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Full text of "Notizblatt des Königl. Botanischen Gartens und Museums zu Berlin"

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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 


zu 


Berlin. 


IV. Band 


No. 31—40 (1904—1907). 


Herausgegeben 
von 
A. Engler. 
LIORARY 


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Leipzig 
In Commission bei Wilhelm Engelmann 


1907. 


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otizblatt 
des 


König! botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


No. S1. (Bd. IV.) Ausgegeben am 10. Juli 1903. 


Zur Kenntnis der Holzgewächse des Paranä-Paraguaystrom- 
gebiets. Von Dr. Rudolf Endlich. 

Bericht des Dr. Strunk über das Gedeihen der vom Königl. 
Botanischen Garten in Berlin an den Botanischen Garten in 
Viktoria abgegebenen Pflanzen. 

II. Das Sammeln von Palmen. Von U. Dammer, 

5 IV. Hypsophila Dielsiana Loesener. 

as a Das biologisch-landwirtschaftliche Institut zu Amani in Ost- 
'Usambara. Von A. Engler. 


Nur duroh den Buchhandel zu beziehen. Pe, 


Wilhelm Engelmann in Leipzig 
1903. 


Preis 1,50 Mk. 


Notiızblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


No. 3. BL.IV) Ausgegeben am 10. Juli 1908. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 
ständiger Quellenangabe gestattet. 


I, Zur Kenntnis 
der Holzgewächse des Parand-Paraguaystromgebiets. 


Von 
Dr. Rud. Endlich. 


Bei dem grossen Interesse, das die Mischlingsnachkommen der 
Guaranis für die botanischen Schätze ihres Landes bekunden, wird es 
dem Reisenden in Paraguay leicht, sich binnen kurzem eine gewisse 
Kenntnis der wichtigeren Nutzpflanzen anzueignen. Diesem Umstande 
ist es zu verdanken, dass sowohl die Vulgärnamen als auch die Nutzungs- 
arten einer grösseren Zahl dortiger Gewächse, besonders durch die 
Reiseliteratur!) weit über die Grenzen dieses Landes hinaus bekannt 
geworden sind. 

Während hinsichtlich dieser Angaben annähernde Übereinstimmung 
herrscht, ergeben sich für die gleichzeitig angeführten botanischen Be- 
zeichnungen nicht selten auffallende Fehler; so sind mir u. a. Fälle 
bekannt, wo man wissenschaftliche Namen von Nutzpflanzen benach- 
barter Länder?) oder von solchen mit ähnlichen Vulgärnamen ganz 
willkürlich angenommen hat. 


!) In den botanischen Facharbeiten hat man natürlicherweise weniger Gewicht 
auf die einheimischen Namen und auf die praktische Verwendung dieser Pflanzen 
gelegt. Eine ausführliche Arbeit über die Nutzpflanzen von Paraguay etc. hat 
Herr Dr. E. Hassler in Aussicht gestellt. 

?) Z. B. bezeichnet Töppen: Hundert Tage in Paraguay, Hamburg 1885, 
p. 114, den Mangä-ysy (Hancornia speciosa Gomez) als Siphonia elastica; 
und van Bruyssel: La Republique du Paraguay, p. 222, nennt den Timbö 
(Enterolobium timbouva Mart.) Paullinia timbo. 

1 


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) 


In der Absicht, sowohl zur Aufklärung in dieser Hinsicht bei- 
zutragen, als auch zu dem vorhandenen Material weniger bekannte und 
neue Daten hinzuzufügen, habe ich auf meinen Studienreisen (1896—98) 
kreuz und quer durch Paraguay und später auch in verschiedenen 
Teilen von Matto Grosso (bis zur Wasserscheide des Amazonas) Herbar- 
exemplare, Holzmuster sowie Notizen über die praktische Verwendung 
einer Reihe von Holzpflanzen gesammelt. 

Da auch die Angaben der Eingeborenen nicht ohne Widersprüche 
sind, so habe ich, um Fehler nach Möglichkeit zu vermeiden, die 
meisten meiner Aufzeichnungen gelegentlich mehrfachen Nachprüfungen 
unterzogen. Was das auf der Reise gesammelte Herbarmaterial betrifft, 
so lässt dieses hinsichtlich seiner Vollständigkeit viel zu wünschen übrig. 
Es findet dies seine Erklärung hauptsächlich darin, dass die Blütezeit!) 
der dortigen baum- und strauchartigen Gewächse über das ganze Jahr 
verteilt ist; dementsprechend fehlen dem Herbarexemplar bald die 
Blüten, bald die Früchte oder auch die Blätter. Hierzu kommen noch 
grössere Verluste, die meine Sammlung in den reich bewässerten 
Yerbales bei dem häufigen Passieren von Flüssen, Lagunen etc. er- 
litten hat. 

Wenn es trotzdem gelungen ist, einen grossen Teil der unvoll- 
ständigen Exemplare zu bestimmen, so ist dies nur den liebenswürdigen 
Bemühungen der verschiedenen Monographen zu verdanken. 

Von den Herren, die mir bei der Bearbeitung meiner Sammlung 
behülflich gewesen sind, gebührt mein Dank in erster Linie dem Direktor 
des königlichen botanischen Museums zu Berlin, Herrn Geheimrat Prof. 
Dr. Engler für sein wohlwollendes Entgegenkommen und für seine weit- 
gehende Erlaubnis, die er mir zur Benutzung des reichhaltigen Berliner 
Herbariums und der dazu gehörigen Bibliothek erteilt hat. Desgleichen 
fühle ich mich den Herren verpflichtet, die mir bei dieser Arbeit mit 
Rat und Tat beigestanden haben; so bin ich durch die Bestimmungen 
der Herren Prof. Dr. Urban (Exemplare der von mir photograplierten 


1) Obwohl die Mehrzahl der dortigen Pflanzen in der heisseren Zeit (von 
Sept. bis März) zur Blüte kommt, so gibt es cort auch eine Reihe von Bäumen 
und Sträuchern, deren Blütezeit in die kalten Munate fällt; z. B. blühen im April: 
Ceiba Glaziovii u. ©. pubiflora, Pithecoiobium fragrans, Alchornia 
ineurana, Sebastiania Klotzschiana u. a, im Mai: Calycophyllum 
multiflorum, Allophyllus edulis, Inga affinis ete., im Juni: Sterculia 
striata, Bombax campestre, Cordia Chamissoniana, Ocotea puberula, 
Machaerium stipitatum u. a.,, im Juli: Lafyönsia Pacari, Heliocarpus 
americana, Cupania vernalis, Tecoma ipe,’fecoma lapacho, im August: 
Tecoma caraiba, Astronium urundeuva, A. gracile, Myrocarpus fron- 
dosus, Acacia farnesiana u.v.a, 


I 


Bäume), Prof. Dr.. Schumann (Bombaceen, Bignoniaceen, Cactaceen, 
Rubiaceen ete.), Dr. Loesener (Aquifoliaceen, Hippocrateaceen etec.), 
Dr. Harms (Araliaceen und viele Leguminosen), Dr. Pilger (mehrere 
Vochysiaceen, Sapindaceen ete.), Prof. Dr. Mez (Lauraceen), Prof. 
Dr. Niedenzu (Malpighiaceen) u. a. in dankenswertester Weise unter- 
stützt worden. Ferner sage ich den Herren Dr. E. Hassler-Aarau und 
Prof. Dr. Chodat-Genf für ihre wertvollen Angaben meinen besten Dank. 

Ehe ich zur Aufzählung des gesammelten Materials übergehe, 
möchte ich noch einige Bemerkungen über die Verteilung der ver- 
schiedenen Pflanzenbestände im allgemeinen und über den speziellen 
‘ Charakter der einzelnen Landschaften ete. vorausschicken. 

Die wichtigsten Faktoren für die Anordnung der Vegetations- 
formationen sind bekanntlich das Klima und die Bodenverhältnisse. In 
dem vom oberen Parana und seinem bedeutendsten Nebenflusse, dem 
Rio Paraguay, eingeschlossenen Gebiete machen sich die klimatischen 
Unterschiede auf die Pflanzenverteilung zunächst insofern geltend, als 
verschiedene tropische Gewächse in dem subtropischen Süden nicht zur 
vollen Entwicklung gelangen; beispielsweise kommt die Banane südlich 
vom Rio Tebieuary nicht mehr zur Reife. Ein anderer Einfluss des 
Klimas äussert sich dadurch, dass infolge günstigerer Regenverteilung 
im grössten Teile von Paraguay und im Südosten von Matto Grosso 
ausser den für das zentrale Brasilien typischen Galeriewaldungen auch 
andere regenfeuchte Wälder vorhanden sind. So herrscht im oberen 
Paranägebiete mit Ausnahme der Hochebene im Osten der Serra de 
Maracajü sogar Waldland vor den Campos vor. Allerdings besteht ein 
grösserer Teil dieser Waldungen aus Niederwald, der zum Unterschiede 
von den brasilischen Caatingas (regengrüne Wälder) zahlreiche immer- 
grüne Holzgewächse (Aquifoliaceen, Myrtaceen, Lauraceen etc.) auf- 
zuweisen hat. 

Auch im Westen der Wasserscheide des Paranäflusses finden sich 
im Bereiche der Republik Paraguay umfangreiche Regenwälder in fort- 
währendem Wechsel mit grossen Kampflächen und eingestreuten Wald- 
inseln; doch treten die Waldungen nach den flachen Ufern des Rio 
Paraguay zu immer mehr vor den Campos und Sümpfen zurück, um 
in den Pantanaes!) von Matto Grosso fast ganz zu verschwinden. In 
diesen Niederungen, deren grösster Teil von Zeit zu Zeit Über- 
schwemmungen ausgesetzt ist, macht sich offenbar der Einfluss der 
chemischen und physikalischen Eigenschaften des Bodens auf die Vege- 


!) Die Baumvegetation der Pantanaes beschränkt sich im allgemeinen auf 
die höher gelegenen Campos cerrados und auf die Waldinseln (Capoes) und 


Palmenhaine der Niederungen. 
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tation geltend. So wird der schwere Tonboden des Flachlandes mit 
seinem relativ hohen Salzgehalte (neben den Andropogoneen) besonders 
von der Carandäpalme (Copernieia cerifera Mart.) bevorzugt. Ausser- 
dem finden sich in den salzhaltigen Ebenen häufig Haine aus dornigen 
Bäumehen und Dornsträuchern (Acacia, Prosopis, Celtis etec.), 
ferner auch Bestände von Quebracho colorado u. a. 

Die niedrigen Gebirgszüge des hier in Betracht kommenden Ge- 
bietes sind, unabhängig von der geologischen Formation, fast durch- 
gängig bewaldet. Dagegen finden sich auf den Hügelrücken nament- 
lich in der Tropenzone vorwiegend Baumsavannen (in Paraguay: Lomas 
od. lomadas, in Brasilien: Campos cerrados gen.), deren Entstehung!) 
grossenteils dem geringen Feuchtigkeitsgehalte jener Bodenarten zuzu- 
schreiben ist. Dieser Wassermangel lässt sich dadurch erklären, dass 
einerseits auf den verhärteten roten Lehm- und Laterithügeln die Regen- 
wässer vorwiegend oberirdisch ablaufen, während anderseits auf den 
sandigen und grosslückigen (kiesigen und steinigen) Bodenarten mit 
durchlässigem Untergrunde die eingedrungenen Wassermengen schnell 
durchsickern. 

Baumlose Savannen werden hauptsächlich in den Ebenen an- 
getroffen, die zeitweise von Überschwemmungen heimgesucht werden, 
oder auch auf andern Flächen, deren Untergrund- und Grundwasser- 
verhältnisse den baum- und strauchartigen Gewächsen nicht zusagen. — 

Als tonangebend für die Physiognomie der verschiedenen Land- 
schaften dieses Gebietes sind einige mehr oder weniger auffallende 
Palmenarten anzusehen. Diese geben bis zu einem gewissen Grade 
einen Anhalt für die Gleichartigkeit ihrer Standorte, sowohl hinsichtlich 
des Bodens als auch des Klimas. 

Für die regenfeuchten Wälder von der Südgrenze Paraguays bis 
zum Süden von Matto Grosso ist die schlanke Pindöpalme?) (Cocos 
Romanzoffiana Cham.) mit ihrer hohen Blattkrone charakteristisch. 

An ihrer Stelle sehen wir im Südosten von Matto Grosso vom Rio 
Igatimi an im Schatten hoher Waldbäume die reizende Yeyypalme °) 
(spr. djedjü) (Euterpe Egusquizae Bert.?) in grosser Zahl auftreten. 


') Stellenweise mag auch der Mangel an gewissen Nährstoffen (Kalk und 
Alkali) der Entwicklung der Wälder hinderlich sein. Die Behauptung Försters 
(Deutsche Kolonien in dem oberen La Platagebiet etc. Leipzig 1888. p. 41), dass 
die Blattschneiderameisen (Ysai) auf den Hügelrücken keinen Wald aufkommen 
lassen, erscheint mir sehr gewagt. 

”) In den Wäldern der dichter bevölkerten Gegenden haben die Pindös, deren 
Blätter als Pferdefutter verwendet werden, bereits bedenklich abgenommen. 

®) Vereinzelt kommt die Yeyypalme nach Süden zu etwa bis zum Rio Mon- 
day vor. 


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Westlich von-der Serra de Maracajlı, etwa am Oberlaufe des Rio 
Miranda, beginnen die Acuripalmen (Attalea princeps!) und A. pha- 
lerata Mart.), die bis zur Wasserscheide in den Galeriewaldungen und 
in den Capöes grössere oder kleinere Bestände, sog. Acurisaes bildet. 

Auf höheren Standorten, namentlich an Berghängen ete. im Norden 
des Paraguayflussgebietes begegnet man der herrlichen Uäuassüpalme 
(Orbignya Lydiae Dr.) häufig; mit ihr zugleich, aber nur in feuchten 
Lagen, wie an den Quellen der Flüsse, in der sumpfigen Umgebung 
von Lagunen (z. B. Sete Lagoas), an den Ufern von Bächen etc., so- 
wie auch viel weiter nach Süden und Osten?) zu verbreitet, kommen 
zahlreiche Gruppen von Buritipalmen (Mauritia vinifera Mart.), sog. 
Buritisaes, vor. 

Die tiefen Lagen längs des Rio Paraguay erhalten ihr eigentüm- 
liches Gepräge durch die Carandaypalme (Copernicia cerifera Mart.), 
die meist zu Palmares (in Paraguay: Carandaysales, in Matto Grosso: 
Carandaes gen.) vereinigt oder auch vereinzelt auf den Campos oder in 
Gebüschen zu finden ist. Nach Osten zu dringt sie am weitesten in 
den Pantanaes von Matto Grosso vor; aber auch in Paraguay reicht 
ihre östliche Grenze stellenweise fast bis an die Wasserscheide des Rio 
Parana (z. B. bei Carayäo) heran. Typisch für die sandigen und 
steinigen Hügelrücken und für den trocknen Lehm- und Lateritboden 
ist in Paraguay die Mbocayäpalme (Acrocomia selerocarpa Mart.°). 
Im Norden vom Rio Apa beginnt die Guariroba (Cocos eomosa Mart.) 
als Charakterpflanze der Campos cerrados; daneben finden sich bis- 
weilen Bestände der Bocayuba (Aerocomia glaucophylla Dr.) und 
andere weniger auffallende Palmenarten. 

In den regenfeuchten Wäldern sind die verschiedenen Bäume und 
Sträucher im allgemeinen regellos und in buntem Wechsel über den 
Boden verteilt; doch wiegen auf bestimmten Standorten gewisse baum- 
oder strauchartige Gewächse über, so sind in Uferwaldungen Fieus-, 
Croton-, Inga-, Triplarisarten*) und Bambusen ete. vorherrschend. 


') Nach C. A. M. Lindmans Beschreibung (Beitr. zur Palmenflora Süd- 
amerikas p. 26—28) ist die Acuripalme im Süden mit Attalea phalerata Mart. 
identisch. 

®) Nach Süden zu habe ich die Buritis bis über Nioac hinaus (bis Balsam) 
angetroffen, ferner auch im Osten der Serra de Maracaju. 

°») Nach C. A. M. Lindman (Beiträge zur Palmenflora Südamerikas, p. 16) 
heisst die Mbocayä in der Umgebung von Asunciöon „Acrocomia totai Mart.“. 

‘) Der durch seine roten Blüten auf weite Entfernungen erkennbare For- 
migueiro (Triplaris formicosa S. Moore) findet sich besonders häufig an den 
Ufern des oberen Rio Paraguay und seiner Nebenflüsse. 


SU 


Grössere geschlossene Bestände bilden nur die oben erwähnten Acuri- 
palmen in den Uferwaldungen und Capöes von Matto Grosso, 

Häufiger als in den Regenwäldern kommen auf den Savannen 
Gruppen derselben Baumart vor; so die Paratodaes (Bestände von 
Tecoma caraiba Mart.), Carvoaes (Diptyehandra epunctata Tul.), 
Cangicaes (Brysonima fagifolia Ndz. u. B. intermedia Juss. ete.), 
Palmares von Acrocomia selerocarpa Mart. u. a.; ferner in den 
Niederungen die erwähnten Carandaysales (Coperniecia cerifera Mart.), 
Espinillales (Acacia farnesiana Willd. und Prosopis algarobilla 
Griseb.).. Doch haben auch auf den Savannen die gemischten Bestände 
bei weitem die Oberhand. 

Zu den Pflanzenfamilien, die in den Wäldern und auf den Baum- 
savannen vorherrschen, gehören in erster Linie die Leguminosen; sie 
liefern ebenso wie die Anacardiaceen, Bignoniaceen, Myrtaceen, Laura- 
ceen, Meliaceen, Rutaceen, Apoeynaceen und Borraginaceen zum Teil 
ausgezeichnete Nutzhölzer. Viel Verwendung findet auch das mehr oder 
weniger wertvolle Holz verschiedener Sapindaceen, Malpighiaceen, 
Bombaceen, Flacourtiaceen, Vochysiaceen, Sapotaceen, Combretaceen, 
Tiliaceen u. a. 

Essbare Früchte finden wir besonders bei den Anonaceen (Araticü), 
Myrtaceen (Guayaba, Guavirä, Ibä punü, Guaviyü ete.), Caryocaraceen 
(Piqui), Anacardiaceen (Cajü, Cajä, Imbü, Mango), Apoceynaceen 
(Mangaba), Guttiferen (Pareuri), Rubiaceen (Marmelada, Nandipä, 
Velludo), Carycaceen (Nacaratiä), Sapotaceen (Aguay), Malpighiaceen 
(Muriei, Cangico) etc. 

Die Verbreitung der bekanntesten und zugleich wichtigsten Nutz- 
pflanzen ist auf bestimmte Gegenden beschränkt; so findet sich der 
Yerbabaum (Ilex paraguayensis St. Hil.) hauptsächlich längs des 
oberen Paranäflusses, die Hevea nur im Quellgebiete des Rio Paraguay. 
Auch der Quebracho eolorado tritt von seinem Hauptverbreitungsgebiete, 
dem Gran Chaco, nur an einigen Stellen auf das linke Ufer des 
Paraguayflusses über. Anderseits verteilen sich mehrere von den 
Eingeborenen geschätzte Gerb- und Farbstoffe, Harze und Arzneimittel 
liefernde Bäume!), deren Prodnkte jedoch als Handelsartikel wenig oder 
gar keine Bedeutung haben, fast über das ganze Paranä-Paraguaygebiet. 

Die Melastomaceen und die holzartigen Synanthereen, die nach 
Schouw neben den Palmen als Charakterpflanzen dieser Gegenden 
anzusehen sind, kommen als Nutzpflanzen nur in geringem Masse in 
Betracht. 


') Es sind dies hauptsächlich: Enterolobium u. Piptadenia (Gerbstoffe), 


Maclura, Genipa, Tecoma (Farbstoffe), Hymenaea, Myrocarpus (Harze), 
Copaifera, Piptadenia rigida etc. (Arzneimittel). 


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Andere weit verbreitete Holzgewächse beleben das Landschaftsbild 
durch ihren schönen, hohen Wuchs, wie einige Tecoma-, Ceiba-, 
Hymenaea-, Myrocarpus-, Astroniumarten ete., oder durch ihre 
gewaltige Blätterkrone: Fieus (Urostigma), Enterolobium ete. und 
durch ihren herrlichen Blütenschmuck: Vitex, Tecoma, Ceiba, 
Cordia u. a.; ferner auch durch ihre eigenartige Belaubung wie die 
Ceceropien und Bambusen ete. und durch ihre bizarre Form, wie die 
baumartigen Cacteen. 

Da die Grössenverhältnisse der Bäume ihren Standorten entsprechend 
bedeutenden Schwankungen unterworfen sind, so habe ich der Einfachheit 
halber in nachfolgender Aufstellung der Stammhöhe nach 3 Klassen 


unterschieden: 1. niedrige Bäume bis 4 m, 
2. mittelhohe „ a 058 
3. hohe 3.’ über 10:7, 


Bei Bäumen mit aussergewöhnlich hohen, schlanken und umfang- 
reichen oder kleinen Stämmen finden sich bezügliche Bemerkungen 
(ähnlich auch bei Sträuchern hinsichtlich der Äste). 

Die einheimischen Namen entstammen teils der spanischen und 
portugiesischen, teils der Guarani- und der Tupi-Sprache. 

Die in Parenthese beigefügten Nummern betreffen die Holzmuster, 
während sich die anderen auf die Herbarexemplare beziehen. 

Einen Teil der spezifischen Gewichte der Hölzer verdanke ich 
Herrn Dr. E. Hassler!); die übrigen habe ich aus Rosettis: „Propriedades 
fisicas de las maderas argentinas“ entnommen. Ausserdem sind bei 
dieser Arbeit folgende fachwissenschaftliche Werke und Abhandlungen 
benutzt worden: 

Martius, Flora brasiliensis. 

J. Barbosa Rodriguez, Hortus fluminensis ou breve notieia sobre as 
plantas eultivadas no jardim botanico do Rio de Janeiro. Rio 1895. 

Dr. E. Hassler et Prof. Dr. R. Chodat, Plantae Hasslerianae, I& 
partie, Genöve. 

C. A. M. Lindman, Leguminosae austro-americanae ex itinere Regnel- 
liano primo. Stockholm 1898. 

C. A. M. Lindman, Beiträge zur Palmenflora Südamerikas. Stockholm, 
1900. 

Th. Morong and N. L. Britton, An enumeration of the plants collected 
by Dr. Th. Morong in Paraguay 1888—90 (Annals of the New York 
Academy of Sciences, Vol. 7, 1892—93). 

John Briquet, Espöces nouvelles ou peu connues de l’Herbier Delessert. 
Genöve 1900. 


') Desgleichen die Angaben über die Gerbstoffanalysen von Anisits. 


ERINE 


G. Niederlein, Resultados botanicos de exploraciones hechas en Misiones, 
Corrientes y paises limitrofes desde 1883 hasta 1888 (Boletin del 
Museo de productos argentinos 1890). 

Von sonstigen benutzten Büchern wären noch anzuführen: 

Dr. Hugo Töppen, Hundert Tage in Paraguay. Hamburg 1885. 

Dr. Bernhard Förster, Deutsche Kolonien in dem oberen Laplatagebiete 
mit besonderer Berücksichtigung von Paraguay. Leipzig 1886. 
Felix de Azara, Deseripeiön & listoria del Paraguay ete. Tomo I. 

Nueva edieiön. Asuneiön 1896. 
Ernest van Bruyssel, La Republique du Paraguay. Bruxelles 1893. 
Visconde de Beaurepaire-Rohan, Diceionario de vocabulos brazileiros. 


Rio de Janeiro 1889. 


Piperaceae. 


Piper hirsutum Sw., einheimischer Name: Tuyä renypiä (guar.: 
altes Knie), niedriger Strauch, aus dessen Blättern ein schöner schwarzer 
Farbstoff gewonnen wird; seine Rinde liefert ein stimulierendes Mittel. 

Paraguay: Häufig in den südlichen Wäldern; San Bernardino — 
blühend im Dezember — N. 215. 


Ulmaceae. 


Celtis tala Gill. (No. 105), Guaraniname: Yuasiy caäguy oder 
Y. yohä, auch Y. guazü oder Y. moroti; spanisch: Tala blanca, kleiner, 
bisweilen mittelhoher Baum, aus dessen Holze Steigbügel, Fassreifen, 
Ringe etc. verfertigt werden. 

Paraguay: In Wäldern, an Waldrändern und in Waldinseln bei 
San Bernardino — mit Früchten im Januar — N. 245. 

Celtis brasiliensis Pl. (No. 104), Guaraniname: Yuasiy Au oder 
Yuasiy-i; spanisch: Tala del campo; portug.: Gräo de gallo, mittelhoher 
Strauch, dessen Holz zur Herstellung von Reifen und Steigbügeln und 
als Brennmaterial dient. 

Paraguay: Häufig auf flachen Campos in der Nähe der Lagune 
Ipacaray -— mit Blüten und Früchten im Dezember — N. 244. 

Trema mierantha Dene., Guaraniname: Yueurundiy oder Cambä 
acä-i, mittelhoher Baum ohne Nutzungswert. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — blühend im De- 
zember — N. 246, 


Moraceae. 


Maclura tinetoria Don. (J. Urban det.) (No. 107), Guarani- 
name: Tatä-yibä, spanisch: Morera, mittelhoher Waldbanm mit maul- 


ld 


beerähnlicher essbarer Frucht. Sein schönes, festes Holz ist besonders 
für feine Tischlerarbeiten geeignet, auch wird daraus ein intensiv gelber 
Farbstoff gewonnen. Wegen ihrer Ausdauer im Boden werden die 
Stämme auch als Zaunpfosten verwendet. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — blühend im April — 
N. 248. 

Maclura spee. (N. 108), einlı. Name: Tayuba, mittelhoher Baum 
aus der Umgebung von Cuxipö (Matto Grosso) in Galeriewäldern, ist 
dem vorigen sehr ähnlich, hat aber keine Dornen. Blühend im De- 
zember — N. 249, 

Urostigma (Ficus) spee.. guar.: Ibä pohy oder Guapoü, span.: 
Higuera brava, portug.: Gamelleira oder Figueira brava, riesenhafter 
Baum mit breiter Krone, dessen Holz zu sog. lebenden Zaunpfosten ge- 
braucht wird. I. gehört zu den vorzüglichsten Schattenbäumen. 

Paraguay: In Wäldern und auf flachen Campos — Isla Paü steril 
im April — N. 252. 

Cecropia adenopus Mart. (Fl. bras. IV. 1. pag. 147), zuar.; 
Ambay, tupi: Ambaiba, hoher oder mittelhoher Baum, dessen leichtes 
Holz zur Unterlage von Flössen und bisweilen zu Dachsparren benutzt 
wird; seine Holzasche findet bei der Seifenbereitung Verwendung. Die 
geringelten Stämme und Zweige sind hohl; sie dienen zum Aufenthalt 
einer kleinen blassroten Ameisenart. Die Blätter eignen sich zum 
Polieren von Holz und liefern ein kühlendes und adstringierendes Heil- 
mittel. Die Früchte werden von den Kindern gegessen. 

Paraguay: Häufig in Wäldern bei San Bernardino — N. 253. 


Urticaceae. 

Urera aff. baceifera Gaudich., guar.: Pynö guazü, span.: 
Ortiga brava od. O. grande, baumartige Nessel mit Brennhaaren: hat 
einen Stamm von 4—5 m Höhe und bis 0,20 m Durchmesser, liefert 
eine äusserst dauerhafte Faser, die von den Indianern zu Geweben, 
insbesondere zu Hängematten verarbeitet wird. 

Pynö guazü findet sich häufig in den subtropischen Wäldern von 
Paraguay. Isla Paü — blühend im April — N. 254. 


Olacaceae. 

Schoepfia spec. (No. 59), einheimischer Name: Guatambü 
amarello, hoher Waldbaum mit gutem Bauholze. Dieses findet be- 
sonders beim Hausbau (für Dachstühle ete.) Verwendung; auch wird es 
vielfach zu Brettern verarbeitet. 

Häufig in den Waldungen des oberen Paranägebietes und in den 
Galeriewäldern von Siüd-Matto Grosso: Fazenda Firme am Rio Negro — 
N. 127; 


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Polygonaceae. 

Triplaris formicosa Sp. Moore, einheim. Name in Brasilien: 
Formigueiro, in Bolivien: Palo santo, hat keinen Nutzungswert. In 
den hohlen Stämmen und Zweigen lebt eine blassrote, ungemein bissige 
Ameise namens Novata. Eine Berührung mit diesem Baume wird daher 
von den Eingeborenen peinlichst vermieden. Der Formigueiro ist von 
mittlerer Höhe; er findet sich sehr häufig in den Uferwaldungen von 
Matto Grosso, wo er durch seine dunkelroten Blüten auf weite Ent- 
fernungen sichtbar ist. 

Villa nova am Rio Aquidauana — blühend im September — N. 213. 

Ruprechtia laxiflora Meissn. (No. 96), Guaraniname: Ibirä bi 
(od. piü)-mi, span.: Duraznillo blanco, mittelhoher Waldbaum, wird als 
Bau- und Brennholz verwendet. 

San Bernardino (Paraguay) — blühend im Dezember — N. 214. 


Nyetaginaceae (A. Heimerl det.). 


Reichenbachia hirsuta Spreng. (No. 93), einheim. Name: Ibirä 
handy (Fettbaum), mittelhoher Waldbaum, liefert nur Brennholz. 
Paraguay: San Bernardino — blühend im September — N. 208. 


Phytolaccaceae. 


Phytolacca dioica Linn., einheim. Name: Ombü, hoher Waldbaum 
mit kolossalen, teils oberirdisch verlaufenden Wurzeln, kommt auch in 
einzelnen Exemplaren auf den Campos vor, wo er sich als Schattenbaum 
gut bewährt. Die aus dem schwammigen Holze gewonnene Asche wird 
bei der Seifenbereitung verwendet. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im September — N. 209. 

Segzuieria ecoriacea Benth. s. Plantae Hasslerianae, P.I.p. 65, 
einheim. Name: Youby guazü, mittelhoher Baum, dessen Holz nur für 
Brennzwecke geeignet ist; kommt meist in Wäldern vor, findet sich 
aber auch einzeln als Schattenbaum. 

Paraguay: San Bernardino am Stadtplatze — blühend im Januar — 
N. 210. 

Sezuieria floribunda Benth. s. Pl. Hasslerianae, P. I. p. 64, 
einheim. Name: Youby-mi (No. 94), Liane mit baumartigem Stamme 
ohne Nutzungswert. 

Paraguay: Häufig in den Wäldern der mittleren Teile des Landes, 
San Bernardino — mit Blüten und Früchten im Februar — N. 211. 

Achatocarpus spee., Guaraniname: Ibirä hü (schwarzes Holz), 
mittelhoher Baum, dessen Holz nur zum Brennen dient; die johannis- 
beerähnliche Frucht enthält einen schwarzen Farbstoff. 

Paraguay: Isla Pau, in Wäldern — mit Früchten im April — N. 256. 


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Anonaceae. 


Anona aff. coriacea Mart., guar.: Aratieti guazü, tupi: Aratied 
uagü, niedriger Baum auf den lomas von Nordparaguay und den campos 
cerrados von Matto Grosso, liefert Brennholz und grosse, schmackhafte 
Früchte. 

Matto Grosso: Ip& hü — Früchte im März — N. 2. 

Anona dioica St. Hil., guar.: Aratieü nü, span. A. del campo, 
kleiner Strauch von 0,5 bis 1 m Höhe mit grosser essbarer Frucht. 

Paraguay und Matto Grosso: Auf den Campos, Col. San Bernardino 
— N. 3. 

Rollinia longifolia St. Hil., einheim. Name: Aratiei-mi oder 
Aratieu-i (No. 1), mittelhoher Waldbaum mit essbarer Frucht; sein leichtes 
Holz wird hauptsächlich zu Brennzwecken verwendet; bisweilen dient 
es als Schwimmholz beim Flössen schwerer Holzarten, seltener als 
Dachsparren. 

Paraguay: häufig in Wäldern bei San Bernardino — blühend im 
September — N. 5. 

Rollinia salieifolia Schlecht., einheim. Name: Araticü-mi, 
niedriger Baum oder Strauch, wird nur als Brennholz verwendet. 

Paraguay: San Bernardino in Wäldern — N. 4. 


Rollinia emarginata Schlecht., einheim. Name: Aratici-pe, 
niedriger Baum oder Strauch ohne Nutzungswert. 
Paraguay: In Wäldern in der Umgebung von Altos — N. 7. 


Xylopia grandiflora St. Hil., einheim. Name: Pindahiba, mittel- 
hoher Baum von schlankem Wuchse, liefert ausgezeichnetes Brennholz 
und gutes leichtes Nutzholz; eignet sich besonders für Bootstangen, 
Wagendeichseln etc. 

Matto Grosso: In Wäldern zwischen Cuyabä und Diamantino — N. 8. 


Monimiaceae. 


Hennecartia omphalandra Poiss., kleiner Baum oder Strauch 
ohne Nutzungswert. 

Paraguay: In Wäldern bei Itaeurubi- Uniösn — mit Früchten im 
Mai — N. 255. 


Lauraceae (C. Mez det.). 


Ocotea speetabilis Mez (No. 97), einheim. Name: Laurel hä od. 
Laurel negro, in den Yerbales Ayuy hü, hoher Waldbaum oder mittel- 
hoher Baum der Campos mit vorzüglichem festem Nutzholze von dunkel- 
brauner Farbe. Dieses findet vielfache Verwendung; so zu Tischler- 
arbeiten, beim Hausbau und wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen 


ne 


Fäulnis zu Eisenbahnschwellen. Da es ausserdem schlecht brennt, so 
wird es gern zu Zaunpfosten benutzt. 

Paraguay: In Wäldern auf der Cordillera von Altos — steril im 
April — N. 222 (221). 

Paraguay: In Wäldern bei Itacurubi-Uniön — steril im Mai — N. 224. 

Ocotea puberula Nees, einheim. Name: Laurel moroti od. L. 
blaneo, im Osten: Ayuy moroti,: mittelhoher oder hoher Waldbaum, 
dessen leichtes, weiches Holz vorwiegend zu Stuhlsitzen, Schuhleisten 
und ähnlichem verarbeitet wird. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino (N. 216 u. 217) und bei 
Itacurubi-Union — blühend im Juni — N. 223. 

Ocotea minarum Mart., niedriger Baum oder Strauch ohne 
Gebrauchswert. 

Paraguay: In Wäldern bei Tucangua — mit beginnender Blüte im 
Juni — N. 225 u. 226. 

Neetandra megapotamica (Sprg.) Mez (= N. saligna Nees), 
(No. 98), einheim. Name: Laurel Sayüı od. L. amarillo, mittelhoher oder 
hoher Baum, dessen festes Holz besonders beim Hausbau Verwendung 
findet. 

Paraguay: In Wäldern nahe der Bierschlucht — mit Blüten im 
September — N. 218, 

Neetandra angustifolia Nees var. faleifolia Nees, in San 
Bernardino Laurel genannt, niedriger Baum ohne Nutzungswert. 

Paraguay: In Wäldern auf der Cordillera von Altos — N. 219, 

Neetandra lanceolata Nees, mittelhoher Baum ohne Ge- 
brauchswert. 

Paraguay: An Waldrändern auf der Cordillera von Altos — Juni 
— N. 220. 

Rosaceae. 

Prunus sphaerocarpa Swartz, einheim. Name: Ibä-rö (bittere 
Frucht), auch Ivyrö oder Ovyrö genannt, kleiner Waldbaum ohne 
Nutzungswert; seine Früchte werden von Vögeln gefressen; die Blätter 
sollen giftig sein. 

Paraguay: San Bernardino — mit Früchten im März — No. 137. 


Leguminosae. 


a. Mimosoideae. 


Piptadenia cebil Griseb. (No. 47), (J. Urban det.), guar.: 
Curupay-eurü, span.: Cebil, bras.: Angieo, hoher Waldbaum mit grauer 
zerklüfteter Rinde oder mittelhoher Baum der Campos cerrados ete. mit 
rötlicher Rinde, dann aber Curupay pytä (rot) oder C. ita (Stein) genannt. 


er 


Curupay liefert gutes festes Nutzholz für Stellmacher- und Drechsler- 
arbeiten und für Bauzwecke (Schiffbau), wird vielfach nach Argentinien 
exportiert. Das spezifische Gewicht des Holzes beträgt nach E. Hassler 
1,025, nach Rosetti 0,951; die gerbstoffhaltige Rinde (nach Anisits bis 
25,75%, Tannin beim C. ete.) wird allgemein zum Gerben von Häuten 
benutzt. 

Paraguay und Matto Grosso: San Bernardino — blühend im April 
— N. 110. 


Piptadenia rigida Bentl. (No. 48), guar.: Curupay-nä (eurü = 
zerklüftet, pa = überall, y = Stamm, nä = dazu gehörig od. ähnlich), 
span.: Anchico, bras.: Angico, hoher Waldbaum, dessen Holz in ähn- 
licher Weise verwendet wird, wie das von C. eurü ete.; hinsichtlich 
seiner Haltbarkeit ist es jedoch geringwertiger, dagegen eignet es sieh 
vorzüglich als Brennmaterial. Das spez. Gewicht des Holzes beträgt 
nach E. Hassler 0,987 — 1,170. Die Rinde wird meist zum Gerben von 
Oberleder gebraucht. Curupay-nä-Harz und Wurzelextrakt bilden ein 
gesuchtes Heilmittel bei Lungenkrankheiten. 

Paraguay: San Bernardino in Wäldern — Blüten und Früchte im 
Januar — N. 111. 


Plathymenia foliolosa Bentlı. (No. 46) (H. Harms det.), in 
Paraguay: Morosimö, in Brasilien: Vinhatico do campo gen., mittelhoher 
Baum mit ausgezeichnetem festem Holze. Die stärkeren Stämme liefern 
vorzügliches Material für Kunsttischlerarbeiten; die übrigen werden 
wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Fäulnis mit Vorliebe als Zaun- 
pfosten verwendet. Nach der Farbe des Holzes unterscheidet man eine 
gelbe und eine rote Varietät; die Vertikalflächen der Stämme sind 
dunkel geadert. Die Rinde wird als Fiebermittel gebraucht. 

Nordparaguay und Matto Grosso: Estancia Areeife auf tief ge- 
legenen Campos — steril im August — N. 109. 


Stryphnodendron barbatimäo Mart. (H. Harms det.), einheim. 
Name: Barbatimäo oder Ubätimö, niedriger Baum der Campos cerrados, 
dessen Rinde zum Gerben von Häuten und als adstringierendes und 
tonisches Heilmittel vielfach Verwendung findet. Den Rindenabsud ge- 
braucht man hauptsächlich bei Augenentzündungen, Skorbut, Gonorrhöen, 
Blutungen und Diarrhöen. 

Matto Grosso: Nördlich von Cuyabä — blühend im November — 
N. 112. 


Prosopis algarrobilla Griseb. (No. 49), einheim, Name: Espinillo 
eolorado, niedriger Baum mit knorrigem Stamme; sein zähes Holz ist 
ausserordentlich widerstandsfäbig gegen Fäulnis; daher wird es sehr 
häufig für Einzäunungen verwendet. 


Paraguay: Auf feuchten Campos bei Taeuaral — blühend im De- 
zember — N. 113. 

Nach C. A. M. Lindman, Leguminosae austro-americanae, Stock- 
holm 1898, p. 41 ist der Espinillo mit dem Nandubay (No. 50, häufig 
in Argentinien) identisch. 

Prosopis alba Gr. (No. 51), span.: Algarrobo colorado, guar.: 
Ivop6, mittelhoher Baum des Gran Chaco mit gutem Nutzholze; seine 
Rinde enthält nach Anisits 8,37 (8,50)%, Gerbstofl. (Nach Angaben 
von Dr. E. Hassler.) 

Acacia paniculata Willd., (No. 52), (H. Harms det.), einheim. 
Name: Yuqueri, dorniger Waldstrauch mit vierkantigen Ästen; wird 
nur als Brennholz verwendet. Auf Waldwegen ist der Yuqueri durch 
seine Dornen sehr lästig. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — blühend im Februar — 
N. 114. Den Namen Yuqueri del campo führen mehrere strauchartige 
Mimosen der Campos. 

Acacia farnesiana (L.) Willd. (H. Harms det.), in Nord- 
paraguay: Espinillo de Santa F6, in Matto Grosso: Gravata gen., 
niedriger Baum, der seiner wohlriechenden Blüten wegen vielfach kul- 
tiviert wird. Sein Holz fault sehr schnell in der Erde, auch brennt es 
sehr schlecht. Die Holzasche findet bei der Seifenbereitung Verwendung. 

Paraguay: Puerto Kemmerich, in feuchten Niederungen — blühend 
im August — N. 115. 

Pithecolobium aff. fragrans Benth., (No. 53), (J. Urban 
det.), einheim. Name: Ibirä yü = I. sayü (d. h. gelber Baum oder g. 
Holz), mittelhoher Baum mit leichtem Holze, dessen Asche als Zusatz 
bei der Seifenbereitung dient; wird wegen seiner breiten Krone als 
Zierbaum angepflanzt., 

Paraguay: Häufig in Wäldern und auf Savannen (San Salvador), 
San Bernardino — blühend im April — N. 116. 

Pithecolobium scalare Griseb., (No. 54), Guaraniname: Tatan& 
sayü, mittelhoher Baum, liefert vorzügliches, wohlriechendes Möbelholz. 
Wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen Fäulnis und wegen seiner 
geringen Brennfähigkeit (glimmt nur) wird der Tatand gern zu Zaun- 
pfählen verwendet; auch zu Drechslerarbeiten (Pfeifenköpfe ete.) ist 
sein Holz geeignet. Faulendes Tataneholz hat einen widerwärtigen 
Geruch. 

Paraguay: Auf hohen Campos und an Waldrändern, San Bernardino 
— blühend im September — No. 117. 

Enterolobium timbouva Mart., (No. 55 u. 56), in Paraguay: 
Timbö auch Cambä namby gen. = span. Oreja de negro (d. h. Negerohr, 
nach der Form und Farbe der Frucht), in Matto Grosso: Ximbauva, 


im übrigen Brasilien: Timbaüva oder Pakarä gen., schöner hoher Wald- 
baum mit breiter Krone, kommt auch alleinstehend auf den Campos 
vor. Aus den Riesenstämmen werden Canoas, Bottiche für Zucker- 
fabriken und Branntweinbrennereien, Tröge, Schüsseln ete. hergestellt. 

Nach der Farbe des Holzes unterscheidet man in Paraguay den 
Timbö moroti (= weiss, meist jüngere Bäume), P. sayü (gelb), T. pytä 
(rot) und T. hü (schwarz, [ältere Bäume]). Das Holz von Timbö 
moroti und T. sayü ist sehr weich und eignet sich besonders für In- 
sektensammelkästen und z. T. für Blindholz der Möbel; T. pyta und 
T. hü finden vielfach als Dacehschindeln Verwendung. Timbö hü wird 
bisweilen zu Möbeln verarbeitet uud als Peterevi (Cordia), dem es in 
der Politur gleicht, verkauft. Die Rinde wird zum Gerben feiner Leder- 
arten benutzt. 

Der Timbö kommt fast im ganzen Paranä-Paraguaystromgebiet vor. 
San Bernardino — mit Früchten im Januar — N. 123. 

Enterolobium multiflorum Benth., (H. Harms det.), in Co- 
rumbä: Dormi-dormi, in den Pantanaes: Tipigua gen., mittelhoher 
Baum, dessen leichtes Holz nur wenig Verwendung findet. 

Matto Grosso: In den Pantanaes an der Mündung des Rio Negro 
und in der Umgebung von Corumbä — blühend im Dezember — 
N. 124. 

Inga affinis DC., (No. 57 u. 58), einheim. Name: Ingä, mittel- 
hoher Baum mit essbarer Frucht. Die Eingeborenen unterscheiden 
zwei Varietäten: Ingä moroti, schöner Schattenbaum mit rauhfaserigem 
weissem Holze (dient höchstens zu Brennzwecken), und I. pytä, dessen 
rötliches Holz zu Brettern verarbeitet wird. 

Paraguay: In Wäldern, bes. häufig an Flussufern und auf Campos, 
S. Bernardino — blühend im Mai — N. 125. 

Calliandra parviflora Benth., einheim. Name: Angico mirim, 
niedriger Strauch ohne Nutzungswert. 

Matto Grosso: Nördlich von Cuyabä, eampos cerrados — blühend 
im Dezember — N. 126. 


b. Caesalpinioideae. 


Peltophorum Vogelianum Benth., (No. 39 und 40). Guarani- 
name: Ibirä pytä (rotes Holz), span.: Canafıstula, schöner hoher 
Waldbaum, der in der Zeit von November bis Januar durch seine 
gelben Blüten weithin sichtbar ist; er liefert sehr gutes Nutzholz 
für Stellmacherarbeiten und Bauzwecke. Das dunkelrote Holz der auf 
trocknen Standorten wachsenden Bäume wird gern für Zahnräder und 
Rädernaben verwendet, wozu es sich besser eignet als das allgemein 
gebrauchte sprödere Ibirä-rö-Holz. In der Erde fault das Ibirä pytä-Holz 


ee 


schnell, dagegen eignet es sich sehr gut zu lebenden Zaunpfosten, 
Spez. Gewicht nach E. Hassler = 0,745—1,038. 

Paraguay: Häufig in den Waldungen der südlichen und mittleren 
Teile des Landes, San Bernardino — blühend im Januar — N. 95. 

Caesalpinia melanocarpa Griseb., (No. 41), einheim. Name: 
Guayacän, mittelhoher Baum, dessen vorzügliches festes Holz besonders 
für Drechslerarbeiten geeignet ist; meist wird es zu Spazierstöcken und 
Axtstielen verarbeitet. Spez. Gew. nach E. Hassler: 1,113—1,323. 

Nordparaguay und Matto Grosso: In den Uferwaldungen des Para- 
guayflusses und in Waldinseln, Estaneia Arecife — mit Früchten im 
Febr. — N. 96. 

Caesalpinia pulcherrima L., in Paraguay: Chibato, in Matto 
Grosso: Barba de barata, Strauch in der Umgebung von Corumbä, wird 
in Paraguay als Zierpflanze kultiviert. Die Blätter werden als Abführ- 
mittel gebraucht; auch finden sie gleich den Blüten gegen Fieber Ver- 
wendung. Diese Heilmittel sind nieht ungefährlich, da sie sehr stark 
auf das Uterinsystem einwirken. 


Matto Grosso: Corumbä — blühend im Dezember. 
Paraguay: Atirä in Gärten — mit Blüten und Früchten im März — 
N. 97. 


Parkinsonia aculeata L., einlıeim. Name: Sina-Sina, kleiner 
dorniger Baum oder Strauch, wird in Paraguay und Argentinien häufig 
kultiviert und für Einzäwnungen verwendet. Die Blätter gelten als 
Fiebermittel. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im Dezember — N. 99. 

Gleditschia amorphoides Taub., (No. 42), in Paraguay: 
Espina de corona, in Brasilien: Espina de Christo, espinilho oder 
coronilho gen., mittelhoher Waldbaum mit langen verästelten Dornen, 
liefert gutes Möbelholz. Spez. Gew. nach E. Hassler 0,858—0,951. 
Die pulverisierten Früchte werden zum Waschen von Wolle und Haar 
benutzt. 

Paraguay: Häufig in den subtropischen Wäldern, Isla Paü bei 
Caraguatay — mit Früchten im Mai — No. 100. 

Poinciana regia Boj., in Paraguay: Flamboyant, in Matto Grosso: 
Flamboyäo gen., schöner schnellwüchsiger Schattenbaum, wird häufig 
in Matto Grosso, seltener in Paraguay angepflanzt. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im Januar — N. 98. 

Cassia alata Linn. (H. Harms det.), einheim. Name: Taperibä 
guazü, niedriger Strauch, dessen Früchte in Paraguay als Surrogat für 
Kaffee gebraucht werden. 

Paraguay und Matto Grosso: Umgebung von Cuyabä auf Unland, 
mit Blüten und Früchten im Dezember; auch in $. Bernardino. N. 101. 


a; Te 

Cassia oceidentalis Linn., in Paraguay: Taperibä-mi (T. moroti) 
oder Caf6 del Paraguay, in Brasilien Fedegoso genannt, kleiner Strauch; 
Früchte dienen als Kaffeesurrogat. Eine aus den Wurzeln gewonnene 
zähe Flüssigkeit gilt als wirksames Mittel gegen Husten. 

Paraguay: Auf carmpos und in der Umgebung von Ortschaften, San 
Bernardino — blühend im Dezember — N, 102, 

Cassia bicapsularis L. (H. Harms det.), einheim. Name: Pito 
mo&vo (Pfeiffenrohr), Waldstrauch, dessen mit Mark gefüllte Zweige als 
Pfeifenrohre verwendet werden. 

Paraguay: Häufig in den subtropischen Wäldern, Isla Pai — 
Blüten und Früchte im Mai — N. 103. 

Hymenaea stigonocarpa Mart. (No. 43), in Paraguay: Yatä 
ybä, in Matto Grosso: Jatobä gen., hoher Waldbaum oder mittelhoher 
Baum der Campos, liefert gutes Nutzholz für Bauzwecke und Stell- 
macherarbeiten. Der von der Rinde abgesonderte Kopal wird nach 
Töppen (p. 121) von den Indianern als Schmuck verwendet. Das 
Fruchtfleisch wird bisweilen gegessen; es soll purgierend wirken; Frucht- 
schale und Samen dienen den Eingeborenen zu Beleuchtungszwecken. 

Matto Grosso: Sete Lagoas — Beginn der Blüte im November — 
N. 104. 

Copaifera Langsdorfii (Desf.) OK., guar.: Cupay, span.: ärbol 
de copaiba, tupi: Copayba, mittelhoher oder hoher Waldbaum, liefert 
gutes Bauholz und Bretter. Der durch Anbohren des Stammes ge- 
wonnene Balsam findet als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten 
(insbes. Hautkrankheiten) Verwendung. Die Rinde enthält einen hell- 
roten Farbstoff und 11,1 (13,36)®/, Gerbstoff (nach Anisits); das spez. 
Gewicht des Holzes beträgt nach Rosetti 0,858. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im Januar — N. 105. 

Copaifera Martii Hayne, einheim. Name: Fejäo bravo, kleiner 
Baum oder Strauch ohne Nutzungswert. 

Matto Grosso: Häufig auf den Campos cerrados zwischen Cuyabä 
und Diamantino — mit Früchten im November — N. 106. 

Pterogyne nitens Tul. (No. 45), guar.: Ibirä-ro (bitteres Holz), 
span.: Palo amargo. Dem Holze nach unterscheidet man zwei Varietäten 
Ibirä-rö pytä (ein schöner hoher Waldbaum), und I. moroti oder I. valle 
(ein mittelhoher Baum der Campos). I. pytä liefert vorzügliches festes 
Nutzholz, insbesondere für Stellmacherarbeiten (Rädernaben ete.); sein 
spez. Gewicht beträgt nach Rosetti 0,872. Das schön gemaserte Holz 
der verwachsenen Stämme, I. pichai oder I. pytä-mi gen., ist für Zahn- 
räder sehr geeignet. I. moroti hat geringwertiges Holz. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im Februar und März — 


N. 10%. 
2 


Be 


Dimorphandra mollis Benth. (H. Harms det.), einheim. Name: 
Tamarindo do campo, kleiner Baum der Campos cerrados, ohne 
Nutzungswert. 

Matto Grosso: Nördlich von Cuyabä — blühend im November — 
N. 108. Der eigentliche Tamarindo, Tamarindus indica L., wird in 
Matto Grosso, namentlich in Cuyabä, vielfach kultiviert. 


Peltogyne spee. (?) (No. 44), in Paraguay: Nazar6, in Matto 
Grosso: Coragäo de negro oder Guarabü gen., hoher Waldbaum mit 
mit schönem festem Nutzholze von violetter Farbe; dient zur Herstellung 
von Möbeln, Eimern, Karrenleitern, Spazierstöcken, Räderspeichen etc., 
auch eignet es sich für Drechslerarbeiten. 


Nordparaguay und Matto Grosso — steril im September. 


Holocalyx Balansae Micheli (No. 37), einheim. Name: Ibirä 
pepe, hoher Waldbaum, dessen ausserordentlich hartes Holz in erster 
Linie für Drechslerarbeiten und zur Holzkohlebereitung geeignet ist. 
Nach der Farbe des Kernholzes unterscheidet man I. p. moroti (weiss) 
und I. p. pytä (rot) mit den spez. Gewichten 0,894 und 0,910 (nach 
E. Hassler.. Aus der roten Varietät verfertigen die Indianer Pfeil- 
spitzen. 

Paraguay: In den subtropischen Wäldern — mit jungen Früchten 
im September — N. 91. 


Sclerolokium aureum Bth. (H. Harms det.), einheim. Name: P& 
de perdiz, kleiner oder mittelhoher Baum mit gutem, hartem Nutzholze; 
wird wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen Fäulnis auch als Pfosten- 
holz verwendet. 


Matto Grosso: Auf den Campos cerrados bei Rosario — blühend 
im Dezember — N. 92. 


Diptychandra epunectata Tul. (No. 38) (H. Harms det.), ein- 
heim. Name: Päo carväo oder Carväo vermelho, mittelhoher Baum; 
liefert gutes Bauholz und widerstandsfähige Zaunpfosten. Seinem Namen 
entsprechend wird das Holz von Päo carväo vorwiegend zur Holz- 
kohlebereitung benutzt; auch gilt es als bestes Heizmaterial der Fluss-; 
dampfer. 


Matto Grosso: Auf den Campos cerrados grössere Bestände bildend 
Diamantino — mit Früchten im November — N. 93. 

Cenostigzma maäcrophylium Tul. (H. Harms det.), einheim. 
Name: Cascudo, Strauch mit kleiner süsser Frucht. 


Matto Grosso: Auf den Campos cerrados bei Guia am Coxipö ass 
— blühend im November — N. 94. 


BT 


c. Papilionatae. 


Indigofera tinetoria L., Guaraniname: Caä hoby-mi, span.: 
Anil oder indigo, niedriger Strauch auf den Campos; soll früher kultiviert 
worden sein. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im Dezember — N, 76. 

Cajanus indieus Spreng. (H. Harms det.), guarani: Cumandä 
iviray, Erbsenstrauch, Samen dienen als Kaffeesurrogat und als Husten- 
mittel, Blätter werden als Tee verwendet. 

Paraguay: Häufig angepflanzt, San Bernardino — Früchte im Mai 
— N. 77. 

Erythrina eristagalli L., in Paraguay: Ceibo, in Südbrasilien: 
Corticeira gen., dorniger Baum von mittlerer Höhe. Das sehr leichte 
Holz (nach E. Hassler spez. Gewicht 0,228) dient zur Herstellung von 
Holzgefässen und von Flotten für Fischernetze. Aus der Rinde wird 
eine rotweinfarbige Tinte gewonnen. Auf dem Ceibo leben Schaum- 
eikaden. 

Paraguay: An Flussufern, San Joaquin — bliühend im Januar — N.79. 

Sesbania marginata Benth., einheim. Name: Zarä oder Saana, 
niedriger Baum ohne Nutzungswert. 

Paraguay: Auf tiefgelegenen Kämpen, San Bernardino — blühend 
im Januar — N. 78. 

Torresea cearensis Allem. (H. Harms det.), in Paraguay: Palo 
de trebol, in Matto Grosso: Angelim, im übrigen Brasilien Imburana 
oder Amburana genannt, hoher Waldbaum mit schönem, wohlriechendem 
Holze von gelber Farbe; eignet sich besonders für Kunsttischlerei und 
für Drechslerarbeiten. 

Nordparaguay und Matto Grosso: Villa Sana — N. 80. 


Machaerium stipitatum Vog. (No. 29), einheim. Name: Sapiy 
(Tautropfen) guazü, hoher Waldbaum mit harzreicher Rinde; findet als 
Bau- und Brennholz Verwendung. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im Juni — N. 81. 


Machaerium brasiliense Vog. (No. 30), einheim. Name: Sapiy 
moroti, mittelhoher Waldbaum, wird zu Bau- und Brennzwecken benutzt. 
Rinde ist harzreich. 

Paraguay: San Bernardino — Früchte im März — N. 82, 


Machaerium acutifolium Benth. (N. 31), einheim. Name: Sapiy 
üü oder S. mi, in Matto Grosso auch Jacarandä do campo gen., kleiner 
Baum mit harzreicher Rinde, dient nur als Brennholz. 

Paraguay und Matto Grosso: Auf den campos cerrados, San 
Bernardino — blühend im Januar — N. 83. 

9% 


IR 


Machaerium angustifolium Benth. (H. Harms det.), mittel- 
hoher Waldbaum ohne besondere Nutzung. 
Paraguay: Isla Pati — blühend im März — N. 84. 


Machaerium spec. (No. 32), bras.: Jacarandä roxo, hoher 
Waldbaum mit vorzüglichem Nutzholze, besonders für Kunsttischlerei 
geeignet (nach Barbosa Machaerium firmum Benth.). 

Matto Grosso: Umgebung von Corumbä — steril im September. 


Platypodium elegans Vog. (H. Harms det.), einheim. Name: 
Jacarandä do campo, oder J. branco, oder J. banana, kleiner Baum mit 
festem, weissem Holze; eignet sich zur Herstellung von Kammrad- 
zähnen u. a. 

Matto Grosso: Auf den Campos cerrados zwischen Cuyabä und 
Diamantino häufig — Frucht im November — N. 85. 

Dipteryx aff. alata Vog., einheim. Name: Cumbarü oder 
Cumarü, schöner, hoher Waldbaum mit vorzüglichem, wohlriechendem 
Nutzholze. Dieses wird sowohl zu Stellmacherarbeiten u. ä& als auch 
als Bau- und Brennmaterial verwendet. 

Matto Grosso: Im Norden von Cuyabä — blühend im Dezember 
— N. 86. 

Ferreirea aff. speetabilis Allem. (No. 33) (nach R. Chodat) 
einheim. Name: Taperibä guazü, hoher Waldbaum; liefert gutes, beim 
Hausbau und beim Karren- und Wagenbau vielfach verwendetes Nutz- 
holz, dient vielfach als Ersatz des Lapachoholzes (Tecoma Ip6 etc.). 

Paraguay: Cordillera von Altos — blühend im September — N. 87. 

Dalbergia nigra Allem. (?) nach J. Barbosa Rodriguez, Hort. 
fl. p. 132 (No. 28), einheim. Name: Jacaranda preto oder Cabiuna 
(Palisandre), mittelhoher Waldbaum, liefert eins der geschätztesten 
Möbelhölzer. 

Nordparaguay und Matto Grosso: Estancia Arecife bei San Salvador 
— steril im August. 


Bowdichia virgilioides Kunth (H. Harms det.), einheim. 
Name: Sueupira do campo, kleiner oder mittelhoher Baum, liefert gutes 
Nutzholz für Stellmacherarbeiten ete. 

Matto Grosso: Auf den campos cerrados am Rio Aquidauana — 
Beginn der Blüte im September (?) — N. 88. 


Myrocarpus frondosus Allem. (No. 34), in Paraguay: Incienso 
(Weihrauch) blanco oder I. moroti, in Brasilien Cabriuva gen., schöner 
hoher Waldbaum mit sehr harzreicher, wohlriechender Rinde (geschätztes 
Räuchermittel in den Paraguayer Kirchen). Das vorzügliche harte Holz 
hat einen angenehmen Harzgeruch und findet vielfache Verwendung, so 
zu Bauzwecken (auch Schiffbau), zu Dachschindeln, zur Herstellung von 


BEI, Mo ve 


Hobel- und Drehbänken, Möbeln ete. Der Harz dient als Heilmittel 
bei Verwundungen. Eine Varietät mit dunklerem Holze heisst I. hü. 

Paraguay: Häufig in subtropischen Wäldern, San Bernardino — 
steril im April — N. 89a. 

Myrocarpus fastigiatus Allem. (No. 35), in Paraguay: Incienso 
colorado oder I. pytä, in Matto Grosso: Bälsamo und im übrigen 
Brasilien Oleo pardo oder Kabur& ybä gen., hoher Waldbaum, dessen 
Holz, Rinde und Früchte wohlriechendes Harz enthalten. Das aus- 
gezeichnete harte Holz von dunkelroter Farbe ist unverwüstlich; es wird 
besonders beim Hausbau verwendet, auch dient es zur Herstellung der 
scheibenartigen Karretenräder ete. Ein Nachteil des Bälsamoholzes be- 
steht darin, dass es ausserordentlich schwer zu bearbeiten ist; Nägel 
haften überhaupt nicht darin. Spez. Gewicht nach Rosetti 0,927. 

Nordparaguay und Matto Grosso: Areeife bei S. Salvador — steril 
im August — N. 89b. 


Sweetia elegans Benth. (R. Chodat det.) (No. 36), einheim. 
Name: Ibirä yüi (riyui) (d. h. Schaumbaum), wird auch in einigen 
Gegenden Quebracho genannt, niedriger oder mittelhoher Baum der 
Campos, liefert gutes Pfostenholz. Auf dem Ibirä yui lebt eine Schaum- 
zikadenart. 

Häufig auf den Campos Paraguays und Matto Grossos; San Ber- 
nardino — mit Früchten im Januar — N. 90. 


Rutaceae. 


Esenbeckia euspidata Engl. (No. 18), einheim. Name: Ibirä 
obi-mi, mittelhoher schlanker Waldbaum, dessen Holz vorwiegend zu 
Dachsparren und Barrierenstangen verwendet wird. Die Stämme mit 
festerem, verwachsenem Holze, wie sie besonders auf steinigem Boden 
zu finden sind, heissen Ibirä-obi-mi pichai. 

Paraguay: In den subtropischen Gegenden häufig, S. Bernardino — 
blühend im Dezember — N. 54. 


Esenbeckia febrifuga A. Juss. (No. 19), einheim, Name: Ibirä 
obi guazü, im östlichen Paraguay auch Iviraniti genannt, hoher Wald- 
baum mit gutem Holze; wird hauptsächlich beim Hausbau als Balken 
und Dachsparren gebraucht. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im Dezember — N. 55. 


Fagara Riedeliana Engl., guar.: Tembetary moroti, span.: 
Mamiea de cadela, portug.: Mama de porca, hoher Waldbaum oder 
mittelhoher Baum der Campos, dessen weiches Holz zu Stühlen und 
Holzschnitzereien verarbeitet wird. 

Paraguay: San Bernardino — Beginn der Blüte im März — N. 56. 


Fagara rhoifolia Lam. var. pubescens (St. Hil. et. Tul.) 
Engl. (No. 20), einheim. Name: Tembetary sayü, mittelhober Baum, 
dessen gelbes Holz beim Hausbau und als Zaunpfosten Verwendung findet. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — mit Früchten im 
April — N. 57. 

Fagara rhoifolia Lam. var. petiolata Engl., einheim. Name: 
Tembetary-mi, kleiner Waldbaum ohne Nutzungswert. 

Paraguay: Cordillera von Altos — mit Früchten im Februar — N. 58. 

Fagara aromatiea Willd. (No. 21), guar.: Tembetary hü, bras.: 
Maminha de porea oder espinho de vintem, mittelhoher Waldbaum von 
verschiedenem Gebrauchswerte. Das Holz junger Bäume ist gering- 
wertig; dagegen liefern ältere Exemplare gutes, lapachoähnliches 
(Tecoma) Nutzholz. Die Blätter haben einen starken, unangenehmen 
Geruch und dienen zur Gewinnung eines stimulierenden und tonischen 
Heilmittels. Der Rindenextrakt wird gegen Zahnschmerzen angewendet. 

Paraguay: San Bernardino — mit vereinzelten alten Früchten im 
Mai — N. 59. 

Fagara hiemalis (St. Hil.) Engl. (No. 22), einheim. Name: Cunä- 
tunä oder Curä-tunä, mittelhoher Waldbaum, dessen Holz sowohl für die 
Möbelfabrikation als auch für die Verwendung im Freien (Zaunpfosten 
ete.) geeignet ist. 

Paraguay: Cordillera von Altos — mit Blütenknospen im Mai — N. 60. 

Pilocarpus Selloanus Eng]., einheim. Name: Iviratai, Bäumchen 
oder Strauch, dessen Blätter als schweiss- und harntreibendes Mittel 
benutzt werden. Die Blätter werden in kleineren Quantitäten als 
Jaborandi exportiert. 

Paraguay: In Wäldern häufig bei Paraguari — blühend im Juni 
— N. 61. 

Zygophyllaceae. 

Guaiacum offieinale L. (No. 23), in Paraguay: Palo santo, in 
Matto Grosso: Guaiaco od. Päosanto genannt, ist ein mittelhoher Wald- 
baum. Sein schönes harzreiches Holz eignet sich hauptsächlich für 
Drechslerarbeiten. Das aus der Rinde und aus dem Holze gewonnene 
Harz benutzt man gegen Syphilis, Rheumatismus und gegen Hautkrank- 
heiten, 

Matto Grosso und Nordparaguay: Arecife bei San Salvador — 
steril im August. 


Simarubaceae. 


Picramnia Sellowii Planch., einheim. Name: Cedrillo-nä, kleiner 
Waldstrauch ohne Nutzungswert. 
Paraguay: Cordillera de Altos — blühend im März — N. 62. 


Simaruba versicolor St. Hil., einheim. Name: Perdiz, kleiner 
Baum, dessen Holz als Brennmaterial dient. 

Matto Grosso: Pantanaes, Fazenda Firme am Rio Negro — blühend 
im September — N. 63. 


Meliaceae. 
Triehilia elegans A. Juss., Waldstrauch oder Bäumehen ohne 
Nutzungswert. 
Paraguay: San Bernardino — mit Früchten im Januar — N. 45. 


Triehilia flava C. DC. (No. 11), einheim. Name: Urueü cäa, in 
den Yerbales Tingazu rembiü, niedriger oder mittelhoher Baum ohne 
Nutzungswert. 

Paraguay: Häufig an Waldrändern, San Bernardino — blühend im 
Dezember — N. 46. 

Trichilia eatigua A. Juss. (No. 12), einheim. Name: Catiguä, 
mittelhoher Waldbaum, liefert gutes, festes Nutzholz; dieses findet viel- 
fach beim Hausbau Verwendung; von den Indianern wird es wegen 
seiner Elastizität zur Anfertigung von Bogen benutzt. Nach der Farbe 
des Holzes unterscheiden die Eingeborenen C. pytä und C. colorado und 
C. moroti oder C. blanco. Die Rinde enthält nach Anisits 26°, Gerb- 
stoff und einen intensiven Orangefarbstoff. 

Paraguay: Häufig in Wäldern bei San Bernardino — blühend von 
März bis Juni — N. 47. 

Guarea aff. Lindbergii C. DC. (No. 13), einheim. Name: 
Payaguä mandubi, niedriger Waldbaum ohne Gebrauchswert. 

Paraguay: Cordillera de Altos — mit Früchten im Mai — N. 48. 

Cedrela fissilis Vell. var. australis St. Hil. (No. 14), einheim. 
Name: Cedro blanco, hoher Waldbaum mit gutem Holze, findet meist 
beim Hausbau, weniger bei der Möbelfabrikation (an Stelle von Cedro 
colorado) Verwendung. Das spezifisch leichte Holz (nach E. Hassler 
0,480 spez. Gewicht) wird oft zum Flössen schwerer Holzarten benutzt. 

Paraguay: San Bernardino — mit Früchten im August — N. 48. 

Cedrela spee. (No. 15), einheim. Name: Cedro eolorado, hoher 
Waldbaum, liefert schönes aromatisches Möbelholz von rötlicher Farbe; 
wird zum Teil exportiert. 

Paraguay: San Bernardino — steril im Mai. 

Melia azedarach L. (No. 16), einheim. Name: Paraiso, wird in 
Paraguay häufig als Zierbaum angepflanzt. 

- San Bernardino, Stadtplatz — blühend im August — N. 50. 


Malpighiaceae (F. Niedenzu det.). 


Byrsonima verbaseifolia (L.) Rich. var. £ villosa Griseb. 
f. brasiliensis Ndz., einheim. Name: Muriei oder Mirichy, niedriger 


a 


Baum mit essbarer Frucht. Die Rinde ist reich an Gerbstoffen und 
dient zum Gerben von Häuten; auch liefert sie einen dunkelroten Farbstoff. 
Matto Grosso: Auf den Campos cerrados zwischen Cuyabä und 
Diamantino — mit beginnender Fruchtbildung im November — N. 28. 
Byrsonima intermedia Juss. f. 1. latifolia Griseb., einheim. 
Name: Muriei-Canjigueira, kleiner Baum mit essbarer Frucht, liefert 
gutes Brennholz. 

Matto Grosso: Auf den Campos cerrados im Norden von Cuyabä — 
blübend im November — N. 29. 

Byrsonima intermedia Juss. f. 2. vulgaris Ndz., Bäumehen 
ohne Nutzungswert. 

Paraguay: An Waldrändern, San Bernardino — blühend im Januar 
— N. 32. | 

Byrsonima fagifolia Ndz., (für Matto Grosso neu); einheim. 
Name: Canjigueira; niedriger Baum der ÖCampos cerrados, wird als 
Brennholz verwendet. 

Matto: Zwischen Cuyabä und Diamantino — blühend im November — 
N. 29a. 

Byrsonima crassifolia (L.) Kunth var. a typiea Ndz. 
f.1 Kunthiana Ndz., einh. Name: Semana vermelha od. S. legitima; 
niedriger Baum der Campos cerrados, liefert vorzügliches Brennholz. 
In Cuyabä bezeichnet man nach S. vermelha und S. macho etc. eine 
Lieferung Brennholz d. h. die Tragelast eines Ochsen „uma semana“. 

Matto Grosso: Im Norden von Cuyabä — mit Blüten im November 
— N. 31. 

Byrsonima Poeppigiana Juss., einheim. Name: Semana 
macho; niedriger Baum der Campos cerrados, liefert sehr gutes Brennholz. 

Matto Grosso: Zwischen Cuyabä und Diamantino — mit Früchten 
im November — N. 30. 


Vochysiaceae. 


Vochysia aff. magnifieca Warm., einheim. Name: Camparä; 
hoher Baum mit umfangreichem Stamme, wächst vorwiegend in den 
Überschwemmungsgebieten des oberen Paraguayflusses. Sein leichtes 
Holz wird von den Eingeborenen zu Canoas und auf dem Cibilsschen 
Saladero Descalvados zu Kisten für den Export des Fleischextraktes 
verarbeitet. 

Matto Grosso: Fazenda Formigueira südlich von Corumbä — 
blühend im September — N. 40. 

Vochysia tucanorum Mart. var. macrostachya, in Paraguay: 
Palo de vino, in Matto Grosso: Vinheiro do matte; mittelhoher Baum 
ohne Gebrauchswert. 


Or 


Nordparaguay und Matto Grosso: In den Galleriewaldungen bei 
Ibä hü am Rio Igatimi — blühend im März — N. 41. 

Vochysia rufa Mart. var. brevipetiolata Warm., (R. Pilger 
det.), einheim. Name: Päo döce; niedriger Baum der Campos cerrados, 
liefert gutes Brennholz. Die Abkochung der Rinde dient als Heilmittel 
bei Bluthusten. 

Matto Grosso: Zwischen Cuyabä und Diamantino — steril im 
November — N. 42, 

Qualea pilosa Warm., einheim. Name: Päo terra; niedriger 
Baum der Campos cerrados, aus dessen Frucht ein vielgepriesenes 
Mittel gegen Syphilis gewonnen wird. 

Matto Grosso: Zwischen Cuyabä und Diamantino — biühend im 
Dezember — N. 43, 

Qualea paraguayensis Taub. (mse. in herb. Berol.), (No. 10), 
in Paraguay Quebracho blanco (falso) genannt; mittelhoher Baum ohne 
besonderen Nutzungswert. 


Paraguay: San Bernardino, in Wäldern und auf Campos — mit 
jlüten und Früchten im Januar — N. 44. 
Euphorbiaceae. 


Hevea aff. janeirensis Müll. Arg., einheim. Name: Seringneira 
oder Ärvore da borracha, auch päo de seringa, genannt; hoher Wald- 
baum, wird in der Umgebung von Diamantino auf Kautschuk ausgebeutet. 

Matto Grosso: In den Wäldern nördlich von Cuyabä; Südgrenze 
bildet der Rio Amolar, ein Zufluss des Rio Paraguay — mit Früchten 
im Dezember — N. 228. 

Euphorbia pulcherrima Willd. (Poinsettia pulcherrima 
Grah.), einheim. Name: Papageia, wird als Zierstrauch vielfach an- 
gepflanzt. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im Dezember — N. 227. 

Jatropha eureas Lim., in Paraguay: Pino brasilero, in Matto 
Grosso: Pinhäo gen., niedriger Baum oder Strauch, dessen Früchte 
purgierend und brechenerregend wirken, wird wegen seines ausser- 
ordentlich schnellen Wachstums in Paraguay als Heckenpflanze benutzt. 
Die Vermehrung erfolgt durch Ableger. 

Matto Grosso: Cuyabä — blühend im Dezember. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im Januar — N. 229. 

Jatropha aff. oligandra Müll. Arg., einheim. Name: Can- 
sancäo; kleiner Baum, dessen Rinde ein Mittel gegen Zahnschmerzen 
liefert. 

Matto Grosso: Umgebung von Corumbä — blühend im Dezember — 
N. 230, 


Burton 


Jatropha vitifolia Mill., in Paraguay: Pynö guazü, in Matto 
Grosso: Cansancäo; niedriger Strauch der Campos ohne Gebrauchswert. 
Eine Berührung mit den Zweigen oder Blättern verursacht wie bei der 
Brennessel heftige Schmerzen. 

Paraguay: Auf den Lomas (Hügelrücken) von S. Bernardino — 
blühend im April — N. 231. 

Jatropha gossypiifolia L., niedriger Strauch mit Milchsaft, 
hat keinen Nutzungswert. 

Paraguay: Umgebung von Asuneiöon — mit Blüten und Früchten 
im März — N. 251. 

Croton urucurana Baill., in Paraguay: Sangre de drago gen., 
Strauch ohne Nutzungswert. 

Häufig in Paraguay und Matto Grosso an Waldrändern — mit 
Blüten und Früchten im Dezember — Umgebung von Cuyabä. N. 232. 

Sapium biglandulosum Müll. Arg., (No. 99), (I. Urban det.), 
guarani: Curupicay, span.: Palo de leche; mittelhoher Waldbaum oder 
kleiner Baum der Campos mit weichem Holze, das besonders zur Her- 
stellung von Ochsenjochen und Holzpantoffeln dient. Der in der Rinde 
enthaltene Milchsaft liefert ein gutes Klebmittel, den Vogelleim der 
Eingeborenen. 

Paraguay: Col. San Bernardino — mit Früchten im Dezember — 
N. 237. 

Sebastiania Klotzsehiana Müll. Arg., (No. 100), einheim. 
Name: Nuati arroyo, kleiner Baum, dessen Holz als Zaunpfosten und 
zum Brennen verwendet wird. 

Paraguay: In Wäldern am Fusse der Cordillera von Altos — 
blühend im April — N. 238. 

Sebastiania nervosa Müll. Arg., (No. 101), einheim. Name: 
Ibirä yayı; kleiner Waldbaum oder Strauch mit festem Holze, dessen 
Kern häufig von Würmern durchbohrt ist. Das Holz findet beim Haus- 
bau als Latten und dergl. Verwendung. 

Paraguay: Cordillera von Altos, mit Früchten im Dezember — N. 239. 

Sebastiania speec., einheim. Name: Ibirä yui, kleiner schlanker 
Waldbaum, dessen festes Holz für Geräte, wie Hacken-, Axtstiele ete. 
verwendet wird. 

Paraguay: In Wäldern bei Isla Paiı — blühend im Januar — 
N. 239. 

Alchornia triplinervia (Spreng.) Müll. Arg., (No. 102), ein- 
heim. Name: Tapiä guazü y; mittelhoher oder hoher Waldbaum mit 
schwammigem Holze, wird nicht verwendet, 

Paraguay: In subtropischen Waldungen, San Bernardino — mit 
Blüten und Früchten im März — N. 241. 


Alehornea irieurana Casar., einheim. Name: Tapiä guazıı y, 
hoher Waldbaum, dessen weiches Holz zu Mulden und Trögen ver- 
arbeitet wird. 

Paraguay: Isla Pati — blühend im April — N, 242. 

Pachystroma ilieifolium Müll. Arg. (K. Schumann det.), 
(No. 106), Guaraniname: Nandipä-mi, kleiner Waldbaum, dessen Holz 
als Brennmaterial dient. 

Paraguay: Cordillera de Altos — mit Blüten und Früchten im 
Dezember — 247. 


Anacardiaceae. 


Quebrachia MWMorongii Brittor, (No. 25), (nach Th. Morong 
a. a. O.), einheim. Name: Quebracho eolorado; mittelhoher Baum mit 
ausgezeichnetem, schwerem Nutzholze von roter Farbe (dunkelt an der 
Luft schnell nach). Wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen Fäulnis 
wird das Holz mit Vorliebe zu Wasserbauten und zu Zaunpfählen ver- 
wendet; als Brennholz ist es wegen seiner grossen Heizkraft gesucht. 
Es enthält nach Anisits 20,75—23,25°, Gerbstoff; dieser wird als 
violetter oder rötlicher Extrakt (mit etwa 70°), Gerbsäure) in Paraguay, 
Sancta FE und Corrientes fabrikmässig gewonnen. Das spezifische Ge- 
wicht des roten Quebrachoholzes beträgt nach E. Hassler 1,232—1,329. 
Das Hauptveibreitungsgebiet des Quebracho colorado ist der Gran 
Chaco; auf dem linken Ufer des Rio Paraguay kommt es hauptsächlich 
in der Umgebung von San Salvador und Rosario vor. 

Paraguay: Estancia Arecife bei San Salvador, in Waldinseln 
(Capöes) — steril im August — N. 69. 

Anacardium oceidentale L., einhein. Name: Cajlı od. Aecajıı 
oder Cajueiro, niedriger Baum, dessen Frucht von vorzüglichem, er- 
frischendem Geschmack als Heilmittel gegen Syphilis dient. Die Samen 
gelten als Aphrodisiacum. Vor dem Genusse der Frucht ist die Frucht- 
schale wegen ihres brennenden Geschmackes zu entfernen. 

Matto Grosso: In der Umgebung von Cuyabä häufig kultiviert — 
mit Früchten im Dezember — N. 70. 

Astronium urundeuva Engl., (No. 26), (J. Urban det.), in 
Paraguay: Urundey-nü, in Matto Grosso: Aroeira und im übrigen Bra- 
silien auch Ubatan oder Chibatan gen.; mittelhoher Baum, dessen festes, 
unverwüstliches Holz (mit dunkelrotem Kerne) vorzugsweise für Wasser- 
bauten und Einzäunungen verwendet wird. Die Rinde enthält nach 
Anisits 11,6 bis 14 °/, Gerbstoff. 

Matto Grosso: Auf den Campos cerrados und in Wäldern — Fazenda 
Coja branea — blühend im August. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — steril im Januar — N. 67. 


Astronium graeile Engl., (No. 27), (J. Urban det.), einheim. 
Name: Urundey-parä, schöner hoher Waldbaum mit breiter Krone, er- 
reicht oft kolossale Dimensionen. Sein Holz ist sehr spröde und findet 
infolgedessen nur wenig Verwendung; das spez. Gew. beträgt nach E. Hassler 
0,953 — 1,091. Seine Rinde enthält nach Anisits 12—13%, Gerbstoff. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — mit Blütenknospen 
im Juli — N. 66. 

Astroneum graveolens Jacg., einheim. Name: Goncalo oder 
Goncalo Alves, hoher Waldbaum oder mittelhoher Baum der Campos 
cerrados mit ausgezeichnetem Nutzholze; findet besonders in der Kunst- 
tischlerei Verwendung. 

Matto Grosso: Zwischen Cuyabä und Diamantino — mit alten 
Früchten im Dezember — N. 68. 

Schinus lentiseifolius L. March., einheim. Name: Molle, 
niedriger Strauch der hohen Campos ohne Nutzungswert. 

Paraguay: San Bernardino — mit Blüten und Früchten im De- 
zember — N. 1. 

Lithraea molleoides (Vell.) Engl., einheim. Name: Sichita; 
niedriger Strauch ohne Nutzungswert. 

Paraguay: Auf hohen Campos in den Yerbales — mit Früchten 
im März — N. 72. 

Spondias lutea L., einheim. Name: Cajazeiro oder Cajä oder 
Acayä, mittelhoher oder hoher Baum mit breiter Krone, liefert Früchte 
von angenehmem Geschmacke. Der Cajazeiro wird in Matto Grosso 
vielfach angepflanzt. Cuyaba — blühend im Dezember — N. 73. 

Spondias tuberosa Arrüda, einheim. Name: Imbuzeiro, (die 
Frucht heisst Imbü), kleiner, knorriger Baum mit essbarer Frucht. 

Matto Grosso: Cuyabä, kultiviert — blühend im Dezember —N. 74. 


Aquifoliaceae (Th. Loesener det.). 


Ilex paraguayensis St. Hil., forma domestiea_ (Reiss.) 
Loes., in Paraguay: Yerba mate oder caä, in Brasilien: Herva matte 
gen., niedriger Waldbaum oder Strauch, dessen Blätter und junge 
Stengelstiele den bekannten Paraguaytee liefern. Das gelbliche Holz 
ist spröde und sehr der Fäulnis ausgesetzt. 

Oberes Paranägebiet: Häufig in niedrigen Wäldern, nur vereinzelt 
in Hochwaldungen, Rancho Sombrerito am Rio Igatimi — mit Früchten 
im März — N. 64. 


Hippocrateaceae (Th. Loesener det.). 


Salacia elliptica (Mart.) Peyr., einheim. Name: Sipotä oder 
Sapotä, mittelhoher Baum mit essbarer Frucht. 


a. ER 


Matto Grosso: In Galleriewaldungen zwischen Cuyaba und Diaman- 
tino — mit Früchten im November — N. 27. 


Sapindaceae. 


Matayba guianensis Aubl. (R. Pilger det.), einheim. Name: 
Päo digestäo, kleiner Baum der Campos cerrados, dessen Blätter als 
Heilmittel bei Magenkrankheiten verwendet werden. 

Matto Grosso: In der Umgebung von Cuyabä — blühend im De- 
zember — N. 34. 


Magonia pubescens St. Hil. (R, Pilger det.) (No. 8), einheim. 
Name: Timbö assü oder assa peixe (Fischtöter), niedriger oder mittel- 
hoher Baum der Campos cerrados. Seine Wurzel und Rinde benutzt 
man in zerkleinertem Zustande beim Fischfange zum Betäuben der 
Fische. Die Frucht dient als Heilmittel bei Leberleiden. 

Matto Grosso: Zwischen Rozario und Diamantino — mit Früchten 
im November — N. 33. 


Allophylus edulis (St. Hil.) Radlk. var. graeilis Radlk., s. 
Pl. Hasslerianae P. I. p. 69, einheim. Name: Cocü, kleiner Waldstrauch 
oder Bäumchen mit essbarer Frucht. Seine Blätter werden als Heil- 
mittel gegen Hautausschlag gebraucht. 

Paraguay: In Wäldern auf der Cordillera de Altos — blühend im 
Mai — N. 35. 

Cupania vernalis Camb. (No. 9), einheim. Name; Yaguaratay 
(Hundefeuerbrand), kleiner oder mittelhoher Waldbaum ohne Nutzungswert. 

Paraguay: Häufig in subtropischen Wäldern — blühend im Juni — 
N. 36. 

Sapindus divarieatus Camb., span.: Casita, guar.: Iba-rö 
(bittere Frucht), bras.: Päo de sabäo, mittelhoher Baum, dessen Früchte 
als Ersatz für Seife dienen. Die aus der Frucht gewonnene Tinktur 
gilt als Heilmittel gegen Chlorose. Aus der Samenschale verfertigt man 
Knöpfe; Wurzel und Rinde haben adstringierende Wirkung. 

Paraguay: San Bernardino, häufig angepflanzt — Blütenknospen 
im Februar — N. 37. 

Diatenopterix sorbifolia Radlk., einheim. Name: Ibirä piü 
(oder bit) guazü, hoher Waldbaum, dessen Holz zu Bauzwecken dient. 

Paraguay: In subtropischen Gegenden, Isla Palı — mit Blüten und 
Früchten im Januar — N. 38. 

_ Melicocea bijuga Radik., einheim. Name: Ibä povö (guar.), 
span.: Papamundo, schöner mittelhoher Schattenbaum mit essbarer Frucht. 

Paraguay: In lichten Wäldern, vielfach angepflanzt, Altos — steril 
im September — N. 39, 


Ana 


Rhamnaceae. 


Rhamnidium elaeocarpum Reiss. (No. 24), in Paraguay: 
Tarumä-i, in Matto Grosso: Cabrito gen., niedriger Baum der hoch- 
gelegenen Campos oder mittelhoher Waldbaum, liefert gutes, widerstands- 
fähiges, besonders zu Zaunpfosten geeignetes Holz. 

Paraguay: Auf den Lomas (Hügelrücken) bei San Bernardino — 
blühend im Dezember — N. 65. 


Tiliaceae. 


Lühea paniculata Mart., span.: Azota caballo, guar.: Caä 
oveti oder caoveti, port.: Acouta cavallos, mittelhoher Waldbaum oder 
niedriger Baum der Campos cerrados, dessen leichtes Holz besonders 
für Ochsenjoche, Stühle, Pantoffeln, Gewehrschäfte ete. verwendet wird. 
Die Rinde dient in Brasilien zum Gerben von Häuten. Ein aus den 
Blättern gewonnenes adstringierendes Mittel wird gegen Dysenterie in 
Form von Klystieren verabreicht. 

Paraguay: An Waldrändern und auf Campos bei San Bernardino — 
mit Blüten und Früchten im Januar — N. 22. 

Lühea uniflora St. Hil., einheim. Name: Caoveti, mittelhoher 
Waldbaum, dessen Holz nur wenig Verwendung findet (wie 22). 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — blühend im De- 
zember — N. 23. 

Heliocarpus americanus L., einheim. Name: Sangre de drago 
oder Sangre de grado; auch San Dragon oder Amor seco guazü ge- 
nannt, mittelhoher Waldbaum von schönem Wuchse. Sein leichtes, 
schwammiges Holz wird zur Anfertigung von Pantoffeln, seltener beim 
Hausbau (als Dachlatten ete.) verwendet. Die Rinde liefert ein anti- 
syphilitisches und purgierendes Mittel; der darin enthaltene Saft färbt 
sich an der Luft kirschrot. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — blühend im Juli — N. 9. 


Bombaceae (K. Schumann det.) 


Bombax campestre K. Sch., in Paraguay: Iviry, in Brasilien: 
Paineira do campo gen., niedriger oder mittelhoher Baum der Campos, 
dessen Frucht eine feine, seidenartige Faser liefert; diese wird bis- 
weilen zu Geweben verarbeitet. 

Paraguay: Zwischen Tobati und Barrero grande — blühend im 
Juni — N. 19. 

Bombax marginatum K. Sch., einheim. Name: Paineira do 
campo oder Paina de arbusto; niedriger Baum oder Strauch der Campos 
cerrados, liefert eine seidenartige Faser, die zur Füllung von Kissen dient. 

Matto Grosso: Serra de Maracajü, mit Früchten im Angust — N. 20. 


Ze de 


Ceiba Glaziovii K. Sch., in Paraguay: Samuluü, in Brasilien: 
Paineira oder ärvore de paina; hoher Waldbaum mit bauchigem 
Stamme; sein leichtes Holz (nach E. Hassler 0,225 spez. Gew.) dient 
als Tragholz beim Flössen schwerer Hölzer; ausserdem wird es zu 
Brettern und Dachsparren verarbeitet. Mit der blendend weissen, seiden- 
ähnlichen Faser der Früchte werden Kissen gefüllt. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — blühend im April — 
N 21: 

Ceiba pubiflora K. Sch., einheim. Name: Samuhü; schöner 
hoher Waldbaum mit geradem Stamme, dessen leichtes Holz besonders 
zu Brettern verarbeitet wird. 

Paraguay: Häufig in den Wäldern der mittleren und östlichen Teile 
der Republik; Cariy — blühend im April — N. 22, 


Sterculiaceae. 


Stereulia striata St. Hil. et Naud., in Paraguay: Mandubi 
guazü, in Brasilien: Päo de rei gen., schöner grosser Baum mit ess- 
barer Frucht, wird als Schattenbaum angepflanzt. In Brasilien werden 
die Samen gekocht genossen, 

Paraguay: Estaneia San Ignacio — blühend im Juni — N. 23. 

Guazuma ulmifolia Lam., in Paraguay: Cambä aca oder C. 
a. guazü, in Matto Grosso: Päo de bicho gen., mittelhoher Waldbaum 
mit geringwertigem Holze. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — blühend im Januar — 

Matto Grosso: An den Ufern des Cuxipö mirim — blühend im 
Dezember — N. 18. 


Caryocaraceae. 


Caryocar brasiliense Camb., einheim. Name: Piqui oder Pequi, 
niedriger oder mittelhoher Baum der Campos cerrados mit essbarer 
Frucht von der Grösse einer Orauge. Der Name Piqui bezeichnet 
eigentlich die Frucht; sie wird wegen ihres feinen Aromas mit Fleisch 
zusammen gekocht. Aus dem leichten Holze werden Schnitzereien ver- 
fertigt. Dickere Stämme dienen besonders zur Herstellung von Schüsseln, 
Tellern u. ä. 

Matto Grosso: Zwischen Cuyabä und Rozario häufig — mit 
Früchten im November — N, 26. 


Guttiferae. 


Kielmeyera coriacea Mart., einheim. Name: Päo santo do 
campo, mittelhoher Baum der Campos cerrados, aus dessen Kernholze 
Keile für Achsen u. ä. verfertigt werden, 


Matto Grosso: Zwischen Rosario und Diamantino — blühend im 
November — N. 24. 

Platonia insignis Kunth. in Paraguay: Pakuri, in Brasilien 
Bakury genannt, mittelhoher Baum, dessen Frucht (von Citronengrösse) 
zu Kompot verarbeitet wird. 

Paraguay: Häufig im Norden des Landes, in der Nähe von Asuneiön 
kultiviert — mit Früchten im Januar — Quinta Iduna — N. 25. 


Bixaceae. 


Bixa orellana L., (No. 2), einheim. Name: Urueü; Baum oder 
Strauch, dessen leichtes Holz im allgemeinen nicht verwendet wird; 
die Indianer sollen es zum Feueranmachen benutzen. Aus den Bast- 
fasern verfertigt man Taue und Stricke. Die Samen geben roten und 
orange Farbstoff, den Orlean des Handels; dieser eignet sich besonders 
zum Färben von Wolle und Seide. Die Wurzel gilt für ein gutes 
Digestivmittel. 

Paraguay: Häufig als Zierbaum kultiviert, S. Bernardino — blühend 
im Februar — N, 12. 


Dilleniaceae. 


Curatella americana L., einheim. Name: Lixeira od. Licheira; 
niedriger, selten mittelhoher Baum der Campos cerrados und der Cerra- 
döes mit leichtem, wertlosem Holze. Die Blätter liefern den Ein- 
geborenen einen sehr geschätzten Brusttee; die Rinde dient als Heil- 
mittel bei verschiedenen Krankheiten der Kälber. 

Matto Grosso: Häufigster Baum der Campos cerrados; zwischen 
Bella Vista und Nioac — mit Blüten und Früchten im August — N. 1. 


Flacourtiaceae. 


Casearia silvestris Swartz, (No. 3), einheim. Name: Burro caä 
(Parag.); in Bras.: Herva da pontado, auch Cha de frade gen., niedriger 
Baum oder Strauch, dessen Holz nur als Feuerungsmaterial dient, 

Paraguay: In Wäldern und an Waldrändern bei San Bernardino — 
blühend im Juli — N. 13. 

Casearia gossypiosperma Briq., (No. 4), (s. Plantae Hassl. 
I P.p. 55); Guaraniname: Mbaby moroti, Abkürzung für Abati tym- 
baby!) moroti; mittelhoher Waldbaum mit schönem, geradem Stamme. 
Sein Holz ist wurmfest und von guter Brennkraft; doch ist es sehr 


') Diesen Vulgärnamen führt in verschiedenen Büchern Hymenaea stigono- 
carpa Mart, wogegen nach meinen Gewährsmännern diese Bezeichnung nur einigen 
schlank gewachsenen Bäumen, wie der Casearia g. zukommt. Die Hymenaea heisst 
Yatä ybä, in Brasilien Jatobä. 


spröde, weswegen es von den Kolonisten Glasholz genannt wird. Die 
glatten geraden Stämme werden mit Vorliebe zu Dachsparren verwendet. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — mit Blütenknospen 
im Juli — N. 14. 

Banara tomentosa (los, (No. 5), einheim. Name: Mbaby 
pytä, dünner schlanker Waldbaum, dessen Holz beim Hausbau z.B. als 
Latten Verwendung findet. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — mit Blüten und 
Früchten im April — N. 15). 

Xylosma Balansae Brig., (No. 7), (s. John Briquet, Espäces 
nouvelles p. 221), einheim. Name: Nuati pytäa oder Nuatii; dorniger 
Waldstrauch, ohne besonderen Gebrauchswert; sein Holz wird bisweilen 
als Brennmaterial benutzt. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — blühend im De- 
zember — N. 16a. 

Xylosma paraguayense Brig., (s. John Briquet, Especes nou- 
velles p. 222), einheim. Name: Nuati pytä oder Nuatini; niedriger 
Baum oder Strauch, liefert Brennmaterial. 

Paraguay: In Wäldern auf der Cordillera de Altos — blühend im 
Dezember — N. 16b. 


Caricaceae. 

Jacaratia dodecaphylla DC., einheim. Name: Nacaratiä, 
hoher Waldbaum mit geringwertigem, schwammigen Holze. Die schmack- 
hafte Frucht muss von der unangenehm scharf schmeckenden Frucht- 
schale befreit werden; meist geniesst man sie in geröstetem Zustande. 

Paraguay: San Bernardino — mit Früchten im September — 
N. 138. 


Cactaceae (K. Schumann det.). 


Peireskia amapola Web., einheim. Name: Amapola, dorniger 
Strauch, der zur Anlage von Hecken dient. Die scharfen Dornen ver- 
ursachen schwer heilende Wunden. 

Paraguay: Villa Mora — blühend im Februar — N. 140. 

Peireskia bleo (Kuntl) DC., einheim. Name: Jumbeba oder 
Päo nobre; niedriger Baum mit grünen Zweigen, wird in Matto Grosso 
kultiviert. Seine gelben birnförmigen Früchte gelten als brustreinigendes 
und antisyphilitisches Mittel. 

Matto Grosso: Cuyabä — blühend im November — N. 139. 


Lythraceae. 
Lafoensia pacari St. Hil., (No. 60), einheim. Name in Para- 
guay: Mor6-cibö oder mor&-cimö, auch Mangä-nä, in Matto Grosso: 
3 


Mangabeira brava gen., kleiner oder mittelhoher Baum, liefert gutes 
Pfostenholz. Häufig auf den Lomas (Hügelrücken) von Paraguay und 
auf den Campos cerrados von Matto Grosso; San Bernardino — blühend 
im Juli — N. 141. 


Combretaceae. 

Terminalia modesta Eichl., in Paraguay: Ayuy nü oder Ayuy 
del campo; niedriger oder mittelhoher Baum der Campos ohne Ge- 
brauchswert, sondert auffallend viel Harz ab. 

Paraguay: Itacurubi bei Uniöon — mit Früchten im Juni — N. 153. 

Terminalia paraguayensis Chod., (Chodat det.), (67), einheim. 
Name: Guayavi sayüı; mittelhoher Waldbaum, dessen vorzügliches Holz 
besonders für Stellmacher- und Drechslerarbeiten geeignet ist; wegen 
seiner bedeutenden Elastizität wird es allgemein zu Karretenachsen und 
von den Indianern zu Bogen verwendet. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — mit Früchten im 
Dezember — N. 155. 

Terminalia argentea Mart., einheim. Name: Orelha de burro 
(Eselsohr) oder Pingador, mittelhoher Baum der Campos cerrados ohne 
Nutzungswert. 

Matto Grosso: Coxipö mirim — mit Früchten im Dezember — 
N. 154. 

Buchenavia eapitata Eichl., einheim. Name: Tarumarana, 
hoher Baum mit breiter Krone. 

Matto Grosso: In Cuyabä angepflanzt — mit Früchten im Dezember. 


Myrtaceae. 


Abbevillea aff. Klotzschiana Berg, (No. 61), in Paraguay: 
Guavirä guazü, in Brasilien: Guavirola do campo gen., mittelhoher 
Baum mit essbarer Frucht. Das Holz wird zur Anfertigung von Gerät- 
schaften und als Brennmaterial verwendet; im Freien fault es sehr schnell. 

Paraguay: An Waldrändern und auf Campos, wird auch angepflanzt, 
San Bernardino — mit Früchten im Dezember — N. 142. 

Psidium guayaba Raddi (No. 62 u. 63), span.: Guayabo (Frucht 
heisst Guayaba), guar.: Arasä, portug.: Goyaveira genannt; niedriger 
Baum oder Strauch mit essbarer Frucht, die zu Marmelade verarbeitet 
wird. Das feste Holz eignet sich besonders für Drechslerarbeiten und 
für Kammräder ete. Die Rinde enthält nach Anisits 18,7 (21,4), 
Gerbstoff. 

Paraguay: Häufig auf niedern Campos mehr oder weniger dichte 
Bestände bildend, San Bernardino — mit Blüten und Früchten im 
Dezember — N. 143, 


Psidium araca Raddi, in Paraguay: Arasä pe, in Brasilien: 
Araca do campo gen., niedriger Baum oder Strauch mit essbarer Frucht. 
Das Holz wird zu Gerätschaften und als Brennmaterial verwendet. 

Paraguay: An Waldrändern in San Bernardino — mit Früchten 
im März — N. 144. 


Britoa Sellowiana Berg., in Paraguay: Nandü apysä, in Bra- 
silien: Sete easacas genannt, niedriger Baum oder Strauch mit wohl- 
riechender Blüte. Seine Früchte haben nur wenig Fruchtfleisch; sie 
werden fast nur von den Kindern gegessen. 

Paraguay: Villa Encarnaeiön an Bachufern — blühend im Oktober — 
N. 145. 


Myreiaria cauliflora Berg., (n. Barbosa, Hortus fl. p. 220), in 
Paraguay: Ibä pumü, in Matto Grosso: Jaboticaba gen., niedriger oder 
mittelhoher Waldbaum von schönem Wuchse, dessen schmackhafte 
Früchte (von schwarzer Farbe) am Stamme und an den Zweigen sitzen, 
wird in Paraguay und Matto Grosso vielfach angepflanzt. Aus dem 
Fruchtfleische gewinnt man einen rotweinähnlichen Farbstoff. 

Paraguay: San Bernardino —- mit Früchten im Dezember — 
N. 148. 


Eugenia aff. guabiyu Berg., (No. 64), in Paraguay: Arrayjhan 
oder Guaviyü oder Ibä vyjü (zottige Frucht), in Brasilien: Guavijü 
gen., mittelhoher Waldbaum mit wohlschmeckender schwarzer Frucht, 
liefert gutes, festes Bau-, Pfosten- und Brennholz. Spez. Gewicht be- 
trägt nach Rosetti 0,827. 


Paraguay: Patino-cu&6 — mit Früchten im September — N. 149. 

Eugenia aff. uvalha Camb., (No. 65), in Paraguay: Ibä hay 
oder Ubä jhai (d.h. sauere Frucht), in Brasilien: Uvaia genannt, mittel- 
hoher oder niedriger Baum, liefert gutes Nutzholz bes. für Drechsler- 
arbeiten. Spez. Gewicht beträgt nach Rosetti 0,862. Die gelbe sauere 
Frucht soll namentlich von den Rehen gesucht sein. 

Paraguay: Häufig auf den Campos von San Bernardino — blühend 
im Juli — N. 150. 


Aulomyreia aff. racemosa Berg., guar.: Ibä poroity, mittel- 
hoher Waidbaum mit gerbstoffreicher Rinde (nach Anisits bis 385%, 
Gerbstoff). Aus der Rinde gewinnt man durch Kochen in Wasser einen 
vorzüglichen schwarzen Farbstof. Das Holz wird als Zaunpfosten und 
als Brennmaterial verwendet. 

. Paraguay: In Wäldern auf der Cordillera von Altos — blühend im 
Juli — N. 151. 
..  Eugenia spec. (No. 66), einheimischer Name: Ibirä yebirö oder 
Nangapyri, mittelhoher Waldbaum mit essbarer (roter) Frucht; sein 
ae 


Holz wird beim Hausbau (als Dachsparren), ferner zu Zaunpfählen und 
als Feuerungsmaterial verwendet. 
Paraguay: In Wäldern bei Isla Paü — steril im Mai — N. 152. 


Araliaceae (H. Harms det.). 


Pentapanax angelicifolius Griseb., (No. 17), einheim. Name: 
Quino; hoher Waldbaum mit gutem, leichtem Holze. Die stärkeren 
Stämme werden meist zu Brettern verarbeitet, dinnere verwendet man 
oft als lebende Zaunpfosten. 

Paraguay: In Wäldern an der Cordillera von Altos — steril im 
Mai — N.51. 

Didymopanax morototoni Dene. et Pl., einheim. Name: 
Palo aya, hoher Waldbaum, dessen Holz als Brennmaterial benutzt wird. 

Nordparaguay: Santa Luisa — Bella Vista; steril im August — N. 52, 


Myrsinaceae. 


Rapanea laetevirens Mez, einheim. Name: Canelön moroti 
oder €. blanco, mittelhoher Baum mit geringwertigem, rauhfaserigem 
Holze; seine Rinde ist gerbstoffreich. 

Paraguay: An Waldrändern und auf den Lomas bei San Bernardino 
— blühend im Januar — N. 171. 

Rapanea aff. matensis Mez, einheim. Name: Canelön pytä 
oder C. eolorado, mittelhoher Baum, dessen Holz beim Hausbau als 
Balken und Sparren verwendet wird; es ist wurmsicher, fault aber 
schnell in der Erde. Die Rinde enthält nach Anisits 19,12%, (24°) 
Gerbstoff. 

Paraguay: An Waldrändern bei San Bernardino — mit Früchten 
im Februar — N. 172. 


Sapotaceae. 


Chrysophylium lucumifolium Gr., (No. 76), einheim. Name: 
Aguay-nü oder Aguay blanco, mittelhoher Waldbaum mit essbaren 
Früchten; sein Holz liefert Brennmaterial; die schmackhaften Früchte 
werden vielfach eingemacht. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — mit kleinen Früchten 
im März — N. 173. 

Chrysophylium maytenoides Mart., (No. 77), einheim. Name: 
Picazü rembiü (Taubenfutter); niedriger Baum, liefert Zaunpfosten und 
Brennholz. Aus der schwarzen Frucht wird Tinte hergestellt, die 
jedoch wenig haltbar ist. 

Paraguay: Auf den Campos bei San Bernardino — blühend im 
Januar — N. 174. 


ae 


Pouteria salicifolia (Spr.) Radlk., zuar.: Aguay guazü (auch 
Aguay amarillo), span.: Mata 0jo (Augentöter), bras.: Matta olho ge- 
nannt; mittelhoher oder hoher Baum, dessen Holz bisweilen zu Bau- 
zwecken Verwendung findet. Im allgemeinen vermeidet man, es als 
Brennholz zu benutzen, da der Rauch Augenschmerzen hervorrufen und 
alle Gegenstände mit den Spektralfarben erscheinen lassen soll. Die 
Rinde liefert ein stimulierendes und stärkendes Heilmittel. 

Paraguay: Häufig im Süden und Osten, Villa Encarnaciöon — 
blühend im Oktober — N. 175. 


Loganiaceae. 

Strychnos pseudoquina St. Hil., (J. Urban det.), einheim. 
Name: Qnino; niedriger Baum, dessen Rinde ein viel benutztes Fieber- 
mittel liefert. 

Matto Grosso: Häufig auf den Campos cerrados zwischen Cuyabä 
und Diamantino — steril im November — N. 181. 


Ebenaceae. 
Maba inconstans (Jacq.) Griseb., (Th. Loesener det.), niedriger 
Baum oder Strauch ohne Nutzungswert. 
Paraguay: In Wäldern an der Cordillera von Altos — mit Früchten 
im April — N. 258, 


Apoeynaceae. 

Aspidosperma quebracho Schlecht., (No. 78), einheim. Name: 
Quebracho blaneo; mittelhoher Baum, liefert vorzügliches festes Nutz- 
holz mit einem spezifischen Gewichte von 0,810—1,030 (nach E. Hassler). 
Das Holz eignet sich besonders für Drechslerarbeiten. Die Rinde wird 
segen Malaria angewendet; sie enthält Quebrachin und grössere 
Quantitäten von Gerbstoffen (nach Anisits: 23,62 [27,5] %,). 

Sein Hauptverbreitungsgebiet ist der Gran Chaco; auf dem linken 
Ufer des Paraguayflusses findet es sich besonders im Norden von Villa 
Concepeiön. — Arecife bei San Salvador — steril im August — N. 176. 

Aspidosperma peroba Allem. ?, (No. 79), in Paraguay: Palo 
rosa, in Matto Grosso: Peroba genannt, mittelhoher oder hoher Baum 
mit vorzüglichem leichtem Nutzholze für Tischlerei und Bauzwecke. 
Die starken Stämme sind häufig hohl; das rötliche Holz dunkelt an 
der Luft schnell nach. 

_ Nordparaguay und Matto Grosso: In Wäldern bei San Salvador — 
steril im August — N. 117. 

Plumeria latifolia Pilger, (R. Pilger det.), einheim. Name: 
Päo de leite (Milchbaum), kleiner Baum mit auffallend grossen Blättern, 
enthält seinem Namen entsprechend Milchsatt. 


BIPERTES 


Matto Grosso: Auf den Campos cerrados südlich von Diamantino 
— steril im November — N. 178. 

Tabernaemontana Hilariana, Müll. Arg., einheim. Name: 
Sapiranguy, niedriger, selten mittelhoher Baum, dessen Holz zu Zaun- 
pfählen benutzt wird. Die Rinde enthält Milchsaft; die Blätter gelten 
als giftig; doch werden sie ohne Nachteil von den Pferden gefressen. 

Paraguay: An Waldrändern und auf Campos bei San Bernardino 
— blühend im September — N. 179. 

Hancornia speeiosa Gomez, in Paraguay: Manga ysy, in 
Matto Grosso: Mangabeira gen., niedriger Baum mit schmackhafter 
Frucht, wird in Pernambuco und neuerdings auch in Matto Grosso auf 
Kautschuk ausgebeutet. 

Paraguay: Auf den Hiügelrücken nördlich vom Wendekreise!); 
häufig bei Tacuati am Rio Ipane — steril im April — N. 180. 

Matto Grosso: Auf den Campos cerrados weit verbreitet; vielfach 
auch der Frucht (Mangaba) wegen angepflanzt. Sete lagoas — mit 
Früchten im November — N. 180. 


Borraginaceae. 


Cordia longipeda Mez, (No. 80), span.: Loro blanco, guar.: 
Peterevi moroti (auch Apeterevi gen.), port.: Louro branco; hoher 
Waldbaum mit gutem Nutzholze, wird vielfach beim Hausbau und in 
der Tischlerei verwendet. 

Paraguay: In Wäldern bei San Bernardino — blühend im Sep- 
tember — N. 183. 

Cordia Chamissoniana Steud., (No. 81), span.: Loro negro, 
guar.: Peterevi hü, port.: Louro preto; hoher Waldbaum oder mittel- 
hoher Baum der Campos, liefert schönes nussbaumartiges Möbelholz 
(spez. Gew. nach Rosetti 0,810). Bei hellerer Farbe des Holzes wird 
der Baum Peterevi sayü genannt. Anscheinend führen noch andere 
Cordisaarten obigen Vulgärnamen. 

Paraguay: In Wäldern bei Itacurubi-Uniöon — blühend im Juni — 
N. 184. 

Cordia salieifolia Cham., (No. 82), einheim. Name: Colita; 
niedriger Baum, dessen rote Früchte einen von den Eingeborenen viel 
verwendeten Klebstoff enthalten. 

Paraguay: In Wäldern auf der Cordillera von Altos — blühend 
im Dezember — N. 185. 


) Die Hancornia überschreitet den Wendekreis nur im Östen der Sierra 
de Amamboy, wo der Cerro de Maracayü die Südgrenze bildet. 


Patagonula americana L., (No. 83), in Paraguay: Guayavi 
moroti, in Brasilien: Guayabira oder Guajuvira genannt, mittelhoher, 
selten hoher Waldbaum, liefert vorzügliches widerstandsfähiges Nutz- 
holz, insbesondere für Stellmacher- und Drechslerarbeiten. Wegen seiner 
Biegsamkeit wird das Holz meist zu Karretenachsen verarbeitet. Auch 
eignet es sich für Torpfosten, Eisenbahnschwellen und Möbel. 

Paraguay: Häufig in den subtropischen Wäldern, San Bernardino 
— blühend im Dezember — N.186. Bei dunklerer Farbe des Holzes 
wird dieser Baum Guayavi hü gen. (spez. Gewicht 0,907 n. Rosetti, 
G. moroti: 0,891). 


Verbenaceae. 


Vitex multinervis Schauer, (Urban det.), in Matto Grosso: 
Tarumao, in Paraguay: Tarumä guazü genannt, schöner, grosser Baum 
mit olivenähnlicher essbarer Frucht, liefert Brennholz. Vor der Blatt- 
bildung ist der Baum vollständig mit violetten Blüten bedeckt. 

Matto Grosso: Häufig kultiviert, Säo Luiz de Caceres — blühend 
im Oktober — N. 203. 

Lippia urticoides (Steud.), Cham., (No. 91), einheim. Name: 
Painä yvoty; schönes Bäumehen oder Strauch ohne Nutzungswert. 

Paraguay: An Waldrändern in Totati — blühend im März — 
N. 204. 

Lantana trifolia L., einheim. Name: Mboi rembitı (Schlangen- 
futter); niedriger Halbstrauch, dessen Blätter ein stimulierendes Mittel 
liefern; seine Früchte werden von den Kindern gegessen. 

Paraguay: An Waldrändern, San Bernardino — mit Früchten im 
März — N. 205. 

Lantana camara L., einheim. Name: Mboi (boy) sayü; niedriger 
Halbstrauch ohne Nutzungswert. 

Paraguay: An Waldwegen bei Isla Pau — mit Früchten im März — 
N. 206. 

Citharexylon myrianthum Cham., (No. 92), einheim. Name: 
Sarria oder Caä vorö, in Caraguatay auch Picazü rembiü genannt; 
mittelhoher Baum, liefert leidliches Bauholz. 

Paraguay: Häufig in feuchteren Lagen, wie an Bachufern ete. 
Isla Paü steril im April — N. 207. 


Solanaceae. 


Acnistus breviflorus Sendtn. (U. Dammer det.), (No. 84) 
einheim. Name: Yuä, niedriger, dorniger Baum ohne Nutzungswert. 

Paraguay: In Wäldern, San Bernardino, blühend im Dezember — 
NS 


SAN 


Solanum caavurana Vell., einheim. Name: Caä hü; niedriger 
Waldstrauch ohne Nutzungswert. 

Paraguay: In Wäldern auf der Cordillera de Altos — mit Blüten 
und Früchten im Dezember — N. 188. 

Solanum lycocarpum St. Hil., einheim. Name: Fruta de lobo; 
niedriger Baum mit essbarer Frucht. 

Matto Grosso: Auf den Campos cerrados bei Diamantino — mit 
Früchten im November — N. 189, 

Solanum hebeecarpum Salzm. (S. aurieulatum Ait. var. 
angustifolium Sendtn.), (No. 85), in Paraguay: Caä von6 oder Caä gue 
hü, in Brasilien: Fumo bravo gen.; Bäumchen oder Strauch, liefert 
Holzkohle, die sich besonders zur Schiesspulverbereitung eignen soll. 

Paraguay: An Waldrändern und auf altem Kulturlande (Capoeiras), 
San Bernardino — blühend im Dezember — N. 190. 

Solannm eiliatum Lam., einheim. Name: Nuati pytä; strauch- 
artiges Unkraut auf ehemaligen Pflanzungen. Seine rote Frucht soll 
essbar sein. 

Paraguay: In der Umgebung von Wohnungen — blühend im Juli 
— N. 191. 

Datura suaveolens H. et B. (J. Urban det.), einheim. Name: 
Florebon oder Florepan; schöner Zierstrauch, wird häufig angepflanzt. 

Paraguay: San Bernardino — blühend im September — N. 192. 


Serophulariaceae. 


Brunfelsia paraguayensis (Chod. (s. Plantae Hasslerianae 
P. I. p. 406), einheim. Name: Asucena; schöner Waldstrauch mit wohl- 
riechenden Blüten von wechselnder Farbe (variiert zwischen blau, rot- 
weiss, und blau-weiss in allen Übergängen. Der Genuss der Blätter 
soll bei Pferden den Tod herbeiführen. 

Paraguay: Itä eurubi del Rosario — mit Blütenknospen im Februar 
N..193 


Bignoniaceae (K. Schumann det.). 


Tecoma ipe Mart., (No. 86), span.: Lapocho amarillo, guar.: 
Tayi sayü, in Matto Grosso: Piuva, im südlichen Brasilien: Päo d’arco 
oder Ipe tabaco genannt; schöner hoher Waldbaum mit violetter Blüte, 
liefert vorzügliches festes Nutzholz für Stellmacherarbeiten uud Bau- 
zwecke etc, In der Erde hält das Holz nur etwa 6—8 Jahre aus. 
Das gelbe Sägemehl färbt sich im Wasser rot. Stämme mit Maserholz 
bezeichnet man als Tayi piehai oder Lapacho erespo (No. 87). 

Paraguay: Sehr verbreitet, San Bernardino — blühend im Juli — 
N.4197, 


IA 


Tecoma lapacho K. Sch., (No. 88), span.: Lapacho colorado, 
guar.: Tayi pytä, auch Tayi moroti gen., schöner hoher Waldbaum 
mit violetten Blüten, liefert gutes Bauholz. Zaunpfosten aus Lapachoholz 
müssen nach 6 bis 8 Jahren erneuert werden. 

Paraguay: In Wäldern auf der Cordillera von Altos — blühend 
im Juli — N. 198. 

Tecoma ochracea Cham., (No. 89), in Paraguay: Tayi pirirü 
oder Tayi hfi (wegen des dunkeln Kernholzes), in Matto Grosso: Piuva 
flosamarella; hoher Waldbaum oder mittelhoher Baum der Campos mit 
schöner gelber Blüte, liefert gutes Bauholz. Aus dem schwärzlichen 
Kernholze lässt sich ein schöner violetter Farbstoff herstellen. 

Matto Grosso: In Capöes am Rio Negro — mit Früchten im Sep- 
tember. 

Paraguay: Auf den Lomas der Cordillera von Altos — steril im 
Juli — N. 199. 


Tecoma cearaiba Mart., (No. 90), in Paraguay: Kirä-y, in 
Asuneiön auch Lapacho del Chaco, in Matto Grosso: Paratodo gen.; 
niedriger oder mittelhoher Baum, dessen leichtes Holz vorwiegend zu 
ÖOchsenjochen verwendet wird. Vor der Bearbeitung lässt man die 
Stämme etwa einen Monat lang im Wasser liegen. Die Rinde wird 
als Heilmittel gegen Syphilis sehr gerühmt. Grössere Bestände von 
Paratodo werden Paratodales genannt; sie deuten auf gute Weide- 
verhältnisse hin. 

Matto Grosso: Auf den Campos cerrados, Colonia Miranda — im 
August blühend — N. 200. 


Jacaranda cuspidifolia Mart., in Paraguay: Para paray 
guazü, in Matto Grosso: Mulher pobre gen., mittelhoher Baum, dessen 
Holzasche bei der Seifenbereitung benutzt wird. Die Blätter verwendet 
man als Heilmittel bei nässenden Ausschlägen (mit kaltem Wasser); 
die Rinde dient als Mittel gegen Fieber und Syphilis. 

Paraguay: An Waldrändern und auf Campos an der Cordillera de 
Altos — blühend im Dezember — N. 202. Kommt auch häufig in 
Matto Grosso vor. 

Jacaranda rufa Manso, einheim. Name: Caroba; niedriger 
Halbstrauch, dessen Blätter breiartig gekocht (äusserlich) bei Haut- 
krankheiten angewendet werden. 

Matto Grosso: Auf den Campos cerrados zwischen Rosario und 
Diamantino — blihend im November — N. 201. 

Crescentia eujete L., einheim. Name: QCuitezeira oder Cuieira 
auch Cabassa gen.; niedriger Baum mit melonenförmigen Früchten, 
deren Schalen halbiert als Gefässe verwendet werden. 


u 


Matto Grosso: Häufig angepflanzt, San Luiz de Caceres — mit 
Früchten im Oktober — N. 196. 


Rubiaceae (K. Schumann det.). 

Calycophylium multiflorum Gr., (No. 68), einheim. Name: 
Palo blanco; mittelhoher Waldbaum, dessen Holz besonders beim Haus- 
bau, zu Dachsparren ete. Verwendung findet. Die Bretter von Palo 
blanco verziehen sich schnell und werden leicht rissig. 

Häufig in Süd- und Mittelparaguay: Isla Pau — blühend im Mai 
— N. 156. 

Coutarea hexandra, K. Schum., (No. 69), in Paraguay: Mbaby 
hä, in Brasilien: Quinaquina oder Murta do matte genannt; niedriger 
oder mittelhoher Waldbaum, dessen Rinde als Fiebermittel verwendet wird. 

Paraguay: In den Wäldern auf der Cordillera de Altos — blühend 
im Februar — N. 157. 

Cephalanthus glabratus K. Schum., in Paraguay: Sarandi, in 
Matto Grosso: Saräo gen., ein an Bach- und Flussufern sehr häufig 
vorkommender Strauch ohne Nutzungswert. 

Paraguay: An den Ufern eines Baches bei Tucangus — blühend 
im Juli — N. 158. 

Basanacantha spinosa K. Schum., einheim. Name: Nuati 
euruzü (Kreuzdorn); niedriger oder mittelhoher Baum, dessen Holz 
wenig verwendet wird. 

Paraguay: An Flussufern bei Villa Olivia — mit Blüten im August 
— N. 159. 

Thieleodoxa lanceolata Cham., einheim. Name: Marmelleira; 
niedriger Strauch mit essbarer Frucht von der Grösse einer Mispel 
(gewöhnliche Marmelada) bis zur Grösse einer Citrone (Marmelada de 
bola). Diese Früchte werden teils roh gegessen, teils zu Marmelade 
verarbeitet. Eine Varietät Marmelada de Cachorro oder M. preta hat 
einen unangenehmen Geschmack. 

Matto Grosso: Häufig auf den Campos cerrados zwisel.en Cuyabä 
und Diamantino — mit Blüten und Früchten im November — N. 160. 

Genipa americana L., (No. 70), in Paraguay: Nandipä, auch 
N. guazü, in Brasilien: Jenipapo oder Janipapo genannt; schöner hoher 
Baum mit essbarer Frucht von der Grösse einer Citrone. Das leichte 
Holz wird zu Löffeln u. ä. verarbeitet. Ältere Bäume haben wenig 
aber schönes Kernholz. Die Fruchtschale liefert in grünem Zustande 
einen schönen blauen Farbstoff; desgleichen auch die Rinde. Diese 
Farbe, die von den Indianern zum Tätowieren benutzt wird, ist sehr 
widerstandsfähig gegen die Sonnenstrahlen. Die Wurzel wirkt pur- 
gierend; die Rinde dient als Heilmittel bei Geschwüren und Diarrhöen. 


Paraguay: In Wäldern der Colonie San Bernardino — blühend im 
Dezember — N. 161. 


Guettarda viburnoides Ch. et Schl., einheim. Name: Velludo 
branco; niedriger Baum mit essbarer Frucht. 

Matto Grosso: Häufig auf den Campos cerrados zwischen Öuyabä 
und Diamantino — blühend im Dezember — N. 162. 


Anisomeris obtusa (Ch. et Schl.) K. Schum., (No. 71) einheim. 
Name: Granadillo; niedriger Baum oder Strauch, dessen Holz nur 
Brennmaterial liefert. 

Paraguay: In Wäldern und an Waldrändern, San Bernardino — 
blühend im Dezember — N. 163. 

Machaonia brasiliensis Ch. et Schl., einheim. Name: Velludo 
bravo; niedriger Strauch ohne Gebrauchswert. 

Matto Grosso: Auf den Campos cerrados bei Cuyabä — blühend 
im November — N. 164. 


Palicourea rigida Kunth., einheim. Name: Douradinho oder 
Amolä; Bäumchen oder Strauch, dessen Blüten, Blätter und Wurzeln 
als Thee zubereitet gegen Syphilis verwendet werden. 

Matto Grosso: Auf den Campos cerrados bei Diamantino — blühend 
im November — N. 165. 


Coussarea meridionalis Müll. Arg., (No. 72), einheim. Name: 
Mborevi caä; kleiner oder mittelhoher Baum, dessen Holz beim Hausbau 
Verwendung findet. 

Paraguay: In Wäldern auf der Cordillere von Altos — steril im 
Mai — N. 166. 


Compositae. 


Eupatorium laeve D(C., var. latifolia Schultz (G. Hieronymus 
det.), (No. 73), in Paraguay: Iribü retimä auch Caä hü oder Caä hoby, 
in Brasilien: Anil do matte genannt, kleiner Baum, dessen Blätter 
einen ausgezeichneten, dem Indigo ähnlichen Farbstoff liefern. 

Paraguay: In Wäldern bei Itacurubi del Rosario — mit Blüten 
und Früchten im Januar — N. 167. 

Moquinia polymorpha D(C., (No. 74), in Paraguay: Tatan6 
moroti oder Cambarä, in Brasilien: Camarä gen.; kleiner oder mittel- 
hoher Baum mit knorrigem Stamme, dessen festes und der Fäulnis 
widerstehendes Holz gern für Erdarbeiten, als Eisenbahnschwellen, 
Zaunpfosten ete. verwendet wird; ausserdem liefert es gutes Brenn- 
material. Die Blätter gelten als Heilmittel bei Bleichsucht; sie werden 
oft als allgemeines Stärkungsmittel zwischen den Paraguaytee getan. 


a WA 


Paraguay: Häufig in den Yerbales auf Campos oder in Waldinseln 
(Capöes) — mit Blüten und Früchten im Februar — zwischen San 
Joaquin und San Tani — N. 168. 

Baccharis draeuneulifolia DC., (No. 75), einheim Name: 
Circa oder Chilea, Strauch ohne Nutzungswert. 

Paraguay: Häufig auf altem Kulturlande (Capueras), San Ber- 
nardino — mit Blüten und Früchten im Januar — N. 169. 

Baccharis Gaudiehaudiana D(C., einheim. Name: Circa velosa; 
Strauch ohne Gebrauchswert. 

Paraguay: Auf Campos, San Bernardino — Dezember — N. 170. 


Einige unbestimmte Holzarten. 


Ibirard -mi (viell. Luxemburgia spee.), (No. 95), hoher Wald- 
baum der Yerbales, gehört zu den besten Nutzhölzern. Das äusserst 
feste Holz wird besonders für Werkzeuge, für Drechslerarbeiten und 
beim Wagenbau verwendet. 

Matto Grosso: In Wäldern bei Ipe hü am Cerro de Marracayü — 
steril im März — N. 212. 

Palo de lanza (bot.?), (No. 103), hoher schlanker Waldbaum, 
liefert vorzügliches Bauholz. 

Paraguay: In Wäldern an der Cordillera von Altos — steril im 
Mai — N. 243. 

Iba eurupichä (Flacourtiaceae) (No. 6), mittelhoher Baum der 
Lomas mit essbarer Frucht. 

Paraguay: San Bernardino — steril im Juni — N. 17. 


Verwendung der Palmen. 


In ähnlicher Weise wie die Laubhölzer gewähren auch die ein- 
heimischen Palmen vielseitigen Nutzen. 

Essbare Samen liefern besonders die Acrocomiaarten; so A. glau- 
cophylla Dr., Bocayuba genannt, A. Totai Mart. und A, selero- 
carpa Mart., Mbocayä oder Cocotero gen., ferner Orbignya Lydiae 
Dr., Uäuassü, u. a. Technische Verwendung finden ausserdem die 
Mbocayä-Samen, woraus in Paraguay fettes Öl zur Seifenfabrikation ge- 
wonnen wird, und die Uäuassüfrüchte, die man (nach Keller Leuzinger) 
zum Räuchern von Kautschuk benutzt. (Aus der Samenschale der 
Mbocayä (auch Coco gen.) werden in Paraguay Fingerringe ete. ver- 
fertigt). 

Das säuerlich süsse Fruchtfleisch der Buritipalme (Mauritia vini- 
fera Mart.). wird entweder roh gegessen oder mit Zuckerzusatz als 
Konfekt oder als Getränk zubereitet genossen, 


DEZE 


In verschiedenen Gegenden finden auch die jungen, zarten Blätter 
der Mbocayä, Bacayuba, Pindö (Cocos Romanzoffiana Cham.), Acuri 
(Attalea phalerata Alart. und A. princeps Mart.) Yeyy-(djedjü) 
palmen (Euterpe spec.) als sog. Palmkohl, teils roh in Form von 
Salat, teils gekocht als Gemüse Verwendung. 

Aus dem Markgewebe der Mbocayä, Bocayuva, Buriti, Caranday 
(in Matto Grosso: Carandä gen.) = Copernicia cerifera Mart., ge- 
winnt man Sagostärkemehl. In frischem Zustande wird das Mark junger 
Mbocayästämme u. a. vielfach von den Indianern genossen (wie Zucker- 
rohr gekaut). 

Auch die Blätter dienen zu verschiedenen Zwecken, einerseits als 
Deckmaterial für Hütten (fast alle Palmenarten) anderseits als Grün- 
futter für Pferde und Maultiere (Pindö, Acnri, vereinzelt auch Mbocayä 
nach Entfernung der Stacheln); ferner verwendet man die trocknen 
Blattteile der Buriti, Caranda, Pindö zu Geflechten (Matten, Körbe etc.) 
und die Fasern von Mbocayä, Carandä etc. zu Stricken u. dergl. 

Als Zierpflanzen werden besonders die Uäuassü und Pindö, als 
Nutzpflanzen die Mbocayä und Bocayuba kultiviert. 

Das Holz vieler Palmenarten benutzt man zu Verschalungen, zu 
Gartenzäunen, zu Spazierstöcken (bes. Carandä, Pindö, Mbocayä u. a.), 
als Wasserröhren und -rinnen und als Deekmaterial von Dächern (hohl- 
ziegelartig aufgelegt). Die Indianer verfertigen Waffen aus verschiedenem 
Palmholze; z. B. Speere, Bogen und Pfeilspitzen aus Pind6. 

Am geschätztesten ist das Holz der Carandaypalme. Nach der 
Farbe und der Konsistenz des Holzes unterscheiden die Eingeborenen 
3 Varietäten: Eine schwarze Caranday hü mit mindestens zwanzig- 
jähriger Ausdauer im Boden, eine rote, C. pytä von etwa zehnjähriger 
Dauer im Freien und eine weisse mit weichem, schwammigem Holze, 
©. moroti, die nicht länger als drei Jahre in der Erde aushält. 

Morong (a. a. O. 245) hat sich durch diese Unterscheidung ver- 
leiten lassen, zwei neue Copernieiaspezies, C. rubra und C. alba, auf- 
zustellen. 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass wir es hier mit drei ver- 
schiedenen Altersstufen von Copernieia cerifera Mart. zu tun haben. 
Es geht dies schon daraus hervor, dass es weder junge schwarze, noch 
junge rote Carandays gibt. Überdies lassen sich die Übergänge dieser 
drei Holzarten bei einzelnen Stämmen gut erkennen; so kann man bei 
älteren roten Palmen beobachten, dass der untere Teil bereits schwarzes 
Holz hat, während sich die jüngsten Stammteile unter der Blattkrone 
noch im weissen Stadium befinden. 

Ihrem Aussern nach unterscheiden sich die Carandaypalmen 
folgendermassen: 


NARBE 


1. ©. moroti oder palma blanca mit kurzem, gedrungenem Stamme, 
lässt sich an den schuppenartigen Überresten der Blattscheiden 
erkennen. 

2. C. pyt& oder palma colorada mit glatterem, höherem und 
schlankerem Stamme; hat die Blattreste grösstenteils abgeworfen. 

3. C. hü oder palma negra mit den relativ höchsten und dünnsten 
Stämmen; hat offenbar einen weiteren Schälungsprozess durch- 
gemacht. (Es lässt sich vielfach beobachten, dass sich bei der 
C. pytä äussere Stammteile ablösen). 


Caranday hü und pyta werden in den Niederungen des Paraguay- 
flusses in ausgiebigster Weise beim Hausbau, als Säulen, Balken, Dach- 
stühle ete., verwendet; desgleichen dienen sie als gesuchtes Material 
für Viehkraale und Zaunpfosten (bes. C. hü). Die nach Argentinien 
exportierten Stämme der schwarzen Palme benutzt man als Telegraphen- 
stangen. Eine Gewinnung des Wachses- der jungen Carandayblätter 
findet weder in Paraguay noch in Matto Grosso statt. 


II. Bericht des Dr. Strunk über das Gedeihen der 
vom Königl. Botanischen Garten in Berlin an den 
Botanischen Garten in Viktoria abgegebenen Pflanzen. 


In dem vom April 1902 bis eben dahin 1903 laufenden Berichts- 
jahr war die Botanische Zentralstelle für die Kolonien am botanischen 
Garten in Berlin in ganz besonderem Masse für die Entwieklung des 
botanischen Gartens in Viktoria tätig. Die Studienreisen des Herrn 
Prof. Dr. Volkens und Privatdozent Dr. Busse ermöglichten derselben 
in grösserem Umfange die Beschaffung von Saatmaterial aus dem 
indisch-malayischen Gebiet, besonders aus dem berühmten botanischen 
Garten in Buitenzorg. 

In den Gewächshäusern der Zentralstelle wurden wichtige Kultur- 
pflanzen speziell für den Versuchsgarten in Viktoria gezüchtet und mit 
Erfolg herausgeschickt. Im Vordergrunde des Interesses stehen bei den 
vielen verschiedenen Arten diesmal die Guttaperchapflanzen. 

Folgende Samensendungen trafen in Viktoria ein: 

Am 3. Mai 1902 aus Buitenzorg durch Prof. Dr. Volkens gesandt: 
*Toluifera balsamum (Myroxylon Styrax Benzoin 

pereirae) *Citrus decumana 


nina 


*Anona muricata *Öarica papaya 
Chrysophyllum Cainito Averrhoa Bilimbi 
* Aegle marmelos Gareinia mangostana 


A 5 var. subglabra Nephelium lappaceum 
Nephelium mutabile 


Am 2. Juni 1902 aus Buitenzorg durch Prof. Dr. Volkens gesandt: 


Livistona Hoogendorpii Ptychandra glauca 
Astrocaryum aculeatum Euterpe oleracea 
Gulubia eostata var. moluccana Arenga Aping 
Stevensouia grandifolia Coleospadix oninensis 
Cyrtostachys renda *Oreodoxa oleracea 
Ptychococeus paradoxus Korthalsia robusta 
*Orania macroclados Attalea Cohune 
Actinorhytis calapparia Areca sp.? 
Didymosperma porphyrocarpon Pinanga Kuhlii 
Gonophyllum mierocarpum Pinanga patula 
Ptychosperma sumatrana Areca triandra v. bancana 
Calyptrocalyx spicatus Gareinia Loureiri 


Passiflora quadrangularis 
Am 3. Juli 1902 aus Buitenzorg durch Prof. Dr. Volkens gesandt: 


Cedrela odorata Piper eubeba (Cubeba offieinalis) 
Qurouparia gambir (Uncaria gambir) Carica papaya 

Piper nigrum Erythroxylon Coca (beste dortige 
Blettaria cardamomum Sorte) 

Pithecolobium Saman Payena Leerii 

*Peltophorum (Caesalpinia)dasyrachis Albizzia molucana 

= a R arboreum 3 stipulata 

*Spondias duleis Myristica fragrans 

na > borbonica *Phoenix paludosa 


Pinanga malaiana 
Am 30. Juli 1902 aus Buitenzorg durch Prof. Dr. Volkens gesandt: 


*Martinezia erosa *Oreodoxa acuminata 
*Drymophloeus olivaeformis Acrocomia selerocarpa 
*Daemonorops intermedius Cocos oleracea 

* m marginatus * Daemonorops longipes 


ÖOncosperma horrida 
Am 19. August 1902 aus Buitenzorg durch Prof. Dr. Volkens 
gesandt: 
* Arenga saccharifera *Zalacca edulis 
* Zingiber officinale *Canarium commune 
*Oastilloa elastica *Garcinia xanthochymus 


Am 2. Januar 1903 aus Buitenzorg durch Dr. Busse gesandt: 


Livistone altissima 
*Qupressus orientalis 
2 brasiliensis 

Dendrocalamus strietus 
Pterocarpus saxatilis 
Sindora sumatrana 
Styrax Benzoin 

Areca madagascariensis 
Acanthophoenix rubra 
Acanthorhiza aculeata 
*Strophanthus diehotomus 
. 5 sp. Billiton 
Aphanamixis grandifolia (Amorra 

aphanamixis) 

Lieuala amplifrons 
Schizolobium excelsum 
Sonneratia acida 
Ochrosia (Macrotropis) sumatrana 
Oneosperma faseieulatum 
Cinnamomum zeylanieum 
Oreodoxa acuminata 
Mangifera foetida 


Am 4. März 1903 aus Berlin: 


Hancornia speciosa. 


*Dalbergia latifolia 
Casuarina strieta 
. 5 paludosa 
” tenuissima 
Ochrosia acuminata 
* Adenanthera microsperma 
Jagera speciosa 
Stevensonia grandifolia 
Pinanga ternatensis 
*Strophanthus diehotomus var. 
* Agathis Dammara (Dammara alba) 
Daemonorops longipes 
*Mimusops elengi 
Dypsis madagascariensis 
Piseidia erythrina 
Stelechocarpus Burahol 
Strophanthus sp. Manila 
Coleospadix oninensis 
Heterospathe elata 
Andira inermis 
Mangifera indica var. gratissima 


Die mit einem Sternehen (*) bezeichneten Samen haben bereits 


gekeimt. 


Von den beiden letzten Sendungen sowie auch von einigen 


der älteren Samen wird man noch günstige Resultate erwarten dürfen. 
Des weiteren erhielt der botanische Garten von der Zentralstelle 
acht Ward’sche Kasten mit folgenden lebenden Pflanzen: 


Am 7. April 1902: 
20 Agave rigida var. sisalana. 
Am 14. Oktober 1902: 
r1 Capparis spinosa 
1 llex paraguariensis 
1 Passiflora maliformis 


1 4 alba 

1 3 amabilis 

1 55 microcarpa 

1 + amoena 

1 - tuberosa 
12 a sp.? 


4 Haematoxylon campecheanum 
1 n spec. 

2 Cryptostegia grandiflora 

2 Euterpe sp.? 

1 Citharexylon quadrangulare 
2 Psidium guayava 

1 Pterospermum acerifolium 


+Flacourtia inermis 


1 Euphoria longana 


_— 


1 Aechmea candida 

2 Clerodendron villosum 
Eupatorium auriculatum 
1 Pterocarpus erinaceus 
1 Cananga odorata 

1 Khaya senegalensis 

1 Hovenia duleis 

1 Aralia Chabrieri 

1 Quillaya saponaria 

1 Strophanthus sp.? 

1 Rondeletia Rötzlii 

1 Aristolochia brasiliensis 

macrophylla 

1 Clerodendron fragrans 
1 Euphorbia pulcherrima 
1 Acalypha macrostachya 
1 „ hispida 

1 Myriocarpa longipes 

1 Dorstenia sp.? 

1 Amyris balsamifera 

1 Chrozophora tinetoria 
Vanilla sp.? Jamaica 

2 „ planifolia (Mexico Preuss) 
1 Alangium Lamarkü 

1 Crataeva gynandra 
rJacaranda mimosaefolia 

1 Cedrela odorata 

1 Catha edulis 

1 Swietenia bijuga 

3 Ficus elastica 
TCarica papaya 


var. 


49 


1 Coffea stenophylla 
2: 7,1 lan 
1 Strychnos sp.? 
2 Nepenthes 
Cureuma aromatica 
a leucorrhiza 
1 Argelia Carolinae 
1 Billbergia zebrina 
n spinosa 
1 Vriesea carinata 
Psidium pyriferum 
7 sp. ? 
en sp. Mexiko Preuss. 
+ Terminalia bellerica 
1 Dregea sp.? 
1 Solanum betaceum 
1 Cassia sumatrana 
1 Ceratonia siliqua 
1 Brucea ferruginea 
1 Clerodendron Thompsonii 
1 Cordia pyramidalis 
1 Bignonia Tweedeana 
1 Tacca macrantha 
TEugenia edulis 
2 Citrus decumana 
2 Tamarindus indica 
12 Castilloa elastica 
5 elastica var. cort. alba 
1 Alibertia edulis 
1 Croton eluteria 


an 


n 


T 


Am 17. November 1902 aus Berlin: 


1 Kasten mit Guttaperchapflanzen (Palaquium oblongifolium). 


Sämt- 


liche Pflanzen waren bei der Ankunft tot. 


Am 6. Dezember 1902: 


4 Kasten mit Palaquium oblongifolium. Die Hälfte der Pflanzen ist 


eingegangen. 
Am 7. November 1902: 
5-Thea cochinchinensis 
2 Erythroxylon Coca „Huanaco“ 
2 Ficus Elkweldianus 
1 Palaquium oblongifolium 


Es leben noch 102 Stück. 


1 Payena Leerii 

2 Landolphia Klainii 

2 Styrax Benzoin 

4 Landolphia sp.? „Hoboro“ 
4 


er 


6 Aberia Gardneri 1 Memeeylon ramiflorum 
tErythroxylon Coca „bruxillo* +Heritiera litoralis 
rCastilloa Tuna Mimusops globosa 
Palaquium Treubii tPalaquium gutta 
T R borneense TAndropogon Schoenanthus 


Die besonders bezeichneten (7) Pflanzen waren bei ihrer Ankunft 
bereits eingegangen oder so beschädigt, dass sie bald abgestorben sind. 
Die übrigen sollen mit Beginn der Regenzeit ins Freiland ausgesetzt 
werden. 


Bemerkungen über Pflanzen, welche in früheren Jahren 
von der Zentralstelle des botanischen Gartens in Berlin 
übermittelt worden sind. 


1. Genussmittel. 
Theobroma cacao. 


Die neu eingeführten edlen Kakao-Varietäten aus Venezuela, Gua- 
temala und Mexiko haben im letzten Jahre gute Fortschritte gemacht. 
Von der ersteren haben einige Bäumchen bereits geblüht. Ein anderer 
Teil aber, weleher auf altem Kakao-Land steht, sieht immer noch sehr 
schwächlich aus und erreicht stellenweise noch nicht die Höhe, die 
hiesiger Kakao auf Urwaldboden nach einem Jahre hat. Die Sokonusko- 
und Tabasko-Sorten machen zwar einen verkrüppelten Eindruck, 
scheinen aber jetzt ihre Krisis überstanden zu haben, so dass auf 
sicheren Erfolg der Kultur zu hoffen ist. 

Theobroma bicolor steht in einigen Exemplaren zusammen 
mit Sokonusko. Die Art scheint in bezug auf Bodenverhältnisse weniger 
anspruchsvoll zu sein. Sie wächst ziemlich schnell und normal. 

Cola vera. Die vorhandenen Pflanzen stammen aus Jamaica. 
Eine Anzahl kräftiger Bäumchen sind in einer Kickxia-Anlage aus- 
gepflanzt worden, wo sie später als Schattenbäume dienen sollen. Es 
scheint aber, als ob die Kiekxia schneller hoch wachsen wird, als 
die Cola. 

Coffea arabiea. Die Varietäten Menado, Mexicana und 
Mocca wachsen langsam und sehen nicht besonders gut aus. Dennoch 
haben einige schon geblült und Früchte angesetzt. Es ist versucht 
worden, denselben durch Dünger zu helfen. 

Coffea Chaloti steht sehr schön, hat reichlich geblüht und 
Früchte gebildet. 

Coffea laurina hat mehr den Charakter eines Zierstrauches. 
Sie wächst sehr langsam. 


Be 


Coffea eanephora hat auch in diesem Jahre reichlich fruktifiziert. 
Der Kaffee schmeckt ausserordentlich bitter, was wohl mit dem hohen 
Koffein-Gehalt zusammen hängen dürfte. Nach einer Mitteilung von 
M. Bertrand in l’Agrieulture des pays chauds sollen die Samen dieser 
Art mehr Koffein enthalten wie die irgend einer anderen Art, nämlich 
nahezu 2%,. Da die Pflanze den hiesigen Schädlingen gut widersteht, 
ist ihre Kultur für den Haushaltsbedarf der Pflanzungen von Bedeutung. 

Von weiteren Kaffee-Sorten sind neuerdings eingegangen: Coffea 
stenophylla und Coffea econgensis var. ubangensis. 

Thea chinensis. Die Bäumchen sind ca, 2 m hoch und geben 
viele Samen. Sie sind aber längst nicht so kräftig und dicht im Laub 
wie in Buea. Die Samen werden zur Anzucht junger Pflanzen für 
Buea verwandt. Die neuerdings eingetroffene Thea eochinchinensis 
soll einstweilen im botanischen Garten ausgepflanzt werden, um dort 
das Samenmaterial für weitere Versuche in Buea zu züchten. 

Erythroxylon coca. Obgleich die Untersuchung der nach 
Deutschland gesandten Proben letzthin ein ungünstiges Ergebnis aufwies, 
wird die Kultur weiter betrieben, und es ist mehrfach Samen an hiesige 
Pflanzungen verteilt worden. 

In Kokablättern aus Buea wurden von der Kokain-Fabrik 
C. F. Boehringer und Söhne in Mannheim etwas mehr als 0,3 %, 
brauchbare Alkaloide gefunden. Es ist dabei jedoch zu bemerken, dass 
das feuchte Klima von Buea für eine sachgemässe Präparierung der 
Blätter wenig geeignet ist. Sobald man unter günstigeren Trocken- 
verhältnissen ein besseres Resultat erzielen wird, dürften Kameruner 
Kokablätter wohl Absatz finden, da schon Blätter mit 0,3 %, mehrfach 
im Handel vorkommen. 

Man darf aber auch erwarten, dass sich die Verhältnisse günstiger 
gestalten, wenn erst an der Hand einer Reihe von Untersuchungen fest- 
gestellt ist, welche Höhenlage bei dem hiesigen Klima die vorteil- 
hafteste ist. 

Zu den beiden Erythroxylon-Varietäten, welche bereits vorhanden 
sind, ist eine dritte von Hiuanaco hinzugekommen. Dieselbe ist 
erheblich stärker und dunkler im Laub, als die andern. 


2, Kautschuk - Pflanzen. 


Castilloa elastica. Die Bäume hatten im vergangenen Jahre 
sehr unter den Larven einer Bockkäferart zu leiden. Von den ältesten 
5 Bäumen, welche vor 1Y, Jahren noch gesund waren, ist keiner ver- 
schont geblieben, alle sind bis auf die Wurzel abgestorben. Drei 
schlagen allerdings wieder aus, jedoch dürfte die neuen Sprosse bald 
dasselbe Schicksal ereilen. 

4* 


Aa En 


Die jüngeren etwa dreijährigen Kulturen sehen traurig aus. Die 
Hälfte der Bäume ist schon eingegangen oder wird in allernächster 
Zeit absterben. Besonders ungünstig scheint die Trockenzeit zu wirken. 
Solange die Bäume noch eine dünne Rinde haben, kann man den Weg, 
welehen die Larven sieh unter derselben fressen, leicht fühlen und 
durch einen Einschnitt, der schnell verheilt, den Schaden beseitigen. 
Wenn die Bäume aber älter werden, macht die dicke Rinde dieses 
unmöglich, und der Käfer kommt zur Entwicklung, bevor man ihm 
beikommen kann. 

Ein Bild von der Verwüstung, welche dieser Schädling macht, 
bietet die Tatsache, dass aus einem ca. 4 m hohen Baum an einem 
Tage 23 Larven entfernt wurden, welche s. Z. nahezu Fingerdicke 
erreicht hatten. Bei dieser Operation wurde die Rinde nur stellenweise 
angeschnitten, und der Baum vegetiert heute noch weiter. 

Nach dem Berichteten unterliegt es keinem Zweifel, dass die 
Kultur der Castilloa im Viktoria-Bezirk einstweilen ausgeschlossen ist. 
Die als Castilloa elastieca var. cortice alba bezeichnete Varietät 
ist bis jetzt noch nicht so sehr beschädigt, wie die vorhergehende. 

Hevea brasiliensis hat recht viele Samen gegeben, die grössten- 
teils im Schutzgebiet verbreitet worden sind. Im botanischen Garten 
ist ein kleiner geschlossener Bestand auf einem feuchten Grundstück 
am Limbe-Bach neuerdings angelegt worden. 

Auch im kommenden Jahre ist wieder reichlich Saatmaterial zu 
erwarten. 

Mascarenhasia elastica wächst noch ziemlich strauchartig, 
obgleich einzelne Exemplare schon über 3 m hoch sind. Sie ist das 
ganze Jahr hindurch mit Blüten übersäet und macht reichlich Samen, 
für die sich aber bis jetzt wenig Interessenten finden. 

Sapium utile wäclst schnell aber strauchartig.. Ein Versuch 
die Art durch Stecklinge zu vermehren, schlug fehl. 

Fieus elastica. Die Varietät, welche guten Kautschuk liefert, 
kommt sehr langsam vorwärts. 

Forsteronia floribunda. 

Cryptostegia grandiflora. Diese beiden Lianen haben noch 
wenig Fortschritte gemacht. 

Als neu hinzugekommene Kautschukpflanzen sind zu nennen: 
Landolphia sp.? „Hoboro“ und Fieus Elkweldianus. 


3 Guttapercha- Pflanzen. 
Für die Guttaperchakultur war das abgelaufene Jahr von besonderer 
Bedeutung, weil Material zu einer grösseren Anlage zur Verfügung 
gestellt wurde. 


ER 


Palaquium oblongifolium. Die jungen Pflanzen, welche in 
den Gewächshäusern der Zentralstelle angezüchtet worden waren, und 
durch das kolonialwirtschaftliche Komitee herausgeschiekt wurden, kamen 
in ziemlich gutem Zustande hier an. 102 Exemplare haben den 
Transport überstanden und gedeihen einstweilen unter einer Schatten- 
stellage gut weiter. Sie sollen mit Beginn der Regenzeit in bereits 
vorbereitetes Freiland ausgesetzt werden. 


Palaquium gutta, 
Palaquium Treubii, 


Palaquium borneense, welche je in einem Exemplar geschickt 
wurden, kamen tot an. 

Mimusops balata. Von den beiden ganz verschiedenen Arten, 
welche unter diesem Namen kultiviert werden, wächst diejenige, welche 
aus Britisch Guyana stammt, ziemlich schnell. Die Bäumchen sind 
1,50 m hoch. 

Tabernaemontana Donell-Smithii. Ob das Produkt aus den 
Früchten dieses Baumes noch als Guttapercha anzusprechen ist, erscheint 
nach den neuesten Untersuchungsberichten fraglich. Der Schnecken- 
schaden war in diesem Jahre unbedeutend. Infolgedessen haben sich 
die Bäumchen etwas erholt. Einzelne blühen reichlich, ohne jedoch 
Früchte anzusetzen. 


4. Gewürze und ätherische Öle liefernde Pflanzen. 


Vanilla planifolia. Die aus Mexiko stammenden Vanille- 
pflanzen wachsen immer noch sehr langsam, jedoch haben sie sich 
bereits erheblich gekräftigt. 


Cinnamomum ceylanicum ist in diesem Jahre nicht geerntet 
worden, da die Kosten der Präparation durch den Erlös nicht gedeckt 
werden. Nach Deutschland gesandte Blätter, welche zur Gewinnung 
von ätherischem Öl benutzt werden sollten, erzielten im Vergleich zu 
den hohen Frachtkosten auch keinen befriedigenden Preis. 

Dagegen erscheint die Gewinnung sogenannter Chips, einfach 
mit einem Messer abgeschabte Rinden, welche für die Öldestillation 
Verwendung finden, für die Eingeborenen rentabel, und es soll versucht 
werden, dieselben für diese Kultur zu interessieren. 


Myristiea fragrans. Die beiden bereits Frucht tragenden Bäume 
lieferten auch in diesem Jahre reichlich Saatgut. In der Regenzeit 
sollen eine Anzahl junger Pflanzen mit weiblichen Reisern kopuliert 
werden. 


Elettaria cardamomum. Der Ertrag eines Hektars betrug 
kaum 1 Pfund. Die Früchte sind sehr klein und sie leiden in der 
Regenzeit bedeutend unter Fäulnis. 

Piper nigrum ist reichlich durch Stecklinge vermehrt und an 
die Regierungsstationen und Eingeborenen abgegeben worden. 

Zingiber offieinale. Diese Kulturpflanze ist dem botanischen 
Garten in diesem Jahre wieder neu zugeführt worden. Die wenigen 
Pflänzchen gedeihen prächtig und werden sich bald vermehren lassen. 

Caryophyllus aromatieus. Die Kameruner Gewürznelken 
haben in Deutschland eine sehr günstige Beurteilung gefunden. Deshalb 
sind in diesem Jahre nur Samen gezogen worden, welche bereits aus- 
gesät sind. Das Anzüchten der jungen Pflanzen ist leider mit vielen 
Misserfolgen verbunden. 

'Pimenta acris hat reichlich fruktifiziert und ist entsprechend 
vermehrt worden. Aus den Blättern wurde das Bayöl destilliert und 
zur Begutachtung nach Deutschland geschiekt. Ein fachmännisches 
Urteil über den Wert des letzteren steht noch aus. 

Andropogon Schoenanthus. Ein Exemplar dieser Kultur- 
pflanze wurde im Berichtsjahr von der Zentralstelle überwiesen, kam 
aber tot hier an. 

Die im botanischen Garten in Viktoria als Andropogon Schoenanthus 
kultivierte Art, welche aus Saö Thome@ stammt, hat ein von Lemon- 
grasöl vollständig verschiedenes Produkt ergeben. In Anbetracht des 
hohen Preises, den Lemongrasöl zur Zeit erzielt, wäre Pflanzmaterial 
der echten Art sehr erwünscht; zumal da die Kultur sehr einfach ist 
und schnell Erträge liefert. 

Cananga odorata. Das einzige Exemplar gedeiht gut. 


5. Fette Öle liefernde Pflanzen. 


Aleurites moluccana hat auch in diesem Jahre reichlich 
Früchte geliefert. Einige Zentner sollen zur Bewertung nach Deutsch- 
land geschickt werden. Ebenso auch einige Flaschen Öl aus den 
frischen Kernen. 

Illipe latifolia hat auch in diesem Jahre keine Früchte getragen. 

Bassia longifolia wird ein hoher Baum. Sie hat noch nicht 
geblüht. 


6. Medizinalpflanzen. 


Toluifera balsamum (Myroxylon Pereirae). Unter den 
vier ältesten ca. 13jährigen Bäumen haben die Tornados argen Schaden 
angerichtet. Im vorigen Jahre fiel ein Baumwollbaum in diese Gruppe 
und erschlug zwei Bäume. Die beiden anderen hatten unerhebliche 


A 


Schrammen bekommen, die aber doch ein Anfaulen des Holzes zur 
Folge hatten. Ein nicht einmal sehr heftiger Tornado hat infolge- 
dessen vor einigen Tagen den dritten Baum abgebrochen, und der über- 
lebende wird auch wohl kaum gerettet werden können, 

Die übrigen Bäume jüngeren Alters stehen prächtig und haben 
besseren Windschutz. 

Toluifera peruifera (Myroxylon toluifera) scheint weniger 
schnell zu wachsen als die vorhergehende Art. 

Brucea antidysenteriea. Die Pflanze sieht nicht sehr kräftig 
aus. Höhenklima würde ihr vorteilhafter sein. 

Quassia amara wächst sehr langsam. Dabei blüht die Pflanze 
aber andauernd und macht auch viele Samen. 

Smilax medica. Das einzige Exemplar war beim Unkrautjäten 
abgeschlagen worden und wurde lange Zeit für tot gehalten. Die 
unbeabsichtigte Operation scheint der Pflanze gut bekommen zu sein, 
denn sie macht neuerdings mehrere kräftige Triebe. 

Strophanthus- Arten. 

Früchte entwickelt immer nur noch der Strophanthus gratus, und 
auch dieser nur in beschränkter Anzahl. Auffallend ist, wie lange die 
Früchte zum Reifen gebrauchen. Erst ea. 1 Jahr, nachdem die Frucht 
ganz ausgewachsen ist, beginnt dieselbe sich zu öffnen. 

An neu hinzugekommenen Arten sind zu erwähnen: Strophanthus 
diehotomus, S. dichotomus var. und S. sp. Billiton. 

Strychnos nux vomica hat immer noch nicht geblüht. 

Curcuma longa ist in grosser Menge geerntet worden und soll 
nächstens nach Deutschland geschickt werden. 

Mallotus philippinensis blüht reichlich, hat aber bisher noch 
keine Früchte entwickelt. 

Croton tiglium macht nach wie vor reichlich Samen, für welche 
aber, der hohen Transportkosten wegen, keine Verwendung ist. 


7. Faserpflanzen. 


Boehmeria nivea. Die im vorigen Jahre neu gezüchtete 
indische Varietät ist im Wuchs nicht kräftiger, als die schon seit 
längerer Zeit kultivierte, und sie erreicht auch nicht die Höhe, die für 
eine lohnende Kultur vorausgesetzt werden muss. 

Die kleine Ramie-Versuchskultur, welche seit etwas mehr als 
3 Jahren im botanischen Garten besteht, geht in ihren Erträgen immer 
mehr zurück. Dieselbe ist von Sachverständigen mit Bezug auf die 
hiesigen lockeren Bodenverhältnisse für aussichtslos erachtet worden 
und soll aufgegeben werden. Pflanzmaterial für Pflanzungen, welche 


diese Kultur auf anderen Bodenarten versuchen wollen, wird der bota- 
nische Garten bei der Zähigkeit dieser Pflanze, die selbst die steinigsten 
Wege nieht mit ihren Rhizomen verschont, wohl noch auf lange Zeit 
hinaus zur Verfügung haben. 

Musa textilis gedeiht gut und ist bereits in einigen Exemplaren 
an Liebhaber abgegeben worden, Es wird beabsichtigt in der Regenzeit 
einen kleinen geschlossenen Bestand dieser Faserpflanze anzulegen. 

Von den vorhandenen Agaven gedeihen ziemlich gut die Sisal, 
Ixtle und Lechuguilla. Es dürften aber wohl noch 1—2 Jahre 
vergehen, bis ein Urteil über ihre Bedeutung für Kamerun gegeben 
werden kann. 

Versuche, die Bromelia pita aus Salvador nach Viktoria zu 
überführen, sind auch in diesem Jahre fehlgeschlagen. Die Samen haben 
nicht gekeimt. 


8. Nutzhölzer. 


Haematoxylon eampecheanum hat in diesem Jahre zum 
ersten Male Samen gegeben. 

Teetona grandis ist in einigen hundert Exemplaren vorhanden. 
Eine Ameisenart dringt mehrfach in die Rinde dieser Bäume ein und 
erzeugt dort wulstige Auswüchse. Wenn auch nicht anzunehmen ist, 
dass der Schaden sich auf das Kernholz überträgt, so beeinträchtigt er 
doch das Wachstum der Bäume. 

Die beiden ältesten Bäume geben reichlich Samen, welcher aber 
bisher noch nie gekeimt hat. 

Cedrela odorata. Unter diesem Namen sind wahrscheinlich 
3 verschiedene Varietäten in Kultur. 

Swietenia mahagoni wächst sehr langsam. 

Swietenia bijuga hat an den jüngeren Teilen viel unter Ameisen 
zu leiden. Die Zweige, welche angenagt werden, scheiden reichlich 
Gummi aus und sterben dann ab. Im allgemeinen übersteht die Pflanze 
diese Beschädigung sehr gut und wächst schnell. 

Mesua ferrea. Aus dem reichlichen Samen des vorigen Jahres 
konnten nur einige junge Pflänzchen erzielt werden. Das einzige ältere 
Exemplar wächst sehr langsam, ist aber ein schönes Bäumchen, welches 
seiner duftigen Blüten wegen sehr geschätzt wird. 

Michelia champaca ist reichlich vermehrt worden. Der Baum 
fällt durch seinen selten schlanken Wuchs auf. Da derselbe bis jetzt 
noch von keinem Tornado Schaden erlitten hat, soll eine grössere 
Allee davon angepflanzt werden, die dem Garten schnell Windschutz 
gewähren wird. 


u re 


Casuarina paludosa, 

Casuarina tenuissima. Diese beiden Arten waren im vorigen 
Jahre aus Samen gezüchtet worden, sind aber später durch starke 
Regenfälle vernichtet worden. Die jungen Pflanzen sind ebenso wie 
diejenigen der im Garten verbreiteten C. muricata gegen Regen sehr 
empfindlich. Die neue Aussat dieses Jahres hat wieder einige Pflänzchen 
von beiden Arten ergeben und es ist zu hoffen, dass dieselben dem Garten 
erhalten bleiben. 

Neu hinzugekommen sind: Khaya senegalensis, Cithare- 
xion quadrangulare, Quillaya saponaria, Cordia pyrami- 
dalis. Pterospermum acerifolium. 


9. Schattenbäume. 


Über die Erythrina-Arten ist neues nicht zu beriehten. E. litho- 
sperma und E. umbrosa gaben ca. 1000 Samen. Diese sowie auch ca. 
5000 Stecklinge der älteren Arten wurden von den Pflanzungen ab- 
genommen. 

Albizzia-Arten. Die einzige ältere A. molucecana fiel einem 
Tornado zum Opfer. A. stipulata gab reichlich Samen, von denen mehr 
als 100000 Stück an die Pflanzungen abgegeben wurden. A. Lebbek, 
die einzige von den vorhandenen Arten, welche das ganze Jahr hin- 
durch ihr Laub behält, giebt ebenfalls in einigen Wochen reichlich Samen. 

Glyriecidia sepium ist in zwei Varietäten vorhanden. Einige 
Bäume haben in diesem Jahre zum ersten Male geblüht. Über die Be- 
deutung dieses Schattenbaumes für Kamerun lässt sich noch nichts sagen. 

Inga edulis wächst sehr schnell und gibt diehten Schatten. Sie 
hat reichlich geblüht, aber keine Früchte angesetzt. 

Crescentia trifoliata scheint sich wegen ihres heekenartigen 
Wuchses, welcher zudem wenig aufwärts strebt, nicht als Stützbaum 
für Vanille zu eignen. Dagegen bietet Glyrieidia sepium hierfür, sowie 
für Pfeffer bessere Aussichten. 


10. Essbare Fruchtarten. 


Samen und junge Pflanzen von essbaren Früchten wurden auch in 
diesem Jahre in grösserer Anzahl von der Zentralstelle überwiesen. 
Die Arten waren allerdings alle schon im botanischen Garten in Kultur 
und es bleibt deshalb also abzuwarten, ob das später erzielte Obst das 
bisherige an Güte übertrifft. 

Neues ist über diese Kulturgruppe seit dem letzten Berichte nicht 
zu sagen, 


a 


Die Vermehrung der vorhandenen Fruchtarten wurde auch im ver- 
gangenen Jahre nach Möglichkeit angestrebt, und es ist eine grosse 
Anzahl junger Pflanzen und Samen an Pflanzungen ete. abgegeben worden. 

Als besonders bemerkenswert mag noch hervorgehoben werden, 
dass das Bezirksamt in Viktoria bestrebt war, in allen Dörfern des Be- 
zirks kleine Obstanpflanzungen durch die Eingeborenen anlegen zu lassen. 
Der botanische Garten hat zu diesem Zweck Samen von Mangifera in- 
dica, Persea gratissima, Citrus aurantium, Terminalia catappa in reich- 
licher Menge zur Verfügung gestellt, und es ist zu hoffen, dass man 
bald in jedem Dorfe des Urwaldes eine erfrischende Obst-Frucht er- 
halten kann. 

Aus dem Berichteten geht hervor, dass die Tätigkeit der Zentral- 
stelle am botanischen Garten in Berlin für den Versuchsgarten in 
Viktoria eine ausserordentlich glückliche gewesen ist und dass dieselbe 
dem Schutzgebiete Kamerun jetzt schon sehr vielen Nutzen bringt. 

Mit der Zeit werden die Grundlagen mancher Kulturen, die zum 
Teil unter schwierigen Umständen in Kamerun ermöglicht worden sind 
und heute noch der Pflege des Versuchsgartens dringend bedürfen, 
weiter ausgebaut werden können. Und man kann mit Recht die Er- 
wartung aussprechen, dass manche von ihnen geeignet sein werden, die 
wirtschaftliche und sanitäre Entwickelung des Schutzgebietes zu fördern. 


III. Das Sammeln von Palmen. 
Von 


U. Dammer. 


Die Präparation der Palmen für das Herbar bietet den meisten 
Sammlern wegen der Grösse der Objekte so viele Schwierigkeiten, dass 
sie in den meisten Fällen ganz davon absehen, Herbarmaterial von 
Palmen zu sammeln oder wenn sie es sammeln, so unvollständig, dass 
eine spätere Identifizierung ausserordentlich erschwert, wenn nicht ganz 
unmöglich ist. Das ist der Grund, dass selbst sehr grosse Herbarien 
meist nur wenige Vertreter der Palmen besitzen. Ich habe nun versucht, 
diesem Übelstande dadurch abzuhelfen, dass ich das Sammeln und die 
Präparation für das Herbar räumlich und zeitlich trennte. Die dadurch 
erzielten Resultate sind so befriedigend ausgefallen, dass ich im folgenden 
meine Methode veröffentliche, um dadurch Sammler von Pflanzen in den 
Tropen anzuregen, in Zukunft auch Palmen zu sammeln. 

Ehe ich auf die eigentliche Methode eingehe, will ich jedoch fest- 
stellen, welche Teile der Palmen zur Bestimmung notwendig sind und 
infolgedessen unbedingt gesammelt werden sollten. 

Vom Stamme ist, wenn irgend möglich, ein so langes Stück zu 
sammeln, dass aus demselben die Länge der Internodien festgestellt 
werden kann. Bei dieken Stämmen genügt hierzu ein tangentiales Stück, 
welches zwei Blattknoten hat, während von dünnen Stämmen am besten 
das entsprechende Stammstück im ganzen genommen wird. Ferner ist 
auf die Bekleidung des Stammes zu achten: Stacheln, Wurzeldornen ete. 
sind, möglichst im Zusammenhang mit dem Stammstück, zu sammeln, 
da die Anordnung dieser Anhänge nicht selten von Bedeutung ist. 
Wirft die Pflanze ihre Blätter nur teilweise ab, so dass die Blattbasen 
stehen bleiben, so ist dies auf dem Begleitzettel zu vermerken. Manche 
Palmen, z. B. Copernicia cerifera, säubern ihren Stamm nur an dem 
oberen Teile; auch das ist besonders zu bemerken. Stehen die Stämme 
auf hohen Stelzwurzeln, z. B. Iriartea-Arten, so sind von den Stelz- 
wurzeln Stücke zu sammeln. Manche Palmen bilden teils zeitweise, 
teils dauernd schräg bis senkrecht aus der Erde hervorragende Stämme, 
indem sie mit ihrer Spitze schräg abwärts wachsen (z. B. Sabal, Rho- 
palostylis, Phytelephas ete.). Diese Stammstücke sind zu sammeln. 
Vereinzelt kommt es vor, dass der Stamm sich normal oben verzweigt 
(Hyphaene-Arten, Chamaedorea bambusoides); dann sind solche Ver- 
zweigungen zu sammeln. Ebenso sind Ausläuferbildungen (Rhapis, 


Be 


Pinanga, Calamus ete.) zu sammeln. Die Blätter oder Wedel der 
Palmen sind Fächer- oder Fiederwedel. Sie haben eine charakteristische 
Scheide, einen charakteristischen Blattstiel und eine einfache oder ge- 
teilte Spreite. Bei den Fächerwedeln ist noch besonders auf die meist 
an der Grenze zwischen Blattstiel und Blattfläche sitzende Ligula zu 
achten, welche bald nur wenige mm lang und breit ist, bald grosse 
Dimensionen bis zu 30—40 em Länge nnd 5—6 cm Breite erreicht. 
Ferner ist bei den Fächerblättern wichtig das Eindringen der Rhachis 
in die Blattfläche, die Zahl der Teilungen der Blattfläche, der Blattrand, 
die Bewehrung des Blattstieles. Letztere erstreckt sieh bald über die 
ganze Länge des Blattstieles, bald ist sie nur auf einen Teil derselben 
beschränkt. Bei Fiederblättern ist wichtig die Blattscheide, welche hier 
häufig eylindrisch ist, nicht selten Ochreenbildung zeigt und bisweilen 
Anhangsgebilde (Stacheln, Geisseln) trägt; sie soll möglichst unverletzt 
sein, um erkennen zu können, ob sie aufreisst oder nicht. Die Ansatz- 
stelle des Blattstieles an der Scheide ist bei den verschiedenen Fieder- 
palmen verschieden, ebenso seine Länge und Bewehrung. Den eigent- 
lichen Fiedern gehen bisweilen dornig metamorphosierte Fiedern von 
charakteristischer Form und Länge voraus (Phoenix). Die Fiedern 
stehen entweder paarweise oder zerstreut oder in Gruppen an der 
Rhachis, welche in ihrem Verlauf nicht selten den Querschnitt ändert, 
bisweilen als Geissel über die eigentliche Blattfläche hinaus verlängert 
ist und mannigfache Bewehrungen trägt. An der Spitze ist die Blatt- 
fläche nicht selten nicht vollständig in Fiedern aufgelöst, so dass hier 
breitere Blattflächen, welche oft mehr oder weniger tief zweispaltig sind, 
sitzen. Alle diese Eigentümlichkeiten müssen an dem Herbarmateriale 
kenntlich sein. Bei kleinen Wedeln nimmt man am besten das ganze 
Blatt mit dem Stammstücke, an welchem das Blatt sitzt. Grosse Wedel 
werden der Länge nach bis nahe an die Spitze halbiert; letztere wird 
im ganzen genommen, von dem Reste werden Stücke der einen Hälfte 
vom Grunde und aus der Mitte genommen, doch so, dass die Anordnung 
der Fiedern und die etwaige Entfernung der einzelnen Ficdergruppen 
zu erkennen ist. Ferner werden Querschnitte des Blattstieles und der 
Rhachis und der ganze Rand des Blattstieles genommen. 

Die Blütenstände stehen bald unter den Blättern, bald zwischen 
den Blättern. Dies muss notiert werden. Sie sind am Grunde von 
einer besimmten Anzahl Scheiden umgeben, welche sämtlich zu sammeln 
sind. Deshalb ist der Blütenstand an seiner Ursprungsstelle möglichst 
mit einem Stückchen Stamm abzuschneiden. Die Blütenstände sind bald 
einfach, bald verzweigt; die Art der Verzweigung muss deutlich an dem 
Objekte zu erkennen sein. Viele Palmen sind zweihäusig, deshalb ist 
auf männliche und weibliche Blüten zu achten. Einhäusige Palmen sind 


Ze 


sehr häufig proterandrisch, weshalb bei der Auswahl der Blütenstände 
darauf zu achten ist, dass beide Entwicklungsstadien gesammelt werden. 
Ausser Blütenknospen sind stets voll entfaltete Blüten zu sammeln. 
Die Früclıte müssen ganz reif sein. Sie sind mit einem Stück der 
Intloreszenzachse zu sammeln, so dass die etwa auswachsenden Blüten- 
hüllen an den Früchten sitzen. Da auch der Griffel und die Narbe oft 
an der Frucht bleiben und mit auswachsen, ist auf vollkommene Früchte 
zu achten. 

Die Methode des Sammelns beruht nun auf der Erkenntnis, 
dass sich zetrocknete Palmenteile leicht aufweichen lassen und dann 
bequem wie frisches Material präpariert werden können. Der Sammler 
hat also nur nötig, die genannten Pflanzenteile durch Knicken, Biegen, 
Brechen und Schnüren auf ein möglichst geringes Volumen zu bringen 
und möglichst schnell zu troeknen. Bei Fächerwedeln wird er den 
Blattstiel mehrmals einknicken, die Blattfläche der Länge nach zu- 
sammenfalten und dann ebenfalls einknieken und so das Bündel möglichst 
fest zusammenschnüren und über dem Lagerfeuer schnell trocknen. 
Grosse Fiederwedel wird er in der oben angegebenen Weise zerschneiden 
und die Teile dann der Länge nach zusammenfalten, biegen, knicken 
und schnüren und ebenfalls schnell trocknen. Ebenso werden die 
Blütenstände behandelt. Kleinere Palmen, bis etwa 2 m Höhe, können 
über der Erde abgeschnitten werden, sodass die Wurzelansätze noch 
zu erkennen sind, und dann durch Zusammenschnüren, Biegen und 
Knicken im ganzen zu einem Bündel zusammengeschnürt werden. Man 
nehme keine Rücksicht darauf, dass bei dieser scheinbar rohen Be- 
handlungsweise die Form verloren geht. Die Pflanzen nehmen später 
beim Aufweichen ihre natürliche Form wieder vollständig an. Die Haupt- 
sache ist, dass die einzelnen, festverschnürten Bündel schnell vollständig 
getrocknet und dann am besten in wasserdichtes Papier gewickelt werden, 
damit sie nicht faulen oder schimmeln. Jedes Bündel erhält ein Etikett, 
das am besten festgebunden wird. 


IV. Hypsophila Dielsiana Loesener. 


Hypsophila Dielsiana Loes. sp. nov.; frutex eirc. 2-metralis, 
glaberrimus; ramulis hornotinis angulatis; foliis alternis, 2—5 mm 
longe petiolatis, i. v. erassiuseule subearnosis, i. s. subpergamaceo-coria- 
ceis, lanceolatis vel elliptieis vel obovato-elliptieis vel lanceolato-ellip- 
tieis, integris, basi acutis vel obtusis vel cuneatis, apice breviter et 
saepe obsolete acuminatis, vel subacutis, plerumque apice extremo ipso 
obsolete apieulatis, margine i. s. anguste sed manifeste revoluto, 9 vel 
plerumque 10—15 em longis, 2,5 —4,5 cm latis, i. s. viridibus vel brunneo- 
olivaceis, subtus paullo pallidioribus, costa media supra prominula vel 
subprominente, subtus subplana et tantum conspieua, nervis lateralibus 
utrinque eire. 7—10 prineipalibus, ad apicem versus arcuatis, supra 
prominulis, subtus plane evanidis vel vix eonspieuis; inflorescentiis 
in foliorum axillis solitariis longissime (3,5—7 em longe) pedunculatis, 
laxe eymosis, plerumque eire. quinquies vel sexies diehotome furcatis, 
axibus intermediis longis et manifestis, secundariis usque 3 em longis, 
ulterioribus gradatim diminutis, multifloris, pedicellis ultimis 4—8 mm 
longis; braceteis deltoideis acutis, eirc. 1,5 mm longis; floribus eire. 
6—7 mm diam., i. v. rubellis; sepalis 5, rotundatis, imbricatis, in- 
aequalibus, 2 interioribus maximis 2,5 mm longis, 2 exterioribus minimis 
eire. 1,25 mm longis; petalis 5 late rotundatis, truncato-suborbieulari- 
bus, extrorsum reeurvatis, erassiuseulis subearnosis, eire. 4 mm diam.; 
staminibus 5 intra diseum subpulviniformem insertis, filamentis brevi- 
bus extrorsum recurvatis, erassiusceulis, vix 1 mm longis, antheris late 
subeordiformibus, facile delabentibus, rimis 2 obliquis dehiscentibus; 
ovario obtuse conico disco subsemiimmerso, 3-loculari, loculis eirc. 
10-ovulatis, ovulis 2-serialibus; stigmate subsessili, brevissime 3-lobo; 
capsula immatura ambitu oblonga, eire. 4 em longa, eire. 1,3 em 
erassa, hine inde gibberibus irregularibus instrueta, 3-locularis, loculis 
pleiospermis, seminibus erectis, superpositis, basi arillo perbrevi in- 
structis, testa atra, albumine copioso. 

Nord-Ost-Queensland, im schattigen Urwald am Mittel-Barron 
bei Kuranda in 350 m Höhe ü. M.: L. Diels n. 8466. — Blühend und 
mit unreifer Frucht im Juni. 

Die Art gehört in die nähere Verwandtschaft von H. Halleyana F. v. Muell., 


die durch bedeutend kürzere und weit weniger blütige Cymen sowie durch kürzere 
und breitere Laubblätter abweicht. 


ae 


V. Das biologisch-landwirtschaftliche Institut zu 
Amani in Ost-Usambara. 


Von 
A. Engler. 


Seit langer Zeit war in den Kreisen, welche sich für die kulturelle 
Entwicklung Deutsch-Ostafrikas interessierten, das Verlangen nach 
Gründung einer botanischen Versuchsstation in dem fruchtbareren Teile 
Usambaras hervorgetreten und nach längerer Umschau und mannigfachen 
Erwägungen war schliesslich im Jahre 1902 Amani in Ost-Usambara 
gewählt worden, das ich selbst im September desselben Jahres in 
Begleitung von Herrn Regierungsrat Dr. Stuhlmann und Herrn Forst- 
assessor Dr. Holtz besuchte, nachdem Herr Professor Dr. Zimmer- 
mann, der in seiner früheren Stellung am botanischen Garten in 
Buitenzorg reichlich Erfahrungen gesammelt hatte, mit der Einrichtung 
und Verwaltung der Anlage betraut, bereits mit dem Pflanzen begonnen 
hatte. Während eines mehrtägigen Aufenthaltes hatte ich hinreichend 
Gelegenheit, die Verhältnisse dieser Station kennen zu lernen und will 
hierüber kurz berichten, indem ich zugleich auf meinen in der Gesell- 
schaft für Erdkunde am 7. März 1903 gehaltenen Vortrag: Über die 
Vegetationsformationen Ost-Afrikas auf Grund einer Reise durch 
Usambara zum Kilimandscharo hinweise und mir auch noch weitere 
Mitteilungen über Einzelheiten vorbehalte. 

Durch Verfügung des kaiserlichen Gouverneurs Grafen von Götzen 
vom 4. Juni 1902 wurden Organisation und Aufgaben des Instituts in 
folgender Weise bestimmt: 

„Die durch Verfügung vom 4. Juni in Ostusambara gegründete 
wissenschaftliche Versuchsstation trägt den Namen „Biologisch-Landwirt- 
schaftliches Institut zu Amani“. Die Arbeiten des biologisch -landwirt- 
schaftlichen Instituts zu Amani sollen sich in jeder Weise nach den 
praktischen Bedürfnissen der deutsch-ostafrikanischen Kolonie richten. 
‚Für wissenschaftliche Arbeiten, die nicht dem Zweck der Hebung oder 
Erhaltung der ostafrikanischen Landeskulturen dienen, sollen Ausgaben 
aus den Mitteln des biologisch-landwirtschaftlichen Instituts nicht 
gemacht werden. Falls der spätere Ausbau des Instituts die Anlage 
eines botanischen Gartens wünschenswert macht, kann in Zukunft eine 
Erweiterung dieser Bestimmung eintreten. Die Leitung des Instituts 
soll stets im wesentlichen ihre Aufgaben in folgendem sehen: in der 


I 2 AN EER 


praktischen Unterstützung der im Lande bestehenden Pflanzungen und 
Ansiedelungen von Privatleuten; in der Lösung ihr vom Gouvernement 
zugewiesener Aufgaben innerhalb oder ausserhalb des Instituts, ins- 
besondere zur Hebung der Eingeborenenkulturen; in der Anregung und 
Anleitung zur Einführung neuer nutzbringender Kulturen und Pflanzungs- 
methoden. Der Geschäftskreis des biologisch - landwirtschaftlichen 
Instituts umfasst daher im allgemeinen folgende Arbeiten: Untersuchung 
der Lebensbedingungen und Wachstumsverhältnisse tropischer Kultur- 
pflanzen nach den für die Praxis massgebenden Gesichtspunkten; Er- 
forschung und Bekämpfung der von pflanzlichen und tierischen Organismen 
verursachten Krankheiten der Kulturgewächse; Bodenanalysen: Fest- 
stellung geeigneter Düngungsmethoden, Untersuchungen von Rohstoffen 
und Produkten des Tier- und Pflanzenreichs, die für den Export und 
den menschlichen Konsum oder als Medikamente in Frage kommen; 
Erforschung der Flora und Fauna von Deutsch-Ostafrika. Zur Erfüllung 
seines Zweckes steht dem biologisch-landwirtschaftlichen Institut ein von 
Fachmännern geleitetes Laboratorium für Botanik, Chemie, Zoologie, 
Mineralogie und Geologie sowie eine Bibliothek zur Verfügung.“ 

Das der Station zugewiesene Land umfasst nahezu 250 Hektar 
zwischen 650 und 1100 m ü.d.M., fast durchweg immergrünen Regen- 
wald mit reichster tropischer Vegetation, wie sie nur noch in wenigen 
Teilen Ostafrikas angetroffen wird, zum grossen Teil von der Axt und 
Feuer noch nicht berührt, einige kleine Niederlassungen von Ein- 
geborenen einschliessend, von den grössten Kaffeepflanzungen Ost- 
usambaras nur 1—2 Stunden entfernt, eine Tagereise von der Eisenbahn 
Tanga-Korogwe und mehreren Plantagen im Vorland von Ostusambara. 
Für die Wahl dieses Platzes zur Versuchsstation war besonders mass- 
gebend die Nachbarschaft der grossen Plantagen und der Umstand, 
dass ein für die allerersten Bedürfnisse genügendes Haus, welches 
früher als Erholungsstation für Rekonvaleszenten diente, vorhanden war. 
Die Bodenverhältnisse sind günstige, d. h. der Boden ist so reich an 
Nährstoffen wie in einem grossen Teil der Plantagen Ostusambaras, und 
durch reichliche Nebelbildung sowie häufige Regen ist genügende 
Feuchtigkeit für die Entwicklung tropischer Kulturpflanzen gegeben. 
Nicht ganz günstig ist, dass das Plateau für die Errichtung der not- 
wendigen Gebäude nur beschränkten Raum darbietet und dass in un-. 
mittelbarer Nähe der Station nur ziemlich steile Abhänge für die 
Kulturen der Versuchspflanzen zur Verfügung standen, doch ist zu 
bedenken, dass auch sonst in Ostusambara steile Abhänge zur Anlage 
von Pflanzungen benutzt worden sind. Auch ist nicht beabsichtigt, 
alle Anpflanzungen im Zusammenhang anzulegen, sondern dieselben 
sollen auf dem ganzen Terrain an günstigen Plätzen verteilt werden. 


