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lumismatisclie Zeitschrift.
Dritter Band.
Jahrgang 1871.
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FEB13 1968
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Christian Wilhelm Huber.
Eine G-edächtnissrede gehalten in der feierlichen Jahres-
Sitzung der numismatischen Gesellschaft in Wien,
am 13. Jänner 1872.
Von
Joseph Karabacek.
Hochansehnliche Versammlung! Am 1. De-
cember 1871 hat der unerbittliche Tod uns einen
treuen Freund , unsrer Wissenschaft einen ausge-
zeichneten Förderer und unsrer Zeitschrift den
Begründer und Erhalter entrissen.
Hub er ist nicht mehr
Tiefbetrübt über den entsetzlichen Schlag
gebe ich Ihnen die geziemende Kunde davon, mit
der Bitte, dem theuern Verblichenen in dieser
feierlichen Versammlung warmgefühlte Worte der
Erinnerung weihen zu dürfen.
VI
ChristianWilh elm Huber wurde geboren
zu Wien am 26. Februar 1804. Seine erste sorg-
fältige Erziehung im väterlichen Hause ward be-
sonders durch den Umstand begünstigt, dass seine
Eltern einer Erziehungsanstalt vorstanden. Als
elfjähriger Knabe begann Christian die Studien an
dem k. k. Gymnasium zu den Schotten in Wien,
wo er sich alsbald durch regen Geist, gutes
Gedächtniss und scharfen Witz vor allen seinen
Mitschülern auszeichnete. Unter dem begünstigen-
den Einfiuss des an jener hervorragenden Lehr-
anstalt wirkenden berühmten Humanisten P. Franz
Rohn schlug aber zugleich auch der keimende
Wissensdrang nach fremden Sprachen in dem
Jüngling feste Wurzeln. Und so brachte er schon
nach den im Jahre 1821 mit Auszeichnung absol-
virten Gymnasialstudien neben einem reichen
Schatz humanistischen Wissens die Kenntniss der
französischen, italienischen und englischen Sprache,
die er später mit diplomatischer Meisterschaft
handzuhaben Gelegenheit hatte , zur Hochschule
hin.
Die Wiener Universitätsjahre mit ihren da-
maligen als künftige Erwerbsquelle zunftmässig
betriebenen juridisch-politischen Studien vermoch-
ten aber nicht die Energie des sich selbst bestim-
menden Geistes zu brechen : es ist wunderbar mit
VII
welcher Kraft und mit welchem Erfolg die Genia-
lität des siebzehnjährigen Jünglings in den kurzen
Mussestunden sich an die gleichzeitige Bezwingung
von noch \ierundz wanzig Sprachen heranwagte.
Noch vor der Beendigung des Universitäts-
quadrienniums beabsichtigte Huber den damaligen
General-Consul Eitter v. Acerbi als Privatsecretär
nach AlexancMen zu begleiten; allein ein Augen-
übel zwang ihn schon von Triest aus wieder zurück
nach Wien. Lange sollte sein Sehnen nach dem
Oriente und die Hoffnung auf eine angemessene
Verwerthung seines Wissens im Consulatdienst
unerfüllt bleiben! Denn, den mit ausgezeichneten
Erfolgen abgelegten Staatsprüfungen und einem
erfolglosen Bittgesuch an den damaligen Staats -
kanzler Fürsten Metternich, das er in täuschungs-
voller Hingebung durch den Nachweis der Kennt-
niss von dreissig Sprachen genügend unterstützt
vermeinte, folgte im Jahre 1828 unerwartet sein
Eintritt in den politischen Administrativ -Dienst
bei der k. k. Landesregierung in Niederösterreich.
1831 wurde er bei der allgemeinen Hof-
kammer angestellt und dem Handelsdepartement
zugetheilt, wo er sich durch seine Leistungen die
vollste Zufriedenheit der Vorgesetzten erwarb. Im
Jahre 1836 endlich — nach achtjährigem unbe-
soldeten .Praktikantendienste — ward Huber zum
VIII
General-Consulats-Kanzler in Odessa ernannt, und
schon 1839 folgte seine Beförderung zum wirk-
lichen Consul in Galatz.
Auf diesem Posten brachte Huber in den fol-
genden zehn Jahren die österreichischen Handels-
und Schifffahrtsinteressen im Bereiche der untern
Donau und der angrenzenden Küste des Schwarzen
Meeres zu einer bis dahin noch nicht erzielten
Geltung. Eine Reihe von Belobungs-Decreten
und Dankadressen bezeugt den Erfolg seines
Wirkens*
So gelang es ihm die Provinz Bulgarien den
österreichischen Handelsunternehmungen zu er-
schliessen, die Gründung österreichischer Handels-
häuser daselbst zu betreiben und für deren tractat-
m'ässigen Schutz die Errichtung der Consularämter
in Varna, Tultscha, Rustschuk und Widdin mit
Erfolg anzuregen. Eine besondere Aufmerksam-
keit widmete er der österreichischen Handels-
marine: durch seine Bemühung um die Aufrecht-
haltung der Disciplin, wurde die Seegeltung der
österreichischen Flagge gehoben. Auch förderte
er die Interessen der Donaudampfschifffahrt und
des Triester -Lloyd; wie er denn auch im Jahre
1846 durch persönliches Einschreiten die Abstel-
lung der eingeschliechenen Missbr'äuche in den
Xavigations -Zuständen an der Sulina-Mündung
IX
erwirkte. Durch die Anbahnung der Holzflössung
auf der ßistritza und dem Sereth eröffnete er dem
Holzreiehthum der Bukowina neue Absatzquellen;
er förderte die Ausfuhr der siebenbürgischen
Industrieerzeugnisse und den dortigen Mercantil-
verkehr mit den Donauländern, wofür der Kron-
städter Handelstand ihm wiederholt seinen Dank
ausgedrückt und der Landtag in der am 17. Sep-
tember 1847 in Klausenburg abgehaltenen Sitzung
ihn einstimmig mit dem siebenbürgischen Indi-
genat ausgezeichnet hat. Die unmittelbar darauf
folgenden Ereignisse des Jahres 1848 vereitelten
indess die Allerhöchste Genehmigung. Seine Be-
schützung der katholischen Kirchen und Gemeinden
Bulgariens wurde durch Ertheilung eines päpst-
lichen Breve's dto. Rom 19. September 1847, an-
erkannt.
Am 28. November 1849 endlich ward der
Verewigte zum k.k. General-Consul in Alexandricn
und am 11. Juni 1851 zürn General-Consul erster
Classe für Aegypten mit dem Titel und Rang eines
k. k. Ministerialrathes befördert. Seinem entschie-
denen diplomatischen Talente gelang es in dieser
angesehenen Stellung das volle Vertrauen und
die Freundschaft des damaligen Vicekönigs von
Aegypten, Abbäs Pascha, für sich zu erwerben
und zur Hebung des österreichischen Einflusses zu
X
verwerthen. Dem österreichischen Handel wurde
dadurch eine Reihe von Concessionen erwirkt, die
früher nur Engländern und Franzosen ertheilt
worden waren. Auch bei den zwischen Abbäs
Pascha und der hohen Pforte aus Anlass der Tan-
simat-Frage und der Eisenbahnconcession ausge-
brochenen Zwistigkeiten errang er sich durch sein
tactvolles Verhalten die Anerkennung des Minister-
Präsidenten Fürsten von Schwarzenberg und die
Auszeichnung durch das Ritterkreuz des Franz
Josephs-Ordens.
Schon früher wurde ihm für die unentgelt-
liche Verwaltung des preussischen Consulats in
Galatz der rothe Adler-Orden dritter Classe und
im Jahre 1855 für die erfolgreiche Durchführung
mehrerer Reclamationen baierischer Unterthanen
gegen die aegyp tische Regierung das Ritterkreuz
erster Classe des baierischen Verdienst- Ordens
vom heiligen Michael verliehen. Auch die ver-
schiedensten politischen und industriellen Vereine
haben seinem amtlichen Wirken die verdiente
Anerkennung gezollt, wie
1845 der Verein zur Ermunterung des Gewerbe-
Geistes in Böhmen,
1 846 der niederösterreichische Gewerbe verein
in Wien,
XI
1850 der deutsche National verein für Handel
und Gewerbe in Leipzig, durch die Ernennung zu
ihrem correspondirenden Mitgliede,
1854 die allgemeine Gesellschaft zur Beför-
derung der Künste und Industrie in London, durch
seine Wahl zum Vicepräsidenten, und
1861 der deutsche Verein in Kairo, durch
die Wahl zum Ehrenmitgliede. .
Am 22. November 1858 wurde der geistvolle,
rastlos thätige und im kräftigen Mannesalter
stehende Staatsbeamte in den Ruhestand versetzt:
in der Vollendung einer 30jährigen aufopfernden
und ausgezeichneten Thätigkeit, und von einem
Amte weg, das er mit raschem Ueberblick und
seltener Geschäftsken ntniss geführt hat.
Lassen Sie uns nun, meine Herren, wo vor
Ihnen das Bild des öffentlichen Wirkens des theuern
Verblichenen im Dienste unsres Vaterlandes ent-
rollt ist, einen Blick in dessen inneres Leben und
seine geistige Tiefe werfen.
Es zerfällt in drei Abschnitte: diese zeigen
uns Huber's G enialität als Linguist, Literat
und Numismatik er.
Von frühester Jugend an sehen wir ihn in
linguistische Forschungen sich vertiefen. Das
mächtig in ihm lebende Gefühl für die Mutter-
XII
spräche Hess seinem fr ühgereiften Talente vor allem
die Verfolgung der Gesetze ihres Baus und ihrer
Entwicklung bis in die innersten Wurzeln als die
nothwendige Bediu gung richtiger Erlernung
empfinden. Ebenso gründlich drang Huber in den
Organismus der beiden classischen Sprachen ein
und erlernte — ein seltenes Beispiel geistiger
Spannkraft ! — jeder Erholungund Ruhe entsagend,
überdies noch Französisch, Italienisch, Spanisch
und Portugiesisch ; Englisch, Holländisch, Dänisch,
Schwedisch und Isländisch ; Hebräisch, Chaldäisch,
Syrisch, Arabisch, Persisch und Türkisch. Nicht
zufrieden damit, bemeisterte er aber auch die alten
Dialekte dieser Sprachen, wie das Catalanische,
Galicische, Valencianische, das Schottische, Nor-
wegische, Sweo- und Mäsogothische. Angelsächsi-
sche, Sächsische, Komanische, die Langue d'oui
und Langue d'oc 1).
Die Resultate dieses seines linguistischen
Wissens sind in gediegenen Abhandlungen und
gelungenen (zum Theil metrischen) Übersetzun-
gen niedergelegt, von denen manche bereits ge^
druckt sind, wie z. B. „Tasso's Befreiung, ein
i) Oesterreichische National-Encyklopädie, herausgegeben von
Gräffer und Czikann, Wien 1835, II. B. p. 656 f. — Der österreichi-
sche Zuschauer, herausg. von J. S. Ebersberg, Wien 1838, p. 252. —
Const. von Wurzbach : Biographisches Lexicon des österreichischen
Kaiserstaates, IX, p. 374.
XIII
dramatisches Gedieht in fünf Aufzügen aus' dem
Dänischen des B. S. Ingemann."
Solch eine umfassende Sprachgelehrsamkeit
ward aber fast noch übertroffen durch eine merk-
würdig tiefe Kenntniss der verschiedenen Natioiial-
Literaturen. Die Schöpfungen des menschlichen
Geistes vermittelst der Sprache, im Wechselver-
hältniss zur Letztern zu erforschen, war durch
eine individuelle Naturanlage bedingt: denn so
frühzeitig wie das Sprachentalent sich entwickelt,
hat auch die Poesie, deren Spur Huber eben bei
fremden Nationen verfolgte, in seiner Brust selbst-
st'ändige Wurzeln geschlagen.
Seine Dichtungen sind epischer und lyrischer
Natur. Sie bekunden, wenn auch in der ersten
Periode jugendliche Uebereilung, doch Richtigkeit
des Urtheils, glühende Begeisterung für das Schöne
und Edle, hinwieder auch die Satyre des politi-
schen Denkers x).
Aus den geistvollen und gewandten Reise-
schilderungen aber, als Ergebnisse von Wander-
zügen durch fast alle Theile der Monarchie, durch
Deutschland und die Schweiz, Frankreich, Italien
i) Dem durch die Censur unterdrückten literarischen Nachlass
Huber'a wird hoffentlich noch die verdiente Publicität zu Theil
werden.
XIV
(besonders Rom und Neapel), später auch durch
England und den Norden Europa's , tritt der Sinn
für den Naturgenuss — wie bei den alten Römern
— als ein entschiedenes Moment der geistigen
Bildung hervor: in der Einsamkeit der freien
Natur öffnet sich ihm eine von den Stürmen des
socialen Lebens unberührte Welt. Ihre Gesetze
sind unwandelbar, sie sind nicht' erschüttert wie
die Gesetze des sittlichen Geistes. Die erhabene
Einfachheit der Natur wird zum Ideal einer von
freiem Selbstbewusstsein durchdrungenen Indivi-
dualität. Scharf ausgeprägt wie diese in den Reise-
schilderungen hervortritt, spiegelt sie sich wieder
in dem geistigen Zusammenfinden Huber's mit
Männern wie Bauernfeld, Feuchtersieben, Grill-
parzer, Franz Liszt, Schwanthaler, Thorwaldsen
und dem hochbegabten Erzherzog Maximilian von
Oesterreich *).
Die geschilderte literarische Productivitäf
Huber's welcher sich überdies noch Aufsätze über
Volkspoesie, Cultur und Kunst, ferner Abhand-
lungen historischen, national- ökonomischen und
') Als Kaiser von Mexico bat Maximilian seiner Bewunderung
für den genialen Mann, zu gleicher Zeit wie für Grillparzer, durch
Uebersendung des Commandern'- Kreuzes des Guadeloupe-Ordens
Ausdruck verliehen. Auch die an den Verstorbenen gerichteten
Briefe dieses Fürsten und seiner unglücklichen Gemahlin , geben
Zcugniss von unverhohlener Anerkennung seiner hohen Geistesgaben.
XV
kritischen Inhalts anschlössen, währte sechs Jahre
(1830—36) i). Dann folgte ein Stillstand — frei-
lich nur ein- Stillstand in dem Ergüsse einer tiefen
und reichen poetischen Empfindung : der thatkräf-
tige immer rastlose Mann fand sich nämlich mit
einem Male durch die veränderte Lebensstellung
auf einen Boden versetzt, wo sein enormes reales
Wissen so recht eigentlich ihm den Wirkungskreis
seines Lebens vorgezeichnet. Das aus der ruhigen
und alltäglichen Gleichförmigkeit der Heimath
plötzlich auf classische Erde entführte Gemüth,
liess sich willig und mit edlem Enthusiasmus in
ihre Fesseln schlagen.
Ich bin nun hier , meine Herren , bei jenem
Lebensabschnitt Huber's angelangt , in dessen
Schilderung wir den dahingeschiedenen Freund
auf heimischem Gebiete treffen, wo wir ihn ganz
als unser n Huber und wohl auch als unsern
Meister begrüssen.
*j Viele der Arbeiten Huber's sind zerstreut gedruckt in der
„Wiener Zeitschrift für Kunst und Literatur" anfänglich von Schikh,
später von Withauer herausgegeben (1832 — 36), in der „Vesta"
(1832—33) „Aglaja«, im „Morgenblatt" (1833) „Jugendfreund"
(1833—35) in J. N. Vogel's „Wunderhorn" (1834) „Frauenlob"
(1835) und „Ministrel" (1836), ferner in Kaltenbaeck's „Oesterreichi-
sche Zeitschrift für Geschichte und Staatskunde" (1835 — q6), im
„Musenalmanach" (1836) „Wiener Gesellschafter", in den Blättern
für Literatur, Kunst und Kritik und andern literarischen Unterneh-
mungen.
XVI
Huber's Neigung für die Numismatik trat
schon während seiner Studienzeit hervor. Aber
erst 1836, als Consulats-Kanzler in Odessa, begann
er eine eigene Münzsammlung anzulegen, die
durch das günstige Zusammentreffen eines drei-
u nd zwanzigjährigen Aufenthalts im Oriente mit
dem aus den reichsten Funden des asiatischen
und aegyptischen Bodens erworbenen seltenen
Scharfblick , später den verdienten Ruf der
Berühmtheit erhielt. Huber befand sich in der
glücklichen Lage als S amm 1 e r durch diese lang-
jährige praktische Verwerthung seines ausgebrei-
teten Wissens eine feste und gediegene Grundlage
für die künftige numismatische Productivität sich
zu schaffen.
Der Plan , welcher seiner Sammlung zu
Grunde lag, bekundet durchwegs das wissenschaft-
liche Bewusstsein und den feinen Kunstsinn ihres
Bildners. Siebestand aus 7700 griechischen
und römischen Münzen. Erstere( 6000 an der
Zahl, zeichneten sich vorwiegend durch Seltenheit
und gute Erhaltung sowie durch ihren künstleri-
schen und wissenschaftlichen Werth aus; diese
Abtheilung enthielt nicht weniger als 1206 Inedita,
darunter 632 völlig unbekannte Stücke und 574
neue Stempelvarietäten.
XVII
Gestatten Sie mir aus diesem reichen numis-
matischen Schatz nur einzelne Perlen herauszu-
lesen: die beiden ausgezeichnet schönen Didrach-
men von Kamarina 1), das prächtige Tetradrach-
mon von Syrakus 2) , das unedirte Tetradrachmon
von Chalcis 3). den aus einem oberaegyptischen
Funde stammenden Gold-Stater von Athen4); den
einzigen Gold-Stater von Cius (Prusias ad mare)3) ;
das Unicum von Kolbasa Pisidiae 6) , die schönen
cyprischen Münzen 7) und das merkwürdige seltene
Tetradrachmon Alexanders des Grossen als Grün-
ders von Alexandria 8).
Unter den römischen Münzen , deren Samm-
lung nach den localen Verhältnissen nicht im
Hauptplan des vorzugsweise aus Fundquellen
schöpfenden Numismatikers liegen konnte, glänzt
besonders jener berühmte und einzige Solidus
Constantin's des Grossen, dessen Kehrseite die
Umschrift RECTORTOTIVS ORBIS und den Kaiser
mit dem Zodiacus in der Hand zeigt ?).
') Vergl. Huber's engl. Auctions-Katalog Nr. 84—85 (ä 50 £.).
*) Katalog Nr. 119 (60 £f)\
8) 1. c. Nr. 207 (16 j^.).
*) 1. c. Nr. 378 (20 £.).
*\ 1. c. Nr. 492 (60^.).
•) 1. c. Nr. ß67 (8 £.).
7) 1. c. Nr. 696—704.
\i 1. c. Nr. 942 (50 £■), vgl- Numismatische Zeitschr. I. 69.
») In Nmnismatäc Chronicle, New Ser. 1862, Vol. II, PI. I,
Nr. 7 abgebildet und p. 48 — 59 von Fred. W. Madden publicirt.
b
XV III
Der Zusarnmenfluss all' dieser Schätze hatte
seine glücklichste Periode während Huber's Auf-
enthalt in Aegypten bis 1858. Dieses Jahr, ver-
hiingnissvoll dem Samml er . sollte gewinnbrin-
gend werden der Wissenschaft. In einer un-
glücklichen Stunde, wie der Verewigte oftmals
klagte, fasste er den Entschluss sich von seiner
treuen Gefährtin zu trennen. Es war dies der Zeit-
punkt, wo der aus der angebornen Berufstätigkeit
plötzlich herausgerissene Mann in einem Augen-
blick der Seelenschwäche auch mit der übrigen
Welt abgeschlossen zu haben vermeinte —
Viel bab' ich im Leben erlebt und geseh'n,
Viel Gutes, viel Uebles ist mir gescheh'n,
Meine redlichsten Freunde: Kummer und Schmerz,
Meine bittersten Feinde : i c h und mein Herz.
(Karl v. Holtei.J
1 >er Verkauf der Sammlung fand im Juni 186 2
statt *). Dieser von dem Verstorbenen oft bereute
Sehritt Hess in ihm einen tiefen Schmerz zurück.
i) Der in englischer Sprache gedruckte, nun selten gewordene,
Auetions-Katalog führt den Titel: „Catalogue of the unique Col-
lection of Greek & Roman coins etc. of the honorable Imperial
Court Cnunsellor C. G. Huber of Vienna," 8° London 1862, 138
88. mit 1 Tafel. — Dem Verfasser (Münzhändler Jos. Curt) lag
ein von Huber eigenhändig geschriebener genaurer französischer
Katalog (848 SS. 4°) vor. Ueber die englische Katalogisirung und
Auction vergl. Huber's beachtenswertes Urtheil in der Numistü.
Zeitschr. III, 284.
XIX
Während seiner damaligen Anwesenheit in
England veröffentlichte Huber seine erste numis-
matische Abhandlung „Essay on the Classification
of ancient coins found in Egypt" '). Mit ihr hatte
er sich selbst wieder gefunden und „aus dem Dunst-
kreise der Tagesfragen auf das freie Gebiet des
Wahren und Schönen gerettet".
Wie Huber's erste numismatische Publication,
sind nun auch die meisten folgenden Ergebnisse
der archaeoloo-ischen Forschungen während seines
langjährigen Aufenthalts in Aegypten. Er benutzte
ihn nicht nur vorzüglich zur Ansammlung und
kritischen Prüfung der auf Aegypten bezughaften
Münzen; sondern er veranstaltete auch mit grossen
Kosten und Mühen Ausgrabungen anderer natio-
naler Alterthümer bei Sakära in der Nekropolis
des alten Memphis. Seine Verdienste um die Ent-
deckung aegyptischer Denkmäler, die jetzt als
•eine Zierde dem grossen vice-königlichen Museum
in Buläk bei Kairo einverleibt sind 2) , fanden
auch im Lande selbst Anerkennung: das Institut
d'Egypte in Alexandrien hat ihn zu seinem Ehren-
mitgliede gewählt (1852).
i) In Numisinatic Chronicle, New Series 1862 , Vol. II, p. 160
bis 177.
2) Vgl. Brugsch in der Zeitschr. d. Deutsch. Morgen'. Gesellsch.
1860. XIV B. p. 11 und 14.
XX
Es ist begreiflich , dass Huber in Folge einer
solchen Vertrautheit mit der Geschichte undCultur
des Landes , und wie Keiner durch ebenso glück-
liche als grossartige Funde begünstigt vor allem
und hauptsächlich seine Kräfte der Numismatik der
Ptolemaeer widmete '). Seine bezüglichen Auf-
sätze, in den Wiener Numismatischen Monatsheften
begonnen 2) und in der Numismatischen Zeitschrift
fortgesetzt 3), zeigen die ganze Meisterschaft und
den Ueberblick in der G e sammtbehandlung
dieses schwierigsten Stoffes, der schon früher in
dem geistreichen Schiedehaus, in Lenormant, Poole,
Six und unlängst auch in Feuardent Versucher
gefunden.
Letzterer hat, trotz der erstaunlichen Fülle
seines Materials, mit der o-leichen methodischen
i) Die von Huber sonst noch publicirten numismatischen Ar-
beiten sind: „Münzen aus der Sammlung des Herrn C. W. Huber"
(Berl. Blätter für Mzk. 1865, II, p. 180 ff.): „Die Münzen Alexanders
des (hossen in der Münzsammlung Sr. Excell. des Freiherrn v.
I'rokesch-Osten« (Wien.Num.Monatsh. 1868, IV, p. 1 ff.); „Unedirte
üronzemünze in Tiberias Galilaeae unter Commodus geprägt"
(Kam. Zeitschr. 1869, I, p. 401 ff.); ferner Rezensionen: Numism.
Zeitschr. I. p. 349 ff, 360 ff., 485 ff.; IL B. p. 239 ff; III. p. 277 ff.
») Zur alten Numismatik Aegyptens: II. B. 1866 , pp. 201 bis
208; III. B. 1867, pp. 1-30, 69- 102 und 141—190; IV. B. 1868,
pp. 97-144, 189—24(5.
i Münzen der Ptolemaeer in den Museen von München, Gotha
und Berlin: I. 1869, pp. 1—30; Zur alt. Nura. Aegyptens: I. pp.2ül
bis 246; II. B. 1870, pp. 389— 426.
XXI
Consequenz, mit der er die Errungenschaften
(1 e u t s e h e n Forschergeistes ignorirt , Irrthümer
aufgehäuft, von der unglücklichen Idee ausgehend:
die Classification der Münzen einer Periode, der
jedes schöpferische Genie abhanden gekommen,
nach Porträtähnlichkeiten zu versuchen.
Huber hingegen stützt mit richtiger Methode
seine Combinationen auf Beweisstücke d. h.
auf solche Münzen „welche nach Bild und Schrift,
oder vermöge anderer untrüglicher Kennzeichen
mit voller Bestimmtheit zugetheilt werden und
welche den Beweis für die Richtigkeit oder wenig-
stens Wahrscheinlichkeit einer analogen Zuge-
hörigkeit bei anderen Münzen liefern, die in Metall,
Fabrik, Styl und Typen zwar mit den Beweis-
stücken übereinstimmen, denen aber die besonderen
Kriterien der letzteren fehlen .... Die sprechen-
den Münzen haben für die stummen Zeugen-
schaft abzulegen" ').
Wie nach dem Inhalte so auch nach der äussern
Form, sind diese Aufsätze ausgezeichnet. Huber's
Sprache ist frei, edel und an vielen Stellen von
kraftvoller Schönheit: in ihr spricht der Dichter,
aus ihr die strenge Wissenschaft. „Auf der Grund-
lage einer so tiefen und so vielseitigen Bildung
*) Huber in den Wien. Nuni. Monatsh. III. p. 99
XXII
stand* nach dem Ausspruche eines Altmeisters
unsrer Disciplin „seine Gelehrsamkeit so fest und
sicher, dass er seine immer vorsichtigen und ruhi-
gen Combinationen nie zu einer bedenklichen Höhe
aufbaute. Und grade dadurch unterschied er sich
von vielen unsrer Zeitgenossen".
Niemand aber wird mit der Wissenschaft mehr
seinen vorzeitigen Tod betrauern, als Jene, die
sich zugleich seines belehrenden Umgangs zu er-
freuen hatten. Nie hat sich dabei seine Herzens-
güte verleugnet, selbst dann nicht, wenn sie ver-
kannt wurde: nie hat er bei Kränkungen auf Rache-
gesonnen.
Edel gesinnt, treu seinen Freunden und treu
seiner Wissenschaft bis zum letzten Augenblick,
gieng er dahin! Aber auch wir wollen treu dem
Andenken des Geschiedenen leben. Möge der bittere
Gedanke an den unersetzlichen Verlust des Men-
schen einen gelinden Trost darin finden, dass sein-
Geist uns nicht ganz entrissen ist! Er wird in
seiner Schöpfung fortleben; ihm gilt das Wort
seines Lieblingsdichters Horaz :
Non omnis moriar multaque pars mei
Vitabit Libitinam: usque ego postera
Crescara laude recens.
XXIII
Vorwort.
Durch das plötzliche Ableben des Heraus-
gebers der Numismatischen Zeitschrift.
Herrn Ministerialrath Christian Wilhelm
Huber, rnusste die Redaction zu ihrem lebhaften
Bedauern eine unliebsame Verzögerung in der
Herausgabe des zweiten Halbbandes (1871) ein-
treten sehen. Indem sie nun denselben nach mehr-
monatlicher Verspätung der Oeffentlichkeit über-
giebt, hofft sie bei allen Freunden und Mitarbeitern
der Zeitschrift in Berücksichtigung des betrübenden
Anlasses jene Nachsicht zu finden, welche die
Bezwingung einer Reihenfolge von schwierigen
Verhältnissen erheischt. Es mag ihr daher gestattet
sein hier vor allem mit dankbarer Anerkennung des
bereitwilligen Entgegenkommens zu gedenken,
XXIV
mit dem die Hub ersehen Erben die endliche
Herausgabe im Sinne des Erblassers und in wahr-
haft würdiger Weise auf eigene Kosten ermöglicht
haben.
Der nun vollendet vorliegende dritte und
letzte Jahrgang von Huber's Numismatischer Zeit-
schrift bildet einen Band von 41 Druckbogen mit
Münzabbildungen auf XIII Tafeln und 37 Holz-
schnitten nebst 33 selbstständigen Abhandlungen
aus fast allen Gebieten der Münzkunde.
Die äussere Ausstattung betreffend, übergeben
wir, Dank der Liberalität der Direction der k. k.
Hof- und Staatsdruckerei, ein dem hohen Kufe
dieser Anstalt entsprechendes Werk der Oeffent-
lichkeit. Auch für diesen Band wurde, um in den
epigraphischen Theilen den Münzoriginalen näher
zu kommen und eine geschmackvolle Einheit zu
erzielen, nebst zahlreichen Monogrammen und
antiken Buchstabenformen ein möglichst voll-
ständiges Alphabet der mittelalterlichen Münz-
inschriften neu beigeschafft.
Der Schluss des vorliegenden Bandes mahnt
uns an dieser Stelle nochmals des Mannes zu
XXV
gedenken, der aus reinster Begeisterung für die
Wissenschaft ungescheut die schwersten Opfer dem
Fortbestande seiner jungen Schöpfung brachte.
Die glänzenden Namen der beitragenden Gelehrten
dieses Bandes geben Zeugniss von dem ungeahnten
Erfolg dieses opferwilligen Strebens.
Hubers Tod und die ihres Herausgebers
beraubte Zeitschrift haben der Numismatischen
Gesellschaft in Wien die Ehrenpflicht auferlegt,
das weitere selbstständige Fortblühen der Zeitschrift
mit allen ihren Mitteln zu unterstützen. Nach
Beschluss der Generalversammlung vom 4. Febr.
1872 wird die Numismatische Zeitschrift
nunmehr mit unverändertem Titel von der numis-
matischen Gesellschaft herausgegeben und mit
Bewilligung des hohen Finanzministeriums im
Verlage der k. k. Hof- und Staatsdruckerei
erscheinen.
Um die durch den Todesfall verursachte
Störung in der regelmässigen Ausgabe der folgen-
den Hefte auszugleichen, hat die Redaction be-
schlossen in möglichst kurzer Frist den ganzen
vierten Jahrgang (1872) zu publiciren.
XXVI
Schliesslich fühlen wir uns noch angenehm
verpflichtet unsern geehrten Mitarbeitern unsem
aufrichtigsten Dank zu sagen, indem wir die
angelegentliche Bitte erneuern uns in der bisherigen
Art auch noch ferner unterstützen zu wollen.
Wien, im October 1872.
Die Redaction.
XXVII
Inhalt des dritten Bandes.
A. NacJi der Reilienfolge der Artikel.
Seite
I. Dr. Fr. Imhoof- Blumer: Die Flügelgestalten der
Athena und Nike auf Münzen 1
II. v. P rokesch-Oste n: Suite des monnaies inedites
d'or et d'argent d'AIexandre le Grand 51
III. J. Friedlaen der : Die ersten griechischen Königs-
münzen Aegyptens 73
IV. H. C. Reich ardt: Drei merkwürdige Münzen der
Könige Agrippa I und II 83
V. Dr. A. v. Sallet: Berenike II und Kleopatra Selene. 9L
VI. Dr. A. v. Sallet: Fulvia Plautiana 97
VII. Dr. A. v. Sallet: Denar des Vaballath 101
VIII. Franz Trau: Neue Fälschungen römischer Münzen. 105
IX. Dr. E. v. Bergmann: Münzen der Indschuiden 143
X. W. T i e s e n h a u s e n : Ueber zwei in Russland gemachte
kufische Münzfunde 1(36
XI. Dr. A. Luschin : Die Agleier 193
XII. H. Dannenberg: Mittelaltermünzen von Hoorn . . . 209
XIII. H. Dannenberg: Unedirte Thaler 218
XIV. C. v. Wächter: Versuch einer systematischen Be-
schreibung der Venezianer Münzen nach ihren Typen 227
XV. Jos. v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung
an die Orientreise Seiner Majestät des Kaisers Franz
Joseph von Oesterreich 203
XXVIII
Seite
XVI. Dr. Fr. Imhoof - Blumer: Zur Münzkunde und
Palaeographie Boeotiens '->'2l
XVII. Dr. Fr. Imhoof -Blumer: Anaktorion — Argos —
Lepsimandos — Tempelschlüssel auf Münzen 388
XVIII. Dr. A. v. Sali et: Satr;ipenmünzen mit griechischer
Inschrift 419
XIX. E. M e r z b a c h e r : Satrapenmünzen mit aramaeischer
Schrift 427
XX. J. Friedlaender: Das Silphium 430
XXI. Prof.M. A. Levy: Die aramaeische Legende auf einer
Drachme athenischen Geprägs 133
XXII. L. Mayer: Mittheilungen über falsche in der Levante
angefertigte antike Münzen 435
XXIII. Prof. M. A. Levy: Eine unedirte Münze des naba-
thaeischen Königs Obodas 44r>
XXIV. Th. Mommsen: Zu den Münzen Agrippas I und II . 449
XXV. Th. Mommsen: Imperatortitel des Titus 45K
XXVI. J. Friedlaender: CONOB, die endlose Frage. . . 479
XXVII. P. Lambros: Unedirte Münzen und Bleibullen der
Despoten von Epirus !*•">
XXVIII. Dr. v. Raimann: Zur österreichischen Münzkunde
des XV Jahrhunderts 501
XXIX. Dr. A. Luschin: Der Münzfund von Lanische (Friau-
lisch-istrische Gepräge) 516
XXX. H. Dannenberg: Nachträge zu Bohl's Buche über
die Trierschen Münzen 546
XXXI. N. Dechant: Goldflorenus des Herzogs Johann I
von Lothringen 134G— 1389 557
XXXII. C. F. Trachsel: Uebersicht der freiherrlichen und
gräflichen Münzen von Schauenstein 560
XXXIII. C. v. Wächter: Versuch einer systematischen Be-
schreibung der Venezianer-Münzen nach ihren Typen 564
XXIX
B. Nach numismatischer Eintheüung.
Alte Zeit.
Griechen.
Seite
I. Dr. Fr. Imhoof-Blumer: Die Flügelgestalten der
Athena und Nike auf Münzen 1
XVI. Dr. Fr. Imhoof-Blumer: Zur Münzkunde und
Palaeographie Boeotiens 321
XVII. Dr. Fr. Imhoof-Blumer: Anuktorion — Argos —
Lepsimandos — Tempelschlüssel auf Münzen 388
II. v. Prokesch-Osten: Suite des monnaies inedites
d'or et d'argent d'Alexandre le Grand 51
XVIII. Dr. A. v. Sallet: Satrapenmünzen mit griechischer
Inschrift 419
XX. Dr. J. Friedlaender: Das Silphium 430
XXII. L. Mayer: Mittheilungen über falsche in der Levante
angefertigte antike Münzen 43f>
III. Dr. J. Friedlaender: Die ersten griechischen
Königsmünzen Aegyptens 7.-5
IV. II. ('. Reichardt: Drei merkwürdige Münzen der
Könige Agrippa I und II 83
XXIV. Th. Mommsen: Zu den Münzen Agrippas I und II. 44!)
V. Dr. A. v. Sallet: Berenike II und Kleopatra Selene 91
VI. Dr. A. v. Sallet: Fulvia Plautiana. 97
Aramaeisch, Nabathaeisch, Juden.
XIX. E. Merzbacher: Satrapenmünze mit aramaeischer
Schrift 427
XXI. Prof. M. A. L evy : Die aramaeische Legende auf einer
Drachme athenischen Geprägs 433
XXIII. Prof. M. A. Levy: Eine unedirte Münze des naba-
thaeischen Königs Obodas 44.">
IV. H. C. Reichardt: Drei merkwürdige Münzen der
Könige Agrippa I und II 83
XXIV. Th. Mommsen: Zu den Münzen Agrippas I und II . 419
XXX
Römer.
Seite
?XXV. Th. Mo mm s on : Imperatortitel des Titos 458
VIII. Fr. Trau: Neue Fälschungen römischer Münzen .... 10i")
VII. Denar des Vaballath 101
XXVI. Dr. J. Friedlaender: CONOB, die endlose Frage. 479
Mittelalter.
Orient.
IX. Dr. E. v. Bergmann: Münzen der Indschuiden .... 14:'>
X. W. T ies enhausen : Ueber zwei in Russland ge-
machte kufische Münzfunde 166
Occident.
XXVII. P. Lambros: Unedirte Münzen und Bleibullen der
Despoten von Epirus 485
XI. Dr. A. Luschin: Die Agleier 193
XXIX. Dr. A. L u s c h i n : Der Münzfund von Dänische (Friau-
lisch-istrische Gepräge) 516
XXVIII. Dr.R. v. Kaiman n: Zur österreichischen Münzkunde
des X ,' Jahrhunderts 501
XII. H. Dannenberg: Mittelaltermünzen von Hoorn ... 200
XXX. H. Dannenberg: Nachträge zu Bohl's Buche über
die Trierschen Münzen 54(>
XXXI. N. Dechant: Goldflorenus des Herzogs Johann I
von Lothringen 1346 - 1389 557
XXXIII. C.v. Wächter: Versuch einer systemati chen Be-
schreibung der Venezianer Münzen nach ihren
Typen 227, 561
Neue Zeit.
XIII. II. Dannenberg: Unedirte Thaler 218
XXXII. C, F. Trachsel: Uebersicht der freiherrlichen und
gräflichen Münzen von »Schauensteiu 560
XV. Jos. v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung
an die Orientreise 8r. Majestät des Kaisers Franz
Joseph von Oesterreieh 263
XXXI
Numismatische Literatur.
Seite
1. G. W. Huber: Dr. A. v. Sallet, die Daten der alexan-
drinischen Kaiscnnünzen 277
2. F. Kenner: J. Friedlaender , Medaglie Macedoniche
di Marco Bruto 2'.)S»
3. F.Kenner: A. Salinas, le monete delle antiche cittä di
Sicilia 30^
4. F.Kenner: Norb. D ech an t, der Denar, Victoriat und
reducirte As der römischen Republik .'»<"i
5. F.Kenner: A. Cav. Magrini, sopra cinquanta medaglie
di Valerio Belli 309
<;. Dr. A. Luschin: Th. Elze, die Münzen Bernhards Grafen
von Anhalt, Herzogs von Sachsen 312
7. Franz Reber: Dr. A. Sa 11 et, die Künstlerinschriften
auf griechischen Münzen 579
8. F. Kenner: Fr. Imho of-Blume r, Choix des monnaies
grecques du Cabinet de Fr. Imhoof-Blumer 582
0. Dr.A. v. Sallet: C.Brambilla, Altre annotazioni numis-
matiche 587
10. Dr. A. v. Sallet: Fr. Kenner, die Münzsammlung des
Stiftes St. Florian in überösterreich 588
11. Dr. A. v. Sallet: E. Maggiore-Vergano, Rivista
della numismatica 590
M i s c e 11 e n : The trial of the pyx. — Oesterreichisch-ungarische
Münzprägungen im Jahre 1870. — Robert Graf v. Lich-
nowsky und Werdenberg. — Schemnitzer Jubel-Medaille.
— Jubiläums-Medaille der deutschen morgenländischen
Gesellschaft. — Münzen der Pariser Commune 314
— Theilstück einer alexandrinischen Silbermünze Neros
(von J. Friedlaender). — Fund von Nachprägungen
römischer Consular - Denare in Ungarn. — Münzfund bei
Sirok in Ungarn. — Ausprägungen Oesterreich-Ungarns
im Jahre 1871. — Die Münzen der Grafen von Genf. —
Medaillen-Concurs für die Wiener Weltausstellung 1873.
Prof. N. Dechant. — A. Brichaut. — Das königl. Münz-
kabinet in Berlin. — f Prof. M. A. Levy 605
Sachregister 607
XXXII
Erklärung der Abbildungen auf den Tafeln und Holzschnitten
des dritten Bandes.
Vier Tafeln mit Abbildungen falscher römischer Münzen zu
Artikel VII, Seite 105—142.
Tafel I. 1 Familie Cornuficia. — 2. Familie Statia. — 3. Domitia. —
4. Britannicus. — 5. Domitia. — 6. Marciana.
Tafel II. 1. Pescennius Niger. — 2. Pescennius Niger. — 3. Jota-
pianus. — 4. Pacatianus. — 5. Cornelia Supera. — 6. Proco-
pius. — 7. Sebastianus. — 8. Julius Nepos. — 9. Petron.
Maximus. - 10. Eufemia.
Tafel III. 1. Balbinus. — 2. Didius Julianus. — 3. Helvius Pertinax.
— 4. Annia Faustina. — 5. Tranqnillina. — 6. Pegallianus. —
7. Macrianus junior. — 8. Aemilianus.
Tafel IV. 1. Aquilia Severa. — 2. Maxentius. — 3. Romulus. —
4. Julianus Tyr. — 5. Marfinianus. — 6. Helena Const. — 7. Ael.
Flacilla. — 8. Theodebaldus. — 9. Nepotianus. — 10. Theode-
hatus.
Tafel V. Zu Artikel I. S. 1— 50. Die Erklärung der Münzabbildungen
findet sich im Texte Seite 49 und .">U.
Tafel VI. Nr. 1—4. Zu Artikel XIII, 8.218. Unedirte Thaler:
1. Dickthaler Erichs II. v. Braunschweig. — 2. Leichter
Thaler des Johann Christian von Liegnitz. — 3. Leichter
halber Thaler desselben. — 4. Thaler des Camillus von
Correggio. Nr. 5— «5 zu Artikel XII, 8. 209. Mittelalter
von Hoorn. — 5. Schilling des Dietrich von Loef. —
6. Goldgulden Wilhelms VII.
Tafel VII. Zu Artikel XI, 8. 193—208. Die Agleier:
1. Kärntnischer - Friesacher Denar. — la. Aquilejischer-
Friesacher Denar. — 2— lf>. Aquilejische Patriarchen-
Denare.
Tafel VIII. Zu Artikel III, S. 73—^2. Die Erklärung der Abbildun-
gen im Text S. 80— «2.
XXXIII
Tafel IX. Zu Artikel XVI, S. 321-387. Zur Münzkunde und
Palaeographie Boeotiens:
1. Haliartos, S. 334. — 2. und 3. Haliartos, S. 335. —
4. Mykalessos, S. 359. — 5—10. Orchomenos, S. 362 ff. —
11. Pharai, S. 372. — 12. Plataia, S. 375.
Tafel X. Zu Artikel XVI, S. 321—387 :
13. Skolos (Schoinos), S. 377. — 14—16. Tanagra, S. 380 f.
— 17-21. Thebai, S. 383 ff.
Zu Artikel XVII, S. 388—418:
22. Anaktorion, S. 389. — 23. Argos, S. 396. — 24. Argos,
5. 399. — 25. Argos, S. 406. — 26. Anaktorion, S. 409. —
27. Lepsimandos. S. 409.
Tafel XI. Zu Artikel XXVII, S. 485— 500. Unedirte Münzen
und Bleibullen der Despoten von Epirus:
1. Bleibulle des Nikephorus , . S. 488. — 2. Bleibulle der
Maria v. Kephalenia, S. 491. — 3. Bleibulle des Nicolo,
S. 494. — 4—8. Münzen des Despoten Johannes II,
S. 498 f.
Tafel XII. Zu Artikel XXVII. 9. 11. 12. 13. 14. 16. 17. 18. Münzen
des Despoten Johannes II, S. 499 f.
Tafel XIII. Zu Artikel XXX. Nachträge zu Bohl's Buche
über die Trierschen Münzen:
1. Denar des Adalbero, S. 547. - 2. Obol des Hillin, S. 548
— 3. Denar des Rudolf v. Wied, S. 549. — 4. Denar
Dietrich's II, S. 550. — 5. Balduin v. Luxemburg, S. 551.
— 6. Cuno v. Falkenstein , S. 552. — 7. und 8. Goldgulden
Johannes II von Baden, S. 554. — 9. Goldgulden Jakob II
von Baden, S. 554. — 10. Goldgulden Richards v. Voll-
raths, S. 555. — 11. Albus Jakobs II von Baden, S. 555. —
12. und 13. Vergoldete Silbermedailen des Richard v.
Vollraths, S. 556.
XXXIV
Holzschnitte *)•
Seite 83 Unicum des Königs Agrippa I.
r 89 Seltene Münze des Königs Agrippa II.
„ 89 Unedirte Münze desselben Königs.
„ 91 Bronzemünzc der Berenike II.
„ 143 Dirhem des Indschniden Abu Ishäk.
„ 167 Omaijadischer Dirhem von el-Dschezira.
„ 168 Segment eines omaij. Dirhems mit dem Prägort el-'Aal.
„ 181 Dirhem des Samaniden Ismail ben Ahmed.
„ 182 Segment eines saman. Dirhems mit dem Prägort es-
Saghäniän.
„ 183 Zwei Dirheme des Samaniden Ahmed ben Ismail.
„ 190 Segment eines Samaniden -Dirhems mit dem Prägort
Bamiän.
„ 371 Kehrseiten zweier Münzen von Pharai.
„ 380 Zwei Didrachmen von Tanagra.
„ 384 Zwei Didrachmen von Thebai.
* „ 421 Kupfermünze des Satrapen Orontas.
ö „ 423 Silbermünze desselben Satrapen.
* „ 424 Silbermünze des Satrapen Spithridates:
** „ 424 Kupfermünze desselben Satrapen.
* „ 428 Kupfermünze des Satrapen Ariarathes I.
* „ 431 Das Silphinm.
„ 433 Drachme athenischen Geprägs mit aramaeischer Legende.
„ 445 Didrachmon des nabathaeischen Königs Obodas.
* „ 479 Solidus des Zeno.
„ 501 Sechs österreichische Pfennige des XV Jahrhunderts.
„ 557 Gohlflorenus des Herzogs Johann I v. Lothringen.
„ 563 Seltener Kreuzer von Schauenstein.
* „ 593 Unedirtes alexandrinisches Didrachmon des Nero.
* n 594 Kleinste alexandrinische Kupfermünze (Nero).
') Die mit einem Sternchen bezeichneten Holzschnitte sind aus der Kuust-
tchule des ausgezeichneten Xylographen Prof. W. Bürckner in Dresden.
XXXV
Mitarbeiter des dritten Bandes.
Bergmann, Dr. Joseph v., k. k. Regierungsrath a. D. in Graz.
Bergmann, Dr. Ernst v., Custos des kais. Münz- und Antiken-
kabinets in Wien.
Dannenberg, n., königl. Stadtgerichtsrath in Berlin.
Dechant, Prof. Norbert, Custos der Münzsammlung des Stiftes
Schotten in Wien.
Ernst, Carl, Secretär des k. k. Hauptmünzamtes in Wien.
Friedlaender, Dr. Jul, Director des k. Münzkabinets in Berlin.
f Huber, Christian Wilhelm, k. k. Ministerialrath, General-Consul
a. D. in Wien.
Imhoof-Blumer, Dr. Fr., Cantonrath in Winterthur.
Karabacek, Dr. Joseph, Docent an der Universität in Wien.
Kenner, Di-. Friedr., Custos des kais. Münz- und Antikenkabinets
in Wien.
Lambros, Paul, in Athen,
f Levy, Dr. M. A. königl. Professor in Breslau.
Luschin, Dr. Arnold, Docent an der Universität und Adjunct
am landschaftlichen Archiv in Graz.
Mayer, Ludwig, in Nürnberg.
Merzbacher, Eugen, Cand. phil. in Berlin.
Mommsen, Dr. Theodor, Prof. an der kön. Universität in Berlin.
Prokesch-Osten, Anton Graf v., Exe. Feldzeugmeister, früherer
k. und k. Botschafter an der hohen Pforte, d. Z. in Graz.
Raimann, Dr. v., k. k. Rathssecretär in St. Polten.
Reber, Dr. Franz, Professor an der k. Universität in München.
Reichardt, H. C. Reverend, in Alexandria (Aegypten).
Sallet, Di-. Alfred von, Directorial- Assistent am königl. Münz-
kabinet in Berlin.
Tiesenhausen, W., Collegienrath und Secretär der archaeolo-
gischen Commission bei der Akademie der Wissenschaften
in St. Petersburg.
Trachsel, Dr. C. F., in Beilin.
Trau, Franz, Kaufmann in Wien,
f Wächter, Karl Edler v. Wachenhain, k. k. Generalmajor a. D.
in Linz.
I.
Die
Flügelgestalten der Athena und Nike auf Münzen.
Von
Dr. BV. Imhoof-Blumer.
(Hierzu Tafel V.)
Die Veranlassung zu der folgenden Untersuchung gab
die nachstehende böotische Kupfermünze:
I. ÄL Grösse 4. Jugendlicher, mit der Löwenhaut
bedeckter Herakleskopf rechtshin.
Rs. BolflTHN. Geflügelte Pallas rechtshin schreitend,
in der erhobenen Rechten den Blitz, auf dem vor-
gestreckten linken Arm die Aegis haltend. Links
im Felde >^ ; rechts ein runder Schild.
Meine Sammlung ; in meiner zum Druck vor-
bereiteten Choix de monnaies grecques, pl. II,
43. (Abgebildet Tafel V, Nr.l.)
Eine ähnliche, nur im Monogramm abweichende Münze
ist in Leake's Num. Hellen. Em*. Gr. p. 29 beschrieben.
l
- j Dr. Fr. Imhoof üliimer : Die Flügelgestalten
Hieher gehören sicher auch zwei Stücke bei Mionnet, T. II,
103, 65 und Suppl. III, 508, 41 ; obgleich die Schwingen
in der Beschreibung derselben nicht erwähnt werden, so
lässt doch eine schlechte Abbildung in Pellerin's Kec. de
med. des peuples et des villes , T. I, pl. XXIV, 1 1 , auf
das wirkliche Vorhandensein dieser Attribute schliessen.
Die Darstellung der Kehrseite ist in mehr als einer
Hinsicht seltsam, und, meines Wissens, einzig. Leake
bezeichnet sie als 'A«S-v5vä Nfowj. Neuerdings ist aber mit
Begründung behauptet worden, die griechische Kunst hätte
die Atheua niemals, weder als Nike, noch in ihren übrigen
Erscheinungen mit Flügeln gebildet. Es lohnt sich daher die
Untersuchung, welche der beiden sich gegenüberstehenden
Ansichten die wahrscheinlichere oder richtige sei.
Der letztere Satz ist in der trefflichen Arbeit R.
Kekule's „Die Balustrade des Tempels der Athena-Nike in
Athen, Leipzig 1869" p. 7 enthalten. Der gelehrte Ver-
fasser weist überzeugend nach, wie Nike, welche zu
Homer' s Zeiten dem Kreise der Kultusgötter noch fremd
geblieben war, ihre Entstehung mehr der bildenden Kunst,
als der Dichtung zu verdanken hatte. Ursprünglich erscheint
sie als Dienerin und Gehülfin verschiedener Gottheiten,
und als solche erhält sie Flügel und wird vervielfacht.
Dass sie jedoch mit einer Gottheit selbst identisch sein
konnte, darüber lassen z. B. für die Athena-Nike deutliche
Zeugnisse keinen Zweifel. Mit der Zeit konnte diese junge.
nicht eigentlich mythologische Nike, — wie später die
Eirene, — die Bedeutung einer selbstständigen Gottheit
erlangen (mit Attributen wie Kranz, Palmzweig, Tänien,
Tropäum, Dreizack, Akrostolium etc.); aber dennoch
scheint ihre häufigste Auffassung diejenige als Dienerin
der Athena und Nike auf Münzen.
und Genossin der Götter *), und ihr steter Begriff der
symbolische Ausdruck des erlangten Sieges geblieben
zu sein.
Kekule unterscheidet consequent zwischen einer Nike
der Kunst und einer mythologischen Nike, die so zu sagen
nur als Prädikat einer bestimmten Gottheit vorkomme,
ohne die Gestalt derselben zu verändern. Er behauptet
daher die konstante Beflügelung der Nike, die konstante
Fltigellosigkeit der Athen a-Nike.
Freilich muss er selbst das Vorkommen beflügelter
Athenafiguren in der etruskischen Kunst 2) anerkennen.
Diesem Umstände scheint er indessen die Bedeutung
abzusprechen, dass er einen Rückschluss auf ähnliche
abnorme Erscheinungen in der griechischen Kunst gestatte.
Und doch fehlt ihm vielleicht diese Bedeutung nicht ganz.
Der Schluss aber, es habe in Griechenland überhaupt
keine geflügelte Athena geben können , weil die einzige
bezeugte Athena - Nike griechischer Kunst, — nämlich die
der attischen Akropolis, denn von der megarischen ist
Nichts überliefert, — flügellos war, ist jedenfalls für sich
allein unwahrscheinlich. Ja, es gibt ausser der böotischen
Münze noch andere numismatische Monumente, die ihn
i) Mit gefüllter Kanne, mit Herolds'ab etc.; am häufigsten
selbst als Attribut, vereint mit der Athena, mit Zeus-Nikephoros,
später auch mit andern Gottheiten und Personificationen.
8) Auf Vasen, Statuetten, Bronzespiegeln, Gemmen etc. E.
Gerhard: Ueber die Metallspiegel der Etrusker, 1838, Taf. I, 1—9;
Ueber die Gottheiten der Etrusker, 1847, Taf. IV, 1; Müllerund
Wieseler, Denkm. der alten Kunst, II, 221 ; Bull, dell' instit. 1859
S. 81.
1*
■* Dr. Fr. Imhoof-];iumer: Die Flügelgestalten
ganz unwahrscheinlich machen. Ich gebe zunächst ihre
Beschreibung :
II. N. Gr. 4. Jugendlicher Kopf rechtshin, mit der
Haut eines Elephantenkopfes bedeckt.
Rs. ArAOoKAEoZ. Geflügelte Pallas rechtshin schrei-
tend und kämpfend. Ihren Kopf ziert ein Helm ;
in der erhobenen Rechten schwingt; sie den Speer,
und schützt durch einen grossen ovalen »Schild den
vorgestreckten linken Arm. Zu ihren Füssen sitzt
eine Eule »).
Schöner Goldstater des Tyrannen Agathokles
von Syrakus; ein Unicum des k. k. Münzkabinets
zu Wien. Gew. 8, 45 Gr. (Abgeb. Taf. V Nr.2.)
III. AL. 6. Lorbeerbekränzter Jupiterkopf rechtshin.
Rs. BAZIAEHZ AHMHTPIoY OEoY 0IAAAEA4>oY
NIKAToPoZ. Linkshin stehende geflügelte und
behelmte Pallas, die gesenkte linke Hand an den
Speer und den hinter ihr am Boden stehenden Schild
lehnend; auf der vorgestreckten Rechten hält sie
eine kleine Nike, welche, ihr zugewandt, einen
Siegeskranz entgegenhält. Im Felde AP, oder
IYI, etc.
3) Eckhel,Doct. nmn. vet. T. I, p. 261; Torremuzza, Tav. CI,
4; Tresor de num. et de glypt, pl. XXIII, 8, p. 2 und 47. —
Der Gewandstil ist sehr ähnlich demjenigen der kämpfenden Pallas
auf Silbermünzen des Königs Pyrrhus; nur sind hier die gefältelten
und je in zwei Spitzen auslaufenden, frei in der Luft schwebenden
Enden des schmalen Obergewandes um beide Arme geschlungen,
während auf den Pyrrhusmünzcn diese künstlich gefalteten Dra-
perien . wie Flügel, hinter der Figur herflattern.
der Athena und Nike auf Münzen.
Kupfermünzen des Königs Demetrios II von
Syrien *). (Ab geb. Taf. V Nr. 3.)
IV. Nu. 8. Lorbeerbekränzter Apollokopf linkshin.
Rs. BAZIAEHZ PPoYZIoY. Linksbin stehende, ge-
flügelte und behelmte Pallas ; sie stützt die gesenkte
linke Hand auf den hinter ihr stehenden , mit dem
Medusenhaupt geschmückten Schild, und hält in
der vorgestreckten Rechten einen Siegeskranz.
Kupfermünzen des Königs Prusias I oder II von
Bithynien *). (Ab geb. Taf. V Nr. 4).
■ Ich füge noch bei :
IVa. ÄL 8. Gleich der vorhergehenden, aber ohne
Schulterflügel; dagegen befinden sich Schwingen
am Helme. Im Felde, Z 6)
und berühre kurz ein paar weitere Beispiele behelmter,
oder bewaifneter weiblicher Flügelgestalten. So soll auf
Kupfermünzen der thrakischen Insel Nea 7), oder vielmehr
der äolischen Stadt Neonteichos s), eine rechtshin schrei-
tende behelmte Nike vorkommen, welche den Kranz in der
Rechten, und über die linke Schulter einen Palmzweig
hält. Achnlich, mit Helm, Palmzweig und Füllhorn erscheint
4) Meine Sammlung; ähnliche bei Mionnet, V, 60, 517 u. 518;
Suppl. VIII, 46, 237—240; Duane, pl. XVI, 11; Tres. de num.
pl. XLVI, 15, p. 101 etc.
5) Als Victoria bei Mionnet, II, 507, 35—40 beschrieben;
Tres. de num. pl. XXIX, 1.
6) Mionnet II, 508, 47, aus der Samml. von Cousinery.
») Pellerin, Eec. III, 88, pl. CV, 1, und Mionnet, I, 432, 8.
8) Sestini, lett. cont. II, p. 74, 3 und 4; Mionnet, Suppl. VII,
39, 251.
('.
Dr. Fr. Imhoof-Blumer : Die FHigelgesfaltcn
Nike auf dem Panzer einer Kriegergestalt des Mus. Pio-
Clementino »). Sodann ist ein Denar des Domitian bekannt,
auf welchem eine geflügelte Pallas- Viktoria, mit Helm,
Speer und Schild bewaffnet, linkshin schreitend dargestellt
ist *o). Zum Schlüsse erwähne ich noch eines geschnittenen
Steines der Galerie zu Florenz, mit einer weiblichen,
behelmten Flügelgestalt, welche in den Händen ein Füll-
horn, ein Steuerruder und zwei Aehren hält: ohne Zweifel
ein blosses Phantasiegebilde , wie sich solche auf Steinen
oft und in wunderlichster Form zeigen »*).
In welchen der aufgezählten verschiedenen Darstel-
lungen ist Nike, in welchen Pallas zu erkennen?
Es ist unbestreitbar, — und Kekule betont es eben-
falls ausdrücklich, — dass der Begriff der Göttin Nike
ausschliesslich „Sieg" ist, Sieg im Kriege oder im fried-
lichen Wettkampfe; dass Nike nur geschaffen ward um
dieThatsache des erlangten vollendeten Sieges
verständlich auszudrücken ; und sie diese Bedeutung stets
beibehielt, wenn auch nicht blos als Vollenderin irdischer
Kämpfe, sondern auch als Rettung bringende Schöpfungs-
kraft der Natur, als eine Vollstreckerin der von den Sterb-
lichen dargebrachten Opfer und als eine Dienerin der
Götter «).
Hieraus scheint mir als einfache Folge sich zu ergeben,
dass Nike nicht kämpfend gedacht werden kann. Ist
») Platner, p. 154.
io) C. 0. Müller, Denkm. II, 220; Cohen, Monn. imper. I, 178.
ii) Eine ähnliche Gestaltung ist in Fr. Creuzer's Zur Gemmen-
kunde, Taf. IV, 13 abgebildet.
13) E. Gerhard, lieber die Flügelgestalten der antiken Kunst.
1839, S. 201.
der Athena und Nike auf Münzen.
sie identisch mit einer Gottheit, wie bei Athena -Nike, so
spricht aus ihr die Ruhe des anerkannten, vollendeten
Sieges. Auch die Sieg bringenden Götter (yixYjfopoi) sind,
und müssen ihrem Begriffe nach, mögen sie sitzen oder
stehen, vollkommener Ruhe theilhaftig sein. Nike als
selbstständiges Wesen, so tausendfach variirt auch die
Künstler, sie in Bewegung, Haltung und Attributen dar-
stellen, erscheint nie agressiv, ist nie kämpfende
Kriegsgöttin.
Um dies zu beweisen, mag es am Platze sein, an der
Hand derjenigen Gattung von Monumenten, deren Alter
am sichersten bestimmbar ist, eine gedrängte Monographie
über die Darstellungsweise der Nike zu geben. Sollte ich
wirklich dazu gelangen, aus einer derartigen, absichtlich
auf eine Denkmälerklasse abgegrenzten Untersuchung
die erforderlichen Resultate zu gewinnen, so will ich diese
höchstens für die Stempelschneiderei als unleugbar richtig
hingestellt sein lassen: ich schliesse also gar nicht aus,
dass das Ergebniss meiner einseitigen Untersuchung nicht
hin und wieder durch andere methodische Forschungen
modifizirt werden könnte, wie solche auf einigen der
umfangreichen Gebiete monumentaler Kunst, so z. B. auf
Vasen, möglich und wünschbar sind.
Da die späteren Begriffsnüancen der römischen Sieges-
göttinnen hier nicht in Betracht fallen, so werde ich mich
vorzugsweise nur an die ältere griechische Numismatik
halten. Eine genaue chronologische Reihenfolge zu beob-
achten, wird nicht möglich sein; immerhin lassen sich,
durch die mehr oder weniger grosse Alterthümlichkeit der
Gepräge und der Schriftformen ziemlich sichere Anhalts-
punkte für die Geschichte der Entwicklung der Nike-
gestaltung gewinnen.
Dr. Fr. [mhoof-Blumtsr: Die Flügelgestalten
I.
Ohne Zweifel zu den ältesten Darstellungen gehören
die über ein SiegeSgespann einherfliegenden Nikefiguren,
welchen man ausschliesslich auf den zahlreichen Tetra-
drachmen sicilischer Städte begegnet. Sie scheinen die
Kämpfer Olympia' s am Ziele der Rennbahn zu empfangen,
indem sie bald die Rosse, bald ihren Lenker bekränzen.
Von dieser fliegenden Nike kenne ich folgende Varietäten:
1. Mit Chiton und flatterndem Himation bekleidet, in
der L. einen Kranz haltend, die R. auf einen der
Pferdeköpfe legend.
Tetradrachmon von Syrakus mit der Aufschrift :
2YPA905IO/V, Mionnet, Rec. des planches, LXI,
7, und meine Sammlung; ein anderes, mit dem
gleichen Stempel der Kehrseite geprägt, hat um
den Kopf: 5VfcAHO*IO/V ; m. Samml. •
2. Ohne das Obergewand; mit beiden Händen hält sie
einen mit langen Tänien geschmückten Siegeskranz.
Tetradr. von Syrakus mit : SVPA902IO/V ; Duc
de Luynes, Choix de in6d. gr. pl. VI, 13, und m.
Samml.
3. Sie hält mit beiden Händen eine einfach herab-
hängende Tänie.
Tetradr. von Syrakus mit \AOI*0)IA*IV*; m.
Samml.
4. Ungeflügelt, ebenfalls über den Rossen schwe-
bend, und mit beiden Händen eine Tänia haltend.
Tetradr. von Syrakus mit XVPAK02IO/V ; m.
Samml.
der Athena und Nike auf Münzen.
9
5. Geflügelt, wie gewohnt; sie hält eine einfache oder
geperlte, herabhängende oder gewundene Tänie.
Tetradr. von Syrakus mit SVfcAKOSIO/V recht-
oder rückläufig ; häufig.
6. Mit beiden Händen den Oelkranz einem der Pferde
aufsetzend.
Tetradr. von Syrakus, mit SYfcAKO^IO *, ganz
identisch mit dem 480 J. v. Chr. geschlagenen
Damareteion »); Torremuzza, Auct. II, Tav. VII,
3, und m. Samml. Diese Münzen sind etwas jünger
als die vorhergehenden Tetradrachmen.
7. Mit dem Kotinoszweig.
Tetradr. von Syrakus, mit Aufschrift wie 6 und
SYPAK05IO/V;m. Samml.
8. Mit der Linken eines der Pferde bekränzend, in der
Rechten gefranste Tänien haltend.
Tetradr. von Syrakus mit 5VI*AK02lO\A ; m.
Samml. ■
9. Mit weitem, aber kurzem Oberkleid, einem modernen
Mantelkragen ähnlich; in der Rechten ein Kranz.
Tetradr. von Syrakus mit 5YPAK05IO/V ; m.
Samml.; 3 verschiedene Exemplare sehr schöner,
noch etwas alterthümlicher Fabrik.
Wie bei Nr. 3, 5, 6 und 7, kommt Nike auf den zahl-
reichen Tetradrachmen vor, welche im V. Jahrhundert v.
Chr. zu Agrigent, Kamarina, Katana, Eryx, Gela, Himera,
Leontion, Messana, Panormos, Segesta und Syrakus
geprägt worden. In der Blüthezeit der Kunst, der Zeit der
»3) Mus. Hunter, T. LH, 10, und Luynes, Choix, pl. VIII, 1.
10
Dr. Fr. Irnhoof-Blumer : Die l'liigelgestaHen
berühmten Dekadrachmen, und von da an bis spät,
erscheint sie am häufigsten mit dem Oelkranz oder dem
Oelzweige A), ebenfalls die Eosse oder ihren Lenker
bekränzend. Dieser ist meist ein bärtiger Mann; seine
Stelle wird aber auch von Pallas (Kamarina), von Demeter
(Segesta) und einmal von einer geflügelten männlichen
Figur (Syrakus) ") eingenommen.
10. Mit Kranz in der einen, und Tänien in der andern
Hand; (hier unter einem Seekrebs hinfliegend).
A KP A C
Tetradr. von Agrigent mit rrruiA ; A. Salinas,
Monete delle antiche cittä di Sicilia, pUV, 3 und 4 ;
m. Samml.
11. Mit Kranz und Stab, über dem Siegesgespann.
Tetradr. mit panischer Aufschrift wie in L.
Müller's Num. de l'anc. Afrique, II, 74, Nr. 2; m.
Samml.
12. Mit Kranz und Heroldstab.
Tetradr. von Katana mit HPAKAEIAA5 und
KATANAIHN; Torrem. XX, 1; Mus. Hunter, XV,
22; m. Samml. — Tetradr. von Messana mit
ME52ANIflN; Torrem. XLVI, 15, und m. Samml.
13. Mit Kranz und einer kleinen Tafel, welche den
Namen des Stempelschneiders trägt.
Tetradr. von Katana: R. Rochette, lettre, pl. I,
8; Luynes, Choix, pl. VII, 4; — von Himera:
14) Viele Beispiele in den bekannten Werken %on Car. Combe,
Torrerauzza, R. Rochette, Luynes, Salinas etc.
'*) Torrem. LXX1II, 8, '.) und 10; Rochette, lettre au duc de
Luynes, pl. II, 16 ; Luynes, Choix, pl. VII, 14.
der Athena und Nike auf Münzen.
11
Torrem. Auct. I, T. IV, 8; und m. Samml. — von
Syrakus: R. Rochette, pl. I, 6; Mus. Hunter, LIII,
3, und m. Samml.
IL
Etwas später als diese ältesten Darstellungen sind
die folgenden, welche Nike im Begriffe zeigen, andere
Figuren und Objekte zu bekränzen.
14. Den Stier mit Menschengesicht.
Tetradr. von Gela, mit der Aufschrift CEAA5:
Mus. Hunter, T. XXVIII, 4 ; Torrem. Auct. I, T. IV,
1; — von Katana mit KATA/VAI05: Luynes,
Choix, pl. VI, 4; Silber- und Kupfermünzen kam-
panischer Städte, Kyme, Neapolis, Nolaetc: Carelli,
T. 72 und ff., 83 und ff.; Luynes, Choix, pl. I; R.
Rochette, 1. c. pl. III; Sambon, Recherches, 1870,
pl. X, XI, XII, 54, XIII.
15. Den stehenden Stier.
Diobolen und Obolen von Posidonia: m. Samml.
16. Eine libirende Frau.
Tetradr. von Segesta mit SErE2TAI0/V: A.
Salinas, Periodico, Fir. 1870, tav. I, 1.
1 7. Die Stadtgöttin von Terina.
Didrachmon von Terina mit TEPINAIflN: Mil-
lingen, Ancient Coins, pl. II, 3; R. Rochette,
Memoires, pl. II, 15; Luynes, Choix, pl. IV, 17;
Carelli, T. 178, 33.
1 8. Den Pallaskopf auf der Hauptseite von
Tetradrachmen von Thurium : m. Samml.
*-& Dr. Fr. Imhoof- Blumer: Die Flügelgcstalten
19. Den stossenden Stier.
Didr. und Diobolen von Thurium: Mus. Hunter,
T. LX, 1; Carelli, T. 168; Fox, unedited Coins,
pl. I, 16; m. Samml.
20. Einen Dreifuss.
Didr. von Kroton: Mus. Hunter, T. XXII, 4; m.
Samml.
21. Ein freies, springendes oder ruhendes Pferd.
Punisch - sicilische Tetradr. : Müller, Num. de
l'Afr. II, p. 74- 78, Nr. 2, 4, 7, 28, 33; m. Samml.
22. Einen Reiter.
Goldstateren und Didrachmen von Tarent: Mus.
Hunter, T. LV, 12, LVI, 5-7; Carelli, T. 103, 13
undT. 110—113, u. a. m.
23. Den auf einem Delphin reitenden Taras.
Didr. von Tarent: Mus. Hunter, T. LV und LVI;
Carelli, T. 110—114. Mitunter steht Nike auf der
vorgestreckten Hand des Taras und bekränzt ihn :
Carelli, T.104, 20; Luynes, Choix, pl. II, 16 u. IS;
Sambon, 1. c. XVIII, u. a. m.
24. Den Herakles.
Didr. und Diobolen von Herakleia in Lukanien :
Millingen, Considerations, pl. I, 4; Carelli, T. 161
und 162 ; — Kupfermünzen von Uxentum: Carelli,
T. 123; m. Samml.
25. Einen Löwen.
Didr. von Velia: Luynes, Choix, pl. III, 17;
Carelli, T. 140, 52; m. Samml.
der Athena und Nike auf Münzen.
IS
26. Die Diana.
Kupfermünzen von Agyrium in Sicilien: Torrem.
T. XI, 1-3; m. Samml.
27. Einen weiblichen Kopf phönizischen Charakters.
Kupfermünzen der Insel Kossura: Torrem.
• T. XCVI; m. Samml.
28. Einen Neptunkopf.
Kupfermünzen von Brundusium ; Carelli, T. 120;
m. Samml.
29. Eine Prora.
Kupfermünzen der lykischen Stadt Phaseiis:
Pellerin, Kec. II, pl. 69, 8; Rev. num. 1853, p. 95;
m. Samml. i«).
Alle bis hieher aufgezeichneten Bilder der Nike, von
denen die ältesten bis ins VI. Jahrhundert v. Chr. hinauf-
reichen, lassen sie in untergeordneter Stellung, als blosse
Nebenfigur erscheinen; und bis auf die letzte, rühren
sie ausschliesslich nur aus Sicilien und Gross-
Griechenland her. In Hellas und im fernem Osten tritt Nike
ähnlich erst zu Alexander's Zeit auf, und dann immer als
Vereinigung mit Zeus 17) und Athena «»), später auch mit
Demeter <!»), und mit Personifikationen wie dem Taras 20),
l6) Die Kupfermünzen Nr. 24, 26—29, gehören späteren Zeiten
an als die Silbermünzen.
|7i Häufig auf Münzen der Seleuciden, von Laodicea in Syrien.
|8) Auf den Satrapenmünzen von Side, auf Mzn. des Lysi-
machus und der Seleuciden.
,9)üenna in Sicilien: Mion. Suppl., I, 385, 186; Fraccia,
Giorn. di Sicilia 10. Juli 1866, p. 21.
so) Vgl. Nr. 23.
14
Dr. Fr. ImhooMiluiner: Die Flügelgestaltcn
der Aetolia 21), den Stadtgöttinnen von Smyrna ^),
Aradus as), Hieropolis in Kyrrhestike »*), dem Arion? **),
der Roma ••), u. s. w. ; hier wird sie stets auf der Hand
der Gottheiten getragen, auswärts oder einwärts schreitend
wie der Sieg von der Gottheit ausgeht, oder sie krönt.
Ganz kleine Nikefiguren zeigen noch einige sikyo-
nische Tetradrachmen Alexander's auf den beiden Thron-
säulen des Zeus Aetophoros 27), und Goldstatere Alexan-
der's auf dem Tropäumgestell 28), welches Nike trägt.
Durchgängig tragen alle die kleinen Siegesgöttinnen
den Kranz, oder Kranz und Palmzweig; eine einzige Aus-
nahme habe ich auf Kupfermünzen von Rhegium gefunden,
wo Nike mit einem Tropäum erscheint 29).
III.
Unter den Darstellungen, welche Nike als selbst-
ständigen Typus oder als Hauptfigur zeigen, habe ich
zuerst zwei Bilder der flügellosen Nike, beide der
21) T. Combe, Mus. Brit. V, 23; Mion. S. III, pl. XV, 1 und 2;
Luynes, Choix, pl. IX, 14; m. Samml.
22) Mion. S. VI, pl. V, 3; Leake, Num. Hell. As. Gr. p. 117.
23) Rev. num. 1850, pl. XI, 3, mit dem Kopfe des Alexander
Bala.
24) T. Combe, T. XII, 18.
25) Brundusium : Carelli, T. 120.
28) Sardes: T. Combe, T. XI, 11.
27) Müller, Num. d'Alex. pl. I, 19; Nr. 864 und ff. C;it. Greau,
pl. II, 1178; m. Samml. %
28) Müller, 1. c. pl. II, 18.
2») Carelli, T. 204, 33 und 34.
der Athena und Nike auf Münzeu.
15
ersten Hälfte des V. Jahrhunderts v. Ch. angehörend, zu
konstatiren.
30. Im Doppelchiton stehend, und in der einen gesenk-
ten Hand einen Oelzweig haltend; daneben AdSM.
Didr. von Terina : Millingen, anc. coins, pl. II, 2 ;
Sambon, Recherches, 1870, pl. XXIII, 14.
31. Vor einem Vordertheil des Stieres mit Menschen-
gesicht stehend und denselben bekränzend; dar-
über *iAoni*o*.
Tetradr. von Gela, mit WOIOA3D: Torrem. T.
XXXII, 1 ; F. Streber, Ueber den Stier, Taf. Nr. 6.
Gleichzeitig, und theilweise während der zweiten
Hälfte desselben Jahrhunderts, wurden Münzen mit den
folgenden geflügelten Nikegestalten geprägt.
32. Eilend; in der erhobenen Rechten hält sie den
Kranz, den linken freien Arm schwingt sie rück-
wärts.
Didr. von Elis, mit der Aufschrift FA; m. Samml.
Choix, pl. II, 55.
33. Aehnlich; mit der linken Hand erfasst sie hinten
den untern Theil ihres in viele parallele Falten
fallenden Chitons ; ein Merkmal ihrer Eile.
Didr. und Drachme von Elis : m. Samml.
34. Aehnlich ; linke Hand und Vorderarm sind mit den
Enden des Himations umwickelt.
Didr. von Elis mit ^: Cab. Allier, pl. VI, 16;
Arch. Zeitg. 1846, T. XLIII, 42; E. Curtius,
knieende Figuren, Tfl., Nr. 7 ; m. Samml.
1(5
])r. Fr. Imhoof-Bhimer: Die Fliigelgestalten
35. Stehend in der vorgestreckten Rechten eine bis zum
Boden herabhängende T an ie haltend, die linke
Hand auf einen an der Spitze mit einer Palmette
oder mit Laubwerk geschmückten S c e p t e r
stützend.
AA
Didr. von Elis mit _ : Rev. num. 1852, pl. I,
3 ; Cat. Greau, pl. III, 1532.
36. Auf einer zweistufigen Basis sitzend; in der
Rechten hält sie eine auf der rechten Schulter auf-
liegende, lange, oben etwas rückwärts gebogene
und in einen Blätterbüschel auslaufende Ruthe,
welche mehr Aehnlichkeit mit dem Scepter von
Nr. 35, als mit einem Kotinoszweige hat. Mit der
linken, rückwärts gehaltenen Hand stützt sie sich
auf den Sitz, unter welchem sich ein Oelzweig
befindet.
Didr. von Elis mit FA ; Rev. num. 1 852, pl. I, 4 ;
m. Samml.
37. Aehnlich, ohne die Ruthe, und die Rechte vor-
gestreckt.
Didr. von Elis, Cat. Greau, pl. III, 1531.
38. Stehend, von vorn, mit weit ausgebreiteten Flügeln ;
in den gleichmässig erhobenen Händen 0 e 1 z w ei g e
haltend, welche sich über dem Kopfe in einen Bogen
vereinigen.
Didr. von Terina, mit ^B^T; Luyncs, Choix,
pl. IV, 15; Cat. Greau, pl. I, 659; Sambon, Recher-
ches 1870, p.360, 2 mit NIKA; Num. Zeitsch.1870,
S. 274; m. Samml.
der Athena und Nike auf Münzen.
17
39. Linkshin stehend, in jeder Hand einen Oelkranz
haltend.
Tetrobolen von Terina mit TE^£ : m. S., Berl.
Blätter 1869, p. 37. Sambon, 1. c, p. 301, 70 ohne
Aufschrift.
40. Aehnlich, mit Oelkranz und 0 e 1 z w e i g.
Didr. von Terina mit TEP^WA; Luynes, Choix
pl. IV, 14; Sambon, pl. XXIII, 17.
41. Linkshin gehend oder eilend; sie hält in der einen,
oder in jeder Hand, eine Tänia mit Fransen an den
Enden.
Tetradr. von Katana mit KATA/VAIO/V: F.
Streber, über den Stier, Nr. 7; Torrem. T. XXI,
4—7; mit KATA/VAIo$: Luynes, Choix, pl.VI, 4.
42. Schwebend; die linke Hand erfasst hinten den
untern Theil des Chitons ; über den r. Arm fallen
die in spitze Zipfel auslaufenden Enden des
Himation, und die r. Hand hält ein, mit langen,
gefransten und lebhaft in der Luft flatternden
Tänien geschmücktes Akrostolium. Um die
Figur herum steht .
Silbermünzen von Himera mit W0IAH3MIH: m.
S. Berl. Bl. 1869, T. LIII, 7; ähnlich bei Torrem.
T. XXXV, 9.
43. Schwebend, in der Rechten Tänien, in der Linken
den Heroldstab haltend.
Silberlitra von Kamarina; Torrem. Auct. I, T. II,
4 u. 5; m. S. Berl. Bl. 1869, T. LIII, (5.
2
* ~ In. Fi. Imüoof-Illumer : Die Flügelgestalton
44. Ohne Attribute über einen Schwan hinfliegend.
Silberlitren von Kamarina; Torrem. T. XVIII,
8 und 9; Luynes, Choix, pl. VI, 3; m. S. Aufschrift
KAMAPI/VAIO/V.
45. Stehend; mit dem Siegeskranz in der Rechten,
und die Linke im Himation verhüllt.
Didr. von Terina mit TEPIWAIO/V: m. Samml.
46. Stehend, mit dem Heroldstab in der Kochten,
den linken Arm auf eine Säule stützend.
Didr. von Terina; Hunter, T. LVIII, 10: Carelli,
T. 177, 18; m. S.
47. Stehend, in der Rechten den Hero 1 dstab, die
Linke verhüllt; sie setzt den linken Fuss auf eine
Basis.
Didr. von Terina mit TEPI/VAIO/V : Carelli,
T. 177, 19; m. Samml.
Die zahlreichen späteren Didrachnien undTlieilmünzen
von Terina, — welche zwar nur bis in die erste Hälfte des
IV. Jahrhunderts v. Chr. herabzureichen scheinen, —
führen fast ohne Ausnahme den Typus einer anmuthigen
Flügelgestalt, deren Sitz eine Basis, ein Stuhl, eine umge-
stürzte Urne oder ein Säulenkapitäl ist, und welche
gewöhnlich als die Sirene Ligeia gedeutet wird. Dieser
Bezeichnung widersprechen aber nicht nur die so eben
unter Nr. 30, 38 u. a. angeführten älteren Münzen der
Stadt, sondern auch die meisten der abwechselnden, vor-
züglich nur der Nike zukommliehen Attribute der sitzenden
Frau (Siegeskranz, Oelzweig, Heroldstab), sowie die einen
Oelzweig oder Kranz tragende Nike auf den Diobolen
der Athcna und Nike .iuf Münzen.
19
Terina's 30). Offenbar sind alle diese stehenden, sitzenden
und schwebenden Figuren identisch, und stellen daher die
Siegesgottheit dar.
Geflügelt, mit Heroldstab und Siegeskranz in den
Händen, sind Nymphen und Sirenen überhaupt nicht
denkbar 3°a): will man aber Andeutungen auf das Grabmal
der Ligeia finden , so sind solche nicht in den weiblichen
Wesen, welche uns die Münzen von Terina vorführen, zu
suchen, sondern einzig in den Wassergefässen, und in der
Quelle oder dem Brunnen, welche auf denselben Monu-
menten entweder als Sitz der Frau, oder neben derselben,
oder auch auf ihrem Schosse vorkommen.
Auf welche Weise Nike in Terina verehrt wurde,
scheint aus der Münze hervorzugehen, welche vor dem
Kopfe der Hauptseite die Aufschrift TEPINAIflN trägt,
während auf deren Kehrseite , vor einersitzenden flügel-
losen Frau, welche eine Patera in der Hand hält und von
einer kleinen fliegenden Nike (Nr. 17) bekränzt wird,
TEPINA steht. Diese Frau ist also Terina, die vom Sieg
gekrönte Stadtgöttin-, sie ist die Siegesgottheit selbst und
daher identisch mit Nike. Während dem diese nämliche
Nim Tsphcc in der Regel mit Beflügelung erscheint, so zer-
setzt sie sich auf jenem höchst seltenen, der jüngsten
Münzserie Terina's angehörigen Didrachmon , ausnahms-
weise einmal in ihre beiden Auffassungen als Sieg und
als Stadt göttin. Hieraus erklären sich aber die sonst
»") Gab. Allier, pl. I, 16, Garelli, T. 17!), 57—60.
30a) Nachträglich werde ich noch darauf aufmerksam gemacht,
dass schon L. Stephani, im Compte rendu de Ia Commission imper.
archeol. pour 1866, p. 50, die Zulässigkeit bestritten hat, die Flügel-
frauen von Terina und Neapolis für Sirenen zu erklären.
2*
20
Dr. Fr. Imhoof- Blumer: Die Flügelgestaltcn
der Nike fremdartigen Attribute (Taube, Spielball), wie
auch die häufige Andeutung des Ligeia- Denkmals, dessen
sich die Stadt rühmte.
Uebereinstimmend mit dem Resultate dieser kurzen
Betrachtung finde ich eine Anmerkung Dr. Jul. Friedlaender's
in Kekules angeführter Schrift, sowie die Notiz desselben
Gelehrten über den Münztypus von Terina in der Archäol.
Zeitung 1869, T. XXIII, IG.
48. Der sitzenden Nike von Terina sind folgende
Attribute gegeben :
a) Heroldstab: Mus. Hunter, Ti LVIII; Carelli, T. 178
und 179; .180, 67; m. Samml.
b) Heroldstab und Oelkranz : T. Combe, IV, 1 ; Luynes,
Choix, pl. IV, 16j Carelli, T. 178, 29; m. Samml.
cj Heroldstab und Taube: m. Samml.
d) Heroldstab und Wassergefäss : T. Combe, T. IV, 2;
R.Rochette, 1. auD. de L. pl.III, 29 ; Carelli, T. 1 78,
26 und 27; Sambon, Rech, pl, XXIII, 29.
e) Oelzweig: Mus. Hunter, T. LVIII, 7 ; Carelli, T. 177,
16; 179, 56; m. Samml.
f) Oelzweig und Taube; Millingen, Considerations,
pl. I, 7.
g) Oelkranz: Mus. Hunter und Carelli; einige Exem-
plare zeigen einen Granatapfel auf der Basis, ein
Attribut der attischen 'A^rjvä Nfoj : Mus. Hunter,
T. LVIII, 1; Carelli, T. 177, 15; m. Samml.
h) Oelkranz und Oelzweig: Carelli, T. 177, 17.
%) Oelkranz und Taube: Carelli, T. 178, 22; 179, 37
und 38; 180, 65 und 66 ; m. Samml.
k) Tänien : Carelli, T. 1 79, 54 und 65.
der Athena und Nike auf Münzen.
21
l) Taube: Mionnet, Rec. de pl. LXV, 8; Carelli T.178
und 179.
m) Ball: Carelli, T. 177, 6.
nj Zwei Bälle oder rundliche Steinchen: Arch. Ztg.
1869, T. XXIII, 16.
o) Stab oder Scepter, dessen oberes Ende mit einem
Knopf, oder einem kleinen Vogel geziert ist : Carelli,
T. 177, 1, 8 und 11; m. Samml.
49. Auf einem Wassergefäss oder einer Basis sitzend,
und einen Oelzweig haltend.
Silberobolon von Neapolis in Kampanien, mit dem
gehörnten Kopf des Flusses £EPEIOO£, Sebeto,
auf der Hauptseite, und HEoPoHTE^ auf der Kehr-
seite: Minervini, Saggio, T.I, 1 — 3; Arch. Ztg. 1853,
T. LVIII, 14 und 15; Sambon, Rech. pl. X, 10 und
1 1 ; in. Samml.
50. Auf einem schmalen Sessel sitzend, hält sie mit
der Rechten einen mitTänien geschmückten Sieges-
kranz auf den Knieen.
Didr.vonTarent: Berl. Blätter, 1866, T. XXIX, 3.
Aus der letzten Zusammenstellung von Nr. 30 — 50,
welche nur von Ende des VI. bis zu Anfang oder Mitte des
IV. Jahrhunderts v. Chr. geprägte Münzen in sich schliesst,
geht deutlich hervor, dass in diesem Zeiträume den Münz-
stätten des Peloponnesos, Nordgriechenlands, Kleinasiens
u. s. w. auch die Darstellung der selbstständigen Nike
fremd geblieben ist, dieselbe dagegen den westlichen
hellenischen Kolonien wiederum fast ausschliesslich eigen
war.
22
Ijv. Fr. lmhoof Jilumvr: Die Flügel^cstalteii
Dieser Kegel steht aber, wie aus Nr. 32 — 37 ersicht-
lich, ein Ausnahmefall gegenüber, welcher, gerade weil
vereinzelt und die älteste elische Numismatik betreffend,
der Muthmassung Kaum gibt, dass der Ursprung der
Nikedarstellung auf Münzen dennoch nicht auf jene sicili-
schen und italischen Kolonien, sondern auf eine der berühm-
testen althellenischen Stätten, auf Olympia in Elis, zurück-
zuführen sei.
Bekanntlich betheiligten sich die Griechen Sicilien's
und Unteritalien's schon sehr früh, vom Ende des VII. Jahr-
hunderts v. Chr. an , bei den Wettrennen mit Zwei- und
Viergespannen, den Reiterrennen und anderen Festspielen,
die zu Olympia abgehalten wurden. So findet man auch
unter den Olympioniken Siciler, wie Parmenidas ausKama-
rina (528 v. Chr.), Ischyros aus Himera (516 v. Chr.),
Empedokles aus Agrigent (496 v. Chr.), Astylos aus Syra-
kus (488, 484 und 480 v.Chr.), etc. Dass auchGelo, ehe er
zur Tyrannis gelangte, einen Sieg mit dem Wagen davon-
trug, (488 v. Chr.)., und seine Nachfolger als Herrscher
von' Syrakus, fortfuhren an den Wettkämpfen regen Antheil
zu nehmen, mag zur Genüge beweisen, welche Wichtigkeit
man in Sicilien den olympischen Spielen beilegte. Hieraus
lässt sich aber auch herleiten , wie die sicilischen Städte
dazu gekommen, von frühester Zeit an, und Jahrhunderte
lang ununterbrochen , auf ihre Münzen Siegesgespanne zu
prägen. Anfänglich, d. h. auf dem ältesten syrakusanischen
Gelde si) ist die Biga oder Quadriga im alleinigen Begleite
•i) Tetra, mit 2VPA und *VPA90*IO/V: Torrem.
