- 
sten schwarz, russig und sandig wird, so dass man eine Bank 
von bis Y, Lachter als unbrauchbar in der Sohle stehen lässt. 
Im Tagebau ist das Dach vorherrschend Lehm und Thon, nur 
ausnahmsweise Sand, während es im Ostflügel aus dem bekann- 
ten Sande besteht. Dort hebt sich auch das Flötz, zugleich 
schwächer werdend, an einem localen Sattel, auf dessen anderer 
Seite Grube 271 baut. Ebenso hebt sich das Flötz gen Nord, 
in dieser Richtung ausgehend, wo noch Grube 396 sich befindet, 
und dort sinkt die Mächtigkeit auf 2, selbst 4 Lachter herab, mit 
schöner Schwelkohle im Hangenden, die bis zu einem Lachter 
mächtig ist; unter ihr liegt eine durch Russ unbrauchbar ge- 
wordene Feuerkohle. Das hangende Russkohlenband zwischen 
Schwelkohlen und Dach fehlt auch hier nicht, und ist es an 10 Zoll 
mächtig. Von Verdrückungen kommen die bereits erwähnten 
Sandsäcke vor, die meist NO.—SW. streichen und in denen die 
Schwelkohle immer eine vorzügliche gewesen sein soll. 

Nördlicher baut am Ausgehenden Grube 396 (Vehrichs), wo 
eine der schönsten Schwelkohlen überhaupt gewonnen wird. In 
diesem Grubenfelde legt sich gen SO. das Flötz mit 5, 7, ja 
selbst 9 Lachter Mächtigkeit an, ähnlich wie bei Runthal mit den 
verschiedenen Schichten, und gewinnt man dort nur Feuerkohlen, 
Gen NW., in welcher Richtung das Flötz sich hebend auskeilt, 
ist seine Mächtigkeit nur mehr 2 Lachter mit prächtigem Pyro- 
pissit im Hangendsten, 31/a—5 Fuss mächtig, der hier so weich 
ist, dass man in ihn hineingreifen kann; unter ihm liegt noch 
ungefähr '/2 Lachter brauchbare Feuerkohle. Als Liegend, tes des 
Flötzes erscheint Russkohle, die aber auch wohl in einer bis chuh 
mächtigen Schicht zwischen Schwelkohle und Feuerkohle vorkommt, 
und über der Schwelkohle liegt immer das bewusste Russkohlen- 
band. Verdrückungen sind mehrfach vorhanden, und gibt man 
an, dass in ihnen dort, wo zugleich das Flötz am Ausgehenden 
sich befindet, die Schwelkohle eine vorzügliche sei, was ich je- 
doch bei meiner Grubenbefahrung nicht bestätigt fand, indem ich 
eine Verdrückung sah, in welcher das Flötz kaum 3 Fuss mächtig 
war, und in der sich fast nur Russkohle fand; in einer anderen 
ähnlichen Verdrückung stand wirklich schönste weisse Schwel- 
kohle. an mit 12 bis 18 Zoll Russkohle im Hangenden. 


417 


Östlich von Runthal, jenseits des erwähnten Sattels baut 
Grube 271 (Köttniz). Das Flötz flach nach SO. einfallend ist 
unter einem Deckgebirge abgelagert, dessen Mächtigkeit sehr 
wechselt; im Osten ist sie nur A Lachter, im Nordwesten 14 Lach- 
ter. Man nimmt auf der Grube an, dass eine Linie von SSW. 
nach NNO,. das Grubenfeld so theile, dass nur östlich dieser Linie 
Schwelkohle vorkomme, jedenfalls mit der Mächtigkeit des Deck- 
gebirges zusammenhängend, die westlich dieser Linien am be- 
deutendsten ist. Die Flötzmächtigkeit schwankt von 1 Fuss bis 
9 Lachter, und die Mächtigkeit der im Wesiflügel gewonnenen 
Schwelkohle steigt bis 1 und 1! Lachter. Das Dach besteht 
z. Th. aus Sand, z. Th. aus dem bereits erwähnten Lips, und 
soll unter letzterem die Schwelkohle hauptsächlich vorkommen, 
seltener unter Sand (?). Das Russkohlenband ist meist vorhanden. 
Die Sandsäcke sind häufig und in ihrer Nähe sollen immer: die 
schönsten Schwelkohlen sich finden; diese Sandsäcke gehen hier oft 
durch das ganze Flötz bis Zur Sohle und sind temporär so häufig 
gewesen, dass man einmal auf eine Strecke von 10 Lachtern 35 
gezählt haben will. 

Das grosse, der Wörschen-Weissenfelser Gesellschaft ge- 
hörige Grubenfeld bei Unterwörschen, das heute Nummer 281 
führt, hat ein vielfach undulirendes Flotz, mit Durchschnitts- 
Mächtigkeit von 3 Lachtern. Nach 3 Seiten: gen Süd, gen Ost 
und gen Nord und Nordwest, hebt es sich ausgehend und führt dann 
Schwelkohle im Hangenden mit 1/2 Lachter Mächtigkeit, obgleich 
die übrigen Flötzpartien auch nicht ganz davon frei sind. Im 
Westflügel ist gegen das Ausgehende hin das Flötz 3/4 bis 
21 Lachter mächtig, wovon bis höchstens 14ja Lachter Schwel- 
kohle im Hangenden, darunter meist schlechte Feuerkohle. Im 
Östflügel ist das Verhalten etwas anders, indem dort die schönen 
Pyropissitschichten kaum mehr auftreten, sondern nur, namentlich 
im Hangenden, mit Pyropissit so sehr imprägnirte gewöhnliche 
Braunkohlen, dass sie mit Vortheil verschwelt werden können, zu 
welchem Zwecke sie in der Grube separat gewonnen und aus- 
gehalten werden. Auf dieser Grube kommt Schwelkohle auch in 
Form von Nestern als hellfarbiger Pyropissit vor, mitten in der 
Feuerkohle liegend. Im Ostflügel ist weisser Sand das Dach, 


im Westen Sand und Thon, so zwar, dass letzterer oft nur ein 
Jahrbuch 1867. 27 


ET EEE ER ENDE EBENE 


418 


paar Zolle mächtig ist und Sand darüber liegt, oder aber auch 
letzterer unmittelbar auf dem Flötze, wo dann der reinste Pyro- 
pissit erscheint. Das Russband im Dache der Schwelkohle hat 
bis 10 und selbst mehr Zolle Mächtigkeit, und nur ausnahms- 
weise fehlt es zwischen Sand und Schwelkohle. Die nesterför- 
migen Schwelkohlen-Ablagerungen sollen immer von Russkohle 
umgeben sein, wie eingekapselt darin liegen. Verdrückungen 
kennt man auf diesem Grubenfelde nicht. 

Ziemlich ähnliche Verhältnisse finden sich im grossen Gruben- 
felde Nro. 144, der  Wörschen-Weissenfelser Gesellschaft 
gehörig. Das Flötz ist dort sehr unregelmässig mit vielen par- 
tiellen Mulden und baut man es in 2 getrennten Flügeln ab. Im 
Westen gewinnt man fast nur Feuerkohle, und nur an einem 
Puncte, unweit des Ausgehenden, gewann man, als ich die Grube 
befuhr, Schwelkohle, die 1—1!a Lachter mächtig im Hangenden 
anstand, mit bis 1 Lachter guter, nicht russiger Feuerkohle 
darunter. Im Ostflügel ist das Flötz 3a bis 4°/8g Lachter mächtig 
und ist dort eine bedeutende Schwelkohlengewinnung, wobei die 
Schwelkohle immer gegen das Ausgehende in der oberen Flötz- 
partie erscheint. Es ist diess jedoch nur selten reiner Pyro- 
pissit, obgleich auch er bis zu 1 Lachter mächtig vorkommt, 
sondern meist sind es nur pyropissitreiche Schichten, die jedoch 
oft bis 36 Pfund Theer per Tonne geben. Diese Schichten er- 
füllen bald das Hangende des Flötzes, bald liegen sie abwech- 
selnd mit”anderen Braunkohlenschichten und ist dann der Pyro- 
pissitgehalt so wandelbar, dass auf kurze Erstreckungen in ein 
und derselben Schicht bald schwelbare Kohlen gewonnen werden, 
bald solche, die nur als Feuerkohle brauchbar sind; diess wech- 
selt so, dass täglich der Steiger vor jeder einzelnen Arbeit be- 
stimmt, ob die Kohle als Feuerkohle oder als Schwelkohle zu 
fördern sei. Trotz ihrer dunkleren Färbung sind diese Schichten 
oft mit besserem Erfolge zu verschwelen, als anscheinend rei- 
chere, hellere von Farbe, die nicht selten mit Sand verunreinigt 
sind. Bei einer Flötzmächtigkeit von 4°/s Lachter können bis zu 
!/a Lachter solcher dunkelfarbigen Schwelkoblen gewonnen wer- 
den. Die Verhältnisse auf dieser Grube sind so interessant, 
dass ich einige der notirten Profile wiedergebe (immer vom Dach 
zur Sohle gemessen): 


419 


!/a Lachter russige Kohle, bis 2 Lachter Schwelkobhle, 
1 Lachter gute Feuerkohle. 

6 Zoll Russ, 2 Lachter Schwelkohle, !a Lachter Feuer- 
kohle. 

6 Zoll Russ, 1 Lachter Feuerkohle, 1 Lachter Schwel- 
kohle, darunter glimmeriger Sandstein, zum bunten 
Sandstein gerechnet, 

6 Zoll Russ, 6 Zoll schlechte Kohle, bis 3 Lacht. Schwel- 
kohle, 1 Lachter Feuerkohle. 

Das Dach ist Thon, Kies und Sand; dort, wo die geringste 
Flötzmächtigkeit ist und zugleich Sand oder Kies als Dach er- 
scheint, ist die Schwelkohle am schönsten. Unter dem 2—3 Fuss 
mächtigen Thon soll keine Schwelkohle vorkommen und dort 
auch die Feuerkohle schlechter sein. Das Russband über der 
Schwelkohle ist fast immer vorhanden und soll nur theilweise im 
Westflügel fehlen, wie denn in der einzigen Arbeit, die bei mei- 
ner Anwesenheit dort umging, es wirklich fehlte und die '/a Lach- 
ter mächtige Schwelkohle unmittelbar unter dem sandigen Kies 
lag. Im Ostflügel schwankt die Mächtigkeit des Russbandes von 
6 Zoll bis !/, Lachter. Yerdrückungen koınmen vielfach vor, und hält 
man auf der Grube die Meinung fest, dass in Sand- und Kiesver- 
drückungen die beste Schwelkohle sich finde, was jedoch, wie ich mich 
überzeugte, nicht unbedingt der Fall ist; bei Thonverdrückungen 
sollen die Kohlen russig und schlecht werden. Auf dieser Grube 
ist der eigenthümliche Fall vorgekommen, dass der Sand im 
Dache einmal bis auf 1 Schuh mit Pyropissit so imprägnirt war, 
dass man ihn verschwelen konnte. Im hangenden Sande kamen 
auch hier die bereits erwähnten Bernsteinstücke vor. 

Über die Verhältnisse der nächsten Partie bei Granschitz 
und Webau kann ich aus eigener Anschauung nicht berichten, 
da mir diese Gruben nicht zugänglich waren; ich muss mich hier 
auf Bemerkungen beschränken, einer mir gefälligst auf dem Ober- 
bergamt Halle mitgetheilten Arbeit des Bergreferendär SchEFFLER 
entnommen, sowie mündlichen Mittheilungen von Bergmeister 
FrAnKE in Zeitz. * Es kommt dort die Schwelkohle unter den 


” Ich kann nicht genug anerkennend mich aussprechen über die überall 
gefundene Zuvorkomenheit, sei es von Seite der Gruben- und Fabrikbesitzer 
Fa 


420 


hochgelegenen Puncten der Oberfläche vor. Im nördlichen Theile 
ist die Flötzmächtigkeit höchstens 1 Lachter und sind hier Ver- 
drückungen gewissermassen die Mittelpuncte der Schwelkohlen- 
Ablagerungen; als Beispiel wird ein Profil angeführt, wo in der 
Verdrückung der schönste Pyropissit sich fand, nach beiden Seiten 
an Güte abnehmend und endlich in gewöhnliche Feuerkohle über- 
gehend. Weiter gegen Süden besteht das ganze bis ?/a Lachter 
mächtige Flötz aus Schwelkohle, und kommen auch die eigen- 
thümlichen Verdrückungen, die Säcke, hier mit Kies angefüllt 
vor. Am südlichen Abhange des Terrains wird das Flötz bis 
8 Lachter mächtig und verschwindet dort die Schwelkohle. Das 
Dach besteht aus Sand, Kies, Thon und dem lettigen Conglomerat 
(Lips), und hat man die Ansicht, dass die Schwelkohle immer 
dort am besten sei, wo Sand oder Kies als Dach sich finde. Be- 
züglich des Russbandes und seines Vorkommens konnte ich nichts 
Genaues erfahren. 

Ich komme nun zur nördlichsten, letzten Schwelkohlenpartie, 
der von Gerstewitz, eine der wichligsten Localitäten überhaupt, 
wie denn auch dort in der nun ausgekohlien Grube 122 zuerst 
der Pyropissit erkannt wurde. Die am meisten Aufschluss ge- 
benden Gruben möchten hier sein 427, 358, 436, 152, 354, so- 
wie die ausgekohlte 122. Das Flötz ist unregelmässig wellen- 
förmig abgelagert; in der Mitte der ganzen Partie ist ein bedeu- 
tender Sattel, und fällt diese Sattellinie mit dem höchsten Ni- 
veau der Oberfläche zusammen. An diesem Sattel lässt die Flötz- 
mächtigkeit sehr nach, und dort findet sich die beste Schwel- 
kohle, zu beiden Seiten desselben. Weiter gen Ost bildet das 
Flötz eine ArtMulde, in dieser Richtung sich hebend und ausgehend. 
Die Lagerungs-Verhältnisse sind aus nebenstehendem idealem Profile 
ersichtlich, die Schwelkohle ist doppelt schraffirt. 

Grube 427 (Ruce) baut am Ausgehenden und an der Sattel- 


sei es seitens der verschiedenen Bergbehörden, die so weit ging, dass man 
in Halle auf’s liberalsie die auf Schwelkohlen bezüglichen Acten mittheilte. 
Nur der Besitzer oben erwähnter Gruben, Herr Rıeseck machte eine Aus- 
nahme, mir auf meine Bitte, seine Werke besuchen zu dürfen, bemerkend, 
dass er augenblicklich verhindert, mich zu begleiten, diess nicht gestatten 
könne, daran festhaltend, dass Fremden die Besichtigung nur in seiner Ge- 
genwart erlaubt werden könne. 


421 


hebung in SW. und ist das Flötz dort sehr unregelmässig von 
!ja Fuss bis °/s Lachter, ausnahmsweise bis 3 Lachter Mächtig- 


keit. Man gewinnt nur Schwelkohle, theilweise ganz reinen, 
weissen Pyropissit. Das Dach ist eine 1 bis 2 Fuss mächtige 
Thonschicht, überlagert von Kies; der weisse Sand fehlt hier 
gänzlich. Wo der ganz reine Pyropissit vorkommt, bildet Kies 
das unmittelbare Dach. Die Gesammt-Mächtigkeit des Deck- 
gebirges steigt nicht über 5—6 Lachter. Verdrückungen sind 
sehr häufig und glaubt man, dass in solchen immer die schönste 
Schweikohle sei, was aber sicher nicht der Fall ist, da ich Ver- 
drückungen sah, in denen die Kohle russig und schlecht war. 
Das schwarze Russkohlenband im Dache ist fast überall vor- 
handen und fehlt vielleicht nur ein- oder das anderemal, wo 
Kies unmittelbar im Dache liegt. 

Die Gruben 357 und 358 (Brömme) bauen z. Th. ebenfalls 
am Sattel, sowie am Ausgehenden, mit schönstem Pyropissit von 
Ya Fuss bei 1 Lachter Mächtigkeit, der so rein ist, dass man im 
äussersten Westen, wo das Flötz sich auskeilt, ihn bis auf einige 
Zoll Mächtigkeit verfolgt und abbaut. Übrigens gewinnt man 
nicht überall Schwelkohle, sondern, wo das Flötz mächtiger wird, 
wie in 358 bis 3 Lachter, nur Feuerkohle. Das Dach besteht 
aus Lehm oder Kies, nicht aus Sand. In 357 sind keine Ver- 
drückungen, dagegen viele Kiessäcke, auch solche, von plasti- 
schem Thone erfüllte, in deren Nähe, gleichgiltig, aus welchem 
Materiale sie bestehen, die Schwelkohle immer am besten sein 
soll. Das Russkohlenband über der Schwelkohle ist immer nach- 
weisbar, mit 1—6 Zoll Mächtigkeit, und selbst im äussersten 
Westen, wo das nur wenige Zolle mächtige Flötz abgebaut wird, 
als Besteg von 1—2 Zoll unter dem Thone vorhanden. 

An diese Gruben nördlicher angrenzend, zum Theil schon 
auf der anderen Seite des Sattels bauen 436 und 152 (Sächsisch- 


422 


Thüringische Gesellschaft). In ersterer, der westlicheren, wech- 
selt die Flötzmächtigkeit von 2 Fuss bis 3 Lachter; gegen Süd- 
West sich hebend ist die geringste Mächtigkeit und findet sich 
dort schöner Pyropissit, jedoch das ganze Flötz nicht ausfüllend, 
2—5, ja selbst 10 Fuss mächtig. Die unterliegende Braun- 
kohle ist immer noch theerreich und theilweise selbst schwelbar. 
Das Dach besteht aus Sand und Kies, selien aus plastischem 
Thone. Die Mächtigkeit des Deckgebirges schwankt von 4 Lach- 
ter, wo sich Pyropissit findet, bis 10 und 11 Lachter, wo er 
fehlt. Das Russband im Hangenden der Schwelkohle ist fast im- 
mer vorhanden, doch liegt auch wohl der weisse Sand unmittel- 
bar auf. Verdrückungen kommen öfters vor, ohne dass man sie 
‘als veredelnd ansieht, eher glaubt man, dass sie die Kohle ver- 
schlechtern. 

In 152 (Sächsisch-Thüringische Gesellschaft) bildet das Flötz 
eine partielle Mulde, mit Mächtigkeit von 1 Fuss bis 5 Lachter. 
Im NO.-Flügel findet sich Schwelkohle, allein keine vorzügliche, 
dagegen in SW. an der Sattellinie Pyropissit bis ®ı Lachter 
mächtig im Hangenden: wo jedoch die Schwelkohle diese Mäch- 
tigkeit erreicht, ist die unterliegende Feuerkohle schlecht und 
russig. Das Dach ist bald Sand, bald Thon, und soll die Kohle 
unter ersterem immer am besten sein. Die Mächtigkeit des Deck- 
gebirges schwankt von 312 bis 6!/a Lachter, letzteres dort, wo 
die vorzüglichste Schwelkohle an der Sattellinie vorkommt. Das 
Russkohlenband ist überall vorhanden mit 4—5 Zoll Mächtigkeit. 
Verdrückungen kommen viele vor, in denen sich bald schönste 
Schwelkohle, bald ganz schlechtes Zeug findet. ScHEFFLER, be- 
richtet von dieser jetzt fast abgebauten Grube, dass hangender 
Thon einmal sich in's Flötz gesenkt und an der Verdrückungs- 
stelle ausgezeichneter Pyropissit weiss von Farbe und scharf be- 
grenzt von der übrigen Kohle sich gefunden habe. — 

In Grube 354 (Sächs.-Thür. Gesellschaft), auf der östlichen 
Mulde bauend, hat das Flötz 6—7 Lachter Mächtigkeit, die im 
NO.-Flügel auf 342, ja a und weniger herabsinkt. In der Mitte 
der Mulde ist es am mächtigsten und baut man es dort mit Tage- 
bau ab, während man es in NO. unterirdisch gewinnt. Im Tage- 
bau finden wir den bekannten Wechsel der helleren und dunk- 
leren Schichten, von denen erstere manchmal 25 Pfund Theer 


423 


geben sollen. Auch Schichten russiger Kohlen kommen dort vor 
und in der Sohle steht eine erdige, schwere, feste, unbrauch- 
hare Kohle an, darunter ein glimmerreicher Sand, zum bunten 
Sandstein gerechnet. Im Tagebau bildet das Dach meist plasti- 
scher, weisser Thon, seltener Sand, während in NO. dasselbe 
meist aus Sand besteht, seltener aus einem bräunlichen Thon. 
Dort in NO. wird häufig das ganze, bis 4 Lachter mächtige Flötz, 
aus sehr bitumenreichen Schichten bestehend, als Schwelkohle 
gewonnen, und noch weiter gen NO., wo die Flötzmächtigkeit 
abnimmt, legt sich über diese bitumenreiche Kohle eine Schicht 
Pyropissit an bis 11a Fuss mächtig, die im alleräussersten NO. 
die ganze Flötzmächtigkeit von 1—2 Fuss einnimmt. Die be- 
kannten Säcke, hier nur mit Thon erfüllt, kommen ebenfalls vor, 
und sollen in deren Nähe die Schwelkohlen am schönsten sein. 
Über der Schwelkohle liegt immer das Russband, wenn auch ofi 
nur durch einen 1—2 Zoll breiten Streifen angedeutet. 

Diesen Beobachtungen wäre noch beizufügen, was Maurer 
(Journ. für pract. Chemie 1852) über die Gerstewitzer Kohle 
berichtet, wahrscheinlich von der seit Jahren abgebauten Grube 
122. Die Schwelkoblen nahmen dort oft die ganze Flötzmäch- 
tigkeit ein, jedoch nur wenn dieselbe geringer als !/2 Lachter 
war, und bildeten sie immer die oberste Kohlenschicht. Überstieg 
die Flötzmächtigkeit 1/2 Lachter, so theilte sich das Flötz in drei 
Theile: auf dem Liegenden befand sich eine schwarze, erdige, 
unbrauchbare Kohle, darüber eine braune, fettige Feuerkoble, 
und zuoberst endlich, von 4 Fuss bis 14 Lachter mächtig, die 
Schwelkohle. Wurde die Flötzmächtigkeit bedeutend grösser, so 
verschwand nicht allein die Schwelkohle im Hangenden, sondern 
auch die schwarze Kohle in der Sohle, und bei 2 Lachter und 
darüber Flötzmächtigkeit fanden sich von beiden nur mehr ver- 
einzelte Nester in der Feuerkohle. 

Unter welchen Verhältnissen die Schwelkohlen als integri- 
render Theil des Braunkohlenflötzes zwischen Weissenfels und 
Zeitz vorkommen, ist aus Vorstehendem ersichtlich; der Voll- 
ständigkeit wegen erwähne ich noch des Vorkommens bei Rehms- 
dorf (Südostecke des Kärtchens). Eigentliche Pyropissitschichten 
kommen dort nicht mehr vor, sondern nur die hellfarbigen, bitumen- 
reichen Schichten, wechsellagernd mit dunkelfarbiger, unter bereits 


K2% 


früher geschilderten Verhältnissen. Früher hatte man zwei dieser 
Schichten von 12 und 18 Zollen Mächtigkeit verschwelt, allein 
nicht mit Vortheil, so dass heute Alles zur Feuerkohle GRoBien 
wird. 

Fassen wir die Resultate, die sich aus dem Bisherigen er- 
geben, zusammen, so ergibt sich bezüglich des re 
mens in dem Braunkohlenflötze Folgendes: 

1) Der Pyropissit tritt nur in oberer Teufe air 
d. h. dort, wo das überlagernde Deckgebirge nicht zu mächtig 
ist. Bei 10, ja wohl bei 8 Lachter mächtigem Deckgebirge 
kommt er nicht mehr vor. 

2) Das Vorkommen ist ein mehrfaches. Einmal erscheint 
er als integrirender Theil des Flötzes, dessen han- 
gendste Partie bildend, und zwar dort, wo die Flötz- 
mächtigkeit geringer wird, sei es gegen das Ausgehende 
zu, sei es, dass das Flötz an localen Mulden und Sattelbildungen 
sich hebt. Hat dann das Flötz noch eine Mächtigkeit von 2 bis 
3 Lachter, so bildet der Pyropissit bloss den hangendsten Theil, 
von Feuerkohle unterteuft; bei geringerer Mächtigkeit erfüllt er 
nicht selten das ganze Flötz. 

3) Sein Vorkommen ist aber nicht allein auf die oberste 
Flötzpartie beschränkt, sondern die erdige Braunkohle 
mehr oder weniger imprägnirend, bildet er im Flötze 
selbst vielfach hellere, theilweise schwelbare Schich- 
ten, die mit den gewöhnlichen Braunkohlenschichien wechsel- 
lagern. Diese helleren Schichten liegen aber immer in 
der oberen Partie des Flötzes. Manchmal, bei abnehmen- 
der Gesammtmächtigkeit des Flötzes, ist dasselbe ganz, selbst bis 
zu 4 Lachter Mächtigkeit von solchen schwelbaren Schichten er- 
füllt, deren Bitumengehalt jedoch so wechselt, dass dann dieselbe 
Schicht bald schwelbar ist, bald nur als Feuerkohle verwerthet 
werden kann. 

4) Ausserdem kommt Pyropissit noch in Nestern in der 
Feuerkohle vor, wozu ich das Vorkommen in den Verdrtickun- 
gen ebenfalls rechne. Er erscheint in solchen Nestern bald scharf 
begrenzt von der umgebenden Feuerkohle, selbst der Farbe nach, 
bald geht er allmählich in diese über. 

5) Localverdrückungen haben zum Theil Einfluss 


"25 


auf die Bildung des Pyropissit, indem häufig in ihnen der 
schönste erscheint, an anderen Puncten aber auch die Kohle 
schlecht und russig wird. Auf den Gruben zwischen Teuchern 
und Köpsen geht man von der Ansicht aus, dass Sand und 
Kiesverdrückungen die Kohlen veredeln, Thonverdrückun- 
gen sie verschlechtern. Bei Gerstewitz scheint das Material 
der Verdrückungen ohne Einfluss zu sein. 

6) Das Dach ist meist von bedeutendem Einfluss 
auf den Pyropissitgehalt. Aus Thon oder Kies und Sand, 
oder dem lettigen sogenannten Lipsconglomerat bestehend, wird 
die Kohle immer schlechter, wenn letzteres als Dach auftritt, 
immer besser, wenn Kies, namentlich aber der weisse Triebsand, 
erscheint. Auf den Gruben bei Aue, Teuchern etc. hält man- 
dafür, dass Thon im Dache dieselbe immer verschlechtere, d. h. 
dass dort keine Schwelkohle sei, was aber nicht allgemein als 
Regel gelten kann, indem einige Gruben bei Gerstewitz beste 
Schwelkohle fördern, die unmittelbar unter Thon liegt; doch selbst 
für diese Gruben steht fest, dass im Ganzen Sand und Kies im 
Dache immer bessere Kohle bringt. 
| %) Der Pyropissit ist immer von Russkohle be- 
gleitet; ein Russkohlenband erscheint fast immer im Hangen- 
den, von Fingersdicke bis zu 1 Fuss und mehr mächtig, manch- 
mal auch nur durch ein russiges Thonband angedeutet. Der Py- 
ropissit in Nestern liegt meist in einer Russschicht wie einge- 
kapseli. Auch die unter der Schwelkoble liegende Feuerkohle 
ist nicht selten durch Aufnahme von Russkohlen schlecht und un- 
brauchbar geworden. Es darf somit angenommen werden, dass 
eine Connexität zwischen Schwelkohlen und Russkohlen-Vorkom- 
men bestehe. 

8) Schliesslich wäre noch zu bemerken, dass von den sonst 
in der Braunkohle häufig vorkommenden Einschlüssen, wie Re- 
tinit, Schwefelkies, Gyps, sowie Baumstämmen, im Pyro- 
pissit nie etwas vorkommt. Ausnahmsweise allein finden 
sich Thonblätichen und häufiger Verunreinigungen mit Sand. 

Von diesen aufgezählten Puncten scheint mir namentlich 
Nro. 7 Beachtung zu verdienen, gewissermassen die Entstehung 
des Pyropissit mit erklären zu helfen. Man hat wohl seine Bil- 
dung unter anderem auch der Pinus succinifera zugeschrieben, 


m wozu 


426 


ihn gewissermassen mit dem Bernstein identificirend, umsomehr, 
als im hangenden Sande bei Köpsen wirklich Bernsteinstücke 
gefunden wurden. Nun kommt aber unter den bekannten und von 
HEEr bestimmten Pflanzen der dortigen Braunkohlenformation die 
Pinus succinifera gar nicht vor, ja es finden sich überhaupt kaum sehr 
harzreiche Bäume, so dass diese Entstehung nicht wahrscheinlich 
ist, Es liegt gewiss näher, diese Bildung aus einer Umwandlung 
der Braunkohle selbst herzuleiten. Die erdige Braunkohle des 
Flötzes hat solchen Habitus, dass sie nur durch vollständige Ma- 
ceration der Pflanzenfaser entstanden sein kann. Die Möglich- 
keit der Umwandlung von Braunkohle zu Kohlenwasserstoff-Ver- 
bindungen und Harzen steht ausser allem Zweifel und die beiden 
oben mitgetheilten Analysen des Pyropissits und der Feuerkohle 
berücksichtigend, so kann diese Umwandlung durch einfache Ab- 
scheidung von Kohlensäuregas und Wasser erfolgt sein. Dabei 
mögen sich die leichteren neueren Gebilde in der breiigen Braun- 
kohlenmasse oben aufgesammelt haben. Später, als das Braun- 
kohlenflötz bereits von den überlagernden Schichten bedeckt war, 
ist diese Umwandlung weiter fortgeschritten, wofür die Ausschei- 
dungen der russigen Substanzen zu sprechen scheinen. Wie 
wichtig eine genaue Elementar-Analyse von Pyropissit, Russband 
und Feuerkohle, derselben Localität entnommen, sein würde, 
braucht wohl nicht weiter bemerkt zu werden. 

Bıscnor (Bd. I, S. 786 des Lehrbuchs der phys. und chem. 
Geologie, 2. Auflage) sagt in Bezug auf das Bernsteinvorkommen 
an der Ostseeküste: »Sollte vielleicht die fortschreitende Zer- 
setzung der Braunkohle in salzarmem Meerwasser einer Um- 
wandlung der vegetabilischen Reste in Bernstein besonders gün- 
stig gewesen sein?« — Dieselbe Frage möchte ich bezüglich 
des Pyropissits stellen. Bei Schortau kommt im Braunkohlen- 
sandstein der erwähnte Seekrebs Limulus Decheni vor, es hat 
also das Meer bei der Schichtenbildung Antheil gehabt. Soll 
durch seine Einwirkung die Umwandlung der Braunkohle nicht 
beschleunigt worden sein? Dann wäre auch erklärlich, warum 
gerade dort, wo Sand und Kies als Dach auftritt, der Pyropissit 
am besten und häufigsten vorkommt, da Sand und Kies das 
Wasser durchlassen, wie denn ersterer meist zu schwimmen- 
dem Gebirge wird Und wäre es dann weiter erklärlich, wie 


"27 


einmal bei Köpsen im Dache des Flötzes eine mit Pyropissit im- 
prägnirte Sandschicht sich bilden konnte. 

Durch trockene Destillation wird aus der Schwelkohle der 
Braunkohlentheer erzeugt, eine schwarzgrüne Flüssigkeit, 
die, je nach dem Paraffingehalt, schon bei 15—25° Celsius er- 
starrt, also bei gewöhnlicher Temperatur meist fest ist; das 
Quantum des erzeugten Theers, sowie seine Güte hängt von 
dem Pyropissit-Gehalt der Schwelkohle ab. Aus dem Theer 
werden durch weitere Destillation die im Handel vorkommenden _ 
Kohlenwasserstoff-Verbindungen gewonnen, und zwar je nach 
der Güte desselben | 

16 - 27%, flüchtige Öle (Benzin, Photogen), 

34—38%, Leuchtöle (Solaröl) und 

10—15°/, feste Verbindungen: Paraffin; 
ausserdem fallen noch an: Schmieröle, Kreosot und entwichene 
Gase. 

Wenn auch angenommen werden darf, dass ein Theil dieser 
Producte, namentlich die flüchtigen Öle, der Destillation ihre 
neue Form verdanken, so steht es doch unzweifelhaft fest, dass 
die Kohlenwasserstoff-Verbindungen im Pyropissit bereits gebildet 
vorhanden waren, also in einer durch Metamorphose der gewöhn- 
lichen Braunkohle entstandenen Mineralsubstanz. Das mag als 
Fingerzeig für die Bildung des Petroleums dienen, namentlich 
den neuerdings hie und da auftretenden Ansichten gegenüber, 
als entstehe das Petroleum im Innern der Erde durch directe 
chemische Composition von Kohlenstoff und Wasserstoff, indem 
es BERTBELOT gelungen ist, im Laboratorium mit Hilfe starker 
galvanischer Batterien einige Kohlenwasserstoff-Verbindungen zu 
erzeugen. Das Petroleum enthält nun ganz dieselben Bestand- 
theile, die im Pyropissit und dem Braunkohlentheer sich finden: 
die leichtflüchtigen Öle (Petroleumäther), das gewöhn- 
liche Leuchtöl (raffinirtes Petroleum) und die feste Ver- 
bindung, das Paraffin, letzteres nach Bouıey bis zu 0,7%, im 
Petroleum von Amerika, in bedeutender Quantität nach Manzmı 
in dem vom Modenesischen, und mit dem Petroleum der Mol- 
dau, Gallizien etc. in sehr grosser Menge vorkommend, da der 
Ozokerit wohl kaum von demselben wesentlich verschieden ist. 
Es liegt desshalb gewiss kein Grund vor, die Entstehung des 


428 


Petroleums auf andere Weise erklären zu wollen, als wie die 
Bildung des Pyropissits, nämlich durch die rückschreitende 
Metamorphose organischer Substanzen veranlasst, ganz abgesehen 
davon, dass ein so schwieriger Process, wie BERTHELOT ihn im 
Laboratorium ausführte, wohl kaum von der Natur im Grossen 
ausgeführt werden wird. 


Über .die alkalische Reaction einiger Minerale 


von 


Herrn Professor A. Kenngott. 


Da ich die früher (S. 302 dieses Bandes) mitgetheilten Un- 
tersuchungen über die alkalische Reaction verschiedener Minerale 
weiter fortgesetzt habe, kann ich als Fortsetzung nachfolgende 
Resultate mittheilen: 

Desmin vom St. Gotthard, auf Gneiss aufgewachsene, 
büschelförmige Aggregate tafelartiger Krystalloide, woran die ge- 


wöhnlichen Flächen op; ooPco, oP und P zu erkennen sind, 
blass gelb, doch mehr äusserlich, durchscheinend an den Kanten, 
perlmutterartig glänzend in Wachsglanz geneigt; in der Spiritus- 
flamme staudenförmig anschwellend und fasrige, schaumige, weisse 
Massen von bedeutend grösserem Volumen bildend, v. d. L. 
leicht schmelzbar zu weissem, blasigem Glase, wenig phospho- 
rescirend und bei fortgeseiztem Blasen an der Oberfläche auf- 
glimmende Puncte zeigend. Das schneeweisse Pulver reagirt 
langsam und schwach, aber deutlich alkalisch, geglüht wird es 
graulichweiss und reagirt um so schwächer bis gar nicht mehr, 
je stärker und länger es geglüht wird. 

Stilbit vom Giebelbach bei Viesch in Ober-Wallis; kleine, 
farblose bis weisse, durchsichtige bis halbdurchsichtige Krystalle, 
Combinationen der Längs-, Quer- und Basisflächen mit P’co und 
2P‘. Durchsichtige, farblose Spaltungslamellen blättern sich 'in 
der Spiritusflamme sehr stark fächerartig auf und bilden eine 
weisse, schaumigfasrige Masse wie der Desmin; v. d. L. leicht 
schmelzbar zu weissem, blasigem Glase, im Übrigen dabei sich 


430 ? 


wie der Desmin verhaltend. Das schneeweisse, nach dem Glühen 
graulichweisse Pulver reagirt vor und nach dem Glühen in glei- 
cher Weise deutlich, aber schwach alkalisch. Bemerkenswerth 
ist, dass bei beiden Mineralen das Pulver bei dem Erhitzen das 
Volumen nicht verändert, während die erhitzten Stücke so be- 
deutend anschwellend ihr Volumen vielfach vergrössern , was 
an das beobachtete Verhalten gewisser Obsidiane erinnert, welche 
in Stückchen beim Erhitzen sich ausserordentlich stark aufblähen 
und pulverisirt gleichfalls diese Vergrösserung nicht mehr zeigen, 
wenn sie erhitzt werden. 

Harmotom von AÄndreasberg am Harz, weisse, halbdurch- 
sichtige Zwillinge; das schneeweisse Pulver reagirt deutlich, aber 
nicht stark alkalisch, wird geglüht kreideweiss und reagirt ganz 
in gleicher Weise, nur dann stärker, wenn etwas Caleit damit 
verwachsen war, auf welchem er aufgewachsen ist und wovon 
bei dem Abitrennen des Harmotom kleine Stücke dem Harmotom 
anhängen können. YV. d. L. schmelzbar zu weissem, blasigem 
Glase; in Salzsäure löslich, die Kieselsäure als Pulver abschei- 
dend. 

Klinochlor von der Mussa-Alpe in Piemont, begleitet von 
rothem Kalkthongranat 000.202 . 0002 und von Diopsid, kleine 
grüne Krystalle; das grünlichgraue Pulver reagirt nicht stark, 
aber recht deutlich alkalisch, geglüht wird es gelblichgrau und 
wirkt etwas stärker alkalisch. 

Chlorit vom St. Gotthard, begleitet von Albit auf Gneiss; 
halbkugelige Gruppen lamellarer Krystalle; graulichgrün, in dün- 
nen Lamellen durchscheinend, auf den basischen Spaltungsflächen 
perlmutterartig glänzend, an den Rändern schimmernd; zwischen 
den lamellaren Krystallen auch brauner Eisenocker bemerkbar. 
V. d. L. etwas aufblätternd, bräunlich bronzirend, an den Rän- 
dern zu schwarzem Glase schmelzbar. Das grünlichgraue Pulver 
reagirt langsam und schwach alkalisch, beim “lühen wird es 
braun und wirkt ebenso. An einem anderen Exemplare, woran 
die lamellaren Krystalle dunkelgrüne , kuglig-wulstige Gruppen 
bilden von etwas frischerem Aussehen, ergab das grünlichgraue 
Pulver eine entschieden stärkere Reaction, wurde dunkelbraun durch 
das Glühen und reagirte wie vorher. Das mit Wasser zusammen 
geriebene Pulver reagirte eben so entschieden. 


#31 


Jefferisit von Westchester in Pennsylvanien. Dieses durch 
sein enormes Aufblättern beim Erhitzen in der- Spiritusflamme 
ausgezeichnete Mineral schmilzt v. d.L. zu einem grauen Glase. 
Das grünlichgraue Pulver reagirt nur in Spuren alkalisch, wird 
geglüht blassgelb und reagirt nur in Spuren. Auch hier ist her- 
vorzuheben, dass das Pulver beim Erhitzen sein Volumen nicht 
verändert, während Spaltungs-Lamellen schon bei langsamem 
Durchgang durch die Flamme so ausserordentlich stark sich auf- 
blättern, wie bei dem Pyrophyllit. Das geglühte Pulver ist in 
Salzsäure löslich, zuerst wird die Flüssigkeit grün, später gelb, 
Kieselsäure wird als Gallerte abgeschieden. 

Biotit vom Vesuv, schwarze, linear gestreckte, dicke, tafel- 
artige Krystalle, welche unregelmässig mit einander verwachsen, 
eine krystallinische Ausscheidung in einem porphyrischen Gestein 
bilden. Dasselbe erinnert an einen Trachytporphyr, hat grün- 
lichgraue Grundinasse und schwarze und weisse, sehr kleine 
Einsprenglinge und bildet die Umrindung der krystallinischen 
Glimmer-Ausscheidung, während das ganze. Stück ein Auswürf- 
ling ist. Die Grundmasse zieht sich auch zwischen die Glimmer- 
krystalle, dieselben fester verbindend. Den Biotit begleiten, zum 
Theil in ihm als Einschluss bemerkbar, äusserst kleine, farblose, 
glasglänzende, durchsichtige Nephelinkryställchen &P . oP, deren 
Menge erst bei der Betrachtung unter der Lupe bemerklich wird. 
Der Biotit hat auf den Spaltungsflächen starken, in Perlmutter- 
glanz geneigten Glasglanz, während die Randflächen der Krystalle 
nicht glänzen und im Aussehen dadurch an langgestreckte Am- 
phibolkrystalle erinnern (laut der alten Etiquette auch für Am- 
phibol gehalten wurden). Dünne Spaltungs-Lamellen des Biotit 
sind bis durchsichtig. und dabei bouteillengrün. Das grünlich- 
graue Pulver reagirt stark alkalisch, wird beim Glühen bräun- 
lichgrau, fast so stark wie das frische, nur etwas langsamer rea- 
girend. Der Biotit schmilzt etwas schwierig zu schwarzem Glase. 
— Der begleitende Nephelin reagirt als Pulver deutlich alkalisch. 

Muscovit aus Sibirien, reine, durchsichtige, wenig gelb- 
lich gefärbte, nicht asterirende Spaltungslamelle. Das graulich- 
weisse Pulver reagirt äusserst schwach, doch deutlich alkalisch, 
geglüht ist es bräunlichgrau und reagirt nur langsam in Spuren. 
V. d. L. schmilzt dieser Muscovit ziemlich leicht zu grauem, 


32 


glasigem Email, leichter als der nochmals untersuchte Muscovit 
vom Cap Gabon in Afrika. 

Turmalin von Sala in Schweden, schwarze, glänzende, un- 
durchsichtige, in Splittern braun durchscheinende Krystalle in grob- 
körnigem, aus weissem Quarz, blass grünlichweissem Feldspath 
und weissem Muscovit bestehendem Granit. V. d. L. ziemlich 
leicht mit Aufblähen und Blasenentwickelung an der Oberfläche 
zu grauem, glasigem Email schmelzbar, in Phosphorsalz gelöst 
keinen bedeutenden Eisengehalt anzeigend. Das grünlichgraue 
Pulver zeigt nur schwache Spuren alkalischer Reaction, die nach 
dem Glühen ein wenig deutlicher sind. Die Farbe des Pulvers 
wird durch das Glühen nicht geändert. 

Nephelin vom Monte Somma am Vesuv, farblose bis weisse, 
durchsichtige bis halbdurchsichtige, stark glasartig glänzende Kry- 
stalle, ein locker körniges Gemenge mit weissem Sanidin und 
schwarzem Amphibol bildend. Das schneeweisse Pulver reagirt 
ziemlich stark alkalisch, nach dem Glühen etwas langsamer. — 
Nephelin vom Vesuv, weisse, halbdurchsichtige bis durchschei- 
nende, stark glasartig glänzende Krystalle aP.oP.noP2.P. 
V..d. L. etwas schwierig zu weissem, blasigem Glase schmelz- 
bar, mit Kobaltsolution befeuchtet an den geschmolzenen Stellen 
blau, sonst nicht, wie auch das mit Kobaltsolution befeuchtete 
und auf Kohle gestrichene Pulver zeigt, wobei nur der ober- 
flächige Schmelz blau wird. Das schneeweisse Pulver reagirt 
kräftig alkalisch, geglüht wenig schwächer und langsamer. 

Leucit vom Vesuv, graue, durchscheinende Krystalle von 
einem anderen Exemplare als die früher untersuchten. Das 
schneeweisse Pulver reagirt kräftig alkalisch, nach dem Glühen 
' etwas langsamer. 

Pyrop aus Böhmen, lose Kugstalikätnen Das röthlichgraue 
Pulver reagirt nicht alkalisch, beim Glühen wird es schwarz, 
nimmt aber bei fortgesetztem Glühen allmählig seine frühere 
Farbe wieder an und reagirt dann schwach alkalisch. Wird das 
erkaltete Pulver von Neuem geglüht, so wird es nicht mehr vor- 
übergehend schwarz, reagirt aber noch ein wenig stärker. 

Eisenthongranat, Almandin aus dem Zillerthale in 
Tirol, Krystalle, deren Splitter blaulichroth stark durchscheinen 
und glasartig glänzen. V. d L. ruhig schmelzbar zu schwach 


433 


magnetischem, schwarzem Glase. Das licht röthlichgraue Pulver 
reagirt nicht alkalisch, dessgleichen auch nicht nach dem Glühen. 
Der Almandin zeigt mit Phosphorsalz geschmolzen im klaren Glase 
Eisenreaction und Kieselskeleit, mit Soda auf Platinblech Mangan- 
reaction. \ 

Kalkeisengranat, Allochroit von Drammen in Norwe- 
gen, derb mikrokrystallisch, hellgrün, zeigt auf Kluftflächen sehr 
kleine zahlreiche Kryställchen, 000. V.d.L. schmilzt er ruhig zu 
schwarzem, magnetischem Glase. Das grünlichgraue Pulver rea- 
girt kräftig alkalisch, geglüht wird es gelblichgrau und reagirt 
noch stärker. Mit Phosphorsalz geschmolzen gibt er ein klares 
Glas mit Eisenreaction und Kieselskelett. 

Kalkthongranat, roihbrauner, durchscheinender, glas- 
glänzender, ©00 .. 202 von der Alpe Lolen im Maigelsthale in 
Graubündten. V.d.L. ruhig schmelzbar zu dunkelgrauem Glase. 
Das gelblichweisse Pulver reagirt vor und nach dem Glühen in 
gleicher Weise stark alkalisch. — Kleine, weingelbe, stark glas- 
artig glänzende, durchsichtige Krystalle ©00 . 202, welche un- 
regelmässig ausgebildet aufgewachsen in Drusenräumen eines 
lockerkörnigen Gemenges von Augit, Magnesiaglimmer und Wol- 
lasionit von Fossa grande am Vesuv vorkommen. V.d.L. ruhig 
schmelzbar zu dunkelgelbem, durchsichtigem Glase. Das gelb- 
lichweisse Pulver reagirt stark alkalisch, nach dem Glühen etwas 
schwächer und langsamer. Nach einer qualitativen Untersuchung 
des Herrn Dr. V. Warrna enthält er wesentlich Kieselsäure, 
Thonerde, Kalkerde, Eisen und Spuren von Magnesia. — Grau- 
lichgrüner von Orawitza im Banat, Krystalle 0©00 oder ©00.202, 
eingewachsen in einem krystallinischen Gemenge von gelblich- 
weissem Wollastonit und blaulichweissem Calcit. In kleinen Stück- 
chen ist er mehr grün als grau und durchscheinend, schmilzt v. 
d. L. leicht und ruhig zu einem grünlichgelben Glase; das gelb- 
lichgraue, nach dem Glühen etwas gelbere Pulver reagirt vor 
und nach dem Glühen gleich stark alkalisch. 

Vesuvian von Zermatt in Wallis in der Schweiz, bräun- 
lichgrüne, schöne, flächenreiche, durchscheinende und stark glän- 
zende Krystalle; v. d.L. leicht mit Aufwallen zu gleichgefärbtem, 
blasigem Glase schmelzbar. Das graulichweisse Pulver reagirt 

Jahrbuch 1867. 28 


KW34 


stark alkalisch, nach dem Glühen ebenso, nur etwas langsamer, 
um so langsamer, je stärker das Pulver geglüht wird. — Vesu- 
vian von der Mussa-Alpe in Piemont, grasgrüner, durchscheinen- 
der, glänzender Krystall, auf den Bruchflächen mit wachsartigem 
Glasglanze, in dünnen Splittern halbdurchsichtig. V. d. L. leicht 
mit Aufwallen zu grünlichgelbem Glase schmelzbar. Das grau- 
lichweisse Pulver reagirt vor und nach dem Glühen stark al- 
kalisch. 

Wernerit, Mejonit vom Vesuv, farblose, halbdurchsich- 
tige, glasartig glänzende Krystalle OP. ooPoo.P; v. d. L. mit 
Aufschäumen zu schaumigem Glase schmelzbar. Das schnee- 
weisse Pulver reagirt kräftig alkalisch, geglüht etwas langsamer, 
aber ebenso stark. 

Epidot vom St. Gotthard, graulichgrüne, durchscheinende, 
glasartig glänzende, in Quarz eingewachsene, stenglige Krystalle; 
das weisse Pulver reagirt langsam, aber recht deutlich alkalisch, 
durch Glühen wird es gelblichgrau und reagirt noch rascher. \V. 
d.L. an der Oberfläche blumenkohlartig anschwellend, die An- 
schwellungen eine schwarze, unschmelzbare Schlacke bildend. — 
Epidot von Zermatt in Wallis, hell gelblichgrüne, dicke, undeut- 
liche, stenglige Krystalle mit deutlichen Spaltungsflächen, im Aus- 
sehen an Vesuvian erinnernd, doch ausser durch die Spaltungs- 
flächen sofort durch das Verhalten v. d.L. als Epidot erkennbar, 
Das gelblichgraue Pulver reagirt schwach, aber deutlich alkalisch, 
bleibt beim Glühen unverändert und reagirt ebenso, eher noch 
etwas schwächer. 

Orthoklas, Sanidin vom Monte Somma am Vesuv, farb- 
lose bis weisse, durchsichtige bis durchscheinende, stark glän- 
zende, mit Nephelin- und Amphibol-Krystallen locker verwachsene 
Aggregate bildend. Das schneeweisse Pulver reagirt vor und 
nach dem Glühen in gleicher Weisse sehr schwach alkalisch. 

Amphibol vom Monte Somma am Vesuv, mit dem soeben 
angeführten Orthoklas und dem oben erwähnten Nephelin locker 
verwachsene, schwarze, undurchsichtige, stark glänzende, schilf- 


artig ausgebildete Krystalle oP . OP. ooP&; an den Enden 
mit verschiedenen Flächen, aber meist verbrochen. Das grün- 
lichgraue Pulver reagirt stark alkalisch, wird beim Glühen grau- 


435 


lichbraun und reagirt langsamer. V. d. L. schmilzt dieser Am- 
phibol leicht zu schwarzem, glänzendem Glase. 

Diopsid aus dem Zillerthale in Tirol, stenglige, nach der 
Dicke mehr oder weniger dunkelgrüne bis hellgrüne, halbdurch- 
sichtige bis fast durchsichtige, stark glasartig glänzende Kry- 
'stalle; v. d. L. mit schwachem Aufwallen zu weissem bis gelb- 
lichem Glase schmelzbar, mit Soda auf Platinblech geschmolzen 
schwache Manganreaction ergebend. Das kreideweisse Pulver 
reagirt stark alkalisch, nach dem Glühen langsamer. 

Olivin vom Vesuv, lose, durchsichtige , ölgrüne Krystalle, 
als Geschiebe vorkommend mit abgerundeten Kanten und Ecken. 
Das gelblichweisse Pulver reagirt stark alkalisch, reagirt auf Pla- 
tinblech erhitzt und bräunlichgrau geworden fast ebenso stark, 
nur langsamer, dagegen mit dem Löthrohre bis zum beginnen- 
den Schmelzen behandelt nur noch sehr schwach. Bei dieser Be- 
handlung wurde das Pulver ockergelb bis blass ziegelroth, das 
an den Rändern des Häufchens entstehende Schmelzglas ist schwarz 
und wenig glänzend. 

Titanit, hellgrüne, durchsichtige Krystalle von der Rosein- 
brücke im Tavetsch in Graubündten; das schwach gelblichweisse 
Pulver reagirt kräftig alkalisch, wird im Kolben geglüht isabell- 
gelb und reagirt langsamer, aber ebenso stark alkalisch. Kleine 
Stückchen v. d. L. erhitzt werden gelb und bei längerem Erhitzen 
wieder grün, sind schwer schmelzbar an den Kanten zu einem 
weisslichen Glase. Das mit Phosphorsalz erhaltene klare Glas 
ist heiss grün, kalt lila und enthält ein geringes Kieselskelett. 
— Titanit von Zermatt in Wallis, bis °/a Zoll grosse, röthlich- 
graue bis schmutzig fleischrothe, durchscheinende, an der Ober- 
fläche rauhe, schimmernde Krystalle mit deutlichen Spaltungs- 
flächen, welche demantartigen Wachsglanz zeigen. Beim Erhitzen 
werden kleine Stückchen v. d. L. honiggelb und klarer als sie 
vorher waren, bei dem beginnenden Schmelzen etwas dunkler. 
Das graulichweisse Pulver reagirt kräftig alkalisch, wird beim 
Glühen gelblichweiss und reagirt etwas langsamer. Im Phosphor- 
‘ salz zeigt er schwache Eisenreaction und beim Erkalten die Reac- 
tion auf Titansäure. Auf diesen Titanitkrystallen sitzen kleine, 
dunkelgrüne Granatkrystalle, OO, wahrscheinlich Kalkeisengranat, 
welcher bei Zermatt vorkommt. 

25 * 


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436 


Boracit, farblose. kleine, stark glänzende Krystalle, 


OO . 00000 _ : S im Gyps von Lüneburg. Das Pulver rea- 
girt vor und nach dem Glühen stark alkalisch. Das weisse Pul- 
ver wird beim Glühen gelblichweiss. 

Magnesit, weisser, krystallinisch-grobkörniger,, von St. 
Kathrein bei Bruck an der Mur in Steiermark, reagirt als Pulver 
kräftig alkalisch. : 

Mesitin von Traversella in Piemont, hellbraune, durchschei- 
nende, perlmutterglänzende Krystalle, R. YaR’: das gelblichgraue 
Pulver reagirt deutlich alkalisch, wird beim Glühen braun und 
reagirt dann stark. V. d. L. ist er unschmelzbar, wird schwarz 
und magnetisch. In kalter Salpetersäure löst er sich unter 
Brausen. 

Smithsonit von Chessy bei Lyon, grasgrüne, durchsich- 
tige, glänzende Krystalle 2R'; das weisse Pulvet reagirt nicht 
alkalisch, geglüht wird es dunkelbräunlichgrau und wirkt intensiv 
alkalisch, doch dürfte diese Reaction nicht oder nicht allein dem 
Zinkoxyd zuzuschreiben sein. Die grüne Farbe der Krystalle 
und die dunkelgraue des Pulvers beim Glühen rührt von Kupfer 
her, wie die Prüfung mit Phosphorsalz zeigte, ausserdem fand 
Herr V. Wartua eine sehr geringe Menge von Magnesia darin. 
Der Smithsonit ist unschmelzbar, gibt auf Kohle Zinkbeschlag, 
welcher durch Kobaltsolution grün wird. 

Hydrozinkit von Santander in Spanien, stalaktitisch, dicht, 
weiss; v. d. L. unschmelzbar, gibt auf Kohle Zinkbeschlag, wel- 
cher durch Kobaltsolution schön grün wird; auch die mit Kobalt- 
solution befeuchtete und geglühte Probe wird grün und blau. 
Das schneeweisse Pulver reagirt nicht alkalisch, erst nach län- 
gerer Zeit zeigen sich schwache Spuren: geglüht wird es grau- 
lichweiss (heiss ist es gelb) und reagirt sehr schwach, doch all- 
mählig tritt die rothe Färbung deutlich hervor. 

Sphalerit aus Ungarn, ? blassgelblichbrauner, an den Kan- 
ten durchscheinender, krystallinisch körniger, eingewachsen in 
schwarzem Kieselschiefer, begleitet von weissem Quarz. Die 
stark glänzenden Spaltungsstückchen sind halbdurchsichtig, das 
Pulver gelblichweiss, reagirt nicht alkalisch: beim Glühen ist es 
gelb, nach dem Abkühlen graulich und reagirt nicht alkalisch. 


"#37 


Das mit Kobaltsolution befeuchtete Pulver wird auf Platinblech 
geglüht spangrün, dessgleichen auf Kohle. 

Galenit vom Harz, krystallinisch grobkörniger. Das schwarze, 
mit destillirtem Wasser angeriebene Pulver reagirt sehr schwach, 
aber entschieden alkalisch, sowohl auf Curcuma-, als auch auf 
Lakmuspapier. Bei krystallinisch kleinkörnigem Galenit von Monte 
Poni in Sardinien konnte ich jedoch auf diese Weise keine Reac- 
tion wahrnehmen, wogegen Herr Dr. V. Wartua bei gefälltem 
Schwefelblei auch eine sehr schwache Reaction beobachtete. 

Anglesit von Monte Poni in Sardinien, farblose, durchsich- 
tige, stark glänzende Krystalle; das schneeweise Pulver reagirt 
nicht alkalisch, auf Platinblech geglüht wird es am Rande des 
Häufchens gelblich und reagirt schwach alkalisch. Wird das 
Pulver auf Platinblech v. d. L, geschmolzen, was ziemlich leicht 
geschieht, so ist der Schmelz heiss citronengelb, kalt schnee- 
weiss; derselbe pulverisirt wirkt schwach alkalisch. 

Scheelit von Schlaggenwald in Böhmen, weisses Krystall- 
stück. Das schneeweisse Pulver reagirt nicht alkalisch, dess- 
gleichen auch nicht, wenn es im Glaskolben geglüht wird. Wenn 
man dagegen das Pulver mit destillirtem Wasser anfeuchtet und 
in das Platinöhr streicht oder ein kleines Klümpchen auf Platin- 
blech legt und so den Scheelit v. d.L. in der Reductionsflamme 
behandelt, so tritt eine deutliche bis starke alkalische Reaction 
ein, um so stärker, je anhaltender der Scheelit in der Reduc- 
tionsflaınme behandelt wird, wobei er an der Oberfläche grau 
wird. 

Lazulith, blaue Krystalle aus dem Graves-Gebirge in Lin- 
coln County in Georgia; das blaulichweisse Pulver reagirt nicht 
alkalisch, geglüht verliert es die Farbe vorübergehend, reagirt 
nicht, dessgleichen auch nicht, wenn es im Platinöhr v. d. L. 
behandelt wird, wobei es die Farbe verliert und dann gelb bis 
ziegelroth wird. Mit Kobaltsolution befeuchtet und geglüht nimmt 
es eine schmutzig dunkelblaue Farbe an 

Apatit vom Berge Sella am St. Gotthard, kleiner, farbloser 
Krystall, welcher beim Erhitzen deutlich parallel der Basis zer- 
sprang, reagirte, als Pulver stark mit dem Löthrohre behandelt, - 
punctweise stark alkalisch. 

Kassiterit aus Cornwall, schwarz, in Splittern braun durch- 


438 ; 


scheinend. Das bräunlichgraue Pulver reagirt nicht alkalisch, 
im Kolben stark geglüht, wird es isabellgelb und reagirt alka- 
lisch, noch stärker, wenn man das Pulver, mit destillirtem Wasser 
angefeuchtet, in das Platinöhr streicht und in der Reductions- 
flamme behandelt. — Schwarzer, in Splittern braun durchschei- 
nender, krystallisirter Kassiterit von Zinnwald in Böhmen, zeigte 
auch als Pulver keine Reaction. Wurde dagegen das bräunlich- 
graue Pulver im Kolben stark geglüht, wobei es mehr gelb- 
lich wurde, so zeigten sich schon Spuren von alkalischer Reac- 
tion; starke Reaction trat aber auch hier ein, wenn man das in 
das Platinöhr gestrichene Pulver v. d. L. in der Reductionsflamme 
behandelte. 

Rutil aus dem Tavetsch in Graubündten, granatrother, halb- 
durchsichtiger, stark glänzender Krystall; derselbe zeigte ein 
ähnliches Verhalten. Das graulichgelbe Pulver reagirte nicht, 
beim Glühen im Kolben wird es mehr röthlich, die alkalische 
Reaction zeigte sich schwach, dagegen stärker nach der Behand- 
lung im Platinöhr v. d. L. in der Reductionsflamme. Das mit 
Kobaltsolution befeuchtete und auf Kohle geglühte Pulver wird 
blass gelblichgrün. 

Diaspor von Dilln bei Schemnitz in Ungarn, fast farblose, 
durchsichtige Krystalle in Dillnit eingewachsen; das schneeweisse 
Pulver reagirt nicht alkalisch, nach dem Glühen auch nicht. Wenn 
man dagegen das geglühte Pulver, welches keine Spur von Reac- 
tion zeigt, mit destillirtem Wasser befeuchtet und ein Klümpchen 
auf Platinblech legt, dasselbe längere Zeit v. d. L. in der Re- 
ductionsflamme erhitzt, so tritt eine ganz entschiedene und kräf- 
tige alkalische Reaction ein. Man beobachtet auch diese Reac- 
tion. wenn man ein Klümpchen des angefeuchteten- Thonerde- 
pulvers in das Platinöhr streicht und in der Reductionsflamme 
behandelt, doch ist das Resultat auf Platinblech sicherer zu er- 
halten, weil auf diesem die Reductionsflamme besser wirkt und 
das Platinblech selbst einseitig die Luft abschliesst. Die alka- 
lische Reaction erkläre ich mir durch Bildung von Aluminium- 
oxydul, zumal es auch nahe liegt, die Thonerde, das Aluminium- 
oxyd mit Eisenoxyd vergleichend, eine dem Eisenoxydul analoge 
Verbindungsstufe des Aluminium mit Sauerstoff als möglich vor- 
auszusetzen, deren Bildung hier durch die alkalische Reaction 


439 


angezeigt wird, während Thonerde als solche, das Aluminium- 
oxyd keine Spur von Reaction zeigt. Herr Dr. V. Warrua über- 
gab mir zur Vergleichung eine Probe chemisch dargestellter 
Thonerde, welche dasselbe Verhalten bei der Reduction zeigte, 
sowie er selbst auch die Versuche mit gleichem Erfolge wieder- 
holte. Immerhin aber ist bei dem Diaspor der Versuch besser 
anzustellen, weil die durch Glühen desselben erhaltene Thonerde 
nicht so locker ist, wie die dargestellte. Ich habe die Versuche 
mit beiden mehrfach wiederholt und es ist dabei zu bemerken, 
dass man aus sehr nahe liegendem Grunde das Curcumapapier 
schon vorher befeuchtet haben muss, um das in der Reductions- 
flamme geglühte Klümpchen bald ablegen zu können, welches man 
dann auf dem Papier zerdrücken muss, auch noch selbst etwas 
befeuchten, aber nur ein wenig, denn zuviel Wasser ist bei die- 
sem und anderen Versuchen nicht zweckmässig. 

Auf Grund der obigen und der früher mitgetheilten Resul- 
tate und nachdem die Zahl der von mir geprüften Species sich 
auf 80 beläuft, erscheint es mir von Interesse, einige allgemei- 
nere vergleichende Bemerkungen Jaran zu knüpfen, wenn frei- 
lich auch zu erwarten ist, dass die fortgesetzte Untersuchung zu 
bestimmteren Folgerungen führen wird. 

Die grosse Anzahl von Silicaten hat zunächst gezeigt, dass 
ein mehr oder minder bemerklicher Grad der Auflösung in Wasser 
zu beobachten ist, doch scheint von diesem allein nicht immer 
die Stärke der Reaction abzuhängen, wie man bei solchen Spe- 
cies sieht, welche in der Qualität der Bestandtheile, nicht aber 
in der Quantität übereinstimmen. So z. B. verhalten sich 

Natrolith mit 1Na,0, 1Al,0, 3SiQ,, 2H,O 
Analeim » ' » » 4» » 
so verschieden, dass der Natrolith mit geringerem Gehalt an 
Kieselsäure stärker reagirt als der Analcim. In dieser Hinsicht 
stimmt das Verhalten des 
Leucit mit 1K,O, 1Al,O, 4SiO, und des 
Orthoklas » » » 6SIO, 
von denen der Leucit stärker reagirt, ferner das Verhalten des 
Spodumen mit 3Li,O, 4Al,O,, 15Si0, und des 
Petalit » » » 30Si0,, 
von denen der erstere stark, der zweite sehr schwach reagirt, 


en ee esse ger 


Ä 


ne 


{ h- 


440 


ferner das Verhalten des Nephelin und Albit und des zwischen 
beiden stehenden Hauyn und Nosean, wenn man bei diesen bei- 
den von dem Zusatz zum Silicat absieht, ferner das Verhalten 
des Prehnit gegenüber den an Kieselsäure reicheren oder weni- 
ger Kalkerde enthaltenden Species Stilbit, Desmin, Chabacit und 
Laumontit. Auch der Apophyllit reiht sich dem Prehnit an, nur 
enthält er keine Thonerde. 

Bei Verschiedenheit der alkalisch reagirenden Basen kann 
man dieses Verhältniss nicht vergleichen, obgleich auch da der 
höhere Kieselsäuregehalt influenziren mag und bei gleichem Kie- 
selsäuregehalt die alkalische Basis stärker einwirken dürfte, als 
die alkalischen Erden, wie das Verhalten des Nephelin und Anor- 


thit zeigt, welche beiden nahezu dasselbe Verhältniss der Kiesel- 


säure, aber verschiedene Basis haben. 

Das Verhalten des Wernerit, Vesuvian, Kalkeisen- und Kalk- 
thongranates und des Epidot ist gleichfalls den Verhältnissen 
angemessen. Bei den Granaten ist die alkalische Reaction ein 
sehr bequemes Unterscheidungsmittel des Kalkeisen- und des 
Eisenthongranates, welche beiden v. d. L. zu einem magnetischen 
Glase schmelzen, während der erstere kräftig, der letztere nicht 
reagirt. Auffallend ist das Verhalten des Pyrop und des Tur- 
malin, bei welchen man Reaction vermuthen würde und doch 
reagiren sie vor dem Glühen nicht. Bei der grossen Verschie- 
denheit der Turmaline werden vielleicht fernere Untersuchungen 
Unterschiede in der Reaction ergeben. 

Bei Muscovit, Phlogopit und Biotit ist Jie starke Reaction 
der beiden letzteren im Einklange mit dem, Verhältnisse der 
Kieselsäure; bei den wasserhaltigen Magnesia-Silicaten Steatit, 
Pennin, Klinochlor, Chlorit und Serpentin ist die mehr oder 
minder starke Reaction durch das relativ niedere Verhältniss der 
Kieselsäure erklärlich, das Verhalten des Jefferisit aber viel- 
leicht davon abhängig, dass derselbe durch Verwitterung ver- 
ändert ist. wodurch die Erscheinung der alkalischen Reaction in 
gewissem Grade beeinflusst werden mag, wie auch das verschie- 
dene Verhalten des Chlorit. Pennin und Klinochlor, sowie bei 
den sogenannten Zeolithen das Verhalten des Laumontit zeigt. 

Bei den Silicaten ohne Thonerde. Grammatit, Diopsid, Wol- 
lastonit und Olivin enthält der letztere wohl mehr Basis, aber 


1244 


nur Magnesia und noch dazu das nicht reagirende Eisenoxydul, 
woraus an sich erklärlich ist, dass der Olivin nicht stärker als 
die anderen reagirt, selbst wenn man nicht annehmen wollte, 
dass er schwieriger löslich wäre, wozu man wohl wegen des 
relativ höheren specifischen Gewichts Veranlassung hätte. Der 
Beachtung werth ist die starke Reaction des Titanit und Datolith, 
doch verhält sich der letztere wie die sogenannten Zeolithe, 
wenn man die Borsäure analog der Thonerde in demselben 
auffasst und dann ist sein Kieselsäuregehalt in der Reihe der 
Kalkerde enthaltenden niedrig, während bei dem Titanit wie bei 
den Silicaten überhaupt, abgesehen von ihrer Verschiedenheit 
der Löslichkeit und der reagirenden Basen, die Anwesenheit der 
Titansäure, sowie die der Kieselsäure nicht sehr die Reaction 
hemmt, weil beide Säuren schwache sind und daher die alka- 
lische Reaction nicht unterdrücken, während der Scheelit nicht 
vor dem Glühen reagirt, weil die Wolframsäure eine stärkere ist. 

Das Verhalten der Carbonate scheint wesentlich durch das 
Löslichkeits-Verbältniss bedingt, wesshalb Calcit schwächer als 
Dolomit, beide schwächer als Magnesit reagiren, weil der letz- 
tere am leichtesten in Wasser löslich ist, daher hier die an sich 
schwächere Basis eine stärkere Reaction hervorruft. Verglichen 
mit den Silicaten scheint die Kohlensäure die Reaction über- 
haupt stärker zu hemmen als die Kieselsäure, vorausgesetzt, dass 
man zwei Verbindungen mit gleicher Basis und gleichem Sauer- 
stoffverhältniss als im gleichen Grade lösliche vor sich hätte. 
Dadurch würde die auffallend verschiedene Reaction des Wo- 
lastonit und Calcit erklärlich, welche beide mit einander im Ge- 
menge vorkommen und darum an eine nahezu gleiche Löslichkeit 
denken lassen. 

Bei den Sulfaten und Phosphaten hindert jedenfalls die Säure 
die alkalische Reaction, weniger das Verhältniss der Löslichkeit, 


‚worüber man erst vergleichende Schlüsse ziehen könnte, wenn 


diese Species sowie auf die alkalische, auch auf die saure Reac- 
tion geprüft sein werden. Einige in dieser Richtung gemachte 
Versuche werde ich später mittheilen, da ich dieselben nur neben- 
bei anstellte und mir jetzt wesentlich daran lag, die alkalischen 
Reactionen an einer möglichst grossen Zahl von Species zu be- 
obachten. 


Beschreibung einiger paragenetisch interessanter Gold- 
Vorkommen in Georgia, Nord-Amerika 


von 


Herrn Dr. Herm. Credner. 


Durch Maryland, Virginia, die beiden Carolinen, das öst- 
liche Tennessee, Georgia und Alabama * zieht sich in einer Breite 
von durchschnittlich 50 Miles ein mächtiges System von Chlorit-, 
Talk-, Glimmer- und Thonschiefern, Quarziten, Itakolumiten und 
Sandsteinen, welche die typischen Repräsentanten des takoni- 
schen oder vorsilurischen Systems sind und als Muttergestein 
einer grossen Reihe von Erzlagerstätten grosse technische Wich- 
tigkeit besitzen. 

So wechselnd der qualitative Habitus und die Grösse dieser 
Vorkommen auch sind, — sie können Eisen-, Blei-, Mangan-, 
Kupfer- oder Golderze führen und in ihrer Mächtigkeit und Aus- 
dehnung zwischen wenigen Zollen und Hunderten von Fussen 
schwanken, — ihr geologischer Charakter als flache, langgezo- 
gene. lenticuläre Einlagerungen, als Imprägnationen oder der 
Schichtung parallele Betten bleiht sich gleich. Wahre Gänge 
sind jenem Schichtensysteme fremd, — die Erze finden sich hier 
auf primärer Lagerstätte. Ein typisches und das grossartigste 


* Here. CReEDNER, die Goldregion von Virginia, berg- u. hüttenm. Zeitg. 
Jahrg. 1866, No. 17. — Geognostische Skizzen aus Virginia, Zeitschr. d. 
deutsch. geol. Ges. Jahrg. 1866, pg. 77. — Geognostische Beschreibung der 
Umgegend von Dahlonega in Georgia, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 
im nämlichen Jahrg. — Die Kupfererzlagerstätten von Ducktown in Tennes- 
see, berg- u. hüttenm. Zeitg. Jahrg. 1867, No. 1. 


443 


Beispiel dieser Zwischenlagerungen, welche vom Nebengestein 
nicht scharf getrennt, sondern durch allmähliche Übergänge mit 
ihm verbunden sind, repräsentiren die Kupfererzlagerstätten von 
Ducktown in Tennessee: Imprägnationen mit lenticulärem, mas- 
sivem Kerne von bis zu 400 Fuss Mächtigkeit und meilenweiter 
Erstreckung. In derselben Weise, wie diese mit Eisenkiesen 
gemengten Kupfererze, finden sich z. B. in der London- und 
Buckingham-Mine in Virginia und in der Haile-Mine in Süd- 
Carolina Imprägnationen von goldhaltigem Schwefelkies im Talk- 
schieferz nahe Dahlonega Imprägnationen von freiem Golde in 
Itakolumitischem Gesteine und in weissen Glimmerschiefern, wäh- 
rend am häufigsten in Form linsenförmiger Quarz-Einlagerungen 
ein Medium für das Vorkommen des Goldes hinzufritt. 

Diese kurzen Andeutungen über den geologischen Charakter 
der südlichen Gold-Vorkommen wiederhole ich hier, trotzdem sie 
bereits an den citirien Stellen genauer abgehandelt sind, um 
nicht. bei jeder der nachfolgenden gedrängten Beschreibungen 
einzelner Gold-Vorkommen zu Erläuterungen von allgemeiner 
Natur gezwungen zu sein. 

1) Gold mit Granaten und Tellurwismuth im Chlo- 
ritschiefer. Die Umgebung von Dahlonega besteht vorherr- 
schend aus sandig-schieferigen Quarziten, Itakolumiten und glim- 
merreichen, sehr weichen Schiefern. Ungefähr 21/2 Miles östlich 
von erwähnter Stadt sind an den Thalgehängen des Chestatee- 
Flusses durch eine tiefe Schlucht blaugrüne, schuppigkörnige 
Chloritschiefer entblösst, welche NO.—SW. streichen und steil 
gegen SO. einfallen. In einer bestimmten, jedoch weder durch 
Schichtungsflächen noch Klüfte begrenzten Zone dieser Chlorit- 
schiefer, welche höchstens 3 Zoll Mächtigkeit erreicht, und zwar 
allein in ihr treten eine Menge 1 bis 2 Fuss langer und !/a bis 
1 Zoll mächtiger Schmitzen, sowie einzelne nussgrosse Aus- 
scheidungen von weissem, glasigem Quarz auf. Von diesen Quar- 
zen sowohl, wie direct von jenen Schiefern selbst, nur in er- 
steren deutlich hervortretend, sind rother Granat, Blätichen von 
silberweissem Glimmer, Einsprenglinge vun Schwefelkies und 
Brauneisenstein, sowie vereinzelte, kleine, schuppige Partien von 
lichtbleigrauem Tellurwismuth (Tetradymit) umschlossen. Ver- 
eint mit ibnen tritt Gold in einer Weise auf, dass sich die be- 


AK 


schriebene Zone schon in einer Entfernung von mehreren Schrit- 
ten erkennen lässt. Durch den Chloritschiefer ziehen sich kleine 
spaltenförmige Drusenräume, deren dunkelgrüne Wandungen das 
Gold in Dendriten bekleidet, oder wie Sand darüber gestreut er- 
scheint. Hie und da hängt es in traubenförmigen Büscheln, 
durchwachsen von kleinen, wasserhellen Quarzkrystallen, nur 
durch einen dünnen Draht am Schiefer fest und besteht in die- 
sem Falle aus verzogenen, jedoch glänzenden Krystallen, wie 
denn fast die sämmtlichen in solchen Drusenräumen angeschos- 
senen Blätter und zähnigen Flittern ein oder zwei siark glän- 
zende Flächen aufweisen. 

Traue ich auch diesem, wenngleich im Einzelnen oft reichen 
Gold-Vorkommen keine Nachhaltigkeit zu, lege ihm also keinen 
bergbaulichen Werth bei, so dürfte es doch mit Bezug auf die 
Geologie und dessen gewiss seltene Paragenesis mit Granat und 
Tellurwismuth, sowie sein Vorkommen direct in Chloritschiefer 
einer Erwähnung werth sein. 

2) Gold mit Tellurwismuth im Hornblende-Gneiss. 
Zwischen den weichen, glimmerigen Schiefern und sandigen, gold- 
führenden, dem Itakolumit verwandten Quarziten von Dahlonega 
treten dann und wann Einlagerungen von sehr hartem, feinkör- 
nigem, syenitischem Gneisse von bandartig gestreift hellerer und 
dunklerer Farbe auf. Eine derselben, die »Bolin Field’s Vein«, 
welche im Thale und z. Th. im Flussbette des Chestatee-Flusses 
ungefähr 3 Miles südöstlich von Dahlonega aufgeschlossen ist, 
wurde vor wenig Jahren durch ihre erstaunlich reiche Goldfüh- 
rung bekannt. Diese Lagerstätte besteht, wie gesagt, aus fein- 
körnigem, hartem Hornblende-Gneiss und enthält, — wie es in 
dieser Gesteinsart häufiger vorkommt, eine grosse Menge linsen- 
förmiger Quarzschmitze, von einer Länge. welche die mehrerer 
Fusse erreichen kann. Ein Paar dieser Quarz-Einschlüsse, welche 
an ihrer weitesten Stelle bis zu 2 Zoll stark wurden, waren von 
moos-, draht- und blattförmigem Golde so durchwachsen, dass 
Quarz und Gold in gleicher Menge gemischt zu sein schienen, 
— dass ein einziger Schuss für über 3000 Doll. Gold warf, — 
dass kleine, nicht viel über faustgrosse Stücke Hunderte von 
Dollars werth waren. In diesen goldführenden Quarzeinlagerun- 
gen fand sich Tellurwismuth in Blättern von fast Quadrat-Zoll 


45 


Grösse und Liniendicke, meist im Quarz, oft aber auch unmittel- 
bar zwischen dem Golde liegend. 


Dr. Gentn in Philadelphia hat zur Zeit der Entdeckung des 
oben beschriebenen Vorkommens Analysen dieses seltenen Mi- 
nerals gemacht und seine Zusammensetzung zu 50,90 Bi, — 
47,14 Te Spuren von Cu, Fe, Au und Se fesigestellt. 


3) Krystallisirtes Gold mit Arsenikkies, Skorodit 
und Pharmakosiderit im Talkschiefer, Die Mitte von 
Cherokee County im nordwestlichen Georgia wird von einem 
mächtigen System von weissen, glimmerigen und granatreichen 
Schiefern durchzogen, in welchen die ziemlich lose neben ein- 
ander liegenden Glimmerblätter quadratzollgross und die Granaten 
eubikzollgross werden können. Zwischen ihnen liegt eine Schich- 
tenfolge schneeweisser, sehr weicher, zerreiblicher Talkschiefer. 
In diesen tritt auf dem unter dem Namen Sixes bekannten Land- 
complexe eine in ihrer Mächtigkeit zwischen 8 und 14 Zoll 
schwankende Zone auf, welche durch Eisenoxydhydrat, das sei- 
nen Ursprung sich zersetzenden Concrelionen von Arsenikkies 
verdankt, gelblichbraun gefärbt und dunkelbraun gefleckt ist. 


Jene lose zwischen den Schiefern liegenden Concretionen 
variiren zwischen Hasel- und Wallnuss-Grösse, haben eine .ovale 
Form und eine rauhe, höckerige Oberfläche, und sind von Eisen- 
ocker mehr oder weniger dick überzogen. Sie bestehen, wie 
gesagt, aus Arsenikkies, welcher ähnlich wie schnell getrocknete 
Thonkugeln von einer Menge Sprünge nach allen Richtungen 
durchzogen ist. Während der Arsenikkies auf der frischen 
Bruchfläche silberweiss ist, sind die Wandungen jener Spalten 
grau angelaufen und zum grössten Theil von oft ausgezeichnet 
ausgebildeten, auf ihren Flächen mit starkem Glasglanz, fast Dia- 
mantglanz spiegelnden Krystallen von Skorodit und Pharma- 
kosiderit überzogen. Erstere walten an Menge vor der letz- 
teren Mineralspecies vor, überragen sie auch bedeutend an Grösse. 
Sie sind lauch- bis schwärzlichgrün gefärbt, durchscheinend, 
bilden drusige Überzüge auf dem Arsenikkies und lassen die 
Combination von Pyramide, Brachypinakoid und Makropinakoid 
erkennen. Zwischen den einzelnen Krystallen des Skorodits 
treten Gruppen von kleinen, scharf ausgebildeten Würfeln von 


416 


Pharmakosiderit auf, welche bald smaragdgrün, bald grünlichgelb, 
bald braungefärbt sind. 

“In diesen Concrelionen von Arsenikkies, dem aus ihm re- 
sultirenden Eisenocker, vorzüglich aber in den Talkschiefern, 
welche die durch das Vorkommen von Arsenikkies bezeichnete 
Zone bilden, findet sich Gold in aussergewöhnlich grosser Menge. 
Neben staub- und kornförmigen Vorkommen und dendritischen, 
feder- und moosähnlichen Gestaltungen sind es Krystalle, 
welche durch ihre verhältnissmässige Häufigkeit jene goldführende 
Zone so interessant machen. 

Die gewöhnliche Form der Krystalle, — welche oft 3 Linien 
Durchmesser erreichen, —- ist die Combination von Octaöder 
und Würfel im Gleichgewichte. Daneben kommt das Octaeder 
mit geringer Abstumpfung der Ecken durch den Würfel und noch 
seltener das reine ÖOcta@der vor. Bei grösseren Krystallen sind 
nur die Kanten scharf ausgebildet und glänzend, welche dann 
über die tiefer liegenden und rauhen Flächen hervorragen; we- 
niger gewöhnlich sind die Fälle, wo der Krystall vollständig aus- 
gefüllt ist. Zuweilen sind vier Würfelflächer säulenförmig in die 
Länge gezogen und noch- öfter erscheinen nur ein Paar Flächen 
am Ende moosförmiger Gestalten. 

Da diese goldführende Zone von Talkschiefern von einem 
kleinen Bache gekreuzt wird, so sind, wie bei der geringen 
Widerstandsfähigkeit jener Schiefer natürlich, viele Gold um- 
schliessende Gesteinsstücke von dort mit weggeführt worden. 
Das Wasser hat sie zerkleinert und die schweren Theile bei 
seinem Eintritt in eine Niederung als Sand und Gerölle wieder 
abgesetzt. Bei der Verarbeitung der so entstandenen Goldseifen 
wurden die ersten und schönsten Krystalle gefunden. Jetzt, wo 
diese Flussanschwemmungen ausgewaschen sind, in welchen das 
Gold durch einen natürlichen Aufbereitungs-Process concentrirt 
worden war, und wo man beginnt, die primären Lagerstätten 
abzubauen, werden schöne Krystalle etwas seltener und gehen 
meist durch die Berührung mit dem zum Fangen des Goldes be- 
nutzten Quecksilber zu Grunde. 

4) Gold mit Schwefel und Brauneisenstein im 
Quarz. Die goldführenden Quarze von Burnt Hikory, 12 Miles 
südwestlich von Ackworth im nordwestlichen Georgia sind, ebenso 


AUT 


wie die Glimmerschiefer, zwischen denen eingelagert sie auf- 
treten, zum grössten Theil härter als die der mehr im Herzen 
Georgia's gelegenen Golddistriete und haben dann siellenweise 
eine wenig versprechende, blaugraue Färbung und einen chalce- 
donigen Habitus. Dagegen sind sie an anderen Stellen um: so 
reicher an Einschlüssen von feinem, freiem Golde und güldigem 
Schwefelkiese. Da, wo der Quarz von Einsprenglingen von letz- 
teren oder seinen Verwitterungs-Producten angefüllt ist, welche 
zwischen Nadelkopf- und Cubikzoll-Grösse schwanken, nimmt er 
selbst eine dunkelbraunrothe Farbe und einen mehr sandigen, 
quarzitartigen Charakter an. 

Der Schwefelkies am Ausgehenden dieser sämmtlichen lang- 
gezogenen Quarzeinlagerungen ist, wie gewöhnlich so auch hier, 
in Brauneisensfein übergegangen, welcher theils dicht ist und in 
diesem Falle noch die Blätterdurchgänge des Schwefelkieses be- 
sitzt, — theils eine zellig poröse Natur hat, — theils die Innen- 
seiten der würfeligen Hohlräume, welche durch die Verwitterung 
des Schwefelkieses resultirten, glaskopfartig oder mikro-stalac- 
titisch überzieht. 

In den Poren und Zellen jenes schwammigen, bienenwaben- 
ähnlichen Brauneisensteins tritt Schwefel in z. Th. strohgelben, 
z. Th. wachsfarbigen Körnern auf, an welchen hie und da eine 
glänzende Krystalllläche zu beobachten ist. Da, wo das Eisen- 
oxydhydrat die Hohlräume im Quarze nur auskleidet, findet sich 
der Schwefel auf dieser Kruste in krystallinischen Anschüssen, 
kleinen, zackigen Auswüchsen, oder als Mehlschwefel, füllt auch 
wohl einzelne Würfelräume ganz aus, — bildet also Pseudo- 
morphosen nach Schwefelkies, — und ist in diesem Falle von 
dunklerem Gelb. 

G. Rose (Quenst. Mineralogie pg. 567) nimmt bei Deutung 
der Afterkrystalle von Schwefel nach Schwefelkies, wie er sie 
im Quarze der Goldgruben von Beresow im Ural fand, an, dass 
2 Atome Schwefelkies durch 3 Atome Wasser in 1 Atom Eisen- 
oxyd, 3 Atome Schwefelwasserstoff und 1 Atom Schwefel zerlegt 
wären, — eine Erklärung, welche wir auch auf das oben be- 
schriebene Georgia-Vorkommen anwenden können, 

Das Gold sowohl, welches früher von Schwefelkies um- 
schlossen war und jetzt im Brauneisenstein deutlicher hervortritt, 


ANS 


als das, welches unmittelbar im Quarze enthalten ist, kommt mit 
dem Schwefel in directer Berührung vor. Es ist nicht von be- 
sonders auffälliger Grösse, im Gegentheil fein vertheilt und macht 
so zwar den Burnt-Hikory-Quarz zu einem sehr abbauwürdigen 
Golderze, würde aber unsere mineralogische Aufmerksamkeit nicht 
auf sich gezogen heben, wenn seine Paragenesis mit Schwefel 
nicht eine so interessante wäre. 


Briefwechsel. 


Ar Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. 


Würzburg, den 25. März 1867. 


Im Jahrg. 1864, S. 222 des N. Jahrb. habe ich eine von Hrn. Seıpeu 
ausgeführte Analyse des gelben arsenhaltigen Pyromorphits von Badenweiler 
mitgetheilt, welcher dort mit grünem, arsenfreiem, z. Th.in der Combination 
&P.oP, z. Th. in fassförmigen oder gerstenkornartigen Gestalten vorkommt. 
Einer meiner Zuhörer, Hr. Dr. Linpengorn aus Würzburg, hat auch die grüne 
Varietät quantitativ untersucht. Aus der Zusammenstellung dieser Analyse 
a. mit der des gelben von Hrn. SeipdeL b. ergibt sich, dass der gelbe Pyro- 
morphit sich an bestimmbaren Bestandtheilen nur durch den geringen Gehalt 
an Arsensäure von dem grünen unterscheidet. Die dunkel orangegelben Va- 
rietäten sind, wie der Kampylit, durch Chrom gefärbt, welches offenbar als 
in äusserst kleiner Quantität eingemengtes chromsaures Bleioxyd vorhan- 
den ist. 


a. b. 
BISTOSYAR N NT 2A. ers 
Kalkh use a Wen A EDSBERR N. IHN OT A0 
Bhesphorsaure 2... 1680... 20.2.2 22.216,11 
ALSEnsäamte u. rasen 00.06 
CHIOBID a RL De 10 2.64 


Über die Entdeckung des Cölestins in unserem Wellenkalke, sowie 
andere neue mineralogische Beobachtungen werde ich später Mittheilung 
machen, für heute nur noch die Bemerkung, dass ich an nassauischen Stücken 
des gegenwärtig in weiten Kreisen interessirenden Staffelits Krystalle 
desselben und zwar Rhomboöäder gefunden habe. Die zur weiteren Er- 
örterung dieses Gegenstandes erforderlichen Analysen sind noch nicht been- 
digt. Dass der Staffelit auch zu Amberg vorkommt, wenn auch nicht 
so schön, wie in Nassau, ist jedoch bereits ausser Zweifel. 


F. SANDBERGER. 


Jahrbuch 1867. 29 


450 ; 


Heidelberg, am 27. März 1867. 


Gestalten Sie mir, Ihnen eine kurze Mittheilung über die Ergebnisse 
einer vorläufigen Untersuchung des Muschelkalks am unteren Neckar zu 
machen. Zu genauerer Durchforschung des Gebietes und zu weiteren Auf- 
sammlungen hoffe ich nach der Heimkehr von einer grösseren Reise im Som- 
mer Zeit zu finden. 

Man begegnet in den wenigen, über nordbadische Trias bekannt gewor- 
denen Abhandlungen wohl der Ansicht, als sei der Wellenkalk die einför- 
migere, der Muschelkalk aber die mannigfaltiger gegliederte und versteine- 
rungsreichere Abtheilung des mittleren Trias. Ich habe im Gegentheil ge- 
funden, dass der Wellenkalk, besonders in Beziehung auf Mannigfaltigkeit 
der Entwickelung einzelner Schichten bei weitem mehr bietet als der Kalk- 
stein von Friedrichshall. 

Der geeignetste, mir bis jetzt bekannt gewordene Punct zur Beobach- 
tung der Grenzgebilde zwischen buntem Sandstein und Wellenkalk ist der 
Abhang unter Schreckhof bei Diedesheim. Auf den obersten, mitunter hel- 
leren Schichten des bunten Sandsteins liegt mit etwa 20® Mächtigkeit der 
Röth, aus einem Wechsel rother und grüner Thone und Mergel mit dünnen, 
glimmerreichen Sandseinbänkchen bestehend. Eines dieser Bänkchen. nahe 
an der oberen Grenze des Röthes enthält auf seiner Oberfläche in Menge 
Anoplophora Fassaensis, Myophoria vulgaris und Gereillia cf. costata. 

Die nächstfolgende, dem Wellendolomit anderer Gegenden gleich zu 
stellende Abtheilung muss in ihren einzelnen Schichten noch genauer aus- 
gemessen werden. Sie besteht aus etwa 2m grobschieferigen Mergeln mit 
Lingula tenuissima, hartem Dolomit und gelbem, muschelig brechendem Do- 
lomit mit Lima striata und anderen einzelnen Fossilien. 

In den eigentlichen Wellenkalken, vom Wellendolomit bis zu den 
Mergeln der Hyophoria orbicularis hinauf, bieten mehrere versteinerungs- 
reiche Bänke ausgezeichnete Anhaltspuncte, unter denen eine Brachiopoden- 
bank besondere Beachtung verdient. Was unter derselben liegt, kenne ich 
bis jetzt nur unvollständig, da Rutschungen an den Gehängen das anstehende 
Gebirge an den von mir besuchten Puncten bedeckten. Die Schichten dar- 
über konnten jedoch schon genauer untersucht werden und dürfte es sich 
hier nur besonders noch um Vervollständigung der Petrefactenlisten handeln. 

Unter der Brachiopodenbank erscheinen am ausgezeichnetsten harte, 
plattige Kalke mit Ammonites Buchi, Natica sp., Pleurotomaria sp., Pecten 
discites, Lima lineata, Gervillia socialis, costata, Anoplophora Fassaensis, 
Cidaris grandaeva, Acroura sp., Encrinus sp. 

Ausserdem eine oder mehrere Bänke mit Lima lineata und ein knol- 
liger Kalk, dessen Schichtungsflächen in ausgezeichneter Weise mit Pseudo- 
morphosen nach Gyps bedeckt sind. 

Eine Bank mit grossen Exemplaren von Lima lineata, an denen häufig 
kleine Individuen hängen, ganz erfüllt, macht den Schluss dieser Abtheilung 
und liegt unmittelbar unter der Brachiopodenbank. Beim Bau des Obrig- 
heimer Tunnels kamen Tausende von Lima zu Tage. 


nn in ee _ _ 


4.51 


Die Brachiopodenbank ist nur wenig mächtig und besteht aus sehr har- 
tem, splitterigem, blauem Kalke mit viel Schwefelkies untermengt. Beim Ver- 
wittern entstehen Löcher, die mit den Höhlungen der Fossilien das Gestein 
grosslückig erscheinen lassen. Ich sammelte aus dieser Schicht bis jetzt: 
Ostrea complicata, spondyloides, ostracina, Lima lineata, radiata, Mya- 
lina vetusta, Myophoria elegans, Spiriferina hirsuta, fragilis, Entro- 
chus sp. i 

Auch dicht bei Heidelberg ist diese interessante Schicht noch zur Ent- 
wickelung gelangt, wie ich aus einem in den Weinbergen bei Rohrbach auf- 
genommenen Stücke mit Spiriferina fragtlis sehe. 


Die nun folgenden 91/am typischer Wellenkalk enthalten nur einzelne 
Fossilien, bis dann in 2 blauen, klingend harten, rostbraun verwitternden 
Bänken wieder eine Bereicherung eintritt. Diese Kalke verwandeln sich bei 
fortschreitender Verwitterung in ein poröses, anscheinend oolithisches Gestein, 
dem Würzburger Schaumkalk ganz ähnlich, dem es bathrologisch und nach 
den Fossilien in der That auch ganz gleich steht. Überall ragen die durch 
4m Wellenkalk getrennten Bänke an den Gehängen heraus und sind so von 
weitem schon leicht kenntlich. Es ist mir aus dem Schaumkalk bekannt 
geworden: Macrocheilus Kneri, Natica sp., Dentalium torguatum, Pecten 
Schmiederi, discites. Albertii, Lima lineata, Gervillia mytiloides, socialis, 
Myophoria elegans, laevigata v. cardissoides, Myoconcha Thilaui. Nucula 
Goldfussi, Discina discoides, Encrinus sp. 

Der letztgenanntie Enerinus, meist fünlkaniige Glieder, findet sich be- 
sonders zuunterst in der unteren und oben in der oberen Schaumkalkbank. 
Unter der Bezeichnung Encrinus pentactinus liegen auch mehrere Stücke 
desselben von Rohrbach in der Heidelberger academischen Sammlung. Die 
Schicht steht daselbst im unteren der beiden verlassenen Steinbrüche an, 
während in dem oberen Myophoria orbicularis bereits häufig auftritt. 


Auf den oberen Schaumkalk folgen noch einzelne Bänke, ganz erfüllt 
mit G@ereillia socialis, ferner eine Geröllbank mit Knochenfragmenten von 
Nothosaurus, eine dünne, splitterige Kalklage mit einer schlanken Lingula 
cf. Zenkeri etc. Den Schluss des Wellenkalkes bilden, wie überall, die 
Stinkkalke mit Hyophoria orbicularis, mehrere M. mächtig. 


Über die Anhydritgruppe und den auf dem Gypse derselben um- 
gehenden Bergbau hat Koca bereits Ausführlicheres mitgetheilt. Ebenso über 
den Hauptmuschelkalk, welcher hier, wie anderswo, in die Encriniten- 
Kalke und Nodosus-Kalke sich theilen lässt. Aus ersterer, angeblich von 
Rohrbach, liegt in der academischen Sammlung ein Stück mit Retzia tri- 
gonella, Cidaris grandaeva etc. Eine vollständige Aufzählung der zahl- 
reichen, mir bekannt gewordenen Reste behalte ich mir vor. 


Die plattigen Kalke der Nodosus-Schichten werden häufig gebrochen 
und man bemerkt überall an der oberen Grenze derselben jene beiden Bra- 
chiopoden-Varietäten, die von Würzburg aus demselben Niveau bekannt ge- 
macht wurden, nämlich die kleine Trerebratula vulgaris var. cycloides und 


die grosse. Beide erfüllen gesondert das ganze Gestein, die kleinen mit ge- 
29 * 


452. 


schlossenen Schalen, die grosse zertrümmert und die Schalenfragmente aus 
den Wänden auswitternd. 

Ob hierüber und unter der Lettenkohle noch eine besondere Abtheilung 
mit Ceratites enodis zu unterscheiden sein wird, bleibt festzustellen. Ich 
besitze die Art ausgezeichnet von Hoffenheim, doch konnte sie dort aus tieferen 
Lagen stammen. Die zwischen den Terebratelbänken und dem Lettenkohlen- 
sandstein liegenden Bänke sind für bauliche Zwecke nicht brauchbar, daher 
leider nicht aufgeschlossen, doch würden sie gerade sehr interessante Ver- 
gleichungspuncte mit Würzburg bieten. Die Untersuchung fordert hier eben 
mehr Geduld. Ich beschränke mich für jetzt darauf, zu bemerken, dass 
ich den glaukonitischen Bairdienkalk ganz typisch aufgefunden habe 
und ebenso die dünneren, zu demselben gehörigen Bänke, aus denen Myo- 
phoria transversa, Goldfussi, Cardinia Keuperina auswittern. Diese Schich- 
ten liegen dicht über dem Muschelkalke und noch ziemlich tief unter dem 
Lettenkohlensandstein. Ein System dünnschichtiger, grauer Sandsteine halte 
ich für den Widdringtonien-Sandstein und hoffe auch die Pflanze selbst noch 
zu finden. Da Sie uns bereits früher mit einem genauen Profil der Schichten 
über dem Lettenkohlensandstein bekannt gemacht haben, soweit solche bei 
Sinsheim aufgeschlossen sind, so wird es sich also nun nur noch um wei- 
teren Ausbau des gewonnenen Gerüstes behufs der Vergleichung mit anderen 
Gebieten handeln. 
| Ein Blick auf das eben Mitgetheilte genügt, um die vollständige Über- 
| einstimmung mit Würzburg erkennen zu lassen. Etwaige Abweichungen 
werden sich nur im Auftreten untergeordneter Schichten und wohl in der 
Vertheilung der einzelnen Fossilien zeigen. Letzterer Punct ist wohl zu be- 
rücksichtigen und kann in solchen über so weite Strecken verbreiteten 
Schichten, wie der Schaumkalk, zu interessanten Schlüssen führen. 

Durch die Untersuchungen SaxDBErser’s bei Karlsruhe, und ich konnte 
mich bei UÜbstatt und Bruchsal schon selbst davon überzeugen, wissen wir, 
dass die Dinge südlich z. Th. schon anders liegen, so dass man von einer 
schwäbischen und einer fränkischen Entwicklung der Trias sprechen kann. 
Eine Linie von Wiesloch nach Gundelsheim scheint mir für das nördliche 
Baden die ungefähre Grenze beider Provinzen anzuzeigen. Weiteren Unter- 
suchungen bleibt es vorbehalten, den Verlauf dieser Grenze gegen die von 
SAnDBERGER angegebenen Berührungspuncte Würzburg-Lindelbach festzustellen 
und überhaupt darzuihun, inwiefern dieser provinzielle Unterschied für die 
einzelnen Abtheilungen der Trias ein durchgreifender ist. 


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BENECKE. 


Frankfurt a. M., am 29. März 1867. 


Kalkspath und Pseudomorphosen des Granats von Auerbach an 
der Bergstrasse. 


Das Auerbacher Bergwerk steht gegenwärtig wieder in lebhafterem Be- 
trieb; es sind dabei einige Vorkommen gewonnen worden, welche Erwäh- 


3 


53 


nung verdienen; das eine in Betreff des Baues der Krystalle, das andere als 
eine Umwandlung derselben. 

Grosse, braune Spaltstücke des Kalkspaths, bis zu 190mm, zeigen unge- 
wöhnlich deutlich eine feine, graue, amianthähnliche Streifung im Innern, 
und zwar in der Richtung der schiefen Diagonale der Spaltflächen. Es ist 
diese Streifung, wie bereits in dem Nachtrag zu „Krystall und Pflanze“ 
S. 218 angedeutet worden ist, nicht mit der Zwillingsfurchung zu verwech- 
seln, welche in der Richtung der horizontalen oder längeren Diagonale zieht. 
Im Innern dieser grossen Stücke braunen, durchsichtigen Kalkspaths ist nun 
diese graue Streifung zum Theil braun und von ungewöhnlicher Dicke. Die 
Streifen haben Ähnlichkeit mit den bekannten Rutilnadeln im Bergkrystall, 
sie enden einerseits auf der Spaltfläche selbst, anderseits aber verlieren sie 
sich allmählich im Innern des Kalkspaths, sie sind etwa einen Zoll weit in’s 
Innere zu verfolgen. Es sind Röhrenbildungen mit einer fremden, braunen 
und braungelben Substanz erfüllt, z. Th. in Wechsel von gelb, braun, weiss 
und wieder braun. Offenbar liegt hier ein ungeregelter, unvollständig her- 
gestellter Bau des Kalkspaths vor; die braune oder graue Streifung ist unter 
allen Spaltflächen, also in drei Richtungen, gleichmässig zu beobachten. Die 
Streifen ziehen in der Lage eines etwas spitzeren Rhomboeders + "fn R; 
sie scheinen sich zu theilen, büschelförmig zu verbreitern, so unter stumpfem 
Winkel die Streifung, welche der Nachbarfläche zugehört, zu kreuzen. 
Wahrscheinlich aber ist diese amianthähnliche Theilung der Röhrenbildung 
nur eine scheinbare, sie beruht wohl auf der Strahlenbrechung. Dass diese 
Streifung des Kalkspaths nicht mit den Spaltflächen zusammenfällt, ist jeden- 
falls sehr beachtenswerth; es spricht diese Thatsache gegen die Hypothese, 
welche aufstellt, dass der Kalkspath aus kleinen Rhomboederchen zusammen- 
gesetzt sei, und dass bei hinreichender Verkleinerung man endlich auf eine 
Grundform, auf die rhomboedrische Gestalt der Atome oder der Molecüle ge- 
langen müsse. 

Das zweite neuerdings in Auerbach gewonnene Vorkommen scheint nicht 
weniger wichtig zu sein bei der Entscheidung der Frage über die Entstehung 
der sogenannten Perimorphosen. Wie vom Lolen und von anderen Orten, 
so waren seither Granathüllen mit Kalkspath- und Epidotischem Kern auch 
von Auerbach bekannt; jetzt aber haben sich daneben gänzlich umgewandelte 
Granatgestalien gefunden. Sie sitzen theils porphyrisch in einem krystalli- 
nischen Gestein, theils sind sie nach Wegführung von Bestandtheilen dem- 
selben jetzt aufgewachsen, von mehligen weissen und braunen Resten um- 
geben, theils endlich se sie abgelöst oder ausgewittert. -Das Gestein ist 
ein weiss und blassgrün krystallinisches Gemenge von Kalkspath, Wolla- 
stonit, körnigem Pyroxen, weissen und braunen Zersetzungs-Rückständen ; 
wenig Arsenikkies und Pyrit ist eingewachsen, ebenso Granatgestalten QOO, 
welche, wahrscheinlich zugleich mit dem Gesteine selbst, eine Umwand- 
lung erlitten haben. Die Begrenzung derselben ist kaum noch zu erkennen, 
die äusseren Theile zeichnen sich nur durch die blassgrüne oder grünlich- 
gelbe Farbe ab, glas- bis fettslänzend; nach Innen tritt der braune Granat- 
kern mehr hervor, mehr bei den noch eingewachsenen, als bei den ausge- 


H54 


witterten, mehr bei den grösseren, als bei den kleineren Granatgestalten. 
Auf den ersten Anblick erscheinen die losen pseudomorphosen Krystalle aus 
Kalkspath zu bestehen, sie brausen auch zum Theil. wie das Muttergestein, 
mit Säure beneizi; allein bei näherer Untersuchung findet man bald, dass 
sie eine grosse Mannigfaltigkeit von Bildungen darstellen, im Verhalten vor 
dem Löthrohr, wie an Glanz und Farbe. 

Diess Auerbacher Vorkommen gibt Veranlassung auf die von Dr. VoLser 
in dem Aufsatz „Epidot und Granat“ niedergelegten Beobachtungen zurück- 
zublicken. Es findet sich im Wesentlichen eine grosse Übereinstimmung 
zwischen dem Vorkommen vom Lolen und dem von Auerbach. Auch bei 
diesem der Pyroxen in kleinen, prismatischen Körperchen, einzeln, gehäuft, 
in Schwärmen oder auch wie geschichtet, die Granaikerne im Caleit, der 
Quarz als Substitut desselben, der Epidot und der Caleit nach Granat; aber 
im Einzelnen ist doch ein Unterschied zu beobachten. Es finden sich hier, 
wie bei den sog. Auswürflingen des Vesuv, neben den helleren, zimmtbrau- 
nen Resien des Granats, schwärzlichbraune Reste von Idokras vor; dann 
scheint das grünliche Skapolith- oder Eläolith-ähnliche Mineral’ weit mehr 
vorzuherrschen; endlich aber hat Wollastonit zuweilen die allergrösste Be- 
deutung gewonnen. Es erfüllte derselbe in glänzenden Streifen und Banden 
schilfartig und gruppenweise einzelne Blöcke, zersprengt und durchzieht die 
Granaten, umschliesst kleine Pyroxene, vom Kalkspath in körniger Abson- 
derung ist er meist umgeben, durch Pyroxenlagen manchmal geschieden. 
Der Quarz ist nach dem Wollastonit noch aufgelreten, hat ihn verschoben 
und zersprengt, wie im Schriftgranit den Orthoklas.. Wo der Wollastonit 
den Granat zerstört, ist er durch Reste desselben blass zimmtbraun, zuweilen 
auch, vielleicht durch Idokras, strohgelb gefärbt: der Granat ist nur in 
glanzlosen, körnigen Spuren vorhanden, welche die frühere Gestalt in ihrer 
Begrenzung darstellen. Weit frischer zeigt sich dieser, wo er, durch Kalk- 
spath zersprengt, in einzelnen Theilen verschoben ist; da sind seine Flächen 
noch von spiegelndem Glanze, fast kastanienbraun, aber die Substanz in graue 
Färbung übergehend. . 

Man hat bezweifelt, ob die Granaten vom Lolen Umwandlungs-Producte 
seien. aber auch die Bildungsweise der Perimorphose hat man nicht zu deu- 
ten gewusst. Auf einem Gestein von Äuerbacher Granat und Epidot sitzen 
neben glänzenden Molybdäntafeln braune Granaien, erbsengross, zersprengt, 
von Quarz theilweise bedeckt. Vom Rande der Granatreste dringen jüngere, 
glänzend braune Granatchen über die Quarzdecke hervor: sie haben !/2 bis 
{mm Durchmesser, die Gestalt O0 . 202. 3031, Mund sitzen. wie auf feine 
Schnüre gereiht, kranzförmig auf dem Rand des älteren Granats oder des 
Granatrestes. Wie der Quarz über Sagenit oder Chlorit von den freien Kan- 
ten aus vordringt, so hier der Granat über Kalkspath und Quarz. Aber es 
ist kein perimorphosenähnlicher, blätteriger Bau, sondern die Kryställchen 
haben ihre Gestalt wohl ausgeprägt, nicht bloss eine äussere Form, sondern 
auch Kern und Substanz. Hie und da ist das Mineral, welches den Granat 
zersprengt hatte, ganz verschwunden, statt dessen hat der Granat selbst die 
Wunde überzogen und ausgeheilt. Es erheben sich eine Unzehl kleiner Gra- 


AAN 


455 


natgipfelchen, drusenförmig, über der beschädigten Stelle, dieselbe über- 
deckend, gemeinsam einspiegelnd. Hier ist gewiss Neubildung, aber bei der 
Perimorphose ist nur abgestorbener Rest. Beachten wir die Granatbildung 
zwischen den grossen Blättern des Odenwalder Glimmers; sie zeigt selbst 
dem bewaffneten Auge nur Breite, nicht Dicke; es ist ein bestimmtes äus- 
seres Hemmniss, welches der freien Gestaltuug des Granats im Wege steht. 
Bei den sogenannten Perimorphosen ist nicht das Gleiche zu finden; nicht 
die Kalkspathformen oder Spaltlächen zeichnen dem Granat die Gestalt vor, 
welche er darzustellen hat, die Gestalt, welche er im Kalkspath umspannt, 
ist seine eigene, nur fehlt ihm der Granatkörper. Im Glimmer von Haddam 
hat der Granat, als er Raum gewonnen, auch seine eigenthümliche Gestalt 
ausgebildet, es ist nicht mehr bloss ein Segment, sondern ein Granatkörper 
mit Granatflächen. Die Perimorphose mag einmal, zweimal, dreimal die Gra- 
natform in grösseren, concentrischen Hüllen wiedergeben, es bleibt stets nur 
Form und Rest, nicht ist es gestaltender Körper geworden. Der Granat hat 
seine Bestandtheile ausgetauscht; dieser Austausch hat bei eingewachsenen 
Krystallen an der Aussenfläche begonnen, hie und da ist noch ein brauner 
Kern geblieben; bei aufgewachsenen Krystallen aber ist die Umwandlung 
zuerst da vollführt worden, wo der Krystall mit dem Gestein zusammenhing, 
allmählich rückte sie vor gegen die Oberfläche, und hatte diese mittlerweile 
Bestandtheile verloren, welche den gleichmässigen Austausch bedingten , "so 
konnte die äussere Hülle in anderer Substanz und Farbe bestehen bleiben 
als der umgewandelte Kern der Pseudomorphose. 


Dr. FRIEDRICH SCHARFE, 


Mannheim, den 30. März 7867. 
Die neuesten vulcanischen Ereignisse auf Santorin. 


Dr. oz Cıcara auf der Insel Santorin hatte die Güte, mir seinen letzten 
Bericht über die Thätigkeit des Vulcans von Santorin, welcher für die Aca- 
demie der Wissenschaften in Paris bestimmt ist, in einer Abschrift zu über- 
senden. Ich erlaube mir, den wesentlichen Inhalt desselben den deutschen 
Fachgenossen mitzutheilen, indem wir dadurch die vulcanischen Ereignisse 
und Zustände auf Santorin bis Februar dieses Jahres erfahren. 

Nach diesem Berichte dauert die Eruption unausgeseizt mit grosser Hef- 
tigkeit fort. Der Gipfelkrater von Georgios I. hat gegenwärtig eine ellip- 
tische Gestalt und enthält weissglühende, schlackige Lava. Dieselbe bildet 
einen kleinen Hügel, der einem Haufen grosser glühender Kohlen gleicht. 
Häufig treten Explosionen ein, durch welche dieser Schlackenhaufen in die 
Luft emporgeschleudert, aber gleich wieder von ähnlicher Lava ersetzt wird. 
Ungeheure Massen von Wasserdampf steigen beständig aus zahlreichen ÖF- 
nungen in der glühenden Lava und in ihrer nächsten Nähe auf. Die Dampf- 
wolken sind bald rein weiss, bald grau und schwarz, indem ihnen mehr 
oder weniger Asche hbeigemengt is. Wenn der Dampf über den Rand des 


456 


Kraters steigt, nimmt er verschiedene Gestalten an: bald gleicht er einem 
-Blumenstrauss, bald einem riesigen Baume ,„ der auf dem Gipfel des Kegels 
steht und dessen Krone sich über 5000 Fuss hoch erhebt, so dass er von 
Candia aus gesehen werden kann. 

Die Explosionen dieses Kraters wiederholen sich durchschnittlich zwan- 
zigmal in der Stunde und sind von einem beträchtlichen Schlacken-* und 
Aschen-Auswurf begleitet. Die Asche wird von dem Winde bis auf die um- 
liegenden Inseln verbreitet. Täglich erscheinen ungeheure Flammen von 
röthlicher und gelblicher, seltener von bläulicher Farbe auf dem Gipfel der 
Georgsinsel. Es sind verschiedene brennbare Gase, die sich an der-glühen- 
den Lava entzünden, besonders vorherrschend Kohlenwasserstoffe. Ausser- 
dem kommen an vielen Stellen des neugebildeten Landes kleine röthliche 
Flammen zum Vorschein. 

Jede Explosion ist von einer Erderschütterung begleitet, die schwäche- 
ren beschränken sich auf Georgsinsel, die stärkeren werden auf Santorin 
gespürt. Mr 

Aphroessa nimmt noch fortwährend unmerklich an Höhe zu. Schon seit 
mehreren Monaten schien die Insel erloschen, nur Fumarolen brachen an 
verschiedenen Stellen aus ihrem Boden, gegenwärtig ist jedoch der Gipfel 
wieder eiwas thätig, doch kommt es nicht zu Flammenerscheinungen. — 
Georgsinsel nimmt sowohl an Höhe, als auch an Umfang zu und dehnt sich 
besonders gegen Süd, Südost und Ost aus. 

So sind die Wirkungen dieser Eruption von 1866, Bunde dieselbe ein 
Jahr angedauert, schon bedeutender als diejenigen der Eruption des vergan- 
genen Jahrhunderts, welche doch sieben Jahre lang währte. Der Durch- 
messer von Georgsinsel beträgt in jeder Richtung fast tausend Meter und der 
Eruptionskegel auf derselben hat eine Höhe von 340° engl. über dem Meere. 
Die Eruptionsproducte bilden eine Masse von 87,500,000 Cubikmeter, unge- 
rechnet die Lavamassen, welche sich auf dem Boden des Meeres ergossen 
und ausgebreitet haben. — Das neu gebildete Land besteht aus einer schlacki- 
gen Lava, doch kommen auch Tuffe an einigen Stellen vor. 

Das Meer ist noch immer in kochender und wallender Bewegung be- 
griffen. Auch seine Temperatur, die zwischen 20° und 45° R. schwankt, 
hat sich nicht geändert. In der Nähe der Inseln ist das Meer noch fort- 
während eigenthümlich, besonders gelbgrün, gefärbt, aber nicht mehr, wie 
früher, im ganzen Golf. Das Wasser im Hafen von St. Georges ist beständig 
milchig und entwickelt Schwefel-Dämpfe. 

Die Senkung der Insel Neo-Kaimeni dauert fort, an einigen Stellen stär- 
ker, an anderen unmerklich, besonders aber am Rande. — Auch die Insel 
Mikra-Kaimeni hat sich etwas gesenkt. — Es ist das besonders an den west- 
lichen Seiten dieser Insel bemerklich. Selbst Santorin senkt sich etwas an 
einzelnen Stellen, wie das schon bei den früheren Eruptionen mehrfach be- 
merkt wurde. 

Aus diesem Berichte des Herrn ve Cıcara ist mir besonders die Mitthei- 
lung interessant, dass das Phänomen der Flammen noch immer fortdauert 
und täglich Flammen von verschiedener Art in grosser Zahl zu sehen sind. 


—_ 


%57 


Dadurch zeichnet sich diese Eruplion von Santorin vor allen andern, selbst 
den viel grossartigeren Eruptionen aus, denn solche enorme Quantitäten brenn- 
barer Gase sind noch bei keinem thätigen Vulcane beobachtet worden. Un- 
sere Kenniniss des vulcanischen Processes wird aber hauptsächlich dadurch 
erweitert, dass der Beweis geliefert ist, dass neben Wasserstoffgas und 
Schwefelwasserstoff auch reichlich Kohlenwasserstoff-Verbindungen bei Erup- 
tionen wirklicher Vulcane zum Vorschein kommen. 


C. W. C. Fuchs. 


Schemnitz, den 31. März 1867. 


Anfangs März bekam ich von Kremnitz einige Gangstufen, in denen ich 
ein neues schönes Mineral entdeckte. 

Den ungarischen Bericht hierüber habe ich vor einigen Tagen an die 
Academie der Wissenschaften nach Pest eingesendet und bin zugleich so 
frei, um dieselbe Mittheilung in Ihr Jahrbuch f. Mineralogie zu bitten. — 

Vorkommen und Muittergestein des Minerals. In einer Breccie 
des Kremnitzer Hauptganges, welche mit weissem, seidenglänzendem, faserigem 
Eisenvitriol aderartig durchzogen ist, stecken schwarze, glänzende, hirse- 
korn- bis linsengrosse Krystalle und Krystallkörner. 

Form: Tesseral, die sehr deutlichen Combinationen zeigen meist das 
Hexaeder und Octaeder, seltener das Hexaeder, Octaeder und Rhombendode- 
kaeder. Herschende Form: das Hexaeder, welches oft auch ganz allein 
auftritt. 

Die Krystalle sind stets eingewachsen, lassen sich aber aus dem Mutter- 
gesteine leicht herauslösen. 

Die Krystallllächen sind meisi eben und glänzend. 

Farbe rein schwarz mıt lebhaftem Glasglanz. 

Strich schmutzig lichtgrün. 

Spaltbarkeit nicht wahrnehmbar, Bruch uneben. Spröde und leicht 
zerreiblich. 

Härte 2,3. 

Geschmack süsslich. 

In einer Glasröhre stark erhitzt, verdampft es etwas Wasser. 

Es ist weder in kaltem noch in heissem Wasser ganz löslich, immer 
bleibt ein beträchtlicher, rostbrauner, flockiger Rückstand ungelöst. 

In verdünnter Salzsäure ist es ganz löslich. 

Die chemische Analyse gab folgende Resultate: 


Schwefelsäure - 2.2... 45,32 
Bisenoxydul 2. .2.2.2..72.2 726,66 
Eisenoxyd. wen. 0. 202.44:9% 
Wasser Ayl A NONE 3 RB AR ESENLEN TE | 


Sonach verhält sich darin die 


$:Fe:Fe:#, wie 1,133 : 0,185 : 0,561 : 0,167 oder wie 7:1:3:1, 
‘was nachstehender Formel entspricht: 


Fes+ 3Fe 82 +H. 


58 


Das Mineral gehört offenbar sowohl seinen physikalischen Eigenschaften 
als seiner chemischen Zusammensetzung zufolge zwischen den Alaun und 
Voltait, und steht ohne Zweifel dem letzteren viel näher als dem ersteren. 
Seine auch vom Voltaite merklich abweichende chemische Zusammensetzung, 
besonders aber sein geringer Wassergehalt, stempeln jedoch das Mineral je- 
denfalls zu einer bisher unbekannten, selbstständigen Species, welcher ich, 
meinem gewesenen Professor der Mineralogie, Bergraith v. Psrro zu Ehren, 
den Namen Pettkoit gegeben habe. 


ALEXANDER PAuLinyI, 
derzeit Professor-Assistent der Hüttenkunde 
an der Schemnitzer Bergacademie. 


Wiesbaden, den 3. April 1867. 


Ein ganz neues Argument für einen feuerflüssigen Erdkern erhalten wir, 
wie mir scheint, wenn wir die Erscheinungen auf dem Monde in’s Auge 
fassen und mit den unserigen vergleichen. Der Mond hat keine oder doch 
nur eine äusserst dünne Atmosphäre, denn die Lichtgrenze desselben ist 
scharf abgeschnitten und das hellste Licht der einen Seite geht unmittelbar 
in das tiefste Dunkel der anderen Seite über. Bei viel entfernteren Him- 
melskörpern, bei der Venus z. B., sehen die Astronomen an der Grenze eine 
deutliche Abstufung des Lichtes, beim näheren Monde nicht. Die Fixsterne 
treten mit ganz ungeschwächtem Lichte bis an den Mondrand und verschwin- 
den dann plötzlich, zum Beweise, dass selbst die dem Monde am nächsten 
und mithin dichtesten Schichten seiner Atmosphäre, wenn eine solche über- 
haupt existirt, so durchsichtig und fein sind, dass sie mit denen unserer Luft 
nicht weiter verglichen werden können. Wäre auf dem Monde eine nur 
einigermassen dichte Luftschicht, so müsste wegen der Refraction die beob- 
achtete Dauer einer durch den Mond bewirkten Sternbedeckung von der 
leicht zu berechnenden bedeutend abweichen; eine solche Abweichung findet 
aber keineswegs statt. Wo aber keine Atmosphäre ist, da kann auch kein 
Wasser sein, weil dieses sofort verdunsten müsste. In der That, man kann 
auf dem Monde nichts bemerken, was mit unseren weit ausgedehnten, glatten 
Meeresflächen verglichen werden könnte. Die grossen grauen Stellen des 
Mondes, die man mit dem Namen Meere belegt hat, sind voll von kleinen 
Erhabenheiten und Vertiefungen und können mit unseren grossen Wasser- 
becken durchaus nicht verglichen werden. Die ganze Oberfläche des Mon- 
des ist dicht besät mit Bergen und Thälern, die von grossen und heftigen 
Eruptionen und Erschütterungen zeugen. — Um diese Erscheinung zu er- 
klären, nehmen die Astronomen ihre Zuflucht zu einem feurigflüssigen Ur- 
sprung des Mondes. Seine, nach langer Zeit erstarrie Kruste, nehmen sie 
an, wurde unzähligemal von der flüssigen Masse im Innern durchbrochen 
und wo diese Durchbrechungen am stärksten sich äusserten, haben sich jene 
Kratere und Wallgebirge gebildet, die für den Mond so charakteristisch sind 
und mit den Krateren unserer Vulcane so grosse Ähnlichkeit haben. Bei 


459 


den Eruptionen unserer Vulcane spielen erfahrungsgemäss Wasserdämpfe 
eine Hauptrolle, bei den früheren Eruptionen der Mondvulcane muss es wohl 
auch so gewesen sein. Wenn der Mond jetzt kein Wasser mehr hat, wäh- 
rend er es doch früher gehabt haben muss, so fragt es sich, wo ist es hin- 
gekommen? Setzen wir voraus, der Mond habe jetzt keinen geschmolzenen 
Kern mehr, seine ursprüngliche Wärme habe er grösstentheils in den’ Welt- 
raum ausgestrahlt, so lässt sich diese Frage so beantworten. Eine ge- 
schmolzene Masse, die ihre Wärme allmählich verliert, zieht sich fortwährend 
zusammen; in Folge deren bekommt sie nach allen Richtungen Risse und 
Sprünge, die theils gross, theils klein sein werden. Ein so bewegliches 
Element, wie das Wasser, das den dichtesten Basalt zu durchdringen ver- 
mag, wird nicht versäumen, sofort in die Ritze und Spalten einzudringen, 
und weil es nach Voraussetzung in den grössten Tiefen nicht mehr in Dampf 
von starker Spannung verwandelt werden kann, sich mehr und mehr dem 
Mittelpuncte nähern und von der Oberfläche verschwinden. Was von Wasser 
in dieser Beziehung gilt, gilt auch von der Luft. — Die Gegenwart von 
Wasser und Luft an der Oberfläche der Erde scheint mir daher ein Beweis 
dafür zu sein, dass in der Erde eine repulsive Kraft existiren müsse, die 
das Wasser und die Luft verhindert, weiter vorzudringen. Sonst ist nicht 
einzusehen, warum das Wasser nicht in das Innere der Erde durch die Ritze 
und Spalten weiter eindringen sollte, was um so leichter geschehen könnte, 
als das Meer an manchen Stellen 50,000’ tief ist, der Druck des Wassers 
an solchen Stellen also ein ganz ungeheurer ist. Wenn man nicht annehmen 
will, dass in gewisser Tiefe die Erde gleichsam eine glasartige Hülle hat, 
die absolut kein Wasser durchlässt, und das ist doch eine sehr seltsame An- 
nahme, oder ‘dass die Erde bis zum Mittelpuncte schon getränkt ist mit 
Wasser, und das steht im Widerspruch mit den vulcanischen Erscheinungen, 


so bleibt nichts übrig zur Erklärung dieser Erscheinung, als die Annahme 
eines feurigflüssigen Erdkerns. 


F. Henrich, 
Gymnasiallehrer. 


B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. 


Berlin, den 31. März 7867. 

Als ich im vorigen Sommer die Gegend des Kyffhäuser besuchte, inter- 
essirten mich lebhaft die eigenthümlichen, bis jetzt noch wenig untersuchten 
Hornblende-Gesteine an der Rothenburg bei Kelbra. Das Gestein, auf wel- 
chem die Rothenburg steht und das an der Ostseite in mehreren Brüchen 
aufgeschlossen ist (nach der „Dyas“ hornblendeführender Granit), ist vor- 
waltend ein Syenit mit ziemlich viel Glimmer und wenig Quarz. In dem 
östlichen Steinbruch liegt auf demselben Gneiss, während der Syenit selbst 
durchsetzt wird von feinkörnigen Granit- und Porphyr-Gängen. Der Feld- 


460 


spath desselben ist weiss, und das Gestein zeigt eine so grosse Ähnlichkeit 
mit dem Syenit von Redwitz im Fichtelgebirge, dass es möglich ist, Stücke 
beider Fundorte zu verwechseln. Im Gapzen ist jedoch das Redwitzer Ge- 
stein etwas hornblendeärmer, während das der Rothenburg ein wenig zur 
flasrigen Structur hinneigt. Der Syenit von Redwitz enthält in sehr grosser 
Menge einen Titanit, der sich durch seine hellbraune Farbe und grosse Pel- 
lucidität auszeichnet, und über dessen chemische Zusammensetzung ich bald 
eine genauere Untersuchung mitzutheilen gedenke. An der Rothenburg ist es 
mir nun gelungen, in dem besprochenen Gestein mehrere kleine Krystalle eines 
ganz gleichen, hellen, durchscheinenden Titanit von der Form der stumpfen 
Säule von 136°’ ("/n) aufzufinden, was die Analogie beider Gesteine noch 
grösser macht. — In dem weiter nördlich nach Kelbra zu liegenden grös- 
seren Steinbruch steht ein Syenit mit roihem Orthoklas an, der in allen Va- 
 rietäten so vollkommen dem des Plauen’schen Grundes gleicht, dass es un- 
möglich ist, die Gesteine beider Fundorte zu unterscheiden. Man findet die- 
selben dunkeln Hornblende-Concretionen, dieselben granitischen Partien, in 
denen die Hornblende fast ganz zurücktritt u. s. w. Den im Plauen’schen 
Grunde so häufigen Titanit konnte ich jedoch nicht auffinden. Nehmen Sie 
diese Mittheilung nur als das Resultat eines ersten flüchtigen Besuches jener 
Gegend, über die vielleicht bald von anderer Seite her genauere Unter- 


suchungen zu erwarten sind. 
P. Grorn. 


Frankfurt a. M., den 1. April 1867. 


Die in letzter Zeit durch Herrn Pfarrer Progst in der Molasse von Hegg- 
bach aufgefundenen Reste von Mastodon angustidens bestimmten mich, die 
Reste, welche ich überhaupt vom Genus Mastodon zu untersuchen Gelegen- 
heit fand, zur Veröffentlichung in meinen P’alaeontographicis vorzubereiten. 
Unter den Gegenständen von Heggbach befindet sich ein wichtiges, die vor- 
deren Backenzähne umfassendes Stück von einer linken Oberkieferhälfte 
eines jungen Thiers; die letzten Backenzähne dieser Sammlung verrathen 
wenigstens 7 meist alte Individuen: auch ist ein vollständiger oberer Schneide- 
oder Stosszahn dabei. 

Dorcatherium Vindobonense habe ich nun auch aus der Molasse von 
Biberach untersucht. Unter den neuerlich aus der Molasse von Eggingen 
untersuchten Gegenständen fand sich ein fast vollständiges Backenzahn- 
Gebiss von Chalöcomys Eseri, auch wieder Reste des Lagomys-artigen Na- 
gers, sowie Talpa, Dimylus, eine Unterkieferhälfte meiner Viverra suevica, 
die in diesem Gebilde nicht selten zu sein scheint, Palaeomeryx medius 
und minor, Bruchstücke vom Ober- und Unterkiefer des Ayotherium Meiss- 
neri, das Milchzahn-Gebiss eines Schweins-artigen Thiers und der kleinste 
obere Schneidezahn, den ich bis jetzt von Rhinoceros kenne, vor; des letz- 
ten Zahnes Krone ergibt von vorn nach hinten nur 0,0135, von aussen nach 
innen 0,007 und ist, wie die grossen oberen Schneidezähne von Rhinoceros, 
abgenutzt. 


461 


Unter den mir von Herrn Professor ZırreL aus der Sammlung in Mün- 
chen mitgetheilten Resten, welche in dem Bohnerze bei der Grafenmühle 
unweit Pappenheim gefunden wurden, befand sich ein ähnlicher, durch Klein- 
heit ausgezeichneter, oberer Schneidezahn, der jedoch noch einmal so gross 
ist, als der eben erwähnte von Eggingen. Dieses Bohnerz enthält viele 
Säugethier-Reste; zu den von mir ferner untersuchten gehören Zähne von 
Rhinoceros, die durchgängig für minutus zu gross sind, Zähne eines Schweins- 
artigen Thiers von der Grösse des Hyotherium Meissneri, zu sehr abge- 
schliffen, um mit Sicherheit auf das Genus schliessen zu lassen; ein voll- 
ständiger, linker, unterer Reisszahn eines Cereiden von 0,021 Kronenlänge 
und fast 0,01 Breite, der von einem auch zu Weisenau vorkommenden Am- 
phicyon herrühren wird. Den Palaeomeryx finde ich durch einen Astragalus 
und unteren Backenzahn von P. minor und durch einen anderen Astragalus 
von P. Scheuchzeri angedeutet; zwei unbedeutende Zahnfragmente ver- 
rathen Lophiodon oder Tapir. 

Aus der Braunkohle von Schlüchtern theilte mir Herr HAssenkAmp einen 
Backenzahn der rechten Unterkieferhälfte mit, der der vorletzte oder vorvorletzte 
von Anthracotherium Alsaticum ist. Er hält die Grösse eines ähnlichen Zah- 
nes aus dem Thon von Hochheim ein, misst ungefähr zwei Drittel von dem 
entsprechenden Zahn des Anthracoth erium magnum aus der Braurkohle von 
Garternhain und ist noch einmal so gross als mein A. Sandbergeri aus letz- 
terer Braunkohle. Das häufige Vorkommen von Anthracotherium in den 
Braunkohlen verschiedener Gegenden lässt schliessen, dass dieses Thier wirk- 
lich die Wälder, denen die Braunkohle ihre Entstehung verdankt, vorzugs- 
weise zu seinem Aufenthalte wählte. 

Der Director der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien, Herr FR. v. 
Hauer, theilte mir Zähne eines Fleischfressers aus der Braunkohle von Gam- 
litz bei Ehrenhausen in Steiermark mit, welcher nach dem darunter vorge- 
fundenen, nach innen sich verbreiternden Querzahn einer Mustela angehört, 
die ich M. Gamlitzensis genannt habe. Der Zahn misst von vorn nach 
hinten aussen 0,006, innen 0,008, von aussen nach innen 0,0195. Die vor- 
dere Seite ist auffallend kürzer als die hintere, die hintere innere Ecke 
lappenartig verlängert. Aussen liegen ein paar kleine flache Hügel, und 
durch die Mitte der Zahnkrone windet sich eine von der vorderen äusseren 
Ecke ausgehende Kante. Ein kleines, einfaches, letzies, unteres Zähnchen 
ergibt 0,0045 Durchmesser. No:h befinden sich Bruchstücke vom Reisszahn 
dabei. Von Herrn v. Hauer erhielt ich auch noch aus der an Versteinerung 
reichen Meeresablagerung von Grund in Unter-Österreich einen dritten (letz- 
ten vorderen) Backenzahn der linken Oberkieferhälfte meines Palaeomeryz 
eminens, einer Species, die mir zuvor von Öningen und Steinheim bekannt 
war. 

Herm. v. MEver, 


za ——E 


] 


462 


Breslau, den 21. März 1867. 


Notizen über die ältesten fossilen Landpflanzen und andere 
Pflanzen der paläozoischen Formation. 


In einer Zeit, wo das sogenannte Hozoon wegen des hohen Alters der 
Schichten, in denen es vorkommt, so grosses Aufsehen erregte, sei es er- 
laubt, an eine von mir schon vor 8 Jahren bereits beschriebene Landpflanze, 
Sigillaria Hausmanniana, aus den unteren devonischen Schichten Norwe- 
gens zu erinnern, welche bis in die neueste Zeit als die älteste anzusehen 
war. 

Die in meiner Flora der Silurischen , Devonischen und unteren Kohlen- 
formation in natürlicher Grösse nach einer Photographie abgebildete Pflanze 
ward bereits im Jahr 7/8%6 von Hausmann (dessen Reise in Skandinavien in_ 
den Jahren 1806 und 1807) in Norwegen unweit der Schwedischen Grenze 
bei Idre und Särna entdeckt. Er fand sie auf der Oberfläche einer Tafel, 
die zur Bodenplatte eines Kamines diente, woran sich auch noch Spuren von 
Schwärzung erkennen lassen, gab ein Stück davon in die Sammlung des As- 
sessor Hann zu Falun und ein anderes in die Sammlung von BLuMEnBAcH, in 
der es aber verloren gegangen zu sein scheint. KyeruLr (dessen Geologie 
des südlichen Norwegens 1858. S. 88) gedachte ihrer wieder und ich sah 
mich veranlasst. als ich mich 1859 mit der Flora der ältesten Formation 
beschäftigte, den hochverehrten Entdecker um Mittheilung derselben zu er- 
suchen, welcher Bitte er auch auf das Bereitwilligste zu entsprechen die 
Güte hatte. Sie stammt aus einem rothen Devonischen Quarzsandstein zwi- 
schen Idre und Särna unfern der Schwedischen Grenze ziemlich unmittelbar 
über den jüngsten Silurischen Straten, in welchem ersteren nach KJERUuLF 
ausser Favosites polymorphus und einigen an Leptaena erinnernden Stein- 
kernen in einem zwischen Quarzporphyr und Augitporphyr liegenden rothen 
Tuffe an der Südseite von Kroftkollen bei Skrädderstua bis jetzt keine Ver- 
steinerungen entdeckt worden sind. MercHison hat nach KyERULF diese 
Schichten für devonisch erklärt, also jedenfalls wohl als unterdevonisch be- 
trachtet, da Favosites polymorphus so recht eigentlich den oberen siluri- 
schen und unteren devonischen Schichten angehört (Murcais. Silur. 2. edit. 
p. 533). Unsere Pilanze ward also in einer Formation gefunden, in der 
man bis dahin noch keine Landflora kannte, so dass wir also hier die älteste 
Landpflanze der gesammten paläozoischen Formation vor uns sehen, die zu 
den Sigillarien gehört. 

Der Hohldruck liegt vor, nach welchem das photographische Bild ange- 
fertiget ward. Quer über dem Hohldruck hat ein Stamm, wie es scheint, 
derselben Art, einen leichten Eindruck gemacht, daher der Abdruck an ein- 
zelnen Stellen, insbesondere bei seitlichem Einfallen des Lichtes, rhom- 
boidische Figuren darbietet, und überhaupt, da auch Bruchstücke der 
Rinde an einzelnen Stellen anhängen, der Abdruck nicht überall ganz deut- 
lich erscheint. Hie und da kann man aber ganz enischieden die für die 
Sigillarien so charakterisiischen, in gleichen Entfernungen über einander 
stehenden, hier länglichen und durch ein Paar Längsstreifen mit einander 


K63 


verbundenen Blattnarben deutlicher erkennen. Schon Hausmann vergleicht 
diesen Abdruck , man vergesse nicht im Jahr 1806, also lange vor Grün- 
dung der Gattung sigillaria, mit manchen Abdrücken im Schieferthon, die 
man in Begleitung der Steinkohlen fände und von denen man annähme, dass 
sie durch die Rinde kolossaler, farnkrautartiger Gewächse gebildet seien, 
und will nur vor Allem seinen Fund nicht als etwas Zufälliges oder 
künstlich Gebildetes betrachtet wissen. Dagegen spricht ausser den 
schon geschilderten Merkmalen endlich noch die Stelle c, an der sich eine 
neue Rippe durch Theilung der bisherigen bildet, so dass nun zehn Rippen 
oben vorhanden sind, während unten nur neun gezählt werden, eine Wachs- 
thumsweise, wie Andere und ich schon oft bei Sigillarien gesehen haben. 
Zu näherem Belege fügte ich auch Fig. 2 die Abbildung einer Sigillaria 
aus der oberschlesischen Stieinkohlenformation bei, welche nicht nur an und 
für sich eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer fossilen im Äusseren besitzt, 
sondern bei b ganz gleiche Theilung der Rippen bemerken lässt. Bei der 
Wichtigkeit der Pflanze in paläontologischer Hinsicht war es gewiss von 
grossem Interesse, sich nach dem Geschicke des Siückes zu erkundigen, 
welches vor 56 Jahren einer Sammlung in Falun von dem Finder gegeben 
worden war. Nach den von Herrn Anperson gefälligst angestellten For- 
schungen ist es uoch vorhanden. Ein mir mitgetheilter Gypsabguss desselben 
spricht für die Zusammengehörigkeit mit unserem Exemplare. Die läng- 
lichen, gleich weit abstehenden Narben sind hier fast noch deutlicher als 
in unserem Exemplare. 

KyeruLF, der an dem oben angezeigten Fundorte unsere Pflanze nicht 
aulfand, zweifelt an der Richtigkeit unserer Bestimmung und meint, sie zu 
den bekannten ripple-marks-Bildungen zählen zu dürfen, AnckLın soll ihm, 
wie ich hörte, beistimmen, obschon Beide das Original nicht gesehen haben, 
wozu sich AnGELIN wenigstens, der im Frühjahr /865 hier in Breslau zwei 
Tage verweilte, wohl Gelegenheit geboten hätte. Herr Professor Dr. Loven, 
dem ich sie kurze Zeit darauf zu zeigen das Verönügen hatte, sprach sich 
ebenfalls für ihre Sigillariennatur aus und forderte mich auf, durch Gyps- 
abgüsse ihre weitere Kenntniss zu verbreiten. Ich habe diess gethan und 
erlaube mir auch hiemit, Ihnen, verehrier Freund, ein solches Exemplar bei- 
folgend zu senden und Ihrem Urtheil-zu unterwerfen, da Sie Sich doch auch, 
wie ich, so lange mit Sigillarien beschäftiget haben. Meine früher ausge- 
sprochenen Vermuthungen, dass unsere Pflanze nicht lange allein die Land- 
flora der älteren Glieder der paläozoischen Formation repräsentiren würde, 
geht ja schon in Erfüllung, da Sie in Ihrem neuesten Werke über ein Äqui- 
valent der Takonischen Schiefer Nordamerika’s und dessen geologische Be- 
deutung auf eine schon 7864 beschriebene, in diesen Mittelsilurischen Schich- 
ten entdeckte Lepidodendree zurückkommen, in der sich eine Knorrien-Form 
derselben erkennen lässt und Barranpe in vielleicht noch älteren Lagern etwas 
Ähnliches, wie Sie dort anführen, gefunden hat. Sonst erfährt die Paläo- 
zoische Flora fortdauernd nur Contractionen, während sich die jüngeren 
Floren, insbesondere die teriiäre, immer mehr erweitern. Die Gattungen 
Megaphytum und Ulodendron lassen sich kaum länger halten. Das von mir 


46% 


in meiner Übergangsflora abgebildete und scheinbar so charakteristische 
Megaphytum dubium gehört, wie ich schon längst vermuthete, zufolge einer 
Anzahl neuerlichst bei Landshut gefundener Exemplare, zu Sagenaria Velt- 
heimiana, dieser Hauptsammelpflanze (s. v.v.) so vieler bis jetzt als selbst- 
ständige Arten betrachteten Formen nicht weniger als 24, zu der ich auch 
alle Knorrien der unteren Kohlenformation oder der Grauwacke rechne. Ich 
freue mich, dass sich auch J. W. Dawson meinen Ansichten über die wahre Natur 
der Knorrien anschliesst (Quarterly Journal of the geological Society, May 
1866, pg- 164). Dagegen hält er noch die Selbstständigkeit Lepidoden- 
dron undulatum Sterns. (Aspidiaria Presı) fest, in welchem ich laut vor- 
liegenden, schon in meiner Schrift über die Übergangsflora (1852, p. 49, 
Tab. 37 u. 39) abgebildeten Exemplaren nur eine Hohldrucksform einer Sa- 
genaria erblicken kann. Um Sie auch zu meiner Ansicht zu bekehren, er- 
laube ich mir, Ihnen für Ihr Museum ein Exemplar eines Sagenarien-Hohl- 
drucks im Kohlensandstein aus Janow bei Myslowitz in Oberschlesien zu 
überschicken, in welchem Sie alle Formen von reinem, sehr vertieftem Hohl- 
drucke bis zur allmählichen Ausfüllung und Bildung der Pr&st’schen Aspi- 
diarien-Narbe wahrnehmen werden. Sollte auch hinsichtlich ‘der Knorria 
noch ein Zweifel bei Ihnen vorhanden sein, obschon ich meine Abbildungen 
vollkommen treu nennen kann, erkläre ich mich gern bereit, die etwa du- 
biösen Exemplare Ihnen zur Ansicht vorzulegen, um diese für die Diagnostik 
der Lepidodendreen nicht unwichtige Angelegenheit endlich in’s Klare zu 
bringen. 

Beifolgende kleine Abhandlung enthält einige Untersuchungen über die 
mit unbewaffnetem Auge wahrnehmbaren Structur-Verhältnisse der Steinkohle 
als Begleiterin einer Anzahl von Exemplaren aus unserem daran so uner- 
schöpflich reichen Oberschlesien und deren Lithographien, welche ich durch 
Vermittelung unseres Ministeriums der Bergwerks-Abtheilung der Pariser 
Ausstellung übergeben habe. Ausführlichere Beobachtungen, namentlich zur 
weiteren Begründung unserer über die Bildung der Steinkohlen und ihre 
Zusammensetzung zu meiner Freude nicht differirenden Ansichten gegen in 
neuerer Zeit freilich ohne jede thatsächliche Kenntniss vorgebrachte und 
daher eigentlich kaum berücksichtigungswerthe Einwendungen, bin ich eben 
im Begriff ausführlicher zu veröffentlichen. Jene Photographien stellen die 
Hauptformen der Pflanzen der Steinkohlenformation dar, besonders Sigillarien 
und Stigmarien, Nöggerathien, Calamiten, Lepidodendreen und Araucariten 
im Ganzen auf 29 Blättern in Gr. Quarto, einige auch in Folio und Quadrat- 
fussgrösse und werden nun wohl dazu dienen, der stets wiederkehrenden 
Angabe (neuerlichst erst wieder von Fraas in dessen Urwelt), dass man in 
der Steinkohle niemals organische Structur mehr wahrnehmen könne, ein 
Ende zu machen. Eine Hauptursache, dass sie nicht überall so hervortritt, wie 
in so vielen Revieren Oberschlesiens, ist unstreitig in dem verschiedenen 
Zustande zu suchen, in welchem sich die Pflanzen vor der Fossilisation be- 
fanden, wie ich anderweitig auch schon durch Experimente anschaulich zu 
machen bemüht gewesen bin. Druck, der gewiss in unendlich verschiedenen 
Modificationen erfolgte, wirkte auch wesentlich mit und um so einfluss- 


465 


reicher, da das überwiegend parenchymatöse, also weiche Gewebe der Si- 
gillarien, Stigmarien, Lepidodendreen und Calamiten einen Hauptbestandtheil 
der Steinkohle ausmacht, worauf man bisher namentlich von chemischer Seite 
weniger geachtet hat, und hier die Ansicht vorwaltete, dass die festeren Ge- 
bilde der Pflanzen, Holzzellen und Gefässbündel darin vorherrschen. 

Die hiesige geachtete Buchhandlung Marvuschke und Berenpr hat sich 
bereit erklärt, vollständige Collectionen der oben genannten Photographien 
mit Text für 32 Rthr. zu besorgen, an die man sich zu wenden hätte. 


GÖPPERT, 


* * 


Nachschrift von H. B. Geinitz. 


Der in vorstehender Mittheilung an mich ergangenen ehrenden Auffor- 
derung entsprechend, theile ich hier meine Ansicht über diesen in vielfacher 
Beziehung interessanten Pflanzenabdruck mit. Diese Ansicht basirt auf dem 
Gypsabgusse des Originals, nach welchem auch Görrerr’s oben citirte Ab- 
bildung (in Vol. XXVIH der Act. d. Leop.-Car. Ac. Taf. 45, f. 1) in 5/6 der 
natürlichen Grösse mit Hülfe der Photographie ausgeführt worden ist. _ Wie 
diess oft bei photographischen Darstellungen der Fall ist, so hat man auch 
in dieser Abbildung nur ein einseitiges Bild von dem Fossile erhalten kön- 
nen, welches einer Beleuchtung von der linken Seite entspricht und worauf 
nur die den Sigillarien entsprechenden Längsrippen und trennenden Furchen 
zum Vorschein gelangten. Auch treten unter dieser Beleuchtung besonders 
auf der in Görrerr’s Abbildung mit b bezeichneten Rippe und an einigen 
anderen Stellen oval-sechsseitige Eindrücke hervor, die Sigillarien-Narben 
nicht unähnlich sind, jedoch nicht in der Mitte der Rippen liegen, 
wie diess bei Sigillarien die Regel ist, sondern in zwei alternirenden Reihen, 
wie es der Fall sein würde, wenn jede der von Görrerr als eine Längs- 
rippe betrachtete Abtheilung zwei Längsrippen darstellte. 

Ganz anders erscheint das Bild dieses Abgusses bei einer Beleuchtung 
von seiner oberen Seite, wo Narbenreihen zum Vorschein gelangen, welche 
gegen jene Längsrippen unter spitzen Winkeln, theilweise von 60°, theil- 
weise spitzeren, überschreiten. 

Hierauf bezieht sich Görrerr’s Bemerkung: „Quer über dem Hohldruck 
hat ein Stamm, wie es scheint, derselben Art, einen leichten Eindruck ge- 


macht, daher der Abdruck an einzelnen Stellen, insbesondere bei seitlichem 


Einfallen des Lichtes, rhomboidische Figuren darbietet u. s. w.“ 

Ich kann diese über die ganze Oberfläche dieses Abdruckes im Allge- 
meinen sehr gleichmässig verbreiteten schiefen Reihen von flachen rhomboi- 
dischen Wülsten in keinem Falle für etwas Zufälliges halten, sondern finde 
hierdurch grosse Analogie mit mehreren entrindeten Exemplaren der Sage- 
naria Veltheimiana Sr., womit Pflanze Sigillaria Hausmanniana Gö. iden- 
tisch sein dürfte. Bei dieser vielgestaltigen, auch in anderen Gegenden 
schon in devonischen Schichten nachgewiesenen Pflanze tritt an entrindeten 


und zusammengedrückten Stämmen namentlich sehr häufig eine ähnliche 
Jahrbuch 1867. 30 


a ET 


u nr ar re 


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3 
3 
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466 


Längsfurchung, wie bei Sigillarien, hervor, und es würde auch die quincun- 
eiale Stellung der hier allerdings ziemlich undeutlichen rhomboidischen Nar- 
ben an diesem Exemplare für diese Vereinigung sprechen. Zum Vergleiche 
verweise ich auf die in meiner Darstellung der Flora des Hainichen-Ebers- 
dorfer und des Flöhaer Kohlenbassins, Taf. V, f. 4, 5 und Taf. VI, f. 2, 3 
gegebenen Abbildungen und eine Reihe von anderen Exemplaren in dem K. 
mineralogischen Museum zu Dresden. 

Ich stimme übrigens ganz mit Görpperr überein, dass Vieles, was man 
bisher als Knorria aufgeführt hat, gleichfalls auf Sagenaria Veltheimiana 
zurückgeführt werden muss, wenn ich auch glaube, an der ächten KÄnorria 
imbricata St. (a. a.O. Taf. VII, f.3 und Taf. IX) als selbstständigen Pflanze 
noch festhalten zu müssen. 


m 


Neue Literatur. 


(Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel 
beigesetztes M.) 


A. Bücher. 
1866. 


J. F. Branpt: über den vermeintlichen Unterschied des caucasischen Bison, 
Zubr oder sogen. Auerochsen vom Lithauischen (Bos Bison seu Bo- 
nasus). Moskau 8%. 88. 

— — Nochmaliger Nachweis der Vertilgung der nordischen oder STELLER'- 
schen Seckuh ( Rhytina borealis). Moskau. 8°. 268. 

H. Bck: Notiz über die Auffindung von Conchylien im mittleren Muschelkalke 
bei Rüdersdorf. (Zeitschr. d. deutsch. geol. G. p. 659—662.) 
Enrenererc: Ein Beitrag und Versuche zur weiteren Kenntniss der Wachs- 
thumsbedingungen der organischen, kieselerdehaltigen Gebilde. (Sitzgsb. 

d. Ac. d. Wiss. in Berlin, 10. Dec. 1866. S. 810--837.) 

J. MArcou: die Kreideformation in den Umgebungen von Sioux-City, an den 
Ufern des Missouri. (Bull. de la Soc. geol. de France, t. XXIV, p. 56-71, 
Pl. 1., = “ 

Proceedings of the Californian Academy, 1866-1867. Vol. III, p. 225 
bis 312. = 

R. Rıcnter: Aus dem thüringischen Schiefergebirge. (Zeitschr. d. deutsch. 
geol. Ges. 1866.) S. 409-425, Taf. 5, 6. * 

F. Römer: Neuere Beobachtungen über das Vorkommen mariner Conchylien 
in dem oberschlesisch-polnischen Steinkohlen-Gebirge. (Eb. p. 663-666.) 
— Geognostische Beobachtungen im Polnischen Mittelgebirge. (Zeitschr. 
d. deutsch. geol. Gesellsch. S. 667—691, Tf. XII.) * 

F. SAnpgerser: Zirkon (Hyacinth) im Fichtelgebirge. — Die Gliederung der 
Würzburger Trias und ihrer Äquivalente. (Würzb. naturw. Zeitschr. VI, 
S. 128—155, Taf. VIII, IX.) 

Gr. Wyrousorr: Recherches microscopigues sur les substances colorantes 
de fluorines. 8°. Pg. 15. Avec une planche. (Bull. de la soc. imp. 
des natur, de Moscou. No. 3.) » 

30 * 


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: 
7 


TR En 


A468 


Gr. Wyrousorr: Sur les substances colorantes de fluorines. 8°. Pe:216. 
(Extr. de bull. de la soc. chimique de Paris.) * 


1867. 


L. Acassız: Glacial Phenomena. Boston. 

Beiträge zur geognostischen Kenntniss des Erzgebirges. Auf 
Anordnung des königl. sächs. Oberbergamtes aus dem Ganguntersuchungs- 
Archiv, herausgegeben durch die hierzu bestellte Commission. II. Hefi. 
Geognostische Verhältnisse uud Geschichte des Bergbaues 
der Gegend von Schmiedeberg, Niederpöbel, Naundorf und 
Sadisdorf in dem Ältenberger Bergamtsrevier. Von €C.H. 
MüöLLer, königl. Obereinfahrer. Mit 1 color. Karte und 2 Holzsch. Frei- 
berg. 8°. S. 72. » 

J. J. Biessy: ein kurzer Bericht über den Thesaurus Siluricus. (Proc. of 
the Royal Society, No. 90.) 8%. p. 371-385. 

J. Fr. Branpr: Zoogeographische und paläontologische Beiträge. St. Peters- 
burg. 8%. 258 85. = 

CHARLES Darwın: über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl 
oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe um’s Dasein. 
3. Aufl. Durchgesehen und berichtigt von J. V. Carus. Stuttgart. 8°. 
Lie ‚ 

J. FikenscheR: Untersuchung der metamorphischen Gesteine der 
Lunzenauer Schieferhalbinsel. «(Preisschriften, gekrönt und 
herausgegeben von der Fürstlich JagLoxowskr'schen Gesellschaft in Leip- 
zig. Leipzig. gr. 8%. S. 63. 

H. R. Görrert: über Structur-Verhältnisse der Steinkohle, erläutert durch 
der Pariser Ausstellung übergebene Photographien und Exemplare. 8°. 
885 = 

C. Grewinek: Hoplocrinus dipentas und Baerocrinus Ungerni. (Arch. f. 
d. Naturk. Liv-, Ehst- und Kurlands, Bd. IV, S. 100.) Dorpat. 8°. 
47:8.,.1- Pal. 9 

O0. Hzer: über die Polarländer. Zürich. 8%. 248. 

J. B. Juxes: Additional Notes on the Grouping of the Rocks of North De- 
von and West Somerset. Dublin. 8%. XXIII und 15 S., 2 Taf. 

H. LaspeyRes: de partis cuisdam saxorum eruptivorum in monte Palatino, 
quibus adhuc nomen „Helaphyri“ erat, constitutione chemica et mine- 
ralogica. Berolini. 8°. 30p. = 

G. ©. Lause: die Echinodermen des braunen Jura von Balin (a. a. O.). 
Wien. 10 S., 2 Taf. = 

— — die Bivalven des braunen Jura von Balin (a. a. O.). Wien. 54 S., 
5 Taf. 

A. E. Reuss: die Bryozoen, Anthozoen und Spongiarien des braunen 
Jura von Balin bei Krakau. (Denkschr. d. Ac. d. Wiss. XXVIL Bd.) 
Wien. 4°. 26 S., 4 Taf. * fi 

Wartpa: Chemische Untersuchung einiger Gesteine, fossilen 


469 


Holzes und Kohlen aus der arktischen Zone. (Sep.-Abdr. a. d. 
Züricher Viertelj.-Schr.) 


B. Zeitschriften. 


1) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 
Wien. 8°. [Jb. 1867, 351.] 

1867, No. 3. (Sitzung am 19. Febr.) S. 49-68. 
Eingesendete Mittheilungen. 

H. v. Meyer: Arbeiten über fossile Säugeihiere: 49-50. A. Pıcuter: Bei- 
träge zur Geognosie T'yrols; VI. Keuper-Pflanzen der oberen Cardita- 
Schichten. VI. Thonerde-Hydrat von Zirl: 50-51. 

Vorträge. 

G. Tscuernax: die Melaphyre des Rothliegenden in Böhmen: 51-52 Liroı: 
Bergbaue von Pila und Morasdolina in Nieder-Ungarn: 52-54. F. v. 
HochasteEtteR : über paläontologische Tafeln zu Unterrichts - Zwecken: 
94-55. G. Mayr: Ameisen-Abdrücke aus den Schichten von Radoboj: 
55. K. v. Hauer: neues Vorkommen von Magnesit: 55-57. K. v. Hauser: 
Untersuchungen über die Feldspathe in den Ungarisch-siebenbürgischen 
Eruptiv-Gesteinen: 57-61. FörtsrLe: die Braunkohlen-Ablagerung bei 
Lankowitz nächst Köflach in Steyermark: 61-62. 

Einsendungen für das Museum, für die Bibliothek und Literatur-Notizen: 
62-68. 

i 1867, No 4. (Sitzung am 5. März.) S. 69-96. 
Eingesendete Mittheilungen. 

Ta. Kserur: Olivinfels in Norwegen: 71-72. W. P. Scuiuper: Notizen über 
Culm- und Trias-Pflanzen: 72-73. J. Bersch: über die zu Gainfahren 
in Niederösterreich entdeckten Höhlenräume: 73-74. G. TscHERMAR: 
Augitandesit aus Ungarn: 74-75. J. v. PusswaLp: das Erdbeben in Ce- 
phalonia: 75-76. F. v. Hocästerter: neue Fundorte von Morasterzen 
und eines riesigen Wallfisch-Skeieites auf Neuseeland: 76. 

Vorträge. 

J. Nucuta: Lagerungs- und Bergbau-Verhältnisse des Drascae’schen Braun- 
kohlen-Bergbaues im Seegraben nächst Leoben: 76-79 F. v. Anprıan: 
Vorlage der Karte des Matragebirges und seiner Umgebung: 79-80. K. 
v. Hauer: Untersuchungen über die Feldspathe in den ungarisch-sieben- 
bürgischen Eruptiv-Gesteinen: 81-83. LiroLp: chemisch-hüttenmännische 
Untersuchung von Schemnitzer Erzen: 83-85. H. Woır: die geologi- 
schen Verhältnisse des Liptauer und Thuroczer Comitates am |. Ufer 
des Waagflusses zwischen den Orten Sucan und Hradek: 85-69. Fr. v. 
Hauer: Prehnit von Comisa auf der Insel Lissa und Eruptiv-Gesteine aus 
Dalmatien: 89-91. 

Einsendungen für die Bibliothek und Literatur-Notizen: 91-96. 

1867, No. 5. (Sitzung vom 19. März). S. 97-112. 
Eingesendete Mittheilungen. 
H. v. Meyer: fossile Zähne von Grund und Gamlitz; 97-98, Posepny: zur 


470 


Entstehung der Quarzlager: 98-99; einige Resultate seiner Studien im 
Verespataker Erzdistriet: 99-102. Weiss: geologische Notizen aus den 
Kreisen Ragusa und Cattaro in Dalmatien: 102. 

Vorträge. 

A. Pırera: Fällung des Kupfers aus Cementwassern auf galvanischem Wege: 
102-104. A. Ferıser: Untersuchung böhmischer und ungarischer Dia- 
base: 104-106. LiroLp: der Goldbergbau von Königsberg in Ungarn: 
106-109. H. Worr: artesischer Brunnen in Salzburg: 109-110. 

Einsendungen für das Museum und die Bibliothek: 110-112. 


2) J. C. Possenporrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. 8°. 
[Jb. 1867, 351.] 
1866, N. 12; CXXIX, S. 481-668. 
A. Sceraur: Notiz über die Mineral-Varietäten und allotropen Modificationen: 
- 619-627. 
W. v. Haıinger: ausserordentlicher Meteorsteinfall in Ungarn: 658-659. 


3) Erpmann und WrrTHER: Journal für praktische Chemie. Leipzig. 

8°. [Jb. 1867, 352.] 
1866, No. 19-24; 99. Bd., S. 129-530. 

K. HaAusHorer: mineralogische Mittheilungen; 1) glaukonitischer Kalkstein 
von Würzburg; 2) ein neues, chloritäbnliches Mineral von Bamberg; 
3) Gymnit von Passau; 4) über einige künstliche Silieate: 237-243. 

L. Eısner: über das Verhalten einiger Mineralien und Gebirgsarten bei sehr 
hoher Temperatur: 262-269. 

Über Erbin- und Yitererde: 274-279. 

R. Hermann: fortgesetzte Untersuchungen über Ilmenium und Aeschynit: 
279-290. 

Danalit, ein neues Mineral aus der Familie des Granats: 308-371. 

Cookit, ein neues Mineral: 383. 


4) Correspondenz-Blatt des zoologisch-mineralogischen Ver- 
eins in Regensburg. 20. Jahrg. Regensburg. 1866. 8°. 216 S. 
[Jb. 1866, 586 ] 

A. Fr. Bessarp: die Mineralogie in ihren neuesten Entdeckungen und Fort- 
schritten im Jahre 1865. XVII. systematischer Jahresbericht: 7-32. 
Teınker: über die Petroleum führenden Quellen bei Tocco im Pescara-Thale 

in den Abruzzen: 96. 

Verkäufliche Pterodactyli des k. bayer. Revierförsters Fr. Späte in Schern- 
feld bei Eichstätt in Bayern: 112. 

Untersuchung der norwegischen Hochlandsee’n und Küsten auf Crustaceen 
aus dem Dänischen des G. O. Sırs von Haupt: 147-160; 167-172. 


4741 


ZIEGLER: die in nächster Umgebung Regensburgs vorkommenden Mineralien: 
164-166. 


5) Comptes rendus hebdomadaires des seances del’Academie 
des sciences. Paris. 4°. |Jb. 1867, 355.] 

1866, No. 20-27, 12. Nov.—31. Dec., LXII, pg. 813-1152. 

DE CıcALLA: weitere Mittheilungen über die in der Bucht von Santorin auf- 
gefundenen Gegenstände, sowie über den gegenwärtigen Zustand der 
vulcanischen Ereignisse: 830-832. 

Husson: neue Untersuchungen in den Knochenhöhlen von Toul: 891-894. 

Damour: über die Zusammensetzung der Steinbeile, welche man in celti- 
schen Denkmalen aufgefunden: 1038-1050. 

Domevko: Notiz über Selen-haltige Mineralien aus den Gruben von Cacheuta, 
Prov. Mendoza: 1064-1069. 

A. Levmerie: über das Alter der rothen Thone und des dichten Kalksteines 
zwischen Bize und Saint-Chinian: 1069-1072. 


6) L’institut. I. Sect. Sciences mathematiques, physiques et natu- 
relles. Paris. 8°. [Jb. 1867, 356.] 
1866, 31. Oct.—26. Dec., No. 1713-1721, XXXIV, pg. 345-416. 
R. PumpeLıy: geologische Beobachtungen in China, Japan und der Mongolei: 
350-351. 
Ronvirze: über die Nummuliten-Formation: 356-357. 
Fauven: Entdeckung menschlicher Gebeine im Lehm des Rheinthales: 362-363. 
Cuapman: Vorkommen des gediegenen Blei am Oberen Sce: 368. 
Causeny: über Erdbeben: 372-373. 
Duront: Knochen-Höhlen in den Maas-Gegenden: 374-376. 


7) The Quwarteriy Journal of the Geological Society. Lon- 

don. 8°. [Jb. 1867, 187.) 
1867, XXIII, Febr., No. 89; A. p. 1-76; B. p. 1-4. 

Huxırv: Überreste grosser Dinosaurier von Stormberg im s. Afrika: 1-7. 

CıAarkE: über Fossilien führende Meeresablagerungen in Australien: 7-12. 

M. Duncan: Madreporaria des unteren Lias im s. Wales: 12-28. 

WoovwaArnp: über den Bau von Xiphosura und Beziehungen zu den Euryp- 
teriden (Taf. I u. II): 28-38. 

M. Duncan: Echinodermen aus der Kreide des Sinai: 38-40. 

Hawesnaw: Geologisches über Oberegypten: 40. 

Curry: die Drift im N. von England: 40-45. 

Frower: über bei Thetford in Norfolk aufgefundene Kieselgeräthe : 45-56 

Wırıamson: Chirotherium-Fährten im Keupersandstein von Daresbury, Che- 
sbire (Tf. III): 56-58. 

Geschenke an die Bibliothek: 58-76. 


472 


Miscellen. Duront: Knochenhöhlen in Namur; Dewesse: geologische Karte 
der Gegend von Paris; Stur: secundäre Fossilien von Eisenerz: 1-4. 


8) H. Woopwarp: The Geological Magazine. London. 8°. [Jb. 

1867, 357.] ; 
1867, No. 33, March 1., pg. 97-144. 

G:. Maw: über das relative Alter des „Boulder Clay“ der östlichen Graf- 
schaften u. s. w.: 97. 

W. CARRUTHERS: über einige Cycadeenfrüchte aus den Secundär-Formationen 
Britanniens (Pl. VI): 101. 

J. Rore: über die neueren Explosionen in Steinkohlengruben:: 106. 

H. A. Nıcnorson: über einige Fossilien aus Untersilur-Gesteinen des süd- 
lieben Schottland (Pl. VID: 107 

H. Wyart-EoerıL: über die Arenig- und Llandeilo-Gruppen: 113. 

Auszüge, Berichte, Correspondenz und Miscellen : 117-144. Darunter: 
H. A. Nicnorson: Graptolithen in den Moffat-Schichten: 135. Nekrologe 
von A. E. DestonscHanps: 140 und James Smirn: 141. 

1867, No. 34, April, pg. 145-192. 

Fr. M‘Coy: über das Vorkommen der Gattung Sgualodon in tertiären Schich- 
ten von Victoria (Pl. VII, f. 1): 145. 

W. CARRUTBERS: über eine Aroideen-Frucht aus dem Schiefer von Stonesfield 
(Pl. VII, f. 2, 3): 146. 

J. Powrie: über die Gattung von Cheirolepis aus dem alten rothen Sand- 
stein: 147. 

E. Ray LaAnkester: über Didymaspis, eine neue Gattung der Cephalaspidier 
(Pl. VII, £. 4-8): 152. 

J. Saunders: Bemerkungen zur Geologie von S. Bedfordshire: i54. 

Rev. J. Gunn: das englisch-belgische Bassin: 158. 

Neue Literatur, Geologische Gesellschaften, Briefwechsel und Miscellen: 160 
106 C 


Auszüge. 


A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


Gr. Wyrougorr: über die färbenden Stoffe im Flussspath. 
(Bull. de la soc. chimique de Paris 1866, pg. 16). Es ist bekannt, dass 
der Flussspath durch Glühen seine Farbe verliert und dabei einen Gewichts- 
Verlust erleidet. Vergeblich hat man sich aber bis jetzt bemüht, die fär- 
benden Stoffe selbst kennen. zu lernen. Um so grössere Beachtung verdie- 
nen daher die Forschungen Wyrousorr’s. Der Verf. beschreibt zunächst die 
eigenthümliche Methode, deren er sich bediente und die besonders bezweckte 
die Anwesenheit organischer Stoffe nachzuweisen; die Hauptresultate, zu 
welchen derselbe gelangte, sind folgende. — Wvrousorr begann seine Unter- 
suchungen mit dem wohlbekannien Flussspath von Wölsendorf, dem soge- 
nannten Antozonit. *” Es gelang ihm jedoch nicht, sich von der Gegenwart 
des Stoffes zu überzeugen, der letzteren Namen hervorgerufen und den man 
als die Ursache des Geruches in neuerer Zeit betrachtete. Wvrougorr fand 
zunächst den durch Erhitzung bedingten Gewichts-Verlust bei den verschie- 
densten Flusspathen von Wölsendorf, solchen, die Geruch entwickeln oder 
nicht, zwischen 0,01 bis 0,0250 0. Die Analyse ** ergab 0,0170 Kohlenstoff 
und 0,0038 Wasserstoff‘ Uım die Gegenwart metallischer Stoffe zu ermitteln, 
wies eine andere Analyse 0,0180 Thonerde, 0,0032 Eisenoxyı und 0,0025 
Eisenoxydul nach. Auf Chlor geprüft fand sich (in 1 Gr.) 0,001°/o; in cal- 
cinirtem und entfärbtem Flussspath 0,0071°%,. (Das Chlor ist offenbar in 
einer nicht flüchtigen, schwer zu zersetzenden Verbindung vorhanden.) Phos- 
phorescenz zeigt der Wölsendorfer Flussspath sehr intensiv; nach der Ent- 
färbung ist sie jedoch, wie bei allen Flussspathen, nicht mehr wahrnehmbar. 
— Es wurde auch Flussspath von Cumberland untersucht und zwar solcher 
an dem Dichroismus zu beobachten. Er phosphorescirt sehr stark mit vio- 
lettem Lichte und enthält: 0,009 Kohlenstoff und 0,002 Wasserstoff; ferner 


* Vergl. Jahrb. 1862, 487; 1863, 716 f. 
** Die Analysen auf organische Stoffe wurden mit 100 Gr. angestellt; jene auf Eisen 
mit I Gr. 


