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TEBHAJVDLMfiEN
DER
KAISERLICHEN] LEOPOLDINISCH-CAROLIMSCIIEN AKADEMIE
DER NATURFORSCHER.
DES VIERZEHNTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG.
HIT «9 TAFELN.
BRESLAU DND BONN 1847.
Fttr die Akudenie in EDVARD WEBBH'S Bnchhftndlnng in Bonn.
NOVOBUM ACTOMM
ACADEMIAE CA£SAB£A£ LEOPOLDEVO - CAROLINAE
NATUBM CURIOSORUM
VOLUMINIS VICESIMI SECUNDI PARS PRIOR.
CUM TABDLIS XXXVm.
YRATISLAVIAE bt BONNAE
HDCCCXLVn.
LSocnU.7
FRIDERICO GUILELMO IT.
BORUSSORUM REGI AUGUSTISSDfO, POTEISTISSIMO,
ACADEMIAE CAESARBAE LEOPOLDINO-CAROLINAE
NATUBAE CURIOSORUM
PROTECTORI SUPREMO, AMPLISSIMO,
CLEMENTISSIMO,
HOC VICESIMÜM SECUNDUM NOVORUM ACTORUM VOLUMEN,
NOVAE, qUAE lAM ACADEMIAE EXORITUR, AETATIS TERTIUM,
SACRUM ESSE DESPONSUMQU£
VOLUMUS.
INDEX COMMENTATIOMII^
IN HAC PRIORI PARTE VOLUMINIS VICESIlttl SECUNDI
CONTENTARÜM.
BeUrSge zur Anatomie des Elephanten und der übrigen
Pachydermen^ von Dr. C. Mayer p. 1. Tab. I — IX.
Oeber einige pathologische Producie von Vögeln und Sau-
gethieroij von Dr. K v. Bibra p. 88. Tab. X.
Zur Kenntuss der Bakmophoren^ insbesondere der Gat-
tung Rhopalocnemis Jangh., von Dr. H. R. Göppert p. 117. Tab. XI — XV.
Chemische Untersuchung des wachsähnlichen Bestandtheiles
der Balanophora elongata Biame, von Th. Poleck p. 169.
KnospenbUderj ein Beitrag zur Kenntniss der Laubknospen
und der Verzweigungsari der Pflanzen. Erste Abthei-
bmg. Dikot^edmen, von A. Henry p. 168. Tab. XVI — XXXU.
Die Knochenreste eines in der Papierkohle des Siebenge-
birges aufgefundenen Moschusthieres^ beschrieben von
Dr. Goldfuss p. 34a Tab. XXXHI, XXXIV.
Zur Flora des Quadersandstuns in Schlesien^ als Nach-
trag zu der früher erschienenen Abhandlung über den-
selben Gegenstand in Nova Acta Acad. Leop. Gar. Caes.
Nat. Cur. Vol. XIX. P. 2. 1841. pag. 99—134, von
Dr. H. R. Göppert p. 353. Tab. XXXV— XXXVIH.
BEITRAGE
ZUR
AM ATOUCEll »SS BIiEPKASrnBM
UND
DER ÜBRIGEN PACHYDERMEN,
VON
Dr. C. MAYER,
M. da A» d. N«
MIT NEUN STEINDRUCKTAFELN.
DER AKADEMIE ÜBERGEBEN DEN 3a MAI 1845.
Voi.XXIL P.h
liltteratar.
Aristoteles, Historia animalium, Lib. 11 et IV.
Galen US, Administratio anatomica, Lib. VII et de usu partium.
Aelianus, Historia animalium, Lib. VIII et XIV.
Plinius, Historia naturae, Lib. VIII et XI.
Marchetti, Anatomia, Cap. 12.
Petrus Gillius, Descriptio Elephanti.
Du Vernoi, Commentarii Acad. scient. Petropol. , Tom. II.
Moulinus, Historia anatomica Elephanti, 1682.
Jons ton, Historia naturae, de quadrupedibus, Lib. 1.
Perrault, M^moires de I'Acad^mie royale des Sciences, Tom. III. Pars III.
p. 161. Paris 1734.
P. ab Harten felss, Elephantographia curiosa.
Blair, Philosophical Transactions, Year 1708. Vol. V. P. I.
Valentin!, Amphitheatrum zootomicum, Francofurti ad Moenum 1720.
Camper, Kleine Schriften, I. S.51 und Oeuvres I et IL p. 152-173.
Leigh, Philos. Transact. 1801. (Rhinoceros).
Cuvier, LeQons d'anat. comp. Tom. III, Recherches sur les oss. foss. I.
und Menagerie du Museum. 8. IL (Rhinoceros).
E. Home, Philos. Transactions 1821. und Lectures of comparativ Ana-
tomy. II.
Meckel, System der vergleichenden Anatomie. IV. Bd.
Göthe und d'Alton, Acta Acad. Caes. Leop. Nat. Cur. 1824. Vol. XII.
P.L p.325. (Schädel).
4 Litteratur.
Spaarrmann, Reise nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, S. 415
u. 568. (Rhinoceros — Hippopotamus).
Daubenton, in Buffon bist. nat. XII.
Zimmermann, Beschreibung und Abbildung eines neugebornen Ele-
phanten, Erlangen 1783. (unbedeutend).
Basson, in Buffon bist. nat. XXIX. (Tapir).
Yarrel, Zoological Journal IV. (Tapir).
Leigh Thomas, Phil. Transact. 1801. (Rhinoceros).
Owen, Proceedings of the Comm. of science. London. I.
Maximilian, Prinz zu Wied, Beiträge zur Naturgeschichte von Bra-
silien. II. Bd. 1825.
Seh reber, Naturgeschichte der Säugethiere, fortgesetzt von A. Wag-
ner. VI. Tb.
Rapp, in Meckel's Archiv. 1830. (Dicotyles, Tapir).
W. Vrolik, Recherches d'anatomie comparöe sur le Babyrussa.
N. Verb. I. Classe. X. Theil.
Gurlt, Vergleichende Anatomie der Haussäugethiere. 2. Aufl. 1844.
Leuret, Anatomie comparative du syst, nerveux. Paris 1839.
Köstlin, Der Bau des knöchernen Kopfes. Stuttgart 1844.
Vorwort*
Hie Pachydermen nehmen, schon vermöge ihrer sonderbaren und mei-
stens kolossalen Formen, mit Recht eine besondere Stelle in der Classifi-
cation der Säugethiere ein. Es ist aber weder das Merii:mal der Dickhaut,
noch das der Yielklaue, ein durch die ganze Ordnung durchgreifendes und
hinreichend, als Charakter derselben angeschrieben zu werden. Es hat
jedoch jede Eintheilung der Classe der Säugethiere sowohl, als noch mehr
jene der gesammten Thierorganismen, ihre Schwierigkeiten und Anstösse,
die derjenige wohl erfahren, welcher mehrere und verschiedene Einthei-
lungsprincipe bei solchen Classificationen durchversucht hat. Die Haupt-
schwierigkeit liegt in dem Gegensatze zwischen Äusserem und Innerem
und dem daraus folgenden Zwiespalte zwischen Zoographie und Zoologie.
Der Zoograph fordert und verlangt eine Eintheilung der Thiere nach
äusseren, leicht erkennbaren Merkmalen zu einer leicht fasslichen und
sicheren Diagnostik der Thiere, ohne sich um die Dignität dieser Merkmale,
so zu sagen, oder um die Nothwendigkeit der Beziehung derselben zu den
inneren wesentlichen Organen zu kümmern. Dem Zoologen dagegen
genügen die bloss äusserlichen, meistens unwesentlichen, Unterschei-
dungsmerkmale nicht, er dringt in das Innere und sucht daselbst wesent-
liche und der Organisation als nothwendige Typen zu Grunde liegende
Merkmale auf. Die comparative Anatomie ist ihm hierbei Leitstern und
Wegweiser. Je mehr er aber In's Innere des Thierkörpers eindringt,
desto unbrauchbarer wird seine Unterscheidung und Eintheilung für die
Zoographie oder für den bloss beschreibenden Naturforscher. Ich werde
6 Vorfcof%
es an einem anderen Orte versuchen, meine Eintheilung der gesammten
Thierwelt, so wie die der einzelnen Classen derselben, dem Publicum
vorzulegen. Hier möge es genügen, einer ganz einfachen Idee Erwäh-
nung zu thun, nach welcher die Säugethiere in wenige Hauptordnungen
eingetheilt werden können, und welche meines Wissens für die Säuge-
thiere noch nicht versucht worden ist. Es ist die Idee, die Säugethiere
nach den Sinnesorganen zu ordnen. Demgemäss theile ich dieselben ein
in: 1) Tast-Säugethiere, Quadrumanen. 2) Auge-Säuge-
thiere, Fleischfresser. 3) Ohr-Säugethiere, Nager. 4) Zun-
gen-Säugethiere, Wiederkäuer (incl. Einhufer). 5) Nasen-
oder Rüssel-Säugethiere, Pachydermen. Die Cetaceen wür-
den sodann in 2, 4 und 5 vertheilt, und der Mensch stände als Säuge-
thier des inneren Sinnesorganes abgesondert oben an.
ZUR
ISUTOMIE DES ELEPnMTElV.
Osteologle.
llie Osteologie des Elephanten ist durch die Arbeiten von Cuvier bereits
so ausführlich behandelt worden, dass ich füglich hierauf und auf die schö-
nen Abbildungen des Skelettes des Elephanten von d 'AI ton verweisen
kann. Ich beschränke mich daher auf einige Bemerkungen über den Bau
des Schädels und seiner einzelnen Knochen, und knüpfe hieran einige
Reflexionen über den Bau derselben Knochen bei anderen, besonders ver-
wandten Säugethieren.
Betrachten wir zuerst die Knochen des Kopfes des Elephanten im
Einzelnen, um sodann nachher desto sicherer einen Blick auf die ganze
Formation des Kopfes werfen zu können.
Die Nasenbeine stellen eonisch zugespitzte kurze Tuten dar, welche
die Blasen-Hüllen dreier grossen Knochenzellen (Sinus nasales) sind, und
welche letztere mit den grossen Stirnbeinzellen zusammenfliessen.
Das Thränenbein bildet eine kleine dünne Platte von 4 Linien Länge
und 3 Linien Breite. Es besitzt nach aufwärts einen dicken kleinen Haken
(Spina seu Hamulus). Der Thränencanal geht Aach einwärts und öffnet sich
nach unten und vcNrn in die Nasenhöhle. Es verwächst sehr frühe mehr
oder minder mit dem Oberkieferbein und Stirnbein. Blumenbach glaubte
noch, es fehle ganz. Bei'm Hippopotamus ist dagegen das Thränenbein
sehr gross und breit und besitzt nach der Augenhöhle zu zwei Bullae
osseae. Der Thränencanal ist weit, aber einfach. Bei'm Tapir (T. indi-
aus) ist das Thränenbein gross und besitzt zwei Oeffnungen, welche zu
dem Nasencanale, der sodann unter der untern Muschel verläuft, führen.
Vot.XXiL p.i. 2
10 C. Mayer,
Die Spina lacrymalis ist hier stark. Bei Dicotyles torquatus muss es sehr
früh verwachsen, da ich bei einem jungen Thiere keine Spur von ihm und
dem Thränencanal bemerken kann. Bei'm Schwein ist das Thränenbein
kleiner, aber doch noch grösser, als bei'm Elephanten und zeigt ebenfalls
zwei Oeffnungen oder Eingänge zum Thränencanale. — Bei den Wieder-
kauern ist das Thränenbein besonders gross und zeigt eine weite Blase als
Sinus lacrymalis. Der Thränencanal ist einfach. Bei^m Lama hat das
Thränenbein nur eine, bei'm Hirsch aber zwei OeiTnungen. Bei den
Nagern, dem Hasen, Kaninchen und Biber ist das Thränenbein klein.
Das Os ethmoideum ist sehr ausgebildet und schön entwickelt. Es
zeigt eine obere dicke blasenförmige Muschel und 4 Conchae, also über-
haupt 5 Meatus narium. In die obere führt eine freie OeiTnung der Stirn-
höhlen. Es besitzt eine sehr dicke Lamina perpendicularis. Seine Sinus
münden unmittelbar in die Nasengänge ihrer Muscheln aus.
Das Zwischenkieferbein ist fast bloss für den Stosszahn bestimmt und
liegt in einer röhrenförmigen Vertiefung oder in einem Halbcanale des
Oberkieferbeins, daher Wiedemann (Archiv f. Zoolog. H. p.68) fölsch-
lich glaubte, der Stosszahn stecke in dem Oberkieferbein selbst. Da, wo
das Zwischenkieferbein an das Nasenbein und Stirnbein anstösst, zeigt es
zwei Sinus, welche mit den Sinus der genannten beiden Knochen com-
municiren.
Das Oberkieferbein bildet mit seinem grössten Theile bloss die Hülle
der beiden Backzähne und besitzt nur einen relativ ganz kleinen und kur-
zen Sinus maxillaris, welcher' in* die Nasenhöhle mit seiner ganzen Weite
ausmündet. Der Processus zygomaticus ist dick und ziemlich lang.
Eigenthümlich ist noch, dass das Oberkieferbein an der unteren Fläche des
Zwischenkieferbeines etwas hervortritt. Das Antrum Highmori ist schmal
und es führen zwei Oeffnungen zu demselben.
Das Jochbein ist dünn und lang, mit dem Oberkiefeii)ein durch quere
Sutur, mit dem Processus zygomaticus des Schläfenbeins durch horizontale,
lange Synchondrose verbunden.
Beiträge sur Anatomie des Elephanten. 1 1
Das Gaumenbein ist dünn, an seinem Gaumentheil schmal, an seinem
aufsteigenden Theile breit.
Das Pflugscharbein ist ziemlich lang und läuft in eine gabelförmige
Schaufel aus. Die untere Muschel fehlt.
Das Stirnbein ist kurz aber breit. Es ist oben nicht gewölbt, son-
dern platt. Die oberen Stirnbeinszellen sind klein und nur vorn ist eine
grosse Zelle, welche mit der äusseren Zelle des Nasenbeins zusam-
menfliesst.
Das Scheitelbein ist sehr breit und enthält grosse Sinus, welche durch
eine kleine Oeffnung mit denen des Hinterhauptbeines communiciren.
Zwischenscheitelbeine, welche bei'm Elephanten bisweilen (Köstlin), so
wie auch bei'm Rhinoceros und bei^m Hippopotamus vorkommen, fehlen hier.
Das vordere Keilbein-besitzt ein breites Corpus, welches aufgelockert
ist. Der Schwerdtfortsatz ist kurz, dick und enthält einen kleinen Sinus.
Es ist vorn mit der Lamina papyracea des Siebbeins verwachsen.
Das hintere Keilbein besitzt ebenfalls ein dichtes, breites, nicht hohles
Corpus, welches mit dem des vorderen Keilbeins und mit der Lamina papy-
racea des Siebbeins verbunden ist. Es geht in die grossen breiten Alae
descendentes oder Processus pterygoidei über. Sie sind fast ohne Thei-
lung und haben nur eine sehr kleine Flügelgrube mit einem ganz kleinen
Hamulus. Sie decken als Hülse den Theil des Os maxillare superius,
worin die Stücke des hinteren Backenzahnes sich befinden.
Die grossen Flügel des Keilbeins fehlen gänzlich und
es ist keine Fossa sphenoidalis cerebralis posterior mehr vorhanden. Es
fehlt also die vordere und hintere Fossa sphenoidalis dem Elephanten^
Jene zeigt sich zuerst bei den Affen, Bradypoden, Manis und Carnivoren,
während sie dem Menschen fehlt; sie ist breit bei den Wiederkauern und
selbst noch bei dem Schweine. Diese ist bei dem Menschen, den Affen
und Bradypoden noch geräumig, bei den Wiederkäuern schmal -länglich
von vorn nach hinten, bei der Katze nur eine kleine Grube und fehlt bei
den Pachydermen ganz.
12 C. Mayer,
Das Vorhandensein einer Ala maior des Keilbeines bei den SSuge-
thieren ist von grosser Wichtigkeit für die Gehirnbildung, indem dieser
grosse Flügel eine besondere Grube (Fossa temporalis anterior) in der
Schädelhöhle bildet, daher ich hier auf diesen Bildungstypus besonders
Rücksicht genommen habe. Allgemein wird dem Schädel der meisten
Säugethiere eine solche Ala magna zugeschrieben. Allein sie kömmt, wie^
erwähnt, nur wenigen Säugethieren zu. Me ekel hat über diesen Gegen-
stand nur sehr Unvollständiges und hat demselben nicht die gehörige Auf-
merksamkeit gewidmet. Cuvier hat hierüber in seiner vergleichenden
Anatomie eigentlich gar Nichts. Nur von dem Elephanten sagt er (sehe
Recherches sur les ossemens fossiles): que la hcmteur des ailes du sphänoide
fait dans Välephant des Indes plus de trois quarts de celle de la face oc-
cipitale. Allein dieses ist gaAz unrichtig, indem die Ala sphenoidea seu
maior dem Elephanten gänzlich mangelt. Auch Köstlin (1. c.) nimmt
noch eine solche an. An die Ala minor des vorderen Keilbeines stösst
bei dem Elephanten in der Schädelhöhle das Stirnbein und Scheitelbein.
An den Rand zwischen der Basis des hinteren Keilbeines und dem abstei-
genden Flügelfortsatz (Processus pterygoideus) stösst in die Schläfengrube
das Stirnbein und das Schläfenbein, so dass sich zwischen die beiden letz-
teren keine Ala sphaenoidea einschiebt. Diese Ala maior ossis sphaenoidei
kömmt schon in geringerer Ausdehnung, als bei'm Menschen, den Affei
zu ; noch kleiner ist sie bei den meisten Fleischfressern, bei Dasypus und
bei den Nagern. Bei'm Delphin so wie bei HaJicore Dugong ist diese Ala
noch ziemlich ansehnlich. Bei den Wiederkauern, bei welchen die Flügel
des vorderen Keilbeines breit sind, bildet diese Ala nur eine schmale Län-
gen-Grube der Fossa temporalis anterior für einen Gyrus cerebri. Bei
den Pachydermen, bei dem Schweine insbesondere, bei welchen das vor-
dere Keilbein ebenfalls breite Flügel zeigt, fehlt der grosse Flügel, indem
er nur einen kurzen soliden Fortsatz bildet, welcher nicht mehr äusserlich
in der Fossa temporalis externa erscheint. (Bei dem Schweine existirt der
Processus pterygoideus internus als dünner zarter Knochen noch lange als
Beiträge zur Anatomie des Elephanten. 13
getrennter Knochen. Man könnte ihn wohl Ala hamata nennen). Es folgt
aus dem Gesagten, dass die Ala minor ossis sphaenoidei bei den Säuge-
thieren zunimmt und breiter wird, wie die Ala maior abnimmt, jene also
diese zu ersetzen scheint.
Bei'm Schwein ist das vordere Keilbein, namentlich auch seine Pars
orbitalis klein, dagegen der Sinus in ihm, welcher mit dem Sinus der sehr
weit zurückstehenden Lamina papyracea des Siebbeins zusammenkömmt,
sehr gross und der Ausgang dieses gemeinschaftlichen Sinus in die Nasen*
höhle S-förmig gekrümmt. Bei demselben findet sich im hinteren Keilbein
seitlich ein grosser Sinus, welcher in den Processus pterygoideus hinabsteigt.
Dieser Sinus ist bei dem Ochsen nur schwach angedeutet. Das vordere Keil-
bein besitzt bei'm Hunde einen Sinus zur Aufnahme der Dicke des Siebbeines.
Das Schläfenbein ist relativ gross. Sein Schuppentheil ist gross und
breit und enthält sowohl nach vorn als hinten in der Pars mastoidea grosse
Sinus, wovon die ersten mit denen des Stirn- und Scheitelbeines, die letz-
tem (Cellulae mastoideae) mit denen des Hinterhauptbeines communiciren.
Der Processus mastoideus ist sehr schwach und kurz. Das Felsenbein
besitzt eine lange Spina basilaris. Die Pars mastoidea ist jedoch gross
gewölbt, enthält in ihrer grossen länglichen Bulla ossea mehrere Sinus,
welche, wie die des Schuppentheils, in die Trommelhöhle auslaufen. Die
Tuba Eustachii ossea ist %ehr weit, ebenso die Trommelhöhle. Der Pro-
cessus styloideus ist kurz abgebrochen.
Das Hinterhauptbein zeigt an seiner Schuppe, welche sehr breit ist
und bis zum Scheitel sich erhebt, zwei grosse Sinus. Die Pars condyloi-
dea dieses Knochens ist gross, dick und fest und enthält ein Paar Sinus,
die jedoch in die Schädelhöhle ausmünden. Die Pars basilaris ist ohne
Zellen. Ein Tentorium cerebelli osseum ist nicht vorhanden. Ebenso
nicht bei'm Rhinoceros^ IMppopotamua^ Tapir^ Dicotyle und Sus scrofa.
Nur ist eine Crista petrosa bei letzteren noch zu sehen. Aeusserlich fin-
den sich am Hinterkopfe, wo das Ligamentum nuchae sich ansetzt, eine
doppelte Grube mit rauher zelliger Oberfläche.
14 C. Mayer,
Der Unterkiefer ist klein, kurz und fast bloss eine Knochenzelle fflr
die beiden Backzähne zu nennen. Seine Processus sind verhältnissmässig
schwach. Bekanntlich werden bei^m Elephanten nur zwei Backzähne an*
genommen. Die vorderen Backzähne des Oberkiefers zeigen 7 bis 10
Kronen, jedoch scheinen die hinteren Stücke ihre Kronen noch nicht ent-
wickelt zu haben. Hinter dem ersten Backzahn bemerkt man, bei unserm
halberwachsenen Thiere, einen Zahn von 5-6 Stücken, und 9-10 ein-
zelne Zähne mit meist 5-6Cuspides, zuletzt ein zweispitziges und endlich
ein einspitziges Stück. Auf ähnliche Weise verhalten sich auch die Back-
zähne des Unterkiefers. Cuvier nimmt 32 Backzähne an, nach Corse's
Angabe, dass die Backzähne achtmal wechseln. Es erzeugen sich daher
hinten in der Cavitas alveolaris immer neue einfache Zacken, welche, in-
dem sie vorrücken, sodann in mehrere Cuspides auswachsen und zu 8-10
Stück zusammenklebend, einen Zahn ausmachen. Die Berührungsflächen
der oberen und unteren Backzähne liegen in einer Ebene, wie bei mehre-
ren Wiederkauern. Bei'm reifen Rhinoceros sind 7 Backzähne des Ober-
kiefers und 7 Backzähne des Unterkiefers vorhanden. Die gegenseitige
Anlagerung der Backzähne des Ober- und Unterkiefers oder ihr gegensei-
tiges Ineinandergreifen unterscheidet das Rhinoceros sehr vom Elephanten.
Die äusseren Cuspides der Backzähne sind nämlich bei^m Rhinoceros
schaufeiförmig, die inneren dagegen conisch oddV zackig. Es liegen da-
her die Backzähne nach aussen dachziegelförmig auf einander, so dass die
obern die untern bedecken und sie sich an den entgegengesetzten Flächen
berühren und abreiben. Die inneren Zacken, deren zwei bis drei sind,
greifen aber so in einander von unten nach oben, dass die mittlere oder
grössere Zacke in den Einschnitt der Zacken des entgegengesetzten Zah-
nes eingepasst ist, so dass an den hinteren Zähnen immer zwei äussere
Zacken in einen Einschnitt zu stehen kommen. Man sieht hieraus, dass
die Backzähne des Rhinoceros eine doppelte Bestimmung haben, nämlich
mit ihrer äusseren Hälfte wie Schneidezähne zum Nagen und Zerschneiden
der Vegetabilien, mit ihrer inneren Hälfte, wie die Zähne der Carnivoren,
Beiträge zmt Anatomie des Elephanten. 15
zum Zerreissen und Abreissen derselben dienen zu können, und sie sind
nur in der Richtung von oben nach abwärts und von vom auf einander
beweglich.
Die dreieckigen Zacken der Backzähne der Wiederkäuer greifen ver-
mittelst dünner Rinnen in einander ein und sind nur in der Richtung nach
der Seite auf einander beweglich. Bei'm Lama sind sie schief nach aussen
und abwärts mit flachen Kronen sich berührend. Bei den reissenden Thie-
ren berühren sich eigentlich nur die Spitzen der Backzähne und wenn sie
sich mehr nähern, so greifen die grössten Zacken des Zahnes immer in die
entgegenstehenden Lücken, so dass die grösste Zacke des Zahnes immer
zwischen 2 Zähne fallt. Bei'm Bären haben die Backzähne aussen scharfe,
innen mehr stumpfe Spitzen. Bei den Nagern (Kaninchen, Biber u.s.w.)
stellen die Kronen gerade oder schiefe Ebenen mit Kerben oder Ein-
schnitten dar.
Die Kopfknochen des Elephanten und insbesondere auch die Schä-
delknochen desselben verwachsen in ihren Synarthrosen sehr frühe und
schon im fünften Jahre. Im sechsten Jahre ist das Thränenbein schon mit
dem Stirnbein und Oberkieferbein verwachsen und vereint, daher es kam,
dass Blumenbach dasselbe dem Elephanten absprach. Die Suturen des
Stirnbeines, die desselben mit dem Scheitelbeine und die des Hinterhaupt-
beines, so wie die Synchondrose des Keilbeines mit dem Basilartheile des
Hinterhauptbeines sind schon gross tentheils verschwunden. Ebenso ist
die Pars petrosa mit der Pars mastoidea schon frühe verwachsen.
Die vorderen Knochenhöhlen (Sinus) des Schädels laufen in die
Nasenhöhle, die hinteren in die Trommelhöhle, und diese sodann durch die
Eustachische Trompete wieder in jene erstere aus. Auch communiciren
die Hinterhauptzellen durch die des Scheitelbeines mit den Zellen des
Stirnbeines.
Der Schädel des asiatischen Elephanten zeichnet sich vor dem des
africanischen Elephanten durch grössere Wölbung des Yorderkopfes und
Hinterkopfes, insbesondere durch den grösseren Gesichtswinkel aus. Es
16 C. Mayer,
sind bei jenem auch die Sinus frontales, parietales et occipitales viel weiter
und geräumiger. Cuvier bemerkt dieses bereits, indem er sagt (Annal.
du nrnseum d^histaire naturelle. Tom. VIII. pag. 142): Ce qui frappe le
pkis^ &e8t le sammet dsla tite presque arrahdi dans Pelephant d'Afrique
et s'älevant dans Vilephant des Indes en une espdce de double pfframide.
Dadurch erhält der Kopf des asiatischen Elephanten ein schöneres, impo-
santeres Ansehen, dagegen an dem des africanischen Elephanten die Stirn
abgeflacht und der Hinterkopf niedrig und zurückgewichen erscheint.
Die Höhle des Schädels des Elephanten ist, entsprechend der Grösse
seines Gehirns, sehr geräumig. Auffallend ist der Unterschied des Schä-
dels des Elephanten und des des Rhinoceros, so wie des des Hippopota-
mus, sowohl was die äussere Form, als was die Höhle des Schädels betrifft.
Jene ist bei dem Rhinoceros concav, statt gewölbt und bei'm Hippopota-
mus ganz deprimirt und platt. Die Caritas cranii beträgt bei einem gleich
grossen Rhinoceros oder Hippopotamus nach allen Dimensionen nur die
Hälfte der Durchmesser der Schädelhöhle des Elephanten.
Die vorderen oder Stirnbeingruben und die mittleren oder Schläfen-
flügelbeingruben sind sehr gross. Die hinteren oberen Scheitelgruben
sind sehr spatiös und die Hinterhauptsgruben ebenfalls gross. Die Sieb-
beingrube ist breit und tief für die dicken Bulbi nervi olfactorii und grösser
als bei irgend einem Thiere. Der Körper des vorderen und hinteren
Keilbeines ist breit und flach, der Basilartheil des Hinterhauptbeines eben-
falls breit und ziemlich tief ausgehöhlt.
In Betrefl" der Oeflhungen an der Basis des Schädels, welche für den
Austritt der Nerven und für den Verlauf der Blutgefässe bestimmt sind und
welche ich der Kürze halber, wie folgt, bezeichnen will,
1. Foramen infraorbitale,
2. Foramen nasopalatinum,
3. Foramen ethmoideum,
4. Foramen opticum,
5. Fissura orbitalis superior,
Beiträge smr Anatomie des Elephanten. 17
6. Foramen rotundum,
7. Canalis Vidianus,
8. Foramen ovale,
9. Foramen caroticum,
10. Foramen lacerum,
IL Foramen condyloideum anticum,
will ich in Vergleichung mit denselben Oeffnungen des Schädels anderer
Säugethiere einige eigene Beobachtungen hier niederlegen. Es haben zwar
schon Cuvier und Meckel diesen Oeffnungen ihre Aufmerksamkeit ge-
widmet, allein mehrere der hier angeführten nicht berücksichtigt. So wird
der Canalis Yidianus von Beiden fibergangen, ebenso 2 und 3. Cuvier
lässt das Foramen condyloideum anticum beim Elephanten fehlen, da es
nur mit dem Foramen lacerum etwas zusammenfliesst. Er und Meckel
nehmen ein Foramen lacerum anterius an, welches nie existirt, sondern
stets durch Knorpelmasse geschlossen ist.
Bei'm Elephanten ist 1 ausserordentlich gross und ein zweites kleines
Foramen infraorbitale daneben vorhanden. Vor seinem Austritt am Margo
infraorbitalis bemerkt man dessen Foramen alveolare anticum, welches bald
in mehrere Canales dentales ausläuft. Foramina alveolaria postica sind
mehrere, nach hinten am Oberkieferbein. 2 ist gross und geht in 2 Canäle
über, welche an der Pars nasalis des Gaumenbeines hinten in die Nasen-
höhle auslaufen. 3 liegt weit nach hinten und ist verhältnissmässig klein.
4 ist rundlich ; es findet sich nach aussen von ihm noch ein Loch für den
Nervus IV und eines für den Nervus III wahrscheinlich vor. 5 ist sehr
weit und befindet sich im Os sphaenoideum posterius. 6 ist mit 5 vereint.
7 ist sehr weit. 8 wird theils vom Os sphaenoideum, theils vom Os petro-
sum gebildet. 9 ist ziemlich weit und bildet eine einfache Krümmung,
deren Concavität vorwärts gerichtet ist. 10 und 11 sind gross und ver-
schmolzen.
Bei^m Rhdnoceros unicornis sind 1, 2, 3, 4 gross, 5, 6 (Fissura
orbitales superior und Foramen rotundum) vereint; 7 ist gross-, 8, 9
VoLXXII. P.L 3
18 C. Mayer,
(das Foramen ovale und caroticum) sind in eins verschmolzen ; 10 weit;
11 gross.
Bei'm Tapir ebenso; 2, 7, 11 gross; 8, 9, 10 verschmolzen.
Bei'm Hippopotamus ist 1 ebenfalls doppelt, 2 massig, 3 gross, 4 klein,
5 und 6 vereint, 7 fehlt, 8 halb offen, 9 eng, 10 weit, 11 sehr gross.
Bei'm Schweine ist 1 gross und einfach, 2 gross, ebenso 3, 4 mit-
telmässig, 5 und 6 vereint. Das Foramen rotundum ist bloss ein Sulcus.
7 fehlt, 8 ist eng, 9 offen, 10 eng, 11 klein. Bei Dicotyles torqaatus ist
1 massig, 2 und 3 klein^ ebenso 4, 5 und 6 vereint, 7 fehlt, 8 eng,
9 offen, 10 und 11 klein.
Bei'm Pferde ist 2 weit, 3 ebenfalls, 4 platt, 5 und 6 nur durch eine
Spina geschieden, 7 gfoss, 8, 9 u. 10 bilden eine Spalte, 11 sehr weit.
Bei'm Ochsen ist 5 u. 6 vereint, 7 fein, 8 rundlich, 9 klein, ebenso 10.
Bei'm ^chaaf ist 2 gross, 3 klein, 5 u. 6 vereint, 8 gross, 10 eng.
Bei der Gemse ist 1 und 2 gross, 3 sehr gross, 5 und 6 vereint,
7 gross, 10 eng, 11 gross.
Bei'm Lama ist 8 rundlich.
Bei'm Hirsch ist 8 rundlich, 7 fehlt als Loch, 10 gross.
Bei'm Hunde ist 1 -4 vorhanden, 5 Fissur, orbital., 6 Foram. rotund.
(getrennt); 7 und 8 gross, 9 rund, 10 eine feine Spalte, 11 massig.
Bei der Katze, bei'm Löwen und Tiger ähnlich wie bei'm Hunde,
nur fehlt 7 und 10 ist weit.
Bei'm Biber ist 7 sehr gross. Bei den Nagern (auch bei'm Biber)
befinden sich eine oder mehrere Oeffnungen unter dem Os sphaenoideum
anticum von einer Seite zur anderen.
An einem alten Schädel vom Delphin (D. delphi») verhalten sich
diese Oeffnungen auf folgende Weise : 1 ist, weil die Augenhöhle offen,
gar nfcht mehr als Knochencanal vorhanden. 2 mehrere kleine Oeffnun-
gen. 3 ist vorhanden, obwohl sehr fein, so dass der Nervus ethmoidalis
nur von der Dicke eines Zwirnfadens sein mochte, bei der Geräumigkeit
der Schädelhöhle, welche, nach Abrechnung des breiten und starken Ten-
Beiträge mir AtMtome des Elephanten. 19
torium cerebelli osseum, die des Menschen um % mal übertreffen würde.
In der Schädelhöhle angelangt, geht es in mehrere Sulci über, welche
durch mehrere Oeffnungen an der vorderen Wand der Siebplatte ausmün-
den, unter welchen sich auch die zwei Oeffnungen für den Nervus olfacto-
rius befinden mögen (s. meine Abhandlung: Beiträge zur Anatomie des
Delphins. 1834). 4 mittelmässig, 5 und 6 vereint, 7 klein, 8 besonders
da, eng, in der Schädelhöhle neben der Sella turcica, 10 weit, 1 1 fast
mit 10 vereint.
Bei Halicore Dugong ist das Siebbein mit einem Labyrinth und einer
Concha schon vorhanden und lässt zwei weite Canäle durch, wohl für den
Nervus olfactorius. 1 ist ausserordentlich weit geworden, wohl nicht bloss
für den Nervus infraorbitalis bestimmt-, 4 ist fein; 5 und 6 sind getrennt,
dagegen 8 halb offen, und 1 1 mit 10 zusammenfliessend. Bei Trichecas
Romia/ms ist 1 gross, 2 fein, 3 gross, so wie die Löcher des Siebbeines,
4 anfangs platt, wird zur Knochenröhre, 5 platt, 6 gross, 7 fein, 8 eng,
9 rund weit, 10 weit, 11 vorhanden. Bei Ceratodon Monoceros ist 1 wie
bei den Delphinen nicht mehr als Knochencanal zugegen, 4 eine Knochen-
röhre, 9 rund und ziemlich gross, 11 eine Knochenröhre.
Das Foramen stylomastoideum bietet keine besondere Verschieden-
heit, mit Ausnahme der Weite, dar, daher es hier nicht namentlich aufge-
führt ist. Nur bei Halicore Dugong finde ich kein geschlossenes Foramen
stylomastoideum, so wie der ganze Canalis Faloppiae einen offenen Sulcus
bildet. Das Foramen spinosum fällt, wie schon bei dem Orang Outang
und bisweilen selbst bei dem Menschen, mit dem Foramen ovale zusammen.
Noch erwähne ich bei dieser Gelegenheit, als abweichende Bildung,
bei'm Hundeschädel, dass bei mehreren Arten die Schuppe des Hinter-
hauptbeines sich in einen schmalen Fortsatz verlängert, in welchem der
sogenannte Torcular Hierophili sich befindet. Dieser geht sodann zu bei-
den Seiten in den Sulcus oder Halbcanal für den Sinus transversus über,
welcher aber hier nicht bloss durch das Foramen lacerum ausmündet,
sondern schon oberhalb des Felsenbeins nach aussen tretend« zwischen
20 C. Mayer,
dem Condylus des Schläfenbeins und der äussern Ohröffnung ausläuft. Diese
Ergiessung des Sinus transversus nicht in die Vena jugularis interna, son-
dern in die Vena jugularis temporalis bei'm Hunde, oder diese Ausmttn-
düng des Sinus transversus vor der äusseren Gehöröffnung findet sich
auch bei mehreren anderen Säugethieren. Es verdient daher dieses Fo-
ramen jugulare anterius oder die Eröffnung des Sinus transversus nach
aussen und vorn, vor dem äussern Gehörgange, eine besondere Beachtung.
Es läuft nämlich der Sinus transversus bei mehreren Säugethieren statt
nach unten durch das Foramen lacerum, nach oben oder oberhalb des Fel-
senbeins und nach vorn und aussen. Diese Ausmündung des Sinus trans-
versus oder dieses Foramen jugulare anterius findet sich noch nicht an
dem Schädel des Menschen. An dem der Quadrumanen trifft man es zwar
an, aber mehr nach hinten. Bei^m Hundegeschlechte, dem Fuchs, Wolf,
ist es gross und liegt vor der äusseren Gehöröffnung. Bei^m Fuchs ist
auch ein Foramen in der Schuppe des Schläfenbeines vorhanden, wodurch
eine Vena temporalis in diesen Sinus im Schädel sich ergiesst. Bei der
Katze, dem Löwen und Tiger fehlt es. Bei'm Pferde, dem Esel, Ochsen
und Hirsch ist es gross; bei'm Schaaf und bei der Gemse ebenfalls; bei'm
Lama ist es ausserordentlich gross; so wie der Sinus ebenfalls sehr weit.
Bei'm Schweine fehlt diese Oeffnung. Bei'm Rhinoceros liegt es nach
hinten und ist klein ; bei'm Tapir ebenso, aber gross. Bei'm Elephanten
fehlt es. Bei'm Biber, bei'm Delphin u.s.w. ist es nicht vorhanden.
Ich kann nicht umhin, noch der Halswirbel des Elephanten zu geden-
ken, weil sie so ganz auffallend den Typus der Halswirbel der Cetaceen
darbieten. Der Atlas undEpistropheus ist stark entwickelt, dagegen sind der
3te bis 7te Halswirbel nur dünne Ringe. Die Halswirbel unseres jungen
Elephanten, mit denen eines Skelettes vom Narhwal von 25 Fuss vergli-
chen, zeigen die frappanteste Aehnlichkeit. Diese Aehnlichkeit des Ele-
phanten mit den Cetaceen spricht sich auch in der Form der Schädelhöhle,
der Geräumigkeit der Nares, der Kleinheit der Nasenbeine und in der
Assymetrie des Schädels aus. Letzteres erwähnt schon Meckel von dem
Beiträge smr Anatomie des Elephcmten. 21
Schädel der Cetaceen und ich kann seine Beobachtung nur bestätigen
(1. c. II. S.586). Merkwürdig scheint mir, dass diese Assymetrie des
Schadeis der Cetaceen nach einer Seite und zwar nach der linken hin ge-
richtet ist, oder als eine Verdrehung des Schädels nach links erscheint.
Hyologie.
Die bereits anfangende Zersetzung der Fleischmasse unsers Kolossen,
welche selbst der Hand des Anatomen fühlbar wurde, erforderte eine un-
verweilte Section der Muskeln, wobei ich mich der gütigen Unterstützung
meines hochgeehrten Herrn CoUegen Prof. Weber zu erfreuen hatte.
Musculus cutaneus. Hautmuskel. Er besteht aus einer
dünnen und schwachen Muskelplalte, welche den ganzen Rücken und die
Seiten des Rumpfes einnimmt, nach aufwärts am Halse in eine zarte Seh-
nenhaut übergeht, welche sich sodann über das Gesicht ausbreitet. An
der Seite des Rumpfes wird diese Muskellage etwas dicker und stärker
und geht hier in eine äusserst starke, \ Zoll dicke, gelbe Sehnenhaut über,
welche die Bauchmuskeln äusserlich deckt und in der Linea alba mit der
der anderen Seite zusammenfliesst. Sie setzt sich, jedoch minder stark
und allmälig an Dicke abnehmend^ als Fascia flava über die Schulter und
die vordere Extremität, so wie über die Hinterbacken und die hintere
Extremität fort.
1. Maskeln des Kopfes und des Halses. *)
M. frontalis. Er ist dick an seinem Ursprünge und geht an die obere
Fläche des Rüssels, indem er den obem Längenmuskel (M. levator pro-
boscidis) desselben bildet.
^) Um unnöthige WeitläafligkeU za vermeiden, sind die Urspnmgsslellen und die Ansatzpuncte
der Muskeln, wenn sie keine Abweichung von dem gewöhnlichen Verlaufe darbieten, nicht
angegeben.
22 C. Mayer,
M. depressor proboscidis vom untern Rande des Os intermaxiUare
(s. unten).
M. abductor proboscidis vom Stimfortsatz des Os intermaxiUare
(s. unten).
M. levator proboscidis alae, Aufheber des Flügelknorpels an der
C- förmigen Krümmung des Rüsselcanales an der Wurzel des Rüssels.
M. masseter. Ein einfacher und verhältnissmässig dicker, aber brei-
ter Muskel.
M. pterygoideus externus. Ein dicker, breiter Muskel.
M. pterygoideus internus. Er ist schmal und kurz.
M. temporalis. Er ist ausserordentlich dick, die grosse Schläfen-
grube ganz ausfüllend. Sein Gewicht beträgt über 4 Pfund bürgerlichen
Gewichtes.
M. buccinator. Er ist nur schmal und nicht besonders dick.
M. biventer maxillae. Er ist kurz und besteht bloss aus einem, aber
dicken Bauche, in dessen Mitte eine schwache Sehne sichtbar ist.
M. stylohyoideus. Er ist ebenfalls kurz, stark und geht ohne Anhef-
lung an den vorigen Muskel zum vordem (grossen) Hom des Zungenbeins.
M. styloglossus. Er liegt hinter dem vorigen und ist ebenfalls ganz
kurz, aber stark.
M. mylohyoideus. Er ist breit und beträchtlich stark.
M. geniohyoideus. Er ist ganz kurz.
M. circumflexus palati. Er ist lang und dünn, und kommt seine
Sehne mit der des anderseitigen Muskels zusammen.
M. sterno - maxillaris. Ein langer, schlanker, cylindrischer Muskel,
welcher vom Manubrium des Brustbeins entspringt, seitlich schief am Halse
aufwärts steigt und sich in eine Aponeurose endigt, welche sich, vom
Angulus maxillae inferioris aus, über das Gesicht verbreitet. Er ist als
die vordere Portion des M. sterno - cleido - mastoideus anzusehen.
M. sterno - mastoideus (hintere Portion des M. sterno-cleido-mastoi-
deus). Er entspringt vom Manubrium des Brustbeins neben dem vorigen
Beiträge zfur Anatomie des Elephanten. 23
nach aufivärts, ist breit, fleischig und geht mit seiner breiten Sehne an
den Processus mastoideus. Seine obere Portion spaltet sich und lässt den
vorderen Ast des Nervus accessorius hindurch.
Ligamentum nuchae. (Pax Wax.) Es ist ausserordentlich
stark. Es, besteht aus 2 Portionen, der rechten und linken Portion, welche
in der Mitte theilweise getrennt sind. Jede Seitenhälfte theilt sich wieder
in ein vorderes und hinteres Bttndel. Alle vier Bündel entspringen hinten
von den Dornfortsätzen der unteren Halswirbel und setzen sich in den Gru-
ben (Fossae cribrosae) an der hinteren Fläche des Hinterhauptbeines zur
Seite der Spina occipitalis externa fest. Es wiegt 2 Pfund, 2 Loth bürg.
Gewicht.
M. rectus capitis posterior major et minor. Beide sind gehörig ent-
wickelt.
M. obliquus capitis posterior superior et inferior. Sie sind sehr stark
und dick.
M. complexus. Er ist stark.
M. biventer cervicis. Ebenfalls stark entwickelt.
M. longus colli. Er geht bis zum 4ten Rückenwirbel herab und ist
unten sehr dick.
M. rectus capitis anterior major. Er ist stark.
M. rectus capitis anterior minor. Ebenfalls stark entwickelt.
9. Maskeln der Brost und des Rückens.
M . cuccularis. Er ist schmal, aber fleischig.
M. latissimus. Er ist sehr breit und gross. Seine Sehne spaltet
sich, lässt am Angulus scapulae die Sehne des M. anconaeus longus
hindurch und geht mit seinem muskulösen Ende an die Spina humeri
unterhalb des M. coracobrachialis, so wie in die Aponeurose der vorderen
Extremität über.
M. serratus anticus magnus. Er entspringt sehr fleischig von dem
Schulterblatt und geht mit 9 Fleischzipfeln an die vordem 9 Rippen.
24 C. Mayer,
M. serratus posticus superior. Er ist stark und geht an die 7te bis
15te Rippe.
M. serratus posticus inferior. Er ist dünnhäutig.
M. scalenus anterior. Er ist breit und gehl mit 4 Zacken an die
obersten 4 Rippen.
M. sacrolumbaris. Er besitzt 19 aufsteigende äussere und eben so
viele innere absteigende Dentationen. Sein unterer Bauch ist sehr dick.
M. longissimus dorsi. Er zeigt äussere aufsteigende und innere
ebenfalls aufsteigende Dentationen, wovon die letzte an den 2ten Halswir-
bel sich ansetzt.
M. semispinalis cervicis et dorsi. Ist nur wenig entwickelt.
M. multifidus Spinae. Er ist nur schwach entwickelt.
Mm. intercostales interni. Sie gehen schief von hinten nach vorn
und von unten aufwärts ; sie sind dick.
M. intercostales externi. Sie gehen von vorn schief nach hinten und
sind dünn.
M. infracostales. Sie bilden starke Muskelbündel.
M. levatores costarum. Sie sind gut entwickelt.
3. Maskeln des Baaches.
M. obliquus externus. Er liegt unterhalb der sehnigten Haut des
Hautmuskels. Er ist sehr stark', entspringt mit 19 Fleischbündeln von den
Rippen und geht in eine starke dicke gelbe Aponeurose über, welche in
der Linea alba sich mit der des Hautmuskels vereinigt.
M. obliquus internus. Er ist ebenfalls sehr stark und bildet vorzüg-
lich den unteren Theil der genannten Aponeurose.
M. transversus abdominis ist sehr stark entwickelt und zeigt 15 Zacken.
M. rectus abdominis ist breit und stark.
M. pyramidalis. Er fehlt.
Diaphragma. Das Zwerchfell ist nicht nur sehr breit an seiner Pars
costalis, sondern auch seine Pars lumbaris ist sehr dick und stark. Die
Beiträge zur Anatomie des El^hatUen. 25
Pars tendinea der ersteren ist dageg'en wenig hervortretend, die Sehnen
der Pars lumbaris jedoch sind sehr stark. Eine starke Muskelschichte des
Zwerchfelles umschlingt die Vena cava inferior bei ihrem Durchgange
durch dasselbe, und kann dieselbe als Hebemuskel der Hohlvene, Levator
venae cavae inferior, angesehen werden.
4. Maskeln der irorderen Extremität.
M. pectoralis maior. Er ist sehr breit und von dicker Fleischmasse,
setzt sich unter dem M. deltoideus am Humerus fest und geht in die Apo-
neurose des Armes über.
M. pectoralis minor. Er ist ein starker aber schmaler dreieckiger
Muskel.
M. deltoideus. Er besteht nur aus zwei von einander getrennten
Portionen, wovon die vordere, dicke, aber schmale und längere von dem
hinteren Bande der Spina scapulae entspringt, die hintere breitere aber und
kürzere vom hinteren Ende des oberen Randes der Scapula ihren Ursprung
nimmt. Beide Portionen gehen vereint an die Spina des Humerus.
M* supraspinatus. Er ist dick und geht an das Tuberculum malus
humeri.
M. infraspinatus. Er ist breit, aber dünn und bedeckt den M. teres
minor, welcher mit ihm an die untere Seite des Tuberculum malus humeri
hinläuft.
M. teres minor. Er ist dick und besitzt zwei Portionen.
M. coracobrachialis. Er entspringt an der Spina anterior scapulae,
ist ziemlich stark und geht bis zu dem Condylus internus humeri herab.
M. subscapularis. Er ist stark und breit.
M. teres maipr. Er verbindet sich mit der Sehne des M. latissimus
dorsi und geht an das Tuberculum minus humeri hin.
M. extensor triceps. Er besteht aus einem Anconaeus magnus, von
welchem noch ein Anconaeus longus zu trennen ist, sodann aus dem An-
Voi.XXII. P.M. 4
26 C. Mayer,
conaeus internus, welcher kurz, und einem Anconaeus externus, welcher
sehr dick und doppelt ist. Der M. anconaeus quartus ist dreieckig, lang
und staric.
M. biceps antibrachii. Er ist einfach, aber stark«
M. brachialis internus. Er ist kurz, aber dick und bildet das starke
Ligamentum intermusculare internum.
M. supinator longus. Er ist ziemlich schmal.
M. extensor carpi radialis longus. Er ist stärker und dicker als der
vorige und geht an das Os metacarpi des zweiten Zehens.
M. extensor carpi radialis brevis. Er ist kurz und geht an das Os
metacarpi des dritten Zehens.
M. extensor digitorum communis. Er bildet einen sehr starken Tendo
aponeuroticus communis, welcher in 3 Sehnen ausläuft.
M. extensor poUicis major. Er kreuzt sich mit dem vorigen.
M. extensor poUicis minor. Er ist nur dünn.
M. abductor poUicis longus. Er liegt hinter dem vorigen.
M. extensor carpi ulnaris. Er ist ebenfalls stark und geht an das Os
metacarpi des ffinften Zehens.
M. extensor digiti minimi proprius. Ist vorhanden.
M. palmaris longus. Er ist dünn und seine Sehne endet am
Garpus.
M. Pronator teres. Er ist kurz, dreieckig. Seine Sehne geht in
den M. flexor carpi radialis über.
M. flexor carpi radialis* Er geht an das Os multangulum malus und
an das Os metacarpi des zweiten Zehens.
M. flexor carpi ulnaris. Er ist dick und seine Seline stark, welche
sich an das Os pisiforme und Os metacarpi des fünften Zehens ansetzt.
M. flexor communis digitorum sublimis. Er ist oben mit dem
M. flexor radialis und M. palmaris verbunden.
M. flexor communis digitorum profundus. Seine 4 Sehnen gehen
an einen starken Knorpel und sodann zu den Zehen.
Beiträge smr Anatomie des Elephanlen. 27
Mm. lumbricales. Es sind drei dicke vorhanden.
Mm. flexores breves. Es sind 2 auf der Radialseite und 1 auf der
Ulnarseile vorhanden.
Mm. interossei. Es sind 4 gedoppelte zugegen.
5. ninskeln der hinteren Extremltftt.
M. psoas magnus. Er ist breit, aber dfinn.
M. psoas parvus. Er ist dick und lang und entspringt hoch oben von
der vierten untersten Rippe. Er geht in die Fascia pelvis interna über.
M. iliacus internus. Er ist dick und hat 2 Portionen:
M. sartorius. Er ist sehr fleischig.
M. gracilis. Er ist breit und sehnig bis gegen seine Mitte.
M. glutaeus maximus. Er entspringt von der ganzen Crista iliaca
und von 4-5 Wirbeln des Steissbeins; ist hinten dick, dagegen im Ver-
hältniss vorn dünn und sehnig. Seine Fleischmasse reicht bis unter das
Knie herab. Seine Sehne geht an den Trochanter maior, bildet, verbun-
den mit einer Portion des Caput breve des M. occipitis, eine breite Apo-
neurose für den Ober- und Unterschenkel und abwärts bis zur Ferse, wo
sie in die Achillessehne übergeht.
M. glutaeus medius. Er ist dicker und stärker als der vorige.
M. glutaeus minimus. Er ist nur klein, aber dick.
M. pyriformis. Er fehlt.
Mm. gemini pelvis. Sie sind nicht vorhanden.
M. quadratus femoris. Er ist mit dem M. obturator ext. verbunden.
M. biceps femoris. Er entspringt als dicke, runde Fleischmasse vom
Tuber ischii.
M. semitendinosus. Seine Sehne geht ebenfalls in die Aponeurose
des Unterschenkels über.
M. semimembranosus. Er ist glatt und einfach und geht an den
Condylus internus tibiae hin.
28 C. Mayer,
M. obturalor externus. Er ist sehr gut entwickelt.
M. obturator internus. Er ist gehörig entwickelt.
M. adductor magnus. Er ist sehr stark.
M. adductor longus. Er ist kurz.
M. adductor brevis. . Er ist zweifach vorhanden.
M. pectinaeus. Ist zugegen.
M. gastrocnemius externus. Sein Kopf ist schmal.
M. gastrocnemius internus. Er ist stärker als der vorige. Die Seh-
nen beider kreuzen sich und es geht die des erstem an die Sehne des
M. glutaeus maximus und in die Aponeurosis plantaris; die des letzteren
an den Calcaneus.
M. poplitaeus. Er ist gut entwickelt.
M. plantaris. Er kommt vom Condylus externus femoris, besitzt einen
ziemlich starken Fleischbauch und seine starke Sehne geht an dem Calca-
neus in die Achillessehne Aber.
M. soleus. Er ist im Ganzen schwach und schmal.
M. peronaeus longus. Er ist ein schlanker Muskel und wird oben
vom Nervus peronaeus durchbohrt. Er geht unter dem Malleolus exter-
nus hinweg an das Os euboideum der Fusssohle und das Os metatarsi des
ersten und zweiten Zehens.
M. peronaeus brevis. Er ist beträchtlich dicker als der vorige ; er
geht ebenfalls unter dem Malleolus externus hinweg.
M. rectus femoris. Er ist stark hervortretend.
M. vastus internus. Er ist einfach.
M. vastus externus. Er ist stärker als der vorige, doppelt- oder
zweigetheilt.
M. cruralis. Ich vermisse ihn.
M. tibialis anticus. Er ist nur schwach, entspringt von der Tibia und
geht an das Os euboideum und Os metatarsi des ersten und zweiten
Zehens.
M. extensor digitorum communis. Er hat zwei Bäuche.
Beiträge smr Anatomie des Elephanten. 29
M- exlensor digitorum communis brevis. Es sind drei Muskeln, wel-
che an die Rückenfläche des ersten, zweiten und dritten Zehens gehen.
M. tibialis posticus. Von der Tibia entspringend, geht er unter dem
Malleolus externus auf den Rücken des Hinterfusses schief über das Os
naviculare bis zum Os cuneiforme des ersten und Os metalarsi des zwei-
ten und dritten Zehens, mit der Sehne des M. tibialis anticus sich ver-
bindend, auf welcher seine Sehne liegL
M. flexor communis digitorum. Er entspringt von dem Condylus ex-
ternus und der Spina tibiae, so wie von dem Ligamentum interosseum,
theilt sich in einen grösseren Bauch, welcher mit vier Sehnen an die
Volarfläche des ersten, zweiten, dritten und vierten Zehens geht und in
einen kleineren Bauch, welcher mit zwei Sehnen an die dritte und vierte
Zehe sich begiebt.
M. flexor hallucis longus. Es kreuzt seine Sehne die des vorigen.
Aponeurosis plantaris. Von der Tendo Achillis setzt sich eine starke
Aponeurose fort, welche die ganze Planta pedis einnimmt.
M. flexor communis digitorum brevis. Er ist ziemlich stark und bil-
det vier Sehnen, welche mit denen des grösseren Bauches des Flexor
communis digitorum longus an die vier Zehen gehen.
Mm. lumbricales. Es sind drei derselben zugegen.
M. abductor hallucis brevis. Er ist zweiköpfig.
Mm. interossei. Es sind 3 interni und 3 externi zu unterscheiden.
Die sehr dicke Knorpelplatte an der Sohle der vorderen und hinteren
Extremität ist nichts Anderes, als eine Verknorpelung der Aponeurosis
plantaris, in welche sich an der vorderen Extremität die Sehnen der Flexo-
res carpi, an der hinteren Extremität die der Wadenmuskeln und die Sehne
des Glutaeus maximus fortsetzen.
30 C. Mayer,
üplanchnolosie«
Mundhölile and IJingebiingreii.
Die Ohrspeicheldrüse bildet eine grosse rundliche derbe Masse, wel-
che aus vielen einzelnen kugligen Lappen zusammengesetzt ist. Ihr Län-
gendurchmesser beträgt 4 Zoll, ihr Querdurchmesser 3 Zoll, ihre Dicke
2 Zoll 6 Linien. Ihr Gewicht ist 26 Loth. Sie ist durch ein starkes
Faserbündel als Ligamentum Suspensorium parotidis an den Processus
zygomaticus befestigt und gehalten. Ihr Ausführungsgang tritt fast in der
Mitte mit einer Erweiterung oder einem kleinen Becken aus ihr, ist sodann
fingerdick, läuft quer oberhalb der Mitte des Muse, masseter über diesen,
bedeckt von der Aponeurosis facialis des Hautmuskels, und tritt durch den
Muse, buccinator in die Mundhöhle mit geräumiger Ausmflndung.
Die ovale Unterkieferdrttse, Glandula submaxillaris, ist dagegen nur
klein. Ihr Ausführungsgang öffnet sich wie gewöhnlich zur Seite der Zunge.
Auch die Unterzungendrüse, Glandula subungualis, ist verhältniss-
mässig nur wenig entwickelt.
Hier ist sodann die merkwürdige, dem Elephanten eigenthümliche
Schläfendrüse zu erwähnen. Schon Strabo kannte diese Drüse (Geogr.
lib. 15)^ wo es heisst : pingue quiddam emmitHt mos per spiramentum^ quod
ei secundma tempara est. Sie soll während der Brunst anschwellen, was
aber neuere Beobachter (Corse, Philos. transacUons. Year 1799) nicht
bestätigen. Sie liegt unter der Haut, zwischen der Augenhöhle und dem
Ohre, oberhalb des Processus zygomaticus, hat eine rundliche Form, ist
.ganz platt, oder 2-3 Linien dick, aber 4 Zoll lang und 5 Zoll breit. Sie
besteht aus einzelnen blaurothen Läppchen. Die Ausführungsgänge dieser
Läppchen kommen in der Mitte der Drüse zusammen und münden hier
durch eine runde kirschkerngrosse Oeffnung aus. Das Secretum ist eine
Hautschmiere.
Beträge imr Anatomie des Elephanten. 31
Die Zunge ist im Ganzen kurz und schmal, hinten und in der Mitte
gleichmässig dick und abgerundet ; sie ist nach hinten mit blätterförmigen
Zotten versehen. Gegen ihr vorderes Ende läuft sie conisch zu und endet
mit einer stumpfen Spitze, oder einer Art von Haken. Das Zungenbein
ist stark, sein Körper schildförmig, die vorderen Homer sind schmal und
gebogen, die hinteren Hörner kurz und dick.
Es sind 4 grosse und 2 kleine Papillae capitatae vorhanden. Die
Papulae fungiformes sind nur gegen die Spitze hin bemerklich. Am Rande
der Zunge bemerkt man warzenförmige Erhabenheiten und Läppchen. Das
von mir entdeckte Organ zur Seite der Zunge besteht aus 10 grossen und
20 kleine Spalten, mit immer zwei einander entgegengestellten Wärzchen
in jeder grossen Spalte und Schleimgruben darin. Am vorderen Gaumen*
rande bemerkt man zwei Oeffhungen, welche zu zwei Schleimcanälen füh-
ren, die eine Länge von 8 Zoll besitzen.
Merkwürdig ist die Enge des Isthmus des Rachens und kommt solche
Verengerung nur meines Wissens bei'm Cabiai (Hydrochaerua Ca/pyhara^
Cavia CapybaraJ^ freilich verhältnissmässig viel kleiner vor. (In meiner
Abhandlung: lieber die Zunge, Acta Acad. Caes. Leop. Vol. XX. F. II.
S. 748. Fig. 5. soll es heissen Cavia Capybara statt Cavia Cohaya). Es
kann daher der Elephant nur ganz kleine Bissen völlig zerriebener Nah*
rungsmittel oder Speisen zu sich nehmen.
Es ist keine Uvula vorhanden. Die Mandeln sind platt, bestehen
1) aus kleinen Drttsenkömem, welche in eine Reihe von Schleimöffnun-
gen ausmünden, und 2) nach hinten aus einem 3!4 Zoll langen und IV^ Zoll
weiten drüsigen ovalen Sack oder Tasche. Die Eustachische Trompete
bildet eine 3/) Zoll lange, anfangs 3 Linien weite, knorpelige Röhre,
welche sich gegen die Trommelhöhle hin conisch verengert.
Danncanal und seine Anliängre.
Der Oesophagus ist gerade und sowohl in seinen Längen- als auch
in seinen Cirkelfasern sehr stark muskulös. Seine innere Oberfläche ist
32 C. Mayer,
glatt, mit Längenfalten und hier und da mit kleinen Knötchen der Speichel-
drüsen versehen. Der Magen ist 2 Fuss 9 Zoll lang in seiner Achse
und 9 Zoll an der Cardia, 4 Zoll am Pylorus breit. Er besitzt einen co-
nisch zugespitzten Blindsack. Er befand sich leer. Moulinus fand in
dem Magen seines Elephanten Steinchen, 4 Unzen an Gewicht. Im Inne-
ren zeigt er am Blindsacke breite kreisförmige Falten, im übrigen Theile
schwache Längenfalten. Zahlreiche Schleimhöhlen bemerkt man an seiner
inneren Oberfläche, besonders an den Falten des Blindsackes. Das Omen-
tum ist nur dünn und ohne Fett. Der Pförtner ist rund und wird von
einer schmalen ringförmigen Falte gebildet. Der Zwölfßngerdarm ist ein-
fach gekrümmt. Der Gallengang mündet 9 Zoll vom Pförtner gemein-
schaftlich mit dem vordem pankreatischen Gange in denselben ein. Der
Dünndarm ist gleichförmig. Seine Länge vom Pförtner bis zur Grimm-
darmklappe beträgt 37 Fuss. Diese wird durch einen 10 Linien breiten,
einfachen Yorsprung des Krummdarmes gebildet. (Moulinus konnte sie
nicht finden.) Das Caecum ist sehr weit, wie der noch sehr lange, mit
2-3 Erweiterungen versehene Dickdarm überhaupt, dessen Maass 32 Fuss
2 Zoll beträgt. Der Mastdarm ist ebenfalls weit und endet mit einer Reihe
von Falten innerhalb des Afters. Die gesammte Länge des DarmcanalSs
ist daher gegen 75 Fuss. Die Klappen im Duodenum sind sehr zahlreich,
breit, vorspringend und eigentliche Valvulae conniventes. Sie werden
schmäler, ungleichförmig, weniger vorspringend und selbst netzförmig
nach abwärts. Die Darmzotten sind sehr kurz, aber breit. Im übrigen
Dünndarm bis zum Ileum bleibt die netzförmige Form der Klappen, nur
nehmen sie am Ende des Ileum^s eine längliche Richtung an. Der Dick-
darm besitzt wieder breite quere Klappen oder Falten, von Vg bis y,o des
Umfangs, welche aber doch nur i^chmal genannt werden können. Auch
sie nehmen nach abwärts eine netzartige Form an. Im Dünndärme trifft
man nur einzelne Knötchen der Speicheldrüsen an. An vielen Stellen
sind die Netze der Falten so klein, dass in ihren Zwischenräumen grosse
Crypten liegen. Doch zeigen sich auch einzelne ganze 8-10 Linien
Beiträge zwr Anatomie des Elephanten. 33
lange Peyersche Dräsen, besonders am Ende des Ileum's. Im Dickdarm
bemerkt man nur sehr wenig Crypten; im Mastdarme dagegen sind die
Schleimöffnungen sehr gross und zahlreich. Das Mesenterium und das
Mesocolon sind sehr stark.
Die Mjlz besitzt eine Länge von 1 Fuss 1 /s Zoll und eine Breite von
3 Zoll. Sie ist einfach, platt und ihre Gefösse laufen am innem Rande
derselben in einer Furche desselben. Sie ist bläulich von Farbe, mit
einer dichten weissen, unterhalb der serösen Haut sich befindenden Mem-
bran umkleidet, welche starke Scheidewände nach einwärts schickt. Die
sogenannten Malpighischen Milzkörperchen waren nicht hervortretend und
das ganze Parenchym zeigte ein blutreiches Ansehen.
Die lymphatischen Drüsen des Mesenterium^s sind klein rundlich, lie-
gen einzeln zerstreut, aber sind doch zahlreich. Moulinus läugnet die-
selben. Die Nerven des Mesenterium's sind in grosser Anzahl sichtbar.
Die Noduli Paciniani sind nicht zu bemerken.
Die Leber besteht aus zwei Lappen, aus einem rechten breiten und
grossem und aus einem linken schmälern, aber längern, welcher noch am
untern Rande zweigetheilt ist. Die Substanz der Leber ist gleichförmig
braun. Es entspringen aus ihr zwei weite Gallengänge, ein rechter und
ein linker, welche an der hintern Fläche des linken Lappens zusammen-
stossen und sogleich bei ihrem Austritte eine ovale Erweiterung, an der
Stelle einer Gallenblase, bilden, welche 3/4 Zoll lang und 2/4 Zoll
breit ist und in eine zweite ovale Höhle, welche aber derbhäutig ist, über-
geht, die als Papilla biliaria oder choledocha in das Duodenum, 9 Zoll von
dem Pylorus entfernt, ausmündet. Aristoteles (I.e. c. 17) spricht dem
Elephanten die Gallenblase ab. Galen hat diese beschriebene Erweite-
rung aber gekannt und als Gallenblase angesehen. Auch Camper
kannte diese Erweiterung (1. c. p. 78). Die Zweige der Vena portarum
und die der Yenae hepaticae zeigen einen gleichförmigen Bau und haben
keine Klappen in ihrem Inneren. Die der Gallenblase entsprechende
Erweiterung zeigt im Inneren netzförmige Falten; die auf sie folgende
Vol.XXU. p.i. 5
34 C. Mayer,
Erweiterung, von ihr durch einen Isthmus getrennt, zeigt viele Querfalten.
In die letzteren mündet auch der obere pankreatische Gang aus.
Das Pankreas ist sehr beträchtlich, brannroth und derb. Es besteht
aus zwei Lappen, wovon der obere 7 Zoll, der untere 8 Zoll misst. Der
Ductus pancreaticus ist in den Lappen so weit, dass ein Finger darin Platz
hat. Es sind zwei Ductus pancreatici vorhanden. Sie münden zusammen
und bilden ein sehr weites Becken, oder eine Blase für den pankreatischen
Saft, welche einen Längendurchmesser von 2 Zoll und Querdurchmesser
von 1 \ Zoll besitzt. Diese verengert sich wieder zu einem noch immer
weiten Ausführungsgange, welcher mit einem Vorsprunge oder einer
Klappe in die Höhle der Papilla biliaria ausläuft. An dem andern Ende
dieses Behälters für den pankreatischen Saft entspringt ein zweiter kleiner
Ductus pancreaticus, von der Weite einer Federspule, welcher für sich
allein unterhalb der Papilla biliaria und 3 Zoll von ihr in das Duodenum
sich ergiesst. Der Succus pancreaticus füllte noch die Gänge als eine
grauröthliche Galatina aus.
Resultat. Der frisch von mir aus dem Gange entnommene pan-
kreatische Saft reagirte alkalisch.
Mein sehr geehrter Herr College, Prof. Bergemann, hatte die Güte,
diesen Saft chemisch zu analysiren und fand folgendes Resultat: Es ent-
hält dieser pankreatische Safl des Elephanten 92,77 Wasser, 7,23 Käse-
stoff und Eiweiss, mit etwas kohlensaurem Natron, Kochsalz und Extractiv-
stoff verbunden (s. Med. Correspondenzblatt für rhein. u. westphäl. Ärzte.
1844. Nr. 17. S. 274).
Resplrationsoryaiie.
Der Larynx des Elephanten ist gross, aber einfach gebaut. Der Kör-
per des Zungenbeines ist gewölbt und 3 Zoll breit. Die oberen (vorde-
ren) Homer 5 \ Zoll lang und dünn bis an ihr hakenförmiges Kopfstück,
die unteren Hörner sind breit und 5 Zoll lang. Der Schildknorpel ist
massig und wenig gewölbt. Die oberen Hörner desselben sind kurz, die
Beiträge zur Anatomie des ElephatUen. 35
unteren lang. Der Ringknorpel ist schmal und hat seitliche, abwärts stei-
gende FlügeL Die Cartilagines arytaneoideae sind gross, die Stimm-
bänder sind 2y^ Zoll lang, stark und der Yentriculus Morgagni ist
nicht tief. Die Incile ist sehr gross und bildet fast % des ganaen Durch-
messers der Höhle des Larynx. Die Epiglottis ist ganz kurz. Der Muscu-
lus glosso-epiglotticus aber wohl entwickelt. Die Luftröhre ist rundlich
und 1 Zoll, 8 Linien weit.
Die Ringe sind 5-6 Linien breit und liegen innen dachziegelförmig
aufeinander. Die Pars membranacea beträgt den lOten Theil des Umfan-
ges der Trachea. Die Schleimhaut zeigt besonders hinten starke Längen-
falten. Längenmuskelfasern sind nicht vorhanden. Die Quermuskelfasern
oder Fibrae interannulares nur schwach im Verhältniss. Die Schilddrüse,
Glandula thyreoidea, liegt ziemlich weit nach unten; sie hat zwei ovale,
schief liegende und in ihrer Mitte durch einen schmälern Isthmus verei-
nigte Lobi. Als besondere Eigenheit erscheint, dass jeder Lohns aus 20
bis 25 kleinern Lappen, welche in besonderen, von der fibrösen Umhttl-
lungshaut gebildeten Kapseln liegen, besteht. An die Spitze des linken
Lobus geht ein schmaler, langer Muskel, welcher aus der Muskelmasse des
Pharynx und zwar aus dem Muse, crico-pharyngeus entspringt. Er ist als
Muse, attollens glandulae thyreoideae anzusehen; rechts bemerkt man
keine Spur davon. Es ist beiderseits eine Arteria thyreoidea superior, aus
der Art. carotis ihrer Seite kommend, vorhanden, aber nur eine einfache
Art. thyreoidea inferior, aus dem Arcus aortae, zwischen dem Ursprung
der beiden Carotiden hervorsprossend, welche sich sodann gabelförmig
spaltet und in die beiden Lappen der Drüse eindringt. Ebenso sind zwei
Venae thyreoideae superiores und nur eine Vena thyreoidea inferior, aus
der Vena iugularis dextra kommend, zugegen.
Die Luftröhre spaltet sich dichotomisch in ihre zwei Bronchi, welche
in die beiden einförmig gebildeten, sehr grossen und sehr dichten oder
derben Lungen sich einsenken. Elephantum quater hot>em puhnotmm am--
plitudine mperare^ sagt schon Plinius. Es sind nur wenige eigentliche
36 C. Mayer,
Glandulae bronchiales zu bemerken. Die hier und da zerstreuten lympha-
tischen Drttsen sind gross.
Die Glandula thymus ist noch sehr entwickelt vorhanden. Sie ist
4 Zoll lang, 2 Zoll breit und 1 Zoll dick und zeigt 2 Lappen, welche aus
einzelnen Läppchen bestehen.
Die Stimme des Elephanten ist im Yeiiiältnisse zu der Grösse seiner
Larynx, der Weite seiner Luftröhre und der Ausdehnung seiner Lunge,
d. i. sehr stark, jedoch nur bei aufgesperrtem Bachen. Bei halboffenem
Maule ist sie wegen des engen Isthmus faucium nur dumpf. Durch den
Bussel geleitet, wird die Stimme desselben trompetenartig und schmetternd,
namentlich durch Schwingung des Flügelknorpels an der S-förmigen
Krümmung des Bttsselcanales an der Basis des Bussels.
Mamx^ertLxenge.
Die Nieren sind 8 Zoll 6 Linien lang und 4 Zoll 10 Linien breit.
Ihr Gewicht beträgt 2 Pfund 16 Loth. Sie bestehen aus zwei Hauptlap-
pen, einem oberen und einem unteren. Aus dem oberen entspringt der
Ureter mit einem, aus dem unteren mit zwei Aesten, welche, ohne deutli-
che Erweiterung zu einem sogenannten Becken, in den Hauptstamm über-
gehen. Es sind daher drei breite Nierenkelche und Nierenwfirzchen vor-
handen, an denen die zahlreichen Ausmündungen der HarncanSle sehr
gross sind. In den Nierenkelchen befanden sich schon bei diesem jungen
Thiere eine grosse Anzahl von Hamconcrementen, von der Grösse einer
Linse und darüber. Ich habe früher schon erwähnt, (s. Correspondenz-
blatt für rhein. u. westphäl. Ärzte. 1845. Nr. 4. S.59), dass der ammo-
niakalische Geruch der Fleischmasse des Thieres, die scharfe ätzende Be-
schaffenheit der weichen und flüssigen Theile desselben, bei deren länge-
rer Berührung die Hände weiss gebeizt wurden, endlich die Harnconcre-
mente in den Nierenkelchen beweisen, dass wir bei dem Elephanten,
obwohl derselbe sich bloss von Vegetabilien, namentlich von Beis, ernährt.
Beiträge z^r Anatomie des Elephanten. 37
eiHe grossartige Erzeugung von Stickstoff anzunehmen haben. Schon
Moulinus (I.e.) beobachtete dasselbe, nSmlich, dass das Blut und Fleisch
seines Elephanten reich an Urinsalz gewesen sei, so dass die Effluvien die
Geruchorgane reizten und in eine Wunde des Fingers gekommenes Blut
heftigen Schmerz hervorbrachte.
Die Nebennieren sind sehr lang und im Yerhältniss schmal, ihr Län-
gendurchmesser betrügt 4 Zoll 2 Linien; ihr Querdurchmesser beträgt
unten 1 Zoll, oben 1 Zoll 4 Linien; oben sind sie zweilappig; ihre Sub-
stanz ist sehr deri); in ihrem Innern bemerkt man die äussere, braune
und die innere, concentrische, gelbe Substanz. Die Harnblase ist geräu-
mig und dreieckig. Die Ureteren münden nahe dem Halse neben einan-
der in sie ein. Der Urachus ist noch etwas offen. Die Harnröhre ist
nur 8 Linien lang.
liVeibliclie C^schlechtetheile.
Die zwei Zitzen waren schon deutlich erkennbar und lagen zwischen
den Yorderfüssen gegen die Brust zu. Die äussere Geschlechtsöffnung
liegt nach abwärts und vorwärts vom After 1 Fuss 8 Zoll entfernt. Per-
rault bemerkt, dass die Geschlechtsöffnung bei'm weiblichen Elephanten
weit nach vorwärts gegen den Nabel hin liege. Man schloss daher daraus,
dass die Elephanten von vorne sich begatten. Seitdem hat aber Corse
CPMlos. Transact V. 17. 99. p.42) ermittelt, was Aristoteles CHist
ammal. lib.V. c.2) schon kannte und nur PI in ins wieder, wie Vieles,
in's Fabelhafte übertrug, dass der Elephant, wie andere Säugethiere, sich
von hinten begatte. Am oberen Rande der Geschlechtsöffnung ragt die
Eichel der über einen Fuss langen Clitoris hervor, welche mit einer halb-
mondförmigen Corona von 1 Zoll 4 Linien Höhe und 1 Zoll 2 Linien
Breite, eingefasst von der Falte des Praeputium's, zu Tage tritt. Der*
Körper der Clitoris, bestehend aus den zwei Corpora cavemosa, welche
vor ihrer Vereinigung 3 Zoll lang, nach derselben 9 Zoll lang und 1 Zoll
3 Linien dick sind, bildet die obere Wand der Vagina, deren untere Wand
38 C. Mayer,
häutig ist. Es erschien daher die Clitoris des weiblichen Elephanten dem
Penis anderer grossen Säugethiere an Grösse ähnlich.
An der oberen Wand des Körpers der Clitoris befindet sich eine ein-
fache, rundliche, starke Sehne, welche auf der oberen Fläche der Eichel
der Clitoris sich endigt. An sie setzen sich zwei Muskeln mit ihren Seh-
nen unter einem spitzen Winkel an, welche von dem Schaambeine ent-
springen und wohl als Musculi retractores clitoridis angesehen werden
müssen. Zur Seite der Corpora cavemosa laufen die starken beiden Nervi
dorsales clitoridis, die Arteriae dorsales und die Vena dorsalis einschlies-
send. Diese Muskeln finden sich auch, und bedeutend stärker, bei dem
Männchen, wo sie schon Moulinus fand und als Musculi retractores
penis beschrieb.
Die mit der Urethra vereinte Vagina besitzt einen starken Muskel,
welcher da, wo die Corpora cavernosa anfangen, beginnt und den hinteren
Theil derselben mit seinen schiefen kreisförmigen Bündeln umföngt. Die
Vagina ist von der kleinen Grube der Clitoris an 1 Fuss 7 Zoll lang und
1 Zoll 6 Linien- weit. Ihre innere Oberfläche ist ganz glatt, ohne Falte
oder Vorsprung. Nach hinten münden zwei Oeffnungen in sie ein. Die
obere rundliche, aber faltige Oeffnung ist die Ausmündung der Harnblase,
oder vielmehr der sehr kurzen, 10 Linien langen Harnröhre. Die untere
Oeffnung, Orificium uteri externum, bildet eine einfachere Spalte, mit zwei
seitlichen Falten. Sie führt in den gemeinschaftlichen Uterus, welcher
einen 2 Zoll langen und 1 Zoll weiten einfachen Canal, mit einer vordem
und hintern sogenannten Arbuscula, also den Uterus communis oder Cer-
vix uteri, bildet. Nach hinten liegt das doppelte Orificium uteri intemum,
welches in den eigentlichen Uterus oder in das Cornu uteri seiner Seile
führt. Das Hörn des Uterus ist, wie gewöhnlich, gebogen, 7 Zoll
lang, cylindrisch und von der Dicke eines Fingers. An seinem Ende
entspringt am vorderen Rande an der Spitze die Tuba, welche anfangs so
fein wie eine Stricknadel, sich allmälig bis zu der Dicke einer Federspule
erweitert, sehr geschlängelt verläuft und an der grossen Tasche des
Beiträge mr Anatomie des Elephanten. 99
Ovarium's so ausmündet, dass diese Tasche daselbst an der Stelle durch
eine vorspringende Querfalte oder Klappe in zwei Räume oder Säcke
getrennt ist, so dass man eine Bursa ovarii und eine Bursa calycis tubae
unterscheiden muss. Das Ovarium ist länglich-rund, platt, 1 Zoll 6 Linien
lang, 1 Zoll 2 Linien breit, glatt und nur an seiner Anheftungsstelle mit
Läppchen versehen. Seine äussere Haut ist derb und es sind keine Graaf-
schen Follikel vorspringend. Der Gefössplexus ihm zunächst, von der
Arteria und Vena spermatica gebildet, zeigt beträchtliche Netze (sogenann-
tes Corpus Wolfianum). Von einem Fluxus menstruus des weiblichen
Elephanten schreibt Walther Schultz (Ostind. Reisebeschr. S. 199).
Die männlichen Geschlechtstheile findet man bei Moulinus, Fer-
ra ult, Duvernoi und Camper genau beschrieben, so dass ich deren
Bau hier nur kurz andeuten will. Den Fenis hat Duvernoi sehr um-
ständlich untersucht (I.e. p.473). Er hatte eine Länge von 6Fuss 10 Zoll
und wog 80 Ffund, obgleich das Thier erst 1 1 Jahr alt war. Die oben
beschriebenen, in eine einfache Sehne auslaufenden Muskeln der Clitoris
finden sich auf dem Rücken des Penis (Moulinus). Die Hoden sind in
der Bauchhöhle verborgen (Aristoteles, Camper). Es ist kein Bauch-
ring vorhanden und die Hoden durch eine Falte des Peritonäums so fest
gehalten, dass sie nicht nach auswärts fallen können (Camper), Sein
Elephant war aber jung. Moulinus dagegen will die Hoden am Peri-
näum, jedoch ohne Hodensack gefunden haben, so dass sie vielleicht bei
der Brunst heraustreten. Das Yas deferens ist kurz. Es sind Saamen-
blasen, Prostata und ein Vera montanum, wie bei dem Pferde, zugegen.
Sinnesoryane.
GeruchsorgaD.
Die Nasenhöhle ist kurz, aber geräumig nach der Breite. Die vor-
deren knöchernen Nasenöffnungen sind gross und rundlich, zum Ansätze
der dickeren knorpeligen Basis des Rüssels. Die Lamina papyracea ist
40 C- Mayer,
eben deshalb zur Anheftung der nach hinten knorpeligen Scheidewand des-
selben, wie sdion erwähnt, sehr stark. Diese knorpelige Scheidewand
hat nach der Seite einen flttgelförmigen Fortsatz. An denselben setzt sich
ein kurzer Muskel an, welcher ihn aufzuheben im Stande ist: so dass da-
durch der hintere Theil.des Canales des Rüssels, da, wo derselbe sich
nach abwärts krümmt, oder einen nach oben concaven Bogen bildet, wel-
cher durch die natürliche Lage dieses Knorpels fast ganz verschlossen ist,
geöffnet werden kann, was bei'm starken Inspiriren oder bei^m Einziehen
von Wasser durch den Rüssel nothwendig ist. Die Muskeln des Rüssels
sind früher schon ausführlich von Ferra ult beschrieben worden, beson-
ders hat Cuvier (Anatomie comparäe. IL) die einzelnen Muskelstrata des-
selben noch genauer hervorgehoben. Es geht aber zu sehr in's Kleinli-
che, wenn man dem Rüssel 30 bis 40,000 Muskeln zuschreibt, indem man
dabei die durch querlaufende Sehnen geschiedenen einzelnen Bändel der
Längenmuskeln als besondere Muskeln annimmt. Cuvier theilt die Mus-
keln des Rüssels in longitudinale Muskeln und Quermuskeln ein. Die
Longitudinalmuskeln theilen sich in vordere (obere), seitliche und untere.
Es sind also sechs, nicht bloss vier Längenmuskeln vorhanden. Sie lau-
fen nach der ganzen Länge des Rüssels. Die oberen entspringen am
Stirnbein und Nasenbein, die seitlichen oben vom Os intermaxillare, die
unteren unten von demselben. Nur ist zu bemerken, dass die seitlichen
etwas früher mit den oberen sich verbinden, so dass an der Spitze des
Rüssels nur noch obere und untere Muskeln vorhanden sind. Die beiden
oberen Muskeln, welche man Levatores proboscidis nennen könnte, verei-
nigen sich aber in der Mitte innig mit einander. Ebenso die unteren bei-
den Muskeln, Depressores proboscidis. Der seitliche Längenmuskel kann
Abductor proboscidis genannt werden. Diese Muskeln krümmen den
Rüssel nach verschiedenen Seiten hin in ihrer Richtung, indem sie ihn
verkürzen. Diese Längenmuskeln bilden eine muskulöse dicke Scheide,
innerhalb welcher und rings um die beiden Rüsselcanäle angelagert, kurze
Muskelbündel liegen. Es sind aber nicht bloss Querfaserbändel, wie
Beiträge mr Anatomie des Elephcmten. 41
Cuvier will, sondern quere Muskeln, welche diese Ganfile zu schliessen
im Stande sind, und schiefe Muskelbflndel, welche sich strahlenförmig um
die Peripherie des Rüsselcanales ansetzen und diese zu öffnen bestimmt
sind. Es sind also Musculi transversi, contractores canalis proboscidis und
Musculi radiati oder dilatatores desselben vorhanden. Zwischen diesen
innern Muskelbttndeln befindet sich eine eigenthümliche Fettmasse. Der
Canal des Rüssels besteht aus einer dichten Haut, deren innere Oberfläche,
ausser einigen Längenfalten, glatt und gelblich aussieht. Es zeigt dieselbe
jedoch bei genauerer Beleuchtung ein feinwarziges Ansehen. Eine Menge
gelber Drüschen, von der Grösse eines Nadelkopfes, trifft man besonders
nach hinten an. Von den Nerven des Rüssels wird weiter unten die
Rede sein.
Geschmacksorgao«
Die Zunge ist bereits oben beschrieben worden. Was die Muskeln
der Zunge betrifft, so sind sie: der Musculus ^ternohyoideus, sternothy-*
reoideus, hyothyreoideus (sehr breit und stark) , crico-thyreoideus^ (dick),
omohyoideus, geniohyoideus (lang und schmal) , genioglossus (sehr breit
und stark), hyoglossus (basio-cerato-chondroglossus), styloglossus (dicker
Randmuskel) und Muse, lingualis proprius, aus queren und Längenbündeln
bestehend. Die Nerven verhalten sich auf folgende Weise. Der (dünne)
Nervus glossopharyngeus giebt 6-8 Äste an den Pharynx und die Fauces
ab und vertheilt sich in die Papulae capitatae. Der Nervus lingualis des
fünften Paares giebt 3-4 Aeste zum Plexus submaxillaris der Glandula
submaxillaris und der Glandula subungualis ab, sondann einen starken lan-
gen Nervus subungualis für die Schleimhaut neben der Zunge, und bildet
nun ein starkes Netz oder einen starken Plexus mit dem Nervus hypoglos-
sus, geht aber selbst nicht bis zur Spitze der Zunge. Der Nervus hypo-
glossus giebt seinen Ramus descendens ab, sodann drei Rami hyoidei zu
den Muskeln (M. omohyoideus, sternohyoideus, stemothyreoideus) , bildet
Vol. XXII . p.i. 6
42 C. Mayer,
den starken Plexus mit dem Nervus lingualis quinti und geht sodann allein
bis zur Spitze der Zunge.
Gesichtsorgao.
Das Auge des Elephanten ist klein. Der Rand des Augenliedes ist
mit Wimpern besetzt. Die Nickhaut ist besonders stark entwickelt und
kann den Augapfel ganz bedecken. Es befindet sich in ihr unter der mit
vielen Schleimdrüsen versehenen Coniunctiva ein langer, mit einem Stiel
und dreieckiger Basis versehener Knorpel, an welchen erstem zwei beson-
dere Muskeln sich ansetzen, vom obern und untern Augenliede innerhalb
entspringend. Sie ziehen beide den genannten Knorpel der Nickhaut und
damit diese über den Augapfel. Am Augapfel selbst bemerkt man die
starken und breiten 4 geraden Muskeln (M. recti). Der M. obliquus supe-
rior, welcher schlank und dttnn ist und durch eine dreieckige Knorpelrolle
läuft, rollt den Augapfel aufwärts. Der M. obliquus inferior ist ebenfalls
schlank und ziemlich lang. Er rollt den Augapfel abwärts. Es ist ein
Muse, levator palpebrae superioris und ein Muse, depressor palpebrae in-
ferioris, beide sehr stark, vorhanden. Die Puncta lacrymalia sind fein.
Der Ductus lacrymalis einfach und sehr enge. Die Thränendrüse ist ziem-
lich gross. Ihr Ductus excretorius so weit als eine starke Stricknadel
und mündet im äussern Augenwinkel aus. Es ist sehr aufTallend, dass
Camper weder Thränendrüse noch Thränencanal oder deren Ausßihrungs-
gang gefunden (1. c). Die Sclerotica ist dünn, ebenso die Cornea, die
Choroidea dünn, die Iris braun, die Pupille rund. Der Krystallkörper und
Glaskörper klein, die Retina verhältnissmässig dick. Der Nervus opticus
schwillt an seiner Eintrittsstelle in den Augapfel in einen Bulbus an.
GehörorgaD.
Die Ohrmuschel ist ziemlich gross und platt. Sie ist bekanntlich bei
<lem indischen Elephanten nicht von der enormen Ausdehnung, wie bei dem
Beiträge sMr Anatomie des Eihäuten. 43
africanischen. Der äussere Gehörgang, dessen knöcherner Canal nach
unten der ganzen Länge nach gespalten ist, liegt fast horizontal von aussen
nach einwärts und ist nur etwas concav nach vorwärts. Er ist 3 Zoll
4 Linien lang und 1 Zoll in die Quere weit. Bei'm Schweine läuft er von
oben nach abwärts und ist enge. Die Trommelhöhle ist sehr geräumig.
Das Trommelfell ist sehr gross. Der knöcherne Trommelfellring misst
1 Zoll 8 Linien im Querdurchmesser; bei'm Schweine nur 3-4 Linien.
Die Xrehörknöchelchen sind kurz und dick. Der Hammer zeichnet sich
durch sein breites Capitulum aus. Der Processus minor desselben ist
schwach, der Processus maior sehr stark. Der Ambos ist kurz und dick.
Das Ossiculum Sylvii klein. Der Stapes schmal, dick und seine Basis
rundlich aufgetrieben. Der Labyrinth ist gut entwickelt. Die Fenestra
vestibuli ist rundlich; die Fenestra Cochleae ist sehr schmal und lang, aber
eingebogen oder ungleich oval. Prof. Fick (Müller's Archiv. 1844.
Hft. IV.) sagt, dass dem Elephanten ein echtes Schneckenfenster zur Pau-
kenhöhle fehle. Es ist, wenn keine Zerstörung stattfand, in diesem Falle
wohl eine pathologische Abnormität. Camper und Cuvier erwähnen
diese Oeffnungen gar nicht. Cuvier sagt jedoch ganz richtig, dass die
Form der beiden Fenster bei den Säugethieren sehr variire und die Be-
nennung rund und oval nicht mehr passend sei, daher ich auch die Bezeich-
nung Schneckenfenster und Vorhofsfenster wählte. Bei'm Schweine ist
dagegen das Schneckenfenster rundlich und mit einer Spalte nach oben
versehen, wie es scheint, zum Austritt der Vena Cochleae, falschlich Aquae
ductus Cochleae genannt, welche in die Vena petrosa media einmündet.
Diese Spalte ist auch am Schneckenfenster des Elephanten, nur noch viel
grösser, zu bemerken. Der Porus acusticus hat 4 Gruben: 1) ftir den
Nervus facialis, 2) für den Modiolus, ^) und 4) fflr das Vestibulum. Die
Schnecke hat 2% Windungen. Der Scyphus oder die Kuppel ist platt
gedrückt. Bei'm Schweine ist sie gewölbt. Die Scala tympani verhält
sich zur Scala vestibuli wie 3 : 2. Der Hamulus laminae spiralis ist kurz.
In der Kuppel verhält sich Scala tympani zu Scala vestibuli umgekehrt, wie
44 C. Mayer,
2:3. Am Ursprünge der Lamina spiralis, zwisciien ihr und der entge-
genstehenden Leiste am innern Rande der Fenestra Cochleae, bemerkt man
den ziemlich weiten Ausschnitt als Anfang der Fissura interscalaris, wo«-
durch die Scala tympani mit der Scala vestibuli communicirt. Bei^m
Schweine ist derselbe enger oder die Spalte feiner. Die Löcher und
Canäle zwischen den beiden Platten der Lamina spiralis bis zur Spitze d^s
Hamulus sind sehr gross. Das Yestibulum ist sehr geräumig und die Bo-
gencanäle und ihre Ampullen sind weit, aber wie gewöhnlich angeordnet.
Angiologie.
Das Herz, welches gegen vier Apothekerpfund wog, ist ansehnlich
gross und in einen dicken und sehr starken Herzbeutel eingeschlossen,
dessen Höhle dasselbe fast ganz ausfüllt. Mit Unrecht hat Duvernoi das
Dasein des Herzbeutels bei^m Elephanten geläugnet. Die Pars ätriorum
ist häutig und ihre Muskelbündel sind sehr entwickelt. Die Pars yentri-
culorum ist stark, doch ist auch der Ventriculus dexter an Fleischmasse
nicht sehr dick, dagegen der Ventriculus sinister sehr stark. Die Muskel-
wandung des erstem beträgt 5 Linien, die des letztern 10 Linien. An dem
Apex cordis sind beide Ventrikel äusserlich durch eine sehr tiefe Crena
geschieden, so dass der Ventriculus sinister die Spitze des Herzens allein
bildet. Ob es von dieser Theilung nahe der Spitze des Herzens herrührt,
dass man von Aelian bis auf Conrad Gessner dem Elephanten zwei
Herzen zuschrieb, will ich dahin gestellt sein lassen.
Die Höhle des rechten Ventrikels ist um die Hälfte weiter, als die des
linken Ventrikels. Die innere Haut des Herzens ist derb und gelblich.
Die von Duvernoi beschriebenen Drüsen (s. Comment. Acad. Petrop.
T. IL p. 288J sind nicht zu sehen und waren dieselben wahrscheinlich in
seinem Falle krankhaft oder Tuberkeln gewesen. Die Valvula tricuspida-
Beiträge smr Anatomie des Elephanten. 45
lis ist stark und breit und an drei Muskeln befestigt. Ebenso ist die Val-
Yula bicuspidalis sehr breit und hauptsächlich von zwei Musculi papilläres,
welche nach Innen liegen, gehalten. Die Trabeculae cameae sind im
rechten Ventrikel nicht stark, dagegen besitzt der linke Ventrikel besonders
starke Musculi papilläres. Die Valvula Eustachii ist unmerklich, die Val-
vula Thebesii ebenfalls ; die drei Valvulae semilunares der Arteria pulmo-
nalis und die der Aorta sind gross, mit deutlichen Muskelfasern versehen,
aber die Noduli Arantii sind unmerklich. Es sind zwei Arteriae coronariae
cordis vorhanden. Camper (1. c. p. 77) sagt unrichtig, die Arteria coro-
naria sei einfach. Beide Arterien entspringen wie sonst. Die Arteria
coronaria dextra ist dreimal dicker als die sinistra, und geht zum rechten
Ventrikel und als Ramus circumflexus zu der hinteren Fläche desselben
und zu der des linken Ventrikels. Die letztere ist schwächer und gehört
bloss der Vorderseite des linken Ventrikels an. Ebenso sind zwei Venae
coronariae vorhanden, wovon die grössere von hinten, die kleinere von
vorne kömmt, beide aber ganz nahe oder gemeinschaftlich in den Sinus
ausmünden. Der Ductus arteriosus Botalli ist noch als Ligament vorhan-
den und selbst für eine feine Sonde durchgängig. Es ist bloss ein Knor-
pelstreifen von 10 Linien am Ostium arteriosum des linken Ventrikels, also
kein Herzknochen bei unserm Elephanten vorhanden. Auch andere Ana-
tomen: Moulinus, Blairie fanden keinen, und namentlich auch Perrault
nicht beim africanischen Elephanten. Galen wollte an einem von ihm zu
Rom untersuchten grossen Elephanten einen Herzknochen gefunden haben.
Ex earde dissecH ElephanM Galenus magmm os exemit. Vide J. Jon-
stauj Hist. not. de quadruped. c.7. p.32. Hoc os in Elephanto maximo
RomcLe iugulatOy ad cmns dissectionem medid conveneranty discendi gror-
tia^ duosne cor haberet verHces^ an wmm^ et an tentrioulos duos^ vel tres^
sine negotio reperit» una cum famäiarilms digitos admoUtas^ et volmsset
etiam adstamtibus inexerdtoMSj qm ut in mnorUms^ Ha eHam in maioribus
id non reperiri asserebaait^ id demonstrare^ nisi famiUares risissent^ et ne
Ulis ostenderety rogassent. Corde vero^ a Caesaris coquis exemto^ misit
46 C. Mayer,
aliquem ex familiaribus exercitakmi in emstnodi rebus rogatum coquos^
ut. 08 ah ipsis exim sinerent^ et sie factum est. Id eHam mm parvae
magmtudims os et quod rix Adern mereatur medicos latuisse^ apud nos
asservatur.
Aus dem ganz kurzen Arcus aorlae entspringen folgende Zweige.
Zuerst die Arteria subclavia dextra seitlich, sodann aus einer gemeinschaft-
lichen ganz kurzen Ursprungsstelle die Art. carotis dextra, die Art. thyreoi-
dea inferior communis und die Art. carotis sinistra. Als dritter Stamm des
Arcus aortae kömmt nun die Arteria subclavia sinistra zum Vorschein. Cam-*
per erwähnt dreier Stämme, wie in unserm Falle, aber nicht der Arteria
thyreoidea inferior. Vielleicht war dieses in unserm Falle nur Varielfit, was
um so merkwürdiger wäre, da noch kein Beispiel von Varietät der Aeste
des Aortenbogens bei den Säugethieren beobachtet wurde. Tiedemann
hat bei zwei Elephantenherzen nur einen Truncus anonymus und als zwei-*
ten Stamm die Arteria subclavia sinus gesehen, (mündliche Mittheiiung).
Aus dem Stamme der gemeinschaftlichen Carotis tritt zuerst in einer Ent-
fernung von 3 Zoll vom Ursprünge die Arteria thyreoidea superior hervor,
sodann die starke Art. occipitalis nach hinten, die Art. lingualis, Art. pha-
ryngea und Art. palatina adscendens, welche sehr fein sind, fernerhin die
Art. temporalis, welche unter einem Ligamentum iugo-auriculare hindurch-
geht und sodann einen Plexus temporalis oder ein Rete temporale bildet,
welches mit dem gleichnamigen Bete venosum eine ziemliche Entwicke-
lung zeigt (s. Otto, bei der lOten Versammlung deutscher Naturforscher
in V. Froriep's Notizen. 1832. October. S.39). In Betrefft der Arteria
lingualis habe ich einer besondern Anordnung oder Dissymmetrie zu erwäh-
nen. Die Arteria lingualis sinistra ist nämlich sehr stark und geht allein
in der Mitte der Zunge an ihrer untern Fläche nach vorwärts, bis zur Spitze
derselben; dagegen die Art. lingualis dextra nur ein dünnes Gefiiss ist,
welches bloss einen Ast zur Seite der Zunge als Art. subungualis und einen
Ramus hyoideus abgiebt, aber keinen zur Mitte der Zunge selbst schickt.