T.LXXVII 9 und 10; Mus. Hunter, T. LH, 11 und 12; Mion. Rec.
de pl. XLVII, 1 ; in. Samml.
Oer Athena und Nike aul Münzen.
23
de* Pferdelenkers dargestellt; aber noch vor Gelo's
Zeit 32) wird in Verbindung mit ihnen die fliegende Nike
gebracht.
Den Anstoss zu dieser Neuerung kann nur das den
fitesten Münzen von Elis eigene archaische Nikebild gege-
ben haben. Es ist dieses, wie bereits angedeutet, die ein-
zige vor Mitte des IV. Jahrhunderts im eigentlichen
Griechenland vorkommende Nikegestalt, und zudem die
älteste aller bekannten Münzdarstellungen des Sieges über-
haupt; denn die frühesten elischen Drachmen und Di-
drachmen, wie Nr. 32 und 33 scheinen in der That etwas
älter zu sein, als die unter Nr. 1 — 6 aufgezählten sicilischen
Tetradrachmen.
Wie aber geschichtlich ein reger Verkehr zwischen
Sicilien und Elis beglaubigt ist s*a), so ergibt sich auch
der Schluss auf ein solches Verhältniss der beiden Länder
durch ihre Numismatik. Beide wählten, und dies gewiss nicht
nur zufällig, für ihre Münzen Typen , welche auf die olym-
pischen Wettkämpfe Bezug hatten : die sicilischen Städte
das Siege sge spann, die Eleier das geflügelte Bild des
Sieges selbst. Und dieses, in seiner Entstehung ältere
Vorbild scheinen zuerst Syrakusss) und dann die anderen
M) Vgl. die Anmerkung zu Nike Nr. 6.
32a) S. J. H. Krause's „Olympia" und „Gymnastik und Ago-
nitstik der Hellenen".
ss) In dieser Ansicht wird man unwillkürlich durch die Ver-
gleichung der alterthümlichen Nikefiguren syrakusanischer Tetra-
drachmen (Nr. 1) mit denjenigen der ältesten Münzen von Elis
Nr. 32 und 33) bestärkt. Beide Darstellungen stimmen in ihren
charakteristischen Einzelheiten auffallend überein. Auf der sicilischen
Münze fliegt die Göttin nicht; sie eilt nur, aufrecht, mit auf beiden
24
\)t. Fr. Imhoof-Iiluiuer i Die Fliigelgestalten
Städte Sicilien's, zur Verdeutlichung- erlangter Siege in der
Rennbahn, auf ihre Münzen als Nebenfigur herübergenom-
raen und lange Zeit , nachdem die elische Nike durch
andere Sinnbilder verdrängt worden, ausschliesslich beibe-
halten zu haben.
Wenn aber die, meiner Ueberzeugung nach gegeu
jeden begründeten Zweifel gesicherte Annahme, dass die
Nike der elischen Münzen die älteste der uns überlieferten
Münzdarstellungen des Sieges sei, als Thatsache wenig-
stens für solange bestehen kann , als keine älteren Monu-
mente zu unserer Kenntniss gelangen werden, so lässt sich
daraus Gewinn zur Aufklärung- der Entstehungsgeschichte
der Nike ziehen. Wenn die junge, zum ersten Mal bei
Hesiod erwähnte Göttin spätestens im VI. Jahrhundert
v. Chr. bildliche Gestaltung erlangte, und diese anscheinend
zuerst von einem Orte ausgegangen ist, welcher durch seine
periodischen Wettkämpfe von Alters her für ganz Griechen-
land und seine Kolonien von hoher Bedeutung war , so
kann mit grösserer Bestimmtheit als bisher geschlossen
werden, dass Nike ihren Ursprung der Agonistik, — dem
Siege im friedlichen Kampfe — , ihren sichtbaren Ausdruck
aber der bildenden Kunst zu verdanken habe. Ob frühere
Nikebilder beflügelt gewesen seien, oder ob die Kunst
überhaupt von Anfang an der Göttin dieFittige als charak-
teristisches Merkmal des Sieges verliehen habe, diese
Fragen müssen, trotz bejahender Wahrscheinlichkeit, unge-
löst dahingestellt bleiben. Mag auch Aglaophon von Thasos,
Seiten hin ausgebreiteten Fittigen. Ihr Chiton fällt in zahlreiche
parallel laufende Falten herunter, und ihre Glieder, Arme wie
Keine, sind auf's lebhafteste bewegt. Ganz so in Gestaltung, Habitus
und Eile erscheint die Nike von Elis.
der Atliena und Nike auf Münzen.
25
der zur Zeit der Perserkriege blühte, die erste geflügelte
Nike g e m a 1 1 haben, so wäre aus dieser ohnehin wenig
sicheren Nachricht keineswegs zu schliessen, dass vorher
die Bildhauerei und die Stempelschneiderei keine geflügel-
ten Nikefiguren geformt hätten. Die elischen Münzen, und
die Notwendigkeit, dass plastische Darstellungen der
Malerei vorausgegangen seien, widersprechen entschieden
einer solchen Ansicht und sichern zugleich um so grössere
Wahrscheinlichkeit der andern Nachricht, dass Archermos
von Chios, einer der ersten bekannten griechischen Mar-
morbildner (ca. 600 —580 v. Chr.), die erste geflügelte Nike
geliefert habe **). Die Genauigkeit dieses Zeugnisses
schlösse keineswegs aus, dass die Göttin Ursprung und
Verbreitung den griechischen Kampfspielen zu verdanken
habe.
IV.
In der zweiten Hälfte des IV. Jahrhunderts v. Chr.,
mit Alexander dem Grossen, tritt Nike plötzlich und häufig,
zuerst auf den makedonischen Königsmünzen, dann allmä-
lig auf dem Gelde der meisten griechischen Fürsten und
Städte Europa's, Asien's und Afrika's auf. Sicilien und
Grossgriechenland fahren natürlich fort, denselben Typus
in alten und neuen Gestaltungen auf ihre Münzen zu setzen.
Die nachstehende Uebersicht der verschiedenen Darstel-
lungsweisen der Siegesgöttin ist den autonomen griechi-
schen Münzen entnommen, welche mit ein paar vereinzelten
Ausnahmen in dem Zeiträume von Alexander bis Augustus
geprägt worden und auf uns gekommen sind. Alle Bilder
sind geflügelt, und wo nichts Gegenteiliges bemerkt ist,
mit dem einfachen oder doppelten Chiton bekleidet.
**) Sehol. Avistoph. Av. 575.
26 Dr. Fr. ImhooMUiimei-: Die Flügelgestalten
51. Stehend, den Siegeskranz und ein Gestell zur
Errichtung des Tropäums in den Händen haltend.
Alexander d. Gr., X : Müller, Num. d'Alex. p. 3,
pl. II. 14—18; Mion. Rec. de pl. LXX, 3; Cab.
Allier, pl. V, 8 und 9; Luyues, Choix, pl. XIV, 2;
Tresor de num. pl. XIII; m. S. — Lysimachos, A :
Müller, Die Mzn. des thrak. K. Lys. T. I, 4; Mion.
Rec. de pl. LXIX, 6. — Fhilippos III v. Maked. X :
Tres. de num. pl. XVII, 8 und 9; m. S. — Seleukos
I v. Syr. X : Eckhel, num. vet. anecd. T. XV, 5. —
Kyrene, mit dem Bilde des Ptolemaios Soter, X:
Finder und Friedlaendcr, Beiträge 1851, T. VIII,
5 und 6; Müller, Num. de l'Afrique, I, p. 53, 221,
p. 137, 359; m. 8.
52. Stehend, mit Kranz und Palm zweig; auf den
späteren Münzen erscheint sie meist gehend, eilend
oder schwebend, und ihr Kranz ist mit kurzen oder
langen Tänien geschmückt.
Alexander d. Gr. X: Cat. Allier, pl. V, 7; Tres.
de num. pl. XVIII, 4. — Mamertini, AL: Torrem. T.
XLIX, 1, Auct. I, T. V, 5. — Athen, /R und AL ;
Mus. 1 lunter. T. IX, 9; Beule, mon. d'Athenes,
p.323. — T. Q. Flaminius, Makedonien, X: Mionnet,
Suppl. III, p. 260, 706. — Häufig auf den Münzen
der Könige von Syrien, (Demetrius IL, Abg. Taf. V,
Nr. 5), Armenien, Characene, Babylon (Timarchos),
Farthien etc.: in den Werken Duane's, Mionnet's,
im Tresor de num., in der Rev. num. 1866, pl. XI,
15 und 16, etc. — Sodann auf Städtemünzen von
Lysimachia AL; Farion 4V: 1 lunter, T. XU, 16;
Dutens, Explic. pl. I. 7; — Pergamos AL: Choiseul-
der Athcna und Nike auf Münzen.
27
Gouffier, II, pl. 5, 6; Tenedos A\: Choiseul, II, pl.
67, 24; — Knidos &: Cat. Allier, pl. XVI, 2G; —
Stratonikea, ü; Taba AI; Apamea Syriae, jL:
Pellerin, Rec. II, pl. 77, 17, 21u.22; Hunter, T. V,
16; — Damascus AL: Pellerin, 1. c. pl. 78, 28 und
30^ u. s. w. — Ebenso auf der Blume eines Balau-
stiums stehend: Rhodos, Mus. Hunter, T. XLV, 9 ;
— auf einem Elephantenkopf stehend: Juba II v.
Mauritanien, Miom Suppl.' IX, pl. IX , , 3 ; Müller,
num. de l'Afrique III, p. 106, Nr.' 65—69.
53. Stehend, in der Rechten den Kranz haltend, die
Linke im Himation verhüllt.
Seleukidenmünzen; Kapua AL: T. Combe, pl. II,
12; J. Friedlaender, Osk. Mzn., T. III, 15; —
Elaeusa, Insel bei Kilikien, flL : Pellerin ; Panofka,
Einfl. der Gottheiten auf Ortsnamen, II, T. II, 29
— Sagalassos, M : Mionnet , Suppl. VII. pl. V, 1
— Side, /R: Pellerin, Rec. II, pl. 71, 19 und 20
Mus. Hunter, T. XLIX, 8; Mionnet, Rec. de pl.
LXXVI, 10; u. s. w.
54. Stehend, in der Rechten den Kranz, die Linke ohne
Attribut und frei.
Seleukidenmünzen; Kavaros, Kg-, v. Thrakien,
AL: Cadalvene, Rec. pl. I, 16; m. S. ; — Molo, Kg.
von Babylon, AL: Rev.num. 1860, pl. XII, 12; m. S. ;
u. s. w.
55. Stehend, mit Kranz und Scepter.
Hipponium &: Carelli, T. 187. 11—13; — Se-
leukos I, A : Luynes, Choix, pl.XV, 2 ; — Antiochos
I, Ar: Luynes, Choix, pl. XV, 3, Duane ; pl. III, 6.
28
Dr. Fr. rmhoof-Blumer : Die Fliigelgestalten
56. Stehend , mit A k r o s t o 1 i u m und T r o p ä u m-
gestell.
Antigonos, Kg. von Asien, N: Mionnet, S. III, pl.
XI, 1.
57. Auf einer Prora stehend, die Salpinx blasend,
um den Sieg zu verkünden, und ein Tropä Hin-
gest eil in der L. haltend.
Demetrios Poliorketes. N und M.: Eckhel, num.
vet. an. t. VI, 9 ; Dutens, Explic. pl. IV, 3 ; Mionnet,
rec. de pl. LXX, 11 ; m. S.
5.8. Auf einer Prora oder Basis sitzend; halbnackt und
in der R. den Kranz haltend.
Morgantia Sicil. M: Torrein. T. LI, 2; Hunter. T.
XXXVIII, 12.
59. Auf einer Prora stehend, mit Kranz und. Palm-
zweig.
Asander, N: Visconti, Icon. gr. pl. 42, 8; Wiczay,
Mus. Hed. T. XIX, 425—427; Sestini, Mus. Hcd.
T. XV, 13 und 14: Köhler, med. gr. pl. VIII, 2 und
12; Berytos, FL: Pellerin, Rec. II, pl. 81, 10; —
Sidon, Ä: Pell. pl. 82, 20; — Tripolis, &: Pell. pl.
82, 32; Hunter, T. LXI, 1; m. S.
60. Auf einer Prora stehen d, mit A k r o s t o 1 i u m und
Palm zweig.
Rhodos, FL: Mion. S. VI, 603, 308 und 309?
m. S.
61. Knieend, mit Stift und Hammer einen Helm au
ein Tropäum befestigend.
Lampsakos, N : Borrell, Num.Chron. VI,pl. 155;
wahrscheinlich zu Philipp's oder Alexanders Zeiten
geprägt.
der Athcna und Nike auf Münzen.
29
62. Stellend, halbnackt, mit Stift und Hammer ein
T r o p ä u m herrichtend.
Agathokles, &: Torrem. T. CI; Mion. Rec. de pl.
LXVIII, 3; Luynes, Choix, pl. XIII, 1 ; m. S. (Die
Kehrseite a b g e b. T a f. V Nr. 6.)
63. Stehend, ohne Attribute, mit lebhafter Anstrengung
ein Tropäum aufrich tend.
Antiochos, I /£ : Tres. de num. pl. XXXVII, 3 ;
m. S.
64. Stehend, ein T ropä umher richtend.
Tarent, AL: Millingen, Anc. Coins, pl. I, 17; Ca-
relli, T. 119, 396; — Fyrrhus, i£: Torrem. T. CHI,
8; — Adada Pisid. fc: Wiczay, Mus. Hed. T. XXIII,
504; Millingen, 1. c. pl. V, 18.
65. Stehend, ein Tropäum bekränzend.
Kapua AL: J. Friedlaender, Osk. Mzn, T. II, 11 ;
Carelli, T. 69, 9; — Atella, FL: Osk. Mzn, T. IV, 3;
Carelli, T. 70, 12; — Tarent, te: Carelli, T. 119,
395; Sambon, pl. XVIII, 32; Lucania. AL: Sambon,
pl. XXI, 38; Bruttium, FL: Sambon, pl. XXIV, 45;
— Rhodos, Ä : T. Combe, T. X, 9 ; — Seleukos I, M. :
Num. Chron. XIII, pl.II, 3 und 4 und 1870, p. 133.
66. Schwebend, in der R. einen Kranz, in der L. ein
mit Waffen geschmücktes Tropäum haltend.
Pyrrhus. N : Mion. Rec. de pl. LXXI, 6 und 7 ;
R. Rochette, Mem. pl. I, 2; Tresor de num. pl. XXI,
16 — 18: Luynes, Choix, pl. XIII, 3 und 4; — Cae-
lium, fc: Carelli, T. 98, 12 und 13; Sambon, pl.
XVI, 29; m. S. Hier erscheint Nike in grössterEile,
mit bis über das Knie hinauf zurückgeschlagenem
Kleide.
::o
J>r. Fr. Iinhoof-lilumer : Die Fliigelgestalten
67. Schwebend, mit Palm z w e i g und T r o p ä u in.
Syrakus, jft: Periodico 1868, T. IX, 4.
68. Eilend, mit beiden Händen ein auf der 1. Schulter
aufliegendes Tropäum haltend.
Prusias, AL: Tres. de num. pl. XXIX, 2; m. S.
(Abgeb. Taf. V Nr. 7).
69. Knieend, mit Heroldstab und Kranz.
'Mari um, iR: Luynes, pl. XI, 1 ; Rev. num. 1860,
pl. I, 3 — 6; m S. — Vor Alexander geprägt, und
unbestimmt, ob eine Nikefigur.
70. Auf einem Thunfisch knieend, in der R. ein
Akrostolium haltend, die L. verhüllt.
Kyzikos, El. : Rev. num. 1856, pl. II, 5. — Dem
Stil nach nicht lange vor Alexander geprägt ;
ebenso die folgende.
7 1 . Auf einem Thunfisch knieend und einen K r a n /.
haltend.
Kyzikos, EL: Cat. Th. Thomas, N. 1776.
72. Auf einer Keule knieend, halbnackt, den 1. Vorder-
arm verhüllt, mit der R. den letzten Buchstaben
des Wortes HPAKAEIA schreibend.
Herakleia Bithyn. iR: Sestini, Lett. cont. t. VII,
T. I, 16; F. Streber, Num. gr. T. III, 1.
73. Stehend, in der R. ein Akrostolium haltend, mit
der Linken den Saum ihres Gewandes erfassend.
Himera, ^: Torrem. Auct. I, T. IV, 3; m. S.
74. Stehend, mit Akrostolium und P a 1 m z w e i g.
Arados, M: Mion.S. VIII, pl. XVIII, 1 ; m. S. —
Rhodos, ÄL: Mus. Hunter, T. XLV, 8 und 10; —
Korkyrate: Wiczay, Mus. Hed.T.XIII, 285; m. S.
der Atlicnn und Nike auf Münzen.
31
75. Stehend, mit Kranz und Dreizack.
Boeotien, & und A\: Mus. Hunter, T. XIII, 11
und 14; T. Combe, T. VI, 8; Sestini, Mus. Hed. I.
Add. II, 3; m. S. (Die Kehrseite ab geb. Tat. V
Nr. 8). — Kydonia, A\: Mionnet, II, 273, 130.
70. Behelmt, mit beiden Armen einen dahersprengen-
den Reiter empfangend.
Tarent, A\: Cnrelli, T. 112, 1GG und 167; m. S.
77. In einem Wagen stehend, ein Zwei- oder Vier-
gespann lenkend.
Sicilia, A\ : R. Rochette, Mein, pl. I, 9, 10 und 17 ;
Salinas, Mon. delle citta di Sic. T. I, 1 — 4 und 6; —
Agrigent, A\: Torrem. T. IV, 10— 12; Mion. Rec. de
pl.LXVII, I; Salinas, T. VIII, 10—14; m.S. Choix,
pl. IX, 264. — Gela, A\: Torrem. T. XXXII, 2 und
Au ct. II, T. II, 2; — Messana, j£: Hunter, pl.
XXXVII, 11; — Syrakus, N und A\; R. Rochette,
Mem. pl. I? 14; Torr. T. LXXIV, 5; — Periodico,
1868, T, IX, 8 und 9; Bert. Bl. 1869, T. LIV, 14;
m. S.; — Hiketas, A': Torrem. T. CH; Dutens,
Explic. pl. IV, 6; m. S.; — Hiero II, Ä\: Torrem.
T.XCVIII undXCIX; Mionnet, Rec. de pl.LXVIII;
m.S.; — Gelo II, Ä\: Torrem. T.XCVII; Dutens, Ex-
plic. pl. IV 5; Mion. Rec. de pl. LXVIII, 1 ; Luynes,
Choix, pl. XIII, 12; Periodico 1868, T. IX, 6; m,
S.; — Philistis, A\: Torrem. T. CVI; Mion. Rec. pl.
LXVIII, 8; Cat. Allier, pl. U, 1 ; R. Rochette, Mem.
pl. I, 11 und 12; Luynes, Choix, pl. XIII, 11; Pe-
riodico, 1868, T. IX, 1; m. S.; — Kapua, fc:
Mommsen-Blacas, pl. XVII, 9; — Cales, Ai: T.
Combe, T. II, 6; Luynes, Choix, pl. I, 10; Sambon,
32
Dr. Fr. Tmhoof-Blumer: Die Klügelgestalten
pl. XII, 52; m. S. ; — Teanum, A\: Luynes, Choix,
]>1. I, 16; J. Friedlaendcr, Osk. Mzn. T. I, 2; Sam-
bon, pl. XII, 50 ; m. S. ; — Bruttium, N : Neumann,
pop. und reg. numi vet. I, T. I, 12; Carelli, T. 170,
6—8; m. S.; — Athen, A\: Hunter, T. IX, 15;
Beule, p.343; — Kyrene, N: Mus.Hunter, T. XXIII,
9; Luynes, Choix, pl. X, 25; L. Müller, Nura. de
l'Afrique, I, p. 50, 102; m. S.
78. In einer Quadriga mit Zeus, als dessen Wagen-
lenkerin.
Kampanien, A\: Mommsen-Blacas, pl. XVII, 5;
Sambon, pl. XIT, 45 und 46; m. S.
70. Stehend, in der L. einen Blitz haltend, und mit
der R. eine der Spitzen desselben berührend.
Tarent, Au: Millingen, Anc. coins, T. I, 18; Areh.
Ztg. 1861, p. 144.
80. Stehend, mit Blitz und Palm zweig.
Bruttium, N: Carelli, T. 170, 0.
81. Stehend, mit der vorgestreckten Rechten einen
hohen Palm zweig aufrecht vor sich haltend.
Antiochus III? AL: Tres. de nura. pl. XL, 4; —
Syrakus, AL: m. S.
82. Gleich, aber den 1. Arm auf einen hinter ihr ste-
henden Dreifuss gestützt.
Selenkos II, A, : m. S. Choix, pl. VI, 1 09.
83. Stehend, mit dem Kranz in der R. und die L. auf
einen mit dem Abzeichen der Seleukiden, dem
Anker, gezierten Schild gestützt.
Seleukos, AL: Duane, pl. III, 3; m. S
der Athen» und Nike auf Münzen.
33
84. Stehend, mit dem Palmzvveig in der Linken, mit
der R. den vor ihr stehenden König bekränzend.
Selenkos ^: m. S. Choix, pl. VI, 198.
85. Stehend, einen Palmzwcig? in derL., mit der R.
den sitzenden Demos? bekränzend.
Athen, A\: Beule, Mon. d'Athenes, p. 320.
86. Stehend, die Italia bekränzend.
Samnium, M : J. Friedlaender, Osk. Mzn, T. X.
14—16; in. S.
87. Schwebend, mit beiden vorgestreckten Händen eine
Tänie haltend.
Korinth, M: Mion. I, 319, 994; S. IV, 41, 253;
m. S. — Mionnet erwähnt ferner, I, 317, 970, eine
ähnliche Nike, welche einen Dreifuss halten soll.
88. Schwebend, mit Kranz und Tänien.
Kyrene, ÄL: Müller I, p. 55, 236.
89. Stehend, mit Palmzweig und Tänien.
Antimachos, M : Mion. S. VIII, pl. XXI, 4 ; Num.
Chron. 1869, T. VIII, 1 ; m. S.
90. Eilend, in der R. einen mit langen Tänien ge-
schmückten Scepter haltend; die L. verhüllt.
Amyntas, M : Rev. num. 1845, pl. XII, 1 und 2 ;
Arch. Ztg. 1846, T. XLI, 6; 1849, T.X, 6; m. S.
91. Gleich; aber ihr Haupt ist mit der Haut eines Ele-
phantenkopfes bedeckt.
Amyntas, Kg. von Galatien, iR : m. S.
92. Halbnackt, vor einem hohen Palm zweig stehend,
an welchen sie einen mit langen Tänien geschmück-
ten Siegeskranz befestigt.
3
34
Dr. Fr. Imhoof-Blumer; Dl« l-'liijjelgc-stftlteu
Kampanien, üt.: Dutens, Explic. pl. II7 (5;
Mommsen-Blacas, pl. XVII, 2; — Ascalum, A\. :
J. Friedlaender, Osk. Mzn. T. VII, 3 und 4; Carelli,
T. 93, 1-3 ;m. S.
93. Schwebend, in der rückwärts erhobenen R. T Uni e d,
mit der L. einen über die Schulter gelegten Palm-
zweig haltend.
Chabakta, FL: Hunter, T. XVII, 1; — Amisus,
Komana, etc. FL, m. S.
94. Stehend, mit beiden Händen einen Pal in zweig
über dem Kopfe schwingend.
Berytos, FL: Pellerin, Rec. II, pl. 81. 9.
95. Enieend auf einem 0 p f c r t h i e r.
Abydos, Ar : Sestini, Stateri, T. VII, 16; Brit.
Mus. Hiefür gilt die Bemerkung zu Nr. 70 und 71.
96. Knieend auf einem vor ihr liegenden 0 p f e r th i er ?,
in der erhobenen Rechten einen Palmzweig 1ml
tend.
Syrakus, FL: Torrem. T. LXXXI, 9—11; m. S.
9 7 . Stehend, mit P a t e r a und P a 1 in z w c i g.
Ryba, FL: Carelli, T. 95, 3 und 13; m. S.
98. Stehend, eine Blume in der R. haltend.
Leontion, FL: Torrem. Auct. I, T. V, 4; Hunter,
T. XXXII, 21. — Katana, FL: de Dominicis, Repert.
II, 344, 4, mit PalmzWeig und Blume.
99. Stehend, mit der R. eine vor ihr stehende A m p h o r a
bekriinzend, in der L. den Palm zweig haltend.
Athen, A\: Beule, p. 301.
der Athena und Nike auf Münzeu.
35
100. Stehend, das Haupt mit der Mauerkrone ge-
schmlickt. in den Händen Kranz und Palm-
zweig haltend.
Demetrios II. v. Syrien, M\ Mion. S. VIII, 48,
249; _ Aretas, Kg. d. Nabatäer, AL: Rev. num.
1858, pl. XIV, 2.
101. Stehend, die E. auf einen vor ihr stehenden Anker
oder Steuerruder gelegt, in der L. ein Füll-
horn.
Alexander Bala, AL: Duane, pl.XIX, 4u. 5; Tres.
de num. pl. L, 12; m. S. — In Kr. 100 und 101
erscheinen, wie wir bei Terina gesehen, zugleich
Nike und eine Stadtgöttin in einer Figur personi-
ficirt. Die auf parthischen Tetradrachmen und
anderen Münzen vorkommende Tyche , mit den
Attributen von Kranz und Füllhorn, oder Palm-
zweig und Füllhorn, ist wohl auch in diesem
Doppelsinne aufzufassen.
102. Schwebend, mit der R. einen Kranz hinhaltend,
mit der L. den Saum des Ge wände s erfassend.
Mesma, M: G. Fiorelli, Mon.ined 1845, T. II, 15.
103. Sitzend, mit Palmzweig.
Samnium, JR : Millingen, Syll. pl. I, 2 u. a. 0.
Zur Vervollständigung des vorstehenden Verzeichnis-
ses der Nike-Figuren auf Münzen, und zum Zwecke allfäl-
liger Studien über die Gesichtsbildung der Göttin, füge ich
hier noch die mir bekannten, als Münztypen vorkommenden
Nikeköpfc bei :
a) Metapont, A\: NIKA vor dem Kopfe, welcher mit einem
Diadem, und einem mit drei Sternen gezierten
Reticulum geschmückt ist. Carelli, T. CLI, 61 ; m.S.
3*
36
Dr. Fr. Imhoof-Rluraer: Diu Fliigelgestalten
b) — Mi NIKA vor dein Kopfe, dessen breites Diadem
mit einem Oelkranze geschmückt ist; m. S. und
Carelli, T. CLV, 123; ähnlich Nr. 122 und 124.
c) — R: NIKA am Halsabschnitt; der Kopf ist mit einem
aus aufwärts stehenden Blättern gebildeten Kranz
geschmückt; m. 8., Choix, pl. VIII, 258, ähnlich
Carelli, T. CLVII, 145.
d) — ?L : NIKA unter dem nur mit Ohrgehänge ge-
schmückten Kopf; m. S. ; gleich , aber ohne
Aufschrift bei Carelli, T. CLVIII, 159; Hunter,
T. XXXVIII, 1.
e) Bruttium, M und ÄL: Diadem und kleine Schulterflügel ;
Carelli, T. CLXXI, 18—21; CLXXIII, 63—70;
m. S.
f) — AL; NIKA vor dem Kopfe mit Diadem, ohne Flügel:
Carelli, T. CLXXIII, 55—62; m. S.
g) Terina. Die weiblichen Köpfe der Münzen dieser
Stadt sind wahrscheinlich alle Nikeköpfe; Carelli,
T. CLXXVII— CLXXX. Vgl. Nr. 47—48.
h) Dyrrachium, IL : mit Schulterflügeln ; T. Combe, T. V,
13; m. S.
i) Anaktorion, M: AKTIAZ (vtxij) mit Diadem; m. S.
Choix, pl. I, 36.
kj Lampsakos, N : Brandig, Münzwesen, p. 410, aus dem
Musee Luynes, Choix, pl. X, 18.
1) Klein- Asien, unbestimmt, El.: Brustbild; Brit. Mus.
Sestini, Stateri, T. VII, 8.
m) Fulvia Pkryg. AL: mit Schulterflügeln ;Rev. num. 1853,
p. 248, pl. X, 5.
der Athena und Nike auf Münzen.
37
n) Philomelium Phryg. FL: mit Schulterflügeln und Palm-
zweig; Pellerin, Eec. II. pl. XL VII, 83; m. S.
o) Juba I. Kg. v. Numidien, M: Bekränzt und beflügelt;
Müller, Nura. de l'Afrique, III, p. 42, 52 ; m. S.
Soweit mir numismatische Sammlungen und Litera-
tur 35) zugänglich waren, enthält die vorstehende Uebersicht
alle auf autonomen griechischen Münzen erscheinenden
Flügelgestalten, welche als Nike gedeutet werden können
und müssen. Andere durch Münzen bekannte menschliche
Flügelfiguren lassen keine Assimilation mit Athena oder
Nike zu; die meisten derselben gehören der asiatischen
Symbolik an, und wenige sind weiblichen Geschlechts.
Zu den letzteren gehören :
Die Gorgo auf etruskischen Silbermünzen von Faesulae ?
Luynes, Choix, pl. I, 5; Rev. num. 1859, pl. XV, 14;
Mommsen-Blacas, pl. XVIII, 1 ; Sambon, Recherches, pl.
III, 10 und 12.
Knieende weibl. Figur, welche in der R. einen Thun-
fisch hält, und mit der L. den Saum des Kleides erfasst:
Kyzikos, El.; Luynes, choix, pl. X, 8; Cat. Th.
Thomas, Nr. 1774.
Obertheil derselben Figur, mit einem Fisch in der R. :
Kyzikos, EL; Mionnet, S. IX, pl. X, 4; Cat. Allier, pl.
XII, 6.
S5) Die Angabe aller Abbildungen, welche auf eine und die-
selbe Gestaltung der Nike zu beziehen sind, erschien mir über-
flüssig; auch verwies ich auf die oft unzuverlässigen und schlecht
ausgeführten Zeichnungen in Sestini's und andern Werken nur
dann , wenn ich die Richtigkeit der Abbildung durch Originale be-
stätigt fand oder wusste.
"° Dr. Fr. Imhoof-Blumer : Die Kugelgestalten
Harpyen: Kleinasiatische Münzen, El. und M: Mil-
lingen, Sylloge, pl. III. 39; v. Prokesch- Osten, Inedita,
1854, T. IV. 7; m. S.
Knieende Figur im Chiton, mit beiden Händen einen
Diskos vor sich herhaltend. Unbestimmt ob wirklich weib-
lich: Marium Cypr. iR: Luynes, Num. Cypr. pl.VII, 2 — 4;
Kev. num. 1860, pl. I, 7 und 8; E. Curtius, knieende
Figuren, 1869, T. I. 6; Mus. Hunter, T. LXVI, 19 (und 20
ohne Chiton).
Knieende Figur im Chiton, mit ausgestreckten Armen.
M. M. S. Choix pl. V, 179.
Nemesis erscheint mit Beflügelung erst auf Münzen
der Kaiserzeit, in Smyrna und anderen kleinasiatischen
Städten.
Männliche Flüge Ige stalten auf Münzen :
Eroten, auf Münzen von Tarent (Millingen, anc. coins,
pl. I, 16) Barium, Bruttium, Orra (v. auch mein Choix, pl.
VIII, 262), Eryx, Aphrodisias, Nagidos, Antiochus VII, etc.
Stehende nackte Figur, von vorn, mit gesenkten
Armen: Aspendos, iR: m. S., Choix, pl. V, 161.
Ein Wagenlenker. S. Anm. 15.
Eine knieende nackte Figur mit Eberkopf?, in der R.
einen Thunfisch haltend: Kyzikos, El.: m. Samml. Choix.
pl. III, 102.
Eine stehende nackte Figur, in jeder Hand einen Fisch
haltend: Kyzikos, ü: Berl. Bl. 1866, T. XLIV, 1.
Talos: Phaistos, M: Mus. Hunter, T. XLIII, 3; Cat.
Allier, pl. VII, 5.
der Athena und Nike auf .Münzen.
39
Knieende Figur, mit Schulter- und Fersenfltigeln :
Lykien, Ai Luynes, Num. Cypr. pl. II, 14, VI, 7 und 8;
Curtius, Knieende Fig. 1869, T. I, 16; m. 8.
Figur mit bärtigem Doppelkopf und vier Flügeln,
einen Diskos vor sich haltend: Marium, /R: Mus. Hunter,
T. LXVI, 21 und 22.
Kronos, mit sechs Flügeln, stehend: Byblos, 3L:
Binder und Friedlaender, Beitr. 1851, T.VI, 6; Rev. num.
1856, pl. XIII, 7 ; m. S. Choix, pl. VII, 224.
Knieende Figur mit vier Flügeln, und einem Attribut
in jeder Hand: Malta, iE: Torrem. T. XCII, 2 — 9; Mus.
Hunter, T. XXXVI, 23 und 24; Curtius, 1. c. Nr. 17; m. S.
Das Resultat dieser statistischen Uebersicht von
Flügclgestalten auf Münzen ist einleuchtend. Unter mehr
als hundert Beispielen, welche einem Zeiträume von über
fünf Jahrhunderten angehören , befindet sich ausser den
vier in Frage stehenden, der Athena ähnlichen Figuren,
nicht eines, welches eine geflügelte, vollständig zum Streite
gerüstete oder gar kämpfende weibliche Fitigelfigur dar-
stellte. Nur ausnahmsweise trägt Nike einen Helm auf dem
Kopfe (Neonteichos und Tarent Nr. 76), oder einen Schild
als Abzeichen (Nr. 83), nicht als Waffe, in der Hand.
Erscheinungen aber, wie die soeben angeführten, weisen
überzeugend nach, dass in einer wirklich voll bewaffneten
Flügelgestalt niemals eine Nike erkannt werden kann :
einer entgegengesetzten Ansicht würden von vornherein
die allgemeinen und die besonderen Auffassungen der
Siegesgöttin und der ganze klare Begriff des Sieges, sowie
endlich der gänzliche Mangel erforderlicher Zeugnisse
40 Dr_ fj-. Imhoof-Blumer i Die Flügelgestalten
durch Bildwerke und Schriftsteller, unabweisbar entgegen-
treten. Es fragt sich somit nur noch, ob die betreffenden
Münztypen zu ihrer Zeit als geflügelte Pallasbilder galten
oder gelten konnten.
Abgesehen von den Flügeln, würde jede der vier
Figuren unbedenklich für Äthena gehalten werden ; denn
genau so, bis in jedes Detail ähnlich, kömmt sie auf
ungefähr gleichzeitigen Münzen derselben Länder wirklich
flügellos vor. (Nr. I, Taf. V Nr. 1, ausgenommen.) Es
müssten nun ungemein triftige Gründe vorliegen, um für
die geflügelte Darstellung diejenige Deutung, welche
sich für die ungeflügelte in klarer Weise ergibt, zu ver-
werfen. Solche Gründe sind aber nicht vorhanden.
Offenbar haben wir es nur mit einer geflügelten Kriegs-
göttin zu thun, welche zweimal als Streiterin, zweimal
als Siegerin erscheint. Prüft man eingehend die ver-
schiedenen für sie denkbaren Benennungen, so bleibt kaum
ein anderer Name als Athena übrig; für Athena spricht
namentlich, um von anderen Umständen abzusehen , ihre
Haltung , Kleidung und Bewaffnung. — Die bisherige
Forschung über die Flügelgestalten der alten Kunst hat
ergeben, dass der besondere Sinn der Beflügelung sich
immer mit der besondern Individualität der betreffenden
Gottheit in Einklang bringen lässt. Damit ist auch zum
Voraus die Möglichkeit der Beflügelung einer Athena Nike,
Promachos etc. ausgesprochen, insofern man diese Mög-
lichkeit nur auf die Zeit der spätem griechischen Kunst-
richtung beziehen will. Gegen eine solche Auffassung
kann mit keinen Belegen gekämpft werden; für dieselbe
aber sprechen deutlich die Darstellungen auf Münzen,
sowie die Ansichten Eckhel's nebst einigen Zeugnissen
der Athena und Nike auf Münzen.
41
alter Schriftsteller, welche dieser grosse Kenner des Alter-
thunis gesammelt hat 36).
Diese Folgerungen schliessen keineswegs aus, dass
vor und während der höchsten Blüthezeit der Kunst die
Athena-Nike nur ungeflügelt dargestellt worden sei. Allein
ebensowenig, ich wiederhole es, lässt sich leugnen, dass
spätere Athenabildungen ganz wohl mit Fittigen haben
ausgestattet gewesen sein können. Und diesen späteren
Zeiten gehören die in Frage stehenden Münzen unbedingt
an : die zwei kämpfenden Figuren dem Ende des IV. Jahr-
hunderts, die zwei ruhenden dem zweiten vor Chr. Eine
aus dem eigentlichen Griechenland stammende geflügelte
Athena, als Nike oder mit einem andern ihrer zahlreichen
Prädikate bezeichnet, kann also vom Anfang der Dia-
dochenzeit an, nichts Befremdendes mehr haben 3?).
Sehr bemerkenswerth, und den bis anhin geäusserten
Ansichten ganz entsprechend, sind einige fernere Um-
36; Doct. nnm. vet. I, 261, II, 214 und III, 230. Die im T. II
unter Athen beschriebenen Kupfermünzen mit dem Pallaskopf
einerseits und einem Tropäum oder einer Eule auf der Kehrseite,
sind von Pergamos in Mysien. Ch. Lenormant im Tresor de num.
p.l 2, 15, die Flügelgestalt der Münzen des Demetrios II erklärend,
sagt mit unvergleichlicher Oberflächlichkeit: „La figure de Pallas
avec des ailes est celle de Pallas-Nike, ou Victoire, que l'on
trouve sur les.medailles d'Athenes; und citirt dabei Eckhel,
offenbar ohne die Beschreibung der fraglichen Münzen nur ange-
sehen zu haben.
37) Viel merkwürdiger ist die Darstellung einer Artemis mit
Beflügelung, auf dem Kypseloskasten. Da sie aber einer viel frühern
Zeit angehört, so ist dieser Fall in keine Parallele mit dem Gegen-
stand dieser Untersuchung zu ziehen. Hierüber und über die etrus-
kischen Flügelgestalten vgl. Gerhard, Ucber die Flügelgestalten
S. 195.
42
Dr. Fr. Imhoof-Blumor : Die l'liigelgestalten
stände. In jeder der , vier Münzserien, wo die geflügelte
Athena vorkömmt, erscheint nämlich gleichzeitig auch
ein Bild der geflügelten Siegesgöttin: so sind der böo-
tischen Athena. die Nike Nr. 75 des gegebenen Verzeich-
nisses, — derjenigen des Agathokles, Nr. 62, — des Pra-
sias, Nr. 68, — und des Demetrios, Nr. 52 und 100 ent-
gegenzustellen. Zudem wird auf Münzen der drei ersten
Serien die sonst überall häufig dargestellte flügellose
Athena gar nicht getroffen äs); sie ist also durch das ge-
flügelte Bild ersetzt worden. Wenn von dieser Regel die
Münzen des Demetrios-Nikator eine Ausnahme zu machen
scheinen, so ist diese sehr leicht erklärlich durch die mehr
als zehnjährige Unterbrechung der Regierung des Königs;
in diesen Zeitraum fallen die Prägungen des Tryphon und
der beiden Antiochos VI und VII ; je vor und nachher aber
wird durch Demetrios eine der beiden verschiedenen Pal-
lasfiguren zur Darstellung gebracht worden sein.
Von Wichtigkeit ist auch die Münze des Prusias sub.
IVa, wo, statt der Schulterflügel, Schwingen am Helme der
Athena angebracht sein sollen. Gewiss haben diese wie
jene die gleiche Bedeutung; und durch diesen Wechsel,
sowie durch die Darreichung des Siegeskranzes sind diese
Pallasgestalten um so wahrscheinlicher zur Athena-Nike
gestempelt.
38) Eine böotische Kupfermünze mit Pallas bei Mion. S. III,
507, 35, ist nach einem schlecht erhaltenen und überpiägten
Original beschrieben, dessen Abbildungen bei Haym , Thes. Brit. I,
T. XXII, 7 und bei Getaner, T. XV. 18, hinlänglich beweisen, dass
weder der ersten noch der zweiten Prägung des Stückes ein Pallas-
bild zu Grunde liegen konnte.
der Athens und Nike auf Münzen.
43
Vollends überzeugend für die Richtigkeit der bis-
herigen Deutungen muss schliesslich die nähere Prüfung
der einzelnen Darstellungen wirken.
Die geflügelte Kämpferin des schönen Agathokles
Staters (Abgeb. Taf. V Nr. 2) scheint eine Pallas Pro-
machos zu sein ='•»). Anlässlich ihrer Beschreibung sub. II
ist die frappante Aehnlichkeit in Bewaffnung, Gewandung
und Bewegung mit den Pyrrhusmünzen (Abgeb. Taf. V
Nr. 9) hervorgehoben worden; die zu ihren Füssen sitzende
Eule verscheucht vollständig jede Vorstellung einer an-
deren Gottheit. Der Vogel einerseits, und anderseits das
mit der Haut eines Elephantenkopfes bedeckte jugendliche
Haupt, welches an die gleichzeitigen ägyptischen Münzen
des Alexander Aegos erinnert39a), weisen nach dem ein-
stimmigen Urtheile von Münzkundigen auf die siegreiche
Schlacht hin, welche olO J. v. Chr. Agathokles den Kar-
thagern in Afrika geliefert, und von welcher Diodor in
seinem 20. Buch, 11, eine umständliche Beschreibung gibt.
Agathokles liess, um seine kleinmüthig gewordenen Sol-
daten anzufeuern, von verschiedenen Punkten der Schlacht-
linie aus eine Menge Eulen auffliegen, welche sich auf
Helme und Schilder der Krieger niederliessen, und, als
gute Vorbedeutung und Siegesverheissung der Pallas,
von dem Heere begrüsst, den Kampf wieder herstellten.
Vgl. Eckhel, 1. c. I, 261. — Diodor's Bericht und die
39; Diesem Bilde ähnlich ist dasjenige des schon erwähnten
Denars Domitian's, für welches vielleicht auch etruskische Einflüsse
geltend zu machen wären.
s»a) Auch die Darstellung auf der Kehrseite dieser Münzen
stimmt mit derjenigen des syrakusanischen Staters überein, indem
jene eine Pallas-Promachos ist, jedoch eine flügellose.
44
Dr. Fr. Tmhoof-Blumer: Die Fhigelgestalten
Münztypen scheinen sich gegenseitig- zu bestätigen: die
Göttin ist hier die zum Siege verhelfende Athena
Promach os.
Die beflügelte Göttin der Kupfermünzen desDemetrios
Nikator (sub III, Taf. V Nr. 3), welche Mionnet fragend
als Nemesis bezeichnet, unterscheidet sich, abgesehen von
den Fittigen, einzig dadurch von der Pallas Nikephoros,
welche auf den zahlreichen Tetradrachmen des Bruders
des Demetrios, Antiochos VII*0), als Haupttypus vor-
kömmt (die Kehrseite ab geb. Taf. V Nr. 10), dass die
kleine Nikefigur bei der letztern von der Hand wegfliegt,
— um Sterblichen den Sieg zu bringen — , bei der erstem
aber ihre Herrin bekränzt, um diese als Nike zu kenn-
zeichnen. An der Identität des Typus ist daher nicht zu
zweifeln.
Die Athena der Münzen desPrusias(sub. IV und IV\.
Taf.V Nr. 4) habe ich bereits als Athcna-Nike bezeichnet.
Das, auf gleichartigen Münzen mit den Schulterflügeln ab-
wechselnde Beizeichen der Helmflügel, ist ein ohnehin
bekannter Schmuck einzelner Pallasköpfe, so auf Münzen
von Herakleia in Lukanien n), von Metapont *2), von Ar-
kesine auf Amorgos *3) u. s.w. Den Siegeskranz und
40) Duane, pl. XVI, 1—3, -XVIII, 12 und 13; Tresor de nuni.
pl. XLIX, 5 und 6. Duane's Tafel VIII, G zeigt ein Tetradrachmon
des Antiochos VII mit der gewöhnlichen Pallas-Nikephoros, an
deren linken Schulter jedoch der obere Theil eines Flügels bemerk-
bar ist. Ohne Zweifel beruht diese Angabe auf einer durch die tief
herabhängende Crista des Helmes hervorgerufenen Täuschung.
*i) Mus. Hunter, XXIX, 16 ; m. S.
*») T. Combe, T. III, 17; Carelli, T. 156, 129; m. S.
4s) Meine S., ähnlich der Münze bei P. Lambros, Nop., rij?
vr,>jrj-j 'Aftop/oö 1870, Nr. 20.
4 'S
der Atheiia und Nike auf Münzen. ^^
den Schild mit dem Medusenhaupt findet man bei
einer sitzenden Pallas auf den Silbermünzen der Attalen
vonPergamos **) (die Kehrseite ab geb. Taf. V Nr. 11),
von welcher sich also die stehende bithynische nur durch
den Zusatz von Schwingen und durch das Fehlen des
Speers unterscheidet. Die letztere Thatsache mag bis jetzt
hauptsächlich dazu beigetragen haben, die Figur als
blosse Nike anzusehen. Sonst sind Pallasfiguren mit dem
Kranz als Attribut selten; eine stehende kömmt bei
Duane, pl. XVII, 6 und 7, auf Münzen des Alexander
Zebina vor. Sie können ebenfalls als Darstellungen der
Athena-Nike gelten.
Der Flügelgestalt der böotischen Münze (Taf.V Nr. 1)
wage ich nicht ein ganz bestimmtes Prädikat beizulegen.
In wesentlichen Einzelheiten weicht sie von den übrigen
beflügelten Pallasfiguren nicht unbedeutend ab. Eine Kopf-
bedeckung scheint der Göttin zu fehlen*5); ihre Flügel
sind stark bewegt, und indem sie in der erhobenen Rechten
den Blitz schwingt, schüttelt sie anderseits die über den
linken Arm geschlagene Aegis. Der vorn in dichte Falten
fallende Chiton und die ganze stürmische Haltung erinnern
lebhaft an die Gestaltung verschiedener Blitze schleudern-
der Pallasbilder, z. B. auf den Kupfermünzen von Syrakus,
deren Kopfseite mit derjenigen unserer Münze ebenfalls
**) Visconti, Jcon. gr. pl. 43, 11 und 14; Mion. S. V, pl. IV,
2; m. S.
*5) So zeigt sie wenigstens Dardels Stieb, den ich hier wieder-
gebe und an dessen Richtigkeit ich nicht zweifle. Das Original kann
ich leider jetzt nicht untersuchen, noch untersuchen lassen, weil es
in Gesellschaft von 300 anderen seltenen und inedirten Stücken
meiner Sammlung die Belagerung von Paris ausgehalten und noch
herrenlos sich dort befindet.
415
Dr. Fr. Imhoof-BIumei : I > i c l-'liigclgestalten
übereinstimmt '*•) ; auf Silbermünzen der makedonischen
Könige Antigonos Gonatas 47) und Philipp V4«) und ganz
besonders auf Silber- und'Kupfermünzen der lykiscben Stadt
Phaseiis*9), auf welcher Pallas ganz gleich mit Blitz und
Aegisj statt wie bei der häufigsten Darstellungsweise, mit
Schild und Speer, oder mit Blitz und Schild, bewaffnet ist ;
ferner noch auf Silbermünzen des baktrischen Königs Me
nander (ab geb. Taf. V Nr. 12), abwechselnd mit Blitz
und Aegis, und Blitz und Schild. — Aus dem Gesagten
geht so viel klar hervor, dass die Figur eine Athena ist,
und zwar eine Art Promächos, wie eine ähnliche bereits
der Stater des Agathokles mit gewöhnlicher Kriegsrüstung
zeigte. Dass ihr Haupt hier nicht mit dem Helme ge-
schmückt ist, kann jui einer Gottheit, die sich nur gött-
licher Attribute zum Kampfe bedient, nicht befremden,
üebrigens sind un behelmte Athenaköpfe durch Sta-
tuen r'°) und Münzen gesichert. Auf schönen und seltenen
Didrachmcn und Obolen des lukanischen Hcrakleia »»)
kömmt das mit Oelblättern geschmückte Haupt einer Athena.,
rings umgeben von der geschuppten, mit Schlangen um-
säumten Aegis, vor. Die beiden Göttersymbole, Blitz und
A e g i s, kommen, e i n z e 1 n, verschiedenen Gottheiten zu.
*«j Mus. Hunter, pl. 54, 17.
*7) Beitr. z. altern Mzkde., 1851 . T. V. 5 und m. S. Choix,
pl. I, 80.
48) Mion. 8. 111, pl. XI, 3-, Num. Chron. 1861, pl. VI, 2; m. 8.
*•) Mus. Hunter, T. 43, 12; Mion. III, 442, 68 und 69, und
8. VII, 19, 79 und 80; Waddington, Rev. num. 1853, 95; m. 8.
so) De Clarac, Musee de Sculpture, T. III, 192, pl. 474 A,
Nr. 899 E, in der Haltung gleich der behelmten auf pl. 471, Nr. 900.
51) Millingen, Consider. Suppl. pl. I, 5 und 6; Luynes, Choix,
pl. III, 3; Minervini, Saggio, pl. II. 14—16; Sambon pl. XX, 22.
der Athen* and Nike auf Münzen.
47
z. B. der Wetterstrahl der Nike (Nr. 79 und 80 des Niken-
verzeichnisses) und der Nemesis (Analeet. II, p. 211); die
Acgis dem Apollo (Apollo Stroganoff, vgl. Otto Jahn, Aus
der Alterthumswissenschaft, 18G8, p. 270, Taf. IV), und
dem Ares (K. B. Stark, Ueber einen Ares Soter mit der
Aegis und die Bedeutung der Letztem, 1864): vereint
alter können sie nur bei Zeus und bei dessen Tochter
Athens getroffen werden. — ein Grund mehr, um in dem
fraglichen Bilde keine andere Gottheit als die Athena,
z. B. also keine Nemesis oder Enyo zu suchen, so sehr
sich die letztere böotischen Kulten anpassen Hesse 52). Wel-
cher besondern Auffassung die Figur entsprungen sei,
bleibt noch eine schwer zu entscheidende Frage ; immerhin
Hesse sich untersuchen, ob die Ansichten, welche Fr. Creu-
zer in seiner Symbolik M) über den Begriff der MpxcioUr,
äusserte, bei näherer Prüfung bestehen, und dieser Name
als ein Prädikat der Athena (als Rächerin) gelten können ;
und ob sodann auf dieser oder einer andern Basis ein
durch den Münztypus bestätigter, der böotischen Religion
eigentümlicher Athenakultus festzustellen möglich wäre 54).
Ein Wort noch über die Zeit der Prägung jener
böotischen Münze.
Aus der Vergleichung ihres Stils mit demjenigen
anderer Kupfermünzen ist mit ziemlicher Gewissheit zu
schliessen, dass jene der Zeit des makedonischen Königs
K a s s a n d c r angehört. Mit dessen Münzen hat sie in der That
52) K. 0. Müller, Orchomcnos zweite Aufl. p. 22!).
**) Dritte Aufl. III, 384 ; IV, 299 etc.
&ij G. Rathgeber, in der Encyclop. v. Brach und GJrubcr III,
4, p. 448 nennt die Pallas der böot. Münze kurzweg und ohne
irgend welche Begründung, die Itonische Athena.
48
Dr. Fr. Imhoof-Blumer: Die Flügelgestalten
die bestechendste Aehnlichkeit. — Nachdem Kassander
die Familie des grossen Alexander vernichtet, und seine
Herrschaft in Makedonien befestigt hatte, brach er im
Jahre 316 v. Chr. nach Griechenland auf, und beschloss
bei seinem Zuge durch Böotien, die zwanzig Jahre vorher
durch Alexander grausam gezüchtigte und dem Boden
gleich gemachte Stadt Theben wieder herzustellen. Er
scheint dabei nicht allein von dem Gedanken geleitet
gewesen zu sein, in der Kadmeia einen festen Platz mehr
in Griechenland zu erwerben, sondern er mag auch seinem
Hasse gegen Alexander und gegen dessen Andenken
gefröhnt haben, dass er des Letztern grausames Verfahren
in seinen Folgen wieder gut machen und somit deutlich
missbilligen wollte. — Es ist sehr wahrscheinlich, dass
unsere Münze von den ersten Prägungen herrührt, welche
nach dem Wiederaufbau der unglücklichen Stadt die
Thebaner im Namen des böotischen Bundes wieder aufzu-
nehmen Veranlassung gefunden hatten.
Obgleich das bei Betrachtung der agathokleischen
Pallas - Promachos gewonnene Resultat den Versuch zu-
lassen würde, die Wahl des auf der böotischen Münze
angebrachten Typus in nähere Beziehung mit den erwähnten
historischen Vorgängen zu bringen, so erscheint mir doch
eine derartige Untersuchung für so lange unstatthaft, als
der eigenthümliche Charakter der Pallasgestalt nicht als
Rächerin, Vergelterin oder anders sicher bestimmt werden
konnte.
Ich bescheide mich, vorläufig auf Münzen das
nachgewiesen zu haben, was auch in anderen Denkmäler-
klassen hat vorkommen können; nämlich, dass geflü-
der Athena und Nike aut' Münzen.
49
gelte Athenabilder der griechischen Kunst keines-
wegs fremd waren 5*).
Erklärung der Abbildungen auf Tafel V mit Hinweisung auf
den Text.
A . Vier Münzen mit Darstellung der g e f 1 tt g e 1 1 e n
Athena.
1. Bronzemünze von Boeotien (im Text mit I
bezeichnet.)
2. Goldstater des Tyrannen Agathokles von
Syrakus (im Text II.)
3. Kupfermünze des Königs Demetrios II von
Syrien (im Text III.)
4. Kupfermünzen des Königs Prusias I oder II
von Bithynien (im Text IV.)
B. Vier Darstellungen der Nike auf Münzen welche
gleichzeitig mit den obigen Bildern der Athena,
von den nämlichen Ländern und Fürsten geprägt
worden sind.
5. Kupfermünze des Königs Demetrios II von
Syrien (Im Nike-Verzeichniss Nr. 52.)
55) Nach Abschluss dieser Untersuchung finde ich in den
Annali dell' Instituto 1866 p. 330 noch eine Kupfermünze von Bulis
in Phokis angeführt, deren Beizeichen auf der Kehrseite von A.
Postolacca folgendennassen beschrieben ist: Pallas d. gradiens
pendentibus exhumero alis, d. hastam intorquet, sin. clypeuni
praetendit. Nach der Abbildung welche von dieser Münze in den
Monumenti, vol.VIIl, tav.XXXII, 15 gegeben ist, niuss entweder die
Zeichnung oder die Beschreibung unrichtig sein, da auf der erstem
keine Beflügelung der Pallas sichtbar ist.
4
50
J)r. Fr. Jmhoof-Ulumcr : Die l'lügelgestaltcn etc. etc.
6. Kehrseite" eines Tetradrachmons des Aga-
thokle s Tyrannen von Syrakus. (Nike-Verzeich-
niss Nr. 62.)
7. Bronzemiinze des Königs Prusias I oder II
von Bithynien. (Nike-Verzeichniss Nr. 68.)
8. Kehrseite einer Silbermiinze von Boeotien.
(Nike-Verzeichniss Nr. 75.)
C. Vier Darstellungen ungeflügelter Pallas-
bilder deren Haltung, Gewandung oder Attribute
jenen der geflügelten Göttin, (siehe oben A. 1 — 4)
entsprechen.
9. Kehrseite einer Silbermiinze des Königs Pyrr hos
von Epirus. (Siehe »S. 43).
10. Kehrseite eines Tetradrachmons des syrischen
Königs Antiochos VII Evergetes, Bruders des
Demetrios II Nikator. (S. 44.)
11. Kehrseite eines Tetradrachmons eines pergame-
nischen Königs Eumenes. (S. 45.)
12. Kehrseite einer Silbermiinze des baktrischen
Königs M e n a n d e r. (S. 46.)
51
IL
Suite des monnaies inedites d'or et d'argent
d'Alexandre le Grand ').
Par
Älr. le Baron de Frokescli-Osten.
Depuis ist, fin de l'annee 1868, epoque de la publi-
cation d'une premiere Serie de medailles d'Alexandre le
Grand qui se trouvent dans ma collection et ne se rencon-
trentpas sur les tables de Müller, d'autres pieces semblables
me sont parvenues. Leur nombre me parait justifier la
publication de la presente suite. «Ten ai essaye le clas-
sement, laissant Celles qui ra'ont paru incertaines ä l'etude
de numisraates plus experimentes. Je ne pouvais que
niarcher sur les traces de Mr. Müller dont l'excellent
ouvrage sur la numismatique d'Alexandre le grand,
monument d'erudition et d'un noble devouement pour la
science, a fixe ä raidedel'histoire les grandes circonscrip-
tions territoriales oü, ä des epoques egalement determinees
') Voyez v. Prokesch -Osten: Liste des Alexandres de
ma collection qui ne se trouvent pas dans le Catalogue de Mr. L.
Müller. Numismatische Zeitschrift. Jahrgang 1869, pag. 31 — 64.
4*
52
v. Prokesch-Osten : Suite des monnaies inedites
par lui, la monnaie du grand conquerant a pu etre frappee;
il a specifie de meme, ä l'aide de signes distinctifs et de
monogrammes , grand nombre d'ateliers d'emission et il
nous a legue la täche de completer autant que possible ce
qu'il avait commence avec un succes incontestable.
Je pense avec Müller que les monogrammes indiquent
assez souvent le nom de la ville ou des villes qui se ser-
vaient d'un atelier commun ; mais il est egalement indubi-
table que les monogrammes indiquent aussi souvent les
noms des magistrats qui presidaient aux monnaies. Nous
voyons encore sur nombre de medailles presque toujours
du meme style un meme monogramme associe aux mono-
grammes ou signes de differentes localites, ce qui autorise
ä presumer une Convention entre ces localites pour faire
diriger et surveiller l'emission par un meme prepose. De
teile nature me parait p. e. la serie de Müller Nr. 667 et
celle de Nr. 735 oü je prends le monogramme commun
comme indiquant le magistrat en question.
Ayant regle quelquefois ma Classification ä l'aide de
monogrammes des autonomes en bronze , je crois devoir
observer que j'ai toujours eu soin de choisir des AL ou
contemporaines d' Alexandre ou qui precedent ou suivent
de pres cette epoque.
Je me bornerai aujourdhui ä quelques remarques sur
les State res. Mr. Müller, dans le §. 2 de son ouvrage, a
releve que le casque de Pallas est tantot orne d'un serpent,
tantot d'un griffon, quelquefois d'un Sphinx et que, plusrare-
ment encore , il est sans ornement quelconque. Le celebre
Numismate n'aecompagne ces indications d'aucune Obser-
vation. II me parait ditficile d'admettre pour une monnaie
dont le type normal etait evidemment prescrit par l'autorite
d'or et d'argent d'Alexandre le grand. «W
Royale, l'ornement du casque de la deesse tutelaire aban-
donne au caprice du graveur. II faut supposer, ä ce que je
pense, entre l'ornement et la localite de Immission un rap-
port qui explique et justifie l'ornement. Or, nous savons que
le Jupiter assis du revers sur les M d'Alexandre, frappees
en Europe, representait Jupiter Bottiee, tandisque sur
nombre d' M frappöes dans les pays orientaux ce Jupiter
assis est ßvidemment Baal-Tarse. II est donc permis de
supposer la tete de Pallas sur les stateres originairement
copiee d'une statue de la deesse qui ne saurait etre que
celle qui portait ä Pella le prenom d' Aleide. J'en conclus
que les stateres ä serpent appartiennent ä l'Europe et
aux pays d'Asie conquis tout d'abord ou en communication
fröquente et reglee avec l'Europe. Je ne sais pas si je dois
admettre la tete de Pallas avec le casque ä griffon egale-
ment copiee d'une statue; il me suffit que le griffon,
embleme sacre des Persans, nous renvoye aux contröes
sous la domination de la Perse avant l'6poque d' Alexandre,
savoir ä la partie Orientale de l'Asie inineure, ä la Cilicie,
a la Phenicie et ä la Syrie. II y a effectivement une grande
difference de style dans les stateres ä griffon compares ä
eeux ä serpent. La tete de Pallas est plus ramassee, le
profil moins grec, la chevelure plus abondante et moins
dressee, le casque plus large, les panaches sont plus gros ;
de meme la Victoire qui sur les stateres d'Europe est dans
une pose calme et quelquefois severe, se voit sur ceux ä
griffon presque toujours en mouvement, ses ailes sont plus
tendues, sa tete est surmontee d'une touffe plus prononcee,
la draperie est plus inquiete.
Quant aux stateres ä sphinx, le style les rapproche
ä ceux de l'Asie mineure occidentale. Le profil de la tete
de Pallas est noble et fin, la Victoire toujours marchant, le
54
v. Prokesch-Osten : Suite des monnaies iiu-ditcs
sceptre qu'elle porte est plus long et la fagon de le porter
particuliere ä cette classe des stateres. Presque toutes les
pieces nie sont venues de la Lycie, des ports de Pamphylie
ou du golfe d'Issus. Cette provenance m'a mene ä l'hypo-
these qu'un culte commun, ayant parmi ses symboles le
Sphinx, pourrait avoir dispose un nombre de villes ä
constater par ce Symbole leur union et ä recourir peut-etre
pour frapper monnaie ä un atelier central etabli dans la
capitale du culte commun. Or, il n'y a que Perga de
Pamphylie qui repond ä ces conditions. Son ancien culte
d'Artemis-Pergaea jouissait d'une grande veneration dans
ces contrees; la deesse etait adoree sous le Symbole d'un
eöne de pierre surmonte du modius et ses bronzes nous
donnent le Sphinx ä modius, absolument semblable a celui
des stateres en question. Je donne cette hypothese pour cc
qu'elle est et jusqu'ä meilleure Information je classe ces
stateres dans les pays plus haut mentionnes. La coYnci-
dence des monogrammes — les exemples n'en manquent
pas — me parait moins decisive que la difference du style.
Je constate, cependant, que ces indications generales
sur le classement des stateres sont tout au plus la regle ;
les exceptions n'en manquent pas. Ainsi p. e. parmi mes
stateres d'Ace celui de l'annee 33 porte le serpent, tandis
que tous ceux des annees qui precedent ou qui suivent
jusqu'ä l'an 46 portent le griffon. Les stateres d'Aradus,
de Sidon et de plusieurs villes de la Cilicie ont tantot le
serpent , tantot le griffon. II est ä remarquer que parmi
une vingtaine de stateres de Philippe III de ma collection,
il n'y a que deux ä griffon et pas un seul ä Sphinx.
Les stateres oü le casque est sans ornement peuvent
avoir ete frappes dans les stations militaires.
d'or et d'argent d'Alcxandre le Grand.
55
Mes Classification d'aujourdhui modifient en partie
celles de l'annee 1868.
Constantinople, en Avril 1871.
I. Distatere.
dans le
droitp
1. Macedonia. discobole
w ,. .„ , , dans le chaini) , , Renvoi am numerus de
fit*. Lieu d eiuission * • . ' chaiiip a »...,, . . ..
a gaucne , .' Müller et Observation».
II. Stateres.
A, Le casque de Pallas ä serpent.
2. Macedonia. discobole
3. Amphipolis. torche y\
4. Ligue chalci- Lyre
dique.
5. Pelagonia. caducee
6. Pelagonia. caducee
E
0
7. Macedonia. pied de che-
val ou de
bouc
8. Macedonia. gouvernail
IT
Variante ad stater
No. 30.
/\J ad stater No. 238.
ad tetradrachme
No. 207.
ad stater No. 214
sans 0 ä l'avers.
ad drachme 277.
Heracleum ?
Jsj[ ad stater No. 633.
Voyez Müller
die Münzen des
Lysimachus. By-
zantium No. 191.
56
v. Prokesch-Osten : Suite des monnaies indditt >
9.
Macedonia.
gouvernail
A
±
ad tetradrachme
Nr. 636.
10.
Macedonia.
gouvernail
rr
ad stater 633.
11.
Macedonia.
gouvernail
Ml
ad tetradrachme
No. 748.
12.
Incerta.
TA
en monogramme
ä Amphipolis,
Pella , Thessalo-
nique ; sur des
drachmes de Phi-
lippe III et de
Lysimaque aux
types d' Alexan-
dre. Le style est
plutöt de l'Asie,
peut-etre Gabala.
13.
Maced. Thes-
sal. (Pelinna,
Diura.)
n
AI
ces monogrammes
se trouvent sur
desiUde Pelinna.
14.
Thessalia
(Eretria?)
E
A
ad drachme
No. 556.
15.
Graecia.
ad drachme
No. 792.
16.
Cerynthus
Euboeae.
Kl
ad drachme
No. 847.
d'or et d'argent d' Alexandre le Grand.
Ol
17. Cyzicus flambeau de
Mysiae. course
1 8. Lampsacus. ]g;
p. a. de cheval
marin
ä
19. Myrhina,Cla- rfjfo
zomene. ^^
20. Clazomene. tete de belier
ä. g.
21. Clazomene. tete de belier
ä. dr.
22. Ephesus. abeille
23. Erythrae abeille
Joniae. O
24. Miletus et HP
Heraclea.
25. Phocaea. ß^
ad tetradrachme
No. 916.
KA ad tetradrachme
No. 717.
ad tetradrachme
No. 998.
ad tetradrachme
No. 998.
ad tetradrachme
No. 1018.
/f\ Le monogr. de
Milet se trouve
sur les medailles
d'Erythree, de Pa-
rium, de Phocaea,
de Sinope , de
Mallus— et meme
en Grece sur
TegeaetHistiaea.
Le monogr. J^.
encore sur des
tetradr. d'Antio-
chus II et III et
58
v. l'i-.'kesch-Osten: Suite dos monnaies in^dites
26. Heraelea
Joniae.
HP
27. Caria. double cri-
niere; bipenne
28. Asie mineure.
29.
Lycia.
AY
proue
30. Larissa ;$►
Syriae. ancre 1$
31. Stratonos 5T
Pyrgos. ^
32. Incerta.
33. Incerta.
34. Incerta. deux points
sur des ÄL de Ma-
cedoine du temps
plus bas. Voyez
Mion. I, p. 454,
No. 29.
ad tetradrachmc
No. 1066.
ad drachme
No. 1133.
]fl adtetradr.No.773.
Les deux monogr.
sur des medailles
de Smyrne et de
Cyzique.
I ad tetradrachmc
No. 1275.
im monogr. sem-
blable ä ^ se
trouve ä Aradus
et Tyrus.
ad tetradrachme
No. 1466.
® ®
d'or et d'argcnt d'Alexandre le Grand.
59
B. Le casque de Pallas ä griffon,
35.
Incerta.
balaustium
E
ad staterNo. 127.
J'hesite de clas-
ser raa medaille ä
Traelium, ä cause
du griffon. La
fleur et les lettre«
E Y se trouvent
sur des A de
Seleucia Ciliciae.
La fleur avee
EYKPATH5 sur
des M de Rhodes.
36.
Cilicia.
branche
de
ad tetradrachme
laurier (sans
No. 559.
bandelette)
37.
Oilicia.
ad stater No. 770.
38.
Syrie.
IA|
B
w
Les deux monogr.
se rencontrent
sur les Ä» de la
Tetrapolis.
39.
Incerta.
Y
Le style indique
la Syrie ou la
Phenicie J).
i) Note ad Nr. 39.
Le symbole resseiable a une pousse de palmier. II se trouve
place sur le soinmet du seeptre de Jupiter, sur an nombre consider-
60
v. Prokesch-Osten : Suite des monnaies hu'dites
0. Le casque de Pallas ä sphinx.
40. Massicytes M ad tetradrachme
ou Myra. ^J No. 671. Le style
est decidement
asiatique. Le se-
cond monogr. me
parait non pas
celui d'une ville
mais d'une reunion
de villes.
D, Le casque de Pallas sans ornement.
41. Histiaea et £ voyez le monogr.
Abdera. griffon assis sur le No. 108 iE»
de Histiaea. Mion.
Sup. IV. Le style
indiquerait plutöt
l'Asie; en ce cas
Ton pourrait la
classer ä Milet
et Teos.
able de tetradr. d' Alexandre le grand de la IVmc et Vme classe.
p. e. ä Ace (voyez Müller, Table I, Nr. 20), ä Sidon, sur les incer-
taines de Müller Nr. 1551, 1552, 1576, 1599, 1656 etc. ainsi qne sur
les Nr. 148, 164, 166, 170, 191, 193, 201 de ma liste de 1868. Toutes
ees medailles appartiennent aux pays situes entre le golfe d'Issus
et l'Egypte. Encore le Nr. 1517 de Müller (Egypte) moutre la
pousse sur le sceptre. Dans le champ je ne Tai rencontree quo sur
un tetradr. de Sidon publie en 1868 sous le Nr. 142. Est-ce an signe
royal, comme la fleur de lys empruntee au symbolisme d'Orient oü
on la voit souvent sur les sculptures, cachets etc. ? Est-ce un em-
blerae de culte, comme la verge d'Aaron sur les sicles des Maca-
bees? ou est-ce tont simplement la lettre ¥ indiquant une localite
comme p. e. Wipadx, ^i'XXi?, ^u^iov etc. etc.
d'or et d'argent d'Alexandro le Grand.
61
III. Tetradrachmes.
in Licu
dcvant 1;
dY-inissioii
fignre
1 . Mende
Macedoniae.
2. Traelium
balau-
Macedoniae.
stium
3. Macedonia?
na
A
Olasse I.
dcvant la derriere la soiis le siege renvol et obser-
figure vations.
feuille de ad tetradr
lierre
M
Nr. 244.
medaille bien
conservöej le
seul exem-
plaire rencon-
tre en qua-
rante ans.
Olasse III,
4. Thebae bouclier
Boeotiae. boeotien
ad tetradr.
No. 752
Classe IV.
5. Aptera heros ä
Cretae. casque et
bouclier
6. Cyme K
Aeolidis. vase ä une
anse
s
ad drachme
No. 905.
(52
v. Prokesch- Osten : Suite des monnaies inüditea
7. Myus et M
Miletus?
m
ou plutöt au
groupe de
1306 ä 1310
de Cilicie.
8. Cilicia charrue
(Soli?)
9. Hamath et ^
Sidon.
grappe
51 voyez Müller
pag. 296 ad
No. 1377.
Classe IV.
10.
Acroathon.
r
A
abeille
ad tetradrach.
No. 160.
11.
Traelium.
balausti-
12.
Heraeleum.
tf
ad tetradrach.
No. 222.
13.
Macedonia.
gouvernail
$
ad tetradrach.
No. 636.
14.
Elyrus
Cretae.
PI
EA
d'apres le
style.
15.
Phaestus
Cretae.
Hercule ,
la massue
lcveecom-
battant
l'hydre
voyez Mion.II,
p.290No.252.
d'or et d'argcat d'Alexandrc le Grand.
63
16. Polyrhe- Bucra-
nium nium ä
Cretae. bande-
lettes
1 7. Mytilene. y^
A
1 8. Incerta ^
Joniae vel ancre
Ciliciae.
d'aprös la
forme du bu-
crane.
d'apres les
monogrammes
et le style.
Les monogr.
des tetradr.
18 et 19 se
rencontrent
surlesmedail-
les de Smyrne
et ceux du
No.lOparticu-
lierement ä
Heraclea. Ce-
pendant les
monogr. ^ et
^ convien-
draient egale-
nient ä la Cili-
cie et l'ancre
indique pro-
bablement Te-
poqne Seleu-
eide.
19. Heraclea ancre
Joniae. fcf
64
v. Prokesch-Osten: Saite des
monnaies im
idites
20.
Cilicia. charrue
ad tetradrach.
placee
No. 1280.
horizon-
talement
21,
Phoenice.
n
ad tetradrach.
$
No. 1466.
22.
Incerta tete radiee
KY
ad tetradrach.
(Tarsus ? du soleil
No. 1542 ,
Kydnus?) d. f.
voyez Phil-
T
lippe II stater
265, Phil. III
stater 116 et
tetradr. 117,
voyezMion.III
Pisidia 108.
23.
Incerta. p^"
m
le monogr. J^
se trouve sur
les medailles
de Lysima-
que, mais en-
core sur Celles
de Myrhina et
d'Elaeusa.
24.
Incerta. ^
<§>
25.
Incerta. B
AI
d'or et d'argent d'Alexandrc le Grand.
65
26. Incerta. ancred'un (a l'ex-
style par- ergue)
ticulier I
27.
Incerta.
A
28.
Incerta.
29.
Incerta.
rF
30.
Nagidus?
N
d.une cou-
ronne
31.
Phlius et
Epidanrus?
4>
32.
Maronea.
0]
grappe
Classe V.
®
X
L'ancre a une
forme diffe-
rante de celle
sur les niedail-
les de Larissa
Syriae.
voyez Phil. II
didrach. 274.
style barbare.
ad tetradrach.
No. 306.
Classe I.
33. Mesembria. casque ä
panache
w
ad tetradrach.
No. 433.
34. Sicyon. Apollon ä
taenia
colombe ad tetradrach.
6> No. 872.
60
35.
v. Prokesch-Ostcn : .Suite den m^niiaics Inddites
Aradus. palnüer
36.
37.
Aradus.
Aradns.
39. Incerta.
40.
41.
42.
Heraclea
Bithyniae.
Magnesia
Joniae.
Magnesia
Joniae.
palmier
palmier
38. Aradus. palmier
grappe
Classe VI.
HP
m
#
ä l'exergne
l'an 17 en
chiffrespheni-
ciens.
de l'annee 18.
de l'annee 60
en chiffres
grecs.
de l'annße 64
en chiffres
grecs.
AE
comparez
Philippe II
Müller No. 84
et 164. —
Alexandre III
No. 1633.
K
Numismat.
massue
Zeitschr.1870
p. 293.
a l'exer-
gne Me-
andre
a l'exer-
gue Me-
andre
d'or et d'ar^ent d'Alexandre le Grand.
67
43.
44.
45.
46,
47.
Magnesia
Joniae.
m
ä l'exer-
gue
Meandre
Miletus. astre, lion dans le |$j
fj\ ehamp
Miletus. astre, lion d. 1. eh. ft
m n
Miletus, astre, lion d. 1. eh.
m reit
Miletus. astre, lion
m
ff
48. Teos.
griffon
a. g.
49. Samos. proue
B
50, Astypalea. lmrpa
51.
52.
Incerta Pi-
sidiae vel
Pamphyliae.
Apamea
Phrygiae.
ad tetradrach.
No. 1126 et
1127.
>$v ad tetradracli.
a l'exer- No. 1172.
gue AN
(tete du ad tetradracli.
soleil en No. 1225.
fontrem.)
An
68
v. Prokesch-Osten: Suite de monuriies Inldites
53.
Philome-
lium.
0
4>
0
(ancre en
contre-
marque)
ad serie de
No. 1178.
54.
Philome-
lium.
Kr
♦
(ancre en
contre-
marque)
ad tetradrach.
No. 1191.
55.
Aspendus.
AZ
Kr
a l'exer
gue fer de
lance
■ ad tetradr.
i No. 1215.
56.
Tarsus
Ciliciae.
f
jlasse VII.
Le monogr. ff
encore en A-
carnanie;mai*
de merae en
Cilieie. Le
style est asia-
tique.
57.
Odessus.
ß
^
Didraclime.
58.
Macedonia,
Thracia et
Thessalia.
#
H
ad tetradr.
No. 714.
.1 .1' rt rt'argent d'Alcxandre le Grand.
09
Drachmes.
No.
Llcil Demission
dans le chauip
sous le siege
rcnvoi et obscrvatlons.
59.
Amphipolis.
NC
torche
ad drachme
No. 95 a.
60.
Amphipolis.
N( torche
ad drachme
No. 95 a.
61.
Traelium.
N(flos
ad drachme
No. 133.
62.
Traelium.
N(
(ä l'exer-
gue) flos
ad drachme
No. 133.
63.
Traelium.
€
flos
ad drachme
No. 128.
64.
Macedonia.
feuille de
lierre
ad drachme
No. 245.
65.
Macedonia.
Tl
n
peutetre ad
drachme No. 795.
Tl tant ä Amphi-
polis, qu'ä Aphytis
et sur les incer-
taines de Mace-
doine; voyez en-
core Philippe III.
^6.
Macedonia.
tete nue,
ä. dr.
feuille de
lierre
ad drachme
No. 189.
67. Maronea.
m»
70
68.
69.
v. Prokesch-Osten : Suite des mnnnaies iuc'dite.?
70.
Cardia et
Sigeum.
Cardia et partie ante- tete de
Abdera. rieure de griffen
Hon
I«!
Cardia et p, a. (je ijon tßie je
Abdera. pj griff(m
Müller No. 358
avec le titre royal.
71. Samothrace.
72. Thracia.
73. Graecia.
tete de
Persee
74.
75.
Sig-enm. K eroigI
Magnesia
Joniae.
76. Phocaea.
77. Cnidus
Rf
oissant
(ä Fexer-
gue) Me-
andre
ad StaterNo. 2ffi.
ad draclime
No. 389.
voyez Müller Phi-
lippe III No. 93 ,
94.
voyez Müller Ly.si-
maqne No. 397.
+
Cariac.
ad drachme
No. 990.
voyez Mion. III Ai
No.214.
dv,r et d'argent d'Alexandre lc Grand.
71
78. Asie mi-
neure.
M Le monogr. se
trouve sur les me-
dailles de Lam-
psaque, de Colo-
phon, de Teos etc.
encore sur les
premiers Selen -
eides.
79.
Heraclea
Joniae.
H
SO.
Heraclea
Sintica.
#
31.
Larissa
±
Syriae.
ancre
82.
Incerta.
0
d. une
couronne
83.
Incerta,
®
flos
84.
Incerta.
2E
85.
Incerta
Macedoniae.
M
ad tetradraclune
No. 1065.
(d. lechamp ad tetradraclune
ä dr.) No. 144.
massue
flfl ad tetradrachnie
No. 1358.
(d.lechainp peut-etre Trae-
ä. dr.) Kam et Heraclea.
massue
/^ adMüllerNo.1622
et 1623.
*- v. Prokesch-Osteu ; Suite des mon. ämsdites. d'or et rVargent d'Alcxandre etc.
Trioboles.
86.
Aradus.
a
87.
Larissa
s
Syriae.
p. a. de
cheval
paissant.
73
III.
Die ersten griechischen Königsmünzen Aegyptens.
Von
«X. JBViedlaender.
(Hierzu Tafel VIII.)
Die ersten griechischen Königsmünzen Aegyptens
sind in letzter Zeit mehrfach besprochen worden, auch hat
Herr Generalconsul Huber meine ihm brieflich mitgetheilten
und zu meiner Freude von ihm gebilligten Ansichten
bereits in seinen vortrefflichen Aufsätzen zur Numismatik
Aegyptens *) ausführlich dargelegt. Dass ich nun hier
nochmals darauf zurückkomme, geschieht weil ich einige
Münzen gefunden habe welche neue Glieder in der Kette
der Beweise geben.
J) In den Wiener numismatischen Monatsheften IV S. 127 und
Sonderabd. II S. 155.
74
J. Friedlaendcr : Die ersten griechischen
Schon Cousinery 2), und nach ihm Mionnet 3) und K.
Ottfr. Müller *), hatte ausgesprochen dass die früher dem
König- Alexander II von Epirus zugetheilten Silbermünzen
nach Aegypten gehören. (Ein Tetradrachmon dieser Münz-
art abgebildet auf Taf. VIII Nr. 3). Borrell fügte die wich-
tige und entscheidende Nachricht hinzu dass ihm diese
Münzen stets aus Aegypten zugegangen sind 5) und
Schiedehaus bestätigte diese Fundnachricht «). In seiner
zu Alexandria entstandnen Sammlung, welche er seiner
Vaterstadt Osnabrück vermacht hat, befinden sich sieben
Münzen dieser Art, Tetradrachmen und Theilstücke.
Pinder hat in seinem Aufsatz über die Aera des Philippus
die Meinung Cousinery's und Borrell'« abermals wieder-
holt »).
Es ist wohl jetzt allgemein anerkannt dass diese
Münzen nicht Alexander von Epirus gehören. Eckhel's
Gründe dafür — sei es mit tiefster Ehrfurcht ausgesprochen
— sind nicht überzeugend. Die Münzen haben keine
Aehnlichkeit in den äusseren Kennzeichen mit denen des
Pyrrhus, was man doch erwarten müsste ; sie haben nicht
den Königstitel welchen Pyrrhus führt und welchen sein
Sohn gewiss nicht fortgelassen hätte; der Typus der
Vorderseite kommt bei Pyrrhus nicht vor. Hat auch
2) Magazin encyclopedique 1810 Febr. Wiederholt und ausge-
führt in Vqyage eii Mac£doine I 24*5.
3) VI 8. -21 Aiini. und Suppi: IX S. tl Anm.
*) Denkmäler Th. I Nr. 163.
5) Numismatic Chronicle VII S. 133.
6) In Grote's Münzstudien I S. 462.
') Pinder und Friedlaendcr Beiträge zur älteren Münzkunde
I S. 219.
Königsmünzen Aegyptens.
<«')
Agathokles, der mütterliche Gross vater Alexanders II von
EpirilS auf einer Goldmünze den Kopf der Africa mit der
Elephantcnhaut s), so wissen wir auch warum der sicilischc
König diesen Typus wählte, und diese Veranlassung hatte
Alexander II nicht. Auch finden sich die Beizeichen und
Monogramme unsrer Münze nicht wieder auf denen des
Pyrrhus, auf dessen Münzen Beizeichen überhaupt nie
derb hervortreten. Es bleibt also allein der Typus der
Kehrseite welcher einem Typus des Pyrrhus ähnlich ist,
allein dieser Typus ist ein so häufiger — er findet sich z.B.
in Thessalien, auf Münzen des Antigonus Gonatas u. s. w.
— dass er allein nicht nöthigt die Münzen für epirotisch
zu halten.
Man könnte gegen die Zutheilung nach Aegypten
einwenden, dass unsre Münzen die bekannten Kennzeichen
der ptolemaeischen Münzen nicht haben; das ist wahr,
allein daraus folgt nicht dass sie nicht aegyptisch sind,
sondern es folgt nur dass diese Kennzeichen sich nicht
v o m B e g i n n der ptolemaeischen Prägung herschreiben.
Auch stehen diese ersten aegypti sehen Königsmünzen,
unter Alexander in Aegypten geprägt keineswegs allein.
Wir kennen von ihm auch Stater mit seinen gewöhnlichen
Typen und dem Beizeichen des aegyptischen Gottes Kneph
(Taf. VIII Nr. 1); zwei Exemplare, ich glaube die einzig
bekannten, befinden sich jetzt im k.Münzkabinet zu Berlin.
Sie beweisen dass Alexander in Aegypten geprägt hat,
oder dass man nach seinem Tode dort mit seinen Typen
geprägt hat0). Auch andre der Diadochen, in verschie-
8) Eckhel Doctrina I S. 261.
9) Vielleicht ist auch der Stater Alexanders des Grossen mit
dein Beizeichen eines korinthischen Helms ohne Busch aegyptisch,
76
.T. Friedlaender: Die ersten griechischen
denen Ländern, haben zuerst mit Alexanders Typen
geprägt, nur ihren Namen statt des seinigen beisetzend;
so Lysimachus und Seleucus, und sogar noch der syrische
König Alexander I hat, offenbar auf seinen Namen an-
spielend, sich zuweilen mit dem Löwenfell dargestellt *•).
Es giebt auch noch ein andres Tetradrachmon welches
den Kopf mit der Elephantenhaut und auf der Kehrseite
den gewöhnlichen Typus der Tetradrachmen Alexanders
hat. Eins der wenigen bekannten Exemplare hat einen
Pegasus, andre haben einen Blitz als Beizeichen. Das erste
ward in Cadalvene Recueil de medailles grecques S. 260
abgebildet (Taf. VIII Nr. 2), zwei Exemplare mit dem Blitz
als Beizeichen befanden sich in der Huberschen Sammlung
(Auctionskatalog Nr. 942 und 943), später sind noch einige
andre bekannt worden *').
Und an diese Silbermünzen schliessen sich auch
Bronzen. Zunächst eine von Mionnet VI, 29, 235 beschrie-
bene deren Schwefelpaste mir vorliegt. Sie hat den näm-
lichen Kopf mit der Elephantenhaut, und auf der Kehr-
seite ebenfalls AAEZANAPoY und die stehende Nike
(Taf. VIII Nr. 4), gleich den Statern xVlexanders. Ihr Bei-
zeichen, der Anker, könnte zwar auf die beiden Seleuciden
denn dieser nämliche Helm findet sich als fast beständiges Bei-
zeichen auf den aegyptischen Silbermünzen Alexanders.
i°) Ob auch in Bactrien mit Alexanders Namen geprägt ward
steht dahin; es liegt eine Kupfermünze Alexanders mit den ge-
wöhnlichen Typen vor welche auf einen viereckigen Schrötling
geprägt ist, ähnlich denen der bactrischen Münzen. Herr St. G. R.
Dannenbcrg hat die Vermuthung ausgesprochen, diese Münze sei
bactrisch.
") Numism. Zeitschr. I S. 65.
77
Königsmiiiizcn Aegyptens. * •
Alexander führen, allein auf deren Münzen kommt nicht
der Kopf mit dem Elephantenfell vor, und es fehlt nie der
Königstitel.
Ferner besitzt das königl. Münzkabine t eine Bronze-
mtinze welche den Kopf Alexanders (ohneElephantenhaut)
mit dem Ammonshorn und dem Diadem hat, auf der Kehr-
seite AAEZAN. . und einen Adler mit ausgebreiteten
Flügeln und das Monogramm fa (Taf. VIII Nr. 5).
Und ebenso giebt es kleine Bronzemünzen mit den-
selben Typen, AAE, und TT oder R| (Taf. VIII Nr. 6).
Alle diese Münzen, Stater, Tetradrachmen und ihre
Theilstücke, und Bronzemünzen hat also Alexander, oder
Ptolemaeus Lagi als sein Statthalter für ihn geprägt. Man
braucht nicht auf den jüngeren Alexander hinabzugehen ;
Schiedehaus hat die Vermuthung, er sei hier dargestellt,
mit treffenden Gründen, wie mir scheint, widerlegt i>).
An diese Münzen Alexanders des Grossen schliessen
sich nun Gold- und Bronzemünzen welche ihnen völlig
gleich in den Typen, und nur durch die Aufschrift
TTToAEMAloY (ohne Titel) statt AAEZANAPoY von ihnen
verschieden sind. Ein Stater der Pariser Sammlung ist im
Auctionskatalog der Dupre sehen Sammlung bei Nr. 345
erwähnt, und ebenda ist ein Theilstück so beschrieben:
Behelmter unbärtiger Kopf rechtshin (also Pallas). Rück-
seite: TTToAEMAloY stehende Nike, in der Rechten den
Kranz, in der Linken ein Feldzeichen (etendard), vor ihr
ein Schild, im Felde EY und 4>E. N, 3. Das Gewicht ist
12j In Grote's Münzstudien a. a. 0. I 462.