KT 


0,0031 Eisenoxyd. In gelbem Flussspath von Durham fand Wyrousorr 0,009 
Kohlenstoff, 0,002 Wasserstoff, sowie 0,0082 Eisenoxyd. Dieser Flussspath 
kommt auf Klüften von Bergkalk mit Elaterit vor; die nicht seltene Verge- 
sellschaftung beider an verschiedenen Orten in England ist beachtenswerth. 
— Violetter Flussspath. von Schneeberg enthält: 0,0144 Kohlenstoff und 
0,0038 Wasserstoff, sowie 0,0065 Eisenoxyd. — Derber Flussspath von An- 
dreasberg, von graulicher Farbe, ist durch seinen verhältnissmässig grossen 
Gehalt an Kohlenstoff auffallend; er e: thält nämlich 0,0230 Kohlenstoff und 
0,0034 Wasserstoff. In einem weissen, vollkommen durchsichtigen Flussspath 
von Cumberland fand die Analyse keinen Kohlenstoff; durch die Calcination 
erlitt er keinen Gewichts-Verlust, zeigte keine Phosphorescenz. Aus seinen 
Untersuchungen zieht Wyrousorr folgende Schlüsse: 1) Die Flussspathe 
sind auf wässerigem Wege gebildet. 2) Die färbenden Stoffe 
im Flussspath sind verschiedene Kohlenwasserstoff-Verbin- 
dungen, wahrscheinlich entstanden aus der Zersetzung bitu- 
minöser Kalksteine, die auch Material für die Bildung des 
Flussspath lieferten. 3) Der Geruch, welchen der Wölsen- 
dorfer Flussspath entwickelt, rührt von Kohlenwasserstoff- 
Verbindungen her, die im angrenzenden Gestein entstanden. 
4) Die Phosphorescenz ist das Resultat der Zersetzung der 
färbenden Stoffe und dem Fluorcalcium nicht eigenthümlich. 


Gr. Wyrougorr: mikroskopische Untersuchungen über die fär- 
benden Stoffe im Flussspath. (Bull. de la soc. imp. de naturalistes de 
Moscou, XXXIX, No. 3.) Nachdem Wyrousorr auf chemischem Wege die Natur 
der färbenden Stoffe im Flussspath zu ermitteln sirebte, bemühte er sich nun 
auch vermittelst des Mikroskops, die Art ihrer Vertheilung in Krystallen und 
krystallinischen Partien zu erforschen. Zu diesem Zwecke bediente er sich 
eines eigenthümlichen, von Nacher in Paris gefertigten Mikroskopes, dessen 
Beschreibung nebst Abbildung er mittheiltl. Wvyrousorr untersuchte zunächst 
den Wölsendorfer Flussspath; eine dünne Platte von einem hellen Exemplar, 
das durchaus keinen Geruch entwickelte, zeigte unter dem Mikroskop zwei 
Systeme von unter einem Winkel von 120° zusammenstossenden Linien, in 
deren Mitte sich eine andere, zuweilen unterbrochene Linie hinzieht. Die 
Farbe dieser Linien ist bald blaulich, bald violett; wenn man nun die Fluss- 
spath-Platte allmählich erhitzt, so bemerkt man, wie bis zu einem gewissen 
Grad der Erhitzung gelangt, die violette Farbe sich plötzlich in eine purpur- 
rothe umwandelt und um dann nach und nach zu bleichen und endlich ganz 
zu verschwinden. Eine solche Farbenänderung lässt sich bei allen blauen 
und violetten Flussspathen beobachten und scheint durch die Gleichheit ihrer 
Pigmente bedingt. Vielleicht ist das violette Pigment von complieirterer 
Natur, aus zwei Stoffen gebildet, einem blauen und rothen, von denen der 
erste flüchtiger als der andere. Denn in blauen Flussspathen, in denen man 
unter dem Mikroskop violette Streifen entdeckt, kommen hei der Erhitzung 
nur in eben diesen violetten Streifen die purpurrotben Farben zum Vor- 


475 


schein. — Die Geruch entwickelnden Stellen des Wölsendorfer Flussspathes 
zeigen nun auch ihre besonderen Erscheinungen. Sie sind stets undurch- 
sichtig, trüb und matt. Unter dem Mikroskop gewahrt man. eine schwarze 
Fläche und nur gegen die Ränder hin in’s Braunschwarze übergehend. Er- 
hitzt man aber Plättchen solchen Flussspathes, so klärt sich das Schwarze 
nach und nach auf und es stellen sich Flecken eines unreinen Blau ein; 
zuletzt erlangt das Plättchen grauliche Farbe. Derartige Flussspathe ver- 
langen, um sich zu-entfärben, eine etwas höhere Temperatur. Hieraus geht 
wohl hervor, dass das Pigment in den Geruch entwickelnden Stellen ein an- 
deres ist als in solchen, bei denen kein Geruch entwickelt wird. In den 
letzteren ist der färbende Stoff regelmässig vertheilt und ändert seine Farbe 
mit der Erhitzung; in den anderen findet sich der färbende Stoff ganz regel- 
los und behält seine Farbe bei der Erhitzung, bis sie zuletzt verschwindet. 
Nach den mikroskopischen Untersuchungen scheint es aber, als ob das Pig- 
ment der riechenden Stellen nur eine Metamorphose des Pigmentes der ge- 
ruchlosen sei. Denn Wyrouzorr beobachtete an einer Flussspath-Platte,, an 
einer Stelle, wo der Geruch sehr intensiv und die im gewöhnlichen Zustande 
schwarz war, dass durch Erhitzung zwei ganz verschiedene Partien zum Vor- 
schein kamen: eine purpurrothe und eine unrein blaue. — Es ist nicht mit 
Sicherheit zu behaupten, in welchem Zustande die färbenden Stoffe sich im 
Flussspath finden, da mit Hülfe des Mikroskops durchaus keine Hohlräume 
irgend einer Art zu entdecken, in welchen solche eingeschlossen sein könn- 
ten. Es scheint demnach, dass die färbenden Stoffe in den Wassern enthalten 
waren, die den Flussspath absetzten und sich der Mineralmasse beimengten. 
Der so häufige Wechsel verschieden gefärbter Streifen und Lagen an Kry- 
stallen und krystallinischen Massen des Flussspath dürfie zu erklären sein 
durch die verschiedenen Perioden des Wachsens und der Abnahme, wie sie 
eben vorkommen bei Krystallen, die sich aus Solutionen absetzten, deren 
Temperatur wechselt oder wo andere Ursachen störend und ändernd ein- 
wirken. Merkwürdig ist aber die grosse Regelmässigkeit, mit welcher oft 
die färbenden Stoffe abgelagert, und die den Richtungen der Flächen des 
Hexaeders oder des Octaeders entspricht. Dass die bekannte Spaltbarkeit 
des Flussspaih mit diesen Erscheinungen in einem gewissen Zusammenhang 
steht. ist nicht zu bezweifeln. — Die schönen Beobachtungen WyrRouBorr’s 
werden durch eine Tafel mit colorirten Krystall-Bildern sehr anschaulich 
noch näher erläutert. 


V. v. Zermarovicn: Fluorit aus der Gams bei Hieflau in Steier- 
mark. (Jahrb. d. geol. Reichsanstalt XVII, 1, S. 21—24.) Im Sulzbach- 
graben nö. von Gams wurden in neuerer Zeit schöne Krystalle von Fluss- 
spath aufgefunden. Sie finden sich theils lose, theils auf einer 1 Fuss 
mächtigen, mit Leiten erfüllten Kluft in grauem, von weissen Kalkspath 
durchadertem Kalkstein (sog. Guttensteiner Kalk), einzeln oder gruppenweise 
aufsitzend. Der von Kalkspath-Krystallen begleitete Flussspath erscheint in 
Würfeln, nicht selten mit unvollzähligen Octaeder-Flächen und ansehnliche 


476 


Dimensionen (bis über 6 C.M. Kantenlänge) erreichend. Sie sind meist pel- 
lucid, licht bis dunkel violett oder graublau. Eigenthümlich ist die Be- 
schaffenheit der Krystall-Flächen, indem sie zahlreiche, durch die Erosion 
hervorgebrachte Vertiefungen zeigen, die meist linienweise angeordnet sind; . 
diese folgen aber nicht — wie Kennsort an Flussspathen aus der Schweiz 
beobachtete — der Richtung der Härteminima,, vielmehr jener der Härte- 
maxima, d. h. den Würfelkanten parallel. Beachtenswerth sind auch die 
Einschlüsse. Häufig sind einzelne weisse Kalkspath-Rhomboeder völlig oder 
theilweise von dem durchsichtigen, violetten Flussspath umschlossen; doch 
kommt auch der umgekehrte Fall vor: Flussspath ist in Kalkspath einge- 
schlossen. Man hat mehrfach Gelegenheit, wahrzunehmen, wie der Kalk- 
spath in unmittelbarer Nähe von Flussspath entfärbend auf denselben ein- 
wirkte. 


F. SınpgercrR: Zirkon (Hyacinth)» im Fichtelgebirge. (Würz- 
burger naturw. Zeitschr. VI, S. 123—130.) Durch Wiırrts in Hof, seit Jah- 
ren mit der geologischen Untersuchung jener Gegend beschäftigt, erhielt Fr. 
SANDBERGER ein Gestein, das am Schaumberg bei Eppenreuth in Gesellschaft 
von Eklogit dem Gneiss eingelagert ist. Dasselbe kommt in grosskrystalli- 
nischeu Varietäten vor, in denen entweder Karinthin und Granat, oder 
Kalkoligoklas vorwaltei; zuweilen betheiligt sich auch Apatit an der 
Zusammensetzung. Bei Untersuchung mit der Lupe gewahrt man aber, meist 
in dem grünen Karinthin, seltener In dem rothen Granat eingewachsen, zabl- 
reiche Körner und Krystalle, letztere in der quadratischen Form P. PX. 
Diese, sowie die hyacinth- bis braunrothe Farbe und das chemische Ver- 
halten liessen das Mineral als Zirkon erkennen, der jedoch in etwas 
zerseiztem Zustande. Ganz ähnliche Zirkone beobachtete SANDBERGER im 
Eklogit von der Saualpe in Kärnthen, wo sie in Quarz-Ausscheidungen und 
im Gestein selbst vorkommen. Auch in anderen Eklogiten des Fich- 
telgebirges wies nun die weitere Untersuchung Zirkon nach. 
Nur vereinzelt stellt sich derselbe in dem Eklogit von Stambach ein, hin- 
gegen häufig in linsengrossen Körnern in den aus grasgrünem Omphaeit und 
rothem Granat bestehenden Eklogiten von Silberbach, Lausenhof, Fattigau, 
Eppenreuth. Jedenfalls dürfte Zirkon als ein bezeichnender accessorischer 
Gemengtheil des Eklogits zu betrachten sein 


Aus. Arents: Partzit, ein neues Mineral. (Berg- u. hüttenmänn. 
Zeitung, XXVI, N. 14, S. 119.) Das Mineral findet sich auf den Gängen 
der „Blind-Spring-Mountains“, Mono County, California. Es erscheint nur 
in derben Massen. Bruch muschelig; H. = 3—4. G. = 3,8. Gelb- oder 
schwärzlichgrün in’s Schwarze. Matt, zuweilen schwacher Fettglanz. Eine 
Analyse ergab: 


4717 


Antimonige Säure. . . . 41,5 

Kupferoxyd 7% 2282: 2903288 

Salberoxyd . .. 2%...0.2..,612 

Bleioxydi) RDNEN 7779 

Eisenoxydubi:cki. -. 272:202,33 

Wasser 5Ju2.a# .., 29,5 2 
98,51. 


Hiernach kämen 1 Äquiv. Säure auf 3 Äquiv. Basen und 3 Aguiv. 
Wasser. — Das Mineral bildet mit Bleiglanz 9 Zoll bis 8 Fuss mächtige 
Gänge. Name zu Ehren des Entdeckers, Dr. A. Parrz. 


/ 


V. v. Zersarovich: über den Enargit von Parad. (A. d. naturw. 
Zeitschr. „Lotos“, Febr. 1867.) In einer ungarischen Zeitschrift veröffent- 
lichte J. v. Psetrko in Schemnitz eine Abhandlung über den von ihm aufge- 
fundenen Enargit und theilte V. v. ZerHarovich eine Übersetzung dieser Ab- 
handlung mit. Der Parader Enargit erscheint in bis 2mm Jangen und 
jmm breiten Krystallen, gebildet von dem rhombischen Prisma, dem Makro- 
pinakoid und der basischen Fläche in nahezu gleicher Ausdehnung: unter- 
geordnet findet man das Brachypinakoid und dem Staurolith ähnliche Zwil- 
linge; &P = 98%. OP vollkommen glatt, @P und SPD meist ver- 
tical gereift. Spaltbar sehr vollkommen prismatisch, vollkommen makrodia- 
gonal, kaum wahrnehmbar brachydiagonal. Bruch uneben. H.= 3; spröde 
und leicht zerreiblicb. G. = 4,475. Farbe: eisenschwarz; Strich schwarz. 
Glanz: unvollkommen metallisch, auf der Basis diamantarlig. Chem. Zus. 
nach einer mit wenig Material von Bırrsanszky angestellten Analyse: 32 Schwe- 
fel, 14 Arsenik, 6 Antimon, 47 Kupfer. Verglichen mit den bisher unter- 
suchten Enargiten besitzt jener von Parad einen ansehnlichen Antimongehalt. 
— Fundort: auf der Wabe-Gottes-Grube unweit des am Fusse des Maira- 
Gebirges gelegenen Bergortes Parad; ein zelliger, selten dichter Quarzit 
bildet auf genannter Grube einen mehrere Fuss mächtigen Gang in sehr zer- 
setziem Grünstein-Trachyt. Die Hohlräume des Quarzit sind mit Krystallen 
des Enargit bekleidet, eingesprengte und körnige Partien desselben als kleine 
Trümmer und Nester im Ganggestein vertheili; stets sieht man an ihnen 
kleine Spaliflächen. Kupferkies, in Kryställchen und feinkörnig, erscheint 
ebenfalls eingesprengt. Selır häufig ist Steinöl in den Quarzit-Höhlungen; 
fast aus jedem grösseren Stück des Ganggesteins sickeri dasselbe aus. 


G. Tscaermax: über die isomorphe Reihe Glaukodot, Danait 
und Arsenikkies. (Kais. Acad. d. Wissensch. in Wien. Jahrg. 1867, 
N.IX, S. 72-73.) Die Erwerbung von mehreren grossen Glaukodot-Krystallen 
von dem neuen Fundorte Hakansbö in Schweden für das kais. Mineralien- 
Cabinet gab Veranlassung zu einigen Beobachtungen. Wie bekannt, besitzt 
der Glaukodot fast dieselbe chemische Zusammensetzung wie der tesserale 
Kobaltin, doch zeigt er die rhombische Form des Arsenkieses, so dass sich 


as 1 ment ee nn — 


478 


eine Dimorphie der Substanz des Kobaltines darstellt, wie folgendes Schema 
zeigt: 
„ | tesseral — Kobaltin 
= 15 | rhombisch — Glaukodot ; | 
FeAsS rhombisch — Arsenkies | AWMOrph- 


Es gibt nun mehrere Mittelglieder zwischen dem Arsenkies und Glaukodot, 
welche alle die Form des Arsenkieses zeigen und sowohl Eisen als Kobalt 
enthalten. Für diese wurde der Name Danait vorgeschlagen. Das Endglied, 
der eisenfreie Glaukodot, ist bisber noch nicht bekanut. Der Glaukodot von 
Hakansbö ist auch ein Zwischenglied der isomorphen Reihe. Er hat die 
Form des Arsenkieses, aber eine röthliche Farbe, ähnlich wie der Kobaltin 
und gibt mit Borax direct die Kobaltreaction. Die Zusammensetzung hat E. 
Lupwis wie folgt bestimmt: 


Schwefel 2 u  IAFAEEH 
ATIEen DH REMERT AE 
Bra ya a A 
Den 7.5 2.027 2-09 

99,23. 


Da nun in dem von BreitHAupt entdeckten Glaukodot von Huasko 
24,77°/o Kobalt und in den verschiedenen Danaiten 3—9V/o gefunden wurden, 
so steht das Mineral von Hakansbö zwischen diesen Gliedern in der Mitte. 
Bezüglich der Dimorphie ist die Beobachtung nicht unwichtig, dass mit dem 
letzteren Mineral auch Kobaltin von der gewöhnlichen Form (Pentagondode- 
kaeder, Hexa&der, Octaöder) verwachsen vorkömmt, also die Substanz €o As$ 
an derselben Stufe in rhombischen und in tesseralen Krystallen auftritt, Bei 
den Danait (oder Kobaltarsenkies) genannten Zwischengliedern zeigt sich ein 
grösserer Formenreichthum als bei den übrigen Mineralien der Reihe. Ausser 
Endflächen, dem aufrechten und Querprisma, wurden zweierlei Pyramiden 
und in der Zone des Längenprisma sechs verschiedene Prismen beobachtet. 
Wegen des geringeren Kobaltgehaltes zeigen diese Mineralien nicht mehr die 
directe Kobaltreaction. 


IezıstRön: über den Richterit. (Berg- u. hüttenmänn. Zeit. XXV, 
S. 263 u. XXVI, S. 11.) Das Mineral findet sich zu Pajsberg und Langban 
in Wermland in Schweden; lange Krystall-Nadeln (wie Grammatit), auch 
blatterige Partien, vorzugsweise in Magneteisenerz eingewachsen. Farbe gelb 
in’s Bräunlichgelbe. Die Analyse des Richterit von Pajsberg ergab: 


KieselBaure) - — - - .. 1,2. 0) 
Mapnesıa 2. ale. 2.2 20,28 
Kaälkerde ! st yim, Air ir y: 6564 
Kali und Natron . . .. 831 
Pisenoxzydli u} 45 322 2.262 
Manganoxydul . . . . . 10,89 
tun verlust ® TOR. SAN 
100,00. 


479 


Der Überschuss an Basen rührt von beigemengtem kohlensaurem Kalk 
und von Eisen her: ninnmt man an, dass der ganze Glühverlust Kohlensäure sei 
und zieht man die Hälfte des gefundenen Eisens ab, so ergeben sich fol- 
gende Zahlen: 


Kioselsaureo= an sus e,rır 38,28 
Magnesia N 3 I) 
Kalkerde ne. 520 
Eisenoxydul . . . ..._ 13 
Mansauoxydul : :. . . 1537 
Alkalonze. 02 2.7.2700 
100,00. 


Nascnoıp: Analyse eines Steinmarks von Rochlitz. (Sitzungsb. 
d. Isis in Dresden, Jahrg. 7866, No. 10—12, S. 138). Neuerdings wurde 
in einem sehr zerklüfteten Porphyr des Rochlitzer Berges ein weiss und roih 
geflecktes Steinmark aufgefunden, das in seiner äusseren Erscheinung von 
dem bekannten, als Carnat unterschiedenen Steinmark des Rochliizer Berges 
wesentlich abzuweichen scheint. Die chemische Untersuchung durch H. N«- 
scHoLD ergab: 


Kieselsäure . - . ... . 45,09 
THORSEIS INN Tal 
Mapsnesiauumzss.s Zem. 9:01 
EiSenoxydi.4. u Su, 79 
lkaljen....z er a oe re RT 
BNASSOree N... te ee RG 
99,67. 


Das Steinmark erscheint hiernach als ein Gemenge von vorherrschendem 
Kaolin mit unzersetzten Doppelsilicaten und etwas Eisenoxydhydrat. 


E. CauserLa : Analyse eines Titaneisenerzes (Trappeisen- 
erzes) aus dem Nephelindolerit des Löbauer Berges. (Sitzungsb. 
d. Isis in Dresden, Jahrg. 7866, No. 10--12, S. 136—137.) Die chemische 
Untersuchung ergab: 


Titanpsyd,. vualldae 15% :.11579 
Bisenexyd; 5 - „Ars. 4338 
ENsengxydul se ce. 22002 
Kalkergst Wr. RA Alt 
Phosphorsäure . » .. 2,24 
Kieselsäure . . . 11,31 
Fluor, Kohlensäure u. Verlust 4,22 
100,13. 


Nimmt man an, dass das untersuchte Mineral ein Gemenge von Trapp- 
eisenerz oder titanhaltiigem Magneteisenerz mit Augit, Apatit und kohlensau- 
rem Kalk sei, so ergibt sich folgende Zusammensetzung: 


nk 
m 


480 


‚Trappeisenerz.. . .... „66,359 
Aut... en a 28280 
Apatlır we Warn ren Rd 
Kohlensaurer Kalk . . . 04% 
Verlust an 2012 

100,000. 


B. Geologie. 


Tu. Kyerurr: Olivinfels in Norwegen. (Verhandl. d. geologischen 
Reichsanstalt, 1867, No. 4, S. 71—72.) Nach den neueren Untersuchungen 
Kserurr’s ist nun Olivinfels auch in verschiedenen Gegenden von 
Norwegen nachgewiesen. Zunchäst im nördlichen im Vandalvthale, 
in Bergensstift an der Westküste und im Muruthale, westlich. von Gudbrands- 
thal auf dem Wege nach den Irtungebirgen. An den genannten Orten bildet 
Olivinfels nur kleine Kuppen; bedeutender ist dessen Verbreitung im Nord- 
lande, nämlich in den Umgebungen von Kalohelmen (Kalkinselchen) bei Rödö 
und von Thorsvig auf Melö 66°4° n. B. Das Gestein ist körnig bis beinahe 
dicht, olivin- bis bouteillengrün, der Habitus nicht unähnlich dem bekannten 
Eifeler Olivin. Eingestreut sind kleine Talk-Blättchen und Körner von Chrom- 
eisenerz. Durch Hauvan wurde unter Leitung von Prof. WaAcE im Laborato- 
rium zu Christiania der Olivinfels von Kalohelmen untersucht. 


Kaesesaure, #20. . 2 a 
Masnesia.. 2... .2.00.20.0, 048,02 
Phonerdei ZN. See) 
Eisenoxydul . . 2.2....888 
Manganoxydul . . » ....0,/417 
Nickeloxyd . . ... ..2..:205 
Glühverlust: 2» 2.2. 2 al 

99,73. 


Allenthalben in Norwegen scheint der Olivinfels von Gabbro-Gesteinen 
und von Serpentin begleitet. 


Tu. Scaeerer: über die chemische Constitution der Plutonite. 
(Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum der Königl. Sächsischen Bergaca- 
demie zu Freiberg, S. 158—203.) SchEERER bringt die verschiedenen Ge- 
steine in vier Abtheilungen,. nämlich: Neptunite, Metamorphite, Plu- 
tonite und Vulcanite; die beiden mittlen fungiren als Übergangs-Stufen 
aus den wässerig-sedimentären Gebilden in die feuerig-eruptiven; die beiden 
letzten umfassen sämmtliche ursprünglich geschmolzene und später 
zum Theil eruptiv gewordene Silicat-Gebilde. Die Plutonite ent- 
halten in ihren einzelnen Gemengtheilen chemisch gebundenes Wasser 
als ursprünglichen Bestandtheil. Alle zur Gesammtclasse der Plutonite und 
Vulcanite gehörigen Silicatgesteine sind Mineral-Gemenge, meist aus drei 


481 


oder noch mehreren Mineralien bestehend ; nach ScHEFRER’s genauen und um- 
fassenden Untersuchungen der verschiedensten Gesteine lassen sie sich nach 
ihrer chemischen Zusammensetzung in drei Gruppen bringen und jede 
derselben wieder in drei Classen. Die chemische Constitution dieser neun 
Gesteins-Classen wird durch chemische Formeln repräsentirt, welche einer 
bestimmten — nur innerhalb der Grenzen isomorpher Vertreiung veränder- 
lichen — chemischen Zusammensetzung entsprechen, in folgender Weise: 


Erste Gruppe. Plutonite. 
(Gruppe der aciden und neutralen Silicate.) 


Chemische Formel : 


1. Oberer Plutonit (R) Si? + R Sit 
2. Mittler Plutonit (R) Si? + RSi® 
3. Unterer Plutonit 3(R) Si + 2Ä Ss 


Zweite Gruppe. Pluto-Vulcanite. 
(Gruppe der Zweidrittel-Silicate.) 


4. Oberer Pluto-Vulcanit 6(R) Si + R® Si? 

5. Mittler Piuto-Vulcanit 3(R) Si +2R3 Si? 

6. Unterer Pluto-Vulcanit R3 512. 
Dritte Gruppe. Vulcanite. 
(Gruppe der Drittel-Silicate.) 

7. Oberer Vulcanit (R)3 Si + (R33 Si? 

8. Mitiler Vulcanit  2(R)? Si + (8 Si2 

9. Unterer Vulcanit cR)3 Si. 


Zu jeder dieser neun chemischen Gesteins-Typen gehören Gesteine von 


zum Theil sehr verschiedenartigem, petrographischem Charakter, wie aus 
Folgendem ersichtlich: 


1. 


Ss 


Oberer Plutonit; hierher Gneisse verschiedener Art, zumal der rothe 
Gneiss, Granite, Porphyre, der sog. Normal-Trachyt u. a. 

Mittler Plutonit: hauptsächlich Granite. 

Unterer Plutonit; Gneisse (grauer Gneiss), Granite, Porphyre u.a. 
Oberer Pluto-Vulcanit, zumal quarzhaltiger Syenit, auch Tra- 
chyte u. a. 

Mittler Pluto-Vulcanit; charakteristisch: gewöhnlicher Syenit. 
Unterer Pluto-Vulcanit; bezeichnend Melaphyr, ferner Porphyr, 
Dolerit u. s. w. 

Oberer Vulcanit; charakteristisch: Augitporphyr, aber auch die 
sog. Normal-Pyroxengesteine, manche Basalte, Diabase, Dolerite u. a. 
Mittler Vulcanit: gewöhnlicher Basalt. 

Unterer Vulcanit: basischer Basalt. 


Obige Eintheilung in neun chemische Gesteins-Typen steht als Erfah- 


rungs-Resultat da, gegründet auf zahlreiche Analysen. Wir können — so 
Jahrbuch 1867. 


+ 


a BS VERFEEEEENENESGEEGEn. <BR 0 EN. Mes = (GE 


482 


bemerkt Scherrer — ein solches Erfahrungs-Resultat notiren und wus mit 
fortgesetzten Untersuchungen über die Ausdehnung seiner Stichhaltigkeit be- 
schäftigen, ohne irgend eine Theorie damit zu verbinden; mehr Leben und 
Inhalt gewinnt aber unser Forschen, wenn wir folgende erläuternde Betrach- 
tungen und rationelle Schlüsse daran knüpfen. Dass ein chemischer Ge- 
steins-Typus, z. B. der obere Plutonit, in verschiedenen, z. Theil sehr von 
einander entfernten Gegenden der Erde von gleicher chemischer Constitution 
angetroffen wird, ist schwerlich auf andere Weise erklärbar als durch die 
Annahme, dass seine gegenwärlig mechanisch gemengte Masse — beim 
oberen Plutonit aus Feldspath, Quarz und Glimmer bestehend — einstmals 
eine einzige, ungetheilte, chemische Verbindung bildete, wie sie 
durch die betreffende (eben erwähnte) chemische Formel angedeutet wird. Als 
unmittelbare Folge hievon ergibt sich, dass diese Ungetheiltheit der chemischen 
Masse nur so lange existiren konnte, als letztere sich in einem geschmolzenen 
Zustande befand, bei ihrer eintretenden Erstarrung aber in die betreffenden 
Bestandtheile (Feldspath, Quarz, Glimmer) zerfiel. Dureh einen solchen Her- 
gang wird zugleich die regelmässige oder doch im Ganzen ziemlich gleich- 
mässige Vertheilung der Gemengtheile erklärt, die so viel Befremdendes hat, 
wenn man Gneisse, Granite, Porphyre u. s. w. als durch blossen Zufall zu- 
sammengeführte Mineral-Haufwerke betrachtet. Wäre die in der Urzeit ge- 
schmolzene Erdmasse ganz ohne locale Störungen erstarrt und wäre sie auch 
nach der Erstarrung keinen störenden Einflüssen ausgesetzt gewesen, so 
würde die Erdrinde unterhalb der neptunischen Ablagerungen gegenwärtig 
aus den horizontal über einander gelagerten neun chemischen Gesteins-Typen 
bestehen, die wahrscheinlich alle mehr oder weniger Parallelstructur ihrer 
Gemengtheile zeigen würden. Die Erfahrungen des Bergmanns und Geo- 
gnosten hinsichtlich des inneren Baues der Gebirge weisen aber auf das Ent- 
schiedenste darauf hin, dass die geschmolzene Erdmasse sowohl während als 
nach ihrer Erstarrung den gewaltsamsten und grossartigsten Störungen unter- 
worfen gewesen ist und zwar Störungen meist eruptiven Charakters, welche 
unter anderen Wirkungen zur Folge hatten: 1) die Entstehung von körnig 
krystallinischen Gesteinen ohne Parallelstructur, z. B. von Graniten 
anstatt der chemisch gleich zusammengesetzten Gneisse; 2) die Entstehung 
von ganz oder zum Theil dichten Gesteinen mit mehr oder weniger un- 
vollkommener Ausbildung der Gemengtheile, wie diess bei Granuliten und 
gewissen Porphyren der Fall ist. Gebilde der letzteren Art geben sich als 
ungeschmolzene ältere Gesteine zu erkennen, deren Erstarrung unter anderen 
Verhältnissen als während der Urzeit vor sich ging, namentlich mit mehr 
Beschleunigung und z. Theil auch wohl unter geringerem Druck; 3) die 
Entstehung von gemengten und gemischten Gesteins-Typen; 4) die 
Entstehung von chemisch veränderten Gesteins-Typen durch Ein- 
führung fremder Stoffe in noch nicht erstarrie Gesteins-Massen. Mehrere 
dieser Umstände müssen natürlich dazu beitragen, das aufgestellte Gesetz von 
der chemischen Constitution der neun Gesteins-Typen zu trüben und dessen 
weitere Erforschung mit Unsicherheit zu verknüpfen. 

Nach diesen wichtigen Betrachtungen wendet sich ScHEERER nun zu dem 


ER 


483 


eigentlichen Gegenstande seiner Abhandlung: zu der durch genaue Batsch- 
Analysen dargelegten chemischen Constitution der Plutonite. 
Es handelt sich hiebei darum, zu erkennen: wie nahe die analytischen Re- 
sultate mit den oben angeführten drei chemischen Formeln der Plutonite 
übereinstimmen, diese enisprechen den ternären Sauerstoff-Verhältnissen: 


Si:R:(®) 
Oberer Plutont = 18 :3:1 
Mittler Plutonit — 15-: 3:1 
Unterer Plutonit —= i9 : 2:1, 


sowie den binären Sauerstoff-Verhältnissen: 
Si :R4+W) 
Oberer Plutonit = 4,50 : 1 


Mittler Plutonit = 3,95 : 1 
Unterer Plutonit = 3,00 : 1. 


Aus letzteren Sauersioff-Verhältnissen findet man — indem man die 
Sauerstoff-Gehalte der Kieselsäure 4,50, 3,75 und 3,00 durch 3 dividiri — 
die Silicirungs-Stufen: 

Oberer Plutonit = 1,50 
Mittler Plutonit = 1,25 
Unterer Plutonit = 1,00. 


Setzt man ferner den Sauerstoff-Gehalt der Basen = 1 und dividirt 
denselben durch die entsprechenden Sauerstoff-Gehalte der Kieselsäure 4,50, 
3,75 und 3,00, so ergeben sich die Sauerstoff-Quotienten Bıscuor’s und 
Rorn’s: 

Oberer Plutonit = 0,222 
Mittler Plutonit = 0,267 
Unterer Plutönit = 0,333. 


Endlich können auch die procentalen Kieselsäure-Gehalte der 
Plutonite in Betracht kommen. Sie resulliren aus den chemischen Formeln 
derselben unter Berücksichtigung der schwankenden Gewichts-Verhältnisse 
der — in (R) und in R zusammengefassten — isomorphen Basen. Es 
wird hiedurch ein Schwanken des procentalen Kieselsäure-Gehalies 
bedingt, meist zwischen folgenden Grenzen: 


Im Mittel: 
Oberer Plutonit — 74—76°/o 7500 
Mittler Plutonit = 69 —71°/o 70°%/0 
Unterer Plutonit —= 64 — 66°/o 6599. 


SCHERRER theilt nun die Zusammenstellung sämmtlicher Analysen und 
Kieselsäure-Bestimmungen von Plutoniten (122 Gesteinen) mit, die im Laufe 
von 9 Jahren im chemischen Laboratorium der Bergacademie theils von ihm 
selbst, theils unter seiner Leitung und besonders von dessen Assistenten, Dr. 
Ruse ausgeführt wurden und welche die oben angeführten Resultate voll- 
ständig bestätigen. — Hoffentlich wird ScHEERER seinen Vorsatz ausführen: 

31 * 


. 


NS 


die Analysen von Pluto-Vulcaniten und Vulcaniten, welche ihn in letzter Zeit 
beschäftigten, in einer besonderen Abhandlung zu veröffentlichen. 


A. Feıtser: chemische Untersuchung einiger böhmischer und 
ungarischer Diabase. (Verhandl. d. geol. Reichsanstalt, 1867, No. 2, 
S. 31—33.) A. Ferner, der mit einer grösseren Arbeit über die Diabase 
beschäftigt ist, hat seine Untersuchungen mit den Gesteinen des böhmischen 
Silur-Beckens begonnen. 

1) Diabas von Birkenberg, aus dem Pribramer Schiefer, BARRANDE’s 
Etage B. Von frischem Ansehen, lässt unter Lupe Eisenkies-Puncte erkennen. 
Spec. Gew. = 2,96. 

2) Aphanitischer Diabas von Rostock. Barr. Etage B. Spec. 
Gew. = 2,72. 

3) Aphanitischer Diabas von Krusnahora; Komarower Schich- 
ten aus der silurischen Grauwacke. Barr. Etage Dd. Spec. Gew. — 2,88. 

4) Diabas aus dem Brodei-Graben, n. v. Dobris. Spec. Gew. 
12,34. 


1: 2. 3 4. 
Kieselsäure . . . . . 51,58 . 50,74 . 45,53 . 49,61 
Dhonerde erlras2.ı 72 1I97UR° 17502 115,071: 1825 
Kalkerde . 1.008 }. 25 4798519 .85093410.0, 2 58,77 
Magnesia,s . 0 22.0.2 0.047222 ,00,40%.: 21.05272..246 
Rakete DDUErIE TA Spule 2 
Birnen arg ig 9 
Eisenoxydul . . . . 18854 . 12,65 . 1926 . 20,31 
Manganoxydul..... .oSpur ... un. Dee 
Gluhverlustn =... 00 3922 2, A.90.2.20,05,30, 00.4225 


100,23 100,10 99,87 100,00. 


Diabas von Szarvasko aus dem ungarischen Mittelgebirge. Spec. 
Gew. = 2,82. 


Kieselsäure 50,04 
Thonerde . 10,28 
Kalkerde 10,62 
Magnesia 3,24 
Kali . 1,70 
Natron . 3,60 
Eisenoxydul . 18,90 
Wasser 2,24 
100,62. 


S. Haventon: Analyse einer Lava von Neuseeland. (Philos. 
Magaz. XXXII, No. 215, pg. 221—222.) Die untersuchte zellige Augit-Lava 
stammt vom Berge Eden, Auckland; sie lässt sich durch Salzsäure in einen 
löslichen und nicht löslichen Theil scheiden. 


Biöslicher Theil: HH 238,2 
‚Unlösliehör '„i,. are 568 
100,0. 


85 


Löslicher Theil: Unlösl. Theil: & 

Kieselsäure.. . KURERR. HIST PR 23ERD 
Titansäures ger, ern DE en de A 
Phionerde ar. 2 22.906,51 Eh 
Kalkerder un a ee ee HA 
Maocnesiantere. MON OD. 0 a6 
Kanes, Ausser ME 03ER: INDIE 2790,58 
NET en a 7275 a 2! 
Bisenoxydı al: 2020,60 ee ET 
Eisenoxydul . . . 2... 570... 0... 2370 
Maneanoxydularnsı ur OO FE. ner °.7°0,16 
4 Wasseht Tat. Aarau ae 1,26 
38,20 61,80 


G. Tscuermax: Quarzporphyrit aus dem Val San Pelegrino. 
(Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1867, No. 2, S. 31.) Zwischen den Massen 
des Quarzporphyr des s. Tyrol treten auch solche Gesteine auf, die aus Pla- 
gioklas, Quarz und Biotit bestehen; so z. B. der Plagioklas-Quarzporphyr 
aus dem Pellegrinthal und jener von der Trostburg, graue Gesteine mit deut- 
lichem Plagioklas und viel Quarzkörnern. Die chemische Zusammensetzung 
entspricht der des Tonalit von G. vom Rats, sowie Tscaernar’s Quarzandesit 
(Dacit) von Rodna. Es füllt mithin der Quarzporphyrit die bisherige Lücke 
in der Reihe jener Gesteine aus, die als wesentliche Gemengtheile Plagio- 
klas und Quarz enthalten und es stellt sich folgende Parallele heraus: 


Orihoklas-Gesteine: Plagioklas-Gesteine: 
Granit. Tonalit. 
Quarzporphyr. Quarzporphyrit. 
Quarztrachyt. Quarzandesit. 


K. v. Fritsch, W. Reıss und A. Stüger: Santorin. Die Kaimeni- 
Inseln. Heidelberg, 1867. Fol. 7 S., 4 Taf. — 

Hatten uns die früheren Berichte über Santorin und die Kaimeni-Inseln 
(Jb. 1866, 374, 459, 837; 1867, 206) theils eine allgemeine Übersicht über 
die vulcanischen Ereignisse dieser Inselgruppe, theils einen specielleren Ein- 
blick in die Beschaffenheit der dort neu entstandenen Gesteins-Bildungen 
gegeben, so werden die ersteren hier in einer ausgezeichneten Weise ver- 
vollständiget durch: 

1) eine Übersichtskarte der Inselgruppe von Santorin und der Mee- 
restiefen in ihrer Umgebung: nach Angaben der englischen Admiralitäts- 
Karte, in dem Maassstabe 1 : 100,000, gezeichnet von W. Reıss und A. StÜüBEL; 

2) eine Reliefkarte der Kaimeni-Inseln in dem Massstabe = 1: 11,750, 
unter Mitwirkung von W. Reıss und K. v. Fritsch, nach der Natur ausge- 
führt von A. SrüserL, den Stand der vulcanischen Neubildungen am 30. Mai 
1866 darstellend, die hier in einer photographischen Nachbildung in dem 
Maassstabe von 1 : 25,000 vorliegt, nebst einer hierauf bezüglichen Über- 
sichiskarte der successiven Vergrösserung der Nea-Kaimeni, mit Angaben 


ur ti ge 


de er 


EEE 


dei 
R 
$ 
4 
ö 

= 


4.86 


über die ursprüngliche Gestalt der Insel, über das Stadium der Neubildung 
Anfang Mai 7866 und das Stadium der Neubildung am 30. Mai 1566; 

3) photographische Ansichten der Kaimeni-Inseln vor und nach der 
Umgestaltung durch die Eruption von 1866, auf welchen besonders die mul- 
denartige Vertiefung des Meeresbodens zwischen der Palaea- und Nea-Kai- 
meni hervortritt, die durch Ergiessung flüssiger Gesteinsmassen theilweise 
ausgefüllt wurde. * 

Der erläuternde Text weist auf die grosse Ähnlichkeit des Vesuv und 
der Somma mit dieser Inselgruppe hin, von welcher Santorin oder Thera, 
mit den letztere zu einem Ringe ergänzenden Inseln Therasia und Aspro- 
nisi der Somma, die Kaimeni-Inseln aber dem Vesuve entsprechen. 

Die Analogie dieser in ihren allgemeinen Zügen so übereinstimmenden 
Localitäten erfährt jedoch eine besondere Modification sowohl durch die 
räumliche Anordnung der Eruptionsgebilde, als auch die Art und Weise der 
Ausbrüche selbst. Während am Vesuv die vulcanischen Kräfte den vorhan- 
denen Kraterschacht immer wieder benutzten und kein dem Eruptionskegel 
an Grösse vergleichbares Werk an die Seite stellten, ist in dem Golfe von 
Santorin jedes zeitweilige Erwachen der vulcanischen Thätigkeit durch ein 
besonderes Gebilde charakterisirt, das sich als solches auch unter dem Wasser, 
bis herab zu einer gemeinschaftlichen Basis kennzeichnet. Es enistehen 
diese Gebilde durch langsames Hervortreien grosser Lavamassen, welche 
ruhig an den Ausbruchsstellen überquellen, die Unebenheiten des Meer- 
bodens erfüllen und sich allmählich als Inseln über die Wasserfläche er- 
heben. Diess gilt insbesondere auch für jene 4 von ihnen unter dem Na- 
men Mai-Inseln ([Maıovvnon) unterschiedenen Inseln, welche die Verfasser 
als eine partielle Ausfüllung einer tiefen Bucht des Meeresbodens zwischen 
Paläa- und Nea-Kaimeni betrachten. Dagegen zeichnen sich die Eruptionen 
des Vesuv’s meist dadurch aus, dass die ergossene glühendflüssige Materie, 
indem sie von einem höher oder tiefer gelegenen Puncte über die Abhänge 
des Kegelberges fliesst, sich zu langen schmalen Strömen ausdehnt. 

Gegen die Erhebung dieser Inselgruppe im Sinne LxoroıLp v. Buca’s 
sprechen sich die Verfasser mit Entschiedenheit aus. 


J. Fırenscherr: Untersuchung der metamorphischen Gesteine 
der Lunzenauer Schieferhalbinsel. «(Preisschr. der Fürstl. JAgLo- 
nowskl-schen Gesellschaft zu Leipzig.) Leipzig, 1867. 8°. 638. — 

Es handelt sich hier um einen Theil des metamorphischen Schieferge- 
birges, welches als aufgerichteter Wall das Granulit-Gebirge in Sachsen 


* Vier andere Karten und eine Tafel Profil-Ansichten der Kaimeni-Inseln können 
behufs einer etwa gewünschten Ergänzung sowohl durch die Verlagsbuchhandlung von FR. 
BASSERMANN in Heidelberg als auch durch das photographische Institut von H. KRONE in 
Dresden direct bezogen werden; die Reliefkarten selbst, von welchen eine die Kaimeni- 
Inseln vor, die andere nach der Eruption im Jahre 1866 darstellt, sind zu dem Preise 
von 2 Rthir. 20 Sgr. (inel. Verpackung) für eine jede durch die HEINRICH’sehe Buchhand- 
lung in Leipzig zu beziehen. 


487 


umschliesst, und speciell um den an der westlichen Seite desselben in der 
Gegend von Wechselburg und Lunzenau, dessen geognostische Verhältnisse 
früher durch Prof. Naumann (Geogn. Beschr. d. Kön. Sachsen) sehr genau 
beschrieben worden sind. 

In einer nur anerkennenswerthen, umsichtigen und gründlichen Weise 
beantwortet FıkenscHer in dieser Preisschrift 4 Fragen: 

1) Sind diese Umänderungen chemischer Natur, bewirkt durch Aufnahme 
oder Verlust an Stoffen; oder fand 

2) eine blosse Veränderung in der mineralogischen Aggregation durch 
Umkrystallisiren statt? 

3) Welche Zusammensetzung besitzen die neu gebildeten Mineralien? und 

4) waren die metamorphosirenden Ursachen plutonischer oder neptuni- 
scher Natur ? 


In Bezug auf 1) und 2) hat F. ein ganz ähnliches Resultat gewonnen, 
wie Carıus bei Untersuchung einer Reihe metamorphischer Schiefer aus dem 
grossen Thonschiefer-Gebirge des Sächsischen Voigtlandes *. Denn es er- 
gibt sich aus der Vergleichung der nachstehenden Bausch-Analysen, dass 
alle diese, durch Übergänge verknüpften Gesteine, Thonschiefer, Glimmer- 
schiefer, Garbenschiefer, Gneiss und Cordieritgneiss, fast genau dieselbe 
Bausch-Zusammensetzung zeigen. 

1) Urthonschiefer von Penna und 2) Thonschiefer aus dem Selge- 
grund bei Wechselburg, aus der äusseren Schieferzone, 

3) Glimmerschiefer und 4) Garbenschiefer aus dem Selgegrund, 
aus der mittleren Schieferzone, 

5) Gneiss von Göhren und 6) Cordieritgneiss von Lunzenau, aus 
der inneren Schieferzone und als losgerissene Scholle in dem Granulitge- 
biete selbst eingeschlossen. 


® 

TE u ET TE DE TE ET TE EEE ZZ En u EEE RE EEE EEE ET EEE EEE TER, 

1. 2, 3. 4, 5 6, 

Spec. Gew. = | 23,828. | 2,741. | 2,773. | 2,760. | 2,688. | 2,768. 
ET a Tr ET ET ET en EEE ZEIT FETTE EEE EEE TE TE TEE ET TEE ET NEE TESTER, 
Kieselsäure 4 ... 0.020 64,87 67,70 65,13 64,30 65,80 64,44 
Thonerder m men Sr 18,37 17,07 18,16 18,11 17,34 18,18 

Bisenoxydllspul aa: ee ' 0,84 —_ — = — ZI 
Bisenosydaulll ar, 5,37 5,11 5,27 6,06 5,82 6,24 
Mangsanoxzyauln. ne 0,49 0,30 0,51 0,33 0,47 0,58 
EINES N TE NE — 0,47 0,32 0.29 0,35 0,67 
eV EYE GSNE N En ran te ER 2,22 2,10 2,70 2,02 2,63 2,98 
Kali koe SE R  N 3,01 2,89 2,99 2,90 3,08 3,19 
NEBEN he 0,62 0,40 0,53 0,34 0,60 0,46 
Eitansaurers. ee ee: 1,63 1,22 1,54 1,56 1,42 1,70 
ES ER NE 420. |, 260 |, 3,73 |: 488 ||) 207 1.210 
101,62 99,86 | 100,88 | 100,79 99,78 | 100,54 


In allen diesen Sesteinen ist ein Gehalt an Fluor und Phosphorsäure 
aufgefunden worden, jedoch in so geringer Menge, dass deren quantitative 
Bestimmung vernachlässigt werden konnte. 

Zur Beantwortung der dritten oben gestellien Frage sind von FıkenscHER 


* Annal. d. Chem. u. Pharm. Bd. 94, S. 45 u. £. 


488 


der Urthonschiefer von Penna, der Garbenschiefer von Wechsel- 
burg und der Cordieritgneiss von Lunzenau als für die Umwandelungs- 
stadien besonders charakteristische Gesteine in noch speciellere Untersuchung 
gezogen worden. Hierdurch gelang es ihm, die verschiedenen mineralischen 
Gemengtheile dieser Gesteine in folgender Weise festzustellen 

a) für den Urthonschiefer von Penna in runden Zahlen: 21 Theile 
Delessit, 36 Th. Damourit, 40 Th. Quarz und 3 Th. Titaneisenerz. 

b) Für den Garbenschiefer von Wechselburg, dessen chemischer und 
mineralogischer Charakter sehr eingehend beschrieben wird, in 100 Theilen: 
26 schwarzes körnig-schuppiges Mineral, 40 damouritartiges Mineral, 30 Quarz 
und 4 Titaneisenerz. 

Als wesentlichen G@emengtheil sind der Grundmasse desselben eine Un- 
zahl kleiner, flach linsenförmig gestalteter und daher im Querbruche lanzett- 
förmig erscheinender Individuen eines dunkel-schwarzbraunen, glimmerartigen 
Minerals beigemengt, das bier als Plagiophyllit eingeführt und in Bezug 
auf seine chemische und physikalische Beschaffenheit genau erläutert wird. 

Wie dieses, so ist auch das die garbenartigen,,, fahlunitähnlichen Con- 
creiionen darin vorwaltend .bildende Mineral in Salzsäure löslich und steht 
in seiner chemischen Zusammensetzung dem Plagiophyllit am nächsten: 

Plagiophyllit — RS RSıi 53H 
Garbenförmiges Mineral = R Si+ R Si + 3H. 

Andere daneben vorkommende Concretionen werden auf Pyrophyllit, 
Titaneisen und Hercynit zurückgeführt. 

c) Der untersuchte Cordieritgneiss enthält als wesentliche Gemeng- 
theile: Quarz, Cordierit, einen orthotomen Feldspath, Magnesiaglimmer und 
eine geringe Menge Titaneisen. — 

Die unter a. aufgeführten Gemengtheile des Urthonschiefers von Penna 
bilden ein kryptokrystallinisches Gemenge. 

Bei Herausbildung des Thonglimmer- und Glimmerschiefers aus dem 
Thonschiefer fand hier bloss eine deutlichere krystallinische Entwickelung 
dieser krypto-krystallinischen Mineralgemengtheile statt. 

Bei dem Acte der Garbenschieferbildung scheint nun eine Spaltung des 
delessitartigen Minerals in der Weise stattgefunden zu haben, dass sich 
der eine, das Kali enthaltende Theil zu dem Plagiophyllit ausbildete, wäh- 
rend aus der Concentration des kalifreien Theiles um einzelne Mitielpuncte 
diese garbenartig gestalteten Concretionen hervorgingen, denen sich noch 
Pyrophyllit-Schüppchen beigesellen. 

Der Gneiss, welcher als losgerissene Scholle des Schiefergebirges in- 
mitten des Granulitgebietes auftritt, wird als ein gewissermassen ungeschmol- 
zenes Product jener Schiefer bezeichnet. 

Als wirkende Ursachen bei dieser Gebirgsmetamorphose können, wie 
zur Beantwortung der vierten Frage weiter entwickelt wird, nur höhere 
Temperatur mit Wasserdampf betrachtet werden, und es sind insbe- 
sondere dem zur Eruption gelangten Granulit sowohl die dort sehr klar 
in die Augen springenden Veränderungen der früheren Lagerungsverhältnisse 
als auch die chemischen Umsetzungen in dem Innern dieser Massen zuzu- 


489 


schreiben. In einem Nachtrage verbreitet sich der Verfasser ferner noch 
über die mineralogischen Gemengtheile des Garbenschiefers von Roth- 
schönberg in Sachsen, wobei er zu ähnlichen Resultaten gelangt. 


Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum der K. Sächs. 
Bergacademie zuFreiberg. 2. Theil. Die Fortschritte der berg- 
und hüttenmännischen Wissenschaften in den letzten hundert 
Jahren. Freiberg, 1867. 8°. 14658. (Jb. 1866, 845.) — Für die durch 
die kriegerischen Ereignisse vereitelte Zusammenkunft zum hundertjährigen 
Jubiläum der K. Sächs. Bergacademie am 30. Juli 7866 waren mündliche 
Vorträge vorbereitet, um die Fortschritte des Berg- und Hüttenwesens und 
der auf dasselbe Einfluss habenden wichtigsten Wissenschaften in dem letzt- 
verflossenen Jahrhundert kurz darzustellen. Diese beabsichtigten Vorträge, 
welche von dem noch vorhandenen Katheder Werner’s herab gehalten wer- 
den sollten, bilden den Inhalt gegenwärtigen zweiten Theiles der Festschrift. 
Dieselben behandeln folgende Themata: 

1) Über den Einfluss der wissenschaftlichen Entwickelung in den letzten 
Jahren auf das Berg- und Hüttenwesen, von Oberberghauptmann Freiherrn 
v. Beust; ; 

2) die Fortschritte des Bergmaschinenwesens in den letzten hundert 
Jahren, von Bergrath Prof. Dr. J. Weissacn; 

3) über einige der wichtigsten Fortschritte in der Mineralogie seit hun- 
dert Jahren, von Oberbergrath Prof. Dr. BarırHaupT ; 

4) die Geologie seit Werner, von Bergrath Prof. Dr. v. Cora; 

5) über die Fortschritte der Chemie in den Gebieten der Metallurgie und 
Geologie während des letzten Jahrhunderts, von Bergrath Prof. Dr. Scherrer. 


Wenn in der ersten dieser gehaltvollen Abhandlungen besonders der 
Einfluss der Mechanik gerühmt wird, welche gewissermaassen die Seele 
des bergmännischen Betriebes geworden ist, so lautet das Urtheil über den 
Einfluss, welchen die Mineralogie und Geognosie auf den Bergbau ausgeübt 
haben, nicht ebenso günstig. Zwar wird anerkannt, wie man in der An- 
wendung geognostischer Kenntnisse bei der Aufsuchung von Salz und Kohlen 
glücklich gewesen sei, was der grösseren Einfachheit der Verhältnisse ent- 
spricht, welche in der Zusammensetzung der Sedimentärformationen herrscht; 
dagegen wird ehrlich bekannt, dass man im Gebiete der Erzlagerstätten, 
namentlich der Gänge, kaum erst beim Anfange des Wissens angekommen 
ist, insoweit es nämlich sich um praktische Erfolge handelt. — Liegt nicht 
vielleicht ein Hauptgrund hierfür gerade darin, dass sich bisher die Theorien 
über die Bildung der Erzgänge nur in extremen Richtungen bewegt haben, 
da man sie jetzt ziemlich allgemein wiederum nur als Quellenabsätze be- 
trachtet und eine plutonische Mitwirkung bei ihrer Entstehung meist gänz- 
lich geläugnet wird. | H. B. G. 

Der specielleren Richtung des Jahrbuches zwar ferner liegend, aher 
doch von dem allgemeinsten Interesse, ist die zweite dieser Abhandlungen 


490 


von Bergrath Weıssach, S. 12—86, in welcher uns reiche Belehrung ge- 
boten wird. 

Die Entwickelung der Mineralogie zu ihrer jetzigen Höhe ist mit dem 
Namen BreıtnAupT so eng verkeitet, dass wir, wie allen seinen Worten, auch 
den in dem dritten Aufsatze der Schrift niedergelegten mit aller Aufmerk- 
samkeit folgen müssen, wenn wir auch einen Ausspruch darin, S. 97, als 
zu einseitig bezeichnen müssen: „Wer jedoch in einem Systeme für minera- 
logische Zwecke den Demant neben den Graphit ordnet, der spricht den Er- 
scheinungen der Natur Hohn.“ — 

Die Geologie, beginnt Bergrath v. Corra S, 90 seinen Aufsatz, ist als 
Wissenschaft ein Kind Freibergs, sie hat daher alle Ursache, unser heutiges 
Jubiläum mit uns zu feiern. Von hier aus, von diesem Katheder aus erhielt 
sie durch WERNER zuerst eine wissenschaftliche Form, während sie bis dahin 
nur aus einem untergeordneten Aggregat von Beobachtungen und Hypothesen 
bestanden hatte. Die von ihm auf den früheren und gegenwärtigen Zustand 
der Geologie hier geworfenen Blicke wenden sich unter anderen auf vulca- 
nische und plutonische Vorgänge und auf die kieselsäurereichen und kiesel- 
säurearmen Gesteine, für welche er vier Haupigruppen einführt: 

1) Vulcanische Acidite, z. B. Trachyt; 

2) Plutonische Acidite, z. B. Granit; 

3) Vulcanische Basite, z. B. Basalt; 

4) Plutonische Basite, z. B. Syenit. 

Man kann diese Namen auch umkehren und sagen: Acide Vulcanite, 
basische Vulcanite, Acide Plutonite und basische Plutonite, wobei aber die 
letzteren Bezeichnungen nicht ganz dieselbe Bedeutung haben, welche ScheeReR 
damit verbindet. 

Der Verfasser gehört, wie'bekannt, keiner extremen Richtung der Geo- 
logie an und seine zahlreichen Schriften haben zur Verbreitung einer rationellen 
Geologie wesentlich beigetragen. Wenn er darin gerade die neuesten For- 
schungen mit Vorliebe verfolgt und verwebt, so werden die meisten der 
zahlreichen Leser hierfür ihm nur Dank wissen können, selbst dann, wenn 
auf einzelne Thatsachen zuweilen ein zu grosses Gewicht gelegt worden 
ist, wie diess wiederum hier mit dem durch Kıne und Rowney zum Wieder- 
verschwinden verurtheilten Zoxoon der Fall ist (Jb. 1867, 122), oder wenn 
umgekehrt Manches eine festere und sicherere Begründung besitzt, als aus den 
Worten des Verfassers bisweilen hervorzugehen scheint, besonders da, wo 
es sich um paläontologische Forschungen handelt. Specieller sind die von 
Cotta hier angedeuteten Verhältnisse in seinem neuesten vielgelesenen Werke 
„Geologie der Gegenwart“ (Jb. 1866, 839) entwickelt worden, seine trefi- 
liche Kritik der hydrochemischen Schule aber ist unseren Lesern aus Jb. 
1866, 537 noch in frischer Erinnerung. — { 

Wir gelangen zum Schluss noch zu Scheerer’s Abhandlung über die 
Fortschritte der Chemie u. s. w. Es haben so Wenige Zeit oder finden so 
wenig Zeit, die Geschichte der Wissenschaft zu studiren, deren überwälti- 
gende neuesten Fortschritte ohnediess ihre Kräfte in vollen Maassen bean- 
spruchen. Ein Stück Geschichte wird hier mit markirten Umrissen gezeichnet, 


491 


das ohne Zweifel zu den interessantesten Kapiteln in der Geschichte der 
exacten Wissenschaften gehört, eine Darstellung der Chemie im Allgemeinen 
zu Anfang der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, eine Schilderung 
der damaligen Zustände der auf Metallurgie, Mineralogie und Geologie ange- 
wendeten Chemie, woran sich schliesslich Vergleiche mit solchen Zuständen 
in der Gegenwart knüpfen. — 

In allen diesen beabsichtigten Festvorträgen ist der frühere und gegen- 
wärtige Stand der Wissenschaft treu und ungeschminkt dargestellt, ein wohl- 
thuender Gegensatz zu der bei ähnlichen Festen meist üblichen Überhebung 
der Resultate der Wissenschaften und ihrer Vertreter. Sehr treffend schliesst 
SCHEERER seinen Vortrag mit den Worten: Nicht das gegenwärtige, sondern 
das kommende Jahrhundert ist der Richter unserer Thaten ! 


R. Harkusess: über die metamorphischen und fossilhaltigen 
Gesteine in der Gegend von Galway. (Quart. Journ. of the Geol. 
Soc. 1866. V. XXIl, p. 506.) — In dem hier gegebenen Durchschnitte von 
Galway-Bay nach Killery Harbour, von S. nach N., welcher die Gegend von 
Connemara einschliesst, herrschen gewundene azoische oder metamorphische 
Schichten vor, die sich nach S. hin unmittelbar an Granit anlehnen, im N. 
aber von versteinerungsführenden Sandsteinen der Silurformation ungleich- 
förmig überlagert werden. Inmitten der Gneissregion treten gleichfalls ge- 
wundene Schichten eines Quarzfelses auf, die durch ein Band von körnigem 
oder halbkrystallinischem Kalksteine sowohl an beiden Seiten als nach oben 
hin von dem Gneisse geschieden werden. Da der Eozoon-haltige Kalkstein 
von Connemara zu dieser Zone gehört, auf welcher die silurischen Schichten 
ungleichförmig auflagern, so darf man hier für ihn ein höheres Alter, sei es 
das cambrische, laurentische oder azoische, beanspruchen. Wie aber schon 
(Jb. 1867, 122) bemerkt worden ist, so spricht sich Professer Harkness 
auch hier wiederum ganz entschieden gegen die organische Natur 
des Eoxoon aus. 


J. W. Dawson: Bemerkungen über Bohrlöcher von Würmern 
in der Laurentian-Gruppe von Canada. (Quart. Journ. of the Geol. 
Soc. 1866. V. XXI, p. 608.) — Neben dem sogenannten EBoxoon, das 
nach neueren Forschungen nur einer eigenthümlichen unorganischen Con- 
eretion entspricht, sind in dem kalkigen Quarzfels oder unreinen Kalksteine 
von Madoc in Ober-Canada auch kleine cylindrische Höhlungen angetroffen 
worden, welche auf Wurmröhren oder auf Höhlungen bezogen werden, die 
von zersetzten Algen herrühren könnten, jedenfalls aber noch weit miss- 
trauischer zu betrachten sind, als das Eoxoon selbst. Dasselbe gilt für die 
von Dawson hier gleichzeitig abgebildeten faserigen Überreste, welche mit 
den Kalknadeln der Schwämnme verglichen werden. 


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492 


F. Stouiczka: Übersicht der geologischen Beobachtungen 
während eines Besuches der Provinzen Rupshu, Karnag, South- 
Ladak, Zanskar, Suroo und Dras im westlichen Tibet, 1865. (Me- 
moirs of the Geol. Survey of India, Vol. V, Art. 4, p. 337-354.) (Vgl. 
Jb. 1866, 616.) — Als vorbereitende Notizen für einen speciellen Bericht 
über die Geologie des nordwestlichen Himalaya gibt SrtoLıczkA hier einen 
Überblick über: 

1) einen Durchschnitt von Kyeland, in Eh nach Korzog, das Haupt- 
feld des Rupsku Stammes, an dem Thsomoriri, dessen Richtung von SW. 
nach NO. geht: 

2) einen Durchschnitt von Lei oder dem Indus-Thale bei Lei, nach Pa- 
dam, dem Haupttiheile der Provinz von Zanskar, an der Vereinigung der 
Flüsse Zanskar und Tsarap; 

3) einen Durchschnitt von Suroo Beh dem Indus, nördlich von Kargil; 

4) einen Durchschnitt von Kargil nach dem Sind-Thale in Kaschmir. 

In einem fünften Abschnitte sind Bemerkungen über die geographische 
Verbreitung der verschiedenen Formationen zusammengestellt, die wir im 
Wesentlichen schon am Ende unseres früheren Berichtes angedeutet haben. 


W. Keene: über australische Kännelkohle, und Rev. W. B. 
CLarke: über das Vorkommen und die geologische Stellung der 
ölführenden Ablagerungen in New South Wales. (Quart. Journ. 
of the Geol. Soc L.ondon, 1866. Vol. XXI, p. 435—448.) — Die ver- 
schiedenen Abtheilungen der kohlenführenden Schichten in Neu-Südwales 
werden in folgender Tafel zusammengestellt: 


1) Wianamatta-Schichten . . » 2 2 2.2 02.0..2.0....700— 800 Fuss, 

2) Hawkesbury-Gesiteine . . . 21: + 80:8 00=A000, 

3) Obere Steinkohlenlager koinschliessptd Nattai, Wollondilly, Illawarra 
und untere Hunterschichten) . . . 2.2... 5000 5, 

43. Obere: Megresschiehe 33 I, Dem 3000 » 

5) Untere Steinkohlenlager . . . ce 1000 „ 

6) Untere Meeresschichten (mit depiindendr Si- 
gillaria, Syringodendron etc.) . - A 4000  „ 


7) Porphyr und granitische Gesteine, es durch Schiefergesteine em- 

porgedrungen sind. 

Ungeachtet des Vorkommens von Glossopteris, Phyllotheca etc. sowohl 
in den oberen als unteren Steinkohlenlagern (Jb. 1864, 634) gehen paläo- 
zoische Fische noch bis in die Wianamatta-Schichten hinein, wo sie mit 
zahlreichen Farnen, jedoch ohne Glossopteris, an der Grenze der Hawkes- 
bury-Gesteine gefunden werden. 

Ölliefernde Producte kommen namentlich in der 3. und 5. Abtheilung 
vor. Unter diesen wird schwarze Kännelkchle (Black Cannel) in der 
letzteren bei Stony Creek, unweit Maitland, an dem Hunter, braune Kän- 
nelkohle (Brown Cannel) in deı ersteren bei Reedy Öreek und schie- 


493 


ferige Kännelkohle ( Shaly Cannel ), (wahrscheinlich ein bituminöser Schiefer 
oder Brandschiefer — d.R.), bei American Creek, in Illawara und in meh- 
reren anderen Gegenden gefunden. 

Es sind, nach Crarke, die ölführenden Schiefer und Kohlenschiefer in 
dem östlichen Kohlenfelde von New South Wales nur auf die obere Gruppe 
beschränkt. Dagegen gehört die Kännelkohle von Stony Creek, an dem 
Hunter-Flusse, aus welcher man bereits begonnen hat, Öl zu produciren, den 
unteren Steinkohlenlagern an. Ihr mittleres specifisches Gewicht ist = 1,281. 
Da diese Kännelkohlen aber zu den Schichten gehören, worin Glossopteris 
auftritt, so wird ihr Alter dem der Schottischen Boghead Coal gleichge- 
stellt. 


E. W. Binsey: über die obere Steinkohlenformation in Eng- 
land und Schottland. (Trans. of the Manchester Geol. Soc. 1866—67. 
Vol. VI, No. 3, p. 383—61.) — Wie in einigen früheren Abhandlungen, so 
hat der thätige Verfasser auch in dieser die Grenzen zwischen der Stein- 
kohlenformation und der Dyas einerseits und zwischen der letzteren und der 
Trias anderseits aufmerksam verfolgt und an mehreren Orten festzustellen 
gesucht. Ob Spirorbis carbonarius bei seiner weiten verticalen Verbrei- 
tung im Allgemeinen zu diesen Parallelen sehr geeignet ist, lassen wir da- 
hingestellt sein. Als besonders beachtenswerth soll hier zunächst die von 
Bınney S. 51 dargestellte Gruppirung der Schichten bei Manchester und eini- 
gen damit verglichenen anderen Gegenden des nordwestlichen Englands und 
südwestlichen Schottlands wiedergegeben werden. 


Man- West- Barrow- Catrine, 
chester. | house. Shawk. mouth. Moat. Ayrsh. 
Fuss. Fuss. Fuss. Fuss. Fuss. Fuss. 
1. Blätterige und feinkörnige Nicht Nicht 300 1000 30 Nicht 
Sandsteine (St. Bees) N sichtbar | sichtbar sichtbar. 
2. Rothe und bunte Thone oder 
Mergel, zum Theil, nicht 
überall, mit Schichten von Spuren 
Kalkstein und Gyps, Streifen A davon Nicht 
von Sandstein. Die Thone 300 a 70 225  |sichtbar. 
und Kalksteine enthalten fos- handen 
sile Schalthiere der Gattungen 
Schizodus, Gervillia ete. 
3. Conglomerat oder Breceie 50 300 4 3 
4. Unterer Rother Sandstein, Nicht 600 300 
meist weich und locker (Obe- 500 500 7 erkor 
res Rothliegendes). u 
f Nicht Nicht Nicht Nieht icht 
5. Rother Schieferthon Kchthah 250 sichtbar |siehtbar| siehtbar |sichtbar. 
6. Whitehaven u.Astley „pepple- 
beds“, enthaltend gemeine 
Steinkohlen - Pflanzen, aber f 
weil ungleichförmig zu der 60 Nicht Nicht | „4 Nicht | Nicht 
oberen Steinkohlenformation sichtbar| sichtbar sichtbar |siehtbar. 


und dem oberen Rothliegen- 
den als unteres Rothlie- 
gsendes bezeichnet 


494 


Westhouse liegt bei Kirkby Lonsdale, Shawk bei Carlisle, Barrow- 
mouth bei Whitehaven, Moat und Canobie bei Longtown, und nahe Ca- 
trine in Ayrshire. 

Es siad die in Etage 2 aufgefundenen Versteinerungen in GEInIZ, 
Dyas II, S. 309 genauer bezeichnet worden, und wir finden darunter vor- 
nehmlich Schizodus Schlotheimi GEın., das wichtigste Leitfossil für den obe- 
ren Zechstein. Daraus wurde schon 7862 der Schluss abgeleitet, dass 
diese Etage Jen oberen Zechstein von Deutschland vertritt, während die 
Etage 3 und wahrscheinlich auch 4 als Vertreter des mittlen und unteren 
Zechsteines gelten können. Es ist demnach die von Bınsey hierfür ge- 
wählte Bezeichnung als Oberes Rothliegendes in vollkommenem Ein- 
klange mit unseren Beobachtungen in Deutschland. Diesem Gliede ent- 
spricht auch Naumann’s vierte Etage des Rothliegenden in der Gegend von 
Meerane und Crimmitzschau in Sachsen (Jb. 1867, 226), deren Verhalten 
gegen Zechstein auf Naumann’s geognostischer Karte des Erzgebirgischen 
Bassins, 1866, in so klarer Weise hervorgehet. 


E. J. J. BroweıL u. J. W. Kırksey: über die chemische Zusam- 
mensetzung verschiedener Schichten des Zechsteins und des 
damit verbundenen unteren rothen Sandsteins. (Nat. Hist. Trans. 
of Northumberland a. Durham, \. I, Pl. II, 1866, p. 204—230.) — 

Es ist das Hauptresultat aus den hier durchgeführten Analysen von 51 
Gesteinsproben aus 5 verschiedenen Etagen (1. Lower Red Sandstone, 
2. Marl-slate, 3. Lower Magnesian J,imestone, 4. Middle M.-Limestone, 
5. Upper M.-Limestone), dass in allen diesen Etagen der Gehalt an kohlen- 
saurer Magnesia gegenüber dem kohlensauren Kalk höchst schwankend ist. 
Der procentische Gehalt an kohlensaurem Kalke schwankt in dem unteren 
Zechsteine (Lower Magnesian Limestone) von 16 verschiedenen Fund- 
orten zwischen 94,88 bis 39,60, der an kohlensaurer Magnesia zwischen 
46,45 bis 2,48: 

im mittleren Zechsteine nach 2 Analysen zwischen 95,29 bis 42,48 koh- 
lensaurem Kalk und 49,86 bis 2,91 kohlensaurer Magnesia; 

im oberen Zechsteine nach 15 Analysen zwischen 96,94 kohlensaurem 
Kalk und 1,66 kohlensaurer Magnesia einerseits und 42,48 kohlensaurem 
Kalk und 49,86 kohlensaurer Magnesia anderseits. 

In der Regel sind die zerreiblichen Kalksteine am reichsten an Mag- 
nesia, die compacten und krystallinischen am reichsten an Kalk. Ebenso 
sind die lichtgelben Abänderungen meist die magnesiareicheren, jene von 
dunkeler (brauner oder grauer) Farbe die kalkreicheren. Es machen diese 
zwei Carbonate gewöhnlich 90—$1 Proc. dieser Kalksteine aus, welche 
wahrscheinlich durch eine spätere Dolomitisirung ihren so verschiedenen Ge- 
halt an Magnesia aufgenommen haben, was zum wenigsten für den trauben- 
oder korallenförmigen „Concretionary limestone“ des mittleren Zechsteins 
gilt. 


495 


C. Paläontologie. 


W. Bovo Dawkıs: über die fossilen britischen Ochsen. (Quart. 
Journ. of the Geol. Soc. 1866. XXII, p. 391—401.) — 

Daweıns hat seine Untersuchungen auf 3 Arten ausgedehnt, Bos urus 
Ju. Caesar, welchen Namen er auf Bos primigenius Bos. überträgt, Bos 
longifrons Ow., den wir in Rürıncer’s Abhandlungen als Bos brachyceros 
kennen lernten, und Bos bison PrLinius, welcher mit Bison priscus bei 
Rürmever identisch ist. Der zunächst vorliegende Aufsatz verbreitet sich 
nur über Bos urus J. Cars. oder B. primigenius Bos., der auch als Ur 
oder Urochs der alten Deutschen bezeichnet wird, während Auerochs, 
trotz der gleichen Abstammung seines Namens von ur, aur oder or, welches 
im Sanscrit einen Wald bedeuten soll, sehr richtig auf den Bison Anwen- 
dung findet. Die Namen Gau oder G@hoo, aus welchen der Name Gaur ( Bos 
gaurus) entsprungen ist, bezeichnet angeblich eine „wilde Kuh“. 

Bos urus war ein Zeitgenosse des Mammuth, des Rhinoceros ticho- 
rhinus, der Felis spelaea, des Ursus spelaeus, des Bison priscus, des Me- 
gaceros hibernicus u. a. und es scheint auch Herrn Dawaıns, dass die halb 
wilden Ochsen des Chillingham Parks in Northumberland u. a. Stellen des 
nördlichen und mittleren England direct von dieser Art abstammen mögen. 


J. F. Branotr: Zoogeographische und paläontologische Bei- 
träge. (Bd. Il. d. Verh. d. Russisch -Kais. Min. Ges. zu St. Petersburg.) 
St. Petersburg, 1867. 8°. 258 S. — (Vgl. S. 83.) 

Die vom Verfasser schon (Jb. 1866, 808) angekündigte Arbeit liegt uns 
gegenwärtig vor und wir beeilen uns, noch im Anschluss an die vorher be- 
sprochenen Untersuchungen von Rürımever und Dawkıns einen Bericht auch 
über diese gründlichen und umfassenden Untersuchungen des Academikers 
Branpt hier zu geben, wobei wir einen von ihm selbst (im Rulletin de 
V’ Academie imp. des sc. de St. Petersbourg, T. VI) einverleibten Auszug zu 
Grunde legen können. 

Die erste dieser Abhandlungen Branpr’s untersucht die geographische 
Verbreitung des Renthiers (Cervus tarandus L.) mit Bezug auf die Wür- 
digung der fossilen Reste desselben. Seine Untersuchungen beginnen mit 
der aus den Funden fossiler Reste desselben näher festzustellenden früheren 
Verbreitung in verschiedenen Ländern Europas (Frankreich, Grossbritannien, 
Deutschland, Schweiz, Dänemark, Schweden, Polen und Russland). Hin- 
sichtlich der aus geschichtlichen Aufzeichnungen entlehnten Nachweise griff 
er bis auf die Zeugnisse der alten Griechen und Römer zurück. Ein kurzer 
Abschnitt bespricht das Vorkommen der Renthiere während der älteren hi- 
storischen Zeiten in Ländern, wo sie jetzt vermisst werden. Hierauf folst 
die Erörterung der Verbreitung des wilden Renthiers in der Gegenwart, 
der als Schluss noch zwei besondere Capitel sich anreihen, von denen das 


496 


eine Bemerkungen über die paläontologische Bedeutung der Verbreitung des 
fraglichen Thiers enthält, während im anderen Betrachtungen über die muth- 
maassliche Lebensdauer der Renthierspecies angestellt werden. 

Da ausser dem Renthier (abgesehen vom Höhlenbären und dem Mam- 
muth) noch zwei grosse Rinderarten, die früher mit ihm Nordasien be- 
wohnten und später auch im mittleren, westlichen und südlichen Europa mit 
ihm, sowie mit dem Menschen, nach Maassgabe fossiler Reste und alter ge- 
schichtlicher Überlieferungen zusammenlebten, der Ur (Bos primigenius 
Bosanus , der Urus des PrLinius) und der Bison des PLinıus (Bos bison seu 
bonasus, der sogenannte Auerochse der Neuern, der Zubr der Russen), 
denen eine ähnliche paläontologische und archäologische Bedeutung wie dem 
Renthiere beigelegt wurde, so wurde auch ihnen eine ähnliche Bearbeitung 
wie dem Renthiere zu Theil. 

In der auf Bison bezüglichen Abhandlung, welcher einige einleitende 
Bemerkungen vorausgeschickt sind, spricht der Verfasser in Übereinstimmung 
mit RÜTIMEyER sein Urtheil dahin aus, dass namentlich Bos priscus, lati- 
frons, antiquus, Bison europaeus und americanus nur als Phasen ein und 
derselben Art gelten können. 

Es folgen hierauf im Capitel I. Angaben über die in verschiedenen 
Ländern (Italien, Schweiz, Frankreich, Grossbritannien, Holland, Belgien, 
Deutschland, Dänemark, Schweden, Polen, Ungarn, dem europäischen und 
asiatischen Russland, sowie in Nordamerika) gefundenen Reste des Bison. 
— Das zweite Capitel bilden Krörterungen über seine Verbreitung in den 
historischen Zeiten, worin unter anderen sein Vorkommen im Kaukasus, wo 
er nicht bloss vor 30 Jahren im wilden Zustande lebte, sondern (nach RAppe) 
noch jetzt in Rudeln vorhanden ist, ausführlich besprochen wird. Ein 
drittes Capitel hat die Verbreitung des Aison in Nordamerika während der 
historischen Zeit zum Gegenstande. Ein Anhang widerlegt die Annahme, 
dass das Verbreitungsgebiet des Bison sich auch auf Südasien ausdehnen 
lasse. — 

Die Abhandlung über den Uf oder wahren Auerochsen (Bos primi- 
genius seu Bos taurus sylvestris) beginnt S. 153 mit einer Einleitung, 
worin die morphologische Stellung und Begrenzung derselben erörtert wird. 
Das erste Capitel handelt über seine in verschiedenen Ländern entdeckten 
fossilen Reste als Grundlage zur Bestimmung seiner früher von Italien, 
Frankreich, der Schweiz, Grossbritannien, Holland, Belgien, Deutschland, 
Dänemark, dem südlichen Schweden, Polen, dem europäischen Russland bis 
Südsibirien ausgedehnten Verbreitung. Im zweiten Capitel wird sein Vor- 
kommen während der historischen Zeit besprochen und sein allmähliches 
Verschwinden in mehreren Ländern Europa’s nachgewiesen. 

Ein darauf folgender Anhang enthält ausführliche Untersuchungen über 
den Ursprung und die Bedeutung der Worte Tur, Ur, Bison, Wisent, Zubr 
und Bubalus, weil Pusca alle diese Namen nur dem Bos bison seu bonasus, 
der fälschlich von den Neueren als Auerochse bezeichneten Rinderart, 
nicht theilweise auch dem Ur, so namentlich auch die Worte Tur, Ur und 
Bubalus beilegen will und hauptsächlich auf diese irrige Ansicht seine 


"497 


Cuvıer und v. BAER widersprechende, unzulässige Annahme stützt, dass der 
Ur in historischen Zeiten, namentlich in Polen, wo ihn HERBERSTEIN, ScHNER- 
BERGER und BonArus ganz entschieden noch im sechszehnten Jahrhundert 
sahen, nicht mehr unter den lebenden wilden Thieren existirt habe. 

In einem zweiten Anhange werden Erörterungen über die Zeitdauer der 
Torfbildung in verschiedenen Ländern mitgetheilt, um daraus Anhaltepuncte 
für die Bestimmung des Alters der in gewissen Schichten der Torfmoore 
abgelagerten menschlichen oder thierischen Überreste, namentlich des Ures, 
oder menschlicher Kunsterzeugnisse zu gewinnen. — 

Diesen drei ihrem Inhalt nach besprochenen Abhandlungen schliesst sich 
eine vierte $S. 216 an unter dem Titel: „Bemerkungen über Lartrr’s chro- 
nologische Thieralter (das des Höhlenbärs, des Mammuth, des Ren- 
thiers und des Auerochsen) und GarrRicoU’s auf die quaternären Allu- 
vionen Frankreichs bezügliche Faunen, nebst einer kurzen Angabe von Branpr's 
Ansichten über die periodischen Phasen der nordasiatisch-europäischen Säuge- 
thierfauna.“ 

Larter’s Alter des Höhlenbären wird als ein unzulässiges be- 
trachtet, sein Mammuth- und Rentbieralter als für einzelne Localitäten 
passend erklärt, sein Auerochsenalter endlich gleichfalls für ungeeignet und 
nicht gehörig motivirt gehalten, mit der Bemerkung, dass man eher von 
einem Uralter, d.h. dem des Urstiers ( 2os primigenius) sprechen könne. 

GarRIGoU’s Faunen erscheinen dem Verfasser nicht begründet, da es, 
genau genommen, nur durch das Verschwinden einzelner oder einiger Arten 
herbeigeführte Zustände ein und derselben Fauna (Phasen derselben) sind. 
Schliesslich entwickelt der Verfasser seine eigenen Ansichten über die Phasen, 
in welche die anfangs nordasiatische, dann asiatisch-europäische Säugethier- 
fauna während einiger geologischer Zeiträume in Folge des allmählich fort- 
gesetzten Verschwindens einzelner Arten bis zur Gegenwart getreten ist. — 

Es haben diese gediegenen Arbeiten von Rürımever, Dawrıns und BRANDT, 
über die wir hier berichtet haben, bezüglich des Ures und Bisons zu 
einem im Wesentlichen vollständig gleichen Resultate geführt, was bei der 
Selbstständigkeit dieser Forschungen umsomehr für deren Richtigkeit bürgt. 

Für die Geschichte des Menschengeschlechtes aber, welche so eng mit 


diesen Thieren gerade verknüpft ist, hat mıan dadurch wiederum höchst 
schätzbare Anhaltepuncte gewonnen. 


Beiträge zur Urgeschichte der Menschheit. — Unter den Denk- 
mälern, die sich der Gunst der neueren Forscher erfreuen, sind es, neben 
den Pfahlbauten, vorzugsweise jene merkwürdigen Steinmonumente (Mega- 
lithische Denkmäler), welche bisher hauptsächlich aus der Bretagne bekannt 
‚waren, wo sie mit dem celtischen Namen Menhir, Kromlech, Dolmen 


bezeichnet werden, welche in alle Sprachen übergegangen sind. Es liegt 
uns eine Abhandlung vor von | 


Jahrbuch 1867. 2 


498 


E. Desor: „über die Dolmen, deren Verbreitung und Deutung“, 
in welcher zwei neue, diesen Gegenstand behandelnde Arbeiten von Ar. Bu 
TRAND: „Statistik der Dolmen in Frankreich“ (Revue archeelogigue) , und 
von Bonsterten: „Essai sur les dolmens, Geneve, 1865“ besprochen wer- 
den. Nach der Auffindung von metallenen Gegenständen sowohl in den Dol- 
men des südlichen Frankreichs, als auch in jenen von Nordafrika, wo man 
dieselben vielfach antrifft, muss man wenigstens die kleinen Dolmen von 
Südfrankreich in die Broncezeit versetzen. Im Norden von Afrika kommen 
jene Denkmäler weit häufiger als in Europa vor und so führte Commandant 
Pıyen in dem einzigen Bezirk Bordj-bu-Areridj, im Setif, nicht weniger als 
10,000 sogenannter celtischer Denkmäler an, ınehr als jetzt in ganz Europa 
gefunden worden sind. — In Britannien ist kein Grabhügel mehr sicher vor 
der untersuchenden Hand des Geologen, welche die kräftigste Stütze des 
Alterthumsforschers geworden ist. Wie viele andere, vorzugsweise der Geo- 
logie gewidmete Zeitschriften mit den Ergebnissen solcher Nachforschungen 
erfüllt sind, enthalten auch die „Natural History Transactions of Northum- 
berland and Durham, Vol. I, P. I, 1866“ mehrere Mittheilungen hierüber, 
wie namentlich von: 

Rev. W. GreenweLL und D. EnsLeron: über ein altes britisches Grab- 
mal bei Ilderton in Northumberland mit Abbildungen eines a p. 143 
bis 148, Pl. 13, 14; von 

J. W. Kırkby u G. S. Baapy: über menschliche und andere Überreste 
in einer Höhle bei Ryhope Corriery, unweit Sunderland, p. 148—151; von 

Rev. G. Rom» Harz: über die Öffnung und Untersuchung eines Grab- 
hügels aus der Briten-Zeit bei Warkshaugh, North Tynedale, p. 151 - 167, 
Pl. 48. 

Roh bearbeitete Feuersteingeräthe, welche mit jenen von St. Acheuil in 
Frankreich genau übereinstimmen, wurden durch J. W. Frower auch bei 
Thetford in Norfolk entdeckt und sind im Quart. Journ. of the Geol. Soc. 
1867. V. XXI, p. 45 u. f. beschrieben worden. — 

Nene Entdeckungen in diesem Gebiete beziehen sich auf Knochen von 
Menschen im Lehm des Rheinthales bei Eguisheim unweit Colmar durch Dr. 
FaroeL (Bull. de la Soc. geol. de France, 1867, t. XXIV, p. 36—44), so- 
wie auf das terrain quaternaire in der Provinz Namur durch E». Duront 
(Bull. de la Soc. geol. de France, t. XXIV, p. 76—99) mit seinen ver- 
schiedenen Faunen, die man als Mammuth-, Renthier-Alter und Alter 
der polirten Steine bezeichnet findet. 


J. F. Branpt: Nochmaliger Nachweis der Vertilgung der 
nordischen oder Sterzerschen Seekuh (Ahytina borealis). (Bull. 
de la Soc. imp. des Nat. de Moscou, 1866. 26 S.) — (Vgl. Jb. 1866, 
759.) — Entgegengesetzten Ansichten gegenüber, welche neuerdings noch 
v. Eıchwar» vertheidiget hat, macht Academiker Braxnpr hier zwölf Gründe 
geltend, die zu der Annahme nöthigen, dass Rhytina borealis Paruas sp 
oder Rh. Stelleri Cuv. nicht mehr zu den lebenden Thieren gehöre, son- 


499 


dern, wie die Dronte (Didus ineptus L.), der grosse Alk (Alca impennis 
® und andere durch Menschenhand vertlilgt worden sei. Das letzte Exem- 
plar der nordischen Seekuh ist, bekanntlich nach SAver, im Jahre 1768, 
also nur 27 Jahre nach ihrer Entdeckung durch Steızer, bei der Berings- 
Insel erlegt worden. Gönne man auch ihr jetzt Ruhe! 


Dr. E. W. Benecke: Geognostisch-paläontologische Beiträge. 
IT. Bd., 2. Heft. München, 1866. 8°. S. 205-397, Tf. 12-20. (Vgl. Jb. 1866, 370.) 
— Die erste der hier vereinten Monographien (S. 205-316 oder 1-112) führt 
die Überschrift: Über die Zone des Ammonites transversarius von Dr. 
A. OrperL, beendet und herausgegeben von Dr. W. Waaern. Sie enthält die 
letzte Arbeit des verewigten Orrst, von dessen Schriften hier ein chrono- 
logisches Verzeichniss gegeben worden ist. Ein dankbarer Schüler hat das 
letzte Blatt in den Lorbeerkranz seines ausgezeichneten Lehrers geflochten. 
Von Waasen’s Hand rühren grossentheils die Abschnitte über Galizien, Un- 
garn und Mähren, über Franken, die schwäbische Alp, Baden, die Cantone 
Aargau, Solothurn, Neufchätel und Vaud, endlich das Dep. Vaucluse, Spanien 
und Algier her. 

Die Zone des Ammonites transversarius bildet einen Theil der Oxford- 
gruppe und pflegt in derselben nach unten bin ziemlich scharf begrenzt zu 
sein, da ein verbreiteter und längst beachteier paläontologischer Horizont, 
der die Bezeichnung Oxford-Thon, Oxford-clay, Marnes oxfordiennes“ 
oder auch „Zone des Ammonites biarmatus“ oder des „Ammonites cor- 
datus“ erhalten hat, sie unmittelbar unterlagert. Schwieriger gestaltet sich 
oft die*Begrenzung jener Zone nach oben, so dass man früher die mäch- 
tigen Mergelkalke mit Zlerebratula impressa, welche an vielen Orten über 
der eigentlichen Region des Amm. transversarius folgen, mit diesem Hori- 
zonte zu einer Zone vereiniget hat. Hier wird eine jede dieser Abtheilungen 
als besondere Zone unterschieden, ihr paläontologischer Charakter festgestellt 
und ihre geographische Verbreitung nachgewiesen. Ohne auf das Detail 
dieser gründlichen Untersuchungen näher eingehen zu können, bemerken wir 
nur, dass sie durch den erfolgten Nachweis der gegenseitigen Vertretung 
ven Spongiten-Facies, mit Cephalopoden-Facies, Myaciten- 
Facies und Korallen-Facies in der behandelten Zone ein grosses In- 
teresse gewinnen. Verschiedene Durchschnitte und geologische Ansichten, 
eine Anzahl Beschreibungen und Abbildungen von neuen Entomostraceen 
und Foraminiferen, welche ScuwAser dazu geliefert hat, Beiträge des Herrn 
pe FromenteL zu den Amorphozoen, endlich eine tabellarische Übersicht der 
Verbreitung der Zone des Amm. transversarius gestatten eine genügende 
Einsicht in alle hierauf bezügliche Verhältnisse und es zeigt die ganze Be- 
arbeitung, mit welcher Liebe zu dem Gegenstande selbst und zu dem Manne. 
der ihm so viele eingehende Siudien gewidmet hatte, sie durch Dr. WaAcEn 
durchgeführt worden ist. Die hier beschriebene Fauna weist 217 Arten 


nach. — 
32 


ji 
4 
j 
7 


500 


Die zweite in diesem Hefte enthaltene Monographie (S. 219—397, Taf. 12 
bis 20) hat Dr. Arpa. v. Dırrmar „Zur Fauna der Hallstädter Kalke, 
Nova aus der Sammlung des Herrn Hofrathes Dr. v. Fıscuer in München“ 
bezeichnet. Sie bringt wiederum ein interessantes Stück Alpengeologie, 
worin es sich nicht allein um organische Überreste der eigentlichen Hall- 
städter Schichten handelt, welche sich schon so ausgezeichneter Monographen 
zu erfreuen gehabt haben. worin zugleich auch der Beweis geführt wird, 
dass in den „Cassianer Schichten“ sich mehr als ein guter paläonio- 
logischer Horizont versteckt. 

Besonders lehrreich ist ein tabellarischer Überblick über die Verthei- 
lung der Organismen aus den typischen Hallstädter und Ausseer Fundorten 
mit Bezugnahme auf entferntere Gegenden wie St. Cassian, Raibl, Bleiberg, 
Wochein, Berg Obir, Agordo, Val Trompia, Schwarzenbach, Idria, Val Scalve, 
Steinbaur bei Weidmannsfeld, Hornungsthal bei Buchberg, Donnerswand bei 
Frein, Wildalpenberg, Brandstadt bei Klein Zell, Klein Reifling, Pötschen- 
höhe bei Goisern, Hundskogel bei Ischl, Moosbergkogel bei Aussee, Salz- 
berg bei Hallstadt, Raschberg bei Hallstadt, Taubenstein im Gosauthale, Hall 
in Tyrol, Hallein und Berchtesgaden, Spital am Pyhrn, Neuberg, Hörnstein, 
und Hinter-Schafberg am Wolfgangsee. 

Die hier gegebene Reihe enthält die zahlreichen Cephalopoden (135 Ar- 
ten), Gasteropoden, Pelecypoden und Brachiopoden,, in Summa 199 Arten, 
während die Aufzählung der in den Hallstädter Kalken vorkommenden Spon- 
gitarien, Polyparien und Radiarien absichtlich unterlassen worden ist, da die 
beireffenden Beobachtungen noch gar zu vereinzelt dasiehen. 


T. C. Wimerer: Musee Teyler. 5.livr. Harlem, 1866. 8°.= p. 483 
bis 608. . (Vgl. Jb. 1866, 623.) — In dieser Lieferung sind die organischen 
Überreste der känozoischen Periode zusammengestellt, unter welchen auch 
die Pflanzen zahlreich vertreten sind. Von thierischen Formen ziehen na- 
mentlich viele im Diluvium von Gröningen als Geschiebe aus älteren For- 
mationen stammenden Korallen u. a. Formen die Aufmerksamkeit auf sich. 
Echinodermen und Brachiopoden sind sehr natürlich am schwächsten ver- 
treten, wiewohl auch Balanus stellaris Brocc#ı, vielleicht aus Versehen, 
zu den letzteren gestellt worden ist. Die in der Tertiärformation so häu- 
figen Pelecypuden (oder Acephalen) und Gasteropoden nehmen den 
grössten Theil dieses neuesten Heftes ein, das sich durch Form und Inhalt, 
namentlich in der Synonymik, würdig den früheren anschliesst. 


F. v. Hocastetter: Neue Funde von Moaresten und einesriesigen 
Wallfisch-Skelettes auf Neu-Seeland. (Verh. d. k. k. geol. R.-A. 
1867, 76) — Es ist Dr. Haast gelungen, in einem sumpfigen Moorgrunde 
bei Glenmark in der Provinz Canterbury an 25 Skelettie von Dinornis ele- 
phantopus und Din. crassus aufzufinden, welche alle in einem vortreflichen 
Zustande der Erhaltung sind. Dr. Haasr ist der Ansicht, dass das Alter 


501 


dieser Riesenvögel, d. h. die Zeit, seit welcher sie auf Neu-Seeland ausge- 
storben sind, nicht nach tausenden, sondern höchstens nach hunderten von 
Jahren zu rechnen sei und dass dieselben durch die Eingeborenen ausge- 
roltet wurden. 

Über die Entdeckung eines riesigen Wallfisch-Skeleites in den Bänken 
des Kanieri-Flusses unweit Hokitika an der Westküste der Provinz Canter- 
bury erfährt man, dass die Knochen unter dem Golddistrikt in einem jung- 
tertiären Thonmergel liegen, welcher zahlreiche Meeresconchylien enthält. 
Die Knochen sollen vollständig beisammenliegen und auf ein Individuum von 
mehr als 100 Fuss Länge hindeuten. Dr. Haast hat die Absicht, das ganze 
Skelett ausgraben zu lassen. 


Dr. O. Heer: über die Polarländer. Zürich, 1867. 8°. 24 S. — 
In diesem am 6. Dechr. 1866 auf dem Rathhause in Zürich gehaltenen 
Vortrage gibt Prof. Hrer eine höchst anziehende Schilderung von der Glet- 
scherwelt der Alpen und jener der Polarländer. Specieller wendet er sich 
hierauf der Pflanzenwelt zu, die in beiden entferuten Landstrichen eine 
grosse Übereinstimmung zeigt. 

Von 132 Pflanzenarten, welche den Gipfel des Faulhorns einnehmen, 
ist 23 auch in Lappland zu Hause und dasselbe Verhältniss gewahren wir 
bei den 87 Pflanzenarten, welche die Gletscherinsel im mer de glace von 
Chamouny bewohnen. Die Blumenwelt der Alpen gemahnt uns daher viel- 
fach an den hohen Norden. Weniger ist diess bei der Thierwelt der Fall. 
Immerhin ist aber in diesen hochnordischen Landen die organische Natur 
verkümmert, — doch ist es nicht immer so gewesen. Diess erzählen uns 
die Pflanzen, welche in den Felsen dieser Gegenden eingeschlossen sind. 
So liest auf einem von Gletschern umgebenen Berge in Nordgrönland, 
1080 Fuss ü. M. und bei 70° n. Br. ein ganzer vorweltlicher Wald begra- 
ben, aus welchem Herr eine sehr reiche Sammlung untersucht hat. 

Unter 70 von dort unterschiedenen Pflanzenarten findet man 18 derselben 
in miocänen Gesteinen Mitteleuropa’s und der Schweiz, welche die Zeit der 
Molasse bezeichnen. Bei einem Vergleiche aller Arten mit den ihnen zu- 
nächst stehenden lebenden Pflanzen und den klimatischen Verhältnissen, 
welche diese zu ihrem Gedeihen fordern, gewinnt man die Überzeugung, 
dass diese fossile Flora von Atanekerdluk in Nordgrönland ein Klima 
voraussetze, wie es die Umgebung von Lausanne am genauesten ausdrücken 
dürfte. Lausanne hat nach Marcer eine mittlere Jahrestemperatur von 8,5° C. 
bei einer Sommertemperatur von 16,6° und einer Wintertemperatur von 0,60 C. 
Gegenwärtig steht aber die Jahrestemperatur von Atanekerdluk (bei 70° n. 
Br.) auf — 6,3° C. Der Unterschied von Jetzt und Einst beträgt demnach 
etwa 15 bis 16° C. Von allen Seiten wird ferner bestätiget, dass auch die 
anderen Theile der Polarzone zur miocänen Zeit ein viel wärmeres Klima ge- 
habt haben, als gegenwärtig. So war Island damals von einer reichen 
Waldflora geschmückt, deren Überreste uns der Surturbrand aufbewahrt hat. 
Dass selbst Spitzbergen damals bewaldet war, beweisen die von den 


VOETENGSERTRNTTEETITGETE 


DEE, 


502 


schwedischen Naturforschern dort entdeckten Pflanzen. Der Erbaltungszu- 
stand und das Vorkommen aller dieser Pflanzen zeigt aber unzweideutig, 
dass sie nicht als Treibholz dahin gelangt sein können, sondern an den Fund- 
orten selbst emporgewachsen sein müssen. e 

Unter Vergleichen des Charakters dieser miocänen Pflanzenwelt mit jener 
in gemässigten und tropischen Gegenden und ihres einerseits sehr verschie- 
denen, anderseits (in den wärmeren Landstrichen) ähnlichen Charakters der 
lebenden Flora, werden noch die Ursachen untersucht, auf welche man die 
Veränderung der klimatischen Verhältnisse in den Polargegenden zurück- 
führen könnte. Der Verfasser gelangt zu dem Schlusse, dass diese Ursache 
eine kosmische gewesen sein möge. Er vermuthet, dass zur miocänen Zeit 
unser Planet in einem Gebiete des Weltraumes gewesen sein möge, welches 
eine höhere Temperatur gehabt hat, als der Raum, in welchem er sich jetzt 
befindet, und dass dieser auf seine Lufthülle einen erwärmenden Einfluss aus- 
geübt hat. Im Laufe der Jahrtausende führte die Sonne ihre Sternenheerde 
in kältere Räume des Himmels, und es folgte auf die warme miocäne Pe- 
riode die Eiszeit, während welcher unser Flachland denselben Anblick dar- 
bot, wie jetzt die Polarzone. Dann trat sie in einen Raum des Weltalls, 
der ihre jetzige Constitution bedingt. — 

Alle specielleren Resultate des Verfassers sind in der von ihm been- 
deten Schrift „Flora fossilis arctica. Die fossile Flora der Polar- 
länder, von Oswarn Heer“. 4°. 20 Bogen Text, 42 Taf. und 1 Karte der 
nördl. Polarländer,. niedergelegt, die im Verlage von Fr. SchuLtess in Zürich 
erscheint. (Subseriptionspr. 12 Rthlr.) 


Dr. €. v. Ersissssausen: die fossile Flora des Tertiärbeckens 
von Bilin. 1.Th. mit 30 Taf. (Denkschr. d. kais. Ac, d. Wiss. XXVI. Bd.) 
— Man ersieht aus den Verh. d.k. k. geol. R.-A., 1867, 42, mit Vergnügen, 
dass Prof. v. ErtinesHausen seine vor 16 Jahren in der k. k. geol. Reichs- 
anstali begonnene Bearbeitung - der fossilen Flora der österreichischen Mo- 
narchie wieder aufgenommen hal, nachdem er eine Reihe von Jahren dazu 
benutzi hatte, um durch Arbeiten über die Nervation der blattartigen Organe 
die Untersuchung und Bestimmung fossiler Pflanzen zu fördern. 

Die fossile Flora des Tertiärbeckens von Bilin zerfällt dem Vorkommen 
nach in 4 Abtheilungen und zwar: 

1) die Flora des Polierschiefers von Kutschlin, 

2) die Flora des Süsswasserkalkes von Kostenblatt, 

3) die Flora der Menilitopale im Schichower Thale, 

4) die Flora des plastischen Thones, der Brandschiefer und Sphäro- 
siderite. 

Die letztere übertrifft an Zahl und Mannichfaltigkeit der Arten alle bis 
jetzt bekannt gewordenen Localfloren Österreichs. Von Thallophyten, krypto- 
gamischen Gefässpflanzen, Monocotyledonen, Coniferen, Juliforen allein ent- 
hält diese Flora 160 Arten, welche in diesem Bande beschrieben sind, Sie 
vertheilen sich auf die Ordnungen der Ulvaceen 1, Florideen 2, Cha- 


503 


raceen 1, Hyphomycetes 2, Pyrenomycetes 18, Equisetaceen 1, Poly- 
podiaceen 7, Salviniaceen 3, Gramineen 17, Cyperaceen 2, Bu- 
tomeen 1, Juncaceen 1, Smilaceen 1, Musaceen 1, Najadeen 3, 
Typhbaceen 3, Palmen 2, Cupressineen 7, Abietineen 4, Taxi- 
neen 1, Casuarineen 2, Myricaceen 3, Betulaceen 8, Cupuli- 
feren 23, Ulmaceen 7, Moreen 25, Artocarpeen 5, Plataneen 1, 
Balsamifluae 1, Salicineen 5, Polygoneen 2 und Nyctagineen 1. 


En, Susss: fossile Wirbelthiere bei Eibiswald in Steiermark. 
(Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1867, 6, 36, 110.) — 

In einer reichen Sammlung fossiler Säugethierreste aus der Braunkohle 
von Eibiswald unterschied Prof. Suess: Amphicyon, Mastodon angustidens 
und M. tapiroides, Hyotherium Soemmeringi, Anchitherium Aurelianense, 
Rhinoceros sp., Hyaemoschus Aurelianensis, Palaeomeryz sp., Trionyx 
stiriacus Per”u. a. Schildkrötenreste. Es sind diese von Herrn Fr. 
Meruine in Eibiswald gesammelten Gegenstände, welche noch durch ver- 
schiedene Fischabdrücke und Pflanzenreste vermehrt worden sind, der k. k. 
Reichsanstalt einverleibt worden. 


Fr. M‘Coy: über einige neue Arten fossiler Voluten aus den» 
Tertiärschichten von Melbourne. (The Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 
1866. \. 18, p..375.) — 

Voluta macroptera, V. Hannafordi, V. antiscalaris und V. anticingu- 
lata M‘Coy werden die hier beschriebenen Arten genannt. Bei dem Mangel 
an Abbildungen muss man noch darauf verzichten, auf alleinigen Grund dieser 
Beschreibungen tertiäre Voluten mit Sicherheit bestimmen zu wollen, was 
wir umsomehr bedauern, als uns eine Anzahl von gedruckien Tafeln mit 
Versteinerungen aus der Tertiärformation von Victoria vorliegt, welche Herr 
W. v. Bıanpowskı dort gesammelt hat, die aber noch nicht an die Öffent- 
lichkeit getreten sind. 


_R. Owen: über den oberen Schneidezahn von Nototherium: Mitchelli. 
(Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 1866. NV. 18, p. 475, Pl. XVL) — Aus Süss- 
wasserschichten von Gowrie Creek, Darling Downs in Queensland in Austra- 
lien erhielt Prof. Owen den hier abgebildeten Schneidezahn, welcher mit der 
von M‘Coy bei Murchill in Victoria entdeckten Species wohl übereinstimmt. 
Bei 51° Länge und 1“7'/2‘“ grösstem Durchmesser beträgt sein grösster 
Umfang 10°. Er ist stark comprimirt und mit einer tiefen und breiten Furche 
längs beiden Seiten versehen. - 


Owen: über Kiefer und Kieferzähne von Cochliodonten. 
(The &@eol. Mag. No. 32. 1867. p. 59, Pl. II a IV.) — Prof. Owen be- 


TI 


er: er; 
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50% 


schreibt hier Kieferstücke dieser eigenthümlichen Fische des Kohlenkalkes 
und zwar von Üochliodus contortus As., Ü. compactus Ow. und Tomodus 
convexus As. 


1} 


Te.H.Huzıey: über Acanthopholis horridus, ein neues Reptil 
aus dem Kreidemergel. (The Geol. Mag. No. 32. 1867, p. 65, PI. IV.) 
— Mit stachelartigen Schildern zusammen wurden in der unteren Kreide, 
von Copt Point in Folkstone zusammen eigenthümliche Zähne gefunden, 
deren scharfe Seitenränder durch die Längswülste der Krone gesägt er- 
scheinen, während die verdickte Wurzel des Zahns sich nach unten in einen 
kurzen Stiel verengt. 

Der allgemeinen Ähnlichkeit dieser stachelartigen Schilder und Zähne 
nach mit jenen von Scelidosaurus, Hylaenosaurus und Polacanthus gehört 
das Fossil zu derselben Gruppe, unterscheidet sich aber durch die Zähne von 


der erstgenannten Gattung und durch die Beschaffenheit ihrer Schilder von 
den zwei letzteren. 


J. Younss: Notiz über neue Gattungen der carbonischen 
Glyptodipterinen. (Quart. Journ. of the Geol. Soc. 1866. V. XXII, 
p- 596.) — Bei den noch immer sehr mangelhaften Unterlagen für die Be- 
stimmung gewisser Zähne und Schuppen, die in der Steinkohlenformation zu 
Holoptychius oder Rhizodus gestellt worden sind, kann diese neue Behand- 
lung der hier besprochenen Gattungen Rhizodopsis Huxıey, Rhizodus Owen 
(= Apepodus Leiwy), Holoptychius As. (excl. Rhizodus), Dendroptychius 
HuxL., Strepsodus Huxı., Rhomboptychius Huxr. und Megalichthys Ac. nur 
erwünscht sein. Doch ist dieser Gegenstand hiermit noch keineswegs abge- 
schlossen. Vorläufig entnehmen wir daraus, dass der grösste Theil der von 
Geinıtz (Jb. 1865, p. 389, Taf. II, f. 8—19) und von F. Rormer (Jb. 1866, 
244) beschriebenen Schuppen aus der Rudolphgrube bei Volpersdorf in der 
Grafschaft Glatz zur Gattung Rhizodopsis verwiesen wird, und es würde 
diese Art wohl als Rhizodopsis Portlocki Ac. sp. zu bezeichnen sein. 


W. C. Wırziamson: über eine Chirotherium-Fährte aus dem 


-Keupersandstein von Daresbury in Cheshire. (Quart. Journ. of 


the Geol. Soc. 1867. \V. XXI, p. 56, Pl. III.) — Ähnliche Fährten wie 
diese sind schon mehrfach beschrieben worden, jedoch noch keine mit einer 
ähnlichen schuppigen Bedeckung, welche ihre Oberfläche auszeichnet. Prof. 
Wırrıamson leitet sie desshalb von einem Saurier, wenn auch nicht gerade- 


zu von einem Crocodilier, ab, wiewohl sie dem Fusse eines Alligator ziem- 
lich entspricht. 


505 


Prof. Kner: über Xenacanthus Decheni. (Sitzungsb. d. Kais. Ac. d. 
Wiss. in Wien 1867. No. 1, p. 6.) — Nach den neuesten. Untersuchungen 
des Prof. Kner kann Xenacanthus zufolge seiner Flossenbildung weder in 
nähere Beziehung zu Sywatina noch zu irgend einem Plagiostomen oder 
Knorpelfische gebracht werden; ebensowenig ist er trotz seiner eigenthüm- 
lich gebildeten und öfters vereinigten Bauchflossen in die Nähe der Schei- 
benträger (Discoboli) zu stellen. Er stellt vielmehr eine die Placoiden 
(Selachier) und Weichflosser vermittelnde Gattung vor, ist eine der von 
Acassız als prophetische Typen bezeichneten Übergangsformen und kann unter 
allen derzeit lebenden Fischen seine nächsten Verwandten bloss in der gros- 
sen Gruppe der Siluroiden finden. Sicher ist ferner, dass Diplodus Aec., 
Orthacanthus GowLpr. und AÄenacanthus Beyr. generisch nicht verschieden 
sind, und sehr wahrscheinlich ist diess auch mit Pleuracanthus Ac. der Fall. 


H. Woopwarp: über einige Puncte in der Structur der Xipho- 
suren und ihre Verwandtschaft mit den Eurypteriden. (Quart. 
Journ. of the Geol. Soc. 1867. V. XXI, p. 28, Pl. I u. IL.) — Die bis 
jetzt bekannt gewordenen Formen der hier beleuchteten Crustaceen gruppiren 
sich in folgender Weise: 


Ordnung Merostomata Dana, 1852. 
I. Unterordnung Eurypterida Huxıry, 1859. 


1. Pterygotus Acassız . . Bela... 2. 22erlor Anten: 
2. Slimonia (Pıcz), H. od ee a le el u: 
3.1 Stylenurus(bace), H} Woovw. »:,. 1. .»..20.. .....00: 5 
AA EUEUDIEnUS. vw. HAN. ce ee 


Subgenus Dolichopterus HaıL . 1 

5. Adelophthalmus JorDıan . 1 
6. Bunodes Eıcaw. 2 
7. Arthropleura JoRDAN Eee 
84 Hemtasmsill. 'Woouwi®.  \.-.. = iu. 0.00 ER 
9. Exapinurus Nieszx 1 
10. Pseudoniscus Nısszk 1 
62 


Arten. 
I. Unterordnung Xiphosuwra Gronxovan, 1764. 
1. Belinurus (Könıe), Bauıy . . SAN, WINE Arten. 
2. Prestwichia (gen. nov. mit Eile Tate Prestw.) 2 „ 
u Lommlus Monza N a al. ana te a 
21 Arten. 


Von den Eurypteriden kommen 49 Arten in der oberen Silurformation, 
18 in der Devonformation und 10 in der Steinkohlenformation vor; von den 
Xiphosuren gehören 6 der Steinkohlenformation, 1 der Dyas, 1 der Trias, 


506 5 


7 der Juraformation, 1 vielleicht der Kreide und 1 der Tertiärformation an, 
während 4 Artep noch leben. 


R. Rıcater: Aus dem thüringischen Schiefergebirge. (Zeitschr. 
d. deutsch. geol. Ges. 1866, 409—425, Taf. 5, 6.) — 

Im Anschluss an seine früheren Untersuchungen über die organischen 
Überreste jener Schichtenreihe, welche im thüringischen Schiefergebirge 
oder im ehemaligen Voigtlande unmittelbar die Graptolithen-führenden Alaun- 
schiefer überlagert (Jb. 7866, 471), beschreibt der Verfasser hier die (Jb. 
1866, 807) schon genannten 23 älteren und ausserdem 9 neue Arten. Die- 
selben rühren zum Theil aus den Schichten her, welche in der Gegend von 
Ronneburg bei dem Bau der Gössnitz-Geraer Eisenbahn durchschnitten und 
durch Herrn R. Eıseı und C. Röper in Gera mit grossem Fleisse gesammelt 
worden sind. Abweichend von der in Gemırz, Verstein. d. Grauwackenfor- 
mation in Sachsen, 1852—1853, II, S 12 ausgesprochenen Ansicht, wonach 
diese Zone unter dem Namen der „Tentaculitenschichten“ als devonisch be- 
trachtet wird, scheinen jene 23 Arten mehr ein obersilurisches Alter 
anzudeuten. Diess ergibt sich aus nachstehender Tabelle: 


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Thüringen. .| England. = 

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B 507 


Dr. A. E. Reuss und ‚Dr. G. C. Lause: die Versteinerungen des 
braunen Jura von Balin bei Krakau. <(Abh. d. kais. Ac. d. Wiss. 
Bd. XXVll. Wien, 1867. 4°. (Vel. Jb. 1866, 862.) — 

Es sind die Hauptresultate dieser durch Professor Sugss in das Leben ge- 
rufenen Arbeiten schon a. a. O. des Jahrbuchs notirt, gern wenden wir uns 
aber jetzt, wo schon drei der hierzu gehörigen Monographien vorliegen, den- 
selben von neuem zu. 

1) Dr. A. E. Reuss: Die Bryozoen, Anthozoen und Spongiarien 
des braunen Jura von Balin. Wien, 1867. 26 S., 4 Taf. A 

Die Zahl der von Reuss der Prüfung unterzogenen Arten beläuft sich 
im Ganzen auf 36, von denen 19 den Bryozoen, 12 den Anthozoen und 5 
den Spongiarien angehören. Den Bryozoen gebührt in Hinsicht nicht nur 
auf die Zahl der Species und Individuen, sondern auch auf ihre Bedeutung 
der Vorrang. Sie gehören sämmtlich den cyclostomen Bryozoen an, und 
zwar 4 den Tubuliporideen, 13 den Diastoporideen (den Gattungen Bereni- 
cea und Diastopora) und endlich 2 den Cerioporideen. 8 Arten dürften 
bisher noch nicht beschrieben sein, während 11 schon aus Gebirgsschichten 
anderer Länder bekannt sind. Von den letzteren wurden 5 im Grossoolith 
Frankreichs und Englands, 1 im Unteroolithb, 3 in beiden zugleich beob- 
achtet. 

Unter den 12 Anthozoen-Arten scheint die Hälfte neu zu sein. Von 
den’ übrigen werden 4 im Unteroolith, 1 im Grossoolith und 1 in beiden 
Etagen zugleich angeführt. 

Von den 5 Spongien-Arten sind 3 schon lange aus dem Grossoolith von 
Ranville beschrieben worden. 

Aus dem Studium dieser Formen ergibt sich im Allgemeinen, dass Jdie 
Baliner Juraschichten theils dem Unteroolith, theils dem Grossoolith gleich- 
zustellen sind. In Bezug auf die Bryozoen und Spongien würde sich die 
grösste Ähnlichkeit insbesondere mit den Kalken von Ranville bei Caen 
herausstellen, während die Anthozoen dort fast gänzlich zu fehlen scheinen. 

Weitere beachtenswerthe Vergleiche mit anderen Fundorten, sowie die 
speciellen gründlichen Untersuchungen der einzelnen Gattungen und Arten, 
wozu das Hauptmaterial wiederum die Herren Director Hörnes, Sectionsrath v. 
Hauer, Prof. Suess geliefert haben, können wir hier leider nicht näher ver- 
folgen. 


2) Dr. G. C. Lauee: die Echinodermen des braunen Jura von 
Balin. Wien, 7867. 10 S., 2 Taf. 
Es erhellt der Charakter jener 13 von Dr. LAusr hier beschriebenen 


Echinodermen und der darauf begründeten Schlüsse jedenfalls am besten aus 
der am Ende der Schrift gegebenen 


508 e 


Verbreitungs-Tabelle 
der Echinodermen des Baliner Jura nach den geognostischen Horizonten. 


Name. Polen. |Frankreich.) England. | Schwaben. Andere Fundorte. 


TE EN EEE EEE EEE 


Clypeus sinuatus LESKE| Balin. Bathonien. Unt. Ool., Aargau (Schweiz), 
| ı Cornbrash. Longwy (Luxemburg). 
Echinobrissus clunieu- Balin. | Bathonien, | Unt. Ool., Aargau, Solothurn 
laris LHD. | Callovien. | Cornbr. (Schweiz), Luxemburg. 
Collyrites ringens AG. | Balin. | Bajoeien. | Unt. Ool. | br. Jura E.| Goldenthal (Schweiz). 
_ -ovalis LESKE , Balin. Bathon. | Unt. Ool., Muttenz (Schweiz). 
Cornbr. 
Hyboclipus gibberulus, Balin. | Bathonien, | Unt. Ool. Aargau, Solothurn. 
Ac. Callov. 


Pygaster decoratus Su Balin. 
Holectypus depressusDs., Balin. 


Bathonien, | Unt. Ool., |pr. Jura €. | Muttenz (Schweiz). 
Callovien. | Cornbr. 
— hemisphaeri-, Balin. | Bathonien, | Unt. Ool. 


cus AG. 
Stomechinus yegrasuaı Balin. 
LBE. 
Pedina ef. arenata Ac.| Balin. Aargau (Schweiz). 
Pseudodiadema subpen- Balin. 
tagona LBE. ! 
Magnosia Desori LBE.| Balin. | 
Hemicidaris ApolloLBE. Balin. | 


3) Dr. G. C. Lause: Die Bivalven des braunen Jura von Balin. 
Wien, 1867. 53 S., 5 Taf. : 

Jene 108 Arten Bivalven, welche von Dr. LauBg untersucht wörden sind 
und uns hier in wohl gelungenen Abbildungen oder Beschreibungen ent- 
gegenireten, haben die Kenntniss von den organischen Überresten der juras- 
sischen Formationen wiederum sehr erweitert, ein ebenso wichtiges Moment, 
wie die dadurch für die Stellung der Baliner Schichten insbesondere gewon- 
nenen Resultate, worüber wir früher berichteten. 

Hat doch auch manche in dem Jura von Hohnstein in Sachsen und von 
Khaa im nödlichen Böhmen, den einzigen Lagerstälten für Juraformation im 
Königreiche Sachsen und in Böhmen, vorkommende Art zuerst hier ihre rich- 
tige Stellung in der Reihe jurassischer Formen gefunden. 

Mit Spannung sieht man den weiteren Veröffentlichungen über die so 
lange und interessante Reihe organischer Überreste aus dem Jura von Balin 
entgegen. 


Dr. O. Speyer: die oberoligocänen Tertiärgebilde und deren 
Fauna im Fürstenthume Lippe-Detmold. Cassel, 1866. 4°. 50 S., 
5 Taf. (Palaeont. Bd. XVI) — 

Man kann es nicht hoch genug anschlagen, wenn die Beharrlichkeit 
eines auf einen isolirten Posten verdrängten Forschers (vgl. Jb. 1865, 895) 
demohngeachtet eine wissenschaftliche Thätigkeit fortsetzen lässt, wie man 
dieselbe mit gleichem Erfolge meist nur unter Benutzung der reichsten Hülfs- 
quellen ausüben sieht. 

Diese neueste Abhandlung Dr. Spever’s gibt Aufschlüsse über 3 der Zone 
des oberen Oligocän anheimfallende Localitäten im Fürstenthum Lippe- 


509 


Detmold, welche durch ihn und seine Freunde reiche Fundgruben für Ver- 
steinerungen geworden sind. Es sind diess die Mergellager von Friedrichs- 
feld, drei viertel Stunden SO. von Lemgo im Lippe’schen Amte Brake ge- 
legen, Göttentrup in der Nähe des Dorfes Schwalentrup, 2 Stunden NO. 
von Lemgo, und Hohenhausen am Communwege nach Ladenhausen, etwa 
3 Stunden N. von Lemgo, deren speciellere Lagerungs-Verhältnisse aus dem 
Vorworte ersichtlich werden. 

Die bis jetzt hier erschlossene Fauna enthält 81 Arten, von denen nur 
3 nicht genauer bestimmt werden konnten. Die übrigen 73 Arten vertheilen 
sich auf 70 Conchylien, 1 Echinodermen, 3 Zoophyten und 4 Fischreste. 
Von den Conchylien sind nur 9 Arten als neu angesprochen worden, wäh- 
rend die übrigen 61 sich als übereinstimmend mit bereits hekannten ter- 
tiären Arten erwiesen haben und bis auf wenige entschieden dem Ober- 
Oligocän angehören. Gemeinschaftlich mit mittel-oligocänen Arten erkannte 
SPEYER 30 Conchylien; in das Miocän gehen 13 Arten über, die mit Aus- 
nahme des T'ritonium enode Beyr., welches dem norddeutschen Miocän an- 
gehört, im Wiener Becken vertreten sind. Endlich stimmen auch 10 Con- 
chylien mit pliocänen Arten überein, von denen sich wieder 7 Arten in der 
heutigen Schöpfung finden. 


Was die übrige Fauna betrifft, welche sich nur auf wenige Arten be- 


schränkt, so trägt sie ebensowohl einen ober-oligocänen Charakter. 
Bezüglich der letzteren lässt sich wohl die Identität des als Otodus ap- 
pendiculatus As. bestimmten Zahns mit dem für die Kreideformation charak- 
teristischen Haifischzahne noch bezweifeln, in Bezug auf die ersteren aber 
hat man noch einer näheren Begründung für die Verschmelzung des Pec- 
funculus crassus Paıu. (= P. polyodonta bei GoLpruss, Petr. II, p. 161, 
Taf. 126, f. 6, 7) mit P. obovatus Lau. entgegenzusehen. Eine grössere 
Anzahl ausgezeichneter Exemplare des P. crassus von Klein Spouwen, welche 
uns vorliegen, scheinen dieser Vereinigung entgegenzutreten. Übrigens ist 
eine Monographie über tertiäre Pectunculus-Arten ein wahres Bedürfniss. 


F. L. Corner et A. Briart: Notice sur lextension du calcaire 
grossier de Mons dans la vallde de la Haine. (Bull. de l’Ae. 
r. de Beigique, 2. ser., t. XXI, No. 12, 1866.) Mit Bericht hierüber. von 
Dswaıgue. 225., 1 Taf. — Mit Hülfe einer grösseren Anzahl von älteren und 
neu angelegten artesischen Brunnen wird hier die Ausbreitung des von Corner 
und Brıarr in den Umgebungen von Mons unter eigenthümlichen Lagerungs- 
Verhältnissen aufgefundenen Grobkalkes (Jb. 1866 , 477) weiter verfolgt. 
Man findet denselben hier unmittelbar auf der oberen weissen Kreide und 
zum Theil auf der Maestrichter Tuffkreide auflagern, während er von dem 
glaukonitischen Sande des Systeme landenien überdeckt ist. Die darin nach- 
gewiesene Fauna ist zum grösseren Theile identisch oder sehr verwandt mit 
jener in dem Pariser Grobkalke, als dessen Äquivalent man bisher das weit 
jüngere Systeme brusellien in Belgien betrachtet hat. 


510 


C. W. Gönser: über neue Fundstellen von Gosauschichten 
und Vilser-Kalk bei Reichenhall. (Sitzungsb. d. k. Acad. d. Wiss. 
in München, 1866. 11.) München,-7866. 8%. S. 158-192.) — Die ersten 
Mittheilungen über die am Glanegger Schlossberge, am nördlichen Fusse des 
Untersberges, durch Herrn Dr. O. Schneider entdeckten Versteinerungen 
der Kreideformation wurden von demselben in einem Briefe desselben (vom 
16. Juni 1865) an H. B. Geinıtz gegeben, welcher theilweise in den Sitzungs- 
berichten der Gesellschaft Isis zu Dresden (1865, S. 45) abgedruckt wor- 
den ist. Dr. Gümseı veröffentlicht in dieser Abhandlung ein Verzeichniss 
der ihm von Dr. Scuneider zur Untersuchung überlassenen Versteinerungen, 
woraus sich ergibt, dass diese Schichten des Glanegger (oder Glanecker) 
Schlossberges der Gosauformation entsprechen und sich eng an den Unters- 
berger Rudistenkalk anschliessen. Da Dr. Schneider, welcher sich gegenwärtig 
wieder in Dresden aufhält, in neuester Zeit selbst mit einer Arbeit über 
diese Gegenstände beschäftiget ist, soll zunächst nur erwähnt werden, dass 
wir unter den von ihm bei Glanegg gesammelten Inaceramen nachfolgende, 
Arten unterscheiden können: Inoceramus Lamarcki Pırx., J. Cripsi Manr. 
Var. decipiens Zımm., .J. annulatus GoLDr., J. labiatus Scar. (= J. myti- 
loides Sow. & Manr.), J. latus Mant. und J. striatus Mant. — 

Nach Günger gehört dieser Punct zugleich dem am weitesten nach West 
gerückien Fundpuncte ächter Gosaubildungen an, welche jenseits des Staufen- 
Rauschenberges in dem Traungebiete durch eine andere Schichtenreihe er- 
setzt werden. — 

Bezüglich des Vilser-Kalkes wird der Nachweis geführt, dass es 
gelungen ist, diese Bildung an dem Nordgehänge des hohen Staufen mit 
voller Sicherheit festzustellen. Es ist der Vilser-Kalk vom Schlosse Stau- 
feneck bei Reichenhall nahezu so Individuen- und Arten-reich, wie das 
Gestein von Vils selbst. 


Eurengers: Ein Beitrag und Versuche zur weiteren Kennt- 
niss der Wachsthumsbedingungen der organischen, kieselerde- 
haltigen Gebilde. «(Monatsb. d. K. Ac. d. Wiss. zu Berlin, 1866. 10. Dec. 
S. 810—837.) — Dass die kieselschaligen kleinen Lebensformen, welche von 
EHRENBERG mit dem wissenschaftlich festzuhaltenden ersten Namen der Ba- 
cillarien vielfach verzeichnet sind, die aber von Anderen mit dem Namen 
der Diatomeen oder als einfache Pflanzenzellen betrachtet und oft wieder 
anders (Phytozoidien, Rhizopoden, Protisten) benannt worden sind, 
nicht nur in heissen, kieselsäurereichen Gewässern, sondern auch in Flüssen, 
Teichen und sumpfigen Boden sich zu grossen Massen entwickeln, ja selbst 
bis zur Höhe von mächtigen Gebirgslagern von 40 bis 500 Fuss Mächtigkeit 
anhäufen, hat der Verfasser seit 7830 vielfach vorgetragen und erwiesen. 
Hier wird die wichtige Frage untersucht: Woher bekommen so zahllose, 
übereinstimmende, organische Lebensformen, die ihren Ort verhältnissmässig 
so wenig verändern können, die ungeheuerlichen Massen von Kieselerde 


511 


die zu ihrer immerwährenden Vermehrung bis zu solcher Ausdehnung er- 
forderlich sind ? 

Wiewohl man in dieser Beziehung nur an eine, wenn auch noch so ge- 
ringe * Lösung der amorphen Kieselsäure in diesen Gewässern denken kann, 
in keinem Falle aber an eine Aufnahme vou Kieselerde aus der Luft durch 
die Spahöffnungen der Pflanze, so fehlen doch noch speciellere physiolo- 
gische Untersuchungen über die Bedingungen der Zunahme des Kieselerde- 
gehaltes in Pflanzen und Thieren. 

EnuRenBeRG empfiehlt zunächst hierzu junge Equiseten, Gräser, Spongillen 
und Spongien, welche nicht an einen schlammigen Boden gebunden sind, 
sondern im Wasser selbst fortwachsen können, und gibt Andeutungen über 
das hierbei einzuschlagende Verfahren. 

Zur klaren Ansicht der bezweckten Forschungen gibt er noch folgende 
Bemerkungen über den bedeutenden Unterschied der kieselhaltigen Pfan- 
zenzellen und der kieselhaltigen Bacillarien-Formen zu weiterer Er- 
wägung: die Kieselerde-absondernden Pflanzenzellen zeigen oft deutlich von 
Aussen nach Innen fortschreitende, an Dicke zunehmende , ungegliederte 
Kiesel-Auskleidungen der Zellen, welche mit deren Erfüllungen enden und 
somit die Körper darstellen, welche als Phytolitharien (Lithostylidien 
u. s. w.) von E. zuerst 1841 bezeichnet wurden, und welche als wesent- 
liche Bestandtheile ganzer Gebirgsschichten neuerlich zur Anschauung ge- 
kommen sind. Ganz anders verhalten sich die Bacillarien-Kieselscha- 
len. Noch niemals ist eine Bacillarien-Form gefunden, deren Kieselschale 
mit zunehmendem Alter durch Endosmose immer dicker geworden wäre und 
endlich die innere Höhlung ausgefüllt hätte. Ausserdem sind die Bacillarien- 
Schalen auch niemals einfache Kieselausbreitungen, sondern stets mehrfach 
gegliedert, so dass diese Gliederung bald als klaffende Schale, bald als ein 
in mehrfache Theile zerfallendes Kästchen erscheint, das einen vielfach ge- 
gliederten weichen Körper in sich einschliesst. 


+ 


ALBERTO CAv, Parotını, geb. in Bassano im August 1788, ist am 15. Jan. 
1867 verschieden. Ihm verdaukt Bassano die Gründung des dortigen bota- 
nischen Gartens, wie er auch dem naturhistorischen Museum seiner Vater- 
stadt seine ausgedehnten botanischen, conchyliologischen , geologischen und 
mineralogischen Sammlungen, sowie die in seinen Besitz gelangten hinter- 
lassenen Sammlungen Broccnr’s widmete. (Verh.d.k.k. geol. R.-A. 1867, 25.) 

Mit grossem Bedauern vernehmen wir ferner, dass auch Avorra v. Morror 
seine rastlose irdische Thätigkeit vor kurzem in Bern beschliessen musste. 
(S. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1867, 70.) 


* Der Kieselgehalt des kalten Quellwassers beträgt nach E. selten nur Y/,o Procent 
des Rückstandes vom abgedampften Wasser. 


512 


Franz Victor Sternan, Kaiserl, Hoheit, Erzherzog von Österreich, K. K. 
Feldmarschall-Lieutenant und Inhaber eines K. K. österreichischen Infanterie- 
Regiments, Botaniker und Geolog, starb auf Schloss Schaumburg im Herzog- 
thum Nassau am 19. Febr. 71667. (Leopoldina, Hfi. V1, N. 1, S. 4.) 

Professor E. A. Rossmässzer ist den 8 April 1867 nach langen Leiden 
in Leipzig entschlafen. Ein ausgezeichneter Fachmann im Gebiete der Süss- 
wasser-Conchylien hat er sowohl als Lehrer an der Academie zu "Tharand 
als namentlich auch durch seine populären naturwissenschaftlichen Schriften, 
welche in dieser Beziehung als Muster gelten können, den Naturwissenschaften 
zahllose Freunde zugeführt. 


Relief-Modelle interessanter Gebirge mit geognostischer 
Illumination 


empfielt: Tuomas Dickert, Conservator des naturhistorischen Museums der 
Rheinischen Universität zu Bonn. Ä : 

Bei Gelegenheit der Ankündigung seiner neuesten Arbeit „geologisches 
Relief des Atna“ theilt Ta. Diczerr das Verzeichniss der von ihm bisher ge- 
fertigten und von ihm zu beziehenden Relief-Modelle mit; es sind folgende: 
1) Vesuv und Monte Somma und ihre Umgebung. 2) Insel Palma. 3) Insel 
Teneriffa mit dem Vulcan Pico de Teyde. 4) Die Insel Lanzarote mit ihren 
Vulcanen. 5) Das Siebengebirge. 6) Der Laacher See und seine Umgebung. 
7) Die Gegend des Mosenberges und des Meerfelder Maars bei Manderscheid 
in der Eifel. 8) Das Maar von Uelmen in der Eifel mit seiner Umgebung. 
9) Die vulcanische Gegend von Bad Beririch an der Mosel. 10) Die Ge- 
gend des Zobtenbergs in Schlesien. 11) Die Galmei-Lagerstätte vom Alten- 
berg bei Aachen. 12) Darstellung der geognostischen und bergmännischen 
Verhältnisse des Steinkohlen-Gebirges des Bergwerkes zu Wellesweiler bei 
Saarbrücken. — Das Nähere über Grösse, Preis der Modelle u. s. w. ist aus 
dem von Dickert ausgegebenen Prospectus ersichtlich. 


Über die Diorite und Granite des Kyffhäuser Gebirges 


von 


Herrn Professor A. Streng. 


Wenn man den Südrand des Harzgebirges von Seesen aus bis 
nach dem Mansfeld’schen verfolgt, so bemerkt man, dass der- 
selbe in Form eines flachen Bogens zuerst einen südlichen Ver- 
lauf hat, sehr bald aber immer mehr nach Osten sich wendet, 
bis er in der Gegend von Sangerhausen eine rein östliche Rich- 
tung angenommen hat. Charakteristisch für diesen Südrand ist 
der unmittelbar vor ihm herziehende Gypswall der Zechsteinfor- 
malion und das zwischen jenem und diesem liegende Längenthal, 
welches alle dem Gebirge entströinenden Bäche aufnimmt und 
sie durch einzelne in dem Gypswall eingerissene Spalten in das 
zwischen dem Harze und dem Thüringer Walde befindliche Hü- 
gelland entlässt. Zunächst werden sie hier aufgenommen von 
einem zweiten, dem Südrande des Gebirges parallelen Längen- 
tbale, das aber zu dem vorher genannten einen völligen Gegen- 
satz bilde. Während dieses oft ziemlich enge ist und einer- 
seits von dem mehr oder weniger steilen Harzrand, andererseits 
von den schroff abfallenden Gypswänden eingeschlossen ist, wird 
jenes äussere Parallelthal, dessen Sohle meist eine breite Fläche 
bildet, im Norden von dem sanft geneigten Südabhange des Gyps- 
walles, andererseits im Süden durch eine Hügelkette begrenzt, 
die oft eine so geringe Erhebung hat, dass sie kaum bemerkbar 
über die Umgebung hervorragt. Diess ist besonders in dem mitt- 
leren Theile, da wo die Thalsohle selbst ihre grösste Höhe er- 


reicht hat, der Fall. Das so eingeschlossene Thal senkt sich 
Jahrbuch 1867. 33 


- 51% 


nämlich von seinem mittleren Theile aus nach beiden Seiten hin, 
nach Westnordwest das Thal der Ruhme, nach Ostsüdost das Thal 
der Helme bildend. 

Sehr verschieden sind in dem Helmethal die Höhenlinien der 
beiden Gehänge. Während das nördliche nur geringen Schwan- 
kungen unterworfen ist, erhebt sich die Höhenlinie des südlichen 
in seinem ostsüdöstlichen Verlaufe allmählig immer mehr, bis sie 
schliesslich ganz bedeutende Höhen erreicht, die das Kyffhäuser 
Gebirge oder die Pfingstberge bilden und die um so auf- 
fallender hervortreten, als sie mit einem immer steileren und 
schrofferen Abfalle aus der breiten Sohle des Helmethals, wel- 
ches hier den Namen der goldnen Aue führt, .sich erheben. 

Weiter nach Osten hin fällt dieser Höhenzug ziemlich rasch 
wieder ab und verschwindet vollständig, indem das Helmethal 
mit einem fast rechten Winkel sich nach Süden wendet und sich 
bei Artern mit der Unstrut und dem Thale der Frankenhäuser 
Wipper vereinigt. Dieses letziere bildet, wie das Helmethal im 
Norden und Osten, die Grenze des Gebirges im Westen und 
Süden. Es zieht sich nämlich von dem westlichsten Theile des 
Kyffhäuser Gebirges zunächst in südlicher, später in südöstlicher 
Richtung um das Gebirge herum und vereinigt sich bei Artern 
mit dem Helmethal. Den von beiden Thälern eingeschlossenen 
Raum erfüllt zum, grössten Theil das Kyffhäuser Gebirge, welches 
also, wenn man es als die östliche Fortsetzung des vor dem süd- 
lichen Harzrande herlaufenden Hügelzuges betrachtet, von dem 
Puncte an bedeutend an Breite zunimmt, an dem es zu grösserer 
Höhe anzusteigen beginnt. Dieser Punct liegt gerade südlich 
von der Stelle, an welcher das linke Gehänge des Helmethals 
durchbrochen wird von der breiten Fläche des aus dem Harze 
hervorkominenden Thyrathals. Er wird genauer bestimmt durch 
einen 820 preussische Decimalfuss sich erhebenden Hügel, die 
Stöckey, an dessen nördlichem Fusse das Vorwerk Naumburg 
liegt. Hier ist der Rücken, der das Helmethal im Süden begrenzt, 
noch sehr schmal. Indem er sich aber von hier aus nach Osten 
hin in raschem Ansteigen erhöht, springt er zugleich nach Nor- 
den und ganz besonders nach Süden hin vor, das Kyffhäuser Ge- 
birge bildend.. Gerade südlich von Kelbra hat der Hauptgebirgs- 
rücken eine Höhe von 1100 Decimalfuss und eine schon ganz 


515 


ansehnliche Breite angenommen. Mit dem Kulpenberge erreicht 
er beinahe seine grösste Höhe (1220 Decimalfuss) und zugleich 
hat auch hier das Gebirge seine grösste Breite erlangt. 

Nähert man sich, von dem Harze durch das Thyrathal herab- 
kommend, der goldenen Aue, so erblickt man gerade da, wo die 
Thyra, die Gypsberge durchbrechend, in diesen eine breite Lücke 
hervorbringt, im Hintergrunde, gleichsam diese Lücke ausfüllend, 
das majestätisch sich erhebende, dicht bewaldete, schroff abfal- 
lende Kyffhäuser Gebirge, gleich einer hohen Mauer die weite 
Ebene der goldenen Aue nach Süden hin begrenzend, 

Die Länge dieses Gebirges, in der Richtung von WNW, 
nach OSO., beträgt wenig mehr als Eine preussische Meile, seine 
grösste Breite etwas über °/s Meilen. 

Sein Nordrand, d. h. die eigentliche Fortsetzung des Höhen- 
rückens, welcher das rechte Ufer des Helmethales. bildel, ist auch 
der höchste Theil des Gebirges, es hat hier eine mittlere Höhe 
von 1200‘. Von dieser nördlichen Höhenlinie aus fälll es nach 
Norden hin ungemein steil in das Helmethal ab, während es nach 
Süden hin, eine Hochebene bildend, sich langsam bis auf ein Ni- 
veau von 800 bis 1000' senkt und erst am Südrande selbst 
steiler in das Thal der Frankenhäuser Wipper abstürzt, Nach 
Osten und nach Westen hin verläuft es mit sanfteren Gehängen 
in die es begrenzenden Thäler. Da das Helmethal, ein zwischen 
400 und 450° schwankendes Niveau besitzt, so erhebt sich aus 
ihm das Kyffhäuser Gebirge in jähem Aufsteigen 750—800° hoch. 
Im Süden dagegen, wo das Thal der Frankenhäuser Wipper ein 
Niveau von 350—400° Höhe einnimmt, beträgt die relative Er- 
hebung des Gebirges nur etwa 400 bis 500. 

Der nördliche Höhenrücken steht nicht in seiner ganzen Er- 
sireckung mit dem übrigen Theile des Gebirges in Verbindung, 
er ist vielmehr davon getrennt durch 2 tiefer eingeschnittene 
Thäler, von denen das Eine, das »lange Thal«, nach Osten, das 
andere nach Westsüdwest gerichtet ist,. und hängt nur durch 
ein schmales Joch mit dem Plateau des Gebirges zusammen. 
Da aber von diesem Puncte noch 2 Bergrücken, der Dannenberg 
und der Rücken der Rothenburg, nach Nordwest sich abzweigen, 
so bildet er eine Art Knotenpunct des Gebirges, der denn auch, 
wie diess so oft der Fall ist, eine der grössten Erhebungen des- 

33 * 


ET N NE N ER 


516 


selben darstellt. Dieser Knotenpunkt, der Kulpenberg, erhebt 
sich 1220‘ über das Meer. Von hier aus senkt sich die Höhen- 
linie des nördlichen, einen schmalen Rücken bildenden Gebirgsrandes 
nach Osten hin sehr allmählich, erhebt sich aber plötzlich wieder 
zu der grössten Höhe (1233 Dec.-Fuss), die das Gebirge er- 
reicht, den eigentlichen Kyffhäuser Berg bildend, der also den 
östlichen Theil des Rückens weit überragt und auf seiner höch- 
sten Spitze den weithin sichtbaren Thurm der alten Kaiserburg 
trägt, deren Ruinen den ganzen Kamm des Berges einnehmen, 
Von hier aus senkt sich nun die Höhenlinie sehr rasch und er- 
reicht unweit Tilleda die Thalebene. Es endigt also der nörd- 
liche Gebirgsrücken mit dem höchsten Berge des ganzen Ge- 
birges, der dadurch, dass er am weitesten nach Osten vorspringt, 
ganz besonders auffallend hervortritt. 

Von dem Haupigebirgsrücken zweigen sich nach Norden hin 
eine Reihe von Vorsprüngen ab, die im Osten sehr kurz, nach 
Westen hin immer länger werden und alle mit steilen Abstürzen 
endigen. 

Durch diese allmähliche Verlängerung der Vorsprünge wird 
es bewirkt, dass, während der Haupikamm eine rein ostwest- 
liche Richtung hat, das nördliche Ende der Gebirge nach West- 
nordwest gerichtet ist und in der Nähe von Kelbra nach Norden 
hin vorspringt. Eine nothwendige Folge dieser Erscheinung ist 
es, dass im Osten gar keine wirklichen, nach Norden gerichteten 
Thäler vorkommen, dass aber die Einrisse zwischen den Vor- 
sprüngen nach Westen hin immer länger werden, so dass sie 
dadurch auf den Namen Thäler Anspruch haben. 

Die ersten thalartigen Einbuchtungen westlich vom Kyffhäuser 
heissen die Kahnthäler, dann folgt weiter nach Westen das 
Steinthal, dann das Bernthal, dessen westliches Gehänge den 
Vorsprung der Rothenburg bildet, dann das Dannenbergthal, 
zwischen diesem Vorsprung und dem Dannenberg, und endlich 
das leizte Thal am südwestlichen Abhange des ebengenannten 
Berges. Da der Rücken aller dieser Vorsprünge nur wenig nie- 
driger liegt als der Hauptkamm des Gebirges (die Höhe der 
Rothenburg ist z. B. = 967 Dec.-F.) und da sie alle nach Nor- 
den hin ebenso schroffe Abstürze zeigen, wie dieser, so heben 
sie sich, wenn man das Gebirge von Norden aus betrachtet, fast 


517 


gar nicht von .dem Hintergrunde, dem Hauptgebirgsrücken, ab 
und sind desshalb schwer zu erkennen; das ganze Gebirge er- 


scheint daher von hier aus wie ein compacter einfacher Ge- 


birgswall. 

Eine besondere Erwähnung verdienen die kurzen Vorsprünge, 
die sich unmittelbar an den nördlichen, überaus steilen Abhang 
des Kyffhäuser Berges anlehnen und Bärenköpfe genannt wer- 


den. Sie ziehen sich mit steiler Böschung als kahle, schwarz 


gefärbte Hügel aus der Thalebene am Kyffhäuser Berge bis etwa 
zu Y, seiner Höhe, es enisteht dann eine ganz schmale Terrasse, 


‚auf der sich der eigentliche Kyffhäuser Berg mit demselben Bö- 


schungswinkel erhebt. Da dieser obere Theil des Berges dicht 
bewaldet ist, so bildet er einen eigenthümlichen Gegensatz zu 
den an seinem Fusse vorspringenden, kahlen, düsteren Bären- 
köpfen, ein Gegensatz, der auch in geognostischer Beziehung 
hervoriritt, da nur diese Vorsprünge aus Granit bestehen, auf 
welchen sich die steil abgebrochenen, nach Süden einfallenden 
Schichten des Rothliegenden auflagern, aus denen der übrige 
Theil des Berges besteht. 

Von ganz besonderem Interesse sind die geognostischen 
Verhältnisse des Kyffhäuser Gebirges. Da dieselben von GiRARrD 
im Jahre 1847 * auf das Vortrefflichste geschildert worden sind, 
so sollen hier nur die für die ee Arbeit hichihasten 
Puncte erwähnt werden. 

Die das Grauwackengebirge des Harzes im Süden überlagern- 
den Schichten der productiven Kohlenformation, des Rothliegenden, 
des Weissliegenden, des Kupferschiefers und des Zechsteins mit sei- 
nen verschiedenen Unterabtheilungen ziehen sich mit flachem süd- 
lichem Einfallen in grosser Regelmässigkeit fast um den ganzen 
Südrand jenes Gebirges herum. Dabei bilden die Schichten des 
dem eigentlichen Zechstein angehörenden Gypses mit dem ihm 
aufgelagerten Stinkkalk den so charakteristischen Wall vor dem 
Gebirge, indem ihr steil abgerissener Ausstrich dem Gebirge zu- 
gewendet ist, die Schichten selbst aber conform den übrigen 


* Neues Jahrb. 1847, p. 687. Über den Bau des Kyffhäuser Gebirges. 
Einige kurze Mittheilungen hat neuerdings Beyrıca in der Sitzung d. deutsch. 
geolog. Gesellschaft am 1. März 1865 über die krystallinischen Gesteine 
des Kyffhäuser Gebirges gemacht. 


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518 


Schichten des Zechsteingebirges nach Süden flach einfallen, so 
dass nur das nördliche Gehänge des Gypswalles steile Abstürze 
besitzt. das südliche aber mit flacher Böschung in das Helmethal 
verläuft. Hier lagert sich nun der bunte Sandstein, ebenfalls 
mit sehr flachem Fallen oder in horizontaler Richtung auf das 
Zechsteingebirge auf und erfüllt das ganze Helmethal. 

Geht man von Neudorf im östlichen Harze über Questen- 
berg und Bennungen nach Sittendorf, so durchschneidet man fast 
rechtwinklig gegen das Streichen die Schichten der Zechstein- 
formation und des bunten Sandsteins, deren Lagerungs-Verhält- 
nisse an mehreren Puncten aufgeschlossen sind. Geht man nun 
von Sittendorf in südlicher Richtung weiter, so trifft man auf 
die quer vorliegende Mauer des Kyffhäuser Gebirges und unter- 
sucht man diess genauer, so findet man, dass es vorzugsweise 
aus mächtigen Schichten des durch das Vorkommen grosser ver- 
kieselter Bäume so ausgezeichneten Rothliegenden besteht, deren 
Köpfe den steilen Nordabhang bilden, während ihre Fläche ein 
sehr sanftes Einfallen nach Süden zeigt. Die ostwestliche Län- 
genausdehnung des nördlichen Hauptzuges bildet also zugleich 
im Allgemeinen die Streichlinie der Schichten. 

Aber nicht der gesammte nördliche Abhang wird aus Roth- 
liegendem gebildet; der untere Theil besteht grossentheils aus 
krystallinischen Gesteinen, Dioriten und Graniten, welche hier die 
Schichten des Rothliegenden unterteufen. Die beiden Profile 
Fig. 1 und 2 geben ein ungefähres Bild der Lagerungs-Verhält- 
nisse am Kyffhäuser und der Rothenburg, 

Es ragen also aus dem die Sohle des Helmethales bildenden 
bunten Sandsteine zunächst’ die krystallinischen Gesteine einige 
100° hoch hervor und auf ihnen sind die Schichten des Rothlie- 
genden aufgelagert. Nach Süden zu sind diese dann wieder be- 
deckt vom Kupferschiefer, dem Zechsteine und dem Gypse, der 
am Südrande des Kyffhäuser Gebirges in ähnlicher Weise ge- 
funden wird, wie am Südrande des Harzes. Es wiederholt sich 
also hier ganz und gar die Lagerungsfolge , die dort so häufig 
zu beobachten ist. 

Man hat das Kyffhäuser Gebirge wohl verglichen mit dem 
ganzen Harze, weil in beiden der Nordrand steil, der Südrand 
flacher ist und weil beide als Massengebirge auftreten. In dieser 


au a. Bunter Sandstein. 
b. Rothliegendes. 
SI > c. Granit. 


Ei er SS d. Bärenköpfe. 
BE NE - 


e. Kyffhäuser. 


++ 
+ a 
ee 
aha 
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4+tr+4 u ec 
ie Sie Da $s 
a. Bunter Sandstein. d. Diorit. 
b. Rothliegendes. e. Rothenburg. 
c. Dioritgneiss. f. Kulpenberg. 


Nordsüdlicher Querschnitt durch den nördlichen Höhenzug des Kyffhäuser 


Gebirges. Fig. 1 am Kyffhäuser Berge, Fig. 2 an der Rothenburg. 


A. Granitgänge. 
B. Dioritgneiss. 


. 520 


Beziehung mag der Vergleich richtig sein; in geognostischer Be- 
ziehung gleicht aber das Kyffhäuser Gebirge vielmehr einem ein- 
zelnen vom Südrande des Harzes losgelösten Gliede; denn auch 
dort bilden sehr häufig die Aussiriche des Rothliegenden und 
des Zechsteins nach Norden hin steile Abstürze, während die 
Schichtflächen flach nach Süden einfallen. Der Unterschied liegt nur 
darin, dass, während hier die Zechsteinformation durch die Grau- 
wackeschichten unterteuft wird, dort krystallinische Gesteine ihre 
Unterlage bilden. 

Aus dieser Darstellung ergibt sich, dass zu der Zeit, als 
- nach der ersten Erhebung der Harzinsel das Rothliegende sich 
ablagerte, der Meeresboden in der Gegend der goldenen Aue 
an der Stelle, wo sich jetzt das Kyffhäuser Gebirge erhebt, aus 
Granit und Diorit bestanden hat und dass auf ihm sich das Roth- 
liegende und alle Glieder der Zechsteinformation abgelagert haben. _ 
Noch bevor die Auflagerung der Schichten des bunten Sandsteins 
begann, ja vielleicht schon während der Ablagerung des Zech- 
steins trat eine allmähliche Hebung des ganzen Kyffhäuser Ge- 
birges ein, indem die Unterlage, die krystallinischen Gesteine, . 
mit sammt den auf ihnen ruhenden Schichten des Rothliegenden 
und des Zechsteins über den Meeresboden emporgehoben wur- 
den, so dass eine allmählich das ganze Kyffhäuser Gebirge um- 
fassende Insel entstand. In dem sie umgebenden Meere setzten 
sich nun die Schichten des bunten Sandsteins ab, bis durch wei- 
tere Hebungen oder durch das Zurücktreten des Meeres auch 
der übrige Theil des Meeresbodens freigelegt wurde. 

Die Hebung, durch welche der Kyffhäuser inselartig über 
das Meer gehoben wurde, mag dieselbe gewesen sein, durch 
welche die Formation des Rotkliegenden von Mansfeld und von 
Ifeld mit sammt den eingelagerten Platten der krystallinischen 
Gesteine, des Melaphyr und Porphyrit über das Niveau des da- 
maligen Meeres emporgetrieben, durch die überhaupt der ganze 
Südrand des Harzes, ja wahrscheinlich das ganze Harzgebirge 
zum zweiten Male gehoben wurde. 

Die ältere geologische Schule hat nun aus dem Auftreten 
der krystallinischen Gesteine am nördlichen Fusse des Kyffhäuser 
Gebirges den Schluss gezogen, dass diese Gesteine es gewesen 
seien, welche mit ihrem Hervorbrechen die Hebung des Roth- 


521 E 


liegenden bewirkt hätten. Allerdings sind diese Gesteine als die 
Unterlage der Zechsteinschichten die mittelbare Ursache der He- 
bung gewesen; die unmittelbare Ursache muss aber tiefer ge- 
sucht werden. Von welcher Art dieselbe gewesen ist, das ist 
uns bei dem heutigen Stande der Wissenschaft noch ein Räthsel. 
Man wird hier nur sagen können, dass alle gleichartigen Er- 
scheinungen in der Nachbarschaft wahrscheinlich einer gleichen, 
ja derselben Ursache zugeschrieben werden dürfen und somit 
glaube ich zu der Annahme berechtigt zu sein, dass dieselbe 
unbekannte Kraft, welche das ganze Harzgebirge oder vielleicht 
nur dessen Südrand vor der Ablagerung des bunten Sandsteins 
gehoben hat, auch die Hebung des Kyffhäuser Gebirges be- 
wirkt hat. 

Wollte man das Empordringen feuerflüssiger Granite oder 
Diorite als die Ursache der Hebung annehmen, dann wäre, ab- 
gesehen von anderen oft wiederholten Bedenken, nicht einzusehen, 
warum diese Massen nicht nach dem Helmethal hin abgeschlossen 
sein sollten. Man müsste dann aber auch noch eine besondere 
Ursache für die ganz gleichartige Hebung am Südrande des gan- 
zen Harzgebirges ausfindig machen und nirgends kommt dort ein 
massiges Gestein von der Ausdehnung vor, dass man sein Her- 
vortreten als die hebende Ursache ansehen könnte. 

Leider ist die unmittelbare Auflagerung des Rothliegenden 
auf die krystallinischen Gesteine, soviel mir bekannt, nirgends 
aufgeschlossen; es hat desshalb auch die Frage noch nicht be- 
antwortet werden können, ob Apophysen der Letzteren in Er- 
sterem vorhanden sind oder nicht. 

Ich glaube desshalb, mich möglichst auf dem Boden der 
Thatsachen zu bewegen, wenn ich annehme, dass Granit und 
Dioril nicht hebende, sondern ebenso, wie Rothliegendes und 
Zechstein, gehobene dostoine gewesen sind. 

Nach der eben entwickelten Auffassung fällt also die Zeit 
des Auftretens und der Ablagerung der krystallinischen Gesteine 
des Kyffhäuser Gebirges zwischen die Ablagerung der Grau- 
wackeschichten und die Bildung des Rothliegenden; sie sind 
jünger als jene und älter als dieses. 

Die im Kyffhäuser Gebirge vorkommenden. krystallinischen 
Gesteine sind von zweifacher Art. Einmal sind es massig auf- 


522 


tretende Granite, dann aber sind es Hornblendegesteine, die in 
Glimmer-führende, gneissartige Gesteine von sehr wechselnder 
Zusammensetzung übergehen und von Orthoklas-Gesteinen gang- 
artig durchsetzt werden. 

Der massig auftretende Granit kommt nur am Nordabhange 
des Kyffhäuser Berges vor, wo er den Vorsprung der Bären- 
köpfe bildet. Seine obere Grenze bildet einen flachen Bogen, 
der nach Westen und nach Osten sich allmählich unter die Thal- 
sohle senkt, so dass nach beiden Richtungen der Granit sich 
auskeilt. An der Stelle des Granits erscheinen nun etwas weiter 
nach Westen am Fusse des Gebirges die Hornblendeglimmer- 
Gesteine, deren obere Grenze allmählich, am Gebirgsabfalle an- 
steigend, fast ?/3 der Höhe desselben erreicht und von dem Vor- 
sprunge der Rothenburg an sich rasch wieder senkt, so dass 
letzterer noch fast ganz aus diesen Gesteinen besteht, der Dan- 
nenberg ihm aber nicht mehr angehört. Hier zieht sich also die 
Grenze am westlichen Hange des Rothenburg-Vorsprunges herab, 
trifft kurz vor dem Ausgange des Dannenbergthals die Thalsohle, 
greift hier nur sehr wenig auf das linke Thalgehänge, also den 
äussersten nördlichen Fuss des Dannenberges über und ver- 
schwindet dann unter dem Rothliegenden, welches sich hier eben 
so wie zwischen der grösseren Granitpartie und den Hornblende- 
und Glimmer-Gesteinen bis zur Thalsohle herabzieht. In welcher 
Beziehung es hier zum bunten Sandsteine steht, lässt sich nicht 
erkennen, da die Grenze mit Schutthalden bedeckt ist. 

Ein zweites isolirtes Vorkommen der Hornblende-Glimmer- 
Gesteine findet sich fast östlich vom Kyffhäuser am rechten Ab- 
hange des hinter diesem Berge herabkommenden Langenthals 
und zwar da, wo es eben das Gebirge verlässt. Auch hier ist 
das Gestein von Rothliegendem überdeckt, doch isi diess Vor- 
kommen ein sehr untergeordnetes. Auf der von GIRARD seiner 
Abhandlung beigegebenen Karte sind die oben erwähnten Vor- 
kommnisse aufgezeichnet; auf der soeben erschienenen zweiten 
Auflage von Prenvicer’s Karte vom Harzgebirge sind dieselben 
nach meinen Angaben ebenfalls aufgetragen. 

Die Hornblende-Glimmer-Gesteine zerfallen nun wieder nach 
ihrer Structur und Lagerung in 2 Hauptabtheilungen, von denen 
die Eine nur massig auftritt und einen Diorit darstellt, die an- 


923 


dere aber fast durchgängig plane oder lineare Parallelstructur 
besitzt und als Dioritgneiss bezeichnet werden soll. Der 
Diorit bildet anscheinend, ähnlich wie der Granit, eine halbkugel- 
förmige, compacte Masse, die sich an dem nach Norden gerich- 
teten Vorsprunge der Rothenburg erhebt und von dem Diorit- 
gneiss in Form einer gewölbten Decke allseitig überlagert wird. 
Der Dioritgneiss, seinerseits wieder bedeckt von den Schichten 
des Rothliegenden, trennt also diese von dem ihn unterteufenden 
Massendiorit (Fig. 2). Der letztere ist daher äusserlich beschränkt 
auf den Nordabsturz des Vorsprungs der Rothenburg, wogegen 
der Dioritgneiss sich von dem nordöstlichsten Fusse des Dannen- 
berges über die Höhe des Rothenburg-Vorsprungs nach Osten 
hin fortsetzt bis zu den Kahnthälern. Die Richtung der Schichten 
und das Streichen des) Dioritgneisses steht übrigensi in keiner Be- 
ziehung weder zu der Oberfläche der halbkugelförmigen Dioritmasse, 
noch zu dem Streichen und Fallen der Schichten des Rothliegen- 
den. Während diese letzteren bei einem allmählich von hora 6 
bis h. 10 wechselnden Streichen ein flaches südliches Einfallen 
haben, zeigen die Gneissschichten zwar häufig auch ein Streichen 
von h. 6—7, sie stehen aber entweder senkrecht, oder fallen 
sehr steil nach N. ein. 

Sehr häufig werden die Granitgneisse von granitähnlichen 
Gängen durchsetzt, deren Mächtigkeit von einigen Linien bis zu 
mehreren Fussen schwankt. Diejenigen Gänge, deren Richtung 
genauer ermittelt wurde, hatten meist ein Streichen von h. 6—7; 
es kommen aber auch Gänge mit anderem Streichen vor. So 
streichen die Gänge am untersten Ende des Bernthals, am rech- 
ten Abhange desselben in h. 6—7; einer davon, a, fällt sehr 
flach nach S. (Fig. 3), ein zweiter, b, hat dasselbe Streichen, fällt 
aber steil, etwa unter 60°, nach S.; ein dritter, c, von mehreren 
Fuss Mächtigkeit fällt wieder flach ein, ebenso ein sehr schmaler, 
d, der mit ihm parallel läuft. Der Gang b vereinigt sich mit a 
und ce. 

Diese Gänge setzen hier in einem Dioritgneiss auf, dessen 
Schichten zwar ein ähnliches Streichen haben, wie die Gänge; 
sie stehen aber fast senkrecht und setzen desshalb an diesen ab. 

In den hinter der Rothenburg gelegenen Steinbrüchen finden 
sich ebenfalls solche Gänge, die h. 7 streichen; es kommen aber 


524 


auch solche vor, die h. 12 streichen und flach nach Westen ein- 
fallen. Diese Gänge schaaren sich öfters; auch beobachtet man 
zuweilen, dass sie sich auskeilen. 

Die Granitgänge sind in ihrer mineralogischen Ausbildung 
so wesentlich verschieden von den massig auftretenden Graniten 
des Kyffhäuserberges, dass sie mit diesen nicht in Übereinstim- 
mung gebracht werden können. 

Eine weit grössere Ähnlichkeit in mineralogischer Beziehung 
haben sie mit gewissen lagerartig in den Hornblende-Glimmer- 
Gesteinen auftreienden Feldspath-Gesteinen. Da diese aber eine 
entschiedene Gneissstructur besitzen und in innigster Beziehung 
zu den Dioritgneissen stehen, so können die Gan$granite auch 
mit diesen Feldspath-Gesteinen nicht in Verbindung gesetzt werden. 

Im Folgenden sollen diese gangarlig auftretenden, granit- 
ähnlichen Gesteine als Ganggranite bezeichnet werden, im 
Gegensatze zu dem Massengranit am Fusse des Kyffhäuser 
Berges. 


Mineralogische und chemische Verhältnisse der krystallinischen 
Gesteine. 
1) Massengranit des Kyffhäuser Berges. 


Der am Fusse des Kyffhäuser Berges vorkommende massige 
Granit bildet ein mittel- bis grobkörniges Gemenge von Quarz, 
Orthoklas, Kalknatronfeldspath (2) und weissem Glinmmer. Das 
ganze Gestein. ist aber durchgängig so überaus verwittert und 
zersetzt, dass die Eigenthümlichkeiten der Gemengtheile kaum 
daran studirt werden konnten; an eine chemische Analyse war 
noch weniger zu denken; es lässt sich daher von diesem Ge- 
steine nur wenig berichten. 

Der Feldspath ist weiss oder braun. Da und dort sind ein- 
zelne Individuen in merkwürdiger Weise der Zersetzung ent- 
gangen, indem sie auf ihrer Hauptspaltfläche noch den vollen 
Glanz des Feldspaths aufweisen. Die meisten Individuen sind 
aber völlig glanzlos und ganz mit Eisenoxyd oder dessen Hydrat 
durchdrungen; die Härte ist dann oft kaum — 4 und erreicht 
selten 5. 

Ob hier neben Orthoklas, der jedenfalls die Hauptmasse des 


525 


Gesteins bildet, noch Kalknatronfeldspath vorhanden ist, lässt sich 
mit Sicherheit nicht angeben. Da und dort glaube ich Andeu- 
tungen von Streifung wahrgenommen zu haben; mit Gewissheit 
kann ich aber ihr Vorhandensein nicht annehmen. 


Der Quarz liegt in hellgrauen, unregelmässig begrenzten 
Körnern zwischen den Feldspathen. 

Der Glimmer findet sich in grosser Menge und zwar als 
schwarzer Glimmer, der durch die Verwitterung braunroth, ja 
sehr häufig weiss geworden ist. Er ist meist schwach glänzend, 
schimmernd oder ganz mait. Um ihn herum sind vorzugsweise 
die Feldspaihe braun gefärbt und man kann da deutlich sehen, 
dass aus ihm das Eisen ausgelaugt und in den Feldspath einge- 
führt worden ist. 


2) Ganggranit. 


Die Ganggranite haben in ihrer mineralogischen Ausbildung 
im Allgemeinen wenig Ahnlichkeit mit den gewöhnlichen Gra- 
niten. Vor Allem fehlt ihnen sehr häufig die granilische Structur, 
die scharfe Sonderung der einzelnen Gemengtheile. Sie sind 
oft sehr feinkörnig und haben dann ein völlig dichtes Ansehen; 
es kommen aber auch viele mittel- und grobkörnige Ganggranile 
vor. Meist fehlt in ihnen der Glimmer gänzlich und ist dann 
wohl auch durch kleine Granatkörnchen vertreten. Dadurch 
nähert sich das Gestein mitunter dem Granulit oder dem Peg- 
matit. Auch der Quarz tritt oft so zurück, dass das Gestein fast 
nur aus Feldspath besteht. 


Der Hauptgemengtheil der Ganggranite, gegen den alle an- 
deren weit zurückstehen, ist der Orthoklas. Dieser ist meist 
hellröthlich gefärbt, zeigt sich aber auch oft in demselben Stücke 
ganz weiss, ja ein und dasselbe Individuum kann an Einer Stelle 
röthlich, an einer anderen weiss erscheinen, ein deutliches Zei- 
chen, dass hier die Farbenverschiedenheit nicht von zwei ver- 
schiedenen Feldspatharten herrührt. Da diese Ganggranite meist 
sehr frisch sind, so ist auch der Orthoklas fast überall von leb- 
haftem Glasglanze auf den Hauptblätterdurchgängen und selbst 
die zweite Spaltfläche ist noch stark glänzend. In den fein- 
körnigen bis dichten Ganggesteinen bildet er feine Nadeln; 


526 


in den grobkörnigeren ist er auch in die dinge gezogen, hat 
aber unregelmässigere Umrisse. 

Neben dem Orthoklase findet sich nun zrireilen ein Kalk- 
natronfeldspath ein, der aber immer sehr gegen jenen zu- 
rücktritt. Er ist gewöhnlich weiss gefärbt, hat lebhaften Glas-. 
glanz auf dem Hauptblätterdurchgange und ist auf diesem stets 
mit der charakteristischen Streifung versehen. Die Individuen 
dieses Kalknatronfeldspaths kommen aber immer nur sehr ver- 
einzelt zwischen den Orthoklasen vor, ja sie fehlen meist gänzlich. 

Der dritte, aber auch oft fehlende Hauptgemengtheil ist 
Quarz. Nur selten erscheint derselbe hier in abgesonderten 
Körnern ausgeschieden, die für die Granite im Allgemeinen so 
charakteristisch sind, sondern meist sind es in die Länge ge- 
zogene, oft gangartig in gerader Richtung weithin fortsetzende, 
schmale Massen von hellgrauer Farbe. Da und dort scheint der 
Quarz nur die Zwischenräume zwischen geradlinig begrenzten 
Feldspathindividuen auszufüllen. 

Der Quarz hat hier meist einen unebenen bis muschligen 
Bruch, ist auf der Bruchfläche aber gewöhnlich nur schimmernd, 
selten tritt der Fettglanz mit voller Deutlichkeit hervor. 

Nach den Beobachtungen von GirArD ist der Quarz zuweilen 
auf die Saalbänder des Ganges beschränkt. Solche Gänge sollen 
am Fusse des Dannenberges vorkommen. . 

Selten tritt zu diesen Gemengtheilen noch ein schwarzer 
Glimmer in vereinzelten Blättchen oder dünnen Schuppen. Der 
lebhafte Glanz, der sonst dieses Mineral auszeichnet, fehlt hier 
gewöhnlich; statt dessen ist ein starker Glas- oder Perlmutter- 
glanz sichtbar. 

Da und dort ist der schwarze Glimmer gänzlich ersetzt durch 
weissen Glimmer mit lebhaftem Perlmutterglanz. 

Sehr selten und höchst vereinzelt finden sich kleine Kry- 
ställchen von Magneteisen, ein Infiltrationsproduct aus dem 
Nebengestein, endlich, ebenfalls selten, sehr kleine, braunrothe 
Körnchen von Granat. 


Chemische Zusammensetzung des Ganggranits. 


Es wurde ein mittel- bis grobkörniger Ganggranit, in dem 
die Hauptgemengtheile, Quarz, Orthoklas, Kalknatronfeldspath und 


527 


Glimmer deutlich erkennbar vorhanden waren und der in seinem 
Aussehen sich am meisten den gewöhnlichen Graniten näherte, 
der chemischen Analyse unterworfen. 


No. 1. Ganggranit aus dem Dioritgneiss der Steinbrüche hinter 
der Rothenburg. k 

Das Handstück war in der Mitte grobkörnig, an den Seiten 
mittel- bis kleinkörnig. 

Der Orthoklas ist stark vorherrschend; er ist theils weiss 
oder farblos, theils röthlich, oft gleichzeitig an Einem Individuum. 
Die röthliche Färbung scheint von infiltrirtem Eisenoxyd herzu- 
rühren. Der Orthoklas ist sehr frisch, auf den Spaltflächen leb- 
haft glasglänzend. 

Der Kalknatronfeldspath kommt nur sparsam zwischen 
dem Orthoklase eingestreut vor und zwar in kleinen, farblosen, 
weissen oder graulichweissen Krystallen, die auf der glänzenden 
Hauptspalifläche deutlich gestreift sind. 

Der Quarz findet sich theils in Körnern, theils in langen, 
schmalen Stücken. Er ist von graulichweisser Farbe. 

Schwarzer Glimmer ist nur vereinzelt in parallelen La- 
gen und sireifenweise gruppirt ausgeschieden. 

Spec. Gew. — 2,61. 


Sauerstoff-Gehalt: 
Kohlensäure . . . Sp. 
Piransäure 20) 
Phosphorsäure . . Sp. 
Kieselerde  . . . . 76,37%, .. 40,730 
Khopnerdeiuu sat 2... 12.5534..0...,4.,5:859 
Einenessd 399... 1.017) 65876 
Kalk, 0, 0. rn au... 0.39% 
Masnesid'. u. ...,016 %.°.:.20064° ” 
Kal una. ee 
Nttraninvauiinyer. 2E0r 0,487 
Liihipn... saokrans al9D. 
Wasser 22... = 0,87 
101,22. 


Sauerstoff-Quotient = 0,2134. 
Das Gestein stimmt also in seiner Zusammensetzung mit den 
kieselerdereichsten Graniten und mit den normaltrachytischen Ge- 
steinen Bunsen’s überein. 


528 


3) Diorit und Dioritgneiss. 


Diese Gesteine und zwar vorzugsweise der Dioritgneiss zei- 
gen eine ausserordentliche Mannichfaltigkeit ihrer mineralogischen 
Zusammensetzung. Die hauptsächlichsten hier in Betracht kom- 
menden Mineralien, die als Hauptgemengtheile bezeichnet werden 
müssen, sind: Hornblende, Magnesiaglimmer, Magneteisen, Kalk- 
natronfeldspath, Orthoklas und Quarz; als accessorische Gemeng- 
theile sind zu erwähnen: Titanit. Schwefelkies, Pistazit und Chlorit. 
Man kann die hierhergehörenden Gesteine im Allgemeinen 
auffassen als ein Gemenge von Magnesia- und Eisensilicat ent- 
haltenden und mit Magneteisen vermischten Mineralien mit Kalk- 
Alkali-haltigen Thonerdesilicaten, denen zuweilen Quarz beige- 
mengt ist. Ich will die erste Abtheilung von Mineralien (Horn- 
blende, Magnesiaglimmer und Magneteisen) als die Eisenminera- 
lien, die letztere (Kalknatronfeldspath, Orthoklas und Quarz) als 
die Thonerdemineralien zusammenfassen und bezeichnen. Zu- 
weilen stehen die Mengenverhältnisse der beiden Abtheilungen 
im Gleichgewicht; indem aber das Eine Mal die Eisenmineralien, 
ein anderes Mal die Thonerdemineralien vorherrschen, entsteht 
eine ganze Reihe von Gesteinsabänderungen. Eine zweite Reihe 
entsteht dadurch, dass da und dort der Glimmer gänzlich fehlt, 
während er sich anderwärts der Hornblende beimengt, ja dieselbe 
allınählig ganz verdrängt. So entstehen einerseits Hornblende- 
gesteine, anderseits Glimmergesteine. 

Aber auch die Thonerdemineralien sind, ganz unabhängig 
von dem eben angedeuteten Wechsel von Hornblende und Glimmer, 
ebenfalls in wechselnden relativen Mengenverhältnissen vorhanden. 
Es entstehen dadurch Kalknatronfeldspath-Gesteine, die meist 
quarzhaltig sind. 

Endlich entsteht dadurch, dass vorzugsweise die Eisenmine- 
ralien nach bestimmten, mehr oder weniger gewundenen Linien 
oder parallelen Flächen angeordnet sind, eine entschieden aus- 
gesprochene Gneissstructur auch selbst dann, wenn das Gestein 
neben den Thonerdemineralien nur Hornblende enthält und völlig 


frei ist von Glimmer. Da überhaupt hier der letztere nur ein 


Umwandlungs-Product der ersteren ist, so muss vorzugsweise 
die parallele Lagerung der Hornblendeindividuen als die Veran- 


j | 529 


lassung zu der so häufig vorkommenden Gneissstructur betrachtet 
werden. 

Es sollen nun zunächst die einzelnen Mineralien in ihren 

physikalischen und chemischen Eigenschaften geschildert und 
_ dann die hauptsächlichsten Abänderungen einer genaueren Unter- 
| suchung unterworfen werden. 
Die Hornblende kommt in Individuen von der verschie- 
| densten Grösse vor. Kleine Nadeln von Y4-—!/2 Linien Länge 
l finden sich ebensowohl wie grosse Individuen von 1” Länge und 
| 2” Breite. Fast überall zeigt sie sehr deutlich die sich unter 
124° schneidenden Blätterdurchgänge. Aber auch wo dieser 
Winkel nicht erkennbar ist, da macht sich die Hornblende doch 
bemnerklich durch die eigenthümlich fasrige Beschaffenheit, die 
oft mit einer der Hauptaxe parallelen Streifung Ähnlichkeit hat. 
Regelmässige Umrisse, welche es gestatteten, die äussere Form 
der Hornblendekrystalle wiederzuerkennen, beobachtet man nie. 
- Die Hornblende besitzt fast überall einen seidenartigen Glas- 
glanz. 

Sie ist undurchsichtig bis kantendurchscheinend. Ihre Farbe 
ist dunkelgrün bis schwarz. 

Die Härte = 5—6. 

Das spec. Gew. einer verhältnissmässig eisenarmen Abände- 
rung ist zu 3,03 gefunden worden; die eisenreicheren Abände- 
rungen sind gewiss spec. schwerer. Indessen konnte hier das 
spec. Gewicht nicht ermiltelt werden, weil die Krystalle meist 
von Magneteisen ganz durchdrungen sind. 

Vor dem Löthrohre schmilzt die Hornblende ziemlich leicht 
zu einer schwarzen glänzenden Kugel. 


© 
No. 2. Hornblende aus dem grosskörnigen Diorit No. 10. 
Sauerstoffgehalt Sauerstoffverhältniss. 


Kieselerde . . 43,07 . 22,970 
Thonerde . . . 13,42 . 6,266 29,236 . . , 2,26 oder 2 
Eisenoxyd . . 9,00 . 2,700 
Eisenoxydul . . 817 . 1,815 
Kalkerde . . . 14,46 . 4,131 
Magnesia . . . 984 . 3,936 12.906 1 0.88 
Strontian . . - . Sp. ' 2 h 1402 
: Baryt . . . . sehr kleine Sp. 
Kat 2202907 90534 250,058 
NaRan wir. en 0,266 
Wasser‘... 3.3.88 
101,16. 


Jahrbuch 1867. 34 


530 


Sauerstoffgehalt von RO : R20, : SiOa E 
10,206 : 8,966 : 22,970 
odemeidd Hr TR 

Aus dieser Hornblende wurde zunächst nach dem sorgfäl- 
tigen Aussuchen, Pulverisiren und Aufschlämmen in Wasser das 
Magneteisen so vollständig wie möglich mittelst eines Magneten 
ausgezogen und dann durch mehrmaliges Schlämmen mit Wasser 
aller etwa noch anhängende Feldspath von der Hornblende ent- 
fernt. 

Nach der vorstehenden Analyse gehört diese Hornblende zu 
den thonerdereichsten und kieselerdeärmsten Abänderungen die- 
ses Minerals. Auffallend ist das Überwiegen des Kalks über die 
Magnesia, was sonst bei den Hornblenden in umgekehrtem Sinne 
stattzufinden pflegt. Der Gehalt an Alkalien besonders an Natron 
ist nicht auffallend, da diese Körper bei den meisten Hornblen- 
den vorkommen. 

Fluor und Phosphorsäure konnten nicht darin nachgewiesen wer- 
den, Titansäure war nur in Spuren vorhanden. Die Spuren von 
Strontian und Baryt konnten nur spectralanalytisch ermittelt werden, 
Lithion, Cäsion und Rubidion waren auch auf diesem Wege nicht 
zu entdecken. Es sei hier bemerkt, dass auch fast alle andern 
analysirten Mineralien und Gebirgsarten spectralanalytisch auf sel- 
tenere alkalische Erden und Alkalien geprüft worden sind. In 
den Analysen sind nur die positiven Resultate angegeben. 


No. 3. Hornblende aus dem Diorit No. 14. 
Spec. Gew. — 3,03. 


Sauerstoffgehalt. Sauerstoffverhältniss. 


Kieselerde . . 4923 . a 

Tholerde 2! Neuysglee a se RN er 
Eisenoxyd . . 492 . 1,476 

Eisenoxydul . . 5,63 . 1,251 

Kalkerde . . . 12,75 . 3,642 

Magnesia... . . 14,04 . 5,616\ 12,496 . 1 . 0,93 
Strontian. . . Sp. 

Kalı. ‘=... ...r. 2.0.2053, .5.0:090 

Natron. .... %..., 163. . 70.324 

Wasser? . . ne ayol 

Kohlensäure . Kleine Menge 


98,33. 


531 


Sauerstoff-Verhältniss von RO : R,O, : SiO, 
11,020 :5,020 : 26,256 
oder? 1655 7 25:01: 


Auch aus dieser Hornblende waren vor der Analyse die 
Spuren von Magneteisen, die darin vorhanden waren, mittelst 
des Magneten ausgezogen worden. 


Diese Hornblende hai’ einen bedeutend geringeren Thonerde- 
und einen entsprechend höheren Kieselerdegehali, ferner einen 
viel niedrigeren Gehalt an Eisenoxyd und Eisenoxydul, dagegen 
einen höheren an Magnesia; im Übrigen ist in ihr, wie bei den 
meisten Hornblenden der Magnesiagehalt grösser als der Kalk- 
gehalt. 


Die Zusammensetzung dieser Hornblende nähert sich der Zu- 
sammensetzung eines Bisilicats und Bialuminats bedeutend mehr 
als die der Hornblende No. 2; dieser letzteren fehlt es an Basen. 
Da nun das Vorkommen des Magneteisens vorzugsweise an die 
Hornblende gebunden ist; da jenes Mineral ferner mit der Horn- 
blende No. 2 oft auf das innigste verwachsen ist, ja diese meist 
so vollständig imprägnirt, dass ohne Anwendung eines Magneten 
eine mechanische Trennung gar nicht möglich wäre, so halte ich 
das Magneteisen für ein Zersetzungs- oder Umwandlungs-Product 
der Hornblende, welches theils in ihr. selbst, theils in ihrer Um- 
gebung sich abgelagert hat. Nun war vor der Analyse das ur- 
sprünglich der Hornblendesubstanz angehörende Magneteisen ent- 
fernt worden, es erscheint daher begreiflich, dass diese Horn- 
blende zu arm an Basen geworden ist. um ein Bisilicat und Bi- 
aluminat zu geben. 


Der Magnesiaglimmer kommt in kleinen Schuppen, sehr 
selten in grösseren Blättchen von schwarzer oder grünlich- bis 
bräunlichschwarzer Farbe und mit mehr oder weniger lebhaftem 
Perlmuiter- bis Glasglanze vor. Zuweilen nimmt er speisgelbe 
oder pistaziengrüne oder braunrothe Farben an und nur in ganz 
seltenen Fällen erscheint er sehr vereinzelt weiss. Leider ist 
er nirgends so rein und in so compacten Mengen ausgeschieden, 
dass er hätte zur Analyse ausgesucht werden können. Es ist 
diess um so mehr zu bedauern, weil man dadurch in den Stand 
gesetzt wäre, die Beziehungen kennen zu lernen, die hier zwi- 

34 * 


532 


schen der Zusammensetzung der Hornblende und des Glimmers 
staitfinden. 

Es ist schon von Bıum * und BıscHor ** darauf aufmerksam 
gemacht worden, dass in manchen Dioriten eine derartige Ver- 
wachsung von Glimmer mit Hornblende zu beobachten ist, dass 
man daraus auf eine Umwandlungs-Pseudomorphose von Ersterem 
nach Letzterer schliessen könne. Hier lässt sich nun diese Um- 
wandlung sehr schön verfolgen. Es gibt viele Hornblenden, die 
völlig frei sind von Glimmer. Diess ist z. B. bei der Hornblende 
No. 3 der Fall, in der sich weder Magneteisen noch Glimmer 
eingewachsen finden. In diesen Fällen fehlt aber auch der Glim- 
mer vollständig in den übrigen Theilen des Gesteins. Andere 
Hornblenden sind mit vereinzelten Glimmerblättchen versehen, 
wie die Hornblende No. 1, wieder andere sind ganz durchschos- 
sen von feinen Glimmerschüppchen und endlich finden sich Horn- 
blenden, deren fasrige Siructur noch deutlich sichtbar ist, die 
aber vollkommen umgewandelt sind ın ein Aggregat feiner Glim- 
merblätichen, während von der Hornblendesubstanz nichts mehr 
vorhanden ist. Hier ist zuweilen noch der Winkel der Horu- 
blendeblätterdurchgänge zu erkennen, die freilich allen Glanz ver- 
loren haben. In allen diesen. Fällen kommt zwar der Glimmer 
auch in den übrigen Gemengtheilen des Gesteins vor, aber im- 
mer mehr oder weniger vereinzelt und in kleinen Mengen; die 
Hauptmasse des Glimmers ist immer mit der Hornblende ver- 
bunden und mit dieser auf das Innigste verwachsen. 

Von welcher Art der chemische Vorgang gewesen ist, der 
hier während der Umwandlung von Hornblende in Glimmer statt- 
gefunden hat, lässt sich mit Sicherheit nicht bestimmen, da die 
Zusammensetzung des dort vorkommenden Glimmers unbekannt 
ist. Vergleicht man jedoch die Analyse der Hornblende No. 2 
mit den in RanmeLsperes Mineralchemie zusammengestellten Ana- 
Iysen des Magnesiaglimmers, so ergibt sich, dass der Gehalt an 
Kiesel- und Thonerde in der Hornblende vollkommen zur Glim- 
merbildung ausreichen würde, dagegen müsste ein Wegführen 
von Eisen und von Kalk, und eine Zuführung von Magnesia und 


* Neues Jahrb. 1865, p. 263. 
** Geologie II, p. 679. 


533 


Alkalien stattfinden, wenn sich die Hornblende No. 2 in Glimmer 
verwandeln sollte. Da nun die Art des Vorkommens von Magnet- 
eisen darauf hindeutet, dass es gleichfalls aus Hornblende ent- 
standen sei, so würde diess zu der Vermuthung führen, dass 
die Umwandlung von Hornblende in Magneteisen der Umwand- 
lung desselben Minerals in Glimmer gewöhnlich vorausginge, frei- 
lich nur unter der Voraussetzung, dass die Hornblende sehr reich 
an Eisen ist; bei einer so eisenarmen Hornblende wie No. 3 . 
würde desshalb auch eine Magneteisenbildung nicht stattfinden, 
und in der That sind auch hier nur sehr kleine Spuren dieses 
Minerals vorgekommen. Daher sind auch beide Processe nicht 
überall von einander in Abhängigkeit, indem oft die glimmer- 
reichsten Gesteinsabänderungen fast frei sind von Magneteisen. 

Was aus dem Kalke wird, wenn die Hornblende sich in 
Glimmer verwandelt, lässt sich nicht angeben. Dass aber wirk- 
lich bei dieser Metamorphose Kalk weggeführt wird, zeigt gegen- 
über den hornblendehaltigen Gesteinen die bedeutende Abnahme 
des Kalks in dem Dioritgneiss No. 13 (siehe weiter unten), in 
welchem die Hornblende fast völlig verschwunden und durch 
Glimmer ersetzt ist. 

Rorn * hat bei der Vergleichung der Zusammensetzung von 
Hornblende und Magnesiaglimmer gefunden, dass das Sauerstoff- 
verhältniss von RO : R,O, : SiO, bei vielen thonerdehaltigen Horn- 
blenden übereinstimmt mit demjenigen verschiedener Magnesia- 
glimmerarten. Auch für die Hornblende No. 2, in welcher das 
Sauerstoffverhältniss wie 3,4 : 3: 7,7 ist, würde eine annähernde 
Übereinstimmung mit demjenigen einiger Magnesiaglimmerabän- 
derungen vorhanden sein. Indessen ist eine derartige Ähnlich- 
keit des Sauerstoff-Verhältnisses an sich nicht im Stande, für die 
Umwandlung von Hornblende in Glimmer eine Erklärung abzu- 
geben, da die Unterschiede in den Bestandtheilen des einen und 
des anderen Minerals zu bedeutend sind: in dem einen Kali und 
Magnesia, in dem andern Kalk und Eisen vorherrschend. 

Das Magneteisen findet sich immer nur in kleinen Kör- 
nern, die oft einzelne kleine Octaöder, meist aber unregelmässig 
geformte Ausscheidungen bilden. Vorzugsweise sind diese in 


* Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. XIV, p. 265. 


ee E 


SS We 


& 53% 


den Hornblenden zu beobachten, die oft ganz von kleinen Mag- 
neteisentheilchen durchdrungen sind, so dass, wenn man eine 
solche Hornblende zerschlägt, jedes kleinste Stückchen vom Mag- 
nete angezogen wird. Nur durch feines Pulverisiren lässt sich 
mittelst des Magneten das Magneteisen von der vollkommen un- 
magnetischen Hornblende trennen. 

Das Magneteisen kommt aber auch selbstständig vor und 


. füllt dann oft nur die Zwischenräume zwischen Hornblende und 


Feldspath aus oder es ist in vereinzelten Körnchen im Feldspatbe 
eingesprengt. 

Das Magneteisen ist von schwarzgrauer Farbe und starkem 
Metallglanze. Sein Bruch ist muschlig, es ist sehr spröde und 
leicht zerdrückbar. Es findet sich in grösster Menge in den 
hornblendereichsten Abänderungen der Diorite und Dioritgneisse. 
Diese sind desshalb auch vorzugsweise magnelisch. Die horn- 
blendeärmeren Abänderungen sind oft ganz frei von Magneteisen. 
— Indessen findet mitunter auch das Umgekehrte statt. 


No. 4. Chemische Zusammensetzung des Magneteisens. 


Sauerstoff. 


Unlöslicher Rückstand . . 1,35% s 

Koeselerde Yan N. 738 9 

Metallisches Eisen aus d.Mörser 2,56 „ 

Titansäure;.r 2.3. 4.u00..25, 303 zer. 

Eisenasyd u. 2 .:0..6263 00248789 

Chromoxyd... - ... . ..- 084, .. 001271902 . 2939 70der > 

IheBerder Rt. 1. N NA Be FORD AN 

Eisenoxyduli!2 a0 729,10, 8 05406 SIEHE TED 
100,06. 


Zur vorstehenden Analyse wurde eine grosse Menge des 
grosskörnigen Diorits No. 10, aus dem auch die Hornblende 
No. 2 ausgesucht worden ist, in einem eisernen Mörser pulve- 
risirt und mittelst eines Magneten unreines Magneteisen ausge- 
zogen. Durch sehr häufiges Pulverisiren und öfteres Ausziehen 
des Magneteisenpulvers unter Wasser wurde ein anscheinend 
reines Product erhalten, welchem aber sehr viel metallisches 
Eisen aus dem Mörser beigemengt war. Durch längeres Stehen- 
lassen unter einer Lösung von Kupfervitriol, Auswaschen mit 
Wasser und Ausziehen mittelst des Magneten glaubte ich das 
metallische Eisen entfernt zu haben, was aber, wie sich später 


535 


bei der Analyse ergab, nicht vollständig der Fall war. Es musste 
daher durch Auflösen in verdünnter Schwefelsäur& bei mässiger 
Wärme in einem Kohlensäurestrom und durch Titriren mit Cha- 
mäleonlösung bestimmt werden. — In dem Rückstande wurde 
nach dem Auflösen in kochender concentrirter Schwefelsäure, 
wobei stundenlang während des Kochens, sowie während des. 
Erkaltens ein Strom von Kohlensäure durchgeleitet wurde, das 
Eisenoxydul ebenfalls maassanalytisch bestimmt. 

Interessant ist die Anwesenheit einer kleinen Menge Titan- 
säure, sowie einer Spur Chromoxyd in dem Magneteisen. Auch 
in der Durchschnittsanalyse mehrerer Dioritgneisse sind kleine 
Mengen von Titansäure gefunden worden, die aus dem Titan- 
gehalt des Magneteisens oder des Titanits oder eines anderen 
Hauptgemengtheils herrühren mögen. 

Wegen des Gehalts an Magneteisen sind fast alle Diorite 
und Dioritgneisse mehr oder weniger stark magnelisch. 

Der Kalknatronfeldspath. Das Auftreten dieses Feld- 
spathes ist ein sehr wechselndes. Er findet sich als Aggregat 
kleinerer oder grösserer Krystalle, oder er ist in vereinzelten, 
abgerundeten oder eckigen Körnern in der Hornblende und zwi- 
schen den übrigen Gemengtheilen ausgeschieden, oder er bildet 
eine mehr oder weniger dichte Masse, in der aber immer an 
einzelnen Stellen die Spaltflächen grösserer Individuen zu er- 
kennen sind. In keinem Falle sind aber die äusseren Formen 
der Krystalle wirklich ausgebildet und deutlich sichtbar vorhan- 
den weder in der Gesteinsmasse selbst, noch in Drusenräumen. 
Die äusseren Umrisse entsprechen zwar annähernd der Feldspath- 
form, sie sind aber gewöhnlich sehr unregelmässig. Ihre Grösse 
wechselt sehr; es lassen sich solche Feldspathe beobachten, die 
kleiner sind als !/a Linie, sie kommen aber auch bis zur Grösse 
von 1 Zoll und darüber vor. 

Der Hauptblätterdurchgang ist meist sehr stark entwickelt 
und wenn nicht durch Verwitterung und Zersetzung der Glanz 
verwischt ist, zeigt sich gewöhnlich die charakteristische Zwil- 
lingsstreifung. An den frischeren Exemplaren ist auch der zweite 
Blätterdurchgang sehr schön sichtbar. Zuweilen sind die deut- 
lichsten Spaltflächen völlig ungestreift, die Streifung scheint dann 
aber auf der zweiten Spaltfläche aufzutreten, wie ich diess auch 


936 


bei einem Kalknatronfeldspath der Gegend von Ilfeld nachge- 
wiesen habe. * | 

Mitunter sind auch zwei gestreifte Kalknatronfeldspathe nach 
dem Karlsbader Gesetze zwillingsartig mit einander verwachsen; 
ich habe diess einige Male in dem grosskörnigen Diorite vom 
nördlichen Abhange der Rothenburg, sowie in dem mittelkörnigen 
Dioritgneiss aus den Steinbrüchen hinter der Rothenburg beob- 
achtet. 


Im frischen Zustande sind die Kalknatronfeldspathe stark 
glas- bis perlmutterglänzend, in weniger frischen Exemplaren 
schwächt sich der Glanz mehr und mehr ab; die Spaltflächen 
werden schillernd oder matt und verlieren jeden Glanz. 


Die Farbe dieser Feldspathe ist gewöhnlich weiss mit einem 
Stiche in's Graue, Gelbe, Grüne oder Röthliche, sie sind durch- 
scheinend bis durchsichtig. 

Die Härte ist je nach dem Grade der Zersetzung grösser 
oder kleiner, sie schwankt zwischen 5 und 6. 

Das spec. Gew. ist zu 2,63 — 2,64 — 2,69 — 2,77 gefunden 
worden. 

Die chemische Zusammensetzung der Kalknatronfeldspathe 
ist eine sehr wechselnde, wie diess sich aus nachstehenden Ana- 
lysen ergibt. 


No. 5. Kalknatronfeldspath aus dem grosskörnigen Diorit No. 10. 
Spec, Gew. = 2,77 bei 21° C. 


Sauerstoff. 

Kieselerdei “7.7427 43,67 928 23,723 73 FRE 247 
Thogerde: -92384.4,:34;225.2.093135928 Ib rabl.22 23 
Eisenoxydull . . 0,88 . 0,195 
Kalkerde ° . .. . 11,927 .. 3,405 
Maonesia %. ,. ....0:29 .' 07116) 4,517 ° . . 2050 
Kalle .2 3. 272292,838. 7 00.296 
Natron, 022 401,902, 0,405) 
Wasser . . . ...4,13 

100,01. 


* Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1861, p. 66. 


537 


No. 6. Kalknatronfeldspath aus dem Diorit No. 11. 
Spec. Gew. = 2,69 bei 19° C. 


Kieselerde 
Thonerde 
Eisenoxydul 
Kalkerde 
Magnesia 
Kali 

Natron 
Strontian 
Baryt . 
Wasser 


59,16 
25,97 
1,04 
9,23 
0,03 
0,47 
3,91 


starke Sp. 
sehr kl. Sp. 


0,68 
100,49. 


Sauerstoff. 


31552 0, 0708 
2,13 el aaa 
0,226 
2,637 
0,012 
0,080 
1,009 


3,964 


Nimmt man das Eisen als Oxyd, dann ist das Sauerstoff- 


Verhältniss von 


RO : R,0, : SiO, 


wie 0,9: 


036: 


No. 7. Kalknatronfeldspath aus dem Dioritgneiss No. 13. 


Spec. Gew. — 


Kieselerde 
Thonerde 
Eisenoxydul 
Kalkerde 
Magnesia 
Kalı 

Natron 
Strontian 
Wasser 


60,94 

24,22 
1,66 
3,94 
Sp. 
0,95 
7,65 
Sp. 

20579 
100,15. 


2,64 bei 150 C. 


Sauerstoff. 


32,50115 ash" 08 2816 

ee 

0,369 

1,126 
3,630 

0,161 

1,974 


Nimmt man das Eisen als Oxyd, dann ist das Sauerstoff- 


Verhältniss = 0,83 : 3 : 8,2. 


No. 8. Kalknatronfeldspath aus dem Diorit No. 14. 
Spec. Gew. = 2,63 bei 13° C. 


Kieselerde 
Thonerde 
Eisenoxydul 
Kalkerde . 
Magnesia . 

y Kali 
Natron 
Strontian 
Baryt . 
Lithion 


60,01 
21.66 
1,94 
5,15 
0,68 
1,37 
7,08 
starke Sp. 
Sp. 
S 


RG p- 
Wasser u.Kohlensäure 2,59 


100,08 , 


Sauerstoff. 


32005. °..1..0:05 
oda si) Dan). 3 
0,342 
1,471 
0,272 
0,233 
1,827 


aan au 


ee gu nn 


538 


“7 


Ist das Eisen als Oxyd vorhanden, dann ist das Sauerstoff- 

Verhältniss = 
5,07 3:39,03. 

Da in diesem Minerale kohlensaurer Kalk als Infiltrations- 
Product vorhanden ist, so müsste die Menge des Kalks geringer 
angenommen werden, leider war aber das Material zu einer Koh- 
lensäurebestimmung nicht hinreichend. 

Unter diesen vier Feldspathen sind No. 6 und 7 am frische- 
sten, weniger frisch erscheint No. 8, am wenigsten No. 5. Diess 
ergibt sich schon aus dem Wassergehalt, der bei No. 5 bedeu- 
tend grösser ist als in 6, 7 und 8. 

Die vorstehenden Analysen geben ein ungefähres Bild der 
wechselnden Zusammensetzung dieser Feldspathe. Während No. 5 
der Zusammensetzung des Anorthits sehr nahe steht, steigt in 
den übrigen der Kieselerdegehalt über 60°%,. 

Wenn diese so zufällig herausgegriffenen Feldspathe solche 
wechselnden Zusammensetzungen zeigen, so drängt sich mir die 
Vermuthung auf, dass alle zwischen Anorthit und Oligoklas lie- 
genden Zusammensetzungen von Kalknatronfeldspathen in den 
Dioriten vorkommen, ja dass auch vielleicht die dem Albit näher _ 
stehenden sich dort finden mögen. Diese Vermuthung wird be- 
stärkt durch den Umstand, dass die analysirten Kalknatronfeld- 
spathe um so saurer sind, je saurer das Gestein ist, in dem sie 
vorkommen. Da sich nun, wie in der Folge gezeigt werden 
soll, in den Dioriten des Kyffhäuser Gebirges fast alle Kiesel- 
erdegehalte zwischen 42 und 71%, vertreten finden, so erhält 
die oben ausgesprochene Vermuthung hierin ihre Bekräftigung. 

Ich sehe zugleich in der wechselnden Zusammensetzung der 
Kalknatronfeldspathe innerhalb desselben Gesteins eine Bestäti- 
gung der neuerdings von Tschermak * aufgestellten und von Rau- 
MELSBERG ** und mir *** adoptirten Ansicht, wonach die Kalk- 
natronfeldspathe isomorphe Mischungen zweier Endglieder, des 
Albit und des Anorthit sind, umsomehr als nur einer von den 
vier analysirten Feldspathen mit den bisher für constant gehal- 
tenen Zusammensetzungen der triklinischen Feldspatharten über- 

* Wiener Academieberichte Bd. L. 


** Posc. Ann. 126, pg. 39. 
*"# Dieses Jahrb. 1865, p. 411. 


939 


einstimmt. No. 8 nähert sich dem Oligoklas, No. 7 steht zwi- 
schen Oligoklas und Andesin, No. 6 zwischen Andesin und La- 
brador, No. 5 zwischen diesem und dem Anorthit. Ich verkenne 
hier durchaus nicht, dass die Zusammensetzung von No. 5 durch 
Verwitterung, diejenige von No.8 durch Eindringen von kohlen- 
saurem Kalke verändert worden ist; diese Feldspathe sehen aber 
im Allgemeinen noch frisch genug aus, um die Annahme zu ge- 
statten, im Allgemeinen No. 5 für einen sehr basischen, viel- 
leicht dem Labrador, vielleicht auch dem Anorthit, No. 8 aber 
für einen dem Oligoklas nahestehenden Feldspath zu halten. 

Die bedeutenden Schwankungen der Zusammensetzung bei 
diesen Gemengtheilen desselben Gesteins finden übrigens in an- 
deren Dioritvorkommnissen ihre Analogie. So enthält nach DE- 
LESSE * der Kugeldiorit von Corsica einen Anorthit a, dessen 
Zusammensetzung mit derjenigen von No. 5 übereinstimmt. Einen 
ebenso basischen Feldspath b führt Hunt ** als Bestandtheil des 
Diorits des Yamaska-Berges in Canada an. Ferner beschreibt 
Drouor *** einen ebenfalls sehr basischen Feldspath c als Be- 
standiheil eines Hornblendegesteins im östlichen Theile des Beau- 
jolais. Endlich gehört hieher noch der von Scorr F analysirte 
Feldspath d aus dem Diorit von Konschekowskoi-Kamen im Ural. 
No. 6 stimmt nahe überein mit dem Tonalit-Feldspath e, den G. v. 
Raru ff beschrieben hat; endlich gibt Deıesse $j} die Analyse 
eines Feldspaths f aus dem Glimmer-Diorit von Visembach in 
den Vogesen, der eine ähnliche Zusammensetzung hat wie No. 8. 


a b c d e f 
Kıeselerde 7 462° 46,90. 48,0%. 745,31 .7°58,15° 63,88 
Thonerde:4 177 34,66. 192 331,10: 7. 32.0.1... 34,53 1226,55: . 22,27 
Eisenosyd' 14712u00,7387.. l3H.ll: >: 3:0 or 5:0, 
Kalkerde 2 ....:7.32.02, 7. 16.07... .10,9;, . 16,831... 2.178,66 .... 3,48 
Marmesit or es er gan. an: OLE. 0.06... 9, 
EL a er ee AUG Ge) Te Pe 2 6.28 1,21 
INES ee Se ar 29 { .. 6,66 
Wakser ' NEEUB00,505277351,00 0 2,0... 070 — 2 080 


10046 . 99,42 .: 92,4 ., 101,01: ..100,00.- ,„ es: 
* Dieses Jahrb. 7848, p. 661. 
** Dieses Jahrb. 7862, p. 193. 
=#= Annales des mines (5) VIII, 307. 
+ Ramsmersgerc, Mineralchemie p. 591. 
fr Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1864, p. 250. 
irr Annales des mines (4) XIX, p. 165. 


540 


Der Orthoklas ist ein sehr häufiger Gemengtheil selbst 
derjenigen Diorite, die zu den kieselerdeärmeren gehören; in 
den kieselerdereicheren bildet er oft den Hauptgemengtheil. 


Er kommt in der verschiedensten Korngrösse vor, man sieht 
öfter Individuen, die über 4 Linien gross sind. Deutliche, äus- 
serlich ausgebildete Krystalle kommen hier auch bei dem Ortho- 
klase nicht vor. Er zeigt stets die deutlichste Spaltfläche mit 
lebhaftem, oft perlmutterartigem Glasglanze, während der zweite 
Blätterdurchgang parallel M minder deutlich ist und schwächeren 
Glanz besitzt. Auf beiden Spaltflächen ist keine Spur von Zwil- 
lingsstreifung zu erkennen und diess ist oft das einzige Mittel, 
um den Orthoklas von dem Kalknatronfeldspath zu unterscheiden, 
da beide Feldspatharien da, wo sie gemeinsam vorkommen, die- 
selbe Farbe besitzen können. Die Unterscheidung ist um so 
schwerer, als die Streifung des Kalknatronfeldspathes ungemein 
schwer zu erkennen ist. 


Auch bei dem Orthoklase kommt mitunter Zwillingsverwach- 
sung nach dem Karlsbader Gesetze vor. Sehr merkwürdig ist 
die Verwachsung des Orthoklas mit Kalknatronfeldspath. So fin- 
det man zuweilen Kalknatronfeldspath völlig umschlossen von 
Orthoklas, d. h. in einem grösseren Orthoklase liegen mehrere 
kleine Kalknatronfeldspathe anscheinend regellos eingebettet. In 
andern Fällen aber besteht ungefähr die eine Hälfte eines Indi- 
viduums aus Orthoklas, die andere aus Kalknatronfeldspath und 
zwar so, dass der deutlichste Blätterdurchgang gemeinschaftlich 
ist und fast eine ebene Fläche bildet, auf der aber keine be- 
stimmte Grenzlinie sichtbar ist. Beide Theile unterscheiden sich 
nur dadurch von einander, dass die eine Seite gestreift, die an- 
dere aber völlig glatt ist, dann dadurch, dass, während die eine 
Hälfte spiegelt, die andere dunkel bleibt, bei der allergeringsten 
Drehung des Stückes aber sogleich spiegelnd zum Vorschein kommt. 
Der Orthoklas verliert durch Verwitterung allmählich seinen 
Glanz. 


Die Farbe des Orthoklas ist meist gelblich bis röthlichweiss, 


er ist stark durchscheinend. Seine Härte ist im frischen Zu- 
stande —= 6, bei der Zersetzung wird sie geringer. 


541 


No. 9. Orthoklas aus dem Diorit No. 14. 
'Spec. Gew. bei 10° C. = 2,56. 


Sauerstoff. 


Mieselexde - .... 622202. 33546, . . . „. 124 
mRanende 3.20. .3982.26 2.7. 8.26%.:7 0,2, 
Eisenoxydul . . 2,87 . 0,633 
Kalkerdes u 8. 21550. -...8428 
Magnesia . . . Sp. 56069, 7-52:.8,33 
Kalııy .  o...2..5-12&24 22,029 
Naxun >... 22 208. , 0924 
Wasser u. Kohlensäure 1,64 

100,74. 


Ist das Eisen als Oxyd vorhanden, dann ist das Sauerstoff- 
Verhältniss — 

0:98.: 3: 10.88. 

Da in diesem Feldspathe kohlensaurer Kalk, wahrscheinlich 
als Infiltrationsproduet vorhanden ist, so könnte der grösste Theil 
des Kalks von der Analyse in Abzug gebracht werden. Nimmt 
man dann das Eisen zum Theil als Oxydul, zum Theil als Oxyd, 
so erhält man ein dem Orthoklase noch vollständiger entspre- 
chendes Sauerstoff-Verhältniss. 


Der Quarz kommt in den basischen Dioritgneissen sehr 
vereinzelt, in denjenigen mit mitilerem oder höherem Kieselerde- 
gehalt in namhaften Mengen vor. Er bildet mehr oder weniger 
eckige Körner oder unregelmässige, oft nur die Zwischenräume 
zwischen den andern Gemengtheilen erfüllende Ausscheidungen 
von grauer oder graulichweisser Farbe und starkem Fettglanze 
auf dem schwach muschligen Bruche. 


Der Titanit kommt in fast allen Abänderungen des Diorit- 
gneisses, immer aber nur in vereinzelten Kryställchen vor, die 
selten die Grösse einer Linie erreichen oder überschreiten. 

Der Titanit findet sich hier in denjenigen Formen, in denen 
er gewöhnlich in krystallinischen Gesteinen vorkommi. Er zeigt 
nämlich die Hemipyramide n —= 2/3sP 2(/sa’: Yab:c), die ge- 
rade Endfläche P = oP (a: o0b::c), das orthodiagonale Doma 
y= Poo(!lıra : o0b:: c). Ausserdem habe ich aber vereinzelt 
die Fläche x = %Poo(Vsa': oob:c) und noch seltener das 
klinodiagonale Doma f = 23 Po (!/s a’: ob: c) gefunden, welches 


542 


von Grorz *, der neuerdings das Vorkommen des Titanit im Syenit 
des Plauenschen Grundes beschrieben hat, nicht angegeben wird, 
während alle übrigen Flächen sich auch dort finden. 

Die Krystalle sind stark glasglänzend und von bräunlich- 
gelber Farbe. 

Im eigentlichen grosskörnigen Diorit habe ich den Titanit 
nicht gefunden. 

Der Schwefelkies kommt fast nur in vereinzelten Körnern 
vor; zuweilen bildet er auch schmale Schnüre und Gangtrümer 
in dem Gestein. 

Granat ist nur sehr selten in kleinen braunrothen Kryställ- 
chen im Dioritgneisse sichtbar. 

Zweifelhaft ist das Vorkommen von Hyacinth. 

Pistazit kommt sehr selten in hellgrünen, strahlig-krystal- 
linischen, schmalen, gangtrümerartig in die Länge gezogenen und 
verzweigten Streifen im Dioritgneisse vor. 

Chlorit findet sich ebenfalls sehr selten in grünschwarzen, 
körnigen Aggregaten im feldspathreichen Dioritgneiss. 


= Dieses Jahrb. 1866, p. 45. 
(Fortsetzung folgt.) 


Die Bildung und die späteren Veränderungen des Faxe- 
Kalkes * 


von F. Johnstrup. 


In das Deutsche übertragen 


Herrn A. Stelzner. 


(Hiezu Taf. V.) 


Unter den in Dänemark vorkommenden Gliedern der Kreide- 
Formation ist offenbar die Schreibekreide das Wichtigste, als 
fester Ausgangspunct für die Beurtheilung der Altersfolge nahe- 
stehender Bildungen; aber während die Schreibekreide in Eng- 
land und Frankreich das letzte Glied der Formation bildet, wird 
sie in Dänemark noch bedeckt von einer Reihe verschiedener 
Bildungen (Fischthon, Faxekalk, dem jüngsten Grünsand, Liimsten, 
Saltholmskalk), deren gegenseitige geognostische Stellung zuerst 
von ForcuuAmmer aufgeklärt worden ist. Der Genannte fasste sie 
zu einer Gruppe unter dem Namen der »neueren Kreide« zu- 
sammen (Terrain Danien nach Desor und p’ORBIENY). 

Hinsichtlich der Ausbreitung der Kreideformation im Allge- 
meinen hat L. v. Buck nachgewiesen, dass diese leiztere nur 
zwischen 57° N. B. und 53° S. B. ** auftritt. In der alten Welt 


* Der Titel des Originals lautet: 
Faxekalkens Dunnelse og senere undergaaede Forandringer. 
Hertil 3 Profiltegninger og 1 kort, optagne i Aaret 1860. 
Saerskilt aftrykt af det kongelige Videnskabernes Selskabs- 
Skrifter, 5. Raekke, 7. Bind. Kjoebnhavn, 1864. 
** y. Buca, die Verbreitung und die Grenzen der Kreidebildungen, 1849. 


544 


zieht sich ihre Nordgrenze von der Nordspitze Irlands (55°) über 
Cap Flamborough (54°) nach dem nördlichsten Theil von Jütland 
(57°), läuft dann in SO. Richtung nach Russland und geht von 
Grodno (54°) nahezu östlich über Mohilew, Orel und Simbirsk, 
dann südlich nach dem südlichsten Theil des Urals (46°), und 
mit Grund vermuthet man, dass die Kreideformation ausserdem 
in ganz Sibirien, zwischen dem Ural und dem ochotskischen Meer 
und zwischen dem Altai und dem Eismeer, nicht weiter auftritt. 
In Nordamerika kennt man die Formation nicht oberhalb 49° N. B. 

Sollten fortgesetzte Untersuchungen die Richtigkeit dieser 
Nordgrenze bestätigen, so würden wir in der Kreideformation 
die erste Spur einer klimatischen Verschiedenheit auf der Erde 
erkennen und da hat es denn kein geringes Interesse, dass wir 
in Dänemark die am weitesten gegen die Pole vorgeschobene 
Partie dieser Formation treffen, ein Umstand, der an Bedeutung 
dadurch gewinnt, dass wir gerade hier zum wenigsten ein deut- 
liches Korallenriff finden, also eine Bildung, die sonst in der 
Kreideformation, im Gegensatz zu den älteren Perioden, sehr 
zurückgedrängt ist. Die gründlichen Untersuchungen, die in den 
letzten Decennien über die Bedingungen für die Ausbreitung der 
Korallenbildungen in der Jetztzeit angestellt worden sind, hahen 
nachgewiesen, dass Riffe nur in den warmen Meeren auftreten. 
Eben desshalb fesselt aber der Faxekalk unsere ganze Aufmerk- 
samkeit, selbst wenn er unter Verhältnissen gebildet sein sollte, 
die etwas abweichend von denen sind, welche das Auftreten der 
Korallenklippen im stillen Ocean bedingen. Der Faxekalk mit 
seinem eigenthümlichen und kräftig entwickelten Thierleben, das 
überdiess zu einer Zeit auftritt, in welcher die Kreideformation 
im westlichen Europa schon abgeschlossen worden zu sein scheint, 
sollte desshalb sicherlich so genau als möglich mit Hinsicht auf 
Alles untersucht werden, was dazu beitragen kann, die Bedin- 
gungen zu erläutern, unter welchen diese merkwürdige Bildung 
entstehen konnte, sowie die Veränderungen, denen sie später 
unterworfen war. | 

Das gilt besonders von demjenigen Faxekalk, der am Faxe- 
bakken entwickelt ist. Ob dieses Specialvorkommen durch all- 
gemeinere und für grössere Strecken geltende Verhältnisse be- 
dingt worden oder ob es nur an eigenthümlich locale Umstände 


545 


geknüpft gewesen ist, wird erst dann sicher entschieden werden 
können, wenn die von Forchuammer aufgestellten Vermuthungen 
in Erfüllung gegangen und noch manche ähnliche Korallenklippen 
gefunden sein werden. Der a. a. O. Dänemarks auftretende 
Faxekalk ist zu wenig mächtig entwickelt, enthält auch zu wenig 
Versteinerungen, als dass er eine‘ scharfe Vergleichung mit der 
typischen Localität gestattete. 

Es ist eigentlich überflüssig, zu bemerken, dass nachfolgende 
Versuche, die Bildung des Faxekalkes oder richtiger die geo- 
gnostischen Verhältnisse des Faxebakkens festzustellen, eigentlich 
nur eine detailirtere Ausführung dessen ist, was Conferenzrath 
FoRCHHANMER in. seinen Vorlesungen und in verschiedenen Schrif- 
ten entwickelt hat und was allezeit die eigentliche Grundlage 
und den Ausgangspunct in jeder Untersuchung ausmachen wird, 
die Dänemarks Geognosie betrifft. 


I. Die verschiedenen Varietäten des Faxekalkes. 


Trotz seiner in Hinsicht auf Entstehung und chemische Zu- 
sammenseizung ziemlich einförmigen Beschaffenheit zeigt der 
Faxekalk dennoch bei näherer Betrachtung eine grössere Ver- 
schiedenheit, als man sie bei ähnlichen Bildungen, wie Schreibe- 
kreide u. a., zu treffen gewohnt ist, denn er besteht, und zwar oft 
in nächster Nachbarschaft, bald nur aus leicht erkennbaren Ver- 
steinerungen, bald zeigt er eine scheinbar ganz homogene und 
dichte Kalkmasse, in welcher man wohl schwerlich eine Spur von 
Versteinerungen vermuthen dürfte. Diese grosse Verschieden- 
heit als Resultat eines eigenthümlich entwickelten Thierlebens 
und gewisser, theils chemischer, theils mechanischer Ursachen 
nachzuweisen, ist Zweck des Folgenden. 

Aus der ganzen Reihe von Varieiäten, welche den Faxekalk 
am Faxebakken — von welcher Localität hier allein die Rede 
ist — zeigt, verdienen als typisch auf Grund ihrer Versteine- 
nerungen und anderer Eigenthümlichkeiten Bryozoen- und Koral- 
lenkalk hervorgehoben zu werden, von denen der letztere in 
zwei oder, wenn man will, in drei Varietäten geschieden werden 
kann. Übergangsformen der Haupitypen sind mehrfach vor- 
handen. 

“ Jahrbuch 1867. 35 


546 


a. Bryozoen-Kalk. 


Selbst wenn es vom geologischen Standpuncte aus nicht als 
das richtigste anzusehen wäre, die Bryozoen von den Anthozoen 
abzusondern, so ist doch schon die Grösse beider und ihr ganzes 
Auftreten in der Natur so verschiedenartig, unter anderem mit 
Hinsicht auf die Rolle, welche sie bei der Bildung von Korallen- 
Klippen spielen, dass man schon aus geognostischen Gründen 
eine derartige Sonderung gut vertheidigen kann. Bei den älteren 
wie bei den neueren Korallenklippen ist die Hauptmasse aus 
Steinkorallen aufgeführt, während die Bryozoen nur einen sehr 
geringen Antheil am Entstehen jener haben, da sie theils nur 
als Überzüge über Korallenstöcken u. a., theils in besonderen 
Lagen angehäuft gefunden werden, als kreide- oder sandstein- 
artige Massen. Aım Faxebakken findet man sie in beiden Weisen 
dergestalt, dass auch hier eine Varietät angetroffen wird, die mit 
Recht als Bryozoenkalk bezeichnet werden darf, da die 
ganze Masse so gut wie ausschliesslich aus Resten 
dieser Thiere besteht. Man vermisst darin die für den Faxe- 
kalk sonst so charakteristischen Sternkorallen und wenn auch 
einzelne Glieder von Moltkea, Mopsea, Monomyces pusillus und 
einzelne andere, besonders kleine Versteinerungen darin gefun- 
den werden, so ist deren Menge doch jederzeit verschwindend 
gegenüber den Bruchstücken zerbrochener Bryozoen und einer 
grossen Menge meist kleiner Kalktheile in Form von feinem Kalk- 
sand. Recht merkwürdig ist es,.dass in einzelnen Bryozoen- 
lagen eine Menge von Pentakrinitenstielen vorkommen, einer Ver- 
steinerung, die zu den allerseltensten im »Korallenkalke« Faxe's 
gehört, wenn sie überhaupt je darin gefunden worden ist; an- 
derseits kommt Cyathidium niemals im Bryozoenkalke vor. 

Der Bryozoenkalk ist entweder nur von so geringem Zu- 
sammenhalt, dass er mit den Fingern zu Pulver zerrieben wer- 
den kann, oder er ist fester, zerfällt aber, sobald er dem Froste 
ausgesetzt wird. Bei anderen Varietäten sind die Bestandtheile 
wie im Liimsten verfestet, so dass man beide Gesteine nicht mehr 
unterscheiden kann, wieder andere sind so dicht und beinahe 
krystallinisch im Bruch, dass scheinbar keine Spur von ÖOrganis- 
men darin zu entdecken ist. Nach dem Anschleifen lässt indessen 


547 


auch dieser dichte Kalk — seltene Fälle ausgenommen — leicht 
die unzähligen Thierreste erkennen, die das Hauptmaterial zu 
seiner Bildung lieferten. 

Eine sehr wesentliche Eigenthümlichkeit-des Bryozoenkalkes 


‚ist seme Schichtung, welche ihren Grund hat in dem weniger 


gehinderten Absatz eines feinkörnigen Materiales über nicht so 
eng begrenzte Räume, als es diejenigen sind, welche im Koral- 
lenkalke, in dem Netzwerke von Korallenzweigen vorlagen. 

Die Schichtung zeigt sich theils in der verschiedenen Grösse 
der Körner der nach einander abgesetzten Lagen, theils in der 
verschiedenen Härte der letzteren, veranlasst durch grössere oder 
geringere spätere chemische Umwandlung. Für die Entscheidung 
der Frage, ob einzelne Theile des Faxekalkes später gehoben 
worden sind oder nicht, ist der Bryozoenkalk ein wichtiges Hülfs- 
mittel, da kein Grund vorhanden ist, an dem ursprünglich hori- 
zontalen Absatz der oit ziemlich ausgedehnten Lagen von feinem 
Korallengrus zu zweifeln, 


b. Korallenkalk. 


FORCHHAMMER hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Ko- 
rallen, die den weit überwiegenden Theil der Versteinerungen 
im Faxekalke bilden, an Ort und Stelle gelebt haben müssen, 
da keine Spur von Abreibung, die bei einer Zusammenschwem- 
mung stattgefunden haben müsste, zu erkennen ist; nur einzelne 
Stammstücke der so stark verzweigten Korallen wie Caryophylka, 
Cladocora, Oculina, nicht zu reden von Molikea, wurden von 
Wellenbewegungen und Strömungen des Meeres abgebrochen und 
an ruhigeren Stellen der Nachbarschaft abgelagert. An solchen 
ruhigen Stellen sind auch alle Zwischenräume zwischen den Korallen- 
zweigen mehr oder weniger mit Kalkschlamm ausgefüllt, der sich ja 
in der langen Zeit, welche das Riff zum Emporwachsen brauchte, 
aus verschiedenen Ursachen bilden musste. Dadurch erklärt sich 
die Varietätenreihe des Korallenkalkes, die zum einen Extrem 
eine lose Zusammenhäufung von Korallenzweigen, zum anderen 
einen ganz dichten Kalkstein hat, in welchem letzteren die Ko- 
rallen theils unmittelbar sichtbar sind, theils erst nach Behand- 
lung mit schwacher Säure oder nach vorausgegangenem An- 
schleifen erkennbar werden. 

39* 


548 


Wegen seiner Bildung aus stark verzweigten Korallen kann 
der Korallenkalk natürlich keine Schichtung zeigen; er bricht 
vielmehr in unförmlichen Massen und zeigt nur in den dichteren 
Varietäten Jie allem ähnlichen Kalke eigenthümliche, parallelepi- 
pedische Absonderung in grosse, scharfkantige Blöcke. — "Seiner 
Bildung nach ein Zwischending zwischen den beiden bis jetzt 
betrachteten Kalksteinen ist ein Korallenkalk, der aus der Ent- 
fernung und bei passender Beleuchtung Schichtung zeigt, da er 
aus einer unregelmässigen Wechsellagerung dichterer und loserer 
Massen besticht, die wohl im Wesentlichen aus Korallen gebildet, 
in welchen aber auch Bryozoen mehr als sonst vorhanden 
sind. Nehmen die letzieren an Menge zu, so entsteht ein voll- 
vollständiger Übergang des einen typischen Gesteins in das an- 
dere. Die Zwischenräume zwischen den dichteren Lagen dieses 
geschichteten Kalksteines enthalten Körper von ziemlich ver- 
schiedener Beschaffenheit. An einigen wenigen Stellen sind es 
lauter kantige Bruchstücke von dichiem Faxekalk, a. @. O. ist es 
eine zusammengehäufte Masse von kleinen, zusammenhangslosen 
Korallenstücken oder aus ziemlich gut erhaltenen Korallen, die 
auf Bruchflächen hervorragen. Das gewöhnlichste ist aber, dass 
die Zwischenräume eine Mannichfaltigkeit von Bryozoen enthalten 
— hier weit besser erhalten als im Bryozoenkalke selbst — mit 
Gliedern von Moltkea, Monomyces, zahlreichen Zweigen der an- 
deren Steinkorallen und so gut wie alle aus dem Faxekalk über- 
haupt bekannten Versteinerungen, wesshalb es auch dieser Kalk- 
stein ist, der dem Sammler die reichste Beute liefert. Nun wird 
allerdings auch diese letzte Varietät in verschiedenen Graden der 
Dichtheit gefunden und die richtige Deutung solcher dichten Ge- 
steine wird dann stellenweise schwierig — indessen es können 
ja auch nur typische Varietäten zur Aufklärung über die Ent- 
stehung der Korallenklippe benutzt werden. Der dichte Koral- 
lenkalk, der auf Korallenriffen der Jetztzeit oft gefunden wird, 
kann doch für sich allein auch kaum Licht über die Bildung der 
letzteren verbreiten, sobald man nicht in kurzem Abstand von 
ihm, am Rande des Riffes, die lebenden Korallen in's Auge fasst. 

Zur besseren Unterscheidung mag jetzt schon, vorgreifend, 
der eigentliche Korallenkalk als der ältere, der andere, zuletzt 
beobachtete, als der jüngere bezeichnet werden. 


549 


II. Bildung und Ausbreitung der Varietäten. 


Die Verbreitung der einzelnen Gesteinsvarietäten ist mit Hülfe 
alter und neu aufgenommener Karten und durch zahlreich ange- 
stellte Nivellements aller im Jahre 1860 beobachtbaren Profile 
mit grosser Sorgfalt ermittelt worden. 

Es hat sich dabei ergeben, dass zunächst der Bryozoen- 
Kalk entweder in grösseren, aber wenig mächtigen, bassin- 
förmigen Partien auftritt oder in isolirten, nierenförmigen Massen, 
die auf allen Seiten gänzlich von Korallenkalk umgeben zu sein 
scheinen. Die erste Weise (Fig. 1) findet sich namentlich in 
den NW. gelegenen Gruben, in denen der Bryozoenkalk über- 
haupt eine bedeutendere Entwicklung besitzt als in der südlichen 
Region, für welche die andere Vorkommensweise (Fig. 2) eigen- 
thümlich ist. 

Die Grenzen gegen den Korallenkalk sind entweder scharf 
oder sie werden durch einzelne, zwischen den Bryozoen inne- 
liegende Korallenzweige mehr allmählich entwickelt, wie z. B. 
an der Ostwand von Hvedeland’s-Bruch, woselbst auch mitten im 
Bryozoenkalk, von ihm bedeckt und an den Seiten umgeben, klei- 
nere Korallenpartien emporschiessen (Fig. 1). 

Der ältere Korallenkalk, der die Unterlage des Bryo- 
zoenkalkes bildet, wird gewöhnlich nur in den tieferen Theilen 
der Gruben getroffen und zwar besonders charakteristisch auf 
mehreren Puncten der mitlleren Partie, z. B. im östlichen Theil 


der Tofte-Grube und im grössten Theil der Baune-Grube. 


Es muss als Resultat des üppigen Wuchses von 
Sternkorallen betrachtet werden, die in einer mehr oder we- 
niger unregelmässigen Weise emporschossen, während der Bryo- 
zoenkalk abgesetzt worden ist theils in grösseren, bassin- oder 
rinnenförmigen Vertiefungen, theils in allen den Zwischenräumen, 
die nothwendig da entstehen mussten, wo der Korallenwuchs auf 
der einen Stelle rascher vor sich ging als auf der anderen. 
Wellenbewegung und Meeresströmungen müssen manche lose 
Partikelchen von den höheren Rifftheilen mit fortgeführt haben, 
besonders die an Seepflanzen angehefteten Bryozoen und den 
feinen Kalkschlamm, der aus der gegenseitigen Reibung von 
Bryozoen und abgebrochenen Korallenzweigen entstand. Die 


550 


feinsten Kalktheile konnten sich da entweder in den tieferen und 
so zu sagen mehr abgeschlossenen Rifftheilen sammeln und hier- 
durch die dichteren Arten des älteren Korallenkalkes bilden, oder 
sie mussten mit Bryozoengrus gemischt werden, soweit sie nicht 
ganz weggeschwemmt wurden. Man kann also hier dieselbe Ent- 
stehung verschiedener Lagen je nach der Grösse derjenigen Theile 
nachweisen; welche der Wasserbewegung im Meer ausgesetzt 
waren, die unter anderem in Grus-, Sand- und Thonlagen aus- 
gedrückt ist. Als Analoga haben wir Korallenkalk, Bryozoenkalk . 
und Schreibekreide oder eine entsprechende Bildung, nur dass 
die letztere natürlich nicht innerhalb der Grenzen des vom Mee- 
resboden emporwachsenden Korallenriffes gefunden werden kann, 
sobald man nicht den in den innersten und tiefsten Theilen der 
Korallenbildung vorhandenen Kalkschlamm hierher rechnen will. 

Kleine, nur einige Cubikfuss grosse Vertiefungen, die nicht 
sonderlich gegen die Meereseinwirkungen beschützt waren, sieht 
man oft nur mit gröberen Bryozoenbruchstücken erfüllt, und dann 
wieder mit Korallen überdeckt, während a. a, Stellen der Ko- 
rallenwuchs geradezu durch überlagernde Bryozoenmassen ge- 
hindert worden ist, so dass man hier eine wiederholte Abwech- 
selung von mehreren über einander abgesetzten Lagen von Ko- 
rallen- und Bryozoenkalk hat. Derselbe Kampf scheint auch an 
dem Rande von mehreren der grösseren bassinförmigen Lagen 
des Bryozoenkalkes stattgefunden zu haben, so dass hier zu einer 
Zeit der Korallenkalk die Oberhand gehabt haben, später aber 
durch eine neue Lage von Bryozoenkalk zurückgedrängt worden 
sein muss. Dadurch wurden aber keilförmige Partien des einen 
Kalkes in dem anderen gebildet (Fig. 3). Es kann nicht ge- 
leugnet werden, dass solche eingeschlossene Partien von Ko- 
rallenkalk vielleicht nur als eine von benachbarten Rifftheilen ab- 
gespülte Masse anzusehen sind, während zu anderer Zeit, wenn 
das Meer ruhig war, nur Kalksand (Bryozoen) abgesetzt wurde 
— eine Vermuthung, die manches für sich hat, weil alle solche 
Übergänge gern Korallenzweige in einem mehr fragmentarischen 
Zustande enthalten als da, wo der Kalkstein auf grosse Strecken 
hin nur aus Korallenkalk besteht. Aber selbst wenn solche we- 
niger ausgedehnte, wechselnde Lagen gebildet sein sollen bald 
durch abgespülten Grus (Korallenzweige), bald durch Sand (Bryo- 


5951 


zoen), so bleibt dennoch die ursprüngliche Ausdehnung der Ko- 
rallen im Wesentlichen dieselbe, da die Korallenzweige nicht 
sehr lange im Wasser bewegt worden sein können, sonst müss- 
ten sie ja über alle Bryozoenkalkbassins verbreitet sein, während 
wir sie in der Regel doch nur an deren Rande treffen. Überall, 
wo der Kalkstein Korallenzweige enthält, darf man diess also ge- 
wiss als einen Beweis dafür ansehen, dass die Korallen an der- 
selben Stelle oder in unmittelbarer Nachbarschaft gelebt haben. 

Wenn man in der ganzen bis jetzt behandelten NW.-Partie 
von den durch spätere Hebüngen veranlassten Störungen absieht, 
so ist es im hohen Grade auffällig, wie gleichförmig die obere 
Begrenzungsfläche des Bryozoenkalkes in allen Gruben zu der- 
selben Höhe emporragt. Es liegt desshalb der Gedanke nahe, 
dass der Absatz des Bryozoenkalkes in dieser ganzen Partie nach 
einem ziemlich grossartigen Maassstabe vor sich gegangen ist und 
dass dadurch der Korallenwuchs, einzelne höher aufragende Riff- 
theile ausgenommen, innerhalb grosser Strecken gehemmt wor- 
den ist. Von jenen aus konnte er sich später wieder zur Seite 
ausbreiten. Ob der Absatz dieser grossen, meist zusammenhän- 
genden Bryozoenkalklage schnell oder — was wahrscheinlicher 
— langsam geschehen ist, hat geringere Bedeutung; aber das ist 
klar, dass er eine Grenze zwischen zwei in der Zeit verschie- 
denen Korallenbildungen bildet. Die etwas anderen Verhältnisse 
der südlichen Gruben sollen später erwähnt werden. 

Die beiden jetzt betrachteten Varietäten sind gleichzeitiger 
Entstehung, wogegen die dritte als eine jüngere Korallen- 
bildung angesehen werden muss, so zwar, dass überall, wo 
die zwei Varietäten von Korallenkalk an einander grenzen, jeder- 
zeit ein allmähliger Übergang stattfindet, ohne bestimmte Grenz- 
linie, weil ja an diesen Stellen keine solche Unterbrechung in 
der Korallenbildung stattfand wie diejenige, welche sich deutlich 
zwischen älterem Korallenkalk und Bryozoenkalk und später zwi- 
schen diesem und dem lagenförmigen, jüngeren Korallenkalk 
zeigt. Diese letztgenannte Varietät trifft man in allen Gruben 
mit deutlichem Querschnitt; ihr locales Fehlen erklärt sich an 
einigen Stellen dadurch, dass die betreffenden Partien starken 
Hebungen ausgesetzt gewesen sind und desshalb die oberste Lage 
in der Rollsteinzeit abgeschlossen worden ist bis zu dem mit 


ERS EDEN BB ee en 


VER We a EN 


552 


der übrigen Klippenoberfläche übereinstimmenden Niveau. Dieser 
jüngere Korallenkalk hat einen sehr verschiedenen Charakter, 
je nachdem er sich oben auf den früher gebildeten 
Theil der Klippe (Nordpartie) abgesetzt oder eine unmittel- 
bare Fortsetzung der älteren Korallenbildung unten sich ge- 
bildet hat (westliche und südliche Grenze der ganzen Korallen 
klippe, wie sich das durch Nivellements feststellen liess). Die 
ersigenannte Form (Fig. !) schliesst sich an die weit ausge- 
streckte Bryozoenlage, mit der sie auch gleiche Ausdehnung 
hat, innig an, aller Orten als jüngste Lage den Bryozoenkalk — 
selten den älteren Korallenkalk unmittelbar bedeckend. Nach- 
dem die Vertiefungen zwischen den mehr hervorragenden Par- 
tien des älteren Korallenkalkes theilweise durch Bryozoenmassen 
ausgefüllt worden waren, begann sich eine etwas gleichförmiger 
vertheilte Korallenbildung über den ganzen Grund auszubreiten, 
in welcher wir desshalb auch Korallen, Bryozoen und alle die 
anderen Versieinerungen gleichförmiger als früher mit einander 
gemengt finden, da es nun auf der wie gesagt beinahe horizon- 
talen Fläche für das Meer nicht mehr, wie früher in den iso- 
lirteren Korallenpartien, so leicht war, die verschiedenen organi- 
schen Reste aller auf den Klippen lebenden Thiere wegzuschwem- 
men. Man dürfte auch einen Beweis hierfür in dem viel besser 
erhaltenen Zustande haben, in welchem sich die Bryvzoen hier, 
gegenüber ihrem Vorkommen im eigentlichen Bryozoenkalklager 
finden. Jetzt konnten sie sich zwischen Korallenzweigen soweit 
niedersenken, bis diese weiteres Fallen verhinderten und dann 
wurden sie von kleineren Partikeln bedeckt, die wieder die Un- 
terlage für den feinsten Kalkschlammabsatz bildeten. So ent- 
standen die für diese Varietät so eigenthümlichen, dichteren Mas- 
sen, deren untere Flächen von grösseren Korallenzweigen, Bryo- 
zoen u. a. gebildet werden, während die oberen Flächen jeder- 
zeit aus verhärteter Kalkschlammmasse bestehen, deren abgerundete 
und flach geneigte Flächen genügend beweisen, wie die letztere 
in dem inneren und niederen Riffthbeile, in welchem ruhigeres 
Wasser war, darnach strebte, von einem Hinderniss zum andern 
zu fliessen. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Kalk- 
schlamm in der älteren Korallenbildung unter ähnlichem Verhal- 


593 


ten in den einzelnen, unregelmässig vertheilten Korallenpartien 
"abgesetzt worden sein muss. 

Bei der besprochenen, ausgestreckten Fläche der Nordpartie, 
woselbst die Einwirkung des stark bewegten Wassers auf die 
Korallen eine geringere blieb, scheint desshalb keine der Stern- 
korallen einen so kräftigen Wuchs erreicht zu haben, wie in 
dem älteren Korallenkalk, während da gegentheils eine weit grös- 
sere Menge von Moltkea-Gliedern gefunden wird. An einzelnen 
Stellen, namentlich längs der Nordgrenze, häufen sich die Bryo- 
zoen in einem solchen Grade, dass man versucht werden könnte, 
den Kalkstein zu einem Bryozoenkalk zu rechnen, wenn nicht 
jederzeit die erstgenannten Korallen eingemengi gelunden wür- 
den. Mit anderen Worten: der Gegensatz, der in der älteren 
Zeit, auf Grund der höchst unregelmässigen Form der Klippe, 
zwischen Korallen- und Bryozoen-Bildungen stattfand, war jetzt, 
bei dem veränderten Ansehen der Korallenklippe nicht länger 
möglich, denn gleichzeitig damit, dass sich die Korallen gleich- 
mässig über das Ganze ausbreiteten, wurden auch deren Reste 
gleichmässiger mit dem übrigen losen Material gemengt, welches 
nun vereinigt den horizontal abgesetzten, jüngeren Korallenkalk 
gebildet hat. 

In der südlichen Partie (Tofte- und Praeste-Grube) tritt da- 
gegen der jüngere Korallenkalk in stark geneigten Lagen auf, 
deren Failwinkel zwar oft etwas variiren, im Allgemeinen aber 


selbst in grösseren Querschnitten ziemlich constant und 40—60° 


sind. * Die Fallrichtung ist südwestlich, wird aber in der west- 
lichen Partie mehr westlich, längs des Südrandes mehr südlich. 
Man sollte nun glauben, dass dieses Einfallen nothweudiger Weise 
von einer oder mehreren Hebungen herrühren sollte, aber so 
natürlich diess auch zu sein scheint, dürfte doch diese Erklärung 
hier nicht anwendbar sein, indem der Korallenkalk mit sei- 
nen stark geneigten Lagen an mehreren Puncten auf 
Bryozoenkalk liegend gesehen wird, der im Verhältniss zu 
jenem als horizontal angesehen werden muss, z. B. Fig. 3. Diess 
konnte 1859 auf das Deutlichste an der Südwand der Toftegrube 


= Das ist durch tabellarische Zusammenstellungen der gemessenen Streich- 
und Fallwinkel im Original nachgewiesen. 


554 


beobachtet werden, wo ein Lager Bryozoenkalk , zugleich mit 
einer eingeschlossenen Flintlage, 8° SW. fiel, der deckende Ko- 
rallenkalk aber Fallwinkel zeigte, die von 30—40° allmählich bis 
14° S. abnahmen (Fig. 4). Überhaupt kann man mehrfach beob- 
achten, dass sich das steilere Fallen der oben. aufliegenden 
Schichten etwas verflacht, u. a. in der Präste-Grube, woselbst 
Korallenkalk-Schichten, welche an den Bryozoenkalk angrenzen, 
gegen 50° SW. fallen, die den letzteren überdeckenden aber 
kleinere und kleinere Fallwinkel, herab bis 280 bekommen (Fig. 5). 
Diese und andere Beobachtungen zusammengefasst, wird man die 
Neigung der Kalklager für ursprünglich halten und bei ihrer Erklärung 
von späteren Hebungen absehen müssen. Die Frage bleibt, auf 
welche Weise sie da gebildet sind und obgleich eine allseitig befriedi- 
gende Antwort hierauf zumal bei der regellosen und vergäng- 
lichen Natur der vorhandenen Aufschlüsse nur schwierig gegeben 
werden kann, so wird es doch statthaft sein, eine Hypothese 
über die Entstehung dieses Korallenkalkes aufzustellen, wenn 
durch dieselbe, wie hier, alle Phänomene auf eine einfache und 
natürliche Weise in Einklang mit einander gebracht werden 
können. 

Bei Zusammenstellung der Beobachtungen aller Puncte des 
jüngeren (geneigten) Korallenkalkes und unter Berücksichtigung 
des Gegensatzes zwischen den in der nördlichen Partie im All- 
gemeinen horizontalen und den in der SW.-Partie gegen SW. 
geneigten Lagen muss zunächst das früher entworfene Bild vom 
Korallenwuchs in der NW.-Partie weiter fortgesetzt werden. 
Denkt man sich nämlich die Korallenbildung hier ziemlich gleich- 
mässig entwickelt, nachdem die Zwischenräume zwischen dem 
älteren Korallenkalk mit Bryozoenkalk ausgefüllt und das Ganze 
von jüngerer Korallenkalk-Bildung überdeckt war und dass wei- 
terhin der Meeresboden SW. von dieser Partie etwas tiefer lag, 
so mussten dann, wenn sich der Korallenwuchs auf und über 
den Rand hinaus ausbreitete, eine Menge Korallenstücke, Bryo- 
zoen und Weichthierschalen nach der tiefer liegenden Umgebung 
hinabgleiten und die dadurch hervorgebrachten Neigungswinkel 
mussten abhängig sein von der Korallen mehr oder weniger kräf- 
ligem Wuchs, sowie von der Beschaffenheit des losgebrochenen 
Materiales. Das letzte brauchte keineswegs an allen Orten und 


999 


zu allen Zeiten dasselbe zu sein, sondern konnte bald vorzugs- 
weise aus Bryozoen, bald aus Korallenzweigen,, wieder zu an- 
deren Zeiten aus Brocken des Riffes bestehen, ohne dass ein 
solches Material desshalb eine kenntliche Spur von einer solchen 
Schleifung zeigen müsste, wie man sie an den längs eines Stran- 
des aufgehäuften Geröllen sieht. 

Die Grösse der Fallwinkel im Korallenkalk muss nothwen- 
diger Weise abhängig gewesen sein von der Höhe und Steilheit 
der Riffwände und in der That sieht man auch, dass die Fallwinkel 
vorzugsweise am grössten waren in der ganzen südwestlichen und 
südlichen Partie des jüngeren Korallenkalkes, genau längs des 
steilen Aussenrandes, an welchem ein stark entwickeltes Korallen- 
leben stattfand. Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich , dass 
an diesen Stellen ein so unregelmässiges und grobes Material 
wie die verzweigten Korallenbruchstücke des Faxekalkes, leicht 
Böschungswinkel von 40—50° bilden konnte, wenn der Sand auf 
der Seeseite der Dünen, welche allerdings eine Luftbildung sind, 
Böschungen von 30° zeigt. Aber die hier entwickelte Anschauung 
verhindert uns doch keineswegs an der Annahme, dass die Aus- 
senseite eines solchen Riffes hier und da, möglicher Weise über- 
all, mit lebenden Korallen besetzt gewesen sein kann und nicht 
selten sieht man deren Reste in einein so ungestörten Zustande, 
dass sie wirklich genau auf derselben Stelle gelebt zu haben 
scheinen, auf welcher sie jetzt gefunden werden. An einzelnen 
Stellen können sie dann einzelne grössere Korallenhöcker ge- 
bildet haben; dass diese nun aber auf allen Seiten wieder von 
den niedergleitenden Massen umgeben und ihre Zwischenräume 
mit Kalkschlamm ausgefüllt wurden, kann keine begründete Ein- 
wendung dagegen sein, dass Sie da gelebt haben, sobald man 
nur Rücksicht nimmt auf die Zeitdauer, die die Bildung einer 
solchen Korallenklippe braucht. Ideale Skizze Fig. 6. In den 
Vertiefungen zwischen solchen aufschiessenden Korallenhügeln (a) 
auf des Riffes Aussenseite können später Bryozoen (b) massen- 
haft abgesetzt worden sein, dieselben müssen aber nothwendig 
eine nur geringe Ausstreckung gehabt haben, wie es auch die 
Beobachtung aller in dieser Partie gefundenen Bryozoenlagen 
lehrt (Fig. 2, 5). Sowohl über diesen Bryozoenlagen wie über- 
haupt da, wo die Riffwände sich weniger hoch über die Um- 


556 


gebung erhoben hatten, sind die Neigungswinkel aus leicht er- 
klärlichen Gründen geringer und haben eine gewisse Tendenz, 
horizontal zu werden. An solchen Stellen wurden daher nahe 
neben einander beobachtet z. B. 50°, 40° bis 14°, oder 54°, 
42—28° etc. 

An einer Stelle hat der jüngere Korallenkalk eine eigen- 
thümliche,, sattelförmige Lagerung. Da ebendaselbst der unter 
ihm liegende Bryozoenkalk ebenfalls einen Fallwinkel von 25° 
zeigt, so ist für diesen Punct eine nachträgliche Hebung anzu- 
nehmen. f 

Die Abwechslung zwischen den dichteren und minder dich- 
ten Partien in den geneigten Lagen des jüngeren Korallenkalkes, 
der den geschichteten Charakter entstehen lässt, rührt sicher von 
einer periodischen Ansammlung von Korallengrus auf der äus- 
seren Riffseite her, ohne dass jedoch hierbei die Rede sein kann 
von einer regelmässigen Ordnung der Theile in einzelne Lagen. 

Die gröberen Partikeln wurden in den Vertiefungen der un- 
ebenen und geneigten Riffoberfläche zurückgehalten, sie glitten 
absatzweise so lange nieder, bis sie ein Korallenstock oder an- 
derer vorstehender Theil aufhiell. Waren gröbere Massen von 
solchem losen Material zu Boden gefallen, so setzte sich in den 
Zwischenräumen dieses groben Korallengruses der feinere Kalk- 
schlamm ab und der Grus wurde nun zu eineın zusammenhän- 
genden Kalkstein verfestet. Vieler von diesem Kalkschlamım ist 
geglilten, ja man kann beinahe sagen geflossen von dem einen 
Vorsprung nieder auf den anderen und man kann überall Spuren der 
Tendenz erblicken, mitten zwischen den geneigten Hauptpartien 
— also in den Zwischenräumen des groben, im grossen Ganzen 
aus schief einiallenden Schichten bestehenden Materiales — ho- 
rizontale, dichtere Massen zu bilden, allezeit mit etwas abgerun- 
deter Öberfläche, in ganz ähnlicher Weise, wie das früher für 
den nordwestlichen Theil beschrieben worden ist, nur dass dort 
in dem älteren Korallenkalk zerstreute und kleinere Partien nicht 
mit so allgemeinem Charakter innerhalb grosser Strecken auf- 
treten, wie hier. Unter solchen Verhältnissen war es eine Noth- 
wendigkeit, dass eine Art von doppelter Schichtung enti- 
stehen musste, 

Um leicht entscheiden zu können, in wie weit die hier be- 


5957 


sprochenen Neigungen ursprüngliche oder durch spätere Hebun- 
gen hervorgebrachte sind, hat Conferenzraih FoRcHHANMER zu un- 
tersuchen vorgeschlagen, ob die obersten Flächen in halbgefüllten 
Kernversteinerungen horizontal sind oder geneigt unter demsel- 
ben Winkel, wie der umgebende Kalkstein. In allen Versteine- 
rungen, die ich in Lagen mit I0° festsitzend sah, war die Ober- 
fläche parallel mit‘ derjenigen aller feinen Absätze in dem um- 
gebenden Kalkstein, also ungefähr horizontal, indessen muss hier- 
bei bemerkt werden, dass sich meine Beobachtungen nur auf 
kleinere Versteinerungen beziehen, wie z. B. auf Cypraea bul- 
lata, dass es mir aber bis jetzt nicht glückte, eine einzige grös- 
sere, halbgefüllte Versteinerung auf ihrer ursprünglichen Stelle 
anzutreffen. Nur bei einer solchen kann man brauchbare Flächen 
zu finden erwarten, da man oft in den Windungen derselben 
Univalve die abgesetzte Masse (Bryozoen oder gehärteten Kalk- 
schlamm) mit Oberflächen sieht, die nicht einmal unter sich pa- 
rallel sind. Man kann zuweilen sehen, wie der Kalkschlamm 
auch innen in der Schalenhöhlung, in welcher, wie im groben 
Kalkstein, so gut wie keine Wasserbewegung stattfinden konnte, 
von Windung zu Windung geglitten ist, sowie er da nach und 
nach zu Boden gefällt wurde, bis er zuletzt durch den ausge- 
schiedenen kohlensauren Kalk verfestet wurde. Die gröberen 
Partikel haben da oft in der einen Windung eine schiefe Fläche, 
der Kalkschlamm aber in der anderen eine horizontale gebildet, 
so dass diese Flächen mit einer gewissen Vorsicht behandelt 
werden müssen, wenn man sie in der angedeuteten Richtung be- 
nutzen will. 
Nach allem Gesagten dürfte es einleuchtend sein, dass der 
jüngere Korallenkalk nicht gut als wesentlich verschieden ange- 
sehen werden kann von der anderen Varietät, dem älteren Ko- 
rallenkalk, dessen Fortsetzung er bildet und es liegt in der Na- 
tur der Sache, dass dieser letztere auf manchen Stellen ursprüng- 
lich ganz ähnliche Neigungen gehabt haben kann, wie die vom 
jüngeren Kalke bekannten, wenn auch nur in geringerer Aus- 
streckung. Die grössere Dichtheit, welche der ältere Korallen- 
kalk im Allgemeinen hat, ist wahrscheinlich der Grund, dass wir 
das nicht mehr beweisen können, zumal sich die tieferen Lagen 
nicht in so grossen und leicht übersichtlichen Profilen beobachten 


558 


lassen. wie die oberen. Auf Grund der grösseren Dimensionen, 
welche die jüngere Korallenbildung. soweit sie uns bekannt ist, 
angenommen zu haben scheint, sowie wegen ihrer mehr einför- 
migen Entwickelung, steht sie immerhin in einem bestimmten 
Gegensatz zu dem älteren Theile des Faxekalkes, in welchem 
Korallen- und Bryozoenmassen mehr gesondert getroffen werden. 
und wenn man auch nicht der Meinung sein sollte, dass die be- 
obachtbaren Eigenthümlichkeiten des verschiedenen Materiales. 
aus welchem der Kalkstein gebildet ist, die Lagerungsverhältnisse 
und das Geneigtisein der Lagen, gross genug seien, um die Auf- 
stellung der genannten Varietät zu begründen, so glaube ich doch, 
dass gegen eine solche Sonderung nichts Wesentliches einge- 
wendet werden kann, wenn sie hier nur vorgenommen worden 
ist, um die successive Bildung der ganzen Korallenklippe leichter 
übersehen zu können. 


Über den nördlichen Aussenrand der Korallenklippe kennt 
man leider nichts, da diese Grenze im Norden der jetzt betrie- 
benen Brüche gesucht werden muss; ebensowenig konnten die 
Verhältnisse im östlichen Bruch des Faxebakkens, der sogenann- 
ten Baumkule, die etwas verwirrt zu sein scheinen, in den Be- 
reich der Untersuchungen gezogen werden, wegen der schweren 
Zugänglichkeit desselben in den letzten Jahren. 


Nachdem ich nun in diesem Abschnitte versucht habe, aus 
den Eigenthümlichkeiten, der Verbreitung und Lagerung der Kalk- 
steinvarietäten die Bildung des Faxekalkes zu entwickeln, bleibt 
noch übrig, einen Vergleich mit den Korallenbildungen der Jetzt- 
zeit zu ziehen, um zu sehen: ob man hier keine Übereinstim- 
mung finden kann, namentlich in Hinsicht der Art und Weise, 
auf welche — und der Bedingungen, unter welchen beide ent- 
standen sind. Wenn nun auch Vieles über das Korallenwachs- 
thum noch nicht vollständig aufgeklärt ist, so sind dennoch durch 
die in diesem Jahrhundert angestellten gründlichen Untersuchun- 
gen von Beecuey, EuREngERG, Darwın und Dana in völliger Über- 
einstimmung einzelne Hauptresultate gewonnen worden, nämlich: 


1) dass die eigentlichen riffbauenden Korallen in grösseren 
Massen da nicht mehr vorkommen, wo der Wärmegrad des Meer- 
wassers unter 20° C. ist: 


559 


2) dass sie unter solchen Verhältnissen nicht in Tiefen ge- 
troffen werden, die 120 Fuss viel übersteigen; 

3) dass das kräftigste Korallenleben unterhalb der Ebbelinie 
und vorzugsweise da stattfindet, wo das Meer am bewegtesten 
ist, also an des Riffes Aussenseite, welche entweder lothrechte 
oder stark geneigte Flächen zeigt; und hierzu kann, als für den 
vorliegenden Fall besonders interessant, gefügt werden: 

dass bei allen Arten von Riffen (selbst bei solchen, deren 
oberster Rand noch nicht den Wasserspiegel erreicht hat), jeder- 
zeit innerhalb des Aussenriffes ein Innenriff angetroffen wird, 
innerhalb dessen eine minder kräftige Korallenbildung auftritt in 
der Form zusammenhangsloser Korallenhügel. Das ist zugleich 
die Aufenthaltsstelle für Fische, Serpeln, Schnecken, Muscheln, 
Moosthiere etc., deren unorganische Reste theils zwischen den 
Korallen, theils in dem Kalksand abgesetzt werden, der allezeit 
die Vertiefungen mit einer beinahe horizontalen Fläche ausfüllt. 

Da die hier genannten Resultate erst in der neuesten Zeit 
gewonnen worden sind, so ist es natürlich, dass man sie noch 
nicht auf die Korallenbildungen der Vorzeit mehr, als diess wirk- 
lich der Fall ist, anzuwenden gesucht hat, indem man da auf 
grosse Schwierigkeiten stösst, unter denen besonders zu nennen, 
dass man bei den Korallenbildungen der Jetztzeit nur deren 
äusserste Begrenzungen und selbst diese für manche in einem 
ziemlich dürftigen Maassstabe kennt, während man bei denen 
der Vorzeit im Allgemeinen nur Gelegenheit gehabt hat, ein- 
zelne innere, stark metamorphosirte Partien zu untersuchen, da 
die äusseren Theile dieser Riffe entweder mit jüngeren Bildun- 
gen bedeckt oder in späteren Perioden ausserordentlich gestört 
worden sind. Eine andere Schwierigkeit für einen solchen Ver- 
gleich liegt in der grossen Verschiedenheit, die zwischen den 
Korallenformen gefunden wird, z. B. zwischen denen, welche den 
Faxekalk und denen, welche die Korallenriffe der Südsee gebildet 
haben, auf welche letztere man doch zunächst hingewiesen ist, 
da sie am sorgfältigsten untersucht sind, zumal sie einen weit 
kräftigeren Wuchs als manche andere Korallenbildungen zeigen, 
wie z.B. die von Eurensere im rothen Meere untersuchten. v.Bucn* 


* Über den Jura Deutschlands, Abhal.d. Ac. d. Wiss. in Berlin, 1837, p. 53. 


560 


hat ganz im Allgemeinen für den schwäbischen Jura angedeutet, 
dass der dortige Korallenkalk wahrscheinlich ein Korallenriff ge- 
wesen und dass derselbe, gleichwie die Riffe der neuholländischen 
Küste, in einigem Abstand von den älteren Bergen gebildet wor- 
den sei — ohne indessen die Gleichheit in Hinsicht auf den in- 
neren Bau nachzuweisen, welche allerdings gewiss auch schwie- 
rig herauszufinden ist, da dort die Schwämme eine grössere 
Rolle als die Korallen spielen. Eine Andeutung in derselben 
Richtung ist auch schon vor langer Zeit von Forchuanmer für den 
Faxekalk gegeben worden, indem derselbe in letzterem ein Wall- 
riff erblickte, welches sich längs der scandinavischen Küste er- 
streckte und eine besonders kräftige Entwickelung am Faxebakken 
erreicht haben sollte. 

Ein Vergleich mit den gegenwärtigen Korallenbildungen kann 
entweder, wie bei den zwei genannten Naturforschern, zum Zweck 
haben, Korallenriffe aus älteren Perioden bestimmten, jetzt bekannten 
Formen gegenüber zu stellen oder — was für meine Untersuchun- 
gen näher liegt — die Übereinstimmung in Hinsicht auf die Art 
und Weise zu suchen, in welcher die Korallenklippe gebildet 
worden ist. Man kommt hierbei allerdings leicht auf den erst- 
genannten Vergleich, indessen das thut hier weniger zur Sache, 
da die verschiedenen Riffarten eigentlich doch nur eine an gleiche 
äussere Bedingungen geknüpfte, allgemeine Form bilden. So 
lange man noch nicht ganz genau die Abhängigkeit der einzel- 
nen Korallengeschlechter von der Wärme und dem Drucke des 
Wassers kennt, und nicht weiss, was jene bestimmt, an ein- 
zelnen Orten mächtige Korallenklippen aufzubauen, die a. a. O. 
unter übrigens gleichen Bedingungen vermisst werden, muss 
jeder Vergleich zwischen früheren und jetzigen Korallenriffen 
mit grosser Vorsicht angestellt werden. Es ist desshalb rich- 
iger, denselben auf mehr allgemeine Bedingungen des Korallen- 
wachsthums einzuschränken, von denen man annehmen darf, dass 
sie für jede Erdperiode Geltung halten und man wird wohl 
schwerlich eine ältere Korallenbildung finden, die sich besser zu 
einer solchen Zusammenstellung eignete, als gerade der Faxe- 
kalk mit seinen verhältnissmässig so ausserordentlich gut bewahr- 
ten Structurverhältnissen. 

1) Was die Wärmeverhältnisse betrifft, so kann kaum ein. 


561 


Zweifel bestehen, dass der Wärmegrad des Wassers hier in un- 
serem nördlichen Kreidemeer damals höher als jetzt gewesen 
sein muss, selbst wenn man mit Rücksicht auf die vorkommen- 
den Korallen diese Korallenbildungen lieber mit denen des Mit- 
telmeers, als mit denen der Südsee vergleichen will. Es ist nur 
ausnahmsweise, dass man Korallenriffe da trifft, wo das Meer 
eine Mittel- Temperatur von 18—19° C. hat und Asiraea, 
Maeandrina, Madrepora, und Gemmipora gedeihen am besten 
bei einer Wärme von 29—30° C., nehmen aber mit Hinsicht 
auf Grösse und Menge bei 23° ab, bei welcher Wärme Porites, 
Pocillopora und Caryophyliia doch noch gut fortkommen. Wollen 
wir nun auf das Mittelmeer Rücksicht nehmen, in welchem Ko- 
rallenformen vorkommen, die mit denen des Faxekalkes verwandt 
sind, so findet man die Mitteltemperatur im Meer an der sicilia- 
nischen Küste zu 22—24' * angegeben, so dass es im hohen 
Grade wahrscheinlich ist, dass hier in unserem Kreidemeer min- 
destens eine Mittelwärme von 20° C. gewesen sein muss. wo- 
gegen das Wasser in der Jetztzeit, nach Sährigen Beobachtungen, 
eine Mitteltemperatur von 8,6° gezeigt hat. 

2) Was sodann die Tiefe betrifft, in welcher der Faxekalk 
gebildet ist, so entbehren die Schlussfolgerungen allerdings noch 
hinlänglicher und sicherer Daten, indessen glaube ich, dass man 
nach dem Mitgetheilien annehmen darf, dass die Korallenklippe 
in Faxe weder bis unmittelbar an die Wasseroberfläche gereicht 
habe, noch in einer sehr grossen Tiefe aufgebaut worden sein 
kann, denn im ersten Falle würden sich ganz andere Wirkungen 
des Wellenschlages in Form von eigentlichen Strandbildungen 
(Rollsteine) zeigen, als man sie im Faxekalke findet, und im an- 
deren Falle würde der letztere, abgesehen von manchen anderen 
Gründen, die dagegen sprechen — der Einwirkung der Wasser- 
bewegung ganz entzogen worden sein, von welcher jedoch ge- 
nug unverkennbare Spuren vorhanden sind, namentlich die zer- 
brochenen Bryozoen, die unzählige Menge von Korallenbruch- 
stücken und z. Th. auch der aller Orten abgesetzte Kalkschlamm. 

Dass man eine vereinzelte Caryophyllia in 80 Faden, ein 
Corallium (33° N. Br.) in 120 F. und eine Gorgonia (Brasilien) 


“ * Börreer, das Mittelmeer, 1859, p. 166. 


Jahrbuch 1867. 36 


562 


in 160 F. gefunden hat, kann nicht als Stütze für die Möglich- 
keit angewendet werden, dass der Faxekalk in so grosser Tiefe 
gebildet sein soll. 

3) Aber vor allen Dingen erblicken wir die Übereinstim- 
mung mit den jetzigen Korallenriffen sowohl in den geneigten 
Kalklagen vom Faxe’r Aussenriff gegen SW. und S., als auch in 
den im Inneren zerstreuten und mehr unregelmässigen Korallen- 
partien mit zwischenliegenden Bryozoenlagen (Korallensand). 

Sowohl Darwın als BEEcHEY stimmen darin überein, dass 
unter normalen Verhältnissen die Neigungen der Oberfläche des 
Aussenrilles zu ungefähr 45° angenommen werden können, und 
zieht man den Durchschnitt aus meinen 15 Messungen, so findet 

_man 50°, was schon an und für sich gut übereinstimmt, indessen 
gewiss etwas grösser als die ursprüngliche Neigung ist wegen 
der allerdings nicht sehr bedeutenden Hebungen,-denen einzelne 
Theile dieser Partie später unterworfen gewesen sind. 

Stell man die von Darwın * entworfene Skizze vom inneren 
Bau eines neuen Korallenriffes gegenüber, so stimmen alle Phä- 
nomene in auffälligem Grade mit den Beobachtungen über den 
Faxckalk überein, wenn man das Allgemeine festhält, das für 
alle Korallenklippen gelten muss und von allen den Phänomenen 
absieht, die eine unmittelbare Folge davon sind, dass sich Darwın 
die Klippe in einem späteren Entwicklungsstadium mit ihrem Aus- 
senrande über das Meer gehoben denkt, wodurch nun sowohl 
wirkliche Rollsteine, als auch ein grösserer Unterschied zwischen 
dem Thierleben im Innen- und Aussenriff entstehen musste, der 
indessen auch bei jetzigen Riffen nur wenig ausgeprägt sein 
kann, so lange das Aussenriff den Wasserspiegel noch nicht er- 
reicht hat. Obgleich sich seine Darstellung nicht auf directe Be- 
obachtung stützen kann, so hat sie doch grosse Bedeutung, in- 
sofern sie von einem Naturforscher herrührt, der mit den Ko- 
rallenbildungen der Jetztzeit am besten vertraut ist. 

Da übrigens die Korallenbildung des Faxebakkens weder auf 
ein Küstenriff, noch auf ein Atoll zurückgeführt werden kann, 
so muss jedenfalls Forchz#ammers Ansicht die richtigsie sein, nach 
welcher jene am besten mit einer einzelnen Partie eines Wall- 


* Geol. observ. 1851. p. 116. 


563 


riffes zu vergleichen ist, das sich auf der Oberfläche der Schreibe- 
kreide gebildet, sich der Wasserfläche zwar allmählich genähert, 
jedoch dieselbe nicht vollständig erreicht hat, zum wenigsten nicht 
in seiner ganzen Ausdehnung. 


III. Chemische Veränderungen, denen der Faxekalk unter- 
worfen war. 


Jüngerer wie älterer Korallenkalk sind das Resultat dreier 
auf einander folgender Wirkungen: einer organischen, einer 
mechanischen und einer späteren chemischen Thätigkeit. 
Die letztere bleibt für den Faxebakken noch zu betrachten übrig. 
Mit Ausnahme einer ganz localen Dolomitbildung, die FoRCHHAMMER 
entdeckt und erklärt hat, beschränken sich alle späteren Ver- 
änderungen in der Hauptsache auf Absatz von kohlensau- 
rem Kalk und Kieselsäure, von welchen der erstere der 
allerwichtigste ist, da er von der frühesten Bildungszeit des 
Riffes an bis auf den heutigen Tag stattgefunden hat. Aller koh- 
lensaure Kalk, der nicht unmittelbar von der thierischen Wirk- 
samkeit herrührt, tritt unter drei Formen auf: 

1) als Bindemittel des Kalkschlammes, der je nach der Menge 
des ausgeschiedenen kohlensauren Kalkes sehr verschiedene Grade 
der Dichtheit annehmen kann und dann, wenn eine sehr reich- 
liche Ausscheidung stattgefunden hat, z. Th. auf der Oberfläche 
aller seiner Einschlüsse Inkrustationen zeigt; 

2) als krystallisirter Kalkspath in allen Hohlräumen, die einen 
mehr oder weniger abgeschlossenen Raum hildeten und 

3) als Travertinbildung. 

Von einem chemischen Standpunet aus würde kein Grund 
vorhanden sein, diese drei Kalkaussonderungen zu trennen, wenn 
dieselben nicht zu verschiedenen Zeiten in der vorstehenden 
Ordnung vor sich gegangen wären, was deutlich aus den Ver- 
änderungen einer Menge von Versteinerungen erkannt werden 
kann und zwar besonders derjenigen, deren unorganische Reste 
in Folge einer späteren chemischen Einwirkung verschwunden 
sind. Diese Veränderungen, mit Ausnahme der Travertinbildung, 
die nicht zu der Metamorphose der Versteinerungen gehört, kön- 
nen besonders leicht an den Stöcken von Caryophyllia und an- 
deren im Korallenkalk häufig vorkommenden Versteinerungen 

36 * 


Fe 


564 


verfolgt werden, und wenn auch natürlicher Weise nicht jede 
einzelne Versteinerung an jeder Stelle im Faxekalk alle die zu 
erwähnenden Veränderungen durchgemacht hat, so bleibt doch 
die Ordnung, in welcher dieselben auf einander folgten, überall 
die gleiche. | 

Nach dem Tode der Korallen sind 

1) die vielen kleinen Zwischenräume zwischen 
den inneren Scheidewänden mehr oder weniger ge- 
füllt worden mit ausserordentlich feinem Kalkschlamm,, 
der hier leichter als a. a. O. zu Boden fallen konnte, da hier 
das Wasser ohne alle Bewegung war. Diess ist das häufigste; 
oft findet man auch die Korallenzweige ganz versunken und also 
rings umgeben von Kalkschlamm. Nach seinem Absatz ist der 
letztere durch eine Ausscheidung von kohiensaurem Kalk gehärtet 
worden und da, wo diese lebhafter von Statten ging, sind alle 
Gegenstände mit Krusten von kleinen Kalkspathkrystallen über- 
zogen, die gewöhnlich durch etwas Eisen schwach rothbraun ge: 
färbt sind. Nur ausnahmsweise ist diese Inkrustation gleichzeitig 
mit dem Schlammabsatz oder sogar etwas früher erfolgt. 

2) Hierauf und nachdem der umgebende Kalkschlamm ver- 
härtet war, ist der kohlensaure-Kalk der Korallenstöcke 
vollständig aufgelöst worden; keine Spur ist zurückge- 
blieben. Allerdings scheint es oft, als wenn vom äussersien 
Theile des Korallenstockes eine dünne Röhre zurückgeblieben 
wäre, aber genauere Untersuchung zeigt, dass das nur eine 
Bryozoenlage ist, die jenen bedeckte. Die Kalkgehäuse der Bryo- 
zoen gehören aber nicht zu denjenigen Versteinerungen, die, wie 
die Stöcke von Caryophyllia, verschwunden sind. 

Durch das Verschwinden der Korallenstöcke entstand ent- 
weder bloss ein innerer Abdruck (Kernversteinerung) oder ein 
äusserer Abdruck oder beide Theile mit einem leeren Zwischen- 
raum. Die zwei letzten Formen trifft man namentlich im soge- 
nannten Röhrenkalk (pibede Kalk). 

In manchen Theilen des Faxebakkens ist der Versteinerungs- 
Process hiermit abgeschlossen, in anderen ist ausserdem noch 

3) dergenannte Hohlraum wieder ausgefüllt mit kry- 
stallisirtem kohlensaurem Kalk (Kalkspath), der durch seine 
grössere Durchsichtigkeit leicht von der gelblichweissen Masse des 


565 


Kalkschlammes unterschieden werden kann. Er bildet einen ge- 
nauen Abguss des ursprünglichen Korallenstockes. Ein Quer- 
schnitt durch den Stock einer Caryophyllia wird also im Laufe 
der Zeit das Fig. 7 a bis d gezeichnete Aussehen * gehabt ha- 
ben. Alles diess gilt für Caryophylka und die anderen Stern- 
korallen, nur dass von Oculina, weil die ursprünglichen Hohl- 
räume ohne Verbindung mit einander waren, lediglich äussere 
Abdrücke entstehen konnten. 

Zwei Korallen dagegen, Moltkea und Monomyces pusillus 
stehen den anderen gegenüber, indem deren Stöcke stets erhal- 
ten und durch eine Art Metamorphose zu krystallinisch körnigem 
Kalk umgebildet sind. Eine ähnliche Differenz zwischen Ver- 
schwunden- und Erhaltensein kann, wie bei den Korallen, so bei 
allen anderen Versteinerungen beobachtet werden, wie denn auch 
diese letzteren dieselbe Entwickelungsreihe im Versteinerungs- 
Process erkennen lassen. Zu beantworten bleiben die zwei 
Fragen: 

4) Was hat die Ausscheidung von kohlensaurem 
Kalke bewirkt, die so wesentlich zur Veränderung der ur- 
sprünglichen Beschaffenheit des Korallenkalkes beigetragen hat und 

2) wesshalb sind die unorganischen, aus kohlensau- 
rem Kalke bestehenden Reste einiger Thiere verschwun- 
den, während die anderen erhalten geblieben sind ? 


Bei den Korallenbildungen der Bermudas-Inseln hat man be- 
obachtet, dass unter dem Wasser eine Ausscheidung von kohlen- 
saurem Kalke vor sich geht, die also nicht in der Verdunstung 
des Wassers begründet sein kann; es entsteht dadurch ein ganz 
dichter Kalkstein und alle, welche die gegenwärtigen Korallen- 
bildungen untersucht haben, sind einig in der Annahme, dass 
bei denselben ununterbrochen eine solche chemische Verkittung 
aller der Materialien vor sich geht, die die eigentliche Korallen- 
klippe ausmachen. Es ist schwierig, diesen Veränderungen im 
Innern der Klippe auf die Spur zu kommen, aber da dieselbe 


* a) Der ursprüngliche Korallenstock, bei Lebzeiten des Thieres; b) 
der Korallenstock gefülli und umgeben von Kalk; c) der Korallenstock ist 
verschwunden: d) der dadurch gebildete Hohlraum ist wieder mit Kalkspath 
erfüllt. Direct kann man natürlich nur c und d nachweisen. 


566 


bei den neueren Korallenbildungen bekannt ist und bei den älte- 
ren nachgewiesen werden kann, muss es als Thatsache angesehen 
werden, dass eine solche Wirkung bei allen stattgefunden hat. 

Das Seewasser enthält im Ganzen nur eine äusserst geringe 
Menge kohlensauren Kalk, die überdiess vermindert werden muss, 
sobald jenes mit dem äusseren Theile der Korallenklippe in Be- 
rührung kommt, an welcher das kräftigste Korallenleben herrscht. 
Das scheint ja auch ForchHAmmER Ss Untersuchung des Wassers in 
der Nähe verschiedener Korallenbildungen zu beweisen. * Aber 
bei dieser über so grosse Flächen vertheilten organischen Wirk- 
samkeit muss an diesen Stellen zugleich eine Vermehrung der 
Kohlensäuremenge des Meerwassers und eine Wechselwirkung 
zwischen dieser und dem feinen Kalkmehl entstehen, welches 
durch Gegeneinanderreiben der Kalktheile hervorgebracht wird. 
In den inneren und mehr abgeschlossenen Hohlräumen der Klippe, 
wo das Wasser als stillstehend betrachtet werden kann, wird es 
dadurch leicht mit kohleisaurem Kalke gesättigt werden können, 
der nun später wieder abgesetzt werden und zur Verbindung des 
schon zu Boden gefallenen Kalkschlanmes zu einer festen Masse 
dienen wird. Es bedarf nur einer geringen Veränderung in 
Wärme- und Druckverhältnissen, um eine solche theilweise Aus- 
scheidung zu bewirken. ** Zu eimer anderen Zeit wird dann 
das kohlensaure Wasser wieder neuen Kalk aufnehmen können 
und zwar mit Leichtigkeit von dem mit einer grossen Ober- 
fläche versehenen Kalkmehl, das in einem unendlich fein ver- 
theilten Zustande im Wasser zerstreut ist, es wird aber nicht 
denjenigen kohlensauren Kalk angreifen, der in einer vorausge- 
gangenen Periode ausgeschieden worden ist und einen Theil des 
Kalkschlammes zu einer festen Masse vereinigt hat. 

Wenn man bedenkt, wie ausserordentlich lange Zeit die ganze 
Korallenklippe zu ihrer Bildung brauchte, so ist es verständlich, wie 
schwierig es für einen einzelnen, im Vergleich zu jener Zeit un- 
endlich kleinen Moment ist, solche Veränderungen nachzuweisen, 


* Über die Bestandtheile des Seewassers, p. 38. 

** Vielleicht hat auf die Ausscheidung des Kalkes auch kohlensaures Am- 
moniak einen Einfluss, das sich bei der Zersetzung der thierischen Weich- 
theile im Meere bildet. (KseruLr, in der Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 

’ 1863, p. 634.) Sr. 


567 


besonders wenn die ausgesprochene Vermuthung richtig ist, dass 
das Seewasser auf der einen Stelle der Korallenklippe einen Theil 
seines Kalkes abgibt und auf einer anderen sich mit solchem 
aufs neue versieht. Es wird von derjenigen Wirkung abhängen, 


welche nach dem grösseren Maassstabe vor sich geht, ob man 


in dem die Korallenklippe umgebenden Seewasser eine erkenn- 
bare Veränderung in der normalen Zusammensetzung, speciell 
in der Vermehrung oder Verminderung der Kalkmenge nach- 
weisen kann. Die letztere ist das Wahrscheinlichere. Von See- 
wasser, das in unmittelbarer Verbindung mit einem stark be- 
wegten Ocean steht, wird man schwerlich grössere Verschieden- 
heiten nachweisen können, als sie Forcuuammer in drei Analysen 
von Wasser gefunden hat, das in der Nähe der Korallenriffe 
geschöpft worden war und es ist denkbar, dass der Widerspruch, 
der sich bei Vergleichung dieser Analysen zu ergeben scheint, 
durch die doppelte Einwirkung erklärt werden kann, welche die 
Organismen an der Aussenseite und die rein chemischen Ver- 
änderungen im Innern des Riffes auf die Zusammensetzung des 
Seewassers ausüben. 

In den Lagunen und in der Tiefe am Riffsaussenrand — 
soweit man dieselbe aus Lothungen kennen gelernt hat — wo- 
selbst sich die niedergesunkenen grösseren und kleineren Bruch- 
stücke anhäufen, sind die Partikeln dagegen nicht verkittet, son- 
dern lose, so dass die besprochene chemische Einwirkung zu- 
nächst an denjenigen Theil der Korallenklippe geknüpft zu sein 
scheint, dessen ganze Masse so gut wie eingehüllt ist in Orga- 
nismen, in deren Bestandtheilen ununterbrochen ein lebhafter 
Austausch vor sich gehen muss, 

Im Faxekalk treffen wir nun entsprechende Verhältnisse. 
An allen Punceten, an denen wir Spuren eines krältigen Koral- 
lenwuchses sehen, wird auch eine ähnliche Ausscheidung von 
kohlensaurem Kalke beobachtet, der den zwischen Korallenzwei- 
gen abgesetzten Kalkschlamın verfestet hat, und in demselben 
Grade, in welchem die Menge jener zunimmt, ist in der Regel 
auch der Kalkstein härter. Der Bryozoenkalk hat dagegen nur 
geringen Zusammenhalt, ausgenommen in den Theilen, die sich 
in der Nachbarschaft des Korallenkalkes befinden; es ist von ihm 
aber auch schon oben gezeigt worden, dass er in der Haupt- 


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 k eh > 


568 


sache aus zusammengespülten unorganischen Resten von Thieren 
besteht, deren organische Theile vielleicht schon vor langer Zeit 
verschwunden waren und in welchen desshalb nur geringe Ver- 
anlassung zur Äusserung jener chemischen Wirkung war, ‘ob- 
gleich dieselbe nicht gänzlich mangelt. Desshalb werden auch 
lose Bryozoenlagen nur an solchen Stellen getroffen, an welchen 
sie eine grosse Ausdehnung haben, so dass sie dadurch so gut 
wie gänzlich unberührt von der genannten Cementation blieben. 
Die kleineren Bryozoenlagen im Korallenkalk sind jederzeit zu 
einem festen Kalkstein gehärtet, wie die grösseren Lagen in 
allen den Theilen, die an den Korallenkalk in horizontaler oder 
verticaler Richtung angrenzen. 

Ebensowenig wie sich aller Korallenkalk in gehobenen Riffen 
der Jetzizeit überall dicht zeigt, * ebensowenig ist diess der 
Faxekalk und das über grosse Partien, wo er theils röhrenartig 
ist, theils wesentlich aus Korallenzweigen mit einer Menge nicht 
ausgefüllter Zwischenräume besteht. Da der Faxekalk in einer 
so weit zurückliegenden Zeit gebildet worden ist, könnte man 
eigentlich mit Grund erwarten, dass er durch späteren Absatz 
von kohlensaurem Kalk vollständiger zu dichtem Kalkstein um- 
gebildet sein sollte, als es geschehen ist, wenn man vergleicht, 
wie verändert der neuere Korallenkalk nach einem weit kürzeren 
Zeitverlaufe ist: aber die Korallen sind in diesen zwei Bildungen 
auch wesentlich verschieden. Die riffbauenden Korallen der Süd- 
see, die den dichten Kalkstein liefern, sind besonders Asiraea, 
Maeandrina und ähnliche, mehr ınassive, halbkugelartige Formen, 
wogegen der Faxekalk stark verzweigte Korallen zeigt, die selbst 
unter günstigen Umständen mehr geneigt sind, Massen mit po- 
röser Structur zu bilden. 

Ich muss wiederholen, dass wenn ich hier namentlich auf 
die Korallenbildungen der Südsee Bezug nehme, diess theils ge- 
schieht, weil wir von ihnen die vollständigsten und gründlichsten 
Beobachtungen haben und sodann, weil ich überzeugt bin, dass 
wenn hier, trotz der Verschiedenheiten der Thierformen, die in 
der Hauptsache zur Korallenbildung beigetragen haben, nichts- 
destoweniger Gleichheiten im inneren Bau und späteren Verän- 


= BEECHgyY’s Voyage in the Pacific. p. 46. 


569 


derungen nachgewiesen werden können, dass dann nur noch 
grössere Übereinstimmung mit : denjenigen Korallenklippen er- 
wartet werden darf, welche aus stark verzweigten Korallen auf- 
gebaut sind, wenn wir nur auch von diesen eine gleich gute 
Kenntniss besitzen werden, wie von jenen. 


Demnächst kommt es mir vor, dass, wenn die Korallenthiere 
in der jetzigen Zeit so ungeheure Riffmassen lediglich aus der 
sehr geringen Kalkmenge aufbauen können, die im Seewasser 
gefunden wird, dass sich dann auch in der Kreidezeit Korallen- 
klippen von solcher Beschaffenheit haben bilden müssen können wie 
die ist, die wir am Faxebakken erkennen. Demungeachtet kann 
die Möglichkeit zugegeben werden, dass der Faxekalk an den 
Vorbruch kalkhaltiger Quellen gebunden gewesen ist, wie das 
von FORCHHAMNER angenommen und in Verbindung gebracht wor- 
den ist mit der Bildung der Dolomite. Nothwendig scheint diese 
Annahme aber nicht zu sein, da man ja auch nicht für die jetzi- 
gen Korallenbildungen diese Kalkquellen annimmt. 


_ Mit der Quellentheorie fallt auch die ältere Ansicht über die 
Entstehungsweise der im Faxekalke vorhandenen »Schornsteine«, 
das sind den von a. O. beschriebenen »orgues geologiques“ voll- 
kommen entsprechende Bildungen, nämlich verticale, cylindrische 
Hohlräume im Kalkstein, erfüllt mit thonigem Sand und Gyps 
(Fig. 1, 4); mancherlei beobachtbaren Thatsachen zufolge sind 
dieselben erst nach der Rollsteinzeit und zwar durch locale Was- 
sereinsickerungen, also von oben niederwärts gebildet worden. 


Nach alledem stellt sich daher die Sache so, dass alle Ver- 
hältnisse im Faxekalk in Übereinstimmung mit dem gedeutet wer- 
den. können, was wir im Allgemeinen von den gegenwärtigen 
Korallenbildungen kennen. 


Was sodann die andere Frage betrifft, nämlich die Ursache 
davon, dass bei einigen Versteinerungen die unorganischen Reste 
der Thiere bewahrt worden, bei anderen aber verschwunden sind, 
so gibt gerade der Faxekalk hierüber besseren Aufschluss als 
irgend ein anderes Glied der Kreideformation, wegen der grossen 
Zahl und dem gut erhaltenen Zustand seiner Petrefacten. Ob- 
wohl es schon früher von FORCHHAMMER und STEENSTRUP mitgetheilt 
worden ist, welche Versteinerungen ihre Schalen und Korallen- 


570 


stöcke bewahrt haben, so will ich das doch hier der Vollständig- 
keit wegen etwas specieller anführen. 

1) Erhaltene unorganische Reste: Fische (Zähne und 
Rückenwirbel), Crustaceen und Cirripeden, Serpula, Brachiopoden, 
Scalaria, Ostrea und Exogyra, Bryozoen, Echinodermen, Mono- 
myces pusillus, Moltkea Isis und Foraminiferen. 

2) Theilweise (nämlich die äusseren Faserlagen) finden 
sich erhalten: Spondylus, ? Pecten, Mytilus. 

3) Nicht erhalten sind: Nautileen, alle Gasteropoden 
(ausgenommen Scalaria), alle übrigen Dimyarier, wie Arca, 
Chama, Isocardia, Cardium, endlich alle Sternkorallen, ausge- 
nommen Monomyces pusillus. 

Der Verfasser führt nun den Nachweis, dass alle die erhalten 
gebiiebenen Schalen und Schalentheile ursprünglich aus Kalk- 
spath, alle verschwundenen aber aus Arragonit bestanden *, in- 
dem er zugleich einen historischen Überblick über die Ansichten 
gibt, welche Bournon, DE 1A BEcHE, NECKER, BREWSTER, Dana und 
Rose über die mineralogische Natur dieser anorganischen Massen 
gehabt haben und die Bestimmungsmethoden bespricht, welche 
von den Genannten selbst angewendet worden sind. Er weist 
dabei u. a. durch Versuche, die er an glattgeschliffenen Flächen 
anstellt, nach, dass einer Prüfung der Härte keine irgend ent- 
scheidende Bedeutung beigemessen werden könne, denn bei aller 
Wichtigkeit derselben für die Unterscheidung der Mineralien 
Kalkspath und Arragonit sei sie doch völlig ungenügend dann, 
wenn jene Mineralien in organischen Körpern vorkommen. Bei 
vielen dieser letzteren ist ja auch die Härte grösser als man er- 
warten sollte (bis 4, 8), was gewiss davon herrührt, dass in 
denselben die Partikelchen abgesetzt und in einer Weise ver- 
bunden sind, die höchst verschieden ist von der Anordnung in 
den anorganischen Körpern. Der Verfasser selbst hält sich bei 
seinen eigenen Bestimmungen genau an die von Rose zuerst an- 
gewendete Ermittelungsweise des specifischen Gewichtes. Die 


* Das stimmt vollständig mit dem überein, was über die Erhaltungs- 
Zustände der organischen Reste im Leithakalk, in unserem sächsischen Plä- 
ner u. a. a. O. bekannt ist. M. vergl. z. B. Suess, Jahrb. d. k. k. geol. 
Reichsanstalt, 1860. Sitzungsber. 9—10 und Susss, Verein z. Verbr. naturw. 
Kenntnisse zu Wien, 1863, p. 372 f. (Sr.) 


571 


gewiss zu den besten und zuverlässigsten gehörende Methode 
Levvorr's *, welcher Schliffflächen der zu untersuchenden Schalen 


"mil- Essigsäure anätzt, scheint ihm nicht bekannt zu sein. 


Wenn die Thiere sterben (fährt er später fort), müssen 
deren unorganische Theile eine Veränderung erleiden, die sich 
durch eine Verminderung der organischen Stoffe zu erkennen 
gibt, welche letztere in den älteren Versteinerungen jederzeit 
in den geringsten Mengen gefunden werden. Der Zusammen- 
hang der Theile wird dadurch geringer, wie diess schon bei 
manchen tertiären Versteinerungen beobachtet werden kann, so 
dass deren kohlensaurer Kalk oft sogar Neigung zeigt, zu Pulver 
zu zerfallen. Bestehen dann die Schalen aus Kalkspath und wirkt 
kohlensäurehaltiges Wasser auf dieselben ein, in welchem auch 
kohlensaurer Kalk aufgelöst ist, so werden die Zwischenräume, 
die durch das Verschwinden oder richtiger durch das Zusammen- 
trocknen der organischen Substanz entstehen, leicht mit ausge- 
schiedenem kohlensaurem Kalk ausgefüllt werden, weil der- 
selbe isomorph ist mit dem vorhandenen Maieriale, 
welches also hier den Impuls dazu geben wird, dass von dem 
Wasser. Kalkspath abgesetzt wird. Brum rechnet auch solche 
Versteinerungen zu den Pseudomorphosen, weil es ein Umtausch 
der Bestandtheile ist, der hier vor sich geht. Der unorganische 
Stoff verschwindet und an seiner Statt wird Kalkspath aufge- 
nommen, ohne dass dabei die äussere Form die geringste Ver- 
änderung erleidet. Der Bruch von dicken Ostreen-Schalen des 
Faxekalkes zeigt nicht selten deutlich den krystallinisch-körnigen 
Kalkspath, der das Resultat der hier genannten Wirkung ist. 
Anders verhält es sich mit Schalen und Korallenstöcken, die aus 
Arragonit, bestehen, denn hier wird keine Anziehungskraft statt- 
finden und sich zwischen dem prismatischen Arragonit 
und dem im Wasser aufgelösten kohlensauren Kalk 
geltend machen können, wenn dieser als rhomboedrischer Kalk- 
spath auskrystallisirt. Das durch die Verwitterung solcher Scha- 
len gebildete Pulver wird also der Wirkung des kohlensauren 
Wassers ganz preisgegeben sein und aufgelöst, aber nicht, wie 


* Sitzungsber. der math.-naturw. Classe der k. Acad. d..W. Bd. XIX, 
p: 10, 1856. 


572 


im vorigen Falle, durch den vom Wasser ausgeschiedenen Kalk 
‚verfestet werden können. Die Auflösung kann verhältnissmässig 
schnell vor sich gehen, da man ja selbst in dem Korallenkalke 
der westindischen Inseln Schalen von Univalven vollständig ver- 
schwunden sieht in dem cementirten Kalkstein, so dass auch hier 
Spuren von der im vorigen Abschnitt besprochenen doppelten 
Wirkung beobachtet werden können: dass nämlich das Wasser 
an derselben Stelle den kohlensauren Kalk ebensowohl aus- 
scheiden als auflösen kann und hier ist es ebenfalls nur Ar- 
ragonit, welcher angegriffen, Kalkspath dagegen, welcher be- 
wahrt wird. 

In dem losen Bryozoenkalk trifft man ausser Bryozoen nur 
wenige Versteinerungen und vorzüglich solche, deren Schalen 
bewahrt sind, wie Pollicipes, Terebratula, Ostrea, Spondylus, 
Cidaris, Pentacrinus, Molikea, Monomyces ete.; doch darf man 
desshalb nicht glauben, dass nun die Gasteropoden und Dimya- 
rier vollständig fehlen, sie werden eben nur als Abdruck in der 
losen Masse gefunden, so ‚dass man dieselben theils nicht auf- 
bewahren kann, theils sie leicht übersieht. Diess war der Grund, 
dass ich anfangs glaubte, dass, wenn die grösseren Sternkorallen 
in der Regel nicht im Bryozoenkalke vorkommen, diess darin 
begründet sei, dass die Bedingung für die Erhaltung der Ko- 
rallenstöcke hier gemangelt habe. Bei sorgfältiger Untersuchung 
dieser Lage habe ich mich jedoch davon überzeugt, dass sowohl 
die äusseren als auch die inneren Abdrücke derselben selbst in 
dem allerlosesten Bryozoenkalk vollkommen wohl bewahrt ge- 
funden werden, aber, wie früher angeführt, nur an dem Rande 
oder richtiger an der äusseren Grenze dieser in Bassins abge- 
setzten Lage, während sie doch auf dieselbe Weise Spuren ihres 
Vorbandenseins weiter einwärts in dieser Lage hinterlassen haben 
würden, wenn sie da gelebt hätten. 

Der "höchst verschiedenartige Erhaltungszustand der Ver- 
steinerungen im Faxekalk gibt einen beachtenswerthen Fin- 
gerzeig, wie leicht man sich eine unrichtige Vorstellung über 
das Thierleben einer gegebenen Periode machen kann, wenn die 
die organischen Reste umschliessende Lage nicht geeignet ge- 
wesen ist, Abdrücke zu bilden oder von solchen Tbieren zu be- 
wahren, deren Schalen aus Arragonit bestehen. Hier, wo ledig- 


| 


573 


lich die Rede vom  Faxekalke: ist, muss ich mich beschränken, 
darauf aufmerksam zu machen, dass das z. Th. der Grund ist, 
warum Versteinerungen: mit Arragonit-Schalen. beinahe gänzlich 
zu mangeln scheinen sowohl in der Schreibekreide als auch im 
Liimsten. Ä 

Eine dritte Ausscheidung von koblensaurem Kalk ist die 
Travertin-Bildung. Dieselbe ist erst vor sich gegangen, 
nachdem der Faxekalk bereits von den kalkigen Mergeln der 
Rollsteinformation bedeckt worden war; sie. findet ihren Ursprung 
wahrscheinlich in diesen leizieren und wird desshalb lediglich 
nahe der Oberfläche der Kalkklippe angetroffen. 

Kieselsäure kommt als Quarz, Chalcedon oder Flint, nur 
in geringerer Menge im Faxekalke vor und kann desshalb nur 
einen untergeordneten Platz in einer allgemeinen Charakteristik 
dieses Gesteins zugetheilt erhalten. Die zwei erstgenannten Va- 
rietäten sind an Hohlräume im Faxekalke geknüpft; in den klei- 
neren und beinahe vollständig abgeschlossenen findet sich sehr 
oft krystallisirter Quarz, in den grösseren und mehr unregel- 
mässigen Räumen ist entweder alles mit Chalcedon erfüllt, oder 
die porösen Wände sind bis zu einer gewissen Tiefe von letz- 
terem durchtränkt, es liegt also eine Art Sekretionsbildung vor. 
Auf,diese Weise sind oftmals auch die Hohlräume der Ver- 
steinerungen ausgefülli worden entweder mit Quarz oder mit 
Chalcedon. | 

Der Flint sollte, wie man früher annahm, im Faxekalk 
schlechterdings nicht vorkommen, bis ihn Forchuanmer 1849 nach- 
wies; neuerdings ist er mehrfach beobachtet worden und zwar 
namentlich in der Tiefe, aber merkwürdig ist es, dass er nur 
eine äusserst geringe Erstreckung im Vergleiche mit seinem 
Vorkommen in anderen Lagen der Kreideformation hat, sowie 
dass er nur in dem losen Bryozoenkalke auftritt. Er findet sich 
immer nur in solchen Lagen, in welchen sich die vorhandene, 
wahrscheinlich von Schwämmen herrührende Kieselsäure, im Ver- 
ein mit der im Wasser aufgelösten, zu den eigenthümlichen, 
nierenförmigen Massen (Concretionen) sammeln konnte, welche 
letztere desshalb jederzeit an Lagen von einer ursprünglich 
sand- oder erdartigen Beschaffenheit geknüpft sind, wie an Liim- 
sten oder Kreide. Hierzu kann man auch den losen Bryozoen- 


574 


kalk rechnen, aber nicht den harten und, man könnte fast sagen, 
für solche Bildungen unbeweglichen Faxekalk. 

Thierreste wit einem festeren Skelett konnten leichter in 
dem stark verzweigten Korallenkalk bewahrt werden; ein so 
lockeres und zusammenhangsloses Skelett dagegen, wie das der 
Schwämme, musste nach dem Tode der Thiere dem Wegspülen 
leichter unterworfen sein. Möglicher Weise. ist auch das der 
Grund dazu, dass wir Jdie unbedeutende Spur von Flint in den 
mit Bryozoen erfüllten Bodeneinsenkungen finden. 


IV. Mechanische Veränderungen, denen der Faxekalk nach 
dem Abschluss der Korallen-Bildung unterworfen war. 


Der Faxekalk hat im Laufe der Zeiten partielle und allge- 
meinere Hebungen erlitten. Bei jenen sind stylolithenartige Bil- 
dungen und zwar wahrscheinlich dadurch entstanden, dass der 
Kalkstein, so lange er sich ganz unter Wasser befand und von 
demselben ganz durchtränkt war, im Besitz einer gewissen 
Weichheit war, so dass, als die einzelnen Theile einem Seiten- 
drucke unterworfen, gehoben und zwischen festere Theile ein- 
gekeilt wurden, dieselben aus ihrer ursprünglichen Stellung ver- 
rückt wurden und dabei die benachbarten Theile abscheuerten. 

Namentlich Bryozoen und andere kleine Versteinerungen 
haben, wegen des grösseren Zusammenhanges, z. Th. auch we- 
gen der grösseren Härte ihrer Schalen, die Streifen in den an- 
grenzenden Flächen hervorgebracht. Die Stylolithen dagegen als 
Wirkungen von Krystallisation, als Resultat niedersickernden und 
lösenden Wassers zu erklären, ist aus mancherlei Gründen nicht 
zulässig. * Die localen und wahrscheinlich mehr oder weniger 
plötzlichen Hebungen sind vor der Rollsteinperiode erfolgt, wie 
der Verfasser auf Grund zahlreicher Nivellements der Kalkstein- 
Oberfläche und den daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen 
nachweist; die allgemeinen Hebungen erfolgten dagegen erst 
nach jener Periode. 

Endlich wird noch in Kürze die technisch und wissenschaft- 
lich gleich interessante Frage untersucht, auf welchem Gliede 


* Zu ähnlichem Resultate kommt Quexstept, Epochen der Natur, 7861, 
p- 199. 


575 


der Kreideformation der Faxekalk eigentlich aufruhe? Directe 
Beobachtungen stehen nicht zu Gebote, denn selbst die grösste | 
Tiefe, in welcher man bis jetzt den Faxekalk durchsunken hat | 
(66 Fuss), zeigte keine Veränderung des Kalksteines, die zu ir- | 
gend welchen Schlüssen berechtigen könnte. Immerhin ist es 
wahrscheinlich, dass der Faxekalk von Schreibekreide unterlagert 

wird, eine Vermuthung, die Forchuanmer zuerst aufgestellt hat, 

und der auch der Verfasser _beitritt. 


Über die kleineren organischen Formen des Zechstein- 
kalks von Selters in der Wetterau 


von 


Herrn Professor Dr. E. E. Schmid 


in Jena. 


(Hierzu Tafel VI.) 


Unter dem Namen Zechstein fasst Lupwıc * die Kalk- und 
Mergel-Schichten zusammen, welche in der Wetterau mit einer 
Mächtigkeit von 60—300' über dem Kupferschiefer und unter 
dem Salzthon und Dolomit der oberen Dyas liegen. Diese Schich- 
ten schliessen eine eigenthümliche Fauna ein, um deren Kennt- 
niss sich Herr Dr. C. Rössrer in Hanau, der frühere Director 
der wetterauischen Gesellschaft, vorzügliche Verdienste erworben 
hat; das von ihm aufgestellte Verzeichniss seiner reichen Samm- 
lung ist die Grundlage dessen, was Lupwıc ** über die Versteine- 
rungen des Wetterauer Zechsteins veröffentlicht hat; auch ich 
verdanke demselben das Material zu den nachstehenden Unter- 
suchungen. Es bestand ausser etwas Zechstein-Mergel von Blei- 
chenbach aus Zechstein-Kalk von Selters. Der Mergel ergab je- 
doch so wenig Ausbeute, dass ich sie ganz unbesprochen lassen 
will. Der Kalk ist gelb, gelbgrau, aschgrau bis dunkelgrau, er 
enthält neben kohlensaurer Kalkerde nur sehr wenig kohlensaure 


* S, dessen Leognosie und Geogenie der Wetterau in: Naturhistorische 
Abhandlungen aus dem Gebiete der Wetterau; Festgabe der Wetterauer Ge- 
sellschaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau bei ihrer 50jährigen Jubel- 
feier. Hanau, 7858, S. 1—229. 

** Ebend. S. 74—78, 


577 


Talkerde, kohlensaures Eisenoxydul, Bitumen und eisenschüssige, 
thonige Silicate, wie nach Lupwıs der Zechstein-Kalk der Wet- 
terau überhaupt; er geht aus dem vollkommen Dichten durch 
das Mürbe fast in das Erdige über und ist danach sehr ver- 
schieden hart. Je mürber derselbe ist, desto vollkommener er- 
halten sind seine organischen Einschlüsse; die Vollkommenheit 
der Erhaltung beruht jedoch viel weniger darauf, dass die orga- 
nischen Einschlüsse unverdrückt und unverbrochen sind, als dass 
sie nur calcinirt und nicht infiltrirt sind, dass sie sich desshalb 
durch lichte, oft kreideweisse Farbe vom dunkeln Gestein scharf 
abheben und dass das Relief ihrer Oberfläche bis in das Einzelnste 
erkennbar ist. 

Meine Untersuchungen waren nur auf die kleinen.und klein- 
sten Formen gerichtet. Ihrer kürzlichen Mittheilung habe ich 
die Bemerkung vorauszuschicken, dass alle dazu gehörigen Ab- 
bildungen einer 15fachen Vergrösserung entsprechen mit einziger 
Ausnahme von Fig. 53, welche einer 20fachen Vergrösserung 
entspricht. Sie sind mittels Hasenow’s Dikatopter entworfen und 
mit freier Hand ausgezeichnet worden. 


Cythere. 


Die grössere Muschelkrebs-Form Kirkbya permiana Jones, : 
var. Roessleri Reuss * ist ziemlich selten, dagegen wimmelt es 
wahrhaft von kleinen Formen. Sie sind mir hundertweise durch 
die Hände gegangen, doch habe ich stets nur die Aussenseite 
entblösst gesehen. Dieselbe ist matt und erscheint mikroskopisch 
rauh, lässt aber weder Structur noch Sculptur erkennen. In der 
grossen Mehrzahl der überhaupt günstigen Fälle — nämlich in 
95 von 100 — übersah ich nur je eine Schale. Diese sind flach- 
und meist so einfach-gewölbt, dass sich ihre Mitte am höchsten 
über die Ränder erhebt; mitunter jedoch (s. Fig. 3, 15, 16, 24) ist 
zwischen zweiflachen Anschwellungen eine flache Einsenkung unver- 
kennbar. Der randliche Umfang nähert sich mehr oder weniger dem 
Ellipsoidischen- mit einem längeren Durchmesser zwischen 0,3"= 
und 1,6”=, Zu beiden Seiten des längeren Durchmessers biegt 
sich die Wölbung gewöhnlich deutlich ungleich ein, so dass ein 


ve 


* S. Geisırz, Die animalischen Überreste der Dyas, S. 38. 
Jahrbuch 1867. 37 


578 


abgerundet-stumpfer und ein abgeflacht-scharfer Rand unterschie- 
den werden kann; der letzte Rand ebnet sich mitunter (s. Fig. 12, 
23, :24, 42) vollkommen ein und bildet mit der Wölbung eine 
allerdings stumpf einspringende Kante. Nicht wenige Schalen 
erscheinen jedoch so gleichmässig gewölbt, dass die Annahme 
eines stumpfen und eines scharfen Randes auf einer willkürlichen 
Deutung beruht. Bei den Abbildungen ist der stumpfere Rand 
nach Rechts gewendet. Die schmalen Ränder an den Enden des 
langen Durchmessers sind gewöhnlich ungleich, abgerundet bis 
zugespitzt. In den wenigen Fällen einer natürlich stets nur theil- 
weisen Entblössung beider Schalen zugleich zeigt sich zwischen 
den abgerundet stumpfen Rändern der Langseiten (s. Fig. 45) 
eine flache Furche; die abgeflacht scharfen Ränder legen sich 
entweder gerade und dicht an einander (s. Fig. 44) oder ge- 
bogen und stellenweise klaffend oder über einander übergreifend 
(s. Fig. 43). Den Querdurchmesser zwischen den höchsten Wöl- 
bungen zweier an einander anschliessender ‘Schalen fand ich 
O,1®m bis 0,5"=, Hat man diese Schalen überhaupt auf Muschel- 
krebse zu beziehen — und die Berechtigung dazu ist noch von 
keiner Seite abgesprochen worden —, so ist die Bezeichnung 
der stumpfen Langseite als Rücken, und der scharfen als Bauch 
geboten. Dagegen die Unterscheidung der schmalen Seiten als 
Oben und Unten erscheint zu willkürlich, um auch nur für die 
Charakteristik maassgebend zu sein. 

Die Einreihung dieser Muschelkrebse in die von Miürrer 
aufgestellte Gattung Cyihere ist unbestritten. Indem Jones * die 
Mürter sche Gattung Oyihere in die vier Gruppen der eigentlichen 
Cytheren, der Cythereiden, der Bairdien und Cytherellen unter- 
abtheilt, gesteht er jedoch zu, dass der Erhaltungs-Zustand der 
dyadischen Vorkommnisse die exacte Durchführung dieser Unter- 
abtheilungen nicht gestatte, da er sie auf die äussere Form be- 
schränkt. Geınırz ** ist auf die Jones’sche Unterabtheilung nicht 
eingegangen. Er hat alle Arbeiten über die dyadischen Cythe- 


= Jones, Monograph of the Entomostraca of the Cretaceous For- 
mation, p. 7. — Cf. Kınc, Monograph of the Permian Fossils of Eng- 
land, p. 60. - 

** Geinıtz, Die animalischen Überreste der Dyas. Leipzig, 1861. 
S. 31 flgde. 


579 


ren, welche von ihm selbst, von Jones, Kırkey, M‘Cov, Reuss 
und Richter — mit einziger Übergehung von Rıchter's Cythereis 
drupaces — bis 1861 — und neuere sind mir nicht bekannt — 
zur Öffentlichkeit gelangt waren, kritisch zusammengestellt. Aber 
gerade je vorsichtiger diese Zusammenstellung ist, desto weniger 
kann sie den Eindruck noch vorhandener Unsicherheit verfehlen. 
Nachdem ich über einen gehörigen Vorrath von guten Exempla- 
ren zu verfügen hatte, machte ich den Versuch, dieselben nach 
Geinırz’s Übersicht zu bestimmen. Anfangs schien der Versuch 
zu gelingen, aber bald mehrten sich die unbestimmbaren Zwi- 
schenformen in so verwirrender Weise, dass ich mich genöthigt 
sah, ihn aufzugeben. Ieh entschloss mich zu einem selbststän- 
digen Anfang, indem ich eine grössere Anzahl — sie betrug 
über 100 — guter Exemplare, deren Seitenränder durch den 
Bruch entblösst waren — durch Präpariren ist nicht viel nach- 
zuhelfen — lediglich mit Rücksicht auf Ganzrandigkeit, auswählte 
und sie der Reihe nach zeichnete. Als ich die Zeichnungen mit 
einander verglich, fand ich zwar selten mehr als zwei bis in’s 
Einzelne übereinstimmende, aber leicht ordneten sie sich in 
Reihen durch Übergänge mit einander verbundener, analoger 
Formen. 

Die einfachste und regelwässigste Form hat einen symme- 
trischen, annähernd ellipsoidischen Umfang (Fig. 1 und 2). Ob- 
wohl sie selten vorkommt, mag sie als Ausgangspunet für die 
Betrachtung der Formentwickelung dienen. Diese beruht zu- 
nächst auf einer symmetrischen Einbiegung zu beiden Seiten des 
einen der schmalen Ränder, welche mit der Bildung eines dün- 
nen und langen Stiels endet (Fig. 3, 4, 5, 6). Durch Einbie- 
gung zu beiden Seiten beider schmaler Ränder entstehen die 
Spindel-Formen (Fig. 7, 8, 9, 10, 11), die sich zwar ebenfalls 
stielarlig ausziehen, aber eine meist deutliche Ungleichförmigkeit 
zwischen Oben und Unten darbieten. Während bei diesen For- 
menreihen die Symmetrie zu beiden Seiten des längeren Durch- 
messers erhalten bleibt, ist das bei der grossen Mehrzahl der 
Formen nicht mehr der Fall. Die Asymmetrie beginnt mit einer 
leichten Einbiegung zur Seite der Rücken-Furche (Fig. 12), die 
sich vertieft (Fig. 13), sich gegen die Bauch-Seite vorzieht und 
mit derselben unter mehr und mehr spitzem Winkel zusammen- 

ur 


| 


580 


tritt (Fig. 14, 15, 16, 17, 18, 19 und 20). Die Asymmetrie 
entwickelt sich weiter durch Einbiegung des Rückenrandes zu 
beiden Seiten der Rücken-Furche (Fig. 22, 23, 24 und 25), 
welche mit einem sehr verschiedenen Anschluss an den Rand 
der Bauch-Seite, mit Ecken-Bildung (Fig. 26 und 27) und Stiel- 
Bildung (Fig. 25), auch gewöhnlich mit einer Asymmetrie der 
schmalen Ränder an den Enden des langen Durchmessers der 
Schale (Fig. 26 und 28) verbunden ist. Auch der Rand der 
Bauch-Seite erleidet Einbiegungen; jedoch habe ich solche fast 
nur in der Mitte dieses Randes bemerkt, wenn auch von sehr 
ungleicher Tiefe (Fig. 29, 30, 31). Die Einbiegungen an Rücken- 
und Bauch-Seite combiniren sich mit einander und zwar in sehr 
mannichfaltiger Weise (Fig. 31 bis 38). Die Einbiegungen des 
Rücken-Randes liegen nicht nur neben der Rücken-Furche, son- 
dern auch über ihr (Fig. 21) und zugleich stellen sich Einbie- 
gungen am Rande der Bauch-Seite ein (Fig. 39, 40 und 41). 
Dadurch verliert der Umfang der Schale endlich alle Regelmäs- 
sigkeit und Symmetrie. 

Die dargestellten Glieder der eben besprochenen Form- 
Entwickelung vergleichen sich leicht den von GeEmıTz als speci- 
fisch-verschieden aufgeführten Formen. 

Fig. 1 entspricht Cyithere (Cytherella) nuciformis Jones, nur 
gibt Reuss die Grösse zu 3 der von mir gefundenen an. Aus- 
serdem ordnen sich den nahe regelmässig ellipsoidischen Formen 
unter ©. Pyrrhae Eıcuw. und C. Cyclas Kexss. 

Fig. 2 steht C. elongata Gen. wenigstens sehr nahe; sie 
ist freilich anderthalbmal so gross und die bei Gemitz wie bei 
Joxes stark bezeichnete Einbiegung des Rücken- und Bauch- 
Randes fehlt. i Ä 

Fig. 3 ist unbedenklich auf C. Morrisiana Jones zu be- 
ziehen, obschon die Grösse nur ®/a der von Jones angegebenen 
beträgt. | 
Fig. 4 lässt C. (Bairdia) mucronata Reuss erkennen, abge- 
sehen von geringerer Grösse. 

Fig. 7 passt auf ©. (Bairdia) rhomboidea Kırkey. 


Fig. 12 schliesst sich an C. (Cyitherella) Tyronica Jones 
und C. Richteriana Jones als verwandte Formen an. 


581 


Fig. 13 und 14 lassen sich an C. JonEs und = 
(Bairdia) subreniformis Kırkey anreihen. 

Fig. 17 stimmen mit ©. (Cythereis) drupacea Rıcuter in 
Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1855, S. 529, Taf. XXVI, Fig. 10 u. 11 
überein. | 

Fig. 18 ist zwar etwas grösser und zugleich etwas breiter 
als €. (Bairdia) frumentum Reuss, unterscheidet sich jedoch kaum 
wesentlich davon. 

Fig. 26 hat die Form von C. (Bairdia) plebeja Reuss und 
bietet die Grössen-Verbältnisse, wie Richter sie "angibt. Wie 
übrigens die Scheidung von C. plebeja und C. (Bairdia) Schau- 
rothiana Kırkey, sowie Ü. (Bairdia) Berniciensis unbestimmt ist, 
so stellen sich auch unter meinen Zeichnungen green Modifi- 
cationen neben Fig. 26. 

Fig. 30 und FRelennie Abbildung von C. (Cyiherella) inor- 
nata in Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1855, Taf. XXVI, Fig. 6 u. 7 
lassen sich schwer unterscheiden. 

Fig. 32 und 33 sind zwar etwas breiter, als C. (Bairdia) 
Kingi Reuss, haben aber damit die Einbiegungen neben der 
Rücken-Furche und an der Bauch-Seite gemein. 

Fig. 36 ist mit ©. (Bairdia) brevicauda Jones mindestens 
sehr nahe verwandt. 

Fig. 38-hat viele Ähnlichkeit mit C. (Bairdia) acuta Jones, 
ist jedoch nur halb so gross. 

Fig. 39 stimmt mit C. (Bairdia) ampla Reuss sehr nahe 
überein. 

Gewiss ist es sehr misslich, so kleine und einfache Formen 
nur nach Abbildungen mit einander zu vergleichen; aber der 
Missstand wird in diesem Falle dadurch gemildert, dass die Über- 
einstimmung viel grösser gewesen sein würde, wenn bei der 
Herstellung und Auswahl der Zeichnungen die Vergleichung als 
Hauptzweck ins Auge gefasst worden wäre und nicht vielmehr 
die Darstellung der Form-Übergänge. Demnach ist zuzugestehen, 
dass, abgesehen von der fast krüppelhaften Form der C. (Bairdia) 
amputata Kırksy und recta Keys. und von der sehr eigenthüm- 
lichen C. bituberculata Reuss, ferner von den sehr schmalen der 
C. (Bairdia) Geinitziana Jones und subgracilis Gem., alle bishei® 
unterschiedenen Arten als Übergangs-Puncte in eine Entwicke- 


582 


lungs-Reihe eingepasst werden können, und dass andere Über- 
gangspuncte dieser Entwickelungs-Reihe zu demselben Anspruch 
auf specifische Selbstständigkeit berechtigt sind. Dann freilich 
steht es schlimm ‚um die Unterscheidung der Arten der Gattung 
Cythere, und noch schlimmer der Unter-Gattungen Cythere, Cy- 
therella, Bairdia und Cythereis, so lange dieselbe lediglich auf 
die äussere Form der Schale begründet werden muss. Sollte es 
sich da nicht am meisten empfehlen, alle diese kleinen dyadi- 
schen Formen nicht nur mit GEinıTz unter der einen Gattung 
Cythere, sondern auch unter der einen Art plebeja zusammen- 
zufassen® Ich schlage die Art-Bezeichnung plebeja, welche von 
Reuss herrührt, obgleich sie die Priorität nicht für sich hat, dess- 
halb vor, weil sie bisher einem der gewöhnlichsten Typen ange- 
hörte, und weil sie dem Wortlaute nach geeignet ist, auf eines 
der gewöhnlichsten Vorkommnisse angewendet zu werden. 


Serpula. 


Beim Absuchen frischer Bruchflächen des Selterser Zech- 
stein-Kalkes mittels der Loupe nach Foraminiferen fiel mir zu 
wiederholten Malen eine kleine, feine Spirale auf, so zart, dass 
sie kaum die Berührung mit einem Pinsel vertrug. Allmählich 
befand ich mich im Besitz von 12 leidlich gut erhaltenen Exem- 
plaren, von denen ich die zwei instructivsten in Fig. 46 und 47 
abbilde. 


Der Querdurchmesser der Spirale beträgt höchstens 1”=, die 
Zahl der Windungen höchstens 6. Die Windungen liegen glatt 
in einer Ebene, wenn nicht auch sonst, wie in Fig. 47, Andeu- 
tungen einer Verdrückung bemerkbar sind; sie biegen sich gleich- 
mässig und nehmen stetig und langsam an Dicke zu, aber doch 
nicht so regelmässig, wie es Fig. 46 darstellt, d. h. nicht ohne 
schwache Einbiegungen und Anschwellungen. Der Anfang der 
Spirale ist nirgends deutlicher erkennbar, als es Fig. db dar- 
stellt; das Ende hat keinen deutlichen Saum. Die Spirale ist, 
wie einige quer-durchgebrochene Exemplare deutlich zeigen, eine 
hohle, dünne, innen wie aussen glatte Röhre. Alle mir vorlie- 
„genden Exemplare liegen frei im Gestein. 


Das Alles weist auf das Geschlecht Serpula hin; zur. Art- 


583 


Bezeichnung schlage ich mit Beziehung auf den vormaligen Di- 
rector der Wetterauer Gesellschaft Serpula: Roessleri vor. 

Die Röhre der Serpula Roessleri entspricht hinsichtlich ihres 
Durchmessers und seiner sehr allmählichen Zunahme einer an- 
dern, ebenfalls seltenen Form (s. Fig. 48), deren hinteres Ende 
zu einem lockeren und verworrenen Knäul aufgewickelt ist, wäh- 
rend sich das vordere fadenförmig hin und her biegt. Diese 
Form hat Ähnlichkeit mit Vermilia obscura Kıne*. Allein ich 
fand sie im Selterser Gestein stets frei; das passt nicht zu LA- 
MARcK'S Charakteristick des Geschlechtes Vermilia, welches sich 
mit seiner ganzen Röhren-Länge an andere Körper anheftet, und 
zu Kınss Angaben über die Anheftung an Fenestella retiformis, 
Cyathocrinus ramosus, Productus horridus, Camarophoria Schlot- 
heimi u. A. Der Durchmesser der Röhre. beträgt ferner ge- 
wöhnlich kaum 0,1”"* und erreicht nie 0,2"”; das passt nicht 
zu der Art V. pusilla, welche GeEimırz ** als Serpula pusilla, 
var. a aulführt, und deren Röhren-Durchmesser er zu 0,6” bis 
0,7=® angibt. Obgleich nun bei der Unregelmässigkeit der Auf- 
windung von Serpula-Röhren, man kann ja wohl sagen, bei der 
Zufalligkeit und desshalb Unwesentlichkeit derselben, recht wohl 
zwei Formen, wie diese und die vorige innerhalb einer Art sich 
entwickeln können, so fehlen mir doch alle Übergänge. Um dem 
gegenwärtig noch vorliegenden Contraste einen Ausdruck zu 
geben, und zugleich um auf die Aufsuchung etwaiger Zwischen- 
formen aufmerksam zu machen, glaube ich die in Fig. 48 abge- 
bildete Form vorläufig: als eigene Art bezeichnen zu müssen unter 
dem Namen Serpula filum. 


Prz Nodosaria, Dentalina, Textularia. 


Foraminiferen sind keineswegs so gar seltene Einschlüsse im 
Zechstein-Kalk von Selters. Ich weiss es freilich nicht, ob Herr 
Dr. Rössıer die an mich gesandten Stücke nach besonderen 
Grundsätzen auswählte, sondern vermag bloss anzugeben, dass 
ich aus einer Anzahl Kalk-Stücken, die zusammen ein Volumen 
von etwa 3 Kubik-Fussen einnahmen, 60 wohlerhaltene Exem- 


* Kıne, A Monograph of the Permian Fossils, p. 56, Pl. VI, Fig. 15. 
**. Geinitz, Die animalischen Überreste der Dyas, S. 39, Taf. XI, Fig. 1. 


55% 


plare gewann; ich hatte die Stücke dabei in etwa 3 Zoll starke 
Scherben zerschlagen und mindestens 10 Exemplare bis zur Un- 
brauchbarkeit verletzt. Aber das Auffinden hatte einige Schwie- 
rigkeit; mit unbewaffnetem Auge vermochte ich das nicht; ich 
musste mich vielmehr der anstrengenden und zeitraubenden Mühe 
des Absuchens mit der Loupe unterziehen. Auch auf diese Weise 
suchte ich im harten, dichten Kalk vergebens; entweder schon 
beim Niederschlag, oder durch spätere Infiltration scheinen die 
Gehäuse der Foraminiferen bis zur Unkenntlichkeit mit der Ge- 
steinsmasse verflösst zu sein. Je mürber der Kalk, desto reichere 
Ausbeute ergab er. Die frischen Bruchflächen durften jedoch 
nur durch Abblasen gereinigt werden; Abkehren selbst mit einem 
Fisch-Pinsel löst und zerbricht die zarten Zellen sehr leicht, auch 
bei dem nachherigen Formatisiren muss man sehr behutsam ver- 
fahren, um nicht die Gehäuse ganz abzusprengen. Nach einiger 
Übung gelang es mir, die Mehrzahl der Exemplare durch Auf- 
bewahrung der beiderseitigen Bruchflächen vollständig zu erhal- 
ten. Indem ich an die Bestimmung der mir vorliegenden Funde 
herantrete, habe ich zuvor zu bemerken, dass dieselbe nach der 
von Geinırz gegebenen Übersicht, trotz deren dankenswerther 
Genauigkeit und Vollständigkeit, auf Schwierigkeiten stösst; der 
Text ist etwas kurz und enthält nicht immer absolute Maasse; 
die Abbildungen sind offenbar in sehr ungleicher Vergrösserung 
und auf verschiedene Manier ausgeführt. Angehörige anderer 
Geschlechter, als der bereits im Zechstein aufgefundenen, näm- 
lich Nodosaria, Dentalina und Textularia habe ich jedoch durch- 
aus nicht aufgefunden; davon ist Dentalina am häufigsten, Tex- 
tularia am seltensten vertreten. n 

Unter den Nodosarien unterscheide ich bestimmt drei Arten. 

Die erste Art. ist an der Kleinheit der einzelnen Zellen 
leicht zu erkennen; diese werden nie über 0,15”== hoch, im 
Mittel nur 0,13”=. Die Zellen nehmen vom unteren Ende rasch 
an Grösse zu, bleiben sich dann fast gleich, um gegen das obere 
Ende zwar schwach, aber doch deutlich wieder abzunehmen. Das 
Verhältniss zwischen deın Höhen- und Breiten-Durchmesser der 
Zellen bleibt sich nicht ganz gleich und ebenso die .Breite des 
Ansatzes zweier Zellen an einander und die Einschnürung da- 
zwischen. Gewöhnlich findet man diese Art in der Median-Ebene 


# 585 


durchgeschlagen, wie es auch die Abbildung Fig. 49 zeigt. — 
Das untere Ende ist in ihr zuoberst gestellt, weil der Schatten 
die Conturen so am Schärfsten erkennen liess. — Die Zellen- 
Mündung befindet sich, wie man an der obersten Zelle, d. i. der 
untersten der Abbildung, sieht, auf einem Vorsprung. Leichte 
Biegungen der Achse scheinen bei ihrer Regellosigkeit durch 
spätere Einwirkungen erzeugt zu sein. Ich bezeichne diese Art 
als Nodosaria conferta. 

Von der zweiten Art liegt mir ebenfalls eine Reihe von 
Exemplaren vor. Diese Art zeichnet sich durch ovale Zellen 
aus, die eine Höhe bis 0,"”75 erreichen; sie sind nahe doppelt so 
hoch als breit; ihre Oberfläche ist glatt; die Mündung ist durch 
eine bald mehr bald minder deutliche Hervorragung bezeichnet. 
Die auf einander folgenden Zellen nehmen rasch zu, im Durch- 
messer nahe nach dem Verhältniss 2: 3; sie sind so wenig in 
einander geschoben, dass die Einschnürung zwischen ihnen nur 
einen schmalen Berührungskreis übrig lässt. So stellen sich die 
normalen Verhältnisse an dem einen der abgebildeten Exemplare 
dar (s. Fig. 50). Aber nicht auch bei allen übrigen Exemplaren 
ist diess der Fall. Die entschiedensten Entwickelungs-Störungen 
lässt das andere abgebildete Exemplar (s. Fig. 51) erkennen. 
Hier ragt eine untere Zelle viel weiter in eine obere hinein und 
hat in Folge davon einen breiteren Ansatz. Ausserdem wech- 
seln kleinere und grössere Zellen ohne Ordnung mit einander 
ab. Ich schlage für diese Art den Namen Nodosaria ovalis' vor. 

Die dritte Art habe ich nur in wenigen, aber darunter in 
zwei guien Exemplaren gefunden. Die Zellen sind nur um We- 
niges kleiner, als bei der vorigen Art, an beiden Enden zuge- 
spitzt und unter der Zuspitzung etwas eingeschnürt; allein die 
Form bleibt sich nicht ganz gleich, namentlich in Bezug auf die 
Zuspitzung, welche bald am oberen, bald am unteren Ende stär- 
ker erscheint; auch das Verhältniss zwischen Höhe und Breite der 
Zellen ist kein beständiges, jedoch näher dem von 3:2, als 
2:1. Die Zellenwandung ist glatt und sehr dünn. Die Ansatz- 
fläche zwischen je zwei Zellen ist schmal, die Einschnürung scharf 
und tief. Die Zunahme der auf einander folgenden Zellen ist 
eine sehr langsame, in Fig. 52 eine gleichmässige, in Fig. 53 
eine ungleichmässige. — Fig. 53 ist bei 20maliger Vergrösse- 


586 


rung unter dem Compositum gezeichnet und zwar, weil der 
Schatten so die Formen am schärfsten erkennen liess, umge- 
kehrt — das in Fig. 53 dargestellte Exemplar hat die vierte 
und fünfte Zelle (von unten) gleich, die sechste kleiner als die 
fünfte. Die Art sei Nodosaria citriformis genannt. 


An diese enischiedenen Nodosarien schliessen sich noch 
zwei zweifelhafte an, beide in je nur einem Exemplare vor- 
liegend. 

Das in Fig. 54 abgebildete Exemplar hat sehr niedrige — 
die Höhe verhält sich zur Breite etwa wie 2:3 — Zellen mit 
conischer, weit hervorragender Öffnung; die Zellen sitzen breit 
an einander: die Einschnürung zwischen ihnen ist sehr flach; 
die auf einander folgenden Zellen sind von der dritten an ein- 
ander gleich. Diese Merkmale würden specifische Selbstständig- 
keit bedingen, wenn eine Mehrzahl von Anschauungen ihre Be-- 
ständigkeit erwiese. 


Nimmt man an, das in Fig. 55 abgebildete Exemplar sei 
etwas verbogen und durch den Bruch unter einem sehr stumpfen 
Winkel gegen die Axe gespalten, so kann man es zu Nodosaria 
Kirkbyi Rıcuter * stellen. 


Bei weitem die grosse: Mehrzahl der Foraminiferen des Sel- 
terser Zechstein Kalks gehört zu dem Geschlechte Dentalina und 
zwar ausschliesslich zu einem specifischen Typus desselben, den 
nicht mit der bereits bekannten Art. Dentalina permiana Jones ** 
zu vereinigen ich keinen Grund finde. 


Die Axe der Zellen-Reihe ist deutlich gebogen und zwar 
am unteren, dünneren Ende mehr, als am oberen, dickeren 
(s. Fig. 56). Das volle Maass der Biegung erkennt man jedoch 
begreiflicher Weise nur bei den wenigen Exemplaren, welche 
gerade in der Biegungs-Ebene blossgelegt sind. Hat hingegen 
die Entblössung in einer Ebene stattgefunden, rechtwinklig gegen 
diejenige der Biegung, so erscheinen die Zellen gerade über 
einander aufgereiht (s. Fig. 59). In diesem letzten Falle ist eine 
Verwechslung mit Nodosaria leicht möglich und z. B. bei. der 


* Geinıtz, a. a. O. S. 121, Taf. XX, Fig. 30. 
** Kınc, A Monograph of the Perm. Foss. p. 17, Tab. VI, Fig. 1. 


587 


von Reuss * aufgestellten N. Geinitzi nicht ganz unwahr- 
scheinlich. | j Si 

Die Öffnung der Zellen befindet sich am Ende’ einer ziem- 
lich spitzigen Hervorragung (s. Fig. 57, 58 und 60). Dieselbe 
ragt beträchtlich weit in die nächstfolgende Zelle hinein, welche 
sich dem entsprechend an die vorhergehende in einem tief unter 
deren Öffnung liegenden Ring ansetzt. Auf der Aussenseite ist 
der Ansatz durch eine zwar scharfe, aber nicht tiefe Einschnü- 
rung bezeichnet. Zwischen den Einschnürungen haben die älte- 
ren, unteren Zellen eine eingedrückie Kugelform, die jüngeren, 
oberen eine schiefe oder gerade — je nach der Richtung der 
Entblössungs-Ebene zur Biegungs-Ebene — Tonnen-Form mit 
einem Verhältniss der Höhe zur Breite wie etwa 6:5. Die 
grössten Zellen sind zwischen dem unteren Ansatzring und der 
oberen Öffnung 0,54"” hoch. Die Zellen nehmen anfangs rascher 
zu (s. Fig. 61—63) als später; ja die Zunahme geht mitunter 
in eine Abnahme über (s. Fig. 56 u. 58). Die Einschnürungen 
zwischen den an einander sitzenden Zellen liegen nicht recht- 
winklig gegen die Axe, sondern neigen sich von der concaven 
gegen die convexe Seite der Axen-Krümmung unter Winkeln 
von etwa 80° und 100°. 

Die meisten Exemplare bestehen nur aus einigen älteren 
Zellen; ich zählte deren zusammenhängend nicht mehr als 8 
(s. Fig. 56-60). Aber auch junge Exemplare mit wenigen älte- 
ren und kleineren Zellen liegen vor (s. Fig. 61—64). Ob ich 
in irgend einem Falie die Anfangs-Zelle vor mir habe, lasse ich 
dahin gestell. Die Unterschiede zwischen den in Fig. 64 dar- 
gestellten unteren Enden der Zellen-Reihe kann ich nicht für 
wesentlich genug ansehen, um danach verschiedene Arten zu 
trennen. Das in Fig. 64 abgebildete Exemplar stimmt überein 
mit Rıchters ** Abbildung; die Zellen erscheinen zwar etwas 
ovaler, die Einschnürungen tiefer; dieser Schein verschwindet 
aber bei Betrachtung des Abdrucks. 

Zu den Textularien gehörige Formen habe ich nur wenige 
gefunden und darunter nur zwei unzweifelhaft bestimmbare Exem- 


* Gemitz, Die animalischen Überreste d. Dyas, $. 121, Taf.XX, Fig. 28. 
** Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1855, Taf. XXVI, Fig. 27. 


588 


plare. Diese gehören zu T. cuneiformis Jones; sie gestatten 
keine Abbildung, die mehr darböte, als was bei Kıns * und 
Rıcuter ** bereits zu finden ist. 


Erklärung der Abbildungen auf Taf. VI. 


Fig. 1—45. Cythere plebeja (?). 

„ 46—47. Serpula Roessleri sp. n. 

„ 48. Serpula filum sp. n. 

„ 49. Nodosaria conferta sp. n. 

„ 30-51. Nodosaria ovalis sp. n. 

„ 92—533. Nodosaria citriformis sp. n. 
„ 4. Nodosaria sp. 

» 9. Nodosaria Kirkbyi RıcatEr. 
„ 96-64. Dentalina permiana Jones. 


* Kıns, A Monograph of the Permian Foss. p. 18, Taf VI, Fig. 6. 
** Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1855, S. 532, Taf. XXVI, Fig. 23. 


Briefwechsel. 


A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. 


E Christiania, den 10. April 1867. 


Das dritte Heft Ihres Jahrbuches (1867) enthält einen Bericht über 
meine geologische Karte der Umgegend von Christiania, sowie über die grös- 
sere Karte des südlichen Norwegen. Gestatten Sie mir zu diesem Bericht 
zwei nachträgliche Bemerkungen. 

1) Die geologische Karte der Umgegend von Christiania liegt in ihrer 
zweiten Auflage vor. Die erste Auflage ist nämlich im Universitäts-Pro- 
gramme „Veiwiser ved geologiske Excursioner i Christiania Omegn“ (Chri- 
stiania 1865) erschienen. (Wegweiser bei geologischen Excursionen in der 
Umgegend von Christiania,) Der Text dieser Schrift, die durch den Buch- 
händler Jouann DanL in Christiania bezogen werden kann, enthält neben 
einer französischen „preface“ einige nicht unwichtige Winke für Excursio- 
nen in der Umgegend von Christiania, eine kurze, allgemeine Beschreibung, 
Hinweisung auf frühere Arbeiten, namentlich auf die „Geologie des südlichen 
Norwegens“ (Christiania, 7857) und eine vollständige Liste der Fossilien 
geordnet nach der Folge der Etagen. 

2) In dem Berichte heisst es S. 375: „Es ist zu bedauern, dass man 
versäumt hat, die Richtung der Profile auf der Karte durch Zeichen anzugeben; 
um das Aufsuchen zu erleichtern, mögen folgende Bemerkungen dienen“ 
u. s. w. Hiezu ist doch beizufügen: dass eben die Bemerkungen über die 
Profile nur Übersetzung aus S. 7 des Textes (Heft mit Erklärung in Octav) 
ist. Auch haben die Verfasser nur aus dem Grunde die Richtung der Pro- 
file auf der Karte nicht eingezeichnet, weil die Vignette auf dem Umschlag 
dieselben sehr deutlich angibt durch Schraffirung. Auch heisst es in dem 
Texte hierüber auf S. 7: „sur la vignette se trouve egalement indiquee 
par des bandes la direction. des coupes, dons 4 pour les deux premiers 
stifts et 2 pour le dernier.“ — Die Verfasser haben also aus Princip diese 
Linien ausgelassen, um die Karte nicht mit unnöthigen Zeichen zu überladen. 
Die Linien der vier Hauptprofile, die nicht construirt sind, lolgen sehr oft 


590 


natürlichen Entblössungen, den Flussthälern. Eine Markirnng den Flusslinien 
entlang wäre nur geeignet, bei dem grösseren Publikum Verwirrung herbei- 
zurufen. 


ThEoDoR KiJErULF. 


3 


Versicherte uns Prof. Kserurr hier nieht das Gegentheil, so würde man 
leicht versucht sein, anzunehmen, dass die geehrten Verfasser der „Geolo- 
gischen Karte des südlichen Norwegen“ den in Bezug auf die Orientirung 
der Profile nicht hinwegzuläugnenden Mangel selbst gefühlt und zu dessen 
Ausgleichung schliesslich noch auf der Vignette des Umschlags einen 
Nachtrag geliefert hätten. Indess kann doch wohl diese Angabe auf dem 
Umschlage, statt auf der Erläuterungstafel, allein nicht genügen, da man 
solche Karten aufzuzieheu und den äusseren Umschlag eines Werkes nicht 
weiter zu. beachten pflegt. | 

Wenn man die schönen Karten selbst nicht mit den für „unnöthig“ ge- 
haltenen Linien überlasten wollte, was durch einige punctirte Linien oder 
einige andere leicht erkennbare Andeutungen auf den Karten hier gewiss 
nicht der Fall gewesen wäre, so durften wenigstens auf den Profilen selbst 
ähnliche Angaben, wie NW.—SO. und (Bl. 6 und 3), die wir auch in dem 
französischen "Texte, auf welchen KJERruLF verweist, vermissen, nicht fehlen. 

Es ist in Interesse des leichteren Gebrauchs des vortrefflichen Karten- 
werkes dringend zu wünschen, dass dieser, selbst für die mit norwegischen 
Verhältnissen Vertrauteren fühlbare Mangel bei künftigen Ausgaben vermieden 
werde, um sie auch in dieser Beziehung der Vollendung immer mehr zu 
nähern. 


H. B. G. 


Stockholm, den 9. Mai 1867. 


In ‘„Öfr. of, Kongl. Wet. Akad. Förh.“ 1864, 4. und 1866, 4. habe ich 
einige mineralogische Mitibeilungen veröffentlicht, von welchen ich die Ehre 
habe Ihnen hier das Wichtigste in gedrängter Kürze mitzutheilen. Die Mi- 
neralien sind alle aus schwedischen Fundorten: 

Staurolith von Nordmarkens Bisengrube in Wermland. Ein 
einziger Krystall fand sich im körnigen Dolomit der Gneissformation einge- 
wachsen. Das Mineral ist von braunroiher Farbe, die Flächen nicht spiegelnd. 
Härte 6,2.. Sp..G. 3,54. Es zeichnet sich: durch grossen Gehalt von Man- 
ganoxyd, sowie durch sein Vorkommen aus. Schmilzt ziemlich leicht v. d. 
L. Die Analyse ergab: 


Kieselsäure - . = 2. 2836,05 
Thonerde a ee > 
Bisenoxyd.... 2... . .1328 
Mansanosyda. 2 20.2.2072 1Eol 
NNASSOrFIiH, HER ERHEN 2 
zu BETT 


591 


Prehnit von Upsala. Spalten im hornblendeführenden Granitgneiss 
sind allgemein mit dünnen Rinden von Laumontit überzogen Seltener findet 
sich Prehnit in höchstens zollgrossen Lagen zusammen mit Kalkspath. Die 
grobkörnige Felsart, welche im frischen Zustande aus grauem Orthoklas und 
Oligoklas, blauem Quarz, schwarzer Hornblende und braunem Glimmer be- 
steht, hat in kürzerem und längerem Abstand von den Spalten eine wesent- 
liche Metamorphosirung erlitten. Der Feldspath ist roth, der Quarz weiss 
geworden, der Glimmer ist fast ganz verschwunden, die Hornblende in ein 
chloritähnliches Mineral verwandelt. Der Gehalt dieses Minerals an Kiesel- 
säure ist zu 35,5 gefunden, der Kalk völlig ausgewaschen. Doch behält die 
Felsart ihre Festigkeit bei. Die Analyse des Prehnit ergab: 


Kieselsäure . . ... 2... 44,11 * 
Thonerde.... vukattın. 16: 22,99 
Bisenoxyd „tes sa E22 
Kalkerdei a u men 2 258 
Wasser BR ER EL 59 
100,41. 


Späte Bildung des Vivianits. In einem Grabe zur Grundlegung 
in Upsala fand sich bei 5 Fuss Tiefe in einem feuchten, schwefeleisenhal- 
tigen Thonlager das Skelett eines Menschen nebst Pferdeknochen. Rund 
umher war der Thon, dem die neueste Bildung zugehört, mit vermoderten 
Pflanzenstengeln durchwebt. Auf diesen fand sich der Vivianit in schnee- 
weissen, in der Luft bald blau werdenden Krystallnädelchen. Die Bildung 
war also völlig analog mit der von G. Bıscnor in seiner Chem. Geol. II, 
S. 253 angegebenen. 


Pseudomorphose von Epichlorit nach Granat von Längban. 
Das Mineral, welches sich in Formen des Granats in Längbans Eisengrube 
mit Schwerspath zusammengewachsen findet, ist von blätteriger Textur, 
schwarzbrauner Farbe; mild; schmilzt leicht vor dem Löthrohre; löst sich 
in grossen Stücken in kalter Salzsäure. Es weicht aber etwas von dem 
Epichlorit RımneLsgere’s ab, hält auch mehr Wasser und keine Thonerde. 
Die Analyse ergab: 


Kieselsäure . . ......3,81 
Bisonosydı 2 22. 20.2022019,83 
Eisenoxydul . . .. . „10 
Magnesia . ...2..020.02214,46 
Wasser DE ET ETERNEREN NUN EZ 

99,35. 


Pseudomorphose von Eisenoxyd nach Quarz von Längban. 
Diese seltene Pseudomorphose ist sehr ausgezeichnet. Die Krystalle, die 
sich in einem von etwa 70 Procent Kieselsäure durchdrungenen, rothen 
Eisenocker, welcher vielleicht durch Metamorphosirung des Eisenkiesels 
entstanden ist, finden, sind gewissermaassen von mikroskopischer Klein- 
heit, aber sehr deutlich in der Form OOP, +R, —R ausgebildet. Sie sind 
yon erdigem Zusammenhang, mit blutrother Farbe. In einer Stufe habe ich 
einen kleinen, zum Theil noch nicht angegriffenen Quarzkrystall gefunden, 
Da der Eisenkiesel bei Längban nicht krystallisirt vorkomınt, musste bei der 


592 E 


Metamorphose die Bildung der Quarzkrystalle der Pseudomorphose vorange- 
gangen sein. 


= Dr. C. W. Paykuu, 


Privatdocent an der Universität Upsala. 


B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. 


Dorpat, den 23. März — 4. April 1867. 


Bei Bearbeitung des Materials einer geognostischen Reise, die ich wäh- 
rend des vorigen Sommers, im Auftrage der mineral. Gesellschaft zu St. Pe- 
tersburg, im Gouv. St. Petersburg ausführte, stosse ich auf eine neue, von 
mir nach Prof. Grewinsk benannte Beyrichienart, die allgemeineres Interesse 
hat, weil sie von allen genauer bekannten Beyrichien die älieste zu sein 
scheint. 

Die B. Grewingkii wird dadurch gekennzeichnet, dass auf ihren breiten, 
gewölbartig erhobenen Ventralsaum mit oval verlaufendem Rande ein unge- 
fähr ebenso breiter und paralleler, z. Th. flachvertiefter, z. Th. erhobener 
Gürtel folgi, an welchen sich eine schmale, stark hervortretende halbkreis- 
förmige Wulst legt, die von ihrem Grunde zwei wenig gebogene, etwas 
breitere Wülste zum geraden Dorsalrande entsendet und auf diese Weise zur 
Bildung dreier abgesonderter Vertiefungen zwischen den Wülsten Ver- 
anlassung gibt, welche diese Art von allen übrigen Beyrichien und nament- 
lich von der ihr am nächsten stehenden B, complicata (SALTER) und deren 
Var. decorata (Jones) leicht unterscheiden lässt. Den Randsaum ausgenom- 
men, ist die ganze Oberfläche der Schalen mit Wärzchen bedeckt. Die 
grössten Exemplare erreichen nur 1,1 Mm. Länge, 0,7 Mm. Breite und 0,1 Mm. 
Dicke. 

Ich habe diese Beyrichia nach dem Schlämmen eines am Wolchow- 
Strome, beim Dorfe Obuchowo, zwischen dem untersilurischen Glaukonitkalk 
in Lagen auftretenden Thones, in grösserer Anzahl (gegen 150 Exemplare) 
erhalten. Mit ihr kommen zusammen vor: zwei sehr kleine, nur wegen 
mangelhafter Beschreibung gewisser anderer untersilurischer Arten nicht mit 
Sicherheit als neue zu bezeichnende Leperditien, ferner Orthisina ascendens 
(Pano.), ©. plana (Pann.), Orthis calligramma (Daım.), O0. obtusa (Pann.), 
O. parva (Panp.) und Encriniten-Stiele. Über dem Glaukonitkalk von 10,7 M. 
Mächtigkeit lagern an der bezeichneten Stelle 0,07 M. sogen. Leperditien- 
Mergel, 0,93 M. Vaginatenkalk und endlich 0,6 M. hellbrauner Quartärsand. 
Diese Beyrichia scheint, wie gesagt, die älteste zu sein und folgen ihr im 
Alter die 2. simplex Jones, 2. strangulata Saıı. und die B. complicata 
aus den Llandeilo Flags und unteren und oberen Balaschichten Englands, . 
die beiden letzteren sind aus dem sogenannten Brandschiefer von Erras und 
Wannamois in Ehstland , welches den gegen 200° mächtigen Vaginatenkalk 
überlagert. 


593 


Eine genauere Beschreibung nebst Abbildung der B. Grewingkii werde 
ich mit den übrigen Resultaten meiner Reise in den Verhandlungen der min. 
Gesellschaft zu Petersburg veröffentlichen. 


J. Bock. 


Cambridge, Mass., den 3. Mai 1867. 


In Ihrer Aufzählung der grossariigen Schenkungen des Herrn GeoreE 
PrABopy (Jb. 1867, 255) haben Sie 150,000 Dollars für das Essex Institute 
in Salem vergessen, was 1,800,000 Dollars für rein wissenschaftliche Zwecke 
ausmacht. Zudem hat der freigebige Mann zwei Millionen Dollars zur Er- 
ziehung der verarmten Bewohner der südlichen Staaten geschenkt. 


L. Acassız. 


Warschau, den 9. Mai 71867. 


Neue wichtige Beweise über das Alter der devonischen Formation im 
Sandomirer Chenciner Gebirge habe ich im vorigen Jahre gemacht; haupt- 
sächlich interessant sind die Kalksteine von Lagow, südlich von Kielce, bei 
Nowa Shepia. Über dem mächtig entwickelten, krystallinisch-körnigen, grauen 
Dolomit, dessen Schichten nach Norden geneigt sind, folgen Thonschiefer 
mit Posidonomya venusta Mün., und graue derbe Kalksteine; in einem ziem- 
lich engen Thale, Niwa genannt, findet sich in diesem Kalksteine eine 2° 
dicke Schicht, die fast aus Goniatiten besteht, hie und da von einem Cyrto- 
ceratiten begleitet. Es ist interessant, dass nur eine Species von Goniatites, 
nämlich @. retrorsus v. Buch vorkommt; aber mehrere Varietäten — die 
SAnNDBERGER so trefflich beschrieben und abgebildet — lassen sich wieder- 
erkennen. Ziemlich häufig findet sich die typische Form mit dem seitlich 
gebogenen Seitenlobus: dann ist die Varietät mit scharfen Rücken @. re- 
trorsus acutus Sanpe. X?, fig. 1—2; gewöhnlich hat diese Varietät — was 
der rheinischen abzugehen pflegt — 4 bis 5 Einschnürungen, wie bei der 
Varietät amblylobus Sanpe. Tab.XP, fig. 1—6 mit nicht scharfen, sondern ab- 
gerundeten Rücken, die verschiedenartig eingeschnüret ist, am Rücken, an den 
Seiten bis zur Mitte; die aufgeblähte Varietät ohne scharfen Rücken @. r. 
eircumflexus Sanpe. Tab. XP, fig. 26 ist sehr häufig; etwas seltener ist @. 
r. sacculus Sanoe. Tab. Xb, fig. 7. Alle diese Varietäten haben einen sehr 
kleinen Nabel, oder derselbe ist nur angedeutet; mit grossem Nabel findet 
sich keine. Auch die Schale hat sich erhalten; sie ist glatt, mit etwas 
gebogenen Linien gezeichnet, diese aber nicht erhaben, sondern etwas ver- 
tieft; ich kann es nur mit Ritzen einer Nadel vergleichen. Cyrtoceras 
bilineatum Sınpe. Tab. 14, fig. 2 ist ziemlich häufig; die Röhre ist eirund, 
mit einem deutlichen Sipho auf dem Rücken, und weniger gebogen, wie auf 
der Abbildung von SANDBERGER. 


Einige hundert Schritte weiter, an dem städtischen Kalkofen, in merge- 
Jahrbuch 1867. 38 


594 


L 

ligem, gelblichem Kalkstein findet sich Gon. bifer Pmisuıps, Sanpe. Tab. 9, 
fig. 4, 5 mit schmalem, herabhängendem Rückenlobus, ganz ähnlich wie bei 
@. retrorsus; der Seitenlobus herabbängend und spitz; die Zeichnung der 
glatten Schale ist ganz ähnlich wie bei &. retrorsus, mit etwas mehr ge- 
bogenen Ritzen. Orthoceras crassum Roxmer, Sanoe. Tab. 19, fig. 1 findet 
eich selten mit langer Röhre, kreisrundem Querschnitt und centralem, mässig 
dickem Sipho. Einen sehr grossen Phragmoceras wage ich nicht an die 
bekannten anzureihen, es scheint eine neue Specis zu sein; fast zwei Zoll 
im Durchmesser, mit einem sehr dicken Sipho mit deutlichen Strahlen. 

Östlich von Nowa Slupia bei Grzegorzowice, nahe an den Ortschaften 
Skaty und Zagaje in einem tiefen, felsigen Thale steht zu Tage grauer Kalk- 
stein; eine 6-8‘ mächtige Schicht ist mit Stringocephalus Burtini über- 
füllt, manche Schalen werden 2—3 Zoll lang. Ausser dieser findet sich 
keine andere Form zusammen. Nahe an der Kalksteinwand tritt grauer Schie- 
ferthon mit einem Heer von Petrefacten auf, die ganz denen von Swiento- 
marz entsprechen, und es ist kein Zweifel, dass es dieselbe Schicht ist, ohne 
dass es ausgemittelt ist, welche von beiden die Unterlage bildet. Die Form, 
die in Sitka ziemlich häufig vorkommt, und als Orthis subarachnoidea be- 
stimmt war, ist Orthisina umbraculum Bronn; sie ist in Skaly vortrefflich 
erhalten, das Schloss sichtbar mit den beiden Deltidien; die grosse Anzahl 
von Rippen sind mit kleinen Höckern bedeckt, die aber deutlicher sind, als 
bei Or. Asmusi, die ich — Dank der Güte des Herrn v. EıchwaL — mit 
Exemplaren von Scharrenberg in Ehstland vergleichen konnte. Im Allge- 
meinen sind die Rippen von Asmusii viel feiner, bei meiner Species dicker 
mit starken Höckern bedeckt; auch viel deutlichere Rippen bei der kleinen 
Schale finden sich am Schlosse; sonst zeigen O. umbraculum und O. As- 
musii wenig Differenz in dem allgemeinen Umrisse wie auch mit Orthis 
arachnoidea aus dem Bergkalk von Kaluga, an der die Rippen fast glatt sind. 
Mit Orth. umbraculum finden sich mehrere aus Sitka bekannte Formen wie 
Actinocrinites muricatus, Rhodocrinites verus, Favosites reticulata, F. 
cervicornis, Spirifer glaber, Atrypa reticalaris, aspera, Rhynchonella 
acuminata und die Varietät pugnus von SowErsy; dann selten Strophomenu 
depressa und Calceola sundalina ; ausserdem gut erhaltene Korallen, wie 
Hallia Pengelli MirLne-Eowarns et Haıme, Lithostrotion caespitosum SANDB., 
Cyathophyllum pseudoceratites M‘Coy mit einer grösseren Quantität von 
Sternlamellen, die der silurischen Species eigen sind. 

Bei Grzegorzowice, etwa tausend Schritte weiter, enthalten die grauen 
Kalksteine in grosser Quantität Chonetes sarcinulata;, selten mit erhaltenen 
Röhren am Schlosse. 

Somit lassen sich in dem devonischen Gebirge zwischen Chenciny San- 
domierz drei Etagen unterscheiden; zu den untersten gehören 

1) Thonschiefer von Sitka, Swientomarz und Skaly mit untergeordnetem 
Lager von dolomitischem und derbem Kalkstein, charakterisirt durch Orthi- 
sina umbraculum, Orthis opercularis, Strophomena depressa, Spirifer 
glaber, Calceola sandalina, Spiriferina concentrica, Pentamerus galeatus, 
Cyathophyllum heliantoides. 


595 


2) Stringocephalus -Kalke von Skaly-Zagaje; dazu gehören vielleicht 
die Kalksteine von Lagow mit Goniatites retrorsus, Cyrtoceras bilineatum. 
3) Schiefer mit Posidonomya venusta von Braiköw, Lagöw und der 
Kalke vom Schlosse in Kielce, in denen Herr Rosmer Cypridinen entdeckte. 
Nach Anzeigen von noch älteren Schichten, östlich von Opatow in Klec- 
zanow unfern Lipnik, hat Herr Zasorskı im vorigen Jahre im Thonschiefer 
Graptolithen gefunden; nach unvollständigen Exemplaren glaube ich Mono- 
prion priodon Bronn erkannt zu haben. In der Gegend von Opatow und 
weiter östlich haben die Kalksteine einen verschiedenen mineralogischen 
Charakter von denen in der Umgebung von Kielce Chenciny entwickelten, 
/ und dieses steht wohl im Zusammenhange mit anderen Schichten; somit ist 
die silurische Formation in Polen erwiesen. 


L. ZEUSCHNER. 


38" 


l 


Neue Literatur. 


(Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein derer. Titel 
beigesetztes X.) 


A. Biicher. 
18366. 


L. DresseL: die Basalthbildung in ihren einzelnen Umständen erläutert. Eine 
von der Holländischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem am 
19. Mai gekrönte Preisschrift. Mit 4 Taf. Haarlem. 4°. S. 178. = 

C. Fartaux: Geognostische Karte des ehemaligen Gebietes von Krakau mit 
dem südlich angrenzenden Theile von Galizien, von weil. Lupw. Honkn- 
EGGER. Wien. * 

A. v. Kossen: über das Alter der Tertiärschichten bei Bünde in Westphalen. 
(Abdr. aus Z. d. d. g. G. p. 287 u. f.) 

Fr. v. Kusınyı: CaRıstıan Anpreas ZipseR. Ein Lebensbild. Pest. 8%. 29S. 

J. Lemsers: Chemische Untersuchung eines unterdevonischen Profils an der 
Bergstrasse in Dorpat. (Archiv f. d. Naturkunde Liv-, Ehst- und Kur- 
lands. 1. Ser., II. Bd., S. 85-99.) 

F. B. Mzex a. H. Wortuen: Notice of some Types of Organic Remains, 
from the Coal Measures of Illinois. (Proc. of the Ac. of Nat. 8e. 
of Philadelphia. p. 41-52) = 

F. B. Meer a. A. H. Worrteen: Contributions to the Palaeontology of Nli- 
nois and other Western States. (Ib. 1865, p. 245-273; p. 251-275.) ”* 

F.B. Meer: Note on the affinities of the Bellerophontidae. (lb. p. 10-23.) 

v. SerBAcH: Vorläufige Mittheilung über die typischen Verschiedenheiten im 
Bau der Vulcaune und über deren Ursache. (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 
1866, S. 643-647.) * 

H. G. Seriey: Outline of a Theory of the Skull and the Skeleton. (Ann. 
a. Mag. of Nat. Hist.) 18 8S. 

AL. Wiıncheit a. Or. Marcy: Enumeration of Fossils collected in the Nia- 
gara Limestone at Chicago, Illinois. (Mem. of the Boston Soc. \.1, 
N. 1.) Cambridge. 4°. p. 81-112, Pl. 2-3. = 

AL. WincheLL: Geological Map of Michigan. Philadelphia. = 


a IT nn ee En Tee 
x 


597 


Au. WincHeiL: Appendix to a Report on the grand Traverse Region. Ann. 
Arbor. 8°. Separatabdr. p. 83-97. = 

A. H. Worturn: Geological Survey of Illinois. Vol. I. Geology. Assi- 
stants: J. D. Wuırney, L. Lesguereux, H. Eneeımann. 4% 504 p., 5 Pl. 
— Vol. I. Palaeontology. 4°. 470 p., 50 Pl, 


1867. 


E. Borıcky: über den Delvauxit von Nenacovie in Böhmen. (Aus Zeitschr. 
„Lotos“ März. 48. = 

H. Fischer: über die in den Pfahlbauten gefundenen Nephrite und nephrit- 
ähnlichen Mineralien. (Abdr. a. d. Archiv f. Anthropologie, Hft. IH.) > 

H. Gresenau: Theorie der Bewegung des Wassers in Flüssen und Canälen. Nach 
den auf Kosten der V. Staaten von N.-Amerika vorgenommenen Untersuchun- 
gen und dem Bericht Humpnrey’s und ABBor’s, über die physischen und 
hydraulischen Verhältnisse des Mississippi-Stromes, seiner Nebenflüsse, 
Mündungen und Alluvial-Regionen. München. 4°, 350 $., i8 Taf. 

A. v. Gropbeck: über die Erzgänge des nordwestlichen Oberharzes. (Inau- 
gural-Diss.) Berlin. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1866.) 8%. 86S., 
3 Taf. 

Franz v. Hauer: Geologische Übersichtskarte der Österreichischen Monarchie 
nach den Aufnahmen der k. k. geol. Reichsanstalt. Blatt No. V. West- 
liche Alpenländer. Wien. Mit Erläuterung. * 


Fr. pe Hauer: Exposition universelle de Paris 1867. L’Institut Geolo- 


gique imp. et r. d’Autriche. Vienne. 8%. 288. = 

Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf 1867. Freiberg. 8°. 261 S., 
2 Taf. 

Fr. v. Kost: über das Verhalten des Disthen im Stauroscop und über die 
dabei zu beobachtenden, nicht drehbaren Kreuze. Mit1 Taf. (Sitzungs- 
Ber. d. bayer. Acad. d. Wissensch. Jahrg. 1867, I, 2.) * 

A. v. Koenen: über die Parallelisirung des norddeutschen, englischen und 
französischen Oligocäns. (Abdr. aus Z. d.d. g. G. 1867, p. 23 u. f.) = 

— — das marine Mittel-Oligocän Norddeutschlands (Systeme rupelien 
Dum.) und seine Molluskenfauna. 1. Th. Cassel. 4%. 73 S., Taf. VI 
und VII. 

A. Kuuıserse: die Insel Pargas (Ahlön) chemisch-geognostisch untersucht. 
(Archiv f. d. Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. 1. Ser., IV. Bd., 
S. 115-173. Mit Karte u. Tf.) * 

Fr. Lane und L. Rürımeyer: die fossilen Schildkröten von Solothurn. Mit 
4 Taf. Zürich. - 49%. S, 47. 

J. Lemsers: die Gebirgsarten der Insel Hochland, chemisch-geologisch un- 
tersucht. (Archiv f. d. Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. 1. Ser., 
IV. Bd., S. 174-222. Mit Karte.) * 

Ca. Mayer: Catalogue systematique et descriptive des Fossiles des terrains 
tertiaires, que se trouvent au Musee federal de Zurich. Zurich. 8°. 
37 8. R 

Onsoni: Darwinisme ou theorie de l’apparition et de l’evolution des especes 


>98 


animales et vegetales, traduit de UItalien avec prolegomenes par H. 
ıe Hon. Bruselles et Paris. 8°. 56 S. 

C. G. Eurengere: Einige Betrachtungen über das noch unbekannte Leben 
am Nordpole. (Separatabdr. 8°. S. 201—207.) * 

On the Rock-salt Deposit of Petit Anse: Louisiana Rock-salt Company. 
(Rep. of the American Bureau of Mines.) New-York. 4°. 358, 
2: Taf. 

A. E. Reuss: Die fossile Fauna der Steinsalzablagerungen von Wieliczka in 
Galizien. (Sitzungsb. d. k. Ac. d. Wiss. LV. Bd.) Wien. 8°. 166 S., 
8 Taf. 

A. Em. Reuss: über einige Bryozoen aus dem deutschen Unteroligocän. 
(LV. Bd. d. Sitzungsb. d. k. Ac. d. W. in Wien. 19 S., 3 Taf.) 

— — über einige Crustaceenreste aus der alpinen Trias Österreichs. (Eb. 
Bd. LV, 8 S., 1 Taf.) 

L. Rürımeyer: Versuch einer natürlichen Geschichte des Rindes in seinen 
Beziehungen zu den Wiederkauern im Allgemeinen. Eine anatomisch- 
paläontologische Monographie von Linne’s Genus Bos. Mit 6 lithogr. 
Tafeln und 25 Holzschn. (Abdr. a. d. XXII. und XXIIl. Bd. d. neuen 
Denkschr. d. allgem. Schweiz. Gesellsch. f. d. ges. Naturwissensch.) 
Zürich. 4°. S. 175. 

F. Senret: der Steinschuit und Erdboden nach Bildung, Bestand, Eigenschaf- 
ten, Veränderungen und Verhalten zum Pflanzenleben. Berlin. 3°. 


366 S. = 


B. Zeitschriften. 


1) Sitzungs-Berichte der K. Bayerischen Academie der Wis- 
senschaften. München. 8°. [Jb. 7867, 349]. 
1866, 11, 2; S. 73-224. 
VoseL, jun.: über die flüchtigen Säuren des Torfes und die Verschiedenheit 
der Qualität des Torfes bei gleicher Lage: 142-148. 
Gümsser: über neue Fundstellen von Gosau-Schichten und Vilser Kalk bei 
Reichenhall: 158-192. 
1866, 11, 3 und 4; S. 225—568. 
M. Wasener: das Vorkommen von Pfahlbauten in Bayern mit einigen Bemer- 
kungen über die bisherigen Hypothesen hinsichtlich des Zweckes und 
Alters der vorhistorischen Seeansiedelungen: 430-478. 


2) J. C. Possennorrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. 8°. 
[Jb. 1867, 470.) 
1867, N. 1-2; CXXX, S. 1-336. 
E. Zerrnow: Beiträge zur Kenntniss des Wolframs und seiner Verbindungen: 
16-50; 240-264. 
A. Brezına: das Verfahren mit dem Stauroscop: 141-144. 
C. Rummeisgers: über die Zusammensetzung des Franklinits: 146-149. 


599 


3) Erpmann und WertHeR: Journal für praktische Chemie. Leipzig. 

8°. [Jb. 1867, 470.] 
1867, No.:1-5; 100. Bd., S. 1-320. 

Notizen, Wvrausorr: die Farbestoffe des Flussspaths : 58-62. Pavkaur: 
Mineralanalysen: 62-64. 

R. Hermann: über die Zusammensetzung des Ilnenorutils: 100-106. 

Notizen. Analysen neuer schwedischer Mineralien: 126-127. 

Einige neue Mineralien aus Wermeland und Oerebro: 183-185. 

PETERSEN: über Phosphorit von Diez in Nassau: 316-318. 


4) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°, 
[Jb. 1867, 349.) 

1867, XVII, No. 1; S. 1-192. 

Fr. v. Hauer: Geologische Übersichtskarte der österreichischen Monarchie ; 
nach den Aufnahmen der geologischen Reichsanstalt bearbeitet: 1-20. 

V. v. ZepHarovich: Fluorit aus der Gams bei Hieflau in Steiermark: 21-24. 

Fr. Raven: Notizen über den gegenwärtigen Stand der Oberbiberstollner 
nassen Aufbereitung in Schemnitz: 25-45, 

G. Mayr: Vorläufige Studien über die Radaboj-Formiciden in der Sammlung 
der geologischen Reichsanstalt (mit 1 Tf.): 46-61. 

Rora: der Kohlen- und Eisenwerks-Complex Anina-Steyerdorf im Banat (mit 
1 Tf.): 62-76. 

D. Sıur: Beiträge zur Kenntniss der Flora des Süsswasser-Quarzes, der Con- 
gerien- und Cerithien-Schichten im Wiener und ungarischen Becken 
(mit 3 Tf.): 77-108. 

K. v. Hauer: Arbeiten im chemischen Laboratorium der geologischen Reichs- 
anstali: 189-191. 

Verzeichniss der eingesendeten Bücher u. s. w.: 191-192. 


5) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 
Wien. 8°, [Jb. 1867, 469.] 

1867, No. 6. (Sitzung am 2. April.) $. 113-130. 
Eingesendete Mittheilungen. 

W. Hermmacker: Mineralien der Rossitz-Oslawaner Steinkohlen-Formation: 
4413-114. W. Zsıemonvy: Brunnenbohrung in Harkany im Baranyer Co- 
mitate: 114-115. 

Vorträge. 
F. Kırrer: gesammelte Beiträge zur Foraminiferen-Fauna von Österreich: 
415-117. F. Foertertr: Vorlage der geologischen Detailaufnahms-Karte 
“der Umgebungen von Rima-Szombat: 117-118. K. v. Hauer: Unier- 
suchungen über die Feldspathe in den ungarisch-siebenbürgischen Erup- 
tivgesteinen: 118-121. K. v. Hauer: Diallagit von Comisa: 121. Lirorp: 
die Silbererzbaue von Pukanz und Rudain bei Schemnitz in Ungarn: 
121-122, D. Stur: Beiträge zur Kenntniss der Flora der Süsswasser- 


600 


Quarze, der Congerien- und Cerithien-Schichten im Wiener und unga- 
rischen Becken: 122-123. © 
Einsendungen für das Museum, die Bibliothek und Literatur-Notizen: 123-130. 
1867, No. 7. (Sitzung am 16. April.) S. 131-156. 

Eingesendete Mittheilungen. 

Jnbiläumsfeier der k. russischen mineralogischen Gesellschaft in St. Peters- 
burg: 131-132. K. Zırıet: Arbeiten in dem paläontologischen Museum 
in München: 133. H. v. Cresıus: Braunkohlen-Vorkommen zu Sroki im 
Bezirke von Costua: 133-134. Poserny: Schichtung des siebenbürgischen 
Steinsalzes und das Schwefel-Vorkommen am Kiliman: 134-137. 

Vorträge. 

Rücksr: die Erzlagerstätten von Mies in Böumen: 137-139. G. TscueRmar: 
krystallisirter Baryt von Sievering bei Wien: 139-140. Fr. v. Haver: 
Hallianassa Collini aus einer Sandgrube bei Hainburg: 140-141. G. 
Stacke: die geologischen Verhältnisse der Fundstätte des Halitherium- 
Skeletts bei Hainburg a. d. Donau: 141-144. K.v. Hıver: Untersuchun- 
gen über die Feldspathe in den ungarisch-siebenbürgischen Eruptivge- 
steinen: 144-147. Lirorp: Vorkommen von älteren Sedimentärschichten 
in den Grubenbauen von Schemnitz: 147-151. A. v. Mıxo: Analysen 
von Kapniker Röst-Salzen: 151-152. 

Einsendungen für das Museum u. s. w.: 152-156. 


6) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin. 

8°. [Jb. 1867, 89.] 
1866, XVII, 2, S. 177-376, Tf. II-IV. 
A. Sitzungs-Berichte vom 7. Febr. 1866 — 4. Apr. 1866. 

Weopine: über Bauxit: 181. L. Mevn: über die Aufnahme geognostisch- 
peirographischer Karten des Schwemmlandes der preussischen Monarchie: 
181-189. v. per Marck: über die Entwickelung der jüngsten Kreide- 
schichten in Westphalen: 190-191. Lasreyres: über ein Eruptivgestein 
von Münster am Stein und über einen Feldspath aus der Nephelinlava 
von Niedermendig: 191-193. Serto: Nekrolog H. Lorrner’s: 194-196. 
Lasarn: über die im S. der Porta Westphalica bei Hausberge gelegenen 
Diluvialhügel: 197-198. v. Koexen: Fauna des norddeutschen Mittel- 
oligocän: 188-199. : 

B. Aufsätze. 

C. Rammeıssere: über die chemische Natur der Feldspathe mit Rücksicht 
auf die neueren Vorstellungen in der Chemie: 200-232. 

L. Zeuschner: über die rothen und bunten Thone und die ihnen untergeord- 
neten Glieder im s,w. Polen: 232-241. 

C. Rımurıspers: über den Enargit aus Mexico und einen neuen Fundort des 
Berthierits: 241-245. 

E. v. Eıcawarn: über die Neocomschichten Russlands (mit Tf. II): 245-2831. 

A. Kunte: über die von Gern. Rorırs auf der Reise von Tripoli nach Gha- 
dames im J. 1865 gefundenen Versteinerungen (mit Tf. ID: 231-287. 


"m 


601 


A. v. Koenen: über das Alter der Tertiärschichten bei Bünde in Westphalen: 
237-292. 

A. Sıpeseck: ein Beitrag zur Kenntniss des baltischen Jura: 292-299. 

GümgeL: über das Vorkommen hohler Kalkgeschiebe in Bayern: 299-304. 

K. v. SersacH: die Zoantharia perforata der paläozoischen Periode (mit 
Tf. IV): 304-311. 

H. Laspeyres: Beiträge zur Kenntniss der vulcanischen Gesteine des Nieder- 
rheins : 311-364. 

U. Scarornsach: über die Brachiopoden aus dem unteren Gault (Aptien) von 
Ahaus in Westphalen: 364-376. 


7) Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der Preus- 
sischen Rheinlande und Westphalens. Bonn. 8°. [Jb. 7866,583 ] 
1866, XXI, 1u.2; Verhandlungen: 1-218; Korr.-Bl.: 1-74; 
Sitz.-Ber. 1-85. 
A. Verhandlungen. 

H. Laspeyres: über das Vorkommen des Cäsiums und Rubidiums in einem 
plutonischen Silicatgesteine der preussischen Rheinprovinz: 155-171. 

H. v. Decnen: Notiz über die geologische Übersichtskarte der Rheinprovinz 
und der Provinz Westphalen, nebst dieser Karte: 171-218. 

B. Korrespondenz-Blatt. 

Bericht über die 23. General-Versammlung zu Bonn. G. vom Raru: geolo- 
gisch-mineralogische Fragmente aus Italien: 45-46. MaArguarr: Vor- 
kommnisse im Kryolith: 46. ScHAAFFHAUSEn: über die zahlreichen fos- 
silen Säugethier-Reste in westphälischen Höhlen: 46-58. Anprae: über 
das Alter der Tertiärschichten bei Bünde in Westphalen und über eine 
Frucht aus dem Steinkohlen-Gebirge von Aachen: 53-60. Monr: über 
die Thalbildung, gestützt auf Beobachtungen während einer Reise in die 
Schweiz: 60-64. H. v. Dzcnen legt die geologische Übersichtskarte der 
Rheinprovinz und der Provinz Westphalen vor: 64-66. Von DER Marck: 
Bemerkungen zu ScHAAFFHAuSEN’s Vortrag: 66-67. 

C. Sitzungs-Berichte. 

Asmus: über den Bergbau auf Kupfer am Oberen See in Nordamerika: 3. 
Krantz: Domeykit von Paracatas in Mexico und Smaragd-Krystall von 
Musso in Neugranada: 3. Monr: über einen neuen Apparat zur Bestim- 
muug der Kohlensäure und die Ursache der säulenförmigen Spaltung des 

' Basaltes: 4-5. NösserAatn: Bemerkungen hiezu und Monr’s Erwiderung: 
5-6. Huymann: Drusen aus dem Basalt und Anamesit vom Meisten oder 
Höhnchen bei Honnef; Rubellan vom Breiberge im Siebengebirge; Quarz- 
Varietäten aus der Gegend von Duisburg: 9-10. SchAAFFHAUSEN: über 
zahlreiche fossile Knochen und Zähne aus dem Lehmlager einer Grotte 
im Neanderthale: 14-16. Bercemann: über Verbindungen des Arsens 
mit dem Kupfer: 17-18. G. vom Rare: über die vulcanischen Vorgänge 
im Archipel von Santorin: 25. NösscerAtn: über die neuesten vulcani- 
schen Phänomene bei Santorin: 25. G. vom Rarm: über das Krystall- 


602 


System des Axinits: 25. Krıntz: über die Bildung von Risenerzen bei 
Dernbach unweit Montabaur: 25-26. Mour: über ein sicheres analy- 
tisches Verfahren zur Bestimmung des Magneteisens in Basalt, Melaphy- 
ren on. s. w.: 35. Heymann: bei Zersetzung der Gesteine tritt nicht im- 
mer Porosität ein: 39. NöcserAta: über Gesteine und Aschen von den 
jüngst bei Santorin hervorgetretenen vulcanischen Inseln Georg I. und 
Aphroessa: 43-44. G. vom Rarn: über die geologische Karte der To- 
kayer Gegend von SzaBo: über den gegenwärtigen Stand der Meteoriten- 
Kunde; über .den Trachyt von Cuma: 46-48. NöcsERATH: über eine 
Kalkspath-Stufe aus einer Höhle auf Kuba: 64. Mour: über die mecha- 
nische Analyse des rheinischen Bimssteins: 64; ein Fall neuer Thon- 
bildung und über Melaphyr von Norheim: 82-83. G. vom Rarn: über 
die geologischen Verhältnisse der Insel Ischia bei Neapel: 84. 


8) Palaeontographica. Beiträge zur Naturgeschichte der Vorwelt. 
Von H. v. Mever und W. Dunker. XIV. Bd., 2. Lief. Enthaltend: 

A. v. Kornen: das marine Mitteloligocän Norddeutschlands und seine Mol- 
lusken-Fauna. Cassel, 1867. S. 53-127, Taf. 6 u. 7. = 

Ev. Römer: Monographie der Molluskengattung Venus L. 7. Lief. Cassel, 
1867. S 59-76, Taf. XIX-XXI. 


9) Sitzungs - Berichte der naturwissenschaftlichen Gesell- 

schaft Isis in Dresden. Dresden. 8°. [Jb. 1867, 354.) 
Jahrg. 1867, No. 1-3, S. 1—47, 3 Taf. 

H. Fıeck: über den Fossilien-Bildungsprocess und den physikalischen Cha- 
rakter der Brennstoffe: 1-6. 

v. Pıscak# : über Indium: 14. 

Geisitz: über organische Reste in der Steinkohlenformation des Plauen’schen 
Grundes: 15. . 

Ta. Reısıscn: über Planorbis multiformis im Steinheimer Süsswasserkalk: 19. 

H. Krone: Photographische Darstellung verschiedener Phasen der Sonnen- 
finsterniss vom 6. März d. J. Taf. III 

C. R. Schumann: über Blitzröhren bei Golssen in der Niederlausitz: 29. 

J. Kreis: über den Farbenwechsel verschiedener Fixsterne: 34-42, 

W. Fnänker: über Texturveränderung des Schmiedeeisens: 42. 


10) Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou. 
Mosc. 8°. [Jb. 1867, 91.] 
1866, No. 3, XXXIX, pg. 1-315. 
G. Wyrousorr: mikroskopische Untersuchungen über die Farbestoffe des 
Flussspathes (mit 1 Tf.): 150-163. 


603 


R. Hermann: fortgesetzte „Untersuchungen über Ilmenium und Aeschynit: 
291-307. 


—— 


11) Bulletin de la societe geologique de France. |2.) Paris. 8. 
[Jb. 1867, 355.] 

1867, XXIV, No. 2, pg. 129-256. 

DE Verneuit: über die bei Chagey gesammelten Versteinerungen. (Schluss): 
129-130. 

Resoux : archäologische und paläontologische Untersuchungen in Paris: 
130-132. 

E. Jacquor: über diejenigen Schichtengruppen, die auf der Iberischen Halb- 
insel zwischen der Steinkohlen- und Jura-Formation auftreten: 132-147. 

A. Gaupry: über die von Marrın und Resoux in den Quartär-Gebilden bei 
Paris aufgefundenen Geräthschaften und menschlichen Gebeine: 147-154. 

E. GouserT: über den Kalk von Provins: 154-159. 

DeranouE: über das Vorkommen zweier verschiedener Lösse im Norden von 
"Frankreich: 160-168. 

Desnayes: über das Werk von Pereirı DA Costa: die Gasteropoden der Ter- 
tiärgebilde Portugals: 168-170. 

Sımonin: über sein Werk: „vie souterraine ou le mines et les mineurs“: 
170-172. 

EsrAy: ein neuer Versuch, die Anomalien von Petit-Coeur zu erklären: 
172-181. 

E. Perrat: über die von ihm gemeinschaftlich mit LorıoL zu veröffentlichende 
paläontologische und geologische Monographie der Portland-Gruppe des 
Boulonnais: 181-187. 

H. Tosgeck: über das Alter der Portland-Gruppe im Dep. Haute-Marne und 
im Boulonnais: 187-197. 

Pa. Marueron: über die Tertiär-Formationen von Medoc und Blaye: 197-228. 

A. oe LapPpArent: Geologie der Landschaft Bray (mit Taf. II): 228-235. 

Tromas: Auffindung von Ahinoceros-Resten im oberen Eocän des Tarn: 
235-245. 

F. Garrisou: Allgemeines über Mineralwasser und über die Geologie der Ge- 
gend von Ax (Ariege): 245-256. 


12) Comptes rendus hebdomadaires des seances del’ Academie 

des sciences. Paris. 4°. |Jb. 1867, 471.] 
1867, No. 1-6, 7. Janv.—11. Fevr., LXIV, pg. 1-292. 

Boursois: Auffindung von Kieselgeräthen mit Elephas meridionalis in der 
Gegend von Chartres: 47-48. 

P v. Tschisatscherr : allgemeine Betrachtungen über die erupliven Gesteine 
Kleinasiens: 75- 

Prıpson: Vorkommen des Diamant im Seifengebirge von Freemantle, w. Au- 
siralien: 87-88, 


60% 


Tsomas: Acerotherium im oberen Eocän von Tarn: 128-131. 

Detssse: Untersuchungen über die Küstenbildungen Frankreichs: 165-169. 

Fovoue: über die von dem Vulcan auf Santorin vom 8. März bis 26. Mai 
ausgestossenen Gase: 184-189. 

Pıssıs: geologische Karte und Vulcane von Chili: 263-265. 


13) Nouvelles #rchives du Museum dhistoire naturelle, pu- 
bliees par les professeurs - administrateurs de cet etablissement. 
Paris. 4°. [Jb. 1867, 186.] 

1866, tome II: fasc. 4; p. 239-313. 
1867, tome III; fasc. 1; p. 1-64. 

Dausr&e: Bericht über den Meteoriten-Fall in der Umgegend von Orgueil 
(mit Tf. Tu. ID: 1-19. 

GAuprY: über das von Frossarp in der oberen Steinkohlen-Formation bei Au- 
tun entdeckte Reptil (mit Tf. IIH: 19-40. 


14) Annales de Chimie et de Physigue. [4.| Paris. 8°. [Jb. 1867, 
356.] 
1867, Janv.; X, p. 1-122. 
Fevr.; X, p. 129-256. 
(Nichts Einschlägiges.) 


15) Bibliothegue universelle de Geneve. B. Archives des scien- 
ces physiques et naturelles. Geneve. 8°. |Jb. 1867, 186.] 
1866, No. 107-108, Nov.—Dec, XXVII, p. 321-640. 
1867. No. 108, Jan.., XXVII, p. 1-176. 
No. 109, Fevr., XXVIIL, p. 177-336. 


16) Bulletin de la Societe Vaudoise des sciences naturelles. 
Lausanne. 8°. [Jb. 1867, 93.] 
1866, No. 56, IX, p. 225-312. 
A. MorLor: über den geglätteten Fels von Chillon: 250-252. 


17) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Maga- 

sine and Journal of Science. London. 8°. [Jb. 1867, 356.] 
1867, No. 219 (Supplem.); vol. XXXII, p. 481-552. 

Geologische Gesellschaft. CLarkE: secundäre, Versteinerungen führende Mee- 
resablagerungen in Neusüdwales; Duncan: Madreporaria im Unterlias 
von Südwales; WoopwArn: über Xiphosura: 544-545. 

1867, No. 220, January, vol. XXXIH, p. 1-80. 

Pratt: über die Gestalt der Erde: 10-16. 


605 


Geologische Gesellschaft. Duncan: über einige Echinodermen; Hawksnaw: 
Geologisches über Oberegypten; Curry: die Drift im n. England: 73-75. 


18) SeLsy, Bagıneron, Gray and Francis: The Annals and Magazine of 
natural history, including Zoology, Botany and Geology. London. 
8°. [Jb. 1867, 357.] 
1867, XIX, No. 1i0, p. 73-152. 
No. 111, p. 153-228. 
No. 112, p. 229-304. 
GAsTon DE SaporTA: über die Temperatur in den verschiedenen geologischen 
Perioden; Beobachtungen, gegründet auf die Untersuchung fossiler Pflan- 
zen: 263-283. 


19) H. Woopwarp, J. Morris a. R. Eruerinee: The Geological Maga- 

zine. London. 8° [Jb. 1867, 473.] 
1867, No. 35, May, p. 193-2 40. 

0. Fischer: über das Alter des „Trail“ und des „Warp“: 193-199. 

Wim. CARRUTHERS: über Cycadoidea Yatesi, einen fossilen Cycadeenstamn 
aus dem Potton-Sand in Bedfordshire (Pl. IX): 199-20i. 

J. W. Sırter: über den May Hill-Sandstein: 201-205. 

G. GREENwoonp: über Thalterrassen (Pl. X): 205-210. 

Auszüge, Berichte über geologische Gesellschaften , Brochuern el und Mis- 
cellen: 210-240. 


20) Commissao geological de Portugal. 4°. 

B. A. Gouzs: Vegetaes fosseis. Primeiro opusculo, Flora fossil do ter- 
reno carbonifero. Lisboa, 1865. 44 S., 6 Taf. [Jb. 1867, 273.) 

T. A. Pereira va Costa: da Existencia do Homem em Epochas remotas 
no Valle do Tejo. Lisboa, 1865. 38 S., 7 Taf. [Jb. 1867, 243.] 

— — Holluscos fossiles. Gasteropodes dos depositos terciarios de Por- 
tugal. 1. Caderno. Lisboa, 1866. p. 1-116, tab. I-XV. 

Cartos Rızeıro: Estudos ©eologieos. Descripcao do Solo quaternario das 
Bacias hydrographicas do Tejo e Sado. 1. Caderno. p.1-164, ib. 1. ” 


Auszüge. 


A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


Fr. v. Koss: über das Verhalten des Disthen im Stauroscop 
und über die dabei zu beobachtenden, nicht drehbaren Kreuze. 
(Sitzungsber. d. k. bayer. Acad. d. Wissensch. 1867, I, 2.) An gewissen 
Disthen-Krystallen hat Fr. v. KoseLL im Stauroscop eine seltsame Erschei- 
nung beobachtet: die eines schief stehenden, beim Drehen des 
Krystalls unbeweglich in der ursprünglichen Richtung blei- 
benden, nur seine Farbe und die der Ringe verändernden 
Kreuzes. Diese Krystalle sind Zwillinge und bisher nur von SENARMONT 
optisch untersucht worden; ein ähnliches Fixirtsein aber beim Drehen des 
Krystalls ist noch nicht beobachtet worden. Das Fixirtsein des Kreuzes ist 
um so seltsamer, als es nur bei manchen Krystallen vorkommt, bei 
andern von gleicher Zusammensetzung aber nicht. Fr. v. KoseıLrL hat nicht 
allein das Verhalten einer ansehnlichen Zahl von Krystallen des Disthen vom 
St. Gotthard untersucht, sondern auch aus einfachen Krystallen und ent- 
sprechenden Spaltungsstücken künstliche Zwillinge zusammengesetzt und die 
bekannten Gesetze dabei angewendet. Diese sind folgende. Erstes Gesetz: 
Drehungsaxe normal auf die vollkommenere Spaltungsfläche M, an den T- 
Flächen mit einem ein- und ausspringenden Winkel von 147030. Legt man 
einen Zwilling nach diesem Gesetz mit der Fläche M auf den Krystall-Träger 
des Stauroscops und stellt ihn nach der Prismenaxe vertical ein (d. h. die 
Kante von MT parallel mit verticalen Seiten des Quadrates), so ist die Er- 
scheinung des schiefen, beim Drehen des Krystalls sich drehenden Kreuzes 
wie bei einem einfachen Krystall, weil die in Betracht kommenden Haupt- 
schnitte der beiden Krystalle gleich liegen und sich nicht kreuzen. Ein sol- 
cher Krystall unterscheidet sich durch das optische Verhalten leicht von den 
folgenden und von einem einfachen durch den einspringenden Winkel an den 
T-Flächen. — Zweites Gesetz: die Individuen sind gegen die Kante MT 
gegen einander um 180° gedreht. Hier entsteht an den T-Flächen kein ein- 
springender Winkel und das Prisma gleicht dem eines einfachen Kreuzes. 


607 s 


Im Stauroscop ist aber die Zwillings-Bildung leicht zu erkennen, weil solche 
Krystalle, nach der Prismenaxe eingestellt, entweder ein normal stehendes 
oder schief stehendes Kreuz zeigen, die Erscheinung und Kreuz-Lage aber 
dieselbe bleibt, wenn der Zwilling um MT um 180° umgedreht wird, wäh- 
rend ein einfacher Krystall, welcher das Kreuz nach links gewendet zeigte, 
bei solchem Umlegen dasselbe nach rechts gewendet zeigt und umgekehrt, 
auch ein normal stehendes Kreuz für besagte Lage des Krystalls nicht vor- 
kommt. — Drittes Gesetz: die Individuen sind um die Kante PM um 180° 
gedreht. Hier entsteht an den T-Flächen ein einspringender Winkel (wie 
beim ersten Gesetz), optisch ist aber das Verhalten des Krystalls wie beim 
zweiten Gesetz. Ein viertes Gesetz hat Kenncorr beobachtet: die Prismen 
kreuzen sich unter 60%; Combinationen nach diesem Gesetze zeigten bei 
einigen Versuchen drehbare Kreuze. — Aus seinen optischen Untersuchungen, 
die durch eine Tafel noch näher erläutert, zieht Fr. v. Koseın folgende Re- 
sultate: 1) Die Zwillings-Krystalle des Disthen sind mit Rücksicht auf die 
Beschaffenheit des Prisma’s durch das Stauroscop leicht zu erkennen. 
2) Manche dieser nach dem zweiten und dritten Gesetz gebildeten Zwillinge 
zeigen das schief stehende Kreuz beim Drehen des Krystalls auf der voll- 
kommeneren Spaltungs-Fläche Munbewesglich nach rechts oder auch nach 
links gewendet; ihre optischen Hauptschnitte drehen sich also 
nicht mit dem Krystall, wenn dieser gedreht wird. 3) Dieses 
Rechts und Links des fixen Kreuzes ist abhängig von der Drehung der linken 
Zwillingshälfte gegen die rechte oder umgekehrt (analog wie bei den Carls- 
bader Feldspath-Zwillingen). 4) Ein dünnes, zugefügtes Spaltungsstückchen 
kann die fixen Kreuze in bewegliche verwandeln, daher sehr kleine Diffe- 
renzen der Dicke der combinirten Individuen auf die Erscheinung Einfluss 
haben. 5) Es können Gyps-Zwillinge zusammengesetzt werden, welche fixe 
Kreuze und ebenso andere Erscheinungen zeigen, wie sie an Disthen-Zwil- 
lingen vorkommen. 6) Die Disthen-Krystalle mit fixem Kreuz sind sehr selten 
und für künstliche Zwillinge mit fixem Kreuz finden sich beim Disthen wie 
beim Gyps nicht leicht die geeigneten Platten. 


Iserströn: über den Hydrotephroit. (Oefvers. af Ak. Forh. 1866, 
22, p. 605). Derbe Massen. H. = 4. Hellroth, a. d. K. durchscheinend. 
Strich weiss, Gibt im Kolben Wasser, in Salzsäure gelatinirend. Enthält: 


Kieselsäure - -. - =... 28,46 
MREnBBia ne RENT, 
Manganoxydul . . . . . 53,44 
Mansanosydıere og 
Massen. un. ce ra RM 
100,13. 


Fundort: Pajsberg. 


Icerström: über den Pyroaurit. (CA. a. 0.) Hexagonale Tafeln 
von weisser Farbe ; halbdurchscheinend. Im Kolben Wasser gebend; v. d. 


608 


L. unschmelzbar. In Salzsäure unter Entwickelung von Kohlensäure löslich. 
Besteht aus: 


Magnesia ib 1% Berk sh #3 
BiSonoxyd= 00 202392 
Wasser 222.2 ne Re N30930 
Kohlensaure Ar. Mur DR 
99,76. 


Das Mineral, dessen Kohlensäure-Gehalt als Beimischung zu betrachten, 
erhielt wegen seiner Eigenschaft, sich im Feuer goldähnlich zu färben, den 
Namen Pyroaurit; findet sich in serpentinhaltigem Kalkstein auf der Lang- 
bans-Eisengrube in Wermeland. 


F: 


E. Borıcky: über den Delvauxit von Nenacovic in Böhmen. 
(Märzheft d. naturw. Zeitschr. Lotos.) Der Delvauxit von Nenacovic bildet 
knollige oder nierenförmige Massen. Bruch eben bis muschelig, H. = 3,5. 
G. = 2,696—2,707. Röthlichbraun ; Strich gleichfarbig. Undurchsichtig, 
Schwacher Wachsglanz. Die am Delvauxit von anderen Fundorten bekannte 
Eigenschaft, im Wasser mit Geräusch zu zerfallen, wurde nicht beobachtet. 
Schmilzt v. d. L. zu schwarzer Masse; gibt im Kolben viel Wasser und ist 
in Salzsäure auflöslich. Die Analyse ergab: 


Phosphorsäure . . . . . 18,374 
Schwefelsäure . . . . . 0,429 
Kaeselsaurer 0 2.223090 
Magnesia .» » » 2.2. ..1248 
Kalkerdesia u. VEIGIEEERE6, 926 _ 
Eisenoxyd ey Klee u 002 
WVASSOriny en a ER LESEN 
100,272. 


Rechnet man die Kieselsäure und schwefelsaure Magnesia als unwesent- 
liche Bestandtheile ab, so erhält man: 


Phosphorsäure . . . . . 19,346 
Kalkerder. er cn 2 62? 
Magnesia %. u 2 0.0002 
e Eiseuoxyd........ 1.2.22, 52/989 
NWVassor' inet ze 26 


Diess ‚Resultat stimmt mit der für den Delvauxit von Vise und Leoben 
aufgestellten Formel: 2Ca0 . PO, + 5Fe,0,. PO, + 16H0. Der Delvauxit 
findet sich, von einer graulichweissen Substanz umhüllt, eingelagert in den 
Komorauer Schichten des unteren silurischen Systemes b»i Nenacovic unweit 
Lodenic. 


Pripson: Vorkommen vonDiamant in metallführendem Sande 
bei Freemantle im w. Australien. (Compt. rend., LXIV, pg 87-88.) 
Die sorgfältige mikroskopische Untersuchung eines schwarzen, metallführen- 
den Sandes von Freemantle wies in solchem folgende Mineralien nach: 
1) Iserin, in krystallinischen Körnern von schwarzer Farbe. und lebhaftem 


a ee Be TE 


609 


Metallglanz bildet den vorwaltenden Bestandtheil des Sandes. 2) Zirkon, 
kleine, prismatische Krystalle, nur wenig an Ecken und Kanten abgerundet, 
von weisser Farbe, undurchsichtig. 3) Bergkrystall in krystallinischen Kör- 
nern. 4) Topas, sehr kleine Krystalle von rosenrother, gelber und weisser 
Farbe und starkem Glanze. 5) Apatit, Krystall-Fragmente, grün und fast 
durchsichtig. 6) Diamant, in kleinen, flächenreichen Krystallen. 


Wrissach: Vorkommen von gediegenem Antimon in Canada. 
(Verhandl. des bergmänn. Vereins zu Freiberg in d. berg- und hüttenmänn. 
Zeitung, XXVI, No. 17, S. 144.) Auf der ungefähr 70 geogr. Meilen von 
Quebeck entfernten Russel-Grube findet sich gediegenes Antimon auf Gängen 
in silurischem Thonschiefer. Die Gänge sind mit Kalkspath ausgefüllt, worin 
das Erz in feinkörnigen, nierenförmigen, zum Theil kopfgrossen Massen ein- 
bricht, begleitet von Antimonblende, Antimonglanz, Valentinit und Senarmontit, 
letzterer auf ersterem sitzend. Es ist diess das reichlichste Vorkommen dieses 
sonst so seltenen Metalles, da ein Gang im Decemb. /865 allein 60 Cr. ge- 
diegenes Antimon lieferte. 


K. HAusuorer: Gymnit von Passau. (ErpmAann und WERTHER, Journ. 
f. pract. Chemie, 99. Bd., S. 240—241.) In einem körnigen Kalke von 
Kellherg bei Passau findet sich, verwachsen mit wasserhellem Kalkspath, ein 
in seinen äusseren Eigenschaften mit den bisher bekannten Gymniten aus 
Tyrol und Nordamerika übereinstimmendes Mineral. Es ist amorph, von mu- 
scheligem Bruch; H. = 2,5—3. G. = 2.107. Honig- in’s Weingelbe, fett- 
glänzend, durchscheinend, ausgezeichnet hydrophan. Gibt im Kolben Wasser, 


ist schwer schmelzbar. In concenirirter Salzsäure löslich. Die Analyse 
ergab: 


Kieselsäure . -. . x... 459 

Magnesiadt. ne 3 

Wasser... 20,0 
100,0. 


Dem entspricht die Formel: 7MgO .4Si0, + 9HO. Ohne Zweifel ist 
der Gymnit ein Zersetzungs-Product von Serpentin. 


K. Hausuorer: ein neues, chloritähnliches Mineral von Bam- 
berg. (Erpmann und Wertuer a. a. 0. S. 239—240.) An der Altenburg 
bei Bamberg kommt im Keuper eine undeutlich begrenzte Einlagerung eines 
krystallinisch-körnigen Gesteines vor. Dasselbe besteht aus einem Gemenge 
eines dunkellauchgrünen Minerals mit Quarz. G. = 2,644. V.d. L. un- 
schmelzbar; wird von concentrirter Salzsäure zersetzt. Das grüne Mineral 
enthält: 

Jahrbuch 1867. 39 


TTS en nn en en nn ne 


a SZ 


\ 
N 


610 
Kieselsäure . . 22.20.8951 
Thomende, . Susan Ya ea 
Kalkerde 2 su. 20052 
Eisenoxydull . . . 2 .. 2,26 
Bisenoxyd : I ey EE 826 
Wasserks#en. „iR se. AS 


99,9. 
Das den Chloriten sehr nahe stehende Mineral unterscheidet sich von 
solchen durch Fehlen der Magnesia und bildet vielleicht eine selbstständige 
Species. 


K. v. Haver: Untersuchungen über die Feldspathe in den un- 
garisch-siebenbürgischen Eruptiv-Gesteinen. (Verhandl.d. geol. 
Reichsanstalt, 1867, No. 3, S. 57—59 und No. 4, S. 81--83.) 1) Feld- 
spath aus dem Trachyt von Deva in Siebenbürgen. Das Gestein 
— von E. v. Sommaruca untersucht — gehört den normalen Trachyten an; 
es enthält viele Krystalle von Hornblende und eines Feldspath, die, bis zu 
1 Zoll gross, ohne Zwillingsstreifung, bisher für Sanidin galten. Die Ana- 
lyse ergab, dass sie einem Kalk-Natron-Labradorit angehören. 


Trachyt: Feldspath: 
Kieselsaure, 0.2.0.0 0. 98T OL wo ee EHI 
Thonerdew. #5... aa2 2,4185. 7. era I 
Kalkerdei..... .E. A'famel.s5A0 rel 
MACnesta a ee De — 
Kal an. ee er DIR Eee Fre ETENEUL 
Natron. TUR, SIE SIERT IR ERTRER W395 
Eisenoxydul ee year ae —_ 
Glühverluster: ) soyeı as 2... 3,0 13 

100,00 100,48. 


2) Feldspath aus dem Trachyt von Cziffar in Ungarn. K.v. 
Haver hat sowohl das den jüngeren Andesiten zugehörige Gestein, als den 
in ihm porphyrartig ausgeschiedenen Feldspath untersucht, der deutlich ge- 
streift, gelb und fettglänzend; in ihm wird ein Theil der Thonerde durch 
Eisenoxyd ersetzt, daher die gelbe Farbe; es ist ein Kalk-Natron-Labradorit. 


Feldspath : Trachyt: 
Kieselsäure .. 1. Te rohr HR 360 
T'honerde Kg ee RT ern ze, 62 
Kalkerderliiuk sun WB at 
Magnesia . , ...n EA SS) 
EN RR a a A a eich 
Natron. Se lg ID en. 10] 
EiSenoxy.dia. u ee — 
Eisenoxydul . . .» .. a EEE 
Glühverlust = „NINE 226 I, I 
98,84. 98,78. 


3) Grünstein-Trachyt (Dacit) von Pereu Vitzeluluj im Rod- 
naer Gebiete Siebenbürgens. Es wurde sowohl die Zusammensetzung des 
Gesteins als des in ihm ausgeschiedenen Feldspaths ermittelt. In grünlich- 
grauer Grundmasse liegen weisser Feldspath, Hornblende und Blättchen von 


611 


Biotit. Der Feldspath repräsentirt ein Mittelglied der beiden Feldspath- 
Mischungen von Oligoklas und Labradorit. 


Grünstein-Trachyt: Feldspath: 


Kireselsaureine wer Were, ODE SE 2 
PHonerde#3 3 EEE TER I 239 
Kalkerdensissgehd: fe Ber 12 ee 76 
Macnesia, 2... a. ee 58 Be 
ie TE REN: 
NR ae a) N 
EHSENOSydUl na a RS —_ 
Glühverlust #.:.2 207 nee See ende 0558 

100,55 "99,09. 


4) Feldspath aus dem Syenit von Hodriisch bei Schemnitz. 
In grauer Grundmasse liegen viele Hornblende-Krystalle und reichlich zweierlei 
Feldspaihe ; der eine nicht gestreift, röthlich, untergeordnet, der andere ge- 
streift, weiss, vorwaltend. Eine mechanische Trennung beider Feldspathe 
war unmöglich. Aus der Analyse ergibt sich, dass der eine Orthoklas, der 
andere aber — wie man erwarten sollte — kein Oligoklas, sondern wohl 
eines jener Mittelglieder zwischen Oligoklas und Labradorit ist. Das Gestein 
wurde gleichfalls untersucht. 


Feldspath-Gemenge: Syenit: 

Kfesekäaurs Fri .B.,S BITTE ER 7967 
Bhionerden. u ‚uanahk 23,89 45 Bra. u 485 
Kalkerde%. un3 us 30,20: 0 ir Ah? 
Masnasası 2... % EEE) 
Eee ee ee 
Natron BE ER NINO ee PER I 
Eisenoxydul . . 2... ua. Zeit IE 
Glühyeripst, „uu,E Zn I eat a 
99,01 100,09. 

s- Bercrsmann: über ein neues Mineral Pastreit. (Verhandl. d. na- 


turhist. Vereins d. preuss. Rheinlande u. Westphalens XXIII, S. 17.) Bei 
‚Paillieres unfern Alais, Dep. du Gard, sind Gruben, auf denen silberhaltiger 
Bleiglanz und Eisenkies gewonnen wird, begleitet von Cerussit, Brauneisen- 
erz, Kalkspath, Gyps und Bittersalz. Von diesem Bergbau, der schon von 
den Römern betrieben wurde , stammen grosse Schutthalden, die in hohem 
Grade umgewandelt sind; auf denselben findet sich Cerussit, Bleimulm, Fi- 
broferrit und Pastreit. Letzieres Mineral ist amorph, von gelber Farbe, v. d. 
L. unschmelzbar, in Salzsäure leicht löslich. Die Analyse ergab: 


Schwefelsäure . . 2... 30,47 
Arsensäurte -. - 2 22.2.1186 
KieselsAuress: 151. sin 152340 
Thon, Kalk, Mangan . . . 0,89 
Bisenoxyd  . a... „24650 
BloVoxydın.r e . WER. un. 
Wasser EETERRE OT 1L 


Durch Dr. Norman in Marseille, der das Mineral an Brrermann ein- 
39 * 


612 


schickte, wurde für solches zu Ehren des Präsidenten Pastr£ in Marseille 
der Name Pastreit vorgeschlagen. 


Iserströnm: über den Lamprophan. (Oefvers. of Ak. Förh. 1866, 
No. 4, p. 93.) Das Mineral findet sich in blätterigen, zu dünnen Blättern 
spaltbaren Partien. H.=3. G. = 3,07. Weiss; perlmutterglänzend. Strich 
weiss. Im Kolben Wasser gebend; in Säure nicht völlig löslich. Chem. 


Zusammensetzung: 

Schwefelsäure . . . . . 1117 
BIEIOSYER 1.20%. 2%.0.2028,00 
Manganoxydul . . ..... 7,9% 
Kalkerde 2.7 7.0... 0. 2.57792468 
BIIERBRIAN SS 
Kali und Natron . . . . 14,02 
Wasser nern ae -- 18:35 

99,35. 


Weil das Mineral glasglänzend, wurde es Lamprophan benannt; Fund- 
ort: Langbanshytta in Wermeland. 


Dr. H. Creoser> über Kupfer- u. a. Erze in den Kupfergruben 
von Ducktown in Tennessee. (Report of the American Bureau of 
Mines, New-York, 1866.) — Dr. Crepx«R hat als Mitglied des eben ge- 
nannten Bureau’s in New-York, an dessen Spitze G. D. H. GirLesrie und F. 
A. P. Barnarp, Präsident des Columbia College und der damit verbundenen 
Bergschule stehen, im Vereine mit Dr. TrırpeL einen Bericht über die Gru- 
ben und Werke der Union Consolidated Mining Company of Tennessee 
gegeben. Derselbe bezieht sich besonders auf die Kupfergruben von Duck- 
town in der südöstlichen Ecke von Tennessee, in welcher seit 15 Jahren ein 
ausgedehnter und erfolgreicher Bergbau betrieben worden ist. Die dort vor- 
kommenden Kupfererze sind Imprägnationen, wiewohl sie mitunter den Cha 
rakter von grösseren, zusammenhängenden, gangartigen Massen annehmen, 
und fallen in das Gebiet der takonischen Schichtenreihe. In der Nähe des 
Ausstriches besteht der obere Theil der erzführenden Partie oder „vein“ aus 
sogenanntem „Gossan“, einem sandigen, porösen, massigen oder nierenför- 
migen Eisenerze, welches mit Streifen von röthlich-braunem Schiefer ge- 
mengt ist. In dieser Zone und besonders in ihrem unteren Theile kommen 
Malachit, Kupferlasur, Rothkupfererz und gediegen Kupfer vor. Rothkupfer- 
erz und das sogenannte Schwarzkupfererz nehmen mehr und mehr an Häufg- 
keit zu und bilden allmählig 

die zweite Zone oder die Region der schwarzen Kupfererze. In dieser 
findet man Lager, Knollen und Nester von Rothkupfererz und körnige Bei- 
mengungen von Eisen- und Kupferkies. Diese Zone wird plötzlich abge- 
schnitten durch ihre nach unten folgende 

dritte Zone mit Pyrit- und Magnetkies, welche nur wenig Kupferkies, 
anderseits aber viel Tremolit und Strahlstein von strahligem Gefüge und 


613 


weingelber bis brauner Farbe enthält. Der eingesprengte Kupferkies wird 
nach unten hin häufiger, bis er 

die vierte Zone, jene des Kupferkieses, bildet, in deren Mitte diess Mi- 
neral fast rein auftritt mit einigen 30 Procent Kupfergehalt. 

Das sogenannte Schwarzkupfererz (Black Oxyd of Copper) von Duck- 
town ist nach Dr. TrippeL in folgender Weise zusammengesetzt: 


I. 1. 
Keupferoxyahan „nen a... Salon). mu 1380 
Bisenoxyda 91 a. ale E50 SR. 0,63 
Schwetel mat en aa): 18, Ta en. 125,40 
Kupfere. Se vlg ee a0 
Bisenu a Lo 05980 7 1 965 
Lösl. Kupfer-u. Eisensulphate 0,72 . . .... 178 

90,56 99,17. 


Die Liste der bei Ducktown vorkonmenden Erze weist überhaupt nach- 
stehende Mineralien nach: 

Magneteisenerz, Pyrit, Kupferkies, Bleiglanz, Zinkblende, Kupferglanz, 
Harrisit, eine Pseudomorphose von Kupferglanz nach Bleiglanz, Rahtit 
SHEPARD, der nach A. Trırrer aus: 


I. 108 

Zink BER RR er 0,90 30,00 
HIsong. un. . ae er SB EEILIIEN 
Kupfer. 0... 2400033087. sale 45 N9L82 
Cadmium. 2. 2.2. Spur 2 272222:0:36 
Schwefel und Verlust “30,44 Schwefel 34,18 
100,00 100,68 


besteht, Rothkupfererz, Chalkotrichit (oder Kupferblüthe), Malachit, Azurit 
(oder Kupferlasur), Kupfervitrivl, jenes Schwarzkupfererz, gediegen Kupfer 
und Limonit. — 

Als ein dankbarer Sohn seines Vaterlandes hat Dr. Hermann ÜREDNER 
vor Kurzem einen Aufruf erlassen, worin er amerikanischen Bergingenieuren 
den Besuch der K. Preuss. Bergschule in Clausthal empfiehlt, da die in Ame- 
rika bestehenden, ähnlichen, wenn auch vorzüglichen Schulen am Columbia 
College, sowie in Newhawen und Cambridge dennoch zur Zeit nicht 
Gelegenheit zur practischen Ausbildung des Berg- und Hüttenmannes dar- 
bieten, wie diess in Clausthal und in Freiberg der Fall ist. (The prac- 
tical Study of Mining-Engineering etc. af the R. Pruss. School of Mines 
in Clausthal. New-York, 1867. 8°. 7 p.) 


B. Geologie. 


A. Ferner: Untersuchung des Miascits von Ditropatak bei 
Ditro in Ostsiebenbürgen. (Verhandl. d. geol. Reichsanstalt, 71867, 
No. 8, S. 169-172.) Das durch seine Ähnlichkeit mit dem Norwegischen 
Zirkonsyenite auffallende Gestein besteht aus grünlichgrauem Eläolith, aus 


61% 


einem weissen Feldspath, einer durchscheinenden, schwach grau gefärbten, 
feldspathartigen Masse und aus individualisirten Partien von Hornblende. — 
Die Analyse der von allen accessorischen Gemengtheilen sorgfältig befreiten 


Grundmasse, deren spec. Gew. = 2,58, ergab: 
Kieselsäure-"}) :- „13401027 96,22 
Thonerde ua. anceaans 25,08 
Kalkerde 2:0... 2. 108 
Maenessa .® 2:7. 02 
Kal SEE. ON ET REDE 
Natron Bea ee 2. 100 
Glühverlust 2... .... ... 194 
99,84. 
Der weisse, undurchsichtige, in geringer Menge auftretende Feldspath, 
‚dessen spec. Gew. — 2,55 besteht aus: 
Kieselsäure - = 2 2... .60,28 
Bhonerder 0.5 cl. re 
Kalkorde, 0. 70a. 0 a 
Magrestar.0 en 2er 0050 
Kabtatzta li Ir RER 
Natron ne... en a 
Gluhverlust 2 000.20. 21,61 
100,36. 
Diese Zusammensetzung spricht für Oligoklas. — Die Analyse der grauen, 
wie Eläolith aussehenden Masse ergab: 
Kereselsäure: 3. u nn. ui 
Thonerde wre... 6... 27,64 r 
Kalkerder . Me re 79 
Kagsnesae. MAR! SERIEN 
Kalyyaralz Ay. Jonirei83 
Natron Voss een el 
Glühyerlust 2, 22.22.72 20:98 
99,39. 


Eine solche Zusammensetzung zeigt aber keine Übereinstimmung mit 
jener des Eläoliths, wohl aber eine Mischung von feldspathiger mit Eläolith- 
Substanz. Ist diese Annahme richtig, so muss eine Trennung des Mineral-. 
Gemenges durch Salzsäure möglich sein, da der Eläolith, aber nicht der 
Feldspath durch solche aufschliessbar. Die Untersuchung ergab: 69,80V/o 
ausgeschiedene Kieselsäure und unzersetzien Feldspath, 18.65 Thonerde, 
0,56 Kalkerde, 2,09 Kali. 8,19 Natron, 0,94 Glühverlusi. Es bestehen also 
die grünlichgrauen Partien zur Hälfte aus Eläolith und Oligoklas. — Da man 
in den Miasciten zwei Feldspathe annimmt, so wurde auch die durchschei- 
nende Mittelstufe der Gesteinsgrundmasse untersucht; es wurde kein zweiter 
Feldspath gefunden; diese Übergangsstufe besieht vielmehr aus ”/s Feldspath, 
!/s Eläolith, wie sich aus folgender Analyse ableiten lässt: 58,01°/o Kiesel- 
säure, 25,61 Thonerde, 2,77 Kalkerde, 0,13 Magnesia, 0,81 Glühverlusi, 
12,67 Alkalien (als Verlust). Ebenso lässt sich das Mischungs-Verhältniss 
der feldspathigen Grundmasse durch Berechnung ermitteln, nämlich zu ®ı 
Oligoklas und Ys Eläolith. — Die Hornblende des Gesteins ist schwarzgrün: 
spec. Gew. = 3,39; sie enthält: 


615 


Kieselsäure . . s =... 3719 
Thonerde » +... .. . 2.213,38 
Kalkerde .......0.20% 25510:98 
Mapnesiam m. 2a ame 26023103 
Kali MERRITREN 34.2 2e286 
Natron a Bel en ar 
Bisenoxydul «© . .,. 2,2 29,36 ! 
Gluhverlust 0 0. 222072.00220,01208 
99,92. 


Von accessorischen Gemengtheilen erscheinen sehr kleine Krystalle von 
Zirkon, Magneteisen und rabenschwarzer Glimmer, die Hornblende durch- 
setzend. Seine Zusammensetzung ist: 


Kieselsäure . . ...2......34,66 
Thonerde: ae ses 2....8012396 
Kalkerde,n. 0.7.0205 0.021,99 
Macnesiare 02 20.20.01, 
Kali EEE NED ER TENSOD 
INACROT LEN EN 22520 
Eisenoxyd 2 2 .20.2..02...1547 
Eisenoxydul2 27... .721,37 
Gluhverlusten. 7082 2.02200.2.02,62 

100,39. 


A. Ferıner zieht aus seiner Untersuchung des Miascits von Ditro fol- 
gende Resultate: 7500 Oligoklas und 25°/, Eläolith bilden die Grundmasse 
des Gesteins. Der Oligoklas tritt sowohl für sich. als mit Eläolith innig ge- 
mengt auf; der Eläolith aber kommt nur mit dem Oligoklas gemischt vor 
und seine Anwesenheit steigt bis zur Hälfte. Die Hornblende wird von Kali- 
eisenglimmer durchsetzt, in ihrer Nähe erscheint Magneteisen und Zirkon, 
der auch in der Grundmasse vertheilt ist. Das Gestein ist quarzfrei. 


v 


G. Tscuermax: Quarzführende Plagioklas- Gesteine. (Sitzungs- 
bericht d. kais. Acad. d. Wissenschaften LV, Febr.-Heft.) Der Verfasser 
hat bereits in einer Notiz * auf die Parallele zwischen Quarz haltigen 
Orthoklas- Gesteinen und Quarz haltigen Plagioklas-Gesteinen aufmerksam 
gemacht In vorliegender Abhandlung führt nun G. Tscazamax diesen Ge- 
genstand weiter aus und theilt insbesondere die mineralogische Beschrei- 
bung einiger hierher gehöriger Gesteine nebst deren Analyse mit. Es ver- 
dient zunächst der Tyroler Porphyr Beachtung wegen seiner fast voll- 
ständigen Gleichheit mit dem Tonalit, jenem merkwürdigen Gestein, dessen 
Kenntniss wir G. vom Raru verdanken. ** Im mittlen Theile des Val San 
Pellegrino, einem Seitenthale des Fassa, am südlichen Gehänge des Monte 
Bocche, Monzoni gegenüber, erscheint in ansehnlicher Verbreitung ein Por- 
phyr. Die dunkelgraue Grundmasse desselben enthält zahlreiche Körner von 
Quarz und eines trüben, weissen oder grünlichen Plagioklas; ausserdem Blätt- 
chen von Biotit, in geringer Menge Epidot und Magneteisen. Eine von Konya 
ausgeführte Analyse dieses Plagioklas-Quarzporphyrs, dessen spec. Gewicht 


* Jahrb. 1867, 8. 485. 
** Jahrb. 1864, 718. 


| 


616 


— 2,737, zeigt die grosse Ähnlichkeit in der chemischen Zusammensetzung 
mit dem Tonalit. — Diess ist nun auch der Fall mit einem Quarzandesit 


(Daeit), der im Illowathale bei Rodna in Siebenbürgen vorkommt. Das Ge- 


stein ist deutlich porphyrisch; die Grundmasse dicht, hellgrau. Sie um- 
schliesst schneeweisse Krystalle von Mikrotin (Andesin), Doppelpyramiden 
von Quarz, Säulchen von Hornblende und wenig Octaeder von Magneteisen. 
Eine Analyse dieses Gesteins (spec. Gew. >— 2,650) wurde durch SLEcHTA 
ausgeführt. G. Tscuersax stellt nun die Analysen des Tonalit (durch G. vox 
Rara) mit den beiden von ihm beschriebenen Gesteinen zusammen, wodurch 
die grosse Ähnlichkeit in der chemischen Zusammensetzung sehr hervortritt. 


Tom ee. a 
Kieselsäure . . .. 1. 66,91. 2 726676 -, . - 66.21 
Thonerde SEN ee ARE RZ 
Kalkerde. urei =, BIS en, = A a er = 
Magnesia ET EEE PET a 2 y 
Kalte. Br EEE SIE IE 
Natron li. na „Bud rn Bee ee 
Eisenexyd’ -.. ..nc.n:% 76,48: 1 20.02, 260 
Wasser. m Ssasganie.. Oi, Fl 

98,99 102,03 100,01. 


Die mineralogische Zusammensetzung der drei Gesteine ist gleich: Pla- 
gioklas und Quarz, nebst Biotit und Hornblende; im Quarzandesit hat der 
Plagioklas das glasige Ansehen (Mikrotin). Die Structur beim Tonalit ist 
grobkörnig, bei den beiden anderen porphyrisch. Der Tyroler Porphyr ist 
verglichen mit dem gewöhnlichen Felsitporphyr oder Orthoklas-Quarzporphyr 
ein Plagioklas-Quarzporphyr; verglichen mit Porphyrit (letzterer aus Plagio- 
klas nebst Hornblende oder Biotit bestehend) ein Quarzporphyrit zu nennen. 
Er ist in der Reihe der Porphyre, was der Tonalit in der Granit-Gruppe. 


Im geologischen Alter sind aber die Gesteine verschieden. Der Tonalit 


bildet den mächtigen Gebirgsstock des Adamello, der Reihe alter krystalli- 
nischer Formationen angehörig. Der Südtyroler Plagioklas-Quarzporphyr ist 
ein Theil der mächtigen Porphyrdecke, die zwischen Thonglimmerschiefer 
und Trias der Südalpen auftritt. Der Quarzandesit ruht auf eocänem Sand- 
steine der östlichen Karpathen. 


Hers. MüLLeR: Geognostische Verhältnisse und Geschichte des 


Bergbaues der Gegend von Schmiedeberg, Niederpöbel, Naun- 


dorf und! Sadisdorf in dem Alienberger Bergamtsrevier. Mit 
1 color. Karte und 2 Holzschn. (Zweites Heft * der Beiträge zur geogno- 
stischen Kenntniss des Erzgebirges, auf Anordnung des königl. sächs. Ober- 
bergamtes aus dem Ganguntersuchungs-Archiv herausgegeben durch die hiezu 
bestellte Commission. Freiberg, 1867.) Die vorliegende Schrift zerfällt in 
drei Abschnitte, deren erster die allgemeinen geognostischen Verhältnisse des 


* Das erste Heft dieser Beiträge enthält „die Granite von Geyer und Ehrenfrieders- 
dorf, sowie die Zinnerzlagerstätten von Geyer“, von ALFRED STELZNER, vergl. Jahrb. 1865, 
S. 863 ff. 


= 


617 


Distrietes, deren zweiter die in solchem vorkommenden Erzlagerstätten schil- 
dert,. während der dritte geschichtliche Nachrichten über den früheren Berg- 
bau in jenen Gegenden gibt. — Der vielfach gegliederte Gebirgstheil besteht 
vorwaltend aus verschiedenen Gesteins-Modificationen der jüngeren Gneiss- 
Formation. I. Amphotere Gneisse. (Als solche bezeichnet H. Müuzer be- 
kanntlich, welche charakteristische Bestandtheile der normalen grauen und der 
rotben Gneisse zugleich enthalten.) Es werden folgende Abänderungen unter- 
schieden: 1) Kleinkörnig schuppiger amphoterer Gneiss: besteht aus einem 
kleinkörnigen Gemenge weissen oder gelben, plagioklastischen, matten Feld- 
spathes, aus blätterigem, weissem oder hellrothem, glänzendem Orthoklas, 
grauem Quarz und aus ebenso breiten als langen Schuppen von braunem .oder 
schwarzen Biotit, sowie von graulich- oder gelblichweissem Muscovit, welche 
Schuppen mehr oder weniger parallel zwischen dem körnigen Feldspath- und 
Quarz-Gemenge angeordnet sind, die Schieferung des Gesteins bedingend. 
2) Mittelkörniger, feldspathreicher, amphoterer Gneiss; der spärliche, grau- 
lichgrüne Biotit ist nur in isolirten Schuppen eingewachsen, wodurch das 
Ganze ein geflecktes Ansehen erhält. 3) Langgesireckt flaseriger und schmal- 
streifiger, amphoterer Gneiss: der braune oder schwarze Biotit ist in linearen, 
höchstens 1 Linie breiten, aber 2 bis 3 Zoll langen parallelen Flasern an- 
geordnet. 4) Grobflaseriger, amphoterer Augengneiss; in seinem aus ortho- 
und plagioklastischem Feldspath und aus Quarz gebildeten Gemenge liegen 
viele erbsen- bis haselnussgrosse Knoten von oft in Zwillings-Individuen 
ausgebildetem Orthoklas, um welche sich die Biotit-Flasern in der Art in ge- 
wundener Lage anschmiegen, dass auf dem Hauptbruch des Gesteins vor- 
waltend die unebenen Glimmer-Partien, auf dem Querbruch aber hauptsäch- 
lich die Feldspath-Knoten zum Vorschein kommen. Die Verbreitungs-Gebiete 
dieser vier Abänderungen von amphoterem Gneiss sind auf der geologischen 
Karte zu ersehen. I. Rother Gneiss, In nicht unbedeutender Entwicke- 
lung treten rothe Gneisse auf, in ihrer 'charakteristischen Zusammensetzung 
aus plagio- und orthoklastischem Feldspath, aus Quarz und Muscovit. H. 
MüLLeR unterscheidet (aber nicht auf der Karte) zwei Varietäten. nämlich: 
1) einen feldspath- und quarzreichen roihen Gneiss, in welchem der weisse 
Muscovit in einzelnen kleinen Schuppen vorkommt und nur eine unvollkom- 
men schieferige Textur bedingt. 2) Glimmerreicher rother Gneiss; auf dem 
Hauptbruch des Gesteins sind fast nur feinschuppige Aggregate weissen Mus- 
covits sichtbar, während auf dem Querbruch Feldspath und Quarz . hervor- 
treten. — Die geschilderten Varietäten des amphoteren und rothen Gneisses 
sind in der Regel nicht scharf von einander geschieden; meist zeigen sie so 
allmählige Übergänge in einander, dass es schwierig, eine genaue Grenz- 
linie zwischen ihnen zu ziehen. — Wenn auch bei ihnen als entschieden 
erupliven Gesteinen von einer eigentlichen Schichtung nicht die Rede sein 
kann, so zeigen sie doch deutlich eine lagenförmige Absonderunz und Glie- 
derung, so dass man immerhin ein ungefähres Bild der inneren Architectur 
des betreffenden Gebirgstheiles erhält. — Von untergeordneten Gebirgsglie- 
dern im Gebiete der Gneissformation erscheinen mehrorts (wie aus der Karte 
ersichtlich) Glimmerschiefer, Thonschieler, Grauwacke u. a. Ge- 


618 


steine, innerhalb der amphoteren wie der rothen Gneisse. Sie dürften als 
insularische Schollen, als Überreste der einst über diese Gegend verbreitet 


gewesenen, bei der Eruption der jüngeren Gneisse aber zerstörten oder zer- 


stäckelten älteren Schiefer- und Grauwacke-Formation anzusehen sein. Dafür 
spricht insbesondere das Vorkommen von Bruchstücken dieser älteren Ge- 
steine, die völlig von Gneiss umschlossen sind. — Von dem Gneiss unter- 
geordneten Eruptivmassen verdient zunächst Diorit Erwähnung, der in der 
Form von Stöcken und Kuppen auftritt. Verbreiteter noch sind Felsitpor- 
phyre, in zwei, petrographisch und — wie es scheint — auch genetisch 
etwas verschiedenen Abänderungen. Die eine, welche H. Mürter als Gang- 
porphyr bezeichnet, ist ein rother oder gelber Felsitporphyr, der viele Kry- 
stalle oder Körner von Quarz, Krystalle (oft Zwillinge) von Orthoklas und 
kleinere von meist kaolinisirtem Oligoklas enthält. Dieser Porphyr erscheint 
in Gängen, deren Mächtigkeit 1 bis 4 Lachter, selten 10 Lachter beträgt und 
welche meist von NO. nach SW. streichen. Die zweite Abänderung, der 
Deckenporphyr, besitzt eine rothe oder graue Felsit-Grundmasse, in der nur 
sparsam kleine Körner von Quarz und Krystalle von Orthoklas und Blättchen 
von Biotit liegen. Dieser Porphyr, dem eine plattenförmige Absonderung 
eigenthümlich, bildet an mehreren Orten mächtige Decken auf den Höhen 
des Gebirges. Er scheint von jüngerem Alter als der Gangporphyr, da er 
zuweilen, wie bei Schmiedeberg, Bruchstücke eines Porphyrs einschliesst, 
wie solche auf den oben erwähnten Gängen vorkommen. 

Der Bergbau im geschilderten Districte ist vorzugsweise auf eigentlichen 
Erzgängen betrieben worden, die in ihrer Ausfüllusg theils die kiesige Kupfer- 
und Bleiformation, theils die Zinnformation entwickelt zeigen. 1) Die Gänge 
der kiesigen Kupfer- und Bleiformation setzen im amphoteren 
Gneisse auf, mit Ausnahme der Kupfer- und Bleigänge im Eulenberge und 
Löwenberge bei Niederpöbel, die im Bereiche des rothen Gneisses liegen. 
Sie enthalten als wesentliche Bestandtheile: Quarz, krystallinisch oder horn- 
steinartig; Flussspath, meist violett; Chlorit, feinschuppig oder erdig; Kupfer- 
kies, Eisen- und Arsenkies, meist silberarm: Zinkblende von schwarzer Farbe; 
Bleiglanz, kleinblätterig, mit 3 bis 5, selten 12 Pfundtheilen (zu 5 Gramm) 
Silbergehalt im Centner; ausserdem als mechanisch beigemengte Bestand- 
theile: thonigen Leiten und zersetzten, oft chloritischen Gneiss. Die Erze, 
zumal Kupferkies und Bleiglanz kommen gemengt mit den übrigen Gangbe- 
standtheilen oder darin eingesprengt vor und sind nur au Stellen partieller 
Veredlung, wie z. B. auf Schaarkreuzen, in derben Massen angehäuft. Die 
Mächtigkeit der Kupfer- und Bleigänge ist meist nur zwischen 6 und 24 Zoll, 
oft noch geringer und steigt selten bis zu ®a Lachter. 2) Die Gänge der 
Zinnformation sind auf das Gebiet des rothen Gneisses beschränkt; sie 
besitzen gleichfalls geringe Mächtigkeit von 2—15 Zoll, nur einige erreichen 
1 bis 3Lachter Mächtigkeit. Sie verfolgen die nämlichen Streichrichtungen, 
wie die Kupfer- und Bleigänge, die meisten als „Stehende“ und „Morgen- 
gänge“ das Streichen Stunde 1,4 bis 3,0 bei s.ö. und s. Fallen, oder als 
„Flachegänge“ das Streichen Stunde 9.0 bis 12,0 bei n.ö. Fallen. Die Gänge 
der Zinnforwmation enthalten als haupisächliche Bestandtheile: Quarz, kry- 


=: 


619 


stallinisch oder hornsteinartig; Flussspath, violett oder pflaumenblau; Ehlorit, 
schuppig oder erdig; Glimmer; Zinnerz, fein eingesprengt in Quarz, selten 
in derben Nestern und Graupen; Kupfer, Arsen- und Eisenkies, eingesprengt, 
seltener derb; endlich zersetzten Gneiss und Letten. Eine derartige Aus- 
füllung lässt den charakteristischen Typus der Zinngänge anderer Districte 
des Erzgebirges vermissen, indem sie fast nie ohne Beimengung kiesiger Erze 
getroffen wird. Einige der hierher gehörigen Gänge führen Kupferkies so 
häufig und vor dem Zinnerz überwiegend, dass sie richtiger als Kupfer-, 
denn als Zinngänge zu bezeichnen sein würden. Weil auf solchen Gängen 
oft noch Arsen- und Eisenkies, selbst Blende und Bieiglanz mit einbreehen, 
so kann man darin einen Übergang des mineralogischen Typus der Zinnfor- 
mation in den der kiesigen Kupfer- und Bleiformation erkennen. Und da auf 
diese Weise zwischen den Gängen der kiesigen Kupfer- und Bleiformation 
und denen der Zinnformation weder in der Art des Auftretens, noch der Aus- 
füllung ein Unterschied stattfindet, dürften beide wohl nur als verschiedene 
Entwickelungs-Typen einer und derselben Gangbildung anzusehen sein. 


B. Turtey: der Zinkbergbau der Altenberger Gesellschaft bei 
Ammeberg in Schweden. (Berg- und hüttenmänn. Zeitung, XXV, No. 48 
und 49, S. 405—409 und 417-420.) Die schwedischen Zinklagerstätten der 
Altenberger Gesellschaft liegen in der Nähe des Städtchens Askersund am 
n,ö. Ende des grossen Wetternsee’s. Herrschendes Gestein ist ein glim- 
merarmer Schiefer; mehr untergeordnet erscheinen Gneiss und Granit. 
Streichen und Fallen der Gebirgs-Schichten zeigt mannichfachen Wechsel; 
das erstere kann meist als w.ö. angenommen werden, letzteres als n., n.ö. 
und n.w. Zu den Eigenthümlichkeiten schwedischer Lagerstätten im Allge- 
meinen und der Zinklager im Besonderen gehört ein Einschieben in der 
Längen-Richtung, dem Streichen nach. Diess hängt mit der Entstehung der- 
selben zusammen. Denn die vorzugsweise aus Blende bestehenden Erze 
sind in entschiedenen Lager-Bildungen, gleichzeitig mit dem um- 
gebenden Nebengestein, in wässeriger Lösung entstanden. Aus dieser Lösung 
schlugen sich das Nebengestein und die verschiedenen Schwefelmetalle, 
Eisenkies, Magnetkies, Bleiglanz, besonders aber Blende, in horizontaler 
Lagerung nieder. Nachdem dieser Process vollendet war, fand eine Hebung 
statt, bewirkt durch Granitmassen, welche die Schieferdecke durchbrachen 
und die ganze Masse in ihre jetzige, verworren-gewundene Lagerung brach- 
ten. Wahrscheinlich ereignete sich die Hebung in einer Periode, als die 
Blende mit dem Nebengestein noch nicht so erhärtet war, um die seltsamen 
Winidungen zu erleiden, die man noch heute bewundert. — Das wichtigste 
Erz ist Blende. Dieselbe kommt nie krystallisirt, sondern einge- 
sprengt vor und zwar in einer aus Quarz und Feldspath bestehen- 
den Masse. Gar nicht selten finden aus dieser Übergänge statt in einen 
deutlich entwickelten Gneiss oder Granit, in welchem der Glimmer durch 
Blende ersetzt wird. Es ist ein solches Verhalten — so hebt TurLev 
besonders hervor — so eigenthümlich es erscheinen mag, für die schwedi- 


620 


schen Lagerstätten gar nicht selten und besitzt die grösste Ähnlichkeit mit 
dem Vorkommen vieler schwedischer Eisenerze. Wie nämlich hier die Blende 
den Glimmer ersetzt, so thut diess bei vielen Eisenerz-Lagern das Magnet- 
eisen und bildet so einen Eisengneiss oder Eisengranit und mit demselben 
Rechte kann man hier von einem Blende-Gneiss als einer besonderen 


Gebirgsart sprechen. — Dichte Blende, in körnigen Erzen schmale Strei- 
fen bildend, ist häufig. Manchmal finden sich in einer dichten Blende-Grund- 
masse — ähnlich wie in der Felsitmasse der Felsitporphyre — Quarzkörner 


und neben diesen stellen sich noch manchmal kugelförmige Bleiausscheidun- 
gen ein. Die blätterige Blende ist die reichste; die Grösse ihrer 
krystallinischen Theilchen wechselt sehr, von 5 Millim. bis zu kaum sicht- 
baren Theilchen. Es scheint der Reichthum der Erze im Verhältniss zur 
Grösse des Erzkornes zu stehen, indem die grosskörnigen reicher sind als 
die feinkörnigen oder gar dichten. — Von anderen metallischen Vorkomm- 
nissen verdient zunächst der unzertrennliche Begleiter der Blende, Blei- 
glanz, Erwähnung: er findet sich dicht, in krystallinischen Partien, zu- 
weilen auch in Krystallen und zwar im Hexaeder. — In inniger Verbindung 
mit den Zinklagerstätten ist ein Kieslager, welches auf ansehnliche 
Strecken im Liegenden der ersteren erscheint und bis jetzt noch nie im 
Hangenden derselben getroffen wurde. Magnetkies und Eisenkies 
mit Quarz und Feldspath bilden die Hauptkieslager; in der Nähe der 
Blendelager treten noch Bleiglanz und Granaten hinzu, welche letztere 
der ganzen Masse eine eigenthümliche röthliche oder grünliche Farbe ver- 
leiher. — Als die nicht metallischen Begleiter der Zinklager sind zu nennen: 
Quarz, Feldspath, Kalk, Hornblende, Talk, Chlorit, Turmalin. Auffallend ist 
es in Bezug auf das Vorkommen des Quarz, dass man noch keine Kry- 
stalle beobachtet hat, wie denn überhaupt Krystallbildungen auf 
den Zinklagern zu den Seltenheiten gehören. Für den Feldspath 
ist am bezeichnendsten die grosse Häufigkeit des sog. Amazonensteins, 
der in ansehnlichen Massen getroffen wird. Körniger Kalk von gelblicher 
oder grünlicher Farbe zeigt sich an mehreren Orten im Hangenden der Erz- 
formation; es scheinen stockförmige Lager zu sein. Sämmitlicher Kalk besitzt 
einen beträchtlichen Kiesel-Gehalt. Das Liegende der Zinklager wird durch 
ein als Wollastonit bezeichnetes Gestein charakterisirt, wohl ein Gemenge 
von kieselsaurer mit kohlensaurer Kalkerde. Eigenthümlich ist das Auftreten 
des Granat, der oft in grösseren Massen sich einstellt, aber ausschliesslich 
den kiesigen Lagern angehört; auf diesen bildet er sogar manchmal den 
Hauptbestandtheil; er ist bald von rother, bald von grüner Farbe und eigent- 
lich das einzige Mineral, das in besseren Krystallen vorkommt, aber nur die 
rothe Abänderung. Endlich verdient noch Erwähnung das Vorkommen von 
Erdpech in Tiefbauen, bald in kugeliger Form auf Kalkspath oder als Überzug 
auf solchem. Das Erdpech selbst wird zuweilen wieder von kleinen Kry- 
stallen von Eisenkies oder Kalkspath bedeckt. 


. 621 


L. Asassız: G@lacial Phenomena in Maine. ( Atlantic Monthly, 
Febr. a. March, 1867.) Boston, 1867. Trüsner & Co., London. 158. — 
Glacial-Phänomene, welche in erratischen Blöcken, geschliffenen Steinen und 
Gletschergeschieben aller Art dem Verfasser in reichster Menge überall ent- 
gegengetreten sind, haben ihn zur Annahme gedrängt, dass sich alte Glet- 
scher von bedeutender Mächtigkeit einst über beinahe die ganze Länge und 
Breite des Staates Maine ausgebreitet haben. Unter Annahme, dass sich jene 
alten Eisfelder von Nord her über Neu-England nach dem Meere hin aus- 


gedehnt haben — im Gegensatze zu der von LyeLL vertheidigten Ansicht, 
wonach diese Phänomene auf gewisse Mittelpuncte mehr localisirt gewesen 
sein würden -- schätzt Assssız die Dicke derselben auf mindestens 5 bis 


6000 Fuss. Diese für weitere Kreise geschriebene Abhandlung erläutert zu- 
gleich mit Bezug auf europäische Verhältnisse die Gletscher-Phänomene über- 
haupt in der dem Verfasser eigenthümlichen, geistreichen und generalisiren- 
den Weise. 


S. A. Sexe: Traces dune epoque glaciaire dans lesenvirons 
du fjord de Hardanger. (Maerker efter en Listed i Omegen at Har- 
dangerfjorden.) Christiania, 1866. 4°. 34 S., 1 Karte. — 

Diese der vorigen nahe verwandte Abhandlung erstrebt den Nachweis 
von dem Vorhandensein einer sehr allgemeinen Bedeckung der Höhen Skan- 
dinaviens mit Firn, von wo aus zahlreiche Gletscherströme in das niedrige 
Land durch alle Thäler herabgestiegen sind, um ihren Ausgang in dem Meere 
zu finden. Als Beweise hierfür dienen Gletscherriefen (traces de bourinage ), 
die man in allen Niveaus auf den Höhen und in Thälern antrifft, sowie alte 
Moränen. Die Stärke jener alten Gletscher war sehr verschieden, einer von 
ihnen, welchem die Moräne bei Fixeisund ihr Dasein verdankt, wird auf un- 
gefähr 1500 Fuss geschätzt. Die Bildung von Riesentöpfen, deren eine 
Anzahl hier abgebildet und näher beschrieben ist, werden der Wirkung alter 
Gletscherbäche zugeschrieben, welche mit Hülfe der darin aufgefundenen 
Rollstücke die Bohrungen-artige Vertiefung selbst in Gneiss oder anderem 
harten Gesteine durchführen konnten. Ob die Ansicht des Verfassers, nach 
welcher sich das Gletschereis durch starken Druck in Wasser umwandeln 
und das Fortschreiten der Gletscher eine Folge dieses Aufihauens im Innern 
und an seiner Basis sein soll, eine haltbare ist, lässt sich bezweifeln. Der 
von Sex& p. 28 ausgesprochene Satz: „Lorsque le neve atteint une certaine 
epaisseur, la pression en transforme la couche inferieure en glace, et 
lorsque cette pression augmente, la glace se transforme en eau“ wider- 
spricht gänzlich namentlich v. ÜHArPENTIER’s gediegenen Untersuchungen 
darüber. M 

Aus der verhältnissmässig geringen Anzahl von Moränen wird schliess- 
lich der Schluss gezogen, Jass der Rückzug jener angenommenen Gletscher 
in die Thäler nur einen kurzen Zeitraum in Anspruch genommen habe, was 
grössere Wahrscheinlichkeit für sich hat. 


622 


3. F. Warerr: über eine phosphatische Ablagerung im un- 
teren Grünsande von Bedfordshire. (Ann. ao. Mag. of Nat. Hist. 
1866. V. 18, p. 381, Pl. XIHIL) — In einer Conglomeratschicht des un- 
teren Grünsands in der Nähe von Sandy begegnet man ausser eisenschüssi- 
gem, mehr oder weniger erhärtetem Sand, Geschieben und eisenoxydreichen 
Coneretionen, lichtbraunen Knollen einer phosphorsäurehaltigen Substanz, 
die einen erdigen Bruch zeigt und Fragmente von Schalthieren enthält. Diese 
Schalen bestehen aus derselben Substanz mit ähnlichem Gehalte an Phos- 
phorsäure, während andere dagegen mit Eisenoxyd imprägnirt sind. Ausser 
charakteristischen Fossilien des unteren Grünsandes finden sich auch Reste 
aus älteren Formationen als Geschiebe beigemengt, wie von Plesiosaurus, 
Ichthyosaurus etc. Es ist daher wohl noch etwas zweifelhaft, ob zwei 
neue, hier beschriebene Arten von Muscheln, Sphaera Sedgwicki und Pholas 
Dallasi Warker wirklich zur Fauna des unteren Grünsandes gehören, wie es 
allerdings den Anschein hat. 


Rev. J. W. Horzanp: Bemerkungen über die Geologie von $Si- 
nai. (Quart. Journ. of the Geol. Soc. 1866. \V. XXIl, 491.) — 

Die Halbinsel von Sinai scheidet sich in drei geologische Distriete, die 
man nach den darin vorherrschenden Gesteinen als Granit-, Kalkstein- und 
Sandstein-Districte bezeichnen kann. Der Granit-District bildet das Rückgrat 
des südlichen Theils der Halbinsel. Seine Berge bestehen hauptsächlich aus 
Syenit (daher Sinait), doch kommen Granit, Porphyr, Gneiss, Glimmer- 
schiefer, Quarz- und Hornblende-Gesteine an vielen Stellen vor. Porphyre, 
Grünsteine und Basalt bilden nicht selten Gänge darin, die von dem Grunde 
der Berge sich bis an deren Gipfel erheben. An einigen Stellen wird das 
Gestein von einem horizontal auflagernden mächtigen Sandsteine bedeckt. 

Der ganze nördliche Theil der Halbinsel wird von einem ausgedehnten 
Kalksteinplateau gebildet, das sich im Süden an die Kette von Jebel-et-Tyh 
anlehnt und sich allmählich nach dem Mittelmeere hin verflacht. In diesem 
Gesteine hat Horzanp verschiedene Echinodermen und Exogyren gesammelt. 
Die ersteren sind durch P. M. Duncan im Quart. Journ. of the Geol. Soc. 
1867. V. XXI, p. 38 u. f. beschrieben worden und gehören der Kreide- 
formation an. Eine breite Bucht von Sand, Debbet-er-Ramleh genannt, 
trennt diesen Kalkstein von dem südlichen Theile der Halbinsel, wiewohl der 
Sandstein an einzelnen Stellen von Kalkstein unterlagert wird. In der Nähe 
von Jebel-Humman und ebenso NW. von Jebel Serbal treten grosse Kalk- 
steinzüge auf, welche der Kreide ähnlich sind und zahlreiche Feuersteinlagen 
enthalten. 

In der letztgenannten Gegend wurde ein Berg mit Nummulitenkalk an- 
getroffen, sowie auch ein jüngerer Kalkstein, mit vielen Fossilien, bei Tor 
und Ras Mohammed. i 

Der Sandstein ist vorherrschend durch Eisenoxyde röthlich oder braun 
gefärbt und hatte durch das Vorkommen von Türkisen darin schon den alten 
Egyptiern vielseitige Veranlassung zu bergmännischen Nachforschungen ge- 


623 


geben. Versteinerungen sind darin noch nicht aufgefunden worden. Da- 
gegen ist er reich an Salz und an Natron, wodurch sein Wasser mehr oder 
weniger brackisch wird. 


C. H. Hırcncock: über Petroleum in Amerika. (The Geol. Mag. 


No. 31. 1867. Vol. IV, p. 34.) — Während der letzten 6 Jahre haben die 


vereinigten Staaten von Amerika 450 Millionen Gallons (a 4 Quarti) Petroleum 
produeirt. ‘Die mittlere tägliche Ausbeute hat lür das Jahr 1866 mindestens 
12,000 Fässer (barrels = s Tonne) beiragen. Das Geschäft der Gewin- 
nung, des Transports und der Läuterung beschäftiget ebenso viele Hände 
als die Steinkohlen- und die Eisenindustrie. Die ökonomische Wichtigkeit 
dieses jetzt so gesuchten Artikels verlangt daher die stete Beachtung des 
Geologen. k 

1) Petroleum kommt öfters in synklinischen Bassins vor, ähnlich 
wie unterirdische Gewässer, die durch artesische Brunnen erbohrt werden. 
Diess ist in Westpennsylvanien der Fall, unter allen der ergiebigsten 
„Ölregion“. Es wird innerhalb drei Sandsteinzonen über undurchlässigen 
Schichten gefunden. 

2) Petroleum kann in Höhlungen und Spalten der Schichten vor- 
kommen, sei es in synklinischen Bassins oder auf antiklinischen Abhängen. 
Hierauf lässt sich schliessen aus dem ergiebigen Strome dieser Flüssigkeit 
aus dem „Grant Well“, welcher zur Zeit von H.’s Anwesenheit im zischen- 
den Laufe jeden Tag 1800 Barrels Petroleum lieferte. Viele dieser Brunnen 
entledigen sich ihrer Producte intermittirend. Ausser Petroleum werden Salz- 
wasser und Gas gewöhnlich, wenn nicht immer, aus der Öffnung hervorge- 
trieben, und wahrscheinlich waren dieselben vor der Anzapfung der Höhle 


nach ihrem specifischen Gewichte geordnet, das Gas zuoberst und das Salz- 


wasser unter dem Petroleum. 

Die verschiedenen Erscheinungen bei dem Entweichen dieser Flüssig- 
keiten erklären sich leicht durch die verschiedene Tiefe solch einer Höhlung, 
welche beim Bohren erzielt worden ist. Ist eine Höhle sehr gross, so kann 
sie von 2 oder mehr Bohrungen erreicht werden, was der Fall ist bei den 
berühmten Phillips- und Woodford-Brunnen. Im Allgemeinen scheinen be- 
nachbarte Brunnen in einem Zusammenhange unter einander zu stehen, 
denn wenn alte unproductive Bohrlöcher nicht verschlossen sind, so wird 
die Ergiebigkeit neuer und versprechender Brunnen verhindert, Verlassene 
Bohrlöcher sollten stets verstopft werden, theils zum Nutzen neuer Unter- 
nehmungen, theils, weil sich ergeben hat, dass sie nach einiger Rast wieder 
productiv werden können. 

Es mögen diese ölführenden Reservoire oft sehr unregelmässig gestaltet 
sein, verticale, horizontale oder geneigte Spalten. Aufsucher von Ölquellen 
betrachten Gegenden, wo Jie Schichten sehr gefaltet und gebrochen sind, 
als besonders günstig, indem sich an diese veränderten Lagerungsverhältnisse 
oft Höhlungen binden, aus denen man Flüssigkeiten gewinnen kann. 

3) Petroleum tritt auch in Längslinien und Verwerfungen auf. 


624 


Beispiele dieser Art kennt man in West-Virginien, Cumberland- und Barren- 
Counties in Kentucky, und anderwäris. 

4) Petroleum erscheint in grosser Menge auch zwischen antiklini- 
schen Bogen. Es geht diess Verhältniss in das unter 3) erwähnte über. 
Beispiele dieser Art liegen vor in Albert Co., Neu-Braunschweig, Gaspe in 
Canada ünd in der productiven Region von W.-Canada. Das Dachgestein 
wirkt wie eine undurchdringliche Decke zur Begrenzung der Flüssigkeiten 
bis zum Erscheinen des Bohrers für deren Befreiung. 

Diese Thatsachen zeigen uns, wo wir Petroleum in grösseren Mensen 
erwarten dürfen. Wenn wir in einer Gegend nachforschen, wo diese Öl- 
lager an die Oberfläche gelangen, oder ihre Verbreitung auf einer geologi- 
schen Karte verfolgen, so werden wir dort nur seichte und kleine produei- 
rende Brunnen antreffen. Demohngeachtet können diese ausdauernder sein 
als die tieferen Brunnen und von Generalion zu Generation mit Vortheil aus- 
gebeutet werden. Grössere Brunnen erfordern dreierlei — erstens: einen 
grösseren Reichthum an bituminösen Stoffen in der Petroleumformation, aus 
der ein reicher Zufluss erwartet werden kann; zweitens: Höhlungen und Risse 
in den Schichten; drittens: eine undurchlässige Decke, um bei antikliner La- 
gerung das Entweichen der Flüssigkeiten in früheren Zeiten verhindern zu 
können. Die besten Anzeichen an der Oberfläche „surface indications“ füh- 
ren in der Regel zu seichten Brunnen. Die besten Reservoire wurden in 
beträchtlichen Tiefen erreicht. 

5) Es gibt nicht weniger als 14 verschiedene Formationen in Nord- 
Amerika (Westindien nicht eingeschlossen), aus welchen Petroleum, meist 


in productiven Mengen gewonnen worden ist. 


a. Die pliocäne Tertiärformation in Californien, bekannt seit einem Jahr- 
hundert. 

b. In Colorado und Usb, nahe Lignitschichten vom Alter der Kreidefor- 
mation, noch nicht auszebeutet. 

c. In kleinen Quantitäten in der Trias von Nordcarolina und Connecticut. 

d. Nahe der oberen Grenze der Carbonformation in W.-Virginia. Die 
meisten der producirenden Brunnen dieses Staates fallen in diesen 
Horizont. 

e. Die seichten Brunnen, bei Wheeling, W.-Virginia und Althens, Ohio, 
stehen nicht fern von der Pittsburger Steinkohle. 

f. 425 Fuss tiefer, in der Nähe der Pomieroy-Kohlenlager. 

g. An der Basis der Steinkohlenlager, in Conglomeraten oder Millstone grit. 

h. Kleine Brunnen in dem Archimedes-Kalkstein der unteren Carbonfor- 
mation von Kentucky. 

i. Chemung- und Portage-Gruppen — bestimmt in drei verschiedenen Niveaus 
— in W.-Pennsylvania und N.-Ohio. 

Eine sorgfältige Untersuchung der Verbreitung der producirenden 
Brunnen auf Oil Creek hat erwiesen, dass sie auf vier Gruppen ver- 
theilt sind, mit kaum einem dazwischen liegenden Falle. Diese Mittel- 
puncte sind bei Titusville, Petroleum, Cherry Run und Nachbarschaft» 
sowie etwa Oil City. Jene bei Pit Hole bilden eine andere Gruppe. 


625 


Die Quantität und Qualität des gewonnenen Petroleums steht in ge- 
radem Verhältnisse zu der Tiefe der Bohrbrunnen. Seichte Brunnen 
liefern nur eine kleine Menge von höherer Güte, weil das Öl schwerer 
ist. Die leichtesten Öle kommen meist aus den grössesten Tiefen. In 
dem Cherry Run-Districte erreichen die Bohrlöcher in dem Thale gegen 
550 Fuss Tiefe, jene von Pit Hole gegen 620 Fuss. In den zwei letzt- 
genannten Gegenden sind erfolgreiche Versuche augestellt worden, um 
das Öl durch Bohrungen in die Abhänge der Hügel zu gewinnen, in 
einem Niveau über der mittleren Thalhöhe. 

j. Schwarze Schiefer von Ohio, Kentucky, Tennessee oder die Vertreter 
der New-York-Formationen , von den Genessee- bis zu den Marcellus- 
'Schiefern, welche dem mittlen Devon angehören. 

k. Horniger Kalkstein (Corniferous limestone) und die darüber liegende 
Hamilton-Gruppe in West- Canada, bis nach Michigan sich ausbreitend, 
sehr productiv. 

l. Unter Helderberg-Kalk bei Gaspe, Ostcanada. der oberen Silurformation 
entsprechend und weithin sich ausdehnend. 

m. Niagara-Kalk bei Chicago, bis jetzt noch nicht lohnend. 

n. In den Äquivalenten der Lorraine- und Utica-Schiefer, sowie des Tren- 
tonkalkes des Untersilur, in Kentucky und Tennessee. Ein Brunnen 
dieser Gesteine in Kentucky soll gegen 50,000 Barrels geliefert hahen. 


Das ungeheuere Territorium in Nordamerika — von einigen hun- 
derttausend Quadratmeilen Ausdehnung, unterlagert durch die ge- 
nannten Formationen in unverändertem Zustande — sichert der Welt 


eine unerschöpfliche Quelle von Petroleum, ebenso wie von Steinkohle. 

6) Petroleum ist ohne Frage organischen Ursprungs. Nach der Ansicht 
Hırcacoer’s stammt es zum grössten Theile von Pflanzen ab, zum geringsten 
Theil von thierischen Organismen, wie namentlich Fischen etc. Es scheint 
ihm weniger das Resultat einer natürlichen Destillation der Steinkohle zu 
sein, da seine chemische Zusammensetzung verschieden ist von den künst- 
lichen Producten der trockenen Destillation der Kännelkohle und es weder 
Nitrobenzol noch Anilin enthält. Ausserdem habe Petroleum die Spalten 
in silurischen und devonischen Schichten lange vorher schon erfüllt, ehe die 
Bäume der Steinkohlenperiode in jenen Urwäldern emporgewachsen sind. 

Das ziemlich allgemeine Zusammenvorkommen von Salzwasser mit Pe- 
troleum und die Thatsache der geringen Löslichkeit von Hydrocarbonen in 
weichem, aber Unlöslichkeit in salzigem Wasser regt zu einer Untersuchung 
an, ob nicht das Salzwasser früherer Becken das Entweichen von vegeta- 
bilen Gasen darunter verhindert und zu Flüssigkeiten verdichtet habe. 


Bemerkungen hierzu. 


Eine Hauptquelle für Petroleum scheint jedenfalls in den in verschie- 
denen älteren Zonen auftretenden Brandschiefern oder bituminösen Schie- 
fern zu liegen, zumal sich dieselben auch zur Production von künstlichen 
Leuchistoffen oft vorzüglich eignen. Dieselben müssen vorher allerdings 


selbst mit bituminösen Stoffen imprägnirt worden sein, was uns theilweise 
Jahrbuch 1867. AU 


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626 


auf ältere Organismen zurückführt als jene der Steinkohlenzeit, wenn wir 
nicht annehmen wollen, dass jene Kohlenwasserstoff-Verbindungen sich direct 
etwa aus Wasserstoff und Kohlenstoff in der Tiefe der Erde gebildet haben. 
Gerade der letzteren Ansicht sind einige neuere Forscher wiederum zuge- 
neigt, wie wir aus einer Abhandlung von 

E. Lartst: über die bituminösen Schichten von Judäa und 
Coelesyrien und über das Auftreten des Asphaltes in der 
Mitte der Gewässer des todten Meeres (Bull. de la Soc. geol. de 
France 1867, t. XXIV, p. 12 u. f.), S. 30 ersehen. Larter selbst nimmt, 
ebenso wie für den Salzaehalt (Jb. 1867, 233) des todten Meeres, auch für 
das Bitumen jene dort nachgewiesenen Verwerfungsspalten als Hauptquelle 
in Anspruch und schliesst sich in Bezug auf die ursprüngliche Erzeugung 
des Bitumens an DauBree an, wonach es durch Einwirkungen von heissen 
Wasserdämpfen auf organische Körper entstanden sein mag. 

Es sind die in der Nähe des todten Meeres auftretenden bituminösen 
Kalksteine u. s. w. erst später mit Bitumen imprägnirt worden, nicht aber 
die Ursache von dem Bitumengehalte des todten Meeres. \ 

Man begegnet jener Ansicht von einer ursprünglichen Bildung der so- 
genannten Hydrocarbüre in früheren Bildungsepochen unserer Erdrinde aus 
Kohlenoxydgas und Wasserstoff, nach Experimenten von St.-CLAIRe-DEviLLe, 
auch in einer Abhandlung von 


J. Foueset: über die Lagerstätten des Schwefelmolybdän, 
insbesondere bei Pelvoux (8oe. des sc. ind. de Lyon, 28. Oct. 1866) 
und es wird von Einigen vielleicht auch das Vorkommen des Bitumen und 
Petroleum in Meteorsteinen damit in Beziehung gebracht werden können. 


L. Smosin: la vie souterraine ou les mines et les mineurs. 
Paris, 1867. 8°. 604 S. mit 160 Holzschnitten, 30 colorirten Karten und 
10 chromo-lithographischen Tafeln. — Ein Buch für den Salon, was seine 
günstigen Rückwirkungen äussern möge auf die Pioniere und Soldaten der 
Unterwelt, wie Sızoxın die Bergingenieure und Bergleute passend bezeichnet. 

„Es ist das Ringen des Bergmanns, welches wir schildern wollen“, 
spricht Sımonın in dem Vorworte aus, in seiner dramatischen Wirklichkeit, 
ohne Erfindung, ohne irgend einen Roman. 

Wir folgen dem Bergmanne auf seinen Kampfplatz, in sein unterirdisches 
Leben. Wir erzählen seine Gebräuche und beschreiben das Land, das er 
bewohnt, die Stoffe, die von ihm ausgebeutet werden und untersuchen die 
sociale Mission dieses unerschrockenen Pioniers. Wir haben lange an seiner 
Seite gelebt in verschiedenen Gegenden, in Europa und Amerika, und überall 
haben wir seine nämlichen Eigenschaften, seinen gestählten Charakter 
schätzen gelernt. £ 

Der erste Theil des wahrhaft schönen, aber ebenso belehrenden Buches 


627 


ist dem Steinkohlenbergbau gewidmet, der zweite Theil dem Erzbergbau, ein 
dritter Abschniti der Gewinnung der Edelsteine. 


Zur Erläuterung des Textes sind zahlreiche, mit allem Kunstsinn und 
grosser Genauigkeit ausgeführte Abbildungen beigefügt, aus deren Wahl sich 
recht deutlich ergibt, wie der Verfasser bemühet gewesen ist, nicht allein 
das Interesse der dem Bergbaue ferner stehenden Leser zu erregen, sondern 
auch durch Berücksichtigung der neuesten Resultate der Wissenschaft all- 
seitig zu belehren. Einige Abbildungen von organischen Überresten beziehen 
sich allerdings mehr auf dyadische als carbonische Schichten, wie 
Amblypterus macropterus (S. 12), Archegosaurus Decheni (S. 13), Odon- 
topteris sp. (S. 14) und Walchia piniformis (8. 27). 

Neuropteris auricalata Ber. ist S. 16 als N. speciosa, Schizopteris 
lactuca Presr., S. 19, als Noeggerathia lactuca bezeichnet, auch wurden in 
der idealen Ansicht eines Waldes der Steinkohlenzeit, S. 8, die Stämme der 
Calamiten auf der linken Seite des Bildes im Verhältniss zu Sigillarien jeden- 
alls zu riesig aufgefasst. 


Unter zahlreichen Karten und Profilen sind besonders hervorzuheben eine, 
welche die Verbreitung der Steinkohlenformation auf der ganzen Erde nach 
Tayzor, MArcov u. A. darstelli, eine zweite über die belgischen und nord- 
französischen Kohlenreviere, eine andere über Frankreich, Belgien und die 
Rheinländer, nach E. pe BrAaunont, eine über das Steinkohlenbassin von Rive 
de Gier nach Gruner, Profile der Steinkohlenformation von Epinac, Kohlen- 
karten von Britannien, von Mitteleuropa nach GEINIıTz, von den vereinigten 
Staaten Nordamerika’s nach Marcovu, die Karte VI über die wichtigsten Erz- 
reviere der Erde, eine solche, Taf. VII über Cornwall und Devonshire, 
Taf. VIII über die Erzreviere von Mitteleuropa, IX und X über Frankreich, 
XI über Elba, XII über Chili, XIII über Californien und Nevada, XIV über 
die Umgebungen des Lac superior und XV über Australien. 


Der reiche Stoff, welchen die mannichfachen bergmännischen Geräth- 
schaften darboten,. wie Hacken, Hämmer, Meisel, Bohrer u. s. w., die der 
Verfasser von ihren ursprünglichen Gestalten an aus der Steinzeit bis zu 
ihren neuesten Formen verfolgt, oder das Bohren und Teufen der Schächte, 
die in verschiedenen Revieren gebräuchlichen Vorrichtungen zum Befahren 
derselben und zu der Förderung in denselben, der Bau von Stollen und der 
Betrieb in den verschiedenen Bergwerken durch Menschen und Pferde, end- 
lich die Unglücksfälle, denen der Bergmann durch schlagende Weiter, durch 
eindringende Fluthen, durch Einsturz leider in zu hohem Grade oft ausge- 
setzt ist, werden nebst den dafür anzuwendenden Sicherheitslampen und ver- 
schiedenen Rettungsapparaten, in eingehender Weise beschrieben und bild- 
lich erläutert. 


Haben doch nur sehr wenige von den Unzähligen, welche die Früchte 
des Bergbaues geniessen , eine Idee von diesen Gefahren und dem steten 
Kampfe des Bergmanns mit feindlichen Elementen! Sımonın’s Schilderungen 
dieser Verhältnisse werden nicht verfehlen, gerade in höheren Kreisen ein 


lebhaftes Interesse und Theilnahme dafür noch mehr zu erwecken. 
40 * 


ET WÜRSELEN 


ee re SEE GAVEREREDE 


628 


Ist zwar der Steinölgewinnung kein besonderer Abschnitt gewidmet, so 
führt uns doch eine Beschreibung und bildliche Darstellung, $. 60, auch zu 
den Stapelplätzen für diese jetzt so wichtige Industrie, ebenso wie in das 
Innere der Graphitgrube von Batougol in dem östlichen Sibirien. Über und 
unter Tage wird das Leben und Streben, das Wirken und Schaffen des bra- 
ven Bergmanns verfolgt, in der alten wie in der neuen Welt, und wir be- 
gegnen bald dem gewandten und unerschrockenen Arbeiter der französischen, 
belgischen oder englischen Gruben, dem gediegenen Bergmanne der deut- 
schen Bergwerke, dem verwegenen Seilfahrer von Wieliczka, den Gold- 
suchern des Tipuani-Thales in Bolivia, den in mexicanische Gruben ver- 
urtheilten Apatschen, den rasilosen Goldsuchers oder Prospectors in Cali- 
fornien, den :panischen Bergleuten in Amerika, chilenischen Bergleuten, dem 
nackten indischen Bergmanne vom Lac Superior, den Diamantgräbern von 
Bahia und Minas Geraes. 

Ausser einer grösseren Anzahl guter Durchschnitte von Erzlagerstätten 
strahlet uns in diesem Prachtwerk noch eine grössere Reihe colorirter Tafeln 
mit Abbildungen verschiedener metallischer Mineralien und Edelsteine ent- 
gegen, die wir als eine zu luxuriöse Beigabe bezeichnen möchten. Trotz 
ihrer wundervollen Ausführung können sie dem Leser doch nur ein ober- 
flächliches, in keinem Falle genügendes Bild von dem Minerale geben, wel- 
ches sogar durch die ganz unwesentliche Färbung verschiedener Mineralien, 
wie an dem Zinksilicate auf Pl. IV, zu unrichtigen Vorstellungen führen 
kann. 

Nach allen Richtungen hin ist der Verfasser seinem oben hingestellten 
Programme treu geblieben und es wird dieses Prachtwerk seinen Haupt- 
zweck gewiss auch vollkommen erreichen. 


Marowsky: geologische Skizze der Beskyden. (Verh. d. naturf. 
Ver. in Brünn, 4. Bd., 1865. Brünn, 1866. S. 67 u. f. — Die Beskyden 
oder schlesischen Karpathen begreifen den nordwestlichen Theil des Kar- 
pathenzuges von 3225‘ hohen Wysokaberge, auf welchem die Quellen der 
Becwa liegen, bis zur Barania am Ursprunge der Weichsel und Olsa, 
mit 3837‘ Höhe. 

Das Streichen des etwa 8 Meilen langen Hauptrückens ist im Allgemei- 
nen von W. nach O., die mittlere Kammhöhe 2500°, sein Gipfelpunct die 
kahle Bergspitze der 4176’ hohen Lissahora bei Friedland. 

Dieser mächtige Bergrücken besteht grösstentheils aus Sandsteinen, Mer- 
geln und Schiefern, deren Alter lange zweifelhaft war, da Versteinerungen 
darin selten oder auch gar nicht gefunden werden. 

L. HonenesceR, der mit ausdauerndem Fleisse alle Belege sammelte, 
stellte fest, dass die untersten Schichten jünger als die Juraformation sein 
müssen, während die obersten höchstens die Eocänperiode erreichen können, 
demnach die Beskyden als Kreidegebilde zu betrachten sind. Die unteren 
Kreidegesteine, entsprechen dem Neocomien und bilden das Hügelland am 
nördlichen Fusse der Karpathen. 


629 


Man unterscheidet hier von unten nach oben den sogenannten Liegend- 
Schiefer, welcher der Hauptsache nach aus bituminösem, feinblätterigem 
Mergelschiefer von grauer Farbe besteht, keine Eisenerze enthält, und nach 
oben durch allmähliche Aufnahme von Kalk in das zweite Glied, den soge- 
nannten Teschener Kalkstein übergeht. 


Dieser Kalk ist licht bis dunkelgrau, sehr dicht, hie und da von feinen 
Kalkspath-Adern durchzogen und fast überall deutlich geschichtet, obwohl 
die Mächtigkeit dieser Schichten oft nur wenige Zolle beträgt. 


Auf diesem Kalke liegen die erzführenden, bituminösen Schiefer, 
auch obere Teschener Schiefer genannt, in meist dünnen Schichten 
und hie und da mit einem Sandsteine, dem Grodischter Sandsteine (nach 
Honkne@ser) wechsellagernd. Diese meist dunkelgefärbten bis schwarzen, 
oft glänzenden Mergelschiefer enthalten jene Eisenerze, auf welche in Mäh- 
ren, Schlesien und Galizien ein bedeutender Bergbau getrieben wird; so in 
Mähren um Frankstadt und Czeladna, in Schlesien um Grodischt und Wendrin. 
Die Eisensteine treten in diesen Schiefern als schmale Flötze oder auch in 
Nestern auf und sind entweder Sphärosiderite von 11—25 Proc. Eisengehalt 
oder Thoneisensteine, welche erst durch Verwitterung für den Hüttenbetrieb 
verwendbar gemacht werden. Die oberen Teschener Schiefer und wechsel- 
lagernden Sandsteine sind sammt den Eisensteinflötzen ausserordentlich durch 
plutonische Gesteine in ihrer Lagerung gestört, gerunzelt und verworfen, 
eine namentlich für den Bergbau sehr nachtheilige Thatsache. 


Diese eruptiven Gesteine kennzeichnen sich durch ihre Zusammen- 
setzung aus Hornblende, Augit und einem feldspathigen Gemengtheile als 
gewisse, dem Diorit und Diabas ähnliche Gesteine, welche Honex#eser, von 
ihrem häufigen Vorkommen um Teschen, Teschenite genannt hat. 


Die Durchbrüche dieser Grüngesteine treten nirgends in der Höhe der 
Karpathen , sondern nur im Hügellande, fast nur am Nordabhange des Ge- 
birges auf, wie es denn nach den scharfsichtigen Untersuchungen Honen- 
EG6RR’s keinem Zweifel unterliegt, dass man ihnen die heutige Erhebung der 
Beskyden über. dem Meeresniveau zuschreiben muss. 


Das oberste Glied der Kreideformation der Beskyden bildet der soge- 
nannte Karpathensandstein, welcher in seiner Gesammtmächtigkeit von 
2—3000° die weithin bis nach Preussen sichtbaren höchsten Spitzen des Ge- 
birges, die Lissahora, den Smrk, die Kniehina und Barania u. s. w. 
umfasst und in seiner Natur mit dem Wiener Sandstein auffallend überein- 
stimmt. Er besteht in seinen unteren Gliedern aus abwechselnd grösseren 
und schmäleren Bänken eines feinkörnigen Sandsteines, bald lichtgelb, bald 
orau, bald braun von Farbe. Sie enthalten bituminösen Mergelschiefer und 
Sphärosideritflötze, die eigentlich nichts Anderes sind, als sehr eisenreiche 
Sandsteine von 20 bis 30 Proc. Eisengehalt. Als Leitsterne dieses Sandsteins, 
den Honrneecer als Godula-Sandstein unterschied, können gewisse wulst- 
artige und gekerbie Figuren dienen, welche Honeneseer Keckia godulae 
genannt hat. 

Das Streichen dieses Sandsteins ist von WSW, nach ONO., das Ver- 


630 | 


flächen nach SSO. gerichtet, im Allgemeinen gering, selten 30 Grad errei- 
chend. 

Nach oben zu werden diese Sandsteine grobkörnig und gehen allmäh- 
lich in colossale Bänke von Conglomeraten über, die vorwaltend aus Kalk 
(meist Jurageschieben), Quarzgeröllen, Grauwackenschiefer, selten aus Gneiss 
bestehen. 

Prof. MarLowsky gab diese Skizze, um den Beweis zu liefern, dass ge- 
wisse Gesteine, die in und auf den Diluvialschichten des nördlichen Hügel- 
landes zertreuet liegen, nicht von den Beskyden stammen können, sondern 
als erratische Blöcke aus der Ferne hierhergeführt worden sind. 


C. Paläontologie. 


N. BArBot pe Marny: Bericht über eine Reise, ausgeführt 1865 
in Galizien, Volhynien und Podolien. (Jubiläumsschrift der Soc. 
imp. mineralogique de St. Petersbourg, le "Jıo Janvier 1867, in russischer 
Sprache gedruckt.) — 

Die Arbeit umfasst folgende Kapitel: 

1) Geologische Berichte über die Steinsalzlager von Wieliczka und Boch- 
nia und die Nachforschungen nach Salz in Russisch-Polen. 2) Allgemeine 
geologische Skizze von Galizien. 3) Über die Fortschritte in der Kenntniss 
der Geologie von Volhynien und Podolien, mit bibliographischem Index. 
4) Die geologischen Untersuchungen in Volhynien und Podolien im Jahre 
1865. 5) Allgemeine Schlüsse in Bezug auf Orographie, Geologie und die 
nutzbaren Mineralien dieser Gegenden. 

Es waren die Untersuchungen des Verfassers vorzüglich auf das Volhy- 
nisch-podolische Bassin gerichtet, wesshalb wir uns hier beschränken, die 
Resultate mitzutheilen, welche die Tertiärformation betreffen. P 

Aıex. BroneniARt ist der erste gewesen, welcher 7822 die Schichten 
Volhyniens als tertiär erkannt und sie dem Grobkalke des Pariser Beckens 
verglichen hat. 

Eıchwaıp, der 1839 die Fossilien von Volhynien und Podolien beschrieb, 
konnte sich von der Ansicht Jdes ausgezeichneten französischen Geologen 
nicht trennen, wogegen L. v. Buch in demselben Jahre den Nachweis lie- 
ferte, dass jene Fossilien weit mehr sich denen der Subapenninenformation 
nähern. Dusoıs und Pusch bemüheten sich, diese letztere Ansicht weiter zu 
entwickeln. Es bedurfte eine lange Zeit, bis man die Überzeugung gewann, 
dass die volhynisch-podolischen Schichten ihren wahren Typus in dem Wiener 
Becken besitzen. 

Eine Hauptarbeit Barsor ve Marny’s war auf das Studium der Reihen- 
folge der Schichten gerichtet, woraus Eıcnw4Lp und Dusoıs ihr paläontolo- 
gisches Material geschöpft hatten, und in welchem Grade dieselben mit jenen 
bei Wien übereinstimmen. 


631 


Nach diesen Forschungen BarBor oe Marny’s zerfällt die Tertiärforma- 
tion von Volhynien und Podolien in zwei Etagen, von denen die untere der 
marinen Gruppe des Leithakalkes u. s. w., die obere aber der brackischen 
Gruppe der Cerithienschichten des Wiener Beckens entsprechen. 

1) Die obere Etage tritt in allen, durch Wegspülung verursachten 
Abdachungen oder Einschnitten in der Tertiärformation Volhyniens und Po- 
doliens hervor. Sie macht sich besonders durch ihre oolithischen Kalksteine 
kenntlich, welche Quarzkörner enthalten (Kremienietz, Mogilen), seltener durch 
compacte Kalksteine (Bakotskoye), lithographischen Stein (Khankowzy, Rach- 
kow, Jagoclyk) oder Sand (Majurskoye). 

Die Fossilien in dieser Etage stimmen mit denen in den Cerithienschichten 
des Wiener Beckens überein, jedoch mit dem Unterschiede, dass die Ce- 
rithien in den volhynisch-podolischen Schichten nicht so vorherrschen wie 
bei Wien, während die acephalen Mollusken sehr charakterisch und häufig 
sind, und unter ihnen Cardium protractum und C. obsoletum, welche auf 
Volhynien und Podolien beschränkt zu sein scheinen. 

Daher lässt sich der Name „Cerithienschicht“ für die Russischen Schich- 
ten nicht brauchen, wesshalb derselbe auch bereits von Süss in „sarmatische 
Stufe“ umgeändert worden ist (Jb. 1867, 245). 

Die für diese Etage am meisten bezeichnenden Formen sind: Mactra 
Podolica, Ervilia Podolica, Tapes gregaria, Cardium protractum, C. ob- 
soletum, Cerithium rubiginosum, C. pictum, Buccinum baccatum, Bulla 
Lajoukaireana, Trochus Podolicus, Turbo Omalianus. 

Dieser Etage gehören die in der Arbeit von Dusois (Conch. foss. 
Volhyn. podol.) unter No. 3) und 4) bezeichneten Schichten an, sowie die 


_ Reihe der oberen Schichten (Klippenkalk etc.), welche Buorve (N. Jahrb. 


1841) erwähnt. 

Hervorzuheben ist, dass man in den Ebenen Podoliens, bei Kamienietz, 
kleine Hügelketten bemerkt, die unter dem Namen „Toltry“ bekannt sind. 

Es werden diese Hügel von der zu den Bryozoen gehörenden Kschara 
lapidosa gebildet, in deren Massen Trümmer von Cardium protractum ein- 
gestreuet sind, und müssen als Überreste miocäner Atollen betrachtet wer- 
den. Sie erreichen eine Höhe von 150 Fuss über der Ebene, welche aus 
Kalkstein mit Pectunculus pilosus zusammengesetzt ist. 

2) Die untere Etage besteht aus Kalksteinen, theilweise Conglome- 
raten, Nulliporenkalken, Sand, Thon, Gyps, Lignit. Die charakteristischen 
Fossilien sind: Ostrea digitalina, Pectunculus pilosus, Lucina borealis, 
Cardita Partschi, Pecten elegans, Monodonta mamilla, Chenopus pes pe- 
lecani, Trochus patulus, Turbo rugosus, Turritella bicarinata, Cerithium 
deforme (welches nicht mit ©. Latireillei verwechselt werden darf), Resten 
von Echiniten, Haifischzähnen, Foraminiferen, Nulliporen. 

Diese Etage bedeckt unmittelbar die Kreideformation oder die Silurfor- 
mation. Sie nimmt Theil an der Tertiärformation von ganz Volhynien, reicht 
aber in Podolien nicht weiter als südlich von Kalus (im Nord von Mogilew 
am Dniester), wo die obere Etage schon die Kreideformation unmittelbar 
überlagert. 


2 632 

Die Gesammtmächtigkeit der tertiären Gebilde in Volhynien und Podo- 
lien überschreitet nicht 400 Fuss. Neue tertiäre Fossilien sind darin nicht 
aufgefunden worden, doch citirt Bırsor De Marny zum ersten Male aus die- 
sen Gegenden: die Nulliporen, Eschara lapidosa, ebenso wie Rissoa pu- 
silla Brocc., Arca Hungarica Hörn. (beide von Zajontchki), Cerithium Mo- 
ravicum Hörn., Buccinum miocenicum Mıcur., Mitra scrobiculata Brocc., 
Buccinum costulatum Brocc. (non Eıcaw.), Cardium fragile Brocc., Natica 
redempta Miıcht., Pleurotomaria obtusangulata Brocc. (sämmtlich bei Viech- 
nievetz), Turritella turris Bast. (bei Joukoweiz). 


H. Eck: Conchylien im mittleren Muschelkalke bei Rüders- 
dorf. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1866, p. 659.) — Die Schichten 
bei Rüdersdorf, welche den mittleren Muschelkalke oder der Anhydritgruppe 
v. ALBErTIs gleichgestellt werden, bestehen aus wechsellagernden Schichten- 
gruppen von dolomitischem Kalksteine. grauem oder gelbem Thone. Ausser 
der auch in anderen Gegenden darin vorkommenden Lingula tenuissima Ba. 
und Saurierresten sind hier in grosser Menge Myophoria vulgaris ScuL. sp., 
Monotis Albertii GoLor., Myacites sp, Gervillia socialis ScaL. sp., @. co- 
stata ScaL. sp., und die wohl hekannten Zähne und Schuppen von Fischen, 
wie Acrodus lateralis Ac., Strophodus angustissimus Ac., Gyrolepis tenui- 
striatus Ac., Hybodus plicatilis Ac. aufgefunden worden, welche die zu- 
nächst auflagernden Schichten des oberen Muschelkalkes in Rüdersdorf in . 
ausserordentlicher Häufigkeit erfüllen. Auch Saurichthys tenuirostris Mün. 
kommt darin vor. Man sieht, wie dieser mittlere Muschelkalk sich dem obe- 
ren weit enger anschliesst als dem unteren, was in ähnlicher Weise mit 
dem berühmten Saurierdolomite bei Jena und Esperstädt der Fall sein dürfte. 


F. Roermer: Geognostische Beobachtungen im Polnischen 
Mittelgebirge. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. XIII, p. 667, Tf. XIII.) 
— Unter diesem Namen bezeichnete schon Pusch das im südlichen Polen 
gelegene Kielcer oder Sandomirer Gebirge, über welches man die 
neuesten Mittheilungen Herrn Zeuschner (Jb. 1866, 513—522) verdankt. 
Eruptivgesteine sind im Bereiche des Sandomirer Mittelgebirges völlig un- 
bekannt, dagegen lassen sich darin mehrere devonische Horizonte nachweisen. 
Nach Röner’s Untersuchungen hat sich für sie die nachstehende Aufeinander- 
folge in absteigender Reihe ergeben: 

1) Schwarze, bituminöse Kalke und Kalkmergel zwischen dem südlichen 
Ausgange von Kielce und dem Kanzelberge mit Posidonomya venusta Mün., 
Cyprina serrato-striata Röm., Phacops eryptophthelmus Emur., und zwar 
augenlos, und Goniatites retrorsus v. Buch. 

2) Hellgrüner Korallenkalk des Kanzelberges bei Kielce mit Calamopora 
cervicornis,  Alveolites suborbicularis, Stromatopora polymorpha, Atrypa 
reticularis, Rhynchonella acuminata, Bronteus flabellifer etc. 


633 


3) Bräunlichgrauer Sandstein von Bukowkagöra bei Kielce mit Orthis 
Kielcensis n. sp. 

4) Dunkele, kalkig-thonige Mergelschiefer der Eisensteingruben von 
Dabrowa bei Kielce mit Spirifer ostiolatus. 

9) Dunkele Sandsteine, violette Mergelschiefer und dichte, dunkelgraue 
Kalksteinbänke zwischen Swientomarz und Rzepin, bei Bodzentin mit Orthis 
lunaris, Atrypa reticularis, Pentamerus galeatus Daım., Strophomena de- 
pressa etc. 

6) Versteinerungsleere Quarzite der Lysagöra u. s. w. 

In dem Zechstein von Kajetanow ist ausser dem auch dort ge- 
wöhnlichen Productus horridus durch F. Röner auch Strophalosia Gold- 
fusst Mün. sp. nachgewiesen werden. 

Von jüngeren Ablagerungen sind noch bunter Sandstein, Muschel- 
kalk und Keuper hervorzuheben, unter denen der erstere bei Mniow, 
2"/a Meilen NW. von Kielce, Myophoria fallax v. Sews. (M. costata ZENCKER 
nach Eck) enthält, während der von Puscuh als nördliche weisse Sandstein- 
formation bezeichnete Keuper nur äusserst selten organische Einschlüsse 


“führt. 


F. Rormer: über das Vorkommen mariner Conchylien in dem 
oberschlesisch-polnischen Steinkohlen-Gebirge. (Zeitschr. d. 
deutsch. geol. Ges. 1866, 663.) — 

Das von Rosmer schon 1868, a. a. O. Bd. XV, p. 567 beschriebene 
Vorkommen mariner Conchylien auf der Carolinengrube und Königsgrube in 
Oberschlesien hat einen Anschluss an einigen anderen Orten von Oberschle- 
sien gefunden, bei Rosdzin unweit Myslowitz, in der Königin Louise-Grube 
bei Zabrze, ferner an der von Beuthen nach Neudeck führenden Lanilstrasse, 
der Unterlörsterei Koslowagora gegenüber und in einem Eisenbahneinschnitte 
an der Warschau-Wiener Bahn O. von Golonog unweit Dabrowa (Dombrowa). 
An mehreren dieser Localitäten wurden neben anderen Arten C'honetes Har- 
drensis PuıLr., Orthis crenistria PsıuL. und Productus longispinus Sow. 
gefunden. Im Allgemeinen erinnert dieses Vorkommen sehr an das von Coal- 
brook-Dale in England, Chokier an der Maas und von Werden an der Ruhr; 
für die Feststellung der Grenzen des oberschlesisch-polnischen Steinkohlen- 
Gebirges wird dasselbe auch einen practischen Werth erhalten. 


C. Grewinen: über Hoplocrinus dipentas und Baerocrinus 
Ungerni. Dorpat, 1867. 8°. 17 S., 1 Taf. — Ein wohl erhaltenes 
Exemplar des Apiocrinites dipentas v. LEucuHTEnBeEre in der paläontologischen 
Sammlung der Universität Dorpat, welches aus untersilurischen Schichten 
von Reval stammt, sowie die Einsicht des einzigen, im Besitz des Baron 
Uneern von Birkas in Ehstland befindlichen Exemplares des Baerocrinus 
Ungerni Vousorrn, haben den Verfasser in die Lage gebracht, beide Arten 
genau zu charakterisiren. Unter Vergleichen mit Hybocrinus Bırzines wird 


63% 


die erstere dieser Arten als Subgenus von Fybocrinus betrachtet und Ho- 
plocrinus dipentas genannt, ferner die Selbstständigkeit von Buerocrinus 
erwiesen (vgl. Jb. 1866, 248). Gute Abbildungen beider sind beigefügt. 


J. Marcou: die Kreideformation in den Umgebungen von 
Sioux-City, der Mission von Omahas und Tekama, an dem Ufer 
des Missouri. (Bull. de la Soc. geol. de France, 1866, t. XXIV, p. 56 
bis 71, Pl.1.) — Man erhält hier nähere, durch Profile und eine Kartenskizze 
veranschaulichte Mittheilungen über die Lagerstätten der von CapsrLını und HEER 
beschriebenen Pflanzenreste (Jb. 7866, 496), welche der Kreideformation 
angehören, wiewohl ihr allgemeiner Charakter mehr jenem in jüngeren ter- 
tiären Schichten zu entsprechen schien. 


Dr. A. E. Reuss: über fossile Korallen von der Insel Java. 
(Novara-Exped. Geolog. Bd. II, S. 165—185, 3 Taf.) — Die Thierversteine- 
rungen Java’s haben bisher nur eine sehr beschränkte Bearbeitung erfahren 
(vgl. Jenkins und Dunkan im Jb. 1864, 755). Die von Prof. v. HocHSTETTER 
auf Java gesammelten Korallen, welche derselbe dem K. K. Hofmineralien- 
Cabinete in Wien übergeben hat, sind Gegenstand dieser eben veröffentlichten 
Arbeit des Prof. Reuss. Sie stammen mit Ausnahme der Polysolenia Hoch- 
stetteri sämmtlich aus den sedimentären Schichten der Sandsteinwand Gu- 
nung Sela im Tji-Lanangthale des Districtes Rongga. Die eben genannte Art 
ist der Trachyt- und Kalkbreccie von Tjukang-Raon in der Lalang-Ketle ent- 
nommen. Unter 21 Arten fossiler Korallen von Java, welche Reuss unter- 
sucht hat, vertheilen sich 17 vollständig bestimmte Arten auf die einzelnen 
Familien der Anthozoen in nachstehender Weise: 


Astraidae conglomeratae 3(Stylocoenia M. E.& H. 1 

Anisocoenia n. 8. 1 

Anthozoa apora 5 Prionastruea M.E. &H. 1 
Favideae 1 Favoidea n. g. 1 

Fungideae 1 Cycloseris M..E.&H. 1 

Madreporineae 2 Madrepora L. 2 


er ee | 
Tarp m rhinnpinge, 1 Bendeaca JE Sa 
Porites Lan. 1 

forata 10 | Poritideae 7 LitharaeaM.E.&H. 1 
Poritineue 7 


Anthozoa per- 


Dictyaraea n. g. 2 
‚Alveopora 0. &G. 3 
Chaetetineae 1 Beaumontia M.E. «& 

H.,1 
Pocilloporideaei Pocillopora Lam. i 


Anthoszoa ta- 
bulata 2 


Favositideae 2 


Von diesen 17 Arten glaubt der Verfasser nur 2 mit schon bekannten 
Arten identificiren zu können. Alle übrigen 15 sind neu und für 4 dersel- 
ben hat sich sogar die Errichtung von 3 neuen Gattungen nöthig gemacht. 


635 


Wiewohl schon desshalb die Vergleichung der betreffenden -Tertiärschichten 
Java’s mit anderen schon festgestellten geologischen Horizonten nur eine un- 
sichere sein kann, so tritt doch im Allgemeinen der von HochsTErTTER, JENKINS 


und Duncan ausgesprochenen Ansicht, dass die untersuchten versteinerungs- 


reichen Schichten Java's dem Miocän oder vielleicht selbst einer jüngeren 
Tertiärepoche angehören, kein wesentliches Hinderniss entgegen. 


G. pe SarortA: über eine Sammlung fossiler Pflanzen aus der 
oberen Kreide von Haldem in Westphalen. (Bull. de la Soc. geol. 
de France. 1867, ti. XXIV, p. 33.) — 

Eine von Hiserr gesammelte Anzahl Pflanzen aus den Schichten mit 
Belemnites mucronatus von Haldem gestaitete die Unterscheidung von 5 Ar- 
ten? Abietites truncatus Sıp., Myrica ?, Myrica sp., Dryophyllum guest- 
phaliense SP. und ein wahrscheinlich zu Eucalyptus in aequilatera MArck 
gehörendes Blatt. 


W.Böusche (aus Braunschweig): die Korallen des norddeutschen 
Jura- und Kreide-Gebirges. (Inaugural-Dissertation.) Berlin, 1867. 
8. 50 8., 3 Taf. — Es ist höchst erfreulich, zu sehen, wie eine Lücke 
nach der anderen in unserer Wissenschaft ausgefüllt wird und besonders 
durch junge Kräfte, die sich ihr widmen. Der Verfasser hat bei seinen Be- 
schreibungen die systematische Eintheilung der Korallen von FRoMENTEL zu 
Grunde gelegt. Aus der Juraformation sind von ihm hier 25 Arten beschrie- 
ben worden, welche den Gattungen T'hecocyathus M. E. & H., Montlivaultia 
Lamx., T'hecosmilia M. E. & H., Cladophyllia M. E. & H., Goniocora M. E. 
& H., Latimaeandra D’ÜRB., Stylina Lam., Thamnastraea Lesauvace, Isas- 
traea M. E. & H., Astrocoenia M. E. & H., Plerastraea M. E. & H. und 
Microsolena Lamx. angehören. 25 Arten aus der Kreideformation vertheilen 
sich auf die Gattungen Caryophyllia Stones, Thecocyathus M. E. & H,, 
Coelosmilia M. E. & H., Parusmilia M. E. & H., Brevismilia n. g. (mit 
Anthophyllum conicum Rön.), Leptophyllia Reuss, Micrabacia Rss., Cyclo- 
bacia n. g., neben der vorigen in die Familie der Fongidea oder Anabacidae 
From. gehörend, Favia M.E. & H., Synhelia M. E. & H., Holocoenia NM. E. 
& H. und Dimorphastraea M. E. & H. 

Anhangsweise werden noch einige Species genannt, die noch zu unge- 
nügend gekannt sind, um ihnen eine systematische Stellung anweisen zu 
können. 

Wünschenswerth wäre es, wenn der Verfasser die hier mit bestem Er- 
folge betretenen Wege weiter verfolgen würde, da sich namentlich in 
Sachsen und in Böhmen noch viel dahin einschlagendes Material vorfindet, 
zu dessen Benutzung wir ihm gern hehülflich sein werden. 


636 


Giov. CAnEsTRInI: Oggetti trovati nelle terremare del Modenese. Mo- 
dena, 1865--1866. 8°. (Relaz. I, 28 S. und 5 Taf. aus dem Archivo per 
la Zoolog. ete. Vol. IV. 1. 1865. — Relaz. II, 64 S., aus dem Annuar. 
della soc. dei naturalisti in Modena. Tome I, 1, 1866. — Aggiunte alla 
relaz. I. 13 S. und 3 Taf. Ebendaher.) z 

Zahlreiche Terramaren im Modenesischen, von denen mehrere auf Pfahl- 
bauten liegen, sind auf’s Neue seit 2864 der Fundort von Kunstproducten 
und organischen Resten geworden. In der ersten Abhandlung, welche durch 
einen Nachtrag ergänzt wurde, vertheidigt der Verfasser die von GastaLoı, 
STROBEL, Pıcorını und ihm selbst vertretene Deutung, dass diese Ablagerun- 
gen die Reste menschlicher Wohnplätze, wahrscheinlich der Bronzezeit, seien, 
gegen Cavsponı, welcher sie für die Begräbnissstätten der verbrannten Todten 
aus etruskischer und römischer Periode ansieht. Wenn Letzterer für un- 
wahrscheinlich finde, dass Menschen auf den Abfällen ihres eigenen täglichen 
Lebens gewohnt haben sollen, so seien noch heut zu Tage und selbst in der 
Nähe europäischer Civilisation solche Fälle nicht selten und dabei der Bil- 
dungsgrad jener alten Stämme gewiss zu hoch geschätzt. Bis zwei Fuss 
lange Waffen oder weiblicher Schmuck beweisen ebensowenig als Stücke von 
Hirschgeweihen, die Cavepvonı zu den Jagdgeräthschaften zählt, dass sie nicht 
verloren, sondern den Verstorbenen mitgegeben worden seien. Denn abge- 
sehen davon, dass noch jetzt, bei besserer Aufbewahrung, grössere und kost- 
barere Gegenstände durch Verlieren in die Erde kommen, seien jene selten 
genug und die letzteren zeigen ‘durchaus keine Brandspuren. Dergleichen 
fehlen auch an den zahlreichen Thonscherben, obgleich Cav. voraussetzt, 
sie hätten zur Aufnahme von Räucherwerk oder Fett beim Verbrennen oder 
bei den Todtenmahlen gedient. Nicht mehr habe man sich daran zu stossen, 
dass unter anderen Thieren auch Pferde, Esel und Hunde, wie bei neueren 
Völkern noch augenblicklich, zur Nahrung gedient haben. Eine schichten- 
weise Abtheilung der Lager, sofern sie nicht die Folge späterer Wasseran- 
griffe ist, konnte Canestrinı nicht bestätigen; gewisse schalige Formen, .die 
im Innern auftreten, haben wohl nicht zur absichtlichen Sonderung der Pro- 
ducte auf einander folgender Verbrennungen gedient, sondern sie sind wahr- 
scheinlicher, wie bereits StroseL und Pıcorisı aussprachen, ein Überzug der 
Hüttenwände gewesen, da sie deutlich Eindrücke von Balken und Flecht- 
werk zeigen. Will man die Terramaren als Verbrennungsstätten der Todten 
ansehen, so bleibi noch besonders bedenklich, dass mehrere von ihnen auf 
Pfahlbauten liegen, dass sie thatsächlich keine Knochen oder Zähne von 
Menschen enthalten und dass diese Völker sonst Nichts zurückgelassen haben 
sollten als ihre Gräber! Ein Meter tief bei Gorzano liegende, menschliche 
Skelette von brachycephalem. ligurischem Stamme gehören einem späteren 
Begräbnisse an in älterer Terramara, während es sich an einer für den rö- 
mischen Ursprung dieser Anhäufungen in Anspruch genommenen Stelle bei 
S. Venanzio, mit entschieden römischen Alterthümern, überhaupt nicht um eine 
Terramara handelt. Nicht einmal als Beweis gesen die Trennung des Stein-, 
Bronze- und Eisenzeitalters können die Terramaren angeführt werden. Bei 
Montebarello sollen zwar nach Cavenonı Waffen aller drei Arten beisammen 


637 


sein, aber es ist nicht festzustellen gewesen, dass Diess in derselben Höhe 
Statt habe. Gegenstände von Stein und Bronze finden sich in der That oft 
neben einander; aber nicht minder häufig sind Eisengeräthe Jüngeren Ur- 
sprunges in den oberflächlichen Schichten, aus denen sie, bei nicht genügend 
überwachtem Abgraben, leicht in die Tiefe gerathen können. Nicht besser 
verhält es sich bei CumaroLA, dem einzigen weiteren Beispiele nächst den 
genannten. Hier wurden, — aber nicht in einer Terramara —, menschliche 
Gebeine ausgegraben und in ihrer Nähe Gegenstände aus Stein und Bronze 
nebst einem rohrförmigen Eisenstücke. Gehört auch Diess zusammen, so 
wären dadurch ‚doch nur Menschenreste aus dem Anfang der Eisenzeit auf 
dem Grund und Boden älterer Zeitalter angezeigt. 

Die Thongefässe der modenesischen Terramaren sind nicht gebrannt, 
mit Ausnahme eines scheibenförmigen, durchlöcherten Stückes, welches als 
eine Art Rost gedient zu haben scheint. Manche haben einen besonderen 
Überzug; viele sind mit kleinen Höckern versehen, wohl theils zur Zierrath, 
theils zur Verstärkung oder des sicheren Standes willen. Oft wird eine ge- 
radlinige oder gekrümmte Streifung gesehen, nirgends aber ein Abbild eines 
Naturgegenstandes. Ebenso fehlen alle gedrehien Arbeiten. Verhältniss- 
mässig sehr viel Arbeit und zum Theil mehr Schmuck als auf andere Theile 
ist auf die Henkel und Handgriffe von sehr mannichfacher Form gewendet. 
Manche Gefässe haben Ausgüsse. Sonst kommen, ausser der erwähnten 
rostartigen Platte von S. Ansrocıio, noch aus Thon gefertigt einige ringför- 
mige Stücke vor, wahrscheinlich Untersätze für Gefässe; ferner durchbohrte 
gewichtartige Massen, möglicherweise zum Spannen von Schnüren und ver- 
schieden gestaltete und verzierte Wirtel an Spindeln. Von Hirschhorn fand 
man kegelförmige und pyramidale Waffenspitzen und glatte Stücke, vielleicht 
zum Glätten. Hierzu kommen bearbeitete Steine zur Bewaffnung der Hand 
und eine Anzahl Gegenstände aus Bronze, die sich bei einer Analyse aus 
88 Procent Kupfer und 12 Zinn zusammengesetzt fand. Es sind dolchartige 
Handwaffen, Waffenspitzen, einige Äxte und Nadeln, eine Ahle und ein Räd- 
chen mit Nabe und- sechs Speichen. Von diesen Alterthümern hat der Ver- 
fasser auf den acht Tafeln, welche die erste Abhandlung und die Ergänzung 
zu dieser begleiten, 56 meist in natürlicher Grösse abbilden lassen. 

Unter den organischen Resten der Terramaren, welche Canzstrinı 
in seiner zweiten Abhandlung aufführt, sind die thierischen häufiger als die 
Vegetabilien. Die Annahme einer Zerstörung der letzteren durch Luft und 
Wasser reicht hierbei nicht aus, da ein grosser Theil der vorhandenen Pflan- 
zentheile ganz gut erhalten ist. Vielmehr ist zu schliessen, dass dieser Un- 
terschied von der Nahrung jener alten Volksstämme bedingt wurde, die mehr 
in Fleisch als Pflanzenkost bestanden haben wird. Bei der unzweifelhaften 
Unvollkommenheit ibrer Jagdgeräthe haben sie wahrscheinlich einen grösseren 
Nutzen von zahmen als von wilden Thieren gezogen, wie zugleich aus der 
überwiegenden Mehrzahl der Reste von jenen sich vermuthen lässt. Von 
den Menschen selbst enthalten die Lager des Modenesischen keine Spur, 
denn die Gebeine von Gorzano sind bestimmt später eingegraben. Die auf- 
fallend kleinen Handgriffe an den Handwaffen deuten, wie in Parma, auf einen 


638 


durchaus nicht grossen Menschenschlag, über dessen Alter sich nichts Be- 
stimmtes sagen lässt, der aber, nach der Rohheit seiner Kunstproducte im 
Vergleich mit denen der Etrurier und Römer, und nach den unterdessen vor- 
gegangenen Veränderungen an den Thierragen, in ein hohes Alterthum hin- 
aufreichen muss. Da die vorhandenen Knochen zahmer und wilder Thiere, 
einschliesslich derer von Hund, Pferd und Esel, aufgespalten sind, so hat 
von ihnen noch das Mark gewiss als Nahrung gedient. Als Parallele zu 
ihrer häuslichen Lebensweise eitirt Canestrını einen Brief von StRoBrL, der 
von einer Negeransiedlung auf San Vicent, einer Insel des grünen Vorge- 


birges, Nachricht gibt. Hier bildet sich noch heute unter und an den Wohn- 


stätten der Menschen eine Ablagerung, die ebenso an die Terramaren als an 
die dänischen Kjökkenmöddings erinnert. Von Säugethieren sind in den 
Terramaren Modena’s bisher gefunden worden 3 Formen vom Ochsen, 2 vom 
Hund, Pferd, Schaf und Schwein, eine von Esel und Ziege. Unter dem 
Wilde zeigen sich Bär, Hirsch, Reh, Dammhirsch, Wildschwein. Ein nicht 
sicher bestimmbarer Rest hat vielleicht einem biberartigen Thier angehört. 
Es fehlt, wie auch in Parma, die Katze. Auch wird die grössere Ochsen- 
rage vermisst, die aus Parma und dem Gebiete von Reggio bekannt ist. Bei 
den einzelnen Arten gibt der Verfasser Messungen der Grössen von den auf- 
gefundenen Knochen und vergleicht sie mit den Dimensionen unserer jetzigen 
Formen. Daraus folgt, dass damals die Hausthiere fast durchaus von anderer 
und zwar kleinerer Race waren, mehrere wilde Thiere, besonders Hirsch 
und Eber, aber grösser. Die Vögel sind vertreten durch Anser segetum 
Mey. und Ardea cinerea Lars. Zweideutig bleiben Reste, die man auf Hüh- 
ner schreiben könnte, da diese Thiere auch in der Schweiz erst in nach- 
römischer Zeit auftreten Unter den Wirbellosen ist am häufigsten Unio 
pictorum Lan., von welcher möglicherweise Schale und Thier benutzt wurde. 
Sonst fand man: Cyclostoma elegans Müur., Helix ericetorum MiıL., H. cae- 
spitum Drar., H. sylvatica DraP., H. aspera MüuL., H. vermiculata MürL., 
Achatina lubricoides Br., Pupa tridens Drır., Clausilia laevissima ZiEsL. 
Die Pflanzenreste endlich bestehen aus Pfählen und Brettern der edlen 
Kastanie. aus Saamen von Haselnüssen, Stieleichen und Lorbeerbäumen, aus 
Holz und Körnern des Weinstockes. Verkohltes Getreide, — Triticum vul- 
gare VırL., — von Gorzano gehört nicht zu den Resten der Terramaralager, 
sondern in einen jüngeren Horizont. 


G. Canesteinı: Origine dell’ uomo. Milano, 1866. 8°. 119 S. 

Unter den Ansichten über die Entstehung der Arten im Allgemeinen 
legt der Verfasser nur Gewicht auf die Theorien von KöLLıker und von 
Darwın. Indem er mit dem Letzteren eine fortschreitende Umwandlung der 
Art als unabweisbar annimmt, wendet er insbesondere Darwın’s Lehre auf 
den Menschen an. Wollte man alle Formen von einem einzigen Typus ab- 
leiten, so würde natürlich auch der Mensch auf diesen zurückzubeziehen 
sein; sollten dagegen mehrere Typen zugelassen werden, so könnte das 
Menschengeschlecht wohl von einem besonderen Urbilde abstammen. Um 


A 


639 


hierüber zu einem Urtheile zu kommen, werden die unterscheidenden_ Merk- 
male des Menschen und der höheren Thiere auseinandergesetzt. Die psy- 
ehischen Charaktere werden ausgeschlossen, weil uns das Seelenleben der 
Thiere zu wenig bekannt und nicht hinreichend ausgemacht ist, wie weit 
geistige Eigenthümlichkeiten des Menschen, nur quantitativ beschränkt, in die 
Thierwelt hineinreichen. Vom anatomischen Standpuncte aus erkennt der 
Verfasser nur Unterschiede, wie sie höchstens eine Ordnung von einer an- 
deren trennen können. Solche Verhältnisse würden also nicht für einen 
menschlichen Urtypus sprechen, da kein Grund vorliegt, jeder Ordnung einen 
solchen anzuweisen. Zugleich würden dann mehrere rudimentäre Bildungen, 
die bei Thieren entwickelter sind, wie die plica semilunaris, der Anhang 
des Blinddarmes, unverständlich bleiben. Die Ansicht von Voer über die 
Ableitung des Menschen von den menschenähnlichen Affen verwirft Cane- 
strinı gleichfalls und findet es schliesslich für das Annehmbarste, wegen 
vieler Berührungspuncte zwischen Zweihändern und Vierhändern, nicht jene 
von diesen, sondern beide von einem gemeinsamen Typus abzuleiten. 
In Rücksicht auf die Zeitdauer, welche neuere Sedimentschichten zu ihrem 
Entstehen in Änspruch genommen haben und auf die Fundstätten der ältesten 
Menschenreste, nimmt der Verfasser mindestens zwei bis drei Hunderttau- 
sende von Jahren für den Menschen in Anspruch. 


Miscellen. 


Kohlenindustrie in dem Zwickau-Chemnitzer Steinkohlen- 
bassin im Jahre 7865. (Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer 
zu Chemnitz, 1865.) Chemnitz, 1866. 8°. 

Das Gesammtquantum der durch die Eisenbahnen aus dem Zwickauer 
Reviere nach den verschiedenen Richtungen verladenen Kohlen und Kokes 
hat die Ziffer von 24,431,000 Centner erreicht und ist gegen das Vorjahr 
um 3,242,800 Ctr. oder um 15°/, gestiegen: 

Von grosser Bedeutung für Sachsen, insbesondere für das gewerbreiche 
Chemnitz und dessen Umgebung ist jedoch auch das Lugau-Würschnitzer 
Revier, welches 1859 nur 9552 Eisenbahnlowry zu 90 Ctr., dagegen 7865 
schon 29,676 Lowry zu 100 Cir. Kohlen versendeie und dessen Production 
durch die neuen Eisenbahnverbindungen, die von Chemnitz nach Freiberg 
und Dresden, sowie nach Frankenberg und Hainichen hergestellt werden, 
jedenfalls noch bedeutend erhöht werden wird. 


Wiederbeginn des Kammerberger Steinkohlenbergbaues. 
Die Leipziger Zeitung, No. 47, 1867, bringt die erfreuliche Mittheilung, dass 
in diesen Tagen nach länger als 31jähriger Arbeit der zum Zwecke der Ent- 
wässerung des alten Kammerberger Sophienschachtes angelegte Karl-Alexan- 
der-Stollen (vgl. Geiwitz, Dyas II, 186, 192. — Geologie der Steinkohlen 


PLN E  SEEE- 1. 


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640 


Deutschlands I, 105) seiner Vollendung entgegengehe. Die Länge des Stol- 
lens beträgt im Ganzen i200 Lachter & 7 Fuss, die Tiefe des letzten Licht- 
loches bei der Kammerberger Schule, beträgt 149 Fuss. Der Bau wurde 
sehr erschwert durch die Härte des zu bearbeitenden Gesteins, welches fast 
nur aus Porphyr und Melaphyr besteht. Endlich wurde die Communication 
zwischen dem alten Sophienschachte und dem Karl-Alexander-Stollen durch 
ein 3 Zoll starkes Bohrloch vermittelt, durch welches das Wasser in starkem 
Strome abfloss und jetzt schon so weit gefallen ist, dass Kohlen gefördert 
werden können. — So ist denn hiermit nicht allein ein von der näheren 
Umgegend Manebachs bei Ilmenau längst ersehntes Ziel erreicht worden, 
dasselbe ist auch in geologischer und paläontologischer Beziehung von all- 
gemeinstem Interesse, zumal dieses Steinkohlenrevier gerade das Hauptma- 
terial für die von ScHLoTsrım beschriebenen Steinkohlenpflanzen geliefert 
hat, über welche zum Theil noch manche Unklarheit herrscht. 


x 


+ 


Ein Veteran für den Steinkohlenbergbau des nördlichen Böhmens, der 
fürstlich Tuurn-Taxıs’sche Bergbau-Inspector Joserr Mickscn in Pilsen ist am 
10. Mai 1867 im 69. Lebensjahre verschieden. 

Seinen Bemühungen um das Studium der fossilen Flora des Radnitzer 
und Pilsener Beckens verdankten Graf Caspar v. STERNBERG und Dr. Corpa das 
Hauptmaterial für ihre klassischen Arbeiten in diesem Gebiete. Die von 
Micksch hinterlassene Privatsammlung von organischen Überresten aus der 
Steinkohlenformation enthält noch ein reiches, höchst schätzbares Material 
für ähnliche Untersuchungen. Seine letzten wissenschaftlichen Mittheilungen 
waren Beiträge zur Kenntniss des Pilsener Steinkohlenbeckens für Geınızz, 
Freck und Harris: die Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Eu- 
rnpa’s. e 


Versammlungen. 


Die British Association für den Fortschritt der Wissenschaften wird 
ihre 37. Jahresversammlung zu Dundee vom 4. Sept. 1867 an unter dem 
Präsidium des Herzogs von Buccleuch und Queensbury abhalten. 

Die 41. Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte findet in 
den Tagen vom 18. bis 24. September d. J. in Frankfurt am Main statt. 


Berichtigungen. 


S. 180 Z. 17 v. u. lies: „bis zur Grenze von Peru“ statt bis zum P&ron. 
„ 218, 25 v.0o. ,„ „analog“ statt antilog. 
„ 393, Av.u. „ „in einer Schachtel“ statt in einem Schachte. 


Über die Diorite und Granite des Kyffhäuser Gebirges 


von 


Herrn Professor A. Streng. 


(Schluss.) 


Wenn man die ganze Reihe von Hornblende-Gesteinen, welche 
am. Kyffhäusergebirge vorkommen, überblickt, so wird man. be- 
merken, dass sich Eines derselben sowohl durch seine Structur 
als auch durch seine Lagerung, sowie endlich durch die es zu- 
sammensetzenden Mineralien vor allen anderen ganz besonders 
auszeichnet. Diess ist der grosskörnige Diorit vom Nordab- 
hange der Rothenburg. Ihm gegenüber lassen sich alle anderen 
Hornblendegesteine, so gross auch die Mannichfaltigkeit ihrer mi- 
neralogischen Zusammensetzung sein mag, als Gesteine zusam- 
menfassen, die sich durch lineare oder plane Parallelstructur aus- 
zeichnen und die ich, wie schon oben erwähnt, als Diorit- 
gneiss bezeichnet habe. 

Im. Folgenden soll nun zunächst der Diorit in seiner mine- 
ralogischen und chemischen Zusammensetzung beschrieben wer- 
den, dann soll die Structur, die mineralogische Zusammensetzung 
und die Reihenfolge der Veränderungen geschildert werden, 
welche der Dioritgneiss in seiner mineralogischen Constitution 
erleidet, endlich soll die mineralogische und chemische Zusam- 
menselzung einer Reihe von Dioritgneissen mitgetheilt werden, 
die als typisch gelten können und die Reihenfolge von Verschie- 


denheiten in der Gesteinsmischung darzustellen geeignet sind. 
Jahrbuch 1867. 41 


642 


Der Diorit. 


Ein sehr ausgezeichnetes Gestein ist der eigentliche, völlig 
ungeschichtete, massive, grosskörnige Diorit, welcher den steilen 
Nordabhang der Rothenburg zusammensetzt. Man findet ihn, 
wenn man den gewöhnlichen Fussweg von Kelbra zur Rothen- 
burg einschlägt, überall theils in losen, mächtigen Blöcken um- 
herliegend , theils in unregelmässig gestalteten, niederen Felsen 
aus dem Abhange hervorragend. Das Gestein besteht aus sehr 
grossen, oft mit Glimmer durchschossenen Hornblende-Krystallen, 
aus Kalknatronfeldspath und Magneteisen. Meist ist hier die 
Hornblende vorherrschend, seltener der Kalknatronfeldspath. 

In der Hornblende-reichen Abänderung besteht das Gestein 
eigentlich nur aus einer Aneinanderlagerung von 1—2 Zoll Durch- 
messer haltenden Hornblende-Krystallen, in denen der Kalk- 
natronfeldspath in einzelnen, theils abgerundeten, theils eckigen 
Körnern von !/ja—4 Linien Durchmesser zahlreich eingebettet 
liegt. Würde aus diesem Gesteine der Feldspath vollständig ver- 
schwinden, so würde es dadurch keineswegs seinen Zusammen- 
halt verlieren, weil der Feldspath nirgends den Zusammenhang 
der Hornblenden unterbricht. 

Magneteisen ist in kleineren und grösseren Körnern so 
häufig in der Hornblende ausgeschieden, dass sie ganz davon 
durchdrungen ist. Der Glimmer ist ein sehr häufiger Begleiter 
der Hornblende, zuweilen ist sie ganz frei, meist enthält sie 
nur wenig davon, mitunter ist sie aber gänzlich mit ihm ver- 
wachsen, ja vollständig in Glimmer umgewandelt. 

Von dieser Abänderung wurde ein grosses, fast glimmer- 


freies Stück zerkleinert und der Analyse unterworfen; aus einem 


anderen Stücke von demselben Fundorte wurde sowohl die Horn- 
blende (No. 2), als auch der Kalknatronfeldspath (No. 5) und 
das Magneteisen (No. 4) ausgesucht und analysirt. 

Die in dem analysirten Stücke enthaltene Hornblende war 
grossblätterig krystallinisch, von dunkelgrünschwarzer Farbe und 
seidenartigem Glasglanze. Der Kalknatronfeldspath war grünlich- 
weiss, die Spaltbarkeit war stark abgeschwächt, die Streifung nur 
schwer erkennbar; auch hatte diess Mineral nur matten Perl- 


mutterglanz und eine kaum die Zahl 5 übersteigende Härte. 


= 


643 


Diess, sowie der bei der Analyse erhaltene hohe Wassergehalt 
deutet auf eine Zersetzung, der dieser Feldspath unterworfen 
gewesen ist. 

Zur quantitativen Bestimmung des in diesem Gesteine vor- 
handenen Magneteisens wurde eine abgewogene Menge des er- 
steren unter Wasser so lange unter öfterem Pulverisiren mit 
dem Magneten behandelt, bis nichts mehr an diesem hängen 
blieb. Das so erhaltene, unreine, magnetische Pulver wurde nun 
noch mehrmals unter häufigem Pulverisiren derselben Operation 
unterworfen, bis endlich ein anscheinend reines Magneteisen- 
pulver erhalten wurde. Diess wurde getrocknet und gewogen. 
Hiernach enthält der grosskörnige Diorit No. 10: 3,39%, Mag 
neteisen. | 


No. 10. Grosskörniger Diorit vom Nordabhange der Rothen- 


A burg. 
Spec. Gew. bei 20° C. = 2.92. 
Sauerstoff. 
Titansäure .. . 079 . 0,308 
Kieselerde . . 41,81 . 22,298 u 
Thonerde Ad en 12,414 
Eisenoxyda . .,, 420. 21.260 
Eisenoxydul . . 5,594 . 1,231 
Manganoxydul . Sp. 
Kalkerde . . . 13,79 . 3,940 
Magnesia . . . 6,15 . 2,460 a 
Wale 22 :.1.2528.31513937770,192 
Nana 2.3... 2215180, ..,..0286 
Bart man Sn: 
Strontin . . . . Sp. 
Phosphorsäure . Sp. 
Wasser 2%: .,.1...72,96 
101,37. 


Sauerstoff-Quotient = 0,9069. 


Dieses Gestein reiht sich also an die basischsten Silicatge- 
steine an, es ist kieselerdeärmer als irgend einer der bis jetzt 
untersuchten Diorite. Da die beiden Hauptgemengtheile alle Be- 
standtheile gemeinsam enthalten, so lässt sich aus der Durch- 
schnitiszusammensetzung kaum ein annähernd richtiger Schluss 
auf die Mengenverhältnisse derselben machen; es hat diess -hier 

41° 


644 


auch wenig Werth, weil dieselben einem sehr starken Wechsel 
unterworfen sind. 

Die hornblendearme Abänderung habe ich nur in einzelnen 
grösseren losen Blöcken getroffen. Der Kalknatronfeldspath ist 
hier vorherrschend und bildet ein Aggregat kleiner Krystalle 
oder ganz dichte, zusammenhängende, weisse Massen, in der 
kleinere oder grössere (bis über 1” grosse) Hornblenden, ein- 
zeln oder aneinandergelagert, ausgeschieden sind. Das Vorkom- 
men von Magneteisen und Glimmer ist. wie in der hornblende- 
reichen Abänderung. 

Diese beiden grosskörnigen Abänderungen werden nun, wie es 
scheint, rings umschlossen von mittel- bis kleinkörnigen Diorit- 
gneissen, die sowohl die Höhe des Rückens als auch den öst- 
lichen Abhang bilden; aber auch im Westen ist die grosskörnige 
Abänderung von Dioritgneiss begrenzt. Die eigentliche Grenze 
ist nicht aufgeschlossen, ich habe wenigstens vergeblich danach 
gesucht; indessen finden sich grosse, am Abhange lose herum- 
liegende Blöcke, an denen beide Gesteine scharf geschieden sind. 
Hier ist entweder der feinkörnige Dioritgneiss ein Einschluss im 
grosskörnigen Diorit, oder es stammen die Rollstücke wirklich 
von der Grenze beider Gesteine. Diese scharfe Sonderung, so- 
wie das Fehlen aller Übergangsglieder zwischen dem massigen, 
völlig ungeschichteten, grosskörnigen Diorit und den mittelkör- 
nigen Gesteinen mit einer meist gneissartigen Structur, ferner 
die entschieden basische Beschaffenheit des ersteren gegenüber 
den kieselerdereicheren Mischungen der letzteren, endlich das 
vollständige Fehlen von Orthoklas und Quarz, sowie das Vor- 
handensein eines dem Anorthit oder Labrador nahestehenden 
Kalknatronfeldspaths im Diorit müssen als Gründe angesehen 
werden, beide als scharf getrennte Varietäten, ja vielleicht als 
verschiedene Gesteinsarten zu betrachten. Ich möchte den gross- 
körnigen Diorit auf eine Stufe stellen mit dem Diorit von Konsche- 
kowskoi Kamen bei Bogoslowsk, den H. Rose * beschrieben hat, 
dessen Feldspath von Scorr und Poryka ** analysirt und als 
Anortbit erkannt worden ist und dessen Hornblende von RAnneEıs- 


* Reise in den Ural I, p. 382. Analyse der Hornblende p. 383. 
*® RANMELSBERG, Mineralchemie, p. 591. 


645 


BERG * analysirt, sich auch als thonerdereich erweist und mit der 
Hornblende No. 2 aus unserem grosskörnigen Diorit grosse Ähn- 
lichkeit hat. 

Aber auch die Durchschnitts-Zusammensetzung ist in beiden 
Gesteinen eine ähnliche, .wenn man die Angaben von Rorn ** 
über die uralischen Diorite der Vergleichung zu Grunde legt. 

Auch die Kugeldiorite_ von Corsika mögen hierher gehören, 
da sie nach Deıesse *** ebenfalls aus Hornblende und einem 
Anorthit-ähnlichen Feldspathe bestehen und arm sind an Kiesel- 
erde. Ferner schliessen sich vielleicht die Hornblendegesteine 
von Pribram, in denen neuerdings J. Grimm + die Anwesenheit 
eines basischen Feldspaths wahrscheinlich gemacht hat, ferner 
einige Diorite von Canada in denen Hunt + dasselbe nachge- 
wiesen hat, sowie endlich die Hornblende-Gesteine des Beau- 
jolais, die von Drovor +}f untersucht worden sind, den vor- 
stehenden Gesteinen an. 

So bildet also der Diorit vom Ural, von Corsika, von Pribram, 
von Canada, vom Beaujolais und von der Rothenburg, denen sich 
noch einige andere basischere Hornblende-Gesteine anschliessen 
mögen, eine Gruppe basischer Diorite, die sich von den kiesel- 
erdereicheren als besonderes Gestein abtrennen lässt, was auch 
schon von Roru *+ und ZırkeL **+ geschehen ist. Letzterer fasst 
diese Gesteine unter dem Namen »ältere Corsite« zusammen. 


Dioritgneiss. 


Der Dioritgneiss bildet ein mittel-, klein-, ja bisweilen fast fein- 
körniges Gemenge der Eisenmineralien mit den Thonerdemineralien. 
Das Gemenge erscheint oft massig und völlig regellos, so dass man bei 
kleinen Stücken eine lineare Parallelstructur gar nicht beobachten 
kann. Im Grossen aber, d. h. wenn man grössere Flächen zu über- 


* Ebendas. p. 492. 
** Gesteinsanalysen p. 52. 
### Dieses Jahrb. 7848, p. 661. 
+ Tunner’s Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch 1866, p. 219. 
++ Dieses Jahrb. 7862, p. 193. 
+rr Annales des mines 5 (VIID, 307. 
#4 Gesteinsanalysen p. 52. 
**4 Petrographie II, p. 133. 


646 


blicken vermag, zeigt sich eine Sireckung oder eine mehr oder 
weniger parallele Lagerung der Hornblende-Individuen, die all- 
mäblich zu einer ausgesprochenen Gneissstructur wird, und bis 
zu einer vollkommen schichtenweisen Trennung der beiden Haupt- 
mineralabtheilung, ja selbst der einzelnen Mineralien fortschreitet, 
so dass das Gestein im Querbruche aus scharf geschiedenen, 
völlig parallelen, hellen und dunkeln Streifen zusammengesetzt 
erscheint, die ersteren vorzugsweise bestehend aus Feldspathen, 
oft gemengt mit Quarz, die letzteren aus Hornblende, Magnet- 
eisen und Glimmer. Diese Streifen, von denen jeder einer Schicht 
entspricht, sind zuweilen sehr dünn und fein, haben aber sehr 
häufig eine grössere Mächtigkeit, die oft nach Fussen gemessen 
werden kann. Die Reihenfolge von breiten und schmalen Streifen 
ist eine sehr wechselnde. Auf einen zolldicken, schwarzen Strei- 
fen folgt z. B. ein 4-5“ dicker hellerer, dann wieder ein 2—3 
dicker dunkler, darauf ein 2 Linien dicker weisser Streifen, 
dann folgt eine Reihe von liniendicken. abwechselnden, schwarzen 
und hellen Streifen, darauf kommt wieder ein mehrere Fuss 
dicker, heller Streifen, in dem nur schmale, schwarze Linien 
sichtbar sind oder es kann das Umgekehrte stattfinden etc. Sehr 
häufig sind die von jedem Streifen gebildeten Flächen nicht völlig 
eben, sondern erscheinen ganz schwach gewunden, indem sie 
abwechselnd anschwellen und sich zusammenziehen. Diess ist 
aber nur bei schmalen Streifen sichtbar, während bei dickeren 
Streifen die Grenze von einer schwach wellenförmig gebogenen 
Linie gebildet wird. Werden bei dünnen Streifen die Zusammen- 
schnürungen so stark, dass der Streifen stellenweise verschwindet, 
dann kannhierdurch die Gneissstructur fast gänzlich verdeckt werden, 

Die jeden Streifen zusammensetzenden Mineralien sind meist 
so gelagert, dass ihre Längenaxe in der Schichlfläche des Sitrei- 
fens liegt. Sie liegen aber dann nicht immer parallel neben oder 
hinter einander, sondern scheinen da auch oft regellos durchein- 
ander gewürfelt zu sein. Zuweilen aber, und diess ist fast nur 
bei den Hornblendestreifen erkennbar, sind die Längenaxen der 
einzelnen Individuen unter einander parallel nach derselben Rich- 
tung gelagert und fliessen mitunter so vollständig zusammen, 
dass die ganze Schicht, der ganze Streifen aus Einem plattge- 
drückten Hornblendeindividuum zu bestehen scheint. 


647 


Die Gneissstructur wird übrigens zuweilen fast völlig ver- 
deckt, wenn die kleinkörnigen Gemengtheile nicht streifenweise 
gelagert, sondern gleichmässig. mit einander gemengt zu sein 
scheinen. Aber auch in diesem Falle liegen die Längenaxen der 
Mineralien in parallelen Ebenen und die Gneissstructur wird oft 
erst durch Verwitterung deutlich sichtbar. | 

Wird die Hornblende verdrängt durch Glimmer, dann ent- 
stehen Gesteine, die oft auf den ersten Blick wie echte Gneisse 
aussehen. Dass sie es nicht sind, ergibt sich theils aus dem oft 
gänzlichen Mangel an Quarz, theils daraus, dass die Glimmer- 
aggregate gewöhnlich noch die Structur der Hornblende an sich 
iragen, aus der sie entstanden sind. Solche “Gesteine bestehen 
also aus wechselnden, mehr oder weniger zusammenhängenden 
Lagen von Glimmer und von Feldspathen. 

In den Dioritgneissen ist das Magneteisen ein fast steliger 
Begleiter der Hornblende, ebenso wie auch der Glimmer meist 
an die Hornblende u ist. 

Der feldspathige Gemengtheil besteht theils aus Blasen. 
feldspath, theils aus Orthoklas, beide in sehr wechselnden Mengen 
und oft kaum von einander zu unterscheiden, wenn die Streifung 
des ersteren nicht sichtbar ist. Es kommen Abänderungen vor, 
die fast frei sind von Orthoklas, andere enthalten vorzugsweise 
diesen Feldspath, wieder andere zeigen beide Feldspathe mehr 


oder weniger im Gleichgewicht. 


Quarz fehlt oft. gänzlich oder findet sich nur vereinzelt. 
Sowie aber Orthoklas in namhaften Mengen auftritt, da stellt sich 
auch Quarz reichlich ein. Werden zugleich solche Gesteine grob- 


'körniger, dann tritt die Gneissstructur mehr zurück und es ent- 


steht eine Gebirgsart, die alle Charaktere der Syenite an sich 
trägt, indem sie ein grobkörniges Gemenge von Orthoklas, Quarz, 
Kalknatronfeldspath und Hornblende darstellt, der kleine Mengen 
von Glimmer und Magneteisen eingemengt sind, wozu noch der 
für die Syenite so charakteristische Titanit kommt. 

Sehr häufig tritt in den Dioritgneissen die Hornblende oder 
ihr Stellvertreter, der Glimmer, mehr und ıwehr zurück, die Feld- 
spathe nehmen immer mehr überhand, so dass endlich fast reine 
Feldspathgesteine entstehen, in denen neben Orthoklas und Kalk- 
natronfeldspath nur noch etwas Quarz und wenig Glimmer vor- 


648 


kommt. Beobachtet man an Ort und Stelle die Art des Vor- 
kommens dieser Gesteine, dann kommt man zu der Auffassung, 
dass die feldspathreichen Gesteine nur Streifen oder Schichten 
bilden, die eine grössere Mächtigkeit erlangt haben, als andere 
derselben Art, die in kleinerem Massstabe, aber um so zahl- 
reicher vorkommen, dass also diese Feldspathgesteine nur ein 
Glied in einer Reihe von mehr oder weniger dieken Schichten 
bilden, die den Dioritgneiss zusammensetzen und in deren einer 
die Feldspathe. in deren anderer die Hornblenden vorherrschen. 
Diese feldspathreichen Gesteine haben oft eine ausserordentliche 
Ähnlichkeit mit den granitischen Ganggesteinen, besonders dann, 
wenn ihre Gneissstructur verwischt ist und oft bin ich versucht 
gewesen, eine mächtigere, feldspathreiche Schicht, die man mit 
deın Auge weithin zwischen dem dunkleren Nebengesteine ver- 
folgen kann, für einen Gang im hornblendereicheren Dioritgneiss 
zu halten. Aber beide Gebirgsarten unterscheiden sich ganz we- 
sentlich dadurch, dass die dem Dioritgneisse angehörenden Feld- 
spathgesteine Glieder eines parallelen Schichtensystems sind, wäh- 
rend die Granite diese Schichten quer durchsetzen. 

Es können also in dem Dioritgneisse fast alle denkbaren 
Combinationen der Hauptmineralien vorkommen. So gibt es Ge- 
steine, die nur aus Hornblende bestehen, andere enthalten fast 
nur Feldspathe, wieder andere Hornblende und Kalknatronfeld- 
spath, oder diese beiden mit Orthoklas, oder Hornblende und 
Orthoklas, oder Hornblende, Kalknatronfeldspath, Orthoklas und 
Quarz. In allen diesen Combinationen kann Hornblende durch 
Glimmer theilweise oder ganz ersetzt sein. 


No. 11. Diorit aus den Steinbrüchen hinter der Rothenburg. 


Mittelkörniges Gemenge von Kalknatronfeldspath mit Horn- 
blende, etwas Glimmer und Magneteisen. 

Der vorwaltende Kalknatronfeldspath, dessen Analyse unter 
No. 6 mitgetheilt wurde, bildet ein Aggregat kleiner, etwa 1—2'' 
grosser, säulenförmiger Individuen mit deutlicher Streifung auf 
der glasglänzenden Hauptspaltfläche und weisser Farbe. 

Die Hornblende findet sich in 1— 2’ grossen Individuen von 
schwarzer Farbe mit deutlicher Spaltbarkeit und starkem Glas- 
glanz in’s Seidenarlige geneigt. Sie ist häufig von Glimmer durch- 


u‘ 


649 
zogen und oft so vollständig damit durchdrungen, dass ich sie 
zur Analyse nicht habe aussuchen können. Die Hauptmasse des 
in den Steinbrüchen hinter der Rothenburg vorkommenden Ge- 


steins ist hornblendereicher als das zur Analyse ausgesuchte, wo 
dieses Mineral mehr gegen den Kalknatronfeldspath zurücktritt. 

Magneteisen ist grossentheils in der Hornblende ausgeschie- 
den, findet sich aber oft auch im Feldspalbe. 

Das ganze Gestein ist sehr frisch; im Handstücke erkennt 
man keine Spur von Gneissstructur, auf grösseren Flächen des 
Gesteins sieht man aber an der Lagerung der Hornblendekry- 
stalle, dass sie auch hier angedeutet ist. 


Spec. Gew. bei 20° C. —= 2,81. 


Sauerstoff. 
Phosphorsäure . 0,31 
Titausäure, . .,..::,010........0.039 
Kieselerde ...2,.2093.09. ; . 28,002 
Phonerdeiönii.ı 121,94: 3137511405057 
Bisengaydi.. 0 3:03... 451.059 
Eisenoxydul..,.,. 23:87 ....,..0,860 
Manganoxydul.. . Sp. 
Rupteroxyd 2.002 WODZN.. 9904094 
Kalk „207.25 8,0: 9,23 388: 225637 
Masnesiasıi . san 38344 121) 952 
Kali... n.03,.:088. 0,4540. 30.076 
Nabsens:. ea: 3.68 .. ...:0.949 
Strontium . . . Sp. 
Wasser... ©»; 1,18 
100,07 


Sauerstoff-Quotient — 0,5804. 


No. 12. Dioritgneiss nahe unterhalb der Rothenburg, am Fuss- 
wege nach Kelbra anstehend. 

Kleinkörniges, beinahe feinkörniges Gemenge von dunkel- 
grüner Hornblende mit weissem, stark glänzendem Kalknatron- 
feldspath, dessen Streifung aber wegen der Kleinheit der In- 
dividuen nur selten sichtbar ist. Glimmer ist seltener, Mag- 
neteisen ist nicht erkennbar; doch ist das Gestein schwach 
magnetisch. Es hat ferner eine deutlich ausgesprochene Gneiss- 
structur, ohne dass aber die Gemengtheile lagenweise geordnet 
wären, 


650 


Sehr vereinzelt enthält diess Gestein etwas Schwefelkies. 


Spec. Gew. bei 20° C. = 2,84. | nr 
Sauerstoff. 

Phosphorsäure . 0,14 Ä 
Filansaure . . . 04, 2 038 
Kıeselerde . - . 94,.80722722 29.226 
ThoserdE 5 .2..2NS BER 8479 
Eisenoxyd .:... 2,34 %.°.0,702 
Eisenoxydul .-.....5;49...2.... 1,215 
Manganoxydul . Sp. 
Kalkerde. . -. !. 805 2. 2,300 
Magnesia . . . 495 . .. 1,980 
Kah? :. 2.0 ..0. 2.2001 4eu 77 2.229051 
Natren 3°.» ur 73,39: 205926 
Wasser... Orc 
Kohlensäure . . Sp. 

101,06 


Sauerstoff-Quotient —= 0,5364. 


Diese beiden Gesteine stimmen in ihrer chemischen Zusammen- 
setzung nahezu mit einander überein. Dain No. 11, wahrscheinlich 
aber auch in No. 12 der Orthoklas fehlt, so kann man diese durch- 
aus frischen Gesteine als typisch für die im Gegensatz zu No. 10 
sauren Diorite gelten lassen. 

Den durch No. 10 repräsentirten, basischen Doriten gegen- 
über sind diese beiden Gesteine bedeutend reicher an Kieselerde 
und Alkalien und ärmer an Eisen, Kalk und Magnesia. Der che- 
mische Unterschied ist also ein sehr bemerkbarer; er tritt am 
schärfsten im Sauerstoff-Quotienten hervor, der in No. 10 = 0,9069, 
in No. 11 und 12 im Mittel = 0,5584 ist Ob Gesteinsglieder 
mit einer mehr in der Milte stehenden Zusammensetzung vor- 
handen sind, vermag ich nicht anzugeben; die scharfe Grenze 
aber, durch die, wie oben angegeben, No. 10 von No. 12 ge- 
trennt wird, macht es mir unwahrscheinlich. 

An die beiden eben beschriebenen Gesteine schliesst sich 
ein drittes an, welches die Gneissstructur in ganz ausgezeichneter 
Weise zur Anschauung bringt und welches mit No. 12? be- 
zeichnet werden soll. Dasselbe findet sich in der Nähe von 
No. 11 in den Steinbrüchen hinter der Rothenburg. Auf dem 
Querbruche sieht man, dass es aus !}a—3 Linien dicken, paral- 
lelen, hellen und dunkeln Streifen zusammengesetzt ist. Die 


651 


dunkeln Streifen bestehen aus feinkörniger, fast dichter Horn- 
blende, gänzlich imprägnirt mit sehr feinschuppigem Glimmer, 
oder auch nur aus Magneteisen, das mitunter einen sehr feinen, 
zusammenhängenden Streifen bildet; die hellen Streifen bestehen 
entweder gänzlich aus derbem Quarze von gelblich- bis graulich- 
weisser Farbe, oder aus einem Aggregat stark glänzender, sehr 
frisch aussehender Orthoklase und Kalknatronfeldspathe oder aus 
einem Gemenge dieser 3 Mineralien. Einige Streifen enthalten 
alle Gemengtheile gleichzeitig. Sie sind zuweilen sehr scharf 
begrenzt, häufig aber ist die Grenze mehr oder weniger unbe- 
stimmt, indem einzelne Mineralen aus einem in den andern Strei- 
fen übergreifen oder beide durch allmähliche Übergänge mit ein- 
ander verbunden sind. Zuweilen keilt sich auch ein Streifen 
ganz aus und die beiden benachbarten vereinigen sich zu einem 
Einzigen. 
Diess Gestein wurde nicht analysirt. 


No. 13. Dioritgneiss, loser Block vom östlichen Theile des Nord- 
abhangs der Rothenburg. 

Das Gestein hat eine vollkommene Gneissstructur, die selbst 

an kleinen Stückchen sichtbar ist, so dass es beim Zerschlagen 

in lauter platienförmige Stücke zerfällt und sich wie Schiefer 


‚spalten lässt. Auf den Schichtflächen sieht man neben den Feld- 


spathkryställchen fast nur die dunkel- oder gelblichbraunen, 
melallisch glänzenden, mehr oder weniger gewundenen Glimmer- 
blättchen, die der ganzen Oberfläche ein welliges Aussehen er- 
theilen und mit ihrer Farbe diejenige des ganzen Gesteins be- 
stimmen. 

Nur auf dem Querbruche des Gesteins tritt die fast gänz- 
lich umgewandelte, beinahe dichte, schwarze , glanzlose Masse 
der Hornblende hervor, an der das fasrige Gefüge dieses Mine- 
rals, sehr selten aber die Spaltflächen und der von diesen ge- 
bildete Winkel von 124° sichtbar ist. Dagegen ist auf dem 
Querbruche fast nichts von Glimmer zu bemerken. 

Der dritte Hauptgemengtheil ist der Kalknatronfeldspath No. 7. 
Derselbe ist meist in kleinen, weissen, stark glänzenden, deut- 
lich gestreiften Kryställchen zwischen dem Glimmer oder der 
Hornblende ausgeschieden; da und dort finden sich aber einzelne 


652 


grössere Exemplare ein, die über 1” lang werden. Einer sol- 

chen grösseren Ausscheidung war das Material zu No. 7 ent- 
nommen. 
ie 

Sehr vereinzelt stellen sich in ‚diesem Gestein Quarzkör- 

ner ein, ebenso selten sind Körnchen. von. n Schwefelkies und 


von Granat. 


a 


Zuweilen kommt bier noch ein. Mn dichtes, amorphes, 
dunkelgrünes Mineral mit unregelmässigen Umrissen vor, dessen 
Härte = 3—4 ist und welches vor dem Löthrohre an den Kan- 
ten schwer zu einem weissen Email schmilzt. 

Magneteisen ist hier nicht vorhanden. 


Spec. Gew. bei 20° C. = 2,80. 


Sauerstoff. 

Titansäure . . .- 047 -. . 01833 
Kieselerde . . . 56,83 . . 30,309 
Thonerde =... 2.1908... 0989 
Eisenoxyd BE Ba NER 
ine IT IBAITO SE RAR SED 
Manganoxydul . starke Sp. 
Kupferoxyd . .... 4, 809 ..:..:30.018:, 
Kalk ee ie. ana in) 
Mapnesia,  "... .„ 73.28. ae 
FE eh ee 
Natron er DADEIIRTE 5070,81 
Strontian . ... Sp. 
Wassers. u... 2.0... 

99,05. 


Sauerstoff-Quotient —= 0,4726. 


Dieses Gestein, welches in seiner mineralogischen Zusam- 
mensetzung eine so bedeutende Umwandlung erfahren hat, indem 
die Hornblende durch Glimmer verdrängt wurde, zeigt gleich- 
wohl, verglichen mit No. 12, dem es auch mineralogisch am 
nächsten steht, nur Eine hervorragende Änderung der Zusammen- 
setzung. Der in No. 12 noch 8°o betragende Kalk ist hier auf 
1,890,0 herabgegangen; zugleich hat eine kleine Zunahme des 
Kali's stattgefunden. Beides muss aber eintreten, wenn sich 
Hornblende in schwarzen Glimmer verwandeln soll: Es steht 
daher die Veränderung der chemischen Zusammensetzung bei 
diesem Gesteine im vollkommensten Einklange mit der minera- 


653 


logisch beobachteten Umwandlung der Hornblende in schwarzen 
Glimmer. 


No. 14. Grobkörniger Dioritgneiss (Syenit?) aus den Stein- 
"brüchen des Steinthals. 
Bildet ein grobkörniges Gemenge von Hornblende, Ortho- 
klas, Kalknatronfeldspath und Quarz; da und dort kommt brauner 
Titanit vor. Glimmer und Magneteisen sind nicht sichtbar. 


Die stark vorherrschende Hornblende, . deren Analyse unter 
No. 3 mitgetheilt ist, kommt hier in 42--%/4 Zoll langen, !/a Zoll 
breiten, oft aber auch grösseren und kleineren Individuen vor. 
Sie ist stark fasrig, deutlich spaltbar, hat lebhalten Seidenglanz 
und dunkelgrüne Farbe. 

Der Orthkoklas ist von gelblich- oder röthlichweisser Farbe 
und zeigt auf den Spaltflächen starken Glasglanz. Seine Analyse 
ist unter No. 9 mitgetbeilt. 

Der Kalknatronfeldspath ist hier im Gegensatze zu dem Or- 
thoklase weiss und auf dem Hauptblätterdurchgange glasglänzend 
und mit deutlicher Streifung versehen. Seine Zusammensetzung 
ist durch die Analyse No. 8 wiedergegeben. Hier kommt auch 
die schon eben erwähnte regellose Einlagerung kleiner Kalk- 
natronfeldspäthchen in grösseren Orthoklasen vor. | 

Der Quarz findet sich in weissen oder hellgrauen, unregel- 
mässig begrenzten Körnern und zwar ist er so häufig, dass er 
als wesentlicher Gemengtheil bezeichnet werden muss. 


Gewöhnlich zeigt Jdiess Gestein an Handstücken keine Gneiss- 
structur, mitunter aber finden sich auch hier grössere Blöcke, 
an denen sie nicht zu verkennen ist. 


An anderen Exemplaren desselben Gesteins tritt übrigens 


auch die Umwandlung der Hornblende in Glimmer sehr: schön 
hervor. 


Spec. Gew. bei 20° C. = 2,84. 


Sauerstoff. 
Titansäure . . . Sp. 
Kieselerde... .. .. 35.99: 228851 
Thonerde . . . 0 42 4,678 
Eisenoxyd“ . -. .c es 
Eisenoxydull . . 430 . . 0,955 
Manganoxydul . . Sp. 
Kupferoxyd «....... 012072 7.0.034 
Ralkerde ". .:. 10497 me. 299% 
Marnesia . . . 20,886. 0 ih 
Kate. SE Sa TI 
Nasson. *...: Senn Irre >53 
Strontian . . .. Sp. 
Bars)... 2.0... (Kies 
Wasser v:, .°.._ 91.0 
Kohlensäure . . 3,84 
Phosphorsäure . Sp. 
98,87. 


Sauerstoff-Quotient = 0,4374. 


Berücksichtigt man bei diesem Gesteine lediglich die mine- 
ralogische Ausbildung, dann würde man es entschieden für einen 
Syenit halten. Ich war desshalb überrascht, als die Analyse 
einen Kieselerdegehalt ergab, der mit demjenigen von No. 11 und 
12 nahezu übereinstimmt. Da dieses Gestein nun ausserdem 
noch in dem innigsten Zusammenhange mit den übrigen Diorit- 
gneissen steht, so wird man nicht umhin können, es mit diesen 
zu vereinigen. Es möchte-überhaupt vergeblich sein, zwischen 
Gesteinen, wie Syenit und Diorit, die so nahe mit einander verwandt 
sind, dass sie in einander übergehen, bestimmte Grenzen ziehen 
zu wollen, weil man dann leicht Gefahr läuft, der Natur Gewalt 
anzuthun. | 

Der niedrige Thonerde- und Alkaligehalt steht in Verbin- 
dung mit dem starken Vorwalten der thonerdeärmeren Horn- 
blende; die grosse Menge des Kalks dagegen möchte zum Theil 
Infiltrationsproduct sein, da hier fast 4% Kohlensäure gefunden 
wurden, die wohl an Kalk gebunden waren. Die grosse Menge 
Kohlensäure in diesem Gestein ist jedenfalls sehr auffällig, einmal 
weil die dortigen Diorite selbst im offenbar verwitterten Zustande 
entweder gar keine Kohlensäure oder nur Spuren davon enthalten, 
dann aber weil das fragliche Gestein in jeder Beziehung den 
Eindruck eines frischen, unverwitterten macht. Wenn gleichwohl 


655 


hier im Gegensatze zu fast allen anderen Gesteinen eine so nam- 
hafte Menge von Kohlensäure oder kohlensaurem Kalke vorkommt, 
so kann die hauptsächlichste Ursache nur in einer mehr oder 
weniger localen Infiltration gesucht werden, dass hier Gewässer 
beladen mit Kalk vorhanden sein müssen, ergibt sich aus der 
Umwandlung der Hornblende in Glimmer. Dass aber ganz be- 
sonders in der Nähe des Gesteins No, 14 kohlensaurer Kalk in 
wässeriger Lösung mit den dortigen Gesteinen in Berührung ge- 
wesen ist, dafür fand ich den Beweis in einem etwa 2 Linien 
dicken Kalkspathtrumme, welches ich in dem das Hangende von 
No. 14 bildenden, sehr stark zersetzten und von kohlensaurem 
Kalke selbst ganz durchdrungenen Feldspathgesteine (feldspath- 
reicher Dioritgneiss) gefunden habe. Hier ist offenbar der koh- 
lensaure Kalk das Verwitterungsproduct des Feldspathgesteins und 
ebenso, wie diess in den Spalten und Klüften dieses Gesteins 
selbst zum Absatze kam, konnte es auch den liegenden Gesteins- 
massen zugeführt und auf deren feinsten Spältchen abgesetzt 
werden. 

Berechnet man daher die ganze in No. 14 vorhandene Koh- 
lensäuremenge (3,8400) als kohlensauren Kalk (8,73%0), zieht 
die mit Kohlensäure verbundene Kalkmenge von dem Kalk der 
Analyse No. 14 und den ganzen kohlensauren Kalk von der 
Summe aller Bestandtheile ab, dann erhält man, wenn man wieder 
auf 100 berechnet, die Zusammensetzung des kalkspathfreien Ge- 
steins: 


Kieselender >. . . „..152:41,02:610, 
Duoneuder 0.0 .=2..8.2 02.41.17 „ 
SEND ee 5 
Bisenoxydul''i 2 „SNm22. 276 ) 
Kupfezesya ri nasllanl. 203829013 „ 
Kalkerdei 5. ana io san 06, 
Maus 0. 02 ,.00.60, 
Bee... .- :%ab, 
Naklon rar ee. AD, 
Wasser . ‚1Q5SOR,, 

100,00 „. 


Hierdurch erhält diess Gestein eine weit saurere Beschaffen- 
heit. Diess steht auch mehr im Einklange mit seinem Gehalt an 
Quarz und Orthoklas und könnte die Veranlassung sein, es den 


656 - 


Syeniten zuzuweisen. Gleichwohl kann es durch Annahme dieser 
Zusammensetzung nicht aus der Reihe der Dioritgneisse heraus- 
gerissen werden, denn die im Folgenden aufgeführten Gesteins- 
analysen werden zeigen, dass diese sowohl, wie auch No. 14, in 
der umgerechneten Form nur einzelne, zufällig herausgegrif- 
fene Glieder einer Kette sind, die in ihrem Verlaufe einer all- 
mählich fortschreitenden Veränderung unterworfen ist. 


Das Gestein No. 14 würde noch weit saurer erscheinen, 
wenn die Hornblende nicht so entschieden gegen die Feldspathe 
vorherrschte. Es mögen auch solche Abänderungen von No, 14 vor- 
kommen, in denen sich Hornblende und die Feldspathe das Gleich- 
gewicht halten, und diese würden dann jedenfalls noch saurer 
sein, wie das vorliegende Gestein; ich entsinne mich indessen 
nicht, sie dort in grösserer Ausdehnung beobachtet zu haben. 


No. 15. Feldspathreichere Schicht aus einem Dioritgneiss aus 
den Steinbrüchen hinter der Rothenburg. 

Lagen- oder schichtenweise geordnetes und in Folge dessen 
abwechselnd röthlich und grünlich schwarz gestreiftes Gemenge 
der Thonerde- und der Eisenmineralien. Jede Schicht ist aber. 
selbst wieder schwach gestreift, indem die einzelnen Gemeng- 
theile mitunter streifenweise geordnet sind Indessen bestehen 
die röthlichen Schichten nicht lediglich aus Feldspathen, es sind 
ihnen auch kleine Mengen von Magneteisen, Hornblende und 
Glimmer beigemengt, während die dunkeln Streifen immer noch 
reichlich Feldspath enthalten. 


Vorherrschend ist hier Orthoklas von röthlicher bis weisser 
Farbe und lebhaftem Glasglanze, spärlich beigemengt ist ihm hell- 
grünlichweisser bis weisser Kalknatronfeldspath, dessen gestreifte 
Spaltflächen ebenfalls stark glänzend sind. Die schwarze, fasrige 
Hornblende ist durchdrungen von Magneteisenkörnchen, die aber 
auch selbstständig zwischen den Feldspathen sichtbar sind: Kleine 
Glimmerblätichen kommen nur sehr vereinzelt vor, Quarz war 
nicht zu finden. 

Das ganze Gestein ist magnetisch und sieht sehr frisch aus. 
Zur Analyse wurde vorzugsweise eine breite helle Schicht ge- 
nommen. 


657 
Spec. Gew. bei 20° C. =: 2,66. 


Sauerstoff. 
Kieselerde . . 60,93 .. 32,496 
Thonerde, . . 1854... a 
Eısenoxyd . : 294,..0c0 Bet 
Eisenoxydul . . 2,24 . 0,498 
Manganoxydul . Sp. 
Kalkıı 9 eier | 1,59:4+2...0,453 3,378 
Magnesia. . . 0,49 . 0,196 
Kalı ..:,...,. 6,99 ., , 1.078 
Natron -.7. . 4.40 . 1u10s 
Strontiian . . Sp. 
Baryı ...0..00 Sp: 
Wasser . . . 1,26 
98,44 


Sauerstoff-Quotient = 0,3940. 


Die Zusammensetzung dieses Gesteins kommt derjenigen 
des Orthoklases oder einer Mischung von diesem mit Kalknatron- 
feldspath so nahe, dass man es als ein Feldspathgestein bezeich- 
nen kann, dessen Kieselerdegehalt denjenigen der typischen Dio- 
ritgneisse namhaft übersteigt. 

Oft ist in diesen gestreiften Gesteinen die Anordnung der 
beiden Feldspathe derart, dass in den hellen Schichten vorzugs- 
weise Orthoklas auftritt, während in den dunkleren vorzugsweise 
der Kalknatronfeldspath neben der Hornblende sich ausgeschieden 
findet. Dieser Umstand ist, wie mir scheint, von grösster Wich- 
tigkeit für die richtige Deutung der so wechselvollen Zusammen- 
setzung der Dioritgneisse. 

Es besitzen nämlich diese Feldspathgesteine eine bedeutende 
Ausdehnung innerhalb des Verbreitungsbezirkes der Dioritgneisse. 
So besteht aus solchem ein grosser Theil des Vorsprungs zwi- 
schen dem Bernthale und dem Steinthale. Von Zeit zu Zeit be- 
obachtet man aber immer wieder eine Zwischenlagerung dunk- 
lerer, hornblendereicher Gesteine, die als feldspathigen Gemeng- 
theil vorzugsweise Kalknatronfeldspath enthalten. Ich kann dess- 
halb in dem massenhaften Vorkommen solcher feldspathreichen 
Dioritgneisse zwischen den hornblendereicheren Gesteinen weiter 
nichts erkennen, als eine Wiederholung im Grossen von dem, 
was man im Kleinen an Handstücken beobachten kann. Man 


kann diess auch sehr schön an dem Fundorte des vorliegenden 
Jahrbuch 1867. 42 


658 


Gesteins verfolgen, wenn man sieht, wie einzelne Streifen mit- 
unter eine so bedeutende Mächtigkeit erlangen, dass man ver- 
sucht wird, sie für selbstständige Gesteinsglieder zu halten. Man 
wird aber von dieser Ansicht wieder zurückkommen, wenn man 
beobachtet, wie sich Schichten von derselben Zusammensetzung 
in verkleinertem Maassstabe Hunderte von Malen als Zwischen- 
lagerung zwischen anderen Schichten wiederholen, von denen 
sie sich nur durch das Vorwalten gewisser Mineralien unter- 
scheiden, die in jenen Schichten nur untergeordnet auftreten. 


No. 16. Feläspathgestein (Dioritgneiss) aus den Steinbrüchen des 
Bernthals. 

Mittel- bis kleinkörniges Aggregat von Feldspathen mit we- 
nig Hornblende. Die Hauptmasse besteht aus röthlichgelbem Or- 
thoklas. Dazwischen liegen stark glänzende, weisse Kalknatron- 
felispathe, schwarze, glänzende Hornblenden mit eingesprengtem 
Magneteisen und sehr vereinzelte Quarzkörnchen. 


Spec. Gew. bei 20° C. = 2,65. 


Sauerstoff. 

Kieselerde . . . .:65,594°. . 34,954 
Thonerdo. ne 1.0. m Soul 
ne. 
Eisenoxydul .. . „ 101°... 0,224 
Manganoxydull . . Sp. 
Kalk. 7.0 20 la 0 be 
Mean ae 
Kalır san VNA ee. OR To 
Natron . 7. an. MARS 
Wasser . . 2 2 ..0,69 

99,29. . 


Sauerstoff-Quotient — 0,3438. 


Auch bei diesem Gestein ist die Annäherung an die Zusam- 
mensetzung des Orthoklases unverkennbar; ist ja doch das Sauer- 
stoffverhältniss demjenigen des Orthoklases fast gleich. Zugleich 
stellt diess Gestein ein noch saureres Glied der Reihe von Ge- 
steinen dar, die sich den Dioritgneissen anschliessen. 

Der hohe Natrongehalt deutet auf das Vorhandensein einer 
grossen Menge von Kalknatronfeldspath oder, da offenbar Ortho- 
klas hier vorherrschend ist, darauf, dass dieser sehr reich an 
Natron sein muss. 


659 


No. 17. Feldspathgestein (Dioritgneiss) aus den Steinbrüchen 
hinter der Rothenburg. 

Sehr frisch aussehendes, mittelkörniges Gemenge von vor- 
herrschendem Kalknatronfeldspath und Orthoklas , beide weiss 
oder farblos, beide sehr lebhaft glänzend, ersterer von letzterem 
nur durch die Zwillingsstreifung zu unterscheiden. Quarz findet 
sich in hellgrauen, stark fettglänzenden, unregelmässigen Aus- 
scheidungen zwischen den Feldspathen. Schwarzer Glimmer findet 
sich sehr sparsam in dünnen, kleinen, parallelen Blättchen, wo- 
durch die schwache Gneissstructur hervorgebracht wird, die vor- 
zugsweise auf dem Querbruche in Wellenlinien sichtbar ist. Dass 
auch hier der Glimmer aus Hornblende entstanden ist, dafür fin- 
den sich mehrfache Andeutungen. Magneteisen und Titanit sind 
nur sehr vereinzelt sichtbar. 

Das ganze Gestein hat eine bedeutende Mächtigkeit, bildet 
aber höchst wahrscheinlich nur eine feldspathreiche Schicht im 
Dioritgneiss, auf welche hornblendereiche, basische Schichten 
folgen. 


Spec. Gew. bei 20° C. = 2,66. 


Sauerstoff. 

Titansäure . © ...0 
Kieselerde . ..; .„..20.95 ..,34839 a. else. 4,6 
Ahonerde _. ,. . 14.7 . ‚6,896 Aa. 
Eisenoxyd . . . 2,82 . 0,846 
Kalkerdee . . . . 2,10 . 0,600 
Magnesia. 2... 040 .. 0,160 i 
Kali. 2.02 1384 4.5110,482 ma 
Natron: on. 220444463 4,19 
Bayylacy 2) en SD: 
Strontian . '. Sp. 
Einhione\. 0.000,03 Sp. 
Phosphorsäure . Sp. 
Wassebis: sur 114 

99,55 


Sauerstofi-Quotient = 0,2690. 


Diess Gestein ist noch saurer als die vorhergehenden. Sein 
Sauerstoffverhältniss —= 0,94 : 3 : 14,6 deutet auf das Vorhanden- 
sein einer nambaften Menge von freiem Quarz. Eine solche Zu- 
sammensetizung kommt nur bei Gesteinen vor, die Quarz als we- 
sentlichen Gemengtheil enthalten, sie entspricht fast vollständig 

42 * 


660 


derjenigen, welche bei mittelsauren Graniten oder Gneissen ge- 
funden wird. Man wird desshalb im Handstücke und nach der 
Analyse das Gestein für Granit oder für echten Gneiss halten 
müssen, wenn nicht in der Natur der Zusammenhang mit den 
Dioritgneissen vorhanden wäre, der diesem Gesteine eine andere 
Stellung gibt, indem es ein sehr saures Glied der Gesteinsreihe 
bildet, deren Anfangsglied von den orthoklasfreien Dioritgneissen 
gebildet wird. 

Auch bei diesem Gestein ist der Reichthum an Natron sehr 
hervortretend und steht im Einklang mit dem offenbaren Vor- 
herrschen des Kalknatronfeldspaths gegen den Orthoklas. 


Aus vorstehender Reihe von Analysen ersieht man, dass die 
Titansäure ein häufig vorkommender Bestandtheil dieser Gesteine 
ist, ja wahrscheinlich in allen Abänderungen, wenn auch oft nur 
in Spuren vorhanden sein wird. Es ist wahrscheinlich, dass 
diese Titansäure ursprünglich der Hornblende angehört hat, ja 
zum Theil noch jetzt einen Bestandtheil derselben bildet, dass 
aber ein Theil dieser Säure, vielleicht während der Umwandlung 
in Glimmer, fortgeführt und in Verbindung mit Kieselerde und 
Kalk als Titanit wieder abgesetzt worden ist. 

Strontian ist in fast allen dortigen Gesteinen in Spuren 
nachgewiesen worden; es ist diess ein neuer Beweis von der 
weiten Verbreitung dieses Körpers. Auch Baryt. ist hier mehr- 
mals gefunden worden, indessen nicht so oft wie Strontian. 
Noch seltener waren Spuren von Lithion zu entdecken. Von 
Cäsion und Rubidion konnten auch nicht die kleinsten Spuren 
nachgewiesen werden. 

Auch die Phosphorsäure gehört zu den nur spurenweise 
vorkommenden Bestandtheilen der Dioritgneisse und Diorite. Nur 
selten war ihre Menge so gross, dass sie quantitativ bestimmt 
werden konnte. Es ist dalıer auch ‘das Vorkommen phosphor- 
säurehaltiger Mineralien ausgeschlossen. 

Auf Fluor babe ich die verschiedensten Abänderungen un- 
tersucht, aber nirgends eine Spur davon finden können. Es ist 
diess desshalb auffallend, weil Hornblende und Glimmer sonst 
gewöhnlich Fluor zu enthalten ‚pflegen. Ä 


661 


Kupfer ist nur spurenweise gefunden worden und nur selten 
war es in so namhaften Mengen vorhanden, dass es bestimmt 
werden konnte. Auch dieses Metall stellt sich als ein sehr ver- 
breitetes dar, seitdem man bei den Gesteinsanalysen mehr Rück- 
sicht auf seine Anwesenheit genommen hat. 

Stell man die Analysen aller im Vorstehenden beschriebe- 
nen Dioritgneisse zusammen, so ergibt sich, dass ihre Zusam- 
mensetzung eine ausserordentlich wechselnde ist und dass dieser 
Wechsel Hand in Hand geht mit demjenigen der mineralogischen _ 
Constitution. Die vorzugsweise aus Hornblende und Kalknatron- 
feldspath bestehenden Abänderungen sind die basischsten, mit 
dem Hinzutreten des Orthoklas und der Verminderung der Horn- 
blende nimmt der Gehalt an Kieselerde und zum Theil auch an 
Kali zu, der Gehalt an Thonerde, Eisen, Kalk und Magnesia aber 
ab. Merkwürdiger Weise bleibt der Natrongehalt sehr constant 
oder schwankt wenigstens nur zwischen engen Grenzen. 

Innerhalb der Dioritgneisse werden wohl alle Kieselerdege- 
halte zwischen 53 und 7100 vorkommen. Die durch diese Gesteine 
dargestellte Reihe wird eine noch vollständigere, wenn man als 
basischstes Anfangsglied den grosskörnigen Diorit No. 10, als sauer- 
stes Endglied den Ganggranit No. 1 annimmt. Es sind also in dem 
kleinen Raume, der von den Dioriten und Dioritgneissen einge- 
nommen wird, fasi alle Gesteinsmischungen vertreten, die bei 
krystallinischen Gesteinen gewöhnlich aufzutreten pflegen. Ver- 
gleichi man sämmtliche vorstehenden Gesteinsanalysen mit den 
von Bunsen’s Theorie der Gesteinsmischung geforderten Zahlen, 
so findet man, dass No. 10 noch unter die normalpyroxenische 
Zusammensetzung herabgeht und einen dem entsprechenden höhe- 
ren Gehalt an Eisenoxydul, Thonerde und Kalk, sowie einen um 
so niedrigeren Gehalt an Alkali aufweist; dass ferner der Gang- 
granit No. 1 mit der normaltrachytischen Zusammensetzung über- 
einstimmt, während die Dioritgneisse No. 11, 12, 13, 15, 16 
und 17 sich mehr oder weniger denjenigen Zusammensetzungen 
nähern, die nach der Bunsen’schen Theorie aus dem Zusammen- 
schmelzen von 1 Theil trachytischer mit mehr oder weniger py- 
roxenischer Substanz hervorgehen. 

Die Vergleichung aller Analysen ergibt aber auch, dass der 
grosskörnige Diorit No. 10 durch eine weite Kluft von den ba- 


662 


sischsten Dioritgneissen getrennt ist, dass er sich also auch in 
Bezug auf die chemische Zusammensetzung als eine besondere 
Abtheilung der dortigen Gesteine herausstellt. 

Aus der mineralogischen Beschreibung der Dioritgneisse, 
sowie aus ihrer chemischen Zusammensetzung ergibt sich, dass 
das Gestein in seiner ganzen Masse aus einer Wechsellagerung 
mehr oder weniger basischer und saurer Gesteinsglieder besteht, 
die regellos über oder neben einander abgelagert und oft scharf 
von einander getrennt, ebenso oft aber auch derart mit einander 
verknüpft sind, dass entweder bei im Übrigen scharfer Trennung 
der Schichten, einzelne Mineralindividuen in zwei Schichten her- 
einragen, also auch beiden angehören, oder dass die verschie- 
denen Schichten so allmählich und so vollständig in einander 
übergehen, dass nirgends eine bestimmte Grenze gezogen wer- 
den kann. 

Die mineralogische und chemische Verschiedenheit der Dio- 
ritgneisse, sowie die örtliche Trennung der einzelnen Glieder in 
verschiedene Schichten könnte die Veranlassung sein, sie ver- 
schiedenen Gesteinen zuzutheilen. Wer es für eine Hauptauf- 
gabe der Geognosie hält, die in der Natur vorkommenden Ge- 
steine zu systematisiren und in irgend einer Gebirgsart unterzu- 
bringen, der mag No. 11, 12 und 13 zu den Dioriten, No. 14, 
15 und 16 zu den Syeniten und No. 17 zum Gneisse rechnen. 
Man reisst aber damit die einzelnen Glieder aus ihrem natürlichen 
Zusammenhange. Wenn man consequent sein wollte, dann müsste 
man auch sagen, ein Theil dieser Gesteine bestände aus einem 
Schichtensysteme von Hornblendeschiefer, Quarzfels, Feldspath- 
gestein und Gneiss etc., wenn in einem Handstücke wie No. 12 
die einzelnen Gemengtheile lagenweise geordnet sind. 

Wenn man an Ort und Stelle beobachtet, dass die Verhält- 
nisse, wie man sie im Kleinen an Handstücken wahrnehmen kann, 
sich in immer grösserem Maassstabe entwickeln, wie die Schich- 
ten, deren Mächtigkeit man am Handstücke nach Zollen misst, 
dort nach Fussen gemessen werden können, dann fühlt man, 
dass man der Natur Zwang anthut, wenn man die einzelnen 
Glieder des Schichtensystems auseinanderreisst. Man wird dann 
zu der Ansicht kommen, dass die Dioritgneisse als ein zusam- 
mengehörendes Ganzes aufgefasst werden müssen, dessen ein- 


ei 


663 


zelne Glieder und Bestandtheile sowohl im Kleinen wie im Gros- 
sen in Schichten von der verschiedensten Mächtigkeit sehr man- 
nichfaltig vertheilt und geordnet sind, so dass in buntem Wechsel 
in einer Lage mehr die sauren, in einer anderen Lage mehr die 
basischen das Übergewicht haben, in einer dritten endlich sich 
beide mehr oder weniger das Gleichgewicht halten. Mögen hier 
auch häufig einzelne Lagen scharf von den übrigen geschieden 
sein, so wird man doch für die verschiedenen Gesteinsarten, 
denen man die einzelnen Abänderungen zutheilen könnte, nir- 
gends bestimmte Grenzen ziehen können. * 
Clausthal, im Februar 1867. 


” Von den im Vorstehenden beschriebenen Gesteinen ist eine Auswahl 
der charakteristischsten Handstücke bei Bergmann Lupwıs Mücsz in Claus- 
thal zu haben. 


En 


Kurze Notiz über die Gliederung der sächsischen und 
bayerischen oberen Kreideschichten 


von 


Herrn Bergrath Dr. &ümbel 


ın München. 


Die unzweideutige Übereinstimmung der bei Regensburg 
abgelagerten Schichten der oberen Kreideformation (über dem 
Galt) mit den Gebilden in Böhmen und Sachsen ebensowohl in 
petrographischer, wie in paläontologischer Beziehung haben mich 
zu einem Ausfluge in die beiden genannten Kreidegebiete ver- 
anlasst, um an Ort und Stelle über diese Verhältnisse weitere 
Untersuchungen anzustellen. Dank der liebenswürdigen Belehrung 
und kundigen Führung meines verehrten Freundes Prof. GEınIıTzZ 
bin ich hier in Sachsen zu Ergebnissen gelangt, welche ein all- 
gemeines Interesse vielleicht dadurch gewinnen dürften, dass sich 
nicht nur mit grosser Sicherheit gewisse Horizonte in der Schich- 
tenreihe feststellen und die Übereinstimmung in den drei ge- 
nannten Kreidegebieten erkennen liessen, sondern auch die wich- 
tige Frage über die Stellung und Deutung der durch Prof. Nau- 
MANN zuerst in ihrer grossen Bedeutung richtig erkannten soge- 
nannten Zwischenschichten bei Rotiwernsdorf und Gross-Cotta 
sich bestimmt beantworten lässt. 

Die Kreide-Ablagerungen in Sachsen, Böhmen und im 
ausseralpinen Bayern beginnen merkwürdiger Weise ganz 
übereinstimmend mit einer Fluth- und Süsswasserbildung, welche 
vorhandene Unebenheiten und Klüfte des Untergrundes ausfüllend 
keine allgemeine Verbreitung gewinnen, sondern nur local auf- 


665 


treten, wie z. B. in Sachsen bei Niederschöna, in Böhmen bei 
Peruz, Libenz, bei Regensburg am Schutzfelsen. Es sind diess 
Pflanzenreste führende Sandsteine und Lettenschieferlagen. — 

Über dieser localen Bildung beginnt eine Schichtenreihe, 
welche theils in Form eines gelblichweissen Sandsteins oder von 
breccienartiger Lagen und nach oben als dünnschieferiges Mer- 
gelgestein entwickelt ist. Vielleicht vertritt stellenweise ein den 
Untergrund unmittelbar überdeckendes und gleichfalls oft die 
Klüfte ausfüllendes Trümmergestein die oben erwähnten, pflanzen- 
führenden Schichten, wie das Gestein des sog. Koschützer Mu- 
schelfelsen und die Trümmermergel am hohen Stein bei Plauen. 
Ebenso local ist das Vorkommen von glaukonitreichen Lagen 
oder sog. Grünsandstein. Alle diese Schichten bilden ein ge- 
schlossenes Ganze, welches nach der sächsischen Bezeichnungs- 
weise als Unterer Quader aufzufassen ist und im Einzelnen 
aus dem unteren Quadersandstein und dem unteren Pläner 
mit jenen Kluftausfüllungen und Muschellagern zusammengesetzt 
ist. Ganz ähnlich gliedern sich die Schichten in Böhmen und 
Bayern. Pecien aequicostatus, P. asper, Inoceramus striatus, 
Ammonites Mantelli, Cidaris Sorigneti, Ostrea biauriculata, O. 
carinata, neben Exogyra Columba und Radioliten, und viele 
andere organische Einschlüsse sichern diesen Ablagerungen ihre 
Parallelstellung unter sich und mit den Schichten des oberen 
Grünsands in England, wie der glaukonitischen Kreide (Rouen- 
Mons) in Frankreich. (Genomanstufe). 

Über diesem Complex erhebt sich eine neue Schichtenreihe, 
von der Unterlage durch eine thonige Zwischenlage getrennt, 
welche in zweifacher Weise petrographisch entwickelt ist. _Mehr 
gegen N. und NW. erscheinen sandige und thonige mergelige 
Schichten in Form von Plänersandstein und Plänermergel, 
und in S. und SO.-Richtung als ein mächtiges, mergeliges, feines, 
gelblichweisses, graulich geflecktes Sandsteingebilde (Bildhauer- 
Sandsteine), das man bisher zum unteren Quadersandsteine ge- 
zogen hatte. Seine Lage über dem unteren Plänermergel, welche wir 
in einem Steinbruche bei Rottwernsdorf in der Schlucht des 
Lohmgrundes, rechte Seite, unzweideutig beobachteten, seine pe- 
trographische Beschaffenheit, welche gewisse Anklänge an den 
typischen Plänersandstein nicht verkennen lässt und endlich das 


666 


massenhafte Auftreten von Jnoceramus labiatus (= mytiloides) 
und der Pinna decussata einerseits, das Fehlen der charakteri- 
stischen Arten des eigentlichen unteren Quadersandsteins ander- 
seits lassen keinen Zweifel über die Richtigkeit dieser Stellung 
übrig. Dieses mächtige Sandsteingebilde, das man »Labiatus- 
Sandstein«, besser »Mittelquader - Sandstein« nennen 
könnte, wird in einer Reihe von grossen Steinbrüchen von Pirna 
aufwärts im Thale der Gottleube bis gegen Cotta und in den 
Umgebungen von Gross- und Klein-Cotta abgebauet. Der Sand- 
stein wird nach oben nach und nach thoniger, mergeliger und 
kann in diesen Lagen nicht mehr für Ornamentik verwendet 
werden. 

Diese hangendsten Mergelgesteine liegen als Abraum zu- 
höchst oben in den Steinbrüchen und bewirken in der Terrain- 
form wegen ihrer leichteren Zerstörung eine sanft geneigte Fläche 
oberhalb der durch den unten liegenden Sandstein erzeugten Stein- 
terrasse. 

Untersucht man nun von dieser Sandstein-Bildung aufstei- 
gend das zunächst darauf gelagerie und entblösste Gestein, so 
finden wir dasselbe in Form eines kalkigen, dünn- und un- 
regelmässig geschichteten Sandsteins erfüllt von Glaukonit- 
körnchen und stellenweise mit putzenförmigen Ausscheidungen 
von glaukonitreichem, dunkelgrauem Kalk. Das Gestein macht 
sich überdiess leicht kenntlich durch weisse Streifen und Flecken, 
welche dasselbe quer durchziehen. Es sind diess dieselben glau- 
konitreichen Schichten, die Herr Prof. GEmitz vielfach erwähnt 
und angetroffen hat, z. B. an der Walkmühle bei Pirna, in der 
Schlucht bei der Brauerei in Pirna, am oberen Ende des Dorfes 
Copitz, Pirna gegenüber, im Dorfe Goes und bei Gross- 
Cotta. 

Die petrographische Ähnlichkeit des Gesteins mit dem sog. 
Grünsandstein von Mallnitz und Laun in Böhmen und der 
Glaukonitbank auf der Kagerhöh und im Eisbuckel bei Regens- 
burg ist so gross, dass Gesteinsproben von diesen verschiedenen 
Localitäten nicht unterschieden werden können. Auch die orga- 
nischen Einschlüsse sind vollständig übereinstimmend. Rhyncho- 
nella vespertilio (alata), Magas Geinitzi, Arca glabra, Pleuro- 
tomaria linearis, Crassatella regularis. Wir wollen diese so 


667 


höchst charakteristische Grünsandsteinbildung den »Copitzer 
oder Cottaer Grünsandstein“ nennen — in Böhmen sind 
es die Mallnitzer Schichten. Sie stehen sehr schön an dem 
Wege an, der von Neundorf aufwärts nach Krietzschwitz führt, 
und werden unmittelbar von grauen, zum Theil festen Mergel- 
und Kalkbänken überlagert, welche den Strehlener Schichten sehr 
ähnlich sind. Eine Schlucht zunächst am Dorfe Krietzschwitz 
hat uns die unmittelbare Überlagerung beider Schichtenreihen 
in deutlichster Entiblössung gezeigt. Eine Reihe von Versteine- 
rungen, die wir hier sammelten, Inoceramus Brongniarti, Ostrea 
lateralis, O. hippopodium, Pecien membranaceus, P. Dujardini, 
Spondylus spinosus, Arca glabra, Pleurotomaria linearis u. a., 
beweist die Identität mit den Strehlener Schichten, welche mit- 
hin, genau so wie in Böhmen, unmittelbar über den Mallnitzer 
Schichten, in Sachsen über dem Copitzer Grünsande ihre Stelle 
einnehmen. 

Diese Schichten werden nach oben sehr thonreich und mer- 
gelig. Ein eben gegrabener Brunnen im oberen Theile des Dorfes 
Krietzschwitz ergab nun noch weiter, dass das aufgelagerte dun- 
kelgraue Mergelgebilde voll von in Brauneisenstein übergeführtem 
Schwefelkies ferner den Baculitenschichten entspricht. Diese 
Baculitenschichten aber bilden unzweideutig die Unterlage des 
die Höhe gegen das Elbihal krönenden Sandsteins, welcher 
mithin auf den Baculitenschichten aufruht. 

Dieser Sandsiein, Schritt für Schritt verfolgt, senkt sich ab- 
wärts zum Elbthale und bildet die mächtigen Felsen des Elb- 
grundes oberhalb Pirna, in welchen zahlreiche Steinbrüche ge- 
trieben werden. Es ist diess der obere Quadersandstein 
Sachsens. 

Die Schichtenreihe von dem Copitzer Grünsand durch den 
Mergelkalk (oder oberen Pläner) und die Baculitenschichten bil- 
den nun zusammen den Complex, den Herr Prof. Naumann zuerst 
als Zwischenlage zwischen oberem und unterem Quader bei Rott- 
wernsdorf entdeckt hatte, deren Stellung aber bis jetzt völlig un- 
bestimmt war. Es scheint mit der sicheren Einreihung dieser 
Zwischenschicht in die normale Reihe der Gesteinslagen und zwar 
als Strehlener und Baculitenschichten der Schlüssel ge- 
funden zu sein, der das Verständniss der Verhältnisse des säch- 


668 


sischen Quadersandsteins erschliesst. Diese Zwischenbildung ist 
dieselbe, welche an der Eisenbahn oberhalb Pirna bei Vogelge- 
sang aufgeschlossen , jetzt durch Stützmauern wieder verdeckt 
ist, und auch hier unzweideulig den oberen Quadersandstein 
unterteuft. 

Da nun die Strehlener und Baculitönschiehten dem Brong- 
niarti- und Salzberg- Mergel bei Quedlinburg genau ent- 
sprechen, so muss mithin der auflagernde obere Quader Sachsens 
ein noch höheres Niveau einnehmen und mit seiner Rhynchonella 
octoplicata, Janira quadricostata, Asterias Schulzei, Inoceramus 
Brongniari und J. Lamarcki dem Schichtencomplex der 
Schreibekreide mit Belemnitellen gleichgestellt 
werden. 

Wir erhalten mithin für die sächsischen Kreidebildungen fol- 
gende Gliederung und Anordnung: 

* 


IIb 


t 


N IIla 


AI 
N 
SC TTTTTNENNNG Ie 


a IS > x nen, 
| en Er ee N Ib 
EN = 


Grundgebirge. 


III. Obere Stufe: (Ober-Quader). 


b Oberer Quadersandstein mit Asterias Schulzei, Äquiva- 
lent der Belemnitellen-Schichten. 

a Baculitenschichten (oberer Quadermergel, oberer Pläner- 
mergel und Priesener Schichten in Böhmen). 


I. Mittlere Stufe (Mittel-Quader). 


| ce Strehlener Schichten (Plänerkalk, oberer Pläner in 
Sachsen, Hundorfer Schichten in Böhmen). 

| b Copitzer Grünsandstein (Mallnitzer Schichten). 

| a Mittel-Quadersandstein mit Inoceramus labiatus, mittler 

| Plänermergel und mittler Plänersandstein. 


669 


I. Untere Stufe (Unter-Quader). 


e Unterer Pläner und Serpula-Sand mit Ostrea carinata, 
OÖ. conica etc. 

b Unierer Quadersandstein und Grünsandstein mit Pecten 
asper, P. aequicostatus etc. 

a Muschelbreccie und Pflanzenschichten. 
Dresden, den 19. Juni 1867. 


Über missbildete Steinsalz-Krystalle 


von 


Herrn Dr. Friedrich Scharff. 


In dem Jahrgang 1862 des Journals für pr. Chemie von 
Erpmann und WerTHeR, S. 420, hatte Herr Prof. v. Koserr über 
merkwürdige Steinsalz Krystalle berichtet, welche rhomboeder- 
artig auf einer Kluft von gypshaltigem Salzthon des verlassenen 
Zweibrücken Sinkwerks in Berchtesgaden sich gefunden. Bei 
einem späteren Besuche dieses Orts hatte ich vergeblich gehofft, 
ähnliche Krystalle zu erhalten, es waren keine mehr vorhanden; 
doch waren zwei andere Vorkommen mir interessant. Einmal 
die mehrbesprochenen, fleischrothen Steinsalzwürfel, zum Theil 
weiss bekrustet durch fasrigen Fortbau oder Aufsatz, die Flächen 
uneben, die Kantenwinkel verzogen, bis zu 78° zugespitzt, die 
Spaltflächen gebrochen und geknickt, federartig gestreift. Die 
Krystalle, von 10=® und darüber, lagen eingeschlossen in einem 
grauen, glimmerigen, thonigen Sandstein. Bei diesen und ähn- 
lichen verschobenen Würfeln hat man vermuthet, dass sie im 
Zustande einer gewissen Weichheit einen Druck erlitten. Ich 
kann mich dieser Deutung nicht anschliessen, schon aus dem 
Grunde nicht, weil die Krystallflächen nicht gleichgerichtet sind 
mit den Spaltflächen; auch wird man vergeblich weiche Steinsalz- 
Krystalle suchen; selbst bei rascher Verdampfung in der Sied- 
pfanne sind die trichterförmigen Krystallbildungen fest und spröde. 
. Aus der starken Soole von Reichenhall bilden sich blumige Kry- 
ställchen, fast mehlig, schneeweiss, leicht sich ballend. Auch 
diese können nicht als »weiche« bezeichnet werden; nicht der 
einzelne Krystall, nur die Gesammtmasse fügt sich dem Drucke. 


671 


Eine andere Bildungsweise konnte tief in der Grube, an dem 
feuchten Gebälk der Soolenleitung beobachtet werden. Eine 
grosse Menge Steinsalzwürfel, bis zu 8 und 10”, waren dem- 
selben aufgewachsen, besonders an Holzfasern und Splittern hat- 
ten sie sich festgesetzt, regellos, einzeln und in Gruppen, die 
Axenrichtung durchaus verschieden, zum Theil unvollständig ge- 
eint. Mit der Hand waren sie leicht herabzustreichen. Da die 
Krystalle beim Entstehen auf der Oberfläche der runden Balken 
und der Holzfasern eine sehr verschieden gerichlete Haftstelle 
vorgelunden haben mochten, ist es bei den herangewachsenen 
Krystallen nicht mehr zu bestimmen, mit welcher Fläche oder 
Kante das Aulwachsen ursprünglich geschehen ist. Beim Grösser- 
werden stiessen und wuchsen sie in der verschiedensten Weise 
zusammen. War die Axenrichtung nicht allzusehr abweichend, 
so fand eine Einung statt, welche zuweilen in gebogenen oder 
geknickten Flächen sich nachweisen lässt, oder in braunem Kry- 
stallkern, oder in milchiger Streilung. 

Die Krystallforın zeigt fast durchgehend den rechten Winkel; 
bei einigen wenigen Geslalten scheint derselbe sich etwas zuzu- 
spitzen; meist aber sind die Axen von ungleicher Länge, die 
Würfel säulen- oder tafelförmig erstreckt, dabei scharfkantig, 
durchsichtig, die Flächen eben, vollständig erfüllt, unregelmässige 
Vertiefungen auf der Mitte der Würfelflächen nur wenige. Auf- 
fallend ist das häufige Vorkommen von pyramidalen Gestalten. 
Auf einem rechtwinkligen, mehr oder weniger tafelförmigen Sockel 
sind kleine Tafeln aufgestaffeli, zuweilen nur eine einzige, auf 
welcher ein schlankes Säulchen sich erhebt, meist aber eine 
ganze Reihenfolge zur Pyramide steil aufgebaut (s. Fig. 2—6, 
12). An solchen Pyramiden fehlt gewöhnlich die scharfe Aus- 
bildung der Treppenkanten, während die Basis stets gut herge- 
stellt ist. Zuweilen zeigt sich eine bevorzugte Thätigkeit des 
Krystallbaues in verschiedener Richtung, ein Vorstreben aufwärts 
— wenn die Bezeichnung erlaubt ist — nach dem Gipfel der 
Pyramide, und auch abwärts von der Basis aus in der Form klei- 
ner Säulchen oder Thürmchen, oder eines geschlossenen, brust- 
wehrartigen Vorbaues (s. Fig. 8—11). Ganze Tafeln bildlicher 
Darstellungen könnte man zeichnen, wie dieses Aufsetzen oder 
Fortbilden statthabe, regelmässig treppenförmig, pyramidal an- 


672 


steigend, auf einer Seite der Basis stehend, einzelne Schichten 
oder Tafeln verkürzt, zurücktretend, mit einspringenden Winkeln. 
Die Fig. 1, 2, 6, 10 geben einige wenige Beispiele; Fig.7 stellt 
einen Krystall dar, welcher an und um eine Holzfaser sich ge- 
bildet. 


Um vielleicht über die Art und Weise des Aufwachsens ge- 
nauere Mittheilung zu erhalten, wandte ich mich nochmals brief- 
lich an Herrn Obersteiger MEıtLinser, welcher die Freundlichkeit 
hatte, ein Stück Holz, etwa 1’ lang, 3’ breit und 2° hoch, mir 
einzusenden. Dasselbe hatte längere Zeit in der Soole gelegen, 
war auf der oberen Fläche dicht mit Steinsalz-Krystallen von 4 
bis 6%® bekrustet, weit weniger unten, daselbst nur auf den 
Ecken und Kanten. Von den ebenfalls in die Soole eingetauch- 
ten Seitenflächen waren die längeren, nach den Fasern des Hol- 
zes gerissenen, nur wenig mit körnigem Steinsalze bekrustet, 
die kurzen Seitenflächen aber zeigten auf dem Durchschnitt des 
Holzes gar keine Krystallbildung. Die meisten Krystalle waren un- 
gefähr in der Richtung einer Würfelfläche aufgewachsen, die Pyra- 
miden mit der breiteren Basis, doch war darüber keine Sicherheit 
zu erhalten, Würfel, welche den Holzfasern anhingen, waren von 
denselben in einer schief diagonalen Richtung gespiesst. Die dem 


673 


Holze oben aufsitzenden Krystalle waren weiss, glänzend, zum 
Theil schwarz punctirt, die unteren aber schmutzig braun. 

Im März dieses Jahres erhielt ich unerwartet noch ein ähn- 
liches Holzstück von Herrn Obersteiger MEıLınser zugeschickt, 
18” lang, 42‘ breit, 2” dick. Dasselbe hatte 18 Monate in 
einer Soole von 27°/, = 1,2045 spec. Gewicht gelegen; an einem 
ganz ruhigen Ort der Grube, bei einer Lufttemperatur von 8,9 
bis 9,00 R. war es auf der kleinen, 2' tiefen Soole frei umherge- 
schwommen, die reich mit Krystallen überzogene Fläche stets 
oben. Die 4 bis 5®® haltenden Steinsalzwürfelchen hatten sich 
besonders auf den am höchsten aufragenden Holztheilen gedrängt, 
auf der ünteren Fläche waren nur wenige vorhanden, kleinkör- 
nig, staubig. Die Aufwachsfläche war zum Theil eine Fläche 
O0, vielfach aber war der Krystall in anderer Richtung auf- 
gewachsen. Es fanden sich Würfel, Tafelbildungen, säulige Ge- 
stalten, einzelne und geeinte Krystalle, zum Theil bei etwas ab- 
weichender Axenstellung unvollkommen, nicht in allen Theilen 
gleichgerichtet. Hie und da war an Krystallen ein muscheliger 
Bruch zu bemerken, wie auch beim Flussspath zuweilen er sich 
findet, nirgends aber Irisiren. Auch die milchig graue, diagonale 
Trübung im Innern war bei diesen Krystallen nicht sichtbar. 

Der Beachtung werth schien mir eine auf den Würfelflächen 
sich zeigende Parquetirung, eine Strichelung oder Streifung pa- 
rallel der schiefen Flächendiagonale, in Gruppen gehäuft, mehr 
oder weniger regelmässig. In Fig. 13, 14 ist eine etwas ver- 
grösserte, bildliche Darstellung versucht, in Fig. 15 die sehr 
schwache Erhebung auf einer Fläche. Die kleinen Flächen, welche 
zunächst den Würfelkanten über die Würfelfläche hin sich auf- 
bauen, spiegeln wohl der Kante entlang gemeinsam ein, sie sind 
aber nicht durchaus scharf begrengt und eben, so dass sie geo- 
metrisch bestimmt werden könnten. Auf einigen Krystallen könn- 
ten sie als Pyramidenwürfel, etwa 2000, gelten, auf anderen er- 
scheinen sie eher als eine gedrängte Häufung von 48-Flächnern. 
Die Pyramidenflächen sind rauh, spiegeln nicht, der 48-Flächner 
ist glänzend, aber nicht messbar, etwas abgerundet. Möglicher 
Weise ist diess bei ganz frischen Krystallen nicht der Fall. 
Reıcharpr hat im Jahrb. für Min. 1866, 3. Hft., 346 auch von 


Jahrbuch 1867. 43 


674 
Stassfurt auf Steinsalzwürfeln eine Combination mit 48-Flächnern 
beschrieben, ohne diese genauer zu bestimmen. 

Es konnte der sorgfältigen Beobachtung nicht entgehen, 
dass alle Steinsalz-Krystalle, welche 48-Flächner zeigten, von dem 
rechten Winkel mehr oder weniger abwichen; der stumpfere 
Eckwinkel gab ein verschiedenes Maass, ich fand ihn bis zu 93°; 
ebenso ergab ein spitzerer Winkel von 90° ab bis zu 87°. Es 
war dabei keineswegs immer eine Symmetrie zu finden, in der 
Weise, dass einem stumpfen Winkel diagonal gegenüber wieder 
ein stumpfer ausgebildet worden, vielmehr zeigten sich oft an 
derselben Kante zwei stumpfe Winkel, an einer benachbarten 
zwei spitze; s. Fig. 16, 17. An eine rhomboedrische Ausbil- 
dung ist also hier durchaus nicht zu denken, wie schon die recht- 
winklig stehenden Spaltflächen aufs Bestimmteste nachweisen. 
Der Krystall ist bei dem stumpfen Eck mit dem Bau zurückge- 
blieben, hat weder die Fläche noch die Kante ausgebildet. Es 
spiegeln daselbst viele kleine Flächen des 48-Flächners, eng ge- 
drängt, durch feine Furchen geschieden; sie gehen mehr oder 
weniger in die Gitterung der Würfelfläche über. Das spitzere 
Eck ist besser hergestellt, die Flächen daneben sind ausgefüllt. 
Liegen zwei spitzere Ecken an einer Fläche diagonal sich gegen- 
über, wie in Fig. 16, so ist die Diagonale ein wenig convex 
aufgebaut, ähnlich wie beim Flussspath von Münsterthal und von 
Zschoppau. 

Die grosse Übereinstimmung des Baues der beiden Minerale, 
des Steinsalzes und des Flussspaths, verdient hier wohl hervor- 
gehoben zu werden, umsomehr als ihr Auftreten im Übrigen ein 
durchaus verschiedenes ist. Die bildlichen Darstellungen der 
Flussspathe in dem Aufsatze: N. Jahrb. f. Min. 1861, S. 385 ff., 
Taf. V, Fig. 20—22 u. 26—29 liessen sich sehr leicht auch. zur 
Erläuterung der Bauweise des Steinsalzes verwenden. Sehr ver- 
schieden von diesen beiden ist aber die Thätigkeit des Pyrit und 
des Bleiglanzes, des Analeim und des Granat. 

Zuletzt mag noch die Veranlassung der Störung und Miss- 
bildung mit wenigen Worten besprochen werden. Kaum dürfte 
zu vermuthen sein, dass die Mangelhaftigkeit des Baues hier 
einer allzureichlichen Nahrung und einer Übereilung zuzuschrei- 
ben sein möchte. Die meisten der Würfelchen sind in 18 Mo- 


675 


naten nicht über 3 bis 5" gewachsen, sie sind zum grossen 
Theil regelmässig gebildet, während jene Krystalle, welche an 
der Zimmerung der Grube sich angesetzt hatten, viel häufiger 
den pyramidalen Bau zeigen. Offenbar hatte die Verdunstung 
weniger statt auf der ruhigen Soolenfläche, mehr an der Zimme- 
rung und bei den sickernden und abfliessenden Tropfen. Auch 
sind es nicht gerade die grössten Individuen, welche Parqueitbil- 
dung und stumpfe Winkel aufweisen, mehr die unregelmässig zu- 
sammengewachsenen. Bei solchen ist säulige Erstreckung nicht 
selten, und dann fehlt auch die Parquetzeichnung auf der kleineren 
Fläche, der Säulenbasis, nur selten. Besonders da scheint sie 
sich zu finden, wo die Axenstellung der zusammenwachsenden 
Krystalle zwar nahe zusammenfällt, aber nicht ganz parallel ist. 
Vgl. Fig. 9 und 12. Die Krystalle streben nach Einung, aber 
diess Sireben zur gemeinsamen, gleichgerichteten Thätigkeit bildet 
einen Übergang und stört die gleichmässige, ebene Flächenbildung 
der früher in verschiedener Richtung thätigen Einzelkrystalle. Es 
treten dabei die Secundärflächen in grosser Häufigkeit auf, am 
gewissesten da, wo die Krystallwinkel bedeutend von dem rech- 
ten Winkel abweichen. Ist dieser sorgfältig hergestellt, so mögen 
kaum Secundärflächen zu finden sein, wenn auch im Innern, auf 
den Spaltflächen des Krystalls, die sich zeigenden Knicke und 
Biegungen auf eine früher bestandene Abweichung in der Axen- 
stellung der Theilkrystalle hinzudeuten scheint, — 
Im Mai 1867. 


43 * 


Über den Ursprung des Löss 


von 


Herrn Professor Louis Agassiz 


in Cambridge, Mass. 


(Brief an Professor GEINITZ.) 


Cambridge, Mass., den 3. Mai 1867. 


Es freut mich, aus der letzten Nummer des Jahrbuchs zu 
ersehen, dass die Frage nach dem Ursprunge des Löss wie- 
der zur Sprache gebracht worden ist. Trotz der grossen Ent- 
fernung und meiner langen Abwesenheit von Europa habe ich 
doch in letzter Zeit viel an den Löss des Rheins gedacht, den 
ich seit meinen Studienjahren in Heidelberg kenne und seither 
öfters untersucht habe. 

Es ist auffallend, wie gross die Ähnlichkeit dieser Ablage- 
rung ist mit dem voriges Jahr von mir im Amazonenthale beob- 
achteten Löss und den oberflächlichsten Gebilden Nordamerika’s ; 
und wahrscheinlich wird diese Übereinstimmung dazu beitragen, 
die Frage nach dem Ursprunge derselben einer Lösung näher zu 
bringen. Dabei müssen aber einige Puncte, die wohl als ausge- 
macht angesehen werden können, nicht ausser Acht gelassen 
werden. Vor Allem ist daran zu erinnern, dass früher die Glet- 
scher eine ausserordentliche Ausdehnung gehabt. haben, denn ich 
nehme an, dass selbst diejenigen Geologen, die nicht geneigt 
sind, alle meine Folgerungen gelten zu lassen, doch damit ein- 
verstanden sind, dass einst die Alpengletscher den Jura erreicht 
und die skandinavischen sich bis in die Ebene Deutschlands er- 


677 


streckt haben, und dass in Nordamerika die nördlichen Vereins- 
staaten, wenigstens, mit Eis bedeckt waren. 

Diess reicht hin, der Frage nach dem Löss näher zu kom- 
men. Wenn dem so war, hat es mit der chemischen Zusammen- 
setzung und dem bedeutenden Kalkgehalte des Löss, was auch 
seine gegenwärtige Unterlage sein mag, keine Schwierigkeit. 
In ganz Neu-England, bekanntlich meistens aus granitartigen und 
glimmerschieferähnlichen Felsarten bestehend, enthält der Drift 
und der darauf liegende Löss auch Kalktheile in ziemlich grosser 
Menge. 

Diese oberflächlichen Ablagerungen liegen überall auf ge- 
schliffenen Flächen, wo die Unterlage nicht verwittert ist, und 
sind aus sämmtlichen Materialien zusammengesetzt, die im ganzen 
Bereiche des zusarmmenhängenden geschliffenen Bodens anstehend 
zu finden sind. 

Im Rheinthale wird Alles, was aus der Schweiz von den 
Alpen über der Ebene und von dem Jura kommen kann, zu fin- 
den sein; wie hier sich Alles finden lässt, was nördlich von uns 
ansteht. Keine Thatsache widerspricht der Annahme, dass alle 
die losen Geröll-Ablagerungen mit geritzten Geschieben, und 
alle Sand, Löss und losen Bildungen, die damit im Zusammen- 
hang stehen oder darüber liegen, von Gletschern zerrieben wor- 
den seien. 

In den nördlichen Vereinigten Staaten sind meistens die er- 
ratischen Blöcke auch polirt und geritzt, da dieselben grössten- 
theils unter dem Eisfelde mit der ganzen Masse gewandert 
sind ; in gebirgischen Gegenden findet man grosse eckige Blöcke, 
so namentlich in der Schweiz, die dem geritzte Steine enthal- 
tenden Drift aufliegen, weil dieselben auf dem Eise fort- 
wanderten, während die unterliegenden Massen die Reibung be- 
standen. Dieser Felsenbrei ist auf dem ganzen Gebiete der ab- 
gesonderten bereiseten Gegenden im buntesten Gemenge zu fin- 
den von der Grösse gewöhnlicher Blöcke oder Rollsteine, zu der 
des feinsten Sandes und möglichst weichen Pulvers. 

Wie aber das Eis zu schmelzen und in beschränktere Re- 
gionen sich zurückzuziehen anfing, begann eine Reihe von Er- 
Scheinungen, die bisher wenig studirt, doch von grösstem geo- 
logischem Interesse sind, Nirgends vielleicht lassen sich diese 


678 


Thatsachen leichter und in einem mehr verständlichen Zusam- 
menhange studiren als hier und ich bin bereits seit Jahren da- 
mit beschäftige. Dahin gehören die Bildung unserer Flussge- 
biete, die Ausgrabung ihrer früheren, die Ablagerung der See- 
und Flussterrassen etc., nachdem zuvor die Schmelzwasser die 
von den Gletschern bearbeiteten Materialien in mancher Weise 
umgestaltet und namentlich die wenig oder kaum geschichteten 
Mergel-Thon-Ablagerungen und feineren Sandbildungen aus dem 
Gletscherbach herausgewaschen und über den grösseren Anhäu- 
fungen wieder abgelagert hatten. 

Die chronologische Aufeinanderfolge wäre mithin folgende: 

1) Bildung der ausgedehntesten Eisgefilde. Ihr südliches 
Vorrücken im Norden. Wie weit, mag vor der Hand ausser Acht 
bleiben. Verbreitung nördlicher Blöcke über südlichere Breiten. 

2) Rückschritt der Eisfelder des Nordens bis in die Ebene, 
Norddeutsche Gletscher bis in die skandinavische Halbinsel und 
den Ural, und gleichzeitige Bildung ausgedehnter Gletscherge- 
biete in gebirgigen Gegenden, so über Schottland, Wales und 
Irland, der ganzen Schweiz, der Pyrenäen u. s. w. Aus iso- 
thermen Rücksichten lässt sich die Gleichzeitigkeit der mehr nörd- 
lich und südlich liegenden Gebiete doch mit Leichtigkeit bestim- 
men. Zu dieser Zeit erstreckte sich das nordamerikanische Eis- 
feld bis zum 42.° Breite. 

3) Verschwinden des Eisfeldes aus der Ebene der gemäs- 
sigten Zone. Bildung grosser Seen in den Unebenheiten des 
Landes in Folge des Schmelzens des Eises. Ablagerung des 
Löss u. s. w. 

4) Die nördlichen Eisfelder ziehen sich aus der Ebene Nord- 
deutschlands zurück bis zum Fusse der skandinavischen Alpen; 
verlassen also die Ebene der Nordsee und lassen somit einen 
Ausweg für die Ausleerung der grossen inneren Landsee’n. 

5) Beginn der Auswaschungsthäler, der Denudation des Löss 
und der anderen älteren Gletscherablagerungen. 

6) Anlage unserer Flussgebiete und Abgrenzung der Land- 
und Seebecken durch Nivellirung der losen Geröllablagerungen. 

7) Übergang in den jetzigen Zustand der Dinge. 

Diess Alles im Zusammenhange zu begründen, erforderte 
mehr Zeit und Raum, als ich zu meiner Verfügung besitze. Die 


679 


Vergleichung unserer grossen Ebenen, namentlich des Mississippi- 
Gebietes mit den Hügelländern Neu-Englands und namentlich des 
Staates Maine ist höchst lehrreich. 

Über letztere Region habe ich kürzlich eine kleine Abhand- 
lung geschrieben, die ich Ihnen zusandte. Vielleicht finden Sie 
darin Etwas für das Jahrbuch. — (S. 1867, 621.) 


Nachschrift. 


Bei einer allgemeinen Betrachtung der Eiszeit ist es von 
besonderer Wichtigkeit, sich eine richtige Vorstellung des Her- 
ankommens derselben oder, was dasselbe ist, des Überganges 
der früheren geologischen Periode in der Eisperiode zu machen. 
Lyeır glaubt, die Eiszeit sei durch ein allmähliches Wachsen der 
Gletscher entstanden. Eine solche Ansicht scheint mir allen unseren 
geologischen Erfahrungen zu widersprechen, denn dieselbe setzt die 
frühere Existenz von Gletschern ähnlich den jetzigen voraus, wäh- 
rend wir doch wissen, dass diese mit Eis bedeckten Gegenden 
zuvor von Thieren bewohnt waren, die den jetzt in wärmeren 
Regionen lebenden ähnlich sind. Ich denke mir die Sache ganz 
anders. Es will mir scheinen, als ob der wärmeren vorausge- 
gangenen Epoche ein stabulärer Winter gefolgt sei. Ungeheure 
Anhäufungen von Schnee mögen die Folgen des gleich verän- 
dernden Klima’s gewesen sein, wozu die zu derselben Zeit sehr 
rege vulcanische Thätigkeit durch Ausbrüche unter der Seefläche ' 
die nöthigen Wasserdünste hervorgerufen. Diese Schneemassen, 
vielleicht 10 bis 15 Tausend Fuss dick, haben sich dann, unter 
Temperaturwechsel allmählich in Neve und Gletschereis verwan- 
delt, und darin ist eine Bewegung entstanden, die der einzig 
richtigen Theorie der Gletscherbewegung entsprechend, der Rich- 
tung der steigenden Isothermen gefolgt: im flachen Norden süd- 
wärts, in gebirgigen Gegenden nach allen Richtungen den Thä- 
lern und der Ebene zu. 

Wo die erste Grenze dieser Eisdecke, nach den Tropen hin, 
gewesen sein mag, lässt sich jetzt aus unzureichenden Beobach- 
tungen nicht mit Bestimmtheit ermitteln. Es liegen sogar That- 
sachen vor, welche die Frage rechtfertigen, ob der Mündung des 


h 
' 
‚ 


680 


Amazonenstromes gegenüber offenes Wasser existirt habe oder 
nicht. Es möge dem aber sein wie ihm wolle, so viel ist sicher, 
dass die Gletscher, auf welche Weise sie auch entstanden sein 
mögen, früher eine weit grössere Ausdehnung gehabt haben, als 
gegenwärtig und somit komme ich auf den Anfang meiner Be- 
merkungen wieder zurück und verbinde dieselben in dieser Art 
mit früheren geologischen Zuständen. 

Eine Ungereimtheit des Herrn Dawson, der unter Anderem 
Eisberge in der Ebene der Schweiz von O. nach W. auf- und 
abtreiben lässt, während die erratischen Blöcke dieser Gegend 
bekanntlich in langen Reihen, nach Guvor's ausgedehnten Beob- 
achtungen, aus den Alpen, von S. nach N. bis zum Jura ver- 
breitet sind, zeigt nur, wie weit man auf diesem Gebiete irren 
kann, wenn man die Thatsachen nicht als Führer nimmt und sich 
bloss auf Möglichkeiten stützt. 

Die Beobachtungen der Californischen geologischen Landes- 
untersuchung sind für die Geschichte der früheren Ausdehnung der 
Gletscher von grosser Wichtigkeit. Sie kennen dieselben gewiss 
schon aus den Berichten von Waırtnev und CLARENcE Kıne. Nirgends 
scheinen die Thatsachen mehr zugänglich auf dem Continente Ame- 
rika’s und nirgends lassen sie sich besser in ihrem grossarligen 
Zusammenhange verfolgen. 


% 


Über eine neue Anthracosia in der Saarbrücker Stein- 
kohlenformation 


von 


Herrn Dr. E. Weiss 
in Saarbrücken. 


Des besonderen Interesses wegen, welches das Vorkommen 
von Süsswassermuscheln in der productiven Steinkohlenformation 
gewährt, dürfte es von einigem Werthe sein, ein neues derar- 
tiges Auftreten in dem Saarbrücker Kohlenreviere mitzu- 
theilen, an einem Orte, wo bisher dergleichen noch sehr vermisst 
wurde. Häufig nämlich treten hier erst Anthracosien (Unionen) 
in den Leaia-Schichten auf, namentlich A. Goldfussiana DE Kon. 
sp. nach Prof. Geinıtz’s gefälliger Bestimmung. Diese Schichten 
aber, welche in einer Erstreckung von nahe 4 Meilen bekannt 
sind, bilden, wie schon früher angegeben (s. N. Jahrb. 1865, 
S. 838 ff), die Basis der oberen Abtheilung der Saarbrücker 
Kohlenformation, die sogenannten Ottweiler Schichten, welche 
sich bereits dem kohlenführenden Rothliegenden zu nähern be- 
ginnen, wie denn auch z. B. die Anihracosia Goldfussiana wirk- 
lich in das Rothliegende fortseizi. Aus der tieferen Zone da- 
gegen, den sogenannten Saarbrücker Schichten, lag bisher nur 
äusserst wenig Animalisches vor, nämlich ausser schon beschrie- 
benen Gliederthieren ein Stück von einem kleinen Wirbelthiere 
und einige Muscheln im Besitze von Herrn GorDEnBERG, welche 
derselbe zu veröffentlichen gedenkt. Vor Kurzem ist nun von 
einem meiner früheren Schüler, F. Ass, ein Fund gemacht wor- 
den, welcher das Vorkommen von Najaden mitten in den Saar- 


682 


brücker Schichten beweist und an einer sehr bemerkenswerthen 
Stelle liegt. Im Gebiete der Grube Friedrichsthal tritt in der 
mittleren Flötzpartie im Hangenden des 99-zölligen Motz-Flötzes 
noch ein 49 Zoll mächtiges Flötz auf, welches, wie alle übrigen 
hier, nach Osten durch den Vorsichtssprung, d. i. Fortsetzung 
des mächtigen Cerberussprunges, abgeschnitten wird. Auf die- 
sem schwächeren Flötze hat man zwei einfallende Strecken ge- 
trieben, welche man nördlich vom Bildstocker Eisenbahntunnel 
im nächsten Seitenthälchen trifft. Auf der Halde der unteren 
Strecke in festem grauem Kohlensandstein haben sich bisher, in- 
dess noch selten, die in Rede stehenden Muschelreste gefunden, 
Der Sandstein bildet das Hangende des 45-zölligen Flötzes und 
ist von demselben durch eine Schieferthonlage von 8—16" ge- 
trennt. Prof. Geinırz gibt über diese Muschel folgende Notiz: 


Anthracosia Weissiana GEIn. 


Eine neue Anthracosia, unter welchem Gattungsnamen sich 
die als Cardinia, Unio und Anodonta etc. von verschiedenen Au- 
toren beschriebenen Süsswassermuscheln der Steinkohlenformation 
zusammenfassen lassen. 

Die Schale ist nach hinten sehr verlängert, zuletzt schief 
abgeschnitten, vorn verschmälert und 
in einen stumpfen Vorsprung verlaufend. 
Bei 31®m Länge ist sie am Wirbel nur 
10m, übrigens 11—12”” hoch und, 
durch beide Schalen gemessen, bis I" 
dick. Der kleine niedrige Wirbel liegt 
in !/s der Länge. Von ihm läuft ein 
flach-gerundeter Wulst diagonal nach 
hinten, über welchem sich die Schale 
nach dem langen, fast geraden Schloss- 
rande flach abdacht, während sie unter- 
halb an den schwach eingesenkten milt- 
leren Schalentheil angrenzt. Der Unter- 

’ rand ist in Folge dessen schwach ein- 
gedrückt, wiewohl im Allgemeinen fast parallel mit dem Ober- 
rande. Die Oberfläche ist dicht mit concentrischen Anwachs- 
linien bedeckt, 


6383 


Durch diese Charaktere gewinnt Anthracosia Weissiana 
nahe Verwandtschaft mit A, subparallela (= Modiola subparallela 
Portrock, Rep. p. 433, Pl. 34, f. 6. — Cardinia subparallela 
v. Keyseruine, Petschoraland p. 255, tab. X, f. 15), welche jedoch 
weniger lang und in ihrem vorderen Schalentheile nicht verengt, 
sondern nur einfach gerundet erscheint. Durch diese Beschaffen- 
heit des vorderen Endes nähert sich unsere Anthracosia der A. 
hians (= Cardinia hians ve Ryckuoıw, Mel. Pal. in Mem. de 
l’Ac. r. de Belgique, T. XXIV, p. 103, Pl. 6, f. 6, 7), welche 
wiederum weniger langgestreckt ist und hinten mehr gerade ab- 
geschnitten erscheint, auch die für A. Weissiana und einige an- 
dere Anthracosien charakteristische Einbuchlung des mittleren 
Schalentheils nicht besitzt. Die letztere findet sich ausgezeichnet 
bei A. tellinaria (= Unio tellinarius GoLpor., womit man un- 
sere Art ihrer übrigens anderen Form halber nicht vereinigen 
kann. 


Zu dieser Beschreibung ist noch Folgendes zu bemerken. 
— Die Identificirung der Flötze im Saarbrücker Gebiet ist aus- 
serhalb des liegenden Zuges noch keineswegs allzuweit vorge- 
schritten und sollte es glücken, die verschiedenen Anthracosien- 
Horizonte weiter zu verfolgen, so würde die bis jetzt meist nur 
auf Maasse gegründete Parallelisirung eine wesentliche Stütze 
finden. Namentlich gehört die obige Fundstelle zu den schwie- 
rigeren in dieser Beziehung. 

Man betrachtete das genannte Flötz dicht im Liegenden des 
Muschelsandsteins wohl als Fortsetzung des 96’ mächtigen Kal- 
lenbergflötzes der Grube Reden und es führt noch jetzt daher 
z. Th. diesen Namen; doch schon im Texte zur Saarbrücker 
Flötzkarte wird die jetzi mehr angenommene Wahrscheinlichkeit 
hervorgehoben, dass das Motzflötz mit dem Kallenbergflötze gleich- 
zustellen sei. Es ist daher zu wünschen, dass auch jenseits des 
grossen Sprunges der Muschelsandstein gefunden und zu hoffen, 
dass nicht Seltenheit der Muschel zu bedeutende Schwierigkeiten 
machen werde. 

In den Schieferthonen derselben Halde, sowie in den Sand- 
‚steinen fanden sich ziemlich reichlich Pflanzenabdrücke, von 
welchen bis jetzt folgende bestimmt werden konnten, Ausser 


68% 


Calamiten kommen vor: Asterophyllites equisetiformis ScuLoTH., 
Lepidodendron dichotomum Stee., L. rimosum Ste. (auf dem- 
selben Handstück mit Anthracosia), Lepidophlovios laricinum STtes., 
Sigillaria Sillimanni Bronen., S. Brongniarti Geın., S. rhitido- 
lepis Corva, Stigmaria ficoides Bronen. (Spuren), Caulopieris 
peltigera Bronen. sp., Alethopteris lonchitica Bronen. sp., A. aequi- 
lina Scui. sp., A. pteroides Bronen. Sp., A. nervosa Bronen. SP., 
Cyatheites dentatus Broxen. Sp., C. denticulatus Bronen. sp., ©. 
Miltoni Arrıs sp., Sphenopter:is irregularis Var. nummulina GUTB,., 
Cardiocarpon Gutbieri GEın., Trigonocarpon Parkinsoni Bronen., 
Carpolithes Cordai Gen. (= Frucht von Cordasites principalis 
GERM. sp.). — Es ist bemerkenswerth, dass sich hier einerseits 
Sigillarien mit Lepidodendren und andererseits Farne um den 
Vorrang streiten. 


Die diluvialen Eisensteine im Regierungsbezirke Cassel, 
verglichen mit den Basalteisensteinen des Vogelsberges, 


von 


Herrn &. Württenberger, 


Berginspector in Fulda. 


In der historisch denkwürdigen Gegend von Fritzlar, Gudens- 
berg und Felsberg, in welcher einst Bonifacius für Ausbreitung 
des Christenthums wirkte, liegt zwischen malerisch gruppirten 
Basaltkuppen auf den von denselben durchbrochenen Schichten 
des Buntsandsteins und Muschelkalks eine starke Decke von Di- 
luvium, welche in der Nähe des die schöne Landschaft durch- 
ziehenden Edderthales aus Hügeln von Sand und Geschieben, an 
den entfernter gelegenen Puncten aus darüber abgelagerten Lehm- 
massen besteht. Letztere haben wegen ihrer Mächtigkeit und 
weiten Verbreitung eine nicht unerhebliche technische Wichtigkeit; 
ein grösseres Interesse für den Geologen und Bergmann gewährt 
aber deren Eisensteinführung. 

Diese diluvialen Eisensteine bilden eine sehr ausgedehnte, 
mehr oder weniger mit Lehm vermengte Ablagerung einzelner 
Körner von Schrot- bis zu Wallnussgrösse, welche sich abwech- 
selnd nesterartig erweitert und wieder stark zusammendrückt, so 
dass das Lager als eine Aneinanderreihung vieler, durch Streifen 
verbundener, mitunter auch aus dem Zusammenhange gekomme- 
ner Nester im Lehme erscheint, besonders in den Feidmarken 
von Gudensberg, Maden, Obervorschütz, Dorla, Wehren, Hadda- 
mar und Dorfgeisinar, bei welchem letzteren Orte Bonifacius im 
Jahre 724 die heilige Eiche fällte.e Ausserhalb des eben bezeich- 


686 


neten Terrains ist die Verbreitung dieses Eisensteins noch nicht 
hinlänglich verfolgt, jedoch in einzelnen abgerissenen Diluvial- 
partien auch an entfernter gelegenen Stellen nachgewiesen wor- 
den, so z. B. bei Elben unweit Naumburg im Kreise Wolfhagen 
und bei Oberurf am Kellerwalde in dem diesem Orte zunächst 
liegenden, nach den sogen. Erlen abführenden Hohlwege. 

Der äusseren Form nach erscheinen diese Eisensteine als klein- 
kugelige oder knollige, äusserlich meist etwas höckerige Stückchen 
von der schon angegebenen Grösse; weniger häufig liegen da- 
zwischen faustdicke, unregelmässig gestältete Brocken, welche aus 
einer festen Zusammenbackung kleiner Körner, die um so regel- 
mässiger rund gestaltet sich zeigen jekleiner dieselben sind, bestehen. 
Im Innern haben die Körner nicht die concentrisch-schalige Abson- 
derung, welche den in der Nähe vorkommenden, tertiären Bohn- 
erzen von Niedermöllrich, Wabern, Hebel, Mardorf etc. eigen- 
thümlich ist; vielmehr sind dieselben derb und im Bruche erdig. 
Die Farbe ist gelblich-, graulich- oder schwarzbraun, je nach der 
Menge des-Mangangehalts; ebenso verschieden in der Farbe zeigt 
sich das Strichpulver, aber stets heller als diejenige des Gesteins. 
Vor dem Löthrohre röthet sich der Eisenstein, ohne zum Schmel- 
zen zu kommen. Durch diese Eigenschaft unterscheidet sich der- 
selbe vom Raseneisenstein, mehr jedoch noch durch das höhere 
specifische Gewicht, welches bei Proben von Öbervorschütz zu 
3,425 sich ergab, einen weit niedrigeren Wassergehalt, eine 
ständige, wenn auch in der Grösse wechselnde Beimengung von 
Kieselerdehydrat und eine zwar geringe, jedoch nie fehlende, 
von titanhaltigem Magneteisen. Der letztere Gehalt wurde da- 
durch aufgefunden, dass bei einer Untersuchung von Obervor- 
schützer Eisenstein Titansäure sich bemerklich machte. Übrigens 
ist derselbe in allen diluvialen Eisensteinen der fraglichen Ge- 
gend gross genug, um aus dem feinen Pulver des Gesteins mit- 
telst eines Magnets ausgezogen werden zu können. Diese Pro- 
cedur lässt sich dadurch erleichtern, dass man das Pulver zuvor 
mit Salpetersäure behandelt und somit seiner Menge nach be- 
deutend verringert, wobei das Magneteisen nicht angegriffen wird. 

Die Zusammensetzung äusserlich gut gereinigter Körner von 


687 


der 1865er Förderung des Eisensteins aus dem Grübenfelde bei 
Obervorschütz, südöstlich des Nackens, woselbst eine Gewinnung 
für das Eisenhüttenwerk zu Schönstein stattfindet, ergab sich fol- 
gendermaassen: 


45.069 Eisenoxyd, 
0,193 Magneieisen, 
0,528 Manganoxyd, 
1,670 Thonerde, 

6,424 Kieselerde, im Hydratzustande darin enthalten, 
1,752 a5 an Thonerde gebunden, 
32,750 = als Quarzsand beigemengt, 

1,632 Kalkerde, 

Spur Bittererde, 
0,526 Phosphorsäure, 

Spur Titansäure, 
9,009 Hydratwasser, 

99,553. 


Der diluviale Eisenstein am Westfusse des Lammsbergs 
bei Gudensberg, woselbst übrigens auch ein tertiärer sandiger 
Eisenstein auftritt, ist von derselben physikalischen Beschaffen- 
heit, wie der vorstehende und jedenfalls von sehr ähnlicher Zu- 
sammensetzung, wie derselbe denn auch einen kleinen Antheil 
Magneteisen enthält. 

In der Nähe von Fritzlar, am Nordostfusse des Rabengar- 
tens bei Haddamar, wurde jener Eisenstein Behufs Verhüttung 
auf dem Eisenwerke zu Holzhausen bei Homberg in früheren 
Zeiten ebenfalls gewonnen. Auf einer kleinen Halde desselben, 
welche noch lange Jahre nach dem Eingehen dieses Grubenbe- 
triebs auf genanntem Hüttenwerke gelegen hat, soll derselbe 
nach Aussage eines früheren dasigen Beamten mit Kügelchen 
eines zersetzten Basaltes untermengt gewesen sein; zwischen den 
Eisensteinresten, welche am Orte des Vorkommens auf den Fel- 
dern noch jetzt umherliegen, sind solche jedoch nicht zu finden, 
daher vermuthet werden muss, dass dieselben auf dem Abladeplatze 
zu Holzhausen zwischen den Stein gerathen seien, obgleich die 
Annahme einer derartigen ursprünglichen Beimengung auf der La- 
gerstätte gar nichts Unwahrscheinliches an sich haben würde. 
Dieser Eisenstein enthält folgende Bestandtheile: 


PUB", WS EEE En ‘ 


688 


42,353 Eisenoxyd, 
0,122 Magneteisen, 
39,025 Kieselerde, theils als Sand, theils mit Wasser und mit 
Thonerde verbunden, 
9,451 Manganoxyd, Thonerde, Kalkerde, Phosphorsäure etc. 
9,049 Hydratwasser. 
100,000. 

Einzelne Körner dieses Eisensteins enthalten bis zu 6°), 
Manganoxyd, was auch in Verbindung mit dem geringeren Ei- 
sengehalte der Anlass gewesen zu sein scheint, die Förderung 
bei Haddamar einzustellen und nur diejenige des besseren Eisen- 
steins bei Obervorschütz weiter zu betreiben, wenn nicht etwa 
die für eine Eisensteins-Vorrichtung ziemlich spärliche Wasser- 
kraft bei erstgenanntem Orte zu Ergreilung jener Massregel ge- 
nöthigt haben mag. 

Ein weiter untersuchter Eisenstein, welcher im Diluviallehme 
zwischen dem Merzenberge und Eckerich, in der Nähe des Dorfes 
Geismar, von dem aus diesem Orte nach Fritzlar führenden Fahr- 
wege durchschnitten und blossgelegt worden ist, besteht aus: 

44,096 Eisenoxyd, 
0.118 Magneteisen, 
41,030 Kieselerde, theils als Sand, theils mit Wasser und mit 
Thonerde verbunden, 
5,431 Manganoxyd, Thonerde, Kalkerde, Phosphorsäure etc. 
9,325 Hydratwasser 
100,000. 

Die Wahrscheinlichkeit der Annahme, dass die beschriebe- 
nen Eisensteine aus der Zersetzung von Basalten hervorgegangen 
seien, daher deren Einbettung in dem Basaltlehme auch nichts 
Auffallendes haben kann, gewinnt bedeutend durch das constante 
Auftreten der Magneteisen-Beimengung * im Eisensteine. Die 


-— 


* Auch in anderen Eisensteinen, deren Bildung mit Basalten in einem 
gewissen Zusammenhange steht, wird sich mitunter das Magneteisen nach- 
weisen lassen: so findet es sich z. B. auch in den tertiären Bohnerzen von 
Mardorf bei Homberg, von welchen Hausmann (Stud. d. Götting. Ver. bergm. 
Fr. VII, Heft 2) den basaltischen Ursprung zuerst gezeigt hat. In der auf 
pag. 117 seiner Abhandlung mitgetheilten Analyse jenes Bohnerzes von B. 
Ta. Giesecke ist zwar der Magneteisengehalt nicht erwähnt, man kann sich 
jedoch von dessen’Vorhandensein durch Behandeln des pulverisirten Steines 
mit einem Magnete sehr leicht überzeugen. D. V. 


689 


Bildung des letzteren und des Lehmes ist jedenfalls gleichzeitig 
erfolgt, die Ablagerung des Eisensteins aber nur an solchen Stellen, 
wo cine vorhandene Wasserströmung die Zusammenführung und 
Anhäufung der schweren Eisensteinspartikeln ermöglicht hat, 
Übrigens findet sich auch noch überall mehr oder weniger Lehm 
zwischen den Eisensteinskörnern vor,. welcher durch Auswaschen 
entfernt werden muss, um den Stein schmelzwürdig zu machen. 
Zuweilen ist das Lehmlager in den unteren Theilen, welche vor- 
zugsweise eisensteinführend sind, durch hellere, mehr thonige 
Streifen geadert, vielleicht in Folge einer Reduction des Eisenoxyd- 
hydrats im Lehme durch im Laufe der Zeit zerstörte orga- 
nische Beimengungen desselben. Bei Auslaugung der Basalte, 
namentlich der eisenreichen Augite, welche wohl vorzugsweise 
das Material zu der in Rede siehenden Eisensteinsbildung ge- 
geben haben mögen, wurde der Eisengehalt einfach ausgezogen 
und wieder abgesetzt, während das Magneteisen des Basaltes 
ganz oder theilweise unzerstört geblieben und in die neuenistan- 
denen Eisensteine nur mechanisch eingemengt worden ist. Da 
diese an vielen Stellen nicht mehr in Berührung mit den Basal- 
ten stehen, sondern, an das Vorkommen des Lehms gebunden, 
sich im Edderthale: weit verbreiten, so erscheint der Umstand, 
dass dieselben stets mit: Magneteisenpartikeln vermengt sind, als 
ein Beweis dafür, dass die Eisensteine nicht mehr am Orte der 
Basalt-Auslaugung sich befinden, sondern mit dem aus dem La- 
bradorgehalte der Basalte entstandenen Lehme translocirt worden 
sind, wofür auch die Form und die Abrundung der einzelnen 
Eisensteinsstückchen spricht. 

Einer ähnlichen Entstehungsweise aus der Zersetzung von 
Basalt und Dolerit verdanken die sog. Basalteisensteine im Vo- 
gelsberge und an dessen Ausläufern, welche auf preussisch-hes- 
sischem Boden bis in die Nähe von Kirchhain reichen, ihr Da- 
sein, wenn auch bei diesen wohl angenommen werden muss, dass 
sie noch auf ihrer ursprünglichen Bildungsstätte sich befinden. 
Es dürfte daher von besonderem Interesse sein, dieselben hin- 
sichtlich ihrer Zusammensetzung mit den diluvialen Eisensteinen 
des Kreises Fritzlar zu vergleichen, umsomehr als beide in ihrem 
Äusseren so verschieden sind. 


Nach zwei zuverlässigen Analysen von Breuntı, welche H. 
Jahrbuch 1867. A4 


690 


Tascae (Kurz, Überblick über das Berg-, Hütten- und Salinen- 
wesen im Grossherz. Hessen, p. 18) mitgetheilt hat, besteht der 


Basalteisenstein von der 


Grube Wilhelm Grube Marie 
bei Hungen. bei Villingen. 


aus 73,72 . . 74,19 Eisenoyd, 
11,01 . . 11,06 Kieselerde, 
0,08 . . 0,10 Phosphorsäure, 
15,21 . . 14,54 Hydratwasser, 
100,02 99,89. 


Eine Untersuchung, welche in 1864 mit Proben sehr dichten, 
dunkelbraunen, im Bruche muscheligen, pechglänzenden Basalt- 
eisensteins von einer Grube bei Maulbach in der Nähe von 
Homberg an der Ohm, bei Gelegenheit des Bezugs eines grös- 
seren Quantums desselben für das Eisenhüttenwerk. zu Schön- 
stein, im dasigen Laboratorium angestellt wurde, ergab in Bezug 
auf den Wassergehalt bei mehrfachen Wiederholungen ein so ab- 
weichendes Resultat, nämlich: 

75,71 Eisenoxyd, 

14,34 Manganoxyd, Kieselerde, Kalkerde, Phosphorsäure etc. 

9,45 Hydratwasser 

100,00, 
dass es räthlich erschien, noch einige Basalteisensteine von an- 
deren Fundorten zu analysiren. Es wurden desshalb zur weite- 
ren Untersuchung zwei Stücke von den Vorbergen oder Ausläu- 
fern des Vogelsberges im Kreise Marburg gewählt und zwar das 
erste von einem Vorkommen bei Ilschhausen, aus einem Tannen- 
reviere nach Darmstädtisch-Allendorf hin, wo der Eisenstein in 
kleinen, eckigen, dichten und sehr festen Stücken, selten in sol- 
chen bis zu Kopfgrösse, von dunkelbrauner Farbe und äusserlich 
der muscheligen, pechglänzenden Varietät des Raseneisensteins, 
welche mit dem Namen Wiesenerz bezeichnet wird, ähnlich, an 
der Oberfläche des Waldgrundes in einer rothbraunen Erde lie- 
gend gefunden wird, die nach unten in ein basaltisches Gestein 
übergeht. Dasselbe befindet sich in einer so vollständigen Auf- 
lösung, dass es einen förmlichen Tuff bildet und nur die vor- 
handenen Drusenräume darauf schliessen lassen, dass das Gestein 
ursprünglich ein blasiger Basalt oder Dolerit gewesen sein müsse. 
Das zweite zur Untersuchung ausgewählte Stück war aus einem 
der Gräben entnommen, welche in und neben dem Verbindungs- 


= 691 


wege zwischen Rosberg und Nordeck durch das Wasser gerissen 
worden sind; dasselbe war gleichfalls dunkelbraun, pechglänzend, 
dicht und von muscheligem Bruche, ausgespült aus der etwa 1 Fuss 
mächtigen Dammerde des Forsitgrundes, unter welchem ein mürber 
Dolerit liegt. 


Es ergaben sich als Bestandtheile des Basalteisensteins von: 


Ilschhausen : Rosberg: 
68,251 . . 69,504 Eisenoxyd, 
3,150 . . 2,076 Manganoxyd, 
13.352. ... 12,523 Kieselerde, 
0,159 . . 0,180 Phosphorsäure, 
1,558 . . 1,197 Kalkerde, 
—  ... Spur Schwefelsäure, 
13,993 . . 14,289 Hydratwasser, 
100,463 99,769 


in ziemlicher Übereinstimmung mit den Analysen von BreunLin, 
wenn man von dem hier gefundenen Mangan- und Kalkerde- 
Gehalte absieht. 


Was nun zunächst die Eisengehalte der verschiedenen, im 
Vorstehenden aufgeführten Eisensteine betrifft, so sind dieselben 
bei denjenigen des Kreises Fritzlar weit geringer und die schäd- 
lichen Beimengungen bedeutender, als bei den Basalteisensteinen 
des Vogelsbergs, was damit zusammenzuhängen scheint, dass er- 
stere auf weitere Entfernungen weggeschwemmt und dabei mit 
Sand verunreinigt worden sind. 


Die Magneteisen-Beimengung der Fritzlarer diluvialen Eisen- 
steine fehlt im Basalteisensteine oder muss so unbedeutend sein, 
dass sie sich der Beobachtung entzieht. Die wahrscheinlich jetzt 
noch fortdauernde Zersetzung der Vogelsberger Basalte und Do- 
lerite ist also ohne Zweifel eine so tief eingreifende, dass der 
Magneteisengehalt dabei mit zerstört wird. 


Mangan kommt fast in allen Eisensteinen mehr oder weniger 
vor und ist es daher nur zufällig, wenn davon der Basalteisen- 
stein von Hungen und Villingen nur so geringe Quantitäten ent- 
hält, dass dessen Bestimmung hat vernachlässigt werden können. 


Wenn-die Basalteisensteine keinen Thonerdegehalt aufweisen 
können, so hat diess durchaus nichts Auffallendes; auch bei den 
beschriebenen Eisensteinen des Kreises Fritzlar scheint derselbe 

44 ’ 


692 


nur von mechanisch beigemengten Lehmtheilchen herzurühren 
und nicht zum Wesen derselben zu gehören. 

Die Sandführung der letzteren ist schon erläutert worden. 
Während dagegen der übrige Kieselerdegehalt im Fritzlarer Ei- 
sensteine (abgesehen von dem geringen, an Thonerde gebundenen 
Procentsatze, dessen Vorhandensein gleichfalls eingemengtem Lehme 
zugeschrieben werden muss), mit etwas Wasser verbunden, in 
einem opalartigen Zustande die Masse durchdringen mag, scheint 
in den Vogelsberger Eisensteinen derselbe mit dem Eisenoxyd 
zu einem Silicat vereinigt zu Sein, da aus diesen die Kieselerde 
mittelst Kochen mit kohlensaurem Natron nicht ausgezogen wer- 
den kann. 

Kalkerde fehlt in beiden Eisensteinssorten nicht, doch dürfte 
deren Menge sehr wechselnd sein; ebenso ist es mit der Phos- 
phorsäure, von welcher indessen die Fritzlarer Eisensteine etwas 
mehr führen, als die Vogelsberger. 

Berechnet man die Gehalte an Hydratwasser, mit Beiseite- 
lassung aller Nebenbestandtbheile, nur auf die gefundenen Mengen 
des Eisenoxyds, so kommen auf dieses in 100 Gewichtstheilen 
Eisenoxydhydrat im diluvialen Eisensteine von: 

Obervorschütz . . . 16,641 


Haddamar . . . . 17,604 } im Durchschnitt 17,234 
Dorfgeismar . . . . 17,456 
und im Basalteisensteine von: 

Bunsen:. 2... ,..2 07 Sale 

Nillingentiäxktı ir. nA68387alıg f 
Hschhausen ...... -+.....12,014 im Durchschnitt 16,889 
Rosbere - „- = .2.6 19.053 

Maulbach ®...:.  ).2%..2:21:448097 


Wäre der Wassergehalt nur an das Eisenoxyd gebunden, 
so würde es unzweifelhaft sein, dass die vorstehenden Eisensteine 
(mit ‚Ausschluss des Maulbacher) zwischen dem Gelbeisenstein 
(#e H2 oder 81,63 Fe mit 18,37 H) und Brauneisenstein (Fe2H3 
oder 85,58 Fe mit 14,42 H) in der Mitte stehen. Es ist aber 
zu berücksichtigen, dass ein Theil des Hydratwassers in den di- 
luvialen Eisensteinen des Kreises Fritzlar an Kieselerde gebun- 
den ist, ebenso in diesen, wie in den Basalteisensteinen wahr- 
scheinlich noch ein kleiner Theil an Manganoxyd. Wieviel Wasser 
auf solche Weise den untersuchten Eisenoxydhydraten abgeht, 


693 


lässt sieh nicht angeben, dennoch wird dafür nicht so viel abge- 
zogen werden können, dass der Wassergehalt bis auf denjenigen 
des Brauneisensteins herunterzubringen wäre. Daher ist es doch 
wahrscheinlich, dass beide Eisensteinssorten eine solche Zusam- 
mensetzung haben, welche dieselben zwischen den Braun- und 
Gelbeisenstein stell. Während jedoch mit den dunkelbraunen, 
pechglänzenden Basalteisensteinen meist auch Partien eines ocker- 
gelben, erdigen Gelbeisensteins von höherem Wassergehalte ver- 
bunden vorkommen, ist auf der anderen Seite die geringe Menge 
an Hydratwasser im Maulbacher Eisensteine sehr auffallend, dem- 
gemäss dieser der Zusammensetzung des Göthit’s (FeH oder 
89,89 Fe mit 10,11 H) nahe kommt, mit welchem derselbe auch 
das hohe specifische Gewicht — hier zu 4,75 gefunden — theilt; 
das Auffallende liegt jedoch weniger in dem Auftreten dieses 
Minerals im amorphen Zustande und in grösseren Massen, da 
v. Koseıı schon vor langer Zeit und zwar zuerst den Göthit nicht 
nur im dichten, sondern auch im erdigen Zustande unter den 
Eisensteinen des Erzberges bei Amberg aufgefunden hat, als viel- 
mehr in jener Verschiedenheit von andern Basalteisensteinen bei 
demselben äusseren Habitus und gleicher Entstehungsweise. Es 
erscheint diese Eigenthümlichkeit dem Verfasser, welchem es 
durch Veränderung seines seitherigen Wirkungskreises unmög- 
“ lich geworden ist, die Sache weiter zu verfolgen, wichtig genug, 
um besonders darauf aufmerksam zu machen, damit diejenigen, 
welchen die Gelegenheit geboten ist, sich mit der Untersuchung 
von Basalteisensteinen zu befassen, darauf ihr Augenmerk richten. 

Wenn es nun auch klar ist, dass die diluvialen Eisensteine 
und der Lehm des Kreises Fritzlar sehr leicht aus der Zersetzung 
von Basalten haben entstehen können, so liegt doch die Frage 
nahe, wohin die übrigen Bestandtheile der aufgelösten Basalte, 
namentlich die Kalkerde, Magnesia, das Natron und Kali, welche 
in den Zersetzungs-Producten nicht in denjenigen Mengen sich 
finden, in welchen sie der Rechnung nach vorhanden sein müss- 
ten, gerathen sind. Der Eisenstein und Lehm enthalten aller- 
dings verhältnissmässig wenig kohlensauren Kalk, dagegen findet 
sich solcher, wenn auch nicht überall, so doch an einzelnen Punc- 
ten, sehr angehäuft, einestheils in der Form von gelblichgrauen 
Lösskindeln im Lehm zerstreut,- anderntheils in weissen, kreide- 


69% 


artig aussehenden, sphäroidischen Coneretionen mit vielfach zer- 
borstener Oberfläche zwischen dem Eisensteine oder, in beson- 
derer Aneinanderreihung förmliche kleine Lager bildend, im Lehme, 
wie z. B. im Fahrwege zwischen Obervorschütz und Gudensberg. 
Ob diese Concretionen auch Bittererde enthalten, ist nicht unter- 
sucht worden. Wenn diess nicht oder nur in geringem Grade 
der Fall ist, so müsste deren Gehalt im basaltischen Augit und 
etwa vorhanden gewesenen Olivin ganz oder zum grössten Theil 
mit den Wassern fortgeführt worden sein, wie es auch mit dem 
meisten Natron und Kali aus dem Labrador und der Zeolithbei- 
mengung des Basaltes stattgefunden hat, da der Lehm nur wenig 
davon aufzuweisen haben wird. Übrigens ist die Zersetzungs 
weise der Basalte und Dolerite, sowie die Bildung der dabei 
entstandenen Lehmmassen und Eisensteine bereits durch R. Lup- 
wıs in den Jahresberichten der Wetterauischen Gesellschaft für 
die gesammte Naturkunde, sowie durch denselben, Tascue und 
Dierrensach in den Mittheilungen des mittelrheinischen geologi- 
schen Vereins etc. so gründlich abgehandelt worden, dass es un- 
nöthig sein würde, sich noch weiter darüber zu verbreiten. 

Die mit abgerundeten Ecken und Kanten versehenen Thon- 
quarzstücke, welche zwischen den Obervorschützer Eisensteinen 
einzeln zerstreut liegen, haben mit der Auslaugung der Basalte 
nichts zu schaffen und stammen muthmasslich aus der obersten 
Formationsabtheilung des Buntsandsteins, sind aber insofern von 
Interesse, als deren Vorhandensein ein Beweis mehr dafür ist, 
dass die in Rede stehenden Eisensteine auf ihrer jetzigen Lager- 
stätte erst durch Wasser zusammengeführt worden sind. 


Um zum Schlusse nun noch einige Worte über den auf die 
diluvialen Eisensteine im Kreise Fritzlar geführten Bergbau zu 
sagen, so scheint der älteste Versuch, dieselben nutzbar zu ma- 
chen, in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zu fallen, um 
welche Zeit zu Haddamar Eisenstein mittelst Tageabraums ge- 
wonnen worden ist, der jedoch zwischen den Jahren 1700 und 
1720 wieder verlassen wurde. In 1781 und dem folgenden Jahre 
wurde alsdann versuchsweise bei Elben Eisenstein gefördert und 
auf der damaligen Eisenhütte zu Neubau an der waldeckischen 


695 


Grenze in kleinen Quantitäten verschmolzen. Über den Ausfall 
dieses Versuchs ist nichts Genaueres mehr bekannt, doch muss 
derselbe nicht ganz zufriedenstellend gewesen sein, denn in 1783 
waren die Gruben bei Elben schon nicht mehr im Betriebe und 
diejenigen bei Haddamar wieder aufgenommen worden. Die Ge- 
winnung an letztgenanntem Orte scheint nie stark gewesen zu 
sein und vorzugsweise für das Hüttenwerk zu Holzhausen statt- 
gefunden zu haben; da jedoch die dasige Giesserei bessere und 
zwar sehr gutschmelzige Eisensteine in grösserer Nähe besass, 
so wurde die Förderung von Jahr zu Jahr schwächer und end- 
lich in 1834 ganz eingestellt, auch einige Jahre darauf die Eisen- 
steinswasche in der Nähe von Züschen, woselbst der Haddamarer 
Eisenstein seither gewaschen worden war, abgebrochen und nach 
Obervorschütz gebracht, zwischen welchem Orte und Gudensberg 
noch heutigen Tages eine Gewinnung von Eisenstein in offenen 
Gruben und Verwaschung desselben im Gange ist. Dieser letztere 
wurde im Frühling des Jahres 1791 durch BertuoL KrAMER aus 
Wildungen im Feldgraben des Obervorschützer Landes an der 
Gudensberger Gemarkungsgrenze aufgefunden und, wie es scheint, 
anfänglich in kleinen Schächten abgebaut, sowie die nöthige 
Waschvorrichtung auf dem sog. obersten Ried bei Obervorschütz 
angelegt. | 

Endlich sei, um damit ein Anhalten in Bezug auf die Grösse 
der Lehmbeimengung der fraglichen Eisensteinslager zu geben, 
noch erwähnt, dass, wenn letztere reichhaltig sind, aus 12 Maass 
Fördermasse 8 Maass rein gewaschene Eisensteinskörner, bei 
mittlerem Gehalte jedoch nur 6 Maass und in häufigen Fällen 
noch weniger erfolgen. 


SL ERNST SE DER | « 


zur nenn Ten 


Be - AZ 


U tee mg ee 


Über die Krystallform des Gadolinit * 


von 


Herrn P. Waage, 


Professor der Chemie in Christiania. 


Die verschiedenen Angaben über die Krystallform des Gado- 
linit weichen so sehr von einander ab, dass es noch nicht ein- 
mal mit Sicherheit entschieden ist. ob das Mineral rhombisch oder 
klinorhombisch krystallisirt. Nach Lewy und nach den älteren Be- 
stimmungen von ScHEERER Soll der Gadolinit klinorhombisch sein, 
während die neueren Messungen von NORrDENSKIÖLD ** und SCHEERER 
darauf hindeuten, dass dieses Mineral rhombisch ist, womit auch 
die Angaben von BroorE übereinstimmen. 

Die Abweichungen in den Resultaten dieser verschiedenen 
Untersuchungen mögen wohl ihre Erklärung zum Theil darin fin- 
den, dass dieses Mineral, dessen chemische Zusammensetzung 
bedeutend variirt, auch in krystallographischer Beziehung wirk- 
lichen Änderungen unterworfen ist; man wird aber diese Abwei- 
chungen noch leichter erklären können, wenn man 3ich erinnert, 
dass bis jetzt bei Messungen von Gadolinit-Krystallen das Refle- 
xionsgoniometer noch nicht benutzt worden ist. Im Sommer 1862 
habe ich in einem Mineralgange, in der Nähe von Hiterö, unter 
mehreren Gadolinit-Krystallen einen gefunden, der so vollkom- 


* Nach einer früher in: Christiania Videnskabsselskabets Forhand- 
lingar 1864, S. 1 veröffentlichten Abhandlung, in welcher sich jedoch meh- 
rere Druckfehler eingeschlichen hatten. Anmerkg. des Verf. 


“* Oversigt af kongl. Veterskaps-Akademiens Forhandlingar 1859, 
S. 237. 


men ausgebildet war, dass ich mit dem Reflexionsgoniometer 
scharfe Messungen ausführen konnte. Der Gang war ganz der- 
selben Art, wie die, welche von ScuEERER in der Gea norwegica 
beschrieben sind und die in dem Norit (Gabbro) auf Hiterö so 
häufig vorkommen. 

Die Resultate meiner Messungen entscheiden mit Bestimmt- 
heit die Frage über das Krystallsystem des Gadolinit dahin, dass 
dieses Mineral klinorhombisch ist. Die Inklination beträgt zwar 


698 


nur !/2 Grad, allein meine Messungen erreichen einen viel höhe- 
ren Grad von Genauigkeit. Die Flächen des gemessenen Kry- 
stalls waren so glänzend, dass ein Dutzend Ablesungen mit ver- 
schiedenen Einstellungen sehr oft nur etwa um 8 Minuten ab- 
wichen. 

Auf dem untersuchten Krystall, der eine Grösse von unge- 
fähr 7 hatte, waren die Prismenflächen m und n (Fig. 1 und 2) 
und die an dieselben stossenden zwei positiven (o und 0‘) und 
zwei negativen (p und p‘) Pyramidenflächen weniger vollkommen 
ausgebildet. Zu den Berechnungen sind folgende 3 gemessenen 
Winkel gewählt: 9:9 (über c) = T74R5’; c:a = 8924’ und 
a:n = 148%. 


Das Axenverhältniss ist hiernach: 


a:b:e a:b:c a:b:e 
0,4745 : 0,7592 : 1 0,62490 : 1 : 1,31713 1 : 1,6003 : 2,1077 


Gemessen: Berechnet: Gemessen: Berechnet: 
e:n’ oP: oP 90°29° 90°29° a —P :oPo 141058’ 14201‘ 
c:n oP: oP  89°33° 89°31' |p:o‘ —P :—+P 13603’ 136010’ 
c:q oP (Po) 127°12° 127°%12° |o:n‘ -+P :oP 157048‘ 15802 
q en‘ —P :ooP 158019" 15808‘ 


(JoP): (Po) 105°40° 105°35° 
(Po): (4 Pan) 160°44° 160°34° 
über c do. 93047° 93°50’ 
„HP? : oP 161°0 160°40° 


n 


oP:—P 11217‘ 112°21° 
oP:+P 111°21’ 111°29 
über oognoP:-P 67°38° 67039‘ 
—P:—P 121°11° 121918 |u: 


p 
P 
0: 
oP :(!Pon) 146°34° 146°38° | P': 
q 
q 
q 


Ge ke) (ls) 
ee 
3 via na „a 


Ausser den auf der Zeichnung sichtbaren Combinationsflächen 
habe ich an andern Krystallen folgende Formen beobachtet: 
+YaPoo [oP : +!12Poo gemessen 136°17', berechnet 136°77; 
—1aPoo + P2; —P2. — Die am häufigsten auftretende Com- 
bination war das Prisma oOP mit den + und — Pyramidenflächen. 
Der grösste und am schönsten ausgebildete Krystall, welcher 
diese Combination zeigte, ist im Besitze des Mineralienkabinetes 
in Christiania. Der Krystall wiegt 1630 Gramm und ist vollstän- 
dig ausgebildet. Ausserdem sieht man häufig die beiden Klino- 
domen (Poo und !/2Poo), seltener oP. 

Mehrere Mineralogen, die sich mit der Krystallform des Ga- 
dolinit beschäftigten, suchten eine gewisse Ähnlichkeit zwischen 
den Formen des Epidot und denjenigen des Gadolinit nachzu- 


699 


weisen. Die Vergleichung konnte jedoch nicht sehr zuverlässig 
sein, so lange man nur approximative Messungen des Gadolinit 
besass. Durch meine Messungen ergibt sich eine so grosse 
Übereinstimmung unter den Winkeln beider Species, dass man 
sie fast für wirklich isomorph halten könnte. 

Wenn man nach Mırzer’s Bezeichnung in dem Epidot | = oP 


setzt, r—= —Pon, t= +Poo und q= (Po), so ist, (wenn c 
Hauptaxe, a die geneigte Nebenaxe): 
BERTDAr Se 


1 : 0,3072 : 0,4843, 
Inklination — 89%27'. 

Nach meinen Messungen ist bei dem Gadolinit: 

ae eine 
0,4745 : 0,7592 : 1. 

Man sieht, dass die a Axe des Gadolinit fast gleich der c 
Axe des Epidot ist, wenn bei ersterer die ce Axe und bei letz- 
terer die a Axe gleich 1 gesetzt wird. Die b Axe des Gado- 
linit ist dann °/2 der b Axe des Epidot. Wählt man daher, um 
die Übereinstimmung der Formen besser zu übersehen, im Ga- 
dolinit die a Axe als Hauptaxe (die Fläche a —= Basis) und die 
horizontale b Axe gleich ?/s der oben gefundenen Grösse, so 
erhält man folgende Axenwerthe, wenn die geneigte Axe gleich 
1 gesetzt ist: 

1 : 0,3037 : 0,4745. 
Folgende Winkel zeigen diese Übereinstimmung noch besser: 


Epidot (MıLLer) Gadolinit 
Inklination = a2 8g24 
(Poo) 64°46/’ 65°16° 
oP: +Poo 154%’ (L:d) 154°30° 
oP: — Po 154016‘: r) 154044 
ooP>l2 : ooP°/a 71402 74025 (q:Q 


(2]sPoo):(2],Poo) 115032 116°0' (m: n). 


F 


Briefwechsel. 


A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. 


Dortelweil bei Frankfurt a. M., den 30. Juni 7867. 


Ein Aufsatz von Gr. WyroußBorr, den Sie im Auszug im 4. Hefte Ihres 
Jahrbuchs von 1867 mittheilten und der die mikroskopische Untersuchung 
der färbenden Substanzen des Flussspathes zum Gegenstand hat, erwähnt 
einer eigenthümlichen Structur dieses Minerals, die sich bei der mikrosko- 
pischen Betrachtung eines Schliffes durch verschiedene Systeme paralleler 
Linien oder Streifen kund gibt. Ähnliche Erscheinungen habe auch ich vor 
längerer Zeit an verschiedenen anderen Mineralien und zwar solchen von 
ganz enigegengesetzter Bildungsweise, nachgewiesen und erlaube mir, einige 
Notizen darüber mitzutheilen. 

Eine ziemliche Anzahl Augitkrystalle verschiedener Fundorte unter- 
suchte ich in-dünnen Schliffen unter dem Mikroskop. Schliffe der losen Kry- 
stalle vom Äina zeigten schon mit blossem Auge bei durchfallendem Lichte 
Systeme von Linien oder Streifen, die genau den äusseren Gontouren der 
Krystalle parallel liefen und immer kleinere, in einander geschachtelte Fi- 
guren bildend fast bis zum Centrum der Krystalle sichtbar wareu. Wie ge- 
sagt, zeigten die Augite vom Ätna die Erscheinung am schönsten, doch auch 
solche anderer Fundorte liessen sie gut beobachten. Die Krytalle aus dem 
Dolerit von Limburg am Kaiserstuhl zeigten meist einen ungestreiften Kern, 
um den sich die Streifen bis zu den Rändern der Schliffe fortsetzend an- 
legten: auch waren Kern und Streifenpartie etwas verschieden in der Fär- 
bung. Den drei Pinakoiden parallel geführte Schliffe belehrten mich, dass 
diese Streifung den Krystallflächen überall folgt, dass die Krystalle demnach 
wenigstens bis zu einer gewissen Tiefe aus in einander steckenden Schalen 
gebildet sind, ganz genau der krystallographischen Form entsprechend. Nicht 
immer jedoch ist die Gestalt der inneren Schalen absolut entsprechend der 
der äusseren, es finden sich an ersteren häufig, zwar immer den Gesetzen 
der Krystallographie entsprechend gebildete Ecken und Kanten, die bei spä- 
terem Wachsthum des Krystalles verschwanden. 

Folgende Beobachtung spricht deutlich für den schalenähnlichen Bau 


701 


der Augitkrystalle. Die Krystalle vom Ätna nämlich zeigen eine Menge klei- 
ner Einschlüsse; gelbe und farblose Kryställchen, Magneteisenkörner, grosse 
deutliche Feldspath-Krystalle etc. Alle diese eingeschlossenen Partikeln nun 
lagern sich, gleichsam an den Rändern der Streifen hängend, in deren Rich- 
tung, ja die kleinen farblosen Kryställchen, die ich geneigt bin, für Feld- 
spathe zu halten, legen sich sogar mit ihrer Längsausdehnung meist genau 
in die Richtung der Streifen. Obwohl diese Anordnung der Einschlüsse 
nicht Regel ist, so herrscht sie doch bei weitem vor. So stark ist die An- 
sammlung solcher Partikeln an den Ränderu der Streifen bei den Ätoakry- 
stallen, dass dieselben in durchfallendem Licht als schwarze Linien hervor- 
treten. 

Mit einigen Worten möchte ich noch die eigenthümlichen Farbenerschei- 
nungen im polarisirten Licht erwähnen. Der Schliff eines Ätnakrystalls zeigte 
dieselben ausnehmend schön; das eine Ende des Krystalls liess deutlich eine 
Verschiedenheit in der Färbung der abwechselnden Streifen erkennen und 
zwar scheinen sich die beiden verschiedenen Farben complementären we- 
nigstens sehr zu nähern. Dagegen zeigte das andere Ende des Schliffs nur 
eine Farbe, die Streifen hoben sich nur durch intensivere Färbung hervor. 
Die Seitentheile des Schliffs zeigten ungefähr die Mischfarbe der beiden End- 
farben und eigenthümlicher Weise fanden sich in diesen Theilen zwei Stellen, 
über welche die Streifung geknickt wegsetzte und die vollkommen farblos 
erschienen bei jeder Stellung des Apparats. 

Ausserdem fand ich ähnliche Sreifenbildung, wenn auch wenig deutlich, bei 
Hornblende; ferner an Feldspathkrystallen einer Vesuvlava und an Orthoklas 
aus dem Syenit des Odenwaldes. 

Erlauben Sie noch mit wenigen Worten einer Erscheinung zu gedenken, 
die meines Wissens bis jetzt noch nicht bekannt ist und die mir bei meinen 
mikroskopischen Untersuchungen auffiel; es ist diess das Vorkommen ächter, 
unzweifelhafter Wasserporen mit beweglichen Bläschen im Feldspath des 
Basalts von Lichtenberg in Franken. 

O. Bürschry. 


Diez, den 30. Juni 1867. 


Im Verfolg meiner Untersuchungen über das Vorkommen des Phosphorits 
in der Lahn- und Dillgegend, die sich an meine vor länger als Jahresfrist 
veröffentlichte kleine Arbeit über diesen Gegenstand anreihen und zu welcher 
die vielen und in weitester Ausdehnung zwischenzeitlich zur Durchführung 
gekommenen neuen Aufschlüsse reichlich Material bieten, habe ich eine 
Wahrnehmung gemacht, die ich Ihnen als Notiz mitzutheilen nicht unter- 
lassen wollte. 

Es betrifft die Auffindung von Phosphoritpseudomorphosen nach 
Kalkspathkrystallen. Die erste Entdeckung ist dem Herrn Wepac aus 
Cöln, Chemiker bei der bei der nassauischen Phosphorit-Industrie betbei- 
ligten Firma FoRsTER und GRrÜNEBERG, zu verdanken, der mir solche Pseudo- 
morphosen auch mitzutheilen die Gefälligkeit hatte. — Es sind vortrefflich 


702 


erhaltene Abdrücke von zum Theil combinirten Rhomboeder- und Ska- 
lenoederflächen. Von gleicher Grösse und gleich gut conservirt dürften 
selten Pseudomorphosen gefunden werden. Die Kanten und Spitzen sind 
vollkommen scharf, die Flächen glatt und in der Farbe und dem Glanz ähn- 
lich dem Jaspis. Die braunrothe Farbe nähert sich stellenweise derjenigen 
gebrannten Thones. Die Phosphoritmasse, welche die Pseudomorphosen um- 
schliesst, ist völlig dicht und von ungewöhnlicher Härte. In einzelnen Stücken 
waren noch Reste von Kalkspathkrystallen bemerkbar. 

Die Bildungsweise dieser Pseudomorphosen bedarf wohl keiner Erörte- 
rung; sie bietet einen neuen Anhaltepunct zu der in meiner oben angezogenen 
kleinen Schrift versuchten Nachweisung, auf welche Art wohl unser Phos- 
phorit erzeugt worden sein dürfte. — Nach gefälliger weiterer Mittheilung 
des Herrn Wenac soll der durch diese Pseudomosphosen charakterisirte Phos- 
phorit einen besonders hohen Gehalt nachweisen, circa 70°/, 3Ca0PO,. — 
Das Vorkommen dieser Phosphoritpseudomorphosen ist, so viel mir bekannt, 
bis jetzt erst im Felde der Eisensteingrube Bergmann bei Katzenellenbogen 
ermittelt, woselbst, wie ich Ihnen im vorigen Jahre mitgetheilt (cf. N. Jahrb. 
1866, Heft 7), der Felsitporphyr zugleich mit dem Phosphorit in directe Be- 
ziehung tritt. 

Eigenthümlich sind die auf demselben Phosphorit vereinzelt und meist 
krustenartig auftretenden Eisenkiesel, zum Theil in wirklichen Jaspis 
übergehend, sowie auch der weiter als mitbrechend vorkommende, dichte 
und faserige Grüneisenstein, welcher namentlich im Contact des Phos- 
phorits mit Brauneisenstein ziemlich verbreitet ist, Erwähnung verdienen 
dürfte. Auch Chalcedon begleitet zuweilen den Phosphorit, — 

Staffelit kommt nicht sehr fern von der Fundstelle der Pseudomor- 
phosen, aber wohl in der schönen, hellgrün durchscheinenden, traubig-sta- 


lactitischen, sowie in der weissen Varietät vor. — 
STEIN. 


B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. 


Montreal, Low. Canada, den 4. Apr. 1867. 


Ich habe für Ihre gütige Zusendung der Isis-Schriften mit Ihren werth- 
vollen und interessanten Notizen über Americanische Geologie zu danken. 

In dem Hefte Januar bis März 1866, p. 22 (Jb. 1866, 497) fand ich 
Ihre Erwähnung von Mr. Scupper’s Abhandlung über Insecten in senonischen 
Schichten von St. John, worin Sie Zweifel auszudrücken scheinen über das 
angenommene Alter dieser Formation auf Grund des Vorkommens eines dem 
Cyatheites pennaeformis ähnlichen Farns mit jenen Insecten. 

Gestatten Sie mir in Bezug hierauf auszusprechen, dass die fraglichen 
Schichten die untersten Schichten der Steinkohlenformation der Lepidoden- 
dron-Zone ungleichförmig unterlagern und eine sehr charakteristische devo- 
nische Flora enthalten, wiewohl einige Arten von jenen der Steinkohlenfor- 
mation nicht zu unterscheiden sind. Die, auf welche Sie Sich hier beziehen, 


703 


ist eine neue, vor Kurzem aufgefundene Form, welche noch nicht in meiner 
Arbeit über die Devonflora (Jb. 1863; 230; 1864, 127) aufgenommen wer- 
den konnte. Ich habe sie bis jetzt noch nicht studirt, hege aber Zweifel, 
dass es die carbonische Species sei und hoffe, bald eine Anzahl guter Exem- 
plare von ihr zu erhalten. 

Ich werde Abbildungen der Insecten von Si. John in der neuen Aus- 
gabe der „Acadian Geology“, welche im Fortschreiten begriffen ist, geben 
und Sie werden finden, dass diese Insecten, ebenso wie die Pflanzen, einen 
verschiedeneren Typus zeigen, als die carbonischen. 


J. W,. Dawson. 


Prag, den 19. Juni 1867. 


Ich lasse gegenwärtig eine Tafel anfertigen, welche lediglich dazu be- 
stimmt ist, die Arethusina Konincki von Böhmen mit einem sehr analogen 
und ihr sehr ähnlichen Trilobiten zu vergleichen, der mir von Prof. Fri. 
SANDBERGER mitgetheilt wurde und welchen ich Arethusina Sandbergeri 
nenne. 

Das Ansehen dieser beiden Arten ist so ähnlich, dass man sie auf den 
ersten Blick leicht mit einander verwechseln und sie nur durch eine genaue 
Vergleichung der einzelnen Elemente ihres Körpers unterscheiden kann. 

In paläontologischer und geologischer Hinsicht ist das merkwürdigste, 
dass Arerhusina Konincki ausschliesslich die erste Phase der dritten Silur- 
fauna Böhmens, d. h. meine untere kalkige Etage E, und die Colonien (Col. 
Zippe) charakterisirt, während Arethusina Sandbergeri nach Prof. Sanp- 
BERGER’s Angaben in den obersten Cypridinenschichten bei Hagen in West- 
phalen gefunden worden ist. 

Es würde demnach zwischen dem Erscheinen dieses Typus ein sehr be- 
trächtlicher verticaler Zwischenraum liegen, nämlich fast der ganze, durch 
die dritte silurische Fauna und die drei devonischen Faunen beherrschte 
Raum. 

Ich habe schon in meiner Def. des Col. TIl (p. 295—315) den Zusam- 
menhang zwischen der Fauna meiner Etage E und den devonischen Faunen 
angedeutet. Dieses Verhältniss wird später durch Vergleichung der Formen 
aus allen Classen, welche nach einem langen, dazwischenliegenden Zeit- 
raume sich wieder entwickelt zu haben scheinen, genauer festgestellt wer- 
den. Den Dr. Dr. SınpserseR schon waren die Analogien nicht entgangen, 
welche zwischen diesen in verticaler Richtung so entfernten Faunen existi- 
ren (Versi. von Nassau, p. 512—515), jetzt bestätiget die Entdeckung der 
Areth. Sandbergeri ebensowohl ihre als meine Beobachtungen. 

Thatsachen dieser Art verdienen wohl die Beachtung und besonders der- 
jenigen Forscher, welche versuchen, die Reihenfolge der Geschöpfe mit 
einer Regelmässigkeit und einer Schärfe zu verfolgen, die in der Natur nie 


existirt hat. 
J. BARRANDE. 


Neue Literatur, 


(Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel 
beigesetztes &.) 


A. Bücher. 
1866. 


Deiesse et DE LappAaRent: Revue de Geologie pour les annees 1864 et 
1865. Paris. 8°. 279 p. 

M. Hörses und L. v. Köcker: das Mons-Grabdenkmal. Wien. 8°. 22S., 
2 Dab;,nP9 

L. Acassız: Glacial Phenomena in Maine. Boston. 8°. 15 p. * 

R. Punrsity: Geological Researches in China, Mongolia and Japan. Was- 
hington City. 4%. 143 p., 9 Pl. = 


1867. 


G. Biscuor: die Gestalt der Erde und der Meeresfläche und die Erosion des 
Meeresbodens. Bonn. 8%. 38. | 

E. Boıt: Beiträge zur Geognosie Mecklenburgs, mit Berücksichtigung der 
Nachbarländer. 1. u. 2. Abth. Neu-Brandenburg, /865—1867. 371 S. 
(Aus Archiv d. Ver. d. Freunde d. Naturg. in Mecklenburg, Bd. 19 
u. 21.) 

AmEper Burat: les Houilleres de la France en 1866. Paris. 8°. 309 p. 
avec Atlas de 25 pl. 

Ts. Haupt: Bausteine zur Philosophie der Geschichte des Bergbaues. 3. Lief. 
Leipzig. 8°. 1018. 

G. C. Lause: Der Torf. (Abdr. aus d. Allg. land- und forstwirthschaftl. 
Zeit. in Wien, 17. Iahrg., No. 6 u. 18.) 8°. 88. | 

J. Lommer: Geologisch - paläontologische Sammlung von 1000 
Stücken, herausgegeben von dem Heidelberger Mineralien - Comptoir. 
5. Auflage. Heidelberg. 8°. S. 23. = 

ALgr. MüLter: über die Grundwasser und die Bodenverhältnisse 
der Stadt Basel. (Sep.-Abdr. a. d. Festschrift d. naturforsch, Gesellsch.) 
Mit 1 lithogr. Taf, Basel. 8%, $S. 71. = 


205 


Orpnau: Memoirs of the Geological Survey of India. Palaeontologia 
Indica. V. 1—4. The Gasteropoda of the Uretaceous Rocks of Sou- 
'thern India, by F. Stouıczra. Calcutta. 4°. 203 p., 16 Pl. 

G. Rose: über Darstellung krystallisirter Körper mittelst des 
Löthrohrs und über Darstellung der Titansäure in ihren 
verschiedenen allotropischen Zuständen. (Monatsber. d. kön. 
Acad. d. Wissensch. S. 129-147.) : 

L. Rürmeyer: über die Herkunft unserer Thierwelt. Eine zoogra- 
phische Skizze mit einem Verzeichniss der fossilen und der lebenden 
schweizerischen Säugethiere und einer Karte zur Andeutung der Ge- 
schichte der Thier-Verbreitung im Allgemeinen. Basel und Genf. 4°, 
STURZ. 7 

W. Trenkner: Paläontologische Novitäten vom nordwestlichen Harze. 1. Iber- 
ger Kalk und Kohlengebirge von Grund. Halle. 4%. 60 S., 5 Taf. 

C. A. Warte and O. H. Sr. Jonn: Preliminary Notice of New Genera and 
Species of Fossils. (State Geol. Survey of Jowa.) 8%. 2p. 

CARL ZELGER: Geognostische Wanderungen im Gebiete der Trias Frankens. 
Würzburg. 8°. 133 S., 1 Taf. 

F, ZırkeL: Beiträge zur geologischen Kenntniss der Pyrenäen. 
Mit 4 Taf. (Abdr. a. d. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Gesellsch. Jahrg. 
1867. S. 68-215.) 


B. Zeitschriften. 


1). Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 
Wien. 8°. [Jb. 1867, 599.] 

1867, No. 8. (Sitzung am 8. Mai.) S. 157-182. 
Eingesendete Mittheilungen. 

Te. Orpuam: geologische Aufnahmen in Indien: 158. W. SchLönsach: geo- 
logische Untersuchungen in den Südtyroler und Venetianer Alpen: 158. 
K. Perers: Halitherium-Skelet- von Hainburg und Mastodon-Zahn von 
Köflach: 159. H. v. Cwesius: Felstrichter bei Puzi, n.w. von Fiume: 
159-160. G. Tschermar: Verbreitung des Olivin in den Felsarten und 
Voltait von Kremnitz: 160. 

Vorträge. 

K. v. Hauer: Uniersuchungen über die Feldspathe in den ungarisch-sieben- 
bürgischen Eruptivgesteinen: 161-163. J. Nucaten: der Steinkohlenberg- 
bau Grünbach nächst dem Schneeberge in Niederösterreich: 163-167. 
F. v. Anprıan: die geologischen Verhältnisse der Erzlagerstätten von Recsk: 
167-169. A. Feriner: Untersuchung des Miascits von Ditropatak bei 
Ditro in Ostsiebenbürgen: 169-172. 

Einsendungen für das Museum und die Bibliothek u. s. w.: 172-182. ; 

1867, No. 9. (Sitzung vom 4. Juni.) S. 183-202. 
Eingesendete Mitiheilungen. 
ELLENBERGER: das Petroleum-Terrain Wesigaliziens: 183. Poserny: Alter 


der karpathischen Salinen: 183-184. Fr. v. Hauer: die Lagerungs- 
Jahrbuch 1867. 45 


ee re eu di neh eh nn en RR 


Hi 
;! 


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106 


Verhältnisse der Gosauschichten bei Grünbach: 184-187. E. v. Moıst- 
sovicH: der Jura von Stramberg: 187-188. 
Vorträge. 

J. Nuchten: Vorlage der Situations-, Gruben- und Maschinen-Pläne der H. 
Drascue’schen Steinkohlenwerke: 188. E. Süss: detaillirtes geologisches 
Profil der gesammten Eisenbahnstrecke von Botzen bis Innsbruck: 188-192. 
A. Parerı: Fällung von Kupfer aus Cemeniwässern auf galvanischem 
Wege: 192. Ta. Fuchs: Eocän-Versteinerungen aus der Umgebung von 
Kiew: 192-195. Lirorp: Eisenstein-Vorkommen im Sausalgebirge bei 
Leibnitz in Steiermark: 195-196. H. Wour: die geologischen Verhält- 
nisse der grossen ungarischen Ebene: 196. 

Einsendungen für das Museum und die Bibliothek u. s. w.: 198-202. 


2) Zeitschriftder deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin. 
8°. [Jb. 1867, 600.] 
1866, XVII, 3, S. 377-647, Tf. V-XU. 
A. Sitzungs-Berichte vom 2. Mai — 4. Juli 1866. 
Eck: Versteinerungen des Grenzdolomits bei der Bodenmühle unfern Bay- 
reuth: 381-383. Lassarp: über die geognostischen Verhältnisse von 
Helgoland: 386-387. SapeBeck: Petrefacten von Gülzow in Hinterpom- 
mern: 387-388. G. Rosz: Granitit-Geschiebe von der Insel Wollin: 388. 
Beyrichn: Carcharodon-Zahn aus dem Septarienthon von Freyenwalde 
388, Beyrıca: Mittheilung GünseL’s über hohle Kalkgeschiebe in Bayern: 
391-392. Wenpine: sog. allotropische Zustände des Eisens: 392-393. 
RAMMELSBERG: chemische Constitution der Carlsbader Feldspath-Zwillinge 
und über einige von JuLien beschriebene Mineral-Producte von Som- 
brero: 393-397. G. Rose: über die von G vom Rara beobachteten Ei- 
senglanzkrystalle von Andernach: 397-399. 
B. Biriefliche Mittheilungen der Herren Arır und Weiss: 400-408. 
C. Aufsätze. > 
A. Richter: aus dem 'thüringischen Schiefergebirge (mit Taf. V und VD: 
409-426. 
H. Eck: über die Reichensteiner Quarzzwillinge: 426-433. 
F. Rosmer: über die Auffindung devonischer Kalksteine bei Siewierz in Po- 
len: 433-439. 
W. Börscue: die Korallen des norddeutschen Jura- und Kreidegebirges (hiezu 
Tf. VII-IX): 439-487. 
G. vom Rare: mineralogisch - geognostische Fragmente aus Italien (hiezu 
Taf. X-XI): 487-643. 
K. v. SeeBacn: Vorläufige Mittheilung über die iypischen Verschiedenheiten 
im Bau der Vulcane und deren Ursache: 643-648. 
1866, XVII, 4, S. 649-819. 
A. Sitzungsberichte vom 1. Aug. 1866. 
A. SADEBECK: über von Sreupner in Afrika gesammelte Gesteine: 650-651. 


707 
B. Briefliche Mittheilungen der Herren v. HeLmersen und v. Unser: 
654-658. 
C. Aufsätze. 


H. Eck: Notiz über die Auffindung von Conchylien im mittleren Muschelkalk 
bei Rüdersdorf: 659-663. 

F. Rorner : neuere Beobachtungen über das Vorkommen mariner Conchylien 
im oberschlesisch-polnischen Steinkohlengebirge: 663-667. 


— — geognostische Beobachtungen im polnischen Mittelgebirge (Chiezu 
Tf. XII): 667-691. 

C. Raumeısgere: über die Bestimmung des Schwefeleisens in Meteoriten: 
691-693. 


A. v. Gropveck: über die Erzgänge des n.w. Oberharzes (hierzu If. XIV-XV)): 
693-777. 

Benm: über die Bildung des unteren Oderthales: 777-807. 

C. Rammeisgers: Analyse der Glimmer von Utö und Easton und Bemerkun- 
gen über die Zusammensetzung der Kaliglimmer überhaupt: 807-812. 


3) J. C. Possenporrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. 8°. 
[Jb. 1867, 598.| 


1867, N. 3; CXXX, S. 337-496. 
A. Schraur: Vorläufige Notiz über die Ableitung der Krystallgestalten aus 
den Grundstoffen mittelst der optischen Atomzahlen: 433—439. 


4) Erpmann und Wrrtuer: Journal für praktische Chemie. Leipzig. 
8°. [Jb. 1867, 598.] 
1867, No. 6; 100. Bd., S. 321-384. 
Horre: Indium in Wolfram: 381. 


5) Bruno Kerr und Fr. Wımwmer: Berg- und Hüttenmännische Zei- 
tung. Leipzig. 4°. [Jb. 1867, 353.] 

1867, Jahrg. XXVI, Nro. 10-25; S. 81-216. 

Leo STRIPPELMAnN: Geognostische und bergmännische Bemerkungen über das 
Terrain zwischen Eschwege uud Witzenhausen in Kurhessen: 109-111; 
133-135. 

A. Arents: Partzit, ein neues Mineral: 119. 

G. Kremm: Vorkommen des Goldes im mittleren Spanien: 125-127; 171-173; 
211-213. 

Verhandlungen des Bergmännischen Vereins zu Freiberg. 
BreituAupt: legt von W. Reıss gesammelte Gesteine von den Azoren vor, 
sowie grosse Nephelin-Krystalle von Löbau: 142-143. Scueerer: Bericht 
über den Meiorstein-Fall zu Knyahinya: 143-144. Ruse: über auffallend 
saure Grubenwasser: 144. WeıssacHh: gediegen Antimon von Canada: 


144. A. SteLzner: über die geologische Specialkarte von Schweden: 
45 * 


708 


144-145. Breimuaupt: über Krystalle von Gold aus dem Seifengebirge 
von Kuschwa in Sibirien: 180. ScuHerRER: die Kohlen- und Erz-Vor- 
kommnisse im Lande der donischen Kosaken: 180-182. WeısgacH: über 
ein mit Polybasit verwachsenes Stück Stephanit und über einen schönen 
Krystall von Eulytin: 182. 


6) Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. 
10. Bd.. 1. u. 2. Hft. Halle, 1867. 4°. Enthaltend: 

W. Trenknser: paläontologische Novitäten vom nordwestlichen Harze. I. Iber- 
ger Kalk und Kohlengebirge von Grund (5 Tf.): 123-182. 

H. Burnrıster: Bericht über ein Skelet von Machaerodus, im Staats-Museum 
von Buenos Aires (1 Taf.): 133-196. 


7) Erman: Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland 
Berlin. 8°. [Jb. 1867, 185.] 
1867, XXV, 3, S. 349-506. 
Die warmen Quellen bei Novomichailowsk:: 366-431. 


8) Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou. 
Mosc. 8°. |[Jb. 1867, 602.] 
1866, No. 4, XXXIX, pg. 321-558. 
E. v. Eıchwaın: Beitrag zur Geschichte der Geognosie und Paläontologie in 
Russland: 463-534. 
A. v. VoLBorrH: die angeblichen Homocrinen der Lethaea rossica: 541-551. 
R. Hermann: über die Zusanımensetzung des Ilmenorutils: 551-558. 


9) Bulletin de la societe geologique de France. |2.| Paris. 8. 

[Jb. 1867, 603.] 
1867, XXIV, No. 3, pg. 257-384. 

F. GarRısou: Allgemeines über Mineralwasser und über die Geologie der 
Gegend von Ax (Ariege) mit Tf. ID): 257-280. 

J. Marcov: die Dyas von Nebraska (Tf. IV): 280-301. 

DE VERNEUIL: Mittheilung über den Tod von VıgussneL: 301-305. 

A. Bou&: die Gegend von Schussen und ihre ältesten Bewohner: 505-308. 

A. Levmerie: über die Verbreitung des „type garumnien“ und über die 
eigentliche Grenze zwischen Unter- und Mitteltertiär: 308-315. 

Gousert: der Kalk von Beauce und der Sand von Fontainebleau bei Maisse 
(Seine- und Oise-Dep.): 315-323. 

E. Hesert: die Kreide-Formation der Pyrenäen (Tf. V): 323-380. 

H. Coguano: über die geologischen Verhältnisse von Algier: 380 384. 


709 


10) Comptes rendus hebdomadaires des scances del’ Academie 

des sciences. Paris. 4°. [Jb. 1867, 603.] 
1867, No. 8-15, 25. Fevr.—15. Avr., LXIV, pg. 315-798. 

Dausg£E: über die durch mechanische Einflüsse bedingten chemischen Zer- 
setzungen gewisser Mineralien, wie der Feldspathe: 339-345. 

Bourerois: über das angebliche gleiche Alter der Knochen-führenden Ab- 
lagerungen des Orleanois und der Faluns der Touraine: 429-431. 

Dumas: über einen ungewöhnlich harten Anthracit: 547-549. 

PeccAapEAu DE L’Iste: Nachgrabungen in Knochen-führenden Ablagerungen der 
Rennthier-Periode bei Bruniquel (Tarn-eı-Garonne): 628-629. 

Fovgue: vulcanische Erscheinungen auf Santorin: 666-668. 

Parmierı: Bildung von Ammoniak-Verbindungen im oberen Krater des Vesuv: 
668-669. 

MeEn£: über den ungewöhnlich harten Anthracit: 674-677. 

Husson: menschliche Gebeine im alpinen Diluvium bei Villey-Saint-Etienne 
unfern Toul: 694-696. 

JouLin: über die Kali- und Natronsalze von Stassfurt: 707-710. 

Tr. Kserutr: Erdbeben am 9. März 1866 in Skandinavien: 767-768. 

Deirsse: über die auf dem Meeresboden Frankreichs vorkommenden Gesteine 
und Ablagerungen: 779-783. 


11) The Quarteriy Journal of the Geological Society. Lon- 

don. 8°, [Jb. 1867, 471.] 
1867, XXIII, Mai, No. 90; A. p. 77-137: B. p. 5-8. 

Huxızy: über Telerpeton Elginense: 77-84. 

Woop: über ein Profil bei Litcham als Beweis für eine Vergletscherung 
während der älteren Gletscher-Periode in England : 84-37. 

HArmeR : über das Vorkommen eines dritten Gerölle-Shones in Norfolk: 
87-91. 

Dawems: über das Alter der unieren Ziegelerde-Lager im Themseihal : 
91-110. 

Maw: Vorkommen von Blöcken in der Drift von Suffolk :. 110-114. 

— Resultate verschiedener Gesteins-Analysen: 114-115. 

Hawesuaw: Geologie von Oberegypten (Tf. IV): 115-120. 

Geschenke an die Bibliothek: 120-137. 

Miscellen. Corner und Brıarn: der Grobkalk von Mons; Unser: fossile Flora 
von Euböa; Mayr: über fossile Insekten; ErrinesHausen: Tertiärflora 
von Bilin und die Kreideflora von Niederschöna: 5-8. 


12) Seusy, Bagınaron, Gray and Francıs: The Annals and Magazine of 
natural history, including Zoology, Botany and Geology. London. 
8°. [Jb. 1867, 605.] 5 
1867, XIX, No. 113, p. 305-376. 


EERERT ER NETTER, 


710 


Gaston De SırortA: über die Temperatur in verschiedenen geologischen Pe- 
- rioden; Beobachtungen, gestützt auf fossile Pflanzen: 340-355. 
M’Coy: über das Vorkommen des Ichthyosaurus und Plesiosaurus in Au- 
stralien: 355-396. 
1867, XIX, No. 114, p. 377-448. 


13) H. WoopwArn: The geological Magazine. London. 8°. [Jb. 

1867, 605.] 
1867, No. 36, June 1., p. 241—288. 

G. Maw: über die Verbreitung der weissen Thone und den den Boulder- 
clay begleitenden Sand jenseits der Tertiärdistriete: 241. 

D. ©. Davies: über eine Kalkphosphatschicht N.W. von Llanfyllin: 251. 

W. Kıns: über einige mit Poren versehene paläozoische Spiriferiden: 253. 

H. A. Nicnorson: über eine neue Gattung der Graptolitben, mit Bea Pu 
über Reproductionsapparate (Pl. XI): 256. 

W. Stanıey Jevons: über die wahrscheinliche Dauer des Steinkohlenfeldes 
von South Staffordshire: 263. 

Te. Orpsam: über Schwarzkoblen-Ablagerungen Indiens: 264. 

G. pe HELMERsEen: über Steinkohlen-Ablagerungen Russlands: 265. 

Mittheilungen über geologische Gesellschaften: 272. 

Briefwechsel und Miscellen: 276 u. f. 

No. 37, Juli 1., p. 289-336. 

T. G. Bonner: über Gletscherspuren bei Llandudno:: 289. 

R. Damon: über eine Sammlung recenter Schalthiere, entdeckt unter den 
Ruinen von Pompeji, in dem Museo Borbonico in Neapel: 293. 

Te. Beıt: über einige neue Trilobiten aus den oberen cambrischen Schichten 
von N.-Wales (Pl. XI, f. 3--5): 294. 

D. Mackıntosn: Bohrungen von Pholas, Fortspülung und Ablagerung im 8.0. 
Devon (Pl. XI: 295. 

G. Maw: über die Verbreitung der weissen Thone u. s. w (Fortsetzung aus 


No. 36): 299. 
H. Hıcks: Entdeckung einer Hyänenhöhle bei Laugharne in Carmartenshire: 
307. 


J. F. Warzer: über einige neue Koprolith-Lager in den Fens: 309. 

Te. Davioson: Perforate und imperforate Brachiopoden (Pl. XIV): 311. 

A. Geixıe: über die tertiären vulcanischen Gesteine der britischen Inseln: 316. 

Neue Literatur: 319. Odontologische Gesellschaft in London: 323 u. a. wiss. 
Ges., Briefwechsel. 


14) B. Sırrıman a. J. D. Dana: the American Journal of science 
and arts. Newhaven. 8°. [Jb. 1867, 358.] 
1867, May, XLIll, No. 129, p. 285-428. 
C. A. Waıte: Beobachtungen über die Drift-Phänomene des südwestlichen 
Jowa: 301-305. 


711 


S. F. Psckuam: über die vermeintliche Verfälschung von Proben des califor- 
nischen Petroleums: 345-351. 

S. W. Jonnson u. J. M. Brare: Beiträge aus dem Sheffield-Laboratorium von 
Yale College. Über Kaolinit und Pholerit: 351-361, 405. 

A. Arenıss: Partzit — ein neues Mineral: 362. 

Beiträge zur Paläontologie, veröffentlicht durch das Smithsonian Institution: 
363— 370. 

Tu. Gier: über das Genus Elasmognathus: 370. 

Untersuchung der Kent’s Höhle in Devonshire: 372-384. 

Ca. U. Suerarnp: Nachträgliche Bemerkung über das Meteoreisen von Coha- 
huila: 384-385. 

Verzeichniss der officiellen Berichte über geologische Landesuntersuchungen 
in den Vereinigten Staaten und britischen Provinzen: 399-404. 

T. H. Hoxtey: über ein neues Exemplar von Telerpeton Elginense: 406. 

F. Pısanı: Bemerkung über Taltalit von Domeyko: 407. 

F. B. Meex: über die punctirte Schalenstructur von Syringothyris: 407. 

Neue Stiftungen für wissenschaftliche Zwecke durch Georse PsABopy: 414-416. 


H 


ee t1udiE 


Auszüge, 


A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


G. Tscaermar: über die kobaltführenden Arsenkiese Glauko- 
dot und Danait. (A. d. XV. Bde. d. Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. I, März- 
Heft.) Die Mineralien, welche die Form des Arsenkieses besitzen, enthalten 
zuweilen ausser den Bestandtheilen des letzteren auch eine nicht unbedeu- 
tende Menge von Kobalt; eines dieser Mineralien — der Glaukodoi Breır- 
Haupt’s — hat sogar viel mehr Kobalt als Eisen, und steht daher in der Zu- 
sammensetzung dem Kobaltin nahe. Es besteht also eine Reihe von isomor- 
phen Mischungen, welche mit der Verbindung FeAsS$, dem Arsenkies be- 
ginnt und mit dem Gliede €E0AsS endet. Der Glaukodot stellt noch nicht 
dieses Endglied dar, indem er noch Eisen enthält. Da ein eisenarmer Glau- 
kodot dieselbe Zusammensetzung hätte wie der tesserale Kobaltin, so ist 
eine Dimorphie der Substanz E0AsS zu vermuthen. Sowie bei dem Eisen- 
kies die Substans FeSS einmal tesseral als Pyrit, ein anderesmal rhombisch 
als Markasit auftritt, so verhielte es sich auch mit dem Kobaltin und Glau- 
kodot. Die Untersuchung des letzteren Minerales hat also noch manche Frage 
zu beantworten und desshalb schien es lohnend, den Glaukodot genauer zu 
prüfen. Das Mineral stammt von Hakansbö in Schweden. Es ist verwachsen 
mit Kupferkies und Kobaltin, und bildet einzelne vollkommen ausgebildete 
bis 1!/2 Zoll grosse Krystalle, welche ein aufrechtes Prisma von 110!/20 mit 
glatten Flächen und ein Längsprisma von 118° zeigen, dessen Flächen immer 
etwas gerieft erscheinen, da auch ein zweites Längsprisma in oscillatorischer 
Combination auftritt. Letzteres kömmt auch mit deutlichen Flächen ausge- 
bildet vor. Die Form stimmt mit der des Arsenkieses nahezu überein, wie 
man aus dem Vergleich von Tscuermar’s annähernden Messungen mit den 
Angaben Mırter’s erkennt. 


Glaukodot: Arsenkies: 
np a mm =, 14100 114042° 
Peg gie 117 52 

pP: IP ne MRS OR 106 57 


Pi De... Su 160 43. 


713 


Die Spaltbarkeit ist, wie beim Arsenkies, ziemlich deutlich nach dem 
Prisma m, ausserdem weniger deutlich nach der Endfläche ce. Die Farbe ist 
röthlich silberweiss, doch nicht mit so viel Roth wie beim Kobaltin. Das 
Eigengewicht ist 5,973. Beim Erhitzen im engen Kolben liefert das Mineral, 
ganz so wie der Arsenkies, ein dreifaches Sublimat: rothes und braunes 
Schwefelarsen nebst einem Arsenspiegel. Auf Kohle erhitzt gibt es nach 
Vertreibung des Arsens eine tief graue Kugel. Das Pulver der letzteren, mit 
Borax zusammengeschmolzen, liefert ohne weiteres ein kobaltblaues Glas. 
Es vereinigen sich also die Reactionen des Arsenkieses und des Kobaltin. 
Die chemische Zusammensetzung hat E. Lupwıs bestimmt: 


Schwefel . . 2 2 .2.....19,80 
INES Were er EN 0F 
Bisonyh. ea nn, 9 
Kobalt: 3 2. nun. 16:06 
Nickel Be IE Se E11], 

99,23. 


Diese Zahlen entsprechen den Verhältnissen des Arsenkieses und des 
Kobaltin, und zwar einer Mischung beider Substanzen nach dem Verhältnisse: 
(FeAs$), (€EoAsS),. Vergleicht man damit die Zusammensetzung des Glau- 
kodotes von Huasko in Chile, dessen Mischung nach der Analyse PLArT- 
neRSs (FeAsS), (E0AsS),, so erkennt man, dass das schwedische Mineral 
dem Arsenkiese näher stehe als das Chilenische. 


PLATTNER berechnet: LUDWIG berechnet: 
Sehwefel .....0..202E  —.... 194, .<.. 19.80. 2,1949 
Arsen BEA 20 AO EAN. ro 
Bisone. Iyal. RFRFEIRE TEL PEZZEIHEHIITZE N IN 
Kobalt. Je 7 72T 90 
100,08 100 99,23 100. 


Früher wurde bemerkt, dass mit dem schwedischen Mineral auch Ko- 
baltin verwachsen vorkomme. Die Gesellschaft bot sich in der Weise dar, 
dass kleine Krystalle von Kobaltin, welche die Flächen des gewöhnlichen 
Pentagondodekaöders, des Hexaöders und Oktaöders zeigen, in die Fläche 
eines grossen Glaukodotkrystalles eingesenkt erschienen. Demnach kommt 
die Substanz €0AsS an derselben Stufe sowohl rhombisch als tesseral kry- 
stallisirt vor, gerade so wie man Pyrit und Markasit neben einander beob- 
achtet hat. Es erscheint nicht unıichtig das schwedische Mineral zum Glaukodot 
zu stellen, obgleich dasselbe weniger Kobalt enthält, denn es unterscheidet 
sich in seinen Eigenschaften fast gar nicht von dem Glaukodot BreıtuAaupr's, 
während es von dem nächsten Zwischengliede, welches zum Arsenkies führt, 
dem Danait oder Kobaltarsenkies durch Farbe und Löthrohrverhalten unter- 
schieden werden kann. 

Demnach wäre ein zweiter Fundort für den Glaukodot bekannt. Früher 
wurde auch Orawicza im Banat als solcher angegeben. Tscueruak hat bei 
Gelegenheit der Beschreibung des Alloklas gezeigt, dass dieses nicht richtig 
sei und in Orawicza kein Glaukodot vorkomme. Die Arsenkiese, welche 
viel weniger Kobalt enthalten als der Glaukodot, hat man früher als Kobalt- 
arsenkiese bezeichnet; jene von Franconia in New-Hampshire und von Illampu 
ın Bolivia sind Danait genannt worden. Tscuermak schlägt vor, für alle diese 


71% 


Kiese statt einer schleppenden Bezeichnung den Namen Danait zu gebrau- 
chen. Das Hof-Mineralienkabinet besitzt Kiese aus dieser Abtheilung von 
den Fundorten Modum und Skutterud in Norwegen, Hakansbö in Schweden, 
Franconia in New-Hampshire. Die Formenbildung ist, wie bekannt, bei die- 
sen Kiesen etwas mannigfaltiger als beim Arsenkies. Es liessen sich fol- 
gende Flächen erkennen: 


„Po - . Franconia. 


„Po » . (matt) Hakansbö 
anP . . allgemein 


Pyn . - häufig 
3Pyx . . (matt) Franconia 
2P9Q& - -. Hakansbö 

Po - - allgemein 


U 
Po -. - allgemein 
fi U ” 
VPX& - -. Franconia, Skutterud 
1, Po . .. Modum 
p .. . Franconia 
IaP . . Franconia. 


Die Fläche 1,Poo, so gewöhnlich beim Arsenkies, kommt bei den Da- 
naiten selten vor. Die physikalischen Eigenschaften und das Verhalten beim 
Erhitzen sind wie bei dem Arsenkies. Die geröstete Probe aber färbt das 
Boraxglas blau, nachdem die Schmelze längere Zeit im Reductionsfeuer er- 
hitzt worden ist. 

Der Kobaltgehalt der bisher untersuchten Danite schwankt zwischen 3 
und 9,6 pc. Die Arsenkiese aus der Gegend von Siegen werden in den 
Handbüchern als Kobaltin angeführt: es scheint nicht ganz mit Recht, denn 
ScHhnaBEL gibt bloss an, dass „die Spaltbarkeit des Minerales auf Würfel- 
flächen hinzudeuten scheine, aber Krystalle nicht beobachtet worden seien“, 
ferner gesteht er selbst zu, dass man es als einen kobalthaltigen Arsenkies 
ansehen könne. Der Danait von Franconia hätte nach der Analyse von 
Hayes etwas zu wenig Schwefel und Arsen für die Formel des Arsenkieses 
und man hat desshalb schon Bedenken getragen, denselben zum Arsenkies 
zu stellen, obgleich er die Form des letzteren besitzt. Hier ist noch ein 
Mineral zu erwähnen, das auch zu den eben aufgezählten Kiesen gehört und 
das von Kenscortr als Eisenkobaltkies von Modum in Norwegen aufgeführt 
und für eine rhombisch krystallisirte Verbindung von Eisen, Kobalt, Arsen 
angesehen wurde, also die Substanz des Smaltines in rhombischer Form dar- 
stellen würde. Kenneorr bestimmte das aufrechte Prisma zu 115° die Dichte 
zu 6,03 und fand die obigen Bestandtheile aber keinen Schwefel. Da indess 
bei der geringen Menge, die das Mineral ausmacht, eine Irrung leicht mög- 
lich, untersuchte Tschersak dasselbe Stückchen, das in der Sammlung des 
Hof-Mineralienkabinetes aufbewahrt wird, nochmals und fand die Form des 


715 


Arsenkieses „P = 111°, ausserdem Po= 80°, überdiess die Flächen 


IP und Po und die Spaltbarkeit parallel &P. Im engen Glaskölb- 
chen liefert das Mineral dasselbe dreifache Sublimat wie der Arsenkies und 
gibt die Reactionen des Danaits. Somit ist dasselbe von dem in Modoni 
vorkommenden Danait nicht verschieden. 


V. v. Zepmarovicn: der Löllingit und seine Begleiter. (A.d. 
IH. Bde., 2. Ser., d. Verhandl. d. kais. Russ. mineralog. Gesellsch. zu St. 
Petersburg, S. 24, 1867.) Das Wolfsbauer Sideritlager, das tiefste des Mar- 
garethenbaues im vorderen Erzberge (die gegen den Ort Hüttenberg gerich- 
tete, von den Alten zuerst in Angriff genommene Abzweigung des Erzberges) 
im Kalksteine des Glimmerschiefers auftretend, hat eine linsenförmige Gestalt. 
Im tiefsten, dem Hüttenberger Erbstollen mit zehn Klafter Mächtigkeit ange- 
fahren, zeigte es 21 Klafter, am Margarethenbaue nur 4 Klafter Mächtigkeit 
bei einer Streichlänge von 120 Klafter und wurde dasselbe am Löllinger 
Erbstollen, 371/2 Klafter über dem Hüttenberger nicht mehr angetroffen. Da 
wo das Lager im Margareihenbaue sich auskeilte, wurde es durch einen 
gelben Ocker vertreten, der zunächst von einem Lettenbeschlag und dann 
von Kalkblättern eingeschlossen war. In diesem Ocker und zwar an dem 
Liesenden des Lagers traf man feste Knollen oder linsenförmige Massen an, 
die im Margarethen-Unterbau aus Löllingit, in dem um 4 Klafter höheren 
Ockerbau hingegen aus Hornstein bestanden. Als Begleiter der beiden Vor- 
kommen stellen sich ein: 1) mit dem Löllingit: Wismuth , Chloanthit, Si- 
derit; 2) mit dem Hornstein: Mispickel, Rammelsbergit, Bournonit und un- 
zersetzter Siderit; ferner finden sich verschiedene secundäre Bildungen. V. 
v. ZEPHAROVICH gibt eine Schilderung aller dieser Mineralien und spricht sich 
über deren Bildungsweise endlich folgendermassen aus: der Ocker des 
Wolfsbauer Lagers war ursprünglich Siderit; letzterer enthielt in Linsen- 
oder Kugelgestalt Einschlüsse von Kiesen, Verbindungen von Eisen und 
Nickel mit Arsen oder Schwefel, jene des Eisens vorwaltend. Als gleichzeitig 
gebildet sind daher anzusehen: Siderit, Löllingit, Chloanthit, Mispickel, Mar- 
kasit, ferner auch Wismuth, accessorisch im Löllingit. Später fand eine 
Zertrümmerung gewisser Theile des Siderit-Lagers statt; Kieselsäure trat in 
Lösung ein und setzte die Quarz-Varietäten zwischen den Bruchstücken von 
Mispickel und Siderit ab. In jener Periode fand wahrscheinlich eine Rege- 
neration des Mispickel statt, sowie auch der krystallinische Absatz des Bour- 
nonit und Kammelsbergit. Auf den bei der Zertrümmerung eröffneten Spal- 
ten traten Wasser ein, welche die völlige Zersetzung des Siderit am Aus- 
gehenden des Lagers zu Ocker hervorriefen und die oxydirenden Wirkungen 
ergriffen nun auch den Löllingit und die auf Klüften zugänglichen Stellen 
des Mispickel. Beide wurden allmählich in eine amorphe ,„ Pitticit-ähnliche 
Substanz umgewandelt, welche selbst wieder das Material für später ein- 
tretende Krystallisationen von Skorodit und Pharmakosiderit lieferte, auch 


716 


Syınplesit setzte sich ab und ein dem Kakoxen ähnliches Mineral. Mit Gyps 
gelangten endlich diese Neubildungen zum Abschluss. 


C. Raumeisgers: Analyse der Karlsbader Feldspath-Zwillin ge. 
(Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. XVII, 3, S. 393-394.) Die Untersuchun- 
gen Rammesgere’s haben das spec. Gew. der Zwillinge des Orthoklas von 
Carlsbad zu 2,573, sowie deren chemische Zusammensetzung wie folgt (1) 
ermittelt: andere Krystalle von röthlichem Aussehen besassen ein Gew. = 
2,55 und wurden von Ü. Burxk analysirt (2). 


(1) (2) 

Kıieseleäurer „er se ON OBOR 2 ro 
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100,00 99,87. 


A. Reuss: Markasit pseudomorph nach Eisenglanz. (Verhandl. 
d. geol. Reichsanstalt, 1867, No. 10, S. 218-219.) Durch Fr. Weineck erhielt 
die geologische Reichsanstalt eine interessante Pseudomorphose; bis 2 Zoll 
grosse, roseltenförmige Gruppe dünner, tafelartiger Krystalle, welche der 
Comb. der basischen Endfläche mit dem hexagonalen Prisma und einer spitzen 
hexagonalen Pyramide des Eisenglanz angehören. Die sie bildende Sub- 
stanz ist aber sehr feinkörniger Markasit. Die Entstehung der Pseudo- 
morphose scheint sehr ruhig und langsam vor sich gegangen zu sein, da die 
Flächen völlig glatt und regelmässig. Ob eine Verdrängungs- oder Umwan- 
delungs-Pseudomorphose vorliege, lässt sich nach dem einen Exemplar nicht 
entscheiden. Der Fundort ist eine der Eisenerzlagerstätten Kärnthens. 


MaskerLyse: über die Krystall-Gestalt des Kupferoxydes. 
(Verhandl. d. russ.-kaiserl. mineralogischen Gesellschaft zu St. Petersburg. 
Zweite Serie, 1. Bd., S. 147—150.) Die Krystall-Gestalt des Kupferoxydes 
ist bis jetzt noch nicht näher ermittelt worden. Die kubischen Formen, in 
denen Melaconit zu Copper Harbour, Lake Superior, gefunden wurde, tragen 
in hohem Grade den Charakter von Pseudomorphosen, vielleicht nach Roth- 
kupfererz. Die künstlichen, von Becquerer dargestellten Krystalle, angeblich 
Tetraeder, sprechen für die Annahme, dass Kupferoxyd im tesseralen System 
krystallisire. Sollte diess aber auch der Fall sein, so wäre doch die Exi- 
stenz des Tenorit hinreichend, um die Dimorphie des Kupferoxydes zu zei- 
gen. Im polarisirenden Mikroskope lösen sich die zarten Blättchen, welche 
letzteres Mineral bilden, in federähnliche Gestalten auf von Zwillings-Bildung, 


717 


die auf das durchgehende Licht einen bemerkenswerthen Einfluss ausüben; 
denn nicht nur, dass sie doppelt brechend sind, sie absorbiren auch, wie eine 
Turmalin-Platte, einen der beiden Strahlen, dem anderen eine gelblichbraune 
Färbung ertheilend. Sie besitzen zwei Richtungen gleicher Theilbarkeit, für 
deren gegenseitige Neigung mit Hülfe des Mikroskopes der Winkel von 7204‘ 
gefunden wurde. Der federartige Charakter der Tenorit-Krystalle wird her- 
vorgebracht durch eine regelmässige Reifung. — Durch Taruıne in Lostwi- 
thiel wurde aus einer alten Sammlung aus Cornwall ein Mineral aufgefunden, 
das in der That Melaconit in einzelnen Krystallen ist. Dieselben gehören dem 
klinorhombischen System und zeigen die Flächen des Orthopinakoids, der 
Basis, eines Ortho- und Klinodoma’s, sowie von Pyramiden; sie sind häufig 
Zwillinge, Zwillingsfläche das Orthopinakoid. Die Spaltbarkeit ist pyramidal, 
etwas weniger basisch. Bruch muschelig. H. = 4. G. = 5,825. Die 
kleinen Krystalle haben das dunkle Stahlgrau und Glanz des Magneteisens; 
nach einer Analyse von Cnurch bestehen sie aus reinem Kupferoxyd. Sie 
finden sich in Reihen vertheilt oder eingesprengt in chloritischem Ganggestein 
mit derbem Melaconit und Roihkupfererz. 


G. Kreun: Vorkommen von Zinnober im Norden von Spanien. 
(Berg- und hüttenmännische Zeitung, XXVI, No. 2, S. 13—15.) In der n. 
Küstenkette Spaniens, in Asturien und Oviedo, herrscht die Steinkohlenfor- 
mation. Sie besteht aus Sandsteinen, Schieferthonen und Conglomeraien. Iu 
den Umgebungen der Stadt Mieres finde ein ziemlich bedeutender Bergbau 
statt, nicht allein auf Steinkohlen, sondern auch auf Zinnober, dessen Vor- 
kommen ein eigenthümliches. Das Conglomerat der Steinkohlen-Formation, 
welches in ansehnlicher Verbreitung auftritt, besteht aus Bruchstücken von 
Sandstein und Schieferthon, die durch ein thoniges Bindemittel vereinigt sind. 
Das Conglomerat enthält viele Spalten und unregelmässige Hohlräume. In 
demselben finden sich nun Zinnober, Eisenkies, Arsenikkies und 
Realgar, der Zinnober füllt namentlich verschiedene Spalten und klei- 
nere Höhlungen im Conglomerat aus, bildet aber auch häufig einen Be- 
standiheil des Conglomerates, da er in solchem in zahllosen kleinen 
Nestern und in Körnern eingesprengt vorkommt. Die Kiese und das 
Realgar sind seltener und stellen sich fast nur in Krystallen auf Klüften ein. 
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Erze erst nach der Bildung des 
Conglomerates an ihre Stelle gelangt. Der Gehalt des Conglomerates an 
Zinnober ist natürlich sehr wechselnd; bald isi es erzleer oder so arm, dass 
ein Abbau sich nicht lohnt, bald stellt sich der Zinnober reichlicher ein, ins- 
besondere in den Spalten bis zu 10—15 Centimeter Mächtigkeit, ja man hat 
solche Spalten angefahren und ausgebeutet, die über 1 Meter mächtig der- 
ben Zinnober enthielten, 


718 


G. Werner: über die Varietäten des Kalkspath in Württem- 
berg. (Württemb. naturwiss. Jahreshefte 1867, 1. Heft S. 113-130). Die 
Beschreibung der verschiedenen Kalkspath-Vorkommnisse ist nach den Ge- 
birgs-Formationen geordnet. Auf den Erzgängen des mittlen Schwarzwaldes 
fanden sich früher hauptsächlich R® und die häufigste Combination des Kalk- 
spathes, —/aR.. OR, sowie —2R.16R. — Arm an Kalkspath ist der 
Buntsandstein (während bekanntlich in demselben bei Waldshut in Baden 
ausgezeichnete Krystalle vorkommen.) Hingegen enthält der Muschelkalk 
zahlreiche Drusenräume; in ihnen sind R? und —2R die häufigsten Formen; 
auch R®.R bei Münster oberhalb Cannstatt, im Enzthal bei Bietigheim u. a. 
0. In den dolomitischen Mergeln der Leitenkohle wird die Comb. —R.R 
nicht selten getroffen. In den Stubensandsteinen ist wieder das Skalenoeder 
R® die herrschende Form (Esslingen); eine andere Combination, die nament- 
lich bei Unter-Gröningen, bei Gaildorf und bei Löwenstein vorkommt, erinnert 
an die bekannte Waldshuter —!/aR . 16R; bei ihr tritt aber —!/aR mit einem 
sehr spitzen Rhomboeder gleicher Ordnung in Combination. Häufig sind Kalk- 
spath-Krystalle in den Kalksteinen und Mergeln des Lias, in den hohlen Kam- 
mern der Ammonitengehäuse; zumal —!/2R (bei Zell, Ohmden) und R® von 
ansehnlicher Grösse bis zu 1!/2 Zoll. Im Kalkstein des weissen Jura kleidet 
—2R bei Königsbronn und bei Friedingen Drusenräume aus. Endlich ver- 
dient Erwähnung die Combination: R. -R.2R. OR. oP2, welche sich 
in Hohlräumen des Basalttuffes im Bölle bei Owen findet. 


Monseriori Levi: Nickelgrube von la Balma bei Locarno im 
Val Sesia. (Atti della Soc. Ital. di sc. nat. Vol. IX, P. 418—425 mit 
2 Tafeln, V und VI.) 

Das ganze Sesiathal liegt in Hornblendegesteinen von sehr veränderlicher 
Zusammensetzung und Structur. Zu Hornblendeschiefern, Dioriten und Sye- 
niten kommen granitische Massen, die neben Quarz, Orthoklas und Albit 
noch Hornblende enthalten. Eisenkies ist darin sehr häufig und führt überall, 
wo das Gestein reich ist an Amphibol, mindestens ein halbes, selten über 
zwei Procent Nickel. Allein die Grube von la Balma beim Dorfe Locarno, 
1025 Meter über dem 4!/2 Stunden entfernten Varatto, lohnt den Abbau. Der 
Magnetkies von hier lässt sich von dem begleitenden, wenig oder nicht an- 
gezogenen Schwefelnickel grösstentheils durch den Magnet sondern. Völlig 
unvermischt mit diesen Erzen ist gelber Kupferkies, theils in grösseren, bis 
ein Decimeter ausgedehnten Stücken, theils fleckenweise. Von dem nickel- 
haltigen Eisenerze enthält die eine Art stets Magnetitkrystalle, die zuweilen 
einen Kern von Magnetkies oder Schwefelkupfer einschliessen, die andere 
hält sich fast ganz frei davon. Das Muttergestein bildet ein sehr veränder- 
licher Diorit mit Ausscheidungen von Quarz und Hornblende, oder mit gros- 
sen Feldspathen, oder mit Chlorit, Talk, Granat und anderen Begleitern. An 
manchen Stellen überwiegt durchaus die Hornblende alles Andere. Die 
Hauptmasse des Erzes bildet einen birnförmigen Stock von ungefähr 30 Meter 
Länge, 5 bis iO M. Breite und 91/2 M. Höhe. Von ihr gehen jegliche, in 


719 


Lauf und: Gestalt äusserst verschiedenartige und unregelmässige Gänge und 
Adern aus: netzartig oder schroff umgebogen oder plötzlich an einer Klufi- 
wand geendigt. Auf Verwerfungen des Diorites, die bisher direct nicht 
nachgewiesen sind, lässt sich mehrorts aus den gestreiften und abgeschliffe- 
nen Oberflächen des ausfüllenden Magneikieses schliessen; indessen macht 
das Ganze mehr den Eindruck von zahlreichen Erstarrungsklüften. Der Ver- 
fasser nimmt daher an, dass die noch weiche Dioritmasse einer raschen und 
ungleichen Erkaltung unterlegen habe. In die so gebildeten leeren Sprünge 
sei von unten her das geschwefelte Erz heissflüssig nachgedrungen und habe 
sich örtlich mit der angeschmolzenen Oberfläche des Muttergesteines bis zu 
einer gewissen geringen Tiefe verbunden, wodurch sich die zuweilen ge- 
fundene gänzliche Verwachsung beider Massen neben der sonstigen scharfen 
Absonderung derselben erklären liesse. — Zwei beigegebene Tafeln stellen 
den nothwendigerweise sehr unregelmässig gewordenen Abbau und 21 kleine 
Ansichten von Gängen und deren Ästen dar. 


M. v. Liroıv: der Goldbergbau von Königsberg in Ungarn. 
(Verh. d. k. k. geol. R.-A. 7867, 106.) — 

Die Königsberger Erzlagerstätten treten gangartig theils in den Rhyo- 
lithen, theils in den Rhyolithtuffen auf. Über den dortigen Goldbergbau da- 
tiren sich die ersten schriftlichen Nachrichten vom Jahre 1583. Der Abbau 
ist jedoch mit wenig Glück betrieben worden und hat auch in den letztab- 
gelaufenen Jahren nur namhafte Einbussen im Gefolge gehabt, die sich im 
letzien Decennium von 1856 - 1865 auf 80,118 fl. Ö. W. beliefen. 


Cu. Upuam Suerarn: neue Ülassification der Meteoriten mit 
einer Aufzählung der meteoritischen Mineralien. (SırLıman a. 
Dana, Amer. Journ. 1867, V. XLII, p. 22—28.) — 

Die reiche Meteoriten-Sammlung des Professor Surrard, welche 211 Lo- 
calitäten vertritt, ist in folgender Weise geordnet: 


Cl. TI. Lithoites. Meteorsteine. 


I. Sub-Classe. Eukritische. Krystallinisch, mit deutlich 
unterscheidbaren Individuen. 


1. Ordn. Feldspathische. Enthalten einen oder mehrere Feldspathe. 


. Stannern, Mähren, 22. Mai 4808. |6. Bialistock, Polen, 17. Oct. 7827. 
. Juvenas, Frankreich, 15. Juni 71821. 7. Nobleboro, Maine, 7. Aug. 1823. 
. Jonzac, Frankreich, 13. Juni 7819. 8. Manegaon, 26. Juli 1848. 
. Mässing, Bayern, 13. Dec. 7803. |9. Luotolaks, Finnland, 13. Dec. 1813. 
. Petersburg, Tennessee, 5. Aug. 71855. 
2. Ordn. Augitische. Enthalten Ausit. 

1. Chassigny, Frankr., 3. Oct. 1815. |3. Ensisheim, Frankr., 7. Nov. 1492. 
2. Bishopsville, S.-Carolina, 25. März je Shalka, Indien, 30. Nov. 1850. 

1848. 


>22 88 


I. Sub-Classe. 


720 


Dyskritis 


che. 


stimmt. 


1. Ordn. Psammitische. 


Mit der Structur des Sandsteines. 


Erdige Individuen unbe- 


1. Erxleben, Preussen, 15. Apr. 71815. |4. Simbirsk, Russland. 


2. Bethlehem, New-York , 


1859. 


3. Kleinwenden, Preussen, 16. Sept. 


1843. 
2. Ordn. 


. Paulograd, Russland, 19. Mai 1826. 
. Zaborzika, Russl., 10. Apr. 1818. 


3. Mauerkirchen, Österr., 20. Nov. 


1768. 


. Oesel, Ostsee, 13. Mai 1855. 

. Charkow, Russl., 13. Oct. 1787. 
. Linum, Preussen, 5. Sept. 1854. 
. Castine, Maine, 20. Mai 1848. 

. Alboreto, Italien, Juli 1766. 

. Futtehpur, Indien, 30. Nov. 1822. 
. Kakova, Ungarn, 19. Mai 1858. 

. Aumieres, Frankr., 4. Juni 1842. 
. Utrecht, Holland, 2. Juni 1848. 

. Luce, Frankr., 13. Sept. 1768. 

. Milena, Kroatien, 26. Apr. 1842. 
. Slobodka, Russl., 10. Aug. 1818. 
. New-Concord, Ohio, 1. Mai 1860. 
. Girgenti, Sicilien, 10. Febr. 1853. 
18. 
. Buschof, Russl., 2. Juni 1863. 

. Angers, Frankr., 3. Juni 1822. 

. Kuleschofka, Russl., 12.—13. März 


Uden, Holland, 12. Juni 1840. 


1811, 


. Lissa, Böhmen, 3. Sept. 1808. 

. Bachmut, Russl. 15. Sept. 1814. 
. St. Denis, Belgien, 7. Juni 1855. 
. Apt, Frankr., 8. Oct. 1803. 

. Linn, Jowa, 25. Febr. 1847. 

. Politz, Deutsch-Russland, 13. Oct. 


1819. 


. Nashville, Tennessee, 9. Mai 1827. 
. Forsyth, Georgia, 8. Mai 1829. 

. Deal, New-Jersey, 14. Aug. 1829. 
. Tirlemont, Belgien, 7. Dec. 1863. 
. High Possil, Schottland, 5. Apr. 


1804. 


11. Aug. |5. Pillistfer, Russl., 8. Aug. 1862. 


6. Klein Menow, Mecklenburg, 7. Oct. 


Howardische. 
3: 


34. 
39. 
36. 
37. 
38. 
39. 


40. 
41. 


42. 
43. 


44. 
45. 
46. 


47. 


48. 


49. 
0. 
51. 
52, 
93. 
94. 
I). 
96. 


5 
58. 
99. 
60. 
61. 


62. 


1861. 


Compact-massig. 


Moradabad, Indien, Febr. 1808. 
Durala, Indien, 18. Febr. 1815. 
Yorksbire, 13. Dec. 1795. 
Darmstadt, Hessen, 1815. 

Nerft, Russl., 12. Apr. 1864. 
Macerata, Italien, 8. Mai 7846. 
Dhurmsala, Indien, 14. Juli 1860. 
Wessely, Mähren, 9. Sept. 1831. 
Sales, Frankr., 8. März 1798. 
Favars, Frankr., 21. Oct. 1844. 
Heredia, Costa Rica, 1. Apr. 1857. 
Vouille, Frankr., 13. Mai 1861. 
Toulouse, Frankr., 10. Apr. 1812. 
Constantinopel, Türkei, Juni 1805. 
Grüneberg, Schlesien, 22. März 
1841. 

Charsonville, Frankr., 23. Nov. 
1810. 

Aigle, Frankr., 26. Apr. 1803. 
Charwallas, Indien, 12. Juni 1834. 
Berlanguillas, Spanien, 8. Juli 7811. 
Goruckpore, Indien, 12. Mai 7861. 
Macao, Brasilien, 11. Nov. 1836. 
Eichstädt, Bayern, 19. Febr. 1785. 
Agen, Frankr., 5. Sept. 1814. 
Chäteau-Renard, Frankr., 12. Juni 
1841. 

Doroninsk, Russl., 10. Apr. 1805. 
Killeter, Irland, 29. Apr. 1844. 
Shytal, Indien, 11. Aug. 7863. 
Lixna, Russl., 12. Juli 1820. 
Honolulu, Sandwich Isl., 14. Sept. 
1825. 

Alessandria, Ital., 2. Febr. 1860 


721 


3. Ordu. Oolithische. Mit oolithischen Kösnen 


1. Gütersloh, Preussen, 17. Apr. 1851.| 9. Pegu, Indien, 27. Dec. 1857. 
2. Nanjemoy, Maryland, 10. Febr. 7825. | 10. Cereseto, Italien, 17. Juli 1840. 
3. Benares, Indien, 13. Dec. 1798. |11. Esnaude, Frankr., Aug. 1838. 
4. Pulaski, Missouri, 13. Febr. 1839. | 12. Poltawa, Russl., vor 1838. 
5. Nellore, Indien, 23. Jan. 7852. 13. Zebrak, Böhmen, 14. Oct. 1824. 
6. Ausson, Frankr., 9. Dec. 1858. 14. Ohaba, Siebenbürgen, 10.—11. Oct. 
7. Timochin, Russl., 13.—25. März 1857. 

1807. 15. Casignano, Parma, 19. Apr. 1808. 


8. Trenzano, Italien, 12. Nov. 1856. 


4. Ordn. Porphyrische. Mit fast porphyrischer Structur. 


1. Assam, Indien, 7846? 12. Abkurpore, Indien, 18. Apr. 7838. 
2. Mezo-Madaras, Siebenbürgen, 4.Spt. | 13. Cabarras, N.-Carolina, 31. Oct. 
1852. 1849. 
3. Chandakopoor, Indien, 6.Juni1838. | 14. Ockniny, Russl., 27. Dec. 1833. 
4. Weston, Connecticut, 14.Dec.1807. | 15. Tabor, Böhmen, 3. Juli 1758. 
5. Agra, Indien, 28. März 1860. 16. Blansko, Mähren, 25. Nov. 1833, 
6. Siena, Toscana, 16. Juni 1794. 17. Serres, Türkei, Juni 71818. 
7. Harrison, Kentucky, 26. März 1859. 18. Luponnas, Frankr., 7. Sept. 1753. 
8. Richmond, Virginia, 14. Juni 1829. | 19. Barbotan, Frankr., 24. Juli 1790. 
9. Limerick, Irland, 10. Sept. 1813. | 20. Tipperary, Irland, Aug. 1810. 
10. Parnallee, Indien, 28. Febr. 1857. | 21. Bremervörde, Hannover, 13. Mai 
11. Nulles, Spanien, 5. Nov. 1831. 1855. 


5. Ordn. Basaltische. 


1. Chantonnay, Frankr., 5. Aug. 1812. | 3. Segowlee, Indien, 6. März 1858. 
2. Renazzo, Italien, 15. Jan. 1824. |4. Mainz, Hessen, 1852. 


II. Sub-Classe. Anthracische. 
1. Ordn. Atalene. Zerreiblich. 
1. Alais, Frankr., 15. März 1806. 3. Charleston, $.-Carolina, 16. Nov. 
2. Orgueil, Frankr., 14. Mai 1864. 1357. 
2. Ordn, Anatalene. Fest. 


1. Cold Bokkeveld, Capland, 13. Oct. | 3. Grosnja, Caucasus, 16. Juni 71861. 
1838. 4. Simonod, (Ain) Frankr., 13. Nov. 
2. Kaba, Ungarn, 15. Apr. 1857. 18335. 


Cl. II, Lithosiderites. Gemenge von Stein und Eisen. 
I. Sub-Classe. Pleiolithische. Mehr als zur Hälfte steinig. 
1. Ordn. Stigmatische. Eisen in runden Flecken enthaltend. 


1. Hainholz, Westphalen, 1856. 
2. Sierra de Chaco, Atakama, 1862. 
Jahrbuch 1867. 46 


722 
I. Sub-Classe. Meiolithische. Weniger als zur Hälfte 
steinig. 
1. Ordn. Mignymische. Stein und Eisen sehr vermengt. 
1. Atakama, 1827. 4 Krasnojarsk, Sibirien, 1776. 
2. Rittersgrün, Sachsen, 1861. |5. Taney, Missouri, 1856. 
3, Steinbach, Sachsen, 1751. 6. Newton, Arkansas, 1860. 


Cl. III. Siderites. Meteoreisen. 
I. Sub-Classe. Psatharische. Spröde. 
1. Ordn. Chalyptische. Stahlartige. 


1. Rutherfjord, N.-Carolina, 1856. 
2. Niakornak, Grönland. 


3. Newstead, Roxburgshire, Schott- 
land, 1861. 
4. Otsego, N.-York, 18435. 


j II. Sub-Classe. Apsatharische. Zähe. 


1. Ordn. Agrammische. Ohne Linien nach dem Ätzen. 
1. Seriba, N.-York, 1814. 5. Oktibbeba, Miss., 1856. 
2. Babb’s Mill, Tennessee. 1842. 5 Wöntzr’s Meteoreisen von unbe- 
3. Smithland, Kentucky, 1840. | kanntem Fundorte. 

4. Botetourt, Virginia, vor 1845. 17. Tuczon, Sonora, 1850. 

2. Ordn. Sporagrammische. Mit zertreueten Linien. 
1. Chester, S.-Carolina, 1847. 3. Dacotah, Ver. Staat., 1838. 
2. Walker, Alabama, 1832. 4. Rasgata, N.-Granada, 1828. 


3. Ordn. Mikrogammische. Linien sehr klein. 
1. Santa Rosa (Coahuila), Saltillo, Me-|5. Senegal, Afrika, 1763. 


xico, 1850. 6. Tucuman, Otumpa, Argent. Republ., 
2. Tocavita, bei Tunga, N.-Granada, | 1788. 
1832. 7. Bitburg (Eifel), Preussen, 1814. 


3. Braunau, Böhmen, 14. Juli 1847. 18. Bonanza, Mexico, 1865. 
4. Salt River, Kentucky, 1850. 


4. Ordn. Eugrammische. Linien bestimmt. 


1. Oxtlahuaka, Mex., 1784. ‚12. Burlington, N.-York, 7819. 

2. Toluka, Mex., 1784. 13. Tula, Russland, 1846. 

3. Mani (Toluca-Thal). Wönter’s 19- 14. Wayne, Ohio, 1849. 
Pfund-Masse. 15. Lenarto, Ungarn, 7815. 

4. Rurr’s Mountain, S.-Carolina, 7850. | 16. Bohumilitz, Böhmen, 71829. 

5. Narshall, Kentucky, 71856. 17. Texas (Red River), 71814. 

6. Schweiz, Preussen, 1850. 18. Madoc, Canada, 1854. 

7. Cranbourne, Australien, 7861. 19. Caille, Frankr., 1828. 

8. Robertson, Tennessee, 1860. 20. Nebraska, 1856. 

9. Seneca Falls, N.-York, 7850. 21. Lockport, N.-York, 7818. 

10. Orange River, Afrika, 1856. 22. Oldham, Kentucky, 1860. 

11. Odxaca, Mex., 1843. 23. Durango, Mex., 1811. 


723 
24. Carthago, Tennessee, 1845. 31. Aeriotopos, bei Denver City, Co- 
25. Oregon, Ver. St., 1845. lorado, 1866. 
26. Bahia (Bendigo), Brasilien. 32. Asheville, N.-Carolina, 1839. 
*27. Agram, Kroatien, 26. Mai 1751.| 33. Guildford, N.-Carolina, 1828. 
28. Elbogen, Böhmen, 1811. 34. Tazewell, Tennesse, 1853. 

29. Liou River, Afrika, 1858. 35. Obernkirchen, Schaumburg, 71863. 
30. Putnam, Georgia, 1839. "36. Dickson, Tennessee, 30. Juli 7835. 
5. Ordn. Megagrammische. Linien dick. 

1. Arva, Ungarn, 1844. 4. Dekalb, Tennessee, 1845. 
2. Sarepta, Russl., 1854. 5. Cocke (Sevier), Tennessee, 1840. 
3. Zaccatecas, Mex., 1792. 


> ww 


. Black Mountain, S.-Carolina, 7835. 
. Seeläsgen, Preussen, 1847. 
. Nelson, Kentucky. 1856. 


6. Heywood, N.-Carolina, 1854. 
6. Ordn. Taeniastische. Gebändert. 


. Cap. d. guten Hoffnung, 1801. 


7. Ordn. Nephelische. Wolkige. 


4. Union, Georgia, 1858. 
9. Pittsburg, Pennsylvania, 1850. 
6. Tabarz, Thüringen, 1854. 


Anhang zu Sub-Classe I. Merkmale nicht bestimmt. 


1. 
2. 


Savisavik, Grönland, 1850. ? 3. Brazos, Texas, 1856. 
Benton, Texas, 1856. | 


Meteorische Mineralien. 


. Chamasit Reıcnensach. Fe oder verschiedene Gemenge von Fe und Ni 


bis zu 23 Proc. des letzteren. 


. Taenit Reus. TexNis, (Fe#Ni?, 2) 
. Oktibrehit Suer. FeNi. 
. Schreibersit Haım. FexNixPs. (Fe*Ni?P. ?) 


Rhabdit Rcug. FexNixPx. 


. Chalyptit Sm. FexCx. 

. Ferrosilicit Suer. Fe®Si. (Si = 22.) 

. Troilit Rens. Fe?S®. (Magneitkies.) 

. Graphitoid Suer. FexCx. (Fast reiner C.) 

. Kabait Sner. CxHxOx, (Meteorisches Petroleum.) 

. Chromit. Fer. (Mit Spuren von Mg.) 

. Quarz. Si. 

. Olivin. 

. Augit oder Enstatit. 

. Piddingtonit Ham. RSi + R2S®. 

. Shepardit Rose. Mg?Sis, f 
‚Anortbit. R.Äl.Si3, (R = Ca mit eiwas Mg und Na.) 
. Labradorit. R.Äl. Si. 


Hier sind nur die Mineralien genannt, von denen sich annehmen lässt, 
46 Ic 


72% 


dass sie in den Meteoriten vorhanden waren, ebe dieselben in unsere Atmo- 


sphäre gelangten. 


Über Gehalt von Kohlenstoff und bituminösen Stoffen in 


Meteorsteinen. — 


Unter den von SuerArD neuerdings unterschiedenen Gruppen der Meteo- 
riten (S. oben 719 ff.) verdient besonders die Gruppe der „anthraciti- 
schen Litholithe“ eine nähere Besprechung, da man an die Auffindung 
organischer Substanzen darin weit reichende Folgerungen geknüpft hat und 
neuerdings sogar die Erregung des organischen Lebens auf unserer Erde da- 
mit in Beziehung gebracht hat (vgl. Dr. H. E. Rıchter, Jb 1865, 764). Zu 
den Arten dieser Gruppe gehören die Meteoriten von Alais, Frankreich, 
15. März 7806, Orgueil, Frankreich, 14. Mai 1864, Charleston, S.-Ca- 
rolina, 16. Nov. 1857, Cold Bokkeveld, Capland, 13. Oct. 7838, Kaba, 
Ungarn, 15. Apr. 1857, Grosnja, Caucasus, 16. Juni 7867 und Simonod, 
(Ain) Frankreich), 13. Nov. 1835. 

Der sehr eigenthümliche Meteorstein von Alais (vgl. O. Buchner, die 
Meteoriten, 7863, p. 19) verbreitete beim Feuer schwachen Bitumengeruch. 
Der im Wasser lösliche Theil desselben enthielt Spuren von Ammoniak und 
einer organischen Substanz. Die Analysen lassen es zweifelhaft, ob der 
Stein ursprünglich Wasser enthielt. Man hat in der im Wasser unlöslichen 
Hauptmasse des Gesteins 2,500 Kohlenstoff erkannt, welcher als fein ver- 
theilter graphitischer oder Ur-Kohlenstoff beigemengt gewesen zu sein scheint. 

2) Der Meteorstein von Orgueil, welchen Crorz (Comptes rendus 
de l'ac. des sc. 1864, T. 59, p. 37 u. f.) beschreibt, enthielt ausser 5,2 bis 
6,9°/o hygroskopischem Wasser noch 8—10°/o Wasser, welches erst bei einer 
Temperatur über 200° entfernt werden konnte und von ihm als chemisch 
gebunden betrachtet wird, während bei ca. 300° noch etwas Wasser ent- 
wich, das von ihm als Zersetzungsproduct einer humusartigen Subsianz von 
organischem Ursprunge angesehen wird. Äther, Alkohol und Wasser haben 
davon nichts gelöst. Erst durch Kochen der unlöslichen Partie des Gesteins 
in Salzsäure gewann man ein Gemenge von Kieselgallert und einer amorphen 
humusartigen Substanz, welche aus 

63,45°/o Kohlenstoff, 5,98 Wasserstoff und 30,57 Sauerstoff bestand und 
in dem bei 110° getrockneten Meteoriten 6,4i°/o einnehmen soll. 

Hieraus hat Crorz die Existenz von organischen Substanzen 
in dem Himmelsraum gefolgert. Es kann jedoch die organische Sub- 
stanz erst in der Atmosphäre oder selbst auf der Erde in diesen Meteorstein 
eingedrungen sein. — 

Der Meteorit von Cold-Bokkeveld im Caplande (O0. Bucaner |. c. 
p. 61) enthält nach Harrıs 1,670/0 amorphe Kohle und 0,25°/o bituminöse 
Substanz, die sich nach Wönter wie mineralisches Bitumen verhält und aus 
einem flüssigen und festen Körper zu bestehen scheint, Sie lässt sich mit 
absolutem Alkohol ausziehen. Dieser Meteorit enthielt selbst nach seinem 
Trocknen bei 1200 noch 10,5%), Wasser, welches erst bei 160° zu ent- 


725 


weichen anfängt und erst bei Glühhitze ganz weggeht. Wönter hält es für 
hygroskopisches irdisches Wasser, was wohl ebenso für jenes Wasser 
in dem Gesteine von Orgueil gelten dürfte. Scheidet man es durch De- 
stillation ab, so enthält es ausser Brennstoffen etwas kohlensaures Am- 
moniak. 

Es wird aber von Bucuner S. 61 ausdrücklich bemerkt, dass viele Steine 
dieses Meteoriten in den weichen Grund gefallen wären und dann erst aus- 
gegraben wurden. Wahrscheinlich hat das Gestein die bituminösen Stoffe 
erst in dem ihm angewiesenen Boden unserer Erde aufgenommen, wozu ge- 
wiss hie und da mannigfache Gelegenheit geboten war. Wie sehr sind po- 
röse und frisch geglühete Körper geeignet, Gasarten und Dämpfe in sich zu 
verdichten! — 

Auch der Meteorit von Kaba, SW. von Debreczin (0. Bucaner |. c. 
p. 94), welcher nach Wöntkr’s Untersuchung 0,5800 Kohle und ausserdem 
eine den sogenannten Bergwachsarten ähnliche Verbindung (Kabait Sue- 
PARD oder meteorisches Petroleum) enthält, die in Weingeist löslich ist und 
durch Äther in einen flüssigen und löslichen festen Körper zerlegt wird, 
hatte nach seinem Falle fast einen Tag lang in dem Boden gelegen, bevor 
man ihn ausgrub — 

Über den Meteorstein von Grosnja aber theilt 0. Buchner 1. c. p. 201 
mit, dass eine Menge Steine von ihm in der Terek, einer aber mitten auf 
den grossen Platz im Innern der Staniza gefallen seien, wo er sich 1°/ı Fuss 
tief schräg in den Boden eingebohrt hatte und noch ziemlich heiss heraus- 
genommen wurde. | 

Hier möchte man fragen, wie hätte wohl eine in das Innere eines Hof- 
raumes niedergefallene und eingesunkene, feinkörnige oder poröse Masse, von 
welcher die schwarze Rinde zum Theil abgesprungen war, hier frei von bi- 
tuminösen Stoffen bleiben können ? 

Aus Allem lässt sich bis auf Weiteres festhalten: 

1) dass das in Meteorsteinen angetroffene Wasser nur hygroskopisches 
irdisches Wasser sei, zumal auch noch keine Zeolithe in Meteorsteinen ge- 
funden worden sind; 

2) dass graphitischer und amorpher Kohlenstoff als Urkohlenstoff darin 
enthalten sein können; 

3) dass humusarlige oder bituminöse Stoffe, sowie Ammoniak in Meteor- 
steinen terrestrischen Ursprungs sind und wohl meist erst beim Liegen in 
der Erde in dieselben gelangten; 

4) dass diese Vorkommnisse weder auf einen Wassergehalt noch auf ein 
organisches Leben in dem Weltraume zu schliessen berechtigen können. 


H. B. G. 


726 


B. Geologie. 


L. Deesser: die Basaltbildung in ihren einzelnen Umständen 
erläutert. (Eine von der Holländischen Gesellschaft der Wissenschaften 
zu Haarlem gekrönte Preisschrift. Mit 4 Tf. Haarlem, 1866. 4°. S. 178.) 
Die vorliegende Abhandlung ist die zweite, als Antwort auf die nämliche 
Frage gekrönte Preisschrift.* E. Weıss hat sich in seiner trefllichen Arbeit 
den Quarzporphyr und Quarztrachyt, L. Duessen aber den Basalt zum Ge- 
genstand der Untersuchungen gewählt. Seine Schrift steht jener von Weıss 
würdig zur Seite. In der Einleitung behandelt Dazsser den allgemeinen Stand 
der Frage über Entstehung des Basaltes; er zeigt, wie noch in neuester Zeit 
von zum Theil bedeutenden Autoritäten eine neptunische Bildungsweise gel- 
tend zu machen gesucht wurde. Sehr richtig bemerkt der Verfasser, dass, 
während man früher, um die Genesis des Basaltes zu deuten, sich nur auf 
dem Boden der Geognosie bewegte, man solche jetzt einzig mit 
Hülfe der Chemie zu ermitteln sucht; ich verkenne — so sagt derselbe 
-— keineswegs die hohe Bedeutung der Chemie für die Geologie; aber nichts 
desto weniger kann ich jener geologischen Richtung nicht in Allem Beifall 
zollen, welche sämmtliche Erdprocesse nur dem Chemismus des Laborato- 
riums an die Seite setzt und nichts annimmt, als was das Experiment im 
Kleinen bestätigt. Wenn man bei geologischen Forschungen nicht irre gehen 
will, so ist nicht nur Chemie und Physik, sondern vor Allem auch die Geo- 
gnosie und Petrographie, und wo möglich Alles, was uns das individuelle 
tellurische Walten kennen lernt, vorerst genau zu befragen. Diese Worte 
bezeichnen den Standpunct, den der Verf. einnimmt. Er beurtheilt nun die 
Basaltbildung in dem ersten Abschnitt seiner Abhandlung nach den am Ba- 
salte selbst auftretenden Eigenschaften, nämlich: nach dessen chemischer 
und mineralogischer Constitution, nach seinen physikalischen Eigenschaften, 
sowie nach dessen Continuitäts-Verhältnissen und Gebirgsformen. — Was 
zunächst die chemische Beschaffenheit des Basalt betrifft, so gelangt der 
Verfasser — nachdem er solche einer eingehenden Betrachtung unterworfen, 
zum Schlusse: die Übereinstimmung in der chemischen Constitution zwischen 
den verschiedenen Basalt-Varietäten und den entsprechenden Basalt-Nephelin- 
Laven beweist, dass jenes unterirdische Laboratorium, dem die Laven ent- 
springen, auf Bereitung chemischer Mischungen, wie sie die Basalte be- 
sitzen, sich verstehe und dieselben unversehrt über die Erdoberfläche zu 
bringen wisse, dass also der Basalt seiner chemischen Natur nach ebenso 
gut, wie die Laven, feuerig-flüssigen Ursprungs sein könne; dass ferner die 
chemische Zusammensetzung des Basalt darauf hindeulet, dass derselbe aus 
keinem anderen Gesteine hervorgegangen, sondern dem nämlichen heimath- 
lichen Heerde, wie die ihm chemisch verschwisterten Laven, entstiegen ist 
— Die mineralogische Beschaffenheit wird gleichfalls ausführlich besprochen; 
der Verf. theilt namentlich seine Beobachtungen über die Ausscheidungen in 


* Vergl. Jahrb. 1865, 639 und 1867, 216 f#. 


727 


den Rheinischen Basalten mit. Besondere Beachtung verdienen aber die 
mikroskopischen Unterschuugen Dresser’s, welche er mit sehr dünn ge- 
schliffenen Basaltstückchen von Scheidberg, von Unkel und von Lands- 
berg bei Tharandt theils bei 92maliger, theils bei 380maliger Vergrösse- 
rung anstellie. (Die Tafel I und II enthalten zahlreiche, aus dem Mi- 
kroskop gezeichnete Bilder). Als sehr wichtige Erscheinungen zeigen sich 
hier: das Verlaufen grösserer Feldspathkrystalle in die sie umgebende Masse, 
das Verschmelzen der Olivine mit der Grundmasse, das Zerbersten, Zersprin- 
gen ganz frischer Feldspathe und Olivine, das Eindringen der umgebenden 
Masse in die Sprünge. In allen untersuchten Basalten ireien uns zwei ganz 
verschiedene Krystall-Bildungen entgegen. Grössere Krystalle; zu ihnen ge- 
hören sowohl jene, die dem unbewaffneten Auge deutlich aus der anschei- 
nend homogenen Basaltmasse hervorstechen, als auch die nur im mikrosko- 
pischen Bilde sichtbaren und einzeln aus dem gleichartig durch die ganze 
Masse sich verbreitenden Krystallnetz heraustreten und an Grösse die übrigen, 
die Grundmasse constituirenden Krystalle noch übertreffen und kleinere Kry- 
stalle, welche die Grundmasse zusammensetzen. Die grösseren Krystalle 
wurden wohl nach ihrer Bildung zerstörenden Einflüssen preisgegeben; die 
kleineren hatten davon nichts zu leideu, waren also zur Zeit der Zerstörung 
jener noch nicht gebildet. Diese Einflüsse bewirkten bei den grösseren Kry- 
stallen Zerbrechen, Verschmelzen an den Rändern, eigenthümliche Umran- 
dungen. Temperatur-Veränderungen waren offenbar die Veranlassung sol- 
cher Erscheinungen und gleichzeitig mit der Hitze wirkten elastische Fluida, 
Flüssigkeitsdämpfe, Gase, wie die Poren in den kleineren Feldspathkrystallen 
bezeugen, die erst nach der auf die grösseren Krystalle zerstörenden Einfluss 
ausübenden Katastrophe entstanden. Nicht ohne Bedeutung ist die locale 
Verbreitung der grösseren Krystalle in der gesammien Basaltmasse; sie sind 
besonders den oberen Theilen eigen. Auf seine Beobachtungen gestützt, 
spricht sich Dresser über die, die Bildung des Basaltes begleitenden Um- 
stände folgendermassen aus. Die Massenanhäufungen, denen die Basalte ent- 
stiegen, befanden sich in heissflüssigem Zustande, sei es nun, dass dieser 
durch Hitze und überhitztes Wasser herbeigeführt wurde — was bei Erwä- 
gung der Dampf- und Flüssigkeitsporen wohl das Richtigere zu sein scheint 
— oder sei es, dass die Schmelzung durch Hitze allein bewirkt wurde. In 
den oberen Theilen war die Erkaltiung schon weiter fortgeschritten, als in 
den tieferen. Mit derselben hatte die Krystallisaiion begonnen. Dieselben 
gleichartigen Bestandtheile hatten Zeit und Gelegenheit, zu schön ausgebil- 
deten Krystallen zusammenzutreten. Unter den bereits krystallinischen, teig- 
artigen Massen befanden sich heissere, unkrystallinische. So lange Alles 
ruhig blieb, konnten sie sich wegen der Zähflüssigkeit nicht mischen. So 
bald aber das Emporsteigen begann, wurde die obere krystallinische Schicht 
nur zum Theil zu Tage gefördert, kam vielmehr mit dem unkrystallinischen 
in innige Berührung und Vermengung. Die hiedurch bewirkte Temperatur- 
Änderung bedingte ein Reissen und Springen der bereits vollkommen ausge- 
bildeten Krystalle, ein Abschmelzen derselben u. s. w. — kurz war der 
Grund der so oft räthselhaft scheinenden Phänomene, wie z. B. der regel- 


728 


losen Durcheinandermengung des Basalt und Dolerit in einer Gesteinskuppe. 
— Nachdem nun die Massen emporgestiegen und ihren bleibenden Platz 
eingenommen hatten, ging hier die Erkaltung, wenn auch langsam, doch 
schneller von statten, als im unterirdischen Feuerherde. Es entstanden 
jene kleineren Krystall- Aggregate, welche hauptsächlich die basaltische Masse 
bilden. — Unter den Continuitäts-Verhältnissen wird insbesondere die poröse 
Structur und die Analogien, welche Basalt auch in dieser Beziehung mit 
Laven zeigt, als ein Argument für seine feuerig-flüssige Abkunft hervorge- 
hoben. Ebenso reden die Absonderungsformen des Gesteins einer solchen 
Entstehungsweise das Wort, zumal die säulenförmige, da dieselbe ja in Folge 
der Abkühlung und der hiedurch bedingten Volumen-Verminderung oder 
Contraction während des Erhärtens der Masse gebildet. Die säulenförmige 
Absonderung nahm meist erst dann ihren Anfang, nachden: der Basalt we- 
nigstens an den Grenzen einen hohen Grad von Festigkeit erlangt hatte; 
nach der von dem Verfasser aufgestellten Theorie spielte das Wasser eine 
nicht unbedeutende Rolle bei der Säulenbildung. Endlich machen die Ge- 
birgsformen des Basalt sein heissflüssiges Emporsteigen aus der Tiefe sehr 
wahrscheinlich; dass hiebei Gase und Dämpfe mit im Spiel waren, hebt 
DresseL besonders hervor. Die massenhaft im Basalt-Magma vorhandenen 
Gase; der vom Erdinnern ausgehende Druck gegen die Erdkruste bewirkte 
ein Zerreissen der vorhandenen Gesteine, die Bildung von Spalten, in welche 
der Basalt nun ein- und heraufdrang; die lagerartige Verbreitung der Basalt- 
massen, das Auftreten lassen sich hiedurch zum grossen Theil erklären. Die 
Basalte sind nur unter anderen äusseren Umständen formal anders aus- 
gebildete Laven. Sie sind dasselbe, was die Laven, wenn man nur minera- 
logische und chemische Constitution, Abkupft, die zur Erdoberfläche führen- 
den Ursachen, den Vorgang des Aufsteigens betrachtet — inwiefern dieses 
durch ein in der aufsteigenden Masse selbst liegendes Agens, die Expansiv- 
kraft der Gase und Dämpfe bewirkt wird. Die Basalte sind aber verschie- 
den von den Laven, wenn man die Umstände erwägt, unter denen sie ihre 
charakteristischen Absonderungs- und Gebirgsformen in einem etwas ver- 
schiedenen Entwickelungs-Process annahmen. Die Basalte entwickel- 
ten sich unter Verhältnissen, die keine ächte vulcanische Kraterbildung, kein 
Ergiessen in Lava-Strömen gestatteten. 

Der zweite Theil der reichhaltigen Schrift Deessev’s handelt von der 
Basalt-Bildung im Hinblick auf seine äusseren Verhältnisse. Es werden zu- 
nächst die localen Beziehungen der Basalt-Vorkominnisse besprochen. Als 
beachtenswerthe Erscheinungen treten hier hervor: dass die Basalte die Nähe 
älterer krystallinischer Gesteine aufgesucht haben; dass ihre Eruptionen in 
schon früher vielfach gestörtem Boden stattfanden: dass sie häufig in Gesellschaft 
von Phonolithen und Trachyten sich zeigen; die nicht seltene Association von 
Basalt- und Quellen-Zügen. — Ferner betrachtet Dressen den Einfluss des 
Basaltes auf das Nebengestein, die mechanischen, chemischen und physika- 
lischen Contact-Wirkungen. Der Verf. stellt hier die wichtigsten darüber 
"bekannten Thatsachen zusammen und hebt unter anderen die wirklichen 
(unbegreiflicher Weise von Manchen noch immer bezweifelten!) Gesteins-Ein- 


729 


schlüsse in der Basalt-Masse hervor. — Besondere Beachtung verdienen die 
von DreEsseL im Gebläsefeuer eines Schmiedeofens vorgenommenen Schmelz- 
Versuche mit Basaltpulver; sie beweisen, dass zähflüssiger, seinem Erstar- 
rungs-Puncte völlig naher Basalt nicht jene Wirkungen hervorbringt, wie 
man sie von dem dünnflüssigen geltend machte. — Was die Übergänge des 
Basaltes in andere Gesteine betrifft, so sind solche in sedimentäre nicht 
bekannt, hingegen in krystallinische, wie in Dolerit. 


J. Lemgers: die Gebirgsarten der Insel Hochland, chemiseh- 
geognostisch untersucht. (Archiv f. d. Naturkunde Liv-, Ehst- und 
Kurlands, 1. Ser., Bd. IV, S. 174-222.) Die Insel Hochland, 1!/ı Meile lang, 
U/s M. breit, liegt in der Mitte des finnischen Meerbusens. Das herrschende 
Gestein ist ein schwarzer Quarzporphyr, an der Ostküste der Insel von einer 
Spitze zur andern ziehend. In einzelnen Hügeln erscheinen Diorite, Horn- 
blendegesteine, Glimmer- und Chloritschiefer; im Süden wie im Norden fin- 
det sich Granit, begleitet von Quarziten. LEnBERG gibt eine petrographische 
Schilderung aller dieser und noch anderer, untergeordnet auftretender Ge- 
steine und theilt zahlreiche Analysen mit, sowohl von frischen Gesteinen als 
auch von deren mannichlachen Zersetzungs-Producten. — Sehr eigenthüm- 
lich ist der auf Hochland verbreitete Porphyr, welcher in dichter, schwarzer 
Grundmasse Quarzkörner und grünlichen Labradorit enthält. Auf der ganzen 
Ostküste, meist dicht am Meere, finden sich im Porphyr in Spalten und Höh- 
lungen kleine Kalklager, gewöhnlich vergesellschaftet mit einem Zersetzungs- 
Product des Porphyrs, dem Epidotfels. Der den Kalk unmittelbar umge- 
bende Porphyr ist in sehr zersetztem Zustande; die Kalklager erreichen bis 
zu 8 F. in ihren Längendimensionen bei einer Breite von höchstens 3 F. 
Der den Kalk umgebende Epidosit ist nur wenige Zoll mächtig; Grundmasse 
wie Orthoklas-Krystalle des Porphyr sind gleichmässig in grünen, dichten 
Epidot umgewandelt. Der Epidosit enthält auch kleine Krystalle von Epidot, 
sowie die unveränderten Quarzkörner des Porphyrs.. — Die Diorite, aus 
dunkelgrüner Hornblende und einem weissen Feldspath (Oligoklas?) be- 
stehend, werden häufig von Granit-Gängen durchsetzt; Leusers macht auf 
die merkwürdige Thatsache aufmerksam, dass man oft in schmalen Adern 
sehr grobkörnigen Granit, auf breiten Gängen sehr feinkörnigen Granit trifft. 
— Die an der Westküste der Insel, von der nördlichen bis zur südlichen 
Spitze verbreiteten Granite zeichnen sich durch ihre Mannichfaltigkeit in 
ihrer Zusammensetzung aus und treten in vielfachem Wechsel mit Quarziten, 
Gneissen, Glimmerschiefern und Hornblendegesteinen auf. 

Von den vielen Analysen, die Lemgers mittheilt, führen wir hier nur 
einige an. 

1) Schwarzer, unzersetzter Porphyr vom Launakörkia, enthält Quarz und 
Labradorit. ’E 

2) Schwarzer, frischer Porpbyr, mit Krystallen von rothem Orthoklas, von 
Pochjakörkia. 

3) Rother, sehr fester, in Quarzit umgewandelter Porphyr. 


EYE Re By 


Gr 
Di 


ae 


Zuger >" 


ae 


730 


A. 2. 3. 
Kieselsure... 1.302494, 2063,69 
T'honerde Se a A ne SEAL Eh 
Kalkerdo oe ee A AO Eee — 
Magnesia BE BIT ER a ae ONE RZ 
BREUER N TS 39 
Natron ya as u ne 
Bisenoxyd.. u. 220 022,200. 295 70 20B 
Eisenoxydul EA ERER SERTIE  SE ARE _ 
Gtubverlustee nr. On. ee een 
100,49 99,98 98,19. 


4) Grünlichgrauer,, in Epidosit umgewandelter Porphyr, mit Quarzkörn- 
chen und Epidot-Kryställchen. 
9) Epidosit. 


Kıreselsaure" mn ar. TRANS 2 
Thonerde EN ET NEAR AO 
Kalkerdes 5: cu na TEN Re Bach 
Magnesia;.. un in. SLDOBE En en 
Kay. ee ee en RB an ea 
INALTOTNE RE ET ELTA AH TREE ee ar — 
EiSeHoxyder.. SION ART. RN BER RN SEO 
Bisenoxydal:- ih: 3345808222 HR 
Glühyerlust.s.r 2, So. 2506 ne. 0,96 
99,84. Kohlens. Kalk 9,11 
gg. 


6) Diorit vom Dorfe Launakülla, 
7) Diorit vom Weddeljärwihügel. 
8) Feinkörniger Granit, einen Gang in Diorit bildend; enthält hellgrünen 


Oligoklas. 
9) Feinkörniger grauer Granit von der Südspitze von Hochland. 

6. 7. 8. 9, 
Kieselsaure, 1. 2.498 12. ABB3 2 MAT DZ 
rauerde re. ee O1. io, 
Kalkerde? IHNEN LEER TEST ET Ol 
Magnesia.. u)... u 358 
Kali as. 2 Na Da u aa 
Natron... 0. 2: 00 ERDE A AB a 
Brsenuxyd'. ar Mer en. 2 
Eisenoxydutb. .„... 1.65. I: _— . — 
Glühyerlust:. union 527 9,048 101.505 


98,27 97,94 100,30 100,98. 


Am Schlusse seiner interessanten Beschreibung, deren Werth durch die 
vielen Analysen bedeutend erhöht wird, hebt Luusers folgende Resultate 
hervor: 1) Die Grundmasse des Porphyrs besteht aus Quarz, Orthoklas und 
Eisensilicat. 2) Der Feldspath des Porphyrs wird von den Atmosphärilien 
eher angegriffen als die Grundmasse. 3) Die Zersetzung des Porphyrs ver- 
lauft folgendermaassen: zuerst wird das Eisenoxydul im Feldspath oxydirt, 
es wird fleischfarben und verliert an Glanz. Die Umrisse der Orthoklas- 
Krystalle verschwimmen mit der Grundmasse, die einen röthlichen Farbenton 
annimmt und dann roth oder violett wird; endlich sind Krystalle und Grund- 


| 


731 


masse gar nicht mehr zu unterscheiden. Die chemische’ Veränderung bei der 
Zersetzung des Porphyrs ist folgende: Natron, Kali, Kalk, Eisen und Kiesel- 
säure werden abgeschieden. 4) Werden die durch Zersetzung des Porphyrs 
gebildeten Poren durch Quarz ausgefüllt, so entstehen Quarzite. 5) Das spe- 
cifische Gewicht der zerseizten Porphyre (= 2,734) ist grösser als das der 
unzersetzten (= 2,687). 6) Der kohlensaure Kalk und der Epidosit sind auf 
nassem Wege gebildet worden. 7) Treffen eisen- und kalkreiche Gewässer 
mit Porphyr zusammen, so werden die Alkalien gänzlich, Kieselsäure und 
wohl auch Thonerde theilweise ausgeschieden; Kalk und Eisenoxyd dagegen 
aufgenommen. Der Porphyr wird auf diese Weise in Epidosit übergeführt. 
Das specifische Gewicht des Epidosit (= 2,862) ist grösser als das des un- 
zersetzien Porphyrs. 8) Derselbe Process findet bei der Umwandelung von 
Granit in Epidosit statt. 9) Die Granit-Adern im Diorit sind Umwandelungs- 
Producte auf nassem Wege hervorgebracht. 10) Es scheint, dass die Am- 
phibolite Umwandelungs-Producte des Diorits sind und zwar intermediäre 
Producte zwischen diesem und den Producten der letzten Umwandelungs- 
Processe. Sie sind reicher an Magnesia und Eisen, ärmer an Thonerde und 
Kalk als der Diorit. 11) Serpentin entsteht aus Amphibolit durch gänzliche 
Ausscheidung von Kalk und theilweise von Thonerde und Eisen einerseits, 
anderseits durch Aufnahme von Magnesia und Wasser. 12) Chloritschiefer 
entsteht aus Diorit und Hornblendegestein durch gänzliche Ausscheidung von 
Alkalien und Kalk, theilweise von Thonerde und Kieselsäure, Aufnahme von 
Wasser, Eisen und Magnesia. 13) Der Glimmerschiefer ist auf nassem 
Wege entstanden und wahrscheinlich durch Umwandelung des Hornblende- 
Gesteins. Wenn letzteres stattgefunden hat, so müssen Kalk, Natron und 
Kieselsäure ausgeschieden, Magnesia und Kali aufgenommen werden. 14) Es 
scheint, dass die in Faser- oder Blättchen-Form auftretenden Mineralien (As- 
best, Chlorit, Glimmer), wenn sie auf nassem Wege entstanden sind und sich 
in grösserer Menge finden, mehr oder weniger die Richtung haben, in wel- 
cher das Wasser über das genannte, Mineralien führende Gestein hinwegfloss 
oder in dasselbe eindrang. 


A. Kuutsere: die Insel Pargas (Ahlön), chemisch-geogno- 
stisch untersucht. (Archiv f. d. Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands, 
1. Ser., Bd. IV, S. 115—173, mit lith. Karte.) Der so oft in mineralogi- 
schen Lehrbüchern gebrauchte Name Pargas bezieht sich auf eine Insel- 
gruppe, welche etwa 15 Werst s.w. von Abo liegt. Die grösste Insel der 
ganzen Gruppe heisst Ahlön und nur auf ihr kommen die durch die Mannich- 
faltigkeit ihrer Mineralien bekannten Kalklager vor. Ahlön hat einen Um- 
fang von ungefähr 25 Werst und der Flächenishalt dürfte — wenn man von 
den tief einschneidenden Buchten absieht — mehr als eine Quadratmeile be- 
tragen. Die fast in der Mitte der Insel gelegenen Kalklager werden haupt- 
sächlich von Hornblende-Gesteinen und Gneissen umschlossen und diese wie- 
derum von Graniten umgeben, die bis zum Meeresstrande reichen. Der 


1732 


Häufigkeit des Vorkommens nach nehmen Granite den ersten Rang ein. In 
Bezug auf ihre Zusammensetzung und Structur erscheinen sie in grosser 
Mannichfaltigkeit. Ihre Begrenzung gegen die mit ihnen wechselnden Ge- 
steine ist meist eine scharfe. Trifft man Gänge von Granit in Granit oder 
in»Hornblende-Gestein, so zeigen die Ausläufer das Korn der Hauptmasse. 
Kuntsere hat verschiedene Granite von Ahlön chemisch untersucht und lie- 
fert somit einen sehr schätzbaren Beitrag zur chemischen Kemntniss der Gra- 
nite, der sich an die Arbeiten von Hauscauron ” würdig anreiht. 


© . S . — 
| 3 2 S S = = = 8 
3 Ei = 2 2 = “ = So Ss 
Fundort. a = S =] = a = % 2 =) 
En ee u ee 
z = | 2 = 5 S > 
l. Vannäs ee 69,01 | 17,33 | 0,75 1,17 | 5,24 | 3,59 | 0,41 1,65 | 0,62 99,77 
2. Mustfinn . . 68,30 | 15,41 | 0,46 | 1,27 | 5,22 | 4,03 | 2,97 | 0,81 | 0,81 99,28 
3. Strandby . - 79:15, 110.49) 21535: 07 5,08 | 3,34 — 1,13 | 0,80 98,05 
4.Kauppo . . [65,85 | 17,77 | 3,04 | 1,57 | %,57 | 3,26 | 3,36 | 1,54 | 0,76 | 98,72 
5. Ontala. . . (746411288 | — 085 | 5342| 232 | 0,12 | 1,51 | 1,18 | 98,77 
6. Saivis . . . \z3aalıa52| 1,17 | 0,17 | 685 | 09 | 031 | -—- | 0,95 | 99,50 
74 NuloNs „sr 67,73 | 16,60 | 2,09 | 0,81 det >99 250 — 1,05 | 100,02 
8. Haggais . . | 74,01 | 14,22 | 0,40 | 0,49 | 6,03 | 3,14 | 0,49 | 0,36 | 0,85 | 100,09 
9. Sandvik . . 171,73 |1541 | 381 | 1,08 | 1.ar | 3,22 | 1,34 | 1,38 | 0,89 | 100,33 
10. Storgard . . | 7446 | 12,59 | 0,94 | 0,55 | 3.43 | 2,78 | 2,36 | 01 | 0,65 | 100,07 


1. Granit von Vannäs; feinkörnig, roiher Orthoklas, Quarz, schwarzer 
Glimmer. 

2. Granit von Mustfinn; grobkörnig, hellrother Orthoklas, weisser Oligo- 
klas, Quarz, schwarzer Glimmer. 

3. Granit von Strandby; hellrother Orthoklas, wenig Quarz und Glimmer. 

4. Granit von Kauppo: sehr feinkörnig, hellrother Orthoklas, wenig Quarz, 
viel schwarzer Glimmer. 

5. Granit von Ontala; feinkörnig, ziegelrother Orthoklas, Quarz, schwarzer 
Glimmer. 

6. Granit von Saivis, grobkörnig; blassrother Orthoklas, Quarz, wenig 
schwarzer Glimmer, rother Granat. 

7. Granit von Nulto; grobkörnig, weisser und rother Orthoklas, gelber 
Oligoklas, Quarz, schwarzer Glimmer. 

8. Granit von Haggais, mittelkörnig; rother Orthoklas, Quarz, schwarzer 
Glimmer. 

9. Granit von Sandvik; Orthoklas, Oligoklas, schwarzer Glimmer, blau- 
licher Quarz. 

10. Granit von Storgard; sehr feinkörnig mit rothem Granat. 


Die Maxima und Minima der einzelnen Bestandtheile aus diesen Ana- 
lysen sind: 


* Vgl. Jahrb. 1863, S. 475 ff. 


138 


Maximum: Minimum: 
IRESEISDUEEeN gr er ID ne 
IRhoBerdaN. ma TI er ROSE 
KEN ENG Gare ee er er ee; 
Magmiesiag. lm Er DEIN FE ENT? 
Kal, 2A nr 
Natron re Se ae ON 2 5E9T 
Eisenoxyd NE RN > PER 
Bisenoxydullaer Mes FIRE OS Treo 
IVISSerW. 2 Se ey ee ELBE TE 05 


Die auf der Insel vorkommenden Granulite sind feinkörnige, helle Ge- 
steine, die aus einer Grundmasse von Feldspath und Quarz bestehen, welche 
von kleinen Granaten durchsetzt wird. Alle analysirten Granulite sind glim- 
merfrei. 


Eisenoxydul 
Wasser. 
Summa 


Fundort. 


Eisenoxyd. 


Kieselsäure 
Thonerde. 
Kalkerde 
Magnesia 

Kali. 
Natron 


FT a ET a nn a DT Tr EEE En En Eh 


1. Hagsais . . |73,15|14,52| 0,64 | 0,39 | 6,55 | 33 | 0,85 | — | 0,61 | 100,94 
2. Kurckas . . |7775|1%8,93| 1,41 | 0% | 0,95 | 4,36 | 0,88 | 0,48 | 0,91 | 99,92 
3. Vallis . . . |7630/1310| 0,65 | — | 3,95 | 3,20 | 1,09 0,24 | 98,53 
4. Skyttala . . | 72,70 | 14,20 | 0,33 | 0,12 | 5,79 | 347 | 051 | — | 0,86 | 9818 


1 Granulit; besteht aus röthlichem Orthoklas, Quarz und kleinen Gra- 
naten. 

2. Granulit: weisser Oligoklas, blaulicher Quarz, viele kleine Granaten. 

3. Granulit; rother Orthoklas, gelblicher Orthoklas, weisser Quarz, Granat. 

4. Granulit; weisser Orthoklas, wenig Oligoklas, Quarz und sehr kleine 
Granaten. 


Von weiteren Gesteinen, die auf Ahlön vorkommen und welche Kvar- 
BERG untersuchte, sind zu nennen: Quarz-Feldspath-Gesteine, Glimmerschiefer, 
Gneisse und Hornblende-Gesteine. Es gewinnen namentlich die beiden letz- 
teren grössere Bedeutung, da sie hauptsächlich die Kalklager umgeben. Die 
Gneisse zeichnen sich — verglichen mit den bisher betrachteten Gesteinen 
— durch geringere Quantität an Alkalien aus. 


© z - . = 
= © © & rS 3 ä 
le ee Ehe al ee | 
Fundort. = 3 2 s = = S ° = 2) 
2 S E SEM 2 © 2 = 3 
oe = Ka = zZ BZ S a 
Free Fre 
1. Gammelgard. | 68,66 | 15,03 | 2,03 | 1,97 | 2,47 | 2,64 | 1,92. | 3,09 | 0,64 | 98,45 
2. Parsby . . |8227| Ta2| 036 | Zor | —- | 227 | 17 | 220 | 021 | 100,17 
3. Tara . . . 17,03 |10s4| 042 | 5.05 | 219 | 0,33 | 1,59 | 1,61 | 1,85 | 9891 


1. Grauer Gneiss; weisser Feldspath, Quarz, schwarzer Glimmer, rother 
Granat. 


Me. Bi > er ee on 


734 


2. Schwärzlicher Gneiss; weisser Oligoklas, schwarzer Glimmer. 
3. Blaulicher Gneiss. 

Die Hornblende-Gesteine scheinen der Mehrzahl nach keine einfachen 
Amphibolite, sondern feinkörnige Gemenge von vorwaltender Hornblende 
mit einem feldspathigen Mineral. wohl meist Oligoklas zu sein, und dürften 
daher zum Theil zum Diorit gehören. Von 22 Analysen solcher Gesteine 
die KuaLsers ausführte, heben wir nur einige hervor. 


| 


ac oe ee 
8 S | E - | PIE = 3 h 5 
leislelzlelelerh = 
Fundort. = = 2 = | @ & = & - =) 
DEIEEBZLIS ERDE DE DE 
Sea ge | es Kin 
PREIS K | 
1. Temais . . 5335 16,111 563 | 5,61 | 2,35 | 1,01 | 5,44 | 7,06 | 245 | 99,11 
2. Storgard . . 48,46 18,78 | 12,09 | 2,13 | 0,78 | 3,89 | 2,82 | 8,49 | 0,94 | 98,38 
3. Skräbböle . |46,79 | 19,23 ‚109 3,97 | 0,82 | 2,55 | 5,72 | 9,15 | 0,35 | 99,49 


1. Grünes, feinkörniges Hornblende-Gestein mit weissem Feldspath. 
2. Schwarze Hornblende und Oligoklas; feinkörnig. 
3. Dessgl.; mittelkörnig. 


Die Kalklager der Insel Ahlön nehmen hauptsächlich die Mitte dersel- 
ben ein. Sie werden bei Lapplax von Granit, bei Simonby von Quarzfeld- 
spath-Gesteinen, sonst allenthalben von Gneissen und Hornblende-Gesteinen 
umgeben. Die Begränzungsflächen des Kalkes gegen diese Gesteine sind 
verschieden: bald lässt sich der Kalk vom angrenzenden Gestein dureh einen 
Hammerschlag trennen, bald durchdringen sich beide in unregelmässiger Be- 
grenzung. An solchen Contactstellen finden sich besonders die Mineralien 
von da sich in den Kalk verzweigend. — Unter den verschiedenen, von 
Kunısers beschriebenen Kalkbrüchen sind zumal die von Ersby bemerkens- 
werth, indem dort der körnige Kalk von einem 2 F. mächtigen und einem 
1 Zoll mächtigen Basaltgange durchsetzt wird. Von beiden Gängen wurden 
die Gesteine, in welchen weder Olivin noch Magneteisen zu bemerken war, 
analysirt und ein in Bezug auf den Wassergehalt sehr verschiedenes Re- 
sultat erhalten. 


2 F. mächt. Gang und I Z.m. Gang von Basalt: 


Kieselsaure! "I Srrr Maga, 02.2 2. Ach? 
PROUErEB, - u. a ET EEE ECHTES 
Benlkerlle:i.: 2 23 2 SH SRH FE EU TI 
Maenasia | 2,2. In N N ee 
TE Te a ee I _ 
Natrons. I. Br 120 0 BE in ei 
BHSPRNOXRyAE 1a A EEE ER BG 
Bisenstydnt Terre EIER EEE 
NaBSEr id TEE REIN RE ER 
99,25 98,17. 


Die auf Ahlön im körnigen Kalk vorkommenden Mineralien sind: Gra- 
phit, Chondrodit, Hornblende, Augit, Pyrallolith, Wollastonit, Glimmer, Ska- 
polith, Apatit, Serpentin, Sphen, Vesuvian, Flussspath, Milchquarz, Ampho- 


735 


delit, Magneikies, Titaneisen. — Was die Genesis der Kalklager betrifft, so 
spricht sich KunLgers entschieden für deren wässerige Bildungsweise aus. 
In den Gneissen und Hornblende-Gesteinen entstandene Spalten und Hohl- 
räume wurden mit aus der Zersetzung anderer Gesteine hervorgegangenem 
kohlensaurem Kalk ausgefüllt. Da die Silicate hauptsächlich an der Grenze 
mit den umgebenden Gesteinen vorkommen, so mussten die Gewässer bei 
dem Herabfliessen in die Spalten den Kalk theilweise auskrystallisiren lassen 
und dafür Kieselsäure und Basen aus dem Gesteine lösen, die sich mit dem 
noch übrig bleibenden Reste von Kalk umsetzten und so die mannichfachen 
kalkhaltigen Mineralien bildeten. Nach Entstehung der Silicate, nachdem 
Ränder und Flächen der Spalten vor weiterem Angriff durch Gewässer ge- 
schützt waren, schied sich der reine weisse Kalk ab. 


K. Hausnorer: glaukonitischer Kalkstein von Würzburg. (Erp- 
MANN und WERTHER, Journ. f. pract. Chemie, 99. Bd., S. 237—238.) Der 
untersuchte glaukonitische Bairdienkalk hat feinkörnige bis dichte Structur, ist 
etwas porös und von bräunlichgrauer Farbe. Es wurde die Zusammensetzung 
des Glaukonits gefunden: 48,3 Kieselsäure, 3,0 Thonerde, 5,5 Kali, 24,4 Ei- 
senoxyd und 14,7 Wasser. Die Total-Analyse des Gesteins ergab: 


Kalkerde wann oe me lad ea sundert JOAl2 
Maenosia rn Ele Re 
BISENOxXyAMIT TUT. A ta es ven 80,08 
BiNosphonsaurer 2. ernennen 
Meansanox ya arena ee ee. 0,20 
IBisenoaydlsun ee ed, 
« IDHOnerdertn a el Eee ee 0508 
SER RER EEE. EN END. Mm... Ol. 
Onarzı Samt WIEN. EUREN DAREN 288 
Glaukanit ua lee ie ee ee 
Schwefelsaure. 0. u een 20020 
Wasser, Kohlensäure und organ. Substanz . . 41,30 
99,77. 


J. Lommer: geologisch-paläontologische Sammlung von 1000 
Stücken, herausgegeben von dem Heidelberger Mineralien-Comptoir. 5. Auf- 
lage. Heidelberg. 8°. S. 30.*) Die vierte Serie von J. Lonmer’s „geo- 


logisch-paläontologischen Sammlungen“ ist — da sie allenthalben die wohl- 
verdiente freundliche Aufnahme fand — seit einiger Zeit vergriffen und 
eine neue Auflage nöthig geworden. Die Sammlung besteht — wie aus 
vorliegendem Katalog zu ersehen — aus Felsarten (im Formate von 


91a Centim. Länge und 74/2 Centim. Breite und aus Versteinerun- 
sen, im Ganzen 1000 Nummern. Von den Versteinerungen wurden natür- 


* Dieser Katalog ist auch mit englischem und französischem Titel erschienen. Jeder 
Nummer liegt eine gedruckte Etiquette in deutscher, englischer und französischer Sprache 
bei. DEREN? 


736 


lich die sog. Leitfossilien ausgewälilt. Im Vergleich mit den früheren Lie- 
ferungen sind besonders die paläozoischen Gebirgsformationen sehr reichlich 
vertreten, ebenso Trias und Jura der Alpen. Die Anzahl der krystallinischen 
Gesteine ist eine beträchtliche und sehr mannichfaltige; wir finden z. B. den 
Lherzolith, den Tonalit, schöne Trachyte aus den Euganeen 
u.s. w. Eine nähere Durchsicht des Kataloges überzeugt uns, dass J. Lonmeu 
darauf bedacht war, besonders neue und solche Vorkommnisse aufzunehmen, 
die in letzter Zeit untersucht oder beschrieben wurden. Mögen daher die 
vorliegenden Sammlungen das Schicksal ihrer Vorgänger theilen — recht 
bald vergriffen werden. 


Wartu: Chemische Untersuchung einiger Gesteine, fossi- 
len Holzes und Kohlen aus der arktischen Zone. (Züricher Vier- 
teljahrsschrift Xl, 3, S. 281-295.) Es dürfte von Interesse sein, die che- 
mische Beschaffenheit und Zusammensetzung von Gebirgsarten und Kohlen- 
ablagerungen aus jenen Breitegraden kennnn zu lernen, die so selten von 
Forschern erreicht werden, und von wo aus die Beschaffung des Materials 
zu derartigen Untersuchungen mit Mühen und Gefahren verbunden ist. Es 
befinden sich diese kostbaren Stücke in den Museen der königl. Gesellschaft 
in Dublin, und wurden von Capt. Mace Clintock und Lieutenant R. CoLomg 
denselben geschenkt. 


I. Küste von Grönland und die dazu gehörenden Inseln. 


1. Kohle von der Disco-Insel, 70° n. Breite, 52°20° w. Länge. Spröde, 
dichte Massen mit muschligem Bruch, frische. Bruchstücke pechglänzend, 
sonst die Oberfläche matt schwarz. Pulver schwarz. Bei 100° getrocknet 
verliert sie 16,4 p. c. Wasser. Sie besteht dann in 100 Thin. aus 


66,1 Kohlenstoff, 
4,0 Wasserstoff, 
25,3 Sauerstoff, 
4,6 Asche. 
100,0. 

2. Kohle von der Disco-Küste, ohne weitere Angabe der Localität. 
Äusserst spröde, dichte Masse, mit muschligem Bruch, von stark glänzend 
schwarzer Farbe. Pulver dunkelbraun. Bei 100° getrocknet verliert sie 
9,8 p. c. Wasser und besteht dann in 100 Thin. aus 


79,3 Kohlenstoff, 
6,7 Wasserstoff, 
8,1 Sauerstoff, 
5,7 Asche, 

100,0. 

3. Kohle von Scansden, 69°20° n. B., 52°30‘ w. L. Dichte schiefrige 
Massen von matt grauschwarzer Farbe, schwer zu Pulver zerreiblich. Die 
Farbe des Pulvers ist schwarz. Bei 100° getrocknet verliert sie 10,5 p. c. 
Wasser und besteht dann in 100 Theilen aus 


737 


45,9 Kohlenstoff, 
3,8 Wasserstoff, 
19,9 Sauerstoff, 
30,4 Asche. 
100,0. 


Aus dem grossen Aschengehalt und dem ganzen Aussehen dieser Probe 
ist zu ersehen, dass hier bituminöser Schiefer vorliegt. 

4. Fossiles Nadelholz von Atanekerdluk, Halbinsel Noursoak. Fein kry- 
stallinische bis dichte Masse von gelblichgrauer, gegen den Rand zu röth- 
lich werdender Farbe, welche von beigemengtem Eisenoxyd herrührt. Die 
qualitative Analyse ergab als Hauptmasse kohlensaures Eisenoxydul, ferner 
Eisenoxyd, Kalk, Magnesia, Wasser, organische Substanz, und beigemengten 
Sand; in sehr geringer Menge war noch Mangan, Thonerde und Phosphor- 
säure entbalten. Das Fossil kann hiemit als derber Eisenspath bezeichnet 
werden. Kalk ist in der eigentlichen Gesteinsmasse nur in geringer Menge 
enthalten, nur in den Klüften der Handstücke kann man Caleit-Ausscheidun- 
gen, neben ziemlich reichlich ausgeschiedenem, krystallisirrem, gelblichem 
Siderit, wahrnehmen. Die Analyse einer Probe vom unzersetzten Kern eines 
Handstückes ergab 73,2 p. c. kohlensaures Eisenoxydul; die Durchschnitts- 
analyse jedoch, wobei die Stücke, gepulvert und gleichmässig gemengt, ver- 
arbeitet wurden , ergab einen geringeren Gehalt. Das Eisenoxydul, welches 
in diesem Fall, wegen Gegenwart organischer Substanz, durch Titrirung nicht 
genau bestimmt werden kann, musste durch eine genaue Kohlensäurebestim- 
mung ermittelt werden. Die lufitrockene Substanz enthält demnach in 
100 Theilen 


Bisenoxydul.. . 2... 22325 


Ensenoxyde ana. nl 
Kälkerdess a ee 
Magnesia ee er 2 
Kohlensäure . -. . . .°. 26,0 
Wasser und organ. Substanz 12,2 
Sand nee Sirene ers Sr 

100,0. 


3. Sandiges, sehr viel Pflanzenreste führendes Gestein von Atanekerdluk. 
Es kommt als Gebirgsart gemeinschaftlich mit den folgenden vor. Das Ge- 
stein ist durch die ganze Masse hindurch von hell ockergelber Farbe, Glim- 
merblätichen und Quarzsplitter gleichmässig darin vertheill. Die Analyse 
ergab dieselben Bestandtheile, wie das vorhergehende Gestein, nur tritt hier 
das Eisenoxydul zurück, und wird die Hauptmasse von Eisenoxyd gebildet. 
Dieses Gestein ist jedenfalls durch Zersetzung von kiesligem Siderit entstan- 
den, indem in der porösen, sandigen Masse die Atmosphärilien viel schneller 
einwirken können, als in dichtem Gestein. Man kann diese Massen, im ge- 
genwärtigen Zustande, als kiesligen Limonit bezeichnen. Hier ergab die Ana- 
Iyse des Kernes und die Durchschnitts-Analyse fast denselben Gehalt an 
kohlensaurem Eisenoxydul, so dass die Zersetzung ziemlich gleichmässig vor 


sich gegangen ist. Das Gestein besteht nun in 100 Tbheilen aus 
Jahrbuch 1867. 47 


ee 


Eisenoxyd 2.2 cat. 50,1 
WisenozyUakli sr HB 2786 
Kalkerdb! HE DS12..057 
Magnesia.. 7. „sie 
Kohlensäure Se A 
Wasser und organ. Substauz 15,6 
Sand Ta En IRRE 

100,0. 


6. Viele Pflanzenreste führendes, als Gebirgsart auftretendes Gestein, 
von äusserlich braunrother Farbe, ziemlich hart, fein krystallinisch bis dicht; 
der Kern der Handstücke ist dem des fossilen Holzes vollkommen ähnlich. 
Auch die Zusammensetzung ist dieselbe, nur scheint hier etwas Eisenoxyd 
wasserfrei vorhanden zu sein, was man aus der kirschrothen Farbe des Pul- 
vers schliessen muss. Auch hier kann man auf Klüften der Stücke Aus- 
scheidungen von krystallisirtem, gelblichem Siderit bemerken. Die Analyse 
des Kernes ergab hier dasselbe Resultat, wie bei 4, und auch die Durch- 
schnittsanalyse kommt jenem ziemlich nahe. Es geht hieraus hervor, dass 
die petrificirende Substauz identisch ist mit dieser Gebirgsart. Wir bezeich- 
nen daher das Gestein als derben Siderit, der wegen seinem Gehalt an or- 
ganischer Substanz in der Mitte steht, zwischen gewöhnlichem, derbem Si- 
derit und der mit kohlensaurem Eisenoxydul imprägnirten Kohlensubstanz, 
dem sogonannten Kohleneisenstein. Die qualitative Analyse ergab dieselben 
Bestandtheile, wie in der vorhergehenden Probe. Der Kern der Stücke ent- 
hielt 72,6 p. c. kohlensaures Eisenoxydul, und bei der Durchschnitts-Analyse 
wurden gefunden in 100 Theilen 


Bisenoxydal. .ı .... 120..389 
BISBnozyu. N ZI EEE 
Kalkerde 2.01 Sale 
Marnasın In me Rd 
Kohlensaure . .. ... = . 901 
Wasser und organ. Substanz 13,5 
SER N 

100,0. 


7. Bernstein führende Braunkohle von der Hasen-Iusel, nordwestlich 
von Disco. Diese Braunkohle bildet schiefrige, zäbe Massen von braun- 
schwarzer Farbe, und enthält sehr viel Bernstein, welcher in Körnern von 
Erbsengrösse bis Hirsekorn gross und noch kleiner auftritt; er ist von honig- 
gelber bis weisslichgelber und hyacinthrother Farbe, hat das spec. Gewicht 
von 1,057 und liefert bei der trockenen Destillation Bernsteinsäure, durch 
deren Vorhandensein die Identität jenes Harzes mit Bernstein erwiesen ist. 


II. Die Melville-Insel. 


8. Kohle von Scene-Bay. Schwärzlichbraun, ziemlich zähe, schwer 
zerreibliche Masse, schwach fettglänzend. Pulver dunkelbraun. Bei 100° 


getrocknet verliert sie 4,1 p. c. Wasser: sie besteht dann in 100 Thin. aus 
623,4 Kohlenstofi, 
5,4 Wasserstof, 
14,5 Sauerstofi. 
17,7 Asche. 
100,0. 


139 


9. Kohle von Village Point. Matt grauschwarze, zähe Masse, schwer 
zu Pulver zerreiblich, vom Ansehen eines gewöhnlichen, schwarzgrauen 
Schiefers. Farbe des Pulvers schwarz. Von dieser Kohle, wie auch von 
den nun folgenden Proben, konnte keine Elementar-Analyse ausgeführt wer- 
den, da die meisten Fundorte nur mit einem Exemplar vertreten sind, und 
kostbare wichtige Pflanzenreste enthalten. WArTHA musste sich daher nur auf 
die Untersuchung des chemischen Verhaltens beschränken. 

10. Kohle von Bridport, 75° n. Br., 109° w. L. In geringem Grade 
schiefrig mit matt grauschwarzer Oberfläche und glänzendem, muschligem 
Bruch. Leichter zu Pulver zerreiblich, als die vorhergehende; Farbe des 
Pulvers dunkel schwarzbraun. 

11. Kohle von Cape Dundas. Schiefrige, mattgrauschwarze Massen, mit 
schwachem Fettglanz und schiefrigem Bruch. Pulver bräunlich schwarz. 


III. Insel Banksland. 


12. Fossiles Nadelholz, gesammelt von Sir F. L. Macc Cuintock in der 
Ballast-Bay, und von ihm als Hämatit bezeichnet. Das Fossil war ober- 
flächlich von braunrother Farbe, und an den Enden des Stückes war die 
Masse röthlich, fast meiallisch glänzend, im Innern aber von röthlich grauer 
Farbe; das Pulver war gelbbraun. Es brauste mit Säuren auf und ergab 
als qualitative Zusammensetzung: Eisenoxyd, Eisenoxydul, Manganoxydul, 
Kalkerde, Spuren von Magnesia, spectralanalytische Spuren von Baryt und 
Strontian, die man in den Proben von Grönland nicht nachweisen konnte, 
Wasser und in sehr geringer Menge Phosphorsäure und Kieselsäure, ferner 
organische Substanz und Kohlensäure. 


In 100 Theilen sind enthalten: 


Bisenoxyd . a1... 2% 405 
Bisenoxydul.. 20... 505 2155 
Manganoxydull . . 2... 14 
Kalkerde a... es 


Kohlensäure . » . 2. . 169 
Wasser und organ. Substanz 16,5 
100,0. 


13. Kohle von Mercy Bay. Schiefrige, sehr zähe, matt grauschwarze 
Massen, von schwachem Fettglanz an den Bruchflächen; oberflächlich das 
Aussehen des gewöhnlichen schwarzen Schiefers. Pulver matt braunschwarz. 


IV. Insel Bathurst. 


14. Kohle von Graham moore Bay. Schiefrige Massen, ähnlich der vor- 
hergehenden Probe, sehr zähe, schwer zerreiblich. Pulver matt schwarz. 

Es sollen nun zunächst die besprochenen Gesteine und fossilen Hölzer, 
die Kohlensäure auf die entsprechenden Basen vertheilt, übersichtlich zusam- 
mengestellt werden, um sie leichter vergleichen zu können. 

I. (4) Fossiles Nadelholz von Atanekerdluk. I. (6) Pilanzenreste füh- 
rendes Gestein von ebendaselbst. IM. (5) Sandiges (kiesliges) Gestein von 
gleicher Localität. IV. (12) Fossiles Nadelholz von UL f 


740 

1: II. 11. IV. 

Kohlensaures Eisenoxydul u u. en 3 
Kohlensaures Manganoxydull . ».. — . — . —- . 33 
Kohlensaurer Ralk "sr... wear ee aan 
Kohlensaure Magnesia er I ZEFTETD ER 
Eisenexyd;; Aha. ar 1 2 
Wasser und organische Substanz . 12,2 . 13,5 . 156 . 13,7 
Bande er a ee EEE 
"100,0 100,0 100,0 100,0. 


Wir sehen nun zunächst, dass die petrificirende Substanz des fossilen 
Holzes von Atanekerdluk identisch ist mit dem Gestein selbst, in welchem 
es gefunden wird, und dass das Fossil von Banksland mit Ausnahme des 
Mangangehaltes und dem Mangel der Magnesia auch mit den obigen Gestei- 
nen in der Zusammensetzung übereinstimmt. Die ungeheuren, hier vorkom- 
menden Massen von Eisenoxydul sind jedenfalls durch Reduction des vor- 
handenen Eisenoxydes, durch Vermittlung der organischen Substanz vor sich 
gegangen, und das eisenführende Gestein bietet, da es frei von Schwefel, 
und nur geringe Mengen von Phosphorsäure enthält, das ergiebigste und 
werthvollste Material zur Eisengewinnung, wenn nicht die fast unzugäng- 
liche Lage des Fundortes den ganzen Reichthum zur Illusion machen würde. 

Was nun die Kohlen betrifft, so folgt von denen, deren elementare Zu- 
sammensetzung ermittelt werden konnte, eine Übersicht, wo die Resultate 
verglichen sind mit der Braunkohle von Käpfnach,, welche 20,3 Pc. Asche 
enthält *. Nach Weglassung der Asche auf 100° berechnet. I. (1) Kohle 
von Disco. II. (2) Kohle von der Discoküste. III. (3) Scansden. IV. (8) 
Melville J. Scene Bay. V. Käpfnach, Kanton Zürich. 


1. II. II. IV. V. 


KohlenstoffN. 369,2: 843.% 658 2 58. 718 
Wasserstoff 23% 2.422,51 2 859204966 2 533 
Sauerstoff 7.2. 26,6. ..,2867. 28 770E507,6, » 22:9 

100,0 100,0 100,0 100,0 100,0. 


Vor Allem fällt es auf, dass die Kohle II. von Disco, als entschiedene 
Braunkohle, bei einem so enormen Kohlenstoffgehalt, so wenig Sauerstoff be- 
sitzt. Sie stellt sich, mit Ausnahme des Wasserstoffgehaltes, in eine Reihe 
mit einer Braunkohle, welche C. NenprwicH analysirte, die bei Fünfkirchen 
in Ungarn vorkommt, und folgende procentische Zusammensetzung hat: 

Kohleustoff 85,29 ® 
Wasserstoff 5,06 
Sauerstoff 9,65 

100,00. 

Die Kohlen I. und III. stellen sich der Käpfnacher Kohle nahe, während 
IV. als Steinkohle im Sauerstoffgehalt abweicht. 

WARTHA stellte endlich mit allen, ihm zur Untersuchung übergebenen 
Kohlenproben, Versuchsreihen an, um auch von denjenigen Kohlen, deren 
elementare Beschaffenheit er nicht ermitteln konnte, wenigstens das che- 


* Die Analyse dieser Kohle wurde von P. LIECHTY, II. Assissent am analytischen 
Laboratorium ausgeführt. 


741 


mische Verhalten zu prüfen. Zu diesem Zwecke suchte er zunächst die 
Löslichkeit in Kalilauge zu ermitteln, indem er 0,2 Grm. von jeder Probe mit 
10 CC. conc. Kalilauge gleich lange Zeit in der Hitze behandelte, hierauf 
filtrirte, die Farbe des Filtrats und den Rückstand unter dem Mikroskop be- 
obachtete. In gleicher Weise untersuchte Warrnı das Verhalten gegen conc. 
Salpetersäure in der Hitze und beim Verdünnen mit Wasser, und schliesslich 
die Reaction der betreffenden Destillations-Producte, und stellie sie zur bes- 
seren Übersicht zusammen. Vergleichsweise wurde die Steinkohle von Lüttich, 
die Pechkohle vom Rossberg im Kanton Schwyz und der Dopplerit in die 
Tabelle (s. nächste Seite) aufgenommen. 

Wir können nun aus dieser Übersicht folgende Schlüsse ziehen: Dass zu- 
nächst das Verhalten gegen Kalilauge zwar den ziemlich sicheren Schluss er- 
laubt, dass Kohlen, welche von Kalilauge heftig angegriffen werden, zu den 
Braunkohlen zu zählen sind, umgekehrt aber sehr viele Braunkohlen nur 
spurenweise oder gar nicht angegriffen werden. Wir sehen z. B. bei Il. 
und XII., dass erstere vollständig gelöst wird, während letztere, also die 
Käpfnacher Braunkohle, fast gar nicht angegriffen wird, und doch hat Il. 
einen so hohen Kohlenstoff-Gehalt und ganz das Aussehen von echter Stein- 
kohle. 

Es wird angegeben, dass manche Braunkohlen durch die Behandlung 
mit conc. Salpetersäure in ein gelbes Pulver verwandelt werden; diess ist 
aber nicht der Fall, denn die Braunkohlensubstanz wird auch in diesem Fall 
gelöst, und das gelbe Pulver besteht aus eisenhaltiger Thonerde und Kiesel- 
säure, aus der Asche herrührend, während manche Braunkohle vollständig 
gelöst wird, wie I. und II. Warrnı glaubt daher die conc. Salpetersäure 
für das wiehtigste Reagens zur Unterscheidung von Braun- und Steinkohlen 
halten zu müssen. Was nun die Steinkohlen betrifft, so ist ihr Verhalten 
gegen conc. Salpetersäure ganz verschieden. Anthracit und manche Sitein- 
kohlensorten werden von conc. Salpetersäure gar nicht angegriffen, die meisten 
mehr oder minder und manche, z. B. die Lütticher Steinkohle löst sich zur 
dunkelbraunen Flüssigkeit auf; doch isi in allen Fällen, wo auch relativ viel 
weniger Kohlensubstauz in Lösung geht, als bei den Braunkohlen, die Farbe 
der Lösung immer viel dunkler, und wird fast Alles Gelöste durch die Ver- 
dünnung mit Wasser wieder gefällt, was bei der Braunkohle nicht der Fall ist. 

Nach diesen Versuchen wären zu den Braunkohlen die Proben I, II, III, 
V, XI, XII, XIII, XV zu zählen, während alle übrigen als Steinkohlen be- 
zeichnet werden müssen. 

Was ferner das mikroskopische Aussehen betrifft, so kann diess immer- 
hin als Stütze zu dem Verhalten gegen conc. Salpetersäure benützt werden, 
denn Braunkohlen zeigen, mit Kali behandelt, als Rückstand fast immer Holz- 
faserbündel oder Zellengewebe, während Steinkohlen diess nicht thun, aber 
auch nicht jede Braunkohle zeigt diese Erscheinung, denn die Käpfnacher 
Kohle musste erst mit unterchlorigsaurem Natron behandelt werden, ehe man 
Holzfasern beobachten konnte. Steinkohlew zeigen homogene schwarze Mas- 
sen, welche am Rande braun durchscheinen, aber von Zellgeweben ist keine 
Spur zu erblicken. 


742 


Übersicht. 


Lösliehkeit in Verhalten gegen| Verhalten nach Der Buekstaud Reaction der 


Fundort. F conc. NO, in | dem Verdünnen Ta KERN dan Destillations- 
conc. Kalilauge. ED : Mikroskop ge- x 
| Siedhitze. mit Wasser. bracht, zeigt Producte. 
u u SE ET E T, 
wi: Des Vollständig klar|Spuren von gel-| Holzfaserbün- | _ 
Disco-Insel. Fl Be a gelöst zur gelben] ben Flöckehen | del, aber keine Sauer. 
Hand? Flüssigkeit. abgesetzt. Zellengewebe. 
Wird fast voll- | > 
ständig gelöst zu 2 
® IH. einer theerarti- | Vollständig ge- | Spuren von ren 
Küste von Disco.|gen Flüssigkeit,| löst zur gelben | Flöckchen ab- = Se = SE Sauer. 
mit Säuren Alles| Flüssigkeit. scheidend. en 
ausscheidbar, wie Menge. 
| bei Dopplerit. | 
| Gelöst z. gelben|gerinee M | 
III. Dunkelbraune |Flüssigkeit und elblicher ee Holzfaserbündel 
Scansden. Flüssigkeit. Flöckehen von |’ chen abschei- | und Zellenge- Sauer. 
(3 SiO, abschei- Ba webe. 
dend. £ 
Keine Holzfa- 
2 POST keineZellen- 
IV. Selbst nach län- Theilweise ange- Pr 
Scene Bay gerem Kochen | gegriffen, zu m Eu £ ar Sn 
Melville J. |nur weingelb ge-dunkler Flüssig-| ER R en a un 
(8) färbt. keit gelöst. ns SENDER a 
bräunlich durch- 
scheinend. 


|Gelöst, und gelb- 4 
liche Flocken Unbedeutende In grössterMenge 


Y: Dunkelbraune = Holzfaserbündel . 
EBEN: von Al,O, und | Flöckchen ab- 7 Alkalisch. 
Atanekerdluk. Flüssigkeit. SiO, zurück- setzen. und en 
lassend. x 
Wenig angegrif- 
ar Spurweise ge- | fen, unveränd. ‚Unbedeutende Verhält sich 
Mercy Bay färbt schwäiver Rack Flöckchen ab- EN Sauer. 
Banksland. (13) 2 | scheidend. ; 
VII. Village |Gar nicht ange-|Gar nicht ange-| Nichts abschei- | Verhält sich dire 
Point. (9) griffen. griffen. dend. wie IV. z 


VIII. Bridport Sauer, viel 


Wenig gelbe 


; Theilweise an- Wenig ange- £ 2 theerartige 
Melyille-Insel. gegriffen. griffen. Flocken abschei- Wie VI. Pranmae 
(10) dend. liefernd. 


IX. Cape Dundas] 


Melville Ingel: IE nicht ange-|Gar nicht ange- 


Nichts abschei- 


(ıı) griffen. griffen. dend. | Wie VI. | Sauer. 
X. Graham |Gar nicht ange-|Gar nicht ange-| Nichts abschei- 
moore Bay. (14) griffen. griffen. Adndi, | Wie VI. Sauer. 


XI. Bernstein 7 2 e 
führende Kohle| Dunkelgraue Gele seplıcko Nichts abschei- Bozen 


2 DEE Flocken von SiO,, aber keineZellen- Sauer. 
von a Flüssigkeit. ed dend. gewebe. 
Wie VI. erst bei 
E « 2:.| Unbedeutende |Behandl. mit un- 
= Weingelbe |Fast, vollständig Flöckehen ab- |terchlorigsaurem Sauer. 
a Bun Sen scheidend. Natron Holzfa- 
sern zeigend. 
Vollst. bis auf B Z 
XI. Dunkelbraune 3 Nichts abschei- f 
Dopplerit. Flüssigkeit. nn SiO, dend. Zn os Sr 


N re EEE FIT DRUNTER ITS LEERE PT er WE DIE EB ER en ee 


Grosse Mengen 
von Flocken ab- 
scheidend. 


XIV. Lüttich |Gar nicht ange. @elöstzu dunkel- 


Steinkohle. griffen. brauner Flüssig- 
keit. 


Wie V. Sauer. 


: Vollständig zur | Unbedeutende 
ae A gelben Flüssig- |Flocken abschei- Wie XII. Sauer. 
; g i keit gelöst. dend. 


743 


Und was nun endlich die Reaction der Destillations-Producte betrifft, so 
erlaubt diess gar nicht den geringsten Schluss. WarruA fand bei allen un- 
wersuchten Braun- und Steinkohlen die Reaction sauer, und nur bei 5, einer 
entschiedenen Braunkohle, war sie alkalisch. 


Academie der Wissenschaften in Californien. (Proc. Cal. 
Acad. Vol. Il. 1866--67. 8°.) — Es sind die friedlichen geistigen 
Annexionen, denen man das auch in Californien erregte und gepflegte wis- 
senschaftliche Leben zu verdanken hat. Die uns vorliegenden Bogen, die 
wir der freundlichen Vermittelung von Prof. Dana verdanken, enthalten zahl 
reiche Beiträge zur Kenntniss dieses so merkwürdigen Landes, das in kaum 
glaublicher Geschwindigkeit in den Kreis der modernen Wissenschaft gezogen 
worden ist.. Darin gibt uns H. N. Boranper p. 225—233 eine Schilderung 
der californischen Bäume, W. P. Braxe p. 235 und 289 Nachrichten über die 
in den goldführenden Schiefern Californiens auftretenden Ammoniten, Dr. Joun 
B. Trask p. 239 über Erdbeben in Californien während des Jahres 1865, 
Prof. Writsey p. 240 über Meteoriten an der Küste des stillen Oceans und 
in Mexico, A. Kemonp p. 244—253 über geologische Expeditionen in N.-Mexico, 
J. G. Cooper p. 259 über Helix-Arten in Californien, W. H. Dar p. 264 
über die Pompholinen, eine neue Gruppe der Lungenschnecken, Prof. Wunrney 
p- 269—270 Bemerkungen zur Geologie des Staates Nevada, p. 271 u. fl. 
über das Fehlen der nordischen Drift-Formation von der westlichen Küste 
Nordamerika’s und von dem Innern des CGontinentes an durch die Region bis 
SW. des Missouri, Stearns p. 275 und 283 ein Verzeichniss der im Bau- 
lines Bay, Californien, sowie bei Santa Barbara und San Diego gesammelten 
Conchylien,. Prof. Wnıtney p. 277 Nachricht über einen Menschenschädel, 
der neuerdings in einem Schachte bei Angel’s in Calaveras County unter 
einer mächtigen Bedeckung von Lava und Kies gefunden worden ist, p. 287 
über die Entdeckung des Scheelit und von Kupfer in Unter-Californien, W. 
P. Brauz p. 297 über das Vorkommen von Kerargyrit (Chlorsilber) in „Poor- 
man lode“, Idaho, Proustit (oder lichtes Rothgiltigerz), ebenda Kupferglanz, 
Rothkupfererz und gediegen Kupfer in dem „Red Cap elaim“, Klamath 
County, und Danait, einer kobalthaltigen Abänderung des Arsenkieses von 
Meadow Lake in Nevada County, sowie des Zinnober im Kalkspath von Idaho, 
Wm. M. Gags p. 301—306 über die Unterabtheilungen der Kreideformation 
in Californien, W. P. Braxe p. 307 über einen fossilen Fisch in dem grossen 
Bassin von Nevada, welcher an Exemplare vom Mte. Bolca in Ttalien erin- 
nert, und J. D. Wuımney p. 307—309 über das Auftreten der Silurforma- 
tion in Nevada. 

Die schon von MArcou früher angedeutete Existenz der Silurformation 
in Californien wird hier nun auch durch Prof. Wnuırney verbürgt. Aus einer 
Sammlung Versteinerungen des Herrn A. Brarcatey aus der Nähe von Hot 
Creek Mining District, gegen 100 Meilen SO. von Austin entfernt, er- 
gibt sich die Gegenwart sowohl des oberen als auch des unteren Silur 
in diesem Districte, eine Entdeckung, die nicht verfehlen kann, einige we- 


744 


sentliche Veränderungen in der früheren Deutung der älteren Gesteine Ca- 
liforniens (Jb. 1866, 610 und 741) herbeizuführen. 


G. pe SaportAa: über die Temperatur der geologischen Perio- 
den, nach den durch Beobachtung fossiler Pflanzen gewonne- 
nen Erfahrungen. (The Ann. a. Mag. of Nat. Hist. Vol. 19, No. 112, 
p- 263—282.) — In dieser hier in Übersetzung aus „Bibliotheque Univer- 
selle, Archives des Sciences, t. XVII, p. 89—142“ vorliegenden Abhand- 
lung gewinnt man einen Überblick über die verschiedenen geologischen Ho- 
rizonte, in welchen eine tropische Flora, die einer Temperatur über 20 Grad 
C. entspricht, nachgewiesen worden ist. Specieller sind diese Vergleiche 
zunächst für die Tertiärformation durchgeführt worden. 


Dr. 6.C.Lause: Der Torf. (Allg. land- u. forstwirthschafil. Zeit. in Wien, 
XVII Jahrg., No. 6 und 18, 1867.) — Zwei Vorträge, gehalten in der k. k. 
Landwirthschafts-Gesellschaft, über die Entstehung und Verbreitung der Torf- 
moore, sowie über die Eigenschaften und die Verwerthung des Torfes, haben 
diesen wichtigen Gegenstand in einer recht bündigen und zweckmässigen 
Weise zusammengefasst, so dass diese Blätter eine weite Verbreitung ver- 
dienen. 


B. Roma: der Kohlen- und Eisenwerks- Complex Anina- 
Steierdorf im Banat. (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 7867, XVIl, p. 63, 
Taf. 2.) — Da die Liaskohlen von Steierdorf zu den besten Schwarzkohlen 
gehören, welche im österreichischen Kaiserstaate gewonnen werden, so ist 
die hier nach den Beschreibungen der Herren Franz ScHRöckenstEin, Mark- 
scheider zu Steierdorf, und J. Kracher, Betriebsleiter der Ölhütte zu Steier- 
dorf mitgetheilte Übersicht von besonderem Interesse. 

Die Kohlenflötze zu Steierdorf sind von einem Lager bituminösen Schiefer- 
thones begleitet, welcher das Hangende der Kohle in einer Mächtigkeit von 
30 bis 40 Klaftern bildet. Ein Theil dieses Schieferihones wird abgebauet 
und daraus in der Rohölhütte zu Steierdorf durch trockene Destillation in 
horizontal liegenden gusseisernen Retorten ein Rohöl gewonnen, aus wel- 
chem auf der Paraffin-Fabrik zu Oravieza durch weitere Raffinirung Photo- 
gen und Paraffin dargestellt wird. Die Procente des Ölausbringens aus 
100 Centner Schiefer haben in den Jahren 1560 bis 18566 zwischen 3,8 und 
4,48 Procent geschwankt. 


Dr. A. E. Reuss: Die Gegend zwischen Kommotau, Saaz, Raud- 
nitz und Tetschen in ihren geognostischen Verhältnissen ge- 


schildert. (Sep.-Abdr. aus Löscuner’s Balneographie von Böhmen, II. Bd.) 
8%,.,72.8,.1 Karte. — 


7%5 


In einer ganz ähnlichen Weise, wie in der früheren Schrift des Ver- 
fassers „Geognostische Skizze der Umgebungen von Karlsbad, Marienbad und 
Franzensbad“ (Jb. 1863, 734) wird auch diese Schilderung eines an Heil- 
quellen so reichen und geologisch so interessanten Gebietes, dessen west- 
liche Hälfte schon dort in den Kreis der Untersuchung gezogen wurde, die 
allgemeinste Theilnahme erregen. Fällt doch in sein Gebiet, was eine sehr 
gute geognostische Karte uns gleichzeitig vor Augen führt, das herrliche 
böhmische Mittelgebirge mit den reizenden Umgebungen von Aussig, Teplitz, 
Bilin und dem Milleschauer, welche den schönsten unserer Erdoberfläche 
eingereihet werden, sowie auch die Hauptmasse der in montanistischer Be- 
ziehung so hochwichtigen Braunkohlen-Ablagerungen des nördlichen 
Böhmens. Es reicht diese Karte aus der Gegend von Niedergrund im Elb- 
thale, wo der Granitzug des südlichen Armes des sächsischen Elbgebirges in 
der Richtung von NW. nach SO., als östliche Begrenzung des Erzgebirges, 
das sich dagegen fast senkrecht stellt, den Elbstrom überschreitet, bis in die 
Gegend von Kralupp und Kallich im Westen. Ihre nördliche Grenze reicht 
bis an die Grenze von Böhmen und Sachsen, im Süden aber überschreitet 
sie zwischen Budin und Postelberg den Eger-Fluss. Die eingehende Be- 
schreibung aller hier auftretenden Formationen ist so treffend und übersicht- 
lich gehalten, wie man es nur von diesem genauesten Kenner dieser heimat- 
lichen Gegenden erwarten konnte. Es werden allem Anscheine nach viel- 
leicht nur seine Auffassungen in der Gliederung der Kreideformation, die 
hier eine weite Verbreitung und Mannichfaltigkeit besitzt, noch manche Mo- 
dificationen erfahren, welche in Dr. Günsger’s neuesten Abhandlungen über 
die Gliederung der Kreideformation in Sachsen und Böhmen bereits ange- 
deutet worden sind. 


Zweiter Jahresbericht über die Wirksamkeit der beiden 
Comite’s für die naturwissenschaftliche Durchforschung von 
Böhmen im Jahre 1865 und /866. 8°. Prag, 1867. 96 S. — Trotz der 
lange Zeit hindernden und sehr erschwerenden kriegerischen Ereignisse des 
verflossenen Jahres haben die Comite’s für die naturwissenschaftliche Durch- 
forschung Böhmens dennoch eine rege Thätigkeit entwickelt. Die gegen- 
wärtige Veröffentlichung hierüber enthält als Beilagen: 

1) den Bericht der Section für Orographie und Hypsomeitrie, ver- 
fasst von Professor Korıstka; 

2) den Bericht der Section für Geologie, von Prof. J. Krescı, und 
über die paläontologischen Arbeiten, von Dr. A. Fritsch; sowie 

3) Berichte über die verschiedenen anderen Sectionen, der botanischen, 
zoologischen, land- und forstwirthschaftlichen, meteorologischen und che- 
mischen. 

Es sind die Arbeiten der geologischen Section ganz vornehmlich auf die 
Untersuchung der Kreideformation gerichtet gewesen, aus deren Gebiete 
durch die grosse Thätigkeit des Dr. Frırsch eine sehr bedeutende Anzahl 
Fossilreste in Prag angehäuft und untersucht worden ist. 


746 


Noch unterlassen wir jetzt, die S. 44 und 45 befindliche tabellarische 
Übersicht der einzelnen Schichtenglieder dieser Formation hier wiederzu- 
geben, da sie in ihren oberen Gliedern uns noch keinesweges fest zu stehen 
scheint, wie man aus den specielleren Erläuterungen dazu entnehmen muss. 

Auch dem Eozoon und seiner Geschichte ist ein längerer Abschnitt ge- 
widmet, worauf wir nicht abermals eingehen können. 

Bezüglich einer weiteren Verständigung würde wohl S. 45 und 55: 
Trigonia limbata D’Ore. statt Trigonia alaeformis, und S. 49: Cidaris So- 
rigneti Des. statt Cid. clavigera zu lesen sein. 

Aus dem Berichte der chemischen Section sind ganz besonders die von 
Prof. Horrmann ausgeführten Untersuchungen verschiedener Gesteine auf ihren 
Gehalt an Phosphorsäure hervorzuheben, von welcher Koprolithen von 
Kostic 18,5 proc. und von Starkenbach 16,35 proc. enthielten. 

Ob aber der geringe Gehalt an Phosphorsäure, die man. jetzt fast 
überall findet, in einigen anderen hier untersuchten Materialien nicht ein 
ganz zufällig hineingeführter Bestandtheil ist, wird sich oft schwer entschei- 
den lassen. Jedenfalls ist beim Sammeln der für die chemische Untersuchung 
bestimmten Materialien hierauf sorgfältig Rücksicht zu nehmen. 


F. ZıekeL: Beiträge zur geologischen Kenntniss der Pyre- 
näen. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1867, S. 68—215, Taf. 1—4.) — 
Der Verfasser verweilte im Sommer des Jahres 1865 eine Zeit lang in den 
Pyrenäen, zumal in deren centralen Theilen und hat hier die Hauptresultate 
seiner Wanderungen zusammengestellt, welche die früheren Forschungen er- 
gänzen oder berichtigen. 

Die grossen Züge des geologischen Aufbaus der Pyrenäen sind ziemlich 
einfacher Art. Parallel nit der Richtung des Gebirges zieht sich vom mit- 
telländischen bis zum atlantischen Meere eine Reihe von Granitmassiven, 
denen ein gewichtiger Antheil an der Bildung des Hauptgrats zukomınt. Vor- 
zugsweise sind dieselben in den östlichen und den centralen Pyrenäen vor- 
handen. 

Eine überaus grosse Verbreitung in den oberen Theilen des Gebirges gewin- 
nen die Schichten der silurischen und devonischen Formation; sie bilden 
ein breites, gleichfalls der Gebirgsdirection paralleles Band, welches, langge- 
streckt, mit seinen beiden Enden fast bis an das mittelländische und an das atlan- 
tische Meer stösst, und meistens die Granitstöcke rundum oder zum Theil umgibt, 
auch jenen grossen Raum um die obere Garonne und die Noguera Pallaresa aus- 
füllt, welchen die östliche und centrale Granitreihe zwischen sich lassen. Auf der 
Nordseite werden diese Schichten der sogen. Übergangsformation haupt- 
sächlich von Jura, dann auch von Kreide, auf der Südseite vorzugs- 
weise von Kreide, dann auch von buntem Sandstein begrenzt und über- 
lagert. Die grösste Breite des zusammenhängenden, nicht durch Granit un- 
terbrochenen, vielfach gefalteten Übergangsgebirges ist zwischen dem Chäteau 
de la Garde im Salat-Thale und Arcalis im Thai der Noguera Pallaresa 
71/2 Meile. Zumal setzen diese Gebilde, die aus Thonschiefern, Grauwacken, 


747 


Kalksteinen und Kalknierenschiefern bestehen, die oberen Abhänge auf der 
Nordseite der atlantischen und auf der Südseite der mittelländischen Pyre- 
näen zusammen, und zwar werden namentlich die innersten Theile derselben 
aus silurischen Schichten gebildet, welche N. und.S. von den weitaus 
minder mächtigen devonischen begleitet werden. Da wo die Schiefer 
an den Granit angrenzen, hat sehr häufig eine Umwandlung in Chiastolith- 
schiefer, Fleckschiefer, Knotenschiefer, Glimmerschiefer stattgefunden, z. B. 
in der Umgegend von Bagneres de Luchon, Bareges. 

Von der Steinkohlenformation finden sieh nur Ablagerungen im 
östlichen Theile und zwar an sehr weit von dem Hauptkamm weg in die 
Ebene oder das Hügelland hinausgerückten Stellen. Schichten der Dyas 
sind in den Pyrenäen nicht bekannt. Die Trias ist nur durch einen rothen, 
glimmerhaltigen Quarzsandstein vertreten, welcher namentlich in den atlan- 
tischen Pyrenäen zwischen Tolosa, St. Jean-Pied-de-Port und dem Pic du 
Midi d’Ossau, S. von den silurischen und devonischen Schichten, in mehreren 
einzelnen Massen verbreitet ist, die dort die Wasserscheide ausmachen. 

Nach der Basis des Gebirges zu verläuft auf dem nördlichen französi- 
schen Abhange, ungefähr das mittlere Drittel der Kette einnehmend, ein un- 
regelmässig gestaltetes Band von Jura. Auch auf dem spanischen Abhange 
fehlt diese Formation nicht ganz. ; 

Nach dem Fuss der Kette fortschreitend beobachtet man, dass ein aus- 
gedehntes Band der Kreideformation in grosser Regelmässigkeit den nörd- 
lichen und südlichen Pyrenäenabhang fast in seiner ganzen Länge begleitet; 
es wird vorzugsweise gebildet aus Kalksteinen, Mergelkalken, Mergeln und 
Thonen. Weitaus der grössere Theil der pyrenäischen Kreideformation (in 
den Oentralpyrenäen fast ausschliesslich) entspricht deren oberen Abtheilung, 
dem Cenoman, Turon und Senon, unter welchen wiederum das letztere 
weitaus vorwaltet. 

Das pyrenäische Eocän, welches in völlig concordanter Lagerung mit 
der Kreide folgt, wird vorzugsweise aus Sanden, aus mergeligen Milioliten- 
kalken und Nummuliten-Schichten gebildet und endet überall in den Central- 
Pyrenäen nach oben hin mit einem mächtigen Puddinggebilde. 

Die Wasserscheide der Pyrenäen wird demzufolge von verschie- 
denen Gesteinen gebildet; vorzugsweise von Silurschichten und Granit, in 
den Westpyrenäen auch von rothem Triassandstein, in einem Theile der CGen- 
tralpyrenäen auch von Kreide- und Evcänschichten. 

Alle bis jetzt erwähnten Schichtenbildungen sind marinen Ursprungs und 
bilden die Hauptkette mit ihren Vorhügeln, indem sie sich alle in aufgerich- 
teter Stellung befinden. 

Jenseits der äussersten cretacischen und eocänen Hügel aber dehnt sich 
im Norden die weite Ebene der Gascogne, im Süden die des Ebro 
mit ihren horizontalen Schichten aus, die ihr Material von der zerstörten 
Oberfläche des Hochgebirges bezogen haben. Land- und Süsswasser-Fossil- 
reste (namentlich HMelices) führend, gehören sie dem Miocän an. 

Es ist klar ausgesprochen, dass die letzte und zwar die grösste Hebung 
der Pyrenäen, welche dem bis dahin in seinen Hauptzügen nur schwach 


748 


markirten Gebirge seine jetzige Gestalt aufgedrückt hat, in die Zeit zwi- 
schen der eocänen und miocänen Periode fällt. 

Als noch jüngere neptunische Bildungen stellen sich nun die diluvia 
len Gebilde in den Thälern dar 

Diesen allgemeinen Betrachtungen folgen speciellere über die graniti- 
schen Gesteine der Pyrenäen, über Ophite, deren geologisches Alter noch 
keineswegs fest steht, über Lherzolith, ein Gemenge von Olivin, Enstatit 
und Diopsid, wozu sich noch schwarze Körner von Picotit gesellen, über 
Silur und Devon und die anderen Sedimentgesteine, sowie namentlich 
auch über die metamorphischen Gebilde der Pyrenäen mit Bezug auf 
die Umwandlungen des alten Thonschiefergebirges und die Umwandlungen 
der Jurakalke. Die beigefügten Profile, Ansichten und Abbildungen von Ge- 
steinsarten ergänzen die durchgängig klare und gediegene Darstellung dieses 
in vielfacher Beziehung so interessanten und bisher noch viel zu wenig ge- 
kannten Gebirges. 


J. Cr. Hawssuaw: Geologische Beschreibung des ersten Ka- 
tarakts in Ober-Egypten. (Qwart. Journ. of the Geol. Soc. 1867. 
Vol. XXIII, 115—119, Pl. IV.) — Eine detailirte, vom Verfasser grössten- 
theils im October 7866 an Ort und Stelle entworfene Karte des Nils in der 
Nähe des ersten Kataraktes gibt über die topographischen Verhältnisse dieser 
klassischen Gegend, in welche die Inseln Philae, Schayl, Elephantine u. a., 
sowie das berühmte Assuan oder Syene der Alten fallen, den längst ge- 
wünschten Aufschluss, zumal sie in einer Zeit ausgeführt werden konnte, 
wo der Nil ziemlich den niedrigsten Wasserstand zeigte. 

Im Wesentlichen bilden krystallinische Massen- und Schiefergesteine, 
wie Syenit, Granit, Grünsteine, Hornblende- und Glimmerschiefer, das Fluss- 
beit, das sich hier wohl bis zu 4 Engl. Meilen Breite ausdehnen kann, wäh- 
rend der östliche und westliche Uferrand von einem Sandsteine gebildet 
wird, der eine sehr verschiedene Beschaffenheit zeigt, aber keine Versteine- 
rungen zu enthalten scheint. Er ist reich an Eisenstein-Coneretionen und 
enthält in seinen unteren Schichten zahlreiche Geschiebe von Quarz und 
Chalcedon. Man kann ihn Assuan gegenüber an dem westlichen Ufer auf 
Syenit auflagern sehen. Proben von allen dort gesammelten Gesteinen, ins- 
besondere die mannichfachen Übergänge zwischen Syenit und Granit bei 
Assuan, dessen grobkörnige, seit uralter Zeit schon gesuchte Abänderung 
wohl unserem Gebirgsgranit entspricht, werden kurz beschrieben uud sind 
dem Museum der geologischen Gesellschaft in London einverleibt worden, 
wo man sie ebenso näher studiren kann, wie in dem K. mineralogischen Mu- 
seum zu Dresden, das durch die Güte des Herrn Graf von ScHLIEFFEN auf 
Schlieffenberg und der Frau Gräfin von ScHLiErFEn geb. v. Jacow in Güstrow, 
Mecklenburg, eine reiche Sammlung an diesen Gegenden besitzt. 


749 


Franz R. v. Hauer: Geologische Übersichtskarte der Öster- 
reichischen Monarchie. Bl. V. Westliche Alpenländer. Maassstab 
= 1:576,000. Mit Text in 8°. 20 S. Wien, 1867. — Es ist ein grosses 
Verdienst des gegenwärtigen Leiters der k. k. geologischen Reichsanstalt, 
die zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Geologen, naturgemäss 
nicht immer unter völlig übereinstimmenden Anschauungen bearbeiteten Karten 
der österreichischen Monarchie in ein möglichst harmonisches Gesammitbild ver- 
einiges und für dasselbe ein vergleichendes Farbenschema entworfen zu haben, 
um die in den verschiedenen Ländern unterschiedenen Formations-Abtheilun- 
gen in Parallele zu stellen. Wir ersehen aus dem vorliegenden Blatite, wie 
passend die Farben gewählt und vertheilt worden sind und müssen es als 
einen grossen Fortschritt bezeichnen, dass die zahlreichen Localnamen für 
einzelne Schichtenreihen hier den fest eingebürgerten Namen der Formatio- 
nen oder geologischen Gruppen wieder untergeordnet werden, so dass man 
über dem Einzelnen nicht mehr das Ganze aus dem Auge verlieren kann. 

Das bezeichnete Blatt bringt die ganze Westhälfte der österreichischen 
Alpenländer östlich bis etwas über den Meridian von Lienz oder des Gross- 
glockner hinaus zur Anschauung. Es umfasst demnach Vorarlberg und Tirol, 
dann Theile von Salzburg und Kärnthen. Es wurden ferner im Norden die 
durch Gümser’s klassische Arbeiten so genau bekannt gewordenen bayerischen 
Alpen bis an die bayerische Hochebene, und im Süden die ohnedem noch 
von der k. k. geologischen Reichsanstalt übersichtlich aufgenommenen lom- 
bardischen und Venetianer Alpen bis zum Po-Thale mit einbezogen. Auch 
im Westen hat v. Hauer über die Landesgrenzen hinausgegriffen. Die Grenz- 
linie läuft hier entlang dem Rheinthale, über den Bernhardinpass, dann weiter 
nach dem Val di Misoca, Val di Ticino und dem Lago Maggiore. Zur Aus- 
führung dieses westlichen Theiles der Centralkette dienten namentlich die 
neueren ebenso fleissigen als dankenswerthen Aufnahmen von TAEoBALD 

Sehen wir ganz davon ab, welchen Reiz diese schöne Karte auf einen 
jeden Touristen ausüben wird, da man wohl annehmen darf, dass mit dem 
Fortschritte der Culiur die gewöhnlichen Reisekarten mehr und mehr durch 
geologische Karten verdrängt werden, so gewährt uns dieselbe einen klaren 
Einblick in den complicirten Bau des Alpengebirges. Sehr deutlich scheidet 
sich hier die mächtige, vorwaltend aus krystallinischen Schiefergesteinen be- 
stehende Mittelzone der Alpen von den hauptsächlich aus versteinerungs- 
führenden Sedimentgesteinen bestehenden Nebenzonen im Norden und Süden, 
deren Fuss unter die Diluvialgebilde der Ebenen taucht. Jede der drei Zo- 
nen hat in dem Texte eine besondere Beleuchtung erhalten. Wir müssen 
darauf verweisen, da der Text kaum bündiger und übersichtlicher zusammen- 
gefasst werden konnte, und entnehmen demselben hier nur wenige Worte. 

In ungeheurer Breite (bei 15 Meilen) zwischen Sargans im Rheinthale 
und Porta bei Laveno am Lago maggiore tritt die Mittelzone von W. her in 
das Gebiet der Karte herein. Sie behält diese Breite bei bis gegen den Me- 
ridian von Meran, wo sie durch die plötzlich weit nach N. vorgreifenden 
Sedimentärgebilde des Etschthales und das Porphyrgebiet auf nicht viel mehr 
als die Hälfte ihrer früheren Breite eingeengt wird, und diese beibehält bis 


750 


an den Ostrand der Karte zwischen Lienz und Mitterhofen bei Zell im 
Norden. 

Als eigentliche Centralmassen werden in dieser Zone vor Allem be- 
trachtet: 1) die der Selvretta, 2) des Oetzthales und 3) der Tauern. 

Das Kerngestein der Selvrettamasse ist ein grobflaseriger Gneiss. 
Die ausgezeichnetste und am genauesten studirte Centralmasse ist die der 
Tauern, als deren Kernfelsart der sogenannte Centralgneiss erscheint, dem 
oft jede Schieferstructur fehlt. Nach Aussen zu nimmt er jedoch Schiefer- 
structur an, tritt in Verbindung und theilweise Wechsellagerung mit Glimmer- 
gneiss, Amphibolgneissen und Amphibolschiefern, mitunter auch körnigem 
Kalkstein und Glimmerschiefer. Diese Schiefer fallen beiderseits rechtsinnig 
ab, bilden also ein gesprengtes Gewölbe. Sie werden umhüllt von mehr 
oder weniger metamorphosirten Sedimentgesteinen. — 

In nahezu gleich bleibender Breite, die durchschnittlich 5—6 Meilen be- 
trägt, schliesst sich der mittleren Zone die nördliche Nebenzone an. 
An ihrer Zusammensetzung nehmen im Bereiche dieses Blattes V. beinahe 
ausschliesslich nur Sedimentgesteine Antheil, und man beobachtet hier weder 
Aufbrüche, die bis auf krystallinische Gesteine herabreichen, noch irgend 
ausgedehntere Durchbrüche von jüngeren eruptiven Felsarten. Es gehören 
diese Gesteine verschiedenen Formationen von dem Silurischen aufwärts bis 
zur jüngeren Tertiärformation oder Molasse an, ihre Vertheilung über das 
ganze Gebiet ist aber eine sehr ungleichförmige. 

Weit verwickelter noch als in der nördlichen Nebenzone gestalten sich 
die geologischen Verhältnisse im Süden von der krystallinischen Mittelzone. 
Nebst einer ebenso grossen Mannichfaltigkeit oft bunt durch einander gewür- 
felter Sedimentgesteine haben wir es in der südlichen Nebenzone noch mit 
mehreren ansehnlichen Aufbrüchen von krystallinischen Gesteinen, die mit 
jenen der Mittelzone übereinstimmen, und überdiess mit zahlreichen Eruptiv- 
gesteinen sehr verschiedenen Alters zu thun, welche nicht nur in kleinen 
untergeordneten Partien die Sedimentgesteine durchbrechen, sondern stellen- 
weise auch in ausgedehnten Massen gebirgsbildend auftreten. 

Die Diluvialgebilde der Po-Ebene bestehen aus Geröll und Sand- 
massen, die sich in oft bedeutend hohen und mehrfach wiederholten Ter- 
rassen über die Flussbetten und deren Alluvionen erheben, und die Unterlage 
bilden, auf welcher näher am Rande der Alpen die Gletscherwälle aufruhen. 
Die Schichtung ist horizontal. 

Das höhere Gletscher-Diluvium mit gerieften Geröllstücken und 
erratischen Blöcken lässt, wie namentlich MorriLzer nachwies, erkennen, 
dass zur Eiszeit alle grösseren Thäler der italienischen Alpen von der Stura 
bis zum Tagliamento mit Gletschern erfüllt waren. 


Av. Pıcnzer: Zur Geognosie der Alpen. Innsbruck, 1867. — 
Während uns die vorher besprochene Übersichtskarte ein Werk vereinter 
Kräfte vorführt, so tritt uns in dieser Karte die mühevolle Arbeit eines ein- 
zelnen Forschers entgegen, dessen genaue Untersuchungen auch in jenem 


751 
Kartenwerke benutzt und als trefflich anerkannt worden sind. Von ihm ist 
speciell das Gebiet zwischen dem Achensee, dem Inn, dem Gurgelbach, dem 
Farnpass, der Loisach und der bayerischen Grenze aufgenommen worden. 
Der Abschnitt zwischen Achensee und Zirl-Scharnitz erschien 1863, den 
Rest gibt er hier. 

Haite der Verfasser diese Untersuchungen bisher zum grössten Theile 
aus eigenen Mitteln fortgeführt, so kann man diess ihm wohl ferner nicht 
zumutben und es liegt im Interesse der Wissenschaft, dafür Sorge zu tragen, 
dass die so erfolgreiche Thätigkeit dieses geschätzten Alpenforschers, die 
sich auch wieder in seinen Beiträgen zur Geognosie Tirols (Jahrb. d. k. k. 
geol. R.-A. 7866, p. 501) kundgibt, keine Unterbrechung erleidet, was sei- 
nen eigenen Worten nach, die zur Erläuterung seiner Karte am 31. Dec. 
1866 geschrieben worden sind, wohl zu befürchten steht. 


Deiess# et DE Lapparent: Revue de Geologie pour les anndes 
1864 et 1865. Paris, 1866. 8°. 279 p. — Der noch (Jahrb. 1867, 221) 
besprochenen systematischen Übersicht über die neuesten Forschungen im 
Gebiete der Geologie ist schnell eine ganz ähnliche für die Jahre 1864 und 
1865 gefolgt. Zwar hat sich der Name des einen der beiden Autoren, denen 
wir diese seit 1860 begonnenen Überblicke zu danken hatten, geändert, doch 
ist der Geist, der diese beherrschte, auch in der gegenwärtigen Revue der- 
selbe geblieben. Vom Allgemeinen zum Speciellen sich wendend, behandelt 
sie in einem ersten Hauptabschnitte die periodisch erscheinenden Schriften, 
die verschiedenen Systeme von Kartenwerken, physikalische Geographie, die 
gegenwärtigen Veränderungen auf unserer Erde, die Quellenlehre und Ge- 
birgssysteme; in einem zweiten die allgemeinen Eigenschaften der Ge- 
steine, namentlich in chemischer, geologischer und geogenetischer Hinsicht, 
woran sich ein Abschnitt über Selenologie anschliesst. Ist doch die Geo- 
logie, ebensogut wie die Astronomie und sicher noch mehr als die Chemie, 
berechtiget und veranlasst, nicht allein dem Monde als unserem nächsten 
Nachbar, sondern auch anderen Himmelskörpern ihr stetes Interesse zu 
schenken! 

Der dritte Hauptabschnitt ist der Paläontologie gewidmet, auch hier 
wieder zunächst die allgemeinen Resultate beleuchtend, dann in den ver- 
schiedenen Formationen fortschreitend bis zur lebenden Schöpfung, in wel- 
cher dem Alter des Menschengeschlechtes besondere Aufmerksamkeit ge- 
schenkt worden ist. Sehr passend beleuchtet endlich der vierte Hauptab- 
schnitt noch eine Reihe geologischer Forschungen, die an einzelne Länder 
sich knüpfen, die in der Richtung von West nach Ost mit Europa begonnen 
und mit Amerika geschlossen werden. 

Wir möchten sagen, es spiegelt sich in der ganzen Anordnung des rei- 
chen Stoffes hier die mit so vielem Geiste durchgeführte Pariser Weltaus- 
stellung wieder, über deren systematischen Anordnungsplan nur ein aner- 
kennendes Urtheil herrscht. 


152 


A. Gentrizzi: Gletscherablagerungen bei Vergiato. (Atti della Soc. Ital. 
di sc. nat. Vol. IX, P. 426, 27 und Taf. VII.) 

Bei Vergiato, unweit des Lago maggiore, zeigt eine Gruppe von Hügeln, 
il gruppetto genannt, einen bis in’s Kleinste gehenden Parallelismus ihrer 
Oberfläche mit den Schichten, aus welchen sie gebildet sind. Letztere sind 
durch eine Galerie und mehrere auf diese abgeteufte Schächte gut aufge- 
schlossen. Es sind Abwechselungen von Lagern erratischer Blöcke aus Granit 
mit Schichten von Thonen, feinem Sande und Gerölle. Da auch zu Tage 
zahlreiche erratische Massen zerstreut sind und der nahe Lago maggiore das 
Bett eines grossen Gletschers gewesen, hat man es hier ohne Zweifel mit 
Moränen zu thun. Ungewiss bleibt aber vorläufig, ob die vielfach gebogenen 
Lager, welche wahrscheinlich die unebene Gestalt des Untergrundes wieder- 
geben, einer Folge von Vor- und Rückgängen eines Gletschers entsprechen, 
oder ob sie die Grundmoräne eines solchen vorstellen, der längere Zeit Jie 
Gegend bedeckte. 


T. Berteirı: Electrische Versuche an den Schwefelquellen von Fornovo 
in Parma. (Atti della Soc. Ital. di sc. nat. Vol. IX, p. 428— 432.) 

Der ältere BzcourreL hatte ausgesprochen, dass durch die Berührung 
zwischen Erdboden und Wasser Electricität erregt werde. SCouTETTEN fand 
hierbei das Wasser allezeit negativ. BERTELLI combinirte mittelst eines Gal- 
vanometers und zweier gleichen Platinplatten das schwefelhaltige Wasser von 
Fornovo mit gewöhnlichem Flusswasser oder mit gewöhnlicher Erde und 
fand das Schwefelwasser immer negativ, auch wenn, durch beiderseits gleich 
genommenen Wärmegrad der Einfluss der Temperatur beseitigt war. 


GC. Paläontologie. 


F. Fortterte: dieBraunkohlen-Ablagerungen im Eger-Bassin 
in Böhmen. (Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1867, 16.) — Seit man die geo- 
logische Beschaffenheit dieses Braunkohlenbassins durch die ausführlichen 
Arbeiten von Dr. A. E. Reuss und J. Jok£&ıLy genauer kennen gelernt hat, 
haben sich verschiedene Bergbauuniernehmer eingestellt, um auch hier die 
Früchte der wissenschaftlichen Aussaat zu pflücken. 32 Bohrungen, welche 
Herr J. R. Eaton aus London auf verschiedenen Puncten des Beckens, na- 
menilich in der Mitte, im südwestlichen, südlichen, östlichen und nordöst- 
lichen Theile, wie bei Wogau, Trebendorf, Ober-Lohma, zwischen Franzens- 
bad und Eger, bei Pograth, Schirnitz, Treunitz, Gassnitz. Mittigau, ferner bei 
Knöba, Frauenreuth, Wallhof u. s. w. ausgeführt hat, haben eine Unterlage 
für die durch Bergrath FoETrErLe durch dieses Bassin gelegten geognostischen 
Profile geliefert, wodurch man die Ausdehnung eines über den grössten Theil 
desselben sich ausbreitenden Braunkohlenflötzes von 6—7 Klafter Mächtigkeit 


753 


verfolgt hat. Die Braunkohle ist eine Moorkohle von ziemlich guter Be- 
schaffenheit, nur enthält sie viel Wasser. Überall wird sie von einem 4 bis 
7 Klafter mächtigen braunen Schiefer und Schieferthon überlagert, der, wenn 
auch nicht sehr zahlreich, Abdrücke der Schalen von Uypris angusta und 
Blätterabdrücke enthält. Diesem folgen dann nach aufwärts graue und grün- 
lichgraue Mergelschiefer und Leiten, welche Reuss „Uypris-Schiefer“ be- 
nannt hat, in Folge der zahlreichen Cypris-Reste mit sehr häufigen Einla- 
gerungen von einem dunkelgrauen Kalk, der in Schichten von 3—14 Zoll 
wechselt. 

Befürchtungen, welche in Folge der in dem Egerbassin angelegten Berg- 
baue, namentlich durch den bei Trebenhof angelegten, 37 Klafter tiefen 
Schacht, in welchem ein nicht unbedeutender Wasserandrang stattfindet, be- 
züglich einer Gefährdung der von dem letztgenannten Schachte 1800 Klafter 
entfernten Franzensbader Mineralguellen erhoben worden sind, wer- 
den sowohl von ForrtertLE als auch von K. v. Hauer nicht getheilt Der 
Letztere hat die aus diesem Schachte erlangten Gewässer chemisch unter- 
sucht und die Verschiedenheit ihrer Bestandibeile von jenen berühmten Quel- 
len zu erweisen gesucht. (Verh. d. k. k. R.-A. 7867. 

Sollte sich der Braunkohlenbergbau, wie zu erwarten steht, in diesem 
Bassin kräftig entwickeln, so würde hierdurch besonders nach dem kohlen- 
armen Bayern hin, dem es zunächst liegt, auch ein bedeutender Abgang der 
Producte in sicherer Aussicht stehen. 


Joscnın BARRANDE: Systeme silurien du centre de la Boheme. 
1. Partie: Recherches paleontologiques. Vol. I. Texte. (lasse des Mol- 
lusques. Ordre des Cephalopodes Praqyue et Paris, 5867. 4%. XXXVlet 
712 p. (Vgl. Jb. 1866, 622.) — Mit dieser Veröffentlichung hat der erste 
Theil von BArkanpe’s Studien über die Cephalopoden des böhmischen Silur- 
beckens nahezu einen Abschluss erreicht. Sie enthält den Text zu den in zwei 
Lieferungen schon verausgeeilten 244 Tafeln Abbildungen von 447 hier unter- 
schiedenen Arten. Welch ein ungeahnter Reichthum an verschiedenen For- 
men dieser Ordnung des Thierreiches ist hier enthüllt! Welche materielle 
und geistige Opfer mussten aufgewendet werden, diese Quellen zu erschöpfen, 
geistig zu durchforschen und der Wissenschaft in ihrem jetzigen Gewande 
zu überreichen! In dankbarsier Weise widmet der Verfasser sein Meister- 
werk dem Herrn Graf von Cuausorp, dessen königliche Munificenz die schwere 
Bürde, womit die Veröffentlichung eines solchen Werkes den Verfasser seit 
vielen Jahren belasten musste, wesentlich erleichtert hat. 

Wer aber Barranoe’s Werk im Einzelnen wie im Ganzen betrachtet, 
wird mit uns darin übereinstimmen, dass die Paläontologie ein bedeutenderes 
Werk, als dieses, bis jetzt nicht aufzuweisen hat. 

Es sind nicht allein die durchgäugig mit gleicher Genauigkeit durchge- 
führten Beschreibungen und Abbildungen der zahlreichen Arten oder durch 
besondere Namen unterschiedenen Formen, welche uns imponiren, nicht nur 


die gründlichen Revisionen und naturgemässen Abgrenzungen der verschie- 
Jahrbuch 1867. 48 


ne 


BA 1 1 Ed ZZ © — 2 


754 


denen Gattungen, in welche diese Arten vertheilt worden sind, es sind 
insbesondere die allgemeineren Resultate, zu welchen diese speciellen Un- 
tersuchungen geführt haben, von grösster Tragweite für die Beurtheilung 
der organischen Welt in der gesammten paläozoischen Zeit! Diess hat der 
Verfasser selbst schon in der dem Bande vorausgestellten Einleitung * 
die als Extract des Ganzen erscheint, mit ebenso grosser Sicherheit als lie- 
benswürdiger Bescheidenheit hervorgehoben. 

Jene 447 Cephalopodenformen, welche diese Abtheilung umfasst, wur- 
den in 16 Gattungen und Untergattungen getrennt, deren Anordnung nach 
folgendem Schema erfolgt ist: 


Familie der Goniatiden. 


Gontatites pe Haan. Bactrites SANDB. 
Familie der Nautiliden. 
1. Reihe. 2. Reihe. 3. Reihe. 
Mündung einfach. Mündung zusammengesetzt. Mündung einfach. 
BARR. 
Trochvceras 
Nautilus BReEYN. Hercoceras BARR. Nothoceras BARR. 
Gyroceras Kon. 
Lituunculus BArR. Lituites Brevn. 
s.g. Discoceras BARR, s.g. Ophidioceras BARR. 
Cyrtoceras GoLDF. Phragmoceras Bro». 
(Orthoceras BREYN.) Gomphoceras Sow. Bathmoceras BARR. 
Ascoceras BARR. Glossoceras BARR. 


Aphragmites Barr. 


Die geradgestreckten Formen der Gattungen Orthoceras und dieser sich 
anschliessenden Untergattungen Gonioceras Harz, Endoceras Hırı und Tre- 
toceras SALTER sollen in einer zweiten Abtheilung behandelt werden. 

Es ist den Gattungen ihre möglichste Ausdehnung gegeben worden, was 
vom geologischen Standpuncte aus ungleich vortbeilhafter ist, als eine zu 
srosse Beschränkung der Gattungen, welche in neuester Zeit mehr und mehr 
üblich wird. 

Indem der Verfasser seine Erfahrungen mittheilt, welchen geringen 
Werth man bei Gruppirung der Cephalopoden auf die Stellung des Sipho 
und auf manche andere Verhältnisse zu legen habe, welche bisher als we- 
sentliche Anhaltepuncte gedient hatten, werden verschiedene Gattungsnamen 
als Synonyme bezeichnet, wie: Sycoceras PıcteT, der zu Gomphoceras ge- 
hört, C’ryptoceras D’ORB., einem Nautilus mit einem der convexen Seite ge- 
näherten Sipho, Nautiloceras D’ORB., einem Gyroceras mit mittlerem Sipho, 
Aploceras D’ORB., einem Cyrfoceras mit ähnlicher Lage des Sipho, Melia 


* Es wird Vielen willkommen sein, zu hören, dass diese Einleitung unter dem Titel: 
Cephalopodes Siluriens de la Boheme. Introduction. auch besonders abgedruckt worden und 
daher Jedem leicht zugänglich ist. (Prag u. Paris, 1867. 8%. 48 S.) 


155 


Fischer und Cameroceras ConR., welche von Orthoceras wegen der mehr 
randlichen Lage des Sipho getrennt worden waren. 

In Bezug auf die Krümmung der Schaalen der Cephalopoden ist 
der Verfasser zu der Ansicht gelangt, dass in jeder Gattung der Nautiliden 
Formen mit exogastrischer und solche mit endogastrischer Krüm- 
mung existiren können, die sich zu einander verhalten, wie links gewundene 
Schnecken zu rechts gewundenen. Diess hat wiederum zur Einziehung der 
Gattung Üyrtocerina Bırines geführt, die als endogastrische Form dem exo- 
gastrischen C'yrfoceras entigegentritt. 

Auf Goniatites und Clymenia kann eine solche Verbindung nicht aus- 
gedehnt werden. Denn, wenn es auch erwiesen wäre, dass die Ventralseite 
der Clymenien an den convexen Rand gebunden sei, wie bei den Goniatiten, 
was wenig wahrscheinlich ist, würden diese beiden Gattungen doch immer 
durch ihre constant enigegengesetzie Lage des Sipho von einander getrennt 
bleiben müssen. 

Man lege nicht zu viel Gewicht auf den Querschnitt der Cephalo- 
podenschalen, da sich dieser bei manchen Arten mit dem Alter der Indivi- 
duen ändert. | 

Desshalb wurden auch Campyloceras M'Coy und Trigonoceras M'Coy 
mit Cyrtoceras, Temnocheiles M’Cov und Trrematodiscus MEEk & WoRTHEN 
mit Nautilus, Gyroceras Kon. aber mit Cyrtoceras vereint. 

Mit Rücksicht auf die Mündung der Nautiliden, welche entweder ein- 
fach und gleichförmig im Querschnitte, oder zusammengesetzt und beiderseits 
zusammengezogen ist, werden Oncoceras HaırL und Streptoceras BırLınss 
mit Öyrtoceras vereiniget. 

Dass die auf Grund verschiedener organischer Ablagerungen im Sipho 
der Orthoceren unterschiedenen Gattungen Actinoceras, Ormoceras, Huronia, 
Endoceras etc. auf Orthoceras zurückgeführt werden müssen, ist vom Ver- 
fasser schon 1855 gezeigt worden. Unter diesen beansprucht nur Eindoceras 
HALL aus anderen Gründen das Recht eines Subgenus. 

Barranpe’s Ansichten über die specifische Unabhängigkeit der von ihm 
gewissenhaft unterschiedenen und mit besonderen Artnamen bezeichneten 
Formen sind jedenfalls ebenso gerechtfertiget, wie der Tadel, womit er einem 
Artikel im &eological Magazine, Vol. I, 1864, p. 80 begegnet, worin im 
Vollgefühle des Darwinianismus, eine Species französischer Paläontologen 
gegenüber einer Species der englischen gleich einem Franc zu einem Pfund 
Sterling geschätzt wird. Die Zahl der in paläozoischen Schichten bis jetzt 
überhaupt bekannten Cephalopoden-Arten wird auf 2000 geschätzt, wozu das 
Silurbecken Böhmens 850 beigetragen hat. 


Zu den wichtigsten durch BArRAnDE's Untersuchungen gewonnenen all- 
gemeineren Resultaten gehören: 

Es sind bis jetzt in der eigentlichen Primordialfauna noch keine Spuren 
von Cephalopoden entdeckt worden, weder auf dem alten noch auf dem 
neuen Continent. 

Einige Gattungen scheinen fast gleichzeitig in beiden Continenten gegen 


48 * 


756 


Anfang der zweiten Fauna erschienen zu sein, allein ihre Zahl ist sehr be- 
schränkt und erstreckt sich vielleicht nur auf Orthoceras und Lituites. 

Die Mehrzahl der anderen Nautiliden-Typen tritt nach unseren jetzigen 
Erfahrungen in der nördlichen Zone zumeist in der Etage auf, welche die 
zweite Fauna beherberget, während sie in der ceniralen Zone der dritten 
Silurfauna angehört. Es sind diess die zu Nautilus, Cyrtoceras, @yroceras, 
Phragmoceras, Gomphoceras und Ascoceras gerechneten Formen. Die Go- 
niatiten ercheinen zum ersten Male in der dritten Fauna von Böhmen, wäh- 
rend sie in allen Gegenden der nördlichen Zone erst der Devonfauna angehören. 

Für die Vertheilung der Arten in beiden Zonen kann die der Oyrto- 
ceras-Arten als Beispiel gelten: 


Vertheilung der Cyrtoceras. Silur-Faunen. 
18 IT: EHE 
fer 7 Amerika. Kinzisal. _ 50 22 
Grosse nördliche Zone eg ee EN ex 43 12 
Summe _ 93 34 


Bohmen. 1 _ 2 Col. 239 
Dardueng. zu... — = 1 


Grosse centrale Zone | 
Summe —_ - 72 00, Arne 


Wie diess auch bei den Trilobiten der Fall war, so sind nur wenige 
Cephalopodenformen in diesen beiden grossen Zonen mit einander ident. 

Ebenso wird bei einem sorgfältigen Studium die Zahl der Arten, welche 
aus einer paläozoischen Etage in die nächstfolgenden überzugehen scheinen, 
mehr und mehr verringert. 

Im Gegentheile aber scheinen die Beweise für eine horizontale und ver- 
ticale Verbreitung gewisser generischer Typen während der paläozoischen 
Perioden sich mehr und mehr auf beiden Continenten zu bestätigen. In- 
dessen besitzt eine jede Gegend einige ihr ausschliesslich gehörende Genera. 
Orthoceras, Oyrtoceras, Gomphoceras, Trochoceras etc. haben die grösste 
geologische und geographische Verbreitung. 

BarrAnDe’s umfassende Forschungen liefern gleichzeitig auch einen Be- 
weis, welche ansehnliche Schwankungen manche allgemeinere Resultate pa- 
läontologischer Forschungen im Laufe der Zeit erfahren können. Wir er- 
sehen diess am besten aus einem Abschnitte seiner Einleitung „PFluctuations 
eprouvees, avec le temps, par certains resultats des etudes paleontolo- 
giques“, worin der Stand der paläozoischen Forschungen von 1842 nach 
zwei ausgezeichneten Meistern der Wissenschaft, p’ArcHıAc und DE VERNEUIL, 
der von 1856 nach v’Orsıeny und der von 1858 nach Bronx, einem der 
genauesten paläontologischen Forscher, mit dem gegenwärtigen Standpuncte 
verglichen werden. 

Die 1842 bekannten Thatsachen berechtigten jene Forscher zu der An- 
nahme einer fortschreitenden Zunahme an Zahl der Arten nach oben hin, 
in den 3 auf einander folgenden paläozoischen Formationen, der silurischen, 


az << 


757 


devonischen und carbonischen. Sie constatirten indess durch Zahlen in ihrer 
allgemeinen Zusammenstellung ein Maximum des Reichthums der Arten von 
Crustaceen und Korallen in der Silurformation und wiesen ferner für die 
Ordnung der Brachiopoden eine numerische Gleichheit in der Silurformation 
und der Carbonformation nach, 

Heute weiss man, dass die Silurformation die reichste specifische Ent- 
wickelung aufzuweisen hat, nicht allein für die Crustaceen, sondern auch 
für die ganze so mächtige Classe der Mollusken und auch mehrere andere 
Classen, die in den paläozoischen Faunen vertreten sind. 

Wenn wir von der Silurfauna ausgehen, fällt uns eine allmähliche Ab- 
nahme jenes früheren Reichthums auf, was. wir bei einem Vergleiche mit 
der devonrischen und carbonischen Fauna eintreten sehen, bis es zuletzt in 
der permischen Formation oder Dyas sein Minimum erreicht. 

25 Jahre haben hingereicht, das früher gefundene Gesetz für die Ver- 
theilung der paläozoischen Organismen geradezu umzukehren ; was nach 25 Jah- 
ren die Wissenschaft bietet, ist noch in Schleier verhüllt; jedenfalls wird 
man aber BarrAnpe’s Forschungen, die in dem „Systöme silurien du centre 
de la Boheme“ in reichster Fülle zusammengedrängt sind, für alle Zeiten 
nur mit Bewunderung betrachten können. 


R. Richter: Aus dem thüringischen Zechstein. (Zeitschr. d. 
deutsch. geol. Ges. 1867, 216—236, Taf. V.) — 

Der Verfasser weist nach, dass die Ostracoden durch alle Glieder 
des Zechsteins, allein die Eisensteinlager, die Eisenkalke und die Breccie, 
in denen sie noch nicht beobachtet worden sind, ausgenommen, verbreitet 
sind, wiewohl ihr Hauptlager vorzugsweise an die mittleren Schichten ge- 
bunden ist. Unter ihnen geht Cythere tyronica Jonzs durch alle Glieder 
hindurch zugleich mit Serpula pusilla Gen. und einigen anderen Formen. 
Sämmitliche Ostracoden des Zechsteins lassen sich auf die Gattungen Kirkbya 
Jones und Cythere MüLLer zurückführen. . Zu Kirkbya wird ausser der schon 
bekannten Ä. permiana eine zweite Art als K. collaris n. sp. gestellt, von 
Cythere werden 22 Arten, worunter 7 neue, genauer beschrieben. Recht 
schön sind die dazu gehörigen Abbildungen in 25- bis 30facher Vergrösse- 
rung ausgeführt, aber etwas unbequem erscheint ihre Anordnung auf Taf. V. 
Wie entfernt stehen hier z. B. Fig. 6 von Fig. 7 oder Fig. 24 von Fig. 25. 
(Time is money!) Es gestattet übrigens Dr. Rıchter's verdienstliche Bear- 
beitung der Ostracoden des Zechsteins, bei dem sehr nahe liegenden Ver- 
gleiche mit Prof. Schumw’s neuesten Untersuchungen der gleichen Formen (in 
diesem Hefte), Parallele über die verschiedene Auffassung einer Species zu 
ziehen, was wir einem jeden Forscher selbst überlassen wollen. 


J. J. Bıesey: ein kurzer Bericht über den Thesaurus silu- 
ricus. (Proc. of the Royal Soc. No. 90, 1867, p. 372-385.) — Im T'he- 
saurus silurieus hat BıesBgv versucht, in tabellarischer Form eine allgemeine 
Übersicht über das organische Leben der Silurzeit zu geben. Schon handelt 


= 


#7 


58 


es sich hier um 7553 Arten, während in der von Bronx 1856 veröffentlichten 
Preisschrift 1995 Arten aufgeführt werden. 


Das Verhältniss weist folgende Tabelle nach: 


Is S | 
Salzllesgkio S 
. DIESE She 
ssals]e|sıs 
sıI=S ISIS! 38 Q S 
s| BIS SI I2| SS 
=| sıs|ı 8 & SEES 
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SE S IS) 
| l IR | 
| ı0 6 108 
Thesaurus 1866 76| 125125) 132 2al su 496 


ET ET T  GERRTER SEE HET TÜTE SEITEN TS 1ERRTE TTSTHE TER FREE 
BRONN 1856 . B 19. -| 


| | 


S Ss 
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IS. ones Were 
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.S SElaS ES 
SAßs SıS 
S Sl, 
| | 
93) 425] 8] 3579| 113 
379 1400 247 1408| 446 


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3 olnm 5 
> IS Ss Isjo| 5 
SIsıseee 
N = Sa ee a 
S S D 2| © 
| @) 
14! ı51| 299101 911995 
136, 721119234 67553 


Nachstehende Tafel zeigt uns, wie wenige Arten verschiedene Conti- 


nente mit einander gemein haben: 


Reich 


Zahl America America, America Europa 
oder der und Europa und und und Summe. 
Ordnuns. Arten. Europa. | Australien. | Australien. | Australien. 

Pilanzen. ... 2.2 74 
Amorphozoa - 120 MT == =: 3 
Foraminifera 25 
Annelida 132 4 — —_ _ 4 
Hetero-Pier opoda 239 16 = — = 16 
Bryozoa 383 6 3 6 5 20 
Zoophyta er 432 18 _ _ _ 18 
Crinoidea 7 _ _ — 7 
Cystidea 456 1 | Pr Br ee 1 
Asteriada 1 —_ — | _ 1 
Trilobitae . 1414 1 | 2? _ | — 23 
Entomostraca . 242 1 | — | je 1 
Brachiopoda 1372 64 — = Zu 64 
Monomyaria . 123 2 or Zu: = ? 
Dimyaria A | 439 9 zZ E- 9 
Gasteropoda . . .- 715 9 RE >. | 9 
Cephalopoda 955 15 — —_ | 15 
Fische 34 — = — | — 

| 5? | 195 


I 
| 
o 
or 
1 
De) 


Eine dritte Tabelle vergleicht die in America und Europa unterschiede- 


Species. 


America. Europa. 


nen Arten: 

Reich Speeies, Reich 

oder oder 
Ordnungen. America. | Europa. Ordnungen. 
Pflanzen 56 20 Übertragen 
Amorphozoa, 58 64 Asteriadae . 2... 
Foraminifera . —_ 25 Trilobites B 
Annelida 36 98 Entomostraca . 
Hetero-Pter opoda 96 144 Brachiopoda 
Polyzoa (Bryozoa) s 203 177 Monomyaria 
Coelenterata Ge 262 245 Dimyaria 
Crinoidea . . 193 9 Gasteropoda 
Oystidea - 56 63 Cephalopoda 
Classe unbestimmt. + 2 Fische 
964 931 


759 


Eine vierte Tabelle stellt die Flora und Fauna in der Primordial- 
fauna America’ besonders von Canada dar: 


S | | | | a ix & 
SETS ES SE RS F= 
s|S/sı Si sie[sisisislelsisisisisi,ie 
sIes/ıS/ sı 8 2 Ss8Is|s[sS SS S | SS 
SS AN [@} ISIS > D Ss oO S Ss DO >} © = 
ass @esissszlssses sea 
ASS SISISISO SI Sa SIE S IS | Sl | 2 
|<. 01.9) Pesjsrsetulsfers 
S | | | | | 
A Quebec-Gruppe.. — 14 121/19 Mi 21-1 -|—| 5 | — | 57] 42) 34) 96 | 3 | —| 327 
kalkige Sandstein-Gr. 61513 5 — 1 ——|— 1/— 39 619 6|2) 2) 93 
Untere. Potsdam-Sandstein-Gr. 16?) 2 | 4 2 I 1) —/— | —| 3| 31) —| 74 | 6| —| 140 


Gesammtzahl | 22 | 3 28| > = 3 = l = 6 | = ” =! I | | 560 

Eine fünfte Tabelle gibt einen Überblick über die Vertheilung der Arten 
in den verschiedenen Etagen, sowie über die wiederkehrenden Arten, worauf 
im Nachstehenden keine Rücksicht genommen werden soll: 


Für einen Horizont typischer Arten. 


: ; Summe 

armer Unter- | Mittel- | Ober- | der ty- | 2 N 

Silur. | Silur. ! Silur. | pischen hi 

untere. | obere. | | ln 
Pllanzensa me 14 — 37 17 5 73 8 
Amorpho2oa RE EN & 6 56 % 25 98 110 
Annelida . ; 10 % 34 s 26 85 99 
Hetero-Pteropoda . 5) 22 98 9 38 175 212 
Polyzoa ; 4 51 149 26 64 294 333 
Coelenterata — 72 97 35 179 313 384 
Orinoidea — — 99 10 132 241 267 
Cystidea . — 1 64 2 3l 98 101 
Asteriada — 1 24 4 21 50 54 
Trilobitae 178 162 538 43 264 1185 1331 
Entomostraca : 11 9 35 4 115 194 205 
Brachiopoda: Ortihis 8 17 113 L2 56 206 243 
Rhynchonella, — 1 20 22 73 116 141 
Strophomena — 2 29 9 15 55 80 
Alle anderen Arten 40 30 216 80 299 665 759 
Monomyaria le — — 27 B) 70 102 121 
Dimyaria . . ! 5 al 25 127 369 426 
Gasteropoda: Murchisonia — 15 37 6 26- 84 105 
Pleurotomaria 1 18 56 al 20 106 125 
Alle anderen Arten 5 30 171 23 131 360 389 
Cephalopoda: Gomphoceras —_ — 58 16 78 82 
Oyrtoceras — 7 36 225 35 303 312 
Orthoceras _ 25 128 96 95 344 409 
Alle anderen Arten NS ER EEE EBENE ER 
Bee er 234 | Ara | 3010 | 624 | 1931 | 5891 | 6691 


Besondere Beachtung hat der Verfasser den in höheren Etagen wieder- 
kehrenden Species geschenkt, worin sich das Maass ihrer Lebensfähigkeit 
ausspricht. Er weist in der Primordialstufe nur 2,7 Procent solcher Arten 
nach, während das Untersilur 16 Proc., das Mittelsilur 20 Proc. und das 
Obersilur deren 8 Proc. enthält. In dieser Beziehung variiren die verschie- 
denen Ordnungen sehr. Man findet keine Wiederkehr bei den Fischen, 3 Proc. 


EEE 


een Er nn en 


760 


bei den Cystideen, 5 Proc. bei Gomphoceras, und gar 31 Proc. bei Stro- 
phomena. s 

Ein geographischer Überblick des silurischen Lebens ist in nachstehen- 
der Tabelle gegeben: 


= 2 : 
: Se ad 
Reich und Ordnungen. 35 ee ee 
= een 
< je) - < = = (de) 3 
ia Be 
| 
| | 
Bilanzen: ! sen. uhr-., 56 Di ea ee es Tibet. 
Amorph0200 62 63 Ar 1 1 | 6 '|Für America u. Europa. 
Rhizopoda a  % 27 ee ae | Nicht sichere Annahme. 
Coelenierata . . ..... | |a5 | ı|—1 2| ı | 27 Für America u. Europa. 
BB S 
82 Crinoida . . -. . 193 Ve a en ea a | a =: Ri 
S8 Eyystideas again). 56 3|I|-|-1%0| =, 31» 2) » 
IS Asteriada ,. . - « 29 Ja ee 4.20 ” = 
Annelida REN er 36 98 —_—|ı 1! — 7\n» ” » 
nn DER in «2.13% 1.998 4 10 1 — 1 1E 1 530 Verschieden. 
2 3! Phyllopoda R 
S En 
S " Jostracoda | [2 Be 1. ER zz Be Ba en u 2 
Polyza » » 2» 2.2 ..1208 1171 21-7901 -|183| » 
Brachiopoda . .... 678. | 7212122 1 — | 199) — 21065 
Monomyaria .. .:.. 78 | 56 — | ee 5, |Für America u. Europa. 
Dimyaria . 181 241 31 — 8119| 12 | „ » D) 
Ptercpoda und Heteropoda 103 145 Ti 3 1.15.12» » 5 
Gasteropoda | arı | 274 a AR EMI: » » 
Cephalopoda -..)321 |861 | 5|—-|—-| 8 ı6|» ; » 
Fische . . ME TE 2 = a a 
Stellung unbestimmt end a ee er en = 
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[2\) 
—I 

| 
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S 


43 Ps: 


3156 + 4305 


7461 Species. 


Man erkennt aus diesen Tabellen, welche Mühe der Verfasser aufge- 
wendet hat, um das aus den besten Quellen geschöpfte Material zusammen- 
zubringen und für den erstrebten Zweck zu verwenden. Derartige statistische 
Übersichten gewinnen mehr und mehr Werth. je weiter die speciellen Studien 
vorschreiten und je mehr sich dieselben über die gesammte Oberfläche der 


Erde verbreiten. In ihnen spiegelt sich zugleich auch am besten der Fort- 
schritt der Wissenschaft ab. 


F. B. Meer & A. H. Worten: Beiträge zur Paläontologie von 
Illinois und anderen westlichen Staaten. (Proc. of the Ac. of 
Nat. Se. of Philadelphia, 1865, p. 245 —273, 1866, p. 251—275.) — 

Eine grössere Anzahl der hier beschriebenen paläozoischen Arten aus 
den Klassen der Mollusken, Radiaten und Crustaceen, zum Theil neue Gat- 
tungen der Verfasser repräsentirend, verdient alle Beachtung bei Vergleichen 
der paläozoischen Schichtenreihen Nordamerika’s mit denen Europa’s, wenn 


auch diese Vergleiche bei den mangelnden Abbildungen nur proviso- 
rische sein können. 


761 


F. B. Meex: Bemerkungen über die Verwandtschaften der 
Bellerophontidae. (Proc. of the Chicago Ac. of Science, Vol. I, 1866, 
p. 9—11.) — Im Einklange mit den früheren Untersuchungen von L. ve 
Konınck wird die Familie der Bellerophontidae in die Nähe der Fissurelli- 
dae und Haliotidae und zwischen diesen Gruppen und jener der Pleuro- 
tomariidae verwiesen, während sie M‘Coy 1844 und wiederum 7852 zu den 
Cephalopoden gestellt hatte. In derselben Zeitschrift folgen p. 11-—23 
abermals Beschreibungen mehrerer neuen Arten paläozoischer Fossilien aus 
den silurischen, devonischen und carbonischen Gesteinen von Illinois und 
anderen westlichen Staaten durch Merk und Worrtsen, für welche dasselbe 
gilt, was wir vorher über ähnliche Veröffentlichungen geäussert haben. Be- 
sonders interessant ist das Vorkommen einer Astylospongia ? carbonaria M. 
und W. in der oberen Steinkohlenformation von Springfield in Illinois. 


C. A. Waıte & O. H. Sr. Jonn: Vorläufige Notiz über neue Gat- 
tungen und Arten von Fossilien. (Jowa City, 8. May, 1867, 2 p.) 
— Die hier notirten Arten, welche zunächst in den Abhandlungen der Ac. 
d. Wiss. zu Chicago näher beschrieben und abgebildet werden sollen, ge- 
hören zu den Protozoen, von denen eine der Asmphistegina nahe ver- 
wandte Art in grosser Menge in den oberen Steinkohlenlagern von Poita- 
wattamie County gefunden worden ist, zu den Ostracoden mit 2 Arten 
Beyrichia, und zu den Brachiopoden. Unter den letzteren wurde Aulo- 
steges Spondyliformis n. sp. mit jenen Protozoen zusammengefunden, eine 
Waldheimia compacta n. sp. ward in den oberen Steinkohlenlagern von Ma- 
dison County entdeckt, während Plicatula striato-costata Cox — Orthi- 
sina Missouriensis SwaıLLow — Streptorhynchus pectiniformis DAvınson 
(vgl. Geinızz, Carbonformation und Dyas in Nebraska, 1866, p. 48) zur Gat- 
tung Meekelia erhoben wird, die man indess sehr ruhig bei Streptorhynchus 
Kıng, als Subgenus von Orthis hätte belassen können. 


Prof. Hux.ey: über ein neues Exemplar des Telerpeton El- 
ginense. (Quart. Journ. of the Geol. Soc. 1867, XXIII, 77—84.) — 

Das nach allen bisherigen Erfahrungen älteste Reptil unserer Erde 
(Jb. 1865, 508), Telerpeton Elginense Mast, ist durch ein in den Schich- 
ten des Old red Sandstone bei Lossiemouth, Elgin, von neuem aufgefundenes 
Exemplar, welches im Besitz von Mr. Jawss Grant in Lossiemouth ist, einer 
genaueren, hier durchgeführten Untersuchung weit zugänglicher geworden 
als die früheren Überreste desselben. 

Die Länge seines Schädels beträgt 1,65 Zoll, die der Wirbelsäule vom 
Atlas bis zum vorderen Rande des Saerum —= 4,5 Zoll. Vom vorderen Rande 
des Sacrum bis zu dem Ende des ungestörten Theils des Schwanzes beträgt 
sie 2 Zoll. Zu dieser Totallänge von 8,15 Zoll kommen wahrscheinlich min- 
destens noch 2 Zoll hinzu für die weitere Verlängerung des Schwanzes, so 


762 


dass die ganze Länge des Thieres 10—11 Zoll gewesen sein mag. Die vor- 
deren Gliedmaassen hatten eine Länge von wenigstens 21/2 Zoll, die der 
hinteren im ausgestreckten Zustande sicher 3 Zoll. 

Der Schädel ist breit, indem sein Hinderhauptrand 1,5 Zoll misst. Der 
Schädel behält diese Breite bis ohngefähr zur Hälfte seiner Länge, verengt 
sich dann schnell nach der Schnauze hin mit einem zuerst econvexen, dann 
aber concaven Rande. während er in einer rundlich-abgestutztien Schnauze 
endet, welche die Überreste von 2 cylindrischen Schneidezäbnen enthält, welche 
dicht beisammen stehen. 

Die Kiefer sind mit kurz-kegelförmigen Zähnen besetzt, welche, wie bei 
den Crocodilen, weite Markhöhlen besitzen. Wir heben aus der genaueren 
Beschreibung aller einzelnen Theile nur noch die Eigenthümlichkeit der 
Füsse hervor, von welchen ein linker Vorderfuss, wie es scheint, abge- 
bildet ist. Derselbe nähert sich durch die Zunahme der Länge der Zehen im 
Allgemeinen dem Bau der Lacertier und erinnert durch die Zahl der Glieder 
der einzelnen Zehen zunächst an Proterosaurus Speneri des Kupferschie- 
fers (vgl. Gemiz, die Versteinerungen des deutschen Zechsteingebirges. 
Dresden und Leipzig, 1848. Tab. 1, f. 2), welche Abbildung Huxıey, der 
keine Analogien mit dyadischen oder permischen Formen gefunden hat, nicht 
verglicher haben mag. Indem sich die Zehen an beiden so merkwürdigen 
Thieren von der inneren Zehe an bis zur vierten allmählich verlängern, be- 
sitzt an beiden Arten die erste Zehe, welche dem Daumen entspricht, ausser 
dem Mittelhandknochen 2 Glieder, die zweite 3 Glieder, die dritte 4 Glie- 
der, die vierte 5 Glieder, von welchen an jeder Zehe das letzte spitzige 
Glied ein Nagelglied bildet. Die fünfte oder äussere, kürzere Zehe besitzt 
am T'elerpeton nach HuxLey’s Darstellung wiederum nur 2 Glieder, die je- 
doch grösser sind, als jene der ersten Zehe. Diess kann auch nach dem 
a. a. OÖ. abgebildeten Exemplare in dem Freiberger Museum bei Proterosau- 
rus Speneri der Fall gewesen sein, doch ist diese in jener Abbildung mit 
den Buchstaben h und i bezeichnete Partie die einzige undeutliche Stelle 
des sonst wohl erhaltenen Fusses. Es gewinnt jedoch durch den Fussbau 
des T'elerpeton hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch diese Zehe des Protero- 
saurus in seiner Gliederzahl der des Teelerpeton nahe entsprochen habe. Analog 
dem Zehenbau von Dracuneulus hatte man eine vielleicht durch Bruch ent- 
standene Trennung des zweiten Zehengliedes als gesonderte Glieder be- 
trachtet, was vielleicht auch noch heute gerechtfertiget ist. — Jedenfalls treten 
Telerpeton des Old Red Sandstone, Proterosaurus des Kupferschiefers, Pte- 
rodactylus des Jura und Dracuneulus der lebenden Schöpfung in ihrem 
Zehenbau sich sehr nahe und es wird die dem ersteren von Huxıry zu den 
Lacertiern angewiesene Stellung namentlich durch den Bau der Füsse ganz 
entschieden gerechtfertiget. 


Dr. A. E. Reuss: über einige Crustaceenreste aus der alpi- 
nen Trias Österreichs. (LV. Bd. d. Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. 1. Abth. 
1867. 8 5.,1 Taf.) — Die geehrteu Leser des Jahrbuches erinnern sich 


763 


jener beiden eigenthümlichen Crustaceen , welche H. WoopwArn jüngst aus 
silurischen Schichten Englands als Peltocaris aptychoides SALTER und Dis- 
cinocaris Browniana H. W. beschrieben hat (Jb. 1867, 383). Eine diesen 
sehr nahe stehende Form, welche durch Dr. Stur in den zum Muschelkalke 
gerechneten Kalkschichten im Liegenden des Hallstädter Salzstockes W. von 
Aussee entdeckt worden ist, führt Reuss hier als Aspidocaris triasica Rss. 
ein und stellt sie wie jene mit allem Rechte zu den Phyllopoden. 

Weniger überzeugend wird ein Abdruck eines anderen Fossils aus dem- 
selben Kalksteine, dessen Umriss auch dem einer Cycloiden-Schuppe nicht 
unähnlich ist, in die Familie der Pöcilopoden zu Halicyne v. Mey. gereihet; 
aus den zum mittleren Keuper gehörigen Raibler Schichten endlich wird eine 
Ostracoden-Species als Cythere fraterna Rss. beschrieben, die der €. Rich- 
teriana Jones im Zechstein am nächsten kommt. 


F. B. Meex & H. Wormen: Notice of some New Types of Or- 
ganic Remains, from the Coal Measures of Illinois. (Proc. of 
the Ac. of Nat. Sc. of Philadelphia, 1865, p. 41—52.) — Die hier be- 
schriebenen Crustaceen wurden an der Südseite des Illinois-River bei Morris, 
Groundy County, Illinois, nahe der nördlichen Grenze der Steinkohlenforma- 
tion dieses Staates entdeckt. Es sind: 

Belinurus Danae M. & W., zur Gruppe der Xiphosuren gehörig und 
wohl richtiger Belinurus (von B8Aos, Geschoss), als Bellinurus zu schrei- 
ben, welche Schreibart wir auch hier wieder finden; 

Acanthotelson Stimpsoni M. & W. nov. g. et sp., A. inaequalis M. & 
W., und Palaeocaris typus M. & W. n.g. et sp., zu den Isopoden gestellt; 
Anthrapalaemon gracilis M. & W., ein macrurer Dekapode, Anthracerpes 
typus M. & W. nov. g. et sp., ein Myriapode, denen sich ein zu den Lepi- 
Jopteren gehöriges Insect, Palaeocampa anthrax M. & W. n. g. et sp. bei- 
gesellt. Abbildungen hierzu fehlen. 


Dr. @. L. Mayr: Vorläufige Studien über die Radoboj-For- 
miciden. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1867, XVII, 47-62, Taf. 1.) 
— Die Insectenabdrücke der Radobojer Schichten sind bereits vor 20 Jah- 
ren von Prof. Heer einem gründlichen Studium unterworfen worden. (Vgl. 
Heer, die Insectenfauna der Tertiärgebilde von Öningen und Radoboj.) Da 
hierbei die in der Sammlung der k. k. geol. Reichsanstalt aufbewahrten 
Ameisen von Radoboj nur theilweise benutzt werden konnten, hat es Dr. 
Mayr jetzt unternommen, dieselben genauer zu untersuchen und spricht sich 
zunächst über die von Heer bestimmten Radoboj-Ameisen-Abdrücke aus. 


D. Stur: Beiträge zur Kenntniss der Flora, der Süsswasser- 
quarze, der Gongerien- und Cerithien-Schichten im Wiener 
und ungarischen Becken. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt 7867, 


x 
Ri 


764 


XVN, p. 77—188, Taf. II—V.) — Es galt, noch eine Lücke auszufüllen, 
die zwischen der Öninger Bildung, d. h. der obersten tertiären Abla- 
gerung der Schweiz, und der Flora der interglacialen Schieferkoh- 
len von Utznach und Dürnten, lag, und die ein ganzes Weltalter be- 
zeichnen mag. Der Verfasser ist hier bemühet, durch eine übersichtliche 
Zusammenstellung alles ihm über die Floren der Cerithien-, Congerien-Stufe 
und des Süsswasserquarzes Bekannten und Vorliegenden einen Beitrag zur Kennt- 
niss der tertiären Flora jenes Zeitabschnittes zu liefern, welcher zunächst 
über Öningen folgte und einen Theil jener Lücke verschwinden lässt. Diese 
gründliche Arbeit. in welcher auch die Lagerungsverhältnisse an zahlreichen 
Fundorten eingehend besprochen werden, ist von 3 Tafeln mit guten Abbil- 
dungen zahlreicher Pflanzenformen und einer tabellarischen Übersicht der Arten 
aus diesen Schichten und ihrer Verbreitung begleitet. 

Die Flora dieser Localitäten enthält 233 Arten, von denen 58 Proc. schon 
aus tieferen Horizonten bekannt waren und 42 Proc. den drei erwähnten 
Stufen eigenthümlich sind. 


Dr. A. E. Reuss: Die fossile Fauna der Steinsalzablagerung 
von Wieliczka in Galizien. (Sitzb. d.k. Ac.d. Wiss. LV. Bd., 1. Abth., 
1867, S. 1—166, 8 Taf.) — Eine sehr lehrreiche Abhandlung über die Bil- 
dung der Steinsalzlager überhaupt durch Eintrocknung abgetrennter Meeres- 
becken, die durch wiederholte Überfluthungen einen neuen Zuwachs erhal- 
ten haben, wie über das geologische Alter des Steinsalzes von Wieliczka 
im Besonderen, welche der Verfasser schon vor länger als 20 Jahren begon- 
nen hat (Jb. 1866, 77). Das Vorkommen zahlloser Meeresthiere in dem 
Steinsalze selbst und den sie begleitenden salzhaltigen Thonen ertheilen dem 
Steinsalzlager von Wieliczka in dieser Beziehung den Vorrang vor allen an- 
deren, in denen es bisher noch nicht gelungen war, Versteinerungen aufzu- 
finden. | 

Nachdem man früher darin schon mehrere Pflanzenreste entdeckt hatie 
(Unser, Denkschr. d. k. Ac. d. Wiss. I, p. 311—-322, Taf. 25), später auch 
einzelne Thierreste daraus beschrieben worden waren, so hat sich durch die 
Bemühungen des Verfassers die Zahl der von ihm bestimmten Thierspecies 
jetzt bis auf 274 gesteigert. Es wurden bisher dort beobachtet: 


er En Tuer EEE Er TEE TE rer SO TEE EN EEE ET DER TEE u EEE BEER BEREIT BE BEL een 
Nach Abrech- FESTER 


nung der Wie- 


Zahl der Species Wiener Becken 


im Ganzen. Bee peobaphietgn Procentzahl. 
5 pecies. 
Species. 

Be ae Eee nn en Se a Pe Sr ae San en nr inne 2 ulie nF us mem n det A anne et EB nen DE m. nun una DS Snuen „SS u en un 2 
Foraminiferen . 150 128 114 75 
Anthozoen . l —_ — —_ 
Bryozoen 23 22 18 18 
Conchiferen . SER N 26 25 22 84 
Preropoden 2 aa 3 72 —_ — 
Gasteropoden 41 3l 3 75 
Ostracoden . 28 20 19 68 
Cirripeden I l — — 
Decapoden | — — 

| 

| 


1 
|| 


274 229 204 


1765 


Wieliczka hat nach diesen Untersuchungen 76 Proc. seiner Fossilreste 
mit dem Wiener Becken gemeinschaftlich und am sichersten wird man diese 
Salzlager jenen Schichten gleichstellen, welche in das Niveau der dem Leitha- 
kalke angehörigen Tegellagen und des oberen Tegels gehören. 

Den allgemeinen Betrachtungen, welche hier niedergelegt worden sind, 
mit einer vergleichenden tabellarischen Übersicht der fossilen Fauna dieser 
Steinsalzablagerung und ihrer weiteren Verbreitung, folgt die specielle Auf- 
zählung und Beschreibung der beobachteten Fossilreste, unter denen man 
selbst einigen Fischresten begegnet. Die dazu gefügten Abbildungen, welche 
8 Tafeln einnehmen, sind wieder trefflich ausgeführt. 


Dr. A. Em. Reuss: über einige Bryozoen aus dem deutschen 
Unteroligocän. (LV. Bd. d. Sitzb. d. Ac. d. Wiss. I. Abth., 1867, 17 S., 
3 Taf.) — Bei seinen Untersuchungen der Foraminiferen aus den unteroli- 
gocänen Tertiärschichten Deutschlands fand Prof. Reuss wiederholt Gelegen- 
heit, nicht nur die meisten der von Stouiczka (Jb. 1863, 379) von Latdorf 
beschriebenen Bryozoen-Formen wieder zu finden, sondern entdeckte zu- 
gleich auch mehrere andere Formen, die durch einen besonderen Bau aus- 
gezeichnet, theils zur Aufstellung neuer generischer Sippen Veranlassung 
boten, theils bisher nur in der jetzigen Schöpfung, noch nicht aber im fos- 
silen Zustande bekannt gewesen waren. 

Drei derselben gehören zu den Celleporiden: Orbitulipora petiolus 
Lonsp. sp., Stichoporina Reussi Stor. und Batopora Stoliczkai Rss. nov. 
g., ebensoviele zu den Selenariadeen: Pavolunulites Buski Rss., Diplo- 
taxis placentula Rss. nov. g. et sp. und Lunulites Latdorfensis StoL., eine 
gehört zu den Escharideen: Polyeschara confusa Rss. nov. g. et sp. 

Diese hier beschriebenen und bildlich dargestellten Arten stammen theils 
aus dem Unteroligocän von Latdorf, theils aus jenem von Calbe an der 
Saale und von Bünde, an welchen zwei letzten Fundstellen sie Herr v. Könen 
gesammelt hat. 


Prof. L. Rürmsver: Versuch einer natürlichen Geschichte des 
Rindes in seinen Beziehungen zu den Wiederkäuern im All- 
gemeinen. Eine anatomisch-paläontologische Monographie 
von Lines Genus Bos. Zürich, 1867. 4°. 175 S., 6 Taf. und 25 Holz- 
schnitte (vgl. Jb. 1867, 377—382). — 

Was in den beiden früher besprochenen Abhandlungen des Verfassers 
schon exiractweise aufgezeichnet worden war, finden wir in der jetzt vorlie- 
genden anatomisch-paläontologischen Monographie von Linn#’s Gattung Bos 
in einer wahrhaft classischen Weise durchgeführt und ausführlich begründet, 
wobei die zahlreichen trefflichen Abbildungen, welche hier beigefügt wur- 
den, das Verständniss der einzelnen Typen ungemein erleichtern. Der erste 
Hauptabschnitt der Monographie schildert das Linn#®’sche Genus Bos in seinen 


ip. TESRTEBE IE 


ur 


766 


Beziehungen zu den Wiederkäuern im Allgemeinen und zwar 1) den Bau 
des Schädels, 2) das Zahnsystem der Wiederkäuer im Allgemeinen, 3) das 
Zahnsystem der Cavicornia, und 4) das Zahnsystem der Bovwina; der zweite 
Hauptabschnitt behandelt das Linn#’sche Genus Bos in seinen fossilen und 
lebenden Vertretern, mit den Gattungen Catoblepas Gray, Ovibos Buaınv. 
(= Bootherium Leipy), den eigentlichen Bovinen mit den Gruppen der 
Bubulina oder Büffel, der Bisontina oder Wisente, der Bibovina (nach 
dem von Hopeson eingeführten Worte Bibos benannt, wozu B. etruscus 
Fare., B. sondaicus Sau. MüuL., B. Gaurus Evans, 2. gavaeus Ev., B. 
grunniens L. und B. indicus L. gehören, und der Taurina mit B. nama- 
dicus Farc., B. primigenius Bos. und dessen verschiedenen Ragen, die als 
Primigenius-Rage, T'rochoceras-Form, Frontosus-Rage und Brachyceros- 
Rage getrennt worden sind. 


Fr. Lane und L. Rürmeyer: Die fossilen Schildkröten von So- 
lothurn. (Sep.-Abdr. 1867. 4°. 47S., 4 Taf. — Es ist nicht wahrschein- 
lich, dass an irgend einem Puncte der Erde und in irgend einem Terrain 
bisher Schildkrötenreste in solcher Menge aufgefunden worden sind, wie 
in der Nähe von Solothurn. auf einem Raum von weniger als einer Viertel- 
stunde Umfang und in einer Ablagerung von nicht mehr als 12 Fuss Mäch- 
tigkeit. Schon beläuft sich die Zahl der vollständigen Schalen, die das Mu- 
seum in Solothurn aufbewahrt, auf Dutzende, und wenn man die Zahl der 
durch Fragmente vertretenen Individuen abschätzen will, so steigt diese sicher 
auf Hunderte. Die hier begonnene Beschreibung und Veröffentlichung jener 
Schätze ist eine höchst willkommene. 

Diese Schildkröten-führenden Schichten gehören dem oberen weissen 
Jura an, wie man aus der von Prof. Lang über die Steinbrüche von Solo- 
thurn hier gegebenen geologischen Darstellung entnimmt Sie fallen in eine 
Zone, welche von den Nerineenbänken überlagert ist und TuuruAann’s Zone 
strombienne von Pruntrut gleichgesetzt wird. Eine Tafel geologischer Pro- 
file nebst einer Ansicht der Umgebung Solothurns mit 11 Steinbrüchen und 
einer geologischen Karte veranschaulichen ihre Lagerungs-Verhältnisse. 

Die Reihe der von Prof. Rürımeyer zu beschreibenden Schildkröten ist 
mit Platychelys Oberndorfei A. Wacner eröffnet worden, welcher eine sehr 
eingehende Beschreibung hier gewidmet wird. 

Wie schon von Wacner und H. v. Meyer anerkannt wurde, steht die nahe 
Beziehung derselben zu den Süsswasserschildkröten ausser Zweifel und sie 
schliesst sich nach Rürımever unter allen lebenden Arten den amerikanischen 
Chelydroiden an, was neben anderen Verhältnissen jene Schichten, die sie 
beherbergen, als eine Brackwasserbildung eines Küstensaumes erscheinen lässt. 


Paläontolologische Mittheilungen aus Russland. Wie schon 
mehrere Veröffentlichungen während der letzten Jahre, welche in unserem 
Jahrbuche notirt worden sind, so zeigen auch diese neueren wieder den 


767 


Kampf an, in welchem sich einer der ältesten und jedenfalls fleissigsten 
Paläontologen Russlands, Dr. E. v. Eıcnwaıo, mit vielen seiner Fachgenossen 
bewegt hat und noch immer bewegt. Diess spricht er selbst deutlich aus 
in einem „Beitrage zur Geschichte der Geognosie und Paläon- 


tologie in Russland, Moskau, 1866. 8%. 71 8.“, welcher zugleich 


manche interessante Streiflichter auf die bisherigen paläontologischen For- 
schungen in dem grossen russischen Reiche fallen lässt; diess zeigt sich na- 
mentlich auch in einigen Abhandlungen von Dr. A. v. VoLzortu, „Zur Ver- 
theidigung der Gattung Baerocrinus. Moskau, 1866. 8°. 88.“ und 
über „die angeblichen Homocrinen der Lethaea Rossica. Moskau, 
1866. 8°. 108.“ — (Vgl. Jb. 1866, 248; 1867, 633.) — Ebenso hat A. 
v. VoLBort# unter dem Titel „Über Herrn v. Eıcnawamw’s Beitrag zur 
näheren Kenntniss der Illaenen etc. Moskau, 1866. 8°. 49 S.“ 
(Jb, 1865, 365, 507) eine Kritik veröffentlicht, auf welche wir diejenigen 
verweisen, welche diesen Formen speciellere Aufmerksamkeit zuwenden 
wollen. 
Wir hatten noch vor Kurzem Gelegenheit, unsere Ansicht über die Le- 
thaea Rossica von Dr. v. Eıcnwarp (Jb. 1866, 874—876) offen auszuspre- 
chen, sind manchen früheren Auffassungen darin, wie namentlich bezügligh 
der Steinkohlenilora, enigegengeireten, werden jedoch deren weiterer Fort- 
setzung freudig entgegensehen, da eine jede neue paläontologische Ent- 
deckung in Russland und bildliche Darstellung derselben, welche zum rich- 
iigen Verständniss der Arten führen kann, nur willkommen sein muss. 

Als eine der interessantesten neuen Entdeckungen im Russischen Zech- 
stein ist jedenfalls die der Conularia Hollebeni durch Herrn BArBoT DE Marny 
zu bezeichnen, worüber der letztere sich wahrscheinlich bald selbst specieller 
verbreiten wird. 


C. Marınonı: der erste paläoutologische Congress zu Neuf- 
chätel 1866. (Atti della Soc. Ital. di sc. nat. Vol. IX, p. 433— 438.) 

Der vorliegende Auszug aus den Berichten von MorrıLLer gedenkt aus 
der ersten Sitzung (22. Aug.) der Eröffnung durch D£sor und dessen Wider- 
spruch gegen die Annahme, der Mensch sei bereits zur Eocän- oder Miocän- 
zeit auf der Erde gewesen, wahrscheinlich habe er überhaupt nicht vor der 
Gletscherzeit gelebt. Ferner der Mittheilungen von Vocr über Reste von 
Menschenschädeln aus der Station von Greng am Moratsee (Steinalter), von 
Duroxt über seine Untersuchung von 24 Höhlen am Lesseflusse, von Forkı 
über einen Bronzering aus den Pfahlbauten von Morges am Genfer See, von 
Costa und Berrrann über Alterthümer aus der Bretagne, von BeRIRAnD über 
sein archäologisches Wörterbuch von Gallien zur Zeit der Celten, von Rırter 
über die Pfahlbaue des Neuenburger See’s, von MortiLLer über den Gebrauch 
des Kreuzes als Symbol lange vor der christlichen Zeit. In der zweiten 
Sitzung (23. Aug.) berichtete Quiguerzz über alten Hüttenbetrieb im Berner 
Jura, wo sich wohl 400 Eisenschmelzöfen fanden, Cıinent über Reste aus 
der Steinzeit vom Neuenburger See, Pourtauks und Trovon über die Bear- 


768 


beitung steinerner Waffen bei den Indianern, Roucemoxt über sein Werk, 
welches das Bronzealter behandelt, Ecker über Schädel aus Höhlen am Bo- 
densee, von LETOURNEux über vorgeschichtliche Alterthümer Algeriens. Am 
25. August wurden die Pfahlbauten des Neuenburger See’s besucht und als 
nächster Versammlungsort Paris unter dem Vorsitze von LARTET erwählt. 


Ane. Conti: Neue fossile Pteropoden vom Monte Mario. 
(Corrisp. seientif. in Roma, 1866, No. 33, p. 277—279.) 

Der Monte Mario besteht in seinem untersten Theile aus blauen Mergeln, 
über welchen eine starke Schicht gelben Sandes von mariner Entstehung la- 
gert. Letzterer enthält eine grosse Anzahl von Conchylien. In ersteren sind 
am häufigsten und deutlichsten die von CaLanpreLLı beschriebenen Cleodora 
vaticana und Riceioli. Dazu kommen, neben weniger sicheren Arten, Orbu- 
lina universa und Reste aus der Gattung Flabellum. Der Verfasser fügt aus 
denselben Mergeln, mit kurzer Charakteristik als neue Arten hinzu: Cleodora 
simplex und striata, Ureseis unisulcata, Cuvieria inflata: endlich aus ent- 
sprechenden Schichten am Monte Gianicolo den Crinoides gianicolensis. 


Miscellen. 


Geographische Gesellschaft zu Florenz 1867. 


Am 12. Mai d. J. hat sich zu Florenz eine geographische Gesellschaft 
constituirt. Das darüber ausgegebene Programm — (8 S. in 4°. Florenz) 
— enthält das Protokoll der constituirenden Versammlung, die Statuten und 
das Verzeichniss der bis Ende Mai beigetretenen Mitglieder. Die Gesell- 
schaft wird, zur Förderung der gesammten Geographie, Schriften und Jahr- 
bücher veröffentlichen, Reisende, so viel möglich, durch Rath und That un- 
terstützen und mit verwandten Instituten Italiens, sowie mit auswärtigen geo- 
graphischen Vereinen in Verbindung treten. Obgleich die Gesellschaft auch den 
Interessen des Landbaues, des Handels und der Schifffahrt nützlich zu sein 
wünscht, erkennt sie doch als ihre nächste Aufgabe die Förderung der reinen 
Wissenschaft. Den Vorsitz führt z. Z. Prof Crıstororo Neerı; dessen Stell- 
verireter Graf MisiscaLc#ı Erızzo: Secretär Gust. UzieLLi; die Geldgeschäfte 
werden von Fenzı EmanusLE geführt. 


J. L. H, Micastin, geb. zu Paris am 25. Mai 1786, starb zu Versailles 
am 9. Juli 2867. 


——I 2.2. 02.2.2 22 


.. 


Über die alkalische Reaction einiger Minerale 


von 


Herrn Professor A. Kenngott. 


Im Anschluss an die früher (S. 77, 302 und 429 dieses 
Bandes) mitgetheilten Versuche habe ich noch fernere Versuche 
in Betreff der alkalischen Reaction angestellt, deren Resultate 
die nachfolgenden sind: 

Apophyllit. Da bei farblosem und rosenrothem Apophyllit 
von Andreasberg am Harz (S. 304) und bei weissem aus dem 
Fassathale in Tirol (S. 309) starke alkalische Reaction beobachtet 
worden war, prüfte ich den weissen undurchsichtigen Apophyllit, 
welcher in Blasenräumen des Phonolith von Aussig in Böhmen 
aufgewachsene Krystalle P.ooPoo, zum Theil mit oP bildet, welche 
Krystalle auf nadelförmigem Natrolith aufgewachsen und häufig 
von den farblosen, durchsichtigen Krystallen ooP . P desselben 
durchwachsen sind. Der wenig glänzende Apophyllit, welcher 
sichtlich stark durch Verwitterung angegriffen ist, während der 
begleitende und eingewachsene Natrolith frisch erscheint, zeigt 
nur deutliche basische Spaltungsflächen. Das Pulver eines mög- 
lichst reinen Spaltungsstückes, an dem man vermittelst der Lupe 
keinen Natrolith wahrnehmen konnte, zeigte in der bekannten 
Weise geprüft, keine alkalische Reaction oder nur Spuren, wo- 
gegen nach dem Glühen desselben starke Reaction eintrat, ob- 
gleich durch Prüfung des frischen Pulvers mit Salpetersäure die 
Anwesenheit von Kohlensäure nur durch sehr spärliche Blasen- 
entwickelung nachzuweisen war. 

Natrolith. Der soeben erwähnte Natroliih von Aussig 


stimmte in seinem Verhalten mit den früher geprüften Natrolithen 
Jahrbuch 1867. 49 


770 


(S. 77 und 307) überein, während ein radial-nadelförmiges, weisses, 
für Natrolith gehaltenes Mineral aus der Caldera von Parma nur 
schwache, nach dem Glühen mehr oder weniger starke Reaction zeigte. 
Dieses dem Aussehen nach für Natrolith zu baltende Mineral 
wurde von Herrn Dr. K. v. Fritsch von den Canaren mitgebracht 
und ergab nach Herrn Dr. V. Warrua 12,37 Procent Wasser und 
bei der qualitativen Prüfung ausser den wesentlichen Bestand- 
theilen des Natrolith nur wenig Kalkerde und Magnesia. V.d.k. 
schmilzt es ruhig zu kleinblasigem Glase. 

Tho:mnsonit von Kaaden in Böhmen, farblose, halbdurch- 
sichtige Krystalle; das weisse Pulver reagiri kräftig alkalisch, 
nach dem Glühen langsamer und schwächer. In Salzsäure ist 
das ungeglühte Pulver löslich, gelatinöse Kieselsäure abscheidend. 

Itinerit aus dem 'Trachyt vom Hohberig bei Oberbergen 
am Kaiserstuhl im Breisgau, von Herrn Professor Dr. H. Fıscuer 
zur Untersuchung übergeben, mehr oder weniger hellgrau und 
durchscheinend, derb mit deutlichen Spaltungsflächen, v. d. L. 
weiss und trübe werdend, mit schwachem Aufwallen zu blasi- 
gem Glase schmelzbar, reagirte als Pulver deutlich aber schwach 
und langsam alkalisch; geglüht wurde das weisse Pulver grau- 
lich und reagirte kräftig alkalisch, ein Zeichen, dass Carbonat 
vorhanden ist, wie man mit Salpetersäure am schwachen Auf- 
brausen sieht. Das Pulver ist auflöslich, Kieselgallerte abschei- 
dend. 

Margarit aus dem Pfitschthale in Tirol, krystallinisch-klein- 
blätiriges Aggregat von Margarit und Biotit. Der Margarit schmilzt 
v. d. L. zu milchweissem glasigem Email; das weisse Pulver 
reagirt deutlich alkalisch, wird durch das Glühen graulichweiss 
und reagirt schwächer. In Salpetersäure erscheint das Pulver 
wenig löslich, wenigstens ist keine Abscheidung von Kieselsäure 
sichtbar. 

Holmesit von Warwick in New-York, blättrige Krystalloide, 
verwachsen mit weissem krystallinischem CGaleit; vollkommen in 
einer Richtung spaltbar, die Spaltungslamellen nicht biegsam, son- 
dern spröde, röthlichbraun, dünne Lamellen mehr gelblich, durch- 
scheinend bis durchsichtig in dünnen Lamellen, glasartig perl- 
mutterglänzend. Das Pulver ist weiss, reagirt ziemlich kräftig 
alkalisch, nach dem Glühen ebenso, nur etwas langsamer.  V.d. 


De 


in Ab 


un 


7171 


L. schmilzt der Holmesit sehr schwer, wird weiss, minder durch- 
scheinend und perlimutterartig glänzend durch einen weissen, 
emailartigen , feinen Schmelz, dessen Bildung man auch durch 
die Kobaltsolution erkennen kann, indem er blau wird, aber nicht 
so, wie bei der Thonerdereaction, sondern von der Farbe eines 
entstehenden Kobaltglases und nur an den Stellen, wo wirklich 
die Schmelzung eingetreten ist. 

Pennin von Zermatt in Wallis, dessen Verhalten schon 
früher beschrieben wurde (S. 305) ergab bei einer anderen sehr 
reinen Probe bei grünlichgrauem Pulver kräftige alkalische Reac- 
tion; das Pulver wird beim Glühen bräunlichgrau, reagirt dann 
ebenso, nur langsamer. 

Talk von Natice Island in Nordamerika, grossblättrig, blass- 
grün bis gelblichweiss, perlmutterartig glänzend, mehr oder we- 


.niger durchscheinend, fein und etwas fetlig anzufühlen, weich 


und biegsam; v. d. L. sich wenig aufblätternd und an den Rän- 
dern zu weissem glasartigeın Email schmelzbar, mit Kobaltsolu- 
tion befeuchtet und geglüht rosenroth. Das weisse Pulver reagirt 
vor und nach dem Glühen kräftig alkalisch Das Aussehen dieses 
Talkes ist nicht so frisch, wie das des früher (S. 305) unter- 
suchten Talkes vom St. Gotthard, er sieht gerade so aus, als 
wenn er ebenso blassgrün gewesen wäre und durch atmosphä- 
rischen Einfluss an Frische eingebüsst hätte. 

Serpentin von Zermatt, eine andere Probe als die schon 
früher (S. 305) untersuchte, derb, dicht, im Bruche feinerdig, 
hell zeisiggrün, matt, undurchsichtig, milde, mit dem Messer 


_ leicht zu Pulver zu schaben. Das Pulver ist blass grünlichweiss, 


reagirt kräftig alkalisch, wird beim Glühen vorübergehend grau, 


dann gelblichweiss und reagirt etwas langsamer, aber ebenso stark 
alkalisch. 


Epidot vom Matterhorn bei Zermatt in Wallis, im Aus- 


A 


undeutliche Spaltungsflächen zeigend, welche unter etwa 115° 

gegeneinander geneigt sind, grünlichgrau, wenig glänzend, perl- 

mutterartig auf den Spaltungsflächen, an den Kanten schwach 

durchscheinend, mürbe; das Pulver ist gelblichweiss, reagirt 

deutlich alkalisch (wie die früher S. 434 untersuchten Epidote), 
49 * 


wird beim Glühen graulichweiss, reagirt dann stark alkalisch, 


172 


weil Carbonat vorhanden ist, wie die Behandlung mit Säure zeigte. 
Das Pulver ist in Salpetersäure wenig löslich, nach dem Glühen 
löslich, gelatinöse Kieselsäure abscheidend. V.d.L. schwillt der 
Epidot zu bräunlichschwarzer, schlackiger Masse an, nicht weiter 
schmelzbar. Die parallel geordneten Stengel sind durch weissen _ 
grobkörnigen Albit auseinander gehalten, der ebenfalls von Car- 
bonat wie der Epidot durchzogen ist, v. d. L. zu feinblasigem 
Glase schmilzt, als Pulver deutlich alkalisch reagirt und nach dem 
Glühen sehr stark. Ein gleicher Epidot mit der einfachen An- 
gabe aus dem St. Niklausthale mit gleicher Begleitung und mit 
perlmutterartig glänzenden Glimmerblättchen und Chlorit, doch 
weniger von Calcit durchzogen, trotzdem das Aussehen weniger 
frisch ist, daher die alkalische Reaction vor und nach dem a 
gleichmässig deutlich. 


Zoisit aus Tirol, blassgrünlichgraue, halbdurchsichtige, wenig 
glasartig glänzende, stenglig prismatische Krystalle, welche die 


bekannte Combinalion ooP . ooPoO . ooP? darstellen und nach den 
Längsflächen zerklüftei sind, beziehungsweise auch deutlich dar- 


nach spaltbar; auf den Flächen des Prisma ooP?2 ist der Glanz 
wachsarliger Glasglanz, auf den Längs- und Spaltungsflächen perl- 
mutterartiger, während auf den kleinmuschligen Bruchflächen der Be 
wachsartige Glanz etwas in Diamantglanz neigt. Die nach den 
Längsflächen zerklüfteten Krystalle sind parallel denselben mit 
weissen, weniger durchscheinenden Lamellen durchwachsen, welche 

ein etwas verwittertes Aussehen haben, doch v. d.L. sich gleich 3 
verhalten. Wegen quer durchgehender Sprünge lassen sich die 
Stengel leicht zerbröckeln. V.d.L. erhitzt gehen die Stückchen 
der Länge nach (längs der Hauptachse) auseinander, schwellen 
mit Aufschäumen zu voluminösen schlackigen Massen an, welche 
an der Oberfläche zu gelblichem Glase schmelzen. Das weisse 
Pulver reagirt vor und nach dem Glühen in gleicher Weise recht 
deutlich alkalisch. Bemerkenswerth erscheint mir, dass bei ver- 


| 


ticaler Sireifung der Prismenflächen &oP2, die in eine Art Ab- 
rundung überführt, mit der Streifung die Sprünge oder Abson- 
derungsflächen parallel den Längsflächen einsetzen, was wenig- 
stens auf homologe Verwachsung, wenn nicht auf Zwillingsbil- 4 


® 


an 


* 


’ | 773 


ng hinweist, da auch nach diesen Flächen die trüberen La- 
mellen interponirt sind, selbst grauer Quarz, in welchem die 
Zoisitkrystalle eingewachsen sind, lamellar interponirt ist, die bei- 
den Hälften auseinander haltend. 
Zoisit aus Polk County in Tennessee (von F. A. Gents, 
Sill. Am. J. XXXIU, 197 beschrieben) stenglige Krystalloide, in 
eineı ‚Richtung längs der Hauptachse vollkommen spaltbar, von Chal- 


‚kopyrit innig durchwachsen, gelblich- bis grünlichgrau, mehr oder 


weniger durchscheinend, perlmutterartig glänzend auf den Spal- 
tungsflächen, sonst wachsartig bis schimmernd. Spaltungslamellen, 
v. d. L. erhitzt, dehnen sich der Länge nach unter Krümmen 
auf, beginnen ai Aufwallen zu schmelzen und bilden eine stark 
blasige , glasartige Schlacke. Das grünlichgraue Pulver reagirt 
langsam, aber deutlich alkalisch, geglüht blassgelb oder gelblich- 
grau geworden, zeigt es schwächere Reaction. — Zoisit von Wun- 
siedel in Baireuth, grau, in dünnen Spaltungslamellen fast durch- 
sichtig, v. d. L. anschwellend zu blasiger, gelblichgrauer, schlacki- 
ger Masse, die bei stärkerer Flamme als der des Weingeistes (in 
der Gasflamme) zu einem grünlichen Glase zusammenschmilzt. 
Das weisse Pulver reagirt deutlich alkalisch, wird beim Glühen 
gelblichweiss und reagirt etwas schwächer. Das Pulver ist in 
Salpetersäure nicht oder nur wenig löslich. Die schlackige 
Schmelzmasse pulverisirt reagirt so deutlich wie die frische Probe, 
das Pulver ist in Salpetersäure löslich, Kieselgallerte abscheidend. 

Saussurit vom Berge Jorat bei l.ausanne im Canton Waadt 
in der Schweiz, krystallinisch, sehr feinkörnig bis scheinbar dicht 
und doch nur mikrokrystallisch, nicht dicht, trotz des splittrigen 
Bruches, blass blaulich- bis grünlichweiss, wenig schimmernd, 
stark an den Kanten durchscheinend;; Strich weiss, H. — 6,0—6,5. 
V..d. L. eiwas schwierig schmelzbar mit schwachem Aufwallen 
zu grauem, durchscheinendem, kleinblasigem Glase, als Pulver in 
Salzsäure wenig angreifbar, geglüht löslich, Kieselgallerte ab- 
scheidend. Das weisse Pulver reagirt recht deutlich alkalisch, 
nach dem Glühen desselben ebenso.. Dieser Saussurit bildet an 
dem vorliegenden Handstücke eigentlich die scheinbare Grund- 
masse eines porphyrartigen Gesteins, welches in der Saussurit- 
masse grössere Krystalloide des sogenannten Smaragdit einge- 
schlossen enthält, sowie kleine derbe Partien eines feinschup- 


= 
77% 


pigen Minerals, welche von einem schmalen Saume eines dich- 
ten, im Bruche splittrigen, fleischrothen, an den Kanten durch-” 
scheinenden, wenig glänzenden Minerals umgeben sind. 

Die grossen, Smaragdit genannten Individuen zeigen auf 
den Bruchflächen des Gesteins unterbrochene Spaltungsflächen, 
welche weder auf Augit noch auf Amphibol zu beziehen sin 
und sind innig durchzogen von feinen Schüppchen anscheir | 
ähnlicher, nur etwas hellerer Färbung, wodurch der Glanz a 
den Spaltungsflächen perlmutterartig wird. Sie sind an den Kan- 
ten durchscheinend, haben grünlichweissen Strich und geringe 
Härte, etwa = 3,0, in Folge der vielen homolog eingelagerten 
Schüppchen; in der Achatschale leicht zu grünlichweissem Pulver 
zerreiblich, welches zwar deutlich, aber nicht so stark wie der 
Saussurit alkalisch reagirt, nach dem Glühen rue 
und viel schwächer reagirt. Die Löslichkeit in Salzsäure 
gering. V. d. L. wird dieser sogenannte Smaragdit weiss und 
lässt rasch die perlmutterartig glänzenden Schüppchen viel deut- 
licher hervortreten und schmilzt zu graulichem Glase. Das schup- 
pige Mineral ist fein und etwas seifenartig anzufühlen, sehr 
milde, grünlichweiss, perlmutterartig glänzend, reagirt in der 
Achatschale möglichst fein zu schuppigem Pulver zerrieben, deut- 
lich alkalisch. V. d.L. blättert es sich ziemlich stark auf, schmilzt 
schwierig (leichter in der Gasflamme) zu gelblichem Glase, wird 
mit Kobaltlösung befeuchtet und geglüht blass rosenroth. Es ent- 
hält, wie Herr Dr. V. Warrna fand, wesentlich Kieselsäure, Mag- 
nesia und Wasser, wenig Natron und Eisenoxydul. Beim ersten 
Erhitzen wird es grau, dann weiss und phosphorescirt ziemlich 
stark. Die hell- bis dunkelfleischrothe, die Talkpartien (wenn 
man so das schuppige Mineral bezeichnen will) umsäumende Mi- 
neralsubstanz schmilzt v. d. L. ziemlich leicht zu schwarzem, 
glänzendem, magnetischem Glase und reagirt mif Phosphorsalz 
deutlich auf Eisen. Nach der Härte, etwa —= 7,0 und der alka- 
lischen Reaction des Pulvers, sowie wegen des schwarzen, mag- 
netischen Schmelzes kann man dieses Mineral für dichten Kalk- 
eisengranat halten. Ausserdem bemerkt man in dem mikrokry- 
stallischen Saussurit eingewachsen auch kleinere, fast dichte Par- 
tien von etwas dunklerer grüner Färbung als die des Smaragdit, 
welche ziemlich scharf abgegrenzt sind und für nicht zur Kry- 


175 


stallisation gelangte Smaragditsubstanz gehalten werden könnten. 
Das ganze Gestein ist bekanntlich als Gabbro bezeichnet worden. 

Ein zweites Exemplar vom Allalin-(Allelin-)Gletscher, welcher 
zwischen dem Allalin- und Rympfischhorn in östlicher Richtung in 
das Saasthal in Ober-Wallis herabkommt, zeigt dieselben vier 
Minerale, nur die Grössenverhältnisse insofern anders, als die 
Smaragdit-Individuen kleine bis grobe Körner bilden und die Talk- 
partien entsprechend kleiner sind, umsäumt durch den Granat, 
wodurch das ganze Gestein grobkörnig erscheint, während das 
obige grosskörnig genannt werden konnte, Benennungen, die nur 
nach den Smaragdit-Individuen gegeben werden können, da der 
Saussurit in beiden mikrokrystallisch körnig, der Talk fein-, 
schuppig ist. Die Reactionen sind bei beiden Exemplaren die- 
selben. | 

Ein drittes Exemplar vom Saas- oder Mischabelgrat, zwischen 
dem Saas- und Nikolaithal, jedenfalls auch durch den Allalin- 
gletscher herabgeführt, beim ersten Anblick als ein krystallinisch- 
grobkörniges, gemengtes massiges Gestein erscheinend mit drei 
Gemengtheilen, wovon einer gras- bis fast smaragdgrün, der 
zweite pfirsichblüthfarben, zum Theil etwas blaulich, und der 
dritte grünlichgrau erscheint. Der letztere ist der mikrokrystal- 
lische Saussurit, v. d. L. etwas anschwellend schmelzbar zu gelb- 
lichweissem Glase, schwierig in der Spiritusflamme, weit leichter in 
der Gasflamme. Der grüne Theil ist der Smaragdit mit mehrfacher 
Spaltbarkeit, ohne dass die Lage der Spaltungsflächen bestimmbar war. 
Der pfirsichblüthfarbene bis blaulichgraue Theil ist bei genauerer 
Betrachtung ein mikrokrystallisches Aggregat, welches zunächst 
durch viele kleine glänzende Flächen an Lepidolith im Aussehen 
erinnert, Unter der Lupe sieht man jedoch, dass die mikrokry- 
stallischen Partien durch zwei Minerale gebildet werden und von 
blassrothem Granat umsäumt sind. Eines der beiden gemengten 
Minerale ist der grünlichweisse feinschuppige Talk, das zweite 
bildet linear gestreckte, etwas breite, stark glänzende, blauliche 
Krystalloide, ist durchsichtig und in zwei oder drei Richtungen 
spaltbar. Wegen des innigen Gemenges mit Talk ist der Schmelz- 
grad nicht genau zu bestimmen, doch ist dieses Mineral jeden- 
falls leicht zu grauem oder blaulichgrauem, durchscheinendem 
Email schmelzbar, wie man sieht, wenn man eine kleine Probe 


Zn Zu a At en EEE 


TER N 


776 


des Gemenges v. d. L. behandelt, indem auf dem leicht ent- 
stehenden Schmelz die aufgeblätierten Talk-Krystalloide noch un- 
geschmolzen aufsitzen. Ungeglüht reagirt das weisse Pulver 


deutlich alkalisch, geglüht etwas schwächer. Das mit Kobaltso- F 


lution befeuchtete und auf Platinblech geglühte Pulver zeigt nur 
grauliche Färbung. Dieser Gabbro ist daher durch dieses leicht 
schmelzbare Mineral von den anderen beiden verschieden, abge- 
sehen von der mehr körnig erscheinenden Ausbildung. 

Diesen drei Exemplaren des Saussuritgabbro reiht sich ein 
viertes vom Saasgrate an, welches entschieden dunkler gefärbt 
ist und undeutlichere Bildung zeigt. Der mikrokrystallische Saus- 
surit mit splittrigem Bruche ist blass graulichgrün, der dem Sma- 
ragdit entsprechende Gemengtheil ist unrein gelblichgrün gefärbt 
und bildet einzelne grössere, undeutliche, im Saussurit ver- 
theilte Krystalloide; ausserdem bemerkt man viele kleine, schwärz- 
lichgrüne Einsprenglinge. die undeutlich krystallinisch an Chlorit- 
ausscheidungen erinnern, wie sie in manchen Diabasen gesehen 
werden, doch auch nach Analogie der obigen Exemplare als dunkel- 
grüner Talk angesehen werden können, umsäuınt von unrein rothem, 
feinkörnigem Granat. Selten bemerkt man noch feinkörnigen, 
braunen Rutil und krystallinisch-körnigen Pyrrhotin eingesprengt. 

Kalkthongranat von Auerbach an der Bergstrasse, von 
Herrn Dr. K. v. Frirsck zur Untersuchung übergeben, bildet nach 
einem Handstücke und einer Anzahl loser Krystalle zu urtheilen, 
eingewachsene Krystalle, ©00 in graulichweissem, feinkörnigem 
Marmor, begleitet von mikrokrystallischem, gestreckt lamellarem, 
weissem Wollastonit und feinkörnigem, grünlichem Granat, wel- 
cher im Gemenge mit Caleit und Wollastonit grünliche Partien im 
grauen Calcit bildet. Der krystallisirte Granat erscheint in Gestalt 
einzelner und unregelmässig mit einander verwachsener Krystalle 
mit rauher Oberfläche, welche fest eingewachsen sind, ist un- 
deutlich spaltbar parallel OO, scheinbar auch nach anderen Rich- 
tungen, doch darf man die durch Zerschlagen sichtbar gewor- 
denen, ziemlich ebenen Flächen nicht für Spaltungsflächen ansehen, 
zum Theil diekschalig abgesondert parallel &0. Die Bruch- 
flächen sind etwas uneben bis splittrig.. Der Granat ist nach 
aussen blass gelblichgrün bis gelblichweiss, nach innen blass 
braun, hat diamantartigen Wachsglanz auf den Bruch- und Spal- 


777 


tungs-Flächen, ist halb durchsichtig bis wenig durchscheinend. 
Die einzelnen Krystalle erreichen bis einen halben Zoll im 
Durchmesser. V. d. L. ist er mit schwachem Aufwallen leicht 
schmelzbar zu grauem bis bouteillengrünem Glase. Das gelblich- 
weisse Pulver reagirt stark alkalisch, geglüht ebenso; Kohlen- 
säure wurde bei dem ungeglühten Pulver nicht wahrgenommen, 
da mehr innerliche Theile der Granatkrystalle geprüft wurden. 
Das geglühte Pulver und das durch Schmelzen erhaltene Glas ist 
in Salzsäure löslich, Kieselgallerte ausscheidend. Auf Kluftflächen 
des Gesteins sieht man die Einwirkung - der Verwitterung, wo- 
durch die Krystalle auf der Gesteinsfläche mit ihrer rauhen Ober- 
fläche herausragen und, endlich herausgefallen, auch lose gefunden 
wurden. Die rauhe Oberfläche erscheint mir jedoch nicht allein 
als Resultat der beginnenden Zersetzung der Granatsubsianz 
hervorgegangen zu sein, sondern ist zunächst die Folge des Wi- 
derstandes, welchen der umgebende Calcit für den krystallisiren- 
den Granat bildete, in zweiter Linie aber erleichterte die rauhe 
Oberfläche die oberflächige Zersetzung der Granatsubstanz, wäh- 
rend auch der Caleit weggelührt wurde, doch greift die Zer- 
setzung nicht tief ein, wie die genaue Betrachtung, selbst der 
äusseren Granatschichten zeigt. Feine Splitter eines Granatkry- 
stalles mit braunem Kern und blass gelblichweisser Hülle sind 
fast farblos und durchsichtig und der Unterschied scheint wesent- 
lich in dem grösseren Eisengehalt des Kernes zu liegen, der bei 
dem Grösserwerden der Krystalle abnahm, nicht ausgelaugt wurde, 
denn sonst könnte die helle Granatsubstanz nicht so durchsichtig 
sein. Solcher ganz heller Granat ergibt auch v. d. L. bei leichter 
Schmelzbarkeit ein klares Glas, welches bei längerer Behandlung 
stark aufschäumt und voluminöser, stark blasig wird. Eine solche 
Schmelzprobe in einen Tropfen Salzsäure gelegt erzeugt ziem- 
lich rasch steife Kieselgallerte, welche mit Schwefelsäure benetzi 
stark durch Bildung von Chlorwasserstoffsäure aufschäumt, weiss 
wird und reichlich Gyps bildet, wie man unter dem Mikroskop 
sieht. Der braune Kern schmilzt leicht zu grünem Glase, weniger 
schäumend bei fernerem Blasen, der Schmelz bildet ebenfalls ge- 
latinöse Kieselsäure, wenn er in einen Tropfen Salzsäure’ gelegt 
wird. Die alkalische Reaction war bei beiden Granatproben stark, 
schwächer nach dem Glühen des Pulvers. 


778 


Almandin oder Eisenthongranat aus Spanien, lose Kry- 
stalle 202, blaulichrotih, halbdurchsichtig bis durchscheinend, 
werden im Kolben geglüht etwas dunkler und weniger durchschei- 
nend, beim Abkühlen wieder etwas heller. Ein kleiner Krystall, auf 
Kohle v. d. L. erhitzt, umschmilzt rasch und gewinnt das Aus- 
sehen einer schwarzen glänzenden Kugel. Ein Splitter schmilzt 
ruhig zu schwarzem, undurchsichtigem Glase, welches schwach 
magnelisch ist. Das blassröthliche Pulver des Granat reagirt 
nicht alkalisch, wird durch Glühen blassbraun) ohne zu reagiren, 
wie auch der früher untersuchte Granat aus dem Zillerthale 
(S. 432) diess ergab. Mit Phosphorsalz geschmolzen reagirt der 
' Granat auf Eisen, mit Soda auf Platinblech auf Mangan, stark bei 
Zusatz von Salpeter. 

Vesuvian von Zermatt, schon früher untersucht s 306 u. 
433), wurde nochmals geprüft; diesesmal ein dunkelgelblichbrau- 
ner, durchsichtiger Krystall mit deutlicher prismatischer Spaltbar- 
keit, stark glasarlig glänzend und vollkommen rein, wie die ge- 
naue Betrachtung der feinen Splitter zeigte. Er schmilzt v. d. 
L. ziemlich leicht zu braunem Glase, welches in einen Tropfen, 
Salzsäure gelegt, bald steife Kieselgallerte erzeugt. Das gelb- 
liehgraue Pulver reagirt kräftig alkalisch, wird beim Glühen dunkler 
und zeigt dann die Reaction etwas schwächer und langsamer, was, 
wie bei anderen Mineralen von leichter oder nicht schwieriger 
Schmelzbarkeit, davon herzurühren scheint, dass durch das Glühen 
ein geringes Zusammensintern eintritt und dadurch die Löslich- 
keit etwas vermindert wird. Wird dagegen das geglühte Pulver 
nochmals in der Achatschale zerrieben, so wird die Reaction 
wieder stärker. 

Anorthit vom Vesuv, eine andere Probe als die früher 
untersuchte (S. 310), weisse durchscheineftde Krystalle, v. d. L. 
zu weisslichem, etwas blasigem Glase schmelzbar, reagirt als 
Pulver kräftig alkalisch. Ebenso kräftig alkalisch reagirte das 
weisse Pulver farbloser, durchsichtiger Anorthitkrystalle von der 
Insel Santorin, welche Herr Dr. K. v. Fritsch daselbst gefunden 
hatte, drusig körnige Aggregate mit dunkelgrünem Augit und 
braunem Titanit bildend, welche Aggregate als Einschlüsse in 
einer schwarzen, ee IE Lava vorkommen. 

Leucit, fast farbloser, durchsichtiger vom Vesuv, wie die 


17179 


dünnen Splitter zeigen, ohne irgend welche Beimengung. Das 
schneeweisse Pulver reagirt kräftig alkalisch, geglüht dessgleichen, 
aber langsamer, um so langsamer, je intensiver er geglüht wird. 
Die früheren Proben (S. 305 u. 432) ergaben dasselbe Resultat. 


Nephelin (vergl. S. 306 und 432) vom Monte Somma am 
Vesuv, blassgelbliche, halb durchsichtige Krystalle, OP ..ooP2.. OP, 
deutlich basisch spaltbar und in dünnen Spaltungslamellen durch- 
sichtig, v. d. L. trübe werdend und zu halbklarem, blasenfreiem 
Glase schmelzbar. Das weisse Pulver reagirt kräftig alkalisch, 
dessgleichen auch nach dem Glühen. In Salzsäure löslich, Kie- 
selgallerte abscheidend. 


Orihoklas. Mehrfach angestellte Versuche mit farblosem, 
durchsichtigen, sog. Adular von der Fibia am St. Gotthard zeigten, 
dass die früher angegebene (S. 305, 434) alkalische Reaction um 
so stärker eintritt, je feiner das Pulver ist, was sich leicht erklären 
lässt, weil durch die grössere Feinheit die Berührungspuncte ver- 
mehri werden. Die Reaction ist in gleicher Stärke, wie bei dem 
Albit zu beobachten, welcher letztere, trotzdem man die Härte 
etwas höher als die des Orthoklas zu halten pflegt, sich viel 
leichter zu feinem Pulver zerreiben lässt. Bei ‘beiden ist die 
Reaction bei dem geglühten Pulver etwas schwächer. 


Axinit von Allemont im Dauphine, nelkenbraune, halbdurch- 
sichtige Krystalle; das blass röthlichweisse Pulver reagirt kräftig 
alkalisch, wird geglüht vorübergehend schwarz, erlangt wieder 
die frühere Farbe und reagirt ebenso, nur langsamer. 

Turmalin. Von dieser Species hatte ich bereits zwei Pro- 
ben (S. 310 und 432) untersucht, weshalb ich noch mehrere 
Proben vornahm, weil der Erfolg eigentlich ein negativer war, 
Grüne prismatische Krystalle von Goshen in Massachusetts, mit 
der Basisfläche und sehr kleinen Rhomboederflächen, aussen dun- 
kel-, innen hellgrün, auch indigoblau gefleckt, eingewachsen in 
Granit; v. d. L. zu blasigem, grünlichgrauem Glase schmelzbar. 
Das weisse Pulver reagirt nicht alkalisch, geglüht wird es grau- 
lichweiss und reagirt nicht. Mit Phosphorsalz gibt es ein klares 
Glas, welches heiss auf Eisen reagirt. — Blassgrüne, durchsieh- 
tige Krystalle von Campolongo in Tessin: das blass grünlich- 
weisse Pulver reagirt schwach alkalisch, nach dem Glühen ein 


780 


7 


7 


wenig stärker. V. d. L. schmilzt er mit einigem Aufwallen zu 
weissem, blasigem Glase. Ein ganzer, im Glaskolben geglühter 
Krystall wird etwas dunkler, dann wieder blass wie früher, wobei 
Glanz und Durchsichtigkeit unverändert bleiben. — Schwarze, 
stenglige, in weissem Quarz eingewachsene Krystalle aus Schwe- 
den, v. d. L, zu schwarzer Schlacke schmelzbar. Das grünlich- 
graue Pulver reagirt nicht alkalisch, dessgleichen nicht nach dem 
Glühen, seine Farbe behaltend. Ir. Schwarze, in dünnen Splittern 
braun durchscheinende, kurz prismatische Krystalle Roo .. ooR 
(mit trigonaler Ausbildung). R.2R | R. YaR‘, glasartig glän- 
zend, mit Spuren anhängenden, weissen Quarzes von Haddam in 
Connecticut. V. d. L. ziemlich leicht schmelzbar mit Blasenwer- 
fen und Aufkochen zu bräunlichschwarzem, glänzendem Glase. 
Das dunkelblaulichgraue Pulver reagirt nicht oder kaum in Spu- 
ren alkalisch, geglüht auch nicht, grünlichgrau geworden. 

Turmalin von Parkers Island im Kennebec-Flusse im Staate 
Maine in Nordamerika, schwarze, prismatische Krystalle. einge- 
wachsen in einem unvollkommen schiefrigen Glimmerschiefer (be- 
stehend aus graulichgrünem, schuppigem Magnesiaglimmer mit 
wenig weissem, kleinblätirigem Kaliglimmer) in feinen Splittern 
braun durchscheinend. Das Pulver ist mehr bräunlich- als grün- 
lichgrau, reagirt kräftig alkalisch, geglüht unverändert, nur etwas 
langsamer reagirend. Diese Reaction scheint mir aber im Hin- 
blick auf das sonstige Verhalten der untersuchten Turmaline nicht 
dem Turmalin eigenthümlich zu sein, sondern nur von einge- 
schlossenem Magnesiaglimmer herzurühren, ohne dass man den- 
selben als Einschluss erkennen kann. V. d. L. unter Aufwallen 
zu graulichgelbem, etwas grünlichem Glase schmelzbar. 

Turmalin von St. Pietro auf Elba, von Herrn Frievrıch 
Hessengere zur Prüfung übergeben. Basisches Spaltungsstück 
eines blassrothen, durchsichtigen Krystalls mit unvollkommenen 
Spaltungsflächen. V. d. L. weiss porcellanartig durchscheinend 
und rissig werdend, nicht schmelzbar. Das weisse Pulver rea- 
girt weder vor noch nach dem Glühen alkalisch. 

Beryll (Smaragd) aus Südamerika, blass smaragdgrün, durch- 
sichtig; das weisse Pulver reagirt nicht alkalisch, geglüht nimmt 
es einen gelblichen Ton an und reagirt deutlich alkalisch. Ein eben 
solcher kleiner geschliffener Smaragd veränderte beim Glühen 


781 


die Farbe, blassgelb bis fast farblos werdend, doch kam bei der 
Abkühlung die frühere Farbe wieder. 


Muscovit von Darby road, drei Meilen von Philadelphia in 
Pennsylvanien, grosse, bräunlichgraue Spaltungsstücke,, seitlich 


coP und ooP vorhanden; dünne Spaltungslamellen sind gelblich 
wasserfarbig und durchsichtig. V. d. L. weiss und durchschei- 
nend geworden schmilzt dieser Glimmer zu graulichweissem, 
emailartigem Glase. Das weisse Pulver reagirt deutlich alkalisch, 
wird durch Glühen gelblichweiss, langsamer und schwächer rea- 
girend. Jedenfalls ist die Reaction des Muscovit, wie die früheren 
Versuche (S. 306, 311, 312, 318 und 431) zeigten, eine mehr 
oder weniger schwache, verglichen mit der starken Reaction des 
Magnesiaglimmers. 


Lithionit von Zinnwalde in Böhmen, gelblichgraue lamel- 
lare Kıystalloide mit federarliger Streifung; dünne Spaltungsla- 
mellen sind gelblich wasserfarbig und durchsichtig. V. d.L. leicht 
mit Aufwallen schmelzbar zu schwärzlicher Schlacke, zeigt mit 
saurem, schwefelsaurem Kali geschmolzen starke Lithionreaction. 
Schwierig zu schuppigem Pulver zerreiblich, welches blassgelb- 
lich ist und schwach, aber doch entschieden alkalisch reagirt; 
durch Glühen wird dieses graulichbraun und reagirt ebenso schwach. 
In der schwachen Reaction stimmt der Lithionit mit dem Lepi- 
dolith (S. 312) überein, nur mit dem Unterschiede, dass bei dem 
letzteren die Reaction nach dem Glühen entschieden schwä- 
cher ist. 


Magnesiaglimmer (ob Biotit?) von den Potomacfällen, 
fünf Meilen von George Town in Delaware (nahe Washington 
City); krystallinisch-blättrige Massen, ähnlich dem aus Tirol (S.311), 
graulich- bis schwärzlichgrün, je nach der zunehmenden Grösse 
der Lamellen, dünne Blättchen bouteillengrün durchscheinend bis 
durchsichtig, stark glänzend mit glasartigem Perlmutterglanz, 
wenig spröde, nicht deutlich elastisch, da dünne Lamellen beim 
Biegen zerbrechen, doch wohl mehr in Folge der rhomboedri- 
schen Spaltbarkeit; H. = 3,0—4,0. V. d. L. zu schwarzem, 
glänzendem Glase schmelzbar; das grünlichgraue Pulver reagirt 
stark alkalisch, wird durch Glühen graulichbraun und reagirt dann 
schwächer und langsamer. 


hun nn a een ee 


a Mn me le er Zar En ur ut u — = Dur + Se re here ar y Ze er 2 Een 


TEEN EB ET 


1782 


Magnesiaglimmer aus dem Bedrettothale im Canton Tes- 
sin in der Schweiz; grosse, blättrige Spaltungsstücke, schwärzlich- 
grün, sehr dünne Lamellen bouteillengrün, perlmutterartig glänzend. 
V.d.L. zu schwarzem, glänzendem Glase schmelzbar, in Salpeter- 
säure löslich, Kieselgallerte ausscheidend. Das grünlichgraue 
Pulver reagirt stark alkalisch, wird geglüht graulichbraun, wobei 
die Reaction schwächer und langsamer eintritt. — Der mit dem 
Margarit von Pfitsch verwachsene Magnesiaglimmer, kleinblättrig, 
bouteillengrün, mit mehr glasartigem Perlmutterglanz im Gegen- 
satz zum Margarit, halbdurchsichtig, v. d. L. zu perlgrauem Email 
schmelzbar, reagirt als Pulver intensiv alkalisch, wird geglüht 
blassgelb und reagirt fast ebenso stark. Nach diesen und den 
früheren Proben (S. 306, 311, 312, 318 und 431) lässt sich 
also Magnesiaglimmer (Biotit oder Phlogopit) durch seine starke 
alkalische Reaction leicht vom Kaliglimmer unterscheiden, selbst 
wenn die Farbe nicht zur Erkennung dienen sollte. 

Grammatit vom St. Gotthard. Krystallinische Aggregate 
von vorherrschend mehr oder weniger dunkelgrünem Grammatit 
(sogenanntem Strahlstein) mit grünlichschwarzem Magnesiaglim- 
mer, worin die langgestreckten Grammatitkrystalle deutlich ooP, 
zum Theil auch die Längsflächen ausgebildet zeigen und vollkommen 
prismalisch spaltbar sind. Die Grösse wechselt bedeutend, indem 
dünne, nadelförmige und bis %» Zoll lange und 2 Linien dicke 
Krystalle in dem Aggregate vorkommen, womit die Farbe und 
Durchsichtigkeit wechselt, der Glanz ist glasarlig. V. d. L. und 
selbst schon in der Spiritusflamme geglüht werden die Krystalle 
weiss und undurchsichtig, schmelzen v. d. L. zu gelblic ein, gla- 
sigem Email. Das weisse Pulver reagirt kräftig alkalisch, wird 
geglüht ein Wenig gelblich, reagirt langsamer, aber ebenso stark. 
Wegen des jedenfalls geringen Eisengehaltes kann man diesen 
Strahlstein zum Grammatit zählen und er stimmt in der Stärke 
der Reaction mit dem Grammatit von Monte Campione (8. er 
überein. & 


Korund von Ceylon, dessen negatives Verhalten in Betreff 


der alkalischen Reaction (S. 313) mitgetheilt wurde, zeigte in 


gleicher Weise als Pulver wie der Diaspor (S. 438) in der Re- 


ductionsflamme behandelt, alkalische Reaction, jedoch schwächer 


“ 


als der Diaspor, was wohl seinen leicht erklärlichen Grund darin. E 


183 


hat, dass der Korund nicht so fein gepulvert werden kann wie 
der Diaspor, daher auch mit dem Löthrohr nicht so leicht Re- 
duction zu erzielen ist. Am deutlichsten tritt sie ein, wenn man 
wie bei dem Diaspor die Probe auf Platinblech in der Reductions- 
flamme behandelt. 

Hämatit, sogenannter Glaskopf aus Sachsen, dem Aussehen 
nach ein sehr reines Exemplar, röthlichgrau, halbmetallisch glän- 
zend, undurchsichtig; v. d. L. in Splittern schwierig zu schwar- 
zem, glänzendem, magnetischem Korne schmelzbar , leichter in 
der Gasflamme, reagirt als Pulver nicht alkalisch, nach dem Glühen 
ebenfalls nicht. Eine mit Wasser angefeuchtete und in das 
Platindrahtöhr gestrichene Probe zeigte längere Zeit in der Re- 
ductionsflamme des Gasbrenners behandelt eine röthlichgelbe 
Färbung der Flamme und sinterte zu einer schwarzen, magneti- 
schen Masse zusammen, jedoch war keine Spur von Reaction auf 
Curcumapapier sichtbar. 

Rutil aus dem Taveischthal in Graubündten, ein ebenso aus- 
gesuchter, ganz reiner, nadelförmiger, rothbrauner , durchschei- 
nender Krystall, wie der früher (S. 438) untersuchte; das gelb- 
lichgraue Pulver reagirt nicht alkalisch; beim längeren Glühen 
desselben in der Reductionsflamme des Gasbrenners wurde es 
oberflächig grau, im Inneren gelblicher und zeigte sehr schwache 
alkalische Reaction. 

Apatit vom Berge Sella am St. Gotthard, farbloser, durch- 
sichtiger Krystall, zeigte das früher angegebene Verhalten (S. 314 
und 457), als frisches Pulver keine, nach starkem Glühen punct- 
weise alkalische Reaction. Wird das Pulver mit Schwefelsäure 
befeuchtet und im Platinöhr geglüht, so tritt eine starke alkalische 
Reaction ein. 

Fluorit, farbloses, durchsichtiges Spaltungsstück vom Brien- 
zer See im Canton Bern. Das weisse Pulver reagirt nicht al- 
kalisch, im Kolben geglüht in Spuren, auf Platinblech geglüht, 
schwach, nach längerem Glühen stärker und mit der Löthrohr- 
flamme behandelt, intensiv. 

Steinsalz, farbloses, durchsichtiges Spaltungsstück, reagirt 
nicht alkalisch; schmilzt im Platinöhr leicht zur farblosen Perle, 
welche beim Ersiarren durch Krystallisation etwas trübe wird 
und deutlich alkalisch reagirt. Bei weiterem Erhitzen geht die 


784 


Verflüchtigung ziemlich rasch vor sich, ohne dass dabei die Probe 
eine stärkere Reaction als zuerst beim Schmelzen zeigt. 

Anhydrit von Ilmenau in Thüringen, ein Exemplar, welches 
sich in der Universitäts-Sammlung als dichter Fluorit vorfand: 
anscheinend dicht mit splittrigem Bruche, doch mikrokrystallisch 
körnig, grau,-an den Kanten durchscheinend, schimmernd. V.d. 
L. wird er weiss und schmilzt zu weisser, stark alkalisch rea- 
girender Perle. Das weisse Pulver reagirt nicht alkalisch’, wie 
schon früher (S. 317) angegeben wurde, dagegen im Kolben ge- 
glüht stark. Sp. G. dieses Anhydrit nach Herrn Dr. V. WarruA 
— 29703. 


Anmerk. Von dem auf $. 776 erwähnten Granat sind in dem Mi- 
neralien-Comptoir von J. Lommer in Heidelberg schöne Krystalle zu beziehen. 
D. R. 


Über  Mastodon 


von 


Herrn Hermann v. Meyer. 


” 


Unter Mammut fasste man anfangs den Sibirischen Elephan- 

ten oder Elephas primigenius und den Mastodon zusammen. Es 
sahen sich aber schon Pennant (1793), Brumensach (1797), Cuvier 
und Aprıan Camper veranlasst, von dem Mammut den Mastodon 
als eine eigene Species des Genus Elephas auszuscheiden, worauf 
durch Cuver (1805) deren generische Trennung und die Ein- 
führung des Namens Masiodon erfolgte. Gegen diese Trennung 
eiferte 10 Jahre, später (1815) Tıresıus vergeblich, sie erfreute 
sich allgemeiner Annahme. 

Es wurden aber in Asien durch Crawrurp (Ulift), FALcoNER 
und Cauızey fossile Species entdeckt, welche einen vollständigen 
Übergang von, Masiodon in Elephas bekundeten; diese Species 
wurden als Übergangs-Mastodonten bezeichnet, die FALcoNxEr, um 
sie unterzubringen, zu Elephas zieht. / 

Die Auffindung von Übergangsformen, welche geeignet sind, 
unsere Systeme zu erschüttern, sind indess nichts Ungewöhn- 
liches und eigentlich nur ein Beweis von der Mangelhaftigkeit 
unserer Systeme und der Unergründlichkeit des Schöpfungs-Plans, 
der dem Sterblichen wohl für immer verschlossen bleiben wird. 

Zuletzt hat Bramvirne versucht, den Mastodon wieder mit 
Elephas zu nur einem Genus zu verschmelzen, wobei er ‚aber 
statt Cuvier zu widerlegen, sich genöthigt sah, dessen Ansicht 
anzunehmen, und die Elephanten zu unterscheiden in solche mit 


blätterigem Bau der Backenzähne, die er unter „Elephas“ oder 
Jahrbuch 1867. 50 


ee, 


ei 


786 


„E. lamellidontes“ begreift, und in solche mit zitzenförmigen 
Backenzähnen, die er unter „Elephas (Mastodon)“ oder „E. masto- 
dontes“ zusammenfasst. Die Trennung in Elephas und Masto- 
don. welche Cuvıer für nöthig erachtete, ist daher durch Bram- 
virLE eher befestigt als aufgehoben. Der dabei in Betracht kom- 
menden Methode bediene ich mich schon über 30 Jahre bei mei- 
nen Untersuchungen mit grossem Vortheil, namentlich auch bei 
den Wiederkäuern, von denen man geglaubt hatte, dass sie sich 
nzch den Zähnen gar nicht bestimmen liessen (Jahrb. f. Mineral., 
1538, S. 413); ich unterscheide die Thiere in solche, deren 
Backenzähne prismatischen, und in solche, deren Backenzähne 
pyramidalen Bau besitzen. 

Von (en beiden Gruppen findet sich Mastodon nur fossil; 
dieser trat früher in die Schöpfung ein als Elephas, lebte aber 
auch noch mit ihm und den beide Gruppen verbindenden Über- 
gangsformen gleichzeitig. Mastodon und diese Übergangsformen 
sind früher erloschen als Elephas, der allein noch lebt. Masto- 
don Ohioticus, der in Nordamerika mit dem von dem Europäi- 
schen nicht zu unterscheidenden Elephas primigenius zur Dilu- 
vialzeit gelebt hat, ist erst in historischer Zeit erloschen. In 
Europa war zur Zeit dieses Elephanten Mastodon schon ausge- 
storben. dafür aber in der vorhergegangenen Tertiärzeit häufig, 
jedoch als Species, die von der diluvialen Nordamerikanischen 
verschieden waren. Südamerika besass zur Tertiärzeit auch seine 
Mastodon, die wiederum von den tertiären in Europa und dem 
diluvialen Nordamerika’s verschieden waren. Im südlichen Asien 
scheinen Mastodon und Elephas zur Tertiärzeit noch gleichzeitig 
gelebt und dabei Species dargestellt zu haben. welche von denen 
anderer Länder verschieden waren. 

Um die Kenntniss der Mastodonten haben sich Cuvier, FAr- 
coNER und Kaup besonders verdient gemacht. Es ist zu bedauern, 
dass Farconer über der Abfassung einer Monographie der Pro- 
boscidier oder rüsseltragenden Pachydermen (Dinotherium, Mas- 
todon, Elephas) gestorben ist. Von ihm besitzen wir nur die 
zwar unvollständigen, aber gleichwohl treffllichen Berichte über 
die in England vorkommenden Species von Mastodon und Ele- 
phas, sowie die unvollendet gebliebene Fauna anliqua Sivalensis, 
von deren Text nur die erste Lieferung erschienen ist. ‘Die vor 


187 


ihm bestandenen Angaben erheischen bei ihrer Benutzung grosse 
Vorsicht. Es herrscht namentlich in Bramviırıe’s Osteographie 
eine bedauerliche Verwirrung in der Bestimmung der Mastodon- 
Zähne, welche seine Arbeit fast ganz unbrauchbar macht. So 
wirft Bramvirre alle Mastodonten Europa’s mit der Species M. an- 
gustidens zusammen, von der er nur die Reste von M. Turi- 
censis ausnimmt, die er unter M. tapiroides begreift. Die Zu- 
sammenstellung, die er von der Backenzahnreihe des M. angu- 
stidens versucht (t. 15), ist ein Gemenge von Zähnen der ver- 
schiedensten Species, wobei Mastodon (Trtiloph.) angustidens, 
M. (Tetraloph) Arvernensis und M. (Tetraloph.) longirostris mit 
einander verwechselt werden. Für den letzten Backenzahn von 
M. (Triloph.) angustidens werden durchgängig letzte Backenzähne 
von verschiedenen Tetralophodonten genommen und als vorletzte 
Backenzähne erscheinen zum Theil letzte, unter den dritten oder 
letzten Milchzähnen auch ein vierreibiger (t. 15, f. 3, d), der 
offenbar von einem Tetralophodonten herrührti; auch werden als 
erste Backenzähne des Ober- und Unterkiefers vorletzte Ersatz- 
zähne des Ober- und Unterkiefers und erste Milchzähne anderer 
Species zusammengeworfen. Selbst an den Arbeiten von Cuvier, 
Kaup und Owen lassen sich ähnliche Ausstellungen machen, die 
auch. meine früheren Veröffentlichungen über Mastodon treffen, 
zu denen ich freilich nur ein geringes Material zu benützen Ge- 
legenheit fand. 

Farconer gelang es, die Unterscheidung der verschiedenen 
Mastodonten auf feste Grundsätze zurückzuführen. Er wies nach, 
dass die Mastodonten sich eintheilen lassen in solche, deren in- 
termediäre oder mittlere Backenzähne (letzter Milehzahn, vorvor- 
letzter und vorletzter ächter Backenzahn) dreireihig, und in 
solche, wo die genannten Backenzähne vierreihig sich darstellen. 
Er gedenkt dabei, dass ich es eigentlich war (Nova acta Leop., 
X. 2, 1829, S. 120; — Fossile Zaäbue und Knochen von Geor- 
gensgmünd, 1834, S. 33), der den ersten Schritt zu dieser be- 
friedigenden Unterscheidung der Mastodon-Species gethan, da- 
durch nämlich, dass es mir gelungen sey, zu zeigen, dass nicht 
alle Mastodon-Species wie M. angustidens dreireihige Backen- 
zähne besitzen, sondern es auch Species gebe, worin, wie in 

50 * 


1788 a 
u; a 
M. Arvernensis, dieselben Zähne, namentlich der dritte Backen- 


zahn, ebenso constant aus 4 Reihen bestehen. 


So erfolgreich Farcoxer’s Eintheilung der Mastodonten in die 
Subgenera Trilophodon und Teiralophodon, sich auch erwies, so 
war er doch selbst überzeugt, dass sich seine Methode nicht 
streng werde durchführen lassen. Mit Mastodon Sivalensis aus 
den Sivalik-Hügeln, liesse sich sogar wegen der Fünfreihigkeit 

ihrer mittleren Backenzähne ein drittes Subgenus, Pentalophodon, 
eröffnen; wozu es aber noch 2u frühe zu sein scheint. Anderer- 
seiis lässt es sich nicht verkennen, dass sich Anomalien ergeben, 
die, zum Theil in das Gebiet der individuellen Abweichungen ge- 
hörend, besagte Methode gerade nicht gefährden, aber doch bei 
! ihrer Anwendung zur Vorsichi mahnen. So unterscheidet sich 
N der letzte untere Backenzahn in M. (Triloph.) Ohioticus vom 
; letzten oberen häufig dadurch, dass er fünf- statt vierreihig ist. 
In den mittleren Backenzähnen einer Species trat nie die ternäre 
| | und quaternäre Formel gemengt auf, Einer Ausnahme jedoch 
glaubte man in M. (Teiraloph.) Andium aus Südamerika zu be- 
gegnen, von der es jedoch noch nicht ermittelt ist. ob sie wirk- 
lich besteht. Ein Gemenge der Art oder einen Übergang beider 
Gruppen von Mastodon glaubt Gaupry in seinem M. Pentelici aus 
Griechenland gefunden zu haben, indem er mit FALconer an- 
nimmt, dass der zweite Milchbackenzahn in den Trilophodonten, 
wozu die neue Species sonst gehört, nur zweireihig sei, während 
nach mir dieser Zahn in den Trilophodonten wie in den Tetralo- 
phodonten dreireihig und es daher ganz correct ist, wenn in 
M. (Triloph.) Pentelici sich der zweite und dritte Milchzahn drei- 
reihig darstellt. r 


Ich lasse nunmehr eine Übersicht der Mastodonten folgen, 
insoweit es möglich war, die verschiedenen Species jetzt schon 
auf die Zahl der Querreihen zu untersuchen, aus denen ihre 
Backenzähne zusammengesetzt sind. > 


su 


Genus Mastodon Cuv. 


I. Trilophodon FArc. 


Vorleizter Milchbackenzahn dreireihig; leizter Milch- 
backenzahn, sowie vorvorletzier und vorletzter Backenzahn 


1789 


.dreireihig; letzter Backenzahn vierreihig; letzter Ersatzzahn 
zweireihig. 
a. Querthäler offen. 
Mastodon Okiolicus (Mammut Ohioticum Brums. 1797; 
Mastodon giganteum Cuv. 1805; Mastodon mazimus 
N Cuv. 1829. Symphysis kürzer als der letzte Backen- 
a zahn; untere Schneidezähne. Nordamerika. 
— Turicensis Scunz (M. Borsoni Hays). Durch Kürze 
der Symphysis und kleinere untere Schneidezähne ” 
an M. Ohiotticus erinnernd. Europa. 
—- virgalidens Meyer. Europa. 


b. Querthäler durch Nebenhügel versperrt, 
Mastodon angustidens Cuv. (M. tapiroides Cuv.; M. Si- 
_ morrensis Larr.; M. Cuvieri Pom.). Symphysis mehr 
_ als dreimal so lang als der letzte Backenzahn, un- 


tere Schneidezähne lang und stark. Europa. 
— Pentelici Gaupr. Lange Symphysis mit unteren Schnei- 
dezähnen. Europa. 


— Humboldti Cuv. (M. Andium Cuv.?). Symphysis ohne 
Schneidezähne, kurz wie in Elephas; Rindensubstanz 
in den Thälern. 

Südamerika, Mexico. 
Pandionis Farc. Unbeschrieben. Indien. 


ll. Tetralophodon Farce. 

Vorletzter Milchbackenzahn dreireihig; letzter Milchbacken- 
zahn, sowie vorvorletizter und oullioies Backenzahn vier- 
reihig; letzter Backenzahn fünfreihig; letzter Ersatzzahn 
zweireihig. 


a. Querthäler offen. 
Mastodon latidens Clift. Birmanien (Ava). 


b. Querthäler durch Nebenhügel versperrt. 
Mastodon Arvernensis Croız. JoB. (M. brevirostris GERV.). 
Symphysis ohne Schneidezähne, kurz wie in Elephas. 
Europa. 
— longirostris Kaup. Symphysis zweimal so lang als 
der letzte Backenzahn; untere Schneidezähne lang 
und stark. Europa. 


790 


— Andium Cuv. Symphysis für grosse untere Schneide- 
zähne, an Dinotherium erinnernd, stark abwärts ge- 


bogen. Südamerika. 
-— Perimensis Farc. Rindensubstanz in den Thälern. 
Indien. 


Civier vermuthete nur drei bis vier Backenzähne in jeder 
Kieferhälfte, wobei er Zähne des Unterkiefers mit denen des Ober- 
kiefers verwechselte, und aus vorderen Backenzähnen eigene 
Species machte, Fehler, von denen seine Nachfolger nicht frei 
sind, und die mitunter noch jetzt begangen werden. Havs ver- 
muthete an Mastodon Ohioticus für jede Kieferhälfte 6 Backen- 
zähne, im Ganzen 24, von denen er 20 wirklich nachzuweisen 
im Stande war. Kaup bestätigt die 6 Backenzähne für jede Kiefer- 
hälfte des Mastodon. Dasselbe thut Bramviıe, wobei er glaubt, 
dass sie sich durch Schieben von hinten nach vorn ersetzt hätten; 
von Milchzähnen und einem verticalen Ersetzen derselben scheint 
er nichts gewusst zu haben. 

Es war Kaur nicht entgangen, dass der dritte, vierte und 
fünfte Backenzahn im Ober- und Unterkiefer aus derselben Zahl 
von Querreihen besteht. und dass der letzte Backenzahn, abge- 
sehen von seinem Hinteransatz, eine Querreihe mehr zählt als 
die drei vorhergehenden Zähne. 

Von den sechs Backenzähnen in jeder Kieferhälfte wird an- 
genommen, dass die drei vorderen Milchzähne und die drei 
hinteren ächte Backenzähne darstellen. Dem Mastodon stehen 
auch Ersatzzähne (Premolares) zu, die aber für das Genus inso- 
fern nicht bezeichnend zu sein scheinen, als man sie bei dem 
so häufig und vollständig vorkommenden Mastodon (Triloph.) 
Ohiotieus selbst durch Öffnen der Kieferknochen junger Thiere 
nicht auffinden konnte. Owen nimmt für Mastodon ebenfalls drei 
Milchbackenzähne in jeder Kieferhälfte an, aber nur einen Er- 
satzzahn und zwar nur für gewisse Species. In Mastodon (Tri- 
loph.) angustidens und M. (Triloph.) Turicensis habe ich zwei 
Ersatzzähne, dem ersten und zweiten Milchzahn entsprechend, 
mehrmals vorgefunden, den zweiten Ersatzzahn zweireihig, seinen 
Milchzahn dreireihig. Der zweite Ersatzzahn liegt auch für M. 
(Teiraloph.) longirostris beobachtet vor, und, war Cuvier bei Un- 


791 


tersuchung eines zu Dax gefundenen Kiefers von Mastodon (Tr:- 
loph.) angustidens nicht entgangen. 

Für die Querreihen in den verschiedenen Backenzähnen der 
Mastodonten sah sich Farcoxer schliesslich zu folgenden Zahlen- 
ausdrücken geführt. 


Milchbacken- ächte Backen- 
zähne: zähne: 


Ver are 
1+2+3°3+3 +4 
2+53+4 4+4+95 
re a et 

Hienach besitzen die homologen Zähne, abgesehen von dem 
Vorder- und Hinteransatz, durchgängig die gleiche Anzahl von 
Querreihen im Ober- und Unterkiefer. Diess mag so weit richtig 
sein. Darin aber irrt FArconer, wenn er in diesen Zahlenaus- 
drücken annimmt, dass die Tetralophodonten in allen Backenzäh- 
nen eine Querreihe mehr enthalten als die Trilophodonten. Seine 
Ansicht schien auch mir so richtig, dass ich ihr vertraute, wo- 
durch ich mich indess auf Widersprüche geführt sah, deren Grund 
ich begierig war zu erfahren. In Mastodon gilt, etwa mit Aus- 
nahme des M. Ohioticus, der zweite Backenzahn, wenn er zwei- 
reihig ist, für den Ersatzzahn des zweiten Milchbackenzahns, 
welcher nicht zwei- sondern dreireihig ist, wie deutlich an einem 
zu Winterthur gefundenen Unterkiefer eines jungen M. angusti- 
dens, wo der Ersatzzahn noch unter dem Milchzahn im Kiefer 
liegt, ferner an einem von mir noch zu beschreibenden Ober- 
kiefer derselben Species von Heggbach und an einem Oberkiefer 
von M. Turicensis von Elgg zu ersehen ist. Auch liegen Frag- 
mente von Oberkiefern vor, woran man sich überzeugen kann, 
dass dasselbe bei M. longerostris und bei M. Arvernensis der 
Fall ist. Farconer’s Formel für die Querreihen in den Milch- 
backenzähnen bei den Trilophodonten muss daher lauten: 

1+3+3 
a, 

wonach wohl die homologen Zähne im Ober- und Unterkiefer der 
Mastodonten die gleiche Anzahl Querreihen, aber nicht alle Backen- 
zähne der Tetralophodonten eine Querreihe mehr besitzen als in 
den Trilophodonten, da der zweite Milchbhackenzahn sich in beiden 


Trilophodon: 


Teiralophodon: 


s 792 


Gruppen übereinstimmend dreireihig darstellt. Zur Annahme eines 
zweireihigen Milchbackenzahns in den Trilophodonten scheint Far- 
coner dadurch verleitet worden zu sein, dass er glaubte, der 
Zahn vor den mittleren Zähnen oder der vorletzte Milchzahn 
müsse eine Reihe weniger und der Zahn nach den mittleren 
Zähnen oder der letzte Backenzahn eine Reihe mehr als die mitt- 
leren Zähne besitzen. Bei den Tetralophodonten trifft diess wohl 
zu, nicht aber bei den Trilophodonten, welche vier dreireihige 
Zähne in jeder Kieferhälfte enthalten. Farcoxer war von der 
Richtigkeit seiner Ansicht so sehr überzeugt, dass er glaubte mit 
Gewissheit voraussagen zu können, dass der zweite oder vor- 
letzte Milchzahn des Pentalophodonten Mastodon Sivalensis, wenn 
er sich fände, vierreihig sein würde. 

Farcoxer’s Ansicht über die Zahl der Querreihen in den 
Milchzähnen der Trilophodonten führte zu manchen Unrichligkei- 
ten. In dem bereits erwähnten Unterkiefer eines jungen Masto- 
don angustidens aus der Molasse von Winterthur hält er den 
zweiten oder vorletzten Milchzahn, der dreireihig ist, für den 
letzten Milchzabn, den dritten Milchzahn, der nicht wechselt, für 
den vorvorleizten ächten Backenzahn, und den vierten oder vor- 
vorletzten Backenzahn für den vorleizten. Nach ihm wäre in 
diesem Kiefer nur der letzte Backenzahn noch nicht entwickelt 
gewesen, während diess auch noch mit dem vorletzten der Fall 
war. Kaup hatte die Zähne dieses Unterkiefers richtig gedeutet. 
Dass Gaupry im Hinblick auf Farcoxers Formel für die Milch- 
zähne in Mastodon sich veranlasst sah, seinen M. Pentelici für 
eine zwischen den Trilophodonten und Tetralophodonten stehende 
Species zu halten, ist bereits erwähnt. 

Vorstehendes habe ich einer Abhandlung entlehnt, mit der 
ich unter dem Titel: „Studien über Mastodon«, begleitet von 
9 Tafeln Abbildungen, den XVII. Band meiner Palaeontographica 
demnächst eröffnen werde. Ich werde darin die wichtigsten 
Stücke, welche ich seit mehr als 40 Jahren von Mastodon zu 
untersuchen Gelegenheit fand, mit den nöthigen Abbildungen ver- 
sehen, beschreiben. Diese Reste rühren nur von Trilophodonten 
her, von Masiodon angustidens, M. Turicensis, M. virgatidens und 
M. Humboldti. Die Reste von M. angustidens wurden an fol- 
genden 20 Orten gefunden: Heggbach, Baltringen, Messkirch, 


739 


Obersiggingen, Georgensgmünd, Reichenberg, Richtershofen, Fron- - 
tenhausen, Reisensburg, Landestrost, Kirchheim, Egg, Käpfnach, 
Wipkingen, Seelmattien, Wyla, Buchberg, La Chaux-de-Fonds, 
Parschlug, Madrid. Unter den Gegenständen von Hevgbach be- 
findet sich eine für den Wechsel der Backenzähne wichtige Ober- 
kieferhälfte von einem jungen Thier, nebst vielen vereinzelten 
Zähnen von Thieren verschiedenen Alters, dann ein vollständiger 
oberer Stosszahn mit seinem gestreiften Schmelzbande. Ober- 
siggingen hat einen überaus schönen zweiten Milchbackenzahn 
des Oberkiefers, der dreireihig ist. geliefert. Meine aus dem 
‚Jahr 1834 herrührenden Angaben über die Mastodon-Reste von 
Georgensgmünd werden berichtigt, und die seit jener Zeit mir 
weiter bekannt gewordenen Reste beschrieben. Unter den Resten 
von Landestrost kommt ein oberer und ein unterer Schneide- 
oder Stosszahn zur Darlegung, letzterer von seltener Vollstän- 
digkeit und Grösse, woraus sich eine auffallende Verschieden- 
heit dieser Zähne in den entgegengesetzten Kiefern ergibt. Die 
schönen Reste von Kirchheim sind dieselben, von denen ich an- 
fangs vermuthet hatte. dass sie von M. Turicensis berrühren 
könnten, was ich aber nicht bestätigt fand. Mit den zur Dar- 
legung kommenden Resten aus der Braunkohle von Käpfnach am | 
Züricher See waren theilweise schon Meıssner und Scunz be- 
schäftigt, letzterer auch mit dem Unterkiefer ‘eines jungen Mas- 
iodon aus der Molasse von Buchberg im Canton Schaffhausen, 
der wohl durch Abgüsse bekannt ist, von dem aber noch keine 
Abbildung besteht. Die Reste vom Cerro de San Isidro bei Ma- 
drid sind dieselben aus den Sammlungen von Bronx und Kuipstein, 
auf die ich schon früher im Jahrbuche (1844, Ss. 259) aufmerk- 
sam gemacht und mit denen sich auch Kaup beschäftigt halte. 

Von den Resten des aus der Braunkohle von Elgg herrüh- 
renden Mastodon Turicensis, welche grösstentheils in der Samm- 
lung in Zürich aufbewahrt werden, gebe ich ausführliche Be- 
schreibung und Abbildung, wobei die typischen Stücke in Betracht 
gezogen werden, durch die Scuinz veranlasst wurde, diese Spe- 
cies anzunehmen. 

Unter Mastodon virgatidens begreife ich die im Jahr 1865 
bei Fulda gefundenen schönen Zähne eines Trilophodonten, deren 
Bildung noch einfacher sich darstellt und die verhältnissmässig 


79% 


breiter, dabei eher mit noch schärferen und flacheren (nicht glat- 
teren) Querkämmen versehen sind als in M. Turicensis, mit wel- 
cher Species es nicht möglich war, sie zu vereinigen. 

Unter Mastodon Humboldti gebe ich schliesslich eine genaue 
Darlegung in natürlicher Grösse von der Unterkieferhälfte aus 
Mexico, welche ich in der Sammlung mexicanischer Alterthümer 
des Herrn Urne vorfand, und von der ich anfangs (Jahrb. 1840, 
S. 576) geglaubt hatte, sie zu M. angustidens rechnen zu dürfen. 
Es hat sich nunmehr herausgestellt, dass der Kiefer zwar von 
einem Trilophodonten herrührt, aber nicht von dieser Species; 
er besitzt vielmehr mit dem bisher nur aus Südamerika bekannt 
gewesenen M. Humboldti neueren Begriffs die grösste Ähnlich- 
keit. 


Skizze der Gliederung der oberen Schichten der Kreide- 
formation (Pläner) in Böhmen 


von 


Herrn Bergratb Dr. ©. W. Gümpbel 


in München. 


Zur Ergänzung meiner kurzen Bemerkungen über die Glie- 
derung der oberen Schichten der Kreideformation in Sachsen 
glaube ich auch die vorläufigen Ergebnisse eines geognostischen 
Ausflugs nach Böhmen mitthbeilen zu dürfen, da sich dieselben 
aufs engste an jene über das nördlich angrenzende Gebiet an- 
schliessen und im Zusammenhalt mit den soeben publieirten Un- 
tersuchungsresultaten der Prager Geologen (Zweiter Jahresbericht 
über d. Wirks. f. d. naturw. Durchforsch. v. Böhmen in d. J. 
1865 und 1866; Section für Geol. und Paläont. von Prof. Krescı 
und Custos Dr. Ant. Fritsch, Prag 1867) vielleicht ein erhöhtes 
Interesse gewinnen. Zum besseren Verständnisse der folgenden 
kurzen Mittheilung möchten einige Vorbemerkungen nicht über- 
flüssig sein. 

Es ist bekannt, dass der richtigen Eintheilung und Gliede- 
rung der Ablagerungen, welche der oberen Schichtenreihe der 
Kreideformation in Böhmen angehören, trotz der klassischen 
Arbeiten von Reuss und der ausführlichen Aufnahmen der k. k. 
geologischen Reichsanstalt immer noch erhebliche Schwierig- 
keiten im Wege stehen, über welche uns der neuerliche Ver- 
such von Worr keineswegs hinwegzuhelfen geeignet erscheint. 
Auch die böhmische Landesuntersuchung hat sich als erste geo- 
gnostische Aufgabe die Durchforschung der Kreidebildungen ge- 


796 


* 


stellt und seit ihrem kurzen Bestande und bei sehr beschränkten 
Geldmitteln bereits sehr Vieles gearbeitet und bedeutende Er- 
folge erzielt. Man muss diesen Leistungen, dem Eifer und der 
Umsicht der Prager Geologen die vollste Anerkennung zollen. 
Der freundlichen Unterstützung dieser Herren verdanke ich zu- 
meist meine rasche Orientirung in den verwickelten Verhältnissen 
der böhmischen Kreideablagerungen und es gereicht mir daher 
zur besonderen Freude, nach Beendigung meiner geognostischen 
Wanderungen bei der Schlussbesprechung mit Herrn Prof. Krkscı 
mieh zur Erklärung ermächtigt zu sehen, dass dieser landeskun- 
dige verdienstvolle Forscher mit meiner Auffassung, natürlich im 
Grossen und Ganzen, nunmehr einverstanden ist. 

Die Erscheinung, dass gewisse gleich- oder nahe gleichalte- 
rige Schichtencomplexe in verschiedenen Verbreitungsgebieten der 
Formationen nach Gesteinsbeschaffenheitl und organischen Ein- 
schlüssen oft sehr grosse Verschiedenheiten zeigen, welche das 
Erkennen ihrer geognostischen Gleichstellung erschweren, ist eine 
sehr verbreitete und allgemeine. Auffallender und seltener da- 
gegen ist es, dass eine solche Verschiedenarligkeit innerhalb der- 
selben Entwicklungsgebiete sich bemerkbar macht, und dass z.B. 
an einer Stelle kalkige Ablagerungen, an einem entgegengesetz- 
ten Orte in gleichem Niveau reine Sandsteinbildungen, jede mit 
gewissen paläontologischen Eigenthümlichkeiten, welche eben mit 
der verschiedenen Beschaffenheit des die Sedimente erzeugenden 
Gewässers gleichen Schritt halten, vorkommen. Am sonderbar- 
sten gestalten sich diese Verhältnisse, wenn unmittelbar benach- 
barte Gesteinslagen von gleichem Alter in so abweichender Ent- 
wicklung auftreten, dass ihre geognostische Identität kaum zu er- 
kennen ist. Dieses letztere Verhältniss stellt sich in den Kreide- 
ablagerungen Böhmens besonders häufig ein und erschwert in 
hohem Grade die richtige Deutung vieler Schichtenreihen. Es 
bedarf daher der grössten Vorsicht, aus petrographischen Ver- 
hältnissen Schlüsse zu ziehen, da sowohl petrographisch gleiche 
Gesteine sehr verschiedenen geognostischen Horizonten angehö- 
ren, als auch die nach Gesteinsbeschaffenheit ganz verschiedenen 
Schichten gleichwohl sich in ihrer geognostischen Stellung genau 
entsprechen können. 

Dazu kommt als weiterer erschwerender Umstand noch der 


197 


Mangel an organischen Einschlüssen in oft mächtigen Schichten- 
reihen und die wenigstens theilweise Verschiedenheit der Fauna 
gleicher Bildungen, wenn sie aus ungleichem Material bestehen. 
Es führt desshalb nur das oleichheitliche Zusammenfassen und 
Berücksichtigen aller bestiimmenden Verhältnisse zum richtigen 
Verständnisse des Schichtenbau’s. 


Ich versuche nun zuerst die Ergebnisse meiner Beobachtun- 
gen in folgendem Normalprofil darzustellen, an weiches ich dann 
einige weitere Erläuterungen anfügen werde. 


Plänerbildungen in Böhmen. 


I. Obere Stufe: Oberpläner (Stufe der Belemni- 
tellen) (Craie blanche). re 


1) 


2) 


Oberpläner-(Quader-)Sandstein: 
Schneeberg-Schichten mit Ostrea la- 
ciniata; Asterias Schulzi, Rhyncho- 
nella octoplicata , 
u. Ss. w. 
Öberplänermergel: Priesener Schich- 
ten, Baculitenmergel Baculites 
anceps, Micraster cor angui- 
num, Inoceramus Cuvieri, Scaphites 
(Amm.) Cottai, Ananchytes ovatus, 
Lima Hoperi u. s., w. 


inoceramus Üripst 


mit 


II Mittlere Stufe: Mittelpläner (Stufe der Znoce- 


>) 


4) 


ramus Brongniarti und labiatus (my- 
tiloides) (Craie marneuse et Jjaune 
Touraine et Assise a Inoceramus labia- 


tus). 


Mittelplänermergel und Kalk: Hun- 


dorf-Strehlener Schichten mit Scaphi- 


tes Geinitzi, Micraster cor te- 
studinarium, Ammonites Neptuni, 
peramplus ; Spondylus spinosus, ere- 
bratula semiglobosa, Terebratulina ri- 
geda, Ostrea semiplana , Inoceramus 
Brongniarti, Klytia Leachi u. s. w. 
Mitterplänergrünsandstein: Mall- 
nitzer Schichten mit Ammonites Wool- 
A. peramptus, gvosser Ostrea 
columba, Ahynchonella alata,, Magas 
Geinitzi u. Ss. w. 


gari, 


Jura der Kisslings- 


walder-Schichten. 


Vereinigt: 


Chlomecker- u. Qua- 
dersandstein 
Grossthal. 

No.9 u. 7 der Prager 
' Geologen (S.45 Zw. 


von 


Jahresb. d. n. U.- 
Böhmens'. 
No. 8 der Prager 


geogn. Gliederung 


(line) 


No. 5, ce. Teplitzer 
Pläner (l. c.) Weis- 
senberger Pläner 
z. Th. 


No. 5, b. Grünsand- 
stein von Malnic 
(l. c.) Weissenber- 
ser Pläner z. Ih: 


BETTEN 


bie) 


5) Mitttierpläner-\a. Knollensandstein: No. A Königswalder- 
(Quader-)Sand-| Libocher- Schichten und 
stein: Tyssawand-| Schichten. No. 3 sandige Pläner- 
schichten mit /noce- \ schichten von Mel- 
ramus labiatus,(| b. Wohlgeschichte- nik u. Mühlhausen. 


Rhynchonella\ ter Mergelsand- 
Cuvieri, Ostrea\ stein:Melniker 


columba u. Ss. W. ' Schichten. 
III. Untere Stufe: Unterpläner (Stufe des Pecten No. 5, a. Weissenber- 
asper) (Uraie glauconieuse ). ser Pläner z. Th. 
6) Unterpläner -Mergel und Haupt- EICH). 


gsrünsandstein mit Ostrea biauri- 
culata, Pecten asper, P. aequico- 
status, Ostrea columba u. s. w. 

7) Rudistenschichten von Koritzan No. 2 Korycaner- 
und Unterquadersandstein mit Ru- Schichten (I. c.). 
disten, Cidaris Sorigneti, Ostra cari- 
nata, ©. vesiculosa, Trigonia sulcata- 
ria u. S. W. 

8) Pflanzen-führende Schichten: Pe- No.1 Perucer-Schich- 
rutzer Schichten mit Cunninghamites ten. A. .e.). 
Oxycedrus. 


Die Plänerschichten (ohne Rücksicht auf die petrogra- 
phische Beschaffenheit des Gesteins) beginnen im böhmischen 
Becken genau wie bei Niederschöna in Sachsen und am Schutz- 
fels bei Regenshurg in Bayern, mit Pflanzen- und Süsswasser- 
muscheln-führenden Sandstein- und Schieferthon-Zwischenlagen, 
welche letztere vorzugsweise Pflanzenreste und Kohle enthalten. 
Diese die Unebenheiten der älteren Unterlage ausfüllenden Nieder- 
schläge sind bloss örtlicher Natur. Sie fehlen an vielen Stellen 
oder werden meist durch ziemlich mächtige, mehr oder weniger 
grobkörnige, weissliche Sandsteinschichten, wie vor dem Straucher 
Thor am weissen Berg bei Prag ersetzt. Da jede Andeutung 
älterer Glieder der Kreideformation (Galt)-in Böhmen fehlt, und 
die eben genannten Schichten auf's engste den höheren, den Ce- 
nomanschichten gleichstehenden Ablagerungen sich verbinden, so 
dürfte deren Zugehörigkeit zu dem oberen Stockwerke der Kreide- 
oder Procänformation nicht in Zweifel zu ziehen sein. Wahr- 
scheinlich nehmen die Pflanzenlager im südlichen Frankreich (Ar- 
giles ligniteuses de l’ile d’Aix) einen annähernd gleichen Hori- 
zont ein. An vielen Stellen machen conglomeratarlige Lagen voll 


799 


Brauneisensteinkörner und -Putzen oder kalkige und mergelige 
Trümmergesteine, wie der Muschelfels bei Koschütz in Sachsen 
und am Hohenstein bei Plauen den Anfang oder liegen doch in 
den tiefsten Schichten, wie bei Koritzan, wo das oft dichte kalkige 
Gestein sehr zahlreiche, prächtig erhaltene Thierreste umschliesst. 
Bei der Mühle unfern Kl.-Herrndorf fand ich ganz dieselbe Fauna 
von Koritzan im kalkigen Sandstein deutlich über einem eisen- 
schüssigen Sandstein voll Kohlenputzen, der offenbar die Pflanzen- 
schichten repräsenlirt, und bei Tuchomeritz über einer mächtigen 
Sandsteinbildung (Fegsand) mit kohligen Theilchen,. Im Allge- 
meinen nimmt dann auch die Rudistenschicht eine Stellung ober- 
halb der Pflanzenschichten ein, wo diese fehlen, legen sich jene, 
wie bei Schwarzochs, unmittelbar auf das ältere Gebirge. 

Theils feste, nach oben weiche, knollige, Glaukonit-reiche 
Sandsteine mit weissen Algen-ähnlichen Zeichnungen, theils mäch- 
lige Quadersandsteine kennzeichnen die oberen Lagen des Unter- 
pläners in Böhmen. Hier findet man die Cenomanarten den tie- 
feren Lagen mehr zertreut: Osirea Columba, O. biauriculata, O. 
conica, O. carinata, Cardium hillanum, , C. productum, Nautilus 
elegans, Ammonites navicularis, Inoceramus striatus, Pecien elon- 
gatus, P. aequicostatus, P. acuminaltus, P. phaseola (P. decipiens 
Reuss) u. s. w. Soweit die bisherigen Erfahrungen reichen, ist 
eine weitere Gliederung dieser Schichten, obwohl sie petrogra- 
phisch angedeutet zu sein scheint, nicht auszuführen, Den Schluss 
nach oben macht eine gering mächtige, aber constante graue, 


durch Verwitterung gelbliche, weiche Mergellage, die sehr arm an 


organischen Einschlüssen und nur kleine Exemplare von Östreen 
(0. biauriculata, conica, lateralis) lielerte. 

Dass dieser Schichteneomplex nach diesem Nachweis dem 
unteren Pläner, dem Grünsand von Essen, der Tourtia, den Ce- 
nomanschichten in Frankreich und Upper Greensand in England 
entspricht, bedarf wohl keiner weiteren Ausführung. 

An mehreren Orten, namentlich in dem Steinbruch von 
Tuchomeritz (sehr deutlich) und am Ostrande im Iserthale bei 
K.-Skal unfern Turnau bei der Krizekmühle und am Ostausgang® 
des Eisenbahntunnels bei Lauzek beobachtete ich über den bisher 
besprochenen Grünsand- und Mergellagen eine 5—-25' mächtige 
graue Mergelbildung mit Kalkconcretionen, welche an meist weiss- 


‚860 


schaligen Muscheleinschlüssen sehr arm ist. Relativ häufiger sind 
nur Inoceramen-Überreste, deren Formen ich nur der Art des 1. 
striatus und labiatus anreihen kann. Durch Verwitterung gelb und 
erweicht ist dieser Mergel in vielen Eisenbahneinschnitten bei Bisitz 
blossgelegt. An anderen Stellen, wie bei Kl.-Herrndorf, bei Pe- 
rutz, Lippenz, am weissen Berg bei Prag (unterhalb der Kapelle) 
nehmen wonlgeschichtete, graue, dunkelfleckige Mergelschiefer, 
welche durch Zersetzung intensiv gelb werden und an Gewicht 
und Härte auffallend abnehmen, die Stelle über dem typischen 
Unterpläner ein. Ihre kleine Fauna weist z. Th. noch deutlich 
auf Cenoman-Arten hin; Pecten notabilis (— P. comela), Cidaris _ 
aff. subvesiculosa, Ostrea lateralis, Avicula anomala, Lima elon- 
gata, während zugleich Inoceramus labiatus mit vorkommt und 
den engeren Anschluss an die höheren Schichten vermittelt. 

Nach Oben werden diese nur geringmächtigen Mergelschiefer 
dicker, kalkiger und gehen in den meist sehr mächtigen sogen. 
Plänersandstein über, der, zu Bauzwecken brauchbar, in zahl- 
reichen Steinbrüchen gewonnen wird. Kalkige Concretionen, die 
mit dem Nebengestein innigst verwachsen sind, zeichnen diese 
oberen Lagen petrographisch aus. Ausser Inoceramus labiatus 
führt das Gestein fast keine anderen organischen Überreste. Es 
bildet einen grossen Theil des unter der Bezeichnung Opaka in 
den grossen Steinbrüchen am weissen Berg gewonnenen Bau- 
materials mit Inoceramus labialus, über welchem als Abraum 
dünngeschichtete und weichere Schichten aufgelagert sich zeigen. 
Die gleichen Schichten fand ich an der Strasse bei Kl.-Herrndorf, 
in dem Steinbruche am Westgehänge daselbst, bei Tuchomeritz, 
Horomeritz, hinter dem Schloss bei Perutz, unterhalb Lippenz, 
bei Lemich, in der Thalsohle bei Weberschan bis gegen Hradeck, 
an dem Elbufer unterhalb Melnik, von welcher sehr gut ent- 
blössten Fundstelle diese Schichten passend als Melniker Schich- 
ten bezeichnet werden können. Bei Kl.-Skal geht das gleiche 
Gestein an der Elbe abwärts an dem Ufer ölters zu Tage aus, 
wie es in Sachsen in dem Abraum der grossen Steinbrüche bei 
Welschhufa, Rippchen und besonders bei Eutschütz vorkommt, 
während es bei Pirna bereits in eine mehr oder weniger reine 
Sandsteinbildung übergeht (Bildhauersandstein oder Mitterquader- 
sandstein). 


801 


Nach oben werden diese kalkreichen Schichten kieselreicher 
-» und sandiger, wie wir solche knolligkieseligen Gesteine in dem Was- 
serriss bei Liboch über den oben erwähnten Melniker Schichten 
aufgesetzt finden Knollige, kieselige Ausscheidungen, selbst. in 
Form von Hornstein und die der Spongia saxonica enisprechen- 
den Concretionen sind darin besonders häufig. Ausser spärlichen 
Inoceramen, die z. Th. /. labiatus angehören, z. Th. I. Brong- 
niarti entsprechen und dicke Rhynchonellen (R. Cuwvieri), Ostrea 
vesicularis v. ancella, grosse ©. columba sind andere organi- 
sche Einschlüsse grosse Seltenheiten. Diese knollig - sandige 
Facies, welche genau dem sog. Knollensandstein der Winzerberg- 
Schichten bei Regensburg entspricht und ihr Analogon in Sachsen 
in den oberen hornsteinreichen Lagen der Plänersandstein-Stein- 
brüche besitzt, mag von der typischen Entwicklung bei Liboch 
als Libocher Schichten bezeichnet werden. In ähnlicher Weise 
treten diese Schichien auch im Thale von Weberschan unfern 
Laun zu Tag und beherbergen eine Pflanzen-führende, graue, tho- 
nige Zwischenschicht voll Schwefelkies, wie ich sie auch oben in 
dem Libocher Wasserriss beobachtete. Am weissen Berg ist 
diese Bildung untrennbar mit den tieferen Lagen verbunden, 
Nach oben folgen bei Liboch grobkörnige, kalkige und kie- 
selige Sandsteinbänke. Zuletzt schliesst die Bildung sich an einer 
kalkigen, grobkörnigen Sandsteinschicht ab, welche mit Rhyncho- 
nella alata (vespertilio), Magas Geinitzi, grosser Ostrea columba, 
Arca etc., selbst mit Glaukonitkörnchen erfüllt ist und bereits der 
Mallnitzer Schicht entspricht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass 
die mächtige reine Sandsteinbildung im Thale des Wrutitzer Bachs 
zwischen Elbe und Iser, welche in ihren Felsformen ganz den 
Typus der Felsen der sächsischen Schweiz nachahmen und welche 
ich unter Krescıs Führung kennen lernte, nur eine rein sandige 
Facies der Libocher Schichten darstellen und nicht mit den sog. 
Isarsandstieinen, zu welchen sie die Prager Geologen rechnen, 
zusammengestellt werden dürfen. Man könnte sie als Sandstein- 
Facies der Libocher Schichten noch insbesondere durch die Be- 
zeichnung Kranzecker Sandstein hervorheben. Diese Auffassung 
wird durch das Vorkommen zweier kalkigsandigen Bänke in den 
hangendsten Lagen dieses Sandsleins, welche neben der Fauna 


der eben erwähnten Rhynchonellen-Schicht im Libocher Graben 
Jahrbuch 1867. Sl 


— m 
a 


ERI er Bu” 


802 


noch Callianassa antigqua und Ammonites peramplus, A. Weol- 
gari, Arcen, grosse Ostrea columba enthalten und sich dadurch 
den Iser- oder Kieslingswalder- Schichten annähern, wesentlich 
bekräftigt. Ich sah diese Schichten in dem Seitenthälchen zwi- 
schen der Kranzecker Mühle und dem Dorfe Nebuzel deutlich 
über dem Sandstein und dem Mergel des oberen Pläners einge- 
lagert. Wir gewinnen hierdurch einen topischen wie paläontolo- 
gischen Übergang der im Westen deutlich geschiedenen, ostwärts 
eng verbundenen Schichtensysteme, dort als Mallnitzer- und Hun- 
dorier-Schichten, hier als Iser- oder Kieslingswalder-Schichten.- 

Die Prager Geologen haben die bisher betrachteten Schich- 
tencomplexe über dem cenomanen Unterpläner, über dessen Stel- 
lung wohl keine Controverse besteht, unter der Bezeichnung: 
sandige Plänerschichten bei Melnik.und Mühlhausen, Königswalder 
Schichten und Weissenberger Pläner eingeführt und in verschie- 
denen Horizonten übereinander gestellt. In dem Weissenberger 
Pläner sind aber zugleich auch noch höhere Schichtenglieder, wie 
wir später sehen werden, enthalten; nur die tiefsten Lagen ent- 
sprechen unserer Stufe, von der die anderen unterschiedenen 
Schichten nur Entwicklungs-Formen (Facies) darstellen, also nicht 
über einander, sondern neben einander lagern. 

Wir gelangen nun zur näheren Betrachtung einer Schichten- 
reihe, welche bisher sehr verschiedenartig aufgefasst wurde. Zu- 
erst lenkte Reuss die Aufmerksamkeit auf dieselbe, und zählte 
sie als Grünsandstein von Mallnitz und Laun (Tschenschitz, 
Semich) und als Exogyrensandstein wegen Gesteinsähnlichkeit 
und Analogie der organischen Einschlüsse als Cenomanschichten 
dem unteren Quader zu. Auch in der neuesten Publication (in 
SÄschnERS „leplitz und die benachbarten Curorte, 1867«)‘ hält 
Reuss an dieser Auffassung fest, obwohl Rominser in einer aus- 
gezeichneten Arbeit über die Kreideschichten bei Laun (N. Jahrb. 
1847, S. 642) bereits das Irrthümliche dieser Annahme klar nach- 
gewiesen hatte. Es hält nicht schwer, sich an Ort und Stelle 
von der Stellung zu überzeugen, welche diesen Schichten ange- 
wiesen werden muss, da die Aufschlüsse zwischen Lippenz und 
Mallnitz an Klarheit nichts zu wünschen übrig lassen. Man kann 
Schritt für Schritt, Schicht für Schicht die directe Aufeinander- 
lagerung der Schichten beobachten, wenn man von den tiefsten 


803 


Pflanzen-führenden Schichten des Unterpläners in der Thalsohle 
unterhalb des Dorfes Lippenz zu dem unteren Quadersandstein, 
der mergeligen Zwischenschicht, dann zu dem in einem grossen 
Steinbruche entblössten, Inoceramus labiatus führenden Mittel- 
plänersandstein aufsteigt und am Thalgehänge gegen die Hasina- 
mühle for:schreitend beobachtet, dass hinwiederum die glaukoni- 
tischen Kalksandsteinlagen und sandigen Kalke, welche Reuss von 
dieser Localität als Typus der Mallnitzer Grünsande und Exo- 
gyrenschichten beschreibt, unmittelbar dem eben genannten Mittel- 
plänersandstein aufruhen. Diese klaren Lagerungsverhältnisse, 
die durch keine Verwerfung getrübt sind, allein würden genügen, 
die fraglichen Schichten einem höheren Horizonte über den von 
Reuss gleichfalls als Plänersandstein beschriebenen Schichten im 
Hangenden des unteren Pläners oder Quaders zuzuweisen. Auch 
die Fauna ist eine entschieden jüngere als die der Cenomanbil- 
dung: Rhynchonella alata, Magas Geinitzi, Ammonites peramplus, 
A. Woolgari (nicht A. rotomagensis), Lima multicostata, Arca 
glabra (Rss.), Cardium hillanum, C. dubium, Panapaea Gurgitis, 
Lucina circularis, Pleurotomaria linearis (Rss.) u. v. a. nn 
deutlich genug. 

Diese Schichten senken sich an dem Gehänge in NW.-Rich- 
tung allmählich in ununterbrochen fortlaufenden Gesteinsbänken 
bis zur Thalsohle, wo sie zunächst unterhalb der Hasinamühle die 
unmittelbare Unterlage einer neuen Schichtenreihe hellgrauer, mer- 
gelig kalkiger Gesteine ausmachen, welche durch alle charakte- 
ristischen Versteinerungen sich als Hundorfer Schichten zu er- 
kennen geben. Der Aufschluss ist augenscheinlich und klar und 
eine Missdeutung nicht zulässig. Ganz dieselbe directe Über- 
lagerung beobachtete ich aber auch an zahlreiehen anderen Punc- 
ten, am Egerufer gleich unterhalb Laun, an der Ziegelhütte bei 
Leneschitz am Fusse des Rannay-Bergs, am Thalgehänge bei 
Tschenschitz u. s. w. 

In ihrer weiteren östlichen Verbreitung habe ich dieselbe 
Mallnitzer Schicht bereits in dem Wassergraben über dem Knol- 
lenplänersandstein bei Liboch und deren östliche Facies unter- 
halb des Dorfes Nebuzel erwähnt. Die Schicht ist leicht und 
sicher zu erkennen und ein wahrer Leithorizont für die Kreide- 
bildungen nicht bloss in Böhmen, sondern auch in Sachsen, wo 

51* 


WE ET EEE 


804 w 
ich sie als Copitzer Schicht bezeichnete und für die Regensbur- 
ger Ablagerungen in Bayern. wo sie am Eisbuckel und ober- 
halb der Seidenplantage eine reiche und mit der böhmischen 
übereinstimmende Fauna beherbergt. 

Ehe ich von den Veränderungen, welche diese Gesteinslage 
in ihrer weitaus südlichen und östlichen Verbreitung erleidet, 
einiges Weitere berichte, wird es zweckdienlich sein, an die ihr 
unmittelbar auflagernden sog. Hundorfer Mergel (Plänerkalk) 
nur mit wenigen Worten zu erinnern, da ja bezüglich deren 
Stellung und Identität mit den Strehlener Schichten bei Dresden, 
sowie der ungefähren Parallele mit der französischen Craie mar- 
neuse a Micraster cor testudinarium und de Villedieu fast völ- 
lige Übereinstimmung herrscht. Die Fauna dieser Schichten ist 
durch die vortrefflichen Arbeiten von Gemıtz und Reuss vollstän- 
dig bekannt. 

Verfolgt man nun die beiden letztgenannten Schichtenreihen 
von ihrer typischen Entwickelung im Westen an dem Egerufer 
bei Laun und Umgegend zunächst südwärts, so erfolgt ziemlich 
rasch eine Umänderung in die Gesteinsfacies der unterlagernden 
sog. Plänersandsteine, so dass z. B. am weissen Berg bei Prag 
sämmtliche Schichten oberhalb des Unterpläners bis zu den höch- 
sten dort vorhandenen Schichten in einer petrographisch fast völlig 
gleichen Gesteinsfolge auftreten, nur dass die tieferen Schichten 
(mit Inoceramus labiatus) durchschnittlich diekbankiger, die höhe- 
ren dünnschieleriger und zuobersi weich und mergelig werden. 
Die Armuth an Versteinerungen in den Steinbrüchen des weissen 
Bergs ist bekannt. Was von dort in die Sammlungen kömnit, 
wird meist von den Arbeitern aufgehoben, ohne dass die rela- 
tive Lage des die Versteinerung einschliessenden Gesteins be- 
kannt ist.. Man kennt vom weissen Berg die charakteristischen 
Versteinerungen des Mittelplänersandsteins (Inoceramus labiatus), 
der Schichten vom Alter des Mallnitzer Grünsandsteins (Ammo- 
nites Woolgari. A. peramplus, Rhynchonella alata, Magas Gei- 
nitzi) und der Hundorfer Mergel (Klytia Leachi, Schuppen von 
Asmeroides lewesiensis). Bei meinem mehrmaligen Besuch der 
Steinbrüche glückte es mir, in den lediglich die tiefsten Lagen 
abbauenden Steinbrüchen /noceramus labiatus aufzufinden und in 
den hängendsten weichen Mergeln der höchst gelegenen Stein- 


805 


brüche die ganze Foraminiferenfauna und auch Fischreste der 
Hundorfer Schichten wieder zu erkennen. Im Abraum der die- 
sem Foraminiferenmergel zunächst unterbreileten dünngeschich- 
teten Lagen endlich traf ich ein deutliches Fragment von Am- 
monites Woolgari. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Reste 
von Klytia Leachi gleichfalls nur in diesen höchsten Lagen vor- 
kommen. 

Soviel scheint mithin aus diesen Beobachtungen gefolgert 
werden zu dürfen, dass die petrographisch ziemlich gleichen, 
sehr mächtigen Gesteinsschichten des weissen Bergs nicht einer 
einzelnen Stufe zugerechnet werden dürfen, sondern einem gan- 
zen Complex von verschiedenen Stufen entsprechen und zwar 
von den Schichten mit Inoceramus labiatus bis hinauf zu den 
Hundorfer Mergellagen in der Gesteinsfacies des sog. Pläner- 
sandsteins. Wenn daher die Prager Geologen eine bestimmte 
Stufe des böhmischen Pläners als Weissenberg-Schichten 
bezeichnen, so ist diess nach dem Vorausgehenden nicht zulässig 
und muss abgeändert werden. 

Schreiten wir in unserer Untersuchung nun weiter nach 
Osten fort, so finden wir die Facies der sog. Plänersandstein- 
Entwicklung namentlich der Hundorfer Schichten, wie sie in iso- 
lirter Stellung auch zunächst neben der typischen in den Stein- 
brüchen von Hradeck unfern Laun zu beobachten ist, sehr schön 
in den grossen Steinbrüchen des Dorfes Wehlowitz bei Melnik 
mit reichen Klytia- und Fisch-Einschlüssen, aber noch bereichert 
mit einer z. Th. glaukonitischen Gesteinsbank in den han- 
gendsten Schichten, welche von grosser Wichtigkeit und Bedeu- 
tung wegen ihrer weiteren, nach Osten zunehmenden Entwick- 
lung ist. Wie mir Prof. Krescı mittheilte, wurden sie als Stell- 
vertreter der Mallnitzer Schicht angesehen. Sie enthalten haupt- 
sächlich Trigonia limbata, Panopaea Gurgitis unter vielen an- 
deren und Callianassa antiqua und stimmen aufs genaueste mit 
den Lagen überein, welche bei Regensburg mit gleichen Ver- 
steinerungen den Callianassenkalken auf's engste sich anschlies- 
sen und als eine obere Abtheilung des Hundorfer Schichtencom- 
plexes aufzufassen sind. Sie scheinen «den Hauptcharakter der 
östlich mächtigen Kieslingswalder Stufe zu repräsentiren. 

Es kommen nämlich noch weiter ostwärts die Mallnitzer 


Bu var ia mi er bene ee A „Velen ae eh > ee en 


‚806 


"Schichten, die Hundorfer Lagen und diese hangenden Bänke von 


Wehlowitz (Wehlowitzer- oder Callianassen-Bänke) in einem ziem- 
lich gleichartig kalkigen Sandstein auf's engste verbunden, gleich- 
sam zu einem einzigen Schichtencomplex vereinigt in grosser 
Mächtigkeit vor. Die Eisenbahn hat diese Schichten bei Jung- 
Bunzlau und Turnau an zahlreichen Anschnitten blossgelegt und 
eine Menge Petrefacten zu Tage gebracht. Auch in natürlichen 
Entblössungen bei Turnau, namentlich an der Strasse oberhalb 
des Dorfes Dallimeritz und an den Isarufern oberhalb Turnau, 
ganz insbesondere an den Steilgehängen vom Dorfe Lauzek auf- 
wärts gegen Beseditz findet man Gelegenheit genug, diese in- 
teressanten Lagen und ihren ungewöhnlichen Reichthum an or- 
ganischen Einschlüssen zu untersuchen. Diese, wie mir scheint, 
vereinigte kalkige Sandsteinlacies der Mallnitzer, Hundorfer und 
Wehlowitzer Schichten stimmt nach Gesteinsbeschaffenheit, Lage- 
rung und Fauna so vollständig mit den Kieslingswalder Schichten 
überein, dass beide einer Entwicklungsform des mittleren Pläners 
zugerechnet werden müssen, welcher sich auch die bekannten 
versteinerungsreichen Kreibitzer Schichten unmittelbar an- 
schliessen. Es ist indess nicht unwahrscheinlich, dass es bei ge- 
nauer Aufsammlung der Schicht für Schicht gesondert gehaltenen 
Versteinerungen gelingt, die gleiehsam verschmolzenen Einzeln- 
faunen wieder zu erkennen. Es ist besonders hervorzuheben, 
dass in diesen Lagen die Ostrea columba in sehr grossen Exem- 
plaren, wie bei Mallnitz, bei Turnau in grosser Menge vorkommt, 
wie denn diese Species überhaupt in den verschiedensten Stufen 
des Pläners immer wiederkehrt von den tieferen Cenomanschich- 
ten bis zum oberen Pläner, ohne dass man einen constanten Un- 
terschied bei diesen Formen auffinden kann. 

Die schönen Profile an dem Egerufer bei Priesen, an der 
Ziegelhütte bei Leneschitz am Fusse des Rannaybergs lehren uns 
die deutlichste Auflagerung der sog. Priesener- oder Baku- 
litenschichten über dem Hundorfer Mergel kennen. Es ist 
allerdings schwierig, die Grenze zwischen beiden Gebilden genau 
festzustellen. Indessen sind die Priesener Schichten im Allge- 
meinen dunkler gefärbt und erfüllt von rostigen Thierüberresten, die 
aus verkiesten Exemplaren durch Zersetzung entstanden sind. 
Die Fauna ist überdiess eine völlig verschiedene. und weist auf 


807 


den Horizont des Micraster cor anguinum hin. Diese Schichten 
werden ostwärts lichtfarbiger und versteinerungsärmer. In dieser 
Art erscheinen sie öfter auf den Bergen östlich der Elbe und 
den Höhen bei Turnau, Jung-Bunzlau etc. 

In ähnlicher Weise verhält sich diese Schicht in Sachsen, 
sowie in Böhmen bei Kreibitz, auf der oberen Terrasse des 
Schneebergs, wo ihre obere Grenze gegen den auflagernden 
Sandstein einen ausgezeichneten Wasserhorizont mit vielen Quellen 
andeutet. Im Osten bei Kl.-Skal unfern Turnau treten bei der 
stark nach Osten ansteigenden Schichtenlage diese Mergel erst 
hoch oben an den Berggehängen am Fusse der hier aufgesetzten 
Sandsteinfirsten bei den Dörfern Borek und Woderad und in den 
Wassergräben bei dem Dorfe Beseditz zu Tag, senken sich west- 
wärts bis Turnau fast bis zum Niveau des Isarthals (Billa bei 
Turnau), um dann wieder in muldenförmiger Anbiegung auf die 
Höhen der Bergplatten, welche als natürliche Festungen sich längs 
des südlichen Isarufers hinziehen, bei Jung-Bunzlau hinaufzustei- ° 
gen. Hier sind die Sandsteinbänke denselben aufs 
deutlichste auigelagerti. So sieht man auf das unzweifel- 
hafteste den Sandstein von Gr.-Skal mit seinen pittoresken Fels- 
formen in den Wassergräben oberhalb des Badeortes Wartenberg 
und oberhalb der Müble Padhag bei Turnau den Mergelschichten 
aufgelagert. Es ist diess dasselbe Verhältniss, wie ich es in 
Sachsen für den oberen Quadersandstein nachgewiesen habe, 
dessen Stellung die Sandsteinfelsen von Gr.-Skal ganz genau ent- 
sprechen. Die Theorie, dass die am Fusse dieser Sandsteinbil- 
dungen wahrnehmbaren Mergel bloss angelagert seien, ent- 
behrt jeder thatsächlichen Begründung. Mit dem reactivirten 
oberen Quadersandstein Sachsens gewinnt der gleichstehende 
Sandstein der Schneebergkuppe und des von den Prager Geo- 
logen unter der Bezeichnung Gr.-Skaler Sandstein einem 
tieferen geognostischen Niveau zugetheilten Sandsteins ein er- 
höhtes Interesse. 

An sich äusserst versteinerungsarm erlangt dieser obere 
Quadersaudstein gleichwohl auch eine grosse paläontologische 
Bedeutung durch die Entdeckung versteinerungsreicher Schichten, 
welche Dr. Frirsch am Chlomecker Berge ausgebeutet hat. Ich 
habe nach der Mittheilung dieses eifrigen Forschers die wichtigste 


808 


Fundstelle am Chlomecker Berge in zahlreichen Steinbrüchen un- 
tersucht. Es wechsellagern hier namentlich in den Steinbrüchen 
und Wasserrissen des Dorfes Winaritz und bei Chlomeck die 
obersten Schichten des Bakulitenmergels mit den tiefsten Bänken 
des oberen Quadersandsteins und diese Grenzschichten sind es, 
in welchen sich eine höchst interessante Meeresfauna vorfindet. 
Ohne den paläontologischen Errungenschaften der Prager Geo- 
logen aus diesen sog. Chlomecker Schichten vorzugreifen, 
glaube ich unter diesen organischen Einschlüssen als das Wich- 
tigste das Vorkommen von Ostrea laciniata, O. vesicularis, Aste- 
rias und eine Belemnitella hervorheben zu dürfen, welche diesen 
Sandsteinschichten ihre Stelle in dem Horizont der obersten Glie- 
der der Kreideformation anweisen. 

Ich möchte diese wenigen Bemerkungen nicht schliessen, 
ohne, obwohl nicht ohne Bedenken, einen Gegenstand anzuregen, 
der sich auf die Bezeichnungsweise der innerhalb des Verbrei- 
tungsgebietes einer eigenthümlichen und nahe übereinstimmenden 
Entwicklung der oberen Schichten der Kreide- oder Procän- 
formation in Sachsen, Böhmen, Mähren, Schlesien und im nörd- 
lichen Bayern (bei Regensburg und Passau) bezieht. Wer je- 
mals sich mit dem Studium dieser Bildungen befasst hat, wird 
ebenso die Dringlichkeit einer passenden und allgemein gebräuch- 
lichen Bezeichnungsweise gefühlt haben, als von der fast bis zur 
Confusion gesteigerten Verschiedenartigkeit der Benennungen un- 
angenehm berührt worden sein. Ich darf nicht erst erwähnen, 
wie die üblichen Bezeichnungen, die fast von jedem Einzelnen 
anders verwendet werden, uns mehr verwirren, als zurecht- 


‘weisen, weil bald nach Gesteinsbeschaffenheit, bald nach Lage- 


rung dieses oder jenes Wort verwendet wurde. Wir bedürfen 
zum gegenseitigen Verständnisse einer durchgreifenden Nomen- 
clatur, über die wir uns zu verständigen haben. Die französi- 
schen Bezeichnuugen sind umsoweniger anzunehmen, als sie an 
sich, wenigstens für die obersten Schichtenabtheilungen von p’OR- 
BIGNY nicht bestimmt markirt, von den französischen Geologen 
selbst nicht mehr verwendet werden. Da das Wort Kreide 
schon im gewöhnlichen Leben, eine viel zu enge und be- 
stimmte Bedeutung gewonnen hat, welche sich auf die Gesteins- 
beschaffenheit bezieht, so ist es für die nicht in Kreideform ent- 


809 


wickelten Gebilde ausserhalb eines gewissen Verbreitungsgebietes 
der Formation, die man vom allgemeinen Standpuncte aus die 
Procänformation nennen kann, gegen die Natur, auch die 
nicht kreideartigen Schichten Kreide zu nennen. Auch Quader 
scheint mir weder naturgemäss, noch passend. Auf der anderen 
Seite scheint es im höchsten Grade gewagt, das vielfach ge- und 
missbrauchte Wort Pläner dafür einzusetzen. Und doch erweist 
sich dieses als die einzige zweckentsprechende Bezeichnungs- 
weise, wenn wir uns nur von der dem Wort ursprünglich an- 
haftenden Vorstellung einer bestimmten petrographisehen Beschaf- 
fenheit emancipiren wollen. 

Wie wir unter Keuper, Lias u. s. w. jetzt ganze Schich- 
tencomplexe zusammenfassen, die zu der petrographischen Be- 
schaffenheit der Gesteinslagen in keiner Beziehung mehr stehen, 
obwohl ursprünglich mit diesen Benennungen örtlich die Vor- 
stellung einer gewissen petrographischen Beschaffenheit verbun- 
den war, so möchte auch das Wort Pläner ohne jeden petro- 
graphischen Beigeschmack geeignet sein, auf alle die der Gesteinsbe- 
schaffenheit nach vielleicht heterogensten Bildungen, welche je- 
doch ein geognoslisch zusammengehöriges Ganzes ausmachen, aus- 
gedehni zu werden. 

Obwohl das Bedenkliche der Erneuerung dieses Vorschlags, 
der factisch schon öfters versuch® wurde, mir vollständig klar 
ist, so scheint mir doch das Dringliche einer gemeinsamen Ver- 
ständigung zu. gross, um nicht diesen Gegenstand aufs Neue 
anzuregen. Wir dürfen nur einmal consequent anfangen, das 
Wort Pläner ohne Beziehung auf die Gesteinsbeschaffenheit in 
Anwendung zu bringen, so wird mit der Zeit der frühere, viel- 
leicht unrichtige Gebrauch dieser Bezeichnungsweise fallen und 
der Pläner gewinnt dasselbe geognostische Bürgerrecht, wie es 
Keuper, Lias, Dogger, Neocom, Galt bereits erlangten. 

Ich habe in der vorausgehenden Skizze die Bezeichnungs- 
weise in diesem Sinne anzuwenden mir erlaubt und wage auf 
die Zustimmung meiner Fachgenossen zu hoffen. 


> ii a ln Zn = 0 


ee 
2 
> 
a, 


Über die Krystallform des Kryolith's 


von 


Herrn Dr. M. Websky. 


Oberbergrath a. D., Privatdocent an der Universität Breslau. 


Hiezu Taf. VII. 


Bei der Durchmusterung eines grossen Vorrathes von grön- 
ländischem Kryolith in der chemischen Fabrik zu Goldschmieden 
bei Breslau fand Dr. Brsro von hier einige Exemplare dieses 
Minerals, welche auf Kluftwänden Bekleidungen von Krystallen 
erkennen lassen, so zwar, dass der unmittelbare Zusammenhang 
derselben mit den spaltbaren Massen ihrer Grundlagen ausser 
allem Zweifel ist und sie als Krystalle von Kryolith angesehen 
werden müssen: diese von dem Finder dem mineralogischen Mu- 
seum der- hiesigen Universität überlassenen Exemplare setzen 
mich in den Stand, die noch offene Frage über die Krystallform 
des Kryolith's zu beantworten; die von mir gemachten Beobach- 
tungen bestätigen durch direete Winkelmessung die von A. Des- 
coIZEAUX (Annales des mines, Bd. XI, p. 293) ausgesprochene 
Ansicht, dass die Annahme rechtwinkliger Axen für dieses Mi- 
neral unhaltbar sei. 

Öberflächlich betrachtet macht das Vorkommen den Eindruck 
einer glänzenden quadratischen Täfelung der Spaltenwände, welche 
in paralleler Anordnung sich über fast Quadratzoll-grosse Flächen, 
den spaltbaren Partien ihrer Grundlage entsprechend, ausdehnt; 
die einzelnen Tafeln, bis 5" Jang und breit, sind zuweilen eben, 
meist aber stark nach verschiedenen Richtungen gestreift und 
um so ausgedehnier, je weniger sie sich aus dem Niveau der 


811 


Spaltenwand hervorheben; in Fig. 3, Taf. VID) ist eine charakte- 
ristische Stelle des Vorkommens in etwa viermaliger Vergrösse- 
rung dargestellt. ; 

An einigen Theilen der Stufen gewinnen aber die Krystalle 
durch stärkeres Heraustreten aus der Spaltenwand einen säulen- 
förmigen Umriss bei 1” Breite und Dicke; sie erscheinen dann 
fast wasserhell, zeigen eine schwache Fluorescenz in. röthlich- 
violettem Licht, und. bieten, losgelöst von ihrer Unterlage, geeig- 
netes Material für eine krystallographische Untersuchung. 

Eine schwache Decke von Eisenoxydhydrat, in der eine 
grosse Menge mikroskopischer, wahrscheinlich auch aus Kryolith 
bestehender Krystalle eingestreut ist, löst sich leicht von den 
mit den Spaltenwänden zusammenhängenden Krystallen ab und 
hinterlässt die Oberfläche derselben glänzender, als sie bei den 
nicht von dieser Kruste bedeckten Krystallen zu sein pflegt, der 
Grad des Glanzes und die Ebenheit der Flächen genügt aber nur 
an den ausgewähltesten Krystallen, die Kantenwinkel auf 1—2 
Minuten genau zu messen; geeignetes Material ist hiefür über- 
haupt mur äusserst sparsam vorhanden, so dass es eigentlich nur 
an einem Krystall gelungen ist, die hinreichende Anzahl Ab- 
messungen zur Berechnung der krystallographischen Elemente 
aufzubringen. 

Was die Form der Krystalle anbelangt, so kommen sie den 
Contouren und Winkeldimensionen des Würfels und Cubooctae- 
ders des regulären Systems so nahe, dass man geneigt sein 
könnte, die aufkommenden Abweichungen von diesen auf Stö- 
rungen der Krystallbildung zurüchzuführen, wenn nicht das op- 
tische — zuerst von A. DescıoizEAux hierauf bezogene Verhalten 
eine andere Deutung dieser Abweichungen forderte; in der That 
führen meine Messungen auf Formen des ein- und eingliedrigen 
Systemes. 

Als Hauptform erscheinen drei fast rechtwinklig aufeinander 
stehende Flächen P, M, T den drei Spaltungsrichtungen entspre- 
chend, und zwar geht T dem vollkommensten blätirigen Bruche, 
M dem zweiten und P dem am wenigsten vollkommenen Bruche 
parallel; diese Schätzung der Qualität der Spaltungsrichtungen be- 
zieht sich aber nur auf ausgebildete Krystalle; in den spaltbaren 
Massen ist der der Fläche P entsprechende Bruch leichter her- 


s12 


zustellen als der parallel M, wahrscheinlich in Folge schaalen- 
artiger Zusammensetzung nach dem zweiten weiter unten be- 
schriebenen Zwillings-Gesetze. 

Ausser diesen herrschenden Flächen kommen noch Abstum- 
pfungen der Ecken und einiger Kanten vor; eine ideelle Com- 
bination aller beobachteten Flächen ist in Fig 1 in schiefer Pro- 
jection, in Fig. 2 in Projection auf P dargestellt. 

Die Neigung der drei Flächen M, T und P in der vorn- 
oben belegenen Ecke habe ich an dem für die Messung günstig- 
sten Krystalle: 


M|T = 91057 
a Per 
T|P = 90°2% gefunden. 


Es lag fast nahe, diese drei Flächen unmittelbar als Axen- 
ebenen zu betrachten und unter Vernachlässigung der nur 0°2 
betragenden Abweichung des Winkels T | P die Formen als zum 
dielino@drischen System gehörend zu behandeln, das bisher nur 
an künstlichen Krystallen des unterschweflichtsauren Kalkes 

— (a$ + 6H nach Mirscheruich 

beobachtet worden ist. Da aber die weiteren Abmessungen es 
wahrscheinlich machen, dass der Winkel 9002’ eher zu klein als 
zu gross angegeben ist, da ferner fast gleichzeitig an beiden 
Ecken der scharfen Kanten M | T, wo diese mit der Fläche P 
zusammenstossen, zwei sehr ähnliche Abstumpfungen r und | 
vorkommen, da schliesslich die Ebene der optischen Axen nahe 
parallel mit der längeren Diagonale der Fläche P belegen ist, so 
schien es zweckmässig, diese Anklänge an die Symmetrie des 
zwei- und eingliedrigen Krystallisations-Systemes nicht zu ver- 
nachlässigen; ich habe daher die Flächen M und P als Säulen- 
flächen aufgefasst und nur P als Axenebene beibehalten. 

Als weitere Grundlagen zur Berechnung der krystallographi- 
schen Elemente dienten die Abmessungen 


1|M = 124030' 
I P=EIMAUM, 
Setzt man nun die Längs-Axe = A, 


die Quer-Axe = B, 
die Haupt-Axe = C und ihre Einheitswerthe 
==) a;b, @ 


813 


ferner den positiven Schenkel von A nach Vorn, 
von B nach Rechts, 
von C nach Oben und nennt: 


nach Naumann: nach Weiss: nach A. DescLo1zEAUx : 
Mi AB ea bisne) == m 
1 ol Eee al) — t 
Bi = OR sn (09a: Soba: »e) == p 
(8) 
ee oa Wera — &, 


so it a:b:c — 0,696432 : 0,72054 : 1 
und im positiven Octanten (vorn-rechts-oben) 
der Axenwinkel zwischen C und B= a = 89%44'10" 
C und A = ß = 90°18'5" 
ai en er 
sowie die Winkel der Axenebene 
in der Axe A — 894411" 
B —= 90187" 
= 90a. 
Nach der Bezeichnung von A. DescLoizEAux ist die Primitiv- 
Form ein doppelt-schiefes Prisma von 91057‘, 
b:®:=h = 1000 : 999,029 : 997,421, 
der ebene Winkel der Basis = 915659, 
von m = 90%1’11”, 
von t =. 3002391, 


Bezüglich der Zuverlässigkeit der angeführten Dimensionen 
bemerke ich Folgendes: bei sehr vorwaltender Zwillingsbildung 
nach verschiedenen Gesetzen, jedoch mit der gemeinsamen Eigen- 
thümlichkeit, sehr flache Zwillingswinkel zu bilden, schien es ge- 
boten, die Grundlagen für die Elemente an einem geschlossenen 
Flächen-Complexe desjenigen Krystalls zu nehmen, welcher einen 
solchen Complex als frei von den Einflüssen der Zwillingsbildung 
möglichst zuverlässig erkennen liess, und bei mehrfacher Wieder- 
holung der Abmessung die geringsten Differenzen ergab, von der 
Aufstellung von Mittelwerthen aus abweichenden Resultaten an 
verschiedenen Krystallen aber zu abstrahiren, 

Dieser Complex fand sich an dem in Fig. 6 dargestellten 
_ Zwillings-Krystall in der Gegend der Fläche 1; der Winkel M | T 
unter | ist constant 88°3° und sein Complement 91057’ an an- 


81% 


deren Krystallen mehrfach getroffen worden; M gibt an einfachen 
Krystallen in der Regel nur ein ziemlich präcises Reflexbild; 
nicht so die Fläche T, welche, obgleich dem vollkommensten 
Bruch entsprechend, fast immer mehrere Reflexbilder liefert, in- 
dem das Hauptbild von den Reflexen vieinaler Flächen aus der 
Zone P | T und den beiden Diagonal-Zonen von T begleitet wird; 
diese vieinalen Flächen bedingen die schon erwähnte, sehr aus- 
geprägte Streilung der Fläche T:. die Basis P gibt auch an ein- 
fachen Krystallen immer zwei eiwas verwaschene Reflexbilder, 
durchschnittlich 0°20' in der Zone P | | auseinander liegend, aus 
dem Umstande, dass an Stelle der Basis P eigentlich zwei fast 
ineinander verlaufende Flächen auftreten, ein sehr flaches Dach 
bildend:; da nun die schon erwähnten Flächen | und r in dieser Zone 
sich sehr analog verhalten, so wurde als wahre Position von P 
die Mitte obiger Bilder angenommen und bei den Abmessungen 
auf dieser an Stelle eines bestimmten Reflexes angehalten. 

Aus diesem Grunde sind die Winkel P|M und P | T nicht 
ganz sicher, namentlich gingen die Resultate der Abmessung P | T 
an anderen Krystallen bis 90°10’ hinauf und nur in einem Falle 
bis 90°1' herunter. 

Die Abmessung an Spaltungsgestalten zu nehmen, gelang 
nicht, nur die Spaltungsrichtung von T gibt hinreichend spiegelnde 
Flächen; sie an Krystallen künstlich herzustellen war wegen der 
Kleinheit derselben unthunlich. 

Ausser den genannten, zur Begründung der Elemente be- 
nutzten Flächen M, T, P und I sind noch folgende Flächen be- 


obachtet worden: 


nach Naumann: nach Weiss: nach DescLoIzkAux : 
ve ‚Po = (m: b: o)) = i 
h,. — ‚P,oo — :[...0 2,090“ ae) a 
v.—=..Po — nel a5 aa E)aics 0 
k = ooPon = ("Rrsab ?’00C)7-= h 
g= 22 — ( ach: co) = (diebe) 
und wahrscheinlich 
ER ; ul ae ee, bUa 


Die Flächen P, M, T treten immer, r und I sehr häufig, h 
und k nicht selten auf; v, q und o sind nur wenige Male be- 


815 


obachtet worden; die Fläche | spiegelt in der Regel gut, r und 
q leidlich, h selten und immer nur äusserst schwach; v und k 
geben gar keinen Reflex; k ist aber kenntlich durch eine tiefe 
Furchung parallel der Kanten M | T: die Fläche o erscheint nur 
äusserst schmal und ohne deutlichen Reflex, das oben gegebene 
Symbol ist nur Vermuthung. 

Die Fläche k erscheint zuweilen hemimorph, wenn man zu 
dieser Annahme trotz der geringen Anzahl von beobachteten Fällen 
berechtigt ist; Fig. 4 stellt einen derartigen Krystall dar, offen- 
bar ein durch Weiterbildung modificirtes Fragment. 

Die Fläche v entspricht einer vierten Richtung leichterer 
Theilbarkeit; nach ihr brachen meist die losgetrennten Krystalle 
ab; der Bruch ist aber muschlig uneben; A. Descıoızeaux fand 
an spaltbaren Partien an den gegenüberliegenden Ecken des 
Spaltungs-Parallelepipeds zwei derartige Brüche, von denen der 
eine den Winkel von 124° mit der Hauptspaltungs-Richtung macht; 
iehsiberechneie P|y = 12503 und TfVv"’— 126°} wahr- 
scheinlich bezieht sich mit Rücksicht auf das Vorwalten der Spal- 
tungs-Richtung von P in derben Massen die Angabe von A. Des- 
CLOIZEAUX auf den Winkel von P | v; das von ihm beobachtete 
Auftreten zweier analoger Spaltungsrichtungen scheint, wie ich 
noch erwähnen werde, eine Folge der Zwillings-Verwachsung 
zu sein. 

In der nachstehenden Tabelie habe ich die berechneten und 
gemessenen Winkel der einfachen Krystalle zusammengestellt. 


M;T (vom) = 91°57‘, gemessen 91°57°. 

Mı;T (seitlich) = 88°3, gemessen 88°%3° Fundam.-Winkel. 
M|k — 135057, 

Tik —=136%0'. 

P|v ==42503 

P|k (über v) = 90°18'. 

v|k —+141: 

P|h — 12439’, gemessen 124°35‘. 

h | v (über P) 69042’. 


I 


110°18°. 
w = 125057‘, gemessen 125°54— 57. 
Ir 125.36‘, gemessen 125028’ — 33°. 
Irtiber PIE ?71933% 
I r (seitlich) = 108027‘. 


h | v (über k) 


r 
pP 
1 
l 


816 


M | P (links-oben-vorn) == 9024‘, gemessen 90°24' Fundam.-W. 
M | P (rechts-oben-hinten) — 89°36’. 
T | P (rechts-oben-vorn) = 90°2‘, gemessen 90°1’—90°10’. 
| T | P (links-oben-hinien) = 89°58‘, gemessen 8958’ Fundam.-W. 
M|1: = 124030‘, gemessen 124°30°Fundam.-W. 
l.|h = 1099327. 
h | M = 125°53’, gemessen 12620”. 
Miv = 126219 
v. Ir = 1057 
r |M= 124°6‘, gemessen 124°2'. 
Tv — 1236°6. 
v1. = 1099497 
I | T= 124°14‘, gemessen 124°14° Fundam.- Winkel. 
l |q = 149°48‘, gemessen 149959". 


q | T= 154°26‘, gemessen 154933’. 
TE 184277 
a DE E 
hl 126 0%46°, 


Die optischen Verhältnisse konnten bei geringem Refractions- 
Vermögen und geringer Verschiedenheit der Wellenlänge in der 
Richtung der verschiedenen Elasticitäts-Axen mit dem mir zur 
Verfügung stehenden Material nur annähernd festgestelli werden. 

Zur Orientirung diente ein einfacher, ungefähr 1” dicker 
Krystall, welcher unter dem Polarisations- Mikroskope in der Rich- 
tung durch die Basis und zwei hinter derselben liegenden Säu- 
lenflächen im Öltroge betrachtet, erkennen lässt, dass die Ebene 
der optischen Axen ungefähr durch die lange Diagonale der Basis 
geht und mit dieser einen scheinbaren Winkel von 35°, nach 
vorn geneigt, einschliesst, also scheinbar fast senkrecht auf v 
steht. In der um 45° gegen die Polarisations-Ebene gerichteten 
Stellung erscheinen die Scheitel der dunklen Hyperbeln im Ge- 
sichisfelde, die ersten Ringe als längliche Ellipsen, deren Ver- 
schiebung durch ein Glimmerblättchen die zwischen den Hyper- 
beln liegende Bissectrica als positiv erkennen lässt. 

Ein Prisma von 42°28° Kantenwinkel, aus leidlich homoge- 
nem Material dargestellt, gibt für Kerzenlicht eine Minimum-Ab- 
lenkung von 15028‘, woraus der Brechungs-Index für Kryolith 
auf Luft bezogen — 1,3343 angenommen werden kann. 


&17 


Eine Platte aus spaltbarem, ziemlich homogenem Kryolith 
von nahe 2” Dicke, deren Schliffläche annähernd normal auf 
der positiven Bissectrica steht, und hier mit F bezeichnet, die 
Winkel F|T = 113°40‘ und F | M = 15915’ nach Messungen 
an aulgeklebten Glasplatten bildet, zeigt die Ebene der optischen 
Axen in der Richtung einer Linie, welche mit der künstlichen 
Kante F|M einen Winkel von 4747’ mit der künstlichsn 
Kante F | T einen solchen von 69°%4° in der Ebene der Schliff- 
fläche F einschliesst. Die Ebene der optischen Axen steht nicht 
ganz normal auf der Schlifffläche, sondern schliesst in der Rich- 
tung nach der Ecke der Kanten F | M und F | T mit der Schliff- 
fläche einen scheinbaren Winkel von 78°%45° ein, d. h. liegt 
zwischen dieser Ecke und der Normale auf F, 11015‘ von letz- 
terer abweichend. 

Die Projection der nach der Fläche | zu austretenden opti- 
schen Axe auf eine Ebene, die senkrecht auf der Schlifffläche 
mit dieser sowohl, wie mit der Ebene der optischen Axen pa- 
rallele Intersectionen bildet, macht mit der Normale auf die Schliff- 
fläche einen scheinbaren Winkel 

von 15°43° (15042° für rothes, 15045’ für blaues Licht); 
die Projection der anderen optischen Axe macht mit der Nor- 
malen auf die Schlifffläche einen scheinbaren Winkel 

von 46052’ (46”37° für rothes, 47°6’ für blaues Licht). 
Diese Winkel besitzen ungefähr die Genauigkeii von 1° und sind 
Durchschnitts-Resultate von Versuch-Reihen. 

Es folgt daraus eine innere Apertur von 45°; die Schliff- 
fläche, auf die krystallographischen Axen bezogen, hat das Para- 
meter-Verhältniss : 

re . ut ER 5 D 

103 pr 
die Ebene der optischen Axen ergibt das Parameter-Verhältniss: 

— 3,162..a: 27,319.b : + c, 
sie liegt also fast mit der Axe B parallel; zur Basis P ist sie 
24%/2° geneigt, schliesst also mit der Normalen auf P einen 
Winkel von 65!/2° ein, und kann durch die Basis in Luftumge- 
bung nicht mehr gesehen werden; mit der Fläche T macht die 
Ebene der optischen Axen einen Winkel von 741/20, tritt also 
scheinbar mit einer Abweichung von 20!/2° zur Normalen auf T 

Jahrbuch 1867. 52 


818 


‚aus; zu M ist sie 70° geneigt und tritt scheinbar mit einer Ab- 


weichung von 26!/2° zur Normalen in Luft aus. 

Drückt man die Lage der positiven Bissectrica in Form eines 
Quenstept schen Zonenpunctes aus, so bekommt man dessen Co- 
ordinaten in der Projection auf die Axenebene AB: 

de tr Berge, „gr Ban 
m n 


Die Bissectrica macht daher mit der Axenebene AC einen Winkel 
von nicht ganz 5°. 

Diese Verhältnisse gestatten auch an Spaltstücken oder Kry- 
stallen, an denen man die geringen Winkelunterschiede der Kan- 
ten goniometrisch nicht feststellen kann, die krystallographische Be- 
deutung der einzelnen Spaltflächen mit Hülfe des polarisirten 
Lichtes zu ermitteln, vorausgesetzt, dass die Substanz hinreichend 
homogen ist; besonders gelingt der Versuch an den Kernen von 
Kryelith, welche sich im Innern von kastenförmigen Drusen von 
Pachnolith vorfinden. 

Betrachtet man eine Platte von Kryolith unter dem Polari- 
sations-Mikroskop durch P, so vermag man nur den flachen Bo- 
gen der elliptischen Ringe in das Gesichtsfeld zu bringen; gibt 
man dem Präparat cine solche Lage, dass der sichtbare Schenkel 
des dunklen Kreuzes in die Polarisations-Ebene fällt, so halbirt 
derselbe ungefähr den Winkel der Kanten P|IT und P|M in 
der Richtung der kurzen Diagonale; sein Ursprung liegt in Jer 
Ecke, welche durch die Fläche v abgestumpft wird. 

Betrachtet man das Object durch P im Öltroge, so bringi 
man bei starker Neigung des Objecies das ganze schwarze Kreuz 
in das Gesichtsfeld, da der Brechungs-Index für Öl, ungefähr 
— 1,44, grösser ist, als der für Kryolitb. 

Betrachtet man ein homogenes Spaltstück oder einen Kry- 
stall von Kryolith senkrecht auf M oder T, so hat man, mit mäs- 
sigem Abstande von 30—40° von der Normalen. das System der 
einen optischen Axe im Gesichtsfelde; stellt man das Präparat so, 
dass der durch die sichtbare Axe gehende Arm des schwarzen 
Kreuzes rechtwinklig zur Polarisations-Ebene steht, so liegt die 
krystallographische Hauptaxe fast in der Polarisations-Ebene. 


819 


Bei der Prüfung von Spaltstücken aus derben Partien von 
Kryolith im polarisirten Licht stösst man in der Regel wider 
Erwarten auf Erscheinungen nicht homogener Zusammensetzung, 
welche, wie schon A. DescıoızEaux dieselbe gedeutet hat, der 
Ausfluss einer Durchdringung verschiedener Individuen nach Zwil- 
lingsgesetzen sind. In der That ist es mir auch gelungen an 
den beobachteten Krystallen Andeutungen von zwei Zwillings- 
gesetzen aufzufinden; die zu ihrer Begründung mir zur Verfügung 
stehenden Thatsachen entbehren allerdings noch einer genügen- 
den Vielseitigkeit, obgleich es keineswegs an Zwillings-Krystallen 
mangelt. 

Das eine Zwilingsgesetz wird bestimmt durch eine Zwillings- 
Axe senkrecht auf k; Zusammensetzungs-Fläche annähernd k 
selbst, die Grenze verläuft auf P unregelmässig; ein solcher Zwil- 
ling ist in Fig. 9 und zwar in seitlicher Ansicht dargestellt. 

Da die Winkel T|k und M|k nur um 003° verschieden 
sind, so fallen M und T der verschiedenen Individuen fast in 
einander, ebenso ist der Zwillingswinkel im Bereiche der Flächen 
r und | der beiden Individuen so flach, dass er bei der Kleinheit der 
Flächen schwer zu beobachten, ein Fall, der in Fig. 5 seine Dar- 
stellung findet; dagegen bietet der grössere Umfang der Fläche 
P Gelegenheit, das Zwillings-Gesetz zu erkennen; der Reflex von 
P und g besteht nämlich in zwei Doppelbildern von 0°36' (— ge- 
messen 0045°) Abstand, beide, soweit zu erkennen, in der Zone 
P | k belegen; es konnte ferner nachgewiesen werden, dass die 
an den Enden der kurzen Diagonale liegenden Abstumpfungs- 
flächen der Ecken P, T, M beide die dem Symbol von h ent- 
sprechende Neigung zur Basis haben, also als h und y zu be- 
zeichnen sind, im Einklang mit dem symmetrischen Auftreten von 
o und q auf beiden Seiten der Zwillings-Grenze, 

Ein zweites Zwillings-Gesetz ist in Fig. 6 dargestellt; die 
Zwillings-Axe ist hier die Normale auf P, die Zusammensetzungs- 
fläche ungefähr die Axenebene AC; es stellte sich nämlich her- 
aus, dass die Fläche des halben Längs-Prisma auf der rechten 
Seite der längeren Diagonale der Basis dieselbe Neigung zu dieser 
hat, wie Fläche I links, ohne dass die Basis selbst mehr als ein 
Doppelbild erkennen liess; es wurde aber anderseits gefunden, 
dass der stumpfe Säulenwinkel M | T vorn 91%57' nur von dem 

52 * 


EEE N a TE N 


820 


der Kante T | k zunächst liegenden schmalen Theil der Fläche 
T innegehalten wird, während der grösste Theil der Fläche, etwas 
aus der Säulenzone belegen, eine Neigung von 92°7° zu M er- 
gab; ebenso lieferte nur jener erstere schmale Theil an der Kante 
T|k mit P den entsprechenden Winkel von 90°10‘, während 
der zweite Reflex denselben 89055’ angab, d. h. so viel als un- 
gefähr der Winkel auf der hinteren Seite sein musste. 

Es scheint aber dasselbe Gesetz auch mit der Modification, 
dass P selbst die Zusammensetzungsfläche ist, vorzukommen, wie 
diess in Fig. 7 dargestellt ist; während im Bereich der Fläche T 
nur ein äusserst flacher, in der Streifung verschwindender Zwil- 
lingswinkel entsteht, macht sich der Zwillingswinkel auf der Grenze 
der Flächen M und pj bei einem Werthe von 179912’ recht deut- 
lich bemerklich. 

Beide Zwillings-Gesetze haben die Eigenthümlichkeit, dass 
die Richtung der drei deutlichen Spaltungsflächen in beiden-In- 
dividuen ziemlich zusammenfällt, die Zwillings-Verwachsung nur 
schwer an Spaltstücken zu bemerken ist; nur der mit v parallele 
Bruch erhält eine wesentlich andere Lage, so dass die spaltbaren 
Partien den Anschein des Besitzes von zwei entsprechenden der- 
artigen Theilbarkeits-Richtungen annehmen können; auch die 
Ebene der optischen Axen bekommt in den verschiedenen Indi- 
viduen eine wesentlich andere Lage, so dass eine theilweise Com- 
pensation der Wellenlängen eintreten muss, wenn das Licht zwei 
im Zwillings-Gesetz stehende Individuen zu passiren hat. 


Die vier Flächen v, h, |, r, soweit ausgedehnt, dass sie die 
übrigen Flächen verdrängen, bilden eine Form, welche dem re- 
gulären Octaöder nahe steht; man könnte die Frage aufwerfen, 
ob sich nicht Beziehungen zu der Krystallform des dem Kryolith 
so verwandten Chiolith’s nachweisen liessen, welche KoKscHAROW 
(Vorlesungen über Mineralogie Bd. I, p. 254. — Materialien zur 
Mineralogie Russlands B. IV, p. 393) als ein dem regulären Oc- 
taöder nahe stehendes Quadrat-Octaöder festgestellt hat; diess 
ist aber bis auf die erwähnte Thatsache nicht der Fall; es ge- 
nügen schon sehr kleine Krystalle von Chiolith, um unter dem Po- 
larisations-Mikroskop den optisch einaxigen Charakter zu erkennen. 


821 


Der den Kryolith begleitende Pachnolith verhält sich, den 
Angaben Knor’s entsprechend (Annalen der Chemie CXXVII, p. 61) 
auch optisch wie Krystalle des ein- und einaxigen Krystallisations- 
Systemes, die Ebene der optischen Axen steht senkrecht auf der 
Säule und geht die Bisseetrica durch die kurze Diagonale der- 
selben; bei dem Aussuchen der Krystalle zu diesem Versuche 
aus den kastenförmigen Drusen dieses Minerals stiess ich auch 
auf einen kleinen, aber deutlich ausgebildeten Krystall von Kryo- 
lith, was ich erwähnen zu müssen glaube, weil die Durchmuste- 
rung von Exemplaren des Pachnolith's unter diesen Umständen 
vielleicht das Vorkommen von Kryolith-Krystallen als häufiger 
herausstellen kann, als es zur Zeit den Anschein hat. 

Breslau, im Juli 1867. 


ee 


I m mit. AED. ae 


| 
4 
| 
4 


Beiträge zur Mineral- Chemie 


von 
\ 


Herrn Dr. €. W. C. Fuchs. 


I: Tabergit. 


Im Jahre 1839 veröffentlichte Svangere * die Analyse eines 
Chlorit-ähnlichen Minerals, von Taberg in Wermeland, welches 
er Tabergit nannte. Die Analyse von Svangers ergab: 


Kluor. u... eshye ne 
Kieselsäure 5: 3%. 2 m 39,U 
Phouezäe, ..; ı. "au: „Du, ren 
Sisenoxydal +... = en By 
Maneämasgydub "Hm 2. 
Magnesia. at, VE. 09.9008 
Kalie .  S RR 
WASSER ..: i.-...2 228,2 She 

101,27. 


Darnach wurde das Sauerstoff-Verhältniss berechnet: ** 
RO: APO? : SI02:B0 = 7.0: 3:9 I 
oder 
03.05, 
Die auf dieses Sauerstoff-Verhältniss begründete Formel ist: 
(sR?Si + Al? Sid) + 10ag. 

Wenn dagegen die Thonerde, wie bei anderen Chloriten zu 

den Säuren gerechnet wird, kann man das Sauerstoff-Verhältniss 
1.5 1.7404 


* K. Vet. Acad. Handb. 1839, S. 155. BerzeLius, Jahresber. XX, 234. 
“®= RumweLsBere, Handb. d. Min.-Chemie, S. 991. 


823 


aufstellen und dann die Formel: 
12R Si + R’Äl2 
een 
+ @R?Siı + R’Ah 
annehmen. 
Ich untersuchte kürzlich Tabergit von dem gleichen Fund- 
orte. Die chemische Analyse ergab folgendes Resultat: 
Sauerstoff-Gehalt. 
Kieselsäure . . 32.95 . .. 17,60 
Thpwerde! . 2.2.1308 5 „6 M 
Eisenoxydull . . 13,72 


Manganoxydul . . 0,07 
Magnesia . 2. 26,83 14,06 
Kalkerde., ..../ - ‚u0,95 
Kalium... -. m’ 0,33 
Natrum . ....... 0. 1600 
Wasser . 2.0, 11.34 ....,.10808 
Kluge 998, 79970897 

100,49. 


Setzt man, dem Sauerstoff-Gehalt entsprechend: 
RO: APPO3- SQ HO, = 14 6: 1510, 
so kann man dafür die Formel 
3 | 81g0,95i0? + 2(3 j9AR0n + 10aq I+ a 
aufstellen. Wenn die Thonerde als Basis angesehen wird, so 
entspricht denselben Zahlen die Formel: 


3 | 72mg0,5i02) + &A1203,510%) + 10aq |+ if in 
Obige Formel verlangt: 


gefunden: 
Kieselsanze 0.0.2.0 a0... 892.95 
onühenerde. 17138. ro. DAMSIRERSi 79,08 
Eisenoxydul, all ca 4 NA a 
Mapnesia „2 0... Aa 0, 26583 
Wasser To en EL 0 IEDA 
E01 a Host ee 
Kalium, Natrium, Calcium 15 .... 1,27 


Wenn man statt dem Sauerstoffgehalt 17,6, welcher sich für 
die Kieselsäure aus der Analyse ergibt, nur 16 setzt, so wird 
freilich die Formel dadurch etwas einfacher, nämlich: 

RO : Al?03 : S0?:H0O = 7:3:8:3 


6 € K 
344 (Mg0,Si0?) + 3Mg0,Al?0° + dag + je 


82% 


allein die berechneten Zahlen weichen dann so sehr von den ge- 
fundenen ab, dass diese Formel unwahrscheinlich wird. 
Vergleicht man die Resultate meiner Analyse mit den von 
SvanBERG erhaltenen, so zeigt sich, dass dieser zuletzt untersuchte 
Tabergit bei etwas kleinerem Kieselsäuregehalt sich besonders 
durch seinen hohen Eisengehalt auszeichnet, 
Das Mineral ist breitblätterig und sehr vollkommen spaltbar. 
Auf den Spaltungsflächen Perlmutterglanz bis Fettglanz. Die 
Farbe ist an einzelnen Stellen verschieden, vorherrschend blau- 
grün, aber zuweilen so schwach, dass silberweisse Stellen sicht- 
bar sind, während andere schön und lebhaft gefärbt, noch an- 
| dere schwärzlich grün erscheinen. Auf dem Bruch ist das Mi- 
neral verworren faserig und hellgrün. Dünne Blätichen sind 
' etwas biegsam. 
| Die Härte beträgt 2—2,5, das spec. Gew. 2,813. Strich: 
grünlichweiss. Vor dem Löthrohre verliert der Tabergit seine 
Farbe und schwillt etwas auf, schmilzt aber nur an den äusser- 
| sten Kanten.- Durch concentrirte Säuren wird er langsam zer- 
setzt. 

Der Tabergit ist nach den vorliegenden Untersuchungen als 
ein Mineral zu betrachten, welches zwischen Chlorit und Magne- 
siaglimmer in der Mitte steht. Der Kieselsäuregehalt ist gerin- 
ger wie der des Glimmers und höher wie der des Chlorites, 
etwa gleich dem des Pennin. Der Fluor- und Alkaliengehalt rückt 
den Tabergit dem Glimmer etwas näher wie dem Chlorit. 


BE DE Be EEE 


2. Pyromorphit. 


Durch die Mineralienhandlung von Herrn J. Lommer erhielt 
ich kürzlich schöne Pyromorphit-Krystalle von Ems, unter dem 
Namen »Braunbleierz«. Die Krystalle erreichen eine Grösse von 
12—14 Millimeter, die kleineren nur von 3—-4 Millimeter und 
zeigen die Combination oOP . oP .. oP2. Die Krystallflächen 
der kleineren Krystalle sind vollkommen glatt und eben, die grös- 
seren Krystalle sind dagegen oft etwas bauchig, so dass das Prisma 
am oberen und unteren Ende einen kleineren Durchmesser hat 
wie in der Mitte. 

Härte — 4. Spec. Gew. 7,36. 

Meist Glasglanz, nur geringer Fetiglanz. 


Tagen 1 SYaREe TE FERNE BER ua Sure zu 


j 


825 


Dieser Pyromorphit enthielt: 


Blewsyd I. 00.2... 024,08 
Blei en ee N N 8 
Phosphorssäure . . « . . 15,60 - 
Chlor ch ce san 200,20 

101,03. 


Es wurde namlich durch die Analyse 89,1 PbS = 83,18 PbO 
gefunden. Zu den 2,9 Chlor gehört 8,45 Blei (gleich 9,10 PbO), 
um damit Chlorblei zu bilden. Zieht man 9,1 von den 83,18 
Bleioxyd ab, so bleiben noch die in der Analyse angegebenen 
74,08 Procent. j 

Nimmt man die gewöhnliche Formel des Pyromorphit an 

3(3PbO, PO?) + PbCl, 
so verlangt diese: 


gefunden: 
Bleioxyd . . . 74,04 . . 74,08 
Blei... ana are 8,45 
Phosphorsäure . . 15,71 . . . 15,60 
Chlor. see 2,90 


Dieser Pyromorphit ist demnach ausserordentlich rein. Von 
demselben Fundorte wurde früher gelb gefärbter Pyromorphit 
von SANDBERGER untersucht, * und erwies sich ebenso rein und 
mit obigen Zahlen fast vollständig übereinstimmend (PhO = 82,20; 
Cl = 2,89; PO? = 15,96). Auch dieser gelb gefärbte Pyro- 
morphit enthielt also keine Arsensäure. Die grüne und gelbe 
Färbung dieses Minerals muss daher durch zufällige und äusserst 
geringe Beimengungen bedingt sein; namentlich kann man nicht 
aus der gelben Farbe auf das Vorkommen von Arsensäure, aus 
_ der weissen Farbe auf einen Kalkgehalt schliessen. 


®= RammeLssers, Handb. d. Min.-Chemie, S. 356. 


2 Pr Da a a 


1% 


Re 


Bere 


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en 


Briefwechsel. 


A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. 


Bonn, den 25. Juli 71867. 


Im Besitz einiger näheren Nachrichten über den neuen Fundort des 
Domeikits in Mexico und über dessen Vorkommen, sowie über das Vorkom- 
men der Manganblende daselbst habe ich Veranlassung genommen, solche in 
der letzten Sitzung der physikalischen Section der niederrheinischen Gesell- 
schaft für Natur- und Heilkunde zn Bonn vorzutragen und erlaube ich mir, 
Ihnen aus diesem Vortrage das Nachfolgende ergebenst mitzutheilen. 

Schon im Anfange des vorigen Jahres hat Herr Dr. Krantz den Domeikit 
von Paracatas in Mexico, der vorher nur von zwei Fundorten in Chile be- 
kannt war, vorgelegt und als ein neues Mineral-Vorkommniss bezeichnet, 
dabei aber angeführt, dass über die Art des Auftretens des Minerals an dem 
neuen Fundorte weiter nichts, als was an den Stücken selbst zu sehen ist, 
bekannt geworden, indem Herr E. Scateipden, der die in dem Besitz des Herro 
Dr. Krantz befindlichen Stücke gesammelt hat, kurz vor dem beabsichtigten 
Antritt seiner Rückreise von Mexico gestorben ist. Prof. Bercemann hat das 
Mineral von Paracatas chemisch untersucht und das Ergebniss seiner Arbeit 
in der Sitzung vom 8. Februar v. J. mitgetiheilt (vergl. Verhandlungen des 
naturbistorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westphalens, 
23. Jahrg. (1866), Sitzungsberichte der niederrh. Gesellschaft für ete. S. 3 
u. 3. undS. 17). 

Da zur Bezeichnung des neuen Fundortes des Domeikits nur der Name 
Paracalas aufgeführt und auch der Fundort des von Dr. Krantz gleichzeitig 
vorgezeigten gediegenen Bleies in einem porösen olivinreichen Gestein nur 
als „Bajada“ (Abhang) nach Preciosa — loma larga — bezeichnet war, 
so hatte ich schon im vorigen Jahre versucht, durch meine Freunde in Mexico 
Aufschluss über beide Fundorte zu erhalten, darauf aber nur erfahren, dass 
der Cerro (Berg) Paracatas bei Cuatzamala liege. Erst zu Anfang dieses 
Jahres erhielt ich zufällig Briefe von Herrn GrunpLer, den ich in Mexico 
kennen gelernt hatte, wo er sich über 30 Jahre lang aufgehalten und sich 
gegenwärtig zu Heidenheim in Bayern befindet, in welchen derselbe von sei- 


827 


nen Gruben in Mexico am Cerro las Paracatas zwischen Cuatzamala und Tla- 
chapa spricht. Auf meine Anfrage, ob diess vielleicht derselbe Punct sei, 
an welchem Herr Scateiven das Arsenikkupfer gefunden und ob er mir über 
die Art des Vorkommens dieses Minerals etwas Näheres mittheilen könne, 
schreibt derselbe jetzt Nachstehendes: 

„Es freut mich, dass Sie sich für den Cerro las Paracatas interessiren, 
da es derselbe ist, auf dem ich längere Zeit gewohnt habe. Es ist ein drei 
Leguas langer und zwei Leguas breiter Berg. Obgleich auf demselben aller- 
wärts kleine Stückchen Kupfererz zu finden sind, und auch das Ausgehende 
vieler Kupfererzgänge entdeckt wurde, so ist doch meine Grube allein in regel- 
mässigem Betrieb gewesen. Der auf derselben bebaute Gang hat ein fast sei- 
geres Einfallen und streicht in h. 8. Sein Muitergestein halte ich für Sandstein 
und längere Zeit stimmten auch Andere, welche mineralogische Kenntnisse 
haben, damit überein, bis Herr Demne nach längeren Untersuchungen es für 
Porphyr erklärte. 

„Der Berg selbst besteht aus einer Art Feldstein. Die Mächtigkeit des 
Ganges ist !/a bis 4 Vara (ec. c. 16 bis 24 Zoll), Zwei Haupttrümmer des- 
selben laufen mit einander parallel, bilden aber häufig Adern, welche auf die 
verschiedenste Art durch die Gangmasse setzen. Die Haupiträmmer haben 
eine Mächtigkeit von 4 bis 8 dedos (3!/a bis 7 Zoll) und schütten ganz derbe 
Erze, so dass man Erztafeln von beliebiger Länge und Höhe daraus gewin- 
nen kann. Anfangs war Rothkupfererz mit gediegen Kupfer vorherrschend, 
später wurde es eine Art von Arsenikkupfer mit gediegen Kupfer, von wel- 
chem ScaLeiven und andere Mineralogen nicht wussten, ob es schon bekannt 
war. Bei der unvollkommenen Zugutemachung dieses Erzes erhielt ich 1!/a 
bis 2 Centner Kupfer aus 3 Centner Erz. 

„Ausserdem waren alle möglichen Kupfererze vertreten: herrliche Kry- 
stalle von Malachit in grossen Drusen, Buntkupfererz, Ziegelerz, ganz schwarze 
Krystalle, wie auch Arsenik in kleinen Krystallen, letztere jedoch selten. Der 
Mineraloge, welcher von der französischen Regierung beauftragt war, das 
Land zu untersuchen, konnte sich an meiner Sammlung von Erzen der Grube, 
wie ich sie in den verschiedenen Jahren gefördert hatte, gar nicht sattsehen 
und schickte eine ganze Kiste davon nach Paris.“ 

Herr GrunpLer hat seine reiche Mineralien-Sammlung von Mexico, durch 
die politischen Unruhen des Landes gezwungen, dort zurückgelassen und es 
sind auch selbst die wenigen Stücke, die er bis zur Küste mitgenommen, 
immer noch nicht an ihn gelangt. 

Nach Vorstehendem, verglichen mit den von SchLsipden gesammelten und 
an Dr. Krantz gelangten Stücken des Domeikits, scheint die Grube des Herrn 
GRUNDLER am Cerro de las Paracatas in Mexico unbestritten der neue Fund- 
ort dieses Minerales zu sein. Dem mir mitgetheilten Auszuge aus der mit 
dem Handcompass aufgenommenen Reisekarte GRunDLEeR's zufolge liegt. der 
Cerro las Paracatas nordöstlich von der Einmündung des Tiquicheo- in den 
las Balsas-Fluss zwischen Cuatzamala und Tlalchapa, nicht weit von der 
Grenz& der hier zusammenstossenden drei Staaten von Michoacan, Guerrero 
und Mexico (ungefähr in 19°32° nördl. Br. und 112’ westl. L. von Mexico) 


828 


und im Osten von dem Wege, welchen ich selbst vor längeren Jahren, ber 
meinem Besuche des las Balsas-Flusses und des Jorullo, zurückgelegt habe. 

Vor mehreren Jahren (vgl. die vorangeführten Verhandlungen Jahrg. XII, 
$S. XV) habe ich Nachricht gegeben von einem neuen Fundorte von Mangan- 
blende, welche in Mexico auf der Grube Preciosa sangre de Cristo, zwischen 
San Andres Chalchicomula und Perote sich findet; ich habe Stücke davon 
vorgezeigt und dabei bemerkt, dass diese Manganblende wahrscheinlich auf 
einem im Porphyr aufsetzenden Gange vorkommen soll. Letzteres bedarf 
einer Berichtigung, indem nach der von Antonıo DEL CAstırLo in Mexico ver- 
öffentlichten, mir erst später bekannt gewordenen Beschreibung des Erzvor- 
kommens .auf der Grube Preciosa am Cerro Tlachiaque die dort bebauten 
Lagerstätten keine Gänge, sondern Lager sein sollen. Nach seinen Angaben 
bildet der Cerro Tlachiaque einen mehr als 200 Varas über die Hochebene 
am Fusse des Orizaba-Berges sich erbebenden, langgestreckten Bergrücken 
(loma larga), der aus Bänken von schieferigem Kalkstein besteht und seine 
Gestalt allem Anscheine nach dem Ausgehenden der in ihrem jetzigen Strei- 
chen mit der Längenerstreckung des Berges zusammenfallenden Kalkstein- 
schichten verdankt. Die hier aufsetzenden Erzlagerstätten sind den letzteren 
gleichförmig eingelagert oder bilden untergeordnete Lager darin, von denen 
mehrere durch Bergbau aufgeschlossen sind. Auf einem der bedeutendsten 
dieser im schiefrigen Kalkstein vorkommenden Erzlager baut die Grube Pre- 
ciosa sangre de Cristo auf der Südostseite des Berges Tlachiaque. Dasselbe 
streicht aus Osten in Westen, fällt mit 40 bis 430 gegen Norden, also gegen 
den Bergabhang ein und ist an der Oberfläche nur sehr schmal, zeigt aber 
schon in geringer Teufe eine Mächtigkeit von 4 bis 10 Varas. Dieses Lager 
besteht aus Fahlerz, Bleiglanz, brauner und schwarzer Blende, Schwefelkies 
und Manganblende, oft ohne oder auch nur mit geringer Gangmasse von Man- 
ganspath und von Kalkspath. Bald sind die Erze in der Lagerstätte concentrirt 
oder, welches häufiger der Fall ist. sie brechen derb mit einander vermengt. 
Die Manganblende zeigt sich nur äusserst selten krystallisirt. Der Reichthum 
der Erze ist durch den Silber-, bisweilen auch durch den Goldgehalt der 
Fahlerze und durch den Silbergehalt des Bleiglanzes bedingt. 

Die zu dem im vorigen Jahre von Dr. Krantz gleichzeitig mit dem Do- 
meikit vorgezeigten und ebenfalls von Schteiven gesammelten Stücke gedie- 
gen Blei in einem porösen, olivinreichen Gestein gehörige Etikette enthält 
die Bezeichnung „Bajada nach Preciosa-loma larga* und dürfte es daher 
nach der Beschreibung der örtlichen Lage und Umgebung der Grube Pre- 
ciosa sangre de Cristo bei San Andres wahrscheinlich sein, dass auch dieses 
Vorkommen dem Cerro Tlachiaque — der loma larga von DEL CAsTILLo .ange- 
hört. Es ist aber schwierig, Gewissheit hierüber zu erlangen, da orı Ca- 
srıro das Vorkommen von gediegen Blei an jenem Orte nicht wahrgenom- 
men hat. 

BURKART. 


829 


Sassuolo, den 25. Juli 1867. 


Bezüglich der Ihnen übersandten 2 Arbeiten * glaube ich noch folgendes 
bemerken zu müssen. 

Da ist zunächst ein Irrthum zu berichtigen in No. 6 der berg- und hüt- 
tenmännischen Zeitung von diesem Jahre. Von den wenigen als Manuskript 
geologisch colorirten Exemplaren der topographischen Karte der Umgebung 
des Monte Gibio, habe ich früher bereits eines an Herrn Professor Cotta 
in Freiberg gesandt, sammt brieflichen Erläuterungen. Darüber hat derselbe 
im bergmännischen Vereine Mittheilung gemacht, und die betreffende Nummer 
der berg- und hüttenmännischen Zeitung bringt den kurzen Sitzungsbericht. 
Da ist nun gesagt, dass ich die gemeinschaftliche Ursache der Salsen, Gas- 
quellen und Petroleumfunde in den Argelle scagliose suche, welche „Ar- 
gille scagliose zwischen miocänen und pliocänen Schichten liegen“, ein Irr- 
thum bezüglich der Lagerungs-Verhältnisse, wahrscheinlich durch die grosse 
Kürze des Berichts veranlasst. Die Sache verhält sich folgendermassen: 

In ungemeiner Verbreitung erscheinen im Apennin die seltsamen Gebilde 
der Argille scagliose ( Argiles ecailleuses), die zuerst Bıancont in seiner 
Storia naturale dei Terreni ardenti eingehend beschrieb, sie damals für 
miocän haltend. Später hat namentlich Psırero sich mit denselben beschäf- 
tigt und sehen mit ihm jetzt fast alle italienischen Geologen (auch Bıancont) 
sie als dem Obereocän angehörig an, die jedoch später, namentlich in der 
Miocänzeit vielfach metamorphosirt worden seien. Ich bin nun vollständig da- 
mit einverstanden, dass der weitaus grösste Theil des Materials, aus dem die 
Argille scagliose gebildet sind, der Eocänzeit angehört, glaube jedoch ihre 
eigentliche Bildung in verschiedene geologische Epochen setzen zu müssen, 
den Namen Argille scagliose nur für eine petrographische Bezeichnung hal- 
tend. Die nähere Beschreibung der Argille scagliose (deren Name allenfalls 
den deutschen Ausdruck Splitterthon wiedergeben würde), würde hier zu 
weit führen (vid. Bıancont |]. c.) und bemerke ich nur, dass sie ganz den 
Eindruck ungeheurer, oft stundenweit sich ersireckender Schutthalden machen, 
die an vielen Orten von miocänen Gebilden überlagert sind. Nun unier- 
scheiden sich aber anderseits die heutigen Auswurfsproducte der Salse, 
z. B. der bekannten Salse von Sassuolo, die 1835 ihren letzten grossen 
Ausbruch hatten, in gar nichts von den Argille scagliose ; wenn man ferner 
an anderen Orten diese Argille scagliose in Wechsellagerung mit miocänen 
Schichten findet, oder selbst zwischen miocänen und pliocänen eingeschoben, 
wie beide letztere Fälle am Monte Gibio zu beobachten sind, so kann sich 
nur folgendes Dilemma ergeben: entweder sind die Argille scagliose nicht 
alle gleichaltrig und gehören nicht alle der Eocänzeit an. da, wenn auch an 
einzelnen Localitäten locale Störungen sie aus ihrer ursprünglichen Lage 
gebracht haben mögen, oder aber überall dort, wo man sie in jüngeren 
Schichten findet, sind sie als die Producie alter, heute erloschener Salsen 
anzusehen. Für einzelne Localitäten freilich möchte dieses gelten können; 
im Ganzen aber die Argelle scagliose als Producte früherer Salsen anzuschen, 


* Siehe die unten aufgeführten Schriften STÖHR’S. 


830 


würde bei der ungeheuren Verbreitung derselben eine solche ungeheuerliche, 
colossale, frühere Salsenthätigkeit vorausgesetzt werden müssen,» wie dieselbe 
kaum denkbar ist. 

Es machen, wie bereits gesagt, die Argelle scagliose ganz den Eindruck 
ungeheurer Schutthalden, die ich in Verbindung mit den im Apennin so viel- 
fach vorkommenden Serpentinen bringen möchte, sie als mächtige Schult- 
halden, welche durch das Aufsteigen der Serpentine veranlasst worden, an- 
sehend. Bezüglich der Serpentine des Apennin (unter welchem Collectivnamen 
ich hierauf den G@abbro rosso etc. umfasse) ist es aber schon nachgewiesen, 
dass sie, verschiedenen Epochen angehörend, zu verschiedenen Zeiten durch- 
gebrochen sind; es müssen denn auch, wenn die Argille scagliose wirklich 
die durch die Serpentine veranlassten Schutthalden sind, dieselben in ver- 
schiedenen Epochen entstanden sein. Die Auswurfsproducte der Salsen sind 
dann die aus der Tiefe heraufgebrachten jüngeren Argille scagliose. Weiteren 
Untersuchungen muss es vorbehalten bleiben, die Richtigkeit dieser Ansicht 
zu bestätigen. 


Gelegentlich der Ü bersendung der Abhandlung über den Vulcan Tengger- 
Bromo auf Ost-Java wird Sie wohl interessiren zu vernehmen, dass die in 
der Anmerkung auf der 31. und 32. Seite berührte Streitfrage zwischen 
Herrn Hasemann in Surabaya (Öst-Java) und mir bezüglich des letzten Aus- 
bruchs des eingestürzten und erloschenen Vulcans Ringgit auf Ost-Java 
nach einer ganz kürzlich erhaltenen Zusendung Hacenann’s zu meinen Gun- 
sten entschieden zu sein scheint. Bekanntlich hat Junsuuun, gestützt auf No- 
tizen VALENTYyN’s und namentlich auf den Reisebericht Hovıman’s, der den 
eingestürzten Vulcan 71596 noch rauchen gesehen haben will, behauptet, der 
Ringgit habe 1586 seine grosse letzte Eruption gehabt, bei der er einge- 
stürzt sei, und erst nach dieser Zeit sei er erloschen. Auf die Autorität 
Junenuan’s hin ist denn seitdem auch mehrfach der Ringgit in geologischen 
Schriften, als das grossartigste Beispiel eines in neuerer Zeit eingestürzten 
Vulcans angeführt worden, dessen ungeheure Vulcan-Ruine jetzt gar nicht 
mehr ahnen lasse, dass er in relativ so neuer Zeit noch thätig war. Hack- 
MANN, einer der besten Kenner der javanischen Geschichte, hatte sich dieser 
Ansicht ebenfalls angeschlossen. Wie Sie wissen, hatte ich im Jahrbuche 
von 1864 in einer kleinen Abhandlung (der erloschene Vulcan Ringgit in 
Ost-Java und sein angeblicher Ausbruch 1586) behauptet und nachzuweisen 
gesucht, wie aus inneren, meist geologischen Gründen es unwahrscheinlich 
sei, dass der Ringgit erst im Jahre 1586 eingestürzt und erloschen sein 
könne, sondern dass diese Catastrophe schon viel früher, wahrscheinlich zu 
vorhistorischer Zeit, stattgefunden haben müsse und dass, wenn wirklich im 
Jahr 71586 ein ungemein verheerender Ausbruch eines Vulcans im äussersten 
Osten Java’s stattgehabt habe, dieser Ausbruch keinesfalls dem Ringgit zu- 
geschrieben werden dürfe, sondern irgend einem andern Vulcan und wahr- 
scheinlich dem heute noch thätigen Raun. Diese Meinung müsse ich so 
lange festhalten, bis mir einst aus der Geschichte unzweifelhaft die Daten 


831 


des Ringgit-Ausbruchs 1586 beigebracht würden. In Beantwortung Jieser 
Behauptungen hat denn Hacsmann im Theile XXVII der Natuwurkund. Tyd- 
schrift vor Neerlands Indie Bericht über seine in den Jahren 1861 und 1862 
in der Umgebung des Ringgit gemachten Excursionen mitgetheilt, auf welche 
Untersuchungen gestützt er die Ansicht festhält und von neuem vertheidigt, 
dass erst 1586 und die darauffolgenden Jahre der Ringgit seinen letzten ver- 
heerenden Ausbruch gehabt habe. Hacemann hat das grosse Verdienst, in 
seinen Excursionen in der Umgebung des Ringgit zum grossen Theile bis 
jelzt unbekannte Strecken erforscht zu haben und sind seine mitgetheilten 
geologischen Daten in mehrfacher Beziehung von Interesse, namentlich be- 
züglich des seculären Aufsteigens Ost-Java’s. Es wäre recht zu wünschen, 
wenn Herr Hısrmann diese Untersuchungen fortsetzen würde, umsomehr, als 
dadurch vielleicht ein Zeitmesser für das seculäre Aufsteigen der Insel sich 
ergeben könute. Die von ihm beigebrachten geologisshen Daten berechtigen 
aber keineswegs zu dem Schlusse, dass der Ringgit zuletzt 1586 noch aus- 
gebrochen sei, sie scheinen mir ganz im Gegentheile die Unmöglichkeit des 
Ausbruchs 1586 nur deutlicher zu beweisen, wie ich diess in der fraglichen 
Anmerkung bereits gesagt habe. Da erhalte ich nun kürzlich eine neue Zu- 
sendung von Herrn Hacenann, welche Zusendung auf vielen Umwegen mich 
endlich hier erreichte, nachdem meine Abhandlung über den Tengger schon 
gedruckt war. Es ist eine kurze Arbeit, vom 10. April 7866 datirt, Separat- 
abdruck aus der natuurkundig. Tydschrift, in der Hacemann mittheilt, dass er 
sich, um Licht in den historischen Theil der Frage zu bringen, an Herrn vr 
Jonge vom Reichsarchiv im Haag wandte, damit derselbe die ursprünglichen 
Quellen, die alle auf die Reisejournale Hourwan’s hinweisen, im Originale 
nachsehe. Aus den Vergleichungen, die Herr ve Jonse vornahm , ergibt sich 
nun, dass die verschiedenen Berichte, namentlich aber VALentyn bezüglich des 
Datums, an dem Hourman den „brennenden Berg“ mit seiner ungeheuren 
Rauchsäule sah, voller Wirrwar sind, dass aber als sicheres Resultat sich er- 
gibt, dass Hourman am 20. und 21. Januar 1596 zuerst den „brennenden Berg“ 
sah (nicht, wie Varensyn angibt, am 18., oder wie JunGHURN annimmt, am 
14. Januar), welcher Berg der Raun war und keinesfalls der Ringgit. 
Am Schlusse seines Berichts sagt Hacemann, dass, wenn auch die Streit- 
frage zwischen ihm und mir bezüglich des Ausbruchs des „brennenden Bergs 
in Ost-Java 1586 bis 1596 noch nicht vollständig entschieden ist, ich jeden- 
falls nun als feststehend annehmen muss, zu Gunsten Stöur’s, dass der jetzige 
Raun auch im Jahre 1596 einen Ausbruch hatte.“ Somit wäre denn fesige- 
stellt, dass Hourman den Raun rauchen sab und beschrieb zu einer Zeit, wo 
der Ringgit schon längsı erloschen und eingestürzt war, so dass der grosse 
verheerende Ausbruch von 1586 dem Raun zugeschrieben werden muss. 
Enit STÖHR. 


Zürich, den 12. Aug. 1867. 


Mitte Juni laufenden Jahres erhielt ich wieder eine Suite von Bro okit 
aus dem Griesern-Thale, einem auf der linken Seite des Kerstelnbaches ge- 


832 j 


legenen, engen Seitenthale des Maderaner-Thales zur Auswahl, wovon ich 
fünf Exemplare für meine Sammlung ankaufte. 

An dreien von denselben bemerkte ich einen für mich neuen Begleiter 
des Brookits von diesem Fundorte, nämlich: kurzfaserigen, grünlichgrauen 
und gelblichbraunen Byssolith,. An zwei anderen Exemplaren fiel mir augen- 
blicklich der metallische Glanz des auf der Etikette des Verkäufers Amianth 
benannten Byssoliths auf, den ich auch bei genauerer Prüfung sogleich für fein- 
und kurz-nadelförmigen gelben Rutil (sogenannten Goldrutil) erkannte. Es war 
diess eine für mich um so freudigere Überraschung, als die beiden Exem- 
plare auch noch Anatas und Brookit enthalten. Es sind also auf densel- 
ben die drei verschiedenen Formen der Titansäure vereint, was 
noch immer eine grosse Seltenheit ist, und meines Wissens bis jetzt nur von 
Exemplaren aus der Schweiz angeführt wurde. 


Herr Professor Kennsort erwähnt in seiner Beschreibung der Minerale 
der Schweiz 1866, Seite 263 eines Exemplares aus dem Tavetscher-Thale, 
das sich ebenfalls in meiner Sammlung befindet, und auf welchem auch 
Anatas, Brookit und Rutil zusammen vorkommen. Aber die beiden neuer- 
worbenen Exemplare, besonders das eine kleinere, zeigen diese höchst inte- 
ressante Erscheinung unendlich viel schöner und deutlicher. 


Dieses kleinere Exemplar ist nur 35mm Jang und 25mm breit, die drei 
verschiedenen Formen der Titansäure also ganz nahe beisammen. Der Anatas 
ist dunkel-honigbraun, gewöhnlich in Krystallen der Form P vorherrschend, 
OP. Der Brookit zeigt zweierlei Farben, nämlich: graulichweiss mit schwar- 
zen Flecken und lichte-haarbraun. Die sehr kleinen, dünn-tafelförmigen 
Krystalle der ersteren Farben-Varietät bilden eine kleine Gruppe, die merk- 
würdigerweise vom Rutil ganz verschont geblieben ist, während die eben- 
falls sehr kleinen, dünn-tafelförmigen, haarbraunen Brookit-Krystalle ganz 
von dem fein-nadelförmigen, gelben Rutil durchdrungen und theilweise da- 
von bedeckt sind. Die Rutil-Nädelchen ragen sogar auf beiden Seiten der 
Brookit-Täfelchen hervor, so dass dieselben wie darauf gespiesst erscheinen. 
Auch der Anatas ist an einer Stelle mit dem haarbraunen Brookit innig ver- 
wachsen, während der graulichweisse, schwarzgefleckte Brookit davon son- 
derbarer Weise ebenfalls verschont geblieben ist. Es sind diess Thatsachen, 
die mir in genetischer Beziehung interessant scheinen. Auch die Anatas- 
Krystalle sind von den Rutil-Nädelchen ganz durchdrungen und theilweise 
davon bedeckt. 

Selbst die feinsten Nädelchen dieses Rutils sind vor dem Löthrohr im 
strengsten Feuer durchaus unschmelzbar, während der Byssolith, wie be- 
kannt, sehr leicht zu schwarzem, glänzendem Glase schmilzt. Beachiens- 
werth scheint es mir, dass auf den Exemplaren von Brookit, auf welchen 
Byssolith vorkommt, keine Spur von dem nadelförmigen Rutil zu finden ist, 
hingegen Anatas von dunkel-honigbrauner Farbe. 

Als begleitende Substanzen treten auf den beiden angeführten Exem- 
plaren noch auf: Kleine bis ganz kleine, graulichweisse und lichte-braun 
gefärbte Berg-Krystalle; ganz kleine, graulichweise Adular-Krystalle der 


833 


Form “CP. OP.#PO0Q; ganz kleine, graulichweisse, linsenförmige Kalkspath- 
Krystalle und lichie-grüner, erdiger Chlorit. 

Merkwürdiger Weise erscheinen auf dem kleineren Exemplare auch noch 
mikroskopische Krystalle von Kalkspath und Adular in den angeführten Formen, 
auf die feinen Rutil-Nädelchen aufgespiesst; ebenso auf dem grösseren Exem- 


pläre, ein mikroskopischer, an beiden Enden ausgebildeter Anatas-Krystall 
der Form P. 


Davıp FRIEDRICH Wiser. 


Würzburg, den 13. August 1867. 
Staffelith und Osteolitn. Kascholong nach Quarz. Chrom-Zoisit. 


Wie ich in meinem letzten Briefe (Jahrb. 71867, S. 449) bemerkte, habe 
ich meine Untersuchungen über die sogenannten Phosphorite forigesetzt und 
ausser der Bestätigung der Ansicht, dass die durchscheinenden, traubigen 
Überzüge auf dem schmutzig gelben, dichten, sog. Phosphorit von Amberg 
Staffelit sind, auch gefunden, dass, wie aller Staffelit, auch aller sog. 
Osteolith aus Bayern (Redwitz, Fuchsmühl u. s. w.)- und Hessen (vom 
Calvarienberge bei Fulda und von Ostheim bei Hanau), Jod und kohlen- 
sauren Kalk enthält und seiner Zusammenseizung nach als wenig ver- 
unreinigter, erdiger, resp. dichter Staffelit zu betrachten ist. 

Es wird sicher gelingen, auch in den Basalten, deren Zersetzungspro- 
ducte die Osteolithe sind, Jod nachzuweisen und es ist gewiss merkwürdig, 
dass nun eine dasselbe constant enthaltende Mineralspecies in weiter Ver- 
breitung bekannt wird. Alle meine Versuche, in Apatiten Jod nachzuwei. 
sen, blieben resultatlos, auch in dem farblosen Apatit (P.oP), welchen Herr 
Bergmeister Sreın zu Diez als seltenen Begleiter des Staffelits bei Staffel 
selbst fand und mir zur Untersuchung schickte, fehlt es gänzlich. Über jod- 
freie, aber kohlensauren Kalk und Wasser enthaltende Phosphorite behalte 
ich mir weitere Mittheilung vor. 

Ein anderer, nicht uninteressanter Gegenstand hat mich ebenfalls neuer- 
dings wieder beschäftigt, die Umwandlung von Quarz in Silicate mit 
Erhaltung der Form. Ich habe mir niemals denken können, dass ein 
‚soleber Process ohne vorherige Überführung der krystallisirten Kieselsäure 
in amorphe, zur Aufnahme von Basen disponirte, möglich sei und diese An- 
sicht auch seit vielen Jahren in meinen Vorträgen geltend gemacht. Das 
Studium einer schönen Suite von Göpfersgrün, wo ich das allmähliche Matt- 
und Milchigwerden des Quarzes überaus deutlich sah, hat sie in mir bestärkt, 
aber das Material gestattete keine Verfolgung auf chemischem Wege. Diese 
gelang aber sehr gut an einem Stücke der academischen Sammlung von 
Olomuczan in Mähren, wo die Quarzrhomboeder bis zu sehr verschiedenen 
Tiefen in eine opake, gelblichweisse, an der Zunge klebende Substanz um- 
gewandelt vorliegen, die nur stellenweise Anlage zu faseriger Structur zeigt. 
Dieser merkwürdige Körper wurde von mir steis sehr weich (H. 2,5) ge- 


funden. Seiner geringen Härte wegen hat ihn wohl Bıum (Pseudomorphosen 
Jahrbuch 1867. 93 


834 


S. 125) als Speckstein betrachtet und direct mit den Göpfersgrüner Pseudo- 


_ morphosen zusammengestellt, Reuss ihn aber später als Kascholong beschrie- 


ben (Sitzungsber. der k. Acad. der Wissenschaften zu Wien Bd. X, S. 65). 
Ich fand bei einer qualitativen Analyse weit überwiegend Kieselsäure, dann 
Wasser, Thonerde, Kalk und minimale Mengen von Magnesia. Ein Versuch 
auf Löslichkeit des feinen Pulvers in Kalilauge ergab, dass dasselbe in be- 
trächtlicher Menge davon aufgenommen wurde, also ganz gewiss eine Um- 
wandlung von krystallisirter in amorphe Kieselsäure vorlag. 

In Folge dieser Beobachtungen hielt ich für geboten, quantitative Ana- . 
Iysen vornehmen zu lassen. Zwei verschiedene Stückchen ergaben Herrn Dr. 
SIEVERS: 


I. 1. 
Kıreselsaute 1 EEE acer ver NOBN 
Thonerde u. Spuren v. Eisenoxyd 0,76 . . . . 0,35 
Kak a ba ne SER TB ee 
Magnesia ie 1 u en 
Wasser (Glühverlast)  . "097 2 WEL 
100,86 100,88. 


Nach zehnstündigem Digeriren mit concentrirter Kalilauge in der Silber- 
schale waren schon 32,1°/o des Minerals aufgelöst. 

Die Pseudomorphosen von Olomuczan sind demnach amorphe Kieselsäure, 
welche an verschiedenen Stellen schon verschieden grosse Quantitäten von 
Wasser und Basen aufgenommen hat und werden, wenn man von der ge- 
ringen Härte absieht, immer noch am besten den Namen „Kascholong nach 
Quarz“ tragen. 

Das Trübwerden der Quarze ist nun in seiner Bedeutung nachgewiesen 
und die Beobachtung von Jenzsch über die Umwandlung von Chalcedon in 
amorphe Kieselsäure kann ebenfalls nur als Bestätigung der hier entwickelten 
Ansicht aufgefasst werden. 

Ich betrachte Breıtaaupt’s Alumocalcit und manche Basen enthaltende 
Halbopale, die später durch Austritt derselben und theilweise Auflösung der 
amorphen Kieselsäure durch alkalische Flüssigkeiten zu „Schwimmstein“ 
werden, jedoch nicht als analoge Körper, bin vielmehr der Ansicht, dass es 
sich bier um gallertartige Kieselsäure handelt, welche Basen bei ihrer Aus- 
fällung mit niedergerissen hat. 

Zu Anfang des Winters wird wohl auch die Arbeit über die Erzgänge 
von Wittichen in Baden veröffentlicht werden können, für welche ich mi- 
neralogische und Löthrohr-Untersuchungen, Herr Dr. Ta. Prrersen in Frank- 
furt zahlreiche quantitative Analysen gemacht hat. Die Resultate entsprechen 
meinen Erwartungen von dieser interessanten Localität völlig. 

Ein neues schönes Beispiel von Isomorphie will ich diesen fragmenta- 
rischen Mittheilungen aus meinen mineralogischen Arbeiten noch beifügen: 
es ist diess die Konstatirung eines hochgrünen Zeoisits aus Quarz-Ausschei- 
dungen im Glimmerschiefer des Pinzgaues, in welchem die Thonerde zum 
Theil durch Chromoxyd vertreten ist. Mehrere Stücke, im Anfang dieses 
Jahrhunderts gesammelt, befanden sich in der Sammlung des verstorbenen 
k. b. Generalbergwerks-Directors v. Schenk. Auch ein Prachtstück von Wag- 


835 


nerit mit zollgrossen derben Massen erwarb ich aus diesem Nachlasse für 
unsere academische Sammlung. 

Zahlreiche geologische und paläontologische Untersuchungen wurden 
neben den mineralogischen in unseren Arbeitsräumen von den Herren Dr. 
Nıes, Enpres, Sıevers und mir selbst ausgeführt. Da die Resultate derselben 
zu Anfang des Octobers grossentheils in eigenen Abhandlungen über oberen 
Muschelkalk und Lettenkohle, Keuper und die Foraminiferen der Amphisyle- 
Schichten veröffentlicht werden, so enthalte ich mich heute näherer Mitthei- 
- Jung über dieselben. 


%* 


Als ich den Chromzoisit untersuchte, waren mir Brertnaupr’s mineralo- 
gische Studien zufällig nicht zur Hand. Ich bin nun überzeugt, dass dort 
S. 37 dasselbe Mineral als chromhaltiger Zoisit von Raurıs in Salzburg be- 
schrieben ist, für welches ich, ohne jene wichtige Notiz beachtet zu haben, 
das gleiche Resultat gefunden hätte, vielleicht ist sogar der Fundort derselbe, 


was ich bei dem Mangel einer speciellen Bezeichnung aus der Etiquette 
nicht entscheiden kann. 


F. SANDBERGER. 


Würzburg, den 27. Sept. 1867. 

Die zweite Hälfte des August und den Anfang des Septembers benutzte 
ich zu einem Ausfluge in den südlichen Schwarzwald und zu einem Besuche 
der schweizerischen Naturforscher-Versammlung in dem mir von den Unter- 
suchungen über die Steinsalz-Vorkommen im badischen Oberlande (Jahrb. 1867, 
S. 80) wohlbekannten freundlichen Rheinfelden. Wiewohl ich im Schwarz- 
walde nicht gerade wissenschaftliche Zwecke verfolgte, so konnte ich doch 
nicht unterlassen, einige Felsarten weiter zu untersuchen, die sich mir in 
der reizenden Gegend von Todtmoos zur Beobachtnng darboten. Im Ser- 
pentin des glatten Steins, der schon früher von Fıscuer und Weiss geschil- 
dert worden ist, hatte ich schon früher an den bekannten rostbraunen Stücken 
mit grösseren, porphyrartig eingewachsenen Schillerspathen Pyropkörner und 
Picotit gefunden (Jahrb. 1866, S. 394) und daraus geschlossen, dass er aus 
Olivinfels entstanden sein müsse. An Ort und Stelle fand ich nun in der 
That eine körnige rolhe Lage, welche weissen Enstatit, ganz frisch, fast 
durchsichtig und lebhaft glänzend, und Picotit, ebenfalls ganz frisch in lin- 
sengrossen Körnern enthielt, in der Mitte kamen auch wallnussgrosse Par- 
tien von hellgelbem, kaum angegriffenem Olivinfels mit denselben Mineralien 
in ganz allmählichenı Übergange in jene rothe Lage zum Vorschein. Der 
rothe Körper ist zersetzter Olivin, wie er so häufig in verschiedenen Gestei- 
nen vorkommt. Er verwittert also auch hier zuerst, wie diess aus meinen 
früheren Beobachtungen schon bekannt ist, die anderen Mineralien weit später. 
Einmal aufmerksam gemacht, habe ich dann auch die ockerigen Verwitte- 


rungsrinden von dunkelgrünem Serpentin von demselben Fundorte untersucht 
93 


836 


und siehe da, es ragten aus denselben Picotit, Enstatit und in geringerer 
Menge auch Chromdiopsid so schön hervor, wie an neuseeländischen oder 
Schutterthaler Serpentinen oder an dem serpentinisirten Lherzolith von Lherz, 
den mir Herr Dr. Hartung mit so vielen anderen interessanten Ergebnissen 
seiner Pyrenäenreise vor wenigen Tagen in Heidelberg zeigte. 

Nicht minder als der Serpentin interessirte mich eine kleine Erzlager- 
stätte im Gneisse am Mättle bei Todtmoos, die jetzt wieder zu St. Blasien 
neben den Horbacher Erzen auf Nickel benutzt werden soll. Es ist Mag- 
netkies und wenig Kupferkies, mit schwarzem Glimmer, grünem Oligoklas, 
Quarz und Dichroit ganz ebenso gemengt, wie zu Bodenmais, nur von fei- 
nerem Korn. Auch Molybdänglanz und hochgrüne harte Körner, vermuthlich mit 
dem spangrünen Mikroklin von Bodenmais identisch, kommen in geringer 
Menge darin vor. Es ist gewiss nicht unwichtig, auch in Deutschland ein 
so directes Analogon der Bodenmaiser Lagerstätte zu kennen, nachdem man 
solchen seither hauptsächlich nur in Finnland begegnet war. 

Mit dem Aufenthalte in Todtmoos schloss mein Schwarzwald-Ausflug, ich 
ging dann nach Rheinfelden, wo ich einige überaus angenehme Tage ver- 
brachte. 

Ausser den lehrreichen Vorträgen von Heer, Pıcret, Escher, Mösch, GiL- 
LIERON,. KAUFMANN, FAvRE u. A , die von der Förderung unserer Wissenschaft 
in der Schweiz ein glänzendes Zeugniss ablegten, war die Aufnahme in 
Rheinfelden und die für die gesellige Seite der Versammlung getroffenen 
Veranstaltungen über alles Lob erhaben. Die ganze Bevölkerung wollte zei- 
gen, wie sehr sie die Wissenschaft ehrt und liebt; ich habe nicht leicht eine 
Versammlung befriedigter verlassen. Ein kurzer Vortrag von mir berührte 
die Äquivalente der alpinen Trias-Niveau’s in Franken und Schwaben behufs 
gegenseitiger Verständigung, die vollständig erfolgte. 

Mit Herrn Prof. Arsr. Mürter aus Basel und Dr. J. Scuur aus Freiburg 
besuchte ich dann noch Adelhausen am Dinkelberg. um die dortige Bonebed- 
Flora, die ich vor 9 Jahren aufgefunden (Jahrb. 7865, S. 307) noch etwas 
genauer anzusehen. Wir fanden denn auch noch 3 andere fränkische For- 
men, namentlich die schöne Camptopteris (Clathropteris) Münsteriana und 
eine Bonebedlage. Herr Dr. ScuizL wird sicher bei einer gründlicheren Aus- 
beutung noch mehr mit Franken gemeinsame Formen finden und ich zweifle 
nicht daran, dass die Pflanzenlage in Südbaden und der Nordschweiz noch 
an manchem Orte entdeckt werden wird, wo sie bisher nicht beachtet wurde. 


F. SANDBERGER. 


Frankfurt a. M., den 30. Sept. 1867. 


Nickelhaltiges Magneteisen von Pregratten in Tirol. 


Seitdem Hocasterter 1859 auf Neuseeland ein grosses Lager von Oli- 
vinfels (Hochsterter’s Dunit) vergesellschaftet mit Serpentin nachgewiesen 
hat, womit dem bekannten Vorkommen im südlichen Frankreich (sogenannter 


837 


Lherzolith) ein noch mächtigeres an die Seite gestellt wurde, hat man diesem 
Gegenstande mit Rechi grössere Aufmerksamkeit gewidmet und es darf ge- 
genwärtig als ausgemacht gelten, dass dem Olivinfelse, welchen wir jetzt 
an der Erdoberfläche grossentheils nur in seinen Zersetzungsproducten vor 
uns haben, seiner Zeit eine beträchtliche Verbreitung zukam und dass der- 
selbe, aus den zahlreichen, in älteren und jüngeren vulcanischen Gesteinen 
sich vorfindenden erratischen Stücken zu schliessen, in grösseren Tiefen 
häufig vorkommt. Ausser den genannten beiden Localitäten ist der Olivin- 
fels anstehend, namentlich aus dem Ultenthal in Tirol, von Hof in Oberfran- 
ken, von Norwegen und Nordamerika bekannt. 

Bereits seit Längerem bin ich mit Untersuchung alpiner Gesteine be- 
schäftigt, worüber ich seiner Zeit ausführlicher berichten werde. So brachte 
ich vor einigen Jahren von einer Reise durch die hohen Tauern der Ost- 
alpen unter Anderem bis über zollgrosse, rhombendodekaedrische Magnet- 
eisenkrystalle mit, welche sich nördlich von Pregratien in einem bergleder- 
artigen zersetzten Chrysotil porphyrartig eingewachsen gefunden hatten. Das 
anstehende Gestein ist schieferiger Serpentin, weiter folgen chloritische 
Schiefer. Ich prüfte das Magneteisen kürzlich auf Chrom nnd erhielt bei 
dieser Gelegenheit eine starke Nickelreaction. Bei näherer Besichtigung der 
Krystalie fand sich nun an einem derelben in Rissen und Sprüngen ein reich- 
licher apfelgrüner Überzug, welcher die reinste Nickelreaction gab, mit einer 
Säure brauste und darauf als Nickelsmaragd erkannt wurde. An einer Stelle 
des Handstücks liegt neben dem Magneteisen-Krystall gut ausgebildeter, durch- 
sichtiger Kalkbitterspath. 

Das specifische Gewicht des Magneteisens wurde zu 5,167 bei 120 be- 
stimmt. 


Analyse 1. 
Angewandt . . . . 4,3612 gr. 
Unlösl. Rückstand . . 0,0120 gr. = 0,28°/, 
Nickeloxydub792 27. 0,0765 gr. = 1,75, 


Spuren von Chromoxyd, Manganoxyd und Titansäure. 
Analyse 2. 
Angewand . . . . 0,6588 gr. 
Mit Chamäleon titrirt . 0,466752 gr.Fe = 70,85°/o. 
Eine zweite Eisenbestimmung ergab 70,80°/o Fe. 


Wird nun Ni für Fe subsiituirend angenommen, 0,28°/o Rückstand in 
Abzug gebracht und die erste Eisenbestimmung zu Grunde gelegt, so ergibt 
sich folgende Zusammensetzung des Magneteisens: 


Bisenoxyde.. rn. r2.%. 72.036892 
Basenoxvdul u... .222,...,.29,32 
Nickeloxydul ..,......:.. „weise 
Manganoxyd 
Chromoxyd 2020, Spuren 
Titansäure 

” 100,00. 


Die meisten Olivine enthalten bekanntlich Nickel. Wenn ich nun nament- 


Luce 


u A rn 1 REIT VE MUENCHEN ERFREUT 


Bag = pe EN 


u 


838 


lich anführe, dass Serpentin nach Chrysolith häufig beobachtet ist (HAıpınger, 
QuENSTEDT, Brum, Weegsky), mehrfach auch Olivin im Talkschiefer und die 
Umwandlung von Olivin in Talkschiefer, wie zu Sissersk im Ural (G. Rose), 
zu Pfunders in Tirol (Damour) und an mehreren Puncten in Nordamerika 
(GENTB) und dass nach SınDBERGER * alle Serpentine, welche Bronzit, Pyrop, 
Chromdiopsid und Pieotit führen, aus Olivingesteinen entstanden sind: so er- 
scheint der Nickelgehalt in einem der serpentinischen Schieferzone selten 
fehlenden Mineral, dem Magneteisen, von besonderem Interesse. In einigen 
Serpentinen ist übrigens bereits Nickel nachgewiesen, so schon von STRONEYER 
in mehreren aus Norwegen und Sachsen, von Heruann im sogenannten Wil- 
liamsit von Westchester in Pennsylvanien und neuerdings von FELLENBERG ** 
in einem Serpentin aus Val Malenco. Ferner fand ScuHE£rer Nickeloxydul in 
verschiedenen Talken. 

Ich erwähne bei dieser Gelegenheit noch einer von Terazır *** bekannt 
gegebenen äusserst scharfen Prüfung auf Chrom, auf welche Weise ich in 
dem vorerwähnten und anderen Magneteisensteinen, krystallinischen Schiefern 
u. a. Chrom nachgewiesen habe. Den bei der Analyse erhaltenen Eisen- 
niederschlag löst man in wenig Salzsäure, fügt Kali im Übermass hinzu, er- 
wärmt bis beinahe zum Sieden und versetzt nun tropfenweise mit einer ver- 
dünnten Lösung von übermangansaurem Kali bis zur schwach grünen Fär- 
bung. Man filtrirt das Eisenoxyd ab, säuert das Filtrat mit Essigsäure an, 
erwärmt bis die kleine Menge gelöster Mangansäure redueirt und die Flüs- 
sigkeit farblos geworden und fügt nun einige Tropfen essigsaure Bleisolutiou 
hinzu. Durch die Übermangansäure wird alles Chromoxyd in Chromsäure 
verwandelt. Ist nur eine Spur anwesend, so färbt sich die Flüssigkeit auf 
Zusatz des Bleisalzes sofort deutlich gelb, bei mehr Chrom erhält man einen 
gelben Niederschlag von chromsaurem Blei. 


Dr. TsEoDoR PETERSEN, 


Stockholm, den 3. Oct. 1867. 


Von Langban’s Eisengrube habe ich ein talkartiges Mineral analysirt, 
das vom gewöhnlichen Talke etwas verschieden ist. Es kommt mit Magnet- 
eisen zusammengewachsen vor, ist von fasriger bis radial-fasriger Textur, 
brauner Farbe, in der Luft schwarzbraun anlaufend; schwach glänzend: 
mild; Härte reichlich die des Islandsspathes; schmilzt vor dem Löthrohre 
ohne Schwierigkeit zu schwarzem Email; wird von Salzsäure nicht völlig 
zerseizt. Die Analyse ergab: 


Kieselsaure v7 ne en. 158:95 
Talkerde } ...29,85 
Bısenoxydull 2: 0.2.2, .02 0289 
Manganoxydul . . . ».. 3,56 
Wasser... 22012 00000 AEETTT i 
100,00 


= Jahrb. 1866, 385. 
**= Journ. f. pract. Chemie 1867, 38. 
*2*= Bull. de la societe chim. 1865, 30. 
7 Aus dem Verlust berechnet. 


839 


Das Sauersioflverhältniss ist 1: 2,33 : 0,38, was der Formel des Talks 
entspreche, wenn auch nicht sehr gut. Mit Annahme von der polymeren 
Isomorphie wird das Verhältniss genau 1:2. 


C. W. Paykünı. 


. Heidelberg, den 5. Oct. 1867. 


In der kleinen Abhandlung „bunter Sandstein in Formen von Kalkspath“ 
im 3. Hefte 7867 des Jahrbuchs Seite 320 habe ich den Fundort der Kıy- 
stallgruppen und der Kernconcretionen nicht genau angeben können, und nur 
das Bärenthälchen im Allgemeinen als solchen angeführt. Dieser Fundort 
ist nun ermittelt. Im Laufe des verflossenen Sommers wurden von Herrn 
Lehrer Bösm und dem Diener des Mineralien-Cabinets der Universität, L. 
FörsTER, durch mehrere Excursionen gefunden, dass der sogenannte Salz- 
lackenbuckel, die Höhe zwischen dem Schönauer- und dem Neckar-Thale 
bei Ziegelhausen die eigentliche Localität des Vorkommens jener Gebilde 
sei. Man hat nun zwar hier die Kernconcretionen nicht in anstehenden Ge- 
steinen, aber doch, ausser frei umherliegend, auch in grossen Sandstein- 
blöcken und Stücken eingeschlossen, getroffen, so dass das Vorkommen in 
dem anstehenden bunten Sandstein nicht mehr zu bezweifeln ist. 

Es wurden hier viele und schöne Concretionen verschiedener Art ge- 
funden, ganz geschlossene, hohle, zum Theil mit Sand erfüllt, und schalige, 
welche meist kugelförmige Gestalten, zuweilen jedoch auch knollige und 
andere Formen wahrnehmen lassen. Die Kernconconcretionen zeigten mei- 
stentheils Schalenbildung um den Krystallkern. Die Krystall-Gruppen finden 
sich in den verschiedensten Grössen, ganz klein mit kaum einem Zoll Durch- 
messer bis zu 6 und mehr Zoll. Selbst einzelne Krystalle kommen zuweilen, 
jedoch sehr selten, vor. Auch die Erscheinung habe ich in einigen Fällen 
beobachtet, dass man Krystalle über Krystallen gebildet findet, wie diess ja 
auch beim Kalkspath nicht so sehr selten getroffen wird, und wie ich sie 
früher schon bei Pseudomorphosen von Eisenoxyd nach Kalkspath beschrie- 
ben habe. Bemerkenswerih bleibt hierbei, dass trotz der anfänglichen Über- 
mengung der Krystalle mit Sand und der späteren Ersetzung des Kalkspatbs 
durch kieselig-thoniges Cement die Formen der eingeschlossenen Krystalle 
so erhalten blieben, dass sie sich von dem umschliessenden Krystall leicht 
loslösen lassen. — Für alle die angeführten Erscheinungen hat die grosse 
Zahl von Gebilden der Art, welche das Mineralien-Cabinet der Universität 
besitzt, vielfache Belege aufzuweisen. 


R. Bıum. 


840 


B. Mittheilungen- an Professor H. B. GEINITZ. 


Glückauf bei Christchurch auf Neu-Seeland, den 4. Juli 1867. * 


Meinen aufrichtigsten Dank für Ihre gütige Aufforderung, eine Arbeit 
für unsere Verhandlungen der K. Leopoldino-Carolinischen deutschen Aca- 
demie der Naturforscher zu senden, von welcher ich recht bald Gebrauch 
zu machen gedenke. Ich habe nämlich vor, einen grösseren Aufsatz über 
meine wichtigen, mit so grossen Erfolgen gekrönten Dinornis-Ausgrabungen 
zu schreiben, darin die Gründe zu entwickeln, durch welche deren Ausrot- 
tung hervorgebracht worden ist, ferner wie und wovon sie gelebt haben, 
ferneı wichtige, bisher unbekannte Theile zu beschreiben und photograjhiren 
zu lassen, nebst den 6 beinahe oder ganz vollständigen Skeletten von 

Dinornis giganteus, 11 Fuss hoch, Dinornis robustus, 9 Fuss hoch, Di- 
nornis elephantopus und D. crassus, D. casuarinus und D. didiformis. 

Die von mir gemachten Funde zu wenigstens 70 verschiedenen Indivi- 
duen gehörend, waren bei weitem die bedeutendsten, welche gemacht wor- 
den sind. Ferner werde ich Maasstabellen anfertigen und Schlüsse aus deren 
Anwendung in Betreff Owen’s Arten ziehen. 

Es ist ein prachtvoller Anblick, die sechs Skelette neben einander stehen 
zu sehen. Die verdienstvollen Arbeiten des grossen englischen Paläontologen 
bilden natürlich die Grundlage meiner Arbeit, welche dieselben bestätiget, 
ergänzt oder in einzelnen Fällen berichtiget. Natürlich stand ihm nicht ein 
solches Material zu Gebote wie mir. 

Ich hoffe, in einigen Monaten im Stande zu sein, Ihnen diese Arbeit, 
welche ich gern in ıneiner Heimath veröffentlichen möchte, zu übersenden 
und schmeichle mir, dass dieselbe manches Neue und Interessante enthalten 
dürfte. 

In der Beilage werden Sie eine Abbildung von Mount Carus finden 
und können Sie sich versichert halten, dass dieselbe naturgetreu ist. Es 
dürfte indessen schwer halten, ehe ein Pfad durch die undurchdringliche 
subalpine Vegetation geschnitten ist, sich diesen Bergen mit einem photo- 
graphischen Apparate zu nähern, denn die Gegend ist so wild und der Fluss 
so reissend, dass nur ein tüchtiger Kletierer, und unbeladen, die Quellen er- 
reichen kann. 


JuLius Haast. 


Halle, am 28. Aug. 1867. 
In dem Steinsalzschacht von Leopoldshall bei Stassfurt, welcher durch 
das Vorkommen von massenhaftem Kainit, grössere Mengen von Chlorkali 
(Leopoldit, Sylvin), von schönen blauen Steinsalzkrystallen in weisses Chlor- 
kali eingebettet, von grossen Boracitknollen (Stassfurtit) etc. dem mineralo- 


* Brief an Herrn Geheimerath Dr. C. G. CARUS in Dresden, von diesem mitge- 
theilt an Prof. GEINITZ. 


841 


gischen Publicum bekannt ist, hat Herr Becnter und zwar in der Vorrich- 
tungsstrecke H bei 105 Lachter Teufe und bei 12 Lachter Flötzteufe einen 
Steinsalzkrystall gefunden. Derselbe wurde in einem der bis mehrere Ku- 
bikfuss grossen Nester von sogenanntem Krystallsalz angetroffen, welche ziem- 
lich häufig, aber ungleichmässig im Steinsalz verbreitet sind. Der über 
1 Zoll grosse, durchsichtige Krystall ist eingewachsen in Krystallsalz, ragt 
an dem gewonnenen Handstück z. Th. heraus und lässt erkennen: Würfel- 
flächen, Octaederflächen, Granatoederflächen und Diamantoederflächen. 

Diese Combination erscheint mir bemerkenswerth, da, so viel ich weiss, 
die Krystalle von Steinsalz,; welche in der Carnallitabtheilung des Stassfurter 
Steinsalzes eingewachsen vorkommen und aus den Salzen derselben mittelst 
einer gesältigten Soole ausgewaschen werden können, nur die Flächen des 
Octaeders zeigen. 

Ein anderer interessanter Fund in der genannten Grube ist derjenige 
von Eisenkies. Wie Ihnen erinnerlich sein wird, ist solcher im Stassfurter 
Steinsalzlager und den begleitenden Schichten bis jetzt nur vermuthet, aber 
noch nicht nachgewiesen worden, Dieses ist nun Herrn DAup« gelungen, 
welcher kleine Krystalle von Eisenkies ausgewaschen hat und an sogenann- 
ten „harten Salzen“, bestehend aus: Kieserit, Steinsalz, rothem und weissem 
Leopoldit, Carnallit, welche zu einem bunten Gemenge agglomerirt sind und 
in einer Mächtigkeit von 6—10 Fuss die 17—27 Lachter starke „Carnallit- 
Schicht“ unterteufen. Die Krystalle sind vorwaltend Pyritoeder, doch auch 
octaedrische Formen sind nicht selten; sie erreichen mitunter eine Grösse 
von 0,3 Millimeter, sind aber meistens weit kleiner. Verwachsungen von 
zwei und mehreren Individuen finden sich häufig. 

Zwischen den gelben und rothen sechsseitigen und rhombischen Eisen- 
glimmerblättchen und rothen Krystallen von anderweiten rbombischen Ge- 
stalten, welche bekanntlich im Carnallit vorkommen, und denselben mitunter 
zonenweise durchziehen, finden sich kleine, dunkle Krystalle. 

In einer Partie solcher Gebilde, welche ich der Güte des Herrn Dauoe 
verdanke , waren unter dem Vergrösserungs -Glase trefflich ausgebildete 
Rhomboeder mit basischer Endfläche zu erkennen. Diese Krystalle gehören 
also, wie der sie begleitende Eisenglimmer, dem Eisenglanz an. Auch 
Verwachsungen verschiedener zum Theil dunkler und dunkelrother Indivi- 
duen, Sireifungen etc., wie bei den grösseren Eisenglanz-Krystallen sind zu 
beobachten. Die Farbe wechselt von dunkelroth, dunkelgrau bis schwarz. 
Einzelne kleine Quarzkrystalle werden zwischen den Eisenglanz-Krystallen 
angetroffen. 


C. ZINCKEN. 


Neue Literatur. 


(Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein derer Titel 
beigesetztes X.) 


A. Biicher. 
1866. 


Ep. Desor: Discours d’orverture du premier Congres paleoethnologigue & 
Neuchätel #866 Neuchätel. 8°. 16 p. 

Ev. v. Eıcnwaıp: Beitrag zur Geschichte der Geognosie und Paläontologie in 
Russland. Moskau. 8%, 718. 

A. Gaupay: Considerations generales sur les animaux fossiles de Pikermi. 
Paris. 8%. p. 68. = 

Janes Hast: Note uper the Genus Palaeaster and other Fossil Starfishes. 
(Extr. from the 20. Rep. on the State Cab of Nat. Hist.) 8°. 
23p. = 

— —  Descriptions of some new species of Crinoidea and other Fossils 
from the lower Silurian Strata etc. (lb.) 8°. 17 p. 

A. v. VoLBortA: über Herrn v. Eıcawarv’s Beitrag zur näheren Kenntniss 
der Illaenen etc. Moskau. 8%. 49 5. = 

— — die angeblichen Homocrinen der Lethaea Rossica. Moskau. 8° 
10.5 # 

— — Zur Vertheidigung der Gattung Baerocrinus. Moskau. 8°. 88.» 


1867. 

J. BARRANDE: Systeme silurien du centre de la Boheme I. Partie. Re- 
cherches Paleontologiques. Vol. III, Texte et 16 Pl. Classe des Mol- 
lusques. Ordre de Pteropodes. Prague et Paris. 4°. 179 p. 

— — Pteropodes siluriens de la Boheme. Introduction. Praque et 
Paris. 8°. 16 p. 

Armııus BesLo: de nonnullis, qui in rerum natura inveniuntur, fluosa- 
libus. Diss. inaug. \Vratislaviae.. 8°. p. 28. 

Ww. T. Bıanrorn: Note on the Geology of the neighbourhood of Lynyan 
and Runneekote. NW. of Kotree. in Sind. (Mem. Geol. Surv. India, 
Ve. Eat 15 pp, 1 PL 


843 


Wım. T. Branrorn: On the Geology of a portion of Cutch. (lb. Vol. VI, 
SED 2 a sn 

E. Beyrıcn: über einige Cephalopoden aus dem Muschelkalke der Alpen und 
über verwandte Arten. Berlin. 4°. (Abh.d.K.d. Wiss. 1866. S. 103 
bis 149, 5 Taf. 

Em. Borıcky: Dufrenit, Beraunit und Kakoxen von der Grube Hrbek bei St. 
Benigna in Böhmen. (Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. LVI. Bd.) 13 85. 

LeoroıLw v, Bucn’s gesammelte Schriften. Herausgegeben von J. Ewaun, 
J. Roru und H. Eck. Erster Band, Mit 13 Taf. Berlin. 8°. S. XLVIN 
und 739. 

B. v. Corta: die Geologie der Gegenwart. Zweite, vermehrte und 
verbesserte Aufl. Leipzig. 8°. 

H. Burmeister: Geschichte der Schöpfung. Siebente Aufl. Herausg. von C. 
G. GieseL. Leipzig. 8%. 664 S. 

C#. Darwın: über die Entstehung der Arten durch natürliche 
Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe 
ums Dasein. A. d. Engl. übersetzt von H. G. Bronn, nach der 4. engl. 
Aufl. durchgesehen und berichtigt von J. Vıcror Carus. 3. Aufl. 2. und 
3. Lief. (Schluss). Stuitgart. 8%. S. 193-571. 

E. Dumortier: Etudes paleontologiques sur les depots jurassiques du bassin 
du Rhöne. Deuxieme partie. Lias inferieur. Avec 50 planches 
Harısu0 8°, 1,4252, r 

H. Fıeck: über ein verbessertes Verfahren, die Härte des Wassers zu be- 
stimmen. (Dineter’s pol. Journ. Bd CLXXXV, S. 226.) = 

O0. Fraas: Beiträge zur Culturgeschichte des Menschen während der Eiszeit. 
(Sep.-Abdr. a. d. Archiv f Anthropol. 3. Heft. S. 29-50.) 

FrischmAann: über die Zwillinge des Chrysoberylls. (Sitzb. d. k. bayer. Ac. 
d. W. 1867, I, A. S. 429-434, 1 Tf.) = 

Ant. Fritsch: über die Callianassen der böhmischen Kreideformation. Prag. 
4% m2.8,2 Takes 

A. Gaupry: des lumieres que la geologie peu jeter sur quelgues points de 
Uhisloire ancienne des Atheniens. Paris. 8°. p. 32. 

J. Gosskuet: Programme d’une descriplion geologigue et mineralogique du 
depart du Nord. Lille. 8°. p. 47. = 

C. Grewinsk: über Hoplocrinus dipentas und Baerocrinus Ungerni. Dorpat. 
8°. 195.51 Taf... = 

Günsst: weitere Mittheilungen über das Vorkommen von Phosphorsäure in 
den Schichtgesteinen Bayerns. (Sitzungsber. d. k. bayer. Ac. Bd. II, 
p. 147-157. = 

— über einen Versuch der bildlichen Darstellung von krystallinischen Ge- 
steinsarten wittelst Naturselbstdruck. «(Sitzb. d. Ac. d. Wiss. in Mün- 
chen 1867, p. 355 u. f.) 

K. Hausuorer: Hülfstabellen zur Bestimmung der Gesteine (Ge- 
birgsarten) mit Berücksichtigung ihres chemischen Verhaltens. München. 
82.09. dar. ws 

Jonnstrup: Om Faxekalken ved Annetorpi Skaane. Kjobenhavn. 8°. p.14. * 


54H 


F. KArBER: zur Foraminiferenfauna in Österreich. (Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. 
EV. Be) 8, 388,3 Taf m Y | 

F. J. Kaurmann: Geologische Beschreibung des Pilatus. Mit einer 
Karte und 10 Tf. Bern. 4°. 5.169. (5.Lief. d. Beiträge zur geolog. 
Karte d. Schweiz.) 

R. Kner: über Orthacanthus Decheni GoıLor. oder Xenacanthus Decheni 
Beyr. (Sitzungsb. der k. Ac. d. Wiss. 1. Abth. April. 8°.) 45 S., 
10 Ta 

A. Knor: Molekularconstitution und Wachsthum der Krystalle. 
Mit 48 Holzschnitten. Leipzig. 8°. S. 96. = 

Fr, v. Kossit: zur Berechnung der Krystallformen. München. 8°. 
3:04, 07% 

N. v. Koxscnsrow: Materialien zur Mineralogie Russlands. Fünfter 
Band. 5. 1-192. Atlas Taf. LXXM-LXXIN. St. Petersburg. 4%. » 

G. Lause: die Gasteropoden des braunen Jura von Balin. Wien. 4°. S.28, 
Taf. 3. 

M. Löser: die Porphyre der Umgegend von Altenburg. (Mitih. a. d. Oster- 
land. Bd. XVII, H. 1.) 8°. 148. 

R. Lupwis: Geologische Skizze des Grossherzogthums Hessen. Darmstadt. 4°, 
24 S. Mit einer geolog. Übersichtskarte. * 

G. Lunse: die Destillation des Steinkohlentheers und die Verarbeitung der 

damit zusaınmenhängenden Nebenproducte. Braunschweig. 8°. 1928. 
R. Mayr: Die Mechanik der Wärme. Stuttgart. 8°. 194 8. 

. Möscn: der Aargauer Jura und die nördlichen Gebiete des Kantons 
Zürich. Mit Profilen, 2 Karten, 13 Taf. Bern. 4°. S. 319. (4. Lief. 
d. Beiträge zur geol. Karte d. Schweiz.) 

A». Osorny: die geognostischen Verhältnisse der Umgebung von 
Namiest. (Sond.-Abdr. a. d. 5. Bande der Verhandl. d. naturforsch. 
Vereins). Brünn. 8°, S. 19. 

F. Oroaam: the Coal-Resources and Production of India. Calcutta. Fol.70, 
1 Map. 

G. Onsonı: Miniere della Sardegna. (Atti della Soc. Italiano di Se. nat. 
vVIEF Mn EEE 5 

— — le due recenti teorie sulle correnti atmos feriche. (lb. V. X.) 
Milano. 8°. 12 p. i 

K. F. Peters: Phoca pontica Eıcuw. bei Wien. (Aus d. LX. Bd. d. Sitzb. 
d. k. Ac. d. Wiss. 1. Abth) 3 S. = 

— — das Halitherium-Skelet von Hainburg. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichs- 
anstalt. 17. Bd, 2. Hft., S. 309 u. f., Tab. VII. = 

F. J. Pıctet: Nouveaux documents sur les limites de la Periode jurassique 
et de la Periode cretacee. (Arch. des sc. de la Bibliotheque univer- 
selle, Juin, 1867.) Geneve. 8°. 16 p. * 

W. Racherte: über die Bedeutung und den Einfluss des Berg- und Hütlen- 
betriebes und des Maschinenbaues auf die Productionskraft Russlands u. 
s. w. St. Petersburg. 8°. 168. 

G. Rose: die Gabbroformation von Neurode in Schlesien. Erste 


- 


845 


Abtheilung. Mit 2 Tafeln. (Abdr. a. d. Zeitschr. d. deutsch. geolog. 
Gesellsch. Jahrg. 1867.) S. 270-296. = 

Runee: über das Vorkommen und die Gewinnung des Bernsteins; GÖPPERT: 
über die Abstammung desselben. (Bes.-Abdr. a. d. Breslauer Zeitung, 
No. 365. 8. Aug. 1867. = 

A. Scaenk: die fossile Flora, der Grenzschichten des Keupers und Lias Fran- 
kens. 5. u. 6. Lief., Taf. 21-30, S. 17 24. Wiesbaden. 

Tu. Scherrer: Theorie und Praxis in Kunst und Wissenschaft wie im Men- 
schenleben. Freiburg. 8°. 143 5. = 

Osc. Schneider: Geognostische Beschreibung des Löbauer Berges. (Abh. d 
naturf. Ges. zu Görlitz, 13. Bd.) 68 S., 1 Karte, * 

Sam. Scupder: on Fossil Neuropterous Inscers in North America. ( Boston 
Soc. of nat. hist.) * 

K. v. Seesach: zur Kritik der Gattung Ayophori ia Braun und ihrer triasischen 
Arien. (Sep.-Abdr.) S. 10. = 

E. Srönr: Il Vulcano Tengher della Giava orientale. Modena. 8°. P.44, 
2 tab. = 

— —  Schiarimenti intorno alla carta delle salse e delle localiti oleifere 
di monte Gibio. ( Estratto dall’ Annuario della societa dei Natura- 
listi in Modena.) Modena. 8°. P. 10, 2 tab. 

M. Ren& Vıon: Etude sur Linnk. Amiens. 8%. 40 p. * 

H. Voerzsang: Philosophie der Geologie und mikroskopische Ge- 
steins-Studien. Mit 10 Kupfertafeln in Farbendruck. Bonn. 8°. 
S. 229. 

J. Weıssach: die mit der mitteleuropäischen Gradmessung verbundenen nivel- 
litischen Höhenbestimmungen im Königreiche Sachsen. 4°. 38. 

G. Werner: Leitfaden zum Studium der Krystallographie. Hannover. 8°. 
145 S. mit 82 Holzschnitien. 

C. A. Wuiıte: Observations upon the Drift-Phenomena of southwestern 
Jowa. (American Journ. XLUl, p. 301.) 

— — asketch of the Geology of southwestern Jowa. (Americ. Journ. 
KEIN, p: 23.) 

T. C. Wınkter: Musee Teyler. Catalogue ne de la collection pa- 
leontologique. 6. livr. Haarlem. 8°. p. 609-697. = 

Ta. Worr: die Auswürflinge des Laacher See’s. (Abdr. a. d. Zeitschr. 
d. deutschen.geol. Gesellsch. Jahrg. 1867.) S. 451-492. 

V. v. Zeemarovicn: Mineralogische Mittheilungen. II. (A.d.LVI. Bde. 
d. Sitzb. d. k. Ac. d. Wissensch. 1. Abth,, Juni-Heft, $S. 29.) = 

F. Zırker: über die mikroskopische Zusammensetzung der Pho- 
nolithe. (Pocsenporrr’s Annal. Bd. CXXXI, S. 289-336.) 


B. Zeitschriften. 


1) Sitzungs-Berichte der &. Bayerischen Academie der Wis 
senschaften. München. 8°. [Jb. 1867, 598.] 
1867, 1, 1-3; S. 1-404. 


846 


VoseL: über die Bearbeitung des rohen Torfes: 143-149. 

Fr. v. Koserr: über das Verhalten des Disthens im Stauroskop und über die 
dabei zu beobachtenden nicht drehbaren Kreuze (mit 1 Taf.): 272-282. 

v. SCHLAGINTWEIT-SARÜLÜNSKI: über die Temperatur von Alpenseen in grossen 
Tiefen nach Beobachtungen im Starnberger und im Chiem-See: 305-316. 

GümseL: über einen Versuch der bildlichen Darstellung von krystallinischen 
Gesteinsarten mittelst Naturselbstdruck: 355-364. 


2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°, 
[Jb. 1867, 599] 
1867, XVII, No. 2; S. 193-316. 


W. Herseacker : Mineralspecies, welche in der Rossitz-Oslawaner Steinkohlen- 
Formation vorkommen: 195-211 

A, Rücker: die Mieser Bergbau-Verhältnisse im Allgemeinen nebst specieller 
Beschreibung der Frischglückzeche: 211-225. 

J. Böcks: die geologischen Verhältnisse des Bück-Gebirges: 225-243. 

G. Stacue: die Eocän-Gebiete im Inner-Krain und Istrien. 3. Folge. No. VII. 
Die Eocänstriche der quarnerischen Inseln (mit Taf. VI): 243-291. 

J. G. ELLENBERGER: das Petroleum-Terrain Westgaliziens: 291-309. 

K. Peters: das Halitherium-Skelet von Hainburg mit Taf. VID: 309-315. 

K. v. Hauer: Arbeiten in dem chemischen Laboratorium der geologischen 
Reichsanstalt: 315-316. 


- 


3) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 
Wien. 8°. [Jb. 1867, 705.] 
1867, No. 10. (Sitzung am 30. Juni.) S. 203-232. 
Eingesendete Mittheilungen. 
F. ZırkeL: Nosean in den Phonolithen: 205-207. 
J. Kesscı: Gliederung der böhmischen Kreideformation: 207-208. 
K. v. Hauer: die Springtberme auf der Margarethen-Insel bei Pest: 208-209. 
K. Horrzann: Palagonit in dem basaltischen Tuff des Szigliget-Berges und 
von Leanyvar bei Battina in Baranyer Comitate: 209-211. 
SzaBo: Chromeisen und Magnesit von der Fruskagera in Syrmien: 211. 
U. SceLönsach: Gliederung der rhätischen Schichten bei Kössen: 211-212. 
Berichte über die geologischen Landesaufnahmen. 
E. v. Mossisovics: Umgebungen von Rogoznik und Üsorsztyn, n. Tatrathäler: 
212-214. r 
Pau: Umgegend von Polhora, Turdosjn und Jablonka in der Arva: 214-215. 
E. v. Mossısovics: Karpathen-Sandstein und Klippenkalk der Umgegend von 
Polhora und Trstjenna: 215-216. 
FörTerLe: Umgebungen von Theissholz: 216-217. 
Einsendungen für das Museum und die Bibliothek: 217-232. 


847 


1867, No. 11. (Bericht vom 31. Juli.) S. 233-250. 
Eingesendete Mittheilungen. 
Fr. v. Hauer: Paläontologische Notizen aus dem ungarischen National-Mu- 
seum: 234. 
Woznıakowskı: Reihenfolge der Congerien-Schichten bei Gaya in Mähren: 
234-236. 
A. Pıcnter: Beiträge zur Geognosie Tyrols. VII. Die erzführenden Kalke 
von Hopfgarten bis Schwaz: 236-237. 
F. Poserny: ein neues Schwefel-Vorkommen an der Cicera bei Verespatak: 
237-238. 
Berichte über die geologischen Landesaufnahmen. 
PAuL: Umgegend von Podbjel in der Arva: 238-239. 
E. v. Mossısevics: Umgegend von Lesota und Borov& in der Arva: 239-240. 
Paur: die Karpathensandstein- und Klippenbildungen zwischen dem Gebirgs- 
zuge der Arvaer Magura und dem Arva-Flusse, von Turdossin bis Arva- 
varallya: 240-242, 
Förterte: das Muranyer Gebirge: 242-243. 
G. Stacas: das Gebiet der schwarzen und weissen Waag: 243. 
H. Wour: Umgegend von Tokaj: 243-244. 
Einsendungen für das Muscum und die Bibliothek: 244-250. 


4) J. C. Possennorrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. 8°, 
[Jb. 1867, 707.| 
1867, N. 4; CXXX, S. 497-644. 
G. Jenzsch: über die am Quarz vorkommenden sechs Gesetze regelmässiger 
Verwachsung mit gekreuzter Hauptaxe: 597-612. 
1867, No. 5; CXXXI, S. 1—160. 
Tu. GrauAm: über den Einschluss von Wasserstoffgas in Meteoreisen: 151-153. 


5) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin. 

8°. [Jb. 1867, 706.] 
1867, XIX, 1, S. 1-236, Tf. V-X1l. 
A. Sitzungs-Berichte vom 7. Nov. 1866 — 2. Jan. 1867. 

G. Rose: die Gesteine der Gabbro-Formation von Neurode in Schlesien: 7-9. 
Haucnecorne: krystallisirte Hüttenproducte von der Andreasberger Silber- 
hütte und über Kupfer- und Kobalterze aus dem Kaukasus: 11-12. Re- 
NELE: über eine eigenthümliche Onyx-Bildung und deren photographische 
Abbildung: 12-13. Lossen: über sphärolitische, Pinit führende Quarz- 
Porphyre aus dem Harz: 13-14. Lasarp: Vorkommen von Eisenspath 
im braunen Jura am Dörrel in Hannover: 15-16. Rorn: Mittheilungen 
über Santorin: 18-20. v. Dücker: über ein in Diluvialsand bei Münche- 
berg unfern Berlin gefundenes Exemplar von Cardium edule: 20. Ber- 
rich: Bemerkungen hiezu: 20-21. v. Kornen: über Knollensteine mit 


848 


ansitzenden Balanophyllien aus einem Schacht bei Calbe: 21. Rrnmeık: 
die Beziehungen zwischen Zusammensetzung und Schmelzbarkeit ver- 
schiedener Laven: 21-22. 

B Aufsätze. 

A. v. Korsen: über die Parallelisirung des norddeutschen, englischen und 
französischen Oligocäns: 23-33. 

HERN. ÜREDNER: geognostische Skizze der Goldfelder von Dahlonega, Georgia, 
Nordamerika: 33-41. 

L. Meyn: der Jura in Schleswig-Holstein:: 41-52. 

E. E. Scumip: über einen Menschenschädel aus dem Süsswasserkalk von 
Greussen in Thüringen: 52-68. 

F. Zırket: Beiträge zur geologischen Kenntniss der Pyrenäen (hierzu Tf.I-IV): 
68-216. 

R. Rıcurer: aus dem thüringischen Zechstein (hierzu Tf. V): 216-236. 

1867, XIX, 2, S. 237-435 
A. Sitzungs-Berichte vom 6. Febr. 1867 — 3. April 1867. 

Lossen: über Hohlgeschiebe aus dem Rothliegenden bei Kreuznach: 238-243. 
G. Rose: die schwarze Färbung des Serpentins von Reichenstein rührt von 
Magneteisenerz her: 243. v. Koesen: die Tertiärschichten von Antwer- 
pen: 245-247. v. Dücker: Profile der Braunkoblenformation bei Frank- 
furt a/0.: 247. Bevrıcn: Vorkommen und Alter der Kalksteine im Grau- 
wacke-Gebirge des Harzes: 247-250; über marine Conchylien aus dem 
Diluvium der Gegend von Meve: 251-252. Rors legt ein durch v. See- 
BACH angefertigtes Relief von Santorin vor: 252-253. 

B. Briefliche Mittheilung von A. Röner. 
C. Aufsätze. 

Fern. Römer: neuere Beobachtungen über die Gliederung des Keupers und 
der ihn zunächt überlagernden Abtheilung der Jura-Formation in Ober- 
schlesien und in den angrenzenden Theilen von Polen: 255-270. 

G. Rose: über die Gabbro-Formation von Neurode in Schlesien. Erste Ab- 
theilung. (Hierzu Tf. VI und VII): 270--297. 

F. F. Hoanstein : über die Basaltgesteine des unteren Mainthales (hierzu 
Taf. VII und IX): 297-373. 

C. v. Aısert: die Steinsalz-Lagerung bei Schönebeck und Elmen (hierzu 

(Tf. X): 373-400. 
. Ranmeısgers: über die chemische Constitution der Glimmer: 400-432. 
. W. C. Fucas: über Sodalith- und Nephelin-Laven: 432-435. 


am 


6) Erpmann und WERTHER: Journal für praktische Chemie. Leipzig. 
8°. [Jb. 1867, 707.] 
1867, No. 7-8; 100. Bd., S. 385-508. 
R. Hermann: über das Atomgewicht des Tantals: 385-398. 
G. Tscuermar: über Glaukodot, Danait, Arsenkies: 445-447. 
Doneyko: über die Selenüre der Minen von Cacheuta in. Süd-Amerika : 
506. 


849 


1867, No. 9-14; 101 Bd.; S. 1-384. 

A. Kenscort: über die alkalische Reaction verschiedener Minerale: 1-6. 

— — Mittheilangen über Richmondit, Osmeolith und Neolith: 6-17. 

— — Mittheilungen über den Pyrophyllit, Hydrargillit, Pennin, Chlorit und 
Klinochlor: 17-32. 

L. R. v. Feitengers: Analysen einiger neuer Mineralien: 32-42. 

G. Rose: über Darstellung krystallisirter Körper mittelst des Löthrohrs und 
über Darstellung der Titansäure in ihren verschiedenen allotropischen 
Zuständen: 217-235. 

G. Merz: einige Beiträge zur Experimentalchemie: 261-273. 

ReDTENBACHER: Mineralwasser-Analysen: 317-318. 

ScuöngBein: über die Anwesenheit des Ozons in der atmosphärischen Luft: 
321-3 33 

Fritzsche: über die festen Kohlenwasserstotfe des Steinkohlentheers: 333-343. 

Einige Begleiter des Kryoliths: 382-383. . 


7) Bruno Kerr und Fr. Wimmer: Berg- und Hüttenmännische Zei- 

tung. Leipzig. 4°. [Jb. 1867, 707.) 
1867, Jahrg. XXVI, Nro. 26-39; S. 217-336. 

Aroıs Schmipt: geognostisch-bergmännische Skizze über den Kiesstock zu 
Agordo: 240-241. 

E Rıorte: Stetefeldtit, ein neues Mineral: 253-254. 

Aroıs Schmidt: geognostisch-bergmännische Skizzen über die Erzlagerstätten 
Tyrols: 267-269; 273-274. 

Zur Kenntniss des von Rıorse beschriebenen Minerals Stetefeldtit: 281-282. 

Scauster: über die Kieslagerstätte am Rammelsberg bei Goslar: 307-308. 


8) Palaeontographica. Beiträge zur Naturgeschichte der Vorwelt. 
Herausgegeben von H. v. Meyer und W. Dunker. XV. Bd., 5. Lief. 
[Jb. 1867, 602.] 

H. v. Mevsr: über fossile Eier und Federn (Taf. 36-38): 223-252. 

— — über Amphicyon ? mit krankem Kiefer, aus dem Tertiärkalk von 
Flörsheim (Taf. 39): 253-259. 

— — über Psephoderma Anglicum, aus dem Bonebed in England (Tf. 50, 
f. 1-6): 261-263. 

— — Saurier aus dem Muschelkalke von Helgoland (Taf. 40, f. 7): 
269-268. 

XVl. Bd., 3. Lief. 

A. Douen : Zur Kenntniss der Insecten der Primär-Formationen (Taf. 8): 
129-136. 

E. SeLenkA: die fossilen Krokodilinen des Kimmeridge von Hannover (Tf.9-11): 
137-144. 

Jahrbuch 1867. 54 


850 


A. v. Kornen: das marine Mitteloligocän Norddeutschlands und seine Mol- 
luskenfauna (2. Th., Taf. 12-15): 145-158. 


9) L. Ewaın: Notizblatt des Vereins für Erdkunde und ver- 
wandte Wissenschaften zu Darmstadt und des mittelrhei- 
nischen geologisehen Vereins. Darmstadt. 8%. [Jb. 1866, 219.] 

1866, III. Folge, V. Heft,, N. 49-60: S. 1-192. 

R. Lupwic: Haifischreste im Meeresthon von Nierstein: 11. 

— — Pinna rugosa Lupw. und Acerotherium incisivum in den tertiären 
Kalklagern von Weissenau: 11-12. 

— — Foraminiferen in den marinen Tertiärthonen von Offenbach, Kreuz- 
nach, Eckardroth und Alsfeld : 79-80. 

Grooss: geologische Mittheilungen über die Sectionen Bingen und Mainz: 
125-128. 


10) Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. 

Stuttgart. 8°. [Jb. 1867, 354.] 
1866, XXIL 2 u. 3, S. 129-252. 

H. v. Feauine: chemische Analyse der Thermen von Wildbad: 129-147. 

—  — chemische Analyse der Quellen in Liebenzell: 147-159. 

— — Nachtrag zur Analyse der Teinacher Mineralquellen: 159-168. 

M. Bauer: die Brauneisenstein-Gänge bei Neuenbürg: 168-202. 

XELLER: Wassermessungen in Wildbad: 202-207. 

Zsc#: die physikalischen Eigenschaften der Krystalle (Schluss) mit 'Tf. H-IV: 
207-232. 


11) Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brünn. 
V. Bd. 1866. Brünn, 1867. 8°. S. 236. [Jb. 1867, 354.] 

A. Makowsky: über die Entstehung der Eisenerze: 64-70. (Sitzungsber.) 

G. v. NıessL: eine Besteigung des Hochgolling: 1-18. (Abhandl.) 

An. OBorny: die geognostischen Verhältnisse der Umgebuug von Namiest: 
19-35. 


12) Vierundvierzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesell- 
schaft für vaterländische Cultur. Breslau, 1867. 8°. S. 267. 
[Jb. 1867, 91.] | 

SADEBECK: über den Brocken und die vorjährigen astronomischen und geo- 
dätischen Beobachtungen auf demselben: 37-39. 

Wessky: über eine auffallende Krystall-Form des Granats und über das Vor- 
kommen des Xanthokons zu Rudolstadt in Schlesien: 41. 

F. Römer: über die Auffindung der Posidonomya Becheri bei Rothwalters- 
dorf; über das Vorkommen mit Quarzsand erfüllter Kalkspath-Krystalle 


851 


bei Miechowitz unfern Beuthen; über eine mit Weglassung des Dilu- 
viums und Alluviams construirte geoguostische Karte des oberschlesisch- 
polnischen Berg-Districtes; über das Vorkommen des Leithakalkes in 
Oberschlesien; . über ein Erz-Vorkommen bei Chorzow unfern Königs- 
hütte; über die Auffindung devonischen Kalkes in der Nähe von Siewirz 
in Polen; über das Vorkommen mariner Conchylien in der oberschlesisch- 
polnischen Steinkohlen-Formation: 42-48. 

GörrerT; über die Tertiärflora der Polar-Gegenden; über Schlesiens Zukunft 
hinsichtlich der Steinkohlen-Formation; über die Flora des Böhmerwal- 
des an und für sich und im Vergleich zu den anderen deuischen Ge- 


birgen diesseits der Alpen; über das Vorkommen des Bernsteins in 
Schlesien: 51-96, 


13) Bulletin de la societe geologique de France. |2.| Paris. 8°. 
[Jb. 1867, 708.] 

1867, XXIV, No. 4, pg. 385-576. 

Coguanp: über die geologischen Verhältnisse von Algier (Schluss): 385-389. 

H£BERT: weitere Mittheilungen über die Terebratula diphya von Port-de- 
France: 389-395. 

MorriLLet: Vorkommen der durchbohrten Terebrateln: 396-397. 

A. GAupry: über ein von Frossarn bei Muse unfern Autun entdecktes Reptil: 
397-401. 

Esray: über die Fortsetzung der westlichen Verwerfungs-Spalte in den Dau- 
phiner Alpen und Classification der Mineralquellen in Savoyen: 401-415. 

Morrizzer: über die Gletscher-Epoche: 415-417. 

Daugreg: Nekrolog Sarmann’s: 417-420. 

— die Übersichtskarte von Rheinpreussen und Westphalen von H. v. Decken: 
420-421. 

— Erfahrungen über die chemischen Veränderungen, welche gewisse Mi- 
neralien, wie z. B. Feldspath, durch mechanische Einwirkung erleiden: 
421-428. 5 

Deıesse: Untersuchungen über die Küstenablagerungen Frankreichs: 428-434. 

Corrzau: über die im 7. Bande der paleontologie frangaise beschriebenen 
Kreide-Echiniden: 434-439. 

‚GARNIER: Geologie von Neu-Caledonien: 439-451. 

Janertaz: Notiz für das Studium der Gesteine von Neu-Öaledonien: 451-459. 

Angelegenheiten der Gesellschaft: 455-457. 

Fischer: die Versteinerungen führenden Gesteine des. Caledonischen Archi- 
pels: 457-458. 

Haast: Geologisches über Neu-Seeland: 458-461. 

Bour: Entdeckung von Höhlen bei Vöslau unfern Wien: 461-462. 

Coquanp: über das Auftreten der Etagen Corallien, Kimmeridgien und Port- 
landien in der Provinz von Castillon de la Plana in Spanien: 462-471. 

Esray: Nichtigkeit des Erhebungs-Systemes von Sancerrois: 471-476. 

54 EN 


852 


Sınonin: Versuch einer rationellen Nomenclatur der Sedimentär-Ablagerungen : 
476-482. 

Bıancons : die Apenninen von Poreita: 482-484. 

Tournover: über die Süsswasser-Ablagerungen im Garonne-Becken und deren 
gleiches Alter mit dem Kalk von Beauce und dem Sand des Orleanois: 
484-490. 

DE Rovs: Bemerkungen hiezu: 490-492. 

GarrIcoU: stratigraphische Studien in der Höhle von Mas-d’Azil (mit Tf. VI): 
492-499. 

E. ve Verneuit: das Diluvium der Gegend von Madrid: 499-501. 

DE SırorTA: die Temperatur geologischer Perioden, gestützt auf das Studium 
fossiler Pflanzen: 501-505. 

Coguanp: Vorkommen des Petroleums in der Wallachei und Moldau und über 
das Alter der Formation, welcher solches angehört: 505-570. 

Sterrky Hunt: das Petroleum des n. Amerika: 570-575. 

Garrısou: Photographie einer Zeichnung des Höhlenbären: 575-576. 


14) Comptes rendus hebdomadaires des seances del’Academie 

des sciences. Paris. 4°. |[Jb. 1867, 603.] 
1867, No. 16-25. 22. Avr.—24. Juin, LXIV, pg. 799-1309. 

STERRY Hust: über die Bildung der Gypse und Dolomite: 815-817. 

— — über einige Reactionen der Magnesia-Salze und über Magnesia-bLe- 
steine: 846-849. 

Ca. Me&ne: Analyse verschiedener Eisenkiese: 867-871. 

J. Fourset: über die Richtung der Stürme in dem Rhone-Departement: 
1069-1075. 

M£ne: Analysen von Graphit: 1091-1093. 

Leymerie: über das Diluvium in den Thälern der Garonne, des Tarn und 
Aveyron: 1094-1097. 

Sınonin: über die bituminösen Schiefer von Vagnas (Ardeche): 1183-1185. 

Arckıac und VERNEUIL: devonische Fauna der Ufer des Bosporus: 1217-1221. 

Acassız: geologische Beobachtungen am Amazonenstrom: 1269-1271. 


15) Z’Institut. I]. Sect. Sciences mathematiques, physiques et natu- 
relles. Paris. 8°. [Jb. 1867, 471.] 
1867, 2. Janv.—13. Mars, No. 1722-1732, XXXV, pg. 1-88. 
Duront: über Paläanthropologie: 6-7. 
Paıpson: Diamanten führender Sand: 17. 
ELiz pe Beaumont: über das Pentagonalnetz: 21. 
Damour: mineralogische und chemische Untersuchung von Pfeilen und ande- 
ren Geräthen aus Stein: 21-22. 
LEymerRıE: das „terrain garumnien“: 33-39. 
Corser und BriArt: über die Kreideformation Belgiens: 36-39. 
TscHIHATSCHEFF: über die erupiiven Gesteine Kleinasiens: 44-45. 


853 


Husson: über fossile Reste aus der Quartärformation von Toul: 68. 

Pıssıs: geologische Karte von Chili: 68-69, 

Laurent: über den artesischen Brunnen auf dem Hebert-place, Chapelle- 
Saint-Denis: 71. 

Deıess#: hydrologische Karte des Seine-Departements : 76-77. 

LAuRENT: über den artesischen Brunnen von Rochefort: 86-87. 


16) Annales de Chimie et de Physigque. [4.) Paris. 8°. [Jb. 1867, 
604.) 
1867, Mars—Avr.; X, p. 257-512. 
Mai; XI, p. 1-128. 


17) Nouvelles Archives du Museum dhhistoire naturelle, pu- 
bliees par les professeurs - administrateurs de cet etablissement. 
Paris. 4°. [Jb. 1867, 604.] 

1867, tome Ill; fasc. 2; p. 69-128. 
(Nichts Einschlägiges.) 


18) Builetin de la Societe Vaudoise des sciences naturelles. 
Lausanne. 8°. [Jb. 1867, 604.] 
1867, No. 57, IX, p. 313-388. 
Forer: über die gleichzeitige Existenz. des Menschen mit dem Rennthier in 
Württemberg: 313-319. 
Payor: Oscillationen der Gletscher von Chamounix: 319-326. 
Renevier: Bericht über die geologischen Sammlungen des Museums: 358-361. 


19) The Quarter!y Journal of the Geological Society. Lon- 

don. 8°. [Jb. 1867, 709.] 
1867, XXIII, August, No. 91; A. p. 139-281; B. p. 9-16. 

Tare: über einige neue secundäre Fossilien aus Südafrika (mit Taf. V-IX): 
139-175. 

O. Fısser: über das Verhältniss der Chillesford-Schichten zum fluviomarinen 
Crag: 175-176. 

Daweıns: über den britischen fossilen Ochsen. 2. Theil. Bos longifrons 
Ow.: 176-185. 

OrmERoD: Geologie des oberen Theiles vom Teign-Thal in Devonshire: 185. 

CLARKE: Geologisches über Mauritius: 185. 

Serkirk: über Zeichen eines früheren Meeres-Standes an der schwedischen 
Küste: 191-196. 

Herzog von ArgyıL: über einige nachtertiäre Lignite oder Torf-Ablagerungen 
in dem District von Klintyre in Argylishire: 196-197. 

SpeA: neue Entdeckungen von Gold in Neu-Braunschweig: 197. 


854 


WeerwricHat: Entdeckung von Steinkohlen-Ablagerungen am ö. Abfall der 
Anden: 197. 

Bropıe: Vorkommen der Purbeck-Schichten bei Brill in Buckinghamshire: 
197-199. 

Brıstow : über unteren Lias oder Lias-Conglomerat in Glamorganshire: 
199-207. 

Moorz: über die ungewöhnlichen Verhältnisse, welche Secundärgebilde im 
Contact mit Kohlen-Ablagerungen in Südwales und Somersetshire zeigen: 
207-208. 

Bropie: über Drift in einem Theil von Warwickshire und über Gletscher- 
Spuren daselbst: 208-213. 

Daweıns: über Rhinoceros leptorhinus (Tf. X): 213-227. 

Jupp: über die Schichten, welche die Basis der Ebenen in Lincolnshire bil- 
den: 227-251. 

ETHERIDGE: physische Structur des n. Devonshire: 251-253. 

Loscan: neue Vorkommnisse von Eoxoon: 253-257. 

Dawson: über Versteinerungen aus den laurentinischen Gesteinen Canada’s 
und über Eozoon, nebst Bemerkungen von CArPKNTER (Taf. Xl u X): 
257-269. 

WHITEAKER: über Erosion der Tertiärschichten: 265-266. 

Geschenke an die Bibliothek : 266-281. 

Miscellen: Barranpe: über die silurischen Cephalopoden Böhmens; Fucns: 
eocäne Fossilien von Kiew; Branpt: geographische und geologisehe Ver- 
theilung von Rennthier, Bisam und Auerochs; Römer und DE6ENHARDT: 
paläozoische Schichten in russisch Polen: 9-16. 


20) The Hondon, Edinburgh a. Dublin Philosophical Maga- 

zine and Journal of Science. London. 8°. [Jb. 1867, 604.] 
1867, No. 221, February; vol. XXXIH, p. 81-160. 

D. Forses: über die Mineralogie von Südamerika: 131-140. 

Geologische Gesellschaft. Huxrer: über eine neue Art von Teler- 
peton Eiginense: Woop: über ein Profil bei Litcham in Bezug auf die 
Vergletscherung in England; Hırmer: über einen dritten Geröllethon in 
Norfolk : 152-154. 

1867, No. 222; March, vol. XXXIIL; p. 161-240. 

Geologische Gesellschaft. Dawkıns: über das Alter der unteren Zie- 
gelerde-Ablagerungen im Themse-Thal: 233-234. 

1867, No. 223; April, vol. XXXIII, p. 241-320. 

Geologische Gesellschaft. Maw: Vorkommen von Blöcken in der Drift 

von Suffolk; chemische Untersuchung verschiedener Gesteine: 314-316. 
1867, No. 224; May, vol. XXXIII, p. 321-400. 

How: Beiträge zur Mineralogie von Neu-Schottland: 336-441. 

Geologische Gesellschaft. Tate: jurassische Fauna und Flora von Süd- 
afrika; O. Fısuer: Verhältniss der Chillesford-Schichten zum brackischen 
Crag: 396-397. e 


855 


21) Seusv, BaBınaron, Gray and Francıs: The Annals and Magazine of 
natural history, including Zoology, Botany and Geology. London. 
8°. [Jb. 1867, 709.] 
1867, XX, No. 115, p. 1-80. 
SerLEy: Bemerkungen über die Potton-Sandablagerungen : 23-28. 
CARPENTER: über die Structur der Schale von Spirifer cuspidatus und ge- 
wisser verwandter Spiriferen: 68-73. 
1867, XX, No. 116; p. 81-152. 
WALKER: Antwort auf SEELEY’s Bemerkungen über den Aufsatz „phosphatische 
Ablagerungen bei Potton in Bedfordshire*: 118-122, 


22) Anales del Museo publico de Buenos Aires, para dar a 
conocer 'los objetos de la historia natural nuevos 0 poco conocidos 
conservados en este establecimento par GERMAN Burmeister. Entrega 
terceira. Buenos Aires. 4°. [Jb. 1866, 588.] 

G. Bururister: Lista de los mamiferos fossiles del terreno diluviano 
(pl. V-VII): 121-232. 


23) H. WoopwArnD, J. Morrıs a. R. Erneriver: The geologiecal Maga- 

zine. London. 8° [Jb. 1867, 710.] 
1867, No. 38, August, p. 337 — 384. 

J. Buskın: über bandförmige und breceienartige Concretionen (Tab. 15): 337. 

J. W. Kırksy und J. Youns: Bemerkungen über einige Überreste von Chiton 
und Chitonellus aus der Steinkohlenformation von Yorkshire und dem 
westlichen Schottland (Taf. 16): 340. 

Rev. T. G Bonsev: Kitchen-Middens am Great Ormeshead: 343. 

A. B. Wynne: Bemerkungen über das Glen-car-Thal, Sligo: 345. 

T. Mc. K. Hucags: Zur Geologie des Lake-Districtes: 346. 

Auszüge, Berichte über geologische Gesellschaften, Briefwechsel und Mis- 
cellen: 357-384. 

1867, No. 39, September, p. 385-432. 

J. W. Dawson: über einige Überreste von paläozoischen Insecten aus Nova 
Scotia und New-Brunswick (Taf. 17, f. 1-5): 385. 

J. W. Kırksey: über Insectenreste aus der Steinkohlenformation von Durham 
(Taf. 17, f. 6-8): 388. 

D. Mackintosu: Eisenbahn-Geologie in Devon (Taf. 18): 390. 

Mıss E. Hoveson: über den Furness-Kalkstein: 401. 

Auszüge, Berichte über geologische Gesellschaften, Briefwechsel und Mis- 
cellen: 406-432. 


24) B. Sıruıman a. J. D. Dana: the American Journal of science 
and arts. Newhaven. 8°. [Jb. 1867, 710.] 
1867, July, Vol. XLIV, No. 130, p. 1-144. 


856 


C. A. Wuıre: Eine Skizze der Geologie des südwestlichen Jowa: 23-31. 

F. V. Haypen: Bemerkungen über die Geologie von Kansas: 32-40. 

E. Bırtines: über das Genus Athyris: 48-61. 

C#. M. WerserizL: Experimente mit Itacolumit (Articulit)’ und seine Be- 
ziehung zum Diamant: 61-68. 

Pr. E. Cuasx: über die Gesetze, welche die allgemeine Vertheilung der 
Wärme auf der Erde bestimmen: 68-71. 

0. ©. Marsa: über eine neue Gattung fossiler Spongien aus der unteren Si- 
lurformation: 88. 

J. D. Dana: Krystallogenische und krystallographische Beiträge. No. IV. 
Über den Zusammenhang zwischen Krystallform und chemischer Zusam- 
mensetzung: 89-95. 

W. P. Brare: die Gletscher von Alaska im Russischen Amerika: 96-101. 

Auszüge und Miscellen mineralogischen und geologischen Inhalts: 115-144. 


Auszüge. 


A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


V. v. ZepuarovicH: über Barrandit und Sphärit. (A.d. LVI. Bde. 
d. Sitzb. d. k. Acad. d. Wissensch. I. Abth. Juni-Heft. Jahrg. 1867.) Die 
beiden noch nicht beschriebenen Mineralien stammen aus den unteren Schich- 
ten der silurischen Formation im mittlen Böhmen, z. Th. von Wavellit be- 
gleitet. Bisher hatte man dieselben entweder als Wavellit bezeichnet oder 
nicht näher untersucht. Die halbpelluciden Varietäten der in ihren morpho- 
logischen Verhältnisse übereinstimmenden Aggregate beider Mineralien sind 
zuweilen so ähnlich, dass eine Verwechselung möglich; es ist aber für den 
Barrandit das Vorkommen auf Sandstein für den Sphärit hingegen eine Hä- 
matit-Unterlage bezeichnend. — 1) Barrandit. Schon vor längerer Zeit 
sammelte WarA bei Cerhovice auf Klüften eines Sandsteines der Etage D, 
d! Barranpe’s, den Krusnahora-Schichten Lirorp’s ein in Halbkügelchen-«und 
traubigen Gebilden erscheinendes Mineral, für welches v. ZEPHAROVICH zu 
Ehren des berühmten Erforschers der böhmischen Silurformation den Namen 
Barrandit vorschlägt. Es lassen sich zwei Varietäten unterscheiden. Die 
eine ist ausgezeichnet durch geringe Grade von Pellucidät und Glanz und 
eine undeutliche, radial-feinstengelige bis faserige Textur. Die sphärischen 
Gestalten von !/a bis 1!/2 Millim. Durchmesser sind entweder von einer ste- 
tigen krummen Fläche begrenzt oder erscheinen wie polyedrische Körner 
durch viele von krummen Linien umschlossene Flächen, die unter der Lupe 
bemerkbar; andere haben eine zartdrusige Oberfläche. Auch zeigt sich oft 
eine schalige Zusammensetzung. Hellblau, röthlich-, grünlich- oder gelb- 
lichgrau, durchscheinend mit schwachem Fettglanz erinnern diese Varietäten 
an gewisse Kieselzinke oder Opale. Die zweite Abänderung ist undurch- 
sichtig, glanzlos, unrein röthlich- oder grünlichgrau gefärbt, von radialfase- 
riger und concentrisch-schaliger Textur. Als Mittelpunct der Aggregate des 
Barrandit trifft man oft ein Körnchen von Limonit; sehr kleine Bergkrystalle 
erscheinen nicht selten als Unterlage des Barrandit auf den stark von Eisen- 
oxydhydrat durchdrungenen Sandstein-Stücken. Die Härte = 4—)5, also be- 


- 


858 


deutender wie jene des Wavellit: spec. Gew. —= 2,576. Das Pulver hat eine 
gelblich- bis graulichweisse Farbe. — V. d. L. schälen und zerfasern sich 
die Kügelchen des Barrandit, einzelne Splitter werden dunkler. Mit Kobalt- 
solution nehmen sie stellenweise eine unrein blaue oder im Ganzen eine 
dunkelbraune Farhe an. Im Kolben viel Wasser. Gepulvert in kalter, con- 
centrirter Salzsäure wenig, jedoch in.kochender langsam löslich. Die Ana- 
lyse durch Borıcky ergab: 


Phosphorsäure . . . . . 38,93 
Wisenoxyd ‘. .. sn. 026,08 
Phonerde 5. Amar ZE350 
Wasser 7, = Zu a Ei 
Kieselsaura use S153£27 25. 104 
99,16. 


Demnach die Formel: 


*mFe,O, PO 
3/zAl, O3 s t 4HO. 


2) Sphärit. Auf dem Hämatit-Lager zu Zajecow, n. von St. Benigna, 
findet sich das Mineral in Kügelchen, die selten 2 Millim. im Durchmesser 
überschreiten, einzeln oder traubig gehäuft in Höhlungen von Hämatit. Die 
Oberfläche der einzelnen sphärischen Gestalten ist meist facettirt, indem auf 
ihr zahlreiche kleine Fiächentheile — die convexen Enden der vereinten 
Individuen — sichtbar werden. Diesen ist wohl, übereinstimmend mit Wa- 
vellit und Fischerit, rhombische Krystall-Form eigen. Treten aber die 
Köpfe der einzelnen Individuen, die nach einer Richtung spaltbar sind, freier 
hervor, so bewirken sie eine zartdrusige Oberfläche, die mit jener der Wa- 
vellit-Aggregate, in denen die Individuen viel mehr entwickelt (daher auch 
die Textur zum weiteren Unterschiede eine viel deuilichere) nicht zu ver- 
wechseln ist. Die traubigen Anhäufungen des Sphärit besitzen ein dem Glas- 
kopf ähnliches Gefüge; die einzelnen, scheinbar structurlosen Kügelchen 
berühren sich mit unregelmässigen Zusammensetzungs-Flächen; zerkleinert 
ergeben sie keilförmige Stücke, an denen eine faserige und schalige Structur 
kaum wahrnehmbar. Letztere kommt erst mit der Verwitterung, die eine äussere 
oder eine bis zwei innere Zonen, undurchsichtig und weiss macht, zum Vor- . 
schein. H. — 4, härter als Wavellit; spec. Gew. — 2,53. Farbe lichte- 
grau, in roth oder blau übergehend. Die rothe Färbung durch eingemengte 
Hämatit-Theilchen bedingt. Äusserlich wenig glänzend, meist schimmernd; 
auf den Zusammensetzungs-Flächen feitig-glasglänzend. Durch die Verwilte- 
rung wird der Sphärit weiss, matt, undurchsichtig. Der Hämatit ist, wo er 
den Sphärit trägt, meist ockerfig verändert. Als Begleiter erscheint zuweilen 
Wavellit, der sich als jüngere Bildung zu erkennen gibt. Zumal in den 
engen Spalten des Hämatit trifft man die Sterne des Wavellit neben den 
Kügelchen des Sphärit; ersterer ist stets charakterisirt durch seine Jängeren, 
deutlicher individualisirten Nadeln, die ununterbrochen, nicht von concentrisch- 
schaligen Zusammensetzungs-Flächen durchsetzt, bis in den Mittelpunet der 
Aggregate reichen und der Verwitterung nicht unterworfen sind. — Der 
Sphärit ist v. d. L. unschmelzbar, die Flamme schwach grünlich färbend. 


859 


Gibt im Kolben viel Wasser und nur in kochender Salzsäure völlig löslich. 
Mit Kobaltsolution geglüht smalteblau. Chemische Zusammensetzung nach 
Borıcky: 

Phosphorsäure . . . . . 28,583 


Kieselsäure . -. . . . . 0,370 
Hihorlerdor ser 51020357, 
Kalkerde 7. "m res BAM 
Nasnesta ee. 200 
Wasser Rente 0125026 

99,852. 


Hiernach die Formel: 5Al,O,.2PO, + 16H0. 


N. v. Koxscnarow: über den Leuchtenbergit. (Materialien zur 
Mineralogie Russlands, V. Bd., S. 28—35.) Der Leuchtenbergit kommt in 
den Schischimskischen Bergen in der Nähe von Slatoust im südlichen Ural 
vor. Er bildet zieml.ch grosse, theils tafelartige, theils dicke, verschieden- 
artig gruppirte Krystalle, die gewöhnlich zersetzt, daher die Flächen rauh, 
slanzlos sind. Farbe gelb, bis gelblich- oder grünlichweiss, innerlich fast 
farblos. Sie finden sich in Gesellschaft von Talkapatit, Hydrargillit, rothem 
Granat. Neuerdings hat sich besonders Herzog NicoLAs voN LEUCHTENBERG 
mit dem Mineral beschäftigt. Er macht unter andern auf die Einschlüsse 
im Leuchtenbergit aufmerksam, die ausser Granat-Körnern aus einer unbe- 
kannten Substanz bestehen in der Form vierseitiger Krystalle und von gelb- 
brauner Farbe. Ausser diesen bemerkt man noch unter dem Microscop in 
den Blättern des frischen wie des zersetztien Leuchtenbergit feine sich unter 
60° schneidende Nadeln in Menge. Vielleicht sind es sehr dünne Krystalle 
der nämlichen unbekannten Substanz. Nach der neuesten Analyse des Leuch- 
tenbergit durch NıkoLas von LEUCHTENBERG enthält derselbe: 


Kieselsäure - - . . ... 30,46 
Maenesia ur. Mare na 030 
Thonerde 3.:..ArHH137298.,249)74 
Kalkerdesis, Selen sera 01 
Bisenoxydul .„ 3. we... ..., 1,99 
Bisemoxyde wero.. ee de 20522 
Wasser ee ee 

99,79. 


Hiernach die Formel: 5Si0, + 2Al,0, + 9MgO + 7HO:; es ist diess die für 
den Klinochlor vorgeschlagene Formel, mit welchem der Leuchtenbergit je- 
doch nicht vereinigt werden kann, da er sich durch seine optischen Eigen- 
schaften von demselben unterscheidet. Es dürfte vielmehr der Leuchten- 
bergit als eine selbstständige Species zu betrachten sein. 


©. Ranmersgers: Analyse der Glimmer von Utö und von Easton. 
(Zeitschr. d. deutsch. geolog. Gesellsch. XVII, 4, 809.) 


Utö. Easton. 
Sp. Gew. = 2,836 = 2,90. 
Kieselsauret! SE. DEE AH EN A EE 
Thonerde a ER I 
en La NEN TS 
Natron ae ACHSE 2 ei ee DDUT 
MACHESIa en Ten 2. VORN me ee 10SU 
ISENOSyd kr 2-8 et RSG gar REED 
Kisenozsduly..o.. 2,5... nn 
Manganoesydnlzz 2... 2052. 2. BEER —_ 
2 EEE BE 
WVASSser var 025 WERBRRER, ERS NHIIE ee ce DEREN RE et 
99,79 102,21 


M. v. Hansen: neues Meerschaum-Vorkommen in Bosnien. 
(Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1867, No. 10, S. 227). In dem Lyubicer 
Gebirge, nicht weit vom Dorfe Pernayava, findet sich Meerschaum in einem 
Conglomerate, das hauptsächlich aus Serpentin-Stücken besteht. Die Meer- 
schaum-Massen haben oft mehrere Fuss im Durchmesser. In diesen kommen 
verschiedene Einschlüsse vor, besonders rundliche Opal-Stücke. Der Opal 
ist von gelblichweisser oder gelblichrother Farbe. Deutlich lässt sich wahr- 
nehmen , wie die Quarz-Massen in Meerschaum umgewandelt worden sind. 


Fr. v. Kosrıt: „zur Berechnung der Krystallformen.“ Mün- 
chen, 1867. S. 57. In vorliegender Schrift hat Fa. v. Koseıı die Berech- 
nung der Krystall-Formen mit Anwendung der sphärischen Trigonometrie 
weiter ausgeführt, wie in seinen früheren Arbeiten und dabei besonders auf 
die Berechnung der Naumann’schen Zeichen Rücksicht genommen. Fr. v. 
KoseLı macht darauf aufmerksam, wie unter allen Methoden bei Berechnung 
der Krystalle die Anwendung der sphärischen Trigonometrie darin einen Vor- 
zug hat, dass sie die Basis der Rechnung stets anschaulich darlegt; denn 
diese Basis ist wesentlich das sphärische Dreieck. Wenn solches an der zu 
berechnenden Gestalt regelmässig gelegt und wenn man dessen Winkel und 
Seiten richtig deutet, so ist die Rechnung mit den bekannten Formeln klar 
vorgezeichnet und meist leicht auszuführen; umsomehr, da man es öfter mit 
rechiwinkligen sphärischen Dreiecken zu ihun hat als mit schiefwinkligen 
und dabei einige Rücksicht auf die Hauptschnitte an den Krystall-Formen 
manche Vortheile gewährt. Diess tritt am deutlichsten hervor, wenn man 
die Formen mit den eingezeichneten Dreiecken vor sich hat; der Verf. hat 
desshalb eine Anzahl Zeichungen beigefügt. — Mit Recht empfiehlt v. Koserı 
denjenigen, die sich in solchen Berechnungen einüben wollen, N. v. Kox- 
SCHAROW „Materialien zur Mineralogie Russlands“, welche — sowie dessen 
„Vorlesungen über Mineralogie“ — mit Anwendung von Naumann’s Bezeich- 
nung und Ableitung die erforderlichen Winkel für die verschiedensten Fälle 
sehr genau angeben und zahlreiche Messungen enthalten. 


861 


AD. Knop: Molekular-Constitution und Wachsthum der Kry- 
stalle. Mit 48 Holzschn. Leipzig, 1867. S. 96. Wie schon der Titel an- 
deutet, zerfällt vorliegende Schrift in zwei Abtheilungen. In der ersten gibt 
der Verf. ein Gesammtbild von den Ideen über die Molekular-Constitution ; 
er beschreibt Bercmann’s und Hauy’s geometrische Vorstellungen über den 
inneren Bau der Krystalle; Dana’s mechanische Vorstellungen über die Con- 
stitution der Krystalle; die Bravaıs-FrAnkenusim’sche geometrische, Cu. Wie- 
NER’ s mechanische Auffassung der Molekular-Constitution; endlich die An- 
ordnung der Atome in den verschiedenen Krystall-Systemen. — In der zwei- 
ten Abtheilung stellt der Verf. über das Wachsthum der Krystalle eine sehr 
interessante Reihe von Erfahrungen, die er im Verlaufe längerer Zeit- 
räume machte, zusammen und sucht solche mit den herrschenden Theorien 
über die Molekular-Constitution der Krystalle in Verbindung zu bringen. 
Fasst man die in dieser Schrift — so sagt A. Knop am Schlusse seiner 
werthvollen Mitiheilungen -- dargelegten Ideen über Molekular-Constitution 
und die beobachtend und experimentell gewonnenen Einsichten bezüglich des 
Wachsihums der Krystalle kurz zusammen, so bemerkt man, dass zwei Wege 
der Forschung zu Resultaten geführt haben, die sich nicht widersprechen, 
sondern vielmehr sich gegenseitig stützen und erläutern. Die geometrisch 
und mechanisch möglichen einfachsten Gleichgewichtslagen der Moleküle 
können durch Molekular-Linien ausgedrückt werden, welche gleichzeitig auch 
die Wachsthums-Richtungen des Krystalls sind, d. h. Richtungen, nach wel- 
chen eine maximale Anziehung der Atome sich bemerkbar macht. Im regu- 
lären Systeme sind diese Molekular-Linien oder Wachsthums-Richtungen iden- 
tisch mit denjenigen Symmetrie-Linien, welche man als oktaedrische Haupt- 
axen, als trigonale und rhombische Zwischenaxen unterschieden hat. Da 
dieselben Atome bei gleicher oder wechselnder Anzahl verschiedenartige 
Moleküle bilden können, so ist auch denkbar, dass jede Substanz in jedem 
Systeme krystallisiren könne. Dass die Pleomorphie factisch nicht in dem 
hier ausgesprochenen Umfange höchstens als Trimorphie erscheint, muss in 
der Constanz der besonderen Bedingungen gesucht werden, unter denen sich 
die Krystalle zu bilden pflegen. — Die Gleichgewichts-Lagen der Moleküle 
in einem Krystall sind veränderlich. In Folge dessen auch die Wachsthums- 
Richtungen, wie sich das durch den Versuch und durch Beobachtung an 
künstlich hergestellten und natürlichen, discontinuirlich ausgebildeten Kry- 
stallen nachweisen lässi. Krystalle, welche in der Richtung einer Art von 
Axen gewachsen sind, können nicht gleichmässig weiter wachsen in einer 
Lösung derselben Substanz, wenn diese eine andere Wachsthums-Richtung 
bedingt; auch können unter so verschiedenen Bedingungen isomorphe Körper 
sich ebenso wenig mischen, als übereinander fortwachsen. Die Isomorphie 
ist demgemäss durch gleiche Wachsihumsart bedingt. — Die Zwillingsbil- 
dung steht mit der Wachsthumsart der Krystalle in directem Zusammenhange 
und die Zwillings-Axen erscheinen als Molekular-Linien; dagegen ist es bis 
jetzt noch nicht gelungen, ein einfaches Abhängigkeits-Verhältniss zwischen 
den Wachsthums-Richtungen und der Spaltbarkeit der Krystalle zu erkennen. 


862 


B. Geologie. 


G. Rose: über die Gabbro-Formation von Neurode in Schle- 
sien. Erste Abtheilung. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. Jahrg. 1867, 
S. 270—296 ; mit 2 Taf.). Über die in mineralogischer, wie in chemischer 
Beziehung interessante Neuroder Gabbro-Formation verdanken wir bereits G. 
vom Rara einige Mittheilungen. * G. Rose beabsichtigt nun eine vollstän- 
dige geognostische Beschreibung dieser Formation zu geben. Wie zu er- 
warten, bietet die erste Abtheilung bereits des Wichtigen und Neuen Vieles. 
Der Gabbro-Formation von Neurode gehören vier verschiedene Gesteine an; 
G. Rose bezeichnet sie als: 1) Schwarzer Gabbro; 2) grüner Gabbro; 3) Ge- 
stein der Schlegeler Berge und 4) als Anorthit-Gestein und Serpentin. — 
Der schwarze Gabbro ist ein grobkörniges Gemenge aus Labradorit. 
Diallagit und Olivin. Der Labradorit erscheint in körnigen., durch 
Vorwalten des Brachypinakoids gewöhnlich tafelartigen meist zu Zwillingen 
verbundenen Individuen; Farbe: graulichweiss bis graulichschwarz, von star- 
kem Perlmutterglanz auf den Spaltungsflächen, auf dem Querbruch von Fett- 
glanz. Unter dem Microscop zeigt der Labradorit eine bedeutende Anzahl 
kleiner, schwarzer, in paralleler Richtung liegender, eingewachsener Kry- 
stalle.. Die chemische Zusammensetzung, der bekannten Formel des Labra- 
dorits entsprechend, hat schon früher G. vom Rara ermittelt. — Der Dial- 
lagit findet sich in plattkörnigen Individuen von sechseckigen Umrissen, die 
nach der breiten Fläche sehr vollkommen spaltbar. Die Farbe ist schwärz- 
lichbraun in’s Braunlichschwarze, zuweilen mit einem Stich in’s Grüne; Perl- 
mutterglanz auf der breiten Spaltungsfläche, auf dem Querbruch Fettglanz. 
Unter dem Microscop erscheinen dünne Splitter fast farblos; sie enthalten in 
Menge kleine, tafelartige, dunkelbraune Krystalle. G. vom Rats hat früher 
und neuerdings den Diallagit untersucht; die neuere Analyse ergab: 


Rıeselsaure IT ee A 
Kalkerde'% BI IHREN, 1937801 Sp} Gem. 143327: 
Macnesia) 4. eh 
Thonerde ur. ur, 6 
Kisenoxyaul „u... .3......12.07 
Gluhverlust . rs enaRen 0002 
100,70. 
Die Analyse bestätigt, dass der Diallagit von Neurode — den man früher 


für Hypersthen hielt — sich von dem grünen Diallagit nur durch etwas grös- 
seren Gehalt an Eisenoxydul und geringeren an Kalkerde und Magnesia un- 
terscheidet. Auch das Verhalten vor dem Löthrohr beweist, dass der braune 
Diallagit von Neurode kein Hypersthen sei, da er leichter, wie dieser zu un- 
magnetischem, grünlichgrauem Glase schmilzt. — Der dritte Gemengtheil hat 
ein ungewöhnliches Ansehen. Er stellt sich nur in feinkörnigen Partien von 
der Grösse einiger Linien bis zu 1 Zoll ein, ist von schwärzlichgrüner Farbe, 
geringem Fettglanz, und fast undurchsichtig. Da er meist in den dunkleren 


* Vgl. Jahrb. 1856, S. 699 &. 


863 - 


Abänderungen des Gabbro vorkommt, so fällt er bei iseiner dunklen Farbe 
nicht auf und ist daher immer übersehen worden. Wenn schon die mit die- 
sem Mineral durch G. Rose angestellten Untersuchungen dafür sprechen, dass 
es ein zersetzter Olivin sei, wird solches durch die Analyse von RaumeLs- 


BERG bestätigt; er fand das spec. Gew. = 3,141 und die Zusammensetzung: 
Breselsaureiz 2. 33, 7290277738:97 
Masnesia.nzz.. 340.9%3J3224 36,00 
Kalkerdeg. - 2... 2.6.2 DAR 
Ehonerder ser ser 01 
Bisenoxydule; 20 ar 2 LOHR 
Biseroxyd ara en. 22d 
VMassen sn 202 na 2 16,00 
99,92. 


Angenommen das gefundene Eisenoxyd gehöre eingemengtem Magnet- 
eisenerz an und rechnet man hiezu die entsprechende Menge 0,99 Eisenoxy- 
dul, so erhält man 3,21°/o Magneteisen, welche, von den gefundenen Bestand- 
theilen abgezogen, hinterlassen: 


Kasselsaurertur din 72237 

Magunesia ee all! 

Kalkerder 1... 2.2.0.2 20/48 

Thonerde RL ar ee 2078 

Bisenoxydulr. 2. a. 018,55 

Wasser 303, ERFRH 2RE0D 

96,71. 
Wenn man von dem Wassergehalt — welcher der begonnenen Zersetzung 
zuzuschreiben — absieht, so führt diese Zusammensetzung zu der gewöhn- 
lichen Olivin-Formel. — Von accessorischen Gemengtheilen finden sich im 


schwarzen Gabbro: Magneteisenerz und Titaneisenerz; das erstere in 
sehr kleinen Körnern und Krystallen stets im schwarzen Olivin eingesprengt, 
das letztere in einzelnen Individuen von der Grösse eines Hirsekornes bis zu 
der eines halben Zolles, jedoch sparsam. Der schwarze Gabbro kommt an 
der Westseite der Formation vor, zwischen Buchau und Volpersdorf, dann 
am n. Mühlberge und hat in Rücksicht der Grösse des Kornes und des Ver- 
hältnisses der Gemengtheile zahlreiche Abänderungen aufzuweisen. Eine 
kleinkörnige aus der Nähe von Buchau besteht nach der Analyse von G. 
vom RaArTa aus: 


Kieselsäure . . - 2... 50,08 
Magnesia 2... 0... 219599 
KRalkerden..%. „36.5 0025-0098 
Rhonerde. na 2 22.002109,36 
SIERT er. Me lee 21029 
Natron FR arena ME E80 
Bisenoxydul „steh I. tor 672 
Glühyerlust... 2.2... weskdt 
100,41. 


Der grüne Gabbro ist ein körniges Gemenge von Labradorit und 
Diallagit; der Labradorit, meist vorwaltend, bildet eine grobkörnige Grund- 
masse, in welcher der Diallagit porphyrartig eingewachsen. Die Farbe des 
Labradorit: blaulich- bis graulichweiss. Unter dem Mikroskop bemerkt man, 


86% 


dass er mehr von Rissen durchzogen, wie der Labradorit des braunen Gabbro; 
er enthält sparsam haarförmige, schwarze Kryställchen. Die chemische Zu- 
sammensetzung hat schon früher G. vom Rath ermittelt; ebenso die des Dial- 
lagit, der sich in tafelartigen Krystallen von sechseckiger Form von lauch- 
grüner Farbe einstellt. Als accessorische Gemengtheile des grünen Gabbro 
sind Eisenkies und Titaneisenerz zu nennen: ersterer spärlich in kleinen 
Körnern und Krystallen, das letztere auf ähnliche Weise, wie im schwarzen 
Gabbro. Der grüne Gabbro findet sich in der Umgebung der Volpersdorfer 
Serpentinkuppe. 


Ta. Worr: die Auswürflinge des Laacher See’s. (Zeitschr. d. 
deutschen geol. Gesellsch. Jahrg. 1867, S. 451-492.) Ein mehrjähriger 
Aufenthalt am Laacher See setzte Tu. WoLr in den Stand über die für den 
Nineralogen wie Geologen gleich merkwürdigen Auswürflinge — auch 
Lesesteine oder vulecanische Bomben genannt — eine sehr wichtige Mo- 
nographie zu liefern, deren erster Abschnitt uns bereits belehrt, dass der be- 
handelte Gegenstand keineswegs erschöpft war. Unter Auswürflingen im 
engeren Sinne verstehen wir Bruchstücke verschiedener Gesteine, welche 
vom Vulcan in der Tiefe durchbrochen und in mehr oder weniger veränder- 
tem Zustand zu Tage gefördert wurden, oder Krystall-Aggregate, die sich z. 
Th. während des Ausbruches bildeten. Die Lagerstätte der Auswürflinge 
ist meist der graue, den mächtigeren weissen bedeckende Bimsstein-Sand, 
bis zu !/2 Stunde vom Mittelpuncte des See’s aus entfernt. Ihrer Entstehungs- 
weise lassen sich dieselben in drei Classen bringen: i) Urgesteine, d.h. 
jene Auswürflinge, die der vulcanischen Thätigkeit nur ihre 
Zertrümmerung, nicht aber ihre erste Bildung verdanken, 
2) Jene Gesteine, welche zwar durch irgend eine vulcanische 
Einwirkung entstanden, aber schon im fertigen Zustand aus- 
geschleudert wurden, oft mit Spuren späterer Feuereinwir- 
kung. 3) Diejenigen Gesteine, welche sich bei der Eruption 
selbst bildeten. — Die vorliegende Abhandlung beschäftigt sich nur mit 
den Urgesteinen; es sind: Granit, Syenit, Amphibolit, Diorit, 
Olivingestein, Gneiss, Glimmerschiefer, Chloritschiefer, Horn- 
blendeschiefer, Dichroitschiefer, Urthonschiefer, devonische 
Schiefer und Grauwacke. 

Granit ist im Allgemeinen selten; feinkörnig, feldspathreich , mit spär- 
lichem Muscovit, von z. Th. noch ziemlich frischem Ansehen. Als unwesent- 
licher Gemengtheil findet sich Magneteisenerz. Ausserdem kommen aber 
noch granitartige Gesteine vor, in denen der Glimmer fehlt; solche die aus 
Oligoklas und Quarz bestehen. 

Syenit, aus sanidinartigem Feldspath und Hornblende, Oligoklas und 
meist noch aus Hornblende zusammengesetzt; der für Syenite so charakteri- 
stische accessorische Gemengtheil, Titanit fehlt nicht, krystallisirt oder derb ; 
auch noch derbe Partien von Eläolith, Knollen oder Krystalle von Magnet- 
eisen. 


865 


Amphibolite von körniger, dichter oder schieferiger Structur sind 
nicht selten. Sie enthalten Apatit, krystallisirt und derb, ferner Magneteisen. 
Manche Amphibolite zeigen eine Umwandelung in schuppige Glimmer-Massen. 

Diorit ist bis jetzt von Ta. Worr nur in zwei Stücken gefunden wor- 
den, als accessorische Gemengtheile reichlich Titaneisen, Körnchen von Ei- 
senkies und Olivin enthaltend; Worr macht darauf aufmerksam, dass man 
dieses Vorkommen nicht mit den zuweilen auf den Feldern umherliegenden 
Stücken Diorits verwechseln dürfe, die vom nächsten Ort, wo solcher an- 
steht , stammen, nämlich vom Nellenkopf bei Urbar, 3 Meilen vom Laa- 
cher See. 

Olivingesteine. Sie bestehen vorwaltend aus körnigem Olivin von 
unrein grüner Farbe und aus Blättchen von braunem oder schwarzem Biotit, 
welch letztere ein von dem bekannten Olivinfels ganz abweichendes Ansehen 
bedingen. Chromdiopsid, Picotit und Magneteisen scheinen nur als wesent- 
liche Gemengtheile aufzutreten. Aus dem anderweitigen Vorkommen des 
Olivins in Trachyten und Basalten in der Nähe des Laacher See’s schliesst 
Worr, dass Olivinfels in der Tiefe sehr verbreitet sei. 

Gneiss ist eben nicht häufig, gewöhnlich ein sog. Protogyn-Gneiss, in 
dem der Glimmer durch ein talkartiges, feinschuppiges Mineral vertreten. 

Glimmerschiefer, meist statt des Glimmers ein chloritisches Mineral 
und zuweilen rothen Granat als accessorischen Gemengtheil enthaltend. 

Chloritschiefer, feinschieferig; umschliessen nicht- selten kleine 
Hexaeder von Eisenkies und zeigen zuweilen die merkwürdige Erscheinung, 
dass solche von einer dünnen Lage von Sanidin umgrenzi sind; auch be- 
merkt man den Sanidin manchmal als Ausfüllung feiner Risse in Chlorit- 
‚schiefer. 

Hornblendeschiefer, gewöhnlich von dickschieferiger Structur und 
grünlicher Farbe. 

Dichroitgesteine sind am Laacher See nicht selten; sie bestehen 
aus vorwaltendem Dichroit, Biotit und Sanidin und besitzen bald schieferige 
Structur, bald sind sie mehr massig; die Farbe meist blau. Accessorisch 
treten auf: Sapphir und Korund in kleinen Krystallen; Granat, blutroth in 
sehr kleinen Krystallen; ferner Diopsid, schwarzer Spinell, Disthen und Mag- 
neteisen. Nicht selten kommen halbgeschmolzene Dichroitgesieine vor oder 
sie zeigen sich in eine Bimsstein-artige Masse umgewandelt. Worr glaubt 
jedoch nicht — wie er in einem späteren Theil seiner Abhandlung begrün- 
den wird — an eine vulcanische Bildung der Dichroitgesteine. 

Urthonschiefer, Frucht- und Knotenschiefer sind gleichfalls 
am Laacher See vertreten, sowie jene unter dem Namen Cornubianit be- 
kannte Abänderung. 

Devonische Thonschiefer und Grauwacke sind sehr zahlreich 
unter den Auswürflingen, was bei der Mächtigkeit der durchbrochenen Schich- 
ten des devonischen Gebirges nicht befremden darf. 

Aus den aufgeführten Auswürflingen zu schliessen dürfte das rheinische 
Urgebirge unter dem Laacher See ungefähr folgende Zusammensetzung haben. 


Gneiss und Glimmerschiefer bilden die unterste Grundlage des Gebirges und 
Jahrbuch 1867. 99 


866 


zugleich die Decke über dem vulcanischen Heerde. Diesen ältesten Schich- 
ten eingeschaltet lagern Ampbibolite und syenitische Gesteine. Granite und 
Diorite durchsetzen wahrscheinlich nur in Gängen die geschichteten Gesteine. 
Die Olivingesteine nehmen vielleicht eine ähnliche Stellung ein, wie die Am- 
phibolite. Auf der Grenze zwischen Glimmerschiefer und Urthonschiefer 
lagern die Dichroitgesteine in grosser Mannichfaltigkeit, die zum Theil durch 
den Metamorphismus hervorgerufen wird, welchem sie unterworfen und durch 
den sie mittelst der Fleck- und Fruchtschiefer sich bis zu den sie über- 
lagernden Urthonschiefern verfolgen lassen. Das Ganze wird von dem mäch- 
tigen devonischen Schichtensystem überdeckt und unseren Blicken entzogen. 

Hoffentlich wird Ta. Worr bald die Beschreibung der anderen Auswürf- 
linge des Laacher See’s in gleicher Vollständigkeit und Gründlichkeit mit- 
theilen. 


An. Osorny: die geognostischen Verhältnisse der Umgebung 
von Namiest. (Abdr. a. d. 5. Bde. der Verhandl. d. naturforsch. Vereins 
1866.) Brünn, 1867. 8.19. Krystallinische Schiefergesieine, 
fast den ganzen westlichen Theil Mährens beherrschend, setzen auch die 
nächste Umgebung von Namiest zusammen. Indess bietet diess auf den ersten 
Blick sehr einförmig erscheinende Bergland mehr Mannichfaltigkeit, als man 
erwarten sollte. Nicht nur, dass die Hauptglieder der Urschiefer Formation 
— mit Ausnahme des Thonschiefers — vertreten: sie sind stellenweise von 
Graniten durchbrochen; lagerartig kommen Serpentine vor. — Sehr verbreitet 
ist Glimmerschiefer n. und n.ö. von Namiest; er zeigt sich meist reich 
an schwarzem Glimmer und in hohem Grade spaltbar. In verschiedenen Ab- 
änderungen stellt sich Gneiss ein, unter denen besond®rs der körnig- 
streifige am häufigsten. Granulite finden sich ebenfalls; OBorny unter- 
scheidet folgende Abänderungen: feinkörniger Granulit, aus Feldspath 
und Granat bestehend, im Saugarten und bei Dukowan; grobkörniger 
Granulit, aus Feldspaih, Quarz und Granat bestehend, im Saugarten; fein- 
körniger Weissstein, aus Feldspath und Quarz zusammengesetzt und 
oft Cyanit enthaltend, bei Namiest verbreitet; endlich einen gneissartigen 
Weissstein. — Körnizer Kalk tritt an mehreren Orten auf, bald dem 
Gneiss eingelagert, so bei Oslawan und Otzmanitz, bald dem Glimmer- 
schiefer, wie bei Breznik, hier Graphit führend. Granite finden sich zwi- 
schen Bittesch, Ratiborschitz und Zhorz u. a. O., während Diorite in der 
Umgegend von Breznik auftreten. Merkwürdig ist das Vorkommen eines in 
Amphibolit umgewandelten Augit-Gesteins im Jarmeritzer Thale; 
es ist von körniger Structur und enthält reichlich Granaten. Sehr häufig 
endlich sind Serpentine. (Osorny sondert sie in folgende Gruppen: 
Schieferige Serpentine; Gemenge von apfelgrüner Serpentinmasse mit 
Blättchen weissen Glimmers, enthalten nicht selten Chromeisenerz, bei Hrub- 
schitz; körnige Serpentiine, Gemenge von Serpentinmasse mit rothem 
Granat; um Zniadka verbreitet; diehte Serpentine, die sich wieder als 
Bronzit führende unterscheiden lassen, wie sie bei Nalauczan auftreten und 


Ül 


867 


als reine dichte bei Zniadka: sie werden häufig von Schnüren von Chalce- 
don durchzogen. Alle diese verschiedenen Serpentine kommen lagerartig 
vor. — Am Schluss führt Osorxy die Mineralien auf, welche sich als Ein- 
schluss oder Gerölle in den Anhäufungen des Löss finden. 


L. J. Iseıström: über bituminöse Schichten von Gneiss und 


'Glimmerschiefer in Wermland. «The Geol. Mag. No. 34, Vol. IV, 


p- 160.) — Eine Thatsache, die nicht verfehlen kann, grosses Aufsehen zu 
erregen, ist das Vorkommen von bituminösen Schichten von Gneiss und Glim- 
merschiefer inmitten eines gewöhnlichen, röthlichen, granitischen Gneiss- 
stockes, welcher am Nullaberge in Wermland von Hyperit durchbrochen ist, 
an dessen einer Seite der Bitumengehalt sich in reicher Menge bemerkbar 
macht. Eine naturgemässe Lösung dieses Räthsels wird wohl auch hier 


bald gefunden werden. — Das Vorkommen von einem eigenihümlichen mu- 
scheligen Anihracit in dem Gneiss von Arendal ist eine schon seit Jahren 
bekannte Thatsache. (D. R.) 


M.H. Crosz: Karte der allgemeinen Eisbedeckung vonlIrland. 
(The Geol. Mag. No. 35, Vol. IV, 234. — Dublin Quart. Journ, of Science, 
Vol. VII, Pl. 1.) — 

Durch verschiedene Linien sind hier die Furchen, Steinschliffe und an- 
dere Erscheinungen hervorgehoben, die man auf alte Gletscher zurückzufüh- 
ren sucht. 


G. oe Sırorta: über die Temperatur der geologischen Perio- 
den, nach den Beobachiungen an fossilen Pflanzen. (The Ann. 
a. Mag. of Nat. Hist. Vol. 19, No. 113, p. 340—355. Schluss.) (Vgl. Jb. 
1867, 744.) -— Nach einer Untersuchung der Genera in den alten Floren, 
die in der nördlichen gemässigten Zone aufzutreten pflegen, gelangt v. SA- 
PORTA zu den verschiedenen von ihm gezogenen allgemeineren Schlüssen über 
die Vertheilung der Flora in den verschiedenen geologischen Epochen und 
die daraus hervorgehenden Verhältnisse der damaligen Temperaturen. 


J. Weissach: die mit der mitteleuropäischen Gradmessung 
verbundenen nivellitischen Höhenbestimmungen im König- 
reiche Sachsen. Dresden, 1867. 4%. 38. — 

Durch nivellitische Messungen wird binnen einigen Jahren ein Höhen- 
netz über das Königreich Sachsen gelegt sein, welches die vorzüglichsten 
Orte Sachsens durch 46 Hauptlinien mit einander in Verbindung setzt und in 


der Genauigkeit und Sicherheit kaum etwas zu wünschen übrig lassen möchte. 
33° 


N ni 


868 


In der gegenwärtigen Veröffentlichuug sind die Höhen der ‚zahlreichen Fix- 
puncte auf 14 solcher Nivellirungs - Linien tabellarisch zusammengestellt 
worden. 


Dr. M. Löse: die Porphyre der Umgegend von Altenburg. 
(Mitth. a. d. Osterlande, Bd. XVII, 14 S.) — 

In den Umgebungen Altenburgs treten sowohl quarzfreie als quarzfüh- 
rende Porphyre auf. Zu den ersteren, und zwar zum Glimmerporphyrit, ge- 
hört das Gestein des Schlossfelsens und der Stadt Altenburg, das von Paditz, 
Zschechwitz, Stünzhain, Lehnitzsch und Modelwitz, Rasephas, Poschwitz, 
Windischleuba und Craschwitz. 

Während die benachbarten quarzführenden Porphyre von Mockern, Froh- 
burg u. s. w. in die Bildungszeit des Rothliegenden fallen, so ist der Por- 
phyrit in der Umgegend Altenburgs älter als die dort auftretenden Schichten 
des Rothliegenden, wie man diess namentlich bei dem nahe gelegenen Ra- 
sephas beobachten kann. Der weisse Sandstein Jes Rothliegenden hat sich 
in horizontalen Schichten über dem Porphyrit abgelagert und enthält zahl- 
reiche Brocken von ihm und von Kaolin eingeschlossen, die hier ein we- 
sentliches Materiel zu der Bildung des Rothliegenden geliefert haben. Es 
sind die besonderen Abänderungen aller dieser Porphyre eingehend beschrie- 
ben worden. 


Dr. O. ScaseiveR: Geognostische Beschreibung des Löbauer 
Berges. (Abh. d. Naturforsch. Ges. zu Görlitz 1867. 8°. 68 S., 1 geogn. 
Karte.) — Der durch das Vorkommen des Nephelin-Dolerites so ausgezeich- 
nete Löbauer Berg hat in Herrn Dr. Oscar ScHnEiDEer einen wackeren Mono- 
graphen gefunden, welcher, bevor er seine Schritte nach Salzburg lenkte, 
das er mit grossem Erfolge durchforschte, seinem heimathlichen Boden alle 
Aufmerksamkeit zugewendet haite. Wir verweisen .Geologen und Minera- 
logen auf diese gründliche Abhandlung und wünschen, dass es dem Verfasser 
gelingen möge, auch in seinem neuesten Wirkungskreise, der ihm in Egyp- 
ten angewiesen worden ist, bald ähnliche Untersuchungen vornehmen zu 
können. 

Das Schriftchen behandelt: 

1) Die Felsarten des Löbauer Berges, A. am Fusse: Granit, B. an der 
Berghöhe: augitische Gesteine, a. Nephelindolerit, b. Basalt. 

2) Geognostische Selbstständigkeit beider augitischen Gesteine. 

3) Gebiet und Grenzen des Dolerits und Basaltes. 

4) Bemerkungen über deren wesentliche und accessorische Gemengtheile. 

5) Relatives Alter dieser augitischen Gesteine. 

6) Verschlackten Dolerit und Basalt. 


869 


Em. Stönr: Tl vulcano Tenggher della Giava orientale. Modena, 1867. 
8%. 44 S., 1 Taf. — (Aus dem Annuar. della soc. dei natural. in Modena. 
Anno TI.) 

Der Vulcan Tenggher oder Gunung, dessen früher HorsrieLd, HERWERDEN, 
Junsuunn, Jukes, ZoLLinGeR und Breexer gedenken, wurde von Em. Srtönr, 
nach einem Besuche im September 71858, schon 1863 in PeTErmann’s geogr. 
Mittheilungen kurz beschrieben. Im östlichen Theile von Java gelegen, bildet 
er einen abgestumpften Kegel von 2650 Meter Höhe aus sehr breiter Basis. 
Sein Krater, mit dem Durchmesser einer geogr. Meile, ist vielleicht der wei- 
teste aller Vulcane. Nach innen fallen die Wände fast kreisförmig 3 bis 
500 Meter steil gegen den ebenen Kraterboden Dasar, d. h. Sandsee, hinab. 
Nur an einer Stelle, in NO., ist dieser zusammenhängende Kranz von einer 
Lücke zwar unterbrochen, aber wieder durch einen 200 Meter hohen Damm, 
Tjemorro Lawang, von welchem auswärts ein tiefes Thal ausgeht, geschlos- 
sen. Auf der äusseren Böschung verlaufen zahlreiche, meist am Rande be- 
ginnende, 100 bis 180 Meter tiefe und theilweise nach unten gabelförmige 
Schluchten mit rauhen Kämmen zwischen sich; so ausgezeichnet als selten 
anderweit auf der Insel. Auf dem Kraterboden stehen vier Eruptionskegel. 
Drei davon, Widodarin, Segorowedi und Bromo bilden eine zusammenhän- 
sende Gruppe: der vierte, Batok, erhebt sich 330 Meter als isolirter, zucker- 
hutförmiger Kegel. Von ihnen allen ist nur der niedrigste, der 220 Meier 
ansteigende Bromo, noch thätig. Kraterboden und Bromo sind vegetations- 
leer; dagegen wachsen auf dem inneren Abfalle des grossen Kraters und an 
den drei anderen Bergen niederes Gebüsch und Casuarinen. Die äussere 
Böschung trägt eine reiche Vegetalion; aın Fusse Kaffeepflanzungen, Felder 
und Wald, wie auf der ganzen Insel. Bei 1600 Metern nähern sich hier die 
Gewächse europäischen Formen (Rosa, Viola, Euphorbie, Urtica etc.), doch 
gemengt mit tropischen Formen. In dieser Höhe und noch weiter hinauf 
werden Mais, Tabak, Kohl, Zwiebeln, Pataten gebaut. In den Gärten ge- 
deihen vorzügliche Erdbeeren, auch Reben und Pfirsiche, die aber selten 
reifen. Bis zu 2000 Meter wohnt eine ganz eigenihümliche Bevölkerung, die 
einzige auf Java, die sich nicht zum muhamedanischen Glauben bekennt. 
Wahrscheinlich ein Rest des Urvolkes und schwerlich Hindus, feiern sie jähr- 
lich auf dem Dasar ihrem Gotte Bromo (Feuer), der in dem gleichnamigen 
Vulcane wohnt, ein Fest mit Schlachtopfern. 

Am ausgedehntesten ist überall eine Decke von vulcanischer Asche, 
unter welcher zusammenhängendes Gestein meist nur in den äusserlich 
abfallenden Schluchten hervortrit. Die Massen, aus denen die Krater- 
wand besteht, fallen höchstens 20 Grad nach innen. Die untersien, aus 
Tuffen, Asche und Lapilli, folgen den Unebenheiten des Terrains ; die 
mittleren zeigen nur Auswürflinge, lagenweise Bimsstein und auch Obsidian: 
die obersten führen Sande, Asche und farbige Tuffe. Der Kraterboden Dasar 
ist mit dunkelgrauem, magneteisenhaltigem, feinem Sande bedeckt, worüber 
die Auswurfsmassen des Bromo mit Durchmessern bis zu 2 Fuss zerstreut 
sind. Unter dem Sande ist eine schwarze Lava mit weissen Feldspathen als 
feste Unterlage angedeutet. Auf den Bromo führt der Weg erst durch tiefe 


870 


Aschenmassen, die aufwärts eine, wahrscheinlich durch den Regen verbundene, 
braune Rinde bilden. Nach oben erscheinen dieselben dunklen Sande wie 
auf dem Dasar und zerstreute Auswürflinge, grösstentheils aus derselben 
Lava, die dort unter den lockeren Stoffen ansteht. Der ganze Berg ist durch 
Schluchten gefurcht, doch weniger regelmässig als der Batok. Von seinem 
oberen, ziemlich runden und im grössten Durchmesser 583 Meter haltenden 
Rande steigen die Kraterwände nach innen unter Winkeln von 50 und 60 
Graden und selbst vertical hinab. Aus dem 180 Meier tief gelegenen Grunde 
dringen, zum Theil mit grosser Gewalt, Dampfströme herauf; die Wandungen 
zeigen mehrfache Überzüge von Schwefel. 

Aus historischen Zeiten kennt man weder einen Ausbrueh des grossen 
Kraters noch überhaupt eine wesentliche Veränderung an ihm. Auch vom 
Bromo haben sich ältere Nachrichten, vermuthlich wegen ihres geringen Be- 


“langes, nicht erhalten. Wir wissen nur, dass in den Jahren 1804, 22, 23, 


29, 30, 42, 43, 58, 59 Auswürfe, aber keine Ergüsse stattgefunden haben 
und dass eine Veränderung im Grossen während dieser Zeit nicht eingetreten 
ist. Nur die. noch von HERWERDEN angegebene Vegetation fehlt seit den 
neueren Eruptionen. Übrigens besteht unter den Umwobnenden die Meinung, 
dass der Bromo und der 22 Meilen entfernte Lamongan in ihrer Thätigkeit 
abwechseln. 

Zur Pliocänzeit, oder noch früher, mochte sich aus trachydoleritischen 
Massen die erste Anlage des Kraters untermeerisch gebildet haben. Als er 
mit der Erhebung der Insel über den Meeresspiegel trat, änderte sich noth- 
wendig die Form seiner Thätigkeit und die Natur seiner Producte. Aus den 
besonderen örtlichen Verhältnissen, die in der Abhandlung mitgetheilt sind, 
kann geschlossen werden, dass Anfangs, nach der Erhebung über das Meer, 
der Stand der flüssigen Lava, wie beim Kilauea, veränderlich hoch zwischen 
den geschlossenen Kraterwänden war und dieselbe wohl, besonders nach Ost, 
sich noch weiter ausdehnte als der jetzige Kraterboden Dasar. Ein Sinken 
der Lava mag von einer Veränderung der Wände insbesondere von dem Auf- 
reissen der Lücke in NO. begleitet gewesen sein, die sich theilweise bei einem 
neuen Steigen der geschmolzenen Massen wieder schloss (Tjemorro Lawang). 
Darf man annehmen, dass .der Tenggher, wie noch jetzt der Lamongan, 
Ströme von Felsmassen ausgestossen habe, so würde, nachdem bei der letzt- 
genannten Katastrophe Kraterboden und Kraterwand wesentlich die jetzige 
Gestalt erhalten hätten, die Aufhäufung des Stoffes zu den vier Eruptions- 
bergen sich erklären. Die spätere, immer schwächere Thätigkeit des Vul- 
cans kaun sich nur auf Auswürfe beschränkt und allein die gegenwärtige 
oberflächliche Decke des Dasar und des ganzen Gebirges geschaffen haben. 
Im Besonderen ist sie gegenwärtig, auf den Bromo eingeschlossen, in die 
Periode blosser Aschenauswürfe getreten. 


E. Stöar: Schiarimenti intorno alla carta delle salse e delle localita 
oleifere di Monte Gibio. Modena, 1867. 8°. 10 Seiten und 1 geognost.- 


871 


colorirte Karte. (Aus dem Annuar. della soe. dei natural. in Modena. 
Anno II.) 

Auf eine Karte der Umgebung des M. Gibbio bei Sassuolo, im Maassstabe 
1:14400, hat der Verfasser die Stellen verzeichnet, welche entweder nur brenn- 
bare Gase, gewöhnlich begleitet von salzhaltigen Quellen, liefern, oder, neben 
‚Koblenwasserstoffen , wenigstens zeitweilig, Schlamm und Steine ausstossen. 
Dazu kommen die Steinölquellen, auch meistens mit Salzquellen und endlich 
die Mineralquellen. Die geognostischen Verhältnisse der Gegend und die 
nach Vollendung der Karte gemachten Beobachtungen werden Gegenstand 
einer späteren Schrift sein. Von der ersten Klasse sind 13 auf diesem klei- 
nen Raume des Modenesischen angegeben, darunter neun allein nahe bei- 
sammen an den Ufern der Chianca; von der zweiten Art, den Salsen, finden 
sich 15 Fälle, wovon 11 nahe bei Gazzolo. Steinölquellen liegen vier ein- 
ander nahe unweit Provino. Die Formationen, welche diese Gegend zusam- 
mensetzen, sind Scagliathone, Tortonien, Astien und Diluvialmassen. 


GC. Paläontologie. 


Dr. O Fraas: die neuesten Erfunde an der Schussenquelle 
bei Schussenried im September 1866. (Württemb. naturw. Jabresh. 
1867. 1. Heft, 27 S., 1 Taf.) und: Beiträge zur Culturgeschichte 
des Menschen während der Eiszeit. (Archiv für Anthropologie, 
Heft. III, 1867. 4°. p. 29—50.) — Vgl. auch Dr. F. A. ForeL: Note sur la 
decouverte faite a Schussenried en Wurtemberg de lU’homme contempo- 
rain du Renne. (Bull. de la Soc. Vaudoise des sc. nat. Vol. IX, p. 313. 

Unter sämmtlichen bekannten Stationen Central-Europa’s, wo sich Spu- 
ren menschlicher Cultur vermengt mit den Überresten ausgestorbener »der 
wenigstens in andere Breitegrade verdrängter Thiergeschlechter finden, nimmt 
— was die Klarheit der geognostischen Lagerungs-Verhältnisse betrifft — 
der alte Schussenweiher bei Schussenried in Oberschwaben, zwischen Ulm 
und Friedrichshafen gelegen, unsitreitig die erste Stelle ein. 

Bei dem Ziehen eines Grabens gelangte man hier 1866 unter einer Ab- 
lagerung von Torf und dem diesen unterlagernden Kalktuff auf eine so- 
genannte Culturschicht, die unmittelbar auf einem Kiesrücken ruhete. 
Dieser Kiesrücken, welcher in einer Mächtigkeit von i2 Meter und ungefähr 
1000 Meter Breite eine Wasserscheide zwischen dem Donau- und Rheinge- 
biete bildet, charakterisirt sich als einer der zahlreichen Schuttwälle, welche 
die Schweizer Geologen seit längerer Zeit mit Gletschern in Verbindung zu 
bringen gewohnt sind. Es ist von höchstem Werthe, dass jene Cultur- 
schicht, eine 4 bis 5 Fuss mächtige Schlammschicht von 40 Qudratruthen 
Ausdehnung, aus welcher die Arbeiter neben zahlreichen Knochen eine Menge 
Geweihe und Geweihstücke von ausgezeichneter Erhaltung herauszogen, von 
Anfang an durch Herrn Vater in Schussenried richtig gewürdiget worden 


ni a a u TE 


872 


ist und dass die weiteren Ausgrabungen darin von den beiden Landesconser- 
vatoren für Paläontologie und Archäologie, den Professoren FrAAs und HassLER 
in Stuttgart, persönlich geleitet wurden. 

Zur Feststellung der geologischen Periode, der die Funde in der Cultur- 
schicht angehören, diente vor Allem die Untersuchung der wohlerhaltenen 
Moose darin, die man dem ersten Mooskenner unserer Zeit, Professor Scuinper 
in Strassburg, verdankt. Er fand in den Moosen an der Schussenquelle 
durchweg nordische und hochalpine Formen, die mit den Resten der 
Thierwelt auf's erfreulichste stimmen. 

Bis zu 2 Meter mächtige Moosbänke von Hypnum sarmentosum WAH- 
LENBERG lagen im tiefsten Grunde des Grabens, im östlichen Hang des Pro- 
fils unmittelbar über den üppigen Quellen und zogen sich dann gegen Westen 
magerer werdend und mit Sand und Culturresten wechselnd zum Schuttwall 
hinauf. 

Ausser dieser hochnordischen Art wurden noch Hypnum aduncum var. 
groenlandicum Hepw. und Hypnum fluitans var. tenuissimum erkannt, 
von denen sich keine Art mehr in der Umgegend vorfindet; sie sind jetzt 
sämmtlich in kältere Zonen ausgewandert. 

Unter den zoologischen Resten, welche hier nachgewiesen wurden, steht 
obenan das Renthier, Cervus tarandus, dessen Reste auf mehrere hundert 
Individuen jeglichen Alters und beiderlei Geschlechtes zurückgeführt wurden; 
ausserdem Reste eines kleinen Ochsen und einer grossköpfigen Pferderace, 
ferner einige für Schwaben neue nordische Raubthiere, Gulo, der 
Fiälfrass, und Goldfuchs nebst Eisfuchs, Canis fuleus und lago- 
pus, von denen heutzutage keiner mehr die Polarzone verlässt. Ebenso 
stimmten der Unterkiefer eines gewaltigen Bären, Ursus arctos, und eines 
alien Wolfs, Canis lupus, gerade mit: grönländischen Typen überein; end- 
lich ein Singschwan, Üygnus musicus, der im hohen Norden auf Spitz- 
bergen und in Lappland brütet, und Reste von Fröschen und Fischen. 

Auf dissem Schauplatze nun, der einen hochnordischen Typus zeigt, 
haben wir den Menschen, wenn man so will, den Menschen der Eis- 
zeit, wohl den ältesten Colonisten Oberschwabens, Allem nach, einen Jäger, 
welchen die Jagd auf das Renthier einlud, einige Zeit, und wahrscheinlich 
nur die bessere Jahreszeit, an der Grenze des Eises und Schnees zuzubringen. - 
Ob auch vom Skeleite des Menschen nichis in dieser Culturschicht lag, so 
war doch von den Werken seiner Hände Allerlei aufbewahrt. was auf das 
Leben und Treiben der ältesten Bewohner Schwabens einiges Licht wirft: 
freilich höchst dürftige Spuren sind es, wie man sie eben nur in einer Ab- 
fallgrube, für welche diese Fundschicht gehalten wird, erwarten darf. 

Der zugerichteten Feuersteine lagen 600 Stücke und mehr zerstreut 
herum, namentlich in der untersten Lage. Sie waren von grösseren Stücken 
abgesplittert, die als unbrauchbare Reste zahlreich herumlagen. Sie sind 
mittelst einfacher Schläge in flachmuscheligem Bruch abgesplitiert, von ge- 
dängelten Rändern, wie Vosr die Steinwaffen der Renthierperiode schildert, 
ist an diesen Feuersteinwerkzeugen keine Spur. Die meisten der an Ort 
und Stelle aufgelesenen Feldsteine, Diorite, Quarzschiefer, Sandsteine 


> 


873 


u. s. w., welche bearbeitet waren, liessen den Zweck, dem sie dienten, 
wohl erraihen. Schiefer- und Sandsteinplatten fand man von Feuer 
geschwärzt. Töpfergeschirre fehlten ganz. Von Holz ist nur eine 
Nadel gefunden worden. Vou Bein dagegen liegt eine Anzahl Instrumente 
vor, und eine noch grössere Anzahl von Geweihabfällen, aus denen die In- 
strumente herausgesägt worden sind. Es sind gerade die Arbeiten in Hirsch- 
horn, welche Prof. Fraas in zahlreichen Abbildungen hier vorführt und na- 
turgemäss erläutert, zur Beurtheilung des Schussen-Menschen vom gröss- 
ten Werth. Diese alten Culturreste werden in dem geologischen Museum 
zu Stuttgart bewahrt. 

Aus Allem aber lässt sich nun schliessen, dass auch in Württemberg, 
wie in der Schweiz und in Frankreich, der Mensch und das Renihier 
unmittelbar nach Zurückziehung der alten Gletscher gelebt haben müssen, und 
es schliesst daher ForeL seine Miitheilung mit nachstehender Parallele: 


Schweiz. Württemberg. Frankreich. 

C. Pfahlbauten ( Epogque C. Torf (Cervus ela- 
lacustre) Cervus phus). 
eluphus. 

B. Gletscher - Diluvium. B. Schussenried (Cer- B. Höhlen von Perigord 
öe terrase du Boi- vus tarandus). (Cerv. tarandus.). 
ron (Cervus taran- 
dus). 

A. Glacialepoche. A. Glacialepoche. 


Am Schlusse seiner schätzbaren Mittheilungen äussert noch FraAs: Das 
Alter der schwäbischen Eiszeit und der Ansiedlung des Menschen an dem 
Ufer der Schussen weiter zurückzuverlegen, als in die Blüthezeit des baby- 
lonischen Reiches oder in die Zeit von Memphis und seiner Pyramiden, da- 
für liegt auch nicht Ein gültiger Grund vor. 


P- 


H. A. Nicnosson: über einige Fossilien der unteren Silurfor- 
mation des südlichen Schottland. (The Geol. Mag. No. 33, Vol. IV, 
p- 107, Pl. 7.) — Ausser mehreren Graptolithen, die zu den Gattungen Di- 
dymograpsus und Diplograpsus gehören, welche mit Knospen von Grapto- 

‚lithen und mit Peltocaris aptychoides Sauter (Jb. 1867, 383) zusammenge- 
funden werden, beschreibt NiıcnoLson hier eine neue Graptolithinen-Form als 
Corynoides calicularis aus den anthracitischen Schiefern von Dobbs’ Linn 
und von Hart Fell bei Moffat. Dieselbe unterscheidet sich von den ähnlich 
gestalteten jungen Exemplaren eines Diplograpsus, z. B. D. tubulariformis 
Nıca. (Pl. VII, f. 15) fast nur durch den Mangel einer soliden Axe, die man 
ja auch bei einigen anderen Graptolithinen vermisst. 


87% 


H. A. Nicnorsox: über eine neue Gattung der Graptolithen mit 
Bemerkungen über reproductive Organe. (The Geol. Mag. No. 36, 
Vel. IV, p. 256, Pl. 9. — Vgl. Jb. 1867, 251.) — Ein von CARRUTHERS zu- 
erst als Cladograpsus linearis, dann als Dendrograpsus linearis beschrie- 
bener Graptolith wird zu der neuen Gattung Pleurograpsus erhoben. Der 
Stamm erscheint Anfangs als Didymograpsus, dessen zwei Hauptarme jedoch 
später nach zwei gegenüberliegenden Seiten hin einfache oder verzweigte 
Äste tragen, welche sämmtlich, ebenso wie die Hanptzweige, nur auf einer 
Seite Zellen enthalten. — Für die schon früher beschriebenen Eierblasen 
oder Gonophoren (Jb. 1867, 251) werden neue Belegstücke vorgeführt. 


E. Ray Lankester: über Didymaspis, eine neue Gattung Ce- 
phalaspis-artiger Fische. (T'he Geol. Mag. No. 34, Vol. IV, p. 152, 
Pl. 8, f. 4—S). — Die hier abgebildeten, einigermassen an Crustaceen erin- 
nernden Reste sind von Dr. Grinprop in Malvern in den tiefsten Schichten 
des Old red sandstone bei Ledbury aufgefunden worden. Dem verdienten 
Forscher zu Ehren wurde die Art D. Grindrodi genannt. 


J. W. Kırkey und J. Youne: über Reste von Chiton und Chito- 
nellus aus carbonischen Schichten von Yorkshire und dem 
westlichen Schottland. (The Geol. Mag. No. 38, Vol. IV, 340, Pl. 16.) 
— Die hier niedergelegten Beschreibungen und Abbildungen beziehen sich 
auf Chiton Burrowianus Ksy., 1862, Ch. coloratus Key., 1862, Ch. Lof- 
tusianus Kınc, 1848, Ch. (?) cordatus Ksy., 1859, und Chitonellus (?) 
subantiguus sp. n. aus dem Kohlenkalke von Yorkshire, sowie auf (hiton 
humilis Key.,. 1865, Ch. sp., Chitonellus Youngianus Ker., 1865, und Chi- 
tonellus subguadratus n. sp. aus Schottland. Sie bilden einen dankens- 
werthen Beitrag zur Kenntniss dieser in älteren Formationen doch seltenen 
Fossilien. Die Verfasser bemerken ausdrücklich, dass die als Ch. Loftusia- 
nüs bezeichnete Form von jener des Zechsteines nicht verschieden sei. 


J. W. Dawson: über einige Überreste paläozoischer Insecten 
aus Neu-Schottiland und Neu-Braunschweig. (The Geol. Mag. 
No. 39; Vol. IV; p: 385;:PL 17,.£..1).— 

In der Steinkohlenformation von Nova Scotia, welche bisher nur wenige 
Spuren fossiler Insecten geliefert hat, wurde 1866 ein grosser Flügel ge- 
funden, der mit Alethopteris lonchitidis zusammen lag. Dr. Scupper hat ihn 
zur Gruppe der Ephemerina in die Ordnung der Blennoplane gestellt und 
Haplophlebium Barnesi genannt. 

Vier aus devonischen Schiefern von St. John, New-Brunswick, herrüh- 
rende Insecten, von denen die drei ersteren zu den Neuropteren gehören, 
beschrieb Scepper als Platephemera antiqua Sc., Homothetus fossilis Sc., 
Lithentomum Harti Sc. und AÄenoneura antiquorum Sc., welche letztere 


875 


wohl zu den Örthopteren gehört: Von allen diesen Arten wurden Abbil- 
dungen gegeben. 


J. W. Kırkey: über Insectenreste aus der Steinkohlenfor- 
mation von Durham. (The &eol. Mag. No. 59, Vol. IV, p. 388, Pl. 17, 
f. 6, 8.) — Auch die Funde fossiler Insecten in den englischen Steinkohlen- 
gebieten waren bis jetzt höchst vereinzelt und beschränkten sich auf das 
Vorkommen des Xylobius sigillariae Diwson in Coalbrook Dale, und auf 
einige bei Huddersfield und bei Kilmaurs entdeckte Reste, denen Kırksy jetzt 
noch einige andere aus dem Kohlengebiete von Durham hinzufügt. Leider 
sind sie nicht so vollständig erhalten, dass sie eine genauere Bestimmung 
gestatten. Zwei derselben zeigen mit 3latta, die dritte Art mit den Phas- 
miden Verwandtschaft. 


S. H. Scupper: Untersuchung über die zoologische Verwandt- 
schaft der ersten Spuren fossiler Neuropteren in Nord-Ame- 
rica. (Memoirs of the Boston Society of Natural History, Vol. 1, P. II. 
Boston, 1867. p. 173—192.) — Die erste Entdeckung fossiler Neuropteren 
in Nord-Amerika wurde durch Dana (American Journal of Science 1864, 
Vol. 37, p. 34) angekündigt. Diese beiden in der Steinkohlenformation von 
Nlinois aufgefundenen Formen sind als Miamia Bronsoni und Hemeristia 
occidentalis beschrieben worden (Jb. 1864, 365). Unter Vergleichungen mit 
der Structur der Flügel von lebenden Neuropteren werden diese Flügel hier 
von ScupDER einer neuen gründlichen Untersuchung unterworfen, welche bei 
Bestimmung der fossilen Neuropiteren überhaupt stets Berücksichtigung ver- 
dient. 

Das Genus Miamia Dina wird in die Familie Palaeoptera Sc.; Heme- 
ristia Dana aber in die Familie Hemeristina Se. gestellt. 


T. €. Winkier: Musee Teyler. 6.livr. Haarlem, 1867. 8°. p. 609 
bis 697. (Vgl. Jb. 1867, 500.) — Diese Abtheilung bildet den Schluss des 
stattlichen Kataloges und verzeichnet von den Thieren der känozoischen Pe- 
riode noch die Gliederihiere und Wirbelthiere, welche in diesem 
berühmten Museum aufbewahrt werden. Zu den ersteren hat Öningen das 
grösste Contingent gestellt, zahlreiche Fische rühren gleichfalls daher und 
vom Monte Bolca, unter den Reptilien befindet sich das Original des von 
ScHEucHzER beschriebenen Andrias Scheuchzeri Tscuuvdı, die Abtheilung der 
Vögel enthält einen seltenen Reichthum an Resten von Palapteryx und Di- 
nornis, unter den Säugethieren begegnen wir dem Originale der Balaena 
Lamanoni Cuv., einem Kopf des Zeuglodon macrospondyloides MüLL., ver- 
schiedenen Resten des Halötherium Schinzi Br. und Dinotherium, sowie 
zahlreichen anderen Thieren von Steinheim, Weissenau, Eppelsheim, Pikermi 
und anderen berühmten Fundorten. Der Mesopithecus pentelicus WAsnER 


876 


schliesst die Reihe der fossilen Geschöpfe, welche Herr WınktLer mit ebenso 
grossem Fleisse als Geschick systematisch geordnet hat. 


& 


F. ou Boıs oe Montp£reux: Conchiologie fossile et Apergu geo- 
logigue des formations du Plateau Wolhyni-Podolien. Berlin, 
1831..:4°.::73p, 8 P1,:4 Carte. — Man ist durch Herrn Barsor pe Marny’s 
Bericht (Jb. 1867, 630) von neuem auf diese fast vergessene Arbeit von DU 
Boıs gelenkt worden, und es wird daher Manchem nicht unlieb sein, zu ver- 
nehmen, dass dieselbe von der Verlagsbuchhandlung (Sımon Scuropr) nun auf 
1 Rihlr. herabgesetzt worden ist. Sie war nie in die Hände von Antiquaren 
übergegangen und fehlte daher auch in deren Katalogen, wiewohl sie schon 
wegen ihrer 8 schönen Tafeln mit Abbildungen von Versteinerungen und 
einer geologischen Übersichtskarte Beachtung verdient. 


W. CARRUTBERS: über Cycadoidea Yatesi. (The Geol. Mag. No. 35, 
Vol. IV, p. 199, Pl. 9.) — Seinen früheren Mittheilungen über Cycadeen 
fügt der Verfasser hier die Beschreibung eines fossilen Cycadeen-Stammes 
aus dem, nach Seetey * wahrscheinlich zum unteren Grünsande gehörendeu 
Potton Sand in Bedfordshire hinzu. Das Exemplar befindet sich in den 
Sammlungen der Geological Society in London. 


+ | 


Dr. MichäeL Farapay, ebenso hochstehend als geistvoller Physiker und Che- 
miker, wie als Mensch, starb am 27. August 7867 in seinem 73. Jahre. 
(Sıruısan & Dana, Amer. Journ. Vol. XLIV, No. 131, p. 293. — Wiss. Beil. 
d. Leipz. Zeit. 1867. No. 83.) Be 

von Br£epa, früher beständiger Secretär der Gesellschaft der Wissen- 
schaften zu Haarlem, ist im 78. Lebensjahre am 2. September verschieden. 

In dem am 20. September 1867 in Altenburg verblichenen Rath Jurius 
ZINKEISEN hat die dortige naturforschende Gesellschaft des Osterlandes einen 
ihrer Begründer und vieljährigen Director verloren, der sich um die Pflege 
der Naturwissenschaften in seinem Vaterlande grosse Verdienste erworben hat. 

Das Geological Magazine, No. 38, August, 1867 meldet den Tod von 
Wiırrıam Joan Hanmıtton, geb. 7805, welcher, hochgeschätzt von allen Mit- 
gliedern der geologischen Gesellschaft in London, 1865 zum zweiten Male 
als deren Präsident fungirte. ; 


= Vgl. H. G. SEELEY: Bemerkungen über den Potton Sand’s. Anz. a. Mag. of Nat. 
Hisi. Vol. 20, p. 23.) 


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Das Pyropissit,Vorkommen zwische 
Maasftab 1: 100,000. 


Braunkohlenformation. | | Bauwürdiger Braunkohlenflötz. 


Spora, 
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Die Zahlen bexeichnen die Nummern der Gruben 


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N. Sabrb f: ‚Mineralogie 7RET. EEE VE 


I, Hvedelands Grube. Lumeovn. 


N. Oestl.Wand. S. Nordlichste Grube 
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älterer Korallen Jungerer Korallen. Bryozoen Kalk. Fimt, Thon. mit 
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Bei den Profilen Hohe zu Lange ee. 


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