Nach dem Abtreten der Carotis interna nach hinten entspringt sodann die
Beiträge mr Anatomie des Elephanten. 41
Art. maxillaris externa. Sie wird zur untern Riisselschlagader (Art. pro-
bosddea inferior) und bildet mit der obern Rtisselschlagader (Art. probo-
scidea superior) aus der Art. infraorbitalis ein noch mehr verästetes Netz,
einem ähnlichen venösen darüber entsprechend, als das erwähnte Netz der
Art. temporalis. Ferner treten hervor die Art. transversa faciei, Art. au-
ricularis posterior und die Art. stylomastoidea, endlich nach vorwärts die
Art. maxillaris interna, sich spaltend in die Art. meningea, die Art. sphaeno-
palatina, palatina descendens und die starke Art. infraorbitalis.
Die Art. vertebralis ist, wie sonst, ein Zweig der Art. subclavia.
Beide Art. vertebrales vereinigen sich zur Art. basilaris, welche, nach Ab-
gabe einer starken Art. cerebelli, nach vorwärts mit der Carotis interna
sich verbindet. Die Art. spinalis anterior ist einfach nnd entspringt aus
der Art. vertebralis dextra, nahe an ihrer Verbindung mit der Art. verte-
bralis sinistra.
Die Aorta adscendens ist sehr dick ; dagegen die Wandung der Art.
pulmonalis viel dünner. Die Aorta descendens ist aber schon nicht mehr
besonders dickhäutig. Die Art. intercostales entspringen, wie sonst, paa-
rig, aber nicht in gleicher Linie. So wie die Aorta durch das Zwerchfell
getreten ist, entspringt aus ihr die Art. coeliaca, welche sich sodann in
3 Hauptäste spaltet. Unmittelbar darunter kömmt die dreimal weitere Art.
mesenterica superior zum Vorschein. Die Art. renales wie gewöhnlich,
ebenso die Art. lumbales. Die Art. mesenterica inferior, welche gross ist,
entspringt erst unten an der Theilung in die Art. iliacas communes. Die
Arterien des Unterleibes verhielten sich wie gewöhnlich, und die Verzwei-
gung der Art. mesenterica superior und inferior zeigt die gewöhnliche
ästige Form mit den bogenförmigen Anastomosen (Arcus mesenterici).
Anders, und einem Rete mirabile ähnlich, ist die Vertheilung der Art. me-
senterica bei SuB Babyrussa und DicoUjles (s. unten).
Die Arteria subclavia giebt ab die Art. mammaria, Art. vertebralis,
Art. cervicalis adscendens, Art. transversa cervicis und Art. intercostalis
prima, geht sodann in die Art. maxillaris über, welche eine starke Art. sca-
48 C. Mayer,
pularis abgiebt und sodann in 5 Zweige ausläuft. Die lange Art. iliaca
communis theilt sich in die Art. iliaca externa et interna und bietet sonst
keine Besonderheiten dar.
UTenrologle.
1. Die harte Hirnhaut ist sehr fest.
Das Gehirn des Elephanten zeigt einen bedeutenden Grad von Ent-
Wickelung. Das Gewicht desselben, vom Blute entleert, betrug bei un-
serm jungen Elephanten, dessen Körpermasse circa 1000 Pfd. wog, 8 Pfd.
bürg. Gewicht. Es verhielt sich also das Gehirn zur Masse des Körpers
wie 1 : 125. Das kleine Gehirn wog 1 Pfund. Es verhielt sich also das
grosse Gehirn zum kleinen Gehirn wie 8:1. Das kleine Gehirn liegt,
> wie bei den meisten Säugethieren, hinter dem grossen Gehirn, ragt aber
[ mehr in die Höhe, als bei irgend einem Säugethiere. Die ganze Länge
\ des Encephalum's bis zur MeduUa spinalis war 11 Zoll 4 Linien Rhein.
\ Der Längendurchmesser des grossen Gehirns betrug 8 Zoll 3 Lin. .Der
r
Querdurchmesser der vorderen Lappen 5 Zoll 3 Lin. Der Querdurchmes-
ser der hinteren Lappen 9 Zoll 10 Lin. Der grösste Höhendurchmesser
des grossen Gehirnes 6 Zoll 2 Lin. Der Höhendurchmesser des kleinen
Gehirnes 4 Zoll 10 Lin. Der Querdurchmesser des kleinen Gehirnes
6 Zoll 3 Linien.
Die Form des Gehirnes des Elephanten ist eigenthflmlich und scheint
keinem der andern Pachydermen zuzukommen. Die beigefügte Zeichnung
wird dieses am besten zeigen. Camper hat dieses Eigenthttmliche der
Form nicht bemerkt und in Leuret's Abbildung ist dieselbe ebenfalls
nicht ausgedrückt. Es ist das Gehirn des Elephanten so zu sagen harn-
merförmig, oder aus einem vorderen schmalen, gerade laufenden und einem
Beiträge z/ur Anatomie des Elephanten. 49
hinteren breiten und meiir gewölbtem querlaufenden Lappen zusammen-
gesetzt. Die Bulbi nervi olfactorii sind kurz, sehr dick und enthalten eine
geräumige Höhle.
Die Windungen des grossen Gehirnes sind sehr zahlreich, einige
derselben schmal, mehrere dagegen verhältnissmässig sehr breit und tief
eingehend. Leuret (Anat. comp, du Systeme nerveux. Paris 1839)^
welcher das Gehirn des indischen Elephanten (PI. XIII u. XIV) abbildet,
sagt: Aucun animal^ pas mime la baleine^ rCa le cerveau OMSsi gros qne
Velephant; Vhomme lui-mime est inferieur ä cet animal non seulement
pour le voIume total du cerveau^ mais pour le nombre Vamplitude et les
ondulations de circonvolutions cerebrales.
Schon Marchetti (Anat. cap.l2. p,m.l89) bemerkt, dass das Ge-
hirn des Elephanten grösser sei, als das irgend eines Thieres.
Merkwürdig scheint es, jedoch ganz entsprechend der im Eingange
dieser Untersuchung angegebenen Differenz des Schädels des asiatischen
und africanischen Elephanten, dass Perraul t von diesem aussagt: Le cer-
vea/a etoit extraordinairement petit^ n'ayant avec le cervelet^ qve huit
ponces de long sur six potwes de large^ et Vun et Va/utre ne pesoit que
neuf livres (l. c. p. 135).
Es würde hiermit übereinstimmen, dass nach der allgemein verbrei-
teten Meinung der Alten der africanische Elephant dem asiatischen an gei-
stigen Anlagen und Fähigkeiten nachstehe.
Die Venlriculi laterales und der Ventriculus tertius sind im Verhält-
niss weniger geräumig, so wie die Corpora striata, die Thalami, die Zirbel,
die Corpora quadrigemina gegen dieselben Theile am Gehirn des Ochsen
und Pferdes klein zu nennen. Die einzelnen Lappen des kleinen Gehirnes
sind nicht besonders hervortretend, dagegen in sehr viele und schmale
Lamellen getheilt, welche meistens nur % - 1 Linie breit sind. Die Me-
dulla oblongata und der Gehirnknoten sind aber sehr breit und dick; die
voi.xxn. p.i. 7
50 C. Mayer,
Breite der ersteren beträgt 1 Zoll 4 Linien, an der Pons 1 Zoll 8 Linien
und die Dicke 1 Zoll. Die MeduUa spinalis ist oben 1 Zoll 2 Linien breit
und 9 Linien dick. Als auffallend bemerke ich, dass das ganze Encepha-
lum ungleich gebildet ist, so dass die rechte Hälfte des grossen und klei-
nen Gehirnes um 4 Linien länger als die linke war.
Unter den Gehirnnerven, welche alle zugegen sind, erwähne ich be-
sonders bloss des fünllen Paares, dessen Ramus maximus inferior mit dem
Ganglion Gasseri besonders stark ist. Neben und hinter dem Ganglion
Gasseri tritt, von ihm getrennt, das ovale Ganglion oticum zu Tage, von
welchem Aesle zum Nervus auricularis, N. crotaphyticus und buccinatorius,
so wie der Ram. tympanicus abgehen. Die Chorda tympani ist verhäll-
nissmässig stark und steigt ziemlich tief zum Ram. lingualis herab. Der
Nerv, glossopharyngeus vertheilt sich auch hier, nach Abgabe des Schlund-
kopfastes, in die zwei Papulae capitatae der Zunge. Der Nervus accesso-
rius Vagi entspringt mit sehr spitzen Wurzeln, ist sehr stark und bildet
ungefähr 4-5 leicht zu trennende Bündel, welche untereinander anasto-
mosiren. Er erhält nach seinem Austritte von den ersten drei Nervi spi-
nales eine starke Anastomose und theilt sich in den Ram. interior, welcher
den Muse, sternocleidomastoideus durchbohrt, und in den Ram. posterior
für den Muse, cucularis. Der Nervus hypoglossus entspringt mit 12 Bün-
deln aus der Medulia oblongata und nimmt innerhalb des Schädels eine Ana-
stomose vom Nerv, cervicalis primus auf. An der Zunge angelangt, ver-
bindet er sich durch ein dickes Bündel und mehrere feinere Aeste mit dem
Zungenaste des fünften Paares. Die vorderen und hinteren Wurzeln der
Nervi spinales zeigen an ihrem Ursprungspuncte eine verschiedene Form.
Besonders auffallend ist dieses an den Nerv, spinales. Die vorderen Bün-
del dieser Wurzeln beginnen nämlich stumpf oder abgerundet, dagegen
die hinteren Bündel ganz spitz aus der Markmasse des Rückenmarkes zum
Vorschein kommen. Ich habe diesen Unterschiec^, obwohl nicht so stark
ausgesprochen, auch bei dem menschlichen Rückenmarke gefunden und
früher hervorgehoben (s. Salzburger Medic. chir. Zeitung. 1815. und
Beiträge zur Anatomie des Ehphanten. 51
v.Froriep's Notizen. 1833. S.310)- Auch bei andern grösseren Säu-
gethieren, z. B. bei'ra Ochsen, ist dieser Unterschied bedeutend zu Tage
tretend.
Der Nervus vagus ist verhältnissmässig stark entwickelt und giebt
einen im Yerhältniss schwächern Nerv, laryngeus superior ab. Derselbe
tritt durch eine besondere Oeffnung des Schildknorpels nach einwärts und
verzweigt sich daselbst mit einem Ram. cutaneus in der Schleimhaut, mit
einem Ram. epiglotticus in der Haut der Epiglottis und dem Muse, glosso-
epiglotticus, welcher gehörig entwickelt ist, mit einem Aste in den rundli-
chen M. thyreo-arytaenoideus superior et inferior und den M. arytaenoideus
transversus, und giebt sodann den Ram. communicans zu dem Nerv. laryn-
geus inferior ab. Der Nervus laryngeus inferior ist ziemlich stark, giebt
mehrere Aeste dem Oesophagus und Pharynx, sodann versorgt er den
Muse, crico - arytaenoideus posterior et lateralis mit mehreren Aesten.
Die Nerven des Rüssels sind: 1) der Nervus facialis, welcher lange
gesondert verläuft, bis er sich mit 2) dem Nervus infraorbitalis zu einem
sehr starken grossen Rete nervosum, welches aus 8-10 Strängen besteht,
verbindet. Hierzu kommt noch 3) der Nerv, buccinatorius, welcher sich
mit zwei Zweigen, welche sich netzförmig verflechten, in den Nerv, facialis
vor seiner Vereinigung mit dem Nerv, infraorbitalis einsenkt.
Aus dem Plexus brachialis entspringen, ausser kleinen Aesten zur
Scapula, der Nerv, ulnaris, Nerv, musculo-cutaneus, der sehr dicke Nerv,
medianus und der nach ihm stärkste Nerv, radialis. Der Nerv, musculo-
cutaneus durchbohrt den Muse, biceps und geht bis zu dem Rücken des
Vorderfusses in der Haut fort. Der Nerv, ulnaris begiebt sich unter dem
Muse. Pronator leres hindurch und läuft an der Ulnar-Seite zur Vola manus,
nachdem er einen schwachen Ram. dorsalis abgegeben hat. Der Nerv,
medianus geht an der Radial-Seite des Vorderarmes zur Vola manus, mit
dem Nerv, ulnaris sich daselbst verbindend. Der Nerv, radialis schlingt
sich um das Os humeri herum, tritt zwischen dem Muse, supinator longus
52 C. Mayer,
und Muse, extensor carpi radialis hindurch, giebt einen dicken Ram. pro-^
fundus, welcher in die Tiefe gehend bis zum Muse, anconaeus quartus sich
erstreckt, und läuft als dünner Faden bis zum Dorsum manus fort.
Der Nerv, cruralis ist sehr stark entwickelt. Der Nerv, ischiadicus,
welcher im Verhältniss nicht sehr dick ist, giebt den Nerv, glutaeus supe-
rior und inferior ab und theilt sich sodann in den Nerv, peronaeus und
Nerv, tibialis. Den Nerv, ischiadicus begleitet eine grosse Vene, Vena
ischiadica, Vena cruralis posterior, aber keine Arterie.
Der Nerv, sympathicus zeigte nur zwei Ganglia cer\icalia, die übrigen
Ganglia Nervi sympathici zeigten sich mehr entwickelt, als bei den reis-
senden Thieren und Nagern. Insbesondere erschienen die Ganglien an
der Art. coeliaca und Art. mesenterica superior lang und gross, so wie die
Nervenäste im Mesenterium dicker und zahlreicher als selbst bei den wie-
derkauenden Thieren. Die sympathischen Nervenäste selbst waren dicht
und weissfaserig von äusserem Ansehen.
Als eine merkwürdige Erscheinung verdient die Asymmetrie, welche
wir in dem Baue des Elephanten am Gehirne und an verschiedenen ande-
ren Organen wahrgenommen haben, hervorgehoben zu werden. Dass die
Asymmetrie des Gehirnes nicht bloss individuell war, und dass sie wahr-
scheinlich von den früheren Anatomen unbeachtet geblieben, beweist die
Asymmetrie der Hemisphllren des grossen Gehirnes und des Encephalum's
überhaupt, so wie die der ihm entsprechenden Schädelhöhle, welche ich
bei einem andern indischen Elephanten wahrgenommen habe.
Bei unserm weiblichen Elephanten haben wir ferner noch solche
Asymmetrie bemerkt: an der Art. lingualis, Art. coronaria cordis und an
der Glandula thyreoidea.
Beih'äge !mr Analame des Elephanten. 53
Hlkroskopliseheis.
Das Blut zeigt unter dem Mikroskope Kügelchen von verschiedener
Grösse von 0,0003 bis 0,0005 Millimeter. Das gelbröthliche Blutgerinnsel
(Coagulum) in den Höhlen des Herzens enthält eine Menge von Schollen
oder Blättchen mit feinster, kaum sichtbarer Granulation, in rhomboidali-
scher Form, als reines Plasma sanguinis (s. Mayer, über organ. Bestand-
theile des Blutes, im med. Correspondenzblatt. 1844).
Die Haare des äusseren Gehörganges, welche mit dem Ohrenschmalze
sammt ihren Wurzeln abgegangen sind, zeigen deutliche unregelmässige
Querstreifen, welche von den Rissen und Abschuppungen der äusseren
Haut oder Schichte des Haares herrühren.
Das Epithelium der Höhle der Schläfendrüse geht in ganzen Stücken
mit dem fetten Secretum derselben ab. Es zeigt meistens ganz klare,
kaum granulirte Blättchen, welche sich an der Luft einrollen. Die Schlä-
fendrttse selbst erscheint bei einer Vergrösserung von 400 aus Blind-
därmchen von verschiedener Länge und Breite zusammengesetzt. Diese
blindsackigen Acini bestehen aus feinsten Drüsenkörnern (Acini primitivi)
von der Grösse ^o Linie. Diese Drüsenkörner sind dichter an der äusse-
ren Wandung des Blinddärmchens, gegen die Mitte desselben aber dün-
ner und zarter. Aus diesen Drüsenkörnem treten eine eben so grosse
54 C. Mayer, Beiträge »ur Anatomie des Elephanten.
Anzahl feiner Fäden oder Canäle hervor, welche sich sodann zu grösseren
Canäien vereinigen und die Ausführungsgänge der Acini der Schläfen-
drttse bilden.
ZUR
ANATOMIE VOM HIPPOPOTAMUS, RHINOCEROS, TAPIR,
BARYRUSSA, DIC0TYLE8 UND 8US SCROFA.
BUppopotannus amphihius.
Merodot (7/. c.71J und Aristoteles C^ist. anm. IL c.7.12) gaben
nur eine sehr unbestimmte Süssere Beschreibung des Hippopotamus. Nach
dem Letzteren sollen die inneren Theile denen des Pferdes und Esels
ähnlich sein. Es scheint diese Angabe bloss aus Analogie niedergeschrie-
ben zu sein, denn die innere Untersuchung dieses Thieres, welche jedoch
erst in die neueste Zeit fällt, bestätigt dieselbe durchaus nicht, und das
nanmmquam dormitat magn/us Aristoteles dürfte auch hier eintreffen.
Nach Daubenton, welcher dieses Thier, jedoch nur einen Fötus dessel-
ben, zuerst zur Zergliederung benutzen konnte, scheint der Magen dessel-
ben dem des Dicolyles torquatus ähnlich zu sein. Er besteht nämlich aus
drei Abtheilungen, wovon die erste eine darmähnliche Gestalt und eine
Länge Von 8!^ Zoll zeigte. Er hatte einen oberen blinden Anhang, wel-
cher an der linken Seite der Speiseröhre lag und 4 Zoll lang war, und
einen unteren am Grunde des Blindsackes. Aus der Speiseröhre gelangt
man zuerst in eine kleine mittlere Höhle und von hier aus in die beiden
Anhänge. Die untere Wand des kleinen Anhanges ist durch 9-10 Vor-
spränge in Zellen abgetheilt. Die ttbrige innere Fläche des Magens ist
mit Falten und Runzeln versehen (Buffon, Hist. nat. XIL p.50). Nach
Sparrmann, welcher einen ganz jungen, 3/, Fuss grossen Hippopotamus
untersuchte (Reise nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, S. 368),
besitzt der Hippopotamus vier Magen, was wohl richtiger sein möchte,
indem die Magen in diesem Alter des Thieres mehr ausgebildet waren.
Der erste war 7 Zoll lang und 3 Zoll weit. Ebenso der zweite. Der
dritte 9 Zoll lang und weiter, als jene beiden. Der vierte war 7 Zoll lang
und verengerte sich gegen den Pylorus. Der erste Magen hatte eine zarte
voi.xxn. p,i. g
58 C. Mayer,
innere Oberfläche und enthielt etwas Milch. Der zweite enthielt Sand,
Schlamm und Milch und zeigte schon einige Falten. Der dritte hatte noch
stärkere Quer- und Längenfalten, enthielt geronnene Milchklumpen, einige
frische Baumblätter und Schlamm. Der vierte Magen war grösstentheils
glatt und enthielt viel Schlamm und nur wenig Milch. Er lag nach rechts
und bedeckte die anderen Magen grösstentheils. Es scheint, Dauben ton
hat den ersten und vierten Magen als eine Höhle angesehen.
Die Milz war 1 Fuss lang und 3 Zoll breit und mit ihrem oberen
Theil an dem oberen inneren Rand des vierten Magens angeheftet. Die
Gedärme waren 109 Fuss lang. Es verhielt sich also die Länge des Kör-
pers dazu, wie 1 : 47. Die Leber war 14 Zoll lang und 8 Zoll breit und
ungetheilt. Die Grallenblase war 5 Zoll lang. Das Herz war 5 Zoll lang
und 4/4 Zoll breit. Das ovale Loch war 1 Zoll weit offen. Die Lungen
waren 1 1 Zoll lang und ungetheilt, kleine Läppchen nach aufwärts abge-
rechnet. Eine 1 Zoll hohe Crista, quer über der unteren Verbindung
zwischen der rechten und linken Lunge, welche Sparrmann erwähnt,
scheint vielleicht ein Knochen des Zwerchfelles gewesen zu sein !
Mhinoceros.
Die Osteologie des Rhinoceros hat bereits Cuvier ausführlich be-
handelt. In Betreff des Zahnbaues schreibt er dem Ober- und Unterkiefer
7 Backzähne zu. Da der erste Backzahn des Oberkiefers sehr bald aus-
föllt, so findet man bei den meisten Rhinoceros-Schädeln nur 6 Backzähne
im Oberkiefer und 7 im Unterkiefer. Schneidezähne sind im Unterkiefer
zwei kleine innere und zwei sehr grosse, aber conische, glatte, nicht ge-
rinnte, äussere, welche man wohl als Eckzähne (Hauer) ansehen könnte.
Im Zwischenkieferbein sind vier kleine Schneidezähne. Auch scheint mir
eine Lücke in dem Oberkiefer für einen Zahn vorhanden zu sein. Ein Os
interparietale fand ich bei sechs Rhinocerosschädeln nicht.
Beiträge mr Anatomie des RMnoceros. SO
Dass die Hörn6r, das vordere sowohl als das hintere, aus zusammen-
gesetzten Haarborsten (HaarfäserA) bestehen, ist bekannt. Die Art und
Weise, wie die Homer mit der Haut und dem Kriochen in Verbindung
stehen, ist aber noch rticht ermittelt. Camper (1. c. Tab. 17) zeichnet
die Stelle, wo das vordere Hörn auf dem Nasenknochen aufsitzt, rauh und
porös ab. Ich finde diese Stelle an mehreren Schädeln ganz glatt, lieber
die Verbindung des Horns mit den Schädelknochen giebt nur der von mir
gemachte Durchschnitt eines hinteren Hornes Aufschluss. Dasselbe iWzX
bekanntlieh auf dem Stirnbein auf. Man bemerkt an meinem Präparate die
äussere Lbmelle des Stirnbeines utad an deren inneren Fläche die Zellen
der Sinus frontales. Auf dem Knochen liegt eine Schichte von Homsub-*
stanz, welche in kurze und lange Fasern ausWächst. Jene Fasern setzen
sich in die bienenzelligen kleinen Zwischenräume der Basiis des Hornes
fort und hören 1-2 Zoll davon zugespitzt zwischen den langen Fasern
auf. Diese aber erstrecken sich weiter, die mittelsten am weitesten, in-*
dem sie die Spitze des Hornes bilden. In der Mitte der Basis des Hornes
sind diese Fasern sehr weich und locker, so dass hier eine Art Höhle ent-
steht, wodurch die Beweglichkeit des Hornes vermittelt wird. Es ist also
das Hom des Rhineros eine Production des Hornstoffes des Corium's der
äusseren Haut.
Bei'm Hirschgeschleeht verhält sich die Organisation des Geweihes
anders. Hier geht das Geweih von der Diploö zwischen der Lamina
externa und interna des Stirnbeines, (das Scheitelbein ist blos eingescho-
ben), aus, welche Diplom sich in die Wurzel des Geweihes bis zur Krone
fafineiB erstreckt; Vdn hier an ist <fos ganze Geweih ein Auswuchs der
Lamma externa ossis frontis. Man sieht auch dieselben rundlichen Knochen-
körperchen mdst ohne Reiser in derj Substanz des Geweihes, nur weniger,
und mehr plastische Masse, als in der Knochensubstanz des Stirnbeins,
(hier nur mehrere und weniger plastische Masse). Die Substanz des
Stimbei&es erscheint bei jungen Thieren (Rehbock) dem freien Auge breit-*
netzförmig, die des Geweihes langfasrig- netzförmig.
60 C. Mayer,
Was ich an einem lebenden indischen mSnnh*chen Rhinoceros aus
eigener Beobachtung bemerkte, besteht in Folgendem :
Das Thier, welches aus dem zoological Garden von Liverpool her-
rührte, hatte 12 Fuss Lfinge, 6 Fuss Höhe und 16 Fuss im Umfange. Es
wog 5500 Pfund und war ungeföhr 35 Jahre alt. Am Halse sah man
drei Falten, von den Schultern zwei und von der Kruppe eine sehr dicke
herabfallen. Ausserdem war am Vorder- und Hinterschenkel ein Quer-
wulst vorhanden. Die Haut war graulich-braun, mit zahlreichen grossen
und kleinen Warzen und Knoten, welche, am Hintertheile namentlich,
platt, rund und knopfähnlich, selbst wie kleine Schilder erschienen, am
Vorderkörper aber mehr unförmliche Zapfen und Zotten darstellten. In
den Zwischenräumen der Falten und Wttlste war die Haut roth, feucht und
sehr empfindlich. Die Ohren waren gross, denen des Schweines ähnlich,
und waren am Rande gegen die Spitze hin mit borstähnlichen schwarzen
Haaren besetzt. Auch die Spitze des Schweifes war auf zwei Seiten mit
Haaren versehen. Das Auge des Thieres ist verhältnissmässig klein, die
wulstigen Augenlieder treten hervor, die Iris ist braun, die Pupille rund.
Das dritte Augenlied ist ebenfalls bräunlich, sehr beweglich und veimag
das ganze Auge zu decken. Die Nasenlöcher sind weit. Die Zunge des
Thieres ist breit, aber kurz, und es fasst das Futter nicht mit derselben,
sondern mit dem Haken der Oberlippe. Sie ist roth, glatt und weich. Das
Thier athmet laut, mit Geräusch, 9mal in der Minute, womach sein Herz-
schlag auf 36 Pulse sich erheben möchte. Seine Hautwärme war unge-
fähr 30 Grad R., bei einer Temperatur von 12 Grad R. des Stalles. Sein
Hörn war sehr kurz, breit und etwas nach rückwärts hakenförmig gestaltet.
Es schien dasselbe fast bis an die Basis abgerieben zu haben. In der
Schaamgegend lag der Penis, wie bei'm Pferde, in einem trichterförmigen
Hautwulst verborgen, welcher mit seiner Spalte, die die Basis des drei-
eckigen Trichters bildete, nach vorwärts sah. Nach hinten bemerkte man
an demselben die Hoden als ovale Anschwellungen zu beiden Seiten lie-
gend, so dass der Hodensack nur klein zu nennen war. Vorwärts und
Beiträge zur Anatomie des Rhinoceras. 61
aufwärts von der Ruthenfalte sah man zwei runde weiche Zapfen, welche
vielleicht als die Brustwarzen angesehen werden mttssen. Ihre Grösse
war die einer Wallnuss. Wenn das Thier den Penis entwickelte, so
stülpten sich zwei bis drei Hautfalten heraus und nun trat der innere rothe
und weiche Theil des Penis hervor, welcher wieder aus drei Studien
bestand, aus einem hintern knopfförmigen nach unten gewölbten Theil,
Bulbus urethrae vielleicht, und einer scheidenförmigen Röhre, worin die
Glans penis wieder als eine kelchartige rothe weiche Röhre hervortrat.
Wenig entwickelt war der Penis nach hinten gekehrt und das Thier war
Retromingens. Trat aber der ganze Penis, welcher armsdick anschwellen
konnte, hervor, so war das Glied nach abwärts und vorwärts gerichtet.
Ueber die Anatomie der inneren Theile haben wir nur Fragmente,
von Vicq. d'Azyr, Sparrmann, Leigh, Thomas und E. Home
herrührend. Die Zunge soll nach Buffon hart und rauh sein, welcher
Angabe aber Guvier widerspricht. Der Magen soll einfach sein, bei^m
indischen sowohl als auch bei'm africanischen Rhinoceros. Die Leber
zeige nur zwei Lappen; bei'm africanischen jedoch drei Lappen mit einem
Anhange. Die Gallenblase fehle. Die Milz sei breit. Der Dünndarm
zeige sehr grosse 1 % Zoll lange und 1 Zoll breite Zotten. Der Blinddarm
sei 2 Fuss lang. . Das Herz 1 /^ Fuss. Die Eichel der Ruthe zeige eine
besondere Form, indem sie in eine blumenkelchfihnliche Röhre sich endige
(s. Wolf, Abbildungen merkw. naturgesch. Gegenstände. Hfl.yn. § 19).
Am Grunde der Ruthe lägen zwei Brustwarzen und weiter nach hinten die
Hoden. Letztere Angaben werden durch oben angeführte eigene Beob*
aditung bestätigt.
Was das Gehirn des Rhinoceros betrifft, so habe ich mich von seiner
Form durch eine Gypsform der Schädelhöhle von Rhinoceras indicus über-
zeugt, womach auch die Zeichnung angefertigt wurde. Es ist diese Form
schon herzförmig und der des Elephanten-Gehirnes ähnlich. Sein Län-
gendurchmesser ist 5 Zoll. Der Querdurchmesser der vorderen Lappen
beträgt 3 Zoll 3 Linien, der der hinteren Lappen 4 Zoll 10 Linien. Die
62 a Mayer,
Windangen sind breiter und nicht so zahlreich wie bei Dimtyles, (Hyrax
Da man. S. über dessen Anatomie Pallas (Naturgeschichte merkwttrd.
Thiere^ IL), so wie Cuvier Kc. IIL und Meckel Lc. IV.)
VnptV (Tapirus americanus) mas et fem.
Ich gebe hier die Resultate der Untersuchung der Eingeweide eines
jungen weiblichen Tapirs und eines mSnnlichen Tapirfötus von der Länge
von 1 Fuss 10 Zoll, (von der Oberlippe bis zttm After).
Die Zunge ist hinten sehr breit, nach vorn schmal mit stumpfer
Spitze. Es sind zwei Papulae vallatae und zahlreiche Papulae fungiformes
vorhanden. Das seitliche Papillenorgan (Papilla interlocularis) ist gross
und besitzt neun Falten. Die Mandeln sind sehr lange und glatte, mit
vielen Gruben versehene Drüsen. Das Gaumensegel ist dick. Die Uvula
fehlt (s. Acta Acad. Caes. Leop. Nat. Cur. Vol. XX. P.II. p.746)* Das
Gaumensegel geht nach abwärts in eine halbmondförmige Falte des Pha^
rynx über. Der Eingang in den Larynx ist einlach. Der Kehldeckel ist
mittelmässig und dreieckig.
Der Oesophagus ist eng und derb muskulös. Seine Länge beträgt
1 Fuss 2 Zoll. Er tritt durch das Zwerchfell, welches ihn mit zwei star-
ken Bündeln seiner Portio lumbaris umschlingt. Er ist unterhalb des
Zwerchfelles noch 3 Zoll lang und in einem besonderen Beutel des Peri-
tonäums eingeschlossen. Die Längenfasem der inneren starken weissen
Haut bilden vier Yorsprünge in die Cardia iiinein. Der Magen ist eben-
falls derbhäutig und stark muskulös; er bildet einen kurzen conischen
Blindsack, einen mittleren rundlichen Theil und eine Pars pylorica, welche
von diesem durch eine quere derbe halbmondförmige Falte getrennt ist
und noch, vor dem Pylorus, eine kleine Einschnürung zeigt. Diie Län-
genaxe des Magens beträgt 9 Zoll; von der Cardia zum Pylorus sind es
3 Zoll und die Höhe des Magens ist 4 Zoll. Die innere Fläche des
Beiträge zur Anatomie des Tapirs. 03
Magens hat starke LSngenfolten. Im Saccus caecos bemerkt man viele
warzenförmige Erhabenheiten. Am Pylorus und ausserhalb desselben bür-
den die Längenfeiten einen kleinen Vorsprung; es hören aber nun diese
LSngenfalten auf und schon der untere Theil des Duodenums ers^eint
ohne eigentliche Klappen oder Falten. Dagegen hat dieselbe ein zottiges,
wolliges Ansehen, welches im leiunum und Ileum etwas blätterig und
netzfSBrmig wird. Die Leber besitzt drei grössere und einen kleinen Lap-*
pen. Die Gallenblase fehlt. Das Pankreas ist zweilappig und dick. Un*
gefiShr 1 Zoll 8 Linien unter dem Pylorus münden der gemeinschaftliche
Gallengang und der pankreatische Gang dicht nebeneinander aus, oder es
ist hier, wie bei Sus Babymssa^ eine Doppelöffhung vorhanden. Die Milz
ist 1 Fuss lang und 2 Zoll breit, aber nur 1 Linie dick. Sie ist nach oben
breiter und läuft, nach unten schmäler werdend, etwas zugespitzt aus. Die
Schleimcrypten (Peyer'sche Drfisen) sind klein, einzeln liegend, oder auch
in kleinen Häufchen zwischen den Zotten und Blättern zerstreut. In der
Nähe des Eintritts des Ueums in den Blinddarm ist eine kleine Verenge-
rung bemerklich, und nun zeigen sich deutliche Querfalten. An der Ein-
trittsstelle selbst schiebt sich die innere Haut so weit in das Caecum vor,
dass sie um die Ausmfindung eine kelchartige Klappe bildet. Die Länge
des ganzen Dflnndarms beträgt 34 Fuss Pariser Maass. Die Breite des
Dünndarmstflckes 1 !4 Zoll. Der Blinddarm bildet einen sehr grossen und
weiten, am Ende conisch zulaufenden Sack, welcher 1 Fuss 4 Zoll lang
und 7 Zoll weit ist. Er ist durch einen halbmondförmigen Klappenvor-
sprung in zwei Abtheilungen geschieden. Seine innere Oberfläche, hat
ziemlich vortretende netzförmige Falten. Das Colon hat eine Breite von
2 Zoll, bildet aber in seinem Verlaufe drei Verengerungen und eben so
viele Erweiterungen oder Säcke von 3-5 Zoll Breite. Es ist sammt dem
Mastdarme 6 Fuss 5 Zoll lang. Die netzförmigen Falten wechseln in ihm
mit glatten Stellen bis zum Mastdarm, wo sich Querfalten und viele Knöt^
eben oder Drttsenkörnchen befinden. Die Meseraischen Drüsen sind
ziemlich gross und mehr vereinzelt liegend* Sie sind, wie sonst, an dem
64 C. Mayer,
Stamme der Arteria mesenterica superior, welche die gewöhnliche astige
Form zeigt, und nahe an dem Ende des Ileum's angehäuft.
Das Herz ist nicht gross und conisch. Der Herzbeutel ist dttnnhfiu-
tig und anliegend. Seine LSngenaxe beträgt S% Zoll, seine Breite an der
Basis 3 Zoll. Seine Spitze ist einfach, ohne Kerbe. Seine Muskulatur
ist massig. Im rechten Vorhofe fehlt die Eustachische, so wie die The-
besische Klappe. Die übrigen Klappen bieten nichts besonderes dar. Ein
Herzknochen ist nicht zu bemerken. Die Aorta theilt sich, wie bei den
Wiederkauern, in eine Aorta adscendens et descendens. Jene spaltet sich
sodann in den Truncus anonymus mit drei Aesten und in die Arteria sub-
clavia sinistra.
Die Luftröhre theilt sich zwar dichotomisch, ohne vorher einen klei-
nen Ast abzugeben, dagegen entspringt sogleich ein kleiner Zweig aus
dem rechten Bronchus. Die Lungen zeigen drei kleine und einen unteren
sehr grossen Lappen.
Die Nebennieren sind- sehr lang und schmal. Sie habep einen Lfin-
gendurchmesser von 2 Zoll, bei einer Breite von 5 Linien. Ihre äussere
Substanz ist gelblieh, die kleinere Centralsubstanz ist braunlich und die
Vene in ihr verhSltnissmässig sehr weit.
Die Nieren sind klein und glatt, oder ohne besondere Einschnitte.
Sie sind 3/4 Zoll lang und 1 Zoll 8 Linien breit. Das Nierenbecken ist
klein, dreieckig und es mflnden drei Kelche in dasselbe ein. Die Harn-
blase ist klein und sehr derb, besonders am Grunde; die Ureteren mfln-
den ganz nahe beisammen gegen ihren Hals hin aus, wo zwischen beiden
Ostia sich Querstreifen und ein LSngenstreifen^ der in die lange Harnröhre
sich erstreckt, sich zeigen. Die Harnröhre endet in dem Yestibulum va-
ginae mit einem grossen trichterförmigen faltigen Ostium ; darunter befin-
det sich die kleine Oeffnung der Vagina, welche von einer ringförmigen
Falte umgeben ist.
Die Vagina ist glatt, 4 Zoll lang und 1 /, Zoll weit. Es ist keine
deuUiche Grenze zwischen ihr und dem Uterus communis zugegen. Dieser
Beiträge zur Anatomie ded Tapirs. 05
ist 3 Zoll lang and hat Querfalten. Die beiden Cornua nteri beginnen mit
einer weiten Oeffnung, sind cylindrisch, von der Dicke eines Fingers.
Die Ovarien sind klein und glatt. Der Eierstocksbeutel und die Mutter-
trompete sind einfach.
Das Gehirn des Tapirs habe ich von dem Tapirfötus entnommen und
abbilden lassen. Seine Form ist schon die des Babyrussa und des Schwei-
nes, nicht mehr die herzförmige, sondern die langovale, aber zugleich auch
mehr die rundliche oder walzenförmige Form, so dass es dadurch der des
Grehimes des Pferdes ähnlich wird«
Das grosse Gehirn hat im LSngendurchmesser 1 Zoll 8 Linien und
im Querdurchmesser 1 Zoll 5 Linien, (also jede Hemisphäre 8 Linien)*
Das kleine Gehirn besitzt eine Länge von 10 Linien bei gleicher Breite.
Die MeduUa oblongata ist 5 Linien breit, also im Verhältniss etwas schmaL
Es sind zwei innere Längetawindungen, zwei äussere, drei hintere
absteigende und zwei vordere absteigende Windungen, so wie dn Gyrus
basilaris vorhanden.
Die Pons Varolii ist klein, eine hintere kaum merklich. Die Crura
cerebri sehr schmal. Die Corpora quadrigemina mittelmässig; die vorderen
grösser. Die Zirbel klein; eine harte runde Concretion darin, von der
Grösse einer Linse. Sehhttgel, Corpus striatum, welches gedoppelt ist.
Corpus callorum und Fornix gut entwickelt.
Der Wurm des kleinen Gehirnes zeigt 5*- 6 Lappen. Die Hemisphä-i-
ren sind aus 4 Lappen zusammengesetzt, wozu sodann aoch die Flocken
kommen.
Von dem Tapirfötus bemerke ich Folgendes: Der Ducttts Botalli und
das Foramen ovale des Herzens ist offen, liegt aber nach hinten im Atelum
deitrum, daher keine Yalvula Eustachii nöthig ist. Dagegen ist der Lim-
bus seu Musculus semilünaris am vordem Rande des Foramen ovale sehr
stark. Im Magen keine Rinne, wie bei Dicotyles und Babyrussa. Die
Glandula Thymus Wohl entwickelt. Der Urachus noch bis in den Nabel«*-
strang offen: Es sind zwei Arteriae umbilieftles und eine Vena umbilica-
V01.XXU. p.i. 9
66 €. Mayer,
lls yorhtnden. Die Hoden liegen in der Bauchhöhle. Die innere OeflT-
nung des Cantlis inguintlis ist deutlich. Die Glans penis ist lang und hat
3 Linien, hinter dem knopfförmigen Ende zwei Seitenlappen, so dass sie
in Etwas der Glans penis des Rhinoceros ähnlich zu werden scheint.
JSus JBäbyrugga fem.
Die Glandula Parotis ist ^oss, platt und reicht bis zum Halse herab.
Die Zunge ist lang, hinten dick und comprimirt, vorn dttnn, glatt und ab-
gerundet. Es sind zwei grosse Papulae vallatae zugegen und mitten und
vorne viele hervorragende Papulae fungiformes. Die seitliche Grypten*-
papille zeigt fünf Spalten, (s. Nova Acta Acad. C.L. N. C. Vol. XX. P.D.)
Oben an der hinteren Wand des Pharynt führt eine runde Oeffnung
in eine 1 % Zoll lange und im Grunde % Zoll breite Tasche (Bursa pharyn-
gea), welche aus einem kleinen und grösseren Sacke besteht, wie ich
diese Bursa pharyngea vom Schweine und anderen Thieren früher schon
beschrieb (v. Froriep's Notizen. 1840. Nr. 287). Yrolik fand zwei
solche Taschen bei'm mannlichen Babyrussa. Das Velum palatinom ist
dttnn und ohne Uvula.
Der Oesophagus ist massig muskulös. Er ist mit dem Pharynx
10 Zoll lang. Der Magen ist in seiner Axe Zoll lang, »ein Querdurch-
metpser oder «eine Breite ist S% Zoll.
Der Magen bildet drei Abtheilungen; 1) den Blindsack, welcher mit
einem gehörnten Anhange von 3 Zoll Lunge endet und in seinem Innern
mehrere grosse nnd breite Zirkeifiilten oder Klappen zeigt, weldie von
dem Fundus des Procesras comiformis aus m Umfang zunehmen. Die
letzte Zirkeifaite bildet eine dicke stark h^rorspringende fleischige Kkppe,
welche die Tasche des Blindsackes Ton der des n^ttleren, meiir glitten
TYieites trennt; durch eine andere, jededi nur halbzirkelfömdge Klappe
ist dieser von der Pars pyiorioa ;geu«nnt. Die letztere^ durch eine 2 U-
Beiträge smr Anatomie des Babyrussa. 07
nien dicke Muskelhaiit und durch viele Crypteti sich auszeichnende, ist der
dickste Theii des Magens. Die Verzweigungen der Arteria coeliaca, na-
mentlich auch die der Kranzschlagadern des Magens, zeigen die gewöhn--
liehe Verästelung und die bogenförmigen Anastomosen derselben«
Der Pförtner bildet eine runde Oeffnung, in welche von oben eine
6 Linien lange, 4 Linien breite und 2 Linien dicke Fleischpapille hinein-
ragt, welche wie. eine Art von Zapfen den Pylorus verschliesst Von der
Cardia zum dritten Magen iSuft, wie bei den Wiederkäuern, eine durch
zwei Langenfalten gebildete Rinne.
Die Leber besitzt fflnf Lappen, wovon vier gross und einer klein und
länglich ist. Zwei der linken Seite liegen auf dem Magen. Der mittlere
breiteste und grösste enthält die Gallenblase an seiner unteren Fläche;
der vierte liegt nach rechts; der letzte und der kleine fünfte biegen sich
nach links in den Sack des Omentum minus hinein (Lobulus omentalis)«
Die Gallenblase ist länglich -oval. Der Gallengang ist gerade, ziemlich
weit und mündet ganz nahe an der Columella pylori (Pförtnerzapfen),
kaum 8 Linien von ihm entfernt, in das Duodenum ein. Das Pancreas ist
dann und sein Gang mündet dicht neben der Oeffnung des Gallenganges
aus. Die Milz lang und platt.
Der Dünndarm ist sehr lang und misst 24 Fuss lO'/, Zoll, der Blind-
darm ist 3y, Zoll weit und 6 ZoH lang. Sein langer conischer, etwas
gekrümmter Anhang beträgt 3 Zoll. Der übrige Dickdarm bis zum After
ist 9 Fuss. Die Peyerschen Drüsen sind nur schwach entwickelt. Die
Valvula caeci hat zwei Lippen. Das Mesenterium ist faserig und derb.
Die Meseraischen Drüsen sind in einzelnen Häufchen verstreut und klein.
„Die Arteria meseraica superior und inferior zeigt eine eigenthümliche
^,Anordnang, welche weder bei dem Elephanten, noch bei dem Tapir und
„dem Schweine vorkömmt. Ihre Verzweigung ist nämlich strahlenförmig
„oder büschelförmig, indem der Hauptstamm aus einzelnen gerade verlau-
„fenden, oder etwas divergirend sich ausbreitenden Büscheln und diese
„wieder aus äusserst zahlreichen kleineren fiflscheln von Zweigen beste-
68 C. Mayer,
,,hen, ohne dass die Aeste und Zweige mit einander Bogen oder Anasto-
,,mosen bildeten« Denselben Verlauf haben auch die Venen des Darm-
,,Gaiiales, wodurch das Mesenterium dn aus divergirenden Streifen oder
,,Faserbttndeln bestehendes Aussehen erhält. Es ist offenbar hier eine
,,Art von Rete mirabile vorhanden/^ Dass die Arterien des Magens diese
Form der Verästelung nicht zeigen, ist bereits oben erwähnt und erscheint
sehr merkwürdig«
Das Herz ist länglich, dreieckig und conisch zugespitzt, wie bei'm
Schweine. Der Herzbeutel dünnhäutig. Der rechte Ventrikel dünnwan-
dig, der linke stark und muskulös. Eine Crena cordis ist zugegen. Keine
Valvula Eustachii. Eine kleine Falte zwischen dem Ostium der Vena
Cava inferior und der Vena coronaria. Nur ein kleiner Musculus papilla-
ris im rechten Ventrikel ; zwei starke im linken Ventrikel. Die übrigen
Klappen normal. Am Ostium arteriosum des linken Ventrikels fühlt man
deutlich einen starken Knorpel. Aus dem Bogen der Aorta entspringen
zwei Stamme; der erste rechte ist der Truncus communis für die Arteria
subclavia dextra, die Arteria carotis dextra und sinistra; der linke bildet
die Arteria subclavia sinis1a*a. Zwei Venae cavae superiores münden in
den rechten Sinus ein.
Der Larynx ist gross und breit. Die Epiglottis breit und etwas ein-
gekerbt. Es ist ein oberes sehniges, sehr schmales und unteres musku-
löses, breites Stimmband vorhanden. Zwischen dem eingeschnittenen
Baode des Schildknorpels und der Epiglottis eine sackförmige Vertiefiing
(Luftsack). Die Schilddrüse ist klein und bildet zwei getrennte, 1/^2 Zoll
lange und 4 Linien breite Lappen.
Die. Luitröhre ist fast ganz knorpelige Sie theilt sich dichotomisch.
Die Bronchialdrüsen sind klein. Die rechte Lunge zeigt einen oberen,
kleinen, schmalen und langen getheilten, einen mittleren, kleinen, schma-
len, langen und einen unteren, breiten und grossen. Lappen. Die linke
Lunge einen oberen, kleinen, einfachen, schmalen, langen^ einen mitüeren,
ähnlichen und einen unteren, breiteren Lappen. Die Nieren sind platt
Beiträge zur Anatomie dea Dicotyles torqualm. 69
gedrackt und klein. Ihre L&nge ist 2 Zoll 3 Linien, ihre Breite 1 Zoll.
Der Ureter bildet ein zieailiches Becken, in welches 8-9 breite Nieren-
papillen einmünden. Die Nebennieren liegen den Nieren fast gegenüber,
sind fast so lang, wie die Nieren, nämlich 2 Zoll lang, aber nur 3 Linien
breit. Ihre äussere Substanz ist gelb.
Die Harnblase ist ziemlieh gross und dünnhäutig. Die Harnröhre
4 Zoll lang und ziemlich weit. Ebenso ihre Ausmündung. Dagegen die
Ausmflndung der Vagina unter ihr ganz klein und durch Falten verschlos^
sen ist. Die Clitoris ist sehr klein. Die Vagina ist 2/4 Zoll lang und
platt Der gemeinschaftliche Uterus hat 3 Zoll und zeigt starke Querfal-
ten oder die Spiralklappen. Die zwei Hörner des Uterus, welche rund-
lich sind, aber nicht stumpf enden, wie bei'm Tapir und Elephanten, son-
dern spitz zulaufen, gehen in die geschlängelte Muttertrompete üben
Diese münden, sich allmälig erweiternd, in die Eierstockstasche aus. Das
Ovariumi ist oval und platt.
Das Gehirn von Babyrussa hat Vrolik (Lc. p. 28) ausführlich be-
schrieben. Er sagt, dass er das Gehirn de^ Babyrussa mit dem eines
Schweines derselben Grösse vergUchen und keine bemerkliche Verschie**
denheit zwischen beiden wahrgenommen habe, nur seien die Windungen des
Gehfraes des Schweines deutlicher ausgesprachen. und mehr wellenförmig;
Der Zeichnung, welche Vrolik gegeben und der Form der Cavitas
cranii von Sus Babyrussa nach zu urtheilen, ist die Form des Gehirnes die
lang-ovale. In Fig. 2. Tab. I. ist aber die MeduUa oblongata noch einmal
so breit gezeichnet, ab sie es im natürlichen Zustande sein kann.
MHcotgleg tarquaius mas.
Ich^ lege hier die anatomische Beschreibung von einem Männchen
von Dieokfles torquatus nieder, welches ich bereits im Jahre 1828 unter-
sucht hatte und wovon die Präparate seitdem in unserm anatomischen
HO C. Mayer,
Museum aufbewahrt sind, und fQge noch einige Bemerkungen ttber die
Anatomie eines Fötus von Dicotyles torqualus bei.
In Betreff der Zunge sehe die öfter citirte Abhandlung« Am Pha-
rynx findet sich eine doppelte zarthäutige Bursa, wie bei'm Schweine,
(s. Mayer in v. Froriep's Notizen« 1840. Nr. 287.)
Der Magen ist ebenso complicirt und besteht ebenso aus drei grösse-
ren Sacken, wie der von Sus Babymssa. Der Oesophagus tritt senkrecht
in den mittleren oder horizontalen Theil des Magens ein, an welchem letz-
teren der Blindsack in aufrecht stehender Richtung angesetzt ist. Dieser
zweite oder mittlere Magen ist mit der weissen dichten Oberhaut des Oeso-
phagus fiberkleidet. Diese Haut endet mit schönen Frenzen an dem Ein-
gange in den Blindsack und an dem Ausgange in den dritten Hagen. In
seinem oberen Räume läuft eine Rinne oder ein Canal von der Cardia aus
gegen den Ausgang in den dritten Magen. Der Uebergang aus ihm links
in den Blindsack des Magens, so wie rechts in den dritten Magen ist daher
durch eine Cirkelfalte begrenzt. Der Blindsack hat eine obere und eine
untere Abtheilung, wovon die letztere noch ein besonderes kleines Hom
besitzt. Er zeigt im Innern eine braune schwammige Oberfläche. Der
dritte Magen, oder Pförtnermagen, ist ebenfalls nur mit der Schleimhaut
aberkleidet, die durch die zarte, kaum bemerkliehe Epidermis hindurch
scheint. Der Dflnndarm ist 20 Fuss lang. Am Ende des Ileums bemerkt
man eine grosse Peyer^sche Drfise. Die Valvula caeci hat zwei Lippen.
Der Dickdarm ist 8 Fuss lang* Das Caecum hat einen conischen Anhang«
Die Gekrösschlagadern und Gekrösvenen verzweigen sich bflsdielförmig
oder strahlig, wie bei Sus Babyrussa. Auch hier verbreiten sich die Rami
mesenterici und selbst die Rami intestinales strahlenförmig auf dem Dflnn-
darm und Dickdarm, ohne Arcus anastomotici zu bilden.
Bei dem neugebornen Dicotyles torquatus war der sämmtliche Dick-
darm zu einem conischen KnSul zusammengeheftet, welcher, gleichsam
noch unentwickelt, ein besonderes, von den dünnen Gedärmen abgeschie-
denes Convolut bildete.
Beiträge smr Anatomie des Dicotyles torquatus. 71
Die Leber besitzt fttnf Laj^n. Eine Gallenblase ist nicht vorhan-
den. Die Milz sehr lang^ und schmal. Das Panereas dünn. Die gemein-
schaftliche Einmündung des Gallenganges und pankreatischen Ganges ist
nur 1 Zoll vom Pylorus entfernt.
Das Herz ist langlich-conisch und von geringer Grösse. Es ist iLeine
Valvula Eustachi! und Valvula Thebesii zu bemerken. Das Foramen ovale
ist ganz geschlossen. Eine deutliche Knorpelbildung am Rande des lin-
ken Ventrikels, nahe der Valvula semilunaris dextra, ist nicht zu verkennen.
Es sind zwei Arteriae cormariae cordis vorhanden* Ans dem Arcus aortae
entspringt zuerst der dreiäieilige Tmncus anonymus und dann die Arteria
subclavia sinistra.
Der Larynx ist gross und gewölbt. Die ersten vier Riilge der Luft-
röhre bilden eine beträchtliche Erweiterung, indem sie breiter und länger
sind, als die folgenden Ringe und vom eine Spalte zwischen sich lassen.
Dagegen ist hinten keine Pars membranacea vorhanden. Das Zungenbein
ist einfiidi g^ildet und ruiuftich. Der Schildknorpel ist gewölbt und hat
unten ein Tubercalum. Die Epiglottis ist breit Die Giesskannedcnorpel
sind schmal, lang und bogenfSSrmig. Der Ringknorpel ist vom dünn nnd
gespalten. Es ist nur ein dickes unteres StimnÜMtnd vorhanden. Der
Morgagnische Ventrikel Ist weit, liegt in der Mitte und ist ein&ch, setzt
sich aber zn beiden Seiten der Wurzel der Epiglottis in einen Kehlsack
fort; so dass zwei solche Kehlsäcke vorhanden sind, welche zwbchen dem
Zungenbein und dem Schildknorpel hervortreten. Das übrige Stück der
Luftröhre, so wie der Anfang der Bronchien, entbehrt ebenfalls des hinte-
ren häutigen Tlieiles. Rechts gebt vor der Bifurkation ein kleiner Bronchus
ab. Der Sattelknorpei an der Bifiiri^ation ist stark entwickelt Die Lun-
gm zeigen 2-3 obere kidne and einen unteren grossen Lappen.
Die INieren sind länglich-oval und ohne Einschnitte. Das Nierenbek*
fcen ist enge. Die Nebennieren sind länglich und von brauner Faii>e.
Die märnilioben OenitdÜen betreffend, sind die Hoden, in welchen
das Corpus Highmori, wie bei'm Schweine, sich voiffindet, nebst den
72 C. Mayer,
Nebenhoden massig entwickelt. Die Vasa dererentia vereinigen sidi nahe
der Harnblase. Die kleinen SanfenblSschen, welche an dem Blasenhalse,
wo sich eine kleine Prostata befindet, sitzen, enden mit dem Vas dererens
durch eine kleine Papilla seminalis. Der enge Blasenhals (Isthmus) gebt
in eine weitere lange Urethra über, welche nach vorwärts einen Bulbus
bildet. Hier münden 3-4 mal grössere, mit einem festen, krystalUiellen
Eiweis gefüllte gewundene Blasen (Glandulae Goperi?) in einem
rundlichen Behälter ein. Von hier wird die Harnröhre wieder schmä-
ler und begiebt sich unter den sehr schmalen oder feinen Penis, wel-
cher bis an seine Wurzel mit einer breiten und langen Vorhaut umschlos-
sen wird.
Bei dem neugebomen Dicotylea torquatus waren die Hoden bereits
ausserhalb der Bauchhöhle in den Hodensack herabgestiegen und durch
ein starkes Ligamentum scroti befestigt.
Das grosse Gehirn hat schon mehr eine herzföiteige, als langovale
Form, wie letztere bei Sus Babyrussa und dem Schweine sich vorfindet,
und näliert sich dadurch dem des Rhinoceros und Elephanten an. Seine
vorderen Lappen nämlich laufen schmal zu, während die hinteren mehr in
die Breite sich ausdehnen. Seine Länge beträgt 2 Zoll 4 Linien, seine
Breite 1 Zoll 11 Linien. Das kleine Gehirn ist 1 Zoll 11 Linien lang und
1 Zoll 9 Linien breit. Die MeduUa oblongata ist im Verhältiliss sehr breit,
stark und die Corpora pyramidalia, olivaria und restiformia sind sehr hervor-
ragend. Ihre Breite beträgt 10 Linien. Auch die vordere und hintere
Brücke ist breit. Die Windungen gleichen denen des Gehirnes des
Schweines. So sind auch hier die oberen Gyri in der Mitte fast abge-
trennt. Es sind 2-^3 obere innere, 2 äussere obere, welche in die vor-
deren übergehen, 2 mittlere und 3 hintere absteigende Gyn vorhanden,
wozu noch det Gyrus basilaris kömmt. Das kleine Gehirn hat 4-5 Lap-
pen des Wurmes und mit den Flocken 5 Lappen der Hemisphären. Der
bei diesem beschriebene mittlere sich kreuzende Lappen des kleinen Ge-
hirnes ist hier nicht zu bemerken.
Beiträge smr Anatomie des Dicotyles labiatus. 73
Die Rflckendrttseist oval; sie besteht aus braunen Läppchen und
ist ganz wie die Ohrdrflse des Elephanten gebaut, wovon sie sich nur
durch ihre Lage unterscheiden möchte« Ihre Lappchen bestehen aus ganz
feinen CanSlen, welche in grössere GSnge zusammenmttnden, die, 20-25
an der Zahl, in eine kleine Erweiterung, ungefähr mitten in der Drüse,
äusserlich ausmünden. Der Hautmuskel liegt ober der Drüse oder nach
Innen, so dass er dieselbe zusammenpressen kann.
IHcotyMes MaMaius fem«.
Diese Species von Dicotyles zeigte folgenden anatomischen Bau der
inneren Organe.
Die Zunge betreffend, beziehe ich mich auf meine angeführte Schrift.
Der Larynx ist ähnlich dem von Dicotyles torquatus. Der Ventricu-
lus Morgagni ist ebenfalls einfach und setzt sich zur Seite unter die Epi-
glottis fort.
Am Pharynx bemerkt man eine kleine Grube als Bursa pharyngea.
Der Magen ist wie bei Dicotyles torquatus gebaut. Der Oesophagus
tritt senkrecht in den Magen und zwar in seinen mittleren Theil. Der
Blindsack, oder sonst der erste Magen genannt, steht senkrecht und hat
Zoll im Längendurchmesser. Er ist durch zwei starke, breite, vorsprin-
gende Wülste von dem mittleren Magen getrennt. Dieser ist bis in den
Blindsack hinein mit einem dicken, gelbweissen Epithelium überzogen.
Der mittlere Theil des Magens ist nur 4 Zoll hoch. Darauf folgt, durch
eine Cirkelfalte getrennt, der kleinste dritte Magen, welcher nur 3 Zoll
misst. Er ist dadurch noch ausgezeichnet, dass er, wie bei Sus Babyrussa^
eine 2 Linien dicke Muskulatur, namentlich aus breiten, starken Cirkel-
bündeln besitzt. Die innere Haut des dritten Magens ist braun, mit vielen
Schleimgruben versehen. Das gelbe Epithelium hat hier aufgehört. Die
Axe des ganzen Magens beträgt 8 Zoll. Von der Cardia bis zum dritten
Vol. XXII. p.i. 10
74 C. Mayer,
Miagen bemerkt man ebenfalls eine Rinne oder einen Halbcanal. Am Py-
lorus bemerkt man ebenfalls einen Zapfen oder eine Fleischpapille, Golu-
mella pylorica, nach unten« Das Duodenum ist glatt, ohne Falten oder
klappen. Der Oesophagus ist 10 Zoll lang. Vom Pylorus bis zur Ein*
mttndung des Ileum's beträgt der Dünndarm 18 Fuss 6 ZolL Das Cae-
cum misst nur 3 Zoll und läuft in einen conischen Anhang aus. Der
Dickdarm 11 Fuss 10 Zoll. Die Leber hat vier breite und einen langen
schmalen Lappen. Die Gallenblase ist oblong. Der Ductus cysticus ver-
eint sich mit dem Ductus hepaticus zu dem Ductus choledochus. Die Milz
ist schmal und lang, hat 8 Zoll 6 Linien in der Länge und 1 Zoll 6 Linien
in der Breite. Das Pancreas ist dünn und bräunlich von Farbe. Sein
Gang mündet gemeinschaftlich mit dem Gallengange 8 Linien vom Pylorus-
zapfen in das Duodenum ein. Die Arteria mesenterica superior et inferior
verzweigen sich nicht ästig, sondern, wie bei Sus Babtfrussa und Dicotyles
torquatus^ büschelförmig, ohne seitliche Anastomosen oder Gefössbogen.
Das Herz ist 2 Zoll 4 Linien lang und 1 Zoll 6 Linien breit. Seine
Spitze ist doppelt. Der rechte Ventrikel ist dünnhäutig, die Muskeln der
dreizipfeligen Klappe schwach. Die Valvula Eustachii fehlt. Auch die
Valvula Thebesii ist nur schwach angedeutet. Der linke Ventrikel ist
muskulös. Die Musculi papilläres dick. Die zweizipfelige Klappe derb.
Die Valvulae semilunares der Arteria pulmonalis und der Aorta sind dünn
und ohne Noduli. Aus dem Arcus aortae geht zuerst der Truncns ano-
nymus mit seinen drei Aesten und sodann dte Arteria subclavia sinistra
besonders hervor.
Die Luftröhre giebt rechts einen oberen kleinen Ast ab, welcher in
den oberen Lappen der Lunge geht, der getheilt ist, und spaltet sich dann
dfchotomisch. Die rechte Lunge hat einen oberen (etwas getheilten) und
mittleren, langen, schmalen und einen unteren breiten Lappen. Ebenso
hat auch die linke Lunge drei Lappen.
Die Nieren sind platt oder ohne Einschnitte und im Ganzen klein;
2 Zoll 8 Linien lang und 1 Zoll 4 Linien breit. Der Ureter bildet ein
Beiträge mr Anatomie des Schweins. 75
kleines Becken, in welches die ganz engen Galices renales einmünden.
Die Nierenpapillen sind sehr klein. Die Nebennieren sind rechts 1 Zoll
4 Linien lang und 3 Linien breit, links 1 Zoll lang und 4 Linien breit.
Sie bestehen aus einer einfachen, braunen, spongiOsen Substanz. Die
Harnblase ist 4 Zoll lang; die Harnröhre 2 Zoll. Die Ureteren münden
nahe dem Blasenhalse aus. Die Harnröhre öffnet sich, 2 Zoll von der Gli-
toris entfernt, in die Vagina. Die Clitoris ist fein und zugespitzt, 2 Linien
lang. Die Vagina ist 4 Zoll lang und hat Längenfalten. Das Orificium
uteri externum bildet eine Spalte mit breitem Wulst. Der Uterus commu-*
nis zeigt breite und dicke Querfalten oder Spiralfalten, deren Zahl zwölf
beträgt. Er ist 3 Zoll 6 Linien lang. Der Eingang in die Homer des
Uterus, orificium uteri intemum, ist ohne Vorsprung. Diese sind 5 Zoll
lang. Die Tuba beginnt fein und läuft geschlängelt. Die Bursa ovarii
bildet, einen langen, conischen, schmalen Beutel nach der Seite hin. Die
Ovarien sind rund.
Noch bemerke ich, dass sich sowohl bei Dicotyles torquatas als auch
bei Dicotyles idhiatus am Kopfe mehrere Retia mirabilia vorfinden. Bei
ersterem namentlich befindet sich ein Rete mirabile von der Grösse einer
Mandel an beiden Seiten der Sella turcica, gebildet durch die Carotis cere-
bralis, wozu sich zugleich em Ast der Arteria maxillaris interna durch die
Fissura orbitallfii superior gesellt. Auch ein Rete mirabile temporale ist vor-
handen, welches in einem grossen Canal im Os parietale sich befindet und
durch eine grosse Oeffnung in der Fossa temporalis nach aussen tritt.
ShM.9 Scrqfa.
Ich darf mir wohl der Kürze halber erlauben, in Betreff des Allge-
meinen der Anatomie des Schweines auf Cuvier und Meckel, so wie
auf die Schriften der Thierärzte und namentlich auf die von Gurlt zu ver-
weisen. Ich will daher nur dasjenige hier anfuhren, was, wie ich glaube.
76 C. Mayer,
von andern vergleichenden Anatomen gar nicht bemerkt oder ungenau
angegeben wurde.
Die Zunge und der Pharynx, seine Muskeln und die von mir ent-
deckte Bursa pharyngea, welche hier einen besonders drüsigen Bau zeigt,
habe ich bereits früher besprochen und abgebildet (s. Mayer 1. c. p.723.
Tab. XXXV und XXXVII).
In Betreff des Magens finden wir schon die Spur des complicirten
Baues, wie wir ihn bei Dicotyles^ Sus Babyruasa und Tapir wahrnehmen,
angedeutet. Der Blindsack ist als ein kleiner Anhang nach aufwärts am
Fundus ventriculi vorhanden. Der mittlere oder eigentliche erste Magen,
welcher namentlich bei Dicoiyles und SusBabymssa mit einer starken gelb-
weissen Epidermis als Fortsetzung von der des Oesophagus überzogen ist,
ist bei'm Schweine nur auf eine kleine Stelle der Pars cardiaca, welche
dieselbe Structur zeigt und sich bald mit Zacken endigt, beschränkt. . Der
übrige Theil des Magens bildet eine einfache Höhle mit sammetweicher
Oberfläche. Die Pars pylorica steht durch eine Rinne mit der Cardia in
Verbindung. Sie ist sehr stark muskulös, wie bei Dicotyhs. Der Pylo-
rus-Zapfen, Columella pylorica, ist 1 Zoll 4 Linien lang. Die Leber hat
vier grosse und zwei kleine Lappen. Die Gallenblase ist sehr ansehnlich.
Der gemeinschaftliche Gallengang senkt sich 1 /^ Zoll vom Pförtner durch
eine kleine Papille in das Duodenum ein. Das Pancreas hat zwei lange
Lappen. Sein Gang mündet mit dem Gallengange zusammen. Die Milz
ist 1 Fuss 4 Zoll lang und 2% Zoll breit. Die Milzkörperchen sind deut-
lich. Die Nieren sind 5 Zoll lang und 3 Zoll 2 Linien breit. Das Nie-
renbecken ist lang und schmal und gegen 15 Wärzchen, wovon einige
gross und doppelt, münden in dasselbe aus. Die Nebennieren sind 2t% Zoll
lang und 4 Linien breit. Die Substanz der Leber ist einförmig. Die sechs-
eckigen Intercellularnetze der Acini münden in die Venen ein. Ebenso
die der Milz.
Die Valvulae conniventes sind nur wenig entwickelt. Die Glandulae
Perseri beginnen als runde Drüsen, von der Grösse eines Silbergroschen,
Beiträge zur Anatomie des Schweins. 77
schon oben im leiunum; im Ileum sind sie schon über 1 Zoll lang. Die
längste beginnt am Ende des Ileum's und setzt sich über die Valvula coli
fort, so wie in's Colon selbst hinein, wo sie 4 Zoll lang und 1 !4 Zoll breit
ist. Die Valvula coli ist 1 Zoll 4 Linien lang und '/^ Zoll breit. Sie ist
fest verschlossen., Das Caecum ist 8 Zoll lang und bis an's Ende von
gleicher fireite (4 Zoll 6 Linien).
Der Larynx zeichnet sich durch ganz eigenthflmlichen Bau aus, des-
sen nShere Beschreibung in meiner Preis-Schrift „über den comparativen
Bau des Larynx bei'm Menschen und den Säugethieren^^ zu finden ist.
In der Pars membranacea der Trachea beobachtete ich eine Reihe
von Gartilagines stellatae bis zur Theilung derselben nach abwärts. Die
Glandula thyreoidea ist einfach und hat nur hinten eine Furche als Isthmus.
Nach vom bildet sie einen Kiel, so dass sie eine kahnförmige Gestalt hat.
Sie ist 2'/, Zoll lang und 1 Zoll breit.
Die Theiluftg der Luftröhre ist ebenfalls asymmetrisch, indem vor der
Theilung ein kleiner Bronchus rechts entspringt und einen kleinen Lun-
genlappen bildet, wie bei Dicotyles u.s.w. Es sind rechts zwei längliche
(obere), ein grosser breiter (unterer) und ein vierter kleiner Lappen, links
nur die ersteren drei Lappen vorhanden. Die Glandulae bronchiales
gross und gelblich.
Das Herz ist rundlich. Die Valvula Eustachii fehlt, so wie die Val-
vula Thebesii. Die Noduli Arantii der Valvula semilunaris sind bemerk-
lich. Es ist am Ostium aorticum kein Herzknochen vorhanden. Es ist
nur eine Vena cava superior da und zwei Arteriae coronariae cordis. Die
Aorta giebt zuerst den Truncus communis mit seinen drei Aesten (die
Arteria subclavia dextra und die beiden aus einem gemeinschaftlichen
Stamme entspringenden Carotiden) und sodann die Arteria subclavia
sinistra ab.
Bei dem (weiblichen) Schweine ist die Clitoris dreieckig und klein,
wie bei den Wiederkauern. An der Basis derselben, am Eingange in die
glatte Vagina, bemerkt man zu jeder Seite eine erbsengrosse Drüse. Die
78 C. Mayer,
Vagina endet mit einer verengerten Stelle (Orificium uteri externum) und
nun beginnt der Uterus communis seu spiralis mit seiner Spiralfalte. Es
erscheinen im Grunde desselben die zwei Orificia uteri interna, weiche in
die Hörner führen. Das Ovarium bietet nichts besonderes dar. Die Bursa
Valisneri bildet eine doppelte Tasche.
Das Gehirn des Schweines besitzt mehrere Eigenthttmlichklhen, wo-
durch es sich besonders auszeichnet und welche noch nirgends erwähnt
worden sind. Die Form desselben ist die iSnglich-ovale. Die Windun-
gen desselben sind zahlreicher, als bei den reissenden Thieren und fast
vollkommen symmetrisch an beiden Hemisphären. Sie sind folgende:
1) Eine mit dem Corpus callosum parallel laufende Windung, welche sich
vorn in 3 und hinten in 2 Aeste spaltet. 2) Obere vordere dreifache
Windung. 3) Hintere obere, welche mit 3-4 Aesten hinten hinabsteigt.
4) Untere hintere dreifache. 5) Mittlere untere conische Windung. Auch
das kleine Gehirn hat zahlreiche Lappen. Der Vermis besitzt von vorn
bis hinten 7 Lappen oder Joche. Zwischen dem 5ten und 6ten Joche,
oder zwischen dem Vorder- und Hinter- Wurm tritt ein grosser Seitenlap-
pen zu Tage, welcher von einer Seite zur andern überschlägt oder sich
kreuzt. Die Hemisphären des kleinen Gehirnes zeigen 1) einen äusseren
Seitenlappen in der Fossa petrosa liegend (Lobus petrosus); 2) einen
vorderen vom 4ten Joche; 3) den sich kreuzenden vom 5ten Joche, und
4) einen hinteren vom 6ten und 7ten Joche. Der Lebensbaum hat daher
7 Hauptäste. Im Innern des grossen Gehirnes ist merkwürdig: die ein-
fache schmale Brücke; die Kleinheit des Corpus pyramidale und olivare;
die deutlichen zwei Ganglien unten und seitlich von den Corpora bige-
mina; der Ursprung des Sehnerven selbst bis aus dem hinteren Corpus
bigeminum ; die Kleinheit des Septum pellucidum, welches fast fehlt; das
Crus anterius fornicis doppelt, woran der vordere dicke graue Processus
in's Corpus striatum sich einsenkt, der hintere schmale weisse, sich unter
dem Thalamus umbiegend, in ihm Aeste abgebend, bis zur Vereinigungs-
stelle der zwei länglichen Trichterganglien hingeht. Zwischeti beiden
Beiträge mur Anatomie des Schtceins. 70
tritt die vordere Gommissur hindurch, welche bald, fsusit unter einem rech-
ten Winkel, sieh in 2 Aeste spaltet.
Was den fünften Gehimnerven betrifft, erwähne ich, dass, wie über-
haupt, auch das Ganglion Gasseri nur wenig entwickelt sich zeigt* Ein
Ganglion sphenopalatinum fand ich* gar nicht. An der Stelle, wo der Ner-*
Yus pterygoideus interior aus dem dritten Ast entspringt, ist nur eine kleine
Spur vom Ganglion oticum zugegen. Dagegen- sah ich, wie bei'm Ele-*
phanten, ein schönes grosses hartes Ganglion an deip gemeinschaftlichen
Stamm des fünften und zwar an seinem hinteren Rande, aus welchem
der Nervus auricularis entsprang. Der Nervus tympanicus zum Museu-*
lus tensor tympani ging aus dem Nervus pterygoideus interior hervor und
in schiefer Richtung aufwärts. Eigenthtimlich dem Schweine scheint
mir ein starker, dicker, ganz kurzer Ramus communicans zwischen dem
Stamm des Vten und dem des Veiten Gehirnnerven (Ramus petrosus). Er
ist wohl wegen &bv Nähe beider Nerven so kurz. Ein Ganglion genicu-
lum des Yllten Nerven findet sich vor. Das Ganglion cervicale supremum
schöpft starke Aeste aus dem 3ten, 2ten und Isten Aste des Quintus, so
wie aus dem Ganglion Gasseri und aus dem Nervus VI, der hart an diesem
Ganglion anliegt, sodann vom Yllten zwei Fäden, und vom IXten, Xten
Xlten und Xllten von jedem einen besonderen langen Faden. Die Chorda
tympani ist kurz, aber stark. Der Nervus vagus ist gleich unterhalb dem
Ganglion petrosum mit dem Nervus IX verwachsen und es entspringt
sodann der Nervus auricularis aus dem Nervus IX, von diesem sich aber
sogleich wieder abtrennend.
üchlnsswort.
Werfen wir einen Blick auf die Organisation der hier anato-
misch untersuchten Pachydermen, so möchte sich folgendes Resultat
ergeben.
80 C. Mayer,
Halten wir den Satz fest, dass jedes Individuum den Typus seiner
Species, seiner Gattung, Ordnung und endlich seiner Thierclasse in sich
mehr oder minder ausgeprägt enthalte und bemerken lasse, so dürfte die-
ses Axiom durch die vorliegende Darstellung des Baues der Organe der
verschiedenen Pachydermen eine neue Bestätigung erhalten. Nicht nur
spricht die aufgefundene Aehnlichkeit in dem Baue der aufgeführten Pachy-
dermen unter sich dafür, sondern wir finden auch die Haupttypen des gan-
zen Thierreiches in jinserer Ordnung der Pachydermen wieder angedeutet«
Wir haben bereits eine Analogie des Baues des Elephanten mit dem der
Cetaceen, namentlich in Betreff des Baues des Schädels, der Halswirbel,
des Gehirnes u. s. f. nachgewiesen. So wie nun der Elephant also die
Cetaceen in der Ordnung der Säugethiere repräsentirt, so ist das Rhino-
ceros der Repräsentant der Wiederkäuer, der Tapir der der Einhufer, das
Babyrussa und Schwein der der reissenden Thiere, der Daman der der
Nagethiere. Dicotyles nähert sich durch seinen Kehlsack den Affen, durch
die Knochenhaken am Os pubis den Beutelthieren, durch die langen krum-
men Klauen der zwei äusseren Zehen der Yorderfüsse (nur ist Ulna und
Radius verschmolzen) den Subungulatis an.
Es trägt daher jedes Thier, und auch der Mensch, das Spiegelbild
seiner Gattung, seiner Classe, das des ganzen Thierreiches, ja das des
Universum's, in mehr oder minder verjüngtem Maassstabe in sich.
Beiträge mr Anatomie der Pachydermen. 81
KrUaningr der Tafeln.
Tab, L
Nervengeflecht des Rüssels.
a. Glandula parotis, b. Speichelgang derselben, c. Muse, buccina-
torius. d. Muse, masseter. e. Muse, temporalis. f. Äusserer Gehörgang.
g. Stamm des Nervus facialis, h. Rami masseterici. i. Rami temporales.
Ar. Ramus communicans mit dem Ramus mentalis. /. Rami communicantes
mit dem Nervus buccinatorius. m. Nervus mentalis, n. Nervus buccina-
torius. o. o. Rami communicantes mit dem Ramus superior des Nervus
infraorbitalis. p. p. Rami communicantes mit dem Ramus inferior des Ner-
vus infraorbitalis. q. Ramus inferior nervi infraorbitalis. r. Ramus supe-
rior desselben, s. s. s. s. Rete nervorum proboscidis magnum. 1. 1. Zwei
Hauptstämme der Nerven des Rüssels, aus diesem Netze entspringend, wel-
che dem Nervus facialis hauptsächlich angehören, u. u. u. Drei Haupt-
stämme der Nerven des Rüssels, welche dem Nervus infraorbitalis vorzugs-
weise angehören, v. Zunge, x. Rüssel.
Tab. n. Fig. 1.
Die Schläfendrüse.
a. Die Acini derselben, b. Die mit Härchen besetzte Ausmfindung
der Secretionscanäle derselben.
Tab. n. Fig. 2.
Mikroskopische Ansicht der Acini der
Schläfendrüse.
A. Die Blindsäcke oder Canäle der Schläfendrttse mit ihrem körnigen
Inhalte. B. Ein grösserer blinder Canal, wie er mit einem zweiten zu-
sammenkömmt. C. Ursprung der feinsten Secretionscanälchen aus den
Körnern der Blindsäckchen.
VoLXXIL p.i. 11
82 G. Mayer,
Tab. IL Fig. 3.
Arcus aortae und Glandula thyreoidea.
a. Trachea, b. Isthmus der Glandula thyreoidea. c. Linkes Hom
derselben, d. Rechtes Hom, von seiner äusseren Haut entblösst, so dass
die einzelnen Lappen zum Vorschein kommen, e. Muse, levator des lin-
ken Hernes, f. Carotis dexlra. g. Carotis sinistra. h.h. Art. thyreoidea
superior. t. Art. thyreoidea inferior simplex. k. Vena iugularis sinistra.
/. Vena thyreoidea inferior, m. Arcus aortae. n. Art. subclavia dextra.
0. Art. subclavia sinistra.
Tab. n. Fig. 4.
Larynx von der Seite,
a. Epiglottis. b. Muse, glosso-epiglotticus. c. Cartilago thyreoidea.
d. Muse, thyreo -arytaenoideus superior. e. Muse, thyreo - arytaenoideus
inferior, f. Cartilago arytaenoidea. g. Muse, arytaenoideus transversus.
Ä. Muse, crico-arytaenoideus posticus. t. Muse, crico-arytaenoideus late-
ralis. /. Muse, arytaeno-pharyngeus. m. Pharynx, n. Trachea, o. Ner-
vus laryngeus superior. 1. Ramus epiglotticus. 2. Rami musculares.
3. Ramus communicans. p. Nervus laryngeus inferior. 4. 4. Rami pha-
ryngei. 5. Rami ad Muse, crico-arytaenoideum posticum. 6. Ramus
communicans.
Tab. in. Fig. 1.
Larynx, geöffnet von hinten.
a. Kehldeckel, b. Corniculum des Gieskannenknorpels. c. Gies-
kannenknorpel. d. Oberes Stimmband. e. Unteres Stimmband. f. Ven-
triculus Morgagni, g. Ringknorpel. h. Schleimhaut des Larynx. t. Muse.
arytaeno - pharyngeus. k. Trachea. /. Muskelparthie des Pharynx.
m.m. Nervus laryngeus inferior.
Tab. in. Fig. 2.
Isthmus faucium, von hinten.
A. Velum palatinum. a. Muse, azygos. b. Muse, levator veli pa-
latini. c: Muse, tensor veli palatini. d. Muse, palato - pharyngeus.
Beiträge mr Anatomie der Pachydermen. 83
B. Zunge. C. Larynx- D. Pharynx, e. e. Glandula propria pharyngis.
E. Oesophagus.
Tab. III. Fig. 3.
Dritter Ast des Vten Gehirnnerven.
a. Stamm des dritten Astes vom Vten Gehimnerven ausserhalb des
Foramen ovale, b. Ovales Ganglion an seinem hinteren Rande (Ganglion
oticum). 6* Nervus tympanicus daraus, c. Nervus crotaphiticus. d. Ner-
vus buccinatorius. e. Nerv, pterygoideus. f. Nerv, lingualis. g.g. Chorda
tympani. h. Nervus alveolaris inferior, t. Aeste von b zu c. k. Aeste
von b zu d. l. Nervus auricularis Vti. m. Carotis externa seu facialis,
n. Arteria maxillaris externa, o. Arteria occipitalis. p. Arteria lingualis.
q. Arteria pharyngea. r. Arteria meningea. 8. 8. Arteria maxillaris in-
terna, t. Plexus nervorum aus a und b auf der Arteria maxillaris interna
und meningea.
Tab. IV. Fig. 1.
Ein vertikaler Schnitt durch den Rüssel, in dem
mittleren Theile desselben.
a.a.a.a.a.a. Die Längenbfindel, Fasciculi s. Musculi long^tudinales
proboscidis des Rüssels, vertikal durchgeschnitten, welche die starke, fast
muskulöse Masse des Rüssels bilden ; ihre Zahl mag gegen 2000 betra-
gen, b. b. b. b. Die schiefen Muskeln, Musculi obliqui proboscidis, welche,
von der Peripherie gebogen nach einwärts und gegen den Umfang des Rfls-
selcanales in jeder Hälfte sich von deren Seite aus hinbegeben, c. e. Die
beiden Lumina der CanSle des Rüssels, d.d. Die Querbündel, Fasciculi
8. Musculi transversales proboscidis, welche von einer Seite zur anderen
hinlaufen, gegen die Peripherie schwächer, stärker in der Mitte des Rüs-
sels entwickelt sind. Noch bemerkt man, gegen den Rand des Rüssels
hin, die Oeffnungen der durchgeschnittenen Arterien und Venen des Rüs-
sels, so wie durchgeschnittene Nervenstämme desselben.
84 C. Mayer,
Tab. IV- Fig. 2.
Der rechte Augapfel sammt der Thränendrflse.
a. a. Die Augenlieder, h. Die Nickhaut. c. Die Pupille, d. Die
Thränendrüse. e. Ihr Ausftthrungsgang, worin ^ eine Borste, f. Knor-
pel der Muskeln der Nickhaut. g. Vorwärtsziehender Muskel der Nickhaut.
h. Rttckwärtsziehender Muskel derselben. L Ausmflndung des Thränen-
ganges, wo die erwähnte Borste zum Vorschein kommt.
Tab. IV. Fig. 3.
Magen.
a. Speiseröhre, h. Wulst der Cardia. c. Falten des Blindsackes des
Magens, d. Mittlerer Theil desselben, e. Pförtner.
Tab. IV. Fig. 4.
Ileum und Caecum.
ö, Ende des Ileum's. 6. Durchscheinende Peyer'sche Drüse,
c. Klappe des Blinddarmes, d. Caecum. e. Colon.
Tab. V. Fig. 1.
Leber.
a. Linker Lappen der Leber, h. Rechter zweitheiliger Lappen,
c. Ligamentum Suspensorium, d. d. Venae hepaticae. e. Vena umbilicalis.
Tab. V. Fig. 2.
a. Das grössere Pankreas. 6. Das kleinere Pankreas, c. c. c. c. c. c. c.
Pankreatische Gänge, d. Sack oder Blase des grösseren Pankreatischen
Ganges, e. Hals dieser Blase mit Querfalten, f. Gemeinschaftlicher Aus-
führungsgang des kleineren Pankreas, g. Ausmttndung des grösseren oder
oberen Pankreatischen Ganges in den gemeinschafllichen Gallengang.
h. Ausmündung des kleineren Pankreatischen Ganges in das Duodenum.
Tab. V. Fig. 3.
X. Das Ostium des gemeinschaftlichen Gallenganges, aufgeschnitten.
y. Das im Grunde sichtbare Ostium des Pankreatischen Ganges.
Tab. V. Fig. 4.
Aeussere Hautöffnungen oder Canales incisivi.
Beiträge zur AntUame der Pachydermen. 85
Tab. VI. Fig. 1.
Hintergrund der Vagina.
a. Orificium der Harnblase, b. Orificium externum des Uterus.
c. Klappe, welche den Eintritt des Urines in das Orificium uteri verhindert.
Tab. VI. Fig. 2.
Innere weibliche Geschlechtstheile.
a. Gemeinschaftlicher Uterus. b. b. Orificium uteri internum.
c.c. Cornua uteri, wovon das linke etwas geöffnet ist. d.d. Tuba Falopii.
e.e. Morsus diaboli. f. f. Bursa tubae. g.g. Bursa ovarii. h.h. Ovarium;
das rechte ist aus seinem Beutel entfernt, i.i. Ligamentum Suspensorium
uteri et vasa. k. k. Ligamentum rotundum uteri.
Tab. VI. Fig. 3.
Clitoris des Elephanten.
a. Glans der Clitoris. b. Praeputium. c.c.c.c. Corpora cavernosa.
d. Gemeinschaftliche Sehne des e.e. Musculus ischio-clitorideus. /l/l Mu-
sculus ischio -cavernosus, g. Urethra.
Tab. VI. Fig. 4.
Vertikaler Durchschnitt der Corpora cavernosa clitoridis.
Tab. VI. Fig. 5.
Vertikaler Durchschnitt an der Basis des Rüssels.
a.a. Geöffnete Sinus frontales, b. Septum narium cartilagineum.
c. Cartilago alaris s. ala proboscidis der linken Seite, in seiner natürlichen
Lage. d. Derselbe rechts aufgehoben, e. Muse, levator cartilaginis ala-
ris. f. f. Hinterer Rttsselcanal.
Tab. VIL
Das Encephalon des jungen Tapirus americanusj
in natürlicher Grösse.
Fig. 1. Von oben.
a. Grosses Gehirn. b. Kleines Gehirn. c. MeduUa oblongata.
1. Gyrus cerebri longitudinalis internus superior. 2. G» cerebri longitu-
m C. Mayer,
dinalis externus superior. 3. G. cerebri longitudinalis externus medius.
4. 6. cerebri longitudinalis externus inferior. 5. G. descendens anterior
internus. 6. G. descendens anterior medius. 7. G. descendens anterior
externus. 8. G. descendens posterior internus« 9. G. descendens poste-
rior medius. 10. G. descendens posterior externus. 11. G. intermedius.
Fig. 2. Von der Seite.
a^e und 1-11 wie in Fig. 1.
d. Pens Varolii. e. Crus cerebri. 12. Gynß basilaris.
Fig. 3. Basis des Encephalum's.
Dieselben Bezeichnungen wie in Fig. 1. und Fig. 2.
f. Corpora candicantia et infundibulum. 12. Gyrus basilaris. Er
zeigt mehrere Faltungen. Die zwölf Gehirnnerven sind für sich deutlich.
Fig. 4. Vertikaler Längenschnitt durch die
Mittellinie des Encephalum's.
Bezeichnungen wie früher.
13. Gyrus longitudinalis internus inferior, g. Corpus callosum.
h. Ventriculus lateralis, etwas gehoben. ». Fomix, mit dem Cornu Am-
monis ; das Crus anterius abgeschnitten, k. Glandula pinealis. /. Cor-
pora bigemina. m. Corpus striatnm bicolle. n. Thalamus, o. Arbor vitae.
Tab. VIII.
Diese Tafel stellt das Gehirn des Elephanten, des Rhinoceros und des
Pecari verkleinert dar.
Fig. 1. Encephalum des Elephanten,
% der natürlichen Grösse.
Die eigenthümliche herzförmige Gestalt des Encephalum^s des Ele-
phanten springt zu sehr in die Augen, als dass es einer weitem Erklärung
bedürfte. Es ist diese Zeichnung nach einer Gypsform verfertigt, welche
durch Abguss der Schädelhöhle gewonnen und nach einzelnen Stücken
des Gehirnes des Elephanten ausgearbeitet wurde.
Beäräge »ur Anatomie der Pctchydermen. 87
a. Nervus olfactorius* h. Lobus anterior cerebri. c. Fossa Sylvii.
d. Lobus posterior, e. Yermis cerebelli. f. Hemisphaerium cerebelli.
g. Medulla oblongata.
Fig. 2. Encephalum des Rhinoceros iavanicus^
nach einem Gypsabguss der Schädelhöhle, % der natürlichen Grösse.
a-g wie in Fig. 1.
Fig. 3. Encephalum von Dicotyles torquatus^
nach der Natur, "/i«i der natttrlichen Grösse.
a-g wie in Fig. anteced.
1. Gyrus longitudinalis internus superior; er ist fast in der Mitte ge-
brochen. 2. G. longitudinalis extemus superior. 3. G. longitudinalis
externus medius. 4. G. longitudinalis externus inferior. 5. G. descen-
dens posterior internus. 6. G. descendens anterior internus.
Tab. IX. Fig. 1.
Muskeln der Aussenseite des rechten Vorderfusses.
a. Spina scapulae. b. Musculus supraspinatus. c. M. cncuUaris
(abgeschnitten), d. M. infraspinatus. e. M. teres minor, f. f. M. del-
toides. g. Tuberculum malus humeri. h. M. pectoralis maior (Insertions-
ende). t. M. latissimus dorsi. k. M. anconaeus magnus. /. M. anco-
naeus externus. m. M. brachialis internus. n. M. supinator longus.
o. Condylus externus humeri. p. Olecranon. q. M. anconaeus quartus.
r. M. extensor carpi radialis longus. 8. M. extensor digitorum communis.
t. M. abductor poUicis longus. u. M. extensor carpi ulnaris. t?. M. flexor
carpi ulnaris. tr. M. flexor digitorum profundus, x. M. flexor digitorum
sublimis. y. Os pisiforme. z. Ulna. »• M. extensor poUicis brevis.
Tab. IX. Fig. 2.
Muskeln der Innseite des rechten Vorderfusses.
a. Musculus serratus anticus magnus (abgeschnitten), b. M. sub-
scapularis. c. M. supraspinatus. d. M. teres maior. e. M. latissimus
88 C. Mayer, Beiträge zur Anatomie der Pachydertnen.
dorsi. f. M. anconaeus magnus. g. M. anconaeus longus. h. M. anco-
naeus internus, t. M. coracobrachialis. k. Tuberculum minus humeri.
/. Tuberculum maius humeri. m. M. biceps brachii. n. M. pectoralis
maior. o. M. brachiaeus internus, p. Condylus internus humeri. q. Ole-
cranon. r. M. extensor carpi radialis longus. s. M. supinator longus.
L t. Radius, u. Ligamentum laterale internum. r. M. flexor carpi radialis,
fr. M. flexor digitorum communis, x. M. flexor carpi ulnaris. y. Os pisi-
forme. z. M. anconaeus quartus. <»• M. extensor digitorum communis.
ß' M. extensor carpi radialis brevis. r* M. abductor poUicis longus.
Tab. IX. Fig. 3.
Muskeln des Rückens.
1-19. Rippen. 20. Gelenkflächen des Atlas, a. Muse, scalenus
anticus (Insertion), h. M. serratus anticus magnus (Insertion), e. M. com-
plexos. d. M. biventer cervicis. e. M. sacrolumbaris. f. M. longissi-
mus dorsi. g. M. serratus posticus superior. h. M. latissimus dorsi (zu-
rückgeschlagen), f. M. spinalis lumborum. k. Ligamentum nuchae.
/. Ligamentum intermusculare.
Tab. IX. Fig. 4.
Linker Unterschenkel.
1. 1. Mm. gastrocnemii. 2. M. poplitaeus. 3. Sehne des M. glu-
taeus maximus. 4. M. plantaris. 5. M. soleus. 6. M. peronaeus longus.
7. Sehne des M. peronaeus brevis. 8. Galcaneus.
S.35. Z,2. setze statt: ;,trytaneoideae'' aryteesoideiie
miJ'HLP^.
n^.i.
^Jc7yn!U^a*^.7ea^.aif^.
IzUt' JnsC iir/C^.Jd/./^xd' ^ K /^o^try Ji C^4eM^,Jh^ut^
f!lu£I7/:Ji'/.
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^tiiUimM^j£^S^d4tu,4tMnrJiai4m.^^^m.
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Tki.m.
J^^/-<y.^t/>f. iüsri!^ -v^^i^kt^
_c ._._:.#' ^J. c^^f. ^ M fMsm^ ßiJkStaf .Jhmtt .
/h/j::miM
J/Ü^y^Af/,^ 4ril' 4cd^.i^HnH^^&kAt*iJ§tßff€tU
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ÜBER EINIGE
PATMOIiOCMSCHi; PBOMICTi;
TON VÖGELN UND SÄUGETHIEREN.
VON
Db. £. V. BIBRA.
MIT EINER 8TEINDRUCKTAFBL.
BEI DER AKADBUflB BINOBGANOBN DEN 19. FEBRUAR 1846.
Vo4. XXII. P.I. 12
Oicher gehört es unter die erfreulichsten Zeichen unserer Zeit, dass die
Naturwissenscbalteii, früher mehr ofier weniger aki vereiiüelle Doctrinen
dastehend, sich jetzt gegenseitig unterstützen und ergänzen, und es mögen
die kolossalen Fortschritte, welche im allgemeinen Felde der Naturkunde
gemacht worden sind, grossentheils diesem Betreben und diesem gegen*
seitigen geistigen Austausche zuzuschreiben sein.
Diese Riditung der Wissenschaft, ausgegangen ron den ersten Au-
toritäten unsers Jahrhunderts, ist allgemein eingehalten worden und wird
es mit jedem Augenblicke mit besserem Erfolge.
Es erscheint fast fiberflttssig, hier als Beispiel die organische Chemie
und die Mediein anzuführen. Aber während in früherer Zeit, noch vor
einigen Decennien, bloss einzelne Arbeiten auftauchten, die, wenn gleich
an und fUr sich tüchtig, doch eben wegen ihrer Vereinzelung weniger
praktischen Wertti hatten, so ei^scheinen jetzt Reihen ViOii Analysen nor-
maler und anormaler thierischer Substanzen, und die Maate der so gewon-
nenen Erfiihrungen macht es möglich, Schlüsse zu ziehen und Ersoheinun*-
gen zu erklären, welche ohne Hülfe des Mikroskops und der Waage wohl
schwerlich au%ehellt worden wären.
Vorzugsweise ist es aber der menschliche Organismus, den die Che-
miker sich zum Gegenstände ihrer Forschungen gemacht haben, und ganz
besonders gilt dies für pathologische Substanzen, sei es nun, dass das
Material fehlte, oder dass man weniger Interesse an krankhaften Producten
des eigendichen Thierreichs fisind. Ich glaube aber, dass Vergleichungen
pathologisdier Producte des Thierreichs mit analogen des Menschenkör-
pers sicher nicht nutzlos sind und yielleicht in mehrfachen Fällen Aufklä**
92 E. y. Bibra,
rangen herbeiführen können, besonders wenn sich Gelegenheit fände,
solche bei niederen Thieren zu beobachten. Diese letztere Gelegenheit
habe ich zwar bis jetzt nur selten gehabt, allein es sind mir unter den mehr-
fachen pathologischen Producten, die ich in den letzten Jahren zu unter-
suchen Gelegenheit hatte, einige von Vögeln und SSugethieren vorgekom-
men, welche ich in dem Folgenden mitzutheilen keinen Anstand nehme«
AesclmrtrUi« am Stemam Tim VrhftfUta Meme§aMa.
lieber die erste Entwickelung und Zeitdauer der Geschwulst konnte
ich keine. nähere Nachricht erhalten; doch erlag daä Thier.ohne Zwdfel
in Folge derselben.
Die Geschwulst erreichte, im Yerhältniss zur Grösse des Thterehens,
einen. enormen Umfeng, was man aus dem Gewichte d^rsell^eo abnehmen
kann. Der Vogel sammt der Geschwulst wog 14,066 Gramiiien, die sorg-
fältig heravsipräparirtfe Neubildung 4,455 Grammen^ Es bleibt also für
das Gewicht des Vogels 9^611 Grammen, und das Gewicht der Geschwulst
zu dem des Thieres berechnet, beträgt demnach 31^6 Proeent der ganzen
Körpermasse. ; -
Es faml sich bei'm Präpariren des Thieres, dass die Geschwulst in
der Mitte des Sternum's fest aufsass. Der Kamm desselben war gänzlich
verschwunden und in die Masse der pathologischen Neubildung ttberge-*
gangen, und hier war dieselbe durch eine Jcnorpelartige Substanz mit den
Knochen selbst verbunden, während sie auf den linken und rechten seitti-*
chen Hälften des erwähnten Knochens nur leicht auflag, oder vielmehr
durch eine fibröse Masse mit denselben schwach verbünd» war. Das
Sternum selbst zeigte sich normal bis auf das eben erwähnte VerscAwun-
densein des Kammes. Die beiden Brustmuskeln setzten jedoch in äusserst
dünner Schicht über die pathologische Neubildung fort und konnten leicht
und vollständig von derselben getrennt werden. Vom St^rnuita getrennt,
zeigte dieselbe eine länglich -runde, ziemlich regehnfissige Gestalt, bloss
aber einige pa4holo^che Thierproducte. 93
durch einzelne nindlicbe Erhöhungen geslfirt. Nach dem Wiegen wurde
sie der LSnge nach mit dem Messer gespalten und es fand sich, dass sie
vollkommen mit einer sehr dflnnen sehnigen Haut fiberzogen war, und im
Innern aus zwei deutüch verschiedenen Substanzen bestand, aus einer
fibrösen Masse und aus einer in einzelnen grösseren, und kleineren Par*
thien in diese eingebetteten knorpelartigen Substanz. Die mikroskopi-
schen Veriifiltnisse, so wie das äussere Ansehen der ganzen Geschwulst
nähern sich so sehr jenen des Enchondrom's, dass ich keinen Anstand
nehme, dieselbe mit diesem Namen zu bezeichnen, obgidch, so viel ich
weiss, diese Form noch nicht bei Vögeln gefunden .wurde*
Unter dem Mikroskope zeigte die knorpelartige Substanz das Aussei
hen, wie ich es auf Tab. X. Fig. 1. (200yrach vei^rössert) gezeichnet hsdie.
Grosse, ziemlich didit an einander liegende Höhlungen,, in verschiedener
gegenseitiger Richtung gelagert, in welchen kleinere Zellen eingelagert
sind, bisweilen, wie es scheint, auch blos Zellenkerne. Betrachtet man
die durch Schnitt und Schliff geöffneten grösseren Höhlungen der ge-*
schlössen^! Räume, wie sie im Präparate in der Wirklichkeit vorhanden
waren, so ergiebt es sich, dass die Zellen in denselben nicht neben-, son-
dern auf-* und untereinander gebettet sind ; das heisst, die meisten dieser
Höhlungen sind gänzlich mit Zellen angefüllt, während nur wenige leer
erscheinen oder in andern sich nur eine Zelle beindet. Diefis kann viel-
leicht durch das Präpariren des Objectes entstanden sein, indem hiedurcb
aus einigen Höhlungen die Zellen entfernt worden sind. Zwischen diesen
grösseren mit Zdlen angefüllten Räumen befinden sich kleinere Zellen
eingelagert, mit und ohne Zellenkerne, und alle diese Bildungen sind ein-
gebettet in eine amorphe, glänzende und stark durchscheinende Intercellu-
larsubstanz, in welcher bei stärkerer Vergrösserung nur einzelne schwache
und undeutliche Streifen bemerkbar sind. Tab. X. Fig. 3. zeigt die Höh-
lungen und Zellen bei stärkerer, 350facher Vergrösserung; ich halte sie
fttr KnorpeljBellen und sie entsprechen vollkommen jenen, welche ich mehr-
fach bei'm Enchondrom gefunden habe.
94 E. V. Btbra,
In dieser so eben geschilderten Knorpeläubstaiiz bemerkt man, wenn
eine grössere Partie derselben unter das Mikroskop genommen wird, ein-
zelne dunkele Stellen, Tab. X. Fig. 2. (200fach vergrösserf). Es zeigen
sich Haufwerke dunkler Bildungen in diesen, von welch^i einige radien*-
artige Auslaufe zeigen und den Knochenkörpwchen entsprechen. Ich
habe wieder im Enchondrom ganz dieselben Formen gefunden und glaube,
dass sie als eine beginnende Verknftcherung und, im vorliegenden Falle
Wenigstens bestimmt, nicht etwa als vom Knochen selbst abgestoäsene und
in die Geschwulst gedrungene Knochenpartikel betrachtet werden können.
Einzelne Knorpelzellen liegen noch zwischen diesen neu entstandenen
Knochenkörperchen, und die Partien, in welchen sich diese Bildungen in
mehr oder weniger grossen Haufwerken zeigen, sind meist dunkler, während
die Intercellularsubstanz kömiger und unklarer ist, als jene, in welcher
sich bloss Knorpelzellen abgelagert befinden. Tab. X. Flg. 5. zeigt den
Durchschnitt eines Enchondrom's am Unteiiciefer bei 200fecher Vergrösse-
rung, a. die Knorpelzellen mit ein&chen und ctoppelten Kernen, 6. Kno-
chenkörperchen in einzelnen und dunklen Partien des Priparatra gnip-
pirt. Es finden sich hier nicht die rundlich^i Formen, wie bei Fig. 2,
sondern der Charakter der Knochenkörperchen deutltcker ausgesprochen
und bestimmter. Doch habe ich in einigen anderen Formen von Endion-
drom, welche ich zn untersuchen Gelegenheit hatte, audi wieder ]ea^
rundlichen Bildungen getroffen, von denen nur einzelne mit Auslaufen
versehen waren. Hier, bei Fig. 5, mögen vielleicht einzelne Partien des
Knochens als solche mit in die pathologische Neubildung übergegangen
sein, aber bei der in Rede stehenden Geschwulst am Stemum waren theils
die erwähnten Bildungen zu häufig, so dass sie die Masse des Kammes
vielleicht ttbertroffen hätten, theils war ihre Vermengung mit den noch
restirenden eigentlichen Knorpelzellen zu innig, um an einen solchen Ur-
sprung glauben zu lassen.
Die fibröse Partie der Geschwulst, an Masse der knorpelarMgen
nachstehend, zeigte einzelne Knorpelzellen, welche zwischen den Faser-
über einige patiwlogische Thierproducte. 99
bildungen lagen. Ich habe die Lfingsrichtang der Fasern nicht deutlich
durch die ganze Neubildung verfolgen können und überhaupt auch keinen
ganz klaren Eindruck der Fasern selbst erhalten, habe sie aber Tab.X. Fig. 4.
gezeichnet, wie ich sie gesehen habe, bei 200facber Yei^rösserung*
In Betreff der chemischen Untersuchung der vorh'egenden, so wie
ähnlicher pathologischer Substanzen, habe ich meist den Weg eingeschla-^
gen, dass Vergleichungen mit ähnlichen bereits untersuchten normalen
Gebilden möglich gemacht wurden, so dass z.B. bei Geschwülsten, die auf
oder in Muskelpartien entstanden, normales Muskelfleisch', bei pathologi-
schen Knochen der normale Knochen u. s. f. in Yergleichung gestellt
wurden«
Es lassen sich auf solche Analysen hin, so lange sie vereinzelt daste-
hen, für jetzt keine glänzenden Theorien entwerfen, und eben so wenig
kann sogleich ein Heilverfahren auf solche gegründet werden, aber es
ergänzen sich solche Untersuchungen, wenn sie mehrfach angestellt wer-
den, und für die Diagnose haben sie jetzt schon praktischen Werth.
Die vorliegende pathologische Neubildung erinnert eben sowohl an
eine Fleischgeschwulst, als sie auf der andern Seite durch ihren grossen
Gehalt an erdigen Bestandtheilen sich dem Knochen nähert;
Es wurde gefunden, für den fibrösen Theil:
Fester Rückstand 47,T6 '
Wasser 52,24
100,00
Proteinsubstanv 3ß,87
Lösliches Eiweis . . w 1,13
Olutitt . 6,53
^tractive Materien 1,62
Fett 1,61
Wasser 52,24
100,0(1
06 E. V. Bibra,
Für die frische. Substanz fand sich «Aschen 1)62; (Welches, für die
trockene berechnet^ = 3,70 Procent ergiebt. .
IOO5OO Theile dieser Asche enthielten:
Phosphorsaures Natron mit Spur von Chlornatrium und schwe-
felsaurem Alkali i 52,70
Phosphorsaure Kalkerde, wenige Talkerde und Spur von Eisen 47,30
100,00
Ich habe bei Gelegenheit einer grösseren Arbeit über das Muskel-
fleisch der Wirbelthiere die Brustmuskeln des Haussperlings untersucht und
habe dort gefunden :
Fleischfaser (hier entsprechend der Proteinsubstanz) 15,98
Lösliches Eiweiss 1,69
GFutin 2,50
Extractive Materien 7,49
Fett : 2,02
Wasser 70,32
100^00
Es zeigt sich mithin hier bei der pathologischen Substanz ein bedeu-^
tendes üebergewicht des Proteins, denn wenn auch die hier angegebenen
15,98 Proeent nicht die höchste Zahl ist, die ich überhaupt gefunden habe,
so überstieg sie doch selten 18,0 Procent.
Die als Glutin bezeichnete Substanz gab, neben den betreffenden
Reactionen auf Glutin, auch schwache Anzeichen von Chondrin.
Die extractiven Materien verhielten sich im Allgemeinen wie jene des
Muskelfleisches. Allein es sind, trotz mehrfacher mit diesen Substanzen
vorgenommenen Arbeiten, dieselben, in Betreff ihrer chemischen und phy-
siologischen Bedeutung, doch noch zu wenig gekannt, um eine mögliche
oder klare Vergleichung aufstellen zu können. - *
Was den Aschengehalt des fibrösen Theiles der Geschwulst be-
trifft, so ist es auffallend, dass er geringer ist, als durchschnittlich bei'm
über einige pathologische TTiierprodude. 97
Muskelfleische von Säugethieren sowohl als Vögeln, wie von anderen
Beobachtern und auch von mir gefunden worden ist. Während dort meist
4 bis 5 Procent gefunden wurden, ergaben sich hier bloss 3,7 Procent. Die
quantitativen YerhSltnisse entsprechen aber eher dem Muskelfleische. Ich
fand auch dort als überwiegenden Bestandtheil die in Wasser löslichen
Salze, meist phosphorsaures Natron, Chlomatrium aber und noch mehr
schwefelsaures Alkali nur in untergeordneten Mengen. Gegen die Menge
der in Wasser löslichen Salze gehalten, sind aber hier die unlöslichen, die
phosphorsauren Erden, überwiegend. In der Mehrzahl von Fällen habe
ich bei den mit Muskelfleisch angestellten Analysen weniger phosphor-
saure Erden gefunden, als hier.
Die knorpelartige Substanz, welche von den Partien, die ich oben
als beginnende Verknöcherung bezeichnete, nicht getrennt werden konnte,
da letztere oft nur in mikroskopischen Partikeln vorkam, wenn auch wohl
wieder in etwas grösserem Maassstabe, ergab:
Festen Rückstand 37,33
Wasser 62,67
100,00
Bei -4-110 Grad R. getrocknet, wurde gefunden:
Phosphorsaure Kalkerde mit sehr wenig Talkerde und
Eisen 22,58
Chlornatrium 2,48
Schwefelsaures Alkali 0,74
Phosphorsaures Natron Spur .
Organische Substanz 74,20
100,00
Die organische Substanz, in einer weiteren frischen Menge, in Be-
handlung genommen und berechnet für 74,20 Procent, gab:
voi.xxii. p.i. 13
98 E. V. Bibra,
Extractive Materien und lösliches Eiweiss 4^33
Fett 3,87
Proteinsubstanz, unlöslich in kochendem und kaltem Wasser, 33,24
Glutin und Chondrin 32,76
74,20
Die 32,76 Procent betragende Menge von Glutin und Chondrin zu-
sammen schien etwa aus gleichen Theilen beider Leimarten zu bestehen.
Ich füge hier zur Yergleichung Analysen einiger Enchondrome bei,
welche jedoch, da ich nur wenig Material erhielt, nicht sehr ausführlich
vorgenommen werden konnten.
Enchondrom am Unterkiefer.
Phosphorsaure Kalkerde mit sehr wenig Talkerde 40,1
Chlomatrium, schwefelsaures Natron 3,3
Organische Substanz 56,6
100,0
Die organische Substanz enthielt viel Chondrin, deutliche Anzeichen
von Glutin, und der in kochendem Wasser unlösliche Theil verhielt sich
wie Protein.
Bei einem andern Enchondrom, ebenfalls am Unterkiefer, wurde ne-
ben dem Chondrin, eine bedeutende Menge Glutin gefunden.
Enchondrom eines Fin§^erknochen.
Phosphorsaure Kalkerde mit Spur von phosphorsaurer Talkerde 26,6
Phosphorsaures und schwefelsaures Alkali und sehr wenig Chler-
natrium ; 9,1
Organische Substanz 64,3
100,0
Hier bestand die organische Substanz fast grösstentheils aus Chon-
drin, doch fehlte auch wieder ein geringer Antheil Glutin nicht. Es zeigt
über einige pathohgische Thierproducte. 99
sich ateo in diewn Bnchondromen ebenso, wie in der von mir beschridl>6-
nen Geschwulst, eine bedeutende Ablagerung von phosphorsaurem Kalke,
und neben dem bezeichnenden Chondrin stets mehr oder weniger Glutin.
Die quantitative Verschiedenheit in den verschiedenen Geschwülsten kann
nicht auffallen. Sie ist wohl durch den Verlauf des pathologischen Pro-
cesses selbst bedingt.
Concrement im OTarlam Ton Anas aneer.
Das Thier, welches 3!^ Jahre alt war, hatte nie Eier gelegt und war
deshalb zur Mästung bestimmt worden. Es befand sich scheinbar voll*
kommen wohl und hatte in Folge aller jener Operationen, die man zur
Mästung dieser Thiere anzuwenden pflegt, wirklich ein sehr hohes Gewidhit
und einen ganz ausserordentlichen Fettreichthum erlangt. Bis auf die in
Rede stehende Abnormität fanden sich bei'm Schlachten des Thieres alle
inneren Oi^ne gesund, und auch die Leber, welche sonst bei so behan-
delten Thieren eine gewisse Veränderung erfährt, erschien normal, abge-
sehen davon, dass sie etwas mehr Fett als gewöhnlich enthielt. In der
Nähe der letzteren, schon mit dem Darmbein verwachsenen Rückenwirbel
indessen, an diese anlehnend und sich in die Unterleibshöhle erstreckend,
fand sich eine concrementartige Substanz, welche bei näherer Betrachtung
sich als eine sackartige krankhafte Ausdehnung des Ovarium's bewies,
welches als eine dünne häutige Schicht die erwähnten Concremente um-
schloss. Nach dem Herausnehmen zeigten sich diese als vier rundliche
Körper. Der grösste derselben nahe bei 2 Zoll, die kleineren 1,5 Zoll
und 0,5 Zoll im Durchmesser. Ich kann das äussere Ansehen derselben
nicht besser bezeichnen, als wenn ich sage, dass sie vollkommen Hyacin-
then-Zwiebeln ähnlich sahen ; Form sowohl, als auch die äusserliche röth-
lich-braune Farbe, welche jene meistens zeigen. Ihr Gesammtgewicht
betrug 102,9 Grammen.
Bei'm Durchschneiden derselben, welches nur mittelst einiger Ge-
walt geschehen konnte, zeigte das grösste und die zwei kleineren Concre-
100 E. y. Bibra,
mente eine gelbe, an einigen Stellen röthlich- braun marmorirte Fläche,
und es schien jedes einzelne Concrement aus einem Conglomerate zusam-
mengepresster kleineren zu bestehen, welche letztere mehr oder weniger der
runden Form sich näherten und einen helleren Kern hatten. Das zweite,
1,5 Zoll im Durchmesser haltende Concrement liess dieselbe Bildung
erkennen, war aber rothbraun geförbt und, gegen die fibrigen betrachtet,
jedenfalls eingetrocknet, oder in der Rückbildung begriffen.
Noch ganz frisch aus dem Thiere genommen, verbreiteten alle drei Con-
cremente einen starken und höchst widerlichen, fauligen Geruch und entwik-
kelten, wie durch Reagentien leicht nachweisbar war, Schwefelwasserstoff.
Der Augenschein sowohl, als auch die chemische Analyse ergab, dass
diese Concremente nichts anderes waren, als eine vereinigte Masse vieler
Dotterkugeln, die, stets erzeugt, nicht ausgeführt werden konnten. Auf**
fallend erscheint der faulige Geruch und die Entwickelung von Schwefel-
wasserstoff, also eine Zersetzung mitten im Organismus, ohne dass diese
Reactionen die nahe gelegenen Theile in irgend eine sichtbare Mitleiden-
schafl; gezogen hätten. Selbst die ausgedehnte Membran des Ovarium's
war nicht im mindesten inficirt.
Ich habe die gelbliche Substanz des grössten Goncrements und die
bräunliche des kleineren untersucht und folgendes gefunden :
L Grösseres, gelbliches CoDcrement.
Fester Rückstand 50,93
Wasser 49,07
100,00
In Wasser unlösliches Albumin 45,41
Extractive Materien und lösliches Albumin 0,60
Fett, in kaltem Alkohol und Aether löslich 1,30
Fett, bloss in kochendem Aether leicht löslich 3,53
Wasser 49,07
100,00
über einige patholoffische Thierproducle. 101
Aschengehalt fflr die getrocknete Substanz 1,20 Procent«
Die Asche enthielt für 1000 Theile
Chlornatrium 13,21
Schwefelsaures Natron 2,16
Phosphorsaures Natron 1,30
Phosphorsaure Kalkerde 83,33
100,00
IL Kleineres, rothbraunes Goncrementi
Fester Rückstand 71,47
Wasser 28,53
100,00
In Wasser unlösliches Albumin 28,03
Extractive Materien und lösliches Albumin 1,03
Fett, in kaltem Alkohol und Aether löslich 27,55
Fett, bloss in kochendem Aether leicht löslich 14,86
Wasser 28,53
100,00
Aschengehalt für die getrocknete Substanz 1,83 Procent.
Die Asche enthielt für 1000 Theile
Chlomatrium 5,09
Schwefelsaures Natron 18,10
Phosphorsaures Natron 1,90
Phosphorsaure Kalkerde 74,91
100,00
Das im gewöhnlichen Zustande in Wasser lösliche Albumin war hier
in den unlöslichen übergegangen und verhielt sich vollkommen wie durch
Wanne coagulirtes Albumin. Das Fett hatte alle Eigenschaften des soge-
nannten Eiöls. Schon durch ziemlich verdünnten Weingeist wurde ein
102 E. V. Bibra,
gelbes flüssiges Oel ausgezogen, während in der Substanz ein anderer
Antheil eines Fettes zurfickblieb, der nur in kochendem Aether löslich war,
oder wenigstens nur sehr schwer löslich in kaltem Alkohol, und ebenfalls
nur in sehr geringem Grade von kaltem Aether aufgenraimen wurde.
Dieses Fett fiel aus der kochenden ätherischen Lösung in schönen weissen
prismatischen, mikroskopischen Krystallen, und nur hier und da schienen
kleine Tafeln eingemengt, die ich für Cholestrin halte. Wurde die ge-
trocknete Substanz sogleich mit kochendem Aether ausgezogen, so erhielt
man beide Fette zusammen als eine dunkelgelbe, dickflüssige Masse, die
bald durch das Auskrystallisiren eines Theils des Fetts erstarrte.
Der Salzgehalt schien nicht vollkommen gleich durch die ganze Masse
vertheilt, wenigstens erhielt ich etwas abweichende Mengen, als ich ver-
schiedene Partien ein und desselben Concrements in Untersuchung nahm.
Front fand im Eigelb:
Albumin 17
Fett 29
Wasser 54
100
Ich selbst habe ziemlich dieselben Zahlen gefunden. Es geht hier-
aus hervor, dass in beiden Concrementen, gegen frisches Eigelb gehalten,
der Wassergehalt verändert war, und während sich bei I. das Fett in
bedeutend geringer Quantität befand, es bei II. über die normale Menge
erhöht war. Wie schon erwähnt, glaube ich, dass II. die ältere Anhäu-
fung von DoUerkugeln und zugleich in einer Rückbildung, wenigstens
einer theilweisen, begrifi^en war.
Unter dem Mikroskope konnte nichts gefunden werden, was beson-
ders bezeichnend gewesen wäre.
Eneepbaloc^le bei einem Ferkel.
Bei einem neugebornen PeHkel, weiblichen Geschlechts, fanden sich
folgende Erscheinungen: Zu befid«n Seiten der Sutura frontalis ftinden
iAet einige pathologische Hiierproducte. 103
sich, in Folge von Bildungshemmungen, zwei durch Sabstanzbeeinträchti-
gung des Stirnbeins hervorgebrachte Oeffnungen von 7 Linien Länge und
5 Linien Breite. Die das Gehirn umschliessenden Häute waren enorm
ausgedehnt und bildeten, aus den erwähnten Oeffnungen hervorragend,
auf jeder Seite des Schädels eine sackartige, mit einer Flüssigkeit gefttUte
Erweiterung, die jedoch wieder dreifach eingeschnürt erschien und also
eigentlich auf jeder Seite aus drei Säcken bestand, von welchen der gegen
die Schnauze zu befindliche der grösste war. Man hatte sogleich, nach-
dem das Thier zur Welt gekommen war, dasselbe dadurch getödtet, dass
man ihm ohne weitere Umstände den Kopf abschnitt, und mir hierauf den-
selben überbrachte. Den übrigen Körper des Thieres habe ich nicht
erhalten können, da er entfernt worden war; er soll äusserlich normal
gewesen sdn, und die übrigen Ferkel, die zugleich geworfen wurden,
ebenfalls gesund. Ich erhielt den Kopf des Thierchens etwa eine
halbe Stunde nach dessen Tode und schritt sogleich zur weitern Unter-
suchung.
Bei'm Oeffnen des grössten der oben erwähnten Säcke auf der rech-
ten Seite entleerten sich auch die anderen auf dieser Seite befindlichen
und mit demselben zusammenhängenden kleineren Ausbauchungen. Jene
auf der linken Seite aber blieben straff gefüllt und mussten durch einen
eigenen Einschnitt geöffnet und entleert werden. Auch Drücken auf diese
Seite, ehe hier ein eigener Einschnitt gemacht worden war, konnte keine
Entleerung der Flüssigkeit an der bereits geöffneten anderen rechten Seite
bewirken. Die beiden mit Flüssigkeit gefüllten Blasen oder Säcke stan-
den mithin in keiner directen Verbindung, sondern waren durch das Gehirn
selbst abgesperrt.
Die ganze Menge der von beiden Seiten entleerten Flüssigkeit be-
trug 119,0 Grammen, also ziemlich genau 4 Unzen.
Es zeigte sich, nachdem die Flüssigkeit entfernt und die Häute aus-
einandergeschlagen worden waren, dass das Gehirn frei, parallel der Schä-
delhöhle, bloss durch seine eigene Masse begrenzt und mit keiner Haut
104 E. Y. Bibra,
bedeckt, dalag, es war mithin die Flüssigkeit mit der Gehimmasse in directer
Berührung, und die Absonderung der ersteren fand nicht etwa zwischen
den Häuten, sondern unter denselben statu An den eben bezeichneten
offenen Stellen des Schädels war das Gehirn bloss schwach geröthet.
Sonst erschien dasselbe, dem Ansehen nach, normal. Ich habe dasselbe
nicht weiter untersucht, sondern bloss die entleerte Flüssigkeit in Behand*
lung genommen. Im Gehirne und zwischen den Knochenwänden war
keine albuminöse Flüssigkeit befindlich. Nachdem dieselbe etwa eine
Viertelstunde gestanden, hatte sich ein dunkelrother spärlicher Bodensatz
abgesetzt, der, unter das Mikroskop genommen, sich als aus Blutkörper-
chen bestehend zeigte, die an den Bändern ausgezackt waren.
Die obenstehende Flüssigkeit hatte eine schmutzig-röthliche Farbe und
enthielt Infusorien, — Vibrionen jedenfalls, von denen ich mit Bestimmt-
heit drei verschiedene Species zu erkennen glaubte, deren nähere Bestim-
mung ich aber nicht wage. Die Thierchen bewegten sich mit Lebhaftig-
keit und waren in ziemlich bedeutender Anzahl vorhanden. Da ich sie
nicht länger als eine Stunde nach dem Tode des Ferkels beobachtete, so
glaube ich, dass sie nicht erst später entstanden, sondern schon im noch
ungeborenen Thiere existirt haben.
Die Flüssigkeit hatte specifisches Gewicht 1,021 und reagirte alka-
lisch. Sie wurde zum Behufe der chemischen Analyse mit dem vorher
abgesonderten Bodensatze wieder gemengt, da sie weder durch Filtriren,
noch, wie nebenher eine andere Probe erwies, durch längere Buhe voll-
kommen zu klären war, eine Trennung vom Bodensatze mir mithin allzu-
willkürlich erschien, und es ausserdem auch nur auf die Zusammensetzung
der Gesammtmasse ankam.
Es wurde erhalten:
Fester Bückstand 1,87
Wasser 98,13
100,00
über einige pathologische Thierproducte. 105
Albumin mit etwas Blutfaserstoff 0,51
Extractive Materien 1,34
Fett 0,02
Wasser 98,13
100,00
100,0 Theil der getrockneten Substanz gaben Asche 4,0 Proc,, welche enthielt:
Chlomatrium mit etwas Chlorkalium 52,0
Schwefelsaures Alkali 2,4
Phosphorsaures Natron mit Spur von kohlensaurem Natron 34,0
Phosphorsaure Erden, Spur Eisen 11,6
100,0
Im Fette waren unter dem Mikroskop Gholestrin-Krystalle zu bemer-
ken, jedoch nur sehr spärlich. Ohnedies betrug auch die Gesammtmenge
des Fettes nur sehr wenig.
Ein kleiner Theil der Flüssigkeit, sich selbst überlassen, entwickelte
auch nach längerer Zeit kein Schwefelwasserstoffgas und schien überhaupt
keine Neigung zu haben, zu faulen. Diese Flüssigkeit, jedenfalls eine
hydropische, hat die Zusammensetzung von jener des Hydrocephalus, und
ich füge daher die Resultate der Untersuchungen einiger anderer Beob-
achter bei, welche die Flüssigkeit von Hydrocephalus internus bei'm Men-
schen analysirt haben.
Marcet. Bostock.
Schleim mit wenig Albumin 0,1 12 Albumin 0,12
Natron 0,124 Ungerinnbare Substanz . . . 0,28
Chlomatrium 0,664 Salze, meist Chlornatrium 1,00
Chlorkalium u. schwefeis. Kali Spur Wasser 08,60
Phosphors. Erden u. Eisen 0,020 100 00
Wasser 00,080 '
100,00
VolXXIL P.I. 14
106 E. y. Bibra,
Berzelius. John.
Albumin 0,166 Albumin 0,42
Osmazom mit milchsaurem ThierischerExtract nebst \
Natron 0,232 Chlornatrium, schwe« f q2j
Natron 0,028 feisaurem Natron und ( '
Chlorkalium u. Chlörnatrium 0,709 phosphorsaurem Kalk )
Speichelstoffartige Materie ) ^^^^^^ ' ' ^^'^^
mit Spur von phos- > 0,035 100,00
phorsaurem Natron )
Wasser 98,830
100,000
Mulder. Tenant.
Albumin 0,549 0,303
Alkoholextract (milchsaures Natron, Mulder) 2,538 1,080
Wasserextract „ 0,135
Fett 0,070
Chlornatrium 6,553 5,441
Kohlensaures Natron 0,057 3,120
Schwefelsaures Natron 0,146 „
Phosphorsaure Erden 0,090 0,108
Wasser 989,900 989,800
999,903 999,987
Trotz dem, dass aber unter dem eben Angegebenen scheinbar bedeu-
tende Verschiedenheiten stattfinden, ist doch eine gewisse Uebereinstim-
mung nicht zu verkennen und es stellt sich heraus, dass einestheils die
Flüssigkeit, besonders durch ihren geringen Gehalt an festen Bestandthei-
len überhaupt charakterisirt erscheint, so dass die ältere Erfahrung, dass
der Gehalt an festen Bestandtheilen hydropischer Flüssigkeiten vom Kopfe
gegen das Becken zunimmt, sich auch hier bestätigt, und dass ferner
Chlornatrium der bei weitem überwiegendste Bestandtheil der Salze ist.
Diess letzte ist bei hydropischen Flüssigkeiten im Allgemeinen der Fall.
4kber einige paAologisehe Thierproducte. 107
Dass aber die Summe der festen Bestandtheile überhaupt bei andern sol-
chen Flüssigkeiten meist stärker ist, erhellt aus der Angabe der festen
Bestandtheile und des Wassers, wie solche in einigen Untersuchungen
gefunden wurde.
Hydrops Pericardii.
Marcet. Bostock. Derselbe.
Fester Rückstand 3,3 5,0 8,0
Wasser 96,7 9Ö,0 92,0
100,0 100,0 100,0
Hydropisches Exsudat bei Steatoma hepatis, Carcinoma veDtricuU etc.
Scherer.
Fester Rückstand 4,701
Wasser 95,299
100,000
Hydrocele tonicae propriae testis.
Bibra.
Fester Rückstand 7,3
Wasser 92,7
100,0
Rauchwassersucht.
Bibra. Derselbe. Derselbe.
Fester Rückstand 4,2 6,7 4,4
Wasser 95,8 93,3 95,6
100,0 100,0 100,0
^jrpertrophiscbe lieber mit Tuberkeln,
▼on einem kleinen Hunde.
Das Thier, ein kleiner Spitzhund, genoss im Leben eine übergrosse
Pflege und Fütterung. Nach dem Tode fand sich die Leber zu einer
108 E. V. Bibra,
ausserordentlichen Grösse angewachsen und mit einer Unzahl von Tuber-
keln durchsäet, die von Hirsekorngrösse bis zu jener einer starken Wall-
nuss reichten. Die Tuberkeln bestanden aus einer scheinbar speckigen,
festen und homogenen Substanz von weissgelber Farbe, die von keiner
Pseudomembran umgeben waren. Ich habe nichts Näheres über die
Krankheitserscheinungen erfahren können, unter welchen das Thier starb.
Es war kaum möglich, ein Stückchen der Leber nur einige Linien im
Durchmesser herauspräpariren zu können, in welchem nicht kleine Tuber-
keln befindlich waren, und selbst in kleinen Partien, die von ziemlich nor-
maler Leberfarbe waren, konnten mit der Loupe kleine gelbe Pünctchen,
der erste Anfang der Tuberkeln, entdeckt werden. Die Gallenblase war
stark gefüllt und die Galle, nach einigen damit vorgenommenen Versu-
chen, normal. Unter dem Mikroskope zeigte sich bei der Tuberkelmasse
Folgendes :
In einer amorphen Masse war eine grosse Menge kleiner heller Bil-
dungen zerstreut, von denen nur einige wenige eine etwas dunklere Fär-
bung zeigten, Zellenkerne wahrscheinlich. Zwischen ihnen zeigten sich
einzelne deutliche Zellen mit einfachen und doppelten Kernen und Fett-
kugeln von verschiedener Grösse. Ziemlich häufig waren durch die ganze
Masse Haufwerke ganz kleiner Körnchen verbreitet, die dunkler waren,
welche aber, wenn durch ein Deckgläschen das Object stark gepresst
wurde, höchst undeutlich wurden oder verschwanden. Ich habe diese
Formen Tab.X. Fig. 6, bei 300facher Vergrösserung gezeichnet. In der
Substanz der Leber fand ich anormale Leberzellen, aber auch normale Zel-
lenkerne, oder wenigstens jene Bildungen, die ich im Vorhergehenden als
solche bezeichnete, und zwischen diesen ausserordentlich kleine Körnchen,
ähnlich denen, die im Tuberkel in Haufwerken vereinigt erschienen. Es
traten hier fast noch mehr, als im Tuberkel selbst, Fettkugeln auf. Cho-
lestrin konnte ich hier nicht unterscheiden, bei der ätherischen Lösung
des Fettes aber zeigten sich mikroskopische Krystalle dieser Substanz,
wenn auch höchst spärlich.
aber einige patholoffiscke Tkierproducte. 109
Es ist mir nicht gelungen, unter dem Mikroskope einen klaren Ein-
druck zu gewinnen von dem Uebergange der Lebersubstanz in die des
Tuberkels, welches vielleicht daher rtthren mag, dass die ganze Masse der
Leber bereits mit den Primitivbildungen des Tuberkels mehr oder weniger
angefüllt war.
Bei der chemischen Analyse suchte ich so viel wie möglich von Tu-
berkeln freie Substanz der Leber zu erhalten; dass diess indess nicht voll-
kommen möglich war, habe ich schon vorher erwähnt. Beide Substanzen,
die möglichst reine Leber sowohl, als der Tuberkel, wurden einer ganz
gleichen Behandlung unterworfen, da es mir besonders darauf ankam, die
zwischen beiden stattfindenden Unterschiede zu erfahren.
Diese Behandlungsweise war absichtlich eine sehr einfache. Die
Substanz wurde wiederholt mit kaltem Wasser ausgezogen, wodurch die
Menge der extractiven Materien und des löslichen Albumin's bestimmt und
das letztere durch Kochen aus der Flüssigkeit geschieden wurde, während
das zur Trockene verdampfte Filtrat die Menge der ersteren ergab. Der
in kaltem Wasser unlösliche Theil wurde 12- 15. Stunden gekocht, heiss
filtrirt durch ein Filter, das vorher mit Wasser befeuchtet war, um das Fett
auf dem Filter zurückzuhalten. Das Filtrat wurde als Leim betrachtet und
verhielt sich auch als solcher. Dass hierbei die von Mulder angegebe-
nen Oxydationsproducte des Proteins eingemengt sein können, ist möglich,
allein die bei weitem überwiegende Masse ist jedenfalls eine der beiden
Leimarten, was Ansehen der eingetrockneten und Reaction der aufgelösten
Substanz ergiebt.
Der auch in kochendem Wasser unlösliche Rest wurde nach dem
Trocknen mit Aether behandelt, um das Fett zu entfernen, und ergab
hierauf nach vollständigem Trocknen die Summe der in Wasser unlöslichen
Proteinverbindungen. Das Fett wurde in einem eigenen Versuche be-
stinunt und zu den im ersten Versuche erhaltenen Resultaten hinzugerech-
net. Die so erhaltene Summe aller festen Bestandtheile muss nahebei
stimmen mit der Zahl, die man durch Wiegen einer vollkommen zur Trok-
110 E. y. Bibra,
kene gebrachten anderweitigen Probe erhält. Man erhält auf solche Art
freilich nur zwei Proteinverbindungen, die in Rechnung zu bringen sind:
lösliches Albumin, incl. etwaigen nahstehenden BlutfaserstoiT, und die
Proteinverbindungen, die in kaltem und kochendem Wasser unlöslich und.
Es mag diess aber vielleicht für jetzt (Januar 1846) ausreichen, bis zu der
Zeit, in welcher eine vollkommen klare Bestimmung aller Proteinverbin-
dungen festgestellt sein wird, und vielleicht ihre Zahl, oder vielmehr die
Kenntniss derselben, sich vermehrt hat, vielleicht aber auch eine Reduction
derselben eingetreten ist.
Es muss Aehnliches ttber die extractiven Materien ausgesprochen
werden, ttber deren speciellere physiologische Bedeutung stets noch ein
bedauerliches Dunkel schwebt. In Betreff der bei gegenwärtiger Unter-
suchung erhaltenen extractiven Materien bemerke ich bloss, dass sie im
allgemein chemischen Verhalten ganz ähnlich denen des Fleisches und
Blutes waren. Galle konnte ich keine im wässerigen Extracte der Leber
nachweisen. Ich kann mich gegenwärtig hierüber nicht aussprechen, in-
dess bin ich zur Zeit mit einer Arbeit ttber die Drüsen ttberhaupt beschäf-
tigt und behalte mir vor, selbe später bekannt zu machen.
Das aus der Tuberkelsubstanz ausgeschiedene Glutin gab sehr starke
Reaction auf Chondrin, während das Glutin der Leber keine Beimengung
jenes Stoffes hatte.
Von 100,0 Theilen des Fettes waren 30,0 Procent bloss in kochen-
dem Alkohol löslich und in den nach dem Erkalten des Alkohols ange-
schossenen Gruppen mikroskopischer Prismen waren hier und da die oben
erwähnten spärlichen Tafeln von Cholestrin zerstreut. Die quantitativen Ver-
hältnisse abgerechnet waren Fett der Leber und des Tuberkels sich gleich.
Im Ganzen wurde gefunden: Tuberkel. Leber.
Fester Rückstand 17,71 29,08
Wasser 82,29 70,92
100,00 100,00
über einige pathologiache Thierproducte. 111
Tuberkel. Leber.
Proteinsubstanz, unlöslich in Wasser 9,83 7,51
Lösliches Albumin 0,69 4,51
Extractive Materien 1,71 5,96
Glutin 2,21 3,12
Fett 3,27 7,98
Wasser 82,29 70,92
100,00 100,00
Aschengehalt.
Tuberkel. Leber.
Trockene Substanz 8,69 4,16
Die Aschen enthielten fflr 100,00.
Chlomatrium 24,60 Spur.
Schwefelsaures Alkali Spur. Spur.
Phosphorsaures Natron 6,40 78,43
Phosphorsaure Kalkerde, Spur ) ftono 21 ^7
Talkerde und Eisen ) ^ ^
100,00 100,00
Trotz dem, dass die Substanz der Tuberkel fest und derb erschien,
hatte dieselbe doch, wie man sieht, einen bedeutend grösseren Wasserge-
halt, als die Leber selbst. Dieser letztere erscheint, nach einigen Versu-
chen, die ich mit der Leber anderer Thiere angestellt habe, nicht sehr
abweichend, ich fand z. B. in der Leber von Sus 71,67 Procent und bei
Cenms capreohss 72,86 Procent Wasser.
Der stärkere Aschengehalt des Tuberkels und dessen bedeutender
Gehalt an phosphorsaurer Kalkerde kann nicht auffallen; es scheint hier
der erste Anfang der sogenannten Verkalkung stattgefunden zu haben.
Hingegen ist die quantitative Verschiedenheit der Salze, gegen jene der
Leber gehalten, vielleidit einiger Beachtung werth. Ich habe in der
Leber einiger Thiere, die ich untersuchte, meist die ganze Masse der in
Wasser löslichen Salze aus phosphorsaurem Natron bestehend gefunden.
112 E. V. Bibra,
von Schwefelsäure meist fast nur kaum merkliche Spur, ebenso von Chlor-
verbindung.
Hier findet dasselbe Yerhältniss in der Leber statt, aber im Tuberkel
ist das phosphorsaure Natron bis auf 6,4 Procent verschwunden, und es
treten als übrige Masse der löslichen Salze 24,6 Procent Chlornatrium auf.
Wir besitzen vielfache Analysen von Tuberkelsubstanz, aber die
erhaltenen Resultate stimmen sehr wenig zusammen; diess mag daher
rühren, dass man jedenfalls in verschiedenen Stadien der Ausbildung
untersucht hat, und dass femer der Sitz des Tuberkels selbst und die che-
mische Beschaffenheit des Organs, in welchem er sich ausgebildet hat,
einigermaassen seine Zusammensetzung modificirt, obgleich ich nicht be-
haupten will, dass Tuberkeln ein und desselben Organs dieselbe Zusam-
mensetzung haben. Einen Beweis hiervon liefert die Analyse von Tuber-
keln aus einer hypertrophischen menschlichen Leber, welche ich vor eini-
gen Jahren durch die Güte meines verehrten CoUegen Stahl erhielt, und
welche einer Frau von 35 Jahren angehörte, welche im Kindbette starb.
Diese Leber hatte 19 54 Pfund baierisches Gewicht und war dergestalt mit
Tuberkeln durchsäet, dass die eigentliche Lebersubstanz in grösseren
Durchschnitten sich bloss als eine marmorartige braune Zeichnung darstellte,
indem die grösseren Tuberkeln Faustgrösse erreichten.
ZuföUig stimmt der Wassergehalt fast ganz genau mit jenem, welchen
ich bei den Tuberkeln aus der Leber des Hundes erhielt. Ich erhielt
nämlich: Feste Substanz 17,2
Wasser 82,8
100,0
Proteinsubstanz und Glutin zusammen 15,1
Extractive Materien 0,9
Fett 0,6
Wasser 82,8
Verlust 0,6
100,0
ilber einige pathologische Thierproducle. 113
Der Aschengehalt aber wich ganz und gar von jenen ab, indem keine
Spur von Kalksalzen gefunden v^rurde, sondern in 100,0 Theilen der trok-
kenen Substanz bloss 1,2 Procent Asche, welche fast ganz aus phosphor-
saurem Natron, wenig phosphorsaurem Kali und einer Spur von Chlorbil-
dung bestand.
Degenerirter Hoden bei Ijepus thniduM.
Im Spätsommer und Herbste des vorigen Jahres (1845) zeigten sich
bei einigen Feldhasen, die mir eingeliefert wurden, eine eigenthttmliche
Entartung der Hoden, welche von den Jägern und Landleuten der Umge-
gend für Syphilis angesehen wurde. Ich bin leider mit den specielleren
anatomischen Verhältnissen der Zeugungsorgane der Säugethiere, die bei
den einzelnen Ordnungen so bedeutende Abweichungen zeigen, zu wenig
bekannt, um eine bezeichnende Schilderung des vorliegenden Falles geben
zu können, und kann daher in diesem Betreffe nur Folgendes anführen.
Die Hoden, im normalen Zustande, ausgenommen zur Brunstzeit, bei
Lepus Hmdus nur wenig sichtbar, waren bei den kranken Thieren zu einer
bedeutenden Grösse angeschwollen, indem sie bei manchen Individuen
beinahe das Volumen eines kleinen Hühnereies erreichten. Die äussere
Haut derselben war straff angespannt, glänzend hellgelblich, fast weiss
und ganz unbehaart. Bei einigen war ein Theil des so vergrösserten
Hodens, offenbar durch Ausschwitzung von Innen, mit einer Kruste be-
deckt, wie solche auf offenen Wunden oder verletzter Oberhaut sich zeigt.
Diese Krusten waren durch Befeuchtung mit Wasser abzulösen.
Ich habe bei Durchschneidung der ganzen Geschwulst keine Saamen-
canäle und überhaupt keine Gefässe finden können. Es schienen Hoden
und Nebenhode/i durchaus in eine weissliche breiartige Masse übergegan-
gen zu sein, welche mit einem Spatel vollkommen von den Wänden der
sie umschliessenden Membran herauszunehmen war.
Unter dem Mikroskope zeigten sich bei zwei Thieren, die ich unter-
suchte, und bei denen die Geschwulst eine bedeutende Grösse erreicht
Vol.XXMM. P.M. 15
114 E. V. Bibra,
hatte, länglichrunde Zellen mit dunklen Kernen, von welchen bisweilen
mehrere zusammen zu hängen schienen, andere aber auch isolirt waren,
unregelmässig geschwärzte Zellen, ebenfalls mit dunklen Kernen, und
ferner zwei Arten von grösseren Zellen, theils mit hellen Kernen, theils
mit einer körnigen Substanz gefüllt. Diese verschiedenen Formen waren
in einer feinkörnigen Grundsubstanz abgelagert, welche sich an mehreren
Stellen zu dunkleren Haufwerken vereinigte. Tab. X. Fig. 7. A. zeigt
diese Bildungen bei SOQfacher Vergrösserung.
Einzelne Fettkugeln waren hier und da in der Masse zerstreut, wie
ich sie in Fig. 6. gezeichnet habe. Nachdem aber die getrocknete Sub-
stanz mit kochendem Alkohol ausgezogen worden war, schössen nach dem
Erkalten Gruppen von mikroskopischen Krystallen an, Fig. 7. £, die ich
fUr Margarin halte.
Der Inhalt der einen Geschwulst ergab bei der Analyse:
Festen Rückstand 30,67
Wasser 69,33
100,00
Proteinsubstanz und Glutin 23,00
Lösliches Albumin 0,50
Extractive Materie 0,70
Fett 6,47
Wasser 69,33
100,00
Es war nicht möglich, die Proteinsubstanz vom Glutin auf eine be-
friedigende Art zu trennen, indem bei'm Kochen der Substanz eine Flüs-
sigkeit erhalten wurde, die einer Emulsion ähnlich sah, anfönglich trüb
durch's Filter ging, dasselbe aber bald vollkommen undurchdringlich
machte.
Durch kaltes Wasser konnte hingegen die Substanz ausgezogen
werden und gab eine ziemlich klare Lösung.
iAer einige pathologische Thierproducte. 115
Für 100,00 getrocknete Substanz wurden 10,50 Procent Asche
erhalten, welche enthielten:
Chlornatrium mit sehr wenig phosphorsaurera Natron 20,96
Phosphorsaure Kalkerde 78,00
Phosphorsaure Talkerde, Spur Eisen . . . .- 1,04
100,00
Im Hoden eines krftftlg^en Stieres fand Ich:
Feste Substanz 14,10
Wasser 85,90
100,00
und im Rückstand 1,29 Procent Fett. Aber hier war nach dem oben an-
gegebenen Verfahren keine Trennung der weiteren Bestandtheile des lös-
lichen Albumins u.s.w. zu bewerkstelligen, indem bei der Behandlung mit
Wasser sich sogleich eine emulsive Flüssigkeit bildete, die auf keinerlei
Weise zu filtriren war.
Die Substanz enthielt 1,99 Procent. Asche, und diese
Chlornatrium 4,28
Phosphorsaures Natron mit etwas Kali . . . 81,43
Schwefelsaures Alkali Spuren
Phosphorsaure Erden, Eisen-Spur 14,29
100,00
Das fast gänzliche Verschwinden des phosphorsauren Natrons in der
pathologischen Substanz, an dessen Stelle eine bedeutende Menge Chlor-
natrium getreten ist, und das starke Ueberwiegen phosphorsaurer Erden
erscheint jedenfalls interessant, und es mag vielleicht in der Folge gelin-
gen, im Salzgehalte pathologischer Substanzen nähere Bedingnisse der
krankhaften Erscheinungen aufzufinden, und zwar schon deswegen, weil
dasselbe leichter und mit grösserer Sicherheit zu bestimmen ist, als die so
leicht veränderlichen anderen thierischen Materien.
116 E. y. Bibra, über einige pathologische Thierproducte.
ErUämngr der mikroskopischen ZelchDiingreiL
Tab. X.
Fig. 1. Knorpelartige Substanz des Enchondroms bei PringiUa senegala;
200 -linear.
Fig. 2. An einigen Puncten beginnende Verknöcherung des Enchon-
droms; 200 -linear.
Fig. 3. Knorpelzellen des Enchondroms; 350 -linear.
Fig. 4. Fibröse Substanz des Enchondroms; 200 -linear.
Fig. 5. Zur Yergleichung. Enchondrom eines menschlichen Unterkie-
fers, a. Knorpelzellen; b. Knochenkörperchen ; 200 -linear.
Fig. 6. Tuberkelsubstanz aus der Leber von Canis familiaris; 300-
linear.
Fig. 7. A. Degenerirter Hodeninhalt von Lepus Hmddus; 300- linear.
B. Fettkrystalle aus dem alkoholischen Auszuge derselben Substanz.
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ZUR
fiENIHMSS DER BALMOPHOREN
INSBESONDERE DER
GATTUNG BHOPALOCNEMIS Jmigli.
VON
Dr. H. R. «OPFERT,
Ma d« A« d« N«
BOT fOnf steindrucktafeln.
DER AKADEMIE CBBRGEBEN DEN 33. DBCEMBER 1846.
Im Jahre 1842 schrieb ich eine Abhandlung Aber die anatomischen Ver*
haltnisse mehrerer javanischer Balanophoren (Bakmophora ekmgata Blum.,
B. ahUacea Jungh. , B. maxima Jungh. , B. globosa Jungh.J Wenn es
mir damals vielleicht gelang, unsere Kenntniss dieser merkwürdigen Pflanze
um ein Geringes zu erweitem, verdanke ich es nur der Yollstfindigkeit des
Materials, weiches Herr Dr. Junghuhn gesammelt und eingeschickt hatte.
Folgendes stellte sich als Hauptergebniss jener Untersuchungen heraus :
1) Das Vorhandensein eines doppelten Gefösssystems, wovon das
eine, dem Parasiten fremde, aus der Mutterpflanze entspringt, auch nur ffir
die niedern oder Yegetations-Organe, das andere, in den letzteren sich
bildend, für die Fructifications-Organe, oder für die Organe der höheren
EntWickelung bestimmt ist.
2) Die Nachweisung einer in den Parenchymzellen jener Pflanze ent-
haltenen wachsartigen Substanz, von mir Balanophorin genannt, welches
in solcher Menge noch niemals im Innern einer Pflanze wahrgenommen
worden war und von allen bis jetzt bekannten Wachsarten in mehreren
Stücken wesentlich abweicht, wie durch mehr klebrige Beschaffenheit,
schwere Schmelzbarkeit, indem es erst bei 90-05 Grad schmilzt, (wäh-
rend das gemeine Wachs schon bei 00 Grad flüssig wird,) und sich im
Ganzen am meisten dem der Wachspalme (CeroxyUm andicola Humb.^
nShert. *)
^) Einer genaaeren chemischen Untersnchang zufolge, die ich meinem Neffen Herrn Apotheker
Theodor Pol eck verdanke, scheint diese Substanz mehr den Harzen als den Wachsarten zu-
zozihlen zu sein. Die Beschreibung der Analyse folgt auf diese Abhandfaing.
120 H. R. Göppert,
3) In dem zum Theil unbezweifelt reifen einfachrigen Saamen war
kein Embryo wahrzuneiimen. Bei B. ahUacea füllte der Kern die Frucht-
knotenhöhle vollständig aus, so dass ich das Ganze, wie Richard bei
Helosis^ für Eiweiss ansprechen möchte.
4) Hinsichtlich der Stellung der Balanophoren im natürlichen System
erscheinen sie in ihren verschiedenen Organen mit sehr vielen Familien
verwandt. So gleicht der 'Wurzelkörper von B. elongata und B. maxitna
dem ästigen Rhizom eines Farrnkrautes, der von B. ahüacea manchen
Sphärien, der von B. globosa täuschend einem Lycoperdon oder Sclero-
derma, während die Blüthenkolben in ihrem Aeusseren, namentlich die
männlichen, in der ersten Entwickelung vor dem Aufblühen den Cycadeen
und Coniferen, auch selbst den Artocarpeen unter den Urticeen, nament-
lich auch durch die Yierzahl der BlflthenhflUe ähneln, die weiblichen aber
an Typha, Aroideen oder Pandaneen erinnern. Der Wurzelstock oder das
Rhizom besitzt, wie die Blüthenstiele und die Blüthenkolben, zerstreut ste-
hende Gefössbündel, selbst aber viel einfacher, als die der meisten Mono-
cotyledonen zusammengesetzt und hierin den Farm verwandt.
Ausser diesen zur Gattung Balanophora gehörenden Parasiten ver-
danken wir Herrn Junghuhn noch die Entdeckung einer anderen zu die-
ser Gruppe nahe verwandten, sehr ausgezeichneten Gattung, Bhopalocne-
mis {^onaXoy, clava et icprj^^ig, ocrea) genannt, von welcher er aber damals
nur die weiblichen Exemplare und diese nur unvollkommen kannte, indem
er bei der Beschreibung sich allzusehr von der Ansicht der Pilznatur
derselben leiten Hess. Es kam zugleich mit jenen Balanophoren nur ein
einziges, nicht in Weingeist aufbewahrtes, sondern ganz vertrocknetes
Exemplar hier an, dessen Fructificationstheile noch eine nähere anatomische
Untersuchung gestattet hätten, welche aber damals von mir nicht ange-
stellt wurde.
Im September 1843 langte ein neuer Pflanzentransport an, und das
an den Präsidenten unserer Akademie Hrn. Prof. Dr. Neesv. Esenbeck
gerichtete Begleitschreiben des Herrn Dr. Junghuhn verkündigte eine
über RhapalocnenUs. 121
abermalige neue Entdeckung im Reiche der Parasiten, welches Schreiben
ich hier seinem Wunsche gemäss und auch wegen seines grossen Interes-
ses, mit Ausnahme einer, meine früheren Untersuchungen beiföUig erwäh-
nenden Stelle, unverkürzt folgen lasse.
„Ich fand das merkwürdige Gewächs auf einem Spaziergange durch
die Wälder, oberhalb der Koffeescheune Kapu jeran (3080 Fuss), wo ich
am Sttdgehänge des Ged^ seit einiger Zeit wohne, zuerst, indem ich auf
faulem Holze die Sphaeria akOacea Pers. sammelte, in Exemplaren, die
beinahe einen Fuss lang waren, und indem ich den aus der Erde halb her-
vorragenden Spadix des Gewächses anfangs aus der Entfernung auch für
eine Sphaeria hielt. Bordsta ffigantea^ Kflrbissgross, und einige neue
Phallus-Arten wuchsen noch in der Nähe. Es war ein glücklicher Tag
dieser vierte Januar 1843. Der Gunong Guntur hatte an diesem Tage
wieder ausgebrochen und seine Asche, Tag in Nacht verwandelnd,
60 englische Meilen weit bis hierher geschickt. Dies war die erste Ver-
anlassung zum Spaziergange, weil ich mich gern mit eigenen Augen über-
zeugen wollte, wie hoch die Asche im Gebirge gefallen sei.
Von der Seltenheit des Gegenstandes überzeugt, schickte ich den
folgenden Tag meinen botanischen Assistenten mit 10 seiner Landsleute
in die Wälder, die ich ihnen nach allen Richtungen bis 7000 Fuss hoch
zu durchkreuzen empfahl, mit dem Versprechen, für jedes Exemplar einen
halben Gulden zu bezahlen. Sie kehrten hungrig und ermüdet am Abend
zurück und brachten nur eines. — Darauf verdoppelte ich den Preis und
schickte am andern Morgen 10 neue Sucher aus, denen ich für jedes In-
dividuum einen Gulden versprach. Sie kehrten am Abend zurück und
brachten einen ganzen Korb voll Baianaphora ehmgata Blum, (diese ist
sehr gemein) und etwa 20 Exemplare von Balanophora globosa mihi;
vom Lytogamphus stiUnfems (so nannte Herr Junghuhn den angeblich
neuen Parasiten) waren nur zwei so glücklich gewesen, zusammen fünf
Exemplare zu finden. — Ich verdoppelte darauf von Neuem den Preis und
Hess gegen Abend durch den Districts-Häuptling Praxadiredja die
VoLXXML P.L 16
122 H. R. Göppert,
ganze Gebirgsbevölkerung (pork, 200 Mann) zusammenrufen, die ich mit
Thee und Kwee - Kwee bewirlhele und denen ich für jedes Exemplar, das
sie mir bringen würden, zwei Gulden versprach. Bis jetzt (10 Tage nach
dato) warte ich jedoch vergebens auf neue Zufuhr.
Wahrscheinlich bringt die Natur dieses paradoxe Gewächs nur dann
hervor, wenn sie besonders gelaunt dazu ist; was selten geschieht; —
(im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; — dies geschieht auch nicht
alle Tage.) — Ich glaube an keine Erzeugung durch Saamen ; es Mit mir
selbst schwer, zu begreifen, wie die geistreichsten Männer daran glauben
können. Eine solche Meinung (entschuldigen Sie,) kommt mir gar zu
abenteuerlich vor! — Diese und verwandte Balanophoren wachsen zuerst
unter der Erde, von halben Fuss hohen und höhern Erdschichten bedeckt^
ragen mit der Spitze ihres Spadix kaum daraus hervor und sollen aus
Saamen entstehen, die sie gar nicht haben! — Und warum keimen denn
diese Saamen blos auf den Wurzeln bestimmter lebender Gewächse,
warum nicht in der Erde, die sie rings umgiebi? — Man miisste dann
doch eine grosse Abhängigkeit der Saamen von der Matrix und eine ge-
ringe Selbstständigkeit ihres Wesens annehmen, da sie auf anderen Stand-
orten, als gerade den bestimmten, nicht keimen können^ — und wttrde
durch diese Annahme vom Beitritt zur Meinung durch sogenannte genera^
Uo aequivoca nicht mehr weit entfernt sein ! — Bei diesem gegenwärtigen
Gewächse, dem Lytogomphus^ wie ich ihn nenne, (Nomen a kvti^, solnbilis
et ro(Jt4oij clavus), ist das, was man als Keimkörner (Analögon von Saamen)
betrachten kann, ganz den Sporidien der Pilze gleich, kommt auf
wirklich Stilbum- ähnlichen Sporophoris vor und geht verfaulend unter.
Ich bleibe daher bei meiner Meinung, dass sie, wie die mehrsten Pilze, aus
schleimigem, bildungsfähigem Stoff (Mycelium), z.B. Polyporw Mottuscus^
Trichia repens etc., die unterirdischen Pilze, RhiMpogem^ Bgsms fadi-
nmum u. a. , — .dass auch so die Balanophoreen (und Rhizantheen über-
haupt) ohne Zutritt von Saamen entstehen, durch U r Wirkung pflanzlicher
oder balanophorischer Kräfte (wer kennt sie?) auf organisirbare Materie,
über Rkopalocnemis. 128
die hier (in diesem Falle) durch zu reichliche abundirende Säfte der Mut-*
terpflanze in den Wurzeln gegeben wurde, welche stocken und zu Knol-
len anschwellen/ deren beginnender Lebensact sich bald von dem Orga-
nismus der Mutterpflanze trennt und bei zunehmendem Wachsthum immer
selbststfindiger wird, der Wirkung jener Kräfte anheim fallend. Dabei
bleibt d6m neuen Wesen aber der Stempel seines Ursprungs aufgedrflcl^t,
weshalb es mir von der höchsten Wichtigkeit zu sein scheint, die voll-
kommenen Pflanzen, auf deren lebenden Wurzeln Parasiten vorkommen,
vergleichend genau zu untersuchen. Dies hat aber seine Schwierigkeiten,
die sich mir auch bei'm Aufsuchen der Matrix bei'm Lytogomphas sowohl,
als der Baianaphora glohosa entgegenstellten. Ich grub nämlich bei
einem Individuum der B. globosa^ die ich früher auf dem Baume Penjeng
fand, nach, und liess den Boden fast in einer Länge von 20 Fuss aufwüh-
len und verfolgte die Wurzel, was bei den vielen sich kreuzenden Aesten,
die abgehauen werden mussten, sehr mühsam war; auch drang die Haupt-
wurzel, von der die zu verfolgende ein Zweig war, immer tiefer in die
Erde, und zuletzt mussten wir zwei und einen halben Fuss tief graben;
ich war jedoch so glücklich, sie bis zum Baumstamme, von dem sie aus-
ging, mit Bestbnmtheit zu verfolgen, aber dieser Stamm war 5 Fuss über
der Erde abgekappt und hatte nur einige junge, blüthenlose Zweige ge-
trieben. Der Lytogomphm aber wuchs auf den Wurzeln und untersten
Theiten des Stengels einer Liane, die ebenfalls blüthenlos war und von
der ich Ihnen ein getrocknetes Exemplar übersende. Nur die Ueb er-
gang sform der B. globosa mihi zur B. elongatä Blum, (wie ich sie in
meiner Abhandlung über die javanischen Bakmophorae p. 223 bezeichnet
habe) fand ich diesmal auf einem wirklich fruchttragenden Fious Bihes
(Blume Bydr.), ein Bäumchen, das die Javaner Walefig nennen.
Als ich das Gewächs (am 4. Januar 1843) zum erstenmale sah,
kam ich mir vor, wie einer, der sich in ein ganz fremdq; Land verirrt hat
und nicht mehr weiss, wo er ist. Da fielen mir aber Ihre Worte wieder
ein: „sie stehen da, wie ein hieroglyphischer Schlüssel zweier Welten,
124 H. R. Göppert,
,,die wie Traum und Wachen in endloser Wechselbeziehung^ sich einander
,,auslegen und fliehen.^^ — Worte, die hoffentlich nach Jahrtausenden
erst ihre rechte Bedeutung erhalten werden und deren erhabene Wahriieit,
ich gestehe es Ihnen, mich unendlich rührte. Da standen sie da, die räth-
selhaften Gewächse, blttthen- und blattlos, in denen sich die Bildung der
Spiralgefösse in einen balanophorischen Träger mit der Fructification un*-
vollkommener Hyphomyceten vereiniget! — Allerdings Hieroglyphen —
wer entziffert sie?
So stand ich grübelnd und dachte, wie noch manche solcher Räthsel
unerforscht und ungelöst in diesen Wäldern wuchern möchten, — aber
der Wolkennebel spottete meiner feucht, verdüsternd und kalt durch die
Wälder, als wolle er die Geheimnisse seines Reviers mit einem Schleier
verhüllen.
Dr. Junghuhn.^^
In einem spätem Schreiben von Pergallengang vom 18. April 1843
erwähnt er abermals folgendermaassen der wiederholten AufQndung des
merkwürdigen Parasiten.
„Auch hier in Pergallengang, dies ist der Name einer Passagrotog,
welche ganz einsam eine halbe Tagereise weit von bebauten Gegenden in
den Wäldern, südlich vom Gebirge Malabar 4300 Fuss liegt, fuhr ich fort,
nach diesen räthselhaften Balanophoren zu forschen, besonders in der Ab-
sicht, um die Matrix derselben kennen zu lernen, deren Untersuchung,
wie ich in meinem vorigen Briefe meinte, von grosser Wichtigkeit sein
könne ! Auch hier wuchs sie auf den Wurzeln einer Liane, die ich Ihnen
ganz übersandt habe, aber auch auf dicken holzigen Wurzeln, die einer
Liane nicht angehören konnten. Und nur hier wurden von den zahlrei-
chen Suchern, die ich täglich darnach ausschickte, zwei Exemplare ent-
deckt, welche, meinen Befehlen zufolge, ihrem Standorte nicht entrissen,
sondern zu denei^ ich gerufen wurde. Ich liess die ganze Wurzel ent-
blössen bis zum Stamme; bei dem einen Exemplare betrug dieser Raum
nur 5, bei dem andern aber 15 Fuss, (nämlicji zwischen dem Baumstamm
aber Rkopalocnemis. 125
und dem Puncte, wo auf ihm der Parasit sass) , während sich ausserhalb
des Parasiten die immer schwächer werdende Wurzel weit in die Erde
verästelte. Ich Hess alle beide Bäume kappen; den einen, ob er gleich
unfruchtbar war, erkannte ich jedoch gleich als Kiarra (eine Ficus-Art),
nur der andere war, zu meinem nicht geringen Erstaunen, die mit den
schönsten Eicheln überladene Quercus prmnosa Blum. (Paasa Jum der
hiesigen Javaner). Beide Exemplare des Parasiten bildeten einen kugel-
runden, % Fuss im Durchmesser haltenden Knollen, aus dem wenigstens
5 — 6 einzelne Spadices hervorgebrochen waren, beide jedoch ganz ab-*
gestorben und von aussen schwarz, so dass es scheint, als wenn die Yege-
tationszeit dieser Parasiten (der nun ungeachtet alles Suchens mir nicht
mehr begegnete) schon vorüber sei. So sind also schon drei verschie-
dene Matrices desselben mit Bestimmtheit entdeckt, wodurch meine
Yermuthung im vorigen Briefe, als stehe der Schmarotzer in einer gewis-
sen Abhängigkeit von der Mutterpflanze, nicht bestätiget wird. Auch
spricht dafür nicht der Umstand, dass ich die Balcmophora ehngata Blum,
auf mehr als sechs verschiedenen Baumarten fand, ohne dass
ihr Vorkommen dadurch verändert wurde; nur eins fand ich bis
jetzt immer noch bestätiget, dass die Bäume mit Balanophoren - tragenden
Wurzeln unfruchtbar sind ; denn der Lytogamphus auf den Wurzeln jener
mit Früchten überladenen Eiche war schon längst abgestorben.^^
So weit nun Herrn Junghuhn's Mittheilungen über die Art der
Auffindung jenes interessanten Parasiten, bei dessen genauerer Beobach-
tung sich die nahe Verwandtschaft in Uebereiqstimmung mit dem früher
unter dem Namen Rhopahcnemis eingesandten Exemplare nicht verken-
nen liess.
Mit der von ihm zugleich eingeschickten Beschreibung des angeblich
neuen Parasiten konnte ich mich nur theilweise, mit der Deutung der we-
sentlichen Organe desselben ab^er gar nicht einverstanden erklären, indem
Herr Junghuhn, von der Aehnlichkeit derselben mit Pilzbildungen ausge-
hend, sowohl der Gattung Rhapaiocnemis als auch dem muthmasslich davon
126 H. R. Göppert,
verschiedenen Lytogomphus eine kryptogamische Fructification zuschreibt,
welche Ansicht meine ofk und möglichst sorgfältig wiederholten Untersu-
chungen in der von ihm erklärten Weise nicht zu bestätigen vermochten.
Da nun, wie schon erwähnt, die Verschiedenheit der bdden genannten
Gattungen nicht anzuerkennen war, beschloss ich, um nicht zu unnöthiger
Synonymie Veranlassung zu geben, den ohnehin ganz passenden früheren
Warnen Rhapalocnemis beizubehalten und benutzte das gesammte vorlie-
gende Material, welches in getrockneten, wie in Weingeist aufbewahrten
Exemplaren bestand, um den früher von Herrn Junghuhn gegebenen
Gattungscharakter zu vervollständigen und zu berichtigen, daher ich die
Systematiker ersuche, hiervon Notiz zu nehmen, wenn sie sich anders mit
der von mir gelieferten, durch möglichst getreue Abbildungen erläuterten
Beschreibung einverstanden erklären können, die mit den Vegetations-
Organen beginnt und mit den Fructifications-Organen endiget.
Gewissenhaft habe ich hierbei alle Herrp Junghuhn gehörende Beobach-
tungen unter seinem Namen aufgeführt.
A. yegretations-Orgrane.
Der Wurzelstock oder intermediäre Körper nach Blume, oder das
die Stelle des Stammes und der Blätter vertretende vegetative Organ ist
anfänglich gelbbraun, dann schwärzlichbraun wurzelartig gefärbt, im jüng-
sten Zustande, wie dies mehrere an einer Liane noch sitzende Exemplare
zeigen, kuollenarlig-rundlich, mit runzlicher, grubiger, unregelmässig ma-
schiger Oberfläche, überhaupt von trülfelartigem Aeussern. Im höheren
Alter verlängert sich der Parasit nach einer Richtung hin an der Stelle,
wo der Blüthenkolben zum Vorschein kommen soll, so dass dann der
Parasit fast kreiseiförmig mit seiner breiten Basis auf der Mutterpflanze
aufsitzend erscheint. So verhalten sich wenigstens die Exemplare, welche
uns Herr Junghuhn, auf jener Liane sitzend flbersehickt hat und Taf.XI.
Fig. 1. in halber natürlicher Grösse abgebildet sind ; Ab und Ac die klei-
neren, Aa das grösste Exemplar, B die Wurzel der Liane. Diegrösslen
iiber Rhopalocnemis. 127
Exemplare erreficben, nach Herrn Junghuhh, oft die Grösse eines Kin-^
derkopfes* Daij in natfiriicher Grösse Taf. XV. abgebildete Exemplar ist
in der That fast nicht viel kleinen Die leistenartigen Hervorragungen der
Oberfläche werden immer erhabener, die Vertiefungen immer grösser, die
Maschen gehen auseinander, so dass die ganze Oberfläche höchst unregel*-
massig runzlich-knotig gerippt und grubig erscheint, wie man besonders
Taf. XV. Fig. 28.^ an der durch Zeichnung ausgeführten Stelle sehen
kann. So viel über das Aeussere dieses merkwürdigen Parasiten. Was
nun die anatomische Strüctur des Innern betrifll, so liess sich in derselben
eine grosse Uebereinstimmung mit den von mir früher untersuchten Bala-
nophora-Arten erkennen, indem er durchweg aus parenchymatösem Zell-
gewebe und Gefössbündeln von ähnlicher Art besteht, die nämlich theils
dem Parasiten, theils der Mutterpflanze, auf der er befestiget ist,
angehören, wiewohl sich dieselben in dem sehr bröcklichen dunkelbraunen
Zellgewebe nicht so deutlich, als bei den mit Wachs ausgefüllten Zellen
der Baianophoren verfolgen Hessen.
Die Hauptmasse bildet Zellgewebe, dessen Zellen aus weiten, ziem-
Hch grossen und nur wegen ihrer löckerii Beschaffbuheit unregelmässig
sechseckigen, schwachpunctirten Zellen besteht.. Gegen den Rand hin
kommen hie und da 2 — 3 gelagerte, sehr dickwandige Zellen mit sehr
deutlichen Tüpfelcanälen vor, die endlich die härtere Masse der runzlich-
maschig^grubigen Oberfläche selbst grösstentheils bilden, auf welcher sich
keioe Spur von Hautporen findet. Bei den dickwandigen Zellen verhält
sich der Durchmesser der Wandung zu dem des Lumens der ^Zellen wie
1:4, und deutlidi lassen sich oft 10 — 30 einzelne Schichten unterschei-
den, wie ünger auch bei den verwandten Gattungen Hehsis und Längs-
dorfia beobachtete. Alle Zellen, mit Ausnahme der dickwandigen, ent-
halten zahlreiche, randliche oder auch längliche Amylum-Körnchen von
verschiedener Grösse, Fig. 3. Ja und Fig. 4. ^a, die aber auch bei der
stärksten Vergrösserung keine concentrische Schichtenbildung zeigen und
in dieser Beziehung, da sie keinesweges klein zu nennen sind, eine mei^k-
128 H. R. Göppert,
würdige Ausnahme von der Regel machen. Ausser dem Stärkemehl sieht
man in den Zellen auch stets noch den Zellenkern an der Wand befestiget,
der auch in den verlängerten, die eigenen Gefössbttndel des Parasiten be-
gleitenden, Zellen nicht fehlt; gewöhnlich aber nur einen, selten zwei.
Die braune Farbe ist, trotz der mehrjährigen Aufbewahrung in Arrak,
meistentheils noch erhalten, und in der Mitte der kömigen Masse das Kem-
körperchen als ein dickwandiges hohles Kttgelchen, mit einem kömigen
Punct in der Mitte, zu erkennen, nur hie und da fehlt der Inhalt, so dass
der Zellenkern als ein hohles Bläschen erscheint. Mit Ausnahme des
bei den von mir untersuchten Balanophoren so vorherrschenden harzarti-
gen Wachses, welches hier durch das Amylum gewissermassen vertreten
wird, zeigen also die eben beschriebenen Zellen die grösste Aehnlichkeit
mit jenen und den von Unger (dessen Beiträge zur Kenntniss der para-
sitischen Pflanzen. Annalen des Wiener Museum's II. p. 12, 60) unter-
suchten Arten dieser Familien, namentlich Rafßesia Patma^ Langsdorfia
hypogaea Mart. und Helosis brasilienms Schott, et Endlich., Sarcopkyte
sanguinea^ Brugnia/iiKma Zippelü Bl. und Balanophara diaica BL, welche
Aehnlichkeit sich auch noch auf die dem Parasiten eigenen, aus gestreiften
oder netzförmigen Gefössen bestehenden Gefössbttndel und ihre Verbrei-
tung erstreckt, die mein verehrter Freund und ich an den angefahrten
Orten näher beschrieben haben (a.a.O. Taf. II. p. 237-241), worauf ich
hiermit verweise. Nur zwei Bestandtheile finden sich nämlich hier in den
Gefassbündeln: gestreifte oder netzförmige Gefösse, die bei ihrer Kürze
und breitem Durchmesser oft an Zellen erinnern und langgestreckte Pa-
renchymzellen (Pseudoparenchymzellen), wie bei den Farm, nur mit dem
Unterschiede, dass bei diesen im ausgebildeten Zustande der Zellenkern
fehlt, derselbe aber wenigstens bei den von mir untersuchten Balanopho-
ren und auch bei der vorliegenden Art immer vorhanden ist. Ausser
diesen im Parenchym des Parasiten auf ähnliche Weise, wie bei den Bala-
nophoren, entspringenden Gefassbündeln, welche sich in alle Theile des-
selben erstrecken und auch allein nur zu den Fructifications-Organen
fifter Mwpalocnemis. 129
gehen, finden sich im Parasiten und zwar nur im Vegetationskörper, ganz
wie bei den Balanophoren, auch noch andere vor, welche aus der Mutter-
pflanze entspringen und die Befestigung des ganzen Schmarotzers mit der-
selben bewirken, welche ihre Beschaffenheit beibehalten und sich als noch
mit Rinde versehene Holzbündel durch punctirte Gefasse auffallend und
leicht von jenen unterscheiden. Ein Längsschnitt (Fig. 2) durch einen
Parasiten ist bestimmt, dies Yerhältniss auseinander zu setzen. A zeigt
das Gefössbttndel der Liane als Mutter- oder Nihrpflanze, Aa den Punct
des Eintrittes und .4i^ die Verzweigungen in den Vegetationskörper des Pa-
rasiten; B die dem Parasiten eigenen Gefässbflndel; Odas Parenchym. In
dem Vegetationskörper D sind die Geßissbündel ganz unregelmässig im
Gewebe vertheilt, wie Unger auch bei Sqfbalmn und Cynomorimn be-
merkte, so dass ihre Verbreitung nicht einmal passend mit denen der Mono-
kotyledonen, sondern eigentlich nur mit der Vegetationsart der Farrn ver-
glichen werden kann. Jedoch in dem Stiele des Kolbens finden wir die
einzelnen Bttndel deutlieh in 4 — 5 concentrischen Kreisen um einen Mit-
telpunct gelagert, in welchemf sich zahlreiche einzelne Bttndel befinden.
Taf. XIV. Fig. 22. zeigt einen Querschnitt des Parasiten unterhalb
der Stelle, wo der Blüthenkolben entspringt. A. Gefössbttndel der Mut-
terpflanze; B. Gefössbttndel des Parasiten; C. Parenchym aus weitwandi-
gen Zellen gebildet; D. Rinde aus dickwandigen parenchymatösen Zellen.
Fig. 23. ist ein weiter, nach oben genommener Querschnitt, bei B. Ur-
Sprung des Blüthenkolbens. Am regelmSssigsten und ausgedehntesten
erscheint die concentrische Stellung der Gefössbttndel schon im Blflthen-
kolbenstiel, kurz vor dem Uebergang desselben in den Kolben (Fig. 24),
und endlich im Blttthenkolben selbst (Fig. 25).
Eine genauere Vorstellung über die eigentliche Verbreitung der Ge-
fössbttndel erlangt man durch die Vertikaldurchschnitte der Blttthenlolben.
Deutlich sieht man hier, dass dieselbe sowohl von der der Monakotyledo-
nen, als auch der der Dikotyledonen wesentlich abweicht. Nachdem die
Gdässbttndel an der Basis des Kolbens in Kreise zusammengetreten sind
VoLXXMI. P.M. 17
ISO H. R. Göppert,
(Fig. 23), verlaufen die Hauptstämme, nach Abgabe zahlreicher, nach der
Oberfläche des Stieles hin in die dort befindlichen Deckschuppen verlau-
fender Aestchen, parallel neben einander fort (Fig. 26. A) und gelangen
so an den Anfang des Kolbens (Fig. 26. JB), wo sie sich unter spitzen
Winkeln in einzelne Hauptfiste theilen, wodurch die Zahl der im Quer-*
schnitt sich zeigenden Gefössbttndelkreise vermehrt wird, wie sich aus der
Vergleichung der Querschnitte zwischen Fig. 24 und Fig. 25 besonders
deutlich ergiebt. Hier findet nun eine ähnliche Vertheilung in einzelne, bis
zu der Insertion der Deckschuppen und Blüthen fast unter rechten Winkeln
abgehende Zweige (Fig. 26. D und Taf. XV. Fig. 28. D) auf ungemein
regelmässige Weise statt, während die Hauptzweige immer parallel neben*«-
einander fast bis an die Spitze verlaufen (Fig. 26. C u. Tab.XV.Fig.28.Z>a),
ohne jemals, etwa wie in dem Stamme der Monokotyledonen, sich nach
innen zu biegen (Fig. 26 und Tab. XV. Fig. 28. D) und sich zu kreuzen.
Man sieht ttberall die rechtwinklig abgehenden Zweige (DJ^ welche, im
Querschnitt getrofifen (Tab. XIV. Fig. 25. C), fast das Ansehen von Mark-
strahlen haben. Mit welcher Regelmässigkeit sich die letzten Endigungen
der Gefössbttndel verzweigen, kann man aus einem Längsschnitt des Kol«
bens, y« Linie von der Insertion der Ovarien entnommen, am besten erken-*
nen (Fig. 27. A). Das in der Mitte der Kreise befindliche grössere 6e-
fassbündel geht in den Stiel der Deckschuppen (Flg. 19. £), die klei-
neren CBJ^ um dieselben herumstehenden, vorzugsweise zu den Ovarien,
die ttbrigen (C) bis zur Insertion der Spreuschup7>en.
Es geht also hieraus hervor, dass die Verbreitung der Gefössbündei
weder mit der der Dikotyledonen, noch der der Blonokotyledonen, son-
dern allein nur einigermaassen passend mit den in Farmstämmen vor-
kommenden verglichen werden kann; jedenfalls aber ist diese Art der
Vertheflung der Gefössbflndel, da die bis jetzt genauer untersuchten
Rhizantheen sich ähnlich verhalten, wie Ademiia arbarea Bartl. , Scyba^
Uum fimgiforme^ Raffleaia Pfxima Blum., Hychwra africana^ Balanophara
eUmgata Blum. , B. maxma Jungh. , B. ghbasa Jungh. und B. aktta^
iAer Bhopalomems. ISl
cea Jungk. ^ als eine dieser Pflanz«nf9|Dilie besonders eukainiiieade £ii be-
trachten. ^
lieber die Zeit, in welcher der Parasit heranwächst, tfieilt uns Herr
Junghuhn ketae Er&hrungen mit. Das grösste, auf Taf. XV. in natür-
licher Grösse abgelHldete Exemplar sitzt auf einer Lianen- Wurzel, auf de-
ren Querschnitt man concentrische Holzrivga nicht mit Deutlichkeit wahr-
nehmen kann und wenn dergleichen auch vorhanden wären, liesse sich
hieraus immer noch nicht auf ihr Alter schliessen. SSiemlich rasch muss
das Waehsthum des Parasiten wohl von statten gehen, da die Wurzel der
Mutterpflanze nur einen sehr geringen Durchmesser zeigt und kaum einige
Jahre alt sein kann.
B. Blftthen- Or jpane.
Taf. XII— XV.
Die Blttthen sind diklinisch, wie , die aller bisher bekannten fialano-
l^ioreen und in unserer Art diöcisch, wie bei Bakmopkqra dongata^ Bai.
maxima und Bml. ghhosa^ und ebenfalls^ wie dort, befinden sie sich auf
Kolben, die sieb im Innern der Vegetationsmasse entwickeln und ihre An-
wesenheit daselbst bei vorschreitender Entwickelung durch eine knollen-
förmige Erhabenheit zu erkennen geben (Taf. XIV. Fig. 10. C) und end^
Heb gestielt zum Vorschein kommen. Nur tritt hiter alsbald ein sehr we-*
sentlicber Unterschied von den Balanophoren bervor, sowohl hinsichtlich
der Umgebung^ als der Beschaffenheit der Kolben, der bei beiden Ge-
scUechtern, sowoltl bei dem weiblidien, wie bd^dem m&inliehen, sich
gleieh verhält, fiqi den Bdlanophoren erseheinen Bämlich die fiiolben mit
hohlen eiförmigen, fast häutigen dachziegelfönnig Übereinander Hegenden
grosseh Schuppen nmbttllt ; hier treten die Kolben aus einer von der Sub-
stanz der Vegetationsmasse selbst gebildeten und eben so gebautes, ge**
tebten, festen und ninzlichen HüUe hervor, die sidi in vier herzförmige,
stampflidva, kreuzförmig gestellte Lappen spaltet (Taf. XII. ¥\g^fk.Aa}xtiA
Taf. XV. Fig. 28. ^a), die äussarlich ganz die Beschaffenheit der Vegeta-
1^2 H. R. Oöppert,
tionsmasse trag^en, {onerhalb, nach Herrn Junghuhn's Angaben, im fri-
schen Zustände fleischfarben-gelblich sind. Während nun der Kolben bei
den Balanophoren keine weitere Httlle mehr zeigt, so sind die männlichen
und weiblichen Kolben bei dem vorliegenden Parasiten, vdti der Basis des
Stieles sogar an, mit bei beiden Geschlechtern gleichgestalteten sechseckig
keulen- oder schildförmigen Körpern bedeckt, welche ihnen ganz und gar
das Ansehen von Goniferenzapfen verleihen und erst spät gänzlich abfal-
len, was von unten nach oben allmälig erfolgt. Wir können dieselben,
gewiss nicht unpassend, mit den kolbenförmigen drttsenartigen Körpern
vergleichen, um welche bei den Balanophoren die weiblichen Blnthen
gestellt sind.
Ich will sie, mit Rücksicht auf ihre Function und ihre Dauer, mit dem
Namen Deckschuppen bezeichnen, wiewohl sie, der Form nach, von
den sonst so bezeichneten Organen auch dadurch sehr abweichen, dass
wirkliche Gefässbflndel in sie hineingehen» Blüthendeckschuppen können
sie, meines Eracfatens nach, deswegen fuglich nicht genannt werden, weil
sie auch den Stiel des Kolbens in seiner ganzen Länge, von seiner Basis
bis zum Anfange des Kolbens oder der Insertion der Blüthen, bedecken.
Taf. XIL Fig. 5. sieht man einen männlichen Blflthenkolben, dessen Stiel
(B)^ nach Entfernung der vierblättrigen HtiUe, welche bis zum Anfange
des Kolbens (Bc) reicht, sichtbar wird und noch ganz mit jenen Deck-
schuppen bededit ist. Tab. XIV. Fig. 19. B. ein weiblicher Kolben, in
ein^n gleichen Stadium der Entwickelung, Ba die Deckschuppen, welche
an der Basis des Stieles und oberhalb noch vorhanden und in der Mitte
nur entfernt worden sind. Dass sie auch schon im jüngsten Zustande,
wenn der Kolben noch im Innern der Vegetationsmasse verborgen ist, ihn
Aberziehen, erblickt man an demselben Exemplare Fig. 19. C, und noch
deutlicher Fig. 20.
Die Deckschuppen sind mit einem, aus dem Parenchym des Kolbens
entspringenden, l-iy^* Linien langen Stiele versehen, welcher sich allmäi-
lig erweitert (sehe die vergrösserte DarsteUung derselben von vom bei
Hber Bhopalocnemis. 133
mSanlichen, Taf.XIIL Fig.T.E^ und bei weiblichen Kolben, Taf^XY. Fig.29.e)
und In einen prismatisch -pyramidal -sechseckigen Körper übergeht, der
nach oben sich verschmälert und in eine kleine, kaum '/^ Linie breite, sechs-
eckige trapezoidische Fläche endiget, von welcher 6 Riefen nach dem
unteren Rande der Deckschuppe verlaufen (sehe die Ansicht von oben bei
mäoniichen Kolben Taf. XIL Fig. 5. B,Ba und Bb, Fig. 6. J9c, so wie
Taf. Xin. Fig. 7; und bei weiblichen Kolben Taf.XIV. Fig. 19. JBa und
Taf.XV. Fig.28.jBa). Sie bestehen aus ebenfalls mit Amylum-Körnchen
und Zellenkern versehenen parenchymatösen Zellen, wie der Vertikal-
schnitt Taf.XIIL Fig. 8. £6 zu zeigen bestimmt ist, und enthalten ein aus
dem Parenchym des Kolbens entspringendes Gefässbündel, dessen Lage
durch die dunklere Färbung bei Ec angedeutet ist. Es verläuft, wie ge-
sagt, in der Mitte und theilt sich oberwärts in nach rechts und links, so
wie nach aufwärts verlaufende Zweige. Das Yerhältniss dieser ebenfalls
spiralig gestellten Deckschuppen zu den unter ihnen befindlichen Blüthen
ergiebt sich in den männlichen Kolben zu den Antheren- Köpfchen aus
Taf.XIIL Fig.S.JB, in den weiblichen Taf.XV. Fig. 29. C, so wie aus der
Stellung der rundlichen Narben, welche sie nach dem Abfallen zurücklas-
sen (s. Taf. XIL Fig.ß.Bd und Taf.XIIL Fig.S.Ea zwischen den Anthe-
renköpfchen, und Taf. XIV. Fig. 19. Bb zwischen den Fruchtknoten).
An den Rändern, unmittelbar über dem Stiele, hängen diese Deck-
schuppen ziemlich fest zusammen, so dass sich, nach Herrn Junghuhn's
Beobachtungen, immer mehrere zugleich nach der Trennung der Stiele
ablösen. Uebrigens erscheinen die auf dem Stiele sitzenden Schuppen
unverhältnissmässig kleiner, als die auf dem Kolben befindlichen, ja, sie
sollen, nach Junghuhn, sogar ausdauern, nicht abfallen und der Ober-
fläche des Stieles allmälig ein höckeriges, weichstachliges Ansehen ver-
leihen. Dagegen spricht aber die Beschaffenheit eines von Herrn Jung-
huhn selbst eingesandten männlichen Exemplares, welches Taf. XIL Fig.O.A
abgdi>Udet ist. Aus der Länge des Stieles erkennt man schon, dass diese
Pflanze sieh hier in einem älteren Stadium der Entwickelung, als alle
134 H. R. Göppert,
übrigen kürzer gestielten Exemplare befindet. Man sieht hier keine Deck-
schuppen mehr, wie bei Fig.S.^isr, sondern auf der Oberfläche ziemlich
unregelmässige Längsstriche mit ihnen gleichlaufenden Furchen, und un«
lerhalb der Insertion der Blflthe bei Bb kleine kreisförmig gestellte Knöt-
chen, lieber die Bedeutung und Entstehung diesef Knötchen bekenne
ich, freilich keine Erklärung geben zu können, jedoch stimmt die ganze
Beschaffenheit dieses Exemplares mit den übrigen so auffallend ttberein,
dass man wohl daran nicht denken kann, hier etwa eine andere Art zu
vermuthen. Beobachtung der Zwischenstufen würde diese Anomalie wohl
ausgleichen, was ich nicht zu thun vermag. Uebrigens entwickeln sich
unter allen auf der Oberfläche des Kolbens befindlichen Blüthen und den
dazu gehörenden Theilen jene Deckschuppen zuerst.
Als ich nämlich, in der Hoffnung, einige frühere Entwickelungszu-
stände der Kolben überhaupt aufzufinden, einige der höckerförmigen, auf
den Vegetationsorganen vorhandenen Erhabenheiten durchschnitt, traf ich
wirklich einen im Innern verborgenen Kolben, Taf. XIV. Fig. 19. C. Bei
Ca sieht man die in demselben verlaufenden Gefössbflndel ; C^ die Hülle,
welche die Kolben im jugendlichen Zustande einschliesst, und sich später
bei dem Blühen in 4 Theile spaltet. Taf. XIV. Fig. 20. ist der Kolben
herausgenommen. Man erkennt die Deckschuppen, die ihm ganz das An-
sehen eines jungen Abietinenzapfens verleihen. Fig. 21. Vergrösserung
eines Vertikalschnittes. A. Die Zellen der Deckschuppen, deren Ober-
fläche nur entwickelt erscheint, während sie unter derselben noch nicht
getrennt sind. B. Das gleichförmige Parenchym des Kolbens. Bei Ba
beginnt die Trennung in einzelne Abtheilungen oder die Bildung des Stie-
les. Von den später unter den Deckschuppen vorhandenen Blttthenthei-
len, nebst den Spreublättchen, lässt sich noch nichts wahrnehmen. Die
Grösse des Zellenkernes steht übrigens hier mit dem Alter der Zellen in
einem ähnlichen Verhältnisse, wie ich dies auch schon früher bei Btüa-*
nophora al^Oacea beobachtete, d. h. je jünger die Zelle, je grösser der
Zellenkern, woraus wohl klar hervorgeht, wie wohl fast überflüssig schei-
über Rhapalocnemis. 13S
nen möchte, za bemerken, von welcher Bedeutung dieses Organ für das
Wachsthum der Zellen ist.
Die Form der Zellen im Parenchym des Kolbens weicht von der des
Vegetationskörpers nicht ab.
1. Stanborji^an oder so§^enaiintefii männliches Or§^aa
(Pollinarlam).
Taf. XU. und XUI.
Da ich die Entwickelung des Kolbens und das YerhSltniss der ihn
deckenden Schuppen bereits so weit, als^ die vorliegenden Exemplare ge-
statteteU) beschrieben habe, gehe ich alsbald zur Beschreibung der wesent-
licheren Theile desselben über, die auf Taf. XIII. näher dargestellt sind,
nachdem man sich bereits Taf. XIL Fig. 5. und Fig. 6. eine allgemeine
Ansicht der dort überall in natürlicher Grösse abgebildeten Kolben mit
ihren gestielten kopfTörmigen Antheren, namentlich Fig. 6. Be und Bf^ ver-
schafft hat, die hier so ausgeführt sind, wie sie dem unbewaffneten Auge
erscheinen. — Wir unterscheiden hier dreierlei Organe:
a. die Blüthenhülle,
b. das Stamen oder Stauborgan,
c. die Spreublätter,
welche die Blüthenhülle von aussen umgeben.
a. Die Blüthenlialle.
Die Blüthenhülle ist walzenförmig und oberhalb vierlappig, mit etwa
bis zur Hälfte der Länge gehenden keilförmigen Einschnitten, wel-
che' bis zum Antherenköpfchen reichen und an der Spitze eben so drüsig
erscheinen, wie die Spreuschuppen an ihrem obern Ende (Taf. XIII.
Fig. 9.^ und Fig. 12. Ä).
b. Das Stamen oder das Stauborgan.
In der Mitte der viertheiligen Blüthenhülle (Taf. XIII. Fig. 8. B} be-
findet sich der Antherenträger als ein cylindrischer, etwa 2 Linien langer
136 H. R. Göppert,
Körper, der fiach oben die hervorragenden, kopfförmig vereinigten Anthe-
ren, Fig. D. (Antherae symphysandrae Rieh.) trägt, deren sich eine
unbestimmte Zahl, etwa 20, im Zellgewebe wie eingebettet befinden
(Taf. XIII. Fig. 13. C). Eine bis drei Zeilenreihen trennen die einzelnen
Antheren von einander (Taf. XIII. Fig. 16. A)^ welche jedoch sich durch
nichts, ausser durch grössere Zartheit von den Zellen der übrigen Organe
des Parasiten unterscheiden, und keine Spur von spiraliger Streifung, wie
sonst die unter der Epidermis liegende Zellenschicht der Antheren, und
nach Unger^s Beobachtung auch sogar einige Balanophoren zeigen, be-
merken lassen. Im Querschnitt des Trägers erkennt man mit unbewaff-
netem Auge fünf im Kreise stehende dunklere Puncte, die durch engere
iSngergestreckte Zellen bewirkt werden und hier wohl die Stelle der Ge-
isse, die sich in und mit ihnen nicht vorfinden, vertreten. Ungeachtet
der Abwesenheit der letztern, darf man wohl geneigt sein, den Träger als
durch Verwachsung mehrerer Staubfaden gebildet anzusehen, da sich in
dem einzelnen Träger einfacher Staubgefässe meist immer nur ein GefSss-
bfindel vorfindet. Fig. 15. ist ein stark vergrösserter Querschnitt des
Trägers. Einen ebenfalls stark vergrösserten Längsschnitt des Antheren-
körpers sieht man Taf. XIII. Fig. 16. Wie sich die einzelnen Antheren
öffnen, habe ich nicht mit Bestimmtheit ermitteln können, ich glaube durch
Vertrocknung und Zerreissung der eben beschriebenen zelligen Hülle, der
wahrscheinlich eben wegen des Mangels an Spiralfaserzellen jene Elasti- ^
cität abgeht,, welche sonst die damit versehenen Antheren auszeichnet.
Die Pollenkörnchen, Fig. 16. jB, in ihrer natürlichen Lage^ gleichen denen
der von mir untersuchten Balanophoren ausserordentlich. Die 250ste 1.
Vergrösserung (Fig. 17) zeigt sie von rundlicher kaum eckiger Form, so
wie ihre Zusammensetzung aus zwei Häuten, einer äussern und einer In-
nern, die eine bräunliche körnige Masse enthält. Fig. 18. Ein noch stär-
ker vergrössertes, in concentrirter Schwefelsäure eingeweichtes Pollen-
korn. Jodtinctur zeigte in der körnigen Masse der PoUenkömchen keinen
Amylumgehalt.
über Bhäpalocnemis. 137
Einmal fand ich zwei Blülfaen mit einander verwachsen, d. h. die mit
einander vereinigten Stanborgane zweier Blüthen, umgeben von dner
achttheiUgen BlathenhttUe.
c. Die Sprenblättchen (Paleae).
Den ganzen Raum zwischen den einzelnen Blüthen nehmen eigen-*
thümliche^ dicht gedrängt stehende, haarförmige Organe, Sprenblättchen,
ein^ wie sie in ähnlicher Form auch bei anderen Balanophoreen, wie z. B.
bei Hekms vorkommen, und durch ihre Gestalt (Taf.XIIL Fig. 8. B) eini-
germaassen, besonders die zarteren der weiblichen Bliithe^ an die söge-
nannten Paraphysen der Moose oder die haarförmigen Organe, welche hier
zwischen den sogenannten Antheridien und Stempeln sich befinden^ erin-
nern. Unterhalb, aus verlängerten Parenchymzellen zusammengesetzt, neh-
men diese allmälig im .Längendurchmesser ab und erhalten eine eiförmige
oder rundliche, fast gegliederte BeschafiFenheit. Dici obersten erscheinen
kömig-drttsig. Manchmal sind sie an der Basis verwachsen und theilen
sich erst oberhalb. Taf. XIII. Fig. 10. zeigt, in stärkerer Vergrösserung, ein
nicht drüsiges Spreublättphen, wo man denn auch noch die darin befindli-
chen. Amylumkömchen und den nie fehlenden Zellenkern erblickt. Die
ähnlidien Organe bei den weiblichen Blüthen (Taf. XV. Fig. 30. E und
Fig. 29. B) sind auf ganz gleiche Weise gebildet, nur immer viel zarter,
linearförmig, häufig nur aus einer oder nur aus ein Paar Zellenreihen ger
bildet, die obersten fast immer körnig-drüsig, Ea^ wie sie Richard auch
bei Helans und Endlicher bei ScybaUtm beobachteten.
9. Frachtorgan oder weibliche Organe«
Taf. XIV. und XV.
Von ttodi viel einleicfc^rem Bau, als die männlichen Theile, sind die
weiblichen Organe, indem sie, wie bei den Balanophoren-Arten, der BIü-
theiriiülle entbehren und nur aus den Ovarien und den SpreublSftchen oder
Paleae bestehen. Nach der Entfemiittg der Deckschuppen werden die
VoLXXIh p.i. IS
138 H. R. Göppert,
hervorstehenden (Sriffel sichtbar, welche allmfilig auch abfallen, so dass die
Ovarien nicht länger, als die Sprenblättchen erscheinen, und die Ober--
fläche des Kolbens sich sammetartig, etwa wie die Oberfläche eines weib-
lichen Typhakolbens, anfühlt.
Die Spreublättchen sind, wie schon erwähnt, fast ebenso gebaut, wie
bei den männlichen Blülhen (Taf. XV. Fig. 30. JE), nur viel zarter, mehr
haarförmig, und umgeben hier unmittelbar die einer anderweitigen Hfllle
entbehrenden weiblichen Org^ane. Die weiblichen Organe oder Stempel
bestehen aus einem elliptischen, von beiden Seiten etwas flach gedrückten,
aber doch convexen, \ Linie langen Fruchtknoten, mit zwei linienfSrmi-
gen, kaum von einander abstehenden, noch einmal so langen Griffeln, de-
ren jeder mit einer schwach sechstheiligen Narbe versehen ist.
An den Griffeln unterscheiden wir deutlich grössere verlängerte,
schwach spiralig gedrehte Zellen, welche, nach aussen liegend, wir als
die Rindehsubstanz bezeichnen können (Fig. 30. C), und kleinere, inneiitalb
ebenfalls wie die äussern, in unbestimmter Zahl vorhandene Zellen, wie
die Querschnitte Fig. 31. und Fig. 32. zeigen, jedoch keine GefSsse oder
auch nur gestreifte Zellen, so wie auch der Griffelcanal fehlt. Oberiialb
verlängern sich papillenartig sechs Rindenzellen und bilden die sechsthei-
lige Narbe (Fig. 30. Z?), deren Abtheilungen man daher mit unbewaffnetem
Auge auch kaum zu erkennen vermag. Die Griffel selbst inseriren sich
nicht in der Spitze des Fruchtknotens, sondern in einer kleinen Vertiefung
desselben, umgeben von den papillenartig ziemlich lang hervorgezogenen
Zellen desselben, was man ohne Vergrösserung auch nicht wahrnimmt,
wiewohl es in noch höherem Grade hervortritt, als es die Zeichnung Fig. 30.
bei Ba besagt, von welcher überhaupt bemerkt werden muss, dass die Zahl
der Zellen, sowohl bei den Griffeln, wie bei dem Ovarium, noch einmal soviel
beträgt, als es dort dargestellt ist. Am deutlichsten kann man sich hiervon
bei Betrachtung dtes Längsschnittes desOvarium's Fig.3ö.bei^ überzeugen.
Bei Hehsis gehen diese papillenartigen Zellen, wie aus Richard 's
Beschreibung und Abbildung hervorgeht, in wirkliche Zähne über, so dass
über RhopaloonenUe. 139
Richard die Frucht als eine Caryopsis^ jenen zähaigen Rand als dn
Perigonium superum betrachtet, worin ihm Endlicher (Meletemata
p. 0) nicht beistimmt, welcher, wie mir scheint, wohl nicht mit Unrecht,
geneigt ist, diesen auch bei Sarcophyte vorkommenden Rand nur als eine
zum Fruchtknoten gehörende Bildung (pro ovarii efßguratione) anzusehen,
wofür wenigstens der von mir bei unserer Pflanze beobachtete Rand ent-
schieden zu halten ist, da zwischen diesen Zellen und denen des Ovarium's
selbst ein inniger Zusammenhang und allmaliger Uebergang zu denselben
unläugbar vorhanden ist. An der Stelle des Fruchtknotens, wo die Griffel
sich inseriren, befinden sich Zellen mit sehr grossen, den Raum der Zellen
fast ganz ausfüllenden Zellenkemen, deren etwa 5-6 fibereinander stehen
mögen, worauf etwa in der Gegend Fig. 30. bei Bb zwei Fächer folgen,
die, eiförmig-rundlich, sich nach unten hin allmälig verschmälern und bei
Fig.30. Bi? schon ganz aufhören,so dass man unter dieser Stelle nur ein ganz
gleichförmiges Zellgewebe bemerkt, in welchem die Mittelzellen nur etwas
dickwandiger und braunlich gefärbt sind. Diese, meist mit grossen Zellen-
kemen erfüllten, etwas mehr als die nach dem Rande zu gelegenen Zellen
gebräunten Zellen, fassen diese Fächer ganz ein, welche fast hohl sind und
nur eine geringe Menge kaum als zellig zu erkennendes, schwach kömiges
Gewebe enthalten, welches vielleicht ursprünglich im frischen Zustande sehr
locker war und durch die lange Aufbewahrang in starkem Arrak in jene
stracturlose Beschaffenheit versetzt worden ist. Fig. 33. Quersdmitt eines
Ovarium's. A. Einfassung der Fächer; B. zerrissenes, undeutlich zelliges
körniges Gewebe. (Bei noch stäricererYergrösserang stellt sich die äusserste
Zellenschicht als etwas regelmässiger dar, so dass sie wohl als Oberhaut
anzusehen ist.) Im Längsschnitt Fig. 35. (A die lang hervorgezogenen,
papillenartigen, die Basis der Griffel umgebenden Zellen ; B. die oben ge-*
nannten Zellen mit grossen Zellenkernen; D. die körnig -zellige Masse
in den Fächem) ; bei C. bemerkt man auch gestreifte Gefösse, die zu bei-
den Seiten des Faches bis etwa in die Zellenmasse bei B. verlaufen, jeden-
falls sich nicht weiter, am wenigsten bis in die Griffel erstrecken, die, wie
140 H. R. Göppert,
ich oben schon bemerkte, nur aus Zellen bestehen. Wofür nun dieser
Inhalt der Fächer zu erklären ist, will ich nicht entscheiden, ob fflr Reste
des Nucleus, wie wohl wahrscheinlich, vielleicht für das Endosperm des-
selben, wie Richard die zellige, die Fächer der Saamen bei Helosia dicht
ausfüllende Masse nennt, wo er keinen Embryo wahrnahm. Jedenfalls be-
dauere ich, dass auch die Untersuchung der weiter entwickelten, vielleicht
reifen Ovarien, wie wir gleich sehen werden, kein bestimmteres Resultat
lieferte, wiewohl ich dieser Untersuchung, von ihrer Wichtigkeit über-
zeugt, die grösste mir mögliche Aufmerksamkeit widmete»
Herr Junghuhn führt an, dass die Loslösung der Deckschuppen als
ein Zeichen der Reife zu betrachten sei, worauf der Kolben unmittelbar in
Fäulniss übergehe; wir könnten daher wohl demzufolge die Taf. XV.
Fig. 28. abgebildeten Kolben, die der Deckschuppen fast ganzlich entbeh-
ren, als mit reifen Saamen versehen, betrachten. Auch haben die hier
befindlichen Ovarien beträchtlich an Grösse zugenommen, sie sind noch
einmal so lang, aber nur um wenig breiter geworden, erscheinen aber,
namentlich unter der etwas dickeren Stelle, wo sich die Fächer befinden,
nicht mehr an den Rändern convex, wie die Ovarien, sondern wie zusam-
mengefallen und von mehrbrauner Farbe. Die innere Structur hat nun
insofern eine nicht unwesentliche Veränderung erlitten, als in der Regel
nur ein Fach angetroffen wird, indem durch Obliteration der Scheidewände
beide Fächer in eines sich vereiniget haben (Fig. 34. A)^ wovon man auch
schon eine Andeutung in dem Querschnitte des Ovarium^s bei Fig. 34. C
bemerken kann. Die braune Farbe der nächsten, das Fach einfassenden
Zellenlage ist noch mehr hervorgetreten, aber der frühere körnig -häutige
Inhalt des Eies findet sich auch hier noch vor und hat sich nicht nur noch
vermehrt, sondern das Fach erscheint weiter nach unten, etwa in der Ge-
gend bei Bc. Fig. 30., wie zusammengefallen, was man auch noch aus der
verbreiteren Form des Querschnittes unterhalb der Verlängerung des
Faches, wo dasselbe ganz aufgehört hat, Fig. 36. erkennen kann. Bei A
daselbst sieht man noch in der Mitte einige dickwandige Zellen, welche
aber Bhopalaönemis. 141
gewissermaassen als die letzten Ausläufer des, wie ich schon oben er^
wfihnte, nach unten verlängerten Faches zu betrachten sind. Die Geffase
des Fruchtknotens, welche sich im Querschnitt in ihrer Form nur wenig
von den Zellen unterscheiden, liegen etwa bei B.
Nach diesen Resultaten, welche eher gegen als für die Anwesenheit
eines Embryo's in diesen Saamen sprechen, war es mir besonders wichtig,
die der Balaqophoren abermals zu untersuchen, von denen Herr Jung-
huhn wieder einige, wie es scheint ältere, Exemplare mitgesandt hatte.
Einen Ehnbryo, in dem gewöhnliche« Sinne des Wortes, faiid ich jedoch
ebenso wenig, wie früher; jedoch gelang es, bei dem nur % Linie breiten
und y« Linie langen Fruchtknoten der Bdlanophara ahOctcea den Inhalt
des ebenfells unmittelbar unter dem Grififel befindlichen rundlichen Faches
ans demselben ganz zn entfernen, der sich als einen rundlichen zelligen
Körper, zusammengesetzt aus grossen, mit giiimösen kömigen Massen
dicht erfüllten Zellen zeigte, in dessen gleicbmässig gebildetem Inneren
sich aber auch nichts vorfand, was man f^r den Embryo hfitte ansprechen
können.
In allen diesen Beziehungen schlösse sich also BhopalocnenUs den
Rhizantheen ebenfalls an^ in deren Saamen Ihs jetzt nur Richard bei Cy--
nomorimni einen kleinen monokotyledonischen Embryo entdeckte, ^) dah»
Blume die Saamen der RafflMia und Brngmanma^ Endlicher -die von
Sarcophyte geradezu als Sporen bezeichnet und Letzterer die Saamen der
Rhizantheen überhaupt unter dem Namen Corpuscula sporidiformia aufführt.
Auch Martins meinte schon früher, ins Jahfe }S20, dass sich bei so be-
wandten Umständen der Nucleus unmittelbar zu einer neuen Pflanze ent-
wickeln könne, und Unger fühlt sich geneigt, den von Richard für
*) Gusparini, Professor der Botanik ku Neapel (Annales deu sci naiutMes^ Mai 1846, und
Froriep's Neue J^otizea, Decbr. 1847. Nr.89. p.324), glaubt in deka- Saamen von C^Unm
kppocistis das EmhryobUiacheo erkannt zu haben. Der Embryo bestehe einzig ans Zellge-
webe und liege am Gipfel des Kerns, den man im reifen Saamen als eine Art ron Perisperm
betrachten müsse.
142 H. B. Göppert,
einen Embryo erklarten Körper für den Nucleus zu halten*. Wie, aber,
wenn nun jener Nucleu&- ähnliche Körper, der namentlich bei Baianophara
ahUacea eine unverkennbare Aehnlichkeit mit dem aus einem ebenfalls
homogenen Gewebe bestehenden Embryo der Orchideen besitzt, der Em-
bryo selbst wäre, dem eben, wie diesen, das Eiweiss fehle? In einer
an Anomalien so überaus reichen Pflanzenfamilie liesse sich wohl ein sol-
ches Verhalten erwarten ; jedenfalls erschien mir diese Annahme immerhin
naturgemässer, als ihnen bei anderweitiger, zum Theil sehr hoch entwik-
kelten Ausbildung der wesenüichen Blüthentheile den Embryo geradezu
abzusprechen. Oder sollte vielleicht, wenn man dies nicht für einen Em-
bryo erklären könnte, die Entwickelung desselben erst nach der Trennung
von der Mutterpflanze erfolgen, wie Schi ei den auf höchst interessante
Weise bei den Rhizocarpeen entdeckte? Die Stellung der Rhizantheen in
der Reihe der Familien würde dieser Annahme nicht geradezu widerspre-
chen. Herr Junghuhn könnte dazu beitragen, diese Räthsel zu lösen,
wenn er uns Exemplare mit Kolben sendete, die im Begriff stünden, auf
die von ihm angegebene Weise in Fäulniss überzugehen, von deren abso-
luten Reife man also überzeugt sein könnte, was bei den von mir unter-
suchten (Taf.XY. Fig. 28.) doch noch zweifelhaft erschien. Mögen diese
Zeilen zu ihm gelangen und ihn, den rüstigen wackem Forscher von Java's
naturhistorischen Reichthümem, gesund antreffen.
(ächliigsrolgremiiffcsii,
betreffend die Stellung unseres Parasiten in der Reihe der Rhizantheen und der
übrigen PflanzenfamilieD«
Wenn ich mich nun über die Stellung unseres Parasiten in der Classe
der Rhizantheen, wohin er und zwar zu der Familie der Balanophoreen
unzweifelhaft gehört, aussprechen soll und hierbei die von Eii.dlicher
(Gener. plant, sec. rat. dispos. Vindobonae 1836-1840. pag. 72) zu-
gleich gegebene Uebersicht derselben dieser Beobachtung zum Grunde
über Bhopahünemis. 1 43
lege, so sehen wir, dass er zu den beiden ersten Abtheilungen, zu den
Sarcophyteae und Lophaphyteae^ welche beide noch freie, unverwaehsene
Staubfäden besitzen, ungeachtet des in einzelnen Merkmalen ausgespro«*
ebenen Verwandtschaflstypus, nicht gerechnet werden kann. Die dritte
Tribus enthält die Cynomorien mit verwachsenen und freien Staubgefössen
mit den beiden Gattungen: Cynomorium und Bülanophara; die vierte die
Hekmeae mit verwachsenen StaubgefSssen und den Gattungen Cynopsole^
Seybalium^ Helosia und Langsdorfia. mit denen er, wiewohl von allen im
Ganzen abweichend, doch in einzelnen Theilen mehr übereinstimmt, wie
durch die Deckschuppen der Kolben mit Heloms und Cynomorium^ obschon
sie bei letzterem nicht so stark entwickelt und eigentlich vollständig nur am
Stiele des Kolbens vorhanden sind; durch die DiÖcie der Blüthen mit den
meisten Arten von Balanophora und Cynopsole; durch die viertheilige Hfille
der männlichen Blüthen mit Balanophora nnd Cynopsole; durch die verwach«*
senen Staubbeutel mit der ersteren und sfimmtlichen Helosieen ; durch die
bullöse weibliche Blüthe, bei welcher die Haar- oder Paraphysen-^ähnlichen
Spreublättchen die Stelle der Blflthenhfllle vertreten, und endlich durch
den, wie es scheint, embryolosen (oder mit einer eigenthttmlichen Form
des Embryo versehenen) Fruchtknoten oder Saamen mit fast allen Gattungen
der genannten beiden Gruppen, unter denen, wie schon erwähnt,
A. Richard nur bei Cynomorium einen kleinen monokotyledonischen
Embryo entdeckte.
Abgesehen nun von dem wesentlichen, mit den Balanophoren am
meisten übereinstimmenden Charakter, zeigt Rkopalocnemis auch hinsieht»
lieh des VegetationS'-Organes und der eigenthürolichen anatomischen Struc»
tur desselben die meiste Aehnlichkeit mit Balanophora-Arten, so dass wir
unsere Gattung am passendsten an das Ende der Gruppe der Ba»
Lanophoren stellen und als Verbindungsglied dieser Gruppe
mit der der Helosieen betrachten würden, mit Ausnahme etwa
des zweifächrigen, also dadurch Meiosis verwandten Ovarium's, welche Ab-
weichung aber durch die dnßlchrige Frucht wieder ausgeglichen wird.
144 H. R. Göppert^
Unsere Gattung: besitzt übrigens femer im höchsten Grade den, der
Familie der Rhizantheen so eigenthümlichen, zwischen den Hauptgruppen
der gesammten Vegetation, den Akotyledonen und Kotyledonen-
pflanzen, den Mono- und Dikotyledonen schwanlienden Typus, ähnelt
bald der einen, bald der andern, ohne zu einer einzigen mit grösster Be-
stimmtheit gerechnet werden zu können. Unter den Akotyledonen
zeigt sie sich den Pilzen, insbesondere den Bauchpilzen, verwandt durch
die parasitische, unterirdische Entwickelung, den Mangel an Wurzel, Sten-
geln und Blättern, und Aehnlichkeit des, die Stelle dieser Organe vertre-
tenden Vegetationsorganes in seiner äussern Form mit manchen Arten
jener Abtheilung, namentlich der Tuberaceen, durch die Art der Entfaltung
der Blüthenkolben, die, wie in eine Yolva im ersten Zustande eingehüllt,
sie endlich durchbrechend, auf eine ähnliche Weise zum Vorschein kom-
men, wie wir dies bei den Phalloidean bemerken, während der innere Bau
aller dieser Organe, die Anwesenheit der Blttthe selbst nicht zu gedenken,
sie wieder weit von dieser Familie entfernt.
An die nur entfernt verwandte äussere Form der Stamina mit ihren
kopfförmigen Antheren mit den Arten der Gattung Stilhum oder der Spreu-
schuppen, namentlich der Ovarien, mit den sogenannten Paraphysen der
Moosblttthen soll hier nur beiläufig erinnert werden» Das Innere des Ve-
getationsorganes zeigt im Parenchym zerstreut stehende Gefössbttndel, abso
könnte man meinen einen monokotyledonischenBau,jedoch ohne die fürcüese
Stämme so charakteristische Kreuzung der Gefassbfindel; und im höher ste-
henden Organe, im Blttthenträger oder Kolben, und zwar schon im Stiele,
zeigt sich kreisförmige Anordnung derselben, also Annäherung an die
Dikotyledonen, jedoch bleibt der schwankende Typus^ indem die, endlich
im Kolben in mehrere Kreii^e geordneten Gefassbfindel doch ein zelliges
Centrum einschliessen,.in welchem nicht, wie bei dem Marke der Dikoty-
ledonen, mit Ausnahme d^:Pjpefaceen und Nyctagineen, nur Zellen, son-
dern auch zerstreut stehende Gefassbfindel angetroffen werden, ja, man
könnte sie allenfalls noch mit diesen Ausnahmen dieser grossen Gruppe,
über Bhopalocnemis. 145
den Nyctag^neen vergleichen, (vergl. den Querschnitt des Stempels von
Mirabihs Jalappa^ Unger, über den Bau und das Wachsthum des Diko-
tyledonenstammes, Tab. VI. Fig. 36), wenn uns nicht der Mangel der Mark-
strahlen U.S.W, zeigte, dass hier doch nur eine sehr entfernte Aehnlich*-
keit stattfindet, denn Markstrahlen sind hier nicht vorhanden, und wenn
man hier etwa in jenen excentrisch gelegenen, linienförmigen Streifen der-
gleichen sehen wollte, bemerke ich, dass dies horizontal durchschnittene
Gefössbttndel sind, wie ich oben schon näher auseinandersetzte.
Dasselbe kann man auch wohl nur von ihrer Verwandtschaft mit den
Farrn sagen, unter denen nur die Fruchtträger der Ophioglosseen mit
der Form ihrer Blfithenkolben sich etwa parallelisiren lassen. Wichtiger
ist der mit den erstem übereinstimmende Bau ihrer Gefässbündel, die nur
aus gestreiften oder netzförmigen Gefässen und langgestreckten Paren-
chymzellen bestehen, worin auch alle übrigen, bis jetzt untersuchten Rhi-
zantheen übereinstimmen, so wie die Art ihres Verlaufes, indem wir hier,
trotz der zerstreuten Verbreitung derselben im Parenchym, dennoch die,
für die Monokotyledonenstengel so charakteristische Biegung der Geföss-
bündel nach dem Centrum, und das bogenförmige Aufsteigen nach der
Rinde des Stammes, also die Kreuzung der jüngeren mit den älteren, wie
schon erwähnt, vermissen.
Was nun die Blüthenorgane selbst betrifft, so überrascht die äussere
Aehnlichkeit der, noch von den Deckschuppen eingehüllten, Kolben mit den
Zapfen vieler Abietineen, insbesondere der Gattung Pin/ua Link, und der
Cycadeen. Die Blüthenkolben erinnern an die Artocarpeen und Aroi-
deen, — die haarartigen, die Stelle der BlüthenhüUe bei den weiblichen
Blüthen vertretenden Spreublättchen an die weiblichen Kolben von Typha,
wie auch schon Martins in Beziehung auf diese, bei Helosis ebenfalls
anwesenden Organe (Eiuad. Nova gener. et spec. plant. Brasil. T. HL
p. 188) bemerkte. Die höhere Ausbildung der männlichen Blüthe, hin-
sichtlich der Anwesenheit einer BlüthenhüUe, wird wieder durch den Man-
gel der Spiralfaserzellen in der innem Zellschicht der Antheren herabge-
VoLXXiL P.L 19
146 H. R. Göppert,
setzt, die selbst bei mehreren Rhizantheen, z. B. bei Hydnora^ nicht fehlen.
Und was soll man gar von dem vielleicht embryolosen, oder doch wenig-
stens mit einem Embryo eigenthümlicher Bildung versehenen Saamen sau-
gen, den Andere, wie oben schon bemerkt wurde, geradezu mit dem der
Kryptogamen verglichen. Und sollte nicht endlich die beständige Anwe-
senheit des Zellenkernes in den ältesten, wie in den jüngsten Zellen, dem
man sonst selbst bei den Kryptogamen nur in den ersten Anfängen der Bil-
dung begegnet, auch schon auf eine niedere Stufe dieser Pflanzen hindeu-
ten, worauf ich schon früher in meiner Arbeit über die Balanophoren auf-
merksam machte, bei denen er ebenfalls immer anwesend ist. Noch mehr
würde diese Vermuthung gerechtfertigt erscheinen, wenn die Entwicke-
lung des Embryo's, wie ich oben andeutete, auf ähnliche Weise, wie bei
den Rhizocarpeen, erst nach Loslösung von der Mutterpflanze erfolgt. Die
Stellung dieser Pflanzenfamilie in der Nähe der Cycadeen und Farm,
wie wir sie bei Endlicher finden, erscheint mir aus allen diesen Grün-
den die passendste«
Wenn diese Resultate aber vielleicht unser Interesse an diesen merk-
würdigen Gebilden der Tropen nur zu erhöhen im Stande sein dürften,
so erscheint es nur um so Wünschenswerther, auch endlich einmal eben
über die gewiss höchst eigenthümliche Art der Fortpflanzung und ihre
Beziehung zu den Mutterpflanzen einige Aufschlüsse zu erhalten, welcher
früher Junghuhn einen so grossen, fast wesentlichen Einfluss gestattete,
wiewohl er in einem spätem Briefe, d. d. Pergalengang den 18. April
1843, nicht umhin konnte, zu bemerken, „dass die auch auf den Wurzeln
„verschiedener Bäume vorkommenden Exemplare unseres Parasiten, die
„er bereits auf dreij verschiedenen Arten angehörenden, Wurzeln ent-
„deckte, nicht von einander verschieden erschienen, also seine frühere
„Vermuthung, als stehe der Schmarotzer in einer gewissen Abhängigkeit
„von der Mutterpflanze, nicht bestätigt werde. Auch spreche dafür nicht,^^
aber BhopalocnenUs. 147
föhrt er fort, ,,der Umstand, dass er die Balanophora ehngata Blume
,,bereits auf mehr als sechs verschiedenen Baumarten angetroffen habe, ohne
„dass ihr Vorkommen" (soll wohl heissen ihre Beschaffenheit) „dadurch
„verändert worden sei; nur eins finde er bis jetzt immer noch bestätiget,
„dass die Bäume mit jBo/anopAora- tragenden Wurzeln unfruchtbar seien;
„denn der Lytogomphus (Bhopalocnemia) auf den Wurzeln jener mit
„Früchten überladenen Eiche (s. oben S. 125) sei schon längst abgestor-
„ben gewesen."
Etwas Ähnliches findet bekanntlich auch bei den bei uns vorkommen-
den, mit Parasiten überladenen Pflanzen statt, insofern sie ebenfalls in
ihrer Entwickelung mehr oder minder gehindert werden, wobei ich, ohne
mancher kryptogamischer Parasiten zu gedenken, bei denen dies Verhält-
niss wohl am entschiedensten hervortritt, nur an die auf unsern Waldbäu-
men so häufig vorkommende Eichenmistel erinnern will, deren Aeste durch
das häufige Erscheinen derselben wesentlich in ihrer Entwickelung ge-
hindert werden. Wenn nun auch durch die vorliegende Untersuchung
unsere Erkenntniss von der Art der Keimung und der weitern Entwicke-
lung dieser Parasiten, wie mir nicht entgeht, noch um keinen Schritt
weiter gefördert ist, so kann ich mich doch nicht entschliessen, nachdem
ich den vollkommenen Bau des Saamens nachgewiesen habe, an die von
Herrn Junghuhn postulirte Urzeugung zu glauben, sondern meine, dass
auch hier die Saamen dieselbe Function üben, wie wir sie bisher bei den
meisten der bekannten Gewächse beobachtet haben, und bei den übrigen
durch wohl nicht zu kühne analoge Schlüsse voraussetzen dürfen. Ich
glaube, dass die Saamen unseres Parasiten in der Erde sehr lange liegen
bleiben können, ohne ihre Keimföhigkeit zu verlieren und sich dann erst
entwickeln und den Wurzeln anderer Pflanizen adhäriren, wenn sie die
hiezu günstigen Bedingungen vorfinden, wie dies auch* schon von an-
deren Parasiten, wie namentlich von den Orobanchen behauptet worden
ist. Mit der Entwickelung derselben dürfte vielleicht die unseres Parasi-
ten am passendsten zu vergleichen sein. Wenn wir nun auch Herrn
148 H. R. Göpperl,
Junghuhn und anderen in den Tropen forschenden Botanikern diese
Angelegenheit dringend zur weiteren Berücksichtigung empfehlen, sollten
wir hierbei doch auch nicht vergessen, was uns in dieser Hinsicht noch
zu thun übrig bleibt. Denn ungeachtet der trefiTlichen Beobachtungen
über einheimische Parasiten, welche wir besitzen, wie namentlich über die
Orobanchen von Yaucher (Mim. sur la germination des Orobanches in
Mem. du Mus. d^hist. nat P.X. 1823. p.261)^ ist auch hier noch manches
Räthsel zu lösen.
Hier, meine ich, liegt der Schlüssel zu unserm Phänomen, über wel-
ches ich mich enthalte, anderweitige, der allein sichern Basis der Erfah-
rung entbehrende Vermuthungen und Erklärungsversuche noch hinzu-
zufügen.
Schlüsslich lasse ich nun den wesentlichen Charakter unserer Gat-
tung folgen, für welche ich den von Junghuhn gewählten Gattungs-
Namen, wie schon erwähnt, QonaXov^ clava et xpfjfAlg^ ocrea), beibehalte,
und füge noch eine gedrängte Beschreibung bei, mit Benutzung der von
Herrn Junghuhn für das Vegetationsorgan gelieferten Daten.
RH0PÄL0CNEMI8 Jungh. et Göpp.
Mores dioici in dtsHncHs spadicibus ehracteatis squcmUs subhexago^
ms peÜaHs primum velaUs sessäes^ in utroque sexu pahis subconfarmibus
numerosis stipati.
Flor es masctdi: Perigonmn tubuhso-'CyHndrioum quadrifidmn. Sta^
mina phtra symphysandra. Anfherae connatae^ antkerarmn diversarum
locuks aequalibus discretis in parenchyma immersis (longitudinaiiter de-
hiscev^bus?)
Mores feminei n/udi^ drca paleas mimerosas sessites. (harmn elU-
pticnm bäoculare.
Styti duo terminales sUgmatibus sexfidis.
aber Rhapalocnemis. 149
Fructus umlocidaris.
Embryonem cognoscere haud potui. ^)
MhopoMacnemU phaUaide9 Joiiyhiilm«
Unica species hucusque reperta in sylvis primaetis 4000 pedum
alUs montis iavanici Gede radidhus arborum et plantae vivae scandenHs
innata nmssima die IV. Mens. lan. MDCCCXLIIL (Junghuhn).
Deseriptlo:
Receptamlum basilare s. Organ/um Vegetativum in radidbus alienis
parastticum^ svhsolitarium^ terrae proraus immersum^ camoso-lignosum^
irregulari'-globosum^ quandoque subramosmn^ extus rugoso-taberculatmn et
rugoso-costatum sive costato-^Ucatum^ dein swperne attermatum^ papUla--
tum^ denique vertice rumpens^ cylindrico^elongatum^ spadicem solitarium
emittens^ bctsinque spadids ocreae instar dngens.
Spadices e terra semiprominentes ^ cum receptaculo homogend et
concreti^ camoso^lignod^ cylindrico-pistillares^ statu recenti solidi^ statu
sicco excavati^ supeme aequales (nee incrassatij sUpitati^ ocrea tvbercuU
elongati rupta crassa sublignosa quadrifida brevi extus rugosa tuberculata
ibidem dncti; in statu iuniori squamis vel corporibus claviformibus hexa-^
gonis margine cohaerenMbus undique velaH^ ddn in aetate provecHori
hisce corporibus delapsis demidaU.
Squamae vel corpuscula hexagona dadformia sHpitata^ deorsum
libera supra margine invicem conghitinata et concreta^ stratmnque peri-^
pherioum dve corticem pot^us clypeoli m/ultisHpitati formam prae se feren^
"*) Herr Junghuhn erklärt die von mir als weibliche Exemplare beschriebenen ffir die männ-
lichen, indem er sich nur an die drfisigen Spreubliltdien hill und die Fmchtiuioten rail ihren
Griffeln und Narben ganz übersehen hat, die minnlichfin dagegen hält er für Zwitter. Die
verwachsenen Staubgeftoe sind ihm Sporenträger, ähnlich der Gattung Stäbum, daher cor-
pora sUlbiformia, die Pollenkörnchen, Sporen. Die drüsigen Spreuschnppen scheinen ihm
auch hier die Rolle der männlichen Organe zn spielen.
150 H. R. Göppert,
tes^ dein basi stipütm sohita et frwhUatim (clatis camphribus cohaerenli-
hus) et singulatim (clatis singulis sepa/rcMs) dedduae. Delapaua istarutn
davorum a basi ad a/picem spadids proffreditur^ ergo pars spadicis infe-
rior prius dermdata^ inque vertice spadicis clavi diuUus persistentes.
Stipes davorwn longiuscidus^ compressus. basi aequaliter attenualus
supeme in capituhm incrassatus ad partem dimidiam prismaUco-hexa--
gowum et apice pyramidali-hexagonum^ vertice nunari piano obliquo tetra-
quetro vel potius trapezoideo; capitula infra planiuscula cava cltfpeolaria^
parte laterali dimidia inferiore invicem arcte conghiHnata subconcreta
(sed separabilia). Substantia carnosa. Textura celhUosa. Ad basin
spadicis vel ad stipitem squamae istae vel clavuH minus evoluti sessües
svhtriquetrO" pyramidales acuHusculi deddui et super fidem stipitis ddn
scrobiculatam relinquentes.
Paleae filiformes flores widique densissime obtegentes Hneam
longae statu iuniori candidae^ in spadidbus ma^aulis rigidiusculae magis
robustae latiores quam in feminds^ subkmceolatae lineares sub microscopio
visae quasi arUcvlatae; celhdae inferiores plerumque vacuae peUaddae
gran/uUs amylacds hinc inde farctae^ ultimae ovaU-^globosas^ glandulosae
quasi e globulis concalenatis compositae. Nonn/uÜae palearum celhdae
sub lente apice prolificantes^ celhslas elongatas vertidUatim emiUentes ideo-
que breviter ranwsae.
Flores diclines et in distinctis stirpibus masculi a fenUneis dis-
creti vel dioid.
Spadices masculi oblongi^ floribus paldsque lineari-^lanceohUis
apice glandulosis iis brevioribus densissime obtecti. Flores numerasissimi
sesdles in seriebus spiralibus dispodti^ perigoniati. Perigonium cyUn-
dricum quadrißdum^ ladniis triangularibus eroso-indds apice glan-
dulosis erectis. Stamina symphysandra (Synema Rieh.) prima occulta
ddn exserta. Pilamenta perigonit ladndas std^aequantes. Antherae
numerosae in capitidum subglobosum (Synantherium Rieh.) in statu iuniori
niveum connatae; dngulae ovali^subrohmdae^ poUinis gramda phuima
aber Bhopaloünemis. 151
favefUes^ earwn locuU substanUa ceUuhsa parmchymatosa discreH. Pol--
Unis gratmla subrotunda e duabus membranis composita.
Spadices feminei ovato-^oblongi^ floribus el paleis fikfomUbus
apice glandidosis fmmerosissimis^ quae in ems superfide Stratum densum
crassiHe duarum linearum vehUinO'-fibrUlosufn. effidwU: Perigonium
wuUum. Ovaria fmmerosa sessilia ellipHco-oblonga dimdiam lineam
longa sparsa inter paleas ipsis longiores^ a/pice subcoronata^ margine bre--
vissimo celltUis elongalis papiUosis consUtuto (perigonU superi speciem
efformante)^ bilocularia^ post anthesin dissepimento sohUo nmlocularia
hculis aeque distantibus sibi subaequaUbus massa grwnosa ex parte re-
pleUs. Styli duo intra hvem perigonü ma/rginis ccmtatem inserti^ fiU--
formes torU ovario duplo hngiores subapproximati^ decidm; terminantur
Stigmatibus sexßdis. Fructus inter paleas reconditus^ sessüis subelUpti^
cus apice subtruncabus vestigOs Umbi cellulosi coronatus umlocfularis raro
bäocularis^ hculis massa gruphosa ex parte farcHs. Embryonem di-
sUnguere non potui.
Magnitudo: Receptaculum basilare e nuds aveUanae ad ca^
pitis infantum magnUudine. Tota planta ad 10/4 undas longa. Spadix
(uhdtus usque ad pedem dimidium longus^ denudatus unciam unam cum
Septem Uneis^ et corportbus davaeformibus tectus ad undas duas cra^sus.
Erkläningr der Tafeln.
Taf- XI.
Fig. L Der Parasit, aaf den Wurzeln der Liane sitzend, in verschie-
denen AUerszuständen abgebildet. Hälfte der natürlichen Grösse. A Das
grösste, Ab. und Ac. kleinere Exemplare. B. Die Wurzel der Lfane.
Fig. 2. Längsschnitt eines grossem Parasiten, um die Art der In-
sertion auf der Liane zu zeigen. A. Die Gefaissbfindel der Liane, als Mut-
ter- oder Nährpflanze, a. Punct des Eintrittes und 6. die* Verzweigung
152 H. R. Göppert,
in der Vegetationsmasse des Parasiten. B. Die dem Parasiten eigenen
Gefftssbündel. C. Das Parenchym.
Fig. 3. Querschnitt, stark vergrössert. A. Punctirte Parenchymzel-
len mit a. Amylumkörnchen und b. Zellenkemen. B. Gestreifte Gefösse.
Fig. 4. Längsschnitt des Vorigen. Aab. und B. von derselben Be-
deutung.
Taf. XII.
Fig. 5. Ein Exemplar mit männlichen Blüthenkolben, auch in natttr-
licher Grösse. A. Das Yegetationsorgan, hier nicht weiter ausgeführt.
B. Der männliche Blüthenkolben, der fiberall, auch an der Basis, am Stiele
Ba^ wie oberhalb Bb^ noch mit den Deckschuppen besetzt ist. Unter den
Schuppen des Stiels, bei Ba^ befinden sich keine Blüthen, die erst bei Bc.
beginnen. Um die Beschaffenheit des Stieles zu zeigen, ist die vierblätt-
rige Hülle, welche bis zum Anfange des Kolbens Bc. reicht, entfernt wor-
den. Ihre Insertionsstelle befindet sich bei Bß. Be. Eine von den Schup-
pen freie Stelle, wo man bei Bf. die Insertionsnarben der Schuppen, zwi-
schen denen sich die Blüthen befinden, erblickt. C. Die Wurzel, auf
welcher der Parasit sitzt.
Fig. 6. Ebenfalls ein männlicher Blüthenkolben, in natürlicher Grösse.
A. Das Vegetationsorgan, bei Aa. die vierblättrige Hülle, welche den Kol-
ben an der Basis umgiebt, aus welcher er sich entwickelt, die ihn im
jugendlichen Zustande ganz einhüllt. B. Der männliche Blüthenkolben,
in einem höhern Zustande der Entwickelung als die übrigen vorhandenen
Exemplare, daher auch am Stiel £a. nicht mehr mit Schuppen, wie Fig. 5.£a,
besetzt, sondern nackt, unregelmässig gefurcht längsstreifig erscheint.
Bei Bb^ wo die Blüthen beginnen, befinden sich kleine, kreisförmig ge-
stellte Knötchen zwischen den Furchen. Bc. Einzelne, noch vorhandene
dreieckige Schuppen, die sich an der Spitze zuletzt lösen. Bei Bd. überall
die Narben derselben, zwischen denen bei Be. die in ein länglich -rundes
Köpfchen verwachsenen gestielten Antheren. Bei Bf. sind die einzelnen,
das Köpfchen 'bildenden Antheren ausgeführt, wie sie dem unbewaffneten
über Bhopalocnemis. 153
Auge sich darstellen. C. Die mit andeutliehen Jahresringen versehene
Wurzel, auf der der Parasit sitzt.
Taf. Xin.
Anatomie der männlichen Blüthenthelle.
Fig. 7. Yergrösserte Darstellung der Deckschuppen, wie sie, von
oben gesehen, erscheinen.
Fig. 8. Horizontalschnitt des männlichen Kolbens, um die Lage der
männlichen Bltithentheile, imVerhältniss zu den Deckschuppen, zu zeigen.
A. Parenchym des Kolbens. B. Haarförmige Spreublättchen, welche die
männlichen Blfithen umgeben, denen der weiblichen Kolben ganz ähnlich
gebildet, nur in der Regel dicker, manchmal fast lanzettlich, nicht blos linien-
förmig, wie bei jenen. C. Die männlichen Blüthen, mit einer viertheiligen
bis etwa in die Mitte der ganzen Länge gespaltenen Hülle. D. Die ge-
stielten Antheren-Köpfchen, welche aus der Blüthenhfllle fast ganz her-
vorragen. Man erkennt deutlich die einzelnen, durch ihre zellige Halle
geschiedenen Anthereniacher. E. Die Deckschuppen. Ea. Narben der
abgeschnittenen Deckschuppen. * Eh. Eine vertikal gespaltene Schuppe.
Ec. Die dunklere Stelle bezeichnet die Lage des Gefössbündels, welches
hier nicht dargestellt ward. Es verläuft in der Mitte und theilt sich ober-
halb in nach rechts und links und so weiter nach aufwärts verlaufende
Zweige.
Fig. 0. Einzelne, zum Theile verwachsene, nur aus Zellen gebildete,
vergrösserte haarartige Spreublättchen. Ä. Die oberen drüsigen Zellen.
Fig. 10. Eine einzelne Spreuschuppe, stark vergrössert. Die Zel-
len sind erfüllt mit Amylumkörnchen. Bei B. sieht man den nie fehlenden
Zellenkem.
Fig. 11. Eine männliche Blflthe mit der viertheiügen Hülle, umge-
ben von den Spreublättchen. A. Die Spreublättchen. jB. Die Blüthen-
hülle und C. des Antherenköpfchens.
Fig. 12. Abgeschnittene und ausgebreitete BlüthenhttUe. A. Die
einzelnen Abtheilungen. jB. Die Spreublättchen, (Umrisszeichnung).
yoi.xxu. p.L 20
154 H. R. Göppert,
Fig. 13. Vertikalschnitt des Antherenköpfchens. A. Der zellige Trä-
ger mit einzelnstehenden Gefassbündeln, die jedoch nicht in die Antheren-
Säcke oder Hüllen gehen, deren Zellen keine spiralige Streifung, sondern
nur die gewöhnliche Beschaffenheit zeigen. jB. Die Wandungen. C Die
einzelnen unregelmässigen im Köpfchen vertheilten Antheren, mit den
Pollenkörnchen. Ba. Ca. Dergleichen, in wenig mehr als natürlicher
Grösse.
Fig. 14. Starke Vergrösserung des Trägers, um die verlängerten
Zellen zu zeigen.
Fig. 15. Querschnitt des Trägers. A. Parenchymzellen und jB. die
Gefassbündel.
Fig. 16. Querschnitt des Antherenköpfchens. A. Zellgewebe der
Antherenwandungen. B. Die Pollenkörnchen.
Fig. 17. Einzelne Pollenkörnchen.
Fig. 18. Stark vergrössertes, einzelnes, in Schwefelsäure einge-
weichtes Pollenkorn.
Taf. XIV.
Fig. 19. Weibliches Exemplar mit einem Blüthenkolben, in natürli-
cher Grösse. A. Die vegetative Masse des Parasiten, mit runzlicher zer-
rissener Oberfläche, welche jedoch nur an einer Stelle ganz ausgeführt ist.
jB. Die weibliche Blüthe. Ba. Die Deckschuppen, welche den Blüthen-
kolben vor der Entwickelung einhüllen, die hier im obersten und untersten
Theil desselben noch erhalten sind. Bh. Die Insertionsstellen der abge-
fallenen Schuppen, zwischen denen Bc. die Fruchtknoten mit ihren Grif-
feln, umgeben von den haarförmigen Spreublättchen, sich befinden. C. Ein
in der Entwickelung begriffener, noch im Innern der Vegetalionsmasse
verborgener weiblicher Kolben, der sich nur durch ein kleines Höckerchen
zu erkennen giebt und hier vertikal durchschnitten erscheint. Ca. Die in
demselben verlaufenden Gefassbündel. Cb. Die Hülle, welche den jugend-
lichen Kolben ganz einhüllt, und später bei den Blüthen sich in vier Theile
über Bhopalocnemis. 155
spaltet. D. Die Stelle, wo der Querdurchschnitt Fig. 22, E. wo der
von Fig. 23, und F. wo der von Fig. 25. entnommen wurde. Bei E.
wurde die Hülle entfernt, welche den Kolben an der Basis umgiebt. Bei
Ea. sind die Reste derselben noch sichtbar.
Fig. 20. Ansicht des unentwickelten Kolbens von Fig. 19. C, von
vom, wo man noch die ihn bedeckenden Schuppen deutlich erkennt, die
ihm das Ansehen eines jungen Coniferen-Zapfens verleihen.
Fig. 21. Vergrösserung eines Vertikalschnitls des vorigen. A. Zel-
len der schuppenartigen Decke ; die Schuppen sind noch ganz zusammen-
hängend, wie auch oberhalb bei B. die einzelnen Theile, aus denen die
Fruchtknoten mit den umgebenden haarförmigen Spreublättchen noch als
gleichförmiges zelliges Parenchym erscheinen, in deren Zellen man überall
die Zellenkerne erkennt. Bei Ba. beginnt schon die Trennung. C. Pa-
renchym des Kolbens.
Fig. 22. Querschnitt des Parasiten unterhalb der Stelle, wo der
Blüthenkolben entspringt. A^ Gefassbündel der Mutterpflanze. B. Ge-
fassbündel des Parasiten. C Parenchym, aus dünnwandigen Zellen gebil-
det. D. Rinde, aus grösstentheils dickwandigen parenchymatösen Zellen
gebildet.
Fig. 23. Querschnitt, weiter oben. A. Parenchym der Vegetations-
masse ; bei B. schon der Ursprung der Blüthenkolben.
Fig. 24. Querschnitt des oberen Theiles des Stieles, kurz vor dem
Eintritt in den Blüthenkolben.
Fig. 25. Querschnitt aus der Mitte eines weiblichen Kolbens. A. Ge-
fössbündel, bei B. kreisförmig gestellt. C. Gefassbündel, welche in ihrem
fast horizontalen Verlaufe nach dem Rande, vom Schnitte getroffen, fast das
Ansehen von Markstrahlen zeigen.
Fig. 26. Vertikalschnitt durch einen Kolben, nebst dessen Stiel.
A. Der Stiel und Gefässbündel desselben. B. Der Blüthenkolben. C. Die
vom Stiele aus schon parallel verlaufenden Gefassbündel, welche, gegen
156 H. R. Göppert^
den Rand hin, bei D.^ unter rechten Winkeln abgehende zahlreiche Seiten*
Aeste abgeben.
Fig. 27. Vertikalschnitt des Kolbens, V« Linie unter der Oberfläche
oder der Insertion der Ovarien und Spreublättchen. A: Das in der Mitte
der Kreise befindliche grössere Gefössbündel, welches in den Stiel der
Deckschuppen geht. B. Die um dasselbe im Kreise stehenden, bis zu den
Ovaren, C. die bis zu den Spreublättchen verlaufenden Gefössbflndel.
Anmerk. Die innere Organisation der männlichen Blttthenkolben
stimmt mit der der weiblichen, welche ich hier lieferte, ganz flberein.
Taf. XV.
Fig. 28. Grösstes Exemplar des Parasiten, in natürlicher Grösse.
A. Vegetationsorgan mit fünf weiblichen Kolben. B.C. D.E. F. Sämmt-
lieh in verblühtem Zustande, mit zahllosem Saamen. B. C. D. Am vollstän-
digsten erhalten. Bei Aa. die viertheilige Hülle oder Scheide, welche die
Kolben an der Basis umgiebt (vergl. Taf. XII. Fig.6. ^a.). Bei Ah. ist
eine Stelle ausgeführt, um die runzlich- grubige Beschaffenheit der Ober-
fläche zu zeigen. Kolben B. bei Ba. noch mit dem Rest der schuppigen
Decke; b. die Insertionsstellen der einzelnen Schuppen, zwischen denen
bei Bc. die Fruchtknoten mit den Griffeln sich befinden. Der Kolben C.
ähnlich organisirt, aber nicht ausgeführt. Der Kolben D. vertikal durch-
schnitten, um den Verlauf der Geßissbündel Da. zu zeigen. Dh. Lage der
Fruchtknoten mit den Griffeln und Spreuschuppen. De. Kleine dunkle,
regelmässig von einander abstehende Flecken, durch engere Zellen gebildet.
Der Kolben £J, noch nicht ganz entfaltet; F. abgeschnitten. G. Die Wur-
zel der Liane, auf welcher der Parasit sitzt; bei Ga. der Querschnitt; bei
der InserÜonsstelle Gh. die Wurzel der Mutterpflanze angeschwollen, wie
dies wenigstens bei den Balanophoreen immer der Fall zu sein pflegt.
Fig. 29. Querdurchschnitt des weiblichen Kolbens, um die Lage der
Fruchtknoten in ihrem Verhältniss zu den Deckschuppen, so wie die Ge-
stalt der letztem in der Vertikal- oder seitlichen Ansicht darzustellen, ent-
über BAapalocnemis. 157
sprechend Taf. XIIL Fig*8. A. Die Fruchtknoten mit den Griffeln. B. Die
haarartigen Spreublättchen. C. Die Deckschuppen.
Fig. 30. Ein Fruchtknoten, in natürlicher Lage, mit seinen Umge-
bungen, stark vergrössert. A. Zellgewebe des Blflthenkolbens. B. Frucht-
knoten. Ba. Oberer Theil des Fruchtknotens, mit den papillenartig her-
vortretenden Zellen. Bb. Fächer des Fruchtknotens. Bc. Gegend, wo
sie sich endigen. C. Griffel, mit den schwach gewundenen Zellen.
D. Die sechstheilige Narbe, deren einzelne Abtheilungen nur durch
langhervorgezogene Zellen gebildet werden. E. Die Spreublättchen,
zarter als bei den männlichen Bläthen. Ea. Obere drüsige Zellen
derselben.
Fig. 31. Vergrösserter Querschnitt des Griffels. A. Die spiralig
gedrehten Zellen der Rinde oder des Randes ; B. Zellen des Centrum's, alle
mit Zellenkernen versehen.
Fig« 32. Ebenfalls Querschnitt eines andern Griffels. A. und B.
Dieselbe Bedeutung.
Fig. 33. Vergrösserter Querschnitt eines noch niit Griffeln verse-
henen Fruchtknotens, entnommen in der Gegend Fig. 30. bei Bb. A. Zel-
len mit etwas dicken braungefarbten Wandungen, welche die Fächer um-
geben. B. Der undeutlich kömig -zellige Inhalt der Fächer. C. Die
zellige, beide Fächer trennende Scheidewand.
Fig. 34. Vergrösserter Querschnitt eines reiferen Fruchtknotens,
von welchem die Griffel schon abgefallen sind^ entnommen aus dem
Fig. 28. unter D. abgebildeten Kolben. A. Braune Zellen der Einfassung
des Faches. B. Fach mit undeutlich zellig -grumösem Inhalt.
Fig. 35« Längsschnitt eines reiferen Fruchtknotens. A. Die papil-
lenartig lang vorgezogenen Zellen, welche die Griffel an ihrer Basis um-
geben. B. Zellen mit grossen Zellenkemen, in welche die Griffel über-
gehen. C. Gestreifte Gefösse. D. Fach, mit undeutlich zellig-grumöser
Masse. E. Gegend, bis wohin sich die braunen, das Fruchtfach ein-
schliesenden Zellen noch erstrecken. (Umrisszeichnung.)
158 H. R. Göpperl, 'über Rhopalocnenus.
Fig. 36. Querschnitt eines reiferen Fruchtknotens, unterhalb der
Fächer entnommen. A. Die brauneren dickwandigeren Zellen, weiche
nach oben in die die Fächer umkleidenden übergehen. B. Die Gegend,
wo sich die gestreiften Gef^sse befinden.
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30
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CHEIISCHE UNTERSÜCHCIIG
DES
WACHSÄHNLICHEN BESTANDTHE1LE8
DER
BALANOPHORA ELONGATA Blume
VON
THEODOR POIiECH.
DER AKADEMIE DURCH HERRN PROF. GÖPPERT ÜBERGEBEN DEN 12. FEBRUAR 1843.
Herr Professor Dr. Göppert beschrieb im Jahre 1841 (Nova Acta Acad.
Nat.Cur. P.XVIILSuppl. p.230n.L) mehrere Arten der Parasitengattung
Balanophora (B. elongata^ globosa Jungh. , B. ahtacea Juogh. und
jB. maoriuM Jangh.)? welche sich ausser mancherlei, in botanischer Hinsicht
sehr interessanten Eigenthümlichkeiten, auch durch ein merkwürdiges, von
allen bis Jetzt bekannten Pflanzen abweichendes chemisches Verhalten aus-
zeichnen, indem nämlich sämmtliche Zellen, nicht blos die der Oberfläche,
sondern auch die des Innern des Stengels, mit einer harz- oder wachs-
artigen Substanz in einem solchen Grade dicht erfallt sind, dass die
Stengel, angezündet, die Stelle von hellleuchtenden Lichtern zu vertreten
vermögen, wie sich denn auch ihrer in Java, ihrem Valerlande, die Ein-
geborenen, nach des Einsenders, Herrn Junghuhn' s- Mittheilungen,
zu diesem Zwecke zu bedienen pflegen. Einer vorläufigen qualita-
tiven Untersuchung zufolge glaubte Herr Professor Dr. Göppert diese
wachs- oder harzartige Substanz als eine eigenthümliche erkennen zu
müssen, welcher er den Namen Balanophorin beilegte, wünschte aber
von mir eine chemische Analyse derselben zu erhalten, die ich in Folgen-
dem liefere.
Die zur Untersuchung verwandten Pflanzentheile von Balanophora
elongata waren knollige, etwas verästelte und mit einer Menge von stern-
förmigen Erhabenheiten bedeckte Massen, die aussen eine graubraune und
innen eine gelblichweisse Farbe besassen. Ihr Harz- oder Wachsgehah
war so gross, dass man mit dem Messer in Wachs zu schneiden glaubte.
Sie Hessen sich leicht zu Pulver zerreiben, brannten, angezündet, mit
vouiLxn. P.M. 21
162 Th. Poleck,
leuchtender Flamme und Terbreiteten dann einen schwachen, nicht unan-
genehmen Geruch.
Um diesen harzähnlichen Körper zu isoliren, erwies sich die Behand-
lung mit Aether als die beste. Es wurden daher die Pflanzentfaeile so viel
als möglich von der äusseren braunen rindenartigen Schicht befreit und
beide, die innere und äussere Schicht, gesondert mit kaltem wasserfreien
Aether ausgezogen. Beide wurden leicht und in sehr kurzer Zeit erschöpft.
2,848 Gramm, der trockenen inneren Substanz gaben, mit Aether be-
handelt,
2,5623 Gramm, des harzähnlichen Körpers = 80,06 pl.
0,6840 Gramm, der äusseren grauen Schicht gaben auf dieselbe Weise
0,4000 Gramm, des Körpers = 58,61 pl. Dieses ist natttrlidi nur
annähernd der Gehalt der Rinde an Harz, weil sich die inneren Tfieile der
Pflanze nicht vollkommen davon trennen lassen.
Bei'm Verdampfen des Aethers wurde eine weisse, undurchsichtige
wachsartige Masse erhalten, welche einige Zeit im Wasserbade, bei 100
Grad Geis, erhitzt, völlig durchsichtig und gelblich wurde.
Die auf diese Weise gewonnene Substanz ist, bei gewöhnlicher Tem-
peratur, fest, jedoch etwas klebrig, und erweicht zwischen den Fingern.
In der Kälte lässt sie sich jedoch nur schwer zerreiben, wobei sie stark
elektrisch wird; sie besitzt einen schwachen, eigenthümlich balsamischen
Geruch, der besonders bePm Erwärmen deutlich hervortritt. Auf Platin-
blech erhitzt, verdampft sie in weissen Nebeln, unter Verbreitung des er-
wähnten Geruchs ; bei^m weiteren Erhitzen kommen brennbare Gase und
es bleibt als Rückstand eine blasige Kohle, die leicht vollständig verbrennt.
Um zu sehen, ob die klebrige Beschaffenheit nicht von einem gerin-
gen Gehalt an einem ätherischen Gele herrühre, wurde die mit Aether aus*
gezogene Substanz in einem gläsernen Destillirapparate bei guter Abküh-
lung mit Wasser destillirt. Natürlich konnten bei der verhältnissmässig
geringen, zur Operation angewandten Menge, keine Oeltropfen erhalten
Anaiyse des fDOchsartigen Be^andtheüs der Bai. ehngata BL 103
werden, das Destillat besass jedoch den Geruch de« Harzes und einen
balsamischen Geschmack; das Harz selbst hatte Tollstfindig seine bei ge^
wohnlicher Temperatur klebende Beschaffenheit verloren, war nach dem
Erkalten, bei gewöhnlicher Temperatur, leicht brüchig und liess sich eben
so leicht zerreiben. Zerrieben stellte es ein gelbliches Pulver dar.
Es ist unlöslich in Wasser, nur sehr wenig löslich in wasserhaltigem
Weingeist; in grösserer Menge wird es, namentlich bei'm Kochen, von
absolutem Weingeist aufgenommen, ans dem es sich bei'm Erkalten und
längerem Stehen in kleinen, farblosen, durchscheinenden krystallinischen
Massen ausscheidet, in denen man aber durchaus keine Krystalle unter«*
scheiden kann. Die Lösung ist farblos. In Aether löst es sich in allen
Yeriiältnissen, scheidet sich jedoch bei'm Verdampfen nicht krystallinisch
aus. Die Lösung ist, je nach der Concentration, mehr oder weniger
schwach -gelblich, fast farblos. Es ist femer löslich in ätherischen und
fetten Oelen und in Schwefelkohlenstoff.
Die alkoholische Lösung reagirt vollkommen neutral, sie wird durch
Zusatz von Wasser weiss getrübt, und diese Trübung verschwindet nicht
durch Aetzammoniak oder Kali. Im Ammoniak ist es vollkommen unlös-
lich, in verdünnter Kalilauge ebenfalls, und selbst sehr concentrirte Kali-
lauge bringt bei'm Kochen und Eindampfen keine Zersetzung zu Stande.
Wenn man es mit concentrirter Schwefelsäure übergiessjt, so ent-
steht in der Kälte fast gar keine oder nur eine sehr geringe Färbung;
bei'm gelinden Erwärmen löst es sich vollkommen mit schöner dunkelro-
ther Farbe auf, die etwas an's Braune streift. Wenn man diese Lösung
mit Wasser verdünnt, so wird sie stark milchähnlich getrübt; Aether löst
den Niederschlag mit der grössten Leichtigkeit und durch Verdampfen
desselben erhält man das Harz mit seinen ursprünglichen Eigenschaften
wieder. Es besitzt dieselbe Farbe und Härte, wie früher, ist nach wie
vor schwerlöslich in Alkohol, unlöslich in Alkalien, und verhält sich neu-
tral gegen Pflanzenfarben. Bei stärkerem Erwärmen mit Yitriolöl wird
IM Tk. Poleck,
die Faii>e dunkler, und bei fortgesetztem Erhitzen wird es unter Entwicke-
\ung von Sjchwefeliger Säure nalflrlich verkohlt.
Um die Elementaranalyse davon anzustellen, wurde es nochmals in
wasserfreiem Aether gelöst, die Lösung filtrirt, der Aelher verdunstet und
die rückständige Masse einige Zeit mit kochendem Wasser behandelt. Es
hinterliess, auf Platinblech verbrannt, keine Spur eines fixen Rückstandes.
Es wurde nun bei 100 Grad Gels, so lange getrocknet, als noch ein Ge-
wichtverlust stattfand. Die Analyse geschah auf die gewöhnliche Weise
mit Kupferoxyd, bei der zweiten wurde zuletzt noch ein Gran Sauerstoff-
gas durch das Verbrennungsrohr geleitet.
Die Resultate waren folgende:
1) 0,2746 Gramm. Harz gaben 0,8003 Kohlensäure und 0,2791 Wasser
2) 0,3506 „ „ „ 1,0249 „ „ 0,3541 „
Diese Resultate entsprechen folgender Zusammensetzung in 100
Theilen:
1) 2)
Kohlenstoff 79,46 79,72
Wasserstoff 11,28 11,20
Sauerstoff 9,26 9,08
100,00 100,00
Aus diesen Analysen berechnet sich am besten folgende empirische
Formel: G12H30O. Diese giebt: Kohlenstoff = 75, Wasserstoff = 6,25,
angenommen, in 100 Theilen
12 C = 900,00 80,00 pC.
20H = 125,00 11,11 „
1 = 100,00 8,99 „
1125,00 . . . . 100,00 pC.
was mit der gefundenen Zusammensetzung ziemlich genau ttbereinstimmt.
Da das Harz keine saure Natur besass, sich daher mit andern Körpeni
Anahfse des wachsarUgmh BestaMUheils der Bai. elongata Bl. 165
Rieht verbilden lieas, 90 war nicht daran zu denken, das Atomgewicht zu
bestimmen.
Es wurde nur noch das Verhalten gegen Salpetersäure untersucht,
um aus den Zersetzungsproducten einen Schluss auf seine Natur machen
zu können.
Von Salpetersäure, von 1,2 spez. Gewicht, wird es in der Kälte gar
nicht angegriffen, und selbst rauchende Säure wirkt nicht augenblicklich
ein. Bei'm Kochen wirkt erstere nur sehr langsam, letztere zwar rasch,
aber verhältnissmässig auch nicht zu energisch. Unter Entwickelung von
rothen Dämpfen und massigem Schäumen löst es sich allmälig zu einer
gelben Flüssigkeit auf, von der durch Verdampfen die überschüssige Säure
so viel als möglich getrennt wurde. Das Abdampfen mit Salpetersäure
wurde so oft wiederholt, als sich noch rothe Dämpfe zeigten. Wenn man
die rückständige Flüssigkeit mit vielem Wasser übergiesst, so wird der
neugebildete Körper in dicken weissen Flocken gefällt. Man erhitzte dann
etwas, damit sich die Flocken zusammenballten, und erneuerte das Wasser so
oft, als die Flüssigkeit noch sauer reagirte ; die zuerst abgegossene Flüs-
sigkeit enthielt keine Oxalsäure, auch gab sie, mit Ammoniak neutralisirt,
weder mit Silber- noch mit Bleisalzen einen Niederschlag. *
Die ursprünglich völlig weissen Flocken sind durch das Erhitzen mit
Wasser in eine, bei gewöhnlicher Temperatur gelbe, harte, brüchige,
leicht zerbrechliche Substanz übergegangen, die leichter als Wasser ist
und in kochendem Wasser schmilzt. Sie ist unlöslich in Wasser, aber
sehr leichtlöslich in wasserhaltigem Alkohol; in Aether ebenfalls, jedoch
nicht so leicht, als das ursprüngliche Harz. Sie ist jedoch aus keinem
dieser Lösungsmittel krystallinisch zu erhalten. Die alkoholische Lösung
röthet Lackmus und wird durch V^asser gefällt; Ammoniak löst den ent-
standenen weissen Niederschlag mit Leichtigkeit, und zwar mit rothbrau-
ner Farbe auf; dasselbe geschieht von Kali. In Aetzammoniak und in
verdünntem Kali löst sich der Körper schon in der Kälte sehr leicht, je
166 Th. Poleek,
nach der Goneentration, mit mehr oder weniger dmkler roAbranner Pari>e
auf. Säuren schlagen ihn mit weisser Farbe nieder.
Um ihn vollständig rein zu erhalten, wurde er in Aetzammoniak ge-
löst, filtrirt, das Filtrat mit verdünnter Salpetersäure gefällt und mit Was-
ser vollständig ausgewaschen. So gereinigt, stellt er, unter der Luft-
pumpe ttber Vitriolöl getrocknet, ein leichtes, hellgelbes Pulver dar, wel-
ches bei'm Erhitzen schmilzt, mit einem eigenthümlichen, jedoch nicht
ammoniakalischen Geruch ohne Yerpuffung verbrennt und eine schwer
verbrennliche Kohle zurflcklässt« Mit Aetzkali zusammengeschmolzen,
entwickelt diese Substanz kein Ammoniak; sie ist also stickstofffrei und
wahrscheinlich ein einfaches Oxydationsproduct des Harzes.
Sie ist eine vollkommene und zwar nicht schwache Säure. Die
alkoholische Lösung zerlegt die kohlensauren Alkalien vollständig; Koh-
lensäure entweicht unter Aufbrausen und die entstandenen rothbraunen
Verbindungen sind in Alkohol löslich. Dampft man sie im Wasserbade
zum Trocknen ab, zieht die trockenen Massen mit starkem Alkohol aus,
um alles kohlensaure Alkali zu entfernen, so reagirt die Lösung vollkom-
men neutral. Ihre Verbindungen mit Alkalien sind nicht krystallinisch;
abgedampft, stellen sie braune Salzmassen, dar, die aus der Luft Feuchtig-
keit anziehen und zerfliessen.
Die wässrige Lösung des Ammoniaks oder Natronsakes giebt mit
salpetersaurem Silberoxyd einen gelben, etwas bräunlichen Niederschlag,
der leichtlöslich in Säuren und Ammoniak ist, er verpufft nicht bei'm
Erhitzen.
Eben so werden die alkalischen Erden, Bleisalze und alle übrigen
Metallsalze gefallt, Kupfer grünlich, die anderen mehr oder weniger getb-
lich- braun in verschiedenen Nuancen.
Es wurde versucht, das Silbersalz rein darzustellen, um eine Atom-
gewichts -Bestimmung zu machen; es gelang jedoch nicht, da sich der
Analifaedu iöaäiaatrligfm^ Beätandtkeik der Bai. ehugtOa BL 167
Niederschlag beiko Auswaschen zu Kisen schien un4«4fie geringe M^rage
der Säure, die mir nur zur Disposition stand, keine weitere Ausdehnung
der Versuche zuliess. Sie unterscheidet sich von der durch Bromeis
entdeckten Terpentinsäure, die derselbe durch Oxydation des Terpentinöls
und des Kolophons erhielt, dadurch, dass sie in Wasser unlöslich ist, und
mit Chlorcalcium, Bleizucker und salpetersaurem Silberoxyd Niederschläge
giebt, welches Verhalten die Terpentinsäure nicht zeigt. Um diese Säure
vollständig als eine neue zu charakterisiren, bedarf sie jedenfalls einer
genaueren Untersuchung, die gegenwärtig aus Mangel an DIaterial nicht
möglich ist.
Als Resultat der Untersuchung ergiebt sich wohl mit ziemlicher
Bestimmtheit, dass die untersuchte Substanz den Harzen beizuzählen ist.
Von den Wachsarten im Allgemeinen unterscheidet sie sich in reineiii
Zustande durch ihre spröde, in dünnen Lagen durchsichtige, leicht zer-
reibliche Beschaffenheit, durch ihr Verhalten gegen Säuren und Alkalien ;
femer dadurch, dass sie bei'm Reiben elektrisch wird. Bienenwachs und
Japanisches Wachs geben mit Salpetersäure, als letztes Oxydationsproduct,
Bemsteinsäure. In seiner Zusammensetzung kommt dieses Harz dem
Euphorbium, Mastix und Elemiharz ziemlich nahe, es enthält jedoch etwas
mehr Kohlenstoff und Wasserstoff. Es besitzt also so viele Eigenthttm-
lichkeiten, dass es wohl mit Recht als eigene Art zu unterscheiden ist,
fi^ welche der von Göppert gewählte Namen „Balanophorin^^ bei-
behalten werden kann.
Es folgen hier einige Zusammenstellungen mit Analysen der ge-
nannten Harze und auch des Wachses ; ich habe hierbei die Analysen des
Belanophorins, um sie besser mit den Originalzahlen der genannten Ana-
lysen vergleichen zu können, nach dem Atomgewicht des Kohlenstoffs
= 76,44, des Wasserstoffs = 12,48 berechnet.
168 Th. Poleck, Asuü. d. wachsart. BetUmdäteäe d, B. ekmgaia Bl.
Euphorbium H. Rose. Saures Harz des Biastix Elemiharz H. Rose.
nach Johnston.
C = 70,67 79,53 «0,77
H = 10,96 10,06 11,47
0= 9,37 10,40 7,76
Bienenwachs. Japanisches Wachs. Mittelzahl der Analysen
des Balanophorins.
C = 80,84 73,74 80,70
H := 13,22 11,92 11,23
= 5,94 14,34 8,07
lOrOSPllMBIKDlEB,
ED BDTBAG
ZÜB EEMHISS DER MCBMOSPM
UND DER VERZWEIGÜNGSART DER PFLANZEN.
VON
M. d. A* d. N.
ERSTE ABTHEILUNG. DICOlTLEDOlSElüif.
MIT 17 STBINDRUCKTAFELN.
DER AKADRM1E f BBRGEBEN DEN 39. DECEMBER 1846.
Voi,XXIL P.I. 22
IForbemerkiing.
Hie allgemein angenommene Eintheilung der Knospen stützt sieh a) auf
das Fehlen oder Vorhandensein einer schützenden Knospendecke; b) ist
letztere vorhanden, so wird die Bildungsweise derselben zur ferneren Ein«-
theilung benutzt.
Ich habe die angenommenen Eintheilungen im Ganzen beibehalten,
indem ich mit den blattdeckigen Knospen, Gemmae foliaceae, beginne und
die blattstieldeckigen Knospen, Gemmae petiolaceae, als Uebergangsstufen
annehme, um zu den .nebenblattdeckigen Knospen, Gemmae stipulaceae, zu
gelangen. Zu diesen letzteren ziehe ich die Knospen, deren schützende
Decke aus tutenförmigen Nebenblättern, Ochreae, gebildet ist, so wie auch
die sttttzdeckigen Knospen, Gemmae fulcrateae, deren schützende Deck-
blättchen aus einer Verschmelzung des Blattstieles mit den Nebenblättchen
entstanden sind.
Die Knospen, denen eine schützende Knospendecke fehlt, die nack-
ten Knospen, Gemmae nudae, habe ich von den ancferen Knospen, die eine
solche schützende Decke haben, Gemmae tectae, nicht strenge geschieden,
sie nicht für sich allein betrachtet, dieselben jedoch stets an den ihnen zu-
kommenden Stellen als einfachere Gebilde hingestellt.
Bei Anordnung der zwei Hauptabtheilnngen, der blattdeckigen und
nebenblattdeckigen Knospen, habe ich die Stellungsverhältnisse der Theile
in der Knospe zu einander und zum Mutterzweige (zur Achse) und Mut-
terblatte berücksichtiget.
172 A. Henry,
Es lag nicht im Bereiche meiner Untersuchungen, darauf einzugehen,
ob die Ansichten der Herren Schimper und Braun^ nach welchen die
Spiren der Quirle als abgeschlossen — oder die der Herren Bravais, nach
welchen sie als unendliche Reihen zu betrachten sind, der Natur am mei-
sten entspreche. Ich habe aber durch meine Arbeit die Ueberzeugung
erlangt, dass die Entscheidung dieser Fragen eine sehr schwierige ist.
Mein Streben ging dahin, die Stellungsverhältnisse der Theile so aufzu-
zeichnen und getreu wiederzugeben, wie sie mir erschienen, ohne hierin
einä erschöpfende Genauigkeit er^sielen zu wollen, und bin der Meinung,
dass, wenn auch die Ansicht der Herren Bravais sich als wahr und na-
turgemäss erweisen sollte, die von mir allgemein angenommenen Yeriiält-
nisse in Hinsicht der Stellung der Theile sich dennoch stets als zweck-
dienlich erweisen werden.
In Hinsicht der von den Herren Schimper und Bravais angenom-
menen Abhängigkeit der Knospe von ihrem Mutterblatte wage ich noch
nicht, dem hierüber Aufgestellten etwas allgemein Bestimmendes beizufü-
gen, kann jedoch nicht unerwähnt lassen, dass sich mir manches in mei-
nen Untersuchungen darbot, was einer solchen Abhängigkeit viele Wahr-
scheinlichkeit verleihen könnte.
In meiner Arbeit habe ich die sogenannten endständigen oder gipfel-
ständigen Knospen mit einem anderen Namen belegt, und muss diese Be-
zeichnung durch einige Worte zu rechtfertigen versuchen. Nach meiner
Ansicht kann man das unentwickelte aber entwickelungsfSShige Ende einer
Hauptachse nicht zu den wirklichen Knospen rechnen, da sein Verhältniss
zur Pflanze ein ganz anderes ist, als das der eigentlichen Knospen, Gern-
mae, zu derselben Pflanze.
Ich will hier nur den Unterschied zwischen den knospenartigen En-
den einer Hauptachse (wie wir die gipfelständigen Knospen benennen,)
und den an derselben Hauptachse entstehenden wirklichen Knospen in den
Winkeln der Blätter hervorheben, ohne die Knospen, die an anderen
Puncten der Pflanze entstehen können, heranzuziehen.
Knospenbilder. 173
Die Anlagen zu den Knospen finden wir schon in der ersten Ent-
wickelongsperiode des Stengels, während die Spitze des Stengels sich
erst dann knospenartig abzuschliessen vermag, wenn dessen Wachsen in
die Länge aufhört.
Die Knospe, oder, um es genauer zu bezeichnen, die Anlage zur
Knospe, tritt an und aus dem Stengel hervor und bildet in fortschreitender
Entwicklung eine neue Achse. Entweder entwickelt sich diese neue
Achse gleich vollkommen weiter, oder sie bildet anfänglich nur einen klei-
nen Theil der Achse aus, meistens nur eine äussere Hfllle, und von dieser
geschützt die Anlagen zu später sich entwickelnden Theilen.
Bei den knospenartigen Enden des Stengels verwendet die Pflanze
vorhandene Theile als schützende Hülle, und die durch Anamorphose ent-
standenen Hüllen legen sich schützend um die Rudimente der Theile, die,
gleich den Hüllschuppen, nur im später erfolgendem Weiterwachsen die
Achse des Hauptstengels -fortführen.
Die eigentliche Knospe tritt mit Theilen auf, die ihr eigen sind, ihr
angehören; das Stellungsverhältniss dieser Theile ist ein der Knospe
eigenthümliches, und wenn auch eine gewisse Abhängigkeit der Knospe
vom Hauptzweige anzunehmen ist, so zeigt es sich doch fast immer klar
und deutlich ausgesprochen, dass in der Knospe keine einfache Fortfüh-
rung der Stellungsverhältnisse der blattartigen Theile des Hauptstengels
vorhanden ist.
Bei den knospenartig abgeschlossenen Enden des Hauptstengels tritt
uns ein anderes Yerhältniss entgegen.
Man findet keine Stelle, die man mit dem Namen Anfang bezeichnen
. könnte, und nur sehr selten tritt bei den auftretenden Deckblättchen eine
Aenderüng in den Stellungsverhältnissen ein, d. h. die Deckblättchen ha-
ben dieselbe Stellung, wie die Blätter am Stengel, und der später auswach-
sende Theil des Stengels dieselbe Stellung, wie die Deckblättchen und
wie die Blätter am unteren Theile des Stengels.
erte-
m
Illr
pfei-
k
'iiiC'
ei-
174 A. Henry,
Die knospenartigen Enden der Achse können wir daher betrachten
als eine nach eriblgtem Stillestehen im Längenwachsthum stattfindende
Umhüllung der Theile, die bestimmt ist, dieselbe Achse später fortzu-
führen.
Die eigentliche Knospe, Gemma, beginnt und bildet in fortschreiten-
der EntWickelung eine neue Achse, die bestimmt ist, später auszuwach-
sen und sich daher aus blattartigen Theilen, die zur neuen Achse gehören,
eine Hülle bildet, unter welcher die sich später entwickelnden Blattorgane
als Rudimente verborgen und geschützt ruhen, bis zu ihrer weiteren Aus^
breitung und Ausbildung.
Knotpenbüder. 175
? je:'--
Uz
IJeberoicht.
Blattdecklge Knospen, Ctonunae ftollaceae.
Die Knospendeckblättchen werden aus den Blfittern gebildet.
Blfitter zu mehreren verbunden.
Nackte nnd bedeckte Knospen.
Tab. XVI. MesembryarUhenwm KngucLeforme. M. sctdpatrum. M. pu-
stukU/um. JH. fragrtma. M. crudatum. Craswla dHata.
Rochea falcßta. Globulea adtnUa. Globidea obtaUata.
Prosenthese.
Tab. XVII. Ohne Knospendecke. Mesembryanthemum foUowm.
Uebergang zur Knospendecke. Viscum albwn.
Knospendecke einfach. Ephedra distachya. Hippophaä
canadensis. lAgustmm indgare.
Knospendecke aus zwei verbundenen Blättern bestehend.
Lomcera nigra^ Peridymefmtn.
Knospendecke aus mehreren Blättern bestehend. Acer tar^
taricum^ campeslre^ atriatum.
Tab. XVIII. Springa vulgaris.
Die Blätter decken sich wechselseitig. Craaaula lactea.
Sahia ofßänaUs.
Knospendecke yoUkommen ausgebildet. Evonymua laHfoUus.
Die Blätter der Knospe nach vorne hinneigend, rückwärts
umgebogen. Correa alba^ speciosa.
176 A. Henry,
Die Blätter der Knospe rückwärts umgebogen. RosmarifMs
ofßdnalis.
Die Blätter nach vorne aufgerollt.
Eine aus zwei Blättern gebildete Knospendecke. Comua
masoida.
Nur eins der gegenüberstehenden Blätter bringt eine Knospe.
Die Knospen bilden eine Spirale. Justida (TyhgloMa)
orchioides.
Die Knospen stehen an den zwei nebeneinander liegenden
Seiten der '/a (!^) St. Goldfussia ensifoHa.
Knospenkeimblätter.
Tab. XIX. A. Ein Blatt, der Achse zustehend. Jumperus communis.
Melaleuca propinqua. Atragene dipina.
B. Ein Blatt, dem Mutterblatte zustehend. BeauforHa apana.
\ ('/»)
(Scheinquirl) CaUitris airUculata. Caasuarina tortuosa.
Alyxia Richardsoma. BusseUa ümcea.
Blätter einzeln stehend.
A. Die Blätter in der Knospe^ am Zweige, haben dieselbe
Richtung, wie die Blätter in der Hauptachse.
Tab. XX. a. Knospen ohne eigentliche Decke. Othera ifUegri^
foUa.
b. Knospen mit einer Decke. Aristolochia Sqtho. He--
dera HeUx.
B. Die Blätter in der Knospe, am Zweige, kreuzen sich mit
den Blättern an der Hauptachse,
a. Knospen ohne eigentliche Decke. Cairmichcteliia ou-
sbraUs.
Kno9penhüder. 177
b. Uebergang. Visnea Mocanera.
c. Knospen mit einer Decke. Royema hdda.
d. Knospen mit einer starken Decke. CameUia ja/po--
nica.
Tab. XXI. Die /^ Stellung geht aus einer % Stellung hervor. Vacd-
nium Myrtillus.
Die Knospenzweige zeigen eine ausgeprägte % Stellung.
Der Hauptzweig zeigt % Stellung. Phyllanthus angu-
stifoUus.
Spirale Stellang der Blätter.
Art des Auftretens des ersten Blattes nach den
zwei Knospenkeim blättern.
%
Reihenständige Blätter, feuilles rectisdrides (Bravais), in den
Knospen und am Mutterzweige. Spartiwn scoparium.
JcLsmrmm fruHcosum.
Spiralständige Blätter, feuilles cunrisdri^es (Brayais), in den
Knospen und am Mutterzweige.
A. Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät-
tem, dem Mutterblatte zustehend.
a. Nur zwei eigentliche Hüllblättchen an der Knospe.
ÄrbtUus nmcronatus.
b. Mehrere eigentliche Hüllblättchen an der Knospe. Koel^
reidera paniculata.
Die Blätter in der Knospe vorwärts aufgerollt, verna-
natio involutiva. SaUsbwia adtanUfoUa.
Die Blätter in der Knospe rückwärts aufgerollt, ver-
natio revolutiva. A&dlea vonUca.
Voh XXIL P. L 23
178 A. Henry,
B. Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimb al-
tem, dem Mutterzweige zustehend.
Mehrere Hüllblätter bilden die schubsende Decke. Dias^
pyros virginiana. Daphne Mes^ereum.
%
A. Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät-
tem, dem Mutterblatte zustehend.
Tab. XXn. a. Nur zwei eigentliche Hüllblättchen an der Knospe.
Kalma laMfolia.
h. Mehrere eigentliche HttUblättchen bilden die schützende
Decke. Laurus nobiUs. Rhododendron ponHcum.
c. Viele Hüllblättchen sind vorhanden. Metrosideros.
B. !Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät-
tern, dem Mutterzweige zustehend. Eex AqmfoUum.
A Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät-
tern, dem Mutterblatte zustehend. Hakea.
B. Erstes Blatt in den Knospen, nach den Knospenkeimblät-
tern, dem Mutterzweige zustehend. Picea.
Eigenthümlichkeit in Ausbildung der Zweige. Larix.
(Tab. XXin.) Pinm.
Tab. XXHL Die Knospendeckblättchen werden aus den sich verflachen-
den Blattstielen gebildet. Aesculus HippoccLstamm^
rubrum. Juglans Regia. Azalea spinosa^ unUfraculi'-
fera. Ribes gracile. Cistiis albidus. Clematis crispa.
Knaspenbilder. 179
STebenblattdecklge Knospen, Crenunae slipulaceae.
Die Knospendeckblättchen werden aus den Nebenblättchen gebildet.
Blätter zu mehreren verbunden.
% (%)
Zwei und zwei Blätter sind mit einander verbunden, bilden
in der Achse zwei Reihen.
Tab. XXIV. Zwei verbundene Blätter haben zusammen zwei Nebenblätt-
chen. Z/ygophyUum sessiUfolium. Zyg. Fabago.
X {%)
Zwei und zwei Blätter sfaid mit einander verbunden, bilden
an der Achse vier Reihen.
A. Zwei verbundene Blätter haben zusammen zwei Neben-
blättchen.
a. Nebenblättchen, mit dem oberen Theile des Blattstieles
gleichstehend, decken nur die nachfolgenden Blatt-
theile, nicht ihre eigenen. Gardema florida. Ron-
deletia racemosa. Webera corymbosa.
Verbindung mit dem Blattstiele. BurchelUa capenses.
Ixora. Coffea arabica.
Decken die nachfolgenden Blatttheile und ihre eigenen.
CalKcoma serraUfoKa.
Erstes Blattpaar nach rechts und links. Elaeocarpus
serraHfolia.
Erstes Blattpaar nach vorne und hinten. Humudus
b. Nebenblättchen, mit dem unteren Theile des Blattstieles
gleichstehend, oder noch tiefer. Cunoma.
B. Zwei verbundene Blätter haben vier Nebenblättchen, je-
des zwei.
180 A. Henry,
Tab. XXV. a. Blatt und Nebenblatt bilden, venvachsen, die Halle der
Knospe. Chloranthus elatior. Vibumum Opulua.
Stäphylea pinnata.
b. Nebenblättchen, sich heranbildend und verwachsend,
bilden die Deckblättchen der Knospe* Rhanmus ca-
(harticua. Broussonetia paptpifera.
y, ('/«)
Drei und drei Blätter sind mit einander verbunden und bil-
den an der Achse sechs Blattreihen.
«
a. Die drei mit einander verbundenen Blätter haben drei
Nebenblättchen.
Die Nebenblättchen stehen mit dem oberen Theile des
Blattstieles auf gleicher Höhe. PhylUs nobla.
b. Die drei Blätter haben sechs Nebenblättchen, jedes Blatt
seine zwei Nebenblättchen. CaUistachya retusa^
Call, kmceolata.
Blätter einzeln stehend.
A. Die Blätter in der Knospe am Zweige zeigen dieselbe
Richtung wie die Blätter an der Achse am Mutter-
zweige.
Die Nebenblätter mit dem oberen Theile des Blatt-
stieles gleichstehend.
Tab. XXVI. cc. Ohne eigentliche Knospendecke. HaUia imbricata.
ß' Mit einer eigentlichen Knospendecke. Cisms hede-
raceus^
B. Die Blätter in der Knospe am Zweige haben nicht die-
selbe Richtung wie die Blätter an der Achse am Mut-
terzweige.
Kno^enbilder. 181
a. Die Nebenblattbiidung eines Blattes ist gross, besteht
aus einem Nebenblatte und sondert in der Knospe die
einzelnen Blätter von einander.
Nebenblattbildung: ein einziger blattartiger Theil.
«• Die Nebenblattbildung umgiebt die Achse, an welcher
die Blätter entstehen (Gemmae ochreaceae). Äw-
mex alismaefolitts. Platan/us orientalis.
ß» Die Nebenblattbildung setzt sich dem Blatte gegen-
überstehend an. Baptma nepalerms.
r< Die Nebenblattbildung verwächst mit dem Blattstiele.
MagnoUa.
h. Die Nebenblattbildung eines Blattes besteht aus zwei
yon einander gesonderten Blättchen.
^- Die Nebenblätter stehen mit dem oberen Theile des
Blattstieles auf gleicher Höhe.
Tab. XXVII. 1. Die Nebenblättchen sind in der Knospe mit einan-
der verbunden. Idriodendron tulipifera.
2. Die NebenblSttchen sind in der Knospe mehr ge-
sondert. Vitis vinifera.
3. Die Nebenblättchen sind in der Knospe gesondert
und legen sich auf einander. CoroniUa varia.
ß* Die Nebenblättchen stehen mit dem unteren Theile
des Blattstieles auf gleicher Höhe oder tiefer.
Hibiseus tiUaceus. Amda Zygomerü.
c. Die Nebenblättchen eines Blattes sind schmal, klein und
sondern di6 einzelnen, in der Knospe vorhandenen
Blatttheile nicht mehr von einander ab.
»• Die Theile, aus welchen die Knospe besteht, schlies-
sen sich nicht. Keine Knospendecke. Ridingia
pannosa.
Uebergang zur Knospendecke. Hamamelis virginiana.
182 A. Henry,
ß' Die Knospen haben eine das Innere vollkommen
schützende Decke.
L Die Blätter in der Knospe legen sich deckend auf
ihre Nebenblättchen.
Tab. XXVIII. f Die Deckungsrichtung der Nebenblättchen bei
aUen Knospen nach einer Achse fortlaufend'.
Erstes Knospendeckblättchen (Knospenkeimblätt-
chen) bei allen Knospen einer Achse nach
derselben Seite hin. Celtis Toumefortiu
f-l- Die Deckungsrichtung der Nebenblättchen wen-
det bei jedem Blatte. Mortis scabra.
2. Ein Nebenblättchen legt sich deckend auf sein
Blatt, und dieses Blatt deckt sein zweites Neben-
blättchen.
Die Deckungsrichtung wendet bei jedem Blatte. '
Blätter zusammengelegt. Ulmus campestris.
3. Die Nebenblättchen legen sich deckend auf ihre
Blätter,
f Die Deckungsrichtung der Nebenblättchen ist fort-
laufend.
Blätter flach aufliegend. Betula alba.
H~h Die Deckungsrichtüng wendet bei jedem Blatte.
^ ^ Die Deckungsricfatung ist von der Hauptachse
(dem Mtttterzweige) sich wegwendend.
Blätter flach aufliegend. Castanea vesca.
Blätter zusammengelegt. Pturms Lauroceraws.
Corylus Awüa/aa.
Tab. XXIX. (Abweichung der Knospe von der Mitte des
Mutterblattes. TiUa glabra. Fagua syl-
taUca.
Kmspenbilder. 183
^^ Die Deckungsrichtang ist der Hauptachse (dem
Mutterzweige) sieh zuwendend.
Blätter flach aufliegend. Carpttma Betulus.
5
A. Die Nebenblattbiidung eines Blattes ist gross, besteht aus
einem Nebenblatt und sondert die einzelnen Blätter in
der Knospe von einander.
a. Die Nebenblattbildung ist ein einziger blattartiger Theii.
Tab. XXX. Die Nebenblattbildung umgibt die Achse, an welcher
das Blatt entsteht. Cocoloba ovifera^ excorticata.
b. Die Nebenblattbildung ist mit dem Blattstiele verbun-
den, (zwei Nebenblättchen).
Meliantfms maior. (Das Nebenblatt tritt zusammenhän-
gend hervor.)
Rosa centifolia. (Das Nebenblatt verbindet sich mit
dem Blattstiele seitlich.)
c. Uebergang zur Bildung von zwei freien Nebenblätt-
chen.
»• Die Sonderung der Nebenblättchen schwankt.
1. Das erste Blatt in den Knospen, nach den Knospen-
keimblättchen, der Achse (dem Mutterzweige) zu-
stehend. Ailanthus glaruMosa.
ß' Die Sonderung der Nebenblättchen ist bestimmt.
2. Das dritte Blatt in den Knospen, nach den zwei
Knospenblättchen, dem Mutterblatte zustehend.
PrufMS amim. Cerasus persidfoUa. Amyg--
dakts nana. Pyrus Malus. Pyrus intermedia.
Cydonia vuigaris. Amelanchier ovalis.
Tab^ XXXI. Die Nebenblättchen sind in der äusseren HttUe mit dem Blatt
verschmolzen, dann kommen ohne ferneren Uebergang
Blätter mit freien Nebenbiättchen. Papuhs. Salix.
184 A. Henry,
B. Die zu den Blfittem gehörenden freien Nebenblättchen
bilden die Knos^endecke.
Tab. XXXII. a. Nebenblättchen gross, so dass sie die nachfolgenden
Theile vollkommen umschliessen. Aln/us gluUnösa.
Ficfus Carica.
b. Nebenblättchen schmal; ein gesetzmässiges Verhalten
zu einander findet statt. Quercus pedunculata^ Cer--
ris^ lacimata.
KnaspetMlder. 185
Blattdecklf^e Knospen, Oenunae foUaceae.
Blätter zu mehreren yerbunden.
% {%)
ir folgen der Ansicht von 6. W. Bf seh off (Lehrbueh I. S. ISO), wel-
cher annimmt, dass sich die Stellungsverhältnisse am einfachsten im reinen
Wirtel darstellen, und werden die aus 2 Blättern gebildeten Wirtel Voran-
stellen. Das Verhältniss der zweiblätterigen Wirtel zu einander gestaltet
sich nun wiederum am einfachsten, wenn sämmtliche Wirtel dieselbe Rich-
tung zeigen, so dass zwei Reihen von Blättern an der Achse der Pflanze
gebildet werden, was Bischoff als gleichgestellte Wirtel bezeichnet.
Wenn die Nebenachsen (die Achsen, welche aus der Hauptachse
ihren Ursprung nehmen,) dieselben Stellungsverhältnisse haben, so dass die
an denselben entstehenden zwei Blattreihen dieselbe Richtung zeigen, wie
die an der Hauptachse, so entsteht eine Pflanzenbildung, welche in Hin-
sicht der Stellungsverhältnisse ihrer Blatttheile als diejenige zu bezeichnen
ist, welche an die Spitze zu stellen sein möchte, wenn eine Anordnung von
Gebilden nach ihren Stellungsverhältnissen versucht wird. Gesellt sich
zu einem solchen Verhalten der Nebenachsen, oder vielmehr der noch un-
entwickelten Nebenachsen, der Knospen, eine Structur der Theile, welche
einfach und von* den später auftretenden nicht verschieden ist, so dürfen
wir solche Knospen wohl an den Anfang unserer Untersuchung stellen,^
um hieran die in Stellungsverhältniss und Structur-Art mannigfaltigeren
Formen anzureihen.
Wir finden diese einfache Bildung bei Mesembryanthemwn Unguae--
farme^ M. scalpratum und M. pustulabum^ wenn auch nicht bei allen gleich
klar, jedoch annähernd ausgesprochen.
Vol,XXIL P.L 24
186 A. Henry,
Mesembruanihemum Unguaeferme.
Die Blätter sind zu 2 mit einander verbunden, und von diesen zwei
Blättern ist das eine stets grösser als das ihm gegenüberstehende. Dieses
Verhalten wechselt in der Weise, dass, wo am tiefer stehenden Blattpaare
das grössere sich vorfindet, am darauf folgenden das kleinere Blatt seinen
Stand hat. Die Stellung der Blattpaare ist so geordnet, dass an der Achse
(an dem Stengel) zwei Reihen gebildet werden. Die Verbindungspuncte
der Blattpaare treten bei allen an einer und derselben Seite des Stengels
bedeutender hervor, als an der entgegengesetzten Seite, wodurch schon
eine gewisse Einseitigkeit hervorgebracht wird (Fig. 1).
Wenn man durch Wegnahme der ausgebildeten Blattpaare die sich
fortbildende Achsenspitze (Achsenende) offen legt, so findet man kleinere,
schon mehr oder minder ausgebildete Blattpaare (Fig. 2 von der Seite,
Fig. 3 vom Rücken), welche ihrerseits wiederum kleinere Blätter (Fig. 4
in natürlicher Grösse, Fig. 5 vergrössert dargestellt) umschliessen. -
Die Knospen, in den Achseln der Blätter entstehend (Fig. 6), zeigen
eine Anordnung der Blätter, die an der Hauptachse* gleich ist. Das erste
Blattpaar wendet sein grösseres Blatt dem Stamme (der Hauptachse) zu,
welches das zweite ihm gegenüberstehende Blatt in eine flache Höhlung
aufnimmt (Fig. 7 vergrössert). Wenn man diese zwei ersten Blätter weg-
nimmt, so findet man, dass das nun folgende Blattpaar das grössere Blätt-
chen nach Aussen hin hat (Fig. 8). Man bemerkt an den jungen Blätt-
chen, dass die Blattpaare etwas seitlich gestellt sind, was sich jedoch bei
der weitern Ausbildung verliert, so dass alsdann die Blätter der Knospen
(der Nebenachsen) mit den Blättern der Hauptachse eine gleiche Richtung
erhalten.
MesembryanthewMiin scaipratum.
Bei dieser Pflanze ist die Verschiedenheit der zwei zu einem Cyclus
verbundenen Blätter noch deutlicher, als bei M. Mnguaeforme.
Fig. 1. Die Spitze einer Pflanze, g das grössere, k das kleinere Blatt»
Knospenbilder. \%%
' Fig. 2. Die sich entwickelnde Spitze des Stammes, l das grössere
Blatt des neuen Cyclus, welches dem grössern Blatte des vorhergehenden
Blattpaares gegenüber steht»
Fig. 3. Der junge Blattcyclus von der Seite des kleineren Blattes m.
Fig. 4. Von dem Blattcyclus der vorigen Figur Blatt m weggenom*-
men, um das nachfolgende Blattpaar n in den ersten Stufen der Ausbildung
zu zeigen.
In allem Anderen ist die Bildung von M. scalpratum der von M. lin-'
guaeforme so ähnlich, dass eine besondere Darstellung uns nicht nothwen^
dig erschien.
Mesembryanthemun^ puHukUum
zeigt sich in der ganzen Bildung den vorhergehenden Pflanzen ähnlich, es
zeigt sich jedoch ein noch bedeutenderer Unterschied in Hinsicht der
Grösse zwischen den 2 Blättern, die mit einander verbunden sind, weswe-
gen wir, diesen Punct heraushebend, das Uebrige nicht näher erörtern.
Fig. 1. Die Spitze einer Pflanze.
Fig. 2. Ein von den ausgebildeten Blattpaaren noch umschlossenes
junges Blattpaar, von der Seite gesehen.
Fig. 3. Dasselbe von der Seite des grösseren Blattes.
Fig. 4. Dasselbe von der Seite des kleineren Blattes.
Fig. 5. Das kleinere Blatt von der vorigen Figur weggenommen,
um die Anlage zu einem neuen Blattpaare zu sehen, vergrössert.
Fig. 6. Diese Anlage zu einem neuen Blattpaare, von der Seite
gesehen mit einer Knospe, vergrössert.
Wir fanden schon bei M. linguaeforme^ dass die jungen Blätter nicht
vollkommen die von ihnen später angenommene Stellung zeigten, und ein
ähnliches Verhältniss zeigte sich bei den beiden anderen Pflanzen, die sich
dieser so ähnlich erwiesen. Bei M. fragrana ist dieses nunmehr noch
klarer ausgesprochen, denn erst bei der vollendeten Ausbildung erreichep
die Blattpaare die % Stellung.
188 A. Henry,
Me^en^bryanlhemntm ßragrmu.
Die verschiedene Grösse der zwei zu einander gehörenden Blätter ist
auch hier (Fig. 1) sehr ausgesprochen, und wir können schon in den
auftretenden Blattpaaren (Fig. 1, 5) dieses und auch die Neigung dersel-
ben zu der V^, /^ Stellung deutlich bemerken.
Wenn man die ausgebildeten Blätter sämmtlich wegnimmt, wie die-
ses in Fig. 2 geschehen ist, um die sich bildenden Blattpaare zu untersu-
chen, so finden wir, dass die Blätter mit ihrer Basis die % Stellung zu be-
haupten suchen, und dass die Neigung zur !4 V/a) Stellung an dem oberen
Theile des Blattes stärker hervortritt. In Fig. 3 ist das kleinere Blatt vom
Blattpaare 5, 5 weggenommen und es erscheint das nunmehr folgende, in
der Ausbildung begriffene Blattpaar 6, welches wir hier von dem Rücken
des grossem Blättchens erblicken , in Fig. 4 von der Seite des kleinem
Blättchens, vergrössert, dargestellt haben. In Fig. 5 sehen wir die in-
nere Fläche des kleinern Blättchens vom Blattpaare 6, und wir bemerken
an der Basis desselben das auftretende, nunmehr folgende Blättchen. Auch
aus der Stellung der vorkommenden Knospen dürfen wir auf eine später
eintretende Aenderung in der Stellung der Blattpaare schliessen.
Wir finden sie nicht so gestellt, dass wir ihre Entstehung in den
Achseln von Blättern mit \ Stellung annehmen können. Wir finden die
Knospen sämmtlich auf einer Seite der Achse und ungeftihr nur /^ des
Umfanges (90®) von einander entfernt.
Wenn wir uns in Fig. 10, dem Grandrisse von Fig. 1, 2 Linien ab
und cd durch die Standpuncte der Knospen ziehen, und das Verhalten der
Knospen und der Blätter zu einander erwägen, so glauben wir annehmen
zu dürfen, dass das Blatt 1* ursprüglich bei c entstanden, Blatt 2^ in der
Linie a, Blatt 3^ wiederam in der Linie cd^ und so fort, und dass erst
später sämmtliche Blattpaare in die Linie mn zusammentrafen. Wir sehen
ferner, dass stets nur ein Blatt von den zwei mit einander verbundenen
I
KnospefiMder. 189
eine Knospe hatte, die hier, wie schon bemerkt, nur 90^ von einander
entfernt, sammtiich auf einer Seite der Achse auftreten.
Wenn wir eine kleinere Wendung der Blattpaare annehmen, so dass
z.B. 1* der Blattwinkel ist, zu welchem die Knospe g^ gehörte u. s.f., so
sind es bei unserer Pflanze die kleinem Blätter der Blattpaare, die Knospen
haben; denn eine so grosse Wendung der Blätter, dass 1 ursprünglich bei
c war und die Knospe g^ in ihrer Achsel hatte, ist wohl nicht füglich an-
zunehmen.
Wir glaubten auch nicht annehmen zu dürfen, dass hier bei unserer
Pflanze ein seitliches Auftreten der Knospen, wie wir solches bei Fagus^
Tilia und anderen Pflanzen bemerken, stattfinde.
Die Richtung der ersten Blätter an den Knospen ist in der Art, dass
das grössere Blatt sich etwas [dem Stamme (der Hauptachse) zuwendet.
Dieses Eingehen in die % Stellung der Blätter an der Hauptachse tritt bei
der weiteren Ausbildung der Knospe immer deutlicher hervor.
Das grössere Blatt nimmt in einer abgeflachten Aushöhlung der inne-
ren Seite das ihm gegenüberstehende Blättchen auf. In Fig. 2 ist g^^ so
wie auch in Fig. 3 gf* eine junge Knospe, von welcher wir in der Fig. 6
eine Yergrösserung geben, und in Fig. 7 das Innere derselben, ebenfalls
vergrössert. In den Figg. 8, 9 ist die Entwickelung und die Verschie-
denheit in Form und Grösse der 2 mit einander verbundenen Blätter
gegeben, und es tritt bei allen deutlich hervor, wie das grössere Blättchen
des vorhergehenden Blattpaares mit dem grösseren des nachfolgenden
abwechselt.
Bei den vorhergehenden Pflanzen sahen wir, wie die Blätter aus
einer Stellung, die ursprünglich nicht die % Stellung war, in diese einzu-
gehen sich bestrebten und dieses auch (mehr oder minder) erreichten.
Wir finden jedoch bei mehreren Pflanzen, deren Blattpaare anftinglich
eine ähnliche Stellung, wie M. fragrans zeigen, dass bei der Ausbildung
die '/s Stellung nicht erreicht wird, und dadurch eine schief sich kreuzende
Stellung der Blätter an der Achse hervorgebracht wird.
190 A. Henry,
Mesemäryanihemutn cncetafum«
Die Blätter sind gleich den von uns schon erkannten Species in
Form und Grösse von einander verschiedeVi, und an einer Seile der Achse
treten die Blattpaare ebenfalls bedeutender hervor (Fig. 1).
Wenn man durch Wegnahme sämmtlicher Blätter den Kern der sich
fortbildenden Achse blos legt, so zeigt sich deutlich, dass das in der Ent-
wickelung noch nicht vorgeschrittene Blattpaar kreuzend mit dem vorher-
gehenden auftritt (Fig. 2), welches jedoch in dem ersten Auftreten der
Blättchen (Fig. 5) noch deutlicher ist. Figur 3 und 4 sind Vergrösserun-
gen von Fig. 2.
Die 2 ersten Blätter der Knospen, sich rechts und links an der Achse
stellend, legen sich nicht so dicht an einander an, wie solches bei den
später auftretenden Blattpaaren der Fall ist, so dass die Verbindung der-
selben fleischig und bedeutend hervorgehoben erscheint (Fig. 6 u. 7 vergr.).
Wenn wir den Grundriss eines Achsenendes (Fig. 8) betrachten und
denselben mit der von uns erkannten ursprünglichen Stellung der Blätter
vergleichen, so dürfen, oder müssen wir vielmehr annehmen, dass bei ihrer
Entstehung die Blattpaare in den punctirten Linien ab und cd entstanden
sind, und dass durch eine stärkere Neigung der Linie ab und eine schwä-
chere der Linie cd die sich darstellende schiefe Kreuzform hervorgerufen
wurde.
ihrasmUa cUiata.
Wenn man die ausgebildeten Blattpaare, einer Achsenspitze (Fig. 1)
ablöst, so bemerkt man an den in der Bildung etwas vorgeschrittenen Blätt-
chen eine ausgesprochene Neigung zur % Stellung, welches dadurch her-
vorgerufen wird, dass die dünnen, flachen Blättchen sich bei ihrem Grös-
serwerden nebeneinander emporschieben (Fig. 2, 3 und 4, Vergrösserung
von Fig. 3).
Untersucht man jedoch die Blätter in ihrer ersten Entstehung, so wird
man inne, dass der eigentliche Stand derselben sich mehr zu % (%) hin-
Knospenhüder. 191
ndgt (Fig. 5 vergr., Fig-6 yergr.)? welche Stellung den Basen der Bist-
ter am Stamme auch verbleibt (Fig. 7), während die Blattausbreitung die
verschobene Kreuzform hervorruft (Fig. 1).
Die Knospen zeigen ein deutlich ausgesprochenes Gegenüberstehen
der Blatter (Fig.SjO), und die Verschiebung erfolgt wie bei der Haupt-
achse. Wir fanden häufig eine Verzweigung, die man eine dichotomische
nennen möchte, es ist jedoch eine Achse von diesen 2 (Fig. 7) als eine
Fortsetzung der Hfiuptachse, und eine als secundär zu betrachten. Fig. 10
ist der Grundriss einer solchen scheinbar dichotomisch verzweigten Pflanze,
wo der mit * bezeichnete Theil als secundär zu erachten sein möchte.
Eine schief sich kreuzende Stellung der Blattpaare, wie wir solche
bei den zwei vorhergehenden Pflanzen bemerkt haben, tritt noch entschie-
dener und eigenthümlicher auf bei
JBocXiea faZeaUt,.
Die Stellung der Blattpaare ist ursprünglich >4 5^, wie wir dieses bei
den ersten Stufen der Entwickelung in Fig. 3a, Fig. 4-7 und 11 sehen;
bei der weiteren Ausbildung legen sich die jungen Blättchen flach aufein-
ander und müssen, um zwischen den schon vorhandenen Blättern sich
empor zu heben, die ihnen eigenthümliche Stellung in etwas aufopfern.