78
J. Friedlaeader : Die ersten griechischen
nicht angegeben, es wird nur gesagt es sei ein Tlieilstiick
des Staters 13).
Beide Goldstücke haben also die Typen der State*
Alexanders, Pallaskopf und Nike welche das Gestell für
die Trophäen hält. Denn nebenbei gesagt, dies ist es was
Nike hält und was gewöhnlich für eine Segelstange gilt,
deren Beziehung auf überseeische Siege doch gesucht
wäre, während es recht bezeichnend für Alexander ist dass
Nike nicht die Trophäe sondern das Gestell für immer
neue Trophäen hält.
Genau den Kopf der Bronzemünzen Alexanders mit
dem langen Haar, Animonshorn und dem auffallend niedrig
auf der Stirn liegenden Diadem haben die Bronzemünzen
welche Mionnet (VI 16, 139—143 und S. IX 10, 59—61)
Ptolemaeus III. gab. Sie zeigen dieselbe auffallende Zier-
lichkeit des Gepräges ohne die Eigenheiten der späteren
ptolemaeischen Münzen, sie haben auch oft als Beizeichen
denselben kleinen Helm wie die Tetradrachmen Alexanders.
Mionnet hat ohne es zu wissen ihre Verwandtschaft mit
den Silbermünzen Alexanders dadurch anerkannt dass er
(S. III 426, 38) eine dieser Kupfermünzen zu Ptolemaeus
von Epims gestellt hat, also nahe zu den Tetradrachmen
die man Alexander II von Epirus gab und die wir jetzt
Aegypten zurückgeben.
iS) Die Existenz des Theilstücks steht hiernach fest; die Ver-
antwortung für die Existenz des Staters limss der Verfasser des
Dupreschen Katalogs tragen. Denn sein Citat bezieht sich auf
einen andern Stater, welcher ausser dem Namen des Ptolemaeus noch
KYPANAIflN hat und vielleicht unter Magas geprägt ist. Dieser
Stater ist längst bekannt, siehe Revue 1844 S. 325 und Pinder und
Friedlaender Beiträge Tai'. VIII 5.
7<>
Königsmunzen Aegyptens. * «■
Einige dieser Bronzemünzen haben nur TTToAEMAloY
ohne den Titel, was bisher unbemerkt geblieben ist; es
liegen mir Exemplare vor, welche völlig deutlich zeigen
dass das Titelwort nicht etwa durch einen Zufall beim
Prägen oder durch Abnutzung fehlt (Tai. VIII Nr. 7). Diese
Kupfermünzen schliessen sich also an die vorerwähnten
Goldmünzen welche den Titel nicht haben.
Auch ein Theil der bisher Ptolemaeus IX. zugeteiltem
Münzen mit dem Kopf in der Elephantenhaut und einige
ähnliche kleinere (Mionnet VI 29, 233) gehören in diese
Epoche (Tat. VIII Nr. 8), auch sie haben das zierliche
Gepräge und keins der Kennzeichen der späteren
Ptolemaeer i*).
Wer die fünf Gattungen von Münzen: 1. die Silber-
münzen Alexanders, 2. seine Bronzemünzen mit AAEZAN. .,
3. die kleinen mit AAE, 4. die Bronzemünzen mit
TTTOAEMAloY oder TTToAEMAloY BAZIAEHZ und dem
Kopf mit Ammonshorn und Diadem (bisher Ptolemaeus III)
und endlich 5. die zierlichsten von den bisher Ptolemaeus IX
zugetheilten mit dem Kopf in der Elephantenhaut, neben
einander sieht, wird sich überzeugen dass sie alle einer
Epoche angehören. Die Exemplare des königl. Münz-
kabinets habe ich so geordnet, und Herr Huber hat dies
»System als richtig anerkannt.
•*) Dieselben Typen kommen später mit völlig anderem weit
roherem Gepräge vor, sogar mit dem Namen einer Cleopatra. Allein
dies stört unsere Annahme nicht. In Aegypten sind bekanntlich die
Typen unverändert beibehalten worden. So hat sich der Kopf in
der Elephantenhaut, welcher ursprünglich der Alexanders war,
zuletzt in einen weiblichen, in eine Africa verwandelt.
80
J. J'riedlaender : Die ersten griechischen
Sogar die Beizeichen auf diesen Münzgattungen
stimmen:
A\. mit der Pallas Helm EY HP X
A\ des Ptol. I mit den Typen
Alexanders <t>E EY
*L. früher Ptol. III zugetheilt Helm HP X 171
N,. früher Ptol. IX zugetheilt EY X ^
JV. und M des Ptol. I <DE EY tf X 171
Soweit kann ich aus den mir zufällig zugänglichen
Münzen und Abdrücken die Uebereinstimmung der Bei-
zeichen nachweisen, gewiss lässt sie sich an anderen
Exemplaren weiter aufweisen.
Die ersten griechischen Königsmünzen Aegyptens
lassen sich demnach so ordnen :
I. Alexander der Grosse.
1. Stater mit seinen gewöhnlichen Typen und dem
Beizeichen des Widderkopfs des Kneph. Vielleicht
auch der Stater mit dem Beizeichen des Helms.
(Taf. VIII Nr. 1).
2. Tetradraehmon, der Kopf Alexanders mit Diadem,
Ammonshorn und der Elephantenhaut, und die
gewöhnliche Kehrseite der Tetradrachmen Alexan-
ders, der sitzende Zeus Aetophoros. (Taf. VIII
Nr. 2).
3. Tetradrachmon und Theilstücke, derselbe Kopf
und auf der Kehrseite Pallas Promachos; früher
Alexander II von Epirus zugetheilt. (Taf. VIII
Nr. 3\
Ol
Königsinünzen Aegyptens. ox
4. Bronzemünze, derselbe Kopf, auf der Kehrseite
Nike, gleich der des Staters Alexanders. (Taf. VIII
Nr. 4).
5. Bronzemünze, der Kopf Alexanders mit Diadem
und Ammonshorn (ohne Elephantenhaut) , auf der
Kehrseite Adler. (Taf. VIII Nr. 5).
G. Kleine Bronzemünze, dieselben Typen, abgekürzte
Aufschrift. (Taf. VIII Nr. 6).
II. Ptolemaeus Soter als Statthalter.
1. Stater und Theilstück mit den gewöhnlichen
Typen der Stater Alexanders und der Aufschrift
ITToAEMAloY.
2. Bronzemünze, Alexanders Kopf mit Diadem und
Ammonshorn (ohne Elephantenhaut), auf der Kehr-
seite Adler und TTToAEMÄIoY, also nur durch die
Aufschrift von der vorhergehenden Nr. 5 verschie-
den. (Taf. VIII Nr. 7).
III. Ptolemaeus Soter als Statthalter, mit seinem
Bildniss aber mit der Kehrseite Alexanders.
1. Kleine Goldmünze, Viertelstater, mit Soters Kopf,
auf der Kehrseite die Nike der Stater Alexanders
und die Aufschrift TTTOAEMAloY ohne Titel.
(Taf. VIII Nr. 9).
Alle haben den Namen ohne den Königstitel.
6
*^ J. Friedlaender: Die ersten griechischen Königsmünzen Aegyptens.
IV. Ptolemaeus Soter als König mit dem Kopfe
Alexanders.
1. Bronzemünze gleich der unter II 2 angeführten
aber mit dem Königstitel.
2. Bronzemünze mit dem KopfAlexander's mit Diadem,
Ammonshorn, derElephantenhaut und TTToAEMAloY
BAZIAEfli:. (Taf. VIII Nr. 8).
V. Ptolemaeus Soter ohne Beziehung auf Alexander.
Die gewöhnlichen Gold- und Silbermünzen mit seinem
Bildniss und Namen und mit dem Königstitel.
83
IV.
Drei merkwürdige
Münzen der Könige Agrippa I und II.
Von
H. C. Keichardt.
Im Pariser Münzkabinet befindet sich ein dürftig
erhaltenes Unicum des Königs Agrippa I welches bisher
noch nicht genügend erklärt worden ist. So viel mir
bekannt, wurde diese Münze zuerst von Mionnet (V, 568,
Sß) veröffentlicht.
Er beschreibt sie wie folgt:
A v. : BAC . ArPITTAC (sie) KAIC Cali-
gula ou Claude debout, la tete voilee, vetu de la
toge et tenant une patere dans la main dr.,
tandis qu' Agrippa et son fils debout h ses cötes
le couronnent.
6*
84
H. C. Eeichardt: Drei merkwürdige Münzen
Kev.: AHM.PnMAinN K . CYM . XI . AY (sie). Deuxmains
jointes, le tout dans une couronne de diene ; k
rexterieur de la cour. , la leg. circulaire ainsi
coneue: KAHToN BAU . ArPITTA
(sie) . et une tete humaine en contremarque.
ä. 7y,.
Ihm folgt Lenormant Senior, der im Tresor Numisma-
tique des rois Grecs pag. 126 dieselbe Münze vorführt.
sich aber noch weiter vom Ziele der richtigen Ent-
ziffrung und Erklärung entfernt, indem er sogar einige
Buchstaben, welche Mionnet richtig gelesen hat, ganz will-
kürlich weglässt. Seine Beschreibung lautet wie folgt :
Av.: BAC AmTTTTAC «DlAoKAICAP . Le roi Agrippa,
ami de Cesar. L'empereur, la tete voilee,
sacrifiant et couronne par deux femmes, dont
l'une parait etre la Victoire.
Ke v. : Deux mains jointes dans une couronne : la legende
disposee en deux ligneg des deux cötes de la
couronne, laisse voir les mots suivants: AHM.
PriMAIHN • • CVM . XI • AT . . . KAHToN BAC
ArPITTTTA .... Une tete imperiale en contre-
marque. AL. 8.
De Saulcy, der sich viel mit jüdischen Münzen be-
schäftigt und ein wenigstens in Frankreich epochemachen-
des Buch über jüdische Numismatik geschrieben bat, über-
geht unbegreiflicher Weise in seinem Werke alle jene
Agrippa- Münzen welche römische Kaiserköpfe oder sonst
einen Bezug auf den Imperator haben. Dieses Still-
schweigen muss um so mehr befremden als de Saulcy in
seiner Numismatique judaique doch den Münzen von Aelia
Capitolina 15 Seiten (pag. 171 — 187) widmet, obgleich
der Könige Agrippa 1 und II.
85
nebenbei gesagt die unter der Regierung der römischen
Kaiser für die von NichtJuden bewohnte römische
Kolonie Aelia Capitolina geschlagenen Münzen gar nichts
mehr mit der jüdischen Numismatik zu thun haben, sondern
einfach nur römische Kolonialmünzen aus der Kaiserzeit
sind. Die Agrippa-Münzen hingegen, obgleich sie auf dem
Avers Kaiserköpfe aufweisen, gehören doch gewiss mit
mehr Recht in die jüdische Numismatik, da sie, wie ihr
Revers bezeugt, auf Befehl und unter der Herrschaft der
beiden Könige Agrippa I und II geprägt wurden. Es ist
daher unbegreiflich warum de Saulcy dieselben in seinem
Werke gänzlich ignorirt. Vielleicht ist während seiner
Reise im heiligen Lande keine dieser Münzen in seinen
Besitz gekommen und er hat daher den jüdischen Ursprung
derselben in Zweifel gezogen. Ist dies der Grund seines
Stillschweigens, so erlaube ich mir zu bemerken dass ich
während meines mehrjährigen Aufenthaltes in Palästina
die meisten der in meiner Sammlung befindlichen fünfzehn
Agrippa-Münzen mit römischen Kaiserköpfen in und um
Jerusalem erworben habe. Besonders kommen daselbst
die unter Domitian geschlagenen Stücke häufig vor. Nach
dem Fundorte zu schliessen gehören diese Münzen der
Provinz Judaea und nicht Chalcidene an. De Saulcy's
Numismatique Judaique dürfte daher als Handbuch über
jüdische Numismatik auf Vollständigkeit keinen Anspruch
haben.
In dieser Hinsicht ist das englische Werk History of
jewish Coinage von F. W. Madden , Custos am Britischen
Museum, bisher unübertroffen. Dieser Gelehrte behandelt
vollständig alle jüdischen Münzen die ihm bekannt waren,
er giebt die Meinungen anderer Autoren und beleuchtet
alles was diesem Zweige der Numismatik zur Erklärung
86
H. C. Reichard: I>rei merkwürdige Münzen
dient. Bei ihm findet man alle Agrippa-Münzen mit römi-
schen Kaiserporträten vollständig behandelt und unter
diesen auch eine Beschreibung- (p. 109) der in Frage
stehenden Münze Agrippa's I. Schade dass Madden sich
nur auf die Wiederholung der Lesung Lenormant's be-
schränkt und jene Mionnet's nicht weiter berücksichtigt.
Schliesslich hat Cavedoni in seinen „Principali que-
stioni" i) diese Münzen besprochen. Er bildet aus der
Umschrift zwei abgesonderte Legenden. Die erste lautet ;
CYM(/xa) XIA f[ov) AHM(o-j) PflMAinN und die zweite :
BAC0?.sys) ArPinnA^^v crjv)KAHTON(>t;j.a). Schade dass
dieser ausgezeichnete Numismatiker nur nach Lenormants
Zeichnung arbeiten konnte, welche ihn, wie mir scheint,
in die Irre leitete.
Um zu einer richtigeren Auffassung dieser Münze zu
gelangen, suchte ich vor Allem mir einen Abdruck der-
selben zu verschaffen. Durch die gütige Vermittlung eines
Freundes erhielt ich von dem Vorstande des Pariser Münz-
kabinets mit von mir dankbar anerkannter Bereitwilligkeit
den gewünschten Abdruck in Siegellack, nach welchem
ich mir einen vollständig gelungenen galvanoplastischen
Abdruck anfertigte.
Nach letzterem ist die obige Abbildung ausgeführt
worden.
Nach aufmerksamer, mit Hilfe eines guten Vergrösse-
rungsglases verschärfter Prüfung meines Abdruckes ge-
langte ich zur Ueberzeugung dass Mionnet wie Lenormant
sich in der Lesung dieser Münze geirrt haben. Betrachten
*) Opuscoli religiosi, letterari e morali. Serie II Tom. V
Fase. 14 Modena 1865 pag. 182.
der Könige Agrippa I und II.
87
wir zuerst nach obiger Zeichnung die Rückseite der Münze.
Lenormant wie auch Madden haben hier übersehen dass
die einzelnen Worte durch Punkte von einander getrennt
sind. Sie haben das K (Kai) welches PflMAlO mit dem
folgenden Worte verbindet, aber selbst zwischen zwei
Punkten steht • K • , mithin ein Wort für sich sein soll, ganz
weggelassen, obgleich sieh dieses Bindewort bei Mionnet
vorfindet. In dem zunächst folgenden Worte erkenne ich
anstatt des M zwei dicht nebeneinander stehende Lamda
AA und lese somit die Inschrift der Kehrseite von den
zwei ineinandergelegten rechten Händen beginnend und
von Cavedoni's ZYMMAXIA ganz absehend : AHM . PHNIAIQ
• K • CYAAoXI • AY • Dann folgt der als Contremarque aufge-
schlagene Kaiserkopf. Diese Legende steht innerhalb des
Kranzes. Ausserhalb des Kranzes steht : BAU ArPITTA . .
KAHTON * • A * Das letzte Wort ist durch den Einschlag des
Nach stempeis zerstört worden und es ist davon deutlich
nur ein A sichtbar. Dann folgt ein Punkt, welcher das A
von dem folgenden BAC trennt. Dieses A folgt gleich nach
KAHTON so dass dazwischen nur für einen einzigen Buch-
staben Raum ist. Nun scheint mir aber dass dieser ausge-
fallene Buchstab ein X war, indem man oberhalb des Nach-
stempels von diesem X noch die Spuren seiner obern
Hälfte bemerkt. Somit hätten wir XA mit einem Punkt XA •
worauf nichts weiter folgt. Ich erlaube mir dieses XA mit
XAlpsiv zu ergänzen.
Zwischen ArP!TT(TT)A(N) und KAHTON ist für ein aus-
gefallenes Wort Raum ; diese Lücke kann durch den Titel
MErAN, der auf einer andern Münze dieses Königs vorkommt
(Mion. V p. 568, 87) ausgefüllt werden. Die ganze Inschrift
würde demnach in der von mir versuchten Auslegung also
lauten: AHMo? PflMAICON Ksu ZYAAOXIraf AYroö BADXecc
88
II. C Reichardt: Drei merkwürdige Münzen
ArPITTAv ixiyciv KAHTON (für xX£?rov?)XAipav. „Das römische
Volk und seine Cohorten (SuAXo^irai) *) begrüssen den
grossen und erlauchten König Agrippa »).
Die Darstellungen auf der Vorder- und Rückseite
scheinen die von mir versuchte Lesung zu rechtfertigen.
Die zwei ineinander gefalteten rechten Hände sind das
Symbol der Gemeinschaft des römischen Volkes mit seinem
Kriegsheere. Beide durch den Senat repräsentirt, bestätig-
ten auf dem römischen Forum mit einem Eide dem Könige
Agrippa I den Besitz aller Länder des Herodes , wie
Josephus (Antiq. XIX, 5, 1) berichtet.
Durch diese Nachricht des Josephus scheint auch die
Vorderseite unserer Münze ihre Erklärung zu erhalten.
Wir erblicken nämlich drei Figuren; rechts eine weibliche
Figur die Roma, AHMOC PHMAIQN, links eine männliche
Figur, einen römischen Krieger, die ^vkloyivai vorstellend,
beide begrüssen die mittlere dritte Person, nämlich den
König Agrippa und schwören ihm Treue mit aufgehobenen
Händen. Die Aufschrift lautet: BACArPITTAC<t>IAoKAICAP.
Von Agrippa II befinden sich in meiner Sammlung
noch folgende zwei bemerkenswerthe zum Theil unbekannte
Stücke.
i) Bundesgenossen? Waffenbrüder?
Die Redaction.
3) Diese von dem Verfasser zu vertretende Lesung ist gewagt
da xai'psw mit dem Dativ construirt wird. Vielleicht dürfte sich die
Lesung durch eine elliptische Satzbildung erklären , wobei su^ovra:
oder liyovot zu ergänzen wäre. Sie senden ihm das xai'p£tv> den
üblichen Willkommgruss. Aber auch hier bliebe der Accusativ ohne
Rechtfertigung. Eine unbedenkliche Lesung wird sich wohl erst
nach Auffindung eines zweiten vollständigeren Exemplars ermitteln
lassen. Die Redaction.
der Könige Agrippa I und II.
1. Unter Titus geschlagen.
89
A v. : AYToKP . TITOC . KAIC . C€B . Belorbeerter Kopf des
Kaisers nach rechts.
Rev.: L.IA (Jahr 14) BAC . ArPITTTT . Nach rechts schrei-
tende Victoria, einen Palmzweig über ihre
Schulter und einen Kranz in der Rechten haltend.
&. 6.
Eine Münze mit diesem Datum findet sich im Tresor
PI. LXI, Nr. 7, sie ist aber von so schlechter Erhaltung
dass Madden , obgleich er einen Abdruck der Münze vor
sich hatte, Anstand nahm dieselbe in seine Liste der
Agrippa-Mttnzen aufzunehmen. Mein Exemplar ist von
ganz vorzüglicher Erhaltung. An der Existenz des Datums
L.IA kann daher nicht mehr gezweifelt werden. Das
Jahr 14 dieser Münze fällt nach Madden's Untersuchungen,
1. c. p. 127 auf das Jahr 74 n. Chr.
2. Unter Domitian geprägt.
Av.
AoMITIANOCKAICAP
Kaisers nach rechts.
Belorbeerter Kopf des
*/v' H. C. Reichardt: Drei merkw. Münzen der Könige Agrippa r u. II.
Rev.: 0>].YoT3 (Jahr 29)BA.ArPITTTTA. Victoria nach
rechts, den linken Fuss auf einen Helm stützend,
schreibt auf einen Schild.
&. 5.
Das 20. Jahr Agrippa's fällt in das Jahr 89 n. Chr.
Die* Aera dieser Münzen ist durch ein anderes, ebenfalls
in meiner Sammlung befindliches Stück ermittelt worden.
Das Beweisstück (Mion. V, 575, 128) ist im 12. Jahre des
Consulats Domitians, 86 n. Chr. geschlagen, welches auf
dem Revers als das 26. Jahr des Königs Agrippa bezeichnet
ist. Demnach wäre der Anfang dieser Aera das 7. Jahr
des Kaisers Nero nämlich das Jahr 60 n. Chr.
Ol
V.
Berenike II und Kleopatra Selene.
Von
Dr. A.l€TBd von Sallet.
Hs.: (BAZIAIZZHZ) BEPENIk(HZ) Brustbild der
Berenike II mit Diadem, rechtshin.
ßs.: BAZIAEHZ nToAEMAloY Adler auf dem Blitz
stehend, linksliin.
AL. 5, gute Arbeit.
Diese Münze befindet sich seit kurzem im Berliner kgl.
Münzkabinet und war bisher nur in einem Exemplar aus
dem Museum Hedervarianum bekannt und zwar in zwei
von einander abweichenden Beschreibungen bei Wiczay *)
und Sestini 2). Nach des Letzteren Beschreibung wieder-
*) Mus. Hedervar. Nr. 6375.
2) Mus. Hedervar III, cont. p. 4, Nr. 2.
92
Dr. Alfred \. .Sallet: Berenike IT
holt sie Mionnet i) und Huber 3). Die im Rollin'schen
Katalog angeführte ähnliche Münze 3) darf nicht berück-
sichtigt werden, da die Inschrift der Hauptseite als „legende
retouchee" bezeichnet wird.
Abgesehen von der grossen Seltenheit hat aber unsere
Münze noch ein weiteres Interesse: sie scheint Mionnet
zu berichtigen und uns um eine Münzfürstin ärmer zu
machen.
Eckhel *) beschreibt nach Vaillant eine Münze der
Kleopatra Selene mit den Typen der oben beschriebenen
Berenike und der Umschrift BAZIAIZZHZZHAHNHZ (sie)
Rs. BAZIAEflZ TTTOAEMAIOY Ä. IL Mionnet wiederholt
dieselbe aus der Pariser Sammlung, fügt noch zwei ähn-
liche 5) mit verriebenem Namen der Königin hinzu und
giebt endlich im Supplement eine gleiche Münze «) , aber
mit ZEAHNHZ BAZIAIZZHZ und der Bemerkung, der
Name sei früher falsch gelesen worden. Mionnets drei
Schwefelpasten 7) der Münzen der Kleopatra Selene zeigen
übereinstimmend mit zwei seiner Beschreibungen den
Namen der Königin verrieben; die von ihm als deutlich
beschriebene Münze aber zeigt in der Paste ebenfalls nur
i) Suppl. IX, 12, Nr. 65.
2) Zur alten Numismatik Aegyptens. Separatabdr. 229, Nr. 5.
Wiener Num. M. H. IV, 245 Nr. 5.
3) Rollin III Nr. 8375. Auf der Rückseite steht noch EY;
die Münze wird daher Euesperidae zugetheilt.
*) D. N. v. IV, 20.
5) VI, 28, Nr. 218—220.
«) Suppl. IX, 16, Nr. 81.
7) Die Nummern VI , 218—220. Die erste ist nach Visconti
identisch mit der von Vaillant beschriebenen und die bei Visconti
abgebildete.
und Kleopatra Selene- ""
Spuren, aber nicht deutliche Buchstaben der Narnens-
inschrift; Stellung- derselben und Porträt stimmen auf das
genaueste mit der abgebildeten Berenike tiberein.
Nach dem Material , welches mir vorliegt — Nach- .
richten über die Originale der drei Schwefelpasten sowie
über die vierte Kleopatra Selene im Supplement Mionnets
sind jetzt i) natürlich nicht zu erlangen — scheint mir die
Vermuthung gerechtfertigt , ' dass auch jene vier Pariser
Münzen, welche der Kleopatra Selene zugeschrieben .
weiden , der Berenike II angehören und demgemäss auch
die Aufschrift BAZIAIZZHZ BEPENIKHZ tragen oder ge-
tragen haben.
Es ist immer ein missliches Unternehmen, Mionnets
Beschreibungen und Lesungen verbessern zu wollen ; die
grosse Zuverlässigkeit und Geübtheit Mionnets ist oft genug
gelobt worden und kann gegenüber so vielen weit weniger
guten neueren Werken und Publicationen nicht genug
gelobt werden, hier scheint mir aber aus manchen Gründen
meine Vermuthung gerechtfertigt.
Abgesehen davon, dass schon der Beiname Selene
allein , ohne den Namen Kleopatra , mit dem Königstitel
verbunden, auffallend wäre, scheint auch die Fabrik der
Pariser Münzen auf eine frühere Zeit, als die der Selene
war, hinzudeuten. Die Porträts der Mionnet'schen Pasten
der angeblichen Selenemünzen stimmen aber im Ausdruck
des Gesichts und in der Haartracht — es ist der bekannte
gewellte Scheitel der zweiten Berenike — mit der abge-
bildeten sichern Berenikemüuze und mit den andern be-
kannten Münzen dieser Königin mit abweichenden Rück-
seiten genau überein.
J) D. b. damals, als der Artikel gegebrieben wurde.
94
Dr. Alfred v. s.illet: Berenike II
Die von Eckhel <) beschriebene in Wien befindliche
(syrische) Münze der Kleopatra Selene :
Protome juvenilis hnmero alato seu Victoriae seu
Cupidinis.
Rs. : EAEN* ■ flos loti cum astro.
&'J IIT. (Mus. Caes.).
scheint sehr zweifelhaft. Man möchte eher an ein
undeutliches Exemplar der gewöhnlichen Münze Antio-
chus VII mit ähnlichen Typen denken. Jedenfalls ist bei
dem fragmentarischen Zustand und der falschen Ortho-
graphie der Legende die Bestimmung ganz unsicher 3).
«) D. N. V. III, 241.
*) Beschreibung dieser Münze mach dem Wiener Originale :
iE. 4 Brustbild der geflügelten Nike rechtshin.
Rs. : Symbolischer Kopfschmuck (Pschent) der aegyptischen
Göttin Ilathor, gewöhnlich als Lotusblume bezeichnet;
unter dem Monddiscus ein Stern; im Felde links gerad-
läutig von unten mich oben zu lesen. EAEN- (das erste
E sehwach), im Felde rechts Raum für eine einzeilige
Inschrift, diese aber spurlos verschwunden; im äusseren
Felde links das Zeichen Y.
Diese Münze hat wie oben richtig bemerkt wird, grosse Aehn-
lichkeit mit einer Reihe datirter Münzen des Königs Antiochus VII
Evergetcs (Mion. V 75, G54 — G7ö) ; sie unterscheidet sich aber von
letztern schon dadurch dass auf diesen die dreizeilige aus viel
kleinern Buchstaben bestehende Inschrift von oben nach unten
lauft, während auf unsrer Münze, wie das ganz deutliche AEN
zeigt, gerade das Umgekehrte der Fall ist. Auch wäre für eine drei-
zeilige Legende gar kein Raum. Dem Antiochus VII gehört also
die Münze nicht an. Noch weniger ist nach meiner Ansicht an
eine Kleopatra Selene zu denken, denn abgesehen von der falschen
Orthographie des Namens der Königin, müsste die Legende nach
Analogie der Seleukidenmünzen also lauten: BAZIAIZZHZ
KAEoTTATPAZ ZEAHNHZ welche Legende nach der Grösse und
und Kleopatra 6elcne. ^^
Bevor also nicht andere Münzen der Kleopatra Selene
mit ganz deutlichen und sichern Umschriften vorkommen
Stellung- der Buchstaben AEN gar nicht unterzubringen wäre.
Nach dem Königsbuche war die erste Gemahlin des Ptolemaeus
Soterll eine Kleopatra, die vierte Königin dieses Namens. Dieser
Hauptname durfte, wie Dr. v. Sallet richtig bemerkt, auf den Münzen
nicht ausgelassen werden; der Beiname allein in Verbindung mit
dem Königstitel wäre unstatthaft. Obige Münze gehört daher der
Kleopatra IV Selene nicht an und es kann aus ihr ein Beweis für
dae Vorhandensein von Münzen dieser Königin nicht geschöpft
werden. — Hier drängt sich, obgleich nicht zur Sache gehörig,
die Frage auf, wohin also die Münze mit der für Selene nicht
zulässigen Orthographie eigentlich gehöre? Ich muss in vorhinein
um Entschuldigung meines Irrthums bitten, wenn ich bekenne dass
ich bei dem AEN oder, wie Eckhel will, EAEN unwillkürlich an
die kilikische Stadt Kelenderis dachte. Unter dieser Voraussetzung
wäre die zweizeilige Inschrift _. _. , was allerdings den Le-
gendenraum der Münze ausfüllt. Wie käme aber eine autonome
kilikische Stadt, ungeachtet ihrer zeitweiligen Abhängigkeit von
fremden Despoten , zu den Münztypen des syrischen Königs
Antiochus VII? — Derselbe Typus der Kehrseite, Hathor-Pschent
oder Lotusblume rindet sich auch auf zahlreichen datirten Erz-
münzen der syrischen Königin Kleopatra mit ihrem Sohne
Antiochus VIII.
Bemerkenswerth ist noch auf der oben abgebildeten Berenike-
münze dass sie auf der Vorderseite den Namen und Titel der
Königin und auf der Kehrseite die gewöhnliche Inschrift der
Ptolemaeermünzen hat , ein Beweis dass sie eine in Alexandria
geschlagne Landesmünze war und die Prägung von der königl.
Regierung ausging. Dieselbe doppelte Legende findet sich auch
auf der Berenikemünze mit dem Füllhorn als Typus der Kehrseite.
Aehnliches sehen wir auf Münzen der Königinmutter und Regentin
Kleopatra I. (Huber , zur alten Numismatik Aegyptens. Numism.
Zeitsch. Bd. II, S. 419. Vergl. auch in derselben Abhandlung,
96
Dr. Alfred v. Nallet : Berenike rt und ICleopatra Selene.
oder die Richtigkeit der Mionnet'schen Lesung festgestellt
wird, ist an der Existenz ihrer Münzen zu zweifeln und ist
zu vermuthen, dass alle ihr zugeschriebenen aegyptischen
Münzen der Gemahlin Ptolemaeus III Euergetes, Berenike II
angehören.
Berenike IL Wiener Niim. Monatshefte 1868, I\rS. 242 ff. Taf. IV, 5
n. Separatabd. S. 220, Taf. V, 5). C. W. H.
97
vi:
Fulvia Plautiana.
Von
Dr. Alfred v. Sallet.
Zuerst wurde von Sabatier in der Petersburger Zeit-
schrift i) , später in seiner Jconographie und dem Catalog
seiner Sammlung eine Münze einer Kaiserin Fulvia Plau-
tiana, geprägt in Thyatira Lydiae, publicirt :
Hs.: <J>OVA nAAYTIANA C€ Brustbild rechtsliin.
Rs. : OYATCIPHNflN Adler mit ausgebreiteten Flügeln
von vorn, den Kopf linkshin wendend.
i£. 6.
Eine Münze mit gleichen Typen und derselben
Umschrift der Rückseite ist bei Cohen abgebildet, aber
mit dieser Legende der Hauptseite : <t>OYA TTAAYTIANHC 2).
Eine andere Münze der Art ist im Auctionscatalog
Badeigts de Laborde (Paris 1869) s) enthalten, aber mit:
*) Memoires de la soc. imp. d'arch. etc. IV, 1850 p. 4 ff.
»; Cohen III, Taf. VI, p. 221. Im Text steht, wohl irrig,
TTAAYTIAN C€.
») Nr. 807.
7
98
Dr. Alfred von Sallet :
<t>OYAB TTAAYTIANA C€ und Contremarke, sonst mit den-
selben Typen *).
Hierzu kommt eine neuerdings im Auctionseatalog
Pericles Exereunetes (London 1871) 2) publicirte Münze
vonAcrasus Lydiae.
Hs. : <t>OYA nAAYTIANH C- Female head to right.
Rs.: AKPACinTHN- Diana of Ephesus between two
stags.
fc. 6 s).
Die Münze Sabatiers ist nach den Abbildungen der-
selben nicht vorzüglich erhalten, namentlich ist das N
durch einen Riss der Münze beschädigt. Die Münze aus
der Auction Laborde habe ich selbst gesehen: das N
schien mir nicht deutlich, auch das zweite A nicht; ich
glaubte eher TTAAYTIAAA zu lesen. Die von Cohen abge-
bildete Münze hat aber deutlich TTAAYTIANH, ebenso dar!
man an dem TTAAYTIANH des Catalogs Exereunetes nicht
zweifeln.
Diese Fulvia Plautiaua wird von Sabatier Gemahlin
des Pescennius Niger genannt *), von Cohen wird sie
*) Mion. IV, 166, 957 hat eine ähnliche Münze derselben Stadt
als Plautilla, jedoch mit <l>OYA * TTAAYT * A, also mit unvollstän-
diger, durch Contremarke entstellter Umschrift.
*) Nr. 306.
3) Mionnet IV, 4, 17 hat dieselbe Münze als Plautilla; die
Schwefelpaste zeigt, dass die Umschrift der Hauptseite am Ende
undeutlich war.
*) Eckhers Ansicht über Plautiana und die zu erwähnenden
Münzen derselben ist von Sabatier 1. c. nicht ganz richtig wieder-
gegeben. Eckhcl D. N. V. VII, 153 sagt: fuere qui ex numis dietam
(uxorem Pescennii) fuisse Pescenniam Plautianam adsererent.
Vgl. auch D. N. V. VII, 163.
Fulvia Plfiutiana.
99
zwar hinter Niger aufgeführt, doch nur als gänzlich unbe-
kannte, dem Niger nicht mit Sicherheit zuzutheilende
Kaiserin.
Der Grund, die Fulvia Plautiana dem Pescennius
Niger zur Gemahlin zu geben, ist folgender: Eckhel
führt nach Baudelot eine Münze an mit der Umschrift
TT€CK€NNIA TTAAYTIANA C€BACTH (Typen, Metall, Grösse
und Rückseite werden nicht angegeben) und nach Baidini
eine andere, schon von diesem für verfälscht erklärte
lateinische Münze: PESCENNIA PLAVTIANA AVGVSTA
Rs. : CONCORDIAPR- Die erste, griechische Münze
dieser Pescennia Plautiana ist sonst gänzlich unbekannt,
also äusserst bedenklich. Auf einer andern von Eckhel
besprochenen und für falsch erklärten Münze der Wiener
Sammlung steht: PESCENNIA PLAVTIANA AVGVSTA und
auf der Rückseite in einem Kranze CLODALBINVS CAES
AVG IMP S C* Nach der Intention dieses der richtigen
Stellung der Kaisertitulaturen nach Art des Nenniger
Inschriftenfälschers unkundigen Münzfälschers Wäre also
wohl Clodius Albinus der Gemahl der Pescennia Plautiana.
Also: weil eine sehr zweifelhafte griechische und
eine sicher falsche lateinische Münze mit dem Namen einer
Pescennia Plautiana existiren und eine dritte sicher
falsche derselben Kaiserin, welche den Namen des Clodius
Albinus auf der Rückseite hat, soll die Fulvia Plautiana
auf den Münzen von Thyatira (und Acrasus Lydiae) die
Gemahlin des Pescennius Niger sein ! i).
J) Die für letztere Annahme nicht ungünstige Münze von
Gabala mit: IOYCTAN 4>OYAOYIAN TTAAYT- ist nur aus
Harduin bekannt und desshalb ohne Autorität. Eckhel VII, 227.
7*
100
Dr. Alfred von S:\llet: Fulvia Plautiana.
Dies ist natürlich eine höchst künstliche und auf Sand
gebaute Conjectur.
Selbst wenn, wie die Lesungen Sabatiers, Cohens
und des Catalogs Exereunetes doch zu beweisen scheinen,
die Münzen wirklich TTAAYTIANA oder TTAAYTIANH, und
nicht etwa TTAAYTIAAA haben, ist diese Fulvia Plautiana
keine neue Kaiserin, sondern kann absolut nur identisch,
sein mit Fulvia Plautilla, der Gemahlin des Caracalla.
Diese war bekanntlich die Tochter des Fulvius
Plautianus, dessen voller Name durch Schriftsteller und
Inschriften ganz genau feststeht; folglich ist der Name
Plautiana statt Plautilla auf den griechischen Münzen der
von Rom weit entlegenen Städte Acrasus und Thyatira in
Lydien einfach zu erklären, es ist nur eine andere viel-
leichtfehlerhafte Orthographie oder Schreibung des Namens
Plautilla, veranlasst durch das Cognomen ihres Vaters *);
auch das Porträt bestätigt die Identität : es trägt die für
Plautilla charakteristische einfache Haartracht.
Wir haben somit keinen Grund in der Fulvia
Plautiana der Münzen von Acrasus und Thyatira auf die
schwache Autorität falscher und völlig zweifelhafter
Münzen der Pescennia Plautiana hin, die Gemahlin des
Pescennius Niger zu erkennen.
J) Fehlerhafte Schreibungen lateinischer Namen auf griechi-
schen Münzen der Kaiseizeit sind häufig. Bekannt sind z. B. die
vielen offenbar unrichtigen Varianten des Namens der Soaemias.
101
VII.
Denar des Vaballath.
Von
13r. Alfred von Sallet.
Im vorigen Bande der numismatischen Zeitschrift hat
Herr Dr. Missong einen noch unedirten Denar des Vaballath
mit dem Augustustitel publicirt:
Hs.: I(MC)VHABALATHVS AVG Kopf mit Krone rechts-
hin.
R s. : IVENVS (oder IV€NVS wie auf der Abbildung steht)
AVG Hercules rechtshin blickend, stehend, von
vorn, die Rechte auf die Keule stützend in der
Linken einen Apfel; das Löwenfell hängt über
den linken Arm herab. Links im Felde Stern. Im
Abschnitt zwei Punkte (?). Billondenar.
Für sehr wahrscheinlich halte ich Dr. Missongs
Annahme, dass dies sinnlose IVCNVS AVG fehlerhaft statt
IVVENTVS AVG steht, welche Umschrift sich bei einem ähn-
lichen Herculestypus einer gewöhnlichen Münze des Clau-
dius Gothicus findet. Auslassungen von Buchstaben, über-
102
Dr. Alfred v. Sallet: Denar
haupt fehlerhafte Umschriften sind in jener Zeit selbst bei
römischen, so zu sagen offiziellen Münzen nicht ganz
selten; bei einer in Hast und Eile und noch dazu fern von
Rom, in Syrien, geschlagenen Münze eines ephemeren
Usurpators aber sehr erklärlich und natürlich. Kommen
doch schon in viel besserer Zeit, bei Pescennius Niger,
aus demselben Grunde manche Fehler, Buchstabenver-
stellungen u. s. w. in den Umschriften vor. Auch die von
Dr. Missong p. 446 citirte Münze des Vaballath bei
ßanduri (aus Mediobarbus) mag wohl eine ähnliche oder
dieselbe verderbte Umschrift der Rückseite gehabt haben,
soweit sich dies aus der nach Weise der damaligen Zeit
ganz ungenauen Beschreibung jetzt feststellen lässt.
So sehr ich nun auch in der Hauptsache mich den
Ausführungen Dr. Missongs anschliesse, so weiche ich
doch in einigen Punkten von demselben ab. Dr. Missong
stellt den von Cohen (Nr. 4) beschriebenen Denar des
Vaballath :
Hs.: IM C VHABALATHVS AVG Kopf mit Krone rechts-
hin.
Rs.: VENVS AVG Venus stehend linkshin, Helm und
Speer haltend auf den Schild gestützt.
in Frage und ist zu der Annahme geneigt, dass Cohen
„den Hercules für eine Venus angesehen" und dass die
von ihm beschriebene Münze mit VENVS AVG überhaupt
nur ein undeutliches und daher irrig aufgefasstes und
beschriebenes Exemplar des Denars mit Hercules und
IVCNVS AVG sei.
Dieser schwere Vorwurf ist aber meines Erachtens
völlig unbegründet, und es bedarf keiner directen Anfrage
des Yaballathus.
103
in Paris um dies zu beweisen. Die fragliche Münze mit
der Venus ist bereits von Mionnet i) so beschrieben :
Rs. : V€NVS (sie) AVG Venus debout, tenant im cas
que de la main droite et une lance transversale
de la gauche ; ä terre, un bouclier.
Im Jahrgang 1846 der Eevue numismatique ist nun
diese Münze der Pariser Sammlung auf Taf. XV Nr. 5 auch
noch abgebildet.
Hs.: IM C VHABALATHVS AVG Kopf mit Krone rechts-
inn.
Rs. : V€NVS AVG Venus genau wie Mionnets und
Cohens Beschreibung , links im Felde Stern.
ÄL. (d. h. Billondenar.)
Die Venus-Rückseite des Vaballath steht also ganz
fest, eine Verwechslung des Hercules mit der Venus und
ihrer Attribute ist schon deshalb völlig unmöglich, weil
die Venus den Helm in der Rechten, der Hercules aber
den Apfel in der Linken hält. Ein Blick auf die Abbil-
dungen der beiden Münzen in der Numismatischen Zeit-
schrift und in der Revue wird Jeden überzeugen.
Der Hercules mit IV€NVS AVG ist also eine neue
Rückseite, wahrscheinlich mit verstümmelter Umschrift
statt IVVENTVS AVG.
Auch die Annahme, dass im Falle der Existenz obiger
Venusmünze diese Rückseite ursprünglich zu einem sonst
unbekannten Denar der Zenobia gehöre, die Münze somit
hybrid sei, ist doch gewagt. Die Venus in jener Stellung
i) Med. romaines 1. Ausg. 1815, S. 317.
104
Dr. Alfred v. Sallet: Denar des Vaballathus.
kommt, wenn auch selten, doch bei Kaisern auch vor,
wie Dr. Missong selbst zugiebt, und nicht nur bei kaiser-
lichen Frauen.
Gewiss hat es auch lateinische Billondenare der
Zenobia gegeben, aber die Rückseite desVaballath beweist
dies nicht; man kann nur nach Analogie der Alexandriner
die Existenz lateinischer Zenobiamünzen mit Sicherheit
vermuthen.
105
VIII.
Neue Fälschungen römischer Münzen.
Von
JBVanz Trau.
(Hierzu die Tafeln I, II, HI und IV.)
Im November vorigen Jahres kam in Wien beim
MUnzhandel ein Ereigniss vor, welches unsere eifrigen
Münzsammler in nicht geringe Aufregung versetzte und
viel von sich reden machte. Es erschien nämlich ein als
solid, bekannter Mtinzhändler *) mit einer reichhaltigen
*) Adolf Hess aus Giessen. Wir geben den Namen dieses
Münzhändiers auf dessen ausdrückliches Verlangen. Herr Hess, an
dessen Ehrenhaftigkeit zu zweifeln wir keinen Grund haben, hatte,
wie er versichert, die ganze Sammlung in Udine von einem sichern
Luigi C. angekauft. Dass er diesen Kauf bona fide abgeschlossen
habe, erscheint um so glaubwürdiger als in Wien selbst gründ-
liche und erfahrene Numismatiker durch die Meisterschaft, mit
welcher der Mehrzahl nach diese Fälschungen ausgeführt sind, in
dieselbe Täuschung verfielen. Abgesehen von der Bereitwillig-
keit, mit welcher Herr Hess die hierorts verkauften und als unecht
erkannten Münzen gegen llückstellung des vollen Kaufpreises
wieder einlöste, liegt auch schon darin ein Beweis seiner Unbe-
106
Fr. Trau : Neue Fälschungen
gegen 5000 Exemplare zählenden Münzsammlung welche
er stückweise und nach Partien im Kreise der hierortigen
Münzsammler und Mitglieder der numismatischen Gesell-
schaft nach freigestellter Besichtigung und Auswahl zu
den im Münzhandel jetzt gangbaren Preisen zum Verkauf
anbot. Am zahlreichsten waren in dieser Sammlung
römische Kaisermünzen vertreten, sie enthielt überdies
gegen 200 römische Familienmünzen, eine bedeutende
Anzahl Mittelalter-Denare, eine Serie seltener italienischer
Mittelalter-Münzen, eine Serie späterer italienischer und
deutscher Medaillen. Die antike griechische Numismatik
war in dieser Sammlung nicht vertreten. Die Partie der
römischen Kaisermünzen, auf welche wir uns hier be-
schränken, war reich an grossen Seltenheiten, wie Britan-
scholtenheit dass er der von Herrn Franz Trau in Antrag gebrachten
Veröffentlichung der gefälschten Stücke entschieden beistimmte
und zum Behufe der anzufertigenden Münzabbildungen und Be-
schreibungen die ganze Sammlung ohne Rückhalt zur Benützung
freistellte, was er gewiss unterlassen hätte, wenn der Versuch einer
anderweitigen Verwerthung der Falsificate in seiner Absicht läge.
Herr Hess der durch dieses Falschmünzer - Attentat ganz allein zu
Schaden kommt, ist gegen den erwähnten Verkäufer bei dem Tri-
bunale in Udine klagbar aufgetreten. Wir wünschen dass es ihm
gelingen möge auf dem Rechtswege eine Vergütung seines erlittenen
Schadens zu erlangen.
Herr Fr. Trau als erfahrener Numismatiker und Besitzer einer
ausgewählten grossartigen Sammlung römischer Münzen hatte es
nach dem Wunsche seiner numismatischen Freunde auf sich genom-
men einen Theil dieser Falsificate (römische Familien- und Kaisei -
münzen) zu beschreiben und in unsrer Zeitschrift mit vier Tafeln
Münzabbildungen zu veröffentlichen. Die Beschreibung und Publi-
cirung der in dieser Sammlung enthaltenen Serie italienischer Mittel-
altermünzen hat Herr Carlo Kunz Director des Museo Bottacin in
Padua übernommen. Die Redaction.
römischer Münzen.
107
nicus, Annia Faustina, Tranquillina, Pacatianus, Jotapianus,
Cornelia Supera, Regallianus, Martinianus, Sebastianus,
Eufemia und andern Seltenheiten ersten Ranges, wie man
sie einzeln wohl selten, beisammen aber nie in Privat-
Sammlungen, und kaum in den grössten öffentlichen Münz-
kabineten Europas vorfinden dürfte. Letzteres Bedenken
verbunden mit kühlerer Betrachtung machte zuerst den
Zweifel an der Echtheit der Münzen rege. Der Zweifel
führte zur Erkenntniss der Wahrheit. Nach genauer Prü-
fung ergaben sich leider die meisten Exemplare dieser
reichhaltigen Sammlung als falsch. Die Fälschungen waren
jedoch in der Mehrzahl von so künstlerischer Ausführung
dass bei einigen Stücken nur durch genaue Vergleichung
mit andern Falsificaten deren Unechtheit nachgewiesen
werden konnte.
Nach den bei Anlegung meiner Sammlung durch eine
Reihe von Jahren gemachten Erfahrungen nehme ich
keinen Anstand die vorliegenden Falsificate in ihrer
Gesammtheit als gefährlich und im Einzelnen als sehr
gefährlich zu bezeichnen. Die Fälschungen erstrecken
sich, mit Ausschluss der Griechen und Orientalen, über
das ganze übrige Gebiet der Numismatik. Die Münzen sind
aus allen drei Metallen Gold, Silber und Kupfer, letzteres
nach seinen verschiedenen Mischungen, hergestellt. Sie sind
theils mit eigens dazu angefertigten Stempeln geprägt,
theils aus Modeln welche von wirklich vorhandenen echten
Münzen genommen wurden gegossen, theils durch den
Grabstichel aus gewöhnlichen echten Stücken zu seltenen
und werthvollen Münzen retouchirt. Es sind bei diesem
Vorgange alle bekannten technischen und chemischen
Behelfe in Anwendung gekommen. Die Patina mit welcher
die Bronzemünzen überzogen sind, ist von ganz täuschen-
108
Fr. Trau : Neue Fälschungen
der Art und als vollkommen gelungen zu bezeichnen, sie ist
nicht schmierig und fettlich anzufühlen, sondern hart, ein-
gedrungen und verschiedenfarbig nuancirt. Auch die echten
selbstverständlich ganz gewöhnlichen Bronzemünzen,
welche der Sammlung absichtlich beigemischt sind, haben
denselben Fatina-Ueberzug, um das Auge des Beschauers
daran zu gewöhnen und allen Münzen ein unter sich über-
einstimmendes Aussehen zu geben, wie überhaupt die
ganze Sammlung mit grosser Umsicht und Schlauheit
zusammengestellt ist und voraussetzen lässt dass der
Fälscher ein viel bewanderter Münzkenner ist.
Bei dem gegenwärtigen Stande der Münzkunde und
nach den von jedem einsichtsvollen Sammler gemachten
Erfahrungen haben die modernen Münzfälscher — i falsi-
ficatori moderni wie sie Sestini nennt — ganz andre Auf-
gaben zu lösen und Schwierigkeiten zu umgehen als es
früher der Fall war. Becker arbeitete nur in edlen Metallen
und sind seine Münzen an der Gleichförmigkeit der Manier
und einer gewissen Steifheit, sowie an dem dunkleren
Anhauche seiner Silberstücke leicht zu erkennen, der
öfteren Vernachlässigung der Gewichtsverhältnisse nicht
zu gedenken. Durch Beckersche Erzeugnisse darf heutigen
Tages kein Numismatiker sich mehr täuschen lassen, da
sie allgemein bekannt sind *). — Die unter dem Namen
Paduaner bekannten Fälschungen römischer Bronzemünzen
können gegenwärtig als ganz ungefährlich bezeichnet
werden. Anders ist es aber mit den aus dem Orient stam-
menden unzähligen theils geprägten theils gegossenen
J) Steinbüchel , die Beckerschen falschen Münzstempel. Wien
1836. — Vorzüglicher noch M. Pin der, die Beckerschen falschen
Münzen. Berlin 1843.
römischer Münzen.
109
und gravirten falschen Münzen welche seit mehr als einem
Jahrhundert im Handel ihren Weg nach Europa fanden
und noch immer finden, und deren sich vielleicht auch
nicht ein einziges Münzkabinet ganz erwehren konnte.
Athen, Syra, Smyrna, Aleppo, Bagdad, Ispahan und andre
Städte leisteten und leisten noch immer theils in Erfindung
nicht bestehender antiker Münzen, theils in Abgüssen nach
vorhandenen Originalen Erstaunliches. Diese Fälschungen
beschränken sich aber meist auf Griechen und deren
Nebenvölker, auch fehlt es in der numismatischen Literatur
nicht an Enthüllungen und Warnungen vor diesen schäd-
lichen Parasiten.
Die hier beschriebenen Falsificate römischer Münzen
sind wahrscheinlich in Udine angefertigt worden, und die
Gleichmässigkeit der Manier, um nicht zu sagen des Styls,
in der Ausführung lässt vermuthen, dass sie das Werk
einer und derselben Hand sind. Gewissheit hierüber sowie
über die Ausdehnung der Fälschungen zu erlangen, war
mir bis jetzt nicht möglich. Wie mir Herr Hess mittheilte,
hatte ihm derselbe Münzverkäufer (Luigi C*** in Udine)
noch eine zweite Sammlung zum Kaufe en bloc angeboten,
in welcher sich ebenfalls grosse Seltenheiten, darunter wie
ihm erinnerlich ist ein Aureus des Uraneus Antoninus und
ein Goldquinar des Severus Alexander, befanden. Da Herr
Hess bei dem gegen den genannten Münzverkäufer zu
Udine anhängig gemachten Processe zu seiner Beweis-
führung die ganze von ihm angekaufte Sammlung vorzu-
legen hat und daher dieselbe bei der Hand haben muss,
durfte ich die Serie der römischen Münzen, welche er mir
mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit zum Behufe
meiner Arbeit auf einige Wochen überlassen hatte , nicht
länger zurückhalten; ich konnte daher meine Unter-
110
Fr. Trau : Neue Fälschungen
suchung nicht auf alle in dieser Partie enthaltenen Falsi-
ticate ausdehnen und musste mich auf das Nothwendige
und Wichtigste beschränken. Andererseits durfte ich auch
die Veröffentlichung in der Numismatischen Zeitschrift
welcher der Kreis unsrer numismatischen Freunde mit
Spannung entgegensieht, nicht länger hinausschieben, da
durch die ohne Zweifel in mehreren Exemplaren ausge-
führten Fälschungen auch andre Personen, ebenso wie es
Herrn Hess betroffen hat, zu Schaden kommen können,
durch diese rechtzeitige Warnung aber vielleicht ein
Schaden verhindert werden kann.
Ich gebe mit Nachstehendem die genaue und gewissen-
hafte Beschreibung von 39 falschen römischen Münzen,
von welchen auf vier beigefügten Tafeln 34 Stück abge-
bildet sind. Die Abbildungen sind von dem talentvollen
Kupferstecher Herrn Eduard Kozeluch mit lobenswerther
Treue ausgeführt, und glaube ich dass nach diesen Abbil-
dungen und meiner Beschreibung jeder Münzfreund im
Stande sein wird eine bezügliche ihm etwa vorkommende
falsche Münze als solche zu erkennen. Nach der Beschrei-
bung der einzelnen Stücke habe ich mit Berufung auf
Cohen die Nummer der dort verzeichneten Originalmünze
nebst deren von Cohen taxirtem Schätzungswerthe beige-
setzt. Wo bei Cohen das Stück nicht vorkommt, habe ich
den Preis der zunächst übereinstimmenden Münze notirt.
Familia Cornuficia.
S i 1 b e r - D e n a r.
A v. Kopf der Ceres mit einem Aehrenkranz geziert
nach links gewendet.
romischer Münzen.
111
Rev. Q CORNVFICIAVGVR IMP Cornuficius steht ver-
schleiert nach links gekehrt und hält in der
Rechten den Lituus, rückwärts Juno Sospita
welche ihm einen Kranz aufsetzt.
(Taf. I Nr. 1).
Cohen XV Nr. 2 Fr. 400.
Dieses Stück ist von höchst mittelmässiger Ausführung
und nur weil es geprägt zu sein scheint erwähnenswerth.
Es ist ein Beitrag zu den häufigen Fälschungen welche
von dieser seltenen Familie vorhanden sind. Auch ein
Falsum der bei Cohen Nr. 1 verzeichneten Münze findet
sich nebst mehreren andern falschen Familienmünzen unter
den mir vorliegenden Falsificaten. Da jedoch die meisten
dieser Stücke nur geschnitten und von minder guter Aus-
führung sind, beschränke ich mich in meiner Beschreibung
nur auf geprägte Falsificate oder auf solche ursprünglich
echte Stücke, aufweichen die Fälschung mit dem Grab-
stichel besonders täuschend ausgeführt erscheint.
Familia Statia.
Silber - Denar.
Av. Kopf des Jupiter nach rechts gewendet, hinter
demselben der Dreizack.
Rev. MVRCVS IMP Trophäe, links eine knieende Frau,
rechts ein mit der Toga bekleideter Mann,
welcher in der Linken ein Parazonium hält und
die rechte Hand der knieenden Gestalt entgegen-
streckt.
(Taf. I Nr. 2).
Cohen XXXVIII Fr. 400.
112
Fr. Trau: Neue Fälschungen
Geprägt, von sehr steifer Ausführung. Cohen bemerkt
dass diese Münze immer von roher Arbeit vorkommt, die
Steifheit der Figuren kann daher leicht für die wirkliche
Fabrik angeschen werden und wurde auch wahrscheinlich
hierzu benützt. Ueberhaupt verräth der Fälscher ein nicht
gewöhnliches Verständnis« für Numismatik und manche
seiner Falsificate können nur an der Gleichheit der Arbeit
und der Manier der Behandlung nach strenger Prüfung als
solche erkannt werden.
Britannicus
geb. 795 (42 n. Chr.) gest. 808 (55 n. Chr.)
Gross -Erz.
Av. TICLAVDIVS CAESAR AV6 F BRITANNICVS Blosser
Kopf dieses Prinzen nach der linken Seite ge-
kehrt.
Rev. S C Behelmter Mars nach links schreitend, hält
in der Rechten eine Lanze, in der Linken einen
Schild.
(Taf. I Nr. 4).
Variante von Cohen's Nr. 1 i) Fr. 1500.
!) Die Beschreibung bei Cohen stimmt nicht mit der Abbildung,
•da auf der Tafel der Kopf des Prinzen nach links dargestellt ist,
während Cohen in der Beschreibung des Exemplars aus dem Kab.
des Mr. Prosper Dupre „buste nu ä droite" sagt. Ackerman ver-
zeichnet auch ein Exemplar dieses Prinzen aus der Doctrina.Eckhcl
führt aber keine Quelle an aus welcher er dieses Stück entnommen;
wahrscheinlich nahm er es aus Katalog Magnani woselbst es auch
abgebildet ist, diese Abbildung ist jedoch vollkommen gleich mit
jener Cohen's und scheint somit von Britannicus kaum ein anderer
Typus bekannt zu sein.
römischer Münzen.
113
Diese Münze ist von vorzüglich feiner Ausführung,
der Schrötling jedoch dünner als bei den echten Exem-
plaren, auch sind der im Revers dargestellte Mars und die
Buchstaben SC feiner ausgeführt als auf den Originalen
auf welchen die Füsse des Mars kaum ausgeprägt sind.
Die Schrift des Averses ist sehr correct gegeben, nur
haben die Buchstaben wie auf allen Münzen dieser Fabrik
durchwegs einen zarteren Charakter als auf den antiken
Münzen jener Zeit. Die Haarpartien sind von ungewöhn-
licher Feinheit, und obwohl auf dieses Stück ein beson-
derer Fleiss verwendet wurde, kann man doch bei auf-
merksamer Prüfung die Fälschung erkennen. Das mir
vorliegende Exemplar ist mit einer glänzenden rothbraunen
Patina überzogen und scheint aus einem Stempel geprägt
worden zu sein.
Domitia
Gemahlin des Kaisers Domitian, vermählt 835 (82 n. Chr.) gest. 893
(150 n. Chr.).
S i 1 b e r - D e n a r.
Av. DOMITIA AVGVSTA IMP DOMIT Brustbild der
Kaiserin nach rechts.
Rcv. CONCORDIA AVGVST Pfau nach rechts gewendet.
Die Umschrift im Revers ist nach aussen ge-
kehrt.
(Taf. I, Nr. 3.)
Coli. Nr. 3, Fr. 120.
Diese Silbermünze scheint gegossen und. dann mit
dem Stichel sorgfältig ausgearbeitet zu sein, so dass kein
den Guss verrathendes Merkmal sichtbar ist. Die Buch-
114
Fr. Trau: Neue Fälschungen
.staben sind sehr rund und manche verschwommen, auch
der Rand ist verdächtig. Der Pfau im Revers ist sehr steif
gehalten und roh in der Ausführung, gerade das Gegentheii
von den echten Münzen.
Domitia
Mittel-Erz.
Av. DOMITIA AVG IMP CAES DIVI F DOMITIAN AVG
Brustbild nach rechts.
Rev. DIVI CAES MATER S C Ceres steht nach links ge-
wendet und hält in der Rechten zwei Aehren, in
der Linken eine nach unten gekehrte Lanze.
(Taf. I, Nr. 5.)
Coh. Nr. 11, Fr. 250.
Dieses Falsificat ist nur an der steifen Auffassung
der Haarpartien zu erkennen, sowohl Schrift wie Darstel-
lung des Reverses sind von so technischer Vollendung,
dass sie jeden Numismatiker zu täuschen im Stande sind.
Die Patina ist schwarzgrün und an einigen Stellen der
Fläche des Averses leicht angefressen. Die Münze ist
geprägt und wurde dazu ein alter Schrötling benützt; die
Ränder sind tadellos.
Marciana
Tranjan's Schwester gest. 867 (114 n. Chr.).
Gross- Erz.
A v. DIVA AVGVSTA MARCIANA. Brustbild mit Diadem
nach rechts.
römischer Münzen.
115
Rev. CONSECRATIO S C Adler mit ausgebreiteten
Flügeln nach links gewendet, sieht nach rechts
und steht auf einem Scepter.
(Taf. I, Nr. 6.)
Coh. Nr. 10, Fr. 350.
Diese Münze ist von ziemlich roher Ausführung,
gegossen und ciselirt. Der Haarputz und das Diadem
verschwommen. Der Adler im Revers sehr roh, das dem
Adler als Basis dienende Scepter der echten Münzen ist
hier nur mit zwei Strichen angedeutet. Die braunrothe
glänzende Patina ist ziemlich täuschend.
Didius Julianus
946 (193 n. Chr.).
Mittel-Bronze.
Av. IMP CAES M DID IVLIAN AVG Belorbeerter Kopf
nach rechts.
R e v. PNI TR P COS S C Fortuna steht nach links gewen-
det, hält in der Rechten ein Steuerruder (?) und
in der Linken das Füllhorn.
(Taf. III, Nr. 2.)
Var. Coh. Nr. 13, Fr. 80.
Dieses geprägte Stück hat ein sehr steifes Aussehen,
der Revers ist absichtlich beschädigt. Die Patina mit
welcher die Münze überzogen, ist von schwärzlicher Farbe
und vorzüglich. Die Buchstaben des Reverses sind voll-
kommen symmetrisch eingetheilt, was ein modernes Ge-
präge verräth. Die Darstellung der Fortuna ist plump und
die Ausführung mangelhaft. Die absichtliche Beschädigung
8*
116
Fr. Trau : Neue Fälschungen
der Münze ist auf der trefflichen Abbildung getreu wieder-
gegeben.
Manlia Scantill a
Gemahlin des Didius Julianus 946 (193 n. Chr.).
Gross-Erz.
Av. MANLIA SCANTILLAAVG. Brustbild der Kaiserin
nach rechts.
ßev. IVNO REGINA Die stehende Göttin nach links
gewendet hält in der Rechten eine Schale, in der
Linken ein Scepter; zu ihren Füssen der Pfau.
Coh. Nr. 7, Fr. 50.
Gegossene Münze, sehr fein ciselirt , mit braunrother
Patina überzogen. Der Avers ist, was den Kopf der
Kaiserin anbelangt, von besonderer Feinheit und Genauig-
keit, nur die Buchstaben haben eine zu breite Form. Der
Revers ist bei weitem nachlässiger behandelt und sind
sogar an manchen Stellen der Fläche die Gussblasen sicht-
bar, ein Versehen, das auf allen mir von dieser Hand zu
Gesicht gekommenen Münzen mit grosser Geschicklichkeit
vermieden wurde. Da diese Münze nur ein Guss und auch
nur theilweise täuschend nachgeahmt ist, gebe ich von ihr
keine Abbildung.
Helv. Pertinax
946 (193 n. Chr.).
Mittel- Bronze.
Av. IMP CAES HELV PERTINAX AVG Brustbild des
Kaisers mit dem Lorbeerkranz nach rechts.
römischer Münzen.
117
Rev. AEO (sie) ITAS AVG TRP COS II SC Die stehende
Aequitas nach links gewendet hält in der Rechten
die Wage, in der Linken ein Füllhorn.
(Taf. III, Nr. 3.)
Var. Coh. Nr. 25, Fr. 80.
Dieses geprägte Stück ist von tadelloser Ausführung
und gehört zu den vorzüglichsten Falsificaten. Die Revers-
figur hat grosse Aehnlichkeit mit dem Revers der Münze
des Did. Julianus (Taf. III, Nr. 2) sie ist aber deutlicher
Und sorgfältiger ausgeführt.
Die Auffassung des Kopfes jedoch ist, was die
Porträtähnlichkeit betrifft, eine vollständig mislungene;
der Kopf gleicht vielmehr dem Did. Julianus, ein Umstand
der dieses Stück sogleich als ein Falsum erkennen lässt.
Das Eigenthümliche der Buchstaben ist vorzüglich gelun-
gen. Die Patina ist graulich schwarz und glanzlos.
Pescennius Niger
gest. 947 (194 n. Chr.)
Silber-Denar.
Av. |MP CAES PESC NIGER IVSTVS AVG Belorbeerter
Kopf nach rechts.
Rev. AETERNITAS AVG Halbmond mit sieben Sternen.
(Taf. II, Nr. 1).
Var. Coh. Nr. 1, Fr. 250.
Derselbe Kaiser.
Av. IMP CAES C PESC NIGER IVST COS II Belorbeerter
Kopf nach rechts.
118
Fr. Trau: Neue Fälschungen
Rev. MONETA AVG Die Moneta stehend nach links
gewendet in der Rechten die Wage , in der
Linken ein Füllhorn.
(Taf. II, Nr. 2.)
Var. Coh. Nr. 36, Fr. 200.
Beide Münzen sind geprägt und die Stämpel sind
offenbar für die sehr seltenen Münzen dieses Kaisers
gemacht worden, welche Cohen mit dem Beisatze „beau
style" bezeichnet. Das Exemplar Taf. II, Nr. 1 ist bedeu-
tend kleiner im Schrötling, auch der Kopf des Kaisers ist
viel kleiner als auf Nr. 2. Die Ausführung beider Münzen
ist eine vorzügliche und leicht täuschende.
Aquilia Severa
Elagabals zweite Gemahlin 973 (220 n. Chr.;.
Mittel-Bronze.
A v. IVLIA AQVILIA SEVERA AVG Brustbild ohne Diadem
nach rechts.
Rev. CONCORDIA S C. Concordia stehend nach links,
hält in der Rechten eine Schale in der Linken
ein Doppelfüllhorn; zu ihren Füssen links ein
Altar.
(Taf. IV, Nr. 1.)
Coh. Nr. 7, Fr. 30.
Geprägtes Stück von vorzüglicher antiker Auffassung,
die schwarzgrüne Patina sehr gut aufgetragen, an manchen
Stellen künstlich zerfressen. Der Schrötling ist etwas
dünner als jener der echten Münzen und die Haarpar-
tien des Kopfes haben einen modernen Styl; sonst ist
dieses Falsificat zu den gefährlichsten zu zählen.
1 1 f)
römischer Münzen. -"■ J '
Annia Faustina
Elagabals dritte Gemahlin 974 (221 n. Chr.).
Gross-Bronze.
A v. ANNIA FAVSTINA AVGVSTA Brustbild der Kaiserin
mit dem Diadem nach rechts.
Rev. CONCORDIA SC Elagabal und Annia Faustina
stehen sich zugewendet und reichen sich die
Hände. Im Felde unten ein Stern.
(Taf. III, Nr. 4.)
Coh. Nr. 3, Fr. 1000.
Dieses geprägte Stück ist eines der täuschendsten
Falsificate, sowohl Schrötling wie Buchstaben, Typen und
Patina sind so trefflich, dass es eine sehr genaue und
kritische Untersuchung erfordert um die Fälschung zu
erkennen. Die Abbildung (Taf. III, Nr. 4) gibt ein tref-
fendes Bild dieses Falsificats welches mit einer matten
schwarzgrtinen Patina überzogen ist. Die Reversseite ist
am Rande etwas ausgebrochen, während die Vorderseite
ganz unversehrt erscheint.
Balbinus
901 (238 n. .Chr.)
Mittel-Bronze.
Av. IMP CAES D CAEL BALBINVS AVG Belorbeertes
Brustbild des Kaisers nach rechts, mit Harnisch
und Paludament bekleidet.
1"0 Fr. Trau: Neue Fälschungen
Rev. VOTIS
DECENNA in einem Eichenkranze.
(L) IBVS
SC
(Taf. III, Nr. 1.)
Var. Coh. Nr. 33, Fr. 70.
Diese vorzüglich geprägte Münze hat einen fremd-
artigen Charakter und erinnert an die Colonialmünzen
jener Zeit. Das Brustbild stellt den Kaiser ohne Bart mit
ganz jugendlichen Gesichtszügen dar, auch erscheint er auf
diesem Falsum nicht so beleibt als wie alle echten Münzen
ihn darstellen. Da Baibin den Thron als alter Mann mit
Pupien bestieg und alle von ihm bekannten Münzen ihn
alt darstellen, wird es gewiss jedem Numismatiker sofort
auffallen, den Baibin jugendlich dargestellt zu sehen und
wird dieses Falsum kaum zur Täuschung Veranlassung
geben. Die Ausführung der Münze sowie die schwarzgrüne
Patina gehören zu den vorzüglichsten. Zu bemerken bleibt
noch, dass die von Cohen unter Nr. 33 verzeichnete Münze
den Kaiser im Avers mit der Strahlenkrone darstellt.
Tranquillina
Gemahlin Gordians III 994 (241 n. Chr.).
Gross- Bronze.
Av. SABINA TRANQVILLINA AVG Brustbild mit
Diadem nach rechts.
Rev. FELICITAS TEMPORVM (SC) Die stehende Göttin
nach der linken Seite gewendet, hält (wie es
scheint) einen Caduceus und ein Füllhorn.
(Taf. III, Nr. 5.)
Coh. Nr. 6, Fr. 2000.
römischer Münzen.
121
Dieses Stück von minder schöner Ausführung- scheint
aus einer Münze der Kaiserin Etruscilla geschnitten zu
sein. Der Revers ist absichtlich beschädigt; obwohl die
Münze mit vortrefflicher Patina überzogen ist, kann die
Fälschung doch sehr leicht erkannt werden. Unsere voll-
kommen gelungene Abbildung dieses Falsums macht jede
weitere Beschreibung überflüssig.
Pacatianus
1001 (248 n. Chr.).
S i 1 b e r - D e n a r.
Av. IMPTI CL MAR PACATIANVS AVG Brustbild des
Kaisers mit der Strahlenkrone nach rechts.
Rev. FORTVNA REDVX Die sitzende Fortuna nach
links gewendet, hält in der Rechten ein Steuer-
ruder in der Linken ein Doppelfüllhorn (?), unter
ihrem Stuhle ein Rad.
(Taf. II, Nr. 4).
Coh. Nr. 5, Fr. 500.
Dieses Stück ist geschnitten und zwar wahrschein-
lich aus einer Münze des Caracalla. Die Buchstaben des
Averses sind ungleich, sonst aber sehr richtig und dem
Charakter der Zeit angemessen; die Buchstaben des
Reverses sind merklich grösser, doch deren Charakter
vorzüglich. Das Brustbild des Kaisers ist stark mit dem
Stichel gehoben und scharfkantig, während der Revers
ziemlich abgenützt erscheint. Von dem Stuhle worauf die
Fortuna sitzt, sowie von dem Füllhorn ist in Folge einer
Ansätzung durch Säuren wenig Deutliches zu sehen. Die
Münze zeigt auf Avers und Revers besonders an den Rän-
199
14i Fr. Trau.- Neue Fälschungen
(lern bei den Lettern und Kanten der Typen die Spuren
einer grünspanartigen Patina und fühlt sich rauh an.
Jotapianus
1002 (249 n. Chr.).
S i 1 b e r - D e n a r.
Av. IMP MFR IOTAPIANVS A Brustbild mit der
Strahlenkrone nach rechts, mit Paludament und
Harnisch bekleidet.
Rev. VICTORIA AV€ (sie). Die nach links schreitende
Victoria hält in der Rechten einen Kranz, in der
Linken eine Palme.
(Taf. II, Nr. 3.)
Var. Coh. Nr. 1, Fr. 1000.
Diese Münze ist geprägt, die Ausführung ziemlich
gut, jedoch ist das Metall viel zu feinhältig und der
Schrötling zu dick. An der Vorderseite des Kopfes ist ein
Ausgleiten des Stempels bemerkbar. Die Flächen sind
sehr glatt und glänzend. Die Auffassung des Averses ist
eine von der Abbildung bei Cohen verschiedene. Da mir
ein echtes Exemplar dieses Kaisers nicht zu Gesicht ge-
kommen, kann ich nur nach der Abbildung im Cohenschen
Werke den Unterschied angeben.
Aemilianus
1006 (253 n. Chr.) — 1007 (254 n. Chr.).
Mittel -Bronze.
Av. IMP AEMILIANVS PIUS F AVG Belorbeertes Brust-
bild mit dem Paludamentum bekleidet , nach
rechts gewendet.
römischer Münzen.
123
Rcv. VOTIS
DECENNA in einem Lorbeerkränze.
LIBVS
SC
(Taf. III, Nr. 8).
Var. Coli. Nr. 57, Fr. 60 i).
Dieses ebenfalls geprägte Falsificat ist durch die
eigenthümliche Auffassung des Kopfes charakterisirt. Das
Gesicht ist vollkommen bartlos und jenem des Aemilian
höchst unähnlich, man erkennt in demselben die nämliche
Hand, welche den Baibin (Taf. III, Nr. 1) gravirt hat, was
auf unsern Abbildungen leicht ersichtlich ist.
Die Ausführung ist, die Porträtverschiedenheit abge-
rechnet, eine vorzügliche zu nennen, und besonders die
ungezwungene Eintheilung der Buchstaben des Reverses
sowie die Unregelmässigkeit der Buchstaben sind der Zeit
vollkommen entsprechend. Die tadellose Patina mit welcher
die Münze überzogen, ist von schwärzlich grüner Farbe.
Cornelia Supera
wahrscheinlich Gemahlin des Kaisers Aemilianns um 1000 (299 n.Chr.).
S i 1 b e r - D e n a r.
Av. C CORNEL SVPERA AVG Brustbild mit Diadem
nach rechts gewendet, auf einem Halbmond.
Rev. PIETAS AVG Die verschleierte Pietas stehend
nach links, hält in der Rechten einen undeut-
J) Das von Cohen beschriebene Exemplar befindet sich im
kaiserl. Münzkabinet in Wien, es hat im Avers: IMPAEMILIANVS
PIVS FEL AVG.
124
Fr. Trau: Neue Fälschungen
liehen Gegenstand (RäueherbUchse?) in der
Linken ein Füllhorn.
(Taf. II, Nr. 5.)
Fehlt bei Cohen.
Dieses Falsificat ist aus einer Münze der Salonina
verfertigt und die Keversfigur verstümmelt, so dass das
Füllhorn und das Incensorium, wie sie auf den sehr häufigen
Münzen der Salonina deutlich vorkommen, kaum wahrzu-
nehmen sind. Das mir vorliegende Exemplar ist offenbar
noch nicht ganz vollendet, und kann man noch an manchen
Schriftstellen die Spuren des Stichels sehen, auch hat die
Münze noch keine Versilberung und würde schon wegen
ihres viel geringeren Feingehaltes kaum zu einerTäuschung
gedient haben. Es ist demnach anzunehmen, dass dieses
Stück nur aus Versehen von den Fälschern in den Handel
gebracht wurde. Die Technik, nach der Anlage zu
urtheilen, ist jedoch vorzüglich und würde nach einiger
Detailausführung in ihrer Vollendung zu einem gefähr-
lichen Falsum werden.
Quietus
1013 (260 n. Chr.).
B i 1 1 o n - D e n a r.
Av. IMP C FVL QVIETVS P F AVG Büste des Kaisers mit
Strahlenkrone und dem Paludament nach rechts.
Kev. SPES PVBLICA Die mich links schreitende Spes
hält in der Rechten eine Blume und hebt mit der
linken Hand ihr Gewand.
Coh. Nr. 11, Fr. 30.
1 25
roiuifclit-r Munzen. J **
Diese Münze ist aus einem Stempel geprägt, jedoch
ist die Ausführung zu mangelhaft, als dass ich es für nöthig
fände davon eine Zeichnung zu geben. Die Buchstaben
zeigen durch ihre Gleichmäßigkeit einen entschieden
modernen Charakter , ausserdem ist der Kopf des Kaisers
im Avers sowie die Spes im Revers von sehr steifer Auf-
fassung. Das Metall ist jenem der Münzen des Quietus
sehr unähnlich und die Flächen sind sehr glatt.
Ich bringe dieses Stück nur desshalb zur Kenntniss,
weil ich durch meine Beschreibung auf alle von dieser
Hand gefälschten Münzen aufmerksam zu machen beab-
sichtige und weil aus derselben Quelle bessere Exemplare
als die mir eben vorliegenden in den Münzliandel gebracht
werden könnten.
Macrianus junior
1015 (202 n. Chr.).
B i 1 1 o n - D e n a r.
A v. IMP C FVLVM ACRI ANVS PF AVG Brustbild des Kaisers
mit der Strahlenkrone nach rechts, mit Harnisch
und Paludamentum bekleidet.
Rev. AEQVTAS (sie) AV6G Die stehende Aequitas nach
links gewendet hält in der Rechten die Wage, in
der Linken das Füllhorn.
(Taf. III, Nr. 7.)
Coh. Nr. 1, Fr. 80.
Dieses Stück ist geprägt von sehr steifer Auffassung,
die Reversfigur ist verschwommen. Das Metall ist sehr
kupferhältig, wodurch die Münze ein auffallend röthliches
126
Fr. Trau : Neue Fälschungen
Ansehen erhielt. Man erkennt leicht dieselbe Hand welche
das Falsificat der Münze des Regalliaa gemacht hat, nur
ist dieser mit viel mehr Sorgfalt ausgeführt.
Regalliauus
1W6 (263 n. Chr.).
Billon-Denar.
A v. IMP C P C REG ALLI AN VS A VG Brustbild des Kaisers
mit der Strahlenkrone nach rechts, mit Harnisch
und Paludament bekleidet.
Kcv. LIBERALITAS AVGG Die Libcrtas (sie) stehend
nach links gewendet hält in der rechten Hand
eine Mütze, in der linken einen mit der Spitze
nach oben gerichteten Speer (sie).
(Taf. TU, Nr. 6).
Var. Coh. Nr. 3, Fr. 300 »).
Dieses geprägte Stück ist dem im Wiener Münzkabinet
befindlichen Originale sowohl in Metall und Styl sehr
unähnlich. Da jedoch kaum jeder Sammler Gelegenheit
*) Das von Cohen aus dem kaiscrl. Kabinet in Wien citirte
Exemplar ist von vorzüglicher Erhaltung und ist die von Cohen
angeführte Avers-Legende dahin zu ergänzen, dass nur noch ein
Theil der Buchstaben VG sichtbar ist, da der Schrötling für den
Stempel zu klein war und heisst die vollständige Legende
IMPCPC REGALLIANVS AVG so wie auf den oben beschriebenen
Falsificat. Ob nun der Fälscher von dem Wiener Exemplar Kennt-
niss hatte , oder ob er zufällig um eine Varietät zu erzeugen diese
mangelhafte Legende ergänzte bleibt dahin gestellt. Bemerkens-
werth bleibt es immer, dass die von dieser Hand gefälschten
Münzen meist den Abbildungen Cohen's entnommen sind.
römischer Münzen.
127
haben dürfte ein Original von dieser höchst seltenen
Münze zu sehen, erschien mir einige Beschreibung nicht
überflüssig.
Vor Allem muss bemerkt werden dass alle Münzen
dieses Kaisers aus andern damals cursirenden Münzen
umgeprägt wurden (dasselbe gilt auch für die Münzen der
Dryantilla welche allgemein für Regallian's Gemahlin gehal-
ten wird). Durch dieses Umprägen erhielten die Münzen
einen eigenthiimlichen Charakter, welcher auf unserem
Falsificate nicht heraustritt; ferner sind die echten Münzen
diesesKaisers von einer eigenthümlich rohen Auffassung, die
Eintheilung der Buchstaben ist eine unregelmässige, auch
sind die Münzen nicht vollkommen ausgeprägt, und wurden
jedenfalls von unkundigen Münzarbeitern, wie man glaubt
in Moesien angefertigt. Unser Falsiticat ist also gerade
durch die Gleichmässigkeit der Buchstaben sowie durch
den vollkommen abgerundeten Schrötling sofort erkennbar.
Der Typus des Kopfes ist so ziemlich den echten Münzen
nachgebildet, jedoch die Reversfigur ist viel detaillirter als
auf den Originalen wo die Libertas fratzenhaft dargestellt
erscheint.
Laelianus
1020 (2G7n. Chr.;.
B i 1 1 o n - D e n a r.
A v. IMP C LAELIANVS PF AVG Geharnischtes Brustbild
des Kaisers mit der Strahlenkrone nach rechts
gewendet.
Rev. VICTORIA AVG Nach links schreitende Victoria in
der Rechten einen Kranz, in der Linken eine
Palme.
Coh. Nr. ('», Fr. 30.
-* "* Fr. Trau : Neue Fälschungen
Dieses Stück ist aus einer Münze des Tetricus oder
Victorianus geschnitten, sowohl der Avers wie der Revers
gleichmässig mit dem Stichel behandelt und mit einer
schwarzgrauen Patina überzogen. Dieses Falsificat von
mangelhafter Ausführung ist hauptsächlich zu erkennen an
dem flachen Kopf und den flachen Buchstaben sowohl im
Avers als auch im Revers; da der Schrötling der Münze
dem Fälscher wenig Metall zur Bearbeitung übrigliess,
konnte die Ausführung nicht besser gemacht werden. Der
auf den Münzen des Kaisers Laelian hervortretende eigen-
tümlich barbarische Styl der Victoria ist in der Contur
meisterhaft wiedergegeben. Auch von dieser Münze halte
ich eine Abbildung für überflüssig,
Julianus Tyrannus
1037 (284 n. Chr.)
K 1 e i n - W e i s s k u p f e r in üiize.
Av. IMP C IVI AVR IVLIANVS P F AVG Brustbild des
Kaisers mit der Strahlenkrone nach rechts, mit
Harnisch und Paludament bekleidet.
Rev. FELICITAS TEMPORVM Die stehende Felicitas
nach links gewendet hält in der Rechten einen
langen Caduceus, in der Linken ein Füllhorn.
Im Felde S— B. Im Abschnitte XXI.
(Taf. IV, Nr. 4.)
Coh. Nr. 2, Fr, 150.
Geprägtes Falsificat von guter Ausführung; auffallend
ist die an der Kopfseite ersichtliche Ausgleitung des
Stempels , ein beliebtes Kunststück der Münzfälscher,
römischer Münzen.
129
ähnlich dem Doppclschlage auf der Münze des Jotapianus
(Taf. II, Nr. 3). Der Sehrötimg des mir vorliegenden Fal-
sums ist sehr dünn, sonst ist das Stück von täuschender
Aehnlichkeit mit den sehr seltenen echten Münzen dieses
Tyrannen. Die Patina ist von schwarzer glänzender Farbe.
Maximianus Herculeus.
1039 (286 n. Chr.) — 1063 (310 n. Chr.).
K 1 e i n - B r o n z e (Q u i n ar).
A v. MAXIMIANVS PF AVG Mit dem Lorbeerkranze ge-
schmücktes Brustbild des Kaisers , mit dem
Kaisermantel bekleidet, hält in der Rechten ein
Scepter, auf welchem ein Adler sichtbar ist.
Kev. VIRTVS AV6G Der Kaiser zu Pferd im Galopp
nach rechts , einen Speer nach einem Feinde
schleudernd, unter dem Pferde ein niedergestreck-
ter Feind.
Var. Coh. Nr. 431, Fr. 50.
Sehr täuschend gefälschte Münze mit vortrefflicher
schwarzgrüner Patina überzogen, an manchen Stellen roth-
braune Flecken. Der Schrötling ist den echten Stücken dieser
seltenen Münzgattung ganz ähnlich, auch ist der Avers vor-
züglich, nur die Darstellung des Reverses lässt zu wünschen
übrig, z. B. ist der Körper des Pferdes zu kurz und plump
auch der Kaiser ist auf dem Revers undeutlich und es
lässt sich daran der ciselirte Guss erkennen, obwohl die
künstliche Patina sehr dicht aufgetragen ist. Da diese
Fälschungsart minder gefährlich ist, hielt ich es nicht für
nöthig, von diesem Stücke eine Zeichnung zu geben.
9
130
Wr. Trau: Neue Fälschungen
Maxentius
1059 (306 n. Chr.) — 1005 (312 n. Chr.).
Mittel-Bronze.
Av. IMP MAXENTIVS PF AVG Belorbeertcr Kopf des
Kaisers nach reelits gewendet,
Rev. CONSERV VRB SVAE Viersäuliger Tempel mit be-
kränztem Frontispice ; zn beiden Seiten des
Giebeldaches Victbrien, Kränze haltend. Im
Innern des Tempels sitzt die behelmte Roma
nach links gewendet in der Rechten eine Kugel,
in der Linken einen Speer haltend und den linken
Fuss auf einen sitzenden niedergebeugten Gefan-
genen stützend; vor ihr eine Victoria welche ihr
Kranz und Palme darreicht.
Im Abschnitte TT.
(Taf. IV, Nr. 2.)
Coh. Nr. 58, Fr. 1.
Dieses geprägte Stück ist wegen der genauen Aus-
führung sehr interessant und bei dem Umstände dass die
echten Münzen mit derselben Darstellung sehr häufig sind,
ist anzunehmen dass der Fälscher auch gemeine Münzen
anfertigte um das Auge mehr an die Täuschung zu gewöh-
nen. Die eigenthümliche Behandlung der Haarpartien ist
vollständig analog mit der auf der Münze des Britanniens
(Taf. I, Nr. 4) und des Romulus (Taf. IV, Nr. 3); wir
erkennen dieselbe Hand auch in den Falsificaten der
Helena (Taf. IV, Nr. G) in der Retouche des Kopfes des
Petron. Max. (Taf. II, Nr. 9) in der des Martinianus
(Taf. IV, Nr. 5) sowie überhaupt alle mir vorliegenden
römischer Münzen.
131
Falsificate einen uniformen Charakter haben, woraus sieh
sehliessen lässt, dass alle aus einer Hand hervorgegangen
sind, was leicht, begreiflieh ist, da dieses Gewerbe keinen
Mitwisser duldet.
Ronmliis (Maxentii)
1061 oder 1062 (308 oder 30!» n. Chr.).
Mittel-Bronze.
Av. IMP MAXENTIVS DIVO ROMVLO NV FILIO Naktes
Brustbild dieses Prinzen nach rechts gewendet,
Rev. AETERNAE MEMORIAE Tempel mit runder Kuppel
worauf ein Adler; die beiden Thorflügel der Ein-
gangspforte halb geöffnet.
Im Abschnitt MDPS.
(Taf. IV, Nr. 3.)
Var. Coh. Nr. 6, Fr. 20.
Dieses geprägte Falsuni ist in der Ausführung jenem
des Maxentius (Taf. IV, Nr. 2) sehr ähnlich. Der Schröt-
ling ist sehr dünn, die schwarze glänzende Patina vorzüg-
lich. Charakteristisch sind die erfundenen Prägebuchstaben
im Abschnitt (MDPS) sowie die Darstellung des Tempels
ohne Säulen wie sie nur auf denKlein-Bronzemünzen dieses
Prinzen vorzukommen pflegt.
Martinianus
1076 (323 n. Chr.).
K 1 e i n - B r o n z e.
Av. DNM MARTINIANVS PF AVG Brustbild des Kaisers
mit der Strahlenkrone nach rechts gewendet,
mit Harnisch und Paludament bekleidet.
9*
132
Fr. Trau: Neue Fälschungen.
Rev. IOVI CONSERVATORI Jupiter uakt stehend nach
links gekehrt, hält in der Linken einen Speer
und auf der Rechten eine Victoria, welche auf
einer Kugel steht und ihm mit der Linken einen
Kranz darreicht-, nächst seinem rechten Fusse
steht ein Adler mit einem Kranz im Schnabel,
nächst seinem linken Fusse sitzt ein Gefangener
welcher seinen Kopf nach rückwärts wendet, Im
X
Felde rechts
Im Abschnitt SMNA.
(Taf. IV, Nr. 5.)
Coh. Nr. 2, Fr. 200.