EIER 


In der nächsten Umgebung der Stationsgebäude befinden sich die 
Sortimente der verschiedenen Nutzpflanzen und die Saatbeete, in grösserer 
Entfernung werden Spezialkulturen angelegt werden. Somit dürfte die 
Station für den in erster Linie stehenden Zweck, Förderung der Kulturen 
von Nutzpflanzen, wohl geeignet sein. Für die ersten Anpflanzungen 
hat der Königliche botanische Garten zu Berlin 859 Exemplare tropischer 
Nutzpflanzen und 208 Exemplare anderer tropischer Gewächse geliefert, 
welche kurz vor meiner Anwesenheit in Amani gepflanzt worden waren 
und nach den neuesten Nachrichten des Herrn Professor Zimmermann 
sich sehr gut entwickeln, so namentlich auch die von uns gelieferten 
Kautschukpflanzen Kickxia und Castilloa sowie Chinarindenbäume. Die 
Beziehungen Professor Zimmermanns zu Java, desgleichen die Wirk- 
samkeit der Herren Professor Dr. Volkens und Dr. Busse während 
ihres Aufenthaltes in Java zur Beschaffung von Pflanzen und Samen 
aus Java tragen wesentlich zur Vermehrung wertvoller Kulturpflanzen 
bei; ich selbst konnte der Station reichlich Kampfersaat beschaffen, 
welche ich von einem Gönner unseres botanischen Gartens, Herrn 
Unger aus Japan erhielt. Ferner wurden von der Zentralstelle reichlich 
Guttapercha-Pflänzlinge nach Amani gesendet. Nach dem neuesten 
Bericht des Herrn Professor Zimmermann stehen jetzt auf den Saat- 
beeten über 2500 schöne Cinchonen, 200 Castilloa, einige Tausend 
Kaffeepflanzen verschiedener Herkunft und allerlei andere Pflanzen. 
Die Station ist aber auch geeignet, als Forschungsstation für 
wissenschaftliche botanische Studien zu dienen. Wer dieselbe, ohne 
längeren Aufenthalt in dem gefährlichen Küstengebiet zu nehmen, 
erreicht und sich vorsichtig verhält, wird von Malaria wenig zu fürchten 
haben und hier ruhig einige Monate botanischen Studien obliegen 
können. Wie ich mich bei achttägigem Aufenthalt überzeugt habe, 
bietet die nächste Umgebung, der nach allen Richtungen hin in 5—10 
Minuten zu erreichende Urwald, in welchem stundenweit gute Wege 
führen, eine Fülle von Material für botanische Studien aller Art. 
Obwohl schon drei Sammler in Ostusambara tätig gewesen sind, habe 
ich doch bei meinem kurzen Aufenthalt noch viele bisher nicht bekannte 
Arten gefunden und es ist sicher vorauszusagen, dass nach mir 
Kommende auch noch manches Neue entdecken werden. Aber der 
Umstand, dass hierher kommende Botaniker noch einige neue Arten 
entdecken können, ist bei weitem nicht so wichtig wie der, dass hier 
Botaniker die schönste Gelegenheit haben, sich mit den Haupttypen 
der tropischen Pflanzenwelt und ihren Lebenserscheinungen vertraut zu 
machen. Eine nicht kleine botanische Bibliothek kommt den not- 
wendigsten literarischen Bedürfnissen entgegen, ein kleines biologisches 
und ein chemisches Laboratorium dienen zunächst den Stationszwecken, 


oe 


der Erforschung der auf den Kulturpflanzen vorkommenden Schädlinge 
u.s. w. Die Bestimmung der aus Amani kommenden Pflanzen wird 
von der botanischen Zentralstelle in Berlin besorgt und die auf- 
fallenderen Bäume in der Umgebung der Station werden danach mit 
Etiketten versehen. 

Wer sich rüstig fühlt, kann aber auch nach Erledigung seiner 
Studien in Amani, so wie ich es getan habe, die nur wenige Tagereisen 
entfernten Steppengebiete Ostafrikas aufsuchen und so in verhältnis- 
mässig kurzer Zeit eine Mannigfaltigkeit der Pflanzengestaltung kennen 
lernen, wie sie nur in wenigen Gebieten der Tropen zu finden ist. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Vollständig liegt vor: 


je Rohstoffe des Pflanzenreiches. 


Versuch einer technischen Rohstofflehre des Pflanzenreiches. 


Unter Mitwirkung von 


Prof. Dr. Max Bamberger in Wien; Dr. Wilh. Figdor in Wien; Prof. Der. 
F.R. v. Höhnel in Wien; Prof. Dr. T. F. Hanausek in Wien; Prof. Dr. 
F. Krasser in Wien; Prof. Dr. Lafar in Wien; Dr. Karl Linsbaur in Dr 
Wien; Prof. Dr. K. Mikosch in Brünn; Prof. Dr. H. Molisch in Prag; Prof. 
Dr. A. E.v. Vogl in Wien; Prof. Dr. 'E. Wilhelm in Wien und Prof. Dr. er) 

S. Zeisel in Wien NR 


von 


Dr. Julius Wiesner 


o. ö. Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen an der Wiener Universität. 
Zweite, gänzlich umgearbeitete und erweiterte Auflage. 


Erster Band: . Zweiter Band: 
gr.8. 1900. Mit 153 Textfiguren. | gr.8. 1902. Mit 297 eg dee BL, 
#M 25.—; in Halbfranz geb. # 28.—. | # 35.—; in Halbfranz geb. # 8.—. 


Aus den Besprechungen: 


„Mit vollem Rechte kann man Wiesner’s im Jahre 1873 erschienenes Werk über die Roh- 
stoffe des Pflanzenreiches als die Grundlage der wissenschaftlichen technischen Rohstofflehre be- 
trachten, und in gleichem Masse hat es sich dem Botaniker sowie dem Techniker als wichtigstes “ 
Nachsehlagewerk unentbehrlich gemacht. Bei dem schnellen Vorwärtsschreiten in der Verwertung 
nee Stoffe für technische und industrielle Zwecke machte sich das Bedürfnis nach einer Neu- 

beitung immer dringender geltend, und es ist daher mit Freuden zu begrüssen, dass der Verfasser 
sich zu einer neuen Auflage entschlossen hat. Da mit der Zunahme des zu behandelnden Stoffes 
zugleich auch die Methodik der Bearbeitung durch ein tieferes Eindringen in wichtige Details ausser- 
ordentlich zugenommen hat, so wird die neue Auflage wohl den doppelten Umfang der ersten a 
erreichen. Bei der Verschiedenartigkeit des Materials hat sich der Verfasser veranlasst gefühlt, nur 37" 
einen Teil desselben, nämlich ausser der Einleitung noch die Kapitel über Gummi, Harze, Stärke und RR 
Fasern selbst zu bearbeiten und für die übrigen Abschnitte eine Reihe von Fachmännern zu gewinnen, 
die zum grössten Teil sich bereits als hervorragende Kenner der einzelnen Gebiete der technischen 
Warenkunde und Rohstofflehre betätigt haben. Die Namen Bamberger, Figdor, y. Höhnel, 
Hanausek, Krasser, Lafar, Mikosch, Molisch, v. Vogl, Wilhelm und Zeisel dürften 
Gewähr leisten für die Brauchbarkeit und wissenschaftliche Gründlichkeit dieser neuen an Ze 
zugleich legen sie auch Zeugnis dafür ab, dass es dem Verfasser gelungen ist, für seine 
grundlegenden Studien und durch die von ihm angeregten Arbeiten seiner Schüler Wien zum 
punkte derjenigen Bestrebungen zu machen, welche die Resultate der anatomischen und 
chemischen Untersuchungen der Rohstoffe für die Technik und Industrie zu verwerten Fan ig 
(Gürke in den Botanischen Jahrbüchern XXIX. Bd) 


„Wiesner hat das Verdienst, die technische Rohstofflehre, welehe seit Anfang des 19. Jahr- 
hunderts” vollständig darniederlag, durch die erste Auflage dieses Buches wieder belebt und mit 
wissenschaftlichem Geiste erfüllt zu haben ... Das Gebotene ist ae Pakete sn eben mit 9. 
nügenden neuen Literaturmachweisen versehen und wird nicht nur für den 
für den reinen Pflanzenphysiologen von Interesse sein. Man muss es Wiesner Dank ner; re er 
sich zur Herausgabe der neuen Auflage entschlossen und die neue Bearbeitung in so gute Bahnen 
geleitet hat.“ (Arthur Meyer in der Botanischen Zeitung 58. Jhrg. H. 13.) 


a Durch das Zusammenwirken zahlreicher Sachverständiger unter einheitlicher 

Leitung "und nach einheitlichem Plane ist in vorliegendem Werke ein ausserordentlich wertvolles 

Hilfsmittel zum Studium der Rohstoffe geschaffen worden. Nur selten wird man die gesuchte Be- 

lehrung über diesen oder jenen Punkt der technischen Warenkunde in dem Buche nicht finden. wa: 

bisher auf dem Gebiet sicher gestellt wurde, ist übersichtlich zusammengestellt und kritisch geordnet, 
das Wesentliche von dem Unwesentlichen geschieden und so eine breite Basis Goschatten Saat lack 1 

weiter gebaut werden kann...... Indem Wiesner und seine Mitarbeiter das bisher Ermiteite , 

klar geordnet zusammenstellten, haben sie das weitere Studium wirksam vorbereitet.“ “r 
(Tschirch in der Flora oder Allgem. botanischen Zeitung 1900, 87. Bd. 4.H) er 

NT Nous ne pensons pas qu'il soit utile d’attirer plus longnement l'attention sur cet 

ouvrage, "qui est de toute premiere utilite A tous ceux qui ontä faire une recherche quelcongue dans 

ce domaine.“ (Revme des cuitures colonialeı 1903. 6. II) = 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 


zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


No. 32. (Bd. IV.) Ausgegeben am 30. August 1903. 


Gutachten über die Verwendung westaustralischer Euealypten 
in afrikanischen Steppengebieten,. Von Dr. L. Diels. 
Australische Chenopodiaceen als Futterpflanzen in Trocken- 
gebieten. Von L. Diels. 

Zwei neue Meliaceen. Von Dr. J. Perkins. 

Einige schädliche Russtaupilze auf kultivierten Nutzpflanzen in 
Deutsch-Ostafrika. Von P. Hennings. 

Die Flora der Marshallinseln. Nach Aufzeichnungen des 
Regierungsarztes Herrn Dr. Schnee und anderen Quellen zu- 
sammengestellt von @. Volkens. 

Tle’s Expedition nach den Kautschuk-Gebieten des Amazonen- 
stromes. Vierter Bericht über den Verlauf der Kautschuk- 
Expedition vom November 1901 bis zum März 1902. Von 
Ernst Ule. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig 
1903. 


- Preis 0,80 Mk, 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


No. 32. (Bd. IV.) Ausgegeben am 30. August 1903. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 
ständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Gutachten über die Verwendung westaustralischer 


Eucalypten in afrikanischen Steppengebieten. 


Von 
Dr. L. Diels. 


J. Harvey Vachell in Kellerberrin, West- Australien bietet zum 
Verkauf an 
Samen von Eucalyptus loxophleba . . . 25 sh per Ib. 


n Sal birasu ne ma 
. Aalmonophlosamnt 2 H 25, nn, 
5 Bedumeny,ı All. uieml u 2DN. Waren 


Hierzu ist nach meinen in West-Australien gemachten Erfahrungen 
folgendes zu bemerken: 


1. Charakter der Arten. 
Alle vier Arten stellen grössere Bäume dar, zwischen 15 und 
55 m hoch, teils von pinienartiger Tracht, teils etwa einem Ölbaum 
im grossen vergleichbar. Die Blätter und Blüten sind bei allen ähnlich 
gestaltet, aber von wechselnder Grösse. 


2. Qualitäten des Holzes. 
Vorzüglich kennzeichnen sich die Hölzer dieser Bäume durch her- 
vorragende Härte, geringe Sprödigkeit, hohes Gewicht und Widerstands- 


fähigkeit gegen äussere Einflüsse. Am erheblichsten ist bis jetzt ihre 
5 


Be 


Verwendung in den Minen der westaustralischen Goldfelder; vorzüglich 
geeignet scheinen sie zum Wagenbau. 


3. Ölgehalt der Blätter. 


Das Laub aller Arten enthält das geschätzte Eucalyptusöl in 
starkem Prozentsatz; besonders Eucalyptus salmonophloia und 
E. salubris gehören in dieser Hinsicht zu den ergiebigsten Sorten. 


4. Bodenansprüche. 


Sämtliche vier Arten bevorzugen Lehm, oft mit Tonunterlage, doch 
kommen sie auch auf Urgestein vor. Die geringsten Ansprüche an 
Qualität stellt E. redunca, der auch auf grobem Kies fortkommt. 
Dagegen habe ich keine der vier Arten auf reinem Sandlande gesehen. 


ö. Klima in der Heimat. 


Als Gewächse des westaustralischen Binnenlandes leben die vier 
fraglichen Bäume unter sehr exzessiven Temperaturverhältnissen. 

Die höchste Temperatur, die jährlich im Mittel erreicht wird, 
beträgt 46°C im Schatten, die niedrigste —4°C. Im Zentrum der 
Heimat jener Eucalypten steigt das Thermometer an 96 Tagen des 
Jahres über 32°C im Schatten und fällt an 68 Tagen unter 4° C. 

Ihre Heimat liegt ferner in sehr trockenen Gebieten, wo oft die 
Hälfte des Jahres nahezu regenlos, die andere regenarm ist. 

Die Trockenheit der Luft ist sehr hoch und auch in der feuchten 
Saison bedeutend, die Bewölkung gering. Das wichtigste Moment, die 
Regenmenge im Jahresmittel, liegt zwischen 53 cm (in den besten Lagen) 
und etwa 15 cm (in den trockensten). Doch vertragen die Eucalypten 
auch Jahre von noch intensiverer Trockenheit, und wachsen noch in 
Gegenden, wo Jahre mit nur 10 cm Niederschlag wiederholt vor- 
gekommen sind. 


Klimatische Eigenheiten der einzelnen Arten. 


a) Eucalyptus loxophleba und E. redunca verlangen mehr 
Feuchtigkeit als die beiden anderen. Sie brauchen mindestens 25 cm 
Regen im Jahresmittel, sind aber gegen Kälte widerstandsfähig und 
vertragen häufigere Fröste bis zu —3°C ohne Schaden. 

b) Eucalyptus salubris und E. salmonophloia leben in den 
vorher charakterisierten trockeneren Strichen des Areales. 


6. Aussichten in den Kolonien. 


Die vier Eucalypten des Angebotes überstehen nicht nur eine 
längere Trockenheit ohne Schaden, sondern begnügen sich überhaupt 


mit einer absolut geringfügigen Regenmenge, während die meisten 
übrigen Eucalypten wenigstens während der Regenzeit ausgiebige Nieder- 
schläge verlangen. Aus diesem Grunde kommen jene Arten besonders 
in den trockeneren Steppengebieten, vor allem in Südwestafrika in 
Betracht. Dies bietet in der absoluten Regenmenge genaue Parallelen 
zum inneren Westaustralien, wenn auch in Betracht fällt, dass unsere 
Kolonie zum Gebiete der ausgesprochenen Sommerregen gehört, während 
im inneren Westaustralien die zeitliche Beschränkung weniger ausgeprägt 
ist, jedenfalls aber die kühlere Jahreszeit bevorzugt wird. 


7. Aussaat. 
Die Aussaat erfordert gewisse Sorgfalt, über die am besten gleich- 
zeitig mit eventueller Bestellung genauere Kulturanweisung von der 
botanischen Zentralstelle für die Kolonien zu erbitten ist. 


8. Das Angebot des Mr. Vachell. 


Mr. Vachell ist mir persönlich unbekannt. Doch geniesst er den 
Vorzug, sich in Kellerberrin nahezu im Mittelpunkt des Verbreitungs- 
gebietes der von ihm offerierten Eucalypten zu befinden, wo sie sämtlich 
zusammen vorkommen. Dadurch dürfte er imstande sein, die günstigste 
Jahreszeit für die Ernte abzupassen und wirklich brauchbares Saatgut 
zu liefern. 

Bei dem sehr geringen Gewichte von Eucalyptussamen (auf 
1 Pfund gehen wohl Tausende) und in Anbetracht der Mühe, die die 
Einerntung erfordert, scheint der geforderte Preis (1 Pfund 25 Shilling) 
nicht zu hoch bemessen. 


9. Ausdehnung der Kultur. 


Da 1 oder 2 Pfund Saatgut eine sehr beträchtliche Menge von 
Samen enthalten, dürfte vorläufig dieses Quantum genügen, um an 
geeigneten Orten die versuchsweise Anzucht vorzunehmen. 


Zusammenfassung. 


1. Eucalyptus loxophleba, „York-Gum“, 10—25 m hoch. Sehr 
hartes widerstandsfähiges Holz. Öl in den Blättern. Reicherer Lehm- 
boden. Regenmittel von 50—25 cm. Kein Frost. 

2. Eucalyptus redunca, „Wandoo“, bis 25 m hoch. Sehr hartes, 
höchst widerstandsfähiges Holz. Öl in den Blättern. Armer Lehm-, 
Ton- oder Kiesboden. Regenmittel von 50—25 cm. Temperaturen 
von 440° bis —4°, 

3. Eucalyptus salmonophloia, „Salmon Gum“, bis 30 m hoch. 
Sehr hartes widerstandsfähiges Holz, Viel Öl in den Blättern. Lehm- 


5* 


u 


und Tonboden. Regenmittel von 40—15 cm. Temperaturen von 446° 
bis —3°. 

4. Eucalyptus salubris, „Gimlet Gum“, bis 40 m hoch. Sehr 
hartes widerstandsfähiges Holz. Massenhaft Öl in den Blättern. Lehm- 
und Tonboden, auch sehr steiniges Gelände. Regenmittel von 40 bis 
15 em. Temperaturen von 446° bis — 3°. 

Der Kulturversuch ist in trockeneren Steppengebieten, ganz 
besonders in Südwestafrika entschieden zu befürworten. Da bisher die 
vorher charakterisierten, an Trockenheit hervorragend angepassten 
Eucalyptus-Species nirgends zur Aussaat erhältlich waren, muss Mr. 
Vachells Angebot mit Interesse begrüsst werden. Sein Aufenthaltsort 
bietet gewisse Gewähr für sorgfältige Bedienung bei entsprechendem 
Preis. 


II. Australische Chenopodiaceen als Futterpflanzen 


in Trockengebieten. 


Von 
L. Diels. 


In den ergiebigen Viehzucht-Distrikten des östlichen Australiens ist 
man frühzeitig auf die ökonomische Bedeutung der dort in zahlreichen 
Arten heimischen Gruppe der Chenopodiaceen aufmerksam geworden. 
Schon den ersten Pionieren der weissen Zivilisation musste in dem ein- 
tönigen, regenarmen Inneren des fünften Erdteiles die zähe Lebenskraft 
und das frische Aussehen dieser Gewächse auffallen, wenn die übrige 
Vegetation fahl und scheinbar erstorben dalag unter der intensiven Glut 
des langen Sommers. Als dann die Siedelung der Kolonisten von der 
Küste fortschreitend diese Binnengebiete sich nutzbar zu machen suchte, 
wurde die eigentümliche Befähigung dieser Pflanzen, länger als andere 
Gewächse des Landes das Wasser in ihren fleischigen Lauborganen 
festzuhalten, von hervorragender Bedeutung für die Förderung und Aus- 
dehnung der Viehhaltung, besonders aber für die Verbreitung der 
Schafzucht. 

Die Familie der Chenopodiaceen umfasst nach dem gegenwärtigen 
Stande unserer Kenntnisse in Australien ungefähr 110 Arten, die sich 
auf mehrere Gattungen verteilen; in praktischer Hinsicht sind Atriplex, 
Rhagodia, Kochia und einige Spezies von Bassia die wichtigsten. 
Sämtliche Arten vertragen eine gewisse Salzanreicherung des Bodens, 
und es giebt daher Vertreter der Familie sowohl am Strande des Meeres, 


a 


auf Dünen und Wattenland, als auch auf den grossen Flächen des 
Binnenlandes, wo weissglitzernde Salzpfannen von der Durchsetzung des 
Bodens mit Chloriden Zeugnis ablegen. Der Organismus der Chenopo- 
diaceen nimmt grössere Mengen dieser Verbindungen in sich auf; der 
salzige Geschmack ihrer Organe hat ihnen bei den australischen 
Siedlern den generellen Namen „Saltbush“ eingetragen. 


Tracht und Merkmale. 


Die Salzbüsche stellen bald ansehnliche Sträucher dar, die wohl 
über 1 m hoch werden können, bald niedrige Büsche, welche sich 
dieht über dem Boden verzweigen und mit ihren Ästen oft weithin sich 
ausbreiten. 

Die meisten Arten rechnet man zur Gattung Atriplex, die ja 
auch bei uns in Europa gut vertreten und in Deutschland als „Melde“ 
bekannt ist. Freilich weicht die Tracht der australischen Arten etwas 
ab von den uns gewohnten, indem mehrere Formen, wie erwähnt, 
strauchartig aufsteigen und die Blätter vielfach noch dieker und 
fleischiger erscheinen, als bei unseren Formen, oder noch stärker sich 
mit allerlei Haargebilden ausstatten. 

Wichtig zur Erkennung der einzelnen Spezies sind Blüten 
und Früchte. Stets erscheinen einige Blüten nur männlich, die 
anderen rein weiblich. Bei vielen Arten nun findet man beiderlei 
Geschlechter am gleichen Stocke, während andere Spezies „zwei- 
häusig“ sind, sodass ein Teil der Individuen nur männliche 
Blüten trägt, der andere nur weibliche aufweist. Die meist un- 
ansehnlichen, grün gefärbten weiblichen Blüten fallen erst zur Frucht- 
zeit dem aufmerksamen Beschauer ins Auge; denn dann lassen sich die 
hellfarbigen Fruchtgebilde in grösserer Menge an der Pflanze vorfinden. 
Die Früchte folgen sehr verschiedenem Bauplan bei den einzelnen 
Arten: stets sind zwei häutige Klappen als Hülle daran vorhanden, die 
einen einzigen Samen zwischen sich einschliessen, in ihrer Form jedoch 
sich denkbar verschieden ausgestalten. An ihrer Gestalt erkennt 
man die einzelnen Arten am leichtesten und sichersten, und 
wenn es auch in freier Natur oft misslich ist, zur zuverlässigen 
Bestimmung der Spezies auf die Zeit der Fruchtreife warten zu müssen, 
so hebt sich dieser Nachteil vielmals auf gegen die grosse Bequemlichkeit 
für die Praxis, welche ohne schwierige Prüfungen das Saatgut sofort 
meist zweifellos zu beurteilen vermag. 

- Unter den höher wüchsigen, mehr strauchartigen Spezies erfreut 
sich Atriplexnummularium Lindl. grosser wirtschaftlicher Bedeutung. 
Es ist ein aufrechter Strauch mit ausgebreiteter Verzweigung, über und 
über, wie viele Atriplex, mit einer dichten Bedeckung blasen- oder 


Ar 


schuppenartiger Haare versehen, die ihm ein weissgraues Ansehen ver- 
leihen. Die Blätter sind lang gestielt und meist kreisrunden Umrisses, 
wie gewöhnlich in der Familie von fleischiger Konsistenz. Die Blüten 
stellen sich als zweihäusig dar: beide Arten von Blüten stehen in 
Knäueln; aber während die männlichen Knäuel sich in einer kaum von 
Laub unterbrochenen Ähre vereinen und durch die gelbe Staubblattfarbe 
der dicht gedrängten Blüten sich ziemlich leicht verraten, heben sich 
die grün gefärbten weiblichen Blüten kaum von den Blättern ab, welche 
an der weiblichen Pflanze reichlich in den Blütenstand eingemischt sind. 
Zur Fruchtzeit zeigen sich die zwei eingangs erwähnten häutigen Klappen 
über dem Samen von eiförmigem bis kreisförmigem Umriss; am Rande 
weisen sie nicht selten einige Zähnchen auf. — Atriplex num- 
mularium gilt als sehr nährendes Viehfutter und findet sich wild in 
allen östlichen Staaten Australiens durch die trockenen Inland-Regionen 
verbreitet vor. 

Atriplex Drummondii Mogq. ist vorigem ähnlich, erreicht aber 
nicht selten noch ansehnlichere Dimensionen. Die silbergrauen Blätter, 
kleiner und dieker, sind von meist verkehrt-eiförmiger Gestalt. Die 
Blüten ähneln denen des Atriplex nummularium bedeutend, nur die 
Fruchtklappen formen sich etwas verschieden und nehmen gewöhnlich 
herzförmige Gestalt an. — Über die Futterqualitäten dieser Spezies 
scheinen noch keine umfänglicheren Erfahrungen gesammelt; aber ich 
habe sie im ganzen Inneren von Westaustralien als die verbreitetste und 
am meisten gesellschaftlich lebende Chenopodiacee des Landes kennen 
gelernt. 

Atriplex einereum Poir. schliesst sich verwandtschaftlich den 
beiden Vorgängern an. In der Tracht unterscheidet es sich nicht sehr 
erheblich davon, aber man kann die Art leicht an der weniger voll- 
ständigen Trennung der Blütengeschlechter erkennen. Es finden sich 
nämlich an den vorwiegend männlichen Stöcken stets im unteren Teile 
des Blütenstandes einige weibliche Blüten, die sich späterhin zu 
Früchten entwickeln können. — Atriplex einereum gedeiht in der 
Nähe des Meeresstrandes und soll beim Vieh recht beliebt sein. 

Atriplex vesicarium Hew. steht äusserlich den drei genannten 
ebenfalls nicht fern, trennt sich von ihnen aber etwas weiter durch die 
Anordnung und den Bau der Blütenorgane. Einmal entstehen männliche 
und weibliche Blüten meist an denselben Stöcken. Merkwürdig aber 
bildet sich dann namentlich die Frucht aus, insofern jede der beiden 
Hüllklappen ein blasenartig angeschwollenes Anhängsel auf dem 
Rücken trägt, das den vorher geschilderten Arten abgeht. 

Grösser an Zahl, aber vielleicht weiter zurückstehend an Bedeutung, 
sind die niedrigen, mehr krautigen Atriplex-Spezies. Darunter gehört 


Atriplex halimoides Lindl. wieder zu den praktisch bedeutsameren 
Gliedern der Familie. Es breitet sich etwas schlaff am Boden aus mit 
vielen laubreichen Ästen. Die blass blaugrünen, fleischigen Blätter 
wechseln in der Form, erscheinen aber gewöhnlich ziemlich schmal und 
spitz. Männliche und weibliche Blüten werden an ein und demselben 
Individuum erzeugt. Besonders charakteristisch gestaltet sich das 
Fruchtgehäuse: Die beiden Klappen schwellen hier zu locker schwammigen 
Körpern an, sodass das Fruchtgebilde einen breitglockigen Umriss 
gewinnt und blasige Struktur annimmt. 

Atriplex leptocarpum F.v.M. sieht äusserlich recht überein- 
stimmend aus, wenn auch das Laub oft viel merklicher ausgezähnt ist. 
Das Fruchtgebilde aber weicht auch hier wieder erheblich von allen 
bisher beschriebenen ab: die Klappen nämlich bleiben ganz 
klein und unbedeutend und erweitern sich kaum zu irgend welchen 
flügelartigen Anhängen, sodass die Frucht viel mehr dem gewohnten 
Bilde eines „Samens“ entspricht, als die grossen, aber dabei feder- 
leichten Produkte der meisten übrigen Arten. 

Alle noch verbleibenden Arten Australiens — es sind im ganzen 
über 30 — besitzen vorläufig minder grosse Wichtigkeit, schliessen sich 
aber im übrigen nahe an die beschriebenen an. Interessenten finden 
die Mehrzahl naturgetreu abgebildet in dem bedeutsamen und trefflich 
ausgestatteten Werke Ferdinand von Müllers „Iconography of 
Australian Salsolaceous Plants“ Melbourne 1889, das in unseren grösseren 
öffentlichen Bibliotheken vielfach vorhanden sein wird. 

Auch die im folgenden zu erwähnenden Gattungen sind dort in 
zahlreichen Vertretern illustriert worden. 

Die übrigen Gattungen stehen Atriplex an Futterwert ganz 
erheblich nach. Den ersten Platz noch unter ihnen kann Rhagodia 
beanspruchen. Auch äusserlich ist sie den Atriplex-Arten allenfalls am 
meisten entsprechend. Erst zur Fruchtzeit tritt die Gattungsdifferenz 
hervor: dann wandelt sich nämlich die Hülle zu einem saftigen beeren- 
artigen Gebilde, welches lebhafte Farben in Gelb und Rot annehmen 
kann. — Hier verlangen die einzelnen Arten keine nähere Erörterung. 
Mit am wichtigsten wäre wohl Rhagodia Billardieri R. Br., die sich 
fast rings um die australische Kiste als Diinenpflanze antreffen lässt. 
Das Vieh frisst ihr Laub mit Behagen, und da sich das strauchartige 
Gewächs gleichzeitig gut zur Bindung der Dünen eignet, so empfiehlt 
es sich immerhin dem Versuche des Anbaues in geeigneten Lagen. 

. Sehr artenreich tritt ferner die Gattung Kochia auf. Es sind in 
der Regel niedrige Halbsträucher oder Stauden, mit drehrunden Blättern 
dicht besetzt, die höchst saftreich und fleischig sind, aber ihres dichteren 
Haarbesatzes wegen wenigstens in höherem Alter nicht gern von den 


ee 7 


Tieren genossen werden. Auch die Früchte, welche mit grossen Flügeln 
verziert sind, eignen sich nicht recht zum Konsum, da ihre Anhänge 
eine saftlose, oft geradezu papierartige Beschaffenheit haben. Die 
jungen Triebe von Kochia aber scheinen für das Vieh eine Delikatesse 
zu bilden, und das wird bedeutungsvoll, wenn die betreffenden Spezies 
in wirklich grossen Massen auftreten. Stellenweise kommt das zweifellos 
vor. Bei der Sharks Bay in Westaustralien habe ich selbst grosse 
Flächen fast ausschliesslich mit gewissen Kochia bestanden gesehen. 

Ein habituelles Seitenstück zu Kochia bilden Bassia- und 
Enchylaena-Arten; sie sind in Australien gross an Anzahl, aber 
gering an praktischem Werte. Denn bei ihnen haben sich die Frucht- 
hüllen z. T. mit stark sklerotisierten, hartdornigen Anhängseln oder 
mit dicht wolliger Bedeckung versehen, die ihren Genuss zu einer 
ernsten Gefahr für das Vieh werden lassen. Die einzelnen Formen des 
Bedornungs- oder Behaarungsprozesses finden sich in F. von Müllers 
genanntem Buche übersichtlich abgebildet und erläutert. Auch mehrere 
der allgemeinen Handbücher der beschreibenden Botanik können einen 
Begriff davon geben, soweit sie mit bildlichen Darstellungen ausgestattet 
sind, wie z. B. Engler und Prantl Natürl. Pflanzenfamilien, Leipzig, 
W. Engelmann, wo G. Volkens die Chenopodiaceae bearbeitet hat 
(Teil III 1a, 1892). 


Natürliches Vorkommen. 


In ihrer geographischen Verbreitung und der Art ihres Vorkommens 
schliessen sich die australischen Chenopodiaceen den auf der ganzen 
Erde für diese Familie gültigen Normen an. Mehrere Typen gedeihen 
am Meeresstrande, wo z. B. die Gattung Salicornia, wie ja 
auf weiten Strecken der Küstenlinien der Erde, als erster Vor- 
posten von Vegetation die Watten in Besitz nimmt. Sobald der Boden 
etwas weniger salzgeschwängert wird, stellen sich dann zahlreiche 
andere Vertreter der Familie ein. Rhagodia als Dünenpflanze lernten 
wir schon kennen; auch Atriplex isatidea sieht man in West- 
australien stellenweise mächtige Büsche aus dem Dünensande erheben, 
stattlicher als irgend eine der Verwandten auf australischem Boden. 

Im ganzen nordwestlichen ‚Viertel Australiens, stellenweise auch an 
der Süd- und Ostküste tritt die eigentümliche Trockenlandschaft des 
Inneren hart an die Küste heran. Wo beide sich berühren, vermag 
Strand- und Binnenvegetation sich zu mischen, und an solchen Plätzen 
tritt man dann unmittelbar aus dem Bereich der litoralen Chenopodiaceen- 
Flora hinein in das Gebiet der „Salzbüsche“ des Inneren. An den 
zahlreichen, zum Teil ausgedehnten Salzpfannen des Inneren wiederholen 
sich oft geradezu litorale Bilder, aber auch auf den weiten Flächen mit 


— N 


hartem Lehmboden werden dem Reisenden die blassen Farben fleischiger 
Chenopodiaceen ganz vertraute Züge der Landschaft. Mit ihrem flach 
liegenden Wurzelwerk gelingt es ihnen, sich auch die geringfügigsten 
Niederschläge verwendbar zu machen. Besonders Kochia und die 
niederen Atriplex-Arten trifft man in diesen Gegenden, wo eine lange 
trockene Zeit die Regel ist, wo oft noch weit darüber hinaus der 
ersehnte Regen ausbleibt und das ganze Jahr im Mittel über- 
haupt nur die geringen Mengen von 6 bis etwa 25 cm spendet. 
Kärglich wie diese Summe auch sein mag, es liegt in der absolut 
unbedeutenden Quantität nicht das Schlimme und Verhängnisvolle. Die 
Unzuverlässigkeit aber dieser Niederschläge wird zum Fluche der 
weiten Inlandgebiete Australiens. Dies gibt den Salzbüschen ihren 
Wert. Denn wenn bei der unstäten Verteilung des Regens auf die 
zarteren Gräser und vergänglichen Kräuter niemals Verlass sein kann, 
so darf man doch sicher sein, das Heer der Chenopodiaceen stets in 
leidlicher Verfassung und anscheinend unberührt zu treffen auch bei 
schwerer Dürre. 


In den südlicheren Zonen Australiens dringen die Salzbüsche 
massenweise auch in jene trostlosen Gegenden ein, die der Kolonial als 
„Mallee“ fürchtet. Es ist ein Gewirr von niedrigen Bäumen, meist zur 
Eucalyptus-Sippschaft gehörig, zuweilen ein wahrhaft undurchdring- 
liches Gestrüpp, an anderen Stellen wieder geradezu parkartiges Gehölz 
oder fast waldartige Szenerie, aber hier wie dort mit allen Schrecken der 
Wasserlosigkeit behaftet. Auch im Mallee-Busch gibt es Zeiten, da 
sieht man kein anderes Grün, als die dunkelen Töne des ungeniessbar 
öligen Eucalyptus-Laubes in der Höhe der lichten Wipfel, und die 
fahlen Farben der Salzbüsche unten auf dem hartgedörrten, steinigen 
Boden, wo längst jeder Rest eines Grashalmes zur Unkenntlichkeit ver- 
schmachtet ist. Atriplex spielt eine besonders gewichtige Rolle in 
diesen Beständen und bedeckt wenigstens in den minder erschlossenen 
Landstrichen sicher noch ungemessene Flächen. Die Widerstands- 
fähigkeit dieser Gewächse beweist sich am besten daran, dass sie, trotz- 
dem ihr Laub stets grün erscheint, die grossen Temperaturextreme ihrer 
unwirtlichen Heimat unbeschadet ertragen und namentlich vom Froste 
nicht leiden, der im kühleren Halbjahr das Thermometer oft mehrere 
Grade unter den Nullpunkt senkt. Das Ausmass der jährlichen Wärme- 
schwankung in diesen Distrikten begrenzt sich etwa durch die Werte 
von 445° und —5°, wie an einer typischen Station des mittleren 
Stidaustraliens festgestellt wurde, und wie es für riesig ausgedehnte 
Gebiete Zentralaustraliens als Norm betrachtet werden muss. 


ei 


Wert und Nutzungsfähigkeit. 


Aus diesen Grundzügen des natürlichen Vorkommens ergibt sich 
schon der allgemeine Wert der Chenopodiaceen. Bedeutend widerstands- 
fähiger als Gräser und krautige Gewächse, setzt ihre Bedeutung ein, 
sobald die Vorräte des Geländes an jenem erstklassigen 
Futter erschöpft sind. Im östlicheren Australien, wo in normalen 
Zeiten reichliche Mengen solcher ersten Qualität zur Verfügung stehen, 
erkannte man den unschätzbaren Wert der Salzbüsche bei den ersten 
Dürren, welche nach Vernichtung aller zarteren Vegetation und ihrer 
heuartigen Relikte die Viehhaltung in Frage zu stellen schienen. Das 
Vieh wandte sich den saftstrotzenden Büschen der Chenopodiaceen zu 
und überstand mit ihnen die gefahrvolle Krisis. Seitdem fand man sich 
veranlasst, über die Qualität der einzelnen Spezies Erfahrungen zu 
sammeln, und, wo erforderlich, den Nachwuchs dieser Helfer in der 
Not zu sichern. 

Die verschiedenen Arten besitzen auch abgesehen von den in ihren 
äusseren Merkmalen gelegenen Eigentümlichkeiten, wie Blattstruktur, 
Behaarung, Bedornung u. dgl. selbstverständlich nicht alle gleichen Wert. 

Als vor allen beliebt beim Vieh gilt Atriplex nummularium, 
die sich auch durch die Menge ihrer Samen und die damit gewährte 
Verbreitungsfähigkeit eines erheblichen Vorteils rühmt. Der im Laube 
aufgespeicherte Salzgehalt ist nicht so bedeutend, als z. B. bei 
Atriplex halimoides, sodass auch aus diesem Grunde die Tiere seine 
milderen Blätter vorzieben. Man hat aus Australien Atriplex num- 
mularium nach Südafrika übergeführt, wo es sich in manchen Inland- 
gegenden hervorragend bewährt hat. 

Im übrigen besitzt auch Atriplex halimoides Lindl. gute 
Qualitäten und hat im Kaplande angesiedelt ebenfalls befriedigende 
Erfolge gebracht. 

Atriplex leptocarpum F.v.M. wird in mancher Richtung warm 
empfohlen und besitzt gewisse Vorteile vor den anderen Sorten durch 
seine weniger leichten Früchte. 

Eine sehr gesellige, verbreitungsfähige Art von vortrefflichen Eigen- 
schaften ist Atriplex vesicarium Hew., die ihre schönen Qualitäten 
namentlich bei Anbauversuchen in Südafrika voll entwickelt hat. 

Endlich muss auf die Beliebtheit des Atriplex semibaccatum 
hingewiesen werden. In manchen Gegenden hat man seinen Wert über 
alle übrigen Spezies gestellt. Speziell die Kulturen des Atriplex 
semibacecatum in Kalifornien werden als sehr erfolgreich geschildert. 

Viele andere Arten sind bisher ausserhalb von Australien noch 
nicht geprobt worden und haben auch in der Heimat selbst noch keine 


uw = 


systematische Prüfung durchgemacht. Empirisch stellen sich manche 
kleineren Vertreter von Atriplex, dann mehrere Spezies von Kochia 
und einzelne Glieder der Gattung Bassia als vorzügliches Schaffutter 
dar, von stellenweise hervorragender Ausdauer bei extremen Verhält- 
nissen des Klimas. Die Bekömmlichkeit dieses Futters namentlich für 
Schafe ist von den Praktikern in jeder Beziehung anerkannt, zum Teil 
wird sie laut gepriesen. Namentlich sollen Schafe nach längerem 
Weidegang auf Salzbuschland eine bedeutend Widerstandsfähigkeit 
gegen gewisse Krankheiten und Seuchen erwerben und, wenn sie vorher 
damit behaftet waren, in kürzerer Frist davon befreit werden. 


Behandlung und Anbau. 


In der Heimat der australischen Chenopodiaceen wandte man sich 
der Kultur dieser Gewächse erst zu, als stellenweise ihre Ausrottung 
bevorstand. In den kritischen Zeiten, da sich ihr Wert so glänzend 
erwiesen, ist die Existenz der Viehherden an sie gebunden. Die Tiere 
wenden sich anfangs natürlich mit Vorliebe den zarten jungen Sprossen 
zu, sodass Blütenbildung und Fruchtansatz beschränkt oder aus- 
geschlossen wird. Steigt die Not höher, so werden die Pflanzen mit 
Stumpf und Stiel herab bis zur Wurzel vertilgt, und sind damit in 
vielen Fällen dem Untergange geweiht. Wo also eine wirklich zuver- 
lässige Beständigkeit der Weide erzielt und gesichert werden soll, da 
ist ein gewisser Anbau der Salzbüsche unumgänglich. Die einfachste 
Massregel, die man treffen kann, liegt in der Absperrung gewisser 
Salzbuschbezirke grösseren oder minderen Umfanges, sodass sie dem 
Vieh völlig unzugänglich werden. Dort in ungestörter Entwicklung, 
bringen sie erstens genügende Samenmengen für weitere Anzuchten, 
geben aber auch schätzbares Material zu direkter Verfütterung. Der 
Ertrag soleher Reserven an Trockenfutter kann unter leidlich günstigen 
Bedingungen erfreulich hohe Werte erreichen. 

Die Anzucht der Chenopodiaceen in Salzbuschgegenden kann 
durch Steeklinge geschehen oder durch Samen erfolgen. Die Steck- 
linge lassen sich aus dem halbreifen Holze gewinnen, sind etwa 30 cm 
lang zu nehmen und einfach dem Boden anzuvertrauen, in einer Zeit 
des Jahres, wo vorher gefallene Regen für genügende Durchfeuchtung 
gesorgt haben. Gleichzeitig kann man auch die Aussaat vornehmen. 
Dazu scheint es überflüssig, das zur Kultur bestimmte Gelände zu 
pflügen, sei auch die Erde noch so hart. Wohl aber ist eine gewisse 
Behutsamkeit in der Behandlung der Samen von nöten. Säet man sie 
nämlich ohne weitere Umstände auf das flache unbearbeitete Land, so 
werden die Samen bei ihrem geringen Gewicht sehr leicht vom Winde 
fortgetragen und gelangen vielleicht erst an ungeeigneten Lokalitäten 


BER LT, nee" 


oder zu fern von dem der Anzucht gewidmeten Reviere zur Ruhe. Die 
Aussaat erfolgt daher am besten in besonders dazu hergestellten kleinen 
Vertiefungen. Der Zwischenraum zwischen den einzelnen zur Aufnahme 
der Saat bestimmten Gruben, deren Tiefe 3—5 em nicht zu über- 
schreiten braucht, richtet sich nach der spezifischen Grösse und Ver- 
zweigungsqualität der betreffenden Spezies. Will man aber die Anlegung 
solcher Gruben sparen oder nach ihrer Herstellung ein übriges tun, so 
mag man die Samen mit kleinen Aststückehen oder ähnlichem Material 
leicht bedecken und dadurch an dem gewünschten Orte festhalten. Sehr 
geeignet sind auch die Glieder von Opuntia zu diesem Zwecke und 
sollten überall benutzt werden, wo diese Pflanze zur Verfügung steht. In 
der günstigen Jahreszeit, die notwendig gewählt werden muss, bilden 
sich Wurzeln in wenigen Tagen und halten die junge Pflanze nun 
dauernd an der ihr zugewiesenen Stelle fest. Wenn das Vieh von den 
zarten Sämlingspflanzen ferngehalten wird, bedarf die Kultur keiner 
weiteren Wartung. 


III. Zwei neue Meliaceen. 


Von 
Dr. J. Perkins. 


Durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. A. Zahlbruckner, Vorstand 
der Bot. Abteilung des K. K. Naturhist. Hofmuseums in Wien, wurde 
ich in den Stand gesetzt, eine umfangreiche Sammlung Cuming’scher 
Philippinen- Pflanzen, die bisher noch nicht bestimmt war, zu studieren; 
auf diese Weise erhielt ich ein sehr wertvolles Typenherbar, welches 
mir als Grundlage für weitere Forschungen dienen wird. Bei dieser 
Gelegenheit nahm ich mir insbesondere die für das ganze malayische 
Gebiet sehr wichtige Familie der Meliaceae vor. Herr Professor Dr. 
0. Warburg überliess mir zur Bearbeitung sein umfangreiches, auf den 
Philippinen gesammeltes Meliaceen- Material; ich konnte in seiner 
Sammlung eine Anzahl der früher schon von den Philippinen bekannt 
gewordenen Arten wiedererkennen; ausserdem aber ergab eine kritische 
Prüfung die beiden folgenden neuen Arten: 

Aglaia Harmsiana J. Perkins n. sp.; frutex vel arbor; ramis 
subteretibus, ramulis stellato-rubiginoso - pilosis; foliis imparipinnatis, 
longiuseule petiolatis, petiolo ad 8 em longo, 2—3-jugis, ad 35 em 
longis, petiolo communi dense vel leviter rubiginoso -stellato-piloso, 
foliolis oppositis, 5 mm longe petiolulatis, dense rubiginoso-stellato-pilosis, 
papyraceis, superioribus obovato-lanceolatis, 18—20 cm longis, 6—7 cm 


EL EN 


latis, inferioribus obovato-oblongis, 12—14 cm longis, 5 em latis, apice 
breviter obtuse cuspidatis, basi longe cuneatis vel cuneatis, integris, 
supra glabris vel ad nervos hine inde pilis stellatis conspersis, subtus 
ad costam et ad nervos laxe pilis stellatis obsitis; supra nervis venisque 
paullo, subtus manifeste prominentibus, laxe retieulatis, nervis secundariis 
alternis, subadscendentibus, utrinque 13—17; inflorescentia ampla, pani- 
eulata, pyramidato-ramosa, floribus ipsis in eymulas multifloras dispositis, 
panieulis folia eireiter aequantibus, alterno-ramulosis, elongatis, dense 
stellato-rubiginoso-pilosis; floribus pedicellatis; calyce obtusiuseule 5-den- 
tato, extus dense stellato-rubiginoso-piloso, intus glabro; petalis 5, 
utrinque glabris, ovato obtusis, papyraceis, 1,5 mm longis, 0,5 mm 
latis, tubo obovato-subeampanulato, obtuse erenulato vel subintegro, 
utrinque glabro, papyraceo, 0,5 mm alto; antheris 5, minutis, ovatis, 
ad marginem tubi insertis; ovario subgloboso; stylo subnullo, stigmate 
subgloboso; bacca ovato-globosa, extus dense stellato-rubiginosa pilosa, 
eireiter 2 cm longa. 

Diese Art gehört zur Gruppe Hearnia und steht verwandtschaftlich 
Aglaia Cumingiana Turez. = Hearnia Cumingiana (Turez.) C. DC. nahe, 
sie ist durch die braune Behaarung der Blätter, Stengel und Blüten- 
stände leicht zu erkennen, 

Philippinen: Mindanao, dist. Dävao, Libulan, im Walde 
(Warburg n. 14271, im Juli blühend und fruchtend). 

Cipadessa Warburgii J. Perkins n. sp.; frutex vel arbor, 
ramis subteretibus, ramulis ochraceo-pilosis, foliis imparipinnatis, petio- 
latis, petiolo ad 5 cm longo, 22—24 cm longis, 4—5 - jugis, petiolo 
communi ochraceo-piloso; foliolis oppositis, petiolulatis, petiolulo 5 mm 
longo, ochraceo-tomentello, membranaceis, inferioribus elliptico-ovatis, 
3—5 em longis, 2—3,75 cm latis, basi inaequalibus, rotundatis vel 
cuneatis, reliquis oblongis vel obovato-oblongis, 6,5—10 cm longis, 
3—4 cm latis, apice late acuminatis, basi cuneatis foliolis terminalibus 
superiora simulantibus, integris, supra ad nervos venasque parce, subtus 
dense pilosis, utrinque ad marginem pilis ochraceis obsitis, nervis 
lateralibus 7—9, versus marginem arcuatis; inflorescentia paniculata, 
axillari, ramis paueis, 6,5—7,5 longa; calyce obtusiuscule 5-dentato, 
extus ochraceo-piloso; petalis ovatis, 2,5 mm longis, 1 mm latis, extus 
dense pilosis; staminibus 9—10, 1,5 mm longis, 0,75 mm latis, basi in 
tubum coalitis, filamentis extus vix intus dense pilosis, apice 2-denti- 
eulatis, inter denticulos antheriferis; antheris oblongis; ovario glabro, 
globoso; stylo brevissimo; stigmate tetralobo. 

Philippinen: N. Luzon, Pica Blanca (Warburg n. 12357). 


IV. Einige schädliche Russtaupilze auf kultivierten 
Nutzpflanzen in Deutsch-Ostafrika. 


Von 
P. Hennings. 


Von Herrn Regierungsrat Dr. Stuhlmann wurden dem Königl. 
botan. Museum im vorigen Jahre zahlreiche Blätter verschiedener 
Kulturgewächse aus dem Versuchsgarten bei Dar-es-Saläm und von 
Tanga mitgeteilt, welche mehr oder weniger sehr stark mit dem 
sogenannten Russtau befallen waren. Die Blätter sind auf der Ober- 
fläche meistens mit schwarzen krustigen Häuten verschiedenartiger 
Perisporiaceen und Capnodiaceen iiberzogen. Ähnliche Pilzarten treten 
auch bei uns auf, so Capnodium salicinum, C. Tiliae mit den 
Fumagostadien, und rufen, besonders in warmen Sommern, die gleiche 
Erscheinung, den bekannten Russtau, hervor. 


Diese krustigen Überzüge sind für die Blätter sehr nachteilig, da 
sie deren Assimilation teilweise behindern, ausserdem verursachen 
manche Arten missfarbene Fleckenbildungen, durch die schliesslich die 
Blattsubstanz abgetötet wird. Besonders schädlich sind diese Pilze für 
Junge Samenpflanzen. 


Nicht selten treten auf den gleichen Blättern verschiedenartige 
Pilze aus diesen Gruppen gemeinsam auf; die die Blattoberfläche über- 
wuchernden Hyphen verschiedener Arten sind mitunter so sehr durch 
einander gewachsen, dass es Mühe erfordert die einzelne Art mit dem 
ihr eigenen Mycel, den Conidien und Peritheeien für sich zu sondern 
und deren Zusammengehörigkeit sicher festzustellen. Wir wollen hier 
nachstehende Arten beschreiben: 


Limaecinia tangensis P. Henn. n. sp. überzieht mit weit aus- 
gebreiteten, tiefschwarzen, krustigen, im feuchten Zustande etwas 
schmierigen Häuten oft die ganze Oberfläche der Blätter und Zweige 
und findet sich häufig mit Capnodium mangiferum C. et Br. unter- 
mischt. Die Krusten bestehen aus verzweigten, septierten, oft torulösen 
braunen, bis 8 « dicken Hyphen, zwischen denen herdenweise die 
unregelmässig-kugeligen oder fast eiförmigen, schwarzen häutigen, 
ca. 70—100 u grossen, unter der Lupe punktförmig erscheinenden 
Perithecjen sitzen. Diese enthalten mehrere eiförmige oder keulige, 


er 


am Scheitel abgerundete und verdickte Asken, welche etwa 25—40 X 
10—20 w Durchmesser haben, mit je 4 Sporen. Letztere sind 
zylindrisch oder keulenförmig, mit 5 Scheidewänden, farblos, 16—25X 
4—5 w gross. 


Der Pilz tritt besonders auf Mangobäumen bei Tanga sowie auf 
Blättern anderer Bäume und Sträucher daselbst, ferner auf Kokos- 
palmen bei Dar-es-Saläm sehr häufig auf. Die befallenen Blätter sind 
gewöhnlich auf der Unterseite mit zahlreichen Schild- oder Schmier- 
läusen behaftet. 


Die Perithecien des oft untermischten Capnodium mangiferum 
C. et Br.? sind meist schlauch-, sack- oder hornförmig, nicht selten 
verzweigt, am Scheitel unregelmässig aufreissend, zahllose längliche, 
farblose Conidien entleerend. Asken konnten bei vorliegendem Material 
nicht aufgefunden werden. 


Zukalia Stuhlmanniana P. Henn. n. sp. bildet ebenfalls weit 
ausgedehnte, oft die ganze Blattoberseite sowie die Stiele überziehende 
dünne schwarze Krusten auf verschiedenartigen Nutzpflanzen und wild- 
wachsenden Arten. 


In den schwarzen Überzügen machen sich unter der Lupe kleine 
punktförmige, zottige, schwarze Erhebungen bemerkbar. Dieses sind 
fast kugelige Perithecien von ca. 70—100 w Durchmesser, welche auf 
der Oberseite mit aufrechten starren, schwärzlichen, ungeteilten, spitzigen 
Borsten von 100—250 u Länge und 3—5 u Dicke besetzt sind. Die 
reifen Perithecien, welche von dünner pseudoparenchymatischer Konsistenz 
sind, enthalten zahlreiche keulenförmige, am Scheitel abgerundete ver- 
dickte, 35 —45X10—13 u grosse Asken. In diesen liegen die 8 Sporen 
schief zweireihig oder zusammengeballt. Dieselben sind farblos, länglich- 
zylindrisch, beiderseits stumpf abgerundet, mit 3 dieken Querscheide- 
wänden, 13—16xX31/,—4 u gross. Die Perithecien entstehen aus bräun- 
lichen verzweigten, septierten, 3—6 u dieken Hyphen, an denen sich 
ausserdem zahlreiche hellbräunliche, länglich ellipsoide, oft mit 
2 Tröpfehen versehene, 10—17 X 4—5 u grosse Conidien bilden. 


Der Pilz tritt besonders auf Samenpflanzen von Cocos nucifera, 
Phoenix, Zingiberaceen u. a. auf und ist für das Gedeihen der- 
selben jedenfalls sehr schädlich. 


' Pleomoliola Hyphaenes P. Henn. Dieser Pilz ruft auf Blatt- 
fiedern einer Hyphaene zahlreiche rundliche oder unregelmässige schmutzig- 
braune, oft blutrot umrandete Flecke hervor, die in der Mitte schliesslich 
verblassen und trocken werden. In diesen Flecken bilden sich mehr 


TER 


oder weniger dicht stehende, dunkelbraune, unter der Lupe punktförmig- 
kugelig erscheinende Perithecien. Diese sitzen auf einem kurzen 
Hyphenfilz, aus dem sich gestielte keulige oder spindelförmige braune, 
mit 4—9 Querscheidewänden versehene, an der Spitze hyaline spitz- 
liche oder stumpfliche Conidien von 40—80 X 7—10 u Durchmesser 
entwickeln. Die kugeligen Perithecien sind dünnhäutig, fast kastanien- 
braun, am Scheitel durch einen Porus geöffnet, aussen runzelig, ca. 80 
bis 120 a an Durchmesser. Sie enthalten eiförmige, an der Spitze ver- 
diekte ungestielte, 25>—40 X 17—23 u grosse, 8sporige Schläuche. Die 
Sporen liegen meist unregelmässig zusammengeballt, sie sind länglich- 
zylindrisch oder fast keulenförmig, mit 5 Qnerscheidewänden, welche 
durch eine unterbrochene Längsscheidewand mauerförmig geteilt sind. 
Dieselben sind 10—15 X 31,—4, w gross, anfangs farblos, dann 
bräunlich gefärbt. 


Der Pilz tritt bei Dar-es-Saläm auf Blättern von Hyphaene 
schädigend auf. Die braunen Flecke verbreiten sich nach und nach 
über das ganze Blatt, und dieses stirbt schliesslich ab. Auf der Blatt- 
unterseite findet sich herdenweise eine sehr kleine bräunliche Le- 
canium-Art. 


Ausser oben erwähnten Russtaupilzen treten besonders einige 
Meliola-Arten so M. amphitricha Fr. auf verschiedenen Pflanzen- 
arten, jedenfalls auch auf Kulturpflanzen auf. Letztere Art wurde von 
Dr. Stuhlmann besonders auf Blättern von Acridocarpus, von 
Geheimrat Prof. Engler auf denen von Cussonia spicata daselbst 
gesammelt. 


Asterina Stuhlmanni P. Henn. tritt auf Blättern von Ananas 
auf. Noch manche andere Arten dürften den sogenannten Russtau im 
Gebiete hervorrufen. Die Unterseite der von diesen Pilzen befallenen 
Blätter ist wie erwähnt, sehr häufig mit verschiedenartigen Schild- und 
Schmierläusen behaftet, deren Ausscheidungen auf die Oberseite der 
unteren Blätter gelangen. Diese Ausscheidungen bieten bekanntlich 
einen vortrefflichen Nährboden für diese Pilzarten. 


V. Die Flora der Marshallinseln, 


Nach Aufzeichnungen des Regierungsarztes Herrn Dr. Schnee und 
anderen Quellen zusammengestellt von 


G. Volkens. 


Im Heft 7 dieses Notizblattes hat Herr Geheimrat Professor Dr. 
A. Engler auf Grund einer von dem Regierungsarzt Dr. Schwabe 
zusammengebrachten Pflanzensammlung ein Florenverzeichnis der 
Marshallinseln veröffentlicht. Herr Dr. Schnee hat es sich dankens- 
werter Weise angelegen sein lassen, die Beobachtungen seines Amts- 
vorgängers weiterzuführen und es ist ihm gelungen, nicht nur dessen 
Funde durch Neuaufnahmen ausnahmslos zu bestätigen, sondern dazu 
noch eine reiche Vermehrung der bisher bekannten Arten eintreten zu 
lassen. Die von ihm gesammelten Belegexemplare sind durch den 
Assistenten am National Herbarium in Sidney, Herrn Betche, bestimmt 
worden. Ich selbst habe Jaluit im Oktober 1899 besucht. Leider war 
mein Aufenthalt zu kurz, um die Pflanzenwelt der Insel eingehender 
studieren zu können, doch habe ich eine Anzahl Notizen darüber meinem 
Tagebuch einverleibt. In früheren Zeiten haben Chamisso, Finsch 
und Jensen die Marshallinseln angelaufen und eine Anzahl Arten von 
da mitgebracht, die in das Königl. botanische Museum zu Berlin 
gelangt und von Schumann und Lauterbach in ihrer Flora von 
Neu-Guinea aufgenommen sind. 

Nach all diesen Quellen gebe ich im folgenden eine Aufzählung 
der bisher bekannt gewordenen Arten, wobei ich auch solche der Gilbert- 
Gruppe erwähne, weil anzunehmen ist, dass eben diese auch den 
Marshallinseln nicht fremd sein werden. 

Wenn auch meine Liste gegenüber der, welche Engler veröffent- 
lichen konnte, eine fast dreimal so hohe Anzahl von Arten enthält, so 
bleibt doch das Urteil bestehen, dass das Inselgebiet sich durch grosse 
Artenarmut auszeichnet. Wer den dürftigen Boden daselbst, der 
eigentlich nur der Kokospalme ein ausreichendes Gedeihen gewährleistet, 
durch eignen Augenschein kennen gelernt hat, wird darüber nicht 
erstaunt sein. Selbst die Mangrove, von der anderwärts herstammende 
Driftfrüchte massenhaft an den Strand gespült werden, findet keine 
Plätze, wo sie sich in einer das bescheidenste Mass übersteigenden 
Fülle entfalten könnte. Bäche, die den Buchten Siüsswasser zuführen, 
fehlen ja vollständig. 

6 


Far 


„Seine Signatur erhält Jaluit, so schrieb ich in mein Tagebuch, 
allein durch die Kokospalmen und die Pandanusbäume. Den Boden 
darunter bedeckt ein magerer Graswuchs, den eingeschleppte Arten zu- 
sammen — und einzelne Tropenkosmopoliten durchsetzen. Sonstige höhere 
Bäume, die aber kaum mehr als 15 m Stammlänge erreichen, sind sehr 
zerstreut stehende Exemplare von Artocarpus incisa, Calvphyllum ino- 
phyllum, Hernandia peltata, Terminalia catappa, Morinda eitrifolia und 
Barringtonia speciosa. Freundlicher wird der Anblick der Insel dem 
Landenden dadurch gestaltet, dass längs des Küstenstrichs von Europäern 
mit Hilfe von Australien her importierter Erde kleine Gärten geschaffen 
sind, in denen eine Reihe der bekanntesten Zierpflanzen asiatischer und 
australischer Herkunft ihren Blumenschmuck entfalten.“ 

Soweit nieht ein anderer Standort ausdrücklich angegeben ist, 
stammen die Belegexemplare für die in der folgenden Aufzählung 
genannten Pflanzen sämtlich von Jaluit. 


Fungi. 

Die bisher festgestellten, von P. Hennings bestimmten Pilze 
kommen fast ausnahmslos an Baumstümpfen und trocknem Holz vor. 
Es wurden von Schwabe gesammelt: Auricularia Auricula Judae (L.) 
Schröt., Fomes amboinensis (Lam.) Fries, Polyporus Kamphöveneri 
Fries, Marasmius callopus (Pers.) Fries var. jaluitensis P. Henn., 
Marasmius pandanicola P. Henn., Psathyrella disseminata (Pers.) Fr., 
Psathyra Schwabeana P. Henn., Hypholoma jaluitensis P. Henn., 
Galera cf. conferta (Bolt.) Fries, Pleurotus Schwabeanus P. Henn., 
Lachnea jaluitensis P, Henn. Finsch nahm auf: Polystietus sanguineus 
(L.) und Schizophyllum alneum (L.). 


Pteridophyta. 
Nephrolepis hirsutula (Sw.) Prsl. — Jide. — (Schwabe, Schnee.) 
Syngramme quinata (Hook.) Carr. — Gilbert-Gruppe. 
Pteris tripartita Sw. (P. marginata Bory.) — Pairik. — (Schwabe, 
Schnee.) — Auf Ebon und Namerik sehr häufig. 


Polypodium phymatodes L. — Ginno. — Riecht nach Waldmeister. 
(Schwabe, Schnee.) 
Asplenum nidus L. — Gard&b. — Die Blätter werden über 1!, m 


lang. (Schwabe, Schnee.) 


Gymnospermae. 
Cycas spee. und Araucaria excelsa R. Br. — In Gärten eingeführt. 
(Schnee.) 


AngEN 


Pandanaceae. 
Pandanus faseieularis Lam. — Bob, — Um diese Art handelt es sich, 
nicht um P. utilis Bory. — Die Eingeborenen unterscheiden an- 


geblich 60 Varietäten. Eine davon nennen sie Djab loe d.h. 
non plus ultra. Chamisso unterscheidet die Formen Leno, 
Undaim und Bugues. Die Früchte werden roh gegessen (aus- 
gekaut) oder zu einer Konserve verarbeitet. Die männlichen 
Blütenstände werden mit Kokosöl zusammengekocht und das 
Produkt als wohlriechende Haarpomade gebraucht. (Chamisso, 
Finsch, Schwabe, Volkens, Schnee.) 


Gramineae. 


Saccharum offieinarum L. Eingeführt. (Schnee.) 

Paspalum longifolium Roxb. Insel Nawodo, Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 

Panicum sanguinale L. (Schnee.) 

P. Gaudichaudii Kth. (nach Endlicher). 

Stenotaphrum americanum Schrk. — Aus Samoa eingeschleppt. (Finsch, 
Schnee.) 

S. subulatum Trin. Insel Nawodo, Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 

Thuarea sarmentosa Pers. (Schnee.) 

Eleusine indieca Gärtn. (Schnee, Volkens.) 

Eragrostis eiliaris Link, (Schnee.) 


Centotheca lappacea Desv. — Udjödj. — (Schnee, Volkens.) 

Lepturus repens R. Br. Radack-Gruppe (Chamisso), Gilbert- Gruppe 
(Jensen). 

Cenchrus calyeulatus Cav. — Bildet mit Thuarea und Centotheea unter 


Kokospalmen einen dünnen Rasen, der dem Vieh ein mageres 
Futter bietet. (Schnee.) 


Bambusa arundinacea Willd. — In Gärten eingeführt. — (Schnee.) 
Cyperaceae. 
Cyperus pennatus Lam. — (Schnee.) 


Kyllingia monocephala Rttb. (Schnee, Volkens.) 
Fimbristylis glomerata (Retz.) Nees. (Schnee.) — Gilbert-Gruppe. (Jensen.) 


Palmae. 


Cocos nucifera L. (Schwabe, Schnee.) Ich sah einen Doppelstamm, 
der seinen Ursprung einer Nuss verdankte. (Volkens.) 
Areca catechu L. Eingeführt. (Schnee.) 
6* 


EN TS 


Araceae. 


Epipremnum mirabile Schott. — Von Ponape eingeführt. — (Schwabe, 
Schnee.) 

Colocasia antiquorum Schott. — Wuött. — Besonders auf Ebon viel 
kultiviert. (Schwabe, Volkens, Schnee.) 


Bromeliaceae. 
Ananas sativa L. (Schwabe, Volkens, Schnee.) 


Commelinaceae. 
Commelina undulata R. Br. Wächst zwischen Gras. (Schnee.) 


Amaryllidaceae. 


Crinum asiatium L. — Kiebi. — (Schnee, Volkens.) 

C. Bakeri K. Sch. Insel Mille. (Finsch.) — Die Eingeborenen kennen 
ein Kicbi wan und ein Kicbı lin (Schnee), ich vermute, dass sie 
die beiden Arten danach unterscheiden. 


Taccaceae. 


Tacca pinnatifida Forst. — Was Schwabe bei Engler irrtümlich über 
den Gebrauch von Canna indica L. aufführt, gilt für diese Pflanze. 
(Schnee.) 


Dioscoreaceae. 
Dioscorea spec. Von Ponape eingeführt. (Schwabe, Schnee.) 


Musaceae. 
Musa sapientum L. Eingeführt. (Schwabe, Schnee.) 


Zingiberaceae. 
Alpinia speciosa K. Sch. Eingeführt von Ponape. (Schwabe, Schnee.) 


Cannaceae. 
Canna indica Ait. (Schwabe, Schnee.) 


Piperaceae. 
Peperomia spec. (Schnee.) 


Moraceae. 
Artocarpus ineisa Forst. — Einige aus Samoa stammende Bäume 
(Frucht ohne Kerne) gelten als besonders gut. — (Schwabe, 


Volkens, Schnee.) — Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 
Fieus carica L. In Gärten. (Schwabe, Schnee.) 


gt 


Urtieaceae. 


Fleurya ruderalis (Forst.) Gaud. — Nen gediget d. h. Vogelfuss. — 
Beliebtes Schweinefutter. — (Schwabe, Volkens, Schnee.) 

Procris peduneulata (Forst.) Wedd. — Insel Ebon. (Finsch.) 

Boehmeria nivea (Rumph.) Gaud. — Arömüs. — Bast zu Fischleinen. 
(Schnee.) 

Pipturus incanus (Bl.) Wedd. (Schwabe, Schnee.) 

Pilea spec. (Schnee.) 

Proteaceae. 
Grevillea robusta Cunn. In Gärten. (Schnee.) 


Amarantaceae. 


Achyranthes eanescens R. Br. — Insel Nawodo, Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 
Gomphrena globosa L. Aus Gärten verwildert. (Schnee.) 


Nyetaginaceae. 


Boerhavia diffusa L. (Schnee.) — Gilbert-Gruppe. (Finsch, Jensen.) 
Mirabilis jalappa L. In Gärten. (Schnee.) 


Portulacaceae. 
Portulaca oleracea L. (Schnee.) — Gilbert-Gruppe. (Finsch, Jensen.) 


Anonaceae. 
Anona cherimolia L. In Gärten. (Schwabe, Schnee.) 


Lauraceae. 
Cassytha filiformis L. (Schnee.) 


Hernandiaceae. 
Hernandia peltata Meissn. — Bin(e)wing. — Die jungen Blätter sind 
glänzend, wie mit Lack überzogen. (Chamisso, Schwabe, Volkens, 
Schnee.) 


Cruciferae. 
Cardamine hirsuta L. var. tenuifolia. Unkraut in Gärten. (Schnee.) 


Capparidaceae. 
Capparis spinosa L. Insel Nawodo, Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 


Crassulaceae. 
Bryophyllum calyeinum Salisb, Die Kühe fressen es nicht, verbreiten 
es aber, indem sich abgerissene Blätter zwischen den Hufen fest- 
setzen. War vor 20 Jahren noch nicht in Jaluit. (Schnee.) 


nen 


Rosaceae. 
Eriobotrya japonica Lindl. In Gärten. (Schnee.) 


Leguminosae. 

Pithecolobium saman Bth. Eingeführt. (Schwabe, Schnee.) 

Cassia oceidentalis L. Eingeschleppt. (Schwabe, Schnee.) 

Caesalpinia pulcherrima Sw. Ralik-Gruppe. (Finsch.) 

Sophora tomentosa L. Radack-Gruppe. (Chamisso.) 

Crotalaria spec. (Schnee.) 

Inocarpus edulis Forst. (Schnee.) 

Erythrina indiea Lam. Von den Neu-Hebriden eingeführt. (Schwabe, 
Schnee.) 

Canavalia ensiformis (L.) DC. — Marlap. — (Schnee, Finsch.) — 
Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 

Vigna lutea (Sw.) A. Gray. (Schnee.) 


Oxalideae. 
Oxalis cornieulata L. Insel Nawodo, Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 


Rutaceae. 
Citrus limonum L. (Schwabe, Schnee.) 


Simarubaceae. 
Suriana maritima L. (Schnee.) 
Sulamea amara Lam. Radack-Gruppe. (Chamisso.) 


Meliaceae. 
Melia azedarach L. In Gärten. (Schnee.) 


Euphorbiaceae. 
Macaranga tanarius (L.) Müll. Arg. var. glabra Müll. Arg. Insel Ebon 
und Jaluit. (Finsch.) 
Rieinus communis L. Am Strand verwildert. (Schwabe, Schnee.) 
Codiaeum variegatum Bl. (Schwabe, Schnee.) 
Euphorbia pilulifera L. (Schnee.) 
E. splendens Boj. In Gärten. (Schnee.) 


Sapindaceae. 
Allophilus cobbe (L.) Bl. — Kzdak. — (Schwabe.) 
A. timorensis Bl. — Märgünöndjödjo. — Zu Umschlägen bei Bubonen 


gebraucht. (Schnee, Finsch.) 


NN N 


Pometia pinnata Forst. (Schwabe, Schnee.) 
Dodonaea viscosa L. (Schnee) — Insel Nawodo, Gilbert- Gruppe. 
(Finsch.) 


Filiaceae. 
Triumfetta procumbens Forst. — Adät. — (Schwabe, Schnee, Finsch.) 
— Radack-Gruppe. (Chamisso.) — Gilbert-Gruppe. (Jensen, 
Finsch.) Bast zu Matten, 


Malvaceae. 
Abutilon indieum (L.) G. Don. Insel Nawodo, Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 
Sida fallax Walp. — Kio. — (Schnee.) — Insel Mille. (Finsch.) — 
Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 
S. rhombifolia L. (Schnee.) 
Malvastrum eoromandelianum (L.) Greke. (Schwabe, Schnee.) 
Hibiscus rosa sinensis L. (Schnee.) 
H. tiliaceus L. — Loa. — Aus dem Rindenbast werden Leinen gefertigt. 
(Schnee, Volkens.) 


Guttiferae. 
Calophyllum inophyllum L. — Lugwaet. — (Schwabe, Volkens, Schnee.) 


Caricaceae. 
Carica papaya L. — Kinäbü. — (Schwabe, Schnee, Volkens.) 


Lythraceae. 
Pemphis acidula Forst. — Könge. — (Finsch, Schnee.) — Gilbert- 
Gruppe. (Jensen.) Im Korallenschutt Gebüsche bildend. 


Punicaceae. 
Punieca granatum L. In Gärten. (Schwabe, Schnee.) 


Leecythidaceae. 
Barringtonia speciosa Forst. — Oup. — (Schwabe, Volkens, Schnee.) 


Rhizophoraceae. 
Bruguiera gymnorrhiza Lam. — Djong. — Auf Jaluit point grössere 
Mangrovenbestände. (Schwabe, Volkens, Schnee.) 


Combretaceae. 
Terminalia catappa L. — Güdill — (Schwabe, Volkens, Schnee.) 
Quisqualis indiea L. (Schnee.) 
Lumnitzera pedicellata Prsl. Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 


BR 


Umpbelliferae. 


Centella asiatica (L.) Urb. — Meranralik. — Auf der Insel Kwadjelin. 
Der Saft der zerquetschten Blätter wird bei Kopfschmerz getrunken. 
(Schnee.) 

Hydrocotyle vulgaris L. Radack-Gruppe. (Chamisso.) 


Apoeynaceae. 
Cerbera lactaria Ham. — Kitjsbar. — (Schnee.) 
Nerium oleander L, In Gärten. (Schnee.) 
Vinea major L. In Gärten. (Schnee.) 


Aselepiadaceae. 


Ascelepias eurassavica L. (Schnee.) 


Convolvulaceae. 


Calonyction bona nox (L.) Boj. — Merbelle. — (Schwabe, Schnee.) 

Ipomoea batatas L. (Schwabe, Schnee.) 

I. dentieulata (Desrouss.) Choisy. — Lodjilingin kidjerik d. i. 
Rattenohr. — (Schwabe, Schnee.) 

I. pes caprae (L.) Roth. (Schwabe, Volkens, Schnee.) 


Borraginaceae. 


Cordia subeordata Lam. (Schnee.) 
Tournefortia argentea L. (Finsch, Schnee, Volkens.) — Radack-Gruppe. 
(Chamisso.) — Gilbert-Gruppe. (Jensen.) 


Verbenaceae. 
Premna integrifolia L. Insel Nawodo, Gilbert-Gruppe. (Finsch.) 
Cierodendron spee. — Uledj oder Wuledj. — Strauch aus Ponape 
eingeführt. (Schnee.) 
Lantana aculeata L. -- Von Samoa eingeführt. — (Schwabe, Schnee.) 
Labiatae. 


Plectranthus graveolens R. Br. Eingeführt. (Schnee.) 
Ocimum sanctum L. Durch Missionare eingeführt. (Schnee.) 


Solanaceae. 


Physalis minima L. Der Blättersaft wird gegen Kopfschmerz gebraucht. 
(Schnee.) 
Capsieum annıum L. Wie die folgende Art eingeführt. (Schwabe, Schnee.) 


ON 


C. longum L. (Schwabe, Schnee.) 
Solanum oleraceum Duval. (Schwabe, Schnee.) 
S. nigrum L. (Schnee.) 


Acanthaceae. 


Hemigraphis reptans (Forst.) Engl. (Schnee.) 
Ruellia spec. Bedeckt in Gärten und auch ausserhalb dieser oft tisch- 
grosse Stellen allein. (Schnee.) 


Rubiaceae. 


Öldenlandia panieulata L. Radack-Gruppe. (Chamisso.) 

Guettarda speeiosa L. — Wuüott? — Blüten als Schmuck im Haar und 
den Öhrlöchern. (Schnee) — Insel Tarawa,  Gilbert- Gruppe. 
(Finsch.) — Radack-Gruppe. (Chamisso.) 

Ixora spee. (Schnee.) 

Morinda eitrifolia L. — Nen. — Aus den Wurzeln bereiten die Ein- 
geborenen eine gelbe Farbe, die durch Zusatz von Asche rot wird. 
(Schwabe, Schnee.) 


Goodenoughiaceae. 


Scaevola Koenigii Vahl. — Kenät. — Der Blättersaft wird den Frauen 
nach dem Gebären als Stärkungsmittel und Präservativ gegen 
Krankheiten gereicht. (Schwabe, Volkens, Schnee) — Insel 


Nawodo, Gilbert-Gruppe. (Jensen, Finsch.) 


Compositae. 


Vernonia ceinerea (L.) Less. (Schnee.) 

Ageratum conyzoides L. — Aus Ponape eingeschleppt. (Schnee.) 

Wedelia biflora DC. — Markebuebue, Möredjet oder Mergwebit. 
— (Schwabe, Schnee.) 

W. strigulosa (P. DC.) K. Sch. Radack-Gruppe. (Chamisso.) 

Synedrella nodiflora Gaertn. (Schnee.) 


VI. Ule’s Expedition nach den Kautschuk - Gebieten 
des Amazonenstromes, 


Vierter Bericht über den Verlauf der Kautschuk- 
Expedition vom November 1901 bis zum März 1902. 


Von 
Ernst Ule. 


Wie ich im dritten Bericht mitgeteilt habe, beabsichtigte ich Ende 
des vorigen Jahres eine Reise nach dem unteren Madeira anzutreten 
und dort den Januar und Februar zu bleiben, um besonders Samen von 
Hevea zu sammeln. Die im Dezember nach dem Rio Madeira ab- 
fahrenden Dampfer gingen indes früher als ich vorbereitet war, deshalb 
verschob ich die Abreise auf den Januar. 


Im Januar waren eine Anzahl Dampfer nach dem Madeira an- 
gekündigt, und es kam nur noch darauf an, einen Kautschuk waldbesitzer 
ausfindig zu machen, bei dem ich länger bleiben konnte. Herr Witt 
wusste mir als einen solehen den Coronel Gentil de Souza zu empfehlen, 
der sich zur Zeit in Manäos aufhielt, und mit dem ich eine Unterredung 
hatte. Bei dieser Gelegenheit teilte mir Herr Coronel Gentil mit, dass 
sein Sohn im März einen rechten Nebenfluss des Madeira hinauffahre, 
um im Quellgebiet desselben, wo neu eröffnete Gummiwälder seien, bis 
zum Schluss des Jahres zu bleiben und fragte mich, ob ich zu einem 
so langen Aufenthalt bereit sei. Dieser Vorschlag stimmte allerdings 
nicht mit meinen zuerst ins Auge gefassten Plänen, indessen bot sich 
mir endlich einmal die Gelegenheit in das Gebiet zu gelangen, wo 
Seringaes (Gummiwaldgebiete) auf der Terra firme sich befinden und 
guten und reichlichen Ertrag liefern, wie mir der Coronel versicherte. 


Nach meinem letzten Bericht hatte ich die Lösung dieser wohl 
wichtigsten Frage der Expedition aufgegeben, da zur Erreichung dieser 
entlegenen Gebiete noch einmal ein Aufwand von ca. 5000 Mark nötig 
gewesen wäre, wenn nicht ein Seringeiro gewonnen würde, der sich für 
unsere Sache interessierte. Dieser Fall ist nun eingetreten und deshalb 
entschloss ich mich den Vorschlag anzunehmen, trotz der Beschwerden 
und Entbehrungen, die ein so langer Aufenthalt in neu erschlossenen 
Gebieten mit sich bringen musste. Die Besorgung der Hevea-Samen 


will Herr Witt, der wahrscheinlich im April oder Mai nach Deutschland 
kommen wird, übernehmen. 


Für den 20. Februar war die Abfahrt des Dampfers festgesetzt. 
Es wurde jedoch ein anderer genommen, der am 25. Februar Manäos 
verliess, und mit dem wir am 1. März in St. Maria de Marmellos an- 
langten. Hier musste ich noch etwa drei Wochen bleiben, um dann 
in etwa zehn Tagen in einem kleinen Dampfer (Lanha) mein Ziel zu 
erreichen. 


Nach einer Beschreibung des Coronel Gentil sind die Lokal- 
verhältnisse der Gegend am Marmellos etwa folgende: 


Zuerst geht die Fahrt im unteren Marmellos ohne Hindernisse von 
statten, dann kommen Wasserfälle, die bei hohem Wasserstand über- 
fahren werden können. Oberhalb dieser Wasserfälle wird in einen 
rechten Nebenfluss, den Rio Branco, eingetreten. Am Unterlauf dieses 
Nebenflussess und am Marmellos befinden sich Wälder, die da, wo 
Gummi von Hevea gewonnen wird, den Überschwemmungen aus- 
gesetzt sind. 


Weiter hinauf treten mehr und mehr weite Campos auf, die von 
Gebirgen durchzogen werden, und hier also ist die Gegend, wo ich auf 
viele Monate meinen Aufenthalt nehmen sollte. Die Station selbst liegt 
im Quellgebiet eines kleinen Nebenflüsschens, des Rio Macaco, und 
befindet sich ungefähr genau 5 Grad südlich von Manäos, nicht weit 
von der Grenze gegen den Staat Matto Grosse. Auf den eben 
erwähnten, waldigen und zum Teil felsigen Serras wachsen nun die 
Gummibäume (Hevea), die einen weit besseren Ertrag geben sollen 
als die im Überschwemmungsgebiet. Vermutlich sind hier dieselben 
Verhältnisse, wie im Quellgebiet anderer rechten Nebenflüsse des 
Amazonenstromes, von welchem erwiesenermassen der meiste und beste 
Gummi kommt. Hatte nun diese Expedition für die Lösung der Kaut- 
schukfrage grossen Wert, so musste sie auch den rein botanischen 
Zwecken b>sonders förderlich sein, denn mein Aufenthaltsort ging mitten 
hinein in ein botanisch völlig unbekanntes Gebiet; auch lässt sich in 
längerer Zeit eine Gegend besser erforschen. Nach meinen Erfahrungen 
bleibt es ganz gleichgültig, ob ich gerade bis zum Endpunkte der rechten 
Nebenflüsse hinauffahre, oder weiter unten in das Centro*) eindringe, 


Ich war sicher, dass ich dort die Hevea der Terra firme in Blüte 
sammeln konnte und vielleicht imstande sein würde noch Samen auf- 
zunehmen, die allerdings dort in einer kleinen Kiste auszusäen 


*) So nennt man das innere, von den schiffbaren Flussläufen abliegende Gebiet. 


RO.) 


waren, da sie sich nicht über ein Jahr halten. Die Anzahl der jungen 
Hevea-Bäumchen, welche ich etwa mitnehmen konnte, durfte nur eine 
kleine sein, weil ich mich unbedingt mit dem Gepäck beschränken 
musste. Grössere Sendungen lebender Pflanzen sind von diesem Gebiet 
nicht möglich, darauf muss in Hinsicht auf die anderen zu erwartenden 
Ergebnisse der Expedition verzichtet werden. 


Meinen Aufenthalt in Manäos habe ich nun benutzt zum Ordnen 
der abzusendenden Sammlungen, zur Abfassung des Berichtes, zu ver- 
schiedenen kleineren Exkursionen und zu einigen photographischen Auf- 
nahmen. Die beabsichtigte Reise im Januar und Februar musste nun 
in Rücksicht auf die längere Expedition aufgegeben werden, jedoch blieb 
mir hier immer einige Zeit für einen kürzeren Ausflug. Die erste 
Bedingung für einen solchen war, dass sich mir günstige Dampfer- 
gelegenheiten boten, die mir gestatteten, zur Zeit wieder in Manäos 
zu sein. 


Es kamen hier nur zwei Gegenden in Betracht, entweder irgend ein 
Ort am Solimöes oder am Rio Negro; für erstere war gerade kein 
Dampfer in Aussicht, dagegen passte der Dampferverkehr den Rio 
Negro hinauf gut. Am 23. Januar und am 1. Februar fuhren Dampfer, 
die mit einiger Sicherheit am 3.—5. oder 7.—9. wieder in Manäos 
waren. Ich konnte den ersten zur Auffahrt benutzen und mit dem 
zweiten zurückkehren und behielt so Zeit zu einigem Aufenthalt. Als 
Zielpunkt wählte ich Säo Joaquim, das ziemlich am Endpunkte der 
Dampferfahrt liegt, und erhielt nach dort gute Empfehlungen. 


Nach einer Fahrt von vier Tagen langte ich in Säo Joaquim am 
28. Januar an, woselbst ich gastlich aufgenommen wurde und bei einem 
Photographen aus Ungarn wohnte. An diesem Orte unternahm ich nun 
verschiedene Exkursionen, teils in den nahen Wald der Terra firme, 
teils auf die Inseln im Überschwemmungsgebiet, die mit Gummiwäldern 
bedeckt waren. 


Herr Ribeiro, an den ich besonders empfohlen war und der mich 
in meinen Bemühungen unterstützte, nahm mich auf Kanoefahrten in 
diese Wälder mit und liess mir von seinen Indianern die Zweige der 
verschiedenen Gummibäume herabholen. 


Wie nun die Wälder am Rio Negro und die Natur des Flusses 
selbst gänzlich verschieden vom Juruä& und anderen südlichen Zuflüssen 
des Amazonenstromes ist, so sind auch die Hevea-Arten andere. Der 
Gummi, der hier gewonnen wird und der wie ich im vorigen Bericht 
erwähnte durch seine gelbe Farbe von dem echten Parä-Gummi unter- 
schieden wird, stammt nicht von Hevea brasiliensis. Wenn man 


2 


die Wälder am Rio Juruä als echte hygrophyte Regenwälder bezeichnen 
kann, so sind die am Rio Negro als xerophyte Regenwälder anzusehen. 


Die gute Hevea- Art vom Rio Negro, sSeringa verdadeira 
genannt, unterscheidet sich besonders von H. brasiliensis durch das 
lebhaft und dunkel grüne, glänzende Laub, die dünne Rinde und kleine 
hell-meergrüne Früchte. Das Sammeln der Kautschukmilch wird fast 
nur von Indianern besorgt, die eine besondere Methode anwenden, 
welche müheloser ist, als die bei Brasilianern europäischer Abkunft 
übliche. Eine Estrada (Waldweg für den Gummisammler) hat hier 
doppelt so viele Bäume und liefert etwa ebensoviel Milch wie am 
unteren Juruä und Purüs. Es ist hervorzuheben, dass die Bäume 
schwächer und niedriger sind und dichter stehen als Hevea brasi- 
liensis in den Wäldern anderer Flüsse. 


Der Gummi vom Rio Negro steht niedriger im Preise als der von 
anderen Flüssen, soll jedoch früher teurer gewesen sein (und dies wurde 
mir von Kaufleuten in Manäos bestätigt), bis die Indianer ein Mittel 
gefunden haben, durch welches die Milch schnell gerinnt. Sie nehmen 
nämlich einen Extrakt von einer Schlingpflanze und mischen denselben 
der Kautschukmileh bei. Auf diese Weise gebrauchen sie nur kurze 
Zeit, vielleicht den vierten Teil derselben, um die Milch gerinnen zu 
lassen und in einen Ballen zu formen. Das Verfahren aber ver- 
schlechtert das Produkt, das bedeutend an Elastizität verliert. Die 
verschiedenen Gummibäume mögen hier zunächst der Reihe nach auf- 
geführt werden. An Hevea-Arten scheint der Rio Negro besonders 
reich zu sein. 


1. (n. 6022.) Seringa verdadeira mit easca branca (weisser Rinde), 
die verbreitetste und die wohl am meisten zur Gummibereitung an- 
gewendet wird. 


2. (n. 6026.) Hevea mit kleineren, an der Spitze abgerundeten 
Blättern. 


3. (n. 6021). Hevea mit grossen, etwas matteren Blättern. Man 
unterscheidet noch zwei Seringa verdadeira eine mit casca preta 
(schwarzer Rinde) und eine mit casca cincenta (aschgrauer Rinde); 
vielleicht entsprechen diese No.2 und 3. Ich konnte mir darüber 
keine Klarheit verschaffen, weil der Seringeiro die Bäume, welche 
gute Milch geben, nicht so unterscheidet. 


4. (n. 6023.) Seringa sarapdö mit ein wenig schmaleren und 
kleineren Blättern als die vorige. Sie gibt noch einen leidlich reichen 
Ertrag an guter Milch, 


Be 


5. (n. 6024.) Seringa barriguda, nicht zu verwechseln mit H. Spru- 
ceana, die anderen Orts unter diesem Namen bekannt ist, mit unten 
angeschwollenem Stamm und kleineren Blättern, gibt wenig, aber 
gute Milch. f 


6. (n. 6025.) Tambaqui seringa mit ganz kleinen Blättern 
liefert ebenfalls wenig aber gute Milch. Von No. 5 und 6 habe ich 
unreife Früchte erhalten, die völlig übereinstimmten und sich durch ihre 
spitze, scharfkantige, fast geflügelte Form auszeichneten. Auch in der 
Grösse und Gestalt der Blätter gibt es zwischen beiden Hevea Über- 
gangsformen. Wahrscheinlich sind diese Hevea-Arten auf vier Arten 
zu reduzieren. 


7. (n. 6027.) Arara seringa ist keine Hevea, sondern hat 
Blätter wie Alchornea, jedoch Früchte ähnlich der Hevea, nur 
vielleicht etwas runder. Die Milch dieses Baumes, der recht ansehnlich 
wird, ist gelb, fast orange und bitter, während die von Hevea weiss 
und süsslich ist. Obwohl dieser Baum einen recht elastischen Gummi 
liefert, so wird er doch nur selten geschnitten, da die Milch nicht mit 
der von Hevea sich mischen lässt. Da hier alles auf eine möglichst 
einfache und schnelle Gummigewinnung ausgeht, so lohnt es sich wohl 
den Leuten nicht die Milch der Arara seringa besonders zu sammeln. 


Wenn auch die Kautschukgewinnung vom Rio Negro weniger Be- 
deutung hat als die von den rechten Nebenflüssen des Amazonenstromes, 
so ist doch das Vorkommen einer Hevea-Art in mehr xerophilen 
(Trockenschutz-) Wäldern für die Zwecke unserer Expedition von einiger 
Wichtigkeit. In den afrikanischen Kolonien werden sich wahrscheinlich 
leichter Gebiete finden, welche den Trockenschutz-Regenwäldern ähnlich 
sind, als solche, die den Überschwemmungsgebieten mit tiefgründigem 
Boden entsprechen. 


Die Reihenfolge der Hevea-Arten nach ihrem besseren und reich- 
lichen Gummiertrage ist nun etwa folgende: 1. Die gute Hevea von 
der Terra firme des Quellgebietes der rechten Nebenflüsse. 2. Hevea 
brasiliensis im Überschwemmungsgebiet. 3. Die gute Hevea vom 
Rio Negro. 4. Die Itauba (Itaubeiro) von der Terra firme. Die 
Reihenfolge nach der vermutlich leichteren Kulturfähigkeit würde un- 
gefähr umgekehrt sein. 


Gern hätte ich am Rio Negro auch noch die Gegenden besucht, 
wo die Piacava gewonnen wird, dazu reichte jedoch die Zeit nicht, 
denn am 6. Februar fuhr ich in drei Tagen wieder nach Manäos zurück. 
Sonst war aber das Wetter sehr günstig, sodass auch eine verhältnis- 
mässig reichliche Sammlung von Herbarpflanzen aufgenommen werden 


Be 


konnte. Überhaupt sind am Rio Negro die Verhältnisse für den 
reisenden Botaniker weit angenehmer als an den rechten Nebenflüssen, 
wo oft Verhältnisse herrschen, welche an Klondike erinnern. Hier 
drängt nicht alles zum Erwerb, und so findet man leichter Unterstützung 
und wird gern in entferntere Gegenden mitgenommen. Sind an sich 
die Bäume nicht so hoch, so findet man auch leicht Indianer, die mit 
Geschicklichkeit auf die Bäume hinaufsteigen, um erwünschte Blüten 
oder Früchte herabzuholen. 


Die letzten Sammlungen sind nun dem Hamburger Dampfer Pata- 
gonia mitgegeben worden. Es befinden sich darunter mehr als eine 
Centurie Herbarpflanzen, Früchte und andere Objekte in Spiritus oder 
trockenem Zustande, nebst Samen und einigen Gummiproben. Auch im 
letzten Augenblick habe ich noch eine Kiste lebender Pflanzen zu- 
sammengebracht, welche ich den Kapitän gebeten habe täglich mit 
frischem Wasser bespritzen zu lassen, 


So wichtig es nun auch wäre, möglichst viel Hevea-Arten in 
Blüte und Frucht zu sammeln, so ist dies bis jetzt nur teilweise 
gelungen, weil man dazu ganz genau die Zeit abpassen muss und weil 
ich im Arrangement der Reisen von verschiedenen Umständen abhängig 
war. Würde man im Juni nach einem günstigem Kautschukgebiet der 
unteren, rechten Nebenflüsse reisen, von dort im August zurückkehren 
und dann den Rio Negro hinauffahren, so liessen sich in drei Monaten 
8—12 Hevea-Arten und einige andere Gummibäume in Blüte 
sammeln. 


Die Entwicklung der Gummibäume sowie die Ernte ist am Rio 
Negro später. Nun musste ich mich zu der angegebenen Zeit gerade 
an den oberen Flussläufen aufhalten, wo es teils weniger Hevea-Arten 
gibt, teils blühende Zweige schwieriger zu beschaffen sind. Immerhin 
ist Aussicht vorhanden, dass hier im Quellgebiet des Marmellos blühendes 
Material von Gummibäumen gesammelt wird und zu Beginn des nächsten 
Jahres auch keimfähige Samen oder junge Pflanzen besorgt werden, 
soweit dies Herrn Witt nicht schon in diesem Jahre gelingt. 


Vom Rio Madeira kann ich bis jetzt nicht viel berichten, da der 
Dampfer zu wenig Aufenthalt gehabt hat und ich deshalb nur wenig 
Beobachtungen machen konnte. Erwähnen möchte ich nur, dass am 
unteren Madeira die Kautschukgebiete meist weiter entfernt vom Ufer 
sind und dass es auch Anpflanzungen von Hevea brasiliensis gibt. 
Was ich von letzteren gesehen und darüker erfahren habe, ist etwa 
folgendes: „Die Bäume sind oft zwischen Kakao gepflanzt und meist 
noch nicht ausgewachsen. Sie können schon im Alter von 12—15 Jahren 
angeschnitten werden, man wartet damit aber besser bis zum 20. Jahre, 


ENTER 


In verschiedenen dieser Pflanzungen ist schon Gummi geerntet worden, 
aber von einem reichlichen Ertrag habe ich nichts gehört, vielleicht weil 
die Bäume noch zu jung waren und man zu wenig Erfahrung hatte. 


Den nächsten Bericht werde ich erst zu Beginn des nächsten Jahres 
liefern können, weshalb ich mich entschloss bis zum letzten Augenblick 
alles Wissenswerte vor der Abreise an meinen langen Aufenthalt mit- 
zuteilen. 


In den ersten Monaten des nächsten Jahres wird auch die Expedition 
ihr Ende erreichen, sodass ich spätestens im Mai in Hamburg ein- 
treffen würde. 


Zum Schluss erlaube ich mir, ausser den Herren Witt und Dusend- 
schön wie bisher nun auch den Herren Joaquim $. Mattos Ribeiro und 
Coronel Gentil de Souza meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 


St. Maria de Marmellos am unteren Madeira, den 7. März 1902. 


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des 


hs Königl. botanischen Gartens und Museums = 
i ‘zu Berlin, = 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 8 


No. 33. (Bd. IV). Ausgegeben am 15. Januar 1904. x 
I. Übersicht über die Tätigkeit der Botanischen Zentralstelle für pi 


die Kolonien am Botanischen Garten und Museum zu Berlin. 
. I. Ules Expedition nach Be Halanuk-Eohidten Jos. Amazanen- 
stromes. | NER | 
"la Ules Expedition in das peruanische Gebiet des Amazonen- ge 
..stromes. Ü 
IV. Musa Holstii K. Schum., eine nene Banane aus Usambara. Mit In 
| 2 Abbildungen. | 
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In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig 


1903. 


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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


No. 33. (Bd. IV). Ausgegeben am 15. Januar 1904. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 
ständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Übersicht über die Tätigkeit der Botanischen 
Zentralstelle für die Kolonien am Botanischen Garten 
und Museum zu Berlin. 


Das Rechnungsjahr 1902/03 hat die Botanische Zentralstelle in ein 
neues Stadium der Entwicklung treten lassen. Nach Fertigstellung der 
ihr zur ferneren Benutzung überwiesenen Kulturhäuser siedelte sie im 
April nach Dahlem über. Mit dem Botanischen Garten zugleich ist sie 
damit in den Besitz einer Unterkunftsstätte gekommen, die es gestattet, 
nicht nur ihren Betrieb bedeutend zu erweitern, sondern denselben auch 
auf Grundlage neuzeitlicher Einrichtungen zweckentsprechender als bis- 
her zu gestalten. Die Überführung der Kolonialpflanzen aus den alten 
in die neuen Häuser verursachte nicht unbedeutende Kosten und nahm 
eine Reihe von Arbeitskräften in Anspruch, dafür hat die Direktion 
aber die Befriedigung, die Gewächse zur Zeit in einem Zustande des 
Gedeihens zu sehen, wie er unter den früheren räumlich beschränkten 
Verhältnissen und bei technisch unvollkommenen Anlagen nie zu er- 
reichen war. Als ein besonderer Vorzug der neuen Kulturhäuser hat 
sich die Beschaffung heizbarer Beete herausgestellt. Nur durch ihre 
umfassende Benutzung wurde es möglich, die Stecklingsvermehrung ins- 
besondere einer Anzahl von Guttapercha- und Kautschukpflanzen so zu 
betreiben, dass den gestellten Ansprüchen genügt werden konnte. 

Die Versendung der lebenden Nutzpflanzen nach den Kolonien 
eifolgte vorzugsweise unter Leitung der Herren Prof. Dr. Volkens und 

7 


— 10 — 


Inspektor Perring. An lebenden Gewächsen hat die Botanische Zentral- 
stelle im vergangenen Jahre unseren Kolonien im ganzen 2260 Exemplare 
zugeführt. Es empfingen davon die Neu-Guinea Compagnie 150, die 
katholische Mission in Potsdamhafen 133, der Botanische Gartem in 
Viktoria 832, der Gouvernementsgarten in Buea 290, das kaiserliche 
Gouvernement in Lome 200, die kaiserlichen Stationen Sokod&e 101 und 
Misahöhe 200, die Agupflanzung 58, das kaiserliche Gouvernement für 
Ostafrika 200, Pflanzungsbesitzer Deininger 63 Exemplare. Bei der 
Auswahl der Pflanzen kamen einerseits die Wünsche in Betracht, die 
geäussert worden waren, anderseits war das Bestreben massgebend, 
zu neuen Kulturversuchen anzuregen. Die wertvollsten Sendungen, die 
hinausgingen, umfassten Guttapercha- und Kautschukpflanzen aus den 
Gattungen Palaguium, Ficus, Castilloa, Kickxia, Mascarenhasia und 
Landolphia. Versorgt damit wurde vor allem der Botanische Garten 
in Viktoria, dann aber auch die Station Sokod& in Togo, die Agu- 
pflanzung ebenda und die Plantagen der Neu-Guinea-Gesellschaft in 
Friedrich-Wilhelmshafen und Herbertshöhe, Es steht zu hoffen, dass 
der Viktoriagarten die weitere. Vermehrung seines Bestandes an Gutta- 
perehagewächsen nunmehr wird selbst in die Hand nehmen und damit 
die Grundlagen zu einer ersten Guttapercha - Versuchspflanzung in 
Kamerun wird schaffen können. 

Buea erhielt neben vielen Palmen und Zierpflanzen wie schon in 
früheren Jahren eine grössere Anzahl von Cinchona-Hybriden mit 
hohem Alkaloidgehalt. Bereits wiederholt ist von seiten der Zentral- 
stelle auf das vorzügliche Gedeihen des Chinabaums am Kamerunberge 
hingewiesen worden. Es wäre dringend zu wünschen, dass sich das 
Gouvernement nunmehr entschlösse, ebenso wie es in Amani bereits 
geschehen ist, eine Regierungspflanzung im grösseren Massstabe an- 
zulegen. 

Von Faserpflanzen kamen zahlreiche Exemplare der zum ersten 
Male im Berliner Botanischen Garten herangezogenen Bromelia pita 
zur Versendung und zwar nach Kamerun sowohl wie nach Togo. Von 
Obstarten erhielten die ost- und westafrikanischen Kolonien zusammen 
gegen 1000 junge Pflanzen einer der besten Ananas-Varietäten von 
Jamaika, die Missionsstation Monumbo in Neu-Guinea acht verschiedene 
tropische Obstbäume, die kaiserliche Station Misahöhe in Togo Steck- 
linge von Weinreben und Beerensträuchern aller Art. Kakao, Tee, 
Kaffeesorten, Pfeffer, Kola, Balsambaum, Pockholzbaum vervollständigen 
die Liste der im lebenden Zustande von seiten der Zentralstelle zur 
Verteilung gelangten Nutzgewächse. 

Bei der Versendung von Sämereien handelte die Zentralstelle im 
verflossenen Jahre nach dem Grundsatz, weniger auf ein Vielerlei be- 


— 11 — 


dacht zu sein, als vielmehr den Gärten, Pflanzungen und Stationen 
draussen von ökonomischen Gewächsen, für die sich ein Bedürfnis 
herausgestellt hatte, gleich auf einmal grössere Mengen zur Verfügung 
zu stellen. Zur Förderung der Eingeborenen-Kulturen erhielten Sokod&, 
Basari und Atakpame in Togo mehrere Säcke der besten Sorten von 
javanischem Reis. Gleichfalls Togo zu gut kam ein Zentner Saat des 
Teakholzbaums, den insbesondere die Station Sokod& in grösserem 
Massstabe aufzuforsten beabsichtigt. Vier der besten Eucalyptusarten 
Westaustraliens wurden nach Windhuk, Togo und Amani in Ostafrika 
versandt, um demselben Zwecke zu dienen. Den Pflanzern, welche um 
Sehattenbäume für Kaffee und Kakao nachgesucht hatten, konnten an 
50000 Samen der Albizzia stipulata und Erythrina lithosperma aus 
dem indisch-malayisehen Gebiet überwiesen werden. Von Kautschuk- 
pflanzen, die in grossen Massen verteilt wurden, teilweise auch an 
unsere Kolonien in der Südsee, seien erwähnt Ficus elastica, Kickxia 
elastiea und Landolphia Heudelotii, von Bambusarten Bambusa arun- 
dinacea und Dendrocalamus strietus, von Futterpflanzen Cytisus prolifer 
und eine Panieumart, letztere zur Anlage von Viehweiden in Kamerun 
bestimmt. Ölpalmenkerne aus Togo gingen nach Amani, die besten 
ägyptischen Dattelsorten nach Lome und Windhuk, die chilenische 
Palme Jubaea speetabilis und Acrocomia vinifera nach Dar-es-salam 
und Viktoria, die Araucaria imbricata, ein vorzügliches Nutzholz sub- 
tropischer Hochgebirge, nach Amani, Moschi und Buea. Mit Gemiüise- 
sämereien versorgt wurde das Regierungshospital in Suellaba, mit Zier- 
pflanzen das Bezirksamt in Jaluit, mit Samen des Kampferbaumes Buea, 
Amani, Ponape und Saipan, mittropischen Obstarten,wie Limonen, Diospyros 
kaki und Anonen, die Gouvernements in Ostafrika, Kamerun und Togo. 

Es liegt in der Natur der Sache, dass bei dem weiten und bis- 
weilen unter ungünstigen Witterungsverhältnissen stattfindenden Trans- 
port nieht immer alle abgesendeten Pflanzen wohlbehalten am Bestim- 
mungsort eintreffen und dass von den abgesendeten Samen auch ein 
Teil seine Keimfähigkeit verliert. Es müssen daher viele Pflanzen und 
Samen mehrmals beschafft und ausgesendet werden, bis die Arten in 
den Kolonialgebieten eingebürgert sind. Auch dauert es bisweilen 
ziemlich lange, bis die in den Kolonien erwünschten Pflanzen beschafft 
sind; es ist daher fortdauernder Verkehr mit den überseeischen Ver- 
suchsgärten und auch mit Botanikern der Tropenländer notwendig. 

Die Beziehungen, welche die Zentralstelle mit den botanischen 
Gärten der andern Kolonialmächte unterhält, erwiesen sich im ver- 
gangenen Jahre in erster Linie dadurch wertvoll, dass sie einen Aus- 
tausch von Sämereien und lebenden Pflanzen der verschiedensten Art 
im Gefolge hatten. 

7 


— 12 — 


Von den auf diese Weise für die Kulturhäuser gewonnenen Zu- 
gängen seien genannt: Matetee aus den Royal gardens in Kew, Bam- 
busen von Nilampur in Malabar, tropische Obstarten, Nutzhölzer, Zier- 
gewächse usw. von Baroda in Indien und Saigon in Cochinchina, 
Manilahanf, Schattenbäume, Teakholz, Reis von Buitenzorg in Java. 
Aus unseren Kolonien selbst gingen ein und zwar aus Viktoria, 
Kamerun, 2 Wardsche Kästen mit lebenden Pflanzen, 7000 Samen der 
Kickxia elastica, Borassusfrüchte, grosse Posten Kakaosamen und 14 
verschiedene andere Sämereien; von Buea, Kamerun, lebende Orchideen, 
Liliaceenknollen, Samen einer wilden Banane, aus Togo Yamsknollen, 
Saat von Gräsern und zahlreichen anderen Nutzpflanzen durch die 
Herren Dr. Gruner und Kersting; aus Südwestafrika durch Herrn 
Bauwart Willet und Prof. Dr. G. Schweinfurth achterlei Früchte 
und Samen; vom kaiserlichen Gouvernement in Dar-es-salam, Herrn 
Dr. Busse in Lindi, Pastor R. Meinhof und Diakon Liebusch in 
Usambara, Missionar Stolz im Nyassaland 28 verschiedene einheimische 
oder angepflanzte Gewächse; vom kaiserl. Gouvernement in Herberts- 
höhe Proben des dort angebauten Kaffees. Leider kamen aber sehr 
viele Samen nicht keimfähig und manche lebend abgesendete Pflanze 
tot an, so dass noch viele Sendungen aus unseren Kolonien werden ge- 
macht werden müssen, bis die botanischen Gärten durch dieselben eine 
wesentliche Bereicherung erfahren. 

Den kaiserlichen Gesandtschafts-- bezw. Konsulatsbehörden in 
Mexiko, Chile und Fremantle (Australien) verdankt die Zentralstelle 
Saat von Futter- und Nährpflanzen, von Gerbstoffproduzenten, Nutz- 
hölzern und Palmen, den Herren Dr. Busse 199 verschiedene Sämereien 
aus Buitenzorg, L. A. Runge in Sumatra Ficussaat, R. Schlechter 
Samen einer Kautschuk liefernden Alstonia und eines Fieus aus Neu- 
Caledonien, Professor Dr. G. Schweinfurth Datteln aus Nubien, 
Dr. Dammer Palmfrüchte aus Nicaragua, Pflanzungsbesitzer Deininger 
Saat der Bromelia pita aus San Salvador, Dr. Bernegau Bataten aus 
Sao Miguel, Dr. Traun in Hamburg eine sehr wertvolle Sendung von 
Früchten der Landolphia Heudelotii aus Französisch-Westafrika. Durch 
Kauf erworben wurden lebende Pflanzen und grosse Posten Saat der 
verschiedensten ökonomischen Gewächse bei den Firmen Boehmer in 
Jokohama, Smith in Jamaika, Ottolander in Java, Schenkel in 
Hamburg, Dammann in Neapel, ’Horticole coloniale in Brüssel 
und anderen. 

Mit Sämereien im Austausch wurden bedacht die Botanischen 
Gärten von München, Dresden, Karlsruhe, Göttingen, Zürich, Paris, 
Kew, Peradeniya, Kalkutta, Madras, Lahore, Saharanpur, Bombay, 
Poona, Singapore und Buitenzorg. 


— 13 — 


Von Herbarpflanzen aus unseren Kolonien, die zur wissenschaft- 
liehen Bearbeitung übersandt wurden, gingen ein: 
11 Nummern vom kaiserlichen Gouvernement in Dar-es-salam, 


334 e aus Usambara durch die Herren Prof. Dr. Zimmer- 
mann und Gärtner Warnecke, 
138 - aus Usambara durch Herrn Pastor Meinhof, 
1000 = vom Kilimandscharo und Meru durch Herrn Dr. Uhlig, 
46 5 aus der Massaisteppe durch Herrn Hauptmann Merker, 
1000 a aus dem südlichen Teil Deutsch-Ostafrikas durch Herrn 
Dr. Busse, 
8 R von Mafıa durch Herrn Dr. Voeltzkow, 
136 n aus Siidwestafrika dureh Herrn Oberleutnant Alexander 
Freiherrn von Fritsch, 
35 E aus Südkamerun durch Herrn Plantagenbesitzer Zenker, 
49 2 von Buea durch Herrn Gärtner Deistel, 
201 = aus Sokod& in Togo durch Herrn Dr. Kersting, 
87 a aus Togo durch Herrn Stabsarzt Dr. Schilling, 
82 5 aus Neu-Guinea durch das National Herbarium in Mel- 
bourne, 
28 k aus Samoa durch Herrn Dr. Funk, 
91 5 von den Bonin-Inseln durch Herrn Bezirksamtmann 
Fritz in Saipan, 
200 aus Kiautschou durch Herrn Apotheker Nebel. 


Im Emtec erfuhren die Sammlungen aus unseren Kolonien durch 
diese Zusendungen eine Vermehrung um 3446 Nummern. 

Die meisten dieser Sammlungen enthalten keine Dubletten und 
auch nicht immer instruktive Exemplare, doch ergänzen sich häufig die 
Exemplare verschiedener Absender. 

Museumsgegenstände sandten ein: 

1. aus Ostafrika: 
das kaiserliche Gouvernement 10 verschiedene Drogen von Kilossa, 
Holz- und Kautschukproben; Prof. Dr. Zimmermann Muster er- 
krankter Pflanzenteile; Frau Dr. Kummer Früchte und Pflanzen 
in Spiritus; Pastor Meinhof Kautschuk von Wuga und Pfeilgift 
der Waschamba; Dr. Busse Objekte verschiedener Art aus der 

Umgebung von Lindi; Hauptmann Merker Hydnora abyssinica in 

Spiritus; Hauptmann v. Prittwitz Apotheke eines Medizinmannes 

und einige Früchte. 
2. aus Südwest-Afrika: 

Stabsarzt Dr. Lübbert eine sehr reichhaltige, von Photographien 

begleitete Drogen-Sammlung; Herr Dinter Mehl aus einem Typha- 

Rhizom, Bauwart Willet diverse Früchte und Knollen. 


— 14 — 


3. aus Kamerun: 


das kaiserliche Gouvernement Schädlinge des Kakao, der Ölpalme 
und des Castilloa- Kautschukbaums; Herr Zenker Holzproben und 
Schoten von Pentaclethra macrophylla; Herr Dr. Strunk zahlreiche 
Photographien; Herr Stabsarzt Hösemann Strophanthusfrüchte. 
aus Togo: 

Herr Dr. Kersting Holzproben, Knollen, Sorghum-Varietäten, Drogen 
der Eingeborenen und anderes mehr; Herr Dr. Gruner eine Kiste 
Saat eines Nährgrases der Eingeborenen; das Kolonial-Wirtschaft- 
liche Komitee Baumwollproben. 

von den Karolinen: 

Herr Prof. Dr. Warburg Früchte einer Mucuna. 


Die wissenschaftliche Bearbeitung der Eingänge aus unseren Kolo- 


nien konnte im laufenden Jahre nur zum kleineren Teile vollendet 
werden, da die laufenden Geschäfte am botanischen Garten und Museum 
die Zeit der Beamten zu sehr in Anspruch nahmen und das Übergangs- 
stadium bis zur Fertigstellung der neuen Gewächshäuser und des neuen 
botanischen Museums fast unerträgliche Verhältnisse geschaffen hat. 
Nichtsdestoweniger konnten im vergangenen Rechnungsjahr wieder die 
Resultate der teilweisen Bearbeitungen in Verbindung mit solchen, 
denen frühere Sendungen zugrunde liegen, in folgenden Veröffent- 
liehungen niedergelegt werden: 


8: 


in Englers Botanischen Jahrbüchern: 

A. Engler: Moraceae, Urtieaceae, Proteaceae,. Violaceae africanae. 

A. Engler und W. Ruhland: Dichapetalaceae africanae. 

W. Schmidle: Das Chloro- und Cyanophyceenplankton des Nyassa 
und einiger anderer innerafrikanischen Seen. 

. Hennings: Fungi Afrieae orientalis. 

. Pilger: Gramineae afrieanae. 

Kränzlin: Orchidaceae africanae. 

Kamiensky: Lentibulariaceae africanae. 

Harms: Passifloraceae, Leguminosae, Araliaceae africanae. 

. Lindau: Acanthaceae africanae. 

Gilg: Dilleniaceae, Capparidaceae, Ochnaceae africanae. 

. Pax: Euphorbiaceae africanae. 

. Gürke: Verbenaceae, Malvaceae africanae. 

‚Schumann: Tiliaceae, Stereuliaceae, Apocynaceae, Asclepiadaceae, 
Bignoniaceae, Rubiaceae, Commelinaceae africanae. 

O0. Warburg: Myristicaceae africanae. 


ReEskok=smmn 


im Notizblatt des Königlichen Botanischen Gartens und Museums, 
sowie der Botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien: 


— 15 — 


> 


. Engler: Über Anbau von Cinchona in der landwirtschaftlich- 
biologischen Versuchsstation zu Amani in Ost-Usambara. 
. Engler: Das biologisch-landwirtschaftliche Institut zu Amani. 
. Kränzlin: Zwei neue afrikanische Orchidaceen. 
. Volkens: Die Flora der Marshallinseln. 
. Hennings: a) Sehädliche Pilze auf Kulturpflanzen in Deutsch- 
Ostafrika. 
b) Einige schädliche Russtaupilze auf kultivierten 
Nutzpflanzen in Deutsch-Ostafrika. 

Dr. Strunk: Bericht über das Gedeihen der vom Königlichen 
Botanischen Garten in Berlin an den Botanischen Garten in 
Viktoria abgegebenen Pflanzen. 

U. Dammer: Das Sammeln von Palmen. 

L. Diels: a) Gutachten über die Verwendung Westaustralischer 

Eucalypten in afrikanischen Steppengebieten. 
b) Australische Chenopodiaceen als Futterpflanzen in 
Trockengebieten. 
3. in den Berichten der Geographischen Gesellschaft zu Berlin: 

A. Engler: Die Vegetationsformationen Deutsch-Ostafrikas auf 
Grund einer Reise durch Usambara zum Kilimandscharo. — 
Vortrag. 

Von den von seiten der Zentralstelle für den Kolonialdienst aus- 
gebildeten Gärtnern traten J. Greven und P. Hanke beim Botanischen 
Garten in Viktoria ein, ersterer an Stelle des Gärtners L. Ledermann, 
den eine Privatgesellschaft als Pfanzungsleiter in Kamerun engagierte. 

Mit Ausrüstungsgegenständen, wie Pflanzenpressen und Papier, 
Etiquetten, Samenkapseln, Gläsern, Tuben, Spiritus, Naphthalin, Kisten 
mit Zinkeinsatz usw. wurden versehen die Herren Dr. Theodor Koch, 
Hauptmann v. Wangenheim, Missionar Stolz, Dr. P. Claussen, 
Gotthelf Müller, Bezirkschef Dr. Rigler, Direktor Arnold Holtz, 
Missionar J. Häfner, Hauptmann Thierry, J. Thomas, Dr. Schulz 
und Dr. Kersting. 

Von Auskünften und Ratschlägen, die erteilt wurden, von Be- 
wertungen eingegangener Produkte seien folgende hervorgehoben: Über 
die Verwendungsmöglichkeit und den Wert einiger in Ostafrika wild 
vorkommenden Kardamomarten; über Drogen aus Kilossa und der 
Massaisteppe; über Baumkulturen in Swakopmund; über für Samoa 
geeignete Kautschukpflanzen; über Mangabeira-Kautschuk; über Drogen 
aus Südwestafrika; über zur Forstkultur in Südwestafrika brauchbare 
Encalyptusarten; über den Anbau von Ipecacuanha; über Fasern einer 
wilden Banane Usambaras; über Aussichten des Mandel-Anbaus in 
Brasilien; über Balatakultur; über Kautschuk aus Aruscha; über ein 


Du a FE > 


— 106 — 


Kautschuk-Extraktionsverfahren und den Anbau von Manihot Glaziovii 
und Ochroma lagopus; über die Wachstumsbedingungen der Senega- 
wurzel; über einen Baumwollschädling; über rationelle Anlage von 
Weideplätzen in Kamerun; über Kakaoschädlinge; über die Wirksamkeit 
des Ocimum viride als Mosquito-vertreibende Pflanze; über ein zucker- 
reiches Eupatorium aus Paraguay; über parasitische Pilze auf marnig- 
fachen Kulturgewächsen. 

Einer Anregung des Auswärtigen Amtes Folge leistend, hat die 
Botanische Zentralstelle im verflossenen Etatsjahr einige Vorarbeiten in 
die Hand genommen, die sich eine auf wissenschaftlicher Grundlage 
aufbauende Bekämpfung der Schädlinge tropischer Kulturpflanzen zum 
Ziele setzen. Wenn auch in dieser Richtung die Hauptarbeit in unseren 
Kolonien selbst geleistet werden muss, so kann doch anderseits für 
diesen Zweck die Mitwirkung mit allen technischen und literarischen 
Hilfsmitteln ausgestatteter deutscher Institute und deutscher Gelehrter 
nicht entbehrt werden. Die Zentralstelle hielt es für ein erstes Er- 
fordernis, zunächst einmal zusammenzustellen, was auf dem Gebiete der 
Schädlingsbekämpfung insbesondere in den letzten 10 Jahren veröffent- 
licht worden ist und glaubte dies am besten durch Anlage eines Zettel- 
katalogs zu erreichen. Nach seiner Fertigstellung wird es ihr möglich 
sein, bei einlaufenden Anfragen sofort zu entscheiden, ob der betreffende 
Schädling schon in anderen Plantagengebieten der Erde aufgetreten ist 
und welche Mittel etwa sich zu seiner Vernichtung bewährt haben. 
Die neuen Kulturhäuser in Dahlem werden es ihr ferner in dem einen 
oder anderen Falle gestatten, Infektionsversuche durchzuführen, die Ent- 
wicklung des Schädlings zu verfolgen und aus dieser Schlüsse für eine 
wirksame Gegenwehr zu ziehen. Zur Erkennung und wissenschaftlichen 
Bestimmung pflanzlicher Parasiten stehen ihr nebenher die grossen 
Sammlungen zur Verfügung, die im Botanischen Museum von krank- 
heitserregenden Pilzen aufgehäuft sind. Ihrer Benutzung ist es zu 
danken, dass die Zentralstelle bei Einsendung von Pilzschädlingen aus 
den Kolonien die wissenschaftliche Bestimmung derselben in den meisten 
Fällen leicht erledigen kann. 

Zum Schluss sei erwähnt, dass die Verlegung der Botanischen 
Zentralstelle nach Dahlem in umfassenderer Weise als bisher die Mög- 
lichkeit bot, das Interesse eines grösseren Publikums kolonialen Dingen 
zuzuwenden. Ein weitflächiges Freilandstück wurde in Beete eingeteilt, 
die mit den Gemüsen, Getreidearten und Futterpflanzen der Tropen, 
mit Tabak, Rieinus, Erdnüssen und andern einjährigen Gewächsen be- 
pflanzt werden, welche Kolonialprodukte liefern und bei uns im Laufe 
eines Sommers zur Reife gelangen. In einem grossen Glasschauhause 
dahinter, das mit den modernsten Einriehtungen für Heizung, Lüftung, 


IL — 


Beschattung usw. versehen ist, kamen nach der Art ihrer Verwendung 
geordnet die ausdauernden Nutzgewächse unserer Kolonien zur Auf- 
stellung, so Kaffee, Kakao, Tee, die Kautschuk- und Guttapercha- 
pflanzen, Obstarten, Zuckerrohr, Nutzhölzer, ÖI-, Medizinal- und Faser- 
pflanzen, dazu auf heizbaren Beeten angepflanzt eine Reihe von ein- 
jährigen wie Baumwolle, Jute, Reis u. dergl. melır. Das Haus wurde 
an Sonntagen, an welchen der Besuch des neuen Gartens gestattet war, 
von mehr als 5000 Personen besucht. So lange die grossen Gewächs- 
häuser noch nicht fertig gestellt sind, können die Pflanzen nur im 
Sommer dem Publikum zugänglich sein; später werden sie dauernd zu 
sehen sein. 


II. Ules Expedition nach den Kautschuk-Gebieten 


des Amazonenstromes. 
Fünfter Bericht über den Verlauf der 
Kautschuk-Expedition vom 8. März bis zum 21. Juni 1902. 


Von 
E. Ule. 


Zunächst muss hier leider Ungünstiges berichtet werden, da die 
mit so viel Hoffnung begonnene Expedition in das Quellgebiet des 
Marmellos gescheitert ist. Indessen auf solchen Expeditionen, in so 
schwierigen Verhältnissen wie im Amazonasgebiet muss man sich immer 
auf das Schlimmste, ja auf einen möglichen Untergang gefasst machen. 
Hierzu kommt noch, dass die verfügbaren Mittel ein selbständigeres 
Vorgehen nicht erlaubten. Von diesen Gesichtspunkten ist der Nachteil, 
den unser Unternehmen trifft, nur gering, denn die Reise- Ausrüstung 
ist gerettet worden, und haben die erlittenen Beschwerden meine Ge- 
sundheit nicht geschädigt, sodass an ein weiteres Schaffen gedacht 
werden konnte. 

Im 4. Bericht schloss ich mit meinem Aufenthalt in Santa Maria 
de Marmellos, woselbst ich noch .:bis zum 8. März blieb, bis wir die 
Flussreise in das Innere antraten. Zu unserer Beförderung diente ein 
kleiner Dampfer von höchstens 15 Meter Länge, der noch 2 grössere 
Frachtbote und eine Anzahl Kanoes ins Schlepptau nahm. Der Leiter 
der Expedition war der Sohn des Coronel Gentil de Souza, in dessen 
Begleitung sich noch ein älterer französischer Ingenieur befand, ein 
Herr, der sich sehr wenig für derartige Reisen eignete. Ausser einigen 
Mann zur Bedienung des kleinen Dampfers waren auch eine Anzahl 


— 108 — 


Seringeiros zur Teilnahme aufgefordert worden. Diese Leute gehörten 
zu dem Gummidistrikt des Coronel und waren meist indianischer Ab- 
kunft. Sie wurden an verschiedenen Landungspunkten am Madeira und 
der Mündung des Marmellos aufgenommen und brachten zum Teil Weib 
und Kind mit. Nur ein Teil der Personen fand Platz im Dampfer und 
den Frachtboten, die anderen blieben in den angehängten Kanoes. Mit 
all diesen vereinigten Boten und Kanoes, welche der kleine Dampfer 
schleppen musste, glich das Ganze einer kleinen Flottille. 

Vor der Mündung des Rio Marmellos in den Madeira liegt eine 
kleine Insel, die erst umfahren werden muss, ehe man in das schwarze 
Fahrwasser des Flusses gelangt. Mit der Farbe des Wassers ändert 
sich auch mit einem Schlage die Vegetation, indem sie mehr einen 
Xerophyten-Charakter annimmt, wie ich sie früher vom Rio Negro ge- 
schildert hatte. Überhaupt haben die Floren dieser zwei Flüsse viel 
Ähnlichkeit mit einander. 

Langsam fuhren wir nun den Marmellos hinauf, teils behindert 
durch die vielen angehängten Fahrzeuge, teils aufgehalten durch das 
Einladen von Brennholz für den Dampfer, das Wir zuerst geschlagen 
vorfanden. Weiter oben waren keine Bewohner mehr anzutreffen und 
da mussten erst Bäume gefällt und Holz gespalten werden. Ein soleher 
Aufenthalt wurde auch zur Jagd und zum Fischfang benutzt, die aber 
in diesen Gegenden nicht sehr ergiebig waren. In der Nacht des 
fünften Tages langten wir endlich an dem untersten von den sieben 
Wasserfällen des Marmellos an, fanden aber den Wasserstand zu 
niedrig um ein Überfahren aller, namentlich des letzten wagen zu 
können. ‚So wurde denn beschlossen, die Waren auszuladen und in 
einem dort schon errichteten grossen Schuppen zu lassen, dann die 
entbehrlichen Seringeiros in Kanoes vorauszuschieken und mit dem 
Dampfer und den Boten zurückzukehren, um in St. Maria de Marmellos 
mehr Leute und Waren zu holen. Es stand zu hoffen, dass bis zur 
Rückkehr der Fluss steigen würde. Ich selbst entschloss mich mit den 
wenigen zur Bewachung der Waren zurückgelassenen Leuten an dem 
Platze zu bleiben, um die für mich nutzlose Dampferfahrt zu vermeiden 
und die Zeit zum Sammeln zu benutzen. 

In der Tat diese 14 Tage Aufenthalt sind fast die einzige Zeit 
dieser wenig glücklichen Madeira - Expedition, welche ich nutzbringend 
durch Anlegen von Pflanzensammlungen verwenden konnte. Interessante 
Pflanzen waren am Flussufer, im Wald und in den Campinas, einer 
offenen gebüschreicheren Formation, zu finden. Indessen wurde mir 
meine Tätigkeit sehr erschwert durch Insektenplagen. Besonders war 
es eine mückenartige kleine Fliege, die an der Stelle, wo sie saugt, 
einen kleinen schwarzen Fleck verursacht und durch deren Stiche mir 


— 109 — 


bald, trotz Handschuhen und Gazenetz über dem Kopfe, Gesicht und 
Hände anschwollen. Unter dem Namen Pium ist dieses Insekt an den 
Flüssen bekannt. 


Am 26. März kam der kleine Dampfer wieder zurück und fuhr 
anderen Tags bald nach dem obersten Wasserfall weiter. Obwohl der 
Fluss inzwischen 1!/, Meter gestiegen war, so wagte man es doch nicht, 
denselben mit den geladenen Boten zu passieren, sondern zog es vor 
alle Waren auszulaäden und in einem schnell errichteten Schuppen ober- 
halb der Stromschnellen unterzubringen. Der kleine Dampfer fuhr nun 
noch einmal nach dem unteren Wasserfall zurück, um die dort noch 
aufgestapelten Waren zu holen. 


Dieser Fahrt, am 29. März, schloss auch ich mich an. Nach und 
nach wurden nun die leeren Bote an Strieken über die Stromschnellen 
gezogen und wieder mit Waren beladen. 


Unglücklicherweise versäumte man auch den kleinen Dampfer 
hinüberzuschaffen, teils, weil mittlerweile wieder die Wasserverhältnisse 
ungünstiger geworden waren, teils auch, weil er noch einmal nach dem 
Madeira geschickt werden sollte, um mehr Nahrungsmittel zu holen, 
denn es hatte sich herausgestellt, dass die vorhandenen nicht reichen 
würden. Das Personal wurde auf den beladenen Booten und Kanoes 
verteilt und es sollten dieselben durch Rudern und Stossen von Stangen 
oder Ziehen an Seilen den Fluss hinaufgeschafft werden. 


Wir fuhren am 6. April in dem grössten und am schwersten be- 
ladenen Boot, das nur am Seile vorwärts gezogen werden konnte, ab, 
Hatte ich nun schon am Lagerplatz wegen des lebhaften Getriebes 
beim Aus- und Einladen bald nicht mehr sammeln können, so hinderte 
mich auch die vermehrte Plage mit den Insekten daran. Zu den hier 
noch zahlreicheren Piuns gesellten sich noch etwas grössere Fliegen, 
die sogenannten Borachudos, welche noch grössere Flecke verursachten, 
die meistens eiterten. Anfangs beachtete ich diese Stiche nicht, bis 
sich einige schlimme Wunden zeigten, durch welche die Beine an- 
schwollen. Zwar hatten wir einige Medikamente, mit denen ich die 
Wunden behandeln konnte, indessen trugen die letzteren dazu bei, mir die 
Beschwerden der mühsamen Fahrt noch mehr fühlbar zu machen. 
Nach ungemein anstrengender Arbeit hatten wir durch das Aufziehen 
längs des Flussufers nach 2 Tagen nur etwa 4 Kilometer zurückgelegt. 
Deshalb beschloss der Sohn Raymundo dieses schwere Frachtboot vor- 
läufig zurückzulassen und im Kanoe vorauszufahren um bei dem 
Transport der übrigen Fahrzeuge zu helfen. Das Boot blieb also mit 
2 Mann zur Bewachung an einer durch das Hochwasser gebildeten 
kleinen Waldinsel zurück. Auch ich nahm dort wieder meinen Aufent- 


— 10 — 


halt, teils, weil ich meine eigene Ausrüstung nicht verlassen wollte, 
teils weil meine Wunden Schonung verlangten. 

Indessen die 10 Tage, die ich hier verlebt habe, waren nichts als 
eine Reihe von Plagen und Entbehrungen, die jedes nutzbringende 
Schaffen unmöglich machten. 

Endlich am 17. April war der kleine Dampfer von Madeira zurück- 
gekehrt und wurde glücklich, obwohl er fast dabei verunglückte, über 
den letzten Wasserfall gezogen. Nun wurde am folgenden Tage das 
Frachtboot wieder ins Schlepptau genommen und wir fuhren weiter den 
Fluss hinauf. Zuerst bogen wir in den Rio Branco ein, wo wir wieder 
mit Herrn Raymundo zusammentrafen. In den Wäldern zu Seiten 
dieses Flusses fand sich viel Hevea brasiliensis; auch waren hier 
vor mehreren Jahren schon Distrikte, um Gummi zu gewinnen, eröffnet 
worden. Allein da viele der Seringeiros von Fiebern dahingerafft wurden 
und viele auch an solehen Wunden von Insektenstichen litten, so sind diese 
Gummiwälder wieder aufgegeben worden. Die Fahrt im Rio Brauco 
dauerte noch etwas länger als 2 Tage, sodass wir am 22. in den Rio 
Macaco einfuhren, wo nicht weit von der Mündung ein grosser Schuppen 
errichtet war, in dem wir wieder Unterkunft fanden. 

Von hier aus musste in Kanoes die Fahrt fortgesetzt werden und 
waren nochmals 7 Wasserfälle zu überwinden. Herr Raymundo fuhr 
sogleich mit einigen Leuten in einem Kanoe den Fluss hinauf, um den 
Zustand der Wasserfälle zu untersuchen. Man kehrte darauf mit der 
sehr ungünstigen Nachricht zurück, dass die Felsen der Wasserfälle 
schon weit aus dem Wasser hervorragten, und dass dort an ein Vorwärts- 
kommen nicht zu denken sei. Nun gab es noch einen andern Weg, 
der den Rio Branco hinaufführte, von wo zu Land über Campos in 
einem starken Tagesmarsche der Zielpunkt erreicht werden konnte. 
Gelang es mit dem Dampfer den Fluss hinaufzukommen, so war immer- 
hin noch etwas gewonnen, sonst aber mussten die Waren einzeln in 
Kanoes hinaufgeschafft werden und dann wurde die Beförderung sehr 
umständlich und beschwerlich. 

Als in mir Zweifel an einem guten Ausgang der Expedition auf- 
stiegen, hatte ich schon Herrn Raymundo gebeten, mir mitzuteilen, 
wenn unsere Lage eine solche zu werden drohe, dass für meine Zwecke 
kein Ergebnis mehr zu erwarten wäre, denn dann würde ich bei Zeiten 
umkehren. Jetzt drängte ich nun energisch zu einer Entscheidung, denn 
in wenigen Wochen konnte das Wasser in den Flüssen so viel ge- 
sunken sein, dass an eine Rückkehr mit meiner Ausrüstung vor Jahres- 
schluss nicht zu denken war. Unter allen Umständen gedachte ich, 
wenn sich irgend eine erfolgreiche Tätigkeit für mich erwarten liess, 
zu bleiben. Meine Wunden fingen an zu heilen und gaben zu einer 


— 11 — 


ernstlichen Befürchtung keine Veranlassung. Auch war zu erwarten, 
dass die Nahrungsverhältnisse sich in den Campos besserten, da dort 
ergiebigere Jagdgebiete waren. Das einzige Hindernis bildete die Be- 
förderung meiner Ausrüstung, denn diese wollte ich weder im Stich 
lassen, noch konnte ich ohne sie erfolgreich viele Monate schaffen. 
Gern erklärte ich mich bereit, eine gute Summe für den Transport 
meiner Sachen zu bezahlen und bot dafür 1000 selbst 2000 Mk., denn 
eine neue solche Expedition hätte viel mehr kosten können, 

Herr Raymundo machte die Beförderung meiner Ausrüstung davon 
abhängig, ob er mit dem Dampfer noch weiter auf dem Rio Branco vor- 
dringen könne, wenn nicht, so müsse er selbst mit seinen Leuten sich 
aufs äusserste beschränken. Eine Fahrt zur Untersuchung des Flusses 
brachte ein ungünstiges Ergebnis, sodass meine Rückkehr beschlossen 
wurde. Zwar bot mir Herr Raymundo an, mich mit dem notwendigsten 
Handgepäck nach den Campos mitzunehmen oder ich könne allein bei 
dem verlassenen Dampfer und den zurückgelassenen Waren bleiben; 
aber das waren Bedingungen, die mir nichts bieten konnten. So schwer 
mir auch der Entschluss zum Rückzug wurde, so hielt ich ihn doch 
unter den Umständen für gerechtfertigt. Einmal hört das erfolgreiche 
Schaffen bei botanischen Expeditionen auf, wenn die Sorgen für die 
materiellen Bedürfnisse in den Vordergrund treten; dann war ich auch 
in meiner Stellung nicht so gedeckt wie andere Reisende, um zuviel 
wagen zu können. 

Am 26. April fuhren mehrere Kanoes mit der Bemannung des 
Dampfers und anderen Leuten, die nicht bleiben wollten, nach dem 
Madeira zurück und nahmen den französischen Ingenieur und mich mit 
allen unseren Kisten und Koffern mit. In einer Zeit von weniger als 
7 Tagen langten wir in St. Maria de Marmellos an und wurden von 
vom Coronel Gentil de Souza freundlichst aufgenommen. Derselbe be- 
dauerte, dass ich zurückgekehrt sei und lud mich ein, mit ihm im 
nächsten Jahre den Marmellos noh einmal hinaufzufahren. Da ich nun 
sowohl im Hause als auf der Fahrt immer als Gast angesehen und 
behandelt wurde, so verbietet sich mir jede Kritik der misslungenen 
Expedition. Im vorstehenden habe ich nur den einfachen Sachverhalt 
auseinandergesetzt. 

Nachdem ich noch einige Tage auf einen Dampfer gewartet hatte, 
konnte ich mich auf dem Justo Clermont am 8. Mai einschiffen und 
langte 2 Tage später wieder in Manäos an, wo ich mich von den Be- 
schwerden der Reise bald erholte. 

Jetzt überlegte ich auch, was nun zu beginnen sei, ob nach 
Deutschland zurückzureisen oder weitere kleinere Forschungsreisen vor- 
zunehmen. Nun waren die verfügbaren Mittel nur noch geringe und 


— 12 — 


dann waren die zwei Förderer der Expedition, Herr Witt und Herr 
Konsul Dusendschön in Deutschland und konnten mir keine Empfehlungen 
nach Kautschukwaldistrikten geben. j 

Von Berlin war mir in Briefen verschiedentlich geschrieben worden, 
dass es wünschenswert sei, wenn ich bis zu dem Abhange der Anden 
vordringen könnte. Da ich selbst nicht gern mit einem Misserfolg, 
wenn auch unverschuldeten, zurückreisen wollte, sondern vielmehr noch 
einen schönen Abschluss der Expedition wünschte, so beschloss ich auf 
eigene Kosten eine Reise dorthin zu unternehmen. 

In Manäos blieb ich noch einen vollen Monat, um dort einige 
Pflanzenformationen zu studieren, da mir meine vorige Reise den Rio 
Negro hinauf gezeigt hatte, dass die Umgebung von Manäos wohl ge- 
eignet sei, mir einen Einblick in die Vegetation des Flusses zu ver- 
schaffen. 

Wenn auch die meiste Zeit dieser ungünstigen Expedition wegen 
der langen Fahrten und der Beschwerden nicht genügend ausgenutzt 
werden konnte, so sind einige Ergebnisse doch anzuführen. 

Zunächst wird das Vorkommen von”Hevea brasiliensis oder 
einer nahestehenden Art auf überschwemmungsfreiem Gebiet, sogar auf 
Gebirgen, immer mehr zur Tatsache. Alle Mitteilungen des Coronel 
über den Marmellos, soweit ich dieselben untersuchen konnte, haben 
sich als der Wahrheit entsprechend gezeigt. Deshalb ist der Be- 
hauptung, dass sehr ergebnissreiche Gummibäume in bewaldeten Gebirgen 
(von fast 200 m relativer Höhe) in Campgegenden wachsen, durchaus 
Glauben beizumessen. Auch meine Erkundigungen bei den Leuten 
haben dies bestätigt; und wäre dem nicht so, dann würde nicht eine 
so kostspielige und beschwerliche Expedition dahin unternommen worden 
sein. Aber auch im Quellgebiet der anderen Nebenflüsse des Madeira, 
sowie in dem der oberen Zuflüsse des Purus und Jurna kommt sicherlich 
eine Heveaart vor, die auf dem festen Lande wächst und den 
reichsten Gummiertrag gibt. Ob es eine besondere Art ist, bleibt 
dahingestellt, doch soll sie nicht gemischt mit anderen Hevearten 
wachsen, wie das für Hevea brasiliensis an den unteren Flussläufen 
überall die Regel ist. 

Das Flussgebiet des Madeira gilt als ein besonders fruchtbares, 
daher mag es kommen, dass jeder Seringeiro nur eine Estrada (Strasse) 
Bäume zu bearbeiten hat. Er zapft also täglich die Bäume an und 
wechselt nieht ab, wie es am Juru& und Purus üblich ist, wo jeder 
Seringeiro 2 Strassen zuerteilt bekommt. Die Kautschukwälder am 
Madeira sind auch die ältesten und am meisten vorgeschrittenen. Die 
kleinen Gummiballen vom oberen Madeira werden sogar als das beste, 
was es von Gummi gibt, angesehen. 


— 13 — 


Über die früher erwähnten Kulturen von Heveabäumen will ich 
hier noch einiges hinzufügen. Es bestehen schon Pflanzungen von 
Tausenden von Gummibäumen; eine solche hatte ich selbst Gelegenheit 
bei St. Maria de Marmellos zu besuchen. Die Bäume wären hier 
15—20 Jahre alt, zwischen Kakao gepflanzt und wurden teilweise schon 
angezapft. Die Ernte war keine ergiebige und machte mir die ganze 
Pflanzung keinen guten Eindruck. Der wenig gute Erfolg mag aber 
hauptsächlich an der Art der Pflanzung liegen, indem Kakao keine 
geeignete Deckung ist. Kakao ist ein sehr dichtlaubiger hoher Strauch 
und beschattet die jungen Heveapflänzchen in der Jugend zuviel, 
dann aber, wenn sie über denselben hinauswachsen, zu wenig. Solche 
freistehende Heveabäume werden an den unteren Flussläufen ungemein 
viel von einer blattlosen Loranthacee heimgesucht. 

In der Tat waren viele Bäume der Pflanzung geradezu überladen 
mit diesem Schmarotzer, kränkelten und gingen teilweise schon ein. 
Will man einen Ertrag von solehen Gummibaumpflanzungen haben, so 
müssen andere Deckungsbäume als Kakao ausfindig gemacht werden. 
In diesen Pflanzungen kann man vom 15. Jahre an Gummi ernten, 
während in den Wald gepflanzte Bäume, wie mir der Coronel ver- 
sicherte, erst mit 25 Jahren Ertrag geben würden. 

Es war zu mir die Kunde gedrungen, dass es einen Baum mit 
Brettwurzeln, jenen leistenförmigen Erhabenheiten am unteren Stamm- 
teil vieler Tropenbäume, gebe, der guten Gummi liefere und in 
St. Maria de Marmellos wurde mir dies bestätigt. Herr Coronel Gentil 
de Souza gab mir eine Empfehlung an einen Herrn Coronel Machado 
in Manäos, der mir weiteren Aufschluss über diesen Gummibaum liefern 
könne. 

Dieser Herr teilte mir mit, dass ein solcher Baum am unteren 
Purus bei Nove Trombetas vorkomme und Muripida genannt werde, 
er solle jedoch den Nachteil haben, dass er angezapft nur 3 Jahre 
dauere. Er riet mir indess davon ab, sogleich dahin zu reisen, da der 
Besitzer der Waldungen unvorbereitet leieht misstrauisch werden könnte 
und ich dann wenig erfahren würde. Obwohl die Reise dahin nicht 
weit war, so verzichtete ich doch unter diesen Umständen darauf, um 
so mehr als ich für andere Unternehmungen nicht mehr viel Zeit ver- 
lieren durfte, 

Die angelegten kleinen botanischen Sammlungen ergaben vom Rio 
Madeira, hauptsächlich dem Marmellos, an 60 Nummern und von 
Manäos circa 50 Nummern, dazu auch verschiedene niedere Krypto- 
gamen. Ausserdem wurden mehrere pflanzengeographische nnd biolo- 
gische Beobachtungen und bei Manäos eine Anzahl photographiseher Auf- 
nahmen gemacht, 


— 14 — 


Am 10. Juni verliess ich nun wieder Manäos, um mit dem Dampfer 
gleichen Namens zunächst an die peruanische Grenze zu fahren. 
Monatlich verkehren zwei Dampfer, ein brasilianischer und ein eng- 
lischer, direkt mit Iquitos, dem Hauptausgangspunkt im peruanischen 
Amazonasgebiet. Diese Dampfer waren schon abgefahren, doch hoffte 
ich einen kleinen peruanischen Dampfer an der Grenze anzutreffen, mit 
dem ich die Reise fortsetzen konnte. Der Dampfer Manäos gehörte 
dem Hause Andersen in Manäos, von dessen Chef ich eine Ermässigung 
des Fahrpreises bis zur Hälfte erhielt und ausserdem besonders an den 
Kapitän empfohlen wurde. Die Verpflegung und Behandlung war in 
der Tat eine recht gute, auch machte der Dampfer eine schnelle Fahrt, 
sodass wir schon am 18. Juni an der Grenze von Peru ankamen. Von 
hier fährt der Dampfer circa 6 Stunden den Grenzfluss Javary hinauf, 
um in Remate de Malles ein und auszuladen. Dort beabsichtigte ich 
zu bleiben, bis sich Gelegenheit zur Weiterreise bot. Es wurde mir 
jedoch geraten mich in peruanischem Gebiet aufzuhalten, weil die peru- 
anischen Schiffe nicht an der brasilianischen Seite anzulegen pflegen. 
Aus diesem Grunde beschloss ich wieder an die peruanische Grenz- 
station Letieia zurückzufahren. Der Dampfer Manäos hatte einigen 
Aufenthalt, so fuhren wir erst am 21. Juni zurück und langten Nachts 
in Letieia an, woselbst ich an Land ging und bei einem französischen 
Kaufmann aufgenommen wurde. Hiermit endet auch die brasilianische 
Kautschuk-Expedition. 


Iquitos, den 25. Juli 1902. E. Ule. 


III. Ules Expedition in das peruanische Gebiet des 
Amazonenstromes. 


Sechster Bericht über den Verlauf der Kautschuk- 
Expedition vom 21. Juni 1902 bis 23. Juni 1903. 
Obwohl die im Auftrage des Königlich botanischen Museums zu 
Berlin ausgeführte Expedition ihr Ende erreicht hatte, so bildete die 
von mir auf eigene Kosten daran angeschlossene, peruanische Expedition 
eine Fortsetzung und Ergänzung meiner Forschungen am Amazonen- 
strom, die ein Ganzes ausmachen, und zu der ein letzter Bericht nicht 
fehlen soll. Zwar traten jetzt mehr die pflanzengeographischen Gesichts- 
punkte in den Vordergrund, doch auch den Kautschukverhältnissen 
wurde meine Aufmerksamkeit gewidmet. 


— 15 — 


In Letieia musste ich noch 14 Tage auf einen kleinen peruanischen 
Dampfer warten bis ich nach Iquitos weiter fahren konnte, woselbst 
ich am 9. Juli anlangte. Dort war ich an das Haus Wesche y Cia. 
empfohlen und wurde von dem stellvertretenden Konsul, Herrn Köne- 
mann und Herrn E. Strassberger gastlich aufgenommen. Dieses 
Haus besitzt drei kleine eigene Dampfer und ist geschäftlich das be- 
deutendste im peruanischen Amazonasgebiet. Es wurde mir auch an- 
geboten die Dampfer zu Reisen zu benutzen und einen Kautschukwald, 
den sie besassen, zu besuchen. Allein ich konnte von dem freundlichen 
Anerbieten keinen Gebrauch machen, da ich meine Zeit nun einmal 
dem Studium des Übergangsgebietes der Hylaea zu dem der Anden 
widmen wollte. Nur in dem Falle, dass man von Berlin aus, wie fast 
beabsichtigt war, meine Dienste weiter in Anspruch nehmen wollte, 
würde ich meine Pläne geändert haben. Die verschiedenen kleinen 
Stationen, die ich noch machte, hatten teils den Zweck, Zeit zu lassen, 
um mir von Berlin aus noch Nachricht zusenden zu können, teils auch 
um meine Erfahrung über Pflanzenverbreitung zu vermehren. 

Iquitos ist der Ausgangspunkt vieler kleinen Dampfer, die die 
Flüsse oft weit hinauffahren. Ich selbst fuhr am 2, August mit einem 
kleinen Dampfer, Huallaga, bis nach Yurimaguas. Daselbst bieb ich 
wieder an 15 Tage, benutzte aber die Zeit zum Sammeln und Photo- 
graphieren. 

In Peru fand ich nun grosse Veränderung in der Lebensweise, in 
den Sitten und in dem Charakter der Bewohner, und dazu kam für 
die portugiesische die spanische Sprache, die neben einer Indianer- 
sprache gesprochen wurde. Eine solehe unumschränkte Gastfreundschaft 
als in Brasilien war hier nicht üblich. Bei den Leuten, wo man auf- 
genommen und bewirtet wurde, zahlte man meistens ein Honorar, das 
allerdings im Verhältnisse nicht hoch war, denn die Waren und Lebens- 
mittel standen viel niedriger im Preise. Dafür war wieder die Fahrt 
auf den Dampfern, besonders die Fracht, für die ich in Brasilien selten 
etwas gezahlt hatte, sehr hoch. Hilfskräfte für die Expedition als 
Ruderer auf Kanoefahrten, Begleiter auf Exkursionen und Lastträger 
waren weit leichter und für bedeutend geringeren Preis als im bra- 
silianischen Amazonasgebiet zu haben. Ja, wenn ich Peruaner bei 
meiner Marmellos-Expedition zur Verfügung gehabt hätte, so wäre diese 
sicher nicht gescheitert. Zu solchen Diensten gebraucht man die schon 
seit langer Zeit der Zivilisation unterworfenen Indianer. 

Mit drei dieser Indianer fuhr ich nun am 27. August zunächst drei 
Tage den Huallaga und dann in fünf Tagen einen kleinen Nebenfluss, 
den Cainarachi, soweit dieser schiffbar war, hinauf. Am Endpunkte, 
dem Pongo (das sind Stromschnellen), musste ich wieder noch 12 Tage 

8 


— 116 — 


warten, bis ich mir die nötigen Träger über das Gebirge verschaffen 
konnte. Diese Zeit hatte ich in der sehr interessanten Gegend zum 
Botanisieren benutzt. Endlich brach ich mit 9 Trägern auf, um über 
das Gebirge nach Tarapoto, einem kleinen Städtchen, zu gelangen, wo- 
selbst ich einen längeren Aufenthalt zu nehmen gedachte. Der Weg 
über das Gebirge geht teils in starker Steigung in die Höhe, teils über 
zackige und steile Grate hinweg oder durch sumpfige und waldige Ein- 
senkungen. Die verschiedenen Teile dieses Gebirges haben besondere 
Namen wie Cerro de Hotanahui, Cerro de Ponasa und Cerro de Escaler. 
Die höchsten Erhebungen erreichen etwa eine Höhe von 1400 über 
dem Niveau des Meeres, dabei hat der Pongo de Cainarachi, also das 
untere Tal, nur eine solche von etwa 250 m. 

Vormittags am dritten Tage kam ich in Tarapoto an, woselbst ich 
von dem Hause Wesche an das erste Geschäftshaus von Manuela Morey 
y hijos eine Empfehlung hatte, durch die mir meine Unterkunft und Ein- 
richtungen erleichtert werden sollten. Diesem Geschäfte stand eine 
ältere Dame (Manuela Morey), die Mutter einer zahlreichen Familie 
war, vor, und die mich freundlich aufnahm. Auch sorgte sie dafür, dass 
ich in der Nähe ein Zimmer mieten konnte, indem sie meine Ver- 
pflegung selbst übernehmen wollte. 

In diesen Gegenden fällt es auf, dass die Männer sich in der 
Minderzahl befinden, denn diese sind vielfach ausgewandert, um sich 
dem gewinnversprechenden Einsammeln des Kautschuks von Castiloa 
elastica in Brasilien zu widmen. Der Ort war früher bedeutend 
durch seinen Tabakhandel; da setzte die Regierung hohe Steuern darauf 
und infolgedessen nahm die Kultur dieses Artikels ab, und viele Leute 
besonders die Männer wanderten aus, 

Bei Tarapoto unternahm ich nun in den unteren Gebirgswald, an 
die Abhänge der kleinen Gebirgsflüsse, in die offeneren, xerophyten 
Waldgebiete und Pampas botanische Exkursionen und hatte vollauf zu 
tun, um eine möglichst vollständige Pflanzensammlung dieser Gegend 
anzulegen. Ein weiterer Ausflug galt einem Salzsteingebirge, wohin 
man gelangte, wenn man von Shapaga den Huallaga hinauffuhr. Dieses 
Gebirge erstreckt sich etwa 10 Kilometer hin und hat verschiedentlich 
eine Höhe über 100 Meter. An verschiedenen Abhängen tritt Chlor- 
natrium frei zu Tage, aber eine eigentliche Salzflora konnte ich nicht 
konstatieren. 

Leider war das höhere Gebirge von Tarapoto aus nicht so leicht 
zu erreichen, da man zweimal den Fluss durchschreiten musste, um zu 
dem 3_Stunden weit entfernten Fuss des Gebirges zu kommen. Wenn 
der Fluss durch ein Gewitter oder vielen Regen anschwoll, konnte 
man von der Rückkehr auf einige Tage abgeschnitten sein. Ein kurzer 


Aal 


Ausflug im November und ein längerer im Januar hatten mich den 
Reichtum an interessanten und merkwürdigen Pflanzen dieses Gebirges 
kennen gelehrt, so dass ich mich entschloss daselbst am Ende meines 
Aufenthaltes noch einmal einige Zeit zuzubringen. 

Am 3. März brach ich nun mit allem meinem Gepäck von Tara- 
poto auf und liess mich in St. Antonio am Cumbaso nieder. Dies war 
ein kleiner Ort meist von Indianern oder Halbindianern bewohnt, der 
die primitivsten Verhältnisse bot; und ebenso waren auch die Ver- 
köstigungsmittel. Herr Salmäo, der dem Orte vorstand und einen 
kleinen Verkaufsladen hatte, tat alles, was mir den Aufenthalt angenehm 
machen konnte. Unglücklicherweise regnete es in diesem Monat viel, 
sodass meine Exkursionen nur mit den grössten Schwierigkeiten aus- 
führbar waren und ich viele Mühe hatte Papier und Pflanzen zu trocknen. 

Indessen war meine Zeit eine beschränkte, da ich eigentlich im 
Mai in Deutschland zu sein gedachte und auf alle Fälle die Rück- 
kehr nicht zu sehr verschieben wollte. Mein Gepäck hatte ich nun 
mit verschiedenen Gelegenheiten vorausgeschickt. Dieses Mal hatte ich 
12 Träger nötig. Am 28. März war ich reisefertig und folgte dann 
mit einem Begleiter über das Gebirge nach. Auch jetzt war das 
Wetter noch regnerisch, sodass wir, ehe wir zum Lagerplatz kamen, 
etwas nass wurden. Schlimmer wurde es aber am anderen Tage, wo 
wir Nachmittags bei dem Herabsteigen vom Gebirge von heftigem Regen 
überfallen wurden und nur mit knapper Not, bis an die Hüften im 
Wasser watend, durch den unten fliessenden Gebirgsfluss kamen. In 
einer Indianerwohnung wurden die Kleider getrocknet und ausgeruht. 
Erst am andern Tage langten wir in dem nur eine Stunde entfernten 
Pongo de Cainarachi an. Hier wartete ich zwei Tage und fand dann 
Gelegenheit mit einem Kanoe nach Yurimaguas zu fahren. Die Fahrt 
wurde dieses Mal in sehr kurzer Zeit, nämlich in weniger als 48 Stunden 
zurückgelegt. Wieder hatte ich fünf Tage Aufenthalt in Yurimaguas 
und fuhr dann in zwei Tagen mit dem kleinen Dampfer Huallaga nach 
Iquitos. Hier war vorläufig weder der brasilianische noch der englische 
Dampfer im Hafen und so blieb ich bis zur Ankunft des ersteren im 
Hause Wesche. Am 23. April reiste ich dann mit dem Dampfer 
Prudente de Moraes in acht Tagen nach Manäos und wurde wieder 
vom Herrn Konsul Dusendschön freundlichst aufgenommen. 

Da ich meines vielen Gepäckes wegen gern einen direkten Dampfer 
nach Hamburg benutzen wollte, musste ich noch bis zum 15. Mai 
warten, ehe ich abfahren konnte. Unglücklicherweise war dieser Dampfer, 
Hellas, ein Frachtdampfer, der langsam fuhr und noch vielen Aufent- 
halt in Nordbrasilien hatte, deshalb kam ich erst am 23. Juni nach 
einer gesamten Reise von fast 3 Monaten in Hamburg an. 

8*+ 


— 183 — 


Was nun die Gummigewinnung in Peru anbetrifft, so ist der so- 
genannte Kautschuk, der von Castiloa elastica gewonnen wird, 
meistens schon erschöpft und deshalb ziehen die Peruaner vielfach nach 
Brasilien um dort dieses Produkt noch zu gewinnen. Seringa oder 
Heve fina, wie es der Peruaner nennt, also‘ der Gummi von Hevea 
brasiliensis, kommt besonders an den Flüssen Javary und Ucagalle 
vor, wird aber noch nicht so ausgebeutet als in Brasilien. Von dem 
Gummi bester Qualität, der auf der Terra firme geerntet wird, habe 
ich hier nichts gehört, doch dürfte er auch vorhanden sein, da gewiss 
diese Gummibäume von der Wasserscheide des Juruä weiter verbreitet 
sind. Als ich noch in Brasilien war, fand sich in Gummi-Zeitungen die 
Nachricht von einem neuen Gummi in Peru. Ich habe mich dann genau 
danach erkundigt und erfuhr, dass dieser Gummi am Huallaga und auch 
bei Tarapoto gewonnen und Heve debil genannt werde. Dort habe 
ich nun die Sache untersucht und gefunden, dass dieser neue Gummi 
weiter nichts ist als das Produkt von einer Heveaart, die ich als 
Itauba mit grossen Blättern schon mehrfach erwähnt habe. In den 
Wäldern am Huallaga unterhalb de»Gebirges und daselbst bis zu einer 
Höhe von über 1000 Meter habe ich diese Hevea häufig gefunden. 
Da wo die mehr xerophyten Wälder beginnen, hört die Itauba auf. An 
dem Abhange des Gebirges nach Tarapoto zu wurden zu meiner Zeit 
zwei Deutsche, die sich bis dahin verloren hatten, mit dem Gewinnen 
von Heve debil beschäftigt. Diesen Seringal habe ich selbst besichtigt 
und mir auch die Gummiballen angesehen, die allerdings keine grosse 
Elastizität besassen. Es fand sich da auch in einer Höhe von eirca 
700 m eine Pflanzung dieser Hevea, die einen recht guten Eindruck 
machte, aber noch zu jung war, um schon einen Ertrag zu liefern. 
Auf der anderen Seite des Gebirges nach Yurimaguas zu soll eine 
grosse Anpflanzung der Heve debil existieren, die ich leider nieht mehr 
besuchen konnte. Wenn der Gummi von Heve debil auch nur ein 
solcher zweiter Qualität ist, so ergibt er doch immerhin einen Preis 
von etwa °/, des guten Kautschuk und bei dem ungemein viel billigerem 
Leben in Peru, mit Ausnahme von den grösseren Flusstälern, wo 
Hevea brasiliensis wächst, rentiert sich ganz entschieden die Ge- 
winnung desselben und könnte viel mehr betrieben werden als sie es 
bis jetzt wird. Man fängt allerdings an der Heve debil immer mehr 
Aufmerksamkeit zu schenken, so wird sie auch am oberen Maranhäo 
gewonnen, da wo der Fluss schon ganz zwischen den Gebirgsketten 
der Anden dahinfliesst. 

In der Nähe von Iquitos, an sumpfigen Stellen, kommt noch eine 
Heveaart mit kleineren Blättern vor, die ich reichlich mit Blüten und 
einigen Früchten sammelte, Sie zeichnete sich durch besonders kleine 


— 119 — 


Blüten aus; für die Gummigewinnung hatte sie aber wenig Bedeutung 
und wurde in Iquitos auch nicht viel beachtet. Auch Sapium, die 
Seringeirana oder Tapiru der Brasilianer, fehlt in Peru nicht und wird 
hie und da mit angezapft, könnte aber gewiss noch mehr benutzt werden. 


Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Expedition in Peru sind 
besonders hervorzuheben, indem an 800 Nummern höhere Pflanzen, 
viele Kryptogamen, trockene Früchte und Spiritusmaterial gesammelt 
worden sind. Obwohl Spruce, der bedeutendste botanische Reisende 
des Amazonenstromes, schon diese Gegenden besucht hatte, haben ge- 
rade sie das meiste neue ergeben. In dem kleinen Teil bis jetzt be- 
stimmter Pfanzen sind schon sechs neue Gattungen gefunden worden, 
während das brasilianische Amazonasgebiet noch keine, sondern nur 
neue Arten geliefert hat. Manches Interesse bot auch die Beobachtung 
von einer Fülle für mich neuer und merkwürdiger Pflanzenformen als 
Platycerium, Caetaceen, Cycadeen, epiphytischen Ericaceen und manchen 
anderen. Hier wurden auch die meisten und besseren photographischen 
Aufnahmen gemacht, die ich auf der Rückreise in Iquitos bis Manäos 
fortgesetzt habe. Hat nun auch die peruanische Expedition zur Ver- 
vollständigung der Sammlungen und Ergebnisse wesentlich beigetragen, 
so bot sie mir auch durch den Aufenthalt an schön gelegenen Wohn- 
orten relativ mehr Bequemlichkeiten und ein angenehmeres Leben. 


Rückblick auf die Ergebnisse der ganzen Expedition. 


Um einen Überblick über die Gesamtergebnisse der Kautschuk- 
Expedition zu ermöglichen, scheint es mir wohl angebracht hier noch 
eine kurze Zusammenfassung der einzelnen Berichte zu geben. 


Es ist von mir in erster Linie der Juruäs, einmal im unteren 
Laufe und einmal im oberen auf längere Zeit besucht worden, dann 
der Rio Negro und der Madeira mit dem Nebenfluss Marmellos auf 
kürzere Dauer. Ebenso habe ich nur einige Stationen am peruanischen 
Amazonas gemacht und habe dann wieder im Gebiet des Huallaga und 
an den ersten Gebirgen einen längeren Aufenthalt genommen. 


Eine der Hauptaufgaben der Expedition bildete die Erforschung 
der Pflanzen, welche zur Gummigewinnung benutzt werden, und die 
Feststellung der Bedeutung, die sie für dieselbe haben. Diesen Er- 
fordernissen ist vollkommen entsprochen worden, indem 11 oder 12 Arten 
Hevea, 1 oder 2 Arten Sapium, 1 Castiloa und 1 oder 2 noch un- 
bekannte Pflanzen aufgefunden wurden. An der Gummiproduktion hat 
den weitaus grössten Anteil Hevea brasiliensis, teils im Über- 
schwemmungsgebiet, teils auf dem höher gelegenen Lande (terra firme) 
des Quellgebietes mehrerer rechten Zuflüsse des Amazonenstromes, 


— 120 — 


vorausgesetzt, dass dies nicht eine besondere Art ist*). Besseren Gummi 
liefern auch einige Hevea-Arten vom Rio Negro und Sapium. Die 
Gewinnung des sogenannten Kautschuk von Castiloa wird in ganz 
anderer Weise gehandhabt und spielt eine besondere Rolle. In Gegenden, 
wo sich die Lebensverhältnisse billiger stellen, können noch andere 
Arten von Hevea wie die Itauba oder Heve debil in Peru zur Gummi- 
gewinnung mit Vorteil herangezogen werden. 

Leider konnten nur 3 Arten von Hevea mit Blüte gesammelt 
werden, doch dürften sich nach dem Vergleichsmaterial, das das Ber- 
liner Museum besitzt, und bei der Übung und Erfahrung, welche ich 
auch für den Habitus und das Laub gewonnen habe, noch mehrere 
Arten feststellen lassen. Sapium, Seringeirana oder Tapiru genannt, 
stellt wahrscheinlich eine neue Art dar. Eingehend sind die verschie- 
denen Methoden der Kautschukgewinnung und Bereitung studiert worden, 
und auch die sozialen Verhältnisse in den Gummidistrikten konnten gut 
beobachtet werden. Den Verkehrsmitteln und dem Handel wurde 
ebenso meine Aufmerksamkeit gesefenkt. Sind nun auch ein Teil von 
den Aufgaben der Expedition gelöst worden, so konnten andere, wie 
besonders das Sammeln von Hevea-Samen, nicht erfüllt werden. Hier 
muss man aber bedenken, dass die Expedition keine unabhängige war, 
sondern sich stützte auf die Empfehlungen, welche ich nach günstigen 
Kautschukdistrikten erlangen konnte. Dadurch war mein Wirkungskreis 
ein beschränkter und es war unmöglich mir einen passenden Plan zu 
machen. 

Um an bestimmten Plätzen zur rechten Zeit des Blühens oder 
Fruchtens der Kautschukpflanzen zu sein, bedurfte es aber einer wohl 
durchdachten Reisekombination, welche um so schwieriger war, als es 
mir im Anfange noch an Erfahrung fehlte. So ist gleich die erste 
Reise an den unteren Juruä eine nicht ganz glückliche gewesen, obwohl 
sie nach sehr empfehlenswerten Kautschukgebieten führte, denn sie fiel 
zu spät für die Blütezeit und zu früh für die Fruchtreife und hinderte 
mich dann noch an einer rechtzeitigen Ausreise zum Früchtesammeln 
von Manäos aus. Im 2. Jahre waren die Verhältnisse nicht bessere, 
denn da konnte ich am unteren Juruä, in Fortaleza, nicht so lange 
bleiben wie ich es für nötig hielt und dann kam die Madeirareise in 


*) In Peru habe ich viele Pflanzen auf überschwemmungsfreiem Lande und selbst 
im Gebirge gefunden, die in den Flusstälern z. B. Juruä nur im Überschwemmungs- 
gebiet vorkamen. Es wäre daher wohl möglich, dass Hevea brasiliensis im Quell- 
gebiet auch auf der Terra firme wüchse und die Frage ob dies eine neue Art ist 
bleibt daher gänzlich unentschieden. Bis jetzt ist überhaupt diese Formation für 
die Botanik noch fast unerforscht. 


— 121 — 


Aussicht, die mir wichtigere Ergebnisse zu versprechen schien. Er- 
schwerend wirkt auch der Umstand, dass die Brasilianer vielfach es 
nicht wünschen, wenn Hevea-Samen ausgeführt werden. Um daher 
kein Misstrauen zu erregen suchte, ich diese Aufgabe an das Ende der 
Expedition zu verschieben. In Rücksicht auf die bescheidenen Mittel, 
die mir zur Verfügung standen, und die eben erwähnten Umstände war 
es unmöglich alle Aufgaben einer solchen Expedition auszuführen. 
Überhaupt wäre es besser die Aufgabe des Samensammelns von einer 
Expedition zu trennen, denn ihre Ausführung könnte dadurch gefährdet 
werden. 

Über die Kultur der Kautschukpflanzen habe ich schon berichtet, 
dass ich von einem wirklich guten Erfolg mich noch nirgends über- 
zeugen konnte. Vielfach sind ja schon Pflanzungeu von Hevea ge- 
macht worden; sie wachsen auch ganz gut und geben Milch, aber nicht 
so reichlich wie gewöhnlich die wilden im Walde. Da muss allerdings 
hinzugefügt werden, dass die meisten dieser gepflanzten Heveabäume 
noch zu jung waren, um sich ein genügendes Urteil über ihre Ertrags- 
fähigkeit bilden zu können. Ausserdem sind diese Pflanzungen meist 
in sehr primitiver Form angelegt. Fehlt es ja am Amazonas noch an 
jeglicher Forstwirtschaft, sodass es nicht zu verwundern ist, wenn bisher 
noch keine Ergebnisse erzielt worden sind. 

Was nun die Frage der Kulturfähigkeit der Kautschukpflanzen 
vom Amazonenstrom anbetrifit, so bin ich trotz der eben er- 
wähnten wenig günstigen Resultate der Überzeugung, dass 
ein Anbau derselben mit Erfolg durchführbar ist. 

Einmal wachsen die Heveapflanzen sehr leicht, geben immerhin 
Milch, und es würde sich der Ertrag derselben durch passende Kultur 
gewiss vermehren lassen. Dann gibt es mehrere Heveaarten mit 
gutem Kautschuk, die keineswegs an Überschwemmungen gebunden 
sind, sondern in verschiedenen Verhältnissen wachsen und für die des- 
halb auch ein oder die andere Kulturmethode geeignet wäre. Ganz 
besonders ist aber die grosse Teuerung am Amazonenstrom zu berück- 
sichtigen, die es verursacht, dass in vielen Gegenden dort nur ein hoher 
Ertrag Gewinn bringen kann. In Gegenden, wo die Arbeitskräfte 
ungemein viel billiger zu stehen kommen, kann ein kleiner Ertrag von 
1—2 Kilo pro Tag gewiss auch schon sich reichlich lohnen. 

Will man aber von Deutschland aus der Kautschukfrage näher 
treten und die Kultur ernstlich in Angriff nehmen, dann wird es nötig 
sein grössere Opfer zu bringen als wie sie für die vorstehende Expe- 
dition zur Verfügung standen, die ja nur von der alle und 
dem Wohlwollen weniger Gönner gestützt war. 

Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Expeditionen, die nach den 


—- 12 — 


Instruktionen nicht ausser Auge gelassen werden sollten, bestehen teils 
in Sammlungen teils in Beobachtungen. Erstere ergaben in runder 
Summe an 2000 Nummern Phanerogamen und 1000 Kryptogamen in 
Herbarform, die zusammen über’2000 Arten darstellen. Ausserdem 
wurden auch Früchte, Samen und andere botanische Objekte teils in 
trockenem Zustande, teils in Spiritus aufbewahrt. In den Sammlungen 
befinden sich viele interessante und neue Pflanzen, soweit sich das bis 
jetzt hat ermitteln lassen. Die photographischon Aufnahmen bestehend 
aus 150 botanischen Typenbildern und über 30 von anderen Gegen- 
ständen sind grösstenteils gut ausgefallen. Von vielen Botanikern, die 
diese Bilder gesehen hatten, ist die Klarheit und Schärfe derselben 
anerkannt worden. Am Juru& und Madeira habe ich keine photo- 
graphischen Bilder aufgenommen, weil ich damals noch nicht genügend 
eingeübt war. 

Ausführlicheres kann in diesen Reiseberichten über die Ergebnisse 
der Expedition hier nicht gegeben werden, soll vielmehr nach Sichten und 
Zusammenstellen des Materials später herauskommen. Unter einem 
Titel, der den Namen der Expedition zum Ausdrucke bringt, sollen 
die praktischen Ergebnisse in einer Schrift „Kautschukpflanzen nebst 
Kautschukgewinnung und Handel“, und die wissenschaftlichen in Englers 
botanischen Jahrbüchern als, „Vegetationsschilderungen und Pflanzen- 
verbreitung nebst Aufzählung der beobachteten Pflanzen“ veröffentlicht 
werden. Mit der Leitung der Bestimmung der gesamten Gefässpflanzen 
ist Herr Dr. Pilger beauftragt worden, und die zahlreichen Kryptogamen 
werden in ähnlicher Weise von den Botanikern des Museums bearbeitet 
werden. Noch kann der vorhandene Stoff kleinere Arbeiten biologischen 
Inhaltes und wenn irgend möglich eine Gesamtschilderung der Pflanzen- 
welt des Amazonenstromes in einem Bande der Vegetation der Erde 
ergeben. Ich werde mich bemühen auch diese Arbeiten in Ausführung 
zu bringen, damit die aufgewandten Mittel und die erlittenen Be- 
schwerden und Entbehrungen möglichst nutzbringend gewesen seien. 

Es darf bei Berücksichtigung der Ergebnisse nicht ausser acht ge- 
lassen werden, dass die von mir ausgeführte Kautschuk-Expedition nur 
cine kleine gewesen ist, die ohne die Anpassung an die verschiedensten 
Verhältnisse und ohne die besten Empfehlungen nicht möglich gewesen 
wäre. Bestimmte Ziele durften überhaupt garnicht ins Auge gefasst 
werden und Versuche, wichtige Aufgaben dennoch zu lösen, brachten 
der Expedition nur Nachteile und waren ihr fast verhängnisvoll. Die 
Kosten einer botanischen Tropenreise nach Java für nur wenige Monate 
werden auf 4000 Mark geschätzt. Was sind da 6000 oder 7000 Mark 
für Manäos und die rechten Nebenflüsse des Amazonenstromes, der 
teuersten Gegend von Südamerika für einige Jahre! Freilich haben oft 


= ml ae, = 


grosse mit einer zahlreichen Teilhaberschaft ausgerüstete Expeditionen 
nur ein sehr geringes Ergebnis oder klägliches Ende gehabt. Indessen 
ein einzelner, der abhängig von den Verhältnissen ist, kann auch nicht 
alle Aufgaben erfüllen und deshalb ist der Ausfall der einen oder anderen 
wünschenswerten wohl zu rechtfertigen. 

An dieser Stelle darf auch nicht vergessen werden, dass ich viel- 
fach die Ausführung der Expedition dem Wohlwollen und der Unter- 
stützung mancher Landsleute, Peruaner und besonders Brasilianer ver- 
danke. Es sei daher in dankbarer Anerkennung, ausser den Herrn 
Witt und Dr. Traun, den Gründern der Expedition, noch folgender 
Herren gedacht: Konsul O0. Dusendschön in Manäos; Ignacio 
Lages, Chief des Hauses Mello; Coronel Contrairas, Besitzer von 
Kautschukwaldungen am unteren Juru& und seine Gerenten von Marary, 
St. Clara und besonders Bom Fim; Tenente Jos6 Lucas de Borbosa 
am Jurus Miry; Pereira Cavalcante in Fortaleza; Könemann; 
E. Strassberger; Nicolai; die drei letzteren Herrn vom Hause 
Wesche in Iquitos, und noch viele andere Herren. Wollte ich alle an- 
führen, die mich wohlwollend und helfend gefördert haben, so müsste 
ich befürchten manche auszulassen, deshalb sehe ich von der Nennung 
weiterer Namen ab. 

Ganz besonders wünsche ich nun, dass es mir ermöglicht 
werde die Ergebnisse meiner Reisen zum Teil selbst zu bearbeiten 
und dass auch von anderen Botanikern ein grosser Teil erledigt werde, 
damit die wenn auch kleine Expedition in das unermessliche Gebiet 
des Amazonenstromes einen Beitrag liefere zur Bereicherung unserer 
botanischen Kenntnisse, (Schluss.) 


Berlin, den 1. Oktober 1903. E. Ule. 


IV. Musa Holsti K, Schum, eine neue Banane 


aus Usambara. 
Von 


K, Schumann. 


Nicht wenige Zeichen sprechen dafür, dass die Zahl der in Afrika, 
vor allem aber in Ostafrika vorkommenden wildwachsenden Bananen 
noch lange nicht erschöpft ist. Die immerhin grossen Schwierigkeiten, 
welche sich der guten Präparation der Pflanzen entgegenstellen, sind, 
wie bei den Succulenten, das Haupthindernis der vollkommenen Kenntnis 
über eine Menge von Formen, die uns durch die Reisenden so gut 


— 14 — 


durch das lebendige Wort beschrieben worden sind, dass wir sagen 
können, sie sind jedenfalls von den bekannten Arten verschieden. So 
hat uns Herr Prof. Volkens von einer Musa des Kilimandscharogebietes 
erzählt, die äusserst selten zu blühen scheint; Herr Dr. Busse hat von 
einer kleinsamigen Art aus dem südlichen Teil von Deutsch- Ostafrika 
gesprochen; aus Usambara waren Bruchstücke vorhanden, die von 
mehreren Arten herstammen mussten. Es handelte sich bei allen diesen 
Formen um grosse Gestalten aus der Familie, welche an die M. ensete 
Gmel. erinnerten und die man geneigt war, mit dieser Art gleich zu 


Fig. 1. Musa Holstii K. Schum. Nach einer Photographie von Dr. Uhlig. 


setzen. Für die nähere Verwandtschaft sprechen nicht wenig die 
grossen Früchte, welche Samen umschliessen, die sich in der Grösse 
zum mindesten denen der M. ensete an die Seite setzen lassen. 

Wir wollen hier nur einer dieser Gestalten näher treten, der ältest 
bekannten, denn schon von Holst wurde auf den riesigen Körper der 
Pflanze und vor allem auf den mächtigen Blütenstand aufmerksam ge- 
macht. Bei seiner Reise durch West-Usambara fiel die Pflanze auch 


—_— 15 — 


Herrn Geh.-R. Engler durch die gewaltigen Ausmessungen auf; er 
sammelte selbst Blüten der Art, die er mir nebst einigen guten von 
Dr. Uhlig aufgenommenen Photographien der ganzen Pflanze, sowie 


ARER 


SI ET 
S FEN \ \ 


Fig. 2. A—E Musa Holstii K. Schum. A Blütenstand. B Frucht. C Same 
von unten. D Derselbe von der Seite. E Derselbe im Längsschnitt. F,@ Same 
von Musa ensete Gmel. 


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des Blütenstandes zur weiteren Bearbeitung übergab. Vorher waren 
von diesem auch getrocknete Früchte und Samen eingesendet worden, 
so dass eine genaue Darstellung der Pflanze heute gewagt werden kann. 

Musa Holstii K. Schum. in Engl. Bot. Jahrb. XXXIV. 122; planta 
colossea altitudinem humanam triplo vel quadruplo superans foliosa. 
Folia maxima 4,5—5 m longa et 1m et ultra lata statu juvenili subtus 
pruinosa, margine vel nervo mediano subtus viridia haud purpurea. 
Inflorescentia gigantea, bracteae superiores flores masculinos foventes 
post anthesin refraetae diutius persistentes, conus alabastri erassisimus; 
floribus maseulis pedicellatis, corolla plus minus alte interdum ad 
medium triloba, lobi lineares apice cucullati, sepalo libero late elliptico 
tri- vel subquinquelobo, lobo medio subulato lamina paulo breviore 
lobis lateralibus dentieulatis; staminibus corollam aequantibus, filamentis 
theeis linearibus subaequilongis; bacca subpiriformi siee. plus minus 
obtusa angulata apice rudimento floris coronata exocarpio coriaceo; 
seminibus mea cognitione in genere maximis irregularibus subtetraedris 
hilo triangulari, exospermio durigsimo nigro subundulato haud costato, 
area apicali nulla. i 

Die Pflanze wird 5—6 m hoch und die Blätter erreichen eine Länge 
von fast 5 m; junge in dem botanischen Garten von Berlin kultivierte 
Pflanzen zeigten auf den hellgrünen Spreiten unterseits einen feinen 
Wachsduf. Der Blütenstand wird 1 m lang und von einem sehr 
kräftigen Stiele getragen; die Endknospe allein ist bis 30 em lang. 
Die Brakteen messen 20—25 em, sie sind oblong und stumpf. Die 
männlichen Blüten sind 1,5 em lang gestielt; die Blumenkrone ist 4,5 cm 
lang, das dorsale freie Blumenblatt misst den pfriemlichen Mittellappen 
eingeschlossen 1,5—2 em in der Länge und hat 1,2 cm Breite. Die 
Staubbeutel sind 2,2—2,3 em lang, die Fäden messen 1,8—2 cm. Der 
Same hat einen grössten Querdurchmesser von 2 cm und ist fast 1,5 cm 
hoch; dureh Druck sind 1—2 Seiten häufig abgeflacht; der Scheitel ist 
flach gewölbt; der Nabel ist sehr tief ausgearbeitet. 

West-Usambara: Unterer Regenwald und Schluchtenwald bei 
Sakara, 1200—1300 m ü. M. (Engler n. 2254, blühend am 25. September 
1902; bei Lutindi (Uhlig); Handei (Holst, matambue der Ein- 
geborenen). 

Der Gedanke, dass unsere Pflanze mit M. ensete Gmel. verwandt 
sei, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Wuchs derselben, die 
grossen Samen, schliesslich auch die Natur der männlichen Blüten zeigen 
auf die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen hin. Die wilde Usam- 
bara-Banane ist aber ein noch grösseres Gewächs. Sehr auffällig ver- 
schieden sind bei beiden die Blätter, welche an M. Holstii keinen roten, 
sondern einen grünen Mittelnerv aufweisen. Was die Früchte betrifft, 


— 127 — 


so ist sie im reifen Zustande bei M. ensete chamoisgelb gefärbt, während 
die wohl fast doppelt so grosse Beere der M. Holstii grün gefärbt ist 
und schwach ins bräunliche läuft. Ausserdem ist sie viel dieker und 
birnförmig, nicht zylindrisch. Der Same unserer neuen Art ist fast um 
die Hälfte grösser, als die grössten der M. ensete, die Oberfläche ist 
glatt, nicht längs gerippt, auch fehlt ihm die für M. ensete charakteristische 
apikale Area. Alle diese Unterschiede zusammengenommen ergeben, 
dass die M. Holstii eine von M. ensete ausgezeichnet verschiedene Art ist. 


V. Über Obst- und Weinbau in Schantung, 


Der Wert des Obstes ist in Schantung während des letzten Jahres 
infolge der grossen Nachfragen in Port-Arthur und Wei-hai-wei auf 
beinahe das Vierfache gestiegen. 

Die Aufbesserung des chinesischen Obstes ist ein Verdienst des 
amerikanischen Missionars Dr. Nevius, der in den Jahren 1882/86 in 
Tschifu eine ausgedehnte Obstpflanzung anlegte, Edelreiser in grossen 
Mengen importierte und die chinesischen Obstbäume im Hinterlande 
von Tschifu damit okulierte. Er machte jährlich längere Reisen in das 
Innere und hatte dabei mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er 
musste den Chinesen, welche ihm das Okulieren nicht erlauben wollten, 
die Bäume zu diesem Zwecke abmieten und gab sie dann später dem 
Besitzer nach einigen Jahren zurück. Die Obstpflanzung in T'schifu 
wird nach dem vor einigen Jahren erfolgten Tod des Dr. Nevius von 
seiner Wittwe mit chinesischer Hilfe weitergeführt. Der angeblich zu- 
nehmenden Degeneration der Früchte, die sich wohl auf Inzucht zurück- 
führen lässt, dürfte begegnet werden können, wenn man die zu Ver- 
edelungen benötigten Reiser von Mutterstämmen statt von veredelten 
Bäumen entnimmt. Angezogen werden in Tschifu Äpfel, Birnen, 
Pflaumen, Kirschen und Pfirsiche neben einheimischen Aprikosen. Der 
oben erwähnte Garten des Dr. Nevius gibt ein gutes Bild der sorg- 
samen Obstpflege, richtiger Anlage und hohen Nutzertrages. Die 
Zwischenräume zwischen den einzelnen Obstreihen sind durch an 
niedrigen Spalieren gezogene, sehr gute Esstrauben liefernde Rebstöcke 
ausgenutzt. Der Ersatzbedarf für ausgehende oder nicht mehr genügend 
tragende Stämme wird durch Anzucht wurzelecht veredelter Wildlinge 
herbeigeführt. 

Der Hauptschwerpunkt, vielleicht auch ein Teil der Zukunft Tschifus, 
liegt in dem Weinbau, 


— 123 — 


Die dortigen Weinanlagen gehören einem Konsortium reicher Chi- 
nesen, die mit einem grossen Kapital (1 Million $) das Unternehmen 
realisieren wollen. 

Die Schwierigkeit desselben bestand darin 

1. aus ca. 75 verschiedenen Rebsorten diejenigen herauszufinden, 
die einen guten Kelterwein sowohl in Quantität wie in Qualität 
lieferten. 

2. die richtige Art des Rebenschnittes zu wählen. 

3. für Veredelung auf kalifornische Grundrebe die der chemischen 
Zusammensetzung des Bodens entsprechende Rebensorte zu finden. 

Der Leiter des Unternehmens ist der österreichische Freiherr 
von Babo, der sowohl wie sein Vater in Fachzeitschriften den Ruf 
grosser wissenschaftlicher Bedeutung geniesst. 

Die nach Österreich gesandten Weinproben sollen nach Angabe 
von Experten ergeben haben, dass es gelungen ist, einen vorzüglich 
trinkbaren Wein zu keltern. 

Eine Vergrösserung der Keller- und Kelterräume um das sechs- 
fache der jetzigen Grösse, Bau ‘derselben nach neuestem wissenschaft- 
lichen Standpunkte, Umbau und Vergrösserung der alten Kellereien 
nach Fertigstellung der neuen Anlage scheinen einen weiteren Belag 
für Lösung des Problems zu geben, denn der vorsichtige Chinese würde 
sich, trotzdem die Anlage seit 8 Jahren noch keinen Ertrag geliefert, 
nicht in eine weitere so kolossal kostspielige Anlage finden, wenn nicht 
das Unternehmen auf ganz sicherer Grundlage basierte. 

Durch den in Tschifu gelungenen Versuch ist nun die Möglichkeit 
erwiesen, China als Weinland allerersten Ranges aufzuschliessen, 
etwas, das oft von Fachleuten behauptet, jetzt aber erst sicher ge- 
stellt ist. 

Im deutschen Schutzgebiet würden die Hänge des Gauschan und 
ein Teil der Ebene nach dem Haipo zu ein sowohl in bezug auf Boden 
wie auf Flächenausdehnung brauchbares Weinterrain geben. 

Günstige Lagen sind nach den Erfahrungen im Weinbergbetrieb 
von Tschifu Expositionen von Südosten bis Südwest. Bei sanfter 
Neigung des Bodens erfordert die Herrichtung des Weinberges keine 
besonderen Schwierigkeiten, sobald aber das Terrain anfängt steil zu 
werden, muss man, um das Abschlämmen der Erde zu vermeiden und 
um Weinbergsflächen zu gewinnen, Terrassen bauen. Als Grundsatz 
für das Terrassieren gilt, dass die Oberfläche einer jeden Terrasse in 
einem Winkel geneigt sein soll, welcher ein möglichst rechtwinkeliges 
Auffallen der Sonnenstrahlen ermöglicht. 

Sehr grosse Rücksicht ist aber auf Wasserlauf und Wasserverteilung 
zu nehmen. Man legt in der Regel Wege in der Richtung des steilsten 


— 129 — 


Gefälles an, die, damit sie gleichzeitig als Abzug für das Regenwasser 
dienen können, ausgepflastert werden. Auf diese stossen die Terrassen- 
mauern im stumpfen Winkel. 

In flachen Gräben, welche sich unterhalb der Mauern hinziehen, 
wird das Regenwasser in sanften Gefällen abgeführt. An dem End- 
punkte dieser Gräben bringt man Sickerschachte an, die die ab- 
geschwämmte Feinerde aufnehmen. Dieselbe wird dann später wieder 
auf die Terrassen verteilt. 

Die Terrassenmauern (Trockenmauern), deren Material sich bei dem 
Rajolen des Geländes aus dem Terrain ergibt, erhalten eine obere 
Breite von 0,40 m. Sobhlenbreite richtet sich nach der Höhe. Die 
nach der Erde zugekehrte Seite ist senkrecht, die andere Seite zur 
besseren Überwindung des Erddrucks schräg gebaut; bei dem Bau 
muss ferner darauf geachtet werden, dass nie Fuge über Fuge steht 
und einzelne längere Steine in die Erde hineinragen zwecks besseren 
Haltes. 

Das in Tschifu in Kultur genommene etwa 32 ha grosse Gelände 
besteht aus verschiedenen sich an den Südhängen heraufziehenden 
Komplexen, von denen jeder eingezäunt ist. Eine grössere Häuser- 
anlage darin dient als Wohn- und Wachtraum, zur Aufbewahrung der 
Kulturgeräte usw. 

Bei Anlage eines neuen Weinberges wird zuerst die ganze Fläche 
auf 90 cm Tiefe in drei Schichten rajolt. Diese tiefe Bodenbearbeitung 
macht eine Düngung erst in 3 oder 4 Jahren notwendig und schützt 
die Pflanzen infolge der erhöhten Kapillarität des Bodens gegen Ein- 
wirkung einer Dürrperiode. 

Der Wein wird an Stöcken und nicht an Spalieren gezogen. Ver- 
band 1: 1,30 m. 

Die Pflanzen werden neben den Pfahl gepflanzt und zwar zuerst 
nur die Hälfte des Loches mit Erde zugefüllt, der übrige Teil mit 
Wasser voll gegossen, und nachdem so die Wurzeln gut eingeschlemmt 
sind, Erde nachgefüllt und zwar so hoch, dass die oberirdischen Augen 
zum Schutze gegen ein Austrocknen mit Erde bedeckt werden. 

Als Schnitt wird der sogenannte Bockschnitt angewendet. Die 
Grundlage für die verschiedenen Erziehungsarten ist der auch für Obst- 
bäume geltende Satz, dass bei ungehindertem senkrechten Wachstum 
mehr der Holztrieb, bei wagerechtem Wachstum mehr der Fruchttrieb 
begünstigt und gefördert wird. Der Bockschnitt ist ein Qualitätsschnitt. 
Der Grundstock wird bis zu einer Höhe von 30 cm senkrecht gezogen, 
von diesen gehen zwei wagerecht geführte Fruchttriebe aus, die an 
kleine Pfählchen befestigt werden. Zwei für das nächste Jahr als 
Fruchttriebe dienende Holztriebe werden senkrecht weiter gezogen und 


— 130 — 


oben zusammen an den Grundpfahl befestigt. Man beginnt je nach der 
Stärke der Stöcke im dritten oder vierten Jahre mit dem Schneiden von 
Fruchtholz. ’ 

Die Traubenlese beginnt Mitte September. Die Weissweine werden 
direkt in die Traubenpresse gebracht und der Most dann durch Schläuche 
in die unter den Kelterräumen liegenden Gärräume geführt und dort 
in die Gärfässer hineingelassen. Bei Rotweinen werden die Trauben 
entkämmt und die Maische erst zur Gärung und dann in die Trauben- 
presse gebracht. 

Die notwendige und nur bei vorzüglichen Kelleranlagen zu er- 
reichende Gärtemperatur ist + 12°R. Die Keller sind tief in die Erde 
gebaut, darauf eine ca. 1 m starke Erdisolierschicht gebracht und aut 
dieser die mit den Gärräumen durch Schachte in Verbindung stehenden 
Kelterräume gebaut. 

Von den zurückbleibenden Trebern wird Treberbranntwein her- 
gestellt. Ferner befindet sich ein Kognak-Destillierapparat dort, bei 
dem bemerkenswert ist, dass«die Alkoholdämpfe durch den zur Ge- 
winnung gebrauchten, heraufgepumpten, in einer bestimmten Temperatur 
zu haltenden Wein kondensiert werden. Gleichzeitig sind Apparate 
zur Schaumweinfabrikation vorhanden. Verwendet wird hierzu ein 
leichter, süsser, absolut flaschenreifer, da sonst trübe werdender Wein, 
der unter Zusatz feinsten Kognaks (bis 20 M. die Flasche) mit Kohlen- 
säure bis zu einem bestimmten Manometerdruck vermischt wird. 

Von den ca. 75 Rebensorten, mit denen die Versuche begonnen 
wurden, hat sich dem Vernehmen nach nur eine kleine Anzahl bewährt. 

Von besonders in den Weinbergen auftretenden Krankheiten seien 
folgende erwähnt: 

1. Durch pflanzliche Schmarotzer. Die Blattfallkrankheit, Perono- 
spora viticola. Die Keime dieses Pilzes, welche auf dem Boden über- 
wintern, fallen aus der Luft auf die Oberseite des Blattes, dringen in 
die Epidermis ein und treiben Schläuche zu den unteren Spaltöffnungen 
heraus, bilden dort den Schimmelrasen, in welchem sich die stäubchen- 
feinen Sporen befinden, die von dort aus durch die Luft weiter be- 
fördert werden. Die befallenen braunen Blätter werden dürr, sterben 
ab und fallen auf die Erde, wo die Sporen überwintern. Durch den 
vorzeitigen Abfall wird nicht nur der Traubenertrag in bezug auf 
Qualität und Quantität verschlechtert, sondern auch ein Ausreifen des 
Tragholzes für das kommende Jahr verhindert. 

Absoluten Schutz hiergegen bieten Kupferverbindungen, die als 
Gift den Pilzen, aber nicht der Rebe schädlich sind. In der Tschifu- 
Weinanlage wird auch die Kupfervitriol-Kalkmischung, sog. Bordelaiser 
Brühe, als bestes flüssiges Bekämpfungsmittel angewendet. 


2. Ein zweiter sehr gefährlicher Feind ist die Reblaus. 1902 mussten 
30000 Rebstöcke neu gepflanzt, der Boden mit Petroleum und Schwefel- 
Kohlenstoff desinfiziert werden. 

Ein sicheres Gegenmittel gibt es nicht. Sehr viel widerstands- 
fähiger haben sich die amerikanischen Reben erwiesen. Man hat des- 
halb auch Veredelungen mit amerikanischer (kalifornischer) Grundrebe 
versucht. Tschifu arbeitet nur noch mit so veredelten Reben. Er- 
wähnenswert ist, dass dort bei Veredelungen nur die Kopulation, nie 
die Okulation angewendet wird. 


VI. Dendrobium ($ Aporum) roseo-nervatum 


Schtr. n. sp. 

Ereetum, plurieaule; eaulibus densissime foliis equitantibus, distichis 
vestitis, aneipitibus, usque ad 20 cm altis; foliis oblique lanceolatis 
acutis, artieulatis, carnosis, usque ad 2 cm longis; floribus vulgo ad 
apices ramorum, vel in axillis foliorum, singulis vel paueis; bracteis 
mox emarcescentibus aureo-ochraceis, obtusiusculis, bracteolis ovario 
multo brevioribus, obtusis, 3—4; flore pallide roseo; sepalo dorsali 
lanceolato subacuto, extus nervis 5 roseis pieto, ec. 1 em longo, medio 
fere 0,5 cm lato, sepalis lateralibus oblique ovatis obtusiusculis, basi 
antice valde dilata columnae pedi bene producto adnatis, mentum 0,3 cm 
longum formantibus, sepalo dorsali aequilongis; petalis subfaleatoligulatis 
obtusiuseulis uninerviis, sepalis aequilongis, ce. 0,2 cm latis; labello 
sepalis paulo breviore ebasi euneata trilobato, arcuato, lobis lateralibus 
erectis apicem columnae ampleetentibus, oblique ovatis obtusis, lobo in- 
termedio haud bene distineto ovato acuto concavo, porrecto, callo duplo 
e basi in medium labelli, nervis roseis striato; columna brevi; anthera 
ovata, basi truncata. 

Diese im Botanischen Garten zu Berlin unter dem Namen Dendro- 
bium rigens R. f. kultivierte Pflanze soll aus Sumatra importiert sein. 
Sie scheint mir am nächsten verwandt mit Dendrobium terminale Par. 
u. R. f, ist aber durch den kräftigen Wuchs und das Labellum sehr 
leicht zu unterscheiden. Habituell erinnert die Art an D. anceps Sn., 
welches aber grüne sehr verschieden gestaltete Blüten besitzt. D. rigens 
R. f. ist schon habituell mit der vorliegenden Pflanze nicht zu ver- 
gleichen. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Die Vegetation der Erde. 
Sammlung pflanzengeographischer Monographien 


herausgegeben von 


A. Engler und ©. Drude RR, 
ord. Professor der Botanik und Direktor ord. Professor der Botanik und Direktor 
des botan. Gartens in Berlin des botan. Gartens in Dresden, 


Bisher sind folgende Bände erschienen: Min 
Grundzüge der Pflanzenverbreitung 


I. Willkomm, Moritz, auf der iberischen Halbinsel. Mit 21 


Textfiguren, 2 Heliogravüren und 2 Karten. Lex.-8. 18%. M 12.—; m 
Ganzleinen gebunden # 13.50. Subskriptionspreis: «1.-;ın 
Ganzleinen gebunden # 11.50. A 


Hu Pax F Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Kar- 
‚764, 4%) pathen. I. Band. Mit 9 Textfiguren, 3 Heliogravüren und 


1 Karte. Lex.-8. 1898. # 11.—; in Ganzleinen geb. m 12.50. Sub- 
skriptionspreis: # 9.—; in Ganzleinen geb. 4 10.50. ER A 

De Grundzüge der Pflanzenverbreitung in Al 

Il. Radde, Gustav, den Kaukasusländern von der unteren Wolga a RS 


über den Manytsch-Scheider bis zur Scheitelfläche Hocharmeniens. Mt 
13 Textfiguren, 7 Heliogravüren und -3 Karten. Lex.-8. 1899. M 23.—; BR 
in Ganzleinen geb. # 24.50. Subskriptionspreis: 419.—-; nGm- 
leinen geb. # 20.50. I h 


.. «4 Die Vege- 

ıv. Beck von Mannagetta, Günther Ritter, nuonwerr 
hältnisse der illyrischen Länder: begreifend Südkroatien, de 
Quarnero-Inseln, Dalmatien, Bosnien und die Hercegovina, Montenegro, 
Nordalbanien, den SandZak Novipazar und Serbien. Mit 6 Vollbildern, 

18 Textfiguren und 2 Karten. Lex.-8. 1901. # 30.—; in Ganzleinen gb. 

#4 31.50. Subskriptionspreis: # 20.—, in Ganzleinen geb. 4.21.50. 


Die Heide Norddeutschland und die 

Y» Gr aebner, 5 sich anschliessenden Formationen in bio- | 
logischer Betrachtung. Eine Schilderung ihrer Vegetationsver- 
hältnisse, ihrer Existenzbedingungen und ihrer Beziehungen zu den übrigen 
Pflanzenformationen, besonders zu Wald und Moor. (Formationen Mitte- 
europas No. 1.) Mit einer Karte. Lex.-8. 1901. 4 20.—; in Ganzleinen geb. 

M 21.50. Subskriptionspreis: M 16.—; in Ganzleinen geb. # 17.50. 


* Der Hercynische Florenbezirk. Grundzüge 
Drude, Oscar, der Pflanzenverbreitung im mitteldeutschen Berg- a 
Hügellande vom Harz bis zur Rhön, Lausitz und dem Böhmer Walde. 
(Pflanzenverbreitung in Mitteleuropa nördl. d. Alpen No. 1.) Mit 5 Vollbildern, 
61 Textfiguren und 1 Karte, Lex.-8. 1902. 4 30.—; in Ganzleinen geb. 
# 31.50. Subskriptionspreis: M 20.—; in Ganzleinen geb. # 21.50. 


VI. 


Der Subskriptionspreis tritt ein bei Abnahme der ganzen Sammlung. ar 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
Berlin, a 


ir: ai 31. a. IV.) Ausgegeben am 15. April 1904. 


Pilze. ae einer Tafel. Von P. Hennings. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 
BT» D 7 a; 


x 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig 
Bi 1904. 


Preis 0,50 Mk. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Gentralstelle für die deutschen Kolonien. 


No. 34. (Bd. IV.) Ausgegeben am 15. April 1904. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 
ständiger Quellenangabe gestattet. 


Über die auf Hevea-Arten 
bisher beobachteten parasitischen Pilze. 


Mit einer Tafel. 


Von 
P. Hennings. 


Auf der von Herrn E. Ule von Juli 1901 bis Juli 1902 nach den 
Kautschuk-Gebieten des Amazonenstromes unternommenen Expedition 
wurden von demselben mehrere parasitische Blattpilze auf verschiedenen 
Hevea-Arten gesammelt, welche ich hier etwas näher beschreiben will, 
da anzunehmen ist, dass dieselben auch in Kulturen dieser Kautschuk- 
pflanzen auftreten und hier vielleicht nicht unbeträchtlichen Schaden 
anrichten können. Ausserdem will ich die bereits von Professor 
Zimmermann im Versuchsgarten von Buitenzorg in Hevea-Kulturen 
beobachteten und von ihm (Bulletin l'institut botan. de Buitenzorg 1901, 
No. 10, p. 20, 21) beschriebenen Pilze hier kurz erwähnen. Weitere 
Pilzarten sind bisher auf diesen Pflanzen nicht bekannt geworden. 

Phyllachora Huberi P. Henn. Hedw. 1901, p. 78, erhielt ich 
von Herrn Dr. Huber aus Parä zugesandt, wo der Pilz auf Blättern 
junger Samenpflanzen von Hevea brasiliensis im Juli 1898 sehr stark 
aufgetreten war. Die Blätter sind durch den Parasiten in ziemlich 
hochgradiger Weise angegriffen und mit den Fruchtkörpern desselben 
behaftet. 

9 


— 134 — 


Die gleiche Art wurde von Herrn E. Ule auf Blättern von 
H. brasiliensis Juli 1900 und Januar 1901 bei Manäos, Oktober 
1900 bei Santa Clara’ am Rio Juruä, Juni 1901 bei Jurus Miri und 
Januar 1902 bei Säo Joaquim am Rio Negro auf Hevea spec. N. 6021 
gesammelt. 

Dieser Pilz scheint demnach sehr verbreitet zu sein und tritt im 
dortigen Gebiete fast zu allen Jahreszeiten auf. Das Auftreten des- 
selben auf den Blättern ist ausserdem äusserst verschiedengestaltig, 
derselbe erzeugt auf der Oberseite rundliche oder längliche grosse gelb- 
bräunliche Fleckenbildung, welche sich oft über die ganze Blattspreite 
ausbreitet und diese zum Absterben bringt. Auf der Blattunterseite 
stehen innerhalb dieser Flecke die schwarzen Stromata. Häufig sind 
diese konzentrisch angeordnet, mehr oder weniger dicht stehend, oft 
zusammenfliessend. In dieser Form treten dieselben auf Blättern von 
H. brasiliensis äuf. Bei Hevea spec. N. 6021 stehen die Stromata 
mehr zerstreut in kleineren Häufchen oder auch folgen sie dem Verlauf 
der stark hervortretenden Blattnerven. Die Grösse derselben ist dem- 
nach ebenso variabel wie die Form. Aus den schwarzen oder schiefer- 
farbenen krustigen Stromaten erheben sich mehr oder weniger kegel- 
förmige Warzen von fast mäusegrauer Färbung, dieses sind die 
Mündungen der im Stroma eingesenkten fast kugeligen Perithecien. 
Die Zahl der Perithecien ist nach der Grösse des Stromas sehr 
wechselnd. 

Innerhalb dieser finden sich, mit zahlreichen fädigen Paraphysen 
untermischt, keulenförmige an der Spitze abgerundete Schläuche, die 
etwa 50—80 u lang, 14—20 u breit sind und 8 eiförmige oder ellipsoid- 
spindelförmige Sporen enthalten. Diese liegen bald schief einreihig, bald 
unregelmässig zweireihig im Schlauch, sie sind völlig farblos, ungeteilt, 
im Innern oft mit zahlreichen kleinen Tröpfchen erfüllt, 10—18 w lang, 
8—10 u breit. 

Auf Blättern gleicher Hevea-Arten und nicht selten mit voriger Art 
vergesellschaftet, tritt eine andere Dothideacee auf, nämlich: 

Dothidella Ulei n. sp. Dieser Pilz wurde von E. Ule August 
1900 am Juruä, August 1901 bei Juruä Miry, Juli 1902 bei Iquitos in 
Peru am Rio Amazonas gesammelt. Auch das Auftreten und die Form 
dieses Pilzes ist sehr verschiedengestaltig. Die runzeligen, schwarzen, 
!/,—3 mm grossen Stromata finden sich oft auf beiden Blattseiten und 
bedecken die ganze Blattfläche mehr oder weniger gehäuft. Dieselben 
bilden bräunliche oder später weissliche trockenhäutige Flecke, sie 
verleihen den ganzen Blättern ein missliches Aussehen und sterben diese 
schliesslich ab. Die Stromata besitzen wenige oder viele eiförmige 
Perithecien, welche locker miteinander verwachsen sind. Die Perithecien 


— 155 — 


enthalten zahlreiche keulenförmige Schläuche, die, an der Spitze ab- 
gerundet, 50— 80 w lang, 10—16 w breit sind. In diesen liegen die 
8 keulenförmigen Sporen meist unregelmässig zweireihig, dieselben sind 
farblos, in der Mitte durch eine Querscheidewand septiert, 13—20 u 
lang, 4—5 w breit. 

Auch dieser Pilz ist zweifellos den Pflanzen sehr nachteilig, da die 
befallenen Blätter bald absterben. 

Auf der Oberfläche der Blätter der gleichen Pflanzen, nicht selten 
mit beiden vorigen Pilzarten vergesellschaftet, zeigt sich in kleinen 
rundlichen, später oft zusammenfliessenden und weit ausgebreiteten 
‚bräunlichen Flecken ein kleiner schwarzer, punktförmiger Konidienpilz, 
welcher oft herdenweise in den Flecken auftritt. Es ist annehmbar, 
dass diese Konidienform zu einer der vorherbeschriebenen Arten gehört, 
wahrscheinlich zu Dotbidella. Mit Sicherheit lässt sich dieses nicht 
nachweisen und nenne ich deshalb die Art: 

Aposphaeria Ulei n. sp. Die kleinen kohlig schwarzen, fast 
kugeligen oder eiförmigen Perithecien brechen aus dem Blatte hervor 
und erscheinen völlig oberflächlich einzeln oder mehrere gehäuft, sie 
sind am Scheitel papillat, durchbohrt, ca. 120—160 w gross und ent- 
halten zahllose längliche fast eylindrische oder spindelförmige, grade 
oder etwas gekrümmte, farblose Konidien, welche 6—10 X 0,8—1 uw 
gross, 2—3 kleine Öltröpfehen enthalten. Jedenfalls ist auch dieser 
parasitische Pilz den Blättern sehr nachteilig und sterben dieselben 
infolgedessen frühzeitig ab. 

Ophiobolus Heveae P. Henn. n. sp. tritt auf Blättern einer 
Hevea auf, die von Herrn E. Ule in Säo Joaquim am Rio Negro 
Februar 1902 gesammelt wurde. Diese Art ruft auf der Oberfläche 
der Blätter rundliche oder längliche graue Flecke an den Rändern 
hervor, die bald zusammenfliessen und sich über die ganze Blattspreite 
verbreiten. Auf der Unterseite sind die Flecke missfarbig bräunlich, 
dieselben trocknen bald völlig aus und stirbt alsdann das Blatt ab. 
Innerhalb der grauen Flecke brechen aus der Epidermis der Oberseite 
zerstreut oder heerdenweise kleine Perithecien mit stumpflich-kegeligem 
schwarzen oft etwas glänzenden Scheitel hervor. Die Gehäuse bleiben 
im Innern des Blattes, sie sind von einem schwärzlichen Rande ober- 
flächlich umgeben, eiförmig, ca. 250 w gross, von schwarzer fast 
häutiger oder schwachkohliger Beschaffenheit. Dieselben enthalten, mit 
fadenförmigen farblosen ca. 2 u dieken Paraphysen untermischt, spindel- 
förmige oder keulenförmige Schläuche, welche an der Spitze etwas 
verdickt und abgerundet ca. 60—70 w lang und 7—10 w dick sind. 
Im Innern dieser liegen parallel die 8fadenförmigen, beiderseits meist 
stumpflichen farblosen Sporen, welche im Innern zahlreiche Tröpfehen 

9* 


— 136 — 


enthalten und zuletzt durch viele Querscheidewände geteilt erscheinen, 
in einer Grösse von 50—60 X 2—3 u. 

Die Art bildet einen Übergang zu der nächst verwandten Gattung 
Linospora Fuck. und hat mit L. Capreae (D.C.) Fuck. gewisse 
äussere Ähnlichkeit, im übrigen steht sie aber Arten obiger Gattung, 
zumal durch die Schlauchform, anscheinend näher und vermag ich die- 
selbe nur hier unterzubringen. Mit O. Jngae Allesch. aus Brasilien 
ist dieselhe am nächsten verwandt. 

Auch dieser Pilz ist der Pflanze jedenfalls sehr schädlich, da die 
ganzen Blätter zerstört werden und bald absterben. 

Auf lebenden Blättern einer Hevea, die von Herm E. Ule in 
Jurus Miry im August 1901 gesammelt wurden, findet sich mehrfach 
Parodiella melioloides (Berk. et C.) Wint. Dieser zu den Peri- 
sporiaceen gehörige Pilz tritt besonders in Brasilien auf Euphorbiaceen, 
so auf Blättern von Manihot utilissima, M. Glaziovii usw. auf. 
Derselbe ruft auf der Oberfläche rundliche bräunliche Fleckenbildung 
hervor. Meist auf der Unterseite der Blätter stehen in rundlichen bis 
1 cm grossen Flecken in konzentrischen Kreisen oder auch unregelmässig 
gehäuft die zinnoberrot bereiften fast kugeligen, etwa !/, mm grossen 
Perithecien. Dieselben sind von einem ausgebreiteten Mycel umgeben, 
welches aus septierten, verzweigten, rotbraunen oder schwärzlichbraunen 
Hyphen besteht. Im Innern der später am Scheitel durchbohrten 
Perithecien finden sich die oft recht verschieden grossen, länglich- 
eiförmigen oder keuligen, an der Spitze verdiekten abgerundeten, an 
der Basis mehr oder weniger stielförmig verlängerten Asken, welche 
80—120 X 30—40 w gross sind. Diese enthalten 8 meist zusammen- 
geballte oder unregelmässig zweireihig liegende keulenförmige, beider- 
seits abgerundete, in der Mitte oder unterhalb dieser mit einer Quer- 
scheidewand versehene, schwach eingeschnürte, 40—45 u lange, 
12—14 u breite Sporen, welche lange Zeit farblos, dann gelblich, zu- 
letzt bräunlich gefärbt sind. 

Auch diese Art ist jedenfalls den Blättern schädlich, wenn auch 
nicht in dem Masse wie vorherbeschriebene Pilze, da dieselbe nicht 
streng parasitisch auftritt, erst nach und nach das befallene Blatt- 
gewebe zerstört. 

Auf gleichen Blättern dieser Hevea treten ausserdem Phyllachora 
Huberi sowie eine Meliola-Art, welche mit M. amphitricha Fr. 
verwandt sein dürfte, in nicht völlig reifem Zustande auf. Letzterer 
Pilz ist dem Blatte wohl schädlich, aber zerstört dasselbe nicht, be- 
hindert jedoch bei üppigerer Entwicklung die Assimilation desselben. 
An kranken oder verfaulten Stämmen verschiedener Hevea-Arten 
wurden von Ule im Gebiete mehrere andere Pilzarten, welche jeden- 


— 137 — 


falls nicht parasitisch sind, gesammelt, so ein Hyphomycet: Alle- 
scheriella uredinoides P. Henn., ferner Konidienzustände ver- 
schiedenartiger Xylaria-Arten, welche unbestimmbar sind. 


Herr Prof. Dr. A. Zimmermann beobachtete und beschrieb aus 
‘ dem Kulturgarten in Buitenzorg mehrere Pilze auf Hevea brasili- 
ensis, welche zum Teil parasitisch auftreten und deshalb den Pflanzen, 
besonders Samenpflanzen, schädlich sein mögen. Auf absterbenden 
Zweigen dieser Art beobachtete er Corticium javanicum Zimm,, 
welches dort ebenfalls auf Castilloa elastica und anderen Kultur- 
pflanzen auftritt und ein echter Parasit sein dürfte. 


Ferner fand Zimmermann auf abgestorbenen Zweigen von 
H. brasiliensis Nectria coffeicola Zimm., welche ebenfalls auf 
Kaffeebäumen vorkommt, doch ist es zweifelhaft, ob der Pilz der 
eigentliche Krankheitserreger ist. 


Auf Blättern von H. brasiliensis ruft Phyllostieta Heveae 
n. sp. nach dem Autor braune Blattfleecken namentlich an den Blatt- 
spitzen hervor. Die Perithecien erscheinen auf der Oberseite der 
Blätter in grosser Menge zerstreut stehend. Dieselben sind bräunlich, 
an der abgeplatteten Mündung schwarz, ca. 80—150 w gross, mit 
elliptischen oder eiförmigen, an einem Ende etwas zugespitzten, farb- 
losen, 2 Öltröpfehen enthaltenden, 6—7 X 2,5 u grossen Konidien. 


Ferner wurde von ihm auf Blättern von Hevea brasiliensis 
ein bisher auf Fieus elastica bekannter Pilz, Gloeosporium 
Elasticae Cook. et Mass. beobachtet, welcher der gegebenen 
Diagnose völlig entspricht. Jedenfalls dürfte diese Art den Blättern 
schädlich sein. 

Auf abgestorbenen Zweigen obiger Pflanze wird Stilbum Heveae 
Zimm. beschrieben, dessen dunkel- oder mennigrot gestielte, rötliche 
kugelige, ca. 0,9 mm lange Köpfchen herdenweise aus der Rinde 
hervorbrechen. Die Konidien sind ellipsoid oder eiförmig, ca. 
9x 2,5 u gross. 

Die angeführten Arten können, soweit sie parasitisch sind, den 
Pflanzen, zumal den Samenpflanzen der Kulturbeete, jedenfalls sehr 
nachteilig werden und letztere besonders völlig zugrunde richten. 
Es dürfte daher das zweckmässigste Mittel sein, um die Ausbreitung 
derartiger Krankheiten zu verhindern, alle befallenen Sämlinge, mög- 
lichst bevor sich die Pilze zur Fruchtreife entwickeln, durch Feuer zu 
vernichten. 

Ein anderes sicheres Mittel, um parasitische Krankheiten zu ver- 
hindern, gibt es kaum. Zwar treten derartige Krankheiten recht oft 
erst infolge ungünstiger Kulturverhältnisse auf, mögen diese nun durch 


— 138 — 


nicht zusagende Bodenbeschaffenheit, ungünstige Witterung, mechanische 
Angriffe usw. bedingt werden. 

Da die von Herrn Ule gesammelten Samen voraussichtlich z. T. in 
unseren Kolonien Anbau finden werden, so ist es nicht ausgeschlossen, 
dass die eine oder andere Art der geschilderten Pilzkrankheiten mit den 
Samen eingeschleppt und hier auch in Erscheinung treten wird, 
hoffentlich bleiben die Pflanzen davor bewahrt. 


Erklärung der Tafel. 

Fig. I. Phyllachora Huberi P. Henn. a. Habitus; b. Stroma (10/1 vergr.); 
c. Asken mit Paraphysen; d. Sporen (625/1 u. 800/1 vergr.). 

Fig. II. Dothidella Ulei P. Henn. a. Habitus; b. Stromata (35/1 vergr.); 
c. Askus (900/1 vergr.); d. Sporen (900/1 vergr.). 

Fig. III. Aposphaeria Ulei P. Henn. a. Habitus; b. Perithecien (70/1 vergr.); 
ce. Konidien (1000/1 vergr.). 

Fig. IV. Ophiobolus Heveae P. Henn. a. Habitus; b. Perithecium (40/1); 
c. Asken mit Paraphysen (600/1); d. Sporen (600/1). 

Fig. V. Parodiella melioloides (B. et C.) Wint. a. Habitus; b. Perithecium 
(vergr.); c. Askus (400/1); d. Sporen (500/1). 


Notizblatt des Königl. bot.Gartens und Museums zu Berlin N? 34. 


Lith. Anst Julius Klinkhardt Leipzig 


DzZ1J 


von Wilhelm Engelmann in Leipzig 


Verlag 


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gr. 8. 1904. ch 2.50. 


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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 


zu Berlin, 


sowie der botanischen Centraistelle für die deutschen Kolonien. 


No. 35. (Bd. IV). Ausgegeben am 16. Dezember 1904. 


Über Sorghum-Formen aus Togo. Von R. Pilger. 
Aloe ecampylosiphon. Von A. Berger. 


. Species novae generis Eschscholtziae. Von F. Fedde, 


Notiz zu Catha edulis. Von A. Hansen, 

Notizen über Verwendung einzelner Pflanzen unserer afrika- 
nischen Schutzgebiete. 

Eine neue Palme (Malortiea Tuerekheimii U. D.). Von U. Dammer, 
Cereus Urbanianus Gürke et Weingart. Von M. Gürke. 
Über einige Kulturerfolge in Togo. Von 6. Volkens, 

Winke zur Verwertung des in Togo häufigen Butyrospermum _ 
Parkii, Von A. Engler. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig 
1904. 


Preis 1,50 Mk. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


No. 35. (Bd. IV). Ausgegeben am 16. Dezember 1904. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit 
Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig, Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Über Sorghum-Formen aus Togo. 


Von 
R. Pilger. 


Die in der folgenden Aufzählung behandelten Formen der Sorghum- 
Hirse wurden von Herrn Dr. Kersting in Togo gesammelt und dem 
Berliner Botanischen Museum zur Verfügung gestellt. Wohl noch 
niemals ist eine gleich reichhaltige Sammlung von Kulturformen dieser 
Hirse aus einem Gebiet an ein Museum gelangt. Die einzelnen 
Exemplare wurden von Herrn Kersting mit Angaben versehen, die 
den einheimischen Namen und Bemerkungen über den Wert der Sorte usw. 
enthalten. Diese Angaben sind in der Aufzählung meist wörtlich wieder- 
gegeben. Die Sammlung ist in mehreren Beziehungen von großem 
Interesse. Sie zeigt einmal, in welchem Reichtum von Formen die 
Sorghum-Hirse in einem Lande kultiviert wird; die Neger unterscheiden 
diese Formen alle mit Namen, erziehen also zahlreiche gesonderte 
Rassen, deren Erhaltung sie sich angelegen sein lassen; die einzelnen 
Dorfschaften haben wieder besondere Sorghum-Rassen, von denen einige 
besonders wertvolle auch wohl anderswo eingeführt werden; diese Rassen 
sind Parallel-Rassen zu denen, die in anderen Ortschaften gezogen 
werden, während die Rassengruppen dieselben sind. Ferner zeigt die 
Sammlung die verschiedenartige Benutzung der Sorghum-Hirse; eine 
Rassengruppe liefert geeignetes Material zum Essen, andere zum Bier- 


brauen oder zum Färben. 
10 


— 140 — 


Zunächst sollen die Formen der Reihe nach aufgezählt werden; 
daran sind dann allgemeine Bemerkungen zu schließen. 

Herr Dr. Kersting hatte schon früher eine kleinere Sammlung aus 
Togo gesandt, die mit der Busseschen aus Ost- Afrika zusammen be- 
arbeitet wurde, s. Engl. Bot. Jahrb. XXXI, 8. 182—189*). 


A. Zur var. ovulifer Hack. 


I. Formen mit schwarzen Spelzen und weißer oder weißlicher 
Frucht. 


1. Dagbamba-Sorte 5. Kapyeli. Reif im Dezember 1902. Frucht 
kalkweiß. 

2. Tshaudjo-Sorte 7. Lidä (i) sä (= Katzenauge). Gute Sorte. 
Reif im Dezember 1902. 

3. Loso-Sorte 4. Panalüne. Reif im Dezember 1902. Mit der 
vorigen übereinstimmend. 

4. Kabure-Sorte 20. Kongo-Kolum (= weiß). Name wegen 
starker einseitiger Neigung. Reif im Dezember 1902. 

5. Tshaudjo-Sorte 9. Mela Kipedü (Schwarzkorn). Gute Sorte. 
Reif im Dezember 1902. 

Spelzen glänzend schwarzbraun. Frucht glasig weiß. 

6. Basari-Sorte 1. Iditshantshäre (tshantshare — Quarzkiesel). 
Reif im Dezember 1902. 

Spelzen braunrot bis schwarz, Frucht glasig weiß. 

7. Basari-Sorte 4. Idipi (pi = weiß). Gute Sorte. Reif im 
Dezember 1902. 

Spelzen schwarz, Früchte weißlich. 

8. Kabure-Sorte 3. Mau-Kipedü (= schwarz). Reif im De- 
zember 1902. 

Spelzen schwarz, Frucht gelblich-weiß. 

9. Tshambä-Sorte 6. Edyipempe. Beste Eßsorte. Reif im De- 
zember 1902. 

Lange Rispe; Spelzen schwarz, Frucht weißlich. 

10. Tshaudjo-Sorte vom Gebirge 17. Melä kipedü (?). Reif im 
Dezember 1902. 

Spelzen schwarz, Frucht kalkweiß bis gelblich weiß. 


*) Es muß bemerkt werden, daß in dieser Bearbeitung in den lateinischen 
Diagnosen mehrfach versehentlich „hilum“ für „scutellam“ stehen geblieben ist. 
Der Ausdruck ist in den Diagnosen zu ändern. 


—- 141 — 


Beim Fruchtexemplar ist die Farbe der Spelzen schwarz oder 
schwankt auch nach einem Dunkelbraun hin, die stark zusammen- 
gedrückte Frucht schwankt in der Farbe von rotbraun bis gelblichrot. 

12. Kabure-Sorte 4. Mau-Kisöm (= rot). Teilweis reif im De- 
zember 1902. 

— 11. Die Frucht ist stark zusammengedrückt, vielleicht noch etwas 
breiter als bei der vorigen, 6 mm lang, 5 mm breit. 

13. Basari-Sorte 3. Ifum böä (böa — schwarz). Reif im De- 
zembeı 1902. 


II. Formen mit schwarzen Spelzen und rötlichen bis braunen 
Früchten. 


11. Tshaudjo-Sorte 4 und 12. Amära oder Wambarä, älteste 
ursprüngliche Tshaudjo-Sorte, sehr gut. Reif im Dezember 1902. 

— 10 und 11. Frucht etwas kleiner und im Verhältnis etwas 
dieker (ca. 5:4 mm). 

14. Dagbamba-Sorte 6. Worsüli (Pferdeschwanz). Reif im De- 
zember 1902. 

Die Frucht ist bei dieser Sorte etwas blasser und hat einen mehr 
gelbbraunen Ton; die Sorte gleicht genau der früher von Busse und 
Pilger erwähnten forma glumis nigris, caryopsi fulva (mangus6öm). 


IH. Sorten mit braunen Spelzen und weißen oder weiß- 
lichen Früchten. 


15. Kabure-Sorte 2. Mau-Kufalüm (weiß). Reif im Dezember 1902, 

Die Farbe der Spelzen schwankt zwischen einem hellen bis dunklen 
Rotbraun; die Frucht ist weiß, etwas größer als beim Hackelschen 
Typus der var. ovulifer. 

Eine Rispe hatte Früchte von grauer Farbe (mau-kufalum-mimbisen 
genannt); sie war von dem Pilz Colletotrichum lienola var. fruticola 
P. Henn. n. var. befallen. 

16. Tshaudjo-Sorte 3 und 16. Mevolüm (weißes Korn). Vom 
Gebirge. Reif im Dezember 1902. 

Spelzen rotbraun, Frucht glasig weiß bis gelblich. 

17. Tshaudjo-Sorte 8. Mela kisem (Rotkorn). Gut. Reif im 
Dezember 1902, 

Stimmt mit der vorigen Sorte überein. 

18. Loso-Sorte 5. Dgefelu. Gute Sorte zur Bierbereitung. 

Spelzen hellbräunlich bis dunkelrotbraun, Frucht kalkweiß. 

10* 


— 12 — 


IV. Sorten mit braunen Spelzen und gelblich-braunen bis 
braunen Früchten. 


19. Loso-Sorte 2. Nyiamüne. Mittelwertige Sorte für Bier und 
Essen. Reif im Dezember 1902. 

Spelzen dunkel braunrot, Frucht braunrot. 

20. Loso-Sorte 3. Dyemönte. Beste Sorte in allgemeiner Ver- 
wendung. Reif im Dezember 1902. 


V. Spelzen braunrot bis dunkelbraunrot. Frucht hell 
braungelb. 


21. Loso-Sorte 6. Dyehände. Für Bier, nicht so gut als Loso-Sorte 5. 

Spelzen rotbraun, Frucht schmutzig braun. 

22. Kabure-Sorte 1. Mau-Pabie. (Mau heißt Reis, Melä Sorghum.) 
Beste Sorte, besonders zur Bereitung des wohlschmeckenden Bieres. 

Gleicht ganz No. 20. Die Farbe der Spelzen und Früchte variiert 
etwas in der Intensität; die Spelzen sind heller oder dunkler, die 
Früchte mehr rötlich oder mehr gelblich. 

23. Tshaudjo-Sorte 1. Pemböre. (Bezeichnung für einen Fuchs, 
[hellbraunes Pferd].) Gute Sorte. Reif im Dezember 1902. 


VI. Spelzen dunkelrotbraun, Frucht licht rotbräunlich. 


24. Dagbamba- Sorte 4. Kilingä. Die Rispe wird sehr groß; gute 
Sorte für Bier und Essen. Reif im Dezember 1902. 

Spelzen dunkel-rotbraun, Frucht licht rötlich-gelb, groß. 

25. Dagbamba- Sorte 7. Yapadye. Reif im Dezember 1902. 

Gleieht genau der vorigen Sorte. 

26. Tshamba-Sorte 2. Edyimama. Bestes Pferdefutter. Reif im 
Dezember 1902. 

Spelzen dunkel rotbraun; die Farbe der Frucht variiert ziemlich 
stark, sie ist hell rotbräunlich oder dunkler rotbraun. 

27. Tshamba-Sorte 5. Ugiti. Sorte 5 und 6 die besten zum Essen. 
Reif im Dezember 1902. 

Spelzen rotbraun; Frucht schmutzig-gelb-bräunlich oder rotbräunlich. 

28. Basari-Sorte 2. Idimä (ma = rot). Reif im Dezember 1902. 

Spelzen dunkel-brauurot, Frucht hell-orangegelb. 

Zu den Formen, die unter der var. ovulifer hier vereinigt sind, 
möchte ich noch folgende Bemerkungen machen. Das reife Exemplar 
einer Sorte der var. ovulifer z. B. No. 1, der Dagbamba Sorte 5, bietet 
folgende Verhältnisse: 

Die Rispe ist überhängend, einseitig, locker, 35-—40 em lang; die 
dieke Spindel ist völlig durchgehend; die Rispe ist im ganzen ziemlich 


N AI, u 


schmal, die aufrechten Zweige spreizen wenig auseinander, die längsten 
sind 15 em lang. Die letzten Auszweigungen tragen 2—5 Ährchenpaare. 
Die 5 gestielten Ährehen sind bei der Fruchtreife sämtlich abgefallen. 
Das Fruchtährehen hat zwei harte äußere Spelzen, diese sind schwarz- 
glänzend, oval, spitz, kahl bis auf die schwach grau steifhaarige Basis, 
kahnförmig konkav, mit den Rändern scharf eingebogen, 5—5,5 mm 
lang. Die vierte Spelze mit der Granne fehlt am Fruchtährchen fast 
immer; an einzelnen erhaltenen Spelzen ist die Granne 8 mm lang, ihr 
Fuß 5 mm, ihre Spitze 3 mm. Die Frucht ist kalkweiß, 5 mm lang, 
4 mm oder etwas darüber breit, stark zusammengedrückt, im Umriß 
rundlich-elliptisch oder an der Basis etwas breiter; die Keimgrube geht 
bis über die Mitte und ist flach eingedrückt; der Nabel ist schwarz, 
scharf ausgeprägt. 

Die Stellung der Frucht zu den Spelzen ist fast genau rechtwinklig 
zu derjenigen, die das Ovar im Ährehen einnimmt. Die Achse, die von 
der Keimgrube zum Nabel geht, steht senkrecht zur Medianachse der 
beiden Spelzen, die längere Achse der zusammengedrückten Frucht 
fällt also mit der Medianachse des Ährehens zusammen. 

Von einer Form (No. 4, Kabure-Sorte 20), die mit der eben ge- 
nannten in allen Punkten übereinstimmt, waren neben reifen Exemplaren 
jüngere Rispen vorhanden, die zum Vergleich in manchen Punkten von 
Interesse sind. Die gestielten Ährchen sind noch erhalten. Sie sind 
lanzettlich, 6—6,5 mm lang, schwach mit abstehenden, weißlichen, 
steifen Haaren besetzt, fünfspelzig; die beiden ersten Spelzen sind stark 
genervt. Die Früchte der Fruchtährehen sind fast reif, 5 mm lang; die 
schwarzen, glänzenden Spelzen überragen die Frucht etwas an Länge 
und sind ihr stark angepreßt; sie sind wenig, nur der Breite der Frucht 
entsprechend, ausgebaucht und klaffen an der Spitze nur wenig aus- 
einander, sodaß die weiße Frucht sichtbar ist. Die Achse der Frucht 
steht aber gerade senkrecht zu der der völlig reifen; die Achse von der 
Keimgrube zum Nabel liegt, wie gewöhnlich, in der Mediane des 
Ährchens. Die eigentümliche Drehung der Caryopsis, ein Modus, durch 
den das Herausfallen der Frucht sehr erleichtert wird, erfolgt also erst 
ganz spät, beim völligen Reifen der Frucht. 

Von der Form No. 5 (Kabure-Sorte 2) lagen ganz junge schwache 
Rispen vor. Die Ährehen haben hier fast durchgehend eine strohgelbe 
Farbe, erst einzelne beginnen sich in der charakteristischen rotbraunen 
Tönung zu färben und zwar mit einzelnen unregelmäßigen Flecken. 
Die größte Breite des Ährchens liegt im unteren Drittel; die erste Spelze 
ist breit eiförmig, stumpflich, 15nervig, an den Rändern scharf ein- 
gebogen und die zweite Spelze umfassend. Die starke Einkrümmung 
der Spelzenränder ist also schon an jüngeren Ährchen vorhanden; die 


— 14 — 


Spelzen brauchen bei der Reife nur auseinander gepreßt zu werden 
durch die vergrößerte Frucht, deren Schiefstellung durch die Einkrüm- 
mung der Spelzenränder nicht erklärt ist. Bei wilden Exemplaren der 
subsp. halepensis umfaßt die erste Spelze die zweite ebenso wie hier im 
jungen Ährchen; das Verhältnis bleibt aber ebenso bis zum Abfallen 
des Ährchens, da die Frucht sich nicht so stark vergrößert. Die zweite 
Spelze des Ährchens ist stärker gewölbt, spitzlich, 9nervig, an den 
Rändern eingebogen; die dritte Spelze ist zart hyalin, breit eiförmig, 
mit zwei feinen Nerven nahe dem Rande; die erste bis dritte Spelze 
sind 6—6,5 mm lang, die vierte Spelze ist breit, zart, am Rande stark 
gewimpert, die reduzierte Granne 7 mm lang; die Palea ist 3,5 mm 
lang, äußerst zart, nervenlos, gewimpert. Die beiden Lodieulae sind 
getrennt, kurz, breit abgeschnitten, lang gewimpert. Die primären 
Ährchen haben einen kurzen, flachen Stiel, sind 6—7 mm lang, schmal, 
mit drei Spelzen, anscheinend steril. 


B. var. Roxburghii Hack. 
forma major. 


29. Tshaudjo-Sorte 10. Umbönu - Varianten (). Reif im De- 
zember 1902. 

Das vorliegende Exemplar ist eine sehr eigentümliche Form. Die 
Spindel der großen Rispe ist durchgehend; die Wirtel der Zweige stehen 
entfernt; die Zweige hängen nach allen Seiten über. 

Die große Frucht ist schmutzig fleischfarben. Die Spelzen sind am 
Rücken meist schwarz, an den Seiten gelblich gefärbt. Nach der 
Stellung der Frucht und den langen, sich einkrümmenden Spelzen steht 
die Form nahe an var. Roxburghii, an die auch die große lockere Rispe 
mit den stark überhängenden Zweigen erinnert; die Früchte sind aber 
bedeutend größer als gewöhnlich. 


c. var. Kerstingianus Busse et Pilger. 
a) typicus. 
30. Kabure-Sorte 9. Möhölemä. Gute Sorte, wächst bis in die 
Gipfel der trockensten, steinigen Berge. Reif im Dezember 1902. 
31. Tshaudjo-Sorte 13. Sulundüi (= Moholema). Reif im De- 
zember 1902. 
Die Früchte sind etwas größer. 


b) subvar. sulfureus. 


32. Basari-Sorte 6. Idikantui. Liefert sehr starkes Bier. Zum 
Essen mit anderen Sorten gemischt. Reif im Dezember 1902. 


— 15 — 


33. Dagbamba-Sorte 3. Paga. Wird bei Darmerkrankungen vor 
anderer Nahrung bevorzugt. Rispe bleibt klein und schmal. Reif im 
Dezember 1902. { 

34. Tshambä- Sorte 3. Enenantyö. Beste Sorte zum Bierbrauen. 
Reif im Dezember 1902. 

Die zylindrische Rispe ist bei dieser Sorte groß und dick. 

35. Käbure Sorte 8. Kesensenä. Besonders zu Bier verwandt. 
Reif im Dezember 1902, 

Form mit dichter, starrer Rispe. 

36. Löso-Sorte 1. Yotöde. Wird bei Darmerkrankungen als 
Nahrung geschätzt; adstringierend. Reif im Dezember 1902. 

37. Tshamba-Sorte 1. Adea. Gute Sorte zum Bierbrauen. Reif 
im Dezember 1902. 

Die Formen No. 32—37 gehören alle der subvar. sulfureus an; sie 
unterscheiden sich etwas in der helleren oder dunkleren Färbung der 
Früchte, in der Größe und Dichte des Fruchtstandes,. 


D. Zur var. elegans Keke. 


38. Käbure-Sorten 12 und 13. Tshapou-Varianten Mimbisegu und 
Kolüm. 

Beide Exemplare schließen sich in der Rispenform und Fruchtfarbe 
an die var. elegans in der typischen Form an, haben aber längere Spelzen 
als der Typus und + gedrehte Caryopsen. 

39. Käbure-Sorte 23. Mükähölung („weißes Korn“). Reif im 
Dezember 1902. 

Form mit mehr durehgehender Spindel und etwas größeren Früchten 
als der Typus. Fruchtfarbe kalkweiß. 

40. Käbure-Sorte 17. Tyetyeä-Kufalma (= weiß). Reif im De- 
zember 1902, 

Fruchtfarbe gelblich - weiß. 

41. Käbure-Sorte 15. Tyetyeä-Kipedu (= schwarz); auch Nimwäu 
Kire („Affenzahn“) genannt. Reif im Dezember 1902. 

42. Käbure-Sorte 16. Tyetyeä-semä. Reif im Dezember 1902. 

Die Rispenspindel ist durchgehend; die Zweige sind locker gestellt 
und hängen einseitig über; sie sind kurz, sodaß die unteren nicht die 
Hälfte der Rispenlänge erreichen. Die Spelzen sind kurz, spitzlich, 
anliegend, die obere Hälfte der Frucht freilassend, häufig + schief zu 
einander gestellt. Die Frucht ist groß, stark zusammengedrückt, 6 mm 
lang, die Keimgrube ziemlich schmal. Die unter dem Namen ein- 
gesandten Exemplare der Form unterscheiden sich stark in der Frucht- 
farbe; diese geht bis zu dem Rot der von Busse und Pilger früher 
erwähnten Form « der var. elegans. 


— 146 — 


43. Käbure-Sorte 10. Pamtshü. Unreif und ungetrocknet ad- 
stringierend, sonst gut. Reif im Dezember 1902. 

Der vorigen Form gleichend bis auf die matte, rosa bis ins violette 
spielende Farbe der Frucht. Diese ist vielfach sehr stark gedreht. 

44. Käbure-Sorte 22. Nöeo. Frisch adstringierend. Reif im De- 
zember 1902, 

Die Form ist gleich No. 42. 

45. Käbure-Sorte 21. Iküde (Iküre). Frisch adstringierend. 
Reif im Dezember 1902. 

Der vorigen Form ähnlich, mit dunkelrotbrauner Farbe der Früchte 
und schwarzer Farbe der Hüllspelzen. Die Frucht ist dieker, nicht so 
stark zusammengedrückt, mit größerer, schwach eingedrückter Keim- 
grube, nicht ganz 6 mm lang. Die Rispe ist dichter, die Zweige weniger 
locker iberhängend. Mit diesem Merkmal bildet die Form einen Über- 
gang zur nächsten. 

46. Käbure-Sorte 7. Kielä-mide (Kiela Name eines roten Vogels, 
mide = melö). Reif im Dezember 1902. 

Die Rispe ist 18—25 cm lang, sehr gedrungen, fast zylindrisch; 
die Zweige sind kurz, anliegend. Die Spelzen sind halb so lang als 
die Frucht; diese ist diek, abgerundet, mit flacher Keimgrube, 5 mm lang, 
rotbraun mit vorherrschendem Rot in verschiedener Nuaneierung. Unter 
gleichem Namen sind auch Exemplare mit mehr lockerer Rispe eingesandt, 
so daß man wohl hier, wie vielfach, auf Bastardierungen schließen kann. 


Die unter No. 42—46 zusammengestellten Formen schließen sich 
denen an, die von Busse und Pilger früher noch zur var. elegans ge- 
zogen wurden. Sie sind in der Farbe der Spelzen und Früchte sehr 
verschieden, auch ist die Rispe lockerer oder mehr zusammengezogen. 
Man wird die Formen wohl am besten in eine eigene Varietät zusammen- 
ziehen, die der var. elegans von Ost-Afrika gegenübergestellt würde, da 
die Spindel + durchgehend und die Rispe nicht ausgebreitet ist. Die 
Früchte sind durchgehend größer, aber wie bei var. elegans ca. doppelt 
so lang als die Spelzen. Entschieden liegen teilweis Bastarde mit 
Formen aus der ovulifer-Gruppe vor. 

Die letzte Form (No. 46) mit ihrer dichten, fast zylindrischen Rispe 
geht in die var. Kerstingianus über, von der sie in der Fruchtfarbe sich 
unterscheidet. 


E. var. colorans n. var. 


47. Tshaudjo-Sorten 5 und 6. Palenyina und Furgäni. Zum Rot- 
und Schwarzfärben von Matten, Tüchern usw. Rot ohne, schwarz mit 
Zusatz von Bittersalz und Blättern gewisser Bäume. 


— U — 


Die Rispe der Sorte 5 ist dieht, 25 em lang, im Umfang lanzettlich. 
Die Spelzen sind schwarz, so lang wie die Frucht. Diese ist etwas 
gedreht, doch die Spelzenränder schlagen sich nieht scharf ein, sondern 
umfassen immer noch die Frucht. Die Frucht ist 4 mm lang, im Umfang 
eiförmig, sehr dick, nieht zusammengedrückt, von rosabrauner Farbe. 

Die Sorte 6 unterscheidet sich durch einige Merkmale: Die Frucht 
ist breiter, fast kugelig, oben breit abgerundet, die Spelzen sind etwas 
kürzer. Frucht und Spelzen sind fast gleichfarbig braunrot, aber die 
Spelzen sind glänzend, die Frucht matt. 

48. Käbure-Sorte 6. Panyingä. Der Farbstoff des Stengels und 
der Blätter zum Färben von Tüchern, des Körpers usw. Nur hierzu 
angebaut. Als Nahrung minderwertig. Reif im Dezember 1902. 

Gleicht völlig der Sorte 6 von No. 47. 

49. Basari-Sorte 7. Ikamäudi. Zum Schwarz- und Rotfärben; 
schwarz nach Zusatz von Bittersalz. Reif im Dezember 1902. 

Gleicht der Sorte 5 von No. 47 bis auf die Farbe der Frucht, die 
weißlich ist mit unregelmäßigen rötlichen oder schwarzen Flecken. 


F. var. pendulus n. var. 


50. 2 Tshapou. Gute Sorte für mildes Bier. Reif im 
Dezember 1902. 

Die Rispenspindel ist sehr diek, 8—16 em lang; an ihrem Ende 
stehen eine große Anzahl biüschelig gestellter, langer, wenig verzweigter, 
überhängender Zweige, die bis 25 cm lang sind. Unterhalb dieser 
Zweige trägt die Rispenspindel 2—3 Etagen von meist kurzen, aufrechten, 
wirtelartig gestellten Zweigen. Die rotbraunen Spelzen erreichen fast 
die Länge der Frucht, sind wie bei der var. ovulifer abstehend, am 
Rand eingeschlagen. Die reife Frucht steht quer, sie ist weiß mit 
schwach gelblichem Ton, breit, im Umriß rund-eiförmig, stark zu- 
sammengedrückt, 5 mm lang; die Keimgrube ist ziemlich breit und 
reicht bis über die Mitte. 

In vielen Merkmalen erinnert diese Varietät an die var, ovulifer 
doch ist die aufgelöste Rispe sehr charakteristisch. 


G. var. inhonestus n. var. 


51. Tshaudjo-Sorte vom Gebirge 15. Umbönu. 

52. Kabure-Sorte 9. Mbonü. Tshaudjo-Sorte von Bafılo nach 
Kabure eingeführt. 

53. Tshamba-Sorte 4. Mboni. Gute Eß-Sorte. 

54. Tshaudjo-Sorte 2. Umbönu (— alter Mann). Mittlere Sorte, 
Reif im Dezember 1902. 


— 148 — 


Die Rispe ist groß, locker, reichfrüchtig, einseitig überhängend, 
45 cm lang, die Spindel nicht sehr kräftig. Die Spelzen sind breit, 
mit größter Breite in der Mitte, spitzlich, besonders am Rande und im 
oberen Teil weiß behaart, gelblich- weiß, häufig mit schwarzbraunen 
Flecken, etwas kürzer als die Frucht. Diese bleibt entweder in nor- 
maler Stellung oder dreht sich etwas, doch ohne Einkrümmung und Ab- 
spreizen der Spelzen; sie ist gelblich-weiß, im Umriß kreisförmig- 
eiförmig, stark zusammengedrückt, 5—5,5 mm lang; die Keimgrube geht 
über die Mitte der Fıucht und ist verhältnismäßig stark eingedrückt. 


H. Nachtrag. 


55. Käbure-Sorte 5. Misi-melä (Mise —= Kolbenhirse). Soll auf 
schlechtem Boden so entarten von Moholema (vergl. No. 30). 

Rispe klein, sehr dicht; weißliche Früchte länger als die Spelzen. 

56. Loso-Sorte 7. Telemüre, Gute Sorte. Wird einige Monate 
später gesät und reift mit den anderen Sorten gleichzeitig. Reif im 
Dezember 1902. 

Eine mit der elegans-Gruppe verwandte, auffallende Form. Die 
Rispe ist einseitig überhängend, mit dünner, durchgehender Spindel, die 
Zweige sind locker gestellt, nicht sehr reichblütig. Die Spelzen sind 
strobgelb, anliegend, breit, spitzlich, ca. ?/, der Fruchtlänge erreichend. 
Die Frucht ist breit, oben abgerundet, nahe der Basis am breitesten, 
stark zusammengedrückt, 5,5 mm lang, von grauer Farbe mit einem 
Stich ins Rötliche; die Keimgrube ist groß. 


Es finden sich bei den verschiedenen Ortschaften häufig dieselben 
Varietäten, aber in anderen Sorten und anders benannt, sodaß an ver- 
schiedenen Stellen die Varietäten sich in verschiedenen Formen entwickelt 
haben; häufig sind es aber auch gleiche Sorten, die in anderen Ort- 
schaften unter anderem Namen angebaut werden. 

Man vergleiche z. B. die var. colorans No. 47—49; es sind von 
dieser Varietät zwei Tshaudjo-Sorten vorhanden (No. 5 und 6); eine 
Kabure-Sorte gleicht ganz der Form 6, eine Basari-Sorte der Form 5 
bis auf die Farbe der Frucht. Von der var. Kerstingianus ist die forma 
typica als Kabure- und Tshaudjo-Sorte vertreten, die subvar. sulfureus 
als Basari-, Dagbamba-, Tshamba-, Kabure- und Loso-Sorte, wobei 
alle diese Sorten untereinander gewisse geringe, aber regelmäßig auf- 
tretende Unterschiede zeigen. In beispielloser Mannigfaltigkeit ist die 
var. ovulifer entwickelt, die die besten Sorten zum Essen liefert; man 
braucht hier nur die oben mitgeteilte Liste zu vergleichen, um zu er- 
kennen, daß die dort unterschiedenen Formengruppen (nach der Farbe 


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der Frucht und der Spelzen) aus den verschiedenen Dorfschaften wieder- 
kehren, wobei sich die einzelnen Formen immer noch wieder unter- 
ohleiden; manchmal kommen aus derselben Gegend auch mehrere nahe 
verwandte Formen derselben Gruppe, die aber mit Namen unterschieden 
werden. 

Es ist leicht zu erkennen, daß sich die Varietäten und größeren 
Gruppen durch ihre Verwendung unterscheiden und daß sie deshalb aus 
den verschiedenen Gegenden wiederkehren; jede Gegend hat ihre Sorte 
oder Sorten zum Essen, zum Bierbrauen, zum Färben. 

Zum Färben dienen die Formen der var. colorans; es wird der 
Farbstoff der Blätter und Stengel benutzt; die Rispe ist klein und ihre 
Früchte sind wenig entwickelt, die Varietät ist „als Nahrung minder- 
wertig“. 

Zur Bereitung von Bier dienen besonders die Formen mit dicker, 
zylindrischer Rispe, die hier der var. Kerstingianus angehören. Aus 
verschiedenen Gegenden wird erwähnt, daß diese Sorten „starkes Bier 
liefern“, „besonders zu Bier verwandt werden“ usw. 

Die besten Sorten zum Essen liefert die var. ovulifer, bei der infolge 
der eigentümlichen Drehung der Früchte diese am leichtesten sich von 
den stehenbleibenden Spelzen lösen. 

Für mehrere Loso-Sorten dieser Varietät wird auch ihre Benutzung 
zur Bierbereitung angegeben, dementsprechend fehlt bei der var. 
Kerstingianus eine Loso-Sorte, die sich besonders zu Bier eignet; es 
wird dort nur die Loso-Sorte 1 erwähnt, die „bei Darmerkrankungen 
als Nahrung geschätzt wird“. 

Es wird für die Zukunft eine anziehende Aufgabe sein, die Kultur- 
formen des Sorghum nun aus verschiedenen größeren Gebieten Afrikas 
zu vergleichen, wenn diese erst ebensogut bekannt sein werden; dies ist 
bisher für Deutsch-Ostafrika einigermaßen der Fall, aus welchem Gebiet 
wir die Sammlungen von W. Busse besitzen. Auf diesen Vergleich in 
größerem Maßstabe hoffe ich später zurückkommen zu können. 


Es wird jetzt allgemein angenommen, daß die Sorghum -Varietäten 
der Kultur von der wilden subsp. halepensis abstammen. Die Formen 
dieser Unterart sind in Afrika nicht allzu zahlreich, sie gehören meist 
der var. efusus an. Die gemeinsamen Merkmale dieser Varietät sind 
breite Blätter, die große lockere Rispe mit abstehenden, später über- 
hängenden Ästen, die meist verkimmernden gestielten Ährehen, die 
Granne mit ca. gleichlangem Fuß und Spitze, die häufig verwachsenen 
Lodieulae. 

Die Blätter sind am Grunde außen meist behaart, 


— 10 — 


Die gestielten Ährehen sind am selben Exemplar (so Ex. 1 Drege 
aus Süd-Afrika) entweder völlig ausgebildet mit 5 Spelzen und 3 Staub- 
blättern oder unvollkommen und schmal, mit einem zarten, 3 mm langen 
Stiel und 2 Spelzen, von denen die erste 5 mm lang, deutlich genervt, 
die zweite 3 mm lang, zart ist. Dasselbe gilt für andere Exemplare. 
Beim sitzenden $-Ährchen zeigen sich mancherlei Verschiedenheiten: 
bei dem oben erwähnten Exemplar 1 ist die erste Spelze 7 mm lang, 
mit 9 innerseits gut siehtbaren, schmalen Nerven; die dritte Spelze ist 
5 mm lang, schmal; die vierte Spelze trägt eine fast 2 cm lange Granne, 
deren Fuß länger als die Spitze ist; die Palea ist klein; die Frucht ist 
verkehrt eiförmig, 2 mm lang (ob reif ?); der Nabel ist ziemlich groß, 
rundlich, kaum eingedrückt, die Keimgrube geht etwas über die Mitte 
der Frucht, ist schwach eingedrückt. 

Bei ostafrikanischen Exemplaren ist die erste Spelze mit 9 undeut- 
lichen Nerven versehen (2. Volkens No. 44, Usambara) oder mit 
11 schwachen Nerven (3. Buchwald No. 509); die Granne ist ca. 1 cm 
lang, doch wechselt ihre Länge bei den Exemplaren, häufig ist sie ganz 
kurz. Die Lodieulae sind bei den untersuchten Exemplaren an der 
Schmalseite verwachsen. Die jüngere Frucht ist beim Exemplar 2 
fast gleichmäßig breit elliptisch, mit großem, schwarzem Nabel, bei 3 
verkehrt eiförmig. Sie trägt die Reste der bis zum Grund getrennten 
Griffel. 

Die westafrikanischen Exemplare stimmen in der Form der großen 
Rispe, in der riesigen Höhe, der Breite der Blätter gut überein. Die 
Granne fehlt ganz oder tritt nur wenig über das Ährchen hervor. So 
ist zum Beispiel bei dem Exemplar 4 Zenker und Staudt No. 107 
aus Kamerun die vierte Spelze nur mit einem starken Nerven versehen, 
der über den Einschnitt an der Spitze der Spelze nur in eine kurze 
Spitze ausgeht. Die Verwachsung der Lodieulae ist ohne größere Be- 
deutung; meist sind sie frei, beim Exemplar 5 Soyaux No. 284 aus 
Gabun aber völlig verwachsen. 

Die erste Spelze ist beim Exemplar 6 Baumann s. n. aus Togo 
6,5 mm lang und hat 11 innerseits deutlich vortretende Nerven, die 
durch deutliche Quernerven verbunden sind, beim Exemplar 5 hat die 
erste Spelze 14 Nerven, beim Exemplar 4 11 wenig sichtbare Nerven. 

Dann finden sich aber einige Formen aus West-Afrika, die durch 
schmalere, mehr kahle und lang begrannte Ährchen, sowie durch 
schmalere Blätter als sonst gewöhnlich auffallen (Leprieur No. 440, 
Böhm No. 101). 

Hackel unterscheidet im tropischen Afrika eine zweite Varietät, 
die var. aethiopieus. Ein Exemplar dieser Varietät ist z. B. Schwein- 
furth No. 599. Die Blätter sind sehr breit, die Basis der Spreite ist 


— 151 — 


außen unbehaart. Die Rispe ist dicht, zusammengezogen, mit aufrechten 
Ästen. Die $-Ährchen sind breit, schwach behaart. Die erste Spelze 
hat 19 besonders auf der Innenseite deutlich sichtbare Nerven; auf der 
Außenseite treten sie, grün gefärbt, besonders nach der Spitze zu 
hervor. Die begrannte Spelze ist sehr zart, ziemlich tief eingeschnitten; 
die Granne ist fast 2em lang, ihr Fuß etwas länger als die Spitze. 
Die Lodieulae sind frei, breit und kurz, lang gewimpert. Die ellip- 
soidische (jüngere) Frucht hat einen auffallend großen Nabel. Das ge- 
stielte Ährehen ist schmal, 5-spelzig, mit J' Blüte. Ein Exemplar aus 
Ost-Afrika (Stuhlmann No. 6713) zeigt einen Übergang von der var. 
effusus zur var. aethiopieus in der breiten Form der $-Ährehen. Die 
erste Spelze ist 15-nervig. Wenn man auch annehmen muß, daß die 
kultivierten Formen aus der subsp. halepensis entstanden sind, so kann 
ich sie doch nicht entweder alle zu einer bestimmten wilden Form, 
oder bestimmte Formengruppen zu verschiedenen wilden Formen in 
Beziehung bringen. 


Il. Aloe campylosiphon. 


Von 
A. Berger. 


Diese neue Aloe erhielt ich durch die Freundlichkeit des Herrn 
Geheimrat Professor Dr. A. Engler aus dem Königlichen botanischen 
Garten zu Berlin. Die Pflanze hat den, wie es scheint ersten Blüten- 
stand hier im Freien weiter entwickeln können und öffnete am 20. Juni 
die untersten Blumen. 

Obwohl nun diese Aloe der äußerst formenreichen Reihe der 
Saponariae angehört, von der ich ohne die verschiedenen als Spezies 
beschriebenen Gartenformen allein 28 Arten zähle, so ist sie doch mit 
keiner derselben zu identifizieren. Von Ostafrika sind zunächst nur ganz 
wenige Arten bekannt, die hier in Betracht kommen können. Baker 
hat eine Pflanze, deren Blüten noch unbekannt sind, und die den 
Blättern nach zu den Saponariae gehört, für Aloe tenuifolia bestimmt. 
Wir wissen jedoch sehr wenig über diese Lamarksche Art. Alles 
was wir besitzen, ist eine Tafel Jacquins (Icones t. 9), und diese 
zeigt von unserer Pflanze ganz verschiedene, zylindrische, kaum ein- 
geschnürte Blüten. Im Berliner Herbar liegt nun unter Nr. 448 eine 
Pflanze, die von Herrn Geheimrat E. bei Amani gesammelt wurde, 


—_ 12 — 


deren Blätter auf die Bakersche Beschreibung zu passen scheinen. 
Es würde diese Pflanze der vorliegenden in bezug auf die Perianthform 
am nächsten kommen. Die Blätter unterscheiden aber beide in Form, 
Farbe und Bestachelung. 

Aber möglicherweise könnte mit A. campylosiphon eine Pflanze, von 
Merker (No. 49) in der Massaisteppe gesammelt, identisch sein, jedoch 
liegt von dieser nur ein Blütenstand vor. Ebenso habe ich früher aus 
dem botanischen Garten zu Berlin eine Pflanze erhalten, die ich für 
dieselbe Art zu halten geneigt bin, sie hat jedoch bisher nicht geblüht. 
Sie wurde gesammelt von Goetze. 

Aloe campylosiphon hat die Blüten in kurzer Traube etwas kopf- 
artig angeordnet, das Perianth ist um das Ovar stark kugelig auf- 
getrieben und darauf stark eingeschnürt und abwärts gekrümmt. Sie 
kommt somit innerhalb der Gruppe der Saponariae in die Nähe der 
Aloe striata, leptophylla, maerantha usw. zu stehen. Die übrigen Aloe 
mit ähnlicher Perianthform haben die Blüten in verlängerten lockeren 
Trauben, und zu diesen kann Aloe campylosiphon nicht gezählt werden. 


Aloe campylosiphon A. Berger spec. nov. Acaulis. Folia 
eire. 15 dense rosulata patentia apice subcarinata recurvata, lanceolata, 
e basi eire. 6 em lata acuminata, eirc. 12 cm longa, plauiuscula sursum 
late canaliculata, laete viridia obscure striata maculisque oblongis seu 
rotundis saepe lateraliter confluentibus transverse seriatis pieta, subtus 
maculis majoribus transverse fasciatis fere albida, ad margines anguste 
cartilagineos crebre sinuato-dentata, dentibus mediocribus deltoideis 
patulis albidis vel brunneo-euspidatis 2—3 mm longis et 4—7 mm inter 
se distantibus. Inflorescentiae eirc. 30 cm altae scapus gracilis. Ra- 
cemus brevis floribus subcapitatis. Bracteae 9—10 mm longae triangu- 
lares cuspidatae scariosae 3—5.nerviae. Pedicelli 25 mm longi arcuate 
ereeto-patentes. Perianthii corallini 27 mm longi tubus eirca ovarium 
globoso-inflatum deinde conspiceue constrietum et manifeste decurvatum, 
apicem versus paulo ampliatus, segmentis oblongis acutiuseulis apice 
recurvulis faucem rotundam formantibus ad margines pallidioribus intus 
luteis, 9 mm longis. Antherae lineares breviter exertae. 


Ost-Afrika: Usambara, am Bomule bei Amani. 


(A. Engler, No. 135. Gesammelt am 9. November 1902 und 
lebend nach dem Königlichen botanischen Garten eingeführt.) 


— 13 — 


III. Species novae generis Eschscholtziae. 


Von 
F. Fedde. 
Esch. pseudopraecox Fedde. — Herba annua glabra glauca 


gracilis ereeta scaposa eirciter 15—20 cm alta. Folia omnia subradi- 
calia segmentis lineari-obeuneatis ad apicem bi- vel trifidis eireiter 5 cm 
longa. Cupula infundibuliformis margine exteriore 1 mm lato, interiore 
brevissimo hyalino. Calyx longe ovoideus paulatim in acumen angustatus 
1 cm longus. Petala et fructum non vidi. 

Nieder-Kalifornien: Lagoon Head. (Palmer, Flora of Lower 
California 1890 n. 794 sub nom. Esch. peninsularis)*). 

Esch. flaceida Fedde. — Herba annua flaceida glauca glabra 
caulibus adscendentibus sparsim foliosis eireiter 30 em alta. Folia valde 
flaceida 10—15 em longa segmentis paueis lineari-obceuneatis ad apicem 
bi- vel trifidis vel longe-lanceolatis apice subrotundata. Pedunculi valde 
elongati saepe plus quam 10 em longi. Cupula initio fere infundibuli- 
formis, post anthesin subeylindrica 3 mm longa margine exteriore fere 
subnullo, interiore hyalino. Calyx ovoideus in acumen distinete segre- 
gatum 2—3 mm longum exiens, 0,75—1,5 cm longus. Petala lutea ob- 
euneiformia 1,5 em longa. Capsulam non vidi. 

Südliches Kalifornien: Santa Clara Co. (W. K. D. in herb. 
A. Gray). 

Esch. sceapifera Fedde. — Herba annua glauca eireiter 15 cm 
alta caule brevissimo. Peduneuli sine foliis scaposi eireiter 10 cm alti 
ereeti. Folia subrosulata peduneulis alatis 3—5 em longis minus gra- 
eiliter disseeta valde erassiuseula segmentis latioribus valde obeunei- 
formibus in parte latissima 0,25—0,5 em latis ad apicem latissime 
euneatis saepe submueronulatis. Cupula brevis infundibuliformis margini- 
bus duobus externo minimo, interno erecto scarioso. Petala latissima 
1,5—2,5 em lata flava. Capsula eireiter 6—7 cm longa. Semina glo- 
bularia apiculata laevia vel vix aspera. 

Neu-Mexiko: Santa Lucia Thal (Rusby 1880!). 


*) Differt ab Esch. peninsulari habitu scaposo humiliore foliis omnibus sub- 


radicalibus. 


— 154 — 


IV. Notiz zu Catha edulis. 


Von 


A. Hansen. 


Über Catha edulis ist 1900 eine Dissertation von A. Beitter er- 
schienen*) und neuerdings in einem interessanten Aufsatz von W. Busse 
die Pflanze wieder erwähnt**). Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß 
sie noch erhöhtes pharmakologisches Interesse auch für Europa gewinnt. 
Die folgende kurze Notiz darf daher hier wohl Aufnahme finden. 

Der Arzt und Afrikareisende Georg Kolb, der auf einem seiner 
Märsche von einem Nashorn hiaterrücks angegriffen und getötet wurde 
(1899), veröffentlichte eine Reihe medizinischer Beobachtungen, in denen 
auch die Anwendung von Catha edulis bei hysterischen Leiden der Ein- 
geborenen Britisch-Ost-Afrikas berichtet wird. Er selbst hat die Pflanze 
als vorzügliches Nervinum bezeichnet***), und erzählte, daß die Ein- 
geborenen auf Märschen sich Triebe der Pflanze abbrachen, um die 
Blätter ähnlich wie Cocablätter zu kauen. Kolb hatte die Absicht mit 
Catha edulis pharmakologische Versuche anzustellen und bat mich, die 
Pflanze in größerer Menge anzuziehen. Sie war ihm damals botanisch 
noch unbekannt. Er teilte mir mit, daß sie im Keniagebiet in Menge 
wachse, den Eingeborenen wohlbekannt sei und von ihnen Mira genannt 
werde. Er übersandte mir Samen, aus denen zunächst einige Pflanzen 
erzogen wurden, die dann vermehrt wurden. Die Ähnlichkeit mit Catha 
edulis trat sogleich hervor und wurde bestätigt, als die Pflanzen reich- 
lich blühten. Kolb nahm bei einem Besuch die Pflanzen in Augenschein 
und bei dieser Gelegenheit konnten wir ihre Popularität bei den Ein- 
geborenen feststellen, da ein eingeborener Knabe, den Kolb mitführte, 
voll Freude die heimische Pflanze erkanntef). Wir haben sie dann 
noch bis heute, nachdem es Kolb leider nicht vergönnt war, seine 
Untersuchungen zu beginnen, kultiviert. Von der hier schon vorhandenen 
Catha edulis weicht die ostafrikanische Pflanze durch längere mehr zu- 
gespitzte Blätter sichtbar ab, sodaß ich sie für eine besondere Art hielt. 

*) Pharmakognostisch-chem. Untersuchung der Catha edulis (Straßburg 1900). 

**=) W. Busse, Über Heil- und Nutzpflanzen Deutsch-Ost-Afrikas. Ber. d. 
deutsch. pharm. Gesellschaft, 14. Jhrg., 1904, Heft I, p. 190. 

”*#) G. Kolb, Beiträge zu einer geographischen Pathologie Britisch - Ost- 
Afrikas. Gießen 1897. 

t) Durch ein Mißverständnis hat Kolb in seiner Schrift angegeben, die 
Pflanze gehöre in die Familie der Rutaceen, was hier berichtigt sei. 


— 155 — 


Doch teilte mir Dr. Loesener vom botanischen Museum nach Ein- 
sendung eines blühenden Zweiges freundlichst mit, daß er unsere Pflanze 
nur für eine etwas üppigere Form von Catha edulis Forsk. halte. Die 
Kultur gelang im Glashause leicht, im Sommer standen die Pflanzen im 
Freien. Zweifellos würde sie sich etwa auf den Höhen am Lago- 
maggiore oder in ähnlichem Klima kultivieren lassen. Es wäre hier 
vielleicht auch für andere ausländische Kulturpflanzen ein passendes Gebiet‘ 


V. Notizen über Verwendung einzelner Pflanzen 
unserer alrikanischen Schutzgebiete, 


1. Acacia albida Delile (mkababu), welche nach Bezirksamts- 
sekretär Keudel auch am Westfuße des südlichen Paregebirges auf 
Alluvialboden in einer Höhe von 600 m ü. d. M., sowie in den Lassiti- 
Bergen in größeren Beständen vorkommt, besitzt eine ziemlich dicke, 
hellgraue, zerrissene Rinde, deren Abkochung von den Eingeborenen 
als Mittel gegen Durchfall verwendet wird. In Pare ist der Ein- 
geborenenname für den Baum wudeh. Er erreicht hier eine Höhe von 
25 m und mehr und dient als Schattenbaum für Maisfelder. 

2. Albizzia pallida Fourn. Ein aus Kilwa eingeschickter, mit 
wenigen Blättern und Hülsen versehener Zweig des Baums wurde als 
zu dieser Art gehörig bestimmt, wenngleich volle Sicherheit darüber 
erst durch besseres Material gewonnen werden kann. Der Baum, von 
den Eingeborenen mpuga genannt, liefert ein Gummi, das nicht ohne 
Wert sein soll. — Ein Akaziengummi dagegen, das die Zentralstelle 
in einer kleinen Probe der katholischen Missionsstation Neuwied am 
Viktoriasee verdankt, wurde nach einer im pharmazeutischen Institut 
der Universität ausgeführten Untersuchung für unbrauchbar erklärt, weil 
es in Wasser wohl aufquillt, aber nicht in Lösung übergeht. Technisch 
wertvoll wiederum soll nach einer Angabe des Biologisch-Landwirtschaft- 
lichen Institutes in Amani das Gummi einer anderen Albizzia-Art sein, 
die zur Verwandtschaft der A. Brownei Oliv. gehört. Sie ist in Usambara 
verbreitet, ist auch von Volkens an den Flußläufen der Kilimandjaro- 
Niederung festgestellt worden, wurde aber bisher nur in Frucht ge- 
sammelt, sodaß eine sichere Bestimmung vorläufig noch aussteht. 


3. Agauria salicifolia (Comm.) Hook. f. Der Gouvernements- 


sekretär Keudel berichtet, daß der von den Waschamba mandali 
11 


— 156 — 


genannte Baum in Usambara eine medizinische Bedeutung habe, indem 
seine Wurzel als Gegengift gegen die Wirkungen des Saftes der 
Acocanthera abyssinica (Hochst.) K. Sch. diene. Die Wurzel wird zu 
diesem Zweck getrocknet und pulverisiert, das Pulver mit dem Wurzel- 
pulver von Adenia gummifera (Harv.) Harms (ngole) und von Aristolochia 
densivenia Engl. (lunhulve) gemischt, das Ganze mit Honig zu einem 
Brei angerührt und innerlich genommen. 


4. Khaya senegalensis A. Juss. Ein Blütenzweig dieses wegen 
seines vortrefflichen Holzes hochgeschätzten Baumes wurde von Herrn 
Leutnant Schultze eingeschickt. Er ist nach ihm eine Charakterpflanze 
in Süd-Bornu und Nord- Adamaua, wo er von den Haussas Madadje 
genannt wird. Im März entwickelt er seine grünlich-weißen, nach Honig 
duftenden Blüten, die in der Medizin der Eingeborenen als Mittel bei 
Magenkrankheiten und gegen Syphilis verwendet werden. Er erreicht 
20 m Höhe, seine Rinde gleicht der der Roßkastanie. 


5. Aeschynomene elaphroxylon (Guill. et Perr.) Taub. Die 
bis 12 m hoch werdende Pflanze bildet nach Herrn Leutnant Schultze 
zugleich mit Cyperus papyrus und einer rotblühenden Ipomoea das 
Dickicht, welches einem sumpfigen Boden entsprießend den Tschadsee 
fast in seiner ganzen Ausdehnung umgibt. Sie heißt in der Kanori- 
sprache Marria, während sie sonst im zentralen Afrika meist unter dem 
arabischen Namen Ambatsch bekannt ist. Die Kanembus verwenden 
das leichte, markähnliche Holz der Stämme zur Anfertigung ihrer 
großen Schilde. 

6. Ficus populifolia Vahl. Heinrich Barth spricht in seinem 
großen Reisewerk mehrfach von einem giftigen Bidjage-Baum, der in 
Bornu und Adamaua verbreitet sein soll. Herr Leutnant Schultze 
liefert unter diesem Namen beblätterte Zweige eines Baumes ein, der 
mit Ficus populifolia Vahl identisch oder doch sehr nahe verwandt ist 
und der nach ihm auf den sterilen Felsen bei Russera, Uba und Dile 
vorkommt. Von seinen giftigen Eigenschaften war den Fulbes indessen 
nichts bekannt. Die Feigen bildeten eine Hauptnahrung gelbbrüstiger 
Fruchttauben und einer kleinen, grünen Papageienart. 


7. Celtis Durandii Engl. (Notizblatt des königl. bot. Gart. zu 
Berlin No. 21, 1900, S. 22), bisher von Usagara und von Bingila am 
Kongo bekannt, wurde neuerdings von Herrn Prof. Dr. Zimmermann 
aus Amani zur Bestimmung eingesendet. Es ist das in der dortigen 
Gegend durch seinen unangenehmen Geruch des Holzes berüchtigte 
„Stinkholz*. 


— 157 — 


VI. Eine neue Palme aus Guatemala. 
Von 


UV. Dammer. 


Malortiea Tuerckheimii UT. D. n. sp. 

Humilis caespitosa? caule tenui arundinaceo annulato coma 
polyphylla, foliis simplieibus euneatis vagina eylindracea ultra medium 
aperta petiolo brevi subalato lamina cuneiformi in petiolum decurrenti 
simplieci nervis ca. 19 in acuto angulo percursa margine crenata. 
Inflorescentia interfoliacea simplex. 

Eine der M. simplee H. Wendland nahestehende Art mit dünnem 
3 mm starkem etwa 40 cm hohem geringeltem rohrartigem (rasig ver- 
zweigtem?) Stengel, dessen Blattringe 11,,—2 em weit voneinander ab- 
stehen. Der Stengel trägt in seiner oberen Hälfte einen dichten Blätter- 
schopf (an dem vorliegenden Exemplare 15 Blätter), zwischen dem die 
ganz einfachen Blütenstände erscheinen. Die Blätter haben eine etwa 
5 cm lange bis über die Mitte aufgerissene zylindrische Blattscheide, 
einen kurzen 2—2N, cm langen, etwas geflügelten Blattstiel und eine 
16 cm lange und 6 cm breite keilförmige Blattspreite, welche in den 
Blattstiel herabläuft und auf jeder Seite der Mittelrippe von 19 in 
spitzem Winkel nach vorn gerichteten Nerven I. Ordnung durchzogen 
ist. Der Blattrand ist in seinem unteren Teile bis zu Y, glatt, dann 
gekerbt. Die unteren Kerben stehen etwa 1 cm voneinander, nähern 
sich aber nach oben hin immer mehr und treten schließlich dicht an- 
einander. Sie sind wesentlich kleiner als diejenigen von M. simplex 
Wendl. Da immer zwei Kerben zu einer Fieder gehören würden, wenn 
das Blatt in Fiedern aufgelöst wäre, so ist bei dieser Art die vordere 
Segmenthälfte jeder Fieder stets länger als die hintere. Die Oberfläche 
der Blattspreite ist nicht so glänzend wie bei M. simplex, sondern stumpf. 
Das ganze Blatt hat in seiner Struktur viel Ahnlichkeit mit dem Blatte 
einer Geonoma, die noch erhöht wird durch die zahlreichen Nerven. 
Eine faserige Auflösung der Blattscheide wie bei M. simplex ist an dem 
vorliegenden Exemplar nicht zu bemerken. Die Blütenstände stehen 
zwischen den Blättern. Sie sind nur etwa ®/, solang wie das zugehörige 
Blatt und gleich denen von M. simplex Wdl. ganz einfach. Blüten 
und Früchte fehlen dem vorliegenden Exemplare. 

Die Pflanze wurde von dem deutschen Konsul in Cobän in Guatemala 
Herrn Baron von Türckheim bei Coban im Departement Alta Verapaz 


in einer Höhe von 1500 m über dem Meere im Februar 1904 entdeckt 
11* 


— 18 — 


und von mir ihm zu Ehren benannt. Ein getrocknetes Exemplar erhielt 
ich von Herrn Kapt. John Donnell Smith in Baltimore unter No. 8603. 

Die Art ist an den sehr kurz gestielten, am Rande sehr regel- 
mäßig feingekerbten und von zahlreichen Nerven durchzogenen nicht 
glänzenden Blättern leicht zu erkennen. 


VII. Gereus Urbanianus Gürke et Weingart, 


Von 
M. Gürke. 


Im April 1900 fanden Dr. F. Vaupel und Apotheker Buch aus 
Gonaives in Haiti auf einer gemeinschaftlich unternommenen Expedition 
in Haiti eine Cereus-Art, von welcher Buch eine ganze Kiste voll 
Äste an den botanischen Garten zu Berlin sandte. Leider war der 
größte Teil derselben verfault, aber die wenigen brauchbaren Triebe 
entwickelten sich bald kräftig weiter. Im Juni dieses Jahres brachte 
die Pflanze, über deren Zugehörigkeit zu der Gruppe der Prineipales 
von Anfang an kein Zweifel war, die erste Blüte, welche an Herrn 
W. Weingart in Nauendorf bei Ohrdruf, den ausgezeichneten Kenner 
und erfolgreichen Züchter der Cereen, zur Ansicht gesandt wurde, und 
dieser konnte feststellen, daß es sich um eine neue Art handelt, deren 
Beschreibung, welche er nach dem von ihm selbst kultivierten Exemplar 
und der erwähnten Blüte entwarf, und welche von mir nach den Pflanzen 
des botanischen Gartens etwas ergänzt wurde, hier folgt. 

Ramosissimus, ope radicum scandens, ramorum costis 5—6 obtusius- 
eulis, plane erenatis; aculeis acicularibus tenuibus stramineis, radialibus 
2—5, centralibus solitariis majoribus; flore infundibuliformi; ovario 
globoso tubereulato, tubereulis setosis breviter aculeatis; petalis albis. 

Die Pflanze ist strauchartig, kletternd, stark verzweigt. Die Äste 
sind lang, gestreckt oder bogig verlaufend, 1—5 cm stark, mit nicht 
sehr zahlreichen, aber kräftigen grauen Luftwurzeln, im Neutrieb 
glänzend-grün, an alten Trieben matt-olivengrün und zuweilen rot über- 
laufen, 5—6-rippig, an schwächeren Neutrieben auch 4-rippig. Die 
Rippen verlaufen zuweilen nicht ganz regelmäßig, indem einzelne von 
ihnen auf 2—3 em Länge aussetzen; sie haben im Querschnitt die Form 
eines sehr flachen gleichschenkligen Dreiecks, mit etwas abgerundeter 
Kante und geraden oder ein wenig eingebogenen Seiten, nnd sind an 
alten Trieben und kräftigen Neutrieben flach gekerbt; die Furchen sind 
breit und flach. Die Areolen sind 2—3 cm voneinander entfernt, 


— 159 — 


2—4 mm im Durchmesser groß, von kurzem, weißgrauem Filz bedeckt, 
an den alten Trieben kahl und stachellos. Die Spitze des Triebes 
trägt ein kurzes, nicht sehr starkes Btschel weißgrauer, starrer, nur 
wenig gekräuselter Haare. Die Bestachelung ist an den jungen 
Trieben eine sehr ungleichmäßige; es sind entweder 2 nach unten ge- 
richtete Randstacheln und 1 Centralstachel vorhanden, oder häufiger 
4 kreuzweise stehende Randstacheln, die unter sich gleichlang sind, oder 
von denen der nach oben gerichtete der längste ist; an älteren Areolen 
findet man meist 1 Centralstachel und 4—5 regelmäßig gestellte Rand- 
stacheln. Sämtliche Stacheln sind dünn, steif, stechend, nadelförmig, von 
strohgelber Farbe, bis 10 mm lang; der Centralstachel, welcher meist 
nach oben oder unten schräg steht, ist häufig länger als die übrigen. 
Außerdem finden sich auf jeder Areole 1, auch 2 dünne, weiße, nach 
unten gerichtete Borstenstacheln, welche der Rippenkante angedrückt 
sind, und einige wenige, bis 7 mm lange, etwas gekräuselte, weißgraue, 
ebenfalls nach unten gerichtete Haare. Der Fruchtknoten ist fast 
kugelförmig und von größerem Durchmesser als die Röhre, mit derben 
Höckern und auf denselben unter kleinen Schuppen mit kurzen Stacheln 
und nicht sehr zahlreichen kurzen Borsten versehen. Die Blumen- 
kronenröhre ist 27 cm lang, eng gerippt, auf den Rippen mit kräftigen 
Höckern von karminroter Farbe besetzt mit schmalen, dreieckigen 
Schuppen, unter denen lange, graue, gekräuselte, nicht sehr zahlreiche 
Borsten hervorkommen; am oberen Ende erweitert sich die Röhre plötz- 
lich ziemlich stark und trägt dort dunkelgrüne, mit karminroten Spitzen 
versehene Schuppen, die nach oben zu größer werden, aber nicht in die 
Sepalen allmählich übergehen, sondern diese treten ziemlich unvermittelt 
auf. Die Sepalen sind lineallanzettlich, zugespitzt, grün, auf dem 
Rücken bräunlich und nach der Spitze zu rot. Die Petalen sind 
gelblich weiß und außen ebenfalls etwas bräunlich. Die Staubfäden 
sind gelbgrün, die Staubbeutel gelb; der Griffel ist stark, länger 
als die Staubfäden, und die 17 Narbenstrahlen sind pfriemlich, gelb. 
Die Blüte besitzt einen außerordentlich starken Geruch nach Vanille. 

Die Art gehört zur Reihe der Prinecipales und zwar zu derjenigen 
Gruppe, bei welcher die Areolen außer der Bestachelung noch eine Be- 
kleidung von kurzen Wollhaaren tragen. Von C. grandiflorus (Mill.) L., 
C. nyeticalus Link und C. Boeckmannii Otto ist sie durch die längeren 
Stacheln verschieden, die bei diesen nur selten die Länge von 5 mm 
überschreiten; ferner sind auch die Haare, welche den Endtrieb schließen, 
starr und kaum gekräuselt. Die Farbe der älteren Triebe ist vielleicht 
etwas weniger graugrün, als bei den genannten Arten, und die Kerbung 
der Kanten ist stärker ausgeprägt als dort. 


— 160 — 


Yill. Über einige Kulturerfolge in Togo. 
Von 
G. Volkens. 


Togo hat seit einer Reihe von Jahren das Glück gehabt, zu seinen 
Verwaltungsbeamten Männer zählen zu dürfen, die dem Pflanzungswesen 
ebensoviel Interesse als Verständnis entgegenbrachten. Die Herren 
Graf Zech, Dr. Gruner und Dr. Kersting vor allem waren und sind 
noch jetzt unermüdlich bestrebt, ihren Bezirken neue Nutzgewächse zu- 
zuführen, die wild vorkommenden kennen zu lehren und zu verbreiten. 
In neuester Zeit wenden sie naturgemäß ihr Hauptaugenmerk der 
Baumwollkultur zu. Von dieser sei indessen hier nicht gesprochen, da 
an anderer Stelle darüber fortlaufende und eingehende Berichte erstattet 
werden. Hier sei einer Anzahl ökonomischer Pflanzen gedacht, die Togo 
meist der botanischen Centralstelle verdankt und die nach allem, was 
wir davon wissen, Aussicht haben, einstmals für die Kolonie eine Be- 
deutung zu erlangen. Sie gingen früher vorzugsweise an den Gouverne- 
mentsgarten in Lome und die Station Kete Kratschi, neuerdings nach 
Misahöhe und Sokod6, daneben wurden einige Pflanzungsleiter in Klein- 
Popo und im Agugebirge sowohl mit Sämereien wie mit lebenden 
Pflanzen versorgt. Es ist anzunehmen, daß ein Teil davon in die 
Distriktsgärten überführt wurde, von denen Togo zur Zeit nicht weniger 
als 15 besitzt. Berichte über das Gedeihen der Pflanzen erhielt die 
Centralstelle in den letzten Jahren vom Gouvernementsgarten in Lome 
überhaupt nicht mehr, dagegen hahen die Herren Dr. Gruner in Misa- 
höhe und Dr. Kersting in Sokode& über ihre Erfolge bezw. Mißerfolge 
dauernd Nachweise geliefert. Wesentlich auf ihre Mitteilungen und auf 
eine Darlegung des Herrn Grafen Zech in einem Jahresbericht über 
die Entwicklung der Deutschen Schutzgebiete gründen sich die folgenden 
Ausführungen. 


A. Kete-Kratschi. 


1. Herr Graf Zech schreibt über Dattelpalmen: „Durch Ver- 
mittlung der botanischen Centralstelle sind der Station von Herrn Prof. 
Schweinfurth in Kairo Dattelkerne aus frischer nubischer Ernte ge- 
schickt worden. Die Kerne sind im August 1898 in Saatbeete aus- 
gesetzt worden und zeigten eine vorzügliche Keimfähigkeit, indem fast 
alle Kerne aufgegangen sind. Im Mai 1899 wurden die jungen Pflanzen 
aus den Saatbeeten genommen und verpflanzt. Die verpflanzten Palmen 
drohten abzusterben, scheinen sich aber, wenn auch langsam, zum 


— 161 — 


großen Teile wieder zu erholen. Das Aussetzen von Dattelkernen un- 
mittelbar an den Standort dürfte dem Aussetzen im Saatbeete vorzuziehen 
sein. Die Muhamedaner zeigen Interesse für die Dattelpalmenkultur, 
sie haben die Station schon mehrfach um Saat gebeten.“ Von anderen 
Bäumen, deren Kultur nebenher betrieben wurde, wird folgendes berichtet: 

2. Mangifera indica L. Der Baum scheint für Aufforstungszwecke 
in der Flachland-Zone und als Alleebaum besonders geeignet zu sein, 
Das Auspflanzen der Samen unmittelbar an den Standort hat sich nicht 
bewährt; vielmehr hat sich gezeigt, daß Mangokerne erst ins Saatbeet 
gelegt und verpflanzt werden müssen, wenn die jungen Pflanzen eine 
Höhe von ca. 20 em erreicht haben. Aber selbst den jungen ver- 
pflanzten Bäumchen sind Feinde erwachsen in einem Erd-Eichhörnehen 
(Seiurus erythropus), welches gerne nach den beim Versetzen an den 
Wurzeln haften gebliebenen Kernen gräbt und zu diesem Zweck die 
jungen Bäumchen abbeißt. Nach den hier gemachten Erfahrungen stellen 
die Mangobäume an den Boden keine hohen Anforderungen. 

3. Anacardium oceidentale L. ist wohl infolge ungünstigen Standorts 
auf schlechtem Boden bisher ohne Früchte geblieben. Blighia sapida Koen. 
ist hier zwar schon heimisch, wurde aber trotzdem in größerem Maß- 
stabe als Alleebaum gepflanzt. Das Auslegen der Samen an den Stand- 
ort hat sich nieht bewährt, sondern gleichwie bei Mango das Pflanzen 
in Saatbeete und späteres Verpflanzen. Psidium guajava L. und Anonen 
kommen gut fort und liefern bereits schmackhafte Früchte. 

4. Manihot Glaziovii Müll. Arg. „Bei einigen größeren Bäumen 
wurde versucht, Kautschuk zu gewinnen. Das Resultat war in An- 
betracht der sich ergebenden äußerst geringen Kautschukmenge sehr 
entmutigend.. Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, daß die An- 
lage von Pflanzungen der Manihot Glaziovii für ein unter europäischer 
Leitung stehendes Plantagenunternehmen finanziell ganz aussichtslos 
ist.“ Es ist hierzu zu bemerken, daß Misahöhe und Sokod& ganz ähn- 
liche Erfahrungen machten und zu ähnlichem Resultat kamen, daß aber 
neuerdings, ganz so wie auch in Ost-Afrika, die Ansichten sich geändert 
zu haben scheinen. Jedenfalls dürften weitere Versuche mit Manihot 
Glaziovii sehr zu empfehlen sein. Es müssen Untersuchungen durch- 
geführt werden, wie sich die erhaltenen Kautschukmengen auf die ver- 
schiedenen Monate des Jahres verteilen, auch die Tagesstunde, zu der 
man zapft, müßte berücksichtigt werden. Es ist vor kurzem darauf 
hingewiesen worden, daß man unter den Bäumen zwei verschiedene 
Varietäten unterscheiden könne, von denen nur die eine erheblichere 
Mengen Kautschuk liefert. 

5. Poinciana regia Boj. und Erythrina indiea L. stellen geringe 
Ansprüche an den Boden und kommen gut fort. Albizzia Lebbek Bth., 


— 182 — 


von der die übersandten Samen sämtlich aufgingen, entwickelt sich vor- 
trefflich und wurde für Aufforstungszwecke darum besonders ins Auge 
gefaßt, weil die Vermehrung aus Stecklingen keinerlei Schwierigkeiten 
bereitet. Caesalpinia sappan L. blühte bereits nach dem ersten Jahre 
ihrer Verpflanzung, doch muß der Boden für sie sorgfältig ausgewählt 
werden. Letzteres gilt auch für Calophyllum inophyllum L., von dem 
schon stattliche Bäumeben vorhanden sind. 

Neben anderem lieferte die Centralstelle nach Kete-Kratschi be- 
sonders auch Sisalagaven. Ihr Gedeihen daselbst ist verbürgt, was 
aber aus den Kulturen inzwischen geworden ist, entzieht sich ihrer 
Kenntnis. 


B. Misahöhe. 


1. Von Kautschukpflanzen, die in Kultur genommen wurden, sind 
zu nennen: Kickxia elastica Preuss, Fieus elastica Roxb., Hevea bra- 
siliensis Müll. Arg., Mascarenhasia elastica K. Sch. und Ficus Schlechteri 
Wrbg. Kiekxia, von der im Sommer 1904 gegen 1000 im Jahre 1901 
ausgesäter Bäumehen und gegen 4000 noch im Saatbeet stehender 
Pflänzlinge vorhanden waren, gedeiht „großartig“. Nicht weniger als 
10 Distriktsgärten, von denen aus später die Eingeborenen des ganzen 
umliegenden Bezirks mit Saatgut versehen werden sollen, sind außerdem 
teilweise mit Kiekxiabäumen bepflanzt worden. Die erste Blüte wird 
für 1905 erwartet. Über der Kultur der Ficus elastica schwebte anfangs 
ein Unstern. Die ersten Pflanzen, die Misahöhe erhielt, stammten wohl 
zweifellos von Exemplaren gewöhnlicher Zimmer-Gummibäume. Da 
diese ja sicher derselben botanischen Art angehören, glaubte man, daß 
sie auch Kautschuk geben würden. Das hat sich nun als ein Irrtum 
herausgestell. Der Grund für die Unergiebigkeit mag darin liegen, 
daß wir es beim Zimmer-Gummibaum mit einer durch lange Stecklings- 
vermehrung degenerierten Form zu tun haben. Es wurde dann später 
eine von Singapore bezogene Saat hinausgesandt, die die Bezeichnung 
„Rambong“ trug. Da unter diesem malayischen Namen die beste Sorte 
des Sumatra-Kautschukbaumes verstanden wird und da die Saat aufging, 
schien damit die Einführung der echten, ein gutes Produkt verheißenden 
Ficus elastica gesichert. Aber auch diese Hoffnung war trügerisch. Es 
erwuchsen Pflanzen, die schon an ihrem Blattwerk erkennen ließen, daß 
sie einer ganz anderen, noch nicht näher bestimmten Art angehörten. 
Erst in diesem Jahre, nachdem eine verläßliche Bezugsquelle für Saat 
in Sumatra selbst gefunden war, ist die Einführung wohl endgültig ge- 
glückt. Misahöhe hat eine Anzahl im botanischen Garten herangezogener 
Stecklinge erhalten und macht von deren gutem Gedeihen Mitteilung. 
Von Hevea brasiliensis besitzt die Station freilich nur 6, im Jahre 1900 


— 198 — 


von der Centralstelle gelieferte Bäume, indessen einer davon hat bereits 
im Frühjahr dieses Jahres geblüht, sodaß zu erwarten steht, an Samen 
wird fürderhin kein Mangel sein. Dr. Gruner hofft auch, die Bäume 
im nächsten Jahre schon versuchsweise anzapfen zu können. Mascaren- 
hasia elastica, die von Ost-Afrika als Samen geschickt im botanischen 
Garten herangezogen und nach Misahöhe überführt wurde, blühte und 
fruchtete ebenfalls schon, doch entwickelte sie sich nicht nach Wunsch, 
wohl weil Klima oder Standort zu feucht ist. Über Ficus Schlechteri 
läßt sich nur soviel sagen, daß die Pflanzen gut fortkommen. Ob ihr 
Kautschuk brauchbar ist, muß die Zukunft lehren. 

2. Cola vera K. Sch., die in Togo wild vorkommt, wird in Misa- 
höhe selbst und in allen der Station unterstehenden Distriktsgärten in 
umfangreichster Weise auch künstlich angepflanzt. Besonders bewährt 
zu haben scheint sich eine Kultur in Waldschneisen, wenn dabei auch 
ein stetiger, nur durch Nachpflanzen zu beseitigender Ausfall infolge 
Wildverbisses zu beklagen ist. Als Dünger wurde im Anfang ein Ge- 
misch aus Kompost, Asche und Stallmist gegeben, doch erwies sich die 
Beigabe des letzteren als nicht empfehlenswert, da dadurch Termiten 
herbeigezogen wurden. Jetzt sind Versuche mit künstlichem Kali- und 
Phosphordünger eingeleitet. Als sehr dankenswert ist es zu bezeichnen, 
daß alle Kolabäume numeriert wurden, um über ihre Ernteerträge ver- 
läßliche Zahlen zu ermitteln. Da eine Reihe von Bäumchen bereits 
seit zwei Jahren fruchtet, dürften wir bald näheres darüber erfahren 
und uns dann ein Bild über die Aussichten machen können, die sich 
der Kolakultur im Plantagenbetrieb eröffnen. 

3. Kleine Pflanzungen von Kakao werden im ganzen Bezirk seitens 
der Eingeborenen unterhalten. Die Regierungsgärten beschäftigen sich 
mit der Kultur nur insoweit, als sie sich stets genügenden Vorrat von 
Saatgut bereit zu halten bestrebt sind, um allen Anforderungen genügen 
zu können. Leider ist die Qualität des vorhandenen Kakaos keine be- 
sonders gute. Eine Besserung nach dieser Richtung würde sich unschwer 
durch Bezug von Saatgut aus dem botanischen Garten in Vietoria er- 
reichen lassen. Es tragen dort bereits eine Reihe von Bäumen, die 
Prof. Dr. Preuss vor Jahren von Süd-Amerika herüber brachte. Bohnen, 
die von diesen Bäumen stammen, haben im Berliner botanischen Garten 
gekeimt und ein Teil der daraus erwachsenen Pflanzen ist bereits nach 
Togo verschiekt worden und auf der Aguplantage der Togo-Gesellschaft 
im freudigen Wachstum begriffen. Im Anschluß hieran sei erwähnt, daß 
es im Berliner botanischen Garten geglückt ist, diese edlen Kakaosorten 
auch durch Steeklinge zu vermehren. Freilich bedarf man dazu eines 
heizbaren Beetes und dauert es immerhin einige Wochen, bis die Schnitt- 
wunde vernarbt ist und Wurzeln gebildet werden. 


— 164 — 


4. Um die Kräfte nicht zu zersplittern, was bei den geringen für 
Pflanzungszwecke ausgeworfenen Mitteln auch als das Geratenste er- 
scheint, beschränkt sich die Station Misahöhe auf Kickxia-, Kola-, 
Kakao- und Baumwollkultur. Die Aufgabe, Saatmaterial für Aufforstungs- 
zwecke in Bereitschaft zu halten, verfolgt sie nur nebenher. Erfreulich 
ist es, daß sie bereits drei Baumsorten in tragendem Zustande aufzuweisen 
hat, die sich alle gleich gut für Ansamung auf freien Buschblößen und 
Savannengelände eignen. Es sind das Calophyllum inophyllum L., 
Tectona grandis L. und Casuarina tenuissima Sieb. (= C. torulosa 
Dryand.).. Auch mit den beiden Bambusarten Bambusa arundinacea 
Willd. und Dendrocalamus strietus Nees. ist Misahöhe genügend ver- 
sehen, um etwaigen Wünschen seitens Eingeborener oder Pflanzer gerecht 
werden zu können. 


C. Sokode. 


1. Im Bezirk Sokod& herrschen wesentlich andere Bedingungen als 
in Kete-Kratschi und Misahöhe. Grasland und offener, lichter Busch 
bedecken hier die weitesten Flächen und eine ausgesprochene Trocken- 
zeit bedingt einen langen Stillstand der Vegetation. „Aufforstung 
weniger mühelos wachsender Bäume muß daher“, so schreibt Dr. 
Kersting, „neben Baumwollkultur in erster Linie ins Auge gefaßt 
werden.“ Günstig dafür ist der Umstand, wie dies auch in Misahöhe 
der Fall ist, daß an willigen und billigen Arbeitskräften kein Mangel 
herrscht. Von einheimischen Bäumen kommt für Aufforstungszwecke 
vor allem die Ölpalme in Betracht, von fremdländischen Teetona grandis L. 
Von letzterer waren im Sommer dieses Jahres gegen 1000 dreijährige 
Bäume vorhanden, die wohl meist aus javanischer, durch die Central- 
stelle von Buitenzorg her bezogener Saat stammen. Sie sind zwischen 
5 und 9m hoch und haben etwa !/;, m über dem Boden einen Umfang 
von 10—20 em. Auffallend ist, daß ein großer Teil derselben schon 
zu blühen beginnt, einzelne haben in diesem Jahre sogar schon 10 und 
mehr Blütenrispen entwickelt. In Java vergehen gewöhnlich 8 Jahre, 
bevor Teetona zur Fruchtbildung schreitet. Es ist abzuwarten, ob die 
frühe Blüte in Togo ein Zeichen für Schwäche ist. Dagegen spricht, 
daß die Bäume so schnell wachsen und durchgehends ein gesundes und 
kräftiges Aussehen zeigen. Empfehlenswert ist es jedenfalls, die Erst- 
lingsfrüchte nieht zur weiteren Vermehrung zu verwenden. Da die 
Centralstelle neuerdings wieder 2 Zentner javanischer Saat hinausgeschickt 
hat, dürfte vorerst ja auch an Sämlingspflanzen kein Mangel sein. 

Von weiteren Bäumen, die aufgeforstet zu werden verdienen, birgt 
Sokod&6 in seinen Pflanzungen Calophyllum inophyllum L., verschiedene 
Eucalyptus-Arten, eine Reihe von Leguminosen, darunter Toluifera 


— 15 — 


Pereirae Baill., ferner Cinnamonum zeylanicum Nees, Ficus elastica Roxb., 
Manihot Glaziovii Müll. Arg., Kiekxia elastica Preuss, Mango, Citrus- 
Arten, Spondias duleis Forst., Averrhoa carambola Adams., Guajaven, 
Anonen und Dattelpalmen. Von letzteren wird berichtet, daß die 
ältesten jetzt etwa 1 m hoch seien, einzelne dreijährige auf besonders 
günstigem Boden 2—21/, m. Dr. Kersting ist aber im Zweifel, ob 
die Dattelkultur sich einbürgern wird. Das langsame Wachsen würde 
nicht dafür ins Feld zu führen sein, da die Palme überall, auch in 
Nubien und Algier, in den ersten Jahren sich sehr zurückhält und erst 
vom 5. Jahre etwa ab sich schneller entwickelt. Dagegen ist zuzugeben, 
daß die Regenmengen in Sokod& (1500 mm im Jahr) für einen Baum, 
der in seinem Hauptverbreitungsgebiet nur 200—300 mm beansprucht, 
etwas reichlich erscheinen. — Anonen wollen ebenfalls nicht recht ge- 
deihen. Sie tragen wohl schon, leiden aber stark unter einer Rinden- 
erkrankung, die auf das Holz übergeht und selbst ältere Zweige zum 
Absterben bringt. Von Kickxia stehen 1000 Pflänzlinge in den Saat- 
beeten; sie dürften schwer durch die lange Trockenzeit zu bringen sein. 
Manihot Glaziovii gedeiht vortrefflich, die Klage, daß der Baum trotz- 
dem nur wenig abzapfbare Milch gibt, ertönt indessen auch hier. 
Hoffentlich macht man mit Ficus Schlechteri Wrbg., von der Sokod6 
in diesem Jahre eine erste Sendung erhielt, bessere Erfahrungen. Die 
Jungen Pflanzen entwickeln sich gut, was bei den klimatischen Verhält- 
nissen, die den neu-caledonischen sehr ähnlich sind, sich von vornherein 
erwarten ließ. Gleiches kann man für Mascarenhasia elastica K. Sch. 
und Hancornia speciosa Gomez. in Aussicht stellen, von denen die eine 
von der Centralstelle, die andere aus S. Paulo in Brasilien geliefert 
wurde. Dankbar zu begrüßen ist es schließlich, daß die Einführung 
von Santalum eygnorum Miq., dem australischen Sandelholz, geglückt 
zu sein scheint. Wenn auch nur 11 Pflanzen aus dem ibersandten 
Samen aufgekommen sind, so würden diese doch ausreichen, um für 
später genügend Saat zu produzieren. 

2. Kurzlebige Pflanzen kultiviert Sokode nur in geringem Umfange. 
Um den Reisbau zu heben, wurde durch Vermittlung der Centralstelle 
Javanisches Saatgut bezogen. Eine erste Trägerlast davon (in zwei 
Varietäten) kam leider zu ungeeigneter Zeit an, eine zweite Last hat 
bessere Erfolge gezeitigt, sodaß die Eingeborenen wohl nunmehr mit 
einer ertragreicheren Sorte als ihrer eignen versorgt werden können. 
Von Sisalagaven wird ein kleines Feld nnterhalten. Damit ist wenigstens 
die Möglichkeit gegeben, sofort zu einer Großkultur übergehen zu können, 
sowie eine Eisenbahn den Bezirk der Küste näher bringt. Im übrigen 
wurde auf eine Verbesserung einheimischer Gemüse- und Bohnensorten 
hingewirkt, 


— 166 — 


Überschauen wir die Erfolge, die in Togo dank den Bemühungen 
dreier seiner Bezirksamtmänner in den letzten Jahren auf dem Gebiet 
des Pflanzungswesens errungen worden sind, so müssen wir dieselben 
um so höher schätzen, als den Herren im Lande selbst keine fach- 
wissenschaftliche Kraft ratend und fördernd zur Seite stand. Es kann 
dies nicht hindern, trotzdem eindrücklichst zu betonen, daß die Schaffung 
eines botanischen, von einem Botaniker geleiteten Versuchsgartens eine 
dringende Notwendigkeit ist. Er wäre am besten im Agugebirge an- 
zulegen, müßte aber in der Lage sein, auch die Flachlandkulturen im 
ausgedehnten Maßstabe berücksichtigen zu können. Eine Centralstelle 
und Versuchspflanzungen ausschließlich für Baumwollbau sind daneben 
unerläßlich. 


IX. Winke zur Verwertung des in Togo häufigen 
Butyrospermum Parkii (G. Don) Kotschy. 


Von 
A. Engler. 


Das von den Herren Dr. Marckwald und Dr. F. Frank 
(R. Henriques Nachfolger, Berlin SW., Jerusalemer Kirche 2) geleitete 
chemische Laboratorium für Handel und Industrie hatte aus Bamoko 
(Französ. Sudan) Früchte und „Harz“ eines Baumes enthalten, der 
Karitebaum (Bassia Parkiü) heißen soll. Die Herren wünschten von der 
botanischen Centralstelle nähere Angaben über diesen Baum und teilten 
zugleich mit, daß die Früchte zwischen 27—30°/, eines schönen Fettes 
enthalten, welches in seinen äußern Eigenschaften, im Geruch und Ge- 
schmack an Kakaobutter erinnere, daß das Harz in seinen physikalischen 
Eigenschaften etwas an Guttapercha erinnere, daß aber alle aus dem 
Harz isolierten Individuen sauerstoffhaltig seien. Es ist nun schon 
seit längerer Zeit bekannt, daß die dieken Keimlinge des einzigen in 
der kugeligen Frucht von Butyrospermum Parkü (G. Don) Kotschy ent- 
haltenen Samens den Margosi und den Bewohnern der Landschaften 
westlich vom weißen Nil zur Bereitung der Tschi- oder Shcea-Butter 
dienen, welche den Vorzug haben soll, nicht leicht ranzig zu werden. 
Da der Baum zu den Sapotaceen gehört, so war auch zu vermuten, 
daß sein Milchsaft Guttapercha enthalte. Eine neuerere Mitteilung ge- 
nannten Laboratoriums macht darauf aufmerksam, daß das Harz des 


— 167 — 


„Karitebaumes“, der eben nur Butyrospermum Parkii sein kann, etwa 
25°), einer verhältnismäßig guten Gutta enthalte. „Diese Gutta ist zwar 
noch etwas sauerstoffhaltig, doch verhält sie sich sonst chemisch und phy- 
sikalisch genau wie Gutta. Soweit uns die Untersuchungen an der kleinen 
Probe möglich waren, scheint in diesem, der Gutta nahestehenden Harz, 
ein Produkt vorzuliegen, welches den Wert einer mittleren Balata haben 
dürfte.“ Es wird noch hinzugefügt: „Falls es Ihnen einmal möglich 
ist, in Besitz einer größeren Menge des Harzes zu kommen, wären wir 
mit Vergnügen bereit, dasselbe auch noch einer eingehenden Unter- 
suchung zu unterziehen“. 

Da möchte ich nun auf die Angaben von H. Jumelle in den 
Annales de l’Institut colonial de Marseille V (1898) p. 164 hinweisen. 
Danach ist die Gutta Shea, welche durch Verdampfung des Milchsaftes 
von Butyrospermum erhalten wird, faserig und ihrer Struktur nach der 
Gutta von Borneo vergleichbar; sie ist löslich in Schwefelkohlenstoff, 
Chloroform und Benzin. Die chemische Zusammensetzung ist fast 
gleich der der Guttapercha; letztere enthält im Mittel 92°), Gutta, die 
Gutta Shea nach den Analysen von Heckel und Schlagdenhauffen 
91,5°/), reine Gutta. Doch soll nach Jumelle die Gutta von Bulyros- 
permum in Äther, Petroleumäther, Terpentin, kochender Essigsäure 
weniger Bestandteile gelöst hinterlassen, als die andere. Beim Ver- 
dampfen sollen die Lösungen einen pechartigen Rückstand, nicht einen 
trockenen Lack ergeben. Es wird ferner gesagt, daß in einer Druckerei 
zu Naney gemachte Versuche ergeben haben, daß die Shea-Gutta sich 
in warmem Wasser leicht kneten läßt und daß die aus demselben be- 
reiteten Gießformen in nichts den aus gewöhnlicher Handels-Gutta be- 
reiteten nachstehen. Nach Serullas soll es dagegen nicht möglich 
sein, die Shea-Gutta zur Herstellung von Kabeln zu verwenden, 
Jumelle, Heckel und Schlagdenhauffen aber meinen, daß hierüber 
noch nicht das letzte Wort gesprochen sei, sie haben sich durch Ver- 
suche überzeugt, daß die Shea-Gutta leicht elektrisch wird und eine 
große Widerstandskraft besitzt. 

Aus diesen Angaben geht hervor, daß die Verwendung von 
Butyrospermum Parkii mehr ins Auge zu fassen ist, als bisher. In 
meiner vor zwei Monaten erschienenen Monographie der afrikanischen 
Sapotaceen (Monographien afrikanischer Pflanzenfamilien, VIII. W. 
Engelmann Leipzig, 1904, mit 34 Tafeln) habe ich die Verbreitung des 
interessanten Baumes ausführlich angegeben und eine Abbildung ver- 
öffentlicht. Die Hauptform ist verbreitet in der Baumsteppe des Küsten- 
landes von Togo, im inneren westlichen Lagos und im Nigergebiet, 
während im Ghasalquellengebiet und im centralafrikanischen Seengebiet 
eine Varietät nilotieum (Kotschy) häufig vorkommt. Die Herren Graf 


— 168 — 


Zech, Dr. Kersting und Warnecke haben mehrfach Zweige des 
Baumes zur Bestimmung an die botanische Centralstelle eingeschickt 
und den Baum als häufig bezeichnet, aber nicht das Sekret mitgesendet. 
Auch die im Kamerungebiet vorkommenden Bäume der Sapotaceen- 
gattung Omphalocarpum verdienen auf den in ihnen vorkommenden 
Milchsaft geprüft zu werden. Man macht so viel Anstrengungen, die 
malayischen Guttapercha-Bäume einzuführen; man versäume nicht, auch 
die Milchsäfte der in Afrika heimischen Sapotaceen genau zu unter- 
suchen. Es ist dies eine der wichtigsten Aufgaben für die chemische 
Abteilung in Victoria. Die botanische Centralstelle ist gern bereit, 
weitere Untersuchungen zu vermitteln. 


bi 


oianische N an nie 


von SS 

ADB: Bol Era ‘ 7 

Professor für Chemie und Naturgeschichte an den ” Re 
K.B.Militärbildungsanstalten, - ’ 


Zweite, umgearbeitete Auflage. —— 


Mit 168 Figuren im Text. A 


gr.8. 1904. In Leinen geb. M. N, 


EN 


Handbuch der Heidekultur. R 


Unter Mitwirkung 
von y 


Otto von entheim, 
Königl. Regierungs- und Forstrat in Hannover Bi 
und andern Fachmännern. RE 
bearbeitet von S I 4 
Paul Gaebuer, 


Dr. phil., Kustos am Königl. Botanischen Garten der Universität Berlin 


a 


auctore 


E. de Eee 


Volumen Bi 


QUO CONCLUDITUR CONSPECTUS. Ar 
8. 1904. M. 13.50. 


Früher erschienen: 
Volumen L 1901. ıM, 18. 


Volumen I. 1902. M. 14.—. 


Mi 


Druck von E. Buchbinder in N-u-Ruppin. 


Notizblatt 
des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
| zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 36. (Bd. IV.) Ausgegeben am 11. Dezember 1905. 


I. Eine neue Kautschuk liefernde Liane, Clitandra Simoni. 
Von E. &ilg. | 
II. Zwei neue Orchideen. Von R. Schlechter. 
III. Kinetostigma Dammer. Genus novum Palmarum guatemalense. 
Von U. Dammer. 
IV. Eine neue Art und Varietät aus der Gattung Wormskioldia. 
Von I. Urban. 
V. Über die Gattung Olmediella Baill.e. Von Th. Loesener. 
VI. Notonia amaniensis Engl. Von A. Engler. 
VII. Neue Kakteen aus dem botanischen Garten zu Dahlem. Von 
M. Gürke. / 
VIH. Einige neue Vitaceae aus dem Somali-Land. Von E. Gilge. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


+ 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1905. 


Preis 0,50 Mk. 


ER IR 
KUasa ny 
EN 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 


zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


I. 


VII. 


Eine neue Kautschuk liefernde Liane, Clitandra Simoni. 
Von E. Gilg. 


. Zwei neue Orchideen. Von R. Schlechter. 


. Kinetostigma Dammer Genus novum Palmarum guatemalense. 


Von U. Dammer. 


. Eine neue Art und Varietät aus der Gattung Wormskioldia. 


Von I. Urban. 
Über die Gattung Olmediella Baill. Von Th. Loesener. 


. Notonia amaniensis Engl. Von A. Engler. 


. Neue Kakteen aus dem botanischen Garten zu Dahlem. Von 


M. Gürke. 


Einige neue Vitaceae aus dem Somali-Land. Von E. Gilg. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1905. 


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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 36. (Bd. IV.) Ausgegeben am Il. Dezember 1905. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit 
Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig, Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Eine neue Kautschuk liefernde Liane, (litandra Simoni. 


Von 
Ernst Gilg. 

Von der Direktion der „Gesellschaft Nordwest-Kamerun“ ging dem 
Königl. botanischen Museum ausreichendes Material (Stammstücke, 
Blätter, Blütenzweige, Kautschuk) einer Liane zu, welche ausgezeich- 
neten Kautschuk liefert. Die Untersuchung ergab, daß eine bisher noch 
unbeschriebene Clitandra (Apocynaceae) vorliegt, welche mit (I. visci- 
fiua K. Sch., Cl. Barteri Stapf und Cl. nitida Stapf verwandt ist, aber 
von diesen durch Blattbau, Blattnervatur und Blütenverhältnisse stark 
abweicht. 

Im folgenden gebe ich die Beschreibung dieser neuen Art: 

Clitandra Simoni Gilg n. sp.; frutex scandens, ramis crassis, 
eirrhosus, eirrhis elongatis erassis lignosis, valde contortis; foliis mani- 
feste erasse petiolatis, obovatis, apice rotundatis, sed apice ipso 
longiuseule anguste acute acuminatis, basi sensim in petiolum cuneatis, 
chartaceis vel rigide chartaceis, utrinque opaeis, glaberrimis, nervis 
lateralibus majoribus ca. 14—15, omnibus inter sese parallelis costaeque 
subreetangulariter impositis, aliis minoribus non raro intermixtis, venis 
paueis laxe reticulatis, nervis venisque utringue manifeste aequaliter 
prominentibus; floribus in foliorum axillis in eymas breves densas sub- 
confertas dispositis, pedunculis pedicellisque brevibus, braeteis minimis; 
sepalis subliberis ovatis acutis, parvis, sub anthesi patentibus vel sub- 


— 10 — 


patentibus; corolla infundibuliformi, inferne anguste eylindracea, superne 
(in parte fere 1/, superiore) subsubito manifeste ampliata, lobis longit. 
tubi %, aequantibus linearibus sub anthesi patentibus; genitalibus inelusis. 

Die vorhandenen Stammstücke sind bis 3,5 cm dick. Der Blattstiel ist etwa 
1 cm lang und ansehnlich verdickt, die Blattspreite ist 13—14 cm lang, 4,5-—5,5 cm 
breit, die Blattspitze ist 1,2—1,3 cm lang, 2—3 mm breit. Die Blütenstandsstiele 
sind 3—4 mm, die Blütenstielchen 1—1,5 mm lang, die Brakteen etwa 1,2 mm 
lang, °/, mm breit. Die Kelchblätter sind kaum 1 mm lang, %, mm breit. Die 
blühbare Korolle ist vor dem Öffnen 9—10 mm lang, davon kommen auf den 
Tubus 5—6 mm; der Tubus ist an der Basis °/, mm, weiter oben etwa 1'/, mm dick. 

Nordwest-Kamerun: am Croß-Fluß bei Abonando (Albert 
Simon, a. 1904. — Blühend). 


II, Zwei neue Orchideen, 
Von 
R. Schlechter. 


Angraecum ischnopus Schltr. n. sp. — Epiphyticum, ereetum, 
usque ad 20 cm altum; radieibus filiformibus elongatis, flexuosis, glabris; 
caule brevi, dense foliato; foliis patentibus lineari-lanceolatis plus 
minusve obliquis, apice valde inaequaliter et acutius bilobulatis, glabris, 
textura earnosulis, 10—15 em longis, medio fere 1,8—2,5 cm latis; 
scapo graecillimo erecto vel adscendente ca. 15 cm alto, vaginulis arete 
ampleetentibus dissitis obsesso, glabro; racemo cylindrico abbreviato 
subdense 10—15-floro; bracteis perbrevibus late ovatis obtusiuseulis; 
floribus in genere inter minores patentibus, virescenti-flavidis; sepalo 
intermedio ovato subacuto, 0,3 cm longo, lateralibus deflexis oblique 
spathulato-ligulatis obtusis, 0,7 em longis, glabris; petalis oblique 
triangulis acuminatis, margine anteriore basin versus dilatatis, glabris, 
2,5 mm longis; labello profundius trilobato, lobis lateralibus oblique 
rhomboideo-ligulatis, nunc apice irregulariter lobulato-dentatis, intermedio 
lateralibus paulo longiore lanceolato-ligulato obtuso, labelli lamina 
omnino 0,6 cm longa, glabra, ealcare eylindrico apicem versus ampliato 
uneinato-ineurvo, obtusiusculo, ovario pedicellato fere aequilongo; 
columna brevi, rostello elongato lineari acuto; anthera eucullata antice 
paulo produeta obtusa; polliniis globosis, stipitibus 2 distinetis anguste 
linearibus, glandulis linearibus 2 distinetis affıxis; ovario pedicellato 
celavato glabro, ca. 1 cm longo. 

Aus Kamerun in den Königl. botanischen Garten von Berlin 
durch Herrn Deistel eingeführt. 


Nach der Auffassung einiger Autoren müßte die Pflanze in die Gattung 
Mystacidium gehören, da sie zwei getrennte Klebscheiben besitzt. Ich habe bereits 
früher meine Ansichten über die Notwendigkeit der weiteren Umgrenzung der 
Gattung Angraecum dargelegt, und stelle die Art daher in diese Gattung. 

Unter den Arten der Verwandtschaft ist die vorliegende Art durch den sehr 
schlanken Schaft und das Labellum ausgezeichnet. 


Bulbophylium rhodosepalum Schltr. n. sp. — Epiphyticum 
in ramis arborum, ca. 10 em altum; rhizomate decumbente brevi, 
vaginato, pseudobulbis dense obsesso; radieibus filiformibus elongatis, 
flexuosis, glabris; pseudobulbis ovoideis, obseure 3—4-angulatis, glabris, 
apice unifoliatis, 2—2,5 cm altis, medio fere 1—1,5 cm diametientibus; 
folio ereeto ligulato obtusiusculo, basin versus paulo angustato, glabro, 
textura coriaceo, 7—9 cm longo, medio fere 1,2—1,4 cm lato; scapo 
patente vel adscendente, graeili, inflorescentia inclusa ca. 10 cm longa, 
vaginis 4—6 dissitis arete amplectentibus obsesso, glabro; racemo 
sublaxe 10—15 floro, secundo; bracteis lanceolatis acutis, ovario breviter 
pedicellato subaequilongis; floribus roseis illis B. cocoini Ldl. similibus, 
tamen paulo majoribus; sepalis lanceolatis acutis, 0,6 em longis, glabris, 
lateralibus obliquis, margine anteriore basin versus dilatatis; petalis 
oblique oblongo-ligulatis obtusis, glabris, sepalis duplo brevioribus; 
labello ovato-ligulato obtuso, carnosulo, glabro, superne suleato, subtus 
obtuse carinato, 0,3 em longo; columna brevi, brachiis subulatis antheram 
duplo excedentibus; anthera cucullata glabra; polliniis ellipsoideis; 
ovario breviter pedicellato, elavato, glabro, vix 0,4 cm longo. 

Soll aus Sumatra im Jahre 1900 von Herrn Schneider impor- 
tiert worden sein und gelangte an den Berliner botanischen Garten. 

Für eine asiatische Art besitzt die Pflanze recht große Ähnlichkeit mit west- 
afrikanischen Formen, wie B. cocoinum Läl., neben welchem ich sie unter- 
bringen möchte. 


III. Kinetostigma Dammer 


Genus novum Palmarum guatemalense, 
Von 
U. Dammer. 


Flores dioiei, foeminei calyce trilobo, corolla zygomorpha tripetala, 
petalis imbrieatis, staminodiis nullis, ovario sessili triloculari, stigmatibus 
tribus sessilibus mox lateralibus subbasilaribus, ovulo uno basilari. 
Palmae humiles, caule annulato, foliis pinnatis vagina ceylindracea pinnis 
margine exteriore dentato, inflorescentia spathis numerosis eylindraceis 

12* 


— 12 — 


pedunculum arete eingentibus, rhachide simpliei leviter inerassata, floribus 
vix immersis. Patria: America centralis. 


K. adscendens Dammer; Caule adscendente 8—10 mm crasso 
internodiis 2—2,5 cm longis comam 6-foliatam gerente; foliis vagina 
cylindracea apice oblique aperta 6 cm longa dorso obtuse carinata, 
petiolo ca. 7 cm longo supra canalieulato subtus convexo, rhachide 
ca. 16 cm longa triquetra marginibus scabris, segmentis alternantibus 
in utroque latere 4—5 obovato-lanceolatis longe acuminatis, infimis 
8 cm longis 1,2 cm latis, sequentibus gradatim majoribus usque ad 16 cm 
longis 2,5 cm latis, summis inaequalibus; inflorescentia @ infrafoliacea 
sed e basi vaginae folii mortui erumpente spathis novem pedunculum ad 
60 cm longum 1,5 mm crassum arcte eingentibus rhachide simpliei 
ca. 10 em longa; floribus 2 calyce subtrilobato lobis late rotundatis 
obtusis 1 mm latis vix 0,5 mm longis, corolla tripetala petalis 3 basi 
connatis imbricatis inaequalibus duobus longioribus 2 mm longis late 
rotundatis obtusis supra minute nigro-punctatis, tertio dimidio breviori, 
staminodiis nullis, ovario conico, stigmatibus tribus sessilibus mox 
lateralibus subbasilaribus. 

Guatemala, Depart. Alta Verapaz, Cubilquitz, auf dem Gipfel 
des Hacoe im Bergwald um 500 m ü.M. (H. v. Tuerckheim in Herb. 
J. Donnell Smith n. 8770. — Blühend im Juni 1904.) 

Diese interessante neue Palmengattung entdeckte ich in einer kleinen Samm- 
lung, welche mir Herr John Donnell Smith in Baltimore zur Bestimmung zu- 
schickte. Der erste Anblick sprach für eine Ohamaedorea mit niederliegendem, 
an der Spitze aufgerichtetem Stamme. Zweifelhaft wurde ich bei der Betrachtung 
der Fiedern, als ich die Zahl der Nerven feststellen wollte. Der äußere Blattrand 
zeigte nämlich abgestumpfte Zähne, die meines Wissens bei Chamaedorea nicht 
vorkommen. Bedenklicher noch wurde ich, als ich die bis 60 cm langen, aus der 
Basis der Scheide alter abgestorbener Blätter hervorbrechenden Blütenschäfte mit 
9 Spathen umgeben sah. Die Scheiden schließen nämlich den Schaft ganz fest ein und 
umhüllen ihn bis fast zur Spitze. Er trägt eine etwas verdickte ca. 10 cm lange ganz 
einfache Rhachis, auf welcher die nicht zu eng stehenden Blüten nur ganz wenig ein- 
gesenkt sind. Der Kelch der letzteren ist flach ausgebreitet, am Rande kaum 
merklich dreilappig. Mit ihm hängt die dreiblättrige Corolle, welche am Grunde 
etwas verwachsen ist, zusammen. Die Petalen sind ungleich ausgebildet, zwei sind 
länger, eine kürzer. Alle drei umfassen sich. Auf ihrer Innenseite sind sie mit 
sehr kleinen schwarzen Pünktchen geziert. Staminodien fehlen. Das Ovar ist 
dreifächerig, soweit ich es an den schon etwas weit in der Entwicklung vor- 
geschrittenen Blüten zu erkennen vermag. Von diesen drei Fächern ist aber nur 
eins fruchtbar und entwickelt sich schon frühzeitig stärker als die anderen. Das 
Wachstum ist aber einseitig, nämlich auf die Außenseite beschränkt. Die Folge 
davon ist, daß die Mittelachse um 90° beiseite gedrängt wird und daß dadurch 
die Narben sehr bald seitlich nahe über dem Grunde sitzen. Eine solche Aus- 
bildungsweise des Ovars kommt bei Hyospathe vor. Diese Gattung ist aber ein- 


—- 13 — 


häusig und trägt männliche und weibliche Blüten auf demselben Blütenstande. An 
dem mir vorliegenden Exemplare sind jedoch keinerlei Spuren abgefallener männ- 
licher Blüten wahrnehmbar. Ein weiterer Unterschied zwischen Hyospathe und 
Kinetostigma ist in der Zahl der Spathen zu finden, indem Hyospathe 2, Kineto- 
stigma aber 9 besitzt; auch sind die Spathen von Kinetostigma nicht membranös 
wie bei Hyospathe sondern derb, fest, und ganz anders geformt. Auf die Ver- 
zweigung des Blütenstandes bei Hyospathe im Gegensatz zu der unverzweigten 
Infloreszenz bei Kinetostigma lege ich weniger Wert, weil dieses Merkmal bei 
verwandten Gattungen schwankend ist. Wichtiger ist der gemeinsame Charakter 
fehlender Staminodien bei beiden Gattungen. Durch diesen Charakter ist Kineto- 
stigma von Chamaedorea und Synechanthus verschieden. Synechanthus hat aber 
in Längsreihen angeordnete Blüten und ist einhäusig. Bei Kinetostigma stehen 
nur weibliche Blüten spiralig angeordnet am Blütenstande. Von Chamaedorea ist 
die neue Gattung durch die fehlenden Staminodien, die zahlreicheren, enganschließen- 
den Spathen, die Zähnung des äußeren Randes der Fiedern und vor allem durch die ein- 
seitige Ausbildung des fertilen Ovarfaches unterschieden. Gaussia, Pseudophoenix 
und Reinhardtia sind weiter entfernt und kommen für die Verwandtschaft nicht 
in Betracht. Spricht schon die Zahl der Scheiden dafür, daß Kinetostigma nicht 
in die Verwandtschaft von Hyospathe gehören kann, so deuten anderseits die 
anderen Merkmale auf eine Verwandtschaft mit der O'hamaedorea-Gruppe. Ich 
würde die neue Gattung zwischen ('hamaedorea im weitesten Sinne und Synechanthus 
stellen, indem ich mit O'hamaedorea noch die Gattungen Morenia und Kunthia 
vereinige, welche meiner Ansicht nach nicht mehr Berechtigung haben, wie die 
übrigen Untergattungen von Chamaedorea. Trotz der großen Formenmannigfaltig- 
keit in der Gattung Chamaedorea sind mir aber Charaktere, wie ich sie bei 
Kinetostigma fand, nirgends entgegengetreten, weder gezähnte Fiedern, noch so 
fest anschließende Spathen, noch zygomorphe Ausbildung der Corolle, noch endlich 
einseitiges Auswachsen eines Ovarfaches und dadurch bedingte Beiseitedrängung 
der Narben. Wenn auch bis jetzt noch die männliche Pflanze unbekannt ist und 
auch die Früchte noch fehlen, so glaube ich doch auf Gruud der gefundenen 
Charaktere die Gattung aufstellen zu müssen. 


IV. Eine neue Art 
und Varietät aus der Gattung Wormskioldia. 


Von 
I. Urban. 


Wormskioldiarosulata Urb. (n. spec.) perennis?, caule subterraneo 
0,5—3 em longo inferne glabro, superne pilis simplieibus pubescente, 
supra terram vix produeto; foliis 3—10 mm longe petiolatis, obovatis 
usque elliptieis, apice rotundatis v. obtusis, utrinque praesertim subtus 


— 114 — 


breviter pilosis, basi eglandulosis, margine inaequaliter v. subduplicato- 
erenatis; inflorescentiis ex axillis foliorum rosulae, ea aequantibus v. 
duplo superantibus 3—8-floris, pedicellis fructiferis reflexis; calyce 
12—13 mm longo. 

Caules verisimiliter e caudice subterraneo prodeuntes, 1—2 mm 
erassi. Folia ad basin plus minus cuneatim producta, 2,5—5 em longa, 
2—3,5 em lata, dimidio usque 2!,-plo longiora, quam latiora, nervis 
lateralibus utringue prominulis et anastomosantibus, pube simplice. 
Peduneuli 2,5—6 em longi, 0,8—1,3 mm crassi, breviter pilosi et setulis 
inferne pareis, superne crebrioribus, erassitiei peduneuli subaequilongis 
brunescentibus obsessi; prophylla bina evoluta, elliptica v. oblonga, 
3—4 mm longa, dense et breviter pubescentia, integra, alterum florem 
suffuleiens, alterum usque ad florem sequentem sursum adnatum. Calyx 
extrinsecus breviter patenti-pilosus et breviter setulosus; tubus subeylin- 
draceus, intus superne pubescens; lobi tubum longitudine vix superantes, 
lineari - lanceolati obtusi, exteriores sub-7-nerves, interiores tenuiter 
5-nerves margine latius membranacei. Petala obscure flava, calycem 
plus quam duplo superantia, paullo sub ore tubi calyeini abeuntia, 
obovata, basi unguiculato-angustata, apice obtusissima, quoad libera 
er. 25 mm longa, 12—13 mm lata, glabra, ligula 1,5 mm longa, lineari, 
dorso adnata, apice libera. Filamenta tubo ealyeino er. 1 mm longe 
adnata glabra, nune parum inaequilonga 8—9 mm longa, nune valde 
inaequilonga, 4 breviora 6 mm, 1 longiora 12 mm longa; antherae 
effloratae oblongo-lineares, 2,5 mm longae, apice obtusae v. obsolete 
apiculatae, dorso supra basin affıxae. Ovarium lineari-oblongum, sub 
anthesi subglabrum. Styli 12 mm longi, antheras multo v. eas filamenti 
longioris vix superantes, apice brevissime multifidi, ramulis acutis. 
Fructus juniores oblongo-lineares, quoad visi 13 mm longi breviter pilosi. 

Deutsch-Ostafrika im Gebiete des Mbarangandu, an sonnigen Stellen 
am Rande des Brachystegienwaldes, an sandigen Anhöhen, Dezember 1900: 
Busse n. 680, in Mampyui, Dezember 1900: Busse n. 1323. 


W. longipedunculata M. Mast. var. Bussei Urb. (n. var.) 
caule brevi er. 4 cm longo, setis purpureis elongatis densissime obtecto; 
foliis ovato- v. oblongo-lonceolatis, supra basin ineiso-dentatis, 7 ad 
5 em longis, 3—1,5 cm latis, subcoriaceis; calyce 10—12 mm longo; 
petalis quoad liberis er. 10 mm longis. 

Deutsch-Ostafrika bei Kilwa-Kivindje auf sandigem Hügel, im 
Dezember blühend: Busse u. 444. 

Obs. Varietas habitum speeiei propriae prae se fert, sed characteribus 
essentialibus cum W. longipedunculata conveniens. 


—- 195 — 


Y. Über die Gattung Olmediella Baill. 


Von 
Th. Loesener. 


Vor einigen Jahren hatte ich die im hiesigen botanischen Garten 
in Kultur befindlichen Arten der Gattung Ilex einer Durchsicht zu unter- 
ziehen, und es fiel mir dabei eine Pflanze auf, die ganz den Eindruck 
einer Zlex-Art aus der nächsten Verwandtschaft vom europäischen Hülsen- 
strauch machte. Eine nähere Besichtigung ergab jedoch, daß es sich 
um ein Gewächs handele, das zu einer ganz andern Gruppe des Pflanzen- 
reichs gehören müsse. Die Pflanze war in mehreren z. T. recht großen 
Exemplaren vertreten und mußte nach den Aussagen von Obergärtner 
Strauß bereits etwa seit einem halben Jahrhundert sich bei uns 
in Kultur befinden, ohne jemals Blüten oder gar Früchte gezeigt 
zu haben. Auch über das Vaterland lagen hier keine Angaben vor. 
Die einzelnen Exemplare trugen Bezeichnungen wie „Ignota“, „Quercus 
spec.“ meist aber „Ilex spec.“ Später fand ich die Pflanze noch im 
Herb. Braun, eingelegt aus dem Berl. botan. Garten im Jahre 1855 
und 1860. 

Zur Gattung Ilex, zu den Aquifoliaceen oder einer andern Familie 
aus diesem Verwandtschaftskreise konnte die Pflanze aus folgenden 
Gründen nicht gehören: 

1. Sie stimmte mit keiner der Aquifoliaceen- Arten überein. Es 
hätte sich also höchstens um eine neue Art handeln können, die dann 
die Zahl der auf Grund von mangelhaft bekannten kultivierten Exem- 
plaren aufgestellten Arten, wie sie bedauerlicherweise so oft von gärt- 
nerisch interessierter Seite veröffentlicht werden, um eine vermehrt 
haben würde. 

2. Sie zeigte im vegetativen Bau ein Merkmal, das den ganzen 
genannten Verwandtschaftskreis von vornherein ausschloß. Am Grunde 
der Blattspreite findet sich nämlich nnmittelbar dort, wo die Spreite in 
den Blattstiel übergeht, jederseits am Rande je ein kleines Höckerchen, 
das phylogenetisch sich ja wohl aus einem solehen Blattrandstachel 
oder Blattrandzahn, wie sie in größerer oder geringerer Anzahl den 
Blattrand umsäumen, entwickelt haben mag, im übrigen aber von ganz 
anderer morphologischer, physiologischer und biologischer Natur ist. 
Die Höckerchen sind nach oben etwas verbreitert und vollkommen 
stumpf und bestehen in ihrem Inneren aus einem dichten parenchy- 
matischen Gewebe, das nicht der ganzen Länge nach von Mestom- 
strängen oder Leitbündeln durchzogen wird, wie es bei den Rand- 
stacheln der Fall ist, sondern das nur am Grunde des Höckerchens die 


— 116 — 


Ausläufer von solchen zeigt. Wir haben es hier augenscheinlich mit 
extrafloralen Nektarien zu tun. Derartige Gebilde sind bei den Aqui- 
foliaceen in dieser scharf ausgeprägten Weise nicht bekannt. Es kommt 
zwar vor, daß die bei einigen Arten sich findenden Sägezähnchen des 
Blattrandes im Jugendzustande einen Saft ausscheiden, aber eine solche 
Differenzierung in Stachelzähne und stumpfe, höckerförmige Nektarien 
ist in dieser und den verwandten Familien an Blättern noch nicht be- 
obachtet worden. Auch die eigentümliche dunkle Färbung, die besonders 
die jüngeren Blätter beim Trocknen annahmen, ließ in Verbindung 
mit der Bestachelung des Randes die Zugehörigkeit zu diesem Ver- 
wandtschaftskreise uuwahrscheinlich erscheinen. 

Im Laufe der Zeit wurde nun mein Interesse an der Pflanze da- 
durch allmählich immer noch erhöht, daß ich aus den verschiedensten 
botanischen oder dendrologischen Gärten unter dem Namen Tlex grandis 
oder Ilex gigantea!) Exemplare derselben Art zur Bestimmung erhielt. 
Sie hatten niemals Blüten und auf gelegentliche Anfrage, ob sie schon 
mal geblüht hätten, ward mir eine verneinende Antwort zu teil. 

Pflanzen von so dunkler Herkunft ohne Blüten oder Fruchtmaterial 
zu bestimmen, ist, wenn sie nicht ganz charakteristische anatomische 
Merkmale, wie Öldrüsen, Milchsaftschläuche usw. aufweisen, sehr schwer 
und nicht immer möglich. Blätter mit bestacheltem Rande finden sich 
bei den verchiedensten Familien. Ein Verzeichnis, das ich mir zu 
diesem Zwecke bereits vor einigen Jahren angelegt habe und in dem 
alle mir während meiner Herbartätigkeit zu Gesicht kommenden Gat- 
tungen eingetragen werden, die Arten mit Stechpalmenblättern enthalten, 
ließ schließlich die Zugehörigkeit zu den Euphorbiaceen (vgl. Pachystroma) 
als nicht unmöglich erscheinen. 

Nun ersah ich kürzlich aus zwei Arbeiten von G. Rippa?), in 
denen der Name Ilex gigantea erwähnt war, daß unsere „Pseudoilex“ 
höchstwahrscheinlich zu der neuerdings von Rippa eingehender unter- 
suchten Gattung Olmediella gehören müsse. Durch freundliche Vermitt- 
lung von Prof. Delpino erhielt ich noch kurz vor seinem Tode blühende 
Zweige dieser Gattung aus dem botanischen Garten von Neapel zu- 
gesandt, die diese Vermutung bestätigten. 

Da ich jedoch den Ergebnissen, zu denen Rippa gelangt ist, so- 
weit es sich um die Morphologie und Systematik der Gattung handelt, 


1) Es sind dies übrigens nur Gartenkatalogsnamen, die, weil nicht ordnungs- 
mäßig veröffentlicht, nicht etwa irgend einen Anspruch auf Priorität besitzen oder 
jemals gewinnen könnten. 

2) G. Rippa im Bull. Orto Botan. di Napoli, Vol. I. (1903) p. 278ff u. l.c 
Vol. H. (1904) p. 67—79, außerdem noch erschienen im Boll. Soc. d. Naturalisti 
in Napoli Ser. I. Vol. 18. 1904/05 p. 1 u. ff. 


— 117 — 


meine Zustimmung zwar nicht versagen kann, aber die von ihm vor- 
geschlagene Nomenklatur für unzweckmäßig und den Nomenklatur- 
gesetzen widersprechend ansehen muß, sei es mir gestattet, auch meiner- 
seits zu diesem Gegenstande das Wort zu ergreifen. 


Schon Baillon hatte sich im Jahre 1860!) über unsere Pflanze 
den Kopf zerbrochen, aber, da die im Pariser Jardin des plantes 
kultivierten Exemplare ebenfalls niemals blühten, vermochte er nichts 
Näheres darüber auszusagen. Etwa 20 Jahre später erhielt er von 
Cesati, gleichfalls aus Neapel, blühendes Material und stellte?) 
daraufhin die neue Gattung Olmediella auf, die er den Artocarpeen zu- 
rechnete, indem er sie mit der ihr im Habitus allerdings nicht unähn- 
lichen Pseudolmedia verglich. Sein Blütenmaterial bestand aus rein 
männlichen Infloreszenzen. Die weibliche Pflanze blieb ihm unbekannt. 


Rippa hat nun nicht bloß die im neapolitanischen Garten vor- 
handenen 5’ Blüten untersuchen können, sondern es stand ihm auch 
® Material aus dem botanischen Garten von Palermo zur Verfügung?). 
Er kommt zu einem wesentlich anderen Ergebnis als Baillon, indem 
er zugleich den 5‘ Blüten und Infloreszenzen eine ganz andere morpho- 
logische Deutung gibt. In der J‘ Pflanze nämlich bilden die Blüten 
scheinbar köpfehenähnliche Infloreszenzen, die ihrerseits zu einer axillären 
traubigen Gesamtinfloreszenz angeordnet sind. Die einzelnen Köpfchen 
bestehen aus einem scheibenförmigen Rezeptakulum, das am Rande 
etwa 14—15 dreieckige Zipfel besitzt und auf seiner Oberseite eine 
große Anzahl gewöhnlicher Staubblätter trägt. Zwischen diesen an 
ihrer Basis finden sich kleine unregelmäßig gebildete Höckerchen, die 
ebenfalls die Funktion von Nektarien besitzen wie jene oben be- 
sprochenen ganz ähnlichen Gebilde am Grunde der Blattspreite. Von 
der Anlage eines Gynäceums fehlt jede Spur. Und so gleichen in der 
Tat die 5‘ Infloreszenzen ganz solehen köpfchenartigen Blütenständen, 
wie sie sich bei den Moraceen finden, und Baillon hat sie auch so 
gedeutet. Die Zipfel am Rande des Rezeptakulums waren ihm die 
Hüllblätter, die einzelnen Staubblätter faßte er als einzelne 5‘ Blüten 
auf ®). 


1) Vgl. Adansonia I. 213. 

?) Vgl. Bull. mens. Soc. Linn. Paris n. 32. Mai 1880. p. 252—253. 

®) In Palermo befand sich ein großer, mehrere Meter hoher Baum, ein 9 
Exemplar. Leider war es mir selbst nicht mehr möglich, davon Blütenmaterial 
zu erhalten, da der Baum gerade in dem Winter, in dem ich meine dahingehende 
Bitte Prof. Borzi übermittelte, jedenfalls wohl infolge abnormer Witterungseinflüsse 
eingegangen war, der Nachwuchs aber noch nicht zum Blühen gelangt war. 

‘) Vgl. Bull. mens. Soc. Linn. Paris n. 32. p. 252. 


— 18 — 


Gegen diese Auffassung spricht nun, wie Rippa mit Recht hervor- 
hebt!), zweierlei. Erstens der Bau der 2 Blüte, auf den ich weiter 
unten noch zu sprechen kommen werde, und sodann in den J' In- 
floreszenzen die zwischen den Staubblättern an ihrem Grunde befind- 
lichen Nektarien, deren sekretorische Funktion Rippa an den frischen 
Blüten beobachtet hat?). Er deutet daher das ganze j' Scheinköpfchen 
als eine Blüte mit vielzähligem Perigon, rechnet die Gattung zu den 
Flacourtiacen und vergleicht die Zd‘ Blüte mit denen von Doryalis, in 
deren allernächste Verwandtschaft er Olmediella gestellt sehen möchte. 
Und ein Vergleich mit einer 5 Doryalis-Blüte, die ebenfalls aus einem 
Rezeptakulum mit kelchartigem mehrteiligen Perigon, zahlreichen Staub- 
blättern, gänzlich unterdrücktem, auch nicht mehr zur Anlage kommenden 
Gynäceum besteht und die zwischen den Staubblättern an ihrem Grunde 
auch solche Nektarien zeigt, wie sie für unsere Gattung so charakteristisch 
sind, läßt auch mir die von Rippa vertretene Auffassung als den natür- 
lichen Verwandtschaftsverhältnissen entsprechend erscheinen. Dazu 
kommt, daß bei der nächstverwandten Gattung von Doryalis, bei 
Benettia, sich auch solche extrafloralen Nektarien am obersten Teile 
des Blattstieles finden, wie sie oben für Olmediella beschrieben wurden), 
Auch Prof. Warburg, der Bearbeiter der Flacourtiaceen in Englers 
„Nat. Pflanzenfamilien“, dem ich das einschlägige Material vorgelegt 
habe, hat sich dieser Ansicht angeschlossen. 

Daß es sich nicht um ein Moracee handeln kann, dagegen spricht 
ferner besonders auch der Bau der 2 Blüte, die bisher nur Rippa 
allein hat untersuchen können. Nach seinen Angaben besitzt diese ein 
nur 7—9zähliges Perigon und ein 6—8zähliges, oberständiges, synkarpes 
Gynäceum mit unvollständiger Fächerung, mit mehreren Samenanlagen 
an den einzelnen Plazenten, und 6—8 fast sitzenden, oberseits kanal- 
artig gefurchten Narbenstrahlen. Die Nektarien sind um das Ovarium 
herum in 1—3 Kreise angeordnet; zwischen ihnen treten gelegentlich 
Staminodien auf. Anch die mit zu diesem Zweck nach Palermo ge- 
sandten Pollen der neapolitanischen Pflanze ausgeführte Bestäubung soll 
von Erfolg gekrönt gewesen sein. Rippa beschreibt die Frucht frei- 

') Vgl. Bull. Orto Bot. Napoli I. p. 282 ff. II. p. 70 ff. 

?) Auf den inneren Bau dieser infrastaminalen Nektarien und ihre biologische 
Natur als Anlockungsmittel und als Schauapparat geht Rippa in einer späteren 
Arbeit im Boll. Soc. di Naturalisti in Napoli Ser. I. Vol. 18. 1904/5 p. 13—15 
näher ein. 

®) In der eben erwähnten späteren Publikation gibt Rippa übrigens an, daß 
er selbst auch bei andern Flacourtiaceen solche Nektarien am Blattstiele oder am 
untersten Grunde der Spreite beobachtet habe, so bei Monospora, Osmelia und 
einer Flacourtia-Art. 


— 179 — 


lich nieht allzu vollständig, als kuglige nicht aufspringende Beere, mit 
abfallendem Kelche, aber persistierenden Narbenschenkeln, und ver- 
härtendem Endokarpe }). i 

So hat sich also die Vermutung, die Pflanze möchte zu den 
Euphorbiaceen gehören, nicht bestätigt. Wie nahe diese aber lag, so 
lange die Blüten und Früchte unbekannt waren, zeigt ein Vergleich 
mit dem zum Verwechseln ähnlichen Pachystroma ilieifolium. Auch ist 
sie ehedem in Paris unter dem Namen Sapium ilieifolium in Kultur 
gewesen. 

Auch die übrigen Ansichten, die über die systematische Stellung 
unserer Pflanze geäußert worden sind, hat Rippa bereits widerlegt, 
und es sei deshalb hier nur auf seine Ausführungen verwiesen. 


Die Familienzugehörigkeit der Olmediella ist somit durch Rippa 
vollkommen aufgeklärt. 


Es würde sich nun noch um die Frage handeln, in welchem Ver- 
hältnis die Gattung sich befindet zu Doryalis, ob sie als besondere 
Gattung kann beibehalten werden, oder ob sie etwa gar mit ihr ver- 
einigt werden muß, zumal ja Warburg?) durch Einbeziehung von 
Roumea und Aberia den Gattungsbegriff von Doryalis nicht unwesentlich 
erweitert hat. Wir können uns auch hier wieder Rippas Ausführungen 
nur anschließen. Die extrafloralen Nektarien und besonders die hohe 
Vielzahl der einzelnen Glieder in den f' Blüten und die Art und Weise 
des Reifens der Staubblätter, die weder gleichzeitig noch in zentripetaler 
noch auch in basipetaler Reihenfolge sondern gruppenweise zur Reife 
gelangen und daher auch wohl die Deutung der J‘ Blüte als ein Ver- 
wachsungsprodukt mehrerer kleinerer Blüten rechtfertigen, sprechen da- 
für, Olmediella als generisch verschieden von Doryalis anzusehen. Als 
weiteren Grund wollte ich hier noch das Vaterland anführen, worauf 
ich weiter unten zu sprechen komme. 


Bis hierher also können wir dem von Rippa eingeschlagenen Wege 
unbedenklich folgen. Es ist sein Verdienst, die systematische Stellung 
der Gattung Olmediella aufgeklärt zu haben. Die weiteren nomen- 


!) Diese Angabe ist um so wichtiger, als das von der Q Pflanze gegebene 
Habitusbild eine so erheblich von den 5' Exemplaren abweichende Blattform zeigt, 
daß man ohne die Tatsache der gelungenen Befruchtung an der Zugehörigkeit der 
Q Pflanze zur selben Gattung nach dem Bilde allein sich gewisser Zweifel nicht 
würde enthalten können. Hiernach muß die Pflanze nicht allein in der Blatt- 
berandung, was man schon bei unsern hiesigen Exemplaren feststellen konnte, 
sondern auch in der Form des Blattes außerordentlich veränderlich sein. 


?) Nat. Pflanzenfam. III 6. p. 44. 


— 1909 — 


klatorischen Folgerungen aber, die er aus seinen Ergebnissen zieht, 
erscheinen doch sehr anfechtbar. Er sagt!): „Le leggi, che regolano la 
moderna nomenclatura botanica, vietano di denominare altrimenti una 
pianta, giaä nota sotto altro nome ed ascritta a famiglia non propria; 
ma non lo vietano quando il nome della pianta ricorda un errore.“ 
Olmediella sei aufgestellt worden auf Grund einer falschen Deutung der 
cd Blüten und einer irrtümlich angenommenen Verwandtschaft mit der 
Moraceengattung Pseudolmedia. Den Baillonschen Namen beibehalten, 
hieße, den Irrtum fortsetzen, und um Zweifeln vorzubeugen, sei es nun 
nötig, ihn durch einen neuen zu ersetzen. Er schlägt daher als neue 
Gattungs- und Artbezeichnung die Kombination „Licopolia sincephala“ 
vor. Es würde zu weit führen, auf den von Rippa vertretenen nomen- 
klatorischen Standpunkt näher einzugehen und die Gründe dafür und da- 
gegen zu erörtern. Es sei hier nur betont, daß auch schon vor dem 
Wiener Kongresse die gebräuchlichen Nomenklaturregeln die Umtaufung 
einer einmal ordnungsgemäß veröffentlichten Gattung verboten, gleich- 
viel ob sie vom ersten Autor in der „richtigen“ Familie untergebracht 
war oder nicht. Wieviel Gattungen sind schon im Laufe der Zeit zu 
andern Familien gestellt worden, weil ihr erster Autor sich in der 
Deutung ihrer Blütenorgane geirrt hatte! Wer die modernen Nomen- 
klaturregeln annimmt, wird schlechterdings auch den Namen Olmediella 
beibehalten und Licopolia in die Synonymie verweisen müssen. 


Was endlich die Benennung der Art betrifft, so unterschied 
Baillon?) eine O. iKeifolia und eine O. Cesatiana. Jene gründete sich 
auf die im Pariser Garten kultivierten Exemplare, die eine deutlichere 
Bestachelung des Blattrandes zeigten, während dieser das von Cesati 
eingesandte Material des neapolitanischen Gartens zugrunde ge- 
legt ward, das eine geringere Bezähnelung des Blattrandes und stellen- 
weise auch vollkommen ganzrandige Blätter besitzt. Baillon macht 
aber schon die Bemerkung, daß es sich sehr wohl möglicherweise nur 
um 2 Formen ein und derselben Art handeln könne. Diese Vermutung 
wird nun durch die neuen mir aus Neapel übermittelten Exemplare und 
einen Vergleich derselben mit den im hiesigen botan. Garten in Kultur 
befindlichen Pflanzen nur bestätigt. Bei Auswahl des Speziesnamens 
sind wir aber nach dem Nomenklaturgesetz, welches die unbedingte 
Annahme des ältesten ordnungsgemäß veröffentlichten Artnamens vor- 
schreibt, genötigt, auf einen Autor zurückzugehen, der bereits 28 Jahre 
vor Baillons Aufstellung der Olmediella sich mit unserer Pflanze be- 
schäftigt hat. Und damit kommen wir zurück zu dem Punkte, von 

) a. a. O. Vol. II. 1904. p. 74. 

”) Bull. mens. Soc. Linn. Paris n. 32. 1880. p. 253. 


— 131 — 


dem wir ausgegangen sind. Die Pflanze ist nämlich schon 1852 im 
Samenkatalog des Breslauer botanischen Gartens von Goeppert be- 
schrieben worden als I/lex Betschleriana, wo sie in einer längeren Arbeit 
über die in den europäischen Gärten in Kultur befindlichen Zlex-Arten 
mit einer kurzen Diagnose versehen als neue Art auftaucht. Mit dieser 
Arbeit ging sie dann über auch in die Linnaea u. a. Zeitschriften. In 
Regels Gartenflora?) wurde sie außerdem abgebildet; und während aus 
der Diagnose allein die Art nur schwer oder kaum erkennbar ist, läßt 
sich aus dieser Abbildung mit genügender Sicherheit ersehen, daß 
Goeppert unsere Pflanze, und zwar ein mehr der forma ilieifolia 
Baill. angehörendes Exemplar, vor sich gehabt haben muß. Danach 
müßte nun also die Art den Namen Olmediella Betschleriana (Goepp.) 
Loes. führen. Wie weit die beiden von Baillon unterschiedenen oben 
genannten Formen als Varietäten oder Formen beizubehalten sein 
werden oder ob sie gar sollten als besondere Arten zu betrachten sein, 
muß späteren Studien bei reichhaltigerem Material aus der Heimat 
der Pflanze selbst zu entscheiden vorbehalten bleiben. 


Als Heimat nahm Baillon das tropische Amerika an. Goeppert 
bezeichnet sie genauer als „Mexico“ und gibt an, daß sich die Pflanze 
auch unter dem Namen Ilex mexicana gelegentlich in Gartenkultur be- 
findet. Wenn ich mich nicht sehr irre, sah ich ein Exemplar unserer 
Art vor einigen Jahren im Herbar des Wiener Hofmuseums unter den 
unbestimmten Celastraceen oder Aquifoliaceen, das die Bezeichnung trug: 
„Guatemala, bei der Stadt selbst.“ Das Vaterland spricht also 
gleichfalls gegen eine Vereinigung mit der afrikanisch-indischen 
Gattung Doryalis. Jedenfalls muß es sich um eine seltene Pflanze 
handeln; denn außer dem eben erwähnten Exemplare scheint sie noch 
niemals wieder gesammelt worden zu sein, was für ein so charakteristi- 
sches Gewächs doch immerhin sehr auffallend ist. 

Um so mehr Grund haben die verschiedenen botanischen 
Gärten, auf die Kultur dieser Pflanze alle Sorgfait zu ver- 
wenden und darauf zu achten, daß die etwa absterbenden 
alten Exemplare immer rechtzeitig wenigstens durch Steck- 
linge wieder ersetzt werden. 


Kgl. Bot. Museum, im September 1905. 


2, vol. tab:/102: 


VI. Notonia amaniensis 
Engl. n. sp. 


Caule suceulento foliifero 
usque 4 dm alto; foliis 
crassissime suceulentis spathu- 
latis in petiolum semiteretem 
contractis, peduneulo termi- 
nali rubescente vel glauces- 
cente usque 8 dm longo, brac- 
teis 5—9 lanceolatis valde re- 
motis instructo laxe et pauci- 
ramoso, ramis horizontaliter 
patentibus eire. 1 dm longis, 
bracteas paucas lanceolatas 
sparsas et 1—2 capitulo ap- 
proximatas gerentibus; capi- 
tulis valde glaucescentibus; 
basi breviter turbinatis, 
deinde eylindrieis, involueri 
bracteis 8—9 linearibus 
longe connatis in dentes 
liberos exeuntibus; capituli 
floribus pluribus ultra invo- 
luerum exsertis, aurantiaecis; 
achaenio ovoideo, pappo 4-plo 
longiore coronato. 

Eine schöne sukkulente 
Pflanze, welche mit dem Blüten- 
stengel über 1 m hoch ist und 
bis 1 m lange, bis 5 mm dicke, 
3—4 cm breite Blätter trägt. Die 
Involucra sind etwa 2 cm lang, 


ir aus 2,5 mm breiten Brakteen zu- 


sammengesetztt. Die einzelnen 
Blüten sind 3 cm lang mit 3 mm 
langem Fruchtknoten, 1 cm 
langem Pappus, 1 cm langer 
unterer und 1 cm langer oberer 
Röhre, über welche die spatel- 
förmigen Griffelschenkel hinweg- 
ragen. 


— 13 — 


Ost-Usambara: auf dem Gipfel des Bomule bei Amani um 
1100 m ü. M. (A. Engler, Reise nach Ostafrika 1902). Die Pflanze 
wurde lebend mitgebracht und blühte im Kgl. botan. Garten zu Berlin. 


Figurenerklärung. 
A Ganze Pflanze in '/;, der nat. Gr, B Köpfchen; € dasselbe in Längsschnitt 
vergr.; D Blüte, 3mal vergr.; E Andröceum aufgerollt; F Griffel; @ Achänium 
mit Pappus. 


VIL Neue Kakteen 


aus dem botanischen Garten zu Dahlem, 
Von 
M. Gürke. 


Echinocactus Fiebrigii Gürke n. sp.; globosus, vertice de- 
pressus, inermis, costis 18 in tubereula spiraliter disposita solitis; areolis 
ellipsoideis; aculeis 30—40 setaceis, albescentibus, majoribus apice 
ferrugineis, centralibus a radialibus haud distinetis; floribus infundibuli- 
formibus, rubris; ovario glabro squamoso. 

Der Körper ist kugelförmig, bis 5 em hoch und 6 cm im Durch- 
messer, glänzend laubgrün; der Scheitel ist eingesenkt, nicht von 
Stacheln überragt, und die jungen Areolen sind fast kahl. Die Rippen, 
bis 18 an der Zahl, verlaufen spiralig und sind völlig in kegelförmige, 
etwa 5 mm hohe Höcker aufgelöst. Die Areolen sind ungefähr 1 em 
voneinander entfernt, breit - elliptisch, zuweilen fast kreisförmig, bis 
4 mm im Durchmesser, mit gelblich-weißem, kurzem und dichtem Woll- 
filz bedeckt. Stacheln 30—40; die äußeren sind borstenförmig, weiß, 
nur 1 cm lang, die 2—5 inneıen sind meist stärker, bis 2 cm lang, 
hellbraun und nur am Grunde weiß oder gelblichweiß. Die Länge der 
Blüten beträgt 35 mm. Der Fruchtknoten ist fast kugelförmig, 
bräunlich-olivgrün, glänzend, mit wenigen Schuppen bedeckt; die 
Schuppen sind lanzettlich, 1 mm lang, grün, mit kurzen, weißen Woll- 
haaren in der Achsel. Die Blütenhülle ist trichterförmig, 2 cm im 
Durchmesser. Die Röhre ist etwa 15 mm lang und 3 mm im Durch- 
messer, olivgrün, nach oben zu rot, mit wenigen Schuppen versehen, 
welche bis 2 mm lang sind. Die äußeren Blütenhüllblätter sind 
spatelförmig - lanzettlich, 15 mm lang und 4 mm breit, kurz zu- 
gespitzt, außen rosarot mit grünlichem Schimmer, innen mehr 
ins Gelbrote gehend. Die inneren Blütenhüllblätter sind spatel- 
förmig, etwas breiter wie die äußeren, innen und außen leuchtend 


— 14 — 


gelbrot. Die Staubblätter sind zahlreich, und am oberen Ende der 
Röhre inseriert; die Fäden sind weiß, 5—10 mm lang; die Beutel 
länglich, dunkelgelb. Der Griffel ist 15 mm lang, hellgelb mit 6 
ebenso gefärbten und 2 mm langen Narben. 

Die von Herrn Fiebrig in Bolivien lebend gesammelte und dem 
botanischen Garten eingesandte Pflanze kam im Frühjahr 1905 zur 
Blüte; sie ist sowohl habituell, als auch nach Form und Farbe ihrer 
Blüten am nächsten mit E. minusculus Web. verwandt und gehört mit 
dieser zur Untergattung Notocactus K. Schum.; die größere Anzahl von 
Rippen, die höheren Höcker und zahlreicheren und längeren Stacheln 
unterscheiden die neue Art deutlich von jener. Auch E. pseudominuseulus 
(Spegazz.) Gürke (Echinopsis pseudominusceulus Spegazz.) gehört in die- 
selbe Verwandtschaft, hat aber noch weniger und kürzere Stacheln und 
dunkel-purpurrote Blüten. 

Echinopsis Fiebrigii Gürke n. sp. 

Simplex, caule subdepresso-globoso, vertice tuberculato, haud ar- 
mato, obseure viridi; costis 18—24, erenatis; aculeis radialibus 8—10, 
centrali 1, omnibus eurvatis, validis, statu juvenili flavescentibus, inter- 
dum marmoratis; floribus albis. 

Der Körper ist niedergedrückt-kugelig, 9 em hoch, 15 cm im 
Durchmesser, am Scheitel eingesenkt, gehöckert, mit zerstreuten Woll- 
flöckchen versehen, aber nicht von Stacheln überragt, am Grunde grau- 
grün, nach dem Scheitel zu mehr dunkelgrün. Rippen 18—24, etwas 
schief verlaufend, durch scharfe Furchen getrennt, bis 1,5 em hoch, 
durch flache Einkerbungen, in denen die Areolen liegen, in beilförmige 
scharfe Höcker zerlegt. Die Areolen sind 3—4 cm voneinander ent- 
fernt, länglich, 10—12 mm lang, 5—7 mm breit, mit gelblich-grau- 
weißem Wollfilz. Die Randstacheln, 8—10 an der Zahl, sind 10 
bis 25 mm lang und nach dem Körper zu gekrümmt; der einzige 
Mittelstachel ist nach aufwärts gekrümmt und bis 35 mm lang; 
sämtliche Stacheln sind hellgrau, durchscheinend, zuweilen dunkler ge- 
bändert, sehr kräftig und stark stechend. Die Blüten sind 17—19 cm 
lang. Die Blütenhülle ist trichterförmig, 9—10 em im Durchmesser, 
mit 13—14 cm langer, hellgrüner Röhre und nach innen gebogenen 
inneren Blüttenhüllblättern. Die Schuppen am Fruchtknoten und der 
Röhre sind schmal-dreieckig; nach oben zu werden sie länger und 
lanzettlich, die obersten sind bis 10 mm lang und 3 mm breit; in ihrer 
Achsel sitzen hellbraune, nach oben zu weißliche, krause, bis 2 cm 
lange Haare. Die äußeren Blütenhüllblätter (14—16) sind linealisch, 
15—35 mm lang und 5—7 mm breit, hellgrün, die dunklere Spitze 
nach außen gekrümmt; die 10—12 darauf folgenden sind länger, fast 
weiß und nur mit einem grünen Rückenstreif versehen; die innersten, 


— 15 — 


25—30, sind verkehrt-eiförmig, am Grunde verschmälert, an der Spitze 
abgerundet und meist ausgerandet, rein weiß und nur am untersten 
Grunde etwas grünlich. Die Staubblätter stehen in 2 Gruppen; die 
einen entspringen ungefähr in der Mitte der Röhre; ihre Fäden sind 
5 em lang; die anderen mit 20—25 mm langen Fäden sitzen am oberen 
Ende der Röhre; sämtliche Staubfäden sind hellgrün und die Beutel 
chamoisgelb. Der Griffel ist (ohne Narben) 12 em lang, hellgrün; die 
11 Narben sind ebenfalls hellgrün und 15—17 mm lang. 

Die im Jahre 1904 von Fiebrig aus Bolivien an den botanischen 
Garten eingesandte Pflanze blühte im Juli 1905. Sie ist am nächsten 
mit E. obrepanda verwandt, und unterscheidet sich durch weiter von- 
einander entfernte Areolen, zahlreichere Schuppen an der Röhre, welche 
nicht auf Höckern sitzen und deren Haare hellbraun (nicht schwarz- 
braun wie bei E. obrepanda) sind. Die Blüte hat einen angenehmen, 
aber sehr schwachen Geruch, während die von E. obrepanda auffallend 
stark nach Petersilie riecht. 


Yıll. Einige neue Vitaceae aus dem Somali-Land, 
Von 
Ernst Gilg. 

Cissus Rivae Gilg n. sp.; scandens longieirrhosa, internodiis 
erassiuseulis elongatis, caule petiolis peduneulis pedicellis pilis minimis 
densiuscule obtectis, pilis aliis elongatis vel longissimis glanduligeris 
densissime intermixtis; foliis longe petiolatis, 3- vel 5-foliolatis, foliolo 
terminali oblongo vel obovato-oblongo, apice acuto, basi cuneato, ceteris 
paullo vel manifeste minoribus, paullo vel manifeste obliquis, ceterum 
subaequalibus, omnibus subsessilibus, erassiuseule membranaceis, margine 
grosse serratis, supra parce, subtus densissime pilis brevibus mollibus 
tomentosis; stipulis persistentibus magnis ovato-lanceolatis; eymis longe 
peduneulatis, pseudopanieulatis, multifloris, multipartitis, expansis, pedi- 
cellis brevibus; floribus ..... .; fruetibus oblongis vel anguste oblongis, 
apice basique acutiusculis, exocarpio succoso pilis longissimis glanduli- 
geris densissime obtecto. 

Internodien 7—9 em lang. Blattstiel 3—7 em lang, Endblättehen 
6—8 cm lang, etwa 3,5 cm breit, Seitenblättehen wenig oder bedeutend 
kleiner. Peduneulus 7—9 em lang, Blütenstielehen (an der Frucht) 
5—7 mm lang. Beere 1,5 cm lang, 6—7 mm dick. .Die fast alle 
Teile der Pflanze bedeckenden Drüsenhaare sind 5—6 mm lang. 

13 


— 186 — 


Somali: Rogoru (Ruspoli-Riva n. 633. — Fruchtend im August), 
Tombe (Ruspoli-Riva n. 484. — Verblüht im August). — Verwandt 
mit C. Hildebrandtü Gilg. 

Cissus macrothyrsa Gilg n. sp.; scandens longieirrhosa, inter- 
nodiis tenuibus valde elongatis, caule petiolis peduneulis pedicellis pilis 
minimis canis dense vel densissime obtectis; foliis longe petiolatis, 5-folio- 
latis, foliolis omnibus subaequalibus atque subaequilongis, omnibus obovatis 
vel late obovatis, apice rotundatis vel subrotundatis, basi in pedicellum 
elongatum cuneatis, margine inaequaliter + profunde sinuato- dentatis, 
textura subcarnosis, subglabris, sed margine pilis brevissimis laxe 
aspersis; stipulis deeiduis; eymis longe peduneculatis pseudopanieulatis, 
valde multifloris, iterum atque iterum partitis, expansis, pedicellis (sub 
fruetu) filiformibus elongatis; fructibus pisiformibus oblongis, apice 
rotundatis, apice ipso manifeste apiculatis, basi acutatis, exocarpio 
tenui parce succoso densissime pilis griseis brevissimis obtecto. 

Internodien 6—9 cm lang. Blattstiel 3—5 cm lang, Blättchenstiele 
1—1,7 em lang, Blättchen 4,5—6,5 em lang, 2,5—4,5 cm breit. 
Pedunceulus 9—10 em lang, Fruchtstielehen 1—1,3 em lang. Durch- 
messer des ganzen Blütenstandes etwa 20 cm. Frucht-8—9 mm lang, 
4—5 mm dick. 

Somali: Dolo sul Daua (Ruspoli-Riva n. 1103. — Fruchtend 
im Mai). — Die neue Art ist verwandt mit C. Stuhlmannii Gilg. 

Cissus Ruspolii Gilg n. sp.; repens vel scandens cirrhosa glaber- 
rima, internodiisbrevibus; foliis breviter petiolatis, semper3-foliolatis, foliolo 
terminali lanceolato vel ovato-lanceolato, apice acutissimo, basi cuneato, 
lateralibus multo minoribus manifeste obliquis ovato-lanceolatis, apice 
acutis vel acutiusculis basi subrotundatis, omnibus subsessilibus sessili- 
busve rigide membranaceis vel potius tenuiter carnosis, margine dense 
vel densissime serrulatis; stipulis deceiduis; cymis pseudoumbellatis 
paucifloris, peduneulo pedicellisgue brevibus; floribus ..... .; fructibus 
ovalibus, apice basique rotundatis, exocarpio succoso in sicco purpureo. 

Internodien 2,5—3 em lang. Blattstiel 1—1,5 cm lang, Endblätter 
5—7 cm lang, 1,1—1,9 cm breit, Seitenblättchen 3—4,5 cm lang, 1,2 
bis 1,4 cm breit. Gemeinsamer Blütenstiel ca. 1 cm lang, Blüten- 
stieleben (an der Frucht) fast ebenso lang. Beere 8—9 cm lang, 
6—7 mm dick, mit starker Fleischschicht. 

Somali: Coromme (Ruspoli-Riva n. 1592. — Fruchtend im 
November). 

Die neue Art kaun mit keiner anderen des trop. Afrika als ver- 
wandt bezeichnet werden. 

Cissus somaliensis Gilg n. sp., scandens eirrhosa internodiis elon- 
gatis erassiuseulis, caule foliis peduneulis glabris; foliis inferioribus longe 


ea. 


crasseque petiolatis, superioribus subsessilibus sessilibusve, 5-foliolatis, 
foliolis omnibus subaequalibus, obovatis vel obovato-oblongis, apice 
subrotundatis, basi in pedicellum longiusculum sensim eurieatis, margine 
inaequaliter grosse serratis, textura carnosis; stipulis deeiduis; eymis 
longe peduneulatis pseudopanieulatis, multifloris, multipartitis, pedicellis 
longiuseulis, densiuscule glanduligeris; corolla subduplo longiore quam 
latiore, apice incrassata; fructibus subglobosis, exocarpio tenui parce 
succoso glabro. 

Internodien 4—7 em lang. Blattstiel der unteren Blätter bis 12 cm 
lang, nach oben zu allmählich stark abnehmend, so daß die obersten 
Blätter fast sitzend sind. Blättchenstiele 5—7 mm lang, Blättchen in 
der Größe sehr verschieden, die größten bis 8 em lang, 4 em breit. 
Pedunculus bis 12 em lang. Blütenstielehen 3—4 mm lang. Korolle 
etwa 3 mm lang, 2 mm breit. Früchte 8 mm im Durchmesser. 

Somali: (Robechi-Bricchetti.n. 509 a. 1890), Webi (Robecchi- 
Bricchetti n. 23. — Blühend und fruchtend im August 1891), Dolo 
sul Daua (Ruspoli-Riva n. 1117. — Blühend im April). 

Die neue Art ist verwandt mit Cissus macrothyrsa Gilg. 


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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 37. (Bd. IV.) Ausgegeben am 31. März 1906. 
I. Über einige wiehtigere Akazien des tropischen Afrika. Von 


H. Harms. 

I. Zur Kenntnis des Sekretes von Butyrospermum Parkii (der 
sogenannten Karite-@utta). Von Dr. 6. Fendler. 

II. Über Musa textilis N6e in Kamerun. Von Dr. Strunk. 

IV. Über eine Dolichos-Art des tropischen Afrika (D. pseudo- 
pachyrrhizus Harms). Von H. Harms. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 
1906. 


Preis 1,75 Mk. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 37. (Bd. IV.) Ausgegeben am 31. März 1906. 


I. Über einige wichtigere Akazien des tropischen Afrika. Von 
H. Harms. 
II. Zur Kenntnis des Sekretes von Butyrospermum Parkii (der 
sogenannten Karite-@utta). Von Dr. 6. Fendler. 
III. Über Musa textilis Nee in Kamerun. Von Dr. Strunk. 
IV. Über eine Dolichos-Art des tropischen Afrika (D. pseudo- 
pachyrrhizus Harms). Von H. Harms. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1906. 


Preis 1,75 Mk. 


N otiızblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 37. (Bd. IV.) Ausgegeben am 31. März 1906. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit 
Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig, Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


|. Über einige wichtigere Akazien des tropischen Afrika. 
Von 
H. Harms. 
(Mit 7 Figuren.) 


In zwei Gebieten spielt die große über 500 Arten zählende Gattung 
Acacia eine führende Rolle in der Vegetation: in Australien und in Afrika. 
In Australien erreicht die Gattung die größte Formenfülle, mit dieser 
kann Afrika nicht wetteifern, indessen hat die eingehendere Erforschung 
des Erdteils eine recht bedeutende Zahl neuer Arten zu denen hinzu- 
gefügt, die Bentham bekannt waren, als er seine meisterhafte Mono- 
graphie der Mimoseae schrieb (Trans. Linn. Soc. XXX. 335). 

Fast über ganz Afrika ist die Gattung verbreitet. Sie findet sich 
nur spärlich in sehr wenigen Arten in den Regenwaldgebieten (Kame- 
run z. B.) vertreten, und bevorzugt die trockeneren, steppenartigen 
Gegenden, an denen Afrika so reich ist. Die Artenzahl scheint bis zu 
einem gewissen Grade nach Süden zuzunehmen; hat doch Südwest-Afrika 
einen ganz bedeutenden Reichtum an Arten (vergl. Schinz in M&m. 
Herb. Boiss. N. 1. (1900) 103). Das Mittelmeergebiet wird allenfalls 
nur gestreift, ja man könnte vielleicht dieses Gebiet in Afrika und Asien 
bis zu einem gewissen Grade durch das Fehlen der Akazien charakteri- 
sieren; wo sich noch Akazien finden, beginnt eben wohl das von Engler 
unterschiedene nordafrikanisch-indische Wüstengebiet, das durch das Vor- 


— 1% — 


herrschen des paläotropischen Florenelements charakterisiert ist, daneben 
jedoch auch Vertreter des mediterranen Xerophyten-Elements birgt. 
Engler spricht sich über die Bedeutung der Akazien für die Ab- 
grenzung des Mittelmeergebiets gegenüber dem nordafrikanisch-indischen 
Wüstengebiet in folgender Weise aus: „. .... jedoch möchte ich vom 
entwiekelungsgeschichtlichen Standpunkt aus in diesem Gebiet durch die 
Nordgrenze der Akazien, welche noch keineswegs vollständig festgestellt 
ist, die paläotropische Wüstenflora von der mediterranen sondern, zu- 
mal mit den Akazien auch noch mancherlei andere Typen, wie Calo- 
tropis, Salvadora, Balanites, die paläotropische Wüste von der medi- 
terranen unterscheiden“ (Die Entwickelung der Pflanzengeogr. (1899) 
107). Viele Arten besitzen ein sehr ausgedehntes, zum Teil nicht nur 
auf Afrika beschränktes, sondern bis in das nordwestliche Indien reichen- 
des Areal; solche Arten sind oft recht veränderlich, so daß ihre Ab- 
grenzung gegen verwandte Schwierigkeiten bereitet. Je mehr Material 
daher zusammengetragen werden kann, um so klarer wird man auch 
über den Artwert vieler Formen werden. Die neueren Sammlungen, 
besonders die aus Deutsch-Ostafrika, wo sich Busse, Engler, Holtz 
der Beobachtung der Akazien widmeten, haben bereits sehr viel zur 
Klärung der Arten beigetragen. Viele Formen sind jedoch noch mangel- 
haft bekannt; es fehlen gerade oft noch die Hülsen, ohne die eine aus- 
reichende Kennzeichnung kaum möglich ist. Denen, die in Afrika sich 
um die Erforschung der Pflanzenwelt bemühen, dürfte es von Nutzen 
sein, wenn an der Hand einiger besser bekannten Arten auf die wich- 
tigsten Merkmale der afrikanischen Akazien hingewiesen wird. 

Zu diesem Zwecke wurden auf Anregung von Herrn Geh. Rat 
A. Engler einige Arten von Frl. G. Bartusch gezeichnet, und zwar 
solche, von denen sich möglichst vollständiges Material darstellen ließ, 
und die zugleich einen wichtigen Bestandteil der Vegetation in be- 
stimmten Gegenden bilden. 

Es beanspruchen aber die Akazien nicht allein pflanzengeographi- 
sches Interesse; auch als Nutzpflanzen spielen sie eine Rolle, und zwar 
ist dies eine zwiefache. Zunächst liefern bekanntlich viele Arten 
Gummi. Volkens hat sich bereits in Notizbl. Bot. Gart. II. (1898) 
176 auf Grund eigener und fremder Beobachtungen über die bis dahin 
aus Ostafrika bekannten Gummi-Sorten und deren Wert ausgesprochen. 
Noch eingehendere Mitteilungen werden wir von Herrn Regierungsrat 
Dr. W. Busse zu erwarten haben, der von seinen Reisen so vortreff- 
liches Material heimgebracht hat. Soviel steht fest, daB Vorkommen 
und Güte des Produkts von Art zu Art nicht nur großen Schwankungen 
unterliegt, sondern auch in erheblichem Maße von Standortsbedingungen 
abhängt. Wird A. senegal Willd., die als Hauptlieferant des geschätzten 


— 191 — 


Senegal-Gummis gilt, für Ostafrika nachgewiesen, so ist damit noch 
nicht gesagt, daß sie ein gleichwertiges Produkt auch dort liefert; erst 
die Untersuchung des an Ort und Stelle eingesammelten Produkts kann 
uns über seine Brauchbarkeit unterrichten. — Seit längerer Zeit schon 
dienen die Rinden zahlreicher australischen Arten als Gerbmaterial; 
für Australien bilden diese Gerbrinden einen sehr wichtigen Export- 
Artikel. Auch in anderen Gebieten wird die Rinde mancher Arten zum 
Gerben benutzt, so in Indien die von A. arabica Willd. (ef. Watt, Econ. 
Prod. India I. (1889) 19); demselben Zwecke dienen die tanninreichen 
Hülsen dieser Art. Aus dem Holze der A. catechu Willd. gewinnt man 
das unter dem Namen Catechu bekannte Gerbmaterial. Auch für den 
Gerbstoff-Gehalt gilt, was oben über das Gummi bemerkt wurde; 
Standortsbedingungen scheinen auf diese Stoffe von wesentlichem Ein- 
flusse zu sein, so daß bisweilen dieselbe Art, die in einem Gebiete 
reich an Gerbstoff ist, in einem andern nur wenig Ertrag liefert. Manche 
Arten dagegen scheinen überall gerbstoffreich zu sein (z. B. A. arabica 
u. verwandte). 

Auf die Verwertbarkeit des Akazienholzes bin ich absichtlich 
nicht näher eingegangen, da dies zu weit geführt hätte. Vortreffliche 
Hinweise nach dieser Richtung wie überhaupt über die Nutzanwendung 
der Akazien findet man besonders bei Schweinfurth (Linnaea XXXV). 
Das Holz sehr vieler Arten gilt als sehr fest, dauerhaft und zäh; bei 
manchen ist es spröde, daher nicht für alle Zwecke geeignet. Nähere 
Mitteilungen sind noch sehr erwünscht. 

Zunächst einige allgemeine Bemerkungen über diejenigen morpholo- 
gischen Verhältnisse, die für die Unterscheidung der Acacia- Arten von 
besonderer Wichtigkeit sind. 

Die Rinde, deren Farbe und Ausbildungsweise bietet in manchen 
Fällen gute Unterscheidungsmerkmale. Leider wissen wir darüber nicht 
allzuviel. Wer Akazien einsammelt, sollte stets auf die Rinde achten, 
und diese genauer beschreiben; noch besser ist es natürlich, wenn der 
Sammler ein Rindenstück oder ein Aststück mit einsenden kann. Prain 
grenzt die nahverwandten Arten A. catechu und A. suma in Indien nach 
der Farbe der Rinde ab, jene soll eine braune, diese eine weiße Rinde 
haben. Für die Entscheidung der Frage, welcher der beiden Arten 
gewisse afrikanische Exemplare aus dieser Verwandtschaft zugerechnet 
werden sollen, kommt daher sogleich die Farbe der Rinde in Betracht, 
die natürlich nicht allein maßgebend ist, aber doch von Bedeutung sein 
kann. Bei manchen Arten wird die Haut an jüngeren Zweigen früh- 
zeitig rissig, blättert dann bisweilen schon bald in einzelnen Läppchen 
oder Fetzen ab, bei anderen dagegen bleibt sie glatt und länger er- 
halten. Wahrscheinlich verhalten sich dann die älteren Zweige und 

14* 


—- 12 — 


Äste auch ganz verschieden. Ferner wird in manchen Fällen die Rinde 
des Stammes anders gefärbt und anders gebaut sein als die älterer oder 
jüngerer Zweige. Auch darauf müßte noch mehr geachtet werden. In 
Schweinfurths meisterhafter Abhandlung über die Akazien-Arten des 
Nilgebiets (Linnaea XXXV. 309) findet man eine Fülle wertvoller Be- 
obachtungen und Angaben gerade nach dieser Richtung hin. 

Die afrikanischen Acaeia-Arten fallen unter zwei Gruppen der 
Gattung, und zwar handelt es sich um die Gruppe Gummiferae und die 
Gruppe Vulgares. Beide wurden zuerst von Bentham klar unter- 
schieden. Die Gummiferae weichen von den Vulgares hauptsächlich 
durch die Ausbildungsweise der Nebenblätter und Dornen ab. Wie be- 
kannt, besitzen die Leguminosen am Grunde des Blattstiels zwei so- 
genannte Nebenblätter (Stipulae), die von sehr verschiedener Form und 
Größe sein können; für gewöhnlich sind es kleine, linealische, pfriem- 
liche Gebilde, die, so lange das Blatt noch im Jugendzustande verharrt, 
deutlich erkennbar zu zweien neben jedem Blattansatze zu bemerken 
sind, später jedoch, sobald das Blatt völlig entwickelt ist, häufig ab- 
fallen und dann nur kleine, oft undeutliche Narben zurücklassen. So 
verhalten sich auch die Nebenblätter bei den Akazien aus der Gruppe 
Vulgares; man wird im obersten Teile des abgebildeten Zweigendes von 
A. suma an einer Stelle deutlich am Grunde des jugendlichen, noch 
nicht entfalteten Blattes ein kleines, schmales Läppchen bemerken, das 
ist eins der beiden Nebenblätter, die zu diesem Blatte gehören, das 
andere denke man sich auf der dem Beschauer abgekehrten Seite des 
Zweiges. An der Abbildung von A. mellifera, die zur selben Gruppe 
gehört, ist von Nebenblättern nichts zu bemerken. Sie fallen eben 
leicht und frühzeitig ab. Ganz andere Ausbildung haben dieselben Ge- 
bilde bei den Arten der Gruppe Gummiferae. Man betrachte einmal 
den Zweig von A. usambarensis oder A. albida. Dort findet man am 
Grunde des Blattstieles ein Paar steifer, pfriemlicher, spitz auslaufender 
Dornen, und diese Dornen stellen die Nebenblätter dar. Die gleichen 
Organe erreichen bei gewissen Arten (wie z. B. bei der auch abgebildeten 
4A. Stuhlmannii) häufig eine viel bedeutendere Größe; es sind dann ge- 
rade oder gekrümmte, starre, spießähnliche Dornen, die zu zweien am 
Blattansatze stehen; sie bleiben noch lange erhalten, selbst wenn das 
Blatt, dem sie zugehören, längst abgefallen und zwischen ihnen eine 
deutlich hervortretende Narbe zurückgelassen hat (vergl. @ bei A. Stuhl- 
manmü). Bei den Gummiferae verdornen also die Nebenblätter; und 
daher sind hier die Dornen stets in Zweizahl entwickelt. Größe und 
Form der Dornen lassen sich nur mit Vorsicht als Artmerkmale be- 
nutzen. Gewiß gibt es manche Arten, bei denen die Dornen blühender 
Zweigenden fast stets kurz, oft hakenförmig gekrümmt sind (A. spiro- 


— 13 — 


carpa), andere, bei denen sie lang, spießartig und gerade sind. Indessen 
dürfte es ziemlich sicher sein, daß dieselben Bäume, die an den blühen- 
den Zweigen kurze Dornen tragen, oft an anderen längere spießartige 
Gebilde entwickeln (so gilt dies wohl für A. spirocarpa). Volkens (in 
Notizbl. II p. 177) sagt: „Im allgemeinen werden sie (die Dornen) an 
den Zweigen in dem Maße kürzer und gedrungener, als die Stammes- 
höhe zunimmt; hohe Schirmakazien, die in der Jugend als Buschwerk 
von bleichen, fingerlangen Dornen starren, zeigen an Ästen, die der 
Krone entnommen sind, oft überhaupt keine Dornen mehr, nur an 
Wasserreisern findet man sie in ihrer ursprünglichen Form dann noch 
vor.“ Ganz ähnlich berichtet Schinz über A. giraffae (l. ce. 109). Nicht 
selten beobachtet man ja auch am selben Zweige alle möglichen Größen- 
unterschiede in den Dornen, ja bisweilen sind die Glieder eines Paares 
nicht gleichartig entwickelt, sondern das eine ist viel kürzer als das 
andere. 

Ein Blick auf die Abbildungen von A. mellifera und A. suma lehrt, 
daß bei diesen Arten ebenfalls dornartige Gebilde am Blattgrunde zu 
beobachten sind. Hier sind es jedoch Organe von anderer morpholo- 
gischer Natur, und es ist deshalb wohl zweckmäßig, zum Unterschiede 
von den Nebenblattdornen der Gummiferae (im lateinischen „spinae“) 
hier von Stacheln (aculei) zu sprechen. Wie bereits oben hervorgehoben, 
besitzen die Vulgares Nebenblätter, die früh abfallen; neben und unter- 
haib dieser Nebenblätter, am Blattgrunde kommen Stacheln zur Ent- 
wickelung, die paarweise, einzeln oder zu dreien unterhalb des Blatt- 
ansatzes stehen. Es sind meist kurze, oft ziemlich breite, oft abwärts 
gekrümmte Gebilde nie erreichen sie jene spießartige Form wie die 
Dornen der Gummiferae. 

Bei den Vulgares gibt es drei Gruppen von Arten, die sich nach 
der Zahl und Anordnung der Stacheln voneinander unterscheiden. Bei 
‘ der ersten Gruppe stehen die Stacheln zerstreut in mehr oder minder 
dichter oder lockerer Anordnung am Zweige, so bei der in Afrika weit 
verbreiteten A. pennata Willd. Bei der zweiten stehen sie zu dreien 
am Blattansatze (so z. B. bei A. senegal Willd., die als wichtige Gummi- 
Akazie bekannt ist); die dritte Gruppe endlich zeichnet sich dadurch 
aus, daß die Stacheln paarweise am Blattgrunde entwickelt sind, und 
zu dieser Gruppe gehören A. suma und A. mellifera. Herr Dr. Graebner 
wies mich darauf hin, daß bei den Rosen in bezug auf die Ausbildung 
und Anordnung der Stacheln ähnliche Verhältnisse vorwalten wie bei 
den Vulgares; es gibt Rosengruppen, bei denen die Stacheln zerstreut 
an den Zweigen angeordnet sind, und es gibt andere, wo die Stacheln 
paarweise am Grunde jedes Blattes stehen. Im entwickelten Zustande 
ähneln die paarweise stehenden Stacheln gewisser Vulgares völlig den 


echten Nebenblattdornen der Gummiferae; es gibt Gummiferae mit ganz 
kurzen, hakenförmig gekrümmten Dornen (z. B. A. spirocarpa). Dieselben 
Arten (so gerade A. spirocarpa) bringen dann bisweilen an anderen 
Zweigen (vielleicht jüngeren Zweigen, oder Wasserreisern) lange spieß- 
ähnliche Dornen hervor. Die Untersuchung ganz junger Zweige wird 
in solehen Fällen lehren müssen, ob neben den Dorngebilden noch 
eigentliche Nebenblätter auftreten oder nicht. In einer Besprechung der 
Dorngebilde bei den südafrikanischen Akazien meint Engler (in Bot. 
Jahrb. X. 17), daß „vielfach in den Beschreibungen echte Stipulardornen 
als infrastipulare Stacheln beschrieben worden sind“. Jedenfalls müßte 
in jedem einzelnen Falle die Natur der Dorngebilde noch eingehender 
untersucht werden; vielleicht stellt sich dann insbesondere durch Beob- 
achtung jüngerer Zweige heraus, daß manche Akazien mit Unrecht in 
diese oder jene Gruppe eingeordnet wurden. Vorläufig jedoch kann man 
an der angedeuteten Unterscheidung zwischen Gummiferae und Vulgares 
festhalten. 

In der Form der Blätter herrscht große Einförmigkeit: es sind kahle 
oder behaarte Fiederblätter mit meist kleinen, schmalen Blättehen. Nur 
wenn die Blättehen größer sind als gewöhnlich und dann auch ihre Zahl 
abnimmt, sticht eine Art vor den andern auch in den Blättern auffällig 
ab. So ist A. Brosigii Harms an den ziemlich großen, eiförmigen oder 
rundlichen Blättchen meist leicht erkennbar. 

Die Blüten sind in Ähren bezw. Trauben oder Köpfchen angeordnet. 
Ähren finden wir besonders bei den Vulgares, so z. B. bei A. suma; 
A. albida ist eine der wenigen Gummiferae mit Ähren. Von ährenähn- 
lichen Trauben spricht man, wenn die Blüten kurz, doch deutlich ge- 
stielt sind (A. mellifera). Die Mehrzahl der Arten besitzt Köpfchen. 
Der Stiel dieser Köpfchen trägt bald weiter unten, bald weiter oben ein 
kragen- oder manschettenartiges Gebilde, Involucellum. Die Anheftungs- 
stelle dieses Involucellums ist von Bedeutung für die Gruppierung der 
Arten. Bentham unterscheidet bei den Gummiferae drei Subseries 
Summibracteatae, Medibracteatae und Basibracteatae, je nachdem das Ge- 
bilde ganz oben unterhalb des Köpfchens selbst, in der Mitte des Stiels 
oder etwas oberhalb oder unterhalb der Mitte sitzt, oder schließlich 
ganz am Grunde des Stiels angebracht ist. Die Mehrzahl der Arten 
gehört zu den Medibracteatae. 

Von der allergrößten Bedeutung für die Unterscheidung der afrika- 
nischen Akazien sind die Hülsen, die recht mannigfache Ausbildung 
zeigen. Manche Arten sehen sich im blühenden Zustande so ähnlich, 
daß es recht schwer hält, sie mit Sicherheit zu bestimmen; es ist daher 
stets von großer Wichtigkeit, die Hülsen zu kennen, da diese recht oft 
viel schärfere Unterscheidungsmerkmale abgeben als die Blüten und 


— 15 — 


Blütenstände. Beim Einsammeln der Akazien möge man den Hülsen 
besondere Aufmerksamkeit schenken; vielfach lassen sich bereits an 
noch unreifen, noch nicht völlig entwickelten Hülsen die charakteristi- 
schen Züge erkennen. Daß daneben natürlich zur ausreichenden Cha- 
rakterisierung und Bestimmung einer Art Blütenmaterial stets erforder- 
lich, braucht ja kaum besonders hervorgehoben zu werden. Soviel steht 
fest, ein sicheres Erkennen einer Akazien-Art allein nach eingesandten 
Zweigen und Blättern, ohne Beigabe von Blütenmaterial, ist nur in 
seltenen Fällen möglich, nämlich nur dann, wenn die Blätter oder 
Zweige ganz hervorstechende Kennzeichen tragen. In den vegetativen 
Organen herrscht eine Gleichförmigkeit unter nahestehenden Arten, 
die es verhindert, solche Arten mit Sicherheit auseinander halten zu 
können, falls nicht Blüten und Hülsen als notwendige Ergänzung dazu 
eingesandt werden. Man wird von vornherein unterscheiden müssen 
zwischen Hülsen, die in zwei Klappen aufspringen und auf diese Weise 
die Samen frei lassen, und solchen, die nicht aufspringen. Unsere 
Kenntnisse über die Art, wie bei der zweiten Klasse von Hülsen die 
Samen frei werden und sich verbreiten können, sind noch recht mangel- 
bafte. In solchen Fällen dürften Tiere, die die Hülsen anbeißen oder 
anreißen, vielfach eine Rolle spielen. Übrigens wissen wir auch von 
manchen Hülsen noch nichts Sicheres darüber, ob sie nicht vielleicht in 
einem späteren Stadium aufspringen. 

Der Bau der Hülsen ist bei den Vulgares viel gleichförmiger als in 
der Gruppe der Gummiferae. Es sind flache, meist gerade, seltener ge- 
krüimmte Hülsen von wechselnder Länge und Breite, mit häutiger oder 
lederartiger Wandung, die früher oder später aufspringen (man vergl. 
die Abbildungen von A. suma und A. mellifera). 

Dem gewöhnlichen Hülsen-Typus entsprechen bei den Gummiferae 
diejenigen Formen, die bei den Gruppen Thyrsiflorae, Pubiflorae, Normales 
auftreten: flache, gerade oder gekrümmte, aufspringende Hülsen mit 
meist dünner Wandung, die zwischen den Samen keine oder nur ganz 
unbedeutende Einschnürung zeigen (vergl. Acaeia usambarensis F). Bei 
den Moniliformes ist die Hülse auch im allgemeinen flach, jedoch sind 
die Wände meist dieker, und außerdem ist die Hülse zwischen den 
Samen mehr oder weniger tief gefurcht oder eingeschnürt. Das typische 
Beispiel ist die in der Hülsenform sehr veränderliche A. arabica Willd., 
der die abgebildete A. subalata Vatke so nahe steht, daß sie vielleicht 
mit jener großen Sammelart zu vereinigen ist. Diese Hülsen springen 
nicht auf, sie zerfallen in einzelne Glieder oder brechen unregelmäßig 
auseinander. Offenbar verfault die Wandung, die die Samen einschließt, 
oder sie reißt allmählich unregelmäßig auf, und auf diese Weise werden 
dann die Samen frei. Es gibt noch zahlreiche andere afrikanische 


— 196 — 


Akazien, bei denen ein Aufspringen der Hülsen nicht stattfindet und 
also dieser Mechanismus zur Befreiung der Samen nicht entwickelt ist. 
So z.B. bei A. albida Del., bei der die Hülse wohl verwest; vielleicht 
wird sie auch von Tieren angefressen, in Stücke gerissen, und es werden 
möglicherweise auf diese Weise die Samen entlassen und verbreitet. 
Ähnliches mag für A. spirocarpa Hochst. gelten. Die merkwürdigste 
Hülsenform bietet uns unter den afrikanischen Arten wohl die süd- 
afrikanische A. Giraffae Willd. dar, die unter dem Namen Camelthorn 
bekannt ist. Die 8—10 cm langen, 2,5—4 cm breiten, dicken, grau 
behaarten, schief eiförmigen oder länglichen, aufgeschwollenen Hülsen 
zeigen im Innern ein markiges Gewebe, dem in unregelmäßiger Anord- 
nung die Samen eingebettet sind. 

Nunmehr gebe ich den abgebildeten Arten kurze Erläuterungen bei. 
Zur Gruppe Gummiferae gehören die Arten 1—5, zur Gruppe Vulgares 
die Arten 6 und 7. 


1. Acacia Stuhlmannii Taub. 


Diese leicht kenntliche Art wurde von Taubert in Engler’s Pflanzen- 
welt Ostafr. ©. (1895) 194 beschrieben; dort findet sich bereits auf 
Taf. XXI (E, F) eine Blüte und eine Hülse abgebildet. Stuhlmann 
entdeckte die Art zunächst im Küstengebiete Deutsch-Ostafrikas (bei 
Pangani und Dar-es-Salaam); offenbar ist sie in unserer ostafrikanischen 
Kolonie weit verbreitet, man kennt sie aus Usambara, Usaramo, dem 
Kilimandscharogebiete („sehr charakteristisch für die Steppe am Jipe- 
See*, nach Volkens), Ukami, Kissaki, Kilimatinde usw. Meist wird 
sie als ein nur niedriger, etwa 2—3 m hoher Schirmstrauch der Steppen 
oder lichten Buschbestände geschildert, Goetze dagegen, der diese 
Akazie im Kissaki-Gebiete am Mgeta beobachtete, spricht von einem 
15—20 m hohen sparrigen Baum. Die Rinde soll glatt und grünlich 
sein; die jüngeren Zweige (A) sind stets dicht mit abstehenden, langen, 
zottigen Haaren bekleidet, und meist mit langen, spitzen Nebenblatt- 
dornen bewehrt (@). Die Blätter bieten im allgemeinen nichts besonders 
Auffälliges; die einzelnen Fiederblättehen sind verhältnismäßig breit und 
stumpf (B), auch an ihnen bemerken wir lange Haare. Die Blüten 
stehen in gestielten kugeligen Köpfchen (C), das Involucellum sitzt meist 
dicht oberhalb des Grundes des Köpfchenstieles (D), oder doch wenig- 
stens in der unteren Hälfte dieses, seltener ist es fast bis zur Mitte 
hinaufgerückt. In Fig. H sehen wir ein abgeblühtes Köpfchen, an dem 
die zwischen den Blüten stehenden Bracteen noch erhalten sind. Z gibt 
eine einzelne Blüte, # den Fruchtknoten wieder. Besonders charak- 
teristischen Bau zeigen die Hülsen (J). Sie sind von länglicher oder 
schmal-länglicher Gestalt, oft etwas gekrümmt, nach unten meist in 


Fig. 1. Acacia Stuhlmannii Taub, 


— 18 — 


einen stielartigen Teil verschmälert (in Fig. J ist ein Stück des unter- 
sten Teiles abgebrochen zu denken), nach oben ebenfalls verschmälert 
(so die abgebildete Hülse) oder auch stumpf auslaufend, etwa 7—9 cm 
lang, 1,4—1,8 cm breit. Es sind ziemlich dicke, feste Hülsen, deren 
Wände eine holzige Konsistenz zeigen und außen von einem sehr dichten 
grauen Haarfilz bedeckt sind. Die äußere Wandschicht spaltet sich 
später in zahlreiche feine quer zur Längsrichtung verlaufende Risse und 
bröckelt dann leicht in kleinen Fetzen ab, es kommt unter ihr eine 
Schicht von starken längs verlaufenden Fasersträngen zum Vorschein, 
wie wir das in X, wo ein Stück einer Hülse mit teilweise abgebröckelter 
äußerer Schicht dargestellt ist, beobachten können. Im Inneren ist die 
Hülse durch dünne Querscheidewände in Fächer geteilt, in deren jedem 
ein dieker, kugeliger Same liegt. Aufgesprungene Hülsen haben mir 
nicht vorgelegen; vielleicht öffnet sich die Hülse erst sehr spät oder 
überhaupt nicht. 

Über irgend welche Verwendung dieser Akazie ist mir nichts be- 
kannt; Gummi in brauchbarer Menge und Beschaffenheit scheint sie nicht 
zu liefern. Zweifellos bildet sie ein sehr charakteristisches Element in 
der Flora Ostafrikas. Sie ist (nach Taubert) mit der mir unbekannten 
A. lasiopetala Oliv. (Fl. Trop. Afr. II. 346) verwandt, die bisher nur in 
Mossambik gefunden zu sein scheint, und von der Hülsen nicht bekannt 
sind. Der Bau der Hülse, ganz besonders der ihrer Wandung mit der 
stark behaarten, abbröckelnden äußeren Schicht, ist ein so eigenartiger, 
daß dadurch der Art eine Sonderstellung unter den afrikanischen Akazien 
angewiesen wird. 

Taubert l.c. nennt als einheimischen Namen: mgunga (Pangani, 
nach Stuhlmann), Goetze gibt an: mkoro (Kissaki). 


2. Acacia albida Del. 

Diese schon seit längerer Zeit wohlbekannte und im tropischen 
Afrika sehr weit verbreitete Akazie gehört zu denjenigen Arten, die 
dank einer ganzen Reihe guter Merkmale leicht kenntlich sind. Es ist 
wohl stets ein höherer, meist stark verzweigter Baum mit grauer oder 
hellbrauner Rinde; Busse, der die Akazie in West-Useguha beobachtet 
hat, spricht von einem bis 20 m hohen stattlichen Baum mit großer, 
weit ausgebreiteter, lichter Krone; jüngere Zweige sind meist sofort an 
der hellgrauen, hellgrau-gelblichen oder weißlichen Farbe der Rinde 
zu erkennen, Die geraden Stipulardornen sind gewöhnlich nur kurz 
(A), meist nicht länger als 2 cm. Die ansehnlichen Fiederblätter sind 
kahl oder oft etwas behaart, man findet meist 4—6 Paare von Fiedern, 
und auf der Blattspindel sitzt zwischen den Gliedern jedes Paares eine 
kurze Drüse (siehe das Blatt rechts bei 4). In B sind zwei Blättchen 


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Acacia albida Del. 


Fig. 2. 


— 200 — 


abgebildet. Die sehr kurz gestielten, kahlen oder behaarten, nach An- 
gabe der Sammler weißen Blüten (C) sind in langen, ziemlich dichten 
Ähren angeordnet, die einzeln oder paarweise in den Blattachseln 
stehen. Aus dem Fruchtknoten (D) entwickelt sich eine ziemlich große, 
flache, meist kreisförmig oder schneckenförmig eingerollte Hülse (E), 
mit dieker, gelblicher, lederiger oder schwammig-lederiger Wandung. 
Diese Hülsen springen nicht zweiklappig auf, sondern scheinen unregel- 
mäßig zu zerfallen oder zu verwesen. Sie sind ganz unverkennbar, und 
es genügt in diesem Falle schon die Hülse, um die Akazie zu bestimmen. 

A. albida gehört zur Gruppe der Basibracteatae gerontogeae, zu denen 
Bentham (Mimos. 515) nur drei Arten rechnet. 

Dies ist die Anna-Akazie des südwestlichen Afrika, der Harras 
des Nilgebietes. Die Reisenden rühmen den prächtigen, stattlichen 
Wuchs des Baumes. Schweinfurth schreibt (l. c. 359): „Ich beob- 
achtete den Harras namentlich in großer Menge bei der Stadt Abu 
Harras im Sennaar Ende Dezember, wo die majestätischen, mit weißen 
Blütenmassen bedecekten Bäume einen prächtigen Anblick gewähren; 
die baumartig entwickelten Exemplare der weißen Akazie tragen auf 
einem aufrechten, ungeteilten Stamme von wechselnder Höhe eine 
zylindrische, häufig durch den dazwischen frei hervortretenden Stamm 
unterbrochene Krone.“ 

Nach Schinz (M&m. Herb. Boiss. Nr. 1 (1900) 104) ist der Baum 
„für die Bewohner des Hererolandes auch von ökonomischem Nutzen, 
da die großen, reichlich Stärke enthaltenden Hülsen ein vorzügliches 
Viehfutter bilden. Segelschiffe usw., die Walfischbay berühren und 
lebendes Schlachtvieh an Bord haben, pflegen stets große Quantitäten 
Hülsen einzuladen. Das Holz ist, weil sehr dem Wurm- und Termiten- 
fraß ausgesetzt, zu Bauzwecken ungeeignet.“ 


3. Acacia spirocarpa Hochst. 


Zunächst in Abyssinien durch Schimper und andere aufgefunden, 
wurde diese Akazie später für einen großen Teil des tropischen Ost- 
afrika bis weit in das Innere nachgewiesen. In unserem Kolonial- 
gebiete ist sie ein häufig vorkommender, sehr charakteristischer Baum, 
der jedem Reisenden durch seine schirmförmige Krone aufgefallen ist 
und daher vielfach in den Berichten als Schirm-Akazie erwähnt wird. 
Es entwickeln jedenfalls auch andere Akazien schirmartige Kronen 
(z. B. A. subalata Vatke), indessen scheint diese Form der Krone gerade 
bei dieser Art regelmäßig aufzutreten und daher dürfte es sich meist 
um A. spirocarpa in den Fällen handeln, wo von „Schirm-Akazien“ die 
Rede ist. Die Akazie scheint nur oder vorzugsweise in trockeneren 
Gebieten, besonders eben in Steppen vorzukommen. Für das Nilgebiet 


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Fig. 3. Acacia spirocarpa Hochst. 


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allerdings gibt Schweinfurth (Linnaea XXXV. 325) an, daß die Varietät 
major innerhalb der Region der Tropenregen im südlichen Nubien, 
in Abessinien usw. sich in den stets mit reichlicher Grundfeuchtigkeit 
versehenen Tälern und Niederungen der periodischen Wasserläufe zu 
einem ansehnlichen Baume entfalte; die var. minor werde selten höher 
als 20 Fuß, bilde oft nur kleine Sträucher und bewohne die dürren 
Wüstentäler Nubiens und Oberägyptens. Beide Formen haben nach 
ihm eine schirmförmige Krone, die bei var. major mehr gerundet sei, 
dagegen bei var. minor oben wie geschoren eine Fläche darstelle. 
Holst bezeichnet sie als den „Hauptsteppenbaum“ in der sogenannten 
Nyika-Steppe. Busse hat ganz vortreffliche Photographien der Akazie 
in der Mssanga-Steppe (Ugogo) und bei Mpapwa aufgenommen. Ge- 
legentlich scheinen hainartige Bestände von A. spirocarpa vorzukommen; 
so spricht auch Dr. Holtz von Beständen bei Mpapwa. 


Die jüngeren Zweige (4) sind meist mehr oder weniger behaart 
und mit kurzen hakenförmigen Stipulardornen versehen; gelegentlich 
treten auch längere (2—4 cm) und dann gerade und dünne Doınen auf. 
Die gewöhnlich behaarten Blätter, Fiederblätter mit 4—10 Paar Fiedern 
(eine Fieder stellt B dar), sind meist verhältnismäßig sehr kurz, und 
diese Kürze der Blätter ist ein wichtiges Merkmal, an dem man blühende 
oder sterile Zweige der Art erkennen kann. Die gestielten, ziemlich 
kleinen Blütenköpfe entspringen meist zu mehreren zusammen mit einigen 
Blättern in den Achseln abgefallener Blätter; man hat sich nämlich vor- 
zustellen, daß zwischen je zwei Stipulardornen immer ein Blatt ge- 
standen hat, dessen Nebenblätter die Dornen darstellen und dessen 
Narbe sich übrigens meist noch deutlich erkennen läßt. Das Involu- 
cellum sitzt am untersten Teile des Köpfchenstiels, wie € (Köpfchen) 
und D (unterer Teil desselben vergrößert) lehren. Die Blüten (E) sind 
relativ klein. 


Aus dem Fruchtknoten (F')) geht eine ganz eigenartige, lineale, zu- 
sammengedrückte, schneckenförmig eingerollte, bisweilen recht unregel- 
mäßig gekrümmte, stärker oder schwächer behaarte Hülse (@) hervor, 
die zwischen den Samen schwache Furchungen zeigt und jedenfalls nicht 
aufspringt. Eine Neigung zur Krümmung der Hülse finden wir vielfach 
bei den afrikanischen Akazien (vergl. die Hülsen von albida und usam- 
barensis), indessen ist bei dieser Art und deren Verwandten (A. tortilis 
usw.) die Krümmung und Einrollung eine besonders starke. Unter den 
australischen Akazien (Phyllodineae) sind spiralig eingerollte Hülsen nicht 
allzu selten. 


Es ist mir nicht bekannt, ob diese Akazie Gummi in größerer 
Menge liefert. 


— 20 — 


4. Acacia subalata Vatke. 


Nach einem von J. M. Hildebrandt in Taita gesammelten Exem- 
plar wurde diese Akazie von Vatke in Österr. bot. Zeitschr. XXX. 
(1880) 276 beschrieben. Die Art ist in Deutsch-Ostafrika und den an- 
grenzenden Gebieten weit verbreitet und steht der bekannten von Indien 
bis nach Westafrika vorkommenden A. arabica Willd. sehr nahe. Schon 
Hildebrandt spricht von einem „Baum mit Schirmkrone* und ähn- 
liche Angaben kehren später wieder. Indessen scheint es mir zweifel- 
haft, ob dieser Habitus stets zutage tritt, da andere Sammler nichts 
davon erwähnen. Daß schirmartige Kronen bei mehreren Akazien 
wiederkehren, steht außer Frage; diesen Wuchs teilt Schweinfurth u.a. 
auch für A. nubica Benth. mit. Als „Schirmakazie* im engeren Sinne 
gilt meist A. spirocarpa (s. oben). Die Angaben über die Höhe der A. 
subalata schwanken zwischen 7 und 20 m, gelegentlich wird sogar von 
3—4 m hohen Sträuchern (‚mit Schirmkrone“; Busse, Akaziensteppe 
bei Mpapwa) oder nur 5—7 m hohen Bäumen (,‚‚charakteristisch für die 
Ufer des Jipesees‘; Volkens) berichtet. 


Die Rinde wird als „dunkelschwarzbraun‘‘ (Holtz; bei Bagamoyo) 
bezeichnet. Jüngere, blühende Zweige (A) sind an der flaumigen oder 
kurzfilzigen Behaarung zu erkennen, die allerdings später bald ver- 
schwindet und sich im Bilde leider kaum wiedergeben läßt. Die Neben- 
blattdornen sind in der Größe recht wechselnd, bald kurz (A), bald 
länger, spießartig, gerade abstehend oder nach unten gerichtet (@). Die 
Blätter bieten im allgemeinen nichts besonderes; es sind Fiederblätter 
von gewöhnlichem Akazientypus. Die Spindel des Blattes und der 
Fiedern ist meist kurz behaart, die schmal länglichen Blättehen (B) 
sind kahl oder fast kabl. Die flaumig behaarten Köpfchenstiele ent- 
springen meist in größerer Zahl (5—”7) in den Achseln der Blätter. Es 
kommt öfter vor, daß im obersten Teile des blühenden Zweiges die 
Blätter frühzeitig abfallen, und dann kommt eine Art endständiger, 
allerdings oft durch Blätter unterbrochener Rispe zustande. 


Das Involucellum sitzt meist an der unteren Hälfte des Stieles. 
In € ist eine Bractee des Köpfehens abgebildet, D stellt eine Blüte 
dar. Liegen nur blühende Zweigstücke vor, so ist A. subalata, wenn 
man nicht auf alle Merkmale aufmerksam achtet, leicht mit anderen 
Arten (z. B. A. seyal usw.) zu verwechseln; es ist da die flaumige Be- 
haarung jüngerer Teile, die einen guten Fingerzeig abgiebt. Dagegen 
sind die Hülsen, und zwar schon im jugendlichen Zustande, so charak- 
teristisch, daß sie die Art sofort erkennen lassen. E stellt eine junge 
Hülse dar; es sind schmal längliche oder breit lineale, nach unten in 
einen Stiel verschmälerte, mit mehr oder minder dichtem Flaum be- 


— 204 — 


deckte Hülsen. Sie wachsen aus und nehmen dann bei der Reife die 
in F dargestellte Form an. Sie werden 6—16 cm lang, sind etwas auf- 
getrieben und zeigen zwischen den Samen mehr oder minder tiefe 
Furchen, auch sind die Seitenränder zwischen den Samen oft, wenn 
auch nicht immer, ein wenig eingekerbt, sehr selten ist eine tiefere 
Einschnürung zu beobachten. Auch jetzt noch bedeckt die dunkel- 
bräunliche Wandung ein allerdings leicht abreibbarer, grauer Flaum. 
Innen ist die Hülse zwischen den Samen gefächert. Man kann bei der 
Wandung der Hülse von zwei Schichten sprechen. Zu äußerst liegt 
eine von einer dünnen behaarten, oft etwas in Falten geworfenen Haut 
überzogene Schicht, die mehr oder weniger in Gummosis übergegangen 
ist. Die innere Schicht ist dünn, krustenartig. 


Leutnant Kannenberg (Ugogo) teilt mit: „Die grünen Schoten 
enthalten einen gelben, wie Honig duftenden Saft, die trockenen Schoten 
schwitzen Harz aus, werden von Bienen umschwärmt.‘‘ Man bemerkt 
nicht selten Insektenstiche an den Hülsen; daß diese erst die Gummosis 
bewirken, kann ich nicht glauben. Die Hülsen öffnen sich bisweilen 
ein wenig, ein eigentliches Aufspringen findet jedoch nicht statt; es 
scheinen die Hülsen nicht selten unregelmäßig in Stücke zu zerfallen. 


A. subalata Vatke steht der formenreichen, weit verbreiteten A. 
arabica Willd. (Gruppe Moniliformes Benth.) sehr nahe, und ist vielleicht 
mit ihr zu vereinigen, wenn man nicht A. arabica in mehrere Arten zer- 
spalten will. In Indien dient die Rinde von A. arabica zum Gerben 
und Färben. Die gleiche Verwendung findet bei den Eingeborenen die 
Rinde von A. subalata. Auch die Hülsen der Art dienen zum Gerben; 
sie sollen etwa 20 °/, Gerbstoff enthalten. 


Im Anschluß an A. subalata sei noch auf eine zweite Art der 
Gruppe Moniliformes hingewiesen, die sich durch ihre sehr merkwürdig 
gestalteten Hülsen auszeichnet. Ähnlich wie bei A. arabica sind die 
Hülsen zwischen den Samen eingefurcht, eingebogen oder sogar tief ein- 
geschnürt, sie sind jedoch ganz kahl, von bräunlicher oder graubrauner 
Färbung und fallen ganz besonders dadurch auf, daß jedes Hülsenglied 
in der Mitte eine warzenartige Erhebung oder einen buckelähnlichen 
Vorsprung zeigt. Die Art wurde von Kirk in den Batoka-Ländern 
entdeckt und ihm zu Ehren benannt (A. Kirki Oliv.). Später fand sie 
sich auch im südwestlichen Afrika (vergl. Kunene-Sambesi-Expedition, 
p. 243) und jüngst wurde sie von Busse und Holtz im südlichen 
Teile Ostafrikas aufgefunden. Sie soll ein gutes, brauchbares Gummi 
liefern, und es sei daher die Aufmerksamkeit auf diese Art gelenkt. 
Leider konnte noch keine Abbildung gegeben werden, da aus Ostafrika 
zwar Hülsen, aber noch keine blühenden Zweige vorliegen. 


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Fig. 4. Acacia subalata Vatke. 
15 


— 206 — 


5. Acacia usambarensis Taub. 


Dem um die Erforschung der Flora Usambaras so sehr verdienten, 
leider früh verstorbenen C. Holst verdankt man die Auffindung dieser 
in Pflanzenwelt Ostafr. C. (1895) 195 beschriebenen Akazie. Sie bildet 
offenbar in einem großen Teile Ostafrikas einen sehr wesentlichen Be- 
standteil der Vegetation; ibr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der 
Küste Deutsch-Ostafrikas, Usambara, Usaramo bis tief in das Innere 
und bis nach Mossambique (Quilimane). Wie es scheint, bewohnt 
diese Akazie nieht die ganz trockenen Steppengebiete, sondern findet 
sich mehr in den Flußläufen, in lichten Wald- oder Buschgebieten, 
fruchtbareren Steppen oder den Tälern bergiger Gegenden. 

Es ist ein Baumstrauch oder Baum, dessen Höhe recht verschieden 
bemessen wird. Holst spricht von 15—20 m oder mehr an Höhe. 
Busse, in dessen Reiseberichten die Akazie unter der Bezeichnung 
A. stenocarpa wiederholt aufgeführt ist, bezeichnet sie als schlanken, 
vielverzweigten Baum mit rundlicher Krone, der jedoch gelegentlich als 
Baumstrauch mit Schirmkrone auftreten soll. Die Rinde dünnerer 
Zweigstücke ist ziemlich glatt, hellgrau oder graubräunlich. Die Stipu- 
lardornen sind gewöhnlich kurz, wie es die Abbildung (A) wiedergibt; 
indessen kommen gelegentlich auch längere, gerade, spießähnliche 
Formen vor. Die länglichen Blättchen (B) der doppelt gefiederten 
Blätter fallen am Trockenmaterial durch ihre verhältnismäßig feste 
Textur und den Glanz der Oberseite auf. Die gestielten Blütenköpfehen 
stehen knäuelartig meist zu mehreren in den Blattachseln; das Involu- 
cellum sitzt an der unteren Hälfte des meist behaarten Stiels, meist 
bald oberhalb des Grundes (C, D). 


In Fig. E ist eine Blüte abgebildet. Die Hülsen sind schmal-läng- 
lich oder häufiger lanzettlich oder lineal-lanzettlich, selten ganz oder 
fast gerade, meist mehr oder weniger stark sichelförmig gekrümmt, bis- 
weilen sogar in einer Windung kreisförmig oder fast kreisförmig ein- 
gerollt, seltener zeigen sie s-ähnliche Windung; die abgebildete Hülse 
(F) ist verhältnismäßig nur schwach gekrümmt und außerdem nicht sehr 
lang, gewöhnlich sind die Hülsen länger (etwa 10—16 cm lang, gelegent- 
lich noch länger) und meist ist auch die Krümmung eine stärkere. 
Nach unten verschmälert sich die Hülse allmählich in einen stielartigen 
Teil, nach oben läuft sie spitz oder stumpf aus. Die dünnlederige 
Wandung zeigt außen eine schwärzliche oder dunkelbräunliche Färbung. 
Die Hülse birgt 5—12 flache Samen. Diese Akazie könnte wohl als 
Gummi-Akazie in Betracht kommen; in Pflzwelt. Ostafr. 1. c. heißt es, 
daß die „magwede“ genannten Gummi -Ausschwitzungen gegessen 
werden. 


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15* 


Fig. 5. Acacia usambarensis Taub. 


— 208 — 


6. Acacia mellifera Benth. 

Innerhalb der Gruppe der Vulgares (s. oben) unterscheidet Bent- 
ham, soweit es sich um altweltliche Arten handelt, bei denen die 
Blüten in Ähren oder Trauben (nicht in Köpfchen) angeordnet sind, 
drei Gruppen nach der Zahl und Anordnung der Stacheln: Triacanthae: 
Stacheln zu dreien unterhalb des Blattansatzes; Diacanthae: Stacheln 
paarig am Blattansatze; Ataxacanthae: Stacheln am Zweige zerstreut. 
A. mellifera gehört, wie die Abbildung lehrt (A, F), zu den Diacanthae. 
Es ist ein Strauch oder kleiner, etwa bis 10 m hoher Baum, der in 
trockeneren Gebieten des trop. Afrika weit verbreitet ist und auch in 
Arabien vorkommt. Aus Deutsch-Ostafrika ist die Art mehrfach mit- 
gebracht worden. Die Stacheln sind kurz, nach unten gebogen. Die 
Rinde der Zweige ist glatt (F), von bleichgrauer oder bräunlicher Fär- 
bung. Wie ein Vergleich mit den übrigen abgebildeten Akazien lehrt, 
weichen die Blätter vom gewöhnlichen Typus ab. Sie sind doppelt ge- 
fiedert, wie bei den anderen Arten, indessen ist die Zahl der Fiedern 
und Blättchen eine bedeutend geringere, und die Blättchen sind ver- 
hältnismäßig größer als sonst. Der Fiedern sind gewöhnlich zwei Paare 
vorhanden, an den unteren Fiedern ist meist nur je ein Paar Blättchen 
ausgebildet, während die oberen, von denen eine in B dargestellt ist, 
deren zwei Paare zeigen. Es treten indessen oft auch Blätter mit mehr 
als zwei Fiedern auf. Die kurz gestielten Blüten, an denen der Kelch 
durch seine ganz kurze, kaum vortretende Zähnelung auffällt (C), sind 
in ährenähnlichen, meist ziemlich lockeren, ziemlich kurzen Trauben 
angeordnet (A). D stellt den Fruchtknoten dar, der zu einer flachen, 
länglichen, ziemlich breiten und kurzen, wenigsamigen, am Grunde in 
einen Stiel verschmälerten, am oberen Ende oft gerundeten, oder auch 
zugespitzten Hülse auswächst (Z, oberhalb der Stacheln zwei Blatt- 
ansätze). 

Nach Oliver (Fl. Trop. Afr. II, 340) liefert die Art im Nigergebiet 
eine Art Gummi-Arabieum. 

Nach Schweinfurth (l. c. 366) bildet der Kitto im Nilgebiete „viel- 
verzweigte, dichte Bosketts, welche meist in halbkugeliger Gestalt auf- 
treten. Jeder Reisende in jenen Ländern weiß genug von seinen hakigen 
Doppelstacheln zu erzählen, welche in Form eines Halbkreises gekrümmt, 
sehr feine Spitzen haben, und sich daher leicht in den Kleidern, ja 
selbst in der Haut des Vorübergehenden verfangen und nur mit großer 
Mühe auszuhaken sind, während sie so fest an den Zweigen haften, daß 
man sich mit Gewalt von ihnen kaum befreien kann“. Diese Schilde- 
rung entspricht ganz dem, was die Reisenden aus Südwest-Afrika über 
die nahe verwandte A. detinens Burch. (Haakedorn; vergl. Schinz, 
l. c. 106) berichten. 


Acacia mellifera Benth. 


Fig. 6. 


— 210 — 


7. Acacia suma Buch.-Ham !). 


Die afrikanischen Akazien, die man unter obigem Namen zusammen- 
faßt, sind Bäume von verschiedener Höhe, die offenbar die ganz trockenen 
Gebiete meiden und mehr längs der Flußläufe oder in feuchten Niede- 
rungen sich finden. Die Art ist im tropischen Afrika sehr weit ver- 
breitet, ganz besonders tritt sie im Osten auf, wo sie sich von Abyssinien 
bis weit nach Süden hinunter nachweisen läßt; indessen findet sie sich 
z. B. auch in Togo, das ja überhaupt so vieles mit Abyssinien gemein- 
sam hat. Die Rinde älterer Bäume wird als braungrau oder grau an- 
gegeben, die Rinde jüngerer Zweige (A), die meist kahl oder nur 
schwach behaart sind, ist von graugelblicher oder bräunlich grauer, 
meist ziemlich heller Färbung. 

Am Grunde des Blattstiels junger Blätter lassen sich zwei pfriem- 
liche, bald abfallende Nebenblätter nachweisen, außerdem steht unter- 
halb jedes Blattansatzes je ein Paar stärkerer oder schwächerer Stacheln 
mit breitem Grunde und meist zurückgekrümmter hakiger Spitze. Die 
Art gehört demnach wie A. mellifera in die Gruppe Diacanthae. 
Der Blattstiel der ziemlich ansehnlichen Fiederblätter zeichnet sich 
durch eine große tellerförmige oder schüsselförmige Drüse aus, die 
unterhalb des untersten Fiederpaares sitzt. Die Blättehen sind schmal, 
lanzettlich (B). In den Blattachseln stehen 3—5 lange, gestielte, dicht- 
blütige Ähren, deren Spindel meist behaart ist. Der Kelch der Blüten 
(C) ist bald kahl, bald behaart; die Krone ist meist kahl, seltener 
behaart. 

Aus dem von einem zylindrischen Diskus umßebenen Fruchtknoten 
(D) entwickelt sich eine lange, flache, nach beiden Enden meist ver- 
schmälerte, kahle, mehrsamige Hülse, von grauer oder brauner Färbung, 
deren Seitenwände etwas verbreitert sind (Z). 

Oliver (Fl. Trop. Afr. II. 344) führt die Art als A. catechu Willd. 
auf; und so wurden auch die afrikanischen Exemplare oft bestimmt. 
Bentham (Rev. Mimos. 519) stellte später die afrikanischen Formen 
zu A. suma Kurz. Wie der Name A. catechu, so bezieht sich auch der 
Name A. suma zunächst auf eine indische Art. Beide Arten stehen 
sich jedenfalls sehr nahe, und bereits Bentham erwägt, ob man nicht 
diese nnd noch einige andere verwandte Arten unter dem Sammelnamen 
A. catechu vereinigen solle. Die Frage mag vorläufig unentschieden 
bleiben; es bedarf noch weiteren Materials, um sie zu lösen. Jedenfalls 
lassen sich wohl die afrikanischen Formen, die übrigens untereinander 
recht mannigfaltige Verhältnisse zeigen, besonders was Behaarung und 


!) Der Autor dieser Art ist, wie Prain gezeigt hat, Buchanan-Hamilton, 
nicht S. Kurz. 


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Acacia suma Buch. Ham. 


Fig. 7. 


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Größe des Kelches betrifft, eher zu A. suma als zu A. catechu stellen. 
Prain hat in Journ. Asiat. Soc. Bengal LXVI. II. 2 (1897) 508 die 
Unterschiede zwischen A. catechu und A. suma in folgender Weise gegen- 
übergestellt: Rinde weiß, Kelch behaart, nicht viel kürzer als die Pe- 
talen: A. suma Ham.; Rinde braun, Kelch weniger als halb so lang wie 
die Petalen: A. catechu Willd. Die letztgenannte Art spaltet er in drei 
Unterarten, die sich hauptsächlich nach der Behaarung oder Kahlheit 
des Kelches, der Petalen und der Ährenrachis voneinander unterscheiden. 
Die Abbildung des blühenden Zweiges wurde nach einem von Goetze 
in Uluguru gesammelten Exemplar entworfen; da ist der Kelch kahl 
oder fast kahl. Das gleiche gilt für manche andere in Deutsch-Ostafrika 
gesammelte Exemplaıe. Anders bei abyssinischen Exemplaren, die 
Schweinfurth (l. e. 363) unter der Bezeichnung A. catechu Willd. („cor- 
tice atro-griseo“) aufführt, und solchen von Togo, diese haben deutlich, 
am Trockenmaterial grau behaarten Kelch, und stimmen noch am besten 
mit A. suma überein, die im Berliner Herbar ebenso wie A. catechu 
durch einige sehr wertvolle, von Prain selbst mit Anmerkungen ver- 
sehene Exemplare vertreten ist. Jenen Exemplaren nähern sich wieder 
manche Formen aus dem Innern und dem Süden Ostafrikas. Eine klare 
Scheidung in Unterarten oder Varietäten ist mir noch nicht erkennbar. 


Acacia catechu (in Indien ‚„Khair‘ genannt) liefert bekanntlich das 
Katechu, das durch Auskochen zerkleinerten Holzes gewonnen wird 
und ein wichtiges Gerbmaterial darstellt. Es lag die Vermutung nahe, 
daß das Holz der afrikanischen Formen dieses Verwandschaftskreises 
in ähnlicher Weise verwendet werden könne, das scheint jedoch nach 
den Mitteilungen Dr. Busse’s, dessen näheren Angaben hierüber ich 
nicht vorgreifen will, nicht der Fall zu sein, wenigstens nicht, soweit 
es sich um Deutsch-Ostafrika handelt. Man weiß aus Erfahrungen an 
anderen Nutzpflanzen, wie sehr Vorkommen und Menge mancher che- 
misch wirksamen Bestandteile von klimatischen Einflüssen und solchen 
des Bodens abhängt, so daß es nicht sicher scheint, ob nicht doch viel- 
leicht das Katechin auch bei A. suma in Afrika unter Umständen in 
reichlicher Menge auftritt. 


— 23 — 


Arbeiten 
aus dem Pharmazeutischen Institut der Universität Berlin. 
Mitgeteilt von H. Thoms. 


Il. Zur Kenntnis des Sekretes von Butyrospermum Parkii 
(der sogenannten Karite-Gutta) 
von Dr. @. Fendler. 


Unter den natürlichen Ersatzmitteln für Guttapercha, den „Pseudo- 
Guttas“, wie diese mehr oder weniger guttaperchaähnlichen Stoffe von 
James Collins genannt wurden, beansprucht die sogenannte Karite- 
Gutta neuerdings erhöhtes Interesse. 

Die Karite-Gutta, auch Gutta Shea, Schi-Gutta genannt, 
stammt von Butyrospermum Parkii Kotschy, dem Schibutter- 
baum oder Schibaum, aus der Familie der Sapotaceae. Dieser Baum 
ist im Innern Afrikas heimisch, und zwar (nach Semler)!) nördlich der 
eigentlichen Waldzone, d.h. hauptsächlich in den Haussaländern und im 
eigentlichen Sudan, aber auch noch im oberen Guinea, z. B. im Togo- 
gebiet, wenn man von den Küstenstrecken absieht; seine Verbreitung 
reicht demnach von dem Quellgebiet des Niger bis zum weißen Nil. 

Die eigentliche Bedeutung des Karite-Baumes als Nutzpflanze be- 
ruht bisher in dem Fettgehalt seiner Früchte, welcher nach Marck- 
wald und F. Franck?) 27—30°, beträgt. Dieses Fett ist als Schi- 
butter, Galam- oder Karitebutter bekannt, es ähnelt in seinen 
äußeren Eigenschaften, im Geruch und Geschmack der Kakaobutter, mit 
welcher es die Eigenschaft gemeinsam hat, schwer ranzig zu werden. 
Nach Graf Zech?) ist der Verbrauch an Schibutter im Haushalte der 
westafrikanischen Inlandsstämme so bedeutend, daß man ihn mit dem 
Verbrauch an Olivenöl in Italien vergleichen kann. Nach Semler (l. c.) 
ist der Schibaum für das Innere des nördlichen tropischen Afrikas so 
wichtig, wie die Ölpalme für die Westküste. Er wird aber ebensowenig 
kultiviert wie diese. Als Ausfuhrprodukt spielt nach Busse“) die Schi- 
butter bisher nur im Handel mit den afrikanischen Nachbarländern eine 


) Semler, Tropische Agrikultur, II. Aufl., Bd. II, S. 543. 

?) Notizblatt des Königl. botan. Gartens u. Museums zu Berlin, 1904, $. 166. 

°) Tropenpflanzer, 1903, S. 414. 

% Walter Busse: Über einige Ergebnisse meiner Reise nach Togo und 
Kamerun. 


— 214 — 


Rolle. Nach der amtlichen Denkschrift für 1903 wurden im Jahre 1902 
rund 40600 kg, 1903 rund 32800 kg von Togo ausgeführt; nur ver- 
schwindende Mengen sind davon nach Deutschland gegangen, alles 
andere in die Nachbargebiete, wohl vorwiegend in die Goldküstenkolonie. 
Semler (l. c.) hält es in Anbetracht der regelmäßigen sehr großen 
Ernten, welche der Schibaum und die Ölpalme hervorbringen und des 
steigenden Begehrs nach den betreffenden Ölen für sehr wahrscheinlich, 
daß rationell geleitete Plantagen dieser beiden Bäume sich ebenso gut 
rentieren werden, wie die Pflanzungen der Kokospalme. Ebenso be- 
fürwortet Graf Zech (l. ce.) die Anlage von Schischonungen. Busse 
(l. ec.) empfiehlt die Einführung und Anschonung des Baumes in Deutsch- 
Ostafrika. 

Besitzt der Schibaum mithin schon als fettliefernde Pflanze großen 
Wert, so würde seine Bedeutung sich noch ganz beträchtlich steigern, 
falls der in seinem Milchsaft enthaltene guttaperchaähnliche Stoff sich 
als Ersatzmittel der Guttapercha brauchbar erwiese. 

Über die Karite-Gutta sind hin und wieder Mitteilungen in der 
Literatur aufgetaucht; zu einem abschließenden Urteil über dieses 
Produkt ist man jedoch bisher nicht gelangt. 

Sir Joseph Hooker scheint der erste gewesen zu sein, welcher 
die Karite-Gutta als Ersatzmittel für Guttapercha empfohlen hat!) (1878). 

Im Jahre 1885 tritt E. Heckel?) für die Verwendung dieses Pro- 
duktes ein und berichtet noch im selben Jahre gemeinschaftlich mit 
Fr. Schlagdenhauffen?) über die chemischen und physikalischen 
Eigenschaften der Karite-Gutta. Diese wird von den Verfassern folgender- 
maßen beschrieben: 

„Die Gutta von Bassia Parkii?) besteht aus dichten, festen 
Massen; sie ist faserig und bezüglich der Struktur und Zähigkeit 
der roten Borneo-Gutta vergleichbar. Ihre Dichte beträgt 0,976, 
während Payen für die Handelsgutta die Dichte 0,975 bis 0,980 
angibt. Sie wird durch Reiben ebenso leicht elektrisch wie jene 
und kann mithin ebensogut als Isolierungsmittel dienen. 

Sie erweicht in heißem Wasser wie gewöhnliche Gutta und 
wird wie diese nahe der Siedetemperatur des Wassers klebrig. 

In chemischer Beziehung bestehen indessen einige Unter- 
schiede, denn die beiden Produkte verhalten sich gegen Lösungs- 
mittel nicht gleich. Die Bassia-Gutta gibt an Petroläther, Äther, 


!) Obach, „Die Guttapercha“ (Verl. v. Steinkopf u. Springer, 1899). 
2) Compt. rend., 1885, Bd. 100, S. 1238/1239. 

3) Desgl., 1885, Bd. 101, $S. 1069/1071. 

4) Bassia Parkii ist identisch mit Butyrospermum Parkii. 


— 215 — 


Terpentinöl und kochende Essigsäure weniger lösliche Bestandteile 
ab als gewöhnliche Gutta; außerdem hinterlassen diese Flüssigkeiten 
beim Verdunsten nicht die gleichen Produkte. Die Rückstände 
aus Bassia-Gutta sind pechartig, während die der Handelsgutta 
gewissermaßen einen nicht klebenden Firnis darstellen. 

Dagegen verhalten sich die beiden Sorten fast gleich gegen 
Schwefelkohlenstoff, Chloroform, Benzin, kalten und kochenden 
Alkohol, wie folgende Tabelle zeigt: 

Schwefelkohlenstof Chloroform Benzin Äther 


Handelsgutta Nr. 1 99,72 98,60 93,20 40,8 
Bassia-Gutta . . 97,92 98,28 92,80 20,1 
a se Siedende Siedender 
Petroläther Terpentinöl Essigsäure Alkohol (95),) 
Handelsgutta Nr. 1 34,0 20 19,2 7 
Bassia-Gutta . . 18,1 8 12,8 f| 


Die besten Lösungsmittel sind Schwefelkohlenstoff und Chloro- 
form, in zweiter Linie Benzin“. 

Heckel und Schlagdenhauffen (l. ce.) haben ferner versucht, in 
der von Payen angegebenen Weise durch sukzessives Behandeln mit 
kaltem und heißem Alkohol den Gehalt an Alban und Fluavil zu be- 
stimmen. 

Sie mazerierten zunächst mit kalten 95°/,igen Alkohol und be- 
handelten die so extrahierte Guttapercha alsdann mit kochendem Alkohol. 
Bei der ersteren Operation soll das Fluavil, ein gelbliches durch- 
scheinendes, bei 60° weiches, bei 100° flüssiges Harz, durch die zweite 
das Alban, ein kristallinisches erst bei 160° schmelzendes Harz gelöst 
werden. Der ungelöste Anteil wurde als Gutta in Rechnung gestellt. 

Die Verfasser heben hervor, daß sie bei diesem Verfahren für die 
Borneo-Gutta keine mit den von Payen angegebenen identischen Re- 
sultate erhalten konnten. Sie stellten ihre Ergebnisse in der folgenden 
Tabelle zusammen: 


Borneo-Gutta ) Mit Schwefelstoff gereinigte 
(roh) Bassia-Gutta Guttas 
——{ (roh) mm Poll 
Nr. I Nr. 2 Handels-Gutta Nr. 1 Bassia-Gutta 
Gniia, 2... 192 91,5 91,5 92 91,5 
Alban... 4.6 6,5 9,9 5,8 6 
Flavil.. 2 38 3 2,2 2,5 


Der von den Verfassern gefundene Aschengehalt betrug für 
Bassia-Gutta 1,20%, für Handelsgutta 1,26%. Es werden in der 
Originalarbeit noch ausführliche Angaben über die Zusammensetzung 
der Asche gemacht, was für uns jedoch ohne Interesse ist. 


Heckel und Schlagdenhauffen kommen auf Grund ihrer Unter- 
suchungen zu dem Schluß, daß die beiden Produkte annähernd 
identisch sind. 

Sie haben außerdem das Gutachten eines Arbeiters eingeholt; 
welcher in einer Buchdruckerei zu Nancy ständig mit der Anfertigung 
von Formen für die Galvanoplastik beschäftigt war, und dieses lautet 
dahin, daß die Bassia-Gutta sich ebensogut in Wasser kneten läßt wie 
die typischen Handelssorten, sowie, daß die damit hergestellten Formen 
sich in nichts von denjenigen aus bester Pariser Gutta unterscheiden. 

Nach J. R. Jackson!) enthält das Fett des Shea- Butterbaumes, 
welches im großen Maßstabe zur Seifenfabrikation verwendet wird, 
0,5 bis 0,7°%, eines Kohlenwasserstoffs, der der Gutta ähnlich sein soll. 

Eine Probe der geronnenen Milch des Baumstammes wurde vom 
Verfasser geprüft; ebenso etwas Gutta aus der Shea-Butter und etwas 
leicht gegorene Gutta des Stammes. Diese Proben rührten von Mustern 
her, die George Goldie von der Niger-Gesellschaft einige Jahre vorher 
von Westafrika an das Kew-Museum sandte. Zwei der Proben enthielten 
ca. 14°/, einer der Gutta ähnlichen Substanz, die aber weder Festigkeit 
noch Zähigkeit hatte und mehr wachsartig war. 

Das Material könnte nach Jackson somit die Guttapercha kaum 
ersetzen, außer vielleicht für einige Spezialzwecke. Indessen sei kein 
endgültiges Urteil über die Substanz zu fällen, bevor sie nicht in voll- 
kommen frischem und unberührtem Zustande untersucht worden sei. 

Sörullas und Hourant!) schlagen vor, die Gutta Shea mittels 
Toluol aus dem Rohmaterial auszuziehen und den Kohlenwasserstoff aus 
der Lösung mittels Aceton zu fällen, ebenso wie sie die gewöhnliche 
Gutta aus den Blättern extrahieren. 

Auch von Rancon (1891) unä von Coppin (1893)?) ist die Karite- 
Gutta untersucht worden; letzterer stellt dem Produkt eine gute Prognose. 

1897 sprach sich die Handelskammer in Havre dahin aus, daß das 
Produkt stark mit Fremdkörpern versetzt, sonst jedoch bei sorgfältiger 
Gewinnung durchaus geeignet sei, Guttapercha zu ersetzen. 

Von Marseiller Händlern wurde das Produkt als rein und durch- 
aus brauchbar bezeichnet, wogegen die Handelskammer dieser Stadt 
wieder es vollkommen wertlos nannte?). 

Die 1900 von M. Vuillet aus den landwirtschaftlichen Stationen 
am oberen Senegal und mittleren Niger nach Frankreich übersandten 
Muster wurden bei der Untersuchung als mangelhaft befunden. Man 
führte das auf eine fehlerhafte Koagulationsmethode zurück und tadelte 


1) Siehe Obach (I. c.). 
2) Siehe Gummi-Zeitung 19, S. 335. 


— 217 — 


auch, daß das Produkt zahlreiche Holzteile enthalte, dazu, daß es nicht 
genügend getrocknet und ausgepresst sei, so daß durch das in ihn ent- 
haltene Wasser das Eintreten einer Gärung begünstigt werde, alles 
Eigenschaften, die geeignet seien, den Handelswert desselben zu ver- 
mindern. Auch sei das Verhältnis des Harzes zur Gutta ein zu un- 
günstiges und selbst das harzfreie Produkt entspräche in seinen Eigen- 
schaften nicht einer reinen Gutta?). 

Ende 1904 berichteten Frank und Marckwald?) „Über die gutta- 
perchaartige Substanz aus dem Harz des Karitebaumes“. Die diesen 
Verfassern vorliegende Probe bildete einen rundlichen Klumpen von 
etwa 3 cm Durchmesser; auf der Außenfläche war er von Pflanzenteilen 
braun gefärbt. Beim Zerschlagen zeigte sich eine Fläche, auf der ganz 
weiße Harzkügelehen mit braunen und mit Holzteilchen abwechselten, 
wodurch ein marmorartiges Aussehen bewirkt wurde. 

Die Harzteilchen ließen sich mit dem Nagel leicht ritzen. Die 
Zusammensetzung war folgende: 


Guttaartige Substanz . . . . . 25,20%, 
Harzartige 5 a Ne 5a, 
Pflanzenteile uw. . . ». ...576% 
Mineralische Bestandteile. . . . 6,87% 
Wasser.ennn RD RIEDL: 


Durch Behandeln mit Chloroform, Filtrieren der Lösung und Ein- 
dampfen des fast wasserhellen Filtrats erhielten Frank und Marck- 
wald einen fast durchsichtigen Kuchen, der beim Reiben opak wurde. 
Beim Ausziehen desselben mit Aceton wurde der größte Teil aufgelöst, 
und zurück blieb eine weiße Substanz, deren Verhalten der Gutta aus 
Guttapercha vollkommen ähnlich war. Sie wurde in heißem Wasser 
knetbar und in der Kälte wieder fest und hart. 

Aus ihren Lösungen wurde sie durch Aceton und Alkohol wieder 
gefällt. Nach wiederholtem Reinigen durch Lösen und Fällen fanden 
die Verfasser folgende Zusammensetzung für die guttaartige Substanz: 


Kohlenston „u, 2.00% 2, 24.002.031, SLE26 9, 
N SRerSstot Ss een er LAN 
SAUBrStOfk a2 2, un ge ip Sad: 


Es handelte sich somit um ein stark oxydiertes Produkt. Ein nach 
der Weberschen Methode dargestelltes Stickstoff- Peroxyd - Additions- 
produkt lieferte bei der Analyse Zahlen, die ziemlich gut mit den von 
Harries für sein Nitrosit (C,, Hz, N; O,,) berechneten übereinstimmten. 


) Siehe Gummi-Zeitung 19, $. 335. 
?) Desgl., S. 167. 


— 218 — 


Das von Frank und Marckwald aus der Karite-Gutta extrahierte 
Harz war klebrig und ließ sich durch Umlösen aus Aceton oder Alkohol 
in ein hochschmelzendes hartes und ein schmieriges weiches Harz zer- 
legen. Es zeigte, besonders beim Kochen der hochschmelzenden Teile 
mit alkoholischem Kali, einen ausgesprochenen Geruch nach Zimt. 

Frank und Marckwald halten es durch ihre Versuche für mit 
Sicherheit erwiesen, daß der Karitebaum eine Gutta oder jedenfalls eine 
der Gutta sehr nahestehende Substanz enthält. 

Fast gleichzeitig mit den eben zitierten Autoren veröffentlichte 
F. Ackermann!) eine Abhandlung über die Gutta des Karitebaumes. 

Verfasser führt die Unsicherheit in der Bewertung dieses Produktes 
darauf zurück, daß zwei Arten des Baumes existieren, deren Latex 
durchaus verschieden sei. Die zwei Guttasorten, die von dem Karite- 
baum gewonnen werden, seien in ihrer Herkunft leicht zu unterscheiden. 
Die rote Qualität habe in der Rinde tiefe Risse in Form eines mehr 
oder weniger regelmäßigen Quadrates oder Rechteckes, welche sich 
sowohl über den Stamm, als auch über Äste und Zweige erstrecken. 
Am Ende der letzteren befinde sich eine Anzahl von Ringen, auf denen 
zahlreiche Knospen aufsitzen, die zum Teil oval, zum Teil linsenförmig 
gestaltet sind. Die Rinde der Zweige sei schwarzgrau. Im Querschnitt 
der Zweige zeigen sich vier konzentrische Zonen, die der Rinde, mäßig 
diek und von grauer Farbe, der Splint weinrot, das Harz gelb und das 
Mark, wie der Splint von weinroter Farbe. Stamm und Äste entsprechen 
dem. Derart sei die Sorte, die bis auf weiteres, wegen der leicht er- 
kennbaren Farbe des Splintes, als die rote bezeichnet werden könne. 

Die zweite, gelbe Qualität, die geringwertig oder fast wertlos sei, 
habe eine gelbgraue Rinde, die keine quadratischen resp. rechteckigen 
Risse zeige, sondern längs gestreift sei. Am Ende der Zweige, die 
sich keulenartig verbreitern, befinde sich eine gelbbraune Spitze; die 
Rinde ist an dieser Spitze leicht grau gefärbt. Der Splint sei mattgrün, 
das Herz weiß, und das Mark wiederum von der Farbe des Splintes. 

Nach Ackermann (Il. e.) kommen für die Gewinnung der Gutta 
verschiedene Jahreszeiten in Frage. Die Frucht ist am Schlusse der 
Regenzeit im Juni reif, die Blätter fallen gegen Jahresende ab, und die 
frischen Blüten und neue Blätter erscheinen im Februar. Vor dieser 
Zeit im Dezember und Januar muß die Gutta geerntet werden, und zwar 
muß dieselbe, so lange kein praktisch durchführbares Verfahren existiert, 
sie aus den Blättern, ohne gleichzeitige Beschädigung der Früchte zu 
gewinnen, aus der unter der Rinde befindlichen Schicht gewonnen 


1) „Revue de Chimie industrielle“, Novemberheft 1904 (siehe auch Gummi- 
Zeitung 19, S. 335 und „Le caoutchouc et la Gutta-Percha“, 1905, S. 133/134). 


— 219 — 


werden. Man schneidet zu diesem Zwecke eine Anzahl Rindenstückchen 
mit dem Messer heraus, worauf die Milch sofort ausfließt. 

Wohl bei der roten, nicht aber bei der gelben Qualität lassen sich 
nach A. Verunreinigungen des Latex mit Rindenstückehen leicht ver- 
meiden. Die Milch ist nach 24 stündigem Stehen an der Luft meist 
geronnen, worauf man die ausgeschiedenen Guttateilchen in heißem 
Wasser zusammenknetet. Verfasser ist der Ansicht, daß für die Gutta- 
gewinnung die gelbe Qualität vollkommen vernachlässigt werden könne. 
In beschriebener Weise erhaltene Gutta enthielt nach A.: 


Gatten, 21.8) 10 daR 
Alban 3 77: 7.,.0.00 Secar ERBE EHRAM 
Hlusyık ‚2 . „2. u00 20 sa 


Diese Analyse wurde in gleicher Weise ausgeführt wie von Heckel 
und Schlagdenhauffen (s. o.). 

Wie aus der vorliegenden Zusammenstellung von Literaturangaben 
erhellt, weichen die Untersuchungsergebnisse der verschiedenen Forscher 
und infolgedessen auch ihre Ansichten über die Brauchbarkeit der 
Karite-Gutta ganz außerordentlich voneinander ab. 

Sollten die Angaben von Ackermann über das Vorhandensein 
zweier Varietäten des Karitebaumes sich bestätigen, so wäre vielleicht 
mit einem Schlage Licht in diese dunkle Frage gebracht. Jedenfalls 
werden aber auch noch andere Umstände mitsprechen, welche einen 
Einfluß auf die Qualität der Karite-Gutta haben: Bodenverhältnisse, 
Jahreszeit und Art der Entnahme des Latex, das Gerinnungs- 
verfahren u. a. m. Es sind dies alles Fragen, welche vom Chemiker 
allein nicht gelöst werden können, sondern für die ein Handinhand- 
arbeiten mit dem Botaniker, am besten an Ort und Stelle, unbedingt 
notwendig ist. Hierzu kommt, daß das nach Europa gesandte Unter- 
suchungsmaterial meist in mehr oder weniger verändertem Zustande in 
die Hände des Chemikers gelangt. Dies war leider auch bei dem mir 
zur Verfügung stehenden Untersuchungsmaterial der Fall. 

Seitens der Botanischen Centralstelle für die Kolonien wurden 
unserem Institute durch Herrn Geheimen Regierungsrat Professor 
Dr. Engler folgende Objekte übersandt: 

1. 1 Tafel älteres geronnenes Sekret von Butyrospermum 
Parkii. 

2. 1 Flasche, bezeichnet: Frisches Sekret von Butyro- 
spermum Parkii, mit etwas Ammoniak versetzt. 
11. Febr. 1905. 

3. 1 Flasche, bezeichnet wie Nr. 2. 

4. 1Flasche, bezeichnet: Frisches Sekret von Butyrospermum 
Parkii, mit etwas Ammoniak und Wasser versetzt. 


— 20 — 


5. 1 Flasche, bezeichnet: Frisches Sekret von Butyro- 
spermum Parkii mit etwas Ammoniak versetzt. Ge- 
ronnen. 11. Febr. 1905. 

6. 1 Flasche, bezeichnet: Frisches, an der Luft einge- 
troeknetes Sekret von Butyrospermum Parkii. Unter 
Wasser verpackt. 11. Febr. 1905. 


Die Proben waren von Herrn Dr. Kersting der Botanischen 
Centralstelle aus Läma im Transkarä-Gebiet übersandt worden. Aus 
den Begleitschreiben des Herrn Dr. Kersting sei folgendes mitgeteilt: 


„Ich erhielt kürzlich Ihre „Winke zur Verwertung des Bu- 
tyrospermum Parkii!)“, und erlaube mir Ihnen beifolgend 
4 Flaschen des flüssigen Sekretes mit etwas Ammoniak versetzt, 
1 kleine Flasche frischen an der Luft geronnenen Sekretes 
unter Wasser, und ein Paket älteren geronnenen Sekretes zu über- 
senden, wie es z.B. die Lösse hier gewinnen, um Vogelleim daraus 
zu machen, von welchem eine kleine Original Vogelleim-Kalebasse 
gleichfalls beiliegt. 

Man sieht hier im Transkarä-Gebiet, welches so dicht be- 
völkert ist, daß es ein fast ununterbrochenes Kulturland von 
mehreren 1000 qkm darstellt, und wo deshalb Steppenbrände 
nicht vorkommen, T'sschibutterbäume in zahlreichen prächtigen 
Exemplaren. 

Die Rinde ist von sehr zerklüfteter Beschaffenheit und mit 
faustgroßen Buckeln und Auswüchsen besetzt. Die Eingeborenen 
schlagen in der Trockenzeit mit ihren kleinen Beilen etwa Fünf- 
markstück große Fenster durch die Rinde bis fast aufs Holz. 
Das hier austretende und gerinnende Sekret wird nach einigen 
Tagen gesammelt, und im nächsten Jahr andere Stellen an- 
geschlagen. Die alten vernarben, Auswüchse bildend. Die Ge- 
winnung des Sekrets ist also durchaus rationell. 

Das Sekret wird in heißem Wasser erweicht, und in diesem 
Zustande mit Palmkernöl verrieben. Es behält dann eine weiche, 
zähklebrige Beschaffenheit und dient zur Anfertigung von Leim- 
ruten für den Vogelfang. 

Ohne Öl wird das Sekret verwendet, um auf den Korb- 
helmen, wie sie hier in Tanz und Krieg getragen werden, Schmuck 
zu befestigen: Mit der in heißem Wasser erweichten, später hart 
werdenden Masse werden rote Bohnen, Perlen, Eisenstücke usw. 


!) Siehe A. Engler, „Winke zur Verwertung des in Togo häufigen Butyro- 
gier, m 13 g y 
spermum Parkii (G. Don) Kotschy.“ Notizblatt des Königl. botanischen Gartens 
und Museums, Bd. IV, S. 166. 


— 21 — 


aufgeklebt. Endlich beklebt die Jugend ihre Pfeilspitzen mit 
dieser Masse zum Scheibenschießen und zum Erlegen kleiner 
Vocelys Och: ; x 

Die unter 1 verzeichnete Tafel eines älteren geronnenen Sekretes 
war in den äußeren Schichten annähernd schokoladenbraun, im Innern 
stellenweise rötlich, schwach mit Pflanzenteilen durchsetzt. Bei Zimmer- 
temperatur ist das Produkt hart wie Guttapercha, dabei jedoch spröde, 
so daß es sich mit dem Hammer zerschlagen läßt. Es läßt sich 
schneiden, splittert hierbei jedoch etwas. In der Handwärme wird es 
klebrig, kleine Stückchen lassen sich sogar kneten. 

Auf Wasser schwimmt die Substanz, im Wasser von 35°C. wird 
sie schon plastisch, über 40°C. stark klebrig, bei 50°C. schmierig, 
fadenziehend. 

Zur Herstellung eines gleichmäßigen Musters wurde die Hälfte der 
Tafel in warmem Wasser erweicht und gut durchgeknetet, hierauf in 
kaltem Wasser erhärten gelassen. Sie war jetzt spezifisch schwerer als 
Wasser, von sehmutziger rosa Farbe, durch die beigemengten Pflanzen- 
teile schwarz gesprenkelt. Erst nach mehrtägigem Liegen im Wasser 
nahm die Substanz ihre frühere Härte wieder an und wurde auch all 
mählich wieder spezifisch leichter als Wasser, 

Die so behandelte Masse nahm bei längerem Liegen an der Luft äußer- 
lich wieder schokoladenbraune Färbung an, während sie im Innern etwas 
dunkle Fleischfarbe zeigte. Allmählich vertiefte sich auch diese Färbung. 

Das zerkleinerte, über Schwefelsäure getrocknete Durchschnitts- 
muster hinterließ beim Verbrennen 6,98%), Asche. 

Das Verhalten gegen einige Lösungsmittel wurde derart geprüft, 
daß je 5g des über H,SO, getrockneten Durchschnittsmusters mit je 
95 g Lösungsmittel übergossen und unter häufigem Umschütteln 2 Tage 
lang stehen gelassen wurden. Dann wurde absetzen gelassen. 

Äther: Die Flüssigkeit über den Bodensatz ist etwas trübe. Ein 
Teil der Lösung wurde mit der Pipette herausgenommen, gewogen, auf 
die Hälfte eingeengt und mit viel Alkohol versetzt. Es fiel ein fein- 
flockiger Niederschlag aus, dessen Menge nach dem Trocknen 10,2%, 
der ursprünglichen Substanz betrug. 

Durch Eindampfen des Filtrates von diesem Niederschlage wurden 
47°/, Harz erhalten. 

Petroläther: Es wurde wie oben verfahren. 

Durch Alkohol fällbare Substanz . 11,5% 


Haszaım Riltrat.. 0... 5 je no... 149,40 
Benzol: Behandlung wie oben. 

Durch Alkohol fällbare Substanz. . 15,7% 

HarzunsBiltrat. che ine@ien jan Nenesr AB 


16 


_ 2 — 


Chloroform: 

Durch Alkohol fällbare Substanz . 25,6%, 
Harz im Filtrat . 2.0.0... 0 aan 

Tetrachlorkohlenstoff: 

Durch Alkohol fällbare Substanz . 16,61% 
Harz im Filtrat 47,2%. 

Durch kalten absoluten Alkohol irden bei gleicher Behand- 
lung 40°), gelöst. 

Chloroform erwies sich mithin als das beste Lösungsmittel; gelöst 
wurden durch Chloroform, wie aus obigen Angaben ersichtlich, 25,6%, 
einer Substanz, welche sich gegen Lösungsmittel wie die Gutta- und 
Kautschukkohlenwasserstoffe verhält, und 50,44°/, Harz. Das Ungelöste 
bestand hauptsächlich aus groben Verunreinigungen (Pflanzenresten, 
mineralischen Bestandteilen usw.). 

25 g des zerkleinerten Durchschnittsmusters wurden mehrmals mit 
absolutem Alkohol ausgekocht. Das alkoholische Filtrat war stark 
gelb gefärbt. Beim Eindampfen der Auszüge hinterblieb ein bräunlich- 
gelbes Harz, welches nach dem völligen Befreien vom Alkohol bei 
Zimmertemperatur spröde, bei Handwärme klebrig war. Durch zwei- 
maliges Umlösen aus Alkohol, wobei sehr viel in der Mutterlauge ver- 
blieb, bildete das Harz ein weißes leichtes Pulver vom Schmelzpunkt 
126°, nach dem dritten Umlösen schmolz es unscharf und nicht ganz 
klar gegen 130°, 

Der Filterrückstand der mit heißem Alkohol erschöpften 
Karite-Gutta war schokoladenbraun, er wurde durch Pressen zwischen 
Filtrierpapier möglichst vom Alkohol befreit, und alsdann mit warmem 
Wasser behandelt. 

Die harzfreie Substanz ist in heißem Wasser weich, knetbar, 
etwas klebrig, nach dem Erkalten zusammenhangslos, bröcklich aus- 
einanderfallend. 

Nach dem Trocknen über Schwefelsäure wurde die harzfreie Sub- 
stanz mit Chloroform erschöpft, filtriert, und das Filtrat mit Alkohol 
gefällt. Es entstand ein reichlicher, flockiger, weißer Niederschlag, 
welcher gesammelt und in warmem Wasser zusammengeknetet wurde. 
Nach dem Erkalten war er hart wie Gutta, aber bröcklig. Er war in 

Wasser von 50°C. hart, nicht knetbar, 
n „ 60°C. knetbar, 
n »„ 70°C. schmierig, 
> »„ 80°C. von Terpentinkonsistenz. 

Eine größere Probe des zerkleinerten Durchschnittsmusters der ur- 
sprünglichen Substanz wurde nun mit kaltem absolutem Alkohol mehr- 
fach ausgezogen, hierauf mit heißem Alkohol erschöpft. 


_— 23 — 


Die Filtrate von der Behandlung mit kaltem Alkohol hinterließen 
beim Eindampfen ein braungelbes, festes Harz, welches auch nach dem 
völligen Erkalten Eindrücke des Fingernagels aufnimmt. Löst man 
dieses Harz in etwa dem sechsfachen Gewicht heißem Alkohol, so scheidet 
sich beim Erkalten ein großer Teil schmierig aus. Bei Verwendung 
von mehr Alkohol bleibt es fast völlig gelöst. 

In wässerigen Alkalien ist es nicht löslich. 

Die alkoholische Lösung wurde mit überschüssiger alkoholischer 
Kalilauge gekocht und dann filtriert. Auf Zusatz von Wasser trübte 
sich das Filtrat zunächst milchig, dann setzte sich an den Wandungen 
des Gefäßes eine schmierige Harzmasse ab, welche nach dem Abgießen 
der Lauge und dem Übergießen mit kaltem Wasser zu einem in der 
Kälte spröden, in der Handwärme plastischen Harz erstarrte. 

Die alkalische, vom ausgeschiedenen Harz abgegossene Flüssigkeit 
wurde durch Ausschütteln mit Petroläther von den letzten Harzanteilen 
befreit, dann auf dem Wasserbade eingeengt und nach dem Erkalten 
mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert, wobei sie sich milchig trübte. 
Die saure Flüssigkeit wurde nun mit Äther ausgeschüttelt. Der Äther 
hinterließ beim Verdunsten einen gelblichen, kristallinischen Rückstand, 
dessen Menge etwa 8—10°/, des verarbeiteten Harzes betrug. In viel 
heißem Wasser löste sich dieser Rückstand bis auf einige Harzanteile. 

Er wurde mit Wasser in 4 Fraktionen ausgekocht. Jede Lösung 
schied nach dem Filtrieren beim Erkalten feine weiße Nadeln aus, 
welche in allen 4 Fällen bei 133° schmolzen, 

Der Schmelzpunkt der vereinigten Fraktionen wurde durch noch- 
maliges Umkristallisieren nicht verändert. 

Beim vorsichtigen Erwärmen mit Kaliumpermanganatlösung ent- 
wickelte der Körper Benzaldehydgeruch. 

Ein Gemisch mit reiner Zimtsäure vom Schmelzpunkt 133° schmolz 
gleichfalls bei 133°. 

Die Elementaranalyse ergab folgende Werte: 

0,2166g Substanz lieferten 0,5777 g Kohlensäure und 0,1022 g Wasser. 


Berechnet für C,H,0, Gefunden 
C 72,93 9, 72,74 9, 
H 5,45%, 5,29 %. 


Es handelt sich mithin um Zimtsäure. 

Die nach dem Ausziehen mit kaltem Alkohol durch Behandeln mit 
heißem Alkohol erhaltenen Auszüge wurden filtriert und auf etwa 
500 cem eingeengt. 

Beim Erkalten schied sich ein großer Teil des Harzes flockig aus. 
Der ausgeschiedene Anteil schmolz nach dem Trocknen (bei 100°) 
unscharf gegen 126°, blieb jedoch bei dieser Temperatur durch kleine 

16* 


—_ 24 — 


Mengen eines ungeschmolzenen Anteils noch getrübt. Erst bei über 170° 
trat völlige Klärung ein; auch nach dem zweiten und dritten Umlösen 
war dieses Verhalten beim Schmelzen annähernd dasselbe. Durch Ver- 
seifen mit alkoholischer Kalilauge und Ausschütteln der mit Wasser 
verdünnten Flüssigkeit mit Äther wurde ein gelblichweißes, sprödes 
Harz erhalten. Nach dem Ansäuern mit verdünnter Schwefelsäure gab 
die von Harz befreite Verseifungsflüssigkeit an Äther einen Körper ab, 
der nach dem Umkristallisieren aus Wasser sowohl für sich als im Ge- 
misch mit Zimtsäure bei 133° schmolz und sich auch durch sein Ver- 
halten gegen Kaliumpermanganat (Benzaldehydgeruch) als Zimtsäure 
erwies. Die sowohl mit kaltem als auch mit heißem Alkohol voll- 
ständig erschöpfte Karite-Gutta wurde nach dem Verdunsten des Alko- 
hols in Chloroform gelöst, wobei ein sehr reichlicher Rückstand von 
Pflanzenteilen und anderen Beimengungen verblieb. Das Filtrat wurde 
mit Alkohol gefällt. Die ausgeschiedene guttaähnliche Substanz war 
nach dem Trocknen im Vakuum rein weiß. 

Die Elementaranalyse ergab, daß es sich um einen mit wenig 
Sauerstoff verunreinigten Kohlenwasserstoff handelt. 


I. 0,1724 g Substanz lieferten 0,5495 g Kohlensäure und 0,1681 g 


Wasser. 

Berechnet für C,, Hıs Gefunden 

C 88,149, 86,93 % 

H 11,86% 10,93 %, 

0. — 2,14%, 

II. 0,1934 g Substanz lieferten 0,6175 g Kohlensäure und 0,1895 g 

Wasser. 

Berechnet für C,o Hıs Gefunden 

C 88,14%, 87,07% 

H 11,86% 10,98 %/, 

Ö _ 1,95% 


Nach nochmaliger Umfällung wurden folgende Zahlen erhalten: 
0,1803 g Substanz lieferten 0,5771 g Kohlensäure und 0,1804 g 


Wasser. 
Berechnet für C,, Hıs Gefunden 
C 88,14% 87,29% 
H 11,86%, 11,21%, 
0 — 1,50 %, 


Der Inhalt der unter Nr. 2—5 inel. angeführten Flaschen (s. oben) 
mit Milch von Butyrospermum Parkii war bereits geronnen. 

Nr. 2 bezeichnet: „Frisches Sekret von Butyrospermum Parkii, 
mit etwas Ammoniak versetzt“. 


— 2 — 


Der Inhalt bestand aus einem geronnenen Elimpen und einer 
gelbgrünlichen Flüssigkeit. 

Der geronnene Klumpen bildete eine quargähnliche krümlige Masse 
von rötlich weißer bis hellrötlicher Farbe. 

Der Inhalt von Nr. 3, 4 und 5 war ähnlich beschaffen, die Farbe 
der geronnenen Sekrete variierte zwischen gelblichweiß und rötlich. 

Nr. 6 bezeichnet: „Frisches, an der Luft eingetrocknetes Sekret 
von Butyrospermum Parkii. Unter Wasser verpackt“ enthielt einen 
kompakten Karite-Gutta-Klumpen. Derselbe war innen und außen 
grauweiß, mit pflanzlichen Verunreinigungen untermischt. Eindrücke 
des Fingernagels nahm er leicht auf, war jedoch trotzdem so spröde, 
daß er beim Schneiden mit dem Messer splitterte. Im Wasser sank er 
unter. In warmem Wasser wurde er plastisch und klebrig. 

Über die Menge der in dem Milchsaft enthaltenen guttaartigen 
Substanz lassen sich aus dem vorliegenden Material keine bindenden 
Schlüsse ziehen, da die Milch mit Ammoniak versetzt und geronnen 
war. Bei Nr. 2 berechnete ich durch Wägen der Flüssigkeit und des 
geronnenen Klumpens, sowie durch eine Wasserbestimmung in letzteren 
den Gehalt an wasserfreier Karite-Gutta zu ca. 8°,, bei Nr.3 zu 
ca. 15%. 

Die geronnenen Anteile von 2, 3, 4, 5 wurden von der Flüssigkeit 
getrennt, in heißem Wasser erweicht und zu kompakten Klumpen zu- 
sammengeknetet. Auch Nr. 6 wurde nach dem Erweichen gut durch- 
geknetet. Die Proben wurden alsdann mehrere Tage in kaltes Wasser 


gelegt. 
Nr. 2 war nun grauweiß, sank im Wasser unter 
3 5». hellrötlich, sank im Wasser unter, 
»„ & » » hellrötlich, sank im Wasser unter, 
5 „» 9» hellrötlichgelb, schwamm auf Wasser, 
6 


»  » grau, sank im Wasser unter. 


Die Farbe der Proben dunkelte mit der Zeit nach. 

Um zu ermitteln, wie die einzelnen Proben von Karite-Gutta sich 
beim Erwärmen und beim Abkühlen im Vergleich zu echter Guttapercha 
verhalten, wurden Stücke von je 20g zugleich mit ebenso schweren 
Stücken einer harzarmen und einer harzreichen (68°, Harz) echten 
Guttapercha in Wasser von 35° gelegt und allmählich bis auf 75° er- 
wärmt (siehe Tabelle I). Bemerkt sei hierzu, daß keine der Karite- 
Guttaproben in keinem Stadium auch nur die harzreiche echte Gutta- 
percha in bezug auf Festigkeit und Zähigkeit annähernd erreichte. 

Die erweichten Proben wurden alsdann zu walzenförmigen Stücken 
ausgerollt und an der Luft liegen gelassen. Tabelle II zeigt das Ver- 
halten der Proben unter diesen Umständen. Auch aus dieser Tabelle 


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228 


geht der beträchtliche Unterschied zwischen den echten Guttas und den 
Karite-Guttas hervor. 

Zur Bestimmung des Gehaltes an Harz, guttaähnlichen 
Stoffen und Mineralbestandteilen wurden die feingeraspelten 
Durchsehnittsmuster über Schwefelsäure vollständig getrocknet. Das 
Harz wurde alsdann durch Extraktion mit Aceton, die guttaähnlichen 
Bestandteile durch Lösen in Chloroform, Abfiltrieren von Unlöslichem 
und Fällen mit Alkchol bestimmt. 


Tabelle II. 


1 2 3 4 5 6 
Älteres Frisches, | Frisches, Bol Frisches, ; 
SINE ; mit Wasser | Frisches, 
geronnenes | mit Ammo- |mit Ammo-| yersetztes | mit Ammo- 
Sekret von | .\ ; 2 j an der Luft 
Bat niak kon- | niak kon- | und mit | niak kon- EN 
To- 3 \ 2 l 3 
m serviertes | serviertes | Ammoniak | serviertes 3 
spermum konservier- netes Sekret. 
Parkii Sekret Sekret des Se Sekret 
Mineral. 7,01% 0,80 % 5,2% 0,6%, 6,5% 7,8% 
bestandteile Died a Anka DAR ae Be) 
Harz 505% | 785% |"65,0% | 76,0% 2) mas re: 
Guttaähnliche () 0 () 0 {) 0 
ea 2010| E13. 19,0%, | 212) ie 17,7% 


Tabelle III enthält die so erhaltenen Zahlen. Hinzugefügt sind die 
weiter oben schon angegebenen Analysenzahlen des älteren Sekretes. 

Zur Untersuchung der durch Alkohol aus der Chloroformlösung 
fällbaren Bestandteile wurden ca. 20 g von jeder Probe je zweimal 
mit Alkohol ausgekocht, worauf der Extraktionsrückstand in Chloroform 
gelöst, die Lösung filtriert und mit Alkohol gefällt wurde. Schon 
hierbei zeigten sich charakteristische Unterschiede in dem Verhalten 
der einzelnen Muster. 

Während Nr. 3 und 6!) sich ebenso, wie das alte Sekret (siehe 
oben) zu einer wenig viskosen, verhältnismäßig leicht durch Papier 
fltrierbaren und dann wasserklaren Flüssigkeit lösten, waren die 
Lösungen von 2, 4 und 5 so viskos wie Kautschuklösungen, auch in 
starker Verdünnung nicht durch Papier filtrierbar. Die durch Watte 
filtrierte Lösung war stark gefärbt, sie wurde mit Alkohol gefällt, das 
Ausgeschiedene nochmals in Chloroform gelöst, durch Watte filtriert 
und gefällt. 


‘) Die Zahlen korrespondieren mit denjenigen in den Tabellen und in der 
weiter oben gegebenen Aufzählung der Proben. 


229 


Die Fällungen aus 3 und 6 waren flockig und rein weiß, genau 
wie diejenigen aus dem älteren Sekret (siehe oben); die Lösungen von 
2, 4 und 5 verhielten sich dagegen wie Kautschuklösungen, auf Alko- 
holzusatz schied sich der fällbare Körper klumpig und stark gefärbt aus, 

Das Verhalten dieser durch Fällung mit Alkohol erhaltenen Körper 
bei verschiedenen Temperaturen wurde in ähnlicher Weise geprüft, wie 
das der urprünglichen Muster; mit herangezogen wurden die fällbaren 
Substanzen aus dem alten Sekret, sowie diejenigen aus harzarmer und 
harzreicher echter Guttapercha (siehe Tabelle IV). 


Tabelle IV. 
Mit Alkohol | 
fällbare Substanz 40° 50° 60° R0%8 80° 
aus | 
Harzarmer echter | hart und £ kautschuk- | 
Guttapercha fest biegsam ähnlich knetbar knetbar 
Harzreicher echter 
i 1. : 15 1 
Elenerchs desgl desg desgl desg desg 
"Esel hart, nicht a AS 
Ned hart bröcklig Enter knetbar schmierig 
AR N. 2 kautschuk- | kautschuk- |, kautschuk- | kautschuk- mäßig 
2 ähnlich ähnlich ähnlich ähnlich plastisch 
Nr. 3 hart bröcklig| bröcklig knetbar schmierig —_ 
Ni kautschuk- | kautschuk- | kautschuk- | kautschuk- | kautschuk- 
n ähnlich ähnlich ähnlich ähnlich ähnlich 
Nr. 5 desg]. desgl. desgl. desgl. desgl. 
Sa hartpnicht mäßig a: u 
Nr. 6 hart bröcklig Kueibar knethar schmierig 


Aus der Tabelle geht hervor, daß die mit Alkohol fällbaren Sub- 


stanzen aus den verschiedenen Karite-Guttaproben in ihrem Verhalten 
sämtlich wenig Analogie mit echter Gutta zeigen. Teils gehen sie, 
wie Nr. 1, 3 und 6 schnell aus dem bröckligen Zustand in den 
schmierigen über, teils verhalten sie sich, wie Nr. 2, 4 und 5 ebenso 
oder fast ebenso wie Kautschuk. Sehr auffällig ist dieses verschiedene 
Verhalten der Karite-Guttas unter sich. Falls daselbe nicht durch eine 
verschiedene Abstammung der Proben bedingt ist, kann man es wohl 
nur auf verschiedene Polymerisationszustände zurückführen. 

Die mit diesen aus der Chloroformlösung durch Alkohol gefällten 
und über Schwefelsäure im Vakuum getroekneten Körpern durch die 
Elementaranalyse erhaltenen Werte sind gemeinsam mit den bereits 


— 230 — 


oben wiedergegebenen Zahlen für das ältere Sekret in Tabelle V zu- 
sammengestellt. 


Tabelle V. 

Durch Alkohol 6% Hm 0°, (aus der 
fällbare Substanz aus n > Differenz) 
Nr. 1 (2 mal gefällt) 87,29 11,21 1,50 
Nr. 2 (2 mal gefällt) 83,32 11,09 5,59 
Nr. 3 (1 mal gefällt) 84,13 11,28 4,59 
Nr. 4 (2 mal gefällt) 81,51 11,02 7,47 
Nr. 5 (2 mal gefällt) 80,30 11,01 58,69 
Nr. 6 (1 mal gefällt) 86,58 11,06 3,36 


Es dürfte sich in allen Fällen um mehr oder weniger mit: Sauer- 
stoff verunreinigte Kohlenwasserstoffe handeln. Die kautschukähnlichen 
Körper (Nr. 2, 4 und 5) sind trotz zweimaliger Fällung bedeutend 
sauerstoffreicher als die übrigen. Sie enthielten auch im Gegensatz zu 
letzteren nicht unbeträchtliche Mengen Asche (Nr. 2—2,69%,, Nr. 4— 
0,96%), und Nr. 5—1,67°), ihr Gehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff und 
Sauerstoff ist daher auf die aschefreie Substanz umgerechnet. 

Zimtsäure konnte, wie in dem Harz aus dem älteren Sekret, 
auch in den Harzen sämtlicher übrigen vorliegenden Karite-Guttaproben 
in gleicher Weise, wie oben angegeben, nachgewiesen werden. 

Eine größere Menge des aus Nr. 6 mit Aceton isolierten Harzes 
wurde zunächst aus Aceton, dann aus absolutem Alkohol umgelöst, es 
schmolz unscharf bei 126°, das geschmolzene Harz ist bei dieser 
Temperatur noch genau wie dasjenige aus dem älteren Sekret (s. oben) 
durch geringe Mengen ungelöster, darin schwimmender Anteile getrübt. 
Nach nochmaligem Umlösen aus Alkohol schmolz es fast ebenso. 
Durch Verseifen mit alkoholischer Kalilauge, Verdünnen mit Wasser 
und Ausschütteln mit Äther wurde ein gelbes, sprödes, kolophonium- 
artiges Harz isoliert. Der aus der konzentrierten Acetonlösung durch 
Abkühlen ausgeschiedene Anteil war rein weiß und schmolz unscharf 
gegen 140°. Aus verdünntem Alkohol schied sich dieser Körper in 
Flocken ab, der Schmelzpunkt war dann nahezu derselbe. Eine ein- 
gehende Untersuchung des Harzes, welche wegen der bei dem Umlösen 
der einzelnen Anteile bedingten beträchtlichen Verluste große Substanz- 
mengen erfordert, muß verschoben werden, bis reichliches Material 
vorliegt. 

Nach den vorstehend mitgeteilten Resultaten dürften die dieser 
Untersuchung zugrunde liegenden Karite-Guttaproben als Guttapercha- 


—_ 231 — 


ersatz so gut wie wertlos sein. Dieses ungünstige Ergebnis darf jedoch 
nieht davon abschrecken, die wichtige Karite-Guttafrage sowohl .botanisch 
als chemisch weiter zu verfolgen. 

Schon die grundverschiedenen Angaben der oben zitierten Autoren 
über den Wert der Karite-Gutta und über ihren Gehalt an Gutta und 
Harz lassen nur den einen Schluß zu, daß es zwei Sorten Karite- 
Gutta, eine wertvolle und.eine wertlose, gibt. Es erscheint ganz aus- 
geschlossen, daß die so außerordentlich abweichenden Resultate auf 
fehlerhafte Untersuchungen zurückzuführen sind. Bestätigt wird diese 
Ansicht noch durch die oben zitierten Angaben Ackermanns. Es 
wird mithin zunächst Sache des Botanikers sein, die Angaben Acker- 
manns nachzuprüfen. 


III. Über Musa textilis N6e in Kamerun. 


Von 
Dr. Strunk. 


Die Samen der Musa textilis, welche die botanische Zentralstelle 
im März 1905 geschickt hat, haben sehr schlecht gekeimt. Es wurden 
nur zwei Pflänzchen daraus erzielt. 

Musa textilis ist seit dem Jahre 1900 im Versuchsgarten in Kultur. 
Damals sind zwei Pflänzchen durch die botanische Zentralstelle über- 
sandt worden, welche aus Buitenzorger Samen gezüchtet worden waren. 
Durch Verpflanzen der jungen Sprosse ist die Art mit gutem Erfolge 
vermehrt worden. Im ganzen sind heute ca, 120 Stauden der Faser- 
banane vorhanden, die auf Böden verschiedener Art und unter ver- 
schiedenen Bedingungen kultiviert werden. Ca. 20 junge Pflänzchen 
sind in diesem Jahre von der botanischen Zentralstelle herausgeschickt 
worden. 

Es sind bereits einmal Samen von der hier kultivierten Faserbanane 
gesammelt und ausgesäet worden. Der Erfolg war jedoch sehr gering. 
Die jungen Pflänzchen hatten unter Erdflöhen sehr zu leiden und gingen 
infolgedessen meistens ein. Die Anzucht aus Samen dürfte hier im 
Freien mit großen Schwierigkeiten verbunden sein. 

In diesem Jahre werden ungefähr 15 Stauden Samen tragen. Die 
Aussaat soll alsdann unter besonderen Vorsichtsmaßregeln — Schutz 
gegen die Erdflöhe — wieder versucht werden. Wenn auch für die 


—_— 232 — 


praktische Kultur später nur die Vermehrung durch Ableger in Frage 
kommt, so ist doch einstweilen die Anzucht aus Samen möglichst intensiv 
zu betreiben, damit alsbald genügendes Pflanzmaterial zur Verfügung 
gestellt werden kann. 

Bringen die Aussaaten auch für die Folge wieder unbefriedigende 
Resultate, so bleibt die Vermehrung der bis jetzt vorhandenen 120 
Stauden durch Verpflanzen ihrer jungen Sprosse auch noch aussichtsreich 
genug, um in wenigen Jahren die Kultur in größerem Umfange ermög- 
lichen zu können. Nach den bisherigen Erfahrungen werden diese 
120 Stauden, ohne Berücksichtigung der Samen, 


im nächsten Jahre auf 360, 
in zwei Jahren auf 1080, 
in drei Jahren auf 3240 Exemplare 


vermehrt werden können. 

Erst im Jahre 1907 ist eine hinreichend große Ernte zu erwarten 
(ca. 100 kg), um Material für die technische Beurteilung liefern zu 
können, 

Es ist bisher festgestellt worden, daß verpflanzte junge Triebe von 
etwa 50 cm Höhe im Versuchsgarten zwei Jahre gebrauchen, bis sie 
zur Blüte kommen; also bis zu derjenigen Zeit, in welcher dieselben 
erntefähig sind. Drei solcher ausgewachsener Stauden wogen ohne 
Blätter 27 kg, und es konnten daraus 700 g Hanf gewonnnen werden. 
Dieser Ertrag ist zwar nicht sehr hoch, aber es versprachen diejenigen 
Versuche, welche auf feuchtem Gelände angelegt worden sind, bessere 
Resultate, 

Musa textilis ist nach den bisherigen Erfahrungen wegen ihres ver- 
hältnismäßig niedrigen Wuchses und ihrer schlanken Form nicht geeignet, 
die Musa paradisiaca in ihrer Eigenschaft als Schattenspender für Kakao 
zu ersetzen. Es bleibt aber abzuwarten, ob die von den Philippinen 
stammende Saat nicht Pflanzen liefert, welche, im Gegensatz zu den- 
jenigen aus Buitenzorger Saat, hier ebenso hoch wie in den „Hanf- 
provinzen“ jenes Landes werden. Dadurch wäre dann die Brauchbar- 
keit als Schattenspender gesichert und ebenso ständen erheblich höhere 
Erträge an Hanf in Aussicht. 


—_— 23 — 


IV. Über eine Dolichos-Art des tropischen Afrika 


(D, pseudopachyrrhizus Harms). 


Von 


H. Harms. 


Bereits vor einigen Jahren kam eine von der Friedrich - Hoffmann- 
Plantage (Deutsch -Ostafrika, in der Nähe des Pangani) an den Botan. 
Garten zu Berlin eingesandte größere Knolle einer Phaseolee zum 
Blühen, und seitdem hat dieselbe Knolle wiederholt blühende Triebe 
entwickelt. Herr Prof. Dr. Dammer machte mich jüngst darauf auf- 
merksam, daß die Pflanze wieder blühte, und ich wollte nunmehr nicht 
die Gelegenheit vorübergehen lassen, eine Abbildung zu geben sowie 
einige Erläuterungen über die systematische Stellung und Verbreitung 
dieser eigenartigen Phaseolee beizufügen. 

Zunächst möchte ich auf die wichtigsten Merkmale unserer Pflanze 
hinweisen, die ich zu Dolichos pseudopachyrrhizus Harms rechne. Im vor- 
liegenden Falle entspringen seitlich an dem über dem Erdboden heraus- 
ragenden Teile der ansehnlichen Knolle zwei Triebe; in früheren Jahren 
habe ich wiederholt mehrere Triebe beobachtet. Die jüngeren Teile 
dieser aufrechten oder etwas schlingenden Triebe (4) sind mit an- 
gedrückter seidenartiger Behaarnng versehen, die besonders an den 
jugendlichen Blättern deutlich zu bemerken ist; später sind Stengel und 
Blätter nur mit zerstreuten angedrückten Haaren bedeckt. Die von 
lanzettlichen Nebenblättern begleiteten gedreiten Blätter sind ziemlich 
lang gestielt und entsprechen ganz dem allgemeinen Blatt-Typus der 
Phaseolinae. Bisweilen, jedoch selten läßt sich eine Neigung zu einer 
Ausrandung oder Lappenbildung an den Blättern bemerken; diese sind 
mit linealischen Stipellen versehen. Die axillären, traubenähnlichen 
Blütenstände (B) sind recht lang (10—20 cm lang, vielleicht werden 
sie gelegentlich noch länger). Im unteren Teile ist die Spindel nackt, 
blütenlos; im oberen Teile stehen die kurz gestielten Blüten (C) einzeln, 
zu zweien oder in wenigblütigen Gruppen beieinander. Der mit an- 
gedrückten Haaren bekleidete Kelch (C, D) ist 5-zähnig, die beiden 
oberen Zähne sind ziemlich hoch, bis zur Mitte oder höher hinauf mit- 
einander zu einem einzigen 2-teiligen Abschnitt vereinigt, der unterste 
Zahn überragt die übrigen um ein kurzes Stückchen. Die genagelte, 
kreis-rundliche, im oberen Teile violett-blaue, oben schwach ausgerandete 
Fahne (E von vorne, F von der Seite) besitzt am Grunde der Spreite 


ua 


A 


Dolichos pseudopachyrrhisus Harms. 


_ 25 — 


zwei öhrchenähnliche Fortsätze, die in der Figur rechts neben F noch 
einmal in stärkerer Vergrößerung dargestellt sind. Die dem .Schiffehen 
in der Mitte seitlich anhaftenden, ziemlich lang genagelten, schief läng- 
lichen, im oberen Teile violettblauen Flügel (G von außen, H von 
innen) zeichnen sich durch den sehr langen schmalen Fortsatz aus, in 
den die Spreite auf der einen Seite nach unten ausläuft. Die Blättchen 
des stumpfen, weißgrünlichen oder nur violett angehauchten Schiffehens 
(J) sind im oberen Teile auf der einen Seite miteinander verwachsen, 
die Spitzen sind jedoch wieder frei. Das Vexillarstaubblatt hängt im 
mittleren Teile mit den übrigen, die verwachsen sind, zusammen, löst 
sich jedoch leicht ab. Die freien Teile der verwachsenen Staubfäden 
sind abwechselnd länger und kürzer; die Antheren sind länglich. Der 
schmale, behaarte Fruchtknoten (X) ist am Grunde von einem im 
frischen Zustande hellgelblichen, niedrigen, manschettenartigen, am Rande 
gekerbten Diskus umsäumt. Der kahle, im oberen Teile allmählich 
verschmälerte Griffel zeigt am Grunde eine buckelartige, schiefe Wölbung. 
Die Narbe ist endständig, klein, köpfchenartig. 

In Englers Bot. Jalırb. XXVI (1899) 320 beschrieb ich eine Dolichos- 
Art, der ich den Namen D. pseudopachyrrhizus gab. Es handelte sich 
um eine im tropischen Afrika weit verbreitete Pflanze, die sowohl im 
Westen (Togo), im Innern (Ghasalquellengebiet) wie im Osten (Abyssinien, 
Eritrea, Deutsch Ostafrika, Nyassaland) gefunden worden ist. Im Herbar 
finden sich von den genannten Standorten blühende oder fruchtende 
Stengelteile, die in der Mehrzahl der Fälle große gedreite Blätter mit 
gelappten (3-lappigen) Blättehen zeigen. Da die Mehrzahl der Exem- 
plare diese Lappenbildung der Blättehen oder wenigstens eine starke 
Neigung dazu aufwies, habe ich damals solehe Formen als typische 
angesehen. Bei der hier abgebildeten Pflauze ist von einer Lappen- 
bildung meist nichts zu sehen; nur hin und wieder bemerken wir neben 
der Endspitze des Blättehens insbesondere am Endblättehen noch 1 oder 
2 etwas hervorragende Spitzchen, die als Anfang der Lappenbildung 
gelten können. Einige der von mir 1. c. aufgeführten Exemplare (aus 
Abyssinien und Togo) zeigen ganzrandige oder fast ganzrandige Blätt- 
chen; solche Formen habe ich var. subintegrifolia genannt. Es ist 
natürlich zweifelhaft, ob nach dieser Richtung wirklich konstante Formen 
innerhalb der Art unterschieden werden können oder ob die Exemplare 
selbst eine bedeutende Veränderlichkeit in der Blattform je nach Alter 
oder Standort aufweisen. Auch in der Stärke der Behaarung bemerkt 
man recht erhebliche Unterschiede zwischen den Exemplaren. Manche 
zeigen auf den Blättern eine mehr oder minder starke filzige oder seidige 
Behaarung, die lange erhalten bleibt oder auch bisweilen später fast 
verschwindet, Die jungen Blätter sind stets mehr oder minder dicht 


— 236 — 


seidenhaarig. Die abgebildete Pflanze gehört zu jenen, die verhältnis- 
mäßig schwach behaart sind. Während die Blütenstände bei allen 
Exemplaren dieselbe Form erkennen lassen, ist der Kelch nicht überall 
ganz der gleiche, indem die Kelchzähne bisweilen tiefer, bisweilen 
weniger tief hinabreichen; die Kelche der bei uns kultivierten Pflanze 
sind nicht so tief eingeschnitten, wie sie es bei einigen anderen sind. 
Man sieht demnach, daß eine völlige Übereinstimmung nach jeder 
Richtung zwischen den zu D. pseudopachyrrhizus gerechneten Pflanzen 
nicht besteht, es ist ein weiter Begriff, diese Art, und erst die Unter- 
suchung von noch reicherem Material wird lehren, ob sie sich in diesem 
Umfange aufrecht erhalten läßt. 

Die Hülsen der Art (nach Exemplaren aus Abyssinien) sind flach, 
10—13 em lang, 12—14 mm breit, lineal oder lineal-lanzettlich, nach 
dem Grunde zu verschmälert, nach oben spitz auslaufend; sie springen 
in 2 lederig-holzigen, außen seidenartig behaarten Klappen auf, sind 
innen zwischen den Samen, deren sie etwa 5—8 bergen, mit dünnen 
Scheidewänden versehen. 

Sind die Blättchen gelappt, so erinnern die Blätter sehr an die von 
Pachyrrhizus angulatus Rich., einer im trop. Amerika und Asien weit 
verbreiteten und wegen der großen, knolligen, eßbaren Wurzel vielfach 
kultivierten Phaseolee, deren Heimat nicht sicher bekannt ist. Baker 
führt diese Phaseolee (in Oliver, Fl. Trop. Afr. II. 208) auch für das 
tropische Afrika”(Guinea,” Nile Land," Abyssinia) an; es scheint mir nicht 
ganz ausgeschlossen, daß unter den von Baker zitierten Pflanzen auch 
solehe vorhanden sind, die zu unserer Dolichos-Art gehören, indessen 
ließe sich das nur durch Prüfung der von Baker angegebenen Pflanzen 
entscheiden. Sicher ist dagegen, daß die von Schweinfurth (Bull. 
Herb. Boiss. IV. App. II. [1896] 263) unter dem Namen Puchyrrhizus 
angulatus Rich. aufgeführten Pflanzen von” Eritrea nicht zu jener Art, 
sondern zu Dolichos pseudopachyrrhizus gehören. Trotz der großen äußeren 
Ähnlichkeit mit Pachyrrhizus, die durch die Blattform bedingt wird, ist 
die Dolichos-Art in den meisten übrigen Merkmalen von jener Gattung 
weit verschieden; ganz besonders sind die Blüten- und Fruchtmerkmale 
ganz andere. Während P. eine sehr eigentümlich gestaltete, fast 
kugelige Narbe aufweist, die an der eingerollten verbreiterten Innen- 
seite des Griffelendes sitzt, ist das gleiche Organ bei D. ps. eine ein- 
fache, köpfehenartige Verbreiterung des Griffelendes; bei D. ps. ist der 
bis zur Narbe verschmälerte Griffel kahl, bei P. ist er längs der Innen- 
seite behaart. Die Hülsen von P. besitzen außen deutliche Querfurchen 
und außerdem etwas verdickte Ränder; beide Merkmale fehlen bei der 
Dolichos-Art, deren IName der Ähnlichkeit und [Verwechselung mit 
Pachyrrhizus entnommen wurde. 


— 237 — 


Nach Schweinfurth I. ce. hat die Eritrea-Pflanze einen knolligen, 
über 20 em im Durchmesser haltenden Wurzelstock, der von einer 
rissigen derben Rinde umgeben ist. Das Berliner Museum besitzt eine 
vortreffliche Skizze von der Hand Schweinfurths; bei dieser Knolle 
entspringen deren über die Erde tretenden Kopfteile etwa 10 Stengel. 
Chevalier bemerkt bei einer von ihm in „Chari central“ gesammelten 
Pflanze (n. 8923): „Plante munie d’un tubereule gigantesque qui peut 
atteindre poids de 10—15 kg.“ Die Angaben der Sammler über die 
Stengel wechseln, manche sprechen von aufrechten Stauden, andere von 
schlingenden Stengeln. Goetze, der die Pflanze in Usaramo bei 
Manero-Mango (n. 19; X. 1898) gesammelt hat, gibt an: „Zuerst auf- 
recht wachsende, später schlingende Staude, meterhoch; Blüten violett.“ 
Volkens sagt von seiner Pflanze, die ich als var. Kilimandschari 1. e. 
322 bezeichnet habe: „l m hohe, schön blau blühende Staude; 3—4 
Schäfte aus einem Rhizom senkrecht aufsteigend.“ Wie ich bereits 
früher hervorgehoben habe, konnte ich einen maßgebenden Unterschied 
zwischen den als sehlingend bezeichneten Exemplaren und solchen, die 
aufrecht sein sollen, nicht feststellen. 

Nahe verwandt mit D. pseudopachyrrhizus ist D. brachypus Harms 
in Englers Bot. Jahrb. XXVI. (1899) 323; diese Art wurde von 
Schlechter in Mossambik aufgefunden und weicht von jener haupt- 
sächlich dureh die kurz gestielten Blätter ab. Die von Baker in Oliv. 
Fl. Trop. Afr. II. (1871) 208 beschriebene Art Pachyrrhizus orbieularis 
Welw. ist mir nicht bekaunt; nach der von Welwitsch herrührenden 
Beschreibung, die in Catal. Afr. Pl. Welwitsch I. (1896) 261 (Cacara 
orbieularis Hiern) abgedruckt ist, erscheint es mir nicht ganz unwahr- 
scheinlich, daß die Pflanze von Welwitsch mit D. pseudopachyrrhizus 
nabe verwandt ist. 

Knollenbildungen sind bei Dolichos-Arten wie überhaupt im ganzen 
Verwandtschaftskreise der Phaseolinae mehrfach beobachtet worden. 
Wiederholt werden solche Bildungen für afrikanische Arten von Dolichos 
angegeben; ich nenne (nach Fl. Trop. Afr. II. u. Catal. Afr. Pl. Wel- 
witsch): D. densiflorus Welw. („root tuberous“), D. dongaluta Welw. 
(„root thiekly, tuberous, with eracked bark fleshy fibres and exuding 
purple resin“), D. aff. stipulosus („root tuberous“). Über den Aufbau 
dieser Gebilde ist kaum etwas genaueres bekannt. Es sei daher die 
Aufmerksamkeit der in den Kolonien tätigen Botaniker auf diese Knollen 
hingelenkt. Gewiß wäre es von Interesse, wenn man an der Hand 
einiger gut erhaltenen Exemplare die Morphologie der Knolle von 
D. pseudopachyrrhizus genauer untersuchen Könnte. 

In einigen Fällen scheinen die Knollen einen harzartigen Stoff zu 
enthalten. So wird von D. dongaluta Welw. (siehe Hiern, Catal. Afr. 

17 


—_— 238 0 — 


Pl. Welwitsch I. 265) mitgeteilt, daß die Knollen ein purpurnes „resin“ 
geben; das fleischig-faserige Rhizom dieser Pflanze wird in geringen 
Mengen in Angola kultiviert und gilt als wirksames Heilmittel in Fällen 
von Bräune („gangrenous quinsies*). Auch die Pachyrrhizus-Knollen 
sollen ein giftiges Harz („poisonous resin*“) liefern (nach Kew. Bull. 
1895, p. 48). Auf ähnliche Erscheinungen müßte auch noch bei anderen 
Knollen der Phaseolinae geachtet werden. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 


zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 38. (Bd. IV.) Ausgegeben am 12. November 1906. 


I. 


Über Maesopsis Eminii Engl., einen wichtigen Waldbaum des 


nordwestlichen Deutsch-Ostafrika, und die Notwendigkeit einer 
gründlichen forstbotanischen Erforschung der Wälder dieses 
Gebietes. Von A. Engler. 


. Bibliographische Notiz über Andrews’ Repository. Von H. Harms. 
III. 
EV, 


Neue Aloineen und andere Sukkulenten. Von A. Berger-La Mortola. 
Notiz über Gloeosporium Elastieae Cooke et Massee. Von 
Dr. S. H. Koorders. 


. Pallenis eroatica Graebner. 
. In den Kgl. Botan. Garten zu Dahlem aus ihrer Heimat ein- 


geführte Pflanzen, welche noch nicht im Handel sind. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1906. 


Preis 0,80 Mk. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 38. (Bd. IV.) Ausgegeben am 12. November 1906. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit 
Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig, Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Über Maesopsis Eminii Engl, 


einen wichtigen Waldbaum des nordwestlichen Deutsch-Ostafrika, 
und die Notwendigkeit einer gründlichen forstbotanischen Erforschung 
der Wälder dieses Gebietes. 


Von 
A. Engler. 
(Mit 1 Figur im Text.) 


Vor kurzem ist ein für unsere Kenntnis der zentralafrikanischen 
Flora sehr wichtiger Bericht des Uganda-Protectorate erschienen, ver- 
faßt von M. T. Dawe, welcher als Forstbeamter eine mehrmonatliche 
Reise durch die Waldgebiete von Britisch Buddu im Westen des Victoria 
Nyanza, sowie in den westlichen und Nil-Provinzen des Uganda- 
Proteetorates unternommen hatte. Schon die botanische Ausbeute 
Dr. Stuhlmanns von der Emin Pascha-Expedition hatte gezeigt, daß 
das Waldgebiet im Westen des Victoria Nyanza, in der Gegend der 
Sesse-Inseln und von Bukoba reich ist an Arten, welche früher nur aus 
dem tropischen Westafrika bekannt waren, ferner reich ist an solchen, 
welche mit westafrikanischen Typen verwandt sind. Diese Arten wurden 
nun auch von Dawe wieder gefunden; aber außerdem auch noch 
mehrere andere, welche der Emin Pascha-Expedition entgangen waren. 
So finden wir in dem Bericht aufgeführt: Monodora myristica Don, 

18 


— 240 — 


Symphonia globulifera var. africana Vesque, Hugonia platysepala Welw., 
Odyendea longipes Sprague, Irvingia spec., Dactylopetalum ugandense Stapf, 
Chrysophyllum albidum Don, Kickxia elastica Preuss und K. latifolia Stapf, 
Gabunia odoratissima Stapf, Thonningia sanguinea Vahl, Celtis Soyauxii 
Engl., Calamus spec. ef. Heudelotii Bece., Elaeis guineensis Jaeg., Rhekto- 
phyllum mirabile N. E. Brown. Bei einzelnen Arten wird vielleicht eine 
genauere Untersuchung nicht vollkommene Identität mit den west- 
afrikanischen Arten ergeben; so ist auch Treculia afrieana Decne. als 
fraglich bezeichnet und die Bestimmung von Antiaris toxicaria Rumph. 
möchte ich als richtig bezweifeln. Zweifelhaft erscheint mir ferner die 
Angabe über das Vorkommen von Maesopsis berchemoides Engl., welche 
mir nur aus dem tropischen Westafrika von Gabun und Johann Albrecht- 
Höhe in Kamerun bekannt ist. Die Art, auf welche die Gattung 
Maesopsis von mir gegründet wurde und welche von Dr. Stuhlmann 
zuerst bei Bukoba aufgefunden wurde, ist M. Emini Engl., deren cha- 
rakteristische Teile hier abgebildet sind. Dr. Stuhlmann hat seiner- 
zeit nichts Ausführlicheres über den Baum bemerkt und später ist mir 
niemals ein anderes Exemplar aus jener Gegend zu Gesicht gekommen, 
da leider noch keine forstwissenschaftliche Expedition nach Buddu und 
überhaupt nicht nach dem äquatorialen zentralafrikanischen Seengebiet 
ins Werk gesetzt worden ist. Es scheint mir aber wichtig, die Auf- 
merksamkeit der Deutsch-Ostafrikaner auf diesen Baum hinzulenken 
und die Angaben von Herrn Dawe über denselben hier mitzuteilen. 
Danach besteht der Wald von Buddu zu etwa 80°, aus Piptadenia 
africana und Maesopsis, welche allgemein „Musisi“ genannt wird, bis 
30 m Höhe und einen Stammumfang von 2—3 m erreicht; ihre 
Stämme werden allgemein zum Hausbau und zur Anfertigung von Kanoes 
benutzt. Man sollte also das Vorkommen dieses Baumes von Bukoba 
aus weiter verfolgen. 

Es sind aber in dem Bericht noch einige andere Angaben für 
uns sehr beachtenswert. Herr Dawe hat sein Augenmerk vorzugs- 
weise auf das Vorkommen von Kautschukpflanzen gerichtet und dabei 
konstatiert, daß im Buddu-Wald selbst verwertbare Kautschukpffanzen 
nicht vorkommen,‘ während in dem benachbarten Bunjako die wert- 
volle Kautschukliane Clitandra orientalis K. Schum. wächst, welche 
auch zuerst von Dr. Stuhlmann um Bukoba aufgefunden wurde, 
während ferner in dem südlich von Buddu gelegenen Dumu-Wald, der 
von der Nordgrenze Deutsch-Ostafrikas nur wenige Meilen entfernt ist, 
eine neue Kautschukliane, Landolphia Dawei Stapf, die wertvollste von 
ganz Uganda, sehr häufig ist. Dieselbe Art wurde auch, allerdings 
nur spärlich, in dem 300 m höher gelegenen Wald von Ankole am Ost- 
ufer des Albert Edward-Sees gefunden. Im Gebiet des Semliki, süd- 


Maesopsis Eminii Engl. 


A Zweig mit einem Blütenstand und einem jungen Sproß, B Knospe, (’ Blüte 
geöffnet, D Blumenblatt, E dasselbe von der Seite, F Staubblatt, @ dasselbe von 
der Seite, H dasselbe von hinten, .J Pistill, Ä Längsschnitt durch einen Teil der 


Blüte mit dem Stempel. 
18* 


westlich vom Albert Nyanza kommt die Ölpalme Hlaeis guineensis 
stellenweise häufig vor; der häufigste Baum aber ist daselbst Oynometra 
Alexandri C. H. Wright, („Muhinda“), ein sehr stattlicher und wertvoller 
Baum, der zur Blütezeit wie von Schnee bedeckt erscheint. Dawe 
bemerkt, daß er bei seinen ausgedehnten Forschungen konstatiert habe, 
daß da, wo dieser Baum vorherrschend auftritt, der Boden ziemlich 
trocken ist und Kautschuklianen fehlen. Die wertvollsten Wälder sind 
der Bugoma-Wald und der Budonga-Wald in Unyoro, östlich vom 
Albert Nyanza. Im Bugoma-Wald wachsen die wichtigen Kautschuk- 
lianen Landolphia Dawei und Clitandra orientalis, außerdem aber auch 
Kickxia elastica Preuß. Letztere ist aber ganz besonders häufig in dem 
350 engl. Quadratmeilen großen Budonga-Wald, überall da, wo nicht 
Cynometra herrscht. Dieser Wald ist auch reich an wertvollen Maha- 
gonihölzern aus der Familie der Meliaceae: Pseudocedrela utilis Sprague 
et Dawe und Khaya anthothera C. DC., welche letztere auch im Semliki- 
Wald vorkommt. 

Diese Angaben dürften genügen, darauf hinzuweisen, wie wertvoll 
die Wälder in der Nachbarschaft des Vietoria Nyanza, des Albert 
Edward- und Albert-See sind, sie dürften aber auch nahelegen, daß 
endlich einmal die Wälder im Nordwesten Deutsch-Ostafrikas, in Deutsch- 
Buddu und Mpororo von einem Forstmann und einem Botaniker gründ- 
lich bereist werden müssten. Auch das ganze Gelände um den Kiwu- 
See und den nördlichen Teil des Tanganyika-See ist botanisch noch 
fast gänzlich terra incognita. Ganz abgesehen davon, daß wissenschaft- 
lich die botanische Erforschung dieses Gebietes von großer Wichtigkeit 
sein würde, ist sie auch aus Nützlichkeitsgründen notwendig. Es würde 
namentlich darauf ankommen, nach Kautschuklianen und Kickxia elastica, 
sowie nach wertvollen Nutzhölzern zu suchen und festzustellen, welche 
Gebiete in Zukuft auch für den Anbau von Kickxia elastica in Betracht 
kommen könnten. 


— 243 — 


I. Bibliographische Notiz über Andrews’ Repository. 


Von - 
H. Harms. 


Die Angaben über die Publikationsdaten des bekannten zehn- 
bändigen Abbildungswerkes „Andrews’ Botanists Repository“ enthalten 
manche Widersprüche; darauf machte mich gelegentlich Herr Prof. 
von Dalla Torre aufmerksam. Bei der Bearbeitung der „Genera 
Siphonogamarum“ entnahmen wir diese Citate größtenteils dem Kew 
Index, und daher sind die Fehler, die dort vorkommen, auch in unser 
Werk übergegangen. Eine Einsichtnahme in das Werk selbst ließ er- 
kennen, daß die Daten, wenigstens bezüglich des Jahres größtenteils 
vollkommen sicher feststehen, da die Mehrzahl der Tafeln datiert ist, 
wie bereits O. Kuntze (Rev. gen. I. [1891] p. CXXIII) betont. 

Das Titelblatt lautet: The Botanist’s Repository, for new, and rare 
plants. Containing coloured figures of such plants, as have not hitlierto 
appeared in any similar publication; with all their essential characters, 
botanically arranged, after the sexual system of the celebrated Linnaeus; 
in english and latin. To each description is added, a short history of 
the plant, as to its time of floweriug, eulture, native place of growth, 
when introduced, and by whom. The whole exeeuted by Henry Andrews, 
author of the coloured engravings of heaths, in folio. London: printed 
by T. Bensley, and published by the author, No. 5, Kniglıtsbridge. 
To be had of J. White, Fleetstreet, and all the booksellers. 1797. — 
Außerdem hat noch jeder einzelne Band ein in Zierschrift gedrucktes 
und unten mit einer stilisierten Abbildung von Linnaea geschmücktes 
Sondertitelblatt: „Vol. 1. of the Botanist’s Repository Comprising Colour’d 
Engravings of New and Rare Plants only With Botanical Deseriptions 
in Latin and English after the Linnaean System by H. Andrews 
Botanical Painter Engraver etc.“ 

Pritzel (Thes. ed. 1. p. 6. n. 220) gibt an „London, s. a. 
1797—1804 (ex Catal. Brit. Mus. — 1811)“. In der zweiten Ausgabe 


des Thes. (p. 6. n. 174) schreibt er „London (1799—1811)‘. — Im 
Catal. Library of Kew heißt es: „1797 [—1811]“. Danach gibt es noch 
eine „ed. 2. 1816“. — Herr Prof. Dammer wies mich darauf hin, daß 


man nähere Angaben über die Erscheinungsjahre der einzelnen Bände 
bei Bolton, Catal. Seient. Period. 2. ed. (1897) p. 1043 findet: „I. 1797. 
— II. 1799. — III. 1800/1801. — IV. 1801/1802. — V. 1803/1804. — 
VI. 1805. — VII. 1806/1807. — VIII. 1809. — IX. 1811. — X. 1814.“ 
Diese Daten sind ungenau, wie aus dem Vergleich mit der unten mit- 
geteilten Liste hervorgeht. 


—_— 24 — 


Um sicher zu gehen, wandte ich mich, nachdem ich nach dem 
Exemplar des Bot. Museums zu Berlin die Jahreszahlen ausgezogen 
hatte, an Herrn B. Daydon Jackson in London mit der Anfrage, ob 
ihm noch genaueres über das Werk bekannt sei. Er hatte die Freund- 
lichkeit, Nachforschungen anzustellen, und schreibt mir „I have compared 
as many sets of Andrews’s Bot. Repos. as I could consult, but without 
finding anything to alter in your list“. Auch an dieser Stelle gestatte 
ich mir, ihm für seine Bemühungen meinen besten Dank auszusprechen. 
Leider sind die Daten nicht immer klar erkennbar, da die Buchstaben 
und Zahlen bisweilen recht undeutlich geworden oder auch ganz ver- 
schwunden sind. Tafel 1 trägt rechts unten den Vermerk „Drawn 
Engrav’d & Publish’d as the Act direets. Nov. 1. 1797 by H. Andrews. 
N. 5. Knightsbridge“. Im ersten Bande findet man auf fast jeder Tafel _ 
einen entsprechenden Vermerk, und dasselbe gilt bis zum sechsten 
Bande; vom siebenten Bande an werden die Angaben unregelmäßiger 
und spärlicher. 

Im ersten Bande sind regelmäßig je 3 Tafeln am ersten jeden Monats 
veröffentlicht worden, und zwar beginnt der Band am 1. Nov, 1797 
(Tafel 1—3) und endet am 1. Okt. 1799 (Tafel 70—72). Dieser Modus 
läßt sich noch im zweiten Bande nachweisen, doch treten hier schon 
Unregelmäßigkeiten auf, indem bisweilen mehr als 3 Tafeln auf den 
ersten des Monats fallen. Vom dritten Bande an scheinen meist mehr 
als 3 Tafeln im Monat veröffentlicht worden zu sein. Ich habe davon 
Abstand nehmen müssen, die Daten bis auf Tag und Monat genau zu 
verzeichnen, da der Druck dieser Daten auf den Tafeln, wie bereits 
bemerkt, leider oft verschwunden oder nahezu unkenntlich geworden 
ist, und mich daher darauf beschränken müssen, das Jahr anzugeben; 
für die ersten Bände konnte ich wenigstens noch die Grenzmonate an- 
geben, für die späteren war auch dies nicht mehr möglich. 


Vol. I. t. 1—6: Nov.—Dez. 1797. 


t. 7—42: Jan.—Dez. 1798. 

t. 43—72: Jan.—Okt. 1799. 
Vol. DH. t. 73—78: Nov.—Dez. 1799. 

t. 7%9—128: Jan.— Dez. 1800. 

t. 129—144: Jan.—März 1801. 
Vol. III. t. 145—198: April—Dez. 1801. 

t. 199—216: Jan.—März 1802. 
Vol. IV. t. 217—270: April—Dez. 1802, 

t. 271—288: Jan.—März 1803. 
Vol. V. t. 2839—342: April—Dez. 1803. 

t. 343—360: Jan. —März 1804. 


— 245 — 


Vol. VI. t. 361—415: April—Dez. 1804. 
t. 416—432: Jan.— März 1805, 
Vol. VII. t. 433—441: 1806. 
t. 442—492: 1807. 
Vol. VII. t. 493—516: 1807. 
t..917—552: 1808 
Vol. IX. t. 553—556: 1808. 
t. 557 —596: . 1809. 
t. 597-608: 1810. 
Vol. X. t. 609—631: 1810. 
t. 632—646: 1811. 
t. 647-656: 1811 (oder 1812?). 


t. 657— 664: 1812. 

Da das Werk zahlreiche neue Arten und mehrere neue Gattungen 
enthält, so ist eine richtige Datierung der Tafeln von einiger Bedeutung. 

Merkwürdigerweise wird eine der neuen Gattungen des Werkes 
fast stets, soviel ich sehe, mit einer viel zu frühen Jahreszahl versehen, 
und zwar ist dies Bauera Banks ex Andrews t. 198, Die Tafel be- 
findet sich in Band III und trägt den Vermerk: „Pub. as the Act direets 
Dec. 1. 1801“. In der Beschreibung heißt es: „This handsome shrub, 
a native of Port Jackson, New Holland, was first raised at the seat of 
tıe Hon. the Marchioness of Rockingham, Hillington, Middlesex, in the 
year 1793; and, from a plant, in the conservatory, still in flower, this 
present month November, our drawing was made, at the Nursery, 
Hammersmith“. Dieser Satz hat wohl dazu verführt, das Jahr 1793 
als Publikationsjahr anzunehmen, das auch im Index kewens. angegeben 
wird; oder ist etwa der Name schon vor 1801 in irgend einem Katalog 
aufgetaucht? Die englischen Botaniker werden diese Frage entscheiden 
können. Weiter heißt es in der Beschreibung „Sir J. Banks..... 
has named this genus, in honour of two most eminent Botanical painters, 
of the name of Bauer, natives of Germany, and brothers“. 

Von anderen Gattungen, die im Werke von Andrews zum ersten- 
male beschrieben worden sind, führe ich noch an: 
Hibbertia Andr. t. 126: 1800; t. 472: 1807. 
Peliosanthes Andr. t. 605: 1810 (nicht 1808, wie im Index kew. an- 

gegeben; die Tafel selbst trägt keinen Vermerk, doch ist 
t. 597 deutlich von 1810 datiert); t. 634: 1811. 

Anneslea Roxb. ex Andr. t. 618: 1810 (so auch im Index kewensis). 
Oxylobium Andr. t. 492: 1807 (nicht 1809, wie im Index kewensis). 


— 246 — 


III. Neue Aloineen und andere Sukkulenten. 


Von 
A. Berger-La Mortola. 


Bevor die Monographie der Aloineen für das Pflanzenreich in Druck 
kommen wird, möchte ich an dieser Stelle die Diagnosen einiger neuen 
Arten veröffentlichen. 

Aloe Dawei Berger n. sp. — Frutescens, „caules simplices“, 
1,80 m alti et 4—5 cm diam. Folia 40—45 cm longa ensiformia, 
leviter faleata e basi 6—7 cm lata sensim acuminata, carnosa, glauco- 
viridia, saepe rubescentia, sinuato-dentata, dentibus deltoidea-uncinatis 
apice corneis, 4 mm longis et 12—15 mm distantibus. Inflorescentiae 
ramosae peduneulus validus ramis arcuato-erectis basi bracteis parvis 
suffultis; racemi sublaxi 7—12 em longi, floribus pendulis rubris, 
inferioribus remotioribus; bracteae parvae, deitoideae, cuspidatae, 
scariosae, 1—3-nerviae, 2—4 mm longae; pedicelli erecti 11—15 mm 
longi; perianthium basi distinete stipitato-angustatun 30 —35 mm longum, 
eylindraceum, leviter deeurvatum, supra ovarium vix constrietum et 
faucem versus leviter ampliatum, segmenta exteriora alte connata tubo 
3—4-plo breviora, obtusiuscula, 3—5-nervia, interiora apice fusca 
3-nervia; filamenta breviter exserta; stylus demum magis exsertus. 
Capsula stipitata, 20—23 mm longa, trigono-cylindracea; semina grisea 
late alata. 

Uganda, weit verbreitet im Umkreis von eirca 100 englischen 
Meilen um Entebbe bei 1250—1650 m. ü. M. Blüht in der regenlosen 
Zeit von Januar bis März und Juni bis September, einzelne jedoch auch 
zu anderer Zeit und ist fast selten ganz ohne Blüten anzutreffen. 
(Dawe, Brown.) 

Die Verwandtschaft dieser neuen Aloe ist bei den tropischen Arten 
der Reihe „Grandes“ zu suchen. 

Mr. M. T. Dawe, der Direktor des Botan. Gartens zu Entebbe, 
hat mir außer Herbarstücken auch lebende Pflanzen und eine Menge 
Samen zugestellt, aus denen ich die Art reichlich vermehrt habe. Die 
jungen Pflanzen haben weißgefleckte Blätter, die ausgewachsenen 
Individuen sind ungefleckt. 

Außer dieser verdanke ich Mr. Dawe Samen einer niedrigen Aloe 
vom Albert-See, woselbst sie in Felsritzen vorkommt. Welche Art 
hier vorliegt, wird sich erst an den voll entwickelten Individuen sagen 
lassen können. 

Aloe eandelabrum Berger n. sp. — Arborescens, truncus 
validus, 10 cm diam. et 1,20 m altus. Folia 30—40 dense rosulata, 


— 247 — 


70—75 em longa, ensiformia, 10 cm basi lata, supra concava et canali- 
culata, subtus convexa, glauco-viridia, margine linea rubra cartilaginea 
eineta, aculeisque parvis remotisque corneis, brunneis, pungentibus 
armata. Pedunculus validus, ramosus, racemi elongati, acuminati, 
laxiuseuli, terminalis eire. 60 em longus et 8—9 cm diam., gemmis 
patulis, floribus expansis pendulis rubris; bracteae ovato-deltoideae, 
acutae, scariosae, albidae, plurinerviae, eire. 9 mm longae; pedicelli 
brevissimi; perianthium clavato-eylindraceum, apice recurvulum, 23>—30 mm 
longum, segmenta exteriora oblongo-lanceolata, obtusa, 5-nervia, basi 
connata (vix usque medium), interiora latiora, obtusiora, nervis 3 congestis 
carinata; filamenta inaequalia, per 12 mm eirc. exserta, arcuato-incurva. 

Natal, kultivierte Exemplare aus dem Botan. Garten zu Durban 
(Wood n. 4345! — Blühend im Juli 1890). 

Nota. Species insignis, A africanae affinis, differt foliis latioribus, 
supra concavis, floribus rubris, segmentis liberioribus. 

Ich habe die obige Besehreibungnach Medley-Woods Notizenergänzt. 

Aloe excelsa Berger n. sp. — Alte arborescens, trunco simpliei 
5m alto, pro rata gracili. Folia numerosa, angusta et longa, juniora 
erecta, seniora patula, apice recurvata, ensiformia, e basi sensim 
acuminata, profunde canaliculata, marginibus erecto-incurvis, regulariter 
aculeatis. Inflorescentiae amplae pedunculus ramique graciles, rami 
inferiores 3-partiti, ereeto-patentes; racemi breves, cylindriei, floribus 
rubris, dense congestis, pendulis; bracteae florigerae membranaceae, 
reflexae, fere orbieulares, brevissime acuminatae, 4—6 mm longae ac 
latae, 1—3-nerviae; pedicelli brevissimi; perianthium rubrum, 23 mm 
lopgum, celavato-ceylindraceum, segmenta exteriora basi breviter connata, 
lineari-lanceolata, acutiuscula, 3-nervia, inferum subnavieculare, interiora 
aequilonga, apice fusca; filamenta exserta. 

Zentrales Südafrika: Rhodesia, im Gebüsch mit großen baumartigen, 
sukkulenten Euphorbien bei Buluwayo (Marloth n. 3888!). 

Nota. Ad A. nitentem arcte accedit. 

Haworthia Chalwini Marloth u. Berger n. sp. — Caules foliati 
eirc. 3—3, em diam. Folia dense imbricata apice coaretatim incurvula 
ovato-deltoidea, eire. 20 mm longa et 15 mm lata, 5—6 mm crassa, 
supra plana laevia, obscure viridia, subtüs convexa basi laevia tertiis 
duobus superioribus lineis eire. 13 verticalibus striata, quarum media 
carinatim prominula, tubereulisque parvis margaritaceis etiam transverse 
regulariter dispositis carinalibusque paullum majoribus ornata. 

Kapkolonie, im Distrikt Graaff Reinet (Marloth n. 4015, lebende 
Pflanzen). 

H. Chalwini ist der H. Reinwardtii am nächten verwandt, unter- 
scheidet sich aber auf den ersten Blick durch die kürzeren, mehr ei- 


—_— 248 — 


förmigen und oberseits ganz glatten Blätter. Bisher haben meine von 
Herrn Dr. Marloth mir freundlichst zugestellten Pflanzen noch nicht 
geblüht, aber nach einem getrockneten, leider nicht erblühten Blüten- 
stand, den ich von Herrn Dr. Marloth erhielt, scheinen die Blüten 
kleiner zu sein als bei H. Reinwardtü. Die Pflanze wird seit Jahren 
in Kapstadt von Mr. Chalwin kultiviert, dessen Namen sie nun trägt. 


Im Anschluß an diese Diagnosen gebe ich noch die Beschreibungen 
der folgenden Sukkulenten, welche neuerdings nach dem Garten zu 
La Mortola eingeführt wurden. 

Ein halbverschollenes und ungenügend bekanntes Mesembrianthemum 
verdanke ich neben mehreren anderen der gleichen Gattung der Freund- 
lichkeit des Herrn Dr. Marloth. Ich erhielt das Pflänzchen im Oktober 
vorigen Jahres. Es hat sich seither schön weiter entwickelt und wird 
sich hoffentlich mit der Zeit vermehren lassen. Geblüht hat es noch 
nicht, aber ich habe eine Blüte von Herrn Dr. Marloth in Alkohol 
erhalten, sodaß ich darnach die Beschreibung vervollständigen kann. 
Je länger ich das Pflänzchen beobachte, um so mehr bin ich überzeugt, 
daß es das M. canım Haw. ist. Haworth sagt davon (Miscell. nat. 25), 
daß es nie geblüht habe und daß es in allen Gärten eingegangen sei, 
ohne daß je eine Zeichnung davon gemacht worden wäre. Er bringt 
die Art bei seiner Reihe Integrifolia unter, die er charakterisiert: 
„Foliis integris, semiteretibus seu teretibus vel triquetris nee lingui- 
formibus“. Die kurze Diagnose lautet „M. foliis subcanescentibus 
triquetris compressis basi attenuatis versus apicem gibboso-carinatis“. 
Diese wenigen Worte genügen, um unsere Pflanze zu kennzeichnen. 
De Candolle (Prodr. III. 419) und Sonder (in Fl. cap. II. 396) 
bringen diese Art bei ihrer Reihe Aloödeae, wo sie jedenfalls sehr 
richtig eingereiht ist, konnten aber nur die Haworthsche Beschreibung 
kopieren. Nach dem mir vorliegenden Marlothschen Exemplare läßt 
sich das nun vervollständigen: 

Mesembrianthemum canum Haw. (Obs. gen. Mes. 158, 
Misc. nat. 25, Syn. 219, Revis. 87) $ Aloideae DC. I. c. — Subacaule 
i. e. caule repente dichotome diviso et hine caespitosum. Folia 2—4, 
eruciatim opposita, basi connata, crassa, patentia et leviter recurvula, 
sub lente minutissime papilloso-hirta, viridia sed papillis canescentia, 
tactu fere velutina, subovata basin versus attenuata, breviter acuminata 
vel obtusa, supra plana, subtus valde convexa, apicem versus inerassata 
et subcarinata, angulis obtusiuseulis, 25—32 mm longa, basi 10 mm 
medio 13—15 mm lata et 8—9 mm crassa. Flos solitarius, pedicellus 
elavatus brevis; calyx 5-fidus, lobi late deltoidei obtusiuseuli, exteriores 


— 249 — 


10 mm longi ac lati, carnosi, copiose brunneo-punctati et papilloso-hirti; 
petala lutea (Marloth), numerosa 2—3-serialia, linearia, obtusa, calyeis 
lobis vix aequantes; filamenta numerosa petalis breviora; ovarium 
planum 13-loculare stylis 13 brevibus subulatis. 

Kapland (Marloth n. 3771 — lebende Pflanze und eine Blüte in 
Alkohol). Standortsangaben fehlen vorläufig. 

Caralluma Nebrownii Berger n. sp. — Caespitosa, rami 
robusti ereceti vel adscendentes, 4-goni, glabri, angulis compressis 
grandidentatis et intra dentes profunde sinuatis, virides vel saepius 
glaucescentes maculisque sordide purpureis copiose marmorati. Flores 
eirc. 13 subumbellati ex pedunculo crasso brevi e basi ramorum, 
pedicelli 6—7 cm longi, glabri; calycis lobi lanceolati acuti et cuspi- 
dati, corollae (basi late campanulatae?) magnae profunde quinquefidae 
lobi ovato-lanceolati acuti, extus trinervii intus transverse rugosi, ad 
margines pilis elavatis purpureis — siccatione facillime deeiduis— fimbriati; 
coronae exterioris cupularis lobi subcordato-deltoidei apice trilobati, 
lobuli laterales oblique truncati, medius apice erosus et carinulis 4—5 
longitudinalibus instructus, coronae interioris lobi simplices elongati 
anguste lineares, apice attenuati et recurvi. Follieuli erecti, longe 
acuminati purpureo-striati. 

Deutsch-Südwestafrika, bei Barmen (Dinter n. 1502. — Blühend 
im März 1900), und lebende Pflanzen zu verschiedenen Zeiten von 
Dinter eingeführt. 

Die Stämme sind bei unseren kultivierten Exemplaren 15—18 cm 
lang und von Zahn zu Zahn bis 4 cm breit. Die Zähne stehen ge- 
wöhnlich etwa 15—20 mm, mitunter aber auch bis 30 mm untereinander 
entfernt. Sie gehen in eine scharfe, fast etwas stechende, knorpelige 
Spitze aus, an der rechts und links zwei weitere, nebenblattartige 
Zähnchen stehen. Es ist mir nicht geglückt, die Pflanzen zum Blühen 
zu bringen. Die Beschreibung der Blüten habe ich nach einem Herbar- 
exemplar gegeben. Die Form der Blüte und Corona, sowie deren 
Färbung sind daran nicht besonders deutlich zu erkennen. Die trockenen 
Blumen haben einen äußersten Quermesser von 51,—6', em. Die 
Kelchzipfel sind 7 mm lang, die Blumenkronzipfel sind etwa 27 mm 
lang und 12—14 mm breit. Die wenigen noch vorhandenen Wimper- 
haare der Ränder sind 3 mm lang. 

Die Verwandtschaft der C. Nebrownä ist bei C. lutea N. E. Br., 
C. valida N. E. Br. und bei C. lateritia N. E. Br. zu suchen. Am 
nächsten kommt sie der letzten Art aus dem benachbarten Betschuanen- 
land. Sie unterscheidet sich aber durch die viel längeren Blütenstiele, 
die kürzeren und eilanzettlichen Blumenkronzipfel und durch die Corona. 
Von C. valida N. E. Br. unterscheidet sie sich sofort durch die viel 


ano 


größeren Blumen. Mr. N. E. Brown hatte die Freundlichkeit die vor- 
liegende Art mit mir im Herbarium zu Kew zu vergleichen und wir 
überzeugten uns, daß sie mit keiner der bisher bekannten Carallumen 
übereinstimme. 

Ich habe die Pflanze unter dem obigen Namen in letzter Zeit 
weitergegeben. Sie ist von sehr kräftigem Wachstum und keineswegs 
diffizil, hat selbst mehrere Winter in La Mortola im Freien ausgehalten, 
aber wie gesagt noch nie geblüht. 

Agave parrasana Berger n. sp. — (Euagave). Folia eire. 30 
dense rosulata, e basi carnosissima erecta, brevia, laevia, pulchre 
pruinoso-glauca, basi 8 cm medio 9 em lata et 25—30 em crassa, 
superne subovata, supra profunde concava subtus convexa, cum spina 
terminali valida atro-brunnea 15—18 cm longa, margines basin versus 
integri aculeisque parvis vel minutis munita, superne aculeis validis ex 
marginibus irregulariter sinuatis armata; aculei uneinati vel varie flexi, 
compressi 10—15 mm longi brunnei demum grisei, spina terminalis us- 
que ad summos aculeos decurrens, canaliculata et interdum spiraliter 
torta, rigida, 30 mm longa. 

Mexiko, Sierra de Parras (Purpus); lebende Pflanzen 1905 nach 
La Mortola eingeführt. 

Diese schöne Agave gehört zu Bakers „Submarginatae“, in die 
Verwandtschaft der A. Shawii Engelm. und der dieser sehr nahestehen- 
den A. aurea Brandegee. Von beiden unterscheidet sie sich durch die 
viel breiteren und stumpferen Blätter. Unter den „Americanae“ Bakers 
kommen ihr nahe die A. eueullat« Lem. und besonders die A. megala- 
cantha Hemsl. Aber bei dieser letzteren Art sind die Blätter über der 
Basis viel mehr verschmälert, auch sind die oberen Stacheln isoliert. 

A. parrasana ist durch den Habitus schon leicht kenntlich. Die 
jungen Blätter bilden eine dicke, kegelige Zentralknospe, die älteren 
stehen von der sehr breiten und dicken Basis aus fast aufrecht und sind 
über dem Halse fast ebenso breit als in der Mitte der Spreite. Die 
Spreite selbst kann man eiförmig nennen. Sie geht ziemlich stumpf 
zu und endet plötzlich in einen kräftigen Terminalstachel. Oberseits 
sind die Blätter ausgehöhlt, unterseits fast kielartig konvex, dabei von 
einem feinen abwischbaren, fast weißen Grau. Auf beiden Seiten tragen 
sie die weiß gezeichneten Abdrücke der Stacheln und Ränder der in 
der Knospe an- und übereinander gelagerten Blätter. Die obersten 
Randstacheln, etwa 2—3 Paare, sind noch mit dem Endstachel ver- 
bunden, die übrigen stehen isoliert. Sie sind flach zusammengedrückt, 
meist abwärts gerichtet und trotz ihrer Größe nicht sehr kräftig. Sie 
vergrauen eher als der Endstachel. — 


— 231 — 


IV. Notiz über Gloeosporium Elasticae Gooke et Massee, 


Durch die Güte des Herrn Dr. D, Prain, Direktor des Royal 
Botanie. Garden in Kew, und des Herrn G. Massee, Prineipal Assistant 
für Cryptogamen am genannten Kgl. Botan. Garten, erhielt ich vor 
einigen Wochen eine Probe des Original-Herbarspeecimens von Gloeo- 
sporium Elasticae Cooke et Massee, und zwar ein kleines abgeschnittenes 
Stück eines getrockneten Blattes von Ficus elastica Roxb,, auf welchem 
schon mit der Lupe viele Konidienlager sichtbar waren. 

Die von mir hier ausgeführte mikroskopische Untersuchung dieses 
Originalspeeimens ergab, daß einige dieser Konidienlager zwar voll- 
kommen dem Bau der Gattung Gloeosporium Desm. et Mont. entsprachen, 
daß jedoch zahlreiche dieser Konidienlager durch das Vorkommen 
schwarzer steriler Borsten, im Innern dieser Lager, nicht zur Gattung 
Gloeosporium gehören konnten, sondern zur Gattung Colletotrichum Corda 
gebracht werden mußten. Und ferner ergab sich, daß diese Oolletotrichum- 
Lager vollkommen identisch waren mit der von mir auf Fieus elastica 
auf Java entdeckten, dort parasitisch auftretenden, im Bulletin Nr. 3 
der Versuchsstation in Salatiga unter dem Namen Colletotrichum Fieus 
beschriebenen und abgebildeten*) Pilzspeecies. 

Dieses Resultat ist deshalb noch interessant, weil das erwähnte 
Speeimen von Gloeosporium Elasticae, wie Herr Massee mir mündlich 
mitteilte, in einem Gewächshaus in Glasgow (England) gesammelt 
wurde, während in der Literatur bisher mein Oolletotrichum Ficus nur 
von Java (in Niederl. Indien) bekannt war. 

Vor wenigen Tagen, nämlich am 15. Oktober, ist es mir indessen 
gelungen, Colletotrichum Fieus Kds. auch in Deutschland nachzuweisen 
und zwar parasitisch reich fruktifizierend auf einem lebenden Blatt einer 
kräftigen Pflanze von Ficus elastica in einem Gewächshaus des Kgl. 
Botan. Gartens zu Dahlem. Dadurch ist die Verbreitung dieses Pilzes 
also: Niederländisch-Ost-Indien (Java), England (Glasgow) und Deutsch- 
land (Dahlem-Berlin), während von Professor Hennings im Notizblatt 
Kgl. Botan. Garten Berlin Nr. 30 (15. März 1903) Gloeosporium Elasticae 
Cooke et Massee für Deutsch-Ost-Afrika nachgewiesen worden ist auf 
Grund eines dort im Jahre 1900 von Geheimrat Dr. Stuhlmann auf 


*) Koorders, Over twee door schimmels veroorzaakte bladziekten bij op Java 
gecultiveerde Ficus elastica; in Dr. Koorders en Dr. Zehntner, Over eenige ziekten 
en plagen van Ficus elastica; in Bulletin N. 3 Algemeen proefstation te Salatiga 
(Cultuurgids VII 1905). 


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Fieus elastica gesammelten und im Kgl. Botan. Museum aufbewahrten 
Herbarspecimen. 

Hier sei noch erwähnt, daß es mir in Poerworedjo (Java) in der ersten 
Hälfte von 1906 gelungen ist, durch zahlreiche Infektionsversuche mit 
Reinkulturen festzustellen, daß die zwei hier genannten Fungi imperfecti 
beide Konidien- (Neben-) Fruchtformen sind von einem Pyrenomyceten, 
auf welchen ich später zurückzukommen hoffe. 


Dahlem-Berlin, Kgl. Botan. Museum 20. Oktober 1906. 
Dr. S. H. Koorders. 


Y. Pallenis eroatica Graebner. 


Pallenis eroatiea Graebner n. sp. Planta perennis. Caulis 
robustus, ca 4 dm altus, subeostatus, (etiam apice) breviter pilosus. 
Folia inferiora petiolata, petiolo basi non dilatata, media petiolo alato 
basi aurieulatidilatata,. superiora Iyrata, basi hastatiauriculata sessilia, 
distinete minute dentata, apice cartilagineo breviter cornuto. Capitula 
florum magna ad 6 cm diam. Folia involucri magna rigidissima, 
2 series exteriores subaequilongae, ca 10—12, spinosissima. Flores 
radii ligula ca 7 mm longa instructi. Discus 1,5—2 cm diam,, floribus 
brevibus subeampanulatis. 

Istrien: auf der Insel Lussin bei Lussin piecolo und Cigale! 
Dalmatien: auf der Insel Arbe! 

Unterscheidet sich von der typischen P. spinosa sehr wesentlich 
durch das Ausdauern, die als deutlich mehrjährige Pflanzen gesammelten 
Exemplare blühten in der Kultur auch im 2. Jahre darauf noch und 
hatten zur Blütezeit bereits je wieder einige Laubrosetten erzeugt. 
Der Pflanze fehlt außerdem die lange weiche Behaarung des Stengels 
ganz und sie ist weiter durch den kräftigen Wuchs, die großen Blüten- 
knospen usw. sehr ausgezeichnet. 


— 253 — 


VI. In den Kgl. Botan. Garten zu Dahlem 
aus ihrer Heimat eingeführte Pilanzen, welche noch 
nicht im Handel sind. 


Die Zahl der bisher nicht kultivierten Pflanzen, welche aus ihrer 
Heimat in botanische Gärten alljährlich eingeführt werden, ist keine 
geringe; aber nicht immer gelingt es, die eingeführten Pflanzen zu er- 
halten und zu vermehren. Es sollen daher hier nur solche neue Pflanzen 
unseres Gartens angeführt werden, welche sich gut entwickeln oder ein 
ganz besonderes Interesse beanspruchen. 


Einführungen von den Kanarischen Inseln. 


Andryala pinnatifida Ait. Von der Insel Gomera stammend, 
aus Samen gezogen, welche Herr Bornmüller einsandte. Blüht reichlich. 

Bencomia eaudata Webb et Berth. Aus Samen gezogen. Ge- 
deiht gut und hat im Freien geblüht. Die interessante Pflanze war 
lange aus den botanischen Gärten verschwunden. 

Bystropogon eanariensis lH£rit. Diese durch Herrn Wildpret 
bezogene strauchige Labiate gedeiht sehr gut. 

Carlina salieifolia Cav. Von Prof. Engler im Jahre 1901 
eingeführt, gedeiht vortrefflich. 

Ceropegia dichotoma Haw., von Prof. Engler im Jahre 1901 
lebend eingeführt, gedeiht gut, blüht und läßt sich vermehren. 

Convolvolus floridus L. Hohe strauchige Convolvulacee, von 
Herrn Wildpret bezogen, gedeiht gut und hat geblüht. 

Cytisus proliferus L. fil., die Tagasaste, ausgezeichnetes Pferde- 
futter, seit 1901 von Prof. Engler eingeführt, gedeiht vortrefflich und 
ist jetzt Handelspflanze geworden, da sie auch in tropischen Kolonien 
kultiviert wird. 

Echium aculeatum Poir. Aus Samen gezogen, welche Herr 
Bornmüller sendete. 

Echium simplex DC. Von Herrn Wildpret bezogen, ent- 
wickelte sich gut und blühte. 

Echium strietum L. fill. Im Jahre 1901 von Prof. Engler 
eingeführt, gedeiht gut. 

Euphorbia aphyllia Brouss., von Herrn Wildpret bezogen, 
gedeiht gut. 

Euphorbia Berthelotii Bolle. Wie vorige. 


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Frankenia ericifolia Chr. Sm. Aus Samen gezogen, welche 
1904 eingesendet wurden, gedeiht vortrefflich. 

Globularia salieina Lam. Diese schöne strauchige Pflanze 
wurde 1901 von Herrn Wildpret bezogen und gedeiht gut. 

Gonospermum fruticosum Less. Eine strauchige Composite, 
durch Herrn Wildpret bezogen, gedeiht gut. 

Hypericum grandifolium Choisy. Wie vorige. 

Jasminum Barrelieri Webb et Berth. Von Herrn Wildpret 
bezogen, gedeiht gut. 

Lavandula abrotanoides Lam. Aus Samen gezögen, blühte 
reichlich. 

Leucophae canariensis (L.) Webb et Berth, aus Samen ge- 
zogen, welche von Dr. Burchard eingesendet wurden, gedeiht gut. 

Lotus campylocladus Webb et Berth. Aus Samen gezogen, 
welche Herr Dr. Burchard einsendete. 

Luzula canariensis Poir. Gedeiht vortreffllich. Samen von 
Prof. Engler mitgebracht. 

Micromeria erieifolia (Roth) Bornm. Von Herrn Wildpret 
bezogen, blüht gut. 

Monanthus agriostaphys (Webb et Berthelot) Christ. Lebend 
von Prof. Engler 1901 eingeführt, gedeiht vortrefflich. 

Plantago leiopetala Lowe. Schöne mit epigäischem Stamm 
versehene Art von Porto Santo, aus Samen gezogen, welche Herr 
Bornmüller einsandte. Hat bereits geblüht. 

Ranuneulus cortusifolius Willd..e Aus Samen gezogen. Ge- 
deiht gut. 

Sempervivum caespitosum (. Sm., durch Prof. Engler ein- 
geführt, gedeiht gut und blüht. 

Sempervivum Goochiae Webb et Berth. Durch Herrn Born- 
müller eingeführt, gedeiht gut. 

Sempervivum lineolare Havw. [= S. eruentum (Webb) Christ]. 
Von der Insel Palma durch Prof. Engler lebend eingeführt, gedeiht 
gut und hat geblüht. 

Silene lagunensis Chr. Sm. (S. Broussonetii Schott). Von der 
Cambre auf Tenerifa durch Prof. Engler lebend eingeführt. 

Sisymbrium millefolium Ait. Von Herrn Wildpret erworben 
und hier vermehrt, gedeiht gut. 

Sonchus eongestus Willd. Durch Prof. Engler eingeführt, 
gedeiht gut und blüht regelmäßig. 

Statice brassieifolia Webb et Berth., aus Samen gezogen, 
welche Herr Dr. Perez gesendet hatte. 

Statice puberula Webb. Wie vorige. 


— 25 — 


Außer den genannten wurden noch viele früher hier und da kulti- 
vierte Arten erneut in Kultur genommen. 


Einführungen aus Ostafrika. 


Aeolanthus usambariensis Gürke, eine sukkulente Labiate, 
welche gut gedeiht und hier auch schon geblüht hat, 1902 von Prof. 
Engler aus Ost-Usambara mitgebracht. 

Aloe ecampylosiphon A. Berger, hat ebenfalls schon geblüht, 
von Prof. Engler aus Ost-Usambara eingeführt. 

Angrecam Scheffleri Krzl., von Herrn Scheffler aus Ost- 
Usambara eingesendet. 

Acridocarpus sansibarieus A. Juss., ein in Ostafrika ver- 
breiteter Steppenstrauch, der sich gut entwickelt. 

Begonia Engieri Gilg, eine sehr kräftige Art, die an Felsen 
im Regenwald von Deutsch -Ostafrika vorkommt, und aus Samen ge- 
zogen wurde, die Prof. Engler 1902 mitbrachte. Die hiesigen Exem- 
plare sind fast noch einmal so groß, als in der Heimat, bis zu 1,5 m hoch. 

Begonia Kummeriae Gilg, eine niedrigere Art, auch aus 
Samen gezogen, welche Prof. Engler 1902 in Ost-Usambara sammelte. 

Bersama usambariea Gürke, eine sehr stattliche Melianthacee 
Ost-Usambaras, jetzt schon über 2 m hoch, aus von Prof. Engler ge- 
sammelten Samen gezogen. 

Caliopsis Volkensii Engl., eine sehr niedliche, zuerst von Prof. 
Volkens in dem unteren Regenwald Ost-Usambaras aufgefundene Aracee 
mit milchweißer Spatha, von Prof. Engler 1902 eingeführt, wächst gut 
und vermehrt sich unschwer, wurde auch schon an einige botanische 
Gärten abgegeben. 

Calvoa orientalis Taub., eine schöne rotblühende Melastomatacee 
aus dem Regenwald Ost-Usambaras, leicht aus Samen zu ziehen, ein- 
geführt 1902 durch Prof. Engler. 

Chiorophytum amaniense Engl., eine sehr schöne kräftige 
Art, welche bereits geblüht hat und sich leicht vermehrt, eingeführt von 
Prof. Engler aus Ost-Usambara, schon an einige Gärten abgegeben. 

Chiorophytum Hoffmannii Engl., eine schöne Art aus Use- 
guha in Deutsch-Ostafrika, eingesendet von Herrn Scholz, dem Öber- 
gärtner des Herrn Baurat Hoffmann, wächst viel langsamer als vorige 
Art und vermehrt sich schwer. 

Cirrhopetalum Thouarsii Lindl., von Prof. Engler in Ost- 
Usambara als Epiphyt an Farnbäumen entdeckt, vom biologisch -land- 
wirtschaftlichen Institut in Amani gesendet. 

Cissus njegerre Gil;, eine schöne Art mit rötlich-grünen Blättern, 
von Amani eingesendet, gedeiht vortrefflich. 

19 


— 256 — 


Culcasia scandens (Willd.) Pal. Beauv., eine in vielen Formen 
verbreitete Aracee des tropischen Afrika, in den Regenwäldern Ost- 
Usambaras besonders häufig und die meisten Stämme bis zu 10 m Höhe 
bekleidend, besonders auffallend durch die roten Fruchtstände, existierte 
schon in einigen Gärten, wuchs aber meist kümmerlich. 

Cyanastrum Bussei Engl., aus dem nördlichen Deutsch -Ost- 
afrika von Regierungsrat Busse eingeführt, wächst gut und vermehrt sich. 

Dracaena deremensis Engl., eine stattliche bis 2 m hohe Art 
Ost-Usambaras, eingeführt von Prof. Engler, verwandt mit D. fragrans 
(L.) Gawl. — Vergl. Bot. Jahrb. XXXII (1902) 95. 

Dracaena deremensis Engl. var. Warneckei Engl., foliis 
albo-vittatis, eine prachtvolle Pflanze, welche die berühmte D. San- 
deriana an Schönheit übertrifft. 

Dracaena papahu Engl., der Drachenbaum Ost-Usambaras, 
welcher dort in Lichtuugen des Regenwaldes als 6—8 m hoher, reich 
verzweigter Baum mit 0,5—0,7 m dickem Stamm auftritt, eingeführt 
von Prof. Engler, ist jetzt schon über 1 m hoch und verspricht eine 
Prachtpflanze zu werden. 

Hypoesites aristata R. Br., aus Ostafrika eingeführt, ohne be- 
sonderen Wert. 

Hypoestes vertieillaris (L. f.) R. Br., eine im tropischen 
Afrika und Südafrika verbreitete Acanthacee, ohne „blumistischen“ Wert. 

EImpatiens Holstii Engl. et Warb. Diese von Prof. Engler 
1902 in Form von Samen aus Ost-Usambara eingeführte prächtige Art 
ist jetzt allgemein verbreitet. Unser Garten besitzt 4 Formen von ver- 
schiedener Färbung der Blüten und Blätter. 

Macaranga kilimandscharica Pax, ein großer, 10 m hoher 
und darüber hinausgehender Baum aus der Familie der Euphorbiaceen, 
von Prof. Engler in den Regenwäldern Ost-Usambaras nachgewiesen, 
wurde aus im Jahre 1902 gesammelten Samen erzogen. Die Pflanze 
wächst sehr gut und wurde in 2 Jahren über 2 m hoch. 

Notonia amaniensis Engl., eine schöne sukkulente Senecionee, 
mit lang gestielten orangefarbenen Blütenköpfen, abgebildet in Notizblatt 
Nr. 36, auf dem Gipfel des Bomule in Ost-Usambara von Prof. Engler 
1902 gesammelt und eingeführt. 

Palisota orientalis K. Schum., eine recht stattliche Commelinacee 
von 60—80 cm Höhe, aus dem Regenwald Ost-Usambaras, 1902 von 
Prof. Engler entdeckt und eingesendet. 

Podocarpus usambarensis Pilger, aus Samen gezogen, welche 
Herr Ökonomierat Eick aus Kwas’ in West-Usambara eingesendet 
hatte. Die Pflanzen sind jetzt schon teilweise 3m hoch. 

Polystachya cultriformis Thouars, aus Usambara eingeführt 
1902 von Prof, Engler. 


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Streptocarpus Holstii Engl., eine der in den Wäldern Usam- 
baras häufig vorkommenden Arten, von Prof. Engler eingeführt, blüht 
reichlich und ist leicht aus Samen zu ziehen. 

Typhonodorum Lindleyanum Schott, eine der größten im 
Wasser wachsenden Araceen, in stehenden Gewässern und Bächen von 
Madagaskar, Mauritius und Sansibar. Diese lange Zeit nur sehr un- 
vollkommen bekannte Pflanze war zuerst von Geheimrat Dr. Stuhlmann, 
dann von Dr. Werth in größeren Beständen in Sansibar beobachtet 
worden.: Es gelang Dr. Stuhlmann, die Pflanze nach Dar-es-salam 
überzuführen; einige von dort nach Berlin geschaffte Exemplare gingen 
zugrunde. Dagegen gelang es, eine Anzahl Exemplare aus Samen zu 
ziehen, welche Prof. Dr. Uhlig in zweckmäßiger Verpackung nach 
Berlin geschickt hatte. Die größten unserer Exemplare sind jetzt schon 
2,5 m hoch. 

Whitfieldia longiflora (Pal. Beauv.) T. Anders., eine strau- 
chige Acanthacee aus Ost-Usambara, mit lebhaft gefärbten Blüten, 
1902 eingeführt. 


Einführungen aus Westafrika. 

Angrecum lepidotum Rchb. f., aus Kamerun von Obergärtner 
Deistel eingesendet. 

Angrecum vesicatum Lindl. 

Angrecum ichnopus Schlechter., vom Autor aus Kamerun mit- 
gebracht. 

Angreeum Althoffii Krzl., schon vor längerer Zeit durch 
Joh. Braun aus Kamerun eingeführt. 

Angrecum pellucidum Lindl., aus Westafrika. 

Bolbophylium faleipetalum Lindl., aus Westafrika. 

Megaeclinium Deistelianum Kızl., von Herrn Deistel aus 
dem Kamerungebirge, 

Polystachya elegans Rchb. f., aus Kamerun von Herrn Leder- 
mann eingeführt. 

Polystachya calluniflora Krzl., aus dem tropischen Westafrika. 

Polystachya caloglossa Rchb. f., aus Kamerun eingeführt. 

Polystachya oxychila Schlecht., von Herrn Gärtner Hanke aus 
Kamerun eingesendet. 

Polystachia Adansoniana Rchb. f., von Herrn Obergärtner 
Deistel aus Kamerun eingesendet. 


Einführungen aus Südafrika. 
Aloe Peglerae Schoenland, von den Magalisbergen bei Pretoria 
eingesandt von Prof. Engler. 
Athanasia parviflora L. Diese Composite, aus Samen gezogen, 
zeigt in Berlin normales Gedeihen und kommt zur Blüte. 
19* 


Crassula abyssinica A. Rich. var. vaginata (Eckl. et Zeyh.) 
Engl. Durch Herrn Rudatis aus Natal eingeführt, blüht reichlich. 

Diosma vulgaris Schlechtend. Aus von Dr. Schlechter ge- 
sendeten Samen gezogen. Ihre Entwicklung in Berlin war ausgiebig. 
Sie hat vielfach schon geblüht. 

Dombeya Burgessiae Gerr. Diese schöne aus Natal stam- 
mende Art zeigt in Berlin eine ziemlich kräftige Entwicklung; das 
Bäumchen ist schon 2,5 m hoch und blüht reichlich. Durch ihre großen 
weichhaarigen Blätter und vielen weißen hängenden Blüten rivalisiert 
diese Art mit der bekannten Sparmannia africana.. Samen von Dr. 
Schlechter. 

Erica rubens Andr. Von dieser Art ist aus den Schlechter- 
schen Einsendungen in Berlin ein ziemlich reichhaltiger Vorrat er- 
wachsen. Sie blüht regelmäßig. 

Helichrysum retortum Tlunb. Halbstrauchige Spezies des 
Kaplandes, aus von Dr. Schlechter gesendeten Samen gezogen. Sie 
hat sich günstig entwickelt, aber noch keine Blüten hervorgebracht. 

Kedrostis nana (Lam.) Cogn. Eine der verbreitetsten Cueuıbi- 
taceen des Kaplandes, die von Osten her längs der Südküste bis Kap- 
stadt vorkommt. Sie zeigt in Berlin vegetativ ein vortreffliches Ge- 
deihen, hat aber noch nicht geblüht. 

Othonna coronopifolia L. Eine besonders in den nördlichen 
Teilen des westlichen Kaplandes vorkommende Art. Die aus Samen 
gezogenen Exemplare entwickeln sich in Berlin recht gut und sind zur 
Blüte gelangt. 

Pelargonium echinatum (Curt. Von Dr. Marloth lebend 
eingesendet, gedeiht gut. 

Pelargonium ecarnosum Soland. Ebenfalls von Dr. Marloth 
eingesendet, entwickelt sich weiter. 

Pelargonium*) erassipes Harvey. Sehr interessante sukku- 
lente Art, von Dr. Marloth eingesendet, entwickelt sich vortrefflich. 

Poiygaia virgata Thunb. Schönblütiger Strauch des östlichen 
Kaplands und Natals; er erreicht mitunter eine Höhe von 5 m. In 
Berlin hat er sich gut entwickelt und ist auch zur Blüte gelangt. Samen 
von Dr. Schlechter. 

Psoralea candicans E. et Z. Diese aus dem südwestlichen 
Kapland stammende Art wurde aus Samen gezogen, die Dr. Schlechter 
sandte. 


*) Die Gattung Pelargonium, sowie die übrigen Geraniaceen werden jetzt 
von Dr. Knuth, welcher mit Prof, Pax die Monographie der Primulaceen ge- 
liefert hat, für das Pfanzenreich bearbeitet. Zusendung von authentischem Material, 
welches von den natürlichen Standorten herstammt, an das Kgl. Botan. Museum 
erwünscht. 


— 259 — 


Rhus pyroides Busch. Aus Samen von Dr. Schlechter. 
Strauch des Kaplandes mit hübschem Laube. Wie mehrere andere 
südafrikanische Species des Genus zeigt er in Berlin gutes Gedeihen 
und hat geblüht. 

Royena glabra L. Eine der am meisten in die typische Kap- 
region vordringenden Ebenaceen. Sie hat sich in Berlin günstig ent- 
wickelt, ist aber noch nicht zur Blüte gelangt. Samen von Dr. Schlechter. 

Sarcocaulon Burmannii DC., eine biologisch sehr interessante 
Geraniacee, durch Herrn Dr. Marloth zugesendet. 

Selago spuria L. Dieser Vertreter der so bezeichnend kapen- 
sischen Selagineae gedeiht in Berlin bis jetzt nur mittelmäßig; aber er 
ist bereits zur Blüte gekommen. Samen von Dr. Schlechter. 


Einführungen aus dem malayischen Gebiet, 
Vorderindien und dem Himalaya. 


Agapetes Hosseana Diels, eine schöne gut wachsende epiphy- 
tische Ericacee, eingeführt von Herrn Dr. Hosseus aus Siam. 

Heracleum Hookerianum Wight et Arn. Zahlreiche Exem- 
plare dieser Art gingen aus Samen auf, welche Prof. Engler 1905 in 
den Nilgherries sammelte. 

Hoya linearis Wall. Interessante epiphytische Art, mit hängen- 
den Zweigen, von Prof. Engler in Sikkim gesammelt und lebend ein- 
gesendet, gedeiht gut und blüht im Orchideenhaus. 

Plantago Horsfieldii Deene. Von Prof. Engler aus Java 
mitgebrachte Samen haben mehrere reichlich blühende Exemplare ergeben. 


Einführungen aus Zentral- und Südamerika. 


Malertiea Tuerckheimii U. Dammer. Diese Art, welche im 
Notizblatt Nr. 35 (Bd. IV, S. 157) beschrieben worden ist, wurde im 
Sommer 1905 von Herrn Baron von Tuerckheim lebend in den 
botanischen Garten eingeführt. Obgleich die Pflanzen über Nordamerika 
reisten, kamen sie zum größten Teile gesund hier an. Sie wurden 
sofort in hohe Palmentöpfe in eine stark lehmhaltige Erde gepflanzt und 
in die temperierte Abteilung halbschattig gestellt. Hier wuchsen sie 
schnell an und blühten zum Teil im Laufe des Winters. Zu der oben 
erwähnten Beschreibung ist nachzuholen, daß nur der weibliche Blüten- 
stand einfach ist, während der männliche Blütenstand etwas verzweigt 
ist. Die männlichen Blüten öffnen sich nur etwas, nämlich so, daß die 
Petalen an der Spitze im Zusammenhange bleiben und nur seitlich etwas 
auseinander treten. Es war deshalb nötig, die Blüten künstlich zu 
öffnen, um Pollen für die Bestäubung zu erhalten. Die Bestäubung 
gelang teilweise und es war möglich, von zwei Pflanzen reife Früchte 
zu ernten. Die Entwicklung der Frucht dauerte sehr lange, nämlich 


— 260 — 


bis zum Oktober 1906. Das auffallend blaugrüne Blatt hat einen sehr 
hellen Rand, wodurch die Pflanze ein sehr hübsches Aussehen erhält. 
Im Habitus ähnelt sie der Malortiea simplee Wendl., welche aber tief 
dunkelgrüne glänzende Blätter besitzt. Diese letztere Art wurde vor 
einigen Jahren von mir aus Costarica in den Botanischen Garten ein- 
geführt. Sie hat sich hier schnell entwickelt. Dammer. 
Passiflora eoriacea Juss. Eine Art mit zweilappigen Blättern, 
von Herrn Ernst Ule aus dem Gebiet des Amazonenstromes eingeführt, 
Hat noch nicht geblüht. i ; 


Einführungen aus West-Australien. 


Die Samen der Pflanzen stammen aus dem Jahre 1901, und wurden 
gesammelt von Dr. L. Diels. 


Proteaceae: 

Grevillea erithmifolia R. Br. Kalkliebende Litoralart Süd- 
west-Australiens, Die Sammen stammen vom Swan River. — Die vege- 
tative Entwicklung in Berlin ist sehr ausgiebig. Geblüht haben die 
Pflanzen noch nicht. 

Grevillea glabrata (Lindl.) Meissn. Mesophiler Strauch Süd- 
west-Australiens. Die Samen stammen vom Darling Range oberhalb des 
Swan River. — Die Pflanzen entwickeln sich sehr gut und haben 
bereits geblüht. 

Hakea crassifolia Meissn. Xerophiler Strauch sandiger Böden 
Südwest-Australiens. Die Samen stammen von Sandheiden am Palliaup- 
River. — Das Wachstum hier ist ein nur langsames gewesen. Die 
Pflanzen haben noch nicht geblüht. 

Hakea oleifolia R. Br. Kleiner Baum in Wäldern des süd- 
lichen Südwest-Australien. Die Samen stammen vom King George Sound. 
— Die Pflanzen in Berlin zeigen kräftige Entwicklung, haben aber noch 
nicht geblüht. 

Hakea ceratophyllia R. Br. Sehr polymorpher Strauch Süd- 
west-Australiens, der auf festen oft schlecht entwässerten Böden wächst. 
Die Samen stammen vom King George Sound. — Die Entwicklung in 
Berlin ist befriedigend, doch haben die Pflanzen noch nicht geblüht. 


Leguminosae: 

Cassia australis Sims. Strauch des östlichen Australiens mit 
hübschen Blüten. Die Samen stammen von Dubbo in New South Wales. 
— Die Pflanzen haben sich gut entwickelt und 1906 geblüht. 

Acaecia Cyelopis A. Cunn. Litoralpflanze Südwest- Australiens. 
Die Samen stammen vom Swan River. — Die Art hat sieh nicht sehr 
schnell entwickelt, zeigt aber normales Aussehen. Geblüht hat sie 
noch nicht. 


— 21 — 


Acaecia genistoides A. Cunn. Stark xerophile Art des austra- 
lischen Binnenlandes. Die Samen stammen von Kalgoorlie, West- 
Australien. — Die Art wächst sehr langsam und hat ihren Habitus stark 
verändert durch Streckung der Internodien und Verlängerung der Phyl- 
lodien. Geblüht hat sie noch nicht. 

Acaecia pulchella R. Br. var. hispidissima Benth. Xerophile 
Form einer in Südwest-Australien formenreichen und häufigen Spezies. 
Die Samen stammen vom Swan River. — Die Pflanze hat in Berlin 
bereits geblüht. 

Oxylobium callistachys (F. v. M.) Benth. — Hochwüchsiger 
Strauch Südwest- Australiens, der früher bereits in Kultur war. Die 


Samen stammen vom King George Sound. — Die Pflanze bat in Berlin 
noch lange nicht die normale Höhe erreicht, aber schon einige Blüten 
gezeitigt. 


Viminaria denudata Sm. Häufige Leguminose des südlichen 
Australiens, auf Alluvialboden, der zeitweise naß ist, sehr verbreitet. 
Die oft hängenden Zweige tragen viele gelbe Blüten. Die Samen 
stammen vom Swan River. 

Templetonia retusa R. Br. Schöner Strauch des südlichen 
Australiens, besonders in litoralen Lagen auf Kalk. Die großen hoch- 
roten Blüten erscheinen sehr zahlreich, Die Samen stammen vom 
Swan River. 

Rutaceae: 

Diplolaena Dampieri Desf. Hochwüchsiger Strauch mit schönen 
Blütenständen, die durch hochrote Hochblätter sehr wirkungsvoll sind; 
in der Heimat, Südwest- Australien, auf kalkigem Boden. Die Samen 
stammen von Champion Bay. — Die Art hat in der Kultur ein lang- 
sames Wachstum gezeigt, aber 1906 Blütenknospen angelegt. 


Malvaceae: 


Cienfugosia hakeifolia Hook. Sehr hochwüchsiger Strauch 
mit großen gelben Blüten; in Litoralgebüschen im nördlichen Südwest- 
Australien, auf kalkigem Boden. Die Samen stammen von Champion Bay. 
— Die Pflanzen haben in Berlin bereits geblüht. 


Dilleniaceae: 

Hibbertia euneiformis (Labill.) Gilg. Strauch der Strand- 
gehölze West-Australiens, oft sehr ansehnlich. Die Samen stammen 
von Geographe Bay. — Die Pflanze gedeiht hier gut und hat bereits 
geblüht. 

Myrtaceae: 

Calothamnus robustus Schau. Felsenpflanze aus Südwest- 

Australien. Die Art ist den bekannten Calothamnus ähnlich, aber durch 


— 22 — 


den kräftigen, gedrungenen Wuchs bemerkenswert. Die Samen stammen 
vom locus elassieus der Species, Cape Riche. — Geblüht haben die 
mittelgroßen Exemplare Berlins noch nicht. 

Eremaea beaufortioides Benth. Sandpflanze des nördlichen 
Südwest- Australien mit hübschen Köpfen mennigroter Blüten. Die 
Samen stammen von Watheroo. — Die Art ist eine der wenigen Xero- 
phyten West- Australiens, die in Berlin befriedigendes Gedeihen zeigen. 
Doch hat sie noch nicht geblüht. 

Euealyptus pyriformis Turez. Sandpflanze des inneren Süd- 
west-Australien. Die Art stellt einen niedrigen kaum 1,5 m hohen 
Strauch dar; sie ist merkwürdig durch sehr große einzeln stehende 
Blüten, die durch den Kontrast des dunkelroten Kelchs und der hell- 
gelben Staubblätter prächtig wirkt. Die Samen stammen vom Arrowsmith 
River. — Die Pflanze hat sich bei uns langsam entwickelt, aber 1906 
mehrere Blütenknospen erzeugt. 

Melaleuca lateritia Otto et Dietr. Hübscher Strauch, der im 
vorigen Jahrhundert bereits in Kultur war; er wächst in Südwest- 
Australien auf nassem Alluvialboden. Die Samen stammen vom Swan 
River. — Die Pflanzen haben sich in Berlin vegetativ ganz befriedigend 
entwickelt. 

Melaleuca Huegelii Endl. Strauch oder kleiner Baum der 
litoralen Kalkzone Südwest- Australiens mit reichen und schönen Blüten- 
ähren. Die Samen stammen von Champion Bay. — Die vegetative Ent- 
faltung der Pflanze hier ist sehr ausgiebig, doch hat sie noch nicht geblüht. 


Scrophulariaceae: 


Anthocereis litorea Labill. Strauch der Strandgehölze West- 
Australiens mit etwas Forsythia ähnlichen Blüten. Die systematische 
Stellung des Genus ist zweifelhaft. Die Samen stammen vom Swan River. 
— Die Pflanze zeigt bis jetzt eine mittelmäßige Entwicklung, hat aber 
bereits geblüht. 

Iridaceae: 


Patersonia oceidentalis R. Br. Strauch mit hellblauen Blüten. 
Die Samen stammen vom Swan River. — Die Art hat hier bereits geblüht. 


Diese Listen werden fortgesetzt. 

Von den in größerer Zahl vorhandenen Arten werden Exemplare 
im Tausch abgegeben; aber nur gegen ähnliche neue Einführungen 
aus der Heimat der Arten, Die Mitglieder der Freien Vereinigung 
systematischer Botaniker und Pflanzengeographen werden bevorzugt. 


Fe N N N LE HR; 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Di els Dr T Die Pflanzenwelt von West-Australien südlich des 

*’ Wendekreises. Mit einer Einleitung über die Pflanzenwelt 

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wechsel und Kraftwechsel in der Pflanze. Zweite, völlig umgearbeitete 
Auflage. In zwei Bänden. gr. 8. Geh. M. 50.—; in Halbfranz geb. 
M. 56.—. Ya 
Großh. Rechnungsrat i. P. zu Laubach in Hessen, Die 
Roth, Georg, europäischen Laubmoose, In zwei Bänden. gr. 8. 
Geh. M. 44.—; in Halbfranz geb. M. 50.—. 


Großh. Rechnungsrat i. P. zu Laubach in Hessen, Die 
Roth Georg, europäischen Torfmoose. Nachtragsheft zu den 
„Europäischen Laubmoosen“. Mit 11 photolithographischen Tafeln. gr. 8. 

M. 3.20. 


. . Illustriertes Handwörterbuch 
Schneider, Camillo Karl, der Botanik. Mit Unterstützung 
der Herren Prof. Dr. v. Hoehnel, Wien, Dr. K. Ritter v. Keissler, Wien, 


Prof. Dr. V. Schiffner, Wien, Dr. R. Wagner, Wien, Custos Dr. A. 
Zahlbruckner, Wien, und unter Mitwirkung von Dr. O. Porsch, Wien, heraus- 


gegeben. Mit 341 Abbildungen im Text. gr. 8. Geh. M. 16.—; in Halb- 


franz geb. M. 19.—. 


Druck von E. Buchbinder in Neu-Ruppin. 


be VABDERT ©, BEN RE NE 
RE wi 4 x >. k y 
Tag N u A . 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 


zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 39. (Bd. IV.) Ausgegeben am 20. Februar 1907. 


. Die Anzucht und Kultur des „Manihot Glaziovii“ in Kibwezi, 


B. E. A. Von Georg Scheffler. ° 
Kurzer Bericht über Vorkommen, Anbau und Gewinnung des 
Teakholzes in Siam. Von Dr. C. C. Hosseus. 


. Bericht über die Untersuchung der Milchsäfte von Artocarpus 


ineisa und Excoecaria agallocha. Von G. Fendler. 
Veredelung des Clianthus Dampieri A Cunn. und seine Weiter- 
kultur. Von W. Vorwerk, Berlin Kgl. bot. Garten. 

Beiträge zur Kultur der Rutaceen-Gattungen Crowea und 
Eriostemon. Von W, Vorwerk. 

Einige neue Gesneraceae-Cyrtandroideae aus Perak und Bor- 
neo. Von Fr. Kränzlin. 

Eine neue Phlomis. Von R. Muschler. 


gg 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1906. 


Preis 1 Mk. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 39. (Heft IV.) Ausgegeben am 20. Februar 1907. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit 
Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig, Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Die Anzucht und Kultur des „Manihot Glaziovii“ 
in Kibwezi, B. E. A. 


Von 
Georg Scheffler. 


Kulturversuche, die Herr R. F. P. Huebner seit ?/, Jahren auf seiner 
Besitzung in Kibwezi, B. E. A. ca. 1000 m über dem Meere, mit der 
Anzucht und Kultur des Manihot Glaziovii angestellt hat, haben ein 
Ergebnis gezeitigt, das die denkbar besten Aussichten für eine Massen- 
kultur dieses so wichtigen Kautschukbaumes verspricht. 

Die durch die Kulturversuche erzielten Erfolge sind um so über- 
raschender, als das Kibwezi-Land bisher als totes wertloses Land, auf 
dem nichts wächst, verrufen war; und nicht nur das, sondern es wurden 
auch die klimatischen Verhältnisse der hiesigen ganzen Gegend als äußerst 
ungesunde bezeichnet; genügend Gründe, welche einen Europäer ver- 
anlassen können, sich einem solchen Platze fern zu halten, was auch 
bisher der Fall war, denn Herr H. war seit Jahren und bis vor kurzem 
der einzige Europäer hier. 

Nach allem aber, was ich seit meinem jetzt '/,jährigen Aufenthalt 
hier beobachtet und erfahren habe, scheint das Gegenteil von dem, was 
bisher von Kibwezi gesagt wurde, das richtige, und das einzige Hindernis, 
das den Europäer von einer Niederlassung hier abhielt, eben nur der 
‚schlechte Ruf zu sein, der dieser Gegend hier vorausging. 

Das Kibwezi -Land hat im allgemeinen einen tiefgründigen roten, 

20 


— 264 — 


aber milden sandigen Lehmboden, der leicht Wasser annimmt, und 
trotzdem er sehr porös ist, doch die Eigenschaft hat, die Feuchtigkeit 
selbst in der heißesten Zeit gut festzuhalten. 

Es gibt in,Talsenkungen Stellen mit stark salzhaltigem totem Boden, 
wie solche, welche reich mit großen Lavablöcken und Platten, oder 
auch von dünnen quarz- und kieshaltigen Adern durchsetzt sind, jedoch 
sind diese so vereinzelt und unbedeutend, daß sie bei Anlage von 
größeren Kulturen leicht umgangen werden können und keinen hindern- 
den Einfluß ausüben. Es sind dies Bodenformationen, wie sie in jeder 
vulkanisches Gestein enthaltenden Gegend vorkommen. 

Das wellige, von einzelnen Höhenzügen unterbrochene Gelände der 
ganzen Gegend zwischen den Stationen Kibwezi (in der Mitte), Makindu 
und Masongoleni zeigt eine trotz seiner Wasserarmut verhältnismäßig 
üppige Vegetation, die zum größten Teile als Buschsteppe zu bezeichnen 
ist, jedoch, und hauptsächlich auf dem höher gelegenen Gelände, häufig 
mit großen, fast baumlosen Hochgrasflächen wechselt, die den großen, 
Vorteil einer leichten Bearbeitung für sich haben, und ferner fast durch- 
gehend gerade die Bodenbeschaffenheit zeigen, die M. Glaziovii zu 
einem guten Gedeihen benötigt. 

Von Wichtigkeit und bei Kulturanlagen sehr zu beachten sind die 
das Gelände nach allen Richtungen hin durchziehenden schmalen, dichten 
und hohen Buschstreifen, welche in ihrer Beschaffenheit einen natürlichen 
Windschutz bilden, wie er durch Anpflanzen von Windschutzbäumen 
nicht besser erreicht werden kann. Sie ersparen durch ihr Vorhanden- 
sein viel Arbeit und Geldkosten, weshalb jeder Pflanzer, von Beginn 
der Anlage an, sein besonderes Augenmerk auf diese Buschstreifen richten 
und vermeiden sollte, sie nieder zu schlagen, obwohl ihr Hauptwert 
für die Pflanzung sich dann erst zeigen wird, wenn die Manihotbäume 
eine Stärke erreicht haben, die nicht mehr bei den Stämmen sondern 
den Kronen starken Windbruch befürchten läßt. Dieser aber würde 
einen starken Milchausfluß bei den Bäumen hervorrufen, der wiederum 
eine Stockung, wenn nicht ein Zurückgehen des Wachstums zur Folge 
haben würde; und auf Windbruch ist bei größeren, ohne Rücksicht auf 
Windschutz angelegten Pflanzungen mit Sicherheit zu rechnen, und zwar: 

Erstens infolge des starren, spröden Holzes des M. Glaziovii, 
zweitens ist es die großblättrige dichte Belaubung, die den Winden einen 
starken Widerstand entgegensetzt, und drittens die Häufigkeit der oft 
sehr heftigen Winde, welche meist von SO. hier herüber wehen und die 
sich nicht als gleichmäßig laufende Windwellen, sondern meist als einzelne, 
um so stärkere Stöße bemerkbar machen und durch die Plötzlichkeit, 
mit der sie auftreten, nachteiliger wirken, wie ein gleichmäßiger, selbst 
heftiger Wind. 


— 265 — 


Das Verhältnis der Regenfälle hier ist ein, z. B. Gebirgsgegenden 
gegenüber, erheblich geringeres, wie ich es während meines Aufenthaltes 
in Usambara, D. O. A., zu beobachten Gelegenheit hatte. Der jährliche 
Regenfall beträgt, It. meteorol. Beobachtungen des engl. Gouvernements, 
im Durchschnitt ca. 30 Zoll (engl.). 

Um so günstiger aber für Pflanzungen und Kulturanlagen verteilt 
sich der Regen auf die einzelnen Jahreszeiten. Die eigentlichen Regen- 
zeiten sind nicht so andauernd und heftig wie im Usambara-Gebirge, 
wo es oft Tage und Nächte lang fast ohne Unterbrechung regnete, und 
dadurch die Plantagenarbeit sehr erschwert, zeitweise sogar während 
des größten Teils solcher Regentage ganz eingestellt wurde. Hier hin- 
gegen sind die Regenzeiten trotz ihrer Kürze doch ergiebig genug, den 
Boden für lange Zeit nachher pflanzfeucht zu halten. 

Von Vorteil für den Pflanzer ist es, daß selbst in der Zeit, in welcher 
der meiste Regen fällt (März), dieser hauptsächlich in den späten Nach- 
mittagstunden, in denen die Arbeit bereits eingestellt ist, und des Nachts 
durchschnittlich, in Begleitung leichter Gewitter, niedergeht, daß am 
Tage hingegen nur selten, und dann wohl heftige, aber meist kurze 
Regenschauer fallen, durch welchen Umstand ein bequemes und an- 
genehmes Arbeiten in der Plantage auch in dieser Zeit gewährleistet ist. 

Beobachtet man die Regenfälle in den einzelnen Monaten des Jahres, 
so kann man die Zeit Ende Oktober bis Ende November als die kleine 
Regenzeit ansehen, in ihr finden auch zwischen nachmittags und morgens 
häufige Regenfälle statt, während es in der Tageszeit fast durchgehend 
trocken bleibt, und infolge des meist bewölkten Himmels warm, aber 
nicht heiß ist. 

Der Dezember ist dann als Übergangszeit zu der heißesten, aber 
nicht trockensten Zeit, Januar, Februar, zu betrachten; in ihm fallen 
noch vereinzelte Regen, welche jedoch mit seinem Ende, an dem es 
schon sehr heiß wird, ganz aufhören. 

Im Januar setzt große Hitze ein, die auch durch den ganzen Februar 
und die erste Hälfte des März anbält, unterbrochen von einzelnen Regen- 
schauern; und diese Regen sind für den Pflanzer um so mehr von Be- 
deutung, als sie ihn in den Stand setzen, den größten Teil des Jahres 
als Pflanzzeit ausnutzen zu können, ohne Gefahr zu laufen, daß die 
Neupflanzungen nicht anwachsen, wie es in Usambara, trotzdem die 
Regenzeit als Pflanzzeit (für Kaffee) allein in Betracht kam und streng 
eingehalten wurde, so oft infolge Ausbleibens des erwarteten Regens der 
Fall war; dadurch ging ein großer Prozentsatz der jungen Pflanzen ein, 
und die Arbeit war nicht nur umsonst, sondern mußte noch einmal aus- 
geführt werden, was eine, bei den dortigen hoben Arbeitslöhnen, er- 
hebliche Mehrausgabe für die einzelnen Pflanzungsabteilungen ausmachte. 

20° 


— 266 — 


In diesem Jahre brachte auch schon der Februar häufige Regenfälle, 
was jedoch, nach Huebner, eine Seltenheit hier ist, und nicht jedes 
Jahr vorkommt. 

Ende März setzt dann die eigentliche große Regenzeit ein, in der 
es fast täglich, und auch da wieder meist abends und nachts häufiger, 
wie vorher, auch am Tage regnet, ohne jedoch durch tagelange Güsse 
die laufenden Arbeiten in der Pflanzung zu stören. Im Durchschnitt ist 
es auch in ihr am Tage bewölkt und warm, oft sogar noch recht heiß. 

Infolgedessen ist in dieser Zeit die Luft mit der eines Gewächs- 
hauses zu vergleichen, sie wirkt im Verein mit der Erdfeuchtigkeit und 
Wärme sozusagen treibend auf das Wachstum der Manihotbäume, sodaß 
diese, wie die hiesige Pflanzung zeigt, geradezu aufschießen. 

Die Dauer dieser Regenzeit erstreckt sich bis in die Mitte des April, 
mit sich langsam verminderndem Regenguantum bis zum Mai, sodaß 
dieser Monat wieder als Übergangszeit zu der nun folgenden großen 
trockenen und zugleich kühlsten Jahreszeit, welche nach Huebner die 
Monate Juni bis September einschließt, betrachtet werden kann. 

Daß sich Manihot Glaziovii in dieser völlig regenlosen Zeit 
pflanzen läßt, und zwar bei einmaligem Gießen, ist im Vorjahre durch 
Versuche mit einzelnen Bäumen festgestellt. Ob aber das Pflanzen der 
Bäume in genannter Zeit auch in großem Maßstabe ohne erheblichen 
Verlust oder nachteilige Einwirkungen auf das Wachstum durchführbar 
ist, werden die dieses Jahr geplanten Versuche ergeben; gelingt es, dann 
sind dem Pflanzen des M. Glaziovii hier überhaupt keine Schranken 
gesetzt, und könnte dies dann das ganze Jahr hindurch ohne Unter- 
brechung geschehen. 

Von großer Bedeutung für die Manihotkultur sind weiter auch die 
starken nächtlichen Tauniederschläge, welche um so wichtiger sind, 
da sie gerade in der trockensten Zeit, in den oben erwähnten Monaten, 
am stärksten und dauernd regelmäßigsten hier auftreten. Jeder Kautschuk- 
baum und die mit ihm verwandten Arten konsumieren infolge ihrer ganzen 
eigenartigen Beschaffenheit ein erheblich größeres Quantum Wasser wie 
andere Bäume, welches sie nicht nur mittels der Wurzeln aus der Erde, 
sondern meist auch durch ihre meist lederartigen Blätter aus der Luft 
in sich aufnehmen; und diese Niederschläge, im Verein mit der selbst 
in der trockensten Zeit in dem hiesigen Boden enthaltenen Feuchtigkeit, 
lassen annehmen, daß in einem der genannten Monate die Ruheperiode 
des M. Glaziovii fallen, nicht aber eine direkte Stockung im Wachstum 
eintreten wird, und daß man auch in dieser Zeit Anpflanzungen vor- 
nehmen kann, wenn wie hier Gelegenheit, die Pflanzen zu begießen, 
geboten ist, 

Ein weiterer Umstand, der auf dauerndes gutes Gedeihen des 


— 267 — 


M. Glaziovii hier schließen läßt, ist das ziemlich häufige Vorkommen 
von Euphorbien und anderen milchsafthaltigen Bäumen, wie z. B. die 
verschiedensten Fieusarten in dem hiesigen Steppengelände, und dadurch 
weiter folgern läßt sich wieder, daß der Boden in seinen tieferen Schichten 
Wassermengen enthält, welche, wenn es durch Bohrungen und Anlage 
von Pumpwerken möglich werden sollte, diese zu heben und für Plantagen- 
anlagen nutzbar zu machen, den Betrieb der Pflanzungen noch un- 
abhängiger von etwa eintretenden Schwankungen in den Ruheperioden 
machten. Diesbezügliche Versuche werden von Herrn Huebner im 
Laufe dieses Jahres vorgenommen werden. 

Durch einen großen Teil des Kibwezilandes geht zwar ein das ganze 
Jahr hindurch Wasser führender Fluß, jedoch ist seine Lage eine zu 
tiefe, um seinen Wassergehalt an allen Stellen für Bewässerungsanlagen 
ausnützen zu können. 

Angeregt durch die Versuchsergebnisse, die zu der Annahme be- 
rechtigen, daß alle Wachstumsbedingungen, die für ein erfolgreiches 
Gedeihen des M. Glaziovii erforderlich, und offenbar auch, wie die 
äußerst reiche Milchergiebigkeit der jungen Bäume hier zeigt, in den 
hiesigen klimatischen und Bodenverhältnissen in reichem Maße vor- 
handen sind, beabsichtigt jetzt Herr Huebner, die Anpflanzung von 
M. Glazioviiin großem Maßstabe, und ist bereits damit begonnen worden. 

Nicht unerwähnt möchte ich, ehe ich zur näheren Erörterung der 
hiesigen Manihotkultur übergehe, den durchgehend in den niederen Ge- 
ländestreeken vorkommenden Buschwald lassen, der ebenfalls in Zukunft 
gute Aussichten für die Kultur anderer Nutzpflanzen bieten dürfte. 

In diesem Walde, dem noch mehr wie dem Steppengelände eine 
üppige Baum- und Unterholzvegetation, wie eine reiche, vielseitige Flora 
eigen ist, begegnet man den meisten und ausgedehntesten Lavamassen, 
jedoch ist ihre Lage und Gruppierung mit wenigen Ausnahmen eine von 
der Art, welche, nach der zum Zwecke von Kulturanlagen üblichen 
Entfernung des Unterholzes, eine reihenweise Zwischenpflanzung der ver- 
schiedensten Nutzpflanzen wohl gestatten würde. Jedoch ist diese offenbar 
durch gewaltige, in früheren Zeiten stattgefundene Eruptionen zusammen 
geworfene Lavagesteinmasse keineswegs die als durchgehend zu be- 
trachtende Bodenformation, sondern vielmehr zeigt der sich in der Haupt- 
richtung auf die Station Makindu weit ausdehnende Wald große Flächen 
eines prachtvollen, schwarzen Humus, stellenweis sogar fetten, äußerst 
nahrhaften Waldbodens, der sich allerdings nicht für Manihotpflanzungen, 
wohl aber für verschiedene andere Nutzpflanzen, welche außer Feuchtig- 
keit und kräftigem Boden auch Schatten beanspruchen, vorzüglich eignen 
würde. Durch mehr oder weniger starkes Auslichten des Unterholzes 
ließe sich, je nach den Ansprüchen der eventl. zur Kultur gewählten 


— 268 — 


Pflanzengattung, ohne zu große Mühe ein den Kulturpflanzen zusagender 
Halbschatten herstellen, ohne daß man dabei fürchten müßte, daß die 
dabei freigelegten Bäume, wie im Gebirgshochwald von Usambara, dann 
kränkeln oder eingehen und zum Schaden der darunter befindlichen 
Pfanzung Äste abwerfen würden. 

Die hiesigen Buschwaldbäume sind infolge ihrer ganzen Arten- 
beschaffenheit auch nach der Entfernung des meisten Unterholzes ge- 
neigt, weiter zu wachsen und Stand zu halten, was in dem Usambara- 
wald nicht der Fall war. 

Sieht man aber zunächst von jeder Nutzbarmachung dieses Wald- 
geländes durch erst anzulegende Kulturen ab, und unterzieht nur das 
an darauf wildwachsenden Nutzpflanzen Vorhandene einer genauen Be- 
achtung, so bietet sich hier schon dem Pflanzer eine sich auf Jahre 
hinaus erstreekende lohnende Ausbeute dieser vorhandenen Pflanzen. 

In erster Linie ist esdie Sanseviera Ehrenbergii und guineensis, 
welche in ungeheuren Mengen vorhanden sind, und vor allem die erstere 
von einer Qualität, wie sie durch regelrechte Kultur kaum besser erreicht 
werden kann. 

Jedoch sollen sich meine hier niedergelegten Beobachtungen haupt- 
sächlich auf M. Glaziovii und seine Kultur beziehen, deshalb sei 
nur noch kurz erwähnt, daß Herr Huebner die Ausbeutung der Sanse- 
viera-Faser noch in diesem Jahre und voraussichtlich zugleich mit der 
Vergrößerung der Pflanzung maschinell in Angriff nehmen wird. 

Und dann sei noch einer in den hiesigen Waldungen stellenweis 
sehr häufig vorkommenden, für die Zukunft vielleicht recht wichtigen 
Pflanze Erwähnung getan, und zwar einer Landolphia, die einen vor- 
züglichen Kautschuk in reichlichen Mengen zu liefern verspricht, wenn 
nur die Ernte richtig in Angriff genommen und unter möglichster Schonung 
der Pflanze ausgeführt wird. 

Um nun zur eingehenden Erörterung der Kulturmethode der M. Gla- 
ziovii, so wie sie hier angewandt wird, überzugehen, sei zunächst auf 
die Anlage der Samenbeete und die von mir beobachteten Vor- und 
Nachteile, welche sich dabei herausgestellt haben, ausführlich hingewiesen. 

Bei den ersten Anfängen mit der Anlage einer Plantage aus der 
Wildnis heraus! sind das erste und wichtigste die Samenbeete. Wie 
und wo lege ich dieselben am besten an, ist die erste Frage, die sich 
dem Pflanzer aufdrängt; dabei ist vieles in Betracht zu ziehen, und zwar 
zunächst ein Platz auszusuchen, der alle die Vorteile in sich vereinigt, 
welche für gute Erfolge in der Anzucht erforderlich sind. 

Die hiesige Samenbeetanlage, die den Komplex eines Hektars ein- 
nimmt und noch erheblich vergrößert werden kann und wird, konnte den 
hiesigen Verhältnissen entsprechend nicht vorteilhafter angelegt werden, 


— 269 — 


Die Samenbeete liegen in einer sonnigen Waldlichtung, welche 
eine Bodenbeschaffenheit hat, die voll und ganz derjenigen entspricht, 
welche M. Glaziovii, um ferner gedeihen zu können verlangt. Nichts 
wirkt schädlicher auf die Weiterentwiekelung von Pflanzen, deren An- 
zucht in einem anderen Boden erfolgt ist, als wenn man ihnen beim 
Verpflanzen nicht denselben Boden wieder gibt. Ferner sind die Samen- 
beete in unmittelbarer Nähe des Flusses angelegt, was ein bequemes 
Gießen gestattet. Hierbei möchte ich gleich einer Beobachtung Er- 
wähnung tun, die mir bei der Anzucht der Sämlinge besonders und in 
jedem Sämlingsquartiere in gleicher Weise aufgefallen ist, und die meiner 
Ansicht nach für die Entwiekelung der jungen Bäume nicht außer acht 
gelassen werden darf; es ist dieses das quantitative Gießen der Samen- 
beete in den einzelnen Entwicklungsstadien der Sämlinge. 

M. Glaziovii verlangt, wie sich das hier deutlich ergeben hat, 
viel Wasser, bis er aufgelaufen über den Samenlappen den ersten 
richtigen Trieb, ca. 10 bis 15 mm lang, also etwa 3—4 Blätter ent- 
wickelt hat. Bis zu dieser Zeit ist ein Gießen morgens und abends 
(niemals aber während der Sonne) sehr angebracht, von da ab sollte 
man nur einmal am Tage und zwar am besten in den Abendstunden 
gießen, selbst dann, wenn die Bäumchen am Tage welk erscheinen 
sollten. Die Sämlinge werden dadurch zwar etwas langsamer, aber um 
so gedrungener und kräftiger wachsen, was für das spätere Verpflanzen 
viel besser ist, als wenn man laug aufgeschossene, schwache Pflänzlinge 
zu verwenden genötigt ist. Solche kurzen gedrungenen Bäumchen an 
ihren Standort verpflanzt, entwickeln einen ganz anderen, kräftigeren 
Trieb als Schwächlinge. 

Bei Anlage von Samenbeeten wird der Boden von Gras und Ge- 
strüpp gereinigt, gründlich und tief durchgearbeitet und von den in ihm 
häufig vorkommenden Knollen und zwiebelartigen Gewächsen, die nach- 
her ein sehr lästiges Unkraut bilden würden, sorgfältig befreit. 

In erster Linie ist dabei auch sehr auf das gründliche Entfernen 
einer stark im Boden wuchernden Commeline zu achten, die sofort 
wieder emporwächst und nachher, ohne den jungen Pflanzen bezw. den 
noch keimenden Samen zu schaden, nicht mehr herauszubekommen ist. 
Im Boden große Wurzelpolster bildend, wirkt sie sehr nachteilig aut 
die Wurzelbildung der jkeimenden Samen und über der Erde erstickt 
sie die jungen Pflanzen durch Überwuchern derselben, wenn nicht fort- 
während gejätet wird. 

Ist der Boden auf diese Weise gut vorbereitet, dann wird er planiert, 
und gleichzeitig wird um die ganze Fläche eine feste Dornenboma als 
Schutz gegen das Wild gelegt, was hier hauptsächlich der Affen 
wegen unerläßlich ist. 


— 270 — 


Sind diese Vorarbeiten beendet, dann werden die 10 bis 14 Tage 
vorher zu wässernden Samen eingelegt, und zwar ist dies hier bisher 
in einer Entfernung von ca. 10 em voneinander und 1 cm Tiefe ge- 
schehen. Diese Entfernung ist indes als eine zu enge erkannt worden. 
Der Same, — bei dessen Einkauf man sich stets vergewissern sollte, daß 
er wenigstens ein Jahr alt ist, denn frischer Same würde den größten 
Teil dieser Zeit in der Erde liegen, ehe er aufgeht, — läuft im all- 
gemeinen sehr unregelmäßig auf, und wird ein großer Teil der Pflänzlinge 
schon pflanzreif sein, ehe der übrige Same überhaupt aufgeht. Durch 
das große Laub, welches der Baum schon als Sämling entwickelt, wird 
nun ein großer Prozentsatz später aufgehender Samen direkt unterdrückt, 
und durch das Bestreben dieser kleineren Pflanzen, ebenfalls zum Lichte 
zu gelangen, schießen sie ganz dünn und lang hervor; sie vergeilen und 
werden niemals so kräftige Pflanzen, wie sie sich aus bei der Aussaat 
genügend weit gelegter Samen entwickeln. 

Mit diesen schwächen vergeilten Pflanzen ist jetzt hier der Versuch 
gemacht worden, sie unter Zurückschneiden bis auf die Samenlappen, 
durch Pikieren, zu erhöhter Wurzelbildung zu veranlassen und sie da- 
durch zu kräftigen. Wenn sie nun auch gut treiben und stärker werden, 
so ist das ganze doch nur als eine fast unnütze Mehrarbeit anzusehen, 
die sich vermeiden läßt, wenn die Samen gleich weit genug gelegt werden. 

Ein weiterer Nachteil infolge zu enger Aussaat hat sich hier in 
bezug auf das Ausheben der Pflänzlinge insofern bemerkbar gemacht, 
als man nicht nur die herauszunehmenden Pflänzlinge, sondern 
auch die schwächeren nebenstehenden Pflanzen durch Ausreißen der 
Wurzeln beschädigt, sodaß auf Grund dieser Beobachtung hier be- 
absichtigt wird, weitere Aussaaten nicht wie bisher auf Beeten, sondern 
in ein Fuß voneinander entfernten Reihen vorzunehmen und die Samen 
in der Reihe einen halben Fuß weit auseinander zu legen; dieses er- 
fordert wohl eine größere Landfläche, hat aber das Gute für sich, daß 
man beim Herausnehmen der Pflanzen diese mit einem Spaten, ohne 
die nebenstehenden zu beschädigen, herausstechen kann. 

Für spätere Aussaaten lassen sich auch wieder die ersten, inzwischen 
geräumten Quartiere benutzen, wenn sie von neuem gründlich tief durch- 
gearbeitet werden und etwas Walderde aufgetragen wird. 

Manihot Glaziovii entwickelt im Samenbeet eine lange tief- 
gehende und meist knollenartige Pfahlwurzel und 3 bis 5 ebenfalls lange 
und fast wagerecht flach unter der Erde entlanglaufende Wurzeln, um 
welche sich bei der Weiterbewurzelung wieder ebensolche knollenähn- 
liche sehr wasserhaltige Wurzeln bilden, die man als Wasserreservoire 
des Baumes betrackten kann, in welchen er soviel Wasser au nal 
daß er durch die lange Trockenzeit gut durchkommt. 


— 21 — 


Besitzt der Boden beim Herausnehmen der Pflänzlinge genügend 
Feuchtigkeit, so lassen diese sich, allerdings unter Beobachtung großer 
Vorsicht, zum größten Teil herausziehen, jedoch ist dabei sehr darauf 
zu achten, daß die ganz feine graue Rindendecke durch zu festes An- 
greifen oder Entlanggleiten mit den Händen an dem Stämmchen nicht 
verletzt und die darunter befindliche weiche, grüne Rinde bloßgelegt 
wird; denn diese leidet, wie sich das hier ergeben hat, beim Über- 
pflanzen in die Plantage stark durch die Sonne, sie verbrennt direkt, 
was ein Zurückgehen der jungen Bäume bis in die Erde zur Folge hat, 
die dann lange stehen, ehe sie neu treiben, die aber zum Teil auch 
ganz eingehen. Werden die Bäume herausgezogen, dann wird man 
gut tun, soweit als möglich, oben anzufassen, da der obere Teil des 
Baumes doch abgeschnitten wird, und läßt dieser sich nicht mit Leich- 
tigkeit herausziehen, dann helfe man rechtzeitig nach, weil auch die 
Wurzeln spröde sind und leicht ab- und einreißen. 

Beim Einlegen der Samen ist darauf zu achten, daß sie nicht zu 
tief oder flach in die Erde kommen. Im ersteren Falle erschwert dieses 
das Aufgehen und hat ein Ersticken des jungen Keimes in der Erde 
zur Folge, im letzteren wird ein starker Regenguß oder ungeschicktes 
Gießen die Samen ausschwemmen und würden diese dann durch die 
Sonne ausgebrannt werden und die Keimkraft verlieren. Hier ist den 
Leuten, welche die Aussaat besorgen, eingeschärft worden, dieselbe in 
der Länge des ersten Daumengliedes in die Erde zu drücken, und so 
gelegte Samen sind hier sehr gut und ziemlich gleichmäßig aufgelaufen. 

Von Samen, welche 10 bis 14 Tage im Wasser lagen, zeigten sich 
die ersten Pflanzen vereinzelt nach ca. 14 Tagen, von solchen, welche 
nahezu vier Wochen wässerten, liefen die ersten schon nach acht bis 
zehn Tagen auf und bald darnach auch die übrigen, die alle gut und 
kräftig wachsen. 

Bei den zum Aufquellen ins Wasser gelegten?Samen ist darauf zu 
achten, daß diese, bis sie ausgesät werden, nicht wieder trocknen, oder 
gar der Sonne ausgesetzt werden, da sie dann die Keimfähigkeit ver- 
lieren würden. Ob durch ein noch längeres Wässern der Samen vor 
der Aussaat ein möglichst gleichmäßiges Auflaufen erreicht werden kann, 
und somit Wachstum der jungen Pflanzen, oder ob dies nachteilig auf 
die Keimfähigkeit bezw. Weiterentwicklung derselben wirkt, soll jetzt 
hier durch acht bis zehn Wochen im Wasser liegende Samen festgestellt 
werden. 

Einen Nachteil, den der rote lehmartige Boden bei, Samenbeet- 
anlagen hier gezeigt hat, ist das sogenannte „Wasserhartwerden“ bei 
häufigem Gießen. Dieser Zustand ist einem leichten Auflaufen der 
Samen sehr hinderlich und hat zur Folge, daß die jungen Pflanzen, 


— 22 — 


ehe sie die harte Decke zu durchbrechen vermögen, oft schon im Keime 
verkrüppeln oder auch ganz abbrechen. Dem ist hier durch Auftragen 
einer ganz dünnen Schicht Walderde auf die fertigen Saamenbeete, die 
leicht mit der roten Erde verharkt wurde, abgeholfen worden. Diese 
Walderde bleibt trotz vielen Gießens ganz locker und erleichtert dem 
keimenden Samen das Austreten aus der Erde ungemein. 

Die ersten Samen, mit denen im Vorjahre Versuche vorgenommen 
wurden, lagen vom 12. bis 24. Juli 1905 im Wasser. Von den an 
letzterem Datum ausgesäten Samen liefen die ersten zwei Pflanzen am 
12. August 1905 auf und hatten am 16. Oktober desselben Jahres, an 
welchem Tage sie unter Zurückschneiden auf 10 cm verpflanzt wurden, 
eine Höhe von 6 dm bei einem Stammumfang von 2 cm. 

Der eine dieser Bäume zeigte nach am 16. Januar 1906 vorge- 
nommenen Messungen 4?/, Fuß, am 9. März 7 Fuß und am 30. März 
8 Fuß Stammhöhe bis zum Kronenansatz. Der Stammumfang beträgt 
ein Fuß über der Erde 4 Zoll, acht Fuß darüber 3 Zoll. 

Der zweite Baum, der durch Affen nicht nur zweimal abgebrochen 
wurde, sondern auch starke Rißwunden am Stamm abbekam, die jedoch 
sofort wieder beschnitten gut verwachsen sind, hatte am 1. März eine 
Stammhöhe von 4!/, Fuß und am 30. März eine solche von 5°, Fuß bis zum 
Kronenensatz und einen Stammumfang 1 Fuß über der Erde 3 Zoll, 
5 Fuß darüber 2 Zoll. 

Beide Bäume zeigen ein freudiges Wachstum, haben ein gesundes 
saftiggrünes Aussehen und enthalten reichlichen Milchsaft. Der erste 
Baum steht seit Anfang März in Blüte und zeigen jetzt (2. April) auch 
die drei ca. 1 m langen Kronentriebe bereits Knospen. Auch der 
zweite Baum zeigte Knospen, die ihm jedoch, um ihn nicht abermals 
zu schwächen, ausgebrochen wurden. 

In der nun folgenden Zeit, in welcher die Pflänzlinge einmal auf- 
gelaufen sich schnell weiter entwickeln, muß, falls es nicht schon ge- 
schehen ist, mit den Vorarbeiten für die Pflanzung der Anlage der 
Plantage begonnen werden, und zwar Reinigen des Landes von Gras 
und Gestrüpp, Fällen der auf dem Gelände einzeln stehenden Bäume, 
Abstecken und Auswerfen der Pflanzlöcher, und auch hier um das Ganze 
Auslegen einer starken Dornenboma, wozu sich die in dem hiesigen 
Steppengelände häufigen langdornigen Akazien vorzüglich eignen. 

Ein großer Fehler, den der Pflanzer in Steppengegenden, gegen- 
über dem Pflanzer in typischen Urwaldgebieten, leicht geneigt sein wird 
zu begehen, und der auch hier im Anfange gemacht worden ist, ist das 
Stehenlassen der Steppenbäume im Plantagengelände. 

Der Urwaldpflanzer, dem es nicht darauf ankommt ein paar Bäume 
mehr oder weniger herunter zu schlagen, läßt nichts stehen, er weiß, 


— 23 — 


daß einzelne Bäume, bald nachdem der sie umgebende Wald nieder- 
gelegt ist, anfangen zu kränkeln und absterben, und dann durch Ab- 
werfen der Äste und zuletzt Umfallen der abgestorbenen Stämme selbst, 
großen Schaden in den Kulturen ihrer Umgebung anrichten; deshalb muß 
alles herunter. 


Dem Steppenpflanzer, an das leichtere Bearbeiten des Graslandes 
gewöhnt, wird das Fällen der vereinzelt in der Steppe stehenden 
Bäume zu viel und zu lange Arbeit erscheinen und um Kosten zu 
ersparen, wird er sich leicht zu der Meinung verleiten lassen, das 
Steppenbäume, an Freistehen gewöhnt, nicht so leicht absterben und 
fallen werden wie aus dichtem Urwald freigelegte Bäume. 


Wenn nun aber solche Bäume nicht absterben, so entsteht daraus 
der Nachteil, daß sie, nachdem ihnen die Äste genommen sind, nach 
dem ersten Regen um so üppiger wieder treiben werden, wie dies auch 
hier zu beobachten ist, und in den seltensten Fällen wird es vor- 
kommen, daß ein solcher Baum infolge Verblutung gleich nach dem 
erstmaligen Abschlagen der Äste eingeht. 


Durch dieses Umtreiben aber entsteht dem Pflanzer, je größer die 
Plantage wird, eine um so größere Arbeit, und zwar insofern als er 
dauernd sein Augenmerk darauf richten muß, diese jungen Triebe nicht 
zu groß werden zu lassen; er hat von Zeit zu Zeit ein paar Leute mit 
dem Entfernen dieser Triebe, und zwar möglichst ehe sie verholzen, zu 
beschäftigen. Durch Entfernen der sich neu bildenden Triebe wird aber 
der Baum in seiner Säfteproduktion derartig überanstrengt, daß er 
schließlich versagen und absterben wird. Nun ist dieses aber durchaus 
kein Vorteil für den Pflanzer, denn jetzt beginnen Witterung, Würmer 
und in erster Linie die hier sehr häufigen weißen Ameisen ihr Zer- 
störungswerk an dem nun toten Baum, und um so erheblicher wird der 
Schaden, je läuger soleh Baum dieser Zerstörung widersteht, denn die 
Kulturpflanzen wachsen heran, und nun schlägt solch ein Stamm bei 
einem Sturm in diese hinein. Deshalb sollte kein Pflanzer die Mehr- 
arbeit des Baumfällens bei der Anlage der Pflanzung scheuen, da sie 
ihm später nur Vorteile bieten wird. Auch wird dieses Mehr gar nicht 
so erheblich sein, wenn man, wie jetzt hier, die starken Bäume, nach- 
dem alle Äste abgeschlagen sind, einfach in der Pflanzung liegen läßt 
und sie nur so legt, daß sie bei Anlage der Reihen nicht hinderlich 
sind. Hier können sie, ohne Schaden in der Pflanzung anzu- 
richten, verrotten und geben dann noch einen vorzüglichen Dünger, der 
an schlechten Erdstellen in der Pflanzung gute Dienste leisten wird, 
wenn er mit dem schlechten Boden gemischt wird. Bemerkt man, daß 
weiße Ameisen einen solehen Stamm annehmen, dann genügt eine Ab- 


— 274 — 


spritzung mit Petroleum und Nachstreuen von Holzasche zum Ver- 
treiben derselben. 

Die hiesige Pflanzweite für M. G. beträgt 3 m im Quadrat, die 
Tiefe und Weite der Pflanzlöcher ca. 1!/, bis 2 Fuß; quadratisch ver- 
bunden sind diese durch ca. 10 bis 15 cm tiefe Rillen, welche den jun- 
gen Bäumen bei eintretenden Regenfällen das Wasser zuführen. Nach 
Öffnen der Pflanzlöcher werden diese hier wenigstens 8 bis 14 Tage 
offen gelassen, um ausdünsten zu können, und dann gewöhnlich nach 
einem starken Regen zugefüllt, und zwar nicht mit derselben Erde, die 
ausgegraben worden ist, sondern mit dem oberen sogenannten Mutter- 
boden, da dieser nach dem Pflanzen locker bleibt, während der andere 
haupsächlich in den trockenen Jahreszeiten und auch durch das An- 
drücken beim Pflanzen sehr fest und hart wird und die Wurzelbildung 
erschwert. Ferner werden die Pflanzlöcher nicht nur in der Höhe des 
übrigen Geländes, sondern jedes mit einem kleinen Häufchen angefüllt, 
da sie, infolge des lockeren Bodens, und hauptsächlich nach Ein- 
treten von Regen sehr nachsacken, und die frisch gepflanzten Bäume 
dann zu tief stehen würden. Beim Pflanzen wird dies Erdhäufchen so 
auseinander gebreitet, daß es nach allen vier Seiten |die Wasserrillen 
abschließt, wodurch eine Stauung des Regenwassers veranlaßt wird, und 
dieses dann nicht so schnell abfließt, sondern langsam in die Pflanz- 
löcher einsiekern wird. Bei sehr heftigem Regen und an abschüssigen 
Stellen kommt es nun aber häufiger vor, daß die Erde fortgeschwemmt 
wird. Da muß natürlich nachgesehen und ausgebessert, an solchen 
Stellen die Erde am besten etwas angeklopft, und ev, freigelegte Wur- 
zeln der Bäumchen wieder bedeckt werden. 

Ist aber an diesen nur Erde angeschwemmt, so wird man, falls die 
Rillen selbst nieht ganz zugeschwemmt sind, gut tun, diese ruhig zu 
lassen falls der Baum nicht zu tief darin steckt. Eher kann M. G. 
ohne Schaden etwas zu tief als zu flach stehen. Ist ein zu Tiefstehen 
doch der Fall, so wird der Pflanzer am besten die Erde selbst von den 
Bäumen entfernen, wenn er nicht einen verläßlichen guten Arbeiter da- 
bei zur Verfügung hat, denn hier sind darin schlechte Erfahrungen ge- 
macht worden, und zwar insofern, als der mit dem Entfernen der Erde 
von den Bäumen beauftragte Mann diese derartig aufstach und lockerte, 
daß die Bäume zu flach standen und direkt ausbrannten, wodurch von 
100 Bäumen gegen 60 Stück eingingen. Ebenso wird das Heraus- 
nehmen und Beschneiden, sowie das Pflanzen der Bäume nicht von Ar- 
beitern, sondern von Herrn H. und mir selbst besorgt, wodurch gutes 
An- und Weiterwachsen jeden Baumes im allgemeinen garantiert ist. 

Nach dem Herausnehmen der Pflänzlinge aus den Samenbeeten 
werden diese zurliekgeschnitten, und zwar nicht durchgängig auf 10 cm, 


— 275 — 


sondern die Länge des Pflänzlings richtet sich ganz nach der Beschaffen- 
heit desselben; nach dem, was hier bez. der Weiterentwicklung beob- 
achtet ist, bin ich der Meinung, daß es für die Leittriebbildung besser 
ist, kräftige Sämlinge im allgemeinen länger als 10 cm zurückzuschneiden. 
und zwar so lang, daß der Stamm in Höhe der obersten zwei bis drei 
Augen noch nicht hart und verholzt, sondern noch markig und grün 
ist, also etwa 20 bis 25 cm. 

So zurückgeschnittene Bäume haben hier durchgängig einen viel 
besseren Trieb, und zwar schneller entwickelt, als wie gleich kräftige, 
auf ca. 10bis15cm und festes Holz zurückgeschnittene. Z. B. zeigen 
in der hiesigen Pflanzung langgeschnittene und Ende Februar gepflanzte 
Sämlinge jetzt mit wenigen Ausnahmen einen kräftigen Trieb von 
durchschnittlich 0,80 bis 1,20 m, während bis aufs harte Holz zurück- 
geschnittene erst ca. 40 bis 80 cm getrieben haben, und nicht das flotte 
freudige Wachstum zeigen, wie erstere. Ich nehme an, daß durch das 
Zurückschneideu auf das harte Holz, das wenig gelbe, meist keine 
Blätter mehr hat, eine Milchsaftverdiekung und Stockung unter der Rinde 
eintritt, die nachteilig auf die Triebbildung einwirkt, und zwar folgere 
ich dieses aus dem nachstehenden: 

Sieht man sich am Tage nach dem Pflanzen die Bäume genau an, 
so wird man finden, daß sich bei den langgeschnittenen das noch mar- 
kige grüne Stammstück an der Schnittfläche stark zusammengezogen 
hat, während dieses bei auf 10 cm gekappten und schon verholzten 
Pflänzlingen nicht der Fall ist. Durch dieses Zusammenziehen der 
Schnittfläche, das durch Einwirkung der Sonne noch beschleunigt wird, 
wird der Luft der Zutritt zu dem Saft im Stamm schnell und völlig ab- 
geschlossen, und er bleibt flüssig, während sich bei verholzten Pflänz- 
lingen die Rinde nicht mehr zusammenziehen und die Luft länger und 
eingehender wirken kann, wodurch die Verdiekung des Saftes unter der 
Rinde entsteht, und zwar erhöht durch den Umstand, daß der eben ge- 
pflanzte, nicht angewurzelte Baum noch nicht fähig ist, neue Säfte 
durch die Wurzeln aufzusaugen; infolgedessen tritt eine so lange an- 
dauernde Stockung ein, bis der Baum neue Saugwurzeln gebildet hat, 
und durch Nachtreiben des frischen Saftes mit der Triebbildung erst dann 
beginnt, während bei den nur bis ins weiche Holz zurückgeschnittenen 
Bäumen der durch schnelles Zusammenschrumpfen der Schnittfläche von 
der Luft abgeschnittene Saft ruhig weiter zirkuliert, sich nicht verdickt, 
die Triebbildung beschleunigt, und dadurch wieder den Pflänzling zu 
schnellerer Wurzelbildung und Saftzuführung nötigt. Auch wird bei 
diesen Bäumen schon stets das erste Auge einen kräftigen Trieb bringen, 
während diese bei den verhärteten Pflänzlingen durchgehend verküimmert 
sind und erst eines der unteren Augen einen normalen Trieb entwickelt. 


— 2716 — 


Häufig kommt es vor, daß diese Augen wohl ein Stück antreiben, dann 
aber plötzlich abwelken und zurückgehen, was gewöhnlich auf Wurzel- 
fäule oder auf ein zu tief oder zu flach Stehen zurückgeführt wird. 
In Wirklichkeit liegt aber hier eine Säfteverdieckung vor, hervorgerufen 
durch den Zutritt der Luft an der Schnittfläche, und erst wenn diese 
Verdickung des Saftes aufhört, und der neuaufsteigende auf die Augen 
wirken kann, werden diese Bäume einen gesunden Trieb entwickeln, aber 
eben später wie die anderen, was auf der hiesigen Pflanzung deutlich er- 
sichtlich ist. Das bei solchen verholzten Pflänzlingen erst die unteren 
Augen zusammen mit der Neubewurzelung treiben, beweist wohl, daß 
der einmal dick gewordene Saft sich nicht mehr mit dem durch die Be- 
wurzelung neuzugeführten verbinden kann. Der neuaufsteigende Saft 
ist durch den verdickten im oberen Stammteil abgeschlossen, und in- 
folgedessen kommen die oberen Augen nicht zum Trieb. 

Um ein zu starkes Saftaustreten beim Kappen der Pflänzlinge zu 
verhindern, wird die Schnittfläche sofort in trockenen Sand getaucht, 
wodurch der Saftausfluß aufhört, da sich die ausfließende Milch und der 
Sand zu einer festen aber nicht luftdichten Kapsel verbinden. Ebenso 
wird man guttun, die Blätter unterhalb der Schnittfläche nicht unmittel- 
bar am Stamm abzubrechen oder zu schneiden, sondern einen ganz 
kurzen Stiel stehen zu lassen, Ja auch durch das gänzliche Entfernen 
der Blattstiele unnötiger Saftausfluß und somit Schwäche des Pflänz- 
lings herbeigeführt wird. Diese Blattstielstimpfe wirft der Baum ohne 
Saftverlust selbst ab‘, sobald die Augen richtig zu treiben beginnen. 
Das Beschneiden der Wurzeln geschieht etwa auf die Hälfte ihrer 
Länge, etwas schräg und so, daß beim Einsetzen des Baumes in die 
Erde die Wurzelschnittfläche” nach unten zeigt; ob man die kovollen- 
artige dicke Hauptwurzel abschneiden, oder dem Pflänzling belassen 
soll, richtet sich ganz nach der übrigen Wurzelbeschaffenheit desselben, 
niemals schneide man sie aber mitten, also etwa an ihrer dicksten 
Stelle durch, da sie dann stets abfaulen wird. Hat der Pflänzling sonst 
kräftige Wurzeln, so kann man sie ruhig ganz abschneiden; ich habe 
trotz genauer längerer Beobachtung nicht gefunden, daß die ganze 
Wurzel auf die Weiterentwicklung der Pflanze einen besonders vorteil- 
haften Einfluß ausübt, da‘ Bäume, denen sie genommen wurden, sehr 
kräftig, fast besser treiben, wie die, denen sie belassen wurde. Jeden- 
falls sollte man sie immer abschneiden, wenn sie verletzt ist, da sie 
sonst in Fäulnis übergeht. 

Sind die Pflänzlinge so beschnitten, so kommen sie, um ein Ab- 
trocknen der feinen Saugwurzeln zu verhindern, in ein aus Wasser 
und Erde in einer Wanne eingerührtes Schlammbad, welches so dick 
sein soll, daß der Schlamm beim Herausziehen der Wurzeln an diesen 


—_ 27 — 


haften bleibt. In dieser Wanne werden die Pflänzlinge, bis sie ge- 
pflanzt werden, belassen, und ist es bei diesem Verfahren ausge- 
schlossen, daß die Wurzeln die Fähigkeit Feuchtigkeit aus der Erde 
zu entnehmen verlieren und, was bei trocknen Wurzeln leicht der Fall 
ist, nach Wiederbefeuchtung faulen. 

Auch einen anderen Vorteil, der wohl zu beachten ist, bildet 
dieses Einschlemmen vor dem Pflanzen. Es wurde hier mit einzelnen 
gezeichneten Pflanzen der Versuch gemacht, diese mit trocknen Wur- 
zeln zu pflanzen, um festzustellen, wie sich solche Bäume bei eventuell 
auf das Pflanzen folgender dauernder Trockenheit entwickeln, und in- 
wieweit ein Anwachsen trocken gewordener Wurzeln überhaupt zu er- 
warten ist. 

Dabei konnte aber schon nach einigen Tagen festgestellt werden, 
daß die Bäumchen sofort von den weißen Ameisen überfallen und 
Wurzeln und Stamm bis an die Erdoberfläche vollständig abgenagt 
waren, während an Bäumen, die mit geschlemmten Wurzeln gepflanzt 
waren, sich wohl stellenweise auch Ameisen vorfanden, die aber die 
Pflanzen selbst nicht angegriffen haben. 

Überhaupt muß der Pflanzer in hiesiger Gegend sein Augenmerk 
auf die weißen Ameisen, die in dem hiesigen Gelände sehr häufig sind, 
besonders richten, um sich vor Schaden in der Pflanzung zu bewahren. 
Es ist geradezu unglaublich, was diese Tier in kurzer Zeit zu zerstören 
imstande sind. Von den Pflanzen fern halten kann man sie durch teil- 
weises Freilegen der Wurzeln, durch Bestreuen derselben mit trockner 
kalter Holzasche und Wiederbedecken dieser mit Erde. Sind nun die 
Bäumchen gepflanzt, dann erst geht die Arbeit für den Pflanzer richtig 
an, er muß sie auf einem Gelände wie hier fortwährend im Auge be- 
halten. Da sind nach starken Regengüssen an abschüssigen Stellen 
Wurzeln freigelegt, oder einzelne Pflänzlinge ganz ausgespült und fort- 
geschwemmt, die wieder gepflanzt oder bedeckt werden müssen. Es 
wird in der ersten Zeit, bis das Krautwachstum durch |häufiges Ab- 
hacken nachläßt, nach dem Pflanzen fast ohne Unterbrechung von ein 
paar Leuten gereinigt werden müssen, denn Sauberkeit in der Pflan- 
zung und Freihalten dieser von Unkraut ist eine Hauptbedingung für 
gutes Gedeihen der Bäume‘, da durch Reinhaltung viel Ungeziefer fern 
gehalten wird. 

Nach ganz kurzer Zeit beginnen die Pflanzen mit der Entwick- 
lung des Triebes, und ist dieser etwa handlang, so muß der Zapfen 
an den Bäumchen geschnitten werden, um ein Eintrocknen in den 
Stamm zu verhüten, und zwar geschieht dieses etwas schräg von unten 
nach dem Ausgangspunkte des jungen Triebes zu. Auch diese Schnitt- 
fläche ist, um unnttzen Saftausfluß zu vermeiden, mit etwas Sand zu 


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bestreuen, sie wird bald so überwachsen, daß von einem Schnitt an den 
Bäumchen bald nichts mehr zu sehen ist, während nicht oder schlecht 
abgeschnittene Zapfen bis in den Stamm eintrocknen und diesen von 
anfang an krank machen würden. 

Sind zwei oder mehrere Triebe vorhanden, so sind diese bis auf 
einen und zwar den stärksten zu entfernen, da dieser dann einen um 
so besseren Stamm bilden wird. Zwei Triebe stehen zu lassen, ist nicht 
anzuraten. Haben die Pflänzlinge erst einmal und zwar nur wenig 
Wurzel gefaßt, so wachsen sie sehr schnell, und bald wird ein An- 
pfählen derselben nötig sein, wenigstens ist dieses bei den hier auf- 
tretenden Winden unerläßlich, um die noch weichen Triebe vor dem 
Abbrechen zu schützen. Man gibt dem Bäumchen an besten armstarke 
gleich 6 Fuß lange Pfähle, die man im Walde hier schlagen läßt. Hat 
man Bamtus zur Verfügung, um so besser, da dieser widerstandsfähiger 
gegen Erdfeuchtigkeit und Ameisenfraß ist. Auch wird man die Pfähle 
wenn angängig mit Holzkohlenteer bestreichen müssen, um sie zu 
schützen. Steinkohlentheer oder Karbolineum anzuwenden ist nicht 
ratsam, da dieses den Pflanzen schaden dürfte. Beim Binden der Bäume 
dürfen diese nicht eng an den Pfahl gezogen werden, da sonst bei den 
sich sehr schnell verstärkenden Trieben das Bindematerial einschneiden 
würde, auch muß diesbezüglich oft nachgesehen werden. M. G. neigt 
hier häufig schon in einer Höhe von °/, bis 1 m dazu, Knospen 
und Kronentriebe anzusetzen. Diese müssen natürlich baldmöglicht 
ausgebrochen werden, da sonst die gute gleichmäßige Stammbildung 
beinträchtigt wird. Hier sind als Normalstammhöhe 5 bis 6 Fuß an- 
genommen worden, und bevor die Bäume diese Höhe nicht erreicht 
haben, sind Blüten und Nebentriebe nur unnütze und schwächende Saft- 
sauger, die entfernt werden müssen. — Unmittelbar vor dem Pflanzen 
werden die Löcher durch mehrere Leute gründlich und tief aufge- 
lockert, sodaß leicht und bequem mit der Hand gepflanzt werden kann. 

Jedoch darf dieses Lockern, hauptsächlich während der regen- 
armen Jahreszeit, nicht tags vorher geschehen, da sonst der sehr poröse 
Boden zu sehr austrocknen würde. Bei so vorbereiteten Pflanzen und 
Löchern werden hier von jedem von uns in der Stunde ca. 100 Bäume 
gepflanzt. Festandrücken der frisch gepflanzten Bäume darf nicht ver- 
gessen werden. 

Ziegen und Schafe sind der Pflanzung und den Samenbeeten fern- 
zuhalten, da sie sehr gerne das Laub und die jungen Triebe der M.G. 
fressen. Zu den Schädlingen gehört auch eine kleine langhaarige Raupe, 
die abgelesen werden muß. 

Kibwezi, den 8. April 1906. 


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II. Kurzer Bericht über Vorkommen, Anbau und 
Gewinnung des Teakholzes in Siam. 


Von 
Dr. C. C. Hosseus. 


Tectona grandis nimmt unter den Ausfuhrartikeln Siams die 
zweite Stelle nach dem Reis ein. Während aber der letztere im ganzen, 
16 Breitengrade umfassenden Reiche gepflanzt wird, finden wir Teak- 
holz in Siam nur auf ein ganz bestimmtes Areal von 4 Breitengraden 
und zwar im Norden beschränkt. Auf meinen Reisen in Siam fand ich 
im Jahre 1905 sein südlichstes Vorkommen hinter dem 16. Breiten- 
grad, bei Muang Kani am Mäping. Auf der zweiten Reise 1905 
wurde die Siüdgrenze in der Höhe von Ban Pinit (Ban Pum) 
auf einem ca. 50 m hohen Hügel bei Ban Jang gefunden; es schien 
sich hier freilich nur um einige wenige Einsprenglinge zu handeln. Im 
weiteren Verlaufe dieser Reise wurde erst weiter östlich von Pitsanulok 
Teakholz gefunden, das sich von dort gegen den Mäkong zu erstreckt. 
In dem ganzen Gebiete vom Mäkong bis hinüber nach der birmesischen 
Grenze finden sich Teakholzwälder von mehr oder weniger großer Aus- 
dehnung. Das nördlichste Verbreitungsgebiet habe ich bei Djeng Kong 
am rechten Mäkongufer unter dem 20. Breitengrade gefunden; hier bil- 
den die Wälder einen verhältnismäßig reinen, dichten Bestand, im 
Gegensatz z. B. zu den Wäldern der Westseite Siams, in Muang Fang 
und am Mäkok. Von Interesse ist es festzustellen, daß auf der linken 
Seite des Mäkong keine Tectonabestände angetroffen werden sollen. 
Auch die Bewohner der südlichsten Provinz Chinas, Bergstämme aus 
Yünnan, die Hooh, welche alljährlich große Karawanen aus ihren 
Ländern über Siam nach Mulmein zu Tauschzwecken führen, ver- 
sicherten mir, nördlich über der großen Schleife am Mäkong gäbe es 
kein Teakholz mehr. 

Bei diesem kleinen Verbreitungsgebiet ist es ganz natürlich, daß 
die zum Teil etwas stiefmütterlich behandelten Angrenzer, wie Frank- 
reich, eifrig bedacht sind, Landstriche zu erwerben oder zu neutralisieren, 
in denen Teakholz vorkommt. So ist es denn kein Wunder, daß wir 
sehen, wie sich England und Frankreich zu Ungunsten Siams einigen. 

Was das Vorkommen von Tecetona grandis in Siam betrifft, so 
möchte ich dreierlei Standorte unterscheiden: 

1. vereinzelt an den Flußufern, 

2. waldbeherrschend an Hiügelausläufern, 

21 


— 280 — 


3. formationsbildend an Orten, wo früher buddistische Heiligtiimer 
standen oder jetzt noch stehen, als sog. heilige Haine. 

Das erstere Vorkommen ist das auch für die anderen Teakholz- 
länder gewöhnlichste und sowohl von Kurz wie auch von Schimper 
eingehend beschrieben. Man findet in Siam, unter anderen Bäumen 
zerstreut, mächtige alte Stämme, die durch ihre Schlankheit in dem 
Urwalde auffallen. Hier findet man die Stämme häufig von Lianen 
(zumeist Leguminosen) und Würgern (Ficusarten) umschlungen. 

Das Vorkommen an dem zweiten Standorte scheint mir oft in 
seinem dichteren Bestande sekundärer Natur zu sein. Da wir es mit 
einem Lande von uralter Kultur zu tun haben, deren Überreste noch 
allenthalben anzutreffen sind, so dürfte es nicht unwahrscheinlich sein, 
daß jene Gebiete früher mit Reis bebaut waren und dann entweder 
von Menschenhand mit Teak bepflanzt wurden, oder aus der höheren 
Zone am Hügel die leicht transportablen Früchte über das in einer 
zweiten Periode nach dem Reisbaue nur mit Lalang bewachsene Ge- 
biet ausgestreut wurden. Auf letzteres läßt nämlich das häufige Vor- 
kommen von Lalang in diesen Gegenden schließen. Ein ähnliches 
Vorkommen, d. h. in einem zum Teil ziemlich reinen Waldbestand, 
ist aus Java bekannt. 

Betreff der heiligen Haine sei erwähnt, daß diese nicht den Forst- 
gesetzen unterliegen, sie sind von den Priestern zum Teil seit langen 
Jahrzehnten angepflanzt und ihr Holz wird nie zu profanen Zwecken 
benützt. Da sie außerdem zumeist isoliert im Wat-Grunde liegen, sind 
sie auch nicht den häufigen Waldbränden ausgesetzt, die man sonst so 
oft in Siam findet. Aus diesen Hainen kann man auch manche prak- 
tische Winke für die Anpflanzung vou Tectona ‘erhalten. Die Priester 
pflanzen im allgemeinen die Bäume recht eng aneinander, hierdurch wird 
sicher eine größere Schlankheit der Stämme erzielt. Doch erfordert für 
ein ersprießliches Gedeihen des Gesamtbestandes der Wald schon im 
dritten Jahre ein Versetzen einer großen Anzahl Stämme. Tectona wächst 
bekanntlich sehr schnell, noch mehr in geschlossenem Bestand, in dem 
sie bei größerer Höhe schlanker bleibt, während sie bei Einzelgedeihen 
stärker verästelt ist. Bekanntlich ist das letztere kein Vorzug in der 
Bewertung auf dem Markte. So würde denn unter allen Umständen 
bei neuen Anpflanzungen in unseren Kolonien darauf zu sehen sein, 
daß zuerst in diehtem Bestand gepflanzt wird, und dann im dritten 
oder vierten Jahre, je nach der Bodenbeschaffenheit und den klimati- 
Verhältnissen, das Versetzen vorgenommen wird. Später dasselbe vor- 
zunehmen, erscheint mir aus rein praktischen Gründen (vermehrte 
Transportkosten) weniger ratsam zu sein. Anders verhält es sich in 
Siam selbst, wo dieses Versetzen nicht stattfindet, da die Priester zu 


— 281 — 


bequem sind; hier werden gewöhnlich noch ganz junge Stämme von 
den Priestern geschlagen, um einen zu dichten Bestand zu vermeiden, 
und als Pfosten oder sonst wie im Watt verwandt. 

Freilich, direkte Aufforstungen wie in Birma oder Neuanpflanzungen 
wie in Indien sind in Siam noch nicht durchgeführt. In erster Linie 
liegt hier eine Vernachlässigung dieser Frage von seiten der Regierungs- 
beamten vor, insofern diese nur auf das Ausnützen der Wälder aus- 
gehen, nicht aber an die Zukunft des Landes denken. In zweiter Linie 
scheint es das Prinzip der Regierung selbst zu sein, mehr aus dem 
Lande ziehen zu wollen, als hineinzustecken. Für die Aufforstungen stellt 
sich des weiteren ein großes Hindernis in Gestalt der Waldbrände ein. 
Schaden dieselben doch schon dem natürlichen Nachwuchs im Urwald- 
bestande, in dem alljährlich Aussaat und Jungholz abbrennt! So lange 
nicht gegen die verschiedenen Unsitten, durch welche diese Waldbrände 
hervorgerufen werden, also das Wegwerfen von brennenden Streich- 
hölzern‘, Zigarren, Zigarretten, das Anbrennen von Löchern in die 
Baumölspender, die Dipterocarpaceen, und das Niederbrennen ganzer 
Wälder von Regierungs wegen eingegriffen wird, so lange ist auch in 
Siam nicht an ein reguläres Aufforstungssystem zu denken. Unter 
den jetzigen Verhältnissen aber wird über kurz oder lang 
in Siam einmal die Zeit kommen, wo es nicht mehr imstande 
ist, soviel Holz wie bisher zu liefern. 

Wenn wir in unseren Kolonien Teakholz, das bisher ja sehr gut 
dort gedieh, in größerem Umfange anpflanzen wollen, so wird hierfür 
nur der Staat in Betracht kommen, da eine Rentabilität erst frühestens 
nach 50 Jahren Anbau zu erzielen ist. Auch in Java sind es namentlich 
staatliche Forsten, in denen Tectona grandis angepflanzt ist. Von 
Wichtigkeit ist es des weiteren festzustellen, daß Tectona bis 700 m 
hoch vorkommt, gewöhnlich aber in der Höhe von 300 m ü. d. M. in 
größeren Beständen anzutreffen ist. 

In betreff der Bodenverhältnisse des Standortes sei erwähnt, daß 
der Baum zumeist auf leichtem Laterit anzutreffen ist. Auf Kalkstein, 
z.B. in der Gegend von Djieng Dao, ist nirgends Teakholz zu finden, 
während es auf dem verwitterten Boden des Archäikums, also Gneiß 
und Granit (z. B. des Doi Ka Luang), vorzüglich gedeiht. 

Auch auf vulkanischem Boden, hierzu ist die Djieng Kong Gegend 
zu rechnen, stehen die Wälder vorzüglich in geschlossenem Bestande. 
Die Wälder von Muang Fang befinden sich auf Schwemmlandboden an 
und für sich bereits in ca. 300 m Höhe auf verhältnismäßig ebenem 
Gelände. Der Teakholzbestand der Ostseite des siamesischen Landes 
befindet sich auch auf Laterit. 

In Siam ist bekanntlich der König der absoluteste Autokrat; so 

21° 


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hat denn auch nur er das Recht Konzessionen für die Abholzung ‚der 
Wälder, die alle sein Privateigentum sind, zu geben. Zumeist treffen 
wir ausländische, englische, französische, dänische, chinesische Gesell- 
schaften in Siam an, welche sich mit dem Teakholzhandel en gros be- 
fassen. Der Zoll, welcher auf dem Holze liegt und der nur in einer 
Form zu zahlen ist, d. h. entweder nach dem Rohmaterial oder nach 
dem verarbeiteten Fabrikate, ist nur gering. So kommt es, daß der 
Gewinn für die betreffenden Firmen ein sehr großer ist, umsomehr als 
auch die Art der Gewinnung keine großen Kosten verursacht. Wir 
können bei derselben vier verschiedene Abschnitte unterscheiden: 
1. das Gürteln, 2. das Fällen und an den Fluß Bringen, 3. das Ver- 
flößen, 4. die Aufbereitung in Bangkok. 

Ebenso wie in Birma ist es Landessitte, daß man vor dem Fällen 
die Teakholzbäume gürtelt, d. h. einen ca. 15 cm breiten Ring in sie 
mit der Axt einschlägt, der oft 7 bis 8cm in das Innere geht. In- 
folgedessen stirbt der Baum in nicht zu langer Zeit ab und ragt bald 
als hohe kahle Stange in die Lüfte. Während der Zeit von zwei 
Jahren — so lange läßt man ihn nämlich gewöhnlich nach dem Gürteln 
stehen —, hat er eine völlige Widerstandsfähigkeit gegen Wind und 
Wetter erhalten, da sich seine ölhaltigen Bestandteile konzentriert 
haben, das Wasser aber zumeist aus dem Baume gewichen ist. Die 
Gürtelung der Bäume soll von den Forstbeamten vorgenommen werden, 
ihnen sind auch genaue Vorschriften über den Zwischenraum, der zwi- 
schen den einzelnen Bäumen sein soll, gegeben. 

Nach zwei Jahren wird der Baum dann gefällt und zwar in zwei- 
erlei Weise; entweder man vertieft, von mehreren Seiten Kerben in 
das Holz einschlagend, die früheren Ringe und läßt dann den Baum 
nach einer Seite in den Urwald fallen (es ist dies die gewöhnliche, 
nicht wenig gefährliche Methode), oder aber man nimmt Rotang-Stricke 
und zieht den ebenfalls stark beschlagenen Baum vermittels derselben 
herab; hierbei läßt sich die Riehtung etwas mehr fixieren. Nun wer- 
den die einzelnen Bäume von den noch vorhandenen Ästen befreit und 
dann durch die Elephanten an einen Holzstapelplatz am Bache oder 
am Flusse befördert. Hier nimmt der aufsichthabende Beamte der Ge- 
sellschaft die Markierung der Stämme vor, um ein Stehlen zu ver- 
hindern. Sind die Stämme an einem Bache gelagert, so müssen dieselben 
erst wieder, zumeist einzeln, an die Hauptflüsse geschafft werden. An 
der Station am Hauptflusse, entweder dem Mä Nan Jon oder dem Mä- 
ping werden sie aufgefangen, und im Laufe der Zeit zu einer Anzahl 
von Flößen von oft 50 bis 100 Stämmen mit Rotang vereinigt. Auf 
diesem Floße ist in der Mitte eine Hütte angebracht, in welcher sich 
die Flößer befinden. Ein Mann ist der Aufsichthabende auf dem Floße, 


—_ 23 — 


zwei befinden sich rückwärts im Wasser an einem langen Seile, ihnen 
fällt die Anfgabe zu, das Floß zu steuern und eventuell vom Boden, 
vom Flußufer oder von Felsen abzustoßen. Oft passiert es freilich, daß in 
der Hochwasserzeit, — wo ja immer diese Flösse nur mit Erfolg talwärts 
gehen — in einer Überschwemmungsperiode einige derselben zertriüm- 
mert werden und die Leute sich nur mit Müh und Not retten können. 
Für den Transport erschwerend ist die Länge des Weges von dem Nor- 
den bis hinab nach Bangkok. Bis ein Boot von Raheng oder von noch 
höher herab nach der Zentrale gelangt, vergehen oft viele Monate; 
treten unvorhergesehene Veränderungen im Wasserniveau ein, d. h. sinkt 
der Fluß bedeutend, so beansprucht der Transport oft ein Jahr. Es 
heißt dann, irgendwo im Flusse sich in dem seicht gewordenen Bette 
verankern und das Steigen des Wassers abwarten. 

In Bangkok sind große zum Teil glänzend eingerichtete Sägemühlen 
und Holzbereitunganstalten, in denen das herabgekommene Teakholz je 
nach Bedarf zugeschnitten und von hier mittels Dampfer nach Europa 
resp. Ostasien verfrachtet wird. 

Eine Hauptrolle in dem Transport von dem Platze, wo die Stämme 
gefällt werden, nach dem Flusse spielen die Elephanten. Dieselben 
schleppen den gefällten Baumstamm mit eisernen Ketten hinüber nach 
Wasser. In diesem sorgen sie wieder für die Weiterbeförderung fluß- 
abwärts im Falle eines Stauens. Unersetzlich aber sind sie in den 
Stromschnellen; hier vermag nur der Elephant sich durch die Engen 
durchzudrängen und vermittels der kolossalen Kraft seines Rüssels den 
Stamm vorwärts zu schieben. 

In manchen Gebieten freilich reicht selbst der Elephant nicht aus, 
weil' die Wasserstraßen zu eng sind, und sich die Stämme in ihnen 
verkeilen, dann müssen die Schluchten vermittels einer Kleinbahn um- 
gangen werden. 

Die Verwendung des Teakholzes ist eine dreifache: 

1. für die Kriegs- und Handelsmarine, 

2. für den Waggonbau, 

3. für die Möbel- und Häuserherstellung. 

Im Schiffbau wird dasselbe in erster Linie für die Panzerhinter- 
lagen und den Belag der Ober- und Außendecks der Neubauten ver- 
wendet, außerdem zu Deckhänsern, zu Möbeln und zu inneren Ein- 
richtungen. 

Beim Waggonbau finden wir sehr viel Teakholz verwendet, so 
werden neuerdings in den D-Zug-Wagen auf den Eisenträgern nur 
Teakholzplanken aufgesetzt, um eine angenehmere Federung zu be- 
wirken. Ebenso finden wir es bei Treppen, Kästen, Vertäfelungen 
benutzt. 


—_ 2834 — 


In der Möbelfabrikation werden speziell in Siddeutschland ganze 
Garnituren davon hergestellt. In den Tropen ist die Verwendung eine 
noch größere; dort werden ganze Häuser und Tempel nur aus Teakholz 
auf gebaut, da vor allem die sog. weißen Ameisen nicht in sie eindringen 
und das Holz jeder Witterung Widerstand leistet. Für Reisende 
möchte ich auch hier speziell noch erwähnen, daß sich Kisten von 
Tectona grandis vorzüglich zum Transport eignen. 

Was die Ausfuhr des Teakholzes aus Siam betrifft, so betrug die- 
selbe im Jahre 1903 60753 Tonnen im Werte von 8276405 Tical, 
d. h. ca. 170 M. pro Tonne; die Gesamtausfuhr der Jahre 1889 bis 
1904 betrug 664813 Tonnen. Wie erwähnt nimmt in Siam im Gesamt- 
export Teakholz die zweite Stelle im Werte von über 8 Millionen 
Tical, nicht ganz 10 Millionen Mark ein. 

Der Einfuhrpreis in Deutschland schwankt zuzeit zwischen 220 
und 350 M. pro Kubikmeter. 

Einen Gesamtüberblick über den Verbrauch in Deutschland zu 
geben, ist äußerst schwer. Die diesbezüglichen Statistiken sind ungenau 
und geben ein völlig falsches Bild. Nach ungefähren Zusammen- 
stellungen des Verbrauchs der verschiedenen Werften, großer Wagen- 
fabriken beziffert sich der jährliche Verbrauch in Deutschland zwischen 
4 bis 5000 Kubikmeter, doch schwanken auch diese Zahlen je nach 
den Jahren d. h. je nach der Menge der zu bauenden Schiffe usw. 

Ebenso wie die Ausfuhr von Teakholz aus Siam, so ist auch die 
Nachfrage in Deutschland nach diesem im Steigen begriffen. Dieser 
Umstand tritt in der ständigen Erhöhung des Einfuhrpreises zutage. 


— 285 — 


II. Bericht über die Untersuchung der Milchsäfte'‘) 


von Artocarpus ineisa und Excoecaria agallocha. 
Von 
G. Fendler. 


Die am 13. d. Mts. von Herrn Geheimrat Engler dem Pharma- 
zeutischen Institut übersandten Milchsäfte, welche der Stationsleiter 
Herr Winkler der botanischen Zentralstelle zur Verfügung gestellt 
hatte, befanden sich in Flaschen mit folgenden Bezeichnungen: 

a) „Nr. 1 Palau (Karolinen) 6/06 

Artocarpus ineisa* 

b) „Nr. 2 Palau 6/06 

Excoecaria agallocha“. 

Die Untersuchung ergab folgendes: 

Nr. 1. Der Milchsaft (Gesamtmenge 250 cem) ist von gelblich- 
weißer Farbe, scharfem (pfefferähnlichem) Geruch und saurer Reaktion. 
Er ist ziemlich homogen, feste Bestandteile haben sich nicht ausge- 
schieden. 
15° 
15° 

Durch Mischen mit Wasser und eintägiges Stehenlassen tritt keine 
Koagulation oder Aufrahmung ein. 

Beim Erhitzen auf dem Wasserbade gerinnt der Milchsaft zu einer 
käsig-schwammigen Masse, aus der eine seröse Flüssigkeit austritt. 
Beim Behandeln mit heißem Wasser wird das Koagulum unzusammen- 
hängend. Aus den unzusammenhängenden Partikelchen läßt sich eine 
Masse zusammenkneten, welche die physikalischen Eigenschaften von 
Glaserkitt besitzt und beim Liegen an der Luft dunkel und klebrig wird. 

Nach dem Mischen des Milchsaftes mit viel Alkohol scheidet sich 
ein sehr fein verteilter Niederschlag ab, welcher nach dem Absaugen 
der wässerig alkoholischen Flüssigkeit beim Behandeln mit heißem 
Wasser einen schmierigen Brei bildet. 

Durch Abdampfen und Trocknen der abgesaugten wässerig alko- 
lischen Flüssigkeit wurde ein 17°, des Milchsaftes betragender vor- 
wiegend aus Harz bestehender Rückstand erhalten. 


Spez. Gew. (D ) 1,0228. 


‘) Es werden sehr häufig Milchsäfte eingesendet, welche keinen oder wenig 
Kautschuk enthalten. Um Widerholung der Untersuchung solcher wertlosen Milch- 
säfte zu verhindern, sollen auch die darauf bezüglichen Resultate der chemischen 
Untersuchung mitgeteilt werden. 


— 256 — 


Der Gehalt des Milchsaftes an Trockensubstanz betrug 27,2 %,. 

Nach dem Ergebnis dieser Untersuchung zu urteilen, enthält der 
vorliegende Milchsaft keinen Bestandteil, welcher als Ersatz für Kaut- 
schuk, Guttapercha oder Balata dienen könnte. 

Nr. 2. Der Milchsaft (Gesamtmenge 250 cem) ist weiß, riecht in- 
folge von Fäulnisvorgängen stark nach Schwefelwasserstoff, reagiert 
sauer. Er ist bis auf einen im Halse der Flasche abgeschiedenen ca. 
3 g schweren Harzpfropf ziemlich homogen. 


15 
Spez. Gew. (D 150) 1,0215. 


Das Verhalten beim Verdünnen mit Wasser ist wie bei Nr. 1. 

Beim Erhitzen auf dem Wasserbade gerinnt der Milchsaft zu einem 
dünnen Brei. 

In gleicher Weise wie Nr. 1 mit Alkohol behandelt schied der Milch- 
saft einen flockigen Niederschlag aus, der nach dem Absaugen, Behan- 
deln mit heißem Wasser und Durchkneten eine schon in der Hand- 
wärme plastische Masse bildete. 

Die abgesaugte wässerig-alkoholische Flüssigkeit hinterließ nach 
dem Eindampfen einen 11,6 °/, des Milchsaftes betragenden, vorwiegend 
aus Harz bestehenden Rückstand. 

Der Gehalt des Milchsaftes an Trockensubstanz betrug 25,3 %. 

Bezüglich der Beurteilung gilt das für No. 1 Gesagte. 


Prof. Dr. H. Thoms. 


aa 


IV, Veredelung des Glianthus Dampieri A Cunn. und 
seine Weiterkultur. 


Von 
W. Vorwerk, Berlin Kgl. bot. Garten. 


In der großen Familie der Leguminosae dürften sich wohl wenig Arten 
finden, deren Blumen schönere und prachtvollere Farben aufweisen, als 
die des Clianthus Dampieri; trotzdem sieht man gerade diese 
Pflanze sehr selten angepflanzt, was wohl in den stattgehabten Miß- 
erfolgen bei der Kultur der aus Samen gezogenen Pflanzen seinen Grund 
haben dürfte. Dieselben lassen sich aber leicht vermeiden, indem man 
die Pflanzen als Sämlinge auf Colutea arborescens-Sämlinge ver- 
edelt und ihnen dann die richtige gar nicht schwierige Pflege angedeihen 
läßt, für welche ich in diesen Zeilen eine kurze Anleitung geben will, 
hoffend, dadurch dieser mit Unrecht vernachlässigten Pflanze Freunde zu- 
zuführen. 

Clianthus gehört zu den Papilionatae-Galegeae-Coluteinae. 
Die Gattung Colutea steht demnach Clianthus verwandtschaftlich am 
nächsten und Colutea arborescensL. eignet sich deshalb am besten 
als Unterlage für Clianthus; dieselbe ist gegen Nässe vollständig un- 
empfindlich, was bei Cl. puniceus, den ich früher dazu verwendete, 
nicht der Fall ist. 

Im Monat Februar-März nehme man die Samen der Colutea und 
lege sie in ein Gefäß mit Wasser, sobald dieselben gequollen, werden 
sie in sandige Erde ausgesät. 

Nachdem die Colutea-Samen aufgegangen und die jungen Pflanzen 
stark genug erscheinen, werden sie einzeln in kleine Stecklingstöpfe in 
sandige, nicht zu schwere Erde gepflanzt und im Vermehrungsbeete bei einer 
Temperatur von 15—20° C Bodenwärme eingelassen. — Sobald dies ge- 
schehen, säe man sofort die Samen von Cl. Dampieri aus, welche vorher 
ebenso behandelt sind wiedie der Colutea. — Wenn der Clianthus-Same 
aufgegangen ist, so sind auch die Colutea-Sämlinge in den Töpfen an- 
gewachsen und zur Unterlage brauchbar. — Ich bemerke noch, daß die 
Colutea-Sämlinge 10—14 Tage älter sein müssen als die zu ver- 
edelnden Clianthus-Sämlinge. 

Die Veredelung geschieht im krautartigem Zustande — Sämling 
auf Sämling — und werden die „nicht“ vorher erst pikierten Clianthus- 
Sämlinge mit scharfem Messer dicht über der Erde abgeschnitten und 
auf die Unterlagen veredelt. 

Das Veredeln geht folgendermaßen vor sich: Die Colutea-Sämlinge, 


— 288 — 


die in der Bildung des ersten oder zweiten Blattes begriffen sind, werden 
senkrecht zu den Samenlappen 1 cm tief aufgespalten und zwar so, daß 
an der einen Hälfte der eine Samenlappen mit dem Blatttrieb (also mit 
dem Herz Colutea) sich unverletzt befindet und an der anderen Hälfte 
der zweite Samenlappen allein, in diesen Spalt setzt man den von beiden 
Seiten keilförmig und zwar in paralleler Richtung zu den Samenlappen 
zugeschnittenen Clianthus-Sämling ein, so daß seine Samenlappen mit 
dem Herz 1 cm höher zu stehen kommen, als die Samenlappen der 
Unterlage. Die Veredelungsstelle wird nur mit weichen Baumwollfäden 
umwickelt und die beiden Fadenenden zwischen den Fingern zusammen- 
gedreht. 

Die veredelten Pflanzen sind nun mit den Töpfen im Vermehrungs- 
beet bei 15—18° C aufzustellen, von der Luft 10—14 Tage abzuschließen, 
vor Tropfwasser und Sonne zu schützen. — Ist die Veredelungsstelle 
gut vernarbt, so sind nach Bedarf die Verbände zu lösen, die Pflanzen 
an Luft und Sonne zu gewöhnen und wird jetzt der stehengebliebene 
Herztrieb der Colutea-Unterlage, der bisher als Saftleiter diente, dicht 
über der Veredelungsstelle abgeschnitten, sodaß von nun an nur wirk- 
liche Clianthus Dampieri, wenn auch gewissermaßen auf Colutea- 
Füßen, dastehen. 

Nach erfolgter Durehwurzelung ist öfteres Verpflanzen in nahrhafte 
Erde (Laub-, Rasenerde) erforderlich und werden die Pflanzen, sowie 
es die Witterung erlaubt, auf ein lauwarmes Mistbeet unter Glas bei 
gleichmäßiger Feuchtigkeit und nötiger Lüftung weiter kultiviert, bis 
der Zeitpunkt kommt, wo man die so zubereiteten, bereits kräftig ent- 
wickelten Pflanzen Ende Mai auf sonnig gelegenes Beet an geschützter 
Stelle im Park auspflanzt und dieselben bei Regenwetter durch Auflegen 
von Fenstern schützt. — Die Entfaltung der wirklich großartigen Blüten- 
pracht wird nicht lange auf sich warten lassen und entschädigt reichlich 
für die auf sie verwendete Mühe. — Clianthus Dampieri ist auf 
diese Weise veredelt mehrjährig und eignet sich auch zur Topfkultur, 
doch bleiben die im Topf gezogenen den ausgepflanzten gegenüber be- 
deutend kleiner. 

Ist die Veredelung nach obiger Anleitung gut ausgeführt, so wird 
man auch sichere Erfolge haben, und wäre es zu wünschen, daß solche 
auch bekannt gegeben würden, um noch mehr Liebhaber für diese Pflanze 
zu gewinnen. 


— 289 — 


V. Beiträge zur Kultur der Rutaceen-Gattungen 


Growea und Eriostemon. 
Von 
w. Vorwerk. 


Selten, nur mit Ausnahme der botanischen Gärten und einiger 
größerer Privatpflanzensammlungen, findet man bei uns in Deutschland 
diese Gattungen in Kultur, 

Die Arten dieser Gattungen gehören unstreitig zu den schönsten 
Pflanzen unserer Kalthäuser, die uns zu einer Jahreszeit erfreuen, wo es 
wenig seltene Blumen gibt. — Die Arten der Gattung Crowea Sm. 
sind immergrüne Sträucher Australiens und wegen ihrer eleganten Tracht 
und ihres reichen Blumenflors in erster Linie zu berücksichtigen. Cro- 
wea saligna Andr. hat weidenartige Blätter und ist von August bis 
Dezember mit sternartigen rosenroten achselständigen Blumen besetzt. 
— Die Arten von Eriostemon Sm. sind ebenfalls kleine Sträucher 
Neuhollands, mit einfachen ganzrandigen, linealischen oder lanzettlichen 
Blättern und achselständigen meist weißen, orangeartigen Blüten, welche 
zur Kultur sehr zu empfehlen sind. 

Was die Kultur dieser Pflanzen anbetrifft, so ist man allgemein 
der Meinung, daß dieselben sich sehr schwer kultivieren lassen, 'eine 
Behauptung, die jedoch ganz unbegründet ist, !denn diese Pflanzen 
lassen sich ebenso leicht, wie alle anderen feineren Kalthauspflanzen kul- 
tivieren vorausgesetzt, daß man diesen einige Aufmerksamkeit schenkt. 
— Nur wenige Gärtner haben in jetziger Zeit die Geduld, die Ent- 
wicklung dieser Pflanzen und die Erzeugung von Blumen abzuwarten. 
Die Pflanzen werden bei Seite gestellt, indem man sich mit der Kultur 
anderer blühender Gewächse befaßt. 

Die erste Hauptbedingung diese Pflanzen gut zu kultivieren, ist, 
sie auf Correa Backhousiana Hook. zu veredeln. Diese Unterlage 
ist gegen äußere Einflüsse widerstandsfähiger, als Correa alba Andr,, 
die man bisher als die beste Unterlage dafür bezeichnete, und sichert 
einen guten Erfolg; denn andernfalls ist jede Mühe, die man sich um 
die Kultur dieser Pflanzen gibt, vergeblich. 

Die Unterlagen werden aus Stecklingen angezogen. Man nehme 
die Vermehrung der C. Backhousiana im Mai-Juni vor und wähle 
dazu Holz im halbreifen Zustande. 

Die Stecklinge werden in tiefe Schalen in eine Erdmischung von 
Heide und Torferde zu gleichen Teilen mit reichlichem Sandzusatz ge- 


— 2% — 


steckt und mit einer Glasglocke bedeckt, Die Schalen sind im Ver- 
mehrungshause oder auf einen lauwarmen Kasten aufzustellen. Nach 
5—6 Wochen werden die Stecklinge gut bewurzelt sein, so daß sie 
Mitte August in kleine Töpfe gepflanzt werden können. Nach erfolgter 
Durehwurzelung gewöhnt man die Pflanzen an Luft und härtet sie gut 
ab. — Überwintert werden die Stecklingspflanzen im temperierten Hause 
von 8—10 °C dicht unter Glas. 

Im April nächsten Jahres sind die jungen Pflanzen soweit gediehen, 
um als Unterlagen zu dienen und kann jetzt das Veredeln beginnen. 

Die beste Veredelungsmethode hierbei ist das Pfropfen in den 
Spalt. Man schneide die jungen Correa von der rechten Blattachse 
senkrecht zu dem Stamm 1 cm ein und zwar so, daß an der einen 
Hälfte der Blatttrieb (also mit dem Herz der Correa) sich unverletzt 
befindet, und an der anderen Hälfte der zweite Teil mit Blatt allein; 
in diese Spalte setzt man das von beiden Seiten keilförmig geschnittene 
Edelreis von Eriostemon resp. Crowea ein. Die Veredelungsstelle 
ist behutsam zu verbinden. Als Verbandmaterial verwendet man Baum- 
wollfäden. 

Die Veredelungen kommen hierauf in einen geschlossenen auf 
15—18°C gehaltenen Vermehrungskasten und sind vor Tropfwasser 
und Sonne zu schützen. 

Drei bis vier Wochen nach der Veredelung werden die Reiser so- 
weit angewachsen sein, daß man die Pflanzen in ein temperiertes 
Haus stellen kann. Nach etwa 14 Tagen bringt man sie auf ein lau- 
warmes Mistbeet, hält sie anfangs noch geschlossen und schattig, ge- 
wöhnt sie allmählich an Luft und Sonne, löst die Verbände und 
schneidet jetzt den stehengebliebenen Herztrieb der Correa -Unterlage, 
der bisher als Saftleiter diente, dicht über der Veredelungsstelle ab. 

Auf dieselbe Unterlage lassen sich die schönen Correa speciosa 
Ait. var. cardinalis F. Müll. und Correa speciosa var. major hort. 
mit Erfolg veredeln. 


Im Gegensatz zu obiger Methode ist es mir erfreulicherweise ge- 
lungen, Crowea uud Eriostemon auf Correa Backhousiana zu 
veredeln, welches im Monat Mai, (wenn die Pflanzen in voller Vege- 
tation sind) vorgenommen wird. 

Diese Methode dürfte wohl kaum bekannt sein. Die Verdelung führt 
man in der Weise aus, daß man den Correa-Unterlagen-Steckling 
auf drei Augen schneidet, diesen entspitzt und dann den Pfropfschnitt 
ausführt, das Reis passend zuschneidet und dasselbe einsetzt, worauf die 
Veredelung mit Wollfäden behutsam verbunden wird. 


— 291 — 


Die veredelten „Stecklinge“ steckt man nun in tiefe Schalen 
und behandelt sie genau so wie oben angegeben, nur beim Ein- 
pflanzen in kleine Töpfe übe man Vorsicht, damit die jungen Wurzeln 
nicht verletzt werden. ; 

Überwintert werden die Pflanzen an einem hellen Standort im 
Kalthause bei einer Temperatur von 8—-10°C, wo sie dann im näch- 
Frühjahr schon als kleine Pflanzen blühen. 

Sollte ich durch Obiges ein wenig zur Kultur derselben angeregt 
haben, so wäre der Zweck dieser Zeilen erfüllt. 


— 22 — 


VI. Einige neue Gesneraceae -Cyrtandroideae aus 
Perak und Borneo. 


Von 
Fr. Kränzlin. 


Herr Dr. R. Schlechter brachte von seiner letzten größeren Reise 
eine Anzahl Cyrtandroideen mit, die er mir zur Bestimmung übergab. 
Da seine Sammelplätze einerseits ein Distrikt von Borneo waren, in 
dem Bischof Hose s. Z. viel gesammelt hat, andererseits Perak, wo 
Herr Ridley seit einigen Jahren sehr tätig gewesen ist, so waren viel 
Neuheiten von vorn herein nicht zu erwarten. Ich halte es im Inter- 
esse der Besitzer Schlechterscher Pflanzen für nützlich, auch das 
kurze Verzeichnis der Nummern der bekannten Arten am Schluß bei- 
zufügen. 

Cyrtandra microcalyx Kränzl. (Dispares). Fruticosa? sub- 
seandens? caulis (qui adest) ad 30 cm longus flexus cortice fragili in- 
fra tectus, supra dense densiusque ferrugineo-tomentosus. Folium al- 
terum petiolatum leviter falecatum oblanceolatum margine integrum apice 
acutatum paulum inaequilaterum supra glaberrimum subtus in nervo 
mediano tantum ferrugineo-pilosum, petiolus ad 2 cm longus, lamina 
12—18 cm longa antice 2,5—4 cm lata, nervi laterales omnino in- 
conspieui, folium alterum in rudimentum petioli fere 1 cm longum 
ferrugineo-pilosum reduectum. Racemi brevi-pedicellati, bracteae mag- 
nae basin usque liberae ovatae oblongaeve acuminatae 2,5—2,8 cm 
longae 7—8 mm latae, pedunculi breves ipsi et calyces dense pilosi. 
Flores succedanei, calycis brevissimi 2—3 mm longi, quam ipsa ala- 
bastra multoties brevioris dentes 5 brevi-trianguli, ‚corollae longe tubi- 
formis extus et intus glaberrimae ad 3 cm longae in orificio 1,5 cm 
diam. lobi rotundati plus quam semieirculares; staminum filamenta 
compressa subfoliacea seu marginata, leviter torta, antherae magnae 
conniventes; annulus semieylindraceus satis altus; ovarium brevipilosum, 
stigma magnum capitatum profunde bilobum. 

Borneo: Long Sele (Schlechter n. 13490 — im August blühend). 

Planta certe accedit ad Oyrt. tubifloram Kränzl. et ad Cyrt. oblongifoliam 
Benth. et Hook., folia tamen integerrima (quo differt ab illa speecie) 
et antice latiora (quo differt a prima specie), flores pauciores quam in 
Cyrt. oblongifolia et certe succedanei per complures hebdomades. Differt 
porro ab utragne specie calyce parvo et a Cyrt. oblongifolia defeetu 
folii alterius. 

Cyrtandra anisopoda Kränzl. (Decurrentes). — Caules laxi te- 


— 293 — 


nues leviter fractiflexi infra glabri, ramuli novelli densius densiusque pilosi, 
internodia adulta 2—4 cm longa. Folium alterum (minus) breviter petio- 
latum alterum (majus) plus duplo longius petiolatum utrumque in petio- 
lum decurrens, lanceolatum subobliquum, acutum v. acuminatum, margine 
integrum, levissime undulatum; folia adulta sparsius juniora densissime 
luteo — brunneo-pilosa praesertim margine, petiolus longior ad 2 em lon- 
gus, lamina major ad 18 cm longa 4 cm lata, petiolus folii oppositi 
ejusdem paris vix 1 cm longus, lamina 7 cm longa 1,8 cm lata; racemi 
brevissimi ut videtur semper 1-flori; pedunculi tenues dense pilosi 5—6 mm 
longi. Flores minuti; calyeis profunde fissi segmenta linearia dense longeque 
pilosa; corollae parvae extus hirsutae labium superius brevius 5—6 mm 
longum, lobuli rotundati, labium inferius 8 mm longum, lobuli laterales 
rotundati, intermedius longior, subbilobus, lineae inerassatae 2 in labio 
inferiore; staminodia subnulla in callos 2 reducta, filamenta crasse af- 
fixa deinde angustata dilatataque genuflexa, media in corolla affıxa, 
antherae conniventes magnae; discus unilateralis magnus papillosus ex- 
cavatus; ovarium tenui-fusiforme pilosum calyeis lobos non aequans. 
Fructus linearis medio vix inerassatus 3—4 cm longus, medio 2 mm 
erassus, 

Borneo: Samarinda (Schlechter n. 13355!) 

Planta aspectu vili characteribus tamen fere omnibus a „Decurren- 
tibus“ et „Dissimilibus“ adhuc descriptis diversa. Folia omnia integra 
magnitudine dissimilia nec tamen adeo ut planta „Dissimilibus“ adnume- 
rari possit. Flores inconspicui singuli (lateralibus obsoletis), staminodia 
fere omnino obsoleta. Corollae structura e flore unico examinato paulum 
post authesin lecto non satis perspieua, characteres tamen graviores 
exceptis illis limbi certi. — Propius inter omnes accedit ad Cyrt. Zippelii 
C. B. Clarke, 

Didymocarpus Schlechteriana Kränzl. (Didymanthus). Caules 
obseure quadranguli, pars quae adest, 6 cm longa. Folia petiolata 
opposita ipsa et caules ferruginea ovata cordata acuta margine duplicato- 
dentata ibique longius pilosa supra et subtus ceterum sparse pilosa ex- 
ceptis petiolis et nervis densioribus, folia maxima ad 12 cm longa, 
7—8 em lata. Flores in cymas multifloras longe pedicellatas supra 
squarrosas dispositi, pedunculi ad 25 cm alti pilis artieulatis setosis 
dense vestiti, rami plus minus dichasiales, braeteae minutae ovatae con- 
cavae 2 mm longae et basi latae, pedicelli tenuissimi. Calyeis profunde 
fissi segmenta ovata acuta; corollae campanulatae tubus brevissime 
gibbosus, lobi aequales semieireulares; tota corolla pustulis infra et extus 
prominulis cerebris instructa, rosea (?), 1 cm longa et expansa diametro; 
staminum filamenta brevia lata paulum curvata, antlerae magnae 
2,5 mm longae 2 mm latae crassae loculi confluentes; staminodia nulla; 


— 294 — 


stylus glaber tenuis corollam excedens; annulus omnino nullus. — 


Flores rosei fuisse videntur pustulis intensioribus ornati. 
Malayische Halbinsel: Perak, Gunong Hijan (Schlechter 


n. 13175! — im Februar blühend). 

Did. cordatae Jack proxima et habitu simillima, corollis pustulis 
instruetis primo aspectu discernenda. 

Didymocarpus perakensis Kränzl. — (Didymanthus). Caulis 
ad 10 cm altus subquadrangulus dense appresseque pilosus. Folia 
opposita longe petiolata oblonga v. obovata obtusa margine levissime 
erenulata ceterum integra, petiolus infimorum laminae fere aequilongus 
5 cm longus, lamina 6,5 cmlonga 3,5—4 cm lata, supra sparsius subtus 
ibique praesertim in venis dense luteo-pilosa, folia juniora luteo-villosa. 
Inflorescentiae longe pedicellatae supra cymosae pauciflorae, bracteae 
minutae. Flores rubelli? 1,38 cm longi. Calyeis brevis profunde fissi, 
5—6 mm longi pars coalita bacilaris fere 1,5—2 mm longa, segmenta line- 
aria dense glanduloso-pilosa; corollae multo longioris eylindraceae fere 
rectae extus et intus glabrae lobi superiores breviores levissime reflexi 
omnes trianguli; stamina medio tubo inserta, staminum filamenta plana 
curvata, autherae magnae conglutinatae; stylus quam corolla quarta 
parte brevior glaber; discus unilateralis excavatus satis magnus. 

Malaische Halbinsel. Perak, Gunong Hijau (Schlechter 
n. 13171! — im Februar blühend). 

Plantula potius Oreochariti similis v. Didymocarpo euidam ex affıni- 
tate D. cordatae quam Cyrtandrae: Differt primo aspectu ab omnibus 
adhuc descriptis petiolis pro foliis longissimis et pubescentia lutea 
sericeo-nitente; ceterum planta inconspicua. Flores pauei tantum, parvi. 

Die anderen schon bekannten Arten sind folgende: 

13559. Klugia Notoniana DC. 
13170. Didissandra quereifolia Ridl. 
13490. Cyrtandra microcalyx Kränzl. 


13354. ” tubiflora Kränzl. 

13428. Aeschynanthus obeconica C. B. Clarke 
13543. 5 radicans Jack 

13195. s mierophylla C. B. Clarke 
13185. ' 

Sn Didymocarpus hispidula Ridl. 

13132. = semitorta 0. B. Clarke. 
13188. “ parviflora Ridl. 


13186. n sp. sine floribus aff. D. parviflorae. 


— 29 — 


VII. Eine neue Phlomis, 
Von 
R. Muschler. 


Seetio I. Euphlomis Benth. Hook. gen. pl. II. p. 1214. 

$ Lyehnitis Benth. (in DC. Prdr. XII. p. 537.) 

Phlomis Kuegleriana Muschler spec. nov. Suffrutex; caules 
simplices basi indurati, subfloccoso-lanati, ascendentes. Folia ovato-ob- 
longa, in petiolum brevem vaginantem angustata, subtus albo-tomentosa 
reticulata, supra stellato-puberula viridia, integerrima. Bracteae sessiles 
late ovatae acuminatae, flores superantes; verticillastri axillares 5—8- 
flori, inferiores distantes, superiores approximati; prophylla subulata 
longe sericeo-pilosa, calyei aequilonga. Calycis longe sericei dentes erecti 
lanceolati tubo eirca triplo breviores; corolla calyce duplo longior flava, 
labium superius galeatum integrum extus et intus stellato-tomentosum, 
labium inferius bilobum; stamina 4 didynama, sub galea ascendentia, 
filamentis basi in appendiculam productis. 

Portugal: In lichten Laubgehölzen. Hügel bei Cacem. Dr. 
P. Kuegler 8. V. 1905. 

Dieser zweite Repräsentant der Lychnitisgruppe unterscheidet sich 
auf den ersten Blick durch die breite Form der Blätter, sowie das 
gänzliche Fehlen von rosettenartigen Blattanhäufungen am Grunde des 
Stengels von Phlomis Lychnitis L. Für die Selbständigkeit der Art 
gegenüber der eben genannten spricht ferner die schwächer ausgebildete 
Nervatur der Blattunterseite, die Kürze und Breite der Blattstiele, die 
scharf ausgebildeten ein Drittel des Tubus einnehmenden Kelchzähne 
und die auch innen stark behaarte Oberlippe. (Herb. Kuegler — Herb. 
Muschler. — Herb. botan, berol.) 

Ich erlaube mir diese schöne Pflanze nach dem bekannten hervor- 
ragenden Pflanzenkenner Marine-Oberstabsarzt I. Klasse a. D. Dr. Paul 
Kuegler zu nennen. 


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Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Demnächst erscheint: A er 

Die Pflanzengesellschaften dr 

Brockmann-Jerosch, Dr. H., Schweizeralpen. I. Teil: Die 

Flora des Puschlav (Bezirk Bernina, Kanton Graubünden) und ihre 

Pflanzengesellschaften. Mit 5 Vegetationsbildern und einer Karte. 
gr.8. M. 16. Be 


Di els Dr L Die Pflanzenwelt von West-Australien südlich des 

*’ Wendekreises. Mit einer Einleitung über die Pflanzenwelt 

Gesamt-Australiens in Grundzügen. Ergebnisse einer im Auftrag der Humboldt- 

Stiftung der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften 1900-1902 

unternommenen Reise. Mit 1 Vegetationskarte und 82 Textfiguren, sowie 

34 Tafeln nach Originalaufnahmen von Dr. E. Pritzel. (Die Vegetation der 

Erde. Sammlung pflanzengeographischer Monographien herausgegeben von 

A. Engler und O. Drude. Bd. VIL) Lex.-8. Geh. M.36.—; in Ganzleinen 
geb. M. 37.50. ER 

Subskriptionspreis: Geh. M. 24.—; in Ganzleinen geb. M. 25.50. 


Haberlandt, Dr. G., o. ö. Professor der Botanik an der Universität & 


Graz, Die Lichtsinnesorgane der Laub- 
blätter. Mit 8 Textfiguren, 3 re Tafeln und 1 Lichtdruck- 
tafel. gr. 8. M. 6.—. 


Pp f der Botanik der U ität 
Haberlandt, Dr. @., 0. ö. Pro a er Botanik an der Universi 


Graz, Physiologische Pflanzenanatomie. Rr 

Dritte, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 264 Abbi- 
dungen im Text. gr. 8. Geh. M. 18.—; in Halbfranz geb. M.21.—. 
o. ö. Professor der Botanik an der Universität 
Haberlandt, Dr. @., Graz, Sinnesorgane im Pflanzenreich 
zur Perzeption mechanischer Reize. Zweite, vermehrte Auflage Mit 

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Professor in Berlin, Der Einfluss des 


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pflanzengeographischer Monographien herausgegeben von A. Engler und 
O. Drude. Bd. VIII.) 


Druck von E. Buchbinder in Neu-Ruppıu. 


"Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 40. (Ba. IV.) Ausgegeben am 10. Oktober 1907. 


I. Kurze Übersicht über alle bisher auf Ficus elastica beobachteten 
Pilze, nebst Bemerkungen über die parasitisch auftretenden 
Arten. Von Dr. S. H. Koorders. 

II. In den Kgl. Botan. Garten zu Dahlem aus ihrer Heimat ein- 
geführte Pflanzen, welche noch nicht im Handel sind. 

III. Zwei interessante Neuheiten aus Siam im Kgl. Botan. Garten 
zu Dahlem. Von Dr. C. C. Hosseus. 
IV. Register zum Notizblatt No. 31—40. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipsig. 


1907. 


Preis 1 Mk. 


Notızblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 40. (Bd. IV.) Ausgegeben am 10. Oktober 1907. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit 
Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig, Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Kurze Übersicht über alle bisher auf 
Fieus elastica beobachteten Pilze, nebst Bemerkungen 


über die parasitisch auftretenden Arten. 
Von 


Dr. S. H. Koorders, 
Correspondent van de Koninklyke Akademie van Wetenschappen 
in Amsterdam. 


Als ich im Jahre 1903 in Purworedjo (in der Provinz Kedu, in Mittel- 
Java in Niederländisch Ost-Indien) angestellt wurde und kurz nachher mit 
systematischen Untersuchungen über die Pilzflora von Fieus elastiea 
Roxb. anfıng, umfaßte dieselbe nur 16 Arten. Und nur vier Spezies waren 
damals auf Java nachgewiesen worden, nämlich Phomatospora Ela- 
sticae Zimm., Neetria Elasticae Zimm., Colletotrichum Elasti- 
eae Zimm. und Cercospora Elasticae Zimm., wo sie in West-Java 
von Prof. Dr. A. Zimmermann entdeckt und im Jahre 1901 in seiner 
Abhandlung über „Die tierischen und pflanzlichen Feinde der Kautschuk- 
und Guttapercha-Pflanzen“ (in Bull. No. X de l’Inst. bot. de Buitenzorg( 
von ihm beschrieben waren. Die übrigen Arten waren nur von Ge- 
wächsbauspflanzen, und zwar eine aus Amerika und zehn Arten aus 
Europa bekannt. 

Durch meine obenerwähnte, bis zu meiner Abreise nach Europa im 
Juli 1906, in den sehr ausgedehnten, über 500 ha großen Anpflanzungen 


von Fieus elastiea in Mittel-Java ausgeführten und im Juni 1907 im 
99 


— 298 — 


Kgl. Botanischen Museum in Dahlem-Berlin von mir zum Abschluß ge- 
brachten mykologischen Untersuchungen, ist die Artenzabl der genannten 
Pilzflora jetzt schon auf mehr als 50 gestiegen. Bisher hat, soweit be- 
kannt, keine einzige Spezies erheblichen Schaden verursacht. 

Die meisten sind entweder nur sehr schwache Wund-Parasiten oder 
nur Saprophyten. Die echten Parasiten hatten meist nur solche Ficus 
elastica-Pflanzen angegriffen, welche absichtlich (z. B. bei einigen In- 
fektionsversuchen) oder zufällig (z. B. bei weitem Eisenbahntransport 
von Sämlingen, durch außergewöhnliche Trockenheit) in besonders un- 
günstige Kulturbedingungen geraten sind. Letzteres war z. B. mit dem 
fakultativ-parasitischen Colletotrichum Elasticae Tassi (= Zimm.) 
im Jahre 1904 in der Provinz Kedu der Fall. 

Für eine mehr eingehend, durch Reinkulturen und wiederholt modi- 
fizierte Infektionsversuche von mir untersuchte, weit verbreitete Spezies 
konnte nachgewiesen werden, daß sogar Topfpflanzen, welehe infolge 
des Angriffes des Pilzes die meisten Blätter verloren hatten, durch be- 
sonders sorgfältige Behandlung, und zwar durch besonders günstige 
Kulturbedingungen, wieder ganz gesunde Blätter erhielten und auch 
übrigens keine auffallende Krankheitserscheinungen mehr zeigten. 
Letzteres gelang z. B. mit einer Versuchspflanze in einem Gewächs- 
haus des Kgl. Botan. Gartens in Dahlem-Berlin. Durch Impfung 
mit conidiogener Reinkultur von der fakultativ-parasitären, als Col- 
letotrichum Ficus Kds. (siehe hier unten) beschriebene Conidien- 
fruchtform von dem Ascomyceten Neozimmermannia elasticae 
(siehe auch unten) war es mir nämlich gelungen, auf den geimpften 
Blättern ausgedehnte abgestorbene Flecken mit zahllosen neuen Colleto- 
trichum-Conidienlagern hervorzurufen, wodurch die Blätter vorzeitig 
abgeworfen wurden. Die vollständige Heilung der schwer erkrankten 
Pflanze gelang hier durch die gute Pflege des betreffenden Gewächs- 
hausgärtners, dem ich die kranke Pflanze mit spezieller Empfehlung 
nach Gelingen des Infektionsversuches übergeben hatte. Nach meinen 
sonstigen Beobachtungen gelingt aber eine solche Ausheilung durchaus 
nicht immer; selbst bei sorgfältigster Pflege. 

Für diesen Pilz gelang es nachzuweisen, daß die höchste Frucht- 
form, nämlich die Ascusfruchtform, sich als Saprophyt, vorzugsweise auf 
den abgefallenen faulenden Blättern entwickelt resp. zur Reife kommt, 
während drei Nebenfruchtformen (nämlich eine interessante Chlamydo- 
sporenform und zwei früher als selbständige Fungi imperfecti be- 
schriebene Conidien-Fruchtformen: Gloeosporium Elasticae Cooke 
& Massee und Colletotriehum Fieus Kds.) sich nieht nur in künst- 
lichen Nährlösungen als Saprophyten, sondern auch als echte Blatt- und 
Stengelparasiten üppig entwickeln können, 


— 299 — 


Dieser letzte Fall wird von mir erwähnt, weil daraus hervorgeht, 
daß auch die Kenntnis der auf faulen Blättern von Ficus elastica 
lebenden Pilze nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in prakti- 
scher Hinsicht nützlich sein kann, wie solches von anderen, (z. B. durch 
Went, Klebahn u.a.) für andere Pilze nachgewiesen ist. 

Die in den Wurzeln von Fieus elastica lebenden Pilze habe ich, 
aus Mangel an Zeit, nicht in den Kreis meiner Untersuchung aufge- 
nommen. Hauptsächlich habe ich die auf Blättern und Zweigen gefunde- 
nen Pilze untersucht. Über Wurzeln bewohnende Pilze liegen für Fieus 
elastica in der Literatur noch keine Beobachtungen vor. 

Wenn wir die jetzt schon über 50 Arten starke Pilzflora übersehen, 
ist vor allem bemerkenswert, daß die auch in Java wichtige Krank- 
heiten bei Kulturpflanzen hervorrufenden Familien der Rostpilze und 
Brandpilze (Uredineae und Ustilagineae) noch nie auf Fieus elastica 
gefunden worden sind. Ferner ist noch folgendes bemerkenswert: Die 
Pilzflora der oberirdischen Teile von Fieüs elastica besteht fast ganz 
aus Fungi imperfeeti (70%,) und Ascomyceten (30°%,), die Basi 
diomyceten sind nur durch zwei Arten vertreten, und die Phyco- 
myceten, sowie Myxomyceten sind noch nicht auf Ficus elastica 
gesammelt worden. Unter den Ascomyceten gehören fast alle zu den 
Pyrenomycetineae und von diesen fast alle zu den Sphaeriales. 

Die Fungi imperfecti überwiegen nicht nur durch Artenzahl, 
sondern auch durch Individuen-Anzahl und durch großen Formenreich- 
tum. Die am meisten vorkommenden Arten sind durch dunkelgefärbte 
Mycelwände und widerstandsfähige, braunwandige Conidien charakteri- 
siert. Unter den Sphaeropsidales ist eine meist nur saprophytisch 
lebende, aber selten parasitär auftretende Diplodia außerordentlich 
allgemein. Unter den Melanconiales sind die Gattungen Gloeospo- 
rium, Septogloeum und Pestalozzia mit je einer Art und ferner 
durch zwei Spezies von der Gattung Colletotrichum vertreten. Die 
erstgenannte Art und eine der beiden letztgenannten „Spezies“ sind 
nur Nebenfruchtformen von einem und demselben Ascomyceten, wie 
oben schon gesagt wurde. Unter den im Freien auf Blättern, z. T. zu- 
weilen auch als Wundparasit vorkommenden Hyphomyceten sind die 
Dematiaceae durch acht Gattungen bemerkenswert. Unter den Tu- 
bereulariaceae verdient hier Necator als bisher für Fieus elastica 
seltener, aber ausgeprägt obligater Parasit Erwähnung, und die Gattung 
Wiesneriomyces verdient hier hervorgehoben zu werden, wegen des 
interessanten und zierlichen Baues der Conidienlager, sowie darum, weil 
Conidienaussaat in Hängetropfenkultur Anlagen von Ascosporenfrüchten 
ergeben hat. Leider waren die von mir (in Mittel-Java) erzielten 
Schlauchfruchtanlagen, als ich durch meine Abreise den Versuch ab- 

22* 


— 300 — 


brechen mußte, noch nicht ganz reif. Diese Beobachtung bleibt aber 
interessant, weil bekanntlich derartige Fälle (der Ascusfruchtbildung in 
Nährlösung durch Conidienaussaat) äußerst selten sind. 

Die in dieser Übersicht erwähnten neuen Gattungen (Neohen- 
ningsia, Wentiomyces, Neozimmermannia, Lindauomyces, 
Acrotheciella und Wiesneriomyces) sowie alle neue Arten sind 
von mir beschrieben und zum größten Teil auch abgebildet in dem 
vierten Abschnitt einer sich jetzt im Druck befindlichen Abhandlung: 
„Botanische Untersuchungen über einige in Java vorkommende Pilze, 
besonders über Blätter bewohnende parasitisch auftretende Arten in 
Verhandelingen der Koninklyke Akademie van Wetenschappen in 
Amsterdam, Band XIII (1907)“. 

Wie in der soeben zitierten Abhandlung, so habe ich auch hier 
Herrn Geh. Ober-Regierungsrat Prof. Dr. A. Engler, Direktor des 
Kgl. Botanischen Gartens und Museums in Dahlem-Berlin, für die mir 
gütigst zur Verfügung gestellten Arbeitsräume und wissenschaftlichen 
Hilfsmittel meinen Dank auszusprechen; auch den Herrn Kustoden 
Professor P. Hennings und Prof. Dr. G. Lindau bin ich zu auf- 
richtigem Danke verbunden für das liebenswürdige Interesse, welches 
sie meiner Arbeit zuwandten. Ohne ihre selbstlose Hilfsbereitschaft 
hätte ich wohl oft vergeblich unter der Saecardoschen Diagnosen 
mich zurechtzufinden gesucht. 

Die Anordnung der Familien ist dieselbe, wie sie in Englers 
Syllabus (5. Auflage) angenommen ist. 


sı. ASCOMYCETES. 
I. Pezizineae. 
Pezizaceae. 


1. Pezizella Elastieae Kds. l. ec. Ascusfruchtform saprophy- 
tisch auf Blättern, besonders auf dem Blattstiel; in Mittel-Java von mir 
beobachtet. 

Patellariaceae. 

2. Karschia Elastieae Kds. l. ec. Aseusfruchtform saprophy- 
tisch oder vielleicht auch als sehr schwacher Parasit auf der Stamm- 
rinde junger angepflanzter Bäume, in der Nähe früherer Schnittwunden; 
in Mittel-Java von mir gefunden. 


Il. Phacidiineae. 
Tryblidiaceae. 
3. Tryblidium Elasticae Kds. |. ce. Ascusfruchtform in Mittel- 
Java auf der Stammrinde junger angepflanzter Bäume, in der Nähe alter 


— 301 — 


Schnittwunden, von mir beobachtet; saprophytisch oder vielleicht auch 
schwach parasitisch. 


Ill. Hysteriineae. 
Hysteriaceae. 

4. Hysterographium Elasticae Kds. l. c. Ascusfruchtform 
in Mittel-Java auf der Stammrinde junger angepflanzter Bäume, in der 
Nähe von alten (durch Ernten des Kautschuks entstandenen) Schnitt- 
wunden von mir beobachtet; nur als schwacher Parasit oder meist als 
Saprophyt. 


IV. Plectascineae. 
Aspergillaceae. 

5. Neohenningsia stellatula Kds. 1. ce. Ascusfruchtform sa- 
prophytisch auf Blättern in Mittel-Java von mir gefunden. Die neue 
Gattung Neohenningsia Kds. l. ce. wurde von mir benannt nach Prof. 
Dr. P. Hennings in Berlin. 


V. Perisporiineae. 
1. Perisporiales. 
Perisporiaceae. 
6. Wentiomyces javanicus Kds. 1. c. Ascusfruchtform sa- 
prophytisch auf Blättern von Ficus elastica in Mittel-Java von mir ge- 


funden. Die neue Gattung Wentiomyces Kds. |. c. wurde von mir 
benannt nach Prof. Dr. F. A. F, C. Went in Utrecht. 


Microthyriaceae. 


7. Asterula Bruinsmannii Kds. |. e. Ascusfruchtform sa- 
prophytisch auf Blättern in Mittel-Java von mir beobachtet. 


2. Hypocreales. 
Hypocreaceae-Melanosporeae. 


S. Melanospora Wentii Kds. l.c. Ascusfruchtform und Chla- 
mydosporen saprophytisch auf Blättern in Mittel-Java von mir beobachtet. 


Hypocreaceae-Nectrieae. 


9. Nectria (Dialonectria) gigantospora Zimmerm. Ascus- 
fruchtform im Buitenzorger Kulturgarten auf Blättern, und häufig auf 
Jungen Blättern, vereinzelt und nur auf stark beschatteten Blättern von 
Prof. Dr. A. Zimmermann entdeckt. Nach Zimmermann ist es 
zweifelhaft, ob der Pilz wohl jemals für die Kultur im großen schäd- 
lich werden wird. Von mir ist der Pilz auch nie als schädlich für 
große Kulturen, und zwar nur als Saprophyt, in Mittel-Java beobachtet. 


— 302 — 


10. Neetria (Lasionectria) Elastieae Kds. 1. ec. Asecus- 
fruchtform saprophytisch auf Blättern in Mittel-Java von mir beobachtet. 

11. Megalonectria pseudotriechia Speg. Ascusfruchtform 
bisher auf Fieus elastica noch nicht gefunden, dagegen die als Stil- 
bella einnabarina (Mont.) Lindau von den verschiedensten Nähr- 
pflanzen, auch von Java, bekannte Conidienfruchtform saprophytisch 
auf F. elast. von mir in Mittel-Java beobachtet und zwar auf der Rinde 
abgestorbener alter Zweige. 


3. Dothideaceales. 
Dothideaceae. 


12. Hyalodothis inerustans Raeciborski. Dieser Pilz ist bis- 
her von mir und wie es scheint, auch von anderen noch nie auf 
F. elast. gefunden. Weil aber Zimmermann (l. c. p. 16) diese Art 
aufgenommen hat in seiner Publikation über „Die tierischen und pflanz- 
lichen Feinde der Kautschuk- und Guttaperchapflanzen (in Bull. bot. 
Buitenz. No. X, 1901)“, und zwar nur mit folgenden Worten: Hyalo- 
dothis inerustans Rac., wurde von Raeciborski (Parasitische Algen 
und Pilze Javas, III [1900] p. 12) in Buitenzorg auf der Oberseite großer 
Fieusblätter beobachtet, ohne zugleich hervorzuheben, daß der Pilz von 
Raeiborski l. ec. nur für eine nicht mit Speziesnamen umschriebene 
Fieus-Art erwähnt wurde, sei hervorgehoben, daß dieser parasitische 
Blattpilz von mir, und wie es scheint, auch von anderen noch nie auf 
Ficus elastica gefunden wurde. 


4. Sphaeriales. 


I. Chaetomiaceae. 


13. Chaetomium Elasticae Kd». l. ec. Ascusfrüchte von mir 
beobachtet als Saprophyt auf Blättern von F. elast., welche aus Java 
nach Deutschland mitgebracht worden waren und dort im Kgl. Bot. 
Garten in Dahlem-Berlin im Thermostat aufgehoben worden waren. 


Il. Sphaeriaceae. 


14. Coleroa Elastieae Kds. |. c. Ascusfruchtform meist als 
echter Parasit, aber auch als Wundparasit, auf erwachsenen und be- 
sonders auf sehr alten (fast hinfälligen) Blättern, seltener auch auf der 
grünen Rinde junger Zweige und Stämmchen von F. elast. in Mittel- 
Java in der Provinz Kedu, und dort auf den oberirdischen Teilen der- 
selben Nährpflanze, auch als Saprophyt, von mir beobachtet. Ich fand 
die Ascusfrüchte auch auf lebenden Blättern von F. elast., welche mir 
durch Herrn Kgl. Oberförster Th. Salverda in Bandong (Java) zur 
Untersuchung gütigst zugeschickt wurden und von Herrn Adjunct-Ober- 


— 303 — 


förster Haag in den Kautschukkulturen von Krawang (in West-Java) 
gesammelt worden waren. 


Ill. Mycosphaerellaceae. 


15. Mycosphaerella Elasticae Kds. 1. ce. Ascusfruchtform 
parasitisch auf erwachsenen Blättern von F. elast. nur sehr vereinzelt 
in Mittel-Java von mir beobachtet. 

16. Neozimmermannia Elasticae Kds. l. ce. Die Ascus- 
fruchtform wurde von mir beobachtet auf faulenden Blättern und in der 
Rinde faulender junger Zweige und Stämmchen von jungen Pflanzen, 
sowohl auf Java (bei den im Freien stehenden Pflanzen) wie auch in 
Deutschland, aber hier nur auf Gewächshauspflanzen des Kgl. Bot. 
Gartens in Dahlem-Berlin, und zwar auf Stecklingen, welche aus Niederl. 
Ost-Indien importiert worden sind. — Die neue Gattung Neozimmer- 
mannia Kds. l. c. ist von mir benannt nach Prof. Dr. A. Zimmer- 
mann in Amani in Deutsch-Ostafrika. 


IV. Pleosporaceae. 


17. Physalospora Elastiecae Kds. Ascusfruchtform als Wund- 
parasit und nur sehr vereinzelt in Mittel-Java auf erwachsenen von 
F. elast. von mir beobachtet worden. 

18. Metasphaeria tetrasperma Kds. |. c. Asceusfruchtform 
als Saprophyt und sehr schwacher Wundparasit auf der Stammrinde 
Junger angepflanzter Bäume von F. elast. in Mittel-Java von mir be- 
obachtet worden und nur sehr vereinzelt. 


V. Gnomoniaceae. 


19. Phomatospora Elastiecae Zimmermann, höchst wahr- 
scheinlich identisch mit Neozimmermannia Elastieae Kds. Schon 
Zimmermann, der die Ascusfrüchte auf faulenden Blättern von F. elast. 
entdeckt und dieselben zuerst beschrieben hat (l. c. p. 15), erwähnte, 
wie aus der Bemerkung unter seiner Diagnose hervorgeht, daß dieselbe 
nicht gut in die Gattung hineinpaßte, in welche er den Pilz, unter dem 
obenerwähnten Namen, hineingestellt hatte. Durch eine detaillierte 
Untersuchung habe ich feststellen können, daß die von mir in Mittel- 
Java auf derselben Nährpflanze entdeckten und durch Reinkulturen und 
Infektionsversuche als zugehörig zu Colletotrichum Ficus Kds. er- 
wiesenen Ascusfrüchte höchst wahrscheinlich identisch sind mit Phoma- 
tospora Elasticae Zimm. und ferner, daß der Bau der Ascusfrucht- 
form nicht nur in den von Zimmermann ganz richtig hervorgehobenen 
Charakteren von der Gattung Phomatospora Sacc. abweicht, sondern, 
daß dieselbe auch in anderen Hinsichten so bemerkenswerte Unter- 


— 304 — 


schiede zeigt, daß der Pilz als Typus einer neuen Gattung gilt, die ich 
zu Ehren von Prof. Dr. A. Zimmermann als Neozimmermannia 
beschrieben habe (vgl. oben in der Einleitung). 


VI. Ciypeosphaeriaceae. 


20. Linospora Elastieae Kds. 1. c. Ascusfruchtform sapro- 
phytisch auf Blättern von F. elast. in Mittel-Java sehr häufig von mir 
beobachtet. 

21. Anthostomella Elastieae Kds. 1. e. Ascusfruchtform als 
Saprophyt oder als schwacher Wundparasit auf Blättern von F. elast. 
in Mittel-Java nur sehr vereinzelt von mir beobachtet. 


s 2. BASIDIOMYCETES. 
PROTOBASIDIOMYCETES. 


1. Auriculariineae. 

22. Auricularia Auricula - Judae (Linn.) Schröter. In 
Mittel-Java wurde dieser kosmopolitische Pilz saprophytisch auf Rinde 
und Holz von F. elast. (wie auch auf zahlreichen anderen Nährpflanzen) 
von mir beobachtet. 

AUTOBASIDIOMYCETES. 
2. Hymenomycetineae. 

Eine noch nicht fruktifizierende und dadurch nicht ganz bestimm- 
bare Cyphella wurde auf Blättern von F. elast. aus Mittel-Java be- 
obachtet als Saprophyt. 


s 3. FUNGI IMPERFECTI. 


I. Sphaeropsidales. 
Sphaerioideaceae. 


23. Phyllostieta Elasticae Kds. l. ec. In Mittel-Java auf 
Blättern von F. elast. als Saprophyt und mit Zweifel auch als Wund- 
parasit sehr häufig von mir beobachtet. 

24. Phyllostieta Roberti Boy. et Jacz., bisher nur aus Süd- 
Frankreich bekannt. Dieser Pilz wurde nach Saccardo (Syll. Fung. XI, 
476) in Frankreich bei Montpellier in einem Gewächshaus auf Blättern 
von F. elast. gefunden. Zimmermann |. c. p. 16 erwähnt den Pilz 
nur auf Autorität von Saeccardo und scheint ihn auf Java nicht ge- 
funden zu haben. Ich fand wohl eine Art von Phyllostieta auf Java 
auf der genannten Nährpflanze, aber dieselbe war spezifisch nieht damit 
identisch (siehe oben). 

25. Phoma Zehntneri Kds. l. ec. In Mittel-Java als Parasit 
in Stamm- und Astrinde von jungen angepflanzten Bäumen von F. elast. 


— 305 — 


Hier spielte der Pilz zugleich mit Fusicoceum Elastieae Kds. und 
Diplodia Wurthii Kds. eine Rolle bei einer Einschnürungskrankheit 
der genannten Nährpflanze. Auch vereinzelt als Parasit und Saprophyt 
in einem Gewächshaus des Kgl. Botan. Gartens in Dahlem-Berlin von 
mir beobachtet, aber hier nicht in Gesellschaft der beiden genannten 
Sphaeropsidales und hier keine Einschnürungskrankheit hervorrufend. 

26. Phoma atro-eineta Saccardo, bisher nur von Italien be- 
kannt. Diese Art ist bisher nur in Italien, in einem Gewächshaus in 
Rom, auf abgestorbenen Blättern von F. elast. von Saccardo beobachtet. 

27. Harknessia. „Als Harknessia? bezeichnet Van Breda 
De Haan (Bull. de 1’ Institut bot. de Buitenzorg No. 6, 1900, p. 12) 
einen Pilz, der von ihm auf totem Wurzelholz von Fieus elastica be- 
obachtet wurde.“ (Zimmermann Bull. 1. e. p. 16.) — In Mittel-Java 
wurde noch keine Harknessia auf F. elast. beobachtet. 

2S. Fusicoceum Elastieae Kds. l. ec. In Mittel-Java in 
Zweigrinde von angepflanzten jungen Bäumen von F. elast. als Parasit 
und als Saprophyt von mir beobachtet und zwar in einem Falle in 
Gesellschaft von Phoma Zehntnerii Kds. und Diplodia Wurthii Kds. 
an einem Zweig, welcher Einschnürungskrankheit zeigte. 

29. Diplodia Wurthii Kds. In Mittel-Java als Wundparasit 
und als Saprophyt auf Blättern und in der Rinde von Zweigen und vom 
Stamme junger Bäume von F. elast. von mir sehr häufig beobachtet; 
aber trotz der Häufigkeit dieses Pilzes in Mittel-Java habe ich ihn nie 
auf Gewächshauspflanzen in Europa gefunden. Die Art wurde auf 
F. elast, auf Java zuerst beobachtet von Dr. Th. Wurth, Botaniker 
der Allgemeinen Versuchsstation in Salatiga (Java), jedoch von dem 
Entdecker noch nicht beschrieben. 

30. Septoria Elasticae Kds. I. ec. In Mittel-Java auf Blättern 
von F. elast. als Saprophyt von mir beobachtet. 

31. Septoria brachyspora Sacc. wurde von Saccardo (Syll. 
Fung. III, p. 500) in Frankreich auf Blättern von Fieus elastica nach- 
gewiesen, aber wurde bisher nicht auf Java gefunden. 


Il. Leptostromataceae. 


32. Leptostromella elastieca Ell. u. Ev. wurde nach Saccardo 
(Syll. Fung. X, p. 430) in Nordamerika auf Blättern von Ficus elastica 
beobachtet, ist aber bisher in Java noch nicht beobachtet worden. 


Ill. Melanconiales. 
Melaneconiaceae. 


33. Giloeosporium intermedium Sacc. var. brevipes 
Saccardo (Syll. Fung. III, p. 703) ist als Konidien-Fruchtform von Neo- 


— 306 — 


zimmermannia Elasticae Kds. von mir nachgewiesen worden 
(siehe oben). 

34. Gloeosporium Elastieae Cooke & Massee. Diesen von 
Cooke & Massee als selbständige Spezies beschriebenen Pilz habe ich 
schon früher auf Grund des mir durch Dr. D. Prain, Direktor des 
Kgl. Botan. Gartens von Kew und Herrn G. Massee, Cryptogamic 
botanist an genanntem Garten, zur Untersuchung überlassenen authen- 
tischen Materiales identisch erklären können mit Colletotrichum 
Fieus Kds. und folglich nur als Konidien-Fruchtform von dem Pyreno- 
myceten Neozimmermannia Elasticae Kds. (siehe oben und auch 
im Notizblatt des Kgl. Botan. Gartens und Museums in Dahlem-Berlin 
Nr. 38 [1906] p. 251). 

35. Colletotrichum Ficus Kds. |. c. Durch Reinkulturen und 
Infektionsversuche habe ich feststellen können, daß dieser früher als 
selbständige Spezies beschriebene Pilz im Entwicklungskreise von dem 
Ascomyceten Neozimmermannia Elasticae Kds. mit Gloeosporium 
Elastieae Cooke & Massee hineingehört, und zwar als eine borsten- 
tragende, vorwiegend als Blatt-Parasit oder als Rinden-Parasit von jungen 
Zweigen und sehr jungen Stämmchen lebende Konidien-Fruchtform. 

36. Colletotrichum Elastieae Tassi. Von Tassi in Italien 
in einem Gewächshaus auf abgestorbenen Blättern entdeckt und be- 
schrieben. Durch das mir von Professor Dr. Flam. Tassi gütigst zur 
Untersuchung zugeschiekte authentische Herbarmaterial konnte ich die 
Identität von der auf Java vorkommenden Colletotrichum Elasticae 
Zimmermann mit C. Elasticae Tassi feststellen. Weil Tassi die Art 
früher als Zimmermann publizierte, muß die Art künftig als C. Ela- 
sticae Tassi bezeichnet werden. 

Diese unter anderen durch die immer sichelförmigen spitzen Konidien 
und die außergewöhnlich langen Borsten scharf von Colletotrichum 
Fieus Kds. unterschiedene Species bildete, obwohl ich dieselbe mehr 
als zwei Jahre kultivierte und während dieser Zeit wiederholt Infektions- 
versuche damit ausführte (in scharfem Gegensatze zu meinen Versuchen 
mit Colletotriehum Ficus Kds.), keine Ascosporen-Fruchtform. Es 
wurden nur noch Chlamydosporen als zweite Nebenfruchtform von 
C. Elastieae Tassi erhalten. C. Elasticae Tassi fand ich in Mittel- 
Java auf F. elast. meist nur als Saprophyt und ausnahmsweise als 
Parasit auf Blättern. Die Art ist durch Zimmermann auch von West- 
Java als Blattparasit bekannt geworden. 

Infektionsversuche mit jungen Topfpflanzen (mit konidiogenen Rein- 
kulturen) brachten nur dann eine auffallende Erkrankung mit Bildung 
von neuen Konidienlagern auf den Blättern hervor, wenn für Entwicklung 
des Pilzes möglichst günstige und für die Versuchspflanzen möglichst 


— 307 — 


ungünstige Bedingungen gewählt wurden. Durch Versuche konnte ich 
feststellen, daß die Chlamydosporen bei der Infektion eine wichtige 
Rolle spielen. 

Infektionsversuche, welche ich bei F. elast. anstellte mit Reinkultur- 
material, das abstammte von einem mir von Dr. Th. Wurth aus Sala- 
tiga (Java) zugesandten, auf Coffea arabica von ihm entdeckten (von 
C. inearnatum Zimm. scharf verschiedenen) und von ihm für C. Ela- 
sticae Zimm. bestimmten Spezies, ergaben Resultate, welche in ge- 
wissen Beziehungen Abweichungen zeigten von Infektionsresultaten, 
welche ich bei F. elast. erzielte mit Reinkulturmaterial, das ursprüng- 
lich von Konidienlagern von dem unzweifelhaften Colletotrichum Ela- 
stieae Tassi (= Zimm.) von F. elast. stammte. Hier ist kein Platz, 
hierauf näher einzugehen. 

37. Colletotrichum Elastieae Zimm. ist, wie erwähnt, von 
mir als identisch mit dem soeben behandelten Colletotrichum Elas- 
ticae Tassi und spezifisch scharf verschieden von Colletotrichum 
Fieus Kds. nachgewiesen. 

38. Septogloeum Elasticae Kds. 1. ec. In Mittel-Java als 
echter Blattparasit von Fieus elast. von mir beobachtet, aber nur 
höchst selten und bisher nur bei einigen Topfpflanzen, welche für In- 
fektionsversuche benutzt worden waren. In den über 500 Hektar großen 
Anpflanzungen von Ficus elastica in der Provinz Kedu (Mittel-Java) noch 
nicht beobachtet und auch noch nicht aus anderen Gegenden bekannt. 

39. Pestalozzia Elasticae Kds. l. ce. In Mittel-Java als 
Wundparasit auf Blättern von F. elast. nur sehr vereinzelt auftretend 
und bisher keinen Schaden verursachend. — Mit Rücksicht auf den letzten 
Punkt sei hier hervorgehoben, daß für Java zwei andere Pestalozzia- 
Arten, nämlich P. palmarum Cooke und P. Myricae Kds. unter 
Umständen großen Schaden verursachen können. Für P. palmarum 
ist dieses von Dr. Bernard (Teysmannia XVIII, 1907, p. 327, wo auch 
übrige Literatur angegeben ist) besonders bei Cocos nueifera L. und 
von mir für P. Myricae bei Myrica javanica Bl. nachgewiesen. 


IV. Hyphomycetes. 
Dematiaceae. 


40. Acrostalagmus einnabarinus Corda, bisher nur im Kgl. 
Bot. Garten in Dahlem-Berlin und als Saprophyt auf Blättern von 
F. elast. in einem Gewächshaus. 

41. Stachybotrys Elastiecae Kds. l. ce. In Mittel-Java sapro- 
phytisch auf Blättern von F. elast. von mir beobachtet. 

42. Periconia javanica Kds. |. ce. In Mittel-Java auf Blättern 
von F, elast. und zwar nur von sehr jungen Saatpflanzen als Parasit 
und Saprophyt und nur sehr vereinzelt von mir beobachtet. 


— 308 — 


43. Periconia Elasticae Kds. ]. c. In Mittel-Java als Sapro- 
phyt und ausnahmsweise auch als Wundparasit auf Blättern und auf der 
Stammrinde sehr junger Saatpflanzen von mir beobachtet. 

44. Catenularia Elastieae Kds. l. c. Als Saprophyt auf 
Blättern von F. elast. in einem Thermostat des Kgl. Botan. Gartens in 
Dahlem-Berlin von mir beobachtet. — Nur in Gesellschaft von der 
Ascosporen-Fruchtform von Chaetomium Elasticae Kds., wovon diese 
Catenularia vielleicht die Konidien-Fruchtform sein Könnte. 

45. Fusieladium Elastieae Kds. l. ce. In Mittel-Java auf 
Blättern von F. elast. sehr vereinzelt als Wundparasit oder als Sapro- 
phyt von mir beobachtet. 

46. Clasterosporium Elastieae Kds. l. ec. In Mittel-Java 
auf Blättern von F. elast. als Saprophyt oder sehr vereinzelt auftretender 
Wundparasit von mir beobachtet. 

47. Clasterosporium javanicum Kds. l. c. Als Wundparasit 
auf Blättern von F. elast. in Mittel-Java nur ein einziges Mal von mir 
beobachtet. 

48. Helminthosporium Elasticae Kds. 1. c. In Mittel-Java 
auf Blättern von F. elast. saprophytisch und sehr vereinzelt, auch als 
Wundparasit auftretend, von mir beobachtet. 

49. Napieladium Elastieae Kds. l. c. In Mittel-Java auf 
Blättern von F. elast. sehr vereinzelt als Wundparasit oder als Sapro- 
phyt von mir beobachtet. 

50. Cercospora Elastieae Zimmermann. Auf Blattflecken 
von F. elast. in West-Java von Zimmermann entdeckt und später in 
Mittel-Java (nur selten) von mir gefunden. Der Pilz wurde von mir in 
Mittel-Java nur auf jungen Topfpflanzen und nur als schwacher Parasit 
beobachtet. 


Stilbaceae. 


51. Stilbella Elastieae Kds. l. ce. In Mittel-Java nur ein 
einziges Mal auf dem Stämmchen einer nur wenige Monate alten Saat- 
pflanze von F. elast. als Parasit von mir gefunden. 

52. Actiniceps Thwaitesii Berk. et Br. In Mittel-Java auf 
Blättern von F. elast. sehr allgemein als Saprophyt, aber nie parasitisch, 
von mir beobachtet. — Dieser außergewöhnlich zierlich gebaute, mit 
dem bloßen Auge kaum sichtbare Pilz wurde von Prof. Dr. Penzig in 
West-Java, auch als Saprophyt, auf anderem Substrate nachgewiesen. 

53. Coremium Elasticae Kds. ]. c. In Mittel-Java auf Blättern 
von F. elast. saprophytisch von mir beobachtet. 

54. Lindauomyces javanieus Kds. l. c. In Mittel-Java auf 
Blättern von F. elast. sehr selten und nur als Wundparasit von mir 


— 309 — 


beobachtet. — Die neue Gattung Lindauomyces Kds». ]l. c. wurde von 
mir benannt nach Prof. Dr. G. Lindau in Berlin. 


Tubereulariaceae. 


55. Hymenula Elasticae Kds. l. c. In Mittel-Java aut 
Blättern von F. elast. als Saprophyt und als wenig schädlicher Wund- 
parasit von mir beobachtet. 

56. Daerymycella Beijerinckii Kds. |. ec. In Mittel-Java 
als Wundparasit einer sehr jungen Saatpflanze von F. elast. von mir 
beobachtet und zwar in der Rinde und auf dem durch Verletzung ent- 
blößten Holze des Stämmcehens. 

57. Necator deeretus Massee. In Mittel-Java als echter 
Parasit auf der Rinde des Stämmchens einer sehr jungen Saatpflanze 
von F. elast. von mir beobachtet. 

Dieser bekanntlich für einige tropische Kulturpflanzen (z. B. für 
Kaffee usw.) zuweilen sehr schädliche Parasit wurde in den über 
500 Hektar großen Anpflanzungen von F. elast. in der Provinz Kedu 
nur ein einziges Mal von mir als Parasit von F. elast. konstatiert. In 
diesem erwähnten Fall jedoch als vermutliche Ursache des Absterbens 
einer sehr jungen, erst kurz vorher ausgepflanzten Saatpflanze. 

58S. Chaetospermum Elastieae Kds. l. ce. In Mittel-Java 
auf Blättern von F. elast. ziemlich häufig, aber nur als Saprophyt von 
mir beobachtet. 

59. Volutella Elastieae Kds.|.c. In Mittel-Java auf Blättern 
von F. elast. saprophytisch von mir beobachtet. 

60. Wiesneriomyces javanicus Kds. l. c. In Mittel-Java 
auf Blättern von F. elast. saprophytisch von mir beobachtet, aber bis- 
her nur an einem einzigen Fundort, nämlich bei dem Dorf Penunggalan 
in der Provinz Kedu; dort aber nicht selten. (Siehe auch oben in der 
Einleitung.) 

Die neue Gattung Wiesneriomyces Kds. |. ec. wurde von mir 
benannt nach Hofrat Prof. Dr. J. Wiesner in Wien. 

61. Fusarium javanicum Kds. I. ec. In Mittel-Java auf 
Blättern von F. elast. saprophytisch von mir beobachtet. 

62. Fusarium Urticearum (Corda) Saccardo. In Italien und 
Böhmen saprophytisch auf Zweigen von F. elast. von Saccardo (Syll. 
Fung. IV, p. 4698) beobachtet, aber bisher noch nicht auf Java gefunden. 

63. Hymenopsis Elastieae Kds. l. c. In Mittel-Java auf 
Blättern von F. elast. saprophytisch von mir beobachtet. 

64. Acrotheciella javaniea Kds. 1. e. In Mittel-Java auf 
Blättern von F. elast. als wenig schädlicher Wundparasit von mir 
beobachtet. 


— 310 — 


V. Mycelia sterilia. 


65. Sclerotium. Prof. Dr. A. Zimmermann entdeckte in 
West-Java auf Blättern von F. elast. ein Sclerotium, wovon die Keimung 
nicht gelang. In Mittel-Java wurde dieses Selerotium noch nicht be- 
obachtet. 


Kgl. Bot. Museum in Dahlem-Berlin, Juli 1907. 


Dr. S. H. Koorders. 


— 311 — 


Il. In den Kgl. Botan, Garten zu Dahlem 
aus ihrer Heimat eingeführte Pilanzen, welche noch 
nicht im Handel sind, 


Einführungen aus Portorico. 

Der kürzlich verstorbene botanische Reisende P. Sintenis erforschte 
in den Jahren 1884—87 die Pflanzenwelt Portoricos. Außer den Her- 
barien hatte er auch Samen zu sammeln und zu diesen nach den Instruk- 
tionen seiner Auftraggeber, der Herren Consul L. Krug und Dr. I. Ur- 
ban, unter derselben Nummer mindestens ein getrocknetes Exemplar 
einzulegen, so daß die Bestimmung der Keimpflanzen bald erfolgen 
konnte. 

Von den zahlreichen eingeschiekten Sämereien keimten nicht weniger 
als 427 Nummern. Darunter war zunächst eine größere Anzahl ein- 
jähriger Pflanzen, deren weitere Kultur aufgegeben wurde, nachdem die 
Exemplare zu Studienzwecken verwendet worden waren. Eine Reihe 
besonders interessanter, z. T. schön blühender Baum- und Straucharten 
überlebte die Keimung nicht lange; trotz aller Pflege von seiten der 
Gärtner wollten sie sich über das Keimungsstadium hinaus nicht weiter 
entwickeln und starben nach und nach ab; so die schöne Ormosia 
Krugii Urb., von welcher über 20 Keimpflanzen wohl nahezu zwei 
Jahre in diesem Stadium verharrten und dann zu Grunde gingen; ferner 
die Bauhinia Kappleri Sag., die sich anfänglich sehr gut entwickelte 
und lange Triebe machte, dann aber, obgleich sie in verschiedenen 
Warmhäusern verschiedenen Bedingungen ausgesetzt wurde, abstarb. 
Andere Pflanzen entwickelten sich gut, hielten sich eine Reihe von 
Jahren, brachten es auch zum Teil zur Blütenbildung, gingen aber später 
zu Grunde. 

Von den bis auf den heutigen Tag am Leben gebliebenen blüht 
verhältnismäßig nur ein kleiner Teil jährlieh. Die interessanteren sind: 

Acnistus arborescens (L.) Schlecht. Strauch oder kleiner Baum 
mit weißen Blüten, die an den Achseln der Blätter oder an blattlosen 
Knoten doldig hervortreten. 

Aristolochia caleceiformis Urb. Bemerkenswert durch das 
Vorkommen von Nebenblättern. Die Blüten sind verhältnismäßig klein. 

Brunfelsia americana Sw. Niedriger Baum mit wohlriechen- 
den weißgelben Blüten. 

Calliandra portoricensis (Jacq.) Benth. Strauch oder kleiner 
Baum mit weißen Blüten, im tropischen Amerika verbreitet, auch in 
Westafrika gefunden. 


— 312 — 


Clidemia hirta (L.) Don. Ein im tropischen Amerika ver- 
breiteter Strauch mit dicht borstig behaarten Zweigen und weißen 
Blüten, eine von den wenigen Melastomataceen, die in unsern Gewächs- 
häusern gut gedeihen. 

Columnea Tulae Urb. Krautpflanze aus den Urwäldern der 
Insel, kommt bald mit roter, bald mit gelber Blumenkrone vor. 

Gesneria reticulata (Griseb.) Urb. Rasenbildende Pflanze mit 
scharlachroten zahlreichen Blüten, als Dekorationspflanze für Warmhäuser 
geeignet. 

Gossypium barbadense L. in einer Form mit rostfarbiger 
Samenwolle, von den Einwohnern Algodon chocolate genannt. 

Helicteres jamaicensis Jacg. Strauch oder kleiner Baum mit 
spiralig gedrehten Früchten. 

Hibiscus bifurcatus Cav. 2—3 m hoher Strauch mit zwei- 
spitzigen Involukralhlättern und hellpurpurner Krone. 

Hippeastrum puniceum (Lam.) Urb. Amaryllidacee mit 
großen roten Blüten, hauptsächlich auf den Antillen verbreitet. 

Hymenocallis caribaea (L.) Herb. In Küstengegenden der 
Antillen verbreitet, in mehreren, getrocknet schwer zu unterscheidenden 
Formen vorkommend. 

Malpighia coceigera L. Strauch von 1 m Höhe mit außen 
rosafarbenen, innen weißen Blumenblättern. 

Phyllanthus grandifolius L. Strauch oder kleiner Baum von 
3—8 m Höhe mit grünlichen kugeligen Früchten. 

Piper hirsutum Sw. 2—5 m hoher Strauch. - 

Polystachya Iuteola (Sw.) Hook. Orchidee des tropischen 
Amerika mit gelblichen Blüten. 

Rhytidophylium stipulare Urb. Strauch von 1—2 m Höhe 
mit grünlich-gelben, innen schmutzig-gelben und purpurn liniierten Blüten. 
Die erwachsene Pflanze zeigt verhältnismäßig große Nebenblätter am 
Grunde des Blattstieles, während an der Keimpflanze die ersten 4—6 Blät- 
ter mit stengelumfassender Basis sitzend sind. 

Rivina humilis L. Kleiner Halbstrauch mit weißen, grünlichen 
oder rosenroten Blüten, besonders schön zur Zeit der Fruchtreife wegen 
der leuchtend roten Farbe der zahlreichen Beeren. 

Scutellaria purpurascens Sw. Fußhohe dankbar blühende 
Staude. 

Simaruba Tulae Urb. Ein der Insel eigentümlicher bis 15 m 
hoher Baum des Urwaldes mit schönen blutroten Blüten, unter dem 
Namen Aceitillo bekannt und als Werkholz sehr geschätzt. Blühte 
schon als kaum meterhohes Bäumchen in männlichen und weiblichen 
Exemplaren und lieferte nach künstlicher Bestäubung auch keimfähige 
Samen, aus denen weitere Pflanzen gezüchtet wurden. 


— 33 — 


Talinum panniculatum (Jaeg.) Gärtn. 


— T. patens Jacg. 


Kleiner Strauch mit fleischigen Blättern und rosafarbener Krone. 
Urera baceifera (L.) Gaudich., eine sehr ullail Urticacee 
des tropischen Amerika, strauch- oder baumartig. 
Von den bisher nicht zur Blüte gelangten, aber sonst gut entwickelten 
Pflanzen mögen folgende Erwähnung finden: 


Acacia riparia H. B.K. 
Anona montana Macf. 
»„  muricata L. 
»  palustris L. 
reticulata L. 
Kristolohie trilebata L. 
Aspidium trifoliatum Sw. 
Bignonia unguis L. 
Caesalpinia sepiaria Rob. 
Canella alba Murr. 
Cassia bicapsularis L. 
» polyphylla Jacg. 
Cocecoloba laurifolia Jacgq. 
= obtusifolia Jacq. 
Colubrina reelinata (l’Her.) Brongn. 
Cordia alba (Jaeq.) R. et Sch. 
» macrophylla Mill. 
„  nitida Vahl 
Croton betulinus Vahl 
Daphnopsis caribaea Griseb. 
Distietis lactiflora (Vahl) DC. 
Ehretia bourreria L. 
» radula Poir. 
Elaeodendron xylocarpum (Vent.) 
DC. 
Eugenia axillaris (Sw.) Willd. 
» kuxifolia (Sw.) DC. 
Eupatorium portoricense Urb. 
Fieus lentiginosa Vahl 
Forsteronia eorymbosa (Jacq.) Mey. 
Genipa americana L. 
Guazuma ulmifolia Lam. 
Guettarda elliptiea Sw. 
. ovalifolia Urb. 
a parvifolia Sw. 


Guettarda scabra Lam. 

Hernandia sonora L. 

Hippomane manecinella L. 

Jatropha multifida L. 

Leucaena glauca (L.) Benth. 

Lonchocarpus sericeus (Poir.) H. 
B.K. 

Malpighia glabra L. 

Nephrolepis exaltata (L.) Schott 

Oreodoxa caribaea (Spr.) Damm. et 
Urb. 

Phyllanthus nobilis (L. f.) Müll. Arg. 

Pithecolobium Saman (Jacq.) Benth. 

r unguiscati (L.)Benth. 

Plumeria alba L. 

Proustia Krugiana Urb. 

Rauwolfia Lamarckii A. DC. 

Renealmia antillarum (R. et. Sch.) 


Gagn. 
Rhynehosia phaseoloides (Sw.) DC. 
Rochefortia acanthophora (DC.) 
Griseb. 


Savia sessiliflora (Sw.) Willd. 
Solanum lentum Cav. 

5 persieifolium Dun. 
Tecoma leucoxylon (L.) Mart. 
Thespesia grandiflora DC. 

5 populnea (L.) Corr. 
Tournefortia foetidissima L. 

n hirsutissima L. 

scabra Lam. 
Trichilia hirta L. 
Turpinia oceidentalis (Sw.) Don 
Urera earacasana (Jacq.) Griseb. 
Zingiber Zerumbet Rose. 

(Urban.) 
23 


— 314 — 


III. Zwei interessante Neuheiten aus Siam im 
Kgl. Bot. Garten zu Dahlem. 


Von 


c. C. Hosseus. 


Aeschynanthus macrocalyx Hoss. n. sp.; epiphytica, in ar- 
boribus altis scandens, ramis gracilibus, teretibus, etiam novellis glabris; 
foliis oppositis, breviter petiolatis, petiolo carnosulo eire. 1 em longo, 
carnosis, oblongis, acuminatis, apice ipso acutis, basi ovatis, superiore 
parte sursum reflexis, margine revoluto, uninerviis, nervis lateralibus 
utringue 4 subtus prominulis, supra obsceure viridibus, subtus dilute viri- 
dibus, 9—12 cm longis, 2,5—3,5 em latis; floribus axillaribus, solitariis, 
breviter peduneulatis, dependentibus, peduneulo eire. 2 em longo; calyce 
anguste infundibuliformi, glabro, eirc. 4,5 cm longo, lobis anguste lance- 
olatis, acuminatis, eirc. 1,5 cm longis; corolla exserta, eylindraceo- 
infundibuliformi, superiore parte leviter eurvata et paullulo ampliata, 
extus et margine pilosa, coceinea, nervis et maculis atropurpureis notata, 
limbo breviter 5-lobulato, lobulis paribus, latiuseulis, ovatis, obtusis; 
staminibus 4, didynamis, filamentis superiore parte pilosis, pilis capi- 
tellatis, staminodio unico brevissimo, stipitiformi; stilo limbum corollae 
vix attingente, stigmate indiviso, piloso, placentis ovarii erassiuseulis, 
multiovulatis; fruetu 7—10 em longo. 

Siam: auf dem Doi Sutäp bei Djieng Mai in Ober Siam (Lao- 
Provinz), um 150 m ü. M. im Urwald, an hohen Bäumen epiphytisch. 

Aeschynanthus macrocalyx Hoss. ist mit Ae. parasiticum Roxb. 
verwandt, doch unterscheidet sie sich sofort von dieser durch den 
mächtigen Kelch. Die Pflanze wurde von mir lebend auf dem Doi 
Sutäp gesammelt. Ae. macrocalyx wächst dort auf der Ostseite im 
immergrünen, hochstämmigen Urwald, in der Nähe einer Quelle. Die 
Blütezeit muß in die Regenperiode fallen, da zwischen Dezember und 
Juni Blüten von mir nicht beobachtet wurden. Nach Europa ge- 
schiekt, befand sie sieh zuerst bei Herrn Handelsgärtner Ansorge in 
Flottbeek bei Hamburg in Pflege, ebenso wie die nächste Pflanze, 
Hoya Engleriana, sie gedeiht jetzt im botanischen Garten in Dahlem 
sehr gut. Die Vermehrung durch Samen ist reichlich, das Gedeihen 
der Sämlinge ist überaus befriedigend. Aeschynanthus macrocalyx 
Hoss. eignet sich infolge ihrer großen, auffallenden Blüten als Schnitt- 
blume. 


— 315 — 


Hoya Engleriana Hoss. n. sp. (Sect. Euhoya Miq.); epiphy- 
tica in arboribus, ramosa, ramis ramulisque elongatis, gracilibus, fili- 
formibus, partim dependentibus, pubescentibus laxe vel densiuscule 
foliatis; foliis breviter vel brevissime petiolatis, breviter lanceolatis vel 
anguste ovato-lanceolatis, marginibus involutis, itaque primo aspectu 
speciem foliorum lineari-lanceolatorum imprimis versus inflorescentiam 
praebentibus, carnosulis, albido-pubescentibus, nervatione supra in- 
eonspieua, 1,5 em longis, 0,4 cm latis, genieulis mobilibus; umbella ter- 
minali, vix vel breviter peduneulata, 4-flora, floribus suaveolentibus, 
pedicellatis, pedicello eire. 0,5 cm longo piloso; sepalis margine minute 
eiliatis, pilosis, earneis, 2 mm logis; corolla rotata, 1,5 cm diam., fere 
usque medium 5-lobata, carnosa, albida, extus glabra, intus dense bre- 
vissime granuloso-puberula, lobis late ovato-deltoideis, acutis vel acu- 
minulatis, fere horizontaliter patentibus, serius margine paullulo recurvis; 
gynostegio violaceo, marginibus obseurioribus, 

Siam: auf dem Doi Sutäp bei Djieng Mai in Ober-Siam (Lao- 
Provinz), um 1580 m ü. M. unterhalb des Gipfels auf Bäumen des 
immergrünen Urwaldes. 

Nah verwandt mit Hoya linearis Wall.: doch unterscheidet sie 
sich im Habitus, sowie in den bedeutend kleineren, anders beschaffenen 
Blättern (ef. Taf. II, Fig. A, H—N). Außerdem besitzt Hoya Engle- 
riana Hoss. Blätter mit gut ausgebildeten Gelenkpolstern. 

Hoya Engleriana Hoss. wurde von mir auf dem Doi Sutäp lebend 
gesammelt. Die Pflanze wächst in der Nähe des Gipfels auf den Bäu- 
men des immergrüuen Urwaldes, so z. B. auf Anneslea fragans 
Wall. (einer Theacee), die zugleich auch eine ebenfalls im botanischen 
Garten in Dahlem in Kultur befindliche Pflanze, Agapetes Hosseana 
Diels beherbergt. Deshalb empfiehlt sich die Kultur beider in nicht zu 
heißen Häusern. 

Es ist ein glücklicher Zufall, daß die beiden nah verwandten Arten 
sich zu gleicher Zeit lebend im botanischen Garten zu Berlin befinden. 
Hierbei fallen natürlich die Unterschiede vor allem im Habitus um so 
schärfer auf. 

Hoya linearis hat lange, eng einander anliegende, herabhängende 
Zweige mit langen Blättern, die — den Zweigen anliegend — herabhängen. 
Nur im Jugendstadium machen die Einzelblätter Wachstumsbewegungen. 
Ein ausgesprochenes Blattpolster ist nicht vorhanden. Das in Dahlem 
befindliche Exemplar, das bereits eine Anzahl Sämlinge ergeben hat, 
stammt aus Sikkim und ist von Professor Dr. Engler gesammelt. Im 
Gegensatz nun zu Hoya linearis nimmt Hoya Engleriana einen 
viel größeren Raum als Pflanze für sich in Anspruch, die einzelnen, ver- 
zweigten Zweige, die vor allem in älteren Stadien herablängen, stehen 


23” 


Notizblatt des König). botan.Gartens u Museums zu Dahlem-Berlin N? 10. Taf.1. 


Aeschynanthus macrocalyx Hoss. 


J. Ponl. del Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig Lith. Anst Julius Rlinkhardt Leipzig, 


Notizblatt des Königl. botan.Gartens u Museums zu Dahlem-Berlin N? 10. Taf. I. 


Hoya Engleriana u.Hoya Uneraris. 


J. Pohl. del. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig Lith. Anst Julius Rinkhardı,Leipzig. 


—u318 7 — 


zumeist weit ab. Die bedeutend kürzeren Blätter dagegen verändern 
unter günstigen äußeren Faktoren ihre Lage; ausgewachsen rea- 
gieren sie bei autonomen Variationsbewegungen, besonders günstig 
auf Wärme und Lichteinfluß. Hoya Engleriana wird sicher nach 
Desmodium gyrans, Flemmingia congesta und Trifolium pra- 
tense, alles Leguminosen, eine äußerst wichtige Pflanze für die Be- 
wegungsfragen. Angedeutet ist die verschiedene Lage der Blätter auf 
Tafel II, Fig. A. 

Die Pflanze wurde von mir lebend nach Europa gebracht und be- 
findet sich z. Z. (Juli) im botanischen Garten in voller Blüte. Hoffent- 
lich gelingt es Hoya Engleriana durch Stecklinge zu vermehren, 
damit die physiologischen Fragen gründlich untersucht werden können. 


Figurenerklärung zu Tafel I. 


Fig. A. Habitusbild von Aeschynanthus macrocalyx Hoss- n. sp. Nat. 
Größe. — Fig. B. Blüte von vorn gesehen. Nat. Größe. — Fig (©. Querschnitt 
durch die Blütenkrone. Nat. Größe. — Fig. D. Staubgefäße mit angedeutetem 
Staminodium. Nat. Größe. — Fig E. Staubgefässe von oben und Fig. F. von 
unten gesehen. */, der nat. Größe. — Fig. @. Griffel (manchmal auch länger). 
Nat. Größe. — Fig. H. Narbe mit oberstem Teil des Griffel. — Fig. J. Quer- 
schnitt durch den Fruchtknoten. 


Figurenerklärung zu Tafel NM. 


Fig. A, J. Hoya Engleriana Hoss. n. sp. — Fig. A. Habitusbild. Nat. 
Größe. — Fig. B. Geschlossene Knospe. °/, der nat. Größe. — Fig. ©. Offene 
Blüte, ?/, der nat. Größe. — Fig. D. Kelchblättchen mit Drüsen. */, der nat. 
Größe. -- Fig. E. Translator. ®/, der nat. Größe. — Fig. F. Gynostegium. 
8/, der nat. Größe. — Fig. @. Gekreuzte Pollinien von vorn. °°/, der nat. Größe. 
— Fig. H. Querschnitt durch das Blatt von H. Engleriana Hoss. 6 mal ver- 
größert. — Fig. J. Querschnitt durch das Blatt von H. Engleriana Hoss. 
Ein Teil derselben 40 mal vergrößert. — Fig. K, L. Blatt von H. linearis 
Wall. K Oberseite, L Unterseite. Nat. Größe. — Fig. KH—N. Hoya linearis 
Wall. — Fig. M, N. Querschnitt durch das Blatt von H. linearis Wall. 
M 6 mal vergrößert; N ein Teil derselben 55 mal vergrößert. 


IV. 


Register 


zum 


Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums. 
No. 31—40. 


Aambaiba 9. 

Abbevillea aff. Klotzschiana Berg 34. 

Aberia 179, Gardneri 50. 

Abutilon indieum (L.) G. Don 89. 

Acacia 4, albida Delile 155, 192, 194, 
196, 198, arabica 191, 195, 204, 
Brosigii Harms 194, catechu Willd. 
191, 210, 212, Cyelopis A. Cunn. 260, 
detinens Burch. 208, farnesiana Willd. 
2, 6, 14, genistoides A. Cunn. 261, 
giraffae 193, 196, Kirkii Oliv. 204, 
lasiopetala Oliv. 198, major 202, 
mellifera 192, 193, 194, 208, minor 
202, nmubica Benth. 203, panieulata 
Willd. 14, pennata Willd. 193, pul- 
chella R. Br. 261, riparia H. B. K. 
313, senegal Willd. 193, seyal 203, 
spirocarpa 193, 194, 196, 200, 203, 
stenocarpa 206, Stuhlmannii 192, 196, 
subalata Vatke 195, 200, 203, 204, 
suma 191, 193, 194, 210, 212, tor- 
tilis 202, usambarensis 192, 195, 206. 

Acajü 27. 

Acalypha hispida 49, macrostachya 49. 

Acanthophoenix rubra 48. 

Acanthorhiza aculeata 48. 

Acayäa 28. 

Achatocarpus 10. 

Achyranthes canescens R. Br. 87. 

Acnistus arborescens (L.) Schlecht. 311, 
breviflorus Sendtn. 39. 


Acocanthera abyssinica (Hochst.) 156. 

Acouta cavallos 30. 

Acridocarpus sansibarieus A. Juss. 255. 

Acrocomia glaucophylla Dr. 5, 44, sclero- 
carpa Mart. 5, 6, 44, 47, totai Mart. 
5, 44, vinifera 101. 

Acrostalagmus einnabarinus Corda 307. 

Acrotheciella 300, javanica Kds. 309. 

Actinieeps Thwaitesii Berk. et Br. 308. 

Actinorhytis calapparia 47. 

Acuri 45. 

Acuripalme 5. 

Adat 89. 

Adeä 145. 

Adenanthera microsperma 48. 

Adenia gummifera (Harv.) Harms. 156. 

Aechmea candida 49. 

Aegle marmelos 47. 

Aeolanthus usambarensis Gürke 255. 

Aeschynanthus macrocalyx Hoss. 313, 
microphylla C. B. Clarke 294, ob- 
conica C. B. Clarke 294, parasiticum 
Roxb. 314, radicans Jack 294. 

Aeschynomene elaphroxylon (G. et P.) 
Taub. 156. 

Agapetes Hosseana Diels 259. 

Agathis Dammara 48. 

Agauria salieifolia (Comm.) Hook. f. 155. 

Agave aurea Brandegee 250, cueullata 
Lem. 250, megalacantha Hemsl. 250, 
parasana Berger n. sp. 250. 


— 320 


Agave rigida var. sisalana 48, Shawii 
Engelm. 250. 

Ageratum conyzoides L. 91. 

Aglaia Harmsiana J. Perkins 78. 

Aguay 6, amarillo 37, blanco 36, guazü 37, 

Aguay-nü 36. 

Alangium Lamarkii 49. 

Albizzia Brownei Oliv. 155, Lebbek 57, 
161, moluecana 47, 57, pallida Fourn. 
155, stipulata 47, 57, 101. 

Alchornea iricurana Casar. 27. (Alchornia 
incurana 2), triplinervia (Spreng.) 
Müll. Arg. 26. 

Aleurites moluccana 54. 

Algarrobo colorado 14. 

Alibertia edulis 49. 

Allescheriella uredinoides P. Henn. 137. 

Allophilus cobbe (L.) Bl. 88, timorensis 
Bl. Märgünendjodjo 88. 

Allophyllus edulis 2, 29. 

Aloe africana 247, campylosiphon Berger 
151, 152, 255, candelabrum Berger 
246, Dawei Berger 246, excelsa Ber- 
ger 247, Peglerac Schoenland 257, 
tenuifolia Bak. 151. 

Alpinia speciosa K. Sch. 86. 

Amapola 33. 

Amara 141. 

Ambatsch 156. 

Ambay 9. 

Amburana 19. 

Amolä 43. 

Amor seco guazüu 30. 

Amyris balsamifera 49. 

Anacardium occidentale L. 27, 161. 

Ananas 82, sativa L. 86. 

Anchico 13. 

Andira inermis 48. 

Andropogon Schoenanthus 50, 54. 

Andryala pinnatifida Ait. 253. 

Angelim 19. 

Angico 12, 13, mirim 15. 

Angraecum ischnopus Schltr. 170, 257. 

Angrecum Althoffii Krzl. 257, ischnopus 
257, lepidotum Rehb. 257, pellucidum 
Lindl. 257, Scheffleri Krzl. 255. 


Angreeum vesicatum Lindl. 257. 

Anil 19. 

Anil do matte 43. 

Anisomeris obtnsa (Ch. 
Schum. 43. 

Anna 200. 

Anneslea Roxb. 245. 

Anona 161, 165, aff. coriacea Mart. 11, 
cherimolia L. 87, dioiea St. Hil. 11, 
montana Macf. 313, muricata 47, 313, 
palustris L. 313, retieulata L. 313. 

Anthocereis litorea Labill. 262. 

Anthostomella Elasticae Kds. 304. 

Antiaris toxicaria Rumph. 240. 

Apeterevi 38. 

Aphanamixis grandifolia 48. 

Aposphaeria Ulei P. Henn. 135, 138. 

Aralia Chabrieri 49. 

Arara seringa 96. 

Arasa 34. 

Araticu 6, guazu 11, -i 11, mi 11, fü 11, 
-pe 11, uacu 11. 

Araucaria excelsa R. Br. 84, imbricata 
101. 

Areca sp. 47, catechu L. 85, madagas- 
cariensis 48, triandra v. bancana 47. 


et Schl.) K. 


Aremu& 87. 

Arenga Aping 47, saccharifera 47. 

Argelia Carolinae 49. 

Aristolochia brasiliensis 49, calceiformis 
Urb. 311, densivenia Engl. (lunhulve) 
156, trilobata L. 313. 

Aroeira 27. 

Artocarpus ineisa 84, 86, 285. 

Arvore da borracha 25. 

Asclepias curassavica L. 90. 

Aspidium trifoliatum Sw. 313. 

Aspidosperma peroba Allem. 37, quebra- 
cho Schlecht. 37. 

Asplenum nidus L. 84. 

Asterina Stuhlmanni P. Henn. 82. 

Asterula Bruinsmannii Kds. 301. 

Astrocaryum aculeatum 47. 

Astroneum graveolens Jacq. 28. 

Astronium 7, gracile 2, 28, urundeuva 
2, 27. 


— 321 


Asucena 40. 

Athanasia parviflora L. 257. 

Atriplex 70, 71, cinereum Poir. 72, Drum- 
mondii Moq. 72, halimoides Lindl. 73, 
76, isatidea 74, leptocarpum F. v. 
M. 73, 76, nummularium Lindl. 71, 
72, 76, semibaccatum 76, vesicarium 
Hew. 72, 76. 

Attalea Cohune 47, phalerata Mart. 5, 45, 
princeps Mart. 5, 45. 

Aurieularia Auricula Judae (L.) 84, 304. 

Averrhoa Bilimbi 47, carambola Adans. 
165. 

Ayuy del campo 34, hü 11, moroti 12, 
Dü 34. 

Azota caballo 30. 


Bacayuba 45. 

Baccharis dracuneulifolia DC. 44, Gau- 
diehaudiana DC. 44. 

Bälsamo 21, 

Bambusen 5, 7. 

Bambusa arundinacea Willd. 85, 
164. 

Banara tomentosa Clos 33. 

Barba de barata 16. 

Barbatimao 13. 

Barringtonia speciosa Forst 84, 89. 

Basanacantha spinosa K. Schum. 42, 

Bassia 70, 74, longifolia 54, Parkii 166, 
214. 

Bauhinia Kappleri Sag. 311. 

Begonia Engleri Gilg 255, Kummeriae 
Gilg 255. 

Bencomia caudata Webb et Berth. 253. 

Bersama usambarica Gürke 255. 

Bidjage 156. 

Bignonia Tweedeana 49, unguis L. 313. 


101, 


Billbergia spinosa 49, zebrina 49. 

Bin(e)wing 87. 

Blighia sapida Koen. 161. 

Bob 85. 

Bocayuba 44, 45. 

Bocayubapalme 5. 

Boehmeria nivea 55, 
Gaud. 87. 


nivea (Rumph.) 


Boerhavia diffusa L. 87. 

Bolbophyllum faleipetalum Lindl. 257. 

Bombax campestre K. Sch. 2, 30, margi- 
natum K, Sch. 30, 

Bowdichia virgilioides Kunth 20. 

Britoa Sellowiana Berg 35. 

Bromelia pita 56, 100. 

Brucea antidysenterica 55, ferruginea 49. 

Brunfelsia americana Sw. 311, paraguay- 
ensis Chod. 40. 

Bruguiera gymnorrhiza Lam. Djong. 89. 

Bryophyllum calycinum Salisb. 87. 

Buchenavia capitata Eichl. 34, 

Bugues 85. 

Bulbophyllum cocoinum Ldl. 171, rhodo- 
sepalum Schltr. 171. 

Buriti 45. 

Buritipalme 5. 

Butyrospermum Parkii (G. Don) Kotschy 
166, 213. 

Byrsonima crassifolia (L.) Kunth 24, fa- 
gifolia Ndz. 6, 24, intermedia Juss. 
6, 24, Poeppigiana Juss. 24, ver- 
bascifolia (L.) Rich. 

Bystropogon canariensis !’Herit. 253. 


Caä caoveti 30, gue hü 40, hoby 43, 
hoby mi 19, hü 40, 43, oveti 30, 
vone 40, vorö 39. 

Cabassa 41. 

Cabiuna 20. 

Cabrito 30. 

Cabriuva 20. 

Cacara orbicularis Hiern 237. 

Cacteen 7. 

Caesalpinia melanocarpa Griseb. 16, pul- 
cherrima L. 16, 88, sappan L. 162, 
sepiaria Rob. 313. 

Cafe del Paraguay 17. 

Caja 6, 28. 

Cajanus indieus Spreng. 19. 

Cajazeiro 28. 

Cajü 6, 27. 

Cajueiro 27, 

Calamus 240. 

Calliandra parviflora Benth. 15, 


Calliandra portoricensis (Jacg.) Benth. 
311. 

Callopsis Volkensii Engl. 255. 

Calonyetion bona nox (L.) Boj. 90. 

Calophyllum inophyllum 84, 89, 162, 164. 

Calothamnus robustus Schau. 261. 

Calvoa orientalis Taub. 255. 

Calycophyllum multiflorum 2, 42. 

Calyptrocalyx spicatus 47. 

Camara 43. 

Cambä acä-i 8, namby 14. 

Cambara 43. 

Campara 24. 

Canafistula 15. 

Cananga odorata 49, 54. 

Canarium commune 47. 

Canavalia ensiformis (L.) DC. 88. 

Canna indica Ait. 86. 

Canella alba Murr. 313. 

Canelön blanco 36, colorado 36, moroti 36, 
pyta 36. 

Cangico 6. 

Canjigueira 24. 

Cansancao 25, 26. 

Caoveti 30. 

Capnodium mangiferum C. 
salieinum 80, Tiliae 80. 

Capparis spinosa 48, 87. 

Capsicum annuum L. 90, longum L. 91. 

Caralluma lateritia N. E. Br. 249, lutea 
N.E. Br. 249, Nebrownii Berger 249, 
valida N. E. Br. 249. 

Caranda 45. 

Caranday 45. 


et Br. 80, 


Carandaypalme 4, 5, 6. 
Cardamine hirsuta L. 87. 
Carica papaya 47, 49, 89. 
Carlina salicifolia Cav. 253. 
Caroba 41. 

Carvao vermelho 18. 
Caryocar brasiliense Camb. 31. 
Caryophyllus aromaticus 54. 
Caseudo 18. 

Casearia silvestris Swartz 32. 
Casita 29. 

Cassia alata Linn. 16, 


322 — 


Cassia australis Sims 260, bicapsularis 
L. 17, 313, oceidentalis Linn. 17, 88. 
polyphylla Jaeq. 313, sumatrana 49. 

Cassytha filiformis L. 87. 

Castilloa 65, 100, elastica 47, 49, 51, 
116, 118, Tuna 50. 

Casuarina muricata 57, paludosa 48, 57, 
strieta 48, tenuissima 48, 57, 164, 
torulosa Dryand. 164. 

Catenularia Elasticae Kds. 308. 

Catha edulis 49, 154. 

Catiguä 23. 

Cebil 12. 

Cecropia 7, adenopus Mart. 9. 

Cedrela 23, fissilis Vell. 23, odorata 47, 
49, 56. 

Cedrillo-na 22. 

Cedro blanco 23, colorado 23. 

Ceiba 7, 19, Glaziovii 2, 31, pubiflora 
Be gie 

Celtis 4, brasiliensis Pl. 8, Durandii 
Engl. 156, Soyauxii Engl. 240, tala 
Gill. 8. 

Cenchrus calyculatus Cav. 85. 

Cenostigma maerophyllum Tul. 18. 

Centella asiatica (L.) Urb. 90. 

Centotheca lappacea Desv. 85. 

Cephalanthus glabratus K. Schum. 42. 

Ceratonia siliqua 49. 

Cerbera lactaria Ham. Kitjebar 90. 

Cercospora Elasticae Zimm. 297, 308. 

Cereus Urbanianus Gürke et Weingart 158. 

Ceropegia dichotoma Hew. 253. 

Chaetospermum Elastiecae Kds. 309. 

Chamaedorea 172, bambusoides 59. 

Chaetomium Elasticae Kds. 302, 308. 

Chibatan 27. 

Chibato 16. 

Chilca 44. 

Chlorophytum amaniense Engl. 255, Hoff- 
mannii Engl. 255. 

Chrozophora tinctoria 49. 

Chrysophyllum albidum Don 240, Cainito 
47, lucumifolium Gr. 36, maytenoides 
Mart. 36. 

Cienfugosia hakeifolia Hook. 261. 


Cinchona 100. 

Cinnamomum zeylanicum 48, 53, 165. 

Cipadessa Warburgii J. Perkins 79. 

Circa 44, velosa 44. 

Cirrhopetalum Thouarsii Lindl. 255. 

Cissus Hildebrandtii Gilg 186, macro- 
thyrsa Gilg 186, 187, njegerre Gilg 
255, Rivae Gilg 185, Ruspolii Gilg 
186, somaliensis Gilg 186, Stuhl- 
mannii Gilg 186. 

Citharexylon myrianthum Cham. 39, qua- 
drangulare 48, 57. 

Citrus aurantium 58, decumana 46, 49, 
limonum L. 88. 

Clasterosporium Elasticae Kds. 308, java 
nicum Kds. 308. 

Clerodendron fragrans 49, spec. 90, 
Thompsonii 49, villosum 49. 

Clitandra 169, orientalis K. Schum. 240, 
Simoni Gilg 169. 

Clianthus Dampieri 287, puniceus 287. 

Clidemia hirta (L.) Don. 312. 

Cloeosporium Elasticae Cooke & Massee 298. 

Coceoloba laurifolia Jacg. 313, obtusifolia 
Jacq. 313. 

Cocos comosa Mart. 5, nucifera 81, 85, 
307, oleracea 47, Romanzoffiana Cham. 
4, 45. 

Cocotero 44. 

Cocü 29. 

Codiaeum variegatum Bl. 88. 

Coffea arabica 50, canephora 51, Chaloti 
50, congensis 51, laurina 49, 50, 
stenophylla 49, 51. 

Cola vera 50, 163. 

Coleospadix oninensis 47, 48. 

Coleroa Elasticae Kds. 302. 

Colita 38. 

Colletotrichum Corda 251, Elasticae Zimm. 
297, 298, 306, Fieus 251, 298, 303, 
306, incarnatum Zimm. 307, lienola 
P. Henn. 141. 

Colocasia antiquorum Schott. 86. 

Colubrina reclinata (l’Her.) 313. 

Columnea Tulae Urb. 312. 

Colutea arborescens L. 287. 


323 


Commelina undulata R. Br. 86. 

Convolvolus floridus L. 253. 

Copaifera 6, Langsdorfii (Desf.) O. K. 17, 
Martii Hayne 17. 

Copayba 17. 

Copernicia cerifera Mart. 4, 5, 6, 45, 59. 

Coracao de negro 18. 

Cordia 7, alba (Jaeq.) R. et Sch. 313, 
Chamissoniana 2, 38, longipeda Mez 
38, macrophylla Mill. 313, nitida 
Vahl 313, pyramidalis 49, 57, salici- 
folia Cham. 38, subeordata Lam. 90. 

Coremium Elasticae Kds. 308. 

Correa alba Andr. 289, Backhousiana 
Hook. 289, speciosa Ait. 290. 

Corticeira 19. 

Corticium javanicum Zimm. 137. 

Coussarea meridionalis Müll. Arg. 43. 

Coutarea hexandra K. Schum 42. 

Crassula abyssinica A. Rich. 258. 

Crataeva gynandra 49. 

Crescentia eujete L. 41, trifoliata 57. 

Crinum asiaticum L. 86, Bakeri K. Sch. 56. 

Crotalaria spec. 88. 

Croton 5, betulinus Vahl 313, 
49, tiglium 55, urucurana Baill. 26. 

Crowea saligna Andr. 289. 

Cryptostegia grandiflora 48, 52. 

Cuieira 41. 

Cuitezeira 41. 

Culcasia scandens (Willd.) 256. 

Cumandä iviray 19. 

Cumarü 20. 

Cumbarü 20. 

Cunä-tunäa 22. 

Cupania vernalis 2, 29. 

Cupay 17. 

Cupressus brasiliensis 48, orientalis 48. 


eluteria 


Curä-tuna 22. 

Curecuma aromatica 49, leucorrhiza 49, 
longa 55. 

Curupay-curü 12, ita 12, -na 13, pytä 12. 

Curupieay 26. 

Cyanastrum Bussei Engl. 256. 

Cycas spec. 84. 

Cynometra Alexandri C. H, Wright 242. 


— 324 — 


Cyperus papyrus 156, pennatus Lam. 85. 
Cyphella 304. 


Cyrtandra anisopoda Kränzl. 292, miero- | 


calyx Kränzl. 292, 294, oblongifolia 
Benth. 292, tubiflora Kränzl. 292, 
294, Zippelii C. B. Clarke 293. 
Cyrtostachys renda 47. 
Cytisus prolifer 101, 253. 


Dacrymycella Beijerinckii Kds. 309. 

Dactylopetalum ugandense Stapf. 240. 

Daemonorops intermedius 47, longipes 47, 
marginatus 47. 

Dalbergia latifolia 48, nigra Allem. 20. 

Dammara alba 48. 

Daphnopsis caribaea Griseb. 313. 

Dattelpalmen 160, 165. 

Datura suaveolens H. et B. 40. 

Dendrobium rigens R. f. 131, roseo-nerva- 
tum Schltr. 131. 

Dendrocalamus strietus 48, 101, 164. 

Desmodium gyrans 316. 

Dgefelu 141. 

Diatenopterix sorbifolia Radlk. 29. 

Didymocarpus 295, cordata 294, hispi- 
dula Ridl. 294, parviflora Ridl. 294, 
perakensis Kränzl. 294, Schlechteriana 
Kränzl. (Didymanthus) 293, semitorta 
C. B. Clarke 294. 

Didymopanax morototoni Dene. 36. 

Didymosperma porphyrocarpon 47. 

Dimorphandra mollis Benth. 18. 

Dioscorea spec. 86. 

Diosma vulgaris Schlechtend. 258. 

Diplodia 299, Wurthii Kds. 305. 

Diplolaena Dampieri Desf. 261. 

Diptychandra epunctata Tul. 6, 18. 

Dipteryx aff. alata Vog. 20. 

Distietis laetiflora (Vahl) DC. 313. 

Djab loc 85. 

Djong 89. 

Dodonaea viscosa L. 89. 

Dolichos aff. stipulosus 237, brachypus 
Harms 237, densiflorus Welw. 237, 
dongaluta Welw. 237, pseudopachyr- 
rhizus Harms 233, 


Dombeya Burgessiae Gerr. 258. 

Dormi-dormi 15. 

Dorstenia sp. 49. 

Doryalis 179. 

Dothidella Ulei P. Henn. 138, 139. 

Douradinho 43. 

Dracaena deremensis Engl. 256, papahu 
Engl. 256, Sanderiana 256. 

Dregea sp. 49. 

Drymophloeus olivaeformis 47. 

Duraznillo blanco 10. 

Dyehande 142. 

Dyemönte 142. 

Dypsis madagascariensis 48. 


Echinocactus Fiebrigii Gürke 183, minus- 
eulus Web. 184, pseudominusculus 
(Spegazz.) 184. 

Echinopsis obrepanda 185, Fiebrigii Gürke 
184. 

Echium aculeatum Poir. 253, simplex 
DC. 253, strietum L. fil. 253. 

Edyimama 142. 

Edyipemp® 140. 

Ehretia bourreria L. 313, radula Poir. 
313. 

Elaeis guineensis Jacq. 240, 242. 

Elaeodendron xylocarpum (Vent.) 313. 

Elettaria cardamomum 47, 54. 

Eleusine indica Gärtn. 85. 

Eucalyptus loxophleba 68, 69, pyriformis 
Turez. 262, redunca 68, 69, salmo- 
nophloia 68, 69, salubris 68, 70. 

Eugenia axillaris (Sw.) Willd. 313, buxi- 
folia (Sw.) DC. 313. 

Eugenia 35, edulis 49. 

Eupatorium auriculatum 49, laeve DC. 
43, portoricense Urb. 313. 

Euphorbia aphylla Brouss. 253, Berthe- 
lotii Bolle 253, longana 48, pilulifera 
L. 88, pulcherrima 49, pulcherrima 
Willd. 25, splendens Boj. 88. 

Euterpe 45, 48, Egusquizae Bert. 4, 
oleracea 47. 

Enterolobium 6, 7, timbouva Mart. 1. 

Excoecaria agallocha 285. 


Fagara aromatica Willd. 22, hiemalis 
(St. Hil.) Engl. 22, rhoifolia Lam. 
22, Riedeliana Engl. 21. 

Fedegoso 17. 

Fejao bravo 17. 

Ferreirea aff. spectabilis Allem. 20. 

Fieus 5, 7, 9, 100, carica L. 86, elastica 
49, 52, 101, 162, 165, 251, 297, 
Elkweldianus 49, 52, lentiginosa Vahl 
313, populifolia Vahl 156, Schlech- 
teri Wrbg. 162, 163, 165. 

Figueira brava 9. 

Fimbristylis glomerata (Retz) Nees 85. 

Flacourtia 178, inermis 48. 

Flamboyant 16. 

Flamboyao 16. 

Flemmingia congesta 316. 

Fleurya ruderalis (Forst.) Gaud. 87. 

Florebon 40. 

Florepan 40. 

Fomes amboinensis (Lam.) Fries 84. 

Formigueiro 10. 

Forsteronia corymbosa (Jacq.) Mey. 313, 
floribunda 52. 

Frankenia ericifolia Chr. Sm. 254. 

Fruta de lobo 40. 

Fumo bravo 40. 

javanicum Kds. 309, 
cearum (Corda) Saccardo 309. 

Fusicladium Elasticae Kds. 308. 

Fusieoceum Elasticae Kds. 305. 

Gabunia odoratissima Stapf 240. 

Galera cf. conferta (Bolt.) Fries. 84. 

Gamelleira 9. 

Gareinia Loureiri 47, 
xanthochymus 47. 

Gardeb 84. 

Gaussia 173. 

Genipa 6, americana L. 42, 313. 

Gesneria retieulata (Griseb.) Urb. 312. 

Gimlet gum 70. 

Ginno 84. 

Gleditschia amorphoides Taub. 16. 

Globularia salieina Lam. 254. 

Gloeosporium 299, Elasticae Cook et Mass. 
137, 251, 306. 


Fusarium Urti- 


mangostana 47, 


325 — 


Gloeosporium intermedium Sacce. var. bre- 
vipes Sacc. 305. 

Glyrieidia sepium 57, 

Gomphrena globosa L. 87.- 

Gongalo 28, Alves 28. 

Gonophyllum mierocarpum 47. 

Gonospermum fruticosum Less. 254. 

Gossypium barbadense L. 312. 

Granadillo 43. 

Grao de gallo 8. 

Gravata 14. 

Grevillea erithmifolia R. Br. 260, gla- 
brata (Lindl.) Meissn. 260, robusta 
Cunn. 87. 

Guaiaco 22. 

Guaiacum offieinale L. 22. 

Guajaven 165. 

Guajuvira 39. 

Guapou 9. 

Guarabü 18. 

Guarea aff. Lindbergii C. DC. 23. 

Guarirobapalme 5. 

Guatambü amorello 9. 

Guavira 6, guazü 34. 

Guavirola do campo 34. 

Guaviyü 6, 35. 

Guayaba 6, 34. 

Guayabira 39. 

Guayacan 16. 

Guayavi hü 39, moroti 39, sayü 34. 

Guazuma ulmifolia Lam. 313. 

Guettarda elliptica Sw. 313, ovalifolia 
Urb. 313, parvifolia Sw. 313, scabra 
Lam. 313, speciosa L. 91, viburnoides 
Ch. et Schl. 43. 

Gudill 89. 

Gulubia costata 47. 


Haematoxylon campecheanum 48, 56, spec. 
48. 

Hakea ceratophylla R. Br. 260, cerassifolia 
Meissn. 260, oleifolia R. Br. 260. 
Hancornia speciosa Gomez 1, 38, 48, 165. 

Harknessia 305. 
Harras 200. 
Haworthia Chalwini Marloth u. Berger 247. 


— 326 — 


Haworthia Reinwardtii 247. 
Helichrysum retortum Thunb. 258. 
Helieteres jamaicensis Jacq. 312. 
Heliocarpus americana 2, 30. 
Helminthosporium Elasticae Kds. 308. 
Hemigraphis reptans (Forst.) 91. 
Hennecartia omphalandra Poiss. 11. 
Heracleum Hookerianum Wight et Arn. 
259. 

Heritiera litoralis 50. 

Hernandia peltata 84, 87, sonora L. 313. 

Herva da pontado 32, matte 28. 

Heterospathe elata 48. 

Hevea 6, 92, 134, aff. janeirensis Müll. 
Arg. 25, brasiliensis 52, 94, 95, 96, 
110, 112, 118, 134, 162, Sprucean 96. 

Hibbertia Andr. 245, cuneiformis (Labill.) 
261. 

Hibiscus bifurcatus Cav. 312, rosa sinensis 
L. 89, tiliaceus L. 89. 

Higuera brava 9. 

Hippeastrum puniceum (Lam.) 312. 

Hippomane mancinella L. 313. 

Holocalyx Balansae Micheli 18. 

Hovenia duleis 49, 

Hoya Engleriana Hoss. 315, linearis Wall. 
259, 315. 

Hugonia platysepala Welw. 240. 

Hyalodothis inerustans Raciborski 302. 

Hydnora abyssinica 103. 

Hydrocotyle vulgaris L. 90. 

Hymenaea 6, 7, stigonocarpa Mart. 17. 

Hymenocallis caribaea (L.) Herb. 312. 

Hymenopsis Elasticae Kds. 309. 

Hymenula Elasticae Kds. 309. 

Hyospathe 172. 

Hypericum grandifolium Choisy 254. 

Hyphaene 82. 

Hypholoma jaluitensis P. Henn. 84. 

Hypoestes aristata R. Br. 256, vertieillaris 
256. 

Hypsophila Dielsiana Loes. 62. 

Hysterographium Elasticae Kds. 301. 


Jaborandi 22. 
Jabotieaba 35. 


Jacaranda banana 20, branco 20, cuspidi- 
folia Mart. 41, do campo 19, 20, 
mimosaefolia 49, preto 20, roxo 20, 
rufa Manso 41. 

Jacaratia dodecaphylla DC. 33. 

Jagera speciosa 48. 

Janipapo 42. 

Jasminum Barrelieri Webb et Berth. 254. 

Jatoba 17, 32. 

Jatropha curcas L. 25, gossypiifolia L. 
26, multifida L. 313, vitifolia Mill. 
26. 

Ibä curupichä 44, hay 35, pohy 9, povö 
29, poroity 35, punü 6, -rö 12, 29. 

Ibirä bit (oder piü) mi 10, hü 10, nandy 
10, obi guazü 21, pepe 18, pit (oder 
biu) guazu 29, pyta 15, -rö 15, 17, 
sayu 14, yayü 26, yüu 14, yui 26, 
yüi (riyüi) 21. 

Idimä 142. 

Idipi 140. 

Iditshantshare 140. 

Jenipapo 42. 

Ifum boa 141. 


Jide 84. 

Ikamaudi 147. 

Ikude 146. 

Ilex 175, Betschleriana 18 1, gigantea 176, 
grandis 176, mexicana 181, para- 


guayensis St. Hil. 6, 28, 48. 

Illipe latifolia 54. 

Imbu 6, 28. 

Imbuzeiro 28. 

Imburana 19. 

Impatiens Holstii Engl. et Warb. 256. 

Incienso blanco 20, colorado 21, hü 21, 
moroti 20, pyta 21. 

Indigo 19. 

Indigofera tinetoria L. 19. 

Indikantui 144. 

Inga 5, affinis 2, affinis DC. 15, edulis 
57, moroti 15, pytä 15. 

Inocarpus edulis Forst. 88. 

Iribüu retimä 43. 

Irvingia 240. 

Itauba 96, 118. 


Jubaea spectabilis 101. 
Jumbeba 33. 

Iviratai 22. 

Iviraliti 21. 

Iviry 30. 

Ivope 14, 

Ivyrö 12. 

Ixora spec. 91. 

Ixtle 56. 


Kabure ybä 21. 

Kakao 163. 

Kapyeli 140. 

Karschia Elasticae Kds. 300. 

Kedak 88. 

Kedrostis nana (Lam.) 258. 

Kenät 91. 

Kesensena 145. 

Khaya anthothera 0. DC. 242, senega- 
lensis 49, 57, 
156. 

Kiebi 86, lin 86. 

Kickxia 65, 100, elastica 101, elastica 
Preuss 162, 165, 240, latifolia Stapf. 
240. 

Kielä-mide 146. 

Kiebi wan 86. 

Kilingä 142. 

Kinabu 89. 

Kinetostigma 173, 
172. 

Kirä-y 41. 

Kitjebar 90. 

Klugia Notoniana DC. 294. 

Kochia 70, 74. 

Kongo-Kolum 140. 

Korthalsia robusta 47. 

Könge 89. 

Kunthia 173. 

Kyllingia monocephala Rttb. 85. 


senegalensis A. Juss. 


adscendens Dammer 


Lachnea jaluitensis P. Henn. 84. 
Lafoensia pacari 2, pacari St. Hil. 33. 
Landolphia 52, 100, 268, Dawei Stapf 
240, Heudelotii 101, sp. 49, Klainii 49. 
Lantana camara L. 39, 90, trifolia L. 39. 


327 — 


Lapacho colorado 41, crespo 40, del 
Chaco 41. 

Lapocho amarillo 40. 

Laurel 12, amarillo 12, blanco 12, hü 11, 
moroti 12, negro 11, sayü 12. 

Lavandula abrotanoides Lam. 254. 

Lecanium 82. 

Lechuguilla 56. 

Leno 85. 

Leptostromella elastica Ell. u. Ev. 305. 

Lepturus repens R. Br. 85. 

Leucaena glauca (L.) Benth. 313, 

Leucophae canariensis (L.) 254. 

Licheira 32. 

Lieopolia sincephala 180. 

Lieuala amplifrons 48. 

Lida-sa 140. 

Limacinia tangensis P. Henn. 80. 

Lindauomyces 300, javanicus Kds. 308. 

Linospora 136, Elasticae Kds. 304. 

Lippia urtieoides (Steud.) Cham. 39. 

Lithraea molleoides (Vell.) Engl. 28. 

Livistona Hoogendorpii 47. 

Livistone altissima 48. 

Loa 89. 

Lodjilingin kidjerik 90. 

Lonchocarpus sericeus (Poir.) H.B. K. 313. 

Loro blanco 38, negro 38. 

Lotus campylocladus Webb et Berth. 254. 

Louro preto 38. 

Lumnitzera pedicellata Prsl. 89. 

Lungwaet 89. 

Lunhulve 156. 

Luzula canariensis Poir. 254. 

Lühea paniculata Mart. 30, uniflora St. 
Hil. 30. 


Maba inconstans (Jaeq.) Griseb. 37. 

Macaranga kilimandscharica Pax 256, 
tanarius (L.) Müll. Arg. 88. 

Machaerium acutifolium Benth. 19, an- 
gustifolium Benth. 20, brasiliense Vog. 
19, firmum Benth. 20, stipitatum 2, 19. 

Machaonia brasiliensis Ch. et Schl. 43. 

Maclura 6, 9, tinetoria Don 8. 

Madadje 156. 


—_— 328 — 


Maesopsis berchemoides Engl. 240, Eminii 
Engl. 239, 240. 

Mallotus philippinensis 55. 

Malortiea simplex Wendl. 260, Tuerck- 
heimii U. D. 157, 259. 

Malpighia coccigera L. 312, glabra L. 313. 

Malvastrum coromandelianum (L.) 89. 

Mama de porca 21. 

Mamica de cadela 21. 

Maminha de porca 22. 

Mandali 155. 

Mangaba 6. 

Mangabeira 38, brava 34. 

Mangä-nä 33, ysy 1, 38. 

Mangifera foetida 48, indica 48, 58, 161. 

Mango 6. 

Manihot Glaziovii 106, 136, 161, 165, 
263, utilissima 136. 

Marasmius callopus (Pers.) Fries var. 
jaluitensis P. Henn. 84, pandanicola 
P. Henn. 84. 

Markebuebue 91. 

Marlup 88. 

Marmelada 6, de bola 42, de Cachorro 42, 
preta 42. 

Marmelleira 42. 

Marria 156. 

Martinezia erosa 47. 

Mascarenhasia 100, elastica 52, 162, 163, 
165. 

Mata 0jo 37, olho 37. 

Matayba guianensis Aubl. 29. 

Mau-Kipedu 140, -Kisen 141, -Kufalum 
141, -Pabı& 142. 

Mauritia vinifera Mart. 5, 44. 

Mbaby hü 42, moroti 32, pytä 33. 

Mbocayä 44, 45, palme 5. 

Mboi rembiü 39, sayü 39. 

Mboni 147. 

Mbonü 

Mborevi caä 43. 

Megaclinium Deistelianum Krzl. 257. 

Megalonectria pseudotrichia Speg. 302. 

Mela kipedü 140, kisem 141. 

Melanospora Wentii Kds. 301. 

Melia azedarach L. 23, 88. 


Melicoeca bijuga Radlk. 29. 

Meliola amphitricha Fr. 82. 

Memecylon ramiflorum 50. 

Meraulalik 90. 

Merbelle 90. 

Mergwebit 91. 

Mesembrianthemum canum Haw. 248. 

Mesua ferrea 56. 

Metasphaeria tetrasperma Kds. 303. 

Mevolum 141. 

Mgunga 198. 

Mimusops balata 53, elengi 48, globosa 50. 

Mira 154. 

Mirabilis jalappa L. 87. 

Misi-mela 148. 

Mkababu 155. 

Mkoro 198. 

Möholemä 144. 

Molle 28. 

Monanthus agriostaphys 254. 

Monodora myristica Don 239. 

Monospora 178. 

Moquinia polymorpha DC. 43. 

More-eibö 33, cimö 33. 

Möredjet 91. 

Morenia 173. 

Morera 8. , 

Morinda eitrifolia 84, 91. 

Morosimö 13. 

Mpuga 155. 

Mukahölung 145. 

Mulher pobre 41. 

Murici 6, 23, Canjigueira 24. 

Muripida 113. 

Murta do matte 42. 

Musa ensete Gmel. 124, Holstii K. Schum. 
123, 126, paradisiaca 232, sapientum 
L. 86, textilis 56, 231. 

Musisi 240. 

Myriocarpa longipes 49. 

Myristica fragrans 47. 

Myrocarpus 6, 7, fastigiatus Allem. 21, 
frondosus 2. 


Nacaratiä 6,233: 
Nandipä 6, 42, guazü 42, -mi 27. 


Nandü apysä 35. 

Nangapyri 35. 

Napicladium Elasticae Kds. 308. 

Nazare 18. 

Necator decretus Massee 309. 

Nectandra angustifolia Nees 12, lanceolata 
Nees 12, megapotamica (Sprg.) Mez 12. 

Nectria coffeicola Zimm. 137, Elasticae 
Zimm. 297, 302, gigantospora Zimm. 
301. 

Neeo 146. 

Nen gedeget 87. 

Neohenningsia 300, stellatula Kds. 

Neozimmermannia 300, elasticae 
303, 306. 

Nephelium lappaceum 47, mutabile 

Nepenthes 49, 

Nephrolepis exaltata (L.) Schott. 
hirsutula (Sw.) Prsl.-Jide 84. 

Nerium oleander L. 90, 

Neu 91. 

Ngole 156. 

Notania amanıensis Engl. 182. 

Notocaetus K. Schum. 184. 

Notonia amaniensis Engl. 256. 

Nuati arroyo 26, curuzu 42, pytä 33, 40. 

Nuatini 33. 

Nyiamune 142. 


301. 
298, 


47. 


313, 


Ochroma lagopus 106. 

Ochrosia acuminata 48, sumatrana 48. 

Ocimum sanctum L. 90, viride 106. 

Ocotea minarum Mart. 12, puberula 2, 
12, spectabilis Mez. 11. 

Odyendea longipes Sprague 240. 

Oldenlandia paniculata L. 91. 

Olmediella 176, Betschleriana (Goepp.) 
Loes. 181, Cesatiana 180, 
180. 

Ombu 10. 

Omphalocarpum 168. 

Oncosperma fasciculatum 48, horrida 47. 

Ophiobolus Heveae P. Henn. 135, 138. 

Opuntia 78. 

Orania macroclados 47. 

Orbignya Lydiae Dr. 5, 44. 


ilieifolia 


329 


Oreja de negro 14. 

Orelha de burro 34. 

Oreodoxa acuminata 47, A8, caribaea 
(Spr.) Damm. et Urb. 313, 
cea 47. 

Ormosia Krugii Urb. 311. 

Ortiga brava 9, grande 9. 

Osmelia 178. 

Othonna coronopifolia L. 258. 


olera- 


QOurouparia gambir 47. 

Ovyrö 12. 

Oxalis corniculata L. 88. 

Oxylobium Andr. 245, callistachys (F. v. 
M.) 261. 


Pachyrrhizus angulatus Rich. 236, orbi- 
eularis Welw. 237. 

Pachystroma ilieifolium Müll. Arg. 27,179. 

Paga 145. 

Paina de arbusto 30. 

Painä yvoty 39. 

Paineira 31, de campo 30. 

Pairik 84. 

Pakarä 15. 

Palaquium 100, borneense 50, 53, gutta 
50, 53, oblongifolium 49, 53, Treubii 
50, 53. 

Palenyına 146. 

Palicourea rigida Kunth. 43. 

Palisota orientalis K. Schum. 256. 

Pallenis croatica Graebner 252. 

Palo amargo 17, aya 36, blanco 42, de 
lanza 44, de leche 26, de trebol 19, 
de vino 24, rosa 37, santo 10, 22. 

Pamtshu 146. 

Panalune 140. 

Pandanus fascicularis 
Bory 85. 

Panicum Gaudichaudii Kth. 85, sanguinale 
L. 85. 

Panyingä 147. 

Päo carvao 18, d’arco 40, de bicho 31, 
de leite 37, de sabao 29, de seringa 
25, digestao 29, döce 25, nobre 33, 
terra 25. 

Paosanto 22. 


Lam. 85, utilis 


24 


— 330 — 


Papageia 25. 

Papamundo 29. 

Paraiso 23. 

Parä paray guazü 41. 

Paratodo 41. 

Pareuri 6. 

Parkinsonia aculeata L. 16. 

Parodiella melioloides (Berk. et C.) Wint. 
136, 138. 

Paspalum longifolium Roxb. 85. 

Passiflora alba 48, amabilis 48, amoena, 
48, coriacea Juss. 260, maliformis 48, 
mierocarpa 48, quadrangularis 47, 
tuberosa 48. 

Patagonula americana L. 39. 

Patersonia oceidentalis R. Br. 262. 

Paullinia timbo 1. 

Payagua mandubi 23. 

Payena Leerii 47, 49. 

P& de perdiz 18. 

Peireskia amapola Web. 33, bleo (Kunth) 
DC. 33. 

Pelargonium carnosum Soland. 258, crassi- 
pes Harvey 258, echinatum Curt. 258. 

Peliosantes Andr. 245. 

Peltogyne 18. 

Peltophorum (Caesalpinia) arboreum 47, 
(Caesalpinia) dasyrachis 47, Vogelia- 
num Benth. 15. 

Pembere 142. 

Pemphis acidula Forst. Könge. 89. 

Pentaclethra macrophylla 104. 

Pentapanax angelieifolius Griseb. 36. 

Peperomia spec. 68. 

Perdiz 23. 

Periconia Elasticae Kds. 
Kds. 307. 

Peroba 37. 

Persea gratissima 58. 

Pestalozzia 299, Elasticae Kds. 307, My- 
ricae Kds. 307, palmarum Cooke 307. 

Peterevi hü 38, moroti 38, sayü 38. 

Pezizella Elasticae Kds. 300. 

Phlomis Kuegleriana Muschler 295, Lych- 
nitis L. 295. 

Phoenix 81, paludosa 47. 


308, javanica 


| Phoma atro-eineta 305, Zehntneri Kds. 


304. 

Phomatospora Sacc. 303, Elasticae Zimm. 
297, 303. 

Phyllachora Huberi P. Henn. 133, 136, 
138. 

Phyllanthus grandifolius L. 312, nobilis 
(L. £.) Müll. Arg. 313. 

Phyllostieta Elasticae Kds. 304, Heveae 
Zimm. 137, Roberti Boy 304. 

Physalis minima L. 90. 

Physalospora Elasticae Kds. 303. 

Phytelephas 59. 

Phytolaeca dioica Linn. 10. 

Picazü rembiü 36, 39. 

Pieramnia Sellowii Planch 22. 

Pilea spec. 87. 

Pilocarpus Selloanus Engl. 22. 

Pimenta acris 54. 

Pinanga Kuhlii 47, maleiana 47, patula 
47, ternatensis 48. 

Pindahiba 11. 

Pindö 45. 

Pindöpalme 4. 

Pingador 34. 

Pinhao 25. 

Pifo brasilero 25. $ 

Piper cubeba (Cubeba offieinalis) 47, hir- 
sutum Sw. 8, 312, nigrum 47, 54. 

Piptadenia 6, africana 240, cebil Griseb. 
12, rigida 6, 13. 

Pipturus incanus (Bl.) Wedd. 87. 

Piscidia erythrina 48. 

Pithecolobium fragrans 2, 14, Saman 47, 
88, 313, scalare Griseb. 14, unguis- 
cati (L.) Benth. 313. 

Pito moevo 17. 

Piuva 40, flosamarella 41. 

Piqui 6, 31. 

Plantago Horsfieldii Deene. 259, leiope- 
tala 254. 

Plathymenia foliolosa Benth. 13. 

Platypodium elegans Vog. 20. 

Plectranthus graveolens R. Br. 90. 

Pleomoliola Hyphaenes P. Henn. 81. 

Pleurotus Schwabeanus P. Henn. 84. 


— 31 — 


Plumeria alba L. 313, latifolia Pilger 37. 
Podocarpus usambarensis Pilger 256. 
Poinciana regia Boj. 16, 161. 

Poinsettia pulcherrina Grah. 25. 

Polygala virgata Thunb. 258. 

Polypodium phymatodes L. 84. 

Polyporus Kamphöveneri Fries 84. 

Polystachya Adansoniana Rchb. 257, ca- 
loglossa Rehb. 257, calluniflora Krzl. 
257, eultriformis Thouars 256, elegans 
Rehb. 257, luteola (Sw.) 312, oxy- 
chila Schlecht. 257. 

Polystictus sanguineus (L.) 84. 

Pometia pinnata Forst. 89. 

Portulaca oleracea L. 87. 

Pouteria salicifolia 37. 

Premna integrifolia L. 90. 

Procris pedunculata (Forst.) Wedd. 87. 

Prosopis 4, alba Gr. 14, algarobilla Gri- 
seb. 6, 13. 

Proustia Krugiana Urb. 313. 

Prunus sphaerocarpa Swartz 12. 

Psathyra Schwabeana P. Henn. 84. 

Psathyrella disseminata (Pers.) Fr. 84. 

Pseudocedrela utilis 242. 

Pseudoilex 176. 

Pseudolmedia 177. 

Pseudophoenix 173. 

Psidium 49, araca Raddi 35, guayaba 
Raddi 34, guayava 48, 161, pyri- 
ferum 49. 

Psoralea candicans E. et Z. 258. 

Pteris tripartita Sw. 
Bory) 84. 

Pterocarpus erinaceus 49, saxatilis 48. 

Pterogyne nitens Tul. 17. 

Pterospermum acerifolinm 48, 57. 

Ptychandra glauca 47. 

Ptychococeus paradoxus 47. 

Ptychosperma sumatrana 47. 

Punica granatum L. 89. 

Pyno guazü 9, 26. 


(P. marginata 


Qualea paraguayensis Taub. 25, pilosa 
Warm. 25. 
Quassia amara 55. 


Quebrachia Morongii Britton 27. 

Quebracho 21, blanco 37, blanco (falso) 
25, colorado 27. 

Quillaya saponaria 49, 57. 

Quisqualis indica L. 89. 

Quinaquina 42. 

Quino 37. 


Rambong 162. 

Ranuneulus cortusifolius Willd. 254. 

Rapanea aff. matensis Mez 36. 

Rauwolfia Lamarckii A. DC. 313. 

Renealmia antillarum (R. et Sch.) 313. 

Reichenbachia hirsuta Spreng. 10. 

Reinhardtia 173. 

Rhagodia Billardieri R. Br. 73. 

Rhagodia 70, 73, 74. 

Rhamnidium elaeocarpum Reiss. 30. 

Rhektophyllum mirabile N. E. Brown 240. 

Rhopalostylis 59. 

Rhus pyroides Busch. 259. 

Rhynchosia phaseoloides (Sw.) DC. 313. 

Rhytidophyllum stipulare Urb. 312. 

Rieinus communis L. 88. 

Rivina humilis L. 312. 

Rochefortia acanthophora (DC.) 313. 

Rollinia emarginata Schlecht. 11, longi- 
folia St. Hil. 11, salicifolia Schlecht. 11. 

Rondeletia Rötzlii 49. 

Roumea 179. 

Royena glabra L. 259. 

Ruellia spec. 91. 

Ruprechtia laxiflora Meissn, 10. 


Saanä 19. 

Sabal 59. 

Saccharum offieinarum L. 85. 

Salacia elliptica (Mart.) Peyr. 28. 

Salicornia 74. 

Salmon gum 69. 

Samuhü 31. 

San Dragon 30. 

Sangre de drago 26, 30. 

Sanseviera Ehrenbergii 268 

Santalum cygnorum Mig. 165. 

Sapindus divaricatus Camb. 29. 
24* 


— 392 — 


Sapiranguy 38. 

Sapium 119, biglandulosum Müll, Arg. 26, 
ilieifolium 179, utile 52. 

Sapiy guazu 19. 

Sapiy mi 19, moroti 19, Äü 19. 

Sarandi 42. 

Sarao 42. 

Sarcocaulon Burmannii DC. 259. 

Sarria 39. 

Savia sessiliflora (Sw.) Willd. 313. 

Scaevola Koenigii Vahl 91. 

Schinus lentiseifolius L. March. 28. 

Schizolobium excelsum 48. 

Schizophyllum alneum (L.) 84. 

Schoepfia 9. 

Selerolobium aureum Bth. 18. 

Scutellaria purpurascens Sw. 312. 

Sebastiana 26, Klotzschiana 2, 26, ner- 
vosa Müll. Arg. 26. 

Seguieria coriacea Benth. 10, floribunda 
Benth. 10. 

Selago spuria L. 259. 

Semana legitima 24, 
melha 24. 

Sempervivum caespitosum C. Sm. 254, 
Goochiae Webb et Berth. 254, lineo- 
lare Haw. 254. 

Septogloeum 299, Elasticae Kds. 307. 

Septoria brachyspora Sacc. 305, Elasticae 
Kds. 305. 

Seringa barriguda 96, sarapo 95, ver- 
dadeira 95. 

Seringeirana 120. 

Seringueira 25. 

Sesbania marginata Benth. 19. 

Sete casacas 35. 

Sichita 28. 

Sida fallax Walp. Kio. 89, 
L. 89. 

Silene lagunensis Chr. Sm. 254. 

Simaruba Tulac Urb. 312, versicolor St. 
Hil. 23. 

Sina-Sina 16. 

Sindora sumatrana 48. 

Siphonia elastica 1. 

Sipotä 28. 


macho 24, ver- 


rhombifolia 


Sisal 56. 

Sisymbriam millefolium Ait. 254. 

Smilax medica 55. 

Solanum auriculatum Ait. 40, betaceum 
49, caavurana Vell. 40, ciliatum Lam. 
40, hebecarpum Salzm. 40, lentum Cav. 
313, lycocarpum St. Hil. 40, nigrum 
L. 91, oleraceum Duval 91, persieci- 
folium Dun. 313. 

Sonchus congestus Willd. 254. 

Sonneratia acida 48. 

Sophora tomentosa L. 88. 

Sopotä 28. 

Sorghum 139. 

Sparmannia africana 258. 

Spondias borbonica 47, duleis 47, 165, 
lutea L. 28, tuberosa Arruda 28. 

Stachybotrys Elasticae Kds. 307. 

Statice brassieifolia Webb et Berth. 254, 
puberula Webb 254. 

Stelechocarpus Burahol 48. 

Stenotaphrum americanum Schrk. 85, subu- 
latum Trin. 85. 

Stereulia striata 2. 

Stevensonia grandifolia 47, 48. 

Stilbella cinnabarina (Mont.) 
302. 

Elasticae Kds. 308. 

Stilbum Heveae Zimm. 137. 

Streptocarpus Holstii Engl. 257. 

Strophanthus dichotomus var. 48, 55, 
gratus 55, sp.? 49, 55. 

Strychnos nux vomica 55, pseudoquina 
St. Hill. 37, sp. 49. 

Stryphnodendron barbatimao Mart. 13. 

Styrax Benzoin 46, 48, 49, 

Sucupira do campo 20. 

Sulamea amara Lam. 88. 

Sulundüi 144. 

Suriana maritima L. 88. 

Sweetia elegans Benth. 21. 

Swietenia bijuga 49, 56, mahagoni 56. 

Symphonia globulifera Vesque 240. 

Synechanthus 173. 

Synedrella nodiflora Gaertn. 91. 

Syngramme quinata (Hook.) Carr. 84. 


Lindau 


— 33 — 


Tabernaemontana Donell-Smithii 53, Hila- | Tournefortia scabra. Lam. 313. 


riana Müll. 38. 

Tacca macrantha 49, pinnatifida Forst. 86. 

Tala blanca 8, del campo 8. 

Talinum pannieulatum (Jaeq.) 313. 

Tamarindo do campo 18. 

Tamarindus indica L. 18, 49. 

Tambaqui seringa 96. 

Taperiba guazü 16, 20, -mi 17. 

Tapiä guazü y 26, 27. 

Tapiru 119, 120. 

Tarumä guazu 39, -i 30. 

Tarumao 39. 

Tarumarana 34. 

Tata-yiba 8. 

Tatan& moroti 43, sayü 14. 

Tayi hü 41, moroti 41, pichai 40, pirirü 
41, pytä 41, sayü 40. 

Tayuba 9. 

Tecoma 6, 7, caraiba 2, 6, 41, ipe 2, 
20, 40, lapacho 2, 41, leucoxylon (L.) 
Mart. 313, ochracea Cham. 41. 

Tectona grandis 56, 164, 279. 

Telemüre 148. 

Tembetary hü 22, -mi 22, moroti 21, 
sayüu 22. 

Templetonia retusa R. Br. 261. 

Terminalia argentea Mart. 34, bellerica 
49, catappa 58, 84, 89, modesta Eichl. 
34, paraguayensis Chod. 34. 

Thea chinensis 51, cochinchinensis 49, 51. 

Theobroma bicolor 50, cacao 50. 

Thespesia grandiflora DC. 313, populnea 
(L.) Corr. 313. 

Thieleodoxa lanceolata Cham. 42. 

Thonningia sanguinea Vahl 240. 

Thuarea sarmentosa Pers. 85. 

Timbaüya 15. 

Timbö 1, 14, 15, assa peixe 29, assü 29. 

Tingazu rembiu 23. 

Tipiguä 15. 

Toluifera balsamum 46, 54, Pereira Baill. 
164, 165, peruifera 55. 

Torresea cearensis Allem. 19.- 

Tournefortia argentea L. 90, foetidissima 
L. 313, hirsutissima L. 313. 


Treculia africana Decne. 240. 

Trema mierantha Dene. 8. 

Trichilia catigua A. Juss. 23, elegans 
A. Juss. 23, flava c. DE. 23, hirta 
I7=313, 

Trifolium pratense 316. 

Triplaris 5, formicosa S. M. 5, 10. 

Triumfetta procumbens Forst. Adat. 89. 

Tryblidium Elasticae Kds. 300. 

Tshapou 145. 

Turpinia oceidentalis (Sw.) Don. 313. 

Tuya renypiä 8. 

Tyetyea-Kipedu 145, -Kufalma 145, -sema 
145. 

Typhonodorum Lindleyanum Schott 257. 


Uäuassü 44, 45, -palme 5. 

Ubä jhai 35. 

Ubatan 27. 

Ubätimö 13. 

Uledj 90. 

Udjodj 85. 

Ugiti 142. 

Umbonu 144, 147. 

Uncaria gambir 47. 

Undaim 85. 

Urera aff. baceifera Gand. 9, baccifera 
(L.) 313, caracasana (Jacq.) Griseb. 
313. 

Urostigma 7, 9. 

Urucu cäa 23. 

Urundey-nü 27, -parä 28. 

Uvyaia 35. 


Vanilla planifolia 49, 53, sp. 49. 

Velludo 6, branco 43, bravo 43. 

Veronia cinerea (L.) 91. 

Vinea major L. 90. 

Vigna lutea 88. 

Viminaria denudata Sm. 261. 

Vinhatico do campo 13. 

Vinheiro do matte 24. 

Vitex 7, multinervis Schauer 39. 

Vochysia aff. magnifica Warm. 24, rufa 
Mart. 25, tucanorum Mart. 24, 


Volutella Elasticae Kds. 309. 
Vriesea carinata 49. 


Wambara 141. 

Wandoo 69. 

Wedelia biflora DC. 91, strigulosa (P. 
DC.) K. Sch. 91. 

Wentiomyces 300, javanicus Kds. 301. 

Wiesneriomyces 299, 300, javanicus Kds. 
309. 

Witfieldia longiflora 257. 

Wormskioldia longipedunculata M. Mast. 
174, rosulata Urb. 173. 

Worsüli 141. 

Wüledj 90. 

Wuött 86, 91. 


Ximbauva 14. 

Xylopia grandiflora St. Hil. 11. 

Xylosma Balansae Brig. 33, paraguayense 
Brig. 33. 


334 — 


| Yaguaratay 29. 


Yapadye 142. 

Yatäa yba 17, 32. 
Yerbabaum 6. 

Yerba caa 28, mate 28. 
Yeyy 45, palme 4. 
York gum 69. 

Yotode 145. 

Youby guazu 10, -mi 10. 
Yua 39. 

Yuasiy caäguy 8, fü 8. 
Yucurundiy 8. 

Yuqueri 14. 


Zalacca edulis 47. 

Zara 19. 

Zingiber officinale 47, 54, Zerumbet Rose. 
313. 

Zukalia Stuhlmanniana P. Henn. 81. 


‚Physikalische Chemie | 
der Zelle und der Gewebe, 


von 


Dr. Rudolf Höber 


Privatdozent der Physiologie an der Universität Zürich. 


—— Zweite, neubearbeitete Auflage — 
Mit 38 Abbildungen im Text. 8. Gebunden M. 14.—. 


Archhelenis und Archinotis 


Gesammelte Beiträge 
zur Geschichte der neotropischen Region 


von 
Hermann von Ihering. 


Mit einer Karte. (Im Druck.) “ 3 
Lehrbuch 
der mikroskopischen Technik 


von 

Professor Dr. Bernhard Rawitz. 
Mit 18 Figuren im Text. 

gr. 8. Geheftet M. 12.—, gebunden M. 13.20. 


Der Lichtgenuss der Pflanzen 


Photometrische und physiologische Untersuchungen A 
mit besonderer Rücksichtnahme auf Lebensweise, geographische ce 
Verbreitung und Kultur der Pflanzen ü 


von 
Prof. 3. Wiesner ah 
Direktor des Pflanzenphysiologischen Institutes der K.K. Wiener Universität. _ 
Mit 25 Textfiguren. ‚(Im Druck.) 


Mein bis Ende 1906 ergänztes Sonderverzeichnis „Botanik“ sicht, N 
unberechnet und portofrei zu Diensten. 


Druck von E. Buchbinder ia Neu-Ruppin. 


Notizblatt 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


"ae sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XI. Ausgegeben am 1. April 1903. 


Über die 


Frühlingsflora des Tafelberges 
SR bei Kapstadt 


aus { (Vortrag, gehalten im Verein für Beförderung des Gartenbaues 
in den königl. preuss. Staaten, am 30. Januar 1903) 


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nebst 
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e. Bemerkungen über die Flora Südafrikas und Erläuterungen 
ee zur pflanzengeographischen Gruppe des Kaplandes im Königl. 
” | botanischen Garten zu Dahlem-Steglitz bei Berlin 
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In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig 


1903. 


Preis 1,80 Mk. 


Über die 


Frühlingsflora des Tafelberges 
bei Kapstadt 


(Vortrag, gehalten im Verein für Beförderung des Gartenbaues 


8) > 


in den königl. preuss. Staaten, am 30. Januar 1903) 
nebst 


Bemerkungen über die Flora Südafrikas und Erläuterungen 
zur pflanzengeographischen Gruppe des Kaplandes im Königl. 
botanischen Garten zu Dahlem-Steglitz bei Berlin 


mit 
30 Abbildungen aus Engler-Prantl „Natürliche Pflanzenfamilien“ 


von 


A. Engler. 


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Inhalt: 


Über die Frühlingsflora des Tafelberges (8. 1—31). 

Allgemeine Bemerkungen zur Flora des südwestlichen Kaplandes 
(8. 32—35). 

Die an das südwestliche Kapland sich anschliessenden Teile des grossen 
afrikanischen Wald- und Steppengebietes. 


a) Unterprovinz des süd- und südostafrikanischen Küstenlandes (S. 36—41). 

b) Unterprovinz der Karroo und des Roggeveld (S. 41—49). 

e) Unterprovinz des südostafrikanischen Hochlandes von ÖOranje und 
Transvaal und der Kalahari (S. 49—52). 


d) Unterprovinz des westlichen Namaqua- und Herero-Landes (S. 52—58). 


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Wer nur immer Gelegenheit hat, bei seinen botanischen Studien 
Pflanzenformen überseeischer Länder kennen zu lernen, der wird das 
leicht begreifliche Verlangen haben, in diesen Gebieten selbst, deren 
Absonderung von unserem Kontinent in Verbindung mit anders ge- 
arteten klimatischen Verhältnissen die Entwicklung einer eigenartigen 
Pflanzenwelt ermöglicht hat, dieselbe kennen zu lernen und von ihr 
eine vollkommenere Vorstellung zu gewinnen, als sie durch das Studium 
im botanischen Garten und im Herbarium gewonnen werden kann. Aber 
so naheliegend dieser Wunsch ist, so sind es auch bei vielen die Gründe, 
welche von der weiteren Verfolgung derartigen Begehrens abhalten. 
Als ich jung war, war dies noch viel mehr der Fall, als gegenwärtig; 
vor allem erforderten überseeische Expeditionen sehr viel Zeit, die man 
nicht erübrigen konnte, wenn man mit grösseren wissenschaftlichen 
Arbeiten beschäftigt oder durch ein Amt an die Scholle gefesselt war, 
ganz abgesehen davon, dass früher der für solche Expeditionen not- 
wendige nervus rerum noch etwas schwieriger zu beschaffen war, als 
heutzutage. In unserer Zeit ermöglichen ausgezeichnete und zahlreiche 
Verkehrsmittel zu Wasser und zu Lande, die Bedürfnisse unserer Kolonien 


Die während der Sommermonate im Freiland des botanischen 
Gartens aufgestellte Gruppe von Kappflanzen ist nicht bloss von Interesse 
für den Pflanzenliebhaber wegen vieler teils schönblühender, teils eigen- 
artig gestalteter Formen, sondern sie ist auch ganz besonders geeignet, 
zum Nachdenken über die Abhängigkeit der Pflanzengestaltung und 
Pflanzenverbreitung vom Klima”sowie über die Formenbildung überhaupt 
anzuregen. Es ist nicht möglich, eine subtropische Formation bei uns 
durch Aufstellung von in Töpfen gezogenen Pflanzen nachzuahmen, sondern 
man kann mit diesen die natürlichen Verhältnisse gewissermassen nur 
andeuten; zum besseren Verständnis müssen Erläuterungsn dienen. Da 
ich nun selbst Gelegenheit gehabt habe, die Flora des Kaplandes aus 
eigener Anschauung kennen zu lernen, so glaube ich, dass zunächst die 
Schilderung des von mir (Gesehenen geeignet ist, in die Betrachtung der 
Kapflora einzuführen. 


Be ; 


und anderer überseeischer nach Kultur und europäischer Wissenschaft 
verlangender Länder, mit grossen Reichsmitteln ausgestattete Expeditionen 
und Stiftungen verschiedener Art den jungen Botanikern, für ein oder 
mehrere Jahre in tropische oder subtropische Gebiete zu gehen, und es 
ist nur zu bedauern, dass sie bisweilen zu früh, ohne die gentigende 
Pflanzenkenntnis, dazu gelangen, 

Wissenschaftliche Arbeiten, welche eine Unterbrechung nicht ver- 
tragen, Amtsgeschäfte und Familienrücksichten hatten auch mich bisher, 
wie so manchen älteren und erfahrenen Botaniker von einer Reise nach 
den Tropen fern gehalten; aber nachdem die Aussenanlagen des neuen 
botanischen Gartens im wesentlichen fertiggestellt, die Pläne für die 
Gewächshäuser und das Museum durchgearbeitet waren, glaubte ich, 
wohl auch einmal das Recht auf eine längere Studienreise in das tropische 
Afrika, mit dessen Flora und Kulturverhältnissen ich mich seit 15 Jahren 
beschäftige, zu haben und auch durchführen zu können. Da ich die 
Reise Anfang August antreten wollte, so war die Aussicht, in diesem 
Monat das Rote Meer zu passieren, nicht sehr verlockend und ich ent- 
schloss mich, nach Dar-es-salam, dem Ausgangspunkt meiner geplanten 
Expedition auf dem Umweg über das Kap der guten Hoffnung zu 
gelangen. Vor allem war für diesen Entschluss der Umstand bestimmend, 
dass ich ohne Schädigung des eigentlichen Zweckes meiner Expedition, der 
Bereisung Usambaras, einige Tage auf das Studium der prächtigen Flora des 
Tafelberges bei Kapstadt verwenden und bei der Eisenbahnfahrt dureh die 
Karroo, Orange und Transvaal nach Delagoa-Bay ein gutes Stück von Süd- 
afrika, wenn auch nur oberflächlich kennen lernen konnte. Da mir im besten 
Falle für die Ausführung dieses Planes 11 Tage zur Verfügung standen, 
so war es notwendig, dass bei der Durchführung des genau aus- 
gearbeiteten Projektes keinerlei störende Hindernisse in den Weg 
traten. Dass dies trotz der noch keineswegs normalen Verhältnisse 
Siidafrikas und der Nachwehen des eben beendigten Krieges nicht 
geschah, verdanke ich der liebenswürdigen und energischen Unterstützung 
des Herrn Generalkonsul von Lindequist in Kapstadt und Konsul 
Biermann in Pretoria. Dass ich aber bei meinem fünftägigen Aufenthalt 
in Kapstadt etwas mehr als einen ganz oberflächlichen Einblick in die 
botanischen Verhältnisse von Kapstadt gewonnen habe, verdanke ich 
der Freundlichkeit der kapländischen Botaniker Harry Bolus, Professor 
Mac Owan und Dr. Marloth, insbesondere aber der Aufopferung des 
letzteren, dass ich auf vier grösseren Exkursionen die Flora des Tafel- 
berges und seiner Umgebung kennen lernte. 

Diese Flora, der so viele bei uns eingebürgerte Zierpflanzen an- 
gehören, hat mich so entzückt, dass es mir angezeigt schien, dem 
Verein für Beförderung des Gartenbaues über meine Exkursionen zu 


AB A 


berichten und zugleich die Existenzbedingungen der Kappflanuzen zu 
besprechen. Da ich an jedem Tage andere Formationen kennen lernte, 
so empfiehlt es sich, im Wesentlichen dem Gange der Exkursionen 
zu folgen. 

Nur 16%, Tag hatte die Seefahrt von Southampton gedauert; 
nachdem wir die kanarischen Inseln passiert, hatten wir kein Land 
gesehen, unter dem Äquator von Hitze wenig gelitten, bei der An- 
näherung an Südafrika nur unter starkem Schaukeln und Rollen des 
7800 Tonnen haltenden „Scot“ uns am kühlere Temperatur gewöhnt 
und am 19. August Morgens trafen wir in der ersehnten Tafelbai ein. 
In herrlichem Sonnenschein erglänzte die weite blaue Bucht, vor deren 
flachem sandigen Westufer drei Wracks einige Tage vorher unter- 
gegangener Schiffe uns bewiesen, dass man mitunter hier auch auf einen 
andern Empfang zu rechnen babe. Zwischen der Bucht und dem scheinbar 
dieht über ihr steil emporsteigenden, nur hier und da spärliche, in 
einigen Schluchten etwas waldartige Vegetation zeigenden, heute in den 
blauen Himmel hineinragenden und nicht von dem wolkigen Tafeltuch 
bedeckten Tafelberg zieht sich die von rechtwinkligen Strassen durch- 
zogene, einförmig erscheinende Stadt hin, welche nach Westen um den 
in den steilen Löwenkopf auslaufenden Signalberg herumbiegt und nach 
Osten in gartenreiche Villenquartiere übergeht, die eine gewaltige Ausdeh- 
nung besitzen. Schon vom Schiff aus erkennen wir eine von der Stadt gegen 
den Tafelberg sich hinziehende Allee alter europäischer Eichenbäume, deren 
Blattlosigkeit oder spärliche Blattentwicklung uns daran erinnert, dass 
wir uns noch im kapländischen Winter oder zeitigen Frühjahr befinden. 
Auch die teilweise von Schnee bedeckten Gipfel der im fernen Westen 
der Bucht sich hinziehenden, heute besonders klaren Drakensteinberge 
mahnen uns daran; aber die grauschimmernden Bestände des kap- 
ländischen Silberbaumes am Abhang des Löwenkopfes und die pracht- 
vollen gewaltigen Pinien, welche wir aus den Villenquartieren hervor- 
ragen sehen, sowie das 16°C anzeigende Thermometer geben davon 
Zeugnis, dass der Winter seinem Ende naht und überhaupt ein sehr 
milder ist. Obwohl unter dem 34.° südlicher Breite gelegen, sind die 
Temperaturverhältnisse nicht sehr verschieden von denen Neapels unter 
41° nördlicher Breite. Im Sommer, von November bis März, herrscht 
nach 30jähriger Beobachtung eine Temperatur von 18—20,8°C, im 
sogenannten Winter, der besser als unser Frühling, von Mai bis Sep- 
tember eine Temperatur von 12,6—14,6°C; durchschnittlich am kältesten 
ist der Juli mit 12,6%. Die höchste Temperatur, welche in den Jahren 
1842—1855 in Kapstadt konstatiert wurde, ist nach Hann 36,3°, die 
niedrigste in demselben Zeitraum 3,2°. Im Mittel beträgt ferner die 
tägliche Wärmeschwankung zu Kapstadt im Sommer 6,6%, im Herbst 

1* 


En A 


6,30, im Winter 5°, im Frühling 5,7°C. Wir sehen also, dass um 
Kapstadt klimatische Exzesse kaum stattfinden; es erklärt sich dies aus 
der Konfiguration der verhältnismässig kleinen und nur mit etwa einem 
Sechstel ihres Umfanges mit dem übrigen Südafrika zusammenhängenden 
Kaphalbinsel, deren südlicher und östlicher Teil unter dem Einfluss des 
warmen aus dem Indischen Ozean kommenden Mossambikstromes stehen, 
während die Westküste von der um 3—6° kälteren antarktischen 
Strömung beeinflusst wird. Um Kapstadt herrschen ferner von Oktober 
bis März südöstliche mehr oder weniger troekene Winde, welche oft 
8—14 Tage ununterbrochen wehen, von April bis August feuchte und 
heftige in der Tafelbai häufig Unglück anrichtende Nordwestwinde. Sie 
bewirken die den kapländischen Winter charakterisierenden Regen. Die 
jährliche Regenmenge beträgt bei Kapstadt 631-674 mm, bei Wynberg 
im Osten des Tafelberges und in 76 m Höhe ü. d. M. 1081,9 mm; 
in den Monaten Mai bis August bewegt sich die monatliche Regenmenge 
bei Kapstadt zwischen 83,6 und 112,5 mm, letztere im Wintermonat 
Juni, bei Wynberg zwischen 155 und 196 mm. Dagegen fallen in den 
Sommermonaten Dezember bis März bei Kapstadt monatlich nicht mehr 
als 24, bei Wynberg nicht mehr als 23 mm; auch die Monate November, 
Oktober, April weisen noch ziemlich geringe Niederschläge auf. So 
zeigt also das Klima der Kaphalbinsel eine grosse Ähnlichkeit mit dem- 
jenigen Italiens, nur dass die winterliche Regenzeit hier in andere 
Monate fällt; es erfreut sich aber der Bewohner des Kaplandes und 
Siidafrikas überhaupt ‘eines heiteren, meist wolkenlosen Himmels in 
einem langen Sommer, sowohl in diesem wie auch im Winter ist die 
Bewölkung des Himmels geringer als in Italien. Die Bildung des häufig 
auf Photographien des Tafelberges hervortretenden Tafeltuches erfolgt 
besonders im Sommer, wenn bei heftigem Südostwind die erwärmte 
Luft an dem 1100 m hohen Tafelberg emporsteigt und sich über dem 
Berge zu einer oben flachen und daher mit einem Tafeltuch verglichenen 
Wolkenschicht kondensiert, welche nach Norden herabhängt. 

Die eben geschilderten klimatischen Verhältnisse gelten hauptsächlich 
für die Kaphalbinsel; je mehr man sich von derselben nach Norden 
und Osten entfernt, desto mehr ändern sich Klima und mit demselben 
die Vegetation, wie ich am Schluss meines Vortrages noch kurz an- 
deuten will. 

Jetzt aber bitte ich Sie, mich auf den botanischen Exkursionen 
zu begleiten, welche ich um Kapstadt unternahm und welche durch’aus- 
gezeichnete Verkehrsmittel, an denen Berlin sich ein Muster. nehmen 
könnte, sehr erleichtert werden. In weniger als einer halben Stunde 
fährt man zunächst westwärts an der Tafelbai entlang, mit der Aussicht 
auf den Tafelberg, dann auf den Devils Peak zur linken, an dem 


=. 


bertihmten von Sir David Gill dirigierten astronomischen Observatorium 
vorbei, biegt dann nach Süden um, berührt Rondebosch, den bekannten 
Landsitz von Cecil Rhodes und kommt nach Kenilworth, Hier 
besuchte ich den vortrefflichen Kenner der Kapflora Herm 
Harry Bolus, dem wir einige vorzügliche Werke über die Kap- 
Orchideen verdanken und der jetzt auch eine ebenso gründliche Arbeit 
über die zahlreichen Eriea-Arten des Kaplandes abgeschlossen hat. 

Schon auf der kurzen Fahrt nach Kenilworth hatte ich Gelegenheit, 
die ungemein kräftige Entwicklung, welche Quereus peduneulata, 
die Pinie (Pinus pinea) und die Seestrandskiefer (Pinus pinaster), 
australische Eucalyptus, Acacia und die Proteaceee Hakea 
suaveolens zeigen, zu bewundern; aber ich sehnte mich vielmehr 
danach, die einheimische Flora kennen zu lernen und hatte die Freude, 
auch nach dieser Richtung hin Befriedigung zu finden. In den Gebüschen 
wächst neben der ungemein verbreiteten und verwilderten grossblütigen 
Vinca major die heimische Oxalis cernua, welche ich früher auf 
meinen Reisen in Portugal und den kanarischen Inseln reichlich ver- 
wildert angetroffen habe, und die feuchten Niederungen zwischen den 
Villenquartieren, den Eichen- und Pinien-Alleen sind weithin von 
Zantedeschia aethiopica bedeckt, die jetzt gerade mit ihren rein- 
weissen Spathen einen unvergleichlich schönen Anblick gewährte, wie 
auch aus den vorgeführten Lichtbildern ersichtlich ist. Bei der be- 
kannten Liebe der Holländer und Engländer für Blumen ist es erklärlich, 
dass man im kapländischen Frühjahr kaum eine Wohnung, kaum einen 
Speisesaal findet, in dem nicht grosse Sträusse der sogenannten Calla 
oder des Arum Lilly Tische und Kamine schmücken; aber die Pflanze 
ist auf den Wiesen so häufig, dass sie durch Abpflücken ebenso wenig 
ausgerottett werden kann, wie bei uns Ranunceulus acer und 
Lychnis flos eueuli. Flache Teiche gegen den Strand hin sind erfüllt 
von Aponogeton distachyus, dessen stärkereiche Knollen ärmere 
Leute als Nahrungsmittel verwenden, während die jungen Blütenstände 
als Gemüse genossen werden; in späterer Jahreszeit tritt in diesen 
Teichen reichlich die meist blau, seltener weiss blühende Nymphaea 
Stellata auf. Die sandigen und jetzt noch etwas feuchten Ebenen 
aber prangen im Schmuck vieler herdenweise auftretender Pflanzen mit 
leuchtenden Blüten; ganz besonders und dem Pflanzenkundigen schon 
vom Eisenbahnwagen aus erkennbar fallen auf mehrere Iridaceen, die 
lila und rot blühende niedrige Moraea papilionacea, die lang- 
blättrige Moraea viscaria mit lockerer Rispe gelber Blüten, die 
hohe gelbblühende M. edulis, die lila, blau und rötlich blühende bis 
zwei Fuss hohe M. tripetala, die ebenfalls hohe, leuchtend rot oder 
gelb blühende M. pavonia, prachtvolle blau blühende Babiana 


x 


Restio cuspidatus Thunb. (Restionaceae) S.-W.-Kapland, unterhalb des Tafelberges. 


er 
d 


plieata, sodann die weissen und gelben Sterne der Hypoxis stellata 
und die prachtvollen orangefarbenen Sträusse der Haemodoracee 
Wachendorfia thyrsiflora. Nicht minder farbenprächtig sind einige 
Oxalis, so die meist mit grossen karminroten oder weissen Blüten ver- 
sehenen Oxalis variabilis, O. purpurea, luteola und obtusa. 
Sehr auffällig sind auch die herdenweise auftretenden Cotula tur- 
binata und Dimorphotheca annua, welche im Sonnenschein ihre 
weissen Strahlenblüten ausbreitet. Als wir nachher die „Flats“ selbst 
betraten, konnten wir uns mit ihrer Flora genauer bekannt machen und 
bekamen bald eine Vorstellung von dem ausserordentlichen Artenreichtum 
der kapländischen Flora. Charakteristisch ist vor allem, dass in diesen 
Flats, wie überhaupt auf der Kaphalbinsel die Gramineen, ebenso auchı 
die Cyperaceen nicht physiognomisch wirksam auftreten. Wohl sehen 
wir hier und da an feuchten Plätzen Büschel der Cyperaceen Ficinia 
scariosa, paradoxa und setiformis; aber die Hauptmasse der Halm- 
gewächse wird gebildet durch die im Kapland, besonders auf der Kap- 
halbinsel so formenreich auftretenden Restionaceen, welche durch ihre 
zahlreichen ährenförmigen in Rispen vereinigten Blütenstände etwas an 
die Gräser erinnern, aber keineswegs denselben verwandtschaftlich 
besonders nahe stehen, auch durch die oft sehr grosse Verschiedenheit 
der männlichen und weiblichen Stöcke interessant sind; auf den Flats 
finden sich einige Arten von Restio, Elegia und Thamnochortus 
fruticosus, eine recht stattliche Art. 

Ausser den Liliifloren, welche bereits vom Eisenbahnwagen aus 
wahrgenommen werden konnten, begegneten wir noch anderen, Anthe- 
ricum, die sehr formenreiche und variable Dipidax eiliata mit 
weissen Blüten, und die Iridaceeen Romulea bulbocodioides mit 
gelben, R. rosea mit rötlichen, R. arenaria mit lilafarbenen Blüten. 
Diese im Kapland so reichlich vertretene Gattung Romulea ist so wie 
Erica zugleich auch im Mittelmeergebiet anzutreffen, daselbst aber in 
viel geringerer Zahl als ihre Schwestergattung Crocus. Später finden 
sich in den sandigen Fiats noch besonders häufig die Liliacee 
Lachenalia tricolor und folgende Iridaceen: Watsonia humilis 
mit leuchtenden roten Blüten, die leuchtend blaublühende Aristea 
cyanea und Babiana ringens mit scharlachroten Blüten. Auch 
von der schönen Orchideenflora der Flats durfte ich jetzt schon 
einige Vorboten sehen, Disperis capensis und Satyrium 
corifolium mit prachtvoll orangefarbenem Blütenstand; ihnen folgen 
später Eulophia lamellata, Holothrix squamulosa, Satyrium 
candidum, bracteatum, Disa multiflora, flexuosa, bifida, 
venusta und barbata, Coryeium orobanchoides, Pterygodium 
catholieum. Auch war es mir nicht vergönnt, den prächtigen Anblick 


De ie 


zu gewinnen, welchen die Flats im Februar und März darbieten, wenn 
Amaryllis belladonna, die Belladonna-Lily ihre zahlreichen rosen- 
roten und weissen Blüten entfaltet, die lang gestielten Scheindolden der 
herrlichen Brunsvigia gigantea mit mehr als 20 aufwärts gekrümmten 
karminroten Blüten die sandigen Ebenen schmücken und die blutroten 
Blütenstände von Haemanthus coccineus und pubesceus über die 


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Lachenalia tricolor Thunb. Massonia hirsuta Link et Otto 
(Liliaceae). — S.-W.-Kapland. (Liliaceae). — Südl. Kapland. 


Erde emporgehoben werden. Statt dieser fand ich jetzt mehrere andere 
interessante Kräuter. Bekanntlich ist eine der artenreichsten Gattungen 
des Kaplandes Mesembrianthemum; hiervon kommen auch viele 
auf den sandigen Flats vor, die meisten von September bis November 
blühend (M. inflexum, longispinulum, nodiflorum, pyropaeum, 
tripolium, pomeridianum), während jetzt M. acinaciforme, 
edule, coceineum, ceriniflorum und erystallinum ihre gelben, 
roten oder weissen Blüten um die Mittagszeit entfalteten; für einen 


a 


grossen Teil der in unseren Gärten kultivierten Arten fehlt jede genauere 
Angabe über ihr Vorkommen im Kapland. Von der für das Kapland 
charakteristischen Cruciferen-Gattung Heliophila sammelte ich H. 
pumila und von der nahezu 200 kapländischen Arten zählenden 
Gattung Pelargonium die beiden in grosser Mannigfaltigkeit auf- 
tretenden Arten P. myrrhifolium und P, triste. Auch die pracht- 
volle, stattliche Drosera eistiflora hatte schon ihre weissen oder 
rosafarbenen Blüten entfaltet. Sehr auffällig ist die niedrige Euphorbia 
tuberosa mit unterirdischer Knolle und dem 
Boden anliegenden länglichen Blättern. Höchst 
eigenartig erscheinen auch die dem Boden an- 
gedrückten Rosetten breit gestielter verkehrt- 
eiförmiger, leicht gespaltener und dornig gezähnter, 
ausserdem mit langen gelblichen Wimpern ver- 
sehener und oberseits bestachelter Blätter des tief 
im Boden wurzelnden Aretopus echinatus, einer 
diöeischen Umbellifere mit kurzgestielten männ- 
lichen und sitzenden weiblichen Dolden mit 
dornigen Involueralblättern; nicht selten findet 
man 1—2 Quadratmeter des Bodens mit dieser 
eigenartigen Pflanze bedeckt, welche gegen 
tierische Angriffe wohl geschützt ist. Doch ver- 
wahre ich mich dagegen, hierin die Ursache 
für diese und andere Dornbildungen zu sehen. 
Eine andere interessante Umbellifere ist die_halb- 
strauchige Hydrocotyle virgata mit lineal 
fadenförmigen Blättern, die ich deshalb er- 
wähne, weil sie auch wie die vorhin genannten 
Pelargonium und so viele kapländische Arten Roella eiliata DC. 
einen polymorphen Typus mit einigen Unterarten (Campanulaceae), bei 
repräsentiert und zugleich einer Gattung ange- Kapstadt. 

hört, die im Kapland mehrere habituell von einander stark abweichende 
Arten besitzt. Von anderen jetzt blühenden Kräutern nenne ich noch die 
Scrophulariacee Nemesia pinnata, die Campanulaceen Roella eili- 
ata und Lobelia coronopifolia, erstere auch sehr veränderlich, end- 
lich die Compositen Gymnodiseus eapillaris, Dimorphotheeca 
nudicaulis, Othonna linifolia und tuberosa mit knolliger Wurzel, 
Senecio Burchellii mit gelben und $. purpureus mit purpur- 
farbenen Blüten, Arctotis candida und die ungemein veränderliche 
Gazania pinnata als Repräsentanten der im Kapland so zahlreichen 
Aretotideae. Fast alle diese Kräuter fallen dem aus Europa kommen- 
den Botaniker auf durch saftreiche fleischige Blätter; man nimmt bei 


Et 


ihnen wenigstens einen Anlauf zur Suceulenz wahr, die bei den 
Mesembrianthemum-Arten schon weit vorgeschritten ist. Sodann 
aber finden wir in den Flats recht zahlreiche kleine Sträucher und 
Halbsträucher von der Tracht der Eriken, die Proteacee Mimetes 
purpurea, das diekblättrige Diosma_suceulentum, einen Vertreter 


Bruniaceae des südwestl. Kaplandes. A—G Brunia nodiflora L., H—K Ber- 
zelia lanuginosa (L.) Brongn, L—N Lonchostoma monostyle Sond., 
O Audouinia capitata (Thbg.) Brongn., P,Q Diberara laevis (E. Mey.) Baill. 


= Me 


der im Kaplaud so ungemein reich entwickelten Gruppe der Rutaceae- 
Diosmeae, die Rosacee Cliffortia juniperina, welche nach der 
Entwicklung ihrer Blättchen und Früchte in mehrere Unterarten zerlegt 
werden kann, die in Grösse, Blattform und Behaarung vielfach wech- 
selnde Bruniacee Berzelia abrotanoides, durch zahlreiche kugelige 
Blütenstände fast an eine Cupressinee erinnernd, die Leguminose 
Amphitalia erieifolia mit diehten weissen Ahren, die Thymelaeaceen 
Cryptadenia uniflora, Gnidia pinifolia und juniperifolia, 
Passerina filiformis, Struthiola ereeta, Lachnaea capitata, 


Thymelaeaceae. AB Gnidia carinata Thbg.; CD Gnidia anomala Meisn.; 
EF Gnidia Stuhlmannii Gilg. 


die Polygalacee Muraltia filiformis, Erica corifolia, muscosa, 
pelviformis, ramentacea, alles Formen mit weniger ansehnlichen 
Blüten (eine der schönsten auf den Flats vorkommenden Arten, die 
strauchige Erica mammosa mit grossen röhrigen wachsartigen, karmin- 
oder hochrot oder fleischfarbigen Blüten, begegnete mir leider nicht), 
die Verbenacee Stilbe ericoides. An trockeneren Plätzen findet sich 
auch Elythropappus rhinocerotis, der „Rhinosterbosch“*, ein reich 
verzweigter Compositen - Strauch mit kleinen stumpfen angedrückten 
Blättern, der in den trockeneren Teilen des Kaplandes besonders häufig 
auftritt. Eine andere weitverbreitete und zugleich sehr formenreiche 
Composite von ericoidem Habitus ist Metalasia muricata. Schon 
diese wenigen Beispiele genügen, um zu zeigen, in wie vielen Familien 
die auf einen kurzen regenreichen Winter beschränkte, in einem langen 
sonnigen Sommer gehinderte Entwicklung der Vegetationsorgane zu einem 
eigenartigen Pflanzentypus geführt hat, den wir nirgends in solcher 


Massenhaftigkeit auftreten sahen, wie auf der kleinen Kaphalbinsel. 
Für einen wissenschaftlich systematisch ausgebildeten Botaniker, der 
sich nieht mit dem oberflächlichen physiognomischen Eindruck dieser 
Vegetation begnügt, hat es einen besonderen Reiz, auch die Blüten 
dieser Gewächse zu untersuchen und den verwandtschaftlichen Beziehun- 
gen derselben nachzugehen. Aber noch andere dauerblättrige Gewächse 
fallen uns bei Durehstreifung der Flats auf, so namentlich die Proteacee 
Serruria Burmannii, ein kleiner Strauch mit fiederspaltigen Blättern 
mit sehr schmalen Abschnitten und mit kleinen, dicht zusammengedrängten 
Blüten, der Typus einer im Kapland mehr als 50 Arten zählenden 
Gattung. Die Proteaceen spielen, wie wir später noch sehen werden, 


Protea mellifera Thunb. „Sugarbosch“. 


überhaupt eine ganz hervorragende Rolle in der Zusammensetzung der 
Kapflora. So sehen wir denn auch in den Flats in kleineren Senkungen 
Gebüsche der 1—2 m hohen Protea scolymus mit lineal lanzettlichen 
Blättern und kugelig-verkehrteiförmigen Köpfen sowie des „Sugarbosch* 
Protea mellifera mit schmal lanzettlichen Blättern und grossen 


Sa 


kreiselförmigen Blütenköpfen, gebildet aus purpurroten Braeteen und 
rosafarbenen oder weissen Blüten, deren Honig ehemals medieinisch 
verwendet wurde. Auch die niedrige P. eynaroides, welche ich 
erst später am Tafelberg sah, ausgezeichnet durch verkehrt- eiförmige 
Blätter und riesige verkehrt-eiförmige Köpfe mit weissfilzigen Blüten, soll 
auf den Flats vorkommen. Ferner beobachteten wir hier den spatel- 
blättrigen Strauch Leucadendron Lewisianum, dessen männliche 
und weibliche Exemplare im Blütenstand ziemlich verschieden sind, 
“ wie auch bei anderen Arten derselben Gattung. In diesen Gebiüschen 
treten ferner häufig auf Myrica quereifolia mit buchtig gezähnten 
Blättern, Erica pelviformis, Gnidia pinifolia, das halbstrauchige, 
tseit mehr als 100 Jahren in Kultur befindliche Pelargonium capi- 
atum, Senecio Burchellii, die unserer Cuseuta so ähnliche oft 
ganze Büsche überspinnende parasitische Lauracee Cassytha filiformis, 
Erwähnen will ich noch, dass auf den Flats wie auch an anderen 
Stellen des südwestlichen Kaplandes die parasitischen Scerophulariaceen 
Harveya capensis und Hyobanche sanguinea vorkommen, 
Letztere fand ich einige Tage später im Hex-River-Thal auf den Wur- 
zeln einer Euphorbia schmarotzend in Gesellschaft von Hydnora 
afrieana; diese Hyobanche ist ein blutrotes fleischiges Gewächs mit 
unterirdischem von dicht stehenden Schuppen bedecktem Stamm und 
kurzer reichblühender Ähre. Flache Tümpel in den Flats boten mir 
Gelegenheit, auch noch Aponogeton angustifolius zu sammeln, der 
in allen Teilen kleiner ist, als der vorher erwähnte Apon. distachyus. 
An kleinen Bächen, welche die Flats durchschneiden, wachsen die 
mannshohe rotblühende Erica concinna, von anderen Sträuchern 
Cliffortia strobilifera, bis 3m hoch, und Psoralea pinnata, 


Am folgenden Tage machten wir einen Ausflug nach den Abhängen 
des Tafelberges im Norden von Kapstadt. Wir befinden uns sehr bald 
in den ziemlich ausgedehnten Beständen der Pinus pinaster, welche 
auf dem etwas rötlichen und grusreichen, durch Verwitterung des 
Granit entstandenen Boden recht gut gedeihen und für die Bewohner 
der ursprünglich mit hohen Bäumen nur spärlich bedachten Kaphalbinsel 
von hohem Wert sind. Am Rande dieser Bestände, und zwischen den- 
selben in Lichtungen oder Wasserrinnen finden wir neben einigen 
Arten, welche auf den Flats beobachtet wurden, auch zahlreiche andere 
Pflanzenformen, welche unser Bild von der Kapflora vervollständigen. 
Da sind namentlich häufig bis 1,5 m hohe Biüsche der Cliffortia 
ruseifolia, diöeisch, wie die etwa 40 übrigen kapländischen Arten 
dieser Gattung, hier auf grosse Strecken hin nur weiblich, auffallend 
durch kurz lanzettliche starre und stechende Blätter und mit kleinen 
grünlichen Blüten, bei deren flüchtiger Betrachtung wohl nicht jeder 


N 


Botaniker sofort die Zugehörigkeit dieser Pflanzen zu den Rosaceen 
erkennen wird. Sodaun fallen bald in die Augen Büsche von Rhus 
lueida, kleine Sträucher der Polygalaceen Muraltia satureoides 
und thymifolia, 1m hohe locker verzweigte Büsche der Composite 


Polygalaceae des Kaplandes.. A—C Muraltia mixta DC., D—M Mundia 
spinosa DC. 


Euryops abrotanifolius, fast 2 m hohe Sträucher der ebenfalls gelb 
blühenden und durch steinfruchtartige Achänien ausgezeichneten Com- 
posite Osteospermum moniliferum und diehte Gruppen von Meta- 
lasia muricata mit weissen oder rosafarbenen Blütenköpfehen. Auch 
2 m hohe Büsche von 2 Aspalathus-Arten, welehe noch nicht in 
Blüte standen, finden sich hier vor. Niedriger, meist nur !/, Meter 
erreichend sind die ziemlich stark verzweigten, graugrünen, mit hell- 
karminroten Blüten geschmückten Büsche eines Lobostemon, einer 
mit Echium verwandten Gattung. Wie ein grosser Teil der bei der 


Besprechung der Flats erwähnten Gattungen sind auch die hier ge- 
nannten im Kapland ungemein artenreich. Dagegen ist der Santalaceen- 
Strauch Colpoon eompressum, welcher in den Kieferwäldern nicht 
selten ist, ein Vertreter einer artenärmeren Gattung. ‘Von anderen 
weniger auffallenden Pflanzen aus der unteren, durch die Kiefernkultur 
charakterisierten Region des Tafelberges möchte ich noch nennen 
Hermannia althaeifolia, Zygophyllum fulvum, die Rutacee 
Adenandra uniflora, die Campanulaceen Roella eiliata, Cyphia 
bulbosa mit knollig angeschwollener Wurzel und die windende 
Cyphia volubilis, endlich die unter der Erde reich verzweigte 
graufilzige und keilblättrige Hydrocotyle solandra, Euphorbia 
tuberosa und eine andere, schmalblättrige Art mit knollig an- 
geschwollener Wurzel, alles Arten formenreieher Gattungen des 
Kaplandes, von denen einzelne allerdings auch noch in anderen Teilen 
Afrikas vorkommen. Ferner möchte ich nicht unterlassen, darauf 
aufmerksam zu machen, dass sich auch bei einigen dieser Arten 
die schon früher erwähnte Erscheinung von knolliger Wurzel- 
verdiekung findet, das heisst die Bildung eines unterirdischen 
Wasserreservoirs, wie es bei Pflanzen des regenarmen Karroo- 
gebietes, Deutsch-Südwestafrikas und Benguellas noch viel häufiger der 
Fall ist. Als Vertreter der im Kapland hoch entwickelten Familie der 
Asclepiadaceen begegnete uns in den Kieferbeständen das schön rot 
blühende und windende Microloma tenuifolium. Auch mehrere 
Crassula-Arten finden sich am unteren Teil des Tafelberges, doch 
waren diese jetzt nicht in Blüte. 


Als wir über die Kieferwälder hinaus kamen, also bei 150 bis 
200 m Höhe, da befanden wir uns in einem wahren Paradies der kap- 
ländischen Flora, in der ursprünglichen Buschvegetation, welche sich 
vor der Fälschung der Flora durch Anforstung von mediterranen Kiefern 
noch tiefer erstreckte. Das Terrain selbst ist ziemlich gegliedert; steile 
Abhänge, schmale und breite Terrassen, Senkungen mit kleinen Bach- 
läufen, hier und da zu Tage tretender Fels und zerstreute Felsblöcke 
inmitten der immergriünen blütenreichen Strauchvegetation geben be- 
zaubernde Bilder, die wir nimmermehr mit unsern kultivierten Kap- 
pflanzen zustande bringen können. Vor allem fehlen uns die Proteaceen, 
die gerade hier eine ganz hervorragende Rolle spielen. 2—3 m hohe 
und breit verzweigte Büsche mit zahlreichen grossen ansehnlichen 
Blütenköpfen von der Grösse einer Artischocke sind reichlich vorhanden. 
Da ist zunächst die schon auf den Flats beobachtete schmalblättrige 
Protea mellifera zu erwähnen, sodann P. lepidocarpon mit 
braunen, behaarten Köpfen, dann das prachtvolle, durch grau- 


Blüten kapländischer Erica-Arten. AB Erica Plukenetii L.; C—EE. sebana 

Dryand.; F—J E. sexfaria Dryand.; K E. bruniades L.; L—N E. couspicua 

Soland.; O—R E. eorifolia L.; S E. Shannoniana Andr,; TE. baccans L.; 
UV E. campanulata Andr. 


ara 


behaarte breit keilförmige, vorn etwas gezähnte Blätter und gelbe 
Blütenköpfe ausgezeichnete Leucospermum conocarpum, von 
den Kapländern Kreupelboom genannt. Weniger kräftig, nur etwa 
!/; m hoch und mit kleinen lanzettlichen Blättern versehen ist das 
gelblichgrüne Leucadendron adscendens, bei welchem ebenso wie 
bei anderen Arten dieser Gattung männliche und weibliche Exemplare 
in der Gestalt und Grösse der Blütenköpfe sehr verschieden sind. Unter 
den Eriken ist vor allen andern die prächtige Erica Plukenetii mit 
roten gekrümmten Blumenkronen häufig, nächst dieser die schöne E. 
baccans mit kurzer karminroter Röhre, niedriger als die erstgenannte 
bisweilen !/, m hohe Art. Ganz wundervoll, aber weniger häufig sind 
Erica cerinthiflora und E. coceinea; überhaupt sieht man hier die 
einzelnen Arten nicht in solcher Massenhaftigkeit grosse Strecken 
bedecken, wie bei uns Calluna, in den Alpen Erica carnea, bei 
San Sebastian am Golf von Biscaya E. vagans, bei Florenz E. 
scoparia; erst an anderen Stellen des Tafelberges sah ich einzelne 
Arten für sich kleine Unterformationen bilden. Wenn dies hier nicht 
der Fall ist, so liegt es daran, dass die Bodenverhältnisse noch einer 
grossen Anzahl anderer Sträucher und Halbsträucher von ericoidem 
Habitus zusagen; an etwas feuchteren Stellen findet sich namentlich 
häufig die Bruniacee Berzelia intermedia mit kugeligen gelblichen 
Köpfehen. Fast überall sind zerstreut bis 40 cm hohe Büsche 
von Lobelia pinifolia mit himmelblauen Blüten, sodann die ebenfalls 
schmalblättrige und 30 cm hohe Thymelaeacee Struthiola strieta 
mit weissen Blüten, die halbstrauchige Penaeacee Sarcocolla squa- 
mosa mit leuchtend karminroten Blüten; hier und da sieht man ein- 
gestreut die 1—1,5 m hohen gelbblühenden Sträucher von Podalyria 
argentea mit silbergrauen Blättern. Hierzu möchte ich bemerken, 
dass auch diese Arten Pflanzengruppen angehören, welche im Kapland 
reichlich entwickelt sind. Dagegen steht die hier ebenfalls vorkommende 
strauchige Saxifragacee Montinia acris, ausgezeichnet durch entfernt 
beblätterte Zweige, dicke lederartige Blätter, getrenntgeschlechtliche 
weisse Blüten und zweiklappige Kapseln, welche an die von Escallonia 
erinnern, nicht bloss im Kapland, sondern auch in ganz Afrika isoliert 
da. Hier und da fand sich ausser den zwischen den Kiefern schon 
beobachteten Sträuchern, namentlich neben Lobostemon, Euryops, 
Östeospermum, Metalasia und Codoon auch Phylieca stipularis 
mit lineal lanzettlichen Blättern und kleinen Nebenblättern, nur selten 
Ph. obtusifolia, 3 m hoch und jetzt fruchtend. Während die letztere 
Art noch etwas von dem Habitus anderer Rhamnaceen besitzt, haben 
die ersteren und zahlreiche andere Zweige mit dichtgedrängten 


2 


BR: 


schmalen Blättern und gedrängten Blütenständen; etwa 60 Arten dieser 
Gattung finden sich im Kapland und nur einzelne im Nyassaland, auf 
Madagaskar und den Maskarenen, sowie auf den Inseln Tristan d’Acunha 


Arten der in Südafrika verbreiteten Rhamnaceen-Gattung Phylicaa AB Ph. 


eapitata Thunb. in der mittleren Region des Tafelberges an schattigen Stellen; 
CD Ph. virgata (Eckl. et Zegh.) Sond.; EF Ph. oleoides DC. 


Be 


und Neu-Amsterdam. Recht auffällig sind die überall eingestreuten 
Exemplare der Haemodoracee Wachendorfia paniculata, deren 
Blätter bis 80 cm lang werden, während die jetzt nicht entwickelten 
Blütenstände 1,5 m Höhe erreichen. Restionaceen sind überall reichlich 
vorhanden, während Gramineen fast gänzlich fehlen. Ferner fanden 
sich auch hier häufig die Orchidee Disperis capensis, eine karmin- 
rote Indigofera, Oxalis variabilis, Babiana und Galaxia ovata. 
An einem nach der Stadt hinabfliessenden Bach trifft man noch mehrere 
Exemplare der ursprünglich dort reichlicher vorhanden gewesenen 
Bäume an: die Flacourtiacee Kiggelaria africana, die Rubiacee 
Pleetronia ventosa, Olea capensis, Celastrus buxifolius, 
letztere sowohl baumartig wie strauchig und Rhus viminalis, dessen 
schmal lanzettliche Blättchen den Strauch aus der Ferne weidenartig 
erscheinen lassen. Überall wächst an dem Bach auch Zantedeschia 
aethiopica. 

Am 21. August wurde schon frühzeitig aufgebrochen, da es galt, 
das Plateau des Tafelberges zu besuchen. Auf breiter von Villen ein- 
gefasster Strasse stiegen wir auf zum Sattel zwischen dem Löwenkopf 
und Tafelberg und machten erst einen kleinen Abstecher nach dem 
letzteren, um die Bestände von 10 m hohen schön entwickelten 
Exemplaren des herrlichen Silberbaumes oder Wittebooms, Leu- 
cadendron argenteum zu besichtigen. Dann bogen wir nach 
der Westseite des Tafelberges ab und hatten anfangs auf gutem langsam 
aufsteigenden Wege wandernd fortdauernd zur Rechten herrliche Aus- 
blicke auf die felsige, an kleinen Buchten reiche, von brandenden 
Wogen umtoste Küste; man wurde hierbei unwillkürlich an die schöne 
Bergstrasse oberhalb Monaco erinnert. Die dichte, an immergrünen 
Sträuchern reiche Vegetation der Abhänge kann mit nichts anderem als 
mit einer üppigen mediterranen Macchia verglichen werden, wie man 
sie noch in Corsica und Algier antrifft, doch überragt diese kapländische 
Macchia, über welche jetzt die Morgennebel dahinhuschten, die medi- 
terrane bei weitem durch Mannigfaltigkeit der dauerblättrigen Sträucher 
und einen grösseren Blumenreichtum. Derselbe tritt besonders an den 
Ufern der zahlreichen kleinen Wasserläufe hervor, welche hier herab- 
kommen und auch hier und da von dem stattlichen Farn Todea 
barbara eingefasst sind; aber. auch zwischen den Bächen auf den 
steinigen von herabgestürzten Sandsteinblöcken bedeckten Abhängen 
bilden die am Tage vorher beobachteten Proteaceen mit anderen 
Sträuchern in schönem Blütenschmuck prangende Bestände. An den 
Bächen fallen vor allen auf die grossen Sträucher der mit lilafarbenen 
Blüten bedeckten Podalyria calyptrata und des Polygala myrti- 
folium; neben diesen finden sich namentlich Rhus tomentosa mit 

2# 


unterseits gelblich graufilzigen Blättern, Rh. rosmarinifolia mit sehr 
schmalen Blättchen, Rh. villosa, Phylica obtusifolia, Berzelia 
intermedia und nodiflora, die Euphorbiacee Cluytia pulchella, 
die Leguminosen Priestleya villosa und Podalyria aphylla, 
welche jedoch weiter oben häufiger auftritt. Auf den Rücken zwischen 
den Wasserläufen wachsen ausser den bereits genannten Arten die 


A—G Cluytia pulchella L.; HJ Cl. ericoides Willd. (Euphorbiaceae). — 
Beide im südwestlichen Kapland. 


grosse Umbellifere Peucedanum (Bubon) galbanum, Salvia aurea 
mit schönen braungelben Blüten, ein strauchiges, fast bis 1,5 m 
hohes Thesium. 

Montinia acris, die Rutaceen Agathosma ciliatum, villosum 
als Beispiele einer im Kaplande 100 Arten zählenden Gattung, Coleo- 
nema album, die im Habitus an Artemisia erinnernde Composite 
Athanasia crithmifolia, das klebrige und dornige gelbblühende 
Östeospermum spinosum, der etwas an eine Achillea erinnernde 
Eriocephalus umbellulatus mit wolligen Köpfchen, die mit den 
Astern nahe verwandte Felicia reflexa, das strauchige über 1 m 
hoch werdende Pelargonium eueullatum, das niedrige P. myrrhi- 


a 


folium, der sehr stark variierende Rubiaceenstrauch Anthospermum 
aethiopicum, sowie auch A. eiliare und die Myoporacee Spiel- 
mannia africana (= Oftia jasminum). Sehr auffallend ist im 
diesen Gebischen die überall zerstreute 1 m hohe Iridacee Antholyza 


Rutaceae — Diosmeae des südwestlichen Kaplandes. — A—K Coleonema album 
(Thunb.) Bartl. et Wendl.; L—P Acmadenia juniperina Bartl. et Wendl. 


aethiopiea mit langen dunkelorangeroten Blütenständen. Unter ver- 
schiedenen Halbsträuchern fiel auch ein blühender Selago auf und von 
einjährigen Kräutern sah ich namentlich Nemesia, sowie einige Com- 
positen. Sodann waren hier auch schon einige Mesembrianthema 
anzutreffen. In kleinen Schluchten, in denen sich die Feuchtigkeit 
mehr hält, wachsen Crassula centauroides mit herzeiförmigen 


DD 


verwachsenen Blättern, Cr. perfossa und Cr. septa, eine kleine 
Art mit rundlichen, am Grunde keilförmigen Blättern und knolliger 
Wurzel, ferner Cotyledon tubereulosa mit ceylindrischen Blättern 
und wenig-blütiger Scheintraube, Pellaea auriculata, und einige 
Moose. 

Oberhalb 250 m trafen wir an steileren, geschichteten Sandstein- 
wänden in Felsritzen sitzend, die eigenartige Euphorbia caput 
medusae mit sehr schön entwickelten suceulenten Sprossen und reich- 
lich blühend, sodann Cotyledon orbieulata mit silbergrauen, ver- 
kehrt-eiförmigen Blättern, Euryops peetinatus mit graubehaarten 


Rutaceae — Diosmeae des südwestlichen Kaplandes. — A— D Agathosma 
imbricatum (L.) Willd.;, E—-G A.lanceolatum (L.) Engl.; H—L A. ereetum 
Wendl. 


Blättern, Eriocephalus umbellulatus mit silberhaarigen stielrunden 
Blättern und seidig behaarten Involueren sowie die suceulente, kaum 
!/,m bohe Othonna arborescens mit länglich verkehrt-eiförmigen 
Blättern, also eine ganze Gesellschaft verschiedenartiger Succulenten. 

Leicht hätte man in diesem botanischen Eldorado einen Tag 
sammelnd, zeichnend, notierend und photographierend zubringen können; 
aber die Zeit und Dr. Marloth drängten. Wir stiegen nun über grosse 
Sandsteinblöcke, zwischen denen viel rot- und gelbblühende Mesem- 
brianthema, mehrere der bisher beobachteten Pflanzen und nament- 
lich auch viel Restionaceen wuchsen, aufwärts. 


Era Le: 


Endlich kamen wir bei eirca 660 m auf das Plateau des Tafel- 
berges südlich von dem 300 m höher aufsteigenden langgezogenen 
Gipfel. Vor uns liegt eine weite Hochebene, von vielfachen Erhebungen 
und Senkungen durchsetzt, welche letzteren in grosse Reservoirs um- 
gewandelt sind, um das in vielen kleinen Bächen von oben kommende 
Wasser anzusammeln und Kapstadt und Wynberg mit Wasser zu ver- 
sorgen. Jetzt waren einige Hundert Arbeiter, meist Kaffern, damit 
beschäftigt, neue Steinwälle zum Abschluss der Bassins aufzuführen, 
mehrere Gleise einer Feldbahn, auf welcher gewaltige Steinmassen 
fortbewegt wurden, durchschnitten die Hochebene, auf welcher zahlreiche 
Wellblechhäuser zur Unterbringung der Arbeiter und Materialien zer- 
streut waren und an einem Drahtseil wurden von unten fortwährend 
Materialien und Lebensmittel herauf gefördert. Mit Mühe musste man 
sich durch alle diese industriellen Einrichtungen hindurch winden, um 
zu etwas unberührten Plätzen zu gelangen. Das war nun freilich kein 
erhebendes Gefühl, den Tafelberg in einer alpinen Zukunftsbildern der 
„Fliegenden Blätter“ entsprechenden Weise verschandelt zu sehen und 
ebenso ist es für unser pflanzengeographisches Herz nieht besonders 
wohltuend, dass auf dem Plateau ausgedehnte sehr gut gedeihende An- 
pflanzungen mediterraner Kiefern das natürliche Vegetationsbild ver- 
derben. Nachdem wir weidlich unserem Ärger Luft gemacht, trösteten 
wir uns mit der Nützlichkeit des Unternehmens, ferner damit, dass noch 
kein fashionables Hotel hier oben thronte und endlich damit, dass man 
dank der Entwicklung moderner Technik und Industrie jetzt in 16!/, Tag 
von Europa zu dieser eigenartigen Pflanzenwelt gelangen könne, während 
die Forscher, welche den Tafelberg noch in jungfräulicherem Zustande 
bewundern durften, zum mindesten zwei Monate auf dem Segelschiff 
reisen mussten. 

Das Plateau zeigt vielfach Sandflächen, die stellenweise ganz nackt 
sind, anderwärts reichlich mit Mesembrianthemum-Arten und der 
Crassulacee Rochea eoccinea bedeckt sind. 

Sehr eigentimlich sind die Bergsümpfe, in denen namentlich die 
bis 1 m hohe reichverzweigte, von linealischen Blättern dicht besetzte 
und mit talergrossen weissen Blütenköpfen geschmückte Osmitopsis 
asteriscoides auffällt, ferner das gelbblühende ebenso hohe Osteo- 
spermum ilieifolium, sodann aber ganz besonders die Restionacee 
Dovea mucronata mit kriechender Grundachse und 1,5—2 hohen, 
fingerdicken, zimtbraunen Stengeln, welche grosse Strecken der Siimpfe 
so dicht ausfüllen, wie bei uns bisweilen Seirpus lacustris, auch 
viele kleinere Restionaceen, Euryops und die Gentianacee Villarsia 
ovata, wachsen am Rande der Sümpfe. In anderen Sümpfen tritt die 
1m hohe, durch locker stehende dunkelkarminrote Blüten ausgezeichnete 


Erica tubiflora auf und zwar scharenweis. An dem sanften Abfall 
des Tafelberges gegen unser Plateau treten vielfach Sandsteinschichten 
zu Tage; hier wachsen Erica coceinea, Agathosma, die niedrig 
strauchige Composite Cullumia setosa, in den feuchteren Senkungen 
vor derartigen kleinen Abstürzen entwickeln sich diehtere Gebüsche von 
Leucadendron grandiflorum, Cunonia eapensis und Grubbia 


Cunonia capensis L. (Cunoniaceae). 


rosmarinifolia. Von diesen beanspruchen die beiden letztgenannten 
Arten ein besonderes Interesse. Cunonia eupensis, hier nur strauchig, 
an tieferen Stellen ein hoher Baum, ist eine monotypische Pflanze aus 
der fast nur auf der südlichen Hemisphäre entwickelten, nur an einer 
Stelle den Äquator iberschreitenden Familie der Cunoniaceen, von 
welcher zunächst einige Vertreter auf Madagaskar, den Maskarenen und 


den Comoren vorkommen. Grubbia dagegen ist Vertreter einer auf 
das Kapland beschränkten Familie, von welcher nur noch eine Art 
existiert. An den Felsen wachsen auch zwei Arten der eigentümlichen 
Umbelliferen-Gattung Hermas, H. villosa und eapitäta, während 
auf dem Gipfel des Tafelberges H. quinquedentata vorkommt. Diese 
dureh ungeteilte unterseits stark wollige Blätter ausgezeichneten und 
stattlichen, jetzt noch nicht blühenden Umbelliferen gehören nach 
Bentham und Hooker, denen sich auch Drude angeschlossen hat, 


A—C Grubbia rosmarinifolia Berg; D—H Grubbia stricta A. DC. 
(Grubbiacese). 


zu der Gruppe der sonst nur im antarktischen und andinen Südamerika 
entwickelten Gruppe der Mulineae; es ist dies eine der zahlreichen 
verwandtschaftlichen Beziehungen, welche trotz der Sonderung der 
südhemisphärischen Länder durch weite Meere und trotz der dadurch 
bedingten eigenartigen Entwicklung der Pflanzen in ihnen zwischen 
ihnen bestehen. An den Felsen finden sich auch Repräsentanten der 
vom Kapland durch die afrikanischen Gebirgsländer hindurch bis zum 
Mittelmeergebiet mit nahezu 200 Arten entwickelten Gattung Heli- 
chrysum und der weniger artenreichen nahestehenden Gattung Helip- 


BAT = 


terum, darunter das prachtvoile breitblättrige und durch 5 em grosse 
Blütenköpfe ausgezeichnete H. speciosissimum DC. 


In diesen felsigen Partien findet sich auch die in unseren Gärten 
vollständig eingebürgerte, bei unserem Besuch des Tafelberges noch 
nieht blühende Liliacee Agapanthus umbellatus. Die Felsblöcke 
an den Lehnen und am Bach werden vielfach von den niedergebogenen 
und locker stehenden Zweigen der eigenartigen Cliffortia odorata 
überwuchert, deren Blätter an die einer Erle erinnern. Zwischen den 
Felsblöcken und im Bach stehen mächtige Stöcke der auch in Australien 
und Neuseeland vorkommenden Todea barbara mit 1—1,5 m langen 
Blättern; am Bach, den wir in östlicher Richtung verfolgten, finden sich 
ferner häufig: Erica tubiflora, Osmitopsis, Grubbia, Olea 
capensis als 3—4 m hoher Strauch, die 2 m hohe Podalyria 
aphylla und die bis 3 m hohe Podalyria pinnata, letztere im 
unteren Teil wenig beblättert, mit rutenförmigen, am Ende dicht be- 
blätterten Ästen und in grösserer Entfernung bisweilen jungen Kiefern 
ähnlich; ferner treffen wir hier Brunia nodiflora und Erica lutea, 
letztere mit kleinen glockigen, gelben Blüten. An schattigen Fels- 
abhängen erfreuen uns auch Hymenophyllum rarum, Asplenum 
fureatum und ein kriechendes Polypodium. 


Zu dem jetzt ganz im Nebel liegenden Gipfel des Tafelberges vor- 
zudringen, reichte die Zeit nicht; auch geht aus der Ansicht der Ab- 
hänge und den Angaben der Sammler hervor, dass der Charakter der 
Vegetation sich wenig ändert und dass ein grosser Teil der zwischen 
600 und 700 m vorkommenden Arten auch noch bei 1000 m angetroffen 
wird. Doch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass nach Scott 
Elliot auf dem Gipfel des Tafelberges und anderer hoher Berge Schaft- 
pflanzen mit grundständigen Blattrosetten besonders häufig auftreten, so 
mehrere Senecio und Helichrysum, die Umbellifere Alepidea, 
viele Orchidaceen und Iridaceen. Auch soll der Gipfel ganz besonders 
reich sein an Zwiebelgewächsen, von denen in jedem Monat der Blüte- 
zeit immer wieder andere Arten namentlich der Gattungen Moraea und 
Geissorrhiza zum Vorschein kommen. 


Wir wanderten nun, im dichten Nebel am Rande einer Bachschlucht, 
in welcher wir die fast '/; m Höhe erreichende grossblütige Orchidee 
Disa uniflora Bergius (welehe mehr unter dem Namen D. grandi- 
flora L. fil. bekannt ist), nur in jungen noch nicht blühenden Exem- 
plaren sahen, langsam aufsteigend weiter gegen Osten und kamen in 
dichte Bergheide, in welcher Erica lutea, E. vespertina mit 
kleinen weissen Blüten und die reizende E. physodes mit weissen 
eiförmigen und hängenden Blüten häufig waren. 


ge 
f3 
SA 


” 


Penaeaceae des südwestlichen Kaplandes.. A—G Endonema retzioides Sond.; 

H—K Glischrocolla Lessertiana (A. Juss.) A. DC.; L—N Brachysiphon 

fucatus (Lam.) Gilg; O Penaea ericifolia (A. Juss.) Gilg; PR Sarcocolla 
squamosa (L.) Endl.; S—V Penaea mucronata L. 


au Fo 


Seltener treten in der Heide zwei Arten der Bruniaceen- Gattung 
Stavia auf, selten auch die prächtige Anemone capensis, ferner die 
Penaeacee Brachysiphon fucatus mit leuchtend karminroten Blüten, 
die Composite Cullumia spinosa und die nur ?/,—1 m hohe Protea 
eynaroides mit 15 em langen und ebenso dieken Blütenköpfen, leider 
jetzt verblüht. Ferner begegneten wir der mehr als 1 m hohen 
Cyperacee Schoenoxiphion capense, mit breit linealischen Blättern, 
sodann auch hier und da Priestleya Thunbergii mit starren lanzett- 
lichen Blättern und gelben in Köpfchen stehenden Blüten. Beim Ab- 
stieg nach Osten gingen wir zuerst über Abhänge, welche ganz mit dem 
vorher genannten Schoenoxiphion bedeckt waren, das den Heide- 
bränden Widerstand geleistet hatte; dann gelangten wir an sehr steilem, 
zumeist mit Pflanzen der Bergheide bewachsenem Abhang hinunter in 
die Region der grossen Proteaceen, in welcher namentlich Protea 
incompta und P. mellifera sowie Leucospermum conocarpum 
häufig waren; auch Rhus tomentosa kam hier wieder reichlich vor. 
Bei etwa 250 m Höhe trafen wir auf Bestände von 3—4 m hoher 
strauchiger Callitris eupressoides. Ausserdem waren hier auch 
grosse Sträucher der australischen Hakea suaveolens angepflanzt, 
welche bei ihrem guten Gedeihen den natürlichen Charakter der Flora 
störten. Hier wuchsen ferner Cluytia alaternoides, halbstrauchig und 
mit dieken linealischen Blättern, Zaluzianskia dentata, eine weiss- 
blühende Collumia und Cyelopia genistoides mit gelben Blüten. 
Bei unserem Abstieg überblickten wir das reiche Weingelände von 
Wynberg und Constantia und hatten unter uns ziemlich grosse Bestände 
von Leucadendron argentetim, in denen wir noch eine andere 
Zierde der Kapflora, die Rhamnacee Phyliea eiliata mit schmalen 
linealischen Blättern und seidig grau behaarten Blütenköpfen bewundern 
konnten. Nicht weniger interessant war der fast 2 m hohe Tham- 
nochortus giganteus, die grösste Restionacee, welche mir begegnete. 
Ganz am Fuss des Tafelberges hatte ich noch die Freude, mehrere 6—7 m 
hohe Bäume der Proteacee Brabejum stellatum zu sehen, welche quirlig 
gestellte, lanzettliche, entfernt gesägte Blätter und kleine in traubig 
angeordneten Büscheln stehende Blüten besitzt, deren Bau vielmehr 
mit dem der australischen Persoonia, als mit dem der kapländischen 
Proteaceen übereinstimmte; die Samen der etwa 2 cm grossen Stein- 
früchte, welche einer Mandel etwas ähnlich sind, werden als „wilde 
Castanjes“ bezeichnet und geröstet genossen, auch als Kaffeesurrogat 
benutzt. 

Obgleich ich nun schon einen recht hübschen Überblick über die 
Flora des Tafelberges gewonnen und von den meisten charakteristischen 
Pflanzentypen des südwestlichen Kaplandes etwas gesehen hatte, so 


war mein Freund, Herr Dr. Marloth, doch darauf bedacht, mir noch 
weitere floristische Genüsse auf der Südseite des Tafelberges zugänglich 
zu machen. Bei diesem nicht sehr anstrengenden Ausflug hatten wir 
uns auch der liebenswürdigen Gesellschaft von Frau Dr. Marloth zu 
erfreuen und noch einmal waren wir vom herrlichsten milden Frühlings- 
wetter bei klarem Himmel begünstigt. Auf der Eisenbahn nach Wynberg 


Leueadendron argenteumR.Br. Silberbaum, Silver-tree, Zweig der männlichen 
Pflanze. 


gelangt, fuhren wir auf gutem zweiräderigen Cart durch prachtvolle 
alte Pinien-Alleen an den ausgedehnten Weinpflanzungen von Constantia 
und einigen alten holländischen Landhäusern vorbei bis nach der Süd- 
seite des Tafelberges. Hier zeigen die Abhänge viel Buschgehölz, 
besonders an den eingeschnittenen Bachläufen; es sind Leuecadendron 
argenteum, Protea mellifera und grandiflora, Psoralea 
calyptrata und andere schon früher erwähnte Sträucher reichlich vor- 
handen. Gegen Westen sind die Bestände des Südabhanges besonders 


—, apa 


dicht, etwas weiter oben, in einer Höhe von 250—300 m gehen die 
Gebüsche in kleine, die Schluchten ausfüllende Waldparzellen über und 
der Bach, welcher die kleineren Bäche aufnimmt, fliesst weiter unten 
in einer Niederung, welehe von Palmiettschilf, der 1—2 m hohen 
stammbildenden Juncacee Prionium serratum erfüllt ist. An den 
Abhängen des Tafelberges zwischen den kleinen Waldparzellen und 
oberhalb derselben sieht man Erica coccinea so massenhaft auftreten, 
dass von fern die Abhänge rot erscheinen. Die Flora ist bis zu den 
Waldparzellen hin sehr reich und wir sahen beim Aufstieg zu denselben 
wieder eine grosse Zahl von Arten, welche wir an den Tagen vorher 
nicht angetroffen hatten, neben schon gesehenen: leuchtend orange- 
farbene Arectotideen, blaue Babiana sambucina, gelbe und orange- 
farbene Moraea, weissblühende Hesperanthe, viel Disperis 
capensis, schön aufgeblühte Drosera cistoides auf etwas feuchtem 
sandigen Boden, grossblättrigen Haemanthus, Eriospermum, viel 
Arctopus, Lobostemon, Hermannia, Gnidia, die blaublühende, 
bis 1 m hohe und reich verzweigte Salvia africana, Scabiosa 
columbaria var. In Gebüschen an Bächen wachsen von baumartigen 
Cunonia überragt reichlich Cluytia pulchella, Rubus pinnatus, 
Pteridium, ein hoher Senecio, der entfernt an unsern S. nemo- 
rensis erinnert, der schöne, bis 1,5 m hohe Restio subver- 
tieillatus, ausserdem auch viel Todea barbara. An anderen 
trockeneren Stellen begegneten wir Scabiosa africana, einer 
1 m hohe blaublühende Heliophila, der eigenartigen Indigofera 
aphylla und Cysticapnos africana, einer einjährigen windenden 
mit Corydalis nahe verwandten Papaverace. An etwas feuchten 
Abhängen findet sich zwischen Restionaceen und höheren Stauden 
versteckt das zierliche Farnkraut Mohria caffrorum. Endlich 
kamen wir zu einem der kleinen Schluchtenwäldchen und fanden da 
mehrere immergrüne Gehölze, welche aber in Ermangelung von Blüten 
nur teilweise festgestellt werden konnten. Ausser einigen Celastraceen 
fallen besonders auf Podocarpus latifolius mit breit linealischen 
Blättern und die Cornacee Curtisia faginea mit grossen Blättern, 
welche an die der Buche erinnern, die einige Meter hohe Serophulariacee 
Halleria lueida, Cluytia, eine Apocynaceen-Liane und eine 
schlingende Aselepiadacee. Es ist wohl kaum ein Baum mehr als 8 m 
hoch, aber die Kronen schliessen dieht zusammen und der völlig 
beschattete Boden zeigt nur wenig Pflanzen. Am Bach wächst die Rohe 
Carex clavata, an trockenen Stellen der zierliche Asparagus 
sarmentosus mit linealischen, sichelförmigen Phyllocladien und an 
etwas dem Licht zugänglichen Stellen Anemone oder Knowltonia 
vesicatoria mit gelbgrünen Blüten und fleischigen Früchten. Am 


Per. 9 


interessantesten waren mir aber mehrere tiefer am Baclhı beisammen 
stehende Baumfarne, Hemitelia capensis, bis 2 m hoch und mit 
schönen Aphlebien oder Adventivfiedern am Grunde der Blätter. 

In der Nähe der Farnbäume wuchs auch an ganz schattigen 
Plätzen Cardamine africana und auf Felsblöcken zwischen Moos 
Peperomia reflexa. 

Aus diesen Angaben geht schon hervor, dass in den kleinen Wald- 
beständen ein anderes Florenelement hervortritt, als an den übrigen 
Teilen des Tafelberges; es ist das tropisch afrikanische, welches”in 
Natal noch so reichlich entwickelt ist und auch an der Südspitze 
Afrikas noch auftritt. Bei der grossen Gleichmässigkeit des Klimas und 
den geringen Verschiedenheiten des Bodens auf der Kaphalbinsel sind 
es vorzugsweise die Exposition und der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens, 
welche auf die Zusammensetzung der Vegetation einen Einfluss haben. 
Buschformen mit schmalen, immergrünen im Winter sich entwickelnden 
Blättern sind überall vorherrschend, ausser in den geschützten Schluchten 
und auf den Sumpfwiesen. Eine scharfe Sonderung in vertikal über- 
einander liegende Regionen tritt kaum hervor; zwar habe ich viele 
Arten nur unter 250 m angetroffen; aber am Tafelberg reichen auch 
manche Arten vom Fuss bis zum Gipfel, und sehr viele sind nach 
Bolus von 330—830 m verbreitet. Grössere Verschiedenheiten treten 
hervor zwischen der Flora felsiger Abstürze, sanft geneigter, ihr Wasser 
leicht abgebender Hänge, der Mulden und Siümpfe, sowie der Bachufer, 
sandiger und kiesiger Ebenen. 

Nachdem ich über das, was ich unter vortrefflicher Führung 
selbst sehen durfte, berichtet habe, möchte ich auch noch einige 
Angaben von Mr. Bolus über die Blütezeit der südwestlichen 
Kappflanzen anführen. Dieselbe beginnt Ende Mai unmittelbar nach 
den ersten Winterregen. Zuerst blühen zahlreiche Oxalis, dann 
die Iridaceen, Amaryllidaceen, Liliaceen und andere Knollengewächse 
sowie die Mesembrianthema und verschiedene Compositen. Auf den 
Bergen beginnt das Blühen später und dauert länger. Gänzlich fehlen 
Blüten in keinem Monat, auch nicht im März und April, wo die grösste 
Trockenheit herrscht. Eine grosse Anzahl von Kappflanzen, welche 
wegen ihrer Schönheit in den Gärten mehr oder weniger Einführung 
gefunden haben, habe ich selbst gesehen und angeführt, doch möchte 
ich noch einige andere besonders dekorative Arten hervorheben. Unter 
den Proteaceen verdienen noch besondere Beachtung Protea speciosa 
und eocceinea, unter den Ericaceen noch Erica mammosa, spumosa 
und hirta am Tafelberg. Auch ist zu erwähnen, dass von den 
350 Eriea-Arten des Kaplandes die schönsten und durch besonders 
grosse Blüten ausgezeichneten Arten um Caledon und Genadenthal 


Ba 


zwischen den Hottentots Holland Range und der Stadt Swellendam 
vorkommen. Unter den Compositen sind besonders Helichrysum 
vestitum und Phoenocoma proliferum die Stammpflanzen ge- 
schätzter und in den Handel gebrachter Immortellen. Von den Legumi- 
nosen verdienen noch besonders Virgilia capensis, Hypocalyptus 
cordifolius und Sutherlandia frutescens Beachtung. Sodann ist 
auf die zahlreichen Pelargonia, insbesondere auf P. cueullatum und 
P. betulinum hinzuweisen, auf die ausserordentlich zahlreichen schön- 
blühenden Rutaceae-Diosmeae aus den Gattungen Agathosma, 
Adenandra, Barosma, Diosma. Mehr im Norden, bei Tulbagh, 
kommen der Scrophulariaceenstrauch Ixianthes retzioides und die 
ebenfalls strauchige Droseracee Roridula dentata vor. Von Labiaten 
sind besonders schönblühend Salvia panieulata und S. nivea. Unter 
den Monokotyledonen verdienen ausser den bereits genannten noch 
Erwähnung die 3—4 m hohe Alo& plicatilis, welche auch am 
Tulbagh-Wasserfall vorkommt, und Kniphofia aloides, welche von 
Kapstadt bis Natal verbreitet ist, endlich von Orchideen noch ausser 
mehreren Satyrium- und Disa-Arten Pterygodium acutifolium 
mit goldgelben Blüten, Ceratandra und Bartholina mit lang ge- 
franstem Labellum. 

Es sei mir nun noch gestattet, einige allgemeine Bemerkungen zur 
Flora des südwestlichen Kaplandes zu machen. Schon vorher habe ich 
auf das Vorherrschen der immergrünen kleinblätterigen, ericoiden 
Sträucher hingewiesen. Es ist wohl jedem leicht verständlich, dass die 
Dauerblättrigkeit sich erklärt durch die geringen Temperaturunterschiede 
in den verschiedenen Jahreszeiten, die Kleinheit der Blätter dadurch, 
dass ihre Entwicklung in die Wintermonate fällt, in denen es allein 
regnet, die sehr häufige Kleinheit der Blüten durch dieselbe Ursache. 
Interessant ist ferner, dass die Entwicklung von Sprossen mit kleinen 
Blättern im südwestlichen Kapland bei den Vertretern vieler Familien, 
welche sonst ganz anderen Habitus aufweisen, eingetreten ist, so bei 
den Proteaceen-Gattungen Serruria und Mimetes, bei der Santalacee 
Thesium, bei der Caryophyllacee Polycarpum, bei der Cruciferen- 
Gattung Heliophila, bei der Rosaceen-Gattung Cliffortia, bei den 
Leguminosen Amphitalia, Borbonia, Rafnia, Listia, Lebeckia, 
Aspalathus, bei mehreren Gattungen der Rutaceae-Diosmeae, bei 
Pelargonium, den Polygalaceen Muraltia und Polygala, den 
Thymelaeaceen Gnidia und Passerina, der Euphorbiacee Cluytia, 
der Rhamnaceen-Gattung Phylica, der Umbellifere Rhyticarpus, der 
Verbenaceen-Gattung Stilbe, den Serophulariaceen Lyperia, Chae- 
nostoma, Selago, den Rubiaceen Anthospermum und Spermacoce, 
den Campanulaceen Lobelia und Lightfootia, den Compositen 


— A-C Selago corymbosa L.; D—H Heben- 
streitia dentata L. 


Ericoide Compositen des Kaplandes. — AB Stoebe fusca Thunb.; C Bry- 
omorphe Zeyheri Hary.; E Relhania sessiliflora Thunb.; F—H RR. quin- 
quenervis Thunb. 


Pteronia, Stoebe, Elytropappus, Metalasia, Osmites u. a. 

Bei den Bruniaceae, bei Erica und den Grubbiaceae ist die 

geringe Flächenentwicklung der Blätter allgemein. Nach Mr. Bolus 

sind die 13 artenreichsten Familien im südwestlichen Kapland der Reihe 
3 


LEN NO 


nach folgende: Compositae, Leguminosae, Ericaceae, Pro- 
teaceae, Iridaceae, Geraniaceae, Gramineae, Üyperaceae, 
Restionaceae, Liliaceae, Orchidaceae, Rutaceae, Scrophu- 
lariaceae. 

Auffallend ist hierbei die hohe Stellung, welche die Ericaceae, 
Proteaceae, Iridaceae, Geraniaceae, Restionaceae und Rutaceae ein- 
nehmen; es ist aber hierzu noch zu bemerken, dass die Geraniaceae 
bei dieser Schätzung auch die Oxalidaceae einschliessen — ferner, dass 
der physiognomische Charakter der Vegetation vorzugsweise durch die 
Massenhaftigkeit des Auftretens folgender Gattungen und Familien 
bestimmt wird: Myriecaceae: Myrica; Proteaceae: Protea, Leuco- 
spermum, Leucadendron, Serruria; Aizoaceae: Mesembrian- 
themum, Tetragonia; Rosaceae: Cliffortia; Bruniaceae: Berzelia, 
Brunia, Staavia; Leguminosae: Cyelopia, Borbonia, Aspa- 
lathus; Polygalaceae: Muraltia und Mundia; Geraniaceae: Pelar- 
gonium; Oxalidaceae: Oxalis; Rutaceae: Agathosma, Adenandra; 
Anacardiaceae: Rhus; Celastraceae: Celastrus, Cassine; Thyme- 
laeaceae: Passerina, Gnidia; Penaeaceae: Penaea; Ericaceae: 
Erica, Simochilus; Myrsinaceae: Myrsine; Ebenaceae: Euclea; 
Borraginaceae: Lobostemon; Labiatae: Salvia; Solanaceae: Lycium; 
Compositae: Senecio, Athanasia, Phoebe, Metalasia; Liliaceae; 
Amaryllidaceae; Iridaceae; Orchidaceae; Restionaceae; Cyperaceae; 
Gramineae, letztere aber bei weitem nicht so in die Augen fallend wie 
die Restionaceae. Auffallend ist ferner das Zurücktreten der Rubiaceae 
und Labiatae, das Fehlen der Acanthaceae. 

Eine andere auffallende Erscheinung ist die, dass einzelne Gattungen 
in einer grossen Anzahl von Arten und diese wieder in einer grossen 
Zahl nahestehender Unterarten, Varietäten und Formen auftreten, wie 
in den Alpen, den Sudeten und in Skandinavien die Gattung Hieracium. 
Soleher Gattungen habe ich schon viele erwähnt; es ist aber ferner 
interessant, dass einzelne dieser Gattungen, wie Pelargonium, 
Senecio und Helichrysum auch in den klimatisch sehr verschiedenen 
Nachbargebieten in Arten auftreten, welche deren Klima angepasst sind. 
Es ist ganz richtig, wenn Scott Elliot das südwestliche Kapland als 
eine physiologische Insel bezeichnet und ich habe dieser Meinung auch 
früher Ausdruck gegeben, indem ich diese Südwestspitze Afrikas immer 
scharf dem übrigen Afrika gegenüberstellte, sie sogar aus florenentwick- 
lungsgeschichtlichen Gründen mit dem extratropischen Australien und 
dem antarktischen Amerika in ein Florenreich vereinte. Die Vegetations- 
bedingungen des südwestlichen Kaplandes sind so eigenartig, dass aus 
den Nachbargebieten eindringende Samen nur zum geringen Teil keimen 
und sieh entwickeln konnten. So blieb für die einheimischen Pflanzen 


Brenn» 


das Terrain reserviert; in demselben sind aber bei ziemlich gleich- 
artigen klimatischen Verhältnissen und nur geringer chemischer Ver- 
schiedenheit des Bodens doch mannigfache Standortsverhältnisse vor- 
handen; es ist aber auch, was schon Scott Elliot betreffs der Zwiebel- 
gewächse hervorgehoben hat, die Möglichkeit gegeben, dass nahestehende 
und nur kurze Zeit blühende Arten, welche nach einander in einem 
engen Bezirk auftreten, sich nicht mit einander vermischen. Es ist dies 
ebenfalls physiologische Isolierung, welche dazu beiträgt, heterogenetisch 
entstandene Bildungen zu erhalten. So sind also im südwestlichen 
Kapland, wo der Mensch nicht mit rauher Hand allzusehr eingegriffen 
hat, für die einheimischen Typen sehr günstige, für die fremden Typen 
sehr ungünstige Bedingungen gegeben und daraus die Formenfülle einiger 
Familien und Gattungen recht wohl zu verstehen — es bleibt jedoch 
als ein viel grösseres Rätsel die Herkunft der systematisch in Afrika 
isoliert stehenden, auf Südwestafrika beschränkten, zum Teil aber in 
anderen Ländern der südlichen Hemisphäre vorkommenden Typen. 


Wir wollen uns nun den an das südwestliche Kapland sich an- 
schliessenden Gebieten zuwenden, welche durch ‘die Hauptbestandteile 
ihrer Vegetation dem grossen afrikanischen Wald- und Steppengebiet 
und in demselben der ost- und südafrikanischen Steppenprovinz an- 
gehören, wenn sie auch teilweise noch etwas von den Elementen des 
südwestlichen Kaplandes in sich aufgenommen haben. 

Dr. Harry Bolus hat (1886) für Südafrika folgende Gebiete unter- 
schieden und nach den ihm bekannten Florenbestandteilen charakterisiert: 
1. das von mir bereits besprochene südwestliche Gebiet; 2. das tropisch- 
afrikanische Gebiet; 3. die Karroo; 4. das Kompositen-Gebiet oder 
das Roggeveld; 5. die Kalahari. Einige Jahre vorher (1880) "hatte 
A. Rehman in den Denkschriften der Akad. d. Wiss. in Krakau, 
math.-naturhist. Abteil. Bd. V in polnischer Sprache die geobotanischen 
Verhältnisse Südafrikas behandelt und im Bot. Centralblatt 1880 einen 
kurzen Auszug gegeben, aus dem hervorgeht, dass er nahezu dieselben 
Gebiete unterschied, jedoch zwischen dem tropisch-afrikanischen Gebiet 
oder dem „Monsungebiet‘“‘ und dem südwestafrikanischen Gebiet oder 
dem der Winterregen noch das des südafrikanischen Urwaldes 
einschaltete und von dem Gebiet der Kalahari das der Hochebene des 
Oranjelandes abtrennte. In der vor einigen Jahren begonnenen Fort- 
setzung der Flora capensis hat aber Sir William Thiselton Dyer 
die Karroo und das Roggeveld zu einem „zentralen Gebiet“ vereinigt 
und von der Kalahari das westliche Gebiet abgeschieden, an welches 
sich ein geringer Teil unseres Deutsch-Südwestafrika anschliesst. Da 

3* 


das Roggeveld eine Höhenregion ist, welche sich unmittelbar an die 
Karroo anschliesst und da wir in den verschiedensten Teilen der Erde 
sehr grosse Unterschiede in der Flora der Plateaulandschaften gegen- 
über der ihrer Abhänge wahrnehmen, so halte ich die erwähnte Zu- 
sammenfassung für zweckmässiger. Wenn ferner das Oranjegebiet, 
welches Rehman der Kalahari gegenübergestellt hat, mit der letzteren 
in der Flora capensis zu einem Gebiet vereinigt wird, so ist auch dies 
zu billigen, da in der Tat die Flora des Transvaal und Oranje, soweit 
sie nicht dem südöstlichen tropisch-afrikanischen Gebiet zugehört, sich 
zu der der Kalahari ähnlich verhält, wie die des Roggeveld zu der der 
Karroo. Auch kann ich nur billigen, dass das westliche Gebiet des 
Namalandes von der Kalahari abgetrennt wird; denn die Flora des 
ersteren enthält eine nicht geringe Anzahl auffallender Endemismen, 
welche zu der übrigen südafrikanischen Flora in gar keiner verwandt- 
schaftlichen Beziehung stehen, während sie allerdings auch zahlreiche 
Elemente enthält, welche mit denen der Karroo und der Kalahari ver- 
wandt sind. Klimatisch ist die westliche Küstenregion recht verschieden 
von dem inneren Gebirgsland des Namalandes und Damaralandes, dem- 
entsprechend auch die Flora; aber der schmale westliche Küstenstrich 
wird am besten als Region dem inneren hohen Gebirgsland gegenüber- 
gestellt. 

Demnach rechnen wir der ost- und südafrikanischen Steppenprovinz 
folgende Unterprovinzen hinzu: a) Unterprovinz des süd- und südost- 
afrikanischen Küstenlandes; b) Unterprovinz der Karroo und des Rogge- 
veld; c) Unterprovinz des südostafrikanischen Hochlandes von Oranje 
und Transvaal und der Kalahari; d) Unterprovinz des westlichen 
Namaqua- und Hererolandes. 


a) Unterprovinz des süd- und südostafrikanischen 
Küstenlandes. 

Folgt man dem südafrikanischen Küstenland, welches gegen Norden 
durch mächtige Gebirgsketten abgeschlossen und im Süden von den 
warmen Strömungen des indischen Ozeans beeinflusst wird, so sieht 
man die charakteristischen Typen der Kapländischen Halbinsel immer 
sparsamer auftreten und dafür tropisch afrikanische Typen zahlreicher 
werden. An den steilen Ufern findet sich nach Rehmann überall 
sogenannter „Kreupelbosch“, in welchem immergrüne Baumsträucher 
und Sträucher mit gekrümmten dicken Ästen und kleinen lederartigen 
glänzenden Blättern herrschen; namentlich ist Sideroxylon inerme 
häufig. Da das Licht überall zwischen den kleinen Blättern leicht 
zum Boden Zutritt findet, ist derselbe trocken und es finden sich am 
Saume strauchige Alo& und sueeulente Euphorbia. Auf der Ebene 


— 37 — 
zwischen dem Kreupelbosch und dem Gebirge, sowie an den Hängen 
des letzteren herrscht ein viele Quadratmeilen bedeekender Urwald, 
in der „Knysna“ und an den Abhängen der Quteniqua- und Zizikamma- 
Berge, dank der zu allen Jahreszeiten fallenden Regen. Besonders 
kräftig entwickelt sind zwei Arten von Podocarpus (latifolius, 
elongatus), welche 50°/, der ganzen Wälder ausmachen, und die Lauracee 
Öreodaphne bullata, das sogenannte „Stinkwood“, welches nach 
den forstlichen Aufnahmen etwa !/, der Waldbäume ausmacht. Nächst 
diesen ist reichlich vertreten Olea laurifolia, weniger stark 
OÖ. verrucosa und O. foveolata. Ebenso treten in Zahl und Grösse 
zurück: die Cornacee Curtisia faginea, die Celastraceen Pteroce- 
lastrus rostratus und variabilis, Elaeodendron croceum, 
Celastrus acuminatus, die ÖOchnacee Ochna arborea, die 
Flacourtiacee Scolopia Ecklonii, die Ebenaceen Euclea undulata 
und Royena lucida, die Myrsinacee Rapanea melanophloios, 
die Aponocynacee Gonioma kamassi, die Sapotacae Mimusops 
obovata, die Loganiacee Nuxia floribunda, die Rubiacee 
Pleetronia Mundtiana, alles Arten mit einfachen Blättern, ferner 
die Rutacee Vepris lanceolata und die Cunoniacee Platylophus 
trifoliatus mit gedreiten Blättern, die schon früher erwähnte Cunonia 
capensis, die Meliacee Ekebergia capensis, die Rutacee Fagara 
eapensis und Virgilia capensis mit Fiederblättern. Im Innern 
des Urwaldes finden sich auch reichlich Lianen, welche die Kronen 
der höchsten Bäume erreichen. Die alterskranken Stämme werden 
von zahlreichen Farnen, die Äste von wenigen epiphytischen 
Örchidaceen (Polystachya, Angrecum, Mystacidium) bewohnt; 
Laub- und Lebermoose leben sogar auf den Blättern der Bäume. 
Der Boden ist überall von einem undurchdringlichen Unterholze zumeist 
aus dem schönen blaublühenden Pleetranthus fruticosus sowie 
anderen weissblühenden Pleetranthus und dem halbstrauchigen 
Ocimum frutieulosum bestehend, an höheren schattigen Stellen von 
Farnen bedeckt. Die Ufer der Waldbäche schmückt die prachtvolle 
Hemitelia capensis, deren Stamm bis 4m hoch wird und an 
moosigen, steilen Bachufern wächst der bekannte Streptocarpus 
Rexiae. Auf seiner Aussenseite wird der Urwald überall von 
einem klafterhohen Diekicht aus Stauden, Sträuchern, Gräsern, 
Pteridium aquilinum und Schlingpflanzen umgeben, welches 
den Zutritt zu dem Innern fast unmöglich macht. Die Strecken 
zwischen den einzelnen Waldpartieen sind aber von saftigen Wiesen 
mit hochstengeligen Iridaceen (Gladiolus, Ixia, Sparaxis) ein- 
genommen, und wo sich die Waldbäche in Sümpfe ergiessen, da vege- 
tiert kräftig das schon früher erwähnte Palmiet, Prionium serratum, 


2 ae 


Wo der Urwald durch Feuer vernichtet wurde, da werden alle Arten 
durch einen Baum, die fiederblätterige Leguminose Virgilia capensis 
verdrängt. An der oberen Waldgrenze bilden mannigfaltige Sträucher, 
darunter viel Protea und Leucadendron eine mehrere hundert Fuss 
breite, selbständige Zone. Nebst den Proteaceen sind hier auch die 
Erica- und Restio-Arten stark vertreten. (Grösstenteils noch Rehmann 
und Seott Elliot.) 

Dieser schmale südliche Küstenbezirk, den man auch noch dem 
südwestlichen Kapland zurechnen könnte, bildet den Übergang zu 
dem östlichen Kapland, welches von dem afrikanischen Wald- und 
Steppengebiet nicht scharf zu trennen ist. Wie das ganze östlich der 
ostafrikanischen Hochgebirge liegende Land steht es unter dem Einfluss 
der vom indischen Ozean herwehenden, mit Wasserdampf gesättigten 
Östwinde, welche in den Sommermonaten Regen bringen, während in 
den Wintermonaten reichlich Tau fällt. Gegen das Innere nehmen 
die Niederschläge erheblich ab. An den flachen sandigen Meeresufern 
finden sich schon Mangrovenbestände. Weiter aufwärts war ursprünglich 
überall dichter Urwald vorhanden, der in den letzteu Jahrzehnten durch 
die Kolonisation sehr gelitten hat. In der Kapkolonie liegen die 
Hauptbestände an den Abhängen der Perie- und Amatola-Berge, auch 
zu 50°/, aus Podocarpus latifolius und elongatus gebildet, 
welche bis 30 m Höhe erreichen. Ausserdem kommt daselbst P. prui- 
nosus vor. An Stelle des in der Knysna herrschenden Stinkwood 
(Oreodaphne bullata) tritt hier die bis Natal und darüber hinaus 
verbreitete Meliacee Ptaeroxylon obliquum, das wegen seiner 
Dauerhaftigkeit so wertvolle Sneezewood. Ausserdem finden sich in diesen 
Wäldern noch folgende in der Knysna fehlende Geholze: die Ulmacee 
Celtis rhamnifolia, die Flacourtiacee Scolopia Zeyheri, die 
Loganiacee Strychnos decussata, die fiederblätterige Leguminose 
Schotia latifolia, die Anacardiacee Harpephyllum caffrum, 
die Sapindacee Hippobromus alatus und die schöne Rutacee 
Calodendron eapense. An steilen felsigen Abhängen wachsen auch 
baumartige Euphorbien, E. tetragona, welche mit Schotia latifolia 
bis an das westliche Ende der Zuur-Berge reicht, E. grandidens u. a. 
Von den zahlreichen strauchigen Gehölzen, welche in diesem Gebiet 
vorkommen, seien kurz erwähnt die Capparidacee Boscia caffra, 
die Flacourtiacee Oncoba Kraussiana, die Stereuliaceen Stereulia 
Alexandri und einige Dombeya, die TiliaceenSparmannia afrieana 
und palmata, die Meliacee Turraea obtusifolia, die Leguminosen- 
Gattungen Millettia, Erythrina, Sophora, Calpurnia, die 
Rubiaceen-Gattungen Gardenia und Pavetta, die eigenartige Meli- 
anthacee Greyia Sutherlandii, die Araliaceen-Gattung Cussonia. 


In Natal und überhaupt gegen den Äquator nimmt die Mannigfaltigkeit 
der Gehölze erheblich zu. Gegenüber dem südwestafrikanischen Floren- 
gebiet macht sich in dem südostafrikanischen auch ein Unterschied hin- 
sichtlich der Orchideen bemerkbar, wie Bolus dargetan hat; an Stelle 
der im Westen häufigen Gattungen Disa und Satyrium treten in 
Natal Eulophia, Lissochilus, Polystachya und Calanthe 
natalensis, welche bis King Williams Town reicht. Das östliche 


Eriospermum lanuginosum Jacq., Bowiea volubilis Harvey (Liliaceae), 
im östlichen Kapland. 


Kapland und Natal sind auch reich an Zwiebelgewächsen. Von 
Liliaceen kommt hier vor die eigentümliche Bowiea volubilis; auch 
die Gattungen Gloriosa, Sandeersonia, Littonia fallen auf; unter 
den Amaryllidaceen treten zahlreiche Criaum, Brunsvigia, Hae- 
manthus und Clivia hervor und von den Iridaceen fallen besonders 
auf die vielen prächtigen Gladiolus, wie G. psittacinus, G. papilio 
und G. Saundersii. Diesem Gebiet gehören auch vorzugsweise die 
schönen Musaceen aus der Gattung Strelitzia an, ferner die 


AR 


stattliche, bisweilen bis 20 m hohe baumartige Aloe Bainesii. 
Südwärts bis Albany erstrecken sich auch Phoenix reclinata und 
die eigentümliche Cycadacee Stangeria paradoxa, während die 
im ganzen südöstlichen Afrika vorkommenden Eucephalartos bis zu 


Haemanthus Katharinae Baker, aus Natal und Transvaal (Amaryllidaceae). 


den Zuur-Bergen reichen. Dagegen kommen bis Grahams Town nur 
noch wenige Restionaceen, Proteaceen und Rutaceen vor, nur noch 
8 Eriken und 1 Bruniacee. 

Schliesslich sei noch darauf hingewiesen, dass das südostafrikanische 
Küstenland inklusive Natal in breiten Terrassen aufsteigt, deren Täler, 
gegen den Wind geschützt die Waldvegetation beherbergen, während 


= Al — 


die frei liegenden Abhänge von Grasfluren eingenommen sind. In diesen 
Grasfluren finden sich noch bis 1500 m Acacia-Arten, auch baum- 
förmige Alo&, bisweilen ganze Abhänge in Beständen besetzend, dar- 
über Gebirgsbusch-Steppe mit Protea-Arten bis zu 2300 m ü. M. 
und darüber die subalpine und Region der Drakensberge mit Buschwerk 
von Leucosidea sericea, Cliffortia-Arten, Ericaceen und halb- 
strauchiges Helichrysum, endlich die alpine Region mit Stauden, 
unter denen die Compositen vorherrschen, bis zu etwa 3500 m. 


b) Unterprovinz der Karroo und des Roggeveld. 


Vom Olifants-River nordwärts und östlich bis zu den Katkop- 
bergen, ferner zwischen dem südwestlichen Gebiet und den Roggeveld- 
bergen, sowie den Nieuweveldbergen zieht sich die Karroo hin, 
welche auch nicht von dem afrikanischen Wald- und Steppen-Gebiet 
scharf abgetrennt werden kann. Es können zu allen Jahreszeiten 
Niederschläge fallen, vorzugsweise Gewitterregen im Sommer; aber sie 
bleiben oft einige Jahre hinter einander aus und die Pflanzenwelt ist 
hauptsächlich auf den im Winter reichlichen Taufall angewiesen. In 
regenlosen Zeiten ist der Boden oft auf grossen Strecken vegetationslos 
zwischen entfernt stehenden meist unbeblätterten schwärzlichen Bäumen 
und Sträuchern, welche aber nach eingetretenem Regen plötzlich ihre 
leuchtend grünen Blätter entfalten. Wie in allen Steppengebieten sind 
auch hier besonders zahlreich die Dornsträucher, deren Entwicklung 
meiner Ansicht nach dadurch begründet ist, dass nach den Regen eine 
plötzliche kräftige Entwicklung von Sprossen und Blattstielen eintritt, 
welche bei der bald eintretenden Trockenheit wieder gänzlich ab- 
gebrochen wird. Dass solche Dornbildungen dann für die Pflanze 
einen Schutz gegen tierische Angriffe gewähren, mag in vielen Fällen 
richtig sein und zur Erhaltung der Arten beitragen; aber das Schutz- 
bedürfnis ist nicht die Ursache der Entwicklung von Dornen. Dauer- 
blätterige Sträucher mit flachen Blättern fehlen in diesem Steppen- 
gebiet ebenso wenig, wie in denen des tropischen Afrika, doch sind 
sie äussert sparsam. Ericoide Halbsträucher und kleine 
Sträucher mit schmalen oder schuppenförmigen Blättern finden sich 
auch; aber bei weitem nicht in der Massenhaftigkeit, wie im Gebiet 
der Winterregen. Häufig sind dagegen niederige, stark holzige, 
polsterbildende Halbsträucher, besonders an sonnigen steinigen 
Lehnen; sie sind teils, wie auch viele Steppensträucher des nordöst- 
lichen Afrika, vor der Ausbildung der Blätter von leuchtenden Blüten 
vollständig bedeckt, werfen dieselben aber rasch ab und entwickeln 
dann kleine ericoide oder schuppenförmige Blätter, teils erzeugen sie 
fortdauernd Blüten und Blätter. Ebenso tragen in der Regel fort- 


A An es 


dauernd Blüten die zahlreichen Suceulenten, welche in vielen Teilen 
der Karroo mehr als 33°/, der gesamten Blütenpflanzen ausmachen. 
Ferner sind sehr zahlreich Knollen- und Zwiebelgewächse, 
welche oft Jahre lang ruhen, dann aber, wenn Regenfall und warme 
Temperatur zusammentreffen, plötzlich ihre Blätter und Blütenstände 
emporschiessen lassen. Endlich kommen in der Karroo auch zahl- 
reiche einjährige Kräuter und Gräser vor, welche nach den 
Regen plötzlich in grossen Massen den Boden bedecken; namentlich 
sind oft einjährige Compositen mit glühend roten Blüten meilenweit 
herrschend und sichtbar (Bolus); aber nach 1—2 Monaten sind sie 
spurlos verschwunden. Die einzigen Bäume sind die an den Ufern 
meist trockener Flussläufe vorkommenden Acacia horrida, Olea 
verrucosa und 2 Rhus, die Sapindacee Pappea capensis, 
2 Fieus und Salix capensis. Dornsträucher mit abfälligem 
Laub sind zahlreich und den verschiedensten Familien angehörig; hier 
seien nur genannt Celastrus, Lycium, die Salvadoracee Azima, 
die Apocynacee Arduina, die Bignoniacee Rhigozum. Von Polster- 
sträuchern mit kleinen Blättern führe ich als Beispiele nach Scott 
Elliot an: die Serophulariaceeen Aptosimum, Peliostomum, 
Polygala hottentota und tenuifolia, Indigofera argyracea, 
die Euphorbiaceen Cluytia alaternoides und Phyllanthus 
verrucosus, die Aizoacee Pharnaceum dichotomum. Dauer- 
blätterige Sträucher von 1,5—2 m Höhe finden sich in der Karroo 
aus den Gattungen Capparis, Dodonaea, Euclea, Royena, 
Celastrus, Aitonia. Unter den Holzgewächsen von ericoidem 
Typus erreicht Tamarix (Tamariske) die höchste Entwicklung; denn 
sie wird ein bis 10 m hoher Baum; häufiger und stellenweise herrschend 
sind kleine ericoide Sträucher und Halbsträucher aus der Familie der 
Compositen, den Gattungen Pteronia, Eriocephalus, Elytro- 
pappus angehörig, von denen E. rhinocerotis, der Rhinosterbusch 
ganz besonders häufig ist. Unter den so zahlreichen Suceulenten 
der Karroo fallen vor allen auf die so mannigfach gestalteten 
Euphorbia, von denen einzelne an die kugeligen, andere an die 
säulenförmigen Cacteen des zentralamerikanischen Xerophytengebietes 
erinnern, sodann die zahlreichen Crassulaceen, darunter gewaltige 
Cotyledon von mehr als 1 m Höhe und mit 20—30 em dieckem 
Stamm. Die strauchige und suceulente, oft gesellig wachsende 
Portulacaria afra nebst anderen Portulacaceen (Anacampseros, 
Talinum), die zahlreichen Aizoaceen, insbesondere die ganz ausser- 
ordentlich mannigfaltigen Mesembrianthema, einige Chenopodiaceen, 
die vielen succulenten Aselepiadaceen, von denen die Arten der 
Gattungen Stapelia, Huernia, Hoodia, Decabelone zu höchst 


Habitusbilder einiger Mesembrianthemum-Arten; A M.grandiflorum Haw. 
im Fruchtzustand; B M. densum Haw.; C M. truncatellum Haw., aus 
dem Karroogebiet. 


Succulente Asclepiadaceae Afrikas: A B Stapelia sororia Mass.; C St. revo- 

luta Mass.; D St. maculosa Jacq; E St. pulvinata Mass.: GH Diplo- 

eyathus ciliatus (Thbg.) N. E. Brown in Südafrika; F Heurnia macro- 
carpa (A. Rich.) Schwfth. in Abyssinien. 


eigenartiger Gestaltung ihrer Blüten gelangt sind, die diekstämmige 
Apocynacee Adenium namaquanum, die diekblätterige Zygo- 
phyllacee Augea capensis und andere fleischige Vertreter dieser 
Familie, die sonderbare, beinahe an eine Cactacee erinnernde 
Geraniacee Sarcocaulon Patersonii und zahlreiche suceulente . 
Pelargonium, sodann auch zahlreiche suceulente Compositen, zu den 
Gattungen Othonna und Senecio (Kleinia) gehörig. Dazu kommen 


Sarcocauloa Marlothii 
Engl. (Geraniaceae) aus 


Deutsch -Südwestafrika. 


A Pelargonium longifolium Jaeg., an trockenen, sandigen Plätzen des west- 
lichen Kaplandes; B P. quinatum Sims aus Namaqualand, 


Ye 


die vielen suceulenten Aloineae, Arten der Gattungen Haworthia, 
Apiera, Gasteria, Alo& mit der gewaltigen 'baumartigen Alo& 
diehotoma, endlich auch die durch grossen knolligen Stamm mit 
schildpattartig zerrissenem Kork ausgezeichnete Dioscoreacee Testu- 
dinaria elephantipes. Bis zu einem gewissen Grade succulent, 


Testudinaria elephantipes (l’Herit.) Burch., „Hottentottenbrot“ (Dioscore- 
acee) hauptsächlich in der Karroo und Orangegebiet. 


wenn auch durch längere Internodien ausgezeichnet, sind auch viele 
in der Karroo vorkommenden Cueurbitaceen der Gattungen Cucumis 
und Citrullus. Bei den Pflanzen mit succulenten Stengeln und 


u ae 


Blättern sind meistens nur schwache Wurzeln vorhanden; ihnen stehen 
gegenüber die Knollen- und Zwiebelgewächse mit mehr oder 
weniger unterirdischem Reservoir an Wasser und Nährstoffen, sei dies 
eine Wurzelknolle oder Rhizom oder Zwiebel. Dieselbe Gattung 
Pelargonium, welche im Gebiet der Winterregen zahlreiche krautige 
Arten mit nur etwas fleischigen Stengeln und Blättern besitzt, von 
der zwischen den Felsen der Karroo sparrige kaktusähnliche Stamm- 
suceulenten vorkommen, umfasst anderseits auch zahlreiche den Sektionen 
Hoarea und Seymouria angehörende, teils auf sandigen Triften, 
teils auf felsigem Boden vorkommende Arten mit knolliger Wurzel. 
Von (Cucurbitaceen der Karroo haben die Coniandra knollige 
Wurzel, die Zehneria knolligess Rhizom, der im deutschen 
an die Karroo sich anschliessenden Siüdwestafrika vorkommende 
Acanthosieyos horridus armesdieke bis 15 m lange Wurzeln. 
Wurzelknollen finden wir auch bei der Pedaliacee Harpagophytum, 
bei manchen Euphorbia, bei der Campanulaceen-Gattung Cyphia, 
bei Othonna und manchen anderen, welche auch im südwestlichen 
Kapland vorkommen. An diese Pflanzen schliessen sich auch die mit 
fleischigem Rhizom oder mit Knolle versehenen Wurzelparasiten Hyo- 
banche, Hydnora und Sarcophyte an. Hinsichtlich der Zwiebel- 
gewächse ist nur zu bemerken, dass dieselben zu denen des Winter- 
regengebietes in naher verwandtschaftlicher Beziehung stehen. Unter 
den einjährigen Pflanzen der Karroo sind, wie schon oben gesagt, 
besonders Compositen reichlich vertreten, ausserdem auch Serophu- 
lariaceen, Cruciferen, Capparidaceen, Aizoaceen, Cucurbitaceen. Die 
Gräser gehören meist den Gattungen Aristida, Eragrostis 
Panicum, Andropogon an, 


Nach Rehmann ist der flache Boden der Karroo nur im Frühjahr 
während einiger Wochen mit Blumen geschmückt, während auf salzigem 
Boden die Aizoacee Galenia und Chenopodiaceen auftreten. Die über 
den flachen Boden hervortretenden Felsengruppen sind mit den 
bizarren Suceulenten (und den Polstersträuchern) reichlich bestanden; 
auf sanften Lehnen wachsen die strauchartigen Compositen und werden 
nur stellenweise durch mageres Gras ersetzt. Längs der Wasserfurchen, 
welche auch zur Zeit der grössten Dürre unter einer dieken Sandschicht 
Feuchtigkeit beherbergen, wachsen vor allen Acacia horrida, ausser 
ihr die wenigen anderen Bäume und Sträucher. Schliesslich sei noch 
hervorgehoben, dass die Karroo nicht bloss physiognomisch, sondern 
auch hinsichtlich der systematischen Stellung ihrer pflanzlichen Bewohner 
im grossen Gegensatz zu dem benachbarten südwestlichen Kap- 
land steht, 


> 


Als obere Region unserer Unterprovinz ist anzusehen das 
Roggeveld, nördlich von der Karroo, umgrenzt von den Hantam- 
und Roggeveldbergen, den Nieuwveld- und Sneeuwbergen, im Norden 
und Nordosten vom Öranjeflus, eine weite baumlose Hochebene 
von 1300—1600 m Höhe ü.d.M., über welcher sich hier und da einige 
isolierte flache Hügel oder kleine Bergzüge erheben, an deren Abhängen 
spärliche Wasserrinnen von kümmerlichem Buschwerk eingefasst sind. 
In seichten Tälern, sogenannten „Vleis“ sieht man etwas kräftigeres 
Gebüsch von 2—2!/, m Höhe, aber keine Bäume, ausser der am Orange 
vorkommenden Weide Salix capensis. In diesem Gebiet herrscht 
wie in der Karroo ein heisser Sommer, während dessen alljährlich 
Regen fallen, doch sind dieselben so lokalisiert, dass manche Strecken 
im Laufe des Sommers ganz trocken bleiben. Ein Unterschied gegen- 
über der Karroo besteht zunächst darin, dass auch im Sommer die 
Nächte kühl sind. Ferner ist der Winter viel kälter als in der Karroo; 
während desselben sinkt das Thermometer mehrere Monate allnächtlich 
unter 0°. Im allgemeinen ist auch der Winter trocken; treten aber 
Schneefälle ein, dann bleibt der Schnee nicht selten wochenlang liegen. 
Ausser dem oben schon erwähnten Baummangel sind für das Roggeveld 
gegenüber der Karroo charakteristisch die geringe Zahl von Succulenten 
und der grössere Reichtum an Gräsern und strauchigen Compositen. 
Von Gramineen kommen im Roggeveld nach Bolus 37 Gattungen mit 
78 Arten vor; meist treten dieselben in isolierten Büscheln auf und 
bilden keinen zusammenhängenden Rasen, sie herrschen namentlich auf 
den sanften Berglehnen. Die häufigsten Gräser sind Andropogon 
marginatus, Anthistiria eiliata, Aristida vestita und andere 
Arten, Danthonia disticha, villosa und andere, Eragrostis 
brizoides und striata, das dem Vieh schädliche Dronkgras Melica 
dendroides, Festuca scabra. An anderen Stellen, wo der Boden 
nicht eisenhaltig ist, finden sich zwischen den Gräsern Stauden und 
Zwiebelgewächse eingestreut; auf den sandigen eisenhaltigen dürren 
Flächen aber, welche die Hügelreihen von einander trennen, herrschen 
kleinstrauchige kleinblätterige Compositen, welche in dieser Region nach 
Bolus 23,6 °/, der gesamten Siphonogamenflora ausmachen. Die 
häufigste Art ist die als Futterpflanze wertlose Chrysocoma tenui- 
folia. Von Helichrysum kommen 36 Arten vor, darunter das häufige 
H. hamulosum, von Senecio 35, von Berkheya1l, von Euryops10, 
von Pentzia 8, darunter die als Futterpflanzen geschätzten Pentzia 
globosa, P. Burchellii, P. Cooperi, von Gazania 8. Häufige 
Arten sind ausser den genannten noch Eriocephalus glaber, 
Othonnopsis eluytiifolia und pallens, Gamolepis trifurcata, 
Tripteris leptoloba und spinescens, Arctotis stoechadifolia, 


BERN De 


Die Leguminosen zählen hier 19 Gattungen mit 52 Arten, darunter die 
weit verbreitete und stattliche Sutherlandia frutescens; die übrigen 
sind kleine unscheinbare Sträuchlein der Gattungen Lessertia, 
Lotononis, Argyrolobium, Indigofera. Von Dikotyledonen- 
Familien haben dann noch einige Bedeutung die Serophulariaceen, die 
Crassulaceen, welche aber ausser an der Südgrenze des Gebietes nur 
sparsam auftreten, die Asclepiadaceen, Geraniaceen, Aizoaceen. Liliaceen, 
insbesondere Asparagus, Bulbine, Ornithogalum, Seilla, Knip- 
hofia sind häufig, auch noch Amaryllidaceen und Iridaceen, wie in 
allen Hochländern Afrikas. Nur auf den höchsten Bergen des Roggeveld 
finden sich als letzte Ausläufer der südwestlichen Kapflora die Rutacee 
Barosma venustum, 2 Phylieca, einige Cliffortia, 5 Erica, 
3 Restionaceae. Den sparsamer vertretenen Familien gehören aber 
noch einige häufiger vorkommende Arten an, so ein strauchiges Lycium 
auf den öden Triften des Roggeveld, die Bignoniacee Rhigozum 
trichotomum, ein gelbblühender und weissfilziger Strauch, die 
Thymelaeacee Gnidia polycephala, ein ungewöhnlich dürrer Strauch, 
der an einzelnen Stellen gesellig vorkommt, 13 Arten von Rhus und 
einige Ebenaceen aus den Gattungen ‚Royena und Euclea, starre, 
kümmerliche Büsche. 


c) Unterprovinz des südostafrikanischen Hochlandes von 
Oranje und Transvaal und der Kalahari. 


Westlich von den Drakensbergen, im Westen von dem Roggeveld 
begrenzt und in die Kalahari übergehend, im Norden an die Makalis- 
berge stossend, dehnt sich die grosse Hochebene des Oranjelandes 
aus. Durchschnittlich zwischen 1300 und 1400 m gelegen, gegen Westen 
abfallend, in Hoogeveld, dem Quellgebiet des Vaal erheblich darüber 
aufsteigend, ebenso im Osten gegen die Drakensberge ist auch dieses 
Hochland eine baumlose Steppe, wie das Roggeveld. Nach Dove ist 
die mittlere Jahrestemperatur zwar nicht sehr verschieden von der des 
Kaplandes; aber infolge der Höhe über dem Meere und der Ab- 
geschlossenheit gegen dasselbe sind die Temperaturunterschiede zwischen 
dem ziemlich regenreichen Sommer und dem Winter, in welchem jede 
Nacht Fröste eintreten, ziemlich grosse; Schneefälle sind in, dem im 
allgemeinen troekenen Winter nicht selten, wurden aber auch noch im 
September beobachtet; auch ist zu allen Jahreszeiten infolge der starken 
Begünstigung der Ein- und Ausstrahlung der Temperaturunterschied 
zwischen Tag und Nacht sehr gross. 

So weit das Auge reicht, sieht man meist nur Grasfluren; Zwiebel- 
gewächse sind bei weitem nicht mehr so häufig, wie im südwestlichen 


Kapland, Suceulenten ebenso wie im Roggeveld viel spärlicher als in 
4 


der Karroo. Die herrschenden Gräser gehören zu den Gattungen An- 
dropogon, Antisthiria, Panicum, Eragrostis, Arthratherum, 
Cynodon, Chloris; sie bedecken auf dem Rücken des Hochlandes 
fast ausschliesslich den Boden und sind nur von einigen Helichrysum 
durehsetzt, nach Eintritt der Sommerregen erweisst sich das Land weit- 
hin von mehr als 1 m hohem Gras bedeckt, als eine richtige Hochgras- 
steppe. An den Abhängen und besonders in den Tälern mischen sich 
unter die Gräser auch Zwiebelgewächse und zahlreiche Stauden: Zwiebel- 
gewächse aus den Gattungen Ornithogalum, Albuca, Dipeadi, 
Tulbaghia, Eriospermum, Buphane, Brunsvigia, Crinum, 
Gladiolus, Babiana, Cyanella, von anderen Monokotyledonen 
Cyperus, Antherieum; Dikotyledonen-Stauden aus den Familien der 
Polygonaceae (Öxygonum), Amarantaceen (Celosia, Sericocoma, 
Aerua, Hermbstaedtia), Phytolaccaceen (Limeum, Semon- 
villea), Nyctaginaceae (Boerhavia), Aizoaceen (Tetragonia, Mesem- 
brianthemum, Aizoon, Pharnaceum), Portulacaceen (Talinum), 
Crueiferen (Heliophila, Lepidium, Senebiera), Capparidaceen 
(Cleome), Resedaceen (Oligomeris), Saxifragaceen (Vahlia), Legu- 
minosen (Cassia, Crotalaria, Argyrolobium, Psoralea, Indigo- 
fera, Vigna), Geraniaceen (Monsonia), Zygophyllaceen (Tribulus), 
Polygalaceen (Polygala), Euphorbiaceen (Seidelia), Stereuliaceen 
(Melhania, Hermannia), Malvaceen (Sida, Sphaeralcea, Hibis- 
cus), Oleaceen (Menodora), Gentianaceen (Sebaea, Chilonia), Asele- 
piadaceen (Gomphocarpus, Daemia, Barrowia, Ceropegia), 
Convolvulaceen (Convolvulus, Evolvolus, Falkia), Borraginaceen 
(Trichodesma, Heliotropium, Lithospermum), Labiaten (Oci- 
mum, Salvia, Stachys, Leucas); Verbenaceen (Bouchea), Solana- 
ceen (Solanum), Scrophulariaceen (Aptosimum, Peliostomum, 
Nemesia, Celsia), Pedaliaceen (Harpagophytum, Pterodiscus, 
Sesamum), Acanthaceen (Barleria, Justicia, Crabbea), Cucurbi- 
taceen (Trochomeria, Melothria), Campanulaceen (Wahlenbergia, 
‚ Lobelia), Compositen (Vernonia, Pteronia, Nidorella, Nolletia, 
Chrysocoma, Tarcehonanthus, Helichrysum, Geigeria, Pentzia, 
Senecio, Othonnopsis, Osteospermum, Blumea, Amphidoxa). 
Unter den Stauden sind mehrere, namentlich die auf sandigem sterilen 
Boden wachsenden Convolvulaceen, Cueurbitaceen, Acanthaceen, Legu- 
minosen, die Gattungen Tribulus, Barrowia, Boerhavia, Her- 
mannia, Limeum, Harpagophytum, wie auch bei uns viele Be- 
wohner trockner sandiger Standorte durch niederliegende oder kriechende 
Stengel ausgezeichnet. Ferner haben auch mehrere der genannten 
Stauden-Gattungen ihre Vertreter an steilen steinigen Abhängen, der 
Flussufer, wo auch die Succulenten wachsen, namentlich Cotyledon 


und Aloe, einzelne Mesembrianthemum. An den Flussufern allein 
finden sich auch die wenigen Baumformen, vor allen die mit mächtigen 
Stipulardornen versehene Acacia giraffae, Rhus villosa und 
viminalis, Olea verrucosa, Zisyphus mueronatus, Salix 
garipensis, Terminalia und weiter oben an den Abhängen Sträucher 
aus den Gattungen Cadaba, Capparis, Aitonia, Triaspis, 
Celastrus, Rhus, Grewia, Combretum, Euclea, Royena, 
Lyeium, Vanguiera, Tarchonanthus. 

Nördlich vom Hoogeveld ändern sich Klima und Vegetation er- 
heblich: In Pretoria ist die mittlere Jahrestemperatur 19,4 °, die höchste 
im Januar 23,1, die niedrigste im Juli 14,9°. In Rustenburg jenseits 
der Magalisberge gedeihen schon Kaffee, Zuckerrohr, Bananen, Ananas; 
auch finden sich in den Bergschluchten am Rande des Hoogeveld schon 
Baumfarne. 

Nach Westen geht das Hochland des Oranje in die sogenannte 
Kalahari über, die noch lange nicht genügend erforscht ist, in ihrem 
nördlichen Teil sich durch mehrere weiter südwärts nicht auftretende 
tropische afrikanische Formen auszeichnet, im mittleren und südlichen 
Teil aber trotz mancherlei Eigentümlichkeiten sich an das Hochland 
des Oranje anschliesst. Vor allem sei betont, dass die Kalahari nicht 
regenlos ist; nur im Südwesten betragen die jährlichen Niederschläge 
weniger als 100 mm, in der Mitte und im Nordosten sind nach Dove 
grössere Regenmengen anzunehmen, welche an vielen Stellen der 
Kalahari reichliches Grundwasser und demzufolge eine keineswegs 
dürftige Vegetation bedingen. Im nördlichen Teil bedeckt nach Schinz 
dichtes Buschgehölz, oft stundenweit aus Akazien bestehend, den Boden, 
dann trifft man wieder Baumgrassteppen an, das heisst Grasland, welches 
von Acacia girafae oder von baumartigen Combretum in grösseren 
Abständen durchsetzt ist. Auf den Grasfeldern wachsen oft dicht in 
grosser Menge die Wassermelonen Citrullus vulgaris. In lokalen 
Bodensenkungen häufen sich die Bäume zu kleinen Beständen, welche 
sichere Anzeichen von Grundwasser sind, Ausser Acacia girafae und 
Combretum primigenium sind als Grundwasserbäume noch Acacia 
albida und horrida, Tamarix, Euclea pseudebenum und Syzy- 
gium guineense zu bezeichnen. Die sandigen dünenartigen Boden- 
erhebungen der Kalahari zeichnen sich durch das Vorkommen einiger 
Sträucher und kleiner Bäume aus: Bauhinia Urbaniana, Elephan- 
torrhiza Burchellii, Maba, Entada arenaria, Terminalia 
sericea. Stellenweise treten auch 2 stattliche Bäume Copaifera 
coelosperma ‚und Pterocarpus erinaceus auf*). 


*) Diese Angaben grösstenteils nach Schinz. 


4* 


r 
— 512 — 


Die Grasfiuren der Kalahari und des östlichen Namaqua- Landes 
bestehen namentlich aus Büschen von Aristida mit silberglänzenden 
langen Federgrannen, im Frühjahre aber sieht man zwischen ihnen die 
grossen Amaryllidaceen Haemanthus, Brunsvigia, Buphane, sonst 
auch zahlreiche Acanthaceen und Scrophulariaceen. Im östlichen 
Namaqua-Land findet sich auf den tafelförmigen Sandsteinbergen !/, 
bis 1 m hohes Buschwerk von strauchigen Acanthaceen, Stereuliaceen 
und Compositen; in der weiter westlich gelegenen Granitzone aber 
bedeckt der Busch die Ebene. Bis hierher reichen auch Acaecia 
horrida und Acacia girafae. 

Im Hereroland tritt auf weiten Flächen in der Regel eine Art von 
Acacia allein berrschend auf, in den Flussbetten namentlich der schöne 
Anabaum, Acacia albida. Wo aber Rinnsale oder Felspartien das 
Terrain unterbrechen, ist die Zahl der meist dornigen Buschgehölze eine 
viel grössere; da finden sich Acacia caffra, hereroensis, tenax, 
hebeclados und andere, Albizzia anthelmintica, die gelbblühende 
Pedaliacee Sigmatosiphon Gürichii, die weissblühende Ipomoca 
adenoides. In dem nördlicher gelegenen Kaokofeld treten die Akazien 
etwas mehr in den Hintergrund, an ihrer Stelle finden sich weniger 
dornige Büsche von Maerua angolensis, Boscia Pechuelii, 
namentlich aber die Leguminose Copaifera mopane, welche südlich 
vom Ugab gar nicht mehr anzutreffen ist. Obwohl sich das östliche 
Gross-Namaqualand durch viel geringere Niederschläge (jährlich 
höchstens 100 mm) von dem nördlich davon gelegenen Hereroland unter- 
scheidet und hier viel dichterer Dornbusch herrscht, so empfiehlt es 
sich, dieses Land pflanzengeographisch auch noch der Kalahari zuzu- 
rechnen und nur als Bezirk derselben anzusehen. 


d) Unterprovinz des westlichen Namaqua- und 
Herero-Landes. 


Dieser Unterprovinz gehört zunächst das verhältnismässig schmale 
Küstenland an, welches unser Deutsch-Südwest-Afrika besonders in 
Verruf gebracht hat. Die mittlere Jahrestemperatur desselben beträgt 
nach Dove im Süden 15—16, im Norden 17°. Von der Mündung des 
Oranje an herrscht in diesem Gebiet äusserste Regenarmut, es fallen 
z. B. bei Port Nollot in den regenreichsten Monaten März, Mai, Juni 
5—6,4 mm; aber zahlreiche infolge der Nordwestwinde über dem Meer 
sich bildende Nebel geben in windstillen Nächten reichen Tau, während 
sie am Tage meist schon in einiger Entfernung von der Küste aufgelöst 
werden. Infolge des herrschenden Wassermangels zeigt ‚das Küstenland 
fast nur Felsen und Sanddünen, auf denen nur an Stellen, welche gegen 
den Wind besonders geschützt sind, einzelne Pflanzen gedeihen, deren 


Organisation ganz besonders stetem Wassermangel angepasst ist. Es 
sind dies Typen, welche meist zu Pflanzen der Karroo in naher ver- 
wandtschaftlicher Beziehung stehen. Bei Angra pequena fallen ein 
sparrig verästeltes Pelargonium mit 3—4 cm dickem, wasser- 
speicherndem Stamm, kurzen Ästen und wenigen Blättern und Sarco- 
caulon Burmannii mit ausgespreizten, von einer 1—2 mm dicken 
Harzschicht bedeckten Ästen besonders auf*); sodann die zu den 
Amarantaceen gehörigen Aerua-Arten mit aufrechten, dieken assi- 
milierenden Stengeln und kleinen bald abfallenden Blättern. Auf 
einigermassen kompaktem Boden wächst die knorrige Salsola Zeyheri 
oft in grossen Beständen am Strand und in etwas geschützten Schluchten 
tritt eine gelbblühende Varietät der Leguminose Lebeckia multiflora 
auf. Dem Boden platt anliegend wachsen die auch in den ostafri- 
kanischen Steppen verbreiteten Giesekia pharnaceoides, einige 
Mesembrianthemum, die filzige Rosacee Grielum obtusifolium 
und das kleine Zygophyllum simplex; bei allen ist das Chlorophyll 
vor den intensiven Strahlen der Sonne mehr oder weniger verborgen, 
entweder unter rotem oder gelbem Zellsaft oder unter dichtem 
Haarfilz. Die langsame Arbeit dieser Pflanze wird durch fast unaus- 
gesetzte Vegetationstätigkeit und Blütenbildung in einem fast das 
ganze Jahr gleichmässigen Klima ersetzt. In Felsritzen wie auch 
auf Sandebenen wächst das kleine Gras Aristida subacaulis. 
Auf steilen Felsrücken wurzelt in engen Spalten der 1,5 m hohe flaumig 
bekleidete Apoeynaceen-Strauch Eetadium virgatum mit rutenförmigen 
Zweigen und dicken gelbgrünen Blättern, den stärksten Winden 
Widerstand leistend. So um Angra pequena. An der Walfischbai finden 
sich nordwärts einige suceulente Salzpflanzen, wie Suaeda maritima, 
Arthrocnemum glaucum und Mesembrianthemum salicorni- 
oides; ausserdem findet sich, wo etwas Grundwasser vorhanden, ganz 
vereinzelt ein kleines unscheinbares stacheliges Gras, Diplachne 
paucinervis Hackel; im Süden der Walfischbai an ähnlichen Stellen 
Cyperus laevigatus. In etwa 5 km Entfernung von der sterilen 
Küste wächst zwischen den Dünen die bläulichgrüne Nicotiana 
glauca, ein 2—4 m hoher, in Mexiko heimischer Strauch, der mit 
10—20 m langen Wurzeln aus dem an der Oberfläche trockensten Boden 
Wasser aufsaugt und sich in den verschiedensten trockenen subtropischen 
Gebieten, namentlich auch auf den Kanarischen Inseln und im Mittel- 
meergebiet vollkommen eingebürgert hat. Im Mündungsgebiet des Kuisib 
und auch im Inneren am Rande grosser Flussbetten findet sich Tamarix 


*) Diese Angaben grösstenteils nach Schinz und Gurich, dessen Sammlungen 
ich ebenso wie die von Marloth selbst bearbeitet habe. 


angolensis als Busch oder niedriger Baum. Ferner findet sich auf 


den Dünen noch ziemlich landeinwärts die Nara, Acanthosieyos 
horrida, eine blattlose dornige Cueurbitacee, welche an der Walfischbai 
und am Sandwichhafen als 1—1,5 m hohes kugeliges Strauchkonglomerat 


Acanthosicyos horrida Welw.: A Sanddünen mit Narashecken bewachsen; 
B Keimpflanze; C steriler Zweig; D 5 Blütenzweig; E 5 Blüte; F reife Frucht; 
G reifer Same,'längs durchschnitten; H, E vonder Seite gesehen. Nach Welwitsch. 


die Dünenrücken bekleidet und mit ihren armdicken, viele Meter langen 
Wurzeln bis zum Spiegel des Grundwassers hinabreieht deren pumpel- 
musgrosse Früchte aber die Hauptnahrung der an genannten Orten 
wohnenden Topnaars ausmachen. Dann folgt im Innern die kiesige 
Namib, auf welcher im Sommer nach reichlich gefallenem Regen Gras 
wächst, die aber für gewöhnlich vegetationslos ist. In den flachen, die 


Tumboa Bainesii Hook. f. (Welwitschia mirabilis Hook. f.) in ‘/, der nat. 
Gr.; A jüngere, blühende Pflanze; B ältere Pflanze mit 2lappigem Stamm. 


Namib durchziehenden Furchen finden sich 20—30 em hohe Büsche von 
Aerua Leubnitziae und das diekblättrige Zygophyllum Stapfii, 
welches den Reisenden oft als einziges Brennmaterial dient. Wo die 
Wasserrinnen tiefer einschneiden, da stellen sich auch einzelne Pflanzen 
der inneren Vegetationsgürtel ein, bis etwa 50 km landeinwärts, im 


a 


Norden in geringerer Entfernung von der Küste Grasfluren auftreten mit 
getrennt stehenden Büscheln von Eragrostis-Arten, Aristida 
luteseens, Pennisetum cenchroides, Panicum glomeratum. 
Die weiten Hochflächen zwischen dem mittleren Schwachaub und Kuisib 
sind fast nur Grasfelder, südlich vom Kuisib sind es auch die Hoch- 
fläehen bis weit nach dem Inneren. Am Schwachaub selbst findet sich 
im Grasfeld auch niederes Buschwerk von kaum Fusshöhe, unscheinbare 
graue, fahle dornige Gewächse, wie die Plumbaginacee Vogelia 
africana, Justieia arenicola. An den Regenrinnen werden die 
Büsche etwas grösser. Am Rande der Namib (am mittleren Kuisib in 
der Gegend von Hope Mine, bei Haikamkab und an anderen Punkten 
am unteren Schwachaub, dann wieder am Brandberge und besonders im 
Kaokofeld südlich von Chorichas) wächst teils auf Geröllen und Schotter- 
boden, teils unmittelbar auf dem Fels selbst die höcht eigenartige 
Gnetacee Tumboa Bainesii (mehr unter dem Namen Welwitschia 
mirabilis bekannt), von der sich in unserem Museum zahlreiche 
Exemplare und instruktive Abbildungen finden. Viel mehr als dieses 
Holzgewächs mit zweilappigem scheibenförmigem Stamm und zwei 
breiten, 1—1,5 m langen, dieken zerschlissenen Blättern fallen auf die 
auf den Felsbänken und Abhängen niedriger Höhen im Grasgürtel 
stehenden, 3—4 m hohen Alo& dichotoma mit fussdiekem und reich- 
lich verzweigtem Stamm, sowie die kakteenähnlichen Büsche der 
Euphorbia virosa. 

Sodann folgt der aus einer mannshohen buschigen Euphorbia mit 
stielrunden Zweigen gebildete Milchbusch-Gürtel. Jenseits desselben 
beginnt die Buschregion des Herero-Landes. Hier wachsen auf trockenen 
felsigen Höhen verschiedene Arten der Burseraceen - Gattung Commi- 
phora, C. virgata, einerea, spathulifoliata, crenato-serrata, 
Gürichiana, die höchst eigentümliche Vitacee Cissus Cramerianus 
mit 2—3 m hohem, bis 30 cm diekem, wenig verzweigtem Stamm und 
kurzen knolligen Ästen, welche Büschel fleischiger Blätter tragen — 
die ebenso eigentümliche Passifloracee Echinothamnus Pechuelii, 
ein eigenartiges Gewächs mit fleischigem kugeligem Stamm, von 
welchem nach allen Seiten kurze, von unten stark verzweigte, starre 
Aste wie die Borsten eines Igels abstehen —, ferner die diekstämmige 
Stereulia Gürichii und das über 2 m hohe dickstämmige, wenig ver- 
zweigte Pachypodium giganteum, eine Apocynacee. Auch sind 
bisweilen die Felsen von einem kriechenden, reich verzweigten Feigen- 
strauch, Ficus Gürichiana, bekleidet. 

Die aus dem Inneren bis zur Küste sich erstreckenden Flussbetten 
sind meistens jahrelang ohne oberirdisches Wasser; aber nur wenige 
Meter unter ihrer Oberfläche trifft man auf Grundwasser, welches 


mehreren, sonst im Binnenland vorkommenden Bäumen auch hier die 
Existenz ermöglicht, so noch am Unterlauf des Kuisib der Acacia 
albida und der Tamarix augolensis, nördlich vom Schwachaub 
dem kräftigen Combretum primigenium, südlich vom Kuisib 
Acacia girafae und Euelea pseudebenum. 

In der oben gegebenen Darstellung ist ziemlich ausführlich auf die 
Charakterpflanzen der einzelnen Teile Südafrikas eingegangen, weil es 
von Interesse ist, zu sehen, wie in diesem grossen, reich gegliederten 


Echinothamnus Pechuälii Engl., links Stamm mit seiner in den Felsritz ein- 


dringenden Pfahlwurzel, rechts von vorn gesehen, '/,, nat. Gr. Nach einer Original- 
zeichnung von Prof. Dr. Pechuäl-Loesche. 


Land, welches gegenwärtig als Siedelungsgebiet für Bewohner der nörd- 
lichen Hemisphäre schon eine bedeutende Rolle spielt und in Zukunft 
noch mehr in den Vordergrund treten wird, die klimatischen Verhältnisse 
nicht bloss auf die Verteilung, sondern auch auf die Gestaltung der 
Pflanzen einen grossen Einfluss gewonnen haben, nachdem seit langer 
Zeit zwei verschiedene Florenelemente im südwestlichen Zipfel und im 
übrigen Afrika vorhanden waren. Dagegen sind in der südafri- 
kanischen oder kapländischen Pflanzengruppe des botani- 
schen Gartens nur drei der geschilderten Gebiete berücksichtigt, 
nämlich in erster Linie das des südwestlichen Kaplandes, in zweiter 
das der benachbarten Karroo und des südostafrikanischen Küstenlandes. 


Die zahlreichen xerophytischen, d. h. trockener Luft und trockenem 
Boden angepassten Pflanzen sind in Gewächshäusern und unter dem 
nordischen Himmel nur sehr schwer lebend zu erhalten, weil es nicht 
bloss sehr schwierig, ja fast unmöglich ist, bei Topfpflanzen die 
Vegetationstätigkeit in der der Heimat entsprechenden Weise zu regu- 
lieren und die diesen Pflanzen zukommende Wurzelentwieklung zu er- 
möglichen, sondern weil vor allem auch der andauernd klare Himmel 
fehlt, an den sie gewöhnt sind. Wie sehr das Gedeihen xerophytischer 
Gewächse durch Auspflanzen in Ländern mit trockenem Sommer und 
heiterem Himmel gefördert, wird, davon kann man sich an der Riviera 
in La Mortola, dem Garten von Sir Thomas Hanbury leicht über- 
zeugen. Auch sind natürlich von der Topfkultur die sich kräftiger ent- 
wiekelnden Bäume der subtropischen Länder ausgeschlossen, weil für die 
ihnen zukommende Wurzelentwicklung nicht genügender Raum geboten 
wird. Dagegen sind die zahlreichen Sträucher und Halbsträucher des 
südwestlichen Kaplandes sehr geeignet zur Topfkultur in temperiert ge- 
haltenen Gewächshäusern, desgleichen die Zwiebelgewächse und ein 
grosser Teil der Suceulenten, welche nicht tiefgehende Wurzeln besitzen. 
Es ist notwendig, auf alles dies hinzuweisen, weil sehr leicht der 
Pflanzenreichtum unserer Kappflanzen-Gruppe den Gedanken aufkommen 
lassen kann, dass man da etwas annähernd vollständiges und der Natur 
entsprechendes vor sich habe. Dies ist nicht der Fall und darum schien 
es mir wünschenswert, in obigen Ausführungen auch vieles zu erwähnen, 
was man im botanischen Garten nicht sieht. Wer aber nach dem 
Besuch des Gartens sich in das botanische Museum begibt, der wird in 
den für Südafrika und das südwestliche Kapland bestimmten Abteilungen 
viele Abbildungen und anderes Demonstrationsmaterial finden, welches 
die durch das Studium im Garten gewonnenen Vorstellungen wesentlich 
ergänzt. 


Druck von E. Buchbinder in Neu-Ruppin. 


e = Notizblatt 
; s des 


4 Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XIII. Ausgegeben am 20. Juni 1904. 


Vorschlag zur Ergänzung 


der 


„Lois de la nomenclature botanique de 1867‘, 


dem 


in Wien 1905 tagenden Nomenelatur- Kongreß 
zur Annahme empfohlen, 


Von 


H. Harms. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


%* 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig 


1904. 


Preis 1 Mk. 


Vorschlag zur Ergänzung 


der 


„Lois de la nomenclature botanique de 1867“, 


dem 


in Wien 1905 tagenden Nomenclatur-Kongreß 


zur Annahme empfohlen. 


Von 


H. Harms. 


In Chapitre III der „Lois de la nomenclature botanique adoptees 
par le Congres international tenu & Paris en aoüt 1867* (p. 17: Sur la 
maniere de designer chaque groupe ou association de vegetaux en particulier) 
ist vor Sektion 2 einzuschalten die neue Sektion: 


Sektion 1a. 


Ausgangspunkt der Nomenclatur; Einschränkung 
des Prioritätsprinzips. 


Art. 17a. Der Ausgangspunkt für die Priorität der Gattungs- und der 
Artnamen ist das Jahr 1753 (Linne, Spec pl. ed. 1.). 


Art. 17b. Um jedoch eine bei strenger Beachtung der Priorität für 
die Gattungsnamen unausbleibliche, wenig vorteilhafte Umwälzung 
in der Nomenclatur der Gattungen zu verhüten, wird den Nomen- 
claturregeln eine Liste der beizubehaltenden Gattungsnamen als 
Anhang beigegeben. Diese Namen sind vorzugsweise solche, die 
durch Aufnahme in Monographien und größere floristische Werke 
allgemein gebräuchlich geworden sind. 


Vorbemerkung zur Liste. 


In Übereinstimmung mit den von einer Gruppe belgischer und 
schweizerischer Botaniker vorgeschlagenen Ergänzungen*) zu den „Lois 
de la nomenclature botanique de 1867* wird hier eine Liste derjenigen 
Gattungsnamen der Siphonogamen (Phanerogamen) gegeben, die aus 
ÖOpportunitätsgründen beibehalten werden sollen (nomina conservanda), 
obgleich sie bei strenger Beachtung der Priorität durch ältere Synonyme 
ersetzt werden müßten; diese Prioritätsanspruch besitzenden Synonyme 
werden in der Liste jedem Gattungsnamen beigefügt (nomina rejicienda). 
Eine solche Liste, die eine erweiterte und revidierte Form der in Ber. 
deutsch bot. Ges. X. (1892) 332 veröffentlichten bildet, ist als Appendix 
zu den Nomenclaturregeln auch bereits im Art. 17ter oben genannter „Pro- 
positions“ (l.c. p. 3 et 23) vorgesehen. Sie soll dasselbe bezwecken, wie 
das in den Nomenclaturregeln für die Beamten des Kgl. Bot. Gart. u. Mus. 
Berlin (Notizbl. Bot. Gart. Berlin I. (1897) 245) aufgestellte Verjährungs- 
prinzip. — Ausdrücklich sei betont, daß für die Unterzeichner der eben 
erwähnten Regeln ebenso wie für die belgischen und schweizerischen 
Botaniker, von denen jene „Propositions* ausgehen, der Ausgangspunkt 
der Nomenclatur das Jahr 1753 ist. Demgemäß wurde auf alle in die Zeit 
vor 1753 fallenden Namen keine Rücksicht genommen; sie fehlen also in 
der Liste der nomina rejicienda. 


*) Propositions de changements aux Lois de la nomenclature botanique de 
1867, dont l’adoption est recommandde au Congres international de nomenclature 
botanique projet€ a Vienne en 1905, par un groupe de botanistes belges et suisses. 
Geneve, Bäle et Lyon. Georg et Co. 15. Janvier 1904. 


Proposition de Compl&ment 


aux 


„Lois de la nomenclature botanique de 1867‘, 


dont 


l’adoption est recommandee au Congres de nomenclature 


siegeant ä Vienne en 1905 
par 


H. Harms. 


Dans le chapitre III des „Lois de la nomenclature botanique adoptees 
par le Congres international tenu a Paris en aoüt 1867* (p. 17: Sur la 
maniere de designer chaque groupe ou association de vegetaux en particulier), 
nous proposons d’inserer avant la Section 2 la nouvelle Section suivante: 


Section 1a. 


Point de depart de la nomenclature; limitation 
du principe de la priorite. 


Art. 17a. Le point de depart pour la priorite des noms de genres et 
d’especes est fixe a l’annee 1753 (Linne, Spec. pl. ed. 1.). 


Art. 17b. Dans le but d’eviter un bouleversement peu profitable dans 
la nomenclature des genres — bouleversement qui serait rendu 
inevitable si l’on appliquait aux noms generiques le principe 
prioritaire dans toute sa rigueur — il est prevu une liste de noms 
generiques qui doivent ötre en tous cas conserves. Cette liste 
figure A la suite des regles de la nomenclature; elle se compose 
surtout des noms dont lusage est devenu general gräce a leur 
emploi dans des monographies ou de grands ouyrages floristiques. 


ı* 


Avertissement. 


D’accord avec les amendements aux „Lois de la nomenclature bota- 
nique de 1867“ proposes par un groupe de botanistes belges et suisses*), 
nous donnons ici une liste des noms generiques de Siphonogames (Phanero- 
games) qui doivent &tre conserves pour raisons d’opportunite (nomina con- 
servanda), quand bien m&me par l’application severe du prineipe prioritaire 
on devrait leur preferer des synonymes plus anciens. Ces synonymes plus 
anciens — & rejeter malgr& leur droit de priorit& — sont places dans la liste 
a la suite de chaque nom generique (nomina rejicienda). Cette liste est 
une edition reyue et augmentee de celle qui a et publiee en 1892 dans 
les „Ber. Deutsch. Bot. Ges. X. (1892) 332“; elle a ete deja prevue comme 
Appendice des Regles de la nomenclature par l’art. 17ter des „Propositions* 
ci-dessus mentionnees (l. c. p. 3 et 23). Son but est le m&me que celui 
poursuivi par le prineipe de la prescription &nonc& dans les Regles de 
nomenclature du Museum de Berlin (Notizbl. Bot. Gart. Berlin I. (1897) 245). 
— Nous insistons expressement sur le fait que — aussi bien pour nous 
que pour les botanistes belges et suisses signataires des „Propositions* — 
le point de depart de la nomenclature est fixe a l’annde 1753. Il n’a par 
consequent et tenu aucun compte des noms anterieurs A 1753; ces 
derniers ont &t& omis dans la liste des „nomina rejicienda“. 


*) Propositions de changements aux Lois de la nomenelature botanique de 
1867, dont l’adoption est recommandee au Congres international de nomenclature 
botanique projete a Vienne en 1905, par un groupe de botanistes belges et suisses. 
Geneve, Bäle et Lyon. Georg et Co. 15. Janvier 1904. 


Amendment 


to the 


„Lois de la nomenclature botanique de 1867“, 


recommended’for acceptance 
to the Congress of Nomenclature to be held 


at Vienna 1905. 


By 


H. Harms. 


In chapter III of the „Lois de la nomenclature botanique adoptees 
par le Congres international tenu A Paris en aoft 1867“ (p. 17: Sur Ja 
maniere de designer chaque groupe ou association de vegetaux en particeulier) 
is to be inserted: 


Section 1a. 


Starting- point for nomenclature. Restriction 
of the principle of priority. 


Art. 17a. The starting-point for the priority of the generic and specific 
names is the year 1753 (Linne, Spec. pl. ed. 1.). 


Art. 17b. In order to avoid an undesirable revolution in the nomen- 
clature of generic names, that the strict application of the 
principle of priority would occasion, a list containing the names 
of such genera as are to be retained will be added to the rules 
of nomenclature. The list is composed chiefly of such generic 
names as are in general use in monographs and larger floristie 
works, 


Preamble. 


In agreement with the Supplement to the „Lois de la nomenclature*, 
proposed by a group of Belgian and Swiss botanists*), a list will be given 
of those generie names of the Siphonogamae, which, for the sake of con- 
venience, will be retained (nomina conservanda), although, if the principle 
of priority were strietly observed, they would bave to be replaced by older 
synonyms. The older synonyms will be added to each generic name 
(nomina rejicienda). Such a list, in an enlarged and more revised form 
than that found in the Ber. Deutsch. bot. Ges. X. (1892) 332, is planned 
by the above mentioned group of Belgian and Swiss botanists as an 
Appendix to the rules of nomenclature (see Art. 17ter of the „Propositions“, 
p. 3 and 23). It aims at the same object as the principle established by 
the staff of the Royal Bot. Gard. and Mus. Berlin (Notizbl. Bot. Gart. 
Berlin I. (1897) 245), which invalidates all the generic names that have 
not been used for fifty years. It must be explieitly stated that, for the 
above mentioned staff as well as for the Belgian and Swiss botanists, from 
whom emanated the „Propositions de changements“, the starting-point for 
nomenclature is the year 1753; in conformity with this, all names ante 
dating 1753 shall not be taken into consideration; they are therefore ex- 
cluded from the list of „nomina rejieienda“, 


*) Propositions de changements aux Lois de la nomenclature botanique de 
1867, dont l’adoption est recommandee au Congres international de nomenclature 
botanique projete a Vienne en 1905, par un groupe de botanistes belges et suisses. 
Geneve, Bäle et Lyon. Georg et Co. 15. Janvier 1904. 


Liste der beizubehaltenden sowie der zu verwerfenden 
Gattungsnamen der Siphonogamen. 


Liste des noms generiques de Siphonogames ä conserver 
et de ceux qui doivent &tre rejetes. 


List of the generic names of the Siphonogamae, 
including those which are to be retained and those which 
are to be rejected. 


De) 


No,*) | Fam. Nomina conservanda, Nomina rejieienda. 
7 \Cycad.| Zamia L., Spec. pl. ed 2. (1763) | Palmafilix Adans., Fam.II. (1763) 
1659. 21. 
13 | Tax. | Podocarpus L’Her. ex Pers., Sy- | Nageia Gaertn., Fruct. I. (1788) 
nops. I. (1807) 580. 191 t. 39. 
15 | — |Phyllocladus L. C. Rich., Conif. | Podocarpus Labill., Nov. Holl. pl. 
(1826) 129 t. 3. spec. II. (1806) 71 t. 221. 
20 | Pinae. | Agathis Salisb. in Trans. Linn. | Dammara [Rumph. Herb. amb. 
Soc. VIII. (1807) 311. IL. (1741) 174 t. 57] Lam, 
| Encyel. II. (1786 — 88) 259. 
31 — |Cunninghamia R. Br. in: L. C. | Belis Salisb. in: Trans. Linn. Soc. 
Richard, Conif. (1826) 149 VIII. (1807) 315. 
t. 18. 
32 — |/Sequoia Endl., Synops. Conif. | Steinhauera Presl in: Sternberg, 
(1847) 197. Fl. Vorwelt II. (1838) 202 t. 
49 et 57; P.et O.K. 533. 
60 || Potam.|| Cymodocea Ch. Koenig in: Koenig | Phucagrostis major Cavolini, Phu- 
et Sims, Ann. of Bot. II. cagr. anthes. (1792) 13 t. 1 
(1805) 96 t. 7. (Phycagrostis O. Ktze.). 
127 || Gram. | Rottboellia L. f., Nov. gramin. | Manisuris L., Mant. II. (1771) 
gen. (1779) 19. 164. 
143 —  Tragus [Hall., Hist. stirp. Helvet. | Nazia Adans., Fam. II. (1763) 31. 
I. (1768) 203]. Scop., Introd. 
(1777) 73. 
150 — 1 Zoisia („Zoysia“) Willd. in: Neue | Osterdamia Neck., Elem. II. 
Schrift. Ges. naturf. Fr. Berlin (1791) 218. 
III. (1801) 440. 
194 — |Leersia Swartz, Prodr. veg. Ind. | Homalocenchrus Mieg in: Acta 
occ. (1788) 21. helvet. phys. math. etc. IV. 
(1760) 307. 
201 — |Ehrharta Thunb. in: Vet. Akad. | Trochera L. C. Rich. in: Journ. 
Handl. Stockholm. (1779) 216 de phys. XIII. (1779) 225 
t. 8. t. 3. 
206 | — | Hierochloe [J. G. Gmel., Fl. sibir. | Savastana Schrank, Baier. Fl. I, 
I. (1747) 1001] R. Br., Prodr. (1789) 100 et 337. 
(1810) 208. Torresia Ruiz et Pav., Fl. peruv. 
et chil. prodr. (1794) 125. 
Dissarrenum Labill., Nov. Holl. 
pl. spec. II. (1806) 82 t. 232. 
221 —  |Crypsis Ait., Hort. kew. I. (1789) | Pallasia Scop., Introd. (1777) 72 
| 48. non Houtt. 
*) De hoc numero cf. De Dalla Torre et Harms, Gen. Siphonogam. Fasc. 


Be 


No. 


ı Fam. Nomina conservanda. Nomina rejicienda. 
228 |Gram. | Coleanthus Seidl in: Roemer et| Schmidtia Tratt., FI. österr. 
|  Schultes, Syst. II. (1817) 11 Kaiserst. I. (1811) 12 t. 12. 
et 276. 
269 — |Corynephorus Beauv., Agrost. | Weingaertneria Bernh., Verz. Pfl. 
(1812) 90. Erfurt. (1800) 23 et 51. 
282 —  Cynodon L. C. Rich. in: Persoon, | Capriola Adans., Fam. II. (1763) 
Synops. I. (1805) 85. 31. 
Dactilon Vill., Hist. pl. Dauphine 
II. (1789) 69. 
286 | — | Ctenium Panz.in: Denkschr.Akad. | Campulosus Desv. in: Nouv. Bull. 
München 1813. (1814) 288 Soc. philom. II. (1810) 189. 
t. 13, 
308 — | Buchloe Engelm. in: Trans. Acad. | Bulbilis Raf. in: Journ. de phys. 
St. Louis I. (1859) 432. LXXXIX. (1819) 226. 
Calanthera Nutt. ex Hooker, Kew 
Journ. VIII. (1856) 12. 
| Casiostega Rupr. ex Bentham, Pl. 
| Hartweg. (1857) 347. 
320 | — |Echinaria Desf., Fl. atlant. II. | PanicastrellaMoench, Meth.(1794) 
| (1798-1800) 385. 205. 
356 | — | Diarrhena Beauv., Agrost. (1812) | Corycarpus(„Korycarpus“)Zea in: 
142. Acta matrit. (1806). 
Diarina Raf. in: Med. Repos. New 
York V. (1808) 352. 
358| — |Zeugites [P. Br., Hist. Jamaica. | Senites Adans., Fam. I. (1763) 
(1756) 341] Schreb., Gen. I. 39. 
| (1791) 810. 
374 — | Lamarckia Moench, Meth. (1794) | Achyrodes Boehm. in: Ludwig, 
| 201. Defin. gen. pl. (1760) 420. 
383 | — |\Glyeeria R. Br., Prodr. (1810) | Panicularia Fabr., Enum. pl. Hort. 
I ar) helmstad. ed. 2. (1763) 373. 
452 | Cyper | Lipocarpha R. Br. in: Tuckey, | Hypaelyptum Vahl, Enum. Il. 
Congo. (1818) 459. (1806) 283. 
454 — | Ascolepis Nees ex Steudel, Synops. Platylepis Kunth, Enum. pl. II. 
| pl. Cyper. (1855) 105. (1837) 269. 
465 — Fieinia Schrad. in: Comment. | Melancranis Vahl, Enum. II. 
goetting. VII. (1832) 143. (1806) 239. 
Hypolepis Beauv. in: Lestiboudois, 
Essai fam. Cyper. (1819) 33. 
471 — ||Fimbristylis Vahl, Enum. II. Iria L. C. Rich. in: Persoon, 


(1806) 285. 


Synops. I. (1805) 65. 
Iriha O. Ktze., Rev. gen. II. 
(1891) 751. 


a en 


594 


670 


708 


739 


748 


779 


891 


904 


11 


Arae. 


Comm. 


Nomina conservanda. 


Nomina rejicienda. 


Rhynchospora Vahl, Enum. Il. 
(1806) 229. 

Arenga Labill. in: Mem. Instit. 
France IV. (1803) 209. 


Chamaedorea Willd., Spee. pl. IV. 
(1806) 638 et 800. 

Desmoncus Mart., Hist. nat. Palm. 
II. (1823—50; 1824?) 84. 


Symplocarpus Salisb. ex Nuttall, 
Gen. Amer. I. (1818) 105. 
Philodendron Schott in: Wien. 
Zeitschr. f. Kunst ete. III. 
(1829) 780. 

Zantedeschia Spreng., Syst. III. 
(1826) 765. 


Helicodieeros Schott in: Oesterr. 
bot.Wochenbl. III. (1853) 369. 

Biarum Schott in: Schott et End- 
licher, Melet. (1832) 17. 

Hypolaena R. Br., Prodr. (1810) 
251. 


| Hypodiscus Nees in: Lindley, Nat. 


Syst. ed. 2. (1836) 450. 

Paepalanthus Mart in: Nova Acta 
Acad. nat. cur. XVII. 1. (1835) 
13. 
Aechmea Ruiz et Pav., Fl. peruv. 
et chil, prodr. (1794) 47. 
Piteairnia L’Herit., Sert. angl. 
(1789) 7. 

Vriesea Lindl., Bot Reg. (1843) 
t. 10. 

Cyanotis D. Don, Prodr. fl. nepal. 
(1825) 45. 


Triodon L. C. Rich. in: Persoon, 
Synops. I. (1805) 60. 

Saguerus [Rumph., Herb. amb. I. 
(1741) t. 13] Adans., Fam. II. 
(1763)24 ; Blume, Rumphia II. 
(1843) 124. 

Nunnezharia Ruizet Pav., Fl.peruv. 
et chil. prodr. (1794) 147. 

Atitara [Marcgr. ex Barrere, Essai 
hist. nat. France &quin. (1741) 
20] Juss, Diet. hist. nat. III. 
(1804) 277. 

Spathyema Raf. in: Med. Repos. 
New York V. (1808) 352. 
Baursea Hoffmgg., Verz Pflz. 

(1824) 42; Reichb., Consp. 


(1828) 44. 

Aroides Heist. ex Fabrieius, Enum. 
pl. Hort. helmstad. ed. 2. 
(1763) 42. 


Richardia Kunth in: M&m. Mus. 
Paris IV. (1818) 437 t. 20. 

Megotigea Raf., Fl. Tellur. II. 
(1836) 64. 

Homaida („Homaid“) Adans., Fam. 
II. (1763) 470. 

Calorophus Labill., Nov. Holl. pl. 
spec. II. (1806) 78. 

Lepidanthus Nees in: Linnaea V. 
(1830) 665. 

Dupatya Vell., Fl. flumin. (1825) 
35. 


Hoiriri Adans., Fam. II. (1763) 
67 et 587. 

Hepetis Swartz, Prodr. veg- Ind. 
oce. (1788) 56. 

Hexalepis Raf., Fl. Tellur. IV. 
(1836) 24. 

Tonningia Neck., Elem. III. (1790) 
165. 

Zygomenes Salisb. in: Trans. 
Hortic. Soc. I, (1812) 271. 


12 


No. | Fam. Nomina conservanda. Nomina rejicienda. 
| | 
909 |Comm | Dichorisandra Mikan, Del. fl. et | Stickmannia Neck., Elem. III. 
| | faun. brasil. (1820) t. 3. (1790) 171. 
910 — | Tinantia Scheidw. in: Otto et | Pogomesia Raf., Fl. Tellur. II. 
Dietrich, Allg.Gartenzeitg. VII. (1836) 67. 
| (1839) 365. 
921 — | Eiehhornia Kunth, Enum. pl. IV.|Piaropus Raf., Fl. Tellur. II. 
(1843) 129. (1836) 81. 
924 —  'Heteranthera Ruiz et Pav., Fl. | Phrynium Loefl., Iter hisp. (1758) 
peruv. et chil. prodr. (1794) 4. 178. 
937 | Junc. | Luzula DC. in: Lamarck et De | Juncoides [Moehr. ex] Adans., 
Candolle, Fl. frang. ed. 3. III. Fam. II. (1763) 47. 
(1805) 158. 
944 | Lil. |Narthecium Juss., Gen. (1789) | Abama Adans., Fam. II. (1763) 
47. 47. 
955 | — | Amianthium A.Grayin: Ann. Lyc. | Chrosperma Raf., Neogenyt.(1825) 
New York IV. (1837) 121. 3. 
987 | — |Simethis Kunth, Enum. pl. IV. | Pubilaria Raf., Fi. Tellur. II. 
(1843) 618. (1836) 27. 
992 — | Thysanotus R. Br., Prodr. (1810) |Chlamysporum Salisb., Parad. 
282. londin. (1808) t. 103. 
1006 —  Schoenolirion Durand in: Journ. | Amblostima Raf., Fl. Tellur. II. 
Acad. Nat. Sc. Philadelphia (1836) 26. 
2. Ser. III. (1855) 103. Oxytria Raf., ibid. 26. 
1007 | — Chlorogalum Kunth, Enum. pl. | Laothoe Raf., Fl. Tellur. II. 
IV. (1843) 681. (1836) 53. 
1018| — | Hosta Tratt., Arch. Gewächskunde | Saussurea Salisb. in: Trans. Linn. 
I. (1812) 55. Soc. VIII. (1807) 11. 
1029 —  |Haworthia Duval, Pl. succul. hort. | Catevala Medik., Theodora. (1786) 
I alencon. (1809) 7. 67. 
1046 — |Agapanthus L’Herit., Sert. angl. | Tulbaghia Heist., Deser. nov. gen. 
(1788) 17. Brunsvig. (1753) p. X. 
Abumon Adans., Fam. II. (1763) 
54. 
Mauhlia Dahl, Obs. bot. syst. 
| Linne. (1787) 25. 
1053 — | Brodiaea Smith in: Trans. Linn. | Hookera Salisb., Parad. londin. 
Soc. X. (1811) 2 t.1. (1808) t. 98. 
1087 | — |Camassia Lindl., Bot. Reg. XVII. | Quamasia Raf. in: Amer. Monthly 
(1832) t. 1486. Magaz. II. (1818) 265. 
Cyanotris Raf., ibid. III. (1818) 
356. 
1088 | — | Eucomis L’H£rit., Sert.angl.(1788) | Basilaea Juss. ex Lamarck, Encyecl. 


17. 


I. (1783) 382. 


No, 


1108 


1110 


1111 


1118 


1119 | 


1129 


1146 


1161 


1175 | 


1211 


13 


Haem. 


Nomina conservanda. 


| 
ı Cordyline Comm. ex Juss., Gen. 
(1789) 41. 


Sansevieria Thunb., Prodr. pl. 
capens. (1794) 65. 

Astelia Banks et Sol. ex R. Brown, 

| Prodr. (1810) 291. 

'Smilacina Desf. in: Ann. Mus 

| Paris IX. (1807) 51. 


| Majanthemum Web. in: Wiggers, 
" Prim. fl. holsat. (1780) 14. 


Reineckea Kunth in: Abh. Akad. 
Berlin 1842. (1844) 29. 

\ Luzuriaga Ruiz et Pav., Fl. peruv. 

| et chil. III. (1802) 65. 


|Lachnanthes EIl., Sketch Bot. 
South. Carol. I. (1816) 47. 


| Nerine Herb. in: Bot. 
(1820) t. 2124. 
Urceolina Reichb., Consp. (1828) 


61. 


Magaz. 


| Romulea Maratti, Diss. Romul. 

| (1772) 18. 

Libertia Spreng., Syst. I. (1825) 
127. 

Bobartia Salisb. in: Trans. Hortic. 
Soc. I. (1812) 313. 

Belamcanda Adans., Fam. II. 

(1763) 60. 


Nomina rejicienda. 


Terminalis Rumph., Herb. amb. 
IV. (1744) 79 et VII. (1755) 
40; O. Ktze., Rev. gen. II. 
(1891) 716. 

Acyntha Medik., Theodora (1786) 
76. 

Funckia Willd., Magaz. Ges. naturf. 
Fr. Berlin II. (1808) 19. 
Vagnera Adans., Fam. II. (1763) 
496 (Wagnera O. Ktze.). 
Tovaria Neck., Elem.II. (1790)190. 
Polygonastrum Moench, Meth. 

(1794) 637. 

Unifolium [Moehr., Hort. priv. 
(1736) 101] Adans., 
U. (1763) 34. 

Valentinia Heist. ex Fabricius, 
Enum. pl. Hort. helmstad. ed. 
2. (1763) 37. ; 

Sanseviella Reichb., Consp. (1828) 
44. 

Enargea Banks ex Gaertner, Fruet. 
I. (1788) 283. 

Callixene Juss., Gen. (1789) 41. 

Heritiera J. F. Gmel., Syst. II. 
(1791) 113, 

Gyrotheca Salisb. in: Trans. 
Hortie. Soc. I. (1812) 329. 

Imhofia Heist., Deser. nov. gen. 
Brunsvig. (1753) p. XX. 

Leperiza Herb., App. Bot. Reg. 
(1821) 41. (Lepirhiza O. Ktze.) 

Urceolaria Herb., ibid. 28. 


Fam. 


Ilmu Adans., Fam. II. (1763) 
497. 

Tekel Adans., Fam. II. (1763) 
497. 


Hecaste Soland. ex Schumacher 
in: Skrift. naturk. Selsk. II. 
(1793) 10. 

Gemmingia Heist. in: Fabricius, 
Enum. pl. Hort. helmstad. ed. 
2. (1763) 27. 


14 


No. | Fam. Nomina conservanda. 

1289 | Irid. | Patersonia R. Br., Prodr. (1810) 
| 303. 

1292 | — Eleutherine Herb. in: Bot. Reg. 

(1843) t. 57. 

1321 | Mus. | Heliconia L., Mant. II. (1771) 
| 147. 

1360 | Zingib.| Tapeinochilus Migq. in: Ann. Mus. 

lugd. batav. IV. (1868) 101. 

1369 |Marant., Phrynium Willd., Spec. pl. I. 
| (1797) 17. 

1410 Orchid.| Platanthera L. C. Rich. in: Mem. 
| Mus. Paris IV. (1818) 48. 

1468 | — |Nervilia Comm. ex Gaudichaud 

| in: Bot. Voy. Freyeinet. (1826) 
422. 

1490 | — |Spiranthes L. C. Rich. in: Mem. 
| | Mus. Paris IV. (1818) 50. 
| 

aaa 0 meer RB Br ne Artanhkere 
| |  kew.ed.2.V. (1813) 201. 

1495 — | Neottia Swartz in: Vet. Akad. Nya 
| |  Handl. XXI. (1800) 224. 

15162, — | Platylepis A. Rich. in: Mem. Soc. 
| | hist. nat. Paris IV. (1828) 34. 
De] 

1534 = | Calopogon R. Br. in: Aiton, Hort. 
| kew. ed. 2. V. (1813) 204. 

1556 | — |Liparis L. C. Rich. in: Möm. Mus. 
| Paris IV. (1818) 43. 

1558 — Oberonia Lindl., Gen. and Spee. 

Orchid. Pl. (1830) 15. 
— Polystachya Hook., Exot. FI. 


1565 || 


I 


(1825) t. 103. 


Nomina rejicienda. 


Genosiris Labill., Nov. Holl. pl. 
spec. I. (1804) 13. 

Galatea Salisb. in: Trans. Hortic. 
Soc. I. (1812) 310. 

Bihai Adans., Fam. 11. 
67. 

Tubutubu Rumph., Herb. amb. 
auctuar. (1755) 52 t. 22. 
Phyllodes Lour., Fl. cochinch. 

(1790) 13. 

Lysias Salisb. in: Trans. Hortic. 
Soc. I. (1812) 288. 

Stellorkis Thou. in: Nouv. Bull. 
Soc. philom. Paris I. (1809) 
317, Hist. pl. Orchid. (1822) 
t. 24. 

Gyrostachis Pers., 
(1807) 511. 

Ibidium Salisb. in: Trans. Hortic. 
Soc. I. (1812) 291. 

Diphryllum Raf. in: Med. Repos. 
New York V. (1808) 356. 

Nidus Riv., Icon. pl. fl. irreg. 

(1760) t. 7. 

Erporkis Thou. in: Nouv. Bull. 
Soc. philom. Paris I. (1809) 
317, Hist. pl. Orchid. (1822) 
(Herporchis O. Ktze.). 

Cathea Salisb. in: Trans. Hortic. 
Soc. I. (1812) 300. 

Leptorkis Thou. in: Nouy. Bull. 
Soc. philom. Paris I. (1809) 
319; Hist. pl. Orchid. (1822). 

Iridorkis Thou. in: Nouv. Bull. 
Soc. philom. Paris I. (1809) 
319. 

Iridorchis Thou., Hist. pl. Orchid. 
(1822). 

Dendrorkis Thou. in: Nouy. Bull. 
Soc. philom. Paris I. (1809) 
318. 

Dendrorchis Thon., 
Orchid. (1822). 


(1763) 


Synops. I. 


hexapet. 


Hist. pl. 


el 


No. 


1587 


1631 


1648 


1694 


1822 


1834 


1882 


1901 | 


1917 


1918 


| Fam. 


'Orchid. 


| Morac. 


| Nomina conservanda, Nomina rejicienda. 


Stelis Swartz in: Schrader, Journ. | Humboldtia Ruiz et Pav., Fl. perurv. 


II. (1799) 239 et in: Vet. et chil. prodr. (1794) 121. 
Akad. Nya Handl. XXI. (1800) 
248. | 
Calanthe R. Br. in: Bot. Reg. Alismorkis Thou. in: Nouy. Bull. 
(1821) sub t 573. Soc. philom. Paris I. (1809) 
318. 


Alismorchis Thou., Hist. pl. 
Orchid. (1822). 

" Eulophia R. Br. in: Bot. Reg. | Graphorkis Thou. in: Nouy. Bull. 

| (1823) t. 686. Soc. philom. Paris I. (1809) 
318. 

Graphorchis Thou., Hist. pl. 
Orchid. (1822). 

Dendrobium Swartz in: Nova Acta | Callistta Lour., Fl. cochinch. 
upsal. VI. (1799) 82 et in: (1790) 519. 
Vet. Akad. Nya Handl. XXI. | Ceraia Lour., ibid. 518. 


| 


(1800) 244. 
| Eria Lindl., Bot. Reg. (1825, VIII) Pinalia Buch. Ham. ex D. Don, 
t. 904. |  Prodr. fl nepal. (1825, II) 31. 


Bulbophylium Thou., Hist. pl. | Phyllorkis Thou. in: Nouv. Bull. 
Orchid. (1822). Tabl des| Soc. philom. Paris I. (1809) 
espec. III. | 319. 

Phyllorchis Thou. (1822). 

Saecolabium Blume, Bijdr. (1825) | Gastrochilus D. Don, Prodr. fl. 


292. nepal. (1825) 32. 
Oeonia Lindl., Bot. Reg. (1824) | Epidorkis Thou. in: Nourv. Bull. 
t. 817. Soc. philom. Paris I. (1809) 
318. 


Epidorchis Thou. (1822). 
Carya Nutt., Gen. Amer. II. (1818) | Scoria Raf. in: Med. Repos. New 
220. York V. (1808) 352. 
Hicorius Raf., Fl.ludov.(1817)109. 
Hicoria Raf., Alsogr. amer. (1838) 


65. 
Zelkova Spach in: Ann. sc. nat. | Abelicea Reichb., Consp. (1828) 
2. ser. XV. (1841) 356. 84. 


Trophis [P. Br., Hist. Jamaica | Bucephalon L., Speec. pl. ed. 1. 
(1756) 357] L., Syst. ed. 10. (1753) 1190. 
| (1759) 1289. 
Maclura Nutt., Gen. Amer. ll. | Toxylon Raf. in: Amer. Monthly 
(1818) 233. Magaz. (1817)118,(1818) 188. 
Joxylon Raf., ibid. (1818) 195. 


16 


No. | Fam. Nomina conservanda. Nomina rejicienda. 
| | EA we 
1956 ‚Morae.| Antiaris Leschen. in: Ann. Mus. |Ipo Pers., Synops. (1807) 566. 
| Paris XVI. (1810) 478. 
1957 | — |Brosimum Swartz, Prodr. veg. | Alicastrum P. Br., Hist. Jamaica. 
Ind. occ. (1788) 12. (1756) 372; Adans., Fam. II. 
(1763) 510. 
Piratinera Aubl., Hist. pl. Gui. 
france. II. (1775) 888. 
1971 — |;Ceeropia L. in: Loefling, Iter | Coilotapalus P.Br., Hist. Jamaica 
| hisp. (1758) 272. (1756) 111. 
1980 | Urtie. | Laportea Gaudich. in: Bot. Voy. | Urticastrum Fabr., Enum. pl. 
| Freyeinet (1826) 498. Hort. helmstad. (1759) 204; 
| O. Ktze., Rev. gen. II. (1891) 
| 634. 
1984 — || Pilea Lindl., Collect. bot. (1821) | Adicea Raf., Analyse de la nature. 
t. 4. (1815) 179. 
2023 | Prot. | Persoonia Smith in: Trans. Linn. | Linkia Cav., Icon. IV. (1797) 61 
| Soe. IV. (1798) 215. t. 389. 
2026 | — |lIsopogonR.Br.ex Knight, Proteac. | Atylus Salisb., Paradis. londin. 
(1809) 93 et in: Trans. Linn. (1807) t. 67 pp. 
Soc. X. (1810) 71. 
2028 | — |Sorocephalus R. Br. in: Trans. | Soranthe Salisb. in: Knight, 
| Linn. Soe. X. (1810) 139. Proteac. (1809) 71. 
2035 —_ | Protea R. Br. in: Trans. Linn. | Leucadendron L., Spee. pl. ed. 1. 
| Soc. X. (1810) 74. (1753) 91 pp- 
Lepidocarpus Adans., Fam. II. 
(1763) 284. 
| Gaguedi Bruce, Trav.V. (1790) 52. 
| ? Vionaea Neck., Elem. I. (1790) 
| 107. 
| | Erodendrum Salisb., Parad. (1807) 
| | t..67 
| Pleuranthe Salisb. in: Knight, 
Proteac. (1809) 49. 
2036 | _ | Leucospermum R. Br. in: Trans. | Leucadendron L., Spec. pl. ed. 1. 
| | Linn. Soc. X. (1810) 95. (1753) 91 pp. 
| Leucadendrum Salisb., Parad. 
| | londin. (1807) t. 67. 
2037 | — | Leucadendron Berg. in: Vet. Akad. | Protea L., Gen. ed. 2. (1742) 38; 
| |  Handl.StockholmXVII.(1766)| Spec. pl. ed. 1. (1758) 94; 
| 325 pp.; R. Br. in: Trans. ed. 5. (1754) 41. 
| Linn. Soc. X. (1810) 50. 
2062 | — Telopea R.Rr. in: Trans. Linn. | Hylogyne Salisb. in: Knight, 
| Soc. X. (1810) 197. Proteac. (1809) 126. 


17 


No. | Fam. Nomina conservanda. Nomina rejicienda. 
2063 || Prot. | Lomatia R. Br. in: Trans. Linn. | Tricondylus Salisb. in: Knight, 
Soc. X. (1810) 199. Proteac. (1809) 121. 
2064 — | Knightia R. Br. in: Trans. Linn. | Rymandra Salisb. in: Knight, 
Soc. X. (1810) 193. Proteac. (1809) 124. 
2066 — | Stenocarpus B.Br.in: Trans. Linn. | Cybele Salisb. in: Knight, Proteac. 
Soc. X. (1810) 201. (1809) 123. 
2069 — ||Dryandra R. Br. in: Trans. Linn. | Josephia Salisb». in: Knight, 
Soc. X. (1810) 213% Proteac. (1809) 110. 
2091 Lo- | Arceuthobium Marsch.-Bieb., Fl. | Razoumowskia Hoffm., Hort. Mosq. 
ranth. taur. cauc. Suppl. (1819) 629. (1808) n. 1. £. 1. 
2097 |Santal.| Exocarpus Labill., Voy. I. (1798) | Xylophylios Rumph., Herb. amb. 
155 t. 14. v1. (1755) 19.12; O. Ktze., 
Rev. gen. II. (1891) 589. 
Xylophylla L., Mant. II. (1771) 
147 pp. 
2103 — | Seleropyrum Arn.in: Magaz.Zool. | Heydia Dennst., Schluess. Hort. 
and Bot. II. (1838) 549. malab. (1818) 30. 
2109 — | Buckleya Torr. in: Amer. Journ. | Nestronia Raf., New Fl. Amer. III. 
Se. XLV. (1843) 170. (1836) 12. 
2124 | Opil. |Cansjera Juss., Gen. (1789) 448. | Tsjerucaniram Adans., Fam. II. 
(1763) 80. 
2163 || Bala- | Helosis L. C. Rich. in: Mem. Mus. | Caldasia Mutis ex Caldas in: Sema- 
noph. Paris VIII. (1822) 416 t. 20. nario Nuev.Gran.II. (1810) 26. 
2180 |Raffles.| Cytinus L., Gen. ed. 6. (1764) | Hypocistis Adans., Fam.II. (1763) 
567. 76. 
2194 || Poly- |Emex Neck., Elem. II. (1790) | Vibo Medik., Phil. Bot. I. (1789) 
gon. 214. 178. 
2202 — ||Fagopyrum [Tourn. ex] Moench, | Helxine L., Spee. pl. ed. 1. (1753) 
Meth. (1794) 290. 363 pp. (sect. Polygoni). 
2261 | Che- | Suaeda Forsk., Fl. aegypt. arab. | Dondia Adans ‚Fam.lI.(1763) 261. 
nop. (1775) 69 t. 18. Lerchea [Hall., Hort. goetting. 
(1743) 21] Rueling, Ordin. pl. 
(1774) 45. 
2297 | Ama- | Chamissoa H.B.K., Nov. gen. et | Kokera Adans., Fam. II. (1763) 
rant. spec. I. (1817) 158. 125. 269. 
2317 —  |Aerva Forsk., Fl. aegypt. arab. | Ouret Adans., Fam.II. (1763) 268. 
(1775) 170. Uretia O. Ktze., Rev. gen. II. 
(1891) 544. 
2339 — |Iresine [P. Br., Hist. Jamaica | Cruzeta Loefl., Iter hisp. (1758) 
(1756) 358] L., Syst. ed. 10. 203. 
(1759) 1291. 
2348 |Nyetag.| Allionia L., Syst. ed. 10. (1759) | Wedelia Loefl., Iter hisp. (1758) 
890. 180. 


18 


LT ————————————————————————————————————— nn 
+ 


Nomina conservanda. 


Nomina rejieienda. 


No. | Fam. 
2407 Por- 
tulac. 
2450 | Caryo- 
phyll. 
2477 — 
2528 Ra- 
nunc. 
2570 ||Menisp 
2663 || Caly- 
canth. 
2680 || Anon. 
377, — 
2750 |Myrist. 
I 
2775 |Monim. 


Calandrinia H. B.K, Noy. gen. 
et spec. VI. (1823) 77 t. 526. 


Spergularia J. et C. Presl., Fl. 
cech. (1819) 94. 

Siphonychia Torr. et A. Gray, Fl. 
North Amer. I. (1838) 173. 

Eranthis Salisb. in: Trans. Linn. 
Soc. VIH. (1807) 303. 


.Coceulus DC., Syst. I. (1818) 


515. 


CalycanthusL., Syst.ed.10. (1759) 
1066. 


Duguetia A. St.-Hil., Fl. Brasil. 
merid. I. (1825) 35 t.7. 
Xylopia L., Syst. ed. 10. (1759) 

1250. 

Myristica [L., Gen. ed. 2. (1742) 
524] Rottb. in: Act. Univ. 
Hafn. (1778) 281; L.f., Suppl. 
(1781) 40. 

Laurelia Juss in: Ann. Mus. Paris 
XIV. (1809) 134. 


Cosmia Domb. ex Jussieu, Gen. 
(1789) 312. 

Baitaria Ruiz et Pav., Fl. peruv. 
et chil. prodr. (1794) 63 
t. 36. 

Buda Adans., Fam.1l. (1763) 507. 

Tissa Adans., ibid. 507. 

Buinalis Raf., New Fl. Amer. IV. 
(1836) 40. 

Cammaruın Hill, British Herbal 
(1756) 47 t. 7. 

Helleboroides Adans., Fam. Il. 
(1763) 458. 

Cebatha Forsk., Fl. aegypt. arab. 
(1775) 172. 

Leaeba Forsk., ibid. 172. 
Fpibaterium Forsk., Char. gen. 
(1776).107. 
Nephroia Lour., 
(1790) 565. 
Baumgartia Moench, Meth. (1794) 

650. 
Androphylax Wendl., Bot. Beob. 
(1798) 37. 
Wendlandia Willd., 
(1799) 275. 
Beurreria Ehret, Pl. et papil. rar. 
(1755) t. 13. 
Butneria Duhamel, Arb. II. (1755) 
113 t. 45. 
Basteria Mill., Gard. Dict. ed. 7. 
(1759). 
Aberemoa Aubl., Hist. pl. Gui. 
france. I. (1775) t. 245. 
Xylopicrum P. Br., Hist. Jamaica 
(1756) 250. 

Comacum Adans., Fam. II. (1763) 
345. 

Aruana Burm. f., Ind. alt. (1769) 
(Sign. G. verso). 

Pavonia Ruiz et Pav., Fl. peruv. 
et chil. prodr. (1794) 127 
t. 28. 


Fl. cochinch. 


Spec. 11. 


19 


II. 


Roemer, 


No. | Fam. Nomina conservanda. Nomina rejicienda. 
2793 | Laur. | Eusideroxylon Teysm. et Binn. in: | Salgada Blanco, Fl. Filip. ed. 2. 
Tijdschr. Nederl. Indie XXV. (1845) 221. 

(1863) 292. 
2798 | — ||Litsea Lam., Eneyel. III. (1789) | Malapoenna Adans., Fam. 
574. (1763) 447. 
Glabraria L., Mant. II. (1771) 
156. 
Tomex Thunb., Noy. gen. pl. III. 
(1783) 65. 
2856 | Papav.| Dicentra Bernh. in: Linnaea VIII. | Capnorchis Borckh. in: Roemer, 
(1833) 457, 468. Arch. I. 2. (1797) 46. 
Bikukulla Adans., Fam. II. (1763) 
23. 
Diclytra Borckh. in: 
Arch. I. 2. (1797) 46. 
Dielytra Cham. et Schlechtd. in: 
Linnaea I. (1826) 556. 
DactylicapnosWall.,Tent.fl.napal. 
(1826) 51. 
2858 — |Corydalis Medik., Phil. Bot. I. | Capnoides Adans., Fam. II. (1763) 
(1789) 96; Vent.,Choix (1803) 431. 
1:9} Cisticapnos Adans., ibid. 431. 
Neckeria Scop., Introd. (1777) 
313. 
Pseudofumaria Medik., Phil. Bot. 
I. (1789) 110. 
2986 |Crucif.| Capsella Medik., Pflanzengatt. | Bursa[Siegesb.]Weberin: Wiggers, 
(1792) 85. Prim. fl. holsat. (1780) 47. 
Marsypocarpus Neck., Elem. III. 
(1790) 91. 
2989 | — |Erophila DC., Syst. II. (1821) | Gansblum Adans., Fam. II. (1763) 
(s. Draba) 356. 420. 
3032 | — |Malcolmia R. Br. in: Aiton, Hort. | Wilckia Scop., Introd. (1777) 317. 
kew. ed. 2. IV. (1812) 121. 
3038 | — || Euelidium R. Br. in: Aiton, Hort. | Soria Adans., Fam. II. (1763) 
kew. ed. 2. IV. (1812) 74. 421. 
Hierochontis Medik., Pflanzengatt. 
(1792) 51. 
3087 |Cappar.| Gynandropsis DC., Prodr.I. (1824) | Pedicellaria Schrank in: Roemer 
237. et Usteri, Magaz. Ill. (1790) 
10. 
3103 —  |Steriphoma Spreng., Syst. IV. cur. 


post. (1827) 130. 


Hermupoa Loefl., Iter hisp. (1758) 
307. 
2 * 


20 


— — 


No. | Fam. | Nomina conservanda. Nomina rejicienda. 
3122 || Resed. | Caylusea A. St. Hil., 2. Mem. | Hexastylis Raf., Fi. Tellur. III. 
Resedae. (1837) 29 (1836) 73. 

Stylexia Raf., ibid. IV. (1836) 121. 
3126 — || Oligomeris Cambess. in: Jacque- | Dipetalia Raf., Fl. Tellur. III. 
mont, Voy. dans l’Inde Bot. (1836) 73. 
(1841—44) 23 t. 25. Ellimia Nutt. ex Torrey et Gray, 
Fl. North Amer.]. (1838) 125. 
3187 || Saxi- | Suksdorfia A.Grayin: Proc. Amer. | Hemieva Raf., Fl. Tellur. II. (1836) 
frag. Acad. XV. (1880) 41. 10% 
3196 — || Tolmiea Torr. et A. Gray, Fl. | Leptaxis Raf., Fl. Tellur. II. 
North Amer. I. (1840) 582. (1836) 75. 
3276 |Cunon.| Weinmannia L., Syst. ed. 10. | Windmannia P. Br., Hist. Jamaica 
(1759) 1005. (1756) 212; Adans., Fam. II. 
(1763) 343. 
3286 | Bru- |Lonchostoma Wikstr. in: Vet. | Ptyxostoma Vahl in: Skrivt. 
niac. Acad.Handl. Stockholm (1818) naturh. Selsk. Kjoebenhavn VI. 
350 t. 10. (1810) 95. 
3316 | Rosac. | PhysocarpusMaxim.in: ActaHorti | Opulaster Medik., Beitr. Pflz. Anat. 
petropol. VI. (1879) 219. (1799) 109. 
(Physocarpa Raf., New Fl. Amer. 
III. (1836) 73.) 
3323 —  ||Sorbaria A. Br. ex Ascherson, Fl. | Basilima Raf., New Fl. Amer. III. 
Prov. Brandenburg I. (1864) (1836) 75. 
edle Schizonotus Lindl. in: Wallich, 
Numer. List. (1829) n. 703. 
3332 — | Holodiscus Maxim. in: Acta Horti | Schizonotus Raf., New Fl. Ill. 
petropol. VI. (1879) 253. (1836) 75. 
3339 — | Rhaphiolepis Lindl. in: Bot. Reg. | Opa Lour., Fl. cochinch. (1790) 
(1820) t. 486. 308. 
3444 |Legum.| Calliandra Benth. in: Hooker, | Anneslia Salisb., Parad. londin. 
Journ. of Bot. II. (1840) 138. (1807) t. 64. 
3450 — | Desmanthus Willd., Spec. pl. IV. | Acuan Medik., Theodora (1786) 
2. (1806) 1044. 62. 
3490 —  |'Copaifera L., Spee.pl.ed.2.(1762)| Copaiva Jacqg., Enum. pl. Carib. 
557. (1760) 4. 
(Copaiba auct.) 
3495 —  Crudia Schreb., Gen. I. (1789) | Apalatoa Aubl., Hist. pl. Gui. 
282. franc. I. (1775) 382. 
Touchiroa Aubl., ibid. 384. 
Waldschmidtia Scop., Introd. 
(1777) 100. 
3506 — ||Schotia Jaeg., Collect. I. (1786) | Theodora Medik., Theodora(1786) 


93. 


16. 


No. 


Nomina conservanda. 


Nomina rejicienda, 


3517 


3518 
3524 
3553 
3561 


3574 


3584 
3597 
3621 
3624 


3673 


3693 


3694 


3699 


Ieersfabmm Schreb., Gen. I. 


(1789) 30. 


Humboldtia Vahl, Symb. bot. III. 
(1794) 106. 

Brownea Jacq., Enum. pl. Carib. 
(1760) 6. 

Pterolobium R. Br. in: Salt, Abyss. 
(1814) App. 64. 

Peltophorum Walp., Rep.I. (1842) 
8ll. 

Swartzia Schreb , Gen. II. (1791) 
518. 


Myroxylon L. f., Suppl. (1781) 
34. 

Ormosia Jack in: Trans. Linn. 
Soc. X. (1811) 360. 

Podalyria Lam., Illustr. II. (1793) 
454 t. 327 f. 3, 4. 

Oxylobium Andrews, Bot. Repos. 
(1809) t. 492. 

Argyrolobium Eckl. et 
Enum. (1836) 184, 


Zeyh., 


Hymenocarpos Savi, Fl. pisana II. 
(1798) 205. 

Securigera DC. in: Lamarck et 
De Candolle, Fl. frang. ed. 3. 
IV. (1805) 609. 


Tetragonolobus Scop., Fl. carn. 
ed. 2.1. (1772) 87. 


Vouapa Aubl., Hist. pl. Gui, frang. 
I. (1775) 25. 

Outea Aubl., ibid. 28. 

Kruegeria Scop., Introd. (1777) 
314. 

Batschia Vahl, Symb. bot. III. 
(1794) 39. 

Hermesias Loefl., Iter hisp. (1758) 
278. 

Cantuffa J. F. Gmel., Syst. 11. 
(1791) 677. 

Baryxylum Lour., Fl. cochinch. 
(1790) 266. 

Tounatea Aubl., Hist. pl. Gui. 
franc. I. (1775) 549. 

Possira Aubl., ibid. II, 934. 

Hoelzelia Neck., Elem. III. (1790) 
62. 

Toluifera L., 
(1753) 384. 

Toulichiba Adans., Fam. II. (1763) 
326. 

Aphora Neck., Elem. III. (1790) 
50. 

Callistachys Vent., Jard. Mal- 
maison (1803) t. 115. 

Tephrothamnus Sweet, Hort. brit. 
ed. 2. (1830) 126. 

Lotophyllus Link, Handb. II. 
(1831) 156. 

Chasmone E. Mey., Comment. pl. 
Afr. austr. (1835) 71. 

Circinus Medik., Phil Bot. I. 
(1789) 208. 

Securidaca [Tourn. ex] Mill., Gard. 
Dict. ed. 6. (1752). 

Bonaveria Scop., Introd. (1777) 
310. 

Securina Medik., Vorles. II. (1787) 
368. 

Scandalida Adans,, 
(1763) 326. 


Spec. pl. ed. 1. 


Fam. I. 


22 


Nomina rejieienda. 


No. | Fam. Nomina conservanda. 

3708 
etspec. VI. (1823) 489 t. 592. 

3710 — |lPetalostemon Michx., Fl. bor. 
amer. II. (1803) 48 t. 37. 

3718 | — | Tephrosia Pers., Synops. II. (1807) 
328. 

3722 — | Wistaria Nutt., Gen. Amer. II. 
(1818) 115. 

3753 — |Clianthus Banks et Soland. ex 
G. Don, Gen. Hist. II. (1832) 
468. 

3767 — ||Oxytropis DC., Astragal. (1802) 
24 et 66. 

3792 —  ||Ormocarpum Beauv., Fl. d’Oware 
I. (1804) 95 t. 58. 

3796 — Smithia Ait., Hort. kew. II. 
(1789) 496 t. 13. 

3800 — |/Adesmia DC. in: Ann. sc. nat. 
IV. (1825) 94. 

3807 — || Desmodium Desy., Journ. de bot. 
T2u813)51222:%5: 

3810 — |/Alysicarpus Neck., Elem. III. 
(1790) 15. 

3821 — || Dalbergia L. f., Suppl- (1781) 52. 


|Legum.|| Eysenhardtia H. B. K., Nov. gen. | Viborquia Ortega, Nov. pl. deser. 


decad. (1798) 66 t. 9. 
(Wiborgia O. Ktze., Rev. gen. I. 
(1891) 213.) 
Kuhnistera Lam., 
(1789) 370. 
Cracca L., Fl. zeyl. (1747) 139; 
Spec. pl. ed. 1. (1753) 752. 

Colinil Adans., Fam. II. (1763) 
327. 

Needhamia Scop., Introd. (1777) 
310. 

Kraunhia Raf. in: Med. Repos. 
New York V. (1808) 352. 

Diplonyx Raf., ibid. 108. 

Thyrsanthus Ell. in: Journ. Acad. 
Philadelphia I. (1817) 371. 

Donia G. Don, Gen. Hist. 11. 
(1832) 467. 


Enecyel. II. 


Spiesia Neck., Elem. III. (1790) 
13. 

Diphaca Lour., FI. 
(1790) 453. 

Damapana Adans., Fam. II. (1763) 
323. 

Patagonium Schrank in: Denkschr. 
Akad. München (1808) 93. 

Meibomia Adans., Fam. II. (1763) 
509. 

Pleurolobus J. St. Hil. in: Nouv. 
Bull. Soc. philom. III. (1812) 
192, 

Fabricia Scop., Introd. 
307. 

Amerimnon P. Br., Hist. Jamaica 
(1756) 288. 

Ecastaphyllum P. Br., ibid. 299. 

Salken Adans., Fam. II. (1763) 
322. 

Solori Adans., ibid. 327. 

? Acouroa Aubl., Hist. pl. Gui. 
frang. (1775) 758. 


cochinch. 


(1777) 


3839 


3841 


3845 


3858 


3860 


3868 


3876 


3877 


Nomina conservanda. 


Nomina rejicienda. 


Lonchocarpus H. B. K., Noy. gen 
et spec. VI. (1823) 383 


Pongamia Vent., Jard. Malmaison 
(1803) 28. 
Muellera L. f., Suppl. (1781) 53. 


Derris Lour., Fl. cochinch. (1790) 
432. 


Piscidia L., Syst. ed. 10. (1759) 
1155. 


Andira Lam., Encyel. I. (1783) 


171. 


Dipteryx Schreb., Gen. II. (1791) 
485. 


Centrosema Benth. in: Ann.Wien. 


Mus. II. (1838) 117. 


Amphicarpaea EIl. in: Journ. 
Acad. Philadelphia I. (1818) 
372. 


Kennedya Vent., Jard. Malmaison 
II. (1804) 104. 

Butea Koenig ex Roxburgh, Pl. 
Coromandel I. (1795) 22 t. 
21. 

Mucuna Adans., Fam. II. (1763) 
325, 


Clompanus Aubl., Hist. pl. Gui. 
frang. II. (1775) 773. 

Robina Aubl., ibid. 768. 

Galedupa Lam., Eneyel. II. (1786) 
594 (quoad desecr.) 

Coublandia Aubl., Hist. pl. Gui. 
frang. II. (1775) 937 t. 356. 

Deguelia Aubl., Hist. pl. Gui. 
frang. (1775) 750 t. 300. 

Cylizoma Neck., Elem. III. (1790) 
33. 

Ichthyomethia P. Br., Hist. Ja- 
maica (1756) 276; O. Ktze., 
Rev. gen. I. (1891) 191. 

Piscipula Loefl., Iter hisp. (1758) 
275. 

Vouacapoua Aubl., Hist. pl. Gui. 
frang. Suppl. (1775) 9 t. 373. 

(Vuacapua O. Ktze.) 

Coumarouna Aubl., Hist. pl. Gui. 
frang. I. (1775) 740 t. 296. 

Taralea Aubl., ibid. 745 t. 298. 

Heinzia Scop., Introd. (1777) 
301. 

Bolducia Neck., Elem. III. (1790) 
32. 

Bradburya Raf., Fl. ludov. (1817) 
104. 

Vexillaria Hoffmgg., Verz. Pflz. 
(1824) 119 

Falcata J. F. Gmel., 
(1791) 1131. 

Savia Raf. in: Med. Repos. New 
York V. (1808) 352. 

Caulinia Moench, Meth. Suppl. 
(1802) 47. 

Plaso Adans , Fam. II. (1763) 325. 


Syst. II. 


Zoophthalmum P. Br., Hist. Ja- 
maica (1756) 295 t. 31. 
Stizolobium P. Br., Hist. Jamaica 

(1756) 290. 


No. | Fam. Nomina conservanda. Nomina rejieienda. 
3897 |Legum.| Rhynchosia Lour., Fl. cochinch. | Dolicholus Medik. in: Vorles. 
| (1790) 400. churpf. phys. Ges. II. (1787) 
354. 
3908 — | PachyrrhizusRich.ex DeCandolle, | Cacara [Rumph. ex] Thou. in: 
| Mem. Legum. (1825) 379. Diet. se. nat. V. (1805) 35. 
3914 — |Psophocarpus Neck., Elem. III. | Botor Adans., Fam. II. (1763) 
(1790) 45. 326. 
3980 | Zy- |Balanites Delile, Fl. d’Egypte | Agialid Adans., Fam. II. (1763) 
goph (1813) 221 t. 28 £. 1. 508. 
4035 | Rutac. |Calodendrum 'Thunb., Nov. gen. | Pallasia Houtt., Handleid. II. 
17...733)241E (1775) 382. 
4036 — Barosma Willd., Enum. pl. Hort. | Parapetalifera Wendl., Coll. pl. I. 
berol. (1809) 257. (1808) 15. 
4037 — | Agathosma Willd., Enum.pl.Hort. | Hartogia L., Syst. ed. 10. (1759) 
berol. (1809) 259. 939. 
| Bucco Wendl., Coll. pl. (1808) t.2. 
4038 — | Adenandra Willd., Enum. pl. Hort. | Haenkea F. W. Schmidt, Neue u. 
berol. (1809) 256. selt. Pflz. (1793) 19. 
Glandulifolia Wendl., Coll. (1808) 
1.) 38,32: 
Glandulifera Wendl., ibid. 35 t.10. 
4077 — || Toddalia Juss., Gen. (2, sem.1789) | Cranzia Schreb., Gen. I. (1. sem. 
371. 1789) 143. 
(Crantzia O. Ktze.) 
4079 —  ||Acronychia Forst., Char. gen. |Cunto Adans., Fam. II. (1763) 
6). 27: 446. 
Jambolana Adans., ibid. 508 pp. 
4096 — | Atalantia Correa in: Ann. Mus. | Malnaregam Adans., Fam. II. 
Paris VI. (1805) 383. (1763) 344. 
4109 | Sima- || Samadera Gaertn., Fruct. II. | Locandi Adans., Fam. II. (1763) 
rub. (1791) 352 t.159. 449, 
4120 — | Brucea J. F. Mill., Fase, (1780) | Lussa Rumph., Herb. amb. Vll. 
t. 25. (1755) 27 t.15; O. Ktze., Rev. 
gen. I. (1891) 104. 
4124 — || Ailanthus Desf. in: M&m. Acad. | Pongelion Adans., Fam. II. (1763) 
sc. Paris 1786. (1789) 265 319. 
t. 8 
4131 — || Pieramnia Swartz, Prodr. veg. Ind. | Tariri Aubl,, Hist. pl. Gui. frang. 


occ. (1788) 27. 


Suppl. (1775) 37. 
Brasiliastrum Lam., Encyel. 1. 
(1783) 462. 
? Pseudobrasilium Adans., Fam. 
II. (1763) 341. 


No. | Fam. Nomina conservanda. Nomina rejicienda. 
4137 | Bur- | Protium Burm. f., Fl. ind. (1768) | Tingulonga Rumph , Herb. amb. 
serac, 88. VI (1755)542°6723 fie. V; 
O.Ktze., Rev. gen.I. (1891)107. 
4150 — || Bursera Jacq. ex L, Spec. pl. ed. | Elaphrium Jacq., Enum. pl. Carib. 
22. U762)0471% (1760) 3. 
4151 — |; Commiphora Jacq., Hort. schoen- | Balsamea Gled. in: Schrift. Ges. 
brunn. II. (1797) 66. naturf. Fr. Berlin III. (1782) 
127. 
4172 ||Meliac.| Naregamia Wight et Arn., Prodr. | Nelanaregam Adans., Fam. II. 
(1834) 116. (1763) 343. 
4195 — | Trichilia [P. Br., Hist. Jamaica. | Halesia Loefl., Iter hisp. (1758) 
| (1756) 278] L., Syst. ed. 10. 188. 
| (1759) 1020. 
4264 |Trigon.| Trigoniastrum Migq., Fl. Ind. bat. | Isopteris Wall., Numer. List 
|  Suppl. (1860) 394. (1832) n. 7261. 
4297 | Eu- | Securinega Comm. ex Juss., Gen. | Acidoton P. Br., Hist. Jamaica. 
phorb. (1789) 388. (1756) 335; O. Ktze., Rev. 
gen. II. (1891) 591. 
4349 —  ||Julocroton. Mart. in: Flora XX, | Cieca Adans., Fam. II. (1763) 
(1837) P. 2. Beibl. 119. 355. 
4355 — /Chrozophora Neck., Elem. II. | Tournesol Adans., Fam.II. (1763) 
(1790) 337. 356. 
Tournesolia Scop., Introd. (1777) 
243. 
4454 — |/Codiaeum [Rumph. ex] A. Juss., | Phyllaurea Lour., Fl. cochinch. 
De Euphorb. gen. tent. (1824) (1790) 575. 
33. 
4472 — | Omphalea L., Syst. ed.10. (1759) | Omphalandria P. Br., Hist. Ja- 
1264, maica (1756) 335; O. Ktze., 
Rev. gen. II. (1891) 609. 
4563 || Anac. || Lannea A. Rich. in: Guillemin et | Calesiam Adans., Fam. II. (1763) 
Perrottet, Fl. Senegamb. tent. 446. 
1. (1832) 153 t. 42; Odina Roxb., Hort. bengal. (1814) 
29; Fl. ind. II. (1832) 293. 
Haberlia Dennst., Schluess. Hort. 
malab. (1818) 30. 
4600 —  |Nothopegia Blume, Mus. bot. lugd. | Glyeycarpus Dalz. in: Journ. As. 
batav. I. (1850) 203. Soc. Bombay III. (1849) 69. 
4604 — |Holigarna Buch.- Ham, ex Rox- | Katoutsjeroee Adans., Fam. II. 


burgh, Hort. bengal. (1814) 
22; Roxb., Pl. Coromandel II. 
(1819) 79 t. 282. 


(1763) 534. 
(Catutsjeron O. Ktze.) 
Hadestaphylum Dennst., Schluess. 
Hort. malabar, (1818) 30. 


No. ‚Fam. Nomina eonservanda, 

4615 || Aquif. | Nemopanthus Raf. in: Amer. 
Monthly Magaz. (1819) 357. 

4645 |Celastr.| Hartogia L. f., Suppl. (1781) 16. 

4709 \lcacin. | Pyrenacantha Wigbt in: Hooker, 
Bot. Misc. II. (1831) 107. 

4767 |Sapind.| Schleichera Willd., Spee. pl. IV. 
(1805) 1096. 

4874 | Rham-| Scutia Comm. ex Brongniart in: 

nac. Ann. sc. nat. X. (1827) 362. 

4882 —  |ColubrinaL.C. Rich.ex Brongniart 
in: Ann. sc. nat. X. (1827) 
368 t. 15 £.3. 

4905 | — |Helinus E. Mey. ex Endlicher, 

| | Gen. (1840) 1102. 

4938 | Tiliac. | Berrya Roxb., Hort. bengal. (1814) 
42; Pl.Coromandel III. (1819) 
60 t. 264. 

5007 | Mal- |Pavonia Cav., Diss. II. (1786) 

vac. App. 2.; III. (1787) 132 t. 45. 

5053 |Stercul. Dombeya Cav., Diss. II. (1786) 
App: 258111. (1787) 121%. 
38, 41. (non L’Her. (1784)). 

5080 — | Pterospermum Schreb., Gen. Il. 
(1791) 461. 

5091 — Cola Schott et Endl., Melet. 
(1832) 33. 

5113 | Och- | Ouratea Aubl., Hist. pl. Gui. frang. 

| nac. I. (1775) 397 t. 152. 
5148 |Theac. | Gordonia Ellis in: Phil. Trans. 


LX. (1770) 518 t. 11. 


Nomina rejicienda. 


Ilieioides Dumont de Courset, Le 
bot. cultiv. IV. (1802) 127. 

SchreberaThunb., Prodr. fl.capens. 
(1794) 28 nec L. nec Schreb. 

Cavanilla Thunb., Nov. gen. pl. 
(1792) 105. 
Cussambium [Rumph. ex] Lam., 
Encyecl. II. (1786) 230. 
Koon Gaertn., Fruet. II. (1791) 
486. 

Adolia Lam., Eneyel. I. (1783) 
44, 

Marcorella Neck., Elem. II. (1790) 
122 

Tubanthera Comm. ex DC., Prodr. 
II. (1825) 30. 

Mystacinus Raf., 
(1838) 30. 

Espera Willd. in: Neue Schrift. 
Ges. naturforsch. Fr. Berlin 
III. (1801) 449. 

Lass Adans., Fam. II. (1763) 
400. 

(Lassa O. Ktze.) 

Malache B. Vogel in: Trew, PI. 
select. (1772) 50 t. 90. 

Prestonia Scop., Introd. (1777) 
281. 

Assonia Cav., Diss. II. (1786) 
App. 2.; III. (1787) 120 t. 42. 


Sylva Tellur. 


Velaga Adans., Fam. II. (1763) 
398. 

Bichea Stokes, Bot. Mat. med. II. 
(1812) 564. 

Edwardia Raf., Specch. I. (1814) 
158. 

Lunanea DC., Prodr. II. (1825) 
92. 

Jabotapita Adans., Fam. II. (1763) 
364. 

Lasianthus Adans., Fam. Il. (1763) 
398. 


27 


No. | Fam. Nomina conservanda. Nomina rejicienda, 
5153 |Theac.| Ternstroemia Mutis ex L. f,|Mokof Adans., Fam. II. (1763) 
Suppl. (1781) 39. 50. 
(Mokofa O. Ktze.) 
Taonabo Aubl., Hist. pl. Gui. 
franc. (1775) 569. 
Dupivia Scop., Introd. (1777) 
195. 
Hoferia Scop., ibid. 194. 
5171 | Guttif. || Vismia Vand, Fl. lusit. et brasil. | Caopia Adans., Fam. II. (1763) 
spec. (1788) 51 t. 3 f. 24. 448. 
Caspia Scop., Introd. (1777) 276. 
5250 | Coch- ||Cochlospermum Kunth, Malvac. | Maximiliana Mart. in: Flora II. 
losp. (1822) 6. (1819) 451. 
5254 |Canell.| Canella [P. Br., Hist. Jamaica | Winterana L, Syst. ed.10. (1759) 
(1756) 275] Swartz in: Trans. 1045. 
Linn. Soc. I. (1791) 96. 
5259 | Violac.| Amphirrhox Spreng., Syst. IV. | Spathularia A. St. Hil., Hist. pl. 
eur. post. (1827) 51. remarg. Bresil et Paraguay 
(1824) 317 t. 18 (non Pers. 
1797). 
Braddleya Vell., Fl. flumin. icon. 
II. (1827) t. 140. 
(Bradleya O. Ktze.) 
5271 —  |Hybanthus Jacq., Enum. pl. Carib. | Calceolaria Loefl., Iter hisp. (1758) 
(1760) 2. 183. 
5320 | Fla- || Xylosma Forst. f., Prodr. (1786) | Myroxylon Forst., Char. gen. 
court. 72. (1776) 125. 
5338 — |[Laetia Loefl., Iter hisp. (1758) | Thamnia P. Br., Hist. Jamaica 
190. (1756) 245. 
Guidonia P. Br., ibid. 249. 
5341 — ||Ryania Vahl, Eclogae I. (1796) | Patrisia L. C. Rich. in: Act. 
51st:29> Soc. hist. nat. Paris I. (1792) 
110. 
5400 || Anci- || Ancistrocladus Wall., Numer. List. | Wormia Vahl in: Skrift. Nat. 
strocl. (1829) n. 1052. Selsk. Kjoebenhavn VI. (1810) 
104. 
5411 |Cactac.|| Mamillaria Haw., Synops. pl. succ. | Cactus [L., Gen. ed. 1. (1737) 
(1812) 177. 139] L., Spec. pl. ed. 1. 
(1753) 466. 
5416 — || Rhipsalis Gaertn., Fruct. I. (1788) | Hariota Adans., Fam. II. (1765) 
137 t. 28. 243. 
5430 | Thy- || Aquilaria Lam., Eneyel. II. (1786) | Agalloechum Lam., Enceyel. I. 
mel. 610. (1783) 48. 


28 


No. | Fam. | Nomina conservanda. Nomina rejicienda. 
I} 
5436 | Thy- |Struthiola L., Mant. (1767) 4. | Belvala Adans., Fam. II. (1763) 
mel. 285. 
5446 | — || Wikstroemia Endl., Prodr. fl. | Capura L., Mant. II. (1771) 149. 
norfolk. (1833) 47. 
5467 — || Pimelea Banks et Sol. ex Gaertner, | Banksia Forst., Char. gen. (1776) 
Fruct. I. (1788) 186. ee 
5471 | Elae- | Shepherdia Nutt., Gen. Amer. II. | LepargyreaRaf. in: Amer. Monthly 
agn. (1818) 240. Magaz. (1818) 176. 
5497 |Sonne-|| Sonneratia L. f., Suppl. (1781) 38. | Blatti Adans., Fam. II. (1763) 88. 
rat. Pagapate Sonner., Voy. Nourv. 
Guinde (1776) 16. 
5505 | Le- ||CareyaRoxb., Hort. bengal.(1814)| Cumbia Buch.-Ham., Mysore III. 
eyth. 52. (1807) 187 etin: Trans. Linn. 
Soc. XV. (1827) 97. 
5506 | — ||Barringtonia Forst., Char. gen. | Huttum Adans., Fam. II. (1763) 
(1776) 75. 88. 
5510 — ||Gustavia L., Pl. surinam. (1775) | Japarandiba Adans., Fam. Il. 
18. (1763) 448. 
5525 | Rhi- ||Carallia Roxb. ex R. Brown in: | Karekandel Adans., Fam. Il. 
zoph. Flinders, Voy. Bot. II. (1814) (1763) 88. 
App. III. 549. Diatoma Lour., Fl. cochinch. 
(1790) 296. 
Barraldeia Thou., Gen. nov. ma- 
dagasc. (1806) 24. 
5528 | — |\Weihea Spreng., Syst. II. (1825) | Richaeia Thou., Gen. nov. madag. 
559, (1806) 25. 
5575 || Myrt. || Calyptranthes Swartz, Prodr. veg. | Chytraculia P. Br., Hist. Jamaica 
Ind. oce. (1788) 79. (1756) 239; O. Ktze., Rev. 
gen. I. (1891) 238. 
Chytralia Adans., Fam. I. (1763) 
80. 
5600 — || Agonis Lindl, Swan River App. | Billottia R. Br. in: Journ. Roy. 
(1839) 10 Geogr. Soc. I. (1832) 19. 
5603 —  ||Melaleuca L., Mant. I. (1767) | Cajuputi Adans., Fam. II. (1763) 
14. 84. 
5625 — | Verticordia DC. in: Diet. class. | Diplachne R. Br. ex Desfontaines 
hist. nat. XI. (1826) 400. in: M&m. Mus. Paris V. (1819) 
272. 
5659 | Melast.) Dissotis Benth. in: Hooker, Niger | Hedusa Raf., Sylva Tellur. (1838) 
Fl. (1849) 346. 101. 
(Hedysa O. Ktze.) 
5665 —  ||Monochaetum Naud. in: Ann. sc. | Ephynes Raf.,- Sylva Tellur. 
| nat. 3. ser. IV. (1845) 48 t. 2. (1838) 101. 


29 


No. | Fam. Nomina conservanda, Nomina rejicienda. 
5729 |Melast.|Sonerila Roxb., Hort. bengal. Cassebeeria Dennst., Schluess. 
(1814) 5; Fl. ind. I. (1832) Hort. malabar. (1818) 35. 
176. 
5759 — |Miconia Ruiz et Pav., Fl. peruv. | Tamonea Aubl., Hist. pl. Gui. 
et chil. prodr. (1794) 60. franc. I. (1775) 441. 
Leonicenia Scop., Introd. (1777) 
212. 
Lieutautia Buchoz, PI. nouv. 
decouv. (1779) t. 7. 
Zulatia Neck., Elem.11.(1790)117. 
5956 | Um- || Bifora Hoffm., Gen. Umbellif. ed. | Anidrum Neck , Elem. I. (1790) 
bell. 2. (1816) 191. 188. 
5998 — || Trinia Hoffm., Gen. Umbellif. | Apinella Neck., Elem. I. (1790) 
(1814) 92. 191. 
6015 — |\Cryptotaenia DC., M&m. fam. | Deringa Adans., Fam. II. (1763) 
Ombellif. (1829) 42. 498. 
Alacospermum Neck., Elem. II. 
(1790) 167 
6018 — || Falearia Host, Fl. austr. I. (1827) | Prionitis Adans., Fam. II. (1763) 
381. 499. 
Critamus Besser, Enum. pl.Volhyn. 
(1822) 93. 
6064 — | Kundmannia Scop., Introd. (1777)| Arduina Adans., Fam. II. (1763) 
116. 499. 
6154 | Cor- | Alangium Lam., Eneyel. I. (1783) | Angolaım Adans., Fam. II. (1763) 
nac, 174. 85. 
Kara-Angolam Adans., ibid. 84. 
(Karangolum O. Ktze.) 
Angolamia Scop., Introd. (1777) 
107. 
6189 | Eric. || Loiseleuria Desv., Journ. de bot. |Chamaeecistus Oeder, Fl. dan. 
III. (1814) 35. (1761) t. 9. 
6191 — | Rhodothamnus Reichb. in: Moess- | Adodendrum Neck., Elem. I. 
ler, Handb. ed. 2.1. (1827) 688. (1790) 214. 
6195 — | Daboeeia D. Don in: Edinburgh | Boretta Neck , Elem. II. (1790) 
New Phil. Journ. XVII. (1834) DR 
160. 
6215 — Gaylussacia H. B. K., Nov. gen. | Adnaria Raf., Fl. ludov. (1817) 
et spec. III. (1818) 275. 56. 
6232 | — |Cavendishia Lindl., Bot. Reg. | Chupalon Adans., Fam. Il. (1763) 
(1836) sub t. 1791. 164. 
6251 Lebetanthus Endl., Gen. Suppl. I. | Allodape Endl., Gen. (1839) 749. 


Epaecr. 


| (1841) 1411. 


30 


— — 


Nomina conservanda. 


Nomina rejicienda. 


ex A. De 
Ann. sc. nat. 2. 


No. | Fam. 

6285 |Myrsin.| Ardisia Swartz, Prodr. (1788) 48. 

6288 — || Heberdenia Banks 
Candolle in: 
ser. XVI. (1841) 79. 

6301 — |[Cybianthus Mart., Nov. gen. et 
spec. III. (1829) 87. 

6304 — | Wallenia Swartz, Prodr. veg. Ind. 
occ. (1788) 31. 

6310 — || Embelia Burm. f., Fl. ind. (1768) 
62. 

6370 || Sapot.|| Argania Roem. et Schult., Syst. 
IV. (1819) 46. 

6374 — || Bumelia Swartz, Prodr. veg. Ind. 
occ. (1788) 49. 

6428 || Oleac. | Linociera Swartz in: Schreber, 
Gen. II. (1791) 784. 

6483 | Gen- || Belmontia E. Mey., Comment. pl. 

tian. Afr. austr. (1837) 183. 

6484 — || Enicostemma Blume, Bijdr. (1826) 
848. 

6504 — |'Orphium E. Mey., Comment. pl. 
Afr. austr. (1837) 181. 

6513 — | Halenia Borkh. in: Roemer, Arch. 
I. 1. (1796) 25. 

6544 — || Villarsia Vent , Choix (1803) t. 
9 pp. 

6559 || Apoe. ||Carissa L., Mant. I. (1767) 7. 


Kathoutheka Adans., Fam. II. 
(1763) 159. 

? Vedela Adans., ibid. 502. 

Icacorea Aubl., Hist. pl. Gui. franc. 
I. Suppl. (1775) 1. 

Bladhia Thunb., Nov. gen. pl. I. 
(1781) 6. 

Anguillaria Gaertn., 


(1788) 372. 


Fruect. 1. 


Peckia Vell., Fl. fumin. (1825) 
51. 

Petesioides Jacq., Select. stirp. 
amer. hist. (1763) 17. 

Ghesaembilla Adans., Fam. II. 
(1763) 449. 

Pattara Adans., ibid. 447. 

Verlangia Neck , Elem. II. (1790) 
125. 

? Robertia Scop., Introd. (1777) 
154. 

Mayepea Aubl., Hist. pl. Gui. 
frang I. (1775) 81. 

(Majepea O. Ktze.) 

Thouinia L.f., Suppl. (1781) 89. 

Freyeria Scop., Introd. (1777) 208. 

Ceranthus Schreb., Gen. I. (1789) 
14. 

Parasia Raf., Fl. Tellur. III. (1836) 
78. 

Hippion Spreng., Syst. I. (1825) 
505. 

Valeranda Neck., Elem. II. (1790) 
33. 

Tetragonanthus S. G. Gmel., Fl. 
sibir. IV. (1769) 113. 

Renealmia Houtt., Handl. VIII. 
(1777) 335. 

Arduina Mill., Fig. Pl. Gard. Diet. 
(1760) t. 300; L., Mant. 1. 
(1767) 7. 

Carandas Adans., Fam. 11. (1763) 
171. 


31 


— — 


No. | Fam. Nomina conservanda. Nomina rejicienda, 
6562 || Apoc. | Landolphia Beauv., Fl.d’Oware I. | Pacouria Aubl., Hist. pl.Gui. franc- 
(1806) 54. 1. (1775) 268 t. 105. 
Alstonia Scop., Introd. (1777)198. 
Vahea Lam., Illustr. (1792) t. 69. 
6588 — || Aspidosperma Mart. et Zucc., Nov. | Macaglia Rich. ex Vahl in: Skrivt. 
gen. et spec. I. (1824) 57 t. naturh. Selsk. KjoebenhavnVI. 
34— 36. (1810) 107. 
6616 — |'Alyxia Banks ex R Brown, | Gynopogon Forst., Char. gen. 
Prodr. (1810) 469. (1776) 35 t. 18. 
6677 —  ıChonemorpha G. Don, Gen. Hist. | Beluttakaka Adans., Fam. II. 
IV. (1838) 76 (1763) 172. 
6683 — |Iehnocarpus R. Br. in: Mem. | Quirivelia Poir., Encyel.VI. (1804) 
Werner. Soc. I. (1809) 61. 42. 
6357 |Asclep.| Oxypetalum R. Br. in: Mem. | Gothofreda Vent., Choix (1803) 
Werner. Soc. I. (1809) 41. t. 60. 
6994 || Con- | Calystegia R. Br., Prodr. (1810) | Volvulus Medik. in: Staatswiss. 
volv. 483. Vorles. churpf. phys. oekon. 
Ges. I. (1791) 202. 
7023 |Hydro-| Ellisia L., Spec. pl. ed. 2. (1763) | Macrocalyx Trew in: Acta Acad. 
phyll. 1662. nat. cur. II. (1761) 332. 
7029 — |Hesperochiron S. Wats., Bot. | Capnorea Raf., Fl. Tellur. III. 
King’s Exped. (1871) 281. (1836) 74. 
7037 | — | Hydrolea L., Spec. pl.ed.2.(1763) | Nama L., Spec. pl. ed. 1. (1753) 
328. 226. 
7056 ||Borrag.| Trichodesma R.Br., Prodr. (1810) | Pollichia Medik , Bot. Beob. (1783) 
496. 247. 
Borraginoides Moench, Meth. 
(1794) 515. 
7082 — || Amsinckia Lehm., Deleet. sem. | Benthamia Lindl., Nat. Syst. 
Hort. hamburg. (1831) 7. (1830) 241. 
7102 —  ||Mertensia Roth, Catal. bot. I. | Pneumaria Hill, Veg. Syst. VII. 
(1797) 34. (1764) 40. 
7148 |Verben.| Bouchea Cham. in: Linnaea VI]. | Denisaea Neck., Elem. I. (1790) 
(1832) 252. 306. 
(Deniseia O.Ktze., Denisia O.Ktze.) 
7151 | — |Stachytarpheta Vahl, Enum. ]. | Sherardia Adans., Fam. I]. (1763) 
| (1805) 205. 198. 
Valerianoides Medik., Phil. Bot. I. 
(1789) 177. 
VermiculariaMoench,Meth.Suppl. 
(1802) 150. 
7156 — || Amasonia L. f., Suppl. (1781) 48. | Taligalea Aubl., Hist. pl. Gui. 


france. II. (1775) 625. 


32 


ee m den 


Nomina rejieienda. 


No. | Fam.) Nomina eonservanda. 
| 
7181 Verben.) Tectona L. f., Suppl. (1781) 20. 
7299 | Labiat.| Sphacele Benth. in: Bot. Reg. 
(1829) t. 1289. 
7317 | — |Pyenanthemum L. C. Rich. in: 
Michx., Fl. bor. amer. 1I. 
RENNER E 
7342 | — |Hyptis Jacq., Collect. I. (1786) 
150301: 
7350 — | Pleetranthus L’Herit., Stirp. nov. 
| | (1785 vel 1788?) 84 verso. 
7377 | Solan. | Nicandra Adans., Fam. 11. (1763) 
| 219; 
| 
| 
7382 | — |Jochroma Benth. in: Bot. Reg. 
| (1845) t. 20. 
I 
| 
7388 | — |Hebecladus Miers in: Hooker, 
London Journ. of Bot. IV. 
(1845) 321. 
7398 — | Athenaea Sendin. in: Fl. brasil.X. 
(1846) 133. 
7400 — | Withania Pauquy, Diss. de Bella- 
| donna (1824) 14. 
7485 | Sero- | Anarrhinum Desf., Fl. atlant. II. 
phul. | (1800) 51. 
7517 — | Manulea L., Mant. I. (1767) 12. 
7518 - Chaenostoma Benth. in: Hooker, 


Compan. Bot. Magaz. I. (1835) 
374. 


Theka Adans., Fam. II. (1763) 
465. 

Alguelaguen Adans., 
(1763) 505. 

(Alguelagum O. Ktze.) 

Phytoxis Molina, Sagg. Chile ed. 
2. (1810) 145. 

Furera Adans., Fam. II. (1763) 
193. 

Koellia Moench, Meth. (1794) 407. 

Mesosphaerum P. Br., Hist. Ja- 
maica (1756) 217; O. Ktze., 
Rev. gen. II. (1891) 524. 

Condea Adans., Fam. II. (1763) 
504. 

Germanea Lam., Enceyel. II. (1786 
vel 1787?) 690. 

(Germainia O. Ktze.) 

Pentagonia Heist. ex Fabrieius, 
Enum. pl. Hort. helmstad. 
(1759) 184; Hiern, Catal. Afr. 
Pl. Welwitsch III. (1898) 752. 

Physaloides Boehm. in: Ludwig, 
Defin. gen. pl. (1760) 42; O. 
Ktze., Rev. gen. II. (1891) 
452. 

Diplukion Raf, 
(1838) 53. 

Valteta Raf., ibid. 53. 

Ulticona Raf., Sylva Tellur. (1838) 
55. 

? Kukolis Raf., ibid. 55. 

Deprea Raf., Sylva Tellur. (1838) 
57. 

Physaloides Moench, Meth. (1794) 
473. 

Simbuleta Forsk., Fl. aegypt. arab. 
(1775).115. 

Nemia Berg., 
(1767) 160. 

Palmstruckia Retz. f., Obs. bot. 
pugill. (1810) 15. 


Bam. II. 


Sylva Tellur. 


Deser. 


pl. cap. 


7534 


7546 || 


7549 | 


7559 


7602 


7632 


7649 | 


7760 | 


7766 


77192 


7810 


Nomina conservanda. 


Nomina rejicienda. 


| Limnophila R. Br., Prodr. (1810) 
442. 


Stemodia L., Syst. ed. 10. (1759) 
1118. 


Bacopa Aubl , Hist. pl. Gui. frang. 
I. (1775) 128 t. 49. 


Mieranthemum L. C. Rich. in: 
Michx., Fl. bor. amer. J. (1803) 
1050525 

Artanema D. Don in: Sweet, Brit. 
Flow. Gard. 2. Ser. III. (1835) 
t. 234. 

Seymeria Pursh, Fl. Amer. sept. 
II. (1814) 736. 

Cordylanthus Nutt. ex Bentham 
in: De Candolle, Prodr. X. 
(1846) 597 

Rhynchocorys Griseb., Spicil. fl. 


rumel. I. (1844) 12. 


Colea Boj., Hort. maurit. (1837) 
220. 


Tourrettia Fougeroux in: Mem. 
Acad. Paris 1784 (1787) 205 
tale 

Epiphegus Nutt., Gen. Amer. Il. 
(Mai 1818) 60. 


Didymocarpus Wall.in: Edinburgh 
Philos. Journ. I. (1819) 378. 


Ambulia Lam, Eneyel. I. (1783) 
128. 

Diceros Lour., Fl.cochinch.(1790) 
381. 

Hydropityon Gaertn. f., Fruet. III. 
(1805) 19. 

Stemodiacra P. Br., Hist. Jamaica 
(1756) 261; O. Ktze., Rev. 
gen. II. (1891) 465. 

Moniera P. Br., Hist. Jamaica 
(1756) 269; Adans., Fam. II. 
(1763) 212. 

Brami Adans., ibid. 208, 

Globifera J. F. Gmel., Syst. II. 
(1791) 32. 


Bahel Adans., Fam. II. (1763) 
210. 


Afzelia J. F. Gmel., Syst. I. 
(1791) 927. 

Adenostegia Benth. in: Lindley, 
Nat. Syst. ed. 2. (1836) 445. 


Elephas Adans., Fam. II. (1763) 
211. 

Proboseiphora Neck., Elem. I. 
(1790) 336. 


Tripinna Lour., Fl. cochinch. 
(1790) 391. 

Tripinnaria Pers., Synops. II. 
(1807) 173. 

Uloma Raf., Fl. Tellur. II. (1836) 
62. 

Dombeya L’H£r., Stirp. nov.(1784) 
33 t. 17. 


Leptamnium Raf. in: Amer. 
Monthly Magaz. II. (Febr.1818) 
267. 

Roettlera Vahl, Enum. I. (1805) 
87. 


34 


a rrrrrTTT————————————————————————— 


| 


No. ‚Fam.  Nomina conservanda. 


7860 Gesner. 


7900 
7908 
7932 


8031 
8042 


8096 
8097 
8126 


8140 
8227 


8228 


8411 


Rub. 


Alloplectus Mart., Nov. gen. et 
spec. III. (1829) 53. 


Polypompholyx Lehm., Pugill. 
VII. (1844) 48. 

Elytraria L. C. Rich. in: Michx., 
Fl. bor. amer. I. (1803) 8. 
Phaulopsis Willd., Speec. pl. III. 

(1800) 342. 
Dieliptera Juss. in: Ann. Mus. 
Paris IX. (1807) 267. 


Schaueria Nees, Index sem. Hort. 
ratisb. (1838); Linnaea XIII. 
(1839) Litt. 119. 

Anisotes Nees in: De Candolle, 
Prodr. XI. (1847) 424. 

Jacobinia Moric., Pl. nouv. Amer. 
(1846) 156. 

Bikkia Reinw. in: Blume, Bijdr. 
(1826) 1017. 

Lucya DC., Prodr.IV. (1830) 434. 


Mitragyna Korth., Obs. Nauel.ind. 
(1839) 19. 


Uncaria Schreb., Gen. I. (1789) 
1125: 


Schradera Vahl, Eclog. amer. I. 
(1796) 35 t. 5. 

Duroia L. f., Suppl. (1781) 30. 

Psychotria L , Syst. ed. 10. (1759) 
929. 


Cephaelis Swartz, Prodr. veg. Ind. 
oce. (1788) 45. 


Nomina rejicienda. 


Crantzia Scop., Introd. (1777)173. 

Vireya Raf., Specchio I. (1814) 
194. 

Lophia Desv. in: Hamilton, Prodr 
pl. Ind. occ. (1825) 47. 

Cosmiza Raf., Fl. Tellur. 
(1836) 110. 

Tubiflora J. F. Gmel., Syst. II. 
(1791) 27. 

Micranthus Wendl., Bot. Beob. 
(1798) 38. 

Diapedium Koenig in: Koenig et 
Sims, Ann. of Bot. II. (1806) 
189. 

Flavicoma Rat., Fl. Tellur. IV. 
(1836) 63. 


IV. 


Calasias Raf., Fl. Tellur. IV. 
(1836) 64. 

Ethesia Raf., Fl. Tellur. IV. (1836) 
63. 

Cormigonus Raf. in: Ann. gen. sc. 
phys. VI. (1820) 83. 

Clavenna Neck., Elem. II. (1790) 
145. 

Dunalia Spreng., Pugill.(1815)25. 

Mamboga Blanco, Fl. Filip. ed. 1. 


(1837) 140. 


Ourouparia Aubl., Hist. pl. Gui. 
frang. I. (1775) 177. 
(Uruparia O. Ktze.) 
Urceolaria Willd. in: Cothenius, 
Disp. veg. (1790) 10. 
Pubeta L., Pl. surinam. (1775) 16. 
Myrstiphyllum P. Br., Hist. Ja- 
maica (1756) 252. 
Psychotrophum P. Br., ibid. 160. 
Carapichea Aubl., Hist. pl. Gui. 
frang. (1775) 167. 
Evea Aubl., ibid. 103. 
Tapogomea Aubl., ibid. 357. 
Chesnea Scop., Introd. (1777) 119. 


| Liatris 


No. | Fam. Nomina conservanda, 
8430 || Rub. || Paederia L., Mant. I. (1767) 7 
et 52, 
Vale- | Patrinis Juss. in: Ann. Mus. X. 
rian, (1807) 311. 
| 
_ Fedia Moench, Meth. (1794) 486. 
Cu- | Ecballium A. Rich. in: Diet. 
curb. class. hist. nat. VI. (1824) 19. 
— | Cayaponia Silva Manso, Enum. 
| subst. brazil. (1836 vel 1837?) 
| 31. 
— || Echinoeystis Torr. et Gray, Fl. N. 
| Amer.I. (1840) 542. 
— Sechium [P. Br., Hist Jamaica 
(1756) 355] Juss. Gen. (1789) 
391. 
Cam- | Wahlenbergia Schrad., Catal. hort. 
| pan goetting. (1814). 
| — ||Sphenoclea Gaertn., Fruct. 1. 
| (1788) 113. 
— | Downingia Torr. in: Paeif. Rail. 
Rep. IV. (1856) 116. 
Goo- |Scaevola L., Mant. II. (1771) 
den. 145. 
Comp. | Vernonia Schreb., Gen. II. (1791) 
541. 


Mikania Willd., Spec. pl. III. 
(1803—4) 1742. 


Schreb., Gen. (1791) 


542. 


Nomina rejicienda. 


Hondbessen Adans,, Fam. II 


(1763) 158. 
(Hondbesseion O. Ktze.) 
Dauncontu Adans., ibid. 146. 
Fedia Adans., Fam. II. (1763) 
152: 
MouffettaNeck., Elem .1.(1790)124. 
Mitrophora Neck , Elem. I. (1790) 
123. 
Elaterium [Ludw., Def. gen. (1737) 
26] Moench, Meth. (1794) 503. 
Arkezostis Raf., New Fl. Amer. 
IV. (1836) 100. 


Micrampelis Raf. in: Med. Repos. 
New York V. (1808) 350. 
Chocho Adans., Fam. II. (1763) 
500. 

Chayota Jacq , Select. stirp. amer. 
hist. ed. piet. (1780) t. 245. 

Cervicina Del., Fl. Egypte (1813) 
150. 

Pongati Adans., Hist. nat. Senegal 
(1756), ed. angl. (1759) 152. 

(Pongatium Juss ) 

Bolelia Raf., Atlant. Journ. (1832) 
120. 

Gynampsis Raf., Fl. Tellur. III. 
(1836) 5. 
Wittea Kunth in: Abh. Akad. 
Berlin 1848. (1850) 32. 
Lobelia Adans., Fam. II. (1763) 
157% 

Behen Hill, Veg. Syst. IV. (1762) 
41. 

Willugbaeya Neck., Elem.1.(1790) 
82. 

Carelia Cav. in: Anal. cienc. nat. 
VI. (1802) 317. 

Laciniaria Hill, Veg. Syst. IV. 
(1762) 49. 

Psilosanthus 
(1790) 69. 


Neck., Elem. I. 


3* 


36 


Nomina conservanda. 
| 
I 


Nomina rejieienda. 


Chrysopsis Ell., Sketch. II. (1824) | Diplogon Raf. in: Amer. Monthly 


| 333. 

' Haplopappus Cass. in: Diet. sc. 

| nat. LVI. (1828) 168. 

| Brickellia Ell., Sketch II. (1824) 

| 290. 

| Callistephus Cass. in: Diet. sc. 

| nat. XXXVI. (1825) 491. 

| Felicia Cass. in: Bull. Soc. philom. 

| (1818) 165. 

| Blumea DC. in: Guillemin, Arch 

| bot. I. (1833) 514. 

| Disparago Gaertn., Fruct.1I.(1791) 

| 4863. 

| Heterolepis Cass. in: 
philom. (1820) 26. 

ı Podolepis Labill., Nov. Holl. pl. 

" spec. II. (1806 vel 1807) 56. 

ı Printzia Cass. in: Diet. sc. nat. 

| XXXVIL (1835) 463. 

| Pallenis Cass. in: Diet. sc. nat. 

| XXIII. (1822) 566. 

Lagascea Cav. in: Anal. cienc. 
nat. VI. (1803) 331. 

Franseria Cav., Icon. II. (1793) 

| 78. 

|Zinnia L., Syst. ed. 10. (1759) 

1221. 


Bull. Soe. 


Actinomeris Nutt., Gen. Amer. I]. | 
| (1818) ısı. 

| Guizotia Cass. in: Bull. 
| philom. (1827) 127. 
ıGynura Cass. in: Diet. sc. nat. 
XXXIV. (1825) 391. 

| Ursinia Gaertn., Fruct. II. (1791) 
| 462. 

| Gazania Gaertn., Fruct. Il. (1791) 
| 451. 


Soc. 


| Berkheya Ehrh., Beitr. III. (1788) 
|? 187. 


Magaz. (1818) 268. 

Hoorebeckia Cornelissen in: 
Mussch. Hort. Gand(1817)120. 

Coleosanthus Cass. in: Bull. Soc 
philom (1817) 67. 

Callistemma Cass. in: Dict. sc. nat. 
IV. Suppl. (1817) 45. 

Detris Adans., Fam. II. (1763) 
131. 

Placus Lour , Fl. coc!ıinch. (1790) 
496. 

Wigandia Neck., Elem. I. (1790) 
95 non H.B.K. 

Heteromorpha Cass. in: Bull. Soc. 
philom. (1817) 12. 

Scalia Sims in: Bot. Magaz. (1806) 
t. 956. 

Lloydia Neck., Elem. I. (1790) 4. 


Athalmum Neck., Elem.I. (1790) 
20. 
Nocca Cav., Icon. III. (1794) 12. 


Gaertneria Medik., Phil. Bot. I. 
(1789) 45. 

Crassina Scepin, Sched. acid. veget. 
(1758) 42. 

Lepia Hill, Exot. Bot. (1759) t. 
29. 

Ridan Adans., Fam. II. (1763) 
130. 

Werrinuwa Heyne, 
India (1814) 49. 

Crassocephalum Moench, Meth. 
(1794) 516. 

Spermophylla Neck., Elem. I. 
(1790) 24. 
Meridiana Hill, 

(1761) 121. 
Moehnia Neck., Elem. I. (1790) 9. 
Crocodiloides Adans., Fam. II. 

(1763) 127. 


Traets on 


Veg. Syst. I. 


I 
| Nomina conservanda. 
I 


Nomina rejieienda. 


116; Gaertn., Frucet. II. (1791) 
378. - 


| 
| 
|| 558. 

| Cnieus Gaertn., Fruct. II. (1791) 
| 385. 

Stifftiia Mikan, 
| (1820) 1. 


Del. Brasil. I. 


IND NER: 
| Krigia Schreb, Gen. (1791) 532. 


Stephanomeria Nutt. in: Trans. 
Amer. Phil. Soc. N. Ser. VII. 
(1841) 427. 

ı Taraxacum Wiggers, 

holsat. (1780) 56. 


Prim. fl. 


| 
| 
| (1838) 144. 


| Chaptalia Vent., Jard. Cels. (1800) 


\ Pyrrhopappus DC., Prodr. VII. | Sitilias Raf., New Fl. Amer. 


Comp. Silybum Adans., Fam. II. (1763) | Mariana Hill, Veg. Syst. IV. 


(1762) 19. 


'Galactites Moench, Meth. (1794) | Lupsia Neck., Elem. I. (1790) 


71. 

Carbenia Adans., Fam. II. (1763) 
116. 

Augusta Leandro in: Denkschr. 
Akad. München VII. (1819) 
235. 

Thyrsanthema Neck., 
(1790) 6. 

Adopogon Neck., Elem. I. (1790) 
55. 

Ptiloria Raf. in: 
(1832) 145. 


Elem. I. 


Atlant. Journ. 


Hedypnois Scop., Fl. carn. II. 
(1772) 99. 

Ive 

(1836). 85. 


Druck von E, Buchbinder in Neu-Ruppia. 


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ord. Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Breslau. £ ; 22 

Zwölfte, verbesserte und vermehrte Auflage. Dr 

Mit 438 Abbildungen im Text. 1 

gr. 8. 1904. In Leinen gebunden # 6.—. & 

Kritische Nachträge E 

Flora der nordwestdeutschen Tiefebene. i 


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Bearbeitet von 


Prof. Dr. Franz Buchenau | | Su 
Realschuldirektor a. D. zu Bremen. : 


8. 1904. M 1.20. 


Untersuchungen zur Physiologie 
der 


‚pflanzlichen Organisation 


Dr. &. Berthold 


Professor der Botanik hip Direktor des ee Instituts - 
der Universität Göttingen. a 


un 


Zweiter Teil, erste Hälfte. 
gr. 8 1904. M 6.—. 


Physiologische Fr e 
Pflanzenanatomie 7 


von ge 3 
Dr. 6. Haberlandt N 


0.ö. Professor der Botanik, Vorstand des botanischen Instituts und Gartens A 
an ler k.k. Universität Graz. x > 


Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage. 
Mit 264 Abbildungen im Text. 
gr. 8. 1904. #M 18.—; in Halbfranz geb. # 21.—. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XIV. Ausgegeben am 30. Juli 1904. 


Erläuterungen 


zu den 


Nutzpflanzen 


der gemäßigten Zonen 
Königl. botanischen Garten zu Dahlem 


von 


A. Engler. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig 
1904. 


Preis 0,60 Mk. 


Erläuterungen 


zu den 


Nutzpflanzen 


der gemäßigten Zonen 


Königl. botanischen Garten zu Dahlem 


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Vorwort. 


In dem alten botanischen Garten zu Berlin wurde neben den 
pflanzengeographischen Anlagen die Abteilung für Nutzpflanzen am 
meisten besucht, da für diese vielfach auch bei solchen Interesse be- 
steht, welchen im übrigen Zeit und Neigung zu eingehenderem Studium 
der Pflanzen ferner liegen. Es schien mir daher angezeigt, auch in der 
Neuanlage die Nutzpflanzen auf einem größeren Raum zusammenzu- 
stellen und zwar nicht systematisch, sondern mit Rücksicht auf ihre 
Verwendung. Da die tropischen Nutzpflanzen zum Teil gar nicht, 
zum Teil nur während des Hochsommers im Freien angepflanzt 
werden können, sind die Nutzpflanzen der gemäßigten Zonen von den 
in den Tropen angebauten getrennt und letztere in einer eigenen 
Abteilung für Kolonialpflanzen, welche auch ein kleines Gewächshaus 
einschließt, in der Nähe des Wirtschaftsgebäudes am Hauptweg unter- 
gebracht. 


Bei den Kulturgewächsen ist für den Fachmann ebenso wie für 
den Laien nicht bloß die Pflanze selbst von Interesse, sondern 
man wünscht bezüglich derselben auch noch mancherlei anderes zu 
wissen. Der Praktiker hat vorzugsweise Interesse an der Art der 
Kultur, an den Anforderungen der Pflanze und an ihren Produkten; 
aber für den Gebildeten knüpfen sich an die Kulturpflanzen noch andere 
Fragen, so vor allen die nach der Herkunft oder Heimat, nach der Zeit 
der Einführung in die Kultur und nach dem Zusammenhang der Kultur- 
rassen untereinander oder mit wilden Stammpflanzen. So treten also 
bei dem Studium der Kulturpflanzen zwei Gesichtspunkte in den Vorder- 
grund, welche bei demjenigen anderer Pflanzen nicht oder in geringerem 
Grade Beachtung finden, der entwicklungsgeschichtliche und der ge- 


schichtliche. Da auf den den Pflanzen beigesetzten Schildern nur kurze 
1* 


u 


Angaben über deutsche und lateinische Benennung, über die Heimat 
und allenfalls noch über Verwendung gemacht werden können, so schien 
es mir richtig, in einer kleinen Schrift noch ausführlichere Bemerkungen 
über Abstammung, Heimat und Einführung unserer Kulturpflanzen zu 
geben, ähnlich, wie ich dies bereits früher als Direktor des botanischen 
Gartens zu Breslau für die dort angelegte Abteilung von Nutzpflanzen 
getan habe. Möge dies Schriftehen dazu beitragen, bei den Besuchern 
des Gartens auch nach den angedeuteten Richtungen hin botanische 
Kenntnisse zu verbreiten *). 


Dahlem, am 10. Juli 1904. 
A. Engler. 


*) Ausführlicheres über die Geschichte unserer Kulturpflanzen findet man in 
dem Werk: Vietor Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus 
Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa. Siebente Auflage, 
neu herausgegeben von O. Schrader, mit botanischen Beiträgen von A. Engler. 
— Gebr. Borntraeger, Berlin 1902. 


Sammlung der wichtigsten 


Kulturpflanzen der gemäbigten Zonen 


(entlang der Altenstein-Straße zwischen dem Anzuchtgarten 
und den Direktor-Wohnhäusern; die Erläuterung beginnt bei ersterem). 


Diese Abteilung soll einen Überblick über die landwirtschaftlich 
wichtigen Gewächse, und zwar vorzugsweise über die in unserem Klima 
gedeihenden geben. Die Gruppierung ist hier lediglich nach den Pro- 
dukten vorgenommen; hin und wieder sind der Belehrung halber auch 
solche Pflanzen beigesetzt, welche bei uns den Anbau nicht lohnen, 
aber dieselben oder ähnliche Produkte liefern. Die in den wärmeren 
Ländern kultivierten Arten befinden sich in der Kolonialabteilung (beim 
Gärtnerwohnhaus). 


A. Getreidearten (Cerealien). 
a) Weizen. 


Die kultivierten Weizensorten lassen sich auf die sehr formenreiche 
Gesamtart Tritieum sativum und die weniger formenreichen Arten 
T. polonieum L. und T. monocoeceum L. zurückführen. 

aa) (-) Sommerweizen und )() Winterweizen, Triticum sativum Lam. 

1. Unterarten mit zerbrechlicher Ährenachse. 

o) Spelz, Dinkel, Triticum spelta L. Stammform nicht mehr be- 
kannt, doch wahrscheinlich in vorhistorischer Zeit in Zentralasien heimisch 
gewesen. 

f) Emmer, Ammer, Triticum dieoeeum Schrank. Stammform in 
Syrien wildwachsend, kultiviert in der alten Welt schon in prähistorischen 
Zeiten. Ziegel der im Jahre 3359 v. Chr. errichteten Pyramide von 
Dashur in Ägypten enthielten nach Meyers Untersuchungen Weizen- 
körner. Der mehrfach bei Mumien gefundene Weizen (Mumienweizen) 
hat niemals gekeimt. Ebenso gehört hierher der in Pfahlbauten der 
Stein- und Bronzezeit gefundene Weizen. Kultur des Weizens in China 
seit etwa 2700 v. Chr. — Vaterland wahrscheinlich Mesopotamien. 


u N wit 


2. Unterart mit zäher Ährenachse. 

y) Weizen im engeren Sinne, Triticum tenax Aschers. et Graebn. 
jetzt am häufigsten kultiviert. Die in der Kultur verbreitetste Rasse 
ist T. vulgare Vill., in den Alpen bis zu etwa 1500 m, selten bis zu 
2000 m, weniger verbreitet 7. compactum Host und T. turgidum L. 
(englischer Weizen, Kegelweizen), T. durum Desf. (Hartweizen, Glas- 
weizen, fast nur im Mittelmeergebiet gebaut). 

bb) Gommer, Tritieum polonieum L. Stammt wahrscheinlich auch 
von voriger Art ab und ist höchstwahrscheinlich in Südeuropa ent- 
standen. Wenig kultiviert. 

ce) Einkorn, Triticum monocoeeum L. Heimisch in Kleinasien, 
Griechenland und Serbien; beansprucht nicht fetten Boden und wird 
daher namentlich in Gebirgsländern mit magerem Boden kultiviert. 
Fand sich in den Trümmern des alten Troja. 


b) Gerste. 

Die Gerstensorten lassen sich auf eine Gesamtart Hordeum sativum 
Jessen zurückführen. 

1. Unterarten mit unbegrannter Deckspelze der Seiten- 
ährchen. 

a) Wilde Gerste, Hordeum spontaneum K. Koch., mit brüchiger 
Ahrenachse. Verbreitet im nordöstlichen Afrika sowie von Palästina 
bis Persien, Beludschistan und Transkaukasien. 

ß) Zweizeilige Gerste, Hordeum distichum L. Wurde in den 
Monumenten der Ägypter nicht gefunden; dagegen wird sie von Theo- 
phrast erwähnt, auch fand sie sich in den Schweizer Pfahlbauten. Jetzt 
im Wallis bis zu 2100 m gebaut. Hierzu gehören die Rassen nutans 
Schübler, ereetum Schübler, nudum L., zeocrithon (L.), letztere mit ab- 
stehendem Mittelährchen. 

2. Unterart mit begrannter Deckspelze der stets frucht- 
baren Seitenährchen. 

y) Vielzeilige Gerste, Hordeum polystichum Haller, zerfällt in 

y‘) Gewöhnliche oder vierzeilige Gerste, Hordeum vulgare L. Von 
Theophrast erwähnt; aber nicht in den Pfahlbauten. 

y") Sechszeilige Gerste, Hordeum hexastichum L. Im Altertum am 
häufigsten kultiviert. 


c) Roggen. 
Roggen, Secale cereale L. 
aa) Wilder Roggen, S. montanum Guss. Ausdauernd und mit 
brüchiger Ährenachse. Heimisch in Südspanien, Süditalien, Dal- 
matien und der Herzegovina, von da durch die Balkanhalbinsel, in 
Vorderasien und Nordafrika. 


EN 2 


bb) Kulturroggen, Korn, var. eucereale Aschers. et Graebn. Nicht 
oder bisweilen schwach ausdauernd mit zäher Ährenachse. 
Vielleicht in Turkestan und Afghanistan heimisch, als Kulturpflanze in 
Europa bis 69° 38° n. Br., im Wallis und Engadin bis 2100 m. 


War den Griechen nicht bekannt, wird erst von Plinius erwähnt. 
Fand sich nieht in Pfahlbauten, sondern mit Bronzeinstrumenten bei 
Ollmütz. Linguistische Gründe weisen darauf hin, daß der Roggen in 
den nördlich von der Donau gelegenen Ländern wahrscheinlich erst zur 
römischen Kaiserzeit, vielleicht etwas früher in Rußland und der Tartarei 
kultiviert wurde. 


d) Hafer. 

Wahrscheinlich wildwachsend in der Songarei, von wo aus die 
Kultur sich nach dem südöstlichen Europa und westlichen Asien 
verbreitete. Gefunden wurde der Hafer in Schweizer Pfahlbauten der 
Bronzezeit. 

Hafer, Haber, Avena sativa L. umfaßt folgende Unterarten und 
Rassen: 

1. Mit 2-blütigen Ährchen: 

«) Gemeiner H., Rispenhafer, var. diffusa Neilr. Meist als Pferde- 
futter dienend, selten zu Brotkorn. 

$) Fahnenhafer, Russischer H. usw., A. orientalis Schreb. Kultiviert. 

y) Sandhafer, Rauchhafer, A. strigosa Schreb. Kultiviert in West- 
europa, in Nord- und Mitteleuropa Ackerunkraut. 

d) Kurzhafer, Silberhafer, A. brevis Roth. Selten gebaut, meist 
Ackerunkraut. 

2. Mit 3—6-blütigen Ährehen: 

&) Nackthafer, A. nuda L. Selten gebaut und verwildert. 


e) Hirse. 
aa) Gewöhnlicher Hirse, Panicum miliaceum L. Seit vorhistorischen 
Zeiten kultiviert (aus der jüngeren Steinzeit bekannt), wahrscheinlich 
aus Zentralasien stammend. 


bb) Bluthirse, Blutfennich, Manna, Panicum sanguinale L. 
(Digitaria sanguinalis Scop.), auf feuchtem Gartenland als Unkraut ver- 
breitet, in der Oberlausitz, Böhmen und Untersteiermark gebaut. 

ce) Italienischer Hirse, Kolbenhirse, Setaria italica (L.) P. Beauv. 
(Panieum italicum L.), von der in der ganzen altweltlichen gemäßigten 
Zone verbreiteten S. viridis (L.) P. Beauv. (P. viride L.) abstammende 
Kulturform. Ihre Kultur war sehr verbreitet in prähistorischen Zeiten, 
z. B. sicher in China vor 2700 v. Chr. Wurde auch in den Schweizer 
Pfahlbauten gefunden; ferner ist ihre Kultur in Indien sehr alt. 


BE 2 


f) Durra. 

Durra, Mohrhirse, Zuckerhirse, A. sorghum I.., im Mittelmeergebiet, 
am Fuße der Südalpen, in Ungarn, Bosnien sowie in den tropischen 
Ländern allgemein angebaut, stammt wahrscheinlich ab von dem im 
ganzen Mittelmeergebiet, Nordafrika, auch in Ostindien, China, Nord- und 
Zentral- Amerika verbreiteten A. halepensis (L.) Brotero und zerfällt in 
zahlreiche Unterarten, Rassen und Varietäten. Wichtig: 

a) A. saecharatus (L.) Kunth var. typieus Aschers. et Graebn., dient 
in Italien und Süd-Frankreich zur Fabrikation von „Reisbesen“. 

var. technieus Körnicke, dient in Italien und Ungarn zur Fabrikation 
von „Reisbesen“. 

ß) 4A. eu-sorghum Aschers. et Graebn., in Mitteleuropa und auch 
sonst am häufigsten kultiviert, außer im tropischen Afrika und Amerika, 
in Nord- Amerika zur Zuckerfabrikation dienend. 

y) 4. cernuus (Arduino) Roxb., von den beiden anderen durch 
nickende Rispe unterschieden. Am Südfuße der Alpen, insbesondere in 
Ostindien, in Ägypten und dem tropischen Afrika als Brotpflanze kul- 
tiviert. 

g) Mais. 

Mais, Welschkorn, türkischer Weizen, Kukurutz, Zea mays L. 
Stammt zweifellos aus Amerika, wurde aber bald nach der Entdeckung 
Amerikas in Europa, in Indien und China (durch die Portugiesen) ein- 
geführt. In Amerika war die Maiskultur zur Zeit der Entdeckung des 
Landes jedenfalls schon alt; denn in den Gräbern von Ancon in Peru, 
welche etwa aus jener Zeit stammen, finden sich bereits mehrere Varietäten 
des Mais vertreten. Heimat wahrscheinlich in Mexiko oder Guatemala. 

Zahlreiche in der Kultur entstandene Varietäten, wie excellens Alef. 
(Cuzco-Mais), acuminata Körn. (spitzkörniger Mais, Schnabelmais), 
dentiformis Körn. (Pferdezahnmais), wmierosperma Körn. (Perlmais), 
saecharata Körn. (Zuckermais), tunicata Larranhaga (Balgmais). 


h) Andere in ihren Samen Stärkemehl liefernde 
Nährpflanzen 


der gemäßigten Zone und oberer Gebirgsregionen finden sich längs des 
Zaunes am Anzuchtgarten: 

Amarant, Fuchsschwanz, Amarantus pannieulatus L. (= A. frumen- 
taceus Buchanan-Hamilton). Samen in Ostindien zu Mehl gemahlen. 

Buchweizen, Fagopyrum esculentum Moench. Heimisch in der 
Mandschurei, am Ufer des Amur und in Dahurien, gelangte die Pflanze 
im Mittelalter über die Tartarei und Rußland nach Europa; 1436 wurde 
sie schon in Mecklenburg kultiviert und verbreitete sich Anfang des 
16. Jahrhunderts weiter nach Westen und Süden. 


= 


Fagopyrum tatarieum (L.) Gaertn. In der Mongolei und Ostsibirien 
heimisch, erst seit dem 18. Jahrhundert in Kultur; weniger für Kälte 
empfindlich, als vorige. Fagopyrum emarginatum (Roth) Moench. Wahr- 
scheinlich im östlichen Himalaya oder dem nordwestlichen China 
heimisch, daselbst auch kultiviert. 

Quinoa, Chenopodium quinoa L. In Peru heimisch, auf den Anden 
und in Chile, bisweilen auch in Deutschland angebaut. Samen werden 
wie Reis gekocht. 


B. Futterpflanzen. 


Über diese wollen wir uns hier ganz kurz fassen. 


a) Wir übergehen die Gräser, von denen die große Mehrzahl als 
Futterpflanzen eine Bedeutung besitzen. Auf den beigesteckten Porzellan- 
schildern ist außer dem deutschen und lateinischen Namen und der 
Heimat auch meist angegeben, auf welchem Boden die Gräser be- 
sonders gedeihen. 


b) Nächst den Gräsern sind für die Viehzucht besonders wichtig 
die Leguminosen, bezüglich deren hier noch einige Bemerkungen 
folgen: 

Incarnatklee, Trifolium incarnatum L. in Südspanien, Sardinien und 
Algier heimisch, erst in den letzten Jahrzehnten im großen kultiviert. 

Wiesenklee, Trifoliium pratense L. In Europa und Asien heimisch. 
Wurde zuerst im 16. Jahrhundert in Flandern kultiviert. 

Schwedischer Klee, Trifolium hybridum L. Europa, Kleinasien. 

Weißer Klee, Lämmerklee, Trifolium repens L. Nördlich ge- 
mäßigte Zone. 

Wicke, Vicia sativa L. In ganz Mittel- und Südeuropa heimisch, 
schon zu den Zeiten Catos kultiviert. 

Vieia ervilia (1.) Willd. Im Mittelmeergebiet heimisch, schon im 
Altertum kultiviert. 

Serradella, Ornithopus sativus Brotero, in Portugal heimisch und 
dort seit Anfang dieses Jahrhunderts kultiviert. 

Süßklee, Hedysarum coronarium L., Italien. 

Esparsette, Onobrychis vieiifolia Scop. (O0. sativa Lam.). In Südeuropa 
heimisch, im 16. Jahrhundert zuerst in Südfrankreich kultiviert. 

Kleiner Schneckenklee, Medicago lupulina L. Nördlich ge- 
mäßigte Zone, 

Luzerne, Medicago sativa L. und M. sativa X falcata (= M. media Pers.). 

Sichelklee, Medicago faleata L., heimisch in Europa und dem ge- 
mäßigten Asien. 


an 


Platterbse, Lathyrus sativus L. Wahrscheinlich südlich vom Kau- 
kasus heimisch, schon von den Griechen und Römern kultiviert. 

Platterbse, Lathyrus silvester L. Mittel- und Südeuropa. 

Platterbse, Lathyrus ochrus L. Sicher in Italien heimisch, in 
Spanien und Griechenland kultiviert. 

Erdmandel, Lathyrus tuberosus L. Nördlich gemäßigte Zone. 

Jarosse, Mochi, Lathyrus eicera L. Wild in Spanien und Italien. 
Seit langer Zeit in Italien kultiviert. 

Gelber Steinklee, Melilotus offieinalis (L.) Desr. Europa, ge- 
mäßigtes Asien. 

Weißer Honigklee, Melitotus albus Desr. Wie vorige. 

Blauer Steinklee, Trigonella coerulea (L.) Ser., im Mittelmeergebiet 
heimisch. 

Bockshornklee, griechisches Heu, Trigonella foenum graecum L. 
Wild von Kleinasien bis Kashmir, wurde schon von Griechen und 
Römern kultiviert. 

Gelbe Lupine, Lupinus luteus L. Heimisch im Mittelmeergebiet. 

Blaue Lupine, Lupinus angustifolius L. Wie vorige. 

Weiße Lupine, Lupinus albus L. und L. thermis Forsk. Wie vorige. 

Blaue, kalifornische Lupine, Lupinus polyphyllus Lindl., Kalifornien. 

Gaspeldorn, Heckensame, Ulex europaeus L., in Westeuropa wild 
wachsend. 


ec) Futterpflanzen aus anderen Familien. 


Spörk, Spergel, Spergula arvensis L. und var. maxima (Weihe). 
Auf der nördlichen Zone verbreitet. Scheint schon seit der römischen 
Kaiserzeit in Südeuropa kultiviert worden zu sein. 

Runkelrübe, Beta vulgaris L. Strandpflanze des Mittelmeergebietes. 

Fuchsschwanz, Amaranlus gangetieus L., Ostindien. 

Sacchalinischer Knöterich, Polygonum sacchalinense F. Schmidt. 
Aus Sacchalin. 

Japanischer Knöterich, Polygonum cuspidatum Sieb. et Zuce. 
(P. Sieboldii Hort... Aus Japan. 

Schwarzwurz, Symphytum peregrinum Ledeb. Aus dem nördlichen 
Kaukasus, gute Winterfutterpflanze in gemäßigten Klimaten, namentlich 
in Westeuropa. 

Schwarzwurzel, Scorzonera hispanica L., im Mittelmeergebiet und 
nördlich davon heimisch. Die Blätter dienen neuerdings als Futter für 
Seidenraupen. 


eat 


C. Hülsenfrüchte, 
als Nahrungsmittel für die Menschen. 


a) Wicken und Erbsen. 


Linse, Lens esculenta Moench (Ervum lens L.). Schon in vorhisto- 
rischer Zeit im ganzen Mittelmeergebiet und auch in der Schweiz 
(Bronzezeit) kultiviert. Wahrscheinlich war die Pflanze im östlichen 
Mittelmeergebiet, wo sie jetzt nicht mehr wild gefunden wird, heimisch. 


Kichererbse, Cicer arietinum L. Wurde bei den Griechen schon 
zu den Zeiten Homers kultiviert, in Ägypten sicher seit der christlichen 
Zeitrechnung, in Indien seit den ältesten Zeiten. Alles weist darauf 
hin, daß die Pflanze vor der Kultur südlich vom Kaukasus und nörd- 
lich von Persien heimisch war. 


Pferdebohne, Saubohne, Vicia faba L. (Faba vulgaris Moench). 
Sie war schon in alten Zeiten bei den Griechen beliebt, welche auch 
aus ihrem Mehl Kuchen bereiteten; Virchow fand Samen derselben 
bei den Ausgrabungen von Troas. Wurde auch in vorhistorischen Zeiten 
in Ägypten kultiviert, wiewohl sie den Priestern für unrein galt. Findet 
sich auch in Schweizer und italienischen Pfahlbauten aus der Bronzezeit 
in einer kleineren Varietät. Ursprüngliche Heimat wahrscheinlich im 
Siiden des Kaspischen Meeres und in Nordafrika. Die nahe verwandte 
Vieia narbonensis findet sich im ganzen Mittelmeergebiet bis Nordpersien 
und Mesopotamien, 


Ackererbse, Pisum arvense L. Wurde in den Pfahlbauten nicht 
gefunden, kommt aber wild in Italien vor, von wo sich ihre Kultur bis 
nach dem nördlichen Indien verbreitet haben dürfte. 


Gartenerbse, Pisum sativum L. Wurde in Griechenland schon zur 
Zeit Theophrasts kultiviert, findet sich auch in den Pfahlbauten der 
Schweiz und Savoyens aus der Bronzezeit (die Samen sind daselbst 
etwas kleiner). Wurde auch schon lange im nördlichen Indien, aber 
nicht in Ägypten und Syrien kultiviert. Ist nirgends wirklich wild ge- 
funden worden. 


b) Bohnen. 


Soja, Glyeine hispida Maxim., wahrscheinlich von der in Japan und 
den Amurländern heimischen @. soja Sieb. et Zuce. abstammend. In 
China und Japan seit den ältesten Zeiten kultiviert, im indischen Ar- 
chipel und in Indien erst in den beiden letzten Jahrhunderten. Aus- 
gedehntere Kulturversuche in Europa erst in neuester Zeit. Die sehr 
wohlschmeckenden Samen dienen zur Bereitung der sehr pikanten Soja- 
Sauce und des Soja-Käse. 


II Dee 


Gewöhnliche Bohne, Phaseolus vulgaris L. var. communis (Stangen- 
bohne) und var. nanus (L.) (Krupbohne). In unzähligen Varietäten 
kultiviert. Galt lange Zeit für eine indische Pflanze, stammt aber aus 
Südamerika, wie aus den in den peruanischen Gräbern von Ancon bei 
Lima gemachten Funden hervorgeht. Professor Wittmack wies von 
dort 3 Varietäten nach. 

Türkische Bohne, Phaseolus multiflorus Willd. Ebenfalls in Süd- 
amerika heimisch. 


D. Gemüse, deren Blätter, Stengel oder Wurzeln 
genossen werden. 
a) Blatt- und Stengelgemüse. 

Kohl, Brassica oleracea L. Wild auf der Insel Laland, Helgoland, 
im südlichen England und Irland, der Normandie, an der Küste des 
Mittelmeers bei Nizza, Lucca und Genua. Wahrscheinlich hat man 
erst die Blätter der wilden Pflanze genossen und dann dieselbe in 
Südeuropa in Kultur genommen. Von den zahlreichen Varietäten kannte 
Theophrast schon 3, Plinius 6, Tournefort 20, De Candolle 
über 30, Lund und Kiaerskou 122. Nach den gründlichen For- 
schungen dieser beiden dänischen Botaniker stehen die hauptsächlichsten 
Rassen des Kohl folgendermaßen in Zusammenhang: 


Weißkohl und Rotkohl 
var. capitata L. 


Wirsing var. sabauda L. Kohlrabi var. gongylodes L. 


> 


Rosenkohl Blumenkohl 
var. gemmifera DC. var. botrytis L. 


Staudenkohl | var. acephala DC. 


Wilder Kohl 
Br. oleracea L. 
Salat, Lactuca sativa L. Stammt wahrscheinlich von L. scariola L. 
ab, diese im gemäßigten und südlichen Europa heimisch, auch im 
Himalaya. Wurde schon von den Griechen und Römern vor etwa 
2000 Jahren kultiviert; Theophrast kannte 3 Varietäten, 
Endivie, Oichorium endivia L. Ist wahrscheinlich eine Varietät des 
im Mittelmeergebiet heimischen ©. pumilum Jacg. 
Cichorie, Cichorium intybus L. var. foliosum Hort. 


N En. 


Kresse, Lepidium sativum L. Seit den ältesten Zeiten in der alten 
Welt kultiviert, wahrscheinlich in Persien heimisch. 

Salbei, Salvia sclarea L. Mittelmeergebiet, Orient. 

Kardon, Cynara eardunculus L. var. altilis DC. (var. sativa Moris). 
Die Stammpflanze wild im Mittelmeergebiet. War im Altertum wohl nur 
bei den Römern als Gemüse im Gebrauch. Gebleichte Blätter genossen. 

Sellerie, Apium graveolens L. An den Küsten der Ostsee und des 
Mittelmeeres heimisch, schon in der Odyssee erwähnt. Unter den 
Varietäten weicht von der wilden Pflanze am meisten die Varietät ab, 
welche die Selleriewurzel liefert. 

Petersilie, Petroselinum sativum Hoffm. (Carum petroselinum Benth.). 
Heimisch im Mittelmeergebiet, im Mittelalter von Karl dem Großen für 
seine Küchengärten befohlen. 2 Varietäten, die krausblättrige und die 
diekwurzelige. 

Kerbel, Anthriscus cerefolium (L.) Hoffm. (Chaerophyllum  cerefolium 
Crtz.). In Sideuropa wildwachsend, bei uns bisweilen verwildernd. 

Rapunzel, Valerianella olitoria (L.) Poll. var. oleracea und V. carinata 
Loisel., in Mittel- und Südeuropa heimisch. 

Neuseeländischer Spinat, Tetragonia expansa Murray. Zuerst von 
Cook aus Neu-Seeland nach England gebracht; wild in Neu-Seeland, 
Tasmanien, Süd- und Westaustralien. 

Portulak, Portulaca oleracea L. var. sativa (Haw.). Die Stamm- 
pflanze in Südeuropa und dem Orient heimisch. 

Spinat, Spinacia oleracea L. Stammt aus Persien und Afghanistan, 
von wo die Kultur nach Europa erst im 15. Jahrhundert gelangte. 

Gartenmelde, Atriplex hortense L., aus Zentralasien stammend. 

Rote Rübe, Runkelrübe, Beta vulgaris L. Wild am Strande des 
ganzen Mittelmeers. Scheint erst einige Jahrhunderte v. Chr. in Kultur 
genommen worden zu sein. 

Erdbeerspinat, Chenopodium foliosum (Moench) Aschers. (= Blitum 
virgatum L.), in Süddeutschland heimisch und Ch. eapitatum (L.) Aschers. 
(= Blitum capitatum L.) in Südeuropa heimisch. 

Guter Heinrich, Chenopodium bonus Henricus L. 

Nachtkerze, Oenothera biennis L., in Nordamerika heimisch, seit 
1614 in Europa eingewandert, auch wegen der unteren Wurzel an- 
gebaut. 

(Folgende auf dem großen elliptischen Beet.) 

Porree, Bolle-Borree, Allium porrum L. Die Stammform im Mittel- 
meergebiet heimisch. 

Schnittlauch, Allium schoenoprasum L. Sehr verbreitet auf der 
nördlichen Hemisphäre, besonders in den Alpen und anderen Hoch- 
gebirgen. 


ee 


Schnittlauch, Allium ampeloprasum L. 

Brunnenkresse, Nasturtium aquaticum (L.) Wahlbg., N. fontanum 
(Lam.) Aschers., N. offieinale RBr. Verbreitet in der gemäßigten Zone 
der alten Welt. Die als Salat beliebte „Erfurter Brunnenkresse“ 
wichtiger Handelsartikel. 

Meerkohl, Crambe maritima L. An der Ost- und Nordsee heimisch. 

Löwenzahn, Taraxacum officinale Weber. Junge Blätter als Salat 
genossen. 

Sauerampfer, Rumex acetosa L. 

Ampfer, Rumex domesticus Hartm. Im nordwestlichen Deutschland. 

Ewiger Spinat, Rumex patientia L. In Südeuropa heimisch. 

Schildampfer, Rumex seutatuss L. In den Alpenländern und 
Pyrenäen heimisch, seltener gebaut. 

Rhabarber, Rheum rhaponticum L. aus dem östlichen Sibirien, Rh. 
undulatum L. aus Südostsibirien, Rh. offieinale Baill. var. Queen Victoria 
von Tibet. Blattstiele geben angenehmes Kompbott. 

Spargel, Asparagus officinalis L. Nördlich gemäßigte Zone. 

Kermesbeerspinat, Phytolacca acinosa (Ph. esculenta Van Houtte). 
Seit 1848 aus Ostindien eingeführt. 

Kardon, Cynara carduneulus L. var. altiis DC. und Artischocke, 
Oynara cardunculus L. var. scolymus (L.). 


b) Zwiebel-, Knollen- und Rübengemüse. 


Zwiebel, Bolle, Allium cepa L. Wild in Palästina, Belutschistan, 
Afghanistan, bei Kuldeha in Westsibirien; kultiviert seit den ältesten 
Zeiten in China, Indien und im östlichen Teil des Mittelmeergebietes, 
von wo aus sich die Kultur nach Norden weiter verbreitete. 

Rockenbolle, Allium scorodoprasum L., steht dem A. sativum L. sehr 
nahe; wild in Mitteleuropa, namentlich im südlichen Rußland. 

Knoblauch, Allium sativum L. Sicher wild in der songarischen 
Kirghisensteppe; kultiviert seit langer Zeit in China, Indien und dem 
Mittelmeergebiet. Die Varietät ophioscorodon (Don) ist charakterisiert 
durch kleine Brutzwiebeln (Perlzwiebeln) im Blütenstand. 

Schalotte, Allium ascalonicum L. Ist im wilden Zustand nicht be- 
kannt und wahrscheinlich im Beginn der christlichen Zeitrechnung ent- 
standene Rasse des Allium cepa. 

Winterzwiebel, Allium fistulosum L. Wild in Sibirien, vom Altai bis 
zum Baikalsee. Kam erst im 16. Jahrhundert über Rußland nach Europa. 

Oxalis lasiandra Zuce. Mexiko. 

Oxalis tetraphylia Cav. Mexiko. 

Stachys affinis Bunge (St. Sieboldiüi Miquel, St. tuberifera Naudin). 
In Ostasien heimisch. 


le 


Topinambur, Helianthus tuberosus L. Aus dem östlichen Nordamerika 
stammend. Anfang des 17. Jahrhunderts in Europa eingeführt. Zwei 
Formen, die eine hoch und fast nie blühend, die andere kleiner und 
blühend. £ 

Meerrettich, Cochlearia armoracia L. Heimisch im gemäßigten Ost- 
europa. Kultiviert erst seit etwa 1000 Jahren. 

Petersilie, Petroselinum sativum Hoffm., s. S. 13. 

Zuckerwurzel, Sium sisarum L., aus Asien eingeführt, wahrschein- 
lich mit dem in Siüd-Rußland heimischen 8. laneifolium M. Bieb. identisch. 

Smyrnium olusatrum L. Mittelmeergebiet. 

Sellerie, Apium graveolens L., s. oben 8. 13. 

Kerbelrübe, Chaerophyllum bulbosum L. Gemäßigtes Europa und 
Asien. 

Pastinak, Pastinaca sativa L. Gemäßigtes Europa und Asien. 

Salsifi, Sereifi, Tragopogon porrifoium L. Im Mittelmeergebiet 
heimisch, im 16. und 17. Jahrhundert häufiger kultiviert, 

Schwarzwurzel, Scorzonera hispanica L. Im Mittelmeergebiet und 
auch nördlich davon heimisch. Wird erst seit 100—150 Jahren kultiviert. 

Erdmandel, Duleinia, Doleiechini, Oyperus esculentus L. In allen 
wärmeren Ländern, auch im Mittelmeergebiet heimisch, vorzugsweise in 
letzterem angebaut. Die Zucker und Öl enthaltenden Knollen, welche 
wie Haselnüsse und Mandeln schmecken, dienen in den wärmeren 
Ländern als Naschwerk. 

Rapunzel, Campanula rapunculus L. Mitteleuropa. 

Mohrrübe, Daucus carota L. In Mittel- und Südeuropa heimisch. 

Carum bulbocastanum (L.) Koch. In West- und Südeuropa. 

Rote Rübe, Runkelrübe, Beta vulgaris L., Ss. S. 13. 

Kohlrabi, Brassica oleracea L. var. gongylodes L., s. S. 12. 

Teltower Rübchen, Brassica rapa 1. var. teltoviensis. 

Weiße Rübe, Brassica rapa L. var. rapifera Metzger. Stammpflanze 
ist wahrscheinlich die in Eurepa verbreitete Br. campestris L. 

Kohlrübe, Erdkohlrabi, Brassica napus L. var. napobrassica L. 
Wahrscheinlich in Europa heimisch. 

Rettig, Raphanus sativus L. Scheint aus dem westlichen Asien zu 
stammen. Kultiviert vor mehr als 2000 Jahren von China bis Süd- 
europa. Radieschen ist nur Varietät des gewöhnlichen Rettigs. Stammt 
wahrscheinlich von dem in Europa verbreiteten Hederich Raphanus 
raphanistrum L. ab. 

Kartoffel, Erdapfel, Solanum tuberosum L. Wildwachsend in den 
Cordilleren von Chile und Bolivia, war bei der Entdeckung Amerikas 
durch Kultur verbreitet bis Neu-Granada, wurde in der zweiten Hälfte 
des 16. Jahrhunderts in Nordamerika eingeführt und kam von hier in 


den Jahren 1584 bis 1586 nach Europa. In Amerika werden noch 
andere knollige Solana kultiviert. 

Igname, Dioscorea batatas Deene. In China im großen kultiviert, 
daselbst auch wahrscheinlich einheimisch, in die europäischen Gärten in 
der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts eingeführt. D. japonica Thunb. 
(D. sativa L. z. Teil) in Japan. D. sativa L. (im engeren Sinne) auf 
Ceylon und den Inseln des indischen Archipels. 


c) Fruchtgemüse. 


Pfefferschote, Spanischer Pfeffer, Capsicum annuum L. In Mexiko 
heimisch. Früchte dienen zum Einmachen der Gurken. 

Liebesapfel, Tomate, Solanum Iycopersicum L. Im tropischen 
Amerika heimisch. 

Melongane, Eierfrucht, Solanum melongena L. Im tropischen Amerika 
heimisch, in Südeuropa beliebtes Gemüse. 

Kürbisse, Cucurbita pepo L., aus Amerika stammend, C. melopepo L. 
(Türkenbund), ©. maxima Duchesne, C. moschata Duchesne, wohl nur 
Varietäten. Alle erst seit dem 16. Jahrhundert in Europa kultiviert, 
Samen einiger in peruanischen Gräbern gefunden. 

Gurke, Cucumis sativus L. aus Indien stammend, C. sikkimensis 
J. D. Hook. vom östlichen Himalaya. 

Schlangengurke, Cucumis flexuosus. 

Melone, Cucumis melo L., aus Afrika und Vorderasien stammend. 

Längs der Altensteinstraße, vor den Bindeweiden, zieht sich eine 
Kürbisallee, welche die große Veränderlichkeit der Kürbisse in der 
Fruchtbildung zeigt, darunter auch der in den Tropen der alten Welt 
heimische, in allen wärmeren Ländern kultivierte Flaschenkürbis, 
Calebasse, Lagenaria vulgaris Ser. 


E. Faser-, Gespinnst- und Flechtmaterial 
liefernde Pflanzen. 


Wir übergehen die zahlreichen Pflanzen, welche zu Geflechten ver- 
wendet werden, und führen nur die eigentlichen Gespinnstpflanzen der 
gemäßigten Klimate an. 

Lein, Linum usitatissimum L. Kultiviert seit 4—5000 Jahren in 
Mesopotamien, Assyrien und Ägypten, war und ist noch wild im Gebiet 
zwischen dem Persischen Golf und dem Schwarzen Meer; bevor sich 
seine Kultur in Europa durch die Turanier und Arier verbreitete, wurde 
in der Schweiz und Italien das gewöhnlich mehrjährige, aber auch hin 
und wieder zweijährige oder einjährige Linum angustifolium L., welches 
noch von den Canaren bis zum Kaukasus wild vorkommt, angebaut 


a 


(bewiesen durch Heers Funde in den Pfahlbauten). Beide Pflanzen 
sind durch zahlreiche Übergänge verbunden. 

Ramie, Boehmeria tenacissima Gaud. Im tropischen Asien heimisch, 
nur in den wärmeren Ländern mit etwas feuchtem Klima’ gute Faser 
gebend. 

Amerikanische Nessel, Laportea canadensis (L.) Gaud., aus dem 
atlantischen Nordamerika (aber nicht Canada) und var. pustulata (Weddell) 
aus Mexiko. Gibt gute Nesselfaser. 

Hanfnessel, Urtica cannabina L. In Sibirien heimisch, gibt auch 
Nesselgarn. 

Brennnessel, Urtica dioica L. Fast kosmopolitisch, liefert Nesselgarn. 

Hanf, Cannabis sativa L. Wild südlich vom Kaspischen Meer und 
in Indien, wahrscheinlich zuerst von den Seythen verwendet und von 
diesen nach Westen verbreitet, auch um das Jahr 500 v. Chr. schon in 
China bekannt. 

Hopfen, Humulus lupulus L. Nördlich gemäßigte Zone. Aus den 
Stengeln kann auch Gespinnstfaser gewonnen werden. Wird aber kaum 
für diesen Zweck gebaut. 

Papiermaulbeerbaum, Broussonetia papyrifera Vent. Im wärmeren 
Ostasien heimisch. Die Rinde dient zur Bereitung von Papier. 

Gelber Hanf, Datisca cannabina L. Heimisch im östlichen Mittel- 
meergebiet, auch am Himalaya. 

Seidenpflanze, Aselepias syriaca L. (A. Cornuti Deene.); in Nord- 
amerika heimisch, durch unterirdische Ausläufer bisweilen lästiges 
Unkraut, gute Bienenpflanze, als Gespinnstpflanze nur von historischem 
Interesse, da unter Friedrich dem Großen der Versuch gemacht wurde, 
die Schopfhaare der Samen zu Pflanzenseide zu verarbeiten; doch sind 
die Haare für diesen Zweck zu brüchig. 

Binde- und Flechtweiden. Längs der Altensteinstraße ist eine 
große Sammlung von Salix- Arten, deren Zweige vorzügliches Binde- 
und Flechtmaterial liefern. Sehr wichtig für die Landwirtschaft. 

Indianischer Hanf, Apocynum cannabinum L. In Nordamerika 
heimisch, kaum angebaut. 

Virginische Sammtpappel, Sida napaca Cavan. In Virginien 
heimisch, kaum angebaut. 

Hanfpappel, Althaea cannabina L. Im Mittelmeergebiet heimisch. 


F. Färbepflanzen. 


Safran, Crocus sativus L., in verschiedenen Formen heimisch auf 
den Gebirgen von Italien bis Kurdistan, seit langer Zeit in Westasien 
kultiviert. 


Färbeknöterich, Polygonum chinense L. (P. tinetorium Lour.), in 
China heimisch, am Kaspischen Meer und in Frankreich zur Bereitung 
von Indigo kultiviert. 

Krapp, Rubia tinctorum L., in Italien und dem östlichen Mittel- 
meergebiet heimisch, wurde jedenfalls schon zur Zeit des Plinius in 
Italien kultiviert, war vor der Erfindung der Anilinfarben eine gut 
rentierende Kulturpflanze für Süd- und Mitteleuropa. 

Stockpappelrose, Althaeca roseca L. Im östliehen Mittelmeergebiet 
heimisch. Die schwarzroten Blüten dienen zum Blaufärben, die roten 
zum Färben des Weines, 

Deutscher Indigo (Färberweid), /satis tinctoria L., im mittleren 
und südlichen Europa wild, auch im großen gebaut. Die vergorenen 
Blätter liefern schönen blauen Farbstoff. 

Canaigre, Rumex hymenosepalus Torr, Heimisch in Texas und 
Neumexiko, daselbst auch zur Gewinnung des in den Wurzeln reichlich 
enthaltenen Gerbstoffes angebaut. Gedeiht auch bei uns auf sandigem 
Boden, leidet aber bei anhaltend feuchter Witterung. 

Wau, Reseda luteola L., in ganz Europa zerstreut, aber wohl meist 
aus der Kultur entsprungen; enthält einen gelben Farbstoff: Luteolin. 

Färberscharte (Gilbkraut), Serratula tinetoria L. In Europa und 
Sibirien heimisch. Die Pflanze liefert eine schöne und dauerhafte 
gelbe Farbe. 

Saflor, Carthamus tinctorius L. Im Orient heimisch, seit den 
ältesten Zeiten in Ostindien und Ägypten kultiviert, später von den 
Arabern im Mittelmeergebiet verbreitet. 

Kermesbeere, Phytolacca decandra L., heimisch in Nordamerika, 
in Südeuropa verwildert und gebaut; der Saft der Beeren wird zum 
Violettfärben von Wolle und Seide sowie von Wein verwendet. 

Sonnenrose, Helianthus annuus L., aus Nordamerika stammend. 
Die Blüten geben einen glänzenden, gelben Farbstoff. 


G. Genussmittel liefernde Pflanzen. 


Hier finden sich eine ganze Anzahl mitteleuropäischer Arten, von 
denen einzelne Arten als Gewürze oder Zusatz zu Speisen Verwendung 
finden, wie mehrere Labiaten, Dill, Coriander usw.; es sind sogenannte 
Küchenkräuter, die meist nur in geringer Menge in den Hausgärten 
gezogen werden. Dagegen finden sich hier auch einzelne Arten, welehe 
feldbaumäßig im großen gezogen eine hohe Bedeutung für die Land- 
wirtschaft haben. Als solehe nennen wir 

Tabak, Nieotiana tabacum L., in Südamerika heimisch, liebt sandigen 
Boden. Wahrscheinlich eine Varietät desselben ist der Maryland-Tabak, 


2 


Nicotiana latissima (L.) Mill. Die Pflanze wurde 1560 von Nieot, 
dem französischen Gesandten in Lissabon, zuerst nach Frankreich ge- 
bracht. 

Bauerntabak, Nicotiana rustica L., in Mexiko heimisch, besonders 
im Orient häufig gebaut und den türkischen Tabak, Latakiah liefernd. 

Zuckerrübe, Beta vulgaris L. var. rapa (Dumort.). Die Stammpflanze 
an den Küsten Siüdeuropas heimisch. Infolge der Auswahl immer 
zuckerhaltigerer Rassen beträgt jetzt durchschnittlich der Zuckergehalt 
bei gutem Boden 12—14°/, des Gewichts der Rüben, kann sogar auf 
18—20°/, steigen. In Deutschland wurden 1889/90 in 400 Fabriken 
9825039 Tonnen Rüben verarbeitet und daraus 1260950 Tonnen 
Zucker gewonnen, in ganz Europa 3523737 Tonnen. Diese Kultur 
hat den Ertrag vieler tropischen Kolonien, welche hauptsächlich aus 
dem Anbau des Zuckerrohrs hohen Gewinn zogen, wesentlich ver- 
mindert. Der große Aufschwung der Rüben-Zuekerindustrie datiert seit 
der Kontinentalsperre. 

Cichorie, Cichorium intybus L. Verbreitetes Kaffeesurrogat. Die 
Pflanze wird namentlich viel in der Magdeburger Gegend kultiviert. 

Hopfen, Humulus lupulus L. Heimisch in der nördlich gemäßigten 
Zone. Die größte Bedeutung haben die weiblichen Blütenstände wegen 
der an ihren Braeteen und den Blütenhüllen sitzenden Drüsen, welche 
den beim Bierbrauen wirksamen Stoff, das Lupulin, enthalten. Die 
Pflanze wird in Deutschland schon seit dem 8. Jahrhundert kultiviert, 
jetzt hauptsächlich in Süddeutschland und Österreich. Zahlreiche Rassen. 
Auch können die fleischigen unterirdischen Sprosse im Frühjahr wie 
Spargel genossen werden. 

Schwarzer Senf, Brassica nigra (L.) Koch, in Mitteleuropa 
heimisch, Samen als Gewürz gebräuchlich und zur Herstellung des 
Mostrich verwendet. 

Weiler Senf, Sinapis alba L., in Südeuropa heimisch, wie voriger 
verwendet. Der wirksame scharfe Stoff beider Arten ist das ätherische 
Senföl, Rhodanallyl. 


H. Ölpflanzen. 


Raps, Brassica napus L. var. annua Koch (Sommerraps) und var. 
oleifera DC. (Winterraps). 

Rübsen, Brassica rapa L. var. annua Koch (Sommerrübsen) und 
var. oleifera DC. (Winterrübsen). 

Dotter, Camelina mierocarpa Andrz., in Mitteleuropa heimisch, 

Hanf, Cannabis sativa L. Das aus den Samen gewonnene Öl wird 
technisch benutzt. 


Di 


au, ae 


Sonnenrose, Helianthus annuus L., seit dem 16. Jahrhundert aus 
Amerika eingeführt, wahrscheinlich in Mexiko heimisch. Wird wegen 
der ölreichen Samen viel in Rußland gebaut, dieselben werden auch 
genossen. 

Rizinus, Rieinus communis L., in den Tropen allgemein kultiviert, 
in Abyssinien und benachbarten Teilen Afrikas heimisch. 

Mohn, Papaver somniferum L., gilt für eine Varietät des im Mittel- 
meergebiet heimischen P. setigerum DC., dessen Kapseln sich auch in 
den Schweizer Pfahlbauten vorfanden und welches zusammen mit der 
Rasse somniferum im nördlichen Frankreich zur Ölgewinnung kultiviert 
wird. Schon zu Homers Zeiten wurde Mohn in Griechenland gebaut, 
von wo aus die Kultur sich wahrscheinlich weiter nach Osten verbreitete. 

Lein, Linum usitatissimum L. (s. oben bei Gespinnstpflanzen). 

Madie, Madia sativa L., in Chile und Kalifornien heimisch, zuerst 
in Chile, später auch in Europa kultiviert. 

Ölrosen, Rosa alba L. var. suaveolens Hort. Dieck, R. gallica L. 
phoenicea Boiss.? (= R. byzantina Dieck), R. gallica var. conditorum Dieck 
und R. damascena Mill. var. trigintipetala (Dieck), sind die hauptsäch- 
lichsten Varietäten und Bastarde, deren Blüten zur Gewinnung des kost- 
baren Rosenöls verwendet werden. Am meisten ist die Kultur der 
Ölrose am Südabhang des Balkan entwickelt, doch hat man sie neuer- 
dings aueh mit Erfolg in Deutschland betrieben. 


I. Obstpflanzen. 


Dieselben sind längs der ganzen Abteilung gepflanzt. Die An- 
ordnung entspricht nicht ganz genau der folgenden Einteilung, da auf 
die Größe der Bäume Rücksicht genommen werden mußte. Doch wird 
man leicht die Arten auffinden. 


a) Nufsobst. 
aa) Kastanie. 

Kastanie, Castanea vesca Gärtn. (C. vulgaris Lam., C. sativa Mill.). 
Das Areal der eßbaren Kastanie ist zwar durch die Kultur sehr er- 
weitert, doch war der Baum schon vorher sehr verbreitet im Mittelmeer- 
gebiet. Im westlichen Transkaukasien wächst sie bis zu etwa 1000 m, 
bisweilen auch höher in Gesellschaft des Weinstocks und der Rotbuche, 
sowie der Eichen, ferner in der montanen Region des westlichen und 
nördlichen Anatoliens, Thraeiens, Macedoniens und ganz Griechenlands. 
Sie ist auf der Balkanhalbinsel weiter nördlich bis Kroatien verbreitet, 
ja selbst in Ungarn findet sie sieh noch häufig in fast wildem Zustande. 
Sodann verläuft die Nordgrenze ihrer spontanen Verbreitung über 


en ee 


Steiermark, Kärnthen, Südtirol durch die Schweiz längs der Ränder 
des Jura nach der Dauphin& und den Sevennen. Im südwestlichen 
Deutschland und in den Vogesen, wo sie auch große Waldbestände 
bildet, in Mähren und Böhmen ist die Kastanie durch die Kultur ver- 
breitet. Dagegen ist es kaum wahrscheinlich, daß sie am Südabhang 
der Alpen, in den Apenninen, Südfrankreich und auf der iberischen 
Halbinsel, wo sie an den Gebirgswänden ganz charakteristische aus- 
gedehnte Regionen bildet, eine solehe Ausdehnung nur infolge der Kultur 
gewonnen habe. Die mehlhaltigen Samen sind für die Bewohner Süd- 
europas eines der wichtigsten Nahrungsmittel; sie werden in verschieden- 
artiger Weise genossen. Auch wird die Kultur der Kastanie in den 
Südalpenländern und in Griechenland sorgfältig betrieben. 


bb) Haselnüsse, 

Waldhasel, Corylus avellana L. Dieser Strauch ist echt europäisch, 
indem er nur im Süden und Südosten über die Grenzen Europas hin- 
ausgeht. In Algier kommt er, wie es scheint, nur verwildert vor, die 
Südgrenze des spontanen Vorkommens verläuft von Armenien durch 
Kleinasien, Cypern über den thessalischen Olymp durch Nord-Griechen- 
land nach Sizilien und durch das mittlere Spanien bis Cintra in Portugal. 
In Westeuropa reicht die Hasel nordwärts bis Irland und zu den 
Orkney-Inseln. In Schweden liegt jetzt die geschlossene Nordgrenze 
unter 61°, während sie als Relikt früherer ausgedehnterer Verbreitung 
noch über 63° hinaus angetroffen wird. Dann findet sie sich noch im 
südlichen Finnland, es verläuft ihre Nordgrenze mit der der Quereus 
peduneulata nach Osten weiter durch das Gouvernement Nowgorod, 
Wologda, das nördliche Kostroma und die Mitte des Gouvernement 
Wjatka auf Ossa im Gouvernement Perm, wo die Nordostgrenze erreicht 
wird. Sidwärts geht die Hasel fast bis zum Rande der baumlosen 
Steppe; sie wächst noch in Bessarabien, in den Gouvernements Cherson 
und Jekaterinoslaw, im Lande der Donschen Kosaken und im Gouver- 
nement Ssaratow, ebenso in den Gebirgen der Krim (Köppen). Die 
Haselnuß tritt stellenweise Formation bildend auf, so in den Ost- und 
Zentralpyrenäen, dann in der Sibljak-Formation der Balkanländer. 

Die Hasel wurde schon von den Griechen und Römern kultiviert, 
auch im Mittelalter war sie in Holland, Frankreich, England und 
Deutschland ein Gegenstand sorgfältiger Pflege. Für Rußland liefert 
die Krim die größten Mengen, für Deutschland Italien. Es gibt etwa 
19 Sorten von kultivierten Waldhaseln, teils solche mit mehr runder, 
teils solche mit länglicher Form. 

Zellernuß var. grandis Lam. Von dieser besonders im Süden vor- 
kommenden großfrüchtigen Hasel, die ohne Zweifel auch zu (€. avellana L. 


gehört, kennt man 46 Sorten, die je nach der Form der Frucht wieder 
in Plattnüsse, Rundnüsse und Langnüsse zerfallen. 

Lambertnuß, Langbartnull, C. maxima Mill. Heimisch in Indien, 
Thracien, Macedonien, Kleinasien. Hiervon kennt man 10 Sorten, deren 
röhrig- walzige Fruchthülle bei der Reife entweder nur an einer Seite 
oder durch Quer- und Längsrisse an der Basis allmählich sich Öffnet. 

Bastardnuß, C. avellana X maxima. Hiervon kennt man 6 Sorten, 
welche teils der C. avellana, teils der C. maxima näher stehen. 

Baumhasel, C. colurna L. Südosteuropa bis zum Himalaya, eine 
Varietät chinensis (Franch.) auch in Zentralchina. Früchte klein und 
diekschalig. 

Amerikanische Hasel, C. americana Walt. Im atlantischen Nord- 
amerika heimisch. 

Schnabelhasel, C. rostrata Ait. Quer durch Nordamerika, von 
Neuschottland bis Georgien, fast in ganz Kalifornien und auch im ge- 
mäßigten Ostasien. 

ce) Walnuß. 

Walnuf, Juglans regia L. Dieselbe ist sicher wild im nordwest- 
lichen Himalaya und in Sikkim, dann in Beludschistan und Ööstlichem 
Afghanistan, wo sie von 2200—2800 m angetroffen wird, sodann im 
westlichen Tianschan, ziemlich häufig von 1000—1600 m, in Nord- 
persien, Transkaukasien, Armenien, Kleinasien und auch in Griechen- 
land, wo sie zusammen mit der Roßkastanie in Epirus unzweifelhaft 
wild vorkommt. Auch ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Walnuß 
westlich der Balkanhalbinsel heimisch ist, da sich Blattreste derselben 
in quaternären Tuffen der Provence finden. Früchte der Walnuß wurden 
auch in dem aus der Eisenzeit stammenden Pfahlbau von Fontanellato 
bei Parma gefunden. Unter den kultivierten Walnüssen gibt es Varie- 
täten, welche hauptsächlich in der Größe der Frucht und Dicke der 
Fruchtschale verschieden sind. Bemerkt sei noch, daß die lederig 
fleischige grüne Außenschale durch Verwachsung der Blütenhülle, der 
Vorblätter und des Tragblattes entstanden ist. 


b) Steinobst. 
aa) Kirschen. 

Süßkirsche, Prunus avium L. Die Stammart wildwachsend in 
Europa, selbst im südlichen Norwegen, verbreitet in Mitteleuropa und 
im westlichen Asien bis zum südlichen Turkestan und nördlichen Persien. 
Kerne dieser Art fanden sich auch in Torfmooren von Bohuslän in 
Schweden und in Pfahlbauten der Schweiz. Kultiviert werden haupt- 
sächlieh 2 Formen: 


An 


«) Herzkirsche var. Juliana (DC.). 
$) Konorpelkirsche var. durdeina (DC.). 


Saure Kirsche, Prunus cerasus L. (Cerasus vulgaris Mill... Wild- 
wachsend in Transkaukasien, sowie auch in der Kastanienregion des 
bithynischen Olymp, in Deutschland hier und da verwildert. Gewöhnlich 
wird angenommen, daß diese Art durch Lucullus in Italien eingeführt 
wurde. Formen dieser Art sind: 

«) Glaskirsche var. acida Ehrh. 

$) Morelle var. austera Ehrh. 


Strauchweichsel, Prunus acida (Dumort.) K. Koch (Prunus marasca 
Hort., Cerasus acida Dumort.). Einheimisch in Bosnien und Dalmatien, 
wo aus den Früchten der Maraschino -Likör bereitet wird, in Deutsch- 
land auch verwildert. Auch gibt es Kreuzungen von dieser mit der 
Sauer- und Süßkirsche. 

Zwergkirsche, Prunus fruticosa Pallas (P. chamaecerasus Jaeq.). Öst- 
liches Deutschland, Böhmen, Mähren, Niederösterreich, Südsteiermark, 
südwärts bis Südrußland und Montenegro, auch im Kaukasus. 


bb) Schlehe, Krieche, Pflaume. 


Schlehe, Schwarzdorn, Prunus spinosa L. Verbreitet. Die Früchte 
werden eingemacht oder, wenn sie vom Frost mürbe geworden, ge- 
nossen. 

Kriechenpflaume, Haferschlehe, Prunus insitieia L. In den Kau- 
kasusländern und Kleinasien sicher einheimisch, zerstreut auch in 
Wäldern Süd- und Mitteleuropas; eine Varietät ist die Hundi- oder 
Wasserpflaume, Prunus exigua Behlen. 


Kirschpflaume, Prunus cerasifera Ehrh. Stammt von der in Tur- 
kestan und überhaupt in Vorderasien heimischen und in Persien an- 
gebauten Prunus divaricata Ledeb. ab. 


Pflaume, Zwetsche, Prunus domestica L. Auf beiden Seiten des 
Kaukasus um 1300 m heimisch, auch auf dem Talysch und Elbrus ver- 
breitet, wurde schon zu Catos Zeiten von den Römern kultiviert. 


Reineclaude, Prunus ilalica Borkhausen. Ob dies eine selbständige 
Art ist, ist nicht sicher. 

Andere kultivierte Pflaumen sind wahrscheinlich durch Bastardierung 
der genannten entstanden. Da die meisten Pflaumenarten in Vorder- 
asien heimisch sind, so ist wohl sicher, daß die Kultur der Pflaumen 
sich im Orient entwickelt hat, wenn auch vielleicht die Kriechenpflaume 
schon vorher von den Europäern genossen wurde. Für letzteres spricht 
der Umstand, daß Kerne derselben in Pfahlbauten der Schweiz und am 
Gardasee nachgewiesen wurden. 


BEN Ne 


ce) Aprikose. 

Aprikose, Prunus armeniaca L. Ist nicht in Armenien heimisch 
und wird auch dort nur selten kultiviert, ebenso wahrscheinlich nicht in 
Transkaukasien zu Hause, obwohl sie dort häufiger auch außerhalb der 
Kultur angetroffen wird. Dagegen kommt der Baum in Turkestan wild 
vor, im Gebiet von Wjernoje und dem transilischen Alatau, in Fergana 
und Ablatun um 1300—2200 m ü. M. In der Songarei finden sich 
ganze Haine wilder Aprikosen, auch kommt sie vor im Himalaya, der 
südlichen Mandschurei, im nördlichen China, der südöstliehen Mongolei 
und in Daurien. 

dd) Pfirsich. 

Pfirsich, Prunus persica (L.) Stokes (Amygdalus persica L.). Hat 
seine Heimat wahrscheinlich in China, wo seit den ältesten Zeiten 
viele Varietäten kultiviert werden und auch eine wildwachsende Pflanze 
dieses Typus P. Davidiana (Carr.) auf den Gebirgen von Peking, in 
Schensi und Kansu vorkommt. Auch wird berichtet, daß der Baum im 
südliehen Himalaya bei Mussuri und in der persischen Provinz Ghilan 
wild wachse. In Transkaukasien scheint der Baum seit langer Zeit 
verwildert zu sein. In Ägypten wurden Aprikose und Pfirsich in der 
griechisch-römischen Periode eingeführt. 

Eine bemerkenswerte Varietät ist die Nectarine, var. nueipersica 
Borkhausen, mit kahlen, grünen bis purpurschwarzen Früchten. 

Mandelpfirsich, P. persica X amygdalus (Amygdalus persicoides 
K. Koch). Mit härtlichem, wenig saftigem und aufspringendem Frucht- 
fleisch. 

ee) Mandel. 

Mandel, Prunus amygdalus Stokes (Amygdalus communis L.). Wächst 
sicher wild in Afghanistan, ferner weiter nordöstlich. Wird auch von 
Aderbidschan, Kurdistan und Mesopotamien als wildwachsend angegeben. 
Sowohl die bitteren wie die süßen Mandeln finden sich in wildem 
Zustande. 

Knackmandel, var. fragilis (Ser... Mit dünner Schale, wird in 
Griechenland und Kleinasien gebaut. 

Zwergmandel, Prunus nana (L.) Stokes. Wildwachsend von 
Niederösterreich bis Ostasien, liefert kleine rundliche Früchte, deren 
Kern von den Bewohnern Sibiriens genossen wird. 


c) Kernobst. 
aa) Birnen. 
Birne, Pirus eommunis L. Die Kulturbirnen scheinen aus folgenden 
wilden Stammformen, welche an verschiedenen Stellen in Kultur ge- 
nommen und später gekreuzt wurden, hervorgegangen zu sein. 


ea 


Holzbirne, Pirus achras Gaertn. Von Osteuropa bis Zentralasien. 

P. persica Pers. (P. sinaica Desf.). In Syrien und Persien. 

P. cordata Desv. Von Griechenland bis Persien. 

P. elaeagnifolia Pall. In der Krim und Kleinasien. An diese schließt 
sich am meisten an die in Südeuropa verwilderte P. nivalis Jacq. 

P. amygdaliformis Vill. Im Mittelmeergebiet, besonders in Grie- 
chenland. 

P. sinensis Lindl. In Nordehina, Stammform der japanischen und 
chinesischen Kulturbirnen, 


Alle Kulturbirnen, von denen schon Plinius 36 Sorten aufzählt, 
variieren außerordentlich und sind bei der Aussaat unbeständig. Zur 
Erhaltung der wertvollen Eigenschaften der einzelnen Rassen erfolgt 
die Vermehrung durch Pfropfreiser. 


bb) Äpfel. 

Apfelbaum, Pirus malus L. Seit vorhistorischer Zeit wurden Äpfel 
kultiviert; es finden sich in den Pfahlbauten Reste von wilden und 
kultivierten Äpfeln. Die Kulturäpfel stammen hauptsächlich von fol- 
genden Arten ab, welche an verschiedenen Stellen in Kultur genommen 
und später gekreuzt wurden. 

Holzapfel, P. acerba DC. (P. silvestris Mill... In Wäldern Mittel- 
europas und in Asien bis zum Himalaya verbreitet, scheint nur wenig 
an der Entstehung der Kultursorten beteiligt zu sein, mehr dagegen: 

P. pumila Mille Im Kaukasus und südlichen Altai. 

P. dasyphylla Borkh. Im Orient. 

Astrachaner Apfel, P. prunifolia Willd. (P. astrachanica DC.). Stammt 
aus Turkestan. 

ce) Quitten. 

Quitte, Oydonia vulgaris Pers. (Pirus eydonia L.). Heimisch in den 
Wäldern Griechenlands, Kretas, Thraciens und Kleinasiens, in Trans- 
kaukasien bis zu 1300 m Höhe, in Südeuropa und wärmeren Teilen 
Mitteleuropas hier und da verwildert. Nach Vietor Hehn kam der 
Baum den Griechen zuerst aus Kreta. In der Kultur hauptsächlich 
folgende 2 Varietäten: 

«) Apfelquitte, var. maliformis Mill. Mit fast kugeligen Schein- 
früchten. 

f) Birnquitte, var. oblonga Mill. Mit birnförmigen Scheinfrüchten. 


dd) Mispel. 
Mispel, Mespilus germanica L. In Mittel- und Südeuropa, sowie 
im Orient bis zum Kaukasus und Nordpersien heimisch. Die sehr 
herben Scheinfrüchte werden erst durch Frost und Fäulnis weich und 


—. 2 


genießbar. Eine Varietät apyrena K. Koch trägt Scheinfrüchte ohne 
Steinkerne, welche sonst die Samen umschließen. 


ee) Wildes Kernobst, Elsbeere, Eberesche, Speierling, Felsbirne. 

Elsbeere, Pirus torminalis (L.) Ehrh. Mittel- und Südeuropa bis 
Kaukasus. 

Eberesche, Vogelbeere, Pirus aucuparia (L.) Gaertn. Von Europa 
bis Sibirien, in Gebirgen bis an die obere Grenze der Fichtenregion 
aufsteigend; für Menschen eßbar nur die Früchte der var. duleis Kraetzl. 

Speierling, Sperbenbaum, Pirus domestica (L.) Smith. Mittel- und 
Südeuropa, Nordafrika. Die Früchte werden durch längeres Liegen 
weich und wohlschmeckend; sie werden dann roh und eingemacht ge- 
nossen. Bisweilen kultiviert. 

Felsenbirne, Amelanchier vulgaris Moench (Aronia rotundifolia Pers.). 
In Gebirgen Mittel- und Südeuropas, namentlich in der subalpinen 
Region der Alpen, auch im Kaukasus, Kurdistan und auf dem Atlas. 


ff) Hagebutten. 

Von mehreren Rosen werden die fleischigen birnförmigen Blüten- 
achsen, welche die kleinen Schließfrüchte einschließen, genossen, nament- 
lich gekocht oder mit Zucker eingemacht, insbesondere von Rosa pomifera 
Hermann, heimisch in Mitteldeutschland und den Alpen. 

Rosa rugosa Thunbg. Heimisch in Japan. 

Rosa canina L. Heimisch in Europa. 


d) Beerenobst. 

Als Beeren (baceae) im wissenschaftlichen Sinne werden nur fleischige 
Früchte bezeichnet, welche entweder allein aus einem oberständigen 
Fruchtknoten oder aus einem unterständigen Fruchtknoten und der den- 
selben einschließenden Blütenachse hervorgehen. Im Sprachgebrauch 
der Laien werden aber auch andere Fruchtgebilde, wie die Scheinfrucht- 
stände der Maulbeeren, die Scheinfrucht der Erdbeere, die Sammelfrucht 
der Himbeere Beeren genannt. 


aa) Erdbeeren. 

Bei den Arten von Fragaria wird die Blütenachse zu einer 
fleischigen, säuerlich-süßen Scheinfrucht, während die auf derselben 
stehenden Nüßchen, welche die eigentlichen Früchte sind, sehr klein 
bleiben. 

Walderdbeere, Fragaria vesca L. Europa und gemäßigtes Asien. 

Zimmeterdbeere, F. moschata Duchesne (F. elatior Ehrh.). Wie 
vorige; ist die Stammpflanze' der Vierlander Erdbeere und anderer 
Gartenerdbeeren. 


— NM — 


F. viridis Duch. (F. collina Ehrh.). Europa. 

Chilenische Erdbeere, F. chiloensis (L.) Ehrh. In Chile und dem 
westlichen Nordamerika heimisch, bei uns in Kultur. 

Kalifornische Erdbeere, F. californica Cham. et Schlecht. (F. Tucida 
Vilm.). Im südwestlichen Nordamerika und Nordmexiko. 

Virginische Erdbeere, Scharlacherdbeere, F. virginiana Ehrh. 
Heimisch im östlichen Nordamerika; bei uns wegen der großen Schein- 
frucht häufig gebaut. Hierzu gehört var. Grayana (Vilmorin) (= var. 
ülinoensis Asa Gray). 

Ananaserdbeere, F. chiloensis X virginiana (F. grandiflora Ehrh.). 
Sehr häufig angebaut. 

bb) Maulbeeren. 

Weiße Maulbeere, Morus alba L. Heimisch in China, seit den 
ältesten Zeiten in Asien, seit dem 12. Jahrhundert in Europa, besonders 
im Mittelmeergebiet als Futterpfianze für Seidenraupen kultiviert. Stein- 
fruchtstände gelegentlich genossen. 

Schwarze Maulbeere, M. nigra L. Wahrscheinlich in Persien 
heimisch, in Italien verwildert. 

Rote Maulbeere, M. rubra L. In Nordamerika von Südeanada 
bis Mexiko. 

ce) Himbeeren und Brombeeren. 

Fast alle Arten von Rubus liefern eßbare wohlschmeckende Früchte, 
welche aus kleinen Steinfrüchten zusammengesetzte Sammelfrüchte sind. 
Hervorzuheben sind besonders: 

Himbeere, Rubus idaeus L. Verbreitet in der ganzen kühleren 
nördlich gemäßigten Zone sowie in den Gebirgen der wärmeren ge- 
mäßigten Zone, wird in vielen Varietäten, auch einer mit gelblichen 
„Beeren“ kultiviert. Auch baut man den Bastard R. idaeus L. X R. 
oceidenialis L. namentlich in Nordamerika an und R. glaueus Benth. 
im nördlichen Südamerika. 

Moltebeere, Rubus chamaemorus L. Circumpolar subarktisch auch 
als Glazialpflanze in den Mooren von Ostpreußen und der russischen 
Ostseeprovinzen, sowie auf dem Riesengebirge. Nicht gebaut; doch 
werden die Früchte sehr geschätzt. 

Aakerbär, Rubus arcticus L. Verbreitet in der ganzen subarkti- 
schen Zone. Früchte sehr würzig und geschätzt. 

Brombzere. Die meisten der zahllosen in Mitteleuropa wild 
wachsenden Arten, früher als Rubus frutieosus L. zusammengefaßt, 
haben eßbare Früchte. Kultiviert werden hauptsächlich großfrüchtige 
Arten, insbesondere R. armeniacus Focke aus Armenien, R. plicatus 
Weihe et Nees aus Mitteleuropa, R. rosifolius Smith (= R. sorbifolius 
Maxim.) aus dem temperierten Ostasien. 


BER Het 


dd) Stachelbeeren, Johannisbeeren. 

Stachelbeere, Ribes grossularia L. Heimisch in Europa, dem 
Atlas, Kaukasus, Afghanistan und Westhimalaya, in Norwegen bis 
63° n. Br. Wichtigere Varietäten nach der Behaarung der Früchte: 
var. glanduloso-setosum Koch, var. uva erispa (L.) mit kahlen grünlichen 
oder gelben Beeren, var. reclinatum (L.) mit glatten roten Beeren, var. 
glabrum Koch. Außerdem var. dubium Jaeq. ohne Stacheln und Varie- 
täten mit Früchten von sehr verschiedener Größe. 

Johannisbeere, Ribesel, Ribes rubrum L. Von Nord- und Mitttel- 
europa bis Kamschatka und Nordjapan, auch im subarktischen Nord- 
amerika. In Kultur Varietäten mit rosenroten (erythrocarpum) und 
grünlich weißen (leueocarpum) Beeren, am beliebtesten die Kirsch- 
Johannisbeere mit großen roten Früchten. 

Schwarze Johannisbeere, Ribes nigrum L. Im gemäßigten Europa 
und Asien. 

ee) Moosbeere. 

Große Moosbeere, Cranberry, Vaccinium macrocarpum Ait. auf 
Mooren des nördlichen atlantischen Nordamerika heimisch, wird auch 
in Europa auf Heidemooren mit Erfolg gepflanzt. Außerdem werden 
von den wildwachsenden Preißelbeeren (V. vitis idaea L.) und Heidel- 
beeren (V. myrtillus L.) große Mengen gesammelt, bisweilen auch 
V. oxycoceus L. bei uns, V. arctostaphylos L. im Kaukasus und zahlreiche 
Arten in Nordamerika. 

ff) Hollunder. 

Schwarzer Hollunder, Sambucus nigra L. Fast durch ganz 
Europa bis zum Kaukasus. Viel kultiviert. Außer den Beeren werden 
auch die Blütenstände gebacken genossen. 


gg) Wein. 

Weinrebe, Vitis vinifera L. Fossile Reste der Weinrebe finden 
sich in diluvialen Tuffen von Montpellier, in Tuffen der Provence mit 
Resten der Feige, des Perrückenbaums, des Acer neapolitanum USW., 
auch in Tuffen von St. Antoine im Departement des Bouches du Rhöne, 
in altem Travertin von Toscana, im Travertin von Fiano Romano am 
rechten Ufer des Tiber. Es existierte also jedenfalls die Weinrebe in 
Siideuropa, als noch Elefanten, Rhinocerosse, Urstier, Höhlenbär daselbst 
lebten. Ferner wurden Kerne des wilden Weins in den der Bronze- 
zeit angehörigen Pfahlbauten von Castione bei Parma gefunden, auch 
in der zweiten Stadt von Hissarlik (Troja), in Pfahlbauten des Lago 
di Fimon im Gebiet von Vieenza. Etwas größer sind die Samen, 
welche im Terramare von Castione in Parma, von Cogazzo in Ober- 
italien und von Wangen in der Schweiz gefunden wurden. Mag auch 


die Kultur des Weinstocks ihren Weg von Osten nach Westen und 
Nordwesten genommen haben, so ist doch der Weinstock zweifellos 
vor der Verbreitung der Weinkultur durch ganz Südeuropa und einen 
Teil Mitteleuropas verbreitet gewesen, ja es ist sogar wahrscheinlich, 
daß vor den Eingriffen der Menschen in die ursprüngliche Vegetation 
der Weinstock noch verbreiteter gewesen ist, als gegenwärtig. Vor 
der Glazialperiode waren seit dem mittleren Tertiär in Europa für die 
Weinrebe überail die klimatischen Verhältnisse gegeben, wo heute die 
wilde Weinrebe gedeiht; während der Glazialperiode wird dieselbe 
nördlich der Alpen gefehlt haben, nach der Glazialperiode mußte sich 
das Areal wieder mehr ausdehnen. 


Gegenwärtig befindet sich die wilde Weinrebe in ganz besonders 
üppiger Entwicklung im westlichen Transkaukasien, in dem zum 
Schwarzen Meer abfallenden feuchtwarmen Gebiet von Beschtau und 
den Ufern des Terek südwärts bis Armenien und bis zum Talysch, 
ostwärts bis Ghilan, nordöstlich bis Turkestan. Westlich vom Kau- 
kasus finden wir die Rebe zunächst wild in der Krim an Bachufern, 
auf deren Südseite bisweilen Stämme mit fast 1,5 Meter Umfang. 
Höchstwahrscheinlich ist die Rebe auch wild am rechten Ufer des 
Dnjepr von Alexandrowsk bis Cherson, in Podolien am linken Ufer 
des Dnjestr, in Bessarabien, an den Ufern des Dnjestr, des Pruth und 
der Donau, an den Ufern der Donau in Rumänien bei Orsowa, in den 
Eichenwäldern des ungarischen Tieflandes.. Südlich der Donau ist 
der Weinstock auf der Balkanhalbinsel sicher wild, z. B. als Liane in 
den diehten Wäldern von Bujukdere bei Konstantinopel, in der Buchen- 
region des Balkan und Rhodope-Gebirges, in den Eichenwäldern 
Thraeiens, in Südalbanien, Dalmatien. Auch für Italien nimmt 
Parlatore den Weinstock als einheimisch an, für Südtirol Hausmann. 
Sicher ist er auch in Spanien und Südfrankreich heimisch und nicht 
bloß verwildert. Zweifelhafter ist das Indigenat für die in den 
Waldungen des Rheins zwischen Rastatt und Mannheim, zwischen 
Straßburg und Speier vorkommenden Reben. Auch in Nordafrika 
dürfte Vitis vinifera heimisch sein. 

Im Kaukasus finden sich zwei Varietäten oder Unterarten wild: 

a. anebophylla Kolenati. Blätter an den Nerven nicht behaart, 
im übrigen kahl oder spinnwebig behaart. 

ß. trichophylla Kolenati. Blätter an den Nerven mit kurzen, ab- 
stehenden Haaren. 


Der Wein war schon bei den Ägyptern eine Kulturpflanze; denn 
es zeigen die in altägyptischen Gräbern gefundenen Beeren und Samen 
im Gegensatze zu den in Pfahlbauten gefundenen die Merkmale des 


Ba 


kultivierten Weins. Auch werden nach Loret in hieroglyphischen 
Texten bereits acht Weinsorten erwähnt. 

Japanischer Wein, V. Thunbergiü Sieb. et Zucc. In Japan, Korea 
und China, scheint an der Entwicklung japanischer Weinsorten Anteil 
zu haben. 

Chinesischer Wein, V. filifoia Bunge in Nordchina. Scheint mit 
der vorigen an der Entwicklung japanischer und chinesischer Wein- 
sorten beteiligt zu sein. 

Fuchsrebe, V. labrusca L. Von Neu-England bis Karolinen ver- 
breitet, nach der Entdeckung Amerikas in Kultur genommen. Hierzu 
gehören die Catawba- und Isabellreben. 

Sommer-Rebe, V. aestivalis Mich. Heimisch in den mittleren 
und südlichen Vereinigten Staaten. Eine Stammpflanze der ameri- 
kanischen Reben. 

Ufer-Rebe, V. ripara Michaux. Von Tennessee und Missouri bis 
Neu-Mexiko. Eine Stammart der amerikanischen Reben. 

Muscadine, Schlehenrebe, V. rotundifolia Michaux (V. vulpina Torr. 
et Gr.). Von Virginien bis Louisiana und Florida. 

Seitdem die Wurzellaus der in Europa eingebürgerten Weinkultur 
so gefährlich geworden ist, hat man unsere Weinsorten auf Vitis labrusca 
gepropft, da deren Wurzeln von dem sehr gefürchteten Feind der 
Weinkultur nicht angegriffen werden. 


Druck von E, Buchbinder in Neu-Ruppin. 


EN 


N a hr 


Das Pflanzenreich 
Regni vegetabilis conspectus,. | 


Im Auftrage der Königl. preußischen Akademie der Wissenschaften 
herausgegeben von 


A. Engler. 


Tox..8r 7 


Das Pflanzenreich erscheint in einzelnen, für sich paginierten Heften. Jede Familie ist 
ein in sich abgeschlossenes Ganzes mit eigenem vollständigem Register. Test es 
systematischen Teiles in lateinischer Sprache. Familien von mehr als 2 Bogen Umfang * 
bilden ein Heft für sich; kleinere werden in Heften von 2 bis 4 Bogen vereinigt. HM - 
Preis jedes Bogens # — ‚80. — Durchschnittlich erscheinen jährlich 50 Ba vl 8 


| Bis Mitte 1904 sind erschienen: a 
Heft 1 (IV. 45.) Musaceae mit 62 Einzelbildern in 10 Figuren von K. Nehakialni. 


M 2.80. 
Heft 2 (IV. 8. u. 10.) Typhaceae und Sparganiaceae mit 51 Einzelbildern in 
9 Figuren von P. &raebner. Ma— 
Heft 3 (IV. 9.) Pandanaceae mit 193 Einzelbildern in 22 Figuren, darunter 4 Voll- 
. bilder, von 0. Warburg. Mt 5.60. 
Heft 4 (IV. 101.) Monimiaceae mit 309 Einzelbildern in 28 Figuren von Janet 
Perkins und E. Gilg. NM 6—. 


Heft 5 (IV. 75 u. 76.) Rafflesiaceae mit 26 Einzelbildern in 13 Fig. u. Hydnoraceae = 
mit 9 Einzelbildern in 5 Figuren von H. Graf zu Solms-Laubach. # 1.40. 
Heft 6 (IV. 242.) Symplocaceae mit 65 Einzelbildern in 9 Figuren von a x) 


ER, 
Heft 7 (IV. 12.) Naiadaceae mit 71 Einzelbildern in 5 Figuren von A.B. sans 
1.20. 
Heft 8 (IV. 163.) Aceraceae mit 49 Einzelbildern in 14 Figuren und 2 Verbreitungs- 
karten von F. Pax. M 5.— 
Heft 9 (IV. 236.) Myrsinaceae mit 470 Einzelbildern in 61 Figuren von © Mez.: 
3. 
Heft 10 (IV. 131.) Tropaeolaceae mit 91 Einzelbildern in 14 Figuren von Fr. Bu- | 
chenan. M 180. 
Heft 11 (IV. 48.) Marantaceae mit 137 Einzelbildern in 23 Figuren v. K. RUNenD: 
9.20. 
Heft 12 (IV. 50.) Orchidaceae-Pleonandrae mit 157 Einzelbildern in 41 Figuren 
von E. Pfitzer. M 6.80. 
Heft 13 (IV. 30.) Eriocaulaceae mit 263 Einzelbildern in 40 Figuren von W. Tun Zu 
14.80. 
Heft 14 (IV. 193.) Cistaceae mit 179 Einzelbildern in 22 Figuren von W. er $ 
8.20 


Heft 15 (IV. 2362.) Theophrastaceae mit 49 Einzelbildern in 7 Figuren a Car 


6z 
Heft 16 (IV. 14, 15, 16.) Scheuchzeriaceae, Alismataceae, Butomaceae mit : 
Einzelbildern in 33 Figuren von Fr. Buchenan. M5.— 
Heft 17 (IV. 216.) Lythraceae mit 851 Einzelbildern in 59 Figuren von en: 
16.40. 

Heft 18 (IV. 5.) Taxaceae mit 210 Einzelbildern in 24 Figuren von R. Flur 
6.20 
Heft 19 (IV. 61.) Betulaceae mit 178 Einzelbildern in 28 Figuren und 2 Verbreitungs 
karten von H. Winkler. MN. 

Heft 20. (IV. 46.) Zingiberaceae von K. Schumann. (Erscheint demnächst.) 


BEE” Ausführliche Ankündigungen, die über Einrichtung, Gliederung und Erscheinungsweise 
Unternehmens Auskunft geben, sind durch alle Buchhandlungen oder unmittelbar von der Verlags- 
buchhandlung erhältlich. Die beiden ersten Hefte legen “is. Buchhandlungen zur Ansicht vor. 


> 


Notizblatt 
des 
Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XVI. Ausgegeben am 8. April 1905. 


Führer 


durch. die 


biologisch-morphologischen 
Abteilungen 


des 
Königl. botanischen Gartens zu Dahlem, 
mit 2 Plänen, 1 Bild und 31 Figuren, 


von 


A. Engler. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1905. 


Preis 1,20 Mk. 


2 
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= MDECC LAXIX 


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2 


Führer 


biologisch-morphologischen 
Abteilungen 


des 
Königl. botanischen Gartens zu Dahlem, 
mit 2 Plänen, | Bild und 31 Figuren, 


von 


A. Engler. 


77 


Vorwort. 


Die biologisch-morphologischen Abteilungen des neuen botanischen 
Gartens sind nichts Neues. Schon im Jahre 1890 habe ich, als ich die 
Direktion des Berliner botanischen Gartens übernahm, in demselben 
neben der pflanzengeographischen Abteilung zwei biologisch - morpho- 
logische anlegen lassen; aber auf dem ueuen Terrain konnte ich den- 
selben erheblich mehr Raum geben und mancherlei Erfahrungen, nicht 
bloß meine eigenen, sondern auch die meiner Mitarbeiter, des Herrn 
Custos Dr. Gräbner, des Herrn Inspektor Perring und Obergärtner Peters, 
zu einer instruktiven Gestaltung verwerten; um die zweckmäßige Ein- 
richtung der Wasserpflanzenbassins hat sich auch der Leiter der bau- 
lichen Anlagen des neuen Gartens, Herr Baurat Koerner, in dankens- 
werter Weise bemüht. 

Drei Gesichtspunkte sind es, welche das Studium der Pflanzen- 
formen auf eine höhere Stufe zu heben vermögen: die vergleichende 
Betraehtung ihrer äußeren und inneren Gestaltung, verbunden mit dem 
Streben nach Ermittlung ihrer Verwandtschaftsverhältnisse, — die 
vergleichende Untersuchung der Pflanzenorgane mit Rücksicht auf ihre 
Funktionen unter Berücksichtigung ihrer Veränderlichkeit und An- 
passungsfähigkeit, — die Untersuchung der Pflanzenverbreitung auf 
Grund ihrer gegenwärtigen und ehemaligen Existenzbedingungen. 

Lange Zeit hatte man sich in den botanischen Gärten damit be- 
gnügt, die im freien Lande gedeihenden Pflanzen unter Berücksichtigung 
des ersten Gesichtspunktes anzuordnen, schon deshalb, weil damit auch 
ein leichteres Auffinden der Arten oder Gattungen nach irgend einem 
eingebürgerten System möglich war; andere Gruppierungen nahm man 
meist nur dann vor, wenn mit ihrer Durchführung gewisse praktische 
Vorteile verbunden waren, wie bei der Vereinigung der Wasserpflanzen, 
der Moorpflanzen, der Felsenpflanzen. Allmählich aber hat es sich doch 
in größeren botanischen Gärten, welche dem Unterricht dienen, als 
nützlich erwiesen, auch den anderen Gesichtspunkten mehr Rechnung 
zu tragen, da nach denselben durchgeführte Zusammenstellungen auch 


denjenigen, welche eine umfassendere Pflanzenkenntnis nicht besitzen 
1 


Be ER 


und sich nicht anzueignen vermögen, einige Vorstellungen von den 
wiehtigeren Erscheinungen des Pflanzenlebens verschaffen können. 

Der starke Besuch der pflanzengeographischen Anlagen des Gartens 
hat bewiesen, daß diese in weitesten Kreisen anregend zu wirken ver- 
mögen, weil hier mit der Betrachtung der Pflanzen selbst sich die Vor- 
stellung von der Art ihres Vorkommens, von ihrer Gesellschaft, von 
ihrer Verbreitung und schließlich auch (wenigstens in der Erinnerung) 
von den Ländern, in denen sie gedeihen, verbindet. Ebenso ist von 
den biologisch-morphologischen Abteilungen zu hoffen, daß sie nicht bloß 
ihren Zweck bei den für die Studierenden bestimmten Vorträgen er- 
füllen, sondern auch andere Besucher zum tieferen Studium anregen 
werden. Sollen sie doch nicht bloß mit der Pflanzengestalt als solcher, 
sondern namentlich auch mit den Beziehungen derselben zum Pflanzen- 
leben bekannt machen. Die in der ersten Abteilung zusammengestellten 
Gruppen sollen einmal zeigen, wie bei den höheren Pflanzen Anordnung 
und Gestalt der seitlichen Angliederungen, der Blattorgane, die Tracht 
oder den Habitus der einzelnen Pflanzenformen bestimmen, wie ferner 
die verschiedenaitige Ausbildung der Sprosse und ihrer Glieder in enger 
Beziehung steht zu der Art ihrer Vegetation und ihrer Ernährung, wie 
anderseits aber auch derselbe Effekt bei den einzelnen Arten auf ver- 
schiedene Weise erreicht wird. In der zweiten Abteilung zwischen 
Schauhausgruppe und Wirtschaftshof ist ein großer Raum der Darstellung 
der Variabilität der Pflanzenteile gewidmet. Sodann sind daselbst Bei- 
spiele für die verschiedenen Arten der Bestäubung und des dazu in 
Beziehung stehenden Blütenbaues in übersichtlicher Weise angeordnet. 
Auch sind Beispiele für die bei der Verbreitung der Früchte haupt- 
sächlich in Betracht kommenden Typen zusammengestellt. Endlich 
finden wir einige Gruppen zur Erläuterung der bei den höheren Pflanzen 
auftretenden Bewegungserscheinungen. Die hier vorgeführten Er- 
scheinungen der Pflanzengestaltung und des Pflanzenlebens findet man 
in zahlreichen Handbüchern und populären Schriften behandelt, vielfach 
in nüchterner, rein beschreibender Weise, häufig aber auch verbunden 
mit Erklärungsversuchen. Man wird dabei bisweilen auf Ausführungen 
stoßen, welche vorzugsweise den Zweck betonen und jede Organisation 
mit einem „um zu“ oder „damit“ erläutern. Man nehme derartige 
Erklärungen nicht ohne weiteres an, man frage nach der Begründung 
und man wird vielfach finden, daß demselben Zweck auch andere 
Organisationen dienen können oder aber auch, daß eine und dieselbe 
Organisation für verschiedene Erscheinungen des Pflanzenlebens, 
welche zur Erhaltung derselben beitragen, von Vorteil sein kann. 
Man versuche es auch mit anderen Fragestellungen und vergleiche vor 
allem jede Organisation einer Pflanze mit der entsprechenden ihrer 


en 


nächsten Verwandten, man suche vor allem nach Antworten auf die 
Frage: „wodurch“. 

Hierbei wird man genötigt sein, auf die Bedingungen einzugehen, 
unter denen die Pflanze an ihrer Heimstätte existiert, und man wird 
nicht selten finden, daß denselben Bedingungen an entfernten Stellen 
der Erde eine übereinstimmende Reaktion in der Gestaltung einzelner 
Organe entspricht, gerade so, wie auf bestimmte Reize genau fest- 
zustellende äußere Bewegungserscheinungen der Organe oder innere 
Stoffbewegungen eintreten. Durch den Vergleich der miteinander ver- 
wandten Formen und ihrer verschiedenartigen Existenzbedingungen wird 
man dazu geführt werden, die einzelnen Organisationen nicht als etwas 
Gegebenes, sondern als etwas Gewordenes aufzufassen. Daß man 
aber damit noch nicht am Ende der sich auidrängenden Fragen an- 
gelangt ist, wird jeder, der sich nicht mit Phrasen begnügen will, bald 
merken. Man wird aber auch, ohne die letzten Fragen zu stellen, bei 
einer denkenden und vergleichenden Betrachtung der Pflanzen genug 
finden, was unserem Geiste Anregung gewährt, und die Befriedigung 
durch Erkenntnis wird um so größer sein, je mehr man sich in den 
Grenzen der Dinge hält, welche der Forschung zugänglich sind. 


Dahlem-Steglitz b. Berlin den 20. Februar 1905. 


A. Engler. 


1* 


Biologisch-morphologische Abteilung 1. 


Die Besichtigung dieser Abteilung möge man beginnen in der Nähe 
des aus dem alten botanischen Garten übergeführten Denkmals von 
A. Braun*). 


A. Blattstellungsverhältnisse. 


Die Anordnung der Blätter am Sprosse, welche auch für den ganzen 
Charakter eines Sproßsystems von Wichtigkeit ist, kann man vielfach 
nur an den jungen Sprossen, an den Knospen, genau studieren, doch 
sind die einfacheren Verhältnisse auch an ausgewachsenen wahrzunehmen. 


*) Alexander Braun, geb. am 10. Mai 1805 zu Regensburg, wurde zuerst 
Professor der Botanik in Freiburg i. B., 1850 in Gießen und 1852 in Berlin, wo 
er auch die Direktion des bot. Gartens übernahm; auch wurden unter seiner Leitung 
die Pläne für das Palmenhaus im Alten botanischen Garten und für das daselbst 
errichtete botanische Museum ausgearbeitet; er starb am 29. März 1877. Braun war 
einer der universellsten Botaniker des vorigen Jahrhunderts und besaß eine um- 
fassende Kenntnis aller Abteilungen des Pflanzenreiches: er war ebenso vertraut 
mit den niederen Pflanzenformen, wie mit den höheren und war immer bestrebt, 
die für die einzelnen Gruppen besonders charakteristischen Entwicklungserscheinungen 
festzustellen. Er selbst und auch viele seiner Zeitgenossen legten einen ganz be- 
sonderen Wert auf das Bestreben, alle Blattstellungsverhältnisse der höheren Pflanzen 
auf eine ursprünglich spiralige, auf eine die Entwicklungsfolge der Blätter be- 
herrschende Spiraltendenz zurückzuführen. A. Braun hat unendliche Arbeit darauf 
verwendet, Material für die Begründung dieser Anschauung herbeizuschaffen (be- 
sonders in seiner Abhandlung über die Ordnung der Schuppen der Tannenzapfen 
und der Blüten der Sonnenblumen); aber diese Anschauung hat anderen Platz 
machen müssen, welche bei der Anordnung der Angliederungen am Stengel 
mechanischen Ursachen einen größeren Einfluß zuschreiben. Besonders wertvoll 
waren seine Abhandlungen über die Erscheinung der Verjüngung in der Natur, über 
das Individuum der Pflanze in seinem Verhältnis zur Spezies, über Parthenogenese 
und Polyembryonie, über einzellige Algen, über die Characeen, über ]soetes, Selaginella, 
Marsilia usw. Auf Grund seiner vielseitigen Studien hat Braun auch wesentlich 
zur Verbesserung des natürlichen Pflanzensystems beigetragen. 


EN nen 


a. Quirlige Blattstellungen. An einem Knoten des Stengels 
stehen 2 oder mehrere Blätter. Die Glieder jedes Quirles fallen (mit 
einigen Ausnahmen in Blüten) über die Lücken des vorangehenden. 

1. Beispiele für zweigliedrige Quirle, welche gekreuzte Stellung 
ergeben: Thuja, Dianthus, Aesceulus, Acer, Cornus, Fraxinus, Vinca, As- 
clepias, Origanum, Thymus, Veronica, Plantago ramosa (Gil.) Aschers 
(= P. arenaria W. et K.), Sambueus, Lonicera, Asperula odorata L., 
Galium, letztere zugleich als Beispiele für scheinbar mehrgliedrige Quirle. 

2. Beispiele für dreigliedrige Quirle: Juniperus communis L., Ly- 
thrum salicaria L. var., Lysimachia vulgaris L. var., Blüten der meisten 
Liliifloren (Juneus, Luzula, Tulipa, Galanthus, Iris usw.). Siehe auch 
Elodea bei den Wasserpflanzen. 

3. Beispiele für viergliedrige Quirle: Paris, Blüten von Calluna 
vulgaris (L.) Salisb., Erica tetralix L. 

4. Beispiele für fünfgliedrige Quirle: Linum perenne L., Viscaria, 
Melandryum, Lychnis, Agrostemma. 

5. Beispiel für vielgliedrige Quirle: Equisetum. Siehe auch Hippuris 
bei den Wasserpflanzen. 

b. Beispiele für 2-zeilige und zickzackförmige 
Stellung: Arundo donax L. und andere Gräser, Iris und andere 
Iridaceen, Ravenala (im Schauhaus), Zuzula silvalica (Huds.) Gaud. 
mit Übergang in kleinere Divergenz, Ulmus, Celtis, Fagus, Vitis, Tilia, 
Vieia. — Blütenstände von Borraginaceen. 

c. „Spiralige‘ Blattstellungen. 

1. Beispiele für 3-zeilige Stellung (1,): Carex, Seirpus. 

2. Beispiele für 5-zeilige Stellung (2]),): Salix, Ribes, Rosa, Rubus, 
Pirus communis L. und andere Rosaceen, Symphytum, Anchusa und 
andere Borraginaceen, Nicotiana und viele andere Dikotyledonen. 

3. Beispiele für 8-zeilige Stellung (#,): Brassica, Raphanus, Antir- 
rhinum majus L., Parietaria offieinalis L., Hieraeium pilosella L. 

4. Beispiele für 13-zeilige Stellung (5/3): Verbaseum phlomoides L. 
und Verwandte, Rhus typhina L., Tsuga canadensis (L.) Carr. 

5. Beispiele für 21-zeilige Stellung (®%/,,): Zapfen von Abies alba 
Mill. und Picea excelsa (Lam.). 

6. Beispiele für 34-zeilige Stellung (1°/,,): Blüten von Rudbeckia 
laciniata L. 

7. Beispiele für 55-zeilige Stellung (2!/,,): Blätter der Haupt- 
triebe vieler Picea und Abies. 

8. Beispiel für 144-zeilige Stellung ($°/,,,): Braeteen und Blüten 
kräftiger Blütenscheiben von Helianthus annuus L. 

Man kann sich leicht davon überzeugen, daß bei derartigen Blatt- 
stellungen die Beleuchtungsverhältnisse für die einzelnen Blätter sehr 


ee 


günstig liegen und daß auch die Blätter einer Seite sich gegenseitig 
wenig Licht wegnehmen, da die oberen Blätter kleiner sind, als die 
unteren oder kürzere Stiele haben, als diese. Ebenso kann man leicht 
sehen, wie an vielen Zweigen die Blätter, namentlich mit Hilfe ihrer 
Blattstiele, aus den ursprünglichen Stellungsverhältnissen herausrücken 
und sich möglichst günstig zum Licht stellen, z. B. die dekussierten 
Blätter an niederliegenden Zweigen von Helianthemum, an Seitenzweigen 
von Lonicera und Diervilla, an Broussonetia, Acer platanoides; bisweilen 
bilden auch die Blätter eine Art Mosaik (vgl. C.h.). 


B. Blattformen. 


Der gegen die Schauhausgruppe gelegene Teil der morphologisch- 
biologischen Abteilung I ist dazu bestimmt, einen Vergleich der ver- 
schiedenen Blattformen zu erleichtern. 

Man beginne links, wo sich Arten mit eriecoiden Blättern be- 
finden, welche keine Gliederung in Scheide, Stiel und Spreite zeigen. 
Es folgen hierauf Pflanzen mit Stiel und ungeteilter Blattspreite; 
daneben befinden sich einzelne heterophylle, wie Morus und Sassa- 
fras, welche neben ungeteilten Blattspreiten auch gelappte besitzen. 
Dann folgen zahlreiche Beispiele von Arten mit handförmig- 
gelappten und geteilten sowie mit gefingerten Blättern, 
endlich solche mit fiederig gelappten und geteilten sowie ge- 
fiederten Blättern. Unter den letzteren befinden sich auch solche, 
welche nyktitropische Bewegungen, d. h. Tag- und Schlafstellung 
zeigen (vgl. auch Abteilung IIE). Auch eine kleine Gruppe mit fuß- 
förmigen oder eymös verzweigten Blättern (Helleborus) ist vorhanden. 


C. Verschiedenartige Anpassungen der Sprosse 
und Blätter, hauptsächlich mit Rücksicht aut 
die Assimilation. 


Auf dem zwischen der vorigen Abteilung und dem Wasserpflanzen- 
Stück gelegenen Grasplatze finden sich eine ganze Anzahl kleiner Beete 
mit Typen für verschiedenartige Anpassung an die Assimilation. Man 
wird auch hierbei zu berücksichtigen haben, daß häufig verschiedene 
Funktionen ineinander greifen, und im Auge behalten müssen, daß 
in der Heimat der einzelnen Pflanzen dieselben bei sonst gleichen 
klimatischen Verhältnissen unter dem Einflusse verschiedener Boden- 
verhältnisse stehen und daß an ihnen auch die Korrelationen der ein- 
zelnen Organe untereinander sehr verschiedenartig sein können. 

a. Zwergwuchs infolge mangelnder Wärme. Pflanzen 
arktischer Länder und der Hochgebirgsregionen, welche in der kurzen 


—— 


Vegetationsperiode nur kleine Blattflächen entwickeln, zumal sie auch 
nur geringe Wassermengen aufnehmen. — Beispiele: Juniperus communis 
L. subspec. nana Willd., Pinus montana Mill., Salix retieulata L. und 
S. retusa L., Rubus aretieus L., Rhamnus pumila L., Rhododendron ferru- 
gineum L. und Rh. hirsutum L. 

b. Immergrüne Pflanzen. Der Laie bezeichnet gewöhnlich 
nur solche Pflanzen als „immergrüne“, deren Blätter, wie bei dem 
„Immergrün“ (Vinca) und dem „Lorbeer“ (Laurus), zugleich mehr oder 
weniger lederartig, hartlaubig und von mehr als einjähriger Dauer sind. 
Es gibt aber, wie zahlreiche hier vorhandene Beispiele zeigen, auch 
viele krautblättrige und fleischigblättrige (sukkulente) Pflanzen, deren 
Blätter den Winter überdauern. Da dies vielfach nicht beachtet wird, 
so sind neben den dauerblättrigen immergrünen Pflanzen auch zahl- 
reiche andere ausgepflanzt, welche in folgendem alphabetischem Ver- 
zeichnis durch einen * gekennzeichnet sind: * Ajuga reptans L., Andro- 
meda polifolia L., *Arabis albida Steven, Arctostaphylos uva ursi (L.) Spr., 
Armeria maritima (Mill.) Willd., Asarum europaeum L., * Bellis perennis 
L., Bleehnum spicant (L.) With., * Brachypodium pinnatum (L.) P. Beauv., 
Calluna vulgaris (L.) Salisb., *Carex digitata L., *C. ericetorum Poll., 
Carlina acaulis L., *Cerastium arvense L., *Cheiranthus cheiri L., *.Di- 
anthus arenarius L. und D. plumarius L., Empetrum nigrum L., * Epi- 
lobium roseum Schreb., Equisetum hiemale L., Eryngium planum L., Hedera 
helix L., * Helianthemum chamaeeistus Mill., Ilex aquifokum L., Ledum 
palustre L., Ligustrum vulgare L., Linnaea borealis Gronov., Luzula pilosa, 
Lycopodium-Arten, *Milium effusum L., Polystichum lonchitis (L.) Roth., 
Picea excelsa (Lam.), Pinus silvestris L., Pirola-Arten, * Plantago major L., 
* Polypodium vulgare L., *Sanicula europaea L., *Cytisus scoparius (L.) 
Link [= Sarothamnus scoparius (L.) Koch], *Sedum-Arten, * Sempervivum- 
Arten, Taxus, Ulex europaeus L., Vaceinium vitis idaea L., *Viola odorata 
L. und *V. silvestris L. | 

c. Haare und Blätter, welche Tau und Regen zurück- 
halten oder ableiten. Während für gewöhnlich in der Luft wach- 
sende Blätter Wasser nicht aufnehmen und auch von Haarbekleidungen 
derselben das Regenwasser in der Regel abfließt, finden sich in ein- 
zelnen Fällen Haare mit dünnwandiger, wasserdurchlassender Basis 
an Stengelkanten abwärts gerichtet und führen das an ihnen herab- 
laufende Regenwasser zum Teil den Stengelknoten zu; so bei Stellaria 
media (L.) Cirillo.. Auch können bei einzelnen Pflanzen (Pelargonium) 
die die Blätter bekleidenden Drüsenhaare mit ihrem Köpfchen Wasser 
aufnehmen, indem bei Benetzung mit Wasser die kutikularisierte Mem- 
bran abgehoben wird (nach A. Kerner). Hingegen befinden sich am 
Grunde der Blattrinnen der gegenständigen Blätter von Gentiana exeisa 


BUN 


Presl, in denen Wasser längere Zeit stehen bleibt, ebenso am Grunde 
der Blätter vieler Bromeliaceen mit breiten einen Wasserbecher bilden- 
den Blattbasen (Nidularium, im Schaubause) wasseraufsaugende Haare. 
Schildförmige, wasseraufsaugende Haare findet man ferner in kleinen 
Grübehen an der Blattunterseite der Preißelbeere (Vaceinium vitis idaea 
L.) und der Alpenrose (Rhododendron hirsutum L.), auch in den ober- 
seitigen Rinnen der Blattspindel der Esche (Fraxinus excelsior L.). 
Ferner sind zu erwähnen die wasseraufsaugenden Näpfe am Grunde 
der Blattspreite der Zitterpappel (Populus tremula L.) und die Saug- 
grübeben am Blattrande von Sazxifraga aizoon Jaeq. und zalılreicher 
verwandter Arten. Bei der genannten Art und ihren Nächstverwandten 
erfolgt außerdem an denselben Stellen die Ausscheidung von Schüpp- 
chen kohlensauren Kalkes, welche vermöge einer eigentümlichen, hier 
nicht näher zu schildernden Einrichtung bei Befeuchtung, ohne abzu- 
fallen, in die Höhe gehoben werden können. Ähnliche Saugnäpfehen 
kommen zerstreut vor auf der ganzen Oberfläche von Blättern der 
Plumbaginaceen Statice, Goniolimon, Acantholimon. 

Endlich seien hier noch erwähnt die Beckenbildungen, welche sich 
bei verschiedenen Pflanzen finden, so an dem Schildblatt von Pelti- 
phyllum peltatum (Torr.) Engl., am Grunde der gegenständigen und mit- 
einander verwachsenden Blätter von Dipsacus laciniatus L. und Silphium 
perfoliatum L., die bauchigen Blattscheiden von Angelica, Archangelica 
und Heracleum. Teils im Grunde dieser Becken befindliche Drüsen- 
haare, teils dünnwandige Oberhautzellen nehmen das in den Becken 
sich ansammelnde Wasser auf, welches tatsächlich für Zeiten der 
Trockenheit als Reserve dient. Außerdem werden aber auch die in 
diese Schalen gelangten Insekten von den sich dort ebenfalls einstellen- 
den Bakterien zersetzt. 

d. Assimilation durch grofse zusammenhängende 
Blattflächen. Da die Assimilation unter sonst gleichen Verhältnissen 
proportional ist der dem Lichte dargebotenen Fläche, außerdem bei 
der Vergrößerung der Blattflächen noch die Tıanspiration zunimmt und 
durch diese wieder der Stoffwechsel entsprechend vergrößert wird, so 
vermögen Pflanzen mit großen Blattflächen eine gewaltige Arbeit zu 
leisten, eine große Menge von Kohlenhydraten und dementsprechend 
eine große Menge von Pflanzensubstanz überhaupt zu produzieren, was 
sich in besonders hohem Maße bei der innerhalb weniger Monate aus 
einem nicht sehr großen Samen herangezogenen Victoria regia Lindl. 
zeigt. Hier sind folgende Beispiele großblättriger Pflanzen zu sehen; 
einjährige Stauden: Lappa offieinalis All., Helianthus annuus L., 
Cueurbita pepo L.; mehrjährige Stauden mit starkem Rhizom: 
Rheum undulatum L., Rh. Emodi Wall., Petasites offieinalis Moench und 


N 


P. spurius Rehb. (= P. tomentosus DC.), Bergenia cordifolia (Haw.) A. Br., 
Peltiphyllum peltatum (Torr.) Engl., Gunnera chilensis Lam.; Bäume: 
Magnolia obovata Thunb. und hypoleuca Sieb. et Zuee., Catalpa bignonioides 
Walt. und Paulownia tomentosa (Thunb.) Steudel. 

e. Assimilation durch vielfach geteilte Blattflächen. 
Gegenüber von d. gruppiert. — Beispiele: Athyrium filie femina (L.) 
Roth, Paeonia mutan Sims (= P. arborea P. Donn), Thalietrum foetidum L., 
Th. majus Dum. und Th. aquilegifolium L., Chamaebatiaria millefolium 
(Torr.) Maxim. (Rosacee), Seseli Pallasii Bess., Laserpitium latifolium L., 
Achillea millefolium L., A. tanacetifoha All. 

f. Assimilation durch grofse geteilte Blattflächen. 
Ebenfalls gegenüber von d. — Beispiele: Actaea, Aralia cachemirica Deene., 
A. mandschurica (Rupr. et Maxim.) Seem. und andere Arten, Archangelica 
offieinalis Hofim., Heracleum barbatuwm Ledeb., H. Mantegazzianum Somm. 
et Lev. Die auffallendsten Beispiele hierfür bieten jedoch tropische 
Gewächse, so die Baumfarne aus den Gattungen Alsophila und COyathea, 
die Marattiacee Angiopteris, Raphia-Palmen mit fiederteiligen, bis 15 m 
langen Blättern, die Palme Caryota, mit mehrfach fiederteiligen Blättern, 
sodann die Araceen-Gattungen Dracontium, Amorphophallus und Hydrosme, 
bei welchen die Assimilation durch ein einziges großes Blatt mit senk- 
rechtem Stiel und vielfach geteilter Spreite verrichtet wird. So trägt 
Dracontium gigas (Seem.) Engl. in Nicaragua auf 3 m langem Stiel eine 
Spreite von 4 m Durchmesser, Amorphophallus titanum Bece. im west- 
lichen Sumatra auf 5 m langem Stiel eine 6 m breite Spreite. 

g. Assimilation durch vergröfserte Nebenblätter. — 
Beispiele: Lathyrus aphaca L., L. pisiformis L., L. latifolius Lambertye, 
Pisum sativum L. Bei diesen Pflanzen ist der größere Teil der Blätt- 
chen in Ranken umgebildet. 

h. Blattmosaik (vgl. oben Schluß der Blattstellungsverhält- 
nisse). — Beispiele: Ulmus, Corylus, Tilia, Spiraea, Hedera, Atropa bella- 
donna L., Lysimachia nummularia L., Selaginella hewvetica (L.) Link. 

i. Kompafspflanzen. Bei einigen Pflanzen trockner, sonniger 
Standorte sind, wenn sie frei stehen, ihre Blattflächen nach Osten und 
Westen gekehrt, so daß dieselben von den heißen Strahlen der Mittags- 
sonne nur gestreift werden. — Beispiele: Lactuca scariola L. und Syl- 
phium perfoliatum L. 

k. Vertikal stehende Blätter mit allseitiger (isolate- 
raler) Entwicklung des Assimilationsgewebes. — Beispiele: 
Iris, Gladiolus, Phormium tenax Forst., Callistemon, Eucalyptus. 

1. Faltung und Einrollung der Blätter, die Tran- 
spiration herabsetzend, damit auch weniger Assimilations- 
gewebe dem Lichte darbietend. — Beispiele: Amorpha fruti- 


Be 


cosa L., Aira flexuosa L., Stipa capillata L., Avena planiculmis Schrad., 
Festuca ovina L., F. indigesta Boiss., F. puncioria Sibth. et Sm., Saxi- 
fraga caesia L., Dryas octopetala L., Calluna vulgaris (L.) Salisb., Andro- 
meda polifolia L., Empetrum nigrum L. 

m. Blattarme Pflanzen, vorzugsweise mit dem Sten- 
gel assimilierend. — Beipiele: Equiseium hiemale L., Ephedra, Seir- 
pus lacustris L., Juneus effusus L., Casuarina, Spartium junceum L., Oyti- 
sus praecox Zabel (= albus X purgans), Carmichaelia, Euphorbia cana- 
riensis L., Cactaceae. 

n. Einschränkung der Transpiration (und zugleich 
der Assimilation) durch Reduktion der Blattspreite. — 
Beispiele: Rubus australis Forst., Cytisus (Sarothamnus) scoparius (L.) Link, 
Genista radiata Scop., G. sagittalis L., Passerina filiformis L. 

o. Phyllocladien. Assimilation vorzugsweise durch den blatt- 
artigen Stengel. — Beispiele: Asparagus, Rusceus, Mühlenbeckia platy- 
elados Meissn. (Polygonacee), Bossiaea, Colletia (Rhamnacee). 

p- Phyliodien. Blattstiel hauptsächlich assimilierend. — Bei- 
spiele: Acacia-Arten Australiens. 


D. Schutzmittel der Pflanzen gegen schädlichen 
Wasserverlust durch Transpiration. 


Die Transpiration ist für die Pflanzen von Vorteil, weil sie zur 
Wasserbewegung in denselben und somit zum Stoffwechsel anregt; sie 
wird aber schädlich, sobald nicht genug Wasser nachströmen kann, 
was sowohl bei großer Trockenheit im Sommer, wie auch im Frühjahre 
bei noch gefrorenem Boden der Fall ist. Da diejenigen Pflanzenformen, 
welche nicht gegen zu großen Wasserverlust geschützt sind, zugrunde 
gehen, so konnten sich in denjenigen Formationen, in welchen die 
Wasserzufuhr aus dem Boden beschränkt ist, nur diejenigen erhalten, 
bei denen sich Schutzmittel gegen zu starke Transpiration heraus- 
gebildet hatten. In vielen Fällen lehrt die einfache Überlegung, daß 
gewisse Organisationen, welche man als Schutzmittel der Xerophyten 
oder Xerophilen (unter Trockenheit gedeihender Pflanzen) bezeichnet, 
durch die Trockenheit selbst bewirkt werden mußten; man sieht auch 
vielfach, daß bis zu einem gewissen Grade reichlichere Wasserzufuhr 
Keimpflanzen soleher Arten in einer Richtung sich entwickeln läßt, 
welche als die ursprüngliche, durch die Trockenheit allmählich modi- 
fizierte angesehen werden kann. 

a. Pflanzen mit Wachsüberzügen. Die Wachsausscheidung 
an der Oberhaut vieler Pflanzen ist erkennbar als grauer oder schwach 
bläulichgrauer Reif, der leicht durch Abwischen entfernt werden kann. — 


ZRChT: See 


Beispiele: Juniperus communis L., Festuca punctoria Sibth. et Sm., Iris 
germanica L. und I. pallida Lam., Myrica cerifera L., Salix acutifolia 
Willd. und S. purpurea L., Dianthus caesius Sm. und D. arenarius L., 
Brassica oleracea L., Papaver somniferum L., Rubus biflorus Buch.-Ham. 
und R. leucodermis Dougl., Pisum sativum L., Tropaeolum majus L. 

b. Dichte Filzbekleidung die Transpiration herab- 
setzend. — Beispiele: Salix lapponum L. und S. adenophylla, Lychnis 
flos Jovis Desr., Elaeagnus angustifolius L., Marrubium eandidissimum L., 
Stachys argentea Tausch, St. byzantina C. Koch und St. lanata Jacq., 
Phlomis Russeliana Lag., Verbascum olympieum Boiss., Plantago nitida 
Roem. et Schult., Gnaphalium lanatum Forst., Helichrysum arenarium L., 
Leontopodium alpinum Cass., Senecio eineraria DC., Artemisia maritima L., 
Centaurea awillaris Willd., Hieracium lanatum Waldst. et Kit. 

ec. Starke Entwicklung von Drüsen die Transpiration 
herabsetzend. Die bei vielen Pflanzen trockener Gebiete reichlich 
entwickelten Drüsen enthalten häufig ätherische Öle, durch deren Ver- 
dunstung die Verdunstung des Zellsaftes herabgesetzt wird. Anderseits 
werden jedoch auch die von den Drüsen gebildeten Sekrete mit Recht 
als Schutzmittel gegen Tierfraß angesehen. Bei anderen Pflanzen 
lassen auch Drüsenhaare oder innere Drüsen ein Sekret auf die Blatt- 
fläche austreten, welches auf der Oberhaut eine homogene, stark licht- 
brechende Decke, eine Art Lacküberzug der Blätter bildet. Der Schutz 
durch diese Bildungen kommt namentlich den jungen Blättern zugute. — 
Beispiele für Drüsenbildung: Melandryum noetiflorum (L.) Fr., Chamae- 
batiaria millefolium (Torr.) Maxim., Ruta graveolens L., Dietamnus albus 
L., Salvia glutinosa L. und S. silvestris L., Nicotiana fragrans Hook., 
Verbascum lychnitis L., Hieracium pulmonarioides Vill. — Beispiele für 
lackierte Blätter: Cistus laurifolius L., C. ladaniferus L., Inula viscosa 
(L.) Dryand., Grindelia squarrosa Dunal, Escallonia rubra Pers. Auch 
die Harzüberzüge der Knospenschuppen vieler Bäume, namentlich von 
Populus und Aeseulus tragen zum Schutze der von den Schuppen be- 
deckten zarten Blätter gegen Verdunstung bei. 

‚ d. Starke Korkentwicklung. Es ist klar, daß starke Kork- 
lagen und Borke einen kräftıgen Schutz gegen Verdunstung bilden. Die 
stärkste Korkbildung findet statt bei der hier nicht vertretenen Kork- 
eiche (Quercus suber L.). Als Beispiele bei uns gedeihender Arten mit 
auffallender Korkbildung dienen: Ulmus campestris L. var. suberosa (Ehrh.), 
Acer campesire L., Evonymus alata (Thunb.) K. Koch. 

Vollständiger Abschluß gegen Transpiration durch Kork wird ver- 
hindert durch die Lenticellen. — Beispiel: Syringa Emodi Wall. 

e. Pflanzen mit Dornen und Stacheln. Bei vielen 
Pflanzen trockener Gebiete bleiben in der kurzen Vegetationsperiode 


— 24 


Stengel und Blätter oder auch Blattabschnitte, vielfach auch Neben- 
blätter, in der Entwicklung zurück und werden infolge geringen Wasser- 
zuflusses mehr oder weniger dornig. Die hierbei an den Blättern vor 
sich gehende Flächenverminderung hat zugleich eine Herabsetzung der 
Transpiration zur Folge. Nebenbei dienen die Dornen auch mitunter 
zur Abwehr von Tierfraß. — Beispiele für Stengeldornen: Mespilus 
oxyacantha Gaertn., M. coceinea (L.) Mill., M. erus galli (L.) Du Roi, Prunus 
spinosa L., Hippophaösrhamnoides L., Genista germanica L. und @. anglica L. 
— Beispiele für Blattdornen: Robinia pseud-acacia L., Berberis vulgaris 
L., Carduus, Cirsium lanceolatum (L.) Scop., Onopordon acanthium L., 
Carlina acaulis L., Eryngium eampestre L., Solanum pyracanthum Jacg., 
Acanthus spinosissimus Desf., viele Astragalus, Caragana jubata (Pall.) 
Poir. und zahllose andere Arten der Xerophytengebiete, namentlich auch 
des östlichen Mediterrangebietes und der Sahara. Auch die stechenden 
Gebilde der Cactaceen sind verdornte Blattanlagen. Nicht zu ver- 
wechseln mit den Dornen sind die als Emergenzen auftretenden Stacheln, 
welche in gleicher Weise wie die Dornen auch der Abwehr von Tieren 
dienen. Ausgezeichnete Beispiele bieten Rubus und Rosa. 

f. Schutz durch Schuppenbildung, Nebenblätter und 
Scheidenbildungen. Vorzugsweise in den gemäßigten und kalten 
Zonen sind die jungen Blattanlagen, denen häufig schon eine dichte 
Haarbekleidung einen gewissen Schutz gegen die Transpiration gewährt, 
noch besonders geschützt durch trockene, häutige oder lederartige oder 
auch von klebrigem Saft überzogene Knospenschuppen, welche weiter 
nichts sind als etwas umgebildete Scheidenteile von Blattanlagen, die 
nicht zur Spreitenbildung gelangen, oder sie sind geschützt durch ähn- 
lich beschaffene, aber nur selten klebrige Nebenblätter, welche bei der 
Entwicklung der Hauptspreiten früher oder später vertrocknen und ab- 
fallen. Auch die sogenannte Ochrea der Polygonaceen, eine am Grunde 
der Blätter auftretende stengelumfassende Stipularbildung wirkt als 
Schutz für die folgenden von ihr bedeckten und sie schließlich durch- 
brechenden Sproßglieder. — Beispiele: Populus balsamifera L., Aesculus 
hippocastanum L., Picea, Viburnum lanlana L., Salix, Fraxinus, Fagus, 
Quereus, Magnolia, Liriodendron, Platanus, Ficus cariea L., Laserpitium 
latifolium L., Rheum offieinale Baill. 

g. Sukkulenten. Einschränkung der Transpiration durch dicke 
Cutieula und Schleimgehalt der Zellen. Das Wasser wird durch Schleim 
zurückgehalten und sammelt sich daher, auch noch unter dem Schutz 
einer oft dieken Cutieula, in der Pflanze reichlich an, so daß diese für 
lange Zeit der Trockenheit versorgt ist. 

1. Die Assimilation erfolgt durch den Stamm. — Beispiele: 
Cereus, Echinocereus, Mamillaria, Opuntia, Euphorbia canariensis L. 


ra 


2. Die Assimilation erfolgt durch den Stengel und die 
fleischigen Blätter. — Beispiele: Agave, Aloe, Haworthia, Gasteria, 
Mesembrianthemum, Tetragonia ecpansa Murray, Cotyledon, Sedum, Crassula, 
Sempervivum. 

h. Zwiebel- und Knollengewächse. Eine große Anzahl 
Pflanzen läßt nur für einen Teil der Vegetationsperiode die Laub- und 
Blütensprosse über die Erde treten; ihre Blätter welken meist nach 
dem Blühen, nachdem die in ihnen enthaltenen Kohlenhydrate der 
unterirdischen, sich eine Zeitlang vergrößernden Zwiebel oder Knolle 
zugewandert sind. Dann erfolgt unter der Erde die Anlage neuer 
Sprosse und zwar in sehr vielen Fällen auch gleich die ihrer Blüten, 
um in der nächsten Vegetationsperiode rasch auf Kosten der in der 
unterirdischen Knolle oder Zwiebel gespeicherten Reservestoffe auszu- 
wachsen. Die Speicherung kann auch in knollig angeschwollenen 
Wurzeln erfolgen. Bei einigen Knollenpflanzen mit längerem winden- 
den oder kletternden Stengel erfolgt die Entwicklung der Blütenstände 
erst an den über die Erde getretenen Sprossen. Ein großer Teil dieser 
Gewächse, namentlich der Frühjahrsblüher, tritt in Gebieten mit län- 
gerer Trockenperiode auf; wenigstens herrscht in diesen ein größerer 
Formenreichtum an Zwiebel- und Knollengewächsen, als in Gebieten 
mit regenreichen Sommern. Da sie unter der Erde gegen Verdunstung 
geschützt sind und den oberirdischen Organen auch Wasser liefern 
können, wenn der Boden schon trocken ist, so sind sie im Vorteil 
gegenüber anderen Gewächsen, deren oberirdische Stengel leicht durch 
starken Wasserverlust geschädigt werden können. 

1. Gewächse mit Zwiebel oder mit Stammknolle: 

a. Frühlingsblüher: 

Bulbocodium vernum L., Ornithogalum umbellatum L., Allium 
neapolitanum Cyr., Erythronium dens canis L., Tulipa, Fritillaria 
imperialis L. und F. meleagris L., Puschkinia seilloides (Willd.) 
Adams, Seilla bifolia L., Sc. amoena L., Sc. cernua (L.) Salisb., 
Chionodoxa Lauciliae Boiss., Hyacinthus orientalis L., Muscari 
botryoides (L.) DC. u. a., Trillium grandiflorum Salisb., Galanthus, 
Leucoium vernum L., Nareissus, Crocus, Eranthis hiemalis L., Ranun- 
culus asiaticus L., Anemone coronaria L., Sanguinaria canadensis 
L., Corydalis Semenowii Reg. et Herd. und C. solida (L.) Sw. 
ß. Sommerblüher: 
Allvum nareissiflorum Vill. und A. fistulosum L., Lilium bulbi- 
ferum L., L. candidum L., L. tigrinum Ker-Gawl., L. chalce- 
donieum L., Muscari comosum L., Alstroemeria aurantiaca D. Don, 
Dioscorea batalas Decne., Sisyrinchium bermudiana L., Tritonia, 
Apios tuberosa Moench, Lathyrus tuberosus L., Oxalis rosea Jacgq., 


u 


Begonia Froebelü A. DC. u. a., Solanum tuberosum L., Stachys 
affinis Bge. (= S. tuberifera Naud.), Bryonia dioeca L. 

y. Herbstblüher: 

Oolchieum autumnale L., Kniphofia, Galtonia candicans (Baker) 
Deene., Crocus iridiflorus Heuff., C. sutivus L., Gladiolus ganda- 
vensis Van Houtte, Canna indica L. u. a., Aconitum variegatum 
L., Oxalis Deppei Lodd., Cyeclamen europaeum L., Helianthus 
tuberosus L., Dahlia variabilis (Willd.) Desf. 

2. Gewächse mit Wurzelknollen: 

a. Zweijährige: 

Beta vulgaris L. var. rapa Dumort. (Zuckerrübe), Daueus carota 
L. (Mohrrübe), Brassica rapa L. var. rapifera Metzger (weiße 
Rübe), Raphanus sativus L. (Rettig). 

ß. Mehrjährige mit spindelförmigen verdickten Wurzeln: 
Asphodelus albus Mill., Hemerocallis flava L., Mirabilis jalapa L., 
Ranunculus neapolitanus Ten., Paeonia offieinalis L., Sedum tele- 
phium L., Filipendula hexapetala Gill., Ipomoea batatas Lam., 
Dahlia variabilis (Willd.) Desf. 


E. Wasser- und Sumpfpflanzen. 


Die Wasser- und Sumpfpflanzen sind nach mehreren Richtungen 
interessant und einer genaueren Beachtung zu empfehlen; sie lassen 
in vielen Fällen leicht Ausbildungen erkennen, welche man auf ihren 
Aufenthalt im Wasser zurückführen kann; nicht selten ist es sogar 
möglich, zu zeigen, wie ein und dieselbe Pflanze die Entwicklung ihrer 
Organe ändert, je nachdem dieselben mehr oder weniger unter dem 
Einflusse des Wassers stehen. Auch ist es interessant, zu sehen, wie 
oft Pflanzen von sehr entfernter systematischer Verwandtschaft sich im 
Wasser recht ähnlich verhalten. 

Es sei hier hauptsächlich auf folgendes aufmerksam gemacht: 

a. Untergetauchte Pflanzen, ohne Wurzeln oder mit 
schwachen Wurzeln, welche im wesentlichen nur der 
Anheftung dienen. Die Stengel sind dünn, mit schwach ent- 
wiekeltem Leitungsgewebe versehen; die Blätter (mit wenigen Aus- 
nahmen) tief zerschlitzt, mit dünnen, schmalen Abschnitten, deren ober- 
flächliche Zellen Chlorophyll führen und nicht kutikularisiert sind, so 
daß sie mit ihrer ganzen Oberfläche das Kohlensäure enthaltende Wasser 
aufnehmen. — Beispiele: Ceratophyllum, Utricularia, Myriophyllum, Hot- 
tonia, die 3 letzteren mit Luftblüten. Einfache schmale Blätter haben: 
Elodea, Vallisneria, Callitriche, mehrere Potamogeton, etwas breitere, läng- 
liche oder eiförmige untergetauchte Blätter nur Arten letzterer Gattung. 


A 


Von niederen, ganz untergetaucht wachsenden Pflanzen findet man 
hier vertreten: Chara foetida Desv. und Tolypellopsis stelligera (Bauer) 
Migula. . 

b. Schwimmende Wasserpflanzen oder wurzelnde 
Wasserpflanzen mit Schwimmblättern. Bisweilen haben sie, 
wie Salvinia, Trapa, Brasenia, Cabomba (Vietoria-Haus), Ranuneulus, 
Untergattung Batrachium, noch untergetauchte, zerschlitzte Wasserblätter 
neben den Schwimmblättern oder nur solche, wie Hydrocharis, Elisma, 
Limnanthemum, Nuphar, Nymphaea, Euryale, Vietoria. Die Schwimm- 
blätter sind an ihrer Oberseite so gebaut, wie die Blätter von Land- 
pflanzen, an der Unterseite meist reich an Intercellularräumen, welche 
die Blätter schwimmend erhalten. Ähnlich sind auch die schwimmen- 
den, nicht in Stengel und Blatt gegliederten Sprosse der Lemnaceen 
Lemna und Spirodela beschaffen. 

c. Wasserpflanzen, deren Blätter über das Wasser 
empor treten. Von diesen gibt es einige schwimmende wie 
Stratiotes aloides L., in den Tropen Eichhornia crassipes (Mart.) Solms und 
Pistia stratiotes L., mit zahlreichen in das Wasser tauchenden Wurzeln, 
anderseits zahlreiche im Schlamm wurzelnde, mit über das Wasser 
tretenden Blattspreiten, wie Alisma, Sagittaria, Sparganium und andere. 
Bisweilen entwickeln diese Pflanzen auch nur linealische, im Wasser 
untergetaucht bleibende Blätter. 

d. Sumpfpflanzen, deren zahlreiche feine Faser- 
wurzeln in den Schlamm oder in feuchten Sand ein- 
dringen, während die Stengel mit Blättern und Blüten 
in die Luft ragen. Hierher gehören die meisten Pflanzen der 
Abteilung. Mehrere von ihnen, wie die Erieaceen und einige Carices 
sind Bewohner von Hochmooren. 

Auch sind in der Abteilung einige Pflanzen untergebracht, welche 
wohl etwas feuchte Standorte lieben, aber nicht gerade Sumpfpflanzen 
zu nennen sind. Bei den allermeisten der Sumpfpflanzen mit perio- 
dischem Laub wird man bemerken, daß dasselbe saftreich ist und, 
von der Pflanze losgelöst, leicht welkt, da es eben auf fortdauernden 
Wasserzufluß von unten angewiesen ist. 


F. Pflanzen, welche organische Substanzen zur 
Ernährung verwenden. 


Bei weitem die meisten Pflanzen ernähren sich, indem sie durch 
das in den grünen Organen enthaltene Chlorophyll die aus der Luft 
aufgenommene Kohlensäure zersetzen, Kohlenhydrate bereiten und da- 
bei- Sauerstoff abgeben. Dieselben Pflanzen nehmen aus dem Boden 


Er Na 


den Jahren 1584 bis 1586 nach Europa. In Amerika werden noch 
andere knollige Solana kultiviert. 

Igname, Dioscorea batatas Deene. In China im großen kultiviert, 
daselbst auch wahrscheinlich einheimisch, in die europäischen Gärten in 
der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts eingeführt. D. japonica Thunb. 
(D. sativa L. z. Teil) in Japan. D. sutiva L. (im engeren Sinne) auf 
Ceylon und den Inseln des indischen Archipels. 


c) Fruchtgemüse. 


Pfefferschote, Spanischer Pfeffer, Capsicum annuum L. In Mexiko 
heimisch. Früchte dienen zum Einmachen der Gurken. 

Liebesapfel, Tomate, Solanum Iycopersicum L. Im tropischen 
Amerika heimisch. 

Melongane, Eierfrucht, Solanum melongena L. Im tropischen Amerika 
heimisch, in Südeuropa beliebtes Gemüse. 

Kürbisse, Cueurbita pepo L., aus Amerika stammend, C. melopepo L. 
(Türkenbund), ©. maxima Duchesne, ©. moschata Duchesne, wohl nur 
Varietäten. Alle erst seit dem 16. Jahrhundert in Europa kultiviert, 
Samen einiger in peruanischen Gräbern gefunden. 

Gurke, Cucumis sativus L. aus Indien stammend, C. sikkimensis 
J. D. Hook. vom östlichen Himalaya. 

Schlangengurke, Cucumis flexuosus. 

Melone, Cucumis melo L., aus Afrika und Vorderasien stammend. 

Längs der Altensteinstraße, vor den Bindeweiden, zieht sich eine 
Kürbisallee, welche die große Veränderlichkeit der Kürbisse in der 
Fruchtbildung zeigt, darunter auch der in den Tropen der alten Welt 
heimische, in allen wärmeren Ländern kultivierte Flaschenkürbis, 
Calebasse, Lagenaria vulgaris Ser. 


E. Faser-, Gespinnst- und Flechtmaterial 
liefernde Pflanzen. 


Wir übergehen die zahlreichen Pflanzen, welche zu Geflechten ver- 
wendet werden, und führen nur die eigentlichen Gespinnstpflanzen der 
gemäßigten Klimate an. 

Lein, Linum usitatissimum L. Kultiviert seit 4—5000 Jahren in 
Mesopotamien, Assyrien und Ägypten, war und ist noch wild im Gebiet 
zwischen dem Persischen Golf und dem Schwarzen Meer; bevor sich 
seine Kultur in Europa durch die Turanier und Arier verbreitete, wurde 
in der Schweiz und Italien das gewöhnlich mehrjährige, aber auch hin 
und wieder zweijährige oder einjährige Linum angustifolium L., welches 
noch von den Canaren bis zum Kaukasus wild vorkommt, angebaut 


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(bewiesen durch Heers Funde in den Pfablbauten). Beide Pflanzen 
sind durch zahlreiche Übergänge verbunden. 

Ramie, Boehmeria tenacissima Gaud. Im tropischen Asien heimisch, 
nur in den wärmeren Ländern mit etwas feuchtem Klima gute Faser 
gebend. 

Amerikanische Nessel, Laportea canadensis (L.) Gaud., aus dem 
atlantischen Nordamerika (aber nicht Canada) und var. pustulata (Weddell) 
aus Mexiko. Gibt gute Nesselfaser. 

Hanfnessel, Urtica cannabina L. In Sibirien heimisch, gibt auch 
Nesselgarn. 

Brennnessel, Urtica dioica L. Fast kosmopolitisch, liefert Nesselgarn. 

Hanf, Cannabis sativa L. Wild südlich vom Kaspischen Meer und 
in Indien, wahrscheinlich zuerst von den Seythen verwendet und von 
diesen nachı Westen verbreitet, auch um das Jahr 500 v. Chr. schon in 
China bekannt. 

Hopfen, Humulus lupulus L. Nördlich gemäßigte Zone. Aus den 
Stengeln kann auch Gespinnstfaser gewonnen werden. Wird aber kaum 
für diesen Zweck gebaut. 

Papiermaulbeerbaum, Broussonetia papyrifera Vent. Im wärmeren 
Ostasien heimisch. Die Rinde dient zur Bereitung von Papier. 

Gelber Hanf, Datisea cannabina L. Heimisch im östlichen Mittel- 
meergebiet, auch am Himalaya. 

Seidenpflanze, Asclepias syriaca L. (A. Cornuti Deene.); in Nord- 
amerika heimisch, durch unterirdische Ausläufer bisweilen lästiges 
Unkraut, gute Bienenpflanze, als Gespinnstpflanze nur von historischem 
Interesse, da unter Friedrich dem Großen der Versuch gemacht wurde, 
die Schopfhaare der Samen zu Pflanzenseide zu verarbeiten; doch sind 
die Haare für diesen Zweck zu brüchig. 

Binde- und Flechtweiden. Längs der Altensteinstraße ist eine 
große Sammlung von Salix-Arten, deren Zweige vorzügliches Binde- 
und Flechtmaterial liefern. Sehr wichtig für die Landwirtschaft. 

Indianischer Hanf, Apocynum cannabinum L. Im Nordamerika 
heimisch, kaum angebaut. 

Virginische Sammtpappel, Sida napaea Cavan. In Virginien 
heimisch, kaum angebaut. 

Hanfpappel, Althaea cannabina L. Im Mittelmeergebiet heimisch. 


F. Färbepflanzen. 


Safran, Crocus sativus L., in verschiedenen Formen heimisch auf 
den Gebirgen von Italien bis Kurdistan, seit langer Zeit in Westasien 
kultiviert. 


Bee 


b. Droseraceen mit zusammenschliefsenden Blättern. 
— Dionaea museipula L., die sogenannte „Venusfliegenfalle“ (im Schau- 
haus) auf sandigen Plätzen in Südkarolina (nicht in Torfmooren), besitzt 
am Rande gefranste Blätter, deren beide Hälften schnell zusammen- 
klappen, sobald ein fester Körper eins der 3 auf jeder Hälfte stehen- 
den reizempfindliehen Haare (Borsten) berührt (Fig. 3 und 4). — Aldro- 


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Fig. 3. Die Venusfliegenfalle Dionaea Fig. 4. Aldrovandia vesiculosa Monti. 
musecipula L. (nach Drude). 


vandia vesiculosa Monti, wurzelloge, im Wasser schwimmende Wasser- 
pflanze, in Europa und Asien zerstreut vorkommend, besitzt in der Nähe 
der Mittelrippe zahlreichere reizempfindliche Haare, deren Berührung 
durch kleine Wassertierchen ein Zusammenklappen bewirkt (Fig. 5). 


Fig. 5. 


Blatt von Dionaea, A im ungereizten Zustand, die reizempfindlichen 


Haare zeigend; B ein zusammengeschlagenes Blatt, welches einen Ohrwurm 
gefangen hat. — Nach Pfeffer. 


c. Lentibulariaceen ohne 
Schlauchbildung. — Pinguicula 
vulgarisL., zerstreut an feuchten Plätzen 
der ganzen nördlich gemäßigten Zone 
und des subarktischen Gebietes, P. 
alpina L., arktischalpin, besonders 
häufig im Alpenvorland, tragen ge- 
stielte und sitzende Drüsen. Die erste- 
ren halten die Insekten fest und bringen 
sie mit den eigentlichen Verdauungs- 
drüsen, welche nun stark secernieren, 
in Berührung; gleichzeitig erfolgt ein 
langsames Einrollen des Blattrandes. 

d. Lentibulariaceen mit 
Fangschläuchen. — Lirieularia 
vulgaris L., U. neglecta Lehm., TU. inter- 
media Hayne, U. ochroleuca Hartm., 
U. minor L. sind die bei uns in Sümpfen 
und Torflöchern vorkommenden Arten, 
mituntergetauchten vielteiligen Blättern, 
an denen einzelne Zipfel sich zu rund- 
lieben Schläuchen ausbilden, deren 
Höhle mit einer von steifen Borsten 
umgebenen Öffnung versehen ist, an 
welcher sich oben eine dünnhäutige 
elastische Klappe befindet, welche 


Fig. 6. Fangschlauch von Utrieu- 
laria vulgaris L., der Länge nach 
Durchschnitten; & ihre bauchige 
Wand, auf der Innenseite mit mehr- 
armigen Haaren; zwischen a und b 
die Müudung an der Ober- und Unter- 
lippe mit Borstenhaaren A und j; 
be eine Art starker Kinnlade, welche 
den unteren Teil der Mundhöhle be- 
grenzt, De der durchschnittene Vorder- 
teil, de der an der Hinterwand der 
Blase angewaehsene Teil; f der durch- 
schnittene am oberen Teil der Mund- 
höhle angewachsene Gaumen mit 
nach außen gerichteten Borsten h; 
k Stiel der Blase. In der Blasen- 
höhle ein gefangener C'yklops. — 
Nach Ferd. Cohn. 


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kleinen Wassertierchen, insbesondere kleinen Crustaceen, den Eintritt 
gestattet, zurückschnellend aber an die verdickte Unterlippe angedrückt, 
die Tierchen gefangen hält (Fig. 6). 

e. Sarraceniaceen mit Fangschläuchen. — Sarracenia 
purpurea L. auf Mooren im atlantischen Nordamerika bis Neufundland, 
S. Drummondü Croom, $. rubra Walt., 5. flava L., $8. variolaris Michx. 
und andere, im südlichen atlantischen Nordamerika von Carolina bis 
Florida, besitzen Schlauchblätter mit einem aufrechten Deckel, welcher 
bei $. variolaris und 8. fiava L. am Grunde Honig ausscheidet, der 
Insekten anlockt. Unter der Mündung des Schlauches befindet sich 
eine matt erscheinende Gleitzone, an welcher Insekten heruntergleiten, 
darauf folgt eine zweite Zone, bedeckt mit kurzen, ihre Spitze nach 
unten richtenden Reusenhaaren, auf diese zuletzt unten die stark glän- 
zende Absorptionsschicht, welche das verdauende Sekret bildet. — 
Darlingtonia californica Torr. in Gebirgssümpfen der Sierra Nevada in 
Kalifornien vorkommend, weicht ab durch einen helmförmigen Verschluß 
der Schlauchöffnung, der mit geschwänztem Anhang versehen ist. Diese 
Pflanzen gedeihen bei uns schlecht im Freien und sind im Schauhaus 
zu sehen. 

f. Nepenthaceen mit Fangblättern. — Nepenthes. — Arten, 
auf Madagascar, den Seychellen und im Monsungebiet heimisch, Be- 
wohner feuchter Wälder, in unserm Schauhaus reichlich vertreten, 
sondern am Rande ihrer Kannen Honig aus, welcher Insekten anlockt. 
Diese gleiten an der auch hier vorhandenen Gleitfläche herunter und fallen 
in die den unteren Teil der Kanne erfüllende Flüssigkeit, in welche 
zahlreiche schildförmige Drüsen ihr Sekret ergießen. 


FII. Pflanzen, welche mit den Stickstoff der Luft bindenden 
Bakterien in Symbiose leben. 


Eine der interessantesten Entdeckungen wurde im Jahre 18883 durch 
Hellriegel gemacht. Bis dahin galt als feststehend, daß Nitrate und 
Ammoniaksalze die einzigen Verbindungen seien, welche der Pflanze 
den für die Bereitung ihrer Eiweißverbindungen nötigen Stickstoff zu- 
führen. Durch den genannten Forscher wurde nachgewiesen, daß die 
in den Wurzeln von Leguminosen knöllchenartige Anschwellungen 
hervorrufenden Bakterien (Baecillus radieicola Beyerinck) den Stickstoff 
der Luft aufnehmen und daß die Leguminosen, in deren Zellen die 
Bakterien eindringen, diesen Stickstoff binden und verarbeiten. So ist 
es erklärlich, daß auf stickstofflosem Boden Leguminosen gut gedeihen 
und Lupinen z. B. auf einem Hektar über 200 Kilogramm Stickstoff 
gewinnen. 


Wie die Leguminosen verhalten sich auch Elaeagnus argenteus L. 
und Alnus glutinosa L., an deren Wurzeln sich auch von Bakterien er- 
füllte Knöllchen befinden. Außer diesen sind zu Demonstrationszwecken 
angeflanzt: Lupinus luteus L., Vieia faba L., Pisum sativum L. und 
andere Leguminosen. 


FIlI. Grüne Pflanzen, welche mit Mycorrhiza in 
Symbiose leben. 


Eine große Zahl von grünen Waldpflanzen, von Bewohnern humus- 
reichen Bodens und der Heiden lebt in Symbiose mit Pilzen, welche 
als Mycorrhiza bezeichnet werden. Dies sind sehr fein gegliederte 
Mycelfäden, welche wahrscheinlich Ascomyceten angehören und an der 
Oberfläche der Wurzeln einen dichten Filz bilden. Solche „ektotro- 
phische“, d. h. nur an der Oberfläche befindliche Myeorrhiza findet 
sich bei Coniferen, Fagaceen, Salix, Tilia. Bei andern grünen Pflanzen, 
den Ericaceen und Empetrum, sowie den nieht grünen Saprophyten, ist 
„endotrophische“ Mycorrhiza vorhanden, deren Fäden in der Epidermis 
und den innern Rindenschichten der Wurzeln Knäuel bilden und feine 
Fäden in den Humus entsenden. Während für die letztere wahr- 
scheinlich gemacht wurde, daß sie den Wurzeln Stickstoff in ge- 
bundener Form zuführe, ist für die erstere die Annahme, daß sie 
Bodensalze zuleite, nicht zurückzuweisen (Fig. 7). 


FIV. Saprophyten, auf toten Organismen und Pflanzen- 
resten lebende Pflanzen. 


Außer den zahlreichen Myxomyceten (Phytosarkodina), Schizomy- 
ceten (Bakterien) und Pilzen, welche nicht bloß auf Pflanzenresten, 
sondern auch auf Tierleichen leben, gibt es auch höhere Pflanzen, welche 
als Humusbewohner ihr Chlorophyll fast oder ganz verloren haben, da 
sie sich daran gewöhnt haben, auch die zu ihrer Ernährung nötigen 
Koblenstoffverbindungen aus dem an solchen reichen Humus aufzunehmen. 
Dieselben sind reichlicher in tropischen Wäldern, bei uns spärlich ver- 
treten und schwer zu kultivieren, wie Neottia nidus avis (L.) Rich., die 
Nestwurst, Pirola- Arten, Monotropa hypopitys L., der Fichtenspargel, 
Coralliorrhiza innata R. Br., die Korallenwurz. Alle diese sind auch 
mit endotropher Mykorrhiza versehen. Ausgesprochene Humusbewohner 
sind ferner die Arten von Cardamine, welche früher als Dentaria be- 
zeichnet wurden. Saprophytisch ist ferner das noch grüne Melampyrum 
pratense L. geworden, dessen Saugorgane (Haustorien) nur in ab- 
gestorbene Pflanzenteile eindringen, während die übrigen Arten der 
Gattung der folgenden Gruppe angehören. 


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Fig. 7. Myeorrhiza der Fagaceen. — A eine Wurzel der Rotbuche, Fagus silvatica L , 
in einem durch Sterilisieren pilzfrei gemachten Waldhumus gewachsen, unverpilzt, mit Wurzel- 
haaren h; € Wurzelspitze mit Haube. — B eine ebensolche Wurzel, in demselben, nicht 
sterilisierten Humus erwachsen, mit Mycorrhiza, von welcher Pilzfäden und Pilzfadenstränge p 
in den Humus eindringen und wie bei a mit Teilchen desselben verwachsen — ( eine Seiten- 
wurzel der Hainbuche, Carpinus betulus L. mit einem Büschel von Mycorrhiza in nat. Gr. 
— D Längsschnitt durch die Spitze einer Wurzel von Carpinus, m der Pilzmantel, welcher 
an seiner Spitze 8 aus den jüngsten Zellen besteht, darunter von ce bis ce der Wurzelscheitei 
mit schwacher Haubenbildung, @ die Epidermis, r die Wurzelrinde, pl Plerom. — E ein 
Stück dieses Längsschnittes, stärker vergrößert, zeigt, daß die Fäden des Pilzmantels m auch 
in die Epidermiszellen ® und in die subepidermalen Zellen a—b eindringen. — Nach Frank. 


udn 


Von saprophytischen Pilzen finden sich hier auch zeitweise einige 
Beispiele, z. B. Psalliota campestris (L.) Fries, der Champignon. 


FV. Grüne Parasiten. 


Als Parasiten werden alle diejenigen Pflanzen bezeichnet, welche 
mit anderen lebenden Organismen so verbunden sind, daß sie denselben 
Nährstoffe entziehen. Nicht wenige dieser Pflanzen sind grün und 
assimilieren noch selbst; sie werden daher auch Halbparasiten ge- 
nannt. Sie entwickeln alle Senker oder Haustorien, welche in das 
Gewebe der Wirtspflanze eindringen und dabei ihr Leitungssystem (ins- 
besondere den Wasser leitenden Teil) mit dem der Wirtspflanze in 
Verbindung setzen. 

a. Grüne Zweigparasiten, den Stämmen und Ästen von 
Holzgewächsen aufsitzend. Hierher gehören die in den trapischen Ge- 
bieten in unendlicher Mannigfaltigkeit auftretenden Loranthaceen. Bei 


Fig. 8. & Unterer Teil des Stammes der Mistel Viscum album L; h sein 

Holz, i seine Hauptwurzel, ff die in der Rinde des Nährastes © wachsenden 

Rindenwurzeln, bei 8 2 Knospen erzeugend; &@ die Senker, welche durch 

das Cambium in das Holz bb eindringen; bei d.d ist das letztere halb quer 
durchschnitten. — Nach Sachs. 


uns kommt von dieser Familie nur die bekannte und auch hier in Kultur 
vorgeführte immergrüne und hartlaubige Mistel, Viscum album L. vor; 
sie wächst vorzugsweise auf Kiefern, Pappeln, Birken, Apfel- und Birn- 
bäumen (Fig. 8). In Böhmen, Mähren, Niederösterreich und Südeuropa 
findet sich auch der auf Eichen wachsende Loranthus europaeus L. 


2 a 


b. Grüne Wurzelparasiten, den dünnen Seitenwurzeln anderer 
Pflanzen durch kleine Haustorien aufsitzend. Solche gehören namentlich 
den Santalaceen an, wie die auch in der deutschen Flora vertretenen 
Thesium- Arten, und den Scrophulariaceae- Rhinanthoideae, wie die Arten 
von Rhinanthus, Melampyram, Bartschia, Euphrasia, Odontites, Pedieularis. 
Übrigens können mehrere dieser Pflanzen, namentlich die Arten der 
letztgenannten Gattungen unter Umständen auch olıne Parasitismus ge- 
deihen. Auch gehören noch hierher Arten von Polygala. 


F VI. Chlorophylllose und chlorophyllarme Parasiten. 


Im Gegensatz zu den vorigen haben andere Parasiten ilır Chloro- 
phyll fast oder ganz verloren. Zu einem erstaunlichen Formenreichtum 
haben sich die parasitischen Pilze entwickelt, von denen sich auch im 
botanischen Garten hier und da einige nicht gern geseliene Vertreter finden. 

Von siphonogamen Embryophyten unterscheiden wir wie bei den 
Halbparasiten: 

a. Zweigparasiten. Als einheimische leichter zu kultivierende 
Vertreter sind hier zu sehen Arten der Flachsseide, Cuscuta. — 0. 
europaea L. auf Urtica, CO. epilinum Weihe auf Linum usitatissimum L., 
C. obtusifolia H. B. Kunth var. breviflora Engelm. auf Impatiens, C. 
lupuliformis Krock. auf Salix, C. racemosa Mart. auf Medicago (Fig. 9). 


Fig. 9. Längsschnitt durch einen Stengel von (uscuta epilinum Weihe, aus 

dessen Leitbündel g ein Haustorium entspringt, welches in den Stengel eines 

Linum eindringt, die Epidermis E und Rinde R desselben durchbrechend 
und bis zum Holz H vordringend. — Nach Sachs. 


1, 


b. Wurzelparasiten. Während in den Tropen als solche 
mehrere Balanophoraceen, Rafflesiaceen und Hydnoraceen auftreten, im 
Mittelmeergebiet der purpurrote Cytinus hypoeistus L. und der eigenartige 
„Malteserschwamm“ Cynomorium coceineum L., finden sich bei uns noch 
Arten von Orobanche und Lathraea. Von Orobanche werden hier ge- 
wöhnlich einige Arten kultiviert ausgestellt, namentlich ©. ramosa L. 
auf Hanf und Tabak, O. Hederae auf Epheu, O. speeiosa DC. auf Vieia 
faba L.; andere Arten, auch die in der Mark wild vorkommenden, sind 
schwer zu kultivieren. Lathraea squamaria L., die fleischfarbene 
Schuppenwurz, welche in schattigen humusreichen Laubwäldern ver- 
möge ihrer scheibenförmigen Haustorien den Wurzeln der Hasel, der 
Erle und Buche aufsitzt und sich im alten botanischen Garten erhalten 
hatte, konnte bis jetzt hier noch nicht herangezogen werden, desgleichen 
auch nicht die in West- und Südeuropa auf Weidenwurzeln wachsende 
Lathraea clandestina L., welehe sich im alten botanischen Garten voll- 
ständig eingebürgert hatte. 

Hin und wieder werden einzelne Arten, über welche die Etiketten 
Auskunft geben, in dieser Gruppe zu sehen sein, so z. B. das auf den 
Blättern des Ahorn große schwarze Flecke erzeugende Rhylisma acerinum 
(Pers.) Fr. 


G. Schattenpflanzen. 


Es ist jedermann, der bei seinen Spaziergängen durch Wald und 
Flur auch nur etwas die Pflanzenwelt beobachtet hat, bekannt, daß 
nicht wenige Pflanzen vorzugsweise oder nur an schattigen Plätzen ge- 
deihen. Diese Schattenpflanzen unserer nordischen Wälder, insbesondere 
der Laubwälder, der Fichten- und Tannenwälder sind zum großen Teil 
verbreitet im ganzen nördlichen und mittleren Europa und Asien, 
manche von ihnen auch in Nordamerika. Bekanntlich haben die jetzt 
sehr eingeschränkten Waldgebiete früher eine große Ausdehnung gehabt, 
und so konnten die Waldpflanzen sich ehemals leicht weiter verbreiten, 
als gegenwärtig. Die Schattenpflanzen erfreuen sich meist größerer 
Bodenfeuchtigkeit und stehen unter dem Einfluß des diffusen Lichtes; 
die Transpiration ist bei ihnen nicht so stark, wie bei den Lichtpflanzen. 
Besonders instruktiv sind solehe Arten, welehe sowohl an sonnigen, wie 
an schattigen Standorten vorkommen; bei ihnen zeigt sich sofort der 
Einfluß der Vegetationsbedingungen; so entwickeln sich am sonnigen 
Standort die Blätter zu geringerer Größe, werden aber dicker, weil sie 
ein stärkeres, bisweilen um 1—2 Zellschieliten mächtigeres Palissaden- 
parenchym entwickeln, auch sind ihre Interzellularräume enger, als bei 
der Schattenform derselben Art. Ferner werden bei derselben Art im 
Licht die Internodien kürzer, als im Schatten, auch werden häufig 


Sa 


weniger Blätter entwickelt, dagegen eine größere Zahl von Blüten, die 
auch rascher ihre Samen reifen, als im Schatten. Alle diese Ver- 
änderungen können wir als ökologische Regulationen zusammenfassen, 
die sicher auch bei der Entstehung der Arten eine Rolle gespielt haben. 
Jeder Gartenbesitzer wird diese Einflüsse von Licht und Schatten auf 
die Entwicklung vieler Arten leicht wahrgenommen haben. Auch ist es 
unschwer, sich davon zu überzeugen, daß einzelne Schattenpflanzen Ent- 
ziehung des Schattens nicht ertragen können und dabei zugrunde gehen. 
Daher sieht man stets nach dem Abholzen eines Waldes einen großen 
Teil der ursprünglichen Waldpflanzen verschwinden und an ihrer 
Stelle merkwürdig rasch eine Anzahl Lichtpflanzen, meist wenige Arten 
in gıoßer Individuenzahl auftreten. Solche Pflanzen sieht man in der, 
wie ich glaube, mir recht gelungenen Nachbildung der Holzschlagflora 
in dem für die Sudeten bestimmten Teil der pflanzengeographischen 
Abteilung. 

Wiesner hat Pflanzen mit aphotometrischem Laub und solche mit 
photometrischem Laub unterschieden. Die ersteren zeigen keine feste 
Beziehung zum Lichteinfall, so die Kiefern, für welche es gleichgültig 
ist, von welcher Seite das Licht einfällt; die anderen dagegen treiben 
Lichtökonomie. Entweder sind sie euphotometrisch und stellen ihre 
Blätter so, daß sie genau senkrecht auf das stärkste diffuse Licht des 
ihm zugewiesenen Lichtareals zu liegen kommen — oder sie sind 
panphotometrisch, indem sie eine Stellung erlangen, welche einen 
Teil des direkten Sonnenlichtes abwehrt. An Holzgewächsen mit dichter 
Belaubung sind die peripheren Blätter panphotometrisch, die inneren 
euphotometrisch. 

Auf eine Aufzählung der Schattenpflanzen soll hier verzichtet werden. 
Den Besuchern dieser Gruppe werden aber die zahlreichen Farne auf- 
fallen, welche zum größten Teil Schattenpflanzen sind und hier vor- 
trefflich gedeihen. Es sind hier 2 wertvolle Sammlungen vertreten, 
welche dem Botanischen Garten als Geschenk überwiesen worden 
waren. | 

1. Sammlung des am 15. Januar 1900 zu Berlin verschiedenen 
Geheimen Oberbergrat Dr. Hauchecorne, überwiesen von seinen 
Söhnen, Herrn Kammergerichtsrat Hauchecorne und Herr Dr. med. 
Hauchecorne. Diese Sammlung enthielt fast alle deutschen Farne 
und viele andere Schattenpflanzen. 

2. Sammlung des in Trier verschiedenen Herrn Apotheker Boch- 
koltz, überwiesen von Herrn Dr. med. Hauchecorne. Dieselbe ist 
auf dem gegen die Schauhäuser zu gelegenen Abschnitt der Abteilung 
ausgepflanzt und besonders reich an Varietäten; sie ist geordnet nach 
der Übersicht in Englers Syllabus. 


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H. Sprofsverbände und verschiedenartige 
Entwicklung der Stengel, namentlich bei Schling- 
und Kletterpflanzen. 


HI. Sproßverbände. 


Die Tracht oder der Habitus der Pflanzen wird außer durch die 
Blattstellung und Blattform auch wesentlich bestimmt durch die Ent- 
wicklung der einzelnen Sprosse und durch ihr Verhalten zueinander. 

a. Sprofsfolge. — Nur wenige Pflanzen entwickeln das Ende 
der primären Achse zur Blüte, ‚bei den meisten werden erst die Achsen 
zweiten, dritten, vierten, x-ten Grades zu Blüten. — Beispiele: ein- 
achsig: Papaver somniferum L., zweiachsig: Capsella bursa pastoris L., 
dreiachsig: Veronica chamaedrgs L. 

b. Zwiebel- und Knollengewächse, als Beispiele von 
Pflanzen, bei denen der Sproß längere Zeit nur als Kurztrieb existiert, 
bevor er selbst zum Langtrieb wird oder solche entwickelt, bei denen 
sich ferner Blätter oder Achse stark verdieken. — Beispiele: Tulipa, 
Allium fistulosum L., Saxifraga granulata L., Stachys affinis Bge. (= 
St. tuberifera Naud.), Helianthus tuberosus L. — Mit oberirdischer Ver- 
diekung des Stengels: Brassica oleracea L. vaı. gongylodes L. (Kohlrabi). 

ec. Pflanzen mit (oberirdischen) Lang- und Kurz- 
trieben. — An einzelnen Sprossen strecken sich die Internodien, an 
anderen bleiben sie kurz. — Beispiele: Larix deeidua Mill. (Lärche), 
Taxodium distichum L., Pirus malus L. 

d. Ver- und Anwachsungen. Seitensprosse wachsen gleich 
bei ihrer Entstehung zusammen mit dem benachbarten Achsenteil oder 
mit dem Stiel ihres Tragblattes empor. — Beispiele: Symphytum, 8o- 
lanum, Atropa belladonna L., Datura stramonium L. Vergl. auch Spar- 
ganium simplee Huds. bei den Wasserpflanzen. 

e. Pflanzen mit oberirdischen Bulbillen oder 
Knölichen. — Allium sativum L. var. ophioscorodon (Don), Allium 
vineale L., Lilium bulbiferum L. und L. candidum L., Polygonum vivi- 
parum L., Ranuneulus fiearia L., Cardamine bulbifera (L.) Crantz 
(= Dentaria bulbifera L.), Saxifraga bulbifera L. und 8. cernua L. Die 
drei letztgenannten Arten sind hier nicht immer vertreten. 

f. Rasenbildende Pflanzen. Arten, deren Sprosse am 
Grunde verkürzte Internodien besitzen und in den Achseln ihrer Blätter 
wiederum gleiche Sprosse entwickeln. — Beispiele sehr zahlreich unter 
den Gräsern und den Pflanzen trockener, insbesondere steiniger Stand- 
orte und der Hochgebirge. — Eguisetum variegatum Schleich., Avena 
planiculmis Schrad., Deschampsia caespilosa (L.) P. Beauv., Festuca ovina 


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L. var. duriuseula (L.), Sesleria argentea Savi, S. coerulea (L.) Ard., 
Stipa pennata L., Dianthus arenarius L. und D. plumarius L., Silene 
pungens Boiss., Arabis albida Steven, Saxifraga trifurcata Schrad. 

gs. Pflanzen mit unterirdisch kriechenden Achsen 
(Rhizomen). — Beispiele: Pteridium aquilinum (L.) Kuhn, Struthiopteris 
germanica Willd., Agropyrum (Triticum) repens (L.) P. Beauv., Elymus 
arenarius L., Carex arenaria L., Polygonum cuspidatum Sieb. et Zucc. und 
P. sacchalinense Maxim., Aesculus parviflora Walt. (= Ae. macrostachya 
Michx.), Cornus stolonifera Michx. Viele dieser Pflanzen können ver- 
möge ihres starken unterirdischen Wachstums in Anlagen recht unan- 
genehm werden, weil sie sich unter der Erde fast unbegrenzt verzweigen, 
so lange sie Nahrung finden; es würden viele ungehindert sich zu ebenso 
mächtigen Sproßverbänden entwickeln, wie sie das Geäst eines großen 
Baumes darstellt. 

h. Pflanzen mit Ausläufern. Die Ausläufer sind grund- 
ständige Sprosse, welche erst sehr lange Internodien und dann am 
Ende des Sprosses dicht stehende Blätter, hierauf unterhalb derselben 
Adventivwurzeln entwickeln, vermöge dessen das Sproßende einwurzelt; 
infolgedessen wird es selbständig ernährt und wächst allmählich nach 
Absterben des dasselbe mit dem Muttersproß verbindenden Stengelteiles 
zu einem selbständigen Individuum heran. Solche Pflanzen, welche so 
recht das Verhalten der Mitglieder einer Familie oder das Verhältnis 
von Kolonien zum Mutterlande versinnbildlichen, tragen viel zur Be- 
siedelung eines offenen Landes bei, weil die Tochtersprosse weniger 
als bei den rasenbildenden Pflanzen durch den Mutterspross in der 
Entwicklung behindert sind. — Beispiele: Fragaria vesca L. u a., Po- 
tentilla procumbens Sibth., Acaena ovalifolia Ruiz et Pav., Saxifraga 
flagellaris Willd., Hieracium aurantiacum L., H. flagellare Willd., H. pilo- 
sella L., H. praealtum Vill. Es gibt auch unterirdische Ausläufer, welche 
sich wie die Rhizome verhalten, aber am Ende dünner Achsen dann 
mehr oder weniger starke Verdickungen zeigen, wie Circaea alpina L. 
und Thladiantha dubia Bunge. Auch betrachte man mit Rücksicht hier- 
auf die schwimmenden Wasserpflanzen in Abteilung E. 

i. Pflanzen mit an der Spitze wurzelnden Zweigen. — 
Die an der Spitze Laubsprosse tragenden Zweige neizen sich zum Boden 
nieder und wurzeln daselbst. — Beispiele: Seirpus radicans Schk., Ribes 
alpinum L., Rubus plicatus Weihe et Nees, R. silvaticus Weihe et Nees. 

k. Pflanzen mit sprossenden Wurzeln. — Die Wurzeln 
tragen niemals Blätter; aber es können an ihnen Adventivknospen 
entstehen, welche sich zu selbständigen Sprossen entwickeln. Dies ge- 
schieht besonders stark, wenn der Hauptsproß abgeschnitten wird. — 
Beispiele Rumex acetosella L., Reseda lutea L., Pterocarya fraxinifolia 


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(Lam.) K. Koch. — Die Zahl soleher Pflanzen ist ziemlich groß; aber 
man hat sie ebenso wie diejenigen der Gruppe g nicht gern in Anlagen, 
in welchen den einzelnen Pflanzen bestimmte Plätze zugewiesen sind; 
wir nennen noch: Populus tremula L., Maelura aurantiaca Nutt., Lirio- 
dendron, Berberis vulgaris L., Rubus idaeus L., Rosa, Mespilus oxyacantha 
Gaertn., Syringa vulgaris L., Lycium halimifolium Mill., von Stauden: 
Lepidium latifolium L., Sophora alopecuroides L., Euphorbia ceyparissias L., 
Linaria vulgaris Mill., Sambucus ebulus L., Asclepias Cornuti Deene. 

1. Pflanzen mit (oberirdischen) abgliedernden wur- 
zelnden Teilen. — Wie die Pflanzen der Gruppe e verhalten sich 
auch einige, deren Knöspchen zwar nicht zu Bulbillen oder Knöllehen 
werden, aber doch genügend Wasser und Nährstoffe enthalten, um nach 
der Abgliederung von der Mutterpflanze sich so lange erhalten zu können, 
bis sie Wurzeln gebildet haben. — Beispiele: Lycopodium selago L., 
Saxifraga stellaris L., Sedum dasyphyllum L., $. villosum L., Sempervivum 
soboliferum Sims, Senecio Kleinia Schulz Bip. (= Kleinia nerüfolia Haw.), 
S. artieulatus (Haw.) Schulz Bip. (Kleinia artie. Haw.). 

m. Pflanzen mit Adventivsprossen. — Pflanzen, welche 
reichlich Nährstoffe besitzen, entwickeln an Stellen, an welchen für ge- 
wöhnlich keine Knospen entstehen, solche, die dann zu Laubsprossen 
auswachsen, Wurzeln entwickeln und an den Boden gelangt, zu einer 
kräftigen Pflanze werden. So sehen wir bei manchen Gräsern die 
Ährchen in Laubsprosse auswachsen, z. B. bei Poa bulbosa L. var. 
vivipara L. und Poa alpina L. Ferner entstehen Adventivsprosse auf 
den Blättern von Asplenum bulbiferum Forst., Polystichum aculeatum (L.) 
Roth, Seolopendrium rhizophyllum (L.) Hook., Woodwardia radicans (L.) 
Sm. und zahlreichen anderen Farnen (siehe im Farnhaus), auch bei der 
Saxifragacee Tolmiea Menziesii (Hook.) Torr. et Gray, bei Cardamine 
pratensis L. var. dentata (Schult.) Neilr., bei Bryophyllum calyeinum Salisb. 
und anderen tropischen Pflanzen, namentlich Waldpflanzen. — Ungemein 
verbreitet und eine Fülle interessanter Erscheinungen darbietend ist die 
Bildung von Adventivknospen bei den niederen Pflanzen, bei Süßwasser- 
und Meeresalgen, bei den Flechtenpilzen, Leber- und Laubmoosen. 
Da dieselben sehr leicht sind, so werden sie nicht bloß durch das 
Wasser, sondern zum großen Teil auch durch Luftströmungen ver- 
breitet. 

Kehren wir nun zu Gruppe b dieser Abteilung zurück und gehen 
zwischen der Wasserpflanzenanlage und dem Zaun des botanischen 
Museums entlang, so finden wir Beispiele für die verschiedenartige Aus- 
bildung derjenigen Pflanzen, deren Stengel zu ihrer weiteren Ent- 
wicklung Stützen bedürfen. 


= 90 


HII. Schling- und Kletterpflanzen, Epiphyten. 


a. Windende Pflanzen. — Über die Erscheinung des 
Windens vergl. unter N Ila. 

1. Rechts und links windend. — Blumenbachia Eichleri Urb. 

Cajophora lateritia Benth. (Loasaceen). 

2. Rechts windend (in der Richtung des Uhrzeigers). — Pha- 
seolus multiflorus Lam., Calystegia sepium L. und C. americana Aschers,., 
Grb. et Bey. (€. dahuriea Hort.), Solanum dulcamara L., Lonicera peri- 
clymenum L. 

3. Links windend. — Humulus japonieus Sieb. et Zuee. 

b. Spreizklimmer. — Pflanzen, welche in Gebüschen wachsen 
und mehr oder weniger abstehende Äste besitzen, die sie zwischen die 
Zweige der Büsche hineinschieben, bekommen dadurch Stützen und 
können, obgleich sie nur dünne lange, nicht sehr tragfähige Stengel- 
glieder ohne Haken entwickeln, in die Höhe, dem Licht zu, wachsen. — 
Beispiele: Cucubalus baceifer L., Geranium palustre L., @. nodosum L., 
Veronica seutellata L., Jasminum, Lyeium halimifolium Mill. Zahlreiche 
Arten in den Buschgehölzen der Tropen. 

ec. Hakenkletterer. — Pflanzen, welche sich ähnlich wie die 
vorigen verhalten, aber dazu noch viel mehr dadurch befähigt werden, 
daß sie mehr oder weniger gekrümmte Stacheln entwickeln, vermöge 
deren sie sich hier und da anhaken. — Beispiele: Humulus japonieus 
L., Rosa, Rubus, Galium aparine L.; im Mittelmeergebiet und Afrika 
viele Asparagus, bei denen am Grunde der schuppigen Blätter sich ein 
gekrümmter Sporn als Dornbildung entwickelt, in den Tropen auch 
manche Caesalpinia, namentlich auch die Rotangpalmen (Calamus, Plecto- 
comia) und andere, bei denen die Endfiedern der Blätter zu rückwärts 
gewendeten Dornen sich umbilden. 

d. Rankenpflanzen sind solche, bei denen entweder Sprosse 
(meist Blütenstände) oder Blätter sich zu Haftorganen umbilden, welche 
bei Berührung mit einer Stütze sich um dieselbe krümmen und um die- 
selbe herumwachsen. (Vergl. unter N IId.) Je nachdem die Ranken 
umgebildete Sprosse oder Blätter sind, werden die Pflanzen als Stengel- 
ranker oder Blattranker bezeichnet. 

1. Stengelranker. Die Ranken zeigen meist noch kleine 
schuppenförmige Blätter am Grunde ihrer Zweige, bisweilen auch 
Blüten. — Beispiele: Vitis vinifera L., V. labrusca L., Parthenocissus 
quinquefolia (L.) Planch., Passiflora. 

2. Blattranker. Diese sind zahlreicher als die ersteren und 
sehr verschieden: «. mit am Grunde rankenden Blattstielen oder Blatt- 
stielchen: Clematis vitalba L. und C. viorna L., Tropaeolum majus L. und 


BR 


T. aduneum Sm. — ß. mit rankenden Nebenblättern: Cucumis sativus 
L., Cueurbita pepo L., Cyclanthera pedata Schrad. (in der Regel ist nur 
eines dieser Nebenblätter ausgebildet). — y. mit rankender Spitze des 
ungeteilten Blattes: Gloriosa (im Gewächshaus). — d. mit zu Ranken 
umgebildeten Blattfiedern: Lathyrus grandiflorus Sibth., L. latifolius L., 
L. rotundifolius Willd, 

e. Mit Haftscheiben kletternd. —- Bei einigen Pflanzen 
entstehen am Ende der sonst zu Ranken werdenden Zweigchen Haft- 
scheiben. (Vergl. unter N IId.) — Beispiele: Parthenocissus Engelmannii 
(Wats.) Koehne et Grbn., P. radicantissima (Koehne) Koehne et Grbn. 
und P. Graebneri Bolle. 

f. Mit Haftwurzeln kletternd. — Der an eine Stütze sich 
anlegende Stengel entsendet reihenweise Haftwurzeln. — Beispiele: 
Hedera helix L., Hoya carnosa (L.) R. Br. Rhus toxieodendron L., Campsis 
(Tecoma) radieans (L.) Seem. Zahlreiche derartige Pflanzen in den 
Tropen als Epiphyten, so namentlich Araceen mit horizontalen an die 
Stütze sich anlegenden Wurzeln, Fieus u. a., von denen sich Beispiele 
in den Schauhäusern finden. 

g. Epiphyten. — Außer den mit Haftwurzeln kletternden Epi- 
phyten gibt es auch andere, welche Baumstämmen und Ästen aufsitzen 
und nur an beschränkter Stelle wurzeln. Bei uns finden sich außer 
zahlreichen Moosen nur wenig solche Pflanzen in Wäldern, z. B. Poly- 
podium vulgare L. Ungemein zahlreich sind in den Tropen epiphytische 
Farne, Lycopodiaceen, Bromeliaceen, Orchidaceen usw., von denen 
zahlreiche Beispiele in den Schaubäusern zu sehen sind. 


Biologisch-morphologische Abteilung I. 


Verlassen wir die erste biologisch-morphologische Abteilung, in 
welcher wir die verschiedenartige Ausbildung und Anpassung der Vege- 
tationsorgane studieren konnten, und gehen an der großen Schauhaus- 
gruppe vorbei bis zum großen „Winterhaus“, so stoßen wir am Abfall 
der Terrasse vor demselben auf eine andere biologisch-morphologische 
Abteilung, in welcher wir bis zu dem Kolonialpflanzenhaus hin und bis 
zum Wirtschaftshof zunächst eine große Anzahl Pflanzenformen treffen, 
welche die außerordentliche Veränderlichkeit oder Variationsfähigkeit 
vieler Pflanzenarten zeigen. Hierbei ist zu beachten, wie oft eine und 
dieselbe Art nach verschiedenen Richtungen hin variiert und ferner, 
daß alle diese Variationen ohne äußere Ursache entstehen. 


ee 


J. Veränderlichkeit der Laubsprosse und Blätter. 


JI. Abweichende Wuchsverhältnisse. 


Vorzugsweise solche von Gehölzen, nicht samenbeständig. 


a. Pyramidaler Wuchs. Formen mit aufrechten Ästen an- 
statt der normal abstehenden, „Varietates pyramidales“ oder „fasti- 
giatae“. — Beispiele: Juniperus communis L. var. hibernica Gord., Po- 
pulus alba L. var. croatica (Wesm.), P. nigra L. var. italica (Moench), 
Betula verrueosa Ehrh. var. fastigiata Hort., Carpinus betulus L. var. 
pyramidalis Hort. und var. eolımnaris Späth, Quercus peduneulata Ehrh. 
var. fastigiata (Lam.) DC., Ulmus campestris L. var. monumentalis Hort., 
Ulmus scabra L. var. pyramidalis K. Koch. 


b. Zwergformen. — Beispiele: Abies balsamea Mill. var. hud- 
sonica Sarg. et Engelm., Picea excelsa Lk. var. pumila Hort., P. orien- 
talis Carr. var. pygmaea Th. Ohlend. und var. nana Hort., Pinus strobus 
L. var. pumila Hort., Chamaecyparis pisifera Sieb. et Zuce. var. nana 
Hort., Acer negundo L. var. nana Dieck. 


 & Niederliegende Formen: Juniperus sabina L. var. prostrata 
Loud., Jun. reeurva Hamilton var. sgquamata Parl. 

d. Hängeformen. — Beispiele: Salix caprea L. var. pendula, 
Betula verrucosa Elhrh. (B. pendula Roth.) var. elegans Hort., Fagus sil- 
vatica L. var. pendula Hort., Quercus peduneulata Ehrh. var. pendula 
Loud., Ulmus montana With. var. pendula Hort., Prunus avium L. var. 
pendula Hort., P. fruticosa Pall. var. pendula Hort., Pirus aucuparia (L.) 
Gaertn. var. pendula Hort., Caragana arborescens Lam. var. pendula Hort., 
Sophora japonica L. var. pendula Hort., Fraxinus excelsior L. var. pen- 
dula Desf. 

e. Kugelbäume. Formen mit kugeliger Krone: Populus alba L. 
var. globosa Späth, Ulmus campestris L. var. umbraculifera DC., Robinia 
pseudacaeia L. var. umbraculifera Hort., Aesculus hippocasianum L. var. 
umbraculifera Hort., Fraxinus exeelsior L. var. globosa Deegen. 

f. Jugendformen. Formen mit ausschließlicher oder fast aus- 
schließlicher Entwieklung der Jugendblätter bei mehrjährigem Wachs- 
tum. — Beispiele namentlich bei Pinaceae-Cupressineae: Thuja occidentalis 
L. forma Ellwangeriana Hort., Thuja orientalis L. forma deeussata Beiss- 
ner, Chamaecyparis sphaeroidea Spach forma andelyensis Carr., Chamae- 
cyparis obtusa Sieb. et Zuee. forma Keteleeri Standish, Cham. pisifera Sieb. 
et Zuce. forma squarrosa Beissner und forma plumosa Beissner, Juniperus 
sabina L. forma tamariseifolia Aiton, Jun. virginiana L. forma Bedfordiana 
Knight und tripartita Hort. 

g. Monstrositäten. 


nn ae 


l. Faseiationen. Abnorme Verbreiterung des Stengels: Celosia 
eristata L., Alnus incana (L.) DC. forma monstrosa Spaeth, Salix und 
Cytisus (Sarothamnus) scoparius (L.) Link. | 

2. Drehungen. Dipsacus silvestris Mill. forma tortus Magn. 


JII. Blattform-Variationen. 


Diese sind bei vielen Holzgewächsen von einer erstaunlichen 
Mannigfaltigkeit und oft an einem ganzen Baum oder Strauch konstant, 
während anderseits nicht selten plötzlich einzelne Zweige mit normalen 
Blättern auftreten. Zu beachten ist, daß gewisse Formvariationen bei 
Arten der verschiedensten Familien wiederkehren. Über die Ursachen 
dieser Bildungen sind wir noch gar nicht unterrichtet, nur das wissen 
wir, daß bei Massenkulturen aus Samen gezogener Pflanzen gewisse 
Varietäten immer wieder auftreten. Anstatt der Aufzählung aller aus- 
gepflanzten Formen seien hier nur die Typen der Variation angeführt: 

Varietates latifoliae, mit breiterer Blattfläche, als gewöhnlich. 

Varietates longifoliae, mit längerer Blattfläche, als gewöhnlich. 

Varietates angustifoliae oder lineares, mit ungewöhnlich 
schmaler Blattfläche. 

Varietates bullatae, mit mehr oder weniger starker Wölbung 
der Blattfläche nach oben. 

Varietates cucullatae oder cochleatae, mit mehr oder weniger 
starker Wölbung der Blattfläche nach unten, mit kapuzenförmiger oder 
löffelförmiger Ausbildung des Blattes. 

Varietates undulatae, mit welligem Blattrand. 

Varietates erispae, mit krausem Blattrand, 

Varietates serratifoliae, mit gesägtem Blattrand. 

Varietates ceristatae oder pectinatae, mit kammförmig ge- 
zacktem Rand. 

Varietates laciniatae, dissectae, apiifoliae, aspleni- 
foliae, filieifoliae, mit zerschlitzter Blattfläche. 

Varietates quercifoliae, mit gelappten Blättern. 

Varietates palmatifidae, mit handspaltigen Blättern. 

Varietates pinnatifidae, mit fiederspaltiger Blattfläche. 

Varietates monophyllae oder simplieifoliae, mit einfacher 
Blattfläche anstatt der normal gedreiten oder gefiederten. 

Varietates heterophyllae, mit verschieden gestalteten Blättern 
an demselben Stock. 


J1IlI. Abweichende Blattfärbungen. 


Solche treten oft bei einer und derselben Art in unendlicher Mannig- 


faltigkeit auf und beruhen darauf, daß an bestimmten Stellen die Zellen 
3 


Pr 


kein oder wenig Chlorophyll enthalten, oder reichlich mit Erythropbyli 
(Anthoeyan) erfüllt sind. Die Färbung und die Verteilung der Färbung 
auf der Blattfläche ist an Ablegern oft merkwürdig konstant. 

Auch hier führen wir nur die Haupttypen an®): 

Varietatesalbae, pallidae, argenteae, mit mehr oder weniger 
weißen Blättern, welehe äußerst wenig Chlorophyll enthalten. 

Varietates flavescentes, lutescentes, aureae, chryso- 
phyllae, mit wenig Chlorophyll enthaltenden, mehr oder weniger gelb 
erscheinenden Blättern. 

Varietates rubescentes, rubrae, purpureae, atropur- 
pureae, mit Blättern, deren Zellsaft mehr oder weniger Erythrophyli 
gelöst enthält. 

Varietates bicolores, maculatae, variegatae, pictae, mit 
Blättern, deren Fläche an verschiedenen Stellen sich ungleich verhält, 
weiß, gelb oder rot gestreift oder gefleckt erscheint; sie werden auch 
als panachiert bezeichnet. Vielfach kann man sehen, wie die Farben- 
verteilung mit dem Verlauf der Leitbündel zusammenhängt. 

Dadurch, daß die Farbenvariationen kombiniert mit den Gestalt- 
variationen auftreten, entstehen noch besonders auffallende Formen. 


K. Veränderlichkeit der Blüten und Früchte. 


In den Blüten treten mannigfache Variationen auf, welche seit 
langer Zeit von Botanikern beachtet wurden und für die Entwieklungs- 
lehre von Bedeutung sind. Zwar fehlen solche Variationen nicht bei 
den wildwachsenden Pflanzen; aber sie stellen sich besonders gern ein 
in der Kultur, weil bei derselben durch die abweichende, namentlich 
sehr reichliche Ernährung im Stoffwechsel der Pflanze Störungen ein- 
treten, die auch zu abweichender Ausbildung der Blütenteile führen. 
Wir gruppieren die einschlägigen Erscheinungen folgendermaßen: 


KI. Veränderungen der typischen Blütenformationen. 


a. Durchwachsungen. (Prolifikation, Diaphysis.) Die Blüten- 
achse wächst über die Karpelle hinaus und erzeugt oberhalb der ersten 
Blüte eine neue, mehr oder weniger von der normalen abweichende, 
manchmal auch einen Laubsproß. — Beispiele: Rosa. Normal ist dies 
bei den weiblichen Cycas. 

*) Eine ebensoweit gehende Variation des Wuchses, der Blattgestalt und der 
Blattfärbung, wie hier die Holzgewächse zeigen, ist auch bei manchen krautigen 
Gewächsen wahrzunehmen, insbesondere bei dem seit langen Zeiten kultivierten 
Kohl, Brassica oleracea L. Diese und andere findet man in der Abteilung der 
Nutzpflanzen der gemäßigten Zone. 


Ban 


b. Vergrünungen. Die Teile der Blüte verlauben, d. h. es 
unterbleibt die sonst eintretende Ausbildung der Blütenfarbstoffe und 
der Sexualzellen. Hiermit kann auch eine Vermehrung der typisch in 
der Blüte vorhandenen Phyllome (Blattgebilde) verbunden sein. — Bei- 
spiele: Rosa bengalensis var. viridiflora Hort., Plantago major L. var. 
viridiflora, Dahlia variabilis Desf. var, viridiflora, Trifolium repens L. var. 

ec. Phyllodie des Kelches. Laubige Ausbildung der Kelch- 
blätter. — Beispiele: Geum rivale L., Rosa, Primula. 

d. Blüten mit doppelter Krone. Zwischen der normalen 
Korolle und dem Staubblattkreis wird eine zweite Korolle ausgebildet 
(Pleotaxie). — Beispiele: Campanula persieifolia L. var. semiplena Hort., 
Platycodon grandiflorus A. DC., Mimulus luteus L. var. duplex Hort., 
Primula offieinalis (L.) Jaeg. var. duplex Hort., Aquwilegia vulgaris L. 
var. duplex Hort. 

e. Gefüllte Blüten. Solcher kann man zwei Typen unter- 
scheiden. 

1. Luxuriation. (Pleotaxie.) Die Zahl der Blütenteile wird ge- 
steigert und diese werden zugleich petaloid. Hierbei können auch in 
den Achseln der Blumenblätter Sprosse mit petaloiden Blättern ent- 
stehen (Ekblastesis). — Beispiele: Tulipa, Hyaeinthus, Nareissus, Lilium 
candidum L. u. a., Polygonatum offieinale All., Hemerocallis fulva L., 
Saponuria offieinalis L., Viscaria viscosa (Gil.) Aschers., Dianthus earyo- 
phyllus L.., Aquilegia, Delphinium elatum L., Chelidonium majus L., Hesperis 
matronalis L., Cardamine pratensis L., Viola odorata L., Syringa vulgaris 
L., Primula acaulis (L.) Jacgq., Campanula medium L., ©. persieifolia L. 

2. Petaloidie der Staubblätter und Fruchtblätter. — Bei- 
spiele: Clematis, Ranunculus, Callha, Anemone, Paeonia, Papaver, Deutzia, 
Philadelphus, Kerria, Spiraea, Pirus, Mespilus, Potentilla, Geum, Filipen- 
dula, Prunus, Rosa, Fuchsia. 

f. Petaloidie des Kelches. Durch petaloide Ausbildung des 
Kelches entsteht eine Doppelkrone. — Beispiel: Campanula medium 
L. var. calycanthema Hort. 

Staminodie der Blumenblätter. Die Blumenblätter werden 
in Staubblätter umgewandelt. Beispiel: Saxifraga granulata L. 

g. Apetalie. Die normal vorhandenen Blumenblätter sind abor- 
tiert. — Beispiele: Capsella bursa pastoris L. var. apetala Opiz, Stellaria 
media (L.) Cir. subspeec. pallida (Dumort.) Pir& (= St. apetala Opiz), Stellaria 
holostea L. var. apetala Rostr., Salvia pratensis L. var. apetala Pax. 

h. Pistillodie der Staubblätter. Umwandlung der dem 
normalen Gynoeceum zunächst stehenden Staubblätter in Karpelle. — 


Beispiele: Sempervivum, Papaver somniferum L. 
3*+ 


Bee 


K II. Veränderlichkeit der Blütenform und der Gestalt 
der Blumenblätter. 


a. Kleinblütige Varietäten. Die Blüten bleiben in der 
Größe zurück. — Digitalis lutea L. var. micrantha (Roth), Geum rivale 
L. var. brachypetalum Ser., Salvia pratensis L. var. parviflora Hort., Con- 
volvulus arvensis L. var. parviflorus Lange, Epilobium hirsutum L. var. 
micranthum Lange. 

b. Rückschläge. Die Blumenblätter entwickeln sich abweichend 
von der gewöhnlichen Form, indem sie in einen ursprünglichen Typus 
zurückschlagen. — Beispiele: Aguilegia vulgaris L., Anthemis tincloria L. 
var. discoidea und andere Compositen, bei denen an Stelle der rand- 
ständigen Zungenblüten ebenfalls Röhrenblüten auftreten. 


ec. Progressionen und Neubildungen. Die Ausbildung 
der Blumenblätter und Blumenkronen wird abweichend von dem ge- 
wöhnlichen und ursprünglichen Verhalten komplizierter. 


1. Vergrößerung, Spaltung und weitergehende Teilung 
der Blumenblätter. — Beispiele: Dianthus, Papaver, Petunia. 


2. Vergrößerung und abweichende Gestaltung ganzer 
Blumenkronen. — Beispiele: Chrysanthemum indieum L. und Chr. 
sinense Sabine, Dahlia variabilis L. 


Hieran schließt sich: 


3. Umwandlung heteranthischer Blütenstände in homoi- 
anthische,. Die unter normalen Verhältnissen verschiedenartigen Blüten 
einer Gemeinschaft werden gleichartig ausgebildet, so namentlich bei 
Compositen, deren Röhrenblüten auch zu Zungenblüten werden und 
beim Schneeball, dessen mittlere fruchtbare Blüten auch steril werden, 
wie die randständigen. Bisweilen werden die hierher gehörigen Com- 
positen-Blüten fälschlich als „gefüllte* bezeichnet. — Beispiele: Bellis 
perennis L., Chrysanthemum (Pyrethrum) roseum (M. B.) Adam, Coreopsis 
tinctoria Nutt. (Calliopsis bicolor Rehb.), Helianthus annuus L., Dahlia 
variabilis L., Hydrangea Hortensia L., Viburnum opulus L. 


4. Pelorien. Blüten, welche normal zygomorph ausgebildet sind, 
werden aktinomorph oder zeigen wenigstens eine Neigung zu letzterer 
Gestaltung. Es sind dies aber nicht einfache Rückschläge. — Beispiele: 
Lamium maculatum L., Leonurus cardiaca L., Mieromeria rupestris Benth., 
Nepeta Mussini Spreng. mit endständiger aktinomorpher Blüte, Linaria 
vulgaris L. mit 5—3 Spornen, Antirrhinum majus L., Digitalis purpurea 
L. Übrigens finden wir ganz normal in Blütengemeinschaften aktino- 
morphe und zygomorphe Blüten, 


a 


K III. Veränderlichkeit der Blütenfarbe, 


Die Beispiele für Veränderung der Blütenfarbe sind ungemein zahl- 
reich; man wolle aber dabei unterscheiden zwischen den nur in bo- 
tanischen Gärten kultivierten Arten und den als Zierpflanzen seit 
längerer Zeit in Kultur befindlichen Pflanzen, bei welchen die Farben- 
variation nicht bloß durch Bastardierung der Farbenvarietäten einer 
Art, sondern durch Bastardierung verschiedener verwandter Arten ganz 
erheblich gesteigert worden ist, wie namentlich bei den Stief- 
mütterchen oder Pens6&es, die aus der Vermischung verschiedener 
Arten der Sektion Grammionium (Viola lutea Huds., V. altaica Pallas, 
V. calcarata L., V. cornuta L., V. strieta Hort.) hervorgegangen sind. 

Außer dieser seien noch folgende auffallende Beispiele erwähnt: 
Erythronium, Hyaeinthus, Tulipa, Gladiolus, Canna, Dianthus caryophyllus 
L., Ranuneulus ficaria L. var. albiflora Hort., Papaver somniferum L., 
Geum rivale L. var. pallidum (C. A. Meyer), Lathyrus odoratus L. var. 
gandavensis van Houtte, Geranium pratense L. var. albiflorum, Impatiens 
balsamina L., Epilobium angustifolium L. var. albiflorum, Phlox panieulata 
L., Symphytum offieinale L. var. pallidum, Lamium maculatum L. var. 
lacteum Wallr., Petunia, Campanula latifolia L. var. albiflora, Dahlia. 


KIV. Veränderlichkeit der Fruchtgestalt. 


Während bei kultivierten Pflanzen, z. B. Stachelbeeren, Wein, 
türkischem Pfeffer (Capsicum annuum), Tomaten (Solanum Iycopersicum) 
Kürbissen, Äpfeln, Birnen, Quitten usw. usw. die Früchte in Gestalt 
und Beschaffenheit des Perikarps eine ganz erstaunliche Veränderlich- 
keit zeigen, ist eine solche bei wildwachsenden Pflanzen nur selten 
wahrzunehmen, am meisten noch bei Cruciferen, z. B. bei den Gattungen 
Nasturtium und Draba. Die auffallendste Veränderung aber zeigt Capsella 
bursa pastoris L. var. Hegeri (Solms), welche erst seit einigen Jahren 
bekannt und bis jetzt samenbeständig ist. 

Die oben erwähnten Kulturpflanzen besehe man in der Abteilung 
für Nutzpflanzen der gemäßigten Zone und in der Abteilung für Kolonial- 
pflanzen. 


L. Die Bestäubungseinrichtungen der 
siphonogamen Embryophyten oder der „Blüten- 
pflanzen“, die Beziehungen derselben zu den In- 
sekten, die Geschlechterverteilung und die Schutz- 

mittel der Blüten. 


Da wissenschaftlich mit Blüte jeder Komplex von Fortpflanzungs- 
organen an einem Sproß bezeichnet wird, da man auch von Moosblüten 


Aa 


spricht und die Komplexe von Sporen tragenden Blättern eines Schachtel- 
halmes oder eines Bärlapp durchaus einer Staubblatt-Blüte oder Pollen- 
blüte eines Nadelholzes entsprechen, so ist der Begriff Blütenpflanzen 
ein etwas vager. Für gewöhnlich versteht man darunter die siphono- 
gamen Embryophyten, d. h. die Pflanzen, in deren weiblichem Organ 
die mehrzellige Anlage einer jungen Pflanze, ein Embryo, sich ausbildet 
und bei denen die Befruchtung, d. h. die Übertragung der männlichen 
Befruchtungskörper auf das weibliche Organ, mit Hilfe eines Schlauches 
(Sipho) vor sich geht, der aus dem Pollenkorn oder richtiger aus der 
Pollenzelle hervortritt, während bei den asiphonogamen Embryophyten 
(Moosen, Farnen, Schachtelhalmen, Bärlappen) die männlichen Befruchtungs- 
körper durch das Wasser direkt zum weiblichen Organ gelangen. Der 
Laie sieht gewöhnlich die bunten Blumenblätter als das wesentliche der 
Blüte an; die wesentlichen Teile derselben sind jedoch die Staubblätter 
und Fruchtblätter. Es müssen nun bei den siphonogamen Embryophyten 
zunächst die in den Staubblättern erzeugten Pollenzellen auf die weib- 
lichen Organe an die Stelle gelangen, an der sie den Pollenschlauch 
zum Zweck der Befruchtung austreiben können und diesen der Be- 
fruchtung vorausgehenden Vorgang bezeichnet man als Bestäubung. 
Die Bestäubung oder Übertragung des Pollens auf die Samen- 
anlagen, in welchen die Befruchtung erfolgt, geschieht in verschiedener 
Weise, bei verhältnismäßig wenigen im Wasser untergetaucht blühenden 
Pflanzen durch das Wasser (hydrophile), bei vielen über der Erde 
blühenden durch den Wind (anemophile), bei den meisten durch 
Insekten (entomophile), bei einer geringeren Zahl tropischer Pflanzen 
durch langschnäbelige honigsaugende Vögel (ornithophile). Das 
Verdienst, zuerst auf diese Verhältnisse die Aufmerksamkeit hingelenkt 
zu haben, hat Konrad Sprengel, ein Botaniker, der im Jahre 1793 als 
Rektor der großen lutherischen Schule zu Spandau das erst 70 Jahre 
nach seinem Erscheinen voll gewürdigte und nunmehr in der ganzen 
Welt als grundlegend anerkannte Werk „Das entdeckte Geheimnis der 
Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“ herausgab *). 
Derselbe hat auch zuerst ausgesprochen, daß die Ausscheidung 
von Nektar an verschiedenen‘ Teilen der Blüten, der von letzteren 
ausströmende Geruch und die auffallende Färbung vieler Blüten- 
hüllen als Lockmittel auf die Insekten wirken und daß in mehreren 
Fällen in der Nähe der honigausscheidenden Stellen besonders auffallend 
gefärbte Flecken, sogenannte Saftmale sich befinden. Wenn auch später 


*) Dieses hochgeschätzte Buch ist längst vergriffen; aber ein Abdruck des- 
selben erschien 1894 in der Sammlung: Ostwalds Klassiker der exakten Wissen- 
schaften Nr. 48—51 bei W. Engelmann in Leipzig (Preis M. 8). 


gezeigt worden ist, daß die Farbe allein nicht anlockend auf die 
Blüten besuchenden Insekten wirkt und ganz sicher ist, daß die Ent- 
stehung der Blütenfarben und Saftmale wesentlich von 'chemisch- 
physiologischen Ursachen abhängt, so ist doch die Mitwirkung der 
Blütenfarben bei der Anlockung von Insekten nicht auszuschließen; auch 
bieten die Blumenkronen vielfach geeignete Sitzplätze für die Insekten dar. 

Als besonders scharfsinnig zu bezeichnen ist aber der Nachweis 
Sprengels, daß vielfach in Zwitterblüten, also in solchen, welche Staub- 
blätter und Stempel zugleich enthalten, dieselben nicht gleichzeitig so 
weit entwickelt sind, daß die Ausstäubung des Pollens und die 
Empfängnisfähigkeit der Narbe zusammenfallen, sondern, daß eine 
solehe Zwitterblüte physiologisch erst männlich und nachher weiblich 
ist oder umgekehrt; dies Verhalten wird als Dichogamie bezeichnet, 
Durch die Entdeckung dieses Verhaltens war also gezeigt, daß nicht 
bloß bei den diklinischen Pflanzen oder den mit eingeschlechtlichen 
Blüten versehenen, sondern auch bei vielen zwitterblütigen die Be- 
stäubung von einer Blüte aus auf eine andere hin erfolgt, daß also die 
Selbstbestäubung einer Blüte auch vielfach unmöglich ist, wo sie 
bei oberflächlicher Betrachtung für möglich gehalten werden könnte. 
Die von Sprengel begründeten Anschauungen wurden später erweitert 
durch Darwin, Hildebrand, Delpino, Hermann Miller, Loew, Errera, 
Kerner, Kirchner, Knuth*) und viele andere. 

Als wichtiges Gesamtergebnis dieser Untersuchungen dürfen wir 
nun annehmen, daß die Gebilde, welche die wesentlichen Teile der 
Blüte, die Staubblätter und Stempel umhüllen, zunächst zum Schutz 
derselben dienen, dann aber auch vielfach als Schauapparat fungieren, 
welcher auf Insekten anlockend wirkt, daß außerdem im Blütenbau 
mancherlei Gestaltungen auftreten, welche den Pollen vor Befeuchtung 
schützen und ein vorzeitiges Auskeimen desselben verhindern, daß ferner 
nicht wenige komplizierter gebaute Blüten in ihrer Gestaltung dem 
Besuch gewisser Insektenarten angepaßt sind, während andere von ver- 
schiedenen Insekten besucht werden. Beachtung verdient dann ferner, 
daß bis zur Kreidezeit entomophile Pflanzen nicht existierten und 
unter den zuerst in der Kreideperiode auftretenden Pflanzen anemophile 
noch sehr reichlich sind. Auch können wir in sehr vielen Sippen der 
Angiospermen oder der bedecktsamigen Siphonogamen noch Formen 
nachweisen, deren Blüten noch niebt zu Schauapparaten ausgebildete 


*) In allen botanischen Handbüchern sind diese Verhältnisse besprochen; aber 
ganz speziell findet man sie behandelt und durch Abbildungen erläutert in Knuths 
Handbuch der Blütenbiologie, fortgesetzt von Appel und Loew, 3 Bände bei 
W. Engelmann in Leipzig, 1898—1904. 


= A 


Blütenhüllen besitzen, während die Mehrzahl ihrer (wahrscheinlich später 
entwickelten) Verwandten mit solchen versehen sind, 

Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Betrachtung der Pflanzen 
von diesen Gesichtspunkten aus ein höheres Interesse darbietet, welches 
immer mehr wächst, je mehr man sich nicht auf Einzelfälle beschränkt, 
sondern innerhalb größerer Formenkreise einer Sippe vergleichend vor- 
geht. Je nach Veranlagung und Neigung wird der eine diese Dinge 
mehr teleologisch ansehen und die Zweckmäßigkeit der Gestaltungen 
bewundern, wie es z. B. Konrad Sprengel tat, der andere dagegen 
versuchen, dieselben als etwas allmählich Gewordenes, durch Auswahl 
Gefestigtes oder Fixiertes zu begreifen, wie dies namentlich von Darwin 
betont wurde. Gerade die Geschichte dieses Teiles der Botanik zeigt, 
daß sorgfältige Beobachtung und Feststellung von Tatsachen bleibenden 
Wert besitzt, auch dann, wenn bei der Deutung derselben andere An- 
schauungen, als die früher herrschenden, in den Vordergrund treten. 
In unserer Anlage ist nun der Versuch gemacht, alles, was sich auf 
diese Verhältnisse bezieht, durch einige Beispiele zu erläutern. Man 
beginne mit der Betrachtung der Windblütler und besichtige nachher die 
Abteilung, welche die verschiedenartige Entwicklung von Schauapparaten 
erläutert. Dann gehe man zu den Beispielen für die verschiedenen 
Bestäubungseinriehtungen der insektenblütigen oder der entomophilen 
Pflanzen über. Hierauf gehe man links an dem Halbkreis herum, um 
die Beispiele für die Geschlechterverteilung kennen zu lernen, besichtige 
die kleine Gruppe zur Erläuterung des Schutzes gegen Insekten und 
wende sich dann den Bastarden zu. 


LI. Windblütige (anemophile) Pflanzen. 


Blüten unscheinbar, ohne Blütenhülle oder mit hochblattartiger, 
kein Nektar, kein Duft. Pollen reichlich, trocken, bei Erschütterungen 
der Blüten aus den Antheren direkt oder aus Sammelstellen durch 
Luftzug abgetrieben. Wir können unterscheiden 

a. Astigmaticae, narbenlose. — Beispiele: alle Gymnospermen, 
bei denen der Pollen in eine Pollenkammer der Samenanlage eingesogen 
wird. Der aus Nadelholzwäldern oft massenhaft fortgewehte und an 
anderen Stellen niederfallende Pollen ist der sogen. Schwefelregen. 

b. Stigmatieae, mit Narben versehene. — Die Narben sind 
lang, fadenförmig oder verzweigt, mit größerer auffangender Oberfläche 
(Fangnarben). Die Antheren stehen bisweilen an dünnen, langen Filamen- 
ten, in selteneren Fällen schnellen die einwärts gebogenen Staubfäden zur 
Zeit der Antherenreife nach außen und gleichzeitig springen die Antheren 
auf, den Pollen ausschleudernd (Urtica, Morus, Broussonetia papyrifera L.). 
Die Windblütler sind teils zwitterig (die Mehrzahl der Gräser, Oyperus, 


une 


Seirpus, Juncus, Luzula, Ulmus, Plantago, Litorella, Hippuris), teils ein- 
häusig (Mais, Carex, Urtica pilulifera, Corylus, Betula, Alnus, Fagus, 
Quercus, Platanus), teils zweihäusig (einzelne Carex, Cannabis, Urtica dioica, 
Broussonetia, Rumex, Populus und teilweise die arktischen Salx, im 
Gegensatz zu den entomophilen Salix der südlicheren Länder). Bei den 
zahlreichen Windblütlern mit eingeschlechtlichen Blüten ist die Selbst- 
bestäubung von vornherein ausgeschlossen; aber auch bei den zwitterigen 


Fig. 10. Avena elatior L., eine windblütige Pflanze. 1. Geschlossene Anthere, 

2. geöffnete Anthere. 3. Blütenährchen mit ausgespreizten Spelzen und herab- 

hängenden Antheren bei ruhiger Luft. 4. Blütenährchen bei bewegter Luft, die 

Antheren der rechts unten befindlichen Blüte pendelnd und Pollen ausstäubend; 

die Antheren der Blüte links unten des Pollens beraubt; die Antheren der Blüte 
links oben noch geschlossen. Alles vergr. — Nach Kerner. 


Be 2 


ist die Selbstbestäubung häufig durch Dichogamie verhindert. Schließlich 
sei noch erwähnt, daß auch bei einzelnen entomophilen Pflanzen, 
wenn die Honigausscheidung aufgehört hat, der Wind Pollen wegtreibt. 


LH. Insektenblütige (entomophile) Pflanzen und 
ornithophile. 


Zur Erläuterung der wichtigsten Verhältnisse dieser Pflanzen sind 
folgende Gruppen zusammengestellt. 


a. Pflanzen mit Schauapparaten. Bei einer großen Zahl 
von Pflanzen wirkt lediglich die Blumenkrone als Schauapparat; aber 
bei anderen wirken in dieser Beziehung viel mehr die der Blüte voran- 
gehenden Hochblattgebilde oder der Kelch, oder es ist eine einfache 
korollinisch ausgebildete Blütenhülle vorhanden, oder es treten besonders 
auffallende Staubblätter oder Staminodien hervor. 


1. Extraflorale Schauapparate, gebildet von Hochblättern. 
— Beispiele: Zantedeschia, Calla, Astrantia, Eryngium, Cornus florida 
und canadensis, Euphorbia, Salvia sclarea und horminum, Monarda didyma, 
Carlina, Helichrysum, Ammobium. 


2. Florale Schauapparate. «) Sterile Blütenanlagen: Muscari 
comosum. — ß) Ganze Blütenhülle oder Perigon: Scilla, Iris, Polygonum 
bistorta. — y) Keleh: Aconitum. — d) Kelch und Blumenkrone: Aguilegia. 
— :) Blumenkrone: Paeonia, Linum, Symphytum, Coreopsis, Budbeckia. 
— {) Staubblätter: Thalietrum. 

b. Pollenblumen. Blüten meist regelmäßig, aktinomorph, oft 
mit großen als Schauapparat dienenden Blumenblättern, mit viel Staub- 
blättern, ohne Duft und ohne Nektar; aber den Insekten viel Pollen 
darbietend. Beispiele: Thalictrum, Clematis, Anemone, Papaver, Rosa, 


Helianthemum. — Besuchende Insekten mannigfach. 
c. Blüten mit offen liegendem Nektar. — Beispiele: 


Viele Saxifraga, Helleborus, Umbelliferen, Galium, Anthericum, Ruta. — 
Besuchende Insekten mannigfach. 


d. Blüten mit verborgenem Nektar. Nektar in Grübchen 
oder überdacht. — Beispiele: Salix, Cerastium, Stellaria, Ranuneulus, 
Berberis, Crueiferen, Potentilla, Pirus, Prunus. — Besucher mannigfach. 

e. Fliegenblumen. 1. Schwebfliegenblumen mit zierlichen 
und zarten Zeichnungen. — Beispiele: Moehringia, Oircaea, Veronica. — 
Besucher sind langrüsselige Schwebfliegen. 

2. Ekelblumen, von unangenehmem Geruch und trüber Färbung. 
— Beispiele: Saxifraga geum L., Viola biflora L., Evonymus, Rhamnus. 
— Besucher : Kotfliegen. 


A 


3. Kesselfallblumen, wie vorige, aber mit einem Kessel, welcher 
die Besucher für einige Zeit gefangen hät. — Beispiel: Aristolochia 
clematitis L. Auch Arum maculatum L., dessen Spatha mit Blütenstand 
sich wie eine Einzelblüte von Aristolochia verhält. — Besucher: Kleine 
Mücken (Fig. 20). 

4. Klemmfallenblumen, kompliziert gebaute Blumen mit Drüsen- 
gebilden (Klemmkörpern) am Narbenkopf, welche dem Rüssel oder den 


C Er 

Fig. 11. Aselepias Oornuti Dene. Beispiel einer Klemmfallenblume. A Blüte, 
ca der Kelch, c0 Blumenkrone. B Das Gynostegium, von einer Wespe besucht, 
welche an den Füßen mit Pollinien besetzt ist, die sie aus den Fächern der Antheren 
herausgezogen hat. Ü Androcoeum und Gynoeceum im Längsschnitt, St Staubblatt, 
a Corona, bestehend aus den dorsalen honigausscheidenden Anhängselu der Staubblätter, 
anth Anthere, na Narbenkopf, fr Fruchtknoten. — Nach Payer und Schumann. 


Beinen der besuchenden Insekten anhaften und beim Abfliegen der 
letzteren vom Narbenkopf losgetrennt, zugleich samt den mit ihnen ver- 
bundenen Pollinien (zusammenhängende Pollenmassen) nach anderen 
Blüten hingetragen werden. — Bei- 
spiele: Aselepiadaceen. — Besucher: 
Kleine Fliegen bei Vincetoxieum album 
(Mill.) Aschers. (dagegen Bienen bei 
Asclepias Cornuti Dene.) (Fig. 11). 
f. Wespenblumen. Sie ent- 
halten reichlich Nektar in bauchigen 
Höhlungen und sind trüb bräunlich 


oder weißlich. — Beispiele: Sero- ! 2 
A Fig. 12. sSerophularia nodosa L. 
usa j P9 4 Beispiel einer Wespenblume.. — 
easter, Symphoricarpus. — Besucher: 


Nach Knuth. 
Wespen (Fig. 12). 


> 


z. Bienenblumen. Der Nektar ist mehr oder weniger ver- 
steckt, jedoch dem Rüssel der Honigbiene erreichbar. Blütenfarbe 
häufig rot und violett, sehr oft zygomorph. — Beispiele: Nigella, 
Corydalis cava (L.) Schweigg. et Kört. (Fig. 13) Ribes sanguineum L., 
Borrago, Symphytum offieinale L., Phacelia tanacetifolia Benth., Lotus, 
Colutea, Origanum, Lamium maculatum L., Salvia Bertolonii Vis. und 
sylvestris L., Hieracium aurantiacum L. 


Fig. 13. Corydalis cava (L.) Schweigg. Fig. 14. Aconitum IycoctonumL., 


et Kört. Beispiel einer homogamen Proterandrische Hummelblumemit 
Bienenblume, deren Sporn in dem hier 


abgebildeten Fall von einer Erdhummel 
angebissen ist, welche durch diese ÖfF- 


tief geborgenem Honig. Blüte im 
weiblichen Zustand, längs durch- 
schnitten, mit dem eigentümlichen 


nung rascher zum Honig vordringt, als Honigblatt (Blumenblatt), bedeckt 


zwischen den Blumenblättern. — Nach von dem helmförmigen Blütenhüll- 


Knuth. blatt (Kelchblatt). 


h. Hummelblumen. Der Nektar ist durch den Rüssel der 
Hummeln, welcher etwas länger als der der Bienen ist, erreichbar. — 
Beispiele: Iris pseudacorus L., Aquilegia, Aconitum (Fig. 14), Delphinium, 
Impatiens Roylei Walp., Cerinthe major L., Stachys grandiflora Benth. und 
betonica Benth., Lamium orvala L., Digitalis purpurea L., Antirrhinum 
majus L-, Campanula. 

i. Falterblumen. Der Nektar ist nur durch die langen und 
dünnen Rüssel von Schmetterlingen erreichbar. 

1. Tagfalterblumen, von roter oder blauer Färbung. — Beispiele: 
Lilium bulbiferum L., Dianthus carthusianorum L., Saponaria ocimoides L., 
Trifolium rubens L., Daphne mezereum L., Centranthus ruber (L.) DC., 
Viola cornuta L. 

2. Nachtfalterblumen, von blasser Färbung, Abends duftend. — 
Beispiele: Nareissus poeticus L., Saponaria offieinalis L., Silene nutans L., 


AT = 


Lonicera perichymenum L., auch erst am Abend sich öffnend: Melandryum 
noetiflorum (L.) Fries, Mirabilis longiflora L., Nicotiana longiflora Cav. 


Fig. 15. Lilium bulbiferum L. Beispiel einer Tagfalterblume. A Blüte nach 

Entfernung von 3 Blütenhüllblättern, °/, nat. Gr., bei St die Narbe. — B Unterer 

Teil eines Perigonblattes, etwas vergr., Ü Querschnitt durch diesen Teil; n Nek- 

tarium, h Honigrinne, hv Haarverschluß desselben, 1 Leisten desselben. — Nach 
Herm. Müller. 


k. Vogelblumen. Der Nektar ist tief geborgen und durch die 
langen, dünnen Schnäbel von Kolibris oder Honigvögeln zu erreichen. 


Fig. 16. Canna indica L., in den Tropen von Honigvögeln besucht. A Ganze 

Blüte, beil angebissen; B dieselben nach Entfernung der 6 Blütenhüllblätter, h das 

staminodiale Honigblatt ist der Länge nach durchschnitten, um die Honigröhre F zu 

zeigen, Ü die Befruchtungsorgane einer Knospe. Die Anthere liegt der Narbe 8 

dicht an und hat sie mit Pollen bedeckt, p äußeres, P’ inneres Perigonblatt, A Anthere, 

a' blumenblattartiger Teil der fruchtbaren Staubblätter, 3 Narbe an der Spitze, 
S' Seitenhöcker des verblatteten Griffel. — Nach Knuth. 


— Beispiele: Canna (Fig. 16) Erythrina erista galli L., Abutilon, Fuchsia 
longiflora Benth.. Datura arborea L., Campsis (Tecoma) radicans (L.) Seem., 
Salvia splendens Ker-Gawl., Lobelia cardinalis L. 


LIII. Zeitliche und räumliche Geschlechtsverteilung. 


Es ist auch von Interesse, die Biüten mit Rücksicht auf die in 
ihnen vertretenen Geschlechtsteile zu betrachten und zu verfolgen, wie 
bei verschiedenen Arten Zwitterblüten (%), männliche (zZ) und weib- 
liche (9) verteilt sind. Wir beginnen unsere Betrachtung in der Nähe 
des Kolonialpflanzenhauses und der Gruppe der Anemophilen mit den 
homogamen Pflanzen, welche zugleich autogam sind, und kommen dann 
zu solchen Zwitterblütlern, bei denen die Selbstbestäubung vermieden 
wird, hierauf zu den Pflanzen, welche verschiedene Blüten entwickeln. 

a. Homogamie und Autogamie. Pflanzen mit Zwitterblüten, 
in denen bisweilen Selbstbestäubung (Autogamie) ohne fremde Beihilfe 
erfolgt, weil die Staubblätter mit ihren sich Öffnenden Antheren den 
Narben so nahe sind, daß der heraustretende Pollen leicht auf diese 
gelangt. Diese Blüten werden auch von Insekten wenig besucht. — 
Beispiele: Alyssum minimum Willd., Cardamine hirsuta L., Cheiranthus 
cheiri L. (Goldlack), Papaver rhoeas L. (Mohn), Fumaria officinalis L. 
(Erdrauch), Potentilla fruticosa L., Geranium phaeum L., Cynoglossum 
offieinale L. (Hundszunge), Acanthus mollis L. 

b. Heterostyle Pflanzen. 
Die Blüten verschiedener Pflanzen- 
stöcke unterscheiden sich in der 
Länge der Griffel und der Staub- 
blätter. 

1. dimorphe. Ein Teil der 
Stöcke einer Art besitzt lange Griffel 
und kurze Staubfäden, ein anderer 
lange Staubfäden und kurze Griffel, 
welche so weit reichen, wie die 
kurzen Staubfäden der zuerst er- 
wähnten Blüten. Die Insekten, 

= welche in der langgriffeligen Blüte 

Fig. 17. Primula offieinalis (L.) Jaeg. mit einer Stelle ihres Körpers die 
HeterospE Blüten im Tänzeeehiits a lang- niedriger stehenden ausstäubenden 
griffelige Form, b kurzgriffelige Form. Antheren berührt haben, kommen 
bei dem Suchen nach Nektar in der kurzgriffeligen Blüte mit derselben 
Stelle ihres Körpers, welche vorher Pollen abgestreift hat, an die Narbe 
des kurzen Griffels und bestäuben. Umgekehrt bestäuben sie nach dem 
Besuch einer kurzgriffeligen Blüte mit deren Pollen die Narbe einer 


BR 1, ee 


langgriffeligen. — Beispiele: Linum, Primula (Fig. 17) und andere 
Primulaceen, Pulmonaria und andere Borraginaceen, Forsythia suspensa 
(Thunb.) Sieb. et Zuce. 

2. trimorphe. Die Blüten 
enthalten 10 Staubblätter in 2 
Kreisen, von denen 5 länger, 5 
kürzer sind. In den Blüten sind 
3 Etagen zu unterscheiden, bis zu 
welchen die Griffel mit den Narben 
emporwachsen. Die Staubblätter 
dringen mit ihren Antheren immer 
bis zu den beiden Etagen vor, in 
denen die Narbensichniehtbefinden. Fig. 18. Tristylie der Blüten einer Oxalis. 
Die Bestäubung durch Insekten er- A Androeceum und Gynoeceum einer 
folgt stets zwischen verschiedenen kKurzgriffeligen Blüte, B dieselben aus 
Blüten, deren Antheren und Narben einer mittelgriffeligen Blüte, C dieselben 
sich in gleicher Höhe befinden. — 
Beispiele: Oxalis, Lythrum. So sind 
also die Blüten zwar zwitterig; aber eine jede fungiert entweder nur 
als männliche oder weibliche (Fig. 18). 

c. Herkogamie. Homogame Zwitterblüten mit derartiger 
Stellung der Antheren und Narben, daß der Pollen nicht von selbst auf 


aus einer langgriffeligen Blüte. — 
Nach Hildebrand. 


Fig. 19. A Blüte von Orchis maculata L., 1, 2, 3 die den Helm bildenden Perigon- 

blätter, 4—5 seitliche Perigonblätter, 6 Labellum mit den Seitengipfeln 6z; Sp Ein- 

gang in den Sporn des Labellums; st Narbe; h Beutelchen (Bursicula); vl häutiges 

Anhängsel des letzteren; 82 geöffnete Theca mit Pollinum; hb der oberste Teil der 

Helmverbindaung. — B Pollinum von Orchis mascula L., a dasselbe unmittelbar 

nach dem Herausholen mittelst eines Bleistiftes; b dasselbe umgebogen, nachdem 
es einige Zeit der Luft ausgesetzt war. — Nach Darwin. 


48° — 


die letzteren gelangen kann. — Beispiele: Lilium candidum L., Eremurus, 
Orchis (Fig. 19) und noch andere Orchidaceen, Iris, Aristolochia, Kalmia, 
Vinca minor L. (Immergrün), Asclepias Cornuti. — Jede der Zwitterblüten 
fungiert nur als eine männliche oder weibliche. 


/ J 
& 
Fig. 20. Aristolochia elematitis L. 
Beispiel einer proterogynischen Blüte 
im Längssschnitt. A junge unbefruch- 
tete, am Blütenstande aufrecht stehende 
Blüte, B ältere, befruchtete, am Blüten- 
stande abwärts geneigte Blüte. — K 
Kesselförmige Erweiterung der Röhre r 
der Blütenhülle oberhalb des unter- 
ständigen Fruchtknotens kf, a Antheren, 
n Narbe. — In der Blüte A ist eine 
kleine Fliege gefangen und wird dnrch 
die turgescenten Reusenhaare zurück- 
gehalten; in der Blüte B sind letztere 

geschrumpft. — Nach Sachs. 


d. Dichogamie. Zwitterblüten 
mit ungleichzeitiger Entwicklung der 
Narben und Antheren, so daß erstere 
nicht empfängnisfähig sind, wenn 
erstere ausstäuben oder umgekehrt. 

1. Proterogynische Pflanzen. 
Narben vor dem Ausstäuben der 
Antheren derselben Blüte empfängnis- 
fähig. — Beispiele: Anthoxanthum 
odoratum L., Alopecurus pratensis L., 
Aristolochia clematitis L., Helleborus, 
Paeonia peregrina Mill. und P. montana 
Sims, AtropabelladonnaL. (Tollkirsche), 
Physochlaena orientalis (L.) Don, Sero- 
phularia orientalis L. u. a., Plantago 
media L. (Fig. 20). 

2. Proterandrische Pflanzen. 
Die Antheren stäuben aus, bevor 
die Narben derselben Blüte empfäng- 
nisfähig sind. — Beispiele: Nigella 
arvensis L. und N. damascena L., Aco- 
nitum napellus L. (Eisenhut), Geranium 
pratense L. (Fig. 21), Althaea rosea 1., 
Heracleum, Dipsacus silvestris L., (Kar- 
dendistel), Echinops. 

Bei den folgenden finden sich an 
einem und demselben Pflanzenstock 
mehr als eine Art von Blüten. 

e. Pflanzen mit kleistoga- 
mischen Blüten. Außer den sich 
öffnenden (chasmogamen), der Fremd- 
bestäubung dienenden Blüten werden 
kleistogame Blüten entwickelt, welche 
geschlossen bleiben und bei denen der 
Pollenschlauch direkt aus den Antheren 
heraus auf die Narbe derselben Blüte 
wächst. — Beispiele: Viola odorata L., 
hirta L., collina Bess., Impatiens noli 


u u nn 


 POR E- 


tangere L., Lamium amplexicaule L., L. orvala L., Salvia cleistogama 
De Bary et Paul, Galium parisiense L., Cardamine chenopodüfolia Pers., 
Vieia angustifolia L., Lathyrus amphicarpus L., L. setifolius L., Tephrosia 
heterantha Griseb., Amphicarpa monoica Ell., Oxalis acetosella L., Lindernia 
pyeidaria L., Specularia perfoliata, Polycarpum_ tetraphyllum. 


Fig. 21. Geranium pratense L. Beispiel von Proterandrie. &a Blüte im 

männlichen Zustande mit sich Öffnenden Antheren, DB Griffel einer solchen 

Blüte mit zusammenschließenden Narbenschenkeln, € dieselbe Blüte, später im 
weiblichen Zustand. — Nach Hildebrand. 


f. Pflanzen mit agamischen Blüten. Außer den Zwitter- 
blüten sind Blüten vorhanden, deren Geschlechtsorgane abortiert sind, 
deren Blütenhülle aber, bisweilen auffallend vergrößert, als Schauapparat 
fungiert. — Beispiele: Muscari ecomosum (L.) Mill., Hydrangea Hortensia 
DC., Viburnum opulus L. var. roseum L. (Schneeball). 

g. Coenomonoeeie. Im Blütenstand finden sich Zwitter- 
blüten (%), männliche (5') und weibliche (2). — Beispiele: Sanguwisorba 
minor Scop. (Poterium sanguisorba L.), Alchimilla vulgaris L., Cotinus 
coggygria Scop. (Perrückenstrauch). 

h. Andromonoeeische Pflanzen. Auf demselben Stock 
einer Art Zwitterblüten und männliche Blüten. — Beispiele: Veratrum 
album L. var. viridiflorum Mert. et Koch (Germer), Polygonum bistorta L. 
(Knöterich), Cydonia japonica (Thunb.) Pers. (Japanische Quitte), Lythrum 
salicaria L. (Weiderich), Astrantia major L., Chaerophyllum aromaticum 
L., Doronieum plantagineum L. 

i. Gynomonoeeische Pflanzen. Auf demselben Stock einer 
Art Zwitterblüten und weibliche Blüten. — Beispiele: Parietaria offiei- 
nalis L., Seneeio Fuchsii Gmel. 

k. Monoeeische Pflanzen. (Einhäusige) Männliche und 
weibliche Blüten auf demselben Stock. — Beispiele: Typha (Liesch- 
kolben), Zea (Mais), die meisten Carex, Arum, Zantedeschia und viele an- 

4 


au See 


dere Araceen, Alnus (Erle), Betula (Birke), Fagus (Buche), Quereus 
(Eiche), Rieinus, Bryonia alba L. (Zaunrübe), Xanthium spinosum L. (Spitz- 
klette), Calendala officinalis L. (Ringelblume). 


1. Androdioeeische Pflanzen. Auf einzelnen Stöcken einer 
Art Zwitterblüten, auf anderen männliche Blüten. — Beispiele: Geum 
montanum L., @. rivale L., Dryas actopetala L., Viscaria viscosa (Gil.) 
Aschs. (Pech- oder Klebnelke). 


m. Gynodioeeische Pflanzen. Auf einzelnen Stöcken einer 
Art Zwitterblüten, auf anderen weiblichen Blüten. — Beispiele: Dian- 
thus arenarius L. und plumarius L., Salvia Bertolonii Vis. und pratensis 
L., Ribes grossularia L. (Stachelbeere.) 


n. Trioeeische Pflanzen. (Dreihäusige) Von einer Species 
kommen Stöcke mit Zwitterblüten, solche mit männlichen und solche 
mit weiblichen Blüten vor: Silene venosa (Gil.) Aschers. (= 8. inflata 
Smith), Thymus serpyllum L. 


o. Dioeeische Pflanzen. (Zweihäusige) Männliche und 
weibliche Blüten auf verschiedenen Stöcken einer Art. — Beispiele: 
Taxus (Eiben), Juniperus communis L. (Wachholder), Salix (Weiden), 
Populus (Pappeln), Chamaerops humilis L. (Zwergpalme), Asparagus offi- 
einalis L. (Spargel), Urtica dioeca L., Cannabis (Hanf), Humulus (Hopfen), 
Rumex acetosa L. (Sauerampfer), Aruncus silvester Kostel., Ribes alpinum 
L., Valeriana dioeca L., Bryonia dioeca Jacqg. (Zaunrübe), Mercurialis 
perennis L. (Bingelkraut). 


p- Blütengesellschaften. Bei der Betrachtung der Bestäu- 
bungsverhältnisse verdienen auch noch eine besondere Beachtung die 
Blütengesellschaften. Durch die Vereinigung vieler Blüten zu einem 
Blütenstand werden auch kleine Blüten augenfällig für die Insekten, so 
bei Euphorbia, einzelnen Cruciferen (Iberis), vielen Umbelliferen, Armeria, 
den Dipsacaceen, den Campanulaceen Jasione und Phyteuma, ganz be- 
sonders bei den Kompositen oder Korbblütlern. Hier sind auch häufig 
die an der Peripherie des Köpfehens stehenden Blüten zungenförmig 
oder die Braeteen haben solche Gestalt nebst auffallender Färbung 
(Fig. 22). 

Auch bei Iberis, manchen Umbelliferen (Daucus, Orlaya, Anthriscus, 
Heracleum) und manchen Dipsacaceen (Knautia) sind die Randblüten 
größer, als die mittleren. Ferner bieten diese Blütengesellschaften oft 
interessante Beispiele von Arbeitsteilung dar; namentlich sind häufig 
die in der Mitte stehenden Blüten Geschlechtsblüten, die randständigen 
geschlechtslos und zu auffälligen Schauapparaten entwickelt. Bei der 
engen Nachbarschaft der Blüten in solchen Gesellschaften werden viel- 
fach mehrere gleichzeitig befruchtet. Auch ist darauf aufmerksam zu 


gt 


machen, daß bei den weißen und gelben Einzelblüten der Honig nur 
halb verborgen ist, bei den roten, blauen und violetten aber stärker 
verborgen. Honigbienen und Hummeln treten hier vorzugsweise als die 
Honig holenden und befruchtenden Besucher auf. 


Fig. 22. Achilles moschata Wulfen. A Blütenköpfchen stark vergr., & die 

weiblichen Randblüten, D die im weiblichen Stadium befindlichen, € die im 

männlichen Stadium befindlichen Scheibenblüten. B Einzelne Scheibenblüte 

im männlichen Zustande, C dieselbe im weiblichen Zustande. D Ende eines 

Griffelastes. E Griffel mit zurückgerollten Ästen; 0OV Fruchtknoten, r untere, 

gl obere Röhre, a Antheren, po Pollen, gr Griffel, f Feghaare, n Narbe. — 
Nach Herm. Müller. 


LIV. Schutzeinrichtungen gegen ankriechende Insekten. 


Während der Besuch der fliegenden, Pollen und Honig holenden 
Insekten den Pflanzen für die Bestäubung von Nutzen ist, richten be- 
kanntlich anderseits auch viele Tiere wie Raupen, Ameisen und 
Schnecken an den Pflanzen beträchtlichen Schaden an, indem sie nicht 
bloß Blätter, sondern auch Blüten anfressen und nicht zur Bestäubung 
beitragen. Bei mehreren Pflanzen finden sich Organisationen, welche 
zur Abwehr solcher schädlichen Besucher beitragen können, doch hüte 


man sich, diese Organisation so aufzufassen, als sei sie speziell zu dem 
4* 


a 


Zweck der Abwehr entstanden; vielmehr möge man die Existenz solcher 
Pflanzen in der Weise deuten, daß sie infolge ihrer Organisation weniger 
leicht vernichtet wurden und sich besser fortpflanzen konnten. Solche 
Abwehr wird bewirkt 


a) durch abwärts gerichtete Borsten (Symphytum und andere Borra- 
ginaceen); 
b) durch abwärts gerichtete Stacheln (Carduus); 


c) durch unangenehm riechende Sekrete aus Drüsen (Nieotiana, Sal- 
via glutinosa L.); 

d) durch klebrige Sekrete, an denen die Insekten haften bleiben 
(Plumbago europaea L., Cuphea viscosissima, Viscaria viscosa (Gil.) Aschers., 
Epimedium alpinum L., Melandryum noctiflorum (L.) Fries, sSilene 
nutans L.); 


e) durch Milchsaft, welcher bei leichter Berührung austritt (Lactuca 
scariola L. und andere Arten); 


f) durch Wasserbehälter, welche von gegenständigen, miteinander 
verwachsenden Blättern oder von weiten Blattscheiden gebildet werden 
und aufwärts kriechenden Insekten den Weg versperren (Dipsacus silvester 
Mill., Silphium perfoliatum L., Archangelica, Heracleum). 


LV. Schutzeinrichtungen gegen Befeuchtung des Pollens. 


Da die Befeuchtung des von den geöffneten Antheren entlassenen 
Pollens ein frühzeitiges Auskeimen desselben zur Folge hat, so ist für 
den Erfolg der Bestäubungen auch von Wichtigkeit, daß der Pollen bis 
zu dem Zeitpunkt, zu welchem er auf die Narben übertragen wird, 
gegen Befeuchtung geschützt wird. Dies geschieht in sehr verschiedener 
Weise, durch Zusammenschließen der Blumenblätter (Corydalis, Trifolium, 
Calceolaria, Antirrhinum, Lobelia), durch Überdachung der Antheren 
(Iris, Lamium, Salvia und viele andere Labiaten), nicht selten dadurch, 
daß die Blüten ihre Öffnung seitwärts oder nach unten kehren (Lilium, 


Convallaria, Galanthus, Aquilegia, Viola, Digitalis, Erica, Cyclamen, Cam- 


panula) oder dadurch, daß die Blütenstiele sich abends biegen (Tulipa 
silvestris L., Adonis vernalis L., Anemone nemorosa L., Cardamine pratensis 
L., Geum rivale L., Oxalis acetosella L., Polemonium coeruleum L., Sola- 
num tuberosum L., Scabiosa colwmbaria L.), in anderen Fällen, wenn sie 
aufgerichtet sind, dadurch, daß die bei Sonnenschein offene Blüte bei 
bedecktem Himmel, regnerischem Wetter und in der Nacht sich schließt. 
Vergleiche auch den Abschnitt über das Öffnen und Schließen der 
Blüten und die Blumenuhr. Im übrigen ist hierfür nicht eine besondere 
Gruppe eingerichtet. 


Be 


M. Bastarde. 


Da so vieles darauf hinwirkt, daß Inzucht, vor allem Bestäubung 
innerhalb derselben Blüte, sodann aber auch zwischen den Blüten eines 
Stockes nur selten eintritt, so wird in der Regel begünstigt, daß etwa 
geschwächte Individuen bei der Kreuzung mit ungeschwächten wieder 
gekräftigte Nachkommen ergeben. Es wird aber sowohl bei der Be- 
stäubung durch Wind, wie durch Insekten sehr oft auch Pollen einer 
Art A auf die Narbe einer anderen in der Nähe wachsenden Art B 
gebracht und nicht selten kommt es, sofern A und B zu derselben 
Gattung oder wenigstens zu nahe verwandten Gattungen gehören, zur 
Keimung des Pollens von A auf der Narbe von B, zur Befruchtung 
und zur Vereinigung ihrer Sexualkerne. Das Resultat ist ein Embryo, 
der sich zu einem Bastard entwickelt, zu einer Pflanze, welche die 
Eigenschaften der beiden Stammeltern in sich vereinigt; nicht selten 
zeigen verschiedene Bastardindividuen derselben Eltern verschiedene 
Kombinationen der Eigenschaften derselben. Nachdem schon im 
Jahre 1694 Camerarius auf Grund von Experimenten nachgewiesen 
hatte, daß zur Erzeugung reifer Samen die Einwirkung des Pollens auf 
den Stempel (spezielleres wußte man damals nicht) notwendig sei, nach- 
dem 1749 der Berliner botanische Professor Gleditsch an der noch 
im „Winterhaus“ stehenden weiblichen Chamaerops humilis durch Be- 
stäubung mit aus Leipzig bezogenem Pollen Samen erzielt hatte, ver- 
öffentlichte Koelreuter 1761— 1766 interessante und umfangreiche Unter- 
suchungen über Bastarderzeugung. Seitdem wurde den Bastarden immer 
große Aufmerksamkeit geschenkt. Als die hauptsächlichsten Förderer 
der einschlägigen Fragen nennen wir: Carl Friedr. Gärtner, Herbert, 
Lecocg, Wichura, Naudin, Mendel, Nägeli, Kerner, Focke, Rimpau 
de Vries, Trevor Clarke, Correns, Tschermak. 


Als die wichtigsten Resultate der Untersuchungen über Bastarde 
können hier bei der Knappheit des Raumes folgende bezeichnet werden: 

1. In der Natur entstehen fortwährend Bastarde zwischen morpho- 
logisch nahe und auch solehe zwischen entfernter verwandten Arten. 
Dieselben sind bisweilen fruchtbar und verhalten sich wie Arten, geben 
aber häufig infolge der Befruchtung mit einer der Stammarten wieder 
Nachkommen, welche den letzteren ähnlicher werden. Anderseits können 
auch Bastarde mit Bastarden neue Bastardformen erzeugen, welche die 
Eigenschaften von. 3—6 verschiedenen Arten in sich vereinigen. 

2. Bei der Bastardierung entstehen auch neue Eigenschaften, 
welche keinem der Eltern in gleichem Grade zukommen, namentlich 
zeigen oft die Bastarde eine kräftigere Entwicklung, als die Stamm- 
arten und eine gesteigerte Variabilität ihrer Nachkommen. Aus diesem 


Be) ER 


Grunde haben Landwirte und Gärtner es sich angelegen sein lassen, 
die Bastardierung von Arten und Varietäten, namentlich von letzteren 
in ausgedehntem Maße, mehr oder weniger zielbewußt zu betreiben. 

3. Bezüglich der Kombinationen der Merkmale und des Verhaltens 
derselben in den verschiedenen Generationen wurde durch Gregor 
Mendel an Bastarden von Varietäten der Erbsen und Bohnen folgendes 
(Formulierung nach Tschermak) festgestellt: 

a) Gewisse Merkmale besitzen eine gesetzmäßige Verschieden- 
artigkeit für die Vererbung und kommen an den Hybriden nur ab- 
wechselnd zur Ausprägung, die einen sind dominierend, die anderen 
recessiv oder latent. 

b) Die Zahl der Träger des einen dominierenden und des anderen 
recessiven Merkmals steht in einem für jede Generation bestimmten 
Verhältnis. 

c) Die Träger des recessiven Merkmals sind durchweg, die des 
dominierenden Merkmals zu 33,3°/, samenbeständig. 

Als Beispiele von Bastarden mögen folgende dienen: 

a. Varietätenbastarde: Mischlinge von Varietäten der Erbsen 
(des Pisum sativum L. und des P. arvense L.), der Bohnen (Phaseolus vulgaris 
L. und Unterart nanus L., Ph. multiflorus Willd.), des Mais (Zea mays 
L.), des Weizen (Triticum sativum Lam.), der Gerste (Hordeum vulgare 
L.), der Levkoye (Matthiola annua (L.) Sweet var. incana DC. und var. 
glabra DC.). 

b. Artbastarde, teils zwischen nahestehenden, teils zwischen 
entfernt verwandten Arten: Anemone nemorosa L. X ranunculoides L., 
Carex remota L. X leporina L., Calamagrostis epigea (L.) Roth X are- 
naria (L.) Roth (C. baltica (Flügge) Hartman), Tritieum sativum Lam. 
X ovatum Gren. et Godr. und viele andere dieser Gattung, Cirsium 
acaule (L.) All. X oleraceum (L.) Scop., C. heterophyllum (L.) All. X 
oleraceum (L.) Scop., C. heterophyllum (L.) All. X rivulare (Jacg.) Lk., 
Pulmonaria offieinalis L. X angustifolia L., Geum rivale L. X urbanum 
L (@. intermedium Ehrh.), Potentilla sterilis (L.) Garcke X mierantha 
Ram., Berberis aquifolium Pursh X vulgaris L. (B. Neubertü Hort.), Saxi- 
fraga aizoon Jaeq. X geum L. (8. Andrewsii Harv.), Ribes aureum L. 
X. sanguineum Pursh (R. Gordonianum Hort.), Primula offieinalis (L.) 
Jaecg. X P. acaulis (L.) Jacq., P. elatior (L.) Jacqg. X P. acaulis (L.) 
Jaeq., P. offieinalis (L.) Jaeqg. X P. elatior (L.) Jacq., P. auricula L. 
X viseosa Vill. (P. pubescens Jaeq.), Prunus avium L. X mahaleb L. 
(P. graeca Desf.), Pirus aria (L.), Ehrh. X aueuparia (L.) Gaertn. (P. 
thuringiaca Ilse), P. sueeica (L.) Gareke X aucuparia (L.) Gaertn. (P. 
fennica (Kalm) Bob.), P. sueeica (L.) Garcke X aria (L.) Ehrh. (P. 
Conwentzii Graebn.), P. persica (L.) Stokes X P. amygdalus Stokes (P. 


persieoides Hort., Mandelpfirsich); Salix bicolor X nigricans (S. tetrapla 
Walk.), $. elaeagnos X repens (8. subalpina Forb.), S. aurita X elaeagnos 
(S. oleifolia Vill.), S. (caprea X cinerea) X viminalis (S. acuminata Sm.), 
Rosa-Bastarde. 


Mehrere der strauch- und baumartigen Bastarde findet man im 
Arboretum. 


ec. Bastarde zwischen nahestehenden Gattungen: Tiri- 
ticum sativum Lam. X Secale cereale L., COytisus purpureus Scop. X La- 
burnum vulgare Griseb. (Cytisus Adami Poit.), Festuca elatior L. X Lo- 
lium perenne L. (Festuca loliacea Curt., Lolium festucaceum Lk.), Festuca 
gigantea (L.) Ville X Lolium perenne L. (Festuca Brinkmannä A. Br.), 
Zea mays L. X Euchlaena mexicana Schrad. 


N. Auffallendere Bewegungserscheinungen der 
Pflanzen. 


Als die mikroskopische Forschung in den mittleren Decennien des 
vergangenen Jahrhunderts auch in der Botanik mehr Boden gewann und 
die Verbesserung der Mikroskope vieles erschloß, was früher auch auf- 
merksamen Beobachtern entgangen war, lernte man mehrere auffallende 
Bewegungserscheinungen an niederen einzelligen Pflanzen, an schwär- 
menden der Fortpflanzung dienenden Zellen, auch in den Haaren höherer 
Pflanzen kennen und sah in diesen Bewegungserscheinungen mit Recht 
eine Äußerung der Lebenstätigkeit des Protoplasmas. Auch vermochte 
man bei den Bewegungen der Schwärmsporen Reaktionen auf Reize zu 
erkennen. Dagegen hat es lange gedauert, bis man in den auch jedem 
Laien bekannten Bewegungen der Stengel und Blätter nach dem Licht, 
den Bewegungen der Wurzelspitze, in denen der Ranken, in den so- 
genannten Schlafbewegungen mehrerer Pflanzen und anderen Bewegungs- 
erscheinungen Reaktionen des Protoplasmas auf Reize erkannte. Während 
sinnige Pflanzenliebhaber mehr ihrem Gefühl, als exakten Untersuchungen 
folgend der Pflanze Empfindung und Willen zusprachen, während der 
fein beobachtende und pflanzenkundige Kerner der Pflanze ungescheut 
Instinkte zuschrieb, während eifrige „Biologen“ den Pflanzen die Fähig- 
keit andichteten, sich dies und das Organ, was sie gerade zur Abwehr 
oder Anlockung brauchten, anzuschaffen, wollten viele Physiologen aus 
Furehbt vor den sich leicht einstellenden falschen Deutungen andere 
Ursachen als physikalische und chemische bei den Erscheinungen des 
Pflanzenlebens nicht gelten lassen. Man scheute davor, von vitalistischen 
Erscheinungen zu sprechen und übersah manchmal, daß das Protoplasma 
bis zu einem gewissen Grade an den Erscheinungen des Pflanzenlebens 
beteiligt sei. In neuerer Zeit hat man aber erkannt, daß auch in den 


BR ar 


Geweben höherer Pflanzen, in denen man früher das Protoplasma jeder 
Zelle eingekapselt glaubte, bisweilen ‚„Plasmodesmen‘ oder Verbindungen 
zwischen den Protoplasmakörpern ganzer Zellkomplexe nachzuweisen 
sind, daß die physikalisch-chemischen Reize die im Protoplasma 
schlummernden Betriebskräfte auslösen und daß auch vielfach gerade 
an den reizempfindlichen Stellen mancher Pflanzen die Zellmembran 
äußerst zart oder mit sehr zarten kleinen Papillen versehen sind, in denen 
Fortsätze des Protoplasmas vordringen können (vergl. Fig. 30). Solche 
Gebilde können nach dem Vorgange Haberlandts als Sinnesorgane be- 
zeichnet werden. Freilich sind damit die rätselhaften Erscheinungen des 
Pflanzenlebens ebensowenig, wie die analogen des Tierlebens, vollständig 
erklärt; aber es sind damit auch bei den höheren Pflanzen Anklänge an 
tierische Lebensvorgänge gegeben, nachdem wir schon lange wissen, 
daß zwischen den niedersten Tierformen und den niedersten Pflanzen- 
formen keine scharfen Grenzen existieren. Es liegt in der Natur der 
Sache, daß gerade diejenigen Pflanzen, welche die auffallendsten Be- 
wegungserscheinungen zeigen, in dieser Abteilung nicht ausgestellt sind, 
denn mehrere gedeihen nur in den Warmhäusern oder beanspruchen 
besondere Kultur. 


Außer den oben angedeuteten Protoplasmabewegungen unterscheiden 
die Physiologen folgende Bewegungserscheinungen. 


NI. Mechanische, durch Imbibitions- und Kohäsions- 
verhältnisse bedingte Bewegungen. 


Zeitweise Imbibition und Quellung von Membranen und Verdunsten 
des Imbibitionswassers bewirken sehr oft Bewegungserscheinungen, 
welche wir als hygroskopische bezeichnen. Das Verhalten der 
Fruchtkörper einiger Pilze, die Entleerung der Mooskapseln, die unter 
dem Mikroskop zu beobachtende tanzende Bewegung der auf einer 
Glasfläche gesammelten Sporen von Eguisetum, das Aufspringen der 
Kapselfrüchte, häufig verbunden mit Fortschleudern der Samen, 
beruht auf solchen hygroskopischen Erscheinungen. Besonders auffallend 
sind mit dem Austrocknen verbundene Torsionen oder Drehungen 
des grannenartigen Griffelteils an den Teilfrüchtehen von Erodium 
gruinum L., der Grannen an den Früchten von Stipa pennata L. und 
Avena sterilis L., welche zusammen mit den an ihnen rückwärts ge- 
richteten Borsten dazu führen, den Samen in die Erde einzubohren. 
Auch beachte man die Pappushaare an den Früchten der Compositae- 
Cynareae, welche bei feuchter Witterung zusammenschließen, bei trockener 
sich ausbreiten und einen Fallschirm bilden. — Einzelne dieser als 
Verbreitungsmittel von Früchten und Samen dienende Erscheinungen 


ET 
kann man in der dafür bestimmten nebenan befindlichen Abteilung 
studieren. 

Kohäsion d. h. Minderung und Zusammenziehung des in den Zellen 
der Wandungen von Pteridophyten-Sporangien und Antheren enthaltenen 
Füllwassers, verbunden mit Einstülpung dünner Membranen, bewirkt 
das Aufspringen der Sporangien und Antheren und ermöglicht das Aus- 
stäuben der Sporen und des Pollens. Ähnliches findet statt bei den 
Sporangien der Lebermoose. 


NII. Wachstumsbewegungen. 


An jungen wachsenden Pflanzenteilen kann man leicht wahrnehmen, 
daß sie bestimmten von außen auf sie wirkenden Einflüssen folgen. 
Entsprechend diesen Einflüssen hat man verschiedene Arten der Be- 
wegung unterschieden, welche man (Haberlandt) neuerdings auch auf 
die Mitwirkung von „Sinnesorganen“ zurückzuführen sucht. Diese Be- 
wegungserscheinungen lassen sich folgendermaßen gruppieren. 

a. Geotropismus. Junge Stengel und Hauptwurzeln (im Gegen- 
satz zu Seitenwurzeln) folgen dem Einfluß der Schwerkraft, indem die 
ersteren senkrecht nach oben, letztere senkrecht nach unten wachsen. 
Dies sieht man am besten an keimenden Samen. Dagegen zeigen 
Schlingpflanzen infolge geotropischer Wachstumsförderung der rechten 
oder linken Flanke ihres Stengels an ihrem Sproßgipfel eine kreisende 
Bewegung und werden rechtswindend (Humulus), wenn die rO- 
tierende Spitze sich so wie der Uhrzeiger, linkswindend (Phaseolus), 
wenn sie sich entgegengesetzt bewegt. Eine eigenartige geotropische 
Erscheinung ist das Aufriehten horizontal gelegter Grashalme, an deren 
Knoten die dem Boden zugewandte Seite stärker wächst und ein Auf- 
richten des Halmes bewirkt. Wenn manche Stengel im Frühjahr flach 
am Boden liegen und sich später aufrichten, so scheint dies durch die 
höhere Temperatur bedingt. 

b. Heliotropismus und Anisotropismus. Das Wachsen 
von Stengeln nach Lichtquellen hin kann man am besten im Zimmer 
wahrnehmen. Im Freien wachsen ringsum gleichmäßig dem Licht zu- 
gängliche Stengel senkrecht, dagegen einseitig beleuchtete, wenn der 
Heliotropismus stärker wirkt, als der Geotropismus, schief, Negativ 
heliotropisch sind besonders die Kletterwurzeln des Epheu und anderer 
Kletterpflanzen, das hypokotyle Glied der keimenden Mistel, die Haft- 
scheiben bildenden Ranken von Parthenoeissus Veitchii und anderen. Die 
dorsiventralen Blätter richten sich ziemlich allgemein so, daß sie sich 
transversal stellen und ihre Assimilationsfläche nach oben kehren, 
auch wenn ursprünglich an der Sproßspitze, wie z. B. bei Seitenzweigen 
mit gekreuzten oder mit radiär angeordneten Blättern die Blätter anders 


ee 


gerichtet waren (Lonicera xzylosteum, Taxus, Abies usw. mit plagiotropen 
Zweigen). Dagegen stellen sich die isolateralen Blätter von Zucalyptus 
und anderen australischen Myrtaceen sowie die Phyllodien australischer 
Akazien (man besichtige die Gruppe australischer Pflanzen in der 
pflanzengeographischen Abteilung) vertikal. Durch diese Stellung wird 


Fig. 23. A Sproß von Bryonia dioeca L., an einem trockenen Reis B kletternd, 
vermöge der Ranken a, b, c, d, e. — Nach Sachs. 


der schädliche Einfluß zu hellen Lichtes vermieden, ebenso auch bei 
den sogenannten Kompaßpflanzen Laetuca scariola L. und Silphium per- 
foliatum L. (Vergl. oben $. 9 bei Ci.) Da einzelne Organe der Pflanzen 
eine so verschiedene Stellung zum Licht einnehmen, so hat man auch 
von Anisotropismus gesprochen. 


Se .— 


e. Hydrotropismus. So werden die Bewegungen genannt, 
welche durch Feuchtigkeit hervorgerufen werden; sie zeigen sich am 
auffallendsten bei Wurzeln, welche den feuchten Stellen zuwachsen. 

d. Bewegungen infolge von Berührungsreizen. Ranken 
werden durch Berührung mit den Unebenheiten einer Stütze so gereizt, 
daß die Zellen an der Berührungsstelle sich verkürzen, an der gegen- 
überliegenden (also äußeren Seite) sich strecken. Demzufolge windet 
sich der freie Teil der Ranke um die Stütze; außerdem pflanzt sich 
der Reiz auf den zwischen Stütze 'und Basis der Ranke befindlichen 
Teil der Ranke und bewirkt die korkzieherartige Ausbildung derselben 
(besonders schön zu sehen bei Cueurbitaceen) (Fig. 23). Auch ranken 
manche Pflanzen mit dem unteren Teil ihrer Blattstiele (Tropaeolum). 
Einzelne Vitaceen (Parthenoeissus Engelmannii (Watson) Koehne et 
Graebn., P. radicantissima (Koehne) Koehne et Graebn., P. Graebneri 
Bolle, Veitechii (Veitch, Lynch) Koehne et Graebn,) entwickeln an Mauern 
infolge des Kontaktreizes am Ende ihrer Ranken Haftscheiben und 
klettern demzufolge an Häusern hoch empor. Vergl. unter Abteil. I, 
HI, d,.e. 

e. Wachstumskrümmungen, welche, durch Licht- und 
Temperaturwechsel verursacht, das Öffnen und Schliefsen 
der Blüten bedingen. Die Ursachen für das Öffnen und Schließen 
der Blüten sind sehr verschieden, einmal Wachstum der Unterseite der 
Blumenblätter, wel- 
ches Schließen be- 
wirkt, Wachstum der 
Oberseite, welches 
Öffnen bewirkt, so- 
dann Wärme als Ur- 
sache des Wachstums 
und der Verdunstung. 
Plötzliche Tempera- 
turerhöhung bewirkt 
oft ein schnelles Öff- 
nen der Blüte, plötz- 
liches Fallen der 
Temperatur hat oft 
ein baldiges Schlie- Fig. 24. Blüte eines Crocus. A geschlossen, B durch 


ßen der Blüten zur Erhöhung der Temperatur geöffnet. — Nach Pfeffer. 
Folge, wie man na- 


mentlich an den Blüten von Crocus (Fig. 24), Colchicum, Tulipa, Ornithogalum, 
Adonis vernalis, in etwas geringerem Grade an denen von Ranunculus ficaria, 
Anemone nemorosa, Nymphaea, Ozxalis, Mesembrianthemum, sowie an den 


Blumenuhr*). 
Öffnen Schließen Öffnen Schließen 
4—5 Juni Rosa arvensis Huds. . . 8—9 Sept. Diplotaxis tenuifolia (L.) 
5-6 Juli Solanum nigrum L. . . 8—9 DC. e 4—5 
6—7 „  Cichorium intybus L.L . 2-3 | 8-9 „  Lactuca scariola L. 3—4 
6—7 ,„  Hieraeium aurantiacum L. 9—10 März Crocus aureus Sibth.et Sm. 4—5 
Aug. Lactuca perennis L. 5-6 | 9-10 ,„ Eranthis hiemalis (L.) 
6—7 Juli Mulgedium Plumieri DC. 8—9 Salisb. 2.67 
»  Ranunculus acer L. 7—8 April Anemone hepatica L. 5-6 
Juni Taraxacum officinale „  Tussilago farfara L.. . 5—6 
Weber". . .„ ur.00-8 Mai Tulipa silvestris L. . 5—6 
»  Sonchus oleraceus L. . 1—2 „ Veronica chamaedrys L. 5-6 
6—7 Juli Tragopogon orientalis L. 10—11 Juni Eschscholtzia californica 
„ Tragopogon floccosus Chamiss. : 3—4 
W.«K. . .» . 2. ..10—-11|) 9—10 Juli Anagallis arvensis L.. 3—4 
7—8 ,„  Gentiana acaulis L.. . . 6—7 Sept. Calendula offieinalis L. . 4—5 
7—8 Juni Hypochoeris maculata L. 6—7 10-11 „  Colchicum autumnale L. 5—6 
Juli Campanula trachelium L. 6—7 |10—11 März Anemone pulsatilla L. 5—6 
8 Gilia trieolor Benth. . . 7—8 E n... ‚vernalis.L.. 5—6 
Hieracium pilosella L. . 1—2 |10—11 Juli AbutilonAvicennaeGaertn. 5—6 
Specularia speculum (L.) 11—12 ,„ _Mesembrianthemum cry- 
ADEHTE S earbd stallinum L. . 2.45 
7—8 Aug. Carlina acaulis L . . 6—7 Nicandra physaloides (L.) 
„ Sonchus arvensis L. . .12—1 Gaertn. NEE —4 
8S—9 April Adonis vernalis L. . . 5—6 Okt. Sternbergia lutea (L.) 
Juni Helianthemum alpestre Ker-Gawl. . 5—6 
Rechb. . . .2......8—4 | 6-7 Juli Silene saxifraga L. 
8—9 Juli Gentiana cruciata L.. . 7—8 | 7-8 „ „  vallesia L. . 
Aug. Lactuca sativa L.. . . 1-2 | 8-9 Jwi „  nutans L. 
»„ Oxalis lasiandra Zuce. . 4—5 


era 


Blütenständen von Calendula, Dimorphotheca, Taraxaeum u. a. wahrnehmen 
kann. Dieselben Blüten sind auch für Liehtschwankungen empfindlich; 
sie schließen sich bei plötzlicher Verdunklung und öffnen sich bei Be- 
leuchtung; es gibt aber auch einzelne, welche sich bei sehr gesteigerter 
Beleuchtung oder Erwärmung schließen. Während das Schließen der 
Blüten den Schutz des Pollens zur Folge hat, hat das Öffnen der 
Blüten für die Pflanze Bedeutung, weil dadurch der Pollen den 
Insekten zugänglich gemacht wird. Die Ursachen aber sind physi- 
kalische, welche auf das Cytoplasma des am Grunde der Blütenhüll- 
blätter befindlichen Gewebes einwirken. 


*) Die Pflanzen sind geordnet nach den fett gedruckten Ziffern, so daß also 
einmal die Zeit durch das Öffnen, ein andermal durch das Schließen angegeben 
wird. Auch zeigen in den einzelnen Monaten verschiedene Pflanzen die Zeit an. 


le 


Bei einer Anzahl Pflanzen findet das Öffnen und Schließen an 
schönen Sommertagen zu bestimmten Tageszeiten statt und Linne war 
der erste, der diese Erscheinungen, soweit er sie in .der Natur 
beobachtet hatte, zur Konstruktion einer sogenannten Blumenuhr ver- 
wendete. Auch in unserer Anlage sind um das Schutzhäuschen herum 
die Arten, welche sich in dieser Weise verwenden lassen, zusammen- 
gestellt. Man wird gut tun, die Erscheinungen, welche diese Blumen- 
uhr darbietet, mehr untereinander zu vergleichen, als auf absolutes Zu- 
treffen der angegebenen Öffnungs- und Schließzeiten an jedem Tage 
zu rechnen. Übrigens fallen die hierbei stattfindenden Bewegungen zum 
großen Teil auch unter N IIIb. x 


NIII. Variationsbewegungen an ausgewachsenen Organen. 


An ausgewachsenen Organen können Volumveränderungen und im 
Zusammenhang damit Änderungen ihrer Lage dadurch bewirkt werden, 
daß der Turgordruck, welcher die elastische Zellmembran ausdehnt, an 
bestimmten Stellen aufgehoben wird. Man unterscheidet autonome 
Variationsbewegungen, welche ohne erkennbare äußere Veran- 
lassung auftreten und paratonische Variationsbewegungen, welche 
durch äußere Reize bewirkt werden. Erstere sind sehr selten, letztere 
häufiger. Wir betrachten diese Bewegungserscheinungen in folgender 
Reihenfolge: 

a. Variationsbewegungen von Laubblättern, Tag- und 
Schlafstellung. Vorzugsweise Pflanzen mit zusammengesetzten (ge- 
dreiten oder gefiederten) Blättern zeigen solche; diese sind alle dadurch 
ausgezeichnet, daß am Grunde der Blätter oder Blättchen sich kleine 
Polster oder Gelenke befinden, welche hauptsächlich aus stark turges- 
cierendem Parenchym mit sehr elastischen Zellwänden bestehen; die im 
übrigen Blattstiel in einem Kreis geordneten Leitbündel sind im Gelenk 
zu einem centralen Strang vereinigt, welcher aller mechanischen Ele- 
mente entbehrt und daher Biegungen leicht zuläßt. Eintreten von Dunkel- 
heit bewirkt, daß die am Tag zu den Lichtstrahlen senkrecht gestellten 
Blättehen sich nach unten oder oben zusammenlegen (nyktitropische 
oder nyktinastische Bewegung), weil in der einen Gelenkhälfte der 
Turgor erhöht, in der anderen herabgesetzt wurde. Von den bei uns im 
Freien fortkommenden Pflanzen zeigen solche Schlafstellung: Marsilia, 
Oxalis (Fig.25), Trifolium, Phaseolus, Lupinus, Robinia, AmieiazygomerisDC., 
Mimosa Spegazzinü Pir., von den in den Gewächshäusern kultivierten Arten 
zahlreiche Leguminosen, vor allen Mimosa pudica L. und die Oxalidacee 
Biophytum sensitivum DC. Unter den genannten ist Robinia pseudacacia noch 
dadurch interessant, daß neben der nyktitropischen Bewegung, welche ein 
Zusammenlegen der Blättchen nach unten bewirkt, in der heißen Mittags- 


Sn ee 


sonne die Blättehen nach oben zusammengelegt werden. Über den Vorteil 
dieser Bewegungen ist man sich noch nicht ganz klar; Darwin sah ihn 
darin, daß die Nachtstellung die Blätter gegen zu große Abkühlung 
schütze, Stahl darin, daß bei der Nachtstellung an den Blättern weniger 
Tau niedergeschlagen werde und demzufolge die Transpiration eine 
höhere sei. Die Schlafstellung tritt auch ein infolge mechanischer 
Reize, von Erschütterung, Reibung und Verletzung bei Mimosa 
pudica L. Nur Berührung 
der auf der Blattoberfläche 
stehenden Fühlhaare hat 
bei der Fliegenfalle Dio- 
naea musceipula L. das Zu- 
sammenklappen der Blätter 
zur Folge (Fig. 5). Auch 
die Bewegungen der In- 
sekten fangenden Tentakeln 
5 an den Blättern von Drosera 
Fig. 25. Blatt von Oxalis acetosella L., A un- (Fig. 2) und Drosophyllum 
gereizt; B nach wiederholter Reizung, zugleich Tag- werden durch Berührung 
und Nachtstellung. Bei & die Gelenke. ihrer Drüsen verursacht, 
deren epidermale Zellen 

mit Membrantüpfeln versehen sind, in welche reizempfindliche 
Protoplasmafortsätze hineinragen. Kräftige mechanische Reize wirken 
auch auf Biophytum, Oxalis acetosella L. und Robinia. Zu bemerken ist 
noch, daß die Reizbarkeit der Mimosa bei 25--30° Luftwärme und 
reichlicher Feuchtigkeit am stärksten ist; man kann daher dieselbe am 
besten bei den im Vietoria-Haus kultivierten Exemplaren wahrnehmen. 


Fig. 26. Blätter von Mimosa pudica L. in '/, der nat. Gr.; A in ungereiztem 
Zustand, B in der Reizstellung nach erfolgter Erschütterung. — Nach Duchartre. 


BEL RES 


Bei niederer Temperatur tritt Unempfindlichkeit ein, die wir als Kälte- 
starre bezeichnen, über 40° Wärmestarre, bei Wassermangel Trocken- 
starre, bei längerem Aufenthalt in der Dunkelheit Dunkelstarre; auch 
ist sie unempfindlich im luftleeren Raum und unter der Einwirkung von 
Gasen, Chloroformdämpfen usw. (Fig. 26). 

Hier sei ferner erwähnt, daß bei nur wenigen Pflanzen nyktinastische 
Bewegungen ganzer Blätter wahrgenommen werden; so erheben sich 
Abends die Blätter von Siegesbeckia orientalis L., Stellaria media (L.) Cirillo, 
Myriophyllum proserpinacoides Gill., dagegen senken sich die Blätter von 
Chenopodium album L., Amarantus, Nieotiana rustica L. 

Autonome Bewegungen treten bei Mimosa auch auf, am auf- 
fallendsten aber bei dem ebenfalls im Viktoria-Haus kultivierten Des- 
modium gyrans DC., dessen seitliche Blättehen sich ruckweise oder 
gleichmäßig, wie zwei Telegraphenflügel kreisend, bewegen, in 1 bis 
3 Minuten einen Umlauf vollendend. Nur alle 2—4 Stunden und zwar 
im Dunkeln bewegt sich das Endblättchen von Trifolium pratense in 
einem Bogen von 120°. Auch Oxalis acetosella L. vollzieht im Dunkeln 
autonome Variationsbewegungen. 

b. Variationsbewegungen von Blumenblättern. Die 
Blüten von Crocus und Tulipa, welche Wachstumsbewegungen vollziehen, 
sind auch im fertigen Zustande äußerst empfindlich gegen Tempera- 
turschwankungen; sie öffnen sich 
rasch bei Temperaturerhöhung und 
schließen sich bei Temperaturernie- 
drigung. Ähnlich verhalten sich bei 
Lichtschwankungen die Blütenblätter 
verschiedener Oxalis, Mesembrianthe- 
mum, Nymphaea, Victoria, sowie die 
Blüten in den Blütenköpfen zahlreicher 
Compositen, z. B. Leontodon, Hiera- 
cium (Fig. 27), Bellis, Chrysanthemum. 
Man bezeichnet diese durch den Licht- 
wechsel verursachten Bewegungen als Fig. 27. Blütenkopf von Hieracium 
photonastische Schlafbewegungen; sie pilosella L., A in Tagstellung, B in 
kommen auch bei den Erscheinungen Nachtstellung. — Nach Pfeffer. 
der ‚„‚Blumenuhr‘‘ (N IIe) in Betracht. 

c. Variationsbewegungen von Staubblättern. Solche 
nehmen wir wahr bei den Staubblättern der Berberis vulgaris L. und 
B. aquifolium L. (Fig. 28). Dieselben sind an der Innenseite ihrer Basis mit 
Fülhlpapillen versehen und dort reizempfindlich. Insekten, welche diese 
Stelle berühren, setzen dadurch das Staubblatt in eine schnellende 
Bewegung und werden von dem dabei ausgestreuten Blütenstaub be- 


B A 


— (el 


fallen. Sehr reizempfindlich sind die Staubfäden der Compositae-Cynareae 
(Fig. 29) und Cichorieae; diese sind etwas nach außen gewölbt und 
überall mit kleinen reizempfindlichen Fühl- 
härchen besetzt, deren Berührung eine mit 
Geradstreekung verbundene Verkürzung um 
10—20°/, zur Folge hat. Damit steht in 
Verbindung ein Heraustreten des Pollens aus 
den nach der Innenseite der Röhre sich 
öffnenden Antheren und ein Absetzen derselben 
auf dem Griffel. Reizbar sind ferner die Staub- 
fäden mehrerer Opuntia, von Cereus speciosissi- 


Fig. 28. Blüte von Berberis „,s DC. und Portulaca grandiflora Hook. 
vulgaris L. nach Entfernung 


der vorderen Blütenhüllblätter (Fig. 30). 

und Staubblätter. Staubblat d. Variationsbewegungen von Teilen 

a im ungereizten, Staubblatt or Karpelle. Sehr schön und auffallend 

b im gereizten Zustand, da- \ p = 

bei an den Griffel anschla- sind dieselben infolge von Berührung an den 
gend. — Nach Pfeffer. 2_J]ippigen Narbenlappen von sStrobilanthes, 

Martynia, Torenia, Mimulus (Fig. 31). Bei den beiden letztgenannten 


Gattungen wurde beobachtet, daß sie, von keimendem Pollen belegt, 


Fig. 29. Centaurea jaeceaL., Fig. 30. Epidermis-Zellen aus reizempfind- 
nach Abtrennung des Saumes Jichen Staubfäden, A von Portulaca gran- 
der Blumenkrone von ihrer jfora Hook, B von Opuntia vulgaris, 


Röhre € freigelegt; A im un- ; 
ersten a B nn Ri die für mechanische Reize empfindlichen 


Reizung kontrahiert; 8 die  Fühlpapillen zeigend.. — Nach Haber- 
Staubfäden, & die dureh Ver- land. 
wachsung der Antheren ge- 
bildete Röhre, & der Griffel. 
— Nach Sachs. 


a 


geschlossen bleiben, nach anderweitiger Berührung aber sich wieder 
öffnen. — Bei der in Australien wachsenden Candollea graminifolia (Sw.) 
F. v. Muell., deren Staubblätter mit 
dem fadenförmigen Griffel zueiner so- 
genannten Columna verwachsen sind, 
ist diese vorn herabgebogen, reizbar 
und schnellt bei der leisesten Berührung 
nach der engegengesetzten Seite. Bei 
C. adnata (R. Br.) F. v. Muell. dagegen 
findet nur eine periodische Hin- und 
Herbewegung der Columna statt. 


®. Verbreitungsmittel der 
Früchte und Samen. 


Bei den meisten Pflanzen sind die 
Möglichkeiten der Verbreitung ihrer 
Früchte und Samen so einleuchtend, daß Fig. 31. Aufgeschnittene Blüten 
es beinahe trivial ist, darüber viel zu von Mimulus luteus L. In A be- 
sagen; nur darauf möchte ich hinweisen, frdet sich die Narbe m im unge- 
daß es viel rationeller ist, die Früchte an BE 

- - An — Nach Pfeffer. 

und Samen entwicklungsgeschichtlich in 

ihrem Verhältnis zur Entwicklung verwandter Pflanzen und überhaupt 
der Arten derselben Familie, auch im Verhältnis zu den klimatischen 
Bedingungen ihrer Heimat zu betrachten, als sich mit der Beantwortung 
der Frage „wozu?“ zu begnügen. Die Verbreitung durch Wind, 
Wasser oder Tiere erfolgt bei den einzelnen Früchten und Samen, 
weil dieselben sich in einer dafür geeigneten Weise entwickelt haben; 
aber die Entwicklung einer Frucht ist nieht in einer bestimmten Weise 
erfolgt, damit nun der Verbreitungsmodus stattfinde, welcher sich im 
Laufe der Zeiten herausgebildet hat. Die Beachtung der Verbreitungs- 
mittel ist auch insofern von Wichtigkeit, weil sie einen Einblick in das 
Zustandekommen von Formationen und der Verbreitungsareale einzelner 
Arten gewährt. 

Mit Rücksicht auf die Art der Verbreitung können folgende Gruppen 
unterschieden werden, für welche einige Beipiele ausgepflanzt sind: 

a. Fleischige Früchte. — Beeren (Juniperus communis L., 
Convallaria majalis L., Berberis vulgaris L., Ribes alpinuım L., Lonicera 
xylosteum L., Sambueus nigra L.). — Steinfrüchte mit fleischigem Meso- 
karp (Prunus padus L., Mespilus germanica L.). — Sammelfrucht (Ru- 
bus idaeus L.). — Scheinfrüchte (Fragaria, Rosa, Morus, Fieus). 

b. Schleuderfrüchte. — Saftige (Eeballium elaterium L., Oyelan- 


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thera, Impatiens, Oxalis). — Trockene (Delphinium, Papaver, Vieia, Oytisus, 
Geranium, Euphorbia lathyris L., Viola). 

c. Hakenfrüchte oder Klettenfrüchte: Geum urbanum 
L., Agrimonia eupatorium L., Daucus, Galium aparine L., Lappa, Xan- 
thium. 

d. Flugfrüchte: Betula, Fraxinus ornus L., Ptelea trifoliata L., 
Acer, Clematis vitalba L., Anemone pratensis L., Geum montanum L., 
Valeriana, Leontodon, Tragopogon. 

e. Samen mit fleischigem Arillus, die sich wie fleischige 
Früchte verhalten: Evonymus europaeus L. 

f. Anhaftende Samen: Linum, Juncus tenuis Willd. 

g. Samen mit Flugvorrichtung. — Geflügelte: Abies und 
Picea, Lilium, Tulipa, Hosta, Lunaria, Catalpa. — Mit Haarschopf: Salix, 
Epilobium, Asclepias. 

h. Sehr leichte Samen und Sporen: ÖOrchis, Calluna, Rho- 
dodendron, Begonia. 


Druck von E. Buchbinder in Neu-Ruppin. 


Biologisch-morphologische Abteilung 1. 


Blattstellungsverhältnisse, S 4. 
Blattformen, S. 6. 
Verschiedenartige Anpassungen der Sprosse und Blätter, 
hauptsächlich mit Rücksicht auf die Assimilation, S 6. 
Schutzmittel der Pflanzen gegen schädlichen Wasserverlust 
durch Transpiration, S. 10. 
Wasser- und Sumpfpflanzen, S. 14. 
Pflanzen, welche organische Substanzen zur Ernährung ver- 
wenden, S. 15—24. 

I. Fleischfressende Pflanzen, S. 17. 

II. Pflanzen, welche mit den Stickstoff der Luft bindenden 

Bakterien in Symbiose leben, S. 20. 
III. Grüne Pflanzen, welche mit Myeorrhiza in Symbiose leben, S. 21. 
IV. Saprophyten, auf toten Organismen und Pflanzenresten lebende 
Pflanzen, S. 21. 

V. Grüne Parasiten, 8. 23. 
VI. Chlorophyllose und chlorophyllarme Parasiten, S. 24. 
Schattenpflanzen, S. 25. 
Sproßverbände und verschiedenartige Entwicklung der Stengel, 
namentlich bei Schling- und Kletterpflanzen, S. 27. 

I. Sproßverbände, S. 27. 

II. Schling- und Kletterpflanzen, Epiphyten, S. 30. 


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0. 


Biologisch-morphologische Abteilung Il. 


Veränderlichkeit der Laubsprosse und Blätter, S. 32. 
I. Abweichende Wuchsverhältnisse, S. 32. 

II. Blattform-Variationen, 8. 33. 

III. Abweichende Blattfärbungen, S. 33. 


. Veränderlichkeit der Blüten und Früchte, S. 34. 


I. Veränderungen der typischen Blütenformationen, 8. 34. 
II. Veränderlichkeit der Blütenform und der Gestalt der Blumen- 
blätter, S. 36. 
III. Veränderlichkeit der Blütenfarbe, 8. 37. 
IV. Veränderlichkeit der Fruchtgestalt, S. 37. 


. Die Bestäubungseinrichtungen der siphonogamen Embryo- 


phyten oder der „Blütenpflanzen“, die Beziehungen derselben 


zu den Insekten, die Geschlechterverteilung und die Schutz- 


mittel der Blüten, S. 37. 
I. Windblütige (anemophile) Pflanzen, S. 40. 
II. Insektenblütige (entomophile) Pflanzen und ornithophile, S. 42, 
III. Zeitliche und räumliche Geschlechterverteilung, S. 46. 
IV. Schutzeinrichtungen gegen ankriechende Insekten, S. 51. 
V. Schutzeinrichtungen gegen Befeuchtung des Pollens, S. 52. 
Bastarde, S. 53. 
Auffallendere Bewegungserscheinungen der Pflanzen, S. 55. 
I. Mechanische, durch Imbibitions- und Kohäsionsverhältnisse 
bedingte Bewegungen, S. 56. 
Il. Wachstumsbewegungen, 8. 57. 
III. Variatiosbewegungen an ausgewachsenen Organen, 8. 61. 


Verbreitungsmittel der Früchte und Samen, S. 65. 


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In Beziehung zu den Anlagen des 


Königl. botan. Gartens zu Dahlem - Steglitz 


erschienen ferner folgende S:hriften von A, Engler: 


Die Pflanzen-Formationen und die pflanzen- 
Notizblatt \ | 
i | geographische Gliederung der Alpenkette. 
FOREN | — 96 S. mit 2 Orientierungskarten. — | 
= 2,40 M. 
Die pflanzengeographische Gliederung Nord- 
Appendix | amerikas. — 94 S. mit einer Verbreitungs- 
IX | karte und einem Orientierungsplan. — 
2,40 M. 
[ Über die Frühlingsflora des Tafelberges 
bei Kapstadt nebst Bemerkungen über die 
Appendix Flora Südafrikas und Erläuterungen zur 
xl pflanzengeographischen Gruppe des Kap- 


landes im botanischen Garten. — 58 8. 
mit 30 Abbildungen. — 1,80 M. 


Appendix Erläuterungen zu den Nutzpflanzen der 
XIV gemäßigten Zonen. — 30 8. — 0,60 M. 


ork Botanical Garden 


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85 00216 4752 


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