Mit der fortschreitenden Entwickelung suchen die Blattpaare ihrer ur-
sprünglichen Stellung wieder nahe zu kommen (Fig. 1), die ausgebildeten
Blattpaare weichen mit ihren Blatttheilen von der ihnen zukommenden
Richtungslinie ab (Fig. 11). Diese Abweichung erfolgt in der Weise,
dass beide Blätter, die mit einander verbunden sind, sich nach einer Seite
hin neigen, und die des darauf folgenden Cyclus sich nach der entgegen-
gesetzten Seite hin wenden.
Durch dieses regelmässige Wenden der Richtung der Blattpaare wer-
den 2 Winkel des Kreuzes grösser, als die 2 übrigen. In Fig. 11, dem
Grundrisse einer Achse mit den Blättern, übersehen wir dieses ganze Ver-
hältniss. Die Linien gg und ff geben die Richtung an, in welcher die
192 A. Henry,
BlSUer sich gestellt hätten, wenn keine Wendung derselben eingetreten
wäre.
Die Knospen zeigen 2 nebeneinander stehende Blätter (Fig. 4), die
bei der Entwickelung (Fig. 5) sich mehr nach Aussen hinneigen (Fig. 6
vergr.), wo man deutlich die Mittelrippen zu unterscheiden vermag, was
an der dem Stamme zugekehrten Fläche derselben nicht der Fall ist (Fig. 7
vergr.). Fig. 8, 9 und 10 sind verschiedene Stufen der Knospenausbil-
dung, und Fig. 10^ ist der Grundriss von 10. Die 2 ersten Blätter der
Knospe, oder vielmehr das erste Blattpaar bildet einen rechten Winkel mit
dem Blatte des Blattpaares, an welchem die Knospe entstanden; das fol*-
gende Blattpaar der Knospe nimmt schon eine schiefe Stellung an, ebenso
das darauf folgende, nur in einer andern Richtung.
Ein ähnliches Yerhältniss, wie bei R. fakata^ finden wir bei
GMbuiea ol^aUaUh
wo sich die Hinneigung der Blattpaare auch abwechselnd ändert. Die
Wendungen der Blattpaare zeigen sich jedoch nicht so sehr in der Stel-
lung der Blätter, prägen sich aber desto stärker in der Form der Blätter
aus, deren Hälfte wir ganz ungleich gross und zwar in der Weise gebildet
finden, dass die Seiten, die dem Hinneigungspuncte nahe liegen, kleiner
erscheinen (Fig. 1). Es könnte vielleicht die Art der Ausbildung auf
diese Eigenthümlichkeit einwirken.
Der Stand der Blattpaare ist nämlich ursprünglich gewiss % (!^); diese
Stellung müssen die sich ausbildenden Blatlpaare aufgeben, indem sie, sich
flach aufeinander legend, emporstreben, so dass Blattpaar 1,1 mit Blatt-^
paar 2, 2 dieselbe Richtung zeigt. Fig. 1 ; Fig. 2, Blattpaar 1, von der
Seite; Fig. 3 von vorne, vergr.; Fig. 4 zeigt uns Blattpaar 1 völlig frei
von allem Umgebenden, vergr. ; Fig. 5 ist der untere Theil, zwischen wel-
chem das folgende Blattpaar Fig. 6 sich empordrängt. Die Fig. 7 und 8,
2 Blattpaare auf geringerer Stufe der Ausbildung, zeigen uns, wie die ge-
geneinander stehenden Blattpaare, ihre Blätter aufeinanderlegend, sich dem
KnoHpenbilder. 19S
vorhergehenden Blatlpaare anschmiegend, hervorstreben, und dann erst,
wenn sie sich frei auszubreiten vermögen, die '/a V^ Stellung wieder ein-
nehmen. Fig. 9 ist der Längedurchschnitt einer Achsenspitze.
Anmerlunis« BesrllT der IPrmmewMä^mm»
Schimper (bot.Zeit. Nr. 10. März. 1835). Quirle sind abgesetzte,
in sich geschlossene Blattstellungscyclen. Der Quirl ist keine simultane
Bildung; der Wechsel von Quirlstellungen mit fortlaufenden Spiralstellun-
gen, der so häufig ist bei Hippuris^ CMSucmna^ Equisetum^ zeigt nicht
nur überhaupt die Verwandtschaft beider, sondern leitet uns auch zur Er-
kenntniss der bestimmten Maasse, nach welchen die Quirle gebildet' sind.
In den Blättern des Quirls ist Succession.
Indem Herr Schimper von der Aufeinanderfolge der Quirle spricht,
bemerkt er Folgendes : Alle diese mannigfaltigen Verhältnisse sind bedingt
durch einen bestimmten Zusatz (Prosenthese), den das Maass der Blattstel-
lung bekömmt bei'm Uebergange vom letzten Blatte des einen Cyclus, dem
Cycluren, zum ersten Blatte des anderen, dem Cyclarchen. Die Grösse des
Zusatzes bei'm Beginn des neuen Cyclus beträgt in allen Fällen irgend
einen bestimmten Theil des Maasstheiles der Blattstellung. — Beträgt die
Prosenthese %^ so entsteht die Altemation der Cyclen.
W^oUen wir die hauptsächlichen gegenseitigen Stellungen von /^ Cy-
clus bilden, so dürfen wir nur die Maasse der früher angeführten Stelle als
Prosenthese dem Maasse des Uebergangsschrittes von Cyclus zu Cyclus
zusetzen, um folgende Stelle zu erhalten :
l ^ y 1 ^ 2/
5 ^5 2 "• ^-T-
Das erste Glied ist die bekannte Decussation der Blattpaare, also eine
y^ Stellung, deren Cyclen mit einer Prosenthese von einem halben Zweitel,
also mit einem Uebergangsschritt von % verbunden sind.
Dieser Erklärung Herrn Schimper's liegt die Ansicht einer ein-
zigen Spirale, die nur cyclenweise zusammengehalten wird, zum Grunde,
womit Herr A. Braun übereinstimmt.
VolXXII. P.L 25
194 A. Henry,
Die Herren L. und A. Bravais, von einem anderen Grundsatze aus-
gehend, wollen die sich kreuzende Stellung der BlaUcyclen aus einer
Verbindung mehrerer Reihen abwechselnd gegenttberstehender Blätter
erklären. (Essai sur la positian des feuilles recHseriäes pag.l3.)
Dans le cours de nos trava/ux^ nous sammes parUs de prindpes
pkts simples; nous n'avons admis pour spirales que Celles qui räundssent
des femlles placees ä ägales distances entr^ elles. Renongant ä Vidie chi"
m&rique d^une spirale toujowrs unique^ nous avons reconrm des spirales
nmltiples ou conjuguees. Par des recherches nombreuses^ nous avons en-
smte värifie qu'enlre denx systemes diffärents^ il n^existe pas de transition
ni de divergences moyennes^ mais quHls se succident Vun ä Va/utre^ chacun
avec sa divergence propre^ sans lacune ni intermediaire.
Wir haben hier noch zu betrachten, welchen Stand die zwei ersten
Blätter (der erste Blattcyclus, Quirl) an den Knospen der Pflanzen mit V, '74-
ständigen Blättern haben, ohne hier die Knospen anderer Blattstellungen
heranzuziehen, da sich später eine passendere Gelegenheit finden wird,
hierüber zu reden. Wir finden bei der Verzweigung der Pflanzen mit
% {%) ständigen Blättern, dass die zwei ersten Blätter des Zweiges rechts
und links vom Mutterblatte von diesem 90^ entfernt auftreten.
Herr Schimper sagt hierüber (bot. Zeit. Nr. 10): Am Schlüsse die-
ses Abschnitts möge noch die Bemerkung Raum finden, dass ähnliche Pros-
enthesen, wie sie bei Aneinanderreihung von Cyclen gleichen Maasses
vorkommen, häufig auch den Anfang der Blattstellung an den Zweigen
bezeichnen. Nur sehr selten schliesst sich die Blattstellung des Zweiges
an die des Stammes so an, als ob sie an der Hauptachse selbst fortliefe.
Bei % Stellung z.B. fallen, wenn die Blattstellung am Zweiganfange mit
Prosenthese anhebt, die Zweigzeilen der Blätter nach rechts und links u.s.w.
Die Herren L.und A.Bravais (Essais sur la disp.gen. d.f.recUser.)
bemerken über die Zweiganßinge mit dieser Blattstellung: ^^LHmplantaUon
de ces ramea/ux^ä VaiseUe d'une feuille est un autre mode de passa^e du
systäme de la tige^-märe ä la däcussaHan par un axe deff^rent. La feuiUe^
Knospenbilder. 195
mire est pour ces hourgeons comme la feuille terminale d'wb systdme in-^
ferieur. Ainsi les premiäres femlles opposees seront placSes transversa^
lement^ Vune ä draite et Vcmbre ä gauche. Cette position des deux pre-
mieres feuilles d'wi rameo/u däcussö naissant a etä constatäe par Vohser-'
vation de Ums les^botanistes.^ a. a. 0. pag. 26.
• ■ % (%)
Wir haben zuerst die einfache Knospenbildung vorgeführt, welche
an einer Achse entsteht, deren Blattpaare 2 Reihen bilden, und das Ver-
halten derselben kennen gelernt, wie ihre Theile ebenfalls 2 Reihen geben,
welche mit den Reihen der Hauptachse dieselbe Richtung zeigen. Wir
glaubten noch einige Bildungen anfügen zu dürfen, wo ein Schwanken der
Stellungsverhältnisse sowohl in den Knospen, als auch an den Hauptach-
sen stattfindet, und schlössen sie mit einer Darstellung, wo eine fast voll-
endete % {\) Stellung sich ausprägte.
Nunmehr wollen wir eine Knospenbildung betrachten, wo eine solche
% /i Stellung der Theile sich ungetrübt schon im Auftreten vorfindet und
in der Ausbildung nicht gestört wird.
MeMembrya/KM^emmn foUoMum.
Die Ausbildung der Hauptachse erfolgt, indem die neu entstehenden
Blattpaare, geschützt von den vorhergehenden, in der ihnen eigenen Stel-
lung sich emporheben, sich dann etwas von einander trennen, um den
nachfolgenden wiederum Raum zur Entwickelung zu geben (Fig. 1, Fig. 2
und 3). Die ersten 2 Blättchen der Knospe stehen so, dass eine Linie,
durch die Achse derselben gezogen, einen rechten Winkel bildet mit der
Linie, die man durch die Achse der Blätter zieht, in deren Winkel die
Knospe entsteht (Fig. 7. ah cd).
Dieses erste Blattpaar ist anfanglich fest aufeinander liegend und
breit im Verhältniss zur Höhe (Fig. 4), bei der weiteren Entwickelung
wird dasselbe schmäler und es bildet sich ein kleines Stielchen (Fig. 3
und 6 vergrössert). Das nunmehr folgende Blattpaar macht mit dem
196 A. Henry,
vorhergehenden einen rechten Winkel, so dass ein Blatt nach hinten und
eins nach vorne zu stehen kommt.
Den Pflanzen, die ihre Nebenachsen in der Weise entwickeln, dass
alle Theile derselben sich gleich ohne Unterbrechung im Wachsthume voll-
ständig ausbilden, müssen wir in Hinsicht der KnospenbiTdung die Pflanzen
nahe stellen, deren zuerst auftretende Theile den nachkommenden Schutz
gewähren, sich aber dennoch vollständig ausbilden, wenn die Entwicke-
lung der Knospe nach einer bestimmten Ruhezeit erfolgt. Wir glauben
hierher die Knospen rechnen zu dürfen, die wir bei Thuja^ Oupressus und
Callitris finden, von welchen besondere Darstellungen wohl nicht als noth-
wendig zu erachten sein dürften, und wollen zu Bildungen übergehen,
wo ein Uebergang vom ausgebildeten Blatte zum Knospendeckblatt sich
vorfindet.
Die Spitze des Zweiges ist in den meisten Fällen eine Blüthenknospe.
Die 2 zuerst auftretenden Blättchen der Knospen behalten die Eigenschaft
der Deckblätter und ihre Entwickelung ist gehemmt. Die folgenden Blät-
ter entwickeln sich vollständig. Figur 1 und 2 zeigen uns zwei Entwicke-
lungsstufen der Knospen; Fig. 3 ist die Fig. 2 von vorne.
In den Winkeln der ersten Deckblättchen bilden sich neue Knospen
während der Entwickelung der primären Knospe. Bei Fig. 4 und 5 sind
diese zwei Deckblättchen mit «' bezeichnet, in deren Winkeln wir bei
Fig. 5 die Knospen g^ g^ bemerken, zu welchen die Deckblättchen «'«'
gehören ; g' ist die Hauptknospe. Fig. 6 ist die Projection einer solchen
Bildung mit derselben Buchstabenbezeichnung.
Wir glauben den Uebergang von den Knospen,' die sich frei entwik-
keln, zu solchen, die eine Knospendecke bilden, wohl am besten durch
solche Bildungen einzuleiten, an welchen nur wenig Unterschied in Hin-
sicht der Structur zwischen den Knospendecken und den Blättern ist, oder
nur einige einzelne Blätter zur Knospendecke verwandt werden.
Knoapeabilder. 197
X^heOra dMtachya.
Eine knospenartige Abschliessung des Endes der Zweige findet man
sehr selten.
Die Knospen sind anfanglich von den Blättern, in deren Winkel sie
sich bilden, ganz bedeckt (Fig. 1 nat. Grösse, Fig. 2 und 3 vergr.). Sie
legen sich an den Stamm an, und erst später treten sie von demselben ab
(Fig. 4, 5, 6).
Die 2 ersten Blättchen der Knospe, rechts und links stehend, bilden
eine geschlossene Hülle, welche erst durch die nachfolgenden Blätter aus-
einander gedrängt wird (Fig. 4-7). Auch die nachfolgenden Blattpaare
zeigen sich in der Knospe geschlossen, wie wir dieses in dem Längen-
durchschnitt (Fig. 7) bemerken können.
Es ist bei dieser Pflanze auch noch zu bemerken, dass sie häufig eine,
unterhalb der Hauptknospe stehende, Nebenknospe macht (Fig. 9), und dass
in den ersten Knospenblättchen sich gleich wiederum Knospen bilden, de-
ren Ausbildung mit der Knospe, wozu sie gehören, gleichen Schritt hält,
so dass aus den 2 Blattwinkeln eine quirlartige Verzweigung hervorgeht.
Figur 10 ist der Grundriss von 2 Knospen und den unterständigen
Nebenknospen, nebst den Knospen, die in den Winkeln der ersten Blätt-
chen der Hauptknospe sich bildeten.
So finden wir bei dieser Pflanze eine ganz einfache Bildung der
Knospe ; nur ein Blattpaar, — das erste, welches an der Basis der Knospen-
achse steht und stehen bleibt, können wir für eine Hülldecke ansehen,
indem die darauf folgenden schon gänzlich die den Blättern dieser Pflanze
eigene Bildung zeigen. Und selbst dieses erste Blattpaar ist in seiner Bil-
dung keineswegs so sehr verschieden von den folgenden, was durch die fast
normal sich vorfindenden Knospen in seinen Achseln noch bestärkt wird.
MtppophaB eanadenHs.
Die knospenartige Abschliessung der Achsen gleicht den eigentlichen
Knospen. Diese erheben sich auf einem kleinen Stielchen, und die
198 A.Henry,
äusserste Hülle besteht aus 2 Blättchen, die links und rechts stehen, sich
aufeinander legen und das Innere deckend umfassen ; Fig. 1 ist die Spitze
eines Zweiges mit einigen Knospen. In Figur 2, wo ein Blättchen weg-
genommen, erkennt man das Innere der knospenartigen Abschliessung,
wovon Fig; 6 die Projection giebt. Fig. 3 ist eine Knospe, vergr. Bei
Fig. 4 sind die ersten Hüllen weggenommen, und bei Fig. 5 die vordere
zweite Hülle, um die noch wenig entwickelten Theile zu zeigen ; Fig. 7
zeigt uns die Projection eines Knospenpaares mit den unterständigen Bei-
knospen.
Die unterhalb der Hauptknospe auftretende Nebenknospe zeigt die
Blättchen nicht geschlossen aneinander liegend.
XdguMtrum mUgare.
Die knospenartigen Enden der Zweige gleichen in ihrer JBildung den
Knospen (Fig. l), nur dass die deckenden Blättchen etwas schmäler und
mehr zugespitzt erscheinen.
Die Knospen zeigen 2 Blättchen, das eine rechts, das andere links,
welche bei der Entwickelung auseinander gedrängt werden, so dass die
zum Schulz der inneren Theile nothwendigen Blättchen hervortreten kön-
nen, die mehr dem Innern zustehenden ausgebildeten Blätter schützend
umhüllen (Fig. 2). Verschiedene Entwickelungsstufen sind in Fig^3 u. 4
dargestellt.
Figur 5 zeigt uns eine ausgebildete Knospe, wovon 6 eineVergrös-
serung ist.
Der Uebergang von Hüllblättchen zu eigentlichen Blättern erfolgt
langsam. Fig. 7 und 8 vergrössert. Blättchen 5 hat noch den Charakter
eines Hüllblältchens; 6 ist ausgebildeter. In den gegenüber stehenden
Blättern scheint eine gewisse Deckungsrichtung zu herrschen, wie wir die-
ses in der Projection (Fig. 9) an den 2 Settenknospen bemerken können,
so wie auch an Fig. 7, wo eins der gegenüber stehenden Blättchen das
andere deutlich umfasst. Dieses wird auch deutlich bei dem oft stattfin-
Knospenbilder. 190
«
denden Auseinandertreten der Blattpaare, wovon wir hier keinen genaue-
ren Nachweiss geben. ^
Oft finden wir in dieser Aufeinanderfolge eine geregelte spirale An-
ordnung, welche jedoch nicht selten durch eine andere plötzlich eintre-
tende, nicht so regelrechte unterbrochen wird.
Wir wollen nunmehr die Knospen betrachten, deren Knospendecke
aus umgeänderten gegeneinanderttberstehenden Blättchen besteht, welche
mit ihren Basen mehr oder minder mit einander verbunden sind und hierin
eine Bildung zeigen, die, wenn auch schwächer, sich auch an den später
auftretenden ausgebildeten Blättern vorfindet.
Mionieera IPeHcVsmenum.
Eine knospenartigeAbschliessung der Hauptachse ist selten vorhanden.
Der Stand der Blätter ist % (/^), und die Basen von je 2 gegenüber-
stehenden Blättern sind mit einander verbunden (Fig. 1 in natttrl. Grösse,
Fig. 2 vergrössert).
Die Knospen bilden ihre ersten Decken rechts und links, welche an
ihrer Basis mit einander verbunden sind (Fig. 3). Diese Verbindung ist
immer bedeutender, je näher man dem Sterne der Knospe kommt.
Wir haben in den Figuren 4-10 dieses Verhältniss dargestellt, in-
dem wir immer ein Blattpaar entfernten, um das darauf folgende zu
zeigen.
Fig. 1 1 ist die Achse der Knospe ebenfalls vergrössert, wie die Figu-
ren 2-10. Die Spitze dieser Achse wurde unter einer schwachen mi-
kroskopischen Vergrösserung gezeichnet (Fig. 12), um auch hier das Ver-
bundensein der eben entstehenden Blattpaare zu zeigen.
Fig. 13 sehen wir den Längendurchschnitt einer Knospe, und Fig. 14
ein einzelnes Blättchen von der inneren Seite. Fig. 15 ist die Projection
einer Knospe.
Fig. 16. Knospen von Lonicera nigra^ von welchen Fig. 17 die
Projection giebt.
200 A. Henry,
Acer tartaricmn, eampestre, Hriatum.
Das knospenartige Ende der Hauptachse bildet seine HflUe aus Blätt-
chen, die auf einer geringeren Ausbildungsstufe verharren (Fig. 1).
Die Bildung ist ganz gleichend der einer Knospe, und wir haben die-
selbe deswegen erschöpfend dargestellt in den Figuren 1 - 18. Wir fin-
den hier 7 Blattpaare auf einer geringeren Entwickelungsstufe und die
schützende Hülle bildend (Fig. 1-7).
Erst das achte Blattpaar zeigt die Anlage zu einer vollkommenen
Ausbildung, von welchen ausgebildeten Blattpaaren nunmehr viele aufein-
ander folgen. Wir haben in den Figuren 8-15 dieselben verfolgt; Fig. 9,
11,13,15 sind Vergrösserungen von 8,10,12 und 14.
Fig. 16, das innerste, mit dem Vergrösserungsglase sichtbare, Blatt-
paar haben wir Fig. 17 in einer schwachen mikroskopischen Vergrösserung
gegeben, um so die ganze Stufenfolge der Blattausbildungen zu ergänzen.
Fig. 23 ist das Uebergreifen der Blätter getreu wiedergegeben, in
welchem sich häufig eine gewisse Gesetzmässigkeit ausspricht.
Die Knospen, in den Winkeln der Blätter sich entwickelnd, zeigen
anfanglich 2 sich aneinander legende, rechts und links stehende Blättchen
(Fig. 18). Diese treten auseinander und das nunmehr folgende Blattpaar,
sich mit dem ersteren kreuzend, wird sichtbar (Fig. 19). Figur 20 eine
mehr ausgebildete Knospe, vergr. Der Durchschnitt einer Knospe auf die-
ser Stufe der Ausbildung von 19 zeigt uns noch wenige Knospendeck-
schuppen; der von 20 von einer mehr ausgebildeten Knospe schon mehr;
der Längendurchschnitt (Fig. 21) macht uns die innere Bildung der Knospe
klar. Wir finden an derselben 5-7 Paar Deckschuppen, nach welchen
alsdann sich ausbildende Blätter folgen.
Fig. 23 zeigt uns die Projection einer knospenartigen Zweigabschlies-
sung, so wie einer Knospe, wo I und II noch vollkommen ausgebildete
Blätter zeigen. Die an der Zweigabschliessung mit 1, 2, 3 u. s. w.
bezeichneten Deckblättchen sind eine Fortführung von I und IL
Kmspenhilder. ' 201
In Fig. 23 ist das sich entwickelnde Ende eines Zweiges dargestellt,
und somit wäre die Bildung des knospenartigen Endes, so wie die der
eigentlichen Knospen dargelegt.
Acer campestre
bildet seltener an den Enden der Zweige eine knospenartige Abschlies-
sung, und wenn eine solche sich vorfindet, so wird die deckende Hülle
aus 2 mit einander verwachsenen Blättern oder auch aus einigen so ver-
bundenen Blattpaaren gebildet (Fig. 25, 26 u. 27).
Die Knospen (Fig. 28) haben 5-6 Paar Deckschuppen, an welchen
die blattartige Verzweigung der Nerven sichtbar bleibt.
In den Figuren 29-34 sind die verschiedenen Hüllen bis zum ersten
Blattpaare vergrössert dargestellt, in welchen sich ein Uebergang von
Deckschuppen in eigentliche Blätter verfolgen lässt.
Die äusserste Knospenhülle von ^c^ ^Maftim ist vollkommen geschlos-
sen (Fig. 35) und theilt sich in zwei Theile bei der Entwickelung der
Knospe. Das folgende Blattpaar verharrt auf einer geringeren Stufe der
Entwickelung als verbundene Hüllblätter, wird aber als solches sehr gross.
Das dritte Blattpaar ist indessen vollkommen ausgebildet, so dass hier der
Uebergang von Hülle zu Blatt plötzlich erfolgt (Fig. 36). Fig. 37 ist der
Anfang von zwei Aesten, da die Centralachse durch eine Blüthe häufig
abgeschlossen wird, von der äussersten Hülle entledigt. Fig. 38 ist der
Längendurchschnitt einer Knospe.
SjfHnga vulgaris.
Eine knospenartige Abschliessung der Zweigendeii ist selten vor-
handen. Ihre Bildungsart ist der der eigentlichen Knospen ganz ähnlich,
indem mehrere Blättchen, auf einer geringeren Stufe der Entwickelung
verharrend, die schützende Hülle bilden (Fig. 26) , nach welchen der
innere Blattkern (Fig. 27 und 28) folgt, dessen Blätter sieh etwas
umfassen.
VoLXXIL p.i. 26
202 A. Henry,
Die Knospen zeigen die ersten BlSttchen rechts und links. Wir fan-
den oft, dass diese ersten Blättchen an der Spitze noch nicht zusammen-
schliessen (Fig. 1), welches erst später erfolgte (Fig. 2 u.3). Die Rich-
tung der Knospe zur Hauptachse ist anfänglich mehr gesenkt, so dass die
Knospe vom Blattstiele etwas bedeckt erscheint (Fig. 4 u.5).
Nachdem sich die zwei ersten Blättchen völlig ausgebildet haben
(Fig. 6) , erfolgt die weitere Entwickelung der Knospe rasch, und es
tritt das folgende Paar* der Deckschuppen zwischen den ersten, und mit
diesen sich kreuzend, hervor (Fig. 8 u.9).
Wenn mah eine ausgebildete Knospe genau untersucht, so wird man
den allmäligen Uebergang von der harten, lederartigen HflUschuppe zum
zarten Blättchen deutlich verfolgen können. Von der ausgebildeten
Knospe 9 haben wir die 4 ersten Paare der HflUschuppen weggenommen
und diess unter Fig. 10 dargestellt, von lObis 21 stets ein Blattpaar entfernt,
und von 12 an vergrössert gezeichnet, und den noch deutlich erkennbaren
inneren Kern (Fig. 21) in einer schwachen mikroskopischen Vergrösse-
rung wiedergegeben (Fig. 22).
Wir erkennen noch aus dieser Reihenfolge von Darstellungen, dass
die Blätter der Blattpaare, anfänglich von einander gesondert, sich später
mit den Rändern umfassen, welches auch deutlich im Grundrisse der
Knospe (Fig. 30) hervortritt.
Zur Vervollständigung der Uebersicht dieser Bildung haben wir noch
die Achse dieser Knospe und einen Längsdurchschnitt vergrössert beige-
fügt (Fig. 23 und 24).
Zur Entwickelung der Blättchen haben wir noch zu bemerken, dass
an üppig sich entwickelnden Knospen (Fig. 25), besonders Blflthenknospen, .
in den Winkeln ider ersten HttUschuppen sich Laubknospen bilden, deren
erstes Blattpaar in der Art auftritt, dass ein Blättchen das ihm gegenttber-
stehende fest ganz umfesst (Fig. 29 a vergrössert).
Die folgenden Blat^)aare verhalten sich alsdann ganz auf dieselbe
Weise (Fig. 29. h,c,d).
KnaspenbOder. 203
Wir haben unter den Knospen, die wir bisher untersucht haben,
schon mehrere gefunden, deren Blättchen ein Uebergreifen der Ränder
zeigten; dieses konnte man jedoch mehr als ein zufalliges bezeichnen;
bei den Knospen aber, die wir nunmehr betrachten wollen, ist ein wech-
selseitiges Decken und Uebergreifen der Blattseiten stets vorhanden und
eine gewisse Gesetzmässigkeit hierin nicht zu verkennen, welche jedoch
nicht selten durch äussere Einflüsse getrübt wird, was wir uns aus der
Bildungsweise der Blätter leicht erklären können.
Die Blättchen nämlich, auf der ihnen zukommenden Stelle sich bil-
dend, nehmen einen ganz kleinen Raum ein, berühren sich kaum; bei der
ferneren Ausbildung in der Knospe sowohl, als auch an der Achsenspitze,
suchen die Seiten sich möglichst auszudehnen und müssen sich somit über-
einanderschieben ; der geringste Widerstand, eine kleine Hemmung in der
Ausbildung, muss sie von dem ihnen eigenen Wege ablenken und somit
eine Störung in der Gesetzmässigkeit der Deckung hervorrufen.
CrasMUia lactea.
Bei der sich entwickelnden Achse finden wir die wechselseitige
Deckung der Blattseiten der einander gegenüberstehenden Blätter deutlich
ausgesprochen, jedoch nur an den in der Entwickelung vorgerückten
(Fig. 1). Die jungen Blättchen (Fig. 2) legen sich anfänglich aneinander
(Fig. 3 in nat. Gr. und vergr.) ; Fig. 4 zeigt uns ein Blättchen von diesen
weggenommen, um das kommende Blattpaar zu zeigen, von welchem in
Fig. 5 ein einzelnes Blättchen von vorne gegeben ist. Die Knospen ha-
ben ihr erstes Blattpaar so, dass ein Blatt rechts, das andere links zu ste-
hen kommt (Fig. 6 in nat. Gr. und vergr.) ; diese treten auseinander und
man sieht das zweite Blattpaar (Fig. 7). Bei'm ersten Blattpaare bemerkt
man eine geringe Verschiedenheit der zwei Blätt6hen in Hinsicht der
Grösse ; bei'm zweiten Blattpaare, auf einer weiteren Stufe der Entwicke-
lung (Fig. 8), wird das Uebergreifen der Blattseiten deutlich, tritt bei
der ferneren Ausbildung der Nebenachsen immer klarer und deutlicher
204 A. Henry,
hervor (Fig. 9; 10, 11 u. 12), und wird so der, in Fig. 1 deutlichen, Bil-
dung der Hauptachse ähnlich.
SaJMa ogßcbMMs.
Die schützende Decke am Ende des Zweiges, für die später sich ent-
wickelnden Blätter, wird durch die sich aneinander und wechselseitig über-
einanderlegenden Blätter gebildet, ohne dass diese jedoch eine andere
Form und Beschaffenheit als die später erscheinenden Blätter annehmen.
Fig. 1-4 zeigt uns die Bildung einer Zweigspitze, indem wir in jeder
Darstellung ein Blattpaar wegliessen und so zum innersten sichtbaren Kern
gelangten.
Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter. Die ersten
2 Blätter, rechts und links an der Knospe auftretend, greifen mit den sich
vergrössernden Seiten wechselseitig übereinander (Fig. 5 in nat. Gr. und
vergr.); Fig. 6 ebenso und 7. Dasselbe erfolgt bei den nachfolgenden
Blattpaaren (Fig. 8 und 9).
Die Deckung der Blättchen in den 2 gegenüberstehenden Knospen
ist meistens symmetrisch, so dass die gemeinschaftliche Achse für die zwei
Knospen als Mittelpunct zu betrachten ist (Fig. 10 u. 1 1).
In Fig. 1 1 ist der Grundriss eines ganzen Zweiges gegeben, in wel-
chem man die oben angeführte symmetrische Deckung der Blätter verfol-
gen kann.
Ein symmetrisches klar ausgesprochenes Uebergreifen eines der ge-
genüberstehenden Blättchen über das andere finden wir in den Knospen-
decken dieser Pflanze, und zwar in der Weise, dass von den äusseren Decken
ein Blättchen ganz das andere umfasst, bei den inneren hingegen ein
wechselseitiges Uebergreifen der gegenüberstehenden Blätter sich darstellt*
Fig. 1 ist das Ende eines Zweiges, Fig. 2 die Projection desselben, ans
welchem sich das oben erklärte Verhalten deutlich verfolgen lässt.
Knospenbilder. 205
Die Blättchen der Knospen, die wir bis jetzt untersuchten, waren
flach, ihre Seitentheile berührten sich, legten sich sogar häufig übereinan*
der, und so verblieben die einzelnen Blättchen des Blattpaares, in einer
gewissen Beziehung zu einander, was bei den Knospen, die wir nunmehr
kennen lernen wollen, nicht der Fall ist. Hier tritt jedes einzelne BlaU
für sich abgeschlossen auf und wendet seine Seitentheile seiner Mitte zu,
entweder nach vorne oder nach hinten sich umbiegend.
Carrea spedosa nnd aiba.
Das knospenartige Ende der Hauptachse besteht bei C. alba aus
mehreren Blättchen, die sich aneinander legen und so den nachfolgenden
Theilen Schutz gewähren (Fig. 1).
Die Knospen, in den Winkeln der Blätter sich bildend, zeigen zwei
rechts und links ständige Blättchen, welche schon bei ihrem Entstehen
nach vorne gebogen sind, ohne sich jedoch zu berühren (Fig. 2, Fig. 3
vergr.) Dasselbe Verhalten finden wir auch bei der weiteren Ausbildung
der Knospe, wie wir dieses aus den Figuren 4, 5, 6 erkennen. Bei'm
Auswachsen der Knospen entwickeln sich diese ersten Blättchen vollkom-
men und werden durch ein Stielchen, welches sich unterhalb derselben
bildet, emporgehoben (Fig. 7 u. 8).
Sämmtliche BläUchen haben bei ihrem ersten Auftreten einen filzigen
Ueberzug von Aussen und von der Innenseite (Fig. 9). Fig. 10 ist die
Projection eines Zweigendes mit Knospen.
Carrea spedosa
zeigt uns ein ähnliches Verhalten der Blättchen an der Knospe. Fig. 7 die
eine kleine Knospe; Fig. 8 vergrössert; Fig. 9 ein Durchschnitt. Fig. 10
ist der Grundriss des Zweiges, sehe oben. Wir finden hier eine Neigung
der Blätter, die Ränder etwas rückwärts zu biegen, . indem sich das ganze
Blatt nach vorne hinneigt.
206 A. Henry,
MomnaHnus oj^flciiialte.
Die bei Correa angedeutete Umbiegung der BlStter nach hinten, dem
Blicken des Blattes zu, ist bei R. officmalis deutlich ausgeprägt. Die
knospenartige Abschliessung des Zweiges geschieht durch dicht sich anle-
gende Blätter, welche auf diese Weise den nachfolgenden den nöthigen
Schutz gewähren (Fig. 1 in nat. Gr., Fig. 2 die aufeinanderliegenden inne-
ren Blätter vergr., Fig. 3 das folgende, Fig. 4 das darauf folgende Blattpaar).
Die ersten Blätlchen der Knospen, rechts und links an der Achse
stehend, decken durch ihr inniges Anschliessen die folgenden. Figur 5
bis 10 zeigen uns die Entwickelung einer Knospe von 6 an vergrössert.
Die Ränder der ersten Blättchen sind nicht so sehr zurflckgebogen, als die
der folgenden, wie dieses in Fig. 10 deutlich hervortritt.
Fig. 11 ist die Projection von 2 Knospen, aus welchen das Verhalten
der Blätter klar gemacht wurde.
Aufgerollt nach vorne, der Mitte zu, finden wir die Blättchen in den
Knospen von
CornuM tmoMcutiB.
Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes gleicht der Bil-
dung der Knospe (Fig. 1). Zwei Blätter, nicht zur Ausbildung gelan-
gend, legen sich dicht aneinander, bilden eine Hülle (Fig. 1)^ unter wel-
cher das folgende Blattpaar seine weitere Entwickelung erwartet (Fig2,
Fig. 3 vergr.). Das nach diesem folgende Blattpaar zeigt sich nur in der
ersten Anlage (Fig. 4).
Die Knospen zeigen 2 Blättchen, das eine rechts, das andere links
stehend, welche an ihrer Basis miteinander verwachsen, sich mit ihren
Rändern dicht aneinander legen und so eine vollkommen geschlossene
Halle bilden (Fig. 4, Fig. 5, Fig. 1).
Bei der weiteren Ausbildung der Knospe zum Zweige wird diese
Hülle auseinander gedrängt und die nachfolgenden Blattpaare treten her-
vor (Fig. 6, Fig. 7 vergr.). Wenn man diese äussere Hülle auseinander-
KnospmbOder. 207
legt (Fig. 8) und eins von den folgenden Blättcben entfernt, so sieht man
das in der Anlage sich vorfindende dritte Blattpaan Die Blätter des zwei-
ten Blattpaares sind mit ihren Randern schon nach vorne gerollt, was uns
ein vergrössertes Blatt (Fig.O), u. (Fig. 10) der Grundriss von 2 Knospen,
zeigt; die folgenden Blättchen zeigen bei ihrer weiteren Entwickelung
dieselbe Bildung.
Wir müssen hier noch der Verzweigungsweise erwähnen, wo bei
einer /^ (Va) Stellung der Blätter sich nur in einem Blattwinkel der zwei
gegeneinanderüberstehenden Blätter eine Knospe bildet.
JusHUa (Adhatoda) archtaides.
Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes geschieht durch
das Zusammenneigen der Blattpaare (Fig.l.a).
Die Entwickelung der Knospen erfolgt in der Art, dass, wenn eine
Knospe in dem nach rechts stehenden Blattwinkel des nach rechts und
links wendigen Blattpaares auftritt, die Knospe zum folgenden Blattpaare,
welches sich nach vorne und hinten wendet, sich im vorderen Blattwinkel
entwickelt. Die dritte Knospe zum dritten Blattpaare (nach rechts und
links) steht in dem nach links gewandten Blattwinkel. Die vierte, zum
Blattpaare 4 gehörend (nach vorne und hinten), bildet sich im hinteren
Blattwinkel. Die fünfte Knospe steht wie die erste (Fig. 1, Fig. 6 die
Projection).
Die auftretenden Knospen bilden demnach eine spirale Linie um den
Stengel herum. Die Bildung der Knospen ist einfach, zwei Knospenblätt-
chen, rechts und links stehend, bedecken anfanglich die folgenden Theile
(Fig. 2), werden emporgehoben (Fig. 3), und treten auseinander, um den
folgenden Blatttheilen Raum zur Entwickelung zu geben; Fig. 4 u.5 sind
Vergrösserungen von 2 und 3.
GotdJ^sia eiMf/tolta» (anisophyUa).
Eine knospenartige Abschliessung des Zweiges ist nicht vorhanden,
indem die Weiterbildung nicht unterbrochen wird. Fig. 1 in nat. Grösse,
208 A. Henry,
Fig. 2, 3 immer mehr dem Innern zu, vergr. Die Biälter sind bei der
Entwickelung nach vorne aufgerollt.
Die Entwickelung der Knospen erfolgt in folgender Weise: In dem
Blattwinkel rechts, des nach rechts und links sich wendenden Blattpaares,
bildet sich eine Knospe, die wir mit eins bezeichnen wollen. Diese
Knospe steht in der Achsel des grösseren Blattes, während das gegen-
überstehende kleinere Blättchen keine Knospe zeigt (Fig. 9).
Die zweite Knospe, zum darauf folgenden Blattpaare, welches nach
vorne und hinten gewendet ist, gehörend, entwickelt sich im grösseren,
nach vorne gewandten, Blattwinkel (Fig. 9, mit II bezeichnet).
Die dritte Knospe steht wie Knospe 1 ; die vierte wie die zweite,
Fig. 9. IV.
Die Entwickelung der Knospe ist einfach. Zwischen den 2 ersten
Knospenblättchen, die später sich weiter entwickeln und emporgehoben
werden, bilden sich die folgenden Blatttheile (Fig. 4-8), wovon die letz-
tere Figur vergrössert ist.
Hierher gehört eine Bemerkung der Herren L. und A. B r a v a i s. Diese
Herren nehmen (DisposiHon des inflorescences p. 106) als dmes Mphylles
solche an, an welchen beide Bracteen vorhanden sind ; dmes monophyUes
nennen sie jene, an welchen eine Bractee gänzlich abortire. Sie bemer-
ken ferner, dass die Braccteen, in deren Achsel sich keine Blüthe oder
kein Blttthenzweig entwickelt, stets im Wachsen zurückbleibe.
Des faits analogues ont a/ussi Heu parfois sur les Hges; ainsi sur le
Ruellia amsophylla^ la grande femlle a une gemme ferlile ä son aiselle^
tandis que son opposie en est depourvue.
Knospenkeimblättchen.
Ehe wir in der näheren Erkenntniss der Knospen weiter gehen, sei
es uns vergönnt, einen übersichtlichen Blick auf die Bildung der 2 Knospen-
blättchen zu werfen, die (rechts und links dem Beschauer) den Anfang der
Knospen bei den meisten dikotyledonischen Pflanzen bezeichnen, wenn
Knospenbilder. 209
auch eine andere Blattstellung an der Hauptachse und in den Knospen
später vorhanden ist. Als Ausnahmen sind wohl die Pflanzen zu bezeich-
nen, deren Blätter an Haupt- und Nebenachsen alle eine und dieselbe Rich-
tungslinie haben, da hier auch die zwei ersten Blättchen nach hinten und
vorne gerichtet sind, was jedoch auch einige andere Gewächse mit spi-
raler Anordnung der Blätter zeigen.
Schimper (Bot. Zeit. Nr. 10. 1835.) bemerkt: Man erinnere sich
ferner, dass4)ei fast allen Dikotyledonen der Keimling die Blattbildung mit
einem Cyclus des % Maasses (den zwei Kotyledonen) anhebt, welcherlei
Blattstellung auch nachher folgen möge, was sich in ähnlicher Art an
Zweiganhängen häufig wiederholt.
L. und A.' Bravais (Disp. sym. d. inflor. p.88) sagen: Les ra-^
meaux des pUmtes de cette classe (IKcotylidonea) commencent par deux
femUes lat&rales^ situäea Vune ä droits Va/utre ä gcmche; pag. 89: les deux
feuilles primordiales peuvent ihre g&mnies^ c^est ä dbre former une spire
contracUe de deux feuilles.
Dieselben Beobachter erwähnen an einer andern Stelle (Disp. des
feuilles curvis. p.40J ebenfalls dieser Stellung der ersten Knospenblätter:
Les deux feuilles primordiales d'un rameau ä feuilles disposäes suivant
le Systeme ordinaire naissent souvent deux ä deux et g^minäes^ comme on
peut Vohserver fadlement sur le Chrysanthemum indicum.
H. Wydler (lieber dichot.Verzw. d. Blüthenachsen dikot. Gewächse.
Linnea XXVH. Hft. H. 1843.) spricht von eben diesem Vorkommen; er
sagt: die Zweige dikotyledonischer Gewächse beginnen ihre Blattstellung
mit 2 Blättchen, von welchen das eine rechts, das andere links am Zweige
steht. Man bezeichnet sie mit dem Namen Vorblätter.
Diese Vorblätter (Knospenkeimblälter), wie wir sie schon früher in
unseren „Beiträgen zur Kenntniss der Laubknospen^^ genannt haben, bil-
den sich bei vielen Pflanzen ganz symnfetrisch aus, so dass ein Blättchen
an Grösse und Ausbildung dem anderen gegenüberstehenden vollkommen
gleicht. Wir fanden dieselben in ihrem ersten Hervortreten aus der Achse
VohXXiL p.i. 27
210 A. Henry,
als ein scheinbar geschlossenes Bläschen, welches in der Mitte eine feine
Furche zeigte, wo die Grenze der aneinander slossenden Blättchen ist, an
welcher Stelle auch die Trennung derselben erfolgt.
Sollten nicht bei den Pflanzen, deren Blätter,* gegeneinanderüberste-
hend, miteinander verbunden bleiben, diese Bildung der Knospenkeimblät^
ter die aligemein vorherrschende sein?
Wir dürfen jedoch nicht verschweigen, dass wir bei Pflanzen Mit
opponirten Blättern eine gewisse Succession in der Entstehung und somit
eine Verschiedenheit in der Ausbildung der ersten Vorblättchen fanden,
z. B. bei Syringa.
Es ist indessen anzunehmen, dass eine solche Succession der zwei
gegenüberstehenden Vorblättchen bei den Pflanzen vorherrscht, wo die spä-
ter auftretenden Blätter eine abwechselnde Stellung, eine durch eine Spi-
rallinie zu bezeichnende Anordnung haben.
Wydler (Linnea XVII. Hft. II. S. 156) ist der Meinung, dass, wie
bei opponirten Blättern eine gewisse Succession in ihrer Entstehung
nachweisbar ist, so auch bei opponirten Vorblättern; es sei deshalb stets
ein erstes (unteres) und ein zweites (oberes) Vorblatt zu unterscheiden.
Wir haben schon früher bemerkt, dass die Bildung der Knospe in
einer 'gewissen Abhängigkeit vom Mutterblatte stehe, und wir finden diese
auch schon bei den Vorblättchen ausgesprochen, indem das er^te stets eine
bestimmte Stelle einnimmt. Es ist jedoch dieses Verhältniss der Knospen
zum Mutterblatte nur an ganz jungen Knospen zu erkennen ; später ver-
wischt sich dieses, weil die Ausbildung der Keimblättchen durch andere
sich hervordrängende Blätter zurückgeschoben, sie an der Basis der
Knospen festgehalten werden und in ihrer Ausbildung nicht fortschreiten.
L. und A. Bravais (Disp. symetrie des infl. p.97) heben hervor,
dass der grössere Theil der Blättchen der Dikotyledonen an ihrem Blü-
thenstiele zwei Bracteen zeige: ^Les deux brai^äes sont le plus s(mvent
les premires feuilles d^une spirale^ qw part de la femüe-^mire et se ccm-
tinue avec les spätes.
Knospenbilder. 211
^^feioe Dieselben Beobachter sprechen ihre Ansicht von der Abhängigkeit
^ n der Zweigbildung vom Mutterblatte noch deutlicher aus auf p.*45. Disp. des
femUes cwrtiä^fiies ; hier heisst es: D^ahord la position de cette premiire
berste- femlle n^a point Heu Q^hizsard; eile est separee de la femlle-mere du ra--
loiblii. meom par une divergence d^une centaine de degr^s environs; . . . ainsi la
spire generafoice partie de la premire feuiUe se rend ä la seconde feuiUe
30 1 e% passant entre le ramea/u et la Oge-mdre. Cette deuxieme feuille paraU
sofliil p sauwnt presque opposöe ä la premire^ surtotU si son merithalle est court^
inh auquel aas elles deviennent hig&minäes.
Manche Beobachtungen scheinen für eine symmetrische Bildung der
zfei y. ersten Blättchen zu sprechen.
spä. Schimper (Bot. Zeit. Nr. 10. 1835. S.186) bemerkt: Es giebl,
Spj. wie bemerkt, eine Reihe von Zweiganßingen, bei welcher ein Cyclus der
% Steltung (und zwar mit % Prosenthese eingesetzt) die Blattstellung ein-
^^g leitet; die zwei Blätter dieses Cyclus, von welchen das eine rechts, das
andere links an der Basis des Zweiges sich befindet, sind nach vielen An*
zeigen, wenn nicht immer, doch in vielen Fällen, in entgegengesetzter
Richtung gebildet.
Wydler (Linnea XVII. Hft.2. S. 157) zeigt, dass die VorWätter sel-
ten eine wirklich opponirte Stellung haben, und dass eine grössere Diver-
genz (also mehr als 180^) nach vorne liege, seltener sei das umgekehrte
Verhältniss. Er sagt: Die beiden Vorblätter zeigen in den meisten Fällen
eine entgegengesetzte Bildung, sie sind unter sich symmetrisch.
Auch die Gebrüder Bravais (Disp. sym. d. infl. pag.llOJ nehmen
bei den dmes scorpioides eine obliquitä des femlles an, beziehen diese
jedoch auf d&jettement des axes successifs.
Die zwei Saamenblätter verbleiben meistens unter der Erde, so dass
ihre Entwickelung als beendet zu betrachten ist; bei manchen Pflanzen
jedoch werden sie den eigentlichen Blättern ähnlich, indem durch die Ver-
längerung des Stielchens unterhalb sie aus der deckenden Hülle herausge-
hoben und den Einwirkungen des Lichtes ausgesetzt werden.
iteb
1.
212 A. Henry,
Ein ähnliches Verhalten ist bei den Knospenkeimblättchen; auch sie
verharren in vielen Fällen, wie schon erwähnt, an der Basis des Zweiges
und bilden sich nicht weiter aus, jedoch finden wir auch, dass sie empor-
gehoben und einer weiteren Ausbildung fähig werden.
So wird die Bildung der Knospenkeimschuppen der der eigentlichen
Blätter sehr ähnlich. In diesem Streben zur Blattnatur ist selbst zwischen
den zwei Knospenkeimschuppen ein Unterschied; während das erste Blätt-
chen noch ganz die Eigenschaft der Hüllschuppe beibehält, wird die zweite
schon einem eigentlichen Blatte sehr ähnlich (Hamamelis).
Mit diesen Andeutungen über die zwei ersten Knospenblättchen
(Knospenkeimblättchen) glauben wir genug gethan zu haben, da eine nä-
here Angabe über die mannigfachen Veränderungen, welchen dieselben
gleich den anderen blattartigen Theilen unterworfen sind, bei der genaue-
ren Erkenntniss der Knospen im Verlaufe unserer Arbeit gegeben werden
kann, und haben wir hier nur noch die Ueberzeugung auszusprechen, dass
diese Knospenkeimblättchen auch an den Pflanzen, deren Knospendecke
aus Nebenblättchen gebildet ist, als Blätter zu betrachten sind, worauf
wir später bei manchen Bildungen, besonders bei Salix^ noch zurückkom-
men werden.
% ('/«)
Wir wollen nunmehr einige Knospenbildungen kennen lernen, wel-
che an Achsen entstehen, deren Blätter* zu 3, zu 4 u. s. w. verbun-
den sind.
lieber Entstehung der drei und mehrblättrigen Quirle und Erklärung
ihrer Aufeinanderfolge können wir auf das verweisen, was wir von den
Ansichten der Herren Schimper, Braun, L. und A. Bravais bei
den zweiblältrigen Quirlen und der Kreuzung derselben herangezogen
haben.
Die Herren L. und A. Bravais erklären die drei und mehrblättrigen
Quirle aus einer Verbindung von drei und mehreren Reihen.
Knospenbilder. 213
Ainsi^ une tige temäe peut itre comid&rie camme le risuUat cPun
disHque trijuguie. Noua expUquerons^ d^aprds les mSmes prindpes^ la
disposiUon des femlles qm altement 4 ä 4^ 5 ä 5^ 6 ä 6 etc. Noua di--
rons donc en gfyh&ral:
Parmi les syst^nes recKsiriis^ tous ceux qm sont formes des verti^
etiles des femlles placäes 2ä2^ 3ä3^ 4 ä4 ... sont des systimes 02^3^4 .. .
spirales gänäratrices^ ou des modißcaHons du systdme distique alors
conjuguä.
Essai suT les disp. g. d. feml. rectisär. pag. 16.
Wir finden bei den Knospen dieser Pflanzen, dass der erste Blatt-
quirl fast immer aus zwei Blättern besteht, von denen das eine rechts, das
andere links an der Knojspe sich befindet, und dass nach diesem Blattcyclus
die andern Cyclen, aus mehr als zwei Blättern bestehend^ auftreten.
Die Blätter des ersten dreiblättrigen Quirls stehen entweder in der
Art, dass ein Blatt nach vorne zwischen den Blättern des (ersten) vorher-
gehenden zweiblättrigen Cyclus fallt, oder dass ein Blatt nach hinten und
zwei Blätter nach vorne hin stehen.
Das zuletzt erwähnte Verhalten finden wir bei Junipems communis^
das erste bei BeauforUa sparsa.
L. u. A. Bravais (Disp. d. f. rectiser. p. 31-32) : Nous (wons däjä
dit que la feuiUe-mdre se comportait vis "ä-- vis d^tm ramea/u naissant
comme la feuiUe terminale d'un Systeme Spirale. Si cette rigle est rigou-
reuse^ le ramea/u temä naissant prSseniera toujours une feuiUe adossäe ä
la tige centrale et deux au-dessus de la femUe-m^re.
Diese Anordnung fanden die Herren Bravais in den Blüthen der
Gramineen, bei vielen anderen Pflanzen, z. B. bei Scilleen, Orchideen,
wurde jedoch eine andere Anordnung der Theile nachgewiesen: Nous
soupfonnonsque^ dans la phipart des cas^ une bractäe sous-florale a
avortä^ et que cette bractSe devant itre ou adossäe ä la tige comme ceUe
des ixias^ ou latärale aux pe4oncules comme celle des lys^ sert ä fixer la
Position des premOrs pätales. Ainsij ces fleurs n'ont pas leur Systeme
214 A. Henry,
temä en contact inmädiat atec la feuille qui les parte ä san (mselle. B
est plus difßcile d^expliquer Vorigine swvante des ramemix temäs. On
trouve d^ahord deux bractees transversales^ puis un premer verticille de
trois feuilles^ plac6es deux contre la ti^e et une en avant au-dessus de la
femUe-'mdre^ ou bien dans une positian inverse deux en avtmt^ une en
arriere.
Beispiele.
Le Systeme ternaire est id präcedä par deux feuilles opposäes et
d'aprds la rdgle ordinaire^ une de ces feuilles decradt altemer a/oec deux
des temäes^ avec une divergence de 6(f.
Paurquoi ce changement dans la symätrie ordinaire? Nous n^ähi-
derons pas cette objecHon.
Peut^Stre d^ailleurs^ dans les ramea/ux naissants^ la feuille -mere
a-t-elle une influence directe sur le second verticille et contraint -eile le
rameau ä (woir une rangie nerticale des feuilles commune avec ceUe
qu^elle occupe sur la tige centrale. Pour expliquer tous les faits d^orga-
nisation vägetale^ nous n'amrons pas assesi genäraUse notre formule.
JTuniperuM communis.
Die knospenartige Abschliessung der Zweige wird durch das Zusam-
menneigen der Blätter bewirkt (Fig. 1).
Der zuerst auftretende Blattcyclus der Knospen besteht aus zwei
Blättchen, di« rechts und links an der Achse der Knospe stehen (Fig. 2, 3,
4 u. 6aev). Nach diesem folgt ein aus drei Blättern bestehender Blatt-
cyclus, von welchem ein Blatt dem Stamme zusteht, die zwei andern nach
vorne fallen (Fig. 4 und 6).
Der dritte Blattcyclus (der zweite dreiblättrige) stellt sich in der
.Weise, dass seine Blätter mit den Blättern des vorhergehenden ab-
wechseln.
Der vierte Blattcyclus (der dritte dreitjlättrige) steht wie der erste
(Fig. 6). Es werden somit 6 Blattreihen gebildet.
Knospenhäder. 215
SKelaleuca prapinqua.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges geschieht, indem sich
die Blättchen dicht aufeinanderlegen (Fig. 1 ä).
Die Bildung und Entwickelung der Knospen gleicht ganz der der
Knospen von Jumpertis comnwms. Fig. 2, 4, 6, 8 in nat. Grösse, und 3,
5 und 7 vergrössert, zeigen uns die verschiedenen Entwickelungsstufen
der Knospe. Fig. 9 ist der Grundriss einer Knospe, wo man die Aufein-
anderfolge und Stellung der Blattcyclen erkennen kann.
Ein spirales Auseinändertreten der Blattcyclen ist nicht selten; in
Fig. 10 haben wir einen Zweig mit einer solchen Anordnung der Blätter
gegeben, wo das achte Blatt beinahe oberhalb des ersten zu stehen kommt.
SeauforHa sparsa.
Eine Abschliessung der Zweigenden wird durch das Zusammenrücken
der Blättchen in etwas hervorgerufen (Fig. 1 ö, Fig. 2 von oben).
Der erste auftretende Blattcyclus besteht aus zwei Blättern (Fig. 3).
Die zwei Blättchen erheben sich, indem sich ein Stielchen unterhalb der-
selben bildet (Fig. 4, 5 vergr.); die Blättchen treten auseinander und der
erste dreiblättrige Blattcyclus wird sichtbar; das eine Blatt des Blattcyclus
steht (wie wir schon hervorhoben) nach vorne, die zwei andern Blätter
desselben Cyclus dem Stamme zu(Fig.6u.7); der zweite dreiblättrige Cyclus
wediselt in der Stellung mit dem vorhergehenden ab, so dass am Stengel
6 Blattreihen auftreten (Fig. 7, die Projection von drei Knospen). Die
Blättchen des ersten Blattcyclus zeigen eine verschiedene Grösse und dek-
ken sich in der Weise, dass ein spirales Auseinandertreten der Blattcyclen
angedeutet wird. Eine solche spirale Anordnung findet man auch, gerin-
ger (Fig. 8) , oder völlig ausgesprochen an manchen Zweigen, so dass
sich die Stellung der Blätter der % oder Vs Stellung annähert.
Dass Knospen (Nebenachsen) mit 2-blättrigen Blattcyclen an Hauptachsen
entspringen, deren Blätter zu 3 mit einander verbunden sind, ist nicht selten.
216 A. Henry,
Ein Beispiel einer solchen Bildung geben wir hier bei
AMragene iäptna,
wo aus den drei in den Winkeln, von drei mit einander verbundenen
Blättern entstehenden Knospen sich zweiblättrige Blattcyclen heranbilden
(Fig. 1 u. 2). Das andere Stellungsverhältniss, wo der erste dreiblättrige
Cyclus so gestellt erscheint, dass ein einzelnes Blättchen nach vorne zu
stehen kommt, die beiden anderen dem Stamme zu stehen, finden wir bei
mehreren Pflanzen.
CaMUiriM arUcuUtta
haben wir gezeichnet, um den aus dem Zusammenrücken von zwei zwei-
blättrigen Quirlen scheinbar entstehenden vierblättrigen Quirl zu zeigen.
Algacia MUchard^ania.
Eine schützende Decke für die sich an dem Ende der Achse ent-
wickelnden Theile wird durch die Vereinigung der klebrigen fadenförmi-
gen Körper gebildet, die an der inneren Seite der Basis des Blattstieles,
da wo dieser sich mit dem Stengel vereinigt, hervortreten. Fig. 1; Fig,2
vergrössert; Fig. 3 ein senkrechter Durchschnitt, vergr.; a die Hülle,
b die sich entwickelnde Achse.
Bei der Entwickelung liegen die Blättchen aufeinander (Fig. 4), und
die an den Blattstielen sich vorfindenden Theile scheinen eine homogene
Masse zu bilden (Fig. 5), wefche sich später deutlich sondert (Flg. 6). Die
Knospen, geschützt von dieser Decke, entwickeln sich in den Winkeln der
Blätter, und der erste Blattcyclus besteht aus vier Blättern, von welchen
eins nach vorne, eins nach hinten und zwei seitwärts stehen (Fig. 7,
Fig. 8, 9, 10 und 12).
Bei der Entwickelung der Knospen erhebt sich dieser erste Blatt-
quirl, indem sich ein Stengeltheil unterhalb desselben heranbildet
(Fig. 11).
Kno»pei^büier. 211
Ml). .. ,
CaMuarina tortuosa.
Diß Absebli^Mung des Zweiges geschieht durch das Zusainmeiinei*-
gen der Blättchen.
Die Knospen finden sich oft zu 4, so daiss in jedem Wlhkel eines
jeden einzelBen BlSttchens des Quirls dne Knospe entsteht (Fig« 1), mei-r
stens jedoch zu zwei öder einzeln. Der erste Blattquid besteht aus zwei
Blflttchen/ von welchen sich das: eine nach redtts, das andere nach links
wendet (Fig. 2 a€r). -. -
Nach diesem zweiblättrigen Quirle folgt einer, aus vier Blättern besteh
hend; die Blätter dieses Quirls sind so gestellt, dass ein Blättchen nach
vorne, eins dem Stamme zu und zwei nach den Seiten hinfallen. Der
zweite vierblättrige Quirl wechselt fn der Stellung mit dem vorHergehen-
den ab, so dass in den Lücken des vorigen ^lattiquirls sich die Blätter des
jetzt auftretenden Quirls stellen. Es werden somit 8 Blattreihen gebildet. *
Fig. 3 giebt uns den Ansatz von ausgebildeten Nebenachsen.
Bei anderen Cassuarjneen zeigen sich Blattquirle aus 8 Blättern ge-
bildet, so dass alsdann 16 Blattreihen am Stengel hervortreten (Fig. 1),
indem die Blattquirle abwechseln.
Die Bildung der Knospen ist der vpi:hergehenden ganz ähnlich. Der
erste Blattquirl (Fig. 2 aä) besteht aus zwei Blättern, nach welchem gleich
ein achtblättriger Quirl folgt. Dieser Quirl stellt seine Blättchen so, dass
ein Blättchen genau nafcb vo^n'e und' das !hm gegenüberstehende genau
dem Stamme zuzustehen kommt (Fig. 3).
. Bei einigen Pflanzen ist die ^ahl der Blättf^r in ^en yerscbiedenon
aufeiiianderfolgendqn Blattcyden pielil .constant^ sondern be^jutoBider
Schwankung unterworfen; wir fiiid^. inilepusen . di^s Gesete hiebej w^l«*
lead, dftss nach unten die Blattcyolen jftets weniger Blätter zählen), a]ß
nach oben. . /
Voi.XXIL P.L " 28
218 A.Henry,
MUissetia iuneem.
Durch das Zusammenneigen der Blättchen wird eine Abschliessung
des Zweigendes hervorgebracht (Fig. 3), unter welcher der neue Blatt-
oyclus (Fig. 5) vergrössert sich heranbildet.
Die Knospen treten in den Winkeln der Blätter zuerst mit miem JBlatt-
cyclus van zwei Blättern anf, von welcben ein Blatt rechts^ das zweite
links steht (Fig. 6, 7 vergr.). Diese zwei Blättchen erbeben sich auf
dnem Stieldien, treten auseinander und der folgende Blattcyclus komml
zur EntWickelung (Fig. 8; Fig. 9 u. 10 vergr.). Die Achse unterlialb de«
ersten ßlattcyclus wird oft von bedeutender. Länge (Fig. 10), und es bildet
sich auch nicht selten eine unterständige Beiluiospe (Fig. 11), wodurch
eine gedrängte; Verzweigung • hervorgebracht wird.
Nach dem ersten zweiblättrigen Cycius folgt ein Blattcyclus, aus drei
oder vier Blätteren bestehend, und nach diesem ein anderer mit noch mehr
Blättern«
In Fig. 1 und 2 haben wir zwei Zweige gegeben ; am ersten folgt
nach dem untersten Cycius von zwei Blättern (a) ein Blattcyclus, aus drei
Blättern bestehend (h)^ dann einer aus vier Blättern, und endlich finden
wir oben Cyclen aus 7 Blättchen (c) zusammengesetzt.
An dem Zweige 2 folgt nach dem zweiblättrigen Cycius (a) gleich
ein vierblättriger (h). dann einer, aus fünf Blättchen zusammenge-
setzt (c).
Blatter einzeln stehend»
Wir wenden uns nunmehr einer Reihe von Knospen zu, deren Ent-
Btehungszellen nicht mehr gegeneinanderttber, oder zu 2, 3 auf derselben
Höhe der Achse sich befinden u.s.w;, »ohderä die In den Winkeln der
einzeln am Sfemme auftretenden Blätter entspringen und deren Theile die-
ser Stellung der Blätter am -Wutterzweige entsprechen. Diese Knospen
zeigen auch hei ihrer Ausbildung zu Zweigen eine gleiche Anordnung
KnaapenMder. 219
ihrer BURtär, wie 4er MuNerzweig, von weldier allgemein anzunehmenden
R6gel sich nur wenige Ausnahmen vorfinden.
Das einfachste Veihelten der einzeln am Stengel (an der Aoiise) auf«*
tretraden Blätter ist folgendes: Wir finden ein einzelnes Blatt auf einer
Seite des Stengels; von diesem ausgehend, treffen wir ein zweites Biatt,
welchea höher als das erste und von diesem um die Hfilfte des Stengel-
Umfanges (der Achse) entfernt ist.
Ein drittes Blatt steht wiederum höher, als das zweite, und ebenfalls
von diesem um die HSlfte des Stengelumfanges seiUich ab ; dieses dritte
Blatt muss demnach, da die seitliche Entfemang der zwei nach dem ersteh
folgenden Blatter einen ganzen Stengelumfting betrSgt, nach der Seite hin
fiiUen, wo das erste Blatt sich vorfindet, und genau Aber dieses zu stehen
kommen. Das vierte Blatt kommt aus demselben .Grunde über das zweite,
das fünfte über eins und drei zu stehen; und so werden bei der andauern-
den Ausbildung der BlStter an dem Stengel zwei Blattreihen gebildet.
Da bei dieser Stellung der BKtter, wenn wir, von Blatt 1 ausgehend^
über 2 nach 3 gdangen, mit* zwei Blfitlern die Achse ganz umgangen
wird, da ferner hier jedes Blatt vom ändere um die HfilAe des Umfanges
des Stengels entfernt steht, und somit zwei Blattreihen gebihlet werden,
so hat man diese Stellung mit % bezeichnet, weil in dieser Bezeichnung
die Hauptbeziehungen der Stellung sich ausgedrückt finden.
Die Herren L. und A. Bravais bezeichnen diese Blattstellung % als
^ystdme distiqne und beginnen mit dieser Anordnung der BlSIter die Aus^
einandersetzung ihrer gradreihigen Systeme.
Bei der Betrachtung der Knospen, die in den Winkeln solcher % stän-
digen Blätter ihren Ursprung haben, wollen wir zuerst diejenige hervor*
heben, deren Theile mit den Blfittern des Mtttterzweiges in denselben
Ebene Uegen, d. h. wo dfe BlStter des Nebenzweiges dieselbe Richtung
haben, wie die des Hauptzweiges.
Das erste Blatt (die Knoqiienscbttppe) steht dem Stamme zo^ 180^
vom Mutterblatte entfernt.
220 A. Henry,
L. und A. Bravais (Di^. de»mfl. pag.77) ervrfihnen dieser Stel^
lung des ersten Blattes : Cet ordre diatique se retroüve a/mm pärmi les
dicotylSdones (ViUs^ Cistus^ AristolochÄa); une femüe j^acäe ä 18(f de la
feuitte^'^mire y commence la särie distu^^ de'sart^ qua tout le näffStal se
ramiße. Essai s. L p: d. f. recUsir. pag.li. /
Tantdt ces rameaus^ sont piacäs exäctement dans le pkm de la Uge^
mdre. '
Herr Schimper (Bot. Zeitg. Nr. 10) bemerkt hierüber Folgendes:
Beginnt die Blattstellong ohne Prösenthese, so fallen die Biattzeilen des
Zweiges nach hinten und Yome^ und behalten also mit denen der Haupte
achse eine gleiche Richtung.
. /; .
Whera integrifolia.
Durch die Stellung der Blätter am Stengel (Flg. 1) wird die zusam*«
mengedrückte Form des Stengels an der jungen Pfianzie bedingt (Fig. 13 a),
welche Form sich jedoch in dem älteren Stengel immer mehr dem Runden
annähert (Fig. 13. b^c^d^ Durehsclmitte des Stengels).
Das Ende eines Zweiges, ohne sich periodisch kiiospeaartig abiu^
schliessen, bildet sich stets fort (Fig. 1). Die Bildung der Knospen ist
sehr einfach. In dem Winkel eines Blattes bemerkt man zuerst dn klei*
nes BlSttchen, welches, dem Stamme zustehend, seine Ränder an def Basis
etwas nach vorne umbiegt, und so eine Höhlung bildet, in welcher das
zweite Blättchen sichtbar wird^ Fig. 2 ; Fig. 3, 4 u. d sind Entwioke-r
lungsstufen in nat. Gr. und vergr. ; 6 von der Seite, 7- von vorne vergr.
In den Fig. 7, 8, 9 und 10 finden wir sdion mehrere BläRclien, die sich
zwischen d^ zwei zuerst vorhandenen gebildet haben. Fig. 11 ist ein
Längsdurchschnitt der isich entwickelnden Knospe; Fig. 12 der Grundriss
eines Hauptstengels und der Knospen, an welchen bei allen das erste Blatt
mit a bezeiehnet ist, wo das Zusammenfallen sammtlicher Blattei^ der
Zweige in eine Linie deutlich wird.
Knospenbilder. 221
BEedera Melicc.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges er&dgt durch schup-
penartige Bltittehen (Fig. 2, Fig. 8). Die Zweige, welche sich mit Haft^
wurzeln an fremde Gegenstände anlegen und an ihnen hinaufstreben, ha-
ben abwechselnd stehende Blätter (V, Stellung). Die Blätter der Zweige
jedoch, welche sich frei entwickeln, zeigen eine % Stellung. Die Noth-
wendigkeit der % Stellung der Blätter für die aufsteigenden Zweige scheint
sich hinüber zu ziehen zu den freien Zweigen, denn auch hier scheint die
ursprüngliche Stellung der. Blätter % zu sein, und es entwickelt sich spä-
ter aus der % Stellung die % Stellung. Dieses wird uns aus der Bildung
der Knospen deutlich werden. Die Knospen bilden sieh dicht in den Win-
keln der Blätter und sind etwas vom Blattstiele bedeckt (Fig. 1).
Bei'm ersten Auftreten zeigt »ch an denselben ein einzelnes Btött«
eben, welches dem Stamme zusteht und sieh nach vorne öifnet (Fig. 3 u. 4
von der Seite und 5 von vorne).
Diesem ersten Blättchen gegenüberate&end, also dem Mutterblalte zu,
finden wir das zweite HüUblättoben, dem zweiten gegenüber das dritte
tt. s. f. Solcher Hüllblättchen folgen in den «Knospen 5 oder 6 aufeinan-
der^ ehe eigentliche Blätter auftreten; Fig. 6 vergr.; Fig. 7 giebt uns die
Projection einer solchen Knospe, in. welcher die V^ Stellung vorherrscht.
Bei den Knospen an freien, sich nicht anheftenden Zweigen, oder
auch an sich anheftenden Zweigen, an welchen sich freie Zweige entwik*
kein sollen, ist die Bildung derselben der dem beschriebenen ähnlich.
Die ersten vier HttUblättcben zeigen dieselbe Stellung {%)^ wie schon
von uns erkannt, und erst mit dem vierten oder fünften Blättch^i finden
wir eine Abweichung von der % Stellung, einen Uebergang zur % Stel-
lung. Figur 8 stellt die Spitze eines Zweiges dar, .dässen Blätter die
'^.Stellung haben. In Fig. 9 ist eine Knospe in ttaU Grösse dargestellt,
aus welcher sich ein Zweig mit % Stellung der Blatter entwickelt; die-
selbe haben wir in Fig. 10 vergrössert und mit den Zitfiien der Blattfolge
222 A. Henry,
bezeichnet. Fig. 1 1 die Basis eines Zweiges, an welchem die Blattnarben
den Uebergang aus einer Blattslellung in die andere zeigen.
Dieses Uebergehen zur % Stellung erfolgt bei den Knospen eines
Zweiges nicht nich einer Richtung, denn wir fanden die Wendung in den
Knospen bald mit dem Mutterzweige laufend, bald demselben sidi entge-
genwendend, wie wir dieses Verhältniss aus Fig. 12, der Projection eines
Zweiges mit seinen Knospen, erkennen.
AriBtolochia SUpho.
Mine knospenartige Abschliessung der Zweigenden ist selten vor-
handen, wir vermochten keine zu finden.
Der Blattstiel hat an seiner Basis eine Höhlung, in welcher die sich
bildenden Knospen geschützt liegen (Fig. 1 und 2 van einem ttppigen
Zweige). Die Stelle am Stengel, wo die Knospen sich bilden, ist mit
dicht anliegenden Haaren besetzt, die den Knospe Schutz gewähren
(Fig. 4, 5, 6, 7, 8).
Die Knospen bilden sich zu 2, 3 und sognr 4 untereinander, die
obenstehende ist stets die meist entwickelte (Fig.5-11). \
Das Deckblatt der Knospe steht dem Stamme zugekehrt und um«*
schltesst vollkommen die in der Knospe enthaltenen Theile (Fig. 11^).
Dieses erste Deckblatt zeigt häufig eine Neigung zur Zweitheiligkeit;
die Anordnung der Rippen an demselben erlaubt uns jedoch nicht, zwei
verwachsene Blätter anzunehmen (Fig. 15 0, 6, c).
Das nach d^tn Deckblatt folgende Blatt, demselben gegenüberstehend,
ist schon vollkommen entwickelt und nur in der Blüthenknospe bleibt das-
selbe als HfiUblattchen und in der Entwickelung zurück.
Das dritte Blatt steht wieder dem Stamme zu, auf der Seite, wo das
erste Deckblättchen sich vorfindet.
Die Figuren 1, 3, 5, 8, 0, 12 zeigen uns in nat.Gr. und 2, 4, 0, 7
vergr. die verschiedenen Entwickelungsstufen der Knospen. Fig. 8 und 9
sind ausgebildete Knospen von vorne und von de^ Seite. Fig. 10 ist eine
Knospenbäder. 223
Vergrösserung von 9, und 11 eiB vdrgrMferter Längsdarchschnitt;
12 und 13 sind sich entwickelnde Knospen; 14 ist der Grundriss einiger
Knospen, wo uns die gleiche Richtung der Blätter in der Knospe mit der
an der Hauptachse deutlich entgegentritt.
Das durch die eben vorhergehenden Beispiele erläuterte Verhalten
der Nebenzweige zum Mutterzweige, dass die Richtung der Blätter am
Nebenzweige. mit der am Mutterzweige gleich ist, ist nicht sehr verbreitet;
in den meisten Fällen ist die Richtungslinie der Blätter am Nebenzweige
der Art, dass sie die Richlungslinie der Blätter am Mutterzweige im rechr
ten Winkel schneidet.
Wenn wir den Mutterzweig in der Weise vor uns halten, dass cUe
Blätter del^selben nach vorne und hinten fallen, so werden die Blätter der
Nebenzweige sich nach den Seiten, nach rechts und links, wenden.
Bei der Verzweigungsweise der Pflanzen mit % {V4) ständigen Bjiät*
tem haben wir uns bewogen gefunden, folgende Bemerkung des Herrn
Schimper zu erwähnen; wir müssen sie auch hier als erklärend nochmals
heranziehen:
^Nur sehr selten schliesst sich die Blptt^tellung des Zweiges an die
des Stammes an, als ob sie an der Hauptachse selbst fortliefe. Bei /^ Stel-
lung z.B. fallen, wenn die Blattstellung am Zweiganfange mit Prosentfiese
anhebt, die Zweigzeilen der Blätter nach rechts und links und kreuzen
sich mit denen der Hauptachse, während sie, beginnt die Blattstellung ohne
Prosenthese, nach hinten und vorne fallen, also mit denen der Hauptachse
gleiche Hichtpng behalten.^^
Ebenso die der Herren Bravais (Disp.g.d. f.rectiser. pag.llj:
Tantöt its ßes ramea/ugo) spnt plaeäs. trat^ersalement ou avec un angle
toisin de 90^^ sownis ä nne force inconsmeetprobablement ä une sorte
de torsion dans leur point d^ orgine.
Eine ganz einfache Bildung der Knospen, wo sich zugleich die Zwei-
seitigkeit der Blattentwickelung in der Form des "Zweiges selbst ausprägt,
finden wir bei
224 A. Henry,
CmrmMkaeUa MisIraUs*
Das Ende der Zweige wird meistens durch einige Blätter geschlossen
(Fig.l, Fig.SjOvergr.), Die Form der jungen Zweige ist abgeplattet,
flach; der grössere Durchmesser ist von einer Blattseite zur andern (Fig. 2
vergr.). Die Blätter sind klein, schuppenartig und legen sich an den
Zweig an (Fig. 2, Fig. 3). In den Winkeln dieser anliegenden Blätter
entwickeln sich die Knospen (Fig. 3 von der Seite, Fig. 4 von vorne);
die ersten Blättchen der Knospe (Fig. 5), rechts und links, scheinen ge-
genüberstehend aufzutreten, später jedoch, bei der ferneren Entwickelung
der Zweige, stellen sich auch diese Blättchen auf verschiedene Höhen
(Fig. 8). Fig. 5, 6 sind verschiedene Entwickelungsstufen einer Knospe,
vergrössert. Fig. 7 zeigt uns einen jungen Zweig In nat. Gr., und Fig. 8
denselben vergrössert, wovon die Spitze unter Fig. 9 noch mehr vergrös-
sert dargestellt wurde.
In dem Auftreten des ersten Blättchens scheint keine bestimmte Ge-
setzmässigkeit zu herrschen, denn bald finden wir es rechts, bald links
am Zweiganfange, wie uns Fig. 10 die Darstellung eines Hauptzweiges
mit Nebenzweigen und Fig. 1 1 die Projektion eines Zweiges mit mehre-
ren Knospen zeigt. ' . .
Die Herren L. und A. Bravais nennen Carm. australis als ein Bei-
spiel, wo der'Hauptstamm eine spirale Anordnung der Blätter zeigt, wäh-
rend die Zweige eine zweiseitige Stellung derselben haben. C^ssai sur
la di&p. d. f. rectisäriees pag. 9.)
In der nunmehr zu betrachtenden Knospenbildung von Vianea, Moca-
nera finden wir einen üebergang von der freien Entwickelung der Zweige
ohne eigentliche Hülle zur Knospeitbildung, wo eine vollkommene Hülle
für die inneren Theile sich vorfindet.
Eine knospendrtige AbsehlieSsung des Zii^ei'gendies istsalten vorhan--
den, denn ein Verkttmm^n der Spitze scheint vorherrschend zu sdn.
KtmpenbiUer. f2Si^
N(xn deim AnheAungspimeb^ eines Blattea zidb^eii steh, zum Anhef-r
tungspiineke; des^afideren höh^r :steheml«ii zwei: erhöhte Streifen, und Jn
den Winkeln der so deutlich ausgesprochenen '/s ständigen Blätter ent*
wickeln sich die Knospen (Fig. 1, Fig*ä()-
Die Susäera in etwas schützende Hülle bilden zwei, rechts und liAks,
scheinbar auf gleicher Höhe stehende, unau^gebildete Blifttchen (Fig. 3
vergrössert). . • : ■ ' ^
Figur 3, 4, 5 und 6, sämmtlich vergrössert, sind Entwickelungsstu-
fen der Knospe, woraus wir ersehen, wie nach den zwei ersten schuppen-
artigen Blältchen noch einige Blätter folgen, die noch nicht zur völligen
Ausbildung gelangen köAnen.
Erst das fünfte oder sechste Blatt Ist vollkommen ausgebildet (Flg. 7).
Fig. 8^ dne Yergrösserung der Zweigbasis, zeigt uns, dass die schup-
penartigen Blältchen am Zweige verbleiben. .
Wir kommen nunmehr zu Knospenbildungen der Pflanzen mit % Stel-
lung der Blätter, wo eine vollkommene Knospenhwlle aus nicht zur Ent-
wickelung gelangenden Blättern gebildet wird.
Moyenia iudda.
Das Ende .d^s Zweiges verkümmert; im letzten. ausgebildeten Blatte
entwickelt sieh noch eine vollkommene Knospe. . / ...
Die Knospen haben 5-6 Httlkiduüippen, nach welchen das erste vdl-
^Eommien entwickelterBlatt folgt.: Die äusserste Hültscbuppe ze^t keine
bestimmte Gesetzmässigkeit in ihrem Auftreten, wie , uns dieses die Pror
jeotion dnes Zweiges (Flg. 8) 'zeigt.
Die erste Hüllschuppe umfasst die zweite ihr gegenüb^slehende,
dieisedie dritte u.s.f. Fig. 2, 3, 4, 5 «eigen uns einige E|ntwickelungs-
stufen der Knospe, 2 und 4 in nat. Gr., 3 und 5 vergr. *
Beider Entwicklung der Knospen zu Zweigep bleiben, die /eigent-
lichcK HüUsdbttppen an der Basis de4 Zweiges steheii und dje late^npdiw
VohXXJL P.L 29
226 A. Henry,
lier Blätter, welche sich mehr oder minder vollkommen ausbilden, verlSn-
gern sich. Fig. 7 ist ein Hauptzweig mit Nebenzweigen; Fig. 6 die Basis
eines Zweiges vergrössert.
Diese Knospenbildung dürfen wir als einen Uebergang zu der nun*
mehr zu betrachtenden Knospenbildung von Camellia japonica betrachten,
wo eine vollkommen ausgebildete HfiUe auftritt und der Uebergang von
Hülle zum Blatte fast ohne Yermittelungsstufen stattfindet.
CameUia Japonica.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem Blätter,
auf einer geringeren Stufe der Ausbildung verharrend, die später sich
entwickelnden Theile dicht umschliessen (Fig. 1). Gleichwie bei den
Knospen, ist auch hier der Uebertritt vom Blatt zum Deckblatt, und von die-
sem wieder zum eigentlichen Blatte, ohne Uebwgang (Fig. 2, wo das
hintenliegende Blatt ein grosses Deckblatt ist und das darauf folgende
ein sich vollkommen ausbildendes Blatt wird.) Fig. 3 ist der innere Blatt-
kern des Zweigendes in nat. Grösse und vergrössert.
Auch in den Winkeln der schuppenartigen Blätter des Zweigendes
zeigen sich Knospenbildungen, wie wir solches in Fig. 2, 3 und Fig. 4 in
der Projection des Zweigendes angegeben haben.
Die Knospen zeigen zwei Blättchen, rechts und links stehend, von
welchen eins jedoch das äussere und grössere ist. Dieses schlägt sich
mit seiner Spitze um das zweite und umfasst solches von der dem Stamme
zugewandten Seite fast ganz. Fig. 5 in nat. Gr. und vm^gr. Fig. 6 aus-
einandergelegt, um das zweite Blättchen ganz zu zeigen.
Fig. 7 in nat. Gr. und vergr.; 8, 9, 10, 11 n. 12 sind verschiedene
Entwickelungsstufen der Knospe.
Fig. 13 ist die Projection einer einzelnen Knospe, Fig. 14 die eines
Zweiges mit Knospen.
Wir konnten' im Auftreten der ersten Blattsehuppe kein durchgehen-
des Gesetz erkennen, wie aus Fig. 4 und 14 zu ersehen i^; wenn auch
KnaspenbOder. 227
ein Vorherrsehen emer gewissen spiralansteigenden Stellung der Blattstiele
sfch deutlich herausstellte, so war im ersten Auftreten der ersten Blättchen
solche noch getrübt
Die Herren L. und A. Brayais heben diese Pflanze als ein Beispiel
einer nach derselben Seite hin sich wendenden Stellung hervor. {Essai
sut la dUp. g. d. femU. recKs&r. pag.6): Les feuäles distiques sent tat^
UU tardues 9ur leur Uge dans h mSme aens.
Das Auftreten des ersten HflllblSttchens bedingt natttrlich den Stand
der folgenden Httllblättchen und Blätter, daher finden wir, da im Auftreten
des ersten Hüllblättchens kein bestimmtes Gesetz waltet, auch in dem Auf-
treten der Blätter keine symmetrische oder andere Gesetzmässigkeit.
Das tiefer stehende Blatt umfasst stets das folgende höher stehende.
Hier finden wir weniger Abänderung der einmal angenommenen Ridi-
tungsweise«
Als Uebergang von der % Stellung zu den Pflanzen, deren Blätter
eine andere spirale Anordnung zeigen, möge hier noch eine Zweigbildung
anzufügen sein, welche ausgebildet als % ständig erscheint, obgleich die
Bildung der Knospen eine andere Anordnung der Blatttheile, nämlich eine
% Stellung, zu bringen verspricht.
Ein solches Verbilten findet man bei
Faecinftfm JtMyrttUus.
Die knospenartige Abschliessung der Zweige, die in oder auf der
Erde im Dunkeln und Schatten sich hinziehen, erfolgt durch kleine schup-
penartige Blättchen. Solche Blätteben, klein und von weisser Farbe,
umstehen diese Art von Zweigen in %<-% Stellung (Fig.l, Fig.2vergr.)
An den im Lichten und Freien sich entfaltenden Zweigen ist der
Stand der Blätter abwechselnd gegenüber {%) (Fig.O).
In den Winkeln der schuppenartigen Blättchen an d^ kriechenden
Zweigen, so wie in den Blattwinkeln an den in der Sonne sich entwickeln-
den, bilden sich Knospen, deren 2 erste Blättchen rechts und links stehen.
228 A. Henry,
Fig. 3 ist eine junge Knospe, vergr.; Fig. 4 eine mehr entwickelte, von
der Seite ; Fig. 5 dieselbe von vorne ; Flg. 6 eine Knospe, von welcher
man ein seitlich stehendes Blättchen weggenommen und die ttbrigen
etwas auseinandergelegt hat.
Wir glaubten in dem Auftreten der zwei ersten Knospenbtattchen
eine gewisse Regelmässigkeit gefunden zu haben, so da$s das erste Blatte
chen stets nach einer Seile hin falle (Fig. 1 1).
Das nach diesen zwei ersten Blättchen nunmehr folgende Blatt steht
entschieden nach vorne, und das dritte nach diesem folgende zwar hacb
hinten, dem Stamme zu, wendet sieh aber nach einer Seite hin; das fünfte
Blättcheh nähert sich noch mehr der % Stellung, welche mit dem 6ten und
7ten vollkommen ausgesprochen ist; Fig. 13, die Projection von einer
Knospe, zeigt uns diesen Uebergang.
Wir finden an den Knospen 4-5 Hüllblättchen, nach welchen die
Blätter folgen, die sich später vollkommen entwickeln.
An den ausgebildeten Hauptzweigen finden wir im Auftreten der
ersten Knospen noch eine Andeutung der \ Stellung, indem die erste
Knospe an der Zweigbasis stets etwas nach vorne gewandt steht (Fig.O,
Fig. 10 vergr.).
Bei der eben sich entwickelnden Knospe (Fig. 7) und dem jungen
Zweige (Fig. 8) ist diese Neigung zur \ Stellung noch sichtbar, indem
die drei ersten Hüllblättchen noch immer schwanken und erst mit dem
vierten Blättchen die ausgesprochene % Stellung sich einstellt.
Fig. 12 giebt uns die Projection eines Zweiges mit vollkommen aus-
geprägter % Stellung der Blatttheile.
• Bei Vacciimim fuscatum finden wir den Uebergang von /der % Stel-
lung der Blätter in die V^ Stellung ebenfalls, welche erstere sieh hier in
der Anordnung der Theile in der Knospe deutlich ausspricht, wohingegen
am ausgebildeten Zweige die y^ Stellung sich darstellt (Fig. 14 ü. 13).
l&s möchte hier wohl noch die geeignete Stelle sein, eine Bildung
vorzuftlhren^ in welcher wir eine Ausnahme finden von deni allgemeinen
Knospenbilder. 220
Gesetze, dass die Nebenachsen dieselben Steliungsverhihnisse 2eigen, wie
die Hauptachse, und zwar bestimmt ausgeprägt, während wir in den vor-
hergehenden Pflanzen noch im Ganzen ein grösseres Schwanken derVer--
hSitnisse fanden, bedingt durch äussere Einflasse. Beispiel: Vacdnwm
Myrtillus. Hedera Helix.
Das Yon uns hier zu zeigende Beispiel wird uns den Fall näher ken-
nen lehren, wo die Hauptachse eine spirale Anordnung der Blätter hat, an
den Nebenachsen aber die % Stellung sich vorfindet, und zwar gleich ur-
sprünglich, ohne dass eine Aenderung der Stellung, wie wir dieses bei
den eben erwähnten Pflanzen fanden, stattfindet.
Die schuppenartigen Blättchen in einer zwischen % und % schwan-
kenden Stellung am Hauptaste legen sich am Ende, an der Spitze des
Zweiges, aufeinander und bilden, so eine deckende Httile für die später
sich entwickelnden Theile (Fig. 1 , 2^ 3, 4, 5) , welches man in Fig. 4,
einem senkrechten Durchschnitt der Zweigspitze, am deutlichsten sehen
kann. Diese Blättchen haben mehrere Spitzchen, meistens 3, sie werden
holzig und Meiben am Stamme stehen (Fig;2, ¥ig.6 u.7 vergr.).
In den Winkeln dieser Blättchen entwickeln sich die Knospen der
Nebenzweige (Fig. 1, 2, 3). Diese Knospen zeigen ihre ersten Blältchen
rechts und links ständig (Fig. 8 in nat. Gr. und vergr.). Die nach diesen
zwei folgenden Blätter halten dieselbe V^ Stellung bei. Fig. 9, 10 voii
vorne, in nat. Gr. und vergr., zeigen uns einige Entwickelungsstufen der
Knospe.
Fig. 11 eine weitere Ausbildung in nat. Grösse und eine einzelne
Knospe des Zweiges, von der Seite vergr.
In Fig. 12 ist ein Zweig mit zweiseitiger Blattstellung vergr. gegeben.
Fig. 13 zeigt uns den Ansatz eines ausgebildeten Zweiges mit % Stel-*
lung seiner Nebenzweige, welchen wir jn Fig. 14 vom Hauptstarame ab-
gelöst darstellten. Fig. 1& ein Stück eines solchen Zweiges, vergrössert,
^2 A. Henry, .
(EsMi s. L disp. gen. d; f. recHsär. p€ig.49): LaxUstanee da deux
femlies qtä se suwent dam une Spirale est tantöt ineommenmirti^le ä la
drconference^ et alors chaque feuille est solitaire sur la verticale qui la
eonUevit: (fest un Systeme cwrmsärii. Tantöt oette distance est utis frac--
äon rationelle de la circonference^ etaprdswh certain ntnn^e de pas an
4rau»e üne femlle placee immädiatemmt au^dessus du pirint de däpart:
&est un systäfne rectiserie. .
Die Gebrüder L. U; A. Bravais nehmen Stellungen der BläUorgane
an, wo, wie in däm Yorberbemerkten, ii^end. ein Blatt sich über ein tiefer
stehendes stellt; dieses sind ihre femlies recUs&riies. Es 'lexistirt jedoch
nach ihrer Beobachtung eine. Reihe yoh Pflanzen, wo ; sich :die BlSlter in
eine fortlaufende unbegrenzte Spirale stellen, so dass kein einziges Blatt
über ein tiefer stehendes zu stehen kommt. Der Abstand soldbier Blttter
von einander misst entweder im Mittel la?^ 30' 28'', oder »9^ 30' 6",
oder 77^ 57' 19", stets eine zum Umfange des Stengels irmtidnale Zahl.
iDies sind die femüts curvisiriees.
(Dispos. d. femü. curvisär. pag. 65).: Dans Ja majeure partie des
pUmtes ä inserUons altemes^ la diwrgence de la^äpir^ g6neratriee estun
angle irrationnel egal ä 137^ 30^ 28^<^ quin' est mdt^ bhose qUe le petit
.Segment de la mroonferenee partag^ en mogenne et eonträme raison: c6t
angle correspond ä la särie 1^2^ 3, 5, S, 13^ etc. . II peut eaü^er ^antres
arrcmgements beaucaup pl/asrares^ dafis leiquels la divergence taujaurs
irraüanMe pe^a Stre egale ä 9S^ 30^ fi'< ^t cinrespondre 4 te «Äfe /, 3,
4, 7, W, . . .,• ä 77^ 57^ 19^^ et cmrespandred la serie i, 4, 5^ 9^ ... etc.
Wir erwähnten schon im Vorhergehekid^n, dass in dön meisten Fäl-
len die Nebenachsen dieselbe Stellung der Blätter zeigen, wie die Haupt-
achse, aus welcher, sie ihren Ursprung nehmen. ' «.
Es ist alsdann noch zu beriicksichtigeu, ob die Spirale, die durch die
Stellung der Blätter hervorgerufen wird, an den . Nehenacbsen dieselbe
Jlichtung hat, wie an der Hauptachse (Homodromie), Oder eine entgegen^
gesetzte Richtung zeigt (Antidromie).
Wir k<bm€in aix^h (l«s y«rh$lt«n 4er Spirale d«r Ni^bj^^elbsen. unter
61^ bera«Hsicthtig«^n, und mtt^ei). cwei FäUe )iii(ßrseh«^4(9ff> Enkwe4^
b«ben die Spiralen ildr Nebe|ia.cbs.en jalle fUesell)? RioM>ung (sie si^ tjpH
dt<m}, oAet ^sie «eigen vemoluedeoe Riphtungen (siqd poee^odrom).,
. £9.i8i,nciiiinefar ooeh zu betrachten, auf weliche Weiße die .Spirale an
der Nebenaphse. beginnt, uiaA wir mttssen hier ^iges schon frttber Er-r
wfihntes no«cbmala heranziehen. . .. > . ,
Wir finden in den meisten. FirtleQ^ an deq ^nospen die ,zwei ersten
Blüttehen «0 gestellt, da$s eine liinie, durch ihi;e Hit^ gezogen, die Linie)
die naa durpb Stamm und Wuti^rblatt zieht, im rechten Winkel. »pKneidet^
sie stehen rei^hts nnd Units an dep.)£BOspe, sp das^ ßie oft einen B^ttc^ckiei
ßir sich abs«ihliesAent - \ >.^ . ,
Art des Auftretens ^ ersten Bkittes miob den zwei
Knospenkeimblättdien.
\ •. » •
Man hat eine .entgegen^reseute Ilichliuig dar Bildung diei^r .2 entea
Blattehen anganommeii und darin ein Streben ntkßh symmetrAi^ber^AnshU-T
düng erkannt. > • . ■ •'... .;. ,, \ -.- ^ . . n
Kai^ diesenoewe! Bl&tU^hen folgt niliifnöhr em Bl^tt, mit dem dj^ is^i^
Alige Sldlung .<|ler BÜätter l^egibnt» Diesea Blfittdien hat entweder seinen
Stand den Mutterblatt^ 'j&u^^ nadi. yiame^ oder dant Stamme sn, nadi huitc^ii.
Dieses, erste Blatt > (wenn nUan die twei KAospenkeiOil^lätter als eJnen
fHr sich abgeschlossenen Cyclus betrachten wollte,) der Spirale soll sich
mit einer bestimmten trosenihese dem retzlgeMldeten Blatte der zwei Vor-
blStter anschliessend lind zwar hintennniläufig,' Wenn 'mit einer Ürawen-
dnhg die Spirale vom letzten' Vbrblatte zwischen Achse und Kn'ospenkern
äich verlSüfl, und vornutnlSüffg/wefnh die Spirale bhne Ü^ sich
an das letzte Vorblatl anschliesst. ' "' ' t!
. Den er^teren Fall nenM Schim/peri^^opiathodromiseh^, den letzte-
nen yyentprostbodroitoisGh^S .»»i. :.-*■. -•...?;..* r' .:, :.:./ , ..... ,.i-..^
V4fLXXIL P,L 30
&BI A. ttönry,
L; iiiid A- -Brav^is fDöj». d^. fiMiÜ. cwn>i94r. 'p^^45ßy M exiMe uns
f€kniön^emd¥^6l^eAfre la posiHoH, äe f& pr^inXSre^^fißuiÜB^^Ufl, rdmeau
etla dSr^dlioA Ue sä sptre ff^nSratricä . . . D'äbafd lapüdifiön' de eeuk
prenä^te ßui(f& w'a poiht Heu au KasWtd; elle^ eit-9^€»4»d» Asr fhuSlte^
mdt^ du rätnem par une dtvetgencis d^une i^ntx^&^^'^tf^
tet angle se mMurant suir ld'^d¥eonf^6nöe du ramemfätaptiis la rdgte
habituelle. Uobservateur plafant ce rameau &fUre 99f$' aeil eiiätige cen^
ttdle tröuterä-dönc la prämiere few^ 3ituäe soit ^ »a^4r&ii^ sStt a aa
gaucke^ or f^lsertaliön n&uä & pr&mi depi^' iong-^lenip h
prmiüfcui^ iaspire rameate älc^ eoMtamk/efit diitttw^e^' €$ ^ö6in>stmm)ent
^ifHätrörke dans le second; ö/lnaitfi^iV^^
feuille se rend ä la seconde feuille en passant entre letälMUu et ta Uge^
mite. Celle deuxieme feuille paratt 80uvent presqüe opposäe ä la pre-
mierelfwio^)ki 4tmMePitkMJeM€!»UPt^ 0ifgfU0iiQM ffktsf ßwiW^nßfift bigö^
minees; mais la tT(nddri^,f^V^\i^^^ la spire däpassera la
verticale tracee sur le ramea/u en prenant pour point de d&part la feuille^
mir^. ^Son ^catt&tkent est meMr&parun anffhuu'pm^*mrüMe qui pa--
rait 4tFe iephis soutent 4^ ISP d W\ <?sU '^Ue^toPtiispüudance iiiex*
acte de la troisiime feuille au-dessua de la feuille^-mire ä 15' ou SO^idik^
gr4s presquioffre'hnu^ii^U pkM pnnnpt d^'^lbirifief' }Mtr»44ri ^ la spire
tam6als\; amme m6us i^af^tms fait en rSaÜid Mef ü^ifi» grmdhmkbre dt
vSgätam^ nofmoMnsi^ il^ekwai^*4^
r^i^ 4mi»'te^^t point l&'^as d^enparlm-i^äans; ce Minwiire.-
-M^ / .Wir wefdf ff 4**f} zwei K«wi?pfepkeiii>bl^^^
^Yle^iyirrdiesea auqh j^chon in d«p.,gfß^ehpneji^etban J^^ mjt;«
^csfeich^en^es.wbp^^ U^send, welcJbel^vDÄdft*splb9^^plJp:,^ pi
b^rapbipf}, /s^^j . ye;jwi^ jvir una davon l^ciuie ^Ukjpimi^eiie |UebeiJf au^ng^ zu
verschaffen wussten. , . • ..».;•..' »
nen, und so wird das als drittes bezeichnete BUtt '«ltö!'eMte>M<n^ mit
w*li^ani.,<)i6 «ig^Üic^ Spifale QU <|en lKebi9pi>cl^ßii: ^)«giqiyC i|n^ von
W«i9J^epi).«u6.4i^;BeaeiMtWl9d9r,$tellup^,.ger6fihnet.wir^ ...
• . ; /S . . ....
i • .•■•'■ •;;•.. .... ■•..■••: :. . ■ • . , ■■#
SparHum scapariu'm, /
Eine knospenartige Abschliessung der Zweig/3n4en,J|st;sßUe)|i .ypr,n
bpnden., d^ die Spibsop ^ii^teps verkttromern. : , - ^ i ' . . i
Bad^ jungen Zw()igen(^ig;^],JuPiUt. Gr. undFigr^yergr.) ist ^f;
Stettipig dßr Blfitler ;iM»cb ÄK?^»,,»? deujltt?h;ai|i^^jrflgt,;*v»e fl»t8|es.:b«i den
9iy«g;eliildßteH| Zweigen der ¥d\ ist. lAn diesep ^t^^f^i^Mf^en.xj^gß^
«ich'«^. ^pk^i.HPdidemoei^ auch $, fji^n; bliese Eckt^,yf^r^(»[geh\\A^l
durch die 2 von jedem Blatte sich herunterziehenden Erhöl^OLnifeiij; i.PiiQ
BUtH^ stehen. «d^mpfjoh .in 4;^ Art «m 2^we^^, .^^s;», ,v^n,|Q;n^ Bli|lte an
ger«whqet, das ;5|e^RqH;,{lbQr dn^ ßp^.'ziifi sA^ea k^mmt»/ .Es itit hier,
eine deuiUeh pwsgesprocliOTe % ^t^JlMflg gSig.d^.lTi, 13),, ;, ;/ ...,.;,
Di« qbim ejTwf^teB), yon :d^n Blä^^ri) »pnh berunteizi^^^iidjeii JE^ikfi^.
hungen bilden an der Stelle, wo das Blatt entspringt, kleine Spitzchen,
welche sich dem Blattstiele, zune|geo (Fig..4, 7, 12).
Auf der ersten Entwickelungsstufe der Knospe findet man nur zwei
BUttteh^9 voiVi^elohen das eißie.rpcfhts-')' das.and^r^ }iff)(^ti|pdig ist und
vM denen eins das. andere th^i^weMO wnfosst (Fig4 4, Fig..|3)^ Fig,4 4^
eine .I(no^$ von.'von», .veisr-» iFig.S.yon d©f.Sq|te. .;. , . .- ,. ., ,<; . . ,:,
.InAttfUreleiii d|esqK ßrst9re|i JBlättctif^s ^konnte^ imr .keine Gesetz
mä«HgMt ei*0iui^.-; •• .. ,:. . . . ;••■•; .. : n- „' ■:.; .: i •.•) • • • . ^
, B<M:4er';fenH»rf)Q.ßQt:WicMwpg^eii4|S^,Ai|es|e<2nyei:^^^^
d9r^nii0g1i,.«|)d!#s 9unitt(»h^ ^ftf0^Ade.4r|t^J[pt^{itt(;|fve9 (iUeht.jiwql^
vjm» iwid =Mte>:di€i % S^^iig! dftx.folgev^B\mikpn,ein^ k,; . . ; , ::,v
. Diesf^ 3te61ftttchien;.ii«fa/»i»t die pt^spe m etwas (fig;^, Wtg-l v^Wl'Ja
das 4te;jl«g;tsJi;hlni^:Mi9enßkite^.und mit seiner Spitee n<^ch.;d^cJieiHl ^itfifi
die folgendem TM« i(%3) l Am 9t4^; ^ptipi^nichit^in^hr. so stark (FAg.^)i
und (jbs 4lQ;eire|ct»t nMht;n>?hr<4fP Gnöpsej'i^-.eiwc^ttllei) (¥^ig,;|0). ; i
IS6 A. Henry,
Die Wendiing der Spirale ist nicht gleieh, uitd es ist wohl anzuneh-
men, dass das erste Blättchen durch seine Stellung den Stand und i^omit
die Wendung der Spirale bedingt (Fig. 13). Die Hüllblättchen sind aus
vereinigten dreitheiligen Blättchen gebildet, und man findet in denselben
Andeutungen, aus welchen inan ein i^ichtausbilden der Mittelblättchen an-
nehmen zu dürfen Scheint.
Fig. 11 a bis h zeigen uns die Blältchen der Knospe vom äusseren
Keimblättchen ä in UebergangsstufSen b-^e zum ausgebildeten Blatte h.
Fig. 12 Ist ein kräftiger Trieb, schon älter, mft den Basen einiger
Zweige. Wir erkennen hier, dass bei solchen Zweigen Me HÜllblfittchen
ah der Basis snirttckgehalten werden und abfallen, wias an attdiferen Trieben
nicht der Fall ist.
Fig. 13, die Spiralwendttng eines Hauptzweiges und von Nebenzwei-
gen zeigend, lässt uns die unbestimmte Richtütagderselbeiti ttbersehen;
wie die Wendung bald mit dem Hauptzweige glelchlaufftrid^ bald gegen-
läufig auftritt, was wil^bei der Stellung der Knospenthetle schon 'bemerkten.
^awnUnum ßruHcomm.
Die iBndeh dlei- Zweige verkttmmärh meistens. Die Knospen haben
zwei äussere, seitlich stehende Blätfchen, von welchen das iine das an-
dere, ihm gegenüberstehende, anfänglich üm&sst (Flg. 2). Wenn diese
zwei Blättchen sich zur Seile neigen, tritt das dritte, nach Vorne stehende,
so wie die nachfolgenden Blättchen auf. In den Fig. 2^^ ist der ganze
Eht^ickelühgsgang einer Knospe In nat. Grösse und vergr. dargestellt;
in Flg. 10 sind die verschiedenen Stufen vom äusseren HüUblfittchen bis
zum ausgebildeten Blatte gegeben. Die Stellung der blattarligen* Httl^-
blättichen^ so wie auch der Blätter ist %, so daiis das sectiste H^XX genau
fttre^ Blatt eins 2ü §tehefi kommt.' Diese' geradrethige % Stelltiiig prägt
sicl^ im ausgebildeten Stengel diirbh sßine 5 Flächen aus, an weichen die
Blätter ihren Stand nehmen (Fig.i). Die Wendutig der Spirale tin den
KnaspenhOäer. 2S7
Zweigen iM URbeitimiat, bald mit der Spirale am Hauptxweige (Mutter-*
zweige) gleichwendig^ bald die entgegengesetzte Riditung verfolgend
(Fig. 12).
Bei Jasm. revohitum ist der Stand der äusseren HfiUschuppen mehr
i4 (Vi)? und die Splirale (% Stellung) stellt sich erst später ein.
Binz^ne Blflttchen^ auf einer tieferen Stufe der Ausbildung verhalt
rend, bilden eiiie Imospenartige Absehtiess^ng der Zweige, indem sie
dicht aneinander stehen und so die innreren Theibe schfitken (Fig.l, 2 oiid
Fig. 3 rergr.). Von den 2 ^ersten HüUblftttchen (KnospenkeimblSttchen),
die rechts und links an der Knospe stehen^ ist eins das äussere, ind^n es
das zweite imfasst (Ftg^ 4 in nat. Gr. und vergr,).
Durch das Hervortreten des dritten und der folgenden Blätter werden
diese 2 Knespenkelmblätter auseinander gedrängt (Fig. 5 in nat. 6r. und
vergr.); Fig. 6 in näU dr. und Fig. 7 vergr« sind verschiedene Entwicke^
lungiMtttfen einer Knospe. Das drifte Blatt isteht nach vorne, dem Mut-
terblatte zu, das darauf folgende sriUich dem Stamme zu, und iio stelleti
sich die Blätter an den heranwachsenden Zweigen meistens in einer mit
der Spirale der Blätter am Mutterzweige gleichlaufenden Spirale.
Die Projektion eines Zweiges (Fig. 11) zeigt ans dieses Verhalten
der Blätter iii der Knospe zum Hauptzweige und die Stetlung der Blätter
in der Knolle: -^ j
Nur die zwei ersten Hftltblattehen verharren schuppenföfttig an der
Basis des Zweiges, alte änderen Blätter entwickeln sich vollständig (Fig. 8
in nat. Gr., Fig. 9 vergn)!. ■ • . : '
Bei der eben betrachteten PflanziB scheint zwischen der Bildung der
Knospe und ihrer Ausbildung zum Zweige kein bestimmter Zeitabschnitt
2tt tiegeb; die Knospen schlössen sich daher nicht so vollkommen ab; wir
mflssdin also* noch eine Knospenbildung hierhei^zielien, wo bei einer HAHe^
ttur'atts zwef Blffttch^ bestehend, diese jedoch die <kbrfgen Theile der
238 A. Henry,
Kttospä voHkonman bis acur s^äterea fintviricltelmg isdriitzend 4eokan^
DieQe finden wir b6i
Moelreutera paniculata. * ^
Eine knospenartige Ab^Iie^sung ^et Zweigendea toi «eliieii- vorhan-
den (Fig. 1).
Die Knospen haben '2wei Aültblättchen, von welchen eins das äussere
%ii'$^in scheint, ohtie dßss jedoch, in dem Stande dieses finsäerfeA Bliättchens
eine bebtitnmteGeselzmüssigkeit zuerkennen ist (Fig. 1,, Fig»2u.3 yergr.)^
Däese LeigQd siofc scfafttseiüdaber die nachfoigeikden Thdle; /sie shui in der
ausgebildeten KiMMipe {ederartig und mf der Innenseite mit Hapren diebt
feesetil (Fig,4 in UÄtiGr., Fig-5. u*6 vergr.).
Diese zwei Blättchen ^treten aus^ikiandfBr ;und;'man; bewirkt die sich
mifeioander legenden^ unter HMPen güMlieh versteckte» Stättehen (Flg. 3).
Später sind die einsselneki Theile ded BkttesdeiiitUcber von ebian4er
gesotidert, wie wir dieses in Fig.7 Uj,8 dUrgeetelU b»beiiu : . :
Fig. 9, die Projection eiiies ; Zwieig^ mit^ JMMjgen Kneaf^o, steigt 4üm
die Stellung der Tbeäeuiid ibr Vet^balten zur Hauptoohse. : , . .
Salißpuria adianUfoUa. . , ,
,Die HüUe der knospenartigen lüweiggpJM^ wii«l venischu^efürtigen
filättchea gebildet, wälcbe den Htillblätlöhen der eigentlkbeii KdOispeti
ganz ähnlich sind (Fig. 2, Fig. 3 ein junger Zweig, an welobem 4ie Ab?-
sehli«sstt)Qig aki der SpU^e eb<to l>emeHdl>Br i£!k)<
Die Knospen ^tnd gösehtttet von den an de« Zweige tmd.an:,der
Basis des Blattstieles befindlichen Haaren (Fig. 3)t :,, ". ,,i;
Dib Figuren 4^ $^ f^i 7 und^;;zfl)teii un» die fE^ntH^ickeluDgastufen
dCir 'Knospet. - ; " i
Die zwei ertsten Sliittaheii ^leibeh rechts «14 links, das. darauf, folgeude
nath vome^ dem Dlutteri^Utte tu; ' Die BlMitang d^r Spir9$e>sn dfeii.Zi¥ei^
gen iot ili0iste9S(g|ei4^hwdndfg mit d«r 3pjr«ll€! m ]l|utt«r¥we%e (Figi. l^)t
KnMfenkläer. 2Sa
^ Man findet grev^dhnlich ft^8 HttllMsttchen und abdann auggebiideto
Blättdien;* «ti Pig;9 sind sammtiiehe Hüllblfitfchen entfernt, und man «dit
die^ich: in einander einschiebenden Blftttchen; welche, von einander ge-<»
trenntf uns die ZtfsamhnenfibUimg des oberen Blatttkeiles (Fig. 10 vergr.)
zeigen. .''/.■-•
Bei der Eiitfidtang der Knospen Meibt dieses Zusammenfalten oder
Vielmehr AüiVoUen der zwei Blattseiten naeh Innen zu noeh deutlich er-«
kennbal- {Fig. II), welches an einem* Absohnitt vergr6sserl noch Uarer
hervortritt (Fig. 12). [ ' '•
Aaaiea ponUca.
''*'''.' ' ' . . . * ■ ' . , ,1
< Dto kiiQspevQrUge AbsohUessnag 4er Zweige igleieht dßr Bil^ng der
Knospen (Fig;l),
^r Au den Kn<M9p^.s^t4as erste^ nach d^Mi zwei rechts und links ste«*
henden Ktiospenkeimblättem folgende HflUschuppenblatt de^ JMatterbl^tte
zu (Fig. 1, Fig. 4). je;« finden s[^h meistens 12- Id HttUUSjttchen, dann
kowaeq ohne UeWgangsstuf^R atnagebiUete Bl^tter^ ^^m Sßiten sich
rücbfärts awfroHen (?ig.3f^;Eig.4)-
MHqm^HTOS 9ir0intana.
Das Ende* des Zweiges Tedcdmniert meistens, und im Blattwidkel
diss letzten Blattes hitdet sieh eine Knospt, welche s<;.heinbar> den Zweig
ibrtsetzli ' '• ^ "'' •• •■'• ■ > • -' i .^ "'n ' '
Die Knospen schmiegen sich ihrem Multerstamnie aA. Eiii äusseres
i>eckblllttehen, das erstie, umftisst' beihake die ganke Knospe; das zweite,
dem ersten gegl^riitberst^ttd, ist noch grösser und meiA liidir einhdllend.
Der Stand dieser -ersten ^Knospenkeimsidiuppe {st ^seltKbh und bei allei
Knospen eines Zweiges auf derselben Seile (Fi^. 7).
Nach dem zweiten HüUblätlchen (Knospenkeimschuppe), welche, wie
schon itrwähfit)' der erstdreb gegeattiienteheiid avftrilty fblgt das' dritte
BlffRcheri] wek^hesi den dtamin^ zu stehti^ jfedoöH so^ «bMs naoh'eine^ Settf
t4Q A. Henry,
hin die fintfernotig von der Linie der zwei «raten. SdiuppeaUeiiier ist.
Dieser kleinere Winlcel Hegt nach der Seite ^es erstereji Blcrttchens. Db$
vierte Httllbi«ttehen rdlt micli veme, das rttnfte seijäicb u. s, w. ; Fig. 2 in
oat.Gr; — Fig. 3 vergt. ubd Fig>4u.5 sind verschiedeBO Shtwiskelungs-'
stufen der Knospen; in Fig. 5 sind die zwei seitlich stehenden Knospen*
keimschoppen entfernt; in Fig. & die, nach Yoirne niidhtBten stehenden
Hiillblfittehön Weggenommen,' so dass man am» diesen Dttrstelltingen mU
Hinblick auf Fig. 7, dieProjection eineä Zweigen mit Knöpfen, dte Bildung
und Stellung der Theile zu erkennen vermag.
Diese so eben hervorgehobene Stellung der Knospentheile, dass näm-
lich das fünfte Blatt, wenn man die zwei ersten Keimschuppen abrechnet,
die Richtung des ersten Blattei einnimmt, wird bei'm spfileren Auswachsen
der Zweige häufig abgeändert, denn wir finden nicht selten Zweige, deren
Stellung ausgesprochen abwechselnd gegeiilil>ersteh^d {%) ii^t, wovon
uns Fig. 8 ein BeispieJ giebt. •
An der Basis der Buswachsenden Zweige verbleiben sehr oft die zwei
ersten Knospenschuppen (Ffg.9), während die andern folgenden Blilter
abfallen. In den Winkeln dieser zwei ersten Khospeiischuppen bilden
sich Knospen (Fig. 10 in nat. Gr. und vergr.).
Diese Knospen haben gleich den eben beschriebenen die 2 seitlich
Bteheaden Keimblättchen ; in der Stellung: der^n^h dtesen folg^d^i •Blätt-
i^hen scheinen sie-jedodh von Am ander^li^Kjitfspetffitweileil abRuweiphen,
indem das erste nunmehr folgende Blättchen nicht selten nach vorne st^ht
(Fig. 10 iii nat..€rr. und vergr*). . ' ^ • . ' »
Es könnte sein, dass dieses idttreh daa, geringere Uebergreif^n des
nach hinten steheiiden Blättohens nur sohainbar. «eh darstellte, d^eb gl^ub*^
len wir dieses iilsbemerkenqwQHh.^Wähqen zu dürfen. : .
. JDaphne Meaereum.\
Die knMpeo&tli^AlMchUMsukig: i9t fhoUehiiier BtMun^ider Knoepea
(Fig. 1). Die Knosi^ea -bilden, ^chiln den Winketo der BUltter, of| sii,z;vire{
KnoapenbÜder. 241
übereinander. Die Richtung derselben ist anfönglich vom Mutterzweige
abstehend, später richtet sich die Knospe mehr empor (Fig. 2 in nat. Gr.,
Fig. 3, 4'u. 5 sind weitere Ausbildungsstufen der Knospe, vergr.). Von
den ersten rechts und links stehenden Hüllblättchen scheint eins das andere
zu umfassen, weldtes Verhalten nur an den Knospen von üppigen Trieben
erkennbar wird (Fig. 8).
Man findet 7-0 Hüllbtfittchen und der Uebergang zu ausgebildeten
Blättern erfolgt nach und nach ; Fig. 6 zeigt uns eine Knospe, von wel-
cher die Hüllblättchen weggenommen sind ; Fig. 7 ist dieselbe auseinander
gelegt; Fig. 9 ist die Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen.
jEMmia laUfoUa.
Der Stand der Blätter schwankt zwischen % und ^is, so dass oft das
8te Blatt, oft jedoch erst das 13te über dem ersten, von wo aus wir den
Ausgang des Spiralcyclus annahmen, zu stehen scheint.
Der Blattstiel legt sich mit seinem unteren Ende an einen schräg und
glatt abgeschnittenen Vorsprung des Stengels an (Fig. 1). An dieser
Stelle, bedeckt vom Blattstiele, entwickelt sich die Knospe (Fig. 2 von der
Seite, Fig. 3 von vorne, Fig. 4 dieselbe Ansicht vergr.).
Die zwei ersten Hüllblättchen, rechts und links an der Knospe ste*
hend, werden bei'm späteren Auswachsen der Knospe emporgehoben, in-
dem sich unterhalb derselben ein kleines Stielchen ausbildet (Fig. 5 von
vorne, Fig. 6 von der Seite). Sie sind die einzigen eigentlichen Hüll-
schuppen, denn das nach diesen folgende Blatt, nach vorne auftretend, ist
schon vollkommen ausgebildet, und unterscheidet sich vom Hültblättchen.
(Fig. 7 ist eins der Hüllblättchen von vorne, Fig. 8 ein ausgebildetes Blatt).
JDaurus noMUM.
Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes ist, wenn ausge-
bildet, der eigentlichen Knospenbildung sehr ähnlich (Fig. 1).
VohXXIL P.L 31
242 A. Henry,
Die Knospen entwickeln sich oft zu zwei ttbereinanderstehend, so
dass die mehr entwickelte die oberständige ist. Die zwei ersten. HflU-
schuppen, an der Knospe rechts und links auftretend, liegen anfanglich
dicht aneinander (Fig. 2), und werden durch die nachfolgenden Theile
auseinander gedrängt (Fig. 3, Fig. 4 in Fig. 5 vergr.).
Das nach den ersten Knospenkeimschuppen folgende HttUblättchen
steht dem Mutterblatte zugekehrt. Die Wendung der Spirale an den Ne-
benachsen zeigt sich in den meisten Fällen, jedoch nicht constant, mit der
an der Hauptachse gegenläufig (Fig.O, wo die Projection eines Zweiges
mit seinen Knospen gegeben ist).
Der Uebergang von Hüllschuppe zum ausgebildeten Blatte erfolgt
allmälig (Fig.'ö,?), und wir finden 5-7 Hüllschuppen, ehe ein ausgebil-
detes Blatt sich darstellt. Bei der Ausbildung zum Zweige werden auch
die Hüllschuppert emporgehoben und es entwickeln sich noch Knospen in
den Winkeln derselben (Fig.Saa).
Mhododendran pontleunu
Das knospenartige Ende des Zweiges ist in den meisten Fällen be-
deutend entwickelt, indem sich die Blüthenknospen hier zusammendrän-
gen (Fig.l).
Alle Theile sind hier stärker und grösser, als an der eigentlichen
Knospe, indem die zu Hülldecken umgeänderten Blätter gebildete Blüthen-
knospen in ihren Winkeln haben, denen sie Schutz gewähren müssen (Fig*2).
Die Knospen entwickeln sich in den Achseln der Blätter. Die zwei
Knospenkeimschuppen, rechts und links an der Knospe stehend, liegen
anfänglich dicht aneinander und werden durch die nachfolgenden Deck-
schuppen auseinander gedrängt. Die erste, nach den Keimschuppen fol-
gende, Hüllschuppe liegt nach vorne, dem Mutterblatte zu.
Fig.3-7 giebt Entwickelungsstufen der Knospe. In Fig. 8 sind die
Hüllschuppen entfernt, um die Blätter zu zeigen, wovon wir in ein
einzelnes Blättchen in vergrösserter Ansicht von hinten, und in 10 zwei
KnoBpenbilder. 243
Durchschnitte gegeben haben^ um das Zurückbiegen derselben zu zeigen.
Fig. 11 ist die Projection einer Knospe, an welcher die Wendung der
/ Spirale sich mit der am Mutterzweige gegenläufig zeigt.
MetroHderos.
Die Knospe hat zwei Keimschuppen, von welchen die eine rechts,
die andere links steht (Fig. 1. Fig. 2 vergr.). Das erste nach diesen auf-
tretende HttUblättchen steht nach vorne und leitet die Spirale der Zweig-
blätter fort. Die Figuren 1-7 geben uns die Entwickelungsstufen der
Knospen, von welchen 1, 4, 5 und 6 in nat. Grösse, 2, 3, 7 Vergrösse-
rungen sind.
Die Heranbildung der Laubblätter aus den Deckblättchen erfolgt
langsam mit vielen Uebergängen.
Bei Kalma latifoUa fanden wir an den Knospen nur 2 zum Schutz
der Knospe geeignete und nur dazu bestimmte Deckblättchen. Lauras
nohüia zeigte derselben schon mehr. Bei Rhododendron pontieum war
die Anzahl noch grösser und wir wollten durch Darstellung der Knospe
von Meirosideros ein Beispiel geben, wo an der Knospe sich viele zum
Schutz der inneren Blätter bestimmte Deckblättchen entwickeln.
JTIear AquiföUunu
Die Abschliessung der Zweigenden erfolgt durch Blättchen, welche
sich schützend und umfassend aufeinander legen (Fig. 1, Fig. 2 vergr.).
Wenn man einige Blättchen wegnimmt (Fig. 3 vergr.), so findet man das-
selbe dichte Umschliessen der Theile, welches durch Fig. 4, wo die Blätt-
chen gewaltsam auseinander gezogen wurden, deutlich wird.
In den Winkeln der Blätter bilden sich die Knospen (Fig. 1), an wel-
chen man anfänglich nur die zwei rechts und links stehenden Knospen-
keimblättchen wahrnimmt (Fig. 5 in nat. Gr. und Fig. 6 vergr.). Bei der
weiteren Ausbildung zeigt sich eins dieser Blättchen als das äussere und
grössere (Fig. 7 in nat. Gr. und Fig. 8 vergr.; Fig. 9 in nat. Gr.).
244 A. Henry,
Durch die nachfalgenden Theile werden diese Blättchen auseinander
gedrängt (Fig. 10). Entfernt man diese zwei Blättchen, so findet man
das erste Blättchen der Achse zustehend und eins nach vorne (Fig. 11,
Fig. 12 von der Seite, Fig. 13 vergr.). Das der Achse zustehende Blätt-
chen ist das tiefer stehende, das zuerst auftretende und die spätem um-
fassende, und führt die, meistens mit der Spirale am Mutterzweige gleich-
laufende Spirale ein.
Im Auftreten der ersten der zwei Knospenkeimschuppen herrscht
eine Gesetzmässigkeit, indem diese bei allen Knospen eines Zweiges auf
derselben Seite auftritt, und zwar der Wendung der Spirale folgend.
Fig. 7 ist die Projection einer Knospe. Fig. 15 die Base von 2 Zweigen,
wo a die Narbe der Knospenkeimblätter, 3 die des ersten nach diesem
folgenden Blattes ist.
Wir ersehen, dass sämmtliche Theile, aus welchen die Knospe ge-
bildet wird, sich fortentwickeln, dass demnach keine eigentliche Knospen-
hülle, nur allein zur Hülle bestimmt, vorhanden ist.
An den jungen Blättchen bemerkt man unten, wo sie sich mit der
Achse verbinden, zwei Spitzchen (Fig. 14 vergr.), welche später verküm-
mert an der Achse stehen bleiben.
Obgleich diese Theile als Nebenblättchen zu betrachten sein möch-
ten, haben wir uns dennoch veranlasst gefunden, dieser Knospenbildung
hier ihren Platz zu geben, da sie uns das gewünschte Beispiel gewährte,
und überdies die erwähnten Theile weiter keinen Einfluss auf die Bildung
des Ganzen ausüben.
Mahea gibhosa.
Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes zeigt viele Hüll-
schuppen, ehe eigentliche ausgebildete Blätter auftreten (Fig. 1, Fig. 2
von den umgebenden Blättern befreit und vergr.). Die Knospen zeigen
2 Knospenschuppen, die rechts und links an der Knospe stehen.
Knospenbilder. 24$
Das nach diesen folgende HttUblättchen steht nach vorne und leitet
die spiralige Stellung der Blättchen am Zweige fort, welche einender Spirale
der Blätter an der Hauptachse entgegengesetzte Richtung zeigt.
In den Figuren 3-0 haben wir die verschiedenen Entwickelungs-
stufen einer Knospe dargestellt, unter welchen Darstellungen 4 die Ver-
grösserung von 3, und 6 die Vergrösserung von 5 ist.
Fig. 10 ist die Projection einer einzelnen Knospe, Fig. 11 die eines
Zweiges mit dem Gyclus seiner Knospen.
Picea alba.
Die knospenartige Abschliessung des^ Zweigendes gleicht den eigent-
lichen Knospen (Fig. 1, Fig. 6 in nat. Gr. und 8 vergr.-).
Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter, jedoch nur in
einigen und keineswegs in allen (Fig. 1). Dieselben zeigen 2 Keim-
blättchen, die sich aneinander legen (Fig. 2 vergr. von vorne) ; diese zwei
Blättchen werden durch die nachfolgenden Theile auseinander gedrängt
(Fig. 3 vergr.); Fig. 4, 5 Vergrösserung von 4, 6 und 7 sind Knospen auf
verschiedenen Stufen der Ausbildung; Fig. 8 ist die knospenartige Ab-
schliessung eines Zweiges, so wie auch eine Knospe vergr. gegeben und
mit den Stellungszahlen bezeichnet; das erste Hüllblättchen nach den zwei
Knospenkeimschuppen steht dem Stamme zu und leitet die spiralige Stel- ,
lung der Blätter am Zweige fort. Die Stellung der HttUblättchen, und so
der folgenden Blätter, ist der der Blätter am Mutterzweige gleich, nämliqh
^13. Die Spirale der Zweige ist zu der an der Achse gegenläufig (Fig. 12).
Es sind viele HttUblättchen vorhanden, die, von zarter Structur, sich fest
aufeinanderlegen und eine geschlossene Decke bilden (Fig. 9 vergr.) ; die
ausgebildete Knospe (Fig. 10) reisst bei ihrer Ausbildung diese HflUe an
den Basen der HttUblättchen ab und hebt die zusammenhaltenden Spitzen
der HttUblättchen gleich einer Mtttze empor.
Figur 11 giebt uns in Durchschnitten verschiedene Formen von
Blättern.
246 A. Henry,
Mtßrkjc europaea.
Die knospeoarlige Abschliessung des Zweigendes erfolgt, indem
Blätter sich in Deckblättchen umwandeln, und, so gebildet, sich als schützende
HflUe über die später auswachsenden Blätter hinneigen.
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch nicht
an jedem Blatte (Fig. 1); sie haben 2 Keimblättchen, von welchen ein
äusseres, stark gewimpert, das zweite, nicht so arg gefranzte, umfasst(Fig.2*
in nat. Gr., Fig.3 vergr.) Das erste, nach diesen zwei Blättchen folgende
Hüllblättchen steht dem Stamme zu (Fig. 4).
Fig. 5 zeigt uns eine weitere Entwickelungsstufe der Knospe von
vorne, vergr« ; Fig. 6 ist eine fast ausgebildete Knospe von der Seite, in
nat. Gr. , Fig. 7 dieselbe vergr.
Fig. 8 und sind Vergrösserungen von Längsdurchßchnitten von
zwei verschiedenen Entwickelungsstufen einer Knospe«
Die der ^i, Stellung nahe stehende Spirale der Blätter am ^Zweige
hat eine andere Bichtung, als die Spirale an der Hauptachse (Fig. 12).
Die Stipictur der äusseren Hüllblättchen ist spreuartig; sie sind von
conischer Form, zugespitzt und mit einem zarten Harzttberzuge bedeckt.
Die dem Inneren näher stehenden sind zart, membranös, breit und am
Ende abgerundet.
Der Uebergang vom Deckblättchen zum ausgebildeten Blatte erfolgt
schnell, ohne viele Zwischenstufen zu bilden (Fig. 11,13). Bei der wei-
teren Ausbildung der Knospe bleiben diese äusseren Hüllblättchen an der
Basis des Zweiges stehen (Fig. 13), während die von zarterer Structur
abfallen.
Am unteren Ende des Zweiges stehen die Blätter dicht aufeinander
gedrängt, scheinbar einen Quirl bildend (JPig.lO, Fig. 11 auswachsende
Knospe, vergr.), aus welchem sich der Zweig mit grösseren Interfoliar-
theilen entwickelt. Jedoch erfolgt ein solches Hervorbilden eines gestreck-
ten Zweiges nicht immer; es ist sogar der häufiger vorkommende Fall, dass
KnMpenbilder. dM"
nach der Entwickelung eines Blälterbaschefa das Weiterwachsen des Zwen
ges fttr diese Periode geschlossen wird und sich eine knospenartige Ab*-
Schliessung des Zweiges bildet (Fig. 13). Diese Absdiliessung des Zweige
endes scheint in der Knospe schon vorgebildet (Fig. 12).
Ein solches Bilden von kurzen Zweigstöcjcen kann mehrere Jahre
sich wiederholen, so dass 3-4 jährige Zweige kaum Va ZoH lang werden.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges gleicht in ihrer Bil-
dung der der Knospe (Fig. 1).
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch
meistens nur an der Spitze, um die terminale Abschliessung herum.
Sie haben 2 Keimschuppen, rechts und links stehend, welche, aus-
einandertretend, den nachfolgenden Hüllblättchen Raum geben, sich aus-
zubilden ; die äusseren Hüllblättchen zeigen sich ganz von einer und dersel-
ben Structur; sie sind lanzettförmig, von brauner Farbe; später werden sie
holzig, ihre Spitze rollt sich rückwärts und sie bleiben an der Basis des
Zweiges stehen (Fig. 15).
Die mehr dem Innern der Knospe zustehenden Hüllblätter, oder viel-
mehr Blätter, zeigen an ihrem unteren Theile eine andere Bildung, als an
ihrem oberen (Fig. 5, 6 vergr.). Die Basis ist grün, saftig, krautartig
und wird später holzartig; die Blattfläche ist mehr oder minder membranös,
zart, durchsichtig, an der Spitze etwas gebräunt, herzförmig und umschlingt
den Zweig mit zarten, von den Seiten des Blättchens ausgehenden Fäden
oder Zasern (Fig. 5, 6, 7). Dieser obere Theil des Blattes ist hinfällig
und löst sich vom unteren entweder gleich bei dem Auswachsen der
Knospe oder etwas später (Fig. 3, 4 und 15).
Diese Blättchen stehen dicht gedrängt in der Knospe, wie uns dieses
ein Durchschnitt derselben der Länge nach deutiich macht (Fig. 4). Wenn
die Knospe sich ausbildet, so vermag man leicht die deckende Blatthülle
abzustreifen, und es bleibt alsdann nur die Basis der Blätter zurück (Fig*3,
MS A. Henry,
Fig. 4)« In den Winkeln dieser Blättchen, gänzlich von ihnen bedeckt
und beschützt, finden wir wieder Knospen, Fig. 3, Fig. 4, wo fff die Ba-
sen der Blätter, aaa die Knospen bezeichnen.
Diese sich in dem Winkel des Blättchens (welches wir von der Rück-
seite unter Fig. 5 in nat. Gr. und unter 6 vergr., von der Innenseite in
Fig. 7 darstellten,) bildende Knospe wird anfänglich von einem Blättchen
umschlossen, aus welchem bald ein 2tes Blättchen hervortritt (Fig. 8, 11
und 12). Die Entwickelung dieser 2 Blättchen folgt dem kurzen Wege
der Spirale, so dass, wenn diese sich von der Linken zur Rechten wandte,
das erste umhüllende Blättchen stets zur Linken steht.
Dass nach diesen Keimschuppen nunmehr folgende Blättchen steht
dem Stamme (also der Hauptknospe) zu, und leitet die in % - % Divergenz
stehende Spirale der Hülle ein, welche aus 8-12 Blättchen besteht (Fig. 8,
bis 14 und 17). Diese Blättchen bilden Anfangs eine geschlossene
Röhre, in welcher sich die Blattnadeln ausbilden (Fig. 13 u. 14). Die
sich verlängernden Blaltnadeln drängen die Hüllblättchen auseinander und
treten an^s Licht, indem die zerrissenen Hüllblättchen an der Basis dersel-
ben verdorren. Unter 8- 14 haben wirVergrösserungen von verschiede-
nen Entwickelungsstufen einer solchen Nadelknospe gegeben.
Fig. 15 zeigt uns die Ausbildung einer ganzen Knospe mit ihren Na-
delknospen; Fig. 16 ist die vergrösserte Basis eines solchen Nadelzweiges:
17 ist der Grundriss, aus welchem wir das Verhalten der ganzen Knospe
zum Stamme, zur Hauptachse a, so wie der Nadelknospen g s zur Haupt-
knospe b erkennen. Die Spirale der Hauptknospe b zeigt eine entgegen-
gesetzte Richtung, als die Spirale an der Hauptachse a. Die Spirale der
Nadelknospen ist entgegengesetzt der Spirale der Hauplknospe; das
erste Blättcheri an beiden Knospen steht der ihnen zukommenden Haupt-
achse zu.
Die von uns bei der Entwickelung der Knospe als Hüllblättchen be-
zeichneten hinfölligen Gebilde müssen wir als die eigentlichen Blätter der
Pflanze betrachten; wir finden dieselben auch ausgebildet mehr dem
Knospefdrilder. 24i
vollkommenen Blatte ähnlich bei jungen Pflanzen (oft auch an älteren
Zweigen) von Pin/us Sabimana.
Auch der unter Fig. 18 gegebene Zweig von Pmus UmgifoUa giebt
uns ein Beispiel vom Uebergange der schuppenartigen Blätter in vollkom-
men ausgebildete, wo h schuppenartige Blättchen, fa hingegen mehr aus-
gebildete Blätter bezeichnen, c sind Nadelzweige.
Die Blattnadeln entwickeln sich, wie schon bemerkt, in der geschlos-
senen Röhre der Hüllblättchen ; sie stehen in den verschiedenen Species
von Piwu8 zu mehreren zusammen, zu 2, 3, 5, und die Form der einzel-
nen Nadel wird wohl bedingt durch die Anzahl ihres Zusammentretens.
Wir erkennen an Quer- und Längsschnitten eine der Mark-, Holz-
und Rinden-Substanz analoge Bildung, und ein, wenn auch nur schwaches,
Ansetzen mehrerer Holzlagen ist an den mehrere Jahre ausdauernden
Nadelbüscheln unterschieden worden. Wir halten diese sich in den Win-
keln der Blätter entwickelnden Gebilde, mit Richard und Link, für zu
früh entwickelte Zweige. Ihre Zweignatur offenbart sich jedoch noch
deutlicher durch das Vermögen, zwischen sich eine knospenartige Ab-
schliessung hervorzubringen und so eine Verlängerung daselbst ein-
zuleiten.
Ein solches Heraustreten der Nadelzweige in eigentliche Zweige
finden wir nicht selten an Pinus - Stämmchen, denen durch Zufall die
Spitze abgebrochen wurde (Fig. 10), dann flachen die Nadelblätter sich
ab, und, auseinandertretend, geben sie der sich verlängernden Achse Raum.
Diese knospenartige Abschliessung gleicht denen am Ende der Haupt-
zweige ganz. Auch an Nadelzweigen von Pitvas pinaster fanden wir eine
solche sfch verlängernde Spitze (Fig. 20, 21 und 22). »
Nees von Esenbeck's Bezeichnung der Knospen der Nadelhöl-
zer als gemmae compositae ist treff'end, jedoch nur bei der Gattung Pirma
anwendbar.
Vol.XXiI. P.L 32
250 A. Henry,
Blattstleldeeklffe Knospen, demmae petlolaceae.
Bei den blattdeckigen Knospen (gemmae foUaceae) vermochte man
an den Deck- oder Hüllschuppen der Knospe (wenn eine solche Hülle der
Knospe gegeben war) das Blatt, wenn auch im unentwickelten Zustande,
V zu erkennen, und bei dem Uebergange vom HüUblatle zum ausgebildeten
Blatte bildete sich erst nach und nach der untere Theil des Blattes, der
Blattstiel, aus.
Wir müssen uns nunmehr den Knospen zuwenden, wo die Hüllblätt-
chen aus den veränderten unteren Theilen der Blätter, aus den Blattstielen,
gebildet werden, wo also der wesentliche Theil des Blattes nicht vorhan-
den ist, die Blattfläche fehlt und erst an den Blättern hervortritt, die einer
grösseren vollkommeneren Entwickelung entgegengehen. Die Knospen,
welche eine der Art gebildete Knospendecke haben, werden Blattstiel-
deckige Knospen (gemmae peHolaceae) genannt.
Wir halten es nicht für nothwendig, diesen Bildungen ausführliche
Darstellung und Erklärung zu geben, da die meisten Verhältnisse, beson-
ders in Hinsicht der Stellung der Theile, schon in dem Gegebenen enthal-
ten sind, und werden uns darauf beschränken, einige Beispiele in Rück-
sicht auf die Stellung, so wie auf die eintretenden Veränderungen dersel-
ben, hier vorzuführen.
Nicht ^selten findet man an den knospenartigen Abschliessungen der
Zweigenden von
Aesculus HSfppocastanwm
die deckenden Blättchen noch deutlich als die Basis des Blattstieles aus-
geprägt, indem ein oberer verschmälerter Theil mit dem Blatte selbst sich
demselben anfügt (sehe unsere Figur), Bei
AjBMCuhu rubra
ist die Bildung der Knospendecken bei veränderten Blattstielen noch kla-
rer; hier vermag man den ganzen Verlauf von einfacher Deckschuppe zum
Knaspenbilder. 2il
ausgebildeten Blatte zu verfolgen, wie dieses aus der von uns gegebenen
Figur zu erkennen ist.
Als eine in dieser Hinsicht ganz ausgezeichnete Pflanze, und wohl
geeignet, als Repräsentant vorgeführt zu werden, ist die Knospenbildung
von einigen Pflanzen, die zur Gattung Jttglans gehören, welchen wir hier
eine etwas ausführlichere Besprechung widmen wollen.
jrugianM regia.
Die knospenartige Abschliessung der Zweige geschieht durch Deck-
schuppen, die aus den veränderten Blattstielen entstanden sind. Die
ganze Bildung derselben gleicht den eigentlichen Knospen (Fig. 1-1^).
Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter öfter zu mehre-
ren untereinander, auf einer kleinen Erhebung aufsitzend, welche jedoch
später, wenn der Zweig älter wird, verschwindet (Fig. 1 u. 1*).
Die junge Knospe (Fig. 2) zeigt eine geschlossene Hülle, an wel-
cher eine Trennung nach vorne, von der Spitze bis zur Hälfte abwärts,
sichtbar wird (Fig. 3 vergr.). Diese erste Hülle ist mit feinen Haaren
besetzt, welche später verschwinden. Ist diese erste Hülle von einem
Blatte oder von zweien gebildet? Wir waren durch unsere Untersuchung
nicht befähigt, diese Frage mit Sicherheit zu beantworten.
Bei der Ausbildung der Knospe wird die nach vorne liegende Oeff-
nung in der e^ten Hülle durch die nachfolgenden Theile vergrössert, und
die zwei Spitzen der Hülle stellen sich nach hinten, dem Stamme zu
(Fig. 4, Fig. 5 vergr., vom Rücken gesehen).
Die nunmehr nach der ersten Hülle folgenden Decken stehen nach
vorne (Fig. 6).
Mit dem ersten nach vorne stehenden Hüllblättchen wird die spirale
Stelli^ng der folgenden Hüllen eingeleitet, von welchen 6-9 auftreten,
ehe sich ausgebildete Blätter vorfinden.
Der Uebertritt vom Hüllblatt zu ausgebildeten Blättern erfolgt schnell,
doch findet man auch zuweilen Bildungen, wo die Entstehungsweise der
2^2 A. Henry,
HttUblättchen klar wird, indem ein fortschreitender Uebergang von HttU-
blättchen zum eigentlichen Blatte sich vorfindet (Fig. 7).
Die aus einer sich verflachenden Ausbreitung des Blattstieles entste-
henden Hüllblättchen erlangen bei anderen Species der Gattung Juglans
eine bedeutende Grösse, indem sie mehr oder minder bei der Entwicke-^
lung der Knospe eine bedeutende Vergrösserung eingehen.
Figur 8 ist das Bild einer sich eben zum Zweige ausbildenden
Knospe; Fig. 9 eine Knospe, in der Entwickelung weiter vorgeschritten.
Unter Fig. 10 ist eine vollkommen entwickelte Knospe dargestellt, an wel-
cher man das bedeutende Auswachsen der ans verflachten Blattstielen ge-
bildeten Deckschuppen bemerken kann.
Unter Fig. 11-18 haben wir die aufeinander folgenden Hüllblättchen
ausgebreitet gegeben; 18 ist das erste ausgebildete Blatt.
Fig. 10 der Durchschnitt eines Blattes.
Fig. 20 die Projection einer Knospe.
Als der Bildung von Juglans nahe stehend, haben wir noch das Bild
einer sich entwickelnden Knospe von
MVbBM grcLcUe
gegeben, an welcher die Bildung der Knospendecke aus Blattstielen deut-
lich ist. Bei
AraUa umbracuUfera ^
neigt sich die Bildung des Blattstieles schon der Nebenblattbildung zu, so-
wohl in der knospenartigen Abschliessung der Zweige, als auch in der
eigentlichen Knospenbildung. Wir finden nämlich an der Basis des Blatt-
stieles nebenblattartige Anhängsel, welche sich deckend über die nachfol-
genden Theile legen (Fig. 1 das Ende eines Zweiges). Wenn man die-
ses Blatt ablöst, so bemerkt man an dem darauf folgenden Blatte dasselbe
Verhalten (Fig. 2 u. s. f., Fig. 3).
Die ausgebildete Knospe zeigt ihre erste Hülle dem Stamme zuste-
hend und sehr wahrscheinlich aus einem Blatte mit dem nebenblattartigen
Knaspenbüder. 233
Anhängsel gebildet (Fig. 4). Das zweite deckende Hüllblättchen steht
nach vorne (Fig. 5). Wenn man diese ersten HüUblällchen wegnimmt,
so findet man Blättchen mit solchen Anhängseln an der Basis derselben,
wie wir dieses bei der knospenartigen Abschliessung schon erwähnt ha-
ben, welche die nachfolgenden Theile umhüllen.
Es möchten sich hier wohl am besten noch einige Knospenbildungen
anschliessen, welche an solchen Pflanzen entstehen, deren Blattstiele sich
miteinander verbinden und so eine mehr oder minder geschlossene Hülle
um den Stengel herum bilden.
CV#fu# alMduM.
Die Knospen entwickeln sich in den Wiiikeln der Blätter vollkommen
gedeckt und geschützt durch die verwachsenen Basen der Blattstiele. Die
Figuren 1, 2, 3, 4 zeigen uns verschiedene Ei^wickelungsstufen der
Knospe. Es scheint hier die Ausbildung der Blattbailen anfönglich vor-
herrschend und erst später^ die des eigentlichen Blattes hervorzutreten.
Fig. 5 ist ein sich entwickelndes Zweigpaar.
Clemafto crtspa.
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blattbasen und
werden geschützt von den am Stamme verbleibenden Theilen derselben
(Fig. 1).
Die Hüllschuppen bestehen aus verbundenen, ganz einfach gebilde-
ten Blättchen, von welchen das erste Paar links und rechts an der Knospe
auftritt (Fig. 2 vergr. von vorne, Fig. 3 vergr. von der Seite). Das fol-
gende, so wie noch 2 bis 3 nach diesem, sind ebenso gebildet, wie das
erste Hüllblättchenpaar (Fig. 4, 5). Nach diesen Hüllblättchen findet man
eigentliche Blättchen in der Anlage begriffen, deren Ausbildung dem In-
nern der Knospe zu immer weniger fortg^chritten erscheint (Fig. 6).
254 A. Henry,
Hebenblattdecklffe Knospen, deramae stifialaceae.
Zu der Blattbildung gehörend und den eigentlichen Bllrttern in der
Entwickelung gleichend, sind an den Pflanzen noch andere Theile vorhan-
den, denen man den Namen NebenblSttchen {stipulaej beigelegt hat. Die-
sen Namen erhielten sie, weil sie in den meisten Füllen neben den HttH-
blättern hervortreten; doch stehen sie auch in manchen Fällen etwas ober-
halb oder unterhalb der Stelle, wo das Blatt sich vom Stengel ablöst.
Die Beziehungen der Nebenblättchen zum Hauptblatte, das Verhält-
niss derselben zu einander, wird verschiedenartig beurtheilt. Wie wir
aus den Werken von Schi ei den und Bisch off ersehen, sind diese
Forscher der Ansicht, dass die Nebenblättchen als zu einem Hauptblatte
gehörend zu betrachten sind, und dass ihre Entwickelung, wenn auch oft
die des Hauptblattes fiberholend, dennoch als eine Entwickelung von An-
hängseln des Blattstieles, und somit von diesem 'abhängend zu erachten ist.
S. M. Schieiden (Grundz. d. w. Bot. H. S. 180) sagt:, „Betrachtet
man das Keimblatt der meisten Monokotyledonen, so findet man, dass das-
selbe bei seiner allmäligen Entwickelung die Terminalknospe (phimala)
völlig umschliesst, ja dass die noch ganz zarten weichen Zellen der bei-
den Ränder desselben zum Theil sich so fest vereinigen, dass sie als ver-
wachsen betrachtet werden können, während nur eine kleine Spalte, die
bei allen Monokotyledonen vorhanden ist, übrig bleibt. Bei der Kei-
mung hat die sich entwickelnde Knospe in der kleinen Spalte nicht Raum,
um hervorzutreten, sie drängt also die Ränder derselben mehr oder weni-
ger hervor, und diese erscheinen dann als ein eigenthttmlicher Anhang
nach der Mitte des Keimblattes, als häutige Ausdehnung der Ränder des
unteren Theiles des Blattes, oder als Läppchen an der Basis desselben.
Auch bei den $päteren Blättern finden ähnliche Verhältnisse statt. Bei
den Dikotyledonen kommt ein gleiches Yerhältniss nicht selten vor, ent-
. weder werden die Ränder an der Basis eines Blattstieles oder stielförmigen
Kno^penbilder. 255
Blattes häutig ausgedehRt, oder e» erhält die durchbrechende Knospe eine
längere oder kflrzere häutige Scheide, oder es bilden sich an der Basis des
Blattstieles eigenthfloiliche Läppchen aus, die zuweilen die Form kleiner
Blättchen annehmen und auch wohl durch ein Gelenk mit dem Blattstiele
verbunden sind. Ueberall ohne alle Ausnahme sind sie ihrer Entwickelung
zufolge Theile des an seiner Basis besonders entwickelten Blattes und dem
Wesen nach durch alle Phanerogamen ganz dasselbe Gebilde, wenn sie
auch der Erscheinungsweise nach mannigfach variiren/^
^^Idffula bei den Gräsern, vagina ^pularia bei anderen Monokotyle-
donen, wenn gross, vagina petiolariSy wenn klein und höher am Blatte.
Bei Dikotyledonen: peUohis cdatus^ sUpulae adnatae^ ochrea^ stipulae^
stipeUae.'^
Seite 183-184: Was ich bei den oben angeführten Leguminosen,
Rosaceen und Polygoneen und in einigen anderen Familien betrachtet habe,
fuhrt unmittelbar zu dem Schlüsse, dass die bei den Dikotyledonen, Blattstiel-
scheide, geflügelter Blattstiel, Tute, angewachsene Nebenblätter und freie
Nebenblätter genannten Organe alle verschiedene Formen eines und des-
selben Theils der untersten Ränder des Blattstieles oder Blattes und wie-
derum mit den genannten Theilen bei den Monokotyledonen ihrem Wesen
und ihrer Entwickelungsgeschichte nach völlig identisch seien. Soge-
nannte freie getrennte Nebenblätter giebt es durchaus gar nicht, und eben
wie bei der vagina slipularis fibersieht man nur hier ihren Zusammenhang
mit dem Blattstiele, weil das Stückchen, wo sie verbunden sind, gegen
das ganze Blatt und selbst gegen das Nebenblatt so klein ist, dass es ganz
zurücktritt. Betrachtet man aber das Blatt, ehe sich seine Zellen ausdeh-
nen, in der KnoSpe, so ist die Verbindungsstelle des Blattes und der
Nebenblätter ein so bedeutender Theil von der Länge des ganzen Blattes,
dass man gar nicht darüber in Zweifel sein kann, dass das Nebenblatt ein
blosses Anhängsel der Blattbasis ist/^
G. W* Bisch off (Lehrb.d.Bot. L S. 177) bemerkt: ,^Wenn wir uns
das ganze Blatt bis zu seinem wahren Grunde abgelöst denken, so dind
256 A. Henry,
die Nebenblätter als die beiden Rfinder des latenten Blatttheils zu betrach-
ten, welche sich unmittelbar bei dessen Scheidung vom Stamme in ihre
besonderen Scheiben ausbreiten, die demnach die Nerven direct aus jenem
unteren Theile des Blattes empfangen .^^ .... „So lässt sich daraus wohl die
vorherrschende schiefe oder fast halbirte Form der Nebenblätter erklären,
deren nach Aussen gerichteter Rand sich freier entwickelt und meist einen
stärkeren Bogen bildet, während der innere, gegen das Mittelblatt gerich-
tete, eine leichtere Biegung oder selbst eine mehr geradlinige Begränzung
erhalt, gleichsam als werde durch die geradeausgehende Verlängerung
des Mittelblattes die vollständige Ausbildung dieses inneren Randes ge-
hemmt; wo daher ein Hauptnerv in den Nebenblättern zu erkennen ist, da
werden wir denselben in der Regel ihre Scheibe in zwei ungleiche Hälf-
ten theilen sehen."
Seite 178: „Sie entfalten sich gleichsam fttr sich selbst, und daraus,
dass sie dem latenten Blattgrunde näher stehen, als die Scheibe des Mittel-
blattes, wird es ferner erklärlich, warum sie immer frflher zur Entfaltung
und völligen Ausbildung gelangen, als jene ; ja häufig, wie wir bei den
Knospen sehen, werden sie in ihrer Entwickelung dem Mutterblatte so
weit vorauseilen, dass sie dasselbe in seiner Jugend als schützende Decke
umhüllen."
Der von Seh leiden und Bisch off ausgesprochenen Ansicht müs-
sen wir im Allgemeinen wohl beipflichten ; bekennen jedoch, dass manche
Fälle vorkommen, wo es schwierig ist, den Zusammenhang der Neben-
blättchen mit dem Blattstiele nachzuweisen, so dass man versucht wird,
hier eine von dem Hauptblatte unabhängige Entwickelung der Nebenblätt-
chen anzunehmen.
Richard C^auv. Eläm. de bot 1833. p.l97): Lee sUpnles sont des
organes accessaires des feuiUes. Le plus soutent ettes sont Ubres^ c^estr-
dr-dire qu'elles ne sont pas ßxäes au pitiole.
Link (Phil. Bot. I. S. 465): „Blattansätze (paTaphyJUa) sind blatt-
artige Theile, an Bau den Blättern sehr ähnlich, aber früher entwickelt.
Knospenbilder. * 257
Zu den Blattansätzen gehören zuerst Nebenblätter oder blattartige Theile,
welche sieh neben den Blättern zu beiden Seiten befinden, ihnen sehr
ähnlich, aber meistens kleiner. Sie stehen auf der Blattstielscheide, wel-
che mit dem Stamme oder den Aesten verwachsen isi, und oft führt eine
erhabene Linie auf der Oberfläche des Stammes dahin/^
„Immer brechen die Nebenblätter vor den Blättern hervor, entwickeln
sich auch mehr oder weniger vor ihnen, dann aber bleiben sie in ihrem
Wachsthum stehen und werden nicht grösser. Sie dauern entweder so
lange als die Blätter, oder sie fallen nach der Entwickelung oder vor der
Entwickelung der Blätter ab.^^
„Zuweilen verwachsen sie mit dem Blattstiele und unterscheiden sich
von dem geflügelten Blattstiele dadurch, dass sie sich vor den Blättern 6nt^
wickeln. Zuweilen wachsen sie auch unter sich zusaminen und bilden ein
einziges Nebenblatt, wie an MeUanÜms.^^
Seite 496: „So entwickeln sich auch die Nebenblätter vor den Blät^
tem, um ihnen einen vollkommneren Nahrungssafl zu reichen. Es thut
nichts, dass sie zuweilen sehr klein sind, oder fadenförmig oder stachlich."
Lindley (Introd. Bot. 1832. pag.99): „/ am clearly of opinion that^
notwithstanding the difference in their appearance^ they (sHpviae) are
reatty accessory leaves." *
Regel in seiner Abhandlung „lieber den Ursprung und Zwedi der
SUpeln" (Linnea. Bd I. Hft. 2. 1843) sqfieint ihnen eine Unabhängigkeit
von den eigentlichen Blättern zukommen zu lassen, indem er bemerkt, dftss
sie ihre Nerven direct aus dem Stengel erhalten. Regel nimmt an, dam
von der Basis des Knospenkernes sich die Stipularbildung erhebe, die
Achsenspitze überwachse, sie jedoch nicht völlig einhülle, sondern an der
Spitze offen bleibe, so dass durch diese sich verschieden gestaltenden
Oeffifiungen (Spalten) die Form und auch die Zahl der Stipeln bedingt
werde. Später werden die gebildeten Stipeln von dem an Umfeng zu-
nehmenden Knotengebilde auf die Seite, m die Basis des Blattstieles, hin-
gedrängt.
VohXXIL P.L 33
258 • A. Henry,
Die Pflanzen, an welchen sich Nebenblätter vorfinden^ verwenden
diese sehr oft zur Bildung der schützenden Hfllle für die sich später ent-*
wickelnden Theile ihrer Nebenachsen, ihrer Knospen. Wenn wir daher
von nebenblattdeckigen Knospen sprechen, so durften wir eigentlich nur
solche heranziehen, wo ein Vorherrsehen der Nebenblattbilduhg in der
Knospendecke stattfindet. Es ist jedoch, wie wir bei einer anderen Ge-
legenheit zu erwähnen uns gedrungen fühlten, auch hier eine strenge
Sonderung nicht dienlich, wenn man eine möglichst vollkommene lieber-
sieht zu geben beabsichtigt.
Wir werden aus dieser Ursache manche Knospenbildung aufnehmen,
bei welcher die Nebenblättchen nicht vorherrschend Antheil nehmen an der
BÜdung der Knospendecke, und müssen daher für uns unter der Bezeich-
nung „nebenblattdeckige Knospen^^ alle Knospen umfassen, die an Pflan-
zen entstehen, welche Nebenblätter habeii, diese mögen nun wenig oder
mehr an der Bildung der Knospendecke Antheil haben«
Blätter zu mehreren vwbimdeii«
y. (Va)
¥hk gleiehes einfeehes Verhalten der Blätter in Rücksicht ihrer Stel-
lung, wie wir dieses bei den blattdeckigen Knospen an Sksembrytmthemum
Uthgnaeforme fanden, ist auch bei Pflanzen, die NebenUäUchen haben, vor-
handen ; denn auch hier finden wir 2 und 2 Blätter miteinander verbun«*
d««, die alle eine und dieselbe Richtung zeigen, sowohl an der Haupt-*
aebse, als auch an den Nebenachsen.
Der Stengel erscheint anfänglich vierkantig, mit zwei hervortreten-
den Eckenden auf einer der Seiten, wo ein Nebenblättehen ist. Diese
zwei hervortretenden Streifen befinden sich an der ganzen Pflanze auf der«^
selben Seite und bleiben auch noch immer sichtbar, wenn auch die Sten*-
gel später mehr eine runde Form annehmen (Fig. 3 u. 8).
KnoapenMder. 299
2 und 2 Blatter sind miteinander yerbunden und 2 Nebenblättohen
vermittelo diese VerlMBduBg. Es ist wdhl anzunehmen, dass diese 2 Ne-
benblättchen aus 4, zu 2 miteinander veinvachsenden, entstanden sind.
Dieses deutet uns bei Zyg. sesmUfolmn die häufig vorkommende Spaltung
der Spitze des Nebenblattes an (Fig. 4).
Bei anderen Arten dieser Gattung, z. B.
X/t/gaphyUwm VabagOf
tritt diese Entstehungsweise der Nebenblättchen deutlicher hervor, indem
hier die bei Zyg. sessilifoliwn erwähnte Spalte (Fig. 1^ und 14) immer
grösser wird (Fig. 15), so dass eine vollkommene Theilung in 2 BlSttchen
(Fig. 16) eintritt. Jedoch ist auch bei dieser Pflanze eine solche Spaltung
nicht immer vorhanden, und wir finden meistens die Nebenblfittchen in der
Weise, dass sie ein einzelnes Blättchen auf jeder Seite bilden und keine
Andeutung ihrer wahrscheinlichen Entstehungsart zeigen (Fig. 13, der
obere Theil).
Die knospenartige Abschliessung der Zw^ge erfolgt durch ein Zu-^
sammenneigen der Blätter und Nebenblättchen (Fig. 1), welche in Fig. 2
vergrössert, etwas von oben, und in Fig. 3, ebenso von unten geschehen,
dargestellt wurde.
Bei der weiteren Ausbildung des Zweigendes treten die Fiederblätt-
ehen f^ /*% zum Mittelblatte /* gehörend, hervor, und drängen dieses kleine
Mittelblatt und die Nebenblättchen f »t zurück (Fig. 4).
Nimmt man einen Blattcyclus nebst seinen Nebenblättchen von der
Spitze weg, so findet man einen folgenden, dessen Theile dieselbe Zu-
sammenneigung zeigen (Fig. 5).
Entfernt man hier die Nebenblättohen und die MIttelblättchen des
Hauptblattes, so trifft man die sich zusanmo^nneigenden NebenbMfttchen
(Fig. 6. f d)^ welche wiederum einen Blattcyclus beschützen (Fig. 7).
Die Knespen bilden sich in den Winkeln der Matter; ihre lUiisert
Hülle wird aus zwei Nebenblätteben gebildet, <ye rechts und links an der
260 A. Henry,
Knospe stehen und daher mit den Nebenblättchen am Mutterzweige die-
selbe Richtung zeigen (Fig. 9, eine Knospe von vorne; Fig. 10, dieselbe
von der Seite, wo f st die N^ibenblättchen bezeichnen).
Diese Nebenblättchen bedecken die Hauptblätter, von welchen bei
9 und 10 das Mittelblättchen f schon sichtbar wird. Der Boden, worauf
sich die Knospe entwickelt, so wie die ersten Nebenblättchen selbst, sind
mit Haaren bedeckt.
Die nach den zwei ersten Nebenblättchen folgenden Blätter stehen
in der Weise, dass sie eine mit den Blättern am Mutterzweige ganz glei-
che Richtung zeigen.
Das ganze Verhältniss der Knospen zu dem Hauptzweige haben wir
in der Fig. 12 klar darzulegen gesucht.
Die nach unten und oben stehenden Zahlenreihen P-VP bezeichnen
die Nebenblättchen, die zu den mit denselben Zahlen bezeichneten, ohne
Kreuzchen rechts und links stehenden Blättchen gehören, in deren Win-
keln sich die Knospen entwickeln, fsta fsta fsta bezeichnen die äus-
sersteii deckenden Nebenblättchen, unter deren Schutz sieh die nachfol-
genden Blätter der Knospe entwickeln.
Bei den nunmehr zu betrachtenden Pflanzen, deren Blätter zu zweien
mit einander verbunden sind, sind diese in der Weise gestellt, dass an der
Achse 4 Blattreihen gebildet werden, indem das folgende Blattpaar mit
dem vorhergehenden sich kreuzt. Die Stellung ist /4 ('/4)*
Wir nehmen die Pflanzen zuerst, deren Blattpaare nur 2 Nebenblatt-
chen zeigen, (wie wir solches bei Ztfgophyllum gefunden); welche mit
dem oberen Theile des Blattstieles gleichstehend auftreten.
Die Nebenblättchen können nun bei diesem ihrem Stande in der
EntWickelung der Pflanze die Blätter, zu welchen sie gehören, entweder
mit umschliessen und umhüllen, oder nur den nach ihren eigenen noch
folgenden Blättern als schützende Hülle dienen.
KuMpenbilder. 261
Da Letztares ein klareres Verhältniss giebt und sich auch hier ein-
fachere Nebenblattbildungen vorfinden, so werden wir die Pflanzen, die
eine solche Bildung der Nebenblättchen und dn solches Verhalten dersel-*
ben zeigen, voranstellen.
Wie demnach die Nebenblattbildung, mit dem oberen Theile der Blatt-
stiele auf gleicher Höhe auftretend, eine abgeschlossene Halle macht und so
die nachfolgenden Theile vollständig umschliesst, während sie die Blätter,
zu welchen sie gehört, nicht zu schützen vermag, sei nunmehr betrachtet.
Gardenia ßorida.
Die Nebenblattbiidung tritt mit dem oberen Theile des Blattstieles
gleichstehend auf und gestaltet sich zu einem Blattganzen, welches zu
zwei gegenüberstehenden Blättern gehört. Dieses gemeinschaftliche Ne-
benblatt umfasst den ganzen Stengel und ist «von Gefässbündeln durchzo-
gen, welche sich sämmtlich zu einer Spitze hinneigen (Fig. 1, Fig.2 vergr.).
Diese Spitze der Nebenblätter liegt bei den Blattpaaren, die dieselbe Rich-
tung haben, nach einer und derselben Seite hin, so dass 2 Richtungslinien
der Nebenblätter am ganzen Zweige sich vorfinden. Die der Spitze
gegenüberliegende Seite des Nebenblattes spaltet sich bis zum Grunde
(Fig. 1). Die Fig. 1 ist ein Zweig, dessen Ende Blättchen trägt; Fig. 2
ein Nebenblatt von der Rückseite.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem das
gemeinschaftliche Nebenblatt des letzten Blattcyclus eine vollkommen ge-
schlossene Hülle bildet (Fig. 3 vergr.). Diese Hülle ist nach einer Seite
hin erhaben und zeigt an der andern eine Einbiegung. Unter dieser Hülle
finden wir das folgende Blattpaar; die Ränder der Blätter sind rückwärts
gebogen; Fig. 4a zeigt das Blattpaar vom Rücken, Fig. 46 von der Seite.
Zwischen diesen 2 Blättchen erscheint das noch kleine Nebenblatt, wel-
ches in Fig. 4 c von vorne gegeben wurde.
Die Knospe entwickeln sich in den Winkeln der Blätter. Die äus-
sere Hülle derselben wird aus 2 gegenüberstehenden Blättchen gebildet,
202 A. Henry,
welche ihre Ränder dem Rücken zu umbiegen, sich mit ihren Innenseiten
zusammenneigen und das Innere der Knospe umschliessen (Fig. 5). Der
von den 2 BlSttchen umschlossene TheH wird aus einem völlig geschlos-
senen, lang zugespitzten, an einer Seite erhabenen, an der anderen einge-
bogenen Nebenblatte gebildet (Fig. 6, Fig- 7 vergr.). Die zwei Seiten
des Nebenblattes liegen anfanglich dicht aufeinander (Fig. Ha); später
trennen sich die Theile (Fig. 1]6), und es treten nunmehr auch die Ner-
ven deutlicher hervor, (indem die Höhlung immer grösser wird). Wenn
man eine solche Knospe durchschneidet (Fig. 8 vergr. von der Seite,
Fig. 9 vergr. von vorne), so findet man am Grunde derselben das neue
Blattpaar (Fig. 9 a), umgeben von kleinen harten Körperchen, wo man
die Anlage zum neuen Nebenblättchen (Fig. 10 a) in der Mitte derselben
bemerkt.
In Fig. 12 ist der Grundriss eines Zweiges mit 2 Knospen gegeben;
1,2,3 sind Blattpaare mit den veri)indenden Nebenblättern, fst bezeichnet,
gf^ gf die Knospen, an welchen aa die zwei ersten Blätter, h das erste
Nebenblatt ist.
MondeleUa racetnosa.
Der vorhergehenden Pflanze, in Hinsicht der Knospenbildung, nahe-
stehend ist R. racemosa. Die Nebenblattbildung entspringt auf der Höhe
des oberen Theiles des Blattstieles (Fig. 1), jedoch ist hier die Trennung
in zwei Theile schon in der völligen Theilung der Spitzen angedeutet,
wenn djeselbe auch noch nicht eintritt und ein einseitiges Spalten des
Nebenblattes stattfindet.
Die knospenarlige Abschliessung der Zweige geschieht durch die,
eine vollkommene Hülle bildende Nebenblattbfldung (Fig. 1, Fig. 2). Wenn
man diese Hülle wegnimmt, so findet man die Blflttchen (Fig. 3 /*/*), wel-
che die nunmehr folgende Nebenblattbildung umfasst, deren Theilung in
zwei einzelne Blättchen sich hier deutlich zeigt. Die Basis ist dicht mit
langen Haaren besetzt.
Knospenbilier. 263
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter; ihre äus-
sere Hülle wird von zwei sich aufeinanderlegenden Blättchen gebildet, von
welchen das eine stets mehr ausgebildet erscheint, als das ihm gegenfiber-
stehende (Fig. 2, Fig. 4 vergr.). Trennt man diese Blättchen (Fig. 5), so
bemerkt man die, zwei Spitzen zeigenden Nebenblatttheile, die wir unter
Fig. 9, und Fig. 6 von dein Seite, vergrössert gezeichnet haben. Fig. 7
giebt uns die Projeclion einer Knospe.
Bei den 2 vorhergehenden Knospen wurde die äussere Decke von
den Blättern gebildet, denen die Nebenblatthalle folgte ; wir wollen nunmehr
eine Knospenbildung kennen lernen, wo die NebenblatthttUe die äussere
ist und dann erst die Blattbildung auftritt.
If^ebera earymbosa.
Die Nebenblattbildung gleicht der der vorigen Pflanzen ; sie entspringt
ebenfalls mit dem oberen Theile des Blattstieles gleichstehend, umfasst deil
ganzen Stengel, und anfänglich vollkommen sich abschliessend, zerreisst
sie, um den nachfolgenden Theilen Raum zur Entwickelung zu geben.
Die Stelle, wo das Nebenblatt vom Stamme sich ablöst, ist mit kurzen
Haaren besetzt, die am Stamme noch sichtbar sind, wenn auch die Neben-
blattbildung schon abgefallen ist.
Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes wird durch die
sich vollkommen vereinigende Nebenblattbildung hervorgebracht (Fig. 1,
2, 3). Anfänglich ist diese Hülle zugespitzt (Fig. 2), wird jedoch durch
die sich innerhalb derselben entwickelnden Blätter immer mehr ausge-
dehnt, fast rund (Fig. 3) und springt endlich auf, um den sich entwickeln-
den Blättern Raum zu geben (Fig. 1).
Die unter dieser HfiUe verborgenen Blätter sind vielfach zusammen-
gefaltet, ohne hierin eine bestimmte Gesetzmässigkeit erkennen zu lassen.
Der Längsdurchschnitt eines Zweigendes (Fig. 4 vergr.) zeigt uns
fdie Blätter, fs die Nebenblattbildung, f^ das von der Hfllle umschlossene
Blatt lind fs^ die von diesen Blättern wiederum umfasste Nebenblattbildung.
264 A. Henry,
Die äussere schützende Hülle der in den Winkeln der BlSUer entste-
henden Knospen wird vom Nebenblatte gebildet; sie ist vollkommen ge-
schlossen und spaltet sich, um den nachfolgenden Blättern Raum zu geben
(Fig. 5, Fig. 6 im Längsdurchschnitt). Die zwei ersten Blätter st^en
rechts und links in der Knospe, so dass die Blättchen der Nebenblattbil-
dung, wenn diese aus zwei einzelnen gebildet ist, nach vorne und hinten
stehen würden.
In Fig. 7 ist der Ansatz von 2 Aesten gezeichnet.
Bei Gardenia florida^ Rondeletia racemosa und Weber a corymbosa
fanden wir die Nebenblattbildung vollkommen getrennt von den Blättern,
so dass in der Bildung der äusseren KncrspenhüUe entweder das Blatt oder
das Nebenblatt allein auftrat. Wir wollen nunmehr einige Bildungen ken-
nen lernen, wo zwar die Bildung der Nebenblätter der der erwähnten
Pflanzen ähnlich ist, jedoch schon eine innigere Verbindung mit den Blatt-
stielen hervortritt.
MurcbeWa capenHs.
Die Nebenblattbildung gleicht am meisten der Rondoletia racemosa^
doch ist hier eine Trennung in zwei Hälften schon eingetreten (Fig. 1,
Fig. 2), und wir dürfen dieselbe als zwei Nebenblättchen bezeichnen. Die.
knospenartige Abschliessung des Zweigendes wird durch die theilweise
zusammenverwachsenden, mit dem oberen Theile sich zusammenneigenden
Nebenblättchen gebildet (Fig. 1, Fig. 2 vergr.). Unter dieser Hülle findet
man das folgende Blattpaar (Fig. 3 vergr.), welche sich über die nunmehr
folgenden Nebenblättchen deckend neigen (Fig. 4 vergr.).
Entfernt man diese noch vollkommen geschlossene Nebenblattbildung,
so findet man wieder zwei Blättchen Cf^J^ welche di« folgende Neben-
blattbildung wieder decken (Fig* 5).
Es umschliesst, wie schon erwähnt, die Nebenblattbildung den Sten-
gel und schützt so die Knospen in den Winkeln der Blätter. Auch hier
finden wir einen Kranz von Haaren, wie wir dieses schon bei anderen
Knospenbilder. 205
Pflanzen mit einer ähnlichen Nebenblattbildung gesehen haben (Fig. 6, 7,
8, 9 vergr.) Die äussere Hülle der Knospe wird von den sich zusam-
menneigenden Blättern gebildet, welche die zu denselben gehörenden
Nebenblättchen einhüllen (Fig. 8). Diese Nebenblättchen umschliessen
ihrerseits ein folgendes Blattpaar (Fig. 9, ein Durchschnitt vergr.). Die
Vereinigung von Blatt und Nebenblatt ist schon bei'm untersten, und daher
in der Knospe zu äusserst stehenden Blattpaare sichtbar.
Maoera.
Bei dieser Pflanze sind die Nebenblättchen nur wenig miteinander
verbunden und jedes einzelne Blättchen hat seine vollkommen ausge-
prägte Form.
Die knospenartige Abschliessung der Zweige erfolgt, indem sich die
Nebenblättchen dicht aneinander legen und so eine geschlossene Hülle
bilden. Diese Hülle deckt die sich flach auflegenden Blättchen und diese
ihrerseits wiederum eine Nebenblatthülle ; Fig. 1 ist ein Zweig, an dessen
Ende die Blätter die Hülle auseinander gedrängt haben ; Fig. 2, die Spitze
mit den Blätlchen vergr. ; Fig. 3, die von den Blättern umfasste Hülle der
Nebenblättchen, welche das nachfolgende Blattpaar nebst Nebenblättchen
umfasst (Fig. 4).
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter. Die äus-
sere Hülle entsteht aus einer Verschmelzung der unausgebildeten Blätter
und der Nebenblättchen, und zwar in der Weise, dass die Ansätze zu den
Blättern rechts und links an der Knospe zu stehen kommen. Bei dem
darauf folgenden Blattpaare ist die Sonderung der Theile schon vollstän-
diger (Fig. 5).
CogTea araMca.
Bei dieser Pflanze ist die Bildung der Nebenblätter, der knospenarti-
gen Enden der Zweige, so wie der Knospen, der von Ixora sehr ähnlich.
Fig. 1, ein Zweigende; Fig. 2, eine Knospe von vorne; Fig. 3, dieselbe
VohXXlL P.'I. 34
266 A. Henry,
von der Seite. Fig. 4 zeigt uns eine schon mehr entwickelte Knospe;
Fig. 5 vergrössert; Fig. 6, die äussere Hülle derselben Knospe, vergr.;
Fig. 7, das erste Blattpaar mit seinen noch zusammenschliessenden Neben-
blättchen, vergrössert.
Richard (Nouv. El&n. de bot. 1833. p.89): ^^Dans les Rubiacees
exoUques^ ä feuilles opposäes^ telles que le Coffea^ le Psychotna^ le Cin*
chona^ les stipules sont situ^es entre les feuHles^ et paraissent 6tre de re-
ritables feuilles avortöes. En effet^ dans les Buhiacies de nos climats^
telles que les Galiutn^ les Rubia^ les Aspenda^ elles sont remplacees par
de väritables femUes^ qui allors forment un verHcille atUour de la Oge.
Eine freiere und stärkere Ausbildung der Nebenblättchen, bei sonst
ganz gleichen Verhältnissen, finden wir bei
JSRUto longißara.
Die knospenartige Abschliessung der Zweige erfolgt, indem die Ne-
benblättchen des letzten Blattpaares sich aneinander legen (Fig. 1), und so
den nachfolgenden Theilen eine schützende Decke bilden. Unter dieser
Hülle verborgen finden wir das folgende Blattpaar (Fig. 2). Diese Blätt-
chen bedecken die zu ihnen gehörenden Nebenblättchen, von welchen das
eine sich umfassend über das zweite legt (Fig. 3 u. Fig. 4 vergr.).
Die Knospen zeigen die äussere Decke als gebildet aus zwei unaus-
gebildeten, durch zwei grössere Nebenblättchen miteinander verbundenen
Blättern: Fig. 5 von der Seite; Fig. 6, eine Knospe von vorne, mehr ent-
wickelt; Fig. 7, dieselbe vergrössert. Der zweite Blattcyclus ist schon
vollkommener ausgebildet.
Bei den Pflanzen mit gegenüberstehenden Blättern und zwei Neben-
blättchen zu je zwei Blättern, dereb Knospenbildung uns bis jetzt beschäf-
tigte, fanden wir, dass die in der Gegend des oberen Theiles des Blattstie-
les vom Zweige sich trennenden Nebenblättchen im Knospenzustande ihre
eigenen Blätter, (die Blätter, wozu sie gehören), nicht umschlossen, sondern
nur den folgenden Blättern als schützende Hülle dienten; wir wollen
Knoqfenbilder. 267
nunmehr zu solchen Bildungen übergehen, wo diese NebenblSttchen bei
einer ähnlichen Stellung auch ihre eigenen Blätter umfassen und decken.
CaUicanui Merrat^foUa.
Die NebenbläUchen stehen zwischen den Blättern mit dem oberen
Theile des Blattstieles auf gleicher Höhe. Dieses Verhalten findet sich
jedoch nur bei den vollkommenen, ausgebildeten Blättern. Bei der knos-
penartigen Abschliessung des Zweiges (Fig. 1) finden wir das Nebenblatt,
zu den ausgebildeten Blättern gehörend, welches, zwischen den Blättern
stehend, die Abschliessung macht. Lösen wir diese Nebenblättchen a von
einander (Fig. 2), so treffen wir Nebenblättchen st 6, und von diesen be-
deckt das Blatt fb^ so dass die Nebenblättchen bb mit ihrem unteren Theile
vollkommen aneinander treten und das Blatt b ganz umfassen.
Die Knospen, in den Winkeln der Blätter sich bildend, zeigen eine
gleiche Entwickelung; Fig. 3, Knospen von der Seite; Fig. 4, von vorne;
Fig. 5, die äussere Hülle.
WHaeocarpUM serrcMfoUa.
Diese Pflanze ist in den uns beschäftigenden Theilen der vorherge-
henden sehr ähnlich.
Die knospenartige Abschliessung der Zweige geschieht vermittelst der
sich aneinanderlegenden Nebenblättchen (Fig. 1). Wenn man diese Neben-
blättchen wegnimmt oder zurttckbiegt (Fig. 2 vergr.), so findet man das Ne-
benblatt 8t b^ welches sich deckend ttber Blatt fb hinübe;* beugt. In Fig. 3
sind die Nebenblättchen ganz entfernt und die Blätter von der Seitenansicht
gegeben ; diese Blätter biegen ihre Seiten nach vorne hin um, und legen
sich so schützend über die nachfolgenden Theile.
Die Knospen bilden ihre äussere Hülle aus den zwei Nebenblättchen
und zwar in der Weise, dass das nach Aussen, dem Mutterblatte zu, ste-
hende Nebenblättchen das ihm gegenüberstehende bedeckt, indem es sich
mit seiner Spitze über dasselbe hinlegt (Fig. 4, Fig. 5 vergr).
268 A. Henry,
Bei der weiteren Ausbildung treten diese 2 Nebenblfittchen ausein-
ander und das Blatt, im unausgebildeten Zustande, wird sichtbar (Fig. 6
von der Seite, Fig. 7 von vorne, verg,). Wenn man diese äussern Theile
entfernt, so findet man den folgenden Blattcyclus, dessen Nebenblättchen
sich auch über ihre Blätter deckend legen (Fig. 8). Fig. 9 ist die Basis
eines jungen, Fig. 10 eines älteren Zweiges, wo man eine Knospe in der
Achsel des untersten Blattes bemerkt. Fig. 1 1 giebt uns die Projection
einer Knospe.
Bei Elaeoc. serraUfoUa fanden wir das erste Blattpaar sich kreuzend
mit Mutterblatt und Stamm; die 2 ersten Blätter standen 90^ vom Mutter-
blatte entfernt; die Nebenblättchen stellten sich demnach nach vorne und
hinten. Bei der nunndehr zu betrachtenden Knospe ist eine andere An-
ordnung vorhanden : die Nebenblättchen stehen rechts und links; die Blät-
ter, zu welchen diese Nebenblättchen gehören, fehlen, kommen nicht zur
Ausbildung; sie müssten aber nach vorne und hinten stehen, wenn sie
ausgebildet wären.
Muwmlu9 MiUpulus.
Die Spitze der sich ausbildenden Zweige wird durch die sich ab-
wechselnd aufeinander legenden Blättchen und Nebenblättchen gebildet
(Fig. 1 in nat. Gr., Fig. 2 u. 3, näher dem Achsenkerne, vergr.).
Die Knospen (Fig. 4 in nat. Gr. von der Seite) haben 2 Hüllblätt-
chen, welche rechts und links stehen; diese zwei Blättchen müssen wir
als die Nebenblät|chen von einem nicht zur Entwickelung kommenden,
nach vorne und hinten sich stellenden Blattpaare betrachten (Fig. 5, Knospe
vergr. von vorne) ; dazu werden wir berechtigt durch den Stand des fol-
genden Blattpaares, welches seine Nebenblättchen nach vorne und hinten
hat, seine Blätter rechts und links richtet (Fig. 6).
In Fig. 7 sind die Nebenblättchen weggenommen.
Das folgende Blattpaar kreuzt sich mit dem vorhergehenden
(Fig. 8).
KnospenMlder. 269
Bei'm Auswachsen der Knospen verharren nur die zwei ersten HttU-
blättchen an der Basis der Zweige (Fig. 10, Fig. 11 vergr.).
Fig. 13 ist die Projection von 2 Knospen.
Nachdem wir an den Pflanzen, deren 2 Nebenblättchen auf gleicher
Höhe mit dem oberen Theile der Blattstiele stehen, die Bildung der Knos-
pen erkannt haben, wenden wir uns zu der Knospenbildung an den Pflan-
zen, wo die 2 Nebenblättchen, zu den zwei gegenüberstehenden Blättern
gehörend, tiefer als die Blattstiele stehen.
Cunonta.
Der Stand der Nebenblättchen ist zwischen den Blättern ; sie ziehen
sich unterhalb derselben herum und stossen aneinander, so dass die Blät-
ter im unentwickelten Zustande vollständig von denselben bedeckt werden
(Fig. 1, Fig. 2, 3 u. 4). Entfernt man ein Nebenblatt a, so findet man
die von den Nebenblättchen umschlossenen Blätter /a/a, die sich zusam-
menlegen und gegeneinander biegen (Fig. 4) und die nunmehr folgende
Nebenblatthülle zwischen sich haben C^tJ^ P^gT* ^ zeigt uns die vorige
Figur von einer andern Seite und eine Nebenblatthfille und ein Blättchen
entfernt, um die von dieser umfassten Blätter fb zu zeigen. Deut-
licher hervortretend ist hier auch das Zusammenfalten der Blätter /a,
während das Nebenblatt sta sich seitlich stellt. In Fig. 6 ist eine Ver-
grösserung des Haupttheiles von 5, um die neuen Blättchen ß fb deutli-
cher zu zeigen, welche wiederum eine Hülle C^t c) umstehen. Fig. 7 zeigt
uns den Grundriss eines Zweigendes, mit denselben Buchstaben bezeich-
net, die wir bei den vorhergehenden Figuren angewandt haben.
Die Knospen bilden die äussere Hülle aus den zwei Nebenblättchen,
von welchen das grössere dem Stamme zusteht und das kleinere Neben-
blättchen, welches dem Mutterblatte zusteht, theilweise umschliesst; Fig. 8,
ein Zweig vergr.: Fig. 9, eine junge Knospe von der Seite, Fig. 10 von
vorne, beide vergrössert. Wenn man das nach vorne zu stehende Neben-
blättchen wegnimmt (Fig. 11 vergr.), so findet man die zwei ersten rechts
270 A. Henry,
und links stehenden Blätlchen. Die Fig. 12 zeigt eine Entwiekelangsstufe
der Knospe, und wir bemerken hier, dass die Blätter zuweilen einfach,
jedoch auch oft schon zusammengesetzt auftreten.
Fig. 13 ist die Projection von 2 Knospen.
Wir fanden an den vorhergehenden nebenblattdeckigen Knospen die
zu 2 und 2 miteinander verbundenen Blätter stets nur mit 2 Nebenblättern
versehen und wenden uns nunmehr den Knospen zu, an welchen die zu
2 verbundenen Blätter 4 Nebenblättchen zeigen, so dass jedem einzelnen
Blatte 2 eigene Nebenblättchen zukommen.
Wir beginnen diese Reihe von Knospengebilden mit solchen, wo in
den äusseren Hüllen ein Verbundensein der Nebenblättchen mit dem Blatte
vorhanden ist.
CMaranfhuM elaUor.
Zwei und zwei Blätter sind innig miteinander verbunden ; am oberen
Theile des Blattstieles, da, wo derselbe den Stengel berührt, bildet sich
eine Erhabenheit, ein den Stengel umfassender Rand.
Die Nebenblättchen sind klein, fadenförmig, und entwickeln sich bei-
nahe an der Stelle, wo die Blätter zusammentreffen (Fig. 1, 2, 8).
Bei der knospenartigen Abschliessung des Zweiges neigen sich die
umfassenden Ränder der Blätter und die Nebenblättchen zusammen, und
bilden eine Decke über die noch folgenden Theile (Fig. 1, Fig. 2 vergr.).
Wenn man die Nebenblättchen wegnimmt, so werden die hervortre-
tenden deckenden Ränder der 2 gegenüberstehenden Blätter, so wie die
Anlage zur weiteren Entwickelung des Zweiges, deutlich sichtbar. Diese
Anlage tritt jedoch noch klarer hervor, wenn die Blätter völlig vom Zweige
getrennt werden, wie wir dieses bei Fig. 3 und 4, beide vergrössert, ge-
than haben. In diesen Figuren sehen wir die Knospen zu den 2 abge-
lösten Blättern gehörend, und die aus 2 sich zusammenneigenden Blättern
bestehende Anlage zur Verlängerung der Hauptachse (ff). Eine stärkere
Vergrösserung dieses letzteren Theiles (Fig. 5) macht uns auch die an der
Knospenbilder. 27 1
Basis derselben befindlichen, schon ausgebildeten Nebenblättchen bemerk-
lich, welche hier noch dicht nebeneinander stehen^ Der Längsdurchschnitt,
so geführt, dass ein Blatt ganz wegföllt, giebt uns eine Anschauung, wie
die nunmehr folgenden Blätter in der von den Rändern der Blätter be-
schützten Höhlung verborgen liegen (Fig. 6).
Bei der Entwickelung des Zweiges treten diese Theile auseinander,
so dass die Nebenblättchen, die anfänglich dicht aneinander lagen, nun-
mehr von einander getrennt sind (Fig. 7, Fig. 8 vergr.).
Die Knospen sind anfönglich von den erwähnten Rändern der Blätter
bedeckt und liegen in einer schwachen Rinne des Stengels, indem sie sich
diesem anschmiegen (Fig*9 vergr.).
Die äussere Hülle der Knospe wird aus den 2 miteinander verbun-
denen unausgebildeten Blättern gebildet, die rechts und links stehen
(Fig. 10, 11, 12, 15).
Wenn man diese erste Hülle wegnimmt, so findet man eine zweite,
ebenso gebildet, deren zwei Theile sich mit der vorhergehenden kreuzen
(Fig. 13). Den vorderen und grösseren Theil dieser Hülle entfernt, fin-
den wir ein vollkommener ausgebildetes Blattpaar (Fig. 14). In Fig. 15
ist eine mehr entwickelte Knospe vergrössert gegeben, von welcher wir
in Fig. 16, wie bei Fig. 14, die Hüllen entfernten, um das Innere zu zei-
gen, dessen Blätter an ihrem Grunde kleine Erhabenheiten, die Anlage der
sich entwickelnden Nebenblättchen, und, von ihnen und den Blattstielen
umschlossen, die sich fortbildende Achse zeigen.
Fig. 17 ist die Projection von 16.
Fig. 18 zeigt uns einen Zweigtheil, an welchem sich eine Knospe
stark entwickelt, während die gegenüberstehende zurückblieb.
In Fig. 19 ist die Basis eines Zweiges, und unter Fig. 20 u. 21 sind
die darauf folgenden Glieder desselben gegeben.
Fig. 22 giebt uns die Projection eines Knospenpaares.
272 A. Henry,
Wkumum OpnlUM.
Die gegenüberstehenden Blätter sind innig miteinander verbunden,
und die feinen fadenförmigen Nebenblättchen stehen auf dem Blattstiele.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem sich
zwei unausgebildete Blätter zur Hülle aneinander legen (Fig. 1, Fig. 2).
Man erkennt in diesen Hüllblättchen mehrere Hauptnerven (Fig. 3),
die den Nerven im ausgebildeten Blatte entsprechen. Unter dieser Hülle
verdeckt, finden wir das folgende Blattpaar schon vollkommen entwickelt, an
welchem man die Anlagen zu den Nebenblättchen deutlich erkennen kann.
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 4, 5
und 6); sie legen sich dicht an den Stamm an (Fig. 6), und die Form der-
selben ist rundlich, etwas bauchig, nach oben sich zuspitzend. In Fig. 7
ist eine Knospe, von vorne, vergrössert; in Fig. 8 von der Rückseite, (von
der dem Stamme zugewandten Seite), ebenfalls vergrössert.
In der äusseren Hülle sowohl, als auch in der darauf folgenden
(Fig. 7 u. 8 vergr.), ist der Verlauf der Blattnerven deutlich erkennbar,
wenn auch nicht so deutlich, wie bei der Hülle der knospenartigen Ab-
schliessung des Zweiges; die äussere Hülle ist fast ganz geschlossen und
nur an der Spitze ist eine geringe Theilung bemerkbar (Fig. 7) ; bei der
zweiten ist diese Trennung in 2 Blatttheile schon bedeutender (Fig. 9
vergr. von der Seite).
Nach der zweiten Hülle trifft man meistens vollkommen ausgebildete
Blätter (Fig. 10 vergr.), an deren Basis die Anlagen zu den Nebenblätt-
chen sichtbar sind. Fig. 11 und 12 sind nachfolgende Blattpaare bis
zum Kerne der Knospe. In Fig. 13, 14 u. 15 sind Entwickelungsstufen
des Zweiges, und Fig. 16 zeigt uns die Projecöon von zwei gegenüber-
stehenden Knospen.
Bei Vibwmum lantcma wird die den Kern der Knospe umschliessende
Hülle aus zwei ausgebildeten Blättern gebildet, an welchen jedoch noch
keine Nebenblättchen auftreten, die sich erst bei den folgenden Blättern
Kno^enbilder. 273
zeigen. Fig. 17 ist ein Zweig mit Knospen; Fig. 18 ein Süsseres
Blatt, von der Knospe weggenommen; Fig. 19, Projection eines Kros-
penpaares.
Staphyiea pinnata.
Diese Pflanze gleicht in Rttcksicht der Knospenbildung der vorher-
gehenden. Die äussere Hülle wird aus zwei unvollkommenen Blättern
gebildet (Fig. 1), deren Sonderung von einander noch nicht vollendet ist ;
Fig. 2 ist eine junge Knospe; Fig. 3 dieselbe vergrössert; Fig. 4 ein aas-
gebildetes Knospenpaar; Fig. 5 eine Knospe von vorne.
Unter dieser Hülle finden wir eine zweite; ebenfalls unausgebilttete
Blätter, welche jedoch schon vollkommen von einander geschieden sind.
Von diesen umfasst das innere Blatt das äussere (Fig. 6).
Das nunmehr folgende Blattpaar ist vollkommen ausgebildet (Fig. 7,
Fig. 8 vergr.). Fig. 9 ist das folgende Blattpaar. Fig.iO zeigt uns die
Nebenblätteben, das Blatt weggenommen, Fig. 1 1 von der Seite gesehen.
Fig. 12 u. 13 sind folgende Blattpaare, dem Kern der Knospe näher stehend^
In Fig. 14 ist ein eben entwickeltes Blattpaar dargestellt, wo Neben-
blattbildung mit dem Blattstiele sich noch verbunden zeigt; die nach lanen
sich aufrollenden Blatttheile sind im Durchschnitte beigefügt. In Fig. 15
sehen wir den Ansatz von 2 Zweigen ; der Mittelzweig bildet eine Blüthe.
Fig. 16 ist die Projection eines Knospenpaares.
Bei den eben besprochenen Knospen der 'Z, (/^) Stellung, wo j^des
Blatt seine 2 Nebenblättchen hat, war die äussere Hülle aus 2 mit einander
verbundenen gegenüberstehenden Blättchen gebildet, von welchen jedes
für sich aus einer Verschmelzung des Blattes mit seinen NebenbMttcbeA
entstanden war.
Nach dieser äusseren Hülle fanden wir bei Chloranthua ehOibr und
Viburnwn Opulus noch eine oder einige Hüllen auf ähnliche Wetoe gtbil-
det, und alsdann fenden wir Blätter mk freien Nebenblättchen, welehe je-
doch klein und unbedeutend im Verhältniss au ikrem Blatte waren,
VoUXXIL P.L 35
274 A. Henry,
Bei Staphylea pinnata bemerkten wir nach den mit einander verbun-
denen geg^enttberstehenden noch einige freie gegenüberstehende Hüll-
blätlchen, welche aus einer Verschmelzung des Blattes mit den Neben-
blättern entstanden, und alsdann erst vollkommen ausgebildete Blätter mit
ihren freien Nebenblältchen.
Wir wollen nunmehr einige Knospen der % (Ji) Stellung untersu-
chen, wo die äussersten Httllblättchen, einander gegenüberstehend, sich
nicht mehr zu einer geschlossenen Decke vereinigen, wo die einzelnen
Deckblättchen, aus einer Vereinigung des Blattes mit den Nebenblättchen
entstanden, die Knospendecke bilden; die nachfolgenden freien Neben-
blättchen jedoch gross und ausgebildet sind, so dass sie ihren Blättern zum
Schutz dienen können.
BUkamnus caUutrUcus.
Die knospenaHige Abschliessung des Zweiges gleicht in ihrer Bil-
dung ganz den Knospen (Fig. 1). In der Entstehung derselben findet
kein sehritt- oder stufenweises Uebergehen statt, sondern nach den zwei
letzten vollkommen ausgebildeten Blättern finden wir gleich die Blattbil-
dung zum zweckentsprechenden Hüllblättchen umgeändert; Fig. 3 zeigt
uns eine entstehende knospenartige Abschliessung eines Zweiges vergr.
Die Knospen zeigen mehrere Paare gegenüberstehender Hüllblätt-
chen, von welchen die zwei ersten links und rechts stehen. Eines der-
selben ist als das äussere, tiefer stehende, zu betrachten. Dieses steht
bei den 2 Knospen, die einander gegenüberstehend sind, nach derselben
Seite hin, und so bei allen Knospen, die dieselbe Richtung haben; in
Fig. 19 ist dieses erste Blättchen mit al bezeichnet; ebenso in Fig.
11 und 12.
Das zweite, von diesem ersteren Blättchen umfasste Hüllblättchen ist
an denselben Figuren mit «2 bezeichnet worden,
Solcher Hüllblättchen finden wir 6-8, dann kommen ausgebildete
Blätter mit ihren freien Nebenblättchen.
Knaepenbilder. 27d
In Fig. 4 haben wir eine junge Knospe gezeichnet, vergr. Man
erkennt hier, wie das eben erwähnte erste Blättchen das zweite, ihm ge-
genüberstehende, fast ganz umfasst. Fig. 5 zeigt uns dieses zweite von
ersterem entblösst. Das dritte Hüllbiättchen sollte normal von beiden er-
steren um 90^ entfernt stehen; dieses ist jedoch nicht der Fall, es hat
seine Stellung mehr seitlich und jswar dem ersteren äusseren Hüllblättchen
zu (Fig. 6). Das dem dritten gegenüberstehende vierte Blättchen der
KqospenhüUe wendet sich wiederum zur Seite; so auch das nunmehr auf-
tretende Blättchen mit seinen Nebenblättchen (Fig. 7 u. 8).
Erst bei der späteren Entwickelung der Knospe nähert sich die Stel-
lung der Theile der /^ (V«) Stellung, ohne dieselbe jedoch in den äusseren
Hülllheilen ganz zu erreichen.
Fig. 9 ist eine etwas mehr ausgebildete Knospe in nat. Grösse und
vergr. ; Fig. 10 giebt uns eine Knospe von vorne; Fig; 1 1 dieselbe vergr.
Die in der jungen Knospe .so deutlich ausgesprochene Neigung, sich
der ^2 Stellung anzunähern (Fig. 4 die Projection), finden wir auch bei
diesen Figuren, 9-12, noch bemerkbar, wovon uns Fig. 21 eine klare
Anschauung des Verhaltens giebt.
Erst bei den Theilen mehr dem Innern der Knospe zu tritt die
% V/a) Stellung, wie sich solche an den Zweigen darstellt, hervor.
Fig. 12 ist die Yergrösserung einer Knospe, von welcher die Hüll-
blättchen entfernt sind, so dass zwei seitUch stehende Blätter, von welchen
die Nebenblättchen abgelöst sind, und ein nach vorne stehendes Blatt mit
seinen zwei einhüllenden Nebenblättchen sichtbar werden.
An Fig. 13 sind die 2 Nebenblättchen zurückgebogen, um das Blatt
zu zeigen. Fig. 14 zeigt uns die zwei gegenüberstehenden Blättehen,
von der Knospe abgebogen, um das darauf folgende, von den zwei vorher-
gehenden um 90^ entfernte Blatt mit seinen Nebenblättchen zu zeigen.
Die Nebenblättchen legen sich auf das Blatt, und zwar in der Weise,
dass von den seitlich stehenden Blättern das der Hauptachse der Knospen
zustehende Nebenblättchen sein zweites theilweise überdeckt.
276 A. Henry,
Die ersten NebenbiftUchen der nach vorne und der Achse zustehen-
den Bklttchen sind auch einer Seite zugekehrt und decken ihr nebenste-
hendes. Es findet demnach ein stetes Umwenden der Deckung statt.
Fig. 15 sind Blattpaare aus einer sich eben entwickelnden Knospe.
Fig. 16 die innere Seite eines Blattstieles, in nat. Grösse u. vergr., um
die eigene Bildung der Haare an den Basen der Nebenblättchen zu zeigen.
Fig. 17 ist ein junger, eben aus der Knospe hervoi^etretener Zweig
in nat. Grösse, von welchem wir den unteren Theil unter Fig. 18 vergr.
geben, um an den Blattnarben, in Vergleichung mit Fig. 4 u. 19, die sich
herausbildende \ i^l^ Stellung zu ersehen.
Fig. 19 ist die Projection von zwei gegenüberstehenden Knospen
gegeben.
Die % (y«) Stellung ist auch an den ausgebildeten Zweigen nicht
immer fest, sie ändert häufig. Eine Abänderung ist die, wenn die Rich-
tung der Theile zwar beibehalten wird,, aber die einzelnen Blätter der
Paare von einander wegrücken, wie Fig. 20, wo die einfache Zahl und die
mit ^ bezeichnete die zusammengehörenden Knospen anzeigen, welche
jedoch in Hinsicht ihrer Höhe verschieden sind, so dass die mit ^ bezeich-
nete Knospe immer höher steht.
Eine andere Abweichung von der normalen % ('4) Stellung finden
wir, indem sich eine spirale Anordnung der Theile ausbildet. Eine solche
^13 Stellung haben wir in Fig. 21 gegeben. Eine der \ Stellung noch
näher kommende spirale Anordnung \ findet sich noch öfter.
Wir möchten hier noch die Bemerkung anfügen, dass in dem Winkel
der ersten Hauptschuppe fast immer eine neue Knospe sich vorfindet,
weldie wir in Fig. 20 und 21 zur Unterscheidung von der Primärknospe
als Secundärknospe nicht schattirt zeichneten.
Das erste Hüllblättchen dieser jungen Knospe steht stets der gemein-
schaftlidien Achse der Primärknospen zugewandt, welches sich ergän-
zend unserer Beschreibung des Standes des ersten Hüllblättchens der
Hauptknospe anfügt.
Kno^penbüder. 277
JBrauMsanetta pa/pyHfera.
Meistens findet man an den bei uns vorkommenden angepflanzten
Bäumen die Spitze der Zweige verkümmert; wenn eine knospenartige
Abschliessung des Zweiges stattfindet, so wird sie durch HüUbiättchen
bewerkstelliget, die aus einer Vereinigung des Blattes mit den Nebenbtött-
chen entstanden sind, Fig. 13, wo die äussere Hülle die Nebenblättchen
des letzten Blattes sind. Der Stand der Blätter ist sehr unbestimmt; bald
finden wir die ausgesprochene % {%) Stellung (Fig. 1), bald deutlich und
einfach die % Stellung (Fig. 13), und somit auch die verschiedenartigsten
Spiralen Uebergänge von der ersleren zur zweiten Stellung.
Wir nehmen hier für unseren Zweck die 54 (5^) Stellung als die nor-
male und heben sie besonders hervor, da sie uns ein Beispiel darbietet,
wie bei sonst gleichem Verhalten mit den eben vorhergehenden Knospen-
bfldungen die eigentlichen Blätter die Nebenblättchen bedecken; wir
werden jedoch die 'Z, Stellung ebenfalls berücksichtigen.
Die äusseren Hüllen sind bei den Knospen, wie an der knospenarti-
gen Abschliessung der Zweige, gebildet aus einer Verschmelzung des
Blattes mit seinen Nebenblättchen.
Diese Vereinigung der Theile wird bei den, mehr dem Inneren der
Knospe zustehenden Blättern aufgehoben, indem das eigentliche Blatt
zwischen den Nebenblättern hervortritt, Fig. 6-10, wo die verschiedenen
Formen dargestellt sind.
Das erste Blättchen der zwei gegenüberstehenden Knospen und do
auch aller Knospen, die dieselbe Richtung haben, ist nach derselben Seite
hin stehend und umfasst das zweite, ihm gegenüberstehende (Fig. 12 a 1,
Fig. 21 al). Das dritte (oft erst das 5te) Blättchen hat meistens schon
seine 2 Nebenblättchen; es steht in den Knospen, die die Va (/^) Stellung
fortführen, selten genau 90^ von den zwei vorhergehenden entfernt. Ein
Winkel ist fast immer etwas grösser, so dass eine Neigung nach einer
Seite hin stattfindet.
278 A. Henry,
Das vierte (oder sechste) Blättchen mit seinen Nebenblättchen steht
dem dritten (oder fünften) gegenüber.
Man findet indessen auch Knospen, wo an der Stelle des dritten und
vierten ausgebildeten Blattes mit seinen Nebenblättchen noch Hüllschup-
pen sich vorfinden, die, gleich den zwei ersten, aus der Vereinigung des
Blattes mit den Nebenblättchen entstanden.
Die Blätter legen sich in der Knospe auf ihre Nebenblättchen
(Fig. 12, Fig. 21).
Fig. 1 ist ein Zweig mit mehreren Knospen. Fig. 2 zeigt uns ein
Knospenpaar von der Seite; Fig. 3 eine Knospe von vorne, von welcher
wir in Fig. 4 die zwei äusseren Hüllblättchen entfernten« Fig. 5 ist eine
sich zum Zweige ausbildende Knospe.
In Fig. 12 ist die Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen
gegeben, in welcher die Blätter zu 2 und 2 miteinander verbunden stehen.
Fig. 21 ist die Projection eines Zweiges, an welchem die Knospen
eine abwechselnd % Stellung einnehmen.
Bei den % ständigen Knospen steht das erste Hüllblättchen an allen
Knospen eines Zweiges nach einer Seite hin (Fig. 21).
Dieses erste Blättchen umfasst das ihm gegenüberstehende, dieses
ein drittes, welches seinerseits ein viertes umgiebt. Gewöhnlich findet
man nach diesen 2-4 Hüllblättchen ausgebildete, oder auch nur rudimen-
täre Blätter, welche vollkommene Nebenblätter zeigen. In den Figuren
14-20 ist eine solche Knospe im Einzelnen dargestellt, indem man immer
ein Hüllblättchen entfernte. Die Deckungsart dieser Nebenblättchen ist
der Art, dass stets das dem Mutterzweige zustehende Nebenblatt das ihm
gegenüberstehende umfasst.
•/, ('/.)
Ein ähnliches Verhalten, wie wir dieses bei den zu zwei miteinander
verbundenen Blättern angetroffen haben, lässt sich auch bei den zu dreien
mit einander vereinigten Blättern nachweisen. Eine ganz einfache Knospen-
Knospenbilder. 279
bildung bei dieser Stellung der Blätter zu dreien auf derselben Höhe, ver-
mittelst 3 Nebenblättchen miteinander verbunden, finden wir bei
PhyUis nohla.
Eine knospenartige Abschliessung des Zweigendes wird durch die
letzten ausgebildeten Blätter hervorgebracht, welche sich übereinander-
rolien und so die kommenden Blatttheile schützend bedecken (Fig. 1).
Fig. 2, der von den vorhergehenden Blättern umfasste Theil, vergrössert;
Fig. 2 «5 die Projeetion der sich umfassenden Blätter.
Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 3). Der
erste Kreis von Deckblättchen ist aus unvollkommenen eigentlichen Blätt-
chen, deren Nebenblättchen so gross als die eigentlichen Blätter sind, ge-
bildet (Fig. 4).
Oft findet man jedoch von dem ersten Blatt- und Nebenblattkreis die
zwei links und rechts stehenden Blättchen bedeutender ausgebildet, wäh-
rend das dritte, dem Stamme zustehende Blättchen im rudimentären Zu-
stande verharrt, Fig. 5, Fig. 6 von vorne vergr., Fig. 7 von der hinteren
Seite, ebenfalls vergrössert.
Fig. 8 giebt uns die Projeetion einer Knospe.
CaUiHachys retusa.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem sich
die noch unentwickelten Blätter mit ihren Nebenblättchen gegeneinander
neigen und, da sie dicht mit Haaren besetzt sind, auf diese Weise für die
folgenden Theile vollkommen Schutz gewähren, Fig. 1 u. 2 in nat. Grösse;
Fig. 3 vergr.; Fig. 4, der innere Kern, indem man die mehr entwickelten
Blätter abgelöst hat.
Fig. 5 ist eine Knospe in natürlicher Grösse; Fig. 6 vergrössert;
Fig. 7 auf einer weiteren Entwickelungsstufe.
Wenn man eine solche Knospe (Fig. 7) untersucht, so findet man
2 Blätter, die rechts und links mit ihren 4 Nebenblättchen stehen (Fig. 8);
280 A. Henry,
entfernt man diese, so trifft man einen Blattcyclus von 3 BiSttem, von
welchen eins nach vorne dem Mutterblatte zu, die zwei anderen dem
Zweige zugewandt stehen (Fig. 9), welches Verhältniss wir in Fig. 10, der
Projection einer Knospe, noch deutlicher erkennen. In
CaUUtachys lanceolata
sind die Blätter nicht immer fest zu drei zusammengehalten, und sie neh-
men nicht selten eine spirale Anordnung am Stengel ein (Fig. 1). Die
knospenartige Abschliessung des Zweiges (Fig. 2, Fig. 3), so wie auch
die Bildung der Knospen (Fig. 4) und des Blattes mit den Nebenblättchen,
ist ganz ähnlich wie bei CeUHstachys retusa.
Blätter einzeln gtehend.
%
MalUa tmbrtcata.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt durch das Auf-
einanderlegen der Blätter und der Nebenblättchen (Fig. 1). Wir haben
diese einfache Bildungsweise in den Figuren 2, in nat. Grösse, und 3-6,
vergrössert, auseinandergelegt, indem wir stets ein Blatt mit seinen
Nebenblättchen entfernten, um die dem Inneren zu befindlichen Theile zu
zeigen. Der Stand der Blätter ist % (Fig. 1, Fig. 2). Die Blätter neigen
steh mit ihrer Innenseite zusammen und umfassen so in ihren ersten Ent-
Wickelungsstufen die nachfolgenden Theile, bleiben auch, wenn sie ihre
vollkommene Ausbildung erreicht haben, noch mehr oder minder gefaltet
(Fig. 1).
Die Nebenblättchen, mit dem oberen Theile des Blattstieles sich ver-
bindend, legen sich an die äussere Blattseite und den Stengel.
Zwei Knospenkeimblättchen, links und rechts stehend, bilden an der
jungen Knospe die deckende Httlle (Fig. 7, Fig. 8 vergr.); das nach diesen
2 Blättchen folgende Blatt steht nach vorne, dem Mutterblatte zu; Fig. 9
Knospenbilder. 281
von vorne, vergr. ; Fig. 10 von der Seite, in nal. Grösse ; Fig. 1 1 vergr. ;
Fig. 12 und 13 mehr entwickelte Nebenachsen; Fig. 14 deren unterer
Theil vergr., an weichem die Nebenblättchen fast ebenso gross sind, als
das Hauptblatt. Das darauf folgende Blatt steht nach hinten, dem Stamme
zu (s. Projection Fig. 18). Das nunmehr folgende Blatt steht wieder nach
vorne. Es bildet sich demnach an den Zweigen eine Stellung der Blätter,
die der am Stamme gleich ist und dieselbe Richtung zeigt.
Wir fanden die Knospen häufig verkümmert; in den Winkeln der
ersten 2 Biättchen hingegen (Fig. 15 von der Seite, Fig. 16 von vorne,
vergr.) bildeten sich oft Knospen. Diese zeigen gleich der Multerknospe
2 Keimblättchen, die rechts und links stehen (die Knospe so betrachtet,
dass das Mutterblättchen uns zugekehrt ist) ; das nach diesen 2 Blättchen
folgende Blatt steht dem Stamme (der Mutterknospe) zu und das darauf
folgende Blatt steht nach vorne dem Mutterblatte zu.
Bei der Bildung dieser Mutterknospe des ersten Zweiges fanden wir
eine Richtung der Blätter, welche der der Stammblätter gleich Wjar; bei
der Bildung dieser secundären Zweige entwickelt sich eine Stellung der
Blätter, welche sich mit der der Mutterknospe kreuzt.
Es scheint hier die Abhängigkeit der Stellung der Blätter an den
Zweigen vom Mutterblatte, in dessen Winkel sfe entstehen, deutlich her-
vorzutreten, und wir müssen die zwei ersten Blättchen der Knospe als
voUkommne Blätter betrachten.
In Fig. 18 haben wir die Projection eines Zweigendes gegeben; in
Fig. 19 geben wir die einer Primärknospe mit zwei Secundärknospen, wo
man die Richtung der Blatttheile und ihr Verhalten zu Achse und Mutter-
blatt erkennen wird.
€Mssus hederaeea. (1)
Die knospenartige Abschliessung der Zweige geschieht durch schup-
penartige Theile, welche, gleich den Hüllschuppen der Knospen, aus einer
Vereinigung (Verschmelzung) der Blätter mit den Nebenblättern entstanden
VohXXJJ. P.L 36
282 A. Henry,
sind. Fig. 1 ist die Spitze eines Zweiges, Fig. 2 der Durchschnitt des-
selben (wo man noch eine eingeschlossene Knospe bemerkt).
Der Stand der Blätter, abwechselnd gegenüber, ist %.
Dem Blatte gegenüberstehend finden wir häufig eine Knospe, welche
als ein veränderter Blttthenstiel zu betrachten ist. (Fhres appositifolü^
inflorescentia oppositifolia).
Die Fig. 3 zeigt uns die Spitze eines auswachsenden Zweiges, wo
wir die eben erwähnte Ranke mit ihren Blättchen im jungen Zustande er-
blicken. An Fig. 4 wurden einige Blättchen, so wie die dazu gehörenden
Nebenblättchen entfernt, um die Ranke in noch jüngerem Zustande zu zei-
gen. Es findet sich nicht selten, dass die Ranke auch fehlt, dann ist je-
doch die Stelle, wo sie und das Blatt sich vom Stengel lösen, stets stärker
ausgebildet (Fig. 5, 6).
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 3,
Fig. 6 vergr.).
Das erste äussere Hüllblättchen steht dem Stamme zu, 180^ vom Mut-
terblatte entfernt, jedoch etwas nach einer Seite hin gewendet (Fig. 7 in
naf. Grösse und verg.; Fig. 9 in nat. Grösse; Fig. 10 vergr. in weilerer
EntWickelung). Es umschliesst beinahe ganz die nachfolgenden Theile
(Fig. 8), wo dasselbe zurückgelegt wurde. Das zweite Blättchen, ent-
weder wie das erste ein einfaches Hüllblättchen, oder mehr oder minder
zum voUkommnen Blatte mit Nebenblätlchen ausgebildet, steht dem ersten
Blättchen gegenüber (Fig. 8, 11); dem zweiten Blättchen der Knospe
gegenüber steht das dritte, also in derselben Richtung, wie das erste;
dem dritten gegenüberstehend finden wir das vierte u.s.w.
Die ausgebildeten vollkommenen Blätter haben gänzlich denselben
Stand, wie wir dieses von den Hüllblältchen bemerkten.
Es fällt demnach die Richtungslinie der Zweigblätter mit der Rich-
tungslinie der Stammblätter zusammen.
De Sorte que taut le foägätal se ranufie idäalement dans un seid et
m^meplan. L. et A. Bravais 1. c. pag. 70.
Knospenbilder. 283
Es tritt jedoeh meistens eine Störung, eine Trübung dieses so ein*
fechen VertiSitnisses ein, indem sich im Winkel des ersten oder des zwei-
ten Hflilblättchens eine neue Knospe bildet, deren Achse die erste Knospe
ist; diese secundäre Knospe bildet sich fast gleichzeitig mit der primären
Knospe, entwickelt sich in derselben Zeit, wird sogar kräftiger und stär**
ker, als die Primärknospe, so dass diese, eingeengt, zusammengedrückt,
nicht selten verkümmert.
In der ganz jungen Knospe (Fig. 12) findet man die stark entwickelte
Anlage der Secundärknospe, wenn man das äussere oder die zwei ersten
HttUblättcben entfernt. Hier in unserer Fig. 13 befindet sich dieselbe in
dem Winkel des äusseren Hüllblättchens.
Dasselbe Verhalten finden wir bei Fig. 14, wo auch nur das äussere
Hüllblättchen entfernt wurde. Das zweite Blatt der Primärknospe zeigt
sich schon ausgebildet mit seinen Nebenblättchen. Im Verhältniss der
Grösse zu einander zeigt sich ein bedeutendes Uebergewicht auf Seiten
der Secundärknospe, so dass die Primärknospe wohl nicht zur Ausbildung
gelangen wird (jgfs Fig. 14 u. Fig. 15). Im Winkel des ersten Hüllblätt-
chens der Secundärknospe finden wir die Anlage einer neuen Knospe,
die wir als Tertiärknospe bezeichnen können (gt Fig. 16).
In Fig. 17 ist die Projection von 16 gegeben, wo man das Verhalten
der Primär-, Secundär- und Tertiärknospe zur Hauptachse und zu einan-
der erkennen wird.
Die bis hierher betrachteten Bildungen von 5-16 waren noch un-
vollendet, d. h. die Knospe hatte noch nicht die Stufe der Ausbildung er-
reicht, auf welcher sie eine Zeitlang verharrt, bis zur später eintretenden
ferneren Entwickelung. Wenden wir uns nunmehr zur ausgebildeten
Knospe, bei welcher natüriich dieselben Verhältnisse vorwalten, die wir
schon kennen gelernt haben. Fig. 18 zeigt uns eine Knospe von vorne;
Fig. 19 dieselbe von der Seite, in nat. Grösse, Fig. 20 die letztere ver-
grössert, wo a^ das erste Hüllblättchen, 2 das zweite bezeichnet. In
Fig. 21 sind die zwei mit a^ und 2 bezeichneten Hüllblättchen weggenom-
284 A. Henry,
men und man bemerkt die Secundärknospe, deren erstes Blättchen mit
als und das zweite mit 2« bezeichnet ist, während die HflUblättchen 3 u.4
der Primärknospe die Zahlen 3 und 4 erhielten.
Bei Fig. 22 ist von der Primärknospe das dritte Hällblättchen 3, von
der Secundärknospe sind die 2 ersten Httllblättchen als u. 28 entfernt, so
dass an der ersteren das vierte Hüllblättchen 4, an der zweiten das dritte
Hällblättchen 3« sichtbar wird; diese sind in Fig. 23 weggenommen. An
der Hauptknospe tritt ein Blatt mit seinen Nebenblättchen 5 auf; an der
Secundärknospe wird das vierte Hüllblättchen bemerklich.
In Fig. 24 sind die Nebenblättchen (Fi^. 23 5) von einander gebo-
gen und das ausgebildete Blatt f tritt hervor, während an der Secundär-
knospe das Hüllblättchen 4 abgelöst wurde, so dass hier nunmehr auch
ein vollkommnes Blatt zu Tage tritt. Fig. 25 ist eine Yergrösserung von
24, mit Entfernung der Nebenblättchen 6, und zeigt uns das dem Blatte f
gegenüberstehende Blatt mit seinen Nebenblättchen. In Fig. 26 ist das
folgende Blatt mit seinen Nebenblättchen dargestellt.
Die Figuren 20-26 sind alle vergrössert.
Bei der Ausbildung der Knospen zu Zweigen werden die unteren
Hüllblättchen nur wenig in die weitere Ausbildung hineingezogen, wohl
aber die mehr nach Oben befindlichen, welche bedeutend grösser werden.
Fig. 27 zeigt uns eine Knospe in nat. Grösse und Fig. 28 vergrös-
sert, welche eben ihre Entwickelung zum Zweige beginnt; Fig. 29 u.30
ist eine weitere Entwickelungsstufe einer Knospe, von vorne und von der
Seite gesehen, in nat. Grösse.
Es herrscht eine bestimmte Gesetzmässigkeit in dem Auftreten der
secundären und tertiären Knospen. Wir haben in Fig. 41 die Projection
einiger Knospen mit den gegenüberstehenden Ranken, den Blättern und
Nebenblättern gegeben, wo die Knospe 1 zu Ranke 1, die Knospe 2 zu
Ranke 2 u.s.w. gehört. In Fig. 42 sind sämmtHche Knospen eines Zwei-
ges gegeben. Das erste Hüllblättchen der Knospe (Hauptknospe), in bei-
den Darstellungen mit a bezeichnet, stellt sich der gemeinschaftlichen
Knospenbilder. 285
Achse der Knospe zu (Fig. 41 u. 42). Im Winkel dieses ersten HüU-
blättchens entsteht hier die secundäre Knospe, welche bei allen Knospen
einer Achse nach derselben Seite hin auHritt. Das erste Hflllblättchen der
Secundärknospe steht der Achse der Hauptknospe zugewandt, u. s. f. Die
tertiäre Knospe, die Knospe, die im Winkel des ersten oder zweiten Hüll-
blättchens der Secundärknospe entspringt, zeigt ebenso eine bestimmte
Gesetzmässigkeit in ihrem Erscheinen (Fig. 40).
Wenn wir die sich zum Zweige ausbildende Knospe in ihren Theilen
betrachten, so finden wir, dass die Nebenblättchen stets ihr eigenes Blatt
und die folgenden vollständig umhüllen ; dass dies fünftheilige Blatt seine
Theile aneinanderlegt, indem jeder Theil für sich zusammengefaltet ist;
Fig. 31, 32 u. 33 junge Knospen, mit Wegnahme der unteren Blatttheile,
in nat. Grösse ; Fig. 34, 35, 36, die Spitze einer jungen Knospe, vergr. ;
Fig. 37 und 38, dieselbe von vorne, ebenfalls vergrössert; Fig. 39, 39
sind Durchschnitte von den zusammengefalteten Blättchen.
In Fig. 40 ist die Projection einer vollkommnen Haupt- , Secundär-
und Tertiärknospe gegeben; hier sind alle Theile nur mehr ausgebildet
im Verhältnisse zu denselben im jugendlichen Zustande, wovon wir unter
Fig. 17 die Projection anfügten.
In Fig. 34 bemerken wir den Ansatz einer Blüthenrispe, von wel-
chem wir unter Fig. 35 eine Vergrösserung geben und unter Fig. 36 mit
Wegnahme eines der zwei seitlich stehenden Blättchen.
Fig. 37 und 38 zeigt uns eine jüngere Blüthenknospe aus einer hö-
heren Stelle der sich entwickelnden Knospe.
Es sind mehrere Meinungen über Entstehungsweise und Bedeutung
der Blüthenrispe und der Ranke als einer verkümmerte Blüthenrispe aus-
gesprochen worden. Einige betrachten diese Rispe der Blüthe als den
ursprünglichen Gipfeltrieb, der von dem an seinem Grunde entsprungenen
Aste, der sich stärker und rascher entwickelt hat, auf die Seite gedrückt
wurde, während nun jener sich in der Richtung nach Oben verlängert.
(Bischoff, S. 142). Andere halten die Blüthenstiele und Ranken für den
286 A. Henry,
Aesten und Blättern gegenüberstehend, ohne stützendes Blatt, welches
aufgezehrt scheint. (Link, Ph. bot. I. p.319).
Wenn wir die Bildung unserer Knospe berücksichtigen, wenn wir
die von uns gegebenen Figuren 3, 4, 34, 35, 36, 38 u.41 genau betrach-
ten, so können wir der ersteren Ansicht, als sei die Blüthenknospe die
Fortführung des Zweiges, nicht beipflichten. Es niüsste in diesem Falle
eine andere Stellung des Blattes sich vorfinden. Eher möchten wir an-
nehmen, dass hier ein dem vollkommen ausgebildeten Blatte gegenüber-
stehendes Blatt, in dessen Winkel die Blüthenrispe ihren Ursprung hat,
nicht zur Ausbildung gekommen sei. Betrachten wir aber unsere Figuren
3, 35 u. s. w. genauer, so bemerken wir, dass der Stiel der Blüthenknospe
sich zwar dem Blatte gegenüber von der Achse ablöst, sich jedoch noch
deutlich erkennbar an demselben herabzieht. Sollte nun nicht auch hier
anzunehmen sein, dass die wirkliche Entstehungsstelle der Blüthenknospe
in dem Winkel des unterhalb demselben befindlichen Blattes sei? Es wird
ja ein ähnliches Verwachsenbleiben des Blattstieles mit dem Hauptstengel
(der Achse) bei vielen anderen Pflanzen (SymphytwnJ vorausgesetzt.
Die eigentliche Knospe zur Blüthenrispe zeigt zwei Hüllblättchen
(Fig. 34, 35, 37, 38), von welchen das eine rechts, das andere links
steht, demnach 90^ von der Hauptachse entfernt; (Hauptachse nach unse-
rer Annahme die Achse der ganzen Knospe). Wenn man diese 2 Hüll-
blättchen entfernt, so findet man nach vom stehend die Andeutung eines
Blättchens (Fig. 38).
Wenn wir nach der angenommenen Ansicht die Ranke als eine ver-
kümmerte Blüthenknospe betrachten dürfen, welche Ansicht Vieles für sich
hat, so werden wir aus dem Vergleich einer wirklichen Blüthenknospe mit
einer Rankenknospe den Schluss ziehen müssen, dass hier, bei der Ranke,
durch rasche Ausbildung Manches nicht zur Entwickelung kommt, und
dass hierdurch die Bedeutung dieser Theile erschwert wird, da die Theile
der Ranke selbst ein wiederholtes Verkümmern der Hauptachse anzudeu-
ten scheinen, indem der Theil, der am Winkel des kleinen Blättchens steht,
Knospenbilder. 287
sich fortbildet, während der andere (der als Hauptachse angenommene
Theil) in der Entwickelung stehen bleibt.
Wir wenden uns nunmehr den Pflanzen zu, deren Blatttheile an den
Nebenachsen mit den an der Haupt- oder Mutterachse nicht dieselbe Rich-
tung haben, wo die Richtungslinie der !4 ständigen Blätter an den Neben-
achsen sich kreuzt mit der Richtungslinie der 7^ ständigen Blätter an der
Hauptachse. Als die einfachere Knospenbildung bei diesem Stande an der
Achse, und mit diesem ihrem Verhalten der Theile zur Achse, ist wohl die
anzusehen, wo die Nebenblattbildung jedes Blattes eine mehr oder minder
geschlossene HttUe bildet, und hierdurch Blatt von Blatt gesondert und
getrennt hält.
Diese einschliessende und sondernde Hülle kann nun hervorgebracht
werden durch Nebenblattbildungen, die entweder als ein bald kleineres,
bald grösseres ringförmiges, die Achse der Knospe umfassendes Gebilde
auftreten und in derselben Eigenschaft an der Achse auch später so ver-
harren, oder durch Nebenblättchen, die anfänglich innig miteinander ver-
bunden sind, sich später jedoch von einander trennen.
Die Nebenblattbildung der ersteren Art, wo nämlich ein ringförmiges
Gebilde, mit dem Blattstiele mehr oder minder verwachsen, die Achse, an
welcher die Blätter stehen, umgiebt, hat man mit einem eigenen Namen
belegt; man nennt sie tutenfSrmige Nebenbiättchen (ochreae)^ und be-
zeichnet die Knospen, an welchen diese Art von Nebenblättchen die
schützende Hülle bildet, mit dem Namen: gemmae ochreaceae.
Wir konnten uns nicht bewogen fühlen, diese Art von Knospenbil-
dung von den anderen nebenblattdeckigen zu sondern, da so manche Be-
ziehungen und Uebergänge vorhanden sind, und haben es für dienlich
erachtet, ihnen hier eine Stelle anzuweisen, wo die meisten verwandten
Bildungen sich ihnen anschliessen.
Bisch off. Bot. Term. 1830. pag.230: „Die Tute (ochrea) ist
nichts anderes, als eine Nebenscheide (zwei verwachsene Nebenbiättchen),
288 A. Henry,
welche durch zwei zu einer wirklichen Röhre verwachsene Nebenblätter
entstanden und häufig an ihrem Grunde mit dem Blattstiele mehr oder
weniger verwachsen ist."
Pag. 231 : ,,Wenn die beiden Nebenblätter eines Blattes mit ihren
inneren Rändern verwachsen, so entsteht das winkelständige Nebenblatt.
Geschieht die Verwachsung an ihren äusseren Rändern, so wird das ent-
stehende (scheinbar einzelne) Nebenblatt dem Blatte gegenständig, und
wenn die äussern und innern Ränder der Nebenblätter mit einander ver-
wachsen, so wird die Tute gebildet.'^
Nees V. Esenbeck (Handb. d. Bot. I. S.505) hat diese Neben-
blattbildung röhrige Nebenscheide sHpda vaginalis tabtUosa^ genannt.
Richard, Nouv. äl&n. d. Bot 1833. pag.198: ^^11 est tris probable
que la gaine membraneuse des Polygonees^ ä laqtielle on a dotmä le nom
d^ochrea^ est formee de la jointwe de deux stipules.''
Lindley, Inh^. to bot. 1832. pag.lOO: ^^It hos been already noted^
Ühat when they surrounded the stem of a plant^ they become an ochrea^ in
this case their anterior and posterior margins are united by cohesion.''
Als eine Uebergangsbildung zu den Knospen mit tutenförmiger Ne-
benblattbildung könnte wohl die Knospe betrachtet werden, welche wir bei
^ , JBapttHa nepaienHM
nnden.
Eine eigentliche Abschliessung des Zweigendes scheint nicht einzu-
treten, denn, wenn man das letzte entwickelte Blatt entfernt, so findet man
das darauf folgende Blatt und Nebenblättchen schon im Wesentlichen voll-
kommen ausgebildet (Fig. 1 u. 2). So wie das vorhergehende Blatt sich
auf dieses deckend legte, so legt sich dieses Blatt seinerseits auf das nun-
mehr folgende (Fig. 3).
Fig. Sa ist die Nebenblattbildung zu Blatt 3. Blatt und Nebenblätt-
chen 3 umgiebt das Blattgebilde 4, wovon 5 eine vergrösserte Ansicht
von der Blattseite, Fig. 6 von der Nebenblattseite ist. Fig. 7 ist das Blätt-
chen von der Innenseite.
KnMpenbilder. 289
Von dem Blattgebilde 4 umschlossen, finden wir Fig. 8 die sich eben
ausbildenden Blatttheile; die 3 hinteren Erhöhungen sind die Anlagen zu
den 3 Theilen des Blattes und die 2 vorderen die der Nebenblättchen.
Aus der übersichtlichen Yergleichung der Figuren 8, 6, 3, 2 und 1
dürften wir wohl zu dem Schlüsse geführt werden, dass ursprünglich zwei
Nebenblattgebilde sich im Auswachsen immer mehr vereinen, um endlich
ein Blättchen mit zwei Spitzchen zu bilden. Man bemerkt auch zwei
Hauptnerven, die von der Basis des Blattes sich in die Spitzen des Neben-
blüttchens hineinziehen (Fig. 9 von der Seite, Fig. 10 vergrössert, Fig. 11
vom Rücken).
Die Süssere Hülle der Knospen zeigt schon eine schwache Anlage,
sich in Blatt und Nebenblatt zu sondern, wenn das Ganze auch noch ein
Gesdilossenes bildet (Fig. 12 in nat. Grösse, und Fig. 13 vergr.). Diese
Trennung in zwei Theile wird stärker ausgesprochen bei der weiteren
Entwickelung.
Unter dieser Hülle verborgen finden wir (Fig. 14 vergr.) ein Blfitt-*
eben mit seinen Nebenblättchen; dieses Blattgebilde drängt sich hervor
und trennt die zwei Theile der äusseren Hülle.
Fig. 15, 16 und 17 sind verschiedene Entwickelungsstufen der
Knospe, und Fig. 18 ist eine Yergrösserung von Fig. 17. Entfernt man
die äussere Hülle, so findet man, wie in Fig. 14, ein hier nur mehr aus-
gebildetes Blatt mit seinem Nebenblatte (Fig. 19). Dieses Nebenblattge-
bilde deckt das kommende Blatt nebst Nebenblatt (Fig. 20), von welchem
wir in Fig. 21 das Nebenblättchen besonders und ausgebreitet geben. Die
Richtungslinie der Knospentheile schneidet die Richtungslinie der Blatt-
theile am Mutterzweige im rechten Winkel.
Das Stellungsverhältniss der Knospen ist der Art, dass sämmtlfche
Hüllen der zwei Knospenreihen nach einer Seite hinfjaiUen, und daher die
ersten ausgebildeten Blätter sämmtlich nach der anderen Seite hinneigen,
wie wir dieses aus der Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen
erkennen können.
VoLXXIL p.i. • 37
290 A. Henry,
Es ist in der nunmehr folgenden Pflanze zwar noch keine vollendete
Knospenbildung vorhanden, wir glaubten dieselbe jedoch hier wohl heran->
ziehen zu dürfen, da sie eine Uebergangsstufe uns veranschaulicht und
somit ein Verbindungsglied bildet.
Mufnear aUsmaefoUus.
An dem Ende des Zweiges umhüllt die Nebenblattbildung des sich
zuletzt entwickelnden Blattes die nachfolgenden Theile und dient densel-
ben als schützende Decke (Fig. 1 ast^ zu Blatt af gehörend). Aus dieser
Hülle ragt Blatt bfmil Nebenblattgebilde bst hervor (Fig. 2). Fig. 3 u. 4,
SQ wie 5 und 6 vergr«, sind die nachfolgenden Blättchen nebst Hüllen.
Eine vollkommene Abschliessung der Hülle findet sich hier nicht vor,
bei anderen Arten jedoch, z. B. Rumex crassifolius^ ist solches vorhanden.
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, geschützt
von dem Nebenblattgebilde des Blattes, in dessen Winkel die Knospe
entspringt.
Eine zarte, vollkommen geschlossene Hülle bedeckt die junge Knospe
(Fig. 7 in nat. Grösse und Fig. 8 vergr.), unter welcher sich noch eine
zweite von noch feinerer, zarterer Beschaffenheit vorfindet, welche eben-
falls die ganze Knospe umfasst (Fig. 9 in nat. Grösse u. Fig. 10 vergr.);
dann kommt ein Blatt, dessen Nebenblattgebilde die nachfolgenden Theile
nicht mehr ganz umschliesst (Fig. 11 in nat. Gr. und Fig. 12 vergr.).
Bei der Ausbildung der Knospe wird die äussere Hülle, und wenn
zwei vorhanden sind, natürlich beide, zerrissen durch die nachfolgenden
Theile. Man findet aber auch Knospengebilde, wo mit der äusseren Hülle
zugleich ein Blatt verbunden ist (Fig. 14 u. 15 in nat. Grösse).
Die Figuren 16, 17, 18 u. 19 sind Knospen auf verschiedenen Ent-
wickelungsstufen.
Die Blätter sowohl in der knospenartigen Abschliessung, als auch in
der Knospe selbst, rollen ihre Seitentheile rückwärts auf die Stellung der
Theile, und das Verhallen derselben zur Hauptachse wird uns durch die
i
Knospenbüder. 291
Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen (Fig. 20) klar. Die
Richtungslinien der Knospentheile ah^ ah^ durchschneiden im rechten
Winkel die Richtungslinien der Blatttheile an dem Mutterzweige.
Die Nebenblattgebilde, die mit dem Blattstiele verwachsen auftreten,
sind, wenn auch nur ein einziges Blättchen bildend, nach der Ansicht der
meisten Forscher aus zwei mit einander verwachsenen einzelnen Blättchen
entstanden.
Bisch off führt in seinem Handbuch der botanischen Terminologie
einige Beispiele solcher Nebenblattgebilde an und benennt diese sHpulae
adfiatae.
Seite 229: Hier werden sie häufig für ein einzelnes Nebenblatt ^«fe-
puda solitaria) angesehen, und wenn ihre Spitzen nicht gesondert sind, so
nennt man es gewöhnlich ausgerandet, zweispaltig (stipula emarginata^ bi-
fida); dem einzelnen Nebenblatt werden dann die gesonderten als gepaarte
Nebenblätter (stipulae geminatde) gegenüber gestellt.
Richard (N(mt>. eläm. d. Bot. 1833. pag. 90: ^^Les stipvles peu--
vent se souder ensemble en dedans de f aisseile de la femlle^ la Hge re-
stant en dehors; dans ce cas^ les sHpules sont axillaires."
Lindley (Introd. to Bot. 1832. pag. 100): ^^their anterior and po-
sterior ma/rgins are united hy cohesion^ of which different instances may he
pointed ovt in Magnoliaceae^ where the back margins only cohere."
JPlatanus artentaiis.
Die Knospen entwickeln sich in einer Höhlung des Blattstieles, der
an der Basis bedeutend erweitert und verdickt erscheint. Der nach^oben
gerichtete Theil des Blattstieles ist da, wo sich die Nebenblattbildung
mit demselben vereinigt, nicht mit der Achse verwachsen, so dasä eine
Verbindung der inneren Höhlung mit dem Aeusseren stattfindet. In den
Figuren 16 bis 18 sind Durchschnitte voii Knospen gegeben, um die
Entwickelungsstufen derselben zu zeigen, Wo man an den mit a he^
292 A. Henry,
zeichneten Puncten die zur Höhlung des Blattstieles leitende Oeffnung
bemerkt.
Durch das Abfeilen des Blattes tritt die Knospe zu Tage und man
bemerkt alsdann, wie die Blattnarbe sich fast um die ganze Knospe herum-
zieht und nur der obere Theil frei bleibt (Fig. 2).
Die Knospe zeigt äusserlich eine lederartige vollkommen geschlos-
sene Hülle, aus dem Nebenblattgebilde entstanden (Fig. 2, 3). Dieser
äusseren Hülle folgen noch mehrere von derselben Beschaffenheit und der-
selben Entstehung, nur dass sie eine, dem Innern der Knospe zu immer
etwas zarlere Slructur annehmen (Fig. 4, 5, 12, 13, 14).
Dann kommen noch einige Hüllen, zwar auch noch geschlossen, aber
von zarterer Beschaffenheit und mit feinen Haaren besetzt; es zeigt sich bei
ihnen die zu ihnen gehörende Anlage des Blattes (Fig. 6, Fig. 7 vergr.).
Die nunmehr folgenden Hüllen überdecken nicht mehr die Knospe;
sie werden immer kleiner, während die Ausbildung des Blattes fortschrei-
tet und zunimmt (Fig. 8, 9, 10, 11, sämmtlich Vergrösserungen).
Wir bemerken bei'm Ueberblicken der Figuren 3-11, welche eine
Knospe mit successiver Entfernung von immer einer Hüllschuppe darstel-
len, wie bei der Bildung dieser Knospe nach Aussen hin die Nebenblatt-
bildung, dem Innern der Knospe zu die Blattbildung vorherrscht, sehen
jedoch, nur von der Nebenblattbildung umschlossen, schon neue Knospen-
gebilde auftreten, die wir in Fig. 7 und 8 mit g bezeichnet haben.
In Fig. 16 ist eine junge Knospe von der Seite im Durchschnitt,
dieselbe unter Fig. 17 vergrössert dargestellt; Fig. 18 der vergrösserte
Durchschnitt einer weiter vorgeschrittenen Knospe ; Fig. 19 die Projection
einer Knospe, aus welcher wir, im Hinblick auf die Figuren 1-15, die
Bildungsweise der Knospe, so wie die Stellungsverhällnisse ihrer Theile
zu erkennen vermögen.
Die Figuren 12, 13, 14 und 15 sind verschiedene Stufen der Aus-
bildung der Knospe zum Zweige; an Fig. 15 wurden die äusseren Hüllen
entfernt, um ein Blatt mit seinem Nebenblattgebilde zu zeigen.
Knospenbilder. 293
Magnotta TPmbeUa et tHpeiaia.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem das
Nebenblatt des letzten Blattes, meistens bedeutend ausgebildet, die nach*
folgenden Theile völlig umschliesst (Fig. 1). Diese letzte Nebenbiattbil-
düng unterscheidet sich von den vorhergehenden dadurch, dass sie eine
grössere Verbindung mit dem Blatte eingeht; der freie Theil des Blattes
löst sich ab und ein Theil des Blattstieles, verbunden mit dem Nebenblatte,
bleibt stehen (Fig. 1 a).
Unter dem Süsseren Nebenblatte liegt das folgende Blatt mit seinem
Nebenblatte, welches wiederum umhttUend für die folgenden Theile ist
(Fig. 2). Wir haben in den Figuren 2 bis 7 die nach einander folgenden,
stets vom vorhergehenden Blattgebilde umschlossenen Bildungen des
Zweigendes dargestellt, und in Fig. 8 den inneren, von uns noch zu prä-
parirenden Kern in schwacher mikroskopischer Vergrösserung gegeben.
Das knospenartige Ende von MagnoUa Yulan.^ in Fig. 9 dargestellt,
zeigt eine ganz ähnliche Bildung, wie die vorige Art.
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter und wer-
den von der Nebenblattbildung umhüllt und geschützt
In den Figuren 10 ist der Durchschnitt einer jungen Knospe gege-
ben, wovon Fig. 11 uns die Vergrösserung giebt. Fig. 12 zeigt uns ei-
nen ähnlichen Durchschnitt von einer mehr entwickelten Knospe, wovon
Fig. 13 eine Vergrösserung ist.
Die äussere Hülle der ausgebildeten Knospe wird von einem sich
vollkommen abschliessenden Nebenblatte gebildet (Fig. 14), ebenso die
zweite (Fig. 15); an der dritten Hülle (Fig. 16) bemerkt man den Ansatz
eines kleinen Blattes, welches unter der dritten Hülle sich schon stärker
herausbildet, indem die Nebenblattbildung zurückbleibt (Fig. 17). Dieses
Verhältniss wird noch hervortretender in den nunmehr folgenden Theilen,
Fig. 18, 19, und Fig. 20, wo in der letzten Figur die Nebenblattbildung
nur als eine kleine Erhöhung am Blatte erscheint.
294 A. Henry,
a, b^ c von Fig. 14, 15 und 16 zeigen uns die Hüllen gesondert,
d ist das einhüllende Nebenblatt, e das Blättchen vergr.von Fig. 17; a ist
wiederum das BlSttchen von Fig. 18, und Fig. 20 der innerste Kern von
Fig. 19 vergrössert. Wenn wir so die Figuren 10-13 und 14-19 mit
der Projection in Fig. 20 verbinden, so werden wir einen Ueberblick der
Bildung unserer Knospe erlangen.
Die Blätter in der Knospe legen sich mit ihren inneren Seitentheilen
auf einander und richten diese zusammengelegten Theile der Hauptachse zu.
Fig. 21 ist die Projection mehrerer Knospen an einem Zweige. Wir
bemerken, dass die Richtung der ersten Hüllen nach derselben Seite hin
fallt, da das erste BlSttchen bei allen Knospen nach derselben Seite, dem
ersten Hüllblättchen natürlich sich anfügend, auftritt.
Dadurch, dass die Nebenblättchen bei den Knospen, die in den Win-
keln von abwechselnd gegenüberstehenden Blättern auftreten, im Knos-
penzustande noch mit einander verbunden waren, wurde ein einfaches
Verhalten der Blatttheile zu einander bedingt, indem so jeder Theil für
sich abgeschlossen war.
Mannigfaltige Verhältnisse müssen stattfinden, sobald die Nebenblätt-
chen von einander gesondert sich vorfinden, und diese Verhältnisse sind
es, denen wir nunmehr unsere Aufmerksamkeit zu widmen haben.
Wir stellen auch hier wiederum die einfacheren Verhältnisse dieser
Art von Knospenbildung voran und finden diese, wenn sämmtliche Knos-
pen in ihren sich deckenden Theilen dieselbe Richtung zeigen, und die
Spirale bei allen Knospen (Zweigen) gleichwendig ist.
Unter den Knospen von einer solchen Bildung wollen wir die Knos-
pen lauerst nehmen, deren erstes Blatt bei allen, die zu einer Achse gehö-
ren, sich an einer und derselben Seite befindet.
MArtodendran tuUpIfera.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt dadurch, dass
sich die Nebenblättchen des letzten Blattes, oder des verkümmerten letzten
Knospenbilder. 295
Blattes, nicht von einander trennen und so eine vollkommen geschlossene
HfiUe bilden (Fig. 1, Fig. 2).
Unter der äusseren Hülle finden wir gleich ein Blfittchen (Fig. 3),
welches sich seitlich an die folgende Nebenblatthülle anschmiegt. Unter
dieser Nebenblatthülle liegt wiederum ein Blatt (Fig. 4), welches sich an
die folgende Hülle anlegt; so finden wir eine Folge von Blätteren und
Hüllen, welche wir von Fig. 2 bis 9 in nat. Grösse dargestellt haben,
wobei wir noch zu bemerken haben, dass mehrere Figuren, z. B. 5 u. 6,
die Seite der knospenartigen Abschliessung, die nicht vom Blatte bedeckt
ist, darstellen, welche Seite wir auch bei Fig. 8, 9 und 10 gegeben
haben. Die mit Fig. 10, 11 u. 12 bezeichneten Figuren sind Vergrösse*
rungen.
Aus diesen Zeichnungen wird das Verhalten der Blätter an und für
sich und zu den Nebenblättchen deutlich. Bei Fig. 10, 11 u. 12 ist die
Verbindung des Blattes mit den, eine geschlossene Hülle bildenden. Ne-
benblättchen noch innig und hervorstechend deutlich, und wird erst durch
die Herausbildung der Nebenblätter, die den hervorwachsenden Theilen
der Achse Raum gewähren müssen, weniger verschmelzend, so dass Blatt
und Nebenblatt immer freier und unabhängiger von einander werden, je
weiter ihre Ausbildung fortschreitet.
Die Blätter einer Seite haben stets dieselbe Richtung, und ebenso
die Blätter der anderen Seite.
Bei der späteren Ausbildung des Zweiges scheint die /a Stellung der
Blätter, wie wir sie in der Knospe noch so klar ausgesprochen finden,
getrübt zu werden, und wir finden häufig an dem Zweige eine Stellung
der Blätter und der Knospen, die sich der Jt^ Stellung zu nahen strebt.
Der Blattstiel ist in seiner Basis verdickt.
Ein Theil der Gefässbündelkreise im Zweige (Fig. 28 im Durchschnitt
der Quere nach) geht vom Zweige in das Blatt über (Fig. 29, Durchschnitt
der Länge nach), und so hinterlässt das Blatt bei seiner Trennung vom
Stamme eine rundliche, mit dem Gefässbündelkreise versehene Naii)e.
296 A. Henry,
Dicht in den Winkeln der Blätter entwickeln sich erst später auf einem
kleinen Stielchen (Fig. 1 , 2 1 u.24) die Knospen. Die Heranbildung der Knospe
haben wir in den Figuren 13 bis 23 dargestellt, unter denen Fig. 14 eine
Vergrösserung von Fig. 13 und Fig. 17,20 u.23 Durchschnitte, und zwar
vergrösserte, der Knospen Fig. 16, 19u.22 sind. Die äussere Decke der
Knospe ist eine vollkommen geschlossene Hülle, gebildet aus den Neben-
blättchen. In den meisten Fällen ist das zu dieser Hülle gehörende Blätt-
chen nur angedeutet (Fig. 14) durch eine Erhöhung, und nur bei üppigen
Trieben findet man dieses Blättchen mehr entwickelt (Fig.24/; Fig.26 u.27f).
Wie wir am Zweige eine Neigung fanden, von der Va Stellung abzu-
gehen, so finden wir auch oft an der Bildung der Knospen ein Abweichen
von der normalen Stellung der Theile. Die normale Stellung des ersten
äusseren Blättchens sollte eigentlich 90 Grade vom Stamme und vom Mut-
terblatte entfernt sein, dieses findet sich jedoch häufig anderis, und das
erste Blältchen hat eine Neigung, sich dem Stamme zu nähern. Wenn
nun die folgenden Blätter sich dem ersteren gegenüberstellen, so erhalten
die Knospen eine schräge Richtung gegen die Achse.
Unter der Hülle der Nebenblättchen des ersten Blattes finden wir,
dem ersten Blatte gegenüberstehend, das zweite Blatt, dessen Nebenblätt-
chen eine Hülle für das dritte Blatt bilden.
Die Faltung der Blätter in der Knospe ist ganz ähnlich der Faltung
derselben in der knospenartigen Abschliessung des Zweiges.
Wo, wie wir in Fig. 30 sehen, die Stellung der Blätter abwechselnd
gegenüberstehend ist, da kann man die Richtung der zusammengelegten
Blätter mit dem Verlauf der Spirale gleichlaufend, oder sich derselben ent-
gegenwendend, betrachten. Wo aber eine Umänderung der Stellung ein-
tritt, da finden wir es ausgesprochen, dass die Hinneigung der Blätter dem
kurzen Wege der Spirale entgegenstehend ist, also dem langen Wege der
Spirale folgt.
Die Neigungsrichtung der Blätter in den Knospen gleicht der an der
Hauptachse und wir dürfen daher wohl annehmen, dass, wenn an den
Knospenbilder. 297
Zweigen sich eine % Stellung herausbildet, diese uns dieselbe Richtung
zeigen wird, die wir an der Hauptachse finden.
Bei der Entwickelung der Knospe zum Zweige trennt sich die äus-
sere HttUe in zwei Theile und das folgende Blatt mit seiner Nebenblatt-
hfille tritt hervor; diese trennt sich wieder u.s.w. Die äusseren Hüllen
haben zu sehr die Eigenheiten der Deckschuppen, um einer ferneren Aus-
bildung noch fähig zu sein. Dieses ist aber bei den folgenden nicht der
Fall und so entwickeln sich dieselben noch bedeutend (Fig. 24).
Wo an kräftigen Trieben die knospenartige Abschliessung eintritt,
da findet man auch häufig eigentliche Knospen noch mit umhttlit (Fig. 26,
und 26* ohne die Hüllen und etwas vergrössert).
Fig. 27 sind Knospen von diesen Trieben, an welchen sich das Blätt-
chen zur ersten Hülle mehr oder weniger entwickelt hat.
Witts vHUfera.
Eine knospenartige Abschliessung des Zweiges ist selten vorhanden,
da die Spitze meistens verkümmert.
Der Stand der Blätter ist abwechselnd einander gegenüberstehend C/,).
Häufig steht dem Blatte gegenüber eine Ranke, welche man als eine
nicht zur Ausbildung gekommene Blüthenrispe zu betrachten hat. Fig. 1
ist die Spitze eines Zweiges mit jungen Blättern und diesen gegenüber-
stehenden Ranken; Fig. 2 ist die Spitze vergr., Fig. 3 dieselbe, indem
man noch mehrere Blätter und Nebenblättchen entfernt hat, um die Ranke
in jungem Zustande zu zeigen, von der Seite und vergrössert.
Eine solche Ranke zeigt in noch nicht ausgebildetem Zustande, fast
an ihrer Basis, immer ein (zuweilen zwei scheinbar nebeneinander ste-
hende) Blättchen (Fig. 5 von vorne, Fig. 6 von der Seite vergr.), welches
dem Stamme (der Achse) gegenübersteht und in dessen Winkel sich eine
Rankenverzweigung vorfindet, zwei Rankenverzweigungen aber, wo zwei
Blättchen hervortreten, lieber die wahre Bedeutung dieser Rankenbil-
dung glauben wir auf Cissus hederacea verweisen zu dürfen.
VolXXII. P.L 3S
298 A. Henry,
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch
nicht vollkommen in der Mitte des Blattwinkels, sondern etwas seitlieh
(Fig. 7). Das erste (Susserste) HüUblättchen, deutlich aus einer Verschmel-
zung des Hauptblattes mit den Nebenblättchen entstanden, steht bei allen
Knospen eines Zweiges einer Hauptachse nach einer und derselben Seite
hin, wie wir dieses aus der Projection 24 und 25 solcher Zweige erken-
nen, wo a^ das erste Hüllblättchen bei allen Knospen bezeichnet.
Dieses erste Blättchen umfasst die folgenden Theile (Fig. 8^ Fig. 9
vergrössert).
Das nach dem ersten HttllbUltchen folgende Blatt ist meistens schon
vollkommen von den Nebenblättchen gesondert, und geht bei der Ausbil-
dung der Knospe zum Zweige eine vollkommene Entwickelung ein.
Fig. 10, u. 11 vergr., ist eine weitere Entwickelungsstufe der Aus-
bildung der Knospe.
Die Bildungsart dieser ersten und Hauptknospe ist demnach sehr
einfach ; ein HttUblättchen steht seitlich 00^ von der Achse und dem Mut-
terblatte entfernt und umfasst ein zweites Blatt, welches vom HfiUblättchen
um die Hälfte der Achse, um 180^, entfernt steht. Das nach dem zweiten
folgende dritte Blatt steht von diesem wieder 180^ entfernt, und so setzt
sich die abwechselnd gegenttberstehende Stellung der Theile fort.
Diese Knospen, an dem im Sommer auswachsenden Zweige sich bil-
dend, sind jedoch nicht dazu bestimmt, an demselben bis zum nächsten
Frühjahre im Knospenstande zu verharren; sie entwickeln sich gleich
mit ihrem Mutterzweige, daher zeigt sich an denselben auch keine voU-
kommne Knospendecke.
Die Knospe, welche dazu bestimmt und geeignet ist, der Strenge des
Winters zu trotzen, bildet sich im Winkel des ersten Httllblättchens.
Wenn man von der ganz jungen Hauptknospe das unterste, äusserste
HttUblättchen entfernt, wie dieses bei Fig. 12 a geschehen ist, so ist die
junge Knospe, der Primärknospe angehörend, schon bemerkbar, ^ne
Yergrösserung (Fig. 12 6) zeigt uns das zweite, zur Hauptknospe gehörende
Knaapenbilder. 209
Blatt f und die Secundfirknospe gs. In Fig. 12 c war das zweite
Blatt der Hauptknospe mehr entwickelt; es wurde weggenommen, um die
in dem Winkel des ersten Httllblattes sich bildende Secundfirknospe zu
zeigen, welche in d vergrössert dargestellt ist.
In Fig. 13 haben wir einen solchen auswachsenden primären Knos-
penzweig dargestellt, f ist die Stelle, wo das Mutterblatt war, st sind die
Nebenblättchen des Mutterblattes, gp ist die auswachsende Hauptknospe, wo-
von a^ das erste Hüllblättchen ist, in dessen Winkel^« die secundäre Knospe
steht. Fig. 14 ist eine Yergrösserung der Secundärknospe. In Fig. 15,
16 und 17 sind weitere Entwickelungen dieser Bildung von verschiede-
nen Seiten mit derselben Bezeichnung, und Fig. 18 zeigt uns die Stel-
iungsverhältnisse der primären und secundären Knospe : die Bezeichnung
der Theile ist wie bei Fig. 13-17.
Wir haben schon erwähnt, dass das erste Hüllblättchen bei allen
Knospen eines Zweiges nach derselben Seite hin steht; da nun die secun-
dären Knospen in den Winkeln dieser Hüllblättchen ihren Ursprung neh-
men, so folgt daraus, dass sämmtliche secundäre Knospen an einer Seite
des Hauptzweiges auftreten (Fig. 24 u. 25).
Die Stellung der Theile, aus welchen die secundären Knospen ge-
bildet sind, steht in einem bestimmten Yerhältniss zur primären Knospe,
und demnach auch zur allgemeinen Achse. Wir finden hier, dass das
erste Blättchen der secundären Knospe dem Mutterblatte der primären
Knospe zusteht, Fig. 24 u.25, wo /*das Mutterblatt der primären Knospe,
gp diese Knospe selbst, gs die secundäre Knospe bezeichnet, deren erstes
Blättchen mit a s bezeichnet wurde. Der aus der primären Knospe sich
entwickelnde Zweig wird selten gross und stark, er verkümmert und löst
sich mit seiner Basis vom Mutterzweige ab, so dass alsdann im Herbste
nur noch eine Knospe sich vorfindet, welche jedoch nicht die Knospe
der Achse ist, der sie aufzusitzen scheint, da, wie wir gesehen haben, das
eigentlich verbindende Mittelglied, die primäre Knospe, verschwunden ist;
Fig. 17 und 20 sind solche Bildungen von der Seite und von vorne, gp ist
300 A. Henry,
die Stelle, wo der aus der Primärknospe entstandene Zweig sich befand,
a^ ist das äusserste Hüllblättchen dieser Primärknospe, gs ist die in dem
Winkel dieses ersten Hüllblättchens entstandene Secundärknospe, und
Fig. 18 giebt uns die Projection einer solchen.
In dem Winkel des ersten Hüllblättchens dieser Secundärknospe fin-
den wir nun meistens eine neue Knospe (Fig. 19), welche wir in Hinsicht
auf unsere primäre Knospe als tertiär bezeichnen können. Die Theile
dieser Knospe stehen in demselben Stellungsverhältniss zur primären
Knospe, wie die Theile der secundären Knospe zur Hauptachse standen.
Die Projection (Fig. 18) zeigt uns dieses deutlich.
Von Fig. 20 haben wir das erste Hüllblättchen der secundären Knospe
entfernt und geben in Fig. 21 die tertiäre, in dem Winkel dieses entfern-
ten Hüllblättchens entstehende Knospe.
Bei der Ausbildung der secundären Knospe geht diese tertiäre
Knospe mit in dieselbe ein ; sie wird grösser, man kann sie schon unter den
Hüllschuppen erkennen. Fig. 22 zeigt uns eine solche Tertiärknospe im
Winkel des ersten Blättchens der Secundärknospe ; in Fig. 23 ist dieses
Blättchen weggenommen.
CaraniUa varia.
Die Abschliessung des Zweiges, wenn man hier eine wirkliche Ab-
schliessung anzunehmen berechtigt ist, erfolgt, indem sich die Nebenblätt-
chen deckend aneinander legen (Fig. 1).
In den Figuren 2, 3, 4, 5 haben wir die Bildung eines Zweigendes
dargelegt, indem wir immer ein Blatt mit seinen Nebenblättchen entfern-
ten, um endlich zum innersten, mit unbewaffnetem Auge kaum sichtbaren
Kern zu gelangen. Sämmtliche Figuren sind vergrössert.
Die in den Winkeln der Blätter sich entwickelnden Knospen erhalten
von den stark entwickelten Nebenblättern des Mutterblattes Schutz. Ihre
eigenen Theile können ihnen wenig Schutz gewähren, da sich das erste
Knospenbilder. 301
Blatt schon mehr entwickelt zeigt. Die zu diesem Blatte gehörenden
Nebenblättchen schützen nunmehr die nachfolgenden Theile.
Figur 6 und 7 sind Knospen in verschiedenen Stufen der Entwicke-
lung in nat. Grösse, und vergr. in Fig. 9 u. 10 ; weitere Entwickelungs-
stufen des Zweiges finden wir unter Fig. 8 u. 11.
Bei dieser einfachen Bildung haben wir nur noch zu bemerken, dass
an allen, zu einer Hauptachse gehörenden Nebenachsen das erste Blättchen
nach einer und derselben Seite hingerichtet ist (Fig. 12).
Bei den Pflanzen, die wir eben in ihrer Knospenbildung kennen lern-
ten, war der Stand der Nebenblättchen mit dem oberen Theile des Blatt-
stieles auf derselben Höhe; wir wenden uns nunmehr der Knospenbildung
der Pflanzen zu, an welchen die Nebenblättchen unterhalb des Blattstieles
auftreten. Vermöge ihrer Stellung müssen diese Nebenblättchen, wenn
ihre Ränder mit einander verbunden sind, auch ihr Blatt, wozu sie gehö-
ren, einhüllen.
HUbUcuM tttiaceuM.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem die
ZM^ei Nebenblättchen eines Blattes, als deckende Hülle geschlossen bleibend,
sich nicht von einander trennen (Fig. 1). Unter dieser Hülle finden wir
das sich mit seinen zwei Seitenflächen aufeinanderlegende Blatt und die
folgende Nebenblatthfllle (Fig. 2). Diese Nebenblatthülle, geöffnet, zeigt
uns wiederum Blatt und Hülle (Fig. 3, und 4 vergr.). Unter dieser Hülle
treffen wir ebenfalls Blatt und Hülle (Fig. 5 vergr.). Wenn wir diese
Folge von Bildungen, von welchen die spätere von der vorhergehenden
umfasst wird, vergleichend übersehen, so sehen wir die gegenüberstän-
digen Blätter, sich zusammenlegend, an die folgende Nebenblatthülle sich
anschmiegen. Dieses seitliche Anlegen geschieht auf die Weise, dass,
wenn eine Reihe der Blätter sich nach rechts zusammengefaltet hinwendet,
die andere sich nach links neigt; ein ganz ähnliches Verhalten, wie bei
302 A. Henry,
lAriodendron tulipifera. Fig. 6 ist die sich entwickelnde Spitze eines
Zweiges, Fig. 7 ist eine Knospe, Fig. 8 die Projection derselben.
Jbmicta XrygamerU.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges ist der von Hibtscus
UUctceus sehr ähnlich, nur dass die Nebenblatthülle sich den breit liegenden
Blättern anpasst und daher eine andere Form annimmt (Fig. 1). Das Blatt
besteht hier aus drei einzelnen Blättchen, die sich, jedes mit seinen Sei-
ten für sich, zusammenfalten und so aneinander anlegen. Dieses ganze
Blatt wird von einem Blattstiele getragen und ist daher genöthigt, sich
umzubeugen, um in der ihm bestimmten Hülle Raum zu haben (Fig. 2).
Figur 3, 4, 5 und 6 sind die in einander eingeschlossenen Hüllen nebst
ihren Blättern. Art und Weise der Richtung ist Hibtscus tiUaceus ganz
ähnlich.
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 7-11).
Es zeigt sich zuerst ein Blatt und eine Nebenblatthülle (Fig. 10). Dieses
erste Blatt, noch wenig entwickelt, wendet seine zusammengefalteten
Theile der Hülle zu, in der Art, wie wir dieses bei der knospenartigen Ab-
schliessung des Zweiges finden, nur dass hier bei den eigentlichen Knos-
pen die Blätter noch nicht so weit fortgeschritten sind, dass sie sich an
der Hülle anlegen können (Fig. 12 die Projection).
Bei den im Vorhergehenden betrachteten nebenblattdeckigen Knos-
pen konnte durch die grossen Nebenblattbildungen den sich entwickelnden
Blättern eine schützende Hülle gegeben werden, und die Nebenblättchen
trennten, vermöge ihrer Grösse, die Blätter von einander, so dass diese in
keine Berührung mit einander kamen.
Wir haben nunmehr die Pflanzen in ihrer Knospenbildung zu unter-
suchen, wo die Nebenblättchen schmal und klein sind, so dass ein gewis-
ses gegenseitiges Verhalten der Nebenblättchen, so wie der Blätter zu
einander, stattfinden muss.
Knospenbilder. 303
Wenn in den Knospenbildungen sich nur die Nebenblättchen vorfin-
den, die zu den vorhandenen Blättern gehören, und die Nebenblättchen
zugleich klein und von schmaler Form sind, so können sie den Blättern
keinen Schutz verleihen. Ist die Blattbildung nun auch von der Art,
dass sie sich nicht gegenseitig schützen, so entstehen Knospen, die man
fipeie, offene nennt.
MuUngia pannoscu
An der sich fortentwickelnden Spitze des Zweiges legen sich Blätter
und Nebenblättchen aufeinander und schützen auf diese Weise die später
erscheinenden Theile (Fig. 1). Fig. 2 zeigt uns eine solche Spitze in
natürlicher Grösse, auseinan^dergelegt.
Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter. Das erste
Blättchen, mit seltenen Ausnahmen bei allen Knospen eines Zweiges nach
derselben Seite hinstehend (Fig. 8), ist einfach, aus der Vereinigung des
Blattes mit den Nebenblättchen entstanden. Das darauf folgende Blatt ist
vollkommen und hat seine zwei getrennten Nebenblättchen.
Wir haben in den Figuren 3-7 die verschiedenen Entwickelungs-
stufen der Knospen in natürlicher Grösse und vergrössert gegeben, wor-
aus wir ersehen, dass sich keine eigentlich schützende Hülle bildet, aus
welcher Ursache man demnach diese Knospe als eine freie, offene Knospe
bezeichnet hat.
Bei der eben beschriebenen Knospe von RuUngia pannosa fanden
wir das äussere Blättchen als eine einfache Bildung, die Knospe blieb
jedoch offen, ohne Hülle.
Wir können die von uns hier zu besprechende Bildung als eine
Uebergangsbildnng betrachten, als eine Mittelstufe zwischen den Knospen,
die man offene nennt, und denen, die eine ausgebildete Knospendecke haben.
ManMmetis wirifiniana.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem sich
die Nebenblättchen deckend aneinander legen (Fig. 1).
304 A. Henry,
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 1).
Die äussere Httlle wird gebildet von einem einfachen Blättchen auf einer
Seite, und von einem Blättchen nebst Nebenblättchen auf der andern Seite
(Fig. 2); Fig. 3 eine vergr. Knospe und Fig. 4 Durchschnitt eines Blattes;
Fig. 5 die Projection eines Zweiges mit mehreren Knospen.
Dass dieses einfache Deckblättchen die eigentliche Blattnatur besitzt,
wird uns dadurch erwiesen, dass sich in dem Winkel desselben eine neue
Knospenbildung vorfindet; wir halten es indessen nicht für ein einfaches
Blättchen allein an und für sich, sondern sind der Meinung, dass sich hier
mit dem Blatte die Nebenblättchen verbunden haben, 4ind dass aus dieser
innigen Verschmelzung der Theile das Ganze entstanden ist
Diese Ansicht wird bekräftigt durch die Bildung der zweiten Hülle.
Diese besteht, wie schon erwähnt, aus Blättchen und Nebenblättchen, und
wir finden diese Theile nach unten zu noch innig mit einander verwachsen,
während sie nach oben schon vollständig von einander gesondert auftreten.
Die Nebenblättchen an den später auftretenden Blättern finden wir
gleich anfangs vollkommen getrennt und gesondert vom Blatte. Das Blatt
ist zusammengefaltet, nach vorne gebogen und wird theilweise von den
Nebenblättchen umdeckt (Fig. 4).
^Bei den nebenblattdeckigen Knospen finden wir häufig zwei, rechts
und links, oft auch mehrere Blättchen an der Basis der Knospe, die Stel-
lung der Blätter mag nun \ bleiben, oder irgend eine andere spirale Blatt-
stellung eintreten. Wir möchten diese ersten Blatttheile nicht als Neben-
blättchen betrachten und sind geneigt, sie als Gebilde anzusehen, welche
aus einem innigen Verwachsen des Blattes mit den Nebenblättchen ent-
standen sind, wie wir dieses bei Hamamelis schon hervorhoben.
reifte Tauinuform.
Eine knospenartige Abschliessung der Zweige ist selten vorhanden,
und eine eigentliche Knospe, in dem Winkel des letzten Blattes entstan-
den, nimmt scheinbar die Spitze des Zweiges ein (Fig. 1, Fig. 4).
Knospenbilder. 305
Bei der jungen Knospe (Fig. 3 a, 36, vergr.) umfasst die ausserste
Hfillschuppe (erste Knospenkeimschuppe) die zweite (Fig. 3 c), die zweite
die dritte (Fig. 3 rf), die dritte die vierte, und so weiter. Bei den ausge-
bildeten Knospen findet man zwei Reihen Hüllblättchen (Fig. 5 bis 8).
Diese 5 oder 7 zuerst auftretenden, einfachen, 2 Reihen bildenden Hüll-
blättchen sind aus einer Vereinigung der zwei zu einander gehörenden
Nebenblättchen und Blättchen entstanden, denn man findet, dem Innern
der Knospe zu. Nebenblättchen, die an ihrer Basis noch verbunden
sind, während die oberen Theile sich getrennt von einander zeigen
(Fig. 8).
Die zu den Nebenblättchen gehörenden Blätter sind an den ersteren
noch kaum sichtbar; ihre Ausbildung nimmt jedoch zu, jemehr man dem
Innern der Knospe nahe kommt.
Bei der sich entwickelnden Knospe (Fig. 7, 8) wird uns dieses Ver-
hältniss klar, an welcher Figur wir dieselbe Bezeichnung, wie bei Fig. 5
und 6 angebracht haben ; Fig. 8 zeigt uns eine Knospe, von welcher wir
die verbundenen Hüllblättchen abgelöst haben.
Die Projection einer Knospe (Fig. 9) giebt uns eine Uebersicht des
ganzen Verhältnisses, aa und 3 bis 9 sind verwachsene Nebenblättchen
und Blättchen, ein Deckblättchen bildend; von 10 bis 13 finden wir Blät-
ter mit ihren Nebenblättchen. Das Verhalten derselben zu einander ist
dieses, dass das dem Stamme (der Achse) nahestehende Nebenblatt das
andere zu demselben Blatte gehörende etwas umfasst.
Vl^enn wir einen sich ausbildenden Zweig mit seinen neuen Knospen
untersuchen (Fig. 10 vergr.), so finden wir, dass alle Knospen, die zu
einer Achse gehören, ihre ersten Blättchen nach einer Seite hin gerichtet
haben (Fig. 10, 11).
In der letzten Nummer sind alle Knospen nach ihrem Stande und
ihrer Folge nebeneinander gestellt; das erste Blättchen ist mit a' bezeich-
net, welche Bezeichnung wir in Fig. 12, der Projection dieser Knospen,
beibehalten haben.
VohXXJL P.L 39
306 A. Henry,
Fig. 13 ist die Projection eines Zweiges mit den Nebenzweigen und
der Knospenbildung an den letzteren, woraus uns die symmetrische Bil-
dung der Zweige anschaulich wird.
Morus sccOhra.
Eine knospenartige Abschliessung der Zweige ist selten vorhanden ;
wo man eine solche vorfindet, da wird dieselbe aus den unentwickelten
Blättchen und Nebenblättchen gebildet (Fig.la, Fig. 2).
Die Knospen zeigen bei ihrem Entstehen zwei Blättchen, eins rechts
das andere links stehend, von welchen das eine äussere (Fig.3aO das ihm
gegenüberstehende umfasst. In Fig. 3 6 ist dies erste Blättchen a' der
jungen Knospe abgenommen, so dass man das zweite Blättchen a^ sieht.
In c ist a^ und a^ weggenommen, um Blatt 3 zu zeigen. Diese Figu-
ren sind vergrössert.
Bei der fortschreitenden Ausbildung der Knospe (Fig. 4 u. 5) treten
im Ganzen etwa 6-8 Hüllblättchen auf, die aus einer innigen Verschmel-
zung der Nebenblätter (mit dem Blatte?) entstanden sind. Nach diesen
Hüllblättchen kommen nunmehr die Blättchen, welche sich auf die zu ihnen
gehörenden Nebenblättchen legen.
Die ersten freien Nebenblättchen sind zuweilen klein (Fig. 6), mei-
stens aber gross, so dass sie die ganze Knospe bedecken (Fig.^^ Fig. 8
vergr.).
Dem Innern der Knospe zu, wo die Blättchen eine geringere Stufe
der Ausbildung erreicht haben, sind die zu denselben gehörenden Neben-
blättchen klein und unbedeutend (Fig. 9, 10 u. 11). Ein ganz gleiches
Verhalten der Knospen, wie wir dieses bei Moms scabra eben beschrie-
ben, finden wir bei Mortis alba^ nur dass hier die Nebenblättchen im Ver-
hältniss zum Blatte eine voUkommnere, weiter fortgeschrittene Entwicke-
lung zeigen (Fig. 12-15).
Die ausgebildeten Nebenblättchen decken sich in der Knospe und
zwar in der Weise, dass stets das dem Mutterzweige zu stehende Nebenblatt
Knospenbilder. 307
das zweite zu demselben Blatte gehörende umfasst (Fig. 16). Es findet
demnach ein Umwenden der Deckung bei jedem Paare der Nebenblättchen
statt (Fig. 16).
Wir fanden in den meisten Fällen eine symmetrische Ausbildung der
zwei Knospenreihen (Fig. 16 u. 17), jedoch auch Abweichungen, indem
schon das äusserste Httllbiättchen nicht auf derselben Seite sich vorfand.
tJlmus campeHris.
Es findet sich selten eine knospenartige Abschliessung der Zweige,
da meistens ein Verkümmern der Enden eintritt (Fig. 1).
Die Blätter stehen abwechselnd gegeneinander über, sind V, ständig;
diese Stellung ist jedoch nicht genau, denn nach einer Seite des Zweiges
fallt ein grösserer Theil des Umfanges, als nach der anderen.
Die Knospen, in den Winkeln der so gestellten Blätter entspringend,
stellen sich in der Art, dass sie alle (sämmtliche Knospen eines Zweiges)
nach dem grösseren Theile des Zweigumfanges, in Hinsicht auf die Stel-
lung der Blätter, hinrücken, daher nicht gerade über der Mitte der Blatt-
narbe zu stehen kommen. Dadurch erhalten alle Zweige, die sich aus den
Knospen bilden, eine und dieselbe Richtung. Im Auftreten der Knospen
dieser Nebenzweige zeigt sich dasselbe Verhalten zu ihrem Mutterzweige,
und so wird eine symmetrische Vertheilung der Aeste hervorgebracht
(Fig. 23).
Bei'm ersten Auftreten der Knospen bemerkt man ein äusseres Blätt-
chen, welches ein ihm gegenüberstehendes umfasst (Fig. 3 in nat. Grösse,
Fig. 4 vergr.). Dieses äussere erste Blättchen steht bei allen Knospen
eines Zweiges (einerAchse) auf einer und derselben Seite (Fig. 2, Fig. 23);
dem ersten gegenüber steht, wie schon erwähnt, ein zweites Blältchen;
dem zweiten gegenüber finden wir ein drittes, welches wiederum einem
vierten gegenüber steht und dieses umfasst. Fig. 5 ist eine weitere Ent-
wickelung, wovon Fig. 6 die Vergrösserung; ebenso Fig. 7, 8, 9 und 10.
Solcher Hüllblättchen, wo das vorhergehende das nachfolgende immer
308 A. Henry,
umschliessl, finden wir 6 bis 8 (Fig. 758). Sie erscheinen als aus den
mit den Nebenblättchen verbundenen, verwachsenen Blättchen gebildet.
Nach diesen einfachen Hüllblättchen kommen gleich vollkommene,
wenn auch noch kleine, Blätter mit ihren Nebenblättchen.
Die Blättchen falten sich mit ihren Innenflächen auf einander und
wenden die zusammengefalteten Bänder alle der Hauptachse (dem Mutter-
zweige), ihre Mittelnerven demnach dem Mutterblatte zu (Fig. 2, Fig. 22).
Der Stand der gesonderten Nebenblättchen ist dieser: Dem Mutter-
zweige zu steht das erste Nebenblättchen und legt sich deckend auf sein
Blatt, welches, wie schon erwähnt wurde, seinen Rücken nach Aussen
wendet; das zweite Nebenblättchen, zu diesem Blatte gehörend, wird von
diesem theil weise bedeckt und umfasst demnach nur die nach diesem ersten
folgenden Blattlheile (Fig. 22).
Die Nebenblättchen des darauf folgenden Blattes stehen in derselben
Art; das erste Nebenblättchen (Fig. 22) steht auch dem Mutterzweige zu,
legt sich deckend auf sein Blatt, welches eben so zusammengelegt und in
derselben Richtung, wie das vorige, das zu ihm gehörende Nebenblättchen
zum Theil bedeckt. Das dritte Blatt mit seinen Nebenblättchen hat den-
selben Stand, wie das erste; das vierte, wie das zweite. Es findet dem-
nach ein stetes Umwenden der Spirale statt und zwar immer von der
Hauptachse (vom Mutterzweige) ausgehend.
In den Darstellungen Fig. 11-18 und 22 haben wir dieses Verhalten
der Theile zu einander klar zu machen gesucht.
Fig. 11 ist eine sich entwickelnde Knospe, von welcher wir in Fig. 12
eine Vergrösserung geben.
Fig. 13 ist eine Knospe, von welcher wir alle einfachen Hüllschup-
pen entfernten, ausser der letzten; ab ist hier ein Nebenblättchen, zum
ersten Blatte, c ein Nebenblättchen, zum zweiten Blatte gehörend, beide
Nebenblättchen sind die zweiten, 16 und 18 in Fig. 22.
Fig. 14 zeigt uns eine gleiche Knospe von der Seite. Fig. 16 ist
eine ähnlich behandelte Knospe, von der dem Mntterzweige zugewandten
Knospenbtlder. 309
Seite; Fig. 15 ist dais erste Nebenblättchen des ersten Blattes, Fig. 16 das
des zweiten Blattes. In Fig. 1 7 ist das erste Blatt mit seinen Nebenblätt-
chen, so wie auch das erste Nebenblättchen des zweiten Blattes entfernt.
Fig. 18 zeigt uns ein Blatt mit seinen Nebenblättchen an der Knospe; von
welchem wir in Fig. 19 (auf der Tafel Fig. 16 unten) den unteren Theil
in einer Yergrösserung geben; a ist>hier das erste, Blattdeckende, b das
vom Blatt bedeckte Nebenblättchen. Fig. 20 zeigt uns die zwei Neben-
blättchen eines Blattes, von welchen das erstere das grössere oder der
Hauptachse zustehende ist.
Fig. 21 eine auswachsende Knospe. Diese beugen sich immer .von
der Hauptachse ab, so dass die ersten Nebenblätter frei emporstehen, die
zweiten bedeckt bleiben, indem sich die Spitzen der Blätter abwärts
beugen.
JBeluto aiba.
An grösseren Zweigen findet man selten eine knospenartige Ab-
Schliessung, so dass Herr Ohlert glaubt, das Vorkommen derselben nicht
annehmen zu können ; es ist hier eine Axillarknospe, die sich herausbil-
dend die Spitze des Zweiges einzunehmen scheint, doch ist an den kur-
zen Seiten trieben eine solche Abschliessung der Spitze nicht selten. Es
bilden sich nämlich an diesen Seitentrieben mehrere Blätter und alsdann
schliesst der Zweig ab, um im folgenden Jahre wieder Blätter zu bringen.
Die deckende Hülle dieser knospenartigen Enden der Zweige wird gebildet
aus den Nebenblättchen des letzten Blattes oder der letzten Blätter und
aus einigen Nebenblattpaaren, deren Blätter sich nur wenig oder gar nicht
entwickeln ; Fig. 1 ist ein solches Zweigende in nat. Grösse und Fig. 2
vergrössert dargestellt.
Fig. 3 zeigt uns ein Blatt, wie es sich um den Kern der Knospe legt.
Nebenblättchen 1 und 2 sind die, welche zu dem nunmehr abgefalle-
nen Blatte gehören; Nebenblättchen 3 und 4 haben keine Blätter und erst
bei 5 und 6 treten die Blättchen auf.
310 A. Henry,
In der Decknng der Nebenblättchen ist eine fortlaufende Richtung
zu bemerken, die wir als eine fortlaufende Spirale zu betrachten haben, da
ja die einzelnen Theile immer etwas höher an der Achse der Knospe sich
vorfinden.
Man bemerkt an den jungen Knospen zuerst nur 2 Blättchen, rechts
und links an denselben auftretend, die aus einer innigen Verschmelzung
des Blättchens mit seinen Nebenblättchen entstanden scheinen.
Nach diesen zwei deckenden Blättchen folgen entwickelte Neben-
blättchen mit ihren Blättern. In Fig. 5 haben wir die Vergrösserung einer
ausgebildeten Knospe von vorne und unter Fig. 6 dieselbe von der Seite
gegeben. Bei Fig. 7 sind die zwei äusseren Deckblättchen entfernt und
man sieht das erste Blatt mit seinem ersten Nebenblättchen, welches dek-
kend auf demselben liegt. Fig. 8 ist eine sich entwickelnde Knospe,
Fig. 9 ein einzelnes Blättchen von der Innenseite, Fig. 10 ein Durchschnitt
desselben, um die Zusammenfaltung zu zeigen.
Der Stand des ersten deckenden Blättchens ist bei allen Knospen
einer Seite nach derselben Seite hin, «*«* der Knospen, «* und «^ der Pro-
jection 11. Bei allen Knospen der entgegengesetzten Seite der Haupt-
achse stehen die ersten deckenden Blältchen auch nach einer Seite, aber
auf der entgegengesetzten a^a^ der Knospen 2 und 4 derselben Figur.
Dem ersten Deckblättchen gegenüber steht das zweite, Fig. 11, a^a^a^a\
Diesem gegenüberstehend finden wir das erste Blatt, dessen Neben-
blättchen es umhüllen. Das erste Deckblättchen umfasst mit seiner Seite,
die der Achse sich zuwendet, das ihm gegenüberstehende zweite Blättchen,
und wird auf der dem Mutterblatte zugewandten Seite von diesem umfasst.
Das erste Nebenblättchen des ersten Blattes legt sich deckend über das
zweite, welches mit ihm zu demselben Blatte gehört.
Dieses zweite Nebenblättchen des ersten Blattes, dem Stamme zu ste-
hend, legt sich deckend über Nebenblättchen 1 des zweiten Blattes und
dieses wiederum legt sich über Nebenblatt 2 des zweiten Blattes u.s.w.
(Flg. 11).
Knospenbilder. 311
Dieses Verhältniss der Theile zu einander ist bei allen Knospen.
Die Knospen einer Seite sind demnach ganz gleich, die der andern Seite
ebenfalls unter sich, und unterscheiden sich von diesen der einen Seite
nur dadurch, dass ihr erstes Blättchen eine andere Richtung hat.
Es bleibt jedoch die spirale Wendung bei allen Knospen nach der-
selben Richtung (Fig. 11). ^
Bei den eben besprochenen Knospenbildungen (der 14 Stellung mit
freien NebenblSttchen in der Knospe) fanden wir im Ganzen eine fortlau-
fende Spirale in der Deckung der Theile. Wir wenden uns nunmehr den
Knospen zu, wo die Deckung in der Weise stattfindet, dass, wenn das tie-
fer stehende Blatt oder seine Nebenblättchen eine Richtung nach links zei-
gen, das ihm gegenüber und höher stehende seine deckenden Theile nicht
nach rechts wendet, wie es bei einer fortlaufenden Spirale geschehen
müsste, sondern auch eine Richtung nach links zeigt, utid so fort.
Es findet demnach bei jedem Blatte ein Umwenden der Richtung (der
Spirale) statt.
In Hinsicht der Deckungsweise der Nebenblättchen könnte die nun-
mehr folgende Knospenbildung sich der von Moms und Uhn/us anreihen,
wegen des Standes der Nebenblättchen jedoch, indem diese das zu ihnen
gehörende Blatt decken, mttssen wir derselben nach Betula ihre Stelle
anweisen.
Wir möchten hier noch einige Worte von Seh im per, als passend
für diese Stelle, anfflhren.
Schimper (Beschreibung von Symphytwn Zeyheri etc. in Geiger's
Magazin für Pharmazie. Bd. 29. [1830.] S. 48 u. 49). „Alle homo-
logen Seiten liegen also auf der gleichen Seite des Stengels. Wären
nun diese verschieden gestaltet, so könnten daraus keine anderen Verhält-
nisse hervorgehen, als solche, wie wir bei Begania^ Ulmus^ CelHs^ Fagus^
Carpiwus^ TiKa bemerken, so dass wir eben aus den bei diesen Pflanzen
herrschenden Gestaltungsverhältnissen (aber nicht blos daraus, sondern
312 A. Henry,
noch aus vielen andern Umständen), obgleich die Blätter nicht ganz den
Stengel umfassen und sich darum auch nicht mit dem einen Rande decken
können, was uns bei den Gräsern so sicher leitete, auf ihre antitropische
Genesis zurückschliessen müssen, — die überhaupt allen zweizeiligen und
dabei alternirenden Blättern zu Grunde zu liegen scheint und die mög-
lichste Isolirung des einzelnen Blattes bezeichnet."
Castanea vesca.
Die Knospen bilden ihre äusserste Hülle ans zwei Blattschuppen, die aus
der innigen Verschmelzung von Blatt und Nebenblatt zu entstehen scheinen.
Nach diesen kommt ein Paar Nebenblättchen, deren Blatt sich nicht
ausbildet, dann folgen Blätter mit ihren Nebenblättchen. Die Blättchen
legen sich mit ihrer ganzen inneren Blattfläche auf den Kern der Knospe
und biegen sich nur mit den äusseren Randtheilen etwas nach vorne um.
Sie sind den Nerven folgend gefaltet, und an der Innenseite weniger, an
der Attssenseite aber dicht mit Haaren bedeckt.
Das erste Deckblatt (Knospenkeimblatt) steht bei allen Knospen, die
zu einer Hauptachse gehören, auf einer und derselben Seite und umfasst
das ihm gegenüberstehende zweite Deckblatt.
Die zwei Nebenblättchen des ersten Blattes, welches jedoch, wie
erwähnt, nicht zur Ausbildung gelangt, stehen in der Weise, dass das
Nebenblättchen 5, dem Stamme zu, sein Nebenblättchen 6, welches sich
nach vorne, dem Mutterblatte zu wendet, umfasst.
Bei dem nunmehr folgenden Blatte wendet die Spirale, und Ne-
benblatt 7, gleich Nebenblatt 5, dem Stamme zustehend, legt sich
deckend über Nebenblatt 8, welches sich wiederum dem Mutterblatte
zuwendet.
So ist das Verhalten bei allen Knospen einer Hauptachse und es ent?-
steht hierdurch, da die ersten Keimschuppen nach einer Seite zu liegen,
eine symmetrische Bildung der zwei Seitenzweige (Nebenzweige) eines
Hauptzweiges.
Knospenbilder. 313
Fig. 1 ist eine junge Knospe, Fig. 2 dieselbe vergrössert, Fig. 3 zeigt
uns einen Zweig mit ausgebildeten Knospen, von welchen wir unter Fig. 4
eine einzelne Knospe von vorne zeichneten, Fig. 5 ist ein einzelnes Blätt-
chen und Fig. 6 die Projection mehrerer zu einem Zweige gehörenden
Knospen.
JPrtmtM Mjaurocerasus.
Nur im Stande der Nebenblättchen unterscheiden sich die Knos-
pen dieser Pflanze von denen der Feld -Ulme, wir mussten densel-
ben jedoch deswegen hier eine Stelle anweisen, da die Deckungsweise
der Nebenblättchen der in den Knospen von Castanea vesca gleicht, die
Lage der Blätter jedoch eine andere ist und mit Corylas Aoellana Überein-
stimmt. Diese Bildung giebt uns zugleich eine Ansicht des Verhaltens der
Nebenblättchen, welche mit dem Blattstiele verwachsen, wovon jedoch
später noch Mehreres folgen wird.
Fig. 1 ist die Spitze eines Zweiges, welche wir in Fig. 6, im Aus-
wachsen begriffen, darstellten ; Fig. 2 u. 3 sind verschiedene Knospen von
vorne, Fig. 4 dieselben in der Entwickelung; Fig. 5 die verschiedenen Stu-
fen der freiwerdenden Nebenblattbildung; Fig. 7 eine auswachsende Knospe
von der Seite ; Fig. 8 u. 9 ein Blatt mit seinen Nebenblättchen von zwei
verschiedenen Seiten, von welchen das zweite, nach Aussen stehende, stets
bedeutend kleiner, als das andere, das erste ist. Fig. 10 ist die Projection
von mehreren Knospen eines Zweiges, in welcher man das Verhalten der
Theile in Hinsicht der Deckung und Richtung erkennen wird.
Carylus JLveUana.
Bei den Knospen dieser Pflanze zeigt sich, in Hinsicht der Stellungs-
verhältnisse der Theile, ein ganz ähnliches Verhalten, wie bei Qzstanea
vescoj was aus einer Vergleichung beider Projectionen anschaulich wird.
Nur in Hinsicht des Verhaltens der Blätter ist der Unterschied, dass
Carylus seine Blättchen zusammenlegt und das zusammengelegte Blatt mit
dem Rande dem Stamme zuwendet. Fig. 1 ein Zweig mit einer Knospe,
Vol. XXI j, p.i. 40
814 A. Henry,
von der Seite; Fig. 2 dieselbe von vorne; Fig. 3 vergr. Fig. 4 ist ein
zusammengelegtes Blättchen mit der jungen Knospe. Fig. 5 ein sich ent*
wickelnder Zweig. Fig. 6 die Projection mehrerer zu einem Zweige ge-
hörenden Knospen.
VUta glabra.
Eine knospenartige. Abschliessung des Zweiges ist. sehr selten und
Herr Ohlart glaubt, dass solche nie vorkomme.
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch
nicht in der Mitte derselben, sondern etwas seitlich (Fig. 2, Fig. 16).
Die äusserste Blattschuppe (Knospenkelmschuppe) steht bei allen
Knospen nach einer Seite hin und umfasst die zweite, ihr gegenüber-
stehende. Diese zwei ersten Decksohuppen scheinen aus einer innigen
Verschmelzung des Blattes und der Nebenblätter entstanden (Fig. 1,14,15).
Nach diesen zwei ersten starken, fleischigen, grossen Decksehuppen kom-
men Blätter mit ihren Nebenblättchen. Das BUtt liegt mit seiner inneren
Blattfläche zusammengefaltet^ mit seinen Bändern der Hauptachse zuge-
wandt, und wird von seinen^ Nebenblättchen bedeckt.
Wir haben in den Figuren 1-15 die Bildung einer Knospe bis zum
inneren Kerne darzustellen gesucht, und wollen mit steter Hinweisung auf
die mit Buchstaben bezeichnete Projection (Fig. 17) unsere Darstellungen
zu erklären suchen. Fig, 2 eine ganze Knospe, von welcher wir die. zwei
äusseren Hüllen <r^ und a^ in Fig. 1 wegnahmen und das Uebrige bei 2
darstellten. In Fig. 3 sind die zwei ersten Nebenblättchen 5 und 6 ent-
fernt, in Fig. 4 Nebenblatt 7 und 8, in Fig. 5 Nebenblatt 9 und 10, in
Fig. 6 Nebenbhitt 11 und 12, in Fig. 7 Nebenblatt 13 und 14 und in
Fig. 8 Nebenblatt 15 und 16.
Von Fig. 8 haben wir in Fig. eine VergrAsserung gegeben und in
Fig. 10 die 2 Nebenblättchen 7^ und 7^ in der Projection Fig. 18 mit
7 und 8 bezeichnet; in Fig. 11 u. 12 wurden die folgenden Nebeablatt^
pttare vergrössert. gegeben.
Knospenbilder. 315
Den kleinen, kaum erkennbaren Kern der Knospe haben wir unter
Fig. 13, und, noch weiter präparirt, unter Fig, 14 vergr. gegeben, so wie
wir unter Fig. 15 die ganze Achse der Knospe vergrössert darstellten.
Wie wir schon erwähnt haben, steht das erste Blättchen der Hülle
bei allen Knospen einer Hauptachse nach derselben Seite und umfasst das
ihm gegenüberstehende zweite Hflllblättchen. Diesem zweiten Hüllblatt«»
eben gegenüber tritt das erste Blatt mit seinen Nebenblättchen auf. Von
diesen Nebenblättchen steht das äussere dem Stamme (der Hauptachse) zu,
und legt sich mit einem Bande deckend über das zum Blatte gehörende
zweite Nebenblättchen, wekhes nach Aussen dem Mutteri)latte zugewen-
det erscheint. Das von diesen zwei Nebenblätteben bedeckte Blatt wendet,
wie schon erwähnt, seine Spitze, seine Seiten zusammengefaltet, der
Hauptachse zu (Fig. 17, Fig. 18).
Das nunmehr folgende Blatt wendet sich, wie das vorhergehende,
der Hauptachse zu ; das erste dazu gehörende Nebenblättchen steht eben-
falls der Hauptachse zu und legt sich deckend über sein Paar, welches dem
Mutterblatte zusteht (Fig. 17 u. 18).
Dasselbe Verhalten zeigen alle folgenden Blättchen einer Knospe.
Wie eine Knospe gebildet ist, so sind sie alle gebildet, und es ist
hier nur noch das Verhalten der Knospen der zwei Seiten zu einander zu
betrachten. Wenn wir die Stellung einer Knospe in dem Blattwinkel be-
trachten, so fällt es uns gleich auf, dass sie nicht in der Mitte steht, son-
dern sich nach einer Seite hinneigt. Ebenso finden wir, dass die Achse
der Knospe nicht rechtwinklig mit der Hauptachse ist, sondern die Linie
der Hauptachse sdiief durchschneidet« Betrachten wir nunmehr die zwei
Seiten in ihrem Verhalten zu einander, so finden wir, dass sämmtliche
Knospen, in Hinsicht ihrer Stellung zum Mutterblatte, dieselbe Bichtung
haben; in Fig. 17 ist Blatt I und II in einem und demselben Verhältnisse
zu den zu ihnen gehörenden Knospen.
Dasselbe zeigt sich noch deutlicher in der Pröjection eines ganzen
Zweiges (Fig. 19).
316 A. Henry,
In Hinsicht der Lage der Knospenachsen zur Hauptachse finden wir
ein Zusammenneigen der Knospen der zwei Seiten (Fig. 17 und 18).
Untersuchen wir zwei Knospen (Fig, 18) von entgegengesetzten
Seiten, welche sich schon so weit entwickelt haben, dass man die Blätter und
die in den Winkeln derselben befindlichen jungen Knospen zu erkennen
vermag, so finden wir die^ Blätter 3, 4, 5, 6 und 7 alle nach Aussen sich
stellend, die entstehenden Knospen aber mehr der Hauptachse zu, und an
diesen Knospen ist das erste Deckblättchen dem Stamme, nicht dem Mut-
terblatte zustehend.
So bildet sich eine strenge Symmetrie in den Zweigen, wovon wir
in Fig. 19 eine der Natur genau nachgezeichnete Projection geben; 1-6
sind Zweige einer Hauptachse, von welchen 1 und 2 wiederum Neben-
zweige entwickelt haben, a^ und a^ sind die ersten BlatthttUen der Knos-
pen, bei 1 und 2 demnach die Zweige, und gp bezeichnet bei allen die
erste Knospe, die an denselben auftritt. An diesen Knospen bemerken
wir wieder das bestimmte Verhalten der ersten Hüllblättchen zur Achse
der Knospe, als zur Achse des ganzen Zweiges.
L. et A. Bra/oais sur Pinfluence pagAGG: Dans le T. eu/ropaea les
ramea/ux sont distiques .... il est ä remaquer^ quHci encore les bourgeons
successifs ont Ums leurs premiirs gemmes regardant dans la mäme direc-^
Uon^ et^ par suüe^ äs doivent 4tre antidromes enlre eux. T. alha^ ameri-^
carba £r., argentea DC. sont organisäs de mime.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem die
Ausbildung der Blätter zurttckbleibt, während die Nebenblattbildung noch
andauert (Fig. 1).
Die Knospen bilden sich in den Winkeln der Blätter, jedoch nicht in
der Mitte derselben, sondern seillich stehend (Fig. 1, 8). Die äussere
Hülle der Knospe wird gebildet aus zarten, pergamentartigen Nebenblätt-
chen; die Form derselben ist am unteren Theile der Knospe breit, kurz
Knospenbilder. 317
zugespitzt; mehr nach oben, also nach Innen, werden die Nebenblättchen
länger, schmäler und von zarterer Beschaffenheit. An den Rändern sind
feine, etwas rückwärts gewandte Haare (Fig. 3). Die ersten 7-8 Paare
der Nebenblättchen zeigen keine zu ihnen gehörenden Blätter, welche erst
klein, dann immer grösser werdend, auftreten. Die Blättchen sind gefal-
tet, mit feinen Haaren dicht besetzt, und legen sich mit ihrer Innenfläche
dem Kern der Knospe auf (Fig. 5 u.9).
Die Stellungs- und Deckungsverhältnisse sind denen von Castanea^
Corylus und Tilia ähnlich, nur noch stärker ausgesprochen.
Die zwei ersten Deckschüppchen, die Knospenkeimschuppen, die
wir bei den eben erwähnten Pflanzen, nur etwas in schiefer Richtungslinie,
trafen, sind hier völlig aus der bei anderen Pflanzen gewöhnlich vorkom-
menden Richtung abgewichen, indem sich eins derselben dem Stamme nahe
stellt, und das andere nach vorne hindrängt (Fig. 9 aa).
Das erste Hüllblättchen, nach diesen folgend, steht bei allen Knospen
einer Achse nach einer und derselben Seite und der Achse zugewandt
(Fig. 5 u.9. 5,5). Das zweite, zum ersten gehörende, steht von diesem
180^ entfernt nach Aussen zu 6,6. Diese zwei Nebenblättchen würden
das zu ihnen gehörende Blatt bei x haben, und die Deckungsrichtung wäre
von 5 ausgehend über x nach 6. Das dritte Hüllblättchen 7 steht auf der
anderen Seite, auch der Achse zugewandt, und das achte, zum dritten ge-
hörende, steht auch von diesem wiederum 180* entfernt. Das zu Neben-
blättchen 7 und 8 gehörende Blatt würde bei y stehen und die Deckungs-
richtung geht von 7 über y nach 8. Dasselbe Verhalten ist bei den fol-
genden Nebenblattpaaren vorhanden.
Wenn wir diese Stellung mit der von Coryhis oder ihstanea ver-
gleichen, so finden wir, dass die zwei Knospenkeimschuppen eine andere
Richtung haben, dass Deckblättchen 5 und 7 gleich stehen, 6 und 8, zu
5 und 7 gehörend, von diesen weiter entfernt auftreten und zwar aus
der Ursache, weil die Blätter, zu welchen sie gehören, nach einer Seite
hin nur 90^ von einander, hingegen nach der andern Seite 270^ von
318 A. Henry,
einander entfernt stehen* Die bei den vorhergehenden Pflanzen schon
hervortretende Einseitigkeit der filätterrichtung nach einer Seile hin und
die der Knospen nach der anderen Seite hin ist hier bei unserer Pflanze
wohl am stärksten ausgesprochen.
Nachdem wir uns dieses Verhalten der Theile zu einander durch eine
genaue Ansicht der Projection klar gemacht haben, werden die andern
Figuren, an welchen wir dieselbe Bezeichnung anbrachten, deutlich wer-
den ; Fig. 2 ist eine junge Knospe, von welcher wir bei Fig. 3, mit Zu-
rückbiegung der zwei Knospenkeimblätter, eine Vergrösserung geben.
Fig. 4 ist eine Knospe, bedeutend vergrössert, von der Seite. Fig. 5 eine
sich eben entwickelnde, ebenfalls vergrössert, von vorne. Fig. 6 ist
eine Knospe, von der wir mehrere Hüllblättchen entfernten, um das Auf-
liegen des Blattes zu zeigen. Fig. 7 ist eine einzelne Hüllschuppe. Fig.7^
ein Blatt. Fig. 7 (bis) dessen Faltung im Querdurchschnitt. Fig. 8 ein
junger Zweig mit den Nebenblättchen, die Hauptblätter abgelöst.
Wir fanden bei den eben betrachteten Knospen das erste Nebenblätt-
chen von den zwei zu einem Blatte gehörenden stets dem Mutterzweige
der Hauptachse zustehend, so dass die Richtung der sich bei jedem Blatte
umwendenden Spirale immer von der Hauptachse zum Mutterblatte sich
hinwendet.
Wir haben auch Knospenbildungen, wo das erste Nebenblättchen dem
Mutterblatte zusteht, und die Richtung der sich bei jedem Blatte umwenden-
den Spirale immer zu dem Mutterzweige der Hauptachse sich hinneigt.
Carpinwu Betulus.
Eine vollkommene Abschliessung des Zweigendes muss sehr selten
sein, und Ohlert rechnet Carpifms insofern mit Recht zu den Pflanzen,
die nie eine Terminalknospe bilden. Man findet jedoch zuweilen an den
Zweigenden eine knospenarlige Zusammenhäufung von Blättchen und
Nebenblättchen, weiche durch ein Zurücktreten der Blattbildung und der
Knospenbilder. S19
Knospenbildung hervorgebracht wird. Fig. 1^ 2 und 3 ist eine solche
unvollkommene knospenartige Abschliessung des Zweiges, an welcher wir
äie Theile gleich der Projection Fig. 4 bezeichneten.
Fig. 1 ist eine solche kopfartige Zusammenhäufung von Blatttheilen
an der Spitze eines Zweiges, g^ und g^ sind zwei Knospen, f^ ist ein
Blatt mit seinen Nebenblättchen, f^ ist ebenfalls ein Blatt mit Nebenblatt-
chen 3 und 4 in Fig. 4, welche Nebenblättchen sich deckend über den
Kern des Zweigendes zu legen suchen. Wenn wir Blatt 1 und die Ne-
benblätlchen 2 und 4 entfernen, so finden wir die Knospe g^^ und im Win-
kel von Blatt 3 noch eine Knospe (Fig. 2).
Eine etwas vergrösserte Auseinanderlegung der Theile (Fig. 3) zeigt
uns in den Winkeln von Blatt 2 und Blatt 3, von welchen wir das uns
zugekehrte Nebenblättchen 4 und 6 entfernt haben, die Knospen. Sämmt-^
liehe Theile sind stark behaart.
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter, jedoch
nicht in der Mitte, sondern etwas seitlich, wie wir dieses auch schon bei
vorhergehenden Knospenbildungen beobachtet haben (Fig. 5, Fig. 6 ist eine
Knospe vergr., von der Seite, Fig. 7 noch mehr vergr., von vorne).
Die zwei äussersten Deckschuppen (Knospenkeimschuppen) ersehe!-»
nen einfach aus den mit dem Blatte verwachsenen, zu einem Ganz^en ver-
bundenen Nebenblättchen gebildet.
Die zur schützenden Hülle verwandten Nebenblättchen sind perga-
mentartig, trocken und spröde, was besonders an den oberen, der Luft
ausgesetzten Theilen stark hervortritt. Die bedeckten Theile sind mit fei-
nen Haaren besetzt.
Die Form derselben ist ISnglich-lanzettfSrmig. An Flg. 6 u. 7 sind
die Deckblättchen mit denselben Nummern bemerkt, welche in der Pro*-
jection (Fig. 12) die Folge der Blättchen bezeichnen.*
Die Blatter sind der Länge nach gefaltet und mit zarten Haaren be-
setzt; sie legen sich einfedi auf den Hern der Knoispe (Pig.8 ita nat. Grösse
und Fig. 9 vergr.). Nach den erstien De^kbldtteken folgen mehrere Pftartf
320 A. Henry,
NebenblSUchen, ehe ein Blatt sich einfindet (Fig. 10, 11); das erste eigent-
liche Blatt ist klein (Fig. 8, Fig. 9), das nach diesem folgende Blatt ist
grösser als das vorhergehende, und so erscheinen die Blätter dem Innern
der Knospe zu entwickelter, wo sie dann wieder an Grösse und Ausbil-
dung abnehmen.
Von dem nach dem zweiten Deckblattchen a' und a^ folgenden Ne-
benblattpaare steht das erste nach Aussen (Fig. 12, 5) und umfasst das zweite
des Paares, welches nach Innen, dem Mutterzweige zugewandt, auftritt (6).
Von dem nach diesem ersten folgenden Nebenblatlpaare steht das
erste wiederum dem Mutterblatte zu (7) und umfasst sein zweites, welches
ebenfalls dem Mutterzweige zusteht (8).
In der Weise sind alle folgenden Nebenblattpaare gestellt und es fin-
det daher ein stetes Umwenden der Spirale statt und zwar in der Art, dass
die Wendung immer vom Mutterblatte ausgeht.
Wie diese eine Knospe, so sind sie alle gebildet, und die Knospen
der beiden Seiten zeigen ein symmetrisches Verhalten zu einander (Fig. 12).
Die Knospen zeigen auch eine schiefe Richtung zur Hauptachse, so dass
in der Projection von zwei Knospen der zwei Seiten ein Zusammennei-
gen derselben deutlich hervortritt (Fig. 12).
Fig. 10 u. 11 sind verschiedene Stufen einer sich zum Zweige aus-
bildenden Knospe, auch mit den Zahlen der Projection bezeichnet.
%
Wir wenden uns nunmehr zur Uebersicht der nebenblattdeckigen
Knospen an solchen Pflanzen, deren Blfitter eine % u. s. w. Stellung zei-
gen, und müssen auch hier wieder mit solchen Knospen den Anfang ma-
chen, deren Theile durch Nebenblattgebilde vollkommen von einander
geschieden und gesondert werden, wodurch ein einlaches Veriialten der-
selben zu einander hervorgebracht wird.
Knospenbilder. 321
Coccoloba uvifera et eopcariata.
Diese Nebenblattbildung ist bei Coccoloba tmfera nicht sehr gross ;
sie ist rund abgeschnitten und legt sich dicht an den Stengel an. Bei
Coccoloba excoriata erlangt sie eine bedeutende Grösse (Fig. 5) und
bildet eine sich vom Stengel abwendende Spitze.
Das knospenartige Ende des Zweiges ist bei Coccoloba uvifera kurz,
gedrungen, bei Coccoloba excoriata hingegen in eine lange Spitze aus-
gezogen, der Form der Nebenblattbildung an den zwei Pflanzen entspre-
chend (Fig. 1, wo die Blätter 1, 2 und 3 mit den Nebenblattbildungen zu
erkennen sind).
Wenn man die zwei ausgebildeten Blätter 1 und 2 entfernt, so flndet
man das nunmehr folgende letzte Blatt mit seiner Nebenblattbildung (Fig. 2),
welche die deckende Hülle des Zweigendes bildet. Von dieser Nebenblatt-
bildung umhüllt, treffen wir die folgenden Gebilde (Fig. 3). Von Fig. 2 geben
wir in Fig. 4 einen vergrösserten Längsdurchschnitt, an welchem wir die
auf einander folgenden und zusammengehörenden Theile bezeichneten.
Bei Coccoloba excoriata ist ein ähnliches Verhalten, nur dass hier
alle Theile grösser sind. Fig. 5 ist das Ende eines Zweiges, wo st^ zu
einem weggenommenen Blatte gehört, und Blatt 2 voriianden ist, dessen
Nebenblattbildung 8t^ die Abschliessung bewerkstelliget. In Fig. 6 haben
wir diese Nebenblattbildung entfernt; wir finden ein Blatt mit seinem Ne-
benblatte, welches letztere wir in Fig. 7 allein geben. Fig. 8 zeigt uns
das Innere von st^ zurückgelegt, Fig. 10 ist das von st^ Fig. 8 umhüllte
folgende Blatt und Nebenblatt in einer starken Vergrösserung dargestellt
worden.
Die Knospen entwickeln sich in den Vi^inkeln der Blätter, umgeben
von dem Nebenblattgebilde (Fig. 11, Fig. 12 vergr.).
Eine vollkommen abgeschlossene Hülle ohne Blattbildung finden wir
zuerst, dann kommt ein Blatt mit seinem Nebenblattgebilde (Fig. 13 im
Längsdurchschnitt).
vohxxji. p.i. 41
322 A. Henry,
In Fig. 14 haben wir diesen nachfolgenden, von der ersten Hülle
umgebenen Theil vergrössert dargestellt und bezeichnet. Die Blätter in der
knospenartigen Abschliessung der Zweige sowohl, als auch in den Knos-
pen, wenden ihre Seiten rückwärts und rollen sie auf (Fig. 6, Fig. 15).
Fig. 17 ist die Projection einer Knospe, wo st die äusserste Hülle,
f\ f^ und f^ die nachfolgenden Blätter mit ihrem Nebenblattgebilde be-
zeichnet.
Wir wollen nunmehr einige Knospenbildungen untersuchen von sol-
chen Pflanzen, deren Nebenblättchen mit dem Blattstiele verbunden blei-
ben, auch wenn die Blätter vollkommen ausgebildet sind.
MeUanthus wuUor.
Die knospenartige Abschliessung des Zweigendes geschieht durch
das Nebenblatt des letzten ausgebildeten Blattes, welches die nachfolgen-
den, sich später entwickelnden Theile vollkommen umhüllt (Fig. 1). Der
Blattstiel ist theilweise mit dem Nebenblatte verwachsen, welches von meh-
reren Nebennerven und von zwei aneinander rückenden Hauptnerven
durchzogen wird, die sich am Ende des Nebenblattes in zwei an dnander
stehende Spitzchen endigen (Fig. 2).
Der von dem Nebenblatte des letzten entwickelten Blattes (Fig. 3)
umschlossene Theil zeigt ein Blatt mit seinem Nebenblatte (Fig. 4 in nat.
Grösse, Fig. 5 vergr.), welches letztere wieder als einschliessende Hülle
dient und ein folgendes Blatt und Nebenblatt bedeckt (Fig. 6 in nat. Grösse,
Fig. 7 vergr.). Nebenblattgebilde 7 bedeckt das folgende Blatt und Ne-
benblatt, wovon wir unter 8 eine Vergrösserung geben.
Wenn wir die Bildungsstufen der Nebenblattbildung von 8 rück-
wärts nach 1 übersehen, so muss uns die innige Verbindung derselben
mit dem Blattstiele auffallen und dass erst bei der Entwickelung des Blatt-
stieles eine grössere Sonderung der Theile eintritt.
Die Knospen entwickeln sich in den Winkeln der Blätter (Fig. 9 vo»
der Seite, Fig. 10 von vorne). Die äussere Hülle, ganz umschliessend
Knaspenhilder.
und nur eine feine Spalte zeigend, wird von einem Nebenblalte gebildet
(Fig. 11). Dieses Nebenblatt hat in den meisten Fällen kein Blatt, doch
findet man auch solche äussere HttUen, an welchen die Blätter zum Vor-
schein kommen (Fig. 12 u. 13). Von der Hülle des ersten Nebenblattes
geschützt, finden wir das nachfolgende Blatt mit seinem Nebenblatte schon
mehr entwickelt (Fig. 14 u. 15 von zwei Seiten).
. Fig. 16 ist die Projection einer Knospe.
Mosa cenUfolta.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem die
Nebenblattbildung hervortritt, die Blattirildnng hingegen zurückgeht und
so die einzelnen Hüllschuppen gebildet werden, welche die inneren Theile
schützend bedecken (Fig. 6 a).
Die Knospen haben die zwei ersten Deckblättchen (Knospenkeim-*
blättchen) rechts und links stehend, von welchen jedoch das eine als erstes
und tiefer stehendes zu betrachten ist (Fig. 1, Fig. 2 vergr.). Das nächst-
folgende Deckblättchen steht nach vorne dem Mutterblatte zu und führt die
% Spirale Stellung der folgenden Blätter ein und fort. Fig. 3 ist eine
Knospe in nat. Grösse, weiter entwickelt, Fig. 4 dieselbe vergr., Fig. 5 eine
ausgebildete Knospe von vorne, deren wir in Fig. 6 mehrere in ihrer Stel-
lung am Zweige finden. Fig. 7 ist die Projection eines Zweiges mit den
Knospen, von welchen die untere in grösserem Maasse gegeben wurde.
Unter 8 haben wir von a bis 7 eine Folge der Deckblattbildung der
Knospe gegeben, an welcher man die fortschreitende Entwickelung des
Hauptblattes verfolgen kann ; 8 ist eine Vergrösserung der Seiten-Ansicht
von 7 ; 9 ist der obere Theil des zusammengefalteten Blattes, wovon oben
der Durchschnitt.
Fig. 10 ist eine treibende Knospe, mit Bezeichnung der Stellung der
Theile, welche wir unter 1 1 einzeln gaben, um die Veränderungen der-
selben im Vergleich zu denen der voriiandenen, unter ö und g gegebenen
Knospe erkennen zu können.
3S4 A. Henry,
Bei MeUanthus maior fanden wir eine bleibende Vereinigung^, ein
Zusammenhalten des Blattes mit seiner Nebenblattbildung; auch an den
vollkommen ausgebildeten Blättern von Rosa cent^folia stellte sich schon
mehr Sonderung der Theile ein ; bei andern Pflanzen ist selbst eine solche
Verbindung des Blattes mit dem Nebenblatte nicht mehr bleibend, und nur in
den äusseren Theilen der knospenartigen Abschliessungen der Zweige und
in denen der eigentlichen Knospen ist sie noch Torhanden, während die
später aus der Knospe sich heranbildenden Theile eine vollkommene Son-
derung der Nebenblattbildung von ihrem Blatte zeigen.
JUtofilhiM gtandulosa.
Eine knospenartige Abschliessung des Zweigendes ist selten vor-
handen. Fig. 1 isl ein Zweig mit mehreren Knospen, von welchen zwei
obere in ihrer Entwickelung begriffen sind.
Zwei Deckschüppchen, ganz einfach gebildet, stehen rechts und links
an der Knospe (Fig. 1 ««, Fig. 15). Nach diesen folgt die dritte Deck-
schuppe, die dem Stamme zu steht und die spirale Stellung der folgenden
Blättchen fortführt. An dieser dritten Declcschuppe ßnden wir häußg eine
Andeutung des Blattes; diese und die nachfolgende legen sich schützend
über die folgenden Theile der Knospe (Fig. 1), nach welchen dann die
noch kleinen Blättchen auftreten. Bei den üppig sich entwickelnden
Knospen können wir den Uebergang von einfacher Hüllschuppe zum aus-
gebildeten, mit zwei kleinen Nebenblättchen versehenem Blatte verfolgen,
und wir haben in den Figuren 2 bis 13 diese Umwandlungsstufen getreu
wiedergegeben ; Fig. 14 ist der zusammengefaltete obere Theil des Blat-
tes; Fig. 15 die Projection mehrerer Knospen, von welchen eine grösser
gegeben wurde.
Prunus avium.
Die knospenartige Abschliessung der Zweige gleicht in ihrer Bitdung
den Knospen (Fig. 6 a).
Knospenbilder. 325
Die Knospen zeigen bei ihrem ersten Auftreten 2 Blättdien, von wel-
chen das eine, das erste, das ihm gegenüberstehende zweite umfasst (Fig. 1
vergr.). Der Stand dieses ersten Blättchens scheint keiner bestimmten
Gesetzmässigkeit unterworfen zu sein, indem dasselbe bald rechts, bald
links an der Knospe auftritt. Durch die nachfolgenden Deckblättchen der
Knospe, von welchen das erste, nach den zwei ersten folgende, dem Mut-
terblatte zu steht, werden diese ersten Hüllblättchen auseinander gedrängt,
(Fig. 2 in nat. Grösse, Fig. 3 vergr., Fig. 4 vergr., an letzlerer Figur die
Blättchen gewaltsam zurückgebogen). Fig. 5 u.6 sind vollkommene Knos-
pen, von vorne, in weiterer Ausbildung. Fig. 7 ist eine sich entfaltende
Knospe, von der Fig. 8 u. 9 uns weitere Entwickelungen zeigen.
Wir finden an der vollständigen Knospe meistens 8-10 Hüllblättchen,
welche oval zugespitzt erscheinen und noch keine Spur einer Sohderung
zeigen; alsdann wird die Spitze des Hüllblätlchens runder, spaltet ^*ch,
und eine kleine Spitze, der Anfang des eigentlichen Blattes, zeigt sich,
welche sich immer mehr ausbildet, während die Sonderung und Verschmä-
lerung der dasselbe begleitenden Nebenblättchen die normale Form zu er-
langen strebt. Die Blätter legen sich in der Knospe zusammen und die
Richtung derselben scheint dem langen Wege der Spirale zu folgen.
Wir haben unter Fig. 1 1 sämmtliche Uebergangsstufen vom einfachen
Hüllblättchen bis zum ausgebildeten Blatte mit seinen Nebenblättchen ge-
geben, von f bis h sind Vergrösserungen. Zum Vergleich mit diesen aus
der Knospe genommenen, sind unter Fig.12-22 ähnliche Uebergänge von
einer sich entfaltenden Knospe (Fig. 7) gegeben worden. Bei der Ent-
faltung der Knospe werden die äusseren Hüllschuppen, die keiner weiteren
Ausbildung i^hig sind, abgeworfen (Fig. 8). Diejenigen Hüllblättchen,
welche der eigentlichen Blattnatur schon näher stehen, vergrössern sich
etwas, fallen jedoch auch später ob, tso dass am entwickelten Zweige nur voll-
kommen ausgebildete Blätter mit den Nebenblättchen sich vorfinden (Fig. 9).
Die Spirale Anordnung der Theile der Knospe ist häufig mit der Spi-
rale der Blätter am Mutterzweige gleichwendig, jedoch nicht immer.
326 A. Henry,
Fig. 10 eine Projeclion eines Knospenzweiges, wovon eine Knospe
{[(rösser gegeben wurde.
Wir haben hier noch einige verwandte Bildungen anzureihen.
Atmetanchier wdoHm
ist bei seiner einfachen Knospenbildung unserer eben beschriebenen Pflanze
am nächsten. Fig. 1 eine Knospe, Fig. 2 eine sich entwickelnde Knospe,
Fig. 3 die Projection einer Knospe.
CeraMus persictfolia.
Fig.l Knospe, Fig. 2 Blatt, Fig. 3 Projection.
AmygdaluM nana.
Fig.l Knospe, Fig. 2-3 Blatt, Fig. 4 Projection, zeigen bei ähnli-
cher Bildung ein Zusammenfalten der einzelnen Nebenblättchen.
Cydonia vulgariM.
Fig. 1 junge Knospe, Fig. 2, 3, 4 Deckblättchen, Fig. 5 Projection,
hat die äusseren Blättchen flach ausgebreitet und die dem Innern der
Knospe zu stehenden zusammengelegt.
Pifrus intermedia.
Fig. 1 Knospe, Fig. 2 Projection, hat die einzelnen Blätter zusam-
mengefaltet.
JlPyrus malus.
Fig. 1 Knospe, Fig. 2 verschiedene Deckblättchen, Fig. 3 Projection.
Die ausgebildeten Blättchen dieses Baumes sind in der Knospe mit den
Seiten nach Innen zu zusammengerollt, und die Nebenblättchen legen sich
flach an diese aufgerollten Seiten an.
Wir durften wohl darauf aufmerksam machen, wie bei sonst so ähn-
lichem Verhalten der Laubknospen dieser so nahe stehenden Gewächse die
Faltoüg der Blätter so ganz verschieden auftritt, indem wir hier die ver-
schiedensten Zusammenfaltungen antreffen.
Knospenbüder. 327
JPapuhu ttatica.
Der am Ende des Zweiges zum späteren Weiterwachsen bestimmte
Theil, sich knospenartig abschliessend, wird von einer Hülle geschützt, die
aus NebenblSttchen gebildet ist. Die NebenblSttchen, an den ausgebilde-
ten Blättern lang, schmal, von zarter Beschaffenheit, werden als HflU-^
schuppen der knospenartigen Abschliessung breit, kurz zugespitzt und von
lederartiger Stnictur.
Die Süsseren Deckblättchen, zu 2 und 2 als Nebenblättchen zusam-
mengehörend, zeigen jedoch keine Blättchen, welche erst dem Innern zu
auftreten, wo alsdann die Ausbildung der Nebenblättchen sich wieder mehr
in normaler Beschaffenheit zeigt. Fig. 1 und 2 zeigen uns knospenartige
AbSchliessungen des Zweiges in nat. Grösse; Fig. 3 eine solche vergr.,
mit Bezifferung der Nebenblattschuppen, wie dieselben zusammengehören
und auf einander folgen. Fig. 13 ist ein Längsdurchschnitt eines Zweig-
endes und einer Knospe, das Ganze bedeutend vergrössert, wo man die
Theile in ihrem Zusammenhange mit dem Stamme erkennt. Erst wenn
mehrere Paare der Deckblättchen entfernt sind, findet man, wie schon er-^
wähnt, die Anfange einer Blattentwickelung, und nur bei dem 7ten bis 9ten
eine eigentliche Blattanlage, die sich später zu einem vollkommen ausge-
bildeten Blatte zu entwickeln vermag (Fig. 4). Hier sind die Nebenblätt-
chen noch eben so gross, als das eigentliche Blatt; dieses Verhältniss
ändert sich jedoch von hier an, indem die Grösse der Nebenblättchen immer
geringer wird. Wir haben in den Figuren 5-12, vom Aeusseren zum
Inneren fortschreitend, bis zum innersten erkennbaren Kern, Zeichnungen
gegeben, um die Bildung der Blätter sowohl, als der Nebenblättchen, und
ihr Verhalten zu einander zu zeigen.
Die Bildung der Knospen ist ganz verschieden von der der knospen-
artigen Abschliessung des Zweigendes. Sie sind bei ihrer Entstehung
durch eine äussere Hülle vollkommen geschlossen (Fig. 14 u. 16). Diese
öffnet sieh dem Stamme zu (Fig. 17), die Stellung der Httlle ist demnach
328 A. Henry,
nach vorne. Der ersten Hülle gegenüberstehend, dem Stamme zu. finden
wir eine zweite Hülle (Fig. 18), welche die Knospe ganz umhüllt, nach
vorne aber offen ist. In Fig. 17 eine Knospe von vorne, Fig. 18 dieselbe
von der Seite, in nat. Grösse, Fig. 19 von vorne, vergrössert, können wir
diese zwei Hüllen gut unterscheiden, so wie auch im vergrösserten Längs-
durchschnitt einer solchen halb entwickelten Knospe (Fig. 24). Der zwei-
ten Hülle gegenüber finden wir eine dritte, welche jedoch die Knospe bei
weitem nicht so umfasst, wie wir bei der vorigen zu bemerken hatten.
An Fig. 19 bezeichnen 1, 2, 3 die verschiedenen Hüllen.
In Fig. 20 wurde die vordere Hülle weggenommen, um HttUschuppe
2 und 3 zu zeigen. Nach der dritten Hüllschuppe kommt ein Blatt mit
Nebenblättchen (Fig. 21); das Blättchen ist gross, die Nebenblättchen hin-
gegen sind klein (Fig. 22), und so bei den darauf noch folgenden Blättern;
Fig. 23 ist die Basis einer Knospe bedeutend vergrössert, von welcher alle
Hüllblättchen entfernt sind, um die ausgebildeten Blätter mit ihren Neben-
blättchen zu zeigen.
Die Blättchen in der Knospe und auch in der knospenartigen Ab-
schliessung des Zweiges sind mit ihren Seitentheilen nach vorne eingerollt
(Fig. 25, Fig. 26).
Die zwei ersten Hüllen der Knospen stehen einander gegenüber, wie
schon bemerkt; die dritte Hülle, auch nach vorne stehend, stellt sich etwas
seitlich und leitet so die spirale Stellung der Blätter ein, wie wir solches
in der Projection eines Zweiges mit seinen Knospen ersehen (Fig. 27).
Die Spirale an den Nebenzweigen hat eine andere Richtung, als die an
dem Hauptzweige.
Fig. 24 ist ein knospentragender Zweig von Popnlns cingulata^ wo
wir nur einige Zellen an den Knospen finden. ^
Wie wir hier nur einige gegenüberstehende Hüllen antreffen, so sind
jedoch bei anderen Species deren mehrere, ehe die Blättchen mit getrenn-
ten Nebenblättchen auftreten. So haben wir unter Fig. 29 ein Zweigende
von einer anderen Specie« gegeben, wo wir, wie dieses deutlich in der
KnaspefUnlder. 329
Projection desselben Fig. 30 zu erkenneii, 6 bis 7 gegenttberstehende
HttllblfiUchen an der Knospe raflreten sehen, ehe eine spirale Anordnung
der Theile sich einstellt.
SkMa:.
Herr Ohlert (Linnea. Bd. 11. 1837) zählt Salix zu den Pflanzen, die
nie eine Terminalknospe bilden. Eine vollkommen knospenartige Ab-
schliessung eines Zweiges vermochten wir zwar auch nicht zu finden, tra-
fen jedoch an den ISnden der Zweige zuweilen auf Bildungen, die, wenn
auch nicht vollendet, uns dennoch genügenden Aufscbluss ertheilen über
die Art und Weise, wie eine solche voUkommne Abschliessuhg gebildet
sein würde.
Wir haben mehrere solcher Bildungen untersucht und finden, dass
eine vollendete Abschliessung des Zweiges der eigentlichen Knospenbil-
dung sehr ähnlich sein würdg ; wir wollen daher die Erklärung derselben
bei der Beschreibung der Knospen heranziehen, wo uns dadurch die
Kenntniss derselben erleichtert wird.
Die Knospe von Salix besteht aus einer vollkommen geschlossenen
Hülle, welche sich unmittelbar über einen aus Blattanlagen bestehenden
Kern legt.
Wir müssen uns die Frage aufstellen, aus was far Theilen, auf
welche Weise diese Hülle gebildet ist.
Wir glauben annehmen zu dürfen, dass es zwei gegenüberstehende,
nicht zur Ausbildung gelangende Blfitter sind, die innig mit einander ver-
wachsen und so auf diese Weise die geschlossene Hülle der Knospe
hervorbringen.
Wenn wir die Figuren 2, 3, 4 und ö, die knospenartige Abschlies-
sung von Salix triandra betrachten, so muss es uns auffallen, dass die
Blätter, die am unteren Theile der Achse in einer % Spirale standen, hier,
zusammenrückend, sich zu zweien einander gegenüber stellen und mit ihren
Basen verwachsen.
VoLXXJI. p.i. 42
330 A. Henry,
Ein Zurückgehen aus der % Stellung in % gegenüberstehend will
Dutrochet bei Salix Helix häufig beobachtet haben. (Dutrochet, Aber
die Auflösung der paarigen Blattstellung in die Spirale. Walper's lieber-
Setzung, Seite 214.)
In unserem vorliegenden Falle ist solches klar und deutlich ausge-
sprochen, nicht allein bei Fig. 2, der äusseren Umhüllung des Zweigendes,
sondern auch bei Fig. 3 66 und Fig. 4 cc, welches innere Theile sind, die
von der äusseren Hülle (F\g.2aä) umschlossen werden.
£in Schwanken in dieser % Stellung, ein Auflösen derselben wird
schon bei Fig. 4 bemerkbar, wo eins von den Blättern C^J grösser ist,
welche Grössedifferenz in Fig. 5 mehr dem Innern des Zweigendes zu
noch mehr hervortritt, wo Blatt d bedeutend weiter ausgebildet ist, als
Blatt e.
In der Zweigabschliessung (Fig. 6), von welcher wir in Fig. 7 einen
Längsdurchschnitt geben, konnte die Vereinigung der Blätter nicht so gut
zu Stande kommen und man bemerkt hier noch deutlich die spiralen % Stel-
lungen an den Theilen, aus welchen diese sich abschliessende Spitze ge-
bildet ist.
In den Figuren 8-15 haben wir die verschiedenen Entwickelungs-
stufen einer Knospe von Salix amygdalina gegeben. Fig. 8 ist die Spitze
eines sich entwickelnden Zweiges; Fig. 9 der Blattwinkel mit einer
Knospe; Fig. 10 die Knospe vergrössert; Fig. 11 eine Knospe mehr ent-
wickelt; Fig. 12 dieselbe Ansicht, nur dass im Blatte ein Theil des Zell-
gewebes weggenommen wurde, um den Eintritt der Gefössbttndel in den
Blattstiel zu zeigen; Fig. 13 ist eine ausgebildete Knospe, w<)von wir in
Fig. 14 eineVergrösserung geben ; Fig. 15 zeigt uns eine sich zum Zweige
ausbildende Knospe, die ihre umschliessende Hülle auseinander. treibt.
Wir wollen uns nunmehr den Darstellungen zuwenden, aus welchen
uns die Bildung der ausgebildeten Knospe klar wird. In Fig. 16 ist eine
einzelne Knospe von der Seite und in Fig. 17 von vorne, wovon wir un-
ter Fig. 18 eine Yergrösserung geben.
Knaspenbilder. 331
Wenn wir die äussere Hfllle wegnehmen, so finden wir in den mei-
sten FflUen die Anlagen zu zwei jungen Knospen, die rechts und links an
der Hauplknospe auftreten (Fig. 19)«
Sind dieses die Stipularzweige oder Stipularknospen, gegen welche
die Gebrüder Bravais in ihrem Werke (MSm.sur la disp.giom.des feuilles
et des inflor. p.l55J eine Verwahrung einlegen? Es heisst an dieser Stelle:
,,La grande raretä des howrgeona süpulaires prescrit^ ce nous semble^ de
chercher ä expÜquer diffiremment leur orgine^ avant de doter les stiptdes d^une
proprium dant la nägation a sent jusquHd ä les disHnguer des waies feuilles.
Lindley {Introd. of Bat. pag.99) hält die äusseren HflUen für Ne-
benblättchen, und, den Nebenblättchen die Eigenheiten der Hauptblätler
zuwendend, führt er das Vorkommen dieser eben erwähnten Knospen als
Beweis für seine Ansichten an: Because there are cases in tcktöh buds
devehpe in their axilla^ as in SaUx.
Wir betrachten diese Knospen als solche, die in den Winkein der
Blätter entstanden sind, indem wir die äussere Hülle der Knospen, wie
schon erwähnt, als aus zwei mit einander verbundenen Blättern bestehend
ansehen. Wir finden gerade im Verkommen dieser zwei Knospen einen
Beweis für diese unsere Annahme«
In Fig. 19, 27, 28 und 39 finden wir diese zwei Knospen, die wir
hier überall mit g bezeichnet haben.
Wir haben im Verlaufe unserer Arbeit schon mehreremale die Beob-
achtung machen können, dass m^eistens die Knospen mit zwei seitlich rechts
und links stehenden Blättchen beginnen, es mag nun später was immer für
eine Stellung der Blatttheile sich vorfinden. Nach den zwei ersten Blätt-
chen fanden wir meistens im dritten Blatte das, welches die der Pflanze
eigenthümliche Stellung einleitete, oder sich vielmehr so stellte, dass von
ihm zum nächstfolgenden kein grösserer Weg war, als von diesem letzte-
ren zu dem nunmehr kommenden.
Dieses ist bei Salix nicht der Fall, denn die nach den ersten zwei
Blättchen, welche die geschlossene Hülle bilden, folgenden Blätter, die
332 A. Henry,
gleich die ausgebildete Blattbeschaffenheit zeigen, stehen auch nach rechts
und links, und erst mit dem fflnflen Blatte beginnt die spirale Stellung der
Blätter. Die Figuren 30, 31 und 34 zeigen uns dieses Verhalten der
Knospen.
Aehnliches fanden wir ja schon bei Paputus.
Mit diesem fünften Blatte wird nun eine % oder X , am häufigsten
jedoch eine % Stellung eingeleitet.
Es kommt jedoch auch nicht selten vor, dass Blatt 5 ganz gerade
nach vorne zu stehen kommt und Blatt 6 dem Blatte 5 genau gegenüber-
stehend auftritt. In gleichem Verhalten finden wir Blatt 7 und 8, jedoch
sich kreuzend mit 5 und 6, wie diese sich mit 3 und 4 kreuzten.
Alsdann ist eine Kreuzstellung der Blätter eingeleitet, die bald con-
stant sich fortführt oder sich später in eine Spiralstellung auflöst.
Bei Salix purpurea ist die -Kreuzstellung der Blätter die allgemein
vorkommende, jedoch ist auch hier ein Auflösen dieser Stellung in eine
Spirale nicht selten.
In den Figuren 35 und 36, ein Zweigstttck vergrössert, haben wir
Zweige mit Knospen von Salix purpurea dargestellt, an welchen die
Va ('/4) Stellung verbleibend ist, wie uns die Projection einer Knospe
(Fig. 41) deutlich zeigt.
In Fig. 38, 39, 40 haben wir die Entwickelung von zwei gegen-
überstehenden Knospen derselben Spzcies dargestellt.
In Flg. 37 sehen wir jedoch einen Zweig von derselben Weidenart,
an welchem ein Uebergang aus !4 (Va) in eine spiralige Stellung stattfindet,
welches wir in Fig. 42, der Projection eines Zweiges mit Knospen, noch
deutlicher erkennen können.
Schimper in seiner gehaltvollen, schon oft herangezogenen Ab-
handlung über Sifmphytum Zeyheri^ giebt das Auflösen der Blat^>aa^e von
Salix purpurea auf folgende Weise:
Kno9penbilder. 3S3
r
a c ß ß c a
b*
Wir finden die Auflösung fast immer so ausgebildet :
b'
d*
a' c* e* e* c* a*
Nur einige Mal fanden wir dieselbe auf diese Art:
b*
d*
r
r
d'
b'
Herrn Schimper's Beobachtungen sind gewiss genau; für die
Richtigkeit der unsrigen können wir einstehen, und es ist demnach
daraus zu entnehmen, dass hier kein bestimmtes Gesetz vorwaltet.
Die eben erwähnten, nach der äusseren Hülle folgenden Blättchein
sind meistens mit zarten Haaren besetzt; sie legen sich auf den ganz aus
Blattern gebildeten Kern, denn von den Nebenblättchen ist in der Knospe
kaum eine Spur zu finden und ihre Entwickelung scheint erst später ein-
zutreten.
In den Figuren 20 bis 24 haben wir immer einzelne Blätter wegge-
nommen, um so einen Ueberblick des Innern der Knospe zu geben.
Fig. 29 ist ein Zweig mit Knospen von SaUx «tylosa eUiptica^ wovon
wir unter Fig. 25 eine einzelne Knospe vergrOssert geben, so wie unter
Ffg. 27, ebenfalls vet>grÖssert, den Astanfang.
334 A. Henry,
Fig. 30 ist die Projection vom Zweige Fig. 29.
Die Fig. 28 ist ein Astanfang von Salix stylosa^ und Fig. 31 auch
ein Astanfang von Salix Silesiaca^ vergrössert.
Fig. 32 giebt uns einen Zweig mit Knospen von Salix cinerea^
Fig. 33 eine einzelne Knospe vergrössert, und Fig. 34 die Projection eines
solchen Knospenzweiges.
Wenn wir nunmehr unsere Beobachtungen kurz zusammenfassen, so
erhalten wir Folgendes •/
Die Knospe bei Salix besteht aus einer sich vollkommen abschlies-
senden Hülle, welche aus zwei verwachsenen Blättchen entstanden ist.
Der Stand dieser Blättchen ist rechts und links an der Knospe, wie uns
die unter der Httlle vorkommenden Knospen zeigen, die wir als in den
Winkeln der Blätter entstanden betrachten. Nach der Hülle und diesen
Knospen treffen wir zwei Blättchen an, die ebenfalls rechts und links, wie
die Blättchen der Hülle, stehen ; das fünfte Blatt also steht nach vorne und
beginnt die spirale Stellung der Blätter, wie bei Salix stylosa elUptica
(Fig.30 u. 31) und Salix cinerea (Fig. 32 u. 34), oder die "/^ {'/,) Stel-
lung, wie bei Salix purpurea (Fig. 35, 36 u. 41), welche später wieder
in die spirale übergehen kann (Fig. 37 u. 42).
Die nach der Hülle folgenden Blättchen haben ganz die Blattbeschaf-
fenheit; sie sind klein und legen sich um den Knospenkern herum (Fig. 24);
später, in der Entwickelung fortgeschritten, legen sie sich dem Kerne
derselben auf (Fig. 20 u. 21).
Ainus gluUnoMa.
Die Bildung einer knospenartigen Abschliessung des Zweigendes
wird einfach dadurch hervorgebracht, dass die das Blatt umfassenden Ne-
benblätter sich vom Stamme nicht trennen and deii sor späteren Entwik-
kelung bestimmten Endtheil umhüllen.
Von dem knospenartigen Ende (Fig. 1) entfernten wir die deckenden
Nebenblättchen, um das umhüllte Blatt zu zeigen (Fig. 2).
\'l.
r/i»
Knospenbilder. 335
Dieses Blatt nebst den NebenbHittchen des folgenden Blattes wurde
in Fig. 3 weggenommen, um das nunmehr folgende Blatt zur Ansicht zu
bringen.
So haben wir in den Figuren 2-7 stets ein Blatt und die folgenden
'- Nebenblättchen entfernt, um die ganze Bildung eines knospenartigen
Zweigendes bis zum inneren Kerne zu zeigen.
- Die äussere Hülle der Knospen wird von zwei Nebenblättchen ge-
bildet, welche einem Blatte angehören, das nach dem Stamme zu steht
N'.^ (Fig. 8). Die Blätter in der Knospe sowohl, als auch in dem knospenar-
^^'^ tigen Ende des Zweiges, sind ihren Hauptnerven folgend gefaltet und
^^k legen sich, mit ihren Seitentheilen aufeinanderliegend, über den Knospen-
hr kern (Fig. 9).
^ Die Darstellungen Fig. 10-13 zeigen uns die Bildung einer Knospe,
5, r indem wir auch hier, wie wir dieses bei dem knospenartigen Ende vorge-
ifL? nommen haben, stets ein Blatt und Nebenblatt entfernten, so weit das
';; Erkennen der Theile bei einer einfachen Vergrösserung möglich war;
V. Fig. 13 ist bedeutend yergrössert
>% Wenn wir auf die Stellung der Theile zurückgehen, so finden wir,
dass die Blätter eine V^ Stellung einnehmen, welche Ansicht durch die
1^. dreieckige Form des Stengeiis noch unterstützt wird (Fig. 14).
)} Die ^3 Stellung der Blätter, in der Knospe beginnend, mit einem dem
n. Stamme zustehenden Blatte, hat eine Wendung der Spirale, die der am
Stamme gegenläufig ist.
Der Durchschnitt einer Knospe (Fig. 15) zeigt uns die Dreiseitigkeit
der Knospe, und die Projection (Fig. 16) das Verhalten der Knospe zur
^ Achse, von welcher wir hier die Projection als knospenartige Abschlies-
sung geben. Die Knospen entwickeln später ein kleines Stielchen, auf
welchem sie sich erheben (Fig. 14).
Wir wollen nunmehr einige Knospenbildungen kennen lernen, wel-
che sieh an solchen Pflanzen vorfinden, deren Blätter, mit Nebenblättchen
336 A. Henry,
versehen, eine % Stellung einnehmen und ihre schützende Knospenhülle
aus den Nebenblättchen herleiten.
Das einfachere Yerhäitniss dieser Art von Knospen wird dann sich
vorfinden, wenn die Nebenblättchen eines Blattes in der Knospe stets alle
nachfolgenden Theile vollständig umhüllen, so dass die Blätter und die
Nebenblätter zu einander in keine weitere Beziehung gelangen, als nur
insoweit ihre Stellung es mit sich bringt.
Vicus Carica.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges wird durch die Ne-
benblättchen des letzten entwickelten Blattes bewirkt, welche Nebenblätt-
chen sich um die später zu entwickelnden Theile herumlegen und sie
schützend umfassen (Fig. 1, fa ist die Narbe des letzten Blattes, a zeigt die
zu demselben gehörenden Nebenblätter). Wenn man diese Nebenblättchen
entfernt, so findet man das folgende Blatt (Fig. 2 6), welches sich auf die
zu ihm gehörenden Nebenblättchen legt. Diese 2 Nebenblättchen umfas-
sen die nachfolgenden Theile, so dass, wenn man Blatt b und das erste
Nebenblättchen b^ abgelöst hat, Nebenblatt b^ fast noch vollständig ein-
hüllend erscheint (Fig. 3). Wird nun dieses entfernt, so trifft man Blatt c
(Fig. 4), welches sich mit seinen Nebenblättchen zu d^i kommenden Thei-
len verhält, wie die vorhergehenden sich zu ihm selbst veiiiielten, ebenso
Fig. 5 und 6.
Fig. 7 zeigt uns das folgende Blatt, 8 u.9 die umhüllenden Nebenblätt-
chen, unter welchen Blatt 10 bedeckt liegt. Fig. 11 u. 12 sindVeigrösse-
rungen der nunmehr folgenden, mit blossem Auge nicht mehr sichtbaren
Blättchen mit ihren Nebenblättchen, welche wir von Fig. 12 in Fig. 13
noch als Hülle und in Fig. 14 auseinandergelegt darstellen, um das von
ihnen umschlossene, erkennbare Blättchen nebst Nebenblättchen (Fig. 15)
zu zeigen.
Die Blätter, deren Entwickelang wir in den Figg.l5, 12, 11, 10, 7,
4 und 2 verfolgen können, legen sich mit ihrer Innenseite auf den Kern.
KnaspenbUder. 337
In Fig. 16, der Projection des Zweigendes, können wir das Verhalten
der Blätter, so wie der Nebenblätter, in Rflcksicht ihrer Stellung erkennen.
Wir finden, dass die Deckung der Nebenblättchen dem kurzen Wege der
% Spirale folgt. Die Knospen zeigen ein äusseres (erstes) Blättchen, die
nachkommenden Theile fast ganz umhüllend; dem ersten gegenüber steht
das zweite, ebenfalls umfassend; diesem gegenüber das dritte u. s. w.
(Fig. 17 in nat. Grösse, Fig. 18 u. 19 vergr.). Diese 3-5 ersten Hüllen,
auf welche sich die AnfiSnge der Blätter auflegen (Fig. 20 u. 21 vergr.),
sind gebildet ans den zusammengewachsenen Nebenblättchen. Die eigent-
lichen Blätter legen sich auf diese mit einander verbundenen Nebenblätt-
chen. Erst mit dem fünften oder sechsten Blatte werden die Nebenblätt-
chen frei.
In Hinsicht der Stellungsverhältnisse ist zu bemerken, dass die ersten
2-6 Blätter abwechselnd einander gegenüberstehen und dann erst die
% Stellung sich einstellt.
IltferetM peduncuiata.
Die knospenartige Abschliessung des Zweiges erfolgt, indem die
Ausbildung der Blätter am Ende des Zweiges zurücktritt und die der Ne-
benblättchen ungestört fortgeht, sogar stärker erscheint, da die Blätter sich
nach oben dichter zusammendrängen und die Nebenblättchen, die an den
Blättern lang und schmal sind, nunmehr breiter werden und zugleich mehr
Consistenz annehmen.
Bei Quercus Cerris ist dieses Verhältniss klarer ausgesprochen, eben
so bei Quercus Itwimata.
Bei Quercus peduncuiata wird dieses nicht so auffallend, da hier der
Uebergang stärker ist, schon dadurch bedingt, weil sich Knospen in den
letztauflretenden Blattwinkeln vollkommen ausbilden und das knospenartige
Zweigende dicht umstehen.
Fig. 1 eine eben beginnende Zweigabschliessung, Fig. 3 a eine
vollendete.
VohXXIl. P.L 43
338 A. Henry,
Die zwei ersten Deckblättchen der Knospen stehen rechts und links
an der Knospe (Fig. 2 aa, Fig.8 aa), und scheinen aus dem mit den Ne-
benblättern verwachsenen Blättchen entstanden.
Die deckende Hfllle der Knospe wird von den Nebenblättchen gebil-
det, welche sich hier bedeutend grösser und breiter als an den Blättern
zeigen. Sie sind pergamentartig, an den Seiten mit herabstehenden
Haaren besetzt und werden immer zarter von Structur und schmäler in der
Form, je mehr sie dem Innern der Knospe zu auftreten (Fig. 5). Man
findet 8-12 Nebenblattpaare in der Knospe, ehe man ein zu denselben
gehörendes Blatt antrifft. Die Blättchen sind sehr klein, werden dem
Innern der Knospe zu etwas grösser und nehmen alsdann wieder an Grösse
ab. Die zuerst auftretenden legen sich flach auf den Kern der Knospe;
die tiefer in der Knospe befindlichen biegen ihre Ränder nach Innen, bis
ihre Seiten endlich auf einander zu liegen kommen ; Fig. 6 ist eine Reihe
dieser Blattformen, und Fig. 7 ist ein Durchschnitt eines vollkommen zu-
sammengelegten Blattes.
Die Form der ausgebildeten Knospe ist conisch; sie zeigt 5 erhabene
Kanten, welche den Mitteltheilen der Nebenblältchen entsprechen; in den
zwischen den Kanten liegenden Flächen befinden sich die Blätter (Fig. 4,
Fig. 8). Die nach den 2 ersten Deckschuppen folgenden 2 Deckschup-
pen (2 Nebenblättchen ohne Blatt) stehen nach Aussen dem Mutterblatte
zu. Das erste Nebenblättchen deckt sein zweites. Dieses zweite Neben-
blättchen des ersten Blattes legt sich deckend über das erste Nebenblätt-
ehen des zweiten Blattes ; dieses erste des zweiten Blattes liegt über Ne-
benblättchen 2 des zweiten Blattes, und in dieser Weise geht die Deckung,
dem kurzen Wege der Spirale folgend, immer fort (Fig. 8).
Wenn Blätter auftreten, die sich in der oben erwähnten Art zusam-
menlegen, so ist die Richtung dieser Blätter ebenfalls dem kurzen Wege
der Spirale folgend.
Die Spirale der Blattstellung in den Knospen zeigt eine, der Rich-
tung der Spirale an der Hauptachse entgegengesetzte Richtung.
Knospenbilder. 339
Vnn
QßMTCUM Cerris
(Fig. 9- 13) haben wir einige Figuren gegeben, so wie auch von
Qnercus Uwtniata,
(Fig. 14-18), deren Deutung sich klar macht ohne besondere Erklärung.
Wir fügten sie an, um die Ausbildung der Nebenblättchen und das Zu-
rücktreten der eigentlichen Blattbildung zu zeigen.
Wir finden an manchen Pflanzen stark ausgebildete Nebenblättchen,
welche trotz ihrer bedeutenden Grösse weder an der knospenartigen Ab-
Schliessung der Zweige, noch an den Knospen dazu verwandt werden,
eine eigentliche Hülle zu bilden. Obgleich diese Knospenbildung, ver-
möge dieser ihrer Eigenthümlichkeit, nun wohl nicht zu den nebenblatt-
deckigen Knospen zu rechnen sein möchte, so glaubten wir dennoch in
unserer versuchten übersichtlichen Darstellung ihr eine Stelle einräumen
zu dürfen. Es sind solche Knospen eigentliche offene Knospen, gemmae
a/pertae^ und würden auf unserer Taf. XXVII. eine Stelle gefunden haben.
Wir glaubten jedoch, bei der starken Ausbildung der Nebenblätter, sie hier
am Schlüsse unserer Darstellungen anreihen zu müssen.
AMtrapaea WFattichÜ.
Am Ende der Zweige dcängen sich Blätter und Nebenblättchen zu-
sammen und decken auf diese Weise die Jüngern, dem Innern zu stehen-
den Theile (Fig. 1). Diese Deckung, dieser Schutz der inneren Theile
wird nur allein durch die Stellung der Theile hervorgebracht; keine an-
dere Veränderung an denselben sucht solchem Bestreben nachzuhelfen.
Die Nebenblätter sind, vermöge ihrer Stellung und durch ihre Grösse zum
Schutze, besonders der Knospen, befähigt, da sie sich um die sich bildende
Knospe vollkommen herum legen (Fig. 2).
Wir haben in den Figuren 3-7 die Bildungsweise des Zweigendes
deutlich darzulegen versucht, indem wir, immer mehr nach dem Centrum
vordringend, die verschiedenen Entwickelungsstufen darlegten. Ein
340 A. Henry,
anhaltendes Vorherrschen der Nebenblattbildung, im Vergleich zur eigent-
lichen Blattbildung, ist stets bemerkbar.
Auf eine eigenthttmÜche Biidungsweise der Nebenblättchen ist hier
noch aufmerksam zu machen ; es ist nSmlich ein NebenblSttchen stets be-
deutend stärker entwickelt, als das zweite, welches zu diesem gehört, und
nur im ersten Auftreten und in der vollendeten Ausbildung ist eine voll-
kommene Gleichheit der Nebenblätter vorhanden (Fig. 7, Fig. 1).
In Fig. 8 haben wir die Projection eines Zweigendes gegeben, da
uns keine ausgebildete Knospe zu Gebote stand. Fig. 9 ist der Längs-
durchschnitt eines Zweigendes in nat. Grösse. Fig. 10 vergrössert.
Die Knospen, bedeckt von den Nebenblättern des Mutterblattes, bil-
den zuerst zwei Blättchen, rechts und links stehend, an welchen ebenfalls
eine Ungleichheit in der Grösse bemerkbar ist (Fig. 11, Fig. 12 weitere
Entwickelung). Von diesen zwei Blättchen umgeben, bilden sich die
nachfolgenden Theile weiter aus (Fig. 13, Durchschnitt einer Knospe).
Schloseliemerkiuigr«
\
Indem wir unseren Versuch einer Uebersicht der Knospen in beson-
derer Berücksichtigung der Entstehung der schützenden Decke und der :
Stellung der Theile überblicken, erkennen wir die Mangelhaftigkeit des- |
selben, die Lücken, die sich zeigen, nur zu gut. Wir hoffen jedoch, dass j
das mit Treue und Wahrheitsliebe Gegebene nicht ganz werthlos sein wird, J
und dass es immer einen Anhalt geben kann, an welchen sich Berichtigen-
des, Ergänzendes und Vervollständigendes anreihen und anlegen kann.
Sollten unsere sonstigen Beschäftigungen es uns erlauben, so wer- |
den wir dieses, wo es uns nöthig erscheinen wird, versuchen und so durch
künftige Arbeiten auf diesem Gebiete das Verständniss der Knospenbil- I
düng weiter fördern helfen. i
^
KnoBpenbüder. 341
Blattweiser,
die auf Tafel 16 — 32 enllialteDen Pflanzenarfen anzeigend.
Taf. XVI. Mesembryanthemum scalpraium^ M. Uaguaefortnej M. pmUdatum^
M. fragrans^ M. erudalum. Rochea fahata. CroMula dUata^ Cr. (Gkbtdea)
olwaUata.
Taf. XVn. MetembryanOienmm foUomtm. VUcmn aUmn. Ephedra dista*
ckga. Hippaphae ecmademis. Ligustrum i>ulgare. Acer taiaricum^ A. campe'-
$tre^ A. Btriatum. Lanicera Peridmenum^ L. nigra.
Taf. XYin. Syringa fndgarU. Crasmla laclea. Sakia of/icinaUs. Ras-
marmus ofßdnaUs. Correa aXba^ C. spedosa. Eeornftnus laUfoUus. Camus
mascula. Goldfmda ensifoUa (anisophyüa). Justida (AdhatodaJ orehiaides.
Taf. XIX. Alragene alpma. JwUperus communis. Meküeuca propmqua.
Beaufartia sparsa. CalUMs arüculata. Algxia Richardsonia. Casuarina tor-
tuosa. RusseUa hmcea.
Taf. XX. OAera integrifoUa. Hedera Helix. Aristohchia Sipho. Car-
michaälia australis. Visnea Mocanera. Camdlia Japanica.^ Royena ludda.
Taf. XXI. Vacdnium MyrtiüuSj V. fuscalum. nyllanthus angusUfoUus.
SparHum scaparium. JasnUnum fruticans. Arbutus mucronata. SaUsburia adian-
tifoUa. Koelreutera paniculata. Diospyros drgmiana. Azalea pontica. Daphne
Mezereum.
Taf. XXn. Kalmia latifoUa. Laurus nobiUs. Rhododendron ponticmn.
Metrosideros. Rex AquifoUum. Hakea gibbosa. Picea alba. Larix europaea.
Taf. XXIII. Pinus. Juglans regia. Aesculus rubra^ Ae. Hippocastanum.
Ribes gradle. ClemaHs crispa. AraUa umhracuUfera. Cistus albidus.
Taf. XXIY. Zygopkyüum sessilifoUum, Z. Fabago. Gardenia florida. Ron^
ddeüa racemosa. Webera corymhosa. Burd^ellia capensis. Ixora. Coffea
arabica. HiJUa hngiflora. CaUicoma serratifotia. Elaeocarpus serraUfoUa.
Humubis Lupuius. Cunonia.
342 A. Henry, Knospenbilder.
Taf. XXV. Chhranlhus elatior. Vihurmm Opubis. Staphylea pmnata.
Rhamnus catharticus. Brausonetia papyrifera. PkyUis nobla. CaUhtackjfs re-
tusa, C. lanceolata.
Taf. XXVI. HaUia imbricata. CissHs hederacea. BapUria nepalensis.
Rtmex alismaefolius. PlcUanm orientaUs. MagnoUa UnU^eUa et tripetala.
Taf. XXVII. Liriodendron tuUpifera. Vüis tinifera. CaraniUa vatia.
Hibiscus HUaceus. Amida Zygomeris. Rulingia pannosa. Hamamelis f>irgimana.
Taf. XXVin. CeUis ToumeforÜi. Morus scabra. Ulmus campestrtB. Be-
bila alba. Castanea eesea. Prunus Laurocerasus. Canfhts AeeUana.
Taf. XXIX. TiUaglabra. Fagus syhaUca. Carpkms Betulus.
Taf. XXX. Coccoloba uvifera^ C excoriata. MeUanthus maior. Rosa
cenUfolia. Ailanfhus glandulosa. Prunus avium. Cerasus persicifoUa. Amygda-
lus nana. Amelanchier ovalis. Cydania vulgaris. Pgrus malusy P. intermedia.
Taf. XXXI. Papulus itaUea, P. dngulata. SaUx triandroj S. arnggdaUna,
S. amygdatina concolor^ S. styhsa, S. stylosa eWpticaj S. Silesiaea^ S. dnerec^
S. purpurea.
Taf. XXXII. Ainus gbUinosa. Ficus Carica. Quercus pedunddata^ Q. lad-^
niatay Q. Cerris. Astrapaea Wallichii.
S. 175 Z. 6 statt Jtf. seaipatrum lese jlf. tciüßrutum
178 24 statt A%nlea nmbrncuHfera lese ArtUU umhracuHfera
181 . 8 V. Q. statt Amicia Zygwnerü lese A, Zygomerit
'256 18 statt Jtitminum fruticosum lese J. fruticans^ ebenso auf Tafel XXI.
roiwr.r.t.
'Dth.m.
^""^J/Ai
(jQ^itm
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Yoimr.i
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fe^^i'r'^
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MllÖ.fr?
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Hitt/lftlfi * Itiplfllt'S
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Cinifjjiiri
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Vumwr.i.
TrlbJJV
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1^ \ r\. f^ '<^ /r\ ^ ^ liiiodnidron Mipifcruin . /v /\
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C litis ToiiTiKÜrHi.
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VoLun.r.i.
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DIE KNOCHENRESTE
EINES
n Dm PAPIEBKOHU DIS SnBDiüBBIRGBS
ICTGEFCNDENM lOSCHUSTHIERES,
BESCHRIEBEN VON
Dr. dOLDFUSS,
Dir. d. A. d. N.
HIT ZWEI LITHOGRAPHISCHEN TAFELN.
BEI DER AKADEMIE SINOEGANGEN DEN 8. DECEMBER 1845.
Hie Papierkohle der Grube Krautgarten bei Rott im Siebenge-
birge lieferte seit einigen Jahren mehrere Knochenstücke von Reptilien
und SSugethieren, welche durch die sorgfaltige Beachtung des Herrn
Obergeschwomen Böhner gesammelt und durch die Liberalität der Gru-
benbesitzer, der Herren Gebrüder Rodius, dem hiesigen Museum zuge-
wendet wurden.
Leider sind die Einschlüsse dieser Kohlen einer so schnellen Zerstö-
rung unterworfen und überdies so sehr zersplittert und zerdrückt, dass
nur wenige erhalten und näher untersucht werden konnten. Es gelang
indess, ein Kohlenstück vor der Zersplitterung zu bewahren, welches bei
der Spaltung in zwei Tafeln die Skeletreste eines kleinen Wieder-
käuers erkennen liess. Die grössere Platte (Tafel XXXIH.) ist 14'^ lang
und 9^^ breit. Sie enthält den Kopf, das Rückgrath, die Rippen, Schul-
terblätter und Oberarme, das Becken und die Oberschenkel des Thieres.
Auf der kleineren Gegenplatte (Tafel XXXIY.) sind nur die entgegenge-
setzten Theile des zerspaltenen Schädels, des Halses und der Schulter-
blätter vorhanden. Die Spaltung, des Kopfes geht nicht genau nach der
Mittellinie, so dass auf der kleinen Platte noch die Pfeilnaht (a) 3 Linien
innerhalb der Umgrenzung verläuft. Deshalb hat der Umriss des Schädels
auf dieser Platte eine grössere und auf der entgegengesetzten eine gerin-^
gere Wölbung der Stirn, als bei einer regelmässigen Spaltung in zwei
gleiche Theile. Beide Hälften zeigen nicht die äussere, sondern die in-
nere Fläche der zusammengedrückten Schädel- und Nasenhöhlengewölbe,
und deshalb sind auch weder Augenhöhlen noch Jochbogen zu sehen ; die
VoLXXIL P.L 44
346 Goldfuss,
Umgrenzung der Gehirnhöhle (h) ist an mehreren Stellen zu erkennen,
namenth'ch am Siebbeine, von dessen Riechblättern auf der grössern Tafel
noch Reste (c) vorhanden sind. Auf der kleinern Platte ist noch ein
Stück des Pflugschaarbeins (d) ttbrig geblieben, und auf der entgegenge-
setzten liegen Splitter der Muschelbeine (e). Auf jener erkennt man auch
das Felsenbein (f) mit der Innern Gehöröffhung. Der Oberkiefer ist zer-
splittert und von seinem Gebisse sind nur ein vorderer Backenzahn und
einige andere Zahnsplitter erhalten. Die breiten Nasenbeine (g) liegen
auf der kleinen Platte nebeneinander, so, dass der Nasenausschnitt auf der
grossen Platte nicht bemerklich werden konnte. Auf dieser ist dagegen
der Zwischenkiefer (h) erhalten und mit seinem daneben liegenden Gau-
mentheile herabgebogen. Auf diesem macht sich, 3^^^ hinter der Spitze,
ein kleiner, kegelförmiger Eindruck (i) bemerklich, in welchem ein glän-
zender Knochensplitter liegt, so dass dadurch offenbar die Gegenwart eines
kleinen Eckzahns angedeutet wird. Die beiden Unterkieferhälften sind
verschoben und zeigen beide ihre innere Seite. Die rechte (k) liegt wei-
ter rückwärts. Auf der grössern Platte ist nur der Eindruck ihres hinte-
ren Endes und der äussern Oberfläche ihrer Schneidezähne zu sehen. Auf
der kleinen Platte findet sich der mittlere und hintere Theil des Knochens
mit einer Reihe von Backenzähnen. Nur der vordere, hier liegende Bak-
kenzahn gehört nicht zu ihr. Die linke Kieferhälfte (l) ist, weiter vor-
wärts geschoben, auf der grossen Platte zu sehen und enthält drei Backen-
und vier Schneidezähne. Ihr abgebrochener unterer Rand und der zweite
Backenzahn sind auf der kleinen Platte hängen geblieben.
Auf beiden Platten sind die Ueberresle von 7 zerspaltenen Halswir-
beln, 12 Rippen- und 6 Lendenwirbeln zu erkennen. Die 13 Rippen
der rechten Seite liegen ziemlich regelmässig in ihrer Reihenfolge noch
an ihren Wirbeln. Die der Unken Seite dagegen sind theils zwischen die
erstem bineingedrttckt, theils zerstreuet. Sieben Rückenwirbel hängen
noch zusammen, die fttnf unteren sind abgetrennt und die beiden letzten,
wie die Lendenwirbel, herumgedreht, so dass ihre Dornfortsätze nach
über ein fossiles MoschusiMer. 347
nnten liegen. Die beiden übereinander geschobenen Schulterblfitter las-
sen sich deutlich erkennen. Von dem Becken findet sich die eine Hälfte,
nämlich ein von dem Schaam- und Sitzbein getrenntes Hüftbein, zwischen
welchen Stücken ein Lendenwirbel zu liegen scheint. Der Sitzbeinknorren
ist abgebrochen. Drei Schwanzwirbel sieht man am hintern Rande der
Platte.
Das Brustbein ist verloren gegangen und von den Extremitfiten sind
nur die Knochen des Oberarmes und des Oberschenkels bis zu ihren un-
tern Gelenken vorhanden.
Bei der Vergleichung unserer Knochenreste mit dem Skelete eines
jungen Rehes von gleicher Grösse finden sich folgende Unterschiede.
Der SchädeK welcher ungeföhr dieselben Dimensionen hat, erhebt sich an
der Stirne weniger, sondern bildet von der Nasenspitze an einen flacheren
Bogen. Der Unterkiefer hat einen viel kurzem Kronenfortsatz, und bei
fast gleicher Länge viel kleinere Backenzähne. Die Halswirbel sind eben
so lang, aber etwas dicker, und der Hals unseres Thierchens war also
eben so lang, aber etwas stärker. Auch der Brustkasten hat bei beiden
Skeleten eine gleiche Länge, aber die Dornfortsätze des fossilen sind fast
doppelt länger und breiter. Die Lendenwirbel haben eine grössere Länge
und Breite und ihre Domfortsätze sind höher und um % breiter. Sehr in
die Augen fallend ist die überwiegende Breite der Rippen, welche auch
etwas länger zu sein scheinen. Das Schulterblatt hat dagegen, bei glei-
cher Gestalt und Breite, eine geringere Länge. Die Beckenknochen sind
länger und breiter, und der Oberarm und Oberschenkel stärker. Es hatte
also unser Thierchen ungeföhr die Grösse eines vier Wochen alten Rehes,
aber einen stärkern und mehr gedrangenen Knochenbau und stärkere,
vielleicht etwas kürzere Extremitäten.
Mit dem Skelete des Moschus Napu verglichen, scheint das fossile
eine fast gleiche Grösse gehabt zu haben, aber sein Schädel ist nicht so
schlank, sondern kürzer und mehr gewölbt; seine Wirbel sind stärker, die
Rippen fast % kürzer und doppelt breiter, die Schulterblätter und Becken-
348 Goldfuss,
knochen kürzer und die Oberschenkel länger. Es war also stärker, höher
gestellt und weniger schlank als dieses.
Die BeschafTenheit der Zähne giebt zu erkennen, dass das Thierchen
noch jung war, seine Zähne noch nicht gewechselt und ihre Zahl vervoll-
ständiget hatte, da der dritte des Unterkiefers noch drei Doppelmonde zeigt
und die beiden hintersten noch nicht hervorgetreten sind. Die beiden
vordem Backenzähne des Unterkiefers (Taf. XXXIV. Fig. 2. a, 6, in ver-
doppelter Grösse, von der Innern Seite und von oben) sind zweiwurzelig,
zusammengedrackt und haben eine scharfe Schneide, welche in drei pyra-
midale Spitzen getheilt ist. Die mittlere Spitze ist breiter und doppelt
höher als die seitlichen, und die hintere etwas höher als die vordere. Ihre
äussere Fläche steigt fast senkrecht, die innere aber schräg empor. Der
zweite dieser Zähne (b) ist etwas grösser und unterscheidet sich durch
eine kleine Spitze auf der halben Höhe des scharfen Randes zwischen der
zweiten und dritten Pyramide. Der dritte Zahn (c)^ der längste der gan-
zen Reihe, hat drei Wurzeln und theilt sich in drei Doppelpyramiden von
gleichen Dimensionen, welche bei dem Abkauen drei doppelte Halbmonde
gebildet haben würden. Die äusseren dieser Pyramiden sind aussen con-
vex und innen concav, die inneren aber auf beiden Seiten gleichförmig
convex, so dass also jede dieser letzteren eine vierseitige Pyramide mit
zwei scharfen Seitenkanten und zwei abgerundeten Rückenkanten bildet.
Die scharfen Kronenkanten des vordem Paares vereinigen sich und bilden
am vordem Ende einen scharfen Rand; ebenso die hintern des hintern
Paares. Die Kronenkanten des mittlem Paares aber vereinigen sich nicht.
Am hintern Rande der innern, mittlem und der hintern Pyramide macht
sich eine kleine Nebenspitze bemerklich, welche bei der letztem etwas
tiefer steht. Nach hinten nimmt dieser Zahn an Dicke zu. Der vierte
Zahn (d^ d von aussen) ist kürzer, aber dicker als der vorhergehende und
hat zwei -Wurzeln und zwei Paar Pyramiden, deren Seitenränder sich bei
jedem Paare hinten und vorn vereinigen. Die beiden vordem Pyramiden
zeigen am vordem Rande ihrer Basis innen und aussen eine kleine, schräg
iiber ein fossiles Moschusthier. 349 ^
liegende Wulst, und im Thale, zwischen ihnen und den hintern Pyramiden,
erhebt sich an der äussern Seite (d.) eine kleine Zwischenpyramide. An
der Innern Seite macht sich am hintern Rande der vordem Pyramide ein
Seitenzähnchen bemerklich, welches tiefer liegt als bei dem dritten Zahne.
Der (Taf. XXXIV. Fig. 1) umgekehrt liegende, vorderste Backenzahn
des Oberkiefers, welcher allein erhalten blieb, ist Fig. 2. e in seiner rich-
tigen Stellung gezeichnet. Er gleichet dem zweiten des Unterkiefers, ist
an der innern Seite flach convex und hat, wie jener, ein Seitenzähnchen
hinter seiner mittlem Spitze«
Die kleine Zwischenpyramide im Thale der äussern Seite des vierten
Backenzahns und die Gegenwart kleiner Eckzähne im Oberkiefer sind ein
Fingerzeig zur Bestimmung der Gattung, welcher das beschriebene Skelet
angehört. Beide finden sich nämlich weder bei den Rindern, noch bei
den Ziegen und Antilopen, sondern nur bei den Hirschen und Mbschus-
thieren. Die drei erstem Gattungen haben überdies an der innern Seite
an jedem untern Backenzahne vorne und hinten eine Randleiste, welche
bei dem fossilen Thiere nicht vorhanden ist; auch sind dessen Schneide-*
Zähne jenen der beiden letzteren Gattungen vollkommen ähnlich. Da
unser Skelet einem jungen und vielleicht auch einem weiblichen Thiere
angehört, so kann der Mangel der Geweihfortsätze kein unterscheidendes
Merkmal sein, wogegen der Zahnbau der Hirsche ein solches gewährt.
Bei den Unterkieferzähnen dieser Gattung ist nämlich die innere Fläche
der Halbmonde etwas flach gedrückt und der vordere Halbmond hat auch
an seinem hinlern Rande eine Leiste, welche über den Vorderrand des
hintern Haldmondes etwas übergreift, so dass jeder folgende Zahn und
jeder Halbmond hinter der übergreifenden Leiste seines Vorgängers ein-
gerückt erscheint. Dies zeigt sich weder bei dem fossilen Skelete, noch
bei den lebenden Moschusthieren, und ersteres schliesst sich daher den
letztern an.
Bei Moschus moschiferus finden sich die kleinen Zwischenpyramiden
in den äussern Thälern der hintern Backenzähne. An der innern Seite
350 Goldfuss,
sind die Halbmonde convex, wie bei dem fossilen Thierchen, und Dar am
vordem Rande des fünften und sechsten sieht man eine, hinter der Con*
yexität zurückstehende, Randleiste.
Bei dem Schädel eines erwachsenen Thieres hat in unserer Samm-
lung der hinterste Backenzahn hinter seinen zwei doppelten Halbmonden
noch einen einfachen, und die Spitzen der beiden vordem Zähne sind weit
abgekauet. Fr. Cuvier's Abbildung^) ist daher nach dem Schädel eines
jüngeren Thieres verfertigt, bei welchem der hinterste Zahn noch nicht
gewechselt war, wogegen die beiden vordem noch ihre unverletzten
Spitzen haben und jenen des fossilen Skeletes vollkommen ähnlich sind.
Obgleich bei dem letzteren noch die Milchzähne vorhanden sind und dem-
nach der dritte noch drei Doppelmonde hat, so fallt doch die Aehnlichkeit
des Baues auch wegen der gleichmässigen Convexität der innera Halb-
monde in die Augen, und am vordem Rande des vierten Zahns findet sich
gleichfalls die Andeutung einer Randleiste.
Noch mehr aber tritt die Verwandtschaft bei einer Yergleichung mit
jungen Gebissen der kleinen ostindischen Moschusthiere hervor. Der
erste Backenzahn hat bei Moschus Kenchü dieselbe Grösse und Gestalt,
obgleich die Kinnlade des Thierchens um % kürzer ist. Diese vollkom-
mene Aehnlichkeit findet sich auch bei Moschus Napu^ nur ist der Zahn
bei gleicher Länge der Kinnlade etwas grösser. Auch der zweite Zahn
beider Arten hat dieselbe Gestalt, wie bei dem fossilen Thiere, nur ist der
kleine Seitenzahn zwischen der zweiten und dritten Spitze nicht vorhan-
den. Am dritten, ebenfalls ganz ähnlich gebildeten, Milchzahne des
Moschus Kenchil fehlt das Seitenzähnchen auf dem hintem Rande der
zweiten und dritten innem Pyramide, das hintere ist jedoch schwach an-
gedeutet. Auch der vierte Backenzahn dieses Thierchens unterscheidet
sich nur durch den Mangel der äussern Zwischenpyramide und des Sei-^
tenzahns von der hintern Seite des vordem innem Halbmondes, wogegen
*) Fr. Co vier, Denis des Mamndferes^ iab, 93 6a.
über ein fosailes Moachwthier. 351
sich die schiefe Grundleiste am vordern Rande vorfindet. Ebenso ist auch
der erste Backenzahn des Oberkiefers der beiden lebenden Arten nur durch
den Mangel des Seitenzähnchens verschieden. Die Gegenwart dieser Sei-
tenzähnchen ist daher das einzige Merkmal, durch welches sich das fossile
Gebiss von dem der lebenden Moschusthiere unterscheidet.
Diese Seitenzähne finden sich bei einem, uns von Herrn Höning-
haus gütigst mitgetheilten fossilen Unterkiefer von Mombach. Es ist dies
derselbe, welchen Herr H. v. Meyer seiner Gattung Paiaeomeryx bei-
zählt, und zwar einer Art, welche er Palaeomeryx meddus nennt. *)
Nach brieflicher Mittheilung vermuthet dieser berühmte Paläontologe,
dass unser Skelet derselben Gattung und Art angehören möchte. Bei
jener Kinnlade sind nur die vier vordern Backenzähne ganz erhalten und
von der Innern Seite sichtbar. Der fünfte ist in der Mitte durchgebrochen.
Sie gehört einem erwachsenen Thiere an, dessen Zahnwechsel beendigt
war, so dass die Spitzen der Kronen schon etwas abgestumpft erscheinen.
Am zweiten Zahn ist das Seitenzähnchen kaum noch bemerklich, findet
sich aber noch deutlich hintet den beiden Spitzen des dritten und hinter
der vordern des vierten Zahns. Die Kinnlade ist doppelt so lang als die
fossile, und die Convexität der Pyramiden viel geringer, so dass wir die
specifische Uebereinstimmung beider Thiere in Zweifel ziehen müssen.
Als das Merkmal, wodurch sich die Gattung Palaeomeryx von allen
andern Wiederkäuern unterscheidet, giebt Herr H. v. Meyer **) „eine
„deutliche wulstförmige Erhabenheit an, welche an der hintern Seite des
„vordern halbmondförmigen Theils an der Aussenseite nach der Mitte der
„Zahnkrone herabläufl."
Wenn wir diese Angabe nicht missverstehen, so ist damit die vor-
springende, nach einwärts gebogene, Falte bezeichnet, welche bei dem
vorletzten Backenzahne des Palaeomeryx Bojani am hintern Rande des
*) Leonhard und Bronn, Jahrbücher. 1842. S. 583.
**) Die fossilen Zahne und Knochen von Georgengemttnd. S. 94.
352 Goldfuss, über ein fossiles MoschustiUer.
vordern äussern Halbmondes herabläufl, wie sie a.a.O. tab. 10. fig.79a,6
ausgedrückt ist. Diese Falte findet sich allerdings bei andern Wieder-
käuern nicht, ist aber auch bei den Milchzähnen unseres fossilen Thieres
nicht vorhanden, wogegen die Seitenzähnchen bei Palaeomeryx Bojanl
fehlen.
Da wir nun eine Beschreibung zahlreicher Arten der Gattung Palaeo-
meryx von unserem Herrn Collegen und mit dieser eine nähere Bestim-
mung der Galtungsmerkmale zu erwarten haben, so wollen wir vorläufig
die bezeichneten Seitenzähnchen nicht als zureichendes Merkmal zur Be-
gründung eines Gattungsunterschiedes ansehen, da ähnliche auch bei jun-
gen Rehen vorhanden sind, und das Thier, von welchem die beschriebenen
Skeletreste herrühren, mit dem Namen
]n[o9chu9 Meyert
bezeichnen, theils um unsere vollkommene Anerkennung der grossen Ver-
dienste unseres Herrn Collegen anzudeuten, theils auch um eine mögliche
Verkürzung seiner Prioritätsrechte auszugleichen.
fwrjr//./*./.
ThAIUJÜ/.
f'f/IZF./f/
rH&nim:
'S^^-.
y
m
ZUR
FLORA DES QDADEBSAHDSTEIHS Ol SGHLESIBN.
Aiiii utacbltbac^
zu DER FRÜHER ERSCHIENENEN ABHANDLUNG
ÜBER DENSELBEN GEGENSTAND
in Nov« Acta Acad. Leop. Carol. Caes. Nat. Cur. Vol. XIX. P. II. 1841. p. 90—134 mit 8 Tafeln.
VON
Dr. H. H G6PPERT,
M. d. A. d. N.
MIT VIER STEINDRUGKTAFELN.
DKR AKADEMIE CBERGEBEN DEN 1. OCTOBER 1847.
VoLXXII. P.L 45
üls Resultat der Untersuchung der früher von mir in dem g anzen Gebiete
des Quadersandsteins Schlesiens gesammelten fossilen VegetMlen, deren
Fundort in der obigen Abhandlung näher geschildert wird, ergab sich, dass
die damalige Flora einen von der hierländischen ganz verschiedenen, und,
wie insbesondere die in derselben von mir beobachteten baumartigen
Farrnkräuter und Palmen lehrten, einen tropischen Charakter
hatte, oder wenigstens ein Klima voraussetzte, wie es zwischen oder in der
Kähe der Wendekreise in der Jetztwelt angetroffen wird. Die nach Ver-
hältniss der grossen Ausdehnung jener Formation in Schlesien an wenig
Orten, und dann auch nur selten und in geringerer Mannigfaltigkeit vor-
kommenden Pflanzenreste Hessen ein genaueres Resultat nicht zu, welches
aber nichtsdestoweniger den Geologen vielleicht nicht ganz unerwünscht
sein konnte, da bis dahin noch niemals der Versuch gemacht worden war,
die fossile Flora des Quadersandsteins einer Gegend zu bearbeiten.
Eine zweite Zusammenstellung dieser Art lieferten die Bearbeiter der
Gaea saxonica 1843^ insofern die Ablagerungen bei Nieder-Schöna zum
untern Quadersandsteine gerechnet werden können, worüber B. Cotta
selbst später in der zweiten Auflage seines Grundrisses der Geognosie
und Geologie (LAbth. 1845. S.7) noch nicht ganz entschieden zu sein
scheint, indem er sie nur mit einem Fragezeichen dahin bringt. Inzwi-
schen widerspricht die Beschaff'enheit der in jenen Schichten enthaltenen
Flora nicht dem von mir veröffentlichten erwähnten Resuhate.
Das grosse Material, welches der verdiente Reuss in der böhmi*
sehen Formation dieses Namens gesammelt hatte, bearbeitete Cor da, unter
356 H. R. Göpperl,
welchem nun zu weiterer Förderung der von mir zuerst angegebeneii
wissenschaftlichen Basis die Cycadeen hinzutreten, daher Gor da auch zu
keinem andern Resultate kommt, und die Beschaffenheit der Flora nur
bestimmter, (was er wegen des grösseren und mannigfaltigeren Materials
nun wohl konnte), für eine wirklich subtropische erklärte, es aber auf eine
Weise als zuerst nachgewiesen hinstellt, als ob der Inhalt meiner Abhand-
lung für ihn gar nicht exislirt hätte, wiewohl er sie mit dem Ausdruck — „be-
rühmt^% und auch sonst noch als eine ihm doch wohl bekannte bezeichnet.
DiefRursion, welche mich in den Besitz der nachfolgend zu be-
schreibenden fossilen Reste setzte, machte ich am 20. August 1846 in
Begleitung der Herren Dr. med. Gross und Keller, welchen ich auch
später noch mancherlei interessante Beiträge aus jener Gegend verdanke.
Zunächst besuchten wir die bei Habelschwerdt in der Grafschaft Glaiz, am
rechten Ufer der Neisse, nicht weit von der über diesen Fluss führenden
Brücke gelegenen Quadersandsteinbrüche, in welchen wir keine Spur von
anderweitigen Pflanzen, geschweige Dikotyledonenbläller, sondern nur
Conchylien, insbesondere Exogyra Columha^ und in überaus grosser Menge
die von mir unter dem Namen Cylindrites spongioides früher beschriebe-
ne, damals als wahres organisches Gebilde sogar noch zweifelhafte. Pflanze
antrafen, die ich nun in vollständigeren Exemplaren, als früher, aufTand, so
dass ich sie vollständiger zu beschreiben und abzubilden vermag,
Sie durchsetzt hier das Gestein in jeder Richtung in der Gestalt von röh-
renförmigen, 6-8 L. dicken, zylindrischen, oft 1-2 F. in gleichem Durchmes-
ser forllaufenden Körpern, die sich auf ihrer ungleich-grubigen Oberfläche
von dem benachbarten sehr weissen Gesteine durch eine bräunlich-graue, oft
auch schmutzig-grünliche Farbe unterscheiden. Dieser Wechsel von klei-
nen Erhöhungen und Vertiefungen, wodurch die grubige ungfeiche Ober-
fläche bedingt wird, ist jedoch nicht so unregelmässig, wie man bei'm
ersten Anblick, namentlich weniger gut erhaltener Exemplare, schliessen
möchte; deutlich erkennt man eine quincunciale oder spirale Stellung der
nach allen Seiten von der stumpflichen Spitze aus abgeflachten Erhöhungen,
zmr Flora des Quadersandsteins in Schlesien. 357
wie ich auch schon bei der ersten Beschreibung und Abbildung dieser
merkwürdigen Gebilde andeutete, jetzt aber mit der grösslen Bestimmtheit
wiederholen kann. In ihrem Verlaufe schwellen sie hie und da zu längli-
chen, nach beiden Seiten abnehmenden, den Durchmesser der Röhre über-
haupt etwa 2 bis 3 mal übertreffenden Knollen (Taf. XXXV. Fig. 1 a,
Taf. XXXVI. Fig. 3 c, Fig. 2) an, auf deren Oberfläche jene in Spirale ge-
stellten Erhöhungen noch deutlicher hervortreten. Zur Seite dieser Knol-
len (Fig. 2 a) befinden sich nicht selten dreieckige, grünlich-braune, wie
es scheint mit jenen Erhöhungen einst in Verbindung gewesene Ab-
drücke, die fast ein blattähnliches Aeussere besitzen. Manchmal endigen
sich jene röhrenförmigen Körper in solche längliche, spitzige Kolben
(Fig. 3 a), oder sie setzen sich hinter denselben noch eine kürzere Strecke
fort, um sich in sparrig abstehende Gabeläste zu theilen (Fig. 3 6), oder
sie werden allmälig schwächer (Taf. XXXV. Fig. 4) durch Abgabe seitli-
cher, fast rechtwinklig abgehender Aeste.
Wenn ich die bis jetzt etwa bekannten Bildungen dieser Art mit den
so eben beschriebenen vergleiche, so halte ich es wohl für mehr als wahr-
scheinlich, dass der von Geinitz beschriebene und abgebildete, von ihm
für die obere und untere (}uadersandsteinformation Sachsens und des an-
grenzenden Böhmens für charakteristisch «erklärte Spongites saxonicus
(dessen Charakteristik S.96. taf. 23. fig. 1.2) mit unserer Pflanze über-
einkomme, wiewohl ich niemals auf der Oberfläche desselben den kielarti-
gen Wulst beobachtete, welchen Geinitz a.a.O. abbildete. Wir haben
Beide fast gleichzeitig, ohne von einander zu wissen, er im Jahre 1842
und ich ein Jahr früher, dies Gebilde beschrieben ; demohnerachtet würde
ich gern bereit sein, trotz der Priorität meiner Beieichnung, . sie fal-
len zu lassen, wenn ich nicht, wie früher, dafür hielte, dass die Aehnlich-
keit mit einer Facoidea grösser sei, als mit einer Spongie, indem die be««
schriebene wulstjge knotige Anschwellung eine Eigenthttmlichkent ist,
welche bei viden Algen, so viel mir aber w^Hgateins bis jetzt bekannt ist,
bei keiner Spongie angetroffen wird, die wohl auch in ihrem anderweitigen
358 H. R. Göppert,
Habitus sehr abweichen. Mit Rflcksicht auf die früheren und neueren
Beobachtungen dieses Gebildes wird also wenigstens über die organische
Natur desselben kein Zweifel mehr obwalten können, nur möchte es zwei-*
felhait sein, ob jene in spiraligen Reihen stehenden Höcker, die ich früher
nur an den kolbenförmigen Auftreibungen wahrnahm, auch nur selbst frag-
weise als Sporangien zu betrachten seien. Die beiden andern, von mir
auch zu CyUndrites gerechneten Bildungen, wie C. arteriaeformis^ aus
dem Quadersandstein Schlesiens, C. daedaleus^ aus Sachsen, sehe ich mich
jedoch genöthigt, fortdauernd als ihrem organischen Ursprünge nach noch
zweifelhafte Gebilde zu betrachten.
Die erweiterte Diagnose der Gattung CyUndrites würde also gegen-
wärtig lauten:
€>yUndrttes mihi.
F\*on8 cylindracea per intervaUa indefinita infiato^torulosa vel api--
cibus in clavae formam tumescentihus terminata^ dichotome tel alterne ra--
mosa^ nndique scrobiculato-tuberculcUa^ tuberculis in qmncunce dispositis.
CyUndrites spongioides mihi. Nova Acta etc. Vol. XIX. P. H. Taf.XLYI.
Fig. 1-5, und Taf.XLVm. Fig. 1 u. 2. In diesem Bande Taf. XXXV und
XXXVI. Fig. 1-4.
(? Sponffites saxonicus Geinitz.)
Sehr verbreitet in dem obern und untern Quader der Grafschaft Glatz,
Habelschwerdt, zwischen Habelschwerdt und Eisersdorf, bei Altwaltersdorf
und Mailing, Nieder-* und Ober-Langenau, Ober -Kieslingswalde, in
Sachsen und Böhmen nach Geinitz, im Quadersandstein bei Regensburg
(Exemplare sah ich in der Sammlung des Grafen Münster), vielleicht
aocb in dem Quadersandstein Calabriens nach P. v. Tchicatcheff, und
bei Pisa nach Sa vi.
Die ziemlich weite Verbreitung dieser Art kann jedenfalls als ein
Aflhaltepniict zu vergleichender Würdigung entsprechender Formation die-
nen; wie auch Geinitz schon bemerkt, dass er mit Hilfe derselben stets
zmr Flora des Quadersandsteins in Schlesien. 350
den Quadersandstein von dem in genannten Gegenden leicht damit zu
verwechselnden Braunkohlensandsteine unterschieden habe.
Von Habelschwerdt erstreckte sich nun unsere Excursion südöstlich
thalaufwärts zu dem schon im vorigen Jahrhunderte von Leopold v. Buch
(dessen mineralog. Beschreibung von Landeck, 1797) zuerst als reichen
Fundort vorweltlicher Ueberreste beschriebenen Kieslingswalde, offenbar
einst der östlichste Rand eines anticretaceischen Binnensee^s, dessen Wo-
gen die alten Grenzgebirge der jetzigen Grafschaft Glate bespflhlten (Gei-*
nitz, Verstein. von Kieslingswalde. 1843. S. 2). Zahllose Meerthiere
lebten hier an den untersten Stellen, wie der grosse Reichthum und die
Mannigfaltigkeit der hier vorkommenden thierischen Reste beweist. Das
Gestein, in welchem sie vorkommen, ist durchschnittlich nur fein- und dicht-
körniger, grauer Mergelsandstein, bei grösserem Kalkgehalt bläulich, bei
Reichthum an chloritischen (glaukonitischen?) Körnehen blassgrttnlich,
durch Verwitterung bräunlich werdend, und in den sandigeren Schichten,
zwischen denen jedoch auch kalkreiche mit vorkommen, reich an feinen
aber nicht zu verkennenden GlimmerblSttchen. Diese unteren Schichten
enthalten vorzugsweise die Scheeren und andere Ueberbleibsel von Co^-
Uanassa anUqua Otto, und die vielen Blätter dikotyledoner Pflanzen, die
mit ihnen zugleich vorkommen, sind die Zeugen der einst nahe gelegenen
Küsten, wofür, wie ich hinzusetze, unter andern die bruchstückweise Be-
schaffenheit dieser letzleren Ueberreste spricht, indem man nicht etwa
noch an Aesten befindliche, sondern gewöhnlich nur zerbtochene Blätt-
chen antrifll, die sich nun überdies von dem hier jeder Schichtung entbeh-
renden Gestein schwer lösen lassen. Dünnere und stärkere, fast horizon-^
tal liegende Platten, fährt Geinitz fort, bildenidie Berge von Kieslings-
wdlde und werden nur durch den grobkörnigen Quader der sogenannten
sieben Hirten, östlich von Kieslingswalde, noch überlagert. Dass das
Gestein älter sei als oberer Quader, von dem es bedeckt wird, erschien
360 H. R. Göppert,
unverkennbar, ob aber als Kreidemergel, wie Römer meint, unentschie-
den. Mit dem nämlichen Rechte könne man in diesem Gestein wohl auch
den minieren Pläner erkennen. Cardium Hillamim Sow., das sich in
Menge hier findet, gehört in Sachsen und Böhmen sogar nur den unte-
ren Quadern an, womit die Schichten von Kieslingswalde noch viele Pe-
trefacten gemein halten.
Wenn der Verbreitung des Cylindrites oder Spongites saxonicus^
wenn wir diesen als identisch betrachten dürfen, wirklich so viel Werth zur
Bestimmung der Formation, wie mir wohl richtig zu sein scheint, beige-
legt werden kann, so führe ich hier an, weswegen ich überhaupt auch nur
die vorstehenden geologisch - paläontologischen Bemerkungen meines
Freundes anführte, dass ich ihn in Kieslingswalde mit den Dikotyledonen-
blättern, wiewohl nur selten, angetroffen habe. Dikotyledonenblätter sind
übrigens, ausser eben hier in Kieslingswalde, noch in keinem anderen
Theile der Grafschaft gefunden worden. Von der Art ihrer Erhaltung gilt
das, was ich schon früher anführte, dass die Abdrücke selbst sich nur
durch ihre braune Farbe von dem sie umgebenden Gestein unterscheiden
und keine Spur von organischer Substanz mehr vorhanden ist.
Nur zwei der früher beschriebenen und abgebildeten Blätter habe ich
später in der Uebersicht der fossilen Flora Schlesiens, welche im J. 1844
in der neuesten Ausgabe der Flora Schlesiens durch Hrn. Wimmer
erschien, mit bestimmten Gattungsnamen bezeichnet, eines mit dem
Namen Carpimtes arenaceus^ Taf.47. Fig. 20, und das andere, Fig. 186,
als Salidtes Pets^eldianus ; für die übrigen, so wie für die gegenwärtig
neu hinzugetretenen passt bei der Ungewissheit, in der wir uns über ihre
Abstammung befinden dürften, am besten nur der Sammelname nylütes.
Es muss unter solchen Umständen genügen, wie ich auch früher (S. 125
a. a. 0.) schon aussprach, wenn wir nachzuweisen vermögen, dass sie
sich von den bis jetzt in der Braunkohlenformation, also jüngeren Schich-
ten, entdeckten wesentlich unterscheiden und ein unserer gegenwärtigen
Flora fremdartiges Aeussere zeigen, was nicht blos von allen hier abge-
mi/r Fhra des Quadersandsteina in Schlesien. 361
bädetoi, sondern auch von denen Ton Gorda in Reuss's obgenanntem
Werke Taf.50 u. 51 abgebildeten BlSttern behauptet werden kann.
Die ausgezeichnetste Form ist Taf. XXXVIL Fig. 5, wozu unstreitig
Fig. 6 als unterer Theil desselben Blattes Fig. 7 gehört, gewiss einst von
fester lederartiger Structur, wohl von einem Baume, ähnlich manchen
tropischen Quercusformen, wenn mian sich ttber Verwandtschaften aus-
sprechen soll. Ich bezeichne es nach dem neuesten Forscher des gedach-
ten Fundortes:
Pkyllites Geinitsianus.
Fig. 8. Ein dickes lederartiges und daher nervenlos erscheinendes
Blatt, mit ganz besonders dickem Stiele, wozu unter den früher abgebilde-
ten wohl Taf.XLVII. Fig. 16, Fig. 18 a, und das viel breitere, aber eben
so nervenlose Fig. 17 PhyUitea enervis mihi. Fig. 9 a könnte auch hier-
her gerechnet werden ; ob es oben (T^) gespalten ist, wage ich nicht zu
entscheiden. Fig. 10 gehört dem Blattnetz zufolge zu dem kleineren und
es fehlt die Spitze. Fig. 11 mit erhaltenem Ende des Blattes, das fast wie
abgeschnitten und eingebogen ausgerandet, ist:
Phyllites emarginatus mihi.
Fig. 12 halte ich für den Flügel irgend einer Frucht, in welcher
jedoch Nerven nicht wahrzunehmen sind. Ein Name kann ihr nicht
ertheilt werden.
Die früher abgebildeten will ich hier noch mit Namen versehen.
Taf. LI. Fig. 4 ein sehr ausgezeichnetes, auf beiden Seiten zugespitztes
Blatt als Phyllites acumnatus. Taf. Uli. Fig. u. 10, aus dem Quader-
sandstein bei Tiefenfurt, wegen der schaaligen Beschaffenheit der einzel-
nen, die Abdrücke enthaltenden Platten des sehr festen Sandsteins, /%^
Utes testaceus mihi. ^
An diese nun in Schlesien beobachteten Arten sei es erlaubt, noch
zwei sehr ausgezeichnete Cycadeen aus dem untern Quader bei Nieder-
Schöna zu reihen, die Hr. Reiche bereits früher (Gaea saxon. pag.l34J
V6LXXII. p.i. 46
362 H. R. Göppert,
benannt hatte, aber auf mein Gesuch mir zur Abbildung und Beschreibung
ttberliess, die ich hier beide zu liefern beschloss, da idi in meiner im
Jahre 1843 in den Schriflen der schlesischen Gesellschaft veröffentlichten
Monographie der Cykadeen sie nur namentlich aüfftihren konnte,
:FterophyUum Mrongn.
Frondes pin/natae petiolatae^ pinnis distichis angusHorihus latiori-
busee sublinearihus basi tota latit/adine insertis et rhacM confiuenUbus
apice obtusis truncatis vel acutis^ nervis aequalibus parallelis simpUdhus.
(Zamitae spec. Presl., Aspleniopteris Sternb., Pterozamites ß Pterophyllwn
Braun, Ctenidis spec. Braun).
Pterophyllvm saxonicwn Reich. Taf.XXXVIII. Fig. 13.
Pt. fremde pinnata^ pinnis MbopposiHs peUefUissünds lato-linecmkas
falcatis approximatis obtusis basi subattenwMs^ nercis crebris temässi-
miSj rhachi crassissima.
Im unteren Quader zu Nieder-Schöna.
Die 6 Zoll lange, 3-3 % Linien breite, offenbar plattgedrückte Spin-
del, am untern Theil mit fast vollständig erhaltenen, einander genäherten,
fast horizontal stehenden Blättern, die 2-2/3 Z. lang, etwa l!4--2 L. breit,
schwach sichelförmig gebogen, stumpflich, an der Basis etwas verschmä-
lert sind, und von 16-18 feinen Nerven durchzogen werden.
Pterophylhm cretosmn Reich. Taf.XXXVIII. Fig. 14.
Pt. frande pinnata^ pinnis integris aUemis approximatis adnatis
patentibus lät0'4inearibus^ rhachi infra s^deato^ striata^ nervis crebris
crassinsculis.
Mit der vorigen Art.
Dies in weissem feinkörnigem Sandstein erhaltene Exemplar ist we-
niger vollständig als das vorige, zeichnet sich aber doch von dem mit ihm
zuiT Flora des Quadersandsteins in Schlesien.
363
verwandten Pt. propinqmm^ welches ich in der Juraformation Schlesiens
auiTand und an dem eben angefahrten Orte beschrieb und abbildete, durch
die im Verhältniss der breiten Fiedern in geringerer Zahl vorhandenen,
aber dicken, sehr markirten Nerven aus, deren sich bei 4-5 Linien Blatt-
breite nur 12-14 vorfinden.
Wir wollen nun versuchen, eine Zusammenstellung sämmtlicher, bis
jetzt bekannter fossiler, der Quadersandsteinformation angehörenden Pflan-
zen zu liefern, wobei wir die des Wiener Sandsteinbeckens, so wie die
von Achen und Bornhölm ausnehmen, welche wohl nicht in einem und dem-
selben Alter mit dem Quadersandsteine zu stellen sein dürften.
Classe L Plantae cellulares.
1. Aphyllae.
Algae.
ülvaceae.
Ca/iderpites St.
fastigiatus St.
Brardi St.
Florideae.
Rhodomdites St.
strictus St.
Sphaerococcites St.
? Mantelli Römer.
Halymenites St.
Goldfussii St.
cylindtieas St.
MilnsteriaSX.
Schneideriana Oöpp.
Chondrites St.
furcatus Presl.
subverHdllatus Presl.
? adcularis Presl.
furdllatus Römer.
Cylindrites Göpp.
arteriaeformds Göpp.
spongioides Göpp.
daedaleus Göpp.
Fuceae.
Haliserites St.
Reichii St.
Classe Ilt Plantae vascnlares.
A. Monocotjledoneeu
1. lonocotyledones cijrptogaaae.
Filices.
* Trunci.
Protopteris Presl.
Singeri Presl.
364
H. R. Göppert,
** Frondes.
Sphenopterides mihi.
Sphefwpteris Brongn.
Roemeri Göpp.
Pecopterides mihi.
Poljfpodites Göpp.
Schneideriana Göpp.
Pecopteris Brongn.
Schoenae Reich.
bohemica Cord.
Zippei Cord.
lohifolia Cord.
2. lonoGotyledoBes phtBefogamae.
Gramineae.
CkdmUes Brongn.
GoepperU Münst.
Najadeae.
Zosterites Brongn.
Orbignian/us Brongn.
Bellavisian/us Brongn.
elongatus Brongn.
lineatus Brongn.
Palmae.
Pahnacites varians Corda.
FlabeUtma St.
chamaeropifolia Göpp.
Asparageae.
? Dracaena.
Benstedtü Morris.
Cannaeeae.
CannopkyUUes Hissingeri Göpp.
B. Dicx>tjledone8.
Cycadeae.
Microzamia gibba Corda.
Zamites familiaris Corda.
Zamiostrobus Endl.
fnacrocephahta Endl.
ovatas Göpp.
stissexiensis Göpp.
Pterophyttum Brongn.
scLxonicum Reich.
cretosum Reich.
Abietineae.
Pinites With et Göpp.
aqaisgranensis Göpp.
Rossmaesleri Göpp.
Pinus Beussä Corda.
exogyra Corda.
cretacea Corda.
AbietUes Nils, et Göpp.
* FoUa.
Benstedtü Göpp.
** Slrobili.
oblongus Göpp.
Ounninghamites Presl.
elegans Corda.
plant folius Corda.
Oxycedrus Presl.
zfUT Fiara des Quadersandsteins in Schlesien.
305
Cryptomeria primaeva Corda.
Araucaria crassifolia Corda.
Dammärites Presl.
albens PresL
crassipes Göpp.
Myriceae.
CompUmites antiquus Nils.
Salicineae.
Salidtes Nils.
fragäiformls Göpp.
Wahlbergii Nils.
Acerites.
Acerites cretaceus Nils.
Dicotyledones dubiae affinitatis.
Credneria Zenk.
integerrima Zenk.
denticulata Zenk.
subtriloba Zenk.
Schneideriana Göpp.
&i/a6a Zenk.
cuneifoHa Bronn.
/%2^//tYe« Schi.
Geimt!sian/us Göpp.
e9»em9 Göpp.
ema^ginatas Göpp.
acuminatus Göpp.
testaceus Göpp.
Wenn wir hierzu noch die 1 1 DikotyledonenblSUer und die 3 Frucht-
reste, beobachtet von Corda und Reuss (Taf. lY. Fig. 12), und von mir
(Taf. XXXVII. Fig. 12), rechnen, so belauft sich die Gesammtzahl der Arten
auJP 81, deren Beschaffenheit aber, wie schon angefahrt wurde, meinem
früher erlangten und neuerlichst von Corda bestätigten Resultat über die
Natur jener Flora nicht widerspricht, sondern es nur noch mehr bestätiget.
Drack von GRASS, BARTH Sf COMP, in Breslau.
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