Dieses Falsum ist ans einer Münze des Licinius pater
geschnitten, die Rückseite hat nur insofern eine Verän-
derung erlitten, als stellenweise die Buchstaben nach-
gebessert wurden um sie jenen der Kopfseite ähnlich zu
inachen. Dieses Falsum ist weniger interessant da Fäl-
schungen dieser Art schon häufig vorgekommen sind. Bei
der grossen Aehnlichkcit beider Münzen wird Licinius
wegen der Leichtigkeit der Umarbeitung zur Fälschung
des Martinianus verwendet, sowie die Münzen des Gor-
dianus Pius aus demselben Grunde zu Falsa der seltenern
Münzen der beiden Gordiani Afric. von den Fälschern
benützt werden. Bei unserem Exemplar sind die vorzüg-
liche Ausführung und die vollendete Patina bemerkens-
werth, nur wenn man mehrere Falsificate dieser Fabrik
von verschiedenen Zeitperioden vor sich hat, kann man
durch die Gleichheit ihrer Behandlung die Fälschung
nachweisen.
römischer Münzen.
Helena
133
Chloii, mater Constantini Magni. 1001 (248 n. Chr.) gest. 1081
(328 n. Chr.).
Kl ein- Bronze.
Av. HELENA N F Brustbild der Kaiserin rechtshin
gewendet.
Rev. Aclitspitziger grosser Stern in einem Lorbeer-
kranze.
(Taf. IV, Nr. 6).
Coli. Nr. 8, Fr. 100.
Vorzügliches Falsificat wahrscheinlich aus einer ge-
wöhnlichen Münze der Fausta geschnitten; die Darstellung
des Reverses ist sehr flach, die Patina womit die Münze
überzogen ist tadellos von schwarzgrüner glanzloser Farbe.
Ein ähnliches Stück der Fausta (Constantini) kam mir vor
zwei Jahren zu, ich kaufte es als unzweifelhaft, allerdings
hatte ich damals noch kein Exemplar~dieser gefährlichen
Fälschung gesehen.
Nepotianus
1103 (350 n. Chr.).
Mittel-Bronze.
Av. ICS PO NEPOTIANVS AV6 Brustbild des Kaisers
nach rechts gewendet, mit Harnisch und Palu-
dament bekleidet.
Rev. IIHTAco REVIIIOI Der stehende Kaiser nach links
gewendet hält in der Linken einen Speer und auf
der Rechten eine Victoria, welche auf einer
134
* Jrr Fr. Trau: Neue Fälschungen
Kugel steht und mit der Linken einen Kranz
emporhält.
Im Abschnitt PR.
(Taf. IV, Nr. 9.)
Fehlt bei Cohen.
Dieses gänzlich erfundene Falsificat ist eine Nach-
ahmung der vorkommenden barbarischen Nachprägungen
aus jener Münzperiode. Von Nepotian finde ich nirgends
eine derartige Nachprägung verzeichnet, auch ist dieser
Typus bei diesem Kaiser gar nicht bekannt. Die Münze ist
von vorzüglicher Ausführung und besonders der Revers
sehr täuschend gearbeitet. Charakteristisch ist dass im
Avers der Name Nepotianus ganz deutlich zu lesen ist,
während die Revers - Legende vollkommen sinnlos ist;
wahrscheinlich absichtlich von dem Fälscher so gemacht,
um die Zutheilung zu erleichtern wodurch er aber zugleich
den deutlichsten Beweis der Fälschung selbst geliefert und
sich unvorsichtigerweise dadurch mehr geschadet als ge-
nützt hat. Es ist dies der einzige grobe Fehler den man
diesem schlauen Fälscher nachweisen kann, die anderen
erfundenen Falsificate sind mit sehr richtigem numis-
matischen Verständnisse componirt. Die Münze hat eine
sehr schöne braunrothe glänzende harte Patina.
Procopius
1118 (365 n. Chr.) — 1119 (3(36 n. Chr.).
Silber-Siliqua.
Av. DN PROCOPIVS PF AVG Das mit dem Diadem ge-
zierte Brustbild des Kaisers nach rechts, mit
Harnisch und Paludament bekleidet.
römischer Münzen.
135
VOT
Rev. in einem Lorbeerkranze, im Abschnitt C A.
(Taf. II, Nr. 6.)
Coh. Nr. 4, Fr. 150.
Diese geprägte Münze ist von guter Ausführung, nur
sind die Buchstaben zu rund, auch ist derSchrötling dicker
als bei den echten Münzen dieses Kaisers. Die Buchstaben
im Abschnitt C A haben keine Punkte, obwohl diese bei
den echten Exemplaren nie fehlen und zwar sind diese
Funkte entweder vor jedem Buchstaben oder zwischen
denselben angebracht.
Ael. Flacilla, Theodosii
1141 (381 n. Chr.).
Mittel-Bronze.
Av. AEL FLACILLA AVG Das mit einem Perlendiadem
gezierte Brustbild dieser Kaiserin nach rechts.
Rev. (S)ALVS REIPVBLICAE Sitzende Victoria nach
rechts gewendet, hält vor sich auf einer Basis
einen Schild worauf sie das Monogramm Christi
£ schreibt.
Im Abschnitt STR.
(Taf. IV, Nr. 7.)
Coh. Nr. 5, Fr. 6.
Geprägtes Stück von vortrefflicher Ausführung,
erinnert sehr an die auf Taf. IV, Nr. 2 abgebildete Münze
des Maxentius. Dieses Stück hat eine vorzügliche schwarz-
grüne Patina.
■i-OU Fr> Trau; Neue Fälschungen
Sebastianus
1165 (312 n. Chr.).
Silber-Siliqua.
Av. DN SEBASTIANVS PF AVG Das mit dem Diadem
gezierte Brustbild des Kaisers nach rechts ge-
wendet, mit Harnisch und Paludament bekleidet.
Rev. VICTORIA AVGG Die behelmte Roma auf einem
Stuhle sitzend nach links gewendet hält in der
Rechten eine Victoria auf einer Kugel, in der
Linken eine mit der Spitze nach unten gekehrte
Lanze.
Im Abschnitte KON.
(Taf. II Nr. 7.)
Coh. Nr. 1 Fr. 300.
Diese Münze wurde höchst wahrscheinlich aus einer
minder seltenen Silbermünze des Kaisers Jovinus (Bruder
des Sebastianus) geschnitten, der Revers scheint voll-
kommen intact, nur im Avers wurden ähnliche Verände-
rungen vorgenommen wie bei dem Aureus des Kaisers
Petronius Maximus.
Die technische Ausführung des mir vorliegenden
Falsificats ist keine besonders feine , die Buchstaben bei
dem Namen Sebastianus sind sehr ungleich , wenn auch
der Charakter derselben vosztiglich nachgeahmt ist. Die
Abbildung (Taf. II Nr. 7) ist von grosser Genauigkeit, und
macht jede weitere Beschreibung überflüssig. Ueber die
Porträtähnlichkeit kann ich nicht urtheilen, da ich von diesem
Kaiser dessen Münzen zu den grössten Seltenheiten zählen
noch kein echtes Stück gesehen habe. Auf der von Cohen
römischer Münzen.
137
gegebenen Zeichnung ist der Kopf des Kaisers kleiner,
auch sind dessen Gesichtszüge jünger und zarter als auf
unserem Exemplar.
Petronhis Maximus
1208 (455 n. Chr.).
Solidus.
Av. DNPETRONIVS MAXIMVS PF AVG Das mit dem
Diadem gezierte Brustbild des Kaisers nach
rechts , mit Harnisch und Paludament bekleidet.
Rev. VICTORIA AVGGG Der Kaiser stehend von vorne
gesehen, mit dem rechten Fuss einen Drachen
zertretend hält in der Rechten ein langes Kreuz,
in der Linken eine Victoria mit Kreuz auf einer
Kugel. Im Felde R— M.
Im Abschnitte CON0B.
(Taf. II Nr. 9.)
Cohen Nr. 1 Fr. 400.
Diese Goldmünze ist aus einer Münze Valentinians III
geschnitten. Die Anfangsbuchstaben der Avers - Legende
DN dann das PL (Placidius) sind geblieben, aus dem L
wurde ein E und die weiteren Buchstaben wurden in
tronius Maximus umgeändert. Der Schluss der Legende
PF AVG ist original geblieben. Die echten Buchstaben
sind sowohl im Avers als auch in dem ganz original ge-
bliebenen Revers , leicht mit dem Stichel übergangen
um der ganzen Münze einen gleichmässigen Charakter zu
geben.
Diese Fälschung ist von ungemeiner Kunstfertigkeit
und nur bei sehr genauer Prüfung zu erkennen. Da die
138
Fr. Trau: Neue Fälschungen
Porträt-Auffassung der Stempelsehneider jener Zeit eine
ziemlich gleichartige und fabriksmässige war, kann das Bild
des Valentinian III leicht auch zu einem Petronius Maximus
verwendet werden.
Eufemia
Gemahlin des Anthemius 1220 (467 n. Chr.).
S olidus.
Av. DN AEL MARC EVFIMIAE AVG Das mit dem Perlen-
diadem gezierte Brustbild der Kaiserin nach
rechts.
Rev. VICTORIA AVGGG* Stehende Victoria nach links
gewendet, hält in der Rechten ein langes Kreuz.
(Taf. II Nr. 10.)
Coh. Nr. 1 Fr. 1000.
Diese Münze wurde aus einem Goldstück und zwar
wahrscheinlich aus einem Solidus des Kaisers Valentinian III
geschnitten. Die Fälschung ist von grosser Geschicklich-
keit, nur das Perlendiadem der Kaiserin im Avers liegt
tiefer als die Präge, und lässt bei genauer Prüfung die
Fälschung schon erkennen. Der Revers ist absichtlich
etwas verwischt. Die Zeichnung (Taf. II Nr. 10) ist von
vorzüglicher Ausführung und giebt ein genaues Bild dieses
Falsificats.
Glycerius
122G (474 n. Chr.) — 1227 (475 n. Chr.).
Halbe Silber-Siliqua.
Av. ON GLYCERIVS AVG Brustbild des Kaisers mit
Diadem nach rechts gewendet.
römischer Münzen.
139
Rev. SALVS REIPVBLICAE Sitzende Victoria nach
rechts; hält einen Schild auf einer Ciste und
schreibt =£ ?
Im Abschnitte MV.
Nicht bei Cohen.
Dieses durchaus erfundene Stück ist total geschnitten
und beschnitten, doch ist die Ausführung eine vorzügliche
zu nennen. Erst nach genauem Vergleich mit zweifellos
echten Stücken dieses seltenen Kaisers im kaiserl. Münz-
kabinet war es möglich das vorliegende Exemplar als
sicheres Falsum zu bezeichnen. Da die Münze sehr klein
und absichtlich beschnitten und beschädigt ist, wäre deren
Zeichnung kaum so deutlich auszuführen um dem Leser
ein genaues Bild dieses Falsums zu versinnlichen. Ich habe
daher von demselben keine Abbildung gegeben.
Julius Nepos
1227 (474 n. Chr.) — 1233 (480 n. Chr.).
Halbe Silber-Siliqua.
Av. DNIVLNEPOS PFAVG Das mit dem Diadem ge-
zierte Brustbild des Kaisers nach rechts, mit
Harnisch und Paludament bekleidet.
Rev. R — M Stehender Krieger nach links gewendet
den rechten Fuss auf einen Felsen gestützt, hält
in der Rechten eine Lanze, in der Linken ein
Füllhorn.
(Taf. II Nr. 8.)
Nicht bei Cohen.
Gänzlich erfundene Münze, der Typus des Reverses
ist den ziemlich seltenen Silbermünzen des Kaisers Zeno
140
Fr. Trau: N'eue Fälschungen
entlehnt. Die Münze ist aus einem eigens dazu angefertigten
Stempel geprägt, die Ausführung sehr täuschend, doch ist
die Erfindung ziemlich plump und das Metall des mir vor-
liegenden Exemplars ist von viel geringerem Feingehalte
als die echten Silbermünzen dieses Kaisers.
Theodahatus
534—536 n. Chr.
Av. DN THEODAHATHVS (sie) REX Das Brustbild des
Königs im Krönungsornate nach rechts.
Rev. VICTORIA PRICIPVM Victoria auf einem Schiffs-
vordertheil rechtshin schreitend hält in der
Rechten einen Kranz, in der Linken eine Palme.
Im Felde S C
(Taf. IV Nr. 10.)
Variante von Sabatier XVIII Nr. 24 Fr. 10.
Dieses Stück ist geprägt und mit einer glänzenden
schwarzen Patina überzogen. Der Schrötling ist viel dünner
als die echten Münzen Thodahats.
Theodefoaldus
Gothen-König 540 n. Chr. bis 541 n. Chr.
Bronze-Münze.
Av. INVICTA ROMA Behelmtes Brustbild der Roma
nach rechts.
Rev. DN
THEODE . . T , .
•».. «,..,* m einem Lorbeerkranz.
BALOVS
REX
(Taf. IV Nr. 8.)
Nicht bei Sabatier.
römischer Münzen.
141
Vollkommen erfundenes Stück, Nachahmung einer
ähnlichen Münze des Theodahatus. Dieses Falsum ist
geprägt, von vorzüglicher Ausführung, mit schwärzlicher an
manchen Stellen des Reverses glänzenden Patina tiber-
zogen. "
Synoptische Tabelle der hier beschriebenen
Falsificate in fünf Rubriken :
J . Benennung der Münze.
2. Metall.
3. Art der Fälschung.
4. Tafel und Nummer der Abbildungen.
5. Numismatischer Werth nach Cohen's Schätzung
der analogen echten Münzen.
Tafel Nr.
Cornuticia
Statia
Britannicus
Domitia
Domitia
Marciana
Did. Julianus
Manlia Scantilla
Pertinax
Pescennius Niger
Pescennius Niger
Aquilia Severa
Annia Faustina
Balbinus
Tranquillina
Pacatianus
;R geprägt
/R geprägt
AL geschnitten
M gegossen
AL geprägt
AL gegossen
Ai geprägt
AL gegossen
AL geprägt
M geprägt
JR geprägt
A, geprägt
AL geprägt
AL geprägt
AL geschnitten
A\ geschnitten
I
I
I
I
I
I
III
II
II
IV
III
III
III 3
III 5
II 4
400 Fr.
400
1500
120
250
350
80
50
80
250
200
30
1000
70
2000
500
142
Fr. Trau: Neue Fälschungen römischer Münzen.
Jotapianus
A\
geprägt
II
3
1000
Aemilianus
A
geprägt
III
8
60
Cornelia Supern
ffi
geschnitten
II
5
400
Quietus
/Rbill
. geprägt
30
Macrianus jun.
^R „
geprägt
III
7
30
Regallianus
M. „
geprägt
III
6
300
Laelianus
M „
geschnitten
30
Julianus Tyran.
ä
geprägt
IV
4
150
Maximian Hercul.
FL
gegossen
50
Maxentius
A
geprägt
IV
2
1
Romulus
A
geprägt
IV
3
20
Martinianus
A
geschnitten
IV
5
200
Helena Const. mater
&
geschnitten
IV
6
100
Nepotianus
A
geschnitten
IV
9
150
Procopius
A
geprägt
II
(•>
150
Aelia Flacilla
&
geprägt
IV
7
6
Sebastianus
/R
geschnitten
II
7
300
Petron. Maximus
Ar
geschnitten
II
9
400
Eufemia
#
geschnitten
II
10
1000
Glycerius
jR
geschnitten
150
Julius Nepos
;R
geprägt
II
8
120
Theodahatus
A
geprägt
IV
10
10
Theodebaldus
A
-*!
geprägt
IV
s
80
143
IX.
Münzen der Indschuiden,
Yen
l)r. IC. von Bergmann.
Das Todesjahr Abu Said's (f 736 d. H. 1336 n.
Chr. G.), des letzten Ilchans, der das von Hulagu gegründete
Reich einigermassen zusammenhielt, bezeichnet einen
Wendepunkt in der Geschichte Persiens, welche fortan
bis auf die Zeit Timur's herab, von einer ununterbrochenen
Reihe innerer Kämpfe, Erbfolgestreitigkeiten und Aufstände
ausgefüllt ist. Mit Recht haben daher die einheimischen
Historiker dieses verhängnissvolle Jahr in Form eines
Chronogramms mit dem Worte ij *) benannt, welches im
l) Die Buchstaben dieses Wortes geben nämlich nach ihrem
numerischen Werthe das J. 736, welches überdiess als das Geburts-
jahr Timurlenk's merkwürdig ist (v. Hammer, Gesch. der Osmanen.
I, p. 210).
144
Dr. E. v. Bergmann : Münzen
Arabischen Zuflucht oder Asyl bedeutet, um damit auszu-
drücken, dass in diesen Zeiten der rohen Gewalt und der
Rechtsunsicherheit der Schwache sich genöthigt sah, zu
seinem Schutze den Beistand des Starken zu suchen.
Die nun beginnende und reissend schnell sich voll-
ziehende Auflösung des staatlichen Verbandes des Mongo-
lenreiches bietet dieselbe Erscheinung, die zu fast allen
Zeiten der mohammedanischen Geschichte sich an den
Zerfall eines grossen Reiches knüpft, das pilzartige Auf-
tauchen grösserer und kleinerer Dynastien, die von einem
glücklichen Thronprätendenten oder Abenteurer gegründet,
bald durch innere Streitigkeiten und Familienzwiste, bald
durch einen übermächtigen Nachbar ein frühzeitiges Ende
fanden und deren Existenz bei dem meistentheils geringen
Umfange und der kurzen Dauer ihrer Macht oft so unbe-
kannt oder so unberücksichtigt blieb, dass selbst manche
der gleichzeitigen Geschichtschreiber ihrer gar nicht oder
nur mit ein paar Worten gedenken.
Eine interessante Aufzählung der Dynastien, oder
besser gesagt, der Männer, welche nach dem Tode Abu
Said's der Herrschaft sich bemächtigten, findet sich in den
Reiseberichten Ibn Batutah's *). Diese Liste, welche elf
Namen umfasst, ist aber weitaus nicht vollständig, sondern
lässt sich aus Mirchond bedeutend vermehren. Da der
letztgenannte Historiker in diesem Theile seines grossen
Geschichtswerkes schwer zugänglich ist und er und Ibn
Batutah sich gegenseitig ergänzen, so halte ich es für
nützlich, die betreffende Stelle nach einem Manuscripte
der k. k. Hofbibliothek ») hier auszuheben, wobei ich die
'j Voyages d'Ibn Batutah, cd. Defremery t. II, p. 123 f.
2) Alter Fond, 29 ; fol. 287 r.
145
der Indschuiden- ^
bei Ibn Batutah bereits aufgeführten Namen übergehe, mit
Ausnahme jener welche für unseren Zweck von besonderer
Wichtigkeit sind :
(sie) 4f*\j(\ U1 K * ***i J^>i Jvi} J> ^ '</'£ *
W*i) &f (J^ ->'" Jt> £l $f^* LT** *&'* $
Von diesen 18 neu auftauchenden Dynastien sind bis-
her nur einige wenige auch numismatisch nachgewiesen
worden, so die Dschelairiden, die Thoghatimuriden und die
Modhafferiden. Es ist daher ein glückliches Geschick zu
nennen, dass die Sammlung orientalischer Münzen des k.
Kabinetes eine Reihe von Dirhemen verwahrt, welche einer
der oben aufgeführten Dynastien angehören, die bisher in
der muhammedanischen Numismatik nicht vertreten war.
Ehre Veröffentlichung dürfte nicht ohne Interesse sein.
In der angezogenen Liste Ibn Batutah's erscheint
unter Nr. 10 der Sultan Abu Ishaq, der Schiraz, Isfahan
und Fars an sich brachte, und dessen Länderbesitz eine
Ausdehnung von 45 Tagmärschen hatte. Es ist derselbe
Sultan, unter dessen Regierung Ibn Batutah Schiraz
') Ibn Batutah, unvollständiger, sagt nur; „in einem Theil
■von Chorasan."
10
146
Dr. E. v. Bergmann : Münzen
besuchte und den er bei der Schilderung- seines Aufent-
haltes in letzterer Stadt mit seinem vollen Namen Al-Malik
al fädhil Abu Ishaq ben Muhammed Schah «) Indschu
nennt. Im weiteren Verlaufe seiner Erzählung gibt unser
Reisender noch einige magere Nachrichten über die
Familie und die Regierung dieses Abu Ishaq, die manche
Unrichtigkeit enthalten. Glücklicherweise sind wir auf
diese spärlichen Daten Ibn Batutah's nicht beschränkt; in
anderen Quellenwerken finden sich genauere Aufschlüsse
über die Genealogie und die Geschichte der Indschuiden,
welcher der Beschreibung ihrer Münzen vorauszuschicken
ich um so nothwendiger erachte, als diese Dynastie mit
Ausnahme einzelner Notizen in Hammer's Geschichte der
Ilchane bisher keine Beachtung gefunden hat und nahezu
unbekannt geblieben ist.
Eine specielle Behandlung der Geschichte der Ind-
schuiden findet sich im Dschihanärä oder „Weltsehmuck,"
einem universal-historischen Werke des Ahmed ben Muham-
med ben Abdulghaifär al-Kazwini , das auf Blatt 1 7 des-
Manuscriptes 2) der k. k. Hofbibliothek unter der Auf-
schrift : ys^\ -iJ^Ju ji js?'r ^>» in sehr gedrängter Darstellung
mit unserer Dynastie sich befasst. Mehrfache zerstreute
Angaben finden sich ferner in dem bereits citirten grossen
Geschichtswerke Mirchond's. Diese Werke ermöglichen
uns ein ziemlich genaues Resume der Geschichte der
Indschuiden zu geben.
*) Irrig für Mahmud Schah.
2) N. F. 194; vgl. Flügel, die arab. pers. u.türk. Handschriften
der k. k. Hofbibliothek Bd. II. p. 72.
der Indschuiden.
147
Was zunächst ihren Namen betrifft, so belehrt uns das
Dschihanarä, dass Indschu in der mongolischen Sprache *)
aUol LölcL ^}%\ also die Krongüter bedeute. Das Wort
wird in sehr verschiedener Weise geschrieben, und finden
sich die Formen: js^Jjsi-lj^Jjs^l ]^_ (Ibn Batutah) und
selbst js.s\ . Bei den Historikern 3) werden überdiess noch
die o\yc-\y\ j\kf£J) genannt; ersteres bezeichnet Per-
sonen, welche dem persönlichen Dienste des Fürsten zuge-
hören, letzteres hochgestellte Beamte von der unmittel-
baren Umgebung des Herrschers.
Der erste Indschuide, der Bedeutung erlangte und als
der Gründer der Dynastie betrachtet werden muss, ist
Scharf-ed-din Mahmud ben Muhammed genannt ^-IkJ^
dessen genaue Genealogie des Dschihanarä gibt und dessen
Geschlecht auf Chwadsche Abdallah Ansari , nach andern
auf Abu Aijub Ansari zurückreicht. Er bekleidete die
»Stelle eines Verwalters des Krongutes in Fars 3) (daher
der Name der Dynastie) und war bis zum Jahre 736 Statt-
halter dieser Provinz *), welchen Posten er durch die Ver-
wendung und Freundschaft des berühmten Emir Dschuban
erhalten hatte. Sein Besitz in Schiraz und Schebänkäreh
war so bedeutend, dass er jedes Jahr eine Revenue von
J) Nach Quatremere hist. des Mongols I, p. 130 im charizmi-
schen Dialekte.
3) Vgl. das Mathla' as-sa'adein v. Äbder-razzäq in den Not. et
Extr. des manusc. du Roi t. XIV, p. 46.
•j Wie bedeutend dieselben waren, ergibt sich aus der Nach-
richt, dass unter Ghazan 20.000 Feldmasse als reines Krongut, das
mit Steuern nicht belastet war, in Fars ausgeschieden wurden;
Gesch. d. Ilchane, II, p. 66.
*) Mirchond, fol. 283 o.
10*
148
Dr. E. v. Bergmann: Münzen
100 Tunian bezog <). Ausgezeichnet durch Beredsamkeit,
Bildung und Verstandesschärfe , wusste er auch die Liebe
und Verehrung der Emire zu gewinnen, so dass, wie im
Dschihanärä gesagt wird, in schwierigen Angelegenheiten
die Grossen Jran's sich an ihn wandten. Als er im J. 73(!
durch Abu Said abgesetzt und Musafir Inaq (jLil^L*)
an seine Stelle ernannt wurde, verband er sich mit mehre-
ren Emiren 2) und suchte sich am Hofe selbst des Musafir
Inaq zu bemächtigen. Der Verfolgte suchte Zuflucht im
Palaste des Sultan's, der aber auch angegriffen wurde.
Schon war es nahe daran, dass der Sultan den Gesuchten
auslieferte, als die Einire Sijurghan ben Dschuban und
Chwadsche Lulu noch rechtzeitig zu Hilfe kamen und die
Rebellen zurücktrieben. Die aufständischen Emire fielen
in die Hände Abu Said's und entgingen der über sie ver-
hängten Todesstrafe nur durch die Intercession des Wezir's
Ghaiath-ed-din. Sie wurden sämmtlich in feste Schlösser
gefangen gesetzt; Muhammed Schah Indschu wurde in
Thabarek (.il/da), dem Castelle Isfahan's eingekerkert.
Alle Emire blieben bis zum Tode Abu Said's in Haft mit
Ausnahme Mahmud Schah's, der an den Hof zurückkehren
i) Auch Ibn Batutah toi. p. 65 nagt, dass Schiraz eine der
einträglichsten Städte sei. Der damalige Steuereinnehmer berechnete
die täglichen Einkünfte auf 10.000 Dinare Silber oder "2500 Dinare
in uiaghrebinischeuiJGolde. ^p s p^lp J^*>* «-^ L-""*' ^v^* ^
Unter Tunian, das verschiedene Bedeutungen hat, ist hier eine
Summe von 10.000 Dinaren zu verstehen.
2) Nach Mirchond I. c. waren diese: jL» -Xt^., ry ^ -X«-*-
Jfil» ^-j1 -^e52-? J$ß~>J*-*\ iV *UjUaLi-
des Indschuiden.
149
durfte «). In diese Zeit fallen aller Wahrscheinlichkeit die
Ereignisse, welche nach der Erzählung Ihn Batntah's 3) die
Familie Mahmud Schah's nach dessen Absetzung trafen.
Husein ben Emir Dschuban, welcher Gouverneur von
Schiraz geworden war 3) f wollte vor dem Antritte einer
Heise nach Irak, AbuTshaq und seine Brüder Rukn-ed-din*)
und Ma'sud Beg, die Söhne Mahmud Schah's und deren
Mutter Thäsch Chätun festnehmen und aus Schiraz fort-
bringen lassen, um sie zur Herausgabe der väterlichen
Reichthümer zu zwingen. Die Gefangenen wurden aber
auf dem Marktplatze von Schiraz von den Einwohnern an
welche Thäsch Chätun sich hilfeflehend wendete, befreit
und Emir Husein mit seinem Anhange zur Flucht genöthigt.
Letzterer kehrte mit einem starken Heere zurück und
nahm die Stadt nach friedlichem Uebereinkommen wieder
in Besitz. Nach der Freilassung Mahmud Schah's scheint
dessen Familie nachTebriz zu ihm sich begeben zu haben,
denn wir lesen im Dschihanärä und im Mirchond, dass die
Söhne nach dem Tode ihres Vaters aus Tebriz flohen.
Arpa-Chan, der Nachfolger x\bu Said's Hess nämlich als-
bald nach seinem Regierungsantritte Mahmud Schah am
J5. Redscheb d. J. 736 hinrichten unter dem Vorwande,
dass dieser einen Sprössling aus dem Stamme Hulagu's
«) Mirchond ; tbl. 283 v.
2) 1. c. p. 65.
3) Ob dieser Husein ben Dschuban, der nach Mirchond fol.
281 v. unter Solinian Chan hingerichtet wurde, der unmittelbare
Nachfolger des Musatir Inäq, lässt sich bei dem Schweigen der
Quellen nicht entscheiden.
*) Dieser Rukn-ed-din wird nur von Ibn Batutah einmal ge-
nannt; es könnte möglicherweise eine Verwechslung mit dem weiter
unten erscheinenden Mahmud Schah hier vorliegen.
150
Dr. E. v. Bergmann: münzen
heinilich erziehen lasse t) wahrscheinlich aber aus dem
Grunde, um sich seiner Reichthümer zu bemächtigen s).
Die Söhne flohen wie bereits erwähnt aus Tebriz ; Masud
Schah wandte sich nach Rum (Kleinasien) zum Scheich
Hasan Buzurg, dem Dschelairiden , dessen i^li oder
Stellvertreter er wurde 8), und welcher ihn nach dem
Dschihanärä mit Bacht, der Tochter des Emir Dimeschk
Chwadsche *), der Schwester der Dilschad Chätuii 5), ver-
malte. Seine beiden Brüder Mahmud Schah und Abu Ishaq
traten in den Dienst des Ali Padischah des mütterlichen
Oheimes Abu Said's6). — Wie Mirchond sagt, ereilte Arpa-
i) Die Stelle bei Mirchond f. 284 v. lautet: p~ULü! jjjj-*
2 ülp- Ojj\'i £ hj5^) ^ •^*si O*^ "-if^ "X*Ä*J ^^° ^^ ^**
j± o\&~J>)[jt> ^j^j j\ iJj^J A\>l öjly. J>y ö^p- -iJ^U J^j i-fj~"\
3jj\ ^jli iX^y Vt j>j\i C^uy^' Kanin ist bekanntlich der Crösus
der Orientalen. Ibn Batutah lässt irrig Mahmud Schah auf Befehl
Abu Said's hingerichtet werden.
2) Das Mausoleum Mahmud Schah's in Schiraz wird wie auch
ein von demselben erbautes Stationshaus in Jezduchas von Ibn
Batutah erwähnt; 1. c. p. 51 und 79.
3) So Mirchond f. 284 v. Das Dschihanärä lässt ihn «jLo^ »Jju
werden.
4) Dimeschk Chwadsche, ein Sohn des Emir Dschuban, wurde
von Abu Said, angeblich wegen verbotenen Umganges mit Weibern
des königl. Harems, hingerichtet.
5) Abu Said hatte Dilschad nach seiner Vermählung mit
Baghdad Chatun, der Tochter Emir Dschuban's geheirathet; da der
Sultan letztere nachher vernachlässigte, wurde er von ihr aus Rache
vergiftet. Scheich Hasan Buzurg heirathete Dilschad nach dem Tode
Abu Said's ; vgl. Ibn Batutah, 1. c. p. 122 ff.
«) jjj 0IL2L Jld. üf Mirchond f. 282 v.
der Indschuiden.
151
Chan für dieses Blutvergiessen, bald die Strafe; nach einer
Niederlage, die er durch Ali Padischah und dessen
Schützling- Musa bei Karabagh erlitten, fiel er in Gefangen-
schaft und wurde zur Blutrache den Söhnen Mahmud
Schah' s ausgeliefert *). Die folgenden Kämpfe brachten
den Indschuiden neue Vortheile. Ma'sud Schah Indschu
wurde mit Schems-ed-din ZakariaWezir des Hasan Buzurg
nach dessen Siege über Ali Padischah *). Von diesem
Zeitpunkte an beginnen leider die Nachrichten über unsere
Familie lückenhaft zu werden, wenngleich wir ihre Schick-
sale in grossen Umrissen verfolgen können. Das Dschiha-
närä sagt dass Hasan Buzurg den Ma'sud Schah mit
Zustimmung des Baghi Basti, eines Sohnes Dschuban's 3),
nach Schiraz sandte, giebt jedoch kein Jahr an,- Hamdallah
Mustaufi bestätigt diese Nachricht*), da nach ihm Fars und
Schebänkärch im Jahre 741 im Besitze des Dschelaleddin
Mäsud Schah ben Mahmud Schah waren. Das Dschihanärä
fügt der obigen Angabe nur kurz bei, dass Ma'sud Schah
im J. 743 auf Befehl Baghi Basti's, der auf ihn eifersüchtig
i) Mirehond f. 285 r. AläjT ^U^" ^tj ^ \j o^ \tj\^
2) Mirehond f. 2S6 r. J^st^^U ^o\>j <-~*a-* ^r*=>- f^-A-^
Sl*\j> £ [,j>j ^jjJI ^p^i i»-\j>. j js^_\ &b, .yi jlL ^y ftUi (sie)
hier muss aber offenbar statt Mahmud Schah Macsud-Schah gelesen,
den letzterer war in die Dienste des Dschelairiden getreten. •
8) Mit jjjy und &\2>j~«i derselben Mutter entsprossen.
4) Hammer, -Geschichte der Ilchane, II, p. 321.
152
7">r. E. v. Bergmann : Münzen
zu werden begann , umgebracht wurde. Abu Ishaq hatte
sich seinem Bruder angeschlossen, denn nach unserer
Quelle war er zu eben dieser Zeit aufBefehlMa'sudSchah's
mit einem Heere gegen Schebankareh gezogen. Auf die
Nachricht vom Tode seines Bruders kehrte er sofort nach
Schiraz zurück, vertrieb Baghi Basti und setzte sich auf
den Thron; er schlug nun selbst Münze, und Hess das
Kanzelgebet in eigenem Namen verrichten i). Seine Macht
gewann bald Bedeutung, und Ibn Batutah, der wie bereits
erwähnt, zur Zeit seiner Regierung Schiraz besuchte, gibt
die Stärke der Armee Abu Ishaq's auf 50.000 Türken und
Perser an, und bemerkt, dass die Einwohner Isfahan's,
das also auch dessen Scepter gehorchte, die treuesten
Unterthanen seien, während die Schirazer misstrauisch
überwacht würden, und das Waffentragen ihnen bei Todes-
strafe verboten sei. Kurze Zeit nach seinem Regierungs-
antritte hatte Abu Ishaq einen Angriff des Melik Aschraf,
eines Bruders des kleinen Hasan und Enkel Dschuban's
zu bestehen. Derselbe wurde abgewiesen und Aschraf
kehrte nach Iraq zurück 2). Es blieb aber nicht bei diesem
einem Versuche. Als nämlich Aschraf und Baghi Basti
vom Hofe Hasan's des Dschelairiden, dem sie sich ange-
*) Dschihanära : 2>y Jj£ j\j<JLi a.X.a,i jS\y j*s- Uj| i>\j>
Jy J}$>~ f\l
L> AJas»
Es sei hier bemerkt dass das Dschihanära Baghi Basti schreibt,
während Mirchond diesen Dschubaniden^jL.jl ^L (so auch Ham-
mer) nennt.
2) Mirchond toi. 2BS.j^\y )LJ ^ j\jC> j^sZ-1 j\ <Jj^>\ JÜ*
der Tndschuidcn.
153
schlössen hatten, in Folge ihrer Verdächtigung- durch
Hasan den Kleinen fliehen mussten, unternahmen sie einen
neuen Raubzug gegen Fars, wo sie plünderten und Aber-
quh niederbrannten. Auf die Nachricht von diesen Vor-
gängen, traf Abu Ishaq Anstalten zur Verteidigung von
Schiraz; die Verbündeten waren nur mehr eine Station
hiervon entfernt, als die Nachricht von der Ermordung des
kleinen Hasan durch einen arabischen Gardisten eintraf
(a. 745), die sie zurückrief *).
Von einem wenig erfolgreichen Versuche Abu Ishaq's
seine Grenzen zu erweitern, erzählt Ihn Batutah. Er wandte
sich zunächst gegen Jezd, welches er auch einnahm. Emir
Modhaffer Schah, Sohn des Emir Mohammed Schah ben
Modhaffer befestigte sich nun in einem Schlosse, 6 Meilen
von Jezd gelegen, wo er sich mit ausserordentlicher Zähig-
keit gegen Abu Ishaq vertheidigte, so dass letzterer
schliesslich sich genöthigt sah, ein Uebereinkommen mit
dem Gegner zu treffen, wornach die Chuthbah in des
Indschuiden Namen verrichtet werden sollte, Modhaffer
Schah aber in seinem früheren Länderbesitze verblieb.
Ueber die ferneren Schicksale Abu Ishaq's melden
die Quellen äusserst wenig; wir erfahren nur, dass im
J. 754 derselbe dem Emir Muhammed Modhaifer nicht
Widerstand leisten konnte, sondern Schiraz verliess, und
*) Mivchond fol. '289 r. jl^w ilo- ^*H JsH y\j<*\ f? $
j£r* j\*\ j^j j\ jUiW ^.t -XJJu^j j[yCj La* fci^ \A ^^3
etc. J~ju ^«^ »-^,-^1 jll* utyj^ *-*-*\j>j^ wJl»- j\ jWj> Cr*2"*
154
Dr. E. v. Bergmann: Münzen
den Weg nach Schülistan einschlug *), um sich nach
Kalai Sefid zu begeben.
Mubäriz-ed-din verblieb in dem Besitze seiner Erobe-
rungen 2) und Abu Ishaq der sich wahrscheinlich noch
einige Zeit in einem kleinen Theile von Fars behauptete,
fiel schliesslich in die Hände seines Gegner's, der ihn am
21. Dschumadi I, d. J. 758 „in dem Meidan des Glückes
von Schiraz, der einer seiner Schöpfungen war," hinrichten
Hess »).
Abu Ishaq war jedenfalls eine bedeutende Persönlich-
keit; das Dschihanärä rühmt seinen edlen und hochher-
zigen Charakter und Ibn Batutah nennt ihn einen der aus-
gezeichnetsten Herrscher seiner Zeit von schöner Erschei-
nung und grosser Macht. Er erzählt wie Abu Ishaq mit
dem Könige von Indien an Freigebigkeit zu wetteifern
versuchte und erwähnt dessen grossartigen Bauten zu
Schiraz. Und wie diese Stadt überhaupt im VIII. Jahrhun-
dert der literarische Brennpunkt Persien's war und sich
dadurch die ehrenvolle Bezeichnung „där-ul-ilm" „Statte
1) v. Quatremere, hist. des Mongols, p. 382 Note. Schulistan
erhielt seinen Namen von den ,J*£», einem nomadischen Stamme
Persien's, der gegen das J. 300 d. II. die Hälfte von Luristan in
Besitz hatte, um d. J. 500 aber daraus vertrieben wurde. Die Lage
Schulistans wird durch das noch heut zu Tage existirende Kalai
Sefid bezeichnet, das als Stadt dieses Landes genannt wird. Schu-
listan liegt demnach an der Grenze der Provinzen Fars und Chuzi-
stan, im Westen von Schiraz. Ibn Batutah (II p. 88) nennt die Schul
eine persische Tribus und rühmt ihre besondere Frömmigkeit.
2) Denn nach Mirchond gehörte im J. 75G Fars dem genannten
Modhafferiden; vgl. Quatremere, hist. des Mongols I, p. 449.
s) Der Text des Dschihanärä lautet: & j\j& O^U-* öl.X.o^p
der Indschuiden-
155
der Wissenschaft'"' erwarb, so lebten auch am Hofe Abu
Ishäq's Dichter und Gelehrte , unter ihnen Obeid Sakjani,
der sich durch seine Hezeliat d. i. Possen und Schnurren
bekannt machte «)<
Von diesem Abu Ishaq ben Mahmud Schah, dessen
Geschichte wir vorstehend zu geben versucht haben, besitzt
das kais. Münzkabinet eine Reihe von Dirhemen, 7 an der
Zahl, welche in ihrem TypUs sehr den bekannten Münzen
der Modhafferiden gleichen. Leider ist ihre Erhaltung mit
Ausnahme eines einzigen Stückes eine derartige, dass die
Randschriften mit dem Datum grösstentheils zerstört und
nur die Legenden im Felde der Münzen erkennbar sind.
Ich gebe im Folgenden die Beschreibung dieser Dirheme :
1. Av. aIN
innerhalb einer Einfassung von
12 Bögen.
1. unten: Us-
In den Segmenten : a1H ^ le J^y)
Rev.: *Dt Jej£U
oben: L*f links: ^Ifl-; unten: ÄjLä~-
i> (sie)
Gr. 5, Gew. 3-25 Gr.
*) Hammer, Gesch. der Ilchane II, p. 205.
lob Dr. E. v. Bergmann: Münzen
2. Av. : wie vorher; über a!\ Ornament.
Rev.: aIIIJpJ^M
oben: Äl«»; links: ^; rechts: <>w>-.
Gr. 4«/*, Gew. 3-4 Gr.
3. Av. wie Nr. 1.
In den Segmenten: aÜI—J^— Je— l>Uc-^*£-^»jj1
Rev.: aIHJsJ^U
oben: -^IiÄLj; links O; rechts Ow*" 5 linten: *»U«*-»j
Gr. 5, Gew. 3-25 Gr. vgl. die Abbildung.
4. Av.: AÜ1
±*
(sie)
oben: aHJ-o; unten: aIc (sie) ; verwetzt.
Rev.: *ÜIJej£U
der Indsehuideu.
oben: k~*>; rechts: ,>*—••=*-; unten: a>U«^.
Gr. 5, Gew. 3-02 Gr.
5. Av.: i\ All l
jL*fAÜ1
AÜ| J^j
oben: i-o; unten: aJlc; über: a!I Ornament.
In den Segmenten : aIII b- jUc.
Kev.: aW>J£U
aJ^JW
rechts : ,>w». ; unten : üuU*-*».
Gr. 5, Gew. 3-12 Gr.
6. Av. : Symboluni.
Rev.: aÜ! J^ J$X\
unten: ÄiU«.^.
Gr. 4y3; Gew. 3-25 Gr.
7. Av. : Symbolum.
links'? ^lo; unten: x>>~? verwetzt.
M -OUc^t
Rev.: J£U
Gr. 5, Gew. 3-55 Gr.
157
158
Dr. E. v. Bergmann : Münzen
Der Avers der vorstehend beschriebenen Dirheme
bietet einige Varietäten; auf Nr. 1, 2 und 3 steht unter
dem Symbolum noch ein Wort, welches ich ohne Bedenken
U>- lese, so dass der Sinn ist: Muhammedus legatus Dei
in veritate. Dieses U>- findet sich noch einmal auf einem
in der Revue Beige 1861, p. 52 publicirten Mudhafferiden-
dirhem aus Schiraz v. J. 775. Daselbst wird es es als mot
douteux U>- bezeichnet imd die Vermuthung ausgesprochen
dass es einen laudativen Sinn habe. — Auf Nr. 4 erscheint
die Formel A-lc- *1H i-o in corrumpirter Schreibweise ; auf
ein deutliches J^> folgt ein wie aÜ aussehendes Wort,
während unten die Buchstaben aIc stehen , so dass ich an-
fänglich vermuthete hier ein abgekürztes ÄJ>c zu finden,
wie es z. B. auf Ak-koyunli Münzen (Nova Suppl. p. 146,
Rev. Beige, 1862 p. 97) vorkömmt. — Auf Nr. 7 ist unter
dem Symbolum ziemlich deutlich das Wort -x*>* zu
erkennen, wahrscheinlich a!1 JusU zu ergänzen '). — Be-
merkenswerth ist schliesslich, dass von den vier Raschidin
Aly mit dem Epitheton aUI J^ ausgezeichnet ist »\ durch
welches vielleicht eine versteckte Andeutung der Hinnei-
gung der Indschuiden zum Schiitismus ausgedrückt werden
soll und dass das Ja des Wortes J^ auf Nr. 3 durch
zwei darüber gesetzte Punkte bezeichnet ist.
Auf dem Revers begegnen wir zu oberst dem Namen
al-Mutawakkil alaallah, durch welchen unsere Dirheme
i) Auf einer Dschelairiden Münze, N. Suppl. p. 108.
a) Ebenso auf Mudhafferidendirhemen, vgl. Iiev. Beige 1861,
53.
der Tndschuiden.
159
noch ein besonderes Interesse erhalten. Ich glaubte zuerst,
in demselben ein allerdings ungewöhnliches Laqab Abu
Jshaq's erkennen zu dürfen; aber das Schweigen der
Quellen hierüber, die nicht unterlassen, die beiden Laqab
Scharf- ad-din und Dschalal-ad-din von den historisch
weniger bedeutenden Mahmud Schah und Masud Schah
beizubringen, sowie hauptsächlich ein im Journ. Asiatique
III, serie 1. 11, 1841, p. 3 17mit mehreren andern publicirter
Dirhem, die ich ebenfalls den Indschui^en zutheile (dar-
über unten weiteres), lassen eine solche ErkLärung als
unannehmbar erscheinen. Während gewöhnlich auf den
Münzen das Laqab al-Mutawakkil ala allah zu oberst steht
und dann der Name Abu Jshaq's folgt, findet sich auf
dem beregten Dirhem die folgende Anordnung der sonst
gleichen Aufschriften: Jf^^y)
Wollte man nun das fragliche Laqab auf Abu Jshaq
beziehen, so würde das Abgehen von der üblichen Aufein-
anderfolge des Laqab's und der Kunja unbegreiflich
erscheinen ; so heisst es z. B. auf Buiden-Dirhemen immer
Rukn-ad-daula Abu Ali Bujeh nicht aber Abu Ali Rukn-ad-
daula-Bujeh. Eine derartige Umsetzung des officiellen
Namen's kann unmöglich etwa auf das Belieben des Stem-
pelschneiders zurückgeführt werden; das Laqab al-
Mutawakkil ala allah muss also eine von Abu Jshaq ver
schiedene Person bezeichnen, und kann, da ein Regent
dieses Namen's in der gleichzeitigen Geschichte sich nicht
findet, nur einem der abbasidischen Schattenchalifen in
Aegypten zugehören. Wir erfahren hierdurch, was die
Quellen verschweigen, dass die Indschuiden ebenso wie
16()
Dr. E. v. J'ergniaunu.' Münzen
die Toghluqschahiden, die Mudhafferiden und die Sultane
voii Bengalen formell das geistliche Supremat der Abba-
siden anerkannten, eine Anerkennung die damals zur
Mode geworden war, in unserem Falle aber wohl zumeist
in BUcksicht auf das sunnitische Bekenntnis» der Unter-
thanen Abu Jshaq's , namentlich der Einwohner von
Schiraz und Tsfahan, welche dem Versuche Muhammed
Chodabendeh's, den Schiitismus in seinem Reiche einzu-
führen, so kräftigen und erfolgreichen Widerstand ent-
gegensetzten i), geschah. Bei einem Blicke auf die Liste
dieser abbasidischen Chalifen finden wir aber in den Jahren
743—758, in welche nothwendig die Prägung unserer
Dirhemen fallen muss , keinen Chalifen gleichen Namen's ;
al-Mutawakkil ala allah, der Nachfolger al-Mutadhidh's
billali kann nicht in Betracht kommen, da sein Begierungs-
antritt im J. 763, also 5 Jahre nach Abu Jshaqs Tode
erfolgte. Es liegt demnach hier ein Widerspruch zwischen
den Münzen und den historisch -beglaubigten Reihenfolge
der aegyptischen Chalifen vor. Vergeblich habe ich bei den
Historikern ein Lösung desselben gesucht, so dass nur
eine auf Conjektur beruhende Erklärung erübrigt. — Man
könnte zunächst an den in der Chalifengeschichte nicht
ohne Analogon dastehenden Fall denken, dass der auf den
Dirhemen erscheinende al-Mutawakkil dieses Laqab nur
auf kurze Zeit bei seinem Regierungsantritte angenommen
habe, um dasselbe später gegen ein anderes zu vertauschen,
in gleicher Weise wie al-Mutawakkil ala allah (232 — 247
d. H.) nach dem Zeugnisse Masudf s, ehe er sich so nannte,
das Laqab al-Muntasir billah durch zwei Tage führte und
dass dieses erste und anfängliche Laqab von Abu Jshaq.
l) lbn Batutah 1. B. p. 57 ft.
der ludschuiden.
161
auf seinen Stempeln beibehalten worden, wie ähnlich
ziemlich gleichzeitig auf den Münzen Togluq-Schahs vom
Jahre 742 sich noch der Name des im Jahre 740 abge-
setzten al-Mustakfi billah findet *).
Eine solche Erklärung erscheint aber bei näherer
Betrachtung nicht annehmbar; durch den unter Nr. 1 be-
schriebenen Dirhem vom Jahre 752 (denn nur so kann das
unvollständig erhaltene Datum ergänzt werden) ist nämlich
ein sicherer Anhaltspunkt gegeben zur Ermittlung des-
jenigen Chalifen, welchen wir in dem räthselhaften al-
Mutawakkil zu erkennen haben; es ist al-Hakim II biamr
allab, der v. J. 740 bis zum J. 753 regierte. Wenn wir nun
selbst die Ausprägung jener Dirheme deren Datum zerstört
ist, möglichst weit, also in das J. 743 zurückdatiren und
annehmen , dass Abu Jshaq das anfängliche officielle
Laqab des Chalifen auch fernerhin auf seinen Stempeln
beibehalten habe, wofür allerdings kaum ein genügender
•Grund abzusehen ist 2), so bleibt immerhin ein Zeitraum
von fast drei Jahren (740—743), während welcher al-Hakim
das Laqab al-Mutawakkil geführt haben müsste. In diesem
Falle würde aber das Schweigen der Quellen hierüber ganz
unbegreiflich sein. Viel wahrscheinlicher daher ist die
Annahme, dass al-Hakim nicht im Beginne, sondern im
Verlaufe seiner Regierung das nicht officielle Laqab al-
Mutawakkil ala allah angenommen habe, und dass dieser
•) Das merkwürdigste Beispiel eines derartigen Anachronis-
mus bieten die Münzen Ghaiathed-din Balban's, Dschelal-ed diu
Firuz(f 695) etc., mit dem Namen des letzten bagdadischen Chalifen.
8)Conjekturen wie dass es inFolge der Unterlassung einer offi-
ciellen Notificirung der Namensveränderung von Seite der Chalifen
geschehen etc. sind unhaltbar.
11
162
Dr. E. T. Bergmann: Münzen
ungeschichtliche Namen dem geschichtlichen auf den
Münzen Abu Jshaq's aus einem uns unbekannten Grunde
substituirt worden sei. Ein ähnliches Faktum bietet der zu
Harunia im J. 171 geprägte Dirhem, auf welchem Harun
ar-Raschid als „al-Chalifa al-Merdhi erscheint »). — Durch
die wahrscheinliche Identität al-Hakim's und al-Mutawak-
kil's ist zugleich eine Zeitgrenze für die übrigen Dirheme,
deren Jahreszahl zerstört ist gegeben ; ihre Prägung kann
nicht nach dem J. 753 stattgefunden haben. Wir wissen
auch in der That, dass Abu Jshaq im J. 754 Schiraz vor
Mubariz-ed-din räumen musste, und dahin aller Wahr-
scheinlichkeit nach nicht mehr zurückkehrte.
Ein beachtenswerther Umstand ist , dass Abu Jshaq
auf seinen Stempeln sich den Titel Sultan etc. nicht bei-
legt, sondern mit der Setzung seines blossen Namens sich
begnügt, obwohl er in keinem Suzerainitätsverhältniss zu
irgend einem der damaligen Machthaber stand, der in
diesem Falle auch auf den Müuzen genannt wäre. Ibn
Ratutah nennt ihn wiederholt Sultan, Mirchond aber und
das Dschihänärä bezeichnen ihn nur als den „Scheich Emir
Abu Jshaq" ; nichtsdestoweniger könnte er aber doch
den Sultanstitel geführt haben, da der grosse Hasan in
denselben Quellen auch nur als „Scheich Emir" erscheint,
auf seinen Münzen hingegen sich auch Sultan nennt 2).
Als Prägeorte finden sich Schiraz, Aberquh und
Schebänkäreh. Aberquh, das auf einem Dirheme v. J. 752
steht, muss nach seiner gänzlichen Zerstörung durch Baghi
') Stickel, Handbuch I, p. 86.
2j Vgl. Rev. Beige 18G2, p. 92.
der lndschuiden.
163
Basti und Malik Aschraf im J. 744 wieder rasch aufgeblüht
sein. Der interessanteste Prägeort ist unstreitig Schebän-
käreh , der bisher meines Wissens nur auf einigen Timu-
riden Münzen nachgewiesen wurde '), und über welchen
hier einiges zu sagen nicht unpassend sein dürfte, wobei
ich auf Quatremere, histoire des Mongols, I p. 440 fl. ver-
weise. — Der Name Schebankäreh bezeichnet eine Provinz,
die im Nozhah al-kulub folgendermassen begrenzt wird :
„Sie stösst an Fars, Kerman und an das Meer von Fars
und enthält sechs bewohnte Ortschaften und eine warme
Region; zur Zeit der Seldschuken, heisst es weiter, über-
stieg das Erträgniss ihrer Einkünfte mehr als 200 Tuman,
gegenwärtig bringt sie 26 Tuman und 6000 Dinare ein.
Die Hauptstadt besteht aus zwei Städten jL! Jg und olSjj
Zerkau, welche einst Dörfer waren und erst unter seld-
schukischer Herrschaft eine Stadt wurden. Die Entfernung
Jg's von Schiraz beträgt 38 Parasangen." Jakut (vgl.
Juynboll, Merasid IV, p. 203) sagt, dass Jg die persische
Aussprache für *£\ sei, und bemerkt dass die Früchte
von da nach der Insel Kisch ausgeführt werden.
-^
Bei Quseley, Travels II App. 471 wird Schebankäreh
als ein Compositum aus schubän, pastor und käreh Hirten-
land erklärt. Nach andern erhielt dieser Landstrich seinen
Namen von den Schebankäreh (vgl. jl^JUI^j^lfl bei Ibn
al-Athir) einem kurdischen Stamme, welcher in einer nicht
mehr zu ermittelnden Zeit sich hier niedergelassen hat.
•) Nova Suppl. p. 327 daselbst jlSJlJj geschrieben; es findet
sich übrigens auch die Form ^\5CiLl».
11*
164
Dr. E. v. Bergmann: Münzen
Mirchoncl spricht von Kriegen, welche die Türken von
Schebänkäreh mit den Buiden bestanden ; den andringen-
den Mongolen leistete Melik Mudhaffer-ed-din Schebän-
käreh tapferen Widerstand bis zu seinem Tode; Tekad-
schenek, der Feldherr Hulagu's beliess die Herrschaft den
Nachkommen Modhaffer-ed-din's, welche sich bis zum Be-
ginne des VIII. Jahrhundert behaupteten. Zum letzten Male
wird Schebänkäreh in der Geschichte der Indschuiden und
Modhafferiden genannt, von dieser Zeit verschwindet der
Name, der erst unter den Mongolen in Aufnahme gekommen
und sich daher bei Jakut nicht findet, wieder spurlos.
Nach dem vorstehend Gesagten ist also unter dem Schebän-
käreh der Münzen die Hauptstadt dieser Provinz, Idsch
oder Ig zu verstehen, wie Sedschestan für Zerendsch etc.
gebraucht wird.
Zum Schlüsse müssen wir bemerken, dass zwei
Münzen, welche von Saulcy im Journ. asiat. III. ser. t. 1 1
a. 1841 p. 316 ff. edirt worden sind, wahrscheinlich den
Indschuiden und zwar Abu Jshaq zugehören. Ich sage wahr-
scheinlich, weil nach Saulcy's mir sehr zweifelhaft erschei-
nender Lesung auf dem daselbst unter Nr. 4 aufgeführten
Dirheme das Datum 79. . ? (vermuthlich 75. ?) stehen soll.
Saulcy legt sie einem Mudhafferiden Prinzen , Abu Jshaq
(788 — 795 in Sirdschan) bei , und bezieht das Laqab al-
Mutawakkil ala allah auf den abbasidischen Chalifen
gleichen Namens. Aber der Umstand, dass die Aufschriften
des Avers wie des Revers mit unseren Dirhemen überein-
stimmen (die Prägeorte scheinen zerstört zu sein) , sowie
dass auch auf diesen Stücken der Sultanstitel fehlt , den
sich die Mudhafferiden immer auf ihren Stempeln beilegen,
gibt uns die Berechtigung, sie den Indschuiden zuzu-
der Indschuiden.
165
theilen i). Eine Revision dieser beiden Dirheme durch
Herrn von Saulcy wäre sehr wünschenswerth ; wir hoffen
übrigens, dass, vielleicht durch diese Zeilen veranlasst,
demnächst eine grössere Zahl von Indschuiden-Prägen
werde publicirt werden, die bisher in den Münzsamm-
lungen unbeachtet und unerkannt geblieben sind.
i) Soret weist eine zu Schiraz? im J. 748 geprägte Münze dem
Dschubaniden al-Aschraf zu •, da Schiraz aber damals im Besitze der
Indschuiden war, so ist diese Zutheilung jedenfalls unrichtig-, bei
der theilweisen Zerstörung des Stadtnamens erscheint übrigens die
Lesung Schiraz fraglich. Rev. Beige, 1862 p. 91.
166
W. Tiesenhausen : l'eber zwei In Russland
X.
Ueber zwei
in
Russland gemachte kufische Münzfunde.
Von
"W. Tiesenhausen.
I.
Unter den der kaiserl. Archaeologischen Commission
zu St. Petersburg in denüetzten Jahren aus verschiedenen
Theilen Russlands eingeschickten und von mir unter-
suchten Funden kufischer Silbermünzen sind die beiden
folgenden durch ihre Reichhaltigkeit sowohl an seltenen,
als auch an bisher unbekannt gewesenen Stücken einer
besonderen Beachtung wertli.
Der eine derselben, der im Jahre 1867 in Glasow' sehen
Kreise des Gouvernements Wjätka gemacht worden ist,
befand sich in einem hohen silbernen Kruge und ent-
hielt — ausser einem länglichen Silberbarren , zwei
Sasaniden (Hormuzd IV, an. 9 und Chosroes II, a. 29) und
zwei Ispehbeden (Churschid a. 102 und Omar a. 127) —
gegen 1500, grösstentheils sehr gut erhaltene Chalifen-
gemachte kufische Miinzfunde.
IGT
und Taheriden-Dirhems. Der grössere Tbeil dieser Münzen
ist der schönen orientalischen Münzsammlung der kaiserl.
Eremitage einverleibt, eine nicht unbeträchtliche Anzahl
aber an das Asiatische Museum der kaiserl. Akademie der
Wissenschaften (s. Me langes Asiatiques, t. VI, p. 143 — 150)
und das Moskausche Museum abgegeben worden.
Die älteste kufische Münze des ganzen Fundes ist
vom Jahre 80 d. H, (699 — 700 unserer Zeitrechnung), die
jüngste vom Jahre 228 (= 842 — 843). Folgende darin
befindliche Stücke sind, soviel ich weiss, bisher unbekannt
gewesen :
I. Omeijaden.
1 — 2. Zwei, mit sehr ungeschickt ausgeführten Cha-
rakteren und, wie mir scheint, in el-Djezira (ä/j*-0
geprägte Münzen, aus den Jahren 80 und 81 d. H. ; auf
der letztern (s. die beigefügte Abbil-
dung) ist das Jahr der Prägung also
zu lesen:
u^*j (sie) _x>-j <Cj 3
3. El-Sus (u^Jl) a. 80. Mir
sind nur noch Münzen dieser Stadt
aus den Jahren 81, 90 und 94 bekannt.
4 — 7. Dimeschk a. 85 (mit einem Punkte unter
dem ä» des Stadtnamens) und a. 108, 113 und 116 (diese
drei Stücke haben geperlte Buchstaben, wie die gleich-
zeitigen Goldmünzen.)
8. Harn ad an (sie! ü±+&) a. 93. Das von General
Bartholomaei edirte Stück vom Jahre 94 (Troisieme lettre
ä M. Soret, p. 5, Nr. 2) war, wenn ich nicht irre, bisher
168
W. Tifsenhausen : lieber zwei in Rassland
die einzige omeijadische Silbermünze , auf welche der
Name Hamadan vorkommt.
9. Sorrak a. 94; die älteste Sorraker-Mttnze ist vom
Jahre 90 (Tomberg, Num. Cuf.p.302, Nr. 14, a. tab. XIV).
10. Istachr a. 96. Wenn wir von der nur fragmen-
tarisch erhaltenen Istachr-Münze des Stockholmer Museum*
absehen, welche Prof. Stickel in das Jahr 88 verlegt (Z. d.
deutsch, morg. Ges. IX, p. 250), so beginnt die Reihe der in
dieser Stadt geprägten Omeijadenmünzen ebenfalls mit
dem Jahre 90 (Mus. Cuf. Borg. II, pag. 3—5, tab.).
11. Suk-el-Ahwaz a. 96. Auch unter den bisher
vorgekommenen omeijadischen Dirhems dieser Prägstätte
gehört der älteste in das Jahr 90 (Frähn, Quinque Cent,
p. 313; Gaillard, Description des monn. espagn. etc. p. 344
bis 345, Nr. 5731, Tab. XIV, Nr. 2; Bartholomaei lre lettre
:\M. Soret, p.,16, Nr. 11.)
12. Ab er sehe hr a. 97, mit einem grossen Pttnete
unter dem vor dem Worte iL* stehenden j>.
13. El-'Aal (J JUll)a. 97 (s. die Abbil-
dung.)
Ob unter diesem JU1 das jUl! ö\lA\ d. h.
die westlich von Baghdad gelegene und die vier Bezirke
von el-Anbar, Badurja, Katraboll und Mesken umfassende
auch unter dem Namen Sii jb bekannte Gebiet (s. Jakut's
Geogr. Wörterbuch s. v. JU11 und JUll Ö^V), oder etwas
anderes zu verstehen sei muss ich ftir's erste unentschie-
den lassen.
14—15. K er man, a. 100 und 101.
16. El-Kufaa. 102.
gemachte kulisehe Münzfunde. luif
17. El-Afrikijaa. 104.
18. El-Mubarekaa. 117.
II. Abbasiden.
19. Ardeschir Churre a. 134; es ist die älteste
der uns bisher zugekommenen abbasidischen Münzen
dieser Stadt, aus der uns schon Omeijaden-Dirhems mit
den Jahren 90, 93, 95, 97 und 98 bekannt sind.
20. Dschondi Sabur a. 138. Der Name dieses
Prägorts erscheint bekanntlich schon auf Omeijadenmünzen
seit dem Jahre 80.
21. El-Muhammedija a. 154. Rev. j L^J lf L
22. Medinet- es -selam a. 158, mit Runter der
letzten Zeile des Glaubenssymbols auf der Rückseite der
Münze.
23. Sedjestan a. 166. Rev. Llil io aUI Jj-y J^st
24. El-Basra a. 167. Rev. IL^I Ifll^-Xyll ***&$
25. Arran a. 168. Rev. i^> aIII J^-y x><£- .cj>~ ^>
26. El- Jemama a. 168. Rev. J-o aÜI||J^^ j^-IL^-
^Ijusll^j^liuUil aJcaIJI. Auf der Vorderseite befinden
sich zwei grosse Punkte über der ersten Zeile des Glau-
benssymbols. Eine andere Münze desselben Fundes, die
170
"SV. Tiesenhausen : l'cbcr zwei in Russland
ebenfalls in el-Jemama a. 168 geprägt ist, unterscheidet
sich von der eben beschriebenen dadurch, dass der Name
j£~ durch aIH ±s, und letzterer durch >-» y> , (nicht
_x.*«j ^y wie auf der Münze von el-Jemama a. 16!) in
Frähn's Reeens. Nr. 114) ersetzt ist.
27. Kenn an a. 168. Da der Revers die Inschrift:
t |i«-^>* üJbU II 1*»^ aJc I *M J^> aM Jyj -^ erhält,
so ist zur Prägung dieser Münze augenscheinlich ein alter
Avers-Stempel verwendet worden.
28. Medinet-es-selam a. 170. Rev. Jj-y p<^
p Ulli mit den seit jener Zeit erscheinenden zwei concen-
trischcn Randinschriften.
29. Medinet Djey (j>. k*Sc) a. 171. Rev. ||UI
I L>i^ll^-ol öjy>> ÄiJsLl bj*\\e (U>_j<dic .aÜI lo Lill J^jj^.
.SJy. So getrennt wie hier erscheint das Wort .iljUl (ge-
wöhnlich .iyLo) auf Münzen von el-Muhammedija aus den
Jahren 170, 171, 179 und 191 (s. Reeens. Nr. 126, 129,
165 und Tornberg, Nuin. Cuf. Nr. 132, 138, 223). Aller
Wahrscheinlichkeit nach bezieht es sich auf den Chalifen
Harun und wird wohl in demselben Sinne aufzufassen sein,
wie das Oj^ /&/ auf einer Kupfermünze aus Buchara
vom Jahre 173 (Reeens. Nr. 141).
30. Med. es-selam a. 175. Rev. iyj^^ Uill \\Jyj J^-
mit den zwei üblichen Randinschriften.
31. El-Mubareka a. 179. Rev. 11^ dM J^-y +«<
^*> x*p l^s-j. Das ^ neben dem Namen .x~p lässt kaum
remachte kufische Münzfundc.
171
daran zweifeln, dass es, als Abkürzung von X*> oder >^l-<
sich auf den Träger jenes Namens, und nicht auf den
Werth der Münze beziehe.
32. Med. es-selam a. 180. Rev. Llll Jyj x£- ?
^a*^ p^-^^r^ i>"x*sJL L^"0^ cA~\\ ^ J^ ü^«^ ^ ^ ^
33. Dimeschk a. 181. Rev. lf |Ia11| J^j j^s£.|
Dschafar ben Jahja ist natürlich der mächtige Barmekide,
der auf den Münzen jener Zeit gewöhnlich nur unter dein
Namen ^ä»^ (ohne Patronimicum) erscheint. Der in der
ersten Zeile genannte Dschafar wird wohl eine andere
Persönlichkeit, vielleicht der Statthalter von Damask, und
Chaled ein Unterpräfekt, oder umgekehrt, gewesen sein.
Uebrigens findet man den Namen jlo. auch auf einem
Baghdader Dirhem vom Jahre 178 und auf einem Dinar
des Jahres 187. Die Bezeichnung ^j£ auf Silbermünzen
ist mir nur auf Prägen der Stadt el-Rey (= el-Muhamme-
dija) aus den Jahren 179 und 180 vorgekommen (s. Torn-
berg, Symbol. II, Nr. 25; Idem, Num. Cuf., Nr. 163; Frähn,
Recens. Nr. 178; Nesselmann, Die 6rient. Münzen etc.
p. 41, Nr. 114-115).
34. El-Muhammedija a. 183. Rev. aIIIII J^j x*£ L
35. Medinet Zerendsch (<^>j L*±c). Rev. Ji^. ||j.c
£ äS^j j, ju^ll ÄüsLl Lj 3 a-1© AÜ1 J-o aW Jj-y. Rem
Aly ben Bereke begegnen wir auch auf Zerendscher
Münzen aus den Jahren 181, 182, 184, 185 und 186.
172
W. Tiesenhausen: Heber zwei in Russland
36. Afrikija oder el-Abbasija a. 183. (?) Rev.
^"J L*° ^ J^-y -^ 't ^Der der ersten Zeile ein sechs-
armiger Zweig, wie wir ihn auf den ältesten omeijadischen
Kupfermünzen antreffen.
37. El-Muhammedija a. 184. Rev. wie auf Nr. 34.
38. Medinet Zerendsch a. 186. Rev. lldH J^-y j^
jui^ll iuLlsU L^aJp dil Juo; über der ersten Zeile: 1p
unter der letzten <S~» oder *%>.
39. Sanaa (Ulo;) a. 186. Rev. |Uyj|U^||(?) &>>
j . .IUI. Vgl. Frähn, Recens. p. 25*, Nr. 199.
40. El-Muhammedija a. 187. Rev.ll.dil J^j -X^IL
41. Dimeschk a. 188. Rev. dJI J-o dl!
J
J^> J«si
42—43. Zwei Münzen aus Herat a. 193, von denen
eine auf dem Revers die Inschrift:
die andere:
dl
jj dll Jup L>4.UI -X^p enthält.
44. Maaden el-Schascli a. 194. Rev. I Llll Jj-y ji^
45. Medinet Merw ( ^y> L>m) a. 194. Rev. -X^J 11*11
j> dll juc||j4Ui -x^p JjjjjüyUI j^d\ *> j»\ lf ||dfll J^
J^2aSi Cr^U^ryl. Ueber dem ä im Namen J.*3*^ steht ein
Punkt.
'omachte kutischo Münzfunde.
173
46. Medinet Ni sä bur a. 195. Rev. wie auf Nr. 45,
und auch mit einem Punkte über dem J^aill.
47. He rat a. 196. Rev. J^ll [1*111 II Jy* Jlj^ll *11
48. Medinet Balch a. 197. Rev. ||*lll|| J^ J|jud|*ll
c L>CüU ^11 ^
49. Medinet Nisabur, a. 198. Auf dem Avers,
ausserhalb der Randsrhrift, über dem Worte ^jL*j , steht
*lll juff (vgl. Tornberg, Num. Cuf. p. 71, Nr. 270 und p. 308
Nr. 270 a.) Rev. ,jwUJ1p|| *M II Jyj || j^j| *1). In dem-
selben Funde war auch ein Dirhem aus Nisabur vom
Jahre 198, ohne jenen *M Juff.
50. Medinet Zerendsch a. 199. Avers unter dem
Synib. das bekannte J^-41; Rev. wie auf Nr. 49.
51. Medinet Nisabur a. 199. Av. und Rev. wie
auf Nr. 50.
52. Medinet es-selam a. 203. Die Inschrift des
Reverses: jy>\ j> *ill juff LyAil^ru^l ** y>\ \e *M Jj^j -x^t|i^
|^Jju4-ll -xvc J.? J.? 0<1^H beweist, dass er mit einem
alten Stempel aus den Jahren 180 — 192 geprägt wor-
den ist.
53. Fars a. 203. Auf dem Avers zuunterst: J^'^
Rev. Jj löjll^ruXl aj ^11^ *1H **^- D^lil||*lll Jj*>j .>«sd|*ll
tjCA, Jl ji wJlL> j\ j> Je j^^s-j* J> J^ ü4Ul||-H^ Die
Münze ist also zu Ehren des bekannten Imam's Aly Ridha
geprägt, von welchem uns bisher Münzen der Jahre 202
174
AV. Tiesenhausen : Ueber zwei in Kusslaiul
bis 204 aus Samarkand, Ispahan und el-Muhammcdija
vorlagen. S. auch Nr. 55.
54. Sarmarkand a. 204. Av. Jy~4l Rev. ji^Li)
jUilll AÜlll Jy-j||. Das Wort }U1, das wohl mit dem a11
zu verbinden ist, also hier soviel als JU> aJJI bedeutet,
erscheint auch auf einem von Frähn untersuchten Bagh-
dader Dirhem vom Jahre 170 im Charkower Universitäts-
Museum (Frähn's handschr. Nachlass, Bd. XI, p. 68) und
auf Samarkander Münzen der Jahre 205 (s. Nr. 56) und
206 (Frähn, Nov. Suppl. p. 34, Nr. a, 1). S. auch Nr. 56.
55. Ispahan a. 205. Dieselben Legenden wie auf
Nr. 53, mit dem Unterschiede, dass auf dem Revers unter
der letzten Zeile noch ein ^ steht.
56. S a m a r k a n d a. 205. Av. und Rev. wie auf Nr. 54.
57. Medinet- es -sei am a. 211, mit dem einfachen
Rev. AÜll Jy-y x£. hil.
58. Dimeschk a. 212. Rev. wie auf der vorher-
gehenden Münze.
III. Tahiriden.
59. El-Muhammedija a. 206. Auf dem Avers,
ausser dem gewöhnlichen Glaubenssymbol, zwei concentri-
sche Randinschriften, von denen die eine, innere, den
Namen des Prägorts und die Jahreszahl, die andere,
äussere, aber folgende Legende: o j^Uall o Ju<p*. o j> J.^-
enthält *) Rev. J<.^\ II jjj! II Jj-y I x^ ILi. In demselben
i) VgL Frähn, Samml. klein. Abhandl. p. 124, Nr. 2, tab. I,
Nr. 11, und Tornberg, Num. Cuf. p. 309, Nr. 315 a, Tab. XIV.
gemachte kufische Miinsfunde. liO
Funde befanden sicli auch Münzen aus el-Muhammedija,
ebenfalls vom Jahre 206, denen auf dem Avers die äussere
Randschrift fehlt, auf dem Felde aber, über dem Symbol,
der Name J^ und unter der letzten Zeile i_?s£ ^ (in
den Mel. Asiat. VI, p. 148 steht wohl aus Versehen Js> j>)
beigesetzt ist, wie auf den zwei el-Muhammedija-Münzen
desselben Jahres bei Tornberg, Symbol. III, p. 14, Nr. 22
und Nesselmann, Die Orient. Münzen, p. 68, Nr. 240 und
p. 85.
60. Medinet Zerendsch a. 207. Rev. ,>CcMj.i
<j^y^\ j* Ul JyjJ^Ul Ale! Die Segensformel aM
xs-\ ist mir sonst nicht vorgekommen; vielleicht ist aber
nur durch ein Versehen des Stempelschneiders das dem
c folgende Häkchen mit dem letzten Buchstaben verbunden
wir hätten dann aDI ajcl zu lesen, in demselben Sinne wie
das y,-s<ai Ali! &js\ auf Kupfermünzen. Der Ibn-el-Kausi
könnte ein Sohn jenes ^^ sein, der auf Zerendscher-
Münzen aus den Jahren 190 (s. Tornberg Num. Cuf.p.307,
Nr. 216, a, tab. XIV) und 192 (T. Ch. Tychsen, De defect.
p. 81; Frähn, Samml. klein. Abhandl. p. 124) erscheint.
61. El-Muhammedija a. 209. Rev. I J^w JLx^lLli
üJ°||a1I1
62. Sarmarkand a. 210. Rev. wie auf Nr. 61.
63. Ispahan a. 210. Rev. .lUlllj^Jj^iU
64. Merw a. 215.
65. Ispahan a. 219.
66. Sarmarkand a. 224.
171)
W. Tiesenhausen : L'ebcr zwei in Uusslarul
07. Fars a. 224.
68. Komm(?) a. 225.
69. Merw a. 226, wie bei Tornberg, Symbol. IV,
Nr. 56.
n.
Der zweite Fund, der im April des Jahres 1868 in
der Stadt Murom (Gouvernement Wladimir) gemacht wor-
den ist, enthielt gegen 2y2 Pud (= 73, 03 Wiener Pfund)
kufischer Silbermünzen , unter denen sich etwa 14 Pfund
zerbrochener Stücke befanden. Den Hauptbestandteil des
Fundes bildeten 10,079 Samanidendirhenis, der Rest be-
stand aus 818 sogenannten bulgarischen Nachbildungen
samanid. Münzen, 140 Chalifen-, 4 Taherideu-, 18 SofiV
riden-, 2 Sadjiden- und 16 Buweihidenmünzen. Im Ganzen
also enthielt der Fund 11,077 Stücke von denen das älteste
im Jahre 97 d. H. (== 715 — 716), das jüngste im Jahre
328 (= 939 — 940) geprägt ist. Die brauchbaren Exem-
plare sind ebenfalls verschiedenen öffentlichen Münzsamm-
lungen Russlands einverleibt worden (vgl. Mel. Asiat.
To. VI, p. 187 — 194); eine Auswahl von 553 Doubletten
erhielt das grossherzogl. oriental. Münzkabinet zu Jena.
Zu den bisher unbekannten Prägen rechne ich fol-
gende Stücke:
I. Abbassiden.
1. Medinet -es -sei am a. 270 (883—4). Av unter
dem Glaubenssymbol : <OJl J>(^0- Rev>: unter dem Glau-
benssymbol: uHjl^ji ^ ^ 3.S**\
Ich brauche wohl kaum zu bemerken, das Oyj\\^j,->
der Titel des damaligen Veziers jJbie. j> -xdo ist, dem
gemachte kufische Miinzfundc.
177
wir auf Münzen desselben Jahres aus el-Basra, el-Ahwäz
undSchträz und auf Münzen vom Jahre 271 aus Serrmenra,
el-Mossul und Badghts begegnen . Vgl. auch Nr. 2.
2. Der Prägort ist nicht mehr zu erkennen ; das Jahr
■der Prägung ist 271 (884 — 5). Avers unten: ^>UI «x^>.ljjl
aÜI ^jjJ, der Vorname und Ehrentitel des zweiten Thron-
erben und Bruders el-Mu'tamed's, Tal ha, der gewöhnlich
unter dem Titel <0Jl> J^l , wie auf der vorhergehenden
Münze erscheint.
Kevers: C^b^j^lK*^ .J*) JÜ>*M
3. Medinet-es-seläm, a. 273 (886 — 7). Unter-
scheidet sich von dem von Bartholoinaei bekannt gemach-
ten Baghdäder Dirhem desselben Jahres (3e lettre ä M.
•Soret, Nr. 16) dadurch, dass auf dem Avers dem aÜL J^il
noch eine Zeile mit der Inschrift aU! ^jJ ^^>U11 vorangeht.
4. 8 c r r m e n r ä, a. 280 (893—4). Revers : M j^il
5. Tiflis, a. 297 (909—10). Avers: II j, u*,l*\\ j\
u*r*jd jy*\ Revers : a)H. jXj\,\
Dieselben Aufschriften wiederholen sich auf den fol-
genden 14 Münzen.
6—7. el-Basra, a. 298 (910— 11) und 303(915— 6).
8. Fars, a. 299 (911—912).
9—10. el-Küfa, a. 300 (912—3) und 311 (923-4).
11. Wäsit, a. 308 (920—921).
12— 16. Schiräz, a. 312 (924—5), 315(927—8),
-317 (929-930), 319 (931—2) und 320 (932).
12
178
W. Tiefenhausen : L'ebcr sweJ In ttus&land
17—18. Ispahän, a. 316 (928-!)) und 318 (930
bis 031);
19. Arradjan, a. 318 (930-931).
II. Soffariden.
20. 'Oman (öU«j), a. 295 (907— S). Avers unten:
j^ ji^lU Revers: p 11*111* JüC\\
21. Sedjestän, ä. 321 (933). Avers unten: ^se>- y\
Revers: x*£- j> j^IIaM* ^>]}\
Diese Münze gehört, wie ich glaube, zu den Prägen
der späteren oder zweiten Soffariden-Dynastie, die sich
seit dem Jahre 310 Sedjestän's bemächtigt hatte (s.
Hammer, Gesch. des osman. Reichs, Bd. IX, p. 262) und
sich daselbst unter dem Namen der „Könige von Nim -
vüz" einige Jahrhunderte hindurch behauptete. Der auf der
Rückseite nach dem Chalifen genannte Ahmed ben
Mohammed wird wohl der Vater des berühmten Chalef
ben Ahmed i) sein, von dem wir Goldmünzen aus den
») Hinsichtlich (.'ha lefs Abstammung herrscht, wie schön
Mirkhond bemerkt, einige Unsicherheit (vgl. Ilist. prior, reg.
Persar. Viennae 1782, p. 3b\ 110); doch finde ich bei Ohondemir
(j<Jt\ wou>», Teheran Ausg. v. J. 1271, p.tt.Y) folgende, sich
auf el-Isfizäri's OL*> f~j\j stützende Angabt!: ry _X«s>-! ^y cjÜLs*-
2.) s^J ^y, ^jut^- jI ^y oiL>- -y X^-. Auch in Frähn's band
schriftlichem Nachlasse fBd. XXV, wo dieser zweiten Soffarbion-
Dynastie unter dem Namen JuaIsLI ÄLjJ! Erwähnung geschieht .
wird nach dem f^yyh O^ Chälßf's Vater t^jils*. /j _x«s£. • t j^>-1
iumachto kulisehe Jlünzfumle.
179
Jahren 331 (?), 334 (?), 355 und 375 besitzen (s. E.
Thomas, Suppl. Contributions to the series of the coins
ofGhazni, p. 151—153).
Räthselhaft ist das Erscheinen des Namens aIII» ^^H
auf unserer Münze, da dieser Chalife erst im Jahre 322 zur
Regierung gelangte. Es Hesse sich zwar annehmen, das*
die Vorderseite, wie auf einem Baghdader Dirhem vom
Jahre 302 (T.Ch.Tychsen in Comment. Gotting, Lp. 125,
Nr. X), oder einem Samarkander Dirhem vom Jahre 310
(Tornberg, Symbol. IV ; Nr. 99), mit einem verjährten
Stempel geprägt worden sei i), wenn uns nicht noch eine
andere, in Medinet-es-seläm a. 320 geprägte Münze des-
selben Chalifen vorläge (Tornberg, Num. Cuf. p. 114,
Nr. 502), auf deren Vorderseite sich zugleich der Name
seines Sohnes J.-oÄilyl mit dem Titel O^i^ .A^ £* ^e"
findet. Er darf daher eine schon in den Jahren 320—321
statt gehabte Erhebung zu Gunsten des Rädhy-billäh vor-
ausgesetzt werden, die vielleicht auch seine Einkerkerung zur
Folge hatte. Auf diese Vermuthung hin erlaube ich mir den
auf der Vorderseite unserer Sedjestänernüinze genannten
Abü-Dja'far für den zweiten Sohn desselben Chalifen zu
halten, dessen Abul Mahäsin (ed. Juynboll, II, p. V*n)
unter dem Jahre 323 erwähnt.
22-23. Sedjestän, a. 323 (934—5) und 324 (935
bis 930). Avers und Revers wie auf Nr. 21.
') Eher könnte dies von den Münzen des Jahres 321 aus
Badachschän (Fr ahn, im Bullet, histor. To. V, p. 121 und Torn-
berg, Num. Cuf. p 214, Nr. 419) und Nisibin (S o r e t , Lettre ;*i
M. Dorn, p 21, Nr. 27) gelten. Vgl. auch unten die Ferwaner-Münzf;
v. J. 320.
12*
1 ^o
J-av-' W. Tieseuhausen: Ueber zwei in Russland
III. Samanideu.
a) Ismail ben Ahmed.
24. Enderäbe, a. 290 (902—3). Avers: Ueber dem
Glaubenssymbol ein dem Stadtnamen £ ähnlich sehendes
Wort ( A dem wir auch auf Balcher Dirhems vom Jahre 292
und 293 (Frähn, Recens. Nr. 41, 50; Tornberg Num.
Cuf. p. 164, Nr. 67, und p. 166, Nr. 82), so wie auf einem
Fils von Buchara aus dem Jahre 330 (Frähn, Rec. p. 91,
Nr. 231) begegnen; vielleicht nur ein verschnörkeltes '<£ .
II e^
Revers: -x<s»l y J.*««^! <0Jl jrS.[\
25. Enderäbe, a. 291 (903—4). Unterscheidet sich
von den bisher bekannten Enderäber Dirhems dieses Jahres
durch Weglassung des ÄSjjJI J^ unter dem Glaubenssym-
bol der Vorderseite.
26. el-Chottel, a. 293 (905— 6). Avers unten: ^Ll
-X-l y. Revers: y ^*cJ\ JaIIL Ju-xll LU| J^w J Lx<^ • aÜ •
El-Harith benAsad, dem wir auch auf der folgen-
den Münze begegnen, erscheint auf Chotteler Dirhems aus
den Jahren 292—294 (Frähn, Rec. Nr. 43, 54; Torn-
berg, Symb. IV, Nr. 70 und Num. Cuf. Nr. 98).
Der auf der Rückseite genannte D j a'f a r b e n A h m e d
über den die mir bekannten Geschichtsquellen schweigen
wird wohl derselbe sein , der auch auf einem Chotteler
Dirhem vom Jahre 312 erscheint (Frähn im Bullet, bist.
V, 120).
gemachte kufische Miinzfunde. 181
27.EndidjäräghoderAbdendjärägh(£l>£juL)>
a. 293 (905-0). S. den beifolgenden Holzschnitt.
Avers unten : j J j> <1^~\
Revers unten: J^l^ J~*aJ||,)JJI ilÖl
Der Name des auf der Vorderseite
genannten el-Haritb ben Asad,
der, wie wir gesehen haben, auf den
gleichzeitigen Chottelermünzen erwähnt
wird, lässt nicht daran zweifeln, dass die Stadt in
der unser Dirhem geprägt ist, zu dem Gebiete von el-
Chottel gehört haben muss. In der That erwähnen Ibn
Haukai, el-Istachri, el-Idrisi (s. Juynboll, Lexic. Geogr.
Vol.V, p. 130, 132, 133) und Jäküt (Geogr. Wörterb. T.II,
p. I VI, s. v. öys^T, und p. i . V, s. v. JJ*U) eines in der
Landschaft el-Chottel befindlichen Städtchen's c\>\dj^\y
das wohl am gleichnamigen Zufluss des Djfhün lag. Vgl.
auch Sprenger, Post- und Reiserouten, p. 45; Wüsten-
feld in der Zeitschr. der morg. Ges. Bd. XVIII, p. 483;
Barbier de Meynard, Dict. geogr. p. 185. Es ist,
glaube ich, dieselbe Stadt, die bei Ibn Chordädbeh unter
dem Namen Ö^Ujjul erscheint (s. Journ. Asiat. 6e serie,
T. V, p. 38 und 246). Unter einer ähnlichen Benennung-
erwähnt sie el-Ja'kubi (ed Juynboll, p. IV), der sie zu dem
Gebiete von Balch zählt, indem er sagt: ^ Jl* Äi.ju»^
(sie) dSj\ ^jJI w^^Lo (sie). Da el-Jakübi sein Werk zu
Ende des IX. Jahrb. verfasst hat, so könnte der hier ge-
nannte el-Harith ben Asad derselbe sein , der auf unseren
Münzen erscheint.
182
W. Tiesenliausen : Ueber zwei in Russland
28. Ma'aden (ö-W), a. 293. Revers: .x^l j> J-**«»l
29. el-Ma'aden (0 J«H* ), a, 295 (907—8). Avers
unten : aÜL ij^X\. Revers : x*>*\ j>. J***J\.
30. Balch (£), a. 295. Avers: äUU j&\. Kevers:
31. Ferwän (ö^>), a. 29G (908-9). Avers: ju&l
^üli Revers : -IJ 0 J^> Lx«>.l ^ J-***>\
Statt o\jj> könnte vielleicht auch j>jj> gelesen wer-
den (besonders da das \ nur wenig- über die übrigen Buch-
staben hervorragt), doch ziehe ich erstere Lesung vor, da
die Mehrzahl der Samanidenmünzen in dem Muromschen
Funde aus den östlichsten Landschaften des Samaniden-
reichs stammen. Vgl. auch Dorn in den Mel. Asiat. VI.
p. 190 — 1. Auf Ferwäner Prägen ist zuerst von E.
Thomas (On the coins of the kings of Ghazni, p. 301 bis
306) aufmerksam gemacht worden.
Die Inschrift auf der letzten Zeile der Rückseite halte
ich für zwei durch ein Viereck getrennten Hälften des-
selben Wortes, dem wir auf der unter Nr. 34 beschriebenen
Münze v. Ma'aden Pendjhir a. 299 begegnen.
b) Ahmed ben Ismail.
32. es-Saghäniän ( \^?5^ jUi^ll.), a. 297
(909 — 10). Revers: J**cJ j, x*A\\M> >&&!. Münzen aus
es-Saghänian (einer Stadt in Mawerannahr) sind meines
Wissens bisher noch nicht vorgekommen.
gemachte kufische Jlünzfunde.
183
m. Mcrw, a. 299 (91 1—912). Avers unten: V £
Revers: J-*^J j> x*>~\ LüJljjk^ill
34. Ma'adenPendjhtr, a. 299. 8. den beifolgenden
Holzschnitt Nr. 1.
Avers: aUI^jJäII und darunter noch ein Schnörkel.
Umschrift : «~j aL-j jS5^'- ^-^ y J1* *-
Revers: Unter dem Glaubenssymbol: J~**J ^y x<p-\
v— -si ijSÜ. Umschrift: <Ll dL*j\ aU! Jyj x^l.
jkib ^^ftj aJj\ a-j
Vor einigen Jahren war der Archaeolog. Commission
aus einem in Kiew gemachten Funde ein ähnlicher Dirhem
zugekommen (s. den Holzschnitt Nr. 2), der leider am
Rande an einigen Stellen abgebrochen und überhaupt ab-
geschliffen ist. Das ^^s£. Ija ^ÄJ ist übrigens deutlich er-
184
W. Tiesenhausen : Ueber zwei in Kussland
lullten; das darauf folgende Wort und der Anfang des-
Wortes üj»o sind verloren gegangen. Auf der Rückseite
vermissen wir unter dem Namen des Emirs Ahmed ben
Isma'il die beiden Worte, die sich auf der Münze des
Muromschen Fundes befinden; statt derselben sehen wir
vier kleine Querstriche.
Bemerkeuswerth is das Wort ^,-iü , das auf diesen
beiden Münzen, so viel weiss zum ersten Male, an die
»Stelle des gewöhnlichen v_^-J> und des selteneren J^
tritt.
Wie die beiden Worte jj\ <-**.-£- (vielleicht ein meta-
phorischer Ausdruck für Münze?) zu lesen sind, ist mir
bisher räthselhaft. Ein <~~£- finden wir auch auf einem
Dirhem von Nisabür aus dem Jahre 314 (Tornberg,
Symbol. IV, Nr. 95). Vgl. oben die Ferwänermünze vom
Jahre 296. Sollte das Wort mit dem <-*■>• auf Münzen von
Buchara aus den Jahren 345 — 350, oder dem v_^sL auf
Münzen von el-Muhammedija aus den Jahren 178 und 180
verwandt sein.
Noch glaube ich darauf aufmerksam machen zu
müssen, class auf der Münze des Muromschen Fundes, so-
wohl in der Randschrift der Vorderseite, als in der letzten
Zeile des Reverses unter dem Worte <-~st der Buchstabe
■9- und zwei Punkte zu sehen sind (auf dem Dirhem des
Kiewer Fundes finden wir nur zwei Punkte unter dem w^*
und dem Worte üy^)-
Die ältesten uns bekannten Münzen der durch ihre
Silbergruben berühmten Stadt Pendjhir (ohne j-X**) sind
aus dem Jahre 256 (Tornberg, Num. Cuf. p. 92, Nr. 381).
gemachte kufische Miinzfunde.
185
35. el-Ma'aden, a. 302 (914 — 5). Avers : j-^jV
Revers : J~«<^l ^y j^p-I aÜU jjüill.
Der Abu Nasr erscheint auch auf gleichzeitigen
Minzen von Balch (a. 299), Enderäbe (a. 297, 299, 300.
303), Pendjhir (a. 302) und Samarkand (a, 302). Frähn
vermnthete, es sei der Vorname des Ah med ben Moham-
med benJahja, dem wir auf Balcher Münzen aus den
Jahren 295—297 begegnen (Bullet, hist. T. I, p. 3). Viel-
leicht ist es der Statthalter von Chorasan <^*M j\ ^ j-^y^
Jüiü! , der später von Karätegfn , dem Statthalter von
Balch, bekriegt wurde (s. Abulfeda, ed. Reinaud, p. IV \
und Jäküt's Geogr. Wörterb. Bd. IV, p. \ . XV, s. v. Ja,).
c) Nasr ben Ahmed.
3(3 — 39. esch-Schäsch, a. 286 u. 287; Samarkand,
a. 299.und Nlsäbür, a. 300. Revers : j^>.\ ^r^|hlll,jj£iU
Diese vier Münzen sind ohne Zweifel mit alten Avers-
Stempeln geprägt worden.
40. Nisäbür, a. 305(917—918). Avers: in einem
kleinen Kreise das Glaubenssymbol, um welches die ge-
wöhnlichen zwei Randlegenden laufen, und ausserhalb der
äussern noch die Inschrift : lüTj aÜ! ^-s» , welche wir,
etwas modificirt auch auf geschnittenen Steinen finden (s.
Reinaud Descr. des monum. musulm T. II, p. 36—37).
Revers: _x<>-l j> j~<a> Ulli jjüill *ül J^j\ x^- II *^ m^
der gewöhnlichen Umschrift: £\ &L>j\ aDI Jj-y J^ und
ausserhalb derselben ebenfalls: US^ aUI^^. Auf Balcher
180
W. Ticsenhausen : L'eber zwei in KusMand
Dirhems vom Jahre 316 finden wir bloss a1)^~». (Adler ,
Mus. Cuf. p. 60, Nr. 44; Toniberg, Nmn," Cuf. p. 207,
Nr. 370), während auf einem Fils von Buchära aus dem
Jahre 358 und auf einem Buchärischen Dinar vom Jahre 359
nur aJJI j£ steht (Fr ahn im Bullet, scient. T. II, p. 84).
41. Samarkand, a. 306(918^-9), Revers: 1 1^111 jJ^U
x+>-\ jj ^jsC, Die älteste uns bisher bekannte Münze
dieses Jahjaben Ahmed ist vom Jahre 290, ebenfalls
aus Samarkand (Tornberg in Zeitsehr. der deut. morg.
des. Bd. XXII, p. 292, 705 und Antiquarisk Tidskrift, vol.
III, p. 55, Tab. I); die jüngste vom Jahre 319 aus Nisäbür
(Früh n in Bullet, histor. T. V, p. 119; Dorn in Mel. Asiat.
T. VI, p. 194; s. auch Toniberg' Num. Cuf. p. 212,
Nr. 400).
42. Ma'aden (J-X*r), a. 3Ö& Avers unten : *111 ^^
während auf einem anderen Maadener Dirhem vom Jahre
30ß aus demselben Funde aU SjjJM steht und ein drittes
Exemplar keine dieser beiden Inschriften hat.
Revers: j^-l^^^ a111>jjüäI!
4;;. Ma'aden, a. 307 (919-920). Avers; a11 &4iH.
Revers: u* Lx^l u' j^ MkjjuiM.
44. Badachschän, a..'507. Revers: ^^.^ IaIII^XaII
45. Nisäbür, a. 308 (920—921). Avers und Revers
unten o o.
4<>. Enderäbe, a. 309 (921—2). Avers unten: *
Revers oben; *£*!!, unten; .x«>-l ^y j~a> UüU >xliU
gemachte kutisclu- Münzfunde.
1-7
Sollte das f., dem wir auch auf Andaluser Dirhems
vom Jahre 190 (Gaillard), Descr. p. 35Ö, Nr. 5792) und
229 (ibid. Nr. 5807) begegnen, eine Verkürzung- von ^sS.
sein (s. Nr. 31 und 34), oder von jLsi, das sich auf Ende-
räber Münzen vom Jahre 298 (Frähn, Rec. Nr. 99; Toni-
berg, Symbol. IV, Nr. 75) vorfindet, oder von i>j&
welches auf einem Fils v. Buchara aus dem Jahre 211 zu
sehen ist, (Frähn, Recens. p.16***, Nr.3). Anhängern der
„Werthbezeichnungen" wäre ein einzeln stehendes 4- wohl
ein verkürztes v_//£ (chj£- **[>■>) oder u<a^-. Doch ein
<£. dem jJlI zur Seite macht eine solche Deutung unmög-
lich, gleichwie das '<d a11 auf einer Chotteler Münze vom
Jahre 292 (Tornberg, Symbol. IV, Nr. 69, Tab. IX) den
sprechendsten Beweis liefert, dass £ nicht als Werthzei-
ehen aufzufassen ist. £ äII und £ aU werden also wohl
den zur Verherrlichung Allah's dienenden Ausdrücken
%X\ a!1 , x^\ a11 . äj«ll a11 u. a. entsprechen.
47. Enderäbe, a. 309. Avers unten: £ Revers:
48. Badachschän, a. 309. Avers: <dl ÄjAäIL Revers:
49. Enderäbe, a. 310 (922—923). Avers: ^
Revers : y, j x>>-\ ^y ^<ai Ldll^, Jüill
50. el-Chottel, a. 310. Avers: ±+->~\ y^kx^, der
Name des damaligen Statthalters von el-Chotel. Bisher
waren mir Chotteler -Münzen mit dem Namen dieses
188
"W. Tiesenhausen : Ueber zwei in Russland
Djafar ben Ahmed nur aus dem Jahre 312 bekannt (s.
Frähn im Bullet, histor. T. V, p. 120; vgl. auch Mel.
Asiat. T. VI, p. 190). Sollte auf dem Avers der beiden
Chottel er -Münzen bei Tornberg, Num. Cuf. p. 204,
Nr. 350 und 351, nicht auch j-<p~\ y> ^**;>- statt y> j~a>
j.+>-\ zu lesen sein? Vgl. 55. Revers: (?) j~<i> j aIIL „>JÜ*11
51. Ma'aden, a. 310 (sie - ^ j^s- ÄI^. ixw. Avers:.»»
Revers : J^s-1 <y j~<ä> \^> jX&\.
52. Balch, a. 312 (924 — 5). Avers oben ein Punkt;
unten zwei Punkte. Revers; •£=»• L\«>.| y j~ä Ulli* jXjÄ}
53. Ma'aden, a. 312. Revers: a*^1 j> j^l aJJL jXj&}
54. Nisäbür, a, 312. Revers: J^l jiJ-Ä||*ltt»">iiÜ
55. el -Chottel, a. 313 (925— 6. Avers: x^ijt^M*^
(vgl. Nr. 50). Revers: j^».l fry*» M»>>£äMi
56. el- Ma'aden, a. 313 (ohne Hundertzahl Ä1*>ü-X«\Ij
_^p. JJJ) Avers: aU ä^^. Revers: p^^\ ^> ^^1*111* ^XiU
w-
57. Chottel (J-<£, ohne Artikel, also vielleicht j>"0
ä. 314 (926—7). Revers: j^l^^lUljJuili.
58. Ma'aden, a.315 (927—8. Revers wie auf Nr. 57.
59. Enderäbe, a.315 (Lr^-sic-^-c ->> -sic-Ä>j^l)
Revers wie auf Nr 57.
gemachte kufische Münzfunde.
189
60. Nisäbür, a. 310 (928-9). Revers: „JJLjXÜl
j^I
O'J'
t
Ol.Enderäb (\_J;.x;l»), a. 316. Avers: ^^ ^y ,x»»-l,
der uns bisher auf Balcher und Enderäber-MUnzen aus
den Jahren 303—309 (Fr ahn, Recens. Nr. 158, 159,
166, 175, 182, 192; Idem Num. Cuf. Nr. 55 und Tom-
berg, Num. Cuf. Nr. 250, 251, 259, 266, 276, 287) und
auf Münzen von Nisäbür und Ma'aden, a. 306 (Fr ahn,
Rec. Nr. 183. Tornberg in Zeitschr. der deut. morg.
Ges. Bd. XXII, p. 291) und Badachschän a. 306 oder 316
(Stick el in derselben Zeitschr. Bd. IX, p. 252—3) be-
gegnet ist.
62. el-Chottel, a, 317 (929-930).
Revers : -X<^ <y j*^ j ^ >■£&
63. Ma'aden, a. 317. Revers wie auf Nr. 62.
64. Balch, a. 317. Revers wie auf Nr. G2.
65. Balch, a.318. (930—931). Revers wie aufNr.62.
66. Nisäbür, a. 319.(931—2). Avers unter: ^.
Revers : Jt«=»l j> j~*> LjJlIL jXj\\.
67. Ferwän, a. 320. Revers: L^sJ^^^^u ' iaUI^I,!!
^•jSJlsQi Ueber ^jS^SX , der später auf Münzen v. Balch
(a. 324^ 325, 326), Enderäbe (a. 334) und Ghazna (a. 359)
erscheint, s. E. Thomas, Supplem. Contributions to the
series of the kings of Ghazni, p. 141 — 147.
68. Nisäbür, a. 322(933—934). Avers unten: <->
Revers: Ju^l.v .^ Llil >>UiL
190
\v. Tieseubaiuen : L'eber zwri in Rastland
Gl). Enderäbe (sie — *>jj&), a. 823 (934—935).
Revers wie auf Nr. 68.
70. Nisäbür, a. 324 (935 -.936). Auf dem Avers
unten zwei Punkte. Revers: £=»| -U=»^ yj^aülldW» ,j*>\)\
7 1 . E n d e r a 1> e, a . ."524. Avers unten : ym^*j>- (\^> &*$)
Revers : ^S&J* x^A \j, j~<a> h aIH, ^^11.
72. Ualeh, a. .-J25 (9;->t> — S):-57). Avers oben: .*., luiten :
j*& y ->-y. Revers: yS^xl» j ^^>-\ ^» ^*o» || a111> ^>UK
7.")— 7f>. X i sabür, a. 325. Avers oben: £=> (auf
einem andern Exemplar stellt J: auf einem dritten ist ein
Punkt zu beiden Seiten der mittleren Zeile des Symbols).
Revers : j.*r>-\ r/j**** !! ^ ^j^]^-
76. Samarkand, a. .')2t> (93?— 938). Avers unten:
•y- Revers: j^ ^ ^^ai|LxlHi ^o\)\.
77. Bai ch, a. 326: Avers oben : ,\, unten :|L-^ y y-y
^Jt^jy. Revers: y&fäj Lx«>J y ^-ai aUI, ^>\J I.
7S. Samarkand, a. 32? (938— 93Ö). Avers unten :
J-xc. Revers: j.*^! jj _r*ai|Lllli ^yi.
71). Baraiän i ^^ öUU) von der Jahreszahl ist
nur noch etwas wie (?) w~.> (also :}<)<>, 316 oder 326?) zu
seilen. Revers: x>>~\ y^^> , ohne Namen des Chalifen.
Vgl. Ne ssel mann, Die orient. Münz. p. 102, Nr. 65.
gemachte kulischc .Münzfunde
IV. Buheiwidcii.
191
80. Taster min el-Ahväz, a. 320. Avers unten :
O^IUO;!^ ^LJl^L Revers: ii^jJI x^c- Llilj j£j\\.
81. Ts fall an (sie jk^k^h) a. (32)3. Avers: ^yj> Je-
Revers: aüL ^(\J\).
82. Schir&z, a. 325; mit der bekannten Randinscli ritt
^*^\jj-d\j ibUJl^ ^y^l, wie auf der Schiräzer-MUnze
vom Jahre 326 bei Torhberg, Num. Cuf. p. 249 — 250,
Nr. 3 a.
St. Petersburg-.
192
Dr. Arnold Luschin:
XI.
Die Agleier.
Von
Dr. Arnold Luschin.
(Hierzu Tafel VIT.)
Unter den Münzsorten welche in innerösterreichischen
Urkunden des XIII — XV Jahrh. erwähnt werden, nehmen
die Gepräge der Aquilcjer Münzstätte einen hervorragen-
den Platz ein. Als denarii Aquilejensis monetae in lateini-
schen, als Agleier und später Friauler Pfenninge in deut-
schen Aufzeichnungen benannt <), haben sie durch ihren
ziemlich hohen Feingehalt und noch mehr durch eine ver-
gleichsweise genaue Stückelung allmälig ein grosses
Absatzgebiet sich erobert, welches vom Piavc und Taglia-
mento bis in die Niederungen der Save und Drave reichte.
Der zwitterhafte Charakter ihres Stammlandes, welches
<) In Urkunden des XIII— XV Jahrh. fand ich die Formen
Aglier, Aglyer, Agleyr, Agleyer, Aglaier, Agloier, Agleyger,
Agellaerer auch Aglayer silber, dann für die spätere Zeit Schilling
Frioler, Friauler, Friawler, Vrawler munez.
DU A-leier. 1 ™
von Romanen bewohnt dennoch auffallend viele deutsche
Einwirkungen im Rechtsleben, in den Namen der Burgen
und Adelsgeschlechter u. s. w. bewahrt hatte, kömmt auch
bei den Agleiern zur Geltung. Obwohl von italienischen
Stempelschneidern in Anlehnung an den in Oberitalien
heimischen schüsseiförmigen Typus ausgemünzt, sollten
sie dennoch nur eine freie Nachbildung kärntnischer
Gepräge sein, und der Name Frixahenses lebt als offieielle
Bezeichnung in friaulischen Urkunden zu einer Zeit no'ch
fort, da er in seiner eigenen Heimat schon längst ver-
klungen war.
In Folge der so eben geschilderten Thatsache haben
die Italiener gewiss Recht, wenn sie die Agleier Pfenninge
in den Kreis ihrer münzgcschiehtlichen Arbeiten ziehen,
und wir können ihnen für die Leistungen eines Rubeis,
Liruti, Carli-Rubbi, Gradenigo Fontanini, Fabrizzi, Muratori
('. Kunz u. s. w. *) nur dankbar sein. Andererseits ist
aber auch der deutsche Forscher vielfach bemüssigt und
dadurch berechtigt diese Pfennige in den Kreis seiner
Untersuchungen zu ziehen, woferne ihm die Münzge-
schichte kerndeutscher Lande wie Steiermark und Kärnten
nicht völlig unverständlich bleiben soll.
Von diesem Gesichtspunkte aus ist auch die nach-
folgende Arbeit zu beurtheilen. Sie wird im münzbeschrei-
benden Theile fast nur untergeordnete Varietäten als stoff-
lich neue bieten können, dagegen soll mit Zuhilfenahme
des erhaltenen Urkundenvorraths, genauer Wägungen und
wo es anging der Feuerprobe, der Versuch gemacht werden,
die Werthverhältnisse zuverlässiger darzustellen, als dies
tnsher von den Italienern geschehen war.
') Ein Verzeichniss der benützten Literatur folgt am Schlüsse.
18
194
Dr. Arnold Luschin :
I. Periode.
Vorgeschichte ( — 1204).
Das Christenthum hatte in der römischen Colonie
Aquileja schon frühzeitig- Eingang gefunden. Der Name
des heil. Hermagoras eines unmittelbaren Jüngers des
Evangelisten Markus wird uns für jene Gegenden als der
des ersten Verkünders genannt, ausserdem eine Keine von
Nachfolgern über welche nur spärliche Nachrichten vor-
liegen. Seit dem Ende des IV. Jahrh. dürfte Aquileja
schon erzbischöfliche Rechte besessen haben, die sich
zunächst und hauptsächlich über Istrien, später auch über
das daran stossende Gebiet und, wie Kubeis als möglich
hinstellt, nördlich bis Trient ausgebreitet haben. Durch
den der Kirchengeschichte wohl bekannten sogenannten
„Drei Kapitel Streit" waren die Aquilejer Erzbischöfe seit
der Mitte des VI. Jahrh. zu Schismatikern geworden, und
dies führte nach dem Tode des Erzbischofs Severus zu
einer zwiefältigen Wahl. Der schismatische Metropolit
Johannes behauptete sich zu Aquileja während der recht-
gläubige Candidianus nach dem nahe gelegenen Grado
übersiedelte. Dieses erst im Laufe des VII. Jahrhundert
beigelegte Schisma hatte aber die Folge, dass die Aqui-
lejer Kirchenfürsten dem Titel Patriarch, der ihnen wahr-
scheinlich von den gothischen Königen ebenso wie den
übrigen istrischen Bischöfen verliehen worden war, nicht
entsagten, sondern ihn fortführten. Dem rechtgläubigen
Nachbar zu Grado blieb nun nichts übrig, als diesen
Titel gleichfalls anzunehmen um nicht an Ansehen gegen-
über dem schismatischen Collegen zu verlieren, und so>
kam es, dass auch nach erfolgter Aussöhnung mit Rom in
Die Agleier. ' •';)
Aquileja und Grado die anderswo verschollenen Patriarchen
Titel üblich blieben «),
Die allmälig eintretende Erweiterung der Metropolitan -
grenzen musste seit dem die kirchlichen Verhältnisse in
Deutschland durch Bonifacius geordnet worden waren, mit
Notwendigkeit zu Conflicten führen. So kam es dass
unter dem Patriarchen Paulinus II und dessen Nachfolger
Urban ein heftiger Streit mit dem Erzbischofe Arn von
Salzburg entbrannte welcher durch wiederholte kaiserliche
Entscheidungen in den J. 811 und 819 derart geregelt
wurde, dass der Drauflnss die Grenze beider Kirchen-
sprengel bilden sollte 2).
Es kann dahin gestellt bleiben, was es mit dem per-
sönlichen Ehrenvorzuge für eine Bewandtniss hatte, welchen
die Synode von Mantua (826) dem Patriarchen Maxentiu*
ertheilt haben soll, und den sogar Papst Johann XIX im
J. 1028 ausdrücklich anerkannt habe, allein so viel steht
fest, dass der friaulische Metropolit allmälig zu grosser
Bedeutung in geistlichen und auch in weltlichen Dingen
gelangt war. Es wäre somit an und für sich die Nachricht,
dass Patriarch Popo im J. 1028 vom deutschen Könige
Konrad II das Münzrecht für seine Kirche erwirkt habe gar
nicht unglaubwürdig, zumal ihm schon mehrere deutsche
*) Seit dem XII. Jahrh. hatten rlie Patr. von Grado einen
Pallast zu Venedig den sie häufig bewohnten. 1451 wurde dann dies
Patriarchat Grado aufgelassen und der Bischof von Venedig zum
Patriarchen der Lagunenkönigin durch P. Nicolaus IV erhoben.
Vergl. Rubeis 540 ff.
2j Beiläufig sei hier bemerkt, dass wenigstens in der Steier-
mark der Curs der Agleier Pfenninge eine Ausnahme abgerechnet,
genau mit dem Diözesangebiete zusammenfiel.
13*
19C
Dr. Arnold Luschln :
Kirchenfürsten, sein Nachbar zu Salzburg, die Bischöfe
von Augsburg- und Freising' u. s. w. in dieser Begnadigimg
zuvorgekommen waren. Das Original dieser am 11, Sep-
tember 1028 zu Imbshausen (Immideshirtou) ausgestellten
Urkunde ist leider nicht erhalten, sondern wir kennen
dieselbe nur mehr aus einer vom Notar Peter unterm
25. November 1195 beglaubigten Abschrift i).
Die Frage ob Patriarch Popo und seine unmittelbaren
Nachfolger dies Münzrecht benutzt, ist namentlich in frühe-
rer Zeit vielfach erörtert worden. Nachdem jedoch durch
Carli-Rubbi dargethan worden, dass die Popo beigelegten
Denare Augsburger Gepräge seien, weil das angebliche
CIVITÄS ÄÜVILEGIÄ in der That CIVITKS
ÄVGVSTÄ zu lesen sei, gewann die von diesem ge-
lehrten Numismatiker vertretene Meinung die Oberhand,
dass die Aquilejer Patriarchen erst seit Wolfker (1204 bis
1218) zu münzen begonnen hätten *). Carli-Rubbi gieng
nämlich von der Ueberzeugung aus, dass nicht nur eine
K. Otto I zugeschriebene Urkunde, welche schon 963 den
Patriarchen Rodoald mit dem Münzregale begnadet,
*) Der vollständige Abdruck bei Liruti Della inoneta . p. 38,
mit Weglassung der Beglaubigungsformeln bei (Rubeis; De nuni.
patr. Aq. p. 13. — Die wesentliche Stelle lautet „ . . concedimus . .
sancteAquilejensi ecclesie etPoponi patriarobe. . licenciam monetani
publicam infra civitatem Aquileje faciendi. Igitur denarios ipsiua
monete ex puro argento firmiter preeipimus fieri et Vcronensis
monete denariis equiparari , nisi prenominatu.s patiiarcha sua s]hhi-
tanea voluntate velit meliorare. Habeant licentiain oimios regni
nostri negotiatores in qualibet venali merce ipsos denarios aeeipere,
si tarnen fderint simplices falsitate."
3) Zanetti Raccolta 11 p. 11-2 Nr. 122 und zumal Note a.
Die Agleier.
107
sondern auch jene Verleihung von 1028 grobe Fälschungen
seien ').
Was nun die Urkunde aus der Üttonenzeit anbelangt,
so würde der Umstand, dass aus dem X. Jahrb. vergleichs-
weisewenig' echte und eigentliche Münzprivilegien stammen,
hinreichen, um uns zur grössten Vorsicht zu mahnen. Wir
weiden daher dem verwerfenden Urtheile Carli - Rabbi'«
völlig beipflichten können, welcher mit schneidender Ironie
bemerkt, man habe ihm das „Original" dieser Münzrechts-
verleihung samint den schon besprochenen Popo-Denaren
in dem Archive eines wohlbekannten „höchst gelehrten
.Subjects" seinerzeit vorgewiesen.
Schwieriger steht es unzweifelhaft mit der zweiten
von Carli Rubbi vertretenen Behauptung, welche auch die
Urkunde von 1028 für eine Fälschung erklärt. Es kann
sich hier, wo das Original verloren gegangen ist, nur um
den misslichen Beweis der Unechtheit aus innern Gründen
handeln. Manche der von ihm erhobenen Einwände z. B.
dass der Name des Kaisers die italienische Form Conradus
statt der deutschen Chuonradus, jugalis G-islae statt conjugis
habe, selbst der Fehler in der Indictionen-Rechnung und
das ungewöhnliche „Data anno" . . . sind sicherlich auf
Rechnung der Flüchtigkeit zu setzen, mit welcher die
italienischen Notare bei Vidimirungen vorzugehen pflegten.
Bedenklicher sind einige ungebräuchliche Redewendun-
gen, zumal die Stelle welche von den Pfenningen verlangt,
•j a. a. 0. p. 112 und namentlich p. 238. Die Ansicht Rubbi's
hat in jüngster Zeit Carlo Kunz: Denari e Sigillo die Volchero p. 1
wiederholt,, dagegen enthalten die Regestenwerke Böhmers
(Nr. 1343) und Stumpf, Reichskanzler II, p. 161 keinen die Echt-
heit der Urkunde bemängelnden Zusatz.
198
Dr. Arnold r,uschin:
dass sie simplices falsitate sein sollen i). Dennoch würden
dieselben kaum ausreichen die Urkunde zu verdammen.
Um so wichtiger ist darum die gleichfalls von Carli-Rubbi
erhobene Thatsache,dass keine jener kaiserlichen Urkunden,
welche der von Konrad dem Salier an die Kirche von
Aquileja gemachten Schenkungen gedenken, irgendwie
des Münzrechtes Erwähnung macht 2). Von keinem Belange
erscheint mir hingegen , dass dies Privilegium aus keinem
der alten bis ins XIV. Jahrb. zurückreichenden Urkunden-
verzeicknisse des Patriarchats nachgewiesen werden kann,
weil diese zumal was die altern Bestände betrifft, sehr
summarisch abgefasst sind.
Bevor wir unsere Untersuchung abschliessen, ist es
erforderlich zu erheben welche Daten für eine Münz
geschiente Friauls aus der Zeit vor 1204 noch ausserdem
erhalten sind.
Seit dem Jahre 1169 werden in den Urkunden der
Patriarchen von Aquileja Friesacher Pfenninge, denarii
Frisacenses, erwähnt, eine Münzsorte welche den italieni-
schen Numismatikern nicht wenig Erklärungsversuche
gekostet hat. Sie hatten einerseits nachgewiesen, dass die
spätem Aquilejer Denare im Verkehre ebenfalls „Frie-
sacher" Frexahenses, Frisacchi u. s. w. genannt worden
seien, und waren andererseits überzeugt, dass man an
l) Ausserdem noch im Eingange: nostri esse juris s. matris
ecclesie res pro viribus augere et auetas paeificare und gleich
darauf, .notum sit Omnibus s. dei ecclesie utriusque fidelibus.
3) So die Urkunde Kg. Heinrich III vom J. 1040, ferner der
grosse Freiheitsbrief K. Friedrich I vom J. 1180 . . . omnibus ad
ducatum et regalia pertinentibus et hoc est placitis, collectis fodro
districtionibus universis etc. . endlich das Diplom K. Heinrich VI
vom J. 1193.
Die Agleier. 1^
eine eigene Aquilejer Münze vor der Zeit des Patriarchen
YVolfker nicht denken dürfe. In diesem Irrkreise bewegten
sie sich schon im vorigen Jahrhundert und aus demselben
.sind sie trotz richtiger Anläufe noch heute nicht ge-
kommen, i) weil sie zur Erklärung der Thatsache fast
einzig die heimischen Quellen benützen wollten. An
die einfache Lösung, dass in den Jahren vor und nach
1200 der Ausdruck Frisacensis denarius in Aquilejer
Urkunden eine verschiedene Bedeutung habe, und somit
zweierlei Münzen gemeint seien, scheint man zwar gedacht
zu haben, dass aber jene unförmlichen Münzen, welche
Lirutti (Taf. X, Nr. 103, 104) abgebildet hat, kärntnische
Friesachcr seien, das wollte man nicht zugestehen, lieber
schrieb man sie den Longobarden, den Bischöfen von
Treviso, den Patriarchen von Grado u. s. w. zu. Selbst
Kunz findet deren Zutheilung an die Friesacher Münz-
stätte für unsicher, trotzdem dass dieselbe die allein rich-
tige sein kann.
Seit dem Jahre 1130 hatten die Salzburger Erzbischöfe
in der kärntnischen Stadt Friesach eine Münzstätte in
Thätigkeit, deren Gepräge rasche und weite Verbreitung
fanden. Der Umstand dass die Patriarchen nicht nur in
Unter-Steiermark und Krain sondern auch in Kärnten
südlich der Drau, lauter Gebiete wo die Friesacher viel
cursirten, bedeutende Besitzungen hatten und den Kirchen-
zehenten einhoben, machte sie gar bald mit dieser Mtinz-
sorte bekannt und bewirkte, dass grössere Mengen der-
selben nach Friaul drangen ; darum kann es also nicht im
mindesten befremden, dass solche Münzsorten im Gebiete
der Patriarchen häufig gefunden werden.
i) Vgl. a. a. 0. p. 210, Absatz 181 und dann die früher citirte
Schrift von C. Kunz.
200
l)r. Arnold Luschin:
Es verdient übrigens bemerkt zu werden, dass die
erste Urkunde in welcher ein Aquilejer Patriarch der Frie-
sacher Pfenninge gedenkt, kärntnischen Boden betrifft «).
So spärlich die Aufzeichnungen über diese Münzsorte
in Urkunden vor dem Jahre 1200 sind, so besitzen wir
doch ein unverdächtiges Zeugniss aus jener Zeit, welches
beweist, dass spätestens im letzten Viertel des XII. Jahrh.
die Friesacher Pfenninge zur landläufigen Münze in Frianl
gehörten. Das Stadtrecht von Cividale obschon nur in der
erweiterten Fassung vom Jahre 1176 erhalten, die es dem
Patriarchen Ulrich verdankt, beschränkt die Abgaben der
ansässigen Kaufleute auf eine Anzahl denarios Frisacensis
monetae, je nach der Grösse des benützten Baugrundes.
Der Wortlaut dieser Urkunde gestattet sogar den Rück-
schluss, dass schon zu Zeiten Peregrin I (f 1161) die
Friesacher Pfenninge im Gebiete des Patriarchats gäng und
gebe waren 2).
Das Hochstift Salzburg litt dazumal unter der kaiser-
lichen Ungnade die seinen Erzbischof Adalbert III im
Jahre 1177 zur Verzichtleistung drängte. Erst am 19. Nov.
1183 bestieg dieser vielgeprüfte Kirchenfürst seinen
bischöflichen Sitz von neuem um ihn bis zu seinem Tode
(7. April 1200) inne zu haben. — In die zweite Hälfte
seiner Regierung fällt eine Reform des Friesacher Typus:
i) Vom J. 1169 Petz Thes. Aned. III p. 68a
2) Alia etiam quae jam dictus antecessor noster de ipso foro
instituit et privilegio suo coinmunivit inconvulsa esse decernimus,
videlicet ut negotiatores ibi doraos habentes quisque pro uno passu
de terra nostra quam oecupavit duos denarios Frisacensis monete
singulis annis in purificatione s. Mariae nobis. . persolvat . Rubel?
Monum. eccl. Aquil. col. 598.
Die Agleier
201
die .stummen Gepräge verschwinden und machen solchen
Platz, welche durch ihre Umschrift die Münzstätte Fricsach
zweifellos machen '). Die Darstellung- des Av. zeigt das
verkleinerte aber noch immer roh gezeichnete Brustbild
eines Bischofs mit Krummstab und Buch, die Rückseite
den kreuzgeschmückten Giebel eines Kirchendaches
zwischen zwei spitzbedachten Thürmen. Dergleichen
Pfenninge im gewöhnlichen Leben phuntere (Pfundner)
genannt, weil man deren 240 auf die feine Friesacher
Mark rechnete 3), kommen häufig und mit vielen kleinen
Verschiedenheiten vor. Trotzdem wird ein geübtes Auge
sehr rasch zwei Hauptgruppen darin zu unterscheiden
vermögen. Die Exemplare der einen (Nr. 1) stimmen voll-
kommen zu der Prägweise der übrigen Friesacher, der
Schrötling ist uneben oder flach, die Zeichnung des Av..
keck aber roh, die rückläufige Schrift ERIÄCEH^ICVJ,
häufiger ERIÄCEH^I^ nur beim I etwas ausgebaucht
und zwischen zwei einfachen Kreislinien angebracht.
Tafel VII Nr. 1 Dm. 19—21 Mm. w. 1-1—1.21 Grm. Die
zweite Gattung (Nr. la) hat die Ränder des Schrötlings mit-
unter schon etwas schüsseiförmig aufgetrieben, die Zeich-
nung des Brustbildes ist gestreckt mit feinen Umrisslinien
aber steif, namentlich sind die Arme unter rechtem Winkel
abgebogen, die Schrift wie oben verkehrt, stark verkünstelt
und ausgebaucht : ERIHG6H^I^, läuft innerhalb feiner
Perlenkreise. Auch sind im Revers unter dem Kirchengiebel
drei Punkte angebracht, welche der andern Gattung fehlen.
>) Ich muss es mir vorbehalten dieBeweise für meine Behaup-
tungen soweit sich diese auf Friesacher Pfenninge beziehen, dem-
nächst an anderem Orte zu liefern.
'-) Urkunde vom Jahre 1216. Original im steierischen Landes-
archive in Graz.
202
I>r. Arnold Luschin:
Dm. 22 Mm. w. 0-85, 114, 1-2 Grm. k. k. Münzkabinet
Taf. VII Kr. la.
Fasst man alle angedeuteten Unterschiede zusammen,
so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die so eben
beschriebenen Gattungen zwei verschiedenen Münzstätten
angehören i). Während die erste den ursprünglichen
Friesacher Typus aufweist, erscheint die zweite nach
der feineren Ausführung und der Gestalt des Schrötlings
als ein Erzeugniss italienischer Stempelschneider. Man ist
demnach vollkommen berechtigt diese Pfenninge für die
ersten Erzeugnisse der Aquilejer Münzstätte zu erklären,
zumal sie sich in der Darstellung an das folgende Stück
anschliessen :
2.Av.:KQVILE(G)IÄ-P-
Rev. : Wie Nr. 1, doch ist unter dem Kirchengiebel nur
ein feiner Punkt zu sehen.
Dm. 17—21 Mm. Gew. 0-97, 1-11, 1-17 Grm., in
meiner Sammlung Taf. VII Nr. 2.
Der Zeitfolge nach schliesst sich Nr. 3 ein drittes
Stück an:
3. Av. : Schrift zwischen einfachen Kreislinien 2)4*KQ. . . .
GI7t-P- Der sitzende Patriach mit Krummst ab
*) Auch C. Kunz scheint dieser Ausicht zu sein, obgleich er
sie nicht bestimmt ausgesprochen hat. Denari e Sigillo u. s. w. p. 1.
lieber die sonderbaren Ansichten Carli's welcher auf diesen Stücken
ASISIA las und Gradenigos Rathlosigkeit vgl. Zanetti a. a. 0. p.62.
2) Da ich erprobt habe wie wenig verlässlich im allgemeinen
die bisher von den Agleier Pfenningen gelieferten Abbildungen
sind (es ist z. B. bekannt, dass von F. Schweizer mehrere falsche
oder unmögliche Agleier abgebildet wurden), so habe ich be-
schlossen nur solche Münzen in den Text aufzunehmen, von deren
Die Asleicr.
203
und Buch, auf der Brust zu beiden Seiten des
Palliums (?) je drei kleeblattförmig gestellte
Funkte.
R e v. : Innerhalb des schüsseiförmig- aufgetriebenen
äussern Randes ein doppelter Perlenkreis und
darin ein von einem Bogengänge getragenes
Kirchengebäude mit zwei Thürmen. Das Giebel-
kreuz ist von dem Dache getrennt und schwebt
frei zwischen den sonderbar gezeichneten Kup-
pelbedachungen der Thürme.
Dm. 21 Mm. Gew. 1-19 Grm. hält nach dem Striche
etwa 15 Loth fein.
Die Frage, welcher Zeit die drei verschiedenen Pfen-
ninge angehören, zu beantworten ist schwierig, aber nicht
unmöglich. In Aquileja und Salzburg regierten während
der Zeit welche hier in Betracht kömmt folgende Kirchen-
fürsten :
Aquileja.
Ulrich 1161-1182, 1 IV,
Gottfried 1182—1199,15 1,
Peregrin, . . . 8 II 1199-1204, 15 V
Wolfger 1204—1218,23 1
Vorhandensein mich entweder der Augenschein oder sonst eint
verlässliche Quelle überzeugt, die übrigen aber in die Anmerkungen
zu verweisen.
Exemplare der von mir unter Nr. 3 beschriebenen Münzen sind
auch bei EubeisT. I,Nr. 1 mit +KQ VILE — GI7\ P • Liruti
T. II, Nr. 20 und Zanetti Bd. II, Taf. 2, Nr. 3 mit + Ä Q I L E —
GIK • P • bei Schweitzer mit RQVIIiG — 6177 P abgebildet.
204
Dr. Arnole I.usiliin ;
Salzburg.
Albert, 1 XT, 1168—1177 resignirte
Conrad III, 1177-1183.
Albert abermals, 19 XI . 1183— 1200.7 II.
Eberhard II. . . 20 IV, 1200-124G, 2 XII.
Die Friesacher Pfenninge welche der Nachmünzung
als Vorbilder gedient haben, gehören wie man beinahe mit
Sicherheit sagen kann erst der zweiten Regierungszeit
Erzbischof Albrechts, also den Jahren 1183 — 1200 an. Der
Gedanke dass diese Nachmünzen vom Patriarchen Ulrich
ausgegangen seien, schliesst sich dadurch von selbst aus.
Dagegen lässt sich innerhalb der Regierungszeit des
Patriarchen Gottfried die Zeit zwischen 1190 — 1195 als
diejenige angeben, in welcher die Patriarchen ihre Mttnz-
rhätigkeit begannen. Es wird dies durch folgende Erwä-
gung gerechtfertigt. Am 1. Juni 1195 hatten die Salzburger
Erzbischöfe auf dem kaiserlichen Hoftage zu Mailand die
gerichtliche Entscheidung erwirkt: quod nullus per totum
archiepiscopatum Salzburgensem monetam cudere debcat
in forma monete Salzburgensis nisi tantum monetarii
archiepiscopi , und vom 25. November desselben Jahres
datirt jene notarielle Ausfertigung in welcher uns das
verdächtige Münzrechts-Privilegium König Konrad II für
die Aquilejer überliefert wurde.
Gegen wen richtete sich nun die Entscheidung des
kaiserlichen Hofgerichts? Vielleicht gegen die kärntnischen
Herzoge, sicher gegen die aquileischen Nachmünzen (oben
Nr. la ). Dass der Streich an seine Adresse gelangte,
beweist, weil die Kanzlei der Patriarchen plötzlich auf das
schon ganz verschollene Privilegium König Konrad II
zurückgriff, oder aber was wahrscheinlicher ist, es geradezu
Dil- Agleier. -^J>
selbst fabricirte. Zur Vorlage lint man in diesem Falle eine
echte Urkunde andern Inhalts benutzt, welche alsdann
vernichtet wurde, ein Verfahren wie es beispielsweise
auch bei der Fälschung- des österreichischen Freiheits-
briefes von 1058 beobachtet worden ist I).
Durch die Vorweisung des königlichen Gnadenbriefes
vermochten nun die Aquilejer Patriarchen die gegen ihre
Münzberechtigung, etwa erhobenen Bedenken zu be-
schwichtigen, was dagegen die Nachprägung anbelangt,
so mussten sie sich, und sei es auch nur des lieben Friedens
mit dem Nachbar wegen zu einigen Concessionen ver-
stehen. Daher entstand jene von uns als Nr. 2 beschriebene
Gattung, welche zwar den Friesacher Typus festhält, da-
gegen durch die Aufschrift ÄQVILEGIÄP- den Vor-
wurf einer vollkommenen Nachahmung, abwälzen kann.
Man wird demnach dieser MUnzsorte die Zeit vom J. 1195
bis 1200 anzuweisen haben, weil auch das entsprechende
Friesacher Gepräge nach dein Tode des Erzbischofs Albert
ausser Gebrauch gekommen war.
Einer noch späteren Zeit gehört unser Nr. 3 an,
weil es bereits alle Merkmale des Ueberganges zu den
redenden Typen Wolfker's an sich trägt: den schussei-
förmigen Schrötling das zierlichere Gepräge, das Anfangs-
^ Forsch, z. deutsch. Gesch.: IV p. 376 f'gde.Das vernichtete
Dokument mochte vielleicht blos auf das Recht der Wechselbauk,
welches gleichfalls moneta hiess, gelautet haben, in welchem Falle
dann eine vergleichsweise geringe Interpolation der betreffenden
Stelle genügte. Hiefür spräche sogar die auffallende Notariats-
klausel: „Ego Petrus imperialis notarius ut vidi in authentico domini
f'onradi invictissimi imperatoris ita transcripsi nil addens vel
minuens quod sensum mutaret."
206
Dr. Arnold Luschin :
Kreuz 4* ja .sogar die drei Punkte zu beiden Seiten des
Palliums. Man könnte darum zweifeln ob dies Stück
nicht das erste vom genannten Patriarchen ausgehende
Gepräge sei. — Dennoch glaube ich an meiner Meinung
festhalten zu sollen, welche schon früher ausgespro-
chen i), dahin ging, dass die in Frage stehenden Pfen-
ninge dem Patriarchen Peregrin II 1199 — 1204 zuzutheilen
seien. Dabei fällt nicht nur ins Gewicht, dass von den
redenden Münzen des Patriarchen Wolfker angefangen die
Aquilejischen Kirchenfürsten regelmässig mit dem Kreuz-
stab in der Rechten abgebildet werden, während das frag-
liche Stück gleich den vorhergegangenen Typen Nr. 1 u. 2
noch den Krummstab zeigt, sondern vor allem der Umstand,
dass es ein Görzer Nachgepräge giebt, welches nach
den a. a. 0. beigebrachten Gründen der Zeit vor 1202
angehört.
Ueberblickt man die von mir auf Grund von Urkunden
und Münzen gemachten Erwägungen so ergeben sich für
die Vorgeschichte des Aquilejer Münzwesens, welche wil-
der leichtern Abgrenzung wegen bis zur Thronbesteigung
des Patriarchen Wolfker (—1204) ausdehnen, folgende
Resultate :
1. Die Echtheit des Münzprivilegiums von 1028,
das nicht mehr im Originale sondern blos in einer
notariellen Beglaubigung vom J. 1195 erhalten ist, muss
als höchst verdächtig bezeichnet werden. Vermuthlich
dürfte im gedachten Jahre eine förmliche Fälschung min-
destens die Interpolation einer echten Urkunde stattge-
funden haben, um der Münzberechtigung der Patriarchen,
*) Wiener num. Monatshefte II p. 12—14 und p. 56.
Die Agleier.
207
welche durch einen kaiserlichen Urteilsspruch aus Anlas«
der Nachahmung- von Salzhurger Geprägen in Zweifel
gezogen worden war, die rechtliche Grundlage zu schaffen.
2. Spätestens seit der Regierung des Patriarchen
Ulrich (11(>1 — 1182) waren die Friesacher Gepräge der
Salzburgischen Erzbischöfe im Gebiete der Patriarchen als
„Frisacenses, Frixahenses" zur gäng und geben Landes-
münze geworden. Dieser Umstand erklärt ausreichend das
häutige Vorkommen der ältesten Friesacher Typen in
Friauler Münzfunden.
3. Schon aus den Zeiten des Patriarchen Gottfrid
(1182 — 1109) lassen sich Aquilejer Münzen nachweisen
und zwar:
a) Für die Zeit vor 1195 Pfenninge welche nach Dar-
stellung und Inschrift mit den salzburgischen Frie-
sachern übereinstimmen, und nur durch die sorg-
fältigere Gravirung den italienischen Ursprung vcr-
rathen (Nr. la).
b) Für die Jahre 1195—1199, weil inzwischen das Ver-
bot der Nachahmung Salzburgischer Urstücke erflossen
war, Pfenninge, welche unter Beibehaltung des frühe-
ren Typus die Umschrift ERIHCeH^Icv durch
KÜVIL-eGIÄ • P • ersetzten (Nr. 2).
4. Der so eben geschilderte Ursprung des Aquilejer
Münzwesens erklärt uns den in spätem Friauler Urkunden
zur Bezeichnung von Agleier Pfenningen beliebten techni-
schenAusdruck : Frixachenses, Fresachenses, Frisacenses ').
i) Z.B. 1321, H.Mai Udine. Jacobus Zane cleFontebono quittirt
den Boten des Erzbischof Friedrich von Salzburg den Empfang
von 90 Mark Frisacensium nouorum Aquüegensis monete pro
208
Dr. Arnold I,usehin : Die Agleler.
Da nämlich von den Ausmünzungen der Aquilejer Pa-
triarchen die ursprünglichen auf eine blosse Nachahmung
der kärntnischen Münzsorte abzielten, so war es natürlich,
dass der Friauler die grösseren Gepräge der heimischen
Münzsorte ebenfalls als Friesacher zu bezeichnen lernte.
Dabei blieb es auch, nachdem unter Patriarch Peregrin II
(1199 — 1204) der Uebergang zum charakteristischen
Schüssel -Typus der Agleier Pfenninge war angebahnt
worden (Nr. 3). Die Erinnerung an die ursprünglich localc
Bedeutung des Begriffes Friesacher trat aber alhnälig
vollständig zurück, und seit dem Beginn des XIII. Jahrb.
wird der Ausdruck Frisacensis in Friauler Urkunden in
gleicher Weise für die grösste der ausgeprägten Münzen
verwendet wie man die kleinsten Gepräge als „parvuli
Veronenses'" bezeichnete.
solucione . . peeunie mihi debite. Salzburger Kammerb. II p. 42 im
k. k. Staatsarchiv zu Wien. Andere Beispiele siehe Liruti Delhi
inoneta p. 85.
209
XII.
Mittelaltermünzen von Hoorn.
Von
H. Dannenberg.
(Hierzu Tafel VI.)
1. Dietrich Loef (1366— 1390).
+DIDaRia' D' hOI.+ Infulirtes Brustbild.
Rs. MOnGtTÄ : WISSanSI zwei gekreuzte
Schlüssel, zwischen deren Barten ein Punkt
(Taf. VI, Nr. 5.)
Dieser Schilling *) ist abgebildet in den Mttnzst. Bd.II,
Taf. 36 Nr. 11, und daselbst 8. 928, sowie Bd. VII S. 93
von den Herren Grote, deCuvry undSettegast besprochen,
alle dort gemachten Vorschläge aber, ihn den Holen von
Wysse, dem Dietrich v. Seelbach oder Dietrich v. Heinsberg
zuzusprechen, werden, kaum gemacht, aus gerechten Be-
denken auch sofort wieder verworfen , und die Münze ist
somit zur Zeit noch herrenlos. Anders wäre es wohl ergan-
gen, wenn die genannten Forscher ihre Blicke etwas weiter
*) So bezeichnet Grote zuletzt diese Münze, während Bohl sie
für einen halben Schilling ausgiebt, was auch Grote anfänglich
(Münzstud. II, 928) gethan.
14
■^lU H. Daunenberg-
über die Trierschen Gränzen hinaus gerichtet hätten. Aller-
dings giebt sich das vorliegende Gepräge als die genaues
Nachahmung derer des Erzbischofs Balduin (1307 — 1354)
und Bohemund v. Trier (1354—1362) zu erkennen, aber
selbstverständlich braucht das Nachgepräge deshalb noch
nicht in unmittelbarer Nähe und noch weniger im Gebiete des
Erzstiftes selbst entstanden zu sein, wenn auch immer die
S. 95 Bd. VII a. a. 0. angezogene Urkunde von 1341 über
das Einschreiten gegen mehre im Trierschen angesessene
Falschmünzer von edler Abkunft berichtet.
Wenn nun keiner der Geschlechts- und Ortsnamen
in der Nähe von Trier zur Erklärung unsrer Münze taugt,
deren Avers-Inschrift übrigens in den letzten Buchstaben
hinter h 0 undeutlich ist, so muss man die Nachsuchungen
etwas weiter ausdehnen, und stösst dann bald auf die
Herrschaft Hoorn, wo, fast als Zeitgenosse des Erzbischofs
Bohemund v. Trier, Dietrich Loef in Wessem unweit der
Maas gemünzt hat. Von ihm sind bereits andere Gepräge,
sowohl hier, als auch in Weert geschlagen bekannt i), und
zwar führt er auf einigen, wie hier, den Namen Dietrich,
auf anderen den Namen Loef allein. Die Umschrift Dideric de
Hörn geht also ihn an, von den letzten beiden Buchstaben
ist, von dem R nur der erste, von dem H nur der zweite
Strich erhalten. Die Prägstätte Wessem erscheint auf seiner
und den übrigen Hoorn'schen Münzen unter den Formen
i) v. d. Chijs (de munten der leencn van de voormalige
Hertogdomraen Braband en Limburg) bringt von ihm: 1) von
Wessem einen Löwengroschen mit DEDERIÖ D IiORK
Rs. flßORETft I5ESMR' 2) von Weert einen Botdrager mit
IiOVIÖVS (für Loef), sowie Löwengroscheu mit dem Namen
Dietrich in den Formen DIR IG und ThEOD (Taf. XI, 2 und
XXX, 2-4).
91 1
Mittelaltormunzen von Hoorn. " A x
Wesseem, Weshem, Vesmn undWesheum, wird aber (nach
v. d. Chijs a. o. 0. S. 143) auch Wesheim, Wishem und
Wischheim geschrieben, wodurch das uns beschäftigende
Adjectivum Wissensis, wenn auch auf den wenigen bisher
bekannten Münzen noch nicht beobachtet, genugsam erklärt
ist. An dem Bischofsbilde auf dem Gepräge eines welt-
lichen Herrn wird aber Niemand Anstoss nehmen, der die
altern Münzen Norddeutschlands und der Niederlande auch
nur oberflächlich kennt, und sei hier, statt anderer zahl-
reicher Beispiele nur auf die Münze verwiesen, die Dietrichs
Vorgänger, Wilhelm VI i) von Hoorn nach dem Muster und
gleichfalls mit dem Bilde des Utrechter Bischofs Johann
v. Arkel hat prägen lassen. Unser Dietrich ist also nur
beim Herkommen seines Hauses verblieben.
2. Wilhelm VII (1390-1415.)
WeiilLMV-S« TCLT Z hOR Johannes der
Täufer mit segnender Rechten und Kreuzstab.
Rs.: «AROMa- — «T7t:D0V 0RDIS», in einer
Einfassung von drei Spitzbogen und drei Spitzen
ein grosses Schild mit einem Rade, umgeben von
drei kleinern Wappenschildern, nämlich mit Doppel-
adler, mit einem getheilten Schilde und einem ge-
spaltenen Schilde mit einem Löwen und fünf Hörnern
(Goldgulden im hies. kgl. Museum, Taf. VI, Nr. 6).
Grössere Schwierigkeit als die vorige bietet diese
Münze, welche dafür aber auch als einzige Hoorn'sche
*) v. d. Chijs u. a. 0. Taf. XI, 3. S. 137. Hier wird er an den
1415 gestorbenen Wilhelm gewiesen , der im Widerspruch mit den
-vorausgeschickten geschichtlichen Nachrichten als der VI bezeich-
net wird. Derartige Fehler sind, in diesem Abschnitte des Buches
wenigstens, ziemlich häufig.
14*
212
H. Dannenberg
Goldmünze aus dem Mittelalter vom höchsten Interesse ist.
Als Vorbild haben die Rheinischen Gulden gedient, nament-
lich für die Hauptseite Werner v. Trier und für die Rück-
seite Conrad II v. Mainz. Ersteres erhellt aus dem Namen
Wilhelm oderH. S., welcher augenscheinlich zu möglichster
Aehnlichkeit mit Werner verändert ist, daher auch Bohl,
ihr früherer Besitzer, sie den Münzen dieses Erzbischofs
angereiht hatte ; das Rad aber ist darauf berechnet, das
Stück, wenn bei einer Zahlung die Rückseite obenauf zu
liegen kam, als gutes Mainzer einzuschwärzen.
lieber den Münzherrn klärt uns die Umschrift genügend
auf, sie bedeutet: Wilhelmus Altenensis et Hornensis
(dominus). Altena war eine in Nord-Brabant gelegene
Herrschaft, welche nach dem Tode ihres letzten Herrn
Dietrich (1241) an Hoorn gelangte. Der Name Wilhelm
kommt in der Hoorn'schen Stammtafel häufig vor, hier
kann er sich , wenn wir die Zeit des bezeichneten Vor-
bildes Werner von Trier (1388—1418) und Conrad II
von Mainz (1390 — 1396) in Betracht nehmen, nur auf
Wilhelm VII, den Neffen und Nachfolger Dietrichs Loef,
oder allenfalls auf seinen Sohn und Nachfolger WilhelmVIII
beziehen; Ersterer fiel 1415 bei Azincourt, Letzterer starb
1433. Nach ihnen tritt kein Wilhelm mehr auf.
Was die Rückseite anlangt, so sind die Wappen, mit
Ausnahme des im unteren Winkel erscheinenden nur auf
sklavische Nachahmung des Vorbildes zurückzuführen, es
sind das Mainzer Rad zwischen den Geschlechtswappen
der Erzbischöfe Friedrich III von Cöln (Sarwerden) und
Werner von Trier (Falkenstein), während das unterste
Schildchen sich möglichst genau an das auf dem gedachten
Mainzer Gulden Conrads II erscheinende Pfalzbairische
Mittelaltermunzen von Hoorn.
213
Wappen anschliesst, und nur die Rauten durch die ähnlich
ins Auge fallenden Hörner ersetzt sind. Dass deren Zahl,
in späterer Zeit auf drei festgesetzt, hier grösser ist, findet
seine Erklärung in der bekannten Thatsache, dass die
Zahl, in welcher eine in der Mehrzahl vorkommende
Wappenfigur dargestellt wurde, in jenen Zeiten der Willkür
unterlag, wie denn auch bereits eine Hoorn'sche Münze des
XIV. Jahrhunderts bekannt ist, welche ebenfalls fünf
Hörner zeigt '). Auch der Löwe dieses Schildchens ist
wohl nur von der erwähnten Mainzer Münze abgeschrieben,
obwohl die Voranstellung des Titels von Altena, der sonst
die Stelle hinter Hoorn einnimmt, glauben lassen könnte,
dass das Wappen dieses Landestheils, welches mir
übrigens unbekannt ist, den Ehrenplatz in dem Schilde
einnehme. Die erstere Ansicht aber wird sehr wahrschein-
lich, wenn wir erwägen, wie die meisten, besonders die
benachbarten kleinen Dynasten, deren geringes Gebiet
kaum eigene Münzen, geschweige denn so mannigfaltige,
als sie uns hinterlassen, erfordert hat, das Münzen
durch Nachahmung der beliebtesten Münzsorten betrieben
haben, wie sie nicht blos die überall passenden Typen
eines Kopfes, eines Kreuzes u. dgl., sondern auch indivi-
duelle, namentlich fremde Wappen beibehielten, wie sie
auch die Inschriften und besonders die Namen auf den
Urstücken häufig in einer unmittelbar und unzweifelhaft
auf Täuschung abzielenden Weise benutzten. So hat,
!) v. d. Chijs Taf.XIlI Nr. 4; sichtbar sind hier zwar auch nur
drei Hörner, da diese aber in Einer Reihe stehen und nur die obere
Hälfte des Schildes einnehmen, so ist kein Zweifel, dass in der
untern verwischten Hälfte die beiden andern gestanden haben, die
Stellung also 3, 2 war.
214
H. Dannenberg i
um nur bei Hoorn stehen zu bleiben, ein Wilhelm auf
dem Rosebeker v. d. Chijs XI, 4 seinen Namen in MILh,
ein anderer gar (v. d. Chijs XI, 5) in das ganz unver-
ständliche III7TR verstümmelt, so haben die Hoorns von
der Linie zuKessenich von den Namürschen Vorbildern das
X171STI im Felde, von anderen aber das Wappen beibe-
halten (v. d. Chijs Taf. XIII), so hat Maria v. Brimeu als
Gräfin von Megen, um ihre Rosenobels als gute Engländer
unter die Leute zu bringen und das ÖD W7TRD ihrer Um-
schrift herzustellen, die Inschrift flßÄR-Ä-BPRID.ahl
(principissa de Chimay) ö 0 • D • M 2E • "K D • L ö (ad legem)
aDWÄRD-G-RGG-ÄRG gewählt (v. d. Chijs III 22),
ja auf einer andern Art sich sogar nur durch das winzige
flß7£RB bezeichnet und selbst das englische Wappen bei-
behalten (v. d. Chijs III, 23), so hat ferner Johann v. Luxem-
burg, der die Münz - Nachahmung in besonders grossem
Style betrieben, seinen Namen, um ihn dem Englischen
Edwardnäher zubringen, ÖIWÄRÖSund GDIWÄRÖS
geschrieben, und selbst mit dieser einfachen Nachprägung
noch nicht zufrieden, gleich unsrem Wilhelm, auch noch
auf der Rückseite eine andere, sehr verbreitete Münze die
von Kaiser Ludwig IV zu Aachen geschlagene, ohne alle
und jede Aenderung mit ihrem „moneta Aquensis" einfach
kopirt (Bl. f. Mtinzk. IV, Taf. XIII), so dass wirklich auf
dieser Seite seine Münze von den Aachenern gar nicht zu
unterscheiden ist. Lehrreiche Beispiele bieten uns auch
die Dynasten von Rummen und von Rekheim, welche uns
Nachahmungen der gangbarsten Sorten von Frankreich,
Brabant, Flandern, Lothringen, Metz und Aachen hinter-
lassen haben (v. d. Chijs a. a. 0. Taf. 23 — 27); das sinn-
reichste Stück ist vielleicht der Cavalier d'or mit Johannes
evang.et Ernoldus dns Rummen (a. a. 0. Taf. XXIII 1) dem
Mittelaltermünzen von Hoorn.
215
selbst der Heilige seinen Namen zur Deckung einer Fäl-
schung hat leihen müssen.
Am stärksten blühte diese Industrie in der Maas-
gegend , wo auf einem Raum von wenigen Quadratmeilen,
von Hoorn im Norden bis Herstal im Süden, etwa 20 Münz-
stätten in Thätigkeit waren (s. v. d. Chijs Bd. IX Karte),
denen es natürlich darum zu thun sein musste, nicht sowohl
die wenigen ihnen gehörenden unbedeutenden Ortschaften,
als das Ausland mit ihrer Waare zu versorgen , daher sie
dann auch nicht selten nach Mustern aus weit entlegenen
Münzstätten, selbst böhmischen und spanischen (v.d. Chijs
XXXIII Born und VIII, 1 Gronsveld) arbeiteten. Diese
Thatsachen liefern uns vielleicht den Schlüssel zu dem
Räthsel, welches der Prägort unsres Guldens enthält. Eine
Oertlichkeit Doverdis oder Erdis wird man wohl vergeb-
lich suchen, auch scheint der Punkt hinter dem V und der
vor dem ö erstere Lesung zu verbieten und nur letztere
zuzulassen. Enthält aber die Inschrift der Rückseite , wie
es hiernach ausgemacht scheint, drei Worte, so ist das
zweite DOV, wohl nichts anderes als ROV, nova, und liest
man das V doppelt, so giebt diess VGRDIS, die bekannte
Hoorn'sche Münzstätte Weert, die bei v.d. Chijs in den Formen
WORT, LVIÖRDÖR und LdöRD (ftirWIÖRDÖRi)
und VIGRD) und VöRDemSI vorkommt. Nach Vor-
stehendem dürfte dieser Erklärungsversuch nicht zu gewagt
erscheinen, es scheint mir diess DOV- GRDIS vielmehr
ganz auf Einer Stufe zu stehen mit demThöO'D-VÄ'h'O
T(3ft', womit sich Dirk Loef als Herrn V7Tn hOrne en
AI TEfta bezeichnet (v. d. Chijs XXX 3, S. 137).
*) Auch dies correkte W I Q R D findet sich auf Münzen, die
v. d. Chijs unbekannt geblieben sind.
216
H. Darme nberg:
Es leiten uns diese Betrachtungen auf den vielbe-
sprochenen, aber auch nicht genügend erklärten Goldgulden
des TrierschenErzbischofs Werner mitflßOn0TÄROV7I
WöISSanSIS auf der Rückseite (Bohl S. 73 Nr. 12), der
wohl manchem Leser schon bei Besprechung des Schillings
von Dietrich eingefallen sein wird, wie er auch bei dieser
Gelegenheit in den Münzstudien Erörterung gefunden hat.
Bohl bemerkt , dass hier wahrscheinlich Wesaliensis
gemeint sei, Andre haben an ein angebliches Dorf Weiss
bei Trier, an Moselweiss u. s. w. gedacht (Münzstudien VII,
93). Keiner dieser Vermuthuugen aber ist es gelungen, sich
bis zu einiger Wahrscheinlichkeit zu erheben, ja einem Ver-
suche, auf Trierschem Gebiet eine andere Lösung zu suchen
als Bohl es gethan hat, tritt, wie es a. a. 0. heisst, der
Umstand entgegen, dass eine solche Lösung, wäre sie
irgend zulässig, dem ortskundigen Bohl nicht entgangen
sein würde. Seiner Annahme aber, dass Weissensis statt
Wesaliensis geschrieben sein sollte, steht nicht nur die
bedeutende Namensdifferenz bei sonstiger durchgängiger
Correktheit der Umschriften auf dieser, wie auf den der-
zeitigen Trierschen Münzen überhaupt, sondern auch die
Fabrik dieses Guldens im Wege , welche von denen der
sicher in Oberwesel geschlagenen ganz beträchtlich ab-
weicht. Wie wäre es, wenn wir abermals eine Hoorn'sche
Nachprägung, zuWessem ausgegangen annähmen? Die ganz
Triersche Hauptseite bildet dafür kein Hinderniss. Denn
ganz in derselben Weise hat Bernhard III, Herr zu Lippe
auf einigen seiner Sterlinge sich selbst nicht genannt, viel-
mehr das Bild und die Inschrift Heinricus rex des Engli-
schen Musters beibehalten und sie als sein Gepräge nur
durch die auf der Rückseite genannten Prägstätte Lemgo
und Blomberg kenntlich gemacht (Mtinzstud. V, Taf. I, 10
Mittelaltermünzen von Hoorn.
217
und Taf. II, 14), so hat ferner Gottschalk II zu Pyrmont
seine Sterlinge nur auf der Rückseite durch Benennung
seiner Stadt Lugde bezeichnet, während die Hauptseite die
des Schottischen Königs Alexander II auf das Getreueste
wiedergiebt (Münzstud. V, Taf. 6 Nr. 3), und so hat endlich
um auch Beispiele beizubringen, die in Zeit und Ort ganz
verwandt sind, Graf Heinrich v. Kuinre mit dem Bilde und
der Inschrift des Englischen Königs Henricus rex III theils
auf der Rückseite seinen Namen Henricus comes, theils
nur seine Münzstätte Civi Cunrencis verbunden (v. d. Chijs,
Overyssel Taf. I, Nr. 2 und 3) und Walram von Born
Goldgulden schlagen lassen, welche auf der Hauptseite sich
von den Böhmischen Karls IV in Nichts unterscheiden, und
auch auf der Rückseite nur den Münzherrn nennen, den
böhmischen Löwen aber beibehalten (v.d. Chijs Taf.XXXIII).
Was diese und andere Herren sich nach dieser Richtung
hin erlaubt haben, warum sollen sich das nicht auch die
Herren von Hoorn gestattet haben, zumal sie zur Prägung
von Goldmünzen überhaupt schwerlich ein besseres Recht
gehabt haben werden , als zu sokhen ganz allgemein ge-
übten Nachprägungen, über welche im ganzen spätem
Mittelalter so zahllose Klagen geführt werden.
Berlin.
218
II. Dannenberg
XIII.
Unedirte Thaler *).
Von
H. Dannenberg.
(Hierzu Tafel VI.)
Braunschweig: Erich II 1540 — 1584.
**ERICVS+D*G— *D*BRV+E*L* Bärtiges Brustbild,
im Harnisch, rechtshin.
Rs.- *EX*DVRIS* GLORIA* >ft Behelmtes vierfeldiges
Wappen.
(Taf. VI, Nr. 1.)
Keiner der bisher beschriebenen Thaler ist diesem
entfernt ähnlich und keiner liefert uns ein so gutes Bildniss
dieses abentheuernden Fürsten, mit dem nach 93jähriger
Dauer die Alt-Kalenbergische Linie erlosch. Man kann
unsren Thaler wegen seines geringen Umfanges bei ver-
hältnissmässiger Dicke dem gewöhnlichen Sprachgebrauche
gemäss als Dickthaler bezeichnen.
i) Sämmtlich in meiner Sammlung.
Unedirte Thaler.
219
Liegnitz: Johann Christian, 1602 — 1639, allein
seit 1621.
1. *D : G • IOHAN • CHRISTIAN • DVX • SILES .
LIGNI • ET • BREG • Geharnischtes Brustbild,
rechtshin.
R s. : K MONETA * NOVA ♦ CRVCIB VRGENSIS ♦ 1 622
(Monogramm). Das geviertete Liegnitz - Briegische
Wappen, mit drei Helmen geschmückt.
Leichter Thal er von feinem Silber (20, 25 Gr.)
Taf. VI Nr. 2.
2. 5 D : GIOHAN- CHRIST- DVX SIL- LIGET-B-
Geharnischtes Brustbild rechtshin.
Rs.: & MONETA • NOVA • ARGENT • CRVCIBVR •
1 622 • Dasselbe Wappen, unten B— H.
Leichter halber Thaler (10, 3 Grammes) Taf. VI
Nr. 3.
Dewerdeck (Sil. num. S. 347) bemerkt, dass unser
Johann Christian in Kreuzburg eine Münze eingerichtet, und
daselbst kleinere Sorten hat prägen lassen. Solche kleine
Münzen, die er bis auf einen Dreigröscher weiter nicht
beschreibt, kommen auch in Sammlungen und Münzver-
zeichnissen vor, grössere Stücke aber sind Madai und wohl
auch Schulthess entgangen, wenigstens erscheinen sie nicht
in des Letzteren Auktionskataloge. Unser Thaler ist zwar
in dem fürstl. Pless'schen Auktionskataloge (Berlin 1865)
unter Nr. 1896 aufgeführt, jedoch nur ungenügend be-
schrieben, der halbe Thaler dagegen freilich im Welzl v.
Wellenheim'schen Verzeichnisse (II, 2 Nr. 7009) hin-
reichend genau, wie seine Seltenheit und bisheriges Unbe-
220
H. Pannenberg
kanntsein es erforderte, beschrieben, doch schien auch
bezüglich seiner eine nochmalige Erwähnung und Abbil-
dung geboten, um ihn der Vergessenheit zu entreissen,
welche so oft das Loos der in blossen Auktionskatalogen
aufgeführten Münzen ist. Auffallend ist übrigens an unsren
Münzen das geringe Gewicht, welches um etwa ein Viertel
zu niedrig ist. In Verbindung mit dein eigenthümlich sorg-
samen, wenn auch keineswegs künstlerisch gelungenenStem -
pelschnitt der ersten Münze liess mich das glauben, dass
wir es mit einer Probemünze zu thun haben, was sich auch
insofern bestätigt hat, als sie nach der Strichprobe etwa
161öthig ist, während der zweite allerdings, wie gewöhn-
liche Thaler, von 141öthigem Silber ist, und auch im Stem-
pelschnitt mehr dem Hergebrachten folgt. Das geringe
Gewicht mag übrigens auch unsre Stücke als Kippermünzen
charakterisiren, die ausnahmsweise nicht an Gehalt, sondern
an Gewicht verkürzt worden sind.
Schwarzburg: Günther XL, 1525 — 1552, allein
seit 1537.
+ % GVNTERVS % CO % DE % SCH%D0 % IN%ARNS%
7%SVNDE% Der heilige Martin, nach rechts reitend,
schneidet ein Stück seines Mantel für den am Wege
sitzenden Bettler ab.
Rs.: MONEvARGENTvCOMvDOvDEvSWARC3v Das
behelmte Wappen, mit dem Fahnen tragenden
wilden Menschenpaar als Schildhalter, daneben
oben 15— Z 7. (Thaler.)
Hält man sich nur an die Jahreszahl 1527, so muss
man diesen Thaler eher Günther XXXIX, dem Bremer (1493
Unedirte Thaler.
221
bis 1531), als seinem Grossneffen Günther XL beilegen,
denn Letzterer hat erst seit 1537, nach dem Tode seines
zweiten Bruders Heinrich XXXIV allein regiert. Doch
selbst dem weniger geübten Auge kann es nicht entgehen,
dass der Charakter der Buchstaben auf der Hauptseite ein
ganz anderer als der auf der Rückseite ist; ja die Haupt-
seite stimmt auf das vollkommenste mit dem Thaler
Günthers XL vom Jahre 1543 (Mad. 1881), während die
Rückseite ganz die der Gemeinschaftsthaler der Brüder
Günther XL, Heinrich XXXIII und Heinrich XXXIV
von 1527 (Mad. 1880) ist, sie stammt aus demselben
Stempel wie das schöne Exemplar dieses Thalers, welches
sich im hiesigen kgl. Museum befindet, während die
Hauptseite mit der des obengedachten Thalers von 1543,
welcher in derselben Sammlung aufbewahrt wird, zwar
nicht vollkommen identisch ist, doch aber so sehr ihr
ähnelt, dass erst eine genaue Vergleichung die geringen
Abweichungen erkennen lässt. Dabei darf freilich nicht
unbemerkt bleiben, dass Madai auf dem Thaler von 1527
nicht SWÄRC3, sondern SCHWARC3 liest : Madai scheint
aber ein Original dieser Münze nicht besessen zu haben,
hat sie vielmehr nach seinem Texte, in welchem er Köhlers
Münzbelust. Bd. XI Vorrede S. 32 anzieht, und dessen
fehlerhaftes Wilhelmus in Gunterus verbessert, nur von
daher übernommen, so dass es nahe liegt, gestützt auf das
erwähnte Exemplar unsrer königlichen, sowie der k. k.
Sammlung in Wien (Monn. en arg. 414) auch die Buchstaben
C H in Schwarcz für eine irrige Lesung zu halten , und
SW7IRC3 als allein richtig zu vermuthen. Auch dieser Um-
stand, dass die Hauptseite den Namen Schwarzburg anders
giebt als die Rückseite dient zur Bekräftigung der Annahme,
dass wir es mit einem Zwitterthaler zu thun haben, was nicht
«*« H. Danneaberg: :
minder durch die Rostspuren erwiesen wird, welche der
Stempel der älteren Rückseite zufolge genauer Betrachtung
gehabt hat.
C o 1 m a r.
1. + MONETA ♦ NOVA + COLMARIENSLS Stadt-
wappen, über demselben, 15X2-
Rs.: 4- DOMINE ♦ CONSERVA + NOS + IN + PACE
Adler (**/a Thaler).
Aehnliche Münzen, nur nicht von diesem Jahre,
sind bei Berstett und sonst zu finden.
Thann.
+ MONETA + NOVA + TANNENSIS ♦ I 5515
Stadtwappen.
Rs. : Ganz wie auf der vorigen Münze (^ Thaler).
Mit dieser Jahreszahl noch nicht beschrieben.
Correggio: Camillus 1546 — 1598.
x MO x NO x CAM x — x AVS x CO x CO x Ein
Geharnischter, die Rechte auf den Löwenschild
stützend, unter dem Schilde SO — 70.
Rs. : « x CONFIDENS x DNO x NON x MOVETVR x
Löwe linkshin (Taf. VI Nr. 4).
Das Gepräge dieses Thalers ist vollständig das ge-
wöhnliche Holländische, welches über ein Jahrhundert im
Gebrauch war, und von Madai (2133 und 4722) mit den
Jahreszahlen 157G bis 1685 angeführt wird. Es hat dasselbe
auch nicht blos in den übrigen niederländischen Provinzen,
sondern auch ausserhalb Nachahmungen hervorgerufen,
Unedirte Thaler.
223
deren eine besonders merkwürdige, von Friedrich Moritz
de la Tour d'Auvergne mit dem Titel eines Fürsten von
Orange (Princ. Aur.) in der Revue Beige IV Ser. Bd. II Tat".
XIII Nr. 4 abgebildet ist. Unser Stück hat zwar in dem
Worte CAM die beiden ersten Buchstaben sehr schwach
und das M durch Doppelschlag etwas verdorben, immerhin
aber deutlich genug, um jeden Zweifel auszuschliessen,
und bietet also die Lesung der Umschrift Moneta novaCamilli
Austriaci comitis Correggii keine Schwierigkeit. Der Münz-
herr ist demnach Graf Camillus , Sohn Manfreds , der im
J. 1551 mit seinen Brüdern Fabricius und Gibertus von Kaiser
Karl V die Belehnung, und von dessen Nachfolger zum
Lohne für geleistete kriegerische Dienste am 17. Mai 1559
das Münzrecht erhielt, das ihm am 30. December 1564
durch Maximilian II und am 3. März 1580 durch Rudolf II
bestätigt wurde. Graf Camillus , später venetianischer
Statthalter von Corfu, kämpfte 1571 in der Schlacht bei
Lepanto mit, und beschloss sein thatenreiches Leben am
3. Juni 1605 zu Mailand. Seine Länder hinterliess er seinem
mit der schönen Francisca Mellini gezeugten, durch nach-
folgende Ehe legitimirten Sohne Syrus, welcher den Münz-
saminlern bekannter ist, da er sein Münzrecht in grösserem
Umfange ausgeübt , aber schliesslich wegen Missbrauchs
verwirkt, auch sogar Land und Leute eingebttsst hat 1).
Von Camillus allein ist noch kein Thaler bekannt,
sondern nur einer, den er in Gemeinschaft mit seinem
Bruder Fabricius hat prägen lassen (Mad. 4602); über-
haupt aber sind von Correggio nicht mehr als 6 Scudi in
i) Weiters bei Litta: Fainiglie celebre Italiane. Köhler Münz
belust. XVII 202. Hirsch R. M. A. IV 190.
99 d
ilÄt H. Dannenberg :
unsrerLitteratur •) zu finden, nämlich ausser dem gedachten
Gemeinschaftsthaler zwei anonyme und drei von Syrus.
Auch im Gepräge ist unser Scudo eine ganz neue Erschei-
nung: die übrigen, soweit sie den Namen ihrer Prägherren
tragen, zeigen auch deren Bild, die beiden namenlosen
aber, der eine das Wappen, der andere den heil. Quirinus,
und beide auf der Rückseite den Reichsadler. Die Nach-
ahmung eines fremden Musters, mit der das vorliegende
Stück uns bekannt macht, ist bei den kleinen Fürsten
Oberitaliens nicht ganz unerhört, und die Nachbildung des
beliebten Holländischen Thalers um so eher entschuldbar,
als Camillus den auf ihm erscheinenden Löwen im Wappen
führte, und sonach gar nicht einmal zu einer groben Täu-
schung, auf der solche Nachprägungen gewöhnlich beruhen,
seine Zuflucht zu nehmen brauchte. — Das eigentliche
Familienwappen der Correggios bildete die weisse Binde
im rothen Felde, aufweiche sie ihre angebliche Verwandt-
schaft mit dem österreichischen Hause und den Beinamen
Austriacus stützten. Als Kaiser Friedrich III ihnen den
Grafentitel verlieh, vermehrte er ihr Wappen mit einem
schwarzen Adler im goldenen Felde und zwei goldenen
Löwen, mit goldener Lilie auf dem Kopfe, im blauen
Felde 2)
Besondere Erwähnung verdient noch das SO — 70
auf der Hauptseite, das wohl nicht anders gedeutet werden
kann als : SOLDI 70. DieseWerthzahl kommt meinesWissens
sonst nirgends vor. Die Werthbestimmungen nach Soldi,
<) Mad. 2056, 2057, 4602, 4603, 4604 und 5913.
2) Due leoni rampanti d'oro con giglio d'oro sul capo in
campo Celeste (Litta a. a. 0.).
Unedirte Thaler.
225
welche ich auf den italienischen Scudi der altern Zeit ge-
funden habe, sind folgende:
80 Soldi auf dem anonymen Correggio Madai 2057.
60 (Soldi?) Massa, Franz (Mad. 2000).
100 „ Mailand, Philipp III, 1605 und 1607
(Mad. 2507, Schulth. Auct. 5883).
120 „ Mantua, Wilhelm 1566—1587 (Schulth. 5907).
120 „ „ Franz IV (Mad. 4483).
120 „ „ Ferdinand, 1612 (Mad. 1986, Schulth.
5915).
110 Soldi „ „ 1616 (Mad. 1988).
160 (Soldi?) „ „ (Mad. 1991).
160 „ „ Carl I, 1629 (Schulthess 5926).
80 „ y3 Scudo, Mantua, Vincenz II (Mad. 4490).
80 „ y3 „ „ Carl I (Mad. 1994 Schulth.
5930).
80 „ »/, „ „ Carl II (Mad. 4497).
124 (Soldi) Venedig, Hier.Prioli, 1559—67 (Mad. 4553).
140 „ „ Nie. da Ponte, 1578— 85 (Mad. 2045).
160 „ „ „ „ „ (Mad. 6941).
124 „ „ Pasq. Cicogna, 1585— 95 (Mad.2046).
120 „ „ Mar. Grimani, 1595 — 1606 (Schweitzer
serie delle mon. e med. d'Aqu. e di Venezia 718).
124 (Soldi) Venedig, Mar. Grimani (Mad. 2047).
140 (Soldi?) Sabioneta, Scipio, 1609—70 (Mad. 4619).
Bei den Venetianern war der Ducato d'argento und die
Giustina minore zu 124, der Scudo della croce zu 140 Soldi
oder 7 Lire, die Giustina maggiore zu 160Soldi oder 8 Lire
bestimmt. Ob aber auch im übrigen Italien ein so stetes
Verhältniss bestanden hat?
15
22G
II. J>Aiinenl>erg: ['iiedirte Thaler.
Venedig. Aloisio Contarini, 1676 — 1683.
® ALOYSISVS • CONTARE • D.VX • VENET « Blu-
menkreuz, unten G. Z.
Rs.: SANGTVSMARCVS- VENET- Schild mit dem
MarcusKhven unter ® 70 @.
Bei Schweitzer und Anderen finde ich nur den ent-
sprechenden ganzen, nicht diesen halben Scudo della croce.
227
XIV.
Versuch einer systematischen Beschreibung
der
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
(Fortsetzung von Seite 230 des IT. Bandes.)
Von
Carl v. Wächter.
I. Abschnitt.
Uebersicht der in der Zecea von Venedig geschlagenen
Mttnzgattungen mit der Angabe des Zeitraumes den
sie beherrschten und der Dogen unter welchen sie gangbar
waren. — Die arabischen Ziffern hinter den Namen ver-
weisen auf die nachfolgende Beschreibung der Typen. —
Abkürzungen: s. = selten, ss. = sehr selten, seh. =
schüsseiförmig, fl. = flach.
Marciwcio (seh.) 1156—1423.
Vitale Michael .... 1
Loreuzo Tiepolo . .
. 1
(Lücke 1172—1178).
Jacopo Contarini . .
. 1
Orio Malipiero .... 1
Giovanni Dandolo . .
. 1
Enrico Dandolo .... 1
Pietro Gradenigo . .
. 1
Fietro Ziani 1
(Lücke 1310-1311).
Jacopo Tieopolo ... 1
Giovanni Soranzo . .
. 1
15*
228
C. v. Wächter: System. Beschreibung der
(Lücke 1249—1252). Francesco Dandolo . . 1
RenierZeno 1 (Lücke 1339— 1414).
Tomaso Mocenigo.
Sämmtliche Marcucci sind s., die des Vitale Michiel ss.
ffitie Kupfermünze 1205—1268.
Pietro Ziani 5 (Lücke 1249—1252).
Jacopo Tiepolo .... 5 Renier Zeno 5
Denaro oder Piccolo 1173—1457.
Seb. Ziani, Piccolo 2, seh. s.
Bartolomeo Gradenigo
3, s.
Orio Malipiero, Denaro 3
Andrea Dandolo . .
3, s.
seh. s.
(Lücke 1354-1355).
Enrico Dandolo, Den. oder
Giovanni Gradenigo .
3, s.
Picc. genannt . . 3, seh.
Giovanni Dolfin . . .
3, s.
(Lücke 1205—1268).
Lorenzo Celsi . . . .
3, s.
Lorenzo Tiepolo . . ,3, s.
Marco Cornaro . . .
3, s.
Jacopo Contarini . . 3, s.
(Lücke 1368-1382).
Giovanni Dandolo . . 3, s.
Antonio Venier . . .
3, s.
Pietro Gradenigo . . 3, s.
Michele Steno . . . .
3, s.
Giovanni Soranzo . . 3, s.
Tomaso Mocenigo . .
30
Francesco Dandolo . 3, s.
Francesco Foscari
. 3
Piccolo 1400-1462.
Michele Steno .... 2G
Francesco Foscari 36
a, b.
Tomaso Mocenigo ... 29
Pasquale Malipiero .
. 39
Grosso oder Matupmie (1. Typus fl.) 1192—1356.
Enrico Dandolo ... 4, ss. Pietro Gradenigo . . 4
Pietro Ziani . . . .4
Jacopo Tiepolo ... 4
Marino Zorzi . .
Giovanni Soranzo
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
229
Marino Marosini . . 4, s. *) Francesco Dandolo . 4
Renier Zeno ... 4 Bartoloraeo Gradenigo 4
Lorenzo Tiepolo . . 4 Andrea Dandolo . . 4, s.
Jacopo Contarini . 4 (Lücke 1354—1355).
Giovanni Dandolo . 4 Giovanni Gradenigo . 4
Mezzo Grosso (I. Typus, fl.).
Lorenzo Tiepolo 1268—1274 9
Grosso oder Mozzo (fl.).
Lorenzo Tiepolo 1268 — 1274 10
(Aehnlicli dem ganzen Grosso, jedoch mit fehlerhafter
Umschrift. Wiegt nur 29 Gran).
Grosso oder Matapane (II. Typus, fl.)
1368—1400.
Andrea Contarini . 22
Antonio Venier, 22 und wie 3.Typus 23
Grosso von Kupfer.
Michele Steno 1400—1413 ... 27
Grosso oder Matapane (III. Typus, fl.)
1382-1471.
Antonio Venier .... 23 Francesco Foscari . . 23
Michele Steno .... 23 Pasq. Malipiero 37 wie 23
Tomaso Mocenigo . . .23 Cristoforo Moro 37 „ 23
i) Nur mit M . MAVROC oder M . MAVROCEN . DVX.
230
C. v. Wächter: System. Beschreibung der
Grosso cmieeo semplice ( 'IO&VHANTI), einfacher
seh. Grosso 1252—1327.
Renier Zeno . . . . 8, ss. (Lücke 1280— 1289).
(Lücke 1268 — 1274). Pietro Gradenigo . . 8, ss.
Jacopo Contarini . . 8, ss. (Lücke 1310— 1 011).
Giovanni Soranzo 8, -ss.
Grosso doppio eaueeo (seh.) 1249 — 1310.
Marino Morosini . . 7, ss. Jacopo Cantarini . . 7, ss.
Renier Zeno. . . . 1, ss. (Lücke 1280— 1289).
(Lücke 1268 . 1274). Pietro Gradenigo . . 7, ss.
Mezzmikio oder Mexao Grosso ') 1327 — 1471.
Francesco Dandolo . .14 Michele Steno . . . . 15
(Lücke 1339—1343). (Lücke 1413—1423).
Andrea Dandolo . . . 15 Francesco Foscari 33 wie 14
(Lücke 1354 — 1400). Pasquale Malipiero . . 37
Cristoforo Moro 37.
Qiiarteruolo oder Viertel Soldo 1192—1327.
Enrico Dandolo
. 5,
ss.
Lorenzo Tiepolo .
. 5
Jacopo Contarini .
• ö,
ss
Jacopo Tiepolo .
. 5
Giovanni Dandolo
. 5
Marino Morosini
. 5
Pietro Gradenigo .
. 5
Renier Zeno . .
• o,
s.
Marin Zorzi . . .
ss
Giovanni Soranzo 5.
•) Der erste Mezzo Grosso unter Lorenzo Tiepolo geprägt
war von anderem Typus als diese Mezzanini, welche auch Mezzi
Orosai genannt wurden. Vgl. Nr. 9.
VtiBMtanec Münzen uacli ihren Typen.
231
Quarteruolo dopplo 1268 — 1,310.
Lorenzo Tiepolo
Jacopo Contarini
. 11, ss. Giovanni Dandolo
.11, s. Pietro Gradenigo .
Soldo 1327—1722.
11
11
Francesco Dandolo . 1 3, s
BartolomeoGradenigol3, 8
Andrea Dandolo . .13
(Lücke 1354— 1486).
A. Barbadigo . 62 a, b, c
L. Loredan . . 73 a und b
(Lücke 1521—1539).
Pietro Lando ....
Francesco Dona . .
(Lücke 1553—1554).
Francesco Venier . .
(Lücke 1556-1559).
Girolamo Priuli . .
93
93
93
P. Loredan 109, a, b, c, d.
Alois Mocenigo I, ähnlich
109 b, mit dopp. Kreuz.
(Lücke 1577— 1606). ,
Leonardo Dona . . . 143
Marc. Memmo 147, a, b, c.
Giovanni Bembo . . .149
(Lücke 1618—1659).
Dom. Contarini II . 180, s.
(Lücke 1675—1676).
Alois Contarini . . 186, s.
(Lücke 1684—1709).
105 G. Cornaro II 203, a, b, c.
Soldino 1343-1501.
Andrea Dandolo . . .16
Marino Falier 18 a, b, c ss.
Giovanni Gradenigo . .19
Giovanni Dolfin ... .16
Lorenzo Celsi . . . .16
Marco Corner . . . .16
Andrea Contarini 20 u. 21
Michele Morosini . 21, ss.
Antonio Venier . . 24, s.
Michele Steno . 21 und 15
Tomaso Mocenigo 28 w. 21
Francesco Foscari . .21
Pasquale Malipiero . .21
Cristoforo Moro 40 wie 21
Nicolo Tron 46
Nicolo Marcello .... 46
(Lücke 1474—1478).
Giovanni Mocenigo . .21
(Lücke 1485—1486).
A. Barbadigo . 60, a, b, c.
232
C. v. Wächter: System. Beschreibung der
Leonardo Loredan . .77 Lorenzo Priuli . . . .77
(Lücke 1521 — 1523). Girolamo Priuli . . . 77
Andrea Gritti .... 84 (Lücke 1567—1578).
(Lücke 1538 — 1556). Nicolo da Ponte ... 77
Grossone I. und II. Typus.
Francesco Foscari 1423—1457 . . 31 und 32
Qiiattrlno 1423—1646.
Francesco Foscari . 34 i)
Pasquale Malipiero 34, ss.
Cristoforo Moro . . 43, ss.
Nicolo Tron 48
(Lücke 1473—1478),
Giovanni Mocenigo
(Lücke 1485—1486)
Agostino Barbadigo
Leonardo Loredan
(Lücke 1521-1523).
Andrea Gritti . .
Pietro Lando . .
Francesco Dona . 96, a, b.
Francesco
56
63
66
87
92
Marc Antonio Trevisan 87 s.
Francesco Venier . .
87 s.
Lorenzo Priuli . . .
. 87
Girolamo Priuli . .
. 87
Pietro Loredan . . .
. 87
Alois Mocenigo 1 . .
. 87
Sebastian Venier . .
87, s.
Nicolo da Ponte . .
. 87
Pasquale Cicogna . .
. S7
Marino Griraani . .
. 87
(Lücke 1605—1612).
Marc Antonio Memmo
. 87
(Lücke 1615—1631).
Erizzo 87.
Bagattino (ganzer) 1457 — 1684.
Pasquale Malipiero . 38, s.
Cristoforo Moro . 41, a, b.
(Lücke 1471—1473).
Nicolo Marcello 50 w.4t, b.
(Lücke 1474—1478).
G. Mocenigo . 58 w. 41, b.
(Lücke 1485—1486).
A. Barbadigo 64 w. 41, b.
i) Siehe auch Anhang- Nr. 358.
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
23a
Leon. Loredan 74 w. 41, b.
Antonio Griniani . . 41 b.
Andrea Gritti 86 w. 41, b.
P. Lando 91, a, b, c, d, e, f.
Francesco Dona 98 w. 41, b.
M. A. Trevisan98wie41, b.
Franc. Venier 98 w. 41, b.
(Lücke 1456—1459).
Girolamo Priuli 98 w. 41, b.
Pietro Loredan 98 w. 41, b.
Alois Mocenigo I 98w.41,b.
SebastianVenier98 w.41, 1).
Nicolo da Ponte 98w.41, b.
Pasq. Cicogna 131 w. 41, b.
Marino Griniani 131 w. 41 , b.
Leonardo Dona 145 \v. 41 , b.
Marc Antonio Memmo 145
wie 41, b.
Giov. Bembo 145 w. 41, b.
(Lücke 1618).
Antonio Priuli . . . .159
Francesco Contarini . 160
Giovanni Cornaro 1 41, b.
Nicolo Contarini . .41, b.
Francesco Erizzo . . 41, b.
Francesco Molin .. . 41, b.
(Lücke 1655—1656).
Domenico Contarini II 41, b.
Nicolo Sagredo . .41, b.
Alois Contarini . . 41, b.
Mezzo Bagattino 1423—1521.
Francesco Foscari 35, a, b.
(Lücke 1457 — 1462).
Cristoforo Moro . . 42, s.
(Lücke 1471—1476).
Andrea Vendramin .
Giovanni Mocenigo .
(Lücke 1485—1486).
Agostino Barbadigo .
54
57
(^
Leonardo Loredan 75, a, b.
Bagattino üoppio.
Nicolo Tron . 1471— 1473 .
Marcello 1473—1559.
47 a, b.
Nicolo Marcello . . . .49 Marco Barbadigo . 59, ss.
Pietro Mocenigo . . 52, s. Agostino Barbadigo . . 49
AndreaVendramin 53, a, b. Leonardo Loredan 70 w. 49
Giovanni Mocenigo . .49 (Lücke 1521 — 1523).
234
C. v. Wächter: System. UeM-iireibung der
Andrea Gritti
Pietro Lando . .
Francesco Dona
41) Marc Antonio Trevisan 49
83 Francesco Venier . . .49
41) Lorenzo Priuli .... 4!)
. 51
(Lücke 1521'— 1523).
Andrea Gritti ....
51
. 51
Pietro Lando ....
. 51
Francesco Dona .
. 51
. 51
(Lücke 155;} -1554).
. 53
Francesco Venier . .
. 51
Lira Mocenigo 1471 — 1350.
Pietro Mocenigo . .
(Lücke 1476-147S).
Giovanni Mocenigo .
(Lücke 1485—1486).
Agostino Barbadigo .
Leonardo Loredan
Lorenzo Priuli 51.
Lira Tron.
Nicolo Tron 1471—1473 .'*". . . ."44, 8.
Mezza JAra Tt%on.
Nicolo Tron 1471—147.') 45, s.
Da 72 (Silber).
Francesco Erizzo 1631—104(5. . . . 170 88.
Da trentadae { Zwei tt nddreissiyer ).
Leonardo Loredan 1501 — 1521 . . . . 72 s.
lÄrazza oder da trenta (Billon) 1700 — 1707.
Giovanni Cornaro II .197 Francesco Loredan . .197
Alois Mocenigo III . . 197 Marco Foscarini
(Lücke 1732—1735).
Alois Pisani . . . .197
Pietro Grimani . . .197
Alois Mocenigo IV
Paolo Renier . .
Lodovico Manin .
197
197
197
197
23^
Venezianer Münzen nach ihren Typen. uu<>
Da dieclotto (Achtzehner.)
Giovanni Cornaro II 1709—1722 1 . . lÖS/i?.
Da sedlci (Sechszehner ) 1501. — 1521.
Leonardo Loredan . 71, s. Antonio Griniani . 71, 88.
Andrea Gritti 71.
Da quindicl (Fünfzehner) 1709-1707.
Giov. Cornaro II 199 a, b. Francesco Loredan 199 b.
Alois Mocenigo III . . 208 Marco Foscarini . . 199 b.
Carlo Ruzzini . . . 199 b. Alois Mocenigo IV . 199 b.
Alois Pisani . . . 199 b. Paolo Renier . , . 199 b.
Pietro Griniani . . 199 b. Lodovico Manin . . 199 b.
Da dodici (Zwölfer) 1631—1722.
Francesco Erizzo .171 Giovanni Pesaro . . .171
(Lücke 1646 — 1656). Domenico Contarini II 171
Bartucci Valier . . 171 s. (Lücke 1675 — 1709).
Giovanni Cornaro II 171.
Da diecl (Zehner) 1709—1797.
Giovanni Cornaro II 200a, b. Francesco Loredan 209 b.
Alois Mocenigo III . 209 b. Marco Foscarini . . 209 b.
Alois Mocenigo IV. . 209 b.
Paolo Renier . . . 209 b.
Lodovico Manin . . 209 b.
Da otto (Achter) 1501—1522.
Leonardo Loredan . 69, s. Andrea Gritti .... 69
Antonio Griniani . . 69, ss. (Lücke 1538— 1585),
Carlo Ruzzini . .
. 209 b.
Alois Pisani . .
. 209 b.
Pietro Griniani
. 209 b.
236
C. v. Wächter: System. Jieschreibung der
Pasquale Cicogna 1 20 w. G9
(Lücke 1595— 1631).
Francesco Erizzo . .172
(Lücke 1646- 1656).
Bertucci Valier . . .172
Giovanni Pesaro . . .172
Domenico Contarini . 172
Giovanni Cornaro II .172
Da sei (Sechser).
Francesco Dona 1545 — 1553 .
. 101
Da cinque (Fünfer) 1523—1707.
Andrea Gritti .... 80
(Lücke 1595—1631).
Pietro Lando . . . 80, 89
Francesco Erizzo .
. 174
Francesco Dona . . . 100
(Lücke 1646—1709).
Marc Ant. Trevisan 100 a, s.
Giovanni Cornaro II
. 201
Francesco Venier . 100 a.
Alois Mocenigo III .
. 201
Lorenzo Prinli . . . 100 a.
Carlo Ruzzini . . .
. 212
Girolamo Prinli . . 100 a.
201
Pietro Loredan . . 100 a.
Pietro Grimani . .
. 201
Alois Mocenigo I . 100 a,
Francesco Loredan .
. 201
(Lücke 1577-1578).
Marco Foscari . . .
201
Nicolo da Ponte . 100 a.
Alois Mocenigo IV
. 201
Pasquale Cicogna 100, 123
Paolo Renier . . .
. 201
Lodovico Manin 201 .
Da qnattro (Vierer) 1501—1675.
Leonardo Loredan 68 a, b.
Antonio Grimani ... 68
Andrea Gritti . . .
(Lücke 1538—1559)
Girolamo Prinli . .
(Lücke 1567—1585)
68
68
173
Pasquale cicogna 130 w. 68
(Lücke 1595—1631).
Francesco Erizzo .
(Lücke 1646-1656).
Bertucci Valier . .
Domenico Contarini
173
173
Venezianner Münzen nach ihren Typen.
237
Grossetto 1523—1538.
Andrea Gritti .... 70
Pietro Lando 79
Francesco Dona ... 79
Marc Antonio Trevisan . 79
Francesco Venier . . 79
Lorenzo Priuli . . . .79
Girolamo Priuli 106 wie 79
(Lücke 1567-1578).
Nicolo da Ponte . . .79
(Lücke 1585—1618).
Antonio Priuli 79.
Da (lue oder rnezzo Grossetto ( Zweier )1523— 1585.
Andrea Gritti . . . 83
Pietro Lando 83
Francesco Dona ... 99
Marc Antonio Trevisan 99
Francesco Venier . . . 99
Lorenzo Priuli .... 83
Girolamo Priuli .... 83
(Lücke 1567-1578).
Nicolo da Ponte 83.
Gazzetta.
Andrea Gritti 1523—1538 . . .
Giovanni Cornaro 1709—1722. . .
Sesino 1539—1605.
Pietro Lando . . . . 94 s. Pietro Loredan «) ,
Francesco Dona . . .95 Alois Mocenigo I .
(Lücke 1553 — 1554). Sebastian Venier .
Francesco Venier ... 94 Nicolo da Ponte
Lorenzo Priuli .... 94 Pasquale Cicogna .
Girolamo Priuli .... 94 Marino Grimani 3)
82
202
94
94
94
94
94
94
') Von diesem Dogen giebt es auch Sesini auf deren Revers
der Löwe nicht sitzend sondern aufgerichtet dargestellt ist.
2) Siehe auch Anhang Nr. 365.
238
('. v. Wächter: System. Beschreibung der
Bezxo oder Qnattn'uo Itkmco i486— 1623.
Agostino Barbadigo . . Gl (Urolamo Priuli . . 107, 85
Leonardo Loredan (>7 a, 1». (Lücke 1567 — 167$).
(Lücke 1521 — 1523). Nicolo da Ponte . . . 85
Andrea Gritti . . . . X5 (Lücke 15X0—1 5! >5).
Pietro Lando . . . 90, X5 Marino (Jrimani . . . 134
Francesco Dona . . 97, X5 Leonardo Dona . . . 134
Marc Antonio Trevisan 85 (Lücke 1012— 1615).
Francesco Venier . . . 85 Giovanni Beinbo . . . ISO
Lorenzo Priuli .... X5 (Lücke 1618).
Antonio Priuli 155.
Da quaranta Saldi (f. Typus)*
Alois Mocenigo I 1570— 1577 . . .111,88.
Da quaranta Sohlt (ff. Typus).
Alois Mocenigo I . . . . 1570 — 1577 112
Sebastian Venier .... 1577 — 157X . . . 114 a. b, s.
Da renti Sohl! ').
Alois Mocenigo I . . . . 1570 — 1577 I 13
Sebastian Venier .... 1577 — 157X . . . .113, ss.
Duvato antico (f. Typus, Silber) 1559 — 1605.
Oirolaino Priuli . . .102 (Lücke 1577— 157s,.
Pietro Loredan . . .102 Nicolo da Ponte . . .102
Alois Mocenigo I . .102 (Lücke 15X5— 1595).
Marino (Jriniani 132 und der Mozzo 133 ss.
*) Sind von gleichem Gepräge der Achtel Oiustina , wurden
jedoch da 20 Soldi genannt.
Venezianer Münzet) n»oh ihn u Typen
239
Mexico Oucato mitico (L Typus , Silber)
1559—1567.
Girolanio Priuli . . 103 ss. Pietro Loredan . . . 103
Alois Mocenigo 103.
Quarto dt Dueato antico (L Typus, Silber)
1559-1577.
Girolanio Priuli . . 104 s. Pietro Loredan . . . 104
Alois Mocenigp l 104.
Ducato (TL Typus, Silber) 1059—1797.
Doiuenico Contarini .177
Nicolo Sagredo . 181 a? b.
Alois -Contarini . . .177
Marc Antonio Giustinian 177
Francesco Morosini . . 177
Silvestro Valier . .177
Alois Mocenigo II . . 177
Giovanni Cornaro II . 177
Lodovico Manin 177.
Mexzo Duvato (IL Typus, Silber) 1659—1797.
Donienico Contarini . 178 Alois Mocenigo III . .178
Nicolo Sagredo . 182 a, b.
Alois Contarini . . .178
Marc Antonio Giustinian 178
Francesco Morosini . 178
Silvestro Valier . . .178
Alois Mocenigo II . . 178
Giovanni Cornaro II . 1 78
Lodovico Manin 1 78.
Alois Mocenigo III
. 177
Carlo Ruzzini . .
177 s.
Alois Pisani . .
. 177
Pietro Grimani .
. 177
Francesco Loredan
. 177
Marco Foscarini .
. 177
Alois Mocenigo IV
. 177
Paolo Renier . .
. . 177
Carlo Ruzzini . . .
. 178
Alois Pisani . . .
. 178
Pietro Grimani .
. 17S
Francesco Loredan .
. 178
Marco Foscarini . .
178 s.
Alois Mocenigo IV
. 178
Paolo Renier . . .
. 178
240
C. v. Wächter : System. Beschreibung der
«/* Ducato (IL Typus, Silber) 1659—1797,
Domenico Contarini . 179
Alois Mocenigo III.
. 179
Nicolo Sagredo . 182 a, b.
Carlo Rnzzini . . .
. 179
Alois Contarini . . .179
Alois Pisano . . .
179
Marc Antonio Giustinian ] 7'.)
Pietro Grimani . .
179
Francesco Morosini . . 179
Francesco Loredan .
179
Silvestro Valier . . .179
Marco Foscarini . .
179
Alois Mocenigo IL . .179
Alois Mocenigo IV. . .
179
Giovanni Cornaro IL . 179
Paolo Renier . . . .
179
Lodovico Manin 1 79.
'/8 Ducato (IL Typus, Silber).
Alois Pisani 1735—1741 .
,6 Ducato (IL Typus, Silber).
Alois Pisani 1735—1741
213 s.
214 ss.
Ducato di doppo Peso (IL Typus, Silher von,
doppeltem GewicJite des Einfaclien).
Francesco Loredan .
1752 -1702
. 210 ss.
Giustina nmggiore (zu 160 Sohlt) 1578—1605.
Nicolo da Ponte . . .116 Pasquale Cicogna . .110
Marino Grimani 116.
Mezza Giustiua maggiore (zu 80 Soldi)
1578—1605.
Nicolo da Ponte 117 a, b, s. Pasquale Cicogna . .117
Marino Grimani 117.
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
241
•/4 Glastina maggiore (zu 40 Soldi) 1578 — 1623.
Nicolo da Ponte . . 118 s. (Lücke 1605—1612).
Pasqnale Cieogna . .118 Marc Antonio Memmo 118
Marino Grimani . . .118 (Lücke 1615— 1618).
Antonio Priuli 118.
•/'s dl Giustitui maggiore (zu 20 Soldi)
1578—1646.
Nicolo da Ponte . . 119 s.
Pasqnale Cieogna . . 119
Marino Grimani . . .119
Leonardo Dona . .119 s.
Marc Antonio Memmo 119
Giovanni Bembo . . .119
(Lücke 1618).
Antonio Priuli . . . .119
Franc. Contarini i) 119 ss.
Giovanni Cornaro I. .119
(Lücke 1629—1631).
Francesco Erizzo . .119
i/16 dl Olustina maggiore (oder zu 10 Soldi)
1578—1675.
Nicolo da Ponte . . .120
Pasqnale Cieogna . .120
Marino Grimani . . .120
Leonardo Dona . . 120 s.
Marc Antonio Memmo 1 20
Giovanni Bembo . .120
Nicolo Dona . . . 120 ss.
Antonio Priuli . . . 120
Francesco Contarini 120 s.
Giovanni Cornaro I .120
(Lücke 1629 — 16:51).
Francesco Erizzo . .120
Francesco Molin . . . 120
Carlo Contarini . .120 ss.
Francesco Corner . 120 ss.
Bertucci Valier . • . 120
Giovanni Pesaro . . .120
Domenico Contarini . 120
l) Befindet sich in der Sammlung des Cavafiere Bottacin.
IG
94.9
^•^•^ C. v. "Wächter: System. Beschreibung der
Vsa ^* Giustina maggiore 1585 — 1675.
Pasquale Cicogna . . 123 (Lücke 1G46— 1G55).
Marino Grraiani . . .123 Carlo Contarini . .123 ss.
Leonardo Dona . . .123 Francesco Corner . 123 ss.
(Lücke 1612— 1630). Bertucci Valier . . .123
Nicolo Contarini . 123 ss. Giovanni Pesaro . . . 123
Francesco Erizzo . .123 Domenico Contarini . 123
Da venti Bagattiwi.
(Kleinster Bruchtheil der Giustina maggiore.)
Pasquale Cicogna .... 1585—1595 .... 124 ss.
Marino Grimani ... . 1595—1605 .... 124 s.
Scudo d'argento oder della Croce «).
Wurde unter allen Dogen von Nicolo da Ponte 1578
angefangen bis zu Ende der Republik 1797 unter Lodovico
Manin immer mit gleichem Typus Nr. 121 geprägt.
Zur Unterscheidung der Scudi der gleichnamigen
Dogen Alois Mocenigo II, III, IV und Giovanni Cornaro I,
II nach ihren Siglen vergleiche man Alois Mocenigo II nach
188 — Alois Mocenigo III nach 206 — Alois Mocenigo IV
nach 216 — Giovanni Cornaro I nach 162 — Giovanni
Cornaro II nach 192.
Mezzo Scudo d'argento oder della Croce »).
DerMezzo Scudo wurde, ausgenommen unter Francesco
Cornaro (reg. 20 Tage 1656), gleich dem ganzen Scudo
*) Sehr selten von Nicolo Dona, Carlo Contarini, Francesco
Cornaro, Nicolo Sagredo.
2) Von den halben Scudi sind die des Marc Antonio Memmo,
Giovanni Bembo, Nicolo Dona, Carlo Contarini, Francesco Cornaro,
Nicolo Sagredo, Giovanni Pesaro und Marco Foscari selten.
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
243
durch die Periode 1578 — 1797 nach dem einzigen Typus
Nr. 122 ausgeprägt. Von den Siglen der Mocenigo's und
Cornaro's gilt hier dasselbe, was soeben bei ihren ganzen
Scudi erwähnt worden ist. Unter den halben Scudi ist der
Ton Carlo Contarini besonders selten.
Quarto di Scudo d'argento oder della Croce
1615—1797.
Giovanni Bembo . 148 s.
Nicolo Dona . . . 148 ss.
Antonio Priuli . .148
Francesco Contarini 148 s.
Giovanni Carnarol 148
Nicolo Contarini . 148 s.
Francesco Erizzo . 148
Francesco Molin . 148
Carlo Contarini . . 148 ss.
Francesco Cornaro 148 ss.
Bertucci Valier . . 148
Giovanni Pesaro . 148
Domenico Contarini 148
Nicolo Sagredo . 148
Lodovico
«/8 Scudo d'argento oder
Francesco Erizzo . 169
Francesco Molin . 169
Carlo Contarini . .169 ss.
Francesco Cornaro 169 ss.
Bertucci Valier . .169 s.
«Giovanni Pesaro .169 s.
Alois Contarini . . . 148
Marc Antonio Giustinian 148
Francesco Morosini
. 148
Silvestro Valier .
148 s.
Alois Mocenigo II
. 148
Giovanni Cornaro 11
. 148
Alois Mocenigo III
. 148
Carlo Ruzzini . .
. 148
Alois Pisani . .
. 148
Pietro Grimani .
. 148
Francesco Loredan
. 148
Marco Foscarini . .
148 s.
Alois Mocenigo IV
. 148
Paolo Renier . .
. 148
Manin 148.
della Croce 1631-
-1797.
Domenico Contarini
. 169
Nicolo Sagredo .
. 169 s.
Alois Contarini .
. 169
Marc Antonio Giustir
ianl69
FranCesco Morosini
. 169
Silvestro Valier .
. 169
16*
244
0. v. 'Wächter: System. Kesohreibung der
Francesco Loredan
Marco Foscarini .
Alois Mocenigo IV
Paolo Renier . .
Lucio vi co Manin .
IG*)
169
169
169
169
Alois Mocenigo IL . . 190
Giovanni Cornaro II .169
(Lücke 1722— 1780).
Alois Pisani 169
(Lücke 1741—1752).
Heudo cVargento oder della Croce dl doppio Peso.
Francesco Molin 1646 — 1655 . . . .176 ss.
Giustina minore oder Dueato delle Galere
1585—1797.
Pasquale Cicogna 125 und
126 s.
Marino Griniani . 126
Leonardo Dona ... 1 26
(Lücke 1612—1618).
Antonio Priuli .... 126
Francesco Contarini 126 s.
G. Cornaro I 163 wie 126
(Lücke 1629-1631).
Francesco Erizzo . .126
Francesco Molin . . . 1 26
Carlo Contarini . 1 -Ji) zx.
Francesco Corner . 126 ss.
Bertucci Valier . . 12(5
Giovanni Pesaro . . .126
Domenico Contarini .127
Nicolo Sagredo . .12(5 s.
Alois Contarini . . . 12C)
Marcantonio Giustinian 12(5
Francesco Morosini . 126
Silvestro Valier . . 12(5
Alois Mocenigo II . . 12(5
G. Cornaron. 196 wie 126
Alois Mocenigo III . .12(5
Carlo Kuzzini . . . .126
Alois Pisani . . . . .126
Pietro Griniani . . .12(5
Francesco Loredan . .12(5
Marco Foscarini . . . 126
Alois Mocenigo IV . .126
Paolo Renier . . . .126
Lodovico Manin . .126 s.
*/z Giustina minore oder mezzo Dueato delle
Galere 1585—1797.
. 127 Leonardo Dona . . .127
. 127 Marcantonio Memmo . 127
Pasquale Cicogna
Marino Grimani .
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
245
Giovanni Bembo . . .127
Nicolo Dona . .127 ss.
Antonio Priuli . . . .127
Francesco Contarini 127 s.
(Lücke 1624— 1630).
Nicolo Contarini . 127 ss.
Francesco Erizzo . .127
Francesco Molin . .127
Carlo Contarini . .127 ss.
Francesco Cornaro 127 ss.
Bertucci Valier . .127 ss.
Giovanni Pesaro . . .127
Domenico Contarini . 127
Nicolo Sagredo . . .127
Alois Contarini . . .127
(Lücke 1684—1694).
Silvestro Valier . . 127 s.
Alois Mocenigo II . .127
Giovanni Cornaro II . 127
(Lücke 1722—1732).
Carlo Ruzzini . . . .127
Alois Pisani .... 127
Pietro Grimani . .127
Francesco Loredan . .127
Marco Foscarini . . . 127
Alois Mocenigo IV . . 127
Paolo Renier . . . .127
Lodovico Manin . . .127
'/4 Giustina minore oder quarto dl Ducato delle
Geilere 1585-1797.
Alois Contarini . . .167
(Lücke 1684—1694).
Silvestro Valier
Pasquale Cicogna
. . 128
Francesco Erizzo
. . 167
Francesco Molin .
. . 167
Carlo Contarini .
. 167 ss.
Francesco Corner
. 167 ss.
Bertucci Valier .
. 167 s.
Giovanni Pesaro .
. . 167
Domenico Contarini . 167
Nicolo Sagredo .
. 167 s.
Lodovico
Alois Mocenigo II .
Giovanni Cornaro II
(Lücke 1722-1762).
Marco Foscarini . .
Alois Mocenigo IV .
Paolo Renier . . .
Manin 167.
167 ss.
. . 167
167
167
167
167
i/s di Giustina minore oder delle Galere
1631—1797.
Francesco Erizzo . .168 Carlo Contarini . . 168 s.
Francesco Molin . . .168 Francesco Cornaro 168 ss.
6^*J C. v. Wächter; System. Beschreibung der
Bertucci Valier . . 168 s. Giovanni Cornaro IE .168
Giovanni Pesaro . . 168 s. (Lücke 1722—1741).
Domenico Contarini II 168 Pietro Grimani . . . 168
(Lücke 1675—1676). (Lücke 1752-1762).
Alois Contarini . . .168 Marco Foscarini . . . 168
(Lücke 1684—1700). Alois Mocenigo IV . . 168
Alois Mocenigo II . .168 Paolo Renier . . . .168
Lodovico Manin 168.
ZeccJiino d'argento 1606—1631.
Leonardo Dona 139 a; b, ss. Antonio Priuli . 139 b; SS.
Marc Ant. Memmo 139 b, ss. (Lücke 1623—1 630).
(Lücke 1615-1618). Nicolo Contarini . . 139 b.
Mezzo ZeccJiino d'argento 1606—1631.
Leonardo Dona . . 140 ss. Antonio Priuli . . 140 ss.
Marc Ant. Memmo . 140 ss. (Lücke 1623—1630).
(Lücke 1615—1618). Nicolo Contarini . . . 140
</4 ZeccJiino d'argento 1606 — 1631.
Leonardo Dona . . 141 ss. Antonio Priuli . 141 ss.
Marcantonio Memmo 141 ss. (Lücke 1623 — 1630).
(Lücke 1615-1618). Nicolo Contarini . . 141
Vs ZeccJiino d'argento «) 1606—1631.
Leonardo Dona . . 142 ss. Antonio Priuli . . 142 ss.
Marc Ant. Memmo . 142 ss. (Lücke 1623—1630).
(Lücke 1615—1618). Nicolo Contarini . 142 ss.
i) Die Münzen vom Gepräge Zecchino d'argento, welche mit
den Namen anderer Dogen und zwar meistens vergoldet vorkommen,
sind entweder Abschläge der Gold-Zccchinen oder vielleicht Probe-
stücke, die nicht zur Ausführung gekommen sind, wie z. B. von
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
247
Marchetto (von Kupfer, silberhaltig) 1612—1797.
Marcantonio Memmo
. 146
Marino Grimani . .
. 146
(Lücke 1615-1618).
Francesco Morosini
. 146
Antonio Priuli . .
. 146
Silvestro Valier . .
. 146
Francesco Contarini
. 146
Alois Mocenigo II .
. 192
Giovanni Cornaro I
. 165
Giovanni Cornaro II
. 204
Nicolo Contarini i) .
. 146
Alois Mocenigo III 207 wie
Francesco Erizzo .
. 146
146
Francesco Molin . .
. 146
Carlo Ruzzini . . .
. 146
Carlo Contarini . .
. 146
Alois Pisani . . .
. 146
Francesco Cornaro . 146 s.
Pietro Grimani . .
. 146
Bertuzzi Valier . .
. 146
Francesco Loredan
. 146
Giovanni Pesaro . .
. 146
Marco Foscarini . .
. 146
Domenico Contarini
. 146
Alois Mocenigo IV .
. 219
Nicolo Sagredo . .
. 146
Paolo Renier
. 146
Alois Contarini . .
.146
Lodovico Manin . .
. 146
Mezzo Marchetto (Kupfer, silberhaltig)
1618-1789.
Antonio Priuli . . .
Francesco Contarini
Giovanni Cornaro .
Nicolo Contarini . .
Francesco Erizzo
Francesco Molin . .
158 Carlo Contarini .
158
158 (Lücke 1656).
165 Bertucci Valier . . .158
158 Giovanni Pesaro . . .158
158 Domenico Contarini . 158
158 (Lücke 1675—1676).
Alois Mocenigo II, Nicolo Sagredo, Silvestro Valier, Giovanni Cor-
naro II, Domenico Contarini und ein y2 Zecchino d'argento von
Marino Grimani.
i) Die Münzen dieses und der folgenden Dogen bis einschliess-
lich des Silvestro Valier haben, obwohl vom gleichen Typus Nr.
146, verschiedene kleine Veränderungen im Gepräge.
— ■** C.v. Wächter: ■System. Beschreibung' der
Alois Contarini . . . 158 Carlo Ruzzini .... 158
MareAntonio Giustinian 158 Alois Pisani . . . .15$
(Lücke 1688 — 1700). (Lücke 1741—1752).
Alois Mocenigo II . . 192 Francesco Loredan . . 158
Giovanni Cornaro II . 204 (Lücke 1762—1779).
Alois Mocenigo III . . 207 Paolo Renier .... 158
Marchetto doppio (von Kupfer, silberhältiy )
1618—1623.
Antonio Priuli . . . 156 s. (Lücke 1623—1625).
Giovanni Corner I 166 wie 156.
Marchetto quadruplo (Kupfer, silberhaltig).
Antonio Priiüi .... 1618 — 1623 . . 1(56 wie 157 ss.
Marchetto und halber Marchetto.
(Vom Gepräge des Zecehino in Kupfer.)
Marc Antonio Giustinian . . . 1684—1688 . . . 187 ss.
Liretta (Silber) 1675—1722.
Nicolo Sagredo . . .183 Francesco Morosini . .183
Alois Contarini . . .183 Silvestro Valier . . .183
Marcantonio Giustinian 183 Alois Mocenigo II . .191
Giovanni Corner II 183, ohne Stern.
Memo Liretta (Silber) 1675—1722.
Nieolo Sagredo . . . 184 Francesco Morosini . . 185
Alois Contarini . . . 185 Silvestro Valier . . . 185
Marcantonio Giustinian 185 Alois Mocenigo II . .191
Giovanni Corner II 191.
Venezianer Münzen nach Ihren Typen.
249
O seil (f.
Antonio Grimani ....... 1521 — 152;) .... 78
Matapane in Gold,
Giacomo Tiepolo . 1208—1249, besondere Seltenheit-, 6.
Zecchino (Gold) ») 1280—1797.
Von Giovanni Dandolo 1280 ohne Unterbrechung unter
allen Dogen Venedigs bis zu Ende der Republik 1797
geprägt nach dem Typus 12.
Marin Faliero . . . . 17 Alois Mocenigo III . .206
Alois Mocenigo I . . 110 Alois Mocenigo IV . .217
Alois Mocenigo II . .189 Giovanni Corner I . .161
Giovanni Corner II, 199.
DieZecchini dieser sieben Dogen tragen fehlerhafte Umschriften
und sind sehr selten.
Mezzo Zecchino 1501—1797.
Leonardo Loredan . . 76 (Lücke 1570 — 1585)
Antonio Grimani . . .76 Pasquale Cicogna .
(Lücke 1523 — 1553). Marino Grimani . .
Marc Antonio Trevisan . 76 Leonardo Dona . .
Francesco Venier . . .76 Marcantoniö Memmo
(Lücke 1556-1559). (Lücke 1615—1618)
Girolamo Priuli .... 76 Antonio Priuli . .
Pietro Loredan .... 76 Francesco Contarini
. 76
76 s.
. 76
. 76
76
76
i) Besonders selten sind die Zecchini von Giovanni Dandolo,
Pietro Gradenigo, Marin Zorzi, Bartolomeo Gradenigo, Toraaso
Mocenigo , Sebastian Venier , Carlo Contarini , Pasquale Malipiero,
Cristoforo Moro , Giovanni Mocenigo , Agostino Barbadigo , Mario
Barbadigo, Nicolo Dona, Francesco Contarini, Francesco Corner,
Michele Morosini und Kaiser Franz von Oesterreich.
250
C. v. Wächter : System. Beschreibung der
Giovanni Corner I . .
. 76
Francesco Morosini .
. 76
Nicolo Contarini . .
. 76
Silvestro Valier . . .
. 76
Francesco Erizzo . .
. 76
Alois Mocenigo II .
. 189
Francesco Molin . .
. 76
(Lücke 1709—1722).
(Lücke 1655—1656).
Alois Mocenigo III .
. 206
Francesco Corner . 76 ss.
Carlo Ruzzini . . .
. 76
Bertucci Valier . . .
76
Alois Pisani ....
76
Giovanni Pesaro . .
. 76
Pietro Grimani . . .
. 76
Domenico Contarini .
. 76
Francesco Loredan .
. 76
Nicolo Sagredo . . .
. 76
Marco Foscari . ,
. 76
(Lücke 1676-1684).
Alois Mocenigo IV .
217
Marc Antonio Giustinian 76
Paolo Renier ...
76
Lodovico Manin 76.
Viertel Zecchino (Gold) i) 1567—1797.
Pietro Loredan . . 108, s.
Francesco Erizzo .
. 108
(Lücke 1570—1578).
Francesco Molin . .
. 108
Nicolo da Ponte 115 w
'.108
Carlo Contarini . .108 ss.
Pasquale Cicogna .
108
Francesco Corner . 108 ss.
Marino Grimani . .
108
Bertucci Valier . .
108
Leonardo Dona . .
108
Giovanni Pesaro . .
108
Marc Antonio Memmo
108
Dominico Contarini .
. 108
Giovanni Benibo .
108
Nicolo Sagredo . . 359 ss.
Nicolo Dona . . 108 ss.
Alois Contarini . .
108
Antonio Priuli . . .
108
(Lücke 1684—1688).
Francesco Contarini .
108
Francesco Morosini 360 ss.
(Lücke 1624-1630).
Silvestro Valier . .
108
Nicolo Contarini . . .
108
Alois Mocenigo II .
189
i) Einige dieser kleinen Münzen haben in der Umschrift des
Averses nur den Namen und Zunamen des Dogen z B. MARIN •
GRIMAN, BERTVC- VAL'IER
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
251
Giovanni Corner II . . 193 Francesco Loredan. . 108
Alois Mocenigo III . . 206 Marco Foscari . . . .108
Carlo Kuzzini . . . 108 s. Alois Mocenigo IV . . 108
Pietro Grimani . . . 108 Paolo Kenier .... 108
Lodovico Manin 108.
Scudo d'oro (Gold) 1523—1595.
Andrea Gritti .... 81 (Lücke 1553 — 1554).
Pietro Lando .... 81 Francesco Venier . . 81
Francesco Dona ... 81 (Lücke 1556 — 1585).
Pasquale Cicogna 81.
Memta Doppia *j 1623—1797.
Francesco Contarini . 81 Pietro Grimani ... 81
Giovanni Corner I . . 81 Francesco Loredan . . 81
(Lücke 1629—1709). Marco Foscarini ... 81
Giovanni Corner II . . 81 (Lücke 1763— 1779).
(Lücke 1722-1741). Paolo Renier .... 81
Lodovico Manin 81.
Doppia oder doppio Scudo d'oro 1618—1797.
Antonio Priuli . . . .152
(Lücke 1676—1735).
Francesco Contarini 152 ss.
Alois Pisani . . .
152
Giovanni Corner I . .152
(Lücke 1741—1752).
Nicolo Contarini . . .152
Francesco Loredan
. 152
(Lücke 1631 — 1656).
Marco Foscarini . .
152
Bertucci Valier . . .152
Alois Mocenigo IV .
152
(Lücke 1658—1675).
Paolo Renier . . .
152
Nicolo Sagredo . . .152
Lodovico Manin . .
152
*) Als das Gewicht dieses Scudo d'oro verdoppelt wurde,
nannte man denselben Mezza Doppia.
252
C. v. Wächter: System, l'.eschreibung der
Mezzo Scudo (Voro 1523— 15»6.
Andrea Gritti . . .81 s. Francesco Dona ... Hl
(Lücke 1538—1545). (Lücke 1553—1554).
Francesco Venier 81.
Quarto di Doppia *) 1732—1797.
Carlo Ruzzini . . . 211 s. Marco Foscarini 211 od. 81
Alois Pisani . 211 oder 81 Alois Mocenigo IV 211 od.81
(Lücke 1741—1752). Paolo Renier . 211 oder 81
Franc. Loredan 211 od. 81 LodovicoManin 211 od. 81
Ducato d'oro (Gold) 1606—1629.
Leonardo Dona 136 a, b, c. Antonio Priuli . . . .153
(Lücke 1612—1618). (Lücke 1623—1625).
Nieolo Dona . . 136 a, ss. Giovanni Corner I . 136 a.
Mezzo Ducato d'oro (Gold).
Leonardo Dona 1606—1612 137
Ducato d'oro doppio (Gold).
Leonardo Dona 1606—1612 . . . 138 ss.
Zecchino doppio mit dem Typus des Marcello
(Gold).
Antonio Priuli 1618-1623 151
Da 20 Zecchini.
Francesco Molin 1646 — 1655 175
Lodovico Manin 1789—1797 222
i) Als das Gewicht des Scudo d'Oro verdoppelt wurde, be-
Äiinn man den mezzo Scudo d'oro Quart o di D oppia zu nennen.
Venezianer Münzen nach Ihren Typen. *vV
Da 6 Zecchini.
Francesco Morosini . . . .1688—1694. . . . .1*8
Da clodici Zecchini.
Giovanni Corner II . . . .1709 — 1722 195
Francesco Molin 1646—1655 175
Da 3 Zecchini,
Carlo Ruzzini 1732-1735 210
Da 15 Zecchini.
Pietro Grimaui 1741—1752 215
Da 10 Zecchini.
Alois Mocenigo IV . . . .1763—1778 218
Paolo Renier 1779—1789 . . . wie 218
Lodovico Manin 1789 — 1797 . . . wie 218
Da 40 Zecchini.
Paolo Renier .1779—1789. . . .220
Da 18 Zecchini.
Paolo Renier 1779—1789 221
Da cento Zecchini.
Lodovico Manin 1789—1797. ... 222
Da cinquanta Zecchini.
Lodovico Manin 1789—1797 222
Da cinque Zecchini.
Lodovico Manin 1789-1797 222
9'"S4
*<"" C. v. 'Wächter : System, ücschreibung der
Da qtiattro Zecchini.
Lodovico Manin 1789—1797 222
Da venti cinque Zecchini.
Lodovico Manin 1789—1797 222
Da 16 Zecchini.
Francesco Molin 1G4G — 1655 175
Zecchino doppio.
Giovanni Corner II . . . .1709-1722 194
Marchetto in ovo.
Giovanni Corner II . 1709—1722 . 205. Im Gewicht von
einfacher und doppelter Zecchine. Besondere Selten-
heit.
Name und Gattung
der Münzen, welche die Republik Venedig für ihre überseeischen
Länderbesitzungen und die Terra ferma schlagen Hess.
Tornese oder Vessillifero (I. Typus).
aj Für Dalmatien und Albanien, vom Jahre 1410,
Nr. 223. Von besonderer Seltenheit.
b) Für die venezianische Levante:
Andrea Dan dolo, Jahr 1350 Marco Corner 255 oder 363
255 ss. Andrea Contarini . 255 ss.
Marino Falier . . 255 ss. Michele Morosini . . 255
Giovanni Gradenigo .255 Antonio Venier 255 und 364
Giovanni Dolfin . . . 255 Michele Steno .... 255
Lorenzo Celsi .... 255 Tomaso Mocenigo . . 255
Francesco Foscari 255.
Venezianer Münzen nach ihren Typen. äDO
Tomese oder Vessillifero (IL Typus)
für die Levante.
Francesco Foscari . . 250 Cristoforo Moro . . 256 8.
Tornesello oder Tomess e- Vessillifero (III, Typus)
für die Levante.
Agostino Barbadigo . 257 Andrea Gritti .... 257
Leonardo Loredan . . 257 Pietro Lando .... 257
Antonio Grimani . . . 257 Francesco Venier . . 257
Pietro Loredan 257.
Da quattro Tornesi.
Anonym für C an dia 339
Da 30 Tornesi (I, Typus).
Antonio Priuli, mit lateinischer Schrift ; für die Levante 259
Da 30 Tornesi (IL Typus).
Antonio Priuli, mit griechischer Umschrift; für die
Levante 260
Giovanni Corner I 1625, mit griechischer Umschrift; für
die Levante 261
Da 32 Tornesi.
Antonio Priuli , 1618, mit griechischer Umschrift, für die
Levante 262
Da 60 Tornesi oder 4 Soldi.
Antonio Priuli, 1618, für die Levante 263
Giovanni Corner I, 1625, für die Levante 265
^»'0 Q. T. Wächter: System. Beschreibung der
Da 15 Tornesi oder 1 Soldo.
Antonio Priull, 1618, für die Levante 264
Giovanni Corner I, 1625, für die Levante 260
Piastv a.
Francesco Contarini 1623 für die Levante .... 267 88.
Real e.
Francesco Contarini, 1623 für die Levante . . . 26$ ss.
Francesco Erizzo, 1645 für die Levante . . . . 26!»
Leone Morosini.
Für die Levante:
F. Morosini 1688 . 270 ss. A. Mocenigo II 1700 270 s.
Silvestro Valierl694,274 ss. Giovanni Corner 1709 270
Alois Mocenigo II, 1706 für Dalmatien und Albanien . 230
Menno Leone.
Francesco Morosini, für die Levante 271 ss.
Silvestro Valier, für die Levante 275 ss.
Alois Mocenigo II, für Dalmatien und Albanien . . 231 s.
Quarto dl Leone.
Für die Levante :
Francesco Morosini 272 ss. Alois Mocenigo II . 272 ss.
Silvestro Valier . . 276 ss. Giovanni Corner . 272 ss.
Alois Mocenigo II, 1706 für Dalmatien und Albanien 232 ss.
'/s Leo n e.
Francesco Morosini, für die Levante 273 ss.
Silvestro Valier, für die Levante 277 ss.
Alois Mocenigo II, 1706 für Dalmatien und Albanien 232 s.
9^7
Venezianer Münzen nach ihren Typen. u\j %
Gazzetta.
Vom Jahre 1690, 1706, 1730 für Dalmatien u. Albanien 227
Per le Isole e l'armata für die Levante 278
Per l'armata e per la Morea 1688 für die Levante . . 280
Per Corfu, Cefalonia e Zante, 1730 für die Levante . 282
Von Francesco Molin, 1647 für Candia 294
Vom Jahre 1658 für Candia 299
Anonyme Gazetta da dne Soldi 323
Li r et t a.
Vom Jahre 1664 für Dalmatien und Albanien .... 224
Anonyme Liretta IN TE • CONFIDO ...... 324
Mezza IÄretta.
Anonyme mezza Liretta IN . TE . CONFIDO . . . 325
Da otto.
Vom Jahre 1664 für Dalmatien und Albanien .... 225
Da quattro.
Vom Jahre 1664 für Dalmatien und Albanien .... 226
S ol d o.
Vom Jahre 1690, 1706, 1730 für Dalmatien u. Albanien 228
Für Cattaro 1638 (für Albanien) 249
Per le Isole e par l'armata v. J. 1688, für die Levante 279
Per l'armata e la Morea, für die Levante 281
Für Corfu, Zante Cefalonia, für die Levante .... 283
Von Francesco Molin, 1647 für Candia 295
Vom Jahre 1658 für Candia 300
17
u'Jv Qt v_ -Wächter: System. Beschreibung der
Mezzo Soldo.
Vom Jahre 1690 für Dalmatien und Albanien . . . 229 s.
Für Cattaro (für Albanien) ..." 250
Galeazza.
Alois Pisani vom Jahre 1736 für Dalmatien und Albanien
a, b, 233, 234 s.
Mezza Galeazza.
Vom Jahre 1736, für Dalmatien und Albanien . . . 235 Si
1 ji Galeazza.
Vom Jahre 1736 für Dalmatien und Albanien . . 236 ss.
Bagattino.
Von Sebenico 1485 (Dalmatien) .......... 237
„ Zara 1491 „ * ... 238
„ Trau 1492 „ 239
„ Spalato 1491 „ ■ . . 240
„ Lesina 1493 „ 241
„ Antivari 1490, für Albanien 254 ss.
„ Treviso 1492, für die Terra fernia veneta . . . 359
„ Francesco Foacari, 1443 für Padua und Verona 310
„ AgostinoBarbadigo, 1491 „ „ „ „ 311
„ L. Loredan, (1501—1521) „ ■ „ „ „ 312
Anonymer Bagattino 336 und 337
Mezzo Bagattino.
Anonymer halber Bagattino 338
Grossetto.
Für die Seefahrer nach der Levante von A. Barbadigo 258
Von Cattaro ; Jahr 1423 für Albanien 242
„ Scutari „ 1423 „ „ 253
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
Mezzo Grossetto.
259
Cattaro vom Jahre 1548 für Albanien I. Typus . . 243
„ * 1567 „ „ IL '„ .244
n '% , 1597 „ „ III. „. . .245
„ „ 1627 „ „ -IV. „ . .246
Quattrino.
Von Cattaro I. Typus 1451 für Albanien 247
n n Ö „ 1648 „ „ 248
Für Bergamo 1589 Terra ferma veneta . . , . .313
„ Kavenna 1442 „ ., „ . . . . . . 314
„ Eovigo 1442 „ „ „ 315
Anonyme Qnattrini 334 und 335
Follare,
Von Cattaro 1569, Albanien ' 251, a.
Doppio Follare.
Vielleicht für Cattaro ? (Im Museum von Turin) 251 b, ss.
Tallero (I. Typus).
Von Francesco Loredan 1756 für die Levante . . 284 s.
„ Marco Foscarini „ „ „ ... 284
„ Alois Mocenigo IV „ „ „ ... 285
Mezzo Tallero (I. Typus).
Von Francesco Loredan, für die Levante wie der Ganze 284
„ Marco Foscarini „ „ „ „ „ „ 284 s.
„ Alois Mocenigo IV „ „ „ „ „ „ 284
(Durchmesser 33 Mm.)
17*
260
C. v. Wächter: System. Beschreibung der
Quarto dl Tallero (I. Typus).
Von Francesco Loredan, für die Levante, wie der Ganze 284s
„ Marco Foscarini „ „ ,, ,, „ „ 284
.. Alois Mocenigo IV ,, .. „ ,, „ „ 284
(Durchmesser 28 Mm.)
Tallero (IL Typus).
Von Alois Mocenigo IV, für die Levante 285
„ Paolo Renier „ „ „ ..... 285
„ Lodovico Manin „ „ „ 285
Mezzo Tallero (IL Typus).
Paolo Renier, für die Levante 280
Lodovico Manin, für die Levante 280
Quarto dl Tallero (II. Typus).
Paolo Renier, für die Levante • .... 288
Lodovico Manin, für die Levante 288
V« di Tallero (IL Typus).
Paolo Renier, für die Levante 287
Lodovico Manin, für die Levante 287
Verpero.
Das einzige bisher bekannt gewordene Exemplar dieser
Münze besitzt das Medaillen - Kabiuet der National-
Bibliothek in Paris. »Siehe 289.
Soldini 21/*
Vom Jahre 1632 für Candia 290
961
Venezianer Münzen nach ihren Typen. ~K' A
Moneta Grimani.
Von .Giovanni Grimani, 1646 ; für Candia .... 296 88.
Soldino.
Vom Jahre 1632 für Candia 291
Anonymer Soldino 326 a, b, c, d.
Gazzetta cloppia.
Von Francesco Erizzo, 1645; für Candia .... 292
„ Francesco Molin, 1647; „ „ 293
Ossiäionale.
Da dieci Lire für Candia 297
Da Lire cinque „ ,, 298
Garzia.
1553 von Marc Antonio Trevisan,
für Cypern
. 301 ss.
Francesco Venier
7? V
. 304 s.
Lorenzo Priuli
n v
. 305 s.
Girolamo Priuli
» "
. 306 ss.
Pietro Loredan
n n
. 307 s.
Garzia Quaärupla.
1568 von Pietro Loredan, für Cypern ..... 302 ss.
Bisante ossiäionale.
Vom Jahre 1570 für Cypern 303 ss.
Da X
Vom Jahre 1571 für Cypern 308
262
C. v. Wächter: System. Beschreib, d. Vcncz M. nach ihren Typen.
Anonyme Münzen.
Anonymer Viertel Zecchino vom Typus des Da duc , 316
Da cinque Soldi , . . 317
Lirone da venti Soldi 318
Lirone da dieci Gazzette 319
Da quattro Gazzette 320 "
Da tre Gazzette 321
Da due Gazzette . 322
Bezzo 327
Bezzone doppio 328, 330, 340
Bezzone zu 6 Bagattini 329, 331, 332, 333, a, b, c, d, 341
Quarto di Seudo 252
Hiezu noch die vorerwähnten Münzen 323, 324, 325, 326,
335, 336, 337, 338, 339,
Münzen und ZeicJwn
deren Namen und Werth unbekannt sind.
342, 343, 344, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 354, 355,
356, 357.
Ternare.
Nr. 351, 352, 353.
26;;
XV.
Zwei Medaillen
zur
Erinnerung an die Orient-Reise Sr. Majestät des
Kaisers Franz Joseph von Oesterreich
im Spätherbste 18(59.
Von
Dr. Joseph v. Bergmann.
I.
Medaille auf den Besuch des heiligen Grabes
in Jerusalem.
Av.: FRANCISCVS • IOSEPHVS • I • D • ei G-ratia
AVSTEIAE • IMPERATOR • ET • HVNGARIAE •
REX- APOST -olicus. Das wohlgetroffene belor-
beerte Porträt des Kaisers. Unten: I*osephus
TAVTENHAYN.
R e v. : S ACRVM • REDEMTORIS • SEPVLCRVM • POST-
CRVCIATAS • EXPEDITIONES -OMNIVM • IM-
PERATORVM • OCCIDENTALIVM • PRIMVS-
INVISIT- Im Felde die vor dem Throne stehende
^v)'i l)r. Joseph v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an die
Religion mit dem Sterne des Glaubens auf
dem Haupte, welche in der erhobenen Rechten
das Kreuz und in der gesenkten Linken das
Evangelium hält; zu jeder Seite derselben kniet
ein Engel; jener zur Rechten (von der Medaille
aus gesehen) legt die österreichische Kaiser-
krone am Fusse des Kreuzes nieder, dieser zur
Linken mit gekreuzten Armen ist das Sinnbild
der Andacht.
Im Abschnitte: IX-NOV-MDCCCLXiX.
Dm. 75. Mm., Gewicht: 6i*/16 Lth.
IL
Medaille auf die E r ö f f n u n g des S u e z - C a n a 1 s.
Av. : Gleich der Medaille I.
Rev.: Im Felde: Aegypten, personificirt in weiblicher
festlich geschmückter Gestalt, auf einer Sphinx
ruhend, zeigt mit der Rechten auf drei Pyramiden
des Landes und hält in der Linken eine Rolle,
gleichsam den Plan des Suez-Canals, zur Linken
gewahrt man das österreichische Schiff, auf
welchem der Kaiser die Fahrt durch den Canal
eröffnete.
Im Abschnitte in drei Zeilen :
AD VENT VS • AVGVSTI • IN • AEGYPTVM
OB- APERIVNDAM-FOSSAM- «) SVEZIANAM
MDCCCLXIX.
Dm. wie die Medaille I. Gewicht: 6i*/16 Lth.
J) Da das uns geläufige Wort Canalis, welches Manche hier
vermissen, im Lateinischen nur eine Röhre, Wasserrinne bezeichnet
Orientreise Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich. &yj<~r
Beide Medaillen wurden auf Anordnung Sr. Exe. des
k. k. Oberstkämmerers F. Z. M. Franz Grafen v. Crenne-
ville von dem talentreichen Kammermedailleur Tauten-
hayn angefertigt.
Wir erachten es als unsere Aufgabe, den Freunden
der Med ai Heilkunde von dieser denkwürdigen Orient-
Reise eine quellensichere Uebersicht »), welche zugleich
die Darstellungen auf beiden Medaillen beleuchten soll, zu
bieten und im Anschlüsse die Richtigkeit der Umschrift
auf der Kehrseite der Medaille I. in Betreff der Besuches
des heiligen Landes und des heiligen Grabes von
Seite abendländischer Kaiser zur Zeit der Kreuz-
züge in den Jahren 1148 und 1229 nachzuweisen. —
Der Kaiser fuhr mit zahlreichen Gefolge am 25. October
Abends auf der Eisenbahn von Pest nach Bazias, der End-
station der österreichischen Südostbahn, und gelangte von
da am 26. Morgens nach'Ruscuk und weiter auf der Eisenbahn
nach Varna. Hier schiffte der Kaiser sich am 27. Abends
9 Uhr auf der türkischen Yacht „Sultanieh" nach Constan-
wurde das Wort Fossa, das nicht nur einen einfachen Graben,,
sondern auch bei Classikern einen Canal und besonders im Plural
Can alanlagen bedeutet, gewählt, so bei Sueton, Tacitus und
Pomponius Mela. Bei jenem (Claud. cap. 1.) sind Fossae Drusianac
die Canäle , welche in den Jahren 12 und 11 vor Christi Geburt an
der rechten Seite des Rheins von Drusus gegraben wurden. Nach
Taciti Annal. II 8 konnte man durch eine Fossa Drusiana aus dem
Rhein in den Zuydersee und in den Ocean gelangen. Nach Mela II r
5, ist die Fossa Mariana der Canal an der östlichen Mündung der
Rhone, von Marius angelegt um den Schiffen das Einlaufen zu
erleichtern.
!) Dudik: Kaiserreise nach dem Oriente. Wien, in der k. k.
Hof- und Staatsdruckerei 1870. VI und 342 S. in 4°.
2Ö6
Dr. Joseph v. Bergmann : Zwei Medaillen zur Erinnerung au die
tinopel ein, ankerte daselbst am 28. um 6 Uhr, und ward am
Bord des Schiffes von Sultan Abd-ul-Aziz als kaiserlicher
Gast feierlich empfangen.
Nachdem der Kaiser die Merkwürdigkeiten StambuFs
gesehen und mit dem Sultan die Fahrt in die reizenden
Gewässer des Bosporus gemacht hatte, verliess er am
1. November Abends 9 Uhr die kaiserliche Residenz auf
der österreichischen Yacht „Greif" fuhr durch dasMannara-
Meer und den Hellespont und landete am 3. um 9 Uhr im
Piräus, wo der König Georgios ihn feierlich empfing.
Nach Besichtigung der classischen Denkmäler Athens
setzte der Kaiser die Seereise nach Syrien fort wo der
„Greif" am 7. Nachts auf der Rhede von Jaffa (Joppe) vor
Anker ging.
A. DerKai serin Jerusalem.
Der Kaiser war der Erste , welcher am 8. gegen
halb 10 Uhr den Boden des heiligen Landes betrat. Vor
der Stadt ward ein Lager bezogen, wo die Karawane nach
Jerusalem sich sammelte. Um halb 11 Uhr begann in
grosser Karawane, an die sich auch die aus den nächst-
gelegenen Gegenden entbotenen Beduinen Scheichs und
Drusen - Häuptlinge angeschlossen hatten, der Ritt. Das
Nachtlager ward bei Abu-Gosch unter Gezeiten genommen.
Am 9. um 8 Uhr zog die Karawane gen Jerusalem. Vor der
heiligen Stadt war ein Triumphbogen errichtet, bei dem der*
Kaiser vom Pferde stieg, niederkniete, den Boden küsste
und minutenlang in Andacht versunken blieb. Die ganze
zahlreiche Versammlung lag auf den Knien und selbst die
türkische Begleitung stieg von ihren Pferden und Todtenstillc
herrschte, während derKaisör betete. (S.Dudik, S. 180 fl.).
Orientreise Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph von Ocsterrcich.
267
Vor demJaffa-Thore stieg der kaiserliche Pilger aber-
mals vom Pferde um zu Fuss den Einzug in die Stadt zu
halten. Der Weihbischof Vincenzo de Braeco an der Spitze
des katholischen Clerus bewillkommnete den Monarchen,
reichte ihm das Kreuz zum Kusse und eröffnete die feier-
liche Procession. Der Kaiser ging unter dem Baldachine
zitr Grabeskirche. Glockengeläute und Kanonendonner ver-
kündigten, dass nach 640 Jahren wieder einmal ein
abendländischer Kaiser zur heiligen Stätte wallte.
Beim Eintritte in die Grabeskirche küsste er kniend den
Stein, auf welchem der Leichnam des Gekreuzigten gesalbt
wurde, und trat dann, er allein in die eigentliche enge
Capelle des heiligen Grabes (deren zweite Abtheilung das
eigentliche, in den Urfels eingehauene heilige Grab des
Erlösers einschliesst), während das Te Deum feierlich
abgesungen wurde. Hierauf ward der Kaiser auf den
Calvarienberg geführt und kam nach 4 Uhr in seine
Residenz im österreichischen Pilgerhaus. Später besuchte
er den Oelberg, das Thal Josaphat, Absolons Grab, das
Dorf und die Quelle Siloa.
An den nächstfolgenden Tagen wurden die Wohl-
thätigkeitsanstalten und Merkwürdigkeiten Jerusalems be-
sucht, darunter der Berg Moria, des Kalifen Omars
Moschee, der Kreuzweg (via dolorosa).
Wir bemerken noch, dass während des Aufenthalte s
in Palästina an Se. Majestät als „K ö n i g v o n J e r u s a 1 e m"
vom Patriarchen das Recht übertragen wurde den Orden
vom heiligen Grabe nach eigenem Ermessen zu verleihen *).
!) Das Königreich Jerusalem gieng unter im Jahre 1291. Der
Titel eines Königs von Jerusalem kam durch Erbschaft an das
Haus Lothringen — Vaudemont. Noch Kaiser Franzi führte
268
Dr. Joseph V, Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an die
Am 13. halb 11 Uhr ward die Abreise von Jerusalem
angetreten, gegen 4 Uhr kam die Karawane ins Lager von
Bamleh, wo sie Übernachtete, und am 14. nach dreistün-
digem Kitte erfolgte die Ankunft in Jaffa, von wo der
„Greif" um halb 3 Uhr nach Port-Said abfuhr.
B. Die feierliche Eröffnung des Suez-Kanals.
Der Kaiser empfieng am 15. November bei der Ein-
fahrt in den Hafen von Port- Said am Bord seinen Bot-
schafter an der osmanischen Pforte F. Z. M. Freiherrn von
Prokesch-Osten nebst dem kaiserlichen und königlichen
Consular-Corps , und als der Anker geworfen war, kam
der Vice-König von Aegypten mit grossem Gefolge an Bord
um den Kaiser zu bewillkommen, auch Abd-el-Kader, der
grosse Araber-Häuptling, ward am Bord empfangen.
Am nördlichen Ende der Mündung des Kanalhafens,
dessen Quai den Namen „Franz Joseph" erhielt, ward
um 3 Uhr die Weihe des Suez-Kanals zwischen den
Fahnen aller Nationen unter Kanonen-Salven und Musik
von Monsignore Ciurcia, apostolischem Vicar für Aegypten
vorgenommen, die Festrede hielt der Convertite Monsi-
gnore Bauer, apostolischer Proto-Notarius. Ein Te Deum
und die übliche Benediction schlössen die Feierlichkeit.
Am 17. begann das Einweihungsgeschwader von
36 Schiffen, die in vier Gruppen sich theilten, die feierliche
Fahrt durch den Kanal, welcher seinem bei weitem
grösseren Theile nach im Fingsande gebaut ist, in einer
düsteren Wüsten-Landschaft.
denselben auf seinen Münzen, s. Thaler - Kabinet von Ritter und
Schulthess-Kechberg. Bd. I, Nr. 464— 471, aber nicht mehr seine
Nachfolger, Kaiser Joseph II etc.
ortq
Orientreisc Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich. -w
Uni 5*/g Uhr Abends warf der „Greif" im See Timsah,
an welchem Ismailia liegt, die Anker aus, von aegypti-
schen Landbatterien salutirt ; Abends ward Ismailia diese
Wunderschöpfung in der Wüste, illuminirt, in der Ferne
unter Trommeln und Pfeifen ein Volksfest gefeiert.
Am 18. einpfieng der Kaiser die österreichische
Colonie, die an 800 Seelen zählt, und machte, vom Vice-
Könige geführt, eine Fahrt in das Innere der 1862 fächer-
artig angelegten Stadt von 4500 Einwohnern.
Am 19., dem Festtage der heil. Elisabeth, einpfieng
der Kaiser nach der heil. Messe die Glückwünsche der
Minister für die Kaiserin, worauf um 12 Uhr Ismailia ver-
lassen und schon um 4*/8 Uhr beim Südleuchtthurm der
Bitterseen geankert wurde
Am 20. ward schon um lls/4 Uhr die Fahrt bis Suez
am Busen des rothen Meeres zurückgelegt. — Die ganze
Länge dieses maritimen Kanals, welcher den Occident mit
dem fernen Oriente verbindet, beträgt 83 See- das ist etwa
21 deutsche Meilen, der erste Spatenstich ward am
26. April 1859 durch Herrn Ferdinand Lesseps geführt,
die Baukosten belaufen sich auf 404 Millionen Francs.
Da nach der Landung in Suez die Festlichkeiten zu
Ende waren, begab sich der Kaiser mittelst der Eisenbahn
nach Cairo und, vom Vice-König feierlich empfangen
und nach dem Feenschlosse Gesneh begleitet , besuchte er
am 21. die hervorragendsten der 400 Moscheen der Stadt,
die Citadelle mit ihren Kasernen und Militär - Etablisse-
ments, das grosse Todtenfeld und besichtigte den Obelisk
des berühmten Sonnentempels von Heliopolis, und am
folgenden Tage den Marstall.
6 i\J Dr. Joseph v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an dio
Der 23. November ward gewidmet dem Besuche des
in seinem Kern noch ursaracenischen Alt-Cairo, der
grossen Moschee, der Bazars, des neuen aegyptischen
Museums (seit 1858), durch welches den Kaiser dessen
zweiter Vorstand, der gelehrte Aegyptologc Herr Professor
Brugsch, als sachkundigster Erklärer begleitete.. Am
24. ward eine Excursion zu den Ueberresten der alten
Pharaonenstadt Memphis vorgenommen , das Serapeum,
die Gräber der Apisstiere, die merkwürdige Todtenkammer
des Ti, Baumeisters für Ober- und Unter- Aegypten und
Schatzmeisters wurden des Besuches gewürdigt, worauf
der Kaiser zu Pferd sich in die libysche Wüste zu den
grossen Pyramiden begab, deren höchste von 422 Fuss,
(nämlich die des Pharaonen Cheops um 3600 v. Chr.), er
bestieg und dann in die Grabeskammern im Inneren der-
selben eintrat.
Am 25. erfolgte mittels eines Separatzuges auf der
Eisenbahn die Fahrt von Cairo nach Alexandria, und
am 26. nach dem Abschiede vom Khedive, dem kaiser-
lichen Botschafter Freiherrn v. Prokesch-Osten und dem
Consular-Personale um 3'/3 Uhr die Abfahrt auf dem
„Greif", welcher am 30. um 2 Uhr Früh in.Corfii an-
langte, und von dort Nachmittags 4 Uhr gegen Triest
abfuhr. Ein furchtbarer Sturm verfolgte die Yacht, alle
betraten am 3. December Früh freudigen Herzens den
heimischen Boden. Der Kaiser begrüsste die Kaiserin,
welche am 5. um 2 Uhr auf demselben „Greif" nach
Ancona gegen Rom abreiste, worauf der Kaiser Abends
Triest verliess und den folgenden Morgen wieder in seine
Residenz einkehrte.
Orientreise Si.Maj. des Kaiseis Franz Joseph von Oesterreich. äi!
C. Abenländische Kaiser in Palästina und
Jerusalem.
Jerusalem wurde im ersten Kreuzzuge im Jahre 1099
erobert und Gottfried von Bouillon, Herzog von Nieder-
Lothringen , von den kreuzfahrenden Herren am 23. Juli
zum ersten Könige von Jerusalem erwählt, wo er auch am
18. August des folgenden Jahres 1100 starb.
Als man im Jahre 1144 nach dem Falle von Edessa
in Syrien, einer Vormauer von Jerusalem, auch den Verlust
dieser heiligen Stadt und der übrigen Besitzungen befürch-
tete, wurden auf Ermahnung des Papstes Eugen III und
vom Feuereifer des heiligen Bernhard von Clairvaux be-
geistert, Kaiser Konrad III aus dem schwäbischen Hause
der Hohenstaufen, und König Ludwig VII von Frankreich,
als die ersten Herrscher der abendländischen Christenheit
bewogen das Kreuz zu nehmen.
Wir begleiten zu unserem Zwecke in aller Kürze nur
die Kreuzfahrt des Kaisers , welcher aus dem Lager von
Regensburg mit den edelsten Fürsten Deutschlands, seinen
Zug eröffnete. Von diesen seien namentlich bezeichnet:
seine Halbbrüder, der gelehrte Otto Bischof von Freisingen
und Heinrich (Jasomirgott) Markgraf in Oesterreich und
Herzog in Bayern, Ottokar V, Markgraf von Steiermark,
Bernhard Herzog von Kärnten (f in Palästina am 25. März
1148) Wladislaw II Herzog von Böhmen, der alte Herzog
Weif VI, und sein (d. i. des Kaisers) jugendlicher Neffe
Friedrich III, Herzog von Schwaben, der als Kaiser
Friedrich I, im Jahre 1152 seinem Oheim auf dem Throne
272
Dr. Joseph v. Borgmann: Zwei Medaillon zur Erinnerung an die
nachfolgte *). Diesen schioss sich eine reiche Anzahl von
Rischöfen, Grafen, Herren und Rittern an.
Zu Anfang Mai 1147 fuhr der Kaiser auf der Donau
nach unserer Ostmark und schlug sein Lager bei Ardagger
auf, wo er die zu Land nachziehenden zahllosen Schaareu
kampflustigen Volkes am Tage vor Christi Himmelfahrt
(28. Mai) erwartete. Das Pfingstfest (8. Juni) feierten die
Wallbrüder unweit der Fischa. Der Heereszug rückte von
da über die Lcitha durch Ungarn, Bulgarien und über
Konstantinopel unter grossen Mühseligkeiten und Schwie-
') Verwandtschaft dieser Begleiter mit dem Kaiser
und dessen Neffen. — Agnes, Kaiser Heinrich' s IV Tochter, war
in erster Ehe mit Friedrich von Büren, erstem Herzog von Schwaben
(die früheren Herzoge nannten sich von Alemannien), bis 1105 ver-
mählt, war die Mutter König .Konrads III, und in zweiter Ehe,
(1. Mai 1106 in Melk) mit Leopold IV, Markgrafen in Oesterreicb,
die Mutter des Bischofs Otto von Freisingen, und dessen
Bruders Heinrichs ( Jasomirgott) Markgrafen in Oesterreicb
und von 1142— 1156 Herzogs von Baiern, der, nachdem er dem
Weifen Heinrich dem Löwen Baiern abgetreten hatte , von Kaiser
Friedrich I, welcher durch seine Mutter Judith den Weifen und
den Babenbergern gleich nah verwandt war, zum erblichen Herzog
von Oesterreicb erhoben wurde. Gertrud, eine der fünf Töchter
des Markgrafen Leopold IV, war Gemahlin W 1 a d i s 1 a w s II, Herzogs
von Böhmen, den Kaiser Friedrich I, für seine Person zum König
von Böhmen erhöhte. Ottokar V, Markgraf in Steiermark, 1145
mit Kunigunde Gräfin von Vohburg vermählt, ward mit Herzog-
Friedrich, der im Jahre 1149 die Gräfin Adelheid von Vohburg ge-
chelicht hatte, verschwägert und dessen Sohn Ottokar VI von dem-
selben Kaiser Friedrich am 29. Juni 1180 zum ersten Herzog von
Steiermark erhoben, nach dessen kinderlosem Tode (8. Mai 1192)
dieses Land an Leopold VI, Herzog von Oesterreicb kam. Beach-
tungswerthe wohl gegliederte Kette der Verwandtschaft und der
Rangserhöhungen !
97*-*
Orientreise Sr. Maj. des Kaisera Franz Joseph von Oesterreith. — i u
rigkeiten durch das byzantinische Reich und Kleinasien
nach Palästina.
Der Kaiser gelangte erst im April 1148 nachPtolemais
(Akkon oder St. Jean d'Acre), wo er die Osterwoche
feierte, hielt wenige Tage darauf seinen Einzug in Jeru-
salem, wallfahrtete zu allen heiligen Stätten und durch-
reiste das ganze Königreich Jerusalem , belagerte vergeb-
lich Askalon. Hunger, Seuche, Uneinigkeit und Treulosig-
keit ausser den Kämpfen mit dem Feinde hatten im Kreuz-
heere furchtbar gewüthet, so dass der Kaiser und der
König Ludwig VII von Frankreich das Königreich in einem
schwächeren Zustande, als sie es betreten hatten, ver-
lassen mussten.
Am G. September fuhr der Kaiser mit seinen beiden
Halbbrüdern, seinem Neifen Friedrich und vielen geist-
lichen und weltlichen Fürsten und Herren von Akkon nach
Griechenland ab und verweilte eine Zeitlang bei dem
Kaiser Manuel, kam dann aus einem illyrischen Hafen
nach Pola, von da nach Aquileja und Salzburg, wo er das
Pfingstfest (22. Mai) feierte, nach der Heimat zurück, sein
Neffe nahm seinen Weg nach Bulgarien und Ungarn und
gelangte nach dem Osterfeste (3. April) in sein Herzog-
thum Schwaben um mit Strenge den Landfrieden herzu-
stellen. Diess war .der zweite Kreuzzug.
I.
Als der Sultan Saladin im Jahre 1187 den Christen
Jerusalem wieder entrissen hatte, flammte die Begeiste-
rung im Abendlande hoch auf, in welcher die Herrscher
der drei europäischen Hauptreiche, nämlich Kaiser
Friedrich I, der vor 40 Jahren mit seinem Oheime
18"
^'4 Dr. Joseph v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an die
Kaiser Konrad III (f 1152) das heilige Land besucht
hatte, Philipp August König von Frankreich und Richard
Löwenherz König von England sich entschlossen persön-
lich ihre Heere gegen die Ungläubigen zu führen.
Nachdem er seinem Sohne Heinrich VI im Jahre 1188
auf der Reichsversammlung zu Regensburg die Regierung
des Reiches übergeben hatte, unternahm er um seinen
heiligen Eifer zu bethätigen den Kreuzzug, zu welchem er
bessere Vorbereitungen als die bisherigen Anführer ge-
troffen hatte.
Auch er zog von Regensburg nach Wien , wo Herzog
Leopold VI, sein Vetter, mit grossen Ehren ihn empfieng
und sich ihm anschloss, dann weiter gegen Pressburg, wo
er die nachziehenden Kreuzfahrer mit dem grossen Heere
vereinigte und das Pfingstfest (28. Mai) feierte, hierauf
gieng der Heerzug durch Ungarn, Serbien und Bulgarien
nach Adrianopel, schloss mit dem Freundschaft heucheln-
den Kaiser Isaak II Frieden, setzte bei Gallipoli über das
Meer, siegte über die Türken, eroberte nach der Schlacht
bei Ikonium am 18. Mai diese Stadt und schloss mit dem
Sultan Frieden.
Bald (am 10. Juni) sollte den Kaiser in den Wellen
des Flusses Saleph (Kalykadnus) unerwartet der Tod
ereilen. Nach Einigen ertrank er in demselben badend als
er sich von der Hitze des Tages abkühlen wollte ; nach
Anderen wurde er, als er den voranziehenden Lastthieren,
welche den Weg sperrten, durch den Strom reitend
voreilen wollte , von dessen reissenden Wellen verschlun-
gen. So war es ihm nicht gegönnt die heilige Stadt zum
zweiten Male zu betreten. Nach Raumers Geschichte
der Hohenstaufen (1823) Bd. II, 437 ruhen seine irdischen
Orientreiso Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph von Oosterreich. 6iD
Reste zu Tyrus, nach Dr. Wilkens Geschichte der Kreuz-
züge, Thl. IV, 143 bestattete sein zweiter Sohn Herzog
Friedrich von Schwaben den Leichnam in Antiochia vor
dem Altare in St. Peters Münster zur Erde. Dies ist der
dritte Kreuzzug.
Des so eben genannten Kaisers gleichnamiger Enkel
Kaiser Friedrich II und schon nach seines Vaters, des
Kaisers Heinrich VI Tode (1197) Erbkönig von Sicilien,
vermählte sich in zweiter Ehe im November 1225 mit der
Prinzessin Jolantha, Tochter Johanns von Brienne, Königs
von Jerusalem, nannte nach Raumer Bd. HI, 396 sich
König von Jerusalem und ward als solcher im gelobten
Lande im Jahre 1226 anerkannt. Er stellte diesen Titel
sogar dem eines Königs von Sicilien voran und Hess sein
Reichssiegel hienach abändern , wesshalb er Streitigkeiten
mit seinem Schwiegervater hatte.
Nach längerer Verzögerung trat er, mit dem Banne
beladen, im August 1228 aus dem Hafen von Brundusium
die Meeresfahrt an, landete in Syrien, ward in Ptolemais
am 7. September glänzend empfangen, kam nach Jaffa und
gewann hohe Achtung bei den Musulmanen. Am 18. Fe-
bruar 1229 schloss er Frieden mit dem Sultan von
Damascus Kamel kraft dessen dem Kaiser die Stadt Jeru-
salem mit Ausschluss der Moschee des Chalifen Omar,
Bethlehem, Nazareth etc. verblieben.
Am 17. März, 42 Jahre nach der Eroberung der Stadt
durch Saladin, hielt der Kaiser seinen feierlichen Einzug
in Jerusalem und wallfahrtete alsogleich zu dem Grabe des
Erlösers. Am Morgen des folgenden Tages, Sonntag Okuli
begab er in kaiserlichem Schmucke sich in die Kirche des
heiligen Grabes, nahm die Krone von Jerusalem vom Altare
18*
276
Dr. Joseph v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung etc. etc.
und setzte sie mit eigener Hand auf sein Haupt, weil jeder
Priester, so lange der Kaiser in der Stadt weilte, wegen
des Interdikts, womit der Patriareh Gerold Jerusalem und
insbesondere das heilige Grab belegt hatte, die Weihe
versagte. Schon am nächsten frühen Morgen nach zwei-
tägigem Verweilen begab er sich wieder nach Jaffa und
von da am 24. nach Ptolemais. Mit Verrath bedroht, ver-
liess er am 1. Mai in aller Stille diese Stadt und kehrte,
von dem Deutschmeister Hermann von Salza begleitet,
nach Apulien zurück. Dies war der fünfte Kreuzzug.
277
Numismatische Literatur.
1. Dr. Alfred von Sallet: Die Daten der alexandri-
nischen Kaisermünzen. Berlin (Weidmannsche Buch-
handlung) 1870, 8. 102 S.
Dr. Alfred von Sallet, Directorial-Assistent des königl.
Münzkabinets zu Berlin, hat durch seine theils in selbst-
ständigen Ausgaben theils in wissenschaftlichen Zeit-
schriften veröffentlichten numismatischen Abhandlungen
die Aufmerksamkeit des miinzkundigen Publikums auf sich
gezogen. Durch die Gediegenheit seiner Arbeiten hat er
auch die ihm zu Theil gewordene Anerkennung unbestritten
verdient. Abgesehen von seinem entschiednen Berufe zur
Numismatik erfreut sich Dr. von Sallet noch überdies der
hoch anzuschlagenden Begünstigung seine Studien an
einem Museum pflegen zu können, welches vermöge seines
ungemein reichen und ausgewählten Materials und vermöge
seiner einsichtsvollen bewährten Leitung gegenwärtig an
der Spitze der numismatischen Sammlungen Deutschlands
steht. Der kritische Ernst freier Forschung mit welchem
der Verfasser der vorliegenden Schrift sein Thema behan-
delt, entspricht dem realwissenschaftlichen Höhenpunkte
welchen die Münzkunde von Eckhel's Genius geleitet in
278
Numismatische Literatur.
unsern Tagen erreicht hat. Der Verfasser bezeichnet als
Zweck seiner Arbeit den Versuch festzustellen welche
Jahreszahlen auf Alexandrinern wirklich sicher beglaubigt
und welche zweifelhaft sind. Die historische Wichtigkeit
dieser Feststellung ist bei einer fast ununterbrochnen, drei
Jahrhunderte der römischen Kaisergeschichte umfassenden
Münzreihe um so mehr in die Augen springend, als nicht
selten die Daten und Aufschriften dieser Münzen dort als
verlässliche Zeugen auftreten, wo andere historische
Quellen uns im Stiche lassen. Die alexandrinischen Kaiser-
münzen haben es weder ihrer ungemein grossen Anzahl
noch, als Erzeugnisse unfreier aegyptischer Plastik,
etwaigen Vorzügen der Fabrik, sondern zunächst nur ihrem
historischen Interesse zu danken.dass sie von vielen und dar-
unter von ausgezeichneten Numismatikern als Gegenstand
eingehender Forschung behandelt wurden. An der Spitze
dieser Forschungen stehen Zoega's Nummi Aegyptii
Imperatorii, aus dem Jahre 1787, „das noch immer
klassische und zugleich das älteste wirklich wissenschaft-
liche Specialwerk über Alexandriner." Von dieser Grund-
lage ausgehend unterzieht der Verfasser die vorzüglichsten
zur Literatur der alexandrinischen Kaisermünzen gehörigen
Specialwerke einer kritischen Durchsicht und gelangt nach
streng wissenschaftlicher Prüfung der auf diesen Münzen
befindlichen Jahreszahlen zu sicheren, oft überraschenden
Resultaten, durch welche viele bisher unbemerkt gebliebne
Irrthümer nachgewiesen und auf numismatischem Wege
berichtigt werden.
Da Dr. v. Sallet Mitarbeiter der Numismatischen
Zeitschrift ist , lasse ich hier , um jeden Schein einer
Parteilichkeit zu vermeiden, die seiner vortrefflichen
Arbeit mit vollem Rechte gebührende Anerkennung auf
Numismatische Literatur.
279
sich beruhen. Eine Schrift, die für die numismatische
Literatur als ein Gewinn bezeichnet werden darf, vertritt
sich selbst am besten durch ihren inneren Werth.
Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit über das
Material dieses Zweiges der Münzkunde Einiges von dem
mitzutheilen, was ich in Aegypten, wo ich Alexandriner mit
Vorliebe sammelte, entweder selbst wahrzunehmen, oder von
andern zu erfahren in der Lage war. Während der Mamluken-
Wirthschaft, zur Zeit gefährdeter Sicherheit der Person
und des Eigenthums, lieferte Aegypten für Münzsammler
nur eine dürftige Ausbeute. Antiquarische Ausgrabungen
fanden keine statt, nur was • zufällig nach Abfluss der
Nilüberschwemmung bei Bestellung des Bodens von der
Oberfläche aufgelesen ward, kam gelegenheitlich in die
Hände der damals in Aegypten spärlich angesiedelten oder
reisenden Europäer. Die meisten dieser Münzen wurden in
der salpeterhältigen Humusschichte des Nilthals gefunden,
sie waren daher stark oxydirt und verwittert. Zeugniss
hiervon giebt in den europäischen Museen die schlechte
Erhaltung fast aller noch im vorigen Jahrhundert gesam-
melten Alexandriner. Anders kam es jedoch nach Vertrei-
bung der Mamluken unter Mehmed Ali's Kegierung, wo
Sicherheit im Lande herrschte und der europäische Alter-
thumsfreund aus Aegyptens unerschöpflichen Fundgruben
seine Sammellust ungestört befriedigen konnte. Unter den
zahlreichen Denkmälern altaegyptischer Cultur, welche
damals nach Europa, besonders nach Paris und London
wanderten, fanden auch Münzen, Ptolemaeer und Alexan-
driner, ihren Weg dahin. Die reiche Alexandriner- Sammlung
in Turin stammt aus jener Zeit. In Cairo und Alexandria
etablirte sich bald der Münzhandel als förmliches Geschäft.
Jeder der in Aegypten Münzen sammelte , wird sich noch
280
Numismatische Literatur.
des redseligen alten Toscaners Giacomo Fernandez
erinnern, der den Münz- und Antikenhandel durch beinahe
ein halbes Jahrhundert in Cairo schwunghaft betrieb.
Fernandez war der Vertrauensmann aller in der Nähe
eines Kom (des Schutt hügels einer altaegyptischen Stadt)
angesiedelten Fellah , welche ihre Funde , besonders
Bronzestatuetten, geschnittene Steine und Münzen regel-
mässig an ihn ablieferten. In Sakhära, der Nekropolis des
alten Memphis , hatte er sich zum Behufe seiner Ausgra-
bungen ein kleines, von Fremden oft als Hospiz benutztes
Wohnhaus erbaut. Die an Ptolemaeern und Alexandrinern
sehr reichhaltige Rüppellsche Münzsammlung zu Frankfurt
am Main stammt grösstentheils von Fernandez her *).
Später betrieben in Cairo auch der Araber Chamis,
der Italiener Raimondo Odeschalchi u. a. den Münzhandel.
Die reichhaltigste Ausbeute an Alexandrinern erfolgte
jedoch seit den Fünfzigerjahren. Um das Jahr 1854 wurde
im Weichbilde des alten Memphis ein grosser Fund von
Potinmünzen gemacht. Diese Münzen reichten von Hadrian
bis Diocletian und waren von tadelloser Erhaltung, oft mit
Stempelglanz. Der Vorrath muss ungewöhnlich ergiebig
gewesen sein, denn der Verkauf aus erster Hand wurde
jahrelang fortgesetzt und immer in bedeutenden Partien
und durch dieselben Personen betrieben, ein Beweis, dass
die Münzen aus einer und derselben Fundgrube stammten.
Die Verkäufer waren Fellah aus dem Dorfe Mitrehene,
*) Auch der im Belvedere in Wien aufgestellte grosse aegyp-
tische Sarkophag ist von Fernandez welcher dieses merkwürdige
Denkmal uralter Cultur der kaiserlichen Antiken-Sammlung , mit
anerkennenswerther Uneigennützigkeit einfach gegen Vergütung
der Ausgrabungs- und Transportkosten überliess.
Numismatische Literatur. i01
dessen armselige Lehmhütten auf den Schutthügeln des
allen Memphis erbaut sind und in dessen Nähe, nach den
umherliegenden Säulentrümmern , umgestürzten Kolossen
und andern monumentalen Ueberresten zu schliessen,
sich wahrscheinlich der grosse Phtahtempel befand. Der
Münzfund war vielleicht ein vergrabener Tempelschatz,
und die Fundstelle, welche selbstverständlich von den
betheiligten Fellah sehr geheim gehalten wird, wäre
demnach im Mittelpunkte von Memphis zu suchen, denn
Mitrehene liegt eine starke Wegstunde vom Nilufer bei
Bedreschein und ebenso weit von der Gräberstadt bei
Sakhara entfernt und zwischen diesen beiden Dörfern lag,
wie die Ueberreste bezeugen, die uralte Hauptstadt
Memphis. Die gedachten Verkäufer erschienen fast jede
Woche mit neuen Münzen, welche, nachdem ich meine
Auswahl getroffen hatte , den Turnus bei Schiedehaus,
Reichardt und einigen minder eifrigen Münzsammlern
machten. Wie man vernimmt, soll diese Quelle noch immer
nicht versiegt sein. Die werthvollen Erwerbungen seltener,
zum Theil unedirter Alexandriner, welche das Berliner
Münzkabinet in neuerer Zeit gemacht hat, kommen, wie
mir scheint, grösstentheils aus derselben Quelle , die sich
vor andern Fundorten durch die tadellose Erhaltung der
Exemplare auszeichnet. Fast gleichzeitig ergaben sich in
Folge eifriger Nachforschung auch im Nildelta neue Funde
von Alexandrinern, Potinmünzen in der Minderzahl, häufig
aber Kupfermünzen, darunter schöne Bronzemedaillone
mit rothbrauner Patina, wie sie nur an ganz trocknen
Fundstellen vorkommt. Die meisten Kupferstücke sind
aber stark oxydirt. Ich habe wahrgenommen, dass Potin-
münzen vorzüglich im Schutte jener Städte gefunden
werden, deren Bevölkerung eine einheimische war, während
282
Numismatische Literatur.
Kupfer- und Silbermünzen dort vorkommen, wo die Bevöl-
kerung vorherrschend aus eingewanderten Griechen bestand.
Kupfermünzen von Augustus und den ersten Imperatoren
findet man zumeist in Alexandria. Die Nomosmünzen,
welche ebenfalls in Alexandria und sonst in keiner andern
Stadt Aegyptens geprägt worden sind, fand ich, obgleich
sehr selten, stets mit andern Kupfermünzen derselben
Grösse und Gattung gemischt. Auffallender Weise erhielt
ich die Nomosmünzen nie aus den Gauen, deren Namen
sie trugen, ein Beweis mehr, dass diese geographischen
Münzen mit Darstellungen des Nomencults, gleich jenen
mit astrologischen, mythischen und andern Darstellungen,
für den allgemeinen Landesverkehr bestimmt und gleich
den übrigen Kaisermünzen ein Erzeugniss der Hauptpräg-
stätte Alexandria waren. Die Nomen Hadrians erhielt ich
in vollkommener Erhaltung meist aus der Landschaft Fayum,
dem Nomos Arsinoites. Unter den vielen Tausenden von
Alexandrinern, die inAegypten durch meine Hände gingen,
fand ich nebst zahlreichen Exemplaren, die sich durch
ihre besonders schöne Fabrik auszeichneten, auch sehr
viele Seltenheiten und Inedita. Unter den 1531 Alexandri-
nern meiner Sammlung waren 316 bei Mionnet nicht
verzeichnete Stücke und 81 Münzen mit Namen und
Localcultdarstellungen von 39 verschiednen Nomen. Die
ganze Partie meiner Alexandriner mit geringer Ausnahme
war von bester Erhaltung beinahe zur Hälfte mit Stempel-
glanz 1). Die Alexandriner, welche seit den letzten Decennicn
*) Ich bedauere noch immer auf das Schmerzlichste dass ich
mich aufRath des Arztes, wegen zunehmender Schwäche meiner
Augen, in einer unglücklichen Stunde entschliessen konnte mich
von meiner schönen und reichhaltigen Münzsammlung zu trennen,
Numismatische Literatur.
283
aus Aegypten bezogen werden und unmittelbar aus Funden
stammen, haben ausser ihrer bessern Erhaltung noch den
grossen Vorzug, dass sie echt sind und von der Nachhilfe
des Grabstichels verschont blieben , was bei den Alexan-
drinern, wie sie im Münzhandel früherer Zeit vorkamen,
keineswegs der Fall ist. Schlecht erhaltene Stücke sind
leichter zu fälschen als Exemplare mit deutlichem Gepräge.
Die lebhafte Nachfrage nach Seltenheiten reizte die
Gewinnsucht der Münzfälscher. Aus ganz gewöhnlichen
Stücken entstanden die seltensten Kaiser und Kaiserinnen.
In älteren Sammlungen , welche die Reihenfolge ihrer
Alexandriner nicht durch Entfernung der schlechten Exem-
plare und durch Einlegung von Münzen aus den neueren
Funden gereinigt und aufgefrischt haben, finden sich nur
zu oft Stücke, an denen die Nachhilfe des Grabstichels
nicht zu verkennen ist. Es ist kaum zu begreifen, wie oft
selbst ausgezeichnete Numismatiker durch gefälschte
Alexandriner getäuscht werden konnten, während doch
gegenwärtig, wo freilich der Vergleich mit den echten
Exemplaren derselben Gattung sehr erleichtert ist, bei
gehöriger Aufmerksamkeit auf die in die Augen springende
Verschiedenheit des Metalls zu gewissen Zeitabschnitten
und bei Beachtung anderer Kriterien handwerksmässige
Falsificate leicht erkannt werden. Wurde jedoch die Fäl-
schung von einer Meisterhand ausgeführt, so unterscheidet
sich die gefälschte Münze von der echten freilich nur durch
esoterische Kennzeichen, ich möchte sagen nur durch den
Hauch des Alterthums, welcher, gleich dem Blüthenstaube
welche mir während meines vieljährigen Aufenthaltes im Orient
eine treue Gefährtin war, schweigsam und doch so beredt und
geistig anregend.
284
Numismatische Literatur.
der Blume, über die unentweihte Antike ausgegossen ist
und an dessen Nachahmung eben jede Meisterschaft der
Fälschung Schiffbruch leidet.
In Betreff der vom Verfasser gelobten englischen
Münzauctions-Kataloge kann ich nicht unerwähnt lassen,
dass die ihnen zu Grunde liegende cumulative Versteigerung
mehrerer in „Lots" zusammengeschachtelter, oft gar nicht
zusammengehöriger Münzen eine von niedrigem Krämer-
geist dictirte, die Wissenschaft entehrende Gewohnheit
ist. Die Verkaufskataloge werden mit Umgehung der in
den meisten Fällen vorliegenden, wenn noch so brauchbaren
handschriftlichen Verzeichnisse der Eigenthümer, von den
sich darum bewerbenden Münzhändlern nach dem Schlen-
drian der „Lots" abgefasst. Die übermässige Honorirung
dieses aufgedrungenen Schlendrians fällt zu Lasten des
Eigentümers der Sammlung, wodurch, besonders wenn
dieser kein Engländer ist, die enormen Auctions-Spesen
bis zur förmlichen Ausschindung vermehrt werden. Diese
Kataloge sind aber wegen ihrer summarischen Abfassung
für den wissenschaftlichen Gebrauch, trotz ihrer Genauigkeit,
nicht genug handsam , weil es ohne Vertrautheit mit den
englischen Auctions - Schlagwörtern nicht leicht ist bei
Aufsuchung einer Münze das Zusammengehörige heraus
zu finden. Die französischen Münzkataloge und wohl auch
manche deutsche sind in dieser Beziehung viel brauchbarer
und jedenfalls minder trivial. Der antike Theil des Wellen-
heims chen Katalogs wurde , wenn ich nicht irre , von
Achilles Postolacca verfasst und ist meines Erachtens ein
brauchbares Handbuch.
In den nachfolgenden Bemerkungen zu den Daten der
alexandrinischen Kaisermünzen beziehe ich mich öfters auf
Numismatische Literatur.
285
Münzen meiner Sammlung, wobei ich die bezogene Nummer
meines handschriftlichen Katalogs und die darunter ge-
setzte Nummer des englischen Auctions- Katalogs ersichtlich
mache.
M. Antonius.
Zu den angeblich in Alexandria geprägten Münzen
dieses Triumvirs gehört auch nachbeschriebnes sehr roh
gearbeitetes Stück des München er Mtinzkabinets.
/Ei. Gr. 4. Behelmtes, unbärtiges, wie es scheint männ-
liches Brustbild rechtshin, auf der Schulter eine
Keule tragend. Der Helm hat die Form einer
bauchigen Pickelhaube.
A
Rs. BÄM HZ Stehende Keule (?) von deren Basis
sternartig drei Streifen auslaufen. Wahrscheinlich
dieselbe Münze, welche Mionnet nach Töchon in
Suppl. IX, 25, 1 beschreibt, doch ist der Gegenstand
auf der Kehrseite kein Akrostolium.
Diese und die andere dem M.Antonius zugeschriebene
Münze (Mion. VI, 45, ]) werden meines Wissens nie in
Aegypteri gefunden. Sie sind keine Alexandriner, wie
schon die fremdartige , auf gleichzeitigen Münzen der
Kleopatra nicht vorkommende Buchstabenform der Auf-
schrift zeigt *). M.Antonius hat neben der herrschsüchtigen
Königin Kleopatra in Alexandria ein Münzrecht nicht
ausgeübt.
ij Vergleiche auch Sestini: Lett. Tom. VIII p. 132 und
S andern. Tom. II p. 8. 9.
286
Numismatische Literatur.
August u s.
Friedlaender (Berl. Bl. f. Münzk. II, 1865, S. 277 ff.)
hat die Möglichkeit des Jahres 46 auf alexandrinischen
Münzen des Augustus nachgewiesen. Frühere Daten als K
(20), welcher Buchstabe, obgleich er ohne das L steht, hier
ein Datum bedeuten soll, werden vom Verfasser mit vollem
Grund als sehr unsicher bezeichnet. Beide Jahreszahlen
sind die Gränzen der datirten Augustusmünzen.
L i v i a.
Die bei Mionnet (VI 50, 44) der Livia zugeschriebene
Erzmünze mit LA, dem angeblich vierten Jahre desTiberius,
da Augustus erst in seinem 23. Regierungsjahre nach
Aegypten kam , wird auch und vielleicht mit mehr
Berechtigung der Donitilla Vespasiani zugetheilt, gleich
der ganz ähnlichen Münze mit LE (Mion. VI. 85, 350).
Eine bei Mionnet nicht verzeichnete kleine Bronze-
münze, Gr. 2*/fJ meiner Samml. Nr. ~ zeigt das schöne
Brustbild der Julia Tochter des Augustus, und auf der
Rückseite den Halbmond ohne Datum. Die Präge ist
alexandrinisch.
T i b e r i u s.
Die in meinem Auctions-Kataloge Nr. 1031 (hand-
schriftlicher Katal. Nr. 4451) bei Tiberius aufgeführte AL 2,
hat auf der Vorderseite den Kopf des Augustus mit der
»Strahlenkrone, auf der Rückseite deutlich LB und Halb-
mond. In Wellenheim's Katal. Nr. 7331 ein ähnliches
Stück unter Augustus. Das höchste Datum LKA deutlich
auf einer stark silberhaltigen Potinmünze meiner Sammlung
Nr. -||g-, Umschrift und Kopf ähnlich wie bei Mion. VI
Numismatische Literatur.
287
53, 75. Eine ähnliche Potin mit L K A bei Reichardt. Die
Potinmünzen des Tiberius haben den stärksten Silber -
gehalr.
M e s s a 1 i n a.
Eine Potin mit deutlichem LA; m. Samml. Nr. ^-.
A g r i p p i n a j u n i o r.
;& 5. ArPITTTIINA C € B. Bekränzter Kopf der jungem
Agrippina rechtshin.
Rs. L IE Korb mit Aehren und Mohnblumen gefüllt,
zwischen zwei brennenden Fackeln.
M. Samml. Nr. -^j~-. L I E das letzte mögliche Jahr
des Claudius. Vgl. Eckhel IV, 51.
Nero.
Die Vermuthung dass L A und L B irrig statt L I A
und L IB gelesen wurden, ist vollkommen gegründet;
unter den zahllosen Potinmünzen Neros , die mir in
Aegypten vorgekommen, fand ich nie dessen zwei erste
Jahre. Die Bronzemünzen Neros sind ziemlich selten. Bei
Mionnet scheint öfters ÄL für Pot. eingetragen zu sein.
Octavia.
Die Bemerkung dass L A und L A häufig verwechselt
werden, ist vollkommen richtig.
Vespasianus.
Auf den Münzen Vespasians steht für L 0 gewöhnlich
L €NAT.
288
Numismatische Literatur.
Titus.
Die Nachricht von des Kaisers im September 834
U. C. erfolgtem Tode dürfte bei den im mittelländischen
Meere um jene Jahreszeit vorherrschenden Südostwinden
von Brundusium wahrscheinlich nicht vor Ende October in
Alexandria eingetroffen sein, demnach konnte eine Aus-
nmnzung mit L A bereits in vollem Gang gewesen sein.
Der Typus des Isiskopfes findet sich auch bei Titus, auf
einem ÄL 8, in. Samml. Nr. *~, jedoch mit L A. Sehr
interessant sind des Verfassers Bemerkungen über zwei
Titusmünzen im Berliner Münzkabinet,
Domitianus.
Die Potinmünzen Domitians sind selten und dessen
Erzmünzen meist aus feinerem Metall und sorgfältig
gearbeitet. Die durch Friedlaenders numismatischen Genius
entdeckten Nomennitinzen Domitians (s. Num. Zeitsch.
Bd. I., S. 395) verleihen den Alexandrinerprägen dieses
Kaisers ein besonderes Interesse. Eine sachkundige Prüfung
dieser Münzreihe dürfte auch in andern Müuzkabineten
überraschende Resultate ans Licht fördern, wie dies in
Berlin der Fall war. Die Nomenmünzen Domitians liefern
übrigens einen neuerlichen Beweis — wenn es dessen
noch bedürfte — dass die Nomenmünzen nur in Alexandria
und nicht auch gleichzeitig in verschiedenen Städten
Aegyptens geprägt worden sind.
Traj anus.
Ein merkwürdiges Ineditum der Berliner Sammlung,
Pot. 6, mit den Köpfen Trajans und Hadrians, bei ersterem
L B.
Numismatische Literatur. Zö J
H a d r i a nn s.
Auf Potinmünzen der ersten Jahre Hadrians zeigt das
Bild unverkennbar den Kopf Trajans. Vielleicht hatten die
Stempelschneider noch keinen sichern Porträtkopf Hadrians,
nach welchem sie arbeiten konnten, oder was wahrschein-
licher ist, das Münzamt in Alexandria hatte den Auftrag,
den aus Trajans Zeit tibriggebliebnen Stempel vorrath für
die neuen Regierungsprägen herzurichten und zu ver-
brauchen. Die schöne Fabrik der Hadrianschen Zeit
beginnt mit L A-
8 a b i n a.
Ein empfehlenswerther Beitrag zur numismatischen
Kritik. Das Exemplar meiner Sammlung Nr. -^- ÄL 8
mit der Victoria hat ebenfalls L S wie bei Mionnet VI,
203, 1349. Die Potinmünzen der Sabina gehören r/x\ den
schönsten Prägen der Alexandriner.
A e 1 i u s.
Die von Mionnet, VI, 207, 1381 aus demMus.Theupoli
angeführte Münze, angeblich vom dritten Consulat, befindet
sich jetzt im Wiener M. Kab. und ist nicht AL sondern
Potin, hat auch nicht YTTAT. T, sondern ein nicht ganz
deutliches B, welches als V verlesen wurde. Diese Münze
ist daher ein Beweis nicht gegen sondern für des Verfassers
Bedenken hinsichtlich des bei Zoega beschriebnen Unicums
mit L T.
Antoninus Pius, Faustina senior, M. Aure-
lius, Faustina junior, Commodus sind vortreffliche
Artikel.
19
290
Numismatische Literatur
L u c i 1 1 a.
Die bei Mionnet nach dem Mus. Theup. registrirten
zwei Stücke angeblich mit L I und L AOACKATOY
befinden sich nicht im Wiener M. Kab., wahrscheinlich
wurden sie als verdächtig ausgeschieden. Des Verfassers
Beanständigung ist jedenfalls wohl begründet.
C r i s p i n a.
L KB auf einer von Reichardt in Num. Chron. 1861
veröffentlichten Potinmünze.
Pertinax.
Pot.6. AVT KAI n CAOYIOC TTCPTINAZ C€ Belorbeerter
Kopf des Kaisers n. r.
ß s. LA Victoria einen Kranz haltend, linkshin schreitend.
M. Samml. Nr. |g*..
Caracalla.
Die aus dem Auctionskatalog meiner Sammlung
Nr. 1111 angeführte Münze mit L 0 ist unzweifelhaft ein
echter Caracalla. Hier die Beschreibung dieser als unedirt
bezeichneten Münze nach Angabe meines handschriftlichen
Katalogs Nr. 5186.
AYT K M (AYP) C€ (ANTCON)INOC C€B Brustbild
Caracallas mit Lorbeerkranz und Paludament n. r.
Es. TTA(P)MA(Z)BP(€) Victoria linkshin schreitend,
Kranz und Palmzweig haltend, im Felde L 0.
Pot. Gr. 6.
Das CGoviipog der Hauptseite und die Ehrennamen
Parthicus Maximus Britannicus der Kehrseite beweisen
9Q1
Numismatische Literatur. ü«/x
dass die Münze ganz sicher Caracalla angehört. Im Datum
sind L und 0 ganz deutlich, es ist aber sehr wahrscheinlich
dass vor dem 0 ein I (10) stand und nun nicht mehr
erkennbar ist, da die Münze stellenweise durch Oxyd
gelitten hat,
Septimius Severus wurde 193 n. Chr. von den ger-
manischen Legionen als Imperator ausgerufen. Caracalla
folgte 211 in Gemeinschaft mit Geta seinem Vater in der
Regierung. Den Ehrennamen Britanniens erhielt Caracalla
im J. 210, den Namen Germanicus im J. 213. Da nun in
der Umschrift das TCP fehlt, müsste die Münze nach 210,
aber vor 213 geprägt worden sein, womit das Datum ganz
gut stimmt. L 10 nach den Jahren des Sept. Severus gezählt
fällt auf das J. 212 n. Chr. also nach Getas Ermordung,
aber vor Caracallas Besuch in Alexandria. Wollte man das
Datum von 198 zu zählen beginnen, in welchem Jahre
Caracalla auf seinen römischen Münzen schon als Augustus
erscheint, so würde L 0 auf 207 fallen als Caracalla noch
nicht Britanniens hiess, L 10 hinwieder würde auf das
Jahr 217 fallen, in welchem Jahre Caracalla nach einer
Regierung von sechs Jahren und einigen Monaten bei
Edessa ermordet wurde. Die Bemerkung Mionnet's (VI, pag.
352, note b) dass der Name CGOYHPOC auf allen Potin-
münzen Caracallas fehle, wird durch das C€ auf obiger
Münze widerlegt.
Die zweite aus meiner Sammlung Nr. -^- ange-
führte ebenfalls unedirte Münze ist :
R*. 9y8. AYT K M AYP C€ ANTON Bärtiger Kopf
Caracallas mit Lorbeerkranz und Paludament.
Rs. L KA Der Kaiser zu Pferd.
19*
292
Numismatische Literatur.
Die von Reichardt in Num. Chron. 1861 publicirte
Erzmünze Gr. 10 hat auch das C€ und L Kr 1). Beide aus
derselben Fundquelle stammende Bronzemünzen sind
sichere Caracalla mit Jahren des Sept. Severus.
Die von Mionnet mit Fragezeichen bei Caracalla
aufgeführten Stücke gehören gewiss nicht diesem Kaiser
und von den bei Mionnet dem Caracalla als sicher
zugeschriebnen Münzen scheinen die Stücke VI 355,
2483—2487, dann Suppl. IX 108, 484 ihm ebenfalls nicht
zu gehören. Im Wiener M. Kab. liegen bei Caracalla aus
dem Mus. Theup. drei Stücke. Das erste, Potin 6, mit L Z
(Mion. VI 355, 2485) hat sich nach genauer Prüfung als
ein gewöhnlicher Gordianus III (Mion. VI 416, 297* '>)
herausgestellt. Auf der zweiten Potimnünze mit L IA(Mion.
VI 355, 2487) sind Namensaufschrift und Bild unkennt-
lich, daher nicht beweiskräftig. Ob es mit den drei andern
nach Arigoni, Pocock und dem Pariser M. Kab. aufgeführten
wie es scheint, dürftig erhaltenen Potinstücken besser
bestellt sei, steht in der Frage. Das dritte Stück des
Mus. Theup. endlich (Mion. VI 256, 2489) ist ein gut
erhaltenes AL 9i/ä, mit C€ (welche Initialen in Mionnets
Beschreibung wegblieben) und L KA mithin ein sichrer
Caracalla und ein Beweis für die Datirung nach Jahren des
Sept. Severus.
Die ganz sichern Alexandriner Caracallas haben nach
meiner Meinung nur Jahre des Sept. Severus, auch darf in
der Namensaufschrift das C€ nicht fehlen. Bei allen übrigen
diesem Kaiser zugemutheten Stücken erlaube ich mir die
') Die fünf Caracalla der Reichhardtschen Sammlung haben
alle das C oder C€. darunter eine Pot. mit L 10 und dem Ehren-
namen BPET.
Numismatische Literatur.
293
Richtigkeit der Bestimmung zu bezweifeln. Dies sei
besonders von den Stücken mit Daten unter L € gesagt.
Wir wissen wie schwer es fällt den Kopf Elagabals von
jenem des jugendlichen Caracalla zu unterscheiden. Die
ganz sicheren Caracalla- Alexandriner beschränken sich
somit auf eine sehr geringe Zahl. Diese grosse Seltenheit
ist befremdend gegenüber der grossen Menge Caracalla-
münzen mit welchen die übrigen Provinzial- und Colonial-
städte bedacht sind. Caracalla hatte gegen die Bewohner
Alexandrias den schändlichsten Verrath geübt , den je ein
rachsüchtiger Despot gegen seine eignen Unterthanen
ausführte *). Die unvertilgbare Erinnerung an diese
Gräuelthat nährte das Entsetzen vor dem blutdürstigen
Autokrator und die Scheu auch nur mit dessen Münzbilde
in Berührung zu kommen. Vielleicht wurden die Caracalla-
münzen unter der Regierung Elagabals gegen Münzen des
letztern umgetauscht und sofort eingeschmolzen, wobei das
Münzamt ein gutes Geschäft machte, weil Caracallas Potin
besser ist als jenes Elagabals.
Plan ti IIa.
Das Unicum der Plautilla wurde vor einigen zwanzig
Jahren von Dr. Schiedehaus , der damals noch nicht
Numismatik betrieb, seinem Landsmanne Herrn Pastor
Lodtmann mit andern Alexandrinern aus Aegypten nach
Osnabrück eingesendet. Nachdem Schiedehaus bald darauf
selbst begonnen hatte seine gegenwärtig in Osnabrück
befindliche Sammlung Ptolemaeer und Alexandriner an-
zulegen, war er bemüht die Plautilla-Münze welche er
deren jetzigem Besitzer um den unbedeutenden Ankaufs-
i) Herodianos IV, 8—9.
294
Numismatische Literatur.
preis abgelassen hatte, wieder zurück zu erwerben , was
ihm aber nicht gelang.
G e t a.
Aeusserst selten. Auf den wenigen Exemplaren die
ich gesehen, war sonderbarer Weise auch bei sonst guter
Erhaltung die Zahl nach dem L unsichtbar, als wäre sie
absichtlich ausgemerzt worden.
0 r b i a n a.
Der Verfasser sagt: „Wo Sestini das Datum L B
hergenommen hat, weiss ich nicht, es ist vorläufig zu
bezweifeln."
Eckhel, Doctr. IV 87, führt das Jahr B der Orbiana
aus der Sammlung St. Florian an, nicht nach Autopsie,
sondern nach dem MSC-Katalog der ihm, wie er selbst
bemerkt, vorlag (IV, 28). Diese Orbiana ist aber durch
Ueberarbeitung der Umschrift der Vorderseite aus einer
Julia Paula hergestellt worden. Sestini hat das Jahr wohl
aus Eckhel, ohne diesen zu nennen, abgeschrieben, womit
sich die Frage beantwortet, wo er das L B hergenommen
habe *).
!) Ich verdanke obige wörtlich wiedergegebne Mittheilung
der Gefälligkeit des Herrn Dr. Fr. Kenner, ersten Custos am Wiener
kaiserl. Münz- und Antiken-Kabinet, durch dessen eben vollendete
umfassende Arbeit über die Münzsammlung des Stiftes St. Florian
die numismatische Literatur eine erfreuliche Bereicherung zu ge-
wärtigen hat. Die Münze zeigt, wie Dr. Kenner richtig bemerkt,
den Kopf der Julia Com. Paula. Der Graveur nahm ihn für den Kopf
der Orbiana und hat unter dieser Voraussetzung die unleserliche
Umschrift auf den Namen der letzteren Kaiserin gefälscht, denn
sonst hätte er wahrscheinlich die ursprüngliche Legende mit dem
Numismatische Literatur.
295
Vortrefflich gearbeitet und mit scharfsinnigen Bemer-
kungen ausgestattet sind Annia Faustina, Gor dianus
Africanus I und II *), Balbinus, Philippus I,
Otacilia Se vera (in meiner Sammlung zwei Stücke mit
L Z), Philippus II, Volusianus, Aemilianus, Gal-
lienus, Macrianus. Der Verurtheilung des angeblichen
Macrianus senior stimme ich vollkommen bei.
Claudius Gothicus.
Die Nachweisung der historischen Unmöglichkeit des
auf einer Münze dieses Kaisers vorkommenden L € ist
abermals ein Beweis der gewissenhaften Kritik, mit welcher
der Verfasser sein Thema behandelt.
Die Artikel Aurelianus, Vaballathus Atheno-
dorusund Zenobia sind interessante Beiträge zu Dr. v.
Sallet's im Jahre 1866 veröffentlichten Schrift „Die
Fürsten von Palmyra" und zu desselben Verfassers vor-
trefflichem Aufsatze „Die Münzen des Vaballathus und der
Zenobia" in unserer Num. Zeitschrift Bd. II, 1870, S. 31
bis 48. Was aus den bis jetzt bekannten Münzen auf
numismatischem Wege für die Geschichte der palmyreni-
schen Fürstenfamilie zu gewinnen war, hat der Verfasser
mit Scharfsinn und richtiger Kritik ausgesprochen. Er hat
durch lobenswerthe Lösung seiner Aufgabe den Gegen-
stand erschöpft. Wenn Herr Oberdick in Neisse als Philolog
in seiner Recension über von Sallet's „Fürsten von
Palmyra" von der Münzkunde ganz Umgang nimmt und
Grabstichel wieder hergestellt, da eine Julia Paula mit L B wenig-
stens eben so selten ist als eine Orbiana. — Sallet's Zweifel über
das Datum L B bei Orbiana ist demnach gerechtfertigt.
!) Die Münzen ohne CEM haben immer das Brustbild eines
jugendlichen Kaisers.
296
Numismatische Literatur.
einseitige Bemerkungen macht, wie z. B. seine Verdächti-
gung der Echtheit der wohlbekannten Vaballathusmünzen,
so trifft des Tadels Pfeil nicht den Gegner sondern den
Schützen selbst. Solche Fehlschüsse beweisen eben wieder
wie nützlich ja nothwendig es für Philologen undArchaeo-
logen sei, sich mit der Numismatik vortraut zu machen.
Im Gegensatze zu der absprechenden Kritik des genannten
Philologen gereicht es mir zur wahren Genugthuung das
für Dr. v. Sallet sehr ehrenvolle Urtheil eines ausgezeich-
neten Gelehrten anführen zu können der sich als Franzose
mit der Anerkennung der Verdienste eines deutschen
Gelehrten gewiss nicht übereilt haben wird *). Die Stelle
lautet: „Cette enumeration de titres, tous ecrits en abrege
a beaueoup excite la curiosit6 des numismatistes , depuis
le P. Hardouin et le president Bouhier jusq'aux savants de
nos jours; c'etait im petit probleme numismatique que
ehaque generation se transmettait, et dont la Solution
definitive n'a et6 trouvee que par M. de Sallet." (Hier folgt
die Auslegung der Vaballathus - Münzinschriften wie sie
Sallet giebt). „Cette Interpretation nie paralt excellente;
eile est confirmee , quant au titre qui aurait pu parattre le
plus contestable, celui de consulaire par la decouverte
que nous avons faite du meme titre porte par Odainath
(PI. Nr. 23) ; il resulte pour moi, de cette co'mcidence, que
Vaballath a simplement inscrit sur ses monnaies la liste
des titres romains portes par son pere, et j'en conclus, a
l'appui de ce que j'ai dit pröcedemment, qu'Odainath n'a
jamais ete appele Auguste, mais Imperator, Dux,
*) De Vogüe: Inscriptions semitiques. Paris, 18G9, p. 32 ff.
297
Numismatische Literatur.
Maximianus.
L IB mit der reclitshin schreitenden Victoria.
Meine Sammlung Nr. ||^-.
Galer ius Maximianus, Caesar.
L A mit der Spes.
M. Samml. Nr. Ä
lzOo
D o m i t i u s D o m i t i a n u s.
Zum Schluss eine vortreffliche Abhandlung, wie über-
haupt die Artikel über die spätem Kaiser mit besonderer
Vorliebe gearbeitet sind. Bei den Alexandrinern des Dom.
Domitianus stossen wir eben wieder auf einen jener numis-
matischen Widersprüche, zu deren Erklärung die vor-
handenen Behelfe nicht ausreichen. Fest stehen nur seine
in Alexandria geprägten römischen Münzen mit ALE im
Abschnitt. Sie fallen in die Zeit Diocletians. Seine griechi-
schen Alexandriner mit der Strahlenkrone hingegen weisen
nach Metall, Grösse (6) und Fabrik auf eine bedeutend
frühere Periode, auf die Zeit Galliens zurück. Das aus dem
Mus. Theup. stammende gut erhaltene und unbezweifelt
echte Exemplar im Wiener Münzkabinet ist bei Mionnet (VI,
467, 3410) beschrieben. Der Porträtkopf dieser Potinmünze
gleicht auf das genaueste dem sichern Porträtkopfe dieses
Kaisers auf den römischen Kupfermünzen mit ALE. Die
Identität der Person steht daher ausser Zweifel und
zwischen den Prägungen dieser zwei Münzgattungen konnte
kein bedeutender Zeitraum liegen. Auf eine Präge der
Diocletianschen Zeit weiset abgesehen von der Porträt-
ähnlichkeit nur noch die Einfachheit der abgeth eilten
Inschrift AoMITI ANoC C€B. — Das Exemplar meiner
298
Numismatische Literatur.
Sammlung Nr. -^j- Pot. 5</3 mit dem Serapiskopfe und
dem angezweifelten L A ist zwar echt, aber dürftig erhalten,
daher nicht beweiskräftig. Noch weniger Vertrauen ver-
dient, wie mir scheint, das Exemplar der Sammlung St.
Florian, Pot. Gr. 5, welches auf der Vorderseite das
lorbeerbekränzte Brustbild dieses Kaisers und auf der
Kehrseite bei L B den Kopf des Serapis mit Lorbeerkranz
und verziertem Modius zeigt. Die Inschrift hingegen
AoMIT(l)ANoC C€B ist offenbar mit dem Grabstichel Über-
arbeitet und verdächtigt die ganze Münze. Auch mahnt der
Serapiskopf an Prototypen einer weit frühern Zeit. (Das
Schledehaussche Stück mit dem Lorbeerkranz ist mir nicht
mehr erinnerlich.) *) Aus dem Ganzen tritt des Verfassers
Ansicht als glänzend gerechtfertigt hervor. Es handelt sich
hier nur von einem und demselben Domitianus welcher
zur Zeit Diocletians und Maximians — vielleicht von diesen
anerkannt, vielleicht auch als Gegenkaiser — eine kurze
Zeit eines nicht genau zu bestimmenden Jahres in Aegypten
geherrscht hat. Zur Erklärung des Widerspruchs zwischen
der spätem Regierungszeit und der scheinbar früheren
Ausprägung der Münzen findet sich wohl keine bessere
Auskunft als jene welche Sallet giebt. Domitian hat, da
die gänzliche Entwerthung der Alexandriner-Potinwährung
nicht länger fortbestehen konnte und nachdem die Ein-
führung einer allgemein giltigen römischen Kupferwährung
eine Notwendigkeit geworden, noch einen letzten Versuch
gemacht, dem von ihm regierten Aegypten durch Ausbrin-
*) Der kleine Domitian mit dem Lorbeerkränze ist kein Theil-
stück des grössern mit der Strahlenkrone, denn von den alexan-
drinisclien Potinmünzen giebt es keine Theilstücke , diese kommen
nur bei den alexandiinischen ßronzemiinzen vor.
Numismatische Literatur.
299
gung einer besseren griechischen Potin Währung, noch
einen Schein von Autonomie zu erhalten. Dieser Versuch
war also der Schlussstein der Alexandriner.
Auch wir schliessen hier unsre ohnehin langathmige
Besprechung indem wir dem Verfasser nochmals zu seiner
vollkommen gelungenen Arbeit Glück wünschen. Die vor-
liegende Schrift kann mit voller Berechtigung Sammlern
und Ordnern Alexandrinischer Kaisermünzen als verläss-
licher Wegweiser bestens empfohlen werden. Aher auch
für die römische Kaisergeschichte findet sich in dieser
Schrift auf numismatischem Wege vieles nachgewiesen
und festgestellt, was man aus andern historischen Quellen
schwerlich heraus finden würde.
C. W. Huber.
2. J. Friedlaender : Medaglie Macedoniche di Marco
Bruto. Roma 1870. Mit sechs Holzschnitten. (Aus dem
Bulletino dell' Instituto di corrispondenza archeologica.
Jahrgang 1870, p. 193—201.)
In dieser kleinen Abhandlung hat der in den Tiefen
unserer Wissenschaft heimische Meister eine Reihe von
Münzen klar gelegt welche in mehrfacher Beziehung-
wichtig ist. Die Münzen sind zwar alle schon bekannt, die
unrichtige Zutheilung gerade der wichtigsten Stücke ver-
hinderte aber den Zusammenhang auch der andern deutlich
wahrzunehmen. Man vermuthete bisher wohl , dass die
Goldmünzen mit KOZHN, Stateren macedonischen Ge-
wichtes, unter dem Proconsulat des Brutus dessen Mono-
gramm sie hin und wieder tragen in Macedonien geschlagen
500
Numismatische Literatur.
seien; gleiches setzte Fr.Lenormant von den Tetradrachmen
des Quaestors Aesillas voraus, welche auf denselhen Fuss
geschlagen mit lateinischen Magistratnamen den Namen
des Landes in griechischer Aufschrift verbinden und auf
der Vorderseite nicht wie jener glaubte den Kopf der
Libertas, sondern nach Friedlaenders Bemerkung jenen
Alexanders des Grossen mit den Ammonshörnern tragen,
zugleich zeigen sie auf der Rückseite die sella curulis, die
Urne und eine Keule.
Dieselben Symbole ohne Keule kehren nun auf einer
Bronzemünze mit dem Buchstaben Q wieder, welche vorne
einen unbekränzten Porträtkopf zeigt. Sestini hatte das
jetzt im Berliner Kabinete befindliche Exemplar mit der
erfundenen Aufschrift S • CATO und LA begabt und nach
Cyrenaica gelegt, worin ihm wenngleich mit Bedenken
Mionnet bezüglich des Pariser Exemplares folgte. Nach
Friedlaenders Untersuchung ist der Porträtkopf kein anderer
als jener des M. Brutus, die Münze selbst den unter
Augustus in Thessalonica geschlagenen Geldstücken sehr
ähnlich und sicher eine macedonische Präge; sie tritt
ergänzend zu den genannten Tetradrachmen des Aesillas.
— Auf einer anderen Bronzemünze mit ähnlichem Kopfe
erscheint um diesen die Inschrift PRINCIPI FELIX (colonia),
nicht wie Florez las PRINCIPI LEG ■ IX; die Rückseite stellt
einen mit Ochsen bespannten Pflug und die Aufschrift VE
(Monogramm) TEP (Monogramm) MVR (duumviri) COLONiae
IVLiae dar. Florez gab sie der Colonie Julia Baeticae in
Spanien, Mionnet nahm diese Bestimmung gegen Eckhels
Einwendungen an, Sestini endlich erklärte sie für eine
Fälschung nach einer Münze von Parium. Auch diese
Münze hat Friedlaender geprüft und als eine echte macedo-
nische Präge, wahrscheinlich in Dium geschlagen, erfunden.
Numismatische Literat ur.
301
Der Kopf ist auch hier jener des Brutus; als dieser im
Jahre 42 von Athen gegen Thessalien reiste, mag- er Dium
berührt und zugelassen haben, dass ihm die Stadt auf der
aus diesem Anlasse geprägten Münze den Titel prineipi
beilegte, da er ja auch , Caesar nachahmend sein Porträt
auf Gold und Silberdenare setzte, ohne aber dass der Senat
ihn wie seiner Zeit den Caesar dazu ermächtigt hätte.
Wie diese Neubestimmungen lehren, übte Brutus
nicht blos in Rom das Mttnzrecht in Gold und Silber aus
sondern auch in der Provinz Macedonien und zwar in allen
Metallen; hier aber setzte er sein Porträt nur auf die
Kupferstücke, in Gold und Silber nahm er Rücksicht auf
die Erinnerungen des Landes. Das macedonische Gewicht,
der Kopf Alexanders auf den Tetradrachmen, theilweise
auch die griechische Aufschrift sind Zeichen, dass er der
Präge in Edelmetall obwohl sie von ihm ausgieng den
Anschein einer autonomen Landespräge Hess, offenbar um
in so gefährlicher Zeit die Gesinnung der Macedonier zu
gewinnen. Die Münzen dieser Reihe sind selbstverständlich
vor der Schlacht bei Philippi (42 v. Chr.) geprägt.
Endlich schreibt der Vf. eine Bronzemünze des Julius
Caesar und eine desAugustus der macedonischen Präge zu;
erstere ist unter Caesars dritter Dictatur (4G — 45) von
seinem Präfecten C. Clovius geschlagen und zeigt den
Kopf der Victoria auf der einen, die Minerva mit Tropaeum
Schild und Schlange auf der andern Seite. Die andere,
welche Cavedoni für ein aegyptisches Produkt hielt, ist
vom Praetor Oppius geschlagen und weist den aus Caesars
und Augustus' Münzen bekannten Venuskopf und die
Victoria mit Palme und grosser Schale auf.
Daran schliessen sich endlich die in Thessalonica
und Pella geprägten Münzen des Octavian und des
302
Numismatische Literatur.
Antonius mit griechischen Legenden, welche diesen den
Titel imperator beilegen und in die Zeit nach der Schlacht
von Philipp? gehören. Es wurde also schon vor des Brutus
Proconsulat von J. Caesar, nach demselben von M. Anton
und Octavian das Münzrecht in Maccdonien ausgeübt,
jedoch nur in Kupfer, nicht auch in Edelmetall, was das
Charakteristische in der Präge des Brutus ist.
Mit dem beherzigenswerthen Winke dass man nach
Analogie der ersten der neubestimmten Münzen das Porträt
des Cassius auf kleinasiatischen Münzen finden dürfte,
schliesst der Verfasser seine verdienstliche Studie ; dass sie
neben dem Schmuck klarer und bündiger Darlegung mit
mustergiltigen Abbildungen ausgestattet ist, daran sind wir
von ihm zu sehr gewöhnt, um diese noch besonders
rühmen zu müssen. F. Kenner.
3. A. Salinas : Le monete delle antiche cittä di
Sicilia primo fascicolo (Palermo Stabilimento tipografico
di Franc. Lao 1871. Für Deutschland hat den Verlag allein
S. Calvary et Comp. Specialgeschäft für Philologie und
Naturwissenschaft. Berlin, Oberwasserstrasse 11).
Der Verfasser wünscht mit dem Werke dessen erstes
Heft vor uns liegt die fühlbare Lücke zu ergänzen, welche
in der numismatischen Literatur von Sicilien besteht, da
das an sich an vielen Gebrechen leidende Werk des
Fürsten Torremuzza schon lange veraltet ist. Der Plan des
Verfassers besteht darin die dreifache Zahl der von
Torremuzza bekannt gegebenen Münzen auf ungefähr lbO
Tafeln mitzutheilen und den Text so einzurichten, dass der
erste Theil der Beschreibung der Münzen nebst Angaben
Numismatische Literatur.
303
über Provenienz Gewicht und Seltenheit, der zweite die
Erläuterungen enthält.
Vierzehn Jahre selbstständiger Forschungen und
Studien in den Museen von Athen Bologna Berlin Dresden
Florenz London Mailand München Neapel Paris Parma
Rom Turin Wien und in vielen Privatsammlungen haben
dem Verfasser ein vollständiges und ausgezeichnetes
Matcriale zugeführt. Schon dieser Umstand allein zeigt von
dem Umfange seiner Vorbereitung und da er in Deutschland
selbst seine wissenschaftliche Ausbildung erlangte, so
steht ein Werk zu erwarten, welchem die Methode und
Gründlichkeit der deutschen Gelehrten und die Vertrautheit
mit den Ergebnissen ihrer Forschungen auf dem Gesammt-
gebiete der classischenArchaeologie zu Gute kommt, damit
verbindet sich ein durch Uebung von früher Jugend auf
geschärfter Blick und eine genaue Kenntniss der Topogra-
phie und Literatur des Landes welches der Gegenstand der
Arbeit ist. Der seltenen Gunst des Zusammentreffens so
vieler fördernder Momente hat sich eine Abtheilung von
Münzen zu erfreuen welche ihrer freilich sehr bedarf. Nicht
blos durch ihre Schönheit sind sie die Lieblinge der
Numismatiker und — man darf heutzutage sagen — der
gebildeten Welt geworden , sondern sie sind überaus
lehrreich auch in andern Beziehungen, die in älterer Zeit
nicht oder zu wenig gewürdigt wurden : für die politische
Geschichte durch den fortwährenden Kampf zwischen
republicanischer und monarchischer Staatsform, für die
Handelsgeschichte durch die überaus verbreiteten Verbin-
dungen welche sie verrathen, für die Geschichte des
Geldes endlich, indem sie den Uebergang der alteiuhei-
mischen Kupfergeld- in die griechischen Silbergeldsysteme
verfolgen lassen, während dieser in Griechenland und
304
Numismatische Literatur.
Unteritalien nicht mehr erkannt werden kann, sondern
bereits als vollzogene Tliatsache uns entgegentritt, in
Mittelitalien hingegen in viel jüngerer Zeit vor sich geht.
Durch diesen Uebergang und die mannigfachen Reductionen
kommt es dass die schönsten Münzen des Alterthuins
zugleich die schwierigsten Probleme darbieten.
Das erste Heft enthält vorläufig nur einen Tlieil der
Vorrede, welche sich eingehend mit der Kritik des Werkes
von Torremuzza beschäftigt. Frei von einem missverstan-
denen Patriotismus werden die Mängel desselben dargelegt:
die häufigen unrichtigen Lesungen, die Systemlosigkeit,
die Unverlässlichkeit der Zeichnungen , Eigenschaften,
welche zum grösseren Theile jener Zeit, nicht dem Verfasser
zur Last fallen.
Dem ersten Hefte liegen als Probe die Tafeln I und
VT II bei, von G. Ciaccio gezeichnet, von Stanghi und Fr.
di Bartolo gestochen; sie gehören zu den Schönsten, was
wir von numismatischen Illustrationen gesehen haben, und
reproduciren den Charakter der Münzen mit Geist und
Geschmack ohne süsslich verschönernde „Correkturen" wie
ohne Trockenheit und Aengstlichkeit.
Wir wünschen dem prächtigen Werke welches dem
Andenken der Mutter des Verfassers gewidmet zugleich
ein Denkmal kindlicher Pietät ist, einen raschen und
ungehinderten Fortgang.
Gleichzeitig erwähnen wir einer kleineren Abhandlung
desselben Verfassers , welche unter dem Titel : Di (lue
monete della regina Filistide donate al B. Museo di
Palermo, im Periodico diNumismatica e »Sfragistica (anno I,
Fase V) erschienen ist. Luynes und Mommsen hatten die
Numismatische Literatur.
305
Zeit der Königin auf die Epoche der Regierung des
K. Hieronymos angesetzt (214 — 213) welcher nach Gelo's
Tode (216) und der Ermordung Hicro's II (214) ausser
seinen eigenen Münzen solche auch auf die eben genannten
Könige und auf Philistis habe schlagen lassen. Dagegen
spricht sich Salinas mit Recht aus, indem Hieronymos nur
13 Monate regierte, eine Zeit, die viel zu kurz ist, um die
grosse Menge der Münzen , die ihr zugetheilt werden zu
fertigen , namentlich jene der Philistis weisen durch die
Mannigfaltigkeit der Stämpel und Beizeichen auf eine
längere Prägeperiode hin. Der Verfasser theilt sie daher
der Epoche Hiero's II zu, welcher 54 Jahre regierte. Der
Kopf stellt nach seiner begründeten Vermuthung nicht die
Demeter sondern die Königin selbst dar; die verschiedenen
Lebensalter, in der sie nach andern abgebildet sein soll,
erklären sich nur aus den verschiedenen Stufen der Voll-
kommenheit der Arbeit und der Künstler, welche die
Stämpel schnitten. Den Namen <bt\«rrtötwv vfyufffA« n
bei Hesichius endlich erklärt er als Bezeichnung eines
neuen Fusses, der zum ersten Male in den Münzen mit der
Königin Porträt eingeführt worden sei; sie sind 16 Litren-
stücke und erhielten nach dem Gepräge vom Volke den
Namen der Königin.
Sehr wichtig ist die Mittheilung zweier unbekannter
Silbermünzen die nach Hieronymos Tode bis zur römischen
Occupation (213—212) von der republikanischen Partei,
welche damals ans Ruder gelangte, geschlagen wurden und
als die letzten autonomen syrakusanischen Silberstücke
gelten müssen. In einem etwas rohen Style zeigen sie
republikanische Typen, welche auf ältere Stücke von
Gelon II und Hieronymos aufgeprägt wurden, unter ihnen
eine Nachbildung der berühmten Statue des Jupiter
20
306
Numismatische Literatur.
Imperator in Syrakus. Die beigegebene Tafel von den
schon genannten Künstlern stellt unter andern diese
Ueberprägungen und ihre Originale in trefflicher Weise
dar. Fr. Kenner.
4. Norbert Dechant, Professor am k. k. Schott engym-
nasinm und Custos der stiftlichen Münzsammlung. Der
Denar Victoriat und reducierte As der römischen
Republik. (Separatabdruck aus dem Jahresberichte 1871
des k. k. Obergymnasiums zu den Schotten in Wien.)
Wien 1871, Selbstverlag des Verfassers. IV und 80 S.
II Tafeln.
Kurz vor dem Schlüsse des vorliegenden Doppel-
heftes der Zeitschrift kommt uns die ebengenannte jüngste
Erscheinung auf dem Gebiete der numismatischen Literatur
zu, auf welche unsere Leser aufmerksam zu machen wir
nicht umhin können.
Ihre Absicht ist, aus den grossen Werken von Monnn-
sen und Baron d'Ailly sowie aus den einschlägigen Studien
von Borghesi Hultsch und Cohen die wichtigsten Punkte
der neueren Literatur über das Münzwesen der römischen
Republik in ein Compendium zusammenzustellen, welches
zunächst für einen jugendlichen Leserkreis bestimmt in
gleicher Weise das Studium der Klassiker wie die Bedürf-
nisse des angehenden Münzsammlers im Auge hat; doch
bietet es auch für den Fachmann eine übersichtliche
Zusammenstellung der vorzüglichsten Fragen, aufweiche
die Forschung in diesem Gebiete gestossen ist. Bei der
Kostspieligkeit und dem Umfange jener genannten Quel-
Numismatische Literatur.
307
lenwerke die sich nicht häufig in Privatbibliotheken rinden
kann ein Schriftchen nur willkommen sein , welches eine
schnelle Orientirung über den dermaligen Stand der Streit-
fragen und die bisher erlangten Resultate gestattet.
Diesem praktischen Gesichtspunkte entspricht neben
der klaren schlichten Darstellung der Theorie des römisch-
republikanischen Münzwesens vorzüglich die Erklärung
der wichtigsten einschlägigen Belegstellen aus den grie-
chischen und römischen Klassikern und die Beigabe von
übersichtlichen Verzeichnissen, wie: der Beizeichen auf den
sogenannten Konsularmünzen (97 an Zahl, S. 21), der
Buchstaben von Münzstätten (S.24) der praenomina (S. 27),
cognomina und nomina (S. 31), der gentes (S. 32), ferner
der Monogramme Ligaturen und Abbreviaturen (S. 34 und
Taf. I), die Darstellung der Rechnung in Sesterzen (S. 41)
und die Reduktion des Werthes der Silbermtinzen in drei
Währungen, der österreichischen, süddeutschen und der
französischen nach Franken (S. 51). Auch sind an den be-
treffenden Stellen synoptische Tafeln über den Bestand der
Sammlung des Stiftes Schotten (Consular -Silber S. 52,
reducirtes Consular -Kupfer S. 77) eingerückt. Endlich
bildet eine chronologische Uebersicht der Präge-Epochen
und der in der Schrift berührten geschichtlichen Begeben-
heiten den Schluss.
Für den Fachmann wichtiger sind die ' Ergebnisse
eigener Untersuchungen, welche der Verfasser in der
Schrift mittheilt; durch sie verliert diese den kompilato-
rischen Charakter und erhält das Gepräge einer selbst-
ständigen Bearbeitung. Wir heben vorzüglich zwei Punkte
in dieser Richtung hervor, die Recension der von Luynes
und d'Ailly angenommenen ältesten römischen Silberpräge
20*
308
Numismatische Literatur.
in der Zeit vor der Schwerkupferepoche und den Fort-
schritt der Reduktionen des römischen As. Erstere Ansicht
verwirft der Verfasser mit Recht, indem er im Einzelnen
die Belegstellen prüft, die keineswegs seine Annahme
unterstützen, und indem er die Ungereimtheit der Hypo-
these in andren Beziehungen darstellt. Was den zweiten
Punkt betrifft, nehmen Mommsen und Hultsch als erste
Stufe der Reduktionen des As den Trientalfuss, als zweite
den Sextantarfuss an, während d'Ailly nach dem libralen
einen semilibralen ansetzt, den trientalen in Abrede stellt
und dafür einen quadrantalen aufnimmt. Zur Begründung
seiner Ansicht theilt er ein überaus reiches Materiale mit,
das früherhin unbekannt war. Aus letzterem, namentlich
den vielen Wägungen ergiebt sich mit Notwendigkeit,
dass in der That ein semilibraler und ein quadrantaler
Fuss bestanden habe; von beiden ist der erstere ohne
Zweifel auf Grund eines speciellen Gesetzes eingeführt
worden da die Kupfermünze damals noch Werthgeld war
und umsoweniger seine Reduktion der blossen Willkür
überlassen bleiben konnte, dies zumal nicht in einem
Staate, welcher so genau auf das Recht hielt als der
römische. Dagegen scheint der quadrantale Fuss nicht ein
legaler sondern nur factisch bestehender gewesen zu sein;
gesetzliche Normirung war zur Zeit seines Aufkommens
nicht mehr nothwendig weil damals das Kupfergeld schon
zur Scheidemünze herabzusinken begann. Zu dieser
Ansicht gelangt der Verfasser der in Rede stehenden
Abhandlung indem er lediglich die in den Münzgewichten
ausgesprochenen Thatsachen , welche er eingehend nach-
weist, acceptirt. Aus demselben Grunde hält er aber auch
gegen d'Ailly den trientalen Fuss aufrecht und theilt diesem,
nicht dem libralen oder semilibralen die Multiple des As zu.
Numismatische Literatur. vkjv
Wir sehen in dieser Aufnahme der stichhältigen
Resultate aus d'Aillys Werke in die betreffende Frage
einen entschiedenen Fortschritt zu ihrer Lösung und
empfehlen aus diesem Grunde das vorliegende Schriftchen
der Aufmerksamkeit der Fachmänner nicht weniger als
jener der jugendlichen Leser, an die es sich zunächst
richtet. Fr. Kenner.
5. A. Cav. Magrini: Sopra cinquanta medaglie di
Vallerio Belli. Venezia 1871. (Aus den Atti del reale
Instituto Veneto di scienze lettere ed arti. Serie III Vol.XVI)
36 S. und 2 Tff.
Seit langer Zeit mit einer grösseren Arbeit über das
Leben und die Werke des Valerio Belli beschäftigt,
gelangte der Verfasser zu der wichtigen Entdeckung dass
eine ansehnliche Reihe von Medaillen in den Sammlungen
zu Venedig Wien Berlin und Paris aus Stämpeln herrühre,
welche dieser bedeutendste der italienischen Graveure
des XV. Jahrhundertes gearbeitet hat.
Die Geschichte dieser Entdeckung und ihre Begrün-
dung sowie Andeutungen über Tendenz und Entstehen der
Arbeiten Belli 's bilden den vorzüglichen Inhalt der Ab-
handlung. In einem Artikel der Ersch und Gruber'schen
Encyclopaedie über den Meister findet sich ein von dem
Nürnberger Rothscholtz (XVIII Jahrhundert) offenbar nach
den Originalen selbst gearbeitetes mageres Verzeichniss
von 50 Medaillen Belli's; es stimmt mit einem etwas
genaueren aber viel älteren der Ambrosianischen Bibliothek
in Mailand (signirt R. 99 P. Sup. und zuerst vom Grafen
310
Numismatische Literatur.
Giov. de Schio copiert), ferner mit einer Notiz in dem vom
Grafen Raczinski veröffentlichten Werke Les arts en
Portugal in vorzüglicher Weise zusammen. Diese erwähnt
einer Begegnung des portugiesischen Malers Francesco da
Olanda mit Valerio Belli in Rom, wobei letzterer dem lange
nicht gesehenen Freunde 50 Medaillen seiner Arbeit
gezeigt habe, unter welchen jene auf Artemisia und auf
Virgilius die vorzüglichsten gewesen wären. Auch das
ambrosianische Verzeichniss nennt dieselbe Zahl und die-
selben Rückseiten , welche die Angaben von Rothscholtz
wie spärlich auch immer sie sein mögen, aufführen.
Die Vergleichung dieser Quellen welche völlig unab-
hängig von einander sind sprach für ihre Verlässlichkeit
und nachdem der Verfasser damit festen Grund erreicht
hatte, sendete erCopien der Verzeichnisse an verschiedene
Museen in Italien, sodann an jene von Deutschland und
Frankreich; er gelangte dadurch in den Besitz von
Abgüssen jener fünfzig Medaillen deren Stämpel in den
Quellen verzeichnet sind. Ref. kennt davon 29 im k. k.
Kabinete vorhandene Stücke und musste sich sofort tiber-
zeugen, dass sie in der That einer und derselben Künstler-
hand entsprungen sind. Ihr Kunstwerth entspricht den
grossen Lobeserhebungen, welche Francesco da Olanda und
Vasari ihnen widmeten und kommt den der antiken Münzen
ziemlich nahe, obwohl der Charakter ein durchaus selbst-
ständiger ist. Es sind lauter geistreiche Arbeiten voll Adel
und Feinheit in den Formen, leicht und sicher, aber mit
Sorgfalt ausgeführt. Sie bilden in zwei Grössen angefertigt
eine längere ikonographische Reihe hervorragender Männer
und Frauen des Alterthums, Herren, Feldherren und Dichter,
wie sie jene Zeit in Suiten zusammenzustellen liebte. Sehr
Numismatische Literatur.
311
wahrscheinlich haben bei einzelnen noch jetzt nachweisbare
Vorbilder in antiken Münzen den Künstler unterstützt, die
meisten sind aber von selbstständiger Erfindung. Belli
erfreute sich hiebei der Führung der als Philologen und
Sammler hervorragenden Freunde und Gönner Giorgio
Trissino, Pietro Bembo und Giorgio Lascaris, namentlich
der Beihilfe des letzteren wird das Ueberwiegen von
Medaillen mit Aufschriften in den damals noch ziemlich
neuen und unbekannten griechischen Lapidarbuchstaben
und die in der Wahl passender Kückseiten sich verrathende
Vertrautheit mit den Classikern zugeschrieben werden
müssen.
Die ihrer Zeit so sehr anerkannten Leistungen
geriethen, da der Künstler seinen Namen nicht beisetzte,
in Vergessenheit, die Abgüsse aus denStämpeln circulirten
wohl fort und fort, wurden aber — ein laut redendes
Zeugniss für ihren Werth — als antike Münzen betrachtet
als welche Gronovius einige von ihnen aufnahm, und von
kritischen Numismatikern des XVIII. Jahrhunderts als
bewusste Fälschungen behandelt, obwohl eine solche
Absicht dem Künstler gewiss ferne gelegen hat. Möglicher
Weise aber gaben seine Arbeiten zu den als „Paduaner"
bekannten Fälschungen den Anlass; der eine der Paduaner
Giovanni Cavino lebte wenigstens gegen Ende der Epoche
Belli's.
Möge es dem Verfasser, der sich schon durch die
genannte Brochüre ein hervorragendes Verdienst um die
italienische Kunstgeschichte erworben hat, gelingen die
noch fehlenden Medaillen — es waren nach Belli's
Testament 150 Stämpel von ihm geschnitten worden —
312
Numismatische Literatur.
aufzufinden und das versprochene Werk in nicht zu ferner
Zeit zum Nutzen der Wissenschaft erscheinen zu lassen.
Fr. Kenner.
6. Th. Elze; Die Münzen Bernhards Grafen von
Anhalt, Herzogs von Sachsen. 1. Heft. Berlin 1870,
Mittler 4°, 34 pp und 8 Tafeln.
Mit Freuden müssen wir den Versuch des Verfassers
der mittelalterlichen Numismatik neue Zwecke und Ziele
abzugewinnen, begrüssen. Die auf Tafel I sorgfältig
gezeichneten Bracteaten werden nämlich auf den folgenden
Tafeln abermals getreu aber in vierfacher Vergrössenmg
vorgeführt. Dadurch erhält man, weil Einzelheiten der
Darstellung , welche wegen ihrer Kleinheit dem Total-
Eindrucke weichen mussten, nunmehr ebenfalls zur Gel-
tung kommen, Abbildungen, welche von dem Forscher
mittelalterlicher Trachtenkunde in gleicher Weise, wie
bisher die Siegel, Grabsteine u. s. w. als Quelle benützt
werden können. In der That versucht auch der Verfasser
selbst die Erklärung einzelner Kleidungsstücke unter
Beziehung auf entsprechende Stellen des Nibelungenliedes
zu geben. Den Einwand, dass durch ein gleiches Vorgehen
in andern Fällen die Mtinzwerke ungebührlich vertheuert
werden würden, können wir nicht gelten lassen, da es
meistens genügen dürfte, nur eine oder die andere Münze,
vielleicht sogar nur einzelne Theile derselben vergrössert
wiederzugeben, und andererseits der wahre Numismatiker
auch Opfer nicht scheuen darf, um seiner Wissenschaft
jenen Rang zu erstreiten, der ihr gebührt.
Numismatische Literatur.
313
Die Ausstattung des Werkchens, das eine Art Jnbel-
schrift auf das 700-jährige Bestehen des Hauses Anhalt
bildet, ist glänzend und reichlich. Die „palaeographisch
genaue Beschreibung der Münzen" auf welche der Ver-
fasser ein grosses Gewicht legt, ist unseres Bedttnkens
mitunter etwas zu schleppend. Sehr beachtenswerth ist
auch die Zusammenstellung bisher ungedeuteter Siglen
und Verzierungen auf S. 16 und 17.
Dr. A. Luschin.
314
Miscellen.
MISCELLEN.
The trial of the pyx. Am 18. Juli 1871 wurde in der Gold-
schuiiedhalle zu London in altherkömmlicher Weise die Unter-
suchung der Münzbüchse vorgenommen. Es ist dies das Behält-
niss, in welches der Münzmeister gesetzlich verpflichtet ist von
jeder, während der Ausmünzungsperiode geprägten Münzsortc
eine gewisse Anzahl Stücke zu hinterlegen. Das zur Untersuchung
dieser Büchse eingesetzte Gericht erinnert an die im heiligen
römischen Reiche zeitweilig abgehaltenen Münzpr obations-
tage, wo dieFahrbüc hsen der verschiedenen münzberechtigten
Obrigkeiten durch die Wardeine der deutschen Münzkreise geprüft
wurden. In England besteht das Institut des Trial of the pyx seit
den ältesten Zeiten. Man glaubt es sei durch Heinreicb II (1154 bis
1189) eingeführt worden, und Sir Thomas Egerton, Solicitor und
Attorney General sowie Lord Keeper unter Elisabeth und nachmals
Lordkanzler unter Jakob I spricht in seinen Schriften von dem
alten und ehrwürdigen Gerichte über die Münzbüchse. Die
Jury besteht aus angesehenen Mitgliedern der Goldschmiedgenossen-
schaft, welcher früher oft der König in Person präsidirte.
Die englische Ausmünzungsacte von 1870 ordnet an, dass jähr-
lich einmal solch ein Gericht gehalten werde. Das vorletzte hatte
sich im Februar 1870 versammelt.
Auch diesjahr ging die Ceremonie in feierlicher Weise vor sich.
Den Vorsitz führte der Remembrancer der Königin Mr.W.H. Walton
in voller Amtstracht; es waren ferner der Münzmeisters-Deputirte
Miscellen.
315
Mr. C. W. Fremantle und der Wardein des Standarddepartements
Mr.W.H. Chisholm, dann zehn Jurors aus derGoldschmiedcompany
zugegen, welche vorerst vereidigt wurden.
Von den in der Ausniünzungsperiode vom 5. April 1870 bis
80. Juni 1871 geprägten 0,344.597 jg. in Goldmünzen und 471.042^*.
in Silberraünzen enthielt die Büchse 8012^. Goldstücke (Sovereigns
und Halbsovereigns) und 179 £ 16 S. 3 & in Silbermünzen (Florins,
Shillings, Sixpence, Maunday moneys zu 4, 3, 2 Pence und lPenny;.
DasVerdict der Geschworenen war nach der amtlichen London
Gazette ein für die Münzbeamten und das Publikum höchst befriedi-
gendes, da alle Münzstücke im vorschriftsmässigen Gewichte und
Feinhalte befunden wurden.
Ein feierliches Diner mit den landesüblichen Toasten auf
Königin, Heer und Marine, Lordkanzler, Jury u. s. w. schloss sich
der Ceremonie an. C. Ernst.
Oesterreichisch • ungarische Münzprägungen im Jahre 1870. In den
österreichisch -ungarischen Münzstätten zu Wien, Kremnitz und
Oarlsburg sind im Laufe des Jahres 1870 nachstehende Münzen ge-
prägt worden:
In Wien:
Zweiguldenstücke 168.723 Stück mit fl. 337.446-
Einguldenstücke 3,097.035 „ „ ., 3,097.035-
Viertelguldenstücke 7.956 „ „ „ 1.989-
20 kr. Scheidemünzstücke ....29,821.875 „ „ „5,964.375-
10 kr. Scheidemünzstücke ....34,878.309 „ „ „ 3,487.830-90
Levantiner Thaler 92.870 „ „ „ 195.475-60
Vierfache Dukaten 12.010 ,, „ „ 230.592-
Einfache Dukaten 254.950 „ „ „ 1,223.760-
Franz Josephs d'or = 20 Francs 25.265 „ „ „ 204.646-50
Halbe Franz Josephs d'or=10 Fr. 7.440 n „ „ 30.132-
Zusammen. .68,366.433 Stück mit fl.14,773.282-
316
Miseellen.
68,366.433 Stück mit fl. 14,773.282-
In Kremnitz und Carlsburg: *)
Einguldenstücke 1,821.609 „ „ „ 1,821.609-
20 kr. Scheidemünz stücke 11,304.948 „ „ ., 2,260.989*60
10 kr. Scheidemünzstücke 23,543.186 „ „ „ 2,354.318.60
Ungarische einfache Dukaten 70.999 „ „ „ 340.795.3O
Ungarische Franz Josephs d'or 171.198 „ „ „ 1,383,178.70
Ung. halbe Franz Josephs d'or 129.405 „ „ ., 522.131. 55
Zusammen . . 37,041.345 Stück mit fl. 8,683.022.65
Im Ganzen daher. .105,407.778 Stück mit fl. 23,456.404 65
C. Ernst.
Robert Graf von Lichnowsky und Werdenberg, Domdechant zu
Olmütz, auch in numismatischen Kreisen bekannt durch die Publi-
cation „Des fürstlichen Hochstiftes Olmütz Münzen und Medaillen"
(Kremsier, 1865) hat zu seiner am 24. Mai d. J. abgehaltenen
25jährigen Priiuiz - Jubelfeier eine Medaille prägen lassen, deren
Beschreibung wir hier mittheilen.
Av.: * ROBERTVS ■ MARIA ■ COM • DE ■ LICHNOWSKI •
ET • WERDENBERG • MET ■ ECCL • OLOM • PRIM •
PRAEL • ET • DECAN Auf einem Maltheserkreuz auf-
liegend und umgeben von einer Ordenskette mit Kreuz
ist der Wappenschild, das Wappen selbst gespalten,
vorne im rothen goldbrodirten Feld zwei verschlungene
Weinreben, deren Trauben nach oben, hinten wieder
im Roth eine Kirchenfahne mit drei Lätzen; in der Mitte
des Schildes oben die Grafenkrone , rechts davon die
Mitra, links das Pastorale; das Ganze überragt vom
grünen Bischofshute.
Re v. : S . VENCESLAUS . — CAPI - TVL . OLOM . PATRON VS
Der Heilige in voller Rüstung nach vorne stehend, in der
i) Das Münzamt in Carlsburg ist im Mai 1871 aufgehoben worden.
317
Kochten die Standarte, in der Linken den Schild hal-
tend. Im Abschnitt in zwei Zeilen : 24 . MAII .
MDCCCLXXI|XXV . PR . A . EXPL (= XXV Presby-
teratns annis expletis).
./R. Dm. 29 Mm., Gew. 8-8G Grm. Sehr nettes Gepräge.
N. Dechant.
Schemnitzer Jubilaeums- Medaille. Ende 1870 ist in Schemnitz
das Erinnerungsfest an die durch die Kaiserin Maria Theresia vor
100 Jahren daselbst erfolgte Gründung der berühmten Berg- und
Forstakademie begangen worden.
Wenn, sagt Professor G. Faller in dem zu dieser Feier ver-
fassten Gedenkbuche *), die Lebensjahre vom Tage der Geburt und
nicht vom Tage der Taufe gezählt werden, so hätte die Schemnitzer
Akademie das Fest ihres 100jährigen Bestandes schon im Jahre 1863
begehen sollen, denn in dem entsprechenden Jahre wurde die erste
Lehrkanzel für Chemie und zwei Jahre später jene für die mathe-
matischen Wissenschaften gegründet und auf diese Weise das
Fundament für den weiteren Aufbau einer Bergakademie gelegt.
Die Anstalt wurde anfänglich nur praktische Bergschule ge-
nannt, sie trug aber schon seit Gründung der ersten Lehrkanzel
den Charakter einer höheren Montanlehranstalt an sich. Rang und
Namen einer wirklichen Akademie erhielt sie im Jahre 1770.
Während dieser 100jährigen Periode hat die freie königliche
Bergstadt Schemnitz als Sitz der Berg- und Forstakademie Tausende
von Studirenden aus Nah und Fern in ihren Mauern beherbergt,
welche später als Naturforscher, Geologen, Berg-Hütten- und Mün/.-
männer nicht nur in allen Ländern Europas, sondern auch in
fremden Welttheilen gewirkt haben, und die Akademie darf mit
Stolz auf diese Resultate und die Geschichte ihrer Entwicklung
zurückblicken.
1) Schemnitz 1871 bei August Joerges.
33 8
Miscellen.
Zur Erinnerung an die 100jährige Jubelteier hat das Fest-
comite eine Medaille prägen lassen, zu welcher die Stempel von
Professor Carl Radnitzky geschnitten wurden.
Av.: A • MARIA • THERESIA • HUNG : REGE • METALLICO-
RUM • ACADEMIA • Arabeske. Das Brustbild der
Kaiserin im Witwenschleier nach rechts, über einem von
einem Lorbeer- und Oelzweig gebildeten Halbkranze.
Darunter C. RADNITZKY.
Rev.: SCHEMNICII • CONDITA • 1770-PRLMUM • SECULUM ■
CELEBRAT • 1870 • Arabeske. Sitzende weibliche Figur,
den Bergbau vorstellend, in der Rechten ein aufgeschlage-
nes Buch mit Kristallabbildungen, in der erhobenen Linken
ein Grubenlicht. Im Hintergrunde die Schemnitzer Berge
mit Schacht- und Hüttengebäuden. Im Abschnitt zwei
Gnomen das Schemnitzer Stadtwappen haltend und in der
andern Hand Schlägel und Eisen schwingend.
Grösse 70 Mm. In Gold, Silber und Bronze.
C. Ernst.
Jubel-Medaille der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Zur
Feier des 25jährigen Bestehens dieser Gesellschaft am 2. October
1870 wurde auf Veranlassung und Kosten mehrerer Mitglieder für
dieselben eine Medaille geprägr.
Auf der Vorderseite sehen wir unter einem Pahubaum auf den
Löwen ruhend eine mächtige Mannesgestalt, das Sinnbild des alten
Orients wie im Erwachen sich aufrichten. Sein von einem Genius
enthülltes Antlitz wendet er dem Lichte zu, mit welchem die
deutsche Wissensch aft, eine eichenbekränzte Germania, mit
Macht vorschreitend, sich ihm naht. Der einfache Sinn des Bildes
Hesse sich in folgendes Distichon fassen, welches ursprünglich zur
Umschrift des Ganzen bestimmt war:
Licht und lebendiges Wort kam einst den
Deutschen vom Aufgang;
Dankend erstatten sie heut', was sie em-
pfingen, zurück.
Miscellen.
319
Im Abschnitt links: T • GROSSE INV • , rechts: KVLLRICH
FEC • Die Rückseite enthält in einer lOzeiligen Inschrift die Wid-
mung an die vier Gründer der Gesellschaft:
DEN
ERSTEN
GESCHÄFTSFÜHRERN
DER DEUTSCHEN
MORGENLÄNDISCHEN
GESELLSCHAFT
BROCKHAUS
FLEISCHER
POTT
RÖDIGER
Umschrift: * DARMSTADT DEN 2. OCTOBER 1845 —
LEIPZIG DEN 2. OCTOBER 1870.
Dm. 56. Mm. iE. Der Entwurf zur Medaille rührt von Prof. Theodor
Grosse in Dresden, die musterhafte Ausführung der Stempel von
dem königl. Preuss. Hof- und ersten Münz -Medailleur W. Kullrich
in Berlin her. Dr. J. K.
Münze der Pariser Commune. Die ersten Silbermünzen der
gegenwärtigen französischen Republik wurden mit den von Oudine
gravirten Stempeln geprägt , welche auch für die französischen
Münzen der Jahre 1850 — 1851 und zum Theil von 1849 dienten;
bekanntlich zeigen diese im Avers einen Frauenkopf mit der Um-
schrift REPUBLIQVE * FRANQAISE • , im Revers einen Kranz
aus Lorbeer- und Eichenzweigen worin Werthangabe und Jahrzahl
und um denselben die Worte LIBERTE • EGALITE • FRATERNITE ■
Ein zweiter Reversstempel hat Werthangabe und Jahreszahl in
einem anderen grösser gezeichneten Kranze ohne Umschrift. Von
beiden Sorten wurden Fünf- und Zwei - Frankenstücke mit den
Jahreszahlen 1870 und 1871 ausgemünzt, unter denen jene mit dem
Münzbuchstaben K hervorzuheben sind, weil sie während der Pariser
Belagerung und zur Zeit der Herrschaft der Commune in Bordeaux
geschlagen wurden wo die Münze vordem Jahre lang unthätig war.
320
lliscellen.
Auch die Pariser Commune Hess während ihrer ephemeren
Herrschaft Fünf - Frankenstücke schlagen, wozu sie sich jedoch
nicht der oben genannten Stempel, sondern jener der Jahre 1848
und 1849 (Herculesstempel) bediente, welche denen der ersten
französischen Republik nachgebildet waren.
Av.: <*. LIBERTE EGALITE FRATERNITE Hercules zwi-
schen zwei weiblichen Figuren, im Abschnitte * Dnpre*.
Rev.: REPUBLIQÜE — FRANgAISE * In einem Kranze aus
Lorbeer- und Eichenzweigen 5 | FRANCS | 1871 unten am
Rande zwischen Dreizack tB (dem Different des commun.
Münzmeisters) und einem Anker der Münzbuchstabe A
(Paris). Randschrift in erhabener Präge: ***** DIEU
* PROTEGE * LA * FRANCE. E. f.
Berichtigung.
In Band II ist zu verbessern :
Seite 867 Zeile i v. o. lies HPAKAEOlZ. statt HPAKAEOT * Dieser durch
Undeutlichkeit des Münzabdruckes veranlasste Fehler ist
hiernach auch auf der Abbildung Taf. XII Nr. 5 zu be-
richtigen. Die am Ende des deutlich zu lesenden
örAKAlN angebrachten Striche gehören zu dem aus-
gebliebnen 2' dem Endbuchstaben von Hr AixAfcOT 2--
_ 269 „ 10 v. u- lies Vase statt Wage.
^3>£8&&-
419
XVIII.
Satrapenmünzen mit griechischer Inschrift.
Von
Dr. Alfred v. Sallet.
Der folgende kleine Aufsatz ist, wenn er auch zwei
noch unbekannte Münzen bringt, nur ein geringes Supple-
ment zu den vortrefflichen Arbeiten Waddington's über
persisch-griechische Satrapenmünzen und einem ebenso
interessanten und lehrreichen Artikel von Rauch über eine
Münze des Satrapen Spithridates *). Leider sind wir hier
in Berlin nicht so glücklich, oft durch directe Verbindungen
mit dem Orient unbekannte und neue asiatische Münzen
zu erwerben, aber bisweilen spielt uns bei einiger Auf-
merksamkeit der Zufall doch manches Interessante in die
Hände.
I. Orontas, Satrap von Mysien und Jonien.
Die bereits von Mionnet ungenau beschriebene, voni
Sestini und, durch diesen verleitet, von Koehne der
i) Berliner Blätter f. Münzk. V (1869) 29.
27*
420
Dr. Alfred v. Sallet: Satrapenmünzcn
taurischen Chersonesus irrig zugetheilte Silbermünze 2)
mit dem knieenden Krieger und dem halben geflügelten
Eber von Clazomenae nebst der Umschrift OPONTA s)
hat Waddington 4) mit Hülfe einer andern bis dahin noch
unbekannten Silbermünze mit Pallaskopf und dem halben
Seepferd von Lampsacus dem von Schriftstellern mehrfach
erwähnten Orontas, Satrapen von Mysien und Jonien, der
etwa bis zur Mitte des IV. Jahrhunderts v. Chr. regierte,
mit der höchsten Wahrscheinlichkeit zugetheilt.
2) Sestini (Lett. di cont. IX Taf. III, 1) bildet diese Münze
sogar mit der Inschrift S3X neben dem Krieger ab, angeblich ans
der kgl. Samftilnng in München. Waddington hat sich in München
bei dem verstorbenen Streber nach dieser Münze erkundigt und
die Antwort erhalten dass ein solches Stück nicht vorhanden und
auch in den Katalogen nicht verzeichnet ist. Waddington meint
daher mit Hecht, dass Sestini in gewohnter Weise ein falsches
Citat gegeben und sich das ^3X hinzuphantasirt habe. Eine ähn-
liche Bemerkung zeigte mir Herr Direktor Friedlaender in seinem
unabhängig von Waddington's Aufsatz geschriebenen Repertorium
s. v. Chersonesus. — Auffallend ist allerdings die genaue Ueber-
einstiinmung des knieenden Kriegers auf den Orontasmiinzen und
den schönen Kupfermünzen von Chersonesus.
11 s. Artemis mit Fackel in der Quadriga rechtshin.
Rs. XEP knieender Krieger, wie auf den Orontasmünzen, mit
deutlichem Bart, ohne Häkchen auf dem Helm.
Die Figur des knieenden Kriegers oder Heros — ob es, wie
Koehne meint Odysseus oder, nach früherer Ansicht, Achilles ist,
bleibt unentschieden — ist auf beiden Münzen so ähnlich, als ob
die Stempel von einer Hand geschnitten wären.
3) So, nicht OPONT.
*) Melanges des numismatique II (1867; p. 19. Der Aufsatz
erschien zuerst in der Revue numism. 1863, 235.
J.91
mit griechischer Inscürift. ,*'1
Dass diese schon an und für sich kaum zu bezwei-
felnde Zutheilung die allein richtige ist, wird bewiesen
durch eine so viel ich weiss noch gänzlich unbekannte
kleine Kupfermünze, welche sich unter einer dem köngl.
Münzkabinet zu Berlin eingesandten grossen Zahl von
unbestimmten griechischen Münzen fand :
M/je ^S
Hs. Kopf eines Perserkönigs mit derMitra, rechtshin.
Es. . .ONTA Das halbe geflügelte Seepferd wie auf
den Münzen von Lampsacus 5), rechtshin.
iE. fast 1, dick »).
Dass die Inschrift nur zu OPONTA, und nicht anders
ergänzt werden muss, beweist die angeführte Silbermünze
bei Waddington 7):
Hs. Pallaskopf linkshin.
Rs. OPONTA Das halbe geflügelte Seepferd von
Lampsacus, rechtshin.
A. 3. Gew. 313 Grm.
Dass die vorliegende kleine, recht gut gearbeitete
Kupfermünze nur einem Perser angehören kann, beweist
5) Dasselbe Seepferd kommt allerdings auch bei andern
aber minder bedeutenden Städten auf den Münzen vor.
6) Das Gewicht wird nicht angegeben, weil die Wägung von
Kupfermünzen zu keinem .Resultat führt.
f) 1. c. Taf. III, 4.
422
Dr. Alfred v. Sallet: Satrapenmünzeu
der mit dem allbekannten persischen Kopfschmuck ge-
zierte Königs- oder Dynastenkopf der Hauptseite. Hier-
durch werden also alle etwaigen Zweifel an Waddington's
Deutung der Münzen, welche nur die Inschrift OPONTA,
aber keinen Perserkopf zeigen, vollständig beseitigt.
In einem früheren Aufsatze hat Waddington ») mit
ziemlicher Gewissheit erwiesen, dass ähnliche Köpfe auf
einer aufschriftlosen und zwei mit BAZIA und BAZIAEn(Z)
bezeichneten Münzen Königs- , nicht Satrapenköpfe , und
zwar Bildnisse des Artaxerxes Mnemon sind. Auch auf
unserer Münze möchte ich bei der grossen Uebereinstim-
mung mit jenen ») den Kopf trotz der Aufschrift. OPONTA
auf der Rückseite nicht für den des Orontas , sondern für
den des Perserkönigs Artaxerxes Mnemon halten. Die eine
jener von Waddiugton behandelten Münzen aus dem
Museum Hunter — von Combe bereits richtig Lampsacus
zugetheilt — zeigt sogar die ganz gleichen Typen; viel-
leicht gehört auch sie, obgleich aufschriftslos, dem Satrapen
Orontas an :
H s. Bärtiger Kopf des Perserkönigs mit Mitra linkshin.
Rs. Halbes geflügeltes Seepferd rechtshin.
N. Stater. 8-43 10).
Die höchst seltene vonKoehne n) und Waddington 12)
abgebildete und beschriebene Silbermünze des Orontas,
8) Mel. 1 (1861) p. 96. Zuerst in der Revue nurnisin. 1861, 15.
9) Waddington 1. c. Taf. VII 3—5.
i°) So ist das Gewicht dieses Unicuras beiBrandis, Münzwesen
p. 427 angegeben.
ii) Memoires etc. 1848 Taf. XII, 36.
12) Mel. II Taf. III, 5.
mit griechischer Inschrift.
423
wahrscheinlich in Clazomenae geprägt, besitzt das Berliner
kgl. Münzkabinct seit kurzer Zeit <s). Es ist ein vorzüg-
liches Exemplar und weicht von den vorhandenen Abbil-
dungen und Beschreibungen ein wenig ab, so dass eine
möglichst genaue Zeichnung und Beschreibung unseres
Exemplars willkommen ist:
Hs. Knieender Krieger linkshin mit Schild und
kurzem, an beiden Enden mit einer Spitze ver-
sehenen Speer. Der Helm hat Ohrklappen und
oben, zum Anhängen, ein stark gebogenes
Häkchen. Unter dem linken Schenkel T.
Rs. OPONTA Halber geflügelter Eber rechtshin. Spuren
des Quadratum incusum.
JR.-S. 2-78 Grm. ").
Ob der Krieger bärtig ist oder nicht , scheint mir
unsicher. Das T bemerkt auch Koehne auf dem Peters-
burger Exemplar, auf seiner Abbildung hat es der Zeichner
aber übersehen. Eine Spur von Gewand, wie der Zeichner
■der Waddington'schen Abbildung sie anzudeuten scheint,
ist nicht vorhanden. Der Styl der Münze ist gut und recht
lebendig. Die Beziehung der Rückseite auf Clazomenae
ist wahrscheinlich, da ein ganz ähnlicher halber geflügelter
Eber das bekannte Wappen von Clazomenae ist.
13) Sie stammt aus der prachtvollen Sammlung des verstor-
benen Consuls Michanovic in Thessalonich.
<*) Waddington's Exemplar wiegt 2-79.
424
Dr. Alfred v. Sallet : Satrapenmünzon
II. Spithridates, Satrap von Jonien und Lydien.
Eine Silbermiinzc dieses Satrapen , welcher zur Zeit
Alexanders des Grossen lebte, hat Rauch aus seiner Samm-
lung- publicirt *$). Die dort gegebene Abbildung ist nicht
recht gelungen ; Herr von Rauch, der Besitzer der Münze,
hat mir gestattet sie von Neuem zu zeichnen :
Hs. Bärtiger Königskopf mit. Mitra, linkshin.
Rs. ZPIOP-. Halbes geflügeltes Seepferd rechtshin.
iR. 4 beschädigt, 2-5 Grm.
Das Berliner kgl. Münzkabinet besitzt seit einigen
Jahren eine wohl noch unbekannte kleine Kupfermünze
desselben Satrapen :
Hs. Bärtiger Königskopf mit Mitra rechtshiiu
Rs. EPI Halbes Pferd rechtshin.
i5j Berliner Blätter für Münzkunde V (1869) 29. Dem früheren'
Spithridates, einem Unterfeldhcrrn des Pharnabazus (Rauch 1. c.)
darf man die Münze wohl nicht zuschreiben. Weniger aus dem von
Rauch angegebenen Grunde, dass ein Unterfcldherr nicht sein Bild
auf Münzen hätte setzen dürfen, sondern eher dcsshalb, weil der
Styl und die Ausprägung einer Kupfermünze auf spätere Zeit zu
deuten scheint.
mit griechischer Inschrift. ^'"
Ranch nimmt an, dass die Silbennunze mit dem Typus
des halben Seepferdes in Lampsacus geprägt sei. Aller-
dings ist der Typus das bekannte Wappen dieser Stadt
und Rauch's Ansicht, dass Spithridates, obgleich bei Arrian
nur als Satrap von Jonien und Lydien erwähnt, doch auch
Lampsacus besessen und dort gemünzt habe, wird jeden-
falls die richtige sein. Die Kupfermünze wage ich keiner
Stadt mit Sicherheit zuzutheilen; man könnte bei dem
halben Pferd an Cyme in Aeolis denken. Die Arbeit der
Kupfermünze ist recht sauber und elegant. Ob der darge-
stellte Kopf der des prägenden Satrapen selbst oder der
des Perserkönigs — also Darius Cadomannus — ist, bleibt
fraglich. Ich möchte auch hier analog den Münzen des
Orontas und denen mit BAZIA etc. eher den Königskopf
darin sehen, aber freilich lässt sich weder das eine noch
das andre mit Bestimmtheit behaupten.
Die hier publicirten oder besprochenen griechischen
Satrapenmünzen bilden folgende Reihen :
Lampsacns.
1. Königskopf, wahrscheinlich Artaxerxes Mnemon.
Rs. Halbes Seepferd.
N. Waddington.
2. Pallaskopf.
Rs. OPONTA Halbes Seepferd.
/R. Waddington.
3. Königskopf, Artaxerxes Mnemon oder Orontas.
Rs. . .ONTA Halbes Seepferd.
■SL. Berlin ").
'<*) Vielleicht in dieselbe Reihe gehört eine andere kleine
Kupfermünze des Berliner Museums: Weiblicher (?) Kopf mit Mitra
4Zu Dr. Alfred v. Sallet: Satrapenmünzen mit griech. Inschriften:
4. Königskopf, Darms Codomannus oder Spithridates.
Bs. 2T»IOP..
iR. v. Bauch.
Inbestimmte Stadt, wohl nicht Lampsacns.
5. Königskopf, Darius Codomannus oder Spithridates.
Bs. mi Halbes Pferd.
iY,. Berlin.
flazomenae (?)
6. Knieender Krieger, T.
Bs. OPONTA Halber geflügelter Eber.
Ä\. Petersburg, Waddington, Berlin.
rechtshin. Rs. Halbes geflügeltes Seepferd, rechtshin. Herr Director
Dr. Friedlaender macht mich auf die Aehnlichkeit des Kopfes mit
dem Kopfe auf den Münzen der Amastris aufmerksam. Auf andere
mehr oder weniger ähuliche Münzen hier näher einzugehen, würde
zu weit führen.
427
XIX.
Satrapenmünze mit aramaeischer Schrift.
Von
Eugen Merzbacher.
Waddington *) hat zuerst auf Silbermünzen, die wahr-
scheinlich theils in Sinope theils in einer pontischen Stadt
(Gaziura?) geprägt wurden, den Namen mm« gelesen und
sie Ariarathes I, der in der Zeit von ungefähr 350 bis 322
v. Chr. Satrap oder Dynast von Kappadocien war 3), zuge-
wiesen. Diese Entzifferung und Zutheilung ist wohl als
gesichert zu betrachten, zumal da auch Blau's Lesung 3),
der auf diesen Silbermünzen Ariodat las, nur wenig oder
vielmehr gar nicht davon abweicht.
i) Rcv. Num. 18G1 p. 2 und 5.
2) Diod. XVIII. 16, fragm. Hb. XXXI. 3 ; Lucian Macrob 13 ;
vgl. Clinton, F. H. III. 431.
3) De num. Achaemen. p. 7.
^■ÄO Eugen Merzbacher : Satrapenmünze
Im königl. Münzkabinet zu Berlin befindet sich eine
Kupfermünze, die wohl von demselben Ariarathes geprägt
wurde. Sie zeigt folgende Typen :
Persisch gekleideter Bogenschütze, zielend, rechtshin.
Rev. [nhl^N* Ziegenbock? rechtshin. AL. 2*/,.
Auf einem anderen Exemplar, welches sich in der
Sammlung des Herrn Imhoof befindet, las derselbe, wie
mir Herr Dr. v. Sallet mittheilt: »[nhi'iK? Ariorat?" Durch
diese Lesung wurde ich zu obiger Entzifferung geführt. Das
b ist aber auf dem vorliegenden Exemplar deutlich zu lesen
and erkennt man auch auf der Imhoof sehen Münze — dem
Abdruck nach zu urtheilen, welchen ich der Güte des Herrn
Imhoof verdanke — Spuren desselben oberhalb des Horns.
Wenn es nun zwar keinem Zweifel unterliegen wird,
dass diese Münzen von einem persischen Satrapen,
wahrscheinlich Ariarathes I, geprägt wurden, so bleibt
doch noch fraglich, welcher Gegend sie zu zuweisen seien;
denn es ist keineswegs ausgemacht, dass die Satrapen
nur in ihren Satrapieen hätten prägen dürfen. Im Gegen-
theil finden wir, dass dieselben häufig auch in Gegenden
Münzen schlagen Hessen, die nie unter ihrer Verwaltung
standen, besonders dann, wie es scheint, wenn sie vom
Grosskönig mit einer ausserordentlichen Mission betraut
waren. So prägte, um nur ein Beispiel anzuführen,
Tiribazus, Satrap von Westarmenien, als ausserordentlicher
Befehlshaber der persischen Truppen, die gegen Euagoras
mit aruin.tcischer Schrift.
429
von Cypern 386—80 kämpften, Münzen in Cilicien, wahr-
scheinlich in Nagidus i). —
Ein ähnliches Verhältniss .scheint auch bei der
Emission dieser Münzen obgewaltet zu haben , die ihrem
Stil und ihrer Fabrik nach, wie Herr Director Friedlaender
glaubt, nicht wohl nach Cappadocien gehören. Jedenfalls
müssen sie in einer Gegend geschlagen sein, in welcher
aramaeische Schrift und Sprache gang und gäbe war.
Der Schriftcharakter unserer Münzen ist, wie Wad-
dington «) bemerkte, ähnlich dem welcher auch auf den
aramaeischen Papyrus erseheint. Bei den Kupfermünzen
tritt dies noch etwas entschiedener hervor. Man vergleiche
besonders die Buchstaben tf und •> auf der Münze des
hiesigen Museums mit den entsprechenden Buchstaben der
Tabelle bei Vogüe s).
ij Waddington Rev. Num. 18G0 p. 433 ff. — Die in dieser Zeit-
schrift, 1870 S. 338 veröffentlichte kleine Silbermünze des Tiribazus
wird vernmthlich ebenfalls in Cilicien und nicht in Armenien, wo
man keine semitische Sprache sprach geprägt sein.
a) Rev. Num. 1861 p. 21 : „un aiphabet homogene, pareil ä celtii
des papyrus arameens recneillies en Egypte."
3) Rev. archeologique 1865 T. XI pl. VIII col. 4 und 5. Die
beiden vorletzten Buchstaben unserer Münze sind auf beiden
Exemplaren leider nicht ganz deutlich, ich glaube aber mich nicht
zu täuschen, wenn ich -p lese.
430
J. Friedlaeuder: Das .Silphium.
XX.
Das Silphium.
Endlich ist auch die alte Frage gelöst, welcher
Pflanze das von den klassischen Schriftstellern oft genannte
und auf den Münzen der Cyrenaica dargestellte Silphium
entspricht. Diese Frage ist von grossem Interesse, da be-
kanntlich auf dem Handel mit dem Produkt dieser Pflanze
der Reichthum jenes Landes beruhte, von welchem noch
heut so viele schöne Gold- und Silbermtinzen mit dem
Bilde des Silphiums zeugen, das gleichsam zum Wappen
geworden war. Aus den Schriftstellern weiss man dass die
Pflanze im südlichen wenig bewohnten Theile des Landes
wild wuchs, und dass ihre Cultur nie gelang. Die dicke
Wurzel wurde in Scheiben geschnitten; der Milchsaft,
getrocknet* und mit Mehl vermischt, bildete das geschätzte
Gewürz und Heilmittel, welches hoch im Preise stand. Diese
kostbaren Pflanzen wurden allmählig durch Einfälle barba-
rischer Nomaden vernichtet , sie ' verminderten sich so
schnell dass schon unter Nero's Regierung eine Pflanze
als grosse Seltenheit nach Rom gebracht wurde.
Die bisherigen Nachforschungen in jenen Gegenden
das Silphium wieder zu finden, gaben kein Resultat; man
J. Friedlaender: Da» Silpliiuni.
431
glaubte es in Laserpicium oder in Ferula zu erkennen,
allein diese Pflanzen haben mit dem Silphium weder Aehn-
lichkeit im Aeusseren noch in den Eigenschaften.
In der Uebersicht Über die Verhandlungen der Kopen-
hagener Akademie 1869 hat Oersted einen Artikel gegeben,
welcher in Virchow's Zeitschrift für Ethnologie III. Jahr-
gang 3. Heft von Ascherson übersetzt und mit Abbildungen
begleitet ist. Wir erfahren daraus, dass man Ausschluss
über das Silphium der näheren Kenntniss der Pflanze ver-
dankt welche die Asa foetida giebt. Die Alten kannten
auch schon die Pflanze der Asa foetida und nannten sie
medisches Silphium zum Unterschied von cyrena ei-
schen Silphium. Schon aus dieser Namensgleichheit Hess
sich schliessen dass beide Pflanzen verwandt sein müssen.
Nun hat ein englischer
Botaniker Falconer im nörd-
lichen Kaschmir ein hohes
Dolden - Gewächs gefunden
welches eine Art Asa foetida
liefert und von ihm unter dem
Namen Narthex beschrieben
und abgebildet ist. Diese
Abbildung entspricht
gena u cVe m Silphium de r
Münzen, so dass unzweifel-
haft die ausgestorbne cyre-
naeische Pflanze eine nah-
verwandte war.
i So ist nun wieder ein
neuer Beweis für die alte Er-
fahrung gefunden, dass Naturgegenstände auf griechischen
Münzen mit der bewunderungswürdigsten Wahrheit und
432
J. Friedlaender: Das Silphium.
Karaktcristik dargestellt sind. Die Aelinlickheit der kascli-
mirischen Pflanze, welche Falconer ohne vom Silphium zv
wissen abgebildet hat, mit dem Bilde der Münzen ist
.schlagend. Oersted hat das Verdienst sie bemerkt zu haben.
Gewisse Münzen von Cyrene, welche man früher
irrig Cardia zutheilte, stellen vielleicht eine herzförmige
Frucht dar; mit den Früchten der kaschmirischen Pflanze
stimmt diese Darstellung nicht überein, was sich dadurch
erklären wird dass das cyrenaeische Silphium eine andre
Gattung desselben Geschlechts war.
Berlin- J. Friedlaender.
433
XXI.
Die aramäische Legende
auf einer Drachme athenischen Geprägs.
Von
Prof. Dr. Mi. A. Levy.
Joh. Brandis führt in seinem trefflichen Werke „das
Münz- Mass- und Gewichtswesen in Vorderasien bis auf
Alexander den Grossen" [Berlin 1866] S. 378, Anm. 3 eine
nach altern athenischen Münzen (mit der Eule und AOE)
nachgeahmte an , welche die aramäischen Buchstaben
P L,^ L, (i^n2? Belib?) hätte. Nach seiner Angabe befände
sich diese Münze im Kabinet des Grafen Melchior de Vogüe.
Vor längeren Jahren wurde mir der beifolgende Gutta-
percha-Abdruck von dem sei. Burgon im britischen Münz-
kabinet zugesandt und zweifle ich nicht, dass dies die von
Brandis erwähnte Münze sei. Aber die Legende ist nicht
n^O^? sondern
„Münze des Bit" (Belittos?).
28
J.JM
*'J^ Levy: Aram. Legende auf einer Drachme athen. Gepi
Ich halte es für meine Pflicht diese Berichtigung- hier
mitzuth eilen ; vielleicht ebnet sie den Weg- den rechten
Namen zu finden. Ohnehin ist die Legende auch in palaeo-
graphischer Beziehung von hohem Werthe, da sie uns die
Form des aramäischen Teth aus ziemlich alter Zeit (frühe-
stens aus dem 5. Jahrhundert vor. Chr.) kennen lehrt; denn
meines Wissens ist bis jetzt kein Monument zu Tage geför-
dert worden , das uns die genannte Form aus hohem
Alterthum aufgezeigt hätte.
Breslau.
435
XXII.
Mittheilungen
über
falsche in der Levante angefertigte antike Münzen.
Von
Louis Mayer.
Die meisten der bisher bekannt gewordenen in der
Levante angefertigten falschen antiken Münzen stammen
ausSmyrna. Ein inSmyrna etablirt gewesener Goldarbeiter
welcher ein ebenso erfahrener Münzkenner als ausgezeich-
neter Stempelschneider war, betrieb durch eine lange
Reihe von Jahren die Kunst der Falschmünzerei im
Bereich der Antike mit solcher Meisterschaft, dass selbst
die geübtesten Numismatiker sich durch seine Erzeugnisse
täuschen Hessen: Als Goldarbeiter befasste er sich, wie es
in der Levante üblich ist, auch mit dem Münzhandel.
Er hatte an der Küste wie im Innern Kleinasiens eine
ausgebreitete Bekanntschaft. Die Finder der Münzen,
28*
436
Louis Mayer: Mitthoilungeu über falsche
meist Bauern, brachten ihm aus nah und fern die gefundnen
Stücke zum Ankauf, und er kaufte die Münzen entweder
für eigne Rechnung um sie wieder an die Sammler zu ver-
kaufen , oder er vermittelte gegen Provision den direkten
Verkehr zwischen Finder und Sammler. Bekanntlich war
Smyrna in früheren Jahren der fast einzige Markt für
kleinasiatische Münzen. Auf diese Weise giengen viele
Tausende von echten Stücken durch die Hände dieses-
Goldarbeiters, und durch langjährige Uebung verbunden
mit seinem angebornen Talente gelang es ihm sich den
Styl der Antike und die Technik der alten Stempelschneider
vollständig eigen zu machen. Er beachtete nicht nur die
äussern numismatischen Kennzeichen der echten Münzen
und die Regeln antiker Plastik, er war auch darauf bedacht
das Gewicht der von ihm erfundenen oder gefälschten
Stücke genau mit dein Gewichtssystem der antiken Münzen
in Uebereinstimmung zu bringen.» Um die Täuschung zu
vollenden bediente er sich zur Anfertigung der falschen
Gold- und Silbermünzen antiker Metalle z. B. schlecht
erhaltener Stücke Philipps und Alexanders die er zum
Metallwerthe kaufen konnte, schmolz dieselben ein und
brachte die nach Regulirung des Gewichtes gehörig vor-
bereiteten Schrötlinge unter den Prägstock. Er verstand
es auch die Falsificate mit einer künstlichen Patina zu
versehen, so dass, wie bereits erwähnt wurde, selbst geübte
Kenner der Antike durch seine Fälschungen irre geführt
wurden.
Die am schwersten zu erkennenden und daher ge-
fährlichsten Münzfälschungen sind die in Gold ausgeführten,
weil Gold der Oxydirung nicht unterliegt und 2000jährige
Stücke mit Stempelglanz oft gerade so aussehen als ob sie
4.Q7
in der Levante angefertigte antike Münzen. "*c' •
eben aus der Präge gekommen wären. Auf dieses Metall
verlegte sich dalier unser Smyrnaer- Becker mit Vorliebe.
Wir wollen hier auf einige der aus der gedachten Quelle
stammenden falschen Goldstücke aufmerksam machen.
Selbstverständlich sprechen wir hier nur von solchen
falschen griechischen Münzen die ganz neu erfunden und
aus eigens dazu geschnittenen Stempeln geprägt sind.
Kurze Zeit nachdem der grosse Tetradrachmenfund
von Amyntas König vonGalatien gemacht worden war i),
tauchten kleine Goldstücke dieses Königs im Gewichte von
Grm. 1-34 bis 1-40 auf. Es waren dieselben aus zweierlei
Stempeln geprägt, nämlich:
1. Av. Behelmter Pallaskopf nach rechts.
Rev. BAZIAEnZ AMYNToY Geflügelte Nike nach links
schreitend, in der ausgestreckten Rechten ein mit
dem königlichen Diadem geschmücktes Scepter
haltend.
2. Vor- und Rückseite der vorigen Münze ähnlich,
nur mit dem Unterschiede dass das Haupt der
Nike mit der Kopfhaut und dem Rüssel eines
Elephanten bedeckt ist. .
Die tüchtigsten Numismatiker Smyrnas, wie "Borrell,
"Whitthall, Gariri, Iwanoff, erwarben diese Stücke als
unzweifelhaft echt, und Freiherr v. Prokesch- Osten publi-
cirte eines derselben mit Abbildung in Gerhard's Denk-
l) Beschrieben von Burgon in Numismatic Chronicle Vol. VIII
S. 69 — 96 und von Duc de Luynes in Revue numismatique Jahrg.
1845 S. 253—265. Bei Mionnet völlig unbekannt.
438
Louis Mayer: Mittheilungni über falsche
mal er und Forschungen n. s. w. Jahrg. 1849 October-IIeft
Tafel X Nr. 6.
VonSmyrna aus gelangten diese Stücke nach Europa,
und mag es nur wenige Museen und Privatsammlungen
geben, welche nicht Exemplare davon besässen. Es hat
sich indessen später bis zur überzeugenden Gewissheit
herausgestellt dass diese Stücke falsch und in Smyrna
fabricirt worden sind.
Das gute Geschäft welches mit den kleinen Gold-
Amyntas gemacht worden war *) , gab Veranlassung es
auch mit gefälschten Statern dieses Königs zu versuchen,
von denen damals nur ein einziges Exemplar im Pariser
Münzkabinet bekannt war. Indessen missglückte diese
Speculation und es fanden nur wenige Stücke zu sehr
massigen Preisen Käufer s).
Höchst wahrscheinlich stammen aus derselben Fabrik
welche die goldenen Amyntas verfertigte, auch die falschen
Goldstücke von E p h e s u s.
Es kommen dieselben in drei Grössen und Prägungen
vor:
1. Im Gewicht von Grm. 8-30 bis 8-40.
2) Die ersten Stücke welche zum Vorschein kamen, wurden
bis zu Frcs. 200 bezahlt, allmälig sank der Preis bis auf Frcs. 50.
3) In dem mit unerhört seltenen und Staunen erregenden
Münzen reichlich ausgestatteten Auctionskataloge weiland H. P.
BorrelPs vom Jahre 1852 erscheinen von Amyntas ausser <J
echten Silber - Tetradrachmen auch ein Goldstater und 3 Hekta
welche zweifellos falsch sind und auch als falsch erkannt wurden.
DerAmyntas-Schwindel hat übrigens auch die echten Münzen dieses.
Königs verdächtigt und entwerthet. C. W. II.
J.QQ
In der Levante angefertigte antike Münzen. Tüt
Av. E0EZION Fliegende Biene. Das Ganze in einem
Perlenkreise.
Rev. Vierfach getheiltes vertieftes Viereck.
2. Im Gew. von Grm. 4-10 bis 4-20.
Av. Biene mit E<1>.
Rev. Vierfach getheiltes gesenktes Viereck.
3. Im Gew. von Grm. 1-30 bis 1-40.
Av. und Rev. Dem vorigen ähnlich.
Nr. 2 wurde von Freiherrn v. Prokesch-Osten (Inedita
Wien 1854 S. 52) publicirt. J. Brandis führt in seinem
Werke: Münz-;Maass- und Gewichtswesen etc. Berlin 1866,
auf Seite 413 die vorgenannten Stücke mit an, scheint
also an deren Echtheit nicht gezweifelt zu haben. Vier
Exemplare desselben Fabricats verschiedener Grösse
kommen bereits im Borrellschen Auctionskataloge vom
Jahre 1852 unter Nr. 470 — 473 vor; der geringe Erlös
von nur Frcs. 40 für die grössern und Frcs. 25 für die
kleinern Exemplare giebt den deutlichen Beweis dass
schon bei jener Borrell'schen Münzauction in London diese
Stücke nicht für echt gehalten wurden 4).
Gleichzeitig mit den Goldstücken von Ephesus kamen
auch von Abdera Thraciae kleine bis dahin unbe-
*) Die Gewichtsabstufungen der ganzen, halben undSechstel-
Stater sind mit grosser Genauigkeit eingehalten. Freilich drängt
sich die Frage auf wie der alterthümliche Typus mit dem Quadratum
incusum zu dem makedonischen Münzfusse Alexanders und der
Diadochen komme?
*4U L,ouis Mayer: Mittheilungen über falsche
kannte Goldmünzen im Gew. von Grm. 2-90 bis 3-10 zum
Vorschein.
Es waren zwei verschiedene Prägen von denen je
eine im Borellschen Auctionskataloge 1852 unter Nr. 467
und 468 aufgeführt erscheint, nämlich:
Nr. 467. Av. Grösse 3. Greif auf einem Fische stehend,
nach links.
Rev. Schwach eingesenktes Quadrat in vier
Theile getheilt.
Nr. 468. Av. Dem vorigen ähnlich, aber mit dem den
Tetradrachmen entlehnten bekannten Magi-
stratsnamen KAAAIAAMAZ.
Rev. wie Nr. 467.
Diese Stücke sind in London ohne Zweifel als unecht
erkannt worden, weil sie beim Verkaufe nur Frs. 31 und
39 erzielten. Brandis hielt sie für echt und führt sie a. a.
0. Seite 517 bei Abdera auf 5).
Nachdem die vorgenannten Goldmünzen in Umlauf
gesetzt waren, trat in derSmyrnaerFabricatiou eine Pause
5) Um dieselbe Zeit erhielt ich aus Smyrna eine kleine nach
Naxos oder Teos Joniae zugetheilte Goldmünze (Gr. 1) im
Gewichte von Grm. 1-10
A v. Weintraube. Rohe Arbeit.
Eev. Gesenktes Viereck in vier Theile getheilt.
Ich hielt diese kleine Goldmünze für echt und nahm sie daher
in meinen Katalog auf. Nach gewonnener besserer Ueberzeugung
halte ich sie jetzt ebenfalls für einErzeugniss der Smyrnaer Falsch-
münzer. C. W. H.
iu der Lc-vante angefertigte antike Münzen. 441
ein. Erst im Jahre 1855, nachdem Fellows sein Werk über
alt-lykische Münzen (Coins of ancient Lycia before the
reign of Alexander. London. 1855), damals noch ein sehr
wenig bebautes Feld, publicirt hatte, wurde die Aufmerk-
samkeit der Fälscher auf diese Serie gelenkt, hauptsäch-
lich wohl desshalb weil man bei diesen Stücken auf enorm
hohe Preise hielt. Da man bis zu jener Zeit noch keine
lykischen Goldmünzen kannte, so waren es diese an
welchen man sich zunächst versuchte. Das erste Exemplar
welches in den Handel kam, war ein mit vollendeter
Meisterschaft verfertigtes Goldmünzchen , Grösse 1 , Gew.
1-15 Grm.
Av. Haut eines Löwenkopfes von vorn.
Rev. MEPE Dreibein.
Aehnlich der Silbermünze bei Fellows, Taf.III
Nr. 9.
Die zweite lykische Goldmünze welche zum Vorschein
kam, war eine fast allzu genaue Nachbildung der Kupfer-
münze von Perekle, bei Fellows Taf. VI Nr. 9.
Av. Pankopf.
Rev. Lykische Inschrift. Dreibein.
Diese beiden falschen Goldmünzen fanden jedoch nur
sehr wenige Käufer. Als aber in den Jahren 1864 — 67 die
grössern Funde lykischer Silber münzen gemacht
wurden, waren der Smyrnaer Nachahmungen so viele und
darunter so gelungene dass es einer sehr eingehenden
Prüfung und grosser Sachkenntniss bedurfte um nicht
falsches für echtes zu erwerben. Wir sprechen hier nur
von geprägten Münzen. Aus Lykien selbst kamen zu
**« Louis Mayer: Mittheilungen über falsche
jener Zeit eine Masse falscher Münzen die aber alle ge-
gossen und desshalb leicht zu erkennen waren.
Zu warnen ist ferner vor vier sehr schön gearbeiteten
falschen Tetradrachmen von Ephesus, Chios, Rhodus und
Saraos, welche aus hierzu geschnittenen Stempeln geprägt
und schon vor vielen Jahren höchst wahrscheinlich in
Smyrna fabricirt worden sind, da sie dort häufig vor-
kommen «).
Ein andrer Herd für Falschmünzerei bestand früher
und besteht ohne Zweifel noch jetzt in Makedonien.
Von Salonich (Seres?) kommen häufig falsche Tetra-
drachmen von Amphipolis, Chalcis,Aenus, von den Königen
Antigonus I, Perseus und Audoleon , dann Octodrachmen
der alt - persischen Grosskönige, Münzen von Cilicien
(Satrapen) und endlich Maccdonien zweite Provinz. Ein
grosser Theil dieser Münzen ist aus antikem Silber Philipps
und Alexanders geprägt und gut gearbeitet.
Auf der Insel Metelin (Mytilene) hat man versucht
Silbermünzen von Cilicien, meist Satrapen, nachzubilden,
hat aber damit kein Glück gemacht, da die Falsificate
leicht erkennbar waren.
Die Insel Syra ist von Alters her dafür bekannt dass
auf derselben vielfach antike Münzen nachgebildet und
auch gar nicht existirende erfunden wurden, so z. B. eine
kleine Silbermünze von der Insel Skyros welche in C.W.
Huber's englischem Auctionskatalog unter Nr. 471 vor-
6) Die falschen Goldstücke von Rhodus sind bekannt. Die
echten sind äusserst selten und schwer zu erkennen.
In der Levante angefertigte antike Münzen. -r-rc*
kommt '<), und eine ähnliche derselben Insel in Kupfer.
Ferner eine Serie Silbermünzen von Syra selbst, und
endlich Silbermünzen von den grössern Städten Macedo-
niens.
Aus Syrien namentlich aus Alcppo wo die Falsch-
münzerei seit vielen Jahren betrieben wird, stammen zahl-
reiche Fälschungen der Könige von Syrien, derParthischen
Könige und sogar Nachbildungen werthloser Tetradracbmen
Alexanders und Athens. Da aber alle von dort kommenden
Münzen nach Originalen gegossen und desshalb leicht
als falsch erkennbar sind, so verdienen sie keine weitere
Beachtung.
In letzter Zeit kam aus Aleppo eine Partie griechi-
scher Münzen zum Verkaufe nach Deutschland unter
welchen sich mehrere Falsificate von sehr seltenen und
werth vollen Stücken befinden. Diese Fälschungen wurden
sehr täuschend, wahrscheinlich durch Guss nach echten
*) Ich erwarb diese kleine Silbermünze vor mehr als dreissig
Jahren in Konstantinopel zusammen mit andern gewöhnlichen
Kupfer- und Silbermünzen um ein geringes. Die anspruchslose kleine
Silbermünze (Grösse 2) war so einfach und täuschend gearbeitet
dass ich sie für echt hielt; hier deren Beschreibung:
Av. Behelmter Pallaskopf nach rechts.
B e v. XKYPfl Boeotischer Schild, darunter Schwert; das Ganze
in gesenkter Rundung. Der Revers hat einen schwachen
Doppelschlag, der ohne Zweifel absichtlich angebracht
wurde.
Später überzeugte ich mich von der Unechtheit dieser Münze
und es geschah nur aus Versehen dass sie ans meiner Sammlung
nicht ausgeschieden wurde und somit im Auctionskataloge erschien.
Dumersan,Medailles inedites ou nouvellement expliquees, Paris 1832.
S. 7 publicirte von Scyrus eine ähnliche, nicht minder falsche
444
L. Mayer; Mittheilungen über falsche Münzen etc.
Originalen und Nachbesserung mittels des Grabstichels
mit Beachtung der Gewichtsübereinstimmung ausgeführt.
Es sind darunter gelungene Falsificate von den schönen
und seltenen Tetradrachmen der jonischen Städte Heraklea,
Lebedus, Magnesia und Smyrna, sowie auch von der
äusserst seltenen früher nach Syra, jetzt nach Tripolis zu-
getheilten Tetradrachme mit den Dioskuren und der Auf-
schrift 0EHN . KABEIPflN . ZYPIflN .
Nürnberg.
Silbermünze und erklärte sie mit mehr Phantasie als numismatischer
Ueberzeugung. In dem bärtigen linkshin schauenden Kopf seines
Exemplars sieht er den Theseuskopf, in dem bocotischen Schild
und dem dolchartigen Schwert der Rückseite erkennt er die Waffen
Achills. Von Sy.Opog, Insel und Stadt (Strabo IX, 430), sind noch
keine Münzen gefunden worden.
C W. H.
445
XXIII.
Eine unedirte Münze
des nabathaeischen Königs Obodas.
Von
r»rof. Dr. IM. A. JLevy.
Unter die glücklichen Funde der neuem Zeit auf
numismatischen Gebiete ist sicherlich die stattliche Reihe
nabathäischer Könige zu zählen , die wir der glücklichen
Divinationsgabe und dem reichen Wissen des verewigten
Herzogs Albert de Luynes verdanken. Seine grundlegenden
Arbeiten hat in würdiger Weise der Graf Melchior de Vogtte
(s. Revue Numismatique, nouvelle Serie, T. III. 1868,
p. 153 sq.) weiter gefördert, ebensowohl durch Herbei-
schaffen neuen Materials, als auch durch nochmalige Unter-
suchung der frühem Forschungen. Jenes Material erwarb
sich der verdienstvolle Archaeologe auf seiner Reise nach
dem Haurän, die auch eine reiche Ausbeute nabathäischer
44(5
I'rof. Dr. M A. Levy : Eine uncdirte Münze
Inschriften gegeben hat J). Durch diese und die genannten
Münzen sind wir im Stande ein ganzes Stück fast ganz
unbekannter Geschichte mit ziemlicher Sicherheit zu con-
struiren. Wir finden, wenn wir de Vogüe folgen, eine Reihe
nabathäischer Könige von den Zeiten Pompeius' bis zum
Anfang des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts. Den
Reigen eröffnet Hareth (oder, wie er in der Landessprache
hiess: Harethath) von 95 — 50 v. Chr., darauf folgt Malchus
(oder Malku) etwa von 50 — 28. Es mtisste nun nach
geschichtlichen Daten der König Obodas folgen , unter
dessen Regierung die bekannte Expedition von Aelius
Gallus fällt, welche Syllaeus, der • vertraute und schlaue
Ratbgeber des Königs, scheitern machte. Eben derselbe
veranlasste auch den schwachen König zu einem Kriege
mit Herodes dem Grossen , wie dies Alles Josephus
(Antiquit. XVI, 7 i'g.) des Weitern erzählt.
Von diesem Könige Obodas besitzen wir bis jetzt
keine Münze, während das Vorhandensein der nachfolgenden
nabathäischen Könige sich durch die ehernen Monumente
belegen lässt. Ich glaube nun diese Lücke durch eine
Münze ausfüllen zu können. Sie ist mir mittelst eines Staniol-
Abdrucks durch die Güte des Herrn Dr. Mordtmann in
Constantinopcl zugekommen.
Die Art und Weise des Abdrucks räth zur grössten
Vorsicht, um mit Bestimmtheit die Zutheilung an den
genannten König auszusprechen, da gerade das Wort,
worin wir den Namen desselben vermuthen nicht sehr
deutlich ist; nur die Autopsie der Münze selbst kann
grössere Gewissheit verschaffen.
i) S. das Werk: Syrie centrale, Inscriptions Semitiques pur le
Comte M. de Vogüe, Paris 1868, p. 89 fg.
des nabnthüischen Königs Obodas.
447
Der Typus unserer Münze ist ganz gleich dem des
Aretas bei de Vogüe a. a. 0. PI. V. Nr. 3 (vgl. de Luynes,
Rev. num. 1858, pl. XIV, Nr. 1).
Av. Ohne Legende, Kopf des Königs nach rechts ge-
wendet.
Rev. Füllhorn, mit einem Bande umwunden; ringsherum
[ij an: ihn k:6» mr
„Der König Obodas, König der Nabathäer."
Im Felde ganz deutlich:
rbn nw
„im dritten Jahre" (Jahr drei)
Silbermünze *).
Der Name 1-py und noch häutiger iva? (möglicher-
weise ist dieser auch in unserer Legende zu lesen, der
kleine Hacken am obern Ende des Buchstaben, mag das
Jod andeuten) ist unter Nabathäern, die, wie die Denkmäler
derselben lehren , sich der aramäischen Sprache bedient
haben, obgleich sie meistenteils arabische Namen führten,
nicht selten ; ebenso bekannt ist der Stat. emphat. bei
asbn und so ist der ganze Titel gleich dem des Aretas,
von dem früher die Rede war. Regierte nun Obodas von
30 — 7 vor Chr., so ist unsere Münze im dritten Jahre seiner
Regierung geschlagen, aus dem Jahre 28 oder 27 vor Chr.
Breslau.
Nachschrift. Das unerwartete Ableben des berühmten
Entdeckers der Obodas - Münze zwingt uns zu dessen vor-
stehender Ausführung einige Bemerkungen nachzutragen.
Die Autopsie der Münze, welche uns durch die Güte ihres
') Das Gewicht ist mir nicht bekannt.
448
l>r. M. Levy : Eine unedirte Münze des nabath. Könige Obodas.
der Wissenschaft allezeit dienstfertigen Eigentümers, des
Prinzen Ernst zu Winclischgrätz im Original e vor-
liegt, setzt ebenso die Zuth eilung an Obodas, wie den
eminenten Scharfsinn Levy's ausser allen Zweifel. Nur hat
die Kehrseite kein Füllhorn , mit welchem der unsagbar
schlechte Abdruck das Auge wohl zu täuschen vermochte ;
sondern wie auf den ptolemaeischen Münzen einen nach
links gewandten Adler, aber ohne Blitz in den Fängen.
Einen gleichen Adlertypus bietet die bei Langlois, Num.
des Arab. PL I Nr. 10 abgebildete jüngere Kupfermünze
der Königin Chulda, Gemahlin des Aretas Philodemus. Die
Umschrift der Kehrseite unsrer Münze aber lautet:
Der Königsname ist also voll geschrieben n'nr, and
von dem i^m fehlt kein Buchstab. Das vortrefflich erhal-
tene Stück wiegt 6*76 Grm., ist somit ein nach pt"ble-
ma ei schein Münzfusse geprägtes Didrachmon. Es
wurde im Jahre 1867 in der Nähe Jerusalems aus den
Händen eines Felläh's von dem Prinzen erworben und
schmückt als ein Unicum dessen grossartige Sammlung.
Dr. Karabacek.
449
XXIV.
Zu den Münzen Agrippas i und II.
(Numismatische Zeitschrift III, 83 fg.).
Von
Th. jVIommsen.
Die Mittheilungen des Herrn Reichardt über die selte-
nen und schwierigen Münzen der jüdischen Könige
Agrippa I und II sind anregend, so wenig auch die von
dem Verfasser des Artikels versuchten zum Theil schon
von der Redaction mit Recht abgewiesenen Erklärungen,
eine wissenschaftliche Prüfung aushalten.
Auf dem Mionnet'schen Abdrucke des bis jetzt einzigen
Exemplars der merkwürdigen Bundesmünze Agrippas I
liest Herr Reichardt die Aufschrift der Rückseite folgen -
dermassen :
//»'ABAC • Ar//TTA ////// KAHToN
///HM • PHIVI AICO • K • CYM • IX • AY
29
450
Th. Momnisen: Zu den Münzen
Die Anfänge der beiden im Kreise geschriebenen
Inschriftzeilen sind äusserlich nicht erkennbar. Danach
wurde es mir wahrscheinlich, dass auf der Münze gestan-
den hat:
[OiX]fa ßoca(iXsuK) 'Af^O^a [npbc, T7]y <juv]xXt)TOV
[xai xbv ö]tJ{x(ov) Pü)jj,aia)(v) x(ocl) aujj.([xa^ia)
und die eigene Betrachtung des im hiesigen Münzkabinct
aufbewahrten Abdruckes schien dieser Lesung günstig
zu sein. Ich meine sogar über dem Nachstempel die
oberen Reste von 4>| deutlich wahrgenommen zu haben,
worauf dann Platz bleibt für A vor der folgenden Spur von
I und dem deutlichen A. Hinsichtlich der Zahl der nachher
ergänzten Buchstaben ist zu beachten, dass die Inschrift
nach dem System der willkürlichen Wortkürzung geschrieben
ist, also zum Beispiel ttpfo; r/]v durch TT T ausgedrückt
sein konnte. CYM mit folgendem Punct ist zweifellos und
Mionnets scharfes und unbefangenes Auge bewährt sich
auch hier; das wunderliche CYAAoXI ist dem Augenschein
zuwider. In CYM aber kann wohl nichts sich verbergen
als au^|xa^ia. Die beiden verschlungenen Hände des Ge-
präges lassen keinen Zweifel darüber, dass die Inschrift
den Bundesvertrag des Königs Agrippa mit dem römischen
Volke oder, römisch ausgedrückt, seine Aufnahme anter die
reges socii et amici senatus populique Bomani betrifft;
und dafür ist der technische griechische Ausdruck cpt'Xo?
xai aufi.[i.a)(o; xou S^jxou (Dio 39, 12. 53, 25. 59, 24. Strab.
12, 2, 11 p. 540). — Von den vier folgenden Buchstaben,
XI AY nach Mionnet, XI AY nach Reichardt, ist der dritte
sicher ein A; der vierte schien mir eher Y als Y. Was in
dieser Abkürzung sich verbirgt, weiss ich nicht.
4.Ö1
Agrippas I und II. ^' '
Unter allen numismatischen Kreuzen sind die Jahr-
zahlen auf den Münzen Agrippas II eines der peinlichsten;
um so mehr ist es wUnsehenswerth zunächst die Reihe
möglichst zu vervollständigen und die Lesung zu sichern.
Wir sind in dieser Beziehung Herrn Reichardt wesent-
lich zum Danke verpflichtet. Im Ganzen liegt die Frage
jetzt also. — Die bekannte zweisprachige Münze, die
auf der einen Seite Domitian als cos. XII, auf der andern
den König Agrippa mit der Beischrift Itou? xr' nennt
(Madden hist of the jewish coinage p. 113) ist durch die
lateinische Aufschrift sicher fixirt auf 86 n. Chr. und führt
also für Agrippas erstes Jahr auf 61 n. Chr. - Eine zweite
Münze des Agrippa ist, wie besonders nach Maddens
Auseinandersetzung (S. 117 fg.) nicht bezweifelt werden
kann, mit einer doppelten Aera bezeichnet, und zwar mit
der Formel Ixou; at' tou xal c' : sie ist ferner unter
Nero geschlagen, da die Stadt Caesarea Philippi (das alte
Paneas) auf ihr Neronias heisst. Ohne Zweifel ist eine
dieser beiden Aeren dieselbe, welche auf jener Münze vom
Jahr 86 wiederkehrt; es kann dies aber nicht die erste
sein , da die Münze dann unter Vespasian fallen würde.
Also ist dieselbe im sechsten Jahre jener ersterörterten
vom Jahre 61 n. Chr. laufenden Aera, das ist im Jahre 66
geschlagen. Demnach läuft diejenige Rechnung, welche
auf der Münze von Neronias an erster Stelle steht, vom
J. 56 n. Chr.
Aus den von Josephus über Agrippa II erhaltenen
Nachrichten ergeben sich für denselben zwei andere Jahr-
zählungen. Agrippa folgte zuerst dem im achten Jahre des
Claudius, also 24 Jan. 48/9, verstorbenen Bruder seines
Vaters, demHerodes von Chalkis in diesem Fürstenthum nach
29*
4ö9
^'J6d Th. Mommsen : Zu den Münzen
(Josepbus ant. 20, 5, 2; bell. 2, 12, 1); sodann empfing-
er, nachdem er Chalkis vier Jahre verwaltet hatte, von
Claudius, nachdem dieser sein zwölftes Regierungsjahr
vollendet hatte, also nach dem 24. Jan. 53, ein anderes
und grösseres Gebiet, dasjenige von Caesarea Philippi
nebst den angrenzenden Landschaften (Josephus ant. 20r
7, 1; bell. 2, 12, 8), das dann von Nero kurz nach dessen
Thronbesteigung (12. October 54) noch erweitert ward
(Josephus ant. 20, 8, 4; bell. 2, 13, 2). Danach würde
seine Regierung überhaupt etwa vom Jahre 49, seine
Regierung in Caesarea etwa vom Jahre 53 zählen. In
der That hat Josephus nach einer dieser Aeren datirt,
wenn er (bell. 2, 14, 4) den jüdischen Krieg beginnen
lässt ocoösxdxo) fjLsv Itsi tyj? Nspcovo: rjcjj-ovia?, sircaxat-
osxaTto rfj<; tou ' A^piizita ßaai\eiac , 'ApYejxtofou [ir^oz.
Wenn im Mai 66 das 17. Königsjahr des Agrippa lief, so
bringt dies den Anfang seiner Regierung auf das Jahr 50 ;
offenbar ist also der Antritt der Regierung überhaupt
gemeint, und auch die obigeu Daten lassen sich so auf-
fassen, dass Agrippa im Anfang des Jahres 50 in Chalkis,
im Laufe des Jahres 53 in Caesarea zur Regierung ge-
langte; so dass der bedenkliche Ausweg, den Clinton
einschlug (fasti Rom. zu dem Jahre (j(y), bei Josephus
£-iaxaiO£xdTO) in öxTioxatöexaTw zu ändern, nicht erfor-
derlich ist. Also zählte man Agrippas Regierung vom J. 50
ab und konnte sie in Caesarea auch von 53 zählen. Für
die Anfange aber von 56 und von 61 bietet unsere histo-
rische Kunde keine Anknüpfung. Man darf die erste der-
selben nicht mit der von Nero im Anfang seiner Regierung*
dem Agrippa gewährten Gebietserweiterung verknüpfen,
da diese die Stadt Caesarea Paneas nicht betraf, sondern
diese bereits vorher unter Agrippa stand. Wir müssen uns
Agrippa» I und II.
453
Bescheiden die historischen Anknüpfungen dieser beiden
von Agrippa auf seinen Münzen gebrauchten Acren nicht
zu kennen. Vermuthen mag- man etwa, dass die Namens-
änderung- von Caesarea in Neronias im Jahre 56 erfolgt
ist und dass Agrippa erst im Jahre 61 den Königstitel
erhalten hat; obwohl die letztere Annahme ihre Schwierig-
keiten hat, nicht blos weil Josephus die fiaaiketa des
Agrippa von Jahr 50 ab zählt, sondern auch weil sein
Vorgänger in Chalkis ebenfalls den Königstitel' ge-
führt hat.
Wenden wir uns nun zu den ziemlich zahlreichen
Münzen Agrippas, die mit einem Regierungsjahr bezeichnet
sind, so ist das Resultat der bisherigen Ermittelungen, in
Kürze zusammengefasst, folgendes. Es sind, abgesehen
von den undatirten und den wenigen mit Jahrzahl, aber
ohne Kaisernamen, ferner von der schon erwähnten Münze
aus Neros Zeit mit doppelter Jahrzahl, bis jetzt nachge-
wiesen Münzen ausAgrippas Jahr 14 vonVespasian, Titus
und Domitian; aus dem Jahr 18 von Vespasian; aus dem
Jahr 19 von Titus und Domitian; aus den Jahren 24 und 25
von Domitian ; aus dem Jahre 26 vonVespasian, Titus und
Domitian ; aus dem Jahre 27 von Vespasian und Domitian ;
aus dem Jahre 29 von Vespasian, Titus und Domitian ;
aus dem Jahre 35 von Domitian. Vollständig ist die Reihe
schwerlich , da beispielsweise erst durch Herrn Reichardt
die Münze Titus 14 gesichert und die Domitian 29 hinzu-
gefügt worden ist. Auf allen diesen Münzen heisst
Vespasian beständig äuxoxpd-iop Ouearaatavo? Kaiaap
Ssßaato;, Titus beständig ocuToxponriop Tito? Kaiaccp
Seßaarefc, Domitian auf denen von 14. 19. 24 (zum
Theil). 26 (so weit sie den Namen des Kaisers griechisch
454
Th. Mommsen: Zu den Münzen
ausclrüeken). 27. 29 (?) Ao,u.sTiavo? kafoap, auf einfgen
von 24 und denen von 25 Aofxsxtavo; Kafaap Cepfxavfxdi;,
auf denen von 35 autoxpattop Aojjuxtavo? Kafaap Tspfia-
v./o? oder ähnlich, auf der zweisprachigen Münze von 2(5
dagegen imfp.J Ca(esar) d(ivi) Ves('pasiani) f(ilius)
Dom(ittanus) Äu(güstus) Ger(manicus) co(n)s(ul)
Xlt
■ Zur Erklärung dieser seltsamen Daten hat Madden
(S. 123. 125) die Zählung der Jahre Agrippas von 50 und
53 ab herangezogen. Nach der ersten dieser Rechnungen
würden die Münzen Vespasian 26. 27. 29 auf die J. n. Chr.
75. 76. 78 kommen, wofür sie passen, während, wenn
man die bei der Münze Domitian 26 zu Grunde liegende
Zählung auch auf sie anwendet, sie in den J. 86. 87. 89,
also unter Domitian geschlagen sein müssten, wo vielmehr
divus Vespasianus zu schreiben gewesen sein würde. Die
Münzen des Titas mit 26 und 29 bringt Madden nach
der zweiten Rechnung, die vom Jahre 53 ausgeht, unter
Annahme eines in den September fallenden Neujahrs, auf
die Jahre 78/9 und 81/2. Indess dieser Ausweg ist an
sich schon mehr gewandt als befriedigend, und er ist
unbedingt abgeschnitten, nachdem die Madden bekannte,
aber von ihm als nicht genügend beglaubigt bei Seite gelas-
sene Lesung der Münze Titus 14 durch Herrn Reiehardt
festgestellt worden ist. In der That wird man sich alles eher
gefallen lassen dürfen, als dass Agrippa auf diesen seinen
Münzen seine Regierungsjahre nach vierverschiedenen An-
fängen gezählt haben soll. Wer dieselben unbefangen betrach -
tet und die vollkommene Aehnlichkeit der mit den gleichen
Regierungsjahren bezeichneten Stücke, wie billig, berück-
sichtigt, wird nicht in Abrede stellen, dass das Jahr 26
455
Agrippas T und 11.
unmöglich auf den Münzen Vespasians vom Jalire 50, auf
denen des Titus vom Jahre 53 , auf denen Domitians vom
Jalire 61 gezählt sein kann. Dass wir von den drei Jahren
14. 26. 29 Münzen aller drei Flavier haben, von mehreren
anderen Jahren Münzen von zweien, zu denen die des
dritten sich vielleicht noch finden werden, spricht vielmehr
sehr entschieden dafür, dass die Regierungsjahre Agrippas
auf allen diesen Münzen nach einem und demselben
System gezählt sind; und dies kann dann nur dasjenige
sein, für das die zweisprachige Münze vom Jalire 26 das
Jahr 61 als Ausgangspunct bezeichnet. Schon Eckhel, dem
freilich das Material nur unvollständig vorlag, hat mit
seinem unvergleichlich richtigen Blicke sich für diesen
Weg entschieden; man wird Maddens System verlassen
und zu dem Eckhels zurückkehren müssen.
Zunächst die Münzen Domitians ordnen sich also sehr
einfach. Die von 14 und 19 fallen in seine Caesarcnzeit
n.Chr. 74 und 79; die von 24 und 25, auf denen der
Name Germanicus erscheint, in die Jahre 84. 85, was dazu
gut passt, dass Domitian diesen Titel im Jahre 84 an-
nahm; die späteste vom Jahre 35 in das Jahr 95, das letzte
vor seinem Todesjahr. Dass ein guter Theil auch derjenigen
Münzen, die unzweifelhaft nach Domitians Thronbesteigung
geschlagen sind, ihm den Titel autoxpatoop nicht geben
und er vielleicht auf keiner Ssßaaro; heisst, sind aller-
dings arge Verstösse gegen die officielle Titulatur, in
ihrer Art vollkommen eben so arg als wenn heute jemand
einen Kaiser mit Hoheit anredet; aber sie sind eben da
und beweisen nur, dass man in Galilaea mit dem Reiche
dieser Welt durchaus nicht auf dem Laufenden war. Damit
ist denn auch der Schlüssel gefunden für die Münzen von
Vespasian und Titus. Jene sind für 14 und 18, das ist
456
Th. Mommseu; V.w den Münzen
n. Chr. 74 und 78, in der Ordnung-. Die von 26. 27. 20.
kann man nur, wie schon Eckhel sah, auffassen als ge-
schlagen nach Vespasians Tode mit Ignorirung der Apo-
theose. In der That, wer im Jahre 87 den Domitian betiteln
konnte Ao|j.£Ttavo? Kaiaap, konnte füglich auch den
divus Vespasianus vom Himmel wieder auf die Erde
versetzen. Die Münze des Titus aus Agrippas Jahr 1!)
fällt in das seiner Thronbesteigung 79 und ist also regel-
recht ; von denen aus Agrippas Jahren 26 und 29, also aus
der Zeit Domitians, gilt, was von den gleichartigen Münzen
Vespasians gesagt ward. Viel auffallender ist freilich
die Münze des aoioxpaKop Tito? Kaiaap Ee8aar<fc aus
Agrippas Jahr 14, also aus dem Jahre 74; hier wird nicht
der hochselige Kaiser als Majestät titulirt , sondern
der lebendige Kronprinz, was denn doch noch in ganz
anderer Weise bedenklich war. Zu entschuldigen ist das
nicht, aber doch am Ende wohl zu begreifen. Titus hat
schon als Caesar nicht blos materiell , sondern auch
formell eine Stellung gehabt wie kein anderer der
Caesaren; insbesondere führt er den Imperatortitel zwar
nicht als Pränomen wie der Vater, aber doch selbst auf
römischen Reichsmünzen zuweilen unter den Namen (T.
imp. Caesar- T.Caesar imp. Vespasianus) : und auch
wo dies nicht der Fall ist, steht derselbe durchaus an der
Spitze der Amtsprädicate und offenbar, wie auch die
Bezeichnung designatus Imperator auf seinen frühesten
Münzen ergiebt, in anderer Weise, als wie ihn zum Beispiel
Tiberius bei Lebzeiten Augustus geführt hat. Dass die gali-
laeischen Schriftgelehrten den Mit-Imperator, der jenen all-
gewaltigen Namen zwar auch, nur nicht an erster Stelle
führte, ohne die feine Distinction zu fassen, für einen
zweiten Augustus nahmen, ist am Ende so wunderbar
Agrippas I und II.
457
nicht; und Agrippa, der im jüdischen Krieg unter Titus
gedient hatte, mag- leicht und gern von der in der Thal
irregulären Macht seines Feldherrn sich übertriebene Vor-
stellungen gemacht haben. Sollten diese Annahmen sich
l»ei weiterer Prüfung bestätigen, so sind diese galilaei-
schen Münzen sowohl für die Stellung des Titus zu Ves-
pasian wie überhaupt für die Bildungsverhältnisse jener
entlegenen Landschaft in hohem Grade belehrend.
Berlin.
408 Tl;. Hemmsen: Imperator-
XXV.
Imperatortitel des Titus.
Von
Tli. Mommsen.
Es mag gestattet sein an den vorhergehenden Artikel
eine Zusammenstellung dessen zu knüpfen, was die
Münzen und Inschriften über den Imperatortitel des Titus
ergeben. Die monarchische Gewall fand bei den Römern,
tnsbesonders seit dem Umgestalte^ man könnte vielleicht
sagen, dem Begründer der römischen Monarchie, dem
Kaiser Vespasianus ihren formalen Ausdruck in der Führung
des Imperatortitels, nicht in dessen älterer Geltung, sondern
in der jetzt daneben autkommenden, wonach derselbe
Bestandtheil des Namens war, in dem, was Sueton
(Caes. 76) das praenomen imperatoris nennt. Es ist für
die richtige Auffassung der römischen Monarchie von der
äussersten Wichtigkeit gerade in dem praktisch wie
theoretisch entscheidenden Fall des Titus den Gebrauch
dieses Titels mit grösster Genauigkeit festzustellen; und
dies sollen diese Blätter nicht leisten, aber veranlassen.
Titel dos Tltus.
459
Sie enthalten Betrachtungen eines Historikers über numis-
matische Fragen und Bedenken über mancherlei Angaben,
welche die Verfertiger der Münzkataloge bei ihrer so
nützlichen wie anerkennenswerthen Arbeit hingeschrieben
haben, wohl ohne sich viel dabei zu denken. Das Denken
ohne Sehen hilft nicht weit; aber das Sehen ohne Denken
reicht auch nicht immer aus. Vielleicht kommt man Hand
in Hand am besten vorwärts.
Zunächst lehren bekanntlich die berühmten Münzen
vom Jahre 71 (Cohen Vesp. 255:250 Add. 55), dass Titas
damals imperätor designatiis war. Dass er noch in
diesem Jahre selbst und nicht erst im folgenden Imperator
ward, beweist die Münze Cohen Vesp. 473, die den Titel
IMP-mit dem COS 'DES* II verbindet. Damit stimmt auch
was Philoslratos von Titus sagt (vita Apoll. 7, 30):
dvappvjdsls'Ss auioxpdtcop sv ttq Pw|J.7] xal dptatsuov
dSwodsl? toutcov d-jr/jsi jisv (zurück nach Koni zum
Triumph) lao{AOtpYJaü>v ttjc apyffi tü> liaxpl. Der Epoche
vor der Ertheilung der Imperatorwürde gehören zunächst
alle diejenigen Münzen an, welche auf der Vorderseite den
Kopf Vespasians mit entsprechender Aufschrift zeigen, auf
der Rückseite die beiden Söhne nicht in Brustbildern,
sondern sitzend, stehend oder reitend mit den Aufschriften:
CAESARES VESPfasiani) N (Vesp 15; add. 39).
Mü(usti) FILI
j(äua) ET DOM(itianu.s) & (Vesp. 470; vgl. add. 89).
{^(aesares)
TITVS ET DOMITIAN^ N (Vesp. 191, add. 33); ,R
CAESARES Pm(cipes) (Vesp.187. 189. 190 add. 34);
IVENf^y oder ähnlich M (Vesp. 471. 472)
*"U Th. Mommscn : Imperator-
TITVS ET DOMITIANVS PRIN- N (Vesp. 185) /R (Vesp. 186.
(cipzs) IVVENTVTIS *) 188).
Diese Münzen sind vermuthlich von allen des Titus
die ältesten und gewiss sämmtlich Ende 69 oder im J. 70
geschlagen, welches letztere Jahr die einzige von ihnen,
die datirt ist (AL 407), angiebt. Ihnen zunächst schliessen
sich diejenigen an, die auf der Vorderseite den Kopf
Vespasians mit entsprechender Aufschrift zeigen, auf der
Rückseite bald die Brustbilder der Söhne, bald diese
stehend mit den Aufschriften:
CAESAR AV6 • F • COS, CAESAR N (Cohen I, 335, 3) ; A\ (das.
AVGFPR •). Nr. 4); Ä (das. Nr. 9).
CAESAR AVG-F-DES- IMP-, & (Vesp.255. 256; add.65).
AV6 F COS DES HER-
oder ähnlich.
Die ersteren gehören in das Jahr 70, auf jeden Fall
vor den 1. März 71, an dem Domitian wahrscheinlich sein
erstes Consulat angetreten hat; die letzteren, wie schon
bemerkt, in die erste Hälfte des Jahres 71. — Diesen
schliessen sich weiter die Münzen an mit dem Kopf
Vespasians auf der Vorderseite, auf der Rückseite den
Figuren oder den Köpfen der Söhne und der Aufschrift
LIBERI IMPAVG- VESPASIANI (Ä: Vesp. 113. 114. 115;
Vcsp. Tit. Dom. 1. 8); sie tragen die Daten der Jahre 70
i) Die Lesung- PRINC IVN (Cohen add. zu Vesp. 186) braucht
nicht Steinpelfehler zu sein ; prince'ps iuniorum, statt prmeeps
iuventutis ist zwar meines Wissens sonst nicht zu belegen, aber
untadelhaft.
■) Die Variante TCAES AVGFCOS, D'CAES AVGF PR
Cohen I, 33G , 11) ist schlecht beglaubigt, an sich übrigens
unbedenklich.
Titel des Titiis.
401
und 71, sind aber wohl säramtlich ephesischer Prägung,
meistenteils mit dem entsprechenden Monogramme be-
zeichnet.
Da der Titel Imperator von Titus, wie wir sehen werden,
als durchaus fester geführt worden ist und selbst bei dem
kürzesten Ausdruck des Namens nicht zu fehlen pflegt, so
ist die Frage berechtigt, ob die im Ganzen genommen sehr
wenigen Münzen des Titus, auf denen er fehlt, nicht eben-
falls in die Zeit gehören, wo er noch nicht Imperator war.
Es sind dies nach dem Cohen'schen Verzeichniss dieGold-
und Silbermünzen Vesp. 184. Titus 4. 5. 10. 11 app. 24 *)
und die kupfernen 155. 244. 252. 306. app. 26. Für die
letzteren trifft die Vermuthung nicht zu , da nach den
Consulardaten Nr. 244 in die Jahre 72 oder 73, Nr. 155.
252. 306. app. 26 in die Jahre 77 oder 78 fallen. Wohl
aber kann für sie die erstem richtig sein; die Gold- und
Silbermünzen mit ANNONA AV6 (Nr. 4. 5) und CERES
AVGVST (Nr. 10. 11) so wie den Denar mit der Triumphal-
procession app. 24, alle einfach bezeichnet mit T* CAESAR
VESPASIANVS, hindert nichts in diese frühe Zeit zu setzen.
Nur die Silbermünze Vesp. 184, welche auf der Rückseite
Titus im Triumphalwagen mit der Beischrift T* CAESAR
zeigt, kann, da Vespasian sich auf derselben Censor nennt,
nicht vor 73 '*) gesetzt werden. Indess ist diese noch in
anderer Hinsicht auffallend. Offenbar hat man, nachdem
3) Die Münze wahrscheinlich ephesischer Prägung Cohen Xr. 13
mit TCAES IMPVESPF PONTRPOT lasse ich bei Seite,
schon darum, weil es nicht sicher ist, ob Imperator oder impe-
ratoris aufzulösen ist.
*) Es lässt sich zeigen, dass Vespasian und Titus ihre Censur
erst im Jahre 73 begannen, nicht schon 72.
462
'i'li. Horamsem Imperator-
Vespasian dem Titue eine beschränkte Mitregentschaft
eingeräumt hatte, vermieden, was vorher häufig gesche-
hen war, den Vater und den Sohn auf den Münzen zusam-
men darzustellen ; vollkommene Gleichheit wäre ebenso
anstössig gewesen wie scharfe Bezeichnung des Rang-
unterschiedes *). Ob die anomale Münze bei genauer Prü-
fung sich ausweisen wird als ausserhalb Rom geschlagen,
werden unsere numismatischen Genossen uns sagen; sollte
aber auch dies nicht der Fall sein und diese Ausnahme
bestehen bleiben, so möchte immer, besonders mit Rück-
sicht auf die unten darzulegende t Thatsache , dass die
Münzen kaiserlicher Prägung die officielle Titulatur weit
strenger einhalten als die senatorischen, es wahrscheinlich
sein, dass die Gold- und Silbermünzen mit ANNONA AVG
und CERES AVG VST im Jahre 70 oder Anfang 71 geschlagen
sind.
Wenden wir uns nun zu den Münzen des Titas als
Imperator, so sind vor allen Dingen die Gold- und Silber-
münzen kaiserlicher und die Kupfermünzen senatorischer
Prägung zu unterscheiden. Die Münzen kaiserlicher Prä-
gung nennen den Titus als Mitregenten regelmässig T.
Caesar imp. Vespasianus; es sind dies bei Cohen die
Nummern Vesp. Titus Dom. 6; Titus 3. 14— IG. 18—20.
22— 26. 28— 33. 37. 38. 41. 44. 46-48. 53—66. 113 bis
118. 120 (vgl. add.) 21. 123—125. 127. 131—136. add.
3 — 10. 21 — 23. Kaum eine Ausnahme machen die Münzen
5) Allerdings gilt dasselbe auch, im Ganzen wenigstens, von
Domitian, der doch niemals Mitregent gewesen ist. Aber wahr-
scheinlich ist dies wieder nur geschehen , um die verschiedene
Stellung der beiden Brüder nicht allzu auffällig hervortreten zu
lassen.
Titel des Titus.
463
42. 43, wo IMP auf der Vorderseite desswegen fehlt, weil
auf der Rückseite IMP* XIII steht •). Dagegen auf deu
gleichartigen Münzen 41 add. 6 steht auf der Vorderseite
T- CAESAR IMP- VESPASIANVS, auf der Rückseite IMP- VIII.
— Also die offizielle Titulatur behandelt die Bezeichnung
imperator frei Titus sowohl wie bei Vcspasian nicht als
Amtsprädicat, sondern als Bestandteil des Namens und
lässt bei beiden neben dem Imperatornamen noch dieselbe
Bezeichnung in der Aemterreihe zu. Der Unterschied be-
steht nur darin, dass Vespasian diesen Namen an erster
Stelle, also das eigentliche praenomen imperatoris
ftthrt, Titus dagegen an dritter.
Die eben bezeichnete Titulatur erscheint auf den
Gold- und Silbermünzen in durchaus festem Gebrauch
wenigstens vom Jahre 74 an, in welchem die datirten
Münzen 14. 62. 63 geschlagen sind, bis zum Tode
Vespasians am 24. Juni 79. Ob für die ersten Jahre nach
Ertheilung des Imperatortitels das gleiche gilt, ist fraglich.
In diese Epoche gehören einestheils die folgenden Gold-
münzen auf denen Titus neben dem Vater und zum Theil
auch dem Bruder genannt ist :
1. X. (Cohen I, 335, 6). Kabinet Jarry. IMP. VESPA
AVG. P. M. TRI. P. II COS. INI Kopf Yespasians.
Rs. CAE. DVM. ET Tl. CAES IMP. VESPAS Kopf des
Titus und Domitian.
Die Datirung COS. Uli ergiebt das Jahr 72, die TRI.
P. II das Jahr 1 . Juli 70/1 ; vermuthlich ist letztere Dati-
•) Auch bei Vespasian kommt es vor, wie Eckhel VI, 362 tref-
fend bemerkt, dass wegen der Aufschrift der Eückseite IMP. XIX
im Kaisertitel selbst zuweilen IMP fehlt (Cohen 1, 281, 96—104).
464
Th. Mommsen: Imperator.
rung irrig, zumal da Titus erst im Laufe des Jahres 71
Imperator ward. Die Aufschrift ist auch sonst sehr fehler-
haft, da DVM für DOM, Tl für T gesetzt ist und der jüngere
Bruder vor dem älteren steht.
2. N. (Cohen I, 334, 1) Pariser Kabinet.' IMP. CAES
VESP. AVG. P. M. Kopf Vespasians.
Rs. IMP. CAES. VESP. AVG. P. TRI. P. COS- II Kopf des
Titus.
Vom Jahre 72 oder 73, da Titus COS. II lieisst.
3. X. (Cohen I, 334, 3). Wiener Kabinet. Vorder-
seite nicht angegeben.
Rs. IMP. T. CAES. VESPAS. AVG. F. TR. P. II COS. II
Kopf des Titus.
Zwischen 1. Juli 72/3.
4. X. (Cohen I, 334, 2) Caylus.
Vorderseite wie Nr. 2.
Rs. IMP. CAES. VESP. . . . COS. III Kopf des Titus.
Vom Jahre 74, wenn die Lesung richtig ist.
5. N. (Coli. I, 334,4). Kabinet Blacas. IMP. CAESAR
VESPASIANVS AV Kopf Vespasians.
Rs. IMP. T. Fl. AV. I Kopf des Titus.
Anderntheils gehören in diese Epoche eine Reihe von
Gold- und Silbermünzen des Titus allein , auf welchen er
bezeichnet ist als IMPERATOR T. CAESAR AVGVSTI F (Nr. 7.
12. 50. 51. 52 app. 1) oder IMPERATOR T. CAESAR (Nr. <;.
49) oder IMP. T. CAESAR VESPASIANVS (Nr. 45 app. 2);
die beiden einzigen datirten von. diesen (Nr. 0. 49) sind
vom J. 74.
Titel des Titus.
465
Alle diese Münzen scheinen in die Jahre 72 und 73
und Anfang 74 zu fallen und stimmen mit Ausnahme der
einen zuerst verzeichneten darin überein, dass sie dem
Titus den Imperatortitel als praenomen geben 7); womit
denn weiter wohl zusammenhängt, dass eine Anzahl der-
selben Vespasian und Titus zusammen nennen. (S. 461.462).
— Es fragt sich, ob das praenomen imperatoris, das auf
der Mehrzahl dieser Münzen auftritt, dem Titus in diesen
Jahren in der That von Kechtswegen zugekommen und
ihm später entzogen ist oder ob diese ganze Reihe darauf
zurückzuführen ist, dass die Urheber dieser Stempel sich
über die officielle Titulatur irrten.
Für jene Annahme kann man den allerdings auffallen-
den Umstand geltend machen, dass, während die Titulatur
T. CAESAR IMP. VESPASIANVS für die Jahre 74—79 fast
Jahr für Jahr zu belegen ist, sie neben Titus cos. II nie ge-
funden wird und überhaupt mit Ausnahme des einen S. 463
aufgeführten Goldstückes keine mit Sicherheit den Jahren 72.
73 zuzuweisende Münze die späterhin officielle Nomen-
clatur des Titus aufweist. Dennoch ist die Annahme einer
derartigen Degradirung des Titus an sich so wenig glaub-
lich, dass es mehr für sich hat die sämmtlichen hier zu-
sammengestellten Münzaufschriften als incorrect zu be-
trachten. Vermuthlich war es nie Vespasians Absicht sich
seinen Sohn in Hinsicht des Imperatortitels völlig gleich-
7) Einige derselben (Nr. 6. 7. adcl. J) scheinen sogar auf den
ersten Blick den Titus Augustus zu nennen, da zu der Aufschrift
der Vorderseite auf der Rückseite AVG hinzutritt. Aber die Ver-
gleichung der analogen Münzen Vespasians (Cohen I, 272, 7 — 10j
widerlegt diesen Schein, so dass es nicht nöthig ist auf die eben-
falls dagegen sprechende Stellung der Aufschrift oder gar auf die
sachlichen Gründe dagegen einzugehen.
30
■*0U Th. Mommsen: Tmperator-
zustellen; es mag aber bei dessen Ertheilung dies nicht
gleich scharf ausgedrückt worden sein und so das
Publicum sich Anfangs getäuscht haben, bis späterhin eine
genauere Declaration ergieng. Es kommt hinzu, dass eine
sehr beträchtliche Zahl dieser Münzen ausserhalb Rom
geschlagen ist. Es wird diess unter den Münzen Ves-
pasians und Titus bei Nr. 5, von den Münzen des Titus
bei allen mit Ausnahme von Kr. 6 und 49 angegeben und
bei weiterer Prüfung mag es sich noch bei anderen her-
ausstellen , wie denn die Fehlerhaftigkeit der Aufschrift
des Jarryschen Goldstückes kaum mit römischer Prägung
vereinbar ist.
Von Wichtigkeit für diese Frage sind auch die alexan-
drinischen Münzen. Nach Sallets sorgfältiger Zusammen-
stellung s) giebt es von Titus, abgesehen von den mit dem
Augustustitel versehenen sicher nach Vespasians Tod lal-
lenden , Münzen mit den Jahrzahlen des auf denselben
zugleich genannten Vaters 2—9, das ist aus den Jahren
29. Aug. 69/70 bis 29. Aug. 76/77, aufweichen er TtToc
fyl&ftioc, Ousa-rcaatavö? Kaiaap heisst, ohne dass die
imperatorische Bezeichnung darauf sich fände 9). Ausserdem
giebt es Münzen mit derselben Bezeichnung, aber mit vor-
gesetztem aotoxpaicop und den Jahrzahlcn 1 und 2, welche
8) Daten der alexandrinischen Kaisermünzen S. 23.
9) Auffallend bleibt es, dass es also an Münzen des Caesar
Titus aus «den beiden letzten Jahren Vespasians 29. Aug. 77/8 und
29. Aug. 78 — 24 Juni 79 mangelt ; wie denn auch von Vespasian
Münzen des letzten Jahres fehlen. Sollte Vespasians Regierungs-
antritt, der in Rom allerdings auf den 1. Juli 69 fixirt ward, in
Alexandrea so datirt worden sein, dass sein erstes Jahr vielmehr
29. Aug. 69/70 gewesen ist? Für unsere Untersuchung übrigens
ist dies gleichgültig.
Titel des Titus.
467
liier nur die des Titus selbst sein können. Dass dies die
Jahre seiner Mitherrschaft sind, nicht die seiner Alleinherr-
schaft, hat Eckhel (IV, 58) wegen des Fehlens des Titels
^SjSaaToc angenommen, ich meine mit Recht, obwohl Sallet
zweifelt. Danach dürften diese Münzen in die zweite Hälfte
des Jahres 71 gehören und unmittelbar nach Ertheilung des
Imperatortitels, theils kurz vor, theils nicht lange nach dem
29. August 71 geschlagen sein k>), unter der Voraussetzung
der alexandrinischen Münzmeister, die sich aber bald als
irrig erwies, dass dem Titus mit dem Titel Imperator die
volle Mitherrschaft übertragen sei. Ist diese Auffassung
richtig, so bestätigen diese Münzen, dass das jpraenomen
imperatoris dem Titus bei Lebzeiten des Vaters zwar
nicht zugestanden hat, aber dass anfangs selbst die
Behörden die Ertheilung des Imperatornamens als Er-
theilung des praenomen auffassten. — Auch die Ver-
gleichung der Colonialmünzen wäre wünschenswerth ; auf
diesem Gebiete aber haben die Numismatiker, abgesehen
von Müllers bei allen seinen Mängeln bahnbrechendem
Werke, uns Historikern die Pforten noch nicht geöffnet.
In auffallendem Gegensatz zu dieser Titulatur der
kaiserlichen Münzstätte steht die der senatorischen. Eine
einzige Bronzemünze, giebt dem Titus den Imperator-
10) Die seltsame a. a. 0. S. 24 von Sallet behandelte Münze, die
auf der einen Seile die Aufschrift trägt AYT. TIT. OAAYI.
OYEZTTAZIAN KAIZ. A, auf der andern die <DAAYI.
OYEZTTAZIANOZ KAIZ, gehört auch in diese Reihe und würde
danach kurz vor den 29. Aug. 71 fallen. Die Rückseite bleibt
räthselhaft; nach meiner Meinung ist Domitian gemeint und wusste
der Münzmeister, als sie geschlagen ward, noch nicht, dass der
zweite Caesar Augusti f. das Cognomen von der Mutter, nicht
vom Vater entlehnt hatte.
30*
468
Th. >Iommseu : Imperator-
titel als Namensbestandtheil; es ist dies die schon mehr-
fach erwähnte neuerlich von Sallet (a. a. 0. S. 26),
verificirte Vesp. 473 vom Jahre 71, welche auf der Vorder-
seite die Aufschrift trägt IMP. CAES. VESPASIAN AVG.
P. M. TR. P. COS. III, auf der Kückseite neben S C die Auf-
schrift T. IMP. CAESAR COS DES« II, CAESAR DOMIT. COS
DES- II, zugleich, wie schon bemerkt ward (S.459), die älteste
unter allen den Titus Imperator nennenden und die einzige
Kupfermünze, welche den Namen des Imperator Titus
mit dem Vespasians verbindet. Dagegen schon auf den
Domitian als cos. des. II bezeichnenden, also sicher im
Jahre 72 geschlagenen Münzen Nr, 151 — 153 so wie auf
allen späteren bei Lebzeiten Vespasians geprägten, mit
Ausnahme der sehr sparsamen den Imperatortitel weg-
lassenden (S. 461), heisst Titus entweder T. Caesar
Vespa&ianus Imperator oder T. Vespasianus imperator.
Diese Titulatur ist constant ; dass der Zusatz Augnsti
filius auf den sicher vor 77 geschlagenen Münzen niemals
erscheint, sondern erst neben cos. VI, also im Jahre 77
oder 78 gefunden wird, ist von geringer Bedeutung.
Hier also steht der Imperatortitel nach dem Namen
und unter den Aemtern. Folgerecht erscheint die Bezeich-
nung hier niemals zweimal, auch da nicht, wo die Iteration
angegeben wird, was übrigens nur in dem Jahre 72 und
Anfang 73 geschieht J1). Nur insofern ist in dieser Titu-
ii) Imp. 111 erscheint häufig neben tr. pot. 11 cos. IL
imp. Uli nicht selten neben tr. pot. II cos. II, einmal (Nr. 241)
neben tr. pot. 111 cos. II, welche nach dem 1. Juli 73 geschla-
gen ist. Nie steht die imperatorische Iterationszahl auf den mit
censor bezeichneten Münzen, die in der zweiten Hälfte des J. 73
beginnen, oder auf späteren.
Titel des Titus.
469
latur von der sonstigen Ordnung abgewichen, als der
Imperatortitel, welchem sonst nach der offiziellen Regel in
der Amtsreihe die dritte Stelle hinter dem Pontificat und
der tribunicischen Gewalt zukommt, hier ohne Ausnahme
an der ersten steht.
Als Resultat ergiebt sich, dass dem Titus die Impe-
ratorbenennung von dei'kaiserlichen Regierung als Namens-
bestandtheil, also in dem jüngeren Werth als Kennzeichen
der Monarchie, von der senatorischen dagegen nur als
Feldherrnauszeichnung , also in dem altern auch der
Republik bekannten Werth zugetheilt worden ist. Eigent-
liche politische Opposition wird man in diesem Verfahren
des Senats schwerlich suchen dürfen; vielmehr beruht
die Differenz wohl darauf, dass, als Titus Imperator ward,
nicht zugleich officiell kundgegeben wurde, in welchem
Sinne diess gemeint sei und, während die kaiserlichen
Beamten und das Publicum überhaupt darin die Ertheilung
des Imperatornamens , das heisst die Mitregentschaft
erkannten, der Senat vielmehr darin nichts sah oder sehen
wollte als die Ertheilung des für den siegreichen Feldherrn
altherkömmlichen Ehrentitels, und auch später, nachdem
der Wille Vespasians deutlich kundgegeben war, bei dieser
Auffassung beharrte. Aber merkwürdig genug ist diese
Verschiedenheit, wenigstens als Kennzeichen des caesa-
risch-senatorischen Doppelregiments.
Halten wir mit den Münzen die Inschriften zusammen,
so finden sich die auf jenen hervortretenden Verschieden-
heiten darauf wieder, jedoch herrscht begreiflicher Weise
auf diesen meist von Privaten herrührenden Denkmälern
weit grössere Mannichfaltigkeit. Im Einzelnen ist Folgendes
zu bemerken:
470
Th. Mommsen : Imperatov-
1. Vor 71 heisst Titus so wenig auf den Inschriften
Imperator wie auf den Münzen, insbesondere auf dem
Militärdiplom vom 6. März 70 (Cardinali dipl. IV) Caesar
Aug. f. Vespasianus.
2. Das vorgesetzte Imperator finde ich auf vier
Inschriften, einer von Herculaneum mit trib. p. cos. II
cen. . . , also vom Ende 73 (I. R. N. 2401); einer von
Sestino mit tribu. pot. II, imperat. IUI, cos. II
desig. III censori, also aus derselben Zeit (Buliett.
dell' Inst. 1856, 141); einem Meilenstein aus Klein-
armenien vom Jahr 75 (C. I. L. III, 307) ; und einem por-
tugiesischen Stein aus der ersten Hälfte des Jahres 79
(C. I. L. II, 2477). Die zweite und die vierte Inschrift
haben die Bezeichnung imp. sowohl als praenomcn wie
unter den Titeln, und auch auf der ersten kann die letztere
ursprünglich gestanden haben. Für die Jahre 75 und 79
ist der Gebrauch des Imperator an erster Stelle wolil
ohne Zweifel abusiv; ob für die beiden ersten Steine das-
selbe gilt oder dies die derzeitige offizielle Titulatur war.
ist, wie oben bemerkt ward, zweifelhaft, ersteres aber
wahrscheinlicher.
3. Das zwischengesetzte imperator findet sich, wie
auf den kaiserlichen Münzen, so auf der nicht weiter
datirten stadt-römischen Inschrift Grut. 113, 5, wo Titus
T. Caesar Aug. f. imp. Vespasianus genannt wird,
und in etwas anderer Weise auf der spanischen II, 3732 :
[Caesa?-] T. imp. Vespasianus, Aug(usti) Vespasknn
f., wo offenbar der Gegensatz zwischen Caesar und
Augustus die ungewöhnliche Wortstellung herbeigeführt
hat. •
Titei des Titus.
471
4. Das nachgesetzte imperator finde ich auf zwei
stadtrömischen Inschriften Mazochi 107=Orelli743 12) und
Cardinali mern. Rom. 3, 74 vom Jahre 72 und einer dritten
spanischen Orelli 751 = C. I. L. II, 3250 aus der zweiten
Hälfte des Jahres 76. Es steht auch hier immer unmittel-
bar hinter dem Namen vor allen übrigen Aemtern.
5. Die abgekürzte Rede, wo Titus Imperator neben
und im Gegensatze zu im/p. Vespasianus gesetzt wird (so
z. B. Orelli-Henzen 2008. 6777. 7318), ist beiden offiziellen
Titulaturen gleichmässig conform.
Flir die Vollständigkeit dieser Zusammenstellung
kann ich nicht einstehen ; für den gegenwärtigen Zweck
aber wird sie genügen und im Wesentlichen bestätigen,
was aus den Münzen sich ergab.
Mit dem Tode des Vaters am 24. Juni 79 nahm der
bisherige Mitregent wie die volle Kaisergewalt so deren
formale Abzeichen an, den Augustustitel und das prae-
nomen imperator is vor allen, sodann die Titulaturen
pontifex maximus und pater patriae. Sein Name lautet
seitdem regelmässig imp. T. Caesar Vespasianus
Augustus. Zuweilen, insbesonders auf den Consecrations-
mtinzen des Vaters , tritt divi Vespasiani filius nach
Caesar hinzu, wo dann Vespasianus weggelassen zu
werden pflegt (Vesp.300. 301; Titus 195. 204. 224. 264).
Mitunter fehlt auch ohne diesen Grund Vespasianus
(app. 40); auf andern Münzen fehlt Caesar (Nr. 276.
app. 11 — 13. 48), oder Augustus (app. 50), welches
1«) Der Text dieser Inschrift steht bei Orelli interpolirt; das
jetzt in Vicenza befindliche und dort von mir abgeschriebene Ori-
ginal hat imp. III an der richtigen Stelle.
** « " Th. Mommsen: Imperator-
letztere freilich befremdet und der Richtigstellung bedarf.
Auf kleinen Kupferstücken soll auch blos imp. Titus
stehen (Nr. 277 — 279). Im Ganzen genommen hat auf
diesen zwischen- dem 24. Juni 79 und dem 13. Sept. 81
geprägten Münzen die Titulatur nichts, was von der
gewöhnlichen kaiserlichen wesentlich abwiche. Die Stellung
des Namens Caesar an dritter Stelle statt an der zweiten
entfernt sich zwar sowohl von der Gewohnheit Vespasians
wie von der der späteren Kaiser; aber es scheint dies
blos darauf zu beruhen, dass Titus nicht, wie sonst die
früheren Kaiser pflegten , sein ursprüngliches praenomen
abwarf, sondern vielmehr dies neben dem 'praenomen
imperatoris als sein Distinctiv beibehielt. Da er also zwei
praenomina führte, stellte er grammatisch folgerecht beide
dem Cognomen voran, während bei Vespasian und Domi-
tian, die kein persönliches praenomen führten, Caesar
an die zweite Stelle trat. Hier haben also sprachliche, nicht
politische Rücksichten die Titulatur bestimmt.
Ich verzeichne schliesslich diejenigen Titusmünzen
des Cohenschen Katalogs, die so, wie sie beschrieben
werden , entweder mit zweifellosen Thatsachen in Wider-
spruch stehen oder mindestens dem Alterthumsforscher be-
gründetes Bedenken erwecken. Wenn die — leider von dem
numismatischen Dilettantismus wie von dem buchgelehrten
Pedantismus nur zu oft vernachlässigte — Nothwendigkeit
des Ineinandergreifens geschichtlich-antiquarischer und
numismatischer Forschung in diesen Blättern mehrfach
nachdrücklich hervorgehoben worden ist, so berechtigt
dies zu der Hoffnung, dass die Bitte um Verificirung und
Belehrung, die hier ein Geschichtsforscher an die Münz-
gelehrten richtet, an rechter Stelle stehen und nicht ohne
Autwort bleiben wird. Gewiss nicht für alle, aber doch
Titel des Titus.
473
für manche der hier zusammengestellten Bedenken wird
abermalige und einsichtige Betrachtung der Originale die
Lösung geben.
1. Vespasian 299 (I, 305). Pariser Kabinet.
i&. IMP. CAES. VESPASIAN. AVG. P. M. TR. P. P. P.
COS. III Kopf Vespasians.
Rs. IMP DOMITIAN. AVG. F. COS. DESIG- II
S. C Titus und Domitian stehend.
Die Münze gleicht in allen Stücken den Nummern
255. 256, nur dass für Titus Aufschrift das hier sinnlose
IMP.... DOMITIAN eintritt.
2. Vesp., Titus und Dom. 2 (I, 335). Kabmet Blacas.
N. IMP. CAES. VESP. AVG. Kopf Vespasians.
Bs. CAESAR AVG. F. COS.; CAESAR AVG. TR. P.
Köpfe von Titus und Domitian.
Die tribunicische Gewalt kommt Domitian nicht zu,
noch weniger im Jahre 70 die Benennung Caesar
Augustus. Man erwartet die bekannte Aufschrift AVG. F.
PR statt AVG. TR. P.
3. Vesp., Titus und Domitian 5 (I, 335).
iR. IMP. CAESAR VESPASIANVS AVG. Kopf Ves-
pasians.
Rs. CAESAR AVG. F. COS. VI CENS. TR. P. Köpfe
von Titus und Domitian.
Die Münze entspricht den bekannten daselbst Nr. 3. 4,
nur dass für Domitians Aufschrift CAESAR AVG. F. PR. hier
das sinnlose VI CENS TR. P. auftritt.
4.7.1
** * ■* Th. Nommsen: Imperator-
4. Daselbst 7 (I, 335) Mionnet.
h\ Vorderseite unbekannt.
Rs. IMP. VESPAS. CAE. DOM RES Köpfe
von Titus und Domitian.
5. Daselbst 10 (I, 336).
& IMP. CAES. VESPASIAN AVG. P. M. T. P. P. P.
COS- II D. III Kopf Vespasians.
Rs. IMP. T. VES. COS. DESIGN. D. CAESAR AVG. F.
COS. DESIGN. Köpfe von Titus und Domitian.
Cohen selbst bezeichnet die Aufschrift dieser Münze
als an verschiedenen Stellen verfälscht; so wie sie liegt;
ist sie unmöglich.
6. Domitilla 2 (I, 339) Sammlung Nomopliüe.
FL. MEMORIAE DOMITILLAE. S. P. Q. R. Biga.
Rs. IMP. T. CAES. DIVI VESP. F. AVG. P. M. TR. P.
P. P. COS. Villi, S. C
Das „nouveau fait d'histoire", das Herr Cohen hieraus
entwickelt, „savoir quo Titus auraitete nomine consul pour
la neuvieme fois en 834 et que Tun de ses deux collegues
mentionnes dans les fastes, Silva ou Pollion, ne serait
entre en fonetions qu'apres sa mort" ist wohl neu aber
gewiss kein „fait d'histoire". Dass die Consuln Silva und
Pollio bereits vier Monate vor Titus Tod durch andere ersetzt
waren, ist auf Grund der Arvalacten allen, die wirklich
,,dans les fastes" nachzusehen pflegen, längst bekannt.
Titel des Titus.
475
Uebrigens kommt auf den Tag des Rücktritts hier gar
nichts an, sondern es fragt sich allein, ob sie am 1. Jan.
als Ordinarien antraten oder nicht; und diese Frage kann
nur bejaht werden, da die alten Verzeichnisse, die mit
sehr seltenen Ausnahmen nur die Ordinarien nennen , sie
für 81 aufführen (z. B. der Chronograph von 354: Silva et
Pollione) und die Arvalacten am 3. und 15. Jan. 81 nach
ihnen datiren. Ohne Zweifel ist die Münzaufschrift also in
irgend einer Weise verfälscht oder falsch gelesen und
Titas neuntes Consulat unhistorisch.
7. Titus 35 (I, 345) Wiener Kabmet.
M. T. CAESAR IMP. VESPASIANVS Kopf des Titus.
Rs. COS. VII I Schiffs prora.
Die Vorderseite giebt dem Titus die Nomenclätur, die
er bei Vespasians Lebzeiten führte; das achte Consulat
trat er an am 1. Jan. 80; Vorder- und Rückseite stimmen
also nicht.
8. Titus 57 (I, 343). Parisei' Kabmet.
M. T. CAES. IMP. VESP. CENS. Kopf des Titus.
Rs. PONTIF. MAXIM. Sitzende Figur.
Die Vorderseite gehört dem Titus, die Rückseite dem
Vespasian (Cohen I, 289, 163).
9. Titus 67 (Cohen I, 349). Pariser Kabinet.
IMP. TITVS CAES. VESPASIAN. AVG. P. M. Kopl
des Titus.
Rs. PRINCEPS IVVENTVTIS Ziege im Lorbeerkranz
~***) Th. Mommsen: Tmperator-
Der Revers gehört wohl Domitian (Coh. I, 412, 221).
Dasselbe gilt von den ähnlichen Münzen Cohen I, 290, 173
undl, 411, 204.
10. Titus 68 (Cohen I, 350).
T. CAESAR VESPASIANVS Kopf des Titus.
Rs. TR. P. COS. VI! DES. VIII P. P. Donnerkeil auf
dem curulischen Sessel.
Dass neben dem erst nach Vespasians Tode ange-
nommenen Titel pate?' patriae die Haupttitel Imperator,
Augustus, pontifex maximus fehlen, ist sehr austössig.
11. Titus 154 (I, 358). Wiener Kabinet.
/£. T. CAES. VESPASIAN. IMP. PON. TR. P. COS. VII
Kopf des Titus.
Rs. CAES. DOMITIAN. COS. DES. II, S. C Domitian
zu Pferde.
Die Rückseite ist vom Jahre 72; die Vorderseite
würde auf die erste Hälfte 79 passen, ist aber insofern
bedenklich, als Kupfermünzen des Caesar Titus mit COS VII
sonst fehlen.
12. Titus 191 (I, 364). Pariser Kabinet.
R,. IMP. T. CAESAR VESPASIAN. AVG. P. M. TR. P.
P. P. COS. III Kopf des Titus.
Rs. IVD. CAP, S. C Palmbaum und Gefangene.
Die unschuldige Datirung bei Cohen vde J. C. 74u
übersieht, dass die Münze dem Titus die mit dem 24. Sept.
79 beginnende Titulatur giebt, die freilich COS VII oder
VIII fordert.
Titel des Titus.
477
13. Titus 210 (I, 366). Pariser Kabinet.
TL. T. CAESAR IMP. PONT Kopf des Titus.
Rs. PON. MAX. TR. POT. P. P. COS- V CENS Cadu-
ceus.
Vorderseite des Titus, Eückscite Vespasians (I; 313,
365).
14. Titus 272 (1, 375). Kabinet Herpin.
TL. T. CAESAR DIVI. VESPASIAN. IMP. F AVG. P M.
TR. P. P. P. Kopf des Titus.
Rs. S C Jupitertempel.
IMP mttsste vor T stehen und hinter VESPASIAN fehlen.
15. Titus 273 (I, 375). Pariser Kabinet.
TL. IMP. CAES. T. VESP. AVS. GERM. Kopf des
Titus.
Rs. S C Eber.
Der Titus Germanicus ist wohl mehr als fraglich.
1 6. Titus app. 31 (7, 74). Kabinette Ckedeau und Sarcus.
TL. T, CAES. VESP. AVG. P. M. TR. P. COS. V. Kopf
des Titus.
Rs. GENI P. R, S C Genius stehend.
Die Datirung „de J. C. 76" ist wieder nah. Die
Kaisertitel fordern IMP vor dem Namen und COS Vil oder
VIII ; die Aufschi ift i^t vermuthlich zu Anfang wie zu Ende
defect. Wenn Nr. 32 wirklich vmeme legende" hat, sc
gilt davon natürlich dasselbe; aber da diese „de J. C. 80u
heisst, so wird hier wohl mehr verwirrt sein.
478
Th. Mommsen: Impn 'aiortitel dos Titas.
17. Doinitian 519 (I, 450). Pariser Kabinet.
&. IMP. CAES. DIVI. VESP. F. DONIIT. AVG GERM.
|. . . . Kopf Domitians.
Rs. TITVS AVG. DOMITIAN, S. C Titus und
Domitian stehend.
Der Stempel der Vorderseite fällt in die Zeit nach
Titus Tod; was auf der Rückseite gestanden haben mag,
vermag ich nicht zu errathen.
Berlin.
- -c--<a^Äa^>o —
479
XXVI.
CONOB.
die
endlose I?1 r ei
& o.
So nennt sie mit Recht der Graf Camillo Branibill a
zu Pavia in seinen gelehrten und interessanten Altre
annotazioni numismatiche, wo er einen Solid üS
des Zeno publiciert hat dessen Kehrseite hier getreu
kopiert ist, die Vorderseite ist die gewöhn-
liche. Er liest die Buchstaben welche
theils im Abschnitt stehen theils sich
wider die Regel rechts hinaufziehen,
CONOBRV, und glaubt dass durch OBRV
die alte Erklärung: OB bedeute immer
obryzum, bestätigt werde.
Allein es liegt kein zwingender Grund vor,
OB und RV für ein Wort zu halten. Sowie Bram-
billa selbst richtig CON von OBRV trennt, kann man auch
OB von RV trennen, man hat dann das hergebrachte CON
und OB, und die gewöhnliche Sigle der Prägstätte RaVenna.
Häufig steht sie auf den Soliden der unmittelbaren Vor-
480
J. Friedlaeuder : CONOB
ganger Zeno's im Felde, hier steht sie einmal im Abschnitt;
ebenso steht RV im Abschnitt einer Silbermünze Zeno's,
während es auf einer andern im Felde getrennt zu Seiten
der dargestellten Figur steht. Ob im Abschnitt, ob im Felde,
RV bedeutet immer Ravenna, wie RMRoma, MDMediolanum.
Die auffallend unsymmetrische Stellung der Buchstaben
CONOBRV — BRVD stehen im Gegensatz zu der übrigen
Umschrift so gedrängt dass sie fast in einander ragen —
während sonst immer die Symmetrie bei diesen Aufschriften
im Abschnitt streng beobachtet ist, lässt glauben dass zu-
erst nur CONOB gestanden, und dass der .Stempelschneider
die Sigle der Prägstätte RV nachträglich eingeschoben hat;
hätte er gleich CONOBRV schreiben wollen , würde er an
richtiger Stelle begonnen haben *). Auch wäre obry eine
ungewöhnliche Abkürzung, da der Regel nach in der
Sylbe, nicht mit der Sylbe abgebrochen wird.
So ist, glaube ich, erwiesen dass OB und RV keines-
wegs ein Wort sein müssen. Auch OBS hat man für ein
Wort gehalten, und hat es dann als Beweis dafür angeführt
dass OB immer obsignatus bedeute, ohne auf die Reihe
*) Vielleicht erklärt sich das RV noch einfacher. Die Solidi
dieser Zeit haben oft, und grade die des Zeno fast ohne Ausnahme,
am Ende von AVGGG einen griechischen Zahlbuchstaben zur Be-
zeichnung der Officin, deren es mehrere in jeder Prägstätte gab,
oder der Emission. Vielleicht ist das V ein A, so dass AVGGGA
zu lesen ist. (Die Verschiedenheit der Form des A von der des
A in AVGGG hindert nicht , diese griechischen Zahlzeichen weichen
oft von den nebenstehenden lateinischen Buchstaben in der Form
etwas ab.) Dann bleibt noch R, derselbe Buchstab R steht
auf einem andern Solidus des Zeno im Felde (Sabatier
Monnaies byzantines Tafel VII 18), und bedeutet vielleicht auch
Rom oder Ravenna. Also auch so würde sich das OBRV erklären
lassen.
■ 4,S1
die endlose Frage. .
OB OBS OBT OBQ zu achten, aus welcher sich ergiebt dass
OBS 72 Secunda (officina) bedeutet. Ebenso wenig als
OBS ein Wort ist, ebenso wenig- als CONOBRV ein Wort
ist, ebenso wenig braucht OBRV ein Wort zu sein.
Auch an sich ist es nicht glaublich dass OB immer
obryzum bedeute, so gebräuchlich dies Wort auch später
Ward. Es steht durch zahllose Münzen fest dass OB keine
Abkürzung ist, sondern ein Ganzes und Abgeschlossenes.
Wäre es eine Abkürzung, so würde doch gewiss auf manchen
unter so viel Tausenden von immer verschiedenen Gold-
münzen, und besonders auf den grossen Goldmedaillons wo
der weite Raum des Abschnitts lange Aufschriften gestattete,
das Wort obryzum ausgeschrieben, oder doch wenigstens
der dritte Buchstab zuweilen hinzugefügt worden sein.
Allein er findet sich nie ; folgt auf OB noch ein Buchstab
wie in TROBS ANOBA, so ist es ein Zahlbuchstab gleich
OB, S ist secunda officina, A ist 4, wie die Reihen dieser
Buchstaben auf den Soliden unwiderleglich zeigen. Dieser
auf zahllosen Münzen beruhenden Regel dass OB keine
Abkürzung sondern ein Ganzes ist, würde die Münze des
Grafen Brambilla einzig und allein widersprechen. Da
liegt es wohl nahe, für diese einzige Ausnahme von der
feststehenden Regel eine andre Erklärung anzunehmen.
Und ferner, wie sehr spricht gegen obryzum, dass
sich statt OB. auch LXXII findet, und zwar an derselben
Stelle des Feldes an welche in der ersten Zeit auch das
OB gestellt wurde ; daraus ergiebt sich doch dass OB den
nämlichen Sinn hat wie LXXII, dass es also nicht obryzum
bedeutet. Dann beginnt OB genau in dem Jahre 367 wo
das Gesetz gegeben ward OB Solidi aus dem Pfunde zu
prägen; der Zusammenhang der Zahl OB mit dem Gesetze
31
4ö-5 j. Friedlaerider : COSOB
ist also erwiesen; das Wort obryzum kommt in dem
Gesetze nicht vor und datiert überhaupt wohl erst aus
späterer Zeit. Endlich, wie der Solidus durch LXXII und
OB als j/73 des Goldpfundes bezeichnet ward (und dann
alle Goldmünzen, als nach dieser Währung- geprägt) ebenso
wurden Silbermünzen durch XCV1 und durch |_X als »/„ und
alsy60 des Silberpfundes, undBillonmünzen bald lateinisch
durch XXI bald griechisch mit KA bezeichnet. Also waren
Zahlzeichen wie OB gebräuchlich , aber für obryzum liegt
kein Analogon vor. Und es ist an sich wahrscheinlicher
dass man die Goldwährung auf den Münzen angiebt, als
dass man 400 Jajire hindurch die nüchterne Nachricht:
reines Metall auf jedes einzelne Stück gesetzt haben sollte.
In dem Aufsatz der Beiträge zur älteren Münzkunde
sind die bis zu seinem Erscheinen gemachten Einwendun-
gen gegen die Erklärung des OB durch 72, widerlegt
worden; einige der späteren habe ich in den Berliner
Blättern für Münzkunde I, S. 209 besprochen, und will die
kurzen Angaben hier wiederholen.
In dem fleissigen Werke des Herrn Cohen über die
römischen Kaisermünzen, heisst es Theil VI Seite 112 :
die Buchstaben OB im Felde der Kehrseite der obigen
seltenen Münze und einer gleichen von Valens könnten
nicht Zahlzeichen sein, also auch nicht den Werth, */1t des
Goldpfundes, bezeichnen, weil auf den Münzen der Könige
von Syrien, Bithynien und anderen griechischen, niemals
Zahlzeichen, welche eine Zahl bilden, getrennt im Felde
stünden.
Allein jeder Blick auf alexandrinische Kaisermünzen
zeigt, dass Zahlzeichen welche eine Zahl bilden, sehr oft
getrennt stehen, z. B. L ' das achtzehnte Regierungs-
die endlose Frage.
483
jähr, getrennt durch irgend eine Figur, genau wie OB auf
der obigen Münze. Dieser neue Grund gegen die Erklärung
des OB durch 72 fällt also auch fort.
Wir hatten die seltenen Goldmünzen Constantins des
Grossen und seiner Söhne, welche LXXII ebenfalls im
Felde haben, beigebracht. Herr Cohen sagