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Full text of "Novorum Actorum Academiae Caesareae Leopoldino-carolinae Germanicae Naturae Curiosorum"

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TEBHAJVDLMfiEN 



DER 



KAISERLICHEN] LEOPOLDINISCH-CAROLIMSCIIEN AKADEMIE 

DER NATURFORSCHER. 



DES VIERZEHNTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG. 



HIT «9 TAFELN. 



BRESLAU DND BONN 1847. 

Fttr die Akudenie in EDVARD WEBBH'S Bnchhftndlnng in Bonn. 



NOVOBUM ACTOMM 



ACADEMIAE CA£SAB£A£ LEOPOLDEVO - CAROLINAE 
NATUBM CURIOSORUM 



VOLUMINIS VICESIMI SECUNDI PARS PRIOR. 



CUM TABDLIS XXXVm. 



YRATISLAVIAE bt BONNAE 

HDCCCXLVn. 



LSocnU.7 



FRIDERICO GUILELMO IT. 

BORUSSORUM REGI AUGUSTISSDfO, POTEISTISSIMO, 

ACADEMIAE CAESARBAE LEOPOLDINO-CAROLINAE 
NATUBAE CURIOSORUM 

PROTECTORI SUPREMO, AMPLISSIMO, 

CLEMENTISSIMO, 

HOC VICESIMÜM SECUNDUM NOVORUM ACTORUM VOLUMEN, 

NOVAE, qUAE lAM ACADEMIAE EXORITUR, AETATIS TERTIUM, 

SACRUM ESSE DESPONSUMQU£ 

VOLUMUS. 



INDEX COMMENTATIOMII^ 

IN HAC PRIORI PARTE VOLUMINIS VICESIlttl SECUNDI 

CONTENTARÜM. 



BeUrSge zur Anatomie des Elephanten und der übrigen 

Pachydermen^ von Dr. C. Mayer p. 1. Tab. I — IX. 

Oeber einige pathologische Producie von Vögeln und Sau- 

gethieroij von Dr. K v. Bibra p. 88. Tab. X. 

Zur Kenntuss der Bakmophoren^ insbesondere der Gat- 
tung Rhopalocnemis Jangh., von Dr. H. R. Göppert p. 117. Tab. XI — XV. 

Chemische Untersuchung des wachsähnlichen Bestandtheiles 

der Balanophora elongata Biame, von Th. Poleck p. 169. 

KnospenbUderj ein Beitrag zur Kenntniss der Laubknospen 
und der Verzweigungsari der Pflanzen. Erste Abthei- 
bmg. Dikot^edmen, von A. Henry p. 168. Tab. XVI — XXXU. 

Die Knochenreste eines in der Papierkohle des Siebenge- 
birges aufgefundenen Moschusthieres^ beschrieben von 
Dr. Goldfuss p. 34a Tab. XXXHI, XXXIV. 

Zur Flora des Quadersandstuns in Schlesien^ als Nach- 
trag zu der früher erschienenen Abhandlung über den- 
selben Gegenstand in Nova Acta Acad. Leop. Gar. Caes. 
Nat. Cur. Vol. XIX. P. 2. 1841. pag. 99—134, von 
Dr. H. R. Göppert p. 353. Tab. XXXV— XXXVIH. 



BEITRAGE 

ZUR 

AM ATOUCEll »SS BIiEPKASrnBM 

UND 

DER ÜBRIGEN PACHYDERMEN, 

VON 

Dr. C. MAYER, 

M. da A» d. N« 



MIT NEUN STEINDRUCKTAFELN. 



DER AKADEMIE ÜBERGEBEN DEN 3a MAI 1845. 



Voi.XXIL P.h 



liltteratar. 



Aristoteles, Historia animalium, Lib. 11 et IV. 

Galen US, Administratio anatomica, Lib. VII et de usu partium. 

Aelianus, Historia animalium, Lib. VIII et XIV. 

Plinius, Historia naturae, Lib. VIII et XI. 

Marchetti, Anatomia, Cap. 12. 

Petrus Gillius, Descriptio Elephanti. 

Du Vernoi, Commentarii Acad. scient. Petropol. , Tom. II. 

Moulinus, Historia anatomica Elephanti, 1682. 

Jons ton, Historia naturae, de quadrupedibus, Lib. 1. 

Perrault, M^moires de I'Acad^mie royale des Sciences, Tom. III. Pars III. 

p. 161. Paris 1734. 
P. ab Harten felss, Elephantographia curiosa. 
Blair, Philosophical Transactions, Year 1708. Vol. V. P. I. 
Valentin!, Amphitheatrum zootomicum, Francofurti ad Moenum 1720. 
Camper, Kleine Schriften, I. S.51 und Oeuvres I et IL p. 152-173. 
Leigh, Philos. Transact. 1801. (Rhinoceros). 
Cuvier, LeQons d'anat. comp. Tom. III, Recherches sur les oss. foss. I. 

und Menagerie du Museum. 8. IL (Rhinoceros). 
E. Home, Philos. Transactions 1821. und Lectures of comparativ Ana- 

tomy. II. 
Meckel, System der vergleichenden Anatomie. IV. Bd. 
Göthe und d'Alton, Acta Acad. Caes. Leop. Nat. Cur. 1824. Vol. XII. 

P.L p.325. (Schädel). 



4 Litteratur. 

Spaarrmann, Reise nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, S. 415 
u. 568. (Rhinoceros — Hippopotamus). 

Daubenton, in Buffon bist. nat. XII. 

Zimmermann, Beschreibung und Abbildung eines neugebornen Ele- 
phanten, Erlangen 1783. (unbedeutend). 

Basson, in Buffon bist. nat. XXIX. (Tapir). 

Yarrel, Zoological Journal IV. (Tapir). 

Leigh Thomas, Phil. Transact. 1801. (Rhinoceros). 

Owen, Proceedings of the Comm. of science. London. I. 

Maximilian, Prinz zu Wied, Beiträge zur Naturgeschichte von Bra- 
silien. II. Bd. 1825. 

Seh reber, Naturgeschichte der Säugethiere, fortgesetzt von A. Wag- 
ner. VI. Tb. 

Rapp, in Meckel's Archiv. 1830. (Dicotyles, Tapir). 

W. Vrolik, Recherches d'anatomie comparöe sur le Babyrussa. 
N. Verb. I. Classe. X. Theil. 

Gurlt, Vergleichende Anatomie der Haussäugethiere. 2. Aufl. 1844. 

Leuret, Anatomie comparative du syst, nerveux. Paris 1839. 

Köstlin, Der Bau des knöchernen Kopfes. Stuttgart 1844. 



Vorwort* 



Hie Pachydermen nehmen, schon vermöge ihrer sonderbaren und mei- 
stens kolossalen Formen, mit Recht eine besondere Stelle in der Classifi- 
cation der Säugethiere ein. Es ist aber weder das Merii:mal der Dickhaut, 
noch das der Yielklaue, ein durch die ganze Ordnung durchgreifendes und 
hinreichend, als Charakter derselben angeschrieben zu werden. Es hat 
jedoch jede Eintheilung der Classe der Säugethiere sowohl, als noch mehr 
jene der gesammten Thierorganismen, ihre Schwierigkeiten und Anstösse, 
die derjenige wohl erfahren, welcher mehrere und verschiedene Einthei- 
lungsprincipe bei solchen Classificationen durchversucht hat. Die Haupt- 
schwierigkeit liegt in dem Gegensatze zwischen Äusserem und Innerem 
und dem daraus folgenden Zwiespalte zwischen Zoographie und Zoologie. 
Der Zoograph fordert und verlangt eine Eintheilung der Thiere nach 
äusseren, leicht erkennbaren Merkmalen zu einer leicht fasslichen und 
sicheren Diagnostik der Thiere, ohne sich um die Dignität dieser Merkmale, 
so zu sagen, oder um die Nothwendigkeit der Beziehung derselben zu den 
inneren wesentlichen Organen zu kümmern. Dem Zoologen dagegen 
genügen die bloss äusserlichen, meistens unwesentlichen, Unterschei- 
dungsmerkmale nicht, er dringt in das Innere und sucht daselbst wesent- 
liche und der Organisation als nothwendige Typen zu Grunde liegende 
Merkmale auf. Die comparative Anatomie ist ihm hierbei Leitstern und 
Wegweiser. Je mehr er aber In's Innere des Thierkörpers eindringt, 
desto unbrauchbarer wird seine Unterscheidung und Eintheilung für die 
Zoographie oder für den bloss beschreibenden Naturforscher. Ich werde 



6 Vorfcof% 

es an einem anderen Orte versuchen, meine Eintheilung der gesammten 
Thierwelt, so wie die der einzelnen Classen derselben, dem Publicum 
vorzulegen. Hier möge es genügen, einer ganz einfachen Idee Erwäh- 
nung zu thun, nach welcher die Säugethiere in wenige Hauptordnungen 
eingetheilt werden können, und welche meines Wissens für die Säuge- 
thiere noch nicht versucht worden ist. Es ist die Idee, die Säugethiere 
nach den Sinnesorganen zu ordnen. Demgemäss theile ich dieselben ein 
in: 1) Tast-Säugethiere, Quadrumanen. 2) Auge-Säuge- 
thiere, Fleischfresser. 3) Ohr-Säugethiere, Nager. 4) Zun- 
gen-Säugethiere, Wiederkäuer (incl. Einhufer). 5) Nasen- 
oder Rüssel-Säugethiere, Pachydermen. Die Cetaceen wür- 
den sodann in 2, 4 und 5 vertheilt, und der Mensch stände als Säuge- 
thier des inneren Sinnesorganes abgesondert oben an. 



ZUR 



ISUTOMIE DES ELEPnMTElV. 



Osteologle. 



llie Osteologie des Elephanten ist durch die Arbeiten von Cuvier bereits 
so ausführlich behandelt worden, dass ich füglich hierauf und auf die schö- 
nen Abbildungen des Skelettes des Elephanten von d 'AI ton verweisen 
kann. Ich beschränke mich daher auf einige Bemerkungen über den Bau 
des Schädels und seiner einzelnen Knochen, und knüpfe hieran einige 
Reflexionen über den Bau derselben Knochen bei anderen, besonders ver- 
wandten Säugethieren. 

Betrachten wir zuerst die Knochen des Kopfes des Elephanten im 
Einzelnen, um sodann nachher desto sicherer einen Blick auf die ganze 
Formation des Kopfes werfen zu können. 

Die Nasenbeine stellen eonisch zugespitzte kurze Tuten dar, welche 
die Blasen-Hüllen dreier grossen Knochenzellen (Sinus nasales) sind, und 
welche letztere mit den grossen Stirnbeinzellen zusammenfliessen. 

Das Thränenbein bildet eine kleine dünne Platte von 4 Linien Länge 
und 3 Linien Breite. Es besitzt nach aufwärts einen dicken kleinen Haken 
(Spina seu Hamulus). Der Thränencanal geht Aach einwärts und öffnet sich 
nach unten und vcNrn in die Nasenhöhle. Es verwächst sehr frühe mehr 
oder minder mit dem Oberkieferbein und Stirnbein. Blumenbach glaubte 
noch, es fehle ganz. Bei'm Hippopotamus ist dagegen das Thränenbein 
sehr gross und breit und besitzt nach der Augenhöhle zu zwei Bullae 
osseae. Der Thränencanal ist weit, aber einfach. Bei'm Tapir (T. indi- 
aus) ist das Thränenbein gross und besitzt zwei Oeffnungen, welche zu 
dem Nasencanale, der sodann unter der untern Muschel verläuft, führen. 

Vot.XXiL p.i. 2 



10 C. Mayer, 

Die Spina lacrymalis ist hier stark. Bei Dicotyles torquatus muss es sehr 
früh verwachsen, da ich bei einem jungen Thiere keine Spur von ihm und 
dem Thränencanal bemerken kann. Bei'm Schwein ist das Thränenbein 
kleiner, aber doch noch grösser, als bei'm Elephanten und zeigt ebenfalls 
zwei Oeffnungen oder Eingänge zum Thränencanale. — Bei den Wieder- 
kauern ist das Thränenbein besonders gross und zeigt eine weite Blase als 
Sinus lacrymalis. Der Thränencanal ist einfach. Bei^m Lama hat das 
Thränenbein nur eine, bei'm Hirsch aber zwei OeiTnungen. Bei den 
Nagern, dem Hasen, Kaninchen und Biber ist das Thränenbein klein. 

Das Os ethmoideum ist sehr ausgebildet und schön entwickelt. Es 
zeigt eine obere dicke blasenförmige Muschel und 4 Conchae, also über- 
haupt 5 Meatus narium. In die obere führt eine freie OeiTnung der Stirn- 
höhlen. Es besitzt eine sehr dicke Lamina perpendicularis. Seine Sinus 
münden unmittelbar in die Nasengänge ihrer Muscheln aus. 

Das Zwischenkieferbein ist fast bloss für den Stosszahn bestimmt und 
liegt in einer röhrenförmigen Vertiefung oder in einem Halbcanale des 
Oberkieferbeins, daher Wiedemann (Archiv f. Zoolog. H. p.68) fölsch- 
lich glaubte, der Stosszahn stecke in dem Oberkieferbein selbst. Da, wo 
das Zwischenkieferbein an das Nasenbein und Stirnbein anstösst, zeigt es 
zwei Sinus, welche mit den Sinus der genannten beiden Knochen com- 
municiren. 

Das Oberkieferbein bildet mit seinem grössten Theile bloss die Hülle 
der beiden Backzähne und besitzt nur einen relativ ganz kleinen und kur- 
zen Sinus maxillaris, welcher' in* die Nasenhöhle mit seiner ganzen Weite 
ausmündet. Der Processus zygomaticus ist dick und ziemlich lang. 
Eigenthümlich ist noch, dass das Oberkieferbein an der unteren Fläche des 
Zwischenkieferbeines etwas hervortritt. Das Antrum Highmori ist schmal 
und es führen zwei Oeffnungen zu demselben. 

Das Jochbein ist dünn und lang, mit dem Oberkiefeii)ein durch quere 
Sutur, mit dem Processus zygomaticus des Schläfenbeins durch horizontale, 
lange Synchondrose verbunden. 



Beiträge sur Anatomie des Elephanten. 1 1 

Das Gaumenbein ist dünn, an seinem Gaumentheil schmal, an seinem 
aufsteigenden Theile breit. 

Das Pflugscharbein ist ziemlich lang und läuft in eine gabelförmige 
Schaufel aus. Die untere Muschel fehlt. 

Das Stirnbein ist kurz aber breit. Es ist oben nicht gewölbt, son- 
dern platt. Die oberen Stirnbeinszellen sind klein und nur vorn ist eine 
grosse Zelle, welche mit der äusseren Zelle des Nasenbeins zusam- 
menfliesst. 

Das Scheitelbein ist sehr breit und enthält grosse Sinus, welche durch 
eine kleine Oeffnung mit denen des Hinterhauptbeines communiciren. 
Zwischenscheitelbeine, welche bei'm Elephanten bisweilen (Köstlin), so 
wie auch bei'm Rhinoceros und bei^m Hippopotamus vorkommen, fehlen hier. 

Das vordere Keilbein-besitzt ein breites Corpus, welches aufgelockert 
ist. Der Schwerdtfortsatz ist kurz, dick und enthält einen kleinen Sinus. 
Es ist vorn mit der Lamina papyracea des Siebbeins verwachsen. 

Das hintere Keilbein besitzt ebenfalls ein dichtes, breites, nicht hohles 
Corpus, welches mit dem des vorderen Keilbeins und mit der Lamina papy- 
racea des Siebbeins verbunden ist. Es geht in die grossen breiten Alae 
descendentes oder Processus pterygoidei über. Sie sind fast ohne Thei- 
lung und haben nur eine sehr kleine Flügelgrube mit einem ganz kleinen 
Hamulus. Sie decken als Hülse den Theil des Os maxillare superius, 
worin die Stücke des hinteren Backenzahnes sich befinden. 

Die grossen Flügel des Keilbeins fehlen gänzlich und 
es ist keine Fossa sphenoidalis cerebralis posterior mehr vorhanden. Es 
fehlt also die vordere und hintere Fossa sphenoidalis dem Elephanten^ 
Jene zeigt sich zuerst bei den Affen, Bradypoden, Manis und Carnivoren, 
während sie dem Menschen fehlt; sie ist breit bei den Wiederkauern und 
selbst noch bei dem Schweine. Diese ist bei dem Menschen, den Affen 
und Bradypoden noch geräumig, bei den Wiederkäuern schmal -länglich 
von vorn nach hinten, bei der Katze nur eine kleine Grube und fehlt bei 
den Pachydermen ganz. 



12 C. Mayer, 

Das Vorhandensein einer Ala maior des Keilbeines bei den SSuge- 
thieren ist von grosser Wichtigkeit für die Gehirnbildung, indem dieser 
grosse Flügel eine besondere Grube (Fossa temporalis anterior) in der 
Schädelhöhle bildet, daher ich hier auf diesen Bildungstypus besonders 
Rücksicht genommen habe. Allgemein wird dem Schädel der meisten 
Säugethiere eine solche Ala magna zugeschrieben. Allein sie kömmt, wie^ 
erwähnt, nur wenigen Säugethieren zu. Me ekel hat über diesen Gegen- 
stand nur sehr Unvollständiges und hat demselben nicht die gehörige Auf- 
merksamkeit gewidmet. Cuvier hat hierüber in seiner vergleichenden 
Anatomie eigentlich gar Nichts. Nur von dem Elephanten sagt er (sehe 
Recherches sur les ossemens fossiles): que la hcmteur des ailes du sphänoide 
fait dans Välephant des Indes plus de trois quarts de celle de la face oc- 
cipitale. Allein dieses ist gaAz unrichtig, indem die Ala sphenoidea seu 
maior dem Elephanten gänzlich mangelt. Auch Köstlin (1. c.) nimmt 
noch eine solche an. An die Ala minor des vorderen Keilbeines stösst 
bei dem Elephanten in der Schädelhöhle das Stirnbein und Scheitelbein. 
An den Rand zwischen der Basis des hinteren Keilbeines und dem abstei- 
genden Flügelfortsatz (Processus pterygoideus) stösst in die Schläfengrube 
das Stirnbein und das Schläfenbein, so dass sich zwischen die beiden letz- 
teren keine Ala sphaenoidea einschiebt. Diese Ala maior ossis sphaenoidei 
kömmt schon in geringerer Ausdehnung, als bei'm Menschen, den Affei 
zu ; noch kleiner ist sie bei den meisten Fleischfressern, bei Dasypus und 
bei den Nagern. Bei'm Delphin so wie bei HaJicore Dugong ist diese Ala 
noch ziemlich ansehnlich. Bei den Wiederkauern, bei welchen die Flügel 
des vorderen Keilbeines breit sind, bildet diese Ala nur eine schmale Län- 
gen-Grube der Fossa temporalis anterior für einen Gyrus cerebri. Bei 
den Pachydermen, bei dem Schweine insbesondere, bei welchen das vor- 
dere Keilbein ebenfalls breite Flügel zeigt, fehlt der grosse Flügel, indem 
er nur einen kurzen soliden Fortsatz bildet, welcher nicht mehr äusserlich 
in der Fossa temporalis externa erscheint. (Bei dem Schweine existirt der 
Processus pterygoideus internus als dünner zarter Knochen noch lange als 



Beiträge zur Anatomie des Elephanten. 13 

getrennter Knochen. Man könnte ihn wohl Ala hamata nennen). Es folgt 
aus dem Gesagten, dass die Ala minor ossis sphaenoidei bei den Säuge- 
thieren zunimmt und breiter wird, wie die Ala maior abnimmt, jene also 
diese zu ersetzen scheint. 

Bei'm Schwein ist das vordere Keilbein, namentlich auch seine Pars 
orbitalis klein, dagegen der Sinus in ihm, welcher mit dem Sinus der sehr 
weit zurückstehenden Lamina papyracea des Siebbeins zusammenkömmt, 
sehr gross und der Ausgang dieses gemeinschaftlichen Sinus in die Nasen* 
höhle S-förmig gekrümmt. Bei demselben findet sich im hinteren Keilbein 
seitlich ein grosser Sinus, welcher in den Processus pterygoideus hinabsteigt. 
Dieser Sinus ist bei dem Ochsen nur schwach angedeutet. Das vordere Keil- 
bein besitzt bei'm Hunde einen Sinus zur Aufnahme der Dicke des Siebbeines. 

Das Schläfenbein ist relativ gross. Sein Schuppentheil ist gross und 
breit und enthält sowohl nach vorn als hinten in der Pars mastoidea grosse 
Sinus, wovon die ersten mit denen des Stirn- und Scheitelbeines, die letz- 
tem (Cellulae mastoideae) mit denen des Hinterhauptbeines communiciren. 
Der Processus mastoideus ist sehr schwach und kurz. Das Felsenbein 
besitzt eine lange Spina basilaris. Die Pars mastoidea ist jedoch gross 
gewölbt, enthält in ihrer grossen länglichen Bulla ossea mehrere Sinus, 
welche, wie die des Schuppentheils, in die Trommelhöhle auslaufen. Die 
Tuba Eustachii ossea ist %ehr weit, ebenso die Trommelhöhle. Der Pro- 
cessus styloideus ist kurz abgebrochen. 

Das Hinterhauptbein zeigt an seiner Schuppe, welche sehr breit ist 
und bis zum Scheitel sich erhebt, zwei grosse Sinus. Die Pars condyloi- 
dea dieses Knochens ist gross, dick und fest und enthält ein Paar Sinus, 
die jedoch in die Schädelhöhle ausmünden. Die Pars basilaris ist ohne 
Zellen. Ein Tentorium cerebelli osseum ist nicht vorhanden. Ebenso 
nicht bei'm Rhinoceros^ IMppopotamua^ Tapir^ Dicotyle und Sus scrofa. 
Nur ist eine Crista petrosa bei letzteren noch zu sehen. Aeusserlich fin- 
den sich am Hinterkopfe, wo das Ligamentum nuchae sich ansetzt, eine 
doppelte Grube mit rauher zelliger Oberfläche. 



14 C. Mayer, 

Der Unterkiefer ist klein, kurz und fast bloss eine Knochenzelle fflr 
die beiden Backzähne zu nennen. Seine Processus sind verhältnissmässig 
schwach. Bekanntlich werden bei^m Elephanten nur zwei Backzähne an* 
genommen. Die vorderen Backzähne des Oberkiefers zeigen 7 bis 10 
Kronen, jedoch scheinen die hinteren Stücke ihre Kronen noch nicht ent- 
wickelt zu haben. Hinter dem ersten Backzahn bemerkt man, bei unserm 
halberwachsenen Thiere, einen Zahn von 5-6 Stücken, und 9-10 ein- 
zelne Zähne mit meist 5-6Cuspides, zuletzt ein zweispitziges und endlich 
ein einspitziges Stück. Auf ähnliche Weise verhalten sich auch die Back- 
zähne des Unterkiefers. Cuvier nimmt 32 Backzähne an, nach Corse's 
Angabe, dass die Backzähne achtmal wechseln. Es erzeugen sich daher 
hinten in der Cavitas alveolaris immer neue einfache Zacken, welche, in- 
dem sie vorrücken, sodann in mehrere Cuspides auswachsen und zu 8-10 
Stück zusammenklebend, einen Zahn ausmachen. Die Berührungsflächen 
der oberen und unteren Backzähne liegen in einer Ebene, wie bei mehre- 
ren Wiederkauern. Bei'm reifen Rhinoceros sind 7 Backzähne des Ober- 
kiefers und 7 Backzähne des Unterkiefers vorhanden. Die gegenseitige 
Anlagerung der Backzähne des Ober- und Unterkiefers oder ihr gegensei- 
tiges Ineinandergreifen unterscheidet das Rhinoceros sehr vom Elephanten. 
Die äusseren Cuspides der Backzähne sind nämlich bei^m Rhinoceros 
schaufeiförmig, die inneren dagegen conisch oddV zackig. Es liegen da- 
her die Backzähne nach aussen dachziegelförmig auf einander, so dass die 
obern die untern bedecken und sie sich an den entgegengesetzten Flächen 
berühren und abreiben. Die inneren Zacken, deren zwei bis drei sind, 
greifen aber so in einander von unten nach oben, dass die mittlere oder 
grössere Zacke in den Einschnitt der Zacken des entgegengesetzten Zah- 
nes eingepasst ist, so dass an den hinteren Zähnen immer zwei äussere 
Zacken in einen Einschnitt zu stehen kommen. Man sieht hieraus, dass 
die Backzähne des Rhinoceros eine doppelte Bestimmung haben, nämlich 
mit ihrer äusseren Hälfte wie Schneidezähne zum Nagen und Zerschneiden 
der Vegetabilien, mit ihrer inneren Hälfte, wie die Zähne der Carnivoren, 



Beiträge zmt Anatomie des Elephanten. 15 

zum Zerreissen und Abreissen derselben dienen zu können, und sie sind 
nur in der Richtung von oben nach abwärts und von vom auf einander 
beweglich. 

Die dreieckigen Zacken der Backzähne der Wiederkäuer greifen ver- 
mittelst dünner Rinnen in einander ein und sind nur in der Richtung nach 
der Seite auf einander beweglich. Bei'm Lama sind sie schief nach aussen 
und abwärts mit flachen Kronen sich berührend. Bei den reissenden Thie- 
ren berühren sich eigentlich nur die Spitzen der Backzähne und wenn sie 
sich mehr nähern, so greifen die grössten Zacken des Zahnes immer in die 
entgegenstehenden Lücken, so dass die grösste Zacke des Zahnes immer 
zwischen 2 Zähne fallt. Bei'm Bären haben die Backzähne aussen scharfe, 
innen mehr stumpfe Spitzen. Bei den Nagern (Kaninchen, Biber u.s.w.) 
stellen die Kronen gerade oder schiefe Ebenen mit Kerben oder Ein- 
schnitten dar. 

Die Kopfknochen des Elephanten und insbesondere auch die Schä- 
delknochen desselben verwachsen in ihren Synarthrosen sehr frühe und 
schon im fünften Jahre. Im sechsten Jahre ist das Thränenbein schon mit 
dem Stirnbein und Oberkieferbein verwachsen und vereint, daher es kam, 
dass Blumenbach dasselbe dem Elephanten absprach. Die Suturen des 
Stirnbeines, die desselben mit dem Scheitelbeine und die des Hinterhaupt- 
beines, so wie die Synchondrose des Keilbeines mit dem Basilartheile des 
Hinterhauptbeines sind schon gross tentheils verschwunden. Ebenso ist 
die Pars petrosa mit der Pars mastoidea schon frühe verwachsen. 

Die vorderen Knochenhöhlen (Sinus) des Schädels laufen in die 
Nasenhöhle, die hinteren in die Trommelhöhle, und diese sodann durch die 
Eustachische Trompete wieder in jene erstere aus. Auch communiciren 
die Hinterhauptzellen durch die des Scheitelbeines mit den Zellen des 
Stirnbeines. 

Der Schädel des asiatischen Elephanten zeichnet sich vor dem des 
africanischen Elephanten durch grössere Wölbung des Yorderkopfes und 
Hinterkopfes, insbesondere durch den grösseren Gesichtswinkel aus. Es 



16 C. Mayer, 

sind bei jenem auch die Sinus frontales, parietales et occipitales viel weiter 
und geräumiger. Cuvier bemerkt dieses bereits, indem er sagt (Annal. 
du nrnseum d^histaire naturelle. Tom. VIII. pag. 142): Ce qui frappe le 
pkis^ &e8t le sammet dsla tite presque arrahdi dans Pelephant d'Afrique 
et s'älevant dans Vilephant des Indes en une espdce de double pfframide. 
Dadurch erhält der Kopf des asiatischen Elephanten ein schöneres, impo- 
santeres Ansehen, dagegen an dem des africanischen Elephanten die Stirn 
abgeflacht und der Hinterkopf niedrig und zurückgewichen erscheint. 

Die Höhle des Schädels des Elephanten ist, entsprechend der Grösse 
seines Gehirns, sehr geräumig. Auffallend ist der Unterschied des Schä- 
dels des Elephanten und des des Rhinoceros, so wie des des Hippopota- 
mus, sowohl was die äussere Form, als was die Höhle des Schädels betrifft. 
Jene ist bei dem Rhinoceros concav, statt gewölbt und bei'm Hippopota- 
mus ganz deprimirt und platt. Die Caritas cranii beträgt bei einem gleich 
grossen Rhinoceros oder Hippopotamus nach allen Dimensionen nur die 
Hälfte der Durchmesser der Schädelhöhle des Elephanten. 

Die vorderen oder Stirnbeingruben und die mittleren oder Schläfen- 
flügelbeingruben sind sehr gross. Die hinteren oberen Scheitelgruben 
sind sehr spatiös und die Hinterhauptsgruben ebenfalls gross. Die Sieb- 
beingrube ist breit und tief für die dicken Bulbi nervi olfactorii und grösser 
als bei irgend einem Thiere. Der Körper des vorderen und hinteren 
Keilbeines ist breit und flach, der Basilartheil des Hinterhauptbeines eben- 
falls breit und ziemlich tief ausgehöhlt. 

In Betrefl" der Oeflhungen an der Basis des Schädels, welche für den 
Austritt der Nerven und für den Verlauf der Blutgefässe bestimmt sind und 
welche ich der Kürze halber, wie folgt, bezeichnen will, 

1. Foramen infraorbitale, 

2. Foramen nasopalatinum, 

3. Foramen ethmoideum, 

4. Foramen opticum, 

5. Fissura orbitalis superior, 



Beiträge smr Anatomie des Elephanten. 17 

6. Foramen rotundum, 

7. Canalis Vidianus, 

8. Foramen ovale, 

9. Foramen caroticum, 
10. Foramen lacerum, 

IL Foramen condyloideum anticum, 
will ich in Vergleichung mit denselben Oeffnungen des Schädels anderer 
Säugethiere einige eigene Beobachtungen hier niederlegen. Es haben zwar 
schon Cuvier und Meckel diesen Oeffnungen ihre Aufmerksamkeit ge- 
widmet, allein mehrere der hier angeführten nicht berücksichtigt. So wird 
der Canalis Yidianus von Beiden fibergangen, ebenso 2 und 3. Cuvier 
lässt das Foramen condyloideum anticum beim Elephanten fehlen, da es 
nur mit dem Foramen lacerum etwas zusammenfliesst. Er und Meckel 
nehmen ein Foramen lacerum anterius an, welches nie existirt, sondern 
stets durch Knorpelmasse geschlossen ist. 

Bei'm Elephanten ist 1 ausserordentlich gross und ein zweites kleines 
Foramen infraorbitale daneben vorhanden. Vor seinem Austritt am Margo 
infraorbitalis bemerkt man dessen Foramen alveolare anticum, welches bald 
in mehrere Canales dentales ausläuft. Foramina alveolaria postica sind 
mehrere, nach hinten am Oberkieferbein. 2 ist gross und geht in 2 Canäle 
über, welche an der Pars nasalis des Gaumenbeines hinten in die Nasen- 
höhle auslaufen. 3 liegt weit nach hinten und ist verhältnissmässig klein. 
4 ist rundlich ; es findet sich nach aussen von ihm noch ein Loch für den 
Nervus IV und eines für den Nervus III wahrscheinlich vor. 5 ist sehr 
weit und befindet sich im Os sphaenoideum posterius. 6 ist mit 5 vereint. 
7 ist sehr weit. 8 wird theils vom Os sphaenoideum, theils vom Os petro- 
sum gebildet. 9 ist ziemlich weit und bildet eine einfache Krümmung, 
deren Concavität vorwärts gerichtet ist. 10 und 11 sind gross und ver- 
schmolzen. 

Bei^m Rhdnoceros unicornis sind 1, 2, 3, 4 gross, 5, 6 (Fissura 
orbitales superior und Foramen rotundum) vereint; 7 ist gross-, 8, 9 

VoLXXII. P.L 3 



18 C. Mayer, 

(das Foramen ovale und caroticum) sind in eins verschmolzen ; 10 weit; 
11 gross. 

Bei'm Tapir ebenso; 2, 7, 11 gross; 8, 9, 10 verschmolzen. 

Bei'm Hippopotamus ist 1 ebenfalls doppelt, 2 massig, 3 gross, 4 klein, 
5 und 6 vereint, 7 fehlt, 8 halb offen, 9 eng, 10 weit, 11 sehr gross. 

Bei'm Schweine ist 1 gross und einfach, 2 gross, ebenso 3, 4 mit- 
telmässig, 5 und 6 vereint. Das Foramen rotundum ist bloss ein Sulcus. 
7 fehlt, 8 ist eng, 9 offen, 10 eng, 11 klein. Bei Dicotyles torqaatus ist 
1 massig, 2 und 3 klein^ ebenso 4, 5 und 6 vereint, 7 fehlt, 8 eng, 
9 offen, 10 und 11 klein. 

Bei'm Pferde ist 2 weit, 3 ebenfalls, 4 platt, 5 und 6 nur durch eine 
Spina geschieden, 7 gfoss, 8, 9 u. 10 bilden eine Spalte, 11 sehr weit. 

Bei'm Ochsen ist 5 u. 6 vereint, 7 fein, 8 rundlich, 9 klein, ebenso 10. 

Bei'm ^chaaf ist 2 gross, 3 klein, 5 u. 6 vereint, 8 gross, 10 eng. 

Bei der Gemse ist 1 und 2 gross, 3 sehr gross, 5 und 6 vereint, 
7 gross, 10 eng, 11 gross. 

Bei'm Lama ist 8 rundlich. 

Bei'm Hirsch ist 8 rundlich, 7 fehlt als Loch, 10 gross. 

Bei'm Hunde ist 1 -4 vorhanden, 5 Fissur, orbital., 6 Foram. rotund. 
(getrennt); 7 und 8 gross, 9 rund, 10 eine feine Spalte, 11 massig. 

Bei der Katze, bei'm Löwen und Tiger ähnlich wie bei'm Hunde, 
nur fehlt 7 und 10 ist weit. 

Bei'm Biber ist 7 sehr gross. Bei den Nagern (auch bei'm Biber) 
befinden sich eine oder mehrere Oeffnungen unter dem Os sphaenoideum 
anticum von einer Seite zur anderen. 

An einem alten Schädel vom Delphin (D. delphi») verhalten sich 
diese Oeffnungen auf folgende Weise : 1 ist, weil die Augenhöhle offen, 
gar nfcht mehr als Knochencanal vorhanden. 2 mehrere kleine Oeffnun- 
gen. 3 ist vorhanden, obwohl sehr fein, so dass der Nervus ethmoidalis 
nur von der Dicke eines Zwirnfadens sein mochte, bei der Geräumigkeit 
der Schädelhöhle, welche, nach Abrechnung des breiten und starken Ten- 



Beiträge mir AtMtome des Elephanten. 19 

torium cerebelli osseum, die des Menschen um % mal übertreffen würde. 
In der Schädelhöhle angelangt, geht es in mehrere Sulci über, welche 
durch mehrere Oeffnungen an der vorderen Wand der Siebplatte ausmün- 
den, unter welchen sich auch die zwei Oeffnungen für den Nervus olfacto- 
rius befinden mögen (s. meine Abhandlung: Beiträge zur Anatomie des 
Delphins. 1834). 4 mittelmässig, 5 und 6 vereint, 7 klein, 8 besonders 
da, eng, in der Schädelhöhle neben der Sella turcica, 10 weit, 1 1 fast 
mit 10 vereint. 

Bei Halicore Dugong ist das Siebbein mit einem Labyrinth und einer 
Concha schon vorhanden und lässt zwei weite Canäle durch, wohl für den 
Nervus olfactorius. 1 ist ausserordentlich weit geworden, wohl nicht bloss 
für den Nervus infraorbitalis bestimmt-, 4 ist fein; 5 und 6 sind getrennt, 
dagegen 8 halb offen, und 1 1 mit 10 zusammenfliessend. Bei Trichecas 
Romia/ms ist 1 gross, 2 fein, 3 gross, so wie die Löcher des Siebbeines, 
4 anfangs platt, wird zur Knochenröhre, 5 platt, 6 gross, 7 fein, 8 eng, 
9 rund weit, 10 weit, 11 vorhanden. Bei Ceratodon Monoceros ist 1 wie 
bei den Delphinen nicht mehr als Knochencanal zugegen, 4 eine Knochen- 
röhre, 9 rund und ziemlich gross, 11 eine Knochenröhre. 

Das Foramen stylomastoideum bietet keine besondere Verschieden- 
heit, mit Ausnahme der Weite, dar, daher es hier nicht namentlich aufge- 
führt ist. Nur bei Halicore Dugong finde ich kein geschlossenes Foramen 
stylomastoideum, so wie der ganze Canalis Faloppiae einen offenen Sulcus 
bildet. Das Foramen spinosum fällt, wie schon bei dem Orang Outang 
und bisweilen selbst bei dem Menschen, mit dem Foramen ovale zusammen. 

Noch erwähne ich bei dieser Gelegenheit, als abweichende Bildung, 
bei'm Hundeschädel, dass bei mehreren Arten die Schuppe des Hinter- 
hauptbeines sich in einen schmalen Fortsatz verlängert, in welchem der 
sogenannte Torcular Hierophili sich befindet. Dieser geht sodann zu bei- 
den Seiten in den Sulcus oder Halbcanal für den Sinus transversus über, 
welcher aber hier nicht bloss durch das Foramen lacerum ausmündet, 
sondern schon oberhalb des Felsenbeins nach aussen tretend« zwischen 



20 C. Mayer, 

dem Condylus des Schläfenbeins und der äussern Ohröffnung ausläuft. Diese 
Ergiessung des Sinus transversus nicht in die Vena jugularis interna, son- 
dern in die Vena jugularis temporalis bei'm Hunde, oder diese Ausmttn- 
düng des Sinus transversus vor der äusseren Gehöröffnung findet sich 
auch bei mehreren anderen Säugethieren. Es verdient daher dieses Fo- 
ramen jugulare anterius oder die Eröffnung des Sinus transversus nach 
aussen und vorn, vor dem äussern Gehörgange, eine besondere Beachtung. 
Es läuft nämlich der Sinus transversus bei mehreren Säugethieren statt 
nach unten durch das Foramen lacerum, nach oben oder oberhalb des Fel- 
senbeins und nach vorn und aussen. Diese Ausmündung des Sinus trans- 
versus oder dieses Foramen jugulare anterius findet sich noch nicht an 
dem Schädel des Menschen. An dem der Quadrumanen trifft man es zwar 
an, aber mehr nach hinten. Bei^m Hundegeschlechte, dem Fuchs, Wolf, 
ist es gross und liegt vor der äusseren Gehöröffnung. Bei^m Fuchs ist 
auch ein Foramen in der Schuppe des Schläfenbeines vorhanden, wodurch 
eine Vena temporalis in diesen Sinus im Schädel sich ergiesst. Bei der 
Katze, dem Löwen und Tiger fehlt es. Bei'm Pferde, dem Esel, Ochsen 
und Hirsch ist es gross; bei'm Schaaf und bei der Gemse ebenfalls; bei'm 
Lama ist es ausserordentlich gross; so wie der Sinus ebenfalls sehr weit. 
Bei'm Schweine fehlt diese Oeffnung. Bei'm Rhinoceros liegt es nach 
hinten und ist klein ; bei'm Tapir ebenso, aber gross. Bei'm Elephanten 
fehlt es. Bei'm Biber, bei'm Delphin u.s.w. ist es nicht vorhanden. 

Ich kann nicht umhin, noch der Halswirbel des Elephanten zu geden- 
ken, weil sie so ganz auffallend den Typus der Halswirbel der Cetaceen 
darbieten. Der Atlas undEpistropheus ist stark entwickelt, dagegen sind der 
3te bis 7te Halswirbel nur dünne Ringe. Die Halswirbel unseres jungen 
Elephanten, mit denen eines Skelettes vom Narhwal von 25 Fuss vergli- 
chen, zeigen die frappanteste Aehnlichkeit. Diese Aehnlichkeit des Ele- 
phanten mit den Cetaceen spricht sich auch in der Form der Schädelhöhle, 
der Geräumigkeit der Nares, der Kleinheit der Nasenbeine und in der 
Assymetrie des Schädels aus. Letzteres erwähnt schon Meckel von dem 



Beiträge smr Anatomie des Elephcmten. 21 

Schädel der Cetaceen und ich kann seine Beobachtung nur bestätigen 
(1. c. II. S.586). Merkwürdig scheint mir, dass diese Assymetrie des 
Schadeis der Cetaceen nach einer Seite und zwar nach der linken hin ge- 
richtet ist, oder als eine Verdrehung des Schädels nach links erscheint. 



Hyologie. 

Die bereits anfangende Zersetzung der Fleischmasse unsers Kolossen, 
welche selbst der Hand des Anatomen fühlbar wurde, erforderte eine un- 
verweilte Section der Muskeln, wobei ich mich der gütigen Unterstützung 
meines hochgeehrten Herrn CoUegen Prof. Weber zu erfreuen hatte. 

Musculus cutaneus. Hautmuskel. Er besteht aus einer 
dünnen und schwachen Muskelplalte, welche den ganzen Rücken und die 
Seiten des Rumpfes einnimmt, nach aufwärts am Halse in eine zarte Seh- 
nenhaut übergeht, welche sich sodann über das Gesicht ausbreitet. An 
der Seite des Rumpfes wird diese Muskellage etwas dicker und stärker 
und geht hier in eine äusserst starke, \ Zoll dicke, gelbe Sehnenhaut über, 
welche die Bauchmuskeln äusserlich deckt und in der Linea alba mit der 
der anderen Seite zusammenfliesst. Sie setzt sich, jedoch minder stark 
und allmälig an Dicke abnehmend^ als Fascia flava über die Schulter und 
die vordere Extremität, so wie über die Hinterbacken und die hintere 
Extremität fort. 

1. Maskeln des Kopfes und des Halses. *) 

M. frontalis. Er ist dick an seinem Ursprünge und geht an die obere 
Fläche des Rüssels, indem er den obem Längenmuskel (M. levator pro- 
boscidis) desselben bildet. 



^) Um unnöthige WeitläafligkeU za vermeiden, sind die Urspnmgsslellen und die Ansatzpuncte 
der Muskeln, wenn sie keine Abweichung von dem gewöhnlichen Verlaufe darbieten, nicht 
angegeben. 



22 C. Mayer, 

M. depressor proboscidis vom untern Rande des Os intermaxiUare 
(s. unten). 

M. abductor proboscidis vom Stimfortsatz des Os intermaxiUare 
(s. unten). 

M. levator proboscidis alae, Aufheber des Flügelknorpels an der 
C- förmigen Krümmung des Rüsselcanales an der Wurzel des Rüssels. 

M. masseter. Ein einfacher und verhältnissmässig dicker, aber brei- 
ter Muskel. 

M. pterygoideus externus. Ein dicker, breiter Muskel. 

M. pterygoideus internus. Er ist schmal und kurz. 

M. temporalis. Er ist ausserordentlich dick, die grosse Schläfen- 
grube ganz ausfüllend. Sein Gewicht beträgt über 4 Pfund bürgerlichen 
Gewichtes. 

M. buccinator. Er ist nur schmal und nicht besonders dick. 

M. biventer maxillae. Er ist kurz und besteht bloss aus einem, aber 
dicken Bauche, in dessen Mitte eine schwache Sehne sichtbar ist. 

M. stylohyoideus. Er ist ebenfalls kurz, stark und geht ohne Anhef- 
lung an den vorigen Muskel zum vordem (grossen) Hom des Zungenbeins. 

M. styloglossus. Er liegt hinter dem vorigen und ist ebenfalls ganz 
kurz, aber stark. 

M. mylohyoideus. Er ist breit und beträchtlich stark. 

M. geniohyoideus. Er ist ganz kurz. 

M. circumflexus palati. Er ist lang und dünn, und kommt seine 
Sehne mit der des anderseitigen Muskels zusammen. 

M. sterno - maxillaris. Ein langer, schlanker, cylindrischer Muskel, 
welcher vom Manubrium des Brustbeins entspringt, seitlich schief am Halse 
aufwärts steigt und sich in eine Aponeurose endigt, welche sich, vom 
Angulus maxillae inferioris aus, über das Gesicht verbreitet. Er ist als 
die vordere Portion des M. sterno - cleido - mastoideus anzusehen. 

M. sterno - mastoideus (hintere Portion des M. sterno-cleido-mastoi- 
deus). Er entspringt vom Manubrium des Brustbeins neben dem vorigen 



Beiträge zfur Anatomie des Elephanten. 23 

nach aufivärts, ist breit, fleischig und geht mit seiner breiten Sehne an 
den Processus mastoideus. Seine obere Portion spaltet sich und lässt den 
vorderen Ast des Nervus accessorius hindurch. 

Ligamentum nuchae. (Pax Wax.) Es ist ausserordentlich 
stark. Es, besteht aus 2 Portionen, der rechten und linken Portion, welche 
in der Mitte theilweise getrennt sind. Jede Seitenhälfte theilt sich wieder 
in ein vorderes und hinteres Bttndel. Alle vier Bündel entspringen hinten 
von den Dornfortsätzen der unteren Halswirbel und setzen sich in den Gru- 
ben (Fossae cribrosae) an der hinteren Fläche des Hinterhauptbeines zur 
Seite der Spina occipitalis externa fest. Es wiegt 2 Pfund, 2 Loth bürg. 
Gewicht. 

M. rectus capitis posterior major et minor. Beide sind gehörig ent- 
wickelt. 

M. obliquus capitis posterior superior et inferior. Sie sind sehr stark 
und dick. 

M. complexus. Er ist stark. 

M. biventer cervicis. Ebenfalls stark entwickelt. 

M. longus colli. Er geht bis zum 4ten Rückenwirbel herab und ist 
unten sehr dick. 

M. rectus capitis anterior major. Er ist stark. 

M. rectus capitis anterior minor. Ebenfalls stark entwickelt. 

9. Maskeln der Brost und des Rückens. 

M . cuccularis. Er ist schmal, aber fleischig. 

M. latissimus. Er ist sehr breit und gross. Seine Sehne spaltet 
sich, lässt am Angulus scapulae die Sehne des M. anconaeus longus 
hindurch und geht mit seinem muskulösen Ende an die Spina humeri 
unterhalb des M. coracobrachialis, so wie in die Aponeurose der vorderen 
Extremität über. 

M. serratus anticus magnus. Er entspringt sehr fleischig von dem 
Schulterblatt und geht mit 9 Fleischzipfeln an die vordem 9 Rippen. 



24 C. Mayer, 

M. serratus posticus superior. Er ist stark und geht an die 7te bis 
15te Rippe. 

M. serratus posticus inferior. Er ist dünnhäutig. 

M. scalenus anterior. Er ist breit und gehl mit 4 Zacken an die 
obersten 4 Rippen. 

M. sacrolumbaris. Er besitzt 19 aufsteigende äussere und eben so 
viele innere absteigende Dentationen. Sein unterer Bauch ist sehr dick. 

M. longissimus dorsi. Er zeigt äussere aufsteigende und innere 
ebenfalls aufsteigende Dentationen, wovon die letzte an den 2ten Halswir- 
bel sich ansetzt. 

M. semispinalis cervicis et dorsi. Ist nur wenig entwickelt. 

M. multifidus Spinae. Er ist nur schwach entwickelt. 

Mm. intercostales interni. Sie gehen schief von hinten nach vorn 
und von unten aufwärts ; sie sind dick. 

M. intercostales externi. Sie gehen von vorn schief nach hinten und 
sind dünn. 

M. infracostales. Sie bilden starke Muskelbündel. 

M. levatores costarum. Sie sind gut entwickelt. 

3. Maskeln des Baaches. 

M. obliquus externus. Er liegt unterhalb der sehnigten Haut des 
Hautmuskels. Er ist sehr stark', entspringt mit 19 Fleischbündeln von den 
Rippen und geht in eine starke dicke gelbe Aponeurose über, welche in 
der Linea alba sich mit der des Hautmuskels vereinigt. 

M. obliquus internus. Er ist ebenfalls sehr stark und bildet vorzüg- 
lich den unteren Theil der genannten Aponeurose. 

M. transversus abdominis ist sehr stark entwickelt und zeigt 15 Zacken. 

M. rectus abdominis ist breit und stark. 

M. pyramidalis. Er fehlt. 

Diaphragma. Das Zwerchfell ist nicht nur sehr breit an seiner Pars 
costalis, sondern auch seine Pars lumbaris ist sehr dick und stark. Die 



Beiträge zur Anatomie des El^hatUen. 25 

Pars tendinea der ersteren ist dageg'en wenig hervortretend, die Sehnen 
der Pars lumbaris jedoch sind sehr stark. Eine starke Muskelschichte des 
Zwerchfelles umschlingt die Vena cava inferior bei ihrem Durchgange 
durch dasselbe, und kann dieselbe als Hebemuskel der Hohlvene, Levator 
venae cavae inferior, angesehen werden. 

4. Maskeln der irorderen Extremität. 

M. pectoralis maior. Er ist sehr breit und von dicker Fleischmasse, 
setzt sich unter dem M. deltoideus am Humerus fest und geht in die Apo- 
neurose des Armes über. 

M. pectoralis minor. Er ist ein starker aber schmaler dreieckiger 
Muskel. 

M. deltoideus. Er besteht nur aus zwei von einander getrennten 
Portionen, wovon die vordere, dicke, aber schmale und längere von dem 
hinteren Bande der Spina scapulae entspringt, die hintere breitere aber und 
kürzere vom hinteren Ende des oberen Randes der Scapula ihren Ursprung 
nimmt. Beide Portionen gehen vereint an die Spina des Humerus. 

M* supraspinatus. Er ist dick und geht an das Tuberculum malus 
humeri. 

M. infraspinatus. Er ist breit, aber dünn und bedeckt den M. teres 
minor, welcher mit ihm an die untere Seite des Tuberculum malus humeri 
hinläuft. 

M. teres minor. Er ist dick und besitzt zwei Portionen. 

M. coracobrachialis. Er entspringt an der Spina anterior scapulae, 
ist ziemlich stark und geht bis zu dem Condylus internus humeri herab. 

M. subscapularis. Er ist stark und breit. 

M. teres maipr. Er verbindet sich mit der Sehne des M. latissimus 
dorsi und geht an das Tuberculum minus humeri hin. 

M. extensor triceps. Er besteht aus einem Anconaeus magnus, von 
welchem noch ein Anconaeus longus zu trennen ist, sodann aus dem An- 

Voi.XXII. P.M. 4 



26 C. Mayer, 

conaeus internus, welcher kurz, und einem Anconaeus externus, welcher 
sehr dick und doppelt ist. Der M. anconaeus quartus ist dreieckig, lang 
und staric. 

M. biceps antibrachii. Er ist einfach, aber stark« 

M. brachialis internus. Er ist kurz, aber dick und bildet das starke 
Ligamentum intermusculare internum. 

M. supinator longus. Er ist ziemlich schmal. 

M. extensor carpi radialis longus. Er ist stärker und dicker als der 
vorige und geht an das Os metacarpi des zweiten Zehens. 

M. extensor carpi radialis brevis. Er ist kurz und geht an das Os 
metacarpi des dritten Zehens. 

M. extensor digitorum communis. Er bildet einen sehr starken Tendo 
aponeuroticus communis, welcher in 3 Sehnen ausläuft. 

M. extensor poUicis major. Er kreuzt sich mit dem vorigen. 

M. extensor poUicis minor. Er ist nur dünn. 

M. abductor poUicis longus. Er liegt hinter dem vorigen. 

M. extensor carpi ulnaris. Er ist ebenfalls stark und geht an das Os 
metacarpi des ffinften Zehens. 

M. extensor digiti minimi proprius. Ist vorhanden. 

M. palmaris longus. Er ist dünn und seine Sehne endet am 
Garpus. 

M. Pronator teres. Er ist kurz, dreieckig. Seine Sehne geht in 
den M. flexor carpi radialis über. 

M. flexor carpi radialis* Er geht an das Os multangulum malus und 
an das Os metacarpi des zweiten Zehens. 

M. flexor carpi ulnaris. Er ist dick und seine Seline stark, welche 
sich an das Os pisiforme und Os metacarpi des fünften Zehens ansetzt. 

M. flexor communis digitorum sublimis. Er ist oben mit dem 
M. flexor radialis und M. palmaris verbunden. 

M. flexor communis digitorum profundus. Seine 4 Sehnen gehen 
an einen starken Knorpel und sodann zu den Zehen. 



Beiträge smr Anatomie des Elephanlen. 27 

Mm. lumbricales. Es sind drei dicke vorhanden. 
Mm. flexores breves. Es sind 2 auf der Radialseite und 1 auf der 
Ulnarseile vorhanden. 

Mm. interossei. Es sind 4 gedoppelte zugegen. 

5. ninskeln der hinteren Extremltftt. 

M. psoas magnus. Er ist breit, aber dfinn. 

M. psoas parvus. Er ist dick und lang und entspringt hoch oben von 
der vierten untersten Rippe. Er geht in die Fascia pelvis interna über. 

M. iliacus internus. Er ist dick und hat 2 Portionen: 

M. sartorius. Er ist sehr fleischig. 

M. gracilis. Er ist breit und sehnig bis gegen seine Mitte. 

M. glutaeus maximus. Er entspringt von der ganzen Crista iliaca 
und von 4-5 Wirbeln des Steissbeins; ist hinten dick, dagegen im Ver- 
hältniss vorn dünn und sehnig. Seine Fleischmasse reicht bis unter das 
Knie herab. Seine Sehne geht an den Trochanter maior, bildet, verbun- 
den mit einer Portion des Caput breve des M. occipitis, eine breite Apo- 
neurose für den Ober- und Unterschenkel und abwärts bis zur Ferse, wo 
sie in die Achillessehne übergeht. 

M. glutaeus medius. Er ist dicker und stärker als der vorige. 

M. glutaeus minimus. Er ist nur klein, aber dick. 

M. pyriformis. Er fehlt. 

Mm. gemini pelvis. Sie sind nicht vorhanden. 

M. quadratus femoris. Er ist mit dem M. obturator ext. verbunden. 

M. biceps femoris. Er entspringt als dicke, runde Fleischmasse vom 
Tuber ischii. 

M. semitendinosus. Seine Sehne geht ebenfalls in die Aponeurose 
des Unterschenkels über. 

M. semimembranosus. Er ist glatt und einfach und geht an den 
Condylus internus tibiae hin. 



28 C. Mayer, 

M. obturalor externus. Er ist sehr gut entwickelt. 

M. obturator internus. Er ist gehörig entwickelt. 

M. adductor magnus. Er ist sehr stark. 

M. adductor longus. Er ist kurz. 

M. adductor brevis. . Er ist zweifach vorhanden. 

M. pectinaeus. Ist zugegen. 

M. gastrocnemius externus. Sein Kopf ist schmal. 

M. gastrocnemius internus. Er ist stärker als der vorige. Die Seh- 
nen beider kreuzen sich und es geht die des erstem an die Sehne des 
M. glutaeus maximus und in die Aponeurosis plantaris; die des letzteren 
an den Calcaneus. 

M. poplitaeus. Er ist gut entwickelt. 

M. plantaris. Er kommt vom Condylus externus femoris, besitzt einen 
ziemlich starken Fleischbauch und seine starke Sehne geht an dem Calca- 
neus in die Achillessehne Aber. 

M. soleus. Er ist im Ganzen schwach und schmal. 

M. peronaeus longus. Er ist ein schlanker Muskel und wird oben 
vom Nervus peronaeus durchbohrt. Er geht unter dem Malleolus exter- 
nus hinweg an das Os euboideum der Fusssohle und das Os metatarsi des 
ersten und zweiten Zehens. 

M. peronaeus brevis. Er ist beträchtlich dicker als der vorige ; er 
geht ebenfalls unter dem Malleolus externus hinweg. 

M. rectus femoris. Er ist stark hervortretend. 

M. vastus internus. Er ist einfach. 

M. vastus externus. Er ist stärker als der vorige, doppelt- oder 
zweigetheilt. 

M. cruralis. Ich vermisse ihn. 

M. tibialis anticus. Er ist nur schwach, entspringt von der Tibia und 
geht an das Os euboideum und Os metatarsi des ersten und zweiten 
Zehens. 

M. extensor digitorum communis. Er hat zwei Bäuche. 



Beiträge smr Anatomie des Elephanten. 29 

M- exlensor digitorum communis brevis. Es sind drei Muskeln, wel- 
che an die Rückenfläche des ersten, zweiten und dritten Zehens gehen. 

M. tibialis posticus. Von der Tibia entspringend, geht er unter dem 
Malleolus externus auf den Rücken des Hinterfusses schief über das Os 
naviculare bis zum Os cuneiforme des ersten und Os metalarsi des zwei- 
ten und dritten Zehens, mit der Sehne des M. tibialis anticus sich ver- 
bindend, auf welcher seine Sehne liegL 

M. flexor communis digitorum. Er entspringt von dem Condylus ex- 
ternus und der Spina tibiae, so wie von dem Ligamentum interosseum, 
theilt sich in einen grösseren Bauch, welcher mit vier Sehnen an die 
Volarfläche des ersten, zweiten, dritten und vierten Zehens geht und in 
einen kleineren Bauch, welcher mit zwei Sehnen an die dritte und vierte 
Zehe sich begiebt. 

M. flexor hallucis longus. Es kreuzt seine Sehne die des vorigen. 

Aponeurosis plantaris. Von der Tendo Achillis setzt sich eine starke 
Aponeurose fort, welche die ganze Planta pedis einnimmt. 

M. flexor communis digitorum brevis. Er ist ziemlich stark und bil- 
det vier Sehnen, welche mit denen des grösseren Bauches des Flexor 
communis digitorum longus an die vier Zehen gehen. 

Mm. lumbricales. Es sind drei derselben zugegen. 

M. abductor hallucis brevis. Er ist zweiköpfig. 

Mm. interossei. Es sind 3 interni und 3 externi zu unterscheiden. 
Die sehr dicke Knorpelplatte an der Sohle der vorderen und hinteren 
Extremität ist nichts Anderes, als eine Verknorpelung der Aponeurosis 
plantaris, in welche sich an der vorderen Extremität die Sehnen der Flexo- 
res carpi, an der hinteren Extremität die der Wadenmuskeln und die Sehne 
des Glutaeus maximus fortsetzen. 



30 C. Mayer, 

üplanchnolosie« 



Mundhölile and IJingebiingreii. 

Die Ohrspeicheldrüse bildet eine grosse rundliche derbe Masse, wel- 
che aus vielen einzelnen kugligen Lappen zusammengesetzt ist. Ihr Län- 
gendurchmesser beträgt 4 Zoll, ihr Querdurchmesser 3 Zoll, ihre Dicke 
2 Zoll 6 Linien. Ihr Gewicht ist 26 Loth. Sie ist durch ein starkes 
Faserbündel als Ligamentum Suspensorium parotidis an den Processus 
zygomaticus befestigt und gehalten. Ihr Ausführungsgang tritt fast in der 
Mitte mit einer Erweiterung oder einem kleinen Becken aus ihr, ist sodann 
fingerdick, läuft quer oberhalb der Mitte des Muse, masseter über diesen, 
bedeckt von der Aponeurosis facialis des Hautmuskels, und tritt durch den 
Muse, buccinator in die Mundhöhle mit geräumiger Ausmflndung. 

Die ovale Unterkieferdrttse, Glandula submaxillaris, ist dagegen nur 
klein. Ihr Ausführungsgang öffnet sich wie gewöhnlich zur Seite der Zunge. 

Auch die Unterzungendrüse, Glandula subungualis, ist verhältniss- 
mässig nur wenig entwickelt. 

Hier ist sodann die merkwürdige, dem Elephanten eigenthümliche 
Schläfendrüse zu erwähnen. Schon Strabo kannte diese Drüse (Geogr. 
lib. 15)^ wo es heisst : pingue quiddam emmitHt mos per spiramentum^ quod 
ei secundma tempara est. Sie soll während der Brunst anschwellen, was 
aber neuere Beobachter (Corse, Philos. transacUons. Year 1799) nicht 
bestätigen. Sie liegt unter der Haut, zwischen der Augenhöhle und dem 
Ohre, oberhalb des Processus zygomaticus, hat eine rundliche Form, ist 
.ganz platt, oder 2-3 Linien dick, aber 4 Zoll lang und 5 Zoll breit. Sie 
besteht aus einzelnen blaurothen Läppchen. Die Ausführungsgänge dieser 
Läppchen kommen in der Mitte der Drüse zusammen und münden hier 
durch eine runde kirschkerngrosse Oeffnung aus. Das Secretum ist eine 
Hautschmiere. 



Beträge imr Anatomie des Elephanten. 31 

Die Zunge ist im Ganzen kurz und schmal, hinten und in der Mitte 
gleichmässig dick und abgerundet ; sie ist nach hinten mit blätterförmigen 
Zotten versehen. Gegen ihr vorderes Ende läuft sie conisch zu und endet 
mit einer stumpfen Spitze, oder einer Art von Haken. Das Zungenbein 
ist stark, sein Körper schildförmig, die vorderen Homer sind schmal und 
gebogen, die hinteren Hörner kurz und dick. 

Es sind 4 grosse und 2 kleine Papillae capitatae vorhanden. Die 
Papulae fungiformes sind nur gegen die Spitze hin bemerklich. Am Rande 
der Zunge bemerkt man warzenförmige Erhabenheiten und Läppchen. Das 
von mir entdeckte Organ zur Seite der Zunge besteht aus 10 grossen und 
20 kleine Spalten, mit immer zwei einander entgegengestellten Wärzchen 
in jeder grossen Spalte und Schleimgruben darin. Am vorderen Gaumen* 
rande bemerkt man zwei Oeffhungen, welche zu zwei Schleimcanälen füh- 
ren, die eine Länge von 8 Zoll besitzen. 

Merkwürdig ist die Enge des Isthmus des Rachens und kommt solche 
Verengerung nur meines Wissens bei'm Cabiai (Hydrochaerua Ca/pyhara^ 
Cavia CapybaraJ^ freilich verhältnissmässig viel kleiner vor. (In meiner 
Abhandlung: lieber die Zunge, Acta Acad. Caes. Leop. Vol. XX. F. II. 
S. 748. Fig. 5. soll es heissen Cavia Capybara statt Cavia Cohaya). Es 
kann daher der Elephant nur ganz kleine Bissen völlig zerriebener Nah* 
rungsmittel oder Speisen zu sich nehmen. 

Es ist keine Uvula vorhanden. Die Mandeln sind platt, bestehen 
1) aus kleinen Drttsenkömem, welche in eine Reihe von Schleimöffnun- 
gen ausmünden, und 2) nach hinten aus einem 3!4 Zoll langen und IV^ Zoll 
weiten drüsigen ovalen Sack oder Tasche. Die Eustachische Trompete 
bildet eine 3/) Zoll lange, anfangs 3 Linien weite, knorpelige Röhre, 
welche sich gegen die Trommelhöhle hin conisch verengert. 

Danncanal und seine Anliängre. 

Der Oesophagus ist gerade und sowohl in seinen Längen- als auch 
in seinen Cirkelfasern sehr stark muskulös. Seine innere Oberfläche ist 



32 C. Mayer, 

glatt, mit Längenfalten und hier und da mit kleinen Knötchen der Speichel- 
drüsen versehen. Der Magen ist 2 Fuss 9 Zoll lang in seiner Achse 
und 9 Zoll an der Cardia, 4 Zoll am Pylorus breit. Er besitzt einen co- 
nisch zugespitzten Blindsack. Er befand sich leer. Moulinus fand in 
dem Magen seines Elephanten Steinchen, 4 Unzen an Gewicht. Im Inne- 
ren zeigt er am Blindsacke breite kreisförmige Falten, im übrigen Theile 
schwache Längenfalten. Zahlreiche Schleimhöhlen bemerkt man an seiner 
inneren Oberfläche, besonders an den Falten des Blindsackes. Das Omen- 
tum ist nur dünn und ohne Fett. Der Pförtner ist rund und wird von 
einer schmalen ringförmigen Falte gebildet. Der Zwölfßngerdarm ist ein- 
fach gekrümmt. Der Gallengang mündet 9 Zoll vom Pförtner gemein- 
schaftlich mit dem vordem pankreatischen Gange in denselben ein. Der 
Dünndarm ist gleichförmig. Seine Länge vom Pförtner bis zur Grimm- 
darmklappe beträgt 37 Fuss. Diese wird durch einen 10 Linien breiten, 
einfachen Yorsprung des Krummdarmes gebildet. (Moulinus konnte sie 
nicht finden.) Das Caecum ist sehr weit, wie der noch sehr lange, mit 
2-3 Erweiterungen versehene Dickdarm überhaupt, dessen Maass 32 Fuss 
2 Zoll beträgt. Der Mastdarm ist ebenfalls weit und endet mit einer Reihe 
von Falten innerhalb des Afters. Die gesammte Länge des DarmcanalSs 
ist daher gegen 75 Fuss. Die Klappen im Duodenum sind sehr zahlreich, 
breit, vorspringend und eigentliche Valvulae conniventes. Sie werden 
schmäler, ungleichförmig, weniger vorspringend und selbst netzförmig 
nach abwärts. Die Darmzotten sind sehr kurz, aber breit. Im übrigen 
Dünndarm bis zum Ileum bleibt die netzförmige Form der Klappen, nur 
nehmen sie am Ende des Ileum^s eine längliche Richtung an. Der Dick- 
darm besitzt wieder breite quere Klappen oder Falten, von Vg bis y,o des 
Umfangs, welche aber doch nur i^chmal genannt werden können. Auch 
sie nehmen nach abwärts eine netzartige Form an. Im Dünndärme trifft 
man nur einzelne Knötchen der Speicheldrüsen an. An vielen Stellen 
sind die Netze der Falten so klein, dass in ihren Zwischenräumen grosse 
Crypten liegen. Doch zeigen sich auch einzelne ganze 8-10 Linien 



Beiträge zwr Anatomie des Elephanten. 33 

lange Peyersche Dräsen, besonders am Ende des Ileum's. Im Dickdarm 
bemerkt man nur sehr wenig Crypten; im Mastdarme dagegen sind die 
Schleimöffnungen sehr gross und zahlreich. Das Mesenterium und das 
Mesocolon sind sehr stark. 

Die Mjlz besitzt eine Länge von 1 Fuss 1 /s Zoll und eine Breite von 
3 Zoll. Sie ist einfach, platt und ihre Gefösse laufen am innem Rande 
derselben in einer Furche desselben. Sie ist bläulich von Farbe, mit 
einer dichten weissen, unterhalb der serösen Haut sich befindenden Mem- 
bran umkleidet, welche starke Scheidewände nach einwärts schickt. Die 
sogenannten Malpighischen Milzkörperchen waren nicht hervortretend und 
das ganze Parenchym zeigte ein blutreiches Ansehen. 

Die lymphatischen Drüsen des Mesenterium^s sind klein rundlich, lie- 
gen einzeln zerstreut, aber sind doch zahlreich. Moulinus läugnet die- 
selben. Die Nerven des Mesenterium's sind in grosser Anzahl sichtbar. 
Die Noduli Paciniani sind nicht zu bemerken. 

Die Leber besteht aus zwei Lappen, aus einem rechten breiten und 
grossem und aus einem linken schmälern, aber längern, welcher noch am 
untern Rande zweigetheilt ist. Die Substanz der Leber ist gleichförmig 
braun. Es entspringen aus ihr zwei weite Gallengänge, ein rechter und 
ein linker, welche an der hintern Fläche des linken Lappens zusammen- 
stossen und sogleich bei ihrem Austritte eine ovale Erweiterung, an der 
Stelle einer Gallenblase, bilden, welche 3/4 Zoll lang und 2/4 Zoll 
breit ist und in eine zweite ovale Höhle, welche aber derbhäutig ist, über- 
geht, die als Papilla biliaria oder choledocha in das Duodenum, 9 Zoll von 
dem Pylorus entfernt, ausmündet. Aristoteles (I.e. c. 17) spricht dem 
Elephanten die Gallenblase ab. Galen hat diese beschriebene Erweite- 
rung aber gekannt und als Gallenblase angesehen. Auch Camper 
kannte diese Erweiterung (1. c. p. 78). Die Zweige der Vena portarum 
und die der Yenae hepaticae zeigen einen gleichförmigen Bau und haben 
keine Klappen in ihrem Inneren. Die der Gallenblase entsprechende 
Erweiterung zeigt im Inneren netzförmige Falten; die auf sie folgende 

Vol.XXU. p.i. 5 



34 C. Mayer, 

Erweiterung, von ihr durch einen Isthmus getrennt, zeigt viele Querfalten. 
In die letzteren mündet auch der obere pankreatische Gang aus. 

Das Pankreas ist sehr beträchtlich, brannroth und derb. Es besteht 
aus zwei Lappen, wovon der obere 7 Zoll, der untere 8 Zoll misst. Der 
Ductus pancreaticus ist in den Lappen so weit, dass ein Finger darin Platz 
hat. Es sind zwei Ductus pancreatici vorhanden. Sie münden zusammen 
und bilden ein sehr weites Becken, oder eine Blase für den pankreatischen 
Saft, welche einen Längendurchmesser von 2 Zoll und Querdurchmesser 
von 1 \ Zoll besitzt. Diese verengert sich wieder zu einem noch immer 
weiten Ausführungsgange, welcher mit einem Vorsprunge oder einer 
Klappe in die Höhle der Papilla biliaria ausläuft. An dem andern Ende 
dieses Behälters für den pankreatischen Saft entspringt ein zweiter kleiner 
Ductus pancreaticus, von der Weite einer Federspule, welcher für sich 
allein unterhalb der Papilla biliaria und 3 Zoll von ihr in das Duodenum 
sich ergiesst. Der Succus pancreaticus füllte noch die Gänge als eine 
grauröthliche Galatina aus. 

Resultat. Der frisch von mir aus dem Gange entnommene pan- 
kreatische Saft reagirte alkalisch. 

Mein sehr geehrter Herr College, Prof. Bergemann, hatte die Güte, 
diesen Saft chemisch zu analysiren und fand folgendes Resultat: Es ent- 
hält dieser pankreatische Safl des Elephanten 92,77 Wasser, 7,23 Käse- 
stoff und Eiweiss, mit etwas kohlensaurem Natron, Kochsalz und Extractiv- 
stoff verbunden (s. Med. Correspondenzblatt für rhein. u. westphäl. Ärzte. 
1844. Nr. 17. S. 274). 

Resplrationsoryaiie. 

Der Larynx des Elephanten ist gross, aber einfach gebaut. Der Kör- 
per des Zungenbeines ist gewölbt und 3 Zoll breit. Die oberen (vorde- 
ren) Homer 5 \ Zoll lang und dünn bis an ihr hakenförmiges Kopfstück, 
die unteren Hörner sind breit und 5 Zoll lang. Der Schildknorpel ist 
massig und wenig gewölbt. Die oberen Hörner desselben sind kurz, die 



Beiträge zur Anatomie des ElephatUen. 35 

unteren lang. Der Ringknorpel ist schmal und hat seitliche, abwärts stei- 
gende FlügeL Die Cartilagines arytaneoideae sind gross, die Stimm- 
bänder sind 2y^ Zoll lang, stark und der Yentriculus Morgagni ist 
nicht tief. Die Incile ist sehr gross und bildet fast % des ganaen Durch- 
messers der Höhle des Larynx. Die Epiglottis ist ganz kurz. Der Muscu- 
lus glosso-epiglotticus aber wohl entwickelt. Die Luftröhre ist rundlich 
und 1 Zoll, 8 Linien weit. 

Die Ringe sind 5-6 Linien breit und liegen innen dachziegelförmig 
aufeinander. Die Pars membranacea beträgt den lOten Theil des Umfan- 
ges der Trachea. Die Schleimhaut zeigt besonders hinten starke Längen- 
falten. Längenmuskelfasern sind nicht vorhanden. Die Quermuskelfasern 
oder Fibrae interannulares nur schwach im Verhältniss. Die Schilddrüse, 
Glandula thyreoidea, liegt ziemlich weit nach unten; sie hat zwei ovale, 
schief liegende und in ihrer Mitte durch einen schmälern Isthmus verei- 
nigte Lobi. Als besondere Eigenheit erscheint, dass jeder Lohns aus 20 
bis 25 kleinern Lappen, welche in besonderen, von der fibrösen Umhttl- 
lungshaut gebildeten Kapseln liegen, besteht. An die Spitze des linken 
Lobus geht ein schmaler, langer Muskel, welcher aus der Muskelmasse des 
Pharynx und zwar aus dem Muse, crico-pharyngeus entspringt. Er ist als 
Muse, attollens glandulae thyreoideae anzusehen; rechts bemerkt man 
keine Spur davon. Es ist beiderseits eine Arteria thyreoidea superior, aus 
der Art. carotis ihrer Seite kommend, vorhanden, aber nur eine einfache 
Art. thyreoidea inferior, aus dem Arcus aortae, zwischen dem Ursprung 
der beiden Carotiden hervorsprossend, welche sich sodann gabelförmig 
spaltet und in die beiden Lappen der Drüse eindringt. Ebenso sind zwei 
Venae thyreoideae superiores und nur eine Vena thyreoidea inferior, aus 
der Vena iugularis dextra kommend, zugegen. 

Die Luftröhre spaltet sich dichotomisch in ihre zwei Bronchi, welche 
in die beiden einförmig gebildeten, sehr grossen und sehr dichten oder 
derben Lungen sich einsenken. Elephantum quater hot>em puhnotmm am-- 
plitudine mperare^ sagt schon Plinius. Es sind nur wenige eigentliche 



36 C. Mayer, 

Glandulae bronchiales zu bemerken. Die hier und da zerstreuten lympha- 
tischen Drttsen sind gross. 

Die Glandula thymus ist noch sehr entwickelt vorhanden. Sie ist 
4 Zoll lang, 2 Zoll breit und 1 Zoll dick und zeigt 2 Lappen, welche aus 
einzelnen Läppchen bestehen. 

Die Stimme des Elephanten ist im Yeiiiältnisse zu der Grösse seiner 
Larynx, der Weite seiner Luftröhre und der Ausdehnung seiner Lunge, 
d. i. sehr stark, jedoch nur bei aufgesperrtem Bachen. Bei halboffenem 
Maule ist sie wegen des engen Isthmus faucium nur dumpf. Durch den 
Bussel geleitet, wird die Stimme desselben trompetenartig und schmetternd, 
namentlich durch Schwingung des Flügelknorpels an der S-förmigen 
Krümmung des Bttsselcanales an der Basis des Bussels. 

Mamx^ertLxenge. 

Die Nieren sind 8 Zoll 6 Linien lang und 4 Zoll 10 Linien breit. 
Ihr Gewicht beträgt 2 Pfund 16 Loth. Sie bestehen aus zwei Hauptlap- 
pen, einem oberen und einem unteren. Aus dem oberen entspringt der 
Ureter mit einem, aus dem unteren mit zwei Aesten, welche, ohne deutli- 
che Erweiterung zu einem sogenannten Becken, in den Hauptstamm über- 
gehen. Es sind daher drei breite Nierenkelche und Nierenwfirzchen vor- 
handen, an denen die zahlreichen Ausmündungen der HarncanSle sehr 
gross sind. In den Nierenkelchen befanden sich schon bei diesem jungen 
Thiere eine grosse Anzahl von Hamconcrementen, von der Grösse einer 
Linse und darüber. Ich habe früher schon erwähnt, (s. Correspondenz- 
blatt für rhein. u. westphäl. Ärzte. 1845. Nr. 4. S.59), dass der ammo- 
niakalische Geruch der Fleischmasse des Thieres, die scharfe ätzende Be- 
schaffenheit der weichen und flüssigen Theile desselben, bei deren länge- 
rer Berührung die Hände weiss gebeizt wurden, endlich die Harnconcre- 
mente in den Nierenkelchen beweisen, dass wir bei dem Elephanten, 
obwohl derselbe sich bloss von Vegetabilien, namentlich von Beis, ernährt. 



Beiträge z^r Anatomie des Elephanten. 37 

eiHe grossartige Erzeugung von Stickstoff anzunehmen haben. Schon 
Moulinus (I.e.) beobachtete dasselbe, nSmlich, dass das Blut und Fleisch 
seines Elephanten reich an Urinsalz gewesen sei, so dass die Effluvien die 
Geruchorgane reizten und in eine Wunde des Fingers gekommenes Blut 
heftigen Schmerz hervorbrachte. 

Die Nebennieren sind sehr lang und im Yerhältniss schmal, ihr Län- 
gendurchmesser betrügt 4 Zoll 2 Linien; ihr Querdurchmesser beträgt 
unten 1 Zoll, oben 1 Zoll 4 Linien; oben sind sie zweilappig; ihre Sub- 
stanz ist sehr deri); in ihrem Innern bemerkt man die äussere, braune 
und die innere, concentrische, gelbe Substanz. Die Harnblase ist geräu- 
mig und dreieckig. Die Ureteren münden nahe dem Halse neben einan- 
der in sie ein. Der Urachus ist noch etwas offen. Die Harnröhre ist 
nur 8 Linien lang. 

liVeibliclie C^schlechtetheile. 

Die zwei Zitzen waren schon deutlich erkennbar und lagen zwischen 
den Yorderfüssen gegen die Brust zu. Die äussere Geschlechtsöffnung 
liegt nach abwärts und vorwärts vom After 1 Fuss 8 Zoll entfernt. Per- 
rault bemerkt, dass die Geschlechtsöffnung bei'm weiblichen Elephanten 
weit nach vorwärts gegen den Nabel hin liege. Man schloss daher daraus, 
dass die Elephanten von vorne sich begatten. Seitdem hat aber Corse 
CPMlos. Transact V. 17. 99. p.42) ermittelt, was Aristoteles CHist 
ammal. lib.V. c.2) schon kannte und nur PI in ins wieder, wie Vieles, 
in's Fabelhafte übertrug, dass der Elephant, wie andere Säugethiere, sich 
von hinten begatte. Am oberen Rande der Geschlechtsöffnung ragt die 
Eichel der über einen Fuss langen Clitoris hervor, welche mit einer halb- 
mondförmigen Corona von 1 Zoll 4 Linien Höhe und 1 Zoll 2 Linien 
Breite, eingefasst von der Falte des Praeputium's, zu Tage tritt. Der* 
Körper der Clitoris, bestehend aus den zwei Corpora cavemosa, welche 
vor ihrer Vereinigung 3 Zoll lang, nach derselben 9 Zoll lang und 1 Zoll 
3 Linien dick sind, bildet die obere Wand der Vagina, deren untere Wand 



38 C. Mayer, 

häutig ist. Es erschien daher die Clitoris des weiblichen Elephanten dem 
Penis anderer grossen Säugethiere an Grösse ähnlich. 

An der oberen Wand des Körpers der Clitoris befindet sich eine ein- 
fache, rundliche, starke Sehne, welche auf der oberen Fläche der Eichel 
der Clitoris sich endigt. An sie setzen sich zwei Muskeln mit ihren Seh- 
nen unter einem spitzen Winkel an, welche von dem Schaambeine ent- 
springen und wohl als Musculi retractores clitoridis angesehen werden 
müssen. Zur Seite der Corpora cavemosa laufen die starken beiden Nervi 
dorsales clitoridis, die Arteriae dorsales und die Vena dorsalis einschlies- 
send. Diese Muskeln finden sich auch, und bedeutend stärker, bei dem 
Männchen, wo sie schon Moulinus fand und als Musculi retractores 
penis beschrieb. 

Die mit der Urethra vereinte Vagina besitzt einen starken Muskel, 
welcher da, wo die Corpora cavernosa anfangen, beginnt und den hinteren 
Theil derselben mit seinen schiefen kreisförmigen Bündeln umföngt. Die 
Vagina ist von der kleinen Grube der Clitoris an 1 Fuss 7 Zoll lang und 
1 Zoll 6 Linien- weit. Ihre innere Oberfläche ist ganz glatt, ohne Falte 
oder Vorsprung. Nach hinten münden zwei Oeffnungen in sie ein. Die 
obere rundliche, aber faltige Oeffnung ist die Ausmündung der Harnblase, 
oder vielmehr der sehr kurzen, 10 Linien langen Harnröhre. Die untere 
Oeffnung, Orificium uteri externum, bildet eine einfachere Spalte, mit zwei 
seitlichen Falten. Sie führt in den gemeinschaftlichen Uterus, welcher 
einen 2 Zoll langen und 1 Zoll weiten einfachen Canal, mit einer vordem 
und hintern sogenannten Arbuscula, also den Uterus communis oder Cer- 
vix uteri, bildet. Nach hinten liegt das doppelte Orificium uteri intemum, 
welches in den eigentlichen Uterus oder in das Cornu uteri seiner Seile 
führt. Das Hörn des Uterus ist, wie gewöhnlich, gebogen, 7 Zoll 
lang, cylindrisch und von der Dicke eines Fingers. An seinem Ende 
entspringt am vorderen Rande an der Spitze die Tuba, welche anfangs so 
fein wie eine Stricknadel, sich allmälig bis zu der Dicke einer Federspule 
erweitert, sehr geschlängelt verläuft und an der grossen Tasche des 



Beiträge mr Anatomie des Elephanten. 99 

Ovarium's so ausmündet, dass diese Tasche daselbst an der Stelle durch 
eine vorspringende Querfalte oder Klappe in zwei Räume oder Säcke 
getrennt ist, so dass man eine Bursa ovarii und eine Bursa calycis tubae 
unterscheiden muss. Das Ovarium ist länglich-rund, platt, 1 Zoll 6 Linien 
lang, 1 Zoll 2 Linien breit, glatt und nur an seiner Anheftungsstelle mit 
Läppchen versehen. Seine äussere Haut ist derb und es sind keine Graaf- 
schen Follikel vorspringend. Der Gefössplexus ihm zunächst, von der 
Arteria und Vena spermatica gebildet, zeigt beträchtliche Netze (sogenann- 
tes Corpus Wolfianum). Von einem Fluxus menstruus des weiblichen 
Elephanten schreibt Walther Schultz (Ostind. Reisebeschr. S. 199). 

Die männlichen Geschlechtstheile findet man bei Moulinus, Fer- 
ra ult, Duvernoi und Camper genau beschrieben, so dass ich deren 
Bau hier nur kurz andeuten will. Den Fenis hat Duvernoi sehr um- 
ständlich untersucht (I.e. p.473). Er hatte eine Länge von 6Fuss 10 Zoll 
und wog 80 Ffund, obgleich das Thier erst 1 1 Jahr alt war. Die oben 
beschriebenen, in eine einfache Sehne auslaufenden Muskeln der Clitoris 
finden sich auf dem Rücken des Penis (Moulinus). Die Hoden sind in 
der Bauchhöhle verborgen (Aristoteles, Camper). Es ist kein Bauch- 
ring vorhanden und die Hoden durch eine Falte des Peritonäums so fest 
gehalten, dass sie nicht nach auswärts fallen können (Camper), Sein 
Elephant war aber jung. Moulinus dagegen will die Hoden am Peri- 
näum, jedoch ohne Hodensack gefunden haben, so dass sie vielleicht bei 
der Brunst heraustreten. Das Yas deferens ist kurz. Es sind Saamen- 
blasen, Prostata und ein Vera montanum, wie bei dem Pferde, zugegen. 

Sinnesoryane. 

GeruchsorgaD. 

Die Nasenhöhle ist kurz, aber geräumig nach der Breite. Die vor- 
deren knöchernen Nasenöffnungen sind gross und rundlich, zum Ansätze 
der dickeren knorpeligen Basis des Rüssels. Die Lamina papyracea ist 



40 C- Mayer, 

eben deshalb zur Anheftung der nach hinten knorpeligen Scheidewand des- 
selben, wie sdion erwähnt, sehr stark. Diese knorpelige Scheidewand 
hat nach der Seite einen flttgelförmigen Fortsatz. An denselben setzt sich 
ein kurzer Muskel an, welcher ihn aufzuheben im Stande ist: so dass da- 
durch der hintere Theil.des Canales des Rüssels, da, wo derselbe sich 
nach abwärts krümmt, oder einen nach oben concaven Bogen bildet, wel- 
cher durch die natürliche Lage dieses Knorpels fast ganz verschlossen ist, 
geöffnet werden kann, was bei'm starken Inspiriren oder bei^m Einziehen 
von Wasser durch den Rüssel nothwendig ist. Die Muskeln des Rüssels 
sind früher schon ausführlich von Ferra ult beschrieben worden, beson- 
ders hat Cuvier (Anatomie comparäe. IL) die einzelnen Muskelstrata des- 
selben noch genauer hervorgehoben. Es geht aber zu sehr in's Kleinli- 
che, wenn man dem Rüssel 30 bis 40,000 Muskeln zuschreibt, indem man 
dabei die durch querlaufende Sehnen geschiedenen einzelnen Bändel der 
Längenmuskeln als besondere Muskeln annimmt. Cuvier theilt die Mus- 
keln des Rüssels in longitudinale Muskeln und Quermuskeln ein. Die 
Longitudinalmuskeln theilen sich in vordere (obere), seitliche und untere. 
Es sind also sechs, nicht bloss vier Längenmuskeln vorhanden. Sie lau- 
fen nach der ganzen Länge des Rüssels. Die oberen entspringen am 
Stirnbein und Nasenbein, die seitlichen oben vom Os intermaxillare, die 
unteren unten von demselben. Nur ist zu bemerken, dass die seitlichen 
etwas früher mit den oberen sich verbinden, so dass an der Spitze des 
Rüssels nur noch obere und untere Muskeln vorhanden sind. Die beiden 
oberen Muskeln, welche man Levatores proboscidis nennen könnte, verei- 
nigen sich aber in der Mitte innig mit einander. Ebenso die unteren bei- 
den Muskeln, Depressores proboscidis. Der seitliche Längenmuskel kann 
Abductor proboscidis genannt werden. Diese Muskeln krümmen den 
Rüssel nach verschiedenen Seiten hin in ihrer Richtung, indem sie ihn 
verkürzen. Diese Längenmuskeln bilden eine muskulöse dicke Scheide, 
innerhalb welcher und rings um die beiden Rüsselcanäle angelagert, kurze 
Muskelbündel liegen. Es sind aber nicht bloss Querfaserbändel, wie 



Beiträge mr Anatomie des Elephcmten. 41 

Cuvier will, sondern quere Muskeln, welche diese Ganfile zu schliessen 
im Stande sind, und schiefe Muskelbflndel, welche sich strahlenförmig um 
die Peripherie des Rüsselcanales ansetzen und diese zu öffnen bestimmt 
sind. Es sind also Musculi transversi, contractores canalis proboscidis und 
Musculi radiati oder dilatatores desselben vorhanden. Zwischen diesen 
innern Muskelbttndeln befindet sich eine eigenthümliche Fettmasse. Der 
Canal des Rüssels besteht aus einer dichten Haut, deren innere Oberfläche, 
ausser einigen Längenfalten, glatt und gelblich aussieht. Es zeigt dieselbe 
jedoch bei genauerer Beleuchtung ein feinwarziges Ansehen. Eine Menge 
gelber Drüschen, von der Grösse eines Nadelkopfes, trifft man besonders 
nach hinten an. Von den Nerven des Rüssels wird weiter unten die 
Rede sein. 

Geschmacksorgao« 

Die Zunge ist bereits oben beschrieben worden. Was die Muskeln 
der Zunge betrifft, so sind sie: der Musculus ^ternohyoideus, sternothy-* 
reoideus, hyothyreoideus (sehr breit und stark) , crico-thyreoideus^ (dick), 
omohyoideus, geniohyoideus (lang und schmal) , genioglossus (sehr breit 
und stark), hyoglossus (basio-cerato-chondroglossus), styloglossus (dicker 
Randmuskel) und Muse, lingualis proprius, aus queren und Längenbündeln 
bestehend. Die Nerven verhalten sich auf folgende Weise. Der (dünne) 
Nervus glossopharyngeus giebt 6-8 Äste an den Pharynx und die Fauces 
ab und vertheilt sich in die Papulae capitatae. Der Nervus lingualis des 
fünften Paares giebt 3-4 Aeste zum Plexus submaxillaris der Glandula 
submaxillaris und der Glandula subungualis ab, sondann einen starken lan- 
gen Nervus subungualis für die Schleimhaut neben der Zunge, und bildet 
nun ein starkes Netz oder einen starken Plexus mit dem Nervus hypoglos- 
sus, geht aber selbst nicht bis zur Spitze der Zunge. Der Nervus hypo- 
glossus giebt seinen Ramus descendens ab, sodann drei Rami hyoidei zu 
den Muskeln (M. omohyoideus, sternohyoideus, stemothyreoideus) , bildet 
Vol. XXII . p.i. 6 



42 C. Mayer, 

den starken Plexus mit dem Nervus lingualis quinti und geht sodann allein 
bis zur Spitze der Zunge. 

Gesichtsorgao. 

Das Auge des Elephanten ist klein. Der Rand des Augenliedes ist 
mit Wimpern besetzt. Die Nickhaut ist besonders stark entwickelt und 
kann den Augapfel ganz bedecken. Es befindet sich in ihr unter der mit 
vielen Schleimdrüsen versehenen Coniunctiva ein langer, mit einem Stiel 
und dreieckiger Basis versehener Knorpel, an welchen erstem zwei beson- 
dere Muskeln sich ansetzen, vom obern und untern Augenliede innerhalb 
entspringend. Sie ziehen beide den genannten Knorpel der Nickhaut und 
damit diese über den Augapfel. Am Augapfel selbst bemerkt man die 
starken und breiten 4 geraden Muskeln (M. recti). Der M. obliquus supe- 
rior, welcher schlank und dttnn ist und durch eine dreieckige Knorpelrolle 
läuft, rollt den Augapfel aufwärts. Der M. obliquus inferior ist ebenfalls 
schlank und ziemlich lang. Er rollt den Augapfel abwärts. Es ist ein 
Muse, levator palpebrae superioris und ein Muse, depressor palpebrae in- 
ferioris, beide sehr stark, vorhanden. Die Puncta lacrymalia sind fein. 
Der Ductus lacrymalis einfach und sehr enge. Die Thränendrüse ist ziem- 
lich gross. Ihr Ductus excretorius so weit als eine starke Stricknadel 
und mündet im äussern Augenwinkel aus. Es ist sehr aufTallend, dass 
Camper weder Thränendrüse noch Thränencanal oder deren Ausßihrungs- 
gang gefunden (1. c). Die Sclerotica ist dünn, ebenso die Cornea, die 
Choroidea dünn, die Iris braun, die Pupille rund. Der Krystallkörper und 
Glaskörper klein, die Retina verhältnissmässig dick. Der Nervus opticus 
schwillt an seiner Eintrittsstelle in den Augapfel in einen Bulbus an. 

GehörorgaD. 

Die Ohrmuschel ist ziemlich gross und platt. Sie ist bekanntlich bei 
<lem indischen Elephanten nicht von der enormen Ausdehnung, wie bei dem 



Beiträge sMr Anatomie des Eihäuten. 43 

africanischen. Der äussere Gehörgang, dessen knöcherner Canal nach 
unten der ganzen Länge nach gespalten ist, liegt fast horizontal von aussen 
nach einwärts und ist nur etwas concav nach vorwärts. Er ist 3 Zoll 
4 Linien lang und 1 Zoll in die Quere weit. Bei'm Schweine läuft er von 
oben nach abwärts und ist enge. Die Trommelhöhle ist sehr geräumig. 
Das Trommelfell ist sehr gross. Der knöcherne Trommelfellring misst 
1 Zoll 8 Linien im Querdurchmesser; bei'm Schweine nur 3-4 Linien. 
Die Xrehörknöchelchen sind kurz und dick. Der Hammer zeichnet sich 
durch sein breites Capitulum aus. Der Processus minor desselben ist 
schwach, der Processus maior sehr stark. Der Ambos ist kurz und dick. 
Das Ossiculum Sylvii klein. Der Stapes schmal, dick und seine Basis 
rundlich aufgetrieben. Der Labyrinth ist gut entwickelt. Die Fenestra 
vestibuli ist rundlich; die Fenestra Cochleae ist sehr schmal und lang, aber 
eingebogen oder ungleich oval. Prof. Fick (Müller's Archiv. 1844. 
Hft. IV.) sagt, dass dem Elephanten ein echtes Schneckenfenster zur Pau- 
kenhöhle fehle. Es ist, wenn keine Zerstörung stattfand, in diesem Falle 
wohl eine pathologische Abnormität. Camper und Cuvier erwähnen 
diese Oeffnungen gar nicht. Cuvier sagt jedoch ganz richtig, dass die 
Form der beiden Fenster bei den Säugethieren sehr variire und die Be- 
nennung rund und oval nicht mehr passend sei, daher ich auch die Bezeich- 
nung Schneckenfenster und Vorhofsfenster wählte. Bei'm Schweine ist 
dagegen das Schneckenfenster rundlich und mit einer Spalte nach oben 
versehen, wie es scheint, zum Austritt der Vena Cochleae, falschlich Aquae 
ductus Cochleae genannt, welche in die Vena petrosa media einmündet. 
Diese Spalte ist auch am Schneckenfenster des Elephanten, nur noch viel 
grösser, zu bemerken. Der Porus acusticus hat 4 Gruben: 1) ftir den 
Nervus facialis, 2) für den Modiolus, ^) und 4) fflr das Vestibulum. Die 
Schnecke hat 2% Windungen. Der Scyphus oder die Kuppel ist platt 
gedrückt. Bei'm Schweine ist sie gewölbt. Die Scala tympani verhält 
sich zur Scala vestibuli wie 3 : 2. Der Hamulus laminae spiralis ist kurz. 
In der Kuppel verhält sich Scala tympani zu Scala vestibuli umgekehrt, wie 



44 C. Mayer, 

2:3. Am Ursprünge der Lamina spiralis, zwisciien ihr und der entge- 
genstehenden Leiste am innern Rande der Fenestra Cochleae, bemerkt man 
den ziemlich weiten Ausschnitt als Anfang der Fissura interscalaris, wo«- 
durch die Scala tympani mit der Scala vestibuli communicirt. Bei^m 
Schweine ist derselbe enger oder die Spalte feiner. Die Löcher und 
Canäle zwischen den beiden Platten der Lamina spiralis bis zur Spitze d^s 
Hamulus sind sehr gross. Das Yestibulum ist sehr geräumig und die Bo- 
gencanäle und ihre Ampullen sind weit, aber wie gewöhnlich angeordnet. 



Angiologie. 

Das Herz, welches gegen vier Apothekerpfund wog, ist ansehnlich 
gross und in einen dicken und sehr starken Herzbeutel eingeschlossen, 
dessen Höhle dasselbe fast ganz ausfüllt. Mit Unrecht hat Duvernoi das 
Dasein des Herzbeutels bei^m Elephanten geläugnet. Die Pars ätriorum 
ist häutig und ihre Muskelbündel sind sehr entwickelt. Die Pars yentri- 
culorum ist stark, doch ist auch der Ventriculus dexter an Fleischmasse 
nicht sehr dick, dagegen der Ventriculus sinister sehr stark. Die Muskel- 
wandung des erstem beträgt 5 Linien, die des letztern 10 Linien. An dem 
Apex cordis sind beide Ventrikel äusserlich durch eine sehr tiefe Crena 
geschieden, so dass der Ventriculus sinister die Spitze des Herzens allein 
bildet. Ob es von dieser Theilung nahe der Spitze des Herzens herrührt, 
dass man von Aelian bis auf Conrad Gessner dem Elephanten zwei 
Herzen zuschrieb, will ich dahin gestellt sein lassen. 

Die Höhle des rechten Ventrikels ist um die Hälfte weiter, als die des 
linken Ventrikels. Die innere Haut des Herzens ist derb und gelblich. 
Die von Duvernoi beschriebenen Drüsen (s. Comment. Acad. Petrop. 
T. IL p. 288J sind nicht zu sehen und waren dieselben wahrscheinlich in 
seinem Falle krankhaft oder Tuberkeln gewesen. Die Valvula tricuspida- 



Beiträge smr Anatomie des Elephanten. 45 

lis ist stark und breit und an drei Muskeln befestigt. Ebenso ist die Val- 
Yula bicuspidalis sehr breit und hauptsächlich von zwei Musculi papilläres, 
welche nach Innen liegen, gehalten. Die Trabeculae cameae sind im 
rechten Ventrikel nicht stark, dagegen besitzt der linke Ventrikel besonders 
starke Musculi papilläres. Die Valvula Eustachii ist unmerklich, die Val- 
vula Thebesii ebenfalls ; die drei Valvulae semilunares der Arteria pulmo- 
nalis und die der Aorta sind gross, mit deutlichen Muskelfasern versehen, 
aber die Noduli Arantii sind unmerklich. Es sind zwei Arteriae coronariae 
cordis vorhanden. Camper (1. c. p. 77) sagt unrichtig, die Arteria coro- 
naria sei einfach. Beide Arterien entspringen wie sonst. Die Arteria 
coronaria dextra ist dreimal dicker als die sinistra, und geht zum rechten 
Ventrikel und als Ramus circumflexus zu der hinteren Fläche desselben 
und zu der des linken Ventrikels. Die letztere ist schwächer und gehört 
bloss der Vorderseite des linken Ventrikels an. Ebenso sind zwei Venae 
coronariae vorhanden, wovon die grössere von hinten, die kleinere von 
vorne kömmt, beide aber ganz nahe oder gemeinschaftlich in den Sinus 
ausmünden. Der Ductus arteriosus Botalli ist noch als Ligament vorhan- 
den und selbst für eine feine Sonde durchgängig. Es ist bloss ein Knor- 
pelstreifen von 10 Linien am Ostium arteriosum des linken Ventrikels, also 
kein Herzknochen bei unserm Elephanten vorhanden. Auch andere Ana- 
tomen: Moulinus, Blairie fanden keinen, und namentlich auch Perrault 
nicht beim africanischen Elephanten. Galen wollte an einem von ihm zu 
Rom untersuchten grossen Elephanten einen Herzknochen gefunden haben. 
Ex earde dissecH ElephanM Galenus magmm os exemit. Vide J. Jon- 
stauj Hist. not. de quadruped. c.7. p.32. Hoc os in Elephanto maximo 
RomcLe iugulatOy ad cmns dissectionem medid conveneranty discendi gror- 
tia^ duosne cor haberet verHces^ an wmm^ et an tentrioulos duos^ vel tres^ 
sine negotio reperit» una cum famäiarilms digitos admoUtas^ et volmsset 
etiam adstamtibus inexerdtoMSj qm ut in mnorUms^ Ha eHam in maioribus 
id non reperiri asserebaait^ id demonstrare^ nisi famiUares risissent^ et ne 
Ulis ostenderety rogassent. Corde vero^ a Caesaris coquis exemto^ misit 



46 C. Mayer, 

aliquem ex familiaribus exercitakmi in emstnodi rebus rogatum coquos^ 
ut. 08 ah ipsis exim sinerent^ et sie factum est. Id eHam mm parvae 
magmtudims os et quod rix Adern mereatur medicos latuisse^ apud nos 
asservatur. 

Aus dem ganz kurzen Arcus aorlae entspringen folgende Zweige. 
Zuerst die Arteria subclavia dextra seitlich, sodann aus einer gemeinschaft- 
lichen ganz kurzen Ursprungsstelle die Art. carotis dextra, die Art. thyreoi- 
dea inferior communis und die Art. carotis sinistra. Als dritter Stamm des 
Arcus aortae kömmt nun die Arteria subclavia sinistra zum Vorschein. Cam-* 
per erwähnt dreier Stämme, wie in unserm Falle, aber nicht der Arteria 
thyreoidea inferior. Vielleicht war dieses in unserm Falle nur Varielfit, was 
um so merkwürdiger wäre, da noch kein Beispiel von Varietät der Aeste 
des Aortenbogens bei den Säugethieren beobachtet wurde. Tiedemann 
hat bei zwei Elephantenherzen nur einen Truncus anonymus und als zwei-* 
ten Stamm die Arteria subclavia sinus gesehen, (mündliche Mittheiiung). 
Aus dem Stamme der gemeinschaftlichen Carotis tritt zuerst in einer Ent- 
fernung von 3 Zoll vom Ursprünge die Arteria thyreoidea superior hervor, 
sodann die starke Art. occipitalis nach hinten, die Art. lingualis, Art. pha- 
ryngea und Art. palatina adscendens, welche sehr fein sind, fernerhin die 
Art. temporalis, welche unter einem Ligamentum iugo-auriculare hindurch- 
geht und sodann einen Plexus temporalis oder ein Rete temporale bildet, 
welches mit dem gleichnamigen Bete venosum eine ziemliche Entwicke- 
lung zeigt (s. Otto, bei der lOten Versammlung deutscher Naturforscher 
in V. Froriep's Notizen. 1832. October. S.39). In Betrefft der Arteria 
lingualis habe ich einer besondern Anordnung oder Dissymmetrie zu erwäh- 
nen. Die Arteria lingualis sinistra ist nämlich sehr stark und geht allein 
in der Mitte der Zunge an ihrer untern Fläche nach vorwärts, bis zur Spitze 
derselben; dagegen die Art. lingualis dextra nur ein dünnes Gefiiss ist, 
welches bloss einen Ast zur Seite der Zunge als Art. subungualis und einen 
Ramus hyoideus abgiebt, aber keinen zur Mitte der Zunge selbst schickt. 
Nach dem Abtreten der Carotis interna nach hinten entspringt sodann die 



Beiträge mr Anatomie des Elephanten. 41 

Art. maxillaris externa. Sie wird zur untern Riisselschlagader (Art. pro- 
bosddea inferior) und bildet mit der obern Rtisselschlagader (Art. probo- 
scidea superior) aus der Art. infraorbitalis ein noch mehr verästetes Netz, 
einem ähnlichen venösen darüber entsprechend, als das erwähnte Netz der 
Art. temporalis. Ferner treten hervor die Art. transversa faciei, Art. au- 
ricularis posterior und die Art. stylomastoidea, endlich nach vorwärts die 
Art. maxillaris interna, sich spaltend in die Art. meningea, die Art. sphaeno- 
palatina, palatina descendens und die starke Art. infraorbitalis. 

Die Art. vertebralis ist, wie sonst, ein Zweig der Art. subclavia. 
Beide Art. vertebrales vereinigen sich zur Art. basilaris, welche, nach Ab- 
gabe einer starken Art. cerebelli, nach vorwärts mit der Carotis interna 
sich verbindet. Die Art. spinalis anterior ist einfach nnd entspringt aus 
der Art. vertebralis dextra, nahe an ihrer Verbindung mit der Art. verte- 
bralis sinistra. 

Die Aorta adscendens ist sehr dick ; dagegen die Wandung der Art. 
pulmonalis viel dünner. Die Aorta descendens ist aber schon nicht mehr 
besonders dickhäutig. Die Art. intercostales entspringen, wie sonst, paa- 
rig, aber nicht in gleicher Linie. So wie die Aorta durch das Zwerchfell 
getreten ist, entspringt aus ihr die Art. coeliaca, welche sich sodann in 
3 Hauptäste spaltet. Unmittelbar darunter kömmt die dreimal weitere Art. 
mesenterica superior zum Vorschein. Die Art. renales wie gewöhnlich, 
ebenso die Art. lumbales. Die Art. mesenterica inferior, welche gross ist, 
entspringt erst unten an der Theilung in die Art. iliacas communes. Die 
Arterien des Unterleibes verhielten sich wie gewöhnlich, und die Verzwei- 
gung der Art. mesenterica superior und inferior zeigt die gewöhnliche 
ästige Form mit den bogenförmigen Anastomosen (Arcus mesenterici). 
Anders, und einem Rete mirabile ähnlich, ist die Vertheilung der Art. me- 
senterica bei SuB Babyrussa und DicoUjles (s. unten). 

Die Arteria subclavia giebt ab die Art. mammaria, Art. vertebralis, 
Art. cervicalis adscendens, Art. transversa cervicis und Art. intercostalis 
prima, geht sodann in die Art. maxillaris über, welche eine starke Art. sca- 



48 C. Mayer, 

pularis abgiebt und sodann in 5 Zweige ausläuft. Die lange Art. iliaca 
communis theilt sich in die Art. iliaca externa et interna und bietet sonst 
keine Besonderheiten dar. 



UTenrologle. 

1. Die harte Hirnhaut ist sehr fest. 

Das Gehirn des Elephanten zeigt einen bedeutenden Grad von Ent- 

Wickelung. Das Gewicht desselben, vom Blute entleert, betrug bei un- 

serm jungen Elephanten, dessen Körpermasse circa 1000 Pfd. wog, 8 Pfd. 

bürg. Gewicht. Es verhielt sich also das Gehirn zur Masse des Körpers 

wie 1 : 125. Das kleine Gehirn wog 1 Pfund. Es verhielt sich also das 

grosse Gehirn zum kleinen Gehirn wie 8:1. Das kleine Gehirn liegt, 

> wie bei den meisten Säugethieren, hinter dem grossen Gehirn, ragt aber 

[ mehr in die Höhe, als bei irgend einem Säugethiere. Die ganze Länge 

\ des Encephalum's bis zur MeduUa spinalis war 11 Zoll 4 Linien Rhein. 

\ Der Längendurchmesser des grossen Gehirns betrug 8 Zoll 3 Lin. .Der 

r 

Querdurchmesser der vorderen Lappen 5 Zoll 3 Lin. Der Querdurchmes- 
ser der hinteren Lappen 9 Zoll 10 Lin. Der grösste Höhendurchmesser 
des grossen Gehirnes 6 Zoll 2 Lin. Der Höhendurchmesser des kleinen 
Gehirnes 4 Zoll 10 Lin. Der Querdurchmesser des kleinen Gehirnes 
6 Zoll 3 Linien. 

Die Form des Gehirnes des Elephanten ist eigenthflmlich und scheint 
keinem der andern Pachydermen zuzukommen. Die beigefügte Zeichnung 
wird dieses am besten zeigen. Camper hat dieses Eigenthttmliche der 
Form nicht bemerkt und in Leuret's Abbildung ist dieselbe ebenfalls 
nicht ausgedrückt. Es ist das Gehirn des Elephanten so zu sagen harn- 
merförmig, oder aus einem vorderen schmalen, gerade laufenden und einem 



Beiträge z/ur Anatomie des Elephanten. 49 

hinteren breiten und meiir gewölbtem querlaufenden Lappen zusammen- 
gesetzt. Die Bulbi nervi olfactorii sind kurz, sehr dick und enthalten eine 
geräumige Höhle. 

Die Windungen des grossen Gehirnes sind sehr zahlreich, einige 
derselben schmal, mehrere dagegen verhältnissmässig sehr breit und tief 
eingehend. Leuret (Anat. comp, du Systeme nerveux. Paris 1839)^ 
welcher das Gehirn des indischen Elephanten (PI. XIII u. XIV) abbildet, 
sagt: Aucun animal^ pas mime la baleine^ rCa le cerveau OMSsi gros qne 
Velephant; Vhomme lui-mime est inferieur ä cet animal non seulement 
pour le voIume total du cerveau^ mais pour le nombre Vamplitude et les 
ondulations de circonvolutions cerebrales. 

Schon Marchetti (Anat. cap.l2. p,m.l89) bemerkt, dass das Ge- 
hirn des Elephanten grösser sei, als das irgend eines Thieres. 

Merkwürdig scheint es, jedoch ganz entsprechend der im Eingange 
dieser Untersuchung angegebenen Differenz des Schädels des asiatischen 
und africanischen Elephanten, dass Perraul t von diesem aussagt: Le cer- 
vea/a etoit extraordinairement petit^ n'ayant avec le cervelet^ qve huit 
ponces de long sur six potwes de large^ et Vun et Va/utre ne pesoit que 
neuf livres (l. c. p. 135). 

Es würde hiermit übereinstimmen, dass nach der allgemein verbrei- 
teten Meinung der Alten der africanische Elephant dem asiatischen an gei- 
stigen Anlagen und Fähigkeiten nachstehe. 

Die Venlriculi laterales und der Ventriculus tertius sind im Verhält- 
niss weniger geräumig, so wie die Corpora striata, die Thalami, die Zirbel, 
die Corpora quadrigemina gegen dieselben Theile am Gehirn des Ochsen 
und Pferdes klein zu nennen. Die einzelnen Lappen des kleinen Gehirnes 
sind nicht besonders hervortretend, dagegen in sehr viele und schmale 
Lamellen getheilt, welche meistens nur % - 1 Linie breit sind. Die Me- 
dulla oblongata und der Gehirnknoten sind aber sehr breit und dick; die 
voi.xxn. p.i. 7 



50 C. Mayer, 

Breite der ersteren beträgt 1 Zoll 4 Linien, an der Pons 1 Zoll 8 Linien 
und die Dicke 1 Zoll. Die MeduUa spinalis ist oben 1 Zoll 2 Linien breit 
und 9 Linien dick. Als auffallend bemerke ich, dass das ganze Encepha- 
lum ungleich gebildet ist, so dass die rechte Hälfte des grossen und klei- 
nen Gehirnes um 4 Linien länger als die linke war. 

Unter den Gehirnnerven, welche alle zugegen sind, erwähne ich be- 
sonders bloss des fünllen Paares, dessen Ramus maximus inferior mit dem 
Ganglion Gasseri besonders stark ist. Neben und hinter dem Ganglion 
Gasseri tritt, von ihm getrennt, das ovale Ganglion oticum zu Tage, von 
welchem Aesle zum Nervus auricularis, N. crotaphyticus und buccinatorius, 
so wie der Ram. tympanicus abgehen. Die Chorda tympani ist verhäll- 
nissmässig stark und steigt ziemlich tief zum Ram. lingualis herab. Der 
Nerv, glossopharyngeus vertheilt sich auch hier, nach Abgabe des Schlund- 
kopfastes, in die zwei Papulae capitatae der Zunge. Der Nervus accesso- 
rius Vagi entspringt mit sehr spitzen Wurzeln, ist sehr stark und bildet 
ungefähr 4-5 leicht zu trennende Bündel, welche untereinander anasto- 
mosiren. Er erhält nach seinem Austritte von den ersten drei Nervi spi- 
nales eine starke Anastomose und theilt sich in den Ram. interior, welcher 
den Muse, sternocleidomastoideus durchbohrt, und in den Ram. posterior 
für den Muse, cucularis. Der Nervus hypoglossus entspringt mit 12 Bün- 
deln aus der Medulia oblongata und nimmt innerhalb des Schädels eine Ana- 
stomose vom Nerv, cervicalis primus auf. An der Zunge angelangt, ver- 
bindet er sich durch ein dickes Bündel und mehrere feinere Aeste mit dem 
Zungenaste des fünften Paares. Die vorderen und hinteren Wurzeln der 
Nervi spinales zeigen an ihrem Ursprungspuncte eine verschiedene Form. 
Besonders auffallend ist dieses an den Nerv, spinales. Die vorderen Bün- 
del dieser Wurzeln beginnen nämlich stumpf oder abgerundet, dagegen 
die hinteren Bündel ganz spitz aus der Markmasse des Rückenmarkes zum 
Vorschein kommen. Ich habe diesen Unterschiec^, obwohl nicht so stark 
ausgesprochen, auch bei dem menschlichen Rückenmarke gefunden und 
früher hervorgehoben (s. Salzburger Medic. chir. Zeitung. 1815. und 



Beiträge zur Anatomie des Ehphanten. 51 

v.Froriep's Notizen. 1833. S.310)- Auch bei andern grösseren Säu- 
gethieren, z. B. bei'ra Ochsen, ist dieser Unterschied bedeutend zu Tage 
tretend. 

Der Nervus vagus ist verhältnissmässig stark entwickelt und giebt 
einen im Yerhältniss schwächern Nerv, laryngeus superior ab. Derselbe 
tritt durch eine besondere Oeffnung des Schildknorpels nach einwärts und 
verzweigt sich daselbst mit einem Ram. cutaneus in der Schleimhaut, mit 
einem Ram. epiglotticus in der Haut der Epiglottis und dem Muse, glosso- 
epiglotticus, welcher gehörig entwickelt ist, mit einem Aste in den rundli- 
chen M. thyreo-arytaenoideus superior et inferior und den M. arytaenoideus 
transversus, und giebt sodann den Ram. communicans zu dem Nerv. laryn- 
geus inferior ab. Der Nervus laryngeus inferior ist ziemlich stark, giebt 
mehrere Aeste dem Oesophagus und Pharynx, sodann versorgt er den 
Muse, crico - arytaenoideus posterior et lateralis mit mehreren Aesten. 

Die Nerven des Rüssels sind: 1) der Nervus facialis, welcher lange 
gesondert verläuft, bis er sich mit 2) dem Nervus infraorbitalis zu einem 
sehr starken grossen Rete nervosum, welches aus 8-10 Strängen besteht, 
verbindet. Hierzu kommt noch 3) der Nerv, buccinatorius, welcher sich 
mit zwei Zweigen, welche sich netzförmig verflechten, in den Nerv, facialis 
vor seiner Vereinigung mit dem Nerv, infraorbitalis einsenkt. 

Aus dem Plexus brachialis entspringen, ausser kleinen Aesten zur 
Scapula, der Nerv, ulnaris, Nerv, musculo-cutaneus, der sehr dicke Nerv, 
medianus und der nach ihm stärkste Nerv, radialis. Der Nerv, musculo- 
cutaneus durchbohrt den Muse, biceps und geht bis zu dem Rücken des 
Vorderfusses in der Haut fort. Der Nerv, ulnaris begiebt sich unter dem 
Muse. Pronator leres hindurch und läuft an der Ulnar-Seite zur Vola manus, 
nachdem er einen schwachen Ram. dorsalis abgegeben hat. Der Nerv, 
medianus geht an der Radial-Seite des Vorderarmes zur Vola manus, mit 
dem Nerv, ulnaris sich daselbst verbindend. Der Nerv, radialis schlingt 
sich um das Os humeri herum, tritt zwischen dem Muse, supinator longus 



52 C. Mayer, 

und Muse, extensor carpi radialis hindurch, giebt einen dicken Ram. pro-^ 
fundus, welcher in die Tiefe gehend bis zum Muse, anconaeus quartus sich 
erstreckt, und läuft als dünner Faden bis zum Dorsum manus fort. 

Der Nerv, cruralis ist sehr stark entwickelt. Der Nerv, ischiadicus, 
welcher im Verhältniss nicht sehr dick ist, giebt den Nerv, glutaeus supe- 
rior und inferior ab und theilt sich sodann in den Nerv, peronaeus und 
Nerv, tibialis. Den Nerv, ischiadicus begleitet eine grosse Vene, Vena 
ischiadica, Vena cruralis posterior, aber keine Arterie. 

Der Nerv, sympathicus zeigte nur zwei Ganglia cer\icalia, die übrigen 
Ganglia Nervi sympathici zeigten sich mehr entwickelt, als bei den reis- 
senden Thieren und Nagern. Insbesondere erschienen die Ganglien an 
der Art. coeliaca und Art. mesenterica superior lang und gross, so wie die 
Nervenäste im Mesenterium dicker und zahlreicher als selbst bei den wie- 
derkauenden Thieren. Die sympathischen Nervenäste selbst waren dicht 
und weissfaserig von äusserem Ansehen. 

Als eine merkwürdige Erscheinung verdient die Asymmetrie, welche 
wir in dem Baue des Elephanten am Gehirne und an verschiedenen ande- 
ren Organen wahrgenommen haben, hervorgehoben zu werden. Dass die 
Asymmetrie des Gehirnes nicht bloss individuell war, und dass sie wahr- 
scheinlich von den früheren Anatomen unbeachtet geblieben, beweist die 
Asymmetrie der Hemisphllren des grossen Gehirnes und des Encephalum's 
überhaupt, so wie die der ihm entsprechenden Schädelhöhle, welche ich 
bei einem andern indischen Elephanten wahrgenommen habe. 

Bei unserm weiblichen Elephanten haben wir ferner noch solche 
Asymmetrie bemerkt: an der Art. lingualis, Art. coronaria cordis und an 
der Glandula thyreoidea. 



Beih'äge !mr Analame des Elephanten. 53 



Hlkroskopliseheis. 



Das Blut zeigt unter dem Mikroskope Kügelchen von verschiedener 
Grösse von 0,0003 bis 0,0005 Millimeter. Das gelbröthliche Blutgerinnsel 
(Coagulum) in den Höhlen des Herzens enthält eine Menge von Schollen 
oder Blättchen mit feinster, kaum sichtbarer Granulation, in rhomboidali- 
scher Form, als reines Plasma sanguinis (s. Mayer, über organ. Bestand- 
theile des Blutes, im med. Correspondenzblatt. 1844). 

Die Haare des äusseren Gehörganges, welche mit dem Ohrenschmalze 
sammt ihren Wurzeln abgegangen sind, zeigen deutliche unregelmässige 
Querstreifen, welche von den Rissen und Abschuppungen der äusseren 
Haut oder Schichte des Haares herrühren. 

Das Epithelium der Höhle der Schläfendrüse geht in ganzen Stücken 
mit dem fetten Secretum derselben ab. Es zeigt meistens ganz klare, 
kaum granulirte Blättchen, welche sich an der Luft einrollen. Die Schlä- 
fendrttse selbst erscheint bei einer Vergrösserung von 400 aus Blind- 
därmchen von verschiedener Länge und Breite zusammengesetzt. Diese 
blindsackigen Acini bestehen aus feinsten Drüsenkörnern (Acini primitivi) 
von der Grösse ^o Linie. Diese Drüsenkörner sind dichter an der äusse- 
ren Wandung des Blinddärmchens, gegen die Mitte desselben aber dün- 
ner und zarter. Aus diesen Drüsenkörnem treten eine eben so grosse 



54 C. Mayer, Beiträge »ur Anatomie des Elephanten. 

Anzahl feiner Fäden oder Canäle hervor, welche sich sodann zu grösseren 
Canäien vereinigen und die Ausführungsgänge der Acini der Schläfen- 
drttse bilden. 



ZUR 



ANATOMIE VOM HIPPOPOTAMUS, RHINOCEROS, TAPIR, 
BARYRUSSA, DIC0TYLE8 UND 8US SCROFA. 



BUppopotannus amphihius. 



Merodot (7/. c.71J und Aristoteles C^ist. anm. IL c.7.12) gaben 
nur eine sehr unbestimmte Süssere Beschreibung des Hippopotamus. Nach 
dem Letzteren sollen die inneren Theile denen des Pferdes und Esels 
ähnlich sein. Es scheint diese Angabe bloss aus Analogie niedergeschrie- 
ben zu sein, denn die innere Untersuchung dieses Thieres, welche jedoch 
erst in die neueste Zeit fällt, bestätigt dieselbe durchaus nicht, und das 
nanmmquam dormitat magn/us Aristoteles dürfte auch hier eintreffen. 
Nach Daubenton, welcher dieses Thier, jedoch nur einen Fötus dessel- 
ben, zuerst zur Zergliederung benutzen konnte, scheint der Magen dessel- 
ben dem des Dicolyles torquatus ähnlich zu sein. Er besteht nämlich aus 
drei Abtheilungen, wovon die erste eine darmähnliche Gestalt und eine 
Länge Von 8!^ Zoll zeigte. Er hatte einen oberen blinden Anhang, wel- 
cher an der linken Seite der Speiseröhre lag und 4 Zoll lang war, und 
einen unteren am Grunde des Blindsackes. Aus der Speiseröhre gelangt 
man zuerst in eine kleine mittlere Höhle und von hier aus in die beiden 
Anhänge. Die untere Wand des kleinen Anhanges ist durch 9-10 Vor- 
spränge in Zellen abgetheilt. Die ttbrige innere Fläche des Magens ist 
mit Falten und Runzeln versehen (Buffon, Hist. nat. XIL p.50). Nach 
Sparrmann, welcher einen ganz jungen, 3/, Fuss grossen Hippopotamus 
untersuchte (Reise nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, S. 368), 
besitzt der Hippopotamus vier Magen, was wohl richtiger sein möchte, 
indem die Magen in diesem Alter des Thieres mehr ausgebildet waren. 
Der erste war 7 Zoll lang und 3 Zoll weit. Ebenso der zweite. Der 
dritte 9 Zoll lang und weiter, als jene beiden. Der vierte war 7 Zoll lang 

und verengerte sich gegen den Pylorus. Der erste Magen hatte eine zarte 
voi.xxn. p,i. g 



58 C. Mayer, 

innere Oberfläche und enthielt etwas Milch. Der zweite enthielt Sand, 
Schlamm und Milch und zeigte schon einige Falten. Der dritte hatte noch 
stärkere Quer- und Längenfalten, enthielt geronnene Milchklumpen, einige 
frische Baumblätter und Schlamm. Der vierte Magen war grösstentheils 
glatt und enthielt viel Schlamm und nur wenig Milch. Er lag nach rechts 
und bedeckte die anderen Magen grösstentheils. Es scheint, Dauben ton 
hat den ersten und vierten Magen als eine Höhle angesehen. 

Die Milz war 1 Fuss lang und 3 Zoll breit und mit ihrem oberen 
Theil an dem oberen inneren Rand des vierten Magens angeheftet. Die 
Gedärme waren 109 Fuss lang. Es verhielt sich also die Länge des Kör- 
pers dazu, wie 1 : 47. Die Leber war 14 Zoll lang und 8 Zoll breit und 
ungetheilt. Die Grallenblase war 5 Zoll lang. Das Herz war 5 Zoll lang 
und 4/4 Zoll breit. Das ovale Loch war 1 Zoll weit offen. Die Lungen 
waren 1 1 Zoll lang und ungetheilt, kleine Läppchen nach aufwärts abge- 
rechnet. Eine 1 Zoll hohe Crista, quer über der unteren Verbindung 
zwischen der rechten und linken Lunge, welche Sparrmann erwähnt, 
scheint vielleicht ein Knochen des Zwerchfelles gewesen zu sein ! 



Mhinoceros. 

Die Osteologie des Rhinoceros hat bereits Cuvier ausführlich be- 
handelt. In Betreff des Zahnbaues schreibt er dem Ober- und Unterkiefer 
7 Backzähne zu. Da der erste Backzahn des Oberkiefers sehr bald aus- 
föllt, so findet man bei den meisten Rhinoceros-Schädeln nur 6 Backzähne 
im Oberkiefer und 7 im Unterkiefer. Schneidezähne sind im Unterkiefer 
zwei kleine innere und zwei sehr grosse, aber conische, glatte, nicht ge- 
rinnte, äussere, welche man wohl als Eckzähne (Hauer) ansehen könnte. 
Im Zwischenkieferbein sind vier kleine Schneidezähne. Auch scheint mir 
eine Lücke in dem Oberkiefer für einen Zahn vorhanden zu sein. Ein Os 
interparietale fand ich bei sechs Rhinocerosschädeln nicht. 



Beiträge mr Anatomie des RMnoceros. SO 

Dass die Hörn6r, das vordere sowohl als das hintere, aus zusammen- 
gesetzten Haarborsten (HaarfäserA) bestehen, ist bekannt. Die Art und 
Weise, wie die Homer mit der Haut und dem Kriochen in Verbindung 
stehen, ist aber noch rticht ermittelt. Camper (1. c. Tab. 17) zeichnet 
die Stelle, wo das vordere Hörn auf dem Nasenknochen aufsitzt, rauh und 
porös ab. Ich finde diese Stelle an mehreren Schädeln ganz glatt, lieber 
die Verbindung des Horns mit den Schädelknochen giebt nur der von mir 
gemachte Durchschnitt eines hinteren Hornes Aufschluss. Dasselbe iWzX 
bekanntlieh auf dem Stirnbein auf. Man bemerkt an meinem Präparate die 
äussere Lbmelle des Stirnbeines utad an deren inneren Fläche die Zellen 
der Sinus frontales. Auf dem Knochen liegt eine Schichte von Homsub-* 
stanz, welche in kurze und lange Fasern ausWächst. Jene Fasern setzen 
sich in die bienenzelligen kleinen Zwischenräume der Basiis des Hornes 
fort und hören 1-2 Zoll davon zugespitzt zwischen den langen Fasern 
auf. Diese aber erstrecken sich weiter, die mittelsten am weitesten, in-* 
dem sie die Spitze des Hornes bilden. In der Mitte der Basis des Hornes 
sind diese Fasern sehr weich und locker, so dass hier eine Art Höhle ent- 
steht, wodurch die Beweglichkeit des Hornes vermittelt wird. Es ist also 
das Hom des Rhineros eine Production des Hornstoffes des Corium's der 
äusseren Haut. 

Bei'm Hirschgeschleeht verhält sich die Organisation des Geweihes 
anders. Hier geht das Geweih von der Diploö zwischen der Lamina 
externa und interna des Stirnbeines, (das Scheitelbein ist blos eingescho- 
ben), aus, welche Diplom sich in die Wurzel des Geweihes bis zur Krone 
fafineiB erstreckt; Vdn hier an ist <fos ganze Geweih ein Auswuchs der 
Lamma externa ossis frontis. Man sieht auch dieselben rundlichen Knochen- 
körperchen mdst ohne Reiser in derj Substanz des Geweihes, nur weniger, 
und mehr plastische Masse, als in der Knochensubstanz des Stirnbeins, 
(hier nur mehrere und weniger plastische Masse). Die Substanz des 
Stimbei&es erscheint bei jungen Thieren (Rehbock) dem freien Auge breit-* 
netzförmig, die des Geweihes langfasrig- netzförmig. 



60 C. Mayer, 

Was ich an einem lebenden indischen mSnnh*chen Rhinoceros aus 
eigener Beobachtung bemerkte, besteht in Folgendem : 

Das Thier, welches aus dem zoological Garden von Liverpool her- 
rührte, hatte 12 Fuss Lfinge, 6 Fuss Höhe und 16 Fuss im Umfange. Es 
wog 5500 Pfund und war ungeföhr 35 Jahre alt. Am Halse sah man 
drei Falten, von den Schultern zwei und von der Kruppe eine sehr dicke 
herabfallen. Ausserdem war am Vorder- und Hinterschenkel ein Quer- 
wulst vorhanden. Die Haut war graulich-braun, mit zahlreichen grossen 
und kleinen Warzen und Knoten, welche, am Hintertheile namentlich, 
platt, rund und knopfähnlich, selbst wie kleine Schilder erschienen, am 
Vorderkörper aber mehr unförmliche Zapfen und Zotten darstellten. In 
den Zwischenräumen der Falten und Wttlste war die Haut roth, feucht und 
sehr empfindlich. Die Ohren waren gross, denen des Schweines ähnlich, 
und waren am Rande gegen die Spitze hin mit borstähnlichen schwarzen 
Haaren besetzt. Auch die Spitze des Schweifes war auf zwei Seiten mit 
Haaren versehen. Das Auge des Thieres ist verhältnissmässig klein, die 
wulstigen Augenlieder treten hervor, die Iris ist braun, die Pupille rund. 
Das dritte Augenlied ist ebenfalls bräunlich, sehr beweglich und veimag 
das ganze Auge zu decken. Die Nasenlöcher sind weit. Die Zunge des 
Thieres ist breit, aber kurz, und es fasst das Futter nicht mit derselben, 
sondern mit dem Haken der Oberlippe. Sie ist roth, glatt und weich. Das 
Thier athmet laut, mit Geräusch, 9mal in der Minute, womach sein Herz- 
schlag auf 36 Pulse sich erheben möchte. Seine Hautwärme war unge- 
fähr 30 Grad R., bei einer Temperatur von 12 Grad R. des Stalles. Sein 
Hörn war sehr kurz, breit und etwas nach rückwärts hakenförmig gestaltet. 
Es schien dasselbe fast bis an die Basis abgerieben zu haben. In der 
Schaamgegend lag der Penis, wie bei'm Pferde, in einem trichterförmigen 
Hautwulst verborgen, welcher mit seiner Spalte, die die Basis des drei- 
eckigen Trichters bildete, nach vorwärts sah. Nach hinten bemerkte man 
an demselben die Hoden als ovale Anschwellungen zu beiden Seiten lie- 
gend, so dass der Hodensack nur klein zu nennen war. Vorwärts und 



Beiträge zur Anatomie des Rhinoceras. 61 

aufwärts von der Ruthenfalte sah man zwei runde weiche Zapfen, welche 
vielleicht als die Brustwarzen angesehen werden mttssen. Ihre Grösse 
war die einer Wallnuss. Wenn das Thier den Penis entwickelte, so 
stülpten sich zwei bis drei Hautfalten heraus und nun trat der innere rothe 
und weiche Theil des Penis hervor, welcher wieder aus drei Studien 
bestand, aus einem hintern knopfförmigen nach unten gewölbten Theil, 
Bulbus urethrae vielleicht, und einer scheidenförmigen Röhre, worin die 
Glans penis wieder als eine kelchartige rothe weiche Röhre hervortrat. 
Wenig entwickelt war der Penis nach hinten gekehrt und das Thier war 
Retromingens. Trat aber der ganze Penis, welcher armsdick anschwellen 
konnte, hervor, so war das Glied nach abwärts und vorwärts gerichtet. 

Ueber die Anatomie der inneren Theile haben wir nur Fragmente, 
von Vicq. d'Azyr, Sparrmann, Leigh, Thomas und E. Home 
herrührend. Die Zunge soll nach Buffon hart und rauh sein, welcher 
Angabe aber Guvier widerspricht. Der Magen soll einfach sein, bei^m 
indischen sowohl als auch bei'm africanischen Rhinoceros. Die Leber 
zeige nur zwei Lappen; bei'm africanischen jedoch drei Lappen mit einem 
Anhange. Die Gallenblase fehle. Die Milz sei breit. Der Dünndarm 
zeige sehr grosse 1 % Zoll lange und 1 Zoll breite Zotten. Der Blinddarm 
sei 2 Fuss lang. . Das Herz 1 /^ Fuss. Die Eichel der Ruthe zeige eine 
besondere Form, indem sie in eine blumenkelchfihnliche Röhre sich endige 
(s. Wolf, Abbildungen merkw. naturgesch. Gegenstände. Hfl.yn. § 19). 
Am Grunde der Ruthe lägen zwei Brustwarzen und weiter nach hinten die 
Hoden. Letztere Angaben werden durch oben angeführte eigene Beob* 
aditung bestätigt. 

Was das Gehirn des Rhinoceros betrifft, so habe ich mich von seiner 
Form durch eine Gypsform der Schädelhöhle von Rhinoceras indicus über- 
zeugt, womach auch die Zeichnung angefertigt wurde. Es ist diese Form 
schon herzförmig und der des Elephanten-Gehirnes ähnlich. Sein Län- 
gendurchmesser ist 5 Zoll. Der Querdurchmesser der vorderen Lappen 
beträgt 3 Zoll 3 Linien, der der hinteren Lappen 4 Zoll 10 Linien. Die 



62 a Mayer, 

Windangen sind breiter und nicht so zahlreich wie bei Dimtyles, (Hyrax 
Da man. S. über dessen Anatomie Pallas (Naturgeschichte merkwttrd. 
Thiere^ IL), so wie Cuvier Kc. IIL und Meckel Lc. IV.) 



VnptV (Tapirus americanus) mas et fem. 

Ich gebe hier die Resultate der Untersuchung der Eingeweide eines 
jungen weiblichen Tapirs und eines mSnnlichen Tapirfötus von der Länge 
von 1 Fuss 10 Zoll, (von der Oberlippe bis zttm After). 

Die Zunge ist hinten sehr breit, nach vorn schmal mit stumpfer 
Spitze. Es sind zwei Papulae vallatae und zahlreiche Papulae fungiformes 
vorhanden. Das seitliche Papillenorgan (Papilla interlocularis) ist gross 
und besitzt neun Falten. Die Mandeln sind sehr lange und glatte, mit 
vielen Gruben versehene Drüsen. Das Gaumensegel ist dick. Die Uvula 
fehlt (s. Acta Acad. Caes. Leop. Nat. Cur. Vol. XX. P.II. p.746)* Das 
Gaumensegel geht nach abwärts in eine halbmondförmige Falte des Pha^ 
rynx über. Der Eingang in den Larynx ist einlach. Der Kehldeckel ist 
mittelmässig und dreieckig. 

Der Oesophagus ist eng und derb muskulös. Seine Länge beträgt 
1 Fuss 2 Zoll. Er tritt durch das Zwerchfell, welches ihn mit zwei star- 
ken Bündeln seiner Portio lumbaris umschlingt. Er ist unterhalb des 
Zwerchfelles noch 3 Zoll lang und in einem besonderen Beutel des Peri- 
tonäums eingeschlossen. Die Längenfasem der inneren starken weissen 
Haut bilden vier Yorsprünge in die Cardia iiinein. Der Magen ist eben- 
falls derbhäutig und stark muskulös; er bildet einen kurzen conischen 
Blindsack, einen mittleren rundlichen Theil und eine Pars pylorica, welche 
von diesem durch eine quere derbe halbmondförmige Falte getrennt ist 
und noch, vor dem Pylorus, eine kleine Einschnürung zeigt. Diie Län- 
genaxe des Magens beträgt 9 Zoll; von der Cardia zum Pylorus sind es 
3 Zoll und die Höhe des Magens ist 4 Zoll. Die innere Fläche des 



Beiträge zur Anatomie des Tapirs. 03 

Magens hat starke LSngenfolten. Im Saccus caecos bemerkt man viele 
warzenförmige Erhabenheiten. Am Pylorus und ausserhalb desselben bür- 
den die Längenfeiten einen kleinen Vorsprung; es hören aber nun diese 
LSngenfalten auf und schon der untere Theil des Duodenums ers^eint 
ohne eigentliche Klappen oder Falten. Dagegen hat dieselbe ein zottiges, 
wolliges Ansehen, welches im leiunum und Ileum etwas blätterig und 
netzfSBrmig wird. Die Leber besitzt drei grössere und einen kleinen Lap-* 
pen. Die Gallenblase fehlt. Das Pankreas ist zweilappig und dick. Un* 
gefiShr 1 Zoll 8 Linien unter dem Pylorus münden der gemeinschaftliche 
Gallengang und der pankreatische Gang dicht nebeneinander aus, oder es 
ist hier, wie bei Sus Babymssa^ eine Doppelöffhung vorhanden. Die Milz 
ist 1 Fuss lang und 2 Zoll breit, aber nur 1 Linie dick. Sie ist nach oben 
breiter und läuft, nach unten schmäler werdend, etwas zugespitzt aus. Die 
Schleimcrypten (Peyer'sche Drfisen) sind klein, einzeln liegend, oder auch 
in kleinen Häufchen zwischen den Zotten und Blättern zerstreut. In der 
Nähe des Eintritts des Ueums in den Blinddarm ist eine kleine Verenge- 
rung bemerklich, und nun zeigen sich deutliche Querfalten. An der Ein- 
trittsstelle selbst schiebt sich die innere Haut so weit in das Caecum vor, 
dass sie um die Ausmfindung eine kelchartige Klappe bildet. Die Länge 
des ganzen Dflnndarms beträgt 34 Fuss Pariser Maass. Die Breite des 
Dünndarmstflckes 1 !4 Zoll. Der Blinddarm bildet einen sehr grossen und 
weiten, am Ende conisch zulaufenden Sack, welcher 1 Fuss 4 Zoll lang 
und 7 Zoll weit ist. Er ist durch einen halbmondförmigen Klappenvor- 
sprung in zwei Abtheilungen geschieden. Seine innere Oberfläche, hat 
ziemlich vortretende netzförmige Falten. Das Colon hat eine Breite von 
2 Zoll, bildet aber in seinem Verlaufe drei Verengerungen und eben so 
viele Erweiterungen oder Säcke von 3-5 Zoll Breite. Es ist sammt dem 
Mastdarme 6 Fuss 5 Zoll lang. Die netzförmigen Falten wechseln in ihm 
mit glatten Stellen bis zum Mastdarm, wo sich Querfalten und viele Knöt^ 
eben oder Drttsenkörnchen befinden. Die Meseraischen Drüsen sind 
ziemlich gross und mehr vereinzelt liegend* Sie sind, wie sonst, an dem 



64 C. Mayer, 

Stamme der Arteria mesenterica superior, welche die gewöhnliche astige 
Form zeigt, und nahe an dem Ende des Ileum's angehäuft. 

Das Herz ist nicht gross und conisch. Der Herzbeutel ist dttnnhfiu- 
tig und anliegend. Seine LSngenaxe beträgt S% Zoll, seine Breite an der 
Basis 3 Zoll. Seine Spitze ist einfach, ohne Kerbe. Seine Muskulatur 
ist massig. Im rechten Vorhofe fehlt die Eustachische, so wie die The- 
besische Klappe. Die übrigen Klappen bieten nichts besonderes dar. Ein 
Herzknochen ist nicht zu bemerken. Die Aorta theilt sich, wie bei den 
Wiederkauern, in eine Aorta adscendens et descendens. Jene spaltet sich 
sodann in den Truncus anonymus mit drei Aesten und in die Arteria sub- 
clavia sinistra. 

Die Luftröhre theilt sich zwar dichotomisch, ohne vorher einen klei- 
nen Ast abzugeben, dagegen entspringt sogleich ein kleiner Zweig aus 
dem rechten Bronchus. Die Lungen zeigen drei kleine und einen unteren 
sehr grossen Lappen. 

Die Nebennieren sind- sehr lang und schmal. Sie habep einen Lfin- 
gendurchmesser von 2 Zoll, bei einer Breite von 5 Linien. Ihre äussere 
Substanz ist gelblieh, die kleinere Centralsubstanz ist braunlich und die 
Vene in ihr verhSltnissmässig sehr weit. 

Die Nieren sind klein und glatt, oder ohne besondere Einschnitte. 
Sie sind 3/4 Zoll lang und 1 Zoll 8 Linien breit. Das Nierenbecken ist 
klein, dreieckig und es mflnden drei Kelche in dasselbe ein. Die Harn- 
blase ist klein und sehr derb, besonders am Grunde; die Ureteren mfln- 
den ganz nahe beisammen gegen ihren Hals hin aus, wo zwischen beiden 
Ostia sich Querstreifen und ein LSngenstreifen^ der in die lange Harnröhre 
sich erstreckt, sich zeigen. Die Harnröhre endet in dem Yestibulum va- 
ginae mit einem grossen trichterförmigen faltigen Ostium ; darunter befin- 
det sich die kleine Oeffnung der Vagina, welche von einer ringförmigen 
Falte umgeben ist. 

Die Vagina ist glatt, 4 Zoll lang und 1 /, Zoll weit. Es ist keine 
deuUiche Grenze zwischen ihr und dem Uterus communis zugegen. Dieser 



Beiträge zur Anatomie ded Tapirs. 05 

ist 3 Zoll lang and hat Querfalten. Die beiden Cornua nteri beginnen mit 
einer weiten Oeffnung, sind cylindrisch, von der Dicke eines Fingers. 
Die Ovarien sind klein und glatt. Der Eierstocksbeutel und die Mutter- 
trompete sind einfach. 

Das Gehirn des Tapirs habe ich von dem Tapirfötus entnommen und 
abbilden lassen. Seine Form ist schon die des Babyrussa und des Schwei- 
nes, nicht mehr die herzförmige, sondern die langovale, aber zugleich auch 
mehr die rundliche oder walzenförmige Form, so dass es dadurch der des 
Grehimes des Pferdes ähnlich wird« 

Das grosse Gehirn hat im LSngendurchmesser 1 Zoll 8 Linien und 
im Querdurchmesser 1 Zoll 5 Linien, (also jede Hemisphäre 8 Linien)* 
Das kleine Gehirn besitzt eine Länge von 10 Linien bei gleicher Breite. 
Die MeduUa oblongata ist 5 Linien breit, also im Verhältniss etwas schmaL 

Es sind zwei innere Längetawindungen, zwei äussere, drei hintere 
absteigende und zwei vordere absteigende Windungen, so wie dn Gyrus 
basilaris vorhanden. 

Die Pons Varolii ist klein, eine hintere kaum merklich. Die Crura 
cerebri sehr schmal. Die Corpora quadrigemina mittelmässig; die vorderen 
grösser. Die Zirbel klein; eine harte runde Concretion darin, von der 
Grösse einer Linse. Sehhttgel, Corpus striatum, welches gedoppelt ist. 
Corpus callorum und Fornix gut entwickelt. 

Der Wurm des kleinen Gehirnes zeigt 5*- 6 Lappen. Die Hemisphä-i- 
ren sind aus 4 Lappen zusammengesetzt, wozu sodann aoch die Flocken 
kommen. 

Von dem Tapirfötus bemerke ich Folgendes: Der Ducttts Botalli und 

das Foramen ovale des Herzens ist offen, liegt aber nach hinten im Atelum 

deitrum, daher keine Yalvula Eustachii nöthig ist. Dagegen ist der Lim- 

bus seu Musculus semilünaris am vordem Rande des Foramen ovale sehr 

stark. Im Magen keine Rinne, wie bei Dicotyles und Babyrussa. Die 

Glandula Thymus Wohl entwickelt. Der Urachus noch bis in den Nabel«*- 

strang offen: Es sind zwei Arteriae umbilieftles und eine Vena umbilica- 
V01.XXU. p.i. 9 



66 €. Mayer, 

lls yorhtnden. Die Hoden liegen in der Bauchhöhle. Die innere OeflT- 
nung des Cantlis inguintlis ist deutlich. Die Glans penis ist lang und hat 
3 Linien, hinter dem knopfförmigen Ende zwei Seitenlappen, so dass sie 
in Etwas der Glans penis des Rhinoceros ähnlich zu werden scheint. 



JSus JBäbyrugga fem. 

Die Glandula Parotis ist ^oss, platt und reicht bis zum Halse herab. 
Die Zunge ist lang, hinten dick und comprimirt, vorn dttnn, glatt und ab- 
gerundet. Es sind zwei grosse Papulae vallatae zugegen und mitten und 
vorne viele hervorragende Papulae fungiformes. Die seitliche Grypten*- 
papille zeigt fünf Spalten, (s. Nova Acta Acad. C.L. N. C. Vol. XX. P.D.) 

Oben an der hinteren Wand des Pharynt führt eine runde Oeffnung 
in eine 1 % Zoll lange und im Grunde % Zoll breite Tasche (Bursa pharyn- 
gea), welche aus einem kleinen und grösseren Sacke besteht, wie ich 
diese Bursa pharyngea vom Schweine und anderen Thieren früher schon 
beschrieb (v. Froriep's Notizen. 1840. Nr. 287). Yrolik fand zwei 
solche Taschen bei'm mannlichen Babyrussa. Das Velum palatinom ist 
dttnn und ohne Uvula. 

Der Oesophagus ist massig muskulös. Er ist mit dem Pharynx 
10 Zoll lang. Der Magen ist in seiner Axe Zoll lang, »ein Querdurch- 
metpser oder «eine Breite ist S% Zoll. 

Der Magen bildet drei Abtheilungen; 1) den Blindsack, welcher mit 
einem gehörnten Anhange von 3 Zoll Lunge endet und in seinem Innern 
mehrere grosse nnd breite Zirkeifiilten oder Klappen zeigt, weldie von 
dem Fundus des Procesras comiformis aus m Umfang zunehmen. Die 
letzte Zirkeifaite bildet eine dicke stark h^rorspringende fleischige Kkppe, 
welche die Tasche des Blindsackes Ton der des n^ttleren, meiir glitten 
TYieites trennt; durch eine andere, jededi nur halbzirkelfömdge Klappe 
ist dieser von der Pars pyiorioa ;geu«nnt. Die letztere^ durch eine 2 U- 



Beiträge smr Anatomie des Babyrussa. 07 

nien dicke Muskelhaiit und durch viele Crypteti sich auszeichnende, ist der 
dickste Theii des Magens. Die Verzweigungen der Arteria coeliaca, na- 
mentlich auch die der Kranzschlagadern des Magens, zeigen die gewöhn-- 
liehe Verästelung und die bogenförmigen Anastomosen derselben« 

Der Pförtner bildet eine runde Oeffnung, in welche von oben eine 
6 Linien lange, 4 Linien breite und 2 Linien dicke Fleischpapille hinein- 
ragt, welche wie. eine Art von Zapfen den Pylorus verschliesst Von der 
Cardia zum dritten Magen iSuft, wie bei den Wiederkäuern, eine durch 
zwei Langenfalten gebildete Rinne. 

Die Leber besitzt fflnf Lappen, wovon vier gross und einer klein und 
länglich ist. Zwei der linken Seite liegen auf dem Magen. Der mittlere 
breiteste und grösste enthält die Gallenblase an seiner unteren Fläche; 
der vierte liegt nach rechts; der letzte und der kleine fünfte biegen sich 
nach links in den Sack des Omentum minus hinein (Lobulus omentalis)« 
Die Gallenblase ist länglich -oval. Der Gallengang ist gerade, ziemlich 
weit und mündet ganz nahe an der Columella pylori (Pförtnerzapfen), 
kaum 8 Linien von ihm entfernt, in das Duodenum ein. Das Pancreas ist 
dann und sein Gang mündet dicht neben der Oeffnung des Gallenganges 
aus. Die Milz lang und platt. 

Der Dünndarm ist sehr lang und misst 24 Fuss lO'/, Zoll, der Blind- 
darm ist 3y, Zoll weit und 6 ZoH lang. Sein langer conischer, etwas 
gekrümmter Anhang beträgt 3 Zoll. Der übrige Dickdarm bis zum After 
ist 9 Fuss. Die Peyerschen Drüsen sind nur schwach entwickelt. Die 
Valvula caeci hat zwei Lippen. Das Mesenterium ist faserig und derb. 
Die Meseraischen Drüsen sind in einzelnen Häufchen verstreut und klein. 
„Die Arteria meseraica superior und inferior zeigt eine eigenthümliche 
^,Anordnang, welche weder bei dem Elephanten, noch bei dem Tapir und 
„dem Schweine vorkömmt. Ihre Verzweigung ist nämlich strahlenförmig 
„oder büschelförmig, indem der Hauptstamm aus einzelnen gerade verlau- 
„fenden, oder etwas divergirend sich ausbreitenden Büscheln und diese 
„wieder aus äusserst zahlreichen kleineren fiflscheln von Zweigen beste- 



68 C. Mayer, 

,,hen, ohne dass die Aeste und Zweige mit einander Bogen oder Anasto- 
,,mosen bildeten« Denselben Verlauf haben auch die Venen des Darm- 
,,Gaiiales, wodurch das Mesenterium dn aus divergirenden Streifen oder 
,,Faserbttndeln bestehendes Aussehen erhält. Es ist offenbar hier eine 
,,Art von Rete mirabile vorhanden/^ Dass die Arterien des Magens diese 
Form der Verästelung nicht zeigen, ist bereits oben erwähnt und erscheint 
sehr merkwürdig« 

Das Herz ist länglich, dreieckig und conisch zugespitzt, wie bei'm 
Schweine. Der Herzbeutel dünnhäutig. Der rechte Ventrikel dünnwan- 
dig, der linke stark und muskulös. Eine Crena cordis ist zugegen. Keine 
Valvula Eustachii. Eine kleine Falte zwischen dem Ostium der Vena 
Cava inferior und der Vena coronaria. Nur ein kleiner Musculus papilla- 
ris im rechten Ventrikel ; zwei starke im linken Ventrikel. Die übrigen 
Klappen normal. Am Ostium arteriosum des linken Ventrikels fühlt man 
deutlich einen starken Knorpel. Aus dem Bogen der Aorta entspringen 
zwei Stamme; der erste rechte ist der Truncus communis für die Arteria 
subclavia dextra, die Arteria carotis dextra und sinistra; der linke bildet 
die Arteria subclavia sinis1a*a. Zwei Venae cavae superiores münden in 
den rechten Sinus ein. 

Der Larynx ist gross und breit. Die Epiglottis breit und etwas ein- 
gekerbt. Es ist ein oberes sehniges, sehr schmales und unteres musku- 
löses, breites Stimmband vorhanden. Zwischen dem eingeschnittenen 
Baode des Schildknorpels und der Epiglottis eine sackförmige Vertiefiing 
(Luftsack). Die Schilddrüse ist klein und bildet zwei getrennte, 1/^2 Zoll 
lange und 4 Linien breite Lappen. 

Die. Luitröhre ist fast ganz knorpelige Sie theilt sich dichotomisch. 
Die Bronchialdrüsen sind klein. Die rechte Lunge zeigt einen oberen, 
kleinen, schmalen und langen getheilten, einen mittleren, kleinen, schma- 
len, langen und einen unteren, breiten und grossen. Lappen. Die linke 
Lunge einen oberen, kleinen, einfachen, schmalen, langen^ einen mitüeren, 
ähnlichen und einen unteren, breiteren Lappen. Die Nieren sind platt 



Beiträge zur Anatomie dea Dicotyles torqualm. 69 

gedrackt und klein. Ihre L&nge ist 2 Zoll 3 Linien, ihre Breite 1 Zoll. 
Der Ureter bildet ein zieailiches Becken, in welches 8-9 breite Nieren- 
papillen einmünden. Die Nebennieren liegen den Nieren fast gegenüber, 
sind fast so lang, wie die Nieren, nämlich 2 Zoll lang, aber nur 3 Linien 
breit. Ihre äussere Substanz ist gelb. 

Die Harnblase ist ziemlieh gross und dünnhäutig. Die Harnröhre 
4 Zoll lang und ziemlich weit. Ebenso ihre Ausmündung. Dagegen die 
Ausmflndung der Vagina unter ihr ganz klein und durch Falten verschlos^ 
sen ist. Die Clitoris ist sehr klein. Die Vagina ist 2/4 Zoll lang und 
platt Der gemeinschaftliche Uterus hat 3 Zoll und zeigt starke Querfal- 
ten oder die Spiralklappen. Die zwei Hörner des Uterus, welche rund- 
lich sind, aber nicht stumpf enden, wie bei'm Tapir und Elephanten, son- 
dern spitz zulaufen, gehen in die geschlängelte Muttertrompete üben 
Diese münden, sich allmälig erweiternd, in die Eierstockstasche aus. Das 
Ovariumi ist oval und platt. 

Das Gehirn von Babyrussa hat Vrolik (Lc. p. 28) ausführlich be- 
schrieben. Er sagt, dass er das Gehirn de^ Babyrussa mit dem eines 
Schweines derselben Grösse vergUchen und keine bemerkliche Verschie** 
denheit zwischen beiden wahrgenommen habe, nur seien die Windungen des 
Gehfraes des Schweines deutlicher ausgesprachen. und mehr wellenförmig; 

Der Zeichnung, welche Vrolik gegeben und der Form der Cavitas 
cranii von Sus Babyrussa nach zu urtheilen, ist die Form des Gehirnes die 
lang-ovale. In Fig. 2. Tab. I. ist aber die MeduUa oblongata noch einmal 
so breit gezeichnet, ab sie es im natürlichen Zustande sein kann. 



MHcotgleg tarquaius mas. 

Ich^ lege hier die anatomische Beschreibung von einem Männchen 
von Dieokfles torquatus nieder, welches ich bereits im Jahre 1828 unter- 
sucht hatte und wovon die Präparate seitdem in unserm anatomischen 



HO C. Mayer, 

Museum aufbewahrt sind, und fQge noch einige Bemerkungen ttber die 
Anatomie eines Fötus von Dicotyles torqualus bei. 

In Betreff der Zunge sehe die öfter citirte Abhandlung« Am Pha- 
rynx findet sich eine doppelte zarthäutige Bursa, wie bei'm Schweine, 
(s. Mayer in v. Froriep's Notizen« 1840. Nr. 287.) 

Der Magen ist ebenso complicirt und besteht ebenso aus drei grösse- 
ren Sacken, wie der von Sus Babymssa. Der Oesophagus tritt senkrecht 
in den mittleren oder horizontalen Theil des Magens ein, an welchem letz- 
teren der Blindsack in aufrecht stehender Richtung angesetzt ist. Dieser 
zweite oder mittlere Magen ist mit der weissen dichten Oberhaut des Oeso- 
phagus fiberkleidet. Diese Haut endet mit schönen Frenzen an dem Ein- 
gange in den Blindsack und an dem Ausgange in den dritten Hagen. In 
seinem oberen Räume läuft eine Rinne oder ein Canal von der Cardia aus 
gegen den Ausgang in den dritten Magen. Der Uebergang aus ihm links 
in den Blindsack des Magens, so wie rechts in den dritten Magen ist daher 
durch eine Cirkelfalte begrenzt. Der Blindsack hat eine obere und eine 
untere Abtheilung, wovon die letztere noch ein besonderes kleines Hom 
besitzt. Er zeigt im Innern eine braune schwammige Oberfläche. Der 
dritte Magen, oder Pförtnermagen, ist ebenfalls nur mit der Schleimhaut 
aberkleidet, die durch die zarte, kaum bemerkliehe Epidermis hindurch 
scheint. Der Dflnndarm ist 20 Fuss lang. Am Ende des Ileums bemerkt 
man eine grosse Peyer^sche Drfise. Die Valvula caeci hat zwei Lippen. 
Der Dickdarm ist 8 Fuss lang* Das Caecum hat einen conischen Anhang« 
Die Gekrösschlagadern und Gekrösvenen verzweigen sich bflsdielförmig 
oder strahlig, wie bei Sus Babyrussa. Auch hier verbreiten sich die Rami 
mesenterici und selbst die Rami intestinales strahlenförmig auf dem Dflnn- 
darm und Dickdarm, ohne Arcus anastomotici zu bilden. 

Bei dem neugebornen Dicotyles torquatus war der sämmtliche Dick- 
darm zu einem conischen KnSul zusammengeheftet, welcher, gleichsam 
noch unentwickelt, ein besonderes, von den dünnen Gedärmen abgeschie- 
denes Convolut bildete. 



Beiträge smr Anatomie des Dicotyles torquatus. 71 

Die Leber besitzt fttnf Laj^n. Eine Gallenblase ist nicht vorhan- 
den. Die Milz sehr lang^ und schmal. Das Panereas dünn. Die gemein- 
schaftliche Einmündung des Gallenganges und pankreatischen Ganges ist 
nur 1 Zoll vom Pylorus entfernt. 

Das Herz ist langlich-conisch und von geringer Grösse. Es ist iLeine 
Valvula Eustachi! und Valvula Thebesii zu bemerken. Das Foramen ovale 
ist ganz geschlossen. Eine deutliche Knorpelbildung am Rande des lin- 
ken Ventrikels, nahe der Valvula semilunaris dextra, ist nicht zu verkennen. 
Es sind zwei Arteriae cormariae cordis vorhanden* Ans dem Arcus aortae 
entspringt zuerst der dreiäieilige Tmncus anonymus und dann die Arteria 
subclavia sinistra. 

Der Larynx ist gross und gewölbt. Die ersten vier Riilge der Luft- 
röhre bilden eine beträchtliche Erweiterung, indem sie breiter und länger 
sind, als die folgenden Ringe und vom eine Spalte zwischen sich lassen. 
Dagegen ist hinten keine Pars membranacea vorhanden. Das Zungenbein 
ist einfiidi g^ildet und ruiuftich. Der Schildknorpel ist gewölbt und hat 
unten ein Tubercalum. Die Epiglottis ist breit Die Giesskannedcnorpel 
sind schmal, lang und bogenfSSrmig. Der Ringknorpel ist vom dünn nnd 
gespalten. Es ist nur ein dickes unteres StimnÜMtnd vorhanden. Der 
Morgagnische Ventrikel Ist weit, liegt in der Mitte und ist ein&ch, setzt 
sich aber zn beiden Seiten der Wurzel der Epiglottis in einen Kehlsack 
fort; so dass zwei solche Kehlsäcke vorhanden sind, welche zwbchen dem 
Zungenbein und dem Schildknorpel hervortreten. Das übrige Stück der 
Luftröhre, so wie der Anfang der Bronchien, entbehrt ebenfalls des hinte- 
ren häutigen Tlieiles. Rechts gebt vor der Bifurkation ein kleiner Bronchus 
ab. Der Sattelknorpei an der Bifiiri^ation ist stark entwickelt Die Lun- 
gm zeigen 2-3 obere kidne and einen unteren grossen Lappen. 

Die INieren sind länglich-oval und ohne Einschnitte. Das Nierenbek* 
fcen ist enge. Die Nebennieren sind länglich und von brauner Faii>e. 

Die märnilioben OenitdÜen betreffend, sind die Hoden, in welchen 
das Corpus Highmori, wie bei'm Schweine, sich voiffindet, nebst den 



72 C. Mayer, 

Nebenhoden massig entwickelt. Die Vasa dererentia vereinigen sidi nahe 
der Harnblase. Die kleinen SanfenblSschen, welche an dem Blasenhalse, 
wo sich eine kleine Prostata befindet, sitzen, enden mit dem Vas dererens 
durch eine kleine Papilla seminalis. Der enge Blasenhals (Isthmus) gebt 
in eine weitere lange Urethra über, welche nach vorwärts einen Bulbus 
bildet. Hier münden 3-4 mal grössere, mit einem festen, krystalUiellen 
Eiweis gefüllte gewundene Blasen (Glandulae Goperi?) in einem 
rundlichen Behälter ein. Von hier wird die Harnröhre wieder schmä- 
ler und begiebt sich unter den sehr schmalen oder feinen Penis, wel- 
cher bis an seine Wurzel mit einer breiten und langen Vorhaut umschlos- 
sen wird. 

Bei dem neugebomen Dicotylea torquatus waren die Hoden bereits 
ausserhalb der Bauchhöhle in den Hodensack herabgestiegen und durch 
ein starkes Ligamentum scroti befestigt. 

Das grosse Gehirn hat schon mehr eine herzföiteige, als langovale 
Form, wie letztere bei Sus Babyrussa und dem Schweine sich vorfindet, 
und näliert sich dadurch dem des Rhinoceros und Elephanten an. Seine 
vorderen Lappen nämlich laufen schmal zu, während die hinteren mehr in 
die Breite sich ausdehnen. Seine Länge beträgt 2 Zoll 4 Linien, seine 
Breite 1 Zoll 11 Linien. Das kleine Gehirn ist 1 Zoll 11 Linien lang und 
1 Zoll 9 Linien breit. Die MeduUa oblongata ist im Verhältiliss sehr breit, 
stark und die Corpora pyramidalia, olivaria und restiformia sind sehr hervor- 
ragend. Ihre Breite beträgt 10 Linien. Auch die vordere und hintere 
Brücke ist breit. Die Windungen gleichen denen des Gehirnes des 
Schweines. So sind auch hier die oberen Gyri in der Mitte fast abge- 
trennt. Es sind 2-^3 obere innere, 2 äussere obere, welche in die vor- 
deren übergehen, 2 mittlere und 3 hintere absteigende Gyn vorhanden, 
wozu noch det Gyrus basilaris kömmt. Das kleine Gehirn hat 4-5 Lap- 
pen des Wurmes und mit den Flocken 5 Lappen der Hemisphären. Der 
bei diesem beschriebene mittlere sich kreuzende Lappen des kleinen Ge- 
hirnes ist hier nicht zu bemerken. 



Beiträge smr Anatomie des Dicotyles labiatus. 73 

Die Rflckendrttseist oval; sie besteht aus braunen Läppchen und 
ist ganz wie die Ohrdrflse des Elephanten gebaut, wovon sie sich nur 
durch ihre Lage unterscheiden möchte« Ihre Lappchen bestehen aus ganz 
feinen CanSlen, welche in grössere GSnge zusammenmttnden, die, 20-25 
an der Zahl, in eine kleine Erweiterung, ungefähr mitten in der Drüse, 
äusserlich ausmünden. Der Hautmuskel liegt ober der Drüse oder nach 
Innen, so dass er dieselbe zusammenpressen kann. 



IHcotyMes MaMaius fem«. 

Diese Species von Dicotyles zeigte folgenden anatomischen Bau der 
inneren Organe. 

Die Zunge betreffend, beziehe ich mich auf meine angeführte Schrift. 

Der Larynx ist ähnlich dem von Dicotyles torquatus. Der Ventricu- 
lus Morgagni ist ebenfalls einfach und setzt sich zur Seite unter die Epi- 
glottis fort. 

Am Pharynx bemerkt man eine kleine Grube als Bursa pharyngea. 

Der Magen ist wie bei Dicotyles torquatus gebaut. Der Oesophagus 
tritt senkrecht in den Magen und zwar in seinen mittleren Theil. Der 
Blindsack, oder sonst der erste Magen genannt, steht senkrecht und hat 
Zoll im Längendurchmesser. Er ist durch zwei starke, breite, vorsprin- 
gende Wülste von dem mittleren Magen getrennt. Dieser ist bis in den 
Blindsack hinein mit einem dicken, gelbweissen Epithelium überzogen. 
Der mittlere Theil des Magens ist nur 4 Zoll hoch. Darauf folgt, durch 
eine Cirkelfalte getrennt, der kleinste dritte Magen, welcher nur 3 Zoll 
misst. Er ist dadurch noch ausgezeichnet, dass er, wie bei Sus Babyrussa^ 
eine 2 Linien dicke Muskulatur, namentlich aus breiten, starken Cirkel- 
bündeln besitzt. Die innere Haut des dritten Magens ist braun, mit vielen 
Schleimgruben versehen. Das gelbe Epithelium hat hier aufgehört. Die 
Axe des ganzen Magens beträgt 8 Zoll. Von der Cardia bis zum dritten 

Vol. XXII. p.i. 10 



74 C. Mayer, 

Miagen bemerkt man ebenfalls eine Rinne oder einen Halbcanal. Am Py- 
lorus bemerkt man ebenfalls einen Zapfen oder eine Fleischpapille, Golu- 
mella pylorica, nach unten« Das Duodenum ist glatt, ohne Falten oder 
klappen. Der Oesophagus ist 10 Zoll lang. Vom Pylorus bis zur Ein* 
mttndung des Ileum's beträgt der Dünndarm 18 Fuss 6 ZolL Das Cae- 
cum misst nur 3 Zoll und läuft in einen conischen Anhang aus. Der 
Dickdarm 11 Fuss 10 Zoll. Die Leber hat vier breite und einen langen 
schmalen Lappen. Die Gallenblase ist oblong. Der Ductus cysticus ver- 
eint sich mit dem Ductus hepaticus zu dem Ductus choledochus. Die Milz 
ist schmal und lang, hat 8 Zoll 6 Linien in der Länge und 1 Zoll 6 Linien 
in der Breite. Das Pancreas ist dünn und bräunlich von Farbe. Sein 
Gang mündet gemeinschaftlich mit dem Gallengange 8 Linien vom Pylorus- 
zapfen in das Duodenum ein. Die Arteria mesenterica superior et inferior 
verzweigen sich nicht ästig, sondern, wie bei Sus Babtfrussa und Dicotyles 
torquatus^ büschelförmig, ohne seitliche Anastomosen oder Gefössbogen. 

Das Herz ist 2 Zoll 4 Linien lang und 1 Zoll 6 Linien breit. Seine 
Spitze ist doppelt. Der rechte Ventrikel ist dünnhäutig, die Muskeln der 
dreizipfeligen Klappe schwach. Die Valvula Eustachii fehlt. Auch die 
Valvula Thebesii ist nur schwach angedeutet. Der linke Ventrikel ist 
muskulös. Die Musculi papilläres dick. Die zweizipfelige Klappe derb. 
Die Valvulae semilunares der Arteria pulmonalis und der Aorta sind dünn 
und ohne Noduli. Aus dem Arcus aortae geht zuerst der Truncns ano- 
nymus mit seinen drei Aesten und sodann dte Arteria subclavia sinistra 
besonders hervor. 

Die Luftröhre giebt rechts einen oberen kleinen Ast ab, welcher in 
den oberen Lappen der Lunge geht, der getheilt ist, und spaltet sich dann 
dfchotomisch. Die rechte Lunge hat einen oberen (etwas getheilten) und 
mittleren, langen, schmalen und einen unteren breiten Lappen. Ebenso 
hat auch die linke Lunge drei Lappen. 

Die Nieren sind platt oder ohne Einschnitte und im Ganzen klein; 
2 Zoll 8 Linien lang und 1 Zoll 4 Linien breit. Der Ureter bildet ein 



Beiträge mr Anatomie des Schweins. 75 

kleines Becken, in welches die ganz engen Galices renales einmünden. 
Die Nierenpapillen sind sehr klein. Die Nebennieren sind rechts 1 Zoll 
4 Linien lang und 3 Linien breit, links 1 Zoll lang und 4 Linien breit. 
Sie bestehen aus einer einfachen, braunen, spongiOsen Substanz. Die 
Harnblase ist 4 Zoll lang; die Harnröhre 2 Zoll. Die Ureteren münden 
nahe dem Blasenhalse aus. Die Harnröhre öffnet sich, 2 Zoll von der Gli- 
toris entfernt, in die Vagina. Die Clitoris ist fein und zugespitzt, 2 Linien 
lang. Die Vagina ist 4 Zoll lang und hat Längenfalten. Das Orificium 
uteri externum bildet eine Spalte mit breitem Wulst. Der Uterus commu-* 
nis zeigt breite und dicke Querfalten oder Spiralfalten, deren Zahl zwölf 
beträgt. Er ist 3 Zoll 6 Linien lang. Der Eingang in die Homer des 
Uterus, orificium uteri intemum, ist ohne Vorsprung. Diese sind 5 Zoll 
lang. Die Tuba beginnt fein und läuft geschlängelt. Die Bursa ovarii 
bildet, einen langen, conischen, schmalen Beutel nach der Seite hin. Die 
Ovarien sind rund. 

Noch bemerke ich, dass sich sowohl bei Dicotyles torquatas als auch 
bei Dicotyles idhiatus am Kopfe mehrere Retia mirabilia vorfinden. Bei 
ersterem namentlich befindet sich ein Rete mirabile von der Grösse einer 
Mandel an beiden Seiten der Sella turcica, gebildet durch die Carotis cere- 
bralis, wozu sich zugleich em Ast der Arteria maxillaris interna durch die 
Fissura orbitallfii superior gesellt. Auch ein Rete mirabile temporale ist vor- 
handen, welches in einem grossen Canal im Os parietale sich befindet und 
durch eine grosse Oeffnung in der Fossa temporalis nach aussen tritt. 



ShM.9 Scrqfa. 

Ich darf mir wohl der Kürze halber erlauben, in Betreff des Allge- 
meinen der Anatomie des Schweines auf Cuvier und Meckel, so wie 
auf die Schriften der Thierärzte und namentlich auf die von Gurlt zu ver- 
weisen. Ich will daher nur dasjenige hier anfuhren, was, wie ich glaube. 



76 C. Mayer, 

von andern vergleichenden Anatomen gar nicht bemerkt oder ungenau 
angegeben wurde. 

Die Zunge und der Pharynx, seine Muskeln und die von mir ent- 
deckte Bursa pharyngea, welche hier einen besonders drüsigen Bau zeigt, 
habe ich bereits früher besprochen und abgebildet (s. Mayer 1. c. p.723. 
Tab. XXXV und XXXVII). 

In Betreff des Magens finden wir schon die Spur des complicirten 
Baues, wie wir ihn bei Dicotyles^ Sus Babyruasa und Tapir wahrnehmen, 
angedeutet. Der Blindsack ist als ein kleiner Anhang nach aufwärts am 
Fundus ventriculi vorhanden. Der mittlere oder eigentliche erste Magen, 
welcher namentlich bei Dicoiyles und SusBabymssa mit einer starken gelb- 
weissen Epidermis als Fortsetzung von der des Oesophagus überzogen ist, 
ist bei'm Schweine nur auf eine kleine Stelle der Pars cardiaca, welche 
dieselbe Structur zeigt und sich bald mit Zacken endigt, beschränkt. . Der 
übrige Theil des Magens bildet eine einfache Höhle mit sammetweicher 
Oberfläche. Die Pars pylorica steht durch eine Rinne mit der Cardia in 
Verbindung. Sie ist sehr stark muskulös, wie bei Dicotyhs. Der Pylo- 
rus-Zapfen, Columella pylorica, ist 1 Zoll 4 Linien lang. Die Leber hat 
vier grosse und zwei kleine Lappen. Die Gallenblase ist sehr ansehnlich. 
Der gemeinschaftliche Gallengang senkt sich 1 /^ Zoll vom Pförtner durch 
eine kleine Papille in das Duodenum ein. Das Pancreas hat zwei lange 
Lappen. Sein Gang mündet mit dem Gallengange zusammen. Die Milz 
ist 1 Fuss 4 Zoll lang und 2% Zoll breit. Die Milzkörperchen sind deut- 
lich. Die Nieren sind 5 Zoll lang und 3 Zoll 2 Linien breit. Das Nie- 
renbecken ist lang und schmal und gegen 15 Wärzchen, wovon einige 
gross und doppelt, münden in dasselbe aus. Die Nebennieren sind 2t% Zoll 
lang und 4 Linien breit. Die Substanz der Leber ist einförmig. Die sechs- 
eckigen Intercellularnetze der Acini münden in die Venen ein. Ebenso 
die der Milz. 

Die Valvulae conniventes sind nur wenig entwickelt. Die Glandulae 
Perseri beginnen als runde Drüsen, von der Grösse eines Silbergroschen, 



Beiträge zur Anatomie des Schweins. 77 

schon oben im leiunum; im Ileum sind sie schon über 1 Zoll lang. Die 
längste beginnt am Ende des Ileum's und setzt sich über die Valvula coli 
fort, so wie in's Colon selbst hinein, wo sie 4 Zoll lang und 1 !4 Zoll breit 
ist. Die Valvula coli ist 1 Zoll 4 Linien lang und '/^ Zoll breit. Sie ist 
fest verschlossen., Das Caecum ist 8 Zoll lang und bis an's Ende von 
gleicher fireite (4 Zoll 6 Linien). 

Der Larynx zeichnet sich durch ganz eigenthflmlichen Bau aus, des- 
sen nShere Beschreibung in meiner Preis-Schrift „über den comparativen 
Bau des Larynx bei'm Menschen und den Säugethieren^^ zu finden ist. 

In der Pars membranacea der Trachea beobachtete ich eine Reihe 
von Gartilagines stellatae bis zur Theilung derselben nach abwärts. Die 
Glandula thyreoidea ist einfach und hat nur hinten eine Furche als Isthmus. 
Nach vom bildet sie einen Kiel, so dass sie eine kahnförmige Gestalt hat. 
Sie ist 2'/, Zoll lang und 1 Zoll breit. 

Die Theiluftg der Luftröhre ist ebenfalls asymmetrisch, indem vor der 
Theilung ein kleiner Bronchus rechts entspringt und einen kleinen Lun- 
genlappen bildet, wie bei Dicotyles u.s.w. Es sind rechts zwei längliche 
(obere), ein grosser breiter (unterer) und ein vierter kleiner Lappen, links 
nur die ersteren drei Lappen vorhanden. Die Glandulae bronchiales 
gross und gelblich. 

Das Herz ist rundlich. Die Valvula Eustachii fehlt, so wie die Val- 
vula Thebesii. Die Noduli Arantii der Valvula semilunaris sind bemerk- 
lich. Es ist am Ostium aorticum kein Herzknochen vorhanden. Es ist 
nur eine Vena cava superior da und zwei Arteriae coronariae cordis. Die 
Aorta giebt zuerst den Truncus communis mit seinen drei Aesten (die 
Arteria subclavia dextra und die beiden aus einem gemeinschaftlichen 
Stamme entspringenden Carotiden) und sodann die Arteria subclavia 
sinistra ab. 

Bei dem (weiblichen) Schweine ist die Clitoris dreieckig und klein, 
wie bei den Wiederkauern. An der Basis derselben, am Eingange in die 
glatte Vagina, bemerkt man zu jeder Seite eine erbsengrosse Drüse. Die 



78 C. Mayer, 

Vagina endet mit einer verengerten Stelle (Orificium uteri externum) und 
nun beginnt der Uterus communis seu spiralis mit seiner Spiralfalte. Es 
erscheinen im Grunde desselben die zwei Orificia uteri interna, weiche in 
die Hörner führen. Das Ovarium bietet nichts besonderes dar. Die Bursa 
Valisneri bildet eine doppelte Tasche. 

Das Gehirn des Schweines besitzt mehrere Eigenthttmlichklhen, wo- 
durch es sich besonders auszeichnet und welche noch nirgends erwähnt 
worden sind. Die Form desselben ist die iSnglich-ovale. Die Windun- 
gen desselben sind zahlreicher, als bei den reissenden Thieren und fast 
vollkommen symmetrisch an beiden Hemisphären. Sie sind folgende: 
1) Eine mit dem Corpus callosum parallel laufende Windung, welche sich 
vorn in 3 und hinten in 2 Aeste spaltet. 2) Obere vordere dreifache 
Windung. 3) Hintere obere, welche mit 3-4 Aesten hinten hinabsteigt. 
4) Untere hintere dreifache. 5) Mittlere untere conische Windung. Auch 
das kleine Gehirn hat zahlreiche Lappen. Der Vermis besitzt von vorn 
bis hinten 7 Lappen oder Joche. Zwischen dem 5ten und 6ten Joche, 
oder zwischen dem Vorder- und Hinter- Wurm tritt ein grosser Seitenlap- 
pen zu Tage, welcher von einer Seite zur andern überschlägt oder sich 
kreuzt. Die Hemisphären des kleinen Gehirnes zeigen 1) einen äusseren 
Seitenlappen in der Fossa petrosa liegend (Lobus petrosus); 2) einen 
vorderen vom 4ten Joche; 3) den sich kreuzenden vom 5ten Joche, und 
4) einen hinteren vom 6ten und 7ten Joche. Der Lebensbaum hat daher 
7 Hauptäste. Im Innern des grossen Gehirnes ist merkwürdig: die ein- 
fache schmale Brücke; die Kleinheit des Corpus pyramidale und olivare; 
die deutlichen zwei Ganglien unten und seitlich von den Corpora bige- 
mina; der Ursprung des Sehnerven selbst bis aus dem hinteren Corpus 
bigeminum ; die Kleinheit des Septum pellucidum, welches fast fehlt; das 
Crus anterius fornicis doppelt, woran der vordere dicke graue Processus 
in's Corpus striatum sich einsenkt, der hintere schmale weisse, sich unter 
dem Thalamus umbiegend, in ihm Aeste abgebend, bis zur Vereinigungs- 
stelle der zwei länglichen Trichterganglien hingeht. Zwischeti beiden 



Beiträge mur Anatomie des Schtceins. 70 

tritt die vordere Gommissur hindurch, welche bald, fsusit unter einem rech- 
ten Winkel, sieh in 2 Aeste spaltet. 

Was den fünften Gehimnerven betrifft, erwähne ich, dass, wie über- 
haupt, auch das Ganglion Gasseri nur wenig entwickelt sich zeigt* Ein 
Ganglion sphenopalatinum fand ich* gar nicht. An der Stelle, wo der Ner-* 
Yus pterygoideus interior aus dem dritten Ast entspringt, ist nur eine kleine 
Spur vom Ganglion oticum zugegen. Dagegen- sah ich, wie bei'm Ele-* 
phanten, ein schönes grosses hartes Ganglion an deip gemeinschaftlichen 
Stamm des fünften und zwar an seinem hinteren Rande, aus welchem 
der Nervus auricularis entsprang. Der Nervus tympanicus zum Museu-* 
lus tensor tympani ging aus dem Nervus pterygoideus interior hervor und 
in schiefer Richtung aufwärts. Eigenthtimlich dem Schweine scheint 
mir ein starker, dicker, ganz kurzer Ramus communicans zwischen dem 
Stamm des Vten und dem des Veiten Gehirnnerven (Ramus petrosus). Er 
ist wohl wegen &bv Nähe beider Nerven so kurz. Ein Ganglion genicu- 
lum des Yllten Nerven findet sich vor. Das Ganglion cervicale supremum 
schöpft starke Aeste aus dem 3ten, 2ten und Isten Aste des Quintus, so 
wie aus dem Ganglion Gasseri und aus dem Nervus VI, der hart an diesem 
Ganglion anliegt, sodann vom Yllten zwei Fäden, und vom IXten, Xten 
Xlten und Xllten von jedem einen besonderen langen Faden. Die Chorda 
tympani ist kurz, aber stark. Der Nervus vagus ist gleich unterhalb dem 
Ganglion petrosum mit dem Nervus IX verwachsen und es entspringt 
sodann der Nervus auricularis aus dem Nervus IX, von diesem sich aber 
sogleich wieder abtrennend. 



üchlnsswort. 

Werfen wir einen Blick auf die Organisation der hier anato- 
misch untersuchten Pachydermen, so möchte sich folgendes Resultat 
ergeben. 



80 C. Mayer, 

Halten wir den Satz fest, dass jedes Individuum den Typus seiner 
Species, seiner Gattung, Ordnung und endlich seiner Thierclasse in sich 
mehr oder minder ausgeprägt enthalte und bemerken lasse, so dürfte die- 
ses Axiom durch die vorliegende Darstellung des Baues der Organe der 
verschiedenen Pachydermen eine neue Bestätigung erhalten. Nicht nur 
spricht die aufgefundene Aehnlichkeit in dem Baue der aufgeführten Pachy- 
dermen unter sich dafür, sondern wir finden auch die Haupttypen des gan- 
zen Thierreiches in jinserer Ordnung der Pachydermen wieder angedeutet« 
Wir haben bereits eine Analogie des Baues des Elephanten mit dem der 
Cetaceen, namentlich in Betreff des Baues des Schädels, der Halswirbel, 
des Gehirnes u. s. f. nachgewiesen. So wie nun der Elephant also die 
Cetaceen in der Ordnung der Säugethiere repräsentirt, so ist das Rhino- 
ceros der Repräsentant der Wiederkäuer, der Tapir der der Einhufer, das 
Babyrussa und Schwein der der reissenden Thiere, der Daman der der 
Nagethiere. Dicotyles nähert sich durch seinen Kehlsack den Affen, durch 
die Knochenhaken am Os pubis den Beutelthieren, durch die langen krum- 
men Klauen der zwei äusseren Zehen der Yorderfüsse (nur ist Ulna und 
Radius verschmolzen) den Subungulatis an. 

Es trägt daher jedes Thier, und auch der Mensch, das Spiegelbild 
seiner Gattung, seiner Classe, das des ganzen Thierreiches, ja das des 
Universum's, in mehr oder minder verjüngtem Maassstabe in sich. 



Beiträge mr Anatomie der Pachydermen. 81 



KrUaningr der Tafeln. 



Tab, L 
Nervengeflecht des Rüssels. 
a. Glandula parotis, b. Speichelgang derselben, c. Muse, buccina- 
torius. d. Muse, masseter. e. Muse, temporalis. f. Äusserer Gehörgang. 
g. Stamm des Nervus facialis, h. Rami masseterici. i. Rami temporales. 
Ar. Ramus communicans mit dem Ramus mentalis. /. Rami communicantes 
mit dem Nervus buccinatorius. m. Nervus mentalis, n. Nervus buccina- 
torius. o. o. Rami communicantes mit dem Ramus superior des Nervus 
infraorbitalis. p. p. Rami communicantes mit dem Ramus inferior des Ner- 
vus infraorbitalis. q. Ramus inferior nervi infraorbitalis. r. Ramus supe- 
rior desselben, s. s. s. s. Rete nervorum proboscidis magnum. 1. 1. Zwei 
Hauptstämme der Nerven des Rüssels, aus diesem Netze entspringend, wel- 
che dem Nervus facialis hauptsächlich angehören, u. u. u. Drei Haupt- 
stämme der Nerven des Rüssels, welche dem Nervus infraorbitalis vorzugs- 
weise angehören, v. Zunge, x. Rüssel. 

Tab. n. Fig. 1. 
Die Schläfendrüse. 
a. Die Acini derselben, b. Die mit Härchen besetzte Ausmfindung 
der Secretionscanäle derselben. 

Tab. n. Fig. 2. 
Mikroskopische Ansicht der Acini der 
Schläfendrüse. 
A. Die Blindsäcke oder Canäle der Schläfendrttse mit ihrem körnigen 
Inhalte. B. Ein grösserer blinder Canal, wie er mit einem zweiten zu- 
sammenkömmt. C. Ursprung der feinsten Secretionscanälchen aus den 
Körnern der Blindsäckchen. 

VoLXXIL p.i. 11 



82 G. Mayer, 

Tab. IL Fig. 3. 
Arcus aortae und Glandula thyreoidea. 
a. Trachea, b. Isthmus der Glandula thyreoidea. c. Linkes Hom 
derselben, d. Rechtes Hom, von seiner äusseren Haut entblösst, so dass 
die einzelnen Lappen zum Vorschein kommen, e. Muse, levator des lin- 
ken Hernes, f. Carotis dexlra. g. Carotis sinistra. h.h. Art. thyreoidea 
superior. t. Art. thyreoidea inferior simplex. k. Vena iugularis sinistra. 
/. Vena thyreoidea inferior, m. Arcus aortae. n. Art. subclavia dextra. 

0. Art. subclavia sinistra. 

Tab. n. Fig. 4. 

Larynx von der Seite, 
a. Epiglottis. b. Muse, glosso-epiglotticus. c. Cartilago thyreoidea. 
d. Muse, thyreo -arytaenoideus superior. e. Muse, thyreo - arytaenoideus 
inferior, f. Cartilago arytaenoidea. g. Muse, arytaenoideus transversus. 
Ä. Muse, crico-arytaenoideus posticus. t. Muse, crico-arytaenoideus late- 
ralis. /. Muse, arytaeno-pharyngeus. m. Pharynx, n. Trachea, o. Ner- 
vus laryngeus superior. 1. Ramus epiglotticus. 2. Rami musculares. 
3. Ramus communicans. p. Nervus laryngeus inferior. 4. 4. Rami pha- 
ryngei. 5. Rami ad Muse, crico-arytaenoideum posticum. 6. Ramus 

communicans. 

Tab. in. Fig. 1. 

Larynx, geöffnet von hinten. 

a. Kehldeckel, b. Corniculum des Gieskannenknorpels. c. Gies- 

kannenknorpel. d. Oberes Stimmband. e. Unteres Stimmband. f. Ven- 

triculus Morgagni, g. Ringknorpel. h. Schleimhaut des Larynx. t. Muse. 

arytaeno - pharyngeus. k. Trachea. /. Muskelparthie des Pharynx. 

m.m. Nervus laryngeus inferior. 

Tab. in. Fig. 2. 
Isthmus faucium, von hinten. 
A. Velum palatinum. a. Muse, azygos. b. Muse, levator veli pa- 
latini. c: Muse, tensor veli palatini. d. Muse, palato - pharyngeus. 



Beiträge mr Anatomie der Pachydermen. 83 

B. Zunge. C. Larynx- D. Pharynx, e. e. Glandula propria pharyngis. 
E. Oesophagus. 

Tab. III. Fig. 3. 

Dritter Ast des Vten Gehirnnerven. 

a. Stamm des dritten Astes vom Vten Gehimnerven ausserhalb des 
Foramen ovale, b. Ovales Ganglion an seinem hinteren Rande (Ganglion 
oticum). 6* Nervus tympanicus daraus, c. Nervus crotaphiticus. d. Ner- 
vus buccinatorius. e. Nerv, pterygoideus. f. Nerv, lingualis. g.g. Chorda 
tympani. h. Nervus alveolaris inferior, t. Aeste von b zu c. k. Aeste 
von b zu d. l. Nervus auricularis Vti. m. Carotis externa seu facialis, 
n. Arteria maxillaris externa, o. Arteria occipitalis. p. Arteria lingualis. 
q. Arteria pharyngea. r. Arteria meningea. 8. 8. Arteria maxillaris in- 
terna, t. Plexus nervorum aus a und b auf der Arteria maxillaris interna 
und meningea. 

Tab. IV. Fig. 1. 

Ein vertikaler Schnitt durch den Rüssel, in dem 
mittleren Theile desselben. 

a.a.a.a.a.a. Die Längenbfindel, Fasciculi s. Musculi long^tudinales 
proboscidis des Rüssels, vertikal durchgeschnitten, welche die starke, fast 
muskulöse Masse des Rüssels bilden ; ihre Zahl mag gegen 2000 betra- 
gen, b. b. b. b. Die schiefen Muskeln, Musculi obliqui proboscidis, welche, 
von der Peripherie gebogen nach einwärts und gegen den Umfang des Rfls- 
selcanales in jeder Hälfte sich von deren Seite aus hinbegeben, c. e. Die 
beiden Lumina der CanSle des Rüssels, d.d. Die Querbündel, Fasciculi 
8. Musculi transversales proboscidis, welche von einer Seite zur anderen 
hinlaufen, gegen die Peripherie schwächer, stärker in der Mitte des Rüs- 
sels entwickelt sind. Noch bemerkt man, gegen den Rand des Rüssels 
hin, die Oeffnungen der durchgeschnittenen Arterien und Venen des Rüs- 
sels, so wie durchgeschnittene Nervenstämme desselben. 



84 C. Mayer, 

Tab. IV- Fig. 2. 
Der rechte Augapfel sammt der Thränendrflse. 
a. a. Die Augenlieder, h. Die Nickhaut. c. Die Pupille, d. Die 
Thränendrüse. e. Ihr Ausftthrungsgang, worin ^ eine Borste, f. Knor- 
pel der Muskeln der Nickhaut. g. Vorwärtsziehender Muskel der Nickhaut. 
h. Rttckwärtsziehender Muskel derselben. L Ausmflndung des Thränen- 
ganges, wo die erwähnte Borste zum Vorschein kommt. 

Tab. IV. Fig. 3. 
Magen. 
a. Speiseröhre, h. Wulst der Cardia. c. Falten des Blindsackes des 
Magens, d. Mittlerer Theil desselben, e. Pförtner. 

Tab. IV. Fig. 4. 
Ileum und Caecum. 
ö, Ende des Ileum's. 6. Durchscheinende Peyer'sche Drüse, 
c. Klappe des Blinddarmes, d. Caecum. e. Colon. 

Tab. V. Fig. 1. 
Leber. 
a. Linker Lappen der Leber, h. Rechter zweitheiliger Lappen, 
c. Ligamentum Suspensorium, d. d. Venae hepaticae. e. Vena umbilicalis. 

Tab. V. Fig. 2. 
a. Das grössere Pankreas. 6. Das kleinere Pankreas, c. c. c. c. c. c. c. 
Pankreatische Gänge, d. Sack oder Blase des grösseren Pankreatischen 
Ganges, e. Hals dieser Blase mit Querfalten, f. Gemeinschaftlicher Aus- 
führungsgang des kleineren Pankreas, g. Ausmttndung des grösseren oder 
oberen Pankreatischen Ganges in den gemeinschafllichen Gallengang. 
h. Ausmündung des kleineren Pankreatischen Ganges in das Duodenum. 

Tab. V. Fig. 3. 
X. Das Ostium des gemeinschaftlichen Gallenganges, aufgeschnitten. 
y. Das im Grunde sichtbare Ostium des Pankreatischen Ganges. 

Tab. V. Fig. 4. 
Aeussere Hautöffnungen oder Canales incisivi. 



Beiträge zur AntUame der Pachydermen. 85 

Tab. VI. Fig. 1. 
Hintergrund der Vagina. 
a. Orificium der Harnblase, b. Orificium externum des Uterus. 

c. Klappe, welche den Eintritt des Urines in das Orificium uteri verhindert. 

Tab. VI. Fig. 2. 
Innere weibliche Geschlechtstheile. 
a. Gemeinschaftlicher Uterus. b. b. Orificium uteri internum. 
c.c. Cornua uteri, wovon das linke etwas geöffnet ist. d.d. Tuba Falopii. 
e.e. Morsus diaboli. f. f. Bursa tubae. g.g. Bursa ovarii. h.h. Ovarium; 
das rechte ist aus seinem Beutel entfernt, i.i. Ligamentum Suspensorium 
uteri et vasa. k. k. Ligamentum rotundum uteri. 

Tab. VI. Fig. 3. 
Clitoris des Elephanten. 
a. Glans der Clitoris. b. Praeputium. c.c.c.c. Corpora cavernosa. 

d. Gemeinschaftliche Sehne des e.e. Musculus ischio-clitorideus. /l/l Mu- 
sculus ischio -cavernosus, g. Urethra. 

Tab. VI. Fig. 4. 
Vertikaler Durchschnitt der Corpora cavernosa clitoridis. 

Tab. VI. Fig. 5. 
Vertikaler Durchschnitt an der Basis des Rüssels. 
a.a. Geöffnete Sinus frontales, b. Septum narium cartilagineum. 
c. Cartilago alaris s. ala proboscidis der linken Seite, in seiner natürlichen 
Lage. d. Derselbe rechts aufgehoben, e. Muse, levator cartilaginis ala- 
ris. f. f. Hinterer Rttsselcanal. 

Tab. VIL 

Das Encephalon des jungen Tapirus americanusj 

in natürlicher Grösse. 

Fig. 1. Von oben. 

a. Grosses Gehirn. b. Kleines Gehirn. c. MeduUa oblongata. 

1. Gyrus cerebri longitudinalis internus superior. 2. G» cerebri longitu- 



m C. Mayer, 

dinalis externus superior. 3. G. cerebri longitudinalis externus medius. 
4. 6. cerebri longitudinalis externus inferior. 5. G. descendens anterior 
internus. 6. G. descendens anterior medius. 7. G. descendens anterior 
externus. 8. G. descendens posterior internus« 9. G. descendens poste- 
rior medius. 10. G. descendens posterior externus. 11. G. intermedius. 

Fig. 2. Von der Seite. 
a^e und 1-11 wie in Fig. 1. 
d. Pens Varolii. e. Crus cerebri. 12. Gynß basilaris. 

Fig. 3. Basis des Encephalum's. 
Dieselben Bezeichnungen wie in Fig. 1. und Fig. 2. 
f. Corpora candicantia et infundibulum. 12. Gyrus basilaris. Er 
zeigt mehrere Faltungen. Die zwölf Gehirnnerven sind für sich deutlich. 

Fig. 4. Vertikaler Längenschnitt durch die 
Mittellinie des Encephalum's. 
Bezeichnungen wie früher. 

13. Gyrus longitudinalis internus inferior, g. Corpus callosum. 
h. Ventriculus lateralis, etwas gehoben. ». Fomix, mit dem Cornu Am- 
monis ; das Crus anterius abgeschnitten, k. Glandula pinealis. /. Cor- 
pora bigemina. m. Corpus striatnm bicolle. n. Thalamus, o. Arbor vitae. 

Tab. VIII. 
Diese Tafel stellt das Gehirn des Elephanten, des Rhinoceros und des 

Pecari verkleinert dar. 

Fig. 1. Encephalum des Elephanten, 
% der natürlichen Grösse. 
Die eigenthümliche herzförmige Gestalt des Encephalum^s des Ele- 
phanten springt zu sehr in die Augen, als dass es einer weitem Erklärung 
bedürfte. Es ist diese Zeichnung nach einer Gypsform verfertigt, welche 
durch Abguss der Schädelhöhle gewonnen und nach einzelnen Stücken 
des Gehirnes des Elephanten ausgearbeitet wurde. 



Beäräge »ur Anatomie der Pctchydermen. 87 

a. Nervus olfactorius* h. Lobus anterior cerebri. c. Fossa Sylvii. 
d. Lobus posterior, e. Yermis cerebelli. f. Hemisphaerium cerebelli. 
g. Medulla oblongata. 

Fig. 2. Encephalum des Rhinoceros iavanicus^ 
nach einem Gypsabguss der Schädelhöhle, % der natürlichen Grösse. 

a-g wie in Fig. 1. 

Fig. 3. Encephalum von Dicotyles torquatus^ 
nach der Natur, "/i«i der natttrlichen Grösse. 
a-g wie in Fig. anteced. 
1. Gyrus longitudinalis internus superior; er ist fast in der Mitte ge- 
brochen. 2. G. longitudinalis extemus superior. 3. G. longitudinalis 
externus medius. 4. G. longitudinalis externus inferior. 5. G. descen- 
dens posterior internus. 6. G. descendens anterior internus. 

Tab. IX. Fig. 1. 
Muskeln der Aussenseite des rechten Vorderfusses. 
a. Spina scapulae. b. Musculus supraspinatus. c. M. cncuUaris 
(abgeschnitten), d. M. infraspinatus. e. M. teres minor, f. f. M. del- 
toides. g. Tuberculum malus humeri. h. M. pectoralis maior (Insertions- 
ende). t. M. latissimus dorsi. k. M. anconaeus magnus. /. M. anco- 
naeus externus. m. M. brachialis internus. n. M. supinator longus. 
o. Condylus externus humeri. p. Olecranon. q. M. anconaeus quartus. 
r. M. extensor carpi radialis longus. 8. M. extensor digitorum communis. 
t. M. abductor poUicis longus. u. M. extensor carpi ulnaris. t?. M. flexor 
carpi ulnaris. tr. M. flexor digitorum profundus, x. M. flexor digitorum 
sublimis. y. Os pisiforme. z. Ulna. »• M. extensor poUicis brevis. 

Tab. IX. Fig. 2. 
Muskeln der Innseite des rechten Vorderfusses. 
a. Musculus serratus anticus magnus (abgeschnitten), b. M. sub- 
scapularis. c. M. supraspinatus. d. M. teres maior. e. M. latissimus 



88 C. Mayer, Beiträge zur Anatomie der Pachydertnen. 

dorsi. f. M. anconaeus magnus. g. M. anconaeus longus. h. M. anco- 
naeus internus, t. M. coracobrachialis. k. Tuberculum minus humeri. 
/. Tuberculum maius humeri. m. M. biceps brachii. n. M. pectoralis 
maior. o. M. brachiaeus internus, p. Condylus internus humeri. q. Ole- 
cranon. r. M. extensor carpi radialis longus. s. M. supinator longus. 
L t. Radius, u. Ligamentum laterale internum. r. M. flexor carpi radialis, 
fr. M. flexor digitorum communis, x. M. flexor carpi ulnaris. y. Os pisi- 
forme. z. M. anconaeus quartus. <»• M. extensor digitorum communis. 
ß' M. extensor carpi radialis brevis. r* M. abductor poUicis longus. 

Tab. IX. Fig. 3. 
Muskeln des Rückens. 
1-19. Rippen. 20. Gelenkflächen des Atlas, a. Muse, scalenus 
anticus (Insertion), h. M. serratus anticus magnus (Insertion), e. M. com- 
plexos. d. M. biventer cervicis. e. M. sacrolumbaris. f. M. longissi- 
mus dorsi. g. M. serratus posticus superior. h. M. latissimus dorsi (zu- 
rückgeschlagen), f. M. spinalis lumborum. k. Ligamentum nuchae. 
/. Ligamentum intermusculare. 

Tab. IX. Fig. 4. 
Linker Unterschenkel. 
1. 1. Mm. gastrocnemii. 2. M. poplitaeus. 3. Sehne des M. glu- 
taeus maximus. 4. M. plantaris. 5. M. soleus. 6. M. peronaeus longus. 
7. Sehne des M. peronaeus brevis. 8. Galcaneus. 



S.35. Z,2. setze statt: ;,trytaneoideae'' aryteesoideiie 



miJ'HLP^. 



n^.i. 




^Jc7yn!U^a*^.7ea^.aif^. 



IzUt' JnsC iir/C^.Jd/./^xd' ^ K /^o^try Ji C^4eM^,Jh^ut^ 



f!lu£I7/:Ji'/. 



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7.M^^^ -yO^ at^mäie^dci 



^tiiUimM^j£^S^d4tu,4tMnrJiai4m.^^^m. 



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Tki.m. 




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ÜBER EINIGE 

PATMOIiOCMSCHi; PBOMICTi; 

TON VÖGELN UND SÄUGETHIEREN. 



VON 



Db. £. V. BIBRA. 



MIT EINER 8TEINDRUCKTAFBL. 



BEI DER AKADBUflB BINOBGANOBN DEN 19. FEBRUAR 1846. 



Vo4. XXII. P.I. 12 



Oicher gehört es unter die erfreulichsten Zeichen unserer Zeit, dass die 
Naturwissenscbalteii, früher mehr ofier weniger aki vereiiüelle Doctrinen 
dastehend, sich jetzt gegenseitig unterstützen und ergänzen, und es mögen 
die kolossalen Fortschritte, welche im allgemeinen Felde der Naturkunde 
gemacht worden sind, grossentheils diesem Betreben und diesem gegen* 
seitigen geistigen Austausche zuzuschreiben sein. 

Diese Riditung der Wissenschaft, ausgegangen ron den ersten Au- 
toritäten unsers Jahrhunderts, ist allgemein eingehalten worden und wird 
es mit jedem Augenblicke mit besserem Erfolge. 

Es erscheint fast fiberflttssig, hier als Beispiel die organische Chemie 
und die Mediein anzuführen. Aber während in früherer Zeit, noch vor 
einigen Decennien, bloss einzelne Arbeiten auftauchten, die, wenn gleich 
an und fUr sich tüchtig, doch eben wegen ihrer Vereinzelung weniger 
praktischen Wertti hatten, so ei^scheinen jetzt Reihen ViOii Analysen nor- 
maler und anormaler thierischer Substanzen, und die Maate der so gewon- 
nenen Erfiihrungen macht es möglich, Schlüsse zu ziehen und Ersoheinun*- 
gen zu erklären, welche ohne Hülfe des Mikroskops und der Waage wohl 
schwerlich au%ehellt worden wären. 

Vorzugsweise ist es aber der menschliche Organismus, den die Che- 
miker sich zum Gegenstände ihrer Forschungen gemacht haben, und ganz 
besonders gilt dies für pathologische Substanzen, sei es nun, dass das 
Material fehlte, oder dass man weniger Interesse an krankhaften Producten 
des eigendichen Thierreichs fisind. Ich glaube aber, dass Vergleichungen 
pathologisdier Producte des Thierreichs mit analogen des Menschenkör- 
pers sicher nicht nutzlos sind und yielleicht in mehrfachen Fällen Aufklä** 



92 E. y. Bibra, 

rangen herbeiführen können, besonders wenn sich Gelegenheit fände, 
solche bei niederen Thieren zu beobachten. Diese letztere Gelegenheit 
habe ich zwar bis jetzt nur selten gehabt, allein es sind mir unter den mehr- 
fachen pathologischen Producten, die ich in den letzten Jahren zu unter- 
suchen Gelegenheit hatte, einige von Vögeln und SSugethieren vorgekom- 
men, welche ich in dem Folgenden mitzutheilen keinen Anstand nehme« 

AesclmrtrUi« am Stemam Tim VrhftfUta Meme§aMa. 

lieber die erste Entwickelung und Zeitdauer der Geschwulst konnte 
ich keine. nähere Nachricht erhalten; doch erlag daä Thier.ohne Zwdfel 
in Folge derselben. 

Die Geschwulst erreichte, im Yerhältniss zur Grösse des Thterehens, 
einen. enormen Umfeng, was man aus dem Gewichte d^rsell^eo abnehmen 
kann. Der Vogel sammt der Geschwulst wog 14,066 Gramiiien, die sorg- 
fältig heravsipräparirtfe Neubildung 4,455 Grammen^ Es bleibt also für 
das Gewicht des Vogels 9^611 Grammen, und das Gewicht der Geschwulst 
zu dem des Thieres berechnet, beträgt demnach 31^6 Proeent der ganzen 
Körpermasse. ; - 

Es faml sich bei'm Präpariren des Thieres, dass die Geschwulst in 
der Mitte des Sternum's fest aufsass. Der Kamm desselben war gänzlich 
verschwunden und in die Masse der pathologischen Neubildung ttberge-* 
gangen, und hier war dieselbe durch eine Jcnorpelartige Substanz mit den 
Knochen selbst verbunden, während sie auf den linken und rechten seitti-* 
chen Hälften des erwähnten Knochens nur leicht auflag, oder vielmehr 
durch eine fibröse Masse mit denselben schwach verbünd» war. Das 
Sternum selbst zeigte sich normal bis auf das eben erwähnte VerscAwun- 
densein des Kammes. Die beiden Brustmuskeln setzten jedoch in äusserst 
dünner Schicht über die pathologische Neubildung fort und konnten leicht 
und vollständig von derselben getrennt werden. Vom St^rnuita getrennt, 
zeigte dieselbe eine länglich -runde, ziemlich regehnfissige Gestalt, bloss 



aber einige pa4holo^che Thierproducte. 93 

durch einzelne nindlicbe Erhöhungen geslfirt. Nach dem Wiegen wurde 
sie der LSnge nach mit dem Messer gespalten und es fand sich, dass sie 
vollkommen mit einer sehr dflnnen sehnigen Haut fiberzogen war, und im 
Innern aus zwei deutüch verschiedenen Substanzen bestand, aus einer 
fibrösen Masse und aus einer in einzelnen grösseren, und kleineren Par* 
thien in diese eingebetteten knorpelartigen Substanz. Die mikroskopi- 
schen Veriifiltnisse, so wie das äussere Ansehen der ganzen Geschwulst 
nähern sich so sehr jenen des Enchondrom's, dass ich keinen Anstand 
nehme, dieselbe mit diesem Namen zu bezeichnen, obgidch, so viel ich 
weiss, diese Form noch nicht bei Vögeln gefunden .wurde* 

Unter dem Mikroskope zeigte die knorpelartige Substanz das Aussei 
hen, wie ich es auf Tab. X. Fig. 1. (200yrach vei^rössert) gezeichnet hsdie. 
Grosse, ziemlich didit an einander liegende Höhlungen,, in verschiedener 
gegenseitiger Richtung gelagert, in welchen kleinere Zellen eingelagert 
sind, bisweilen, wie es scheint, auch blos Zellenkerne. Betrachtet man 
die durch Schnitt und Schliff geöffneten grösseren Höhlungen der ge-* 
schlössen^! Räume, wie sie im Präparate in der Wirklichkeit vorhanden 
waren, so ergiebt es sich, dass die Zellen in denselben nicht neben-, son- 
dern auf-* und untereinander gebettet sind ; das heisst, die meisten dieser 
Höhlungen sind gänzlich mit Zellen angefüllt, während nur wenige leer 
erscheinen oder in andern sich nur eine Zelle beindet. Diefis kann viel- 
leicht durch das Präpariren des Objectes entstanden sein, indem hiedurcb 
aus einigen Höhlungen die Zellen entfernt worden sind. Zwischen diesen 
grösseren mit Zdlen angefüllten Räumen befinden sich kleinere Zellen 
eingelagert, mit und ohne Zellenkerne, und alle diese Bildungen sind ein- 
gebettet in eine amorphe, glänzende und stark durchscheinende Intercellu- 
larsubstanz, in welcher bei stärkerer Vergrösserung nur einzelne schwache 
und undeutliche Streifen bemerkbar sind. Tab. X. Fig. 3. zeigt die Höh- 
lungen und Zellen bei stärkerer, 350facher Vergrösserung; ich halte sie 
fttr KnorpeljBellen und sie entsprechen vollkommen jenen, welche ich mehr- 
fach bei'm Enchondrom gefunden habe. 



94 E. V. Btbra, 

In dieser so eben geschilderten Knorpeläubstaiiz bemerkt man, wenn 
eine grössere Partie derselben unter das Mikroskop genommen wird, ein- 
zelne dunkele Stellen, Tab. X. Fig. 2. (200fach vergrösserf). Es zeigen 
sich Haufwerke dunkler Bildungen in diesen, von welch^i einige radien*- 
artige Auslaufe zeigen und den Knochenkörpwchen entsprechen. Ich 
habe wieder im Enchondrom ganz dieselben Formen gefunden und glaube, 
dass sie als eine beginnende Verknftcherung und, im vorliegenden Falle 
Wenigstens bestimmt, nicht etwa als vom Knochen selbst abgestoäsene und 
in die Geschwulst gedrungene Knochenpartikel betrachtet werden können. 
Einzelne Knorpelzellen liegen noch zwischen diesen neu entstandenen 
Knochenkörperchen, und die Partien, in welchen sich diese Bildungen in 
mehr oder weniger grossen Haufwerken zeigen, sind meist dunkler, während 
die Intercellularsubstanz kömiger und unklarer ist, als jene, in welcher 
sich bloss Knorpelzellen abgelagert befinden. Tab. X. Flg. 5. zeigt den 
Durchschnitt eines Enchondrom's am Unteiiciefer bei 200fecher Vergrösse- 
rung, a. die Knorpelzellen mit ein&chen und ctoppelten Kernen, 6. Kno- 
chenkörperchen in einzelnen und dunklen Partien des Priparatra gnip- 
pirt. Es finden sich hier nicht die rundlich^i Formen, wie bei Fig. 2, 
sondern der Charakter der Knochenkörperchen deutltcker ausgesprochen 
und bestimmter. Doch habe ich in einigen anderen Formen von Endion- 
drom, welche ich zn untersuchen Gelegenheit hatte, audi wieder ]ea^ 
rundlichen Bildungen getroffen, von denen nur einzelne mit Auslaufen 
versehen waren. Hier, bei Fig. 5, mögen vielleicht einzelne Partien des 
Knochens als solche mit in die pathologische Neubildung übergegangen 
sein, aber bei der in Rede stehenden Geschwulst am Stemum waren theils 
die erwähnten Bildungen zu häufig, so dass sie die Masse des Kammes 
vielleicht ttbertroffen hätten, theils war ihre Vermengung mit den noch 
restirenden eigentlichen Knorpelzellen zu innig, um an einen solchen Ur- 
sprung glauben zu lassen. 

Die fibröse Partie der Geschwulst, an Masse der knorpelarMgen 
nachstehend, zeigte einzelne Knorpelzellen, welche zwischen den Faser- 



über einige patiwlogische Thierproducte. 99 

bildungen lagen. Ich habe die Lfingsrichtang der Fasern nicht deutlich 
durch die ganze Neubildung verfolgen können und überhaupt auch keinen 
ganz klaren Eindruck der Fasern selbst erhalten, habe sie aber Tab.X. Fig. 4. 
gezeichnet, wie ich sie gesehen habe, bei 200facber Yei^rösserung* 

In Betreff der chemischen Untersuchung der vorh'egenden, so wie 
ähnlicher pathologischer Substanzen, habe ich meist den Weg eingeschla-^ 
gen, dass Vergleichungen mit ähnlichen bereits untersuchten normalen 
Gebilden möglich gemacht wurden, so dass z.B. bei Geschwülsten, die auf 
oder in Muskelpartien entstanden, normales Muskelfleisch', bei pathologi- 
schen Knochen der normale Knochen u. s. f. in Yergleichung gestellt 
wurden« 

Es lassen sich auf solche Analysen hin, so lange sie vereinzelt daste- 
hen, für jetzt keine glänzenden Theorien entwerfen, und eben so wenig 
kann sogleich ein Heilverfahren auf solche gegründet werden, aber es 
ergänzen sich solche Untersuchungen, wenn sie mehrfach angestellt wer- 
den, und für die Diagnose haben sie jetzt schon praktischen Werth. 

Die vorliegende pathologische Neubildung erinnert eben sowohl an 
eine Fleischgeschwulst, als sie auf der andern Seite durch ihren grossen 
Gehalt an erdigen Bestandtheilen sich dem Knochen nähert; 

Es wurde gefunden, für den fibrösen Theil: 

Fester Rückstand 47,T6 ' 

Wasser 52,24 

100,00 

Proteinsubstanv 3ß,87 

Lösliches Eiweis . . w 1,13 

Olutitt . 6,53 

^tractive Materien 1,62 

Fett 1,61 

Wasser 52,24 

100,0(1 



06 E. V. Bibra, 

Für die frische. Substanz fand sich «Aschen 1)62; (Welches, für die 
trockene berechnet^ = 3,70 Procent ergiebt. . 

IOO5OO Theile dieser Asche enthielten: 
Phosphorsaures Natron mit Spur von Chlornatrium und schwe- 
felsaurem Alkali i 52,70 

Phosphorsaure Kalkerde, wenige Talkerde und Spur von Eisen 47,30 

100,00 

Ich habe bei Gelegenheit einer grösseren Arbeit über das Muskel- 
fleisch der Wirbelthiere die Brustmuskeln des Haussperlings untersucht und 
habe dort gefunden : 

Fleischfaser (hier entsprechend der Proteinsubstanz) 15,98 

Lösliches Eiweiss 1,69 

GFutin 2,50 

Extractive Materien 7,49 

Fett : 2,02 

Wasser 70,32 

100^00 

Es zeigt sich mithin hier bei der pathologischen Substanz ein bedeu-^ 
tendes üebergewicht des Proteins, denn wenn auch die hier angegebenen 
15,98 Proeent nicht die höchste Zahl ist, die ich überhaupt gefunden habe, 
so überstieg sie doch selten 18,0 Procent. 

Die als Glutin bezeichnete Substanz gab, neben den betreffenden 
Reactionen auf Glutin, auch schwache Anzeichen von Chondrin. 

Die extractiven Materien verhielten sich im Allgemeinen wie jene des 
Muskelfleisches. Allein es sind, trotz mehrfacher mit diesen Substanzen 
vorgenommenen Arbeiten, dieselben, in Betreff ihrer chemischen und phy- 
siologischen Bedeutung, doch noch zu wenig gekannt, um eine mögliche 
oder klare Vergleichung aufstellen zu können. - * 

Was den Aschengehalt des fibrösen Theiles der Geschwulst be- 
trifft, so ist es auffallend, dass er geringer ist, als durchschnittlich bei'm 



über einige pathologische TTiierprodude. 97 

Muskelfleische von Säugethieren sowohl als Vögeln, wie von anderen 
Beobachtern und auch von mir gefunden worden ist. Während dort meist 
4 bis 5 Procent gefunden wurden, ergaben sich hier bloss 3,7 Procent. Die 
quantitativen YerhSltnisse entsprechen aber eher dem Muskelfleische. Ich 
fand auch dort als überwiegenden Bestandtheil die in Wasser löslichen 
Salze, meist phosphorsaures Natron, Chlomatrium aber und noch mehr 
schwefelsaures Alkali nur in untergeordneten Mengen. Gegen die Menge 
der in Wasser löslichen Salze gehalten, sind aber hier die unlöslichen, die 
phosphorsauren Erden, überwiegend. In der Mehrzahl von Fällen habe 
ich bei den mit Muskelfleisch angestellten Analysen weniger phosphor- 
saure Erden gefunden, als hier. 

Die knorpelartige Substanz, welche von den Partien, die ich oben 
als beginnende Verknöcherung bezeichnete, nicht getrennt werden konnte, 
da letztere oft nur in mikroskopischen Partikeln vorkam, wenn auch wohl 
wieder in etwas grösserem Maassstabe, ergab: 

Festen Rückstand 37,33 

Wasser 62,67 

100,00 

Bei -4-110 Grad R. getrocknet, wurde gefunden: 

Phosphorsaure Kalkerde mit sehr wenig Talkerde und 

Eisen 22,58 

Chlornatrium 2,48 

Schwefelsaures Alkali 0,74 

Phosphorsaures Natron Spur . 

Organische Substanz 74,20 

100,00 

Die organische Substanz, in einer weiteren frischen Menge, in Be- 
handlung genommen und berechnet für 74,20 Procent, gab: 

voi.xxii. p.i. 13 



98 E. V. Bibra, 

Extractive Materien und lösliches Eiweiss 4^33 

Fett 3,87 

Proteinsubstanz, unlöslich in kochendem und kaltem Wasser, 33,24 
Glutin und Chondrin 32,76 

74,20 
Die 32,76 Procent betragende Menge von Glutin und Chondrin zu- 
sammen schien etwa aus gleichen Theilen beider Leimarten zu bestehen. 

Ich füge hier zur Yergleichung Analysen einiger Enchondrome bei, 
welche jedoch, da ich nur wenig Material erhielt, nicht sehr ausführlich 
vorgenommen werden konnten. 

Enchondrom am Unterkiefer. 

Phosphorsaure Kalkerde mit sehr wenig Talkerde 40,1 

Chlomatrium, schwefelsaures Natron 3,3 

Organische Substanz 56,6 

100,0 

Die organische Substanz enthielt viel Chondrin, deutliche Anzeichen 
von Glutin, und der in kochendem Wasser unlösliche Theil verhielt sich 
wie Protein. 

Bei einem andern Enchondrom, ebenfalls am Unterkiefer, wurde ne- 
ben dem Chondrin, eine bedeutende Menge Glutin gefunden. 

Enchondrom eines Fin§^erknochen. 

Phosphorsaure Kalkerde mit Spur von phosphorsaurer Talkerde 26,6 

Phosphorsaures und schwefelsaures Alkali und sehr wenig Chler- 

natrium ; 9,1 

Organische Substanz 64,3 



100,0 
Hier bestand die organische Substanz fast grösstentheils aus Chon- 
drin, doch fehlte auch wieder ein geringer Antheil Glutin nicht. Es zeigt 



über einige pathohgische Thierproducte. 99 

sich ateo in diewn Bnchondromen ebenso, wie in der von mir beschridl>6- 
nen Geschwulst, eine bedeutende Ablagerung von phosphorsaurem Kalke, 
und neben dem bezeichnenden Chondrin stets mehr oder weniger Glutin. 
Die quantitative Verschiedenheit in den verschiedenen Geschwülsten kann 
nicht auffallen. Sie ist wohl durch den Verlauf des pathologischen Pro- 
cesses selbst bedingt. 

Concrement im OTarlam Ton Anas aneer. 

Das Thier, welches 3!^ Jahre alt war, hatte nie Eier gelegt und war 
deshalb zur Mästung bestimmt worden. Es befand sich scheinbar voll* 
kommen wohl und hatte in Folge aller jener Operationen, die man zur 
Mästung dieser Thiere anzuwenden pflegt, wirklich ein sehr hohes Gewidhit 
und einen ganz ausserordentlichen Fettreichthum erlangt. Bis auf die in 
Rede stehende Abnormität fanden sich bei'm Schlachten des Thieres alle 
inneren Oi^ne gesund, und auch die Leber, welche sonst bei so behan- 
delten Thieren eine gewisse Veränderung erfährt, erschien normal, abge- 
sehen davon, dass sie etwas mehr Fett als gewöhnlich enthielt. In der 
Nähe der letzteren, schon mit dem Darmbein verwachsenen Rückenwirbel 
indessen, an diese anlehnend und sich in die Unterleibshöhle erstreckend, 
fand sich eine concrementartige Substanz, welche bei näherer Betrachtung 
sich als eine sackartige krankhafte Ausdehnung des Ovarium's bewies, 
welches als eine dünne häutige Schicht die erwähnten Concremente um- 
schloss. Nach dem Herausnehmen zeigten sich diese als vier rundliche 
Körper. Der grösste derselben nahe bei 2 Zoll, die kleineren 1,5 Zoll 
und 0,5 Zoll im Durchmesser. Ich kann das äussere Ansehen derselben 
nicht besser bezeichnen, als wenn ich sage, dass sie vollkommen Hyacin- 
then-Zwiebeln ähnlich sahen ; Form sowohl, als auch die äusserliche röth- 
lich-braune Farbe, welche jene meistens zeigen. Ihr Gesammtgewicht 
betrug 102,9 Grammen. 

Bei'm Durchschneiden derselben, welches nur mittelst einiger Ge- 
walt geschehen konnte, zeigte das grösste und die zwei kleineren Concre- 



100 E. y. Bibra, 

mente eine gelbe, an einigen Stellen röthlich- braun marmorirte Fläche, 
und es schien jedes einzelne Concrement aus einem Conglomerate zusam- 
mengepresster kleineren zu bestehen, welche letztere mehr oder weniger der 
runden Form sich näherten und einen helleren Kern hatten. Das zweite, 
1,5 Zoll im Durchmesser haltende Concrement liess dieselbe Bildung 
erkennen, war aber rothbraun geförbt und, gegen die fibrigen betrachtet, 
jedenfalls eingetrocknet, oder in der Rückbildung begriffen. 

Noch ganz frisch aus dem Thiere genommen, verbreiteten alle drei Con- 
cremente einen starken und höchst widerlichen, fauligen Geruch und entwik- 
kelten, wie durch Reagentien leicht nachweisbar war, Schwefelwasserstoff. 

Der Augenschein sowohl, als auch die chemische Analyse ergab, dass 
diese Concremente nichts anderes waren, als eine vereinigte Masse vieler 
Dotterkugeln, die, stets erzeugt, nicht ausgeführt werden konnten. Auf** 
fallend erscheint der faulige Geruch und die Entwickelung von Schwefel- 
wasserstoff, also eine Zersetzung mitten im Organismus, ohne dass diese 
Reactionen die nahe gelegenen Theile in irgend eine sichtbare Mitleiden- 
schafl; gezogen hätten. Selbst die ausgedehnte Membran des Ovarium's 
war nicht im mindesten inficirt. 

Ich habe die gelbliche Substanz des grössten Goncrements und die 
bräunliche des kleineren untersucht und folgendes gefunden : 

L Grösseres, gelbliches CoDcrement. 

Fester Rückstand 50,93 

Wasser 49,07 

100,00 

In Wasser unlösliches Albumin 45,41 

Extractive Materien und lösliches Albumin 0,60 

Fett, in kaltem Alkohol und Aether löslich 1,30 

Fett, bloss in kochendem Aether leicht löslich 3,53 

Wasser 49,07 

100,00 



über einige patholoffische Thierproducle. 101 

Aschengehalt fflr die getrocknete Substanz 1,20 Procent« 
Die Asche enthielt für 1000 Theile 

Chlornatrium 13,21 

Schwefelsaures Natron 2,16 

Phosphorsaures Natron 1,30 

Phosphorsaure Kalkerde 83,33 

100,00 
IL Kleineres, rothbraunes Goncrementi 

Fester Rückstand 71,47 

Wasser 28,53 

100,00 

In Wasser unlösliches Albumin 28,03 

Extractive Materien und lösliches Albumin 1,03 

Fett, in kaltem Alkohol und Aether löslich 27,55 

Fett, bloss in kochendem Aether leicht löslich 14,86 

Wasser 28,53 

100,00 

Aschengehalt für die getrocknete Substanz 1,83 Procent. 
Die Asche enthielt für 1000 Theile 

Chlomatrium 5,09 

Schwefelsaures Natron 18,10 

Phosphorsaures Natron 1,90 

Phosphorsaure Kalkerde 74,91 

100,00 

Das im gewöhnlichen Zustande in Wasser lösliche Albumin war hier 
in den unlöslichen übergegangen und verhielt sich vollkommen wie durch 
Wanne coagulirtes Albumin. Das Fett hatte alle Eigenschaften des soge- 
nannten Eiöls. Schon durch ziemlich verdünnten Weingeist wurde ein 



102 E. V. Bibra, 

gelbes flüssiges Oel ausgezogen, während in der Substanz ein anderer 
Antheil eines Fettes zurfickblieb, der nur in kochendem Aether löslich war, 
oder wenigstens nur sehr schwer löslich in kaltem Alkohol, und ebenfalls 
nur in sehr geringem Grade von kaltem Aether aufgenraimen wurde. 
Dieses Fett fiel aus der kochenden ätherischen Lösung in schönen weissen 
prismatischen, mikroskopischen Krystallen, und nur hier und da schienen 
kleine Tafeln eingemengt, die ich für Cholestrin halte. Wurde die ge- 
trocknete Substanz sogleich mit kochendem Aether ausgezogen, so erhielt 
man beide Fette zusammen als eine dunkelgelbe, dickflüssige Masse, die 
bald durch das Auskrystallisiren eines Theils des Fetts erstarrte. 

Der Salzgehalt schien nicht vollkommen gleich durch die ganze Masse 
vertheilt, wenigstens erhielt ich etwas abweichende Mengen, als ich ver- 
schiedene Partien ein und desselben Concrements in Untersuchung nahm. 
Front fand im Eigelb: 

Albumin 17 

Fett 29 

Wasser 54 

100 

Ich selbst habe ziemlich dieselben Zahlen gefunden. Es geht hier- 
aus hervor, dass in beiden Concrementen, gegen frisches Eigelb gehalten, 
der Wassergehalt verändert war, und während sich bei I. das Fett in 
bedeutend geringer Quantität befand, es bei II. über die normale Menge 
erhöht war. Wie schon erwähnt, glaube ich, dass II. die ältere Anhäu- 
fung von DoUerkugeln und zugleich in einer Rückbildung, wenigstens 
einer theilweisen, begrifi^en war. 

Unter dem Mikroskope konnte nichts gefunden werden, was beson- 
ders bezeichnend gewesen wäre. 

Eneepbaloc^le bei einem Ferkel. 

Bei einem neugebornen PeHkel, weiblichen Geschlechts, fanden sich 
folgende Erscheinungen: Zu befid«n Seiten der Sutura frontalis ftinden 



iAet einige pathologische Hiierproducte. 103 

sich, in Folge von Bildungshemmungen, zwei durch Sabstanzbeeinträchti- 
gung des Stirnbeins hervorgebrachte Oeffnungen von 7 Linien Länge und 
5 Linien Breite. Die das Gehirn umschliessenden Häute waren enorm 
ausgedehnt und bildeten, aus den erwähnten Oeffnungen hervorragend, 
auf jeder Seite des Schädels eine sackartige, mit einer Flüssigkeit gefttUte 
Erweiterung, die jedoch wieder dreifach eingeschnürt erschien und also 
eigentlich auf jeder Seite aus drei Säcken bestand, von welchen der gegen 
die Schnauze zu befindliche der grösste war. Man hatte sogleich, nach- 
dem das Thier zur Welt gekommen war, dasselbe dadurch getödtet, dass 
man ihm ohne weitere Umstände den Kopf abschnitt, und mir hierauf den- 
selben überbrachte. Den übrigen Körper des Thieres habe ich nicht 
erhalten können, da er entfernt worden war; er soll äusserlich normal 
gewesen sdn, und die übrigen Ferkel, die zugleich geworfen wurden, 
ebenfalls gesund. Ich erhielt den Kopf des Thierchens etwa eine 
halbe Stunde nach dessen Tode und schritt sogleich zur weitern Unter- 
suchung. 

Bei'm Oeffnen des grössten der oben erwähnten Säcke auf der rech- 
ten Seite entleerten sich auch die anderen auf dieser Seite befindlichen 
und mit demselben zusammenhängenden kleineren Ausbauchungen. Jene 
auf der linken Seite aber blieben straff gefüllt und mussten durch einen 
eigenen Einschnitt geöffnet und entleert werden. Auch Drücken auf diese 
Seite, ehe hier ein eigener Einschnitt gemacht worden war, konnte keine 
Entleerung der Flüssigkeit an der bereits geöffneten anderen rechten Seite 
bewirken. Die beiden mit Flüssigkeit gefüllten Blasen oder Säcke stan- 
den mithin in keiner directen Verbindung, sondern waren durch das Gehirn 
selbst abgesperrt. 

Die ganze Menge der von beiden Seiten entleerten Flüssigkeit be- 
trug 119,0 Grammen, also ziemlich genau 4 Unzen. 

Es zeigte sich, nachdem die Flüssigkeit entfernt und die Häute aus- 
einandergeschlagen worden waren, dass das Gehirn frei, parallel der Schä- 
delhöhle, bloss durch seine eigene Masse begrenzt und mit keiner Haut 



104 E. Y. Bibra, 

bedeckt, dalag, es war mithin die Flüssigkeit mit der Gehimmasse in directer 
Berührung, und die Absonderung der ersteren fand nicht etwa zwischen 
den Häuten, sondern unter denselben statu An den eben bezeichneten 
offenen Stellen des Schädels war das Gehirn bloss schwach geröthet. 
Sonst erschien dasselbe, dem Ansehen nach, normal. Ich habe dasselbe 
nicht weiter untersucht, sondern bloss die entleerte Flüssigkeit in Behand* 
lung genommen. Im Gehirne und zwischen den Knochenwänden war 
keine albuminöse Flüssigkeit befindlich. Nachdem dieselbe etwa eine 
Viertelstunde gestanden, hatte sich ein dunkelrother spärlicher Bodensatz 
abgesetzt, der, unter das Mikroskop genommen, sich als aus Blutkörper- 
chen bestehend zeigte, die an den Bändern ausgezackt waren. 

Die obenstehende Flüssigkeit hatte eine schmutzig-röthliche Farbe und 
enthielt Infusorien, — Vibrionen jedenfalls, von denen ich mit Bestimmt- 
heit drei verschiedene Species zu erkennen glaubte, deren nähere Bestim- 
mung ich aber nicht wage. Die Thierchen bewegten sich mit Lebhaftig- 
keit und waren in ziemlich bedeutender Anzahl vorhanden. Da ich sie 
nicht länger als eine Stunde nach dem Tode des Ferkels beobachtete, so 
glaube ich, dass sie nicht erst später entstanden, sondern schon im noch 
ungeborenen Thiere existirt haben. 

Die Flüssigkeit hatte specifisches Gewicht 1,021 und reagirte alka- 
lisch. Sie wurde zum Behufe der chemischen Analyse mit dem vorher 
abgesonderten Bodensatze wieder gemengt, da sie weder durch Filtriren, 
noch, wie nebenher eine andere Probe erwies, durch längere Buhe voll- 
kommen zu klären war, eine Trennung vom Bodensatze mir mithin allzu- 
willkürlich erschien, und es ausserdem auch nur auf die Zusammensetzung 
der Gesammtmasse ankam. 

Es wurde erhalten: 

Fester Bückstand 1,87 

Wasser 98,13 

100,00 



über einige pathologische Thierproducte. 105 

Albumin mit etwas Blutfaserstoff 0,51 

Extractive Materien 1,34 

Fett 0,02 

Wasser 98,13 



100,00 

100,0 Theil der getrockneten Substanz gaben Asche 4,0 Proc,, welche enthielt: 

Chlomatrium mit etwas Chlorkalium 52,0 

Schwefelsaures Alkali 2,4 

Phosphorsaures Natron mit Spur von kohlensaurem Natron 34,0 
Phosphorsaure Erden, Spur Eisen 11,6 

100,0 

Im Fette waren unter dem Mikroskop Gholestrin-Krystalle zu bemer- 
ken, jedoch nur sehr spärlich. Ohnedies betrug auch die Gesammtmenge 
des Fettes nur sehr wenig. 

Ein kleiner Theil der Flüssigkeit, sich selbst überlassen, entwickelte 
auch nach längerer Zeit kein Schwefelwasserstoffgas und schien überhaupt 
keine Neigung zu haben, zu faulen. Diese Flüssigkeit, jedenfalls eine 
hydropische, hat die Zusammensetzung von jener des Hydrocephalus, und 
ich füge daher die Resultate der Untersuchungen einiger anderer Beob- 
achter bei, welche die Flüssigkeit von Hydrocephalus internus bei'm Men- 
schen analysirt haben. 

Marcet. Bostock. 

Schleim mit wenig Albumin 0,1 12 Albumin 0,12 

Natron 0,124 Ungerinnbare Substanz . . . 0,28 

Chlomatrium 0,664 Salze, meist Chlornatrium 1,00 

Chlorkalium u. schwefeis. Kali Spur Wasser 08,60 

Phosphors. Erden u. Eisen 0,020 100 00 

Wasser 00,080 ' 



100,00 

VolXXIL P.I. 14 



106 E. y. Bibra, 

Berzelius. John. 
Albumin 0,166 Albumin 0,42 

Osmazom mit milchsaurem ThierischerExtract nebst \ 

Natron 0,232 Chlornatrium, schwe« f q2j 

Natron 0,028 feisaurem Natron und ( ' 

Chlorkalium u. Chlörnatrium 0,709 phosphorsaurem Kalk ) 

Speichelstoffartige Materie ) ^^^^^^ ' ' ^^'^^ 

mit Spur von phos- > 0,035 100,00 

phorsaurem Natron ) 

Wasser 98,830 

100,000 

Mulder. Tenant. 

Albumin 0,549 0,303 

Alkoholextract (milchsaures Natron, Mulder) 2,538 1,080 

Wasserextract „ 0,135 

Fett 0,070 

Chlornatrium 6,553 5,441 

Kohlensaures Natron 0,057 3,120 

Schwefelsaures Natron 0,146 „ 

Phosphorsaure Erden 0,090 0,108 

Wasser 989,900 989,800 

999,903 999,987 

Trotz dem, dass aber unter dem eben Angegebenen scheinbar bedeu- 
tende Verschiedenheiten stattfinden, ist doch eine gewisse Uebereinstim- 
mung nicht zu verkennen und es stellt sich heraus, dass einestheils die 
Flüssigkeit, besonders durch ihren geringen Gehalt an festen Bestandthei- 
len überhaupt charakterisirt erscheint, so dass die ältere Erfahrung, dass 
der Gehalt an festen Bestandtheilen hydropischer Flüssigkeiten vom Kopfe 
gegen das Becken zunimmt, sich auch hier bestätigt, und dass ferner 
Chlornatrium der bei weitem überwiegendste Bestandtheil der Salze ist. 
Diess letzte ist bei hydropischen Flüssigkeiten im Allgemeinen der Fall. 



4kber einige paAologisehe Thierproducte. 107 

Dass aber die Summe der festen Bestandtheile überhaupt bei andern sol- 
chen Flüssigkeiten meist stärker ist, erhellt aus der Angabe der festen 
Bestandtheile und des Wassers, wie solche in einigen Untersuchungen 
gefunden wurde. 

Hydrops Pericardii. 

Marcet. Bostock. Derselbe. 

Fester Rückstand 3,3 5,0 8,0 

Wasser 96,7 9Ö,0 92,0 

100,0 100,0 100,0 

Hydropisches Exsudat bei Steatoma hepatis, Carcinoma veDtricuU etc. 

Scherer. 

Fester Rückstand 4,701 

Wasser 95,299 

100,000 

Hydrocele tonicae propriae testis. 

Bibra. 

Fester Rückstand 7,3 

Wasser 92,7 

100,0 
Rauchwassersucht. 

Bibra. Derselbe. Derselbe. 

Fester Rückstand 4,2 6,7 4,4 

Wasser 95,8 93,3 95,6 

100,0 100,0 100,0 

^jrpertrophiscbe lieber mit Tuberkeln, 
▼on einem kleinen Hunde. 

Das Thier, ein kleiner Spitzhund, genoss im Leben eine übergrosse 
Pflege und Fütterung. Nach dem Tode fand sich die Leber zu einer 



108 E. V. Bibra, 

ausserordentlichen Grösse angewachsen und mit einer Unzahl von Tuber- 
keln durchsäet, die von Hirsekorngrösse bis zu jener einer starken Wall- 
nuss reichten. Die Tuberkeln bestanden aus einer scheinbar speckigen, 
festen und homogenen Substanz von weissgelber Farbe, die von keiner 
Pseudomembran umgeben waren. Ich habe nichts Näheres über die 
Krankheitserscheinungen erfahren können, unter welchen das Thier starb. 
Es war kaum möglich, ein Stückchen der Leber nur einige Linien im 
Durchmesser herauspräpariren zu können, in welchem nicht kleine Tuber- 
keln befindlich waren, und selbst in kleinen Partien, die von ziemlich nor- 
maler Leberfarbe waren, konnten mit der Loupe kleine gelbe Pünctchen, 
der erste Anfang der Tuberkeln, entdeckt werden. Die Gallenblase war 
stark gefüllt und die Galle, nach einigen damit vorgenommenen Versu- 
chen, normal. Unter dem Mikroskope zeigte sich bei der Tuberkelmasse 
Folgendes : 

In einer amorphen Masse war eine grosse Menge kleiner heller Bil- 
dungen zerstreut, von denen nur einige wenige eine etwas dunklere Fär- 
bung zeigten, Zellenkerne wahrscheinlich. Zwischen ihnen zeigten sich 
einzelne deutliche Zellen mit einfachen und doppelten Kernen und Fett- 
kugeln von verschiedener Grösse. Ziemlich häufig waren durch die ganze 
Masse Haufwerke ganz kleiner Körnchen verbreitet, die dunkler waren, 
welche aber, wenn durch ein Deckgläschen das Object stark gepresst 
wurde, höchst undeutlich wurden oder verschwanden. Ich habe diese 
Formen Tab.X. Fig. 6, bei 300facher Vergrösserung gezeichnet. In der 
Substanz der Leber fand ich anormale Leberzellen, aber auch normale Zel- 
lenkerne, oder wenigstens jene Bildungen, die ich im Vorhergehenden als 
solche bezeichnete, und zwischen diesen ausserordentlich kleine Körnchen, 
ähnlich denen, die im Tuberkel in Haufwerken vereinigt erschienen. Es 
traten hier fast noch mehr, als im Tuberkel selbst, Fettkugeln auf. Cho- 
lestrin konnte ich hier nicht unterscheiden, bei der ätherischen Lösung 
des Fettes aber zeigten sich mikroskopische Krystalle dieser Substanz, 
wenn auch höchst spärlich. 



aber einige patholoffiscke Tkierproducte. 109 

Es ist mir nicht gelungen, unter dem Mikroskope einen klaren Ein- 
druck zu gewinnen von dem Uebergange der Lebersubstanz in die des 
Tuberkels, welches vielleicht daher rtthren mag, dass die ganze Masse der 
Leber bereits mit den Primitivbildungen des Tuberkels mehr oder weniger 
angefüllt war. 

Bei der chemischen Analyse suchte ich so viel wie möglich von Tu- 
berkeln freie Substanz der Leber zu erhalten; dass diess indess nicht voll- 
kommen möglich war, habe ich schon vorher erwähnt. Beide Substanzen, 
die möglichst reine Leber sowohl, als der Tuberkel, wurden einer ganz 
gleichen Behandlung unterworfen, da es mir besonders darauf ankam, die 
zwischen beiden stattfindenden Unterschiede zu erfahren. 

Diese Behandlungsweise war absichtlich eine sehr einfache. Die 
Substanz wurde wiederholt mit kaltem Wasser ausgezogen, wodurch die 
Menge der extractiven Materien und des löslichen Albumin's bestimmt und 
das letztere durch Kochen aus der Flüssigkeit geschieden wurde, während 
das zur Trockene verdampfte Filtrat die Menge der ersteren ergab. Der 
in kaltem Wasser unlösliche Theil wurde 12- 15. Stunden gekocht, heiss 
filtrirt durch ein Filter, das vorher mit Wasser befeuchtet war, um das Fett 
auf dem Filter zurückzuhalten. Das Filtrat wurde als Leim betrachtet und 
verhielt sich auch als solcher. Dass hierbei die von Mulder angegebe- 
nen Oxydationsproducte des Proteins eingemengt sein können, ist möglich, 
allein die bei weitem überwiegende Masse ist jedenfalls eine der beiden 
Leimarten, was Ansehen der eingetrockneten und Reaction der aufgelösten 
Substanz ergiebt. 

Der auch in kochendem Wasser unlösliche Rest wurde nach dem 
Trocknen mit Aether behandelt, um das Fett zu entfernen, und ergab 
hierauf nach vollständigem Trocknen die Summe der in Wasser unlöslichen 
Proteinverbindungen. Das Fett wurde in einem eigenen Versuche be- 
stinunt und zu den im ersten Versuche erhaltenen Resultaten hinzugerech- 
net. Die so erhaltene Summe aller festen Bestandtheile muss nahebei 
stimmen mit der Zahl, die man durch Wiegen einer vollkommen zur Trok- 



110 E. y. Bibra, 

kene gebrachten anderweitigen Probe erhält. Man erhält auf solche Art 
freilich nur zwei Proteinverbindungen, die in Rechnung zu bringen sind: 
lösliches Albumin, incl. etwaigen nahstehenden BlutfaserstoiT, und die 
Proteinverbindungen, die in kaltem und kochendem Wasser unlöslich und. 
Es mag diess aber vielleicht für jetzt (Januar 1846) ausreichen, bis zu der 
Zeit, in welcher eine vollkommen klare Bestimmung aller Proteinverbin- 
dungen festgestellt sein wird, und vielleicht ihre Zahl, oder vielmehr die 
Kenntniss derselben, sich vermehrt hat, vielleicht aber auch eine Reduction 
derselben eingetreten ist. 

Es muss Aehnliches ttber die extractiven Materien ausgesprochen 
werden, ttber deren speciellere physiologische Bedeutung stets noch ein 
bedauerliches Dunkel schwebt. In Betreff der bei gegenwärtiger Unter- 
suchung erhaltenen extractiven Materien bemerke ich bloss, dass sie im 
allgemein chemischen Verhalten ganz ähnlich denen des Fleisches und 
Blutes waren. Galle konnte ich keine im wässerigen Extracte der Leber 
nachweisen. Ich kann mich gegenwärtig hierüber nicht aussprechen, in- 
dess bin ich zur Zeit mit einer Arbeit ttber die Drüsen ttberhaupt beschäf- 
tigt und behalte mir vor, selbe später bekannt zu machen. 

Das aus der Tuberkelsubstanz ausgeschiedene Glutin gab sehr starke 
Reaction auf Chondrin, während das Glutin der Leber keine Beimengung 
jenes Stoffes hatte. 

Von 100,0 Theilen des Fettes waren 30,0 Procent bloss in kochen- 
dem Alkohol löslich und in den nach dem Erkalten des Alkohols ange- 
schossenen Gruppen mikroskopischer Prismen waren hier und da die oben 
erwähnten spärlichen Tafeln von Cholestrin zerstreut. Die quantitativen Ver- 
hältnisse abgerechnet waren Fett der Leber und des Tuberkels sich gleich. 

Im Ganzen wurde gefunden: Tuberkel. Leber. 

Fester Rückstand 17,71 29,08 

Wasser 82,29 70,92 

100,00 100,00 



über einige pathologiache Thierproducte. 111 

Tuberkel. Leber. 

Proteinsubstanz, unlöslich in Wasser 9,83 7,51 

Lösliches Albumin 0,69 4,51 

Extractive Materien 1,71 5,96 

Glutin 2,21 3,12 

Fett 3,27 7,98 

Wasser 82,29 70,92 

100,00 100,00 

Aschengehalt. 

Tuberkel. Leber. 

Trockene Substanz 8,69 4,16 

Die Aschen enthielten fflr 100,00. 

Chlomatrium 24,60 Spur. 

Schwefelsaures Alkali Spur. Spur. 

Phosphorsaures Natron 6,40 78,43 

Phosphorsaure Kalkerde, Spur ) ftono 21 ^7 

Talkerde und Eisen ) ^ ^ 

100,00 100,00 

Trotz dem, dass die Substanz der Tuberkel fest und derb erschien, 
hatte dieselbe doch, wie man sieht, einen bedeutend grösseren Wasserge- 
halt, als die Leber selbst. Dieser letztere erscheint, nach einigen Versu- 
chen, die ich mit der Leber anderer Thiere angestellt habe, nicht sehr 
abweichend, ich fand z. B. in der Leber von Sus 71,67 Procent und bei 
Cenms capreohss 72,86 Procent Wasser. 

Der stärkere Aschengehalt des Tuberkels und dessen bedeutender 
Gehalt an phosphorsaurer Kalkerde kann nicht auffallen; es scheint hier 
der erste Anfang der sogenannten Verkalkung stattgefunden zu haben. 
Hingegen ist die quantitative Verschiedenheit der Salze, gegen jene der 
Leber gehalten, vielleidit einiger Beachtung werth. Ich habe in der 
Leber einiger Thiere, die ich untersuchte, meist die ganze Masse der in 
Wasser löslichen Salze aus phosphorsaurem Natron bestehend gefunden. 



112 E. V. Bibra, 

von Schwefelsäure meist fast nur kaum merkliche Spur, ebenso von Chlor- 
verbindung. 

Hier findet dasselbe Yerhältniss in der Leber statt, aber im Tuberkel 
ist das phosphorsaure Natron bis auf 6,4 Procent verschwunden, und es 
treten als übrige Masse der löslichen Salze 24,6 Procent Chlornatrium auf. 

Wir besitzen vielfache Analysen von Tuberkelsubstanz, aber die 
erhaltenen Resultate stimmen sehr wenig zusammen; diess mag daher 
rühren, dass man jedenfalls in verschiedenen Stadien der Ausbildung 
untersucht hat, und dass femer der Sitz des Tuberkels selbst und die che- 
mische Beschaffenheit des Organs, in welchem er sich ausgebildet hat, 
einigermaassen seine Zusammensetzung modificirt, obgleich ich nicht be- 
haupten will, dass Tuberkeln ein und desselben Organs dieselbe Zusam- 
mensetzung haben. Einen Beweis hiervon liefert die Analyse von Tuber- 
keln aus einer hypertrophischen menschlichen Leber, welche ich vor eini- 
gen Jahren durch die Güte meines verehrten CoUegen Stahl erhielt, und 
welche einer Frau von 35 Jahren angehörte, welche im Kindbette starb. 
Diese Leber hatte 19 54 Pfund baierisches Gewicht und war dergestalt mit 
Tuberkeln durchsäet, dass die eigentliche Lebersubstanz in grösseren 
Durchschnitten sich bloss als eine marmorartige braune Zeichnung darstellte, 
indem die grösseren Tuberkeln Faustgrösse erreichten. 

ZuföUig stimmt der Wassergehalt fast ganz genau mit jenem, welchen 
ich bei den Tuberkeln aus der Leber des Hundes erhielt. Ich erhielt 

nämlich: Feste Substanz 17,2 

Wasser 82,8 

100,0 

Proteinsubstanz und Glutin zusammen 15,1 

Extractive Materien 0,9 

Fett 0,6 

Wasser 82,8 

Verlust 0,6 

100,0 



ilber einige pathologische Thierproducle. 113 

Der Aschengehalt aber wich ganz und gar von jenen ab, indem keine 
Spur von Kalksalzen gefunden v^rurde, sondern in 100,0 Theilen der trok- 
kenen Substanz bloss 1,2 Procent Asche, welche fast ganz aus phosphor- 
saurem Natron, wenig phosphorsaurem Kali und einer Spur von Chlorbil- 
dung bestand. 

Degenerirter Hoden bei Ijepus thniduM. 

Im Spätsommer und Herbste des vorigen Jahres (1845) zeigten sich 
bei einigen Feldhasen, die mir eingeliefert wurden, eine eigenthttmliche 
Entartung der Hoden, welche von den Jägern und Landleuten der Umge- 
gend für Syphilis angesehen wurde. Ich bin leider mit den specielleren 
anatomischen Verhältnissen der Zeugungsorgane der Säugethiere, die bei 
den einzelnen Ordnungen so bedeutende Abweichungen zeigen, zu wenig 
bekannt, um eine bezeichnende Schilderung des vorliegenden Falles geben 
zu können, und kann daher in diesem Betreffe nur Folgendes anführen. 

Die Hoden, im normalen Zustande, ausgenommen zur Brunstzeit, bei 
Lepus Hmdus nur wenig sichtbar, waren bei den kranken Thieren zu einer 
bedeutenden Grösse angeschwollen, indem sie bei manchen Individuen 
beinahe das Volumen eines kleinen Hühnereies erreichten. Die äussere 
Haut derselben war straff angespannt, glänzend hellgelblich, fast weiss 
und ganz unbehaart. Bei einigen war ein Theil des so vergrösserten 
Hodens, offenbar durch Ausschwitzung von Innen, mit einer Kruste be- 
deckt, wie solche auf offenen Wunden oder verletzter Oberhaut sich zeigt. 
Diese Krusten waren durch Befeuchtung mit Wasser abzulösen. 

Ich habe bei Durchschneidung der ganzen Geschwulst keine Saamen- 
canäle und überhaupt keine Gefässe finden können. Es schienen Hoden 
und Nebenhode/i durchaus in eine weissliche breiartige Masse übergegan- 
gen zu sein, welche mit einem Spatel vollkommen von den Wänden der 
sie umschliessenden Membran herauszunehmen war. 

Unter dem Mikroskope zeigten sich bei zwei Thieren, die ich unter- 
suchte, und bei denen die Geschwulst eine bedeutende Grösse erreicht 

Vol.XXMM. P.M. 15 



114 E. V. Bibra, 

hatte, länglichrunde Zellen mit dunklen Kernen, von welchen bisweilen 
mehrere zusammen zu hängen schienen, andere aber auch isolirt waren, 
unregelmässig geschwärzte Zellen, ebenfalls mit dunklen Kernen, und 
ferner zwei Arten von grösseren Zellen, theils mit hellen Kernen, theils 
mit einer körnigen Substanz gefüllt. Diese verschiedenen Formen waren 
in einer feinkörnigen Grundsubstanz abgelagert, welche sich an mehreren 
Stellen zu dunkleren Haufwerken vereinigte. Tab. X. Fig. 7. A. zeigt 
diese Bildungen bei SOQfacher Vergrösserung. 

Einzelne Fettkugeln waren hier und da in der Masse zerstreut, wie 
ich sie in Fig. 6. gezeichnet habe. Nachdem aber die getrocknete Sub- 
stanz mit kochendem Alkohol ausgezogen worden war, schössen nach dem 
Erkalten Gruppen von mikroskopischen Krystallen an, Fig. 7. £, die ich 
fUr Margarin halte. 

Der Inhalt der einen Geschwulst ergab bei der Analyse: 

Festen Rückstand 30,67 

Wasser 69,33 

100,00 

Proteinsubstanz und Glutin 23,00 

Lösliches Albumin 0,50 

Extractive Materie 0,70 

Fett 6,47 

Wasser 69,33 

100,00 

Es war nicht möglich, die Proteinsubstanz vom Glutin auf eine be- 
friedigende Art zu trennen, indem bei'm Kochen der Substanz eine Flüs- 
sigkeit erhalten wurde, die einer Emulsion ähnlich sah, anfönglich trüb 
durch's Filter ging, dasselbe aber bald vollkommen undurchdringlich 
machte. 

Durch kaltes Wasser konnte hingegen die Substanz ausgezogen 
werden und gab eine ziemlich klare Lösung. 



iAer einige pathologische Thierproducte. 115 

Für 100,00 getrocknete Substanz wurden 10,50 Procent Asche 
erhalten, welche enthielten: 

Chlornatrium mit sehr wenig phosphorsaurera Natron 20,96 

Phosphorsaure Kalkerde 78,00 

Phosphorsaure Talkerde, Spur Eisen . . . .- 1,04 

100,00 

Im Hoden eines krftftlg^en Stieres fand Ich: 

Feste Substanz 14,10 

Wasser 85,90 

100,00 

und im Rückstand 1,29 Procent Fett. Aber hier war nach dem oben an- 
gegebenen Verfahren keine Trennung der weiteren Bestandtheile des lös- 
lichen Albumins u.s.w. zu bewerkstelligen, indem bei der Behandlung mit 
Wasser sich sogleich eine emulsive Flüssigkeit bildete, die auf keinerlei 
Weise zu filtriren war. 

Die Substanz enthielt 1,99 Procent. Asche, und diese 

Chlornatrium 4,28 

Phosphorsaures Natron mit etwas Kali . . . 81,43 

Schwefelsaures Alkali Spuren 

Phosphorsaure Erden, Eisen-Spur 14,29 

100,00 

Das fast gänzliche Verschwinden des phosphorsauren Natrons in der 
pathologischen Substanz, an dessen Stelle eine bedeutende Menge Chlor- 
natrium getreten ist, und das starke Ueberwiegen phosphorsaurer Erden 
erscheint jedenfalls interessant, und es mag vielleicht in der Folge gelin- 
gen, im Salzgehalte pathologischer Substanzen nähere Bedingnisse der 
krankhaften Erscheinungen aufzufinden, und zwar schon deswegen, weil 
dasselbe leichter und mit grösserer Sicherheit zu bestimmen ist, als die so 
leicht veränderlichen anderen thierischen Materien. 



116 E. y. Bibra, über einige pathologische Thierproducte. 

ErUämngr der mikroskopischen ZelchDiingreiL 



Tab. X. 

Fig. 1. Knorpelartige Substanz des Enchondroms bei PringiUa senegala; 
200 -linear. 

Fig. 2. An einigen Puncten beginnende Verknöcherung des Enchon- 
droms; 200 -linear. 

Fig. 3. Knorpelzellen des Enchondroms; 350 -linear. 

Fig. 4. Fibröse Substanz des Enchondroms; 200 -linear. 

Fig. 5. Zur Yergleichung. Enchondrom eines menschlichen Unterkie- 
fers, a. Knorpelzellen; b. Knochenkörperchen ; 200 -linear. 

Fig. 6. Tuberkelsubstanz aus der Leber von Canis familiaris; 300- 
linear. 

Fig. 7. A. Degenerirter Hodeninhalt von Lepus Hmddus; 300- linear. 

B. Fettkrystalle aus dem alkoholischen Auszuge derselben Substanz. 



relJM^/. 



Taii: 





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ZUR 

fiENIHMSS DER BALMOPHOREN 



INSBESONDERE DER 



GATTUNG BHOPALOCNEMIS Jmigli. 



VON 



Dr. H. R. «OPFERT, 



Ma d« A« d« N« 



BOT fOnf steindrucktafeln. 



DER AKADEMIE CBBRGEBEN DEN 33. DBCEMBER 1846. 



Im Jahre 1842 schrieb ich eine Abhandlung Aber die anatomischen Ver* 
haltnisse mehrerer javanischer Balanophoren (Bakmophora ekmgata Blum., 
B. ahUacea Jungh. , B. maxima Jungh. , B. globosa Jungh.J Wenn es 
mir damals vielleicht gelang, unsere Kenntniss dieser merkwürdigen Pflanze 
um ein Geringes zu erweitem, verdanke ich es nur der Yollstfindigkeit des 
Materials, weiches Herr Dr. Junghuhn gesammelt und eingeschickt hatte. 
Folgendes stellte sich als Hauptergebniss jener Untersuchungen heraus : 

1) Das Vorhandensein eines doppelten Gefösssystems, wovon das 
eine, dem Parasiten fremde, aus der Mutterpflanze entspringt, auch nur ffir 
die niedern oder Yegetations-Organe, das andere, in den letzteren sich 
bildend, für die Fructifications-Organe, oder für die Organe der höheren 
EntWickelung bestimmt ist. 

2) Die Nachweisung einer in den Parenchymzellen jener Pflanze ent- 
haltenen wachsartigen Substanz, von mir Balanophorin genannt, welches 
in solcher Menge noch niemals im Innern einer Pflanze wahrgenommen 
worden war und von allen bis jetzt bekannten Wachsarten in mehreren 
Stücken wesentlich abweicht, wie durch mehr klebrige Beschaffenheit, 
schwere Schmelzbarkeit, indem es erst bei 90-05 Grad schmilzt, (wäh- 
rend das gemeine Wachs schon bei 00 Grad flüssig wird,) und sich im 
Ganzen am meisten dem der Wachspalme (CeroxyUm andicola Humb.^ 
nShert. *) 



^) Einer genaaeren chemischen Untersnchang zufolge, die ich meinem Neffen Herrn Apotheker 
Theodor Pol eck verdanke, scheint diese Substanz mehr den Harzen als den Wachsarten zu- 
zozihlen zu sein. Die Beschreibung der Analyse folgt auf diese Abhandfaing. 



120 H. R. Göppert, 

3) In dem zum Theil unbezweifelt reifen einfachrigen Saamen war 
kein Embryo wahrzuneiimen. Bei B. ahUacea füllte der Kern die Frucht- 
knotenhöhle vollständig aus, so dass ich das Ganze, wie Richard bei 
Helosis^ für Eiweiss ansprechen möchte. 

4) Hinsichtlich der Stellung der Balanophoren im natürlichen System 
erscheinen sie in ihren verschiedenen Organen mit sehr vielen Familien 
verwandt. So gleicht der 'Wurzelkörper von B. elongata und B. maxitna 
dem ästigen Rhizom eines Farrnkrautes, der von B. ahüacea manchen 
Sphärien, der von B. globosa täuschend einem Lycoperdon oder Sclero- 
derma, während die Blüthenkolben in ihrem Aeusseren, namentlich die 
männlichen, in der ersten Entwickelung vor dem Aufblühen den Cycadeen 
und Coniferen, auch selbst den Artocarpeen unter den Urticeen, nament- 
lich auch durch die Yierzahl der BlflthenhflUe ähneln, die weiblichen aber 
an Typha, Aroideen oder Pandaneen erinnern. Der Wurzelstock oder das 
Rhizom besitzt, wie die Blüthenstiele und die Blüthenkolben, zerstreut ste- 
hende Gefössbündel, selbst aber viel einfacher, als die der meisten Mono- 
cotyledonen zusammengesetzt und hierin den Farm verwandt. 

Ausser diesen zur Gattung Balanophora gehörenden Parasiten ver- 
danken wir Herrn Junghuhn noch die Entdeckung einer anderen zu die- 
ser Gruppe nahe verwandten, sehr ausgezeichneten Gattung, Bhopalocne- 
mis {^onaXoy, clava et icprj^^ig, ocrea) genannt, von welcher er aber damals 
nur die weiblichen Exemplare und diese nur unvollkommen kannte, indem 
er bei der Beschreibung sich allzusehr von der Ansicht der Pilznatur 
derselben leiten Hess. Es kam zugleich mit jenen Balanophoren nur ein 
einziges, nicht in Weingeist aufbewahrtes, sondern ganz vertrocknetes 
Exemplar hier an, dessen Fructificationstheile noch eine nähere anatomische 
Untersuchung gestattet hätten, welche aber damals von mir nicht ange- 
stellt wurde. 

Im September 1843 langte ein neuer Pflanzentransport an, und das 
an den Präsidenten unserer Akademie Hrn. Prof. Dr. Neesv. Esenbeck 
gerichtete Begleitschreiben des Herrn Dr. Junghuhn verkündigte eine 



über RhapalocnenUs. 121 

abermalige neue Entdeckung im Reiche der Parasiten, welches Schreiben 
ich hier seinem Wunsche gemäss und auch wegen seines grossen Interes- 
ses, mit Ausnahme einer, meine früheren Untersuchungen beiföUig erwäh- 
nenden Stelle, unverkürzt folgen lasse. 

„Ich fand das merkwürdige Gewächs auf einem Spaziergange durch 
die Wälder, oberhalb der Koffeescheune Kapu jeran (3080 Fuss), wo ich 
am Sttdgehänge des Ged^ seit einiger Zeit wohne, zuerst, indem ich auf 
faulem Holze die Sphaeria akOacea Pers. sammelte, in Exemplaren, die 
beinahe einen Fuss lang waren, und indem ich den aus der Erde halb her- 
vorragenden Spadix des Gewächses anfangs aus der Entfernung auch für 
eine Sphaeria hielt. Bordsta ffigantea^ Kflrbissgross, und einige neue 
Phallus-Arten wuchsen noch in der Nähe. Es war ein glücklicher Tag 
dieser vierte Januar 1843. Der Gunong Guntur hatte an diesem Tage 
wieder ausgebrochen und seine Asche, Tag in Nacht verwandelnd, 
60 englische Meilen weit bis hierher geschickt. Dies war die erste Ver- 
anlassung zum Spaziergange, weil ich mich gern mit eigenen Augen über- 
zeugen wollte, wie hoch die Asche im Gebirge gefallen sei. 

Von der Seltenheit des Gegenstandes überzeugt, schickte ich den 
folgenden Tag meinen botanischen Assistenten mit 10 seiner Landsleute 
in die Wälder, die ich ihnen nach allen Richtungen bis 7000 Fuss hoch 
zu durchkreuzen empfahl, mit dem Versprechen, für jedes Exemplar einen 
halben Gulden zu bezahlen. Sie kehrten hungrig und ermüdet am Abend 
zurück und brachten nur eines. — Darauf verdoppelte ich den Preis und 
schickte am andern Morgen 10 neue Sucher aus, denen ich für jedes In- 
dividuum einen Gulden versprach. Sie kehrten am Abend zurück und 
brachten einen ganzen Korb voll Baianaphora ehmgata Blum, (diese ist 
sehr gemein) und etwa 20 Exemplare von Balanophora globosa mihi; 
vom Lytogamphus stiUnfems (so nannte Herr Junghuhn den angeblich 
neuen Parasiten) waren nur zwei so glücklich gewesen, zusammen fünf 
Exemplare zu finden. — Ich verdoppelte darauf von Neuem den Preis und 
Hess gegen Abend durch den Districts-Häuptling Praxadiredja die 

VoLXXML P.L 16 



122 H. R. Göppert, 

ganze Gebirgsbevölkerung (pork, 200 Mann) zusammenrufen, die ich mit 
Thee und Kwee - Kwee bewirlhele und denen ich für jedes Exemplar, das 
sie mir bringen würden, zwei Gulden versprach. Bis jetzt (10 Tage nach 
dato) warte ich jedoch vergebens auf neue Zufuhr. 

Wahrscheinlich bringt die Natur dieses paradoxe Gewächs nur dann 
hervor, wenn sie besonders gelaunt dazu ist; was selten geschieht; — 
(im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; — dies geschieht auch nicht 
alle Tage.) — Ich glaube an keine Erzeugung durch Saamen ; es Mit mir 
selbst schwer, zu begreifen, wie die geistreichsten Männer daran glauben 
können. Eine solche Meinung (entschuldigen Sie,) kommt mir gar zu 
abenteuerlich vor! — Diese und verwandte Balanophoren wachsen zuerst 
unter der Erde, von halben Fuss hohen und höhern Erdschichten bedeckt^ 
ragen mit der Spitze ihres Spadix kaum daraus hervor und sollen aus 
Saamen entstehen, die sie gar nicht haben! — Und warum keimen denn 
diese Saamen blos auf den Wurzeln bestimmter lebender Gewächse, 
warum nicht in der Erde, die sie rings umgiebi? — Man miisste dann 
doch eine grosse Abhängigkeit der Saamen von der Matrix und eine ge- 
ringe Selbstständigkeit ihres Wesens annehmen, da sie auf anderen Stand- 
orten, als gerade den bestimmten, nicht keimen können^ — und wttrde 
durch diese Annahme vom Beitritt zur Meinung durch sogenannte genera^ 
Uo aequivoca nicht mehr weit entfernt sein ! — Bei diesem gegenwärtigen 
Gewächse, dem Lytogomphus^ wie ich ihn nenne, (Nomen a kvti^, solnbilis 
et ro(Jt4oij clavus), ist das, was man als Keimkörner (Analögon von Saamen) 
betrachten kann, ganz den Sporidien der Pilze gleich, kommt auf 
wirklich Stilbum- ähnlichen Sporophoris vor und geht verfaulend unter. 
Ich bleibe daher bei meiner Meinung, dass sie, wie die mehrsten Pilze, aus 
schleimigem, bildungsfähigem Stoff (Mycelium), z.B. Polyporw Mottuscus^ 
Trichia repens etc., die unterirdischen Pilze, RhiMpogem^ Bgsms fadi- 
nmum u. a. , — .dass auch so die Balanophoreen (und Rhizantheen über- 
haupt) ohne Zutritt von Saamen entstehen, durch U r Wirkung pflanzlicher 
oder balanophorischer Kräfte (wer kennt sie?) auf organisirbare Materie, 



über Rkopalocnemis. 128 

die hier (in diesem Falle) durch zu reichliche abundirende Säfte der Mut-* 
terpflanze in den Wurzeln gegeben wurde, welche stocken und zu Knol- 
len anschwellen/ deren beginnender Lebensact sich bald von dem Orga- 
nismus der Mutterpflanze trennt und bei zunehmendem Wachsthum immer 
selbststfindiger wird, der Wirkung jener Kräfte anheim fallend. Dabei 
bleibt d6m neuen Wesen aber der Stempel seines Ursprungs aufgedrflcl^t, 
weshalb es mir von der höchsten Wichtigkeit zu sein scheint, die voll- 
kommenen Pflanzen, auf deren lebenden Wurzeln Parasiten vorkommen, 
vergleichend genau zu untersuchen. Dies hat aber seine Schwierigkeiten, 
die sich mir auch bei'm Aufsuchen der Matrix bei'm Lytogomphas sowohl, 
als der Baianaphora glohosa entgegenstellten. Ich grub nämlich bei 
einem Individuum der B. globosa^ die ich früher auf dem Baume Penjeng 
fand, nach, und liess den Boden fast in einer Länge von 20 Fuss aufwüh- 
len und verfolgte die Wurzel, was bei den vielen sich kreuzenden Aesten, 
die abgehauen werden mussten, sehr mühsam war; auch drang die Haupt- 
wurzel, von der die zu verfolgende ein Zweig war, immer tiefer in die 
Erde, und zuletzt mussten wir zwei und einen halben Fuss tief graben; 
ich war jedoch so glücklich, sie bis zum Baumstamme, von dem sie aus- 
ging, mit Bestbnmtheit zu verfolgen, aber dieser Stamm war 5 Fuss über 
der Erde abgekappt und hatte nur einige junge, blüthenlose Zweige ge- 
trieben. Der Lytogomphm aber wuchs auf den Wurzeln und untersten 
Theiten des Stengels einer Liane, die ebenfalls blüthenlos war und von 
der ich Ihnen ein getrocknetes Exemplar übersende. Nur die Ueb er- 
gang sform der B. globosa mihi zur B. elongatä Blum, (wie ich sie in 
meiner Abhandlung über die javanischen Bakmophorae p. 223 bezeichnet 
habe) fand ich diesmal auf einem wirklich fruchttragenden Fious Bihes 
(Blume Bydr.), ein Bäumchen, das die Javaner Walefig nennen. 

Als ich das Gewächs (am 4. Januar 1843) zum erstenmale sah, 
kam ich mir vor, wie einer, der sich in ein ganz fremdq; Land verirrt hat 
und nicht mehr weiss, wo er ist. Da fielen mir aber Ihre Worte wieder 
ein: „sie stehen da, wie ein hieroglyphischer Schlüssel zweier Welten, 



124 H. R. Göppert, 

,,die wie Traum und Wachen in endloser Wechselbeziehung^ sich einander 

,,auslegen und fliehen.^^ — Worte, die hoffentlich nach Jahrtausenden 

erst ihre rechte Bedeutung erhalten werden und deren erhabene Wahriieit, 

ich gestehe es Ihnen, mich unendlich rührte. Da standen sie da, die räth- 

selhaften Gewächse, blttthen- und blattlos, in denen sich die Bildung der 

Spiralgefösse in einen balanophorischen Träger mit der Fructification un*- 

vollkommener Hyphomyceten vereiniget! — Allerdings Hieroglyphen — 

wer entziffert sie? 

So stand ich grübelnd und dachte, wie noch manche solcher Räthsel 

unerforscht und ungelöst in diesen Wäldern wuchern möchten, — aber 

der Wolkennebel spottete meiner feucht, verdüsternd und kalt durch die 

Wälder, als wolle er die Geheimnisse seines Reviers mit einem Schleier 

verhüllen. 

Dr. Junghuhn.^^ 

In einem spätem Schreiben von Pergallengang vom 18. April 1843 
erwähnt er abermals folgendermaassen der wiederholten AufQndung des 
merkwürdigen Parasiten. 

„Auch hier in Pergallengang, dies ist der Name einer Passagrotog, 
welche ganz einsam eine halbe Tagereise weit von bebauten Gegenden in 
den Wäldern, südlich vom Gebirge Malabar 4300 Fuss liegt, fuhr ich fort, 
nach diesen räthselhaften Balanophoren zu forschen, besonders in der Ab- 
sicht, um die Matrix derselben kennen zu lernen, deren Untersuchung, 
wie ich in meinem vorigen Briefe meinte, von grosser Wichtigkeit sein 
könne ! Auch hier wuchs sie auf den Wurzeln einer Liane, die ich Ihnen 
ganz übersandt habe, aber auch auf dicken holzigen Wurzeln, die einer 
Liane nicht angehören konnten. Und nur hier wurden von den zahlrei- 
chen Suchern, die ich täglich darnach ausschickte, zwei Exemplare ent- 
deckt, welche, meinen Befehlen zufolge, ihrem Standorte nicht entrissen, 
sondern zu denei^ ich gerufen wurde. Ich liess die ganze Wurzel ent- 
blössen bis zum Stamme; bei dem einen Exemplare betrug dieser Raum 
nur 5, bei dem andern aber 15 Fuss, (nämlicji zwischen dem Baumstamm 



aber Rkopalocnemis. 125 

und dem Puncte, wo auf ihm der Parasit sass) , während sich ausserhalb 
des Parasiten die immer schwächer werdende Wurzel weit in die Erde 
verästelte. Ich Hess alle beide Bäume kappen; den einen, ob er gleich 
unfruchtbar war, erkannte ich jedoch gleich als Kiarra (eine Ficus-Art), 
nur der andere war, zu meinem nicht geringen Erstaunen, die mit den 
schönsten Eicheln überladene Quercus prmnosa Blum. (Paasa Jum der 
hiesigen Javaner). Beide Exemplare des Parasiten bildeten einen kugel- 
runden, % Fuss im Durchmesser haltenden Knollen, aus dem wenigstens 
5 — 6 einzelne Spadices hervorgebrochen waren, beide jedoch ganz ab-* 
gestorben und von aussen schwarz, so dass es scheint, als wenn die Yege- 
tationszeit dieser Parasiten (der nun ungeachtet alles Suchens mir nicht 
mehr begegnete) schon vorüber sei. So sind also schon drei verschie- 
dene Matrices desselben mit Bestimmtheit entdeckt, wodurch meine 
Yermuthung im vorigen Briefe, als stehe der Schmarotzer in einer gewis- 
sen Abhängigkeit von der Mutterpflanze, nicht bestätiget wird. Auch 
spricht dafür nicht der Umstand, dass ich die Balcmophora ehngata Blum, 
auf mehr als sechs verschiedenen Baumarten fand, ohne dass 
ihr Vorkommen dadurch verändert wurde; nur eins fand ich bis 
jetzt immer noch bestätiget, dass die Bäume mit Balanophoren - tragenden 
Wurzeln unfruchtbar sind ; denn der Lytogamphus auf den Wurzeln jener 
mit Früchten überladenen Eiche war schon längst abgestorben.^^ 

So weit nun Herrn Junghuhn's Mittheilungen über die Art der 
Auffindung jenes interessanten Parasiten, bei dessen genauerer Beobach- 
tung sich die nahe Verwandtschaft in Uebereiqstimmung mit dem früher 
unter dem Namen Rhopahcnemis eingesandten Exemplare nicht verken- 
nen liess. 

Mit der von ihm zugleich eingeschickten Beschreibung des angeblich 
neuen Parasiten konnte ich mich nur theilweise, mit der Deutung der we- 
sentlichen Organe desselben ab^er gar nicht einverstanden erklären, indem 
Herr Junghuhn, von der Aehnlichkeit derselben mit Pilzbildungen ausge- 
hend, sowohl der Gattung Rhapaiocnemis als auch dem muthmasslich davon 



126 H. R. Göppert, 

verschiedenen Lytogomphus eine kryptogamische Fructification zuschreibt, 
welche Ansicht meine ofk und möglichst sorgfältig wiederholten Untersu- 
chungen in der von ihm erklärten Weise nicht zu bestätigen vermochten. 
Da nun, wie schon erwähnt, die Verschiedenheit der bdden genannten 
Gattungen nicht anzuerkennen war, beschloss ich, um nicht zu unnöthiger 
Synonymie Veranlassung zu geben, den ohnehin ganz passenden früheren 
Warnen Rhapalocnemis beizubehalten und benutzte das gesammte vorlie- 
gende Material, welches in getrockneten, wie in Weingeist aufbewahrten 
Exemplaren bestand, um den früher von Herrn Junghuhn gegebenen 
Gattungscharakter zu vervollständigen und zu berichtigen, daher ich die 
Systematiker ersuche, hiervon Notiz zu nehmen, wenn sie sich anders mit 
der von mir gelieferten, durch möglichst getreue Abbildungen erläuterten 
Beschreibung einverstanden erklären können, die mit den Vegetations- 
Organen beginnt und mit den Fructifications-Organen endiget. 
Gewissenhaft habe ich hierbei alle Herrp Junghuhn gehörende Beobach- 
tungen unter seinem Namen aufgeführt. 

A. yegretations-Orgrane. 

Der Wurzelstock oder intermediäre Körper nach Blume, oder das 
die Stelle des Stammes und der Blätter vertretende vegetative Organ ist 
anfänglich gelbbraun, dann schwärzlichbraun wurzelartig gefärbt, im jüng- 
sten Zustande, wie dies mehrere an einer Liane noch sitzende Exemplare 
zeigen, kuollenarlig-rundlich, mit runzlicher, grubiger, unregelmässig ma- 
schiger Oberfläche, überhaupt von trülfelartigem Aeussern. Im höheren 
Alter verlängert sich der Parasit nach einer Richtung hin an der Stelle, 
wo der Blüthenkolben zum Vorschein kommen soll, so dass dann der 
Parasit fast kreiseiförmig mit seiner breiten Basis auf der Mutterpflanze 
aufsitzend erscheint. So verhalten sich wenigstens die Exemplare, welche 
uns Herr Junghuhn, auf jener Liane sitzend flbersehickt hat und Taf.XI. 
Fig. 1. in halber natürlicher Grösse abgebildet sind ; Ab und Ac die klei- 
neren, Aa das grösste Exemplar, B die Wurzel der Liane. Diegrösslen 



iiber Rhopalocnemis. 127 

Exemplare erreficben, nach Herrn Junghuhh, oft die Grösse eines Kin-^ 
derkopfes* Daij in natfiriicher Grösse Taf. XV. abgebildete Exemplar ist 
in der That fast nicht viel kleinen Die leistenartigen Hervorragungen der 
Oberfläche werden immer erhabener, die Vertiefungen immer grösser, die 
Maschen gehen auseinander, so dass die ganze Oberfläche höchst unregel*- 
massig runzlich-knotig gerippt und grubig erscheint, wie man besonders 
Taf. XV. Fig. 28.^ an der durch Zeichnung ausgeführten Stelle sehen 
kann. So viel über das Aeussere dieses merkwürdigen Parasiten. Was 
nun die anatomische Strüctur des Innern betrifll, so liess sich in derselben 
eine grosse Uebereinstimmung mit den von mir früher untersuchten Bala- 
nophora-Arten erkennen, indem er durchweg aus parenchymatösem Zell- 
gewebe und Gefössbündeln von ähnlicher Art besteht, die nämlich theils 
dem Parasiten, theils der Mutterpflanze, auf der er befestiget ist, 
angehören, wiewohl sich dieselben in dem sehr bröcklichen dunkelbraunen 
Zellgewebe nicht so deutlich, als bei den mit Wachs ausgefüllten Zellen 
der Baianophoren verfolgen Hessen. 

Die Hauptmasse bildet Zellgewebe, dessen Zellen aus weiten, ziem- 
Hch grossen und nur wegen ihrer löckerii Beschaffbuheit unregelmässig 
sechseckigen, schwachpunctirten Zellen besteht.. Gegen den Rand hin 
kommen hie und da 2 — 3 gelagerte, sehr dickwandige Zellen mit sehr 
deutlichen Tüpfelcanälen vor, die endlich die härtere Masse der runzlich- 
maschig^grubigen Oberfläche selbst grösstentheils bilden, auf welcher sich 
keioe Spur von Hautporen findet. Bei den dickwandigen Zellen verhält 
sich der Durchmesser der Wandung zu dem des Lumens der ^Zellen wie 
1:4, und deutlidi lassen sich oft 10 — 30 einzelne Schichten unterschei- 
den, wie ünger auch bei den verwandten Gattungen Hehsis und Längs- 
dorfia beobachtete. Alle Zellen, mit Ausnahme der dickwandigen, ent- 
halten zahlreiche, randliche oder auch längliche Amylum-Körnchen von 
verschiedener Grösse, Fig. 3. Ja und Fig. 4. ^a, die aber auch bei der 
stärksten Vergrösserung keine concentrische Schichtenbildung zeigen und 
in dieser Beziehung, da sie keinesweges klein zu nennen sind, eine mei^k- 



128 H. R. Göppert, 

würdige Ausnahme von der Regel machen. Ausser dem Stärkemehl sieht 
man in den Zellen auch stets noch den Zellenkern an der Wand befestiget, 
der auch in den verlängerten, die eigenen Gefössbttndel des Parasiten be- 
gleitenden, Zellen nicht fehlt; gewöhnlich aber nur einen, selten zwei. 
Die braune Farbe ist, trotz der mehrjährigen Aufbewahrung in Arrak, 
meistentheils noch erhalten, und in der Mitte der kömigen Masse das Kem- 
körperchen als ein dickwandiges hohles Kttgelchen, mit einem kömigen 
Punct in der Mitte, zu erkennen, nur hie und da fehlt der Inhalt, so dass 
der Zellenkern als ein hohles Bläschen erscheint. Mit Ausnahme des 
bei den von mir untersuchten Balanophoren so vorherrschenden harzarti- 
gen Wachses, welches hier durch das Amylum gewissermassen vertreten 
wird, zeigen also die eben beschriebenen Zellen die grösste Aehnlichkeit 
mit jenen und den von Unger (dessen Beiträge zur Kenntniss der para- 
sitischen Pflanzen. Annalen des Wiener Museum's II. p. 12, 60) unter- 
suchten Arten dieser Familien, namentlich Rafßesia Patma^ Langsdorfia 
hypogaea Mart. und Helosis brasilienms Schott, et Endlich., Sarcopkyte 
sanguinea^ Brugnia/iiKma Zippelü Bl. und Balanophara diaica BL, welche 
Aehnlichkeit sich auch noch auf die dem Parasiten eigenen, aus gestreiften 
oder netzförmigen Gefössen bestehenden Gefössbttndel und ihre Verbrei- 
tung erstreckt, die mein verehrter Freund und ich an den angefahrten 
Orten näher beschrieben haben (a.a.O. Taf. II. p. 237-241), worauf ich 
hiermit verweise. Nur zwei Bestandtheile finden sich nämlich hier in den 
Gefassbündeln: gestreifte oder netzförmige Gefösse, die bei ihrer Kürze 
und breitem Durchmesser oft an Zellen erinnern und langgestreckte Pa- 
renchymzellen (Pseudoparenchymzellen), wie bei den Farm, nur mit dem 
Unterschiede, dass bei diesen im ausgebildeten Zustande der Zellenkern 
fehlt, derselbe aber wenigstens bei den von mir untersuchten Balanopho- 
ren und auch bei der vorliegenden Art immer vorhanden ist. Ausser 
diesen im Parenchym des Parasiten auf ähnliche Weise, wie bei den Bala- 
nophoren, entspringenden Gefassbündeln, welche sich in alle Theile des- 
selben erstrecken und auch allein nur zu den Fructifications-Organen 



fifter Mwpalocnemis. 129 

gehen, finden sich im Parasiten und zwar nur im Vegetationskörper, ganz 
wie bei den Balanophoren, auch noch andere vor, welche aus der Mutter- 
pflanze entspringen und die Befestigung des ganzen Schmarotzers mit der- 
selben bewirken, welche ihre Beschaffenheit beibehalten und sich als noch 
mit Rinde versehene Holzbündel durch punctirte Gefasse auffallend und 
leicht von jenen unterscheiden. Ein Längsschnitt (Fig. 2) durch einen 
Parasiten ist bestimmt, dies Yerhältniss auseinander zu setzen. A zeigt 
das Gefössbttndel der Liane als Mutter- oder Nihrpflanze, Aa den Punct 
des Eintrittes und .4i^ die Verzweigungen in den Vegetationskörper des Pa- 
rasiten; B die dem Parasiten eigenen Gefässbflndel; Odas Parenchym. In 
dem Vegetationskörper D sind die Geßissbündel ganz unregelmässig im 
Gewebe vertheilt, wie Unger auch bei Sqfbalmn und Cynomorimn be- 
merkte, so dass ihre Verbreitung nicht einmal passend mit denen der Mono- 
kotyledonen, sondern eigentlich nur mit der Vegetationsart der Farrn ver- 
glichen werden kann. Jedoch in dem Stiele des Kolbens finden wir die 
einzelnen Bttndel deutlieh in 4 — 5 concentrischen Kreisen um einen Mit- 
telpunct gelagert, in welchemf sich zahlreiche einzelne Bttndel befinden. 

Taf. XIV. Fig. 22. zeigt einen Querschnitt des Parasiten unterhalb 
der Stelle, wo der Blüthenkolben entspringt. A. Gefössbttndel der Mut- 
terpflanze; B. Gefössbttndel des Parasiten; C. Parenchym aus weitwandi- 
gen Zellen gebildet; D. Rinde aus dickwandigen parenchymatösen Zellen. 
Fig. 23. ist ein weiter, nach oben genommener Querschnitt, bei B. Ur- 
Sprung des Blüthenkolbens. Am regelmSssigsten und ausgedehntesten 
erscheint die concentrische Stellung der Gefössbttndel schon im Blflthen- 
kolbenstiel, kurz vor dem Uebergang desselben in den Kolben (Fig. 24), 
und endlich im Blttthenkolben selbst (Fig. 25). 

Eine genauere Vorstellung über die eigentliche Verbreitung der Ge- 
fössbttndel erlangt man durch die Vertikaldurchschnitte der Blttthenlolben. 
Deutlich sieht man hier, dass dieselbe sowohl von der der Monakotyledo- 
nen, als auch der der Dikotyledonen wesentlich abweicht. Nachdem die 
Gdässbttndel an der Basis des Kolbens in Kreise zusammengetreten sind 

VoLXXMI. P.M. 17 



ISO H. R. Göppert, 

(Fig. 23), verlaufen die Hauptstämme, nach Abgabe zahlreicher, nach der 
Oberfläche des Stieles hin in die dort befindlichen Deckschuppen verlau- 
fender Aestchen, parallel neben einander fort (Fig. 26. A) und gelangen 
so an den Anfang des Kolbens (Fig. 26. JB), wo sie sich unter spitzen 
Winkeln in einzelne Hauptfiste theilen, wodurch die Zahl der im Quer-* 
schnitt sich zeigenden Gefössbttndelkreise vermehrt wird, wie sich aus der 
Vergleichung der Querschnitte zwischen Fig. 24 und Fig. 25 besonders 
deutlich ergiebt. Hier findet nun eine ähnliche Vertheilung in einzelne, bis 
zu der Insertion der Deckschuppen und Blüthen fast unter rechten Winkeln 
abgehende Zweige (Fig. 26. D und Taf. XV. Fig. 28. D) auf ungemein 
regelmässige Weise statt, während die Hauptzweige immer parallel neben*«- 
einander fast bis an die Spitze verlaufen (Fig. 26. C u. Tab.XV.Fig.28.Z>a), 
ohne jemals, etwa wie in dem Stamme der Monokotyledonen, sich nach 
innen zu biegen (Fig. 26 und Tab. XV. Fig. 28. D) und sich zu kreuzen. 
Man sieht ttberall die rechtwinklig abgehenden Zweige (DJ^ welche, im 
Querschnitt getrofifen (Tab. XIV. Fig. 25. C), fast das Ansehen von Mark- 
strahlen haben. Mit welcher Regelmässigkeit sich die letzten Endigungen 
der Gefössbttndel verzweigen, kann man aus einem Längsschnitt des Kol« 
bens, y« Linie von der Insertion der Ovarien entnommen, am besten erken-* 
nen (Fig. 27. A). Das in der Mitte der Kreise befindliche grössere 6e- 
fassbündel geht in den Stiel der Deckschuppen (Flg. 19. £), die klei- 
neren CBJ^ um dieselben herumstehenden, vorzugsweise zu den Ovarien, 
die ttbrigen (C) bis zur Insertion der Spreuschup7>en. 

Es geht also hieraus hervor, dass die Verbreitung der Gefössbündei 
weder mit der der Dikotyledonen, noch der der Blonokotyledonen, son- 
dern allein nur einigermaassen passend mit den in Farmstämmen vor- 
kommenden verglichen werden kann; jedenfalls aber ist diese Art der 
Vertheflung der Gefössbflndel, da die bis jetzt genauer untersuchten 
Rhizantheen sich ähnlich verhalten, wie Ademiia arbarea Bartl. , Scyba^ 
Uum fimgiforme^ Raffleaia Pfxima Blum., Hychwra africana^ Balanophara 
eUmgata Blum. , B. maxma Jungh. , B. ghbasa Jungh. und B. aktta^ 



iAer Bhopalomems. ISl 

cea Jungk. ^ als eine dieser Pflanz«nf9|Dilie besonders eukainiiieade £ii be- 
trachten. ^ 

lieber die Zeit, in welcher der Parasit heranwächst, tfieilt uns Herr 
Junghuhn ketae Er&hrungen mit. Das grösste, auf Taf. XV. in natür- 
licher Grösse abgelHldete Exemplar sitzt auf einer Lianen- Wurzel, auf de- 
ren Querschnitt man concentrische Holzrivga nicht mit Deutlichkeit wahr- 
nehmen kann und wenn dergleichen auch vorhanden wären, liesse sich 
hieraus immer noch nicht auf ihr Alter schliessen. SSiemlich rasch muss 
das Waehsthum des Parasiten wohl von statten gehen, da die Wurzel der 
Mutterpflanze nur einen sehr geringen Durchmesser zeigt und kaum einige 
Jahre alt sein kann. 

B. Blftthen- Or jpane. 

Taf. XII— XV. 
Die Blttthen sind diklinisch, wie , die aller bisher bekannten fialano- 
l^ioreen und in unserer Art diöcisch, wie bei Bakmopkqra dongata^ Bai. 
maxima und Bml. ghhosa^ und ebenfalls^ wie dort, befinden sie sich auf 
Kolben, die sieb im Innern der Vegetationsmasse entwickeln und ihre An- 
wesenheit daselbst bei vorschreitender Entwickelung durch eine knollen- 
förmige Erhabenheit zu erkennen geben (Taf. XIV. Fig. 10. C) und end^ 
Heb gestielt zum Vorschein kommen. Nur tritt hiter alsbald ein sehr we-* 
sentlicber Unterschied von den Balanophoren bervor, sowohl hinsichtlich 
der Umgebung^ als der Beschaffenheit der Kolben, der bei beiden Ge- 
scUechtern, sowoltl bei dem weiblidien, wie bd^dem m&inliehen, sich 
gleieh verhält, fiqi den Bdlanophoren erseheinen Bämlich die fiiolben mit 
hohlen eiförmigen, fast häutigen dachziegelfönnig Übereinander Hegenden 
grosseh Schuppen nmbttllt ; hier treten die Kolben aus einer von der Sub- 
stanz der Vegetationsmasse selbst gebildeten und eben so gebautes, ge** 
tebten, festen und ninzlichen HüUe hervor, die sidi in vier herzförmige, 
stampflidva, kreuzförmig gestellte Lappen spaltet (Taf. XII. ¥\g^fk.Aa}xtiA 
Taf. XV. Fig. 28. ^a), die äussarlich ganz die Beschaffenheit der Vegeta- 



1^2 H. R. Oöppert, 

tionsmasse trag^en, {onerhalb, nach Herrn Junghuhn's Angaben, im fri- 
schen Zustände fleischfarben-gelblich sind. Während nun der Kolben bei 
den Balanophoren keine weitere Httlle mehr zeigt, so sind die männlichen 
und weiblichen Kolben bei dem vorliegenden Parasiten, vdti der Basis des 
Stieles sogar an, mit bei beiden Geschlechtern gleichgestalteten sechseckig 
keulen- oder schildförmigen Körpern bedeckt, welche ihnen ganz und gar 
das Ansehen von Goniferenzapfen verleihen und erst spät gänzlich abfal- 
len, was von unten nach oben allmälig erfolgt. Wir können dieselben, 
gewiss nicht unpassend, mit den kolbenförmigen drttsenartigen Körpern 
vergleichen, um welche bei den Balanophoren die weiblichen Blnthen 
gestellt sind. 

Ich will sie, mit Rücksicht auf ihre Function und ihre Dauer, mit dem 
Namen Deckschuppen bezeichnen, wiewohl sie, der Form nach, von 
den sonst so bezeichneten Organen auch dadurch sehr abweichen, dass 
wirkliche Gefässbflndel in sie hineingehen» Blüthendeckschuppen können 
sie, meines Eracfatens nach, deswegen fuglich nicht genannt werden, weil 
sie auch den Stiel des Kolbens in seiner ganzen Länge, von seiner Basis 
bis zum Anfange des Kolbens oder der Insertion der Blüthen, bedecken. 
Taf. XIL Fig. 5. sieht man einen männlichen Blflthenkolben, dessen Stiel 
(B)^ nach Entfernung der vierblättrigen HtiUe, welche bis zum Anfange 
des Kolbens (Bc) reicht, sichtbar wird und noch ganz mit jenen Deck- 
schuppen bededit ist. Tab. XIV. Fig. 19. B. ein weiblicher Kolben, in 
ein^n gleichen Stadium der Entwickelung, Ba die Deckschuppen, welche 
an der Basis des Stieles und oberhalb noch vorhanden und in der Mitte 
nur entfernt worden sind. Dass sie auch schon im jüngsten Zustande, 
wenn der Kolben noch im Innern der Vegetationsmasse verborgen ist, ihn 
Aberziehen, erblickt man an demselben Exemplare Fig. 19. C, und noch 
deutlicher Fig. 20. 

Die Deckschuppen sind mit einem, aus dem Parenchym des Kolbens 
entspringenden, l-iy^* Linien langen Stiele versehen, welcher sich allmäi- 
lig erweitert (sehe die vergrösserte DarsteUung derselben von vom bei 



Hber Bhopalocnemis. 133 

mSanlichen, Taf.XIIL Fig.T.E^ und bei weiblichen Kolben, Taf^XY. Fig.29.e) 
und In einen prismatisch -pyramidal -sechseckigen Körper übergeht, der 
nach oben sich verschmälert und in eine kleine, kaum '/^ Linie breite, sechs- 
eckige trapezoidische Fläche endiget, von welcher 6 Riefen nach dem 
unteren Rande der Deckschuppe verlaufen (sehe die Ansicht von oben bei 
mäoniichen Kolben Taf. XIL Fig. 5. B,Ba und Bb, Fig. 6. J9c, so wie 
Taf. Xin. Fig. 7; und bei weiblichen Kolben Taf.XIV. Fig. 19. JBa und 
Taf.XV. Fig.28.jBa). Sie bestehen aus ebenfalls mit Amylum-Körnchen 
und Zellenkern versehenen parenchymatösen Zellen, wie der Vertikal- 
schnitt Taf.XIIL Fig. 8. £6 zu zeigen bestimmt ist, und enthalten ein aus 
dem Parenchym des Kolbens entspringendes Gefässbündel, dessen Lage 
durch die dunklere Färbung bei Ec angedeutet ist. Es verläuft, wie ge- 
sagt, in der Mitte und theilt sich oberwärts in nach rechts und links, so 
wie nach aufwärts verlaufende Zweige. Das Yerhältniss dieser ebenfalls 
spiralig gestellten Deckschuppen zu den unter ihnen befindlichen Blüthen 
ergiebt sich in den männlichen Kolben zu den Antheren- Köpfchen aus 
Taf.XIIL Fig.S.JB, in den weiblichen Taf.XV. Fig. 29. C, so wie aus der 
Stellung der rundlichen Narben, welche sie nach dem Abfallen zurücklas- 
sen (s. Taf. XIL Fig.ß.Bd und Taf.XIIL Fig.S.Ea zwischen den Anthe- 
renköpfchen, und Taf. XIV. Fig. 19. Bb zwischen den Fruchtknoten). 

An den Rändern, unmittelbar über dem Stiele, hängen diese Deck- 
schuppen ziemlich fest zusammen, so dass sich, nach Herrn Junghuhn's 
Beobachtungen, immer mehrere zugleich nach der Trennung der Stiele 
ablösen. Uebrigens erscheinen die auf dem Stiele sitzenden Schuppen 
unverhältnissmässig kleiner, als die auf dem Kolben befindlichen, ja, sie 
sollen, nach Junghuhn, sogar ausdauern, nicht abfallen und der Ober- 
fläche des Stieles allmälig ein höckeriges, weichstachliges Ansehen ver- 
leihen. Dagegen spricht aber die Beschaffenheit eines von Herrn Jung- 
huhn selbst eingesandten männlichen Exemplares, welches Taf. XIL Fig.O.A 
abgdi>Udet ist. Aus der Länge des Stieles erkennt man schon, dass diese 
Pflanze sieh hier in einem älteren Stadium der Entwickelung, als alle 



134 H. R. Göppert, 

übrigen kürzer gestielten Exemplare befindet. Man sieht hier keine Deck- 
schuppen mehr, wie bei Fig.S.^isr, sondern auf der Oberfläche ziemlich 
unregelmässige Längsstriche mit ihnen gleichlaufenden Furchen, und un« 
lerhalb der Insertion der Blflthe bei Bb kleine kreisförmig gestellte Knöt- 
chen, lieber die Bedeutung und Entstehung diesef Knötchen bekenne 
ich, freilich keine Erklärung geben zu können, jedoch stimmt die ganze 
Beschaffenheit dieses Exemplares mit den übrigen so auffallend ttberein, 
dass man wohl daran nicht denken kann, hier etwa eine andere Art zu 
vermuthen. Beobachtung der Zwischenstufen würde diese Anomalie wohl 
ausgleichen, was ich nicht zu thun vermag. Uebrigens entwickeln sich 
unter allen auf der Oberfläche des Kolbens befindlichen Blüthen und den 
dazu gehörenden Theilen jene Deckschuppen zuerst. 

Als ich nämlich, in der Hoffnung, einige frühere Entwickelungszu- 
stände der Kolben überhaupt aufzufinden, einige der höckerförmigen, auf 
den Vegetationsorganen vorhandenen Erhabenheiten durchschnitt, traf ich 
wirklich einen im Innern verborgenen Kolben, Taf. XIV. Fig. 19. C. Bei 
Ca sieht man die in demselben verlaufenden Gefössbflndel ; C^ die Hülle, 
welche die Kolben im jugendlichen Zustande einschliesst, und sich später 
bei dem Blühen in 4 Theile spaltet. Taf. XIV. Fig. 20. ist der Kolben 
herausgenommen. Man erkennt die Deckschuppen, die ihm ganz das An- 
sehen eines jungen Abietinenzapfens verleihen. Fig. 21. Vergrösserung 
eines Vertikalschnittes. A. Die Zellen der Deckschuppen, deren Ober- 
fläche nur entwickelt erscheint, während sie unter derselben noch nicht 
getrennt sind. B. Das gleichförmige Parenchym des Kolbens. Bei Ba 
beginnt die Trennung in einzelne Abtheilungen oder die Bildung des Stie- 
les. Von den später unter den Deckschuppen vorhandenen Blttthenthei- 
len, nebst den Spreublättchen, lässt sich noch nichts wahrnehmen. Die 
Grösse des Zellenkernes steht übrigens hier mit dem Alter der Zellen in 
einem ähnlichen Verhältnisse, wie ich dies auch schon früher bei Btüa-* 
nophora al^Oacea beobachtete, d. h. je jünger die Zelle, je grösser der 
Zellenkern, woraus wohl klar hervorgeht, wie wohl fast überflüssig schei- 



über Rhapalocnemis. 13S 

nen möchte, za bemerken, von welcher Bedeutung dieses Organ für das 
Wachsthum der Zellen ist. 

Die Form der Zellen im Parenchym des Kolbens weicht von der des 
Vegetationskörpers nicht ab. 

1. Stanborji^an oder so§^enaiintefii männliches Or§^aa 

(Pollinarlam). 

Taf. XU. und XUI. 
Da ich die Entwickelung des Kolbens und das YerhSltniss der ihn 
deckenden Schuppen bereits so weit, als^ die vorliegenden Exemplare ge- 
statteteU) beschrieben habe, gehe ich alsbald zur Beschreibung der wesent- 
licheren Theile desselben über, die auf Taf. XIII. näher dargestellt sind, 
nachdem man sich bereits Taf. XIL Fig. 5. und Fig. 6. eine allgemeine 
Ansicht der dort überall in natürlicher Grösse abgebildeten Kolben mit 
ihren gestielten kopfTörmigen Antheren, namentlich Fig. 6. Be und Bf^ ver- 
schafft hat, die hier so ausgeführt sind, wie sie dem unbewaffneten Auge 
erscheinen. — Wir unterscheiden hier dreierlei Organe: 

a. die Blüthenhülle, 

b. das Stamen oder Stauborgan, 

c. die Spreublätter, 

welche die Blüthenhülle von aussen umgeben. 

a. Die Blüthenlialle. 

Die Blüthenhülle ist walzenförmig und oberhalb vierlappig, mit etwa 
bis zur Hälfte der Länge gehenden keilförmigen Einschnitten, wel- 
che' bis zum Antherenköpfchen reichen und an der Spitze eben so drüsig 
erscheinen, wie die Spreuschuppen an ihrem obern Ende (Taf. XIII. 
Fig. 9.^ und Fig. 12. Ä). 

b. Das Stamen oder das Stauborgan. 

In der Mitte der viertheiligen Blüthenhülle (Taf. XIII. Fig. 8. B} be- 
findet sich der Antherenträger als ein cylindrischer, etwa 2 Linien langer 



136 H. R. Göppert, 

Körper, der fiach oben die hervorragenden, kopfförmig vereinigten Anthe- 
ren, Fig. D. (Antherae symphysandrae Rieh.) trägt, deren sich eine 
unbestimmte Zahl, etwa 20, im Zellgewebe wie eingebettet befinden 
(Taf. XIII. Fig. 13. C). Eine bis drei Zeilenreihen trennen die einzelnen 
Antheren von einander (Taf. XIII. Fig. 16. A)^ welche jedoch sich durch 
nichts, ausser durch grössere Zartheit von den Zellen der übrigen Organe 
des Parasiten unterscheiden, und keine Spur von spiraliger Streifung, wie 
sonst die unter der Epidermis liegende Zellenschicht der Antheren, und 
nach Unger^s Beobachtung auch sogar einige Balanophoren zeigen, be- 
merken lassen. Im Querschnitt des Trägers erkennt man mit unbewaff- 
netem Auge fünf im Kreise stehende dunklere Puncte, die durch engere 
iSngergestreckte Zellen bewirkt werden und hier wohl die Stelle der Ge- 
isse, die sich in und mit ihnen nicht vorfinden, vertreten. Ungeachtet 
der Abwesenheit der letztern, darf man wohl geneigt sein, den Träger als 
durch Verwachsung mehrerer Staubfaden gebildet anzusehen, da sich in 
dem einzelnen Träger einfacher Staubgefässe meist immer nur ein GefSss- 
bfindel vorfindet. Fig. 15. ist ein stark vergrösserter Querschnitt des 
Trägers. Einen ebenfalls stark vergrösserten Längsschnitt des Antheren- 
körpers sieht man Taf. XIII. Fig. 16. Wie sich die einzelnen Antheren 
öffnen, habe ich nicht mit Bestimmtheit ermitteln können, ich glaube durch 
Vertrocknung und Zerreissung der eben beschriebenen zelligen Hülle, der 
wahrscheinlich eben wegen des Mangels an Spiralfaserzellen jene Elasti- ^ 
cität abgeht,, welche sonst die damit versehenen Antheren auszeichnet. 
Die Pollenkörnchen, Fig. 16. jB, in ihrer natürlichen Lage^ gleichen denen 
der von mir untersuchten Balanophoren ausserordentlich. Die 250ste 1. 
Vergrösserung (Fig. 17) zeigt sie von rundlicher kaum eckiger Form, so 
wie ihre Zusammensetzung aus zwei Häuten, einer äussern und einer In- 
nern, die eine bräunliche körnige Masse enthält. Fig. 18. Ein noch stär- 
ker vergrössertes, in concentrirter Schwefelsäure eingeweichtes Pollen- 
korn. Jodtinctur zeigte in der körnigen Masse der PoUenkömchen keinen 
Amylumgehalt. 



über Bhäpalocnemis. 137 

Einmal fand ich zwei Blülfaen mit einander verwachsen, d. h. die mit 
einander vereinigten Stanborgane zweier Blüthen, umgeben von dner 
achttheiUgen BlathenhttUe. 

c. Die Sprenblättchen (Paleae). 

Den ganzen Raum zwischen den einzelnen Blüthen nehmen eigen-* 
thümliche^ dicht gedrängt stehende, haarförmige Organe, Sprenblättchen, 
ein^ wie sie in ähnlicher Form auch bei anderen Balanophoreen, wie z. B. 
bei Hekms vorkommen, und durch ihre Gestalt (Taf.XIIL Fig. 8. B) eini- 
germaassen, besonders die zarteren der weiblichen Bliithe^ an die söge- 
nannten Paraphysen der Moose oder die haarförmigen Organe, welche hier 
zwischen den sogenannten Antheridien und Stempeln sich befinden^ erin- 
nern. Unterhalb, aus verlängerten Parenchymzellen zusammengesetzt, neh- 
men diese allmälig im .Längendurchmesser ab und erhalten eine eiförmige 
oder rundliche, fast gegliederte BeschafiFenheit. Dici obersten erscheinen 
kömig-drttsig. Manchmal sind sie an der Basis verwachsen und theilen 
sich erst oberhalb. Taf. XIII. Fig. 10. zeigt, in stärkerer Vergrösserung, ein 
nicht drüsiges Spreublättphen, wo man denn auch noch die darin befindli- 
chen. Amylumkömchen und den nie fehlenden Zellenkern erblickt. Die 
ähnlidien Organe bei den weiblichen Blüthen (Taf. XV. Fig. 30. E und 
Fig. 29. B) sind auf ganz gleiche Weise gebildet, nur immer viel zarter, 
linearförmig, häufig nur aus einer oder nur aus ein Paar Zellenreihen ger 
bildet, die obersten fast immer körnig-drüsig, Ea^ wie sie Richard auch 
bei Helans und Endlicher bei ScybaUtm beobachteten. 

9. Frachtorgan oder weibliche Organe« 

Taf. XIV. und XV. 

Von ttodi viel einleicfc^rem Bau, als die männlichen Theile, sind die 

weiblichen Organe, indem sie, wie bei den Balanophoren-Arten, der BIü- 

theiriiülle entbehren und nur aus den Ovarien und den SpreublSftchen oder 

Paleae bestehen. Nach der Entfemiittg der Deckschuppen werden die 

VoLXXIh p.i. IS 



138 H. R. Göppert, 

hervorstehenden (Sriffel sichtbar, welche allmfilig auch abfallen, so dass die 
Ovarien nicht länger, als die Sprenblättchen erscheinen, und die Ober-- 
fläche des Kolbens sich sammetartig, etwa wie die Oberfläche eines weib- 
lichen Typhakolbens, anfühlt. 

Die Spreublättchen sind, wie schon erwähnt, fast ebenso gebaut, wie 
bei den männlichen Blülhen (Taf. XV. Fig. 30. JE), nur viel zarter, mehr 
haarförmig, und umgeben hier unmittelbar die einer anderweitigen Hfllle 
entbehrenden weiblichen Org^ane. Die weiblichen Organe oder Stempel 
bestehen aus einem elliptischen, von beiden Seiten etwas flach gedrückten, 
aber doch convexen, \ Linie langen Fruchtknoten, mit zwei linienfSrmi- 
gen, kaum von einander abstehenden, noch einmal so langen Griffeln, de- 
ren jeder mit einer schwach sechstheiligen Narbe versehen ist. 

An den Griffeln unterscheiden wir deutlich grössere verlängerte, 
schwach spiralig gedrehte Zellen, welche, nach aussen liegend, wir als 
die Rindehsubstanz bezeichnen können (Fig. 30. C), und kleinere, inneiitalb 
ebenfalls wie die äussern, in unbestimmter Zahl vorhandene Zellen, wie 
die Querschnitte Fig. 31. und Fig. 32. zeigen, jedoch keine GefSsse oder 
auch nur gestreifte Zellen, so wie auch der Griffelcanal fehlt. Oberiialb 
verlängern sich papillenartig sechs Rindenzellen und bilden die sechsthei- 
lige Narbe (Fig. 30. Z?), deren Abtheilungen man daher mit unbewaffnetem 
Auge auch kaum zu erkennen vermag. Die Griffel selbst inseriren sich 
nicht in der Spitze des Fruchtknotens, sondern in einer kleinen Vertiefung 
desselben, umgeben von den papillenartig ziemlich lang hervorgezogenen 
Zellen desselben, was man ohne Vergrösserung auch nicht wahrnimmt, 
wiewohl es in noch höherem Grade hervortritt, als es die Zeichnung Fig. 30. 
bei Ba besagt, von welcher überhaupt bemerkt werden muss, dass die Zahl 
der Zellen, sowohl bei den Griffeln, wie bei dem Ovarium, noch einmal soviel 
beträgt, als es dort dargestellt ist. Am deutlichsten kann man sich hiervon 
bei Betrachtung dtes Längsschnittes desOvarium's Fig.3ö.bei^ überzeugen. 

Bei Hehsis gehen diese papillenartigen Zellen, wie aus Richard 's 
Beschreibung und Abbildung hervorgeht, in wirkliche Zähne über, so dass 



über RhopaloonenUe. 139 

Richard die Frucht als eine Caryopsis^ jenen zähaigen Rand als dn 
Perigonium superum betrachtet, worin ihm Endlicher (Meletemata 
p. 0) nicht beistimmt, welcher, wie mir scheint, wohl nicht mit Unrecht, 
geneigt ist, diesen auch bei Sarcophyte vorkommenden Rand nur als eine 
zum Fruchtknoten gehörende Bildung (pro ovarii efßguratione) anzusehen, 
wofür wenigstens der von mir bei unserer Pflanze beobachtete Rand ent- 
schieden zu halten ist, da zwischen diesen Zellen und denen des Ovarium's 
selbst ein inniger Zusammenhang und allmaliger Uebergang zu denselben 
unläugbar vorhanden ist. An der Stelle des Fruchtknotens, wo die Griffel 
sich inseriren, befinden sich Zellen mit sehr grossen, den Raum der Zellen 
fast ganz ausfüllenden Zellenkemen, deren etwa 5-6 fibereinander stehen 
mögen, worauf etwa in der Gegend Fig. 30. bei Bb zwei Fächer folgen, 
die, eiförmig-rundlich, sich nach unten hin allmälig verschmälern und bei 
Fig.30. Bi? schon ganz aufhören,so dass man unter dieser Stelle nur ein ganz 
gleichförmiges Zellgewebe bemerkt, in welchem die Mittelzellen nur etwas 
dickwandiger und braunlich gefärbt sind. Diese, meist mit grossen Zellen- 
kemen erfüllten, etwas mehr als die nach dem Rande zu gelegenen Zellen 
gebräunten Zellen, fassen diese Fächer ganz ein, welche fast hohl sind und 
nur eine geringe Menge kaum als zellig zu erkennendes, schwach kömiges 
Gewebe enthalten, welches vielleicht ursprünglich im frischen Zustande sehr 
locker war und durch die lange Aufbewahrang in starkem Arrak in jene 
stracturlose Beschaffenheit versetzt worden ist. Fig. 33. Quersdmitt eines 
Ovarium's. A. Einfassung der Fächer; B. zerrissenes, undeutlich zelliges 
körniges Gewebe. (Bei noch stäricererYergrösserang stellt sich die äusserste 
Zellenschicht als etwas regelmässiger dar, so dass sie wohl als Oberhaut 
anzusehen ist.) Im Längsschnitt Fig. 35. (A die lang hervorgezogenen, 
papillenartigen, die Basis der Griffel umgebenden Zellen ; B. die oben ge-* 
nannten Zellen mit grossen Zellenkernen; D. die körnig -zellige Masse 
in den Fächem) ; bei C. bemerkt man auch gestreifte Gefösse, die zu bei- 
den Seiten des Faches bis etwa in die Zellenmasse bei B. verlaufen, jeden- 
falls sich nicht weiter, am wenigsten bis in die Griffel erstrecken, die, wie 



140 H. R. Göppert, 

ich oben schon bemerkte, nur aus Zellen bestehen. Wofür nun dieser 
Inhalt der Fächer zu erklären ist, will ich nicht entscheiden, ob fflr Reste 
des Nucleus, wie wohl wahrscheinlich, vielleicht für das Endosperm des- 
selben, wie Richard die zellige, die Fächer der Saamen bei Helosia dicht 
ausfüllende Masse nennt, wo er keinen Embryo wahrnahm. Jedenfalls be- 
dauere ich, dass auch die Untersuchung der weiter entwickelten, vielleicht 
reifen Ovarien, wie wir gleich sehen werden, kein bestimmteres Resultat 
lieferte, wiewohl ich dieser Untersuchung, von ihrer Wichtigkeit über- 
zeugt, die grösste mir mögliche Aufmerksamkeit widmete» 

Herr Junghuhn führt an, dass die Loslösung der Deckschuppen als 
ein Zeichen der Reife zu betrachten sei, worauf der Kolben unmittelbar in 
Fäulniss übergehe; wir könnten daher wohl demzufolge die Taf. XV. 
Fig. 28. abgebildeten Kolben, die der Deckschuppen fast ganzlich entbeh- 
ren, als mit reifen Saamen versehen, betrachten. Auch haben die hier 
befindlichen Ovarien beträchtlich an Grösse zugenommen, sie sind noch 
einmal so lang, aber nur um wenig breiter geworden, erscheinen aber, 
namentlich unter der etwas dickeren Stelle, wo sich die Fächer befinden, 
nicht mehr an den Rändern convex, wie die Ovarien, sondern wie zusam- 
mengefallen und von mehrbrauner Farbe. Die innere Structur hat nun 
insofern eine nicht unwesentliche Veränderung erlitten, als in der Regel 
nur ein Fach angetroffen wird, indem durch Obliteration der Scheidewände 
beide Fächer in eines sich vereiniget haben (Fig. 34. A)^ wovon man auch 
schon eine Andeutung in dem Querschnitte des Ovarium^s bei Fig. 34. C 
bemerken kann. Die braune Farbe der nächsten, das Fach einfassenden 
Zellenlage ist noch mehr hervorgetreten, aber der frühere körnig -häutige 
Inhalt des Eies findet sich auch hier noch vor und hat sich nicht nur noch 
vermehrt, sondern das Fach erscheint weiter nach unten, etwa in der Ge- 
gend bei Bc. Fig. 30., wie zusammengefallen, was man auch noch aus der 
verbreiteren Form des Querschnittes unterhalb der Verlängerung des 
Faches, wo dasselbe ganz aufgehört hat, Fig. 36. erkennen kann. Bei A 
daselbst sieht man noch in der Mitte einige dickwandige Zellen, welche 



aber Bhopalaönemis. 141 

gewissermaassen als die letzten Ausläufer des, wie ich schon oben er^ 
wfihnte, nach unten verlängerten Faches zu betrachten sind. Die Geffase 
des Fruchtknotens, welche sich im Querschnitt in ihrer Form nur wenig 
von den Zellen unterscheiden, liegen etwa bei B. 

Nach diesen Resultaten, welche eher gegen als für die Anwesenheit 
eines Embryo's in diesen Saamen sprechen, war es mir besonders wichtig, 
die der Balaqophoren abermals zu untersuchen, von denen Herr Jung- 
huhn wieder einige, wie es scheint ältere, Exemplare mitgesandt hatte. 
Einen Ehnbryo, in dem gewöhnliche« Sinne des Wortes, faiid ich jedoch 
ebenso wenig, wie früher; jedoch gelang es, bei dem nur % Linie breiten 
und y« Linie langen Fruchtknoten der Bdlanophara ahOctcea den Inhalt 
des ebenfells unmittelbar unter dem Grififel befindlichen rundlichen Faches 
ans demselben ganz zn entfernen, der sich als einen rundlichen zelligen 
Körper, zusammengesetzt aus grossen, mit giiimösen kömigen Massen 
dicht erfüllten Zellen zeigte, in dessen gleicbmässig gebildetem Inneren 
sich aber auch nichts vorfand, was man f^r den Embryo hfitte ansprechen 
können. 

In allen diesen Beziehungen schlösse sich also BhopalocnenUs den 
Rhizantheen ebenfalls an^ in deren Saamen Ihs jetzt nur Richard bei Cy-- 
nomorimni einen kleinen monokotyledonischen Embryo entdeckte, ^) dah» 
Blume die Saamen der RafflMia und Brngmanma^ Endlicher -die von 
Sarcophyte geradezu als Sporen bezeichnet und Letzterer die Saamen der 
Rhizantheen überhaupt unter dem Namen Corpuscula sporidiformia aufführt. 
Auch Martins meinte schon früher, ins Jahfe }S20, dass sich bei so be- 
wandten Umständen der Nucleus unmittelbar zu einer neuen Pflanze ent- 
wickeln könne, und Unger fühlt sich geneigt, den von Richard für 



*) Gusparini, Professor der Botanik ku Neapel (Annales deu sci naiutMes^ Mai 1846, und 
Froriep's Neue J^otizea, Decbr. 1847. Nr.89. p.324), glaubt in deka- Saamen von C^Unm 
kppocistis das EmhryobUiacheo erkannt zu haben. Der Embryo bestehe einzig ans Zellge- 
webe und liege am Gipfel des Kerns, den man im reifen Saamen als eine Art ron Perisperm 
betrachten müsse. 



142 H. B. Göppert, 

einen Embryo erklarten Körper für den Nucleus zu halten*. Wie, aber, 
wenn nun jener Nucleu&- ähnliche Körper, der namentlich bei Baianophara 
ahUacea eine unverkennbare Aehnlichkeit mit dem aus einem ebenfalls 
homogenen Gewebe bestehenden Embryo der Orchideen besitzt, der Em- 
bryo selbst wäre, dem eben, wie diesen, das Eiweiss fehle? In einer 
an Anomalien so überaus reichen Pflanzenfamilie liesse sich wohl ein sol- 
ches Verhalten erwarten ; jedenfalls erschien mir diese Annahme immerhin 
naturgemässer, als ihnen bei anderweitiger, zum Theil sehr hoch entwik- 
kelten Ausbildung der wesenüichen Blüthentheile den Embryo geradezu 
abzusprechen. Oder sollte vielleicht, wenn man dies nicht für einen Em- 
bryo erklären könnte, die Entwickelung desselben erst nach der Trennung 
von der Mutterpflanze erfolgen, wie Schi ei den auf höchst interessante 
Weise bei den Rhizocarpeen entdeckte? Die Stellung der Rhizantheen in 
der Reihe der Familien würde dieser Annahme nicht geradezu widerspre- 
chen. Herr Junghuhn könnte dazu beitragen, diese Räthsel zu lösen, 
wenn er uns Exemplare mit Kolben sendete, die im Begriff stünden, auf 
die von ihm angegebene Weise in Fäulniss überzugehen, von deren abso- 
luten Reife man also überzeugt sein könnte, was bei den von mir unter- 
suchten (Taf.XY. Fig. 28.) doch noch zweifelhaft erschien. Mögen diese 
Zeilen zu ihm gelangen und ihn, den rüstigen wackem Forscher von Java's 
naturhistorischen Reichthümem, gesund antreffen. 



(ächliigsrolgremiiffcsii, 

betreffend die Stellung unseres Parasiten in der Reihe der Rhizantheen und der 

übrigen PflanzenfamilieD« 

Wenn ich mich nun über die Stellung unseres Parasiten in der Classe 
der Rhizantheen, wohin er und zwar zu der Familie der Balanophoreen 
unzweifelhaft gehört, aussprechen soll und hierbei die von Eii.dlicher 
(Gener. plant, sec. rat. dispos. Vindobonae 1836-1840. pag. 72) zu- 
gleich gegebene Uebersicht derselben dieser Beobachtung zum Grunde 



über Bhopahünemis. 1 43 

lege, so sehen wir, dass er zu den beiden ersten Abtheilungen, zu den 
Sarcophyteae und Lophaphyteae^ welche beide noch freie, unverwaehsene 
Staubfäden besitzen, ungeachtet des in einzelnen Merkmalen ausgespro«* 
ebenen Verwandtschaflstypus, nicht gerechnet werden kann. Die dritte 
Tribus enthält die Cynomorien mit verwachsenen und freien Staubgefössen 
mit den beiden Gattungen: Cynomorium und Bülanophara; die vierte die 
Hekmeae mit verwachsenen StaubgefSssen und den Gattungen Cynopsole^ 
Seybalium^ Helosia und Langsdorfia. mit denen er, wiewohl von allen im 
Ganzen abweichend, doch in einzelnen Theilen mehr übereinstimmt, wie 
durch die Deckschuppen der Kolben mit Heloms und Cynomorium^ obschon 
sie bei letzterem nicht so stark entwickelt und eigentlich vollständig nur am 
Stiele des Kolbens vorhanden sind; durch die DiÖcie der Blüthen mit den 
meisten Arten von Balanophora und Cynopsole; durch die viertheilige Hfille 
der männlichen Blüthen mit Balanophora nnd Cynopsole; durch die verwach«* 
senen Staubbeutel mit der ersteren und sfimmtlichen Helosieen ; durch die 
bullöse weibliche Blüthe, bei welcher die Haar- oder Paraphysen-^ähnlichen 
Spreublättchen die Stelle der Blflthenhfllle vertreten, und endlich durch 
den, wie es scheint, embryolosen (oder mit einer eigenthttmlichen Form 
des Embryo versehenen) Fruchtknoten oder Saamen mit fast allen Gattungen 
der genannten beiden Gruppen, unter denen, wie schon erwähnt, 
A. Richard nur bei Cynomorium einen kleinen monokotyledonischen 
Embryo entdeckte. 

Abgesehen nun von dem wesentlichen, mit den Balanophoren am 
meisten übereinstimmenden Charakter, zeigt Rkopalocnemis auch hinsieht» 
lieh des VegetationS'-Organes und der eigenthürolichen anatomischen Struc» 
tur desselben die meiste Aehnlichkeit mit Balanophora-Arten, so dass wir 
unsere Gattung am passendsten an das Ende der Gruppe der Ba» 
Lanophoren stellen und als Verbindungsglied dieser Gruppe 
mit der der Helosieen betrachten würden, mit Ausnahme etwa 
des zweifächrigen, also dadurch Meiosis verwandten Ovarium's, welche Ab- 
weichung aber durch die dnßlchrige Frucht wieder ausgeglichen wird. 



144 H. R. Göppert^ 

Unsere Gattung: besitzt übrigens femer im höchsten Grade den, der 
Familie der Rhizantheen so eigenthümlichen, zwischen den Hauptgruppen 
der gesammten Vegetation, den Akotyledonen und Kotyledonen- 
pflanzen, den Mono- und Dikotyledonen schwanlienden Typus, ähnelt 
bald der einen, bald der andern, ohne zu einer einzigen mit grösster Be- 
stimmtheit gerechnet werden zu können. Unter den Akotyledonen 
zeigt sie sich den Pilzen, insbesondere den Bauchpilzen, verwandt durch 
die parasitische, unterirdische Entwickelung, den Mangel an Wurzel, Sten- 
geln und Blättern, und Aehnlichkeit des, die Stelle dieser Organe vertre- 
tenden Vegetationsorganes in seiner äussern Form mit manchen Arten 
jener Abtheilung, namentlich der Tuberaceen, durch die Art der Entfaltung 
der Blüthenkolben, die, wie in eine Yolva im ersten Zustande eingehüllt, 
sie endlich durchbrechend, auf eine ähnliche Weise zum Vorschein kom- 
men, wie wir dies bei den Phalloidean bemerken, während der innere Bau 
aller dieser Organe, die Anwesenheit der Blttthe selbst nicht zu gedenken, 
sie wieder weit von dieser Familie entfernt. 

An die nur entfernt verwandte äussere Form der Stamina mit ihren 
kopfförmigen Antheren mit den Arten der Gattung Stilhum oder der Spreu- 
schuppen, namentlich der Ovarien, mit den sogenannten Paraphysen der 
Moosblttthen soll hier nur beiläufig erinnert werden» Das Innere des Ve- 
getationsorganes zeigt im Parenchym zerstreut stehende Gefössbttndel, abso 
könnte man meinen einen monokotyledonischenBau,jedoch ohne die fürcüese 
Stämme so charakteristische Kreuzung der Gefassbfindel; und im höher ste- 
henden Organe, im Blttthenträger oder Kolben, und zwar schon im Stiele, 
zeigt sich kreisförmige Anordnung derselben, also Annäherung an die 
Dikotyledonen, jedoch bleibt der schwankende Typus^ indem die, endlich 
im Kolben in mehrere Kreii^e geordneten Gefassbfindel doch ein zelliges 
Centrum einschliessen,.in welchem nicht, wie bei dem Marke der Dikoty- 
ledonen, mit Ausnahme d^:Pjpefaceen und Nyctagineen, nur Zellen, son- 
dern auch zerstreut stehende Gefassbfindel angetroffen werden, ja, man 
könnte sie allenfalls noch mit diesen Ausnahmen dieser grossen Gruppe, 



über Bhopalocnemis. 145 

den Nyctag^neen vergleichen, (vergl. den Querschnitt des Stempels von 
Mirabihs Jalappa^ Unger, über den Bau und das Wachsthum des Diko- 
tyledonenstammes, Tab. VI. Fig. 36), wenn uns nicht der Mangel der Mark- 
strahlen U.S.W, zeigte, dass hier doch nur eine sehr entfernte Aehnlich*- 
keit stattfindet, denn Markstrahlen sind hier nicht vorhanden, und wenn 
man hier etwa in jenen excentrisch gelegenen, linienförmigen Streifen der- 
gleichen sehen wollte, bemerke ich, dass dies horizontal durchschnittene 
Gefössbttndel sind, wie ich oben schon näher auseinandersetzte. 

Dasselbe kann man auch wohl nur von ihrer Verwandtschaft mit den 
Farrn sagen, unter denen nur die Fruchtträger der Ophioglosseen mit 
der Form ihrer Blfithenkolben sich etwa parallelisiren lassen. Wichtiger 
ist der mit den erstem übereinstimmende Bau ihrer Gefässbündel, die nur 
aus gestreiften oder netzförmigen Gefässen und langgestreckten Paren- 
chymzellen bestehen, worin auch alle übrigen, bis jetzt untersuchten Rhi- 
zantheen übereinstimmen, so wie die Art ihres Verlaufes, indem wir hier, 
trotz der zerstreuten Verbreitung derselben im Parenchym, dennoch die, 
für die Monokotyledonenstengel so charakteristische Biegung der Geföss- 
bündel nach dem Centrum, und das bogenförmige Aufsteigen nach der 
Rinde des Stammes, also die Kreuzung der jüngeren mit den älteren, wie 
schon erwähnt, vermissen. 

Was nun die Blüthenorgane selbst betrifft, so überrascht die äussere 
Aehnlichkeit der, noch von den Deckschuppen eingehüllten, Kolben mit den 
Zapfen vieler Abietineen, insbesondere der Gattung Pin/ua Link, und der 
Cycadeen. Die Blüthenkolben erinnern an die Artocarpeen und Aroi- 
deen, — die haarartigen, die Stelle der BlüthenhüUe bei den weiblichen 
Blüthen vertretenden Spreublättchen an die weiblichen Kolben von Typha, 
wie auch schon Martins in Beziehung auf diese, bei Helosis ebenfalls 
anwesenden Organe (Eiuad. Nova gener. et spec. plant. Brasil. T. HL 
p. 188) bemerkte. Die höhere Ausbildung der männlichen Blüthe, hin- 
sichtlich der Anwesenheit einer BlüthenhüUe, wird wieder durch den Man- 
gel der Spiralfaserzellen in der innem Zellschicht der Antheren herabge- 

VoLXXiL P.L 19 



146 H. R. Göppert, 

setzt, die selbst bei mehreren Rhizantheen, z. B. bei Hydnora^ nicht fehlen. 
Und was soll man gar von dem vielleicht embryolosen, oder doch wenig- 
stens mit einem Embryo eigenthümlicher Bildung versehenen Saamen sau- 
gen, den Andere, wie oben schon bemerkt wurde, geradezu mit dem der 
Kryptogamen verglichen. Und sollte nicht endlich die beständige Anwe- 
senheit des Zellenkernes in den ältesten, wie in den jüngsten Zellen, dem 
man sonst selbst bei den Kryptogamen nur in den ersten Anfängen der Bil- 
dung begegnet, auch schon auf eine niedere Stufe dieser Pflanzen hindeu- 
ten, worauf ich schon früher in meiner Arbeit über die Balanophoren auf- 
merksam machte, bei denen er ebenfalls immer anwesend ist. Noch mehr 
würde diese Vermuthung gerechtfertigt erscheinen, wenn die Entwicke- 
lung des Embryo's, wie ich oben andeutete, auf ähnliche Weise, wie bei 
den Rhizocarpeen, erst nach Loslösung von der Mutterpflanze erfolgt. Die 
Stellung dieser Pflanzenfamilie in der Nähe der Cycadeen und Farm, 
wie wir sie bei Endlicher finden, erscheint mir aus allen diesen Grün- 
den die passendste« 



Wenn diese Resultate aber vielleicht unser Interesse an diesen merk- 
würdigen Gebilden der Tropen nur zu erhöhen im Stande sein dürften, 
so erscheint es nur um so Wünschenswerther, auch endlich einmal eben 
über die gewiss höchst eigenthümliche Art der Fortpflanzung und ihre 
Beziehung zu den Mutterpflanzen einige Aufschlüsse zu erhalten, welcher 
früher Junghuhn einen so grossen, fast wesentlichen Einfluss gestattete, 
wiewohl er in einem spätem Briefe, d. d. Pergalengang den 18. April 
1843, nicht umhin konnte, zu bemerken, „dass die auch auf den Wurzeln 
„verschiedener Bäume vorkommenden Exemplare unseres Parasiten, die 
„er bereits auf dreij verschiedenen Arten angehörenden, Wurzeln ent- 
„deckte, nicht von einander verschieden erschienen, also seine frühere 
„Vermuthung, als stehe der Schmarotzer in einer gewissen Abhängigkeit 
„von der Mutterpflanze, nicht bestätigt werde. Auch spreche dafür nicht,^^ 



aber BhopalocnenUs. 147 

föhrt er fort, ,,der Umstand, dass er die Balanophora ehngata Blume 
,,bereits auf mehr als sechs verschiedenen Baumarten angetroffen habe, ohne 
„dass ihr Vorkommen" (soll wohl heissen ihre Beschaffenheit) „dadurch 
„verändert worden sei; nur eins finde er bis jetzt immer noch bestätiget, 
„dass die Bäume mit jBo/anopAora- tragenden Wurzeln unfruchtbar seien; 
„denn der Lytogomphus (Bhopalocnemia) auf den Wurzeln jener mit 
„Früchten überladenen Eiche (s. oben S. 125) sei schon längst abgestor- 
„ben gewesen." 

Etwas Ähnliches findet bekanntlich auch bei den bei uns vorkommen- 
den, mit Parasiten überladenen Pflanzen statt, insofern sie ebenfalls in 
ihrer Entwickelung mehr oder minder gehindert werden, wobei ich, ohne 
mancher kryptogamischer Parasiten zu gedenken, bei denen dies Verhält- 
niss wohl am entschiedensten hervortritt, nur an die auf unsern Waldbäu- 
men so häufig vorkommende Eichenmistel erinnern will, deren Aeste durch 
das häufige Erscheinen derselben wesentlich in ihrer Entwickelung ge- 
hindert werden. Wenn nun auch durch die vorliegende Untersuchung 
unsere Erkenntniss von der Art der Keimung und der weitern Entwicke- 
lung dieser Parasiten, wie mir nicht entgeht, noch um keinen Schritt 
weiter gefördert ist, so kann ich mich doch nicht entschliessen, nachdem 
ich den vollkommenen Bau des Saamens nachgewiesen habe, an die von 
Herrn Junghuhn postulirte Urzeugung zu glauben, sondern meine, dass 
auch hier die Saamen dieselbe Function üben, wie wir sie bisher bei den 
meisten der bekannten Gewächse beobachtet haben, und bei den übrigen 
durch wohl nicht zu kühne analoge Schlüsse voraussetzen dürfen. Ich 
glaube, dass die Saamen unseres Parasiten in der Erde sehr lange liegen 
bleiben können, ohne ihre Keimföhigkeit zu verlieren und sich dann erst 
entwickeln und den Wurzeln anderer Pflanizen adhäriren, wenn sie die 
hiezu günstigen Bedingungen vorfinden, wie dies auch* schon von an- 
deren Parasiten, wie namentlich von den Orobanchen behauptet worden 
ist. Mit der Entwickelung derselben dürfte vielleicht die unseres Parasi- 
ten am passendsten zu vergleichen sein. Wenn wir nun auch Herrn 



148 H. R. Göpperl, 

Junghuhn und anderen in den Tropen forschenden Botanikern diese 
Angelegenheit dringend zur weiteren Berücksichtigung empfehlen, sollten 
wir hierbei doch auch nicht vergessen, was uns in dieser Hinsicht noch 
zu thun übrig bleibt. Denn ungeachtet der trefiTlichen Beobachtungen 
über einheimische Parasiten, welche wir besitzen, wie namentlich über die 
Orobanchen von Yaucher (Mim. sur la germination des Orobanches in 
Mem. du Mus. d^hist. nat P.X. 1823. p.261)^ ist auch hier noch manches 
Räthsel zu lösen. 

Hier, meine ich, liegt der Schlüssel zu unserm Phänomen, über wel- 
ches ich mich enthalte, anderweitige, der allein sichern Basis der Erfah- 
rung entbehrende Vermuthungen und Erklärungsversuche noch hinzu- 
zufügen. 

Schlüsslich lasse ich nun den wesentlichen Charakter unserer Gat- 
tung folgen, für welche ich den von Junghuhn gewählten Gattungs- 
Namen, wie schon erwähnt, QonaXov^ clava et xpfjfAlg^ ocrea), beibehalte, 
und füge noch eine gedrängte Beschreibung bei, mit Benutzung der von 
Herrn Junghuhn für das Vegetationsorgan gelieferten Daten. 

RH0PÄL0CNEMI8 Jungh. et Göpp. 

Mores dioici in dtsHncHs spadicibus ehracteatis squcmUs subhexago^ 
ms peÜaHs primum velaUs sessäes^ in utroque sexu pahis subconfarmibus 
numerosis stipati. 

Flor es masctdi: Perigonmn tubuhso-'CyHndrioum quadrifidmn. Sta^ 
mina phtra symphysandra. Anfherae connatae^ antkerarmn diversarum 
locuks aequalibus discretis in parenchyma immersis (longitudinaiiter de- 
hiscev^bus?) 

Mores feminei n/udi^ drca paleas mimerosas sessites. (harmn elU- 
pticnm bäoculare. 

Styti duo terminales sUgmatibus sexfidis. 



aber Rhapalocnemis. 149 



Fructus umlocidaris. 

Embryonem cognoscere haud potui. ^) 

MhopoMacnemU phaUaide9 Joiiyhiilm« 

Unica species hucusque reperta in sylvis primaetis 4000 pedum 
alUs montis iavanici Gede radidhus arborum et plantae vivae scandenHs 
innata nmssima die IV. Mens. lan. MDCCCXLIIL (Junghuhn). 

Deseriptlo: 

Receptamlum basilare s. Organ/um Vegetativum in radidbus alienis 
parastticum^ svhsolitarium^ terrae proraus immersum^ camoso-lignosum^ 
irregulari'-globosum^ quandoque subramosmn^ extus rugoso-taberculatmn et 
rugoso-costatum sive costato-^Ucatum^ dein swperne attermatum^ papUla-- 
tum^ denique vertice rumpens^ cylindrico^elongatum^ spadicem solitarium 
emittens^ bctsinque spadids ocreae instar dngens. 

Spadices e terra semiprominentes ^ cum receptaculo homogend et 
concreti^ camoso^lignod^ cylindrico-pistillares^ statu recenti solidi^ statu 
sicco excavati^ supeme aequales (nee incrassatij sUpitati^ ocrea tvbercuU 
elongati rupta crassa sublignosa quadrifida brevi extus rugosa tuberculata 
ibidem dncti; in statu iuniori squamis vel corporibus claviformibus hexa-^ 
gonis margine cohaerenMbus undique velaH^ ddn in aetate provecHori 
hisce corporibus delapsis demidaU. 

Squamae vel corpuscula hexagona dadformia sHpitata^ deorsum 
libera supra margine invicem conghitinata et concreta^ stratmnque peri-^ 
pherioum dve corticem pot^us clypeoli m/ultisHpitati formam prae se feren^ 



"*) Herr Junghuhn erklärt die von mir als weibliche Exemplare beschriebenen ffir die männ- 
lichen, indem er sich nur an die drfisigen Spreubliltdien hill und die Fmchtiuioten rail ihren 
Griffeln und Narben ganz übersehen hat, die minnlichfin dagegen hält er für Zwitter. Die 
verwachsenen Staubgeftoe sind ihm Sporenträger, ähnlich der Gattung Stäbum, daher cor- 
pora sUlbiformia, die Pollenkörnchen, Sporen. Die drüsigen Spreuschnppen scheinen ihm 
auch hier die Rolle der männlichen Organe zn spielen. 



150 H. R. Göppert, 

tes^ dein basi stipütm sohita et frwhUatim (clatis camphribus cohaerenli- 
hus) et singulatim (clatis singulis sepa/rcMs) dedduae. Delapaua istarutn 
davorum a basi ad a/picem spadids proffreditur^ ergo pars spadicis infe- 
rior prius dermdata^ inque vertice spadicis clavi diuUus persistentes. 

Stipes davorwn longiuscidus^ compressus. basi aequaliter attenualus 
supeme in capituhm incrassatus ad partem dimidiam prismaUco-hexa-- 
gowum et apice pyramidali-hexagonum^ vertice nunari piano obliquo tetra- 
quetro vel potius trapezoideo; capitula infra planiuscula cava cltfpeolaria^ 
parte laterali dimidia inferiore invicem arcte conghiHnata subconcreta 
(sed separabilia). Substantia carnosa. Textura celhUosa. Ad basin 
spadicis vel ad stipitem squamae istae vel clavuH minus evoluti sessües 
svhtriquetrO" pyramidales acuHusculi deddui et super fidem stipitis ddn 
scrobiculatam relinquentes. 

Paleae filiformes flores widique densissime obtegentes Hneam 
longae statu iuniori candidae^ in spadidbus ma^aulis rigidiusculae magis 
robustae latiores quam in feminds^ subkmceolatae lineares sub microscopio 
visae quasi arUcvlatae; celhdae inferiores plerumque vacuae peUaddae 
gran/uUs amylacds hinc inde farctae^ ultimae ovaU-^globosas^ glandulosae 
quasi e globulis concalenatis compositae. Nonn/uÜae palearum celhdae 
sub lente apice prolificantes^ celhslas elongatas vertidUatim emiUentes ideo- 
que breviter ranwsae. 

Flores diclines et in distinctis stirpibus masculi a fenUneis dis- 
creti vel dioid. 

Spadices masculi oblongi^ floribus paldsque lineari-^lanceohUis 
apice glandulosis iis brevioribus densissime obtecti. Flores numerasissimi 
sesdles in seriebus spiralibus dispodti^ perigoniati. Perigonium cyUn- 
dricum quadrißdum^ ladniis triangularibus eroso-indds apice glan- 
dulosis erectis. Stamina symphysandra (Synema Rieh.) prima occulta 
ddn exserta. Pilamenta perigonit ladndas std^aequantes. Antherae 
numerosae in capitidum subglobosum (Synantherium Rieh.) in statu iuniori 
niveum connatae; dngulae ovali^subrohmdae^ poUinis gramda phuima 



aber Bhopaloünemis. 151 

favefUes^ earwn locuU substanUa ceUuhsa parmchymatosa discreH. Pol-- 
Unis gratmla subrotunda e duabus membranis composita. 

Spadices feminei ovato-^oblongi^ floribus el paleis fikfomUbus 
apice glandidosis fmmerosissimis^ quae in ems superfide Stratum densum 
crassiHe duarum linearum vehUinO'-fibrUlosufn. effidwU: Perigonium 
wuUum. Ovaria fmmerosa sessilia ellipHco-oblonga dimdiam lineam 
longa sparsa inter paleas ipsis longiores^ a/pice subcoronata^ margine bre-- 
vissimo celltUis elongalis papiUosis consUtuto (perigonU superi speciem 
efformante)^ bilocularia^ post anthesin dissepimento sohUo nmlocularia 
hculis aeque distantibus sibi subaequaUbus massa grwnosa ex parte re- 
pleUs. Styli duo intra hvem perigonü ma/rginis ccmtatem inserti^ fiU-- 
formes torU ovario duplo hngiores subapproximati^ decidm; terminantur 
Stigmatibus sexßdis. Fructus inter paleas reconditus^ sessüis subelUpti^ 
cus apice subtruncabus vestigOs Umbi cellulosi coronatus umlocfularis raro 
bäocularis^ hculis massa gruphosa ex parte farcHs. Embryonem di- 
sUnguere non potui. 

Magnitudo: Receptaculum basilare e nuds aveUanae ad ca^ 
pitis infantum magnUudine. Tota planta ad 10/4 undas longa. Spadix 
(uhdtus usque ad pedem dimidium longus^ denudatus unciam unam cum 
Septem Uneis^ et corportbus davaeformibus tectus ad undas duas cra^sus. 



Erkläningr der Tafeln. 

Taf- XI. 

Fig. L Der Parasit, aaf den Wurzeln der Liane sitzend, in verschie- 
denen AUerszuständen abgebildet. Hälfte der natürlichen Grösse. A Das 
grösste, Ab. und Ac. kleinere Exemplare. B. Die Wurzel der Lfane. 

Fig. 2. Längsschnitt eines grossem Parasiten, um die Art der In- 
sertion auf der Liane zu zeigen. A. Die Gefaissbfindel der Liane, als Mut- 
ter- oder Nährpflanze, a. Punct des Eintrittes und 6. die* Verzweigung 



152 H. R. Göppert, 

in der Vegetationsmasse des Parasiten. B. Die dem Parasiten eigenen 
Gefftssbündel. C. Das Parenchym. 

Fig. 3. Querschnitt, stark vergrössert. A. Punctirte Parenchymzel- 
len mit a. Amylumkörnchen und b. Zellenkemen. B. Gestreifte Gefösse. 

Fig. 4. Längsschnitt des Vorigen. Aab. und B. von derselben Be- 
deutung. 

Taf. XII. 

Fig. 5. Ein Exemplar mit männlichen Blüthenkolben, auch in natttr- 
licher Grösse. A. Das Yegetationsorgan, hier nicht weiter ausgeführt. 
B. Der männliche Blüthenkolben, der fiberall, auch an der Basis, am Stiele 
Ba^ wie oberhalb Bb^ noch mit den Deckschuppen besetzt ist. Unter den 
Schuppen des Stiels, bei Ba^ befinden sich keine Blüthen, die erst bei Bc. 
beginnen. Um die Beschaffenheit des Stieles zu zeigen, ist die vierblätt- 
rige Hülle, welche bis zum Anfange des Kolbens Bc. reicht, entfernt wor- 
den. Ihre Insertionsstelle befindet sich bei Bß. Be. Eine von den Schup- 
pen freie Stelle, wo man bei Bf. die Insertionsnarben der Schuppen, zwi- 
schen denen sich die Blüthen befinden, erblickt. C. Die Wurzel, auf 
welcher der Parasit sitzt. 

Fig. 6. Ebenfalls ein männlicher Blüthenkolben, in natürlicher Grösse. 
A. Das Vegetationsorgan, bei Aa. die vierblättrige Hülle, welche den Kol- 
ben an der Basis umgiebt, aus welcher er sich entwickelt, die ihn im 
jugendlichen Zustande ganz einhüllt. B. Der männliche Blüthenkolben, 
in einem höhern Zustande der Entwickelung als die übrigen vorhandenen 
Exemplare, daher auch am Stiel £a. nicht mehr mit Schuppen, wie Fig. 5.£a, 
besetzt, sondern nackt, unregelmässig gefurcht längsstreifig erscheint. 
Bei Bb^ wo die Blüthen beginnen, befinden sich kleine, kreisförmig ge- 
stellte Knötchen zwischen den Furchen. Bc. Einzelne, noch vorhandene 
dreieckige Schuppen, die sich an der Spitze zuletzt lösen. Bei Bd. überall 
die Narben derselben, zwischen denen bei Be. die in ein länglich -rundes 
Köpfchen verwachsenen gestielten Antheren. Bei Bf. sind die einzelnen, 
das Köpfchen 'bildenden Antheren ausgeführt, wie sie dem unbewaffneten 



über Bhopalocnemis. 153 

Auge sich darstellen. C. Die mit andeutliehen Jahresringen versehene 
Wurzel, auf der der Parasit sitzt. 

Taf. Xin. 
Anatomie der männlichen Blüthenthelle. 

Fig. 7. Yergrösserte Darstellung der Deckschuppen, wie sie, von 
oben gesehen, erscheinen. 

Fig. 8. Horizontalschnitt des männlichen Kolbens, um die Lage der 
männlichen Bltithentheile, imVerhältniss zu den Deckschuppen, zu zeigen. 
A. Parenchym des Kolbens. B. Haarförmige Spreublättchen, welche die 
männlichen Blfithen umgeben, denen der weiblichen Kolben ganz ähnlich 
gebildet, nur in der Regel dicker, manchmal fast lanzettlich, nicht blos linien- 
förmig, wie bei jenen. C. Die männlichen Blüthen, mit einer viertheiligen 
bis etwa in die Mitte der ganzen Länge gespaltenen Hülle. D. Die ge- 
stielten Antheren-Köpfchen, welche aus der Blüthenhfllle fast ganz her- 
vorragen. Man erkennt deutlich die einzelnen, durch ihre zellige Halle 
geschiedenen Anthereniacher. E. Die Deckschuppen. Ea. Narben der 
abgeschnittenen Deckschuppen. * Eh. Eine vertikal gespaltene Schuppe. 
Ec. Die dunklere Stelle bezeichnet die Lage des Gefössbündels, welches 
hier nicht dargestellt ward. Es verläuft in der Mitte und theilt sich ober- 
halb in nach rechts und links und so weiter nach aufwärts verlaufende 
Zweige. 

Fig. 0. Einzelne, zum Theile verwachsene, nur aus Zellen gebildete, 
vergrösserte haarartige Spreublättchen. Ä. Die oberen drüsigen Zellen. 

Fig. 10. Eine einzelne Spreuschuppe, stark vergrössert. Die Zel- 
len sind erfüllt mit Amylumkörnchen. Bei B. sieht man den nie fehlenden 
Zellenkem. 

Fig. 11. Eine männliche Blflthe mit der viertheiügen Hülle, umge- 
ben von den Spreublättchen. A. Die Spreublättchen. jB. Die Blüthen- 
hülle und C. des Antherenköpfchens. 

Fig. 12. Abgeschnittene und ausgebreitete BlüthenhttUe. A. Die 
einzelnen Abtheilungen. jB. Die Spreublättchen, (Umrisszeichnung). 
yoi.xxu. p.L 20 



154 H. R. Göppert, 

Fig. 13. Vertikalschnitt des Antherenköpfchens. A. Der zellige Trä- 
ger mit einzelnstehenden Gefassbündeln, die jedoch nicht in die Antheren- 
Säcke oder Hüllen gehen, deren Zellen keine spiralige Streifung, sondern 
nur die gewöhnliche Beschaffenheit zeigen. jB. Die Wandungen. C Die 
einzelnen unregelmässigen im Köpfchen vertheilten Antheren, mit den 
Pollenkörnchen. Ba. Ca. Dergleichen, in wenig mehr als natürlicher 
Grösse. 

Fig. 14. Starke Vergrösserung des Trägers, um die verlängerten 
Zellen zu zeigen. 

Fig. 15. Querschnitt des Trägers. A. Parenchymzellen und jB. die 
Gefassbündel. 

Fig. 16. Querschnitt des Antherenköpfchens. A. Zellgewebe der 
Antherenwandungen. B. Die Pollenkörnchen. 

Fig. 17. Einzelne Pollenkörnchen. 

Fig. 18. Stark vergrössertes, einzelnes, in Schwefelsäure einge- 
weichtes Pollenkorn. 

Taf. XIV. 

Fig. 19. Weibliches Exemplar mit einem Blüthenkolben, in natürli- 
cher Grösse. A. Die vegetative Masse des Parasiten, mit runzlicher zer- 
rissener Oberfläche, welche jedoch nur an einer Stelle ganz ausgeführt ist. 
jB. Die weibliche Blüthe. Ba. Die Deckschuppen, welche den Blüthen- 
kolben vor der Entwickelung einhüllen, die hier im obersten und untersten 
Theil desselben noch erhalten sind. Bh. Die Insertionsstellen der abge- 
fallenen Schuppen, zwischen denen Bc. die Fruchtknoten mit ihren Grif- 
feln, umgeben von den haarförmigen Spreublättchen, sich befinden. C. Ein 
in der Entwickelung begriffener, noch im Innern der Vegetalionsmasse 
verborgener weiblicher Kolben, der sich nur durch ein kleines Höckerchen 
zu erkennen giebt und hier vertikal durchschnitten erscheint. Ca. Die in 
demselben verlaufenden Gefassbündel. Cb. Die Hülle, welche den jugend- 
lichen Kolben ganz einhüllt, und später bei den Blüthen sich in vier Theile 



über Bhopalocnemis. 155 

spaltet. D. Die Stelle, wo der Querdurchschnitt Fig. 22, E. wo der 
von Fig. 23, und F. wo der von Fig. 25. entnommen wurde. Bei E. 
wurde die Hülle entfernt, welche den Kolben an der Basis umgiebt. Bei 
Ea. sind die Reste derselben noch sichtbar. 

Fig. 20. Ansicht des unentwickelten Kolbens von Fig. 19. C, von 
vom, wo man noch die ihn bedeckenden Schuppen deutlich erkennt, die 
ihm das Ansehen eines jungen Coniferen-Zapfens verleihen. 

Fig. 21. Vergrösserung eines Vertikalschnitls des vorigen. A. Zel- 
len der schuppenartigen Decke ; die Schuppen sind noch ganz zusammen- 
hängend, wie auch oberhalb bei B. die einzelnen Theile, aus denen die 
Fruchtknoten mit den umgebenden haarförmigen Spreublättchen noch als 
gleichförmiges zelliges Parenchym erscheinen, in deren Zellen man überall 
die Zellenkerne erkennt. Bei Ba. beginnt schon die Trennung. C. Pa- 
renchym des Kolbens. 

Fig. 22. Querschnitt des Parasiten unterhalb der Stelle, wo der 
Blüthenkolben entspringt. A^ Gefassbündel der Mutterpflanze. B. Ge- 
fassbündel des Parasiten. C Parenchym, aus dünnwandigen Zellen gebil- 
det. D. Rinde, aus grösstentheils dickwandigen parenchymatösen Zellen 
gebildet. 

Fig. 23. Querschnitt, weiter oben. A. Parenchym der Vegetations- 
masse ; bei B. schon der Ursprung der Blüthenkolben. 

Fig. 24. Querschnitt des oberen Theiles des Stieles, kurz vor dem 
Eintritt in den Blüthenkolben. 

Fig. 25. Querschnitt aus der Mitte eines weiblichen Kolbens. A. Ge- 
fössbündel, bei B. kreisförmig gestellt. C. Gefassbündel, welche in ihrem 
fast horizontalen Verlaufe nach dem Rande, vom Schnitte getroffen, fast das 
Ansehen von Markstrahlen zeigen. 

Fig. 26. Vertikalschnitt durch einen Kolben, nebst dessen Stiel. 
A. Der Stiel und Gefässbündel desselben. B. Der Blüthenkolben. C. Die 
vom Stiele aus schon parallel verlaufenden Gefassbündel, welche, gegen 



156 H. R. Göppert^ 

den Rand hin, bei D.^ unter rechten Winkeln abgehende zahlreiche Seiten* 
Aeste abgeben. 

Fig. 27. Vertikalschnitt des Kolbens, V« Linie unter der Oberfläche 
oder der Insertion der Ovarien und Spreublättchen. A: Das in der Mitte 
der Kreise befindliche grössere Gefössbündel, welches in den Stiel der 
Deckschuppen geht. B. Die um dasselbe im Kreise stehenden, bis zu den 
Ovaren, C. die bis zu den Spreublättchen verlaufenden Gefössbflndel. 

Anmerk. Die innere Organisation der männlichen Blttthenkolben 
stimmt mit der der weiblichen, welche ich hier lieferte, ganz flberein. 

Taf. XV. 

Fig. 28. Grösstes Exemplar des Parasiten, in natürlicher Grösse. 
A. Vegetationsorgan mit fünf weiblichen Kolben. B.C. D.E. F. Sämmt- 
lieh in verblühtem Zustande, mit zahllosem Saamen. B. C. D. Am vollstän- 
digsten erhalten. Bei Aa. die viertheilige Hülle oder Scheide, welche die 
Kolben an der Basis umgiebt (vergl. Taf. XII. Fig.6. ^a.). Bei Ah. ist 
eine Stelle ausgeführt, um die runzlich- grubige Beschaffenheit der Ober- 
fläche zu zeigen. Kolben B. bei Ba. noch mit dem Rest der schuppigen 
Decke; b. die Insertionsstellen der einzelnen Schuppen, zwischen denen 
bei Bc. die Fruchtknoten mit den Griffeln sich befinden. Der Kolben C. 
ähnlich organisirt, aber nicht ausgeführt. Der Kolben D. vertikal durch- 
schnitten, um den Verlauf der Geßissbündel Da. zu zeigen. Dh. Lage der 
Fruchtknoten mit den Griffeln und Spreuschuppen. De. Kleine dunkle, 
regelmässig von einander abstehende Flecken, durch engere Zellen gebildet. 
Der Kolben £J, noch nicht ganz entfaltet; F. abgeschnitten. G. Die Wur- 
zel der Liane, auf welcher der Parasit sitzt; bei Ga. der Querschnitt; bei 
der InserÜonsstelle Gh. die Wurzel der Mutterpflanze angeschwollen, wie 
dies wenigstens bei den Balanophoreen immer der Fall zu sein pflegt. 

Fig. 29. Querdurchschnitt des weiblichen Kolbens, um die Lage der 
Fruchtknoten in ihrem Verhältniss zu den Deckschuppen, so wie die Ge- 
stalt der letztem in der Vertikal- oder seitlichen Ansicht darzustellen, ent- 



über BAapalocnemis. 157 

sprechend Taf. XIIL Fig*8. A. Die Fruchtknoten mit den Griffeln. B. Die 
haarartigen Spreublättchen. C. Die Deckschuppen. 

Fig. 30. Ein Fruchtknoten, in natürlicher Lage, mit seinen Umge- 
bungen, stark vergrössert. A. Zellgewebe des Blflthenkolbens. B. Frucht- 
knoten. Ba. Oberer Theil des Fruchtknotens, mit den papillenartig her- 
vortretenden Zellen. Bb. Fächer des Fruchtknotens. Bc. Gegend, wo 
sie sich endigen. C. Griffel, mit den schwach gewundenen Zellen. 
D. Die sechstheilige Narbe, deren einzelne Abtheilungen nur durch 
langhervorgezogene Zellen gebildet werden. E. Die Spreublättchen, 
zarter als bei den männlichen Bläthen. Ea. Obere drüsige Zellen 
derselben. 

Fig. 31. Vergrösserter Querschnitt des Griffels. A. Die spiralig 
gedrehten Zellen der Rinde oder des Randes ; B. Zellen des Centrum's, alle 
mit Zellenkernen versehen. 

Fig« 32. Ebenfalls Querschnitt eines andern Griffels. A. und B. 
Dieselbe Bedeutung. 

Fig. 33. Vergrösserter Querschnitt eines noch niit Griffeln verse- 
henen Fruchtknotens, entnommen in der Gegend Fig. 30. bei Bb. A. Zel- 
len mit etwas dicken braungefarbten Wandungen, welche die Fächer um- 
geben. B. Der undeutlich kömig -zellige Inhalt der Fächer. C. Die 
zellige, beide Fächer trennende Scheidewand. 

Fig. 34. Vergrösserter Querschnitt eines reiferen Fruchtknotens, 
von welchem die Griffel schon abgefallen sind^ entnommen aus dem 
Fig. 28. unter D. abgebildeten Kolben. A. Braune Zellen der Einfassung 
des Faches. B. Fach mit undeutlich zellig -grumösem Inhalt. 

Fig. 35« Längsschnitt eines reiferen Fruchtknotens. A. Die papil- 
lenartig lang vorgezogenen Zellen, welche die Griffel an ihrer Basis um- 
geben. B. Zellen mit grossen Zellenkemen, in welche die Griffel über- 
gehen. C. Gestreifte Gefösse. D. Fach, mit undeutlich zellig-grumöser 
Masse. E. Gegend, bis wohin sich die braunen, das Fruchtfach ein- 
schliesenden Zellen noch erstrecken. (Umrisszeichnung.) 



158 H. R. Göpperl, 'über Rhopalocnenus. 

Fig. 36. Querschnitt eines reiferen Fruchtknotens, unterhalb der 
Fächer entnommen. A. Die brauneren dickwandigeren Zellen, weiche 
nach oben in die die Fächer umkleidenden übergehen. B. Die Gegend, 
wo sich die gestreiften Gef^sse befinden. 



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CHEIISCHE UNTERSÜCHCIIG 

DES 

WACHSÄHNLICHEN BESTANDTHE1LE8 

DER 

BALANOPHORA ELONGATA Blume 

VON 

THEODOR POIiECH. 



DER AKADEMIE DURCH HERRN PROF. GÖPPERT ÜBERGEBEN DEN 12. FEBRUAR 1843. 



Herr Professor Dr. Göppert beschrieb im Jahre 1841 (Nova Acta Acad. 
Nat.Cur. P.XVIILSuppl. p.230n.L) mehrere Arten der Parasitengattung 
Balanophora (B. elongata^ globosa Jungh. , B. ahtacea Juogh. und 
jB. maoriuM Jangh.)? welche sich ausser mancherlei, in botanischer Hinsicht 
sehr interessanten Eigenthümlichkeiten, auch durch ein merkwürdiges, von 
allen bis Jetzt bekannten Pflanzen abweichendes chemisches Verhalten aus- 
zeichnen, indem nämlich sämmtliche Zellen, nicht blos die der Oberfläche, 
sondern auch die des Innern des Stengels, mit einer harz- oder wachs- 
artigen Substanz in einem solchen Grade dicht erfallt sind, dass die 
Stengel, angezündet, die Stelle von hellleuchtenden Lichtern zu vertreten 
vermögen, wie sich denn auch ihrer in Java, ihrem Valerlande, die Ein- 
geborenen, nach des Einsenders, Herrn Junghuhn' s- Mittheilungen, 
zu diesem Zwecke zu bedienen pflegen. Einer vorläufigen qualita- 
tiven Untersuchung zufolge glaubte Herr Professor Dr. Göppert diese 
wachs- oder harzartige Substanz als eine eigenthümliche erkennen zu 
müssen, welcher er den Namen Balanophorin beilegte, wünschte aber 
von mir eine chemische Analyse derselben zu erhalten, die ich in Folgen- 
dem liefere. 

Die zur Untersuchung verwandten Pflanzentheile von Balanophora 
elongata waren knollige, etwas verästelte und mit einer Menge von stern- 
förmigen Erhabenheiten bedeckte Massen, die aussen eine graubraune und 
innen eine gelblichweisse Farbe besassen. Ihr Harz- oder Wachsgehah 
war so gross, dass man mit dem Messer in Wachs zu schneiden glaubte. 
Sie Hessen sich leicht zu Pulver zerreiben, brannten, angezündet, mit 
vouiLxn. P.M. 21 



162 Th. Poleck, 

leuchtender Flamme und Terbreiteten dann einen schwachen, nicht unan- 
genehmen Geruch. 

Um diesen harzähnlichen Körper zu isoliren, erwies sich die Behand- 
lung mit Aether als die beste. Es wurden daher die Pflanzentfaeile so viel 
als möglich von der äusseren braunen rindenartigen Schicht befreit und 
beide, die innere und äussere Schicht, gesondert mit kaltem wasserfreien 
Aether ausgezogen. Beide wurden leicht und in sehr kurzer Zeit erschöpft. 

2,848 Gramm, der trockenen inneren Substanz gaben, mit Aether be- 
handelt, 

2,5623 Gramm, des harzähnlichen Körpers = 80,06 pl. 

0,6840 Gramm, der äusseren grauen Schicht gaben auf dieselbe Weise 

0,4000 Gramm, des Körpers = 58,61 pl. Dieses ist natttrlidi nur 
annähernd der Gehalt der Rinde an Harz, weil sich die inneren Tfieile der 
Pflanze nicht vollkommen davon trennen lassen. 

Bei'm Verdampfen des Aethers wurde eine weisse, undurchsichtige 
wachsartige Masse erhalten, welche einige Zeit im Wasserbade, bei 100 
Grad Geis, erhitzt, völlig durchsichtig und gelblich wurde. 

Die auf diese Weise gewonnene Substanz ist, bei gewöhnlicher Tem- 
peratur, fest, jedoch etwas klebrig, und erweicht zwischen den Fingern. 
In der Kälte lässt sie sich jedoch nur schwer zerreiben, wobei sie stark 
elektrisch wird; sie besitzt einen schwachen, eigenthümlich balsamischen 
Geruch, der besonders bePm Erwärmen deutlich hervortritt. Auf Platin- 
blech erhitzt, verdampft sie in weissen Nebeln, unter Verbreitung des er- 
wähnten Geruchs ; bei^m weiteren Erhitzen kommen brennbare Gase und 
es bleibt als Rückstand eine blasige Kohle, die leicht vollständig verbrennt. 

Um zu sehen, ob die klebrige Beschaffenheit nicht von einem gerin- 
gen Gehalt an einem ätherischen Gele herrühre, wurde die mit Aether aus* 
gezogene Substanz in einem gläsernen Destillirapparate bei guter Abküh- 
lung mit Wasser destillirt. Natürlich konnten bei der verhältnissmässig 
geringen, zur Operation angewandten Menge, keine Oeltropfen erhalten 



Anaiyse des fDOchsartigen Be^andtheüs der Bai. ehngata BL 103 

werden, das Destillat besass jedoch den Geruch de« Harzes und einen 
balsamischen Geschmack; das Harz selbst hatte Tollstfindig seine bei ge^ 
wohnlicher Temperatur klebende Beschaffenheit verloren, war nach dem 
Erkalten, bei gewöhnlicher Temperatur, leicht brüchig und liess sich eben 
so leicht zerreiben. Zerrieben stellte es ein gelbliches Pulver dar. 

Es ist unlöslich in Wasser, nur sehr wenig löslich in wasserhaltigem 
Weingeist; in grösserer Menge wird es, namentlich bei'm Kochen, von 
absolutem Weingeist aufgenommen, ans dem es sich bei'm Erkalten und 
längerem Stehen in kleinen, farblosen, durchscheinenden krystallinischen 
Massen ausscheidet, in denen man aber durchaus keine Krystalle unter«* 
scheiden kann. Die Lösung ist farblos. In Aether löst es sich in allen 
Yeriiältnissen, scheidet sich jedoch bei'm Verdampfen nicht krystallinisch 
aus. Die Lösung ist, je nach der Concentration, mehr oder weniger 
schwach -gelblich, fast farblos. Es ist femer löslich in ätherischen und 
fetten Oelen und in Schwefelkohlenstoff. 

Die alkoholische Lösung reagirt vollkommen neutral, sie wird durch 
Zusatz von Wasser weiss getrübt, und diese Trübung verschwindet nicht 
durch Aetzammoniak oder Kali. Im Ammoniak ist es vollkommen unlös- 
lich, in verdünnter Kalilauge ebenfalls, und selbst sehr concentrirte Kali- 
lauge bringt bei'm Kochen und Eindampfen keine Zersetzung zu Stande. 

Wenn man es mit concentrirter Schwefelsäure übergiessjt, so ent- 
steht in der Kälte fast gar keine oder nur eine sehr geringe Färbung; 
bei'm gelinden Erwärmen löst es sich vollkommen mit schöner dunkelro- 
ther Farbe auf, die etwas an's Braune streift. Wenn man diese Lösung 
mit Wasser verdünnt, so wird sie stark milchähnlich getrübt; Aether löst 
den Niederschlag mit der grössten Leichtigkeit und durch Verdampfen 
desselben erhält man das Harz mit seinen ursprünglichen Eigenschaften 
wieder. Es besitzt dieselbe Farbe und Härte, wie früher, ist nach wie 
vor schwerlöslich in Alkohol, unlöslich in Alkalien, und verhält sich neu- 
tral gegen Pflanzenfarben. Bei stärkerem Erwärmen mit Yitriolöl wird 



IM Tk. Poleck, 

die Faii>e dunkler, und bei fortgesetztem Erhitzen wird es unter Entwicke- 
\ung von Sjchwefeliger Säure nalflrlich verkohlt. 

Um die Elementaranalyse davon anzustellen, wurde es nochmals in 
wasserfreiem Aether gelöst, die Lösung filtrirt, der Aelher verdunstet und 
die rückständige Masse einige Zeit mit kochendem Wasser behandelt. Es 
hinterliess, auf Platinblech verbrannt, keine Spur eines fixen Rückstandes. 
Es wurde nun bei 100 Grad Gels, so lange getrocknet, als noch ein Ge- 
wichtverlust stattfand. Die Analyse geschah auf die gewöhnliche Weise 
mit Kupferoxyd, bei der zweiten wurde zuletzt noch ein Gran Sauerstoff- 
gas durch das Verbrennungsrohr geleitet. 

Die Resultate waren folgende: 

1) 0,2746 Gramm. Harz gaben 0,8003 Kohlensäure und 0,2791 Wasser 

2) 0,3506 „ „ „ 1,0249 „ „ 0,3541 „ 

Diese Resultate entsprechen folgender Zusammensetzung in 100 

Theilen: 

1) 2) 

Kohlenstoff 79,46 79,72 

Wasserstoff 11,28 11,20 

Sauerstoff 9,26 9,08 

100,00 100,00 

Aus diesen Analysen berechnet sich am besten folgende empirische 
Formel: G12H30O. Diese giebt: Kohlenstoff = 75, Wasserstoff = 6,25, 
angenommen, in 100 Theilen 

12 C = 900,00 80,00 pC. 

20H = 125,00 11,11 „ 

1 = 100,00 8,99 „ 

1125,00 . . . . 100,00 pC. 

was mit der gefundenen Zusammensetzung ziemlich genau ttbereinstimmt. 
Da das Harz keine saure Natur besass, sich daher mit andern Körpeni 



Anahfse des wachsarUgmh BestaMUheils der Bai. elongata Bl. 165 

Rieht verbilden lieas, 90 war nicht daran zu denken, das Atomgewicht zu 
bestimmen. 

Es wurde nur noch das Verhalten gegen Salpetersäure untersucht, 
um aus den Zersetzungsproducten einen Schluss auf seine Natur machen 
zu können. 

Von Salpetersäure, von 1,2 spez. Gewicht, wird es in der Kälte gar 
nicht angegriffen, und selbst rauchende Säure wirkt nicht augenblicklich 
ein. Bei'm Kochen wirkt erstere nur sehr langsam, letztere zwar rasch, 
aber verhältnissmässig auch nicht zu energisch. Unter Entwickelung von 
rothen Dämpfen und massigem Schäumen löst es sich allmälig zu einer 
gelben Flüssigkeit auf, von der durch Verdampfen die überschüssige Säure 
so viel als möglich getrennt wurde. Das Abdampfen mit Salpetersäure 
wurde so oft wiederholt, als sich noch rothe Dämpfe zeigten. Wenn man 
die rückständige Flüssigkeit mit vielem Wasser übergiesst, so wird der 
neugebildete Körper in dicken weissen Flocken gefällt. Man erhitzte dann 
etwas, damit sich die Flocken zusammenballten, und erneuerte das Wasser so 
oft, als die Flüssigkeit noch sauer reagirte ; die zuerst abgegossene Flüs- 
sigkeit enthielt keine Oxalsäure, auch gab sie, mit Ammoniak neutralisirt, 
weder mit Silber- noch mit Bleisalzen einen Niederschlag. * 

Die ursprünglich völlig weissen Flocken sind durch das Erhitzen mit 
Wasser in eine, bei gewöhnlicher Temperatur gelbe, harte, brüchige, 
leicht zerbrechliche Substanz übergegangen, die leichter als Wasser ist 
und in kochendem Wasser schmilzt. Sie ist unlöslich in Wasser, aber 
sehr leichtlöslich in wasserhaltigem Alkohol; in Aether ebenfalls, jedoch 
nicht so leicht, als das ursprüngliche Harz. Sie ist jedoch aus keinem 
dieser Lösungsmittel krystallinisch zu erhalten. Die alkoholische Lösung 
röthet Lackmus und wird durch V^asser gefällt; Ammoniak löst den ent- 
standenen weissen Niederschlag mit Leichtigkeit, und zwar mit rothbrau- 
ner Farbe auf; dasselbe geschieht von Kali. In Aetzammoniak und in 
verdünntem Kali löst sich der Körper schon in der Kälte sehr leicht, je 



166 Th. Poleek, 

nach der Goneentration, mit mehr oder weniger dmkler roAbranner Pari>e 
auf. Säuren schlagen ihn mit weisser Farbe nieder. 

Um ihn vollständig rein zu erhalten, wurde er in Aetzammoniak ge- 
löst, filtrirt, das Filtrat mit verdünnter Salpetersäure gefällt und mit Was- 
ser vollständig ausgewaschen. So gereinigt, stellt er, unter der Luft- 
pumpe ttber Vitriolöl getrocknet, ein leichtes, hellgelbes Pulver dar, wel- 
ches bei'm Erhitzen schmilzt, mit einem eigenthümlichen, jedoch nicht 
ammoniakalischen Geruch ohne Yerpuffung verbrennt und eine schwer 
verbrennliche Kohle zurflcklässt« Mit Aetzkali zusammengeschmolzen, 
entwickelt diese Substanz kein Ammoniak; sie ist also stickstofffrei und 
wahrscheinlich ein einfaches Oxydationsproduct des Harzes. 

Sie ist eine vollkommene und zwar nicht schwache Säure. Die 
alkoholische Lösung zerlegt die kohlensauren Alkalien vollständig; Koh- 
lensäure entweicht unter Aufbrausen und die entstandenen rothbraunen 
Verbindungen sind in Alkohol löslich. Dampft man sie im Wasserbade 
zum Trocknen ab, zieht die trockenen Massen mit starkem Alkohol aus, 
um alles kohlensaure Alkali zu entfernen, so reagirt die Lösung vollkom- 
men neutral. Ihre Verbindungen mit Alkalien sind nicht krystallinisch; 
abgedampft, stellen sie braune Salzmassen, dar, die aus der Luft Feuchtig- 
keit anziehen und zerfliessen. 

Die wässrige Lösung des Ammoniaks oder Natronsakes giebt mit 
salpetersaurem Silberoxyd einen gelben, etwas bräunlichen Niederschlag, 
der leichtlöslich in Säuren und Ammoniak ist, er verpufft nicht bei'm 
Erhitzen. 

Eben so werden die alkalischen Erden, Bleisalze und alle übrigen 
Metallsalze gefallt, Kupfer grünlich, die anderen mehr oder weniger getb- 
lich- braun in verschiedenen Nuancen. 

Es wurde versucht, das Silbersalz rein darzustellen, um eine Atom- 
gewichts -Bestimmung zu machen; es gelang jedoch nicht, da sich der 



Analifaedu iöaäiaatrligfm^ Beätandtkeik der Bai. ehugtOa BL 167 

Niederschlag beiko Auswaschen zu Kisen schien un4«4fie geringe M^rage 
der Säure, die mir nur zur Disposition stand, keine weitere Ausdehnung 
der Versuche zuliess. Sie unterscheidet sich von der durch Bromeis 
entdeckten Terpentinsäure, die derselbe durch Oxydation des Terpentinöls 
und des Kolophons erhielt, dadurch, dass sie in Wasser unlöslich ist, und 
mit Chlorcalcium, Bleizucker und salpetersaurem Silberoxyd Niederschläge 
giebt, welches Verhalten die Terpentinsäure nicht zeigt. Um diese Säure 
vollständig als eine neue zu charakterisiren, bedarf sie jedenfalls einer 
genaueren Untersuchung, die gegenwärtig aus Mangel an DIaterial nicht 
möglich ist. 

Als Resultat der Untersuchung ergiebt sich wohl mit ziemlicher 
Bestimmtheit, dass die untersuchte Substanz den Harzen beizuzählen ist. 
Von den Wachsarten im Allgemeinen unterscheidet sie sich in reineiii 
Zustande durch ihre spröde, in dünnen Lagen durchsichtige, leicht zer- 
reibliche Beschaffenheit, durch ihr Verhalten gegen Säuren und Alkalien ; 
femer dadurch, dass sie bei'm Reiben elektrisch wird. Bienenwachs und 
Japanisches Wachs geben mit Salpetersäure, als letztes Oxydationsproduct, 
Bemsteinsäure. In seiner Zusammensetzung kommt dieses Harz dem 
Euphorbium, Mastix und Elemiharz ziemlich nahe, es enthält jedoch etwas 
mehr Kohlenstoff und Wasserstoff. Es besitzt also so viele Eigenthttm- 
lichkeiten, dass es wohl mit Recht als eigene Art zu unterscheiden ist, 
fi^ welche der von Göppert gewählte Namen „Balanophorin^^ bei- 
behalten werden kann. 

Es folgen hier einige Zusammenstellungen mit Analysen der ge- 
nannten Harze und auch des Wachses ; ich habe hierbei die Analysen des 
Belanophorins, um sie besser mit den Originalzahlen der genannten Ana- 
lysen vergleichen zu können, nach dem Atomgewicht des Kohlenstoffs 
= 76,44, des Wasserstoffs = 12,48 berechnet. 



168 Th. Poleck, Asuü. d. wachsart. BetUmdäteäe d, B. ekmgaia Bl. 

Euphorbium H. Rose. Saures Harz des Biastix Elemiharz H. Rose. 

nach Johnston. 
C = 70,67 79,53 «0,77 

H = 10,96 10,06 11,47 

0= 9,37 10,40 7,76 

Bienenwachs. Japanisches Wachs. Mittelzahl der Analysen 

des Balanophorins. 
C = 80,84 73,74 80,70 

H := 13,22 11,92 11,23 

= 5,94 14,34 8,07 



lOrOSPllMBIKDlEB, 

ED BDTBAG 

ZÜB EEMHISS DER MCBMOSPM 

UND DER VERZWEIGÜNGSART DER PFLANZEN. 

VON 

M. d. A* d. N. 



ERSTE ABTHEILUNG. DICOlTLEDOlSElüif. 



MIT 17 STBINDRUCKTAFELN. 



DER AKADRM1E f BBRGEBEN DEN 39. DECEMBER 1846. 



Voi,XXIL P.I. 22 



IForbemerkiing. 



Hie allgemein angenommene Eintheilung der Knospen stützt sieh a) auf 
das Fehlen oder Vorhandensein einer schützenden Knospendecke; b) ist 
letztere vorhanden, so wird die Bildungsweise derselben zur ferneren Ein«- 
theilung benutzt. 

Ich habe die angenommenen Eintheilungen im Ganzen beibehalten, 
indem ich mit den blattdeckigen Knospen, Gemmae foliaceae, beginne und 
die blattstieldeckigen Knospen, Gemmae petiolaceae, als Uebergangsstufen 
annehme, um zu den .nebenblattdeckigen Knospen, Gemmae stipulaceae, zu 
gelangen. Zu diesen letzteren ziehe ich die Knospen, deren schützende 
Decke aus tutenförmigen Nebenblättern, Ochreae, gebildet ist, so wie auch 
die sttttzdeckigen Knospen, Gemmae fulcrateae, deren schützende Deck- 
blättchen aus einer Verschmelzung des Blattstieles mit den Nebenblättchen 
entstanden sind. 

Die Knospen, denen eine schützende Knospendecke fehlt, die nack- 
ten Knospen, Gemmae nudae, habe ich von den ancferen Knospen, die eine 
solche schützende Decke haben, Gemmae tectae, nicht strenge geschieden, 
sie nicht für sich allein betrachtet, dieselben jedoch stets an den ihnen zu- 
kommenden Stellen als einfachere Gebilde hingestellt. 

Bei Anordnung der zwei Hauptabtheilnngen, der blattdeckigen und 
nebenblattdeckigen Knospen, habe ich die Stellungsverhältnisse der Theile 
in der Knospe zu einander und zum Mutterzweige (zur Achse) und Mut- 
terblatte berücksichtiget. 



172 A. Henry, 

Es lag nicht im Bereiche meiner Untersuchungen, darauf einzugehen, 
ob die Ansichten der Herren Schimper und Braun^ nach welchen die 
Spiren der Quirle als abgeschlossen — oder die der Herren Bravais, nach 
welchen sie als unendliche Reihen zu betrachten sind, der Natur am mei- 
sten entspreche. Ich habe aber durch meine Arbeit die Ueberzeugung 
erlangt, dass die Entscheidung dieser Fragen eine sehr schwierige ist. 
Mein Streben ging dahin, die Stellungsverhältnisse der Theile so aufzu- 
zeichnen und getreu wiederzugeben, wie sie mir erschienen, ohne hierin 
einä erschöpfende Genauigkeit er^sielen zu wollen, und bin der Meinung, 
dass, wenn auch die Ansicht der Herren Bravais sich als wahr und na- 
turgemäss erweisen sollte, die von mir allgemein angenommenen Yeriiält- 
nisse in Hinsicht der Stellung der Theile sich dennoch stets als zweck- 
dienlich erweisen werden. 

In Hinsicht der von den Herren Schimper und Bravais angenom- 
menen Abhängigkeit der Knospe von ihrem Mutterblatte wage ich noch 
nicht, dem hierüber Aufgestellten etwas allgemein Bestimmendes beizufü- 
gen, kann jedoch nicht unerwähnt lassen, dass sich mir manches in mei- 
nen Untersuchungen darbot, was einer solchen Abhängigkeit viele Wahr- 
scheinlichkeit verleihen könnte. 

In meiner Arbeit habe ich die sogenannten endständigen oder gipfel- 
ständigen Knospen mit einem anderen Namen belegt, und muss diese Be- 
zeichnung durch einige Worte zu rechtfertigen versuchen. Nach meiner 
Ansicht kann man das unentwickelte aber entwickelungsfSShige Ende einer 
Hauptachse nicht zu den wirklichen Knospen rechnen, da sein Verhältniss 
zur Pflanze ein ganz anderes ist, als das der eigentlichen Knospen, Gern- 
mae, zu derselben Pflanze. 

Ich will hier nur den Unterschied zwischen den knospenartigen En- 
den einer Hauptachse (wie wir die gipfelständigen Knospen benennen,) 
und den an derselben Hauptachse entstehenden wirklichen Knospen in den 
Winkeln der Blätter hervorheben, ohne die Knospen, die an anderen 
Puncten der Pflanze entstehen können, heranzuziehen. 



Knospenbilder. 173 






Die Anlagen zu den Knospen finden wir schon in der ersten Ent- 
wickelongsperiode des Stengels, während die Spitze des Stengels sich 
erst dann knospenartig abzuschliessen vermag, wenn dessen Wachsen in 
die Länge aufhört. 

Die Knospe, oder, um es genauer zu bezeichnen, die Anlage zur 
Knospe, tritt an und aus dem Stengel hervor und bildet in fortschreitender 
Entwicklung eine neue Achse. Entweder entwickelt sich diese neue 
Achse gleich vollkommen weiter, oder sie bildet anfänglich nur einen klei- 
nen Theil der Achse aus, meistens nur eine äussere Hfllle, und von dieser 
geschützt die Anlagen zu später sich entwickelnden Theilen. 

Bei den knospenartigen Enden des Stengels verwendet die Pflanze 
vorhandene Theile als schützende Hülle, und die durch Anamorphose ent- 
standenen Hüllen legen sich schützend um die Rudimente der Theile, die, 
gleich den Hüllschuppen, nur im später erfolgendem Weiterwachsen die 
Achse des Hauptstengels -fortführen. 

Die eigentliche Knospe tritt mit Theilen auf, die ihr eigen sind, ihr 
angehören; das Stellungsverhältniss dieser Theile ist ein der Knospe 
eigenthümliches, und wenn auch eine gewisse Abhängigkeit der Knospe 
vom Hauptzweige anzunehmen ist, so zeigt es sich doch fast immer klar 
und deutlich ausgesprochen, dass in der Knospe keine einfache Fortfüh- 
rung der Stellungsverhältnisse der blattartigen Theile des Hauptstengels 
vorhanden ist. 

Bei den knospenartig abgeschlossenen Enden des Hauptstengels tritt 
uns ein anderes Yerhältniss entgegen. 

Man findet keine Stelle, die man mit dem Namen Anfang bezeichnen 
. könnte, und nur sehr selten tritt bei den auftretenden Deckblättchen eine 

Aenderüng in den Stellungsverhältnissen ein, d. h. die Deckblättchen ha- 
ben dieselbe Stellung, wie die Blätter am Stengel, und der später auswach- 
sende Theil des Stengels dieselbe Stellung, wie die Deckblättchen und 
wie die Blätter am unteren Theile des Stengels. 






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k 

'iiiC' 



ei- 



174 A. Henry, 

Die knospenartigen Enden der Achse können wir daher betrachten 
als eine nach eriblgtem Stillestehen im Längenwachsthum stattfindende 
Umhüllung der Theile, die bestimmt ist, dieselbe Achse später fortzu- 
führen. 

Die eigentliche Knospe, Gemma, beginnt und bildet in fortschreiten- 
der EntWickelung eine neue Achse, die bestimmt ist, später auszuwach- 
sen und sich daher aus blattartigen Theilen, die zur neuen Achse gehören, 
eine Hülle bildet, unter welcher die sich später entwickelnden Blattorgane 
als Rudimente verborgen und geschützt ruhen, bis zu ihrer weiteren Aus^ 
breitung und Ausbildung. 



Knotpenbüder. 175 






? je:'-- 
Uz 



IJeberoicht. 



Blattdecklge Knospen, Ctonunae ftollaceae. 

Die Knospendeckblättchen werden aus den Blfittern gebildet. 
Blfitter zu mehreren verbunden. 

Nackte nnd bedeckte Knospen. 

Tab. XVI. MesembryarUhenwm KngucLeforme. M. sctdpatrum. M. pu- 
stukU/um. JH. fragrtma. M. crudatum. Craswla dHata. 
Rochea falcßta. Globulea adtnUa. Globidea obtaUata. 

Prosenthese. 

Tab. XVII. Ohne Knospendecke. Mesembryanthemum foUowm. 
Uebergang zur Knospendecke. Viscum albwn. 
Knospendecke einfach. Ephedra distachya. Hippophaä 

canadensis. lAgustmm indgare. 
Knospendecke aus zwei verbundenen Blättern bestehend. 

Lomcera nigra^ Peridymefmtn. 
Knospendecke aus mehreren Blättern bestehend. Acer tar^ 

taricum^ campeslre^ atriatum. 
Tab. XVIII. Springa vulgaris. 

Die Blätter decken sich wechselseitig. Craaaula lactea. 

Sahia ofßänaUs. 
Knospendecke yoUkommen ausgebildet. Evonymua laHfoUus. 
Die Blätter der Knospe nach vorne hinneigend, rückwärts 

umgebogen. Correa alba^ speciosa. 



176 A. Henry, 

Die Blätter der Knospe rückwärts umgebogen. RosmarifMs 
ofßdnalis. 

Die Blätter nach vorne aufgerollt. 

Eine aus zwei Blättern gebildete Knospendecke. Comua 

masoida. 
Nur eins der gegenüberstehenden Blätter bringt eine Knospe. 
Die Knospen bilden eine Spirale. Justida (TyhgloMa) 

orchioides. 
Die Knospen stehen an den zwei nebeneinander liegenden 

Seiten der '/a (!^) St. Goldfussia ensifoHa. 

Knospenkeimblätter. 

Tab. XIX. A. Ein Blatt, der Achse zustehend. Jumperus communis. 
Melaleuca propinqua. Atragene dipina. 
B. Ein Blatt, dem Mutterblatte zustehend. BeauforHa apana. 

\ ('/») 

(Scheinquirl) CaUitris airUculata. Caasuarina tortuosa. 
Alyxia Richardsoma. BusseUa ümcea. 

Blätter einzeln stehend. 

A. Die Blätter in der Knospe^ am Zweige, haben dieselbe 

Richtung, wie die Blätter in der Hauptachse. 
Tab. XX. a. Knospen ohne eigentliche Decke. Othera ifUegri^ 

foUa. 
b. Knospen mit einer Decke. Aristolochia Sqtho. He-- 
dera HeUx. 

B. Die Blätter in der Knospe, am Zweige, kreuzen sich mit 

den Blättern an der Hauptachse, 
a. Knospen ohne eigentliche Decke. Cairmichcteliia ou- 
sbraUs. 



Kno9penhüder. 177 

b. Uebergang. Visnea Mocanera. 

c. Knospen mit einer Decke. Royema hdda. 

d. Knospen mit einer starken Decke. CameUia ja/po-- 
nica. 

Tab. XXI. Die /^ Stellung geht aus einer % Stellung hervor. Vacd- 
nium Myrtillus. 

Die Knospenzweige zeigen eine ausgeprägte % Stellung. 
Der Hauptzweig zeigt % Stellung. Phyllanthus angu- 
stifoUus. 

Spirale Stellang der Blätter. 

Art des Auftretens des ersten Blattes nach den 
zwei Knospenkeim blättern. 

% 

Reihenständige Blätter, feuilles rectisdrides (Bravais), in den 

Knospen und am Mutterzweige. Spartiwn scoparium. 

JcLsmrmm fruHcosum. 

Spiralständige Blätter, feuilles cunrisdri^es (Brayais), in den 
Knospen und am Mutterzweige. 

A. Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät- 
tem, dem Mutterblatte zustehend. 

a. Nur zwei eigentliche Hüllblättchen an der Knospe. 

ÄrbtUus nmcronatus. 

b. Mehrere eigentliche Hüllblättchen an der Knospe. Koel^ 

reidera paniculata. 
Die Blätter in der Knospe vorwärts aufgerollt, verna- 
natio involutiva. SaUsbwia adtanUfoUa. 

Die Blätter in der Knospe rückwärts aufgerollt, ver- 
natio revolutiva. A&dlea vonUca. 

Voh XXIL P. L 23 



178 A. Henry, 

B. Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimb al- 
tem, dem Mutterzweige zustehend. 

Mehrere Hüllblätter bilden die schubsende Decke. Dias^ 
pyros virginiana. Daphne Mes^ereum. 






% 



A. Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät- 

tem, dem Mutterblatte zustehend. 

Tab. XXn. a. Nur zwei eigentliche Hüllblättchen an der Knospe. 
Kalma laMfolia. 

h. Mehrere eigentliche HttUblättchen bilden die schützende 
Decke. Laurus nobiUs. Rhododendron ponHcum. 

c. Viele Hüllblättchen sind vorhanden. Metrosideros. 

B. !Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät- 

tern, dem Mutterzweige zustehend. Eex AqmfoUum. 

A Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät- 
tern, dem Mutterblatte zustehend. Hakea. 

B. Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät- 
tern, dem Mutterzweige zustehend. Picea. 

Eigenthümlichkeit in Ausbildung der Zweige. Larix. 
(Tab. XXin.) Pinm. 

Tab. XXHL Die Knospendeckblättchen werden aus den sich verflachen- 
den Blattstielen gebildet. Aesculus HippoccLstamm^ 
rubrum. Juglans Regia. Azalea spinosa^ unUfraculi'- 
fera. Ribes gracile. Cistiis albidus. Clematis crispa. 



Knaspenbilder. 179 

STebenblattdecklge Knospen, Crenunae slipulaceae. 

Die Knospendeckblättchen werden aus den Nebenblättchen gebildet. 
Blätter zu mehreren verbunden. 

% (%) 

Zwei und zwei Blätter sind mit einander verbunden, bilden 
in der Achse zwei Reihen. 

Tab. XXIV. Zwei verbundene Blätter haben zusammen zwei Nebenblätt- 
chen. Z/ygophyUum sessiUfolium. Zyg. Fabago. 

X {%) 

Zwei und zwei Blätter sfaid mit einander verbunden, bilden 
an der Achse vier Reihen. 

A. Zwei verbundene Blätter haben zusammen zwei Neben- 
blättchen. 
a. Nebenblättchen, mit dem oberen Theile des Blattstieles 
gleichstehend, decken nur die nachfolgenden Blatt- 
theile, nicht ihre eigenen. Gardema florida. Ron- 
deletia racemosa. Webera corymbosa. 
Verbindung mit dem Blattstiele. BurchelUa capenses. 

Ixora. Coffea arabica. 
Decken die nachfolgenden Blatttheile und ihre eigenen. 

CalKcoma serraUfoKa. 
Erstes Blattpaar nach rechts und links. Elaeocarpus 

serraHfolia. 
Erstes Blattpaar nach vorne und hinten. Humudus 



b. Nebenblättchen, mit dem unteren Theile des Blattstieles 
gleichstehend, oder noch tiefer. Cunoma. 

B. Zwei verbundene Blätter haben vier Nebenblättchen, je- 
des zwei. 



180 A. Henry, 

Tab. XXV. a. Blatt und Nebenblatt bilden, venvachsen, die Halle der 

Knospe. Chloranthus elatior. Vibumum Opulua. 
Stäphylea pinnata. 

b. Nebenblättchen, sich heranbildend und verwachsend, 
bilden die Deckblättchen der Knospe* Rhanmus ca- 
(harticua. Broussonetia paptpifera. 

y, ('/«) 

Drei und drei Blätter sind mit einander verbunden und bil- 
den an der Achse sechs Blattreihen. 

« 

a. Die drei mit einander verbundenen Blätter haben drei 

Nebenblättchen. 

Die Nebenblättchen stehen mit dem oberen Theile des 
Blattstieles auf gleicher Höhe. PhylUs nobla. 

b. Die drei Blätter haben sechs Nebenblättchen, jedes Blatt 

seine zwei Nebenblättchen. CaUistachya retusa^ 
Call, kmceolata. 

Blätter einzeln stehend. 

A. Die Blätter in der Knospe am Zweige zeigen dieselbe 

Richtung wie die Blätter an der Achse am Mutter- 
zweige. 

Die Nebenblätter mit dem oberen Theile des Blatt- 
stieles gleichstehend. 

Tab. XXVI. cc. Ohne eigentliche Knospendecke. HaUia imbricata. 

ß' Mit einer eigentlichen Knospendecke. Cisms hede- 
raceus^ 

B. Die Blätter in der Knospe am Zweige haben nicht die- 

selbe Richtung wie die Blätter an der Achse am Mut- 
terzweige. 



Kno^enbilder. 181 

a. Die Nebenblattbiidung eines Blattes ist gross, besteht 
aus einem Nebenblatte und sondert in der Knospe die 
einzelnen Blätter von einander. 
Nebenblattbildung: ein einziger blattartiger Theil. 
«• Die Nebenblattbildung umgiebt die Achse, an welcher 
die Blätter entstehen (Gemmae ochreaceae). Äw- 
mex alismaefolitts. Platan/us orientalis. 
ß» Die Nebenblattbildung setzt sich dem Blatte gegen- 
überstehend an. Baptma nepalerms. 
r< Die Nebenblattbildung verwächst mit dem Blattstiele. 
MagnoUa. 
h. Die Nebenblattbildung eines Blattes besteht aus zwei 
yon einander gesonderten Blättchen. 
^- Die Nebenblätter stehen mit dem oberen Theile des 
Blattstieles auf gleicher Höhe. 
Tab. XXVII. 1. Die Nebenblättchen sind in der Knospe mit einan- 

der verbunden. Idriodendron tulipifera. 

2. Die NebenblSttchen sind in der Knospe mehr ge- 

sondert. Vitis vinifera. 

3. Die Nebenblättchen sind in der Knospe gesondert 

und legen sich auf einander. CoroniUa varia. 
ß* Die Nebenblättchen stehen mit dem unteren Theile 
des Blattstieles auf gleicher Höhe oder tiefer. 
Hibiseus tiUaceus. Amda Zygomerü. 
c. Die Nebenblättchen eines Blattes sind schmal, klein und 
sondern di6 einzelnen, in der Knospe vorhandenen 
Blatttheile nicht mehr von einander ab. 
»• Die Theile, aus welchen die Knospe besteht, schlies- 
sen sich nicht. Keine Knospendecke. Ridingia 
pannosa. 
Uebergang zur Knospendecke. Hamamelis virginiana. 



182 A. Henry, 

ß' Die Knospen haben eine das Innere vollkommen 
schützende Decke. 

L Die Blätter in der Knospe legen sich deckend auf 
ihre Nebenblättchen. 

Tab. XXVIII. f Die Deckungsrichtung der Nebenblättchen bei 

aUen Knospen nach einer Achse fortlaufend'. 
Erstes Knospendeckblättchen (Knospenkeimblätt- 
chen) bei allen Knospen einer Achse nach 
derselben Seite hin. Celtis Toumefortiu 

f-l- Die Deckungsrichtung der Nebenblättchen wen- 
det bei jedem Blatte. Mortis scabra. 

2. Ein Nebenblättchen legt sich deckend auf sein 

Blatt, und dieses Blatt deckt sein zweites Neben- 
blättchen. 
Die Deckungsrichtung wendet bei jedem Blatte. ' 
Blätter zusammengelegt. Ulmus campestris. 

3. Die Nebenblättchen legen sich deckend auf ihre 

Blätter, 
f Die Deckungsrichtung der Nebenblättchen ist fort- 
laufend. 
Blätter flach aufliegend. Betula alba. 
H~h Die Deckungsrichtüng wendet bei jedem Blatte. 
^ ^ Die Deckungsricfatung ist von der Hauptachse 

(dem Mtttterzweige) sich wegwendend. 
Blätter flach aufliegend. Castanea vesca. 
Blätter zusammengelegt. Pturms Lauroceraws. 
Corylus Awüa/aa. 
Tab. XXIX. (Abweichung der Knospe von der Mitte des 

Mutterblattes. TiUa glabra. Fagua syl- 
taUca. 



Kmspenbilder. 183 

^^ Die Deckungsrichtang ist der Hauptachse (dem 
Mutterzweige) sieh zuwendend. 

Blätter flach aufliegend. Carpttma Betulus. 



5 



A. Die Nebenblattbiidung eines Blattes ist gross, besteht aus 
einem Nebenblatt und sondert die einzelnen Blätter in 
der Knospe von einander. 

a. Die Nebenblattbildung ist ein einziger blattartiger Theii. 
Tab. XXX. Die Nebenblattbildung umgibt die Achse, an welcher 

das Blatt entsteht. Cocoloba ovifera^ excorticata. 

b. Die Nebenblattbildung ist mit dem Blattstiele verbun- 

den, (zwei Nebenblättchen). 

Meliantfms maior. (Das Nebenblatt tritt zusammenhän- 
gend hervor.) 

Rosa centifolia. (Das Nebenblatt verbindet sich mit 
dem Blattstiele seitlich.) 

c. Uebergang zur Bildung von zwei freien Nebenblätt- 

chen. 
»• Die Sonderung der Nebenblättchen schwankt. 

1. Das erste Blatt in den Knospen, nach den Knospen- 

keimblättchen, der Achse (dem Mutterzweige) zu- 
stehend. Ailanthus glaruMosa. 
ß' Die Sonderung der Nebenblättchen ist bestimmt. 

2. Das dritte Blatt in den Knospen, nach den zwei 

Knospenblättchen, dem Mutterblatte zustehend. 
PrufMS amim. Cerasus persidfoUa. Amyg-- 
dakts nana. Pyrus Malus. Pyrus intermedia. 
Cydonia vuigaris. Amelanchier ovalis. 

Tab^ XXXI. Die Nebenblättchen sind in der äusseren HttUe mit dem Blatt 
verschmolzen, dann kommen ohne ferneren Uebergang 
Blätter mit freien Nebenbiättchen. Papuhs. Salix. 



184 A. Henry, 

B. Die zu den Blfittem gehörenden freien Nebenblättchen 
bilden die Knos^endecke. 

Tab. XXXII. a. Nebenblättchen gross, so dass sie die nachfolgenden 

Theile vollkommen umschliessen. Aln/us gluUnösa. 
Ficfus Carica. 

b. Nebenblättchen schmal; ein gesetzmässiges Verhalten 
zu einander findet statt. Quercus pedunculata^ Cer-- 
ris^ lacimata. 



KnaspetMlder. 185 



Blattdecklf^e Knospen, Oenunae foUaceae. 

Blätter zu mehreren yerbunden. 

% {%) 

ir folgen der Ansicht von 6. W. Bf seh off (Lehrbueh I. S. ISO), wel- 
cher annimmt, dass sich die Stellungsverhältnisse am einfachsten im reinen 
Wirtel darstellen, und werden die aus 2 Blättern gebildeten Wirtel Voran- 
stellen. Das Verhältniss der zweiblätterigen Wirtel zu einander gestaltet 
sich nun wiederum am einfachsten, wenn sämmtliche Wirtel dieselbe Rich- 
tung zeigen, so dass zwei Reihen von Blättern an der Achse der Pflanze 
gebildet werden, was Bischoff als gleichgestellte Wirtel bezeichnet. 

Wenn die Nebenachsen (die Achsen, welche aus der Hauptachse 
ihren Ursprung nehmen,) dieselben Stellungsverhältnisse haben, so dass die 
an denselben entstehenden zwei Blattreihen dieselbe Richtung zeigen, wie 
die an der Hauptachse, so entsteht eine Pflanzenbildung, welche in Hin- 
sicht der Stellungsverhältnisse ihrer Blatttheile als diejenige zu bezeichnen 
ist, welche an die Spitze zu stellen sein möchte, wenn eine Anordnung von 
Gebilden nach ihren Stellungsverhältnissen versucht wird. Gesellt sich 
zu einem solchen Verhalten der Nebenachsen, oder vielmehr der noch un- 
entwickelten Nebenachsen, der Knospen, eine Structur der Theile, welche 
einfach und von* den später auftretenden nicht verschieden ist, so dürfen 
wir solche Knospen wohl an den Anfang unserer Untersuchung stellen,^ 
um hieran die in Stellungsverhältniss und Structur-Art mannigfaltigeren 
Formen anzureihen. 

Wir finden diese einfache Bildung bei Mesembryanthemwn Unguae-- 
farme^ M. scalpratum und M. pustulabum^ wenn auch nicht bei allen gleich 
klar, jedoch annähernd ausgesprochen. 

Vol,XXIL P.L 24 



186 A. Henry, 

Mesembruanihemum Unguaeferme. 

Die Blätter sind zu 2 mit einander verbunden, und von diesen zwei 
Blättern ist das eine stets grösser als das ihm gegenüberstehende. Dieses 
Verhalten wechselt in der Weise, dass, wo am tiefer stehenden Blattpaare 
das grössere sich vorfindet, am darauf folgenden das kleinere Blatt seinen 
Stand hat. Die Stellung der Blattpaare ist so geordnet, dass an der Achse 
(an dem Stengel) zwei Reihen gebildet werden. Die Verbindungspuncte 
der Blattpaare treten bei allen an einer und derselben Seite des Stengels 
bedeutender hervor, als an der entgegengesetzten Seite, wodurch schon 
eine gewisse Einseitigkeit hervorgebracht wird (Fig. 1). 

Wenn man durch Wegnahme der ausgebildeten Blattpaare die sich 
fortbildende Achsenspitze (Achsenende) offen legt, so findet man kleinere, 
schon mehr oder minder ausgebildete Blattpaare (Fig. 2 von der Seite, 
Fig. 3 vom Rücken), welche ihrerseits wiederum kleinere Blätter (Fig. 4 
in natürlicher Grösse, Fig. 5 vergrössert dargestellt) umschliessen. - 

Die Knospen, in den Achseln der Blätter entstehend (Fig. 6), zeigen 
eine Anordnung der Blätter, die an der Hauptachse* gleich ist. Das erste 
Blattpaar wendet sein grösseres Blatt dem Stamme (der Hauptachse) zu, 
welches das zweite ihm gegenüberstehende Blatt in eine flache Höhlung 
aufnimmt (Fig. 7 vergrössert). Wenn man diese zwei ersten Blätter weg- 
nimmt, so findet man, dass das nun folgende Blattpaar das grössere Blätt- 
chen nach Aussen hin hat (Fig. 8). Man bemerkt an den jungen Blätt- 
chen, dass die Blattpaare etwas seitlich gestellt sind, was sich jedoch bei 
der weitern Ausbildung verliert, so dass alsdann die Blätter der Knospen 
(der Nebenachsen) mit den Blättern der Hauptachse eine gleiche Richtung 
erhalten. 

MesembryanthewMiin scaipratum. 

Bei dieser Pflanze ist die Verschiedenheit der zwei zu einem Cyclus 
verbundenen Blätter noch deutlicher, als bei M. Mnguaeforme. 

Fig. 1. Die Spitze einer Pflanze, g das grössere, k das kleinere Blatt» 



Knospenbilder. \%% 

' Fig. 2. Die sich entwickelnde Spitze des Stammes, l das grössere 
Blatt des neuen Cyclus, welches dem grössern Blatte des vorhergehenden 
Blattpaares gegenüber steht» 

Fig. 3. Der junge Blattcyclus von der Seite des kleineren Blattes m. 

Fig. 4. Von dem Blattcyclus der vorigen Figur Blatt m weggenom*- 
men, um das nachfolgende Blattpaar n in den ersten Stufen der Ausbildung 
zu zeigen. 

In allem Anderen ist die Bildung von M. scalpratum der von M. lin-' 
guaeforme so ähnlich, dass eine besondere Darstellung uns nicht nothwen^ 
dig erschien. 

Mesembryanthemun^ puHukUum 

zeigt sich in der ganzen Bildung den vorhergehenden Pflanzen ähnlich, es 
zeigt sich jedoch ein noch bedeutenderer Unterschied in Hinsicht der 
Grösse zwischen den 2 Blättern, die mit einander verbunden sind, weswe- 
gen wir, diesen Punct heraushebend, das Uebrige nicht näher erörtern. 

Fig. 1. Die Spitze einer Pflanze. 

Fig. 2. Ein von den ausgebildeten Blattpaaren noch umschlossenes 
junges Blattpaar, von der Seite gesehen. 

Fig. 3. Dasselbe von der Seite des grösseren Blattes. 

Fig. 4. Dasselbe von der Seite des kleineren Blattes. 

Fig. 5. Das kleinere Blatt von der vorigen Figur weggenommen, 
um die Anlage zu einem neuen Blattpaare zu sehen, vergrössert. 

Fig. 6. Diese Anlage zu einem neuen Blattpaare, von der Seite 
gesehen mit einer Knospe, vergrössert. 

Wir fanden schon bei M. linguaeforme^ dass die jungen Blätter nicht 
vollkommen die von ihnen später angenommene Stellung zeigten, und ein 
ähnliches Verhältniss zeigte sich bei den beiden anderen Pflanzen, die sich 
dieser so ähnlich erwiesen. Bei M. fragrana ist dieses nunmehr noch 
klarer ausgesprochen, denn erst bei der vollendeten Ausbildung erreichep 
die Blattpaare die % Stellung. 



188 A. Henry, 

Me^en^bryanlhemntm ßragrmu. 

Die verschiedene Grösse der zwei zu einander gehörenden Blätter ist 
auch hier (Fig. 1) sehr ausgesprochen, und wir können schon in den 
auftretenden Blattpaaren (Fig. 1, 5) dieses und auch die Neigung dersel- 
ben zu der V^, /^ Stellung deutlich bemerken. 

Wenn man die ausgebildeten Blätter sämmtlich wegnimmt, wie die- 
ses in Fig. 2 geschehen ist, um die sich bildenden Blattpaare zu untersu- 
chen, so finden wir, dass die Blätter mit ihrer Basis die % Stellung zu be- 
haupten suchen, und dass die Neigung zur !4 V/a) Stellung an dem oberen 
Theile des Blattes stärker hervortritt. In Fig. 3 ist das kleinere Blatt vom 
Blattpaare 5, 5 weggenommen und es erscheint das nunmehr folgende, in 
der Ausbildung begriffene Blattpaar 6, welches wir hier von dem Rücken 
des grossem Blättchens erblicken , in Fig. 4 von der Seite des kleinem 
Blättchens, vergrössert, dargestellt haben. In Fig. 5 sehen wir die in- 
nere Fläche des kleinern Blättchens vom Blattpaare 6, und wir bemerken 
an der Basis desselben das auftretende, nunmehr folgende Blättchen. Auch 
aus der Stellung der vorkommenden Knospen dürfen wir auf eine später 
eintretende Aenderung in der Stellung der Blattpaare schliessen. 

Wir finden sie nicht so gestellt, dass wir ihre Entstehung in den 
Achseln von Blättern mit \ Stellung annehmen können. Wir finden die 
Knospen sämmtlich auf einer Seite der Achse und ungeftihr nur /^ des 
Umfanges (90®) von einander entfernt. 

Wenn wir uns in Fig. 10, dem Grandrisse von Fig. 1, 2 Linien ab 
und cd durch die Standpuncte der Knospen ziehen, und das Verhalten der 
Knospen und der Blätter zu einander erwägen, so glauben wir annehmen 
zu dürfen, dass das Blatt 1* ursprüglich bei c entstanden, Blatt 2^ in der 
Linie a, Blatt 3^ wiederam in der Linie cd^ und so fort, und dass erst 
später sämmtliche Blattpaare in die Linie mn zusammentrafen. Wir sehen 
ferner, dass stets nur ein Blatt von den zwei mit einander verbundenen 



I 



KnospefiMder. 189 

eine Knospe hatte, die hier, wie schon bemerkt, nur 90^ von einander 
entfernt, sammtiich auf einer Seite der Achse auftreten. 

Wenn wir eine kleinere Wendung der Blattpaare annehmen, so dass 
z.B. 1* der Blattwinkel ist, zu welchem die Knospe g^ gehörte u. s.f., so 
sind es bei unserer Pflanze die kleinem Blätter der Blattpaare, die Knospen 
haben; denn eine so grosse Wendung der Blätter, dass 1 ursprünglich bei 
c war und die Knospe g^ in ihrer Achsel hatte, ist wohl nicht füglich an- 
zunehmen. 

Wir glaubten auch nicht annehmen zu dürfen, dass hier bei unserer 
Pflanze ein seitliches Auftreten der Knospen, wie wir solches bei Fagus^ 
Tilia und anderen Pflanzen bemerken, stattfinde. 

Die Richtung der ersten Blätter an den Knospen ist in der Art, dass 
das grössere Blatt sich etwas [dem Stamme (der Hauptachse) zuwendet. 
Dieses Eingehen in die % Stellung der Blätter an der Hauptachse tritt bei 
der weiteren Ausbildung der Knospe immer deutlicher hervor. 

Das grössere Blatt nimmt in einer abgeflachten Aushöhlung der inne- 
ren Seite das ihm gegenüberstehende Blättchen auf. In Fig. 2 ist g^^ so 
wie auch in Fig. 3 gf* eine junge Knospe, von welcher wir in der Fig. 6 
eine Yergrösserung geben, und in Fig. 7 das Innere derselben, ebenfalls 
vergrössert. In den Figg. 8, 9 ist die Entwickelung und die Verschie- 
denheit in Form und Grösse der 2 mit einander verbundenen Blätter 
gegeben, und es tritt bei allen deutlich hervor, wie das grössere Blättchen 
des vorhergehenden Blattpaares mit dem grösseren des nachfolgenden 
abwechselt. 

Bei den vorhergehenden Pflanzen sahen wir, wie die Blätter aus 
einer Stellung, die ursprünglich nicht die % Stellung war, in diese einzu- 
gehen sich bestrebten und dieses auch (mehr oder minder) erreichten. 

Wir finden jedoch bei mehreren Pflanzen, deren Blattpaare anftinglich 
eine ähnliche Stellung, wie M. fragrans zeigen, dass bei der Ausbildung 
die '/s Stellung nicht erreicht wird, und dadurch eine schief sich kreuzende 
Stellung der Blätter an der Achse hervorgebracht wird. 



190 A. Henry, 

Mesemäryanihemutn cncetafum« 

Die Blätter sind gleich den von uns schon erkannten Species in 
Form und Grösse von einander verschiedeVi, und an einer Seile der Achse 
treten die Blattpaare ebenfalls bedeutender hervor (Fig. 1). 

Wenn man durch Wegnahme sämmtlicher Blätter den Kern der sich 
fortbildenden Achse blos legt, so zeigt sich deutlich, dass das in der Ent- 
wickelung noch nicht vorgeschrittene Blattpaar kreuzend mit dem vorher- 
gehenden auftritt (Fig. 2), welches jedoch in dem ersten Auftreten der 
Blättchen (Fig. 5) noch deutlicher ist. Figur 3 und 4 sind Vergrösserun- 
gen von Fig. 2. 

Die 2 ersten Blätter der Knospen, sich rechts und links an der Achse 
stellend, legen sich nicht so dicht an einander an, wie solches bei den 
später auftretenden Blattpaaren der Fall ist, so dass die Verbindung der- 
selben fleischig und bedeutend hervorgehoben erscheint (Fig. 6 u. 7 vergr.). 

Wenn wir den Grundriss eines Achsenendes (Fig. 8) betrachten und 
denselben mit der von uns erkannten ursprünglichen Stellung der Blätter 
vergleichen, so dürfen, oder müssen wir vielmehr annehmen, dass bei ihrer 
Entstehung die Blattpaare in den punctirten Linien ab und cd entstanden 
sind, und dass durch eine stärkere Neigung der Linie ab und eine schwä- 
chere der Linie cd die sich darstellende schiefe Kreuzform hervorgerufen 
wurde. 

ihrasmUa cUiata. 

Wenn man die ausgebildeten Blattpaare, einer Achsenspitze (Fig. 1) 
ablöst, so bemerkt man an den in der Bildung etwas vorgeschrittenen Blätt- 
chen eine ausgesprochene Neigung zur % Stellung, welches dadurch her- 
vorgerufen wird, dass die dünnen, flachen Blättchen sich bei ihrem Grös- 
serwerden nebeneinander emporschieben (Fig. 2, 3 und 4, Vergrösserung 
von Fig. 3). 

Untersucht man jedoch die Blätter in ihrer ersten Entstehung, so wird 
man inne, dass der eigentliche Stand derselben sich mehr zu % (%) hin- 



Knospenhüder. 191 

ndgt (Fig. 5 vergr., Fig-6 yergr.)? welche Stellung den Basen der Bist- 
ter am Stamme auch verbleibt (Fig. 7), während die Blattausbreitung die 
verschobene Kreuzform hervorruft (Fig. 1). 

Die Knospen zeigen ein deutlich ausgesprochenes Gegenüberstehen 
der Blatter (Fig.SjO), und die Verschiebung erfolgt wie bei der Haupt- 
achse. Wir fanden häufig eine Verzweigung, die man eine dichotomische 
nennen möchte, es ist jedoch eine Achse von diesen 2 (Fig. 7) als eine 
Fortsetzung der Hfiuptachse, und eine als secundär zu betrachten. Fig. 10 
ist der Grundriss einer solchen scheinbar dichotomisch verzweigten Pflanze, 
wo der mit * bezeichnete Theil als secundär zu erachten sein möchte. 

Eine schief sich kreuzende Stellung der Blattpaare, wie wir solche 
bei den zwei vorhergehenden Pflanzen bemerkt haben, tritt noch entschie- 
dener und eigenthümlicher auf bei 

JBocXiea faZeaUt,. 

Die Stellung der Blattpaare ist ursprünglich >4 5^, wie wir dieses bei 
den ersten Stufen der Entwickelung in Fig. 3a, Fig. 4-7 und 11 sehen; 
bei der weiteren Ausbildung legen sich die jungen Blättchen flach aufein- 
ander und müssen, um zwischen den schon vorhandenen Blättern sich 
empor zu heben, die ihnen eigenthümliche Stellung in etwas aufopfern. 
Mit der fortschreitenden Entwickelung suchen die Blattpaare ihrer ur- 
sprünglichen Stellung wieder nahe zu kommen (Fig. 1), die ausgebildeten 
Blattpaare weichen mit ihren Blatttheilen von der ihnen zukommenden 
Richtungslinie ab (Fig. 11). Diese Abweichung erfolgt in der Weise, 
dass beide Blätter, die mit einander verbunden sind, sich nach einer Seite 
hin neigen, und die des darauf folgenden Cyclus sich nach der entgegen- 
gesetzten Seite hin wenden. 

Durch dieses regelmässige Wenden der Richtung der Blattpaare wer- 
den 2 Winkel des Kreuzes grösser, als die 2 übrigen. In Fig. 11, dem 
Grundrisse einer Achse mit den Blättern, übersehen wir dieses ganze Ver- 
hältniss. Die Linien gg und ff geben die Richtung an, in welcher die 



192 A. Henry, 

BlSUer sich gestellt hätten, wenn keine Wendung derselben eingetreten 
wäre. 

Die Knospen zeigen 2 nebeneinander stehende Blätter (Fig. 4), die 
bei der Entwickelung (Fig. 5) sich mehr nach Aussen hinneigen (Fig. 6 
vergr.), wo man deutlich die Mittelrippen zu unterscheiden vermag, was 
an der dem Stamme zugekehrten Fläche derselben nicht der Fall ist (Fig. 7 
vergr.). Fig. 8, 9 und 10 sind verschiedene Stufen der Knospenausbil- 
dung, und Fig. 10^ ist der Grundriss von 10. Die 2 ersten Blätter der 
Knospe, oder vielmehr das erste Blattpaar bildet einen rechten Winkel mit 
dem Blatte des Blattpaares, an welchem die Knospe entstanden; das fol*- 
gende Blattpaar der Knospe nimmt schon eine schiefe Stellung an, ebenso 
das darauf folgende, nur in einer andern Richtung. 

Ein ähnliches Yerhältniss, wie bei R. fakata^ finden wir bei 

GMbuiea ol^aUaUh 

wo sich die Hinneigung der Blattpaare auch abwechselnd ändert. Die 
Wendungen der Blattpaare zeigen sich jedoch nicht so sehr in der Stel- 
lung der Blätter, prägen sich aber desto stärker in der Form der Blätter 
aus, deren Hälfte wir ganz ungleich gross und zwar in der Weise gebildet 
finden, dass die Seiten, die dem Hinneigungspuncte nahe liegen, kleiner 
erscheinen (Fig. 1). Es könnte vielleicht die Art der Ausbildung auf 
diese Eigenthümlichkeit einwirken. 

Der Stand der Blattpaare ist nämlich ursprünglich gewiss % (!^); diese 
Stellung müssen die sich ausbildenden Blatlpaare aufgeben, indem sie, sich 
flach aufeinander legend, emporstreben, so dass Blattpaar 1,1 mit Blatt-^ 
paar 2, 2 dieselbe Richtung zeigt. Fig. 1 ; Fig. 2, Blattpaar 1, von der 
Seite; Fig. 3 von vorne, vergr.; Fig. 4 zeigt uns Blattpaar 1 völlig frei 
von allem Umgebenden, vergr. ; Fig. 5 ist der untere Theil, zwischen wel- 
chem das folgende Blattpaar Fig. 6 sich empordrängt. Die Fig. 7 und 8, 
2 Blattpaare auf geringerer Stufe der Ausbildung, zeigen uns, wie die ge- 
geneinander stehenden Blattpaare, ihre Blätter aufeinanderlegend, sich dem 



KnoHpenbilder. 19S 

vorhergehenden Blatlpaare anschmiegend, hervorstreben, und dann erst, 
wenn sie sich frei auszubreiten vermögen, die '/a V^ Stellung wieder ein- 
nehmen. Fig. 9 ist der Längedurchschnitt einer Achsenspitze. 

Anmerlunis« BesrllT der IPrmmewMä^mm» 

Schimper (bot.Zeit. Nr. 10. März. 1835). Quirle sind abgesetzte, 
in sich geschlossene Blattstellungscyclen. Der Quirl ist keine simultane 
Bildung; der Wechsel von Quirlstellungen mit fortlaufenden Spiralstellun- 
gen, der so häufig ist bei Hippuris^ CMSucmna^ Equisetum^ zeigt nicht 
nur überhaupt die Verwandtschaft beider, sondern leitet uns auch zur Er- 
kenntniss der bestimmten Maasse, nach welchen die Quirle gebildet' sind. 

In den Blättern des Quirls ist Succession. 

Indem Herr Schimper von der Aufeinanderfolge der Quirle spricht, 
bemerkt er Folgendes : Alle diese mannigfaltigen Verhältnisse sind bedingt 
durch einen bestimmten Zusatz (Prosenthese), den das Maass der Blattstel- 
lung bekömmt bei'm Uebergange vom letzten Blatte des einen Cyclus, dem 
Cycluren, zum ersten Blatte des anderen, dem Cyclarchen. Die Grösse des 
Zusatzes bei'm Beginn des neuen Cyclus beträgt in allen Fällen irgend 
einen bestimmten Theil des Maasstheiles der Blattstellung. — Beträgt die 
Prosenthese %^ so entsteht die Altemation der Cyclen. 

W^oUen wir die hauptsächlichen gegenseitigen Stellungen von /^ Cy- 
clus bilden, so dürfen wir nur die Maasse der früher angeführten Stelle als 
Prosenthese dem Maasse des Uebergangsschrittes von Cyclus zu Cyclus 

zusetzen, um folgende Stelle zu erhalten : 

l ^ y 1 ^ 2/ 

5 ^5 2 "• ^-T- 

Das erste Glied ist die bekannte Decussation der Blattpaare, also eine 
y^ Stellung, deren Cyclen mit einer Prosenthese von einem halben Zweitel, 
also mit einem Uebergangsschritt von % verbunden sind. 

Dieser Erklärung Herrn Schimper's liegt die Ansicht einer ein- 
zigen Spirale, die nur cyclenweise zusammengehalten wird, zum Grunde, 
womit Herr A. Braun übereinstimmt. 

VolXXII. P.L 25 



194 A. Henry, 

Die Herren L. und A. Bravais, von einem anderen Grundsatze aus- 
gehend, wollen die sich kreuzende Stellung der BlaUcyclen aus einer 
Verbindung mehrerer Reihen abwechselnd gegenttberstehender Blätter 
erklären. (Essai sur la positian des feuilles recHseriäes pag.l3.) 

Dans le cours de nos trava/ux^ nous sammes parUs de prindpes 
pkts simples; nous n'avons admis pour spirales que Celles qui räundssent 
des femlles placees ä ägales distances entr^ elles. Renongant ä Vidie chi" 
m&rique d^une spirale toujowrs unique^ nous avons reconrm des spirales 
nmltiples ou conjuguees. Par des recherches nombreuses^ nous avons en- 
smte värifie qu'enlre denx systemes diffärents^ il n^existe pas de transition 
ni de divergences moyennes^ mais quHls se succident Vun ä Va/utre^ chacun 
avec sa divergence propre^ sans lacune ni intermediaire. 

Wir haben hier noch zu betrachten, welchen Stand die zwei ersten 
Blätter (der erste Blattcyclus, Quirl) an den Knospen der Pflanzen mit V, '74- 
ständigen Blättern haben, ohne hier die Knospen anderer Blattstellungen 
heranzuziehen, da sich später eine passendere Gelegenheit finden wird, 
hierüber zu reden. Wir finden bei der Verzweigung der Pflanzen mit 
% {%) ständigen Blättern, dass die zwei ersten Blätter des Zweiges rechts 
und links vom Mutterblatte von diesem 90^ entfernt auftreten. 

Herr Schimper sagt hierüber (bot. Zeit. Nr. 10): Am Schlüsse die- 
ses Abschnitts möge noch die Bemerkung Raum finden, dass ähnliche Pros- 
enthesen, wie sie bei Aneinanderreihung von Cyclen gleichen Maasses 
vorkommen, häufig auch den Anfang der Blattstellung an den Zweigen 
bezeichnen. Nur sehr selten schliesst sich die Blattstellung des Zweiges 
an die des Stammes so an, als ob sie an der Hauptachse selbst fortliefe. 
Bei % Stellung z.B. fallen, wenn die Blattstellung am Zweiganfange mit 
Prosenthese anhebt, die Zweigzeilen der Blätter nach rechts und links u.s.w. 

Die Herren L.und A.Bravais (Essais sur la disp.gen. d.f.recUser.) 
bemerken über die Zweiganßinge mit dieser Blattstellung: ^^LHmplantaUon 
de ces ramea/ux^ä VaiseUe d'une feuille est un autre mode de passa^e du 
systäme de la tige^-märe ä la däcussaHan par un axe deff^rent. La feuiUe^ 



Knospenbilder. 195 

mire est pour ces hourgeons comme la feuille terminale d'wb systdme in-^ 
ferieur. Ainsi les premiäres femlles opposees seront placSes transversa^ 
lement^ Vune ä draite et Vcmbre ä gauche. Cette position des deux pre- 
mieres feuilles d'wi rameo/u däcussö naissant a etä constatäe par Vohser-' 
vation de Ums les^botanistes.^ a. a. 0. pag. 26. 

• ■ % (%) 

Wir haben zuerst die einfache Knospenbildung vorgeführt, welche 
an einer Achse entsteht, deren Blattpaare 2 Reihen bilden, und das Ver- 
halten derselben kennen gelernt, wie ihre Theile ebenfalls 2 Reihen geben, 
welche mit den Reihen der Hauptachse dieselbe Richtung zeigen. Wir 
glaubten noch einige Bildungen anfügen zu dürfen, wo ein Schwanken der 
Stellungsverhältnisse sowohl in den Knospen, als auch an den Hauptach- 
sen stattfindet, und schlössen sie mit einer Darstellung, wo eine fast voll- 
endete % {\) Stellung sich ausprägte. 

Nunmehr wollen wir eine Knospenbildung betrachten, wo eine solche 
% /i Stellung der Theile sich ungetrübt schon im Auftreten vorfindet und 
in der Ausbildung nicht gestört wird. 

MeMembrya/KM^emmn foUoMum. 

Die Ausbildung der Hauptachse erfolgt, indem die neu entstehenden 
Blattpaare, geschützt von den vorhergehenden, in der ihnen eigenen Stel- 
lung sich emporheben, sich dann etwas von einander trennen, um den 
nachfolgenden wiederum Raum zur Entwickelung zu geben (Fig. 1, Fig. 2 
und 3). Die ersten 2 Blättchen der Knospe stehen so, dass eine Linie, 
durch die Achse derselben gezogen, einen rechten Winkel bildet mit der 
Linie, die man durch die Achse der Blätter zieht, in deren Winkel die 
Knospe entsteht (Fig. 7. ah cd). 

Dieses erste Blattpaar ist anfanglich fest aufeinander liegend und 
breit im Verhältniss zur Höhe (Fig. 4), bei der weiteren Entwickelung 
wird dasselbe schmäler und es bildet sich ein kleines Stielchen (Fig. 3 
und 6 vergrössert). Das nunmehr folgende Blattpaar macht mit dem 



196 A. Henry, 

vorhergehenden einen rechten Winkel, so dass ein Blatt nach hinten und 
eins nach vorne zu stehen kommt. 

Den Pflanzen, die ihre Nebenachsen in der Weise entwickeln, dass 
alle Theile derselben sich gleich ohne Unterbrechung im Wachsthume voll- 
ständig ausbilden, müssen wir in Hinsicht der KnospenbiTdung die Pflanzen 
nahe stellen, deren zuerst auftretende Theile den nachkommenden Schutz 
gewähren, sich aber dennoch vollständig ausbilden, wenn die Entwicke- 
lung der Knospe nach einer bestimmten Ruhezeit erfolgt. Wir glauben 
hierher die Knospen rechnen zu dürfen, die wir bei Thuja^ Oupressus und 
Callitris finden, von welchen besondere Darstellungen wohl nicht als noth- 
wendig zu erachten sein dürften, und wollen zu Bildungen übergehen, 
wo ein Uebergang vom ausgebildeten Blatte zum Knospendeckblatt sich 
vorfindet. 

Die Spitze des Zweiges ist in den meisten Fällen eine Blüthenknospe. 
Die 2 zuerst auftretenden Blättchen der Knospen behalten die Eigenschaft 
der Deckblätter und ihre Entwickelung ist gehemmt. Die folgenden Blät- 
ter entwickeln sich vollständig. Figur 1 und 2 zeigen uns zwei Entwicke- 
lungsstufen der Knospen; Fig. 3 ist die Fig. 2 von vorne. 

In den Winkeln der ersten Deckblättchen bilden sich neue Knospen 
während der Entwickelung der primären Knospe. Bei Fig. 4 und 5 sind 
diese zwei Deckblättchen mit «' bezeichnet, in deren Winkeln wir bei 
Fig. 5 die Knospen g^ g^ bemerken, zu welchen die Deckblättchen «'«' 
gehören ; g' ist die Hauptknospe. Fig. 6 ist die Projection einer solchen 
Bildung mit derselben Buchstabenbezeichnung. 

Wir glauben den Uebergang von den Knospen,' die sich frei entwik- 
keln, zu solchen, die eine Knospendecke bilden, wohl am besten durch 
solche Bildungen einzuleiten, an welchen nur wenig Unterschied in Hin- 
sicht der Structur zwischen den Knospendecken und den Blättern ist, oder 
nur einige einzelne Blätter zur Knospendecke verwandt werden. 



Knoapeabilder. 197 

X^heOra dMtachya. 

Eine knospenartige Abschliessung des Endes der Zweige findet man 
sehr selten. 

Die Knospen sind anfanglich von den Blättern, in deren Winkel sie 
sich bilden, ganz bedeckt (Fig. 1 nat. Grösse, Fig. 2 und 3 vergr.). Sie 
legen sich an den Stamm an, und erst später treten sie von demselben ab 
(Fig. 4, 5, 6). 

Die 2 ersten Blättchen der Knospe, rechts und links stehend, bilden 
eine geschlossene Hülle, welche erst durch die nachfolgenden Blätter aus- 
einander gedrängt wird (Fig. 4-7). Auch die nachfolgenden Blattpaare 
zeigen sich in der Knospe geschlossen, wie wir dieses in dem Längen- 
durchschnitt (Fig. 7) bemerken können. 

Es ist bei dieser Pflanze auch noch zu bemerken, dass sie häufig eine, 
unterhalb der Hauptknospe stehende, Nebenknospe macht (Fig. 9), und dass 
in den ersten Knospenblättchen sich gleich wiederum Knospen bilden, de- 
ren Ausbildung mit der Knospe, wozu sie gehören, gleichen Schritt hält, 
so dass aus den 2 Blattwinkeln eine quirlartige Verzweigung hervorgeht. 

Figur 10 ist der Grundriss von 2 Knospen und den unterständigen 
Nebenknospen, nebst den Knospen, die in den Winkeln der ersten Blätt- 
chen der Hauptknospe sich bildeten. 

So finden wir bei dieser Pflanze eine ganz einfache Bildung der 
Knospe ; nur ein Blattpaar, — das erste, welches an der Basis der Knospen- 
achse steht und stehen bleibt, können wir für eine Hülldecke ansehen, 
indem die darauf folgenden schon gänzlich die den Blättern dieser Pflanze 
eigene Bildung zeigen. Und selbst dieses erste Blattpaar ist in seiner Bil- 
dung keineswegs so sehr verschieden von den folgenden, was durch die fast 
normal sich vorfindenden Knospen in seinen Achseln noch bestärkt wird. 

MtppophaB eanadenHs. 

Die knospenartige Abschliessung der Achsen gleicht den eigentlichen 
Knospen. Diese erheben sich auf einem kleinen Stielchen, und die 



198 A.Henry, 

äusserste Hülle besteht aus 2 Blättchen, die links und rechts stehen, sich 
aufeinander legen und das Innere deckend umfassen ; Fig. 1 ist die Spitze 
eines Zweiges mit einigen Knospen. In Figur 2, wo ein Blättchen weg- 
genommen, erkennt man das Innere der knospenartigen Abschliessung, 
wovon Fig; 6 die Projection giebt. Fig. 3 ist eine Knospe, vergr. Bei 
Fig. 4 sind die ersten Hüllen weggenommen, und bei Fig. 5 die vordere 
zweite Hülle, um die noch wenig entwickelten Theile zu zeigen ; Fig. 7 
zeigt uns die Projection eines Knospenpaares mit den unterständigen Bei- 
knospen. 

Die unterhalb der Hauptknospe auftretende Nebenknospe zeigt die 
Blättchen nicht geschlossen aneinander liegend. 

XdguMtrum mUgare. 

Die knospenartigen Enden der Zweige gleichen in ihrer JBildung den 
Knospen (Fig. l), nur dass die deckenden Blättchen etwas schmäler und 
mehr zugespitzt erscheinen. 

Die Knospen zeigen 2 Blättchen, das eine rechts, das andere links, 
welche bei der Entwickelung auseinander gedrängt werden, so dass die 
zum Schulz der inneren Theile nothwendigen Blättchen hervortreten kön- 
nen, die mehr dem Innern zustehenden ausgebildeten Blätter schützend 
umhüllen (Fig. 2). Verschiedene Entwickelungsstufen sind in Fig^3 u. 4 
dargestellt. 

Figur 5 zeigt uns eine ausgebildete Knospe, wovon 6 eineVergrös- 
serung ist. 

Der Uebergang von Hüllblättchen zu eigentlichen Blättern erfolgt 
langsam. Fig. 7 und 8 vergrössert. Blättchen 5 hat noch den Charakter 
eines Hüllblältchens; 6 ist ausgebildeter. In den gegenüber stehenden 
Blättern scheint eine gewisse Deckungsrichtung zu herrschen, wie wir die- 
ses in der Projection (Fig. 9) an den 2 Settenknospen bemerken können, 
so wie auch an Fig. 7, wo eins der gegenüber stehenden Blättchen das 
andere deutlich umfasst. Dieses wird auch deutlich bei dem oft stattfin- 



Knospenbilder. 190 

« 

denden Auseinandertreten der Blattpaare, wovon wir hier keinen genaue- 
ren Nachweiss geben. ^ 

Oft finden wir in dieser Aufeinanderfolge eine geregelte spirale An- 
ordnung, welche jedoch nicht selten durch eine andere plötzlich eintre- 
tende, nicht so regelrechte unterbrochen wird. 

Wir wollen nunmehr die Knospen betrachten, deren Knospendecke 
aus umgeänderten gegeneinanderttberstehenden Blättchen besteht, welche 
mit ihren Basen mehr oder minder mit einander verbunden sind und hierin 
eine Bildung zeigen, die, wenn auch schwächer, sich auch an den später 
auftretenden ausgebildeten Blättern vorfindet. 

Mionieera IPeHcVsmenum. 

Eine knospenartigeAbschliessung der Hauptachse ist selten vorhanden. 

Der Stand der Blätter ist % (/^), und die Basen von je 2 gegenüber- 
stehenden Blättern sind mit einander verbunden (Fig. 1 in natttrl. Grösse, 
Fig. 2 vergrössert). 

Die Knospen bilden ihre ersten Decken rechts und links, welche an 
ihrer Basis mit einander verbunden sind (Fig. 3). Diese Verbindung ist 
immer bedeutender, je näher man dem Sterne der Knospe kommt. 

Wir haben in den Figuren 4-10 dieses Verhältniss dargestellt, in- 
dem wir immer ein Blattpaar entfernten, um das darauf folgende zu 
zeigen. 

Fig. 1 1 ist die Achse der Knospe ebenfalls vergrössert, wie die Figu- 
ren 2-10. Die Spitze dieser Achse wurde unter einer schwachen mi- 
kroskopischen Vergrösserung gezeichnet (Fig. 12), um auch hier das Ver- 
bundensein der eben entstehenden Blattpaare zu zeigen. 

Fig. 13 sehen wir den Längendurchschnitt einer Knospe, und Fig. 14 
ein einzelnes Blättchen von der inneren Seite. Fig. 15 ist die Projection 
einer Knospe. 

Fig. 16. Knospen von Lonicera nigra^ von welchen Fig. 17 die 
Projection giebt. 



200 A. Henry, 

Acer tartaricmn, eampestre, Hriatum. 

Das knospenartige Ende der Hauptachse bildet seine HflUe aus Blätt- 
chen, die auf einer geringeren Ausbildungsstufe verharren (Fig. 1). 

Die Bildung ist ganz gleichend der einer Knospe, und wir haben die- 
selbe deswegen erschöpfend dargestellt in den Figuren 1 - 18. Wir fin- 
den hier 7 Blattpaare auf einer geringeren Entwickelungsstufe und die 
schützende Hülle bildend (Fig. 1-7). 

Erst das achte Blattpaar zeigt die Anlage zu einer vollkommenen 
Ausbildung, von welchen ausgebildeten Blattpaaren nunmehr viele aufein- 
ander folgen. Wir haben in den Figuren 8-15 dieselben verfolgt; Fig. 9, 
11,13,15 sind Vergrösserungen von 8,10,12 und 14. 

Fig. 16, das innerste, mit dem Vergrösserungsglase sichtbare, Blatt- 
paar haben wir Fig. 17 in einer schwachen mikroskopischen Vergrösserung 
gegeben, um so die ganze Stufenfolge der Blattausbildungen zu ergänzen. 

Fig. 23 ist das Uebergreifen der Blätter getreu wiedergegeben, in 
welchem sich häufig eine gewisse Gesetzmässigkeit ausspricht. 

Die Knospen, in den Winkeln der Blätter sich entwickelnd, zeigen 
anfanglich 2 sich aneinander legende, rechts und links stehende Blättchen 
(Fig. 18). Diese treten auseinander und das nunmehr folgende Blattpaar, 
sich mit dem ersteren kreuzend, wird sichtbar (Fig. 19). Figur 20 eine 
mehr ausgebildete Knospe, vergr. Der Durchschnitt einer Knospe auf die- 
ser Stufe der Ausbildung von 19 zeigt uns noch wenige Knospendeck- 
schuppen; der von 20 von einer mehr ausgebildeten Knospe schon mehr; 
der Längendurchschnitt (Fig. 21) macht uns die innere Bildung der Knospe 
klar. Wir finden an derselben 5-7 Paar Deckschuppen, nach welchen 
alsdann sich ausbildende Blätter folgen. 

Fig. 23 zeigt uns die Projection einer knospenartigen Zweigabschlies- 
sung, so wie einer Knospe, wo I und II noch vollkommen ausgebildete 
Blätter zeigen. Die an der Zweigabschliessung mit 1, 2, 3 u. s. w. 
bezeichneten Deckblättchen sind eine Fortführung von I und IL 



Kmspenhilder. ' 201 

In Fig. 23 ist das sich entwickelnde Ende eines Zweiges dargestellt, 
und somit wäre die Bildung des knospenartigen Endes, so wie die der 
eigentlichen Knospen dargelegt. 

Acer campestre 

bildet seltener an den Enden der Zweige eine knospenartige Abschlies- 
sung, und wenn eine solche sich vorfindet, so wird die deckende Hülle 
aus 2 mit einander verwachsenen Blättern oder auch aus einigen so ver- 
bundenen Blattpaaren gebildet (Fig. 25, 26 u. 27). 

Die Knospen (Fig. 28) haben 5-6 Paar Deckschuppen, an welchen 
die blattartige Verzweigung der Nerven sichtbar bleibt. 

In den Figuren 29-34 sind die verschiedenen Hüllen bis zum ersten 
Blattpaare vergrössert dargestellt, in welchen sich ein Uebergang von 
Deckschuppen in eigentliche Blätter verfolgen lässt. 

Die äusserste Knospenhülle von ^c^ ^Maftim ist vollkommen geschlos- 
sen (Fig. 35) und theilt sich in zwei Theile bei der Entwickelung der 
Knospe. Das folgende Blattpaar verharrt auf einer geringeren Stufe der 
Entwickelung als verbundene Hüllblätter, wird aber als solches sehr gross. 
Das dritte Blattpaar ist indessen vollkommen ausgebildet, so dass hier der 
Uebergang von Hülle zu Blatt plötzlich erfolgt (Fig. 36). Fig. 37 ist der 
Anfang von zwei Aesten, da die Centralachse durch eine Blüthe häufig 
abgeschlossen wird, von der äussersten Hülle entledigt. Fig. 38 ist der 
Längendurchschnitt einer Knospe. 

SjfHnga vulgaris. 

Eine knospenartige Abschliessung der Zweigendeii ist selten vor- 
handen. Ihre Bildungsart ist der der eigentlichen Knospen ganz ähnlich, 
indem mehrere Blättchen, auf einer geringeren Stufe der Entwickelung 
verharrend, die schützende Hülle bilden (Fig. 26) , nach welchen der 
innere Blattkern (Fig. 27 und 28) folgt, dessen Blätter sieh etwas 
umfassen. 

VoLXXIL p.i. 26 



202 A. Henry, 

Die Knospen zeigen die ersten BlSttchen rechts und links. Wir fan- 
den oft, dass diese ersten Blättchen an der Spitze noch nicht zusammen- 
schliessen (Fig. 1), welches erst später erfolgte (Fig. 2 u.3). Die Rich- 
tung der Knospe zur Hauptachse ist anfänglich mehr gesenkt, so dass die 
Knospe vom Blattstiele etwas bedeckt erscheint (Fig. 4 u.5). 

Nachdem sich die zwei ersten Blättchen völlig ausgebildet haben 
(Fig. 6) , erfolgt die weitere Entwickelung der Knospe rasch, und es 
tritt das folgende Paar* der Deckschuppen zwischen den ersten, und mit 
diesen sich kreuzend, hervor (Fig. 8 u.9). 

Wenn mah eine ausgebildete Knospe genau untersucht, so wird man 
den allmäligen Uebergang von der harten, lederartigen HflUschuppe zum 
zarten Blättchen deutlich verfolgen können. Von der ausgebildeten 
Knospe 9 haben wir die 4 ersten Paare der HflUschuppen weggenommen 
und diess unter Fig. 10 dargestellt, von lObis 21 stets ein Blattpaar entfernt, 
und von 12 an vergrössert gezeichnet, und den noch deutlich erkennbaren 
inneren Kern (Fig. 21) in einer schwachen mikroskopischen Vergrösse- 
rung wiedergegeben (Fig. 22). 

Wir erkennen noch aus dieser Reihenfolge von Darstellungen, dass 
die Blätter der Blattpaare, anfänglich von einander gesondert, sich später 
mit den Rändern umfassen, welches auch deutlich im Grundrisse der 
Knospe (Fig. 30) hervortritt. 

Zur Vervollständigung der Uebersicht dieser Bildung haben wir noch 
die Achse dieser Knospe und einen Längsdurchschnitt vergrössert beige- 
fügt (Fig. 23 und 24). 

Zur Entwickelung der Blättchen haben wir noch zu bemerken, dass 
an üppig sich entwickelnden Knospen (Fig. 25), besonders Blflthenknospen, . 
in den Winkeln ider ersten HttUschuppen sich Laubknospen bilden, deren 
erstes Blattpaar in der Art auftritt, dass ein Blättchen das ihm gegenttber- 
stehende fest ganz umfesst (Fig. 29 a vergrössert). 

Die folgenden Blat^)aare verhalten sich alsdann ganz auf dieselbe 
Weise (Fig. 29. h,c,d). 



KnaspenbOder. 203 

Wir haben unter den Knospen, die wir bisher untersucht haben, 
schon mehrere gefunden, deren Blättchen ein Uebergreifen der Ränder 
zeigten; dieses konnte man jedoch mehr als ein zufalliges bezeichnen; 
bei den Knospen aber, die wir nunmehr betrachten wollen, ist ein wech- 
selseitiges Decken und Uebergreifen der Blattseiten stets vorhanden und 
eine gewisse Gesetzmässigkeit hierin nicht zu verkennen, welche jedoch 
nicht selten durch äussere Einflüsse getrübt wird, was wir uns aus der 
Bildungsweise der Blätter leicht erklären können. 

Die Blättchen nämlich, auf der ihnen zukommenden Stelle sich bil- 
dend, nehmen einen ganz kleinen Raum ein, berühren sich kaum; bei der 
ferneren Ausbildung in der Knospe sowohl, als auch an der Achsenspitze, 
suchen die Seiten sich möglichst auszudehnen und müssen sich somit über- 
einanderschieben ; der geringste Widerstand, eine kleine Hemmung in der 
Ausbildung, muss sie von dem ihnen eigenen Wege ablenken und somit 
eine Störung in der Gesetzmässigkeit der Deckung hervorrufen. 

CrasMUia lactea. 

Bei der sich entwickelnden Achse finden wir die wechselseitige 
Deckung der Blattseiten der einander gegenüberstehenden Blätter deutlich 
ausgesprochen, jedoch nur an den in der Entwickelung vorgerückten 
(Fig. 1). Die jungen Blättchen (Fig. 2) legen sich anfänglich aneinander 
(Fig. 3 in nat. Gr. und vergr.) ; Fig. 4 zeigt uns ein Blättchen von diesen 
weggenommen, um das kommende Blattpaar zu zeigen, von welchem in 
Fig. 5 ein einzelnes Blättchen von vorne gegeben ist. Die Knospen ha- 
ben ihr erstes Blattpaar so, dass ein Blatt rechts, das andere links zu ste- 
hen kommt (Fig. 6 in nat. Gr. und vergr.) ; diese treten auseinander und 
man sieht das zweite Blattpaar (Fig. 7). Bei'm ersten Blattpaare bemerkt 
man eine geringe Verschiedenheit der zwei Blätt6hen in Hinsicht der 
Grösse ; bei'm zweiten Blattpaare, auf einer weiteren Stufe der Entwicke- 
lung (Fig. 8), wird das Uebergreifen der Blattseiten deutlich, tritt bei 
der ferneren Ausbildung der Nebenachsen immer klarer und deutlicher 



204 A. Henry, 

hervor (Fig. 9; 10, 11 u. 12), und wird so der, in Fig. 1 deutlichen, Bil- 
dung der Hauptachse ähnlich. 

SaJMa ogßcbMMs. 

Die schützende Decke am Ende des Zweiges, für die später sich ent- 
wickelnden Blätter, wird durch die sich aneinander und wechselseitig über- 
einanderlegenden Blätter gebildet, ohne dass diese jedoch eine andere 
Form und Beschaffenheit als die später erscheinenden Blätter annehmen. 

Fig. 1-4 zeigt uns die Bildung einer Zweigspitze, indem wir in jeder 
Darstellung ein Blattpaar wegliessen und so zum innersten sichtbaren Kern 
gelangten. 

Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter. Die ersten 
2 Blätter, rechts und links an der Knospe auftretend, greifen mit den sich 
vergrössernden Seiten wechselseitig übereinander (Fig. 5 in nat. Gr. und 
vergr.); Fig. 6 ebenso und 7. Dasselbe erfolgt bei den nachfolgenden 
Blattpaaren (Fig. 8 und 9). 

Die Deckung der Blättchen in den 2 gegenüberstehenden Knospen 
ist meistens symmetrisch, so dass die gemeinschaftliche Achse für die zwei 
Knospen als Mittelpunct zu betrachten ist (Fig. 10 u. 1 1). 

In Fig. 1 1 ist der Grundriss eines ganzen Zweiges gegeben, in wel- 
chem man die oben angeführte symmetrische Deckung der Blätter verfol- 
gen kann. 

Ein symmetrisches klar ausgesprochenes Uebergreifen eines der ge- 
genüberstehenden Blättchen über das andere finden wir in den Knospen- 
decken dieser Pflanze, und zwar in der Weise, dass von den äusseren Decken 
ein Blättchen ganz das andere umfasst, bei den inneren hingegen ein 
wechselseitiges Uebergreifen der gegenüberstehenden Blätter sich darstellt* 
Fig. 1 ist das Ende eines Zweiges, Fig. 2 die Projection desselben, ans 
welchem sich das oben erklärte Verhalten deutlich verfolgen lässt. 



Knospenbilder. 205 

Die Blättchen der Knospen, die wir bis jetzt untersuchten, waren 
flach, ihre Seitentheile berührten sich, legten sich sogar häufig übereinan* 
der, und so verblieben die einzelnen Blättchen des Blattpaares, in einer 
gewissen Beziehung zu einander, was bei den Knospen, die wir nunmehr 
kennen lernen wollen, nicht der Fall ist. Hier tritt jedes einzelne BlaU 
für sich abgeschlossen auf und wendet seine Seitentheile seiner Mitte zu, 
entweder nach vorne oder nach hinten sich umbiegend. 

Carrea spedosa nnd aiba. 

Das knospenartige Ende der Hauptachse besteht bei C. alba aus 
mehreren Blättchen, die sich aneinander legen und so den nachfolgenden 
Theilen Schutz gewähren (Fig. 1). 

Die Knospen, in den Winkeln der Blätter sich bildend, zeigen zwei 
rechts und links ständige Blättchen, welche schon bei ihrem Entstehen 
nach vorne gebogen sind, ohne sich jedoch zu berühren (Fig. 2, Fig. 3 
vergr.) Dasselbe Verhalten finden wir auch bei der weiteren Ausbildung 
der Knospe, wie wir dieses aus den Figuren 4, 5, 6 erkennen. Bei'm 
Auswachsen der Knospen entwickeln sich diese ersten Blättchen vollkom- 
men und werden durch ein Stielchen, welches sich unterhalb derselben 
bildet, emporgehoben (Fig. 7 u. 8). 

Sämmtliche BläUchen haben bei ihrem ersten Auftreten einen filzigen 
Ueberzug von Aussen und von der Innenseite (Fig. 9). Fig. 10 ist die 
Projection eines Zweigendes mit Knospen. 

Carrea spedosa 

zeigt uns ein ähnliches Verhalten der Blättchen an der Knospe. Fig. 7 die 
eine kleine Knospe; Fig. 8 vergrössert; Fig. 9 ein Durchschnitt. Fig. 10 
ist der Grundriss des Zweiges, sehe oben. Wir finden hier eine Neigung 
der Blätter, die Ränder etwas rückwärts zu biegen, . indem sich das ganze 
Blatt nach vorne hinneigt. 



206 A. Henry, 

MomnaHnus oj^flciiialte. 

Die bei Correa angedeutete Umbiegung der BlStter nach hinten, dem 
Blicken des Blattes zu, ist bei R. officmalis deutlich ausgeprägt. Die 
knospenartige Abschliessung des Zweiges geschieht durch dicht sich anle- 
gende Blätter, welche auf diese Weise den nachfolgenden den nöthigen 
Schutz gewähren (Fig. 1 in nat. Gr., Fig. 2 die aufeinanderliegenden inne- 
ren Blätter vergr., Fig. 3 das folgende, Fig. 4 das darauf folgende Blattpaar). 

Die ersten Blätlchen der Knospen, rechts und links an der Achse 
stehend, decken durch ihr inniges Anschliessen die folgenden. Figur 5 
bis 10 zeigen uns die Entwickelung einer Knospe von 6 an vergrössert. 
Die Ränder der ersten Blättchen sind nicht so sehr zurflckgebogen, als die 
der folgenden, wie dieses in Fig. 10 deutlich hervortritt. 

Fig. 11 ist die Projection von 2 Knospen, aus welchen das Verhalten 
der Blätter klar gemacht wurde. 

Aufgerollt nach vorne, der Mitte zu, finden wir die Blättchen in den 
Knospen von 

CornuM tmoMcutiB. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes gleicht der Bil- 
dung der Knospe (Fig. 1). Zwei Blätter, nicht zur Ausbildung gelan- 
gend, legen sich dicht aneinander, bilden eine Hülle (Fig. 1)^ unter wel- 
cher das folgende Blattpaar seine weitere Entwickelung erwartet (Fig2, 
Fig. 3 vergr.). Das nach diesem folgende Blattpaar zeigt sich nur in der 
ersten Anlage (Fig. 4). 

Die Knospen zeigen 2 Blättchen, das eine rechts, das andere links 
stehend, welche an ihrer Basis miteinander verwachsen, sich mit ihren 
Rändern dicht aneinander legen und so eine vollkommen geschlossene 
Halle bilden (Fig. 4, Fig. 5, Fig. 1). 

Bei der weiteren Ausbildung der Knospe zum Zweige wird diese 
Hülle auseinander gedrängt und die nachfolgenden Blattpaare treten her- 
vor (Fig. 6, Fig. 7 vergr.). Wenn man diese äussere Hülle auseinander- 



KnospmbOder. 207 

legt (Fig. 8) und eins von den folgenden Blättcben entfernt, so sieht man 
das in der Anlage sich vorfindende dritte Blattpaan Die Blätter des zwei- 
ten Blattpaares sind mit ihren Randern schon nach vorne gerollt, was uns 
ein vergrössertes Blatt (Fig.O), u. (Fig. 10) der Grundriss von 2 Knospen, 
zeigt; die folgenden Blättchen zeigen bei ihrer weiteren Entwickelung 
dieselbe Bildung. 

Wir müssen hier noch der Verzweigungsweise erwähnen, wo bei 
einer /^ (Va) Stellung der Blätter sich nur in einem Blattwinkel der zwei 
gegeneinanderüberstehenden Blätter eine Knospe bildet. 

JusHUa (Adhatoda) archtaides. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes geschieht durch 
das Zusammenneigen der Blattpaare (Fig.l.a). 

Die Entwickelung der Knospen erfolgt in der Art, dass, wenn eine 
Knospe in dem nach rechts stehenden Blattwinkel des nach rechts und 
links wendigen Blattpaares auftritt, die Knospe zum folgenden Blattpaare, 
welches sich nach vorne und hinten wendet, sich im vorderen Blattwinkel 
entwickelt. Die dritte Knospe zum dritten Blattpaare (nach rechts und 
links) steht in dem nach links gewandten Blattwinkel. Die vierte, zum 
Blattpaare 4 gehörend (nach vorne und hinten), bildet sich im hinteren 
Blattwinkel. Die fünfte Knospe steht wie die erste (Fig. 1, Fig. 6 die 
Projection). 

Die auftretenden Knospen bilden demnach eine spirale Linie um den 
Stengel herum. Die Bildung der Knospen ist einfach, zwei Knospenblätt- 
chen, rechts und links stehend, bedecken anfanglich die folgenden Theile 
(Fig. 2), werden emporgehoben (Fig. 3), und treten auseinander, um den 
folgenden Blatttheilen Raum zur Entwickelung zu geben; Fig. 4 u.5 sind 
Vergrösserungen von 2 und 3. 

GotdJ^sia eiMf/tolta» (anisophyUa). 

Eine knospenartige Abschliessung des Zweiges ist nicht vorhanden, 
indem die Weiterbildung nicht unterbrochen wird. Fig. 1 in nat. Grösse, 



208 A. Henry, 

Fig. 2, 3 immer mehr dem Innern zu, vergr. Die Biälter sind bei der 
Entwickelung nach vorne aufgerollt. 

Die Entwickelung der Knospen erfolgt in folgender Weise: In dem 
Blattwinkel rechts, des nach rechts und links sich wendenden Blattpaares, 
bildet sich eine Knospe, die wir mit eins bezeichnen wollen. Diese 
Knospe steht in der Achsel des grösseren Blattes, während das gegen- 
überstehende kleinere Blättchen keine Knospe zeigt (Fig. 9). 

Die zweite Knospe, zum darauf folgenden Blattpaare, welches nach 
vorne und hinten gewendet ist, gehörend, entwickelt sich im grösseren, 
nach vorne gewandten, Blattwinkel (Fig. 9, mit II bezeichnet). 

Die dritte Knospe steht wie Knospe 1 ; die vierte wie die zweite, 
Fig. 9. IV. 

Die Entwickelung der Knospe ist einfach. Zwischen den 2 ersten 
Knospenblättchen, die später sich weiter entwickeln und emporgehoben 
werden, bilden sich die folgenden Blatttheile (Fig. 4-8), wovon die letz- 
tere Figur vergrössert ist. 

Hierher gehört eine Bemerkung der Herren L. und A. B r a v a i s. Diese 
Herren nehmen (DisposiHon des inflorescences p. 106) als dmes Mphylles 
solche an, an welchen beide Bracteen vorhanden sind ; dmes monophyUes 
nennen sie jene, an welchen eine Bractee gänzlich abortire. Sie bemer- 
ken ferner, dass die Braccteen, in deren Achsel sich keine Blüthe oder 
kein Blttthenzweig entwickelt, stets im Wachsen zurückbleibe. 

Des faits analogues ont a/ussi Heu parfois sur les Hges; ainsi sur le 
Ruellia amsophylla^ la grande femlle a une gemme ferlile ä son aiselle^ 
tandis que son opposie en est depourvue. 

Knospenkeimblättchen. 

Ehe wir in der näheren Erkenntniss der Knospen weiter gehen, sei 
es uns vergönnt, einen übersichtlichen Blick auf die Bildung der 2 Knospen- 
blättchen zu werfen, die (rechts und links dem Beschauer) den Anfang der 
Knospen bei den meisten dikotyledonischen Pflanzen bezeichnen, wenn 



Knospenbilder. 209 

auch eine andere Blattstellung an der Hauptachse und in den Knospen 
später vorhanden ist. Als Ausnahmen sind wohl die Pflanzen zu bezeich- 
nen, deren Blätter an Haupt- und Nebenachsen alle eine und dieselbe Rich- 
tungslinie haben, da hier auch die zwei ersten Blättchen nach hinten und 
vorne gerichtet sind, was jedoch auch einige andere Gewächse mit spi- 
raler Anordnung der Blätter zeigen. 

Schimper (Bot. Zeit. Nr. 10. 1835.) bemerkt: Man erinnere sich 
ferner, dass4)ei fast allen Dikotyledonen der Keimling die Blattbildung mit 
einem Cyclus des % Maasses (den zwei Kotyledonen) anhebt, welcherlei 
Blattstellung auch nachher folgen möge, was sich in ähnlicher Art an 
Zweiganhängen häufig wiederholt. 

L. und A.' Bravais (Disp. sym. d. inflor. p.88) sagen: Les ra-^ 
meaux des pUmtes de cette classe (IKcotylidonea) commencent par deux 
femUes lat&rales^ situäea Vune ä droits Va/utre ä gcmche; pag. 89: les deux 
feuilles primordiales peuvent ihre g&mnies^ c^est ä dbre former une spire 
contracUe de deux feuilles. 

Dieselben Beobachter erwähnen an einer andern Stelle (Disp. des 
feuilles curvis. p.40J ebenfalls dieser Stellung der ersten Knospenblätter: 
Les deux feuilles primordiales d'un rameau ä feuilles disposäes suivant 
le Systeme ordinaire naissent souvent deux ä deux et g^minäes^ comme on 
peut Vohserver fadlement sur le Chrysanthemum indicum. 

H. Wydler (lieber dichot.Verzw. d. Blüthenachsen dikot. Gewächse. 
Linnea XXVH. Hft. H. 1843.) spricht von eben diesem Vorkommen; er 
sagt: die Zweige dikotyledonischer Gewächse beginnen ihre Blattstellung 
mit 2 Blättchen, von welchen das eine rechts, das andere links am Zweige 
steht. Man bezeichnet sie mit dem Namen Vorblätter. 

Diese Vorblätter (Knospenkeimblälter), wie wir sie schon früher in 
unseren „Beiträgen zur Kenntniss der Laubknospen^^ genannt haben, bil- 
den sich bei vielen Pflanzen ganz symnfetrisch aus, so dass ein Blättchen 
an Grösse und Ausbildung dem anderen gegenüberstehenden vollkommen 
gleicht. Wir fanden dieselben in ihrem ersten Hervortreten aus der Achse 

VohXXiL p.i. 27 



210 A. Henry, 

als ein scheinbar geschlossenes Bläschen, welches in der Mitte eine feine 
Furche zeigte, wo die Grenze der aneinander slossenden Blättchen ist, an 
welcher Stelle auch die Trennung derselben erfolgt. 

Sollten nicht bei den Pflanzen, deren Blätter,* gegeneinanderüberste- 
hend, miteinander verbunden bleiben, diese Bildung der Knospenkeimblät^ 
ter die aligemein vorherrschende sein? 

Wir dürfen jedoch nicht verschweigen, dass wir bei Pflanzen Mit 
opponirten Blättern eine gewisse Succession in der Entstehung und somit 
eine Verschiedenheit in der Ausbildung der ersten Vorblättchen fanden, 
z. B. bei Syringa. 

Es ist indessen anzunehmen, dass eine solche Succession der zwei 
gegenüberstehenden Vorblättchen bei den Pflanzen vorherrscht, wo die spä- 
ter auftretenden Blätter eine abwechselnde Stellung, eine durch eine Spi- 
rallinie zu bezeichnende Anordnung haben. 

Wydler (Linnea XVII. Hft. II. S. 156) ist der Meinung, dass, wie 
bei opponirten Blättern eine gewisse Succession in ihrer Entstehung 
nachweisbar ist, so auch bei opponirten Vorblättern; es sei deshalb stets 
ein erstes (unteres) und ein zweites (oberes) Vorblatt zu unterscheiden. 

Wir haben schon früher bemerkt, dass die Bildung der Knospe in 
einer 'gewissen Abhängigkeit vom Mutterblatte stehe, und wir finden diese 
auch schon bei den Vorblättchen ausgesprochen, indem das er^te stets eine 
bestimmte Stelle einnimmt. Es ist jedoch dieses Verhältniss der Knospen 
zum Mutterblatte nur an ganz jungen Knospen zu erkennen ; später ver- 
wischt sich dieses, weil die Ausbildung der Keimblättchen durch andere 
sich hervordrängende Blätter zurückgeschoben, sie an der Basis der 
Knospen festgehalten werden und in ihrer Ausbildung nicht fortschreiten. 

L. und A. Bravais (Disp. symetrie des infl. p.97) heben hervor, 
dass der grössere Theil der Blättchen der Dikotyledonen an ihrem Blü- 
thenstiele zwei Bracteen zeige: ^Les deux brai^äes sont le plus s(mvent 
les premires feuilles d^une spirale^ qw part de la femüe-^mire et se ccm- 
tinue avec les spätes. 



Knospenbilder. 211 

^^feioe Dieselben Beobachter sprechen ihre Ansicht von der Abhängigkeit 

^ n der Zweigbildung vom Mutterblatte noch deutlicher aus auf p.*45. Disp. des 

femUes cwrtiä^fiies ; hier heisst es: D^ahord la position de cette premiire 

berste- femlle n^a point Heu Q^hizsard; eile est separee de la femlle-mere du ra-- 

loiblii. meom par une divergence d^une centaine de degr^s environs; . . . ainsi la 

spire generafoice partie de la premire feuiUe se rend ä la seconde feuiUe 

30 1 e% passant entre le ramea/u et la Oge-mdre. Cette deuxieme feuille paraU 

sofliil p sauwnt presque opposöe ä la premire^ surtotU si son merithalle est court^ 

inh auquel aas elles deviennent hig&minäes. 

Manche Beobachtungen scheinen für eine symmetrische Bildung der 
zfei y. ersten Blättchen zu sprechen. 

spä. Schimper (Bot. Zeit. Nr. 10. 1835. S.186) bemerkt: Es giebl, 

Spj. wie bemerkt, eine Reihe von Zweiganßingen, bei welcher ein Cyclus der 

% Steltung (und zwar mit % Prosenthese eingesetzt) die Blattstellung ein- 
^^g leitet; die zwei Blätter dieses Cyclus, von welchen das eine rechts, das 

andere links an der Basis des Zweiges sich befindet, sind nach vielen An* 
zeigen, wenn nicht immer, doch in vielen Fällen, in entgegengesetzter 
Richtung gebildet. 

Wydler (Linnea XVII. Hft.2. S. 157) zeigt, dass die VorWätter sel- 
ten eine wirklich opponirte Stellung haben, und dass eine grössere Diver- 
genz (also mehr als 180^) nach vorne liege, seltener sei das umgekehrte 
Verhältniss. Er sagt: Die beiden Vorblätter zeigen in den meisten Fällen 
eine entgegengesetzte Bildung, sie sind unter sich symmetrisch. 

Auch die Gebrüder Bravais (Disp. sym. d. infl. pag.llOJ nehmen 
bei den dmes scorpioides eine obliquitä des femlles an, beziehen diese 
jedoch auf d&jettement des axes successifs. 

Die zwei Saamenblätter verbleiben meistens unter der Erde, so dass 
ihre Entwickelung als beendet zu betrachten ist; bei manchen Pflanzen 
jedoch werden sie den eigentlichen Blättern ähnlich, indem durch die Ver- 
längerung des Stielchens unterhalb sie aus der deckenden Hülle herausge- 
hoben und den Einwirkungen des Lichtes ausgesetzt werden. 



iteb 
1. 



212 A. Henry, 

Ein ähnliches Verhalten ist bei den Knospenkeimblättchen; auch sie 
verharren in vielen Fällen, wie schon erwähnt, an der Basis des Zweiges 
und bilden sich nicht weiter aus, jedoch finden wir auch, dass sie empor- 
gehoben und einer weiteren Ausbildung fähig werden. 

So wird die Bildung der Knospenkeimschuppen der der eigentlichen 
Blätter sehr ähnlich. In diesem Streben zur Blattnatur ist selbst zwischen 
den zwei Knospenkeimschuppen ein Unterschied; während das erste Blätt- 
chen noch ganz die Eigenschaft der Hüllschuppe beibehält, wird die zweite 
schon einem eigentlichen Blatte sehr ähnlich (Hamamelis). 

Mit diesen Andeutungen über die zwei ersten Knospenblättchen 
(Knospenkeimblättchen) glauben wir genug gethan zu haben, da eine nä- 
here Angabe über die mannigfachen Veränderungen, welchen dieselben 
gleich den anderen blattartigen Theilen unterworfen sind, bei der genaue- 
ren Erkenntniss der Knospen im Verlaufe unserer Arbeit gegeben werden 
kann, und haben wir hier nur noch die Ueberzeugung auszusprechen, dass 
diese Knospenkeimblättchen auch an den Pflanzen, deren Knospendecke 
aus Nebenblättchen gebildet ist, als Blätter zu betrachten sind, worauf 
wir später bei manchen Bildungen, besonders bei Salix^ noch zurückkom- 
men werden. 

% ('/«) 

Wir wollen nunmehr einige Knospenbildungen kennen lernen, wel- 
che an Achsen entstehen, deren Blätter* zu 3, zu 4 u. s. w. verbun- 
den sind. 

lieber Entstehung der drei und mehrblättrigen Quirle und Erklärung 
ihrer Aufeinanderfolge können wir auf das verweisen, was wir von den 
Ansichten der Herren Schimper, Braun, L. und A. Bravais bei 
den zweiblältrigen Quirlen und der Kreuzung derselben herangezogen 
haben. 

Die Herren L. und A. Bravais erklären die drei und mehrblättrigen 
Quirle aus einer Verbindung von drei und mehreren Reihen. 



Knospenbilder. 213 

Ainsi^ une tige temäe peut itre comid&rie camme le risuUat cPun 
disHque trijuguie. Noua expUquerons^ d^aprds les mSmes prindpes^ la 
disposiUon des femlles qm altement 4 ä 4^ 5 ä 5^ 6 ä 6 etc. Noua di-- 
rons donc en gfyh&ral: 

Parmi les syst^nes recKsiriis^ tous ceux qm sont formes des verti^ 
etiles des femlles placäes 2ä2^ 3ä3^ 4 ä4 ... sont des systimes 02^3^4 .. . 
spirales gänäratrices^ ou des modißcaHons du systdme distique alors 
conjuguä. 

Essai suT les disp. g. d. feml. rectisär. pag. 16. 

Wir finden bei den Knospen dieser Pflanzen, dass der erste Blatt- 
quirl fast immer aus zwei Blättern besteht, von denen das eine rechts, das 
andere links an der Knojspe sich befindet, und dass nach diesem Blattcyclus 
die andern Cyclen, aus mehr als zwei Blättern bestehend^ auftreten. 

Die Blätter des ersten dreiblättrigen Quirls stehen entweder in der 
Art, dass ein Blatt nach vorne zwischen den Blättern des (ersten) vorher- 
gehenden zweiblättrigen Cyclus fallt, oder dass ein Blatt nach hinten und 
zwei Blätter nach vorne hin stehen. 

Das zuletzt erwähnte Verhalten finden wir bei Junipems communis^ 
das erste bei BeauforUa sparsa. 

L. u. A. Bravais (Disp. d. f. rectiser. p. 31-32) : Nous (wons däjä 
dit que la feuiUe-mdre se comportait vis "ä-- vis d^tm ramea/u naissant 
comme la feuiUe terminale d'un Systeme Spirale. Si cette rigle est rigou- 
reuse^ le ramea/u temä naissant prSseniera toujours une feuiUe adossäe ä 
la tige centrale et deux au-dessus de la femUe-m^re. 

Diese Anordnung fanden die Herren Bravais in den Blüthen der 
Gramineen, bei vielen anderen Pflanzen, z. B. bei Scilleen, Orchideen, 
wurde jedoch eine andere Anordnung der Theile nachgewiesen: Nous 
soupfonnonsque^ dans la phipart des cas^ une bractäe sous-florale a 
avortä^ et que cette bractSe devant itre ou adossäe ä la tige comme ceUe 
des ixias^ ou latärale aux pe4oncules comme celle des lys^ sert ä fixer la 
Position des premOrs pätales. Ainsij ces fleurs n'ont pas leur Systeme 



214 A. Henry, 

temä en contact inmädiat atec la feuille qui les parte ä san (mselle. B 

est plus difßcile d^expliquer Vorigine swvante des ramemix temäs. On 

trouve d^ahord deux bractees transversales^ puis un premer verticille de 

trois feuilles^ plac6es deux contre la ti^e et une en avant au-dessus de la 

femUe-'mdre^ ou bien dans une positian inverse deux en avtmt^ une en 

arriere. 

Beispiele. 

Le Systeme ternaire est id präcedä par deux feuilles opposäes et 
d'aprds la rdgle ordinaire^ une de ces feuilles decradt altemer a/oec deux 
des temäes^ avec une divergence de 6(f. 

Paurquoi ce changement dans la symätrie ordinaire? Nous n^ähi- 
derons pas cette objecHon. 

Peut^Stre d^ailleurs^ dans les ramea/ux naissants^ la feuille -mere 
a-t-elle une influence directe sur le second verticille et contraint -eile le 
rameau ä (woir une rangie nerticale des feuilles commune avec ceUe 
qu^elle occupe sur la tige centrale. Pour expliquer tous les faits d^orga- 
nisation vägetale^ nous n'amrons pas assesi genäraUse notre formule. 

JTuniperuM communis. 

Die knospenartige Abschliessung der Zweige wird durch das Zusam- 
menneigen der Blätter bewirkt (Fig. 1). 

Der zuerst auftretende Blattcyclus der Knospen besteht aus zwei 
Blättchen, di« rechts und links an der Achse der Knospe stehen (Fig. 2, 3, 
4 u. 6aev). Nach diesem folgt ein aus drei Blättern bestehender Blatt- 
cyclus, von welchem ein Blatt dem Stamme zusteht, die zwei andern nach 
vorne fallen (Fig. 4 und 6). 

Der dritte Blattcyclus (der zweite dreiblättrige) stellt sich in der 
.Weise, dass seine Blätter mit den Blättern des vorhergehenden ab- 
wechseln. 

Der vierte Blattcyclus (der dritte dreitjlättrige) steht wie der erste 
(Fig. 6). Es werden somit 6 Blattreihen gebildet. 



Knospenhäder. 215 

SKelaleuca prapinqua. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges geschieht, indem sich 
die Blättchen dicht aufeinanderlegen (Fig. 1 ä). 

Die Bildung und Entwickelung der Knospen gleicht ganz der der 
Knospen von Jumpertis comnwms. Fig. 2, 4, 6, 8 in nat. Grösse, und 3, 

5 und 7 vergrössert, zeigen uns die verschiedenen Entwickelungsstufen 
der Knospe. Fig. 9 ist der Grundriss einer Knospe, wo man die Aufein- 
anderfolge und Stellung der Blattcyclen erkennen kann. 

Ein spirales Auseinändertreten der Blattcyclen ist nicht selten; in 
Fig. 10 haben wir einen Zweig mit einer solchen Anordnung der Blätter 
gegeben, wo das achte Blatt beinahe oberhalb des ersten zu stehen kommt. 

SeauforHa sparsa. 

Eine Abschliessung der Zweigenden wird durch das Zusammenrücken 
der Blättchen in etwas hervorgerufen (Fig. 1 ö, Fig. 2 von oben). 

Der erste auftretende Blattcyclus besteht aus zwei Blättern (Fig. 3). 
Die zwei Blättchen erheben sich, indem sich ein Stielchen unterhalb der- 
selben bildet (Fig. 4, 5 vergr.); die Blättchen treten auseinander und der 
erste dreiblättrige Blattcyclus wird sichtbar; das eine Blatt des Blattcyclus 
steht (wie wir schon hervorhoben) nach vorne, die zwei andern Blätter 
desselben Cyclus dem Stamme zu(Fig.6u.7); der zweite dreiblättrige Cyclus 
wediselt in der Stellung mit dem vorhergehenden ab, so dass am Stengel 

6 Blattreihen auftreten (Fig. 7, die Projection von drei Knospen). Die 
Blättchen des ersten Blattcyclus zeigen eine verschiedene Grösse und dek- 
ken sich in der Weise, dass ein spirales Auseinandertreten der Blattcyclen 
angedeutet wird. Eine solche spirale Anordnung findet man auch, gerin- 
ger (Fig. 8) , oder völlig ausgesprochen an manchen Zweigen, so dass 
sich die Stellung der Blätter der % oder Vs Stellung annähert. 

Dass Knospen (Nebenachsen) mit 2-blättrigen Blattcyclen an Hauptachsen 
entspringen, deren Blätter zu 3 mit einander verbunden sind, ist nicht selten. 



216 A. Henry, 

Ein Beispiel einer solchen Bildung geben wir hier bei 

AMragene iäptna, 

wo aus den drei in den Winkeln, von drei mit einander verbundenen 
Blättern entstehenden Knospen sich zweiblättrige Blattcyclen heranbilden 
(Fig. 1 u. 2). Das andere Stellungsverhältniss, wo der erste dreiblättrige 
Cyclus so gestellt erscheint, dass ein einzelnes Blättchen nach vorne zu 
stehen kommt, die beiden anderen dem Stamme zu stehen, finden wir bei 
mehreren Pflanzen. 

CaMUiriM arUcuUtta 

haben wir gezeichnet, um den aus dem Zusammenrücken von zwei zwei- 
blättrigen Quirlen scheinbar entstehenden vierblättrigen Quirl zu zeigen. 

Algacia MUchard^ania. 

Eine schützende Decke für die sich an dem Ende der Achse ent- 
wickelnden Theile wird durch die Vereinigung der klebrigen fadenförmi- 
gen Körper gebildet, die an der inneren Seite der Basis des Blattstieles, 
da wo dieser sich mit dem Stengel vereinigt, hervortreten. Fig. 1; Fig,2 
vergrössert; Fig. 3 ein senkrechter Durchschnitt, vergr.; a die Hülle, 
b die sich entwickelnde Achse. 

Bei der Entwickelung liegen die Blättchen aufeinander (Fig. 4), und 
die an den Blattstielen sich vorfindenden Theile scheinen eine homogene 
Masse zu bilden (Fig. 5), wefche sich später deutlich sondert (Flg. 6). Die 
Knospen, geschützt von dieser Decke, entwickeln sich in den Winkeln der 
Blätter, und der erste Blattcyclus besteht aus vier Blättern, von welchen 
eins nach vorne, eins nach hinten und zwei seitwärts stehen (Fig. 7, 
Fig. 8, 9, 10 und 12). 

Bei der Entwickelung der Knospen erhebt sich dieser erste Blatt- 
quirl, indem sich ein Stengeltheil unterhalb desselben heranbildet 
(Fig. 11). 



Kno»pei^büier. 211 

Ml). .. , 

CaMuarina tortuosa. 

Diß Absebli^Mung des Zweiges geschieht durch das Zusainmeiinei*- 
gen der Blättchen. 

Die Knospen finden sich oft zu 4, so daiss in jedem Wlhkel eines 
jeden einzelBen BlSttchens des Quirls dne Knospe entsteht (Fig« 1), mei-r 
stens jedoch zu zwei öder einzeln. Der erste Blattquid besteht aus zwei 
Blflttchen/ von welchen sich das: eine nach redtts, das andere nach links 
wendet (Fig. 2 a€r). -. - 

Nach diesem zweiblättrigen Quirle folgt einer, aus vier Blättern besteh 
hend; die Blätter dieses Quirls sind so gestellt, dass ein Blättchen nach 
vorne, eins dem Stamme zu und zwei nach den Seiten hinfallen. Der 
zweite vierblättrige Quirl wechselt fn der Stellung mit dem vorHergehen- 
den ab, so dass in den Lücken des vorigen ^lattiquirls sich die Blätter des 
jetzt auftretenden Quirls stellen. Es werden somit 8 Blattreihen gebildet. * 

Fig. 3 giebt uns den Ansatz von ausgebildeten Nebenachsen. 

Bei anderen Cassuarjneen zeigen sich Blattquirle aus 8 Blättern ge- 
bildet, so dass alsdann 16 Blattreihen am Stengel hervortreten (Fig. 1), 
indem die Blattquirle abwechseln. 

Die Bildung der Knospen ist der vpi:hergehenden ganz ähnlich. Der 
erste Blattquirl (Fig. 2 aä) besteht aus zwei Blättern, nach welchem gleich 
ein achtblättriger Quirl folgt. Dieser Quirl stellt seine Blättchen so, dass 
ein Blättchen genau nafcb vo^n'e und' das !hm gegenüberstehende genau 
dem Stamme zuzustehen kommt (Fig. 3). 

. Bei einigen Pflanzen ist die ^ahl der Blättf^r in ^en yerscbiedenon 
aufeiiianderfolgendqn Blattcyden pielil .constant^ sondern be^jutoBider 
Schwankung unterworfen; wir fiiid^. inilepusen . di^s Gesete hiebej w^l«* 
lead, dftss nach unten die Blattcyolen jftets weniger Blätter zählen), a]ß 
nach oben. . / 

Voi.XXIL P.L " 28 



218 A.Henry, 

MUissetia iuneem. 

Durch das Zusammenneigen der Blättchen wird eine Abschliessung 
des Zweigendes hervorgebracht (Fig. 3), unter welcher der neue Blatt- 
oyclus (Fig. 5) vergrössert sich heranbildet. 

Die Knospen treten in den Winkeln der Blätter zuerst mit miem JBlatt- 
cyclus van zwei Blättern anf, von welcben ein Blatt rechts^ das zweite 
links steht (Fig. 6, 7 vergr.). Diese zwei Blättchen erbeben sich auf 
dnem Stieldien, treten auseinander und der folgende Blattcyclus komml 
zur EntWickelung (Fig. 8; Fig. 9 u. 10 vergr.). Die Achse unterlialb de« 
ersten ßlattcyclus wird oft von bedeutender. Länge (Fig. 10), und es bildet 
sich auch nicht selten eine unterständige Beiluiospe (Fig. 11), wodurch 
eine gedrängte; Verzweigung • hervorgebracht wird. 

Nach dem ersten zweiblättrigen Cycius folgt ein Blattcyclus, aus drei 
oder vier Blätteren bestehend, und nach diesem ein anderer mit noch mehr 
Blättern« 

In Fig. 1 und 2 haben wir zwei Zweige gegeben ; am ersten folgt 
nach dem untersten Cycius von zwei Blättern (a) ein Blattcyclus, aus drei 
Blättern bestehend (h)^ dann einer aus vier Blättern, und endlich finden 
wir oben Cyclen aus 7 Blättchen (c) zusammengesetzt. 

An dem Zweige 2 folgt nach dem zweiblättrigen Cycius (a) gleich 
ein vierblättriger (h). dann einer, aus fünf Blättchen zusammenge- 
setzt (c). 

Blatter einzeln stehend» 

Wir wenden uns nunmehr einer Reihe von Knospen zu, deren Ent- 
Btehungszellen nicht mehr gegeneinanderttber, oder zu 2, 3 auf derselben 
Höhe der Achse sich befinden u.s.w;, »ohderä die In den Winkeln der 
einzeln am Sfemme auftretenden Blätter entspringen und deren Theile die- 
ser Stellung der Blätter am -Wutterzweige entsprechen. Diese Knospen 
zeigen auch hei ihrer Ausbildung zu Zweigen eine gleiche Anordnung 



KnaapenMder. 219 

ihrer BURtär, wie 4er MuNerzweig, von weldier allgemein anzunehmenden 
R6gel sich nur wenige Ausnahmen vorfinden. 

Das einfachste Veihelten der einzeln am Stengel (an der Aoiise) auf«* 
tretraden Blätter ist folgendes: Wir finden ein einzelnes Blatt auf einer 
Seite des Stengels; von diesem ausgehend, treffen wir ein zweites Biatt, 
welchea höher als das erste und von diesem um die Hfilfte des Stengel- 
Umfanges (der Achse) entfernt ist. 

Ein drittes Blatt steht wiederum höher, als das zweite, und ebenfalls 
von diesem um die HSlfte des Stengelumfanges seiUich ab ; dieses dritte 
Blatt muss demnach, da die seitliche Entfemang der zwei nach dem ersteh 
folgenden Blatter einen ganzen Stengelumfting betrSgt, nach der Seite hin 
fiiUen, wo das erste Blatt sich vorfindet, und genau Aber dieses zu stehen 
kommen. Das vierte Blatt kommt aus demselben .Grunde über das zweite, 
das fünfte über eins und drei zu stehen; und so werden bei der andauern- 
den Ausbildung der BlStter an dem Stengel zwei Blattreihen gebildet. 

Da bei dieser Stellung der BKtter, wenn wir, von Blatt 1 ausgehend^ 
über 2 nach 3 gdangen, mit* zwei Blfitlern die Achse ganz umgangen 
wird, da ferner hier jedes Blatt vom ändere um die HfilAe des Umfanges 
des Stengels entfernt steht, und somit zwei Blattreihen gebihlet werden, 
so hat man diese Stellung mit % bezeichnet, weil in dieser Bezeichnung 
die Hauptbeziehungen der Stellung sich ausgedrückt finden. 

Die Herren L. und A. Bravais bezeichnen diese Blattstellung % als 
^ystdme distiqne und beginnen mit dieser Anordnung der BlSIter die Aus^ 
einandersetzung ihrer gradreihigen Systeme. 

Bei der Betrachtung der Knospen, die in den Winkeln solcher % stän- 
digen Blätter ihren Ursprung haben, wollen wir zuerst diejenige hervor* 
heben, deren Theile mit den Blfittern des Mtttterzweiges in denselben 
Ebene Uegen, d. h. wo dfe BlStter des Nebenzweiges dieselbe Richtung 
haben, wie die des Hauptzweiges. 

Das erste Blatt (die Knoqiienscbttppe) steht dem Stamme zo^ 180^ 
vom Mutterblatte entfernt. 



220 A. Henry, 

L. und A. Bravais (Di^. de»mfl. pag.77) ervrfihnen dieser Stel^ 
lung des ersten Blattes : Cet ordre diatique se retroüve a/mm pärmi les 
dicotylSdones (ViUs^ Cistus^ AristolochÄa); une femüe j^acäe ä 18(f de la 
feuitte^'^mire y commence la särie distu^^ de'sart^ qua tout le näffStal se 
ramiße. Essai s. L p: d. f. recUsir. pag.li. / 

Tantdt ces rameaus^ sont piacäs exäctement dans le pkm de la Uge^ 
mdre. ' 

Herr Schimper (Bot. Zeitg. Nr. 10) bemerkt hierüber Folgendes: 
Beginnt die Blattstellong ohne Prösenthese, so fallen die Biattzeilen des 
Zweiges nach hinten und Yome^ und behalten also mit denen der Haupte 
achse eine gleiche Richtung. 

. /; . 

Whera integrifolia. 

Durch die Stellung der Blätter am Stengel (Flg. 1) wird die zusam*« 
mengedrückte Form des Stengels an der jungen Pfianzie bedingt (Fig. 13 a), 
welche Form sich jedoch in dem älteren Stengel immer mehr dem Runden 
annähert (Fig. 13. b^c^d^ Durehsclmitte des Stengels). 

Das Ende eines Zweiges, ohne sich periodisch kiiospeaartig abiu^ 
schliessen, bildet sich stets fort (Fig. 1). Die Bildung der Knospen ist 
sehr einfach. In dem Winkel eines Blattes bemerkt man zuerst dn klei* 
nes BlSttchen, welches, dem Stamme zustehend, seine Ränder an def Basis 
etwas nach vorne umbiegt, und so eine Höhlung bildet, in welcher das 
zweite Blättchen sichtbar wird^ Fig. 2 ; Fig. 3, 4 u. d sind Entwioke-r 
lungsstufen in nat. Gr. und vergr. ; 6 von der Seite, 7- von vorne vergr. 
In den Fig. 7, 8, 9 und 10 finden wir sdion mehrere BläRclien, die sich 
zwischen d^ zwei zuerst vorhandenen gebildet haben. Fig. 11 ist ein 
Längsdurchschnitt der isich entwickelnden Knospe; Fig. 12 der Grundriss 
eines Hauptstengels und der Knospen, an welchen bei allen das erste Blatt 
mit a bezeiehnet ist, wo das Zusammenfallen sammtlicher Blattei^ der 
Zweige in eine Linie deutlich wird. 



Knospenbilder. 221 

BEedera Melicc. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges er&dgt durch schup- 
penartige Bltittehen (Fig. 2, Fig. 8). Die Zweige, welche sich mit Haft^ 
wurzeln an fremde Gegenstände anlegen und an ihnen hinaufstreben, ha- 
ben abwechselnd stehende Blätter (V, Stellung). Die Blätter der Zweige 
jedoch, welche sich frei entwickeln, zeigen eine % Stellung. Die Noth- 
wendigkeit der % Stellung der Blätter für die aufsteigenden Zweige scheint 
sich hinüber zu ziehen zu den freien Zweigen, denn auch hier scheint die 
ursprüngliche Stellung der. Blätter % zu sein, und es entwickelt sich spä- 
ter aus der % Stellung die % Stellung. Dieses wird uns aus der Bildung 
der Knospen deutlich werden. Die Knospen bilden sieh dicht in den Win- 
keln der Blätter und sind etwas vom Blattstiele bedeckt (Fig. 1). 

Bei'm ersten Auftreten zeigt »ch an denselben ein einzelnes Btött« 
eben, welches dem Stamme zusteht und sieh nach vorne öifnet (Fig. 3 u. 4 
von der Seite und 5 von vorne). 

Diesem ersten Blättchen gegenüberate&end, also dem Mutterblalte zu, 
finden wir das zweite HüUblättoben, dem zweiten gegenüber das dritte 
tt. s. f. Solcher Hüllblättchen folgen in den «Knospen 5 oder 6 aufeinan- 
der^ ehe eigentliche Blätter auftreten; Fig. 6 vergr.; Fig. 7 giebt uns die 
Projection einer solchen Knospe, in. welcher die V^ Stellung vorherrscht. 

Bei den Knospen an freien, sich nicht anheftenden Zweigen, oder 
auch an sich anheftenden Zweigen, an welchen sich freie Zweige entwik* 
kein sollen, ist die Bildung derselben der dem beschriebenen ähnlich. 

Die ersten vier HttUblättcben zeigen dieselbe Stellung {%)^ wie schon 
von uns erkannt, und erst mit dem vierten oder fünften Blättch^i finden 
wir eine Abweichung von der % Stellung, einen Uebergang zur % Stel- 
lung. Figur 8 stellt die Spitze eines Zweiges dar, .dässen Blätter die 
'^.Stellung haben. In Fig. 9 ist eine Knospe in ttaU Grösse dargestellt, 
aus welcher sich ein Zweig mit % Stellung der Blatter entwickelt; die- 
selbe haben wir in Fig. 10 vergrössert und mit den Zitfiien der Blattfolge 



222 A. Henry, 

bezeichnet. Fig. 1 1 die Basis eines Zweiges, an welchem die Blattnarben 
den Uebergang aus einer Blattslellung in die andere zeigen. 

Dieses Uebergehen zur % Stellung erfolgt bei den Knospen eines 
Zweiges nicht nich einer Richtung, denn wir fanden die Wendung in den 
Knospen bald mit dem Mutterzweige laufend, bald demselben sidi entge- 
genwendend, wie wir dieses Verhältniss aus Fig. 12, der Projection eines 
Zweiges mit seinen Knospen, erkennen. 

AriBtolochia SUpho. 

Mine knospenartige Abschliessung der Zweigenden ist selten vor- 
handen, wir vermochten keine zu finden. 

Der Blattstiel hat an seiner Basis eine Höhlung, in welcher die sich 
bildenden Knospen geschützt liegen (Fig. 1 und 2 van einem ttppigen 
Zweige). Die Stelle am Stengel, wo die Knospen sich bilden, ist mit 
dicht anliegenden Haaren besetzt, die den Knospe Schutz gewähren 
(Fig. 4, 5, 6, 7, 8). 

Die Knospen bilden sich zu 2, 3 und sognr 4 untereinander, die 
obenstehende ist stets die meist entwickelte (Fig.5-11). \ 

Das Deckblatt der Knospe steht dem Stamme zugekehrt und um«* 
schltesst vollkommen die in der Knospe enthaltenen Theile (Fig. 11^). 

Dieses erste Deckblatt zeigt häufig eine Neigung zur Zweitheiligkeit; 
die Anordnung der Rippen an demselben erlaubt uns jedoch nicht, zwei 
verwachsene Blätter anzunehmen (Fig. 15 0, 6, c). 

Das nach d^tn Deckblatt folgende Blatt, demselben gegenüberstehend, 
ist schon vollkommen entwickelt und nur in der Blüthenknospe bleibt das- 
selbe als HfiUblattchen und in der Entwickelung zurück. 

Das dritte Blatt steht wieder dem Stamme zu, auf der Seite, wo das 
erste Deckblättchen sich vorfindet. 

Die Figuren 1, 3, 5, 8, 0, 12 zeigen uns in nat.Gr. und 2, 4, 0, 7 
vergr. die verschiedenen Entwickelungsstufen der Knospen. Fig. 8 und 9 
sind ausgebildete Knospen von vorne und von de^ Seite. Fig. 10 ist eine 



Knospenbäder. 223 

Vergrösserung von 9, und 11 eiB vdrgrMferter Längsdarchschnitt; 
12 und 13 sind sich entwickelnde Knospen; 14 ist der Grundriss einiger 
Knospen, wo uns die gleiche Richtung der Blätter in der Knospe mit der 
an der Hauptachse deutlich entgegentritt. 

Das durch die eben vorhergehenden Beispiele erläuterte Verhalten 
der Nebenzweige zum Mutterzweige, dass die Richtung der Blätter am 
Nebenzweige. mit der am Mutterzweige gleich ist, ist nicht sehr verbreitet; 
in den meisten Fällen ist die Richtungslinie der Blätter am Nebenzweige 
der Art, dass sie die Richlungslinie der Blätter am Mutterzweige im rechr 
ten Winkel schneidet. 

Wenn wir den Mutterzweig in der Weise vor uns halten, dass cUe 
Blätter del^selben nach vorne und hinten fallen, so werden die Blätter der 
Nebenzweige sich nach den Seiten, nach rechts und links, wenden. 

Bei der Verzweigungsweise der Pflanzen mit % {V4) ständigen Bjiät* 
tem haben wir uns bewogen gefunden, folgende Bemerkung des Herrn 
Schimper zu erwähnen; wir müssen sie auch hier als erklärend nochmals 
heranziehen: 

^Nur sehr selten schliesst sich die Blptt^tellung des Zweiges an die 
des Stammes an, als ob sie an der Hauptachse selbst fortliefe. Bei /^ Stel- 
lung z.B. fallen, wenn die Blattstellung am Zweiganfange mit Prosentfiese 
anhebt, die Zweigzeilen der Blätter nach rechts und links und kreuzen 
sich mit denen der Hauptachse, während sie, beginnt die Blattstellung ohne 
Prosenthese, nach hinten und vorne fallen, also mit denen der Hauptachse 
gleiche Hichtpng behalten.^^ 

Ebenso die der Herren Bravais (Disp.g.d. f.rectiser. pag.llj: 
Tantöt its ßes ramea/ugo) spnt plaeäs. trat^ersalement ou avec un angle 
toisin de 90^^ sownis ä nne force inconsmeetprobablement ä une sorte 
de torsion dans leur point d^ orgine. 

Eine ganz einfache Bildung der Knospen, wo sich zugleich die Zwei- 
seitigkeit der Blattentwickelung in der Form des "Zweiges selbst ausprägt, 
finden wir bei 



224 A. Henry, 

CmrmMkaeUa MisIraUs* 

Das Ende der Zweige wird meistens durch einige Blätter geschlossen 
(Fig.l, Fig.SjOvergr.), Die Form der jungen Zweige ist abgeplattet, 
flach; der grössere Durchmesser ist von einer Blattseite zur andern (Fig. 2 
vergr.). Die Blätter sind klein, schuppenartig und legen sich an den 
Zweig an (Fig. 2, Fig. 3). In den Winkeln dieser anliegenden Blätter 
entwickeln sich die Knospen (Fig. 3 von der Seite, Fig. 4 von vorne); 
die ersten Blättchen der Knospe (Fig. 5), rechts und links, scheinen ge- 
genüberstehend aufzutreten, später jedoch, bei der ferneren Entwickelung 
der Zweige, stellen sich auch diese Blättchen auf verschiedene Höhen 
(Fig. 8). Fig. 5, 6 sind verschiedene Entwickelungsstufen einer Knospe, 
vergrössert. Fig. 7 zeigt uns einen jungen Zweig In nat. Gr., und Fig. 8 
denselben vergrössert, wovon die Spitze unter Fig. 9 noch mehr vergrös- 
sert dargestellt wurde. 

In dem Auftreten des ersten Blättchens scheint keine bestimmte Ge- 
setzmässigkeit zu herrschen, denn bald finden wir es rechts, bald links 
am Zweiganfange, wie uns Fig. 10 die Darstellung eines Hauptzweiges 
mit Nebenzweigen und Fig. 1 1 die Projektion eines Zweiges mit mehre- 
ren Knospen zeigt. ' . . 

Die Herren L. und A. Bravais nennen Carm. australis als ein Bei- 
spiel, wo der'Hauptstamm eine spirale Anordnung der Blätter zeigt, wäh- 
rend die Zweige eine zweiseitige Stellung derselben haben. C^ssai sur 
la di&p. d. f. rectisäriees pag. 9.) 

In der nunmehr zu betrachtenden Knospenbildung von Vianea, Moca- 
nera finden wir einen üebergang von der freien Entwickelung der Zweige 
ohne eigentliche Hülle zur Knospeitbildung, wo eine vollkommene Hülle 
für die inneren Theile sich vorfindet. 

Eine knospendrtige AbsehlieSsung des Zii^ei'gendies istsalten vorhan-- 
den, denn ein Verkttmm^n der Spitze scheint vorherrschend zu sdn. 



KtmpenbiUer. f2Si^ 

N(xn deim AnheAungspimeb^ eines Blattea zidb^eii steh, zum Anhef-r 
tungspiineke; des^afideren höh^r :steheml«ii zwei: erhöhte Streifen, und Jn 
den Winkeln der so deutlich ausgesprochenen '/s ständigen Blätter ent* 
wickeln sich die Knospen (Fig. 1, Fig*ä()- 

Die Susäera in etwas schützende Hülle bilden zwei, rechts und liAks, 
scheinbar auf gleicher Höhe stehende, unau^gebildete Blifttchen (Fig. 3 
vergrössert). . • : ■ ' ^ 

Figur 3, 4, 5 und 6, sämmtlich vergrössert, sind Entwickelungsstu- 
fen der Knospe, woraus wir ersehen, wie nach den zwei ersten schuppen- 
artigen Blältchen noch einige Blätter folgen, die noch nicht zur völligen 
Ausbildung gelangen köAnen. 

Erst das fünfte oder sechste Blatt Ist vollkommen ausgebildet (Flg. 7). 

Fig. 8^ dne Yergrösserung der Zweigbasis, zeigt uns, dass die schup- 
penartigen Blältchen am Zweige verbleiben. . 

Wir kommen nunmehr zu Knospenbildungen der Pflanzen mit % Stel- 
lung der Blätter, wo eine vollkommene Knospenhwlle aus nicht zur Ent- 
wickelung gelangenden Blättern gebildet wird. 

Moyenia iudda. 

Das Ende .d^s Zweiges verkümmert; im letzten. ausgebildeten Blatte 
entwickelt sieh noch eine vollkommene Knospe. . / ... 

Die Knospen haben 5-6 Httlkiduüippen, nach welchen das erste vdl- 
^Eommien entwickelterBlatt folgt.: Die äusserste Hültscbuppe ze^t keine 
bestimmte Gesetzmässigkeit in ihrem Auftreten, wie , uns dieses die Pror 
jeotion dnes Zweiges (Flg. 8) 'zeigt. 

Die erste Hüllschuppe umfasst die zweite ihr gegenüb^slehende, 
dieisedie dritte u.s.f. Fig. 2, 3, 4, 5 «eigen uns einige E|ntwickelungs- 
stufen der Knospe, 2 und 4 in nat. Gr., 3 und 5 vergr. * 

Beider Entwicklung der Knospen zu Zweigep bleiben, die /eigent- 
lichcK HüUsdbttppen an der Basis de4 Zweiges steheii und dje late^npdiw 

VohXXJL P.L 29 



226 A. Henry, 

lier Blätter, welche sich mehr oder minder vollkommen ausbilden, verlSn- 
gern sich. Fig. 7 ist ein Hauptzweig mit Nebenzweigen; Fig. 6 die Basis 
eines Zweiges vergrössert. 

Diese Knospenbildung dürfen wir als einen Uebergang zu der nun* 
mehr zu betrachtenden Knospenbildung von Camellia japonica betrachten, 
wo eine vollkommen ausgebildete HfiUe auftritt und der Uebergang von 
Hülle zum Blatte fast ohne Yermittelungsstufen stattfindet. 

CameUia Japonica. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem Blätter, 
auf einer geringeren Stufe der Ausbildung verharrend, die später sich 
entwickelnden Theile dicht umschliessen (Fig. 1). Gleichwie bei den 
Knospen, ist auch hier der Uebertritt vom Blatt zum Deckblatt, und von die- 
sem wieder zum eigentlichen Blatte, ohne Uebwgang (Fig. 2, wo das 
hintenliegende Blatt ein grosses Deckblatt ist und das darauf folgende 
ein sich vollkommen ausbildendes Blatt wird.) Fig. 3 ist der innere Blatt- 
kern des Zweigendes in nat. Grösse und vergrössert. 

Auch in den Winkeln der schuppenartigen Blätter des Zweigendes 
zeigen sich Knospenbildungen, wie wir solches in Fig. 2, 3 und Fig. 4 in 
der Projection des Zweigendes angegeben haben. 

Die Knospen zeigen zwei Blättchen, rechts und links stehend, von 
welchen eins jedoch das äussere und grössere ist. Dieses schlägt sich 
mit seiner Spitze um das zweite und umfasst solches von der dem Stamme 
zugewandten Seite fast ganz. Fig. 5 in nat. Gr. und vm^gr. Fig. 6 aus- 
einandergelegt, um das zweite Blättchen ganz zu zeigen. 

Fig. 7 in nat. Gr. und vergr.; 8, 9, 10, 11 n. 12 sind verschiedene 
Entwickelungsstufen der Knospe. 

Fig. 13 ist die Projection einer einzelnen Knospe, Fig. 14 die eines 
Zweiges mit Knospen. 

Wir konnten' im Auftreten der ersten Blattsehuppe kein durchgehen- 
des Gesetz erkennen, wie aus Fig. 4 und 14 zu ersehen i^; wenn auch 



KnaspenbOder. 227 

ein Vorherrsehen emer gewissen spiralansteigenden Stellung der Blattstiele 
sfch deutlich herausstellte, so war im ersten Auftreten der ersten Blättchen 
solche noch getrübt 

Die Herren L. und A. Brayais heben diese Pflanze als ein Beispiel 
einer nach derselben Seite hin sich wendenden Stellung hervor. {Essai 
sut la dUp. g. d. femU. recKs&r. pag.6): Les feuäles distiques sent tat^ 
UU tardues 9ur leur Uge dans h mSme aens. 

Das Auftreten des ersten HflllblSttchens bedingt natttrlich den Stand 
der folgenden Httllblättchen und Blätter, daher finden wir, da im Auftreten 
des ersten Hüllblättchens kein bestimmtes Gesetz waltet, auch in dem Auf- 
treten der Blätter keine symmetrische oder andere Gesetzmässigkeit. 

Das tiefer stehende Blatt umfasst stets das folgende höher stehende. 
Hier finden wir weniger Abänderung der einmal angenommenen Ridi- 
tungsweise« 

Als Uebergang von der % Stellung zu den Pflanzen, deren Blätter 
eine andere spirale Anordnung zeigen, möge hier noch eine Zweigbildung 
anzufügen sein, welche ausgebildet als % ständig erscheint, obgleich die 
Bildung der Knospen eine andere Anordnung der Blatttheile, nämlich eine 
% Stellung, zu bringen verspricht. 

Ein solches Verbilten findet man bei 

Faecinftfm JtMyrttUus. 

Die knospenartige Abschliessung der Zweige, die in oder auf der 
Erde im Dunkeln und Schatten sich hinziehen, erfolgt durch kleine schup- 
penartige Blättchen. Solche Blätteben, klein und von weisser Farbe, 
umstehen diese Art von Zweigen in %<-% Stellung (Fig.l, Fig.2vergr.) 

An den im Lichten und Freien sich entfaltenden Zweigen ist der 
Stand der Blätter abwechselnd gegenüber {%) (Fig.O). 

In den Winkeln der schuppenartigen Blättchen an d^ kriechenden 
Zweigen, so wie in den Blattwinkeln an den in der Sonne sich entwickeln- 
den, bilden sich Knospen, deren 2 erste Blättchen rechts und links stehen. 



228 A. Henry, 

Fig. 3 ist eine junge Knospe, vergr.; Fig. 4 eine mehr entwickelte, von 
der Seite ; Fig. 5 dieselbe von vorne ; Flg. 6 eine Knospe, von welcher 
man ein seitlich stehendes Blättchen weggenommen und die ttbrigen 
etwas auseinandergelegt hat. 

Wir glaubten in dem Auftreten der zwei ersten Knospenbtattchen 
eine gewisse Regelmässigkeit gefunden zu haben, so da$s das erste Blatte 
chen stets nach einer Seile hin falle (Fig. 1 1). 

Das nach diesen zwei ersten Blättchen nunmehr folgende Blatt steht 
entschieden nach vorne, und das dritte nach diesem folgende zwar hacb 
hinten, dem Stamme zu, wendet sieh aber nach einer Seite hin; das fünfte 
Blättcheh nähert sich noch mehr der % Stellung, welche mit dem 6ten und 
7ten vollkommen ausgesprochen ist; Fig. 13, die Projection von einer 
Knospe, zeigt uns diesen Uebergang. 

Wir finden an den Knospen 4-5 Hüllblättchen, nach welchen die 
Blätter folgen, die sich später vollkommen entwickeln. 

An den ausgebildeten Hauptzweigen finden wir im Auftreten der 
ersten Knospen noch eine Andeutung der \ Stellung, indem die erste 
Knospe an der Zweigbasis stets etwas nach vorne gewandt steht (Fig.O, 
Fig. 10 vergr.). 

Bei der eben sich entwickelnden Knospe (Fig. 7) und dem jungen 
Zweige (Fig. 8) ist diese Neigung zur \ Stellung noch sichtbar, indem 
die drei ersten Hüllblättchen noch immer schwanken und erst mit dem 
vierten Blättchen die ausgesprochene % Stellung sich einstellt. 

Fig. 12 giebt uns die Projection eines Zweiges mit vollkommen aus- 
geprägter % Stellung der Blatttheile. 

• Bei Vacciimim fuscatum finden wir den Uebergang von /der % Stel- 
lung der Blätter in die V^ Stellung ebenfalls, welche erstere sieh hier in 
der Anordnung der Theile in der Knospe deutlich ausspricht, wohingegen 
am ausgebildeten Zweige die y^ Stellung sich darstellt (Fig. 14 ü. 13). 

l&s möchte hier wohl noch die geeignete Stelle sein, eine Bildung 
vorzuftlhren^ in welcher wir eine Ausnahme finden von deni allgemeinen 



Knospenbilder. 220 

Gesetze, dass die Nebenachsen dieselben Steliungsverhihnisse 2eigen, wie 
die Hauptachse, und zwar bestimmt ausgeprägt, während wir in den vor- 
hergehenden Pflanzen noch im Ganzen ein grösseres Schwanken derVer-- 
hSitnisse fanden, bedingt durch äussere Einflasse. Beispiel: Vacdnwm 
Myrtillus. Hedera Helix. 

Das Yon uns hier zu zeigende Beispiel wird uns den Fall näher ken- 
nen lehren, wo die Hauptachse eine spirale Anordnung der Blätter hat, an 
den Nebenachsen aber die % Stellung sich vorfindet, und zwar gleich ur- 
sprünglich, ohne dass eine Aenderung der Stellung, wie wir dieses bei 
den eben erwähnten Pflanzen fanden, stattfindet. 

Die schuppenartigen Blättchen in einer zwischen % und % schwan- 
kenden Stellung am Hauptaste legen sich am Ende, an der Spitze des 
Zweiges, aufeinander und bilden, so eine deckende Httile für die später 
sich entwickelnden Theile (Fig. 1 , 2^ 3, 4, 5) , welches man in Fig. 4, 
einem senkrechten Durchschnitt der Zweigspitze, am deutlichsten sehen 
kann. Diese Blättchen haben mehrere Spitzchen, meistens 3, sie werden 
holzig und Meiben am Stamme stehen (Fig;2, ¥ig.6 u.7 vergr.). 

In den Winkeln dieser Blättchen entwickeln sich die Knospen der 
Nebenzweige (Fig. 1, 2, 3). Diese Knospen zeigen ihre ersten Blältchen 
rechts und links ständig (Fig. 8 in nat. Gr. und vergr.). Die nach diesen 
zwei folgenden Blätter halten dieselbe V^ Stellung bei. Fig. 9, 10 voii 
vorne, in nat. Gr. und vergr., zeigen uns einige Entwickelungsstufen der 
Knospe. 

Fig. 11 eine weitere Ausbildung in nat. Grösse und eine einzelne 
Knospe des Zweiges, von der Seite vergr. 

In Fig. 12 ist ein Zweig mit zweiseitiger Blattstellung vergr. gegeben. 

Fig. 13 zeigt uns den Ansatz eines ausgebildeten Zweiges mit % Stel-* 
lung seiner Nebenzweige, welchen wir jn Fig. 14 vom Hauptstarame ab- 
gelöst darstellten. Fig. 1& ein Stück eines solchen Zweiges, vergrössert, 



^2 A. Henry, . 

(EsMi s. L disp. gen. d; f. recHsär. p€ig.49): LaxUstanee da deux 
femlies qtä se suwent dam une Spirale est tantöt ineommenmirti^le ä la 
drconference^ et alors chaque feuille est solitaire sur la verticale qui la 
eonUevit: (fest un Systeme cwrmsärii. Tantöt oette distance est utis frac-- 
äon rationelle de la circonference^ etaprdswh certain ntnn^e de pas an 
4rau»e üne femlle placee immädiatemmt au^dessus du pirint de däpart: 
&est un systäfne rectiserie. . 

Die Gebrüder L. U; A. Bravais nehmen Stellungen der BläUorgane 
an, wo, wie in däm Yorberbemerkten, ii^end. ein Blatt sich über ein tiefer 
stehendes stellt; dieses sind ihre femlies recUs&riies. Es 'lexistirt jedoch 
nach ihrer Beobachtung eine. Reihe yoh Pflanzen, wo ; sich :die BlSlter in 
eine fortlaufende unbegrenzte Spirale stellen, so dass kein einziges Blatt 
über ein tiefer stehendes zu stehen kommt. Der Abstand soldbier Blttter 
von einander misst entweder im Mittel la?^ 30' 28'', oder »9^ 30' 6", 
oder 77^ 57' 19", stets eine zum Umfange des Stengels irmtidnale Zahl. 
iDies sind die femüts curvisiriees. 

(Dispos. d. femü. curvisär. pag. 65).: Dans Ja majeure partie des 
pUmtes ä inserUons altemes^ la diwrgence de la^äpir^ g6neratriee estun 
angle irrationnel egal ä 137^ 30^ 28^<^ quin' est mdt^ bhose qUe le petit 
.Segment de la mroonferenee partag^ en mogenne et eonträme raison: c6t 
angle correspond ä la särie 1^2^ 3, 5, S, 13^ etc. . II peut eaü^er ^antres 
arrcmgements beaucaup pl/asrares^ dafis leiquels la divergence taujaurs 
irraüanMe pe^a Stre egale ä 9S^ 30^ fi'< ^t cinrespondre 4 te «Äfe /, 3, 
4, 7, W, . . .,• ä 77^ 57^ 19^^ et cmrespandred la serie i, 4, 5^ 9^ ... etc. 

Wir erwähnten schon im Vorhergehekid^n, dass in dön meisten Fäl- 
len die Nebenachsen dieselbe Stellung der Blätter zeigen, wie die Haupt- 
achse, aus welcher, sie ihren Ursprung nehmen. ' «. 

Es ist alsdann noch zu beriicksichtigeu, ob die Spirale, die durch die 
Stellung der Blätter hervorgerufen wird, an den . Nehenacbsen dieselbe 
Jlichtung hat, wie an der Hauptachse (Homodromie), Oder eine entgegen^ 
gesetzte Richtung zeigt (Antidromie). 



Wir k<bm€in aix^h (l«s y«rh$lt«n 4er Spirale d«r Ni^bj^^elbsen. unter 
61^ bera«Hsicthtig«^n, und mtt^ei). cwei FäUe )iii(ßrseh«^4(9ff> Enkwe4^ 
b«ben die Spiralen ildr Nebe|ia.cbs.en jalle fUesell)? RioM>ung (sie si^ tjpH 
dt<m}, oAet ^sie «eigen vemoluedeoe Riphtungen (siqd poee^odrom)., 

. £9.i8i,nciiiinefar ooeh zu betrachten, auf weliche Weiße die .Spirale an 
der Nebenaphse. beginnt, uiaA wir mttssen hier ^iges schon frttber Er-r 
wfihntes no«cbmala heranziehen. . .. > . , 

Wir finden in den meisten. FirtleQ^ an deq ^nospen die ,zwei ersten 
Blüttehen «0 gestellt, da$s eine liinie, durch ihi;e Hit^ gezogen, die Linie) 
die naa durpb Stamm und Wuti^rblatt zieht, im rechten Winkel. »pKneidet^ 
sie stehen rei^hts nnd Units an dep.)£BOspe, sp das^ ßie oft einen B^ttc^ckiei 
ßir sich abs«ihliesAent - \ >.^ . , 

Art des Auftretens ^ ersten Bkittes miob den zwei 
Knospenkeimblättdien. 

\ •. » • 

Man hat eine .entgegen^reseute Ilichliuig dar Bildung diei^r .2 entea 
Blattehen anganommeii und darin ein Streben ntkßh symmetrAi^ber^AnshU-T 
düng erkannt. > • . ■ •'... .;. ,, \ -.- ^ . . n 

Kai^ diesenoewe! Bl&tU^hen folgt niliifnöhr em Bl^tt, mit dem dj^ is^i^ 
Alige Sldlung .<|ler BÜätter l^egibnt» Diesea Blfittdien hat entweder seinen 
Stand den Mutterblatt^ 'j&u^^ nadi. yiame^ oder dant Stamme sn, nadi huitc^ii. 

Dieses, erste Blatt > (wenn nUan die twei KAospenkeiOil^lätter als eJnen 
fHr sich abgeschlossenen Cyclus betrachten wollte,) der Spirale soll sich 
mit einer bestimmten trosenihese dem retzlgeMldeten Blatte der zwei Vor- 
blStter anschliessend lind zwar hintennniläufig,' Wenn 'mit einer Ürawen- 
dnhg die Spirale vom letzten' Vbrblatte zwischen Achse und Kn'ospenkern 
äich verlSüfl, und vornutnlSüffg/wefnh die Spirale bhne Ü^ sich 

an das letzte Vorblatl anschliesst. ' "' ' t! 

. Den er^teren Fall nenM Schim/peri^^opiathodromiseh^, den letzte- 
nen yyentprostbodroitoisGh^S .»»i. :.-*■. -•...?;..* r' .:, :.:./ , ..... ,.i-..^ 

V4fLXXIL P,L 30 



&BI A. ttönry, 

L; iiiid A- -Brav^is fDöj». d^. fiMiÜ. cwn>i94r. 'p^^45ßy M exiMe uns 
f€kniön^emd¥^6l^eAfre la posiHoH, äe f& pr^inXSre^^fißuiÜB^^Ufl, rdmeau 
etla dSr^dlioA Ue sä sptre ff^nSratricä . . . D'äbafd lapüdifiön' de eeuk 
prenä^te ßui(f& w'a poiht Heu au KasWtd; elle^ eit-9^€»4»d» Asr fhuSlte^ 
mdt^ du rätnem par une dtvetgencis d^une i^ntx^&^^'^tf^ 
tet angle se mMurant suir ld'^d¥eonf^6nöe du ramemfätaptiis la rdgte 
habituelle. Uobservateur plafant ce rameau &fUre 99f$' aeil eiiätige cen^ 
ttdle tröuterä-dönc la prämiere few^ 3ituäe soit ^ »a^4r&ii^ sStt a aa 
gaucke^ or f^lsertaliön n&uä & pr&mi depi^' iong-^lenip h 

prmiüfcui^ iaspire rameate älc^ eoMtamk/efit diitttw^e^' €$ ^ö6in>stmm)ent 
^ifHätrörke dans le second; ö/lnaitfi^iV^^ 

feuille se rend ä la seconde feuille en passant entre letälMUu et ta Uge^ 
mite. Celle deuxieme feuille paratt 80uvent presqüe opposäe ä la pre- 
mierelfwio^)ki 4tmMePitkMJeM€!»UPt^ 0ifgfU0iiQM ffktsf ßwiW^nßfift bigö^ 
minees; mais la tT(nddri^,f^V^\i^^^ la spire däpassera la 

verticale tracee sur le ramea/u en prenant pour point de d&part la feuille^ 
mir^. ^Son ^catt&tkent est meMr&parun anffhuu'pm^*mrüMe qui pa-- 
rait 4tFe iephis soutent 4^ ISP d W\ <?sU '^Ue^toPtiispüudance iiiex* 
acte de la troisiime feuille au-dessua de la feuille^-mire ä 15' ou SO^idik^ 
gr4s presquioffre'hnu^ii^U pkM pnnnpt d^'^lbirifief' }Mtr»44ri ^ la spire 
tam6als\; amme m6us i^af^tms fait en rSaÜid Mef ü^ifi» grmdhmkbre dt 
vSgätam^ nofmoMnsi^ il^ekwai^*4^ 
r^i^ 4mi»'te^^t point l&'^as d^enparlm-i^äans; ce Minwiire.- 

-M^ / .Wir wefdf ff 4**f} zwei K«wi?pfepkeiii>bl^^^ 

^Yle^iyirrdiesea auqh j^chon in d«p.,gfß^ehpneji^etban J^^ mjt;« 

^csfeich^en^es.wbp^^ U^send, welcJbel^vDÄdft*splb9^^plJp:,^ pi 

b^rapbipf}, /s^^j . ye;jwi^ jvir una davon l^ciuie ^Ukjpimi^eiie |UebeiJf au^ng^ zu 
verschaffen wussten. , . • ..».;•..' » 

nen, und so wird das als drittes bezeichnete BUtt '«ltö!'eMte>M<n^ mit 



w*li^ani.,<)i6 «ig^Üic^ Spifale QU <|en lKebi9pi>cl^ßii: ^)«giqiyC i|n^ von 
W«i9J^epi).«u6.4i^;BeaeiMtWl9d9r,$tellup^,.ger6fihnet.wir^ ... 

• . ; /S . . .... 

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SparHum scapariu'm, / 

Eine knospenartige Abschliessung der Zweig/3n4en,J|st;sßUe)|i .ypr,n 
bpnden., d^ die Spibsop ^ii^teps verkttromern. : , - ^ i ' . . i 

Bad^ jungen Zw()igen(^ig;^],JuPiUt. Gr. undFigr^yergr.) ist ^f; 
Stettipig dßr Blfitler ;iM»cb ÄK?^»,,»? deujltt?h;ai|i^^jrflgt,;*v»e fl»t8|es.:b«i den 
9iy«g;eliildßteH| Zweigen der ¥d\ ist. lAn diesep ^t^^f^i^Mf^en.xj^gß^ 
«ich'«^. ^pk^i.HPdidemoei^ auch $, fji^n; bliese Eckt^,yf^r^(»[geh\\A^l 
durch die 2 von jedem Blatte sich herunterziehenden Erhöl^OLnifeiij; i.PiiQ 
BUtH^ stehen. «d^mpfjoh .in 4;^ Art «m 2^we^^, .^^s;», ,v^n,|Q;n^ Bli|lte an 
ger«whqet, das ;5|e^RqH;,{lbQr dn^ ßp^.'ziifi sA^ea k^mmt»/ .Es itit hier, 
eine deuiUeh pwsgesprocliOTe % ^t^JlMflg gSig.d^.lTi, 13),, ;, ;/ ...,.;, 

Di« qbim ejTwf^teB), yon :d^n Blä^^ri) »pnh berunteizi^^^iidjeii JE^ikfi^. 
hungen bilden an der Stelle, wo das Blatt entspringt, kleine Spitzchen, 
welche sich dem Blattstiele, zune|geo (Fig..4, 7, 12). 

Auf der ersten Entwickelungsstufe der Knospe findet man nur zwei 
BUttteh^9 voiVi^elohen das eißie.rpcfhts-')' das.and^r^ }iff)(^ti|pdig ist und 
vM denen eins das. andere th^i^weMO wnfosst (Fig4 4, Fig..|3)^ Fig,4 4^ 
eine .I(no^$ von.'von», .veisr-» iFig.S.yon d©f.Sq|te. .;. , . .- ,. ., ,<; . . ,:, 

.InAttfUreleiii d|esqK ßrst9re|i JBlättctif^s ^konnte^ imr .keine Gesetz 
mä«HgMt ei*0iui^.-; •• .. ,:. . . . ;••■•; .. : n- „' ■:.; .: i •.•) • • • . ^ 

, B<M:4er';fenH»rf)Q.ßQt:WicMwpg^eii4|S^,Ai|es|e<2nyei:^^^^ 
d9r^nii0g1i,.«|)d!#s 9unitt(»h^ ^ftf0^Ade.4r|t^J[pt^{itt(;|fve9 (iUeht.jiwql^ 
vjm» iwid =Mte>:di€i % S^^iig! dftx.folgev^B\mikpn,ein^ k,; . . ; , ::,v 
. Diesf^ 3te61ftttchien;.ii«fa/»i»t die pt^spe m etwas (fig;^, Wtg-l v^Wl'Ja 
das 4te;jl«g;tsJi;hlni^:Mi9enßkite^.und mit seiner Spitee n<^ch.;d^cJieiHl ^itfifi 
die folgendem TM« i(%3) l Am 9t4^; ^ptipi^nichit^in^hr. so stark (FAg.^)i 
und (jbs 4lQ;eire|ct»t nMht;n>?hr<4fP Gnöpsej'i^-.eiwc^ttllei) (¥^ig,;|0). ; i 



IS6 A. Henry, 

Die Wendiing der Spirale ist nicht gleieh, uitd es ist wohl anzuneh- 
men, dass das erste Blättchen durch seine Stellung den Stand und i^omit 
die Wendung der Spirale bedingt (Fig. 13). Die Hüllblättchen sind aus 
vereinigten dreitheiligen Blättchen gebildet, und man findet in denselben 
Andeutungen, aus welchen inan ein i^ichtausbilden der Mittelblättchen an- 
nehmen zu dürfen Scheint. 

Fig. 11 a bis h zeigen uns die Blältchen der Knospe vom äusseren 
Keimblättchen ä in UebergangsstufSen b-^e zum ausgebildeten Blatte h. 

Fig. 12 Ist ein kräftiger Trieb, schon älter, mft den Basen einiger 
Zweige. Wir erkennen hier, dass bei solchen Zweigen Me HÜllblfittchen 
ah der Basis snirttckgehalten werden und abfallen, wias an attdiferen Trieben 
nicht der Fall ist. 

Fig. 13, die Spiralwendttng eines Hauptzweiges und von Nebenzwei- 
gen zeigend, lässt uns die unbestimmte Richtütagderselbeiti ttbersehen; 
wie die Wendung bald mit dem Hauptzweige glelchlaufftrid^ bald gegen- 
läufig auftritt, was wil^bei der Stellung der Knospenthetle schon 'bemerkten. 

^awnUnum ßruHcomm. 

Die iBndeh dlei- Zweige verkttmmärh meistens. Die Knospen haben 
zwei äussere, seitlich stehende Blätfchen, von welchen das iine das an- 
dere, ihm gegenüberstehende, anfänglich üm&sst (Flg. 2). Wenn diese 
zwei Blättchen sich zur Seile neigen, tritt das dritte, nach Vorne stehende, 
so wie die nachfolgenden Blättchen auf. In den Fig. 2^^ ist der ganze 
Eht^ickelühgsgang einer Knospe In nat. Grösse und vergr. dargestellt; 
in Flg. 10 sind die verschiedenen Stufen vom äusseren HüUblfittchen bis 
zum ausgebildeten Blatte gegeben. Die Stellung der blattarligen* Httl^- 
blättichen^ so wie auch der Blätter ist %, so daiis das sectiste H^XX genau 
fttre^ Blatt eins 2ü §tehefi kommt.' Diese' geradrethige % Stelltiiig prägt 
sicl^ im ausgebildeten Stengel diirbh sßine 5 Flächen aus, an weichen die 
Blätter ihren Stand nehmen (Fig.i). Die Wendutig der Spirale tin den 



KnaspenhOäer. 2S7 

Zweigen iM URbeitimiat, bald mit der Spirale am Hauptxweige (Mutter-* 
zweige) gleichwendig^ bald die entgegengesetzte Riditung verfolgend 
(Fig. 12). 

Bei Jasm. revohitum ist der Stand der äusseren HfiUschuppen mehr 
i4 (Vi)? und die Splirale (% Stellung) stellt sich erst später ein. 

Binz^ne Blflttchen^ auf einer tieferen Stufe der Ausbildung verhalt 
rend, bilden eiiie Imospenartige Absehtiess^ng der Zweige, indem sie 
dicht aneinander stehen und so die innreren Theibe schfitken (Fig.l, 2 oiid 
Fig. 3 rergr.). Von den 2 ^ersten HüUblftttchen (KnospenkeimblSttchen), 
die rechts und links an der Knospe stehen^ ist eins das äussere, ind^n es 
das zweite imfasst (Ftg^ 4 in nat. Gr. und vergr,). 

Durch das Hervortreten des dritten und der folgenden Blätter werden 
diese 2 Knespenkelmblätter auseinander gedrängt (Fig. 5 in nat. 6r. und 
vergr.); Fig. 6 in näU dr. und Fig. 7 vergr« sind verschiedene Entwicke^ 
lungiMtttfen einer Knospe. Das drifte Blatt isteht nach vorne, dem Mut- 
terblatte zu, das darauf folgende sriUich dem Stamme zu, und iio stelleti 
sich die Blätter an den heranwachsenden Zweigen meistens in einer mit 
der Spirale der Blätter am Mutterzweige gleichlaufenden Spirale. 

Die Projektion eines Zweiges (Fig. 11) zeigt ans dieses Verhalten 
der Blätter iii der Knospe zum Hauptzweige und die Stetlung der Blätter 
in der Knolle: -^ j 

Nur die zwei ersten Hftltblattehen verharren schuppenföfttig an der 
Basis des Zweiges, alte änderen Blätter entwickeln sich vollständig (Fig. 8 
in nat. Gr., Fig. 9 vergn)!. ■ • . : ' 

Bei der eben betrachteten PflanziB scheint zwischen der Bildung der 
Knospe und ihrer Ausbildung zum Zweige kein bestimmter Zeitabschnitt 
2tt tiegeb; die Knospen schlössen sich daher nicht so vollkommen ab; wir 
mflssdin also* noch eine Knospenbildung hierhei^zielien, wo bei einer HAHe^ 
ttur'atts zwef Blffttch^ bestehend, diese jedoch die <kbrfgen Theile der 



238 A. Henry, 

Kttospä voHkonman bis acur s^äterea fintviricltelmg isdriitzend 4eokan^ 
DieQe finden wir b6i 

Moelreutera paniculata. * ^ 

Eine knospenartige Ab^Iie^sung ^et Zweigendea toi «eliieii- vorhan- 
den (Fig. 1). 

Die Knospen haben '2wei Aültblättchen, von welchen eins das äussere 
%ii'$^in scheint, ohtie dßss jedoch, in dem Stande dieses finsäerfeA Bliättchens 
eine bebtitnmteGeselzmüssigkeit zuerkennen ist (Fig. 1,, Fig»2u.3 yergr.)^ 
Däese LeigQd siofc scfafttseiüdaber die nachfoigeikden Thdle; /sie shui in der 
ausgebildeten KiMMipe {ederartig und mf der Innenseite mit Hapren diebt 
feesetil (Fig,4 in UÄtiGr., Fig-5. u*6 vergr.). 

Diese zwei Blättchen ^treten aus^ikiandfBr ;und;'man; bewirkt die sich 
mifeioander legenden^ unter HMPen güMlieh versteckte» Stättehen (Flg. 3). 

Später sind die einsselneki Theile ded BkttesdeiiitUcber von ebian4er 
gesotidert, wie wir dieses in Fig.7 Uj,8 dUrgeetelU b»beiiu : . : 

Fig. 9, die Projection eiiies ; Zwieig^ mit^ JMMjgen Kneaf^o, steigt 4üm 
die Stellung der Tbeäeuiid ibr Vet^balten zur Hauptoohse. : , . . 

Salißpuria adianUfoUa. . , , 

,Die HüUe der knospenartigen lüweiggpJM^ wii«l venischu^efürtigen 
filättchea gebildet, wälcbe den Htillblätlöhen der eigentlkbeii KdOispeti 
ganz ähnlich sind (Fig. 2, Fig. 3 ein junger Zweig, an welobem 4ie Ab?- 
sehli«sstt)Qig aki der SpU^e eb<to l>emeHdl>Br i£!k)< 

Die Knospen ^tnd gösehtttet von den an de« Zweige tmd.an:,der 
Basis des Blattstieles befindlichen Haaren (Fig. 3)t :,, ". ,,i; 

Dib Figuren 4^ $^ f^i 7 und^;;zfl)teii un» die fE^ntH^ickeluDgastufen 
dCir 'Knospet. - ; " i 

Die zwei ertsten Sliittaheii ^leibeh rechts «14 links, das. darauf, folgeude 
nath vome^ dem Dlutteri^Utte tu; ' Die BlMitang d^r Spir9$e>sn dfeii.Zi¥ei^ 
gen iot ili0iste9S(g|ei4^hwdndfg mit d«r 3pjr«ll€! m ]l|utt«r¥we%e (Figi. l^)t 



KnMfenkläer. 2Sa 

^ Man findet grev^dhnlich ft^8 HttllMsttchen und abdann auggebiideto 
Blättdien;* «ti Pig;9 sind sammtiiehe Hüllblfitfchen entfernt, und man «dit 
die^ich: in einander einschiebenden Blftttchen; welche, von einander ge-<» 
trenntf uns die ZtfsamhnenfibUimg des oberen Blatttkeiles (Fig. 10 vergr.) 
zeigen. .''/.■-• 

Bei der Eiitfidtang der Knospen Meibt dieses Zusammenfalten oder 
Vielmehr AüiVoUen der zwei Blattseiten naeh Innen zu noeh deutlich er-« 
kennbal- {Fig. II), welches an einem* Absohnitt vergr6sserl noch Uarer 
hervortritt (Fig. 12). [ ' '• 

Aaaiea ponUca. 

''*'''.' ' ' . . . * ■ ' . , ,1 

< Dto kiiQspevQrUge AbsohUessnag 4er Zweige igleieht dßr Bil^ng der 
Knospen (Fig;l), 

^r Au den Kn<M9p^.s^t4as erste^ nach d^Mi zwei rechts und links ste«* 
henden Ktiospenkeimblättem folgende HflUschuppenblatt de^ JMatterbl^tte 
zu (Fig. 1, Fig. 4). je;« finden s[^h meistens 12- Id HttUUSjttchen, dann 
kowaeq ohne UeWgangsstuf^R atnagebiUete Bl^tter^ ^^m Sßiten sich 
rücbfärts awfroHen (?ig.3f^;Eig.4)- 

MHqm^HTOS 9ir0intana. 

Das Ende* des Zweiges Tedcdmniert meistens, und im Blattwidkel 
diss letzten Blattes hitdet sieh eine Knospt, welche s<;.heinbar> den Zweig 
ibrtsetzli ' '• ^ "'' •• •■'• ■ > • -' i .^ "'n ' ' 

Die Knospen schmiegen sich ihrem Multerstamnie aA. Eiii äusseres 
i>eckblllttehen, das erstie, umftisst' beihake die ganke Knospe; das zweite, 
dem ersten gegl^riitberst^ttd, ist noch grösser und meiA liidir einhdllend. 
Der Stand dieser -ersten ^Knospenkeimsidiuppe {st ^seltKbh und bei allei 
Knospen eines Zweiges auf derselben Seile (Fi^. 7). 

Nach dem zweiten HüUblätlchen (Knospenkeimschuppe), welche, wie 
schon itrwähfit)' der erstdreb gegeattiienteheiid avftrilty fblgt das' dritte 
BlffRcheri] wek^hesi den dtamin^ zu stehti^ jfedoöH so^ «bMs naoh'eine^ Settf 



t4Q A. Henry, 

hin die fintfernotig von der Linie der zwei «raten. SdiuppeaUeiiier ist. 
Dieser kleinere Winlcel Hegt nach der Seite ^es erstereji Blcrttchens. Db$ 
vierte Httllbi«ttehen rdlt micli veme, das rttnfte seijäicb u. s, w. ; Fig. 2 in 
oat.Gr; — Fig. 3 vergt. ubd Fig>4u.5 sind verschiedeBO Shtwiskelungs-' 
stufen der Knospen; in Fig. 5 sind die zwei seitlich stehenden Knospen* 
keimschoppen entfernt; in Fig. & die, nach Yoirne niidhtBten stehenden 
Hiillblfittehön Weggenommen,' so dass man am» diesen Dttrstelltingen mU 
Hinblick auf Fig. 7, dieProjection eineä Zweigen mit Knöpfen, dte Bildung 
und Stellung der Theile zu erkennen vermag. 

Diese so eben hervorgehobene Stellung der Knospentheile, dass näm- 
lich das fünfte Blatt, wenn man die zwei ersten Keimschuppen abrechnet, 
die Richtung des ersten Blattei einnimmt, wird bei'm spfileren Auswachsen 
der Zweige häufig abgeändert, denn wir finden nicht selten Zweige, deren 
Stellung ausgesprochen abwechselnd gegeiilil>ersteh^d {%) ii^t, wovon 
uns Fig. 8 ein BeispieJ giebt. • 

An der Basis der Buswachsenden Zweige verbleiben sehr oft die zwei 
ersten Knospenschuppen (Ffg.9), während die andern folgenden Blilter 
abfallen. In den Winkeln dieser zwei ersten Khospeiischuppen bilden 
sich Knospen (Fig. 10 in nat. Gr. und vergr.). 

Diese Knospen haben gleich den eben beschriebenen die 2 seitlich 
Bteheaden Keimblättchen ; in der Stellung: der^n^h dtesen folg^d^i •Blätt- 
i^hen scheinen sie-jedodh von Am ander^li^Kjitfspetffitweileil abRuweiphen, 
indem das erste nunmehr folgende Blättchen nicht selten nach vorne st^ht 
(Fig. 10 iii nat..€rr. und vergr*). . ' ^ • . ' » 

Es könnte sein, dass dieses idttreh daa, geringere Uebergreif^n des 
nach hinten steheiiden Blättohens nur sohainbar. «eh darstellte, d^eb gl^ub*^ 
len wir dieses iilsbemerkenqwQHh.^Wähqen zu dürfen. : . 

. JDaphne Meaereum.\ 

Die knMpeo&tli^AlMchUMsukig: i9t fhoUehiiier BtMun^ider Knoepea 
(Fig. 1). Die Knosi^ea -bilden, ^chiln den Winketo der BUltter, of| sii,z;vire{ 



KnoapenbÜder. 241 

übereinander. Die Richtung derselben ist anfönglich vom Mutterzweige 
abstehend, später richtet sich die Knospe mehr empor (Fig. 2 in nat. Gr., 
Fig. 3, 4'u. 5 sind weitere Ausbildungsstufen der Knospe, vergr.). Von 
den ersten rechts und links stehenden Hüllblättchen scheint eins das andere 
zu umfassen, weldtes Verhalten nur an den Knospen von üppigen Trieben 
erkennbar wird (Fig. 8). 

Man findet 7-0 Hüllbtfittchen und der Uebergang zu ausgebildeten 
Blättern erfolgt nach und nach ; Fig. 6 zeigt uns eine Knospe, von wel- 
cher die Hüllblättchen weggenommen sind ; Fig. 7 ist dieselbe auseinander 
gelegt; Fig. 9 ist die Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen. 

jEMmia laUfoUa. 

Der Stand der Blätter schwankt zwischen % und ^is, so dass oft das 
8te Blatt, oft jedoch erst das 13te über dem ersten, von wo aus wir den 
Ausgang des Spiralcyclus annahmen, zu stehen scheint. 

Der Blattstiel legt sich mit seinem unteren Ende an einen schräg und 
glatt abgeschnittenen Vorsprung des Stengels an (Fig. 1). An dieser 
Stelle, bedeckt vom Blattstiele, entwickelt sich die Knospe (Fig. 2 von der 
Seite, Fig. 3 von vorne, Fig. 4 dieselbe Ansicht vergr.). 

Die zwei ersten Hüllblättchen, rechts und links an der Knospe ste* 
hend, werden bei'm späteren Auswachsen der Knospe emporgehoben, in- 
dem sich unterhalb derselben ein kleines Stielchen ausbildet (Fig. 5 von 
vorne, Fig. 6 von der Seite). Sie sind die einzigen eigentlichen Hüll- 
schuppen, denn das nach diesen folgende Blatt, nach vorne auftretend, ist 
schon vollkommen ausgebildet, und unterscheidet sich vom Hültblättchen. 
(Fig. 7 ist eins der Hüllblättchen von vorne, Fig. 8 ein ausgebildetes Blatt). 

JDaurus noMUM. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes ist, wenn ausge- 
bildet, der eigentlichen Knospenbildung sehr ähnlich (Fig. 1). 

VohXXIL P.L 31 



242 A. Henry, 

Die Knospen entwickeln sich oft zu zwei ttbereinanderstehend, so 
dass die mehr entwickelte die oberständige ist. Die zwei ersten. HflU- 
schuppen, an der Knospe rechts und links auftretend, liegen anfanglich 
dicht aneinander (Fig. 2), und werden durch die nachfolgenden Theile 
auseinander gedrängt (Fig. 3, Fig. 4 in Fig. 5 vergr.). 

Das nach den ersten Knospenkeimschuppen folgende HttUblättchen 
steht dem Mutterblatte zugekehrt. Die Wendung der Spirale an den Ne- 
benachsen zeigt sich in den meisten Fällen, jedoch nicht constant, mit der 
an der Hauptachse gegenläufig (Fig.O, wo die Projection eines Zweiges 
mit seinen Knospen gegeben ist). 

Der Uebergang von Hüllschuppe zum ausgebildeten Blatte erfolgt 
allmälig (Fig.'ö,?), und wir finden 5-7 Hüllschuppen, ehe ein ausgebil- 
detes Blatt sich darstellt. Bei der Ausbildung zum Zweige werden auch 
die Hüllschuppert emporgehoben und es entwickeln sich noch Knospen in 
den Winkeln derselben (Fig.Saa). 

Mhododendran pontleunu 

Das knospenartige Ende des Zweiges ist in den meisten Fällen be- 
deutend entwickelt, indem sich die Blüthenknospen hier zusammendrän- 
gen (Fig.l). 

Alle Theile sind hier stärker und grösser, als an der eigentlichen 
Knospe, indem die zu Hülldecken umgeänderten Blätter gebildete Blüthen- 
knospen in ihren Winkeln haben, denen sie Schutz gewähren müssen (Fig*2). 

Die Knospen entwickeln sich in den Achseln der Blätter. Die zwei 
Knospenkeimschuppen, rechts und links an der Knospe stehend, liegen 
anfänglich dicht aneinander und werden durch die nachfolgenden Deck- 
schuppen auseinander gedrängt. Die erste, nach den Keimschuppen fol- 
gende, Hüllschuppe liegt nach vorne, dem Mutterblatte zu. 

Fig.3-7 giebt Entwickelungsstufen der Knospe. In Fig. 8 sind die 
Hüllschuppen entfernt, um die Blätter zu zeigen, wovon wir in ein 
einzelnes Blättchen in vergrösserter Ansicht von hinten, und in 10 zwei 



KnoBpenbilder. 243 

Durchschnitte gegeben haben^ um das Zurückbiegen derselben zu zeigen. 
Fig. 11 ist die Projection einer Knospe, an welcher die Wendung der 
/ Spirale sich mit der am Mutterzweige gegenläufig zeigt. 

MetroHderos. 

Die Knospe hat zwei Keimschuppen, von welchen die eine rechts, 
die andere links steht (Fig. 1. Fig. 2 vergr.). Das erste nach diesen auf- 
tretende HttUblättchen steht nach vorne und leitet die Spirale der Zweig- 
blätter fort. Die Figuren 1-7 geben uns die Entwickelungsstufen der 
Knospen, von welchen 1, 4, 5 und 6 in nat. Grösse, 2, 3, 7 Vergrösse- 
rungen sind. 

Die Heranbildung der Laubblätter aus den Deckblättchen erfolgt 
langsam mit vielen Uebergängen. 

Bei Kalma latifoUa fanden wir an den Knospen nur 2 zum Schutz 
der Knospe geeignete und nur dazu bestimmte Deckblättchen. Lauras 
nohüia zeigte derselben schon mehr. Bei Rhododendron pontieum war 
die Anzahl noch grösser und wir wollten durch Darstellung der Knospe 
von Meirosideros ein Beispiel geben, wo an der Knospe sich viele zum 
Schutz der inneren Blätter bestimmte Deckblättchen entwickeln. 

JTIear AquiföUunu 

Die Abschliessung der Zweigenden erfolgt durch Blättchen, welche 
sich schützend und umfassend aufeinander legen (Fig. 1, Fig. 2 vergr.). 
Wenn man einige Blättchen wegnimmt (Fig. 3 vergr.), so findet man das- 
selbe dichte Umschliessen der Theile, welches durch Fig. 4, wo die Blätt- 
chen gewaltsam auseinander gezogen wurden, deutlich wird. 

In den Winkeln der Blätter bilden sich die Knospen (Fig. 1), an wel- 
chen man anfänglich nur die zwei rechts und links stehenden Knospen- 
keimblättchen wahrnimmt (Fig. 5 in nat. Gr. und Fig. 6 vergr.). Bei der 
weiteren Ausbildung zeigt sich eins dieser Blättchen als das äussere und 
grössere (Fig. 7 in nat. Gr. und Fig. 8 vergr.; Fig. 9 in nat. Gr.). 



244 A. Henry, 

Durch die nachfalgenden Theile werden diese Blättchen auseinander 
gedrängt (Fig. 10). Entfernt man diese zwei Blättchen, so findet man 
das erste Blättchen der Achse zustehend und eins nach vorne (Fig. 11, 
Fig. 12 von der Seite, Fig. 13 vergr.). Das der Achse zustehende Blätt- 
chen ist das tiefer stehende, das zuerst auftretende und die spätem um- 
fassende, und führt die, meistens mit der Spirale am Mutterzweige gleich- 
laufende Spirale ein. 

Im Auftreten der ersten der zwei Knospenkeimschuppen herrscht 
eine Gesetzmässigkeit, indem diese bei allen Knospen eines Zweiges auf 
derselben Seite auftritt, und zwar der Wendung der Spirale folgend. 
Fig. 7 ist die Projection einer Knospe. Fig. 15 die Base von 2 Zweigen, 
wo a die Narbe der Knospenkeimblätter, 3 die des ersten nach diesem 
folgenden Blattes ist. 

Wir ersehen, dass sämmtliche Theile, aus welchen die Knospe ge- 
bildet wird, sich fortentwickeln, dass demnach keine eigentliche Knospen- 
hülle, nur allein zur Hülle bestimmt, vorhanden ist. 

An den jungen Blättchen bemerkt man unten, wo sie sich mit der 
Achse verbinden, zwei Spitzchen (Fig. 14 vergr.), welche später verküm- 
mert an der Achse stehen bleiben. 

Obgleich diese Theile als Nebenblättchen zu betrachten sein möch- 
ten, haben wir uns dennoch veranlasst gefunden, dieser Knospenbildung 
hier ihren Platz zu geben, da sie uns das gewünschte Beispiel gewährte, 
und überdies die erwähnten Theile weiter keinen Einfluss auf die Bildung 
des Ganzen ausüben. 

Mahea gibhosa. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes zeigt viele Hüll- 
schuppen, ehe eigentliche ausgebildete Blätter auftreten (Fig. 1, Fig. 2 
von den umgebenden Blättern befreit und vergr.). Die Knospen zeigen 
2 Knospenschuppen, die rechts und links an der Knospe stehen. 



Knospenbilder. 24$ 

Das nach diesen folgende HttUblättchen steht nach vorne und leitet 
die spiralige Stellung der Blättchen am Zweige fort, welche einender Spirale 
der Blätter an der Hauptachse entgegengesetzte Richtung zeigt. 

In den Figuren 3-0 haben wir die verschiedenen Entwickelungs- 
stufen einer Knospe dargestellt, unter welchen Darstellungen 4 die Ver- 
grösserung von 3, und 6 die Vergrösserung von 5 ist. 

Fig. 10 ist die Projection einer einzelnen Knospe, Fig. 11 die eines 
Zweiges mit dem Gyclus seiner Knospen. 

Picea alba. 

Die knospenartige Abschliessung des^ Zweigendes gleicht den eigent- 
lichen Knospen (Fig. 1, Fig. 6 in nat. Gr. und 8 vergr.-). 

Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter, jedoch nur in 
einigen und keineswegs in allen (Fig. 1). Dieselben zeigen 2 Keim- 
blättchen, die sich aneinander legen (Fig. 2 vergr. von vorne) ; diese zwei 
Blättchen werden durch die nachfolgenden Theile auseinander gedrängt 
(Fig. 3 vergr.); Fig. 4, 5 Vergrösserung von 4, 6 und 7 sind Knospen auf 
verschiedenen Stufen der Ausbildung; Fig. 8 ist die knospenartige Ab- 
schliessung eines Zweiges, so wie auch eine Knospe vergr. gegeben und 
mit den Stellungszahlen bezeichnet; das erste Hüllblättchen nach den zwei 
Knospenkeimschuppen steht dem Stamme zu und leitet die spiralige Stel- , 
lung der Blätter am Zweige fort. Die Stellung der HttUblättchen, und so 
der folgenden Blätter, ist der der Blätter am Mutterzweige gleich, nämliqh 
^13. Die Spirale der Zweige ist zu der an der Achse gegenläufig (Fig. 12). 
Es sind viele HttUblättchen vorhanden, die, von zarter Structur, sich fest 
aufeinanderlegen und eine geschlossene Decke bilden (Fig. 9 vergr.) ; die 
ausgebildete Knospe (Fig. 10) reisst bei ihrer Ausbildung diese HflUe an 
den Basen der HttUblättchen ab und hebt die zusammenhaltenden Spitzen 
der HttUblättchen gleich einer Mtttze empor. 

Figur 11 giebt uns in Durchschnitten verschiedene Formen von 
Blättern. 



246 A. Henry, 

Mtßrkjc europaea. 

Die knospeoarlige Abschliessung des Zweigendes erfolgt, indem 
Blätter sich in Deckblättchen umwandeln, und, so gebildet, sich als schützende 
HflUe über die später auswachsenden Blätter hinneigen. 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch nicht 
an jedem Blatte (Fig. 1); sie haben 2 Keimblättchen, von welchen ein 
äusseres, stark gewimpert, das zweite, nicht so arg gefranzte, umfasst(Fig.2* 
in nat. Gr., Fig.3 vergr.) Das erste, nach diesen zwei Blättchen folgende 
Hüllblättchen steht dem Stamme zu (Fig. 4). 

Fig. 5 zeigt uns eine weitere Entwickelungsstufe der Knospe von 
vorne, vergr« ; Fig. 6 ist eine fast ausgebildete Knospe von der Seite, in 
nat. Gr. , Fig. 7 dieselbe vergr. 

Fig. 8 und sind Vergrösserungen von Längsdurchßchnitten von 
zwei verschiedenen Entwickelungsstufen einer Knospe« 

Die der ^i, Stellung nahe stehende Spirale der Blätter am ^Zweige 
hat eine andere Bichtung, als die Spirale an der Hauptachse (Fig. 12). 

Die Stipictur der äusseren Hüllblättchen ist spreuartig; sie sind von 
conischer Form, zugespitzt und mit einem zarten Harzttberzuge bedeckt. 
Die dem Inneren näher stehenden sind zart, membranös, breit und am 
Ende abgerundet. 

Der Uebergang vom Deckblättchen zum ausgebildeten Blatte erfolgt 
schnell, ohne viele Zwischenstufen zu bilden (Fig. 11,13). Bei der wei- 
teren Ausbildung der Knospe bleiben diese äusseren Hüllblättchen an der 
Basis des Zweiges stehen (Fig. 13), während die von zarterer Structur 
abfallen. 

Am unteren Ende des Zweiges stehen die Blätter dicht aufeinander 
gedrängt, scheinbar einen Quirl bildend (JPig.lO, Fig. 11 auswachsende 
Knospe, vergr.), aus welchem sich der Zweig mit grösseren Interfoliar- 
theilen entwickelt. Jedoch erfolgt ein solches Hervorbilden eines gestreck- 
ten Zweiges nicht immer; es ist sogar der häufiger vorkommende Fall, dass 



KnMpenbilder. dM" 

nach der Entwickelung eines Blälterbaschefa das Weiterwachsen des Zwen 
ges fttr diese Periode geschlossen wird und sich eine knospenartige Ab*- 
Schliessung des Zweiges bildet (Fig. 13). Diese Absdiliessung des Zweige 
endes scheint in der Knospe schon vorgebildet (Fig. 12). 

Ein solches Bilden von kurzen Zweigstöcjcen kann mehrere Jahre 
sich wiederholen, so dass 3-4 jährige Zweige kaum Va ZoH lang werden. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges gleicht in ihrer Bil- 
dung der der Knospe (Fig. 1). 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch 
meistens nur an der Spitze, um die terminale Abschliessung herum. 

Sie haben 2 Keimschuppen, rechts und links stehend, welche, aus- 
einandertretend, den nachfolgenden Hüllblättchen Raum geben, sich aus- 
zubilden ; die äusseren Hüllblättchen zeigen sich ganz von einer und dersel- 
ben Structur; sie sind lanzettförmig, von brauner Farbe; später werden sie 
holzig, ihre Spitze rollt sich rückwärts und sie bleiben an der Basis des 
Zweiges stehen (Fig. 15). 

Die mehr dem Innern der Knospe zustehenden Hüllblätter, oder viel- 
mehr Blätter, zeigen an ihrem unteren Theile eine andere Bildung, als an 
ihrem oberen (Fig. 5, 6 vergr.). Die Basis ist grün, saftig, krautartig 
und wird später holzartig; die Blattfläche ist mehr oder minder membranös, 
zart, durchsichtig, an der Spitze etwas gebräunt, herzförmig und umschlingt 
den Zweig mit zarten, von den Seiten des Blättchens ausgehenden Fäden 
oder Zasern (Fig. 5, 6, 7). Dieser obere Theil des Blattes ist hinfällig 
und löst sich vom unteren entweder gleich bei dem Auswachsen der 
Knospe oder etwas später (Fig. 3, 4 und 15). 

Diese Blättchen stehen dicht gedrängt in der Knospe, wie uns dieses 
ein Durchschnitt derselben der Länge nach deutiich macht (Fig. 4). Wenn 
die Knospe sich ausbildet, so vermag man leicht die deckende Blatthülle 
abzustreifen, und es bleibt alsdann nur die Basis der Blätter zurück (Fig*3, 



MS A. Henry, 

Fig. 4)« In den Winkeln dieser Blättchen, gänzlich von ihnen bedeckt 
und beschützt, finden wir wieder Knospen, Fig. 3, Fig. 4, wo fff die Ba- 
sen der Blätter, aaa die Knospen bezeichnen. 

Diese sich in dem Winkel des Blättchens (welches wir von der Rück- 
seite unter Fig. 5 in nat. Gr. und unter 6 vergr., von der Innenseite in 
Fig. 7 darstellten,) bildende Knospe wird anfänglich von einem Blättchen 
umschlossen, aus welchem bald ein 2tes Blättchen hervortritt (Fig. 8, 11 
und 12). Die Entwickelung dieser 2 Blättchen folgt dem kurzen Wege 
der Spirale, so dass, wenn diese sich von der Linken zur Rechten wandte, 
das erste umhüllende Blättchen stets zur Linken steht. 

Dass nach diesen Keimschuppen nunmehr folgende Blättchen steht 
dem Stamme (also der Hauptknospe) zu, und leitet die in % - % Divergenz 
stehende Spirale der Hülle ein, welche aus 8-12 Blättchen besteht (Fig. 8, 
bis 14 und 17). Diese Blättchen bilden Anfangs eine geschlossene 
Röhre, in welcher sich die Blattnadeln ausbilden (Fig. 13 u. 14). Die 
sich verlängernden Blaltnadeln drängen die Hüllblättchen auseinander und 
treten an^s Licht, indem die zerrissenen Hüllblättchen an der Basis dersel- 
ben verdorren. Unter 8- 14 haben wirVergrösserungen von verschiede- 
nen Entwickelungsstufen einer solchen Nadelknospe gegeben. 

Fig. 15 zeigt uns die Ausbildung einer ganzen Knospe mit ihren Na- 
delknospen; Fig. 16 ist die vergrösserte Basis eines solchen Nadelzweiges: 
17 ist der Grundriss, aus welchem wir das Verhalten der ganzen Knospe 
zum Stamme, zur Hauptachse a, so wie der Nadelknospen g s zur Haupt- 
knospe b erkennen. Die Spirale der Hauptknospe b zeigt eine entgegen- 
gesetzte Richtung, als die Spirale an der Hauptachse a. Die Spirale der 
Nadelknospen ist entgegengesetzt der Spirale der Hauplknospe; das 
erste Blättcheri an beiden Knospen steht der ihnen zukommenden Haupt- 
achse zu. 

Die von uns bei der Entwickelung der Knospe als Hüllblättchen be- 
zeichneten hinfölligen Gebilde müssen wir als die eigentlichen Blätter der 
Pflanze betrachten; wir finden dieselben auch ausgebildet mehr dem 



Knospefdrilder. 24i 

vollkommenen Blatte ähnlich bei jungen Pflanzen (oft auch an älteren 
Zweigen) von Pin/us Sabimana. 

Auch der unter Fig. 18 gegebene Zweig von Pmus UmgifoUa giebt 
uns ein Beispiel vom Uebergange der schuppenartigen Blätter in vollkom- 
men ausgebildete, wo h schuppenartige Blättchen, fa hingegen mehr aus- 
gebildete Blätter bezeichnen, c sind Nadelzweige. 

Die Blattnadeln entwickeln sich, wie schon bemerkt, in der geschlos- 
senen Röhre der Hüllblättchen ; sie stehen in den verschiedenen Species 
von Piwu8 zu mehreren zusammen, zu 2, 3, 5, und die Form der einzel- 
nen Nadel wird wohl bedingt durch die Anzahl ihres Zusammentretens. 

Wir erkennen an Quer- und Längsschnitten eine der Mark-, Holz- 
und Rinden-Substanz analoge Bildung, und ein, wenn auch nur schwaches, 
Ansetzen mehrerer Holzlagen ist an den mehrere Jahre ausdauernden 
Nadelbüscheln unterschieden worden. Wir halten diese sich in den Win- 
keln der Blätter entwickelnden Gebilde, mit Richard und Link, für zu 
früh entwickelte Zweige. Ihre Zweignatur offenbart sich jedoch noch 
deutlicher durch das Vermögen, zwischen sich eine knospenartige Ab- 
schliessung hervorzubringen und so eine Verlängerung daselbst ein- 
zuleiten. 

Ein solches Heraustreten der Nadelzweige in eigentliche Zweige 
finden wir nicht selten an Pinus - Stämmchen, denen durch Zufall die 
Spitze abgebrochen wurde (Fig. 10), dann flachen die Nadelblätter sich 
ab, und, auseinandertretend, geben sie der sich verlängernden Achse Raum. 
Diese knospenartige Abschliessung gleicht denen am Ende der Haupt- 
zweige ganz. Auch an Nadelzweigen von Pitvas pinaster fanden wir eine 
solche sfch verlängernde Spitze (Fig. 20, 21 und 22). » 

Nees von Esenbeck's Bezeichnung der Knospen der Nadelhöl- 
zer als gemmae compositae ist treff'end, jedoch nur bei der Gattung Pirma 
anwendbar. 



Vol.XXiI. P.L 32 



250 A. Henry, 

Blattstleldeeklffe Knospen, demmae petlolaceae. 



Bei den blattdeckigen Knospen (gemmae foUaceae) vermochte man 
an den Deck- oder Hüllschuppen der Knospe (wenn eine solche Hülle der 
Knospe gegeben war) das Blatt, wenn auch im unentwickelten Zustande, 
V zu erkennen, und bei dem Uebergange vom HüUblatle zum ausgebildeten 
Blatte bildete sich erst nach und nach der untere Theil des Blattes, der 
Blattstiel, aus. 

Wir müssen uns nunmehr den Knospen zuwenden, wo die Hüllblätt- 
chen aus den veränderten unteren Theilen der Blätter, aus den Blattstielen, 
gebildet werden, wo also der wesentliche Theil des Blattes nicht vorhan- 
den ist, die Blattfläche fehlt und erst an den Blättern hervortritt, die einer 
grösseren vollkommeneren Entwickelung entgegengehen. Die Knospen, 
welche eine der Art gebildete Knospendecke haben, werden Blattstiel- 
deckige Knospen (gemmae peHolaceae) genannt. 

Wir halten es nicht für nothwendig, diesen Bildungen ausführliche 
Darstellung und Erklärung zu geben, da die meisten Verhältnisse, beson- 
ders in Hinsicht der Stellung der Theile, schon in dem Gegebenen enthal- 
ten sind, und werden uns darauf beschränken, einige Beispiele in Rück- 
sicht auf die Stellung, so wie auf die eintretenden Veränderungen dersel- 
ben, hier vorzuführen. 

Nicht ^selten findet man an den knospenartigen Abschliessungen der 

Zweigenden von 

Aesculus HSfppocastanwm 

die deckenden Blättchen noch deutlich als die Basis des Blattstieles aus- 
geprägt, indem ein oberer verschmälerter Theil mit dem Blatte selbst sich 
demselben anfügt (sehe unsere Figur), Bei 

AjBMCuhu rubra 

ist die Bildung der Knospendecken bei veränderten Blattstielen noch kla- 
rer; hier vermag man den ganzen Verlauf von einfacher Deckschuppe zum 



Knaspenbilder. 2il 

ausgebildeten Blatte zu verfolgen, wie dieses aus der von uns gegebenen 
Figur zu erkennen ist. 

Als eine in dieser Hinsicht ganz ausgezeichnete Pflanze, und wohl 
geeignet, als Repräsentant vorgeführt zu werden, ist die Knospenbildung 
von einigen Pflanzen, die zur Gattung Jttglans gehören, welchen wir hier 
eine etwas ausführlichere Besprechung widmen wollen. 

jrugianM regia. 

Die knospenartige Abschliessung der Zweige geschieht durch Deck- 
schuppen, die aus den veränderten Blattstielen entstanden sind. Die 
ganze Bildung derselben gleicht den eigentlichen Knospen (Fig. 1-1^). 

Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter öfter zu mehre- 
ren untereinander, auf einer kleinen Erhebung aufsitzend, welche jedoch 
später, wenn der Zweig älter wird, verschwindet (Fig. 1 u. 1*). 

Die junge Knospe (Fig. 2) zeigt eine geschlossene Hülle, an wel- 
cher eine Trennung nach vorne, von der Spitze bis zur Hälfte abwärts, 
sichtbar wird (Fig. 3 vergr.). Diese erste Hülle ist mit feinen Haaren 
besetzt, welche später verschwinden. Ist diese erste Hülle von einem 
Blatte oder von zweien gebildet? Wir waren durch unsere Untersuchung 
nicht befähigt, diese Frage mit Sicherheit zu beantworten. 

Bei der Ausbildung der Knospe wird die nach vorne liegende Oeff- 
nung in der e^ten Hülle durch die nachfolgenden Theile vergrössert, und 
die zwei Spitzen der Hülle stellen sich nach hinten, dem Stamme zu 
(Fig. 4, Fig. 5 vergr., vom Rücken gesehen). 

Die nunmehr nach der ersten Hülle folgenden Decken stehen nach 
vorne (Fig. 6). 

Mit dem ersten nach vorne stehenden Hüllblättchen wird die spirale 
Stelli^ng der folgenden Hüllen eingeleitet, von welchen 6-9 auftreten, 
ehe sich ausgebildete Blätter vorfinden. 

Der Uebertritt vom Hüllblatt zu ausgebildeten Blättern erfolgt schnell, 
doch findet man auch zuweilen Bildungen, wo die Entstehungsweise der 



2^2 A. Henry, 

HttUblättchen klar wird, indem ein fortschreitender Uebergang von HttU- 
blättchen zum eigentlichen Blatte sich vorfindet (Fig. 7). 

Die aus einer sich verflachenden Ausbreitung des Blattstieles entste- 
henden Hüllblättchen erlangen bei anderen Species der Gattung Juglans 
eine bedeutende Grösse, indem sie mehr oder minder bei der Entwicke-^ 
lung der Knospe eine bedeutende Vergrösserung eingehen. 

Figur 8 ist das Bild einer sich eben zum Zweige ausbildenden 
Knospe; Fig. 9 eine Knospe, in der Entwickelung weiter vorgeschritten. 
Unter Fig. 10 ist eine vollkommen entwickelte Knospe dargestellt, an wel- 
cher man das bedeutende Auswachsen der ans verflachten Blattstielen ge- 
bildeten Deckschuppen bemerken kann. 

Unter Fig. 11-18 haben wir die aufeinander folgenden Hüllblättchen 
ausgebreitet gegeben; 18 ist das erste ausgebildete Blatt. 

Fig. 10 der Durchschnitt eines Blattes. 

Fig. 20 die Projection einer Knospe. 

Als der Bildung von Juglans nahe stehend, haben wir noch das Bild 
einer sich entwickelnden Knospe von 

MVbBM grcLcUe 

gegeben, an welcher die Bildung der Knospendecke aus Blattstielen deut- 
lich ist. Bei 

AraUa umbracuUfera ^ 

neigt sich die Bildung des Blattstieles schon der Nebenblattbildung zu, so- 
wohl in der knospenartigen Abschliessung der Zweige, als auch in der 
eigentlichen Knospenbildung. Wir finden nämlich an der Basis des Blatt- 
stieles nebenblattartige Anhängsel, welche sich deckend über die nachfol- 
genden Theile legen (Fig. 1 das Ende eines Zweiges). Wenn man die- 
ses Blatt ablöst, so bemerkt man an dem darauf folgenden Blatte dasselbe 
Verhalten (Fig. 2 u. s. f., Fig. 3). 

Die ausgebildete Knospe zeigt ihre erste Hülle dem Stamme zuste- 
hend und sehr wahrscheinlich aus einem Blatte mit dem nebenblattartigen 



Knaspenbüder. 233 

Anhängsel gebildet (Fig. 4). Das zweite deckende Hüllblättchen steht 
nach vorne (Fig. 5). Wenn man diese ersten HüUblällchen wegnimmt, 
so findet man Blättchen mit solchen Anhängseln an der Basis derselben, 
wie wir dieses bei der knospenartigen Abschliessung schon erwähnt ha- 
ben, welche die nachfolgenden Theile umhüllen. 

Es möchten sich hier wohl am besten noch einige Knospenbildungen 
anschliessen, welche an solchen Pflanzen entstehen, deren Blattstiele sich 
miteinander verbinden und so eine mehr oder minder geschlossene Hülle 
um den Stengel herum bilden. 

CV#fu# alMduM. 

Die Knospen entwickeln sich in den Wiiikeln der Blätter vollkommen 
gedeckt und geschützt durch die verwachsenen Basen der Blattstiele. Die 
Figuren 1, 2, 3, 4 zeigen uns verschiedene Ei^wickelungsstufen der 
Knospe. Es scheint hier die Ausbildung der Blattbailen anfönglich vor- 
herrschend und erst später^ die des eigentlichen Blattes hervorzutreten. 

Fig. 5 ist ein sich entwickelndes Zweigpaar. 

Clemafto crtspa. 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blattbasen und 
werden geschützt von den am Stamme verbleibenden Theilen derselben 
(Fig. 1). 

Die Hüllschuppen bestehen aus verbundenen, ganz einfach gebilde- 
ten Blättchen, von welchen das erste Paar links und rechts an der Knospe 
auftritt (Fig. 2 vergr. von vorne, Fig. 3 vergr. von der Seite). Das fol- 
gende, so wie noch 2 bis 3 nach diesem, sind ebenso gebildet, wie das 
erste Hüllblättchenpaar (Fig. 4, 5). Nach diesen Hüllblättchen findet man 
eigentliche Blättchen in der Anlage begriffen, deren Ausbildung dem In- 
nern der Knospe zu immer weniger fortg^chritten erscheint (Fig. 6). 



254 A. Henry, 

Hebenblattdecklffe Knospen, deramae stifialaceae. 



Zu der Blattbildung gehörend und den eigentlichen Bllrttern in der 
Entwickelung gleichend, sind an den Pflanzen noch andere Theile vorhan- 
den, denen man den Namen NebenblSttchen {stipulaej beigelegt hat. Die- 
sen Namen erhielten sie, weil sie in den meisten Füllen neben den HttH- 
blättern hervortreten; doch stehen sie auch in manchen Fällen etwas ober- 
halb oder unterhalb der Stelle, wo das Blatt sich vom Stengel ablöst. 

Die Beziehungen der Nebenblättchen zum Hauptblatte, das Verhält- 
niss derselben zu einander, wird verschiedenartig beurtheilt. Wie wir 
aus den Werken von Schi ei den und Bisch off ersehen, sind diese 
Forscher der Ansicht, dass die Nebenblättchen als zu einem Hauptblatte 
gehörend zu betrachten sind, und dass ihre Entwickelung, wenn auch oft 
die des Hauptblattes fiberholend, dennoch als eine Entwickelung von An- 
hängseln des Blattstieles, und somit von diesem 'abhängend zu erachten ist. 

S. M. Schieiden (Grundz. d. w. Bot. H. S. 180) sagt:, „Betrachtet 
man das Keimblatt der meisten Monokotyledonen, so findet man, dass das- 
selbe bei seiner allmäligen Entwickelung die Terminalknospe (phimala) 
völlig umschliesst, ja dass die noch ganz zarten weichen Zellen der bei- 
den Ränder desselben zum Theil sich so fest vereinigen, dass sie als ver- 
wachsen betrachtet werden können, während nur eine kleine Spalte, die 
bei allen Monokotyledonen vorhanden ist, übrig bleibt. Bei der Kei- 
mung hat die sich entwickelnde Knospe in der kleinen Spalte nicht Raum, 
um hervorzutreten, sie drängt also die Ränder derselben mehr oder weni- 
ger hervor, und diese erscheinen dann als ein eigenthttmlicher Anhang 
nach der Mitte des Keimblattes, als häutige Ausdehnung der Ränder des 
unteren Theiles des Blattes, oder als Läppchen an der Basis desselben. 
Auch bei den $päteren Blättern finden ähnliche Verhältnisse statt. Bei 
den Dikotyledonen kommt ein gleiches Yerhältniss nicht selten vor, ent- 
. weder werden die Ränder an der Basis eines Blattstieles oder stielförmigen 



Kno^penbilder. 255 

Blattes häutig ausgedehRt, oder e» erhält die durchbrechende Knospe eine 
längere oder kflrzere häutige Scheide, oder es bilden sich an der Basis des 
Blattstieles eigenthfloiliche Läppchen aus, die zuweilen die Form kleiner 
Blättchen annehmen und auch wohl durch ein Gelenk mit dem Blattstiele 
verbunden sind. Ueberall ohne alle Ausnahme sind sie ihrer Entwickelung 
zufolge Theile des an seiner Basis besonders entwickelten Blattes und dem 
Wesen nach durch alle Phanerogamen ganz dasselbe Gebilde, wenn sie 
auch der Erscheinungsweise nach mannigfach variiren/^ 

^^Idffula bei den Gräsern, vagina ^pularia bei anderen Monokotyle- 
donen, wenn gross, vagina petiolariSy wenn klein und höher am Blatte. 
Bei Dikotyledonen: peUohis cdatus^ sUpulae adnatae^ ochrea^ stipulae^ 
stipeUae.'^ 

Seite 183-184: Was ich bei den oben angeführten Leguminosen, 
Rosaceen und Polygoneen und in einigen anderen Familien betrachtet habe, 
fuhrt unmittelbar zu dem Schlüsse, dass die bei den Dikotyledonen, Blattstiel- 
scheide, geflügelter Blattstiel, Tute, angewachsene Nebenblätter und freie 
Nebenblätter genannten Organe alle verschiedene Formen eines und des- 
selben Theils der untersten Ränder des Blattstieles oder Blattes und wie- 
derum mit den genannten Theilen bei den Monokotyledonen ihrem Wesen 
und ihrer Entwickelungsgeschichte nach völlig identisch seien. Soge- 
nannte freie getrennte Nebenblätter giebt es durchaus gar nicht, und eben 
wie bei der vagina slipularis fibersieht man nur hier ihren Zusammenhang 
mit dem Blattstiele, weil das Stückchen, wo sie verbunden sind, gegen 
das ganze Blatt und selbst gegen das Nebenblatt so klein ist, dass es ganz 
zurücktritt. Betrachtet man aber das Blatt, ehe sich seine Zellen ausdeh- 
nen, in der KnoSpe, so ist die Verbindungsstelle des Blattes und der 
Nebenblätter ein so bedeutender Theil von der Länge des ganzen Blattes, 
dass man gar nicht darüber in Zweifel sein kann, dass das Nebenblatt ein 
blosses Anhängsel der Blattbasis ist/^ 

G. W* Bisch off (Lehrb.d.Bot. L S. 177) bemerkt: ,^Wenn wir uns 
das ganze Blatt bis zu seinem wahren Grunde abgelöst denken, so dind 



256 A. Henry, 

die Nebenblätter als die beiden Rfinder des latenten Blatttheils zu betrach- 
ten, welche sich unmittelbar bei dessen Scheidung vom Stamme in ihre 
besonderen Scheiben ausbreiten, die demnach die Nerven direct aus jenem 
unteren Theile des Blattes empfangen .^^ .... „So lässt sich daraus wohl die 
vorherrschende schiefe oder fast halbirte Form der Nebenblätter erklären, 
deren nach Aussen gerichteter Rand sich freier entwickelt und meist einen 
stärkeren Bogen bildet, während der innere, gegen das Mittelblatt gerich- 
tete, eine leichtere Biegung oder selbst eine mehr geradlinige Begränzung 
erhalt, gleichsam als werde durch die geradeausgehende Verlängerung 
des Mittelblattes die vollständige Ausbildung dieses inneren Randes ge- 
hemmt; wo daher ein Hauptnerv in den Nebenblättern zu erkennen ist, da 
werden wir denselben in der Regel ihre Scheibe in zwei ungleiche Hälf- 
ten theilen sehen." 

Seite 178: „Sie entfalten sich gleichsam fttr sich selbst, und daraus, 
dass sie dem latenten Blattgrunde näher stehen, als die Scheibe des Mittel- 
blattes, wird es ferner erklärlich, warum sie immer frflher zur Entfaltung 
und völligen Ausbildung gelangen, als jene ; ja häufig, wie wir bei den 
Knospen sehen, werden sie in ihrer Entwickelung dem Mutterblatte so 
weit vorauseilen, dass sie dasselbe in seiner Jugend als schützende Decke 
umhüllen." 

Der von Seh leiden und Bisch off ausgesprochenen Ansicht müs- 
sen wir im Allgemeinen wohl beipflichten ; bekennen jedoch, dass manche 
Fälle vorkommen, wo es schwierig ist, den Zusammenhang der Neben- 
blättchen mit dem Blattstiele nachzuweisen, so dass man versucht wird, 
hier eine von dem Hauptblatte unabhängige Entwickelung der Nebenblätt- 
chen anzunehmen. 

Richard C^auv. Eläm. de bot 1833. p.l97): Lee sUpnles sont des 
organes accessaires des feuiUes. Le plus soutent ettes sont Ubres^ c^estr- 
dr-dire qu'elles ne sont pas ßxäes au pitiole. 

Link (Phil. Bot. I. S. 465): „Blattansätze (paTaphyJUa) sind blatt- 
artige Theile, an Bau den Blättern sehr ähnlich, aber früher entwickelt. 



Knospenbilder. * 257 

Zu den Blattansätzen gehören zuerst Nebenblätter oder blattartige Theile, 
welche sieh neben den Blättern zu beiden Seiten befinden, ihnen sehr 
ähnlich, aber meistens kleiner. Sie stehen auf der Blattstielscheide, wel- 
che mit dem Stamme oder den Aesten verwachsen isi, und oft führt eine 
erhabene Linie auf der Oberfläche des Stammes dahin/^ 

„Immer brechen die Nebenblätter vor den Blättern hervor, entwickeln 
sich auch mehr oder weniger vor ihnen, dann aber bleiben sie in ihrem 
Wachsthum stehen und werden nicht grösser. Sie dauern entweder so 
lange als die Blätter, oder sie fallen nach der Entwickelung oder vor der 
Entwickelung der Blätter ab.^^ 

„Zuweilen verwachsen sie mit dem Blattstiele und unterscheiden sich 
von dem geflügelten Blattstiele dadurch, dass sie sich vor den Blättern 6nt^ 
wickeln. Zuweilen wachsen sie auch unter sich zusaminen und bilden ein 
einziges Nebenblatt, wie an MeUanÜms.^^ 

Seite 496: „So entwickeln sich auch die Nebenblätter vor den Blät^ 
tem, um ihnen einen vollkommneren Nahrungssafl zu reichen. Es thut 
nichts, dass sie zuweilen sehr klein sind, oder fadenförmig oder stachlich." 

Lindley (Introd. Bot. 1832. pag.99): „/ am clearly of opinion that^ 
notwithstanding the difference in their appearance^ they (sHpviae) are 
reatty accessory leaves." * 

Regel in seiner Abhandlung „lieber den Ursprung und Zwedi der 
SUpeln" (Linnea. Bd I. Hft. 2. 1843) sqfieint ihnen eine Unabhängigkeit 
von den eigentlichen Blättern zukommen zu lassen, indem er bemerkt, dftss 
sie ihre Nerven direct aus dem Stengel erhalten. Regel nimmt an, dam 
von der Basis des Knospenkernes sich die Stipularbildung erhebe, die 
Achsenspitze überwachse, sie jedoch nicht völlig einhülle, sondern an der 
Spitze offen bleibe, so dass durch diese sich verschieden gestaltenden 
Oeffifiungen (Spalten) die Form und auch die Zahl der Stipeln bedingt 
werde. Später werden die gebildeten Stipeln von dem an Umfeng zu- 
nehmenden Knotengebilde auf die Seite, m die Basis des Blattstieles, hin- 
gedrängt. 

VohXXIL P.L 33 



258 • A. Henry, 

Die Pflanzen, an welchen sich Nebenblätter vorfinden^ verwenden 
diese sehr oft zur Bildung der schützenden Hfllle für die sich später ent-* 
wickelnden Theile ihrer Nebenachsen, ihrer Knospen. Wenn wir daher 
von nebenblattdeckigen Knospen sprechen, so durften wir eigentlich nur 
solche heranziehen, wo ein Vorherrsehen der Nebenblattbilduhg in der 
Knospendecke stattfindet. Es ist jedoch, wie wir bei einer anderen Ge- 
legenheit zu erwähnen uns gedrungen fühlten, auch hier eine strenge 
Sonderung nicht dienlich, wenn man eine möglichst vollkommene lieber- 
sieht zu geben beabsichtigt. 

Wir werden aus dieser Ursache manche Knospenbildung aufnehmen, 
bei welcher die Nebenblättchen nicht vorherrschend Antheil nehmen an der 
BÜdung der Knospendecke, und müssen daher für uns unter der Bezeich- 
nung „nebenblattdeckige Knospen^^ alle Knospen umfassen, die an Pflan- 
zen entstehen, welche Nebenblätter habeii, diese mögen nun wenig oder 
mehr an der Bildung der Knospendecke Antheil haben« 

Blätter zu mehreren vwbimdeii« 

y. (Va) 
¥hk gleiehes einfeehes Verhalten der Blätter in Rücksicht ihrer Stel- 
lung, wie wir dieses bei den blattdeckigen Knospen an Sksembrytmthemum 
Uthgnaeforme fanden, ist auch bei Pflanzen, die NebenUäUchen haben, vor- 
handen ; denn auch hier finden wir 2 und 2 Blätter miteinander verbun«* 
d««, die alle eine und dieselbe Richtung zeigen, sowohl an der Haupt-* 
aebse, als auch an den Nebenachsen. 

Der Stengel erscheint anfänglich vierkantig, mit zwei hervortreten- 
den Eckenden auf einer der Seiten, wo ein Nebenblättehen ist. Diese 
zwei hervortretenden Streifen befinden sich an der ganzen Pflanze auf der«^ 
selben Seite und bleiben auch noch immer sichtbar, wenn auch die Sten*- 
gel später mehr eine runde Form annehmen (Fig. 3 u. 8). 



KnoapenMder. 299 

2 und 2 Blatter sind miteinander yerbunden und 2 Nebenblättohen 
vermittelo diese VerlMBduBg. Es ist wdhl anzunehmen, dass diese 2 Ne- 
benblättchen aus 4, zu 2 miteinander veinvachsenden, entstanden sind. 
Dieses deutet uns bei Zyg. sesmUfolmn die häufig vorkommende Spaltung 
der Spitze des Nebenblattes an (Fig. 4). 

Bei anderen Arten dieser Gattung, z. B. 

X/t/gaphyUwm VabagOf 

tritt diese Entstehungsweise der Nebenblättchen deutlicher hervor, indem 
hier die bei Zyg. sessilifoliwn erwähnte Spalte (Fig. 1^ und 14) immer 
grösser wird (Fig. 15), so dass eine vollkommene Theilung in 2 BlSttchen 
(Fig. 16) eintritt. Jedoch ist auch bei dieser Pflanze eine solche Spaltung 
nicht immer vorhanden, und wir finden meistens die Nebenblfittchen in der 
Weise, dass sie ein einzelnes Blättchen auf jeder Seite bilden und keine 
Andeutung ihrer wahrscheinlichen Entstehungsart zeigen (Fig. 13, der 
obere Theil). 

Die knospenartige Abschliessung der Zw^ge erfolgt durch ein Zu-^ 
sammenneigen der Blätter und Nebenblättchen (Fig. 1), welche in Fig. 2 
vergrössert, etwas von oben, und in Fig. 3, ebenso von unten geschehen, 
dargestellt wurde. 

Bei der weiteren Ausbildung des Zweigendes treten die Fiederblätt- 
ehen f^ /*% zum Mittelblatte /* gehörend, hervor, und drängen dieses kleine 
Mittelblatt und die Nebenblättchen f »t zurück (Fig. 4). 

Nimmt man einen Blattcyclus nebst seinen Nebenblättchen von der 
Spitze weg, so findet man einen folgenden, dessen Theile dieselbe Zu- 
sammenneigung zeigen (Fig. 5). 

Entfernt man hier die Nebenblättohen und die MIttelblättchen des 
Hauptblattes, so trifft man die sich zusanmo^nneigenden NebenbMfttchen 
(Fig. 6. f d)^ welche wiederum einen Blattcyclus beschützen (Fig. 7). 

Die Knespen bilden sich in den Winkeln der Matter; ihre lUiisert 
Hülle wird aus zwei Nebenblätteben gebildet, <ye rechts und links an der 



260 A. Henry, 

Knospe stehen und daher mit den Nebenblättchen am Mutterzweige die- 
selbe Richtung zeigen (Fig. 9, eine Knospe von vorne; Fig. 10, dieselbe 
von der Seite, wo f st die N^ibenblättchen bezeichnen). 

Diese Nebenblättchen bedecken die Hauptblätter, von welchen bei 
9 und 10 das Mittelblättchen f schon sichtbar wird. Der Boden, worauf 
sich die Knospe entwickelt, so wie die ersten Nebenblättchen selbst, sind 
mit Haaren bedeckt. 

Die nach den zwei ersten Nebenblättchen folgenden Blätter stehen 
in der Weise, dass sie eine mit den Blättern am Mutterzweige ganz glei- 
che Richtung zeigen. 

Das ganze Verhältniss der Knospen zu dem Hauptzweige haben wir 
in der Fig. 12 klar darzulegen gesucht. 

Die nach unten und oben stehenden Zahlenreihen P-VP bezeichnen 
die Nebenblättchen, die zu den mit denselben Zahlen bezeichneten, ohne 
Kreuzchen rechts und links stehenden Blättchen gehören, in deren Win- 
keln sich die Knospen entwickeln, fsta fsta fsta bezeichnen die äus- 
sersteii deckenden Nebenblättchen, unter deren Schutz sieh die nachfol- 
genden Blätter der Knospe entwickeln. 



Bei den nunmehr zu betrachtenden Pflanzen, deren Blätter zu zweien 
mit einander verbunden sind, sind diese in der Weise gestellt, dass an der 
Achse 4 Blattreihen gebildet werden, indem das folgende Blattpaar mit 
dem vorhergehenden sich kreuzt. Die Stellung ist /4 ('/4)* 

Wir nehmen die Pflanzen zuerst, deren Blattpaare nur 2 Nebenblatt- 
chen zeigen, (wie wir solches bei Ztfgophyllum gefunden); welche mit 
dem oberen Theile des Blattstieles gleichstehend auftreten. 

Die Nebenblättchen können nun bei diesem ihrem Stande in der 
EntWickelung der Pflanze die Blätter, zu welchen sie gehören, entweder 
mit umschliessen und umhüllen, oder nur den nach ihren eigenen noch 
folgenden Blättern als schützende Hülle dienen. 



KuMpenbilder. 261 

Da Letztares ein klareres Verhältniss giebt und sich auch hier ein- 
fachere Nebenblattbildungen vorfinden, so werden wir die Pflanzen, die 
eine solche Bildung der Nebenblättchen und dn solches Verhalten dersel-* 
ben zeigen, voranstellen. 

Wie demnach die Nebenblattbildung, mit dem oberen Theile der Blatt- 
stiele auf gleicher Höhe auftretend, eine abgeschlossene Halle macht und so 
die nachfolgenden Theile vollständig umschliesst, während sie die Blätter, 
zu welchen sie gehört, nicht zu schützen vermag, sei nunmehr betrachtet. 

Gardenia ßorida. 

Die Nebenblattbiidung tritt mit dem oberen Theile des Blattstieles 
gleichstehend auf und gestaltet sich zu einem Blattganzen, welches zu 
zwei gegenüberstehenden Blättern gehört. Dieses gemeinschaftliche Ne- 
benblatt umfasst den ganzen Stengel und ist «von Gefässbündeln durchzo- 
gen, welche sich sämmtlich zu einer Spitze hinneigen (Fig. 1, Fig.2 vergr.). 
Diese Spitze der Nebenblätter liegt bei den Blattpaaren, die dieselbe Rich- 
tung haben, nach einer und derselben Seite hin, so dass 2 Richtungslinien 
der Nebenblätter am ganzen Zweige sich vorfinden. Die der Spitze 
gegenüberliegende Seite des Nebenblattes spaltet sich bis zum Grunde 
(Fig. 1). Die Fig. 1 ist ein Zweig, dessen Ende Blättchen trägt; Fig. 2 
ein Nebenblatt von der Rückseite. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem das 
gemeinschaftliche Nebenblatt des letzten Blattcyclus eine vollkommen ge- 
schlossene Hülle bildet (Fig. 3 vergr.). Diese Hülle ist nach einer Seite 
hin erhaben und zeigt an der andern eine Einbiegung. Unter dieser Hülle 
finden wir das folgende Blattpaar; die Ränder der Blätter sind rückwärts 
gebogen; Fig. 4a zeigt das Blattpaar vom Rücken, Fig. 46 von der Seite. 
Zwischen diesen 2 Blättchen erscheint das noch kleine Nebenblatt, wel- 
ches in Fig. 4 c von vorne gegeben wurde. 

Die Knospe entwickeln sich in den Winkeln der Blätter. Die äus- 
sere Hülle derselben wird aus 2 gegenüberstehenden Blättchen gebildet, 



202 A. Henry, 

welche ihre Ränder dem Rücken zu umbiegen, sich mit ihren Innenseiten 
zusammenneigen und das Innere der Knospe umschliessen (Fig. 5). Der 
von den 2 BlSttchen umschlossene TheH wird aus einem völlig geschlos- 
senen, lang zugespitzten, an einer Seite erhabenen, an der anderen einge- 
bogenen Nebenblatte gebildet (Fig. 6, Fig- 7 vergr.). Die zwei Seiten 
des Nebenblattes liegen anfanglich dicht aufeinander (Fig. Ha); später 
trennen sich die Theile (Fig. 1]6), und es treten nunmehr auch die Ner- 
ven deutlicher hervor, (indem die Höhlung immer grösser wird). Wenn 
man eine solche Knospe durchschneidet (Fig. 8 vergr. von der Seite, 
Fig. 9 vergr. von vorne), so findet man am Grunde derselben das neue 
Blattpaar (Fig. 9 a), umgeben von kleinen harten Körperchen, wo man 
die Anlage zum neuen Nebenblättchen (Fig. 10 a) in der Mitte derselben 
bemerkt. 

In Fig. 12 ist der Grundriss eines Zweiges mit 2 Knospen gegeben; 
1,2,3 sind Blattpaare mit den veri)indenden Nebenblättern, fst bezeichnet, 
gf^ gf die Knospen, an welchen aa die zwei ersten Blätter, h das erste 
Nebenblatt ist. 

MondeleUa racetnosa. 

Der vorhergehenden Pflanze, in Hinsicht der Knospenbildung, nahe- 
stehend ist R. racemosa. Die Nebenblattbildung entspringt auf der Höhe 
des oberen Theiles des Blattstieles (Fig. 1), jedoch ist hier die Trennung 
in zwei Theile schon in der völligen Theilung der Spitzen angedeutet, 
wenn djeselbe auch noch nicht eintritt und ein einseitiges Spalten des 
Nebenblattes stattfindet. 

Die knospenarlige Abschliessung der Zweige geschieht durch die, 
eine vollkommene Hülle bildende Nebenblattbfldung (Fig. 1, Fig. 2). Wenn 
man diese Hülle wegnimmt, so findet man die Blflttchen (Fig. 3 /*/*), wel- 
che die nunmehr folgende Nebenblattbildung umfasst, deren Theilung in 
zwei einzelne Blättchen sich hier deutlich zeigt. Die Basis ist dicht mit 
langen Haaren besetzt. 



Knospenbilier. 263 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter; ihre äus- 
sere Hülle wird von zwei sich aufeinanderlegenden Blättchen gebildet, von 
welchen das eine stets mehr ausgebildet erscheint, als das ihm gegenfiber- 
stehende (Fig. 2, Fig. 4 vergr.). Trennt man diese Blättchen (Fig. 5), so 
bemerkt man die, zwei Spitzen zeigenden Nebenblatttheile, die wir unter 
Fig. 9, und Fig. 6 von dein Seite, vergrössert gezeichnet haben. Fig. 7 
giebt uns die Projeclion einer Knospe. 

Bei den 2 vorhergehenden Knospen wurde die äussere Decke von 
den Blättern gebildet, denen die Nebenblatthalle folgte ; wir wollen nunmehr 
eine Knospenbildung kennen lernen, wo die NebenblatthttUe die äussere 
ist und dann erst die Blattbildung auftritt. 

If^ebera earymbosa. 

Die Nebenblattbildung gleicht der der vorigen Pflanzen ; sie entspringt 
ebenfalls mit dem oberen Theile des Blattstieles gleichstehend, umfasst deil 
ganzen Stengel, und anfänglich vollkommen sich abschliessend, zerreisst 
sie, um den nachfolgenden Theilen Raum zur Entwickelung zu geben. 
Die Stelle, wo das Nebenblatt vom Stamme sich ablöst, ist mit kurzen 
Haaren besetzt, die am Stamme noch sichtbar sind, wenn auch die Neben- 
blattbildung schon abgefallen ist. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes wird durch die 
sich vollkommen vereinigende Nebenblattbildung hervorgebracht (Fig. 1, 
2, 3). Anfänglich ist diese Hülle zugespitzt (Fig. 2), wird jedoch durch 
die sich innerhalb derselben entwickelnden Blätter immer mehr ausge- 
dehnt, fast rund (Fig. 3) und springt endlich auf, um den sich entwickeln- 
den Blättern Raum zu geben (Fig. 1). 

Die unter dieser HfiUe verborgenen Blätter sind vielfach zusammen- 
gefaltet, ohne hierin eine bestimmte Gesetzmässigkeit erkennen zu lassen. 

Der Längsdurchschnitt eines Zweigendes (Fig. 4 vergr.) zeigt uns 
fdie Blätter, fs die Nebenblattbildung, f^ das von der Hfllle umschlossene 
Blatt lind fs^ die von diesen Blättern wiederum umfasste Nebenblattbildung. 



264 A. Henry, 

Die äussere schützende Hülle der in den Winkeln der BlSUer entste- 
henden Knospen wird vom Nebenblatte gebildet; sie ist vollkommen ge- 
schlossen und spaltet sich, um den nachfolgenden Blättern Raum zu geben 
(Fig. 5, Fig. 6 im Längsdurchschnitt). Die zwei ersten Blätter st^en 
rechts und links in der Knospe, so dass die Blättchen der Nebenblattbil- 
dung, wenn diese aus zwei einzelnen gebildet ist, nach vorne und hinten 
stehen würden. 

In Fig. 7 ist der Ansatz von 2 Aesten gezeichnet. 

Bei Gardenia florida^ Rondeletia racemosa und Weber a corymbosa 
fanden wir die Nebenblattbildung vollkommen getrennt von den Blättern, 
so dass in der Bildung der äusseren KncrspenhüUe entweder das Blatt oder 
das Nebenblatt allein auftrat. Wir wollen nunmehr einige Bildungen ken- 
nen lernen, wo zwar die Bildung der Nebenblätter der der erwähnten 
Pflanzen ähnlich ist, jedoch schon eine innigere Verbindung mit den Blatt- 
stielen hervortritt. 

MurcbeWa capenHs. 

Die Nebenblattbildung gleicht am meisten der Rondoletia racemosa^ 
doch ist hier eine Trennung in zwei Hälften schon eingetreten (Fig. 1, 
Fig. 2), und wir dürfen dieselbe als zwei Nebenblättchen bezeichnen. Die. 
knospenartige Abschliessung des Zweigendes wird durch die theilweise 
zusammenverwachsenden, mit dem oberen Theile sich zusammenneigenden 
Nebenblättchen gebildet (Fig. 1, Fig. 2 vergr.). Unter dieser Hülle findet 
man das folgende Blattpaar (Fig. 3 vergr.), welche sich über die nunmehr 
folgenden Nebenblättchen deckend neigen (Fig. 4 vergr.). 

Entfernt man diese noch vollkommen geschlossene Nebenblattbildung, 
so findet man wieder zwei Blättchen Cf^J^ welche di« folgende Neben- 
blattbildung wieder decken (Fig* 5). 

Es umschliesst, wie schon erwähnt, die Nebenblattbildung den Sten- 
gel und schützt so die Knospen in den Winkeln der Blätter. Auch hier 
finden wir einen Kranz von Haaren, wie wir dieses schon bei anderen 



Knospenbilder. 205 

Pflanzen mit einer ähnlichen Nebenblattbildung gesehen haben (Fig. 6, 7, 
8, 9 vergr.) Die äussere Hülle der Knospe wird von den sich zusam- 
menneigenden Blättern gebildet, welche die zu denselben gehörenden 
Nebenblättchen einhüllen (Fig. 8). Diese Nebenblättchen umschliessen 
ihrerseits ein folgendes Blattpaar (Fig. 9, ein Durchschnitt vergr.). Die 
Vereinigung von Blatt und Nebenblatt ist schon bei'm untersten, und daher 
in der Knospe zu äusserst stehenden Blattpaare sichtbar. 

Maoera. 

Bei dieser Pflanze sind die Nebenblättchen nur wenig miteinander 
verbunden und jedes einzelne Blättchen hat seine vollkommen ausge- 
prägte Form. 

Die knospenartige Abschliessung der Zweige erfolgt, indem sich die 
Nebenblättchen dicht aneinander legen und so eine geschlossene Hülle 
bilden. Diese Hülle deckt die sich flach auflegenden Blättchen und diese 
ihrerseits wiederum eine Nebenblatthülle ; Fig. 1 ist ein Zweig, an dessen 
Ende die Blätter die Hülle auseinander gedrängt haben ; Fig. 2, die Spitze 
mit den Blätlchen vergr. ; Fig. 3, die von den Blättern umfasste Hülle der 
Nebenblättchen, welche das nachfolgende Blattpaar nebst Nebenblättchen 
umfasst (Fig. 4). 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter. Die äus- 
sere Hülle entsteht aus einer Verschmelzung der unausgebildeten Blätter 
und der Nebenblättchen, und zwar in der Weise, dass die Ansätze zu den 
Blättern rechts und links an der Knospe zu stehen kommen. Bei dem 
darauf folgenden Blattpaare ist die Sonderung der Theile schon vollstän- 
diger (Fig. 5). 

CogTea araMca. 

Bei dieser Pflanze ist die Bildung der Nebenblätter, der knospenarti- 
gen Enden der Zweige, so wie der Knospen, der von Ixora sehr ähnlich. 
Fig. 1, ein Zweigende; Fig. 2, eine Knospe von vorne; Fig. 3, dieselbe 

VohXXlL P.'I. 34 



266 A. Henry, 

von der Seite. Fig. 4 zeigt uns eine schon mehr entwickelte Knospe; 
Fig. 5 vergrössert; Fig. 6, die äussere Hülle derselben Knospe, vergr.; 
Fig. 7, das erste Blattpaar mit seinen noch zusammenschliessenden Neben- 
blättchen, vergrössert. 

Richard (Nouv. El&n. de bot. 1833. p.89): ^^Dans les Rubiacees 
exoUques^ ä feuilles opposäes^ telles que le Coffea^ le Psychotna^ le Cin* 
chona^ les stipules sont situ^es entre les feuHles^ et paraissent 6tre de re- 
ritables feuilles avortöes. En effet^ dans les Buhiacies de nos climats^ 
telles que les Galiutn^ les Rubia^ les Aspenda^ elles sont remplacees par 
de väritables femUes^ qui allors forment un verHcille atUour de la Oge. 

Eine freiere und stärkere Ausbildung der Nebenblättchen, bei sonst 
ganz gleichen Verhältnissen, finden wir bei 

JSRUto longißara. 

Die knospenartige Abschliessung der Zweige erfolgt, indem die Ne- 
benblättchen des letzten Blattpaares sich aneinander legen (Fig. 1), und so 
den nachfolgenden Theilen eine schützende Decke bilden. Unter dieser 
Hülle verborgen finden wir das folgende Blattpaar (Fig. 2). Diese Blätt- 
chen bedecken die zu ihnen gehörenden Nebenblättchen, von welchen das 
eine sich umfassend über das zweite legt (Fig. 3 u. Fig. 4 vergr.). 

Die Knospen zeigen die äussere Decke als gebildet aus zwei unaus- 
gebildeten, durch zwei grössere Nebenblättchen miteinander verbundenen 
Blättern: Fig. 5 von der Seite; Fig. 6, eine Knospe von vorne, mehr ent- 
wickelt; Fig. 7, dieselbe vergrössert. Der zweite Blattcyclus ist schon 
vollkommener ausgebildet. 

Bei den Pflanzen mit gegenüberstehenden Blättern und zwei Neben- 
blättchen zu je zwei Blättern, dereb Knospenbildung uns bis jetzt beschäf- 
tigte, fanden wir, dass die in der Gegend des oberen Theiles des Blattstie- 
les vom Zweige sich trennenden Nebenblättchen im Knospenzustande ihre 
eigenen Blätter, (die Blätter, wozu sie gehören), nicht umschlossen, sondern 
nur den folgenden Blättern als schützende Hülle dienten; wir wollen 



Knoqfenbilder. 267 

nunmehr zu solchen Bildungen übergehen, wo diese NebenblSttchen bei 
einer ähnlichen Stellung auch ihre eigenen Blätter umfassen und decken. 

CaUicanui Merrat^foUa. 

Die NebenbläUchen stehen zwischen den Blättern mit dem oberen 
Theile des Blattstieles auf gleicher Höhe. Dieses Verhalten findet sich 
jedoch nur bei den vollkommenen, ausgebildeten Blättern. Bei der knos- 
penartigen Abschliessung des Zweiges (Fig. 1) finden wir das Nebenblatt, 
zu den ausgebildeten Blättern gehörend, welches, zwischen den Blättern 
stehend, die Abschliessung macht. Lösen wir diese Nebenblättchen a von 
einander (Fig. 2), so treffen wir Nebenblättchen st 6, und von diesen be- 
deckt das Blatt fb^ so dass die Nebenblättchen bb mit ihrem unteren Theile 
vollkommen aneinander treten und das Blatt b ganz umfassen. 

Die Knospen, in den Winkeln der Blätter sich bildend, zeigen eine 
gleiche Entwickelung; Fig. 3, Knospen von der Seite; Fig. 4, von vorne; 
Fig. 5, die äussere Hülle. 

WHaeocarpUM serrcMfoUa. 

Diese Pflanze ist in den uns beschäftigenden Theilen der vorherge- 
henden sehr ähnlich. 

Die knospenartige Abschliessung der Zweige geschieht vermittelst der 
sich aneinanderlegenden Nebenblättchen (Fig. 1). Wenn man diese Neben- 
blättchen wegnimmt oder zurttckbiegt (Fig. 2 vergr.), so findet man das Ne- 
benblatt 8t b^ welches sich deckend ttber Blatt fb hinübe;* beugt. In Fig. 3 
sind die Nebenblättchen ganz entfernt und die Blätter von der Seitenansicht 
gegeben ; diese Blätter biegen ihre Seiten nach vorne hin um, und legen 
sich so schützend über die nachfolgenden Theile. 

Die Knospen bilden ihre äussere Hülle aus den zwei Nebenblättchen 
und zwar in der Weise, dass das nach Aussen, dem Mutterblatte zu, ste- 
hende Nebenblättchen das ihm gegenüberstehende bedeckt, indem es sich 
mit seiner Spitze über dasselbe hinlegt (Fig. 4, Fig. 5 vergr). 



268 A. Henry, 

Bei der weiteren Ausbildung treten diese 2 Nebenblfittchen ausein- 
ander und das Blatt, im unausgebildeten Zustande, wird sichtbar (Fig. 6 
von der Seite, Fig. 7 von vorne, verg,). Wenn man diese äussern Theile 
entfernt, so findet man den folgenden Blattcyclus, dessen Nebenblättchen 
sich auch über ihre Blätter deckend legen (Fig. 8). Fig. 9 ist die Basis 
eines jungen, Fig. 10 eines älteren Zweiges, wo man eine Knospe in der 
Achsel des untersten Blattes bemerkt. Fig. 1 1 giebt uns die Projection 
einer Knospe. 

Bei Elaeoc. serraUfoUa fanden wir das erste Blattpaar sich kreuzend 
mit Mutterblatt und Stamm; die 2 ersten Blätter standen 90^ vom Mutter- 
blatte entfernt; die Nebenblättchen stellten sich demnach nach vorne und 
hinten. Bei der nunndehr zu betrachtenden Knospe ist eine andere An- 
ordnung vorhanden : die Nebenblättchen stehen rechts und links; die Blät- 
ter, zu welchen diese Nebenblättchen gehören, fehlen, kommen nicht zur 
Ausbildung; sie müssten aber nach vorne und hinten stehen, wenn sie 
ausgebildet wären. 

Muwmlu9 MiUpulus. 

Die Spitze der sich ausbildenden Zweige wird durch die sich ab- 
wechselnd aufeinander legenden Blättchen und Nebenblättchen gebildet 
(Fig. 1 in nat. Gr., Fig. 2 u. 3, näher dem Achsenkerne, vergr.). 

Die Knospen (Fig. 4 in nat. Gr. von der Seite) haben 2 Hüllblätt- 
chen, welche rechts und links stehen; diese zwei Blättchen müssen wir 
als die Nebenblät|chen von einem nicht zur Entwickelung kommenden, 
nach vorne und hinten sich stellenden Blattpaare betrachten (Fig. 5, Knospe 
vergr. von vorne) ; dazu werden wir berechtigt durch den Stand des fol- 
genden Blattpaares, welches seine Nebenblättchen nach vorne und hinten 
hat, seine Blätter rechts und links richtet (Fig. 6). 

In Fig. 7 sind die Nebenblättchen weggenommen. 

Das folgende Blattpaar kreuzt sich mit dem vorhergehenden 
(Fig. 8). 



KnospenMlder. 269 

Bei'm Auswachsen der Knospen verharren nur die zwei ersten HttU- 
blättchen an der Basis der Zweige (Fig. 10, Fig. 11 vergr.). 

Fig. 13 ist die Projection von 2 Knospen. 

Nachdem wir an den Pflanzen, deren 2 Nebenblättchen auf gleicher 
Höhe mit dem oberen Theile der Blattstiele stehen, die Bildung der Knos- 
pen erkannt haben, wenden wir uns zu der Knospenbildung an den Pflan- 
zen, wo die 2 Nebenblättchen, zu den zwei gegenüberstehenden Blättern 
gehörend, tiefer als die Blattstiele stehen. 

Cunonta. 

Der Stand der Nebenblättchen ist zwischen den Blättern ; sie ziehen 
sich unterhalb derselben herum und stossen aneinander, so dass die Blät- 
ter im unentwickelten Zustande vollständig von denselben bedeckt werden 
(Fig. 1, Fig. 2, 3 u. 4). Entfernt man ein Nebenblatt a, so findet man 
die von den Nebenblättchen umschlossenen Blätter /a/a, die sich zusam- 
menlegen und gegeneinander biegen (Fig. 4) und die nunmehr folgende 
Nebenblatthülle zwischen sich haben C^tJ^ P^gT* ^ zeigt uns die vorige 
Figur von einer andern Seite und eine Nebenblatthfille und ein Blättchen 
entfernt, um die von dieser umfassten Blätter fb zu zeigen. Deut- 
licher hervortretend ist hier auch das Zusammenfalten der Blätter /a, 
während das Nebenblatt sta sich seitlich stellt. In Fig. 6 ist eine Ver- 
grösserung des Haupttheiles von 5, um die neuen Blättchen ß fb deutli- 
cher zu zeigen, welche wiederum eine Hülle C^t c) umstehen. Fig. 7 zeigt 
uns den Grundriss eines Zweigendes, mit denselben Buchstaben bezeich- 
net, die wir bei den vorhergehenden Figuren angewandt haben. 

Die Knospen bilden die äussere Hülle aus den zwei Nebenblättchen, 
von welchen das grössere dem Stamme zusteht und das kleinere Neben- 
blättchen, welches dem Mutterblatte zusteht, theilweise umschliesst; Fig. 8, 
ein Zweig vergr.: Fig. 9, eine junge Knospe von der Seite, Fig. 10 von 
vorne, beide vergrössert. Wenn man das nach vorne zu stehende Neben- 
blättchen wegnimmt (Fig. 11 vergr.), so findet man die zwei ersten rechts 



270 A. Henry, 

und links stehenden Blätlchen. Die Fig. 12 zeigt eine Entwiekelangsstufe 
der Knospe, und wir bemerken hier, dass die Blätter zuweilen einfach, 
jedoch auch oft schon zusammengesetzt auftreten. 

Fig. 13 ist die Projection von 2 Knospen. 

Wir fanden an den vorhergehenden nebenblattdeckigen Knospen die 
zu 2 und 2 miteinander verbundenen Blätter stets nur mit 2 Nebenblättern 
versehen und wenden uns nunmehr den Knospen zu, an welchen die zu 
2 verbundenen Blätter 4 Nebenblättchen zeigen, so dass jedem einzelnen 
Blatte 2 eigene Nebenblättchen zukommen. 

Wir beginnen diese Reihe von Knospengebilden mit solchen, wo in 
den äusseren Hüllen ein Verbundensein der Nebenblättchen mit dem Blatte 
vorhanden ist. 

CMaranfhuM elaUor. 

Zwei und zwei Blätter sind innig miteinander verbunden ; am oberen 
Theile des Blattstieles, da, wo derselbe den Stengel berührt, bildet sich 
eine Erhabenheit, ein den Stengel umfassender Rand. 

Die Nebenblättchen sind klein, fadenförmig, und entwickeln sich bei- 
nahe an der Stelle, wo die Blätter zusammentreffen (Fig. 1, 2, 8). 

Bei der knospenartigen Abschliessung des Zweiges neigen sich die 
umfassenden Ränder der Blätter und die Nebenblättchen zusammen, und 
bilden eine Decke über die noch folgenden Theile (Fig. 1, Fig. 2 vergr.). 

Wenn man die Nebenblättchen wegnimmt, so werden die hervortre- 
tenden deckenden Ränder der 2 gegenüberstehenden Blätter, so wie die 
Anlage zur weiteren Entwickelung des Zweiges, deutlich sichtbar. Diese 
Anlage tritt jedoch noch klarer hervor, wenn die Blätter völlig vom Zweige 
getrennt werden, wie wir dieses bei Fig. 3 und 4, beide vergrössert, ge- 
than haben. In diesen Figuren sehen wir die Knospen zu den 2 abge- 
lösten Blättern gehörend, und die aus 2 sich zusammenneigenden Blättern 
bestehende Anlage zur Verlängerung der Hauptachse (ff). Eine stärkere 
Vergrösserung dieses letzteren Theiles (Fig. 5) macht uns auch die an der 



Knospenbilder. 27 1 

Basis derselben befindlichen, schon ausgebildeten Nebenblättchen bemerk- 
lich, welche hier noch dicht nebeneinander stehen^ Der Längsdurchschnitt, 
so geführt, dass ein Blatt ganz wegföllt, giebt uns eine Anschauung, wie 
die nunmehr folgenden Blätter in der von den Rändern der Blätter be- 
schützten Höhlung verborgen liegen (Fig. 6). 

Bei der Entwickelung des Zweiges treten diese Theile auseinander, 
so dass die Nebenblättchen, die anfänglich dicht aneinander lagen, nun- 
mehr von einander getrennt sind (Fig. 7, Fig. 8 vergr.). 

Die Knospen sind anfönglich von den erwähnten Rändern der Blätter 
bedeckt und liegen in einer schwachen Rinne des Stengels, indem sie sich 
diesem anschmiegen (Fig*9 vergr.). 

Die äussere Hülle der Knospe wird aus den 2 miteinander verbun- 
denen unausgebildeten Blättern gebildet, die rechts und links stehen 
(Fig. 10, 11, 12, 15). 

Wenn man diese erste Hülle wegnimmt, so findet man eine zweite, 
ebenso gebildet, deren zwei Theile sich mit der vorhergehenden kreuzen 
(Fig. 13). Den vorderen und grösseren Theil dieser Hülle entfernt, fin- 
den wir ein vollkommener ausgebildetes Blattpaar (Fig. 14). In Fig. 15 
ist eine mehr entwickelte Knospe vergrössert gegeben, von welcher wir 
in Fig. 16, wie bei Fig. 14, die Hüllen entfernten, um das Innere zu zei- 
gen, dessen Blätter an ihrem Grunde kleine Erhabenheiten, die Anlage der 
sich entwickelnden Nebenblättchen, und, von ihnen und den Blattstielen 
umschlossen, die sich fortbildende Achse zeigen. 

Fig. 17 ist die Projection von 16. 

Fig. 18 zeigt uns einen Zweigtheil, an welchem sich eine Knospe 
stark entwickelt, während die gegenüberstehende zurückblieb. 

In Fig. 19 ist die Basis eines Zweiges, und unter Fig. 20 u. 21 sind 
die darauf folgenden Glieder desselben gegeben. 

Fig. 22 giebt uns die Projection eines Knospenpaares. 



272 A. Henry, 

Wkumum OpnlUM. 

Die gegenüberstehenden Blätter sind innig miteinander verbunden, 
und die feinen fadenförmigen Nebenblättchen stehen auf dem Blattstiele. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem sich 
zwei unausgebildete Blätter zur Hülle aneinander legen (Fig. 1, Fig. 2). 

Man erkennt in diesen Hüllblättchen mehrere Hauptnerven (Fig. 3), 
die den Nerven im ausgebildeten Blatte entsprechen. Unter dieser Hülle 
verdeckt, finden wir das folgende Blattpaar schon vollkommen entwickelt, an 
welchem man die Anlagen zu den Nebenblättchen deutlich erkennen kann. 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 4, 5 
und 6); sie legen sich dicht an den Stamm an (Fig. 6), und die Form der- 
selben ist rundlich, etwas bauchig, nach oben sich zuspitzend. In Fig. 7 
ist eine Knospe, von vorne, vergrössert; in Fig. 8 von der Rückseite, (von 
der dem Stamme zugewandten Seite), ebenfalls vergrössert. 

In der äusseren Hülle sowohl, als auch in der darauf folgenden 
(Fig. 7 u. 8 vergr.), ist der Verlauf der Blattnerven deutlich erkennbar, 
wenn auch nicht so deutlich, wie bei der Hülle der knospenartigen Ab- 
schliessung des Zweiges; die äussere Hülle ist fast ganz geschlossen und 
nur an der Spitze ist eine geringe Theilung bemerkbar (Fig. 7) ; bei der 
zweiten ist diese Trennung in 2 Blatttheile schon bedeutender (Fig. 9 
vergr. von der Seite). 

Nach der zweiten Hülle trifft man meistens vollkommen ausgebildete 
Blätter (Fig. 10 vergr.), an deren Basis die Anlagen zu den Nebenblätt- 
chen sichtbar sind. Fig. 11 und 12 sind nachfolgende Blattpaare bis 
zum Kerne der Knospe. In Fig. 13, 14 u. 15 sind Entwickelungsstufen 
des Zweiges, und Fig. 16 zeigt uns die Projecöon von zwei gegenüber- 
stehenden Knospen. 

Bei Vibwmum lantcma wird die den Kern der Knospe umschliessende 
Hülle aus zwei ausgebildeten Blättern gebildet, an welchen jedoch noch 
keine Nebenblättchen auftreten, die sich erst bei den folgenden Blättern 



Kno^enbilder. 273 

zeigen. Fig. 17 ist ein Zweig mit Knospen; Fig. 18 ein Süsseres 
Blatt, von der Knospe weggenommen; Fig. 19, Projection eines Kros- 
penpaares. 

Staphyiea pinnata. 

Diese Pflanze gleicht in Rttcksicht der Knospenbildung der vorher- 
gehenden. Die äussere Hülle wird aus zwei unvollkommenen Blättern 
gebildet (Fig. 1), deren Sonderung von einander noch nicht vollendet ist ; 
Fig. 2 ist eine junge Knospe; Fig. 3 dieselbe vergrössert; Fig. 4 ein aas- 
gebildetes Knospenpaar; Fig. 5 eine Knospe von vorne. 

Unter dieser Hülle finden wir eine zweite; ebenfalls unausgebilttete 
Blätter, welche jedoch schon vollkommen von einander geschieden sind. 
Von diesen umfasst das innere Blatt das äussere (Fig. 6). 

Das nunmehr folgende Blattpaar ist vollkommen ausgebildet (Fig. 7, 
Fig. 8 vergr.). Fig. 9 ist das folgende Blattpaar. Fig.iO zeigt uns die 
Nebenblätteben, das Blatt weggenommen, Fig. 1 1 von der Seite gesehen. 
Fig. 12 u. 13 sind folgende Blattpaare, dem Kern der Knospe näher stehend^ 

In Fig. 14 ist ein eben entwickeltes Blattpaar dargestellt, wo Neben- 
blattbildung mit dem Blattstiele sich noch verbunden zeigt; die nach lanen 
sich aufrollenden Blatttheile sind im Durchschnitte beigefügt. In Fig. 15 
sehen wir den Ansatz von 2 Zweigen ; der Mittelzweig bildet eine Blüthe. 

Fig. 16 ist die Projection eines Knospenpaares. 

Bei den eben besprochenen Knospen der 'Z, (/^) Stellung, wo j^des 
Blatt seine 2 Nebenblättchen hat, war die äussere Hülle aus 2 mit einander 
verbundenen gegenüberstehenden Blättchen gebildet, von welchen jedes 
für sich aus einer Verschmelzung des Blattes mit seinen NebenbMttcbeA 
entstanden war. 

Nach dieser äusseren Hülle fanden wir bei Chloranthua ehOibr und 
Viburnwn Opulus noch eine oder einige Hüllen auf ähnliche Wetoe gtbil- 
det, und alsdann fenden wir Blätter mk freien Nebenblättchen, welehe je- 
doch klein und unbedeutend im Verhältniss au ikrem Blatte waren, 

VoUXXIL P.L 35 



274 A. Henry, 

Bei Staphylea pinnata bemerkten wir nach den mit einander verbun- 
denen geg^enttberstehenden noch einige freie gegenüberstehende Hüll- 
blätlchen, welche aus einer Verschmelzung des Blattes mit den Neben- 
blättern entstanden, und alsdann erst vollkommen ausgebildete Blätter mit 
ihren freien Nebenblältchen. 

Wir wollen nunmehr einige Knospen der % (Ji) Stellung untersu- 
chen, wo die äussersten Httllblättchen, einander gegenüberstehend, sich 
nicht mehr zu einer geschlossenen Decke vereinigen, wo die einzelnen 
Deckblättchen, aus einer Vereinigung des Blattes mit den Nebenblättchen 
entstanden, die Knospendecke bilden; die nachfolgenden freien Neben- 
blättchen jedoch gross und ausgebildet sind, so dass sie ihren Blättern zum 
Schutz dienen können. 

BUkamnus caUutrUcus. 

Die knospenaHige Abschliessung des Zweiges gleicht in ihrer Bil- 
dung ganz den Knospen (Fig. 1). In der Entstehung derselben findet 
kein sehritt- oder stufenweises Uebergehen statt, sondern nach den zwei 
letzten vollkommen ausgebildeten Blättern finden wir gleich die Blattbil- 
dung zum zweckentsprechenden Hüllblättchen umgeändert; Fig. 3 zeigt 
uns eine entstehende knospenartige Abschliessung eines Zweiges vergr. 

Die Knospen zeigen mehrere Paare gegenüberstehender Hüllblätt- 
chen, von welchen die zwei ersten links und rechts stehen. Eines der- 
selben ist als das äussere, tiefer stehende, zu betrachten. Dieses steht 
bei den 2 Knospen, die einander gegenüberstehend sind, nach derselben 
Seite hin, und so bei allen Knospen, die dieselbe Richtung haben; in 
Fig. 19 ist dieses erste Blättchen mit al bezeichnet; ebenso in Fig. 
11 und 12. 

Das zweite, von diesem ersteren Blättchen umfasste Hüllblättchen ist 
an denselben Figuren mit «2 bezeichnet worden, 

Solcher Hüllblättchen finden wir 6-8, dann kommen ausgebildete 
Blätter mit ihren freien Nebenblättchen. 



Knaepenbilder. 27d 

In Fig. 4 haben wir eine junge Knospe gezeichnet, vergr. Man 
erkennt hier, wie das eben erwähnte erste Blättchen das zweite, ihm ge- 
genüberstehende, fast ganz umfasst. Fig. 5 zeigt uns dieses zweite von 
ersterem entblösst. Das dritte Hüllbiättchen sollte normal von beiden er- 
steren um 90^ entfernt stehen; dieses ist jedoch nicht der Fall, es hat 
seine Stellung mehr seitlich und jswar dem ersteren äusseren Hüllblättchen 
zu (Fig. 6). Das dem dritten gegenüberstehende vierte Blättchen der 
KqospenhüUe wendet sich wiederum zur Seite; so auch das nunmehr auf- 
tretende Blättchen mit seinen Nebenblättchen (Fig. 7 u. 8). 

Erst bei der späteren Entwickelung der Knospe nähert sich die Stel- 
lung der Theile der /^ (V«) Stellung, ohne dieselbe jedoch in den äusseren 
Hülllheilen ganz zu erreichen. 

Fig. 9 ist eine etwas mehr ausgebildete Knospe in nat. Grösse und 
vergr. ; Fig. 10 giebt uns eine Knospe von vorne; Fig; 1 1 dieselbe vergr. 

Die in der jungen Knospe .so deutlich ausgesprochene Neigung, sich 
der ^2 Stellung anzunähern (Fig. 4 die Projection), finden wir auch bei 
diesen Figuren, 9-12, noch bemerkbar, wovon uns Fig. 21 eine klare 
Anschauung des Verhaltens giebt. 

Erst bei den Theilen mehr dem Innern der Knospe zu tritt die 
% V/a) Stellung, wie sich solche an den Zweigen darstellt, hervor. 

Fig. 12 ist die Yergrösserung einer Knospe, von welcher die Hüll- 
blättchen entfernt sind, so dass zwei seitUch stehende Blätter, von welchen 
die Nebenblättchen abgelöst sind, und ein nach vorne stehendes Blatt mit 
seinen zwei einhüllenden Nebenblättchen sichtbar werden. 

An Fig. 13 sind die 2 Nebenblättchen zurückgebogen, um das Blatt 
zu zeigen. Fig. 14 zeigt uns die zwei gegenüberstehenden Blättehen, 
von der Knospe abgebogen, um das darauf folgende, von den zwei vorher- 
gehenden um 90^ entfernte Blatt mit seinen Nebenblättchen zu zeigen. 

Die Nebenblättchen legen sich auf das Blatt, und zwar in der Weise, 
dass von den seitlich stehenden Blättern das der Hauptachse der Knospen 
zustehende Nebenblättchen sein zweites theilweise überdeckt. 



276 A. Henry, 

Die ersten NebenbiftUchen der nach vorne und der Achse zustehen- 
den Bklttchen sind auch einer Seite zugekehrt und decken ihr nebenste- 
hendes. Es findet demnach ein stetes Umwenden der Deckung statt. 

Fig. 15 sind Blattpaare aus einer sich eben entwickelnden Knospe. 

Fig. 16 die innere Seite eines Blattstieles, in nat. Grösse u. vergr., um 
die eigene Bildung der Haare an den Basen der Nebenblättchen zu zeigen. 

Fig. 17 ist ein junger, eben aus der Knospe hervoi^etretener Zweig 
in nat. Grösse, von welchem wir den unteren Theil unter Fig. 18 vergr. 
geben, um an den Blattnarben, in Vergleichung mit Fig. 4 u. 19, die sich 
herausbildende \ i^l^ Stellung zu ersehen. 

Fig. 19 ist die Projection von zwei gegenüberstehenden Knospen 
gegeben. 

Die % (y«) Stellung ist auch an den ausgebildeten Zweigen nicht 
immer fest, sie ändert häufig. Eine Abänderung ist die, wenn die Rich- 
tung der Theile zwar beibehalten wird,, aber die einzelnen Blätter der 
Paare von einander wegrücken, wie Fig. 20, wo die einfache Zahl und die 
mit ^ bezeichnete die zusammengehörenden Knospen anzeigen, welche 
jedoch in Hinsicht ihrer Höhe verschieden sind, so dass die mit ^ bezeich- 
nete Knospe immer höher steht. 

Eine andere Abweichung von der normalen % ('4) Stellung finden 
wir, indem sich eine spirale Anordnung der Theile ausbildet. Eine solche 
^13 Stellung haben wir in Fig. 21 gegeben. Eine der \ Stellung noch 
näher kommende spirale Anordnung \ findet sich noch öfter. 

Wir möchten hier noch die Bemerkung anfügen, dass in dem Winkel 
der ersten Hauptschuppe fast immer eine neue Knospe sich vorfindet, 
weldie wir in Fig. 20 und 21 zur Unterscheidung von der Primärknospe 
als Secundärknospe nicht schattirt zeichneten. 

Das erste Hüllblättchen dieser jungen Knospe steht stets der gemein- 
schaftlidien Achse der Primärknospen zugewandt, welches sich ergän- 
zend unserer Beschreibung des Standes des ersten Hüllblättchens der 
Hauptknospe anfügt. 



Kno^penbüder. 277 

JBrauMsanetta pa/pyHfera. 

Meistens findet man an den bei uns vorkommenden angepflanzten 
Bäumen die Spitze der Zweige verkümmert; wenn eine knospenartige 
Abschliessung des Zweiges stattfindet, so wird sie durch HüUbiättchen 
bewerkstelliget, die aus einer Vereinigung des Blattes mit den Nebenbtött- 
chen entstanden sind, Fig. 13, wo die äussere Hülle die Nebenblättchen 
des letzten Blattes sind. Der Stand der Blätter ist sehr unbestimmt; bald 
finden wir die ausgesprochene % {%) Stellung (Fig. 1), bald deutlich und 
einfach die % Stellung (Fig. 13), und somit auch die verschiedenartigsten 
Spiralen Uebergänge von der ersleren zur zweiten Stellung. 

Wir nehmen hier für unseren Zweck die 54 (5^) Stellung als die nor- 
male und heben sie besonders hervor, da sie uns ein Beispiel darbietet, 
wie bei sonst gleichem Verhalten mit den eben vorhergehenden Knospen- 
bfldungen die eigentlichen Blätter die Nebenblättchen bedecken; wir 
werden jedoch die 'Z, Stellung ebenfalls berücksichtigen. 

Die äusseren Hüllen sind bei den Knospen, wie an der knospenarti- 
gen Abschliessung der Zweige, gebildet aus einer Verschmelzung des 
Blattes mit seinen Nebenblättchen. 

Diese Vereinigung der Theile wird bei den, mehr dem Inneren der 
Knospe zustehenden Blättern aufgehoben, indem das eigentliche Blatt 
zwischen den Nebenblättern hervortritt, Fig. 6-10, wo die verschiedenen 
Formen dargestellt sind. 

Das erste Blättchen der zwei gegenüberstehenden Knospen und do 
auch aller Knospen, die dieselbe Richtung haben, ist nach derselben Seite 
hin stehend und umfasst das zweite, ihm gegenüberstehende (Fig. 12 a 1, 
Fig. 21 al). Das dritte (oft erst das 5te) Blättchen hat meistens schon 
seine 2 Nebenblättchen; es steht in den Knospen, die die Va (/^) Stellung 
fortführen, selten genau 90^ von den zwei vorhergehenden entfernt. Ein 
Winkel ist fast immer etwas grösser, so dass eine Neigung nach einer 
Seite hin stattfindet. 



278 A. Henry, 

Das vierte (oder sechste) Blättchen mit seinen Nebenblättchen steht 
dem dritten (oder fünften) gegenüber. 

Man findet indessen auch Knospen, wo an der Stelle des dritten und 
vierten ausgebildeten Blattes mit seinen Nebenblättchen noch Hüllschup- 
pen sich vorfinden, die, gleich den zwei ersten, aus der Vereinigung des 
Blattes mit den Nebenblättchen entstanden. 

Die Blätter legen sich in der Knospe auf ihre Nebenblättchen 
(Fig. 12, Fig. 21). 

Fig. 1 ist ein Zweig mit mehreren Knospen. Fig. 2 zeigt uns ein 
Knospenpaar von der Seite; Fig. 3 eine Knospe von vorne, von welcher 
wir in Fig. 4 die zwei äusseren Hüllblättchen entfernten« Fig. 5 ist eine 
sich zum Zweige ausbildende Knospe. 

In Fig. 12 ist die Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen 
gegeben, in welcher die Blätter zu 2 und 2 miteinander verbunden stehen. 

Fig. 21 ist die Projection eines Zweiges, an welchem die Knospen 
eine abwechselnd % Stellung einnehmen. 

Bei den % ständigen Knospen steht das erste Hüllblättchen an allen 
Knospen eines Zweiges nach einer Seite hin (Fig. 21). 

Dieses erste Blättchen umfasst das ihm gegenüberstehende, dieses 
ein drittes, welches seinerseits ein viertes umgiebt. Gewöhnlich findet 
man nach diesen 2-4 Hüllblättchen ausgebildete, oder auch nur rudimen- 
täre Blätter, welche vollkommene Nebenblätter zeigen. In den Figuren 
14-20 ist eine solche Knospe im Einzelnen dargestellt, indem man immer 
ein Hüllblättchen entfernte. Die Deckungsart dieser Nebenblättchen ist 
der Art, dass stets das dem Mutterzweige zustehende Nebenblatt das ihm 
gegenüberstehende umfasst. 

•/, ('/.) 

Ein ähnliches Verhalten, wie wir dieses bei den zu zwei miteinander 
verbundenen Blättern angetroffen haben, lässt sich auch bei den zu dreien 
mit einander vereinigten Blättern nachweisen. Eine ganz einfache Knospen- 



Knospenbilder. 279 

bildung bei dieser Stellung der Blätter zu dreien auf derselben Höhe, ver- 
mittelst 3 Nebenblättchen miteinander verbunden, finden wir bei 

PhyUis nohla. 

Eine knospenartige Abschliessung des Zweigendes wird durch die 
letzten ausgebildeten Blätter hervorgebracht, welche sich übereinander- 
rolien und so die kommenden Blatttheile schützend bedecken (Fig. 1). 
Fig. 2, der von den vorhergehenden Blättern umfasste Theil, vergrössert; 
Fig. 2 «5 die Projeetion der sich umfassenden Blätter. 

Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 3). Der 
erste Kreis von Deckblättchen ist aus unvollkommenen eigentlichen Blätt- 
chen, deren Nebenblättchen so gross als die eigentlichen Blätter sind, ge- 
bildet (Fig. 4). 

Oft findet man jedoch von dem ersten Blatt- und Nebenblattkreis die 
zwei links und rechts stehenden Blättchen bedeutender ausgebildet, wäh- 
rend das dritte, dem Stamme zustehende Blättchen im rudimentären Zu- 
stande verharrt, Fig. 5, Fig. 6 von vorne vergr., Fig. 7 von der hinteren 
Seite, ebenfalls vergrössert. 

Fig. 8 giebt uns die Projeetion einer Knospe. 

CaUiHachys retusa. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem sich 
die noch unentwickelten Blätter mit ihren Nebenblättchen gegeneinander 
neigen und, da sie dicht mit Haaren besetzt sind, auf diese Weise für die 
folgenden Theile vollkommen Schutz gewähren, Fig. 1 u. 2 in nat. Grösse; 
Fig. 3 vergr.; Fig. 4, der innere Kern, indem man die mehr entwickelten 
Blätter abgelöst hat. 

Fig. 5 ist eine Knospe in natürlicher Grösse; Fig. 6 vergrössert; 
Fig. 7 auf einer weiteren Entwickelungsstufe. 

Wenn man eine solche Knospe (Fig. 7) untersucht, so findet man 
2 Blätter, die rechts und links mit ihren 4 Nebenblättchen stehen (Fig. 8); 



280 A. Henry, 

entfernt man diese, so trifft man einen Blattcyclus von 3 BiSttem, von 
welchen eins nach vorne dem Mutterblatte zu, die zwei anderen dem 
Zweige zugewandt stehen (Fig. 9), welches Verhältniss wir in Fig. 10, der 
Projection einer Knospe, noch deutlicher erkennen. In 

CaUUtachys lanceolata 

sind die Blätter nicht immer fest zu drei zusammengehalten, und sie neh- 
men nicht selten eine spirale Anordnung am Stengel ein (Fig. 1). Die 
knospenartige Abschliessung des Zweiges (Fig. 2, Fig. 3), so wie auch 
die Bildung der Knospen (Fig. 4) und des Blattes mit den Nebenblättchen, 
ist ganz ähnlich wie bei CeUHstachys retusa. 

Blätter einzeln gtehend. 

% 
MalUa tmbrtcata. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt durch das Auf- 
einanderlegen der Blätter und der Nebenblättchen (Fig. 1). Wir haben 
diese einfache Bildungsweise in den Figuren 2, in nat. Grösse, und 3-6, 
vergrössert, auseinandergelegt, indem wir stets ein Blatt mit seinen 
Nebenblättchen entfernten, um die dem Inneren zu befindlichen Theile zu 
zeigen. Der Stand der Blätter ist % (Fig. 1, Fig. 2). Die Blätter neigen 
steh mit ihrer Innenseite zusammen und umfassen so in ihren ersten Ent- 
Wickelungsstufen die nachfolgenden Theile, bleiben auch, wenn sie ihre 
vollkommene Ausbildung erreicht haben, noch mehr oder minder gefaltet 

(Fig. 1). 

Die Nebenblättchen, mit dem oberen Theile des Blattstieles sich ver- 
bindend, legen sich an die äussere Blattseite und den Stengel. 

Zwei Knospenkeimblättchen, links und rechts stehend, bilden an der 
jungen Knospe die deckende Httlle (Fig. 7, Fig. 8 vergr.); das nach diesen 
2 Blättchen folgende Blatt steht nach vorne, dem Mutterblatte zu; Fig. 9 



Knospenbilder. 281 

von vorne, vergr. ; Fig. 10 von der Seite, in nal. Grösse ; Fig. 1 1 vergr. ; 
Fig. 12 und 13 mehr entwickelte Nebenachsen; Fig. 14 deren unterer 
Theil vergr., an weichem die Nebenblättchen fast ebenso gross sind, als 
das Hauptblatt. Das darauf folgende Blatt steht nach hinten, dem Stamme 
zu (s. Projection Fig. 18). Das nunmehr folgende Blatt steht wieder nach 
vorne. Es bildet sich demnach an den Zweigen eine Stellung der Blätter, 
die der am Stamme gleich ist und dieselbe Richtung zeigt. 

Wir fanden die Knospen häufig verkümmert; in den Winkeln der 
ersten 2 Biättchen hingegen (Fig. 15 von der Seite, Fig. 16 von vorne, 
vergr.) bildeten sich oft Knospen. Diese zeigen gleich der Multerknospe 
2 Keimblättchen, die rechts und links stehen (die Knospe so betrachtet, 
dass das Mutterblättchen uns zugekehrt ist) ; das nach diesen 2 Blättchen 
folgende Blatt steht dem Stamme (der Mutterknospe) zu und das darauf 
folgende Blatt steht nach vorne dem Mutterblatte zu. 

Bei der Bildung dieser Mutterknospe des ersten Zweiges fanden wir 
eine Richtung der Blätter, welche der der Stammblätter gleich Wjar; bei 
der Bildung dieser secundären Zweige entwickelt sich eine Stellung der 
Blätter, welche sich mit der der Mutterknospe kreuzt. 

Es scheint hier die Abhängigkeit der Stellung der Blätter an den 
Zweigen vom Mutterblatte, in dessen Winkel sfe entstehen, deutlich her- 
vorzutreten, und wir müssen die zwei ersten Blättchen der Knospe als 
voUkommne Blätter betrachten. 

In Fig. 18 haben wir die Projection eines Zweigendes gegeben; in 
Fig. 19 geben wir die einer Primärknospe mit zwei Secundärknospen, wo 
man die Richtung der Blatttheile und ihr Verhalten zu Achse und Mutter- 
blatt erkennen wird. 

€Mssus hederaeea. (1) 

Die knospenartige Abschliessung der Zweige geschieht durch schup- 
penartige Theile, welche, gleich den Hüllschuppen der Knospen, aus einer 
Vereinigung (Verschmelzung) der Blätter mit den Nebenblättern entstanden 

VohXXJJ. P.L 36 



282 A. Henry, 

sind. Fig. 1 ist die Spitze eines Zweiges, Fig. 2 der Durchschnitt des- 
selben (wo man noch eine eingeschlossene Knospe bemerkt). 

Der Stand der Blätter, abwechselnd gegenüber, ist %. 

Dem Blatte gegenüberstehend finden wir häufig eine Knospe, welche 
als ein veränderter Blttthenstiel zu betrachten ist. (Fhres appositifolü^ 
inflorescentia oppositifolia). 

Die Fig. 3 zeigt uns die Spitze eines auswachsenden Zweiges, wo 
wir die eben erwähnte Ranke mit ihren Blättchen im jungen Zustande er- 
blicken. An Fig. 4 wurden einige Blättchen, so wie die dazu gehörenden 
Nebenblättchen entfernt, um die Ranke in noch jüngerem Zustande zu zei- 
gen. Es findet sich nicht selten, dass die Ranke auch fehlt, dann ist je- 
doch die Stelle, wo sie und das Blatt sich vom Stengel lösen, stets stärker 
ausgebildet (Fig. 5, 6). 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 3, 
Fig. 6 vergr.). 

Das erste äussere Hüllblättchen steht dem Stamme zu, 180^ vom Mut- 
terblatte entfernt, jedoch etwas nach einer Seite hin gewendet (Fig. 7 in 
naf. Grösse und verg.; Fig. 9 in nat. Grösse; Fig. 10 vergr. in weilerer 
EntWickelung). Es umschliesst beinahe ganz die nachfolgenden Theile 
(Fig. 8), wo dasselbe zurückgelegt wurde. Das zweite Blättchen, ent- 
weder wie das erste ein einfaches Hüllblättchen, oder mehr oder minder 
zum voUkommnen Blatte mit Nebenblätlchen ausgebildet, steht dem ersten 
Blättchen gegenüber (Fig. 8, 11); dem zweiten Blättchen der Knospe 
gegenüber steht das dritte, also in derselben Richtung, wie das erste; 
dem dritten gegenüberstehend finden wir das vierte u.s.w. 

Die ausgebildeten vollkommenen Blätter haben gänzlich denselben 
Stand, wie wir dieses von den Hüllblältchen bemerkten. 

Es fällt demnach die Richtungslinie der Zweigblätter mit der Rich- 
tungslinie der Stammblätter zusammen. 

De Sorte que taut le foägätal se ranufie idäalement dans un seid et 
m^meplan. L. et A. Bravais 1. c. pag. 70. 



Knospenbilder. 283 

Es tritt jedoeh meistens eine Störung, eine Trübung dieses so ein* 
fechen VertiSitnisses ein, indem sich im Winkel des ersten oder des zwei- 
ten Hflilblättchens eine neue Knospe bildet, deren Achse die erste Knospe 
ist; diese secundäre Knospe bildet sich fast gleichzeitig mit der primären 
Knospe, entwickelt sich in derselben Zeit, wird sogar kräftiger und stär** 
ker, als die Primärknospe, so dass diese, eingeengt, zusammengedrückt, 
nicht selten verkümmert. 

In der ganz jungen Knospe (Fig. 12) findet man die stark entwickelte 
Anlage der Secundärknospe, wenn man das äussere oder die zwei ersten 
HttUblättcben entfernt. Hier in unserer Fig. 13 befindet sich dieselbe in 
dem Winkel des äusseren Hüllblättchens. 

Dasselbe Verhalten finden wir bei Fig. 14, wo auch nur das äussere 
Hüllblättchen entfernt wurde. Das zweite Blatt der Primärknospe zeigt 
sich schon ausgebildet mit seinen Nebenblättchen. Im Verhältniss der 
Grösse zu einander zeigt sich ein bedeutendes Uebergewicht auf Seiten 
der Secundärknospe, so dass die Primärknospe wohl nicht zur Ausbildung 
gelangen wird (jgfs Fig. 14 u. Fig. 15). Im Winkel des ersten Hüllblätt- 
chens der Secundärknospe finden wir die Anlage einer neuen Knospe, 
die wir als Tertiärknospe bezeichnen können (gt Fig. 16). 

In Fig. 17 ist die Projection von 16 gegeben, wo man das Verhalten 
der Primär-, Secundär- und Tertiärknospe zur Hauptachse und zu einan- 
der erkennen wird. 

Die bis hierher betrachteten Bildungen von 5-16 waren noch un- 
vollendet, d. h. die Knospe hatte noch nicht die Stufe der Ausbildung er- 
reicht, auf welcher sie eine Zeitlang verharrt, bis zur später eintretenden 
ferneren Entwickelung. Wenden wir uns nunmehr zur ausgebildeten 
Knospe, bei welcher natüriich dieselben Verhältnisse vorwalten, die wir 
schon kennen gelernt haben. Fig. 18 zeigt uns eine Knospe von vorne; 
Fig. 19 dieselbe von der Seite, in nat. Grösse, Fig. 20 die letztere ver- 
grössert, wo a^ das erste Hüllblättchen, 2 das zweite bezeichnet. In 
Fig. 21 sind die zwei mit a^ und 2 bezeichneten Hüllblättchen weggenom- 



284 A. Henry, 

men und man bemerkt die Secundärknospe, deren erstes Blättchen mit 
als und das zweite mit 2« bezeichnet ist, während die HflUblättchen 3 u.4 
der Primärknospe die Zahlen 3 und 4 erhielten. 

Bei Fig. 22 ist von der Primärknospe das dritte Hällblättchen 3, von 
der Secundärknospe sind die 2 ersten Httllblättchen als u. 28 entfernt, so 
dass an der ersteren das vierte Hüllblättchen 4, an der zweiten das dritte 
Hällblättchen 3« sichtbar wird; diese sind in Fig. 23 weggenommen. An 
der Hauptknospe tritt ein Blatt mit seinen Nebenblättchen 5 auf; an der 
Secundärknospe wird das vierte Hüllblättchen bemerklich. 

In Fig. 24 sind die Nebenblättchen (Fi^. 23 5) von einander gebo- 
gen und das ausgebildete Blatt f tritt hervor, während an der Secundär- 
knospe das Hüllblättchen 4 abgelöst wurde, so dass hier nunmehr auch 
ein vollkommnes Blatt zu Tage tritt. Fig. 25 ist eine Yergrösserung von 
24, mit Entfernung der Nebenblättchen 6, und zeigt uns das dem Blatte f 
gegenüberstehende Blatt mit seinen Nebenblättchen. In Fig. 26 ist das 
folgende Blatt mit seinen Nebenblättchen dargestellt. 

Die Figuren 20-26 sind alle vergrössert. 

Bei der Ausbildung der Knospen zu Zweigen werden die unteren 
Hüllblättchen nur wenig in die weitere Ausbildung hineingezogen, wohl 
aber die mehr nach Oben befindlichen, welche bedeutend grösser werden. 

Fig. 27 zeigt uns eine Knospe in nat. Grösse und Fig. 28 vergrös- 
sert, welche eben ihre Entwickelung zum Zweige beginnt; Fig. 29 u.30 
ist eine weitere Entwickelungsstufe einer Knospe, von vorne und von der 
Seite gesehen, in nat. Grösse. 

Es herrscht eine bestimmte Gesetzmässigkeit in dem Auftreten der 
secundären und tertiären Knospen. Wir haben in Fig. 41 die Projection 
einiger Knospen mit den gegenüberstehenden Ranken, den Blättern und 
Nebenblättern gegeben, wo die Knospe 1 zu Ranke 1, die Knospe 2 zu 
Ranke 2 u.s.w. gehört. In Fig. 42 sind sämmtHche Knospen eines Zwei- 
ges gegeben. Das erste Hüllblättchen der Knospe (Hauptknospe), in bei- 
den Darstellungen mit a bezeichnet, stellt sich der gemeinschaftlichen 



Knospenbilder. 285 

Achse der Knospe zu (Fig. 41 u. 42). Im Winkel dieses ersten HüU- 
blättchens entsteht hier die secundäre Knospe, welche bei allen Knospen 
einer Achse nach derselben Seite hin auHritt. Das erste Hflllblättchen der 
Secundärknospe steht der Achse der Hauptknospe zugewandt, u. s. f. Die 
tertiäre Knospe, die Knospe, die im Winkel des ersten oder zweiten Hüll- 
blättchens der Secundärknospe entspringt, zeigt ebenso eine bestimmte 
Gesetzmässigkeit in ihrem Erscheinen (Fig. 40). 

Wenn wir die sich zum Zweige ausbildende Knospe in ihren Theilen 
betrachten, so finden wir, dass die Nebenblättchen stets ihr eigenes Blatt 
und die folgenden vollständig umhüllen ; dass dies fünftheilige Blatt seine 
Theile aneinanderlegt, indem jeder Theil für sich zusammengefaltet ist; 
Fig. 31, 32 u. 33 junge Knospen, mit Wegnahme der unteren Blatttheile, 
in nat. Grösse ; Fig. 34, 35, 36, die Spitze einer jungen Knospe, vergr. ; 
Fig. 37 und 38, dieselbe von vorne, ebenfalls vergrössert; Fig. 39, 39 
sind Durchschnitte von den zusammengefalteten Blättchen. 

In Fig. 40 ist die Projection einer vollkommnen Haupt- , Secundär- 
und Tertiärknospe gegeben; hier sind alle Theile nur mehr ausgebildet 
im Verhältnisse zu denselben im jugendlichen Zustande, wovon wir unter 
Fig. 17 die Projection anfügten. 

In Fig. 34 bemerken wir den Ansatz einer Blüthenrispe, von wel- 
chem wir unter Fig. 35 eine Vergrösserung geben und unter Fig. 36 mit 
Wegnahme eines der zwei seitlich stehenden Blättchen. 

Fig. 37 und 38 zeigt uns eine jüngere Blüthenknospe aus einer hö- 
heren Stelle der sich entwickelnden Knospe. 

Es sind mehrere Meinungen über Entstehungsweise und Bedeutung 
der Blüthenrispe und der Ranke als einer verkümmerte Blüthenrispe aus- 
gesprochen worden. Einige betrachten diese Rispe der Blüthe als den 
ursprünglichen Gipfeltrieb, der von dem an seinem Grunde entsprungenen 
Aste, der sich stärker und rascher entwickelt hat, auf die Seite gedrückt 
wurde, während nun jener sich in der Richtung nach Oben verlängert. 
(Bischoff, S. 142). Andere halten die Blüthenstiele und Ranken für den 



286 A. Henry, 

Aesten und Blättern gegenüberstehend, ohne stützendes Blatt, welches 
aufgezehrt scheint. (Link, Ph. bot. I. p.319). 

Wenn wir die Bildung unserer Knospe berücksichtigen, wenn wir 
die von uns gegebenen Figuren 3, 4, 34, 35, 36, 38 u.41 genau betrach- 
ten, so können wir der ersteren Ansicht, als sei die Blüthenknospe die 
Fortführung des Zweiges, nicht beipflichten. Es niüsste in diesem Falle 
eine andere Stellung des Blattes sich vorfinden. Eher möchten wir an- 
nehmen, dass hier ein dem vollkommen ausgebildeten Blatte gegenüber- 
stehendes Blatt, in dessen Winkel die Blüthenrispe ihren Ursprung hat, 
nicht zur Ausbildung gekommen sei. Betrachten wir aber unsere Figuren 
3, 35 u. s. w. genauer, so bemerken wir, dass der Stiel der Blüthenknospe 
sich zwar dem Blatte gegenüber von der Achse ablöst, sich jedoch noch 
deutlich erkennbar an demselben herabzieht. Sollte nun nicht auch hier 
anzunehmen sein, dass die wirkliche Entstehungsstelle der Blüthenknospe 
in dem Winkel des unterhalb demselben befindlichen Blattes sei? Es wird 
ja ein ähnliches Verwachsenbleiben des Blattstieles mit dem Hauptstengel 
(der Achse) bei vielen anderen Pflanzen (SymphytwnJ vorausgesetzt. 

Die eigentliche Knospe zur Blüthenrispe zeigt zwei Hüllblättchen 
(Fig. 34, 35, 37, 38), von welchen das eine rechts, das andere links 
steht, demnach 90^ von der Hauptachse entfernt; (Hauptachse nach unse- 
rer Annahme die Achse der ganzen Knospe). Wenn man diese 2 Hüll- 
blättchen entfernt, so findet man nach vom stehend die Andeutung eines 
Blättchens (Fig. 38). 

Wenn wir nach der angenommenen Ansicht die Ranke als eine ver- 
kümmerte Blüthenknospe betrachten dürfen, welche Ansicht Vieles für sich 
hat, so werden wir aus dem Vergleich einer wirklichen Blüthenknospe mit 
einer Rankenknospe den Schluss ziehen müssen, dass hier, bei der Ranke, 
durch rasche Ausbildung Manches nicht zur Entwickelung kommt, und 
dass hierdurch die Bedeutung dieser Theile erschwert wird, da die Theile 
der Ranke selbst ein wiederholtes Verkümmern der Hauptachse anzudeu- 
ten scheinen, indem der Theil, der am Winkel des kleinen Blättchens steht, 



Knospenbilder. 287 

sich fortbildet, während der andere (der als Hauptachse angenommene 
Theil) in der Entwickelung stehen bleibt. 

Wir wenden uns nunmehr den Pflanzen zu, deren Blatttheile an den 
Nebenachsen mit den an der Haupt- oder Mutterachse nicht dieselbe Rich- 
tung haben, wo die Richtungslinie der !4 ständigen Blätter an den Neben- 
achsen sich kreuzt mit der Richtungslinie der 7^ ständigen Blätter an der 
Hauptachse. Als die einfachere Knospenbildung bei diesem Stande an der 
Achse, und mit diesem ihrem Verhalten der Theile zur Achse, ist wohl die 
anzusehen, wo die Nebenblattbildung jedes Blattes eine mehr oder minder 
geschlossene HttUe bildet, und hierdurch Blatt von Blatt gesondert und 
getrennt hält. 

Diese einschliessende und sondernde Hülle kann nun hervorgebracht 
werden durch Nebenblattbildungen, die entweder als ein bald kleineres, 
bald grösseres ringförmiges, die Achse der Knospe umfassendes Gebilde 
auftreten und in derselben Eigenschaft an der Achse auch später so ver- 
harren, oder durch Nebenblättchen, die anfänglich innig miteinander ver- 
bunden sind, sich später jedoch von einander trennen. 

Die Nebenblattbildung der ersteren Art, wo nämlich ein ringförmiges 
Gebilde, mit dem Blattstiele mehr oder minder verwachsen, die Achse, an 
welcher die Blätter stehen, umgiebt, hat man mit einem eigenen Namen 
belegt; man nennt sie tutenfSrmige Nebenbiättchen (ochreae)^ und be- 
zeichnet die Knospen, an welchen diese Art von Nebenblättchen die 
schützende Hülle bildet, mit dem Namen: gemmae ochreaceae. 

Wir konnten uns nicht bewogen fühlen, diese Art von Knospenbil- 
dung von den anderen nebenblattdeckigen zu sondern, da so manche Be- 
ziehungen und Uebergänge vorhanden sind, und haben es für dienlich 
erachtet, ihnen hier eine Stelle anzuweisen, wo die meisten verwandten 
Bildungen sich ihnen anschliessen. 

Bisch off. Bot. Term. 1830. pag.230: „Die Tute (ochrea) ist 
nichts anderes, als eine Nebenscheide (zwei verwachsene Nebenbiättchen), 



288 A. Henry, 

welche durch zwei zu einer wirklichen Röhre verwachsene Nebenblätter 
entstanden und häufig an ihrem Grunde mit dem Blattstiele mehr oder 
weniger verwachsen ist." 

Pag. 231 : ,,Wenn die beiden Nebenblätter eines Blattes mit ihren 
inneren Rändern verwachsen, so entsteht das winkelständige Nebenblatt. 
Geschieht die Verwachsung an ihren äusseren Rändern, so wird das ent- 
stehende (scheinbar einzelne) Nebenblatt dem Blatte gegenständig, und 
wenn die äussern und innern Ränder der Nebenblätter mit einander ver- 
wachsen, so wird die Tute gebildet.'^ 

Nees V. Esenbeck (Handb. d. Bot. I. S.505) hat diese Neben- 
blattbildung röhrige Nebenscheide sHpda vaginalis tabtUosa^ genannt. 

Richard, Nouv. äl&n. d. Bot 1833. pag.198: ^^11 est tris probable 
que la gaine membraneuse des Polygonees^ ä laqtielle on a dotmä le nom 
d^ochrea^ est formee de la jointwe de deux stipules.'' 

Lindley, Inh^. to bot. 1832. pag.lOO: ^^It hos been already noted^ 
Ühat when they surrounded the stem of a plant^ they become an ochrea^ in 
this case their anterior and posterior margins are united by cohesion.'' 

Als eine Uebergangsbildung zu den Knospen mit tutenförmiger Ne- 
benblattbildung könnte wohl die Knospe betrachtet werden, welche wir bei 

^ , JBapttHa nepaienHM 

nnden. 

Eine eigentliche Abschliessung des Zweigendes scheint nicht einzu- 
treten, denn, wenn man das letzte entwickelte Blatt entfernt, so findet man 
das darauf folgende Blatt und Nebenblättchen schon im Wesentlichen voll- 
kommen ausgebildet (Fig. 1 u. 2). So wie das vorhergehende Blatt sich 
auf dieses deckend legte, so legt sich dieses Blatt seinerseits auf das nun- 
mehr folgende (Fig. 3). 

Fig. Sa ist die Nebenblattbildung zu Blatt 3. Blatt und Nebenblätt- 
chen 3 umgiebt das Blattgebilde 4, wovon 5 eine vergrösserte Ansicht 
von der Blattseite, Fig. 6 von der Nebenblattseite ist. Fig. 7 ist das Blätt- 
chen von der Innenseite. 



KnMpenbilder. 289 

Von dem Blattgebilde 4 umschlossen, finden wir Fig. 8 die sich eben 
ausbildenden Blatttheile; die 3 hinteren Erhöhungen sind die Anlagen zu 
den 3 Theilen des Blattes und die 2 vorderen die der Nebenblättchen. 

Aus der übersichtlichen Yergleichung der Figuren 8, 6, 3, 2 und 1 
dürften wir wohl zu dem Schlüsse geführt werden, dass ursprünglich zwei 
Nebenblattgebilde sich im Auswachsen immer mehr vereinen, um endlich 
ein Blättchen mit zwei Spitzchen zu bilden. Man bemerkt auch zwei 
Hauptnerven, die von der Basis des Blattes sich in die Spitzen des Neben- 
blüttchens hineinziehen (Fig. 9 von der Seite, Fig. 10 vergrössert, Fig. 11 
vom Rücken). 

Die Süssere Hülle der Knospen zeigt schon eine schwache Anlage, 
sich in Blatt und Nebenblatt zu sondern, wenn das Ganze auch noch ein 
Gesdilossenes bildet (Fig. 12 in nat. Grösse, und Fig. 13 vergr.). Diese 
Trennung in zwei Theile wird stärker ausgesprochen bei der weiteren 
Entwickelung. 

Unter dieser Hülle verborgen finden wir (Fig. 14 vergr.) ein Blfitt-* 
eben mit seinen Nebenblättchen; dieses Blattgebilde drängt sich hervor 
und trennt die zwei Theile der äusseren Hülle. 

Fig. 15, 16 und 17 sind verschiedene Entwickelungsstufen der 
Knospe, und Fig. 18 ist eine Yergrösserung von Fig. 17. Entfernt man 
die äussere Hülle, so findet man, wie in Fig. 14, ein hier nur mehr aus- 
gebildetes Blatt mit seinem Nebenblatte (Fig. 19). Dieses Nebenblattge- 
bilde deckt das kommende Blatt nebst Nebenblatt (Fig. 20), von welchem 
wir in Fig. 21 das Nebenblättchen besonders und ausgebreitet geben. Die 
Richtungslinie der Knospentheile schneidet die Richtungslinie der Blatt- 
theile am Mutterzweige im rechten Winkel. 

Das Stellungsverhältniss der Knospen ist der Art, dass sämmtlfche 

Hüllen der zwei Knospenreihen nach einer Seite hinfjaiUen, und daher die 

ersten ausgebildeten Blätter sämmtlich nach der anderen Seite hinneigen, 

wie wir dieses aus der Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen 

erkennen können. 

VoLXXIL p.i. • 37 



290 A. Henry, 

Es ist in der nunmehr folgenden Pflanze zwar noch keine vollendete 
Knospenbildung vorhanden, wir glaubten dieselbe jedoch hier wohl heran-> 
ziehen zu dürfen, da sie eine Uebergangsstufe uns veranschaulicht und 
somit ein Verbindungsglied bildet. 

Mufnear aUsmaefoUus. 

An dem Ende des Zweiges umhüllt die Nebenblattbildung des sich 
zuletzt entwickelnden Blattes die nachfolgenden Theile und dient densel- 
ben als schützende Decke (Fig. 1 ast^ zu Blatt af gehörend). Aus dieser 
Hülle ragt Blatt bfmil Nebenblattgebilde bst hervor (Fig. 2). Fig. 3 u. 4, 
SQ wie 5 und 6 vergr«, sind die nachfolgenden Blättchen nebst Hüllen. 

Eine vollkommene Abschliessung der Hülle findet sich hier nicht vor, 
bei anderen Arten jedoch, z. B. Rumex crassifolius^ ist solches vorhanden. 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, geschützt 
von dem Nebenblattgebilde des Blattes, in dessen Winkel die Knospe 
entspringt. 

Eine zarte, vollkommen geschlossene Hülle bedeckt die junge Knospe 
(Fig. 7 in nat. Grösse und Fig. 8 vergr.), unter welcher sich noch eine 
zweite von noch feinerer, zarterer Beschaffenheit vorfindet, welche eben- 
falls die ganze Knospe umfasst (Fig. 9 in nat. Grösse u. Fig. 10 vergr.); 
dann kommt ein Blatt, dessen Nebenblattgebilde die nachfolgenden Theile 
nicht mehr ganz umschliesst (Fig. 11 in nat. Gr. und Fig. 12 vergr.). 

Bei der Ausbildung der Knospe wird die äussere Hülle, und wenn 
zwei vorhanden sind, natürlich beide, zerrissen durch die nachfolgenden 
Theile. Man findet aber auch Knospengebilde, wo mit der äusseren Hülle 
zugleich ein Blatt verbunden ist (Fig. 14 u. 15 in nat. Grösse). 

Die Figuren 16, 17, 18 u. 19 sind Knospen auf verschiedenen Ent- 
wickelungsstufen. 

Die Blätter sowohl in der knospenartigen Abschliessung, als auch in 
der Knospe selbst, rollen ihre Seitentheile rückwärts auf die Stellung der 
Theile, und das Verhallen derselben zur Hauptachse wird uns durch die 



i 



Knospenbüder. 291 

Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen (Fig. 20) klar. Die 
Richtungslinien der Knospentheile ah^ ah^ durchschneiden im rechten 
Winkel die Richtungslinien der Blatttheile an dem Mutterzweige. 

Die Nebenblattgebilde, die mit dem Blattstiele verwachsen auftreten, 
sind, wenn auch nur ein einziges Blättchen bildend, nach der Ansicht der 
meisten Forscher aus zwei mit einander verwachsenen einzelnen Blättchen 
entstanden. 

Bisch off führt in seinem Handbuch der botanischen Terminologie 
einige Beispiele solcher Nebenblattgebilde an und benennt diese sHpulae 
adfiatae. 

Seite 229: Hier werden sie häufig für ein einzelnes Nebenblatt ^«fe- 
puda solitaria) angesehen, und wenn ihre Spitzen nicht gesondert sind, so 
nennt man es gewöhnlich ausgerandet, zweispaltig (stipula emarginata^ bi- 
fida); dem einzelnen Nebenblatt werden dann die gesonderten als gepaarte 
Nebenblätter (stipulae geminatde) gegenüber gestellt. 

Richard (N(mt>. eläm. d. Bot. 1833. pag. 90: ^^Les stipvles peu-- 
vent se souder ensemble en dedans de f aisseile de la femlle^ la Hge re- 
stant en dehors; dans ce cas^ les sHpules sont axillaires." 

Lindley (Introd. to Bot. 1832. pag. 100): ^^their anterior and po- 
sterior ma/rgins are united hy cohesion^ of which different instances may he 
pointed ovt in Magnoliaceae^ where the back margins only cohere." 

JPlatanus artentaiis. 

Die Knospen entwickeln sich in einer Höhlung des Blattstieles, der 
an der Basis bedeutend erweitert und verdickt erscheint. Der nach^oben 
gerichtete Theil des Blattstieles ist da, wo sich die Nebenblattbildung 
mit demselben vereinigt, nicht mit der Achse verwachsen, so dasä eine 
Verbindung der inneren Höhlung mit dem Aeusseren stattfindet. In den 
Figuren 16 bis 18 sind Durchschnitte voii Knospen gegeben, um die 
Entwickelungsstufen derselben zu zeigen, Wo man an den mit a he^ 



292 A. Henry, 

zeichneten Puncten die zur Höhlung des Blattstieles leitende Oeffnung 
bemerkt. 

Durch das Abfeilen des Blattes tritt die Knospe zu Tage und man 
bemerkt alsdann, wie die Blattnarbe sich fast um die ganze Knospe herum- 
zieht und nur der obere Theil frei bleibt (Fig. 2). 

Die Knospe zeigt äusserlich eine lederartige vollkommen geschlos- 
sene Hülle, aus dem Nebenblattgebilde entstanden (Fig. 2, 3). Dieser 
äusseren Hülle folgen noch mehrere von derselben Beschaffenheit und der- 
selben Entstehung, nur dass sie eine, dem Innern der Knospe zu immer 
etwas zarlere Slructur annehmen (Fig. 4, 5, 12, 13, 14). 

Dann kommen noch einige Hüllen, zwar auch noch geschlossen, aber 
von zarterer Beschaffenheit und mit feinen Haaren besetzt; es zeigt sich bei 
ihnen die zu ihnen gehörende Anlage des Blattes (Fig. 6, Fig. 7 vergr.). 

Die nunmehr folgenden Hüllen überdecken nicht mehr die Knospe; 
sie werden immer kleiner, während die Ausbildung des Blattes fortschrei- 
tet und zunimmt (Fig. 8, 9, 10, 11, sämmtlich Vergrösserungen). 

Wir bemerken bei'm Ueberblicken der Figuren 3-11, welche eine 
Knospe mit successiver Entfernung von immer einer Hüllschuppe darstel- 
len, wie bei der Bildung dieser Knospe nach Aussen hin die Nebenblatt- 
bildung, dem Innern der Knospe zu die Blattbildung vorherrscht, sehen 
jedoch, nur von der Nebenblattbildung umschlossen, schon neue Knospen- 
gebilde auftreten, die wir in Fig. 7 und 8 mit g bezeichnet haben. 

In Fig. 16 ist eine junge Knospe von der Seite im Durchschnitt, 
dieselbe unter Fig. 17 vergrössert dargestellt; Fig. 18 der vergrösserte 
Durchschnitt einer weiter vorgeschrittenen Knospe ; Fig. 19 die Projection 
einer Knospe, aus welcher wir, im Hinblick auf die Figuren 1-15, die 
Bildungsweise der Knospe, so wie die Stellungsverhällnisse ihrer Theile 
zu erkennen vermögen. 

Die Figuren 12, 13, 14 und 15 sind verschiedene Stufen der Aus- 
bildung der Knospe zum Zweige; an Fig. 15 wurden die äusseren Hüllen 
entfernt, um ein Blatt mit seinem Nebenblattgebilde zu zeigen. 



Knospenbilder. 293 

Magnotta TPmbeUa et tHpeiaia. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem das 
Nebenblatt des letzten Blattes, meistens bedeutend ausgebildet, die nach* 
folgenden Theile völlig umschliesst (Fig. 1). Diese letzte Nebenbiattbil- 
düng unterscheidet sich von den vorhergehenden dadurch, dass sie eine 
grössere Verbindung mit dem Blatte eingeht; der freie Theil des Blattes 
löst sich ab und ein Theil des Blattstieles, verbunden mit dem Nebenblatte, 
bleibt stehen (Fig. 1 a). 

Unter dem Süsseren Nebenblatte liegt das folgende Blatt mit seinem 
Nebenblatte, welches wiederum umhttUend für die folgenden Theile ist 
(Fig. 2). Wir haben in den Figuren 2 bis 7 die nach einander folgenden, 
stets vom vorhergehenden Blattgebilde umschlossenen Bildungen des 
Zweigendes dargestellt, und in Fig. 8 den inneren, von uns noch zu prä- 
parirenden Kern in schwacher mikroskopischer Vergrösserung gegeben. 

Das knospenartige Ende von MagnoUa Yulan.^ in Fig. 9 dargestellt, 
zeigt eine ganz ähnliche Bildung, wie die vorige Art. 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter und wer- 
den von der Nebenblattbildung umhüllt und geschützt 

In den Figuren 10 ist der Durchschnitt einer jungen Knospe gege- 
ben, wovon Fig. 11 uns die Vergrösserung giebt. Fig. 12 zeigt uns ei- 
nen ähnlichen Durchschnitt von einer mehr entwickelten Knospe, wovon 
Fig. 13 eine Vergrösserung ist. 

Die äussere Hülle der ausgebildeten Knospe wird von einem sich 
vollkommen abschliessenden Nebenblatte gebildet (Fig. 14), ebenso die 
zweite (Fig. 15); an der dritten Hülle (Fig. 16) bemerkt man den Ansatz 
eines kleinen Blattes, welches unter der dritten Hülle sich schon stärker 
herausbildet, indem die Nebenblattbildung zurückbleibt (Fig. 17). Dieses 
Verhältniss wird noch hervortretender in den nunmehr folgenden Theilen, 
Fig. 18, 19, und Fig. 20, wo in der letzten Figur die Nebenblattbildung 
nur als eine kleine Erhöhung am Blatte erscheint. 



294 A. Henry, 

a, b^ c von Fig. 14, 15 und 16 zeigen uns die Hüllen gesondert, 
d ist das einhüllende Nebenblatt, e das Blättchen vergr.von Fig. 17; a ist 
wiederum das BlSttchen von Fig. 18, und Fig. 20 der innerste Kern von 
Fig. 19 vergrössert. Wenn wir so die Figuren 10-13 und 14-19 mit 
der Projection in Fig. 20 verbinden, so werden wir einen Ueberblick der 
Bildung unserer Knospe erlangen. 

Die Blätter in der Knospe legen sich mit ihren inneren Seitentheilen 
auf einander und richten diese zusammengelegten Theile der Hauptachse zu. 

Fig. 21 ist die Projection mehrerer Knospen an einem Zweige. Wir 
bemerken, dass die Richtung der ersten Hüllen nach derselben Seite hin 
fallt, da das erste BlSttchen bei allen Knospen nach derselben Seite, dem 
ersten Hüllblättchen natürlich sich anfügend, auftritt. 

Dadurch, dass die Nebenblättchen bei den Knospen, die in den Win- 
keln von abwechselnd gegenüberstehenden Blättern auftreten, im Knos- 
penzustande noch mit einander verbunden waren, wurde ein einfaches 
Verhalten der Blatttheile zu einander bedingt, indem so jeder Theil für 
sich abgeschlossen war. 

Mannigfaltige Verhältnisse müssen stattfinden, sobald die Nebenblätt- 
chen von einander gesondert sich vorfinden, und diese Verhältnisse sind 
es, denen wir nunmehr unsere Aufmerksamkeit zu widmen haben. 

Wir stellen auch hier wiederum die einfacheren Verhältnisse dieser 
Art von Knospenbildung voran und finden diese, wenn sämmtliche Knos- 
pen in ihren sich deckenden Theilen dieselbe Richtung zeigen, und die 
Spirale bei allen Knospen (Zweigen) gleichwendig ist. 

Unter den Knospen von einer solchen Bildung wollen wir die Knos- 
pen lauerst nehmen, deren erstes Blatt bei allen, die zu einer Achse gehö- 
ren, sich an einer und derselben Seite befindet. 

MArtodendran tuUpIfera. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt dadurch, dass 
sich die Nebenblättchen des letzten Blattes, oder des verkümmerten letzten 



Knospenbilder. 295 

Blattes, nicht von einander trennen und so eine vollkommen geschlossene 
HfiUe bilden (Fig. 1, Fig. 2). 

Unter der äusseren Hülle finden wir gleich ein Blfittchen (Fig. 3), 
welches sich seitlich an die folgende Nebenblatthülle anschmiegt. Unter 
dieser Nebenblatthülle liegt wiederum ein Blatt (Fig. 4), welches sich an 
die folgende Hülle anlegt; so finden wir eine Folge von Blätteren und 
Hüllen, welche wir von Fig. 2 bis 9 in nat. Grösse dargestellt haben, 
wobei wir noch zu bemerken haben, dass mehrere Figuren, z. B. 5 u. 6, 
die Seite der knospenartigen Abschliessung, die nicht vom Blatte bedeckt 
ist, darstellen, welche Seite wir auch bei Fig. 8, 9 und 10 gegeben 
haben. Die mit Fig. 10, 11 u. 12 bezeichneten Figuren sind Vergrösse* 
rungen. 

Aus diesen Zeichnungen wird das Verhalten der Blätter an und für 
sich und zu den Nebenblättchen deutlich. Bei Fig. 10, 11 u. 12 ist die 
Verbindung des Blattes mit den, eine geschlossene Hülle bildenden. Ne- 
benblättchen noch innig und hervorstechend deutlich, und wird erst durch 
die Herausbildung der Nebenblätter, die den hervorwachsenden Theilen 
der Achse Raum gewähren müssen, weniger verschmelzend, so dass Blatt 
und Nebenblatt immer freier und unabhängiger von einander werden, je 
weiter ihre Ausbildung fortschreitet. 

Die Blätter einer Seite haben stets dieselbe Richtung, und ebenso 
die Blätter der anderen Seite. 

Bei der späteren Ausbildung des Zweiges scheint die /a Stellung der 
Blätter, wie wir sie in der Knospe noch so klar ausgesprochen finden, 
getrübt zu werden, und wir finden häufig an dem Zweige eine Stellung 
der Blätter und der Knospen, die sich der Jt^ Stellung zu nahen strebt. 

Der Blattstiel ist in seiner Basis verdickt. 

Ein Theil der Gefässbündelkreise im Zweige (Fig. 28 im Durchschnitt 
der Quere nach) geht vom Zweige in das Blatt über (Fig. 29, Durchschnitt 
der Länge nach), und so hinterlässt das Blatt bei seiner Trennung vom 
Stamme eine rundliche, mit dem Gefässbündelkreise versehene Naii)e. 



296 A. Henry, 

Dicht in den Winkeln der Blätter entwickeln sich erst später auf einem 
kleinen Stielchen (Fig. 1 , 2 1 u.24) die Knospen. Die Heranbildung der Knospe 
haben wir in den Figuren 13 bis 23 dargestellt, unter denen Fig. 14 eine 
Vergrösserung von Fig. 13 und Fig. 17,20 u.23 Durchschnitte, und zwar 
vergrösserte, der Knospen Fig. 16, 19u.22 sind. Die äussere Decke der 
Knospe ist eine vollkommen geschlossene Hülle, gebildet aus den Neben- 
blättchen. In den meisten Fällen ist das zu dieser Hülle gehörende Blätt- 
chen nur angedeutet (Fig. 14) durch eine Erhöhung, und nur bei üppigen 
Trieben findet man dieses Blättchen mehr entwickelt (Fig.24/; Fig.26 u.27f). 

Wie wir am Zweige eine Neigung fanden, von der Va Stellung abzu- 
gehen, so finden wir auch oft an der Bildung der Knospen ein Abweichen 
von der normalen Stellung der Theile. Die normale Stellung des ersten 
äusseren Blättchens sollte eigentlich 90 Grade vom Stamme und vom Mut- 
terblatte entfernt sein, dieses findet sich jedoch häufig anderis, und das 
erste Blältchen hat eine Neigung, sich dem Stamme zu nähern. Wenn 
nun die folgenden Blätter sich dem ersteren gegenüberstellen, so erhalten 
die Knospen eine schräge Richtung gegen die Achse. 

Unter der Hülle der Nebenblättchen des ersten Blattes finden wir, 
dem ersten Blatte gegenüberstehend, das zweite Blatt, dessen Nebenblätt- 
chen eine Hülle für das dritte Blatt bilden. 

Die Faltung der Blätter in der Knospe ist ganz ähnlich der Faltung 
derselben in der knospenartigen Abschliessung des Zweiges. 

Wo, wie wir in Fig. 30 sehen, die Stellung der Blätter abwechselnd 
gegenüberstehend ist, da kann man die Richtung der zusammengelegten 
Blätter mit dem Verlauf der Spirale gleichlaufend, oder sich derselben ent- 
gegenwendend, betrachten. Wo aber eine Umänderung der Stellung ein- 
tritt, da finden wir es ausgesprochen, dass die Hinneigung der Blätter dem 
kurzen Wege der Spirale entgegenstehend ist, also dem langen Wege der 
Spirale folgt. 

Die Neigungsrichtung der Blätter in den Knospen gleicht der an der 
Hauptachse und wir dürfen daher wohl annehmen, dass, wenn an den 



Knospenbilder. 297 

Zweigen sich eine % Stellung herausbildet, diese uns dieselbe Richtung 
zeigen wird, die wir an der Hauptachse finden. 

Bei der Entwickelung der Knospe zum Zweige trennt sich die äus- 
sere HttUe in zwei Theile und das folgende Blatt mit seiner Nebenblatt- 
hfille tritt hervor; diese trennt sich wieder u.s.w. Die äusseren Hüllen 
haben zu sehr die Eigenheiten der Deckschuppen, um einer ferneren Aus- 
bildung noch fähig zu sein. Dieses ist aber bei den folgenden nicht der 
Fall und so entwickeln sich dieselben noch bedeutend (Fig. 24). 

Wo an kräftigen Trieben die knospenartige Abschliessung eintritt, 
da findet man auch häufig eigentliche Knospen noch mit umhttlit (Fig. 26, 
und 26* ohne die Hüllen und etwas vergrössert). 

Fig. 27 sind Knospen von diesen Trieben, an welchen sich das Blätt- 
chen zur ersten Hülle mehr oder weniger entwickelt hat. 

Witts vHUfera. 

Eine knospenartige Abschliessung des Zweiges ist selten vorhanden, 
da die Spitze meistens verkümmert. 

Der Stand der Blätter ist abwechselnd einander gegenüberstehend C/,). 

Häufig steht dem Blatte gegenüber eine Ranke, welche man als eine 
nicht zur Ausbildung gekommene Blüthenrispe zu betrachten hat. Fig. 1 
ist die Spitze eines Zweiges mit jungen Blättern und diesen gegenüber- 
stehenden Ranken; Fig. 2 ist die Spitze vergr., Fig. 3 dieselbe, indem 
man noch mehrere Blätter und Nebenblättchen entfernt hat, um die Ranke 
in jungem Zustande zu zeigen, von der Seite und vergrössert. 

Eine solche Ranke zeigt in noch nicht ausgebildetem Zustande, fast 
an ihrer Basis, immer ein (zuweilen zwei scheinbar nebeneinander ste- 
hende) Blättchen (Fig. 5 von vorne, Fig. 6 von der Seite vergr.), welches 
dem Stamme (der Achse) gegenübersteht und in dessen Winkel sich eine 
Rankenverzweigung vorfindet, zwei Rankenverzweigungen aber, wo zwei 
Blättchen hervortreten, lieber die wahre Bedeutung dieser Rankenbil- 
dung glauben wir auf Cissus hederacea verweisen zu dürfen. 

VolXXII. P.L 3S 



298 A. Henry, 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch 
nicht vollkommen in der Mitte des Blattwinkels, sondern etwas seitlieh 
(Fig. 7). Das erste (Susserste) HüUblättchen, deutlich aus einer Verschmel- 
zung des Hauptblattes mit den Nebenblättchen entstanden, steht bei allen 
Knospen eines Zweiges einer Hauptachse nach einer und derselben Seite 
hin, wie wir dieses aus der Projection 24 und 25 solcher Zweige erken- 
nen, wo a^ das erste Hüllblättchen bei allen Knospen bezeichnet. 

Dieses erste Blättchen umfasst die folgenden Theile (Fig. 8^ Fig. 9 
vergrössert). 

Das nach dem ersten HttllbUltchen folgende Blatt ist meistens schon 
vollkommen von den Nebenblättchen gesondert, und geht bei der Ausbil- 
dung der Knospe zum Zweige eine vollkommene Entwickelung ein. 

Fig. 10, u. 11 vergr., ist eine weitere Entwickelungsstufe der Aus- 
bildung der Knospe. 

Die Bildungsart dieser ersten und Hauptknospe ist demnach sehr 
einfach ; ein HttUblättchen steht seitlich 00^ von der Achse und dem Mut- 
terblatte entfernt und umfasst ein zweites Blatt, welches vom HfiUblättchen 
um die Hälfte der Achse, um 180^, entfernt steht. Das nach dem zweiten 
folgende dritte Blatt steht von diesem wieder 180^ entfernt, und so setzt 
sich die abwechselnd gegenttberstehende Stellung der Theile fort. 

Diese Knospen, an dem im Sommer auswachsenden Zweige sich bil- 
dend, sind jedoch nicht dazu bestimmt, an demselben bis zum nächsten 
Frühjahre im Knospenstande zu verharren; sie entwickeln sich gleich 
mit ihrem Mutterzweige, daher zeigt sich an denselben auch keine voU- 
kommne Knospendecke. 

Die Knospe, welche dazu bestimmt und geeignet ist, der Strenge des 
Winters zu trotzen, bildet sich im Winkel des ersten Httllblättchens. 

Wenn man von der ganz jungen Hauptknospe das unterste, äusserste 
HttUblättchen entfernt, wie dieses bei Fig. 12 a geschehen ist, so ist die 
junge Knospe, der Primärknospe angehörend, schon bemerkbar, ^ne 
Yergrösserung (Fig. 12 6) zeigt uns das zweite, zur Hauptknospe gehörende 



Knaapenbilder. 209 

Blatt f und die Secundfirknospe gs. In Fig. 12 c war das zweite 
Blatt der Hauptknospe mehr entwickelt; es wurde weggenommen, um die 
in dem Winkel des ersten Httllblattes sich bildende Secundfirknospe zu 
zeigen, welche in d vergrössert dargestellt ist. 

In Fig. 13 haben wir einen solchen auswachsenden primären Knos- 
penzweig dargestellt, f ist die Stelle, wo das Mutterblatt war, st sind die 
Nebenblättchen des Mutterblattes, gp ist die auswachsende Hauptknospe, wo- 
von a^ das erste Hüllblättchen ist, in dessen Winkel^« die secundäre Knospe 
steht. Fig. 14 ist eine Yergrösserung der Secundärknospe. In Fig. 15, 
16 und 17 sind weitere Entwickelungen dieser Bildung von verschiede- 
nen Seiten mit derselben Bezeichnung, und Fig. 18 zeigt uns die Stel- 
iungsverhältnisse der primären und secundären Knospe : die Bezeichnung 
der Theile ist wie bei Fig. 13-17. 

Wir haben schon erwähnt, dass das erste Hüllblättchen bei allen 
Knospen eines Zweiges nach derselben Seite hin steht; da nun die secun- 
dären Knospen in den Winkeln dieser Hüllblättchen ihren Ursprung neh- 
men, so folgt daraus, dass sämmtliche secundäre Knospen an einer Seite 
des Hauptzweiges auftreten (Fig. 24 u. 25). 

Die Stellung der Theile, aus welchen die secundären Knospen ge- 
bildet sind, steht in einem bestimmten Yerhältniss zur primären Knospe, 
und demnach auch zur allgemeinen Achse. Wir finden hier, dass das 
erste Blättchen der secundären Knospe dem Mutterblatte der primären 
Knospe zusteht, Fig. 24 u.25, wo /*das Mutterblatt der primären Knospe, 
gp diese Knospe selbst, gs die secundäre Knospe bezeichnet, deren erstes 
Blättchen mit a s bezeichnet wurde. Der aus der primären Knospe sich 
entwickelnde Zweig wird selten gross und stark, er verkümmert und löst 
sich mit seiner Basis vom Mutterzweige ab, so dass alsdann im Herbste 
nur noch eine Knospe sich vorfindet, welche jedoch nicht die Knospe 
der Achse ist, der sie aufzusitzen scheint, da, wie wir gesehen haben, das 
eigentlich verbindende Mittelglied, die primäre Knospe, verschwunden ist; 
Fig. 17 und 20 sind solche Bildungen von der Seite und von vorne, gp ist 



300 A. Henry, 

die Stelle, wo der aus der Primärknospe entstandene Zweig sich befand, 
a^ ist das äusserste Hüllblättchen dieser Primärknospe, gs ist die in dem 
Winkel dieses ersten Hüllblättchens entstandene Secundärknospe, und 
Fig. 18 giebt uns die Projection einer solchen. 

In dem Winkel des ersten Hüllblättchens dieser Secundärknospe fin- 
den wir nun meistens eine neue Knospe (Fig. 19), welche wir in Hinsicht 
auf unsere primäre Knospe als tertiär bezeichnen können. Die Theile 
dieser Knospe stehen in demselben Stellungsverhältniss zur primären 
Knospe, wie die Theile der secundären Knospe zur Hauptachse standen. 
Die Projection (Fig. 18) zeigt uns dieses deutlich. 

Von Fig. 20 haben wir das erste Hüllblättchen der secundären Knospe 
entfernt und geben in Fig. 21 die tertiäre, in dem Winkel dieses entfern- 
ten Hüllblättchens entstehende Knospe. 

Bei der Ausbildung der secundären Knospe geht diese tertiäre 
Knospe mit in dieselbe ein ; sie wird grösser, man kann sie schon unter den 
Hüllschuppen erkennen. Fig. 22 zeigt uns eine solche Tertiärknospe im 
Winkel des ersten Blättchens der Secundärknospe ; in Fig. 23 ist dieses 
Blättchen weggenommen. 

CaraniUa varia. 

Die Abschliessung des Zweiges, wenn man hier eine wirkliche Ab- 
schliessung anzunehmen berechtigt ist, erfolgt, indem sich die Nebenblätt- 
chen deckend aneinander legen (Fig. 1). 

In den Figuren 2, 3, 4, 5 haben wir die Bildung eines Zweigendes 
dargelegt, indem wir immer ein Blatt mit seinen Nebenblättchen entfern- 
ten, um endlich zum innersten, mit unbewaffnetem Auge kaum sichtbaren 
Kern zu gelangen. Sämmtliche Figuren sind vergrössert. 

Die in den Winkeln der Blätter sich entwickelnden Knospen erhalten 
von den stark entwickelten Nebenblättern des Mutterblattes Schutz. Ihre 
eigenen Theile können ihnen wenig Schutz gewähren, da sich das erste 



Knospenbilder. 301 

Blatt schon mehr entwickelt zeigt. Die zu diesem Blatte gehörenden 
Nebenblättchen schützen nunmehr die nachfolgenden Theile. 

Figur 6 und 7 sind Knospen in verschiedenen Stufen der Entwicke- 
lung in nat. Grösse, und vergr. in Fig. 9 u. 10 ; weitere Entwickelungs- 
stufen des Zweiges finden wir unter Fig. 8 u. 11. 

Bei dieser einfachen Bildung haben wir nur noch zu bemerken, dass 
an allen, zu einer Hauptachse gehörenden Nebenachsen das erste Blättchen 
nach einer und derselben Seite hingerichtet ist (Fig. 12). 

Bei den Pflanzen, die wir eben in ihrer Knospenbildung kennen lern- 
ten, war der Stand der Nebenblättchen mit dem oberen Theile des Blatt- 
stieles auf derselben Höhe; wir wenden uns nunmehr der Knospenbildung 
der Pflanzen zu, an welchen die Nebenblättchen unterhalb des Blattstieles 
auftreten. Vermöge ihrer Stellung müssen diese Nebenblättchen, wenn 
ihre Ränder mit einander verbunden sind, auch ihr Blatt, wozu sie gehö- 



ren, einhüllen. 



HUbUcuM tttiaceuM. 



Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem die 
ZM^ei Nebenblättchen eines Blattes, als deckende Hülle geschlossen bleibend, 
sich nicht von einander trennen (Fig. 1). Unter dieser Hülle finden wir 
das sich mit seinen zwei Seitenflächen aufeinanderlegende Blatt und die 
folgende Nebenblatthfllle (Fig. 2). Diese Nebenblatthülle, geöffnet, zeigt 
uns wiederum Blatt und Hülle (Fig. 3, und 4 vergr.). Unter dieser Hülle 
treffen wir ebenfalls Blatt und Hülle (Fig. 5 vergr.). Wenn wir diese 
Folge von Bildungen, von welchen die spätere von der vorhergehenden 
umfasst wird, vergleichend übersehen, so sehen wir die gegenüberstän- 
digen Blätter, sich zusammenlegend, an die folgende Nebenblatthülle sich 
anschmiegen. Dieses seitliche Anlegen geschieht auf die Weise, dass, 
wenn eine Reihe der Blätter sich nach rechts zusammengefaltet hinwendet, 
die andere sich nach links neigt; ein ganz ähnliches Verhalten, wie bei 



302 A. Henry, 

lAriodendron tulipifera. Fig. 6 ist die sich entwickelnde Spitze eines 
Zweiges, Fig. 7 ist eine Knospe, Fig. 8 die Projection derselben. 

Jbmicta XrygamerU. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges ist der von Hibtscus 
UUctceus sehr ähnlich, nur dass die Nebenblatthülle sich den breit liegenden 
Blättern anpasst und daher eine andere Form annimmt (Fig. 1). Das Blatt 
besteht hier aus drei einzelnen Blättchen, die sich, jedes mit seinen Sei- 
ten für sich, zusammenfalten und so aneinander anlegen. Dieses ganze 
Blatt wird von einem Blattstiele getragen und ist daher genöthigt, sich 
umzubeugen, um in der ihm bestimmten Hülle Raum zu haben (Fig. 2). 
Figur 3, 4, 5 und 6 sind die in einander eingeschlossenen Hüllen nebst 
ihren Blättern. Art und Weise der Richtung ist Hibtscus tiUaceus ganz 
ähnlich. 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 7-11). 
Es zeigt sich zuerst ein Blatt und eine Nebenblatthülle (Fig. 10). Dieses 
erste Blatt, noch wenig entwickelt, wendet seine zusammengefalteten 
Theile der Hülle zu, in der Art, wie wir dieses bei der knospenartigen Ab- 
schliessung des Zweiges finden, nur dass hier bei den eigentlichen Knos- 
pen die Blätter noch nicht so weit fortgeschritten sind, dass sie sich an 
der Hülle anlegen können (Fig. 12 die Projection). 

Bei den im Vorhergehenden betrachteten nebenblattdeckigen Knos- 
pen konnte durch die grossen Nebenblattbildungen den sich entwickelnden 
Blättern eine schützende Hülle gegeben werden, und die Nebenblättchen 
trennten, vermöge ihrer Grösse, die Blätter von einander, so dass diese in 
keine Berührung mit einander kamen. 

Wir haben nunmehr die Pflanzen in ihrer Knospenbildung zu unter- 
suchen, wo die Nebenblättchen schmal und klein sind, so dass ein gewis- 
ses gegenseitiges Verhalten der Nebenblättchen, so wie der Blätter zu 
einander, stattfinden muss. 



Knospenbilder. 303 

Wenn in den Knospenbildungen sich nur die Nebenblättchen vorfin- 
den, die zu den vorhandenen Blättern gehören, und die Nebenblättchen 
zugleich klein und von schmaler Form sind, so können sie den Blättern 
keinen Schutz verleihen. Ist die Blattbildung nun auch von der Art, 
dass sie sich nicht gegenseitig schützen, so entstehen Knospen, die man 
fipeie, offene nennt. 

MuUngia pannoscu 

An der sich fortentwickelnden Spitze des Zweiges legen sich Blätter 
und Nebenblättchen aufeinander und schützen auf diese Weise die später 
erscheinenden Theile (Fig. 1). Fig. 2 zeigt uns eine solche Spitze in 
natürlicher Grösse, auseinan^dergelegt. 

Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter. Das erste 
Blättchen, mit seltenen Ausnahmen bei allen Knospen eines Zweiges nach 
derselben Seite hinstehend (Fig. 8), ist einfach, aus der Vereinigung des 
Blattes mit den Nebenblättchen entstanden. Das darauf folgende Blatt ist 
vollkommen und hat seine zwei getrennten Nebenblättchen. 

Wir haben in den Figuren 3-7 die verschiedenen Entwickelungs- 
stufen der Knospen in natürlicher Grösse und vergrössert gegeben, wor- 
aus wir ersehen, dass sich keine eigentlich schützende Hülle bildet, aus 
welcher Ursache man demnach diese Knospe als eine freie, offene Knospe 
bezeichnet hat. 

Bei der eben beschriebenen Knospe von RuUngia pannosa fanden 
wir das äussere Blättchen als eine einfache Bildung, die Knospe blieb 
jedoch offen, ohne Hülle. 

Wir können die von uns hier zu besprechende Bildung als eine 
Uebergangsbildnng betrachten, als eine Mittelstufe zwischen den Knospen, 
die man offene nennt, und denen, die eine ausgebildete Knospendecke haben. 

ManMmetis wirifiniana. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem sich 
die Nebenblättchen deckend aneinander legen (Fig. 1). 



304 A. Henry, 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 1). 
Die äussere Httlle wird gebildet von einem einfachen Blättchen auf einer 
Seite, und von einem Blättchen nebst Nebenblättchen auf der andern Seite 
(Fig. 2); Fig. 3 eine vergr. Knospe und Fig. 4 Durchschnitt eines Blattes; 
Fig. 5 die Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen. 

Dass dieses einfache Deckblättchen die eigentliche Blattnatur besitzt, 
wird uns dadurch erwiesen, dass sich in dem Winkel desselben eine neue 
Knospenbildung vorfindet; wir halten es indessen nicht für ein einfaches 
Blättchen allein an und für sich, sondern sind der Meinung, dass sich hier 
mit dem Blatte die Nebenblättchen verbunden haben, 4ind dass aus dieser 
innigen Verschmelzung der Theile das Ganze entstanden ist 

Diese Ansicht wird bekräftigt durch die Bildung der zweiten Hülle. 
Diese besteht, wie schon erwähnt, aus Blättchen und Nebenblättchen, und 
wir finden diese Theile nach unten zu noch innig mit einander verwachsen, 
während sie nach oben schon vollständig von einander gesondert auftreten. 

Die Nebenblättchen an den später auftretenden Blättern finden wir 
gleich anfangs vollkommen getrennt und gesondert vom Blatte. Das Blatt 
ist zusammengefaltet, nach vorne gebogen und wird theilweise von den 
Nebenblättchen umdeckt (Fig. 4). 

^Bei den nebenblattdeckigen Knospen finden wir häufig zwei, rechts 
und links, oft auch mehrere Blättchen an der Basis der Knospe, die Stel- 
lung der Blätter mag nun \ bleiben, oder irgend eine andere spirale Blatt- 
stellung eintreten. Wir möchten diese ersten Blatttheile nicht als Neben- 
blättchen betrachten und sind geneigt, sie als Gebilde anzusehen, welche 
aus einem innigen Verwachsen des Blattes mit den Nebenblättchen ent- 
standen sind, wie wir dieses bei Hamamelis schon hervorhoben. 

reifte Tauinuform. 

Eine knospenartige Abschliessung der Zweige ist selten vorhanden, 
und eine eigentliche Knospe, in dem Winkel des letzten Blattes entstan- 
den, nimmt scheinbar die Spitze des Zweiges ein (Fig. 1, Fig. 4). 



Knospenbilder. 305 

Bei der jungen Knospe (Fig. 3 a, 36, vergr.) umfasst die ausserste 
Hfillschuppe (erste Knospenkeimschuppe) die zweite (Fig. 3 c), die zweite 
die dritte (Fig. 3 rf), die dritte die vierte, und so weiter. Bei den ausge- 
bildeten Knospen findet man zwei Reihen Hüllblättchen (Fig. 5 bis 8). 
Diese 5 oder 7 zuerst auftretenden, einfachen, 2 Reihen bildenden Hüll- 
blättchen sind aus einer Vereinigung der zwei zu einander gehörenden 
Nebenblättchen und Blättchen entstanden, denn man findet, dem Innern 
der Knospe zu. Nebenblättchen, die an ihrer Basis noch verbunden 
sind, während die oberen Theile sich getrennt von einander zeigen 
(Fig. 8). 

Die zu den Nebenblättchen gehörenden Blätter sind an den ersteren 
noch kaum sichtbar; ihre Ausbildung nimmt jedoch zu, jemehr man dem 
Innern der Knospe nahe kommt. 

Bei der sich entwickelnden Knospe (Fig. 7, 8) wird uns dieses Ver- 
hältniss klar, an welcher Figur wir dieselbe Bezeichnung, wie bei Fig. 5 
und 6 angebracht haben ; Fig. 8 zeigt uns eine Knospe, von welcher wir 
die verbundenen Hüllblättchen abgelöst haben. 

Die Projection einer Knospe (Fig. 9) giebt uns eine Uebersicht des 
ganzen Verhältnisses, aa und 3 bis 9 sind verwachsene Nebenblättchen 
und Blättchen, ein Deckblättchen bildend; von 10 bis 13 finden wir Blät- 
ter mit ihren Nebenblättchen. Das Verhalten derselben zu einander ist 
dieses, dass das dem Stamme (der Achse) nahestehende Nebenblatt das 
andere zu demselben Blatte gehörende etwas umfasst. 

Vl^enn wir einen sich ausbildenden Zweig mit seinen neuen Knospen 
untersuchen (Fig. 10 vergr.), so finden wir, dass alle Knospen, die zu 
einer Achse gehören, ihre ersten Blättchen nach einer Seite hin gerichtet 
haben (Fig. 10, 11). 

In der letzten Nummer sind alle Knospen nach ihrem Stande und 
ihrer Folge nebeneinander gestellt; das erste Blättchen ist mit a' bezeich- 
net, welche Bezeichnung wir in Fig. 12, der Projection dieser Knospen, 
beibehalten haben. 

VohXXJL P.L 39 





306 A. Henry, 

Fig. 13 ist die Projection eines Zweiges mit den Nebenzweigen und 
der Knospenbildung an den letzteren, woraus uns die symmetrische Bil- 
dung der Zweige anschaulich wird. 

Morus sccOhra. 

Eine knospenartige Abschliessung der Zweige ist selten vorhanden ; 
wo man eine solche vorfindet, da wird dieselbe aus den unentwickelten 
Blättchen und Nebenblättchen gebildet (Fig.la, Fig. 2). 

Die Knospen zeigen bei ihrem Entstehen zwei Blättchen, eins rechts 
das andere links stehend, von welchen das eine äussere (Fig.3aO das ihm 
gegenüberstehende umfasst. In Fig. 3 6 ist dies erste Blättchen a' der 
jungen Knospe abgenommen, so dass man das zweite Blättchen a^ sieht. 
In c ist a^ und a^ weggenommen, um Blatt 3 zu zeigen. Diese Figu- 
ren sind vergrössert. 

Bei der fortschreitenden Ausbildung der Knospe (Fig. 4 u. 5) treten 
im Ganzen etwa 6-8 Hüllblättchen auf, die aus einer innigen Verschmel- 
zung der Nebenblätter (mit dem Blatte?) entstanden sind. Nach diesen 
Hüllblättchen kommen nunmehr die Blättchen, welche sich auf die zu ihnen 
gehörenden Nebenblättchen legen. 

Die ersten freien Nebenblättchen sind zuweilen klein (Fig. 6), mei- 
stens aber gross, so dass sie die ganze Knospe bedecken (Fig.^^ Fig. 8 
vergr.). 

Dem Innern der Knospe zu, wo die Blättchen eine geringere Stufe 
der Ausbildung erreicht haben, sind die zu denselben gehörenden Neben- 
blättchen klein und unbedeutend (Fig. 9, 10 u. 11). Ein ganz gleiches 
Verhalten der Knospen, wie wir dieses bei Moms scabra eben beschrie- 
ben, finden wir bei Mortis alba^ nur dass hier die Nebenblättchen im Ver- 
hältniss zum Blatte eine voUkommnere, weiter fortgeschrittene Entwicke- 
lung zeigen (Fig. 12-15). 

Die ausgebildeten Nebenblättchen decken sich in der Knospe und 
zwar in der Weise, dass stets das dem Mutterzweige zu stehende Nebenblatt 



Knospenbilder. 307 

das zweite zu demselben Blatte gehörende umfasst (Fig. 16). Es findet 
demnach ein Umwenden der Deckung bei jedem Paare der Nebenblättchen 
statt (Fig. 16). 

Wir fanden in den meisten Fällen eine symmetrische Ausbildung der 
zwei Knospenreihen (Fig. 16 u. 17), jedoch auch Abweichungen, indem 
schon das äusserste Httllbiättchen nicht auf derselben Seite sich vorfand. 

tJlmus campeHris. 

Es findet sich selten eine knospenartige Abschliessung der Zweige, 
da meistens ein Verkümmern der Enden eintritt (Fig. 1). 

Die Blätter stehen abwechselnd gegeneinander über, sind V, ständig; 
diese Stellung ist jedoch nicht genau, denn nach einer Seite des Zweiges 
fallt ein grösserer Theil des Umfanges, als nach der anderen. 

Die Knospen, in den Winkeln der so gestellten Blätter entspringend, 
stellen sich in der Art, dass sie alle (sämmtliche Knospen eines Zweiges) 
nach dem grösseren Theile des Zweigumfanges, in Hinsicht auf die Stel- 
lung der Blätter, hinrücken, daher nicht gerade über der Mitte der Blatt- 
narbe zu stehen kommen. Dadurch erhalten alle Zweige, die sich aus den 
Knospen bilden, eine und dieselbe Richtung. Im Auftreten der Knospen 
dieser Nebenzweige zeigt sich dasselbe Verhalten zu ihrem Mutterzweige, 
und so wird eine symmetrische Vertheilung der Aeste hervorgebracht 
(Fig. 23). 

Bei'm ersten Auftreten der Knospen bemerkt man ein äusseres Blätt- 
chen, welches ein ihm gegenüberstehendes umfasst (Fig. 3 in nat. Grösse, 
Fig. 4 vergr.). Dieses äussere erste Blättchen steht bei allen Knospen 
eines Zweiges (einerAchse) auf einer und derselben Seite (Fig. 2, Fig. 23); 
dem ersten gegenüber steht, wie schon erwähnt, ein zweites Blältchen; 
dem zweiten gegenüber finden wir ein drittes, welches wiederum einem 
vierten gegenüber steht und dieses umfasst. Fig. 5 ist eine weitere Ent- 
wickelung, wovon Fig. 6 die Vergrösserung; ebenso Fig. 7, 8, 9 und 10. 
Solcher Hüllblättchen, wo das vorhergehende das nachfolgende immer 



308 A. Henry, 

umschliessl, finden wir 6 bis 8 (Fig. 758). Sie erscheinen als aus den 
mit den Nebenblättchen verbundenen, verwachsenen Blättchen gebildet. 

Nach diesen einfachen Hüllblättchen kommen gleich vollkommene, 
wenn auch noch kleine, Blätter mit ihren Nebenblättchen. 

Die Blättchen falten sich mit ihren Innenflächen auf einander und 
wenden die zusammengefalteten Bänder alle der Hauptachse (dem Mutter- 
zweige), ihre Mittelnerven demnach dem Mutterblatte zu (Fig. 2, Fig. 22). 

Der Stand der gesonderten Nebenblättchen ist dieser: Dem Mutter- 
zweige zu steht das erste Nebenblättchen und legt sich deckend auf sein 
Blatt, welches, wie schon erwähnt wurde, seinen Rücken nach Aussen 
wendet; das zweite Nebenblättchen, zu diesem Blatte gehörend, wird von 
diesem theil weise bedeckt und umfasst demnach nur die nach diesem ersten 
folgenden Blattlheile (Fig. 22). 

Die Nebenblättchen des darauf folgenden Blattes stehen in derselben 
Art; das erste Nebenblättchen (Fig. 22) steht auch dem Mutterzweige zu, 
legt sich deckend auf sein Blatt, welches eben so zusammengelegt und in 
derselben Richtung, wie das vorige, das zu ihm gehörende Nebenblättchen 
zum Theil bedeckt. Das dritte Blatt mit seinen Nebenblättchen hat den- 
selben Stand, wie das erste; das vierte, wie das zweite. Es findet dem- 
nach ein stetes Umwenden der Spirale statt und zwar immer von der 
Hauptachse (vom Mutterzweige) ausgehend. 

In den Darstellungen Fig. 11-18 und 22 haben wir dieses Verhalten 
der Theile zu einander klar zu machen gesucht. 

Fig. 11 ist eine sich entwickelnde Knospe, von welcher wir in Fig. 12 
eine Vergrösserung geben. 

Fig. 13 ist eine Knospe, von welcher wir alle einfachen Hüllschup- 
pen entfernten, ausser der letzten; ab ist hier ein Nebenblättchen, zum 
ersten Blatte, c ein Nebenblättchen, zum zweiten Blatte gehörend, beide 
Nebenblättchen sind die zweiten, 16 und 18 in Fig. 22. 

Fig. 14 zeigt uns eine gleiche Knospe von der Seite. Fig. 16 ist 
eine ähnlich behandelte Knospe, von der dem Mntterzweige zugewandten 



Knospenbtlder. 309 

Seite; Fig. 15 ist dais erste Nebenblättchen des ersten Blattes, Fig. 16 das 
des zweiten Blattes. In Fig. 1 7 ist das erste Blatt mit seinen Nebenblätt- 
chen, so wie auch das erste Nebenblättchen des zweiten Blattes entfernt. 
Fig. 18 zeigt uns ein Blatt mit seinen Nebenblättchen an der Knospe; von 
welchem wir in Fig. 19 (auf der Tafel Fig. 16 unten) den unteren Theil 
in einer Yergrösserung geben; a ist>hier das erste, Blattdeckende, b das 
vom Blatt bedeckte Nebenblättchen. Fig. 20 zeigt uns die zwei Neben- 
blättchen eines Blattes, von welchen das erstere das grössere oder der 
Hauptachse zustehende ist. 

Fig. 21 eine auswachsende Knospe. Diese beugen sich immer .von 
der Hauptachse ab, so dass die ersten Nebenblätter frei emporstehen, die 
zweiten bedeckt bleiben, indem sich die Spitzen der Blätter abwärts 
beugen. 

JBeluto aiba. 

An grösseren Zweigen findet man selten eine knospenartige Ab- 
Schliessung, so dass Herr Ohlert glaubt, das Vorkommen derselben nicht 
annehmen zu können ; es ist hier eine Axillarknospe, die sich herausbil- 
dend die Spitze des Zweiges einzunehmen scheint, doch ist an den kur- 
zen Seiten trieben eine solche Abschliessung der Spitze nicht selten. Es 
bilden sich nämlich an diesen Seitentrieben mehrere Blätter und alsdann 
schliesst der Zweig ab, um im folgenden Jahre wieder Blätter zu bringen. 
Die deckende Hülle dieser knospenartigen Enden der Zweige wird gebildet 
aus den Nebenblättchen des letzten Blattes oder der letzten Blätter und 
aus einigen Nebenblattpaaren, deren Blätter sich nur wenig oder gar nicht 
entwickeln ; Fig. 1 ist ein solches Zweigende in nat. Grösse und Fig. 2 
vergrössert dargestellt. 

Fig. 3 zeigt uns ein Blatt, wie es sich um den Kern der Knospe legt. 

Nebenblättchen 1 und 2 sind die, welche zu dem nunmehr abgefalle- 
nen Blatte gehören; Nebenblättchen 3 und 4 haben keine Blätter und erst 
bei 5 und 6 treten die Blättchen auf. 



310 A. Henry, 

In der Decknng der Nebenblättchen ist eine fortlaufende Richtung 
zu bemerken, die wir als eine fortlaufende Spirale zu betrachten haben, da 
ja die einzelnen Theile immer etwas höher an der Achse der Knospe sich 
vorfinden. 

Man bemerkt an den jungen Knospen zuerst nur 2 Blättchen, rechts 
und links an denselben auftretend, die aus einer innigen Verschmelzung 
des Blättchens mit seinen Nebenblättchen entstanden scheinen. 

Nach diesen zwei deckenden Blättchen folgen entwickelte Neben- 
blättchen mit ihren Blättern. In Fig. 5 haben wir die Vergrösserung einer 
ausgebildeten Knospe von vorne und unter Fig. 6 dieselbe von der Seite 
gegeben. Bei Fig. 7 sind die zwei äusseren Deckblättchen entfernt und 
man sieht das erste Blatt mit seinem ersten Nebenblättchen, welches dek- 
kend auf demselben liegt. Fig. 8 ist eine sich entwickelnde Knospe, 
Fig. 9 ein einzelnes Blättchen von der Innenseite, Fig. 10 ein Durchschnitt 
desselben, um die Zusammenfaltung zu zeigen. 

Der Stand des ersten deckenden Blättchens ist bei allen Knospen 
einer Seite nach derselben Seite hin, «*«* der Knospen, «* und «^ der Pro- 
jection 11. Bei allen Knospen der entgegengesetzten Seite der Haupt- 
achse stehen die ersten deckenden Blältchen auch nach einer Seite, aber 
auf der entgegengesetzten a^a^ der Knospen 2 und 4 derselben Figur. 
Dem ersten Deckblättchen gegenüber steht das zweite, Fig. 11, a^a^a^a\ 

Diesem gegenüberstehend finden wir das erste Blatt, dessen Neben- 
blättchen es umhüllen. Das erste Deckblättchen umfasst mit seiner Seite, 
die der Achse sich zuwendet, das ihm gegenüberstehende zweite Blättchen, 
und wird auf der dem Mutterblatte zugewandten Seite von diesem umfasst. 
Das erste Nebenblättchen des ersten Blattes legt sich deckend über das 
zweite, welches mit ihm zu demselben Blatte gehört. 

Dieses zweite Nebenblättchen des ersten Blattes, dem Stamme zu ste- 
hend, legt sich deckend über Nebenblättchen 1 des zweiten Blattes und 
dieses wiederum legt sich über Nebenblatt 2 des zweiten Blattes u.s.w. 
(Flg. 11). 



Knospenbilder. 311 

Dieses Verhältniss der Theile zu einander ist bei allen Knospen. 
Die Knospen einer Seite sind demnach ganz gleich, die der andern Seite 
ebenfalls unter sich, und unterscheiden sich von diesen der einen Seite 
nur dadurch, dass ihr erstes Blättchen eine andere Richtung hat. 

Es bleibt jedoch die spirale Wendung bei allen Knospen nach der- 
selben Richtung (Fig. 11). ^ 

Bei den eben besprochenen Knospenbildungen (der 14 Stellung mit 
freien NebenblSttchen in der Knospe) fanden wir im Ganzen eine fortlau- 
fende Spirale in der Deckung der Theile. Wir wenden uns nunmehr den 
Knospen zu, wo die Deckung in der Weise stattfindet, dass, wenn das tie- 
fer stehende Blatt oder seine Nebenblättchen eine Richtung nach links zei- 
gen, das ihm gegenüber und höher stehende seine deckenden Theile nicht 
nach rechts wendet, wie es bei einer fortlaufenden Spirale geschehen 
müsste, sondern auch eine Richtung nach links zeigt, utid so fort. 

Es findet demnach bei jedem Blatte ein Umwenden der Richtung (der 
Spirale) statt. 

In Hinsicht der Deckungsweise der Nebenblättchen könnte die nun- 
mehr folgende Knospenbildung sich der von Moms und Uhn/us anreihen, 
wegen des Standes der Nebenblättchen jedoch, indem diese das zu ihnen 
gehörende Blatt decken, mttssen wir derselben nach Betula ihre Stelle 
anweisen. 

Wir möchten hier noch einige Worte von Seh im per, als passend 
für diese Stelle, anfflhren. 

Schimper (Beschreibung von Symphytwn Zeyheri etc. in Geiger's 
Magazin für Pharmazie. Bd. 29. [1830.] S. 48 u. 49). „Alle homo- 
logen Seiten liegen also auf der gleichen Seite des Stengels. Wären 
nun diese verschieden gestaltet, so könnten daraus keine anderen Verhält- 
nisse hervorgehen, als solche, wie wir bei Begania^ Ulmus^ CelHs^ Fagus^ 
Carpiwus^ TiKa bemerken, so dass wir eben aus den bei diesen Pflanzen 
herrschenden Gestaltungsverhältnissen (aber nicht blos daraus, sondern 



312 A. Henry, 

noch aus vielen andern Umständen), obgleich die Blätter nicht ganz den 
Stengel umfassen und sich darum auch nicht mit dem einen Rande decken 
können, was uns bei den Gräsern so sicher leitete, auf ihre antitropische 
Genesis zurückschliessen müssen, — die überhaupt allen zweizeiligen und 
dabei alternirenden Blättern zu Grunde zu liegen scheint und die mög- 
lichste Isolirung des einzelnen Blattes bezeichnet." 

Castanea vesca. 

Die Knospen bilden ihre äusserste Hülle ans zwei Blattschuppen, die aus 
der innigen Verschmelzung von Blatt und Nebenblatt zu entstehen scheinen. 

Nach diesen kommt ein Paar Nebenblättchen, deren Blatt sich nicht 
ausbildet, dann folgen Blätter mit ihren Nebenblättchen. Die Blättchen 
legen sich mit ihrer ganzen inneren Blattfläche auf den Kern der Knospe 
und biegen sich nur mit den äusseren Randtheilen etwas nach vorne um. 
Sie sind den Nerven folgend gefaltet, und an der Innenseite weniger, an 
der Attssenseite aber dicht mit Haaren bedeckt. 

Das erste Deckblatt (Knospenkeimblatt) steht bei allen Knospen, die 
zu einer Hauptachse gehören, auf einer und derselben Seite und umfasst 
das ihm gegenüberstehende zweite Deckblatt. 

Die zwei Nebenblättchen des ersten Blattes, welches jedoch, wie 
erwähnt, nicht zur Ausbildung gelangt, stehen in der Weise, dass das 
Nebenblättchen 5, dem Stamme zu, sein Nebenblättchen 6, welches sich 
nach vorne, dem Mutterblatte zu wendet, umfasst. 

Bei dem nunmehr folgenden Blatte wendet die Spirale, und Ne- 
benblatt 7, gleich Nebenblatt 5, dem Stamme zustehend, legt sich 
deckend über Nebenblatt 8, welches sich wiederum dem Mutterblatte 
zuwendet. 

So ist das Verhalten bei allen Knospen einer Hauptachse und es ent?- 
steht hierdurch, da die ersten Keimschuppen nach einer Seite zu liegen, 
eine symmetrische Bildung der zwei Seitenzweige (Nebenzweige) eines 
Hauptzweiges. 



Knospenbilder. 313 

Fig. 1 ist eine junge Knospe, Fig. 2 dieselbe vergrössert, Fig. 3 zeigt 
uns einen Zweig mit ausgebildeten Knospen, von welchen wir unter Fig. 4 
eine einzelne Knospe von vorne zeichneten, Fig. 5 ist ein einzelnes Blätt- 
chen und Fig. 6 die Projection mehrerer zu einem Zweige gehörenden 
Knospen. 

JPrtmtM Mjaurocerasus. 

Nur im Stande der Nebenblättchen unterscheiden sich die Knos- 
pen dieser Pflanze von denen der Feld -Ulme, wir mussten densel- 
ben jedoch deswegen hier eine Stelle anweisen, da die Deckungsweise 
der Nebenblättchen der in den Knospen von Castanea vesca gleicht, die 
Lage der Blätter jedoch eine andere ist und mit Corylas Aoellana Überein- 
stimmt. Diese Bildung giebt uns zugleich eine Ansicht des Verhaltens der 
Nebenblättchen, welche mit dem Blattstiele verwachsen, wovon jedoch 
später noch Mehreres folgen wird. 

Fig. 1 ist die Spitze eines Zweiges, welche wir in Fig. 6, im Aus- 
wachsen begriffen, darstellten ; Fig. 2 u. 3 sind verschiedene Knospen von 
vorne, Fig. 4 dieselben in der Entwickelung; Fig. 5 die verschiedenen Stu- 
fen der freiwerdenden Nebenblattbildung; Fig. 7 eine auswachsende Knospe 
von der Seite ; Fig. 8 u. 9 ein Blatt mit seinen Nebenblättchen von zwei 
verschiedenen Seiten, von welchen das zweite, nach Aussen stehende, stets 
bedeutend kleiner, als das andere, das erste ist. Fig. 10 ist die Projection 
von mehreren Knospen eines Zweiges, in welcher man das Verhalten der 
Theile in Hinsicht der Deckung und Richtung erkennen wird. 

Carylus JLveUana. 

Bei den Knospen dieser Pflanze zeigt sich, in Hinsicht der Stellungs- 
verhältnisse der Theile, ein ganz ähnliches Verhalten, wie bei Qzstanea 
vescoj was aus einer Vergleichung beider Projectionen anschaulich wird. 

Nur in Hinsicht des Verhaltens der Blätter ist der Unterschied, dass 

Carylus seine Blättchen zusammenlegt und das zusammengelegte Blatt mit 

dem Rande dem Stamme zuwendet. Fig. 1 ein Zweig mit einer Knospe, 
Vol. XXI j, p.i. 40 



814 A. Henry, 

von der Seite; Fig. 2 dieselbe von vorne; Fig. 3 vergr. Fig. 4 ist ein 
zusammengelegtes Blättchen mit der jungen Knospe. Fig. 5 ein sich ent* 
wickelnder Zweig. Fig. 6 die Projection mehrerer zu einem Zweige ge- 
hörenden Knospen. 

VUta glabra. 

Eine knospenartige. Abschliessung des Zweiges ist. sehr selten und 
Herr Ohlart glaubt, dass solche nie vorkomme. 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch 
nicht in der Mitte derselben, sondern etwas seitlich (Fig. 2, Fig. 16). 

Die äusserste Blattschuppe (Knospenkelmschuppe) steht bei allen 
Knospen nach einer Seite hin und umfasst die zweite, ihr gegenüber- 
stehende. Diese zwei ersten Decksohuppen scheinen aus einer innigen 
Verschmelzung des Blattes und der Nebenblätter entstanden (Fig. 1,14,15). 
Nach diesen zwei ersten starken, fleischigen, grossen Decksehuppen kom- 
men Blätter mit ihren Nebenblättchen. Das BUtt liegt mit seiner inneren 
Blattfläche zusammengefaltet^ mit seinen Bändern der Hauptachse zuge- 
wandt, und wird von seinen^ Nebenblättchen bedeckt. 

Wir haben in den Figuren 1-15 die Bildung einer Knospe bis zum 
inneren Kerne darzustellen gesucht, und wollen mit steter Hinweisung auf 
die mit Buchstaben bezeichnete Projection (Fig. 17) unsere Darstellungen 
zu erklären suchen. Fig, 2 eine ganze Knospe, von welcher wir die. zwei 
äusseren Hüllen <r^ und a^ in Fig. 1 wegnahmen und das Uebrige bei 2 
darstellten. In Fig. 3 sind die zwei ersten Nebenblättchen 5 und 6 ent- 
fernt, in Fig. 4 Nebenblatt 7 und 8, in Fig. 5 Nebenblatt 9 und 10, in 
Fig. 6 Nebenbhitt 11 und 12, in Fig. 7 Nebenblatt 13 und 14 und in 
Fig. 8 Nebenblatt 15 und 16. 

Von Fig. 8 haben wir in Fig. eine VergrAsserung gegeben und in 
Fig. 10 die 2 Nebenblättchen 7^ und 7^ in der Projection Fig. 18 mit 
7 und 8 bezeichnet; in Fig. 11 u. 12 wurden die folgenden Nebeablatt^ 
pttare vergrössert. gegeben. 



Knospenbilder. 315 

Den kleinen, kaum erkennbaren Kern der Knospe haben wir unter 
Fig. 13, und, noch weiter präparirt, unter Fig, 14 vergr. gegeben, so wie 
wir unter Fig. 15 die ganze Achse der Knospe vergrössert darstellten. 

Wie wir schon erwähnt haben, steht das erste Blättchen der Hülle 
bei allen Knospen einer Hauptachse nach derselben Seite und umfasst das 
ihm gegenüberstehende zweite Hflllblättchen. Diesem zweiten Hüllblatt«» 
eben gegenüber tritt das erste Blatt mit seinen Nebenblättchen auf. Von 
diesen Nebenblättchen steht das äussere dem Stamme (der Hauptachse) zu, 
und legt sich mit einem Bande deckend über das zum Blatte gehörende 
zweite Nebenblättchen, wekhes nach Aussen dem Mutteri)latte zugewen- 
det erscheint. Das von diesen zwei Nebenblätteben bedeckte Blatt wendet, 
wie schon erwähnt, seine Spitze, seine Seiten zusammengefaltet, der 
Hauptachse zu (Fig. 17, Fig. 18). 

Das nunmehr folgende Blatt wendet sich, wie das vorhergehende, 
der Hauptachse zu ; das erste dazu gehörende Nebenblättchen steht eben- 
falls der Hauptachse zu und legt sich deckend über sein Paar, welches dem 
Mutterblatte zusteht (Fig. 17 u. 18). 

Dasselbe Verhalten zeigen alle folgenden Blättchen einer Knospe. 

Wie eine Knospe gebildet ist, so sind sie alle gebildet, und es ist 
hier nur noch das Verhalten der Knospen der zwei Seiten zu einander zu 
betrachten. Wenn wir die Stellung einer Knospe in dem Blattwinkel be- 
trachten, so fällt es uns gleich auf, dass sie nicht in der Mitte steht, son- 
dern sich nach einer Seite hinneigt. Ebenso finden wir, dass die Achse 
der Knospe nicht rechtwinklig mit der Hauptachse ist, sondern die Linie 
der Hauptachse sdiief durchschneidet« Betrachten wir nunmehr die zwei 
Seiten in ihrem Verhalten zu einander, so finden wir, dass sämmtliche 
Knospen, in Hinsicht ihrer Stellung zum Mutterblatte, dieselbe Bichtung 
haben; in Fig. 17 ist Blatt I und II in einem und demselben Verhältnisse 
zu den zu ihnen gehörenden Knospen. 

Dasselbe zeigt sich noch deutlicher in der Pröjection eines ganzen 
Zweiges (Fig. 19). 



316 A. Henry, 

In Hinsicht der Lage der Knospenachsen zur Hauptachse finden wir 
ein Zusammenneigen der Knospen der zwei Seiten (Fig. 17 und 18). 

Untersuchen wir zwei Knospen (Fig, 18) von entgegengesetzten 
Seiten, welche sich schon so weit entwickelt haben, dass man die Blätter und 
die in den Winkeln derselben befindlichen jungen Knospen zu erkennen 
vermag, so finden wir die^ Blätter 3, 4, 5, 6 und 7 alle nach Aussen sich 
stellend, die entstehenden Knospen aber mehr der Hauptachse zu, und an 
diesen Knospen ist das erste Deckblättchen dem Stamme, nicht dem Mut- 
terblatte zustehend. 

So bildet sich eine strenge Symmetrie in den Zweigen, wovon wir 
in Fig. 19 eine der Natur genau nachgezeichnete Projection geben; 1-6 
sind Zweige einer Hauptachse, von welchen 1 und 2 wiederum Neben- 
zweige entwickelt haben, a^ und a^ sind die ersten BlatthttUen der Knos- 
pen, bei 1 und 2 demnach die Zweige, und gp bezeichnet bei allen die 
erste Knospe, die an denselben auftritt. An diesen Knospen bemerken 
wir wieder das bestimmte Verhalten der ersten Hüllblättchen zur Achse 
der Knospe, als zur Achse des ganzen Zweiges. 

L. et A. Bra/oais sur Pinfluence pagAGG: Dans le T. eu/ropaea les 
ramea/ux sont distiques .... il est ä remaquer^ quHci encore les bourgeons 
successifs ont Ums leurs premiirs gemmes regardant dans la mäme direc-^ 
Uon^ et^ par suüe^ äs doivent 4tre antidromes enlre eux. T. alha^ ameri-^ 
carba £r., argentea DC. sont organisäs de mime. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem die 
Ausbildung der Blätter zurttckbleibt, während die Nebenblattbildung noch 
andauert (Fig. 1). 

Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter, jedoch nicht in 
der Mitte derselben, sondern seillich stehend (Fig. 1, 8). Die äussere 
Hülle der Knospe wird gebildet aus zarten, pergamentartigen Nebenblätt- 
chen; die Form derselben ist am unteren Theile der Knospe breit, kurz 



Knospenbilder. 317 

zugespitzt; mehr nach oben, also nach Innen, werden die Nebenblättchen 
länger, schmäler und von zarterer Beschaffenheit. An den Rändern sind 
feine, etwas rückwärts gewandte Haare (Fig. 3). Die ersten 7-8 Paare 
der Nebenblättchen zeigen keine zu ihnen gehörenden Blätter, welche erst 
klein, dann immer grösser werdend, auftreten. Die Blättchen sind gefal- 
tet, mit feinen Haaren dicht besetzt, und legen sich mit ihrer Innenfläche 
dem Kern der Knospe auf (Fig. 5 u.9). 

Die Stellungs- und Deckungsverhältnisse sind denen von Castanea^ 
Corylus und Tilia ähnlich, nur noch stärker ausgesprochen. 

Die zwei ersten Deckschüppchen, die Knospenkeimschuppen, die 
wir bei den eben erwähnten Pflanzen, nur etwas in schiefer Richtungslinie, 
trafen, sind hier völlig aus der bei anderen Pflanzen gewöhnlich vorkom- 
menden Richtung abgewichen, indem sich eins derselben dem Stamme nahe 
stellt, und das andere nach vorne hindrängt (Fig. 9 aa). 

Das erste Hüllblättchen, nach diesen folgend, steht bei allen Knospen 
einer Achse nach einer und derselben Seite und der Achse zugewandt 
(Fig. 5 u.9. 5,5). Das zweite, zum ersten gehörende, steht von diesem 
180^ entfernt nach Aussen zu 6,6. Diese zwei Nebenblättchen würden 
das zu ihnen gehörende Blatt bei x haben, und die Deckungsrichtung wäre 
von 5 ausgehend über x nach 6. Das dritte Hüllblättchen 7 steht auf der 
anderen Seite, auch der Achse zugewandt, und das achte, zum dritten ge- 
hörende, steht auch von diesem wiederum 180* entfernt. Das zu Neben- 
blättchen 7 und 8 gehörende Blatt würde bei y stehen und die Deckungs- 
richtung geht von 7 über y nach 8. Dasselbe Verhalten ist bei den fol- 
genden Nebenblattpaaren vorhanden. 

Wenn wir diese Stellung mit der von Coryhis oder ihstanea ver- 
gleichen, so finden wir, dass die zwei Knospenkeimschuppen eine andere 
Richtung haben, dass Deckblättchen 5 und 7 gleich stehen, 6 und 8, zu 
5 und 7 gehörend, von diesen weiter entfernt auftreten und zwar aus 
der Ursache, weil die Blätter, zu welchen sie gehören, nach einer Seite 
hin nur 90^ von einander, hingegen nach der andern Seite 270^ von 



318 A. Henry, 

einander entfernt stehen* Die bei den vorhergehenden Pflanzen schon 
hervortretende Einseitigkeit der filätterrichtung nach einer Seile hin und 
die der Knospen nach der anderen Seite hin ist hier bei unserer Pflanze 
wohl am stärksten ausgesprochen. 

Nachdem wir uns dieses Verhalten der Theile zu einander durch eine 
genaue Ansicht der Projection klar gemacht haben, werden die andern 
Figuren, an welchen wir dieselbe Bezeichnung anbrachten, deutlich wer- 
den ; Fig. 2 ist eine junge Knospe, von welcher wir bei Fig. 3, mit Zu- 
rückbiegung der zwei Knospenkeimblätter, eine Vergrösserung geben. 
Fig. 4 ist eine Knospe, bedeutend vergrössert, von der Seite. Fig. 5 eine 
sich eben entwickelnde, ebenfalls vergrössert, von vorne. Fig. 6 ist 
eine Knospe, von der wir mehrere Hüllblättchen entfernten, um das Auf- 
liegen des Blattes zu zeigen. Fig. 7 ist eine einzelne Hüllschuppe. Fig.7^ 
ein Blatt. Fig. 7 (bis) dessen Faltung im Querdurchschnitt. Fig. 8 ein 
junger Zweig mit den Nebenblättchen, die Hauptblätter abgelöst. 

Wir fanden bei den eben betrachteten Knospen das erste Nebenblätt- 
chen von den zwei zu einem Blatte gehörenden stets dem Mutterzweige 
der Hauptachse zustehend, so dass die Richtung der sich bei jedem Blatte 
umwendenden Spirale immer von der Hauptachse zum Mutterblatte sich 
hinwendet. 

Wir haben auch Knospenbildungen, wo das erste Nebenblättchen dem 
Mutterblatte zusteht, und die Richtung der sich bei jedem Blatte umwenden- 
den Spirale immer zu dem Mutterzweige der Hauptachse sich hinneigt. 

Carpinwu Betulus. 

Eine vollkommene Abschliessung des Zweigendes muss sehr selten 
sein, und Ohlert rechnet Carpifms insofern mit Recht zu den Pflanzen, 
die nie eine Terminalknospe bilden. Man findet jedoch zuweilen an den 
Zweigenden eine knospenarlige Zusammenhäufung von Blättchen und 
Nebenblättchen, weiche durch ein Zurücktreten der Blattbildung und der 



Knospenbilder. S19 

Knospenbildung hervorgebracht wird. Fig. 1^ 2 und 3 ist eine solche 
unvollkommene knospenartige Abschliessung des Zweiges, an welcher wir 
äie Theile gleich der Projection Fig. 4 bezeichneten. 

Fig. 1 ist eine solche kopfartige Zusammenhäufung von Blatttheilen 
an der Spitze eines Zweiges, g^ und g^ sind zwei Knospen, f^ ist ein 
Blatt mit seinen Nebenblättchen, f^ ist ebenfalls ein Blatt mit Nebenblatt- 
chen 3 und 4 in Fig. 4, welche Nebenblättchen sich deckend über den 
Kern des Zweigendes zu legen suchen. Wenn wir Blatt 1 und die Ne- 
benblätlchen 2 und 4 entfernen, so finden wir die Knospe g^^ und im Win- 
kel von Blatt 3 noch eine Knospe (Fig. 2). 

Eine etwas vergrösserte Auseinanderlegung der Theile (Fig. 3) zeigt 
uns in den Winkeln von Blatt 2 und Blatt 3, von welchen wir das uns 
zugekehrte Nebenblättchen 4 und 6 entfernt haben, die Knospen. Sämmt-^ 
liehe Theile sind stark behaart. 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch 
nicht in der Mitte, sondern etwas seitlich, wie wir dieses auch schon bei 
vorhergehenden Knospenbildungen beobachtet haben (Fig. 5, Fig. 6 ist eine 
Knospe vergr., von der Seite, Fig. 7 noch mehr vergr., von vorne). 

Die zwei äussersten Deckschuppen (Knospenkeimschuppen) ersehe!-» 
nen einfach aus den mit dem Blatte verwachsenen, zu einem Ganz^en ver- 
bundenen Nebenblättchen gebildet. 

Die zur schützenden Hülle verwandten Nebenblättchen sind perga- 
mentartig, trocken und spröde, was besonders an den oberen, der Luft 
ausgesetzten Theilen stark hervortritt. Die bedeckten Theile sind mit fei- 
nen Haaren besetzt. 

Die Form derselben ist ISnglich-lanzettfSrmig. An Flg. 6 u. 7 sind 
die Deckblättchen mit denselben Nummern bemerkt, welche in der Pro*- 
jection (Fig. 12) die Folge der Blättchen bezeichnen.* 

Die Blatter sind der Länge nach gefaltet und mit zarten Haaren be- 
setzt; sie legen sich einfedi auf den Hern der Knoispe (Pig.8 ita nat. Grösse 
und Fig. 9 vergr.). Nach den erstien De^kbldtteken folgen mehrere Pftartf 



320 A. Henry, 

NebenblSUchen, ehe ein Blatt sich einfindet (Fig. 10, 11); das erste eigent- 
liche Blatt ist klein (Fig. 8, Fig. 9), das nach diesem folgende Blatt ist 
grösser als das vorhergehende, und so erscheinen die Blätter dem Innern 
der Knospe zu entwickelter, wo sie dann wieder an Grösse und Ausbil- 
dung abnehmen. 

Von dem nach dem zweiten Deckblattchen a' und a^ folgenden Ne- 
benblattpaare steht das erste nach Aussen (Fig. 12, 5) und umfasst das zweite 
des Paares, welches nach Innen, dem Mutterzweige zugewandt, auftritt (6). 

Von dem nach diesem ersten folgenden Nebenblatlpaare steht das 
erste wiederum dem Mutterblatte zu (7) und umfasst sein zweites, welches 
ebenfalls dem Mutterzweige zusteht (8). 

In der Weise sind alle folgenden Nebenblattpaare gestellt und es fin- 
det daher ein stetes Umwenden der Spirale statt und zwar in der Art, dass 
die Wendung immer vom Mutterblatte ausgeht. 

Wie diese eine Knospe, so sind sie alle gebildet, und die Knospen 
der beiden Seiten zeigen ein symmetrisches Verhalten zu einander (Fig. 12). 
Die Knospen zeigen auch eine schiefe Richtung zur Hauptachse, so dass 
in der Projection von zwei Knospen der zwei Seiten ein Zusammennei- 
gen derselben deutlich hervortritt (Fig. 12). 

Fig. 10 u. 11 sind verschiedene Stufen einer sich zum Zweige aus- 
bildenden Knospe, auch mit den Zahlen der Projection bezeichnet. 



% 

Wir wenden uns nunmehr zur Uebersicht der nebenblattdeckigen 
Knospen an solchen Pflanzen, deren Blfitter eine % u. s. w. Stellung zei- 
gen, und müssen auch hier wieder mit solchen Knospen den Anfang ma- 
chen, deren Theile durch Nebenblattgebilde vollkommen von einander 
geschieden und gesondert werden, wodurch ein einlaches Veriialten der- 
selben zu einander hervorgebracht wird. 



Knospenbilder. 321 

Coccoloba uvifera et eopcariata. 

Diese Nebenblattbildung ist bei Coccoloba tmfera nicht sehr gross ; 
sie ist rund abgeschnitten und legt sich dicht an den Stengel an. Bei 
Coccoloba excoriata erlangt sie eine bedeutende Grösse (Fig. 5) und 
bildet eine sich vom Stengel abwendende Spitze. 

Das knospenartige Ende des Zweiges ist bei Coccoloba uvifera kurz, 
gedrungen, bei Coccoloba excoriata hingegen in eine lange Spitze aus- 
gezogen, der Form der Nebenblattbildung an den zwei Pflanzen entspre- 
chend (Fig. 1, wo die Blätter 1, 2 und 3 mit den Nebenblattbildungen zu 
erkennen sind). 

Wenn man die zwei ausgebildeten Blätter 1 und 2 entfernt, so flndet 
man das nunmehr folgende letzte Blatt mit seiner Nebenblattbildung (Fig. 2), 
welche die deckende Hülle des Zweigendes bildet. Von dieser Nebenblatt- 
bildung umhüllt, treffen wir die folgenden Gebilde (Fig. 3). Von Fig. 2 geben 
wir in Fig. 4 einen vergrösserten Längsdurchschnitt, an welchem wir die 
auf einander folgenden und zusammengehörenden Theile bezeichneten. 

Bei Coccoloba excoriata ist ein ähnliches Verhalten, nur dass hier 
alle Theile grösser sind. Fig. 5 ist das Ende eines Zweiges, wo st^ zu 
einem weggenommenen Blatte gehört, und Blatt 2 voriianden ist, dessen 
Nebenblattbildung 8t^ die Abschliessung bewerkstelliget. In Fig. 6 haben 
wir diese Nebenblattbildung entfernt; wir finden ein Blatt mit seinem Ne- 
benblatte, welches letztere wir in Fig. 7 allein geben. Fig. 8 zeigt uns 
das Innere von st^ zurückgelegt, Fig. 10 ist das von st^ Fig. 8 umhüllte 
folgende Blatt und Nebenblatt in einer starken Vergrösserung dargestellt 
worden. 

Die Knospen entwickeln sich in den Vi^inkeln der Blätter, umgeben 
von dem Nebenblattgebilde (Fig. 11, Fig. 12 vergr.). 

Eine vollkommen abgeschlossene Hülle ohne Blattbildung finden wir 

zuerst, dann kommt ein Blatt mit seinem Nebenblattgebilde (Fig. 13 im 

Längsdurchschnitt). 

vohxxji. p.i. 41 



322 A. Henry, 

In Fig. 14 haben wir diesen nachfolgenden, von der ersten Hülle 
umgebenen Theil vergrössert dargestellt und bezeichnet. Die Blätter in der 
knospenartigen Abschliessung der Zweige sowohl, als auch in den Knos- 
pen, wenden ihre Seiten rückwärts und rollen sie auf (Fig. 6, Fig. 15). 

Fig. 17 ist die Projection einer Knospe, wo st die äusserste Hülle, 
f\ f^ und f^ die nachfolgenden Blätter mit ihrem Nebenblattgebilde be- 
zeichnet. 

Wir wollen nunmehr einige Knospenbildungen untersuchen von sol- 
chen Pflanzen, deren Nebenblättchen mit dem Blattstiele verbunden blei- 
ben, auch wenn die Blätter vollkommen ausgebildet sind. 

MeUanthus wuUor. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes geschieht durch 
das Nebenblatt des letzten ausgebildeten Blattes, welches die nachfolgen- 
den, sich später entwickelnden Theile vollkommen umhüllt (Fig. 1). Der 
Blattstiel ist theilweise mit dem Nebenblatte verwachsen, welches von meh- 
reren Nebennerven und von zwei aneinander rückenden Hauptnerven 
durchzogen wird, die sich am Ende des Nebenblattes in zwei an dnander 
stehende Spitzchen endigen (Fig. 2). 

Der von dem Nebenblatte des letzten entwickelten Blattes (Fig. 3) 
umschlossene Theil zeigt ein Blatt mit seinem Nebenblatte (Fig. 4 in nat. 
Grösse, Fig. 5 vergr.), welches letztere wieder als einschliessende Hülle 
dient und ein folgendes Blatt und Nebenblatt bedeckt (Fig. 6 in nat. Grösse, 
Fig. 7 vergr.). Nebenblattgebilde 7 bedeckt das folgende Blatt und Ne- 
benblatt, wovon wir unter 8 eine Vergrösserung geben. 

Wenn wir die Bildungsstufen der Nebenblattbildung von 8 rück- 
wärts nach 1 übersehen, so muss uns die innige Verbindung derselben 
mit dem Blattstiele auffallen und dass erst bei der Entwickelung des Blatt- 
stieles eine grössere Sonderung der Theile eintritt. 

Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 9 vo» 
der Seite, Fig. 10 von vorne). Die äussere Hülle, ganz umschliessend 



Knaspenhilder. 

und nur eine feine Spalte zeigend, wird von einem Nebenblalte gebildet 
(Fig. 11). Dieses Nebenblatt hat in den meisten Fällen kein Blatt, doch 
findet man auch solche äussere HttUen, an welchen die Blätter zum Vor- 
schein kommen (Fig. 12 u. 13). Von der Hülle des ersten Nebenblattes 
geschützt, finden wir das nachfolgende Blatt mit seinem Nebenblatte schon 
mehr entwickelt (Fig. 14 u. 15 von zwei Seiten). 
. Fig. 16 ist die Projection einer Knospe. 

Mosa cenUfolta. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem die 
Nebenblattbildung hervortritt, die Blattirildnng hingegen zurückgeht und 
so die einzelnen Hüllschuppen gebildet werden, welche die inneren Theile 
schützend bedecken (Fig. 6 a). 

Die Knospen haben die zwei ersten Deckblättchen (Knospenkeim-* 
blättchen) rechts und links stehend, von welchen jedoch das eine als erstes 
und tiefer stehendes zu betrachten ist (Fig. 1, Fig. 2 vergr.). Das nächst- 
folgende Deckblättchen steht nach vorne dem Mutterblatte zu und führt die 
% Spirale Stellung der folgenden Blätter ein und fort. Fig. 3 ist eine 
Knospe in nat. Grösse, weiter entwickelt, Fig. 4 dieselbe vergr., Fig. 5 eine 
ausgebildete Knospe von vorne, deren wir in Fig. 6 mehrere in ihrer Stel- 
lung am Zweige finden. Fig. 7 ist die Projection eines Zweiges mit den 
Knospen, von welchen die untere in grösserem Maasse gegeben wurde. 
Unter 8 haben wir von a bis 7 eine Folge der Deckblattbildung der 
Knospe gegeben, an welcher man die fortschreitende Entwickelung des 
Hauptblattes verfolgen kann ; 8 ist eine Vergrösserung der Seiten-Ansicht 
von 7 ; 9 ist der obere Theil des zusammengefalteten Blattes, wovon oben 
der Durchschnitt. 

Fig. 10 ist eine treibende Knospe, mit Bezeichnung der Stellung der 
Theile, welche wir unter 1 1 einzeln gaben, um die Veränderungen der- 
selben im Vergleich zu denen der voriiandenen, unter ö und g gegebenen 
Knospe erkennen zu können. 



3S4 A. Henry, 

Bei MeUanthus maior fanden wir eine bleibende Vereinigung^, ein 
Zusammenhalten des Blattes mit seiner Nebenblattbildung; auch an den 
vollkommen ausgebildeten Blättern von Rosa cent^folia stellte sich schon 
mehr Sonderung der Theile ein ; bei andern Pflanzen ist selbst eine solche 
Verbindung des Blattes mit dem Nebenblatte nicht mehr bleibend, und nur in 
den äusseren Theilen der knospenartigen Abschliessungen der Zweige und 
in denen der eigentlichen Knospen ist sie noch Torhanden, während die 
später aus der Knospe sich heranbildenden Theile eine vollkommene Son- 
derung der Nebenblattbildung von ihrem Blatte zeigen. 

JUtofilhiM gtandulosa. 

Eine knospenartige Abschliessung des Zweigendes ist selten vor- 
handen. Fig. 1 isl ein Zweig mit mehreren Knospen, von welchen zwei 
obere in ihrer Entwickelung begriffen sind. 

Zwei Deckschüppchen, ganz einfach gebildet, stehen rechts und links 
an der Knospe (Fig. 1 ««, Fig. 15). Nach diesen folgt die dritte Deck- 
schuppe, die dem Stamme zu steht und die spirale Stellung der folgenden 
Blättchen fortführt. An dieser dritten Declcschuppe ßnden wir häußg eine 
Andeutung des Blattes; diese und die nachfolgende legen sich schützend 
über die folgenden Theile der Knospe (Fig. 1), nach welchen dann die 
noch kleinen Blättchen auftreten. Bei den üppig sich entwickelnden 
Knospen können wir den Uebergang von einfacher Hüllschuppe zum aus- 
gebildeten, mit zwei kleinen Nebenblättchen versehenem Blatte verfolgen, 
und wir haben in den Figuren 2 bis 13 diese Umwandlungsstufen getreu 
wiedergegeben ; Fig. 14 ist der zusammengefaltete obere Theil des Blat- 
tes; Fig. 15 die Projection mehrerer Knospen, von welchen eine grösser 
gegeben wurde. 

Prunus avium. 

Die knospenartige Abschliessung der Zweige gleicht in ihrer Bitdung 
den Knospen (Fig. 6 a). 



Knospenbilder. 325 

Die Knospen zeigen bei ihrem ersten Auftreten 2 Blättdien, von wel- 
chen das eine, das erste, das ihm gegenüberstehende zweite umfasst (Fig. 1 
vergr.). Der Stand dieses ersten Blättchens scheint keiner bestimmten 
Gesetzmässigkeit unterworfen zu sein, indem dasselbe bald rechts, bald 
links an der Knospe auftritt. Durch die nachfolgenden Deckblättchen der 
Knospe, von welchen das erste, nach den zwei ersten folgende, dem Mut- 
terblatte zu steht, werden diese ersten Hüllblättchen auseinander gedrängt, 
(Fig. 2 in nat. Grösse, Fig. 3 vergr., Fig. 4 vergr., an letzlerer Figur die 
Blättchen gewaltsam zurückgebogen). Fig. 5 u.6 sind vollkommene Knos- 
pen, von vorne, in weiterer Ausbildung. Fig. 7 ist eine sich entfaltende 
Knospe, von der Fig. 8 u. 9 uns weitere Entwickelungen zeigen. 

Wir finden an der vollständigen Knospe meistens 8-10 Hüllblättchen, 
welche oval zugespitzt erscheinen und noch keine Spur einer Sohderung 
zeigen; alsdann wird die Spitze des Hüllblätlchens runder, spaltet ^*ch, 
und eine kleine Spitze, der Anfang des eigentlichen Blattes, zeigt sich, 
welche sich immer mehr ausbildet, während die Sonderung und Verschmä- 
lerung der dasselbe begleitenden Nebenblättchen die normale Form zu er- 
langen strebt. Die Blätter legen sich in der Knospe zusammen und die 
Richtung derselben scheint dem langen Wege der Spirale zu folgen. 

Wir haben unter Fig. 1 1 sämmtliche Uebergangsstufen vom einfachen 
Hüllblättchen bis zum ausgebildeten Blatte mit seinen Nebenblättchen ge- 
geben, von f bis h sind Vergrösserungen. Zum Vergleich mit diesen aus 
der Knospe genommenen, sind unter Fig.12-22 ähnliche Uebergänge von 
einer sich entfaltenden Knospe (Fig. 7) gegeben worden. Bei der Ent- 
faltung der Knospe werden die äusseren Hüllschuppen, die keiner weiteren 
Ausbildung i^hig sind, abgeworfen (Fig. 8). Diejenigen Hüllblättchen, 
welche der eigentlichen Blattnatur schon näher stehen, vergrössern sich 
etwas, fallen jedoch auch später ob, tso dass am entwickelten Zweige nur voll- 
kommen ausgebildete Blätter mit den Nebenblättchen sich vorfinden (Fig. 9). 

Die Spirale Anordnung der Theile der Knospe ist häufig mit der Spi- 
rale der Blätter am Mutterzweige gleichwendig, jedoch nicht immer. 



326 A. Henry, 

Fig. 10 eine Projeclion eines Knospenzweiges, wovon eine Knospe 
{[(rösser gegeben wurde. 

Wir haben hier noch einige verwandte Bildungen anzureihen. 

Atmetanchier wdoHm 

ist bei seiner einfachen Knospenbildung unserer eben beschriebenen Pflanze 
am nächsten. Fig. 1 eine Knospe, Fig. 2 eine sich entwickelnde Knospe, 
Fig. 3 die Projection einer Knospe. 

CeraMus persictfolia. 

Fig.l Knospe, Fig. 2 Blatt, Fig. 3 Projection. 

AmygdaluM nana. 

Fig.l Knospe, Fig. 2-3 Blatt, Fig. 4 Projection, zeigen bei ähnli- 
cher Bildung ein Zusammenfalten der einzelnen Nebenblättchen. 

Cydonia vulgariM. 

Fig. 1 junge Knospe, Fig. 2, 3, 4 Deckblättchen, Fig. 5 Projection, 
hat die äusseren Blättchen flach ausgebreitet und die dem Innern der 
Knospe zu stehenden zusammengelegt. 

Pifrus intermedia. 

Fig. 1 Knospe, Fig. 2 Projection, hat die einzelnen Blätter zusam- 
mengefaltet. 

JlPyrus malus. 

Fig. 1 Knospe, Fig. 2 verschiedene Deckblättchen, Fig. 3 Projection. 
Die ausgebildeten Blättchen dieses Baumes sind in der Knospe mit den 
Seiten nach Innen zu zusammengerollt, und die Nebenblättchen legen sich 
flach an diese aufgerollten Seiten an. 

Wir durften wohl darauf aufmerksam machen, wie bei sonst so ähn- 
lichem Verhalten der Laubknospen dieser so nahe stehenden Gewächse die 
Faltoüg der Blätter so ganz verschieden auftritt, indem wir hier die ver- 
schiedensten Zusammenfaltungen antreffen. 



Knospenbüder. 327 

JPapuhu ttatica. 

Der am Ende des Zweiges zum späteren Weiterwachsen bestimmte 
Theil, sich knospenartig abschliessend, wird von einer Hülle geschützt, die 
aus NebenblSttchen gebildet ist. Die NebenblSttchen, an den ausgebilde- 
ten Blättern lang, schmal, von zarter Beschaffenheit, werden als HflU-^ 
schuppen der knospenartigen Abschliessung breit, kurz zugespitzt und von 
lederartiger Stnictur. 

Die Süsseren Deckblättchen, zu 2 und 2 als Nebenblättchen zusam- 
mengehörend, zeigen jedoch keine Blättchen, welche erst dem Innern zu 
auftreten, wo alsdann die Ausbildung der Nebenblättchen sich wieder mehr 
in normaler Beschaffenheit zeigt. Fig. 1 und 2 zeigen uns knospenartige 
AbSchliessungen des Zweiges in nat. Grösse; Fig. 3 eine solche vergr., 
mit Bezifferung der Nebenblattschuppen, wie dieselben zusammengehören 
und auf einander folgen. Fig. 13 ist ein Längsdurchschnitt eines Zweig- 
endes und einer Knospe, das Ganze bedeutend vergrössert, wo man die 
Theile in ihrem Zusammenhange mit dem Stamme erkennt. Erst wenn 
mehrere Paare der Deckblättchen entfernt sind, findet man, wie schon er-^ 
wähnt, die Anfange einer Blattentwickelung, und nur bei dem 7ten bis 9ten 
eine eigentliche Blattanlage, die sich später zu einem vollkommen ausge- 
bildeten Blatte zu entwickeln vermag (Fig. 4). Hier sind die Nebenblätt- 
chen noch eben so gross, als das eigentliche Blatt; dieses Verhältniss 
ändert sich jedoch von hier an, indem die Grösse der Nebenblättchen immer 
geringer wird. Wir haben in den Figuren 5-12, vom Aeusseren zum 
Inneren fortschreitend, bis zum innersten erkennbaren Kern, Zeichnungen 
gegeben, um die Bildung der Blätter sowohl, als der Nebenblättchen, und 
ihr Verhalten zu einander zu zeigen. 

Die Bildung der Knospen ist ganz verschieden von der der knospen- 
artigen Abschliessung des Zweigendes. Sie sind bei ihrer Entstehung 
durch eine äussere Hülle vollkommen geschlossen (Fig. 14 u. 16). Diese 
öffnet sieh dem Stamme zu (Fig. 17), die Stellung der Httlle ist demnach 



328 A. Henry, 

nach vorne. Der ersten Hülle gegenüberstehend, dem Stamme zu. finden 
wir eine zweite Hülle (Fig. 18), welche die Knospe ganz umhüllt, nach 
vorne aber offen ist. In Fig. 17 eine Knospe von vorne, Fig. 18 dieselbe 
von der Seite, in nat. Grösse, Fig. 19 von vorne, vergrössert, können wir 
diese zwei Hüllen gut unterscheiden, so wie auch im vergrösserten Längs- 
durchschnitt einer solchen halb entwickelten Knospe (Fig. 24). Der zwei- 
ten Hülle gegenüber finden wir eine dritte, welche jedoch die Knospe bei 
weitem nicht so umfasst, wie wir bei der vorigen zu bemerken hatten. 

An Fig. 19 bezeichnen 1, 2, 3 die verschiedenen Hüllen. 

In Fig. 20 wurde die vordere Hülle weggenommen, um HttUschuppe 
2 und 3 zu zeigen. Nach der dritten Hüllschuppe kommt ein Blatt mit 
Nebenblättchen (Fig. 21); das Blättchen ist gross, die Nebenblättchen hin- 
gegen sind klein (Fig. 22), und so bei den darauf noch folgenden Blättern; 
Fig. 23 ist die Basis einer Knospe bedeutend vergrössert, von welcher alle 
Hüllblättchen entfernt sind, um die ausgebildeten Blätter mit ihren Neben- 
blättchen zu zeigen. 

Die Blättchen in der Knospe und auch in der knospenartigen Ab- 
schliessung des Zweiges sind mit ihren Seitentheilen nach vorne eingerollt 
(Fig. 25, Fig. 26). 

Die zwei ersten Hüllen der Knospen stehen einander gegenüber, wie 
schon bemerkt; die dritte Hülle, auch nach vorne stehend, stellt sich etwas 
seitlich und leitet so die spirale Stellung der Blätter ein, wie wir solches 
in der Projection eines Zweiges mit seinen Knospen ersehen (Fig. 27). 
Die Spirale an den Nebenzweigen hat eine andere Richtung, als die an 
dem Hauptzweige. 

Fig. 24 ist ein knospentragender Zweig von Popnlns cingulata^ wo 
wir nur einige Zellen an den Knospen finden. ^ 

Wie wir hier nur einige gegenüberstehende Hüllen antreffen, so sind 
jedoch bei anderen Species deren mehrere, ehe die Blättchen mit getrenn- 
ten Nebenblättchen auftreten. So haben wir unter Fig. 29 ein Zweigende 
von einer anderen Specie« gegeben, wo wir, wie dieses deutlich in der 



KnaspefUnlder. 329 

Projection desselben Fig. 30 zu erkenneii, 6 bis 7 gegenttberstehende 
HttllblfiUchen an der Knospe raflreten sehen, ehe eine spirale Anordnung 
der Theile sich einstellt. 

SkMa:. 

Herr Ohlert (Linnea. Bd. 11. 1837) zählt Salix zu den Pflanzen, die 
nie eine Terminalknospe bilden. Eine vollkommen knospenartige Ab- 
schliessung eines Zweiges vermochten wir zwar auch nicht zu finden, tra- 
fen jedoch an den ISnden der Zweige zuweilen auf Bildungen, die, wenn 
auch nicht vollendet, uns dennoch genügenden Aufscbluss ertheilen über 
die Art und Weise, wie eine solche voUkommne Abschliessuhg gebildet 
sein würde. 

Wir haben mehrere solcher Bildungen untersucht und finden, dass 
eine vollendete Abschliessung des Zweiges der eigentlichen Knospenbil- 
dung sehr ähnlich sein würdg ; wir wollen daher die Erklärung derselben 
bei der Beschreibung der Knospen heranziehen, wo uns dadurch die 
Kenntniss derselben erleichtert wird. 

Die Knospe von Salix besteht aus einer vollkommen geschlossenen 
Hülle, welche sich unmittelbar über einen aus Blattanlagen bestehenden 
Kern legt. 

Wir müssen uns die Frage aufstellen, aus was far Theilen, auf 
welche Weise diese Hülle gebildet ist. 

Wir glauben annehmen zu dürfen, dass es zwei gegenüberstehende, 
nicht zur Ausbildung gelangende Blfitter sind, die innig mit einander ver- 
wachsen und so auf diese Weise die geschlossene Hülle der Knospe 
hervorbringen. 

Wenn wir die Figuren 2, 3, 4 und ö, die knospenartige Abschlies- 
sung von Salix triandra betrachten, so muss es uns auffallen, dass die 
Blätter, die am unteren Theile der Achse in einer % Spirale standen, hier, 
zusammenrückend, sich zu zweien einander gegenüber stellen und mit ihren 
Basen verwachsen. 

VoLXXJI. p.i. 42 



330 A. Henry, 

Ein Zurückgehen aus der % Stellung in % gegenüberstehend will 
Dutrochet bei Salix Helix häufig beobachtet haben. (Dutrochet, Aber 
die Auflösung der paarigen Blattstellung in die Spirale. Walper's lieber- 
Setzung, Seite 214.) 

In unserem vorliegenden Falle ist solches klar und deutlich ausge- 
sprochen, nicht allein bei Fig. 2, der äusseren Umhüllung des Zweigendes, 
sondern auch bei Fig. 3 66 und Fig. 4 cc, welches innere Theile sind, die 
von der äusseren Hülle (F\g.2aä) umschlossen werden. 

£in Schwanken in dieser % Stellung, ein Auflösen derselben wird 
schon bei Fig. 4 bemerkbar, wo eins von den Blättern C^J grösser ist, 
welche Grössedifferenz in Fig. 5 mehr dem Innern des Zweigendes zu 
noch mehr hervortritt, wo Blatt d bedeutend weiter ausgebildet ist, als 
Blatt e. 

In der Zweigabschliessung (Fig. 6), von welcher wir in Fig. 7 einen 
Längsdurchschnitt geben, konnte die Vereinigung der Blätter nicht so gut 
zu Stande kommen und man bemerkt hier noch deutlich die spiralen % Stel- 
lungen an den Theilen, aus welchen diese sich abschliessende Spitze ge- 
bildet ist. 

In den Figuren 8-15 haben wir die verschiedenen Entwickelungs- 
stufen einer Knospe von Salix amygdalina gegeben. Fig. 8 ist die Spitze 
eines sich entwickelnden Zweiges; Fig. 9 der Blattwinkel mit einer 
Knospe; Fig. 10 die Knospe vergrössert; Fig. 11 eine Knospe mehr ent- 
wickelt; Fig. 12 dieselbe Ansicht, nur dass im Blatte ein Theil des Zell- 
gewebes weggenommen wurde, um den Eintritt der Gefössbttndel in den 
Blattstiel zu zeigen; Fig. 13 ist eine ausgebildete Knospe, w<)von wir in 
Fig. 14 eineVergrösserung geben ; Fig. 15 zeigt uns eine sich zum Zweige 
ausbildende Knospe, die ihre umschliessende Hülle auseinander. treibt. 

Wir wollen uns nunmehr den Darstellungen zuwenden, aus welchen 
uns die Bildung der ausgebildeten Knospe klar wird. In Fig. 16 ist eine 
einzelne Knospe von der Seite und in Fig. 17 von vorne, wovon wir un- 
ter Fig. 18 eine Yergrösserung geben. 



Knaspenbilder. 331 

Wenn wir die äussere Hfllle wegnehmen, so finden wir in den mei- 
sten FflUen die Anlagen zu zwei jungen Knospen, die rechts und links an 
der Hauplknospe auftreten (Fig. 19)« 

Sind dieses die Stipularzweige oder Stipularknospen, gegen welche 
die Gebrüder Bravais in ihrem Werke (MSm.sur la disp.giom.des feuilles 
et des inflor. p.l55J eine Verwahrung einlegen? Es heisst an dieser Stelle: 
,,La grande raretä des howrgeona süpulaires prescrit^ ce nous semble^ de 
chercher ä expÜquer diffiremment leur orgine^ avant de doter les stiptdes d^une 
proprium dant la nägation a sent jusquHd ä les disHnguer des waies feuilles. 

Lindley {Introd. of Bat. pag.99) hält die äusseren HflUen für Ne- 
benblättchen, und, den Nebenblättchen die Eigenheiten der Hauptblätler 
zuwendend, führt er das Vorkommen dieser eben erwähnten Knospen als 
Beweis für seine Ansichten an: Because there are cases in tcktöh buds 
devehpe in their axilla^ as in SaUx. 

Wir betrachten diese Knospen als solche, die in den Winkein der 
Blätter entstanden sind, indem wir die äussere Hülle der Knospen, wie 
schon erwähnt, als aus zwei mit einander verbundenen Blättern bestehend 
ansehen. Wir finden gerade im Verkommen dieser zwei Knospen einen 
Beweis für diese unsere Annahme« 

In Fig. 19, 27, 28 und 39 finden wir diese zwei Knospen, die wir 
hier überall mit g bezeichnet haben. 

Wir haben im Verlaufe unserer Arbeit schon mehreremale die Beob- 
achtung machen können, dass m^eistens die Knospen mit zwei seitlich rechts 
und links stehenden Blättchen beginnen, es mag nun später was immer für 
eine Stellung der Blatttheile sich vorfinden. Nach den zwei ersten Blätt- 
chen fanden wir meistens im dritten Blatte das, welches die der Pflanze 
eigenthümliche Stellung einleitete, oder sich vielmehr so stellte, dass von 
ihm zum nächstfolgenden kein grösserer Weg war, als von diesem letzte- 
ren zu dem nunmehr kommenden. 

Dieses ist bei Salix nicht der Fall, denn die nach den ersten zwei 
Blättchen, welche die geschlossene Hülle bilden, folgenden Blätter, die 



332 A. Henry, 

gleich die ausgebildete Blattbeschaffenheit zeigen, stehen auch nach rechts 
und links, und erst mit dem fflnflen Blatte beginnt die spirale Stellung der 
Blätter. Die Figuren 30, 31 und 34 zeigen uns dieses Verhalten der 
Knospen. 

Aehnliches fanden wir ja schon bei Paputus. 

Mit diesem fünften Blatte wird nun eine % oder X , am häufigsten 
jedoch eine % Stellung eingeleitet. 

Es kommt jedoch auch nicht selten vor, dass Blatt 5 ganz gerade 
nach vorne zu stehen kommt und Blatt 6 dem Blatte 5 genau gegenüber- 
stehend auftritt. In gleichem Verhalten finden wir Blatt 7 und 8, jedoch 
sich kreuzend mit 5 und 6, wie diese sich mit 3 und 4 kreuzten. 

Alsdann ist eine Kreuzstellung der Blätter eingeleitet, die bald con- 
stant sich fortführt oder sich später in eine Spiralstellung auflöst. 

Bei Salix purpurea ist die -Kreuzstellung der Blätter die allgemein 
vorkommende, jedoch ist auch hier ein Auflösen dieser Stellung in eine 
Spirale nicht selten. 

In den Figuren 35 und 36, ein Zweigstttck vergrössert, haben wir 
Zweige mit Knospen von Salix purpurea dargestellt, an welchen die 
Va ('/4) Stellung verbleibend ist, wie uns die Projection einer Knospe 
(Fig. 41) deutlich zeigt. 

In Fig. 38, 39, 40 haben wir die Entwickelung von zwei gegen- 
überstehenden Knospen derselben Spzcies dargestellt. 

In Flg. 37 sehen wir jedoch einen Zweig von derselben Weidenart, 
an welchem ein Uebergang aus !4 (Va) in eine spiralige Stellung stattfindet, 
welches wir in Fig. 42, der Projection eines Zweiges mit Knospen, noch 
deutlicher erkennen können. 

Schimper in seiner gehaltvollen, schon oft herangezogenen Ab- 
handlung über Sifmphytum Zeyheri^ giebt das Auflösen der Blat^>aa^e von 
Salix purpurea auf folgende Weise: 



Kno9penbilder. 3S3 

r 

a c ß ß c a 

b* 

Wir finden die Auflösung fast immer so ausgebildet : 

b' 

d* 

a' c* e* e* c* a* 

Nur einige Mal fanden wir dieselbe auf diese Art: 

b* 
d* 

r 
r 

d' 
b' 

Herrn Schimper's Beobachtungen sind gewiss genau; für die 
Richtigkeit der unsrigen können wir einstehen, und es ist demnach 
daraus zu entnehmen, dass hier kein bestimmtes Gesetz vorwaltet. 

Die eben erwähnten, nach der äusseren Hülle folgenden Blättchein 
sind meistens mit zarten Haaren besetzt; sie legen sich auf den ganz aus 
Blattern gebildeten Kern, denn von den Nebenblättchen ist in der Knospe 
kaum eine Spur zu finden und ihre Entwickelung scheint erst später ein- 
zutreten. 

In den Figuren 20 bis 24 haben wir immer einzelne Blätter wegge- 
nommen, um so einen Ueberblick des Innern der Knospe zu geben. 

Fig. 29 ist ein Zweig mit Knospen von SaUx «tylosa eUiptica^ wovon 
wir unter Fig. 25 eine einzelne Knospe vergrOssert geben, so wie unter 
Ffg. 27, ebenfalls vet>grÖssert, den Astanfang. 



334 A. Henry, 

Fig. 30 ist die Projection vom Zweige Fig. 29. 

Die Fig. 28 ist ein Astanfang von Salix stylosa^ und Fig. 31 auch 
ein Astanfang von Salix Silesiaca^ vergrössert. 

Fig. 32 giebt uns einen Zweig mit Knospen von Salix cinerea^ 
Fig. 33 eine einzelne Knospe vergrössert, und Fig. 34 die Projection eines 
solchen Knospenzweiges. 

Wenn wir nunmehr unsere Beobachtungen kurz zusammenfassen, so 
erhalten wir Folgendes •/ 

Die Knospe bei Salix besteht aus einer sich vollkommen abschlies- 
senden Hülle, welche aus zwei verwachsenen Blättchen entstanden ist. 
Der Stand dieser Blättchen ist rechts und links an der Knospe, wie uns 
die unter der Httlle vorkommenden Knospen zeigen, die wir als in den 
Winkeln der Blätter entstanden betrachten. Nach der Hülle und diesen 
Knospen treffen wir zwei Blättchen an, die ebenfalls rechts und links, wie 
die Blättchen der Hülle, stehen ; das fünfte Blatt also steht nach vorne und 
beginnt die spirale Stellung der Blätter, wie bei Salix stylosa elUptica 
(Fig.30 u. 31) und Salix cinerea (Fig. 32 u. 34), oder die "/^ {'/,) Stel- 
lung, wie bei Salix purpurea (Fig. 35, 36 u. 41), welche später wieder 
in die spirale übergehen kann (Fig. 37 u. 42). 

Die nach der Hülle folgenden Blättchen haben ganz die Blattbeschaf- 
fenheit; sie sind klein und legen sich um den Knospenkern herum (Fig. 24); 
später, in der Entwickelung fortgeschritten, legen sie sich dem Kerne 
derselben auf (Fig. 20 u. 21). 

Ainus gluUnoMa. 

Die Bildung einer knospenartigen Abschliessung des Zweigendes 
wird einfach dadurch hervorgebracht, dass die das Blatt umfassenden Ne- 
benblätter sich vom Stamme nicht trennen and deii sor späteren Entwik- 
kelung bestimmten Endtheil umhüllen. 

Von dem knospenartigen Ende (Fig. 1) entfernten wir die deckenden 
Nebenblättchen, um das umhüllte Blatt zu zeigen (Fig. 2). 



\'l. 



r/i» 



Knospenbilder. 335 

Dieses Blatt nebst den NebenbHittchen des folgenden Blattes wurde 
in Fig. 3 weggenommen, um das nunmehr folgende Blatt zur Ansicht zu 
bringen. 

So haben wir in den Figuren 2-7 stets ein Blatt und die folgenden 
'- Nebenblättchen entfernt, um die ganze Bildung eines knospenartigen 

Zweigendes bis zum inneren Kerne zu zeigen. 
- Die äussere Hülle der Knospen wird von zwei Nebenblättchen ge- 

bildet, welche einem Blatte angehören, das nach dem Stamme zu steht 
N'.^ (Fig. 8). Die Blätter in der Knospe sowohl, als auch in dem knospenar- 

^^'^ tigen Ende des Zweiges, sind ihren Hauptnerven folgend gefaltet und 

^^k legen sich, mit ihren Seitentheilen aufeinanderliegend, über den Knospen- 

hr kern (Fig. 9). 

^ Die Darstellungen Fig. 10-13 zeigen uns die Bildung einer Knospe, 

5, r indem wir auch hier, wie wir dieses bei dem knospenartigen Ende vorge- 

ifL? nommen haben, stets ein Blatt und Nebenblatt entfernten, so weit das 

';; Erkennen der Theile bei einer einfachen Vergrösserung möglich war; 

V. Fig. 13 ist bedeutend yergrössert 

>% Wenn wir auf die Stellung der Theile zurückgehen, so finden wir, 

dass die Blätter eine V^ Stellung einnehmen, welche Ansicht durch die 
1^. dreieckige Form des Stengeiis noch unterstützt wird (Fig. 14). 

)} Die ^3 Stellung der Blätter, in der Knospe beginnend, mit einem dem 

n. Stamme zustehenden Blatte, hat eine Wendung der Spirale, die der am 

Stamme gegenläufig ist. 

Der Durchschnitt einer Knospe (Fig. 15) zeigt uns die Dreiseitigkeit 

der Knospe, und die Projection (Fig. 16) das Verhalten der Knospe zur 

^ Achse, von welcher wir hier die Projection als knospenartige Abschlies- 

sung geben. Die Knospen entwickeln später ein kleines Stielchen, auf 

welchem sie sich erheben (Fig. 14). 

Wir wollen nunmehr einige Knospenbildungen kennen lernen, wel- 
che sieh an solchen Pflanzen vorfinden, deren Blätter, mit Nebenblättchen 



336 A. Henry, 

versehen, eine % Stellung einnehmen und ihre schützende Knospenhülle 
aus den Nebenblättchen herleiten. 

Das einfachere Yerhäitniss dieser Art von Knospen wird dann sich 
vorfinden, wenn die Nebenblättchen eines Blattes in der Knospe stets alle 
nachfolgenden Theile vollständig umhüllen, so dass die Blätter und die 
Nebenblätter zu einander in keine weitere Beziehung gelangen, als nur 
insoweit ihre Stellung es mit sich bringt. 

Vicus Carica. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges wird durch die Ne- 
benblättchen des letzten entwickelten Blattes bewirkt, welche Nebenblätt- 
chen sich um die später zu entwickelnden Theile herumlegen und sie 
schützend umfassen (Fig. 1, fa ist die Narbe des letzten Blattes, a zeigt die 
zu demselben gehörenden Nebenblätter). Wenn man diese Nebenblättchen 
entfernt, so findet man das folgende Blatt (Fig. 2 6), welches sich auf die 
zu ihm gehörenden Nebenblättchen legt. Diese 2 Nebenblättchen umfas- 
sen die nachfolgenden Theile, so dass, wenn man Blatt b und das erste 
Nebenblättchen b^ abgelöst hat, Nebenblatt b^ fast noch vollständig ein- 
hüllend erscheint (Fig. 3). Wird nun dieses entfernt, so trifft man Blatt c 
(Fig. 4), welches sich mit seinen Nebenblättchen zu d^i kommenden Thei- 
len verhält, wie die vorhergehenden sich zu ihm selbst veiiiielten, ebenso 
Fig. 5 und 6. 

Fig. 7 zeigt uns das folgende Blatt, 8 u.9 die umhüllenden Nebenblätt- 
chen, unter welchen Blatt 10 bedeckt liegt. Fig. 11 u. 12 sindVeigrösse- 
rungen der nunmehr folgenden, mit blossem Auge nicht mehr sichtbaren 
Blättchen mit ihren Nebenblättchen, welche wir von Fig. 12 in Fig. 13 
noch als Hülle und in Fig. 14 auseinandergelegt darstellen, um das von 
ihnen umschlossene, erkennbare Blättchen nebst Nebenblättchen (Fig. 15) 
zu zeigen. 

Die Blätter, deren Entwickelang wir in den Figg.l5, 12, 11, 10, 7, 
4 und 2 verfolgen können, legen sich mit ihrer Innenseite auf den Kern. 



KnaspenbUder. 337 

In Fig. 16, der Projection des Zweigendes, können wir das Verhalten 
der Blätter, so wie der Nebenblätter, in Rflcksicht ihrer Stellung erkennen. 
Wir finden, dass die Deckung der Nebenblättchen dem kurzen Wege der 
% Spirale folgt. Die Knospen zeigen ein äusseres (erstes) Blättchen, die 
nachkommenden Theile fast ganz umhüllend; dem ersten gegenüber steht 
das zweite, ebenfalls umfassend; diesem gegenüber das dritte u. s. w. 
(Fig. 17 in nat. Grösse, Fig. 18 u. 19 vergr.). Diese 3-5 ersten Hüllen, 
auf welche sich die AnfiSnge der Blätter auflegen (Fig. 20 u. 21 vergr.), 
sind gebildet ans den zusammengewachsenen Nebenblättchen. Die eigent- 
lichen Blätter legen sich auf diese mit einander verbundenen Nebenblätt- 
chen. Erst mit dem fünften oder sechsten Blatte werden die Nebenblätt- 
chen frei. 

In Hinsicht der Stellungsverhältnisse ist zu bemerken, dass die ersten 
2-6 Blätter abwechselnd einander gegenüberstehen und dann erst die 
% Stellung sich einstellt. 

IltferetM peduncuiata. 

Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem die 
Ausbildung der Blätter am Ende des Zweiges zurücktritt und die der Ne- 
benblättchen ungestört fortgeht, sogar stärker erscheint, da die Blätter sich 
nach oben dichter zusammendrängen und die Nebenblättchen, die an den 
Blättern lang und schmal sind, nunmehr breiter werden und zugleich mehr 
Consistenz annehmen. 

Bei Quercus Cerris ist dieses Verhältniss klarer ausgesprochen, eben 
so bei Quercus Itwimata. 

Bei Quercus peduncuiata wird dieses nicht so auffallend, da hier der 
Uebergang stärker ist, schon dadurch bedingt, weil sich Knospen in den 
letztauflretenden Blattwinkeln vollkommen ausbilden und das knospenartige 
Zweigende dicht umstehen. 

Fig. 1 eine eben beginnende Zweigabschliessung, Fig. 3 a eine 
vollendete. 

VohXXIl. P.L 43 



338 A. Henry, 

Die zwei ersten Deckblättchen der Knospen stehen rechts und links 
an der Knospe (Fig. 2 aa, Fig.8 aa), und scheinen aus dem mit den Ne- 
benblättern verwachsenen Blättchen entstanden. 

Die deckende Hfllle der Knospe wird von den Nebenblättchen gebil- 
det, welche sich hier bedeutend grösser und breiter als an den Blättern 
zeigen. Sie sind pergamentartig, an den Seiten mit herabstehenden 
Haaren besetzt und werden immer zarter von Structur und schmäler in der 
Form, je mehr sie dem Innern der Knospe zu auftreten (Fig. 5). Man 
findet 8-12 Nebenblattpaare in der Knospe, ehe man ein zu denselben 
gehörendes Blatt antrifft. Die Blättchen sind sehr klein, werden dem 
Innern der Knospe zu etwas grösser und nehmen alsdann wieder an Grösse 
ab. Die zuerst auftretenden legen sich flach auf den Kern der Knospe; 
die tiefer in der Knospe befindlichen biegen ihre Ränder nach Innen, bis 
ihre Seiten endlich auf einander zu liegen kommen ; Fig. 6 ist eine Reihe 
dieser Blattformen, und Fig. 7 ist ein Durchschnitt eines vollkommen zu- 
sammengelegten Blattes. 

Die Form der ausgebildeten Knospe ist conisch; sie zeigt 5 erhabene 
Kanten, welche den Mitteltheilen der Nebenblältchen entsprechen; in den 
zwischen den Kanten liegenden Flächen befinden sich die Blätter (Fig. 4, 
Fig. 8). Die nach den 2 ersten Deckschuppen folgenden 2 Deckschup- 
pen (2 Nebenblättchen ohne Blatt) stehen nach Aussen dem Mutterblatte 
zu. Das erste Nebenblättchen deckt sein zweites. Dieses zweite Neben- 
blättchen des ersten Blattes legt sich deckend über das erste Nebenblätt- 
ehen des zweiten Blattes ; dieses erste des zweiten Blattes liegt über Ne- 
benblättchen 2 des zweiten Blattes, und in dieser Weise geht die Deckung, 
dem kurzen Wege der Spirale folgend, immer fort (Fig. 8). 

Wenn Blätter auftreten, die sich in der oben erwähnten Art zusam- 
menlegen, so ist die Richtung dieser Blätter ebenfalls dem kurzen Wege 
der Spirale folgend. 

Die Spirale der Blattstellung in den Knospen zeigt eine, der Rich- 
tung der Spirale an der Hauptachse entgegengesetzte Richtung. 



Knospenbilder. 339 

Vnn 

QßMTCUM Cerris 

(Fig. 9- 13) haben wir einige Figuren gegeben, so wie auch von 

Qnercus Uwtniata, 

(Fig. 14-18), deren Deutung sich klar macht ohne besondere Erklärung. 
Wir fügten sie an, um die Ausbildung der Nebenblättchen und das Zu- 
rücktreten der eigentlichen Blattbildung zu zeigen. 

Wir finden an manchen Pflanzen stark ausgebildete Nebenblättchen, 
welche trotz ihrer bedeutenden Grösse weder an der knospenartigen Ab- 
Schliessung der Zweige, noch an den Knospen dazu verwandt werden, 
eine eigentliche Hülle zu bilden. Obgleich diese Knospenbildung, ver- 
möge dieser ihrer Eigenthümlichkeit, nun wohl nicht zu den nebenblatt- 
deckigen Knospen zu rechnen sein möchte, so glaubten wir dennoch in 
unserer versuchten übersichtlichen Darstellung ihr eine Stelle einräumen 
zu dürfen. Es sind solche Knospen eigentliche offene Knospen, gemmae 
a/pertae^ und würden auf unserer Taf. XXVII. eine Stelle gefunden haben. 
Wir glaubten jedoch, bei der starken Ausbildung der Nebenblätter, sie hier 
am Schlüsse unserer Darstellungen anreihen zu müssen. 

AMtrapaea WFattichÜ. 

Am Ende der Zweige dcängen sich Blätter und Nebenblättchen zu- 
sammen und decken auf diese Weise die Jüngern, dem Innern zu stehen- 
den Theile (Fig. 1). Diese Deckung, dieser Schutz der inneren Theile 
wird nur allein durch die Stellung der Theile hervorgebracht; keine an- 
dere Veränderung an denselben sucht solchem Bestreben nachzuhelfen. 
Die Nebenblätter sind, vermöge ihrer Stellung und durch ihre Grösse zum 
Schutze, besonders der Knospen, befähigt, da sie sich um die sich bildende 
Knospe vollkommen herum legen (Fig. 2). 

Wir haben in den Figuren 3-7 die Bildungsweise des Zweigendes 
deutlich darzulegen versucht, indem wir, immer mehr nach dem Centrum 
vordringend, die verschiedenen Entwickelungsstufen darlegten. Ein 



340 A. Henry, 

anhaltendes Vorherrschen der Nebenblattbildung, im Vergleich zur eigent- 
lichen Blattbildung, ist stets bemerkbar. 

Auf eine eigenthttmÜche Biidungsweise der Nebenblättchen ist hier 
noch aufmerksam zu machen ; es ist nSmlich ein NebenblSttchen stets be- 
deutend stärker entwickelt, als das zweite, welches zu diesem gehört, und 
nur im ersten Auftreten und in der vollendeten Ausbildung ist eine voll- 
kommene Gleichheit der Nebenblätter vorhanden (Fig. 7, Fig. 1). 

In Fig. 8 haben wir die Projection eines Zweigendes gegeben, da 
uns keine ausgebildete Knospe zu Gebote stand. Fig. 9 ist der Längs- 
durchschnitt eines Zweigendes in nat. Grösse. Fig. 10 vergrössert. 

Die Knospen, bedeckt von den Nebenblättern des Mutterblattes, bil- 
den zuerst zwei Blättchen, rechts und links stehend, an welchen ebenfalls 
eine Ungleichheit in der Grösse bemerkbar ist (Fig. 11, Fig. 12 weitere 
Entwickelung). Von diesen zwei Blättchen umgeben, bilden sich die 
nachfolgenden Theile weiter aus (Fig. 13, Durchschnitt einer Knospe). 



Schloseliemerkiuigr« 



\ 



Indem wir unseren Versuch einer Uebersicht der Knospen in beson- 
derer Berücksichtigung der Entstehung der schützenden Decke und der : 
Stellung der Theile überblicken, erkennen wir die Mangelhaftigkeit des- | 
selben, die Lücken, die sich zeigen, nur zu gut. Wir hoffen jedoch, dass j 
das mit Treue und Wahrheitsliebe Gegebene nicht ganz werthlos sein wird, J 
und dass es immer einen Anhalt geben kann, an welchen sich Berichtigen- 
des, Ergänzendes und Vervollständigendes anreihen und anlegen kann. 

Sollten unsere sonstigen Beschäftigungen es uns erlauben, so wer- | 

den wir dieses, wo es uns nöthig erscheinen wird, versuchen und so durch 
künftige Arbeiten auf diesem Gebiete das Verständniss der Knospenbil- I 

düng weiter fördern helfen. i 



^ 



KnoBpenbüder. 341 



Blattweiser, 

die auf Tafel 16 — 32 enllialteDen Pflanzenarfen anzeigend. 



Taf. XVI. Mesembryanthemum scalpraium^ M. Uaguaefortnej M. pmUdatum^ 
M. fragrans^ M. erudalum. Rochea fahata. CroMula dUata^ Cr. (Gkbtdea) 
olwaUata. 

Taf. XVn. MetembryanOienmm foUomtm. VUcmn aUmn. Ephedra dista* 
ckga. Hippaphae ecmademis. Ligustrum i>ulgare. Acer taiaricum^ A. campe'- 
$tre^ A. Btriatum. Lanicera Peridmenum^ L. nigra. 

Taf. XYin. Syringa fndgarU. Crasmla laclea. Sakia of/icinaUs. Ras- 
marmus ofßdnaUs. Correa aXba^ C. spedosa. Eeornftnus laUfoUus. Camus 
mascula. Goldfmda ensifoUa (anisophyüa). Justida (AdhatodaJ orehiaides. 

Taf. XIX. Alragene alpma. JwUperus communis. Meküeuca propmqua. 
Beaufartia sparsa. CalUMs arüculata. Algxia Richardsonia. Casuarina tor- 
tuosa. RusseUa hmcea. 

Taf. XX. OAera integrifoUa. Hedera Helix. Aristohchia Sipho. Car- 
michaälia australis. Visnea Mocanera. Camdlia Japanica.^ Royena ludda. 

Taf. XXI. Vacdnium MyrtiüuSj V. fuscalum. nyllanthus angusUfoUus. 
SparHum scaparium. JasnUnum fruticans. Arbutus mucronata. SaUsburia adian- 
tifoUa. Koelreutera paniculata. Diospyros drgmiana. Azalea pontica. Daphne 
Mezereum. 

Taf. XXn. Kalmia latifoUa. Laurus nobiUs. Rhododendron ponticmn. 
Metrosideros. Rex AquifoUum. Hakea gibbosa. Picea alba. Larix europaea. 

Taf. XXIII. Pinus. Juglans regia. Aesculus rubra^ Ae. Hippocastanum. 
Ribes gradle. ClemaHs crispa. AraUa umhracuUfera. Cistus albidus. 

Taf. XXIY. Zygopkyüum sessilifoUum, Z. Fabago. Gardenia florida. Ron^ 
ddeüa racemosa. Webera corymhosa. Burd^ellia capensis. Ixora. Coffea 
arabica. HiJUa hngiflora. CaUicoma serratifotia. Elaeocarpus serraUfoUa. 
Humubis Lupuius. Cunonia. 



342 A. Henry, Knospenbilder. 

Taf. XXV. Chhranlhus elatior. Vihurmm Opubis. Staphylea pmnata. 
Rhamnus catharticus. Brausonetia papyrifera. PkyUis nobla. CaUhtackjfs re- 
tusa, C. lanceolata. 

Taf. XXVI. HaUia imbricata. CissHs hederacea. BapUria nepalensis. 
Rtmex alismaefolius. PlcUanm orientaUs. MagnoUa UnU^eUa et tripetala. 

Taf. XXVII. Liriodendron tuUpifera. Vüis tinifera. CaraniUa vatia. 
Hibiscus HUaceus. Amida Zygomeris. Rulingia pannosa. Hamamelis f>irgimana. 

Taf. XXVin. CeUis ToumeforÜi. Morus scabra. Ulmus campestrtB. Be- 
bila alba. Castanea eesea. Prunus Laurocerasus. Canfhts AeeUana. 

Taf. XXIX. TiUaglabra. Fagus syhaUca. Carpkms Betulus. 

Taf. XXX. Coccoloba uvifera^ C excoriata. MeUanthus maior. Rosa 
cenUfolia. Ailanfhus glandulosa. Prunus avium. Cerasus persicifoUa. Amygda- 
lus nana. Amelanchier ovalis. Cydania vulgaris. Pgrus malusy P. intermedia. 

Taf. XXXI. Papulus itaUea, P. dngulata. SaUx triandroj S. arnggdaUna, 
S. amygdatina concolor^ S. styhsa, S. stylosa eWpticaj S. Silesiaea^ S. dnerec^ 
S. purpurea. 

Taf. XXXII. Ainus gbUinosa. Ficus Carica. Quercus pedunddata^ Q. lad-^ 
niatay Q. Cerris. Astrapaea Wallichii. 



S. 175 Z. 6 statt Jtf. seaipatrum lese jlf. tciüßrutum 

178 24 statt A%nlea nmbrncuHfera lese ArtUU umhracuHfera 

181 . 8 V. Q. statt Amicia Zygwnerü lese A, Zygomerit 

'256 18 statt Jtitminum fruticosum lese J. fruticans^ ebenso auf Tafel XXI. 



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DIE KNOCHENRESTE 

EINES 

n Dm PAPIEBKOHU DIS SnBDiüBBIRGBS 

ICTGEFCNDENM lOSCHUSTHIERES, 

BESCHRIEBEN VON 

Dr. dOLDFUSS, 

Dir. d. A. d. N. 



HIT ZWEI LITHOGRAPHISCHEN TAFELN. 



BEI DER AKADEMIE SINOEGANGEN DEN 8. DECEMBER 1845. 



Hie Papierkohle der Grube Krautgarten bei Rott im Siebenge- 
birge lieferte seit einigen Jahren mehrere Knochenstücke von Reptilien 
und SSugethieren, welche durch die sorgfaltige Beachtung des Herrn 
Obergeschwomen Böhner gesammelt und durch die Liberalität der Gru- 
benbesitzer, der Herren Gebrüder Rodius, dem hiesigen Museum zuge- 
wendet wurden. 

Leider sind die Einschlüsse dieser Kohlen einer so schnellen Zerstö- 
rung unterworfen und überdies so sehr zersplittert und zerdrückt, dass 
nur wenige erhalten und näher untersucht werden konnten. Es gelang 
indess, ein Kohlenstück vor der Zersplitterung zu bewahren, welches bei 
der Spaltung in zwei Tafeln die Skeletreste eines kleinen Wieder- 
käuers erkennen liess. Die grössere Platte (Tafel XXXIH.) ist 14'^ lang 
und 9^^ breit. Sie enthält den Kopf, das Rückgrath, die Rippen, Schul- 
terblätter und Oberarme, das Becken und die Oberschenkel des Thieres. 
Auf der kleineren Gegenplatte (Tafel XXXIY.) sind nur die entgegenge- 
setzten Theile des zerspaltenen Schädels, des Halses und der Schulter- 
blätter vorhanden. Die Spaltung, des Kopfes geht nicht genau nach der 
Mittellinie, so dass auf der kleinen Platte noch die Pfeilnaht (a) 3 Linien 
innerhalb der Umgrenzung verläuft. Deshalb hat der Umriss des Schädels 
auf dieser Platte eine grössere und auf der entgegengesetzten eine gerin-^ 
gere Wölbung der Stirn, als bei einer regelmässigen Spaltung in zwei 
gleiche Theile. Beide Hälften zeigen nicht die äussere, sondern die in- 
nere Fläche der zusammengedrückten Schädel- und Nasenhöhlengewölbe, 
und deshalb sind auch weder Augenhöhlen noch Jochbogen zu sehen ; die 

VoLXXIL P.L 44 



346 Goldfuss, 

Umgrenzung der Gehirnhöhle (h) ist an mehreren Stellen zu erkennen, 
namenth'ch am Siebbeine, von dessen Riechblättern auf der grössern Tafel 
noch Reste (c) vorhanden sind. Auf der kleinern Platte ist noch ein 
Stück des Pflugschaarbeins (d) ttbrig geblieben, und auf der entgegenge- 
setzten liegen Splitter der Muschelbeine (e). Auf jener erkennt man auch 
das Felsenbein (f) mit der Innern Gehöröffhung. Der Oberkiefer ist zer- 
splittert und von seinem Gebisse sind nur ein vorderer Backenzahn und 
einige andere Zahnsplitter erhalten. Die breiten Nasenbeine (g) liegen 
auf der kleinen Platte nebeneinander, so, dass der Nasenausschnitt auf der 
grossen Platte nicht bemerklich werden konnte. Auf dieser ist dagegen 
der Zwischenkiefer (h) erhalten und mit seinem daneben liegenden Gau- 
mentheile herabgebogen. Auf diesem macht sich, 3^^^ hinter der Spitze, 
ein kleiner, kegelförmiger Eindruck (i) bemerklich, in welchem ein glän- 
zender Knochensplitter liegt, so dass dadurch offenbar die Gegenwart eines 
kleinen Eckzahns angedeutet wird. Die beiden Unterkieferhälften sind 
verschoben und zeigen beide ihre innere Seite. Die rechte (k) liegt wei- 
ter rückwärts. Auf der grössern Platte ist nur der Eindruck ihres hinte- 
ren Endes und der äussern Oberfläche ihrer Schneidezähne zu sehen. Auf 
der kleinen Platte findet sich der mittlere und hintere Theil des Knochens 
mit einer Reihe von Backenzähnen. Nur der vordere, hier liegende Bak- 
kenzahn gehört nicht zu ihr. Die linke Kieferhälfte (l) ist, weiter vor- 
wärts geschoben, auf der grossen Platte zu sehen und enthält drei Backen- 
und vier Schneidezähne. Ihr abgebrochener unterer Rand und der zweite 
Backenzahn sind auf der kleinen Platte hängen geblieben. 

Auf beiden Platten sind die Ueberresle von 7 zerspaltenen Halswir- 
beln, 12 Rippen- und 6 Lendenwirbeln zu erkennen. Die 13 Rippen 
der rechten Seite liegen ziemlich regelmässig in ihrer Reihenfolge noch 
an ihren Wirbeln. Die der Unken Seite dagegen sind theils zwischen die 
erstem bineingedrttckt, theils zerstreuet. Sieben Rückenwirbel hängen 
noch zusammen, die fttnf unteren sind abgetrennt und die beiden letzten, 
wie die Lendenwirbel, herumgedreht, so dass ihre Dornfortsätze nach 



über ein fossiles MoschusiMer. 347 

nnten liegen. Die beiden übereinander geschobenen Schulterblfitter las- 
sen sich deutlich erkennen. Von dem Becken findet sich die eine Hälfte, 
nämlich ein von dem Schaam- und Sitzbein getrenntes Hüftbein, zwischen 
welchen Stücken ein Lendenwirbel zu liegen scheint. Der Sitzbeinknorren 
ist abgebrochen. Drei Schwanzwirbel sieht man am hintern Rande der 
Platte. 

Das Brustbein ist verloren gegangen und von den Extremitfiten sind 
nur die Knochen des Oberarmes und des Oberschenkels bis zu ihren un- 
tern Gelenken vorhanden. 

Bei der Vergleichung unserer Knochenreste mit dem Skelete eines 
jungen Rehes von gleicher Grösse finden sich folgende Unterschiede. 
Der SchädeK welcher ungeföhr dieselben Dimensionen hat, erhebt sich an 
der Stirne weniger, sondern bildet von der Nasenspitze an einen flacheren 
Bogen. Der Unterkiefer hat einen viel kurzem Kronenfortsatz, und bei 
fast gleicher Länge viel kleinere Backenzähne. Die Halswirbel sind eben 
so lang, aber etwas dicker, und der Hals unseres Thierchens war also 
eben so lang, aber etwas stärker. Auch der Brustkasten hat bei beiden 
Skeleten eine gleiche Länge, aber die Dornfortsätze des fossilen sind fast 
doppelt länger und breiter. Die Lendenwirbel haben eine grössere Länge 
und Breite und ihre Domfortsätze sind höher und um % breiter. Sehr in 
die Augen fallend ist die überwiegende Breite der Rippen, welche auch 
etwas länger zu sein scheinen. Das Schulterblatt hat dagegen, bei glei- 
cher Gestalt und Breite, eine geringere Länge. Die Beckenknochen sind 
länger und breiter, und der Oberarm und Oberschenkel stärker. Es hatte 
also unser Thierchen ungeföhr die Grösse eines vier Wochen alten Rehes, 
aber einen stärkern und mehr gedrangenen Knochenbau und stärkere, 
vielleicht etwas kürzere Extremitäten. 

Mit dem Skelete des Moschus Napu verglichen, scheint das fossile 
eine fast gleiche Grösse gehabt zu haben, aber sein Schädel ist nicht so 
schlank, sondern kürzer und mehr gewölbt; seine Wirbel sind stärker, die 
Rippen fast % kürzer und doppelt breiter, die Schulterblätter und Becken- 



348 Goldfuss, 

knochen kürzer und die Oberschenkel länger. Es war also stärker, höher 
gestellt und weniger schlank als dieses. 

Die BeschafTenheit der Zähne giebt zu erkennen, dass das Thierchen 
noch jung war, seine Zähne noch nicht gewechselt und ihre Zahl vervoll- 
ständiget hatte, da der dritte des Unterkiefers noch drei Doppelmonde zeigt 
und die beiden hintersten noch nicht hervorgetreten sind. Die beiden 
vordem Backenzähne des Unterkiefers (Taf. XXXIV. Fig. 2. a, 6, in ver- 
doppelter Grösse, von der Innern Seite und von oben) sind zweiwurzelig, 
zusammengedrackt und haben eine scharfe Schneide, welche in drei pyra- 
midale Spitzen getheilt ist. Die mittlere Spitze ist breiter und doppelt 
höher als die seitlichen, und die hintere etwas höher als die vordere. Ihre 
äussere Fläche steigt fast senkrecht, die innere aber schräg empor. Der 
zweite dieser Zähne (b) ist etwas grösser und unterscheidet sich durch 
eine kleine Spitze auf der halben Höhe des scharfen Randes zwischen der 
zweiten und dritten Pyramide. Der dritte Zahn (c)^ der längste der gan- 
zen Reihe, hat drei Wurzeln und theilt sich in drei Doppelpyramiden von 
gleichen Dimensionen, welche bei dem Abkauen drei doppelte Halbmonde 
gebildet haben würden. Die äusseren dieser Pyramiden sind aussen con- 
vex und innen concav, die inneren aber auf beiden Seiten gleichförmig 
convex, so dass also jede dieser letzteren eine vierseitige Pyramide mit 
zwei scharfen Seitenkanten und zwei abgerundeten Rückenkanten bildet. 
Die scharfen Kronenkanten des vordem Paares vereinigen sich und bilden 
am vordem Ende einen scharfen Rand; ebenso die hintern des hintern 
Paares. Die Kronenkanten des mittlem Paares aber vereinigen sich nicht. 
Am hintern Rande der innern, mittlem und der hintern Pyramide macht 
sich eine kleine Nebenspitze bemerklich, welche bei der letztem etwas 
tiefer steht. Nach hinten nimmt dieser Zahn an Dicke zu. Der vierte 
Zahn (d^ d von aussen) ist kürzer, aber dicker als der vorhergehende und 
hat zwei -Wurzeln und zwei Paar Pyramiden, deren Seitenränder sich bei 
jedem Paare hinten und vorn vereinigen. Die beiden vordem Pyramiden 
zeigen am vordem Rande ihrer Basis innen und aussen eine kleine, schräg 



iiber ein fossiles Moschusthier. 349 ^ 

liegende Wulst, und im Thale, zwischen ihnen und den hintern Pyramiden, 
erhebt sich an der äussern Seite (d.) eine kleine Zwischenpyramide. An 
der Innern Seite macht sich am hintern Rande der vordem Pyramide ein 
Seitenzähnchen bemerklich, welches tiefer liegt als bei dem dritten Zahne. 

Der (Taf. XXXIV. Fig. 1) umgekehrt liegende, vorderste Backenzahn 
des Oberkiefers, welcher allein erhalten blieb, ist Fig. 2. e in seiner rich- 
tigen Stellung gezeichnet. Er gleichet dem zweiten des Unterkiefers, ist 
an der innern Seite flach convex und hat, wie jener, ein Seitenzähnchen 
hinter seiner mittlem Spitze« 

Die kleine Zwischenpyramide im Thale der äussern Seite des vierten 
Backenzahns und die Gegenwart kleiner Eckzähne im Oberkiefer sind ein 
Fingerzeig zur Bestimmung der Gattung, welcher das beschriebene Skelet 
angehört. Beide finden sich nämlich weder bei den Rindern, noch bei 
den Ziegen und Antilopen, sondern nur bei den Hirschen und Mbschus- 
thieren. Die drei erstem Gattungen haben überdies an der innern Seite 
an jedem untern Backenzahne vorne und hinten eine Randleiste, welche 
bei dem fossilen Thiere nicht vorhanden ist; auch sind dessen Schneide-* 
Zähne jenen der beiden letzteren Gattungen vollkommen ähnlich. Da 
unser Skelet einem jungen und vielleicht auch einem weiblichen Thiere 
angehört, so kann der Mangel der Geweihfortsätze kein unterscheidendes 
Merkmal sein, wogegen der Zahnbau der Hirsche ein solches gewährt. 
Bei den Unterkieferzähnen dieser Gattung ist nämlich die innere Fläche 
der Halbmonde etwas flach gedrückt und der vordere Halbmond hat auch 
an seinem hinlern Rande eine Leiste, welche über den Vorderrand des 
hintern Haldmondes etwas übergreift, so dass jeder folgende Zahn und 
jeder Halbmond hinter der übergreifenden Leiste seines Vorgängers ein- 
gerückt erscheint. Dies zeigt sich weder bei dem fossilen Skelete, noch 
bei den lebenden Moschusthieren, und ersteres schliesst sich daher den 
letztern an. 

Bei Moschus moschiferus finden sich die kleinen Zwischenpyramiden 
in den äussern Thälern der hintern Backenzähne. An der innern Seite 



350 Goldfuss, 

sind die Halbmonde convex, wie bei dem fossilen Thierchen, und Dar am 
vordem Rande des fünften und sechsten sieht man eine, hinter der Con* 
yexität zurückstehende, Randleiste. 

Bei dem Schädel eines erwachsenen Thieres hat in unserer Samm- 
lung der hinterste Backenzahn hinter seinen zwei doppelten Halbmonden 
noch einen einfachen, und die Spitzen der beiden vordem Zähne sind weit 
abgekauet. Fr. Cuvier's Abbildung^) ist daher nach dem Schädel eines 
jüngeren Thieres verfertigt, bei welchem der hinterste Zahn noch nicht 
gewechselt war, wogegen die beiden vordem noch ihre unverletzten 
Spitzen haben und jenen des fossilen Skeletes vollkommen ähnlich sind. 
Obgleich bei dem letzteren noch die Milchzähne vorhanden sind und dem- 
nach der dritte noch drei Doppelmonde hat, so fallt doch die Aehnlichkeit 
des Baues auch wegen der gleichmässigen Convexität der innera Halb- 
monde in die Augen, und am vordem Rande des vierten Zahns findet sich 
gleichfalls die Andeutung einer Randleiste. 

Noch mehr aber tritt die Verwandtschaft bei einer Yergleichung mit 
jungen Gebissen der kleinen ostindischen Moschusthiere hervor. Der 
erste Backenzahn hat bei Moschus Kenchü dieselbe Grösse und Gestalt, 
obgleich die Kinnlade des Thierchens um % kürzer ist. Diese vollkom- 
mene Aehnlichkeit findet sich auch bei Moschus Napu^ nur ist der Zahn 
bei gleicher Länge der Kinnlade etwas grösser. Auch der zweite Zahn 
beider Arten hat dieselbe Gestalt, wie bei dem fossilen Thiere, nur ist der 
kleine Seitenzahn zwischen der zweiten und dritten Spitze nicht vorhan- 
den. Am dritten, ebenfalls ganz ähnlich gebildeten, Milchzahne des 
Moschus Kenchil fehlt das Seitenzähnchen auf dem hintem Rande der 
zweiten und dritten innem Pyramide, das hintere ist jedoch schwach an- 
gedeutet. Auch der vierte Backenzahn dieses Thierchens unterscheidet 
sich nur durch den Mangel der äussern Zwischenpyramide und des Sei-^ 
tenzahns von der hintern Seite des vordem innem Halbmondes, wogegen 



*) Fr. Co vier, Denis des Mamndferes^ iab, 93 6a. 



über ein fosailes Moachwthier. 351 

sich die schiefe Grundleiste am vordern Rande vorfindet. Ebenso ist auch 
der erste Backenzahn des Oberkiefers der beiden lebenden Arten nur durch 
den Mangel des Seitenzähnchens verschieden. Die Gegenwart dieser Sei- 
tenzähnchen ist daher das einzige Merkmal, durch welches sich das fossile 
Gebiss von dem der lebenden Moschusthiere unterscheidet. 

Diese Seitenzähne finden sich bei einem, uns von Herrn Höning- 
haus gütigst mitgetheilten fossilen Unterkiefer von Mombach. Es ist dies 
derselbe, welchen Herr H. v. Meyer seiner Gattung Paiaeomeryx bei- 
zählt, und zwar einer Art, welche er Palaeomeryx meddus nennt. *) 

Nach brieflicher Mittheilung vermuthet dieser berühmte Paläontologe, 
dass unser Skelet derselben Gattung und Art angehören möchte. Bei 
jener Kinnlade sind nur die vier vordern Backenzähne ganz erhalten und 
von der Innern Seite sichtbar. Der fünfte ist in der Mitte durchgebrochen. 
Sie gehört einem erwachsenen Thiere an, dessen Zahnwechsel beendigt 
war, so dass die Spitzen der Kronen schon etwas abgestumpft erscheinen. 
Am zweiten Zahn ist das Seitenzähnchen kaum noch bemerklich, findet 
sich aber noch deutlich hintet den beiden Spitzen des dritten und hinter 
der vordern des vierten Zahns. Die Kinnlade ist doppelt so lang als die 
fossile, und die Convexität der Pyramiden viel geringer, so dass wir die 
specifische Uebereinstimmung beider Thiere in Zweifel ziehen müssen. 

Als das Merkmal, wodurch sich die Gattung Palaeomeryx von allen 
andern Wiederkäuern unterscheidet, giebt Herr H. v. Meyer **) „eine 
„deutliche wulstförmige Erhabenheit an, welche an der hintern Seite des 
„vordern halbmondförmigen Theils an der Aussenseite nach der Mitte der 
„Zahnkrone herabläufl." 

Wenn wir diese Angabe nicht missverstehen, so ist damit die vor- 
springende, nach einwärts gebogene, Falte bezeichnet, welche bei dem 
vorletzten Backenzahne des Palaeomeryx Bojani am hintern Rande des 



*) Leonhard und Bronn, Jahrbücher. 1842. S. 583. 
**) Die fossilen Zahne und Knochen von Georgengemttnd. S. 94. 



352 Goldfuss, über ein fossiles MoschustiUer. 

vordern äussern Halbmondes herabläufl, wie sie a.a.O. tab. 10. fig.79a,6 
ausgedrückt ist. Diese Falte findet sich allerdings bei andern Wieder- 
käuern nicht, ist aber auch bei den Milchzähnen unseres fossilen Thieres 
nicht vorhanden, wogegen die Seitenzähnchen bei Palaeomeryx Bojanl 
fehlen. 

Da wir nun eine Beschreibung zahlreicher Arten der Gattung Palaeo- 
meryx von unserem Herrn Collegen und mit dieser eine nähere Bestim- 
mung der Galtungsmerkmale zu erwarten haben, so wollen wir vorläufig 
die bezeichneten Seitenzähnchen nicht als zureichendes Merkmal zur Be- 
gründung eines Gattungsunterschiedes ansehen, da ähnliche auch bei jun- 
gen Rehen vorhanden sind, und das Thier, von welchem die beschriebenen 
Skeletreste herrühren, mit dem Namen 

]n[o9chu9 Meyert 

bezeichnen, theils um unsere vollkommene Anerkennung der grossen Ver- 
dienste unseres Herrn Collegen anzudeuten, theils auch um eine mögliche 
Verkürzung seiner Prioritätsrechte auszugleichen. 



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ThAIUJÜ/. 




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ZUR 

FLORA DES QDADEBSAHDSTEIHS Ol SGHLESIBN. 
Aiiii utacbltbac^ 

zu DER FRÜHER ERSCHIENENEN ABHANDLUNG 
ÜBER DENSELBEN GEGENSTAND 

in Nov« Acta Acad. Leop. Carol. Caes. Nat. Cur. Vol. XIX. P. II. 1841. p. 90—134 mit 8 Tafeln. 

VON 



Dr. H. H G6PPERT, 



M. d. A. d. N. 



MIT VIER STEINDRUGKTAFELN. 



DKR AKADEMIE CBERGEBEN DEN 1. OCTOBER 1847. 



VoLXXII. P.L 45 



üls Resultat der Untersuchung der früher von mir in dem g anzen Gebiete 
des Quadersandsteins Schlesiens gesammelten fossilen VegetMlen, deren 
Fundort in der obigen Abhandlung näher geschildert wird, ergab sich, dass 
die damalige Flora einen von der hierländischen ganz verschiedenen, und, 
wie insbesondere die in derselben von mir beobachteten baumartigen 
Farrnkräuter und Palmen lehrten, einen tropischen Charakter 
hatte, oder wenigstens ein Klima voraussetzte, wie es zwischen oder in der 
Kähe der Wendekreise in der Jetztwelt angetroffen wird. Die nach Ver- 
hältniss der grossen Ausdehnung jener Formation in Schlesien an wenig 
Orten, und dann auch nur selten und in geringerer Mannigfaltigkeit vor- 
kommenden Pflanzenreste Hessen ein genaueres Resultat nicht zu, welches 
aber nichtsdestoweniger den Geologen vielleicht nicht ganz unerwünscht 
sein konnte, da bis dahin noch niemals der Versuch gemacht worden war, 
die fossile Flora des Quadersandsteins einer Gegend zu bearbeiten. 

Eine zweite Zusammenstellung dieser Art lieferten die Bearbeiter der 
Gaea saxonica 1843^ insofern die Ablagerungen bei Nieder-Schöna zum 
untern Quadersandsteine gerechnet werden können, worüber B. Cotta 
selbst später in der zweiten Auflage seines Grundrisses der Geognosie 
und Geologie (LAbth. 1845. S.7) noch nicht ganz entschieden zu sein 
scheint, indem er sie nur mit einem Fragezeichen dahin bringt. Inzwi- 
schen widerspricht die Beschaff'enheit der in jenen Schichten enthaltenen 
Flora nicht dem von mir veröffentlichten erwähnten Resuhate. 

Das grosse Material, welches der verdiente Reuss in der böhmi* 
sehen Formation dieses Namens gesammelt hatte, bearbeitete Cor da, unter 



356 H. R. Göpperl, 

welchem nun zu weiterer Förderung der von mir zuerst angegebeneii 
wissenschaftlichen Basis die Cycadeen hinzutreten, daher Gor da auch zu 
keinem andern Resultate kommt, und die Beschaffenheit der Flora nur 
bestimmter, (was er wegen des grösseren und mannigfaltigeren Materials 
nun wohl konnte), für eine wirklich subtropische erklärte, es aber auf eine 
Weise als zuerst nachgewiesen hinstellt, als ob der Inhalt meiner Abhand- 
lung für ihn gar nicht exislirt hätte, wiewohl er sie mit dem Ausdruck — „be- 
rühmt^% und auch sonst noch als eine ihm doch wohl bekannte bezeichnet. 

DiefRursion, welche mich in den Besitz der nachfolgend zu be- 
schreibenden fossilen Reste setzte, machte ich am 20. August 1846 in 
Begleitung der Herren Dr. med. Gross und Keller, welchen ich auch 
später noch mancherlei interessante Beiträge aus jener Gegend verdanke. 
Zunächst besuchten wir die bei Habelschwerdt in der Grafschaft Glaiz, am 
rechten Ufer der Neisse, nicht weit von der über diesen Fluss führenden 
Brücke gelegenen Quadersandsteinbrüche, in welchen wir keine Spur von 
anderweitigen Pflanzen, geschweige Dikotyledonenbläller, sondern nur 
Conchylien, insbesondere Exogyra Columha^ und in überaus grosser Menge 
die von mir unter dem Namen Cylindrites spongioides früher beschriebe- 
ne, damals als wahres organisches Gebilde sogar noch zweifelhafte. Pflanze 
antrafen, die ich nun in vollständigeren Exemplaren, als früher, aufTand, so 
dass ich sie vollständiger zu beschreiben und abzubilden vermag, 

Sie durchsetzt hier das Gestein in jeder Richtung in der Gestalt von röh- 
renförmigen, 6-8 L. dicken, zylindrischen, oft 1-2 F. in gleichem Durchmes- 
ser forllaufenden Körpern, die sich auf ihrer ungleich-grubigen Oberfläche 
von dem benachbarten sehr weissen Gesteine durch eine bräunlich-graue, oft 
auch schmutzig-grünliche Farbe unterscheiden. Dieser Wechsel von klei- 
nen Erhöhungen und Vertiefungen, wodurch die grubige ungfeiche Ober- 
fläche bedingt wird, ist jedoch nicht so unregelmässig, wie man bei'm 
ersten Anblick, namentlich weniger gut erhaltener Exemplare, schliessen 
möchte; deutlich erkennt man eine quincunciale oder spirale Stellung der 
nach allen Seiten von der stumpflichen Spitze aus abgeflachten Erhöhungen, 



zmr Flora des Quadersandsteins in Schlesien. 357 

wie ich auch schon bei der ersten Beschreibung und Abbildung dieser 
merkwürdigen Gebilde andeutete, jetzt aber mit der grösslen Bestimmtheit 
wiederholen kann. In ihrem Verlaufe schwellen sie hie und da zu längli- 
chen, nach beiden Seiten abnehmenden, den Durchmesser der Röhre über- 
haupt etwa 2 bis 3 mal übertreffenden Knollen (Taf. XXXV. Fig. 1 a, 
Taf. XXXVI. Fig. 3 c, Fig. 2) an, auf deren Oberfläche jene in Spirale ge- 
stellten Erhöhungen noch deutlicher hervortreten. Zur Seite dieser Knol- 
len (Fig. 2 a) befinden sich nicht selten dreieckige, grünlich-braune, wie 
es scheint mit jenen Erhöhungen einst in Verbindung gewesene Ab- 
drücke, die fast ein blattähnliches Aeussere besitzen. Manchmal endigen 
sich jene röhrenförmigen Körper in solche längliche, spitzige Kolben 
(Fig. 3 a), oder sie setzen sich hinter denselben noch eine kürzere Strecke 
fort, um sich in sparrig abstehende Gabeläste zu theilen (Fig. 3 6), oder 
sie werden allmälig schwächer (Taf. XXXV. Fig. 4) durch Abgabe seitli- 
cher, fast rechtwinklig abgehender Aeste. 

Wenn ich die bis jetzt etwa bekannten Bildungen dieser Art mit den 
so eben beschriebenen vergleiche, so halte ich es wohl für mehr als wahr- 
scheinlich, dass der von Geinitz beschriebene und abgebildete, von ihm 
für die obere und untere (}uadersandsteinformation Sachsens und des an- 
grenzenden Böhmens für charakteristisch «erklärte Spongites saxonicus 
(dessen Charakteristik S.96. taf. 23. fig. 1.2) mit unserer Pflanze über- 
einkomme, wiewohl ich niemals auf der Oberfläche desselben den kielarti- 
gen Wulst beobachtete, welchen Geinitz a.a.O. abbildete. Wir haben 
Beide fast gleichzeitig, ohne von einander zu wissen, er im Jahre 1842 
und ich ein Jahr früher, dies Gebilde beschrieben ; demohnerachtet würde 
ich gern bereit sein, trotz der Priorität meiner Beieichnung, . sie fal- 
len zu lassen, wenn ich nicht, wie früher, dafür hielte, dass die Aehnlich- 
keit mit einer Facoidea grösser sei, als mit einer Spongie, indem die be«« 
schriebene wulstjge knotige Anschwellung eine Eigenthttmlichkent ist, 
welche bei viden Algen, so viel mir aber w^Hgateins bis jetzt bekannt ist, 
bei keiner Spongie angetroffen wird, die wohl auch in ihrem anderweitigen 



358 H. R. Göppert, 

Habitus sehr abweichen. Mit Rflcksicht auf die früheren und neueren 
Beobachtungen dieses Gebildes wird also wenigstens über die organische 
Natur desselben kein Zweifel mehr obwalten können, nur möchte es zwei-* 
felhait sein, ob jene in spiraligen Reihen stehenden Höcker, die ich früher 
nur an den kolbenförmigen Auftreibungen wahrnahm, auch nur selbst frag- 
weise als Sporangien zu betrachten seien. Die beiden andern, von mir 
auch zu CyUndrites gerechneten Bildungen, wie C. arteriaeformis^ aus 
dem Quadersandstein Schlesiens, C. daedaleus^ aus Sachsen, sehe ich mich 
jedoch genöthigt, fortdauernd als ihrem organischen Ursprünge nach noch 
zweifelhafte Gebilde zu betrachten. 

Die erweiterte Diagnose der Gattung CyUndrites würde also gegen- 
wärtig lauten: 

€>yUndrttes mihi. 

F\*on8 cylindracea per intervaUa indefinita infiato^torulosa vel api-- 
cibus in clavae formam tumescentihus terminata^ dichotome tel alterne ra-- 
mosa^ nndique scrobiculato-tuberculcUa^ tuberculis in qmncunce dispositis. 

CyUndrites spongioides mihi. Nova Acta etc. Vol. XIX. P. H. Taf.XLYI. 
Fig. 1-5, und Taf.XLVm. Fig. 1 u. 2. In diesem Bande Taf. XXXV und 
XXXVI. Fig. 1-4. 

(? Sponffites saxonicus Geinitz.) 

Sehr verbreitet in dem obern und untern Quader der Grafschaft Glatz, 
Habelschwerdt, zwischen Habelschwerdt und Eisersdorf, bei Altwaltersdorf 
und Mailing, Nieder-* und Ober-Langenau, Ober -Kieslingswalde, in 
Sachsen und Böhmen nach Geinitz, im Quadersandstein bei Regensburg 
(Exemplare sah ich in der Sammlung des Grafen Münster), vielleicht 
aocb in dem Quadersandstein Calabriens nach P. v. Tchicatcheff, und 
bei Pisa nach Sa vi. 

Die ziemlich weite Verbreitung dieser Art kann jedenfalls als ein 
Aflhaltepniict zu vergleichender Würdigung entsprechender Formation die- 
nen; wie auch Geinitz schon bemerkt, dass er mit Hilfe derselben stets 



zmr Flora des Quadersandsteins in Schlesien. 350 

den Quadersandstein von dem in genannten Gegenden leicht damit zu 
verwechselnden Braunkohlensandsteine unterschieden habe. 



Von Habelschwerdt erstreckte sich nun unsere Excursion südöstlich 
thalaufwärts zu dem schon im vorigen Jahrhunderte von Leopold v. Buch 
(dessen mineralog. Beschreibung von Landeck, 1797) zuerst als reichen 
Fundort vorweltlicher Ueberreste beschriebenen Kieslingswalde, offenbar 
einst der östlichste Rand eines anticretaceischen Binnensee^s, dessen Wo- 
gen die alten Grenzgebirge der jetzigen Grafschaft Glate bespflhlten (Gei-* 
nitz, Verstein. von Kieslingswalde. 1843. S. 2). Zahllose Meerthiere 
lebten hier an den untersten Stellen, wie der grosse Reichthum und die 
Mannigfaltigkeit der hier vorkommenden thierischen Reste beweist. Das 
Gestein, in welchem sie vorkommen, ist durchschnittlich nur fein- und dicht- 
körniger, grauer Mergelsandstein, bei grösserem Kalkgehalt bläulich, bei 
Reichthum an chloritischen (glaukonitischen?) Körnehen blassgrttnlich, 
durch Verwitterung bräunlich werdend, und in den sandigeren Schichten, 
zwischen denen jedoch auch kalkreiche mit vorkommen, reich an feinen 
aber nicht zu verkennenden GlimmerblSttchen. Diese unteren Schichten 
enthalten vorzugsweise die Scheeren und andere Ueberbleibsel von Co^- 
Uanassa anUqua Otto, und die vielen Blätter dikotyledoner Pflanzen, die 
mit ihnen zugleich vorkommen, sind die Zeugen der einst nahe gelegenen 
Küsten, wofür, wie ich hinzusetze, unter andern die bruchstückweise Be- 
schaffenheit dieser letzleren Ueberreste spricht, indem man nicht etwa 
noch an Aesten befindliche, sondern gewöhnlich nur zerbtochene Blätt- 
chen antrifll, die sich nun überdies von dem hier jeder Schichtung entbeh- 
renden Gestein schwer lösen lassen. Dünnere und stärkere, fast horizon-^ 
tal liegende Platten, fährt Geinitz fort, bildenidie Berge von Kieslings- 
wdlde und werden nur durch den grobkörnigen Quader der sogenannten 
sieben Hirten, östlich von Kieslingswalde, noch überlagert. Dass das 
Gestein älter sei als oberer Quader, von dem es bedeckt wird, erschien 



360 H. R. Göppert, 

unverkennbar, ob aber als Kreidemergel, wie Römer meint, unentschie- 
den. Mit dem nämlichen Rechte könne man in diesem Gestein wohl auch 
den minieren Pläner erkennen. Cardium Hillamim Sow., das sich in 
Menge hier findet, gehört in Sachsen und Böhmen sogar nur den unte- 
ren Quadern an, womit die Schichten von Kieslingswalde noch viele Pe- 
trefacten gemein halten. 

Wenn der Verbreitung des Cylindrites oder Spongites saxonicus^ 
wenn wir diesen als identisch betrachten dürfen, wirklich so viel Werth zur 
Bestimmung der Formation, wie mir wohl richtig zu sein scheint, beige- 
legt werden kann, so führe ich hier an, weswegen ich überhaupt auch nur 
die vorstehenden geologisch - paläontologischen Bemerkungen meines 
Freundes anführte, dass ich ihn in Kieslingswalde mit den Dikotyledonen- 
blättern, wiewohl nur selten, angetroffen habe. Dikotyledonenblätter sind 
übrigens, ausser eben hier in Kieslingswalde, noch in keinem anderen 
Theile der Grafschaft gefunden worden. Von der Art ihrer Erhaltung gilt 
das, was ich schon früher anführte, dass die Abdrücke selbst sich nur 
durch ihre braune Farbe von dem sie umgebenden Gestein unterscheiden 
und keine Spur von organischer Substanz mehr vorhanden ist. 

Nur zwei der früher beschriebenen und abgebildeten Blätter habe ich 
später in der Uebersicht der fossilen Flora Schlesiens, welche im J. 1844 
in der neuesten Ausgabe der Flora Schlesiens durch Hrn. Wimmer 
erschien, mit bestimmten Gattungsnamen bezeichnet, eines mit dem 
Namen Carpimtes arenaceus^ Taf.47. Fig. 20, und das andere, Fig. 186, 
als Salidtes Pets^eldianus ; für die übrigen, so wie für die gegenwärtig 
neu hinzugetretenen passt bei der Ungewissheit, in der wir uns über ihre 
Abstammung befinden dürften, am besten nur der Sammelname nylütes. 
Es muss unter solchen Umständen genügen, wie ich auch früher (S. 125 
a. a. 0.) schon aussprach, wenn wir nachzuweisen vermögen, dass sie 
sich von den bis jetzt in der Braunkohlenformation, also jüngeren Schich- 
ten, entdeckten wesentlich unterscheiden und ein unserer gegenwärtigen 
Flora fremdartiges Aeussere zeigen, was nicht blos von allen hier abge- 



mi/r Fhra des Quadersandsteina in Schlesien. 361 

bädetoi, sondern auch von denen Ton Gorda in Reuss's obgenanntem 
Werke Taf.50 u. 51 abgebildeten BlSttern behauptet werden kann. 

Die ausgezeichnetste Form ist Taf. XXXVIL Fig. 5, wozu unstreitig 
Fig. 6 als unterer Theil desselben Blattes Fig. 7 gehört, gewiss einst von 
fester lederartiger Structur, wohl von einem Baume, ähnlich manchen 
tropischen Quercusformen, wenn mian sich ttber Verwandtschaften aus- 
sprechen soll. Ich bezeichne es nach dem neuesten Forscher des gedach- 
ten Fundortes: 

Pkyllites Geinitsianus. 

Fig. 8. Ein dickes lederartiges und daher nervenlos erscheinendes 
Blatt, mit ganz besonders dickem Stiele, wozu unter den früher abgebilde- 
ten wohl Taf.XLVII. Fig. 16, Fig. 18 a, und das viel breitere, aber eben 
so nervenlose Fig. 17 PhyUitea enervis mihi. Fig. 9 a könnte auch hier- 
her gerechnet werden ; ob es oben (T^) gespalten ist, wage ich nicht zu 
entscheiden. Fig. 10 gehört dem Blattnetz zufolge zu dem kleineren und 
es fehlt die Spitze. Fig. 11 mit erhaltenem Ende des Blattes, das fast wie 
abgeschnitten und eingebogen ausgerandet, ist: 

Phyllites emarginatus mihi. 

Fig. 12 halte ich für den Flügel irgend einer Frucht, in welcher 
jedoch Nerven nicht wahrzunehmen sind. Ein Name kann ihr nicht 
ertheilt werden. 

Die früher abgebildeten will ich hier noch mit Namen versehen. 
Taf. LI. Fig. 4 ein sehr ausgezeichnetes, auf beiden Seiten zugespitztes 
Blatt als Phyllites acumnatus. Taf. Uli. Fig. u. 10, aus dem Quader- 
sandstein bei Tiefenfurt, wegen der schaaligen Beschaffenheit der einzel- 
nen, die Abdrücke enthaltenden Platten des sehr festen Sandsteins, /%^ 
Utes testaceus mihi. ^ 

An diese nun in Schlesien beobachteten Arten sei es erlaubt, noch 
zwei sehr ausgezeichnete Cycadeen aus dem untern Quader bei Nieder- 
Schöna zu reihen, die Hr. Reiche bereits früher (Gaea saxon. pag.l34J 

V6LXXII. p.i. 46 



362 H. R. Göppert, 

benannt hatte, aber auf mein Gesuch mir zur Abbildung und Beschreibung 
ttberliess, die ich hier beide zu liefern beschloss, da idi in meiner im 
Jahre 1843 in den Schriflen der schlesischen Gesellschaft veröffentlichten 
Monographie der Cykadeen sie nur namentlich aüfftihren konnte, 

:FterophyUum Mrongn. 

Frondes pin/natae petiolatae^ pinnis distichis angusHorihus latiori- 
busee sublinearihus basi tota latit/adine insertis et rhacM confiuenUbus 
apice obtusis truncatis vel acutis^ nervis aequalibus parallelis simpUdhus. 
(Zamitae spec. Presl., Aspleniopteris Sternb., Pterozamites ß Pterophyllwn 
Braun, Ctenidis spec. Braun). 

Pterophyllvm saxonicwn Reich. Taf.XXXVIII. Fig. 13. 

Pt. fremde pinnata^ pinnis MbopposiHs peUefUissünds lato-linecmkas 
falcatis approximatis obtusis basi subattenwMs^ nercis crebris temässi- 
miSj rhachi crassissima. 

Im unteren Quader zu Nieder-Schöna. 

Die 6 Zoll lange, 3-3 % Linien breite, offenbar plattgedrückte Spin- 
del, am untern Theil mit fast vollständig erhaltenen, einander genäherten, 
fast horizontal stehenden Blättern, die 2-2/3 Z. lang, etwa l!4--2 L. breit, 
schwach sichelförmig gebogen, stumpflich, an der Basis etwas verschmä- 
lert sind, und von 16-18 feinen Nerven durchzogen werden. 

Pterophylhm cretosmn Reich. Taf.XXXVIII. Fig. 14. 

Pt. frande pinnata^ pinnis integris aUemis approximatis adnatis 
patentibus lät0'4inearibus^ rhachi infra s^deato^ striata^ nervis crebris 
crassinsculis. 

Mit der vorigen Art. 

Dies in weissem feinkörnigem Sandstein erhaltene Exemplar ist we- 
niger vollständig als das vorige, zeichnet sich aber doch von dem mit ihm 



zuiT Flora des Quadersandsteins in Schlesien. 



363 



verwandten Pt. propinqmm^ welches ich in der Juraformation Schlesiens 
auiTand und an dem eben angefahrten Orte beschrieb und abbildete, durch 
die im Verhältniss der breiten Fiedern in geringerer Zahl vorhandenen, 
aber dicken, sehr markirten Nerven aus, deren sich bei 4-5 Linien Blatt- 
breite nur 12-14 vorfinden. 



Wir wollen nun versuchen, eine Zusammenstellung sämmtlicher, bis 
jetzt bekannter fossiler, der Quadersandsteinformation angehörenden Pflan- 
zen zu liefern, wobei wir die des Wiener Sandsteinbeckens, so wie die 
von Achen und Bornhölm ausnehmen, welche wohl nicht in einem und dem- 
selben Alter mit dem Quadersandsteine zu stellen sein dürften. 



Classe L Plantae cellulares. 

1. Aphyllae. 
Algae. 

ülvaceae. 

Ca/iderpites St. 
fastigiatus St. 
Brardi St. 

Florideae. 

Rhodomdites St. 

strictus St. 
Sphaerococcites St. 

? Mantelli Römer. 
Halymenites St. 

Goldfussii St. 

cylindtieas St. 
MilnsteriaSX. 

Schneideriana Oöpp. 
Chondrites St. 

furcatus Presl. 



subverHdllatus Presl. 
? adcularis Presl. 
furdllatus Römer. 
Cylindrites Göpp. 

arteriaeformds Göpp. 
spongioides Göpp. 
daedaleus Göpp. 
Fuceae. 

Haliserites St. 
Reichii St. 

Classe Ilt Plantae vascnlares. 

A. Monocotjledoneeu 
1. lonocotyledones cijrptogaaae. 



Filices. 



* Trunci. 



Protopteris Presl. 
Singeri Presl. 



364 



H. R. Göppert, 



** Frondes. 

Sphenopterides mihi. 
Sphefwpteris Brongn. 
Roemeri Göpp. 

Pecopterides mihi. 
Poljfpodites Göpp. 

Schneideriana Göpp. 
Pecopteris Brongn. 

Schoenae Reich. 

bohemica Cord. 

Zippei Cord. 

lohifolia Cord. 

2. lonoGotyledoBes phtBefogamae. 

Gramineae. 

CkdmUes Brongn. 

GoepperU Münst. 

Najadeae. 

Zosterites Brongn. 

Orbignian/us Brongn. 
Bellavisian/us Brongn. 
elongatus Brongn. 
lineatus Brongn. 

Palmae. 

Pahnacites varians Corda. 
FlabeUtma St. 

chamaeropifolia Göpp. 

Asparageae. 
? Dracaena. 

Benstedtü Morris. 



Cannaeeae. 

CannopkyUUes Hissingeri Göpp. 

B. Dicx>tjledone8. 

Cycadeae. 

Microzamia gibba Corda. 
Zamites familiaris Corda. 
Zamiostrobus Endl. 

fnacrocephahta Endl. 

ovatas Göpp. 

stissexiensis Göpp. 
Pterophyttum Brongn. 

scLxonicum Reich. 

cretosum Reich. 

Abietineae. 

Pinites With et Göpp. 

aqaisgranensis Göpp. 

Rossmaesleri Göpp. 
Pinus Beussä Corda. 

exogyra Corda. 

cretacea Corda. 
AbietUes Nils, et Göpp. 

* FoUa. 
Benstedtü Göpp. 

** Slrobili. 
oblongus Göpp. 
Ounninghamites Presl. 
elegans Corda. 
plant folius Corda. 
Oxycedrus Presl. 



zfUT Fiara des Quadersandsteins in Schlesien. 



305 



Cryptomeria primaeva Corda. 

Araucaria crassifolia Corda. 

Dammärites Presl. 
albens PresL 
crassipes Göpp. 

Myriceae. 

CompUmites antiquus Nils. 

Salicineae. 
Salidtes Nils. 

fragäiformls Göpp. 
Wahlbergii Nils. 

Acerites. 

Acerites cretaceus Nils. 



Dicotyledones dubiae affinitatis. 
Credneria Zenk. 

integerrima Zenk. 

denticulata Zenk. 

subtriloba Zenk. 

Schneideriana Göpp. 

&i/a6a Zenk. 

cuneifoHa Bronn. 
/%2^//tYe« Schi. 

Geimt!sian/us Göpp. 

e9»em9 Göpp. 

ema^ginatas Göpp. 

acuminatus Göpp. 

testaceus Göpp. 



Wenn wir hierzu noch die 1 1 DikotyledonenblSUer und die 3 Frucht- 
reste, beobachtet von Corda und Reuss (Taf. lY. Fig. 12), und von mir 
(Taf. XXXVII. Fig. 12), rechnen, so belauft sich die Gesammtzahl der Arten 
auJP 81, deren Beschaffenheit aber, wie schon angefahrt wurde, meinem 
früher erlangten und neuerlichst von Corda bestätigten Resultat über die 
Natur jener Flora nicht widerspricht, sondern es nur noch mehr bestätiget. 



Drack von GRASS, BARTH Sf COMP, in Breslau. 



^/.IMJ^/ 



TUJI^ 




vfii-'^jtfVX-:' j. ff-rdTt^iy, 5, 



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I'iti^m^dJrZ^J^MOiA 




TkOZIBi: 




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^MA.4Mr4iC£^V«4Cr./^««/7 ttMmtmJmu. 



f^josi^y: 



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ZitjtJmt^dyj:!J^d,k'tr/f€urj ^ ^Mt» friJ»?iA. 



This book should be retumed to 
the Library on or before the last date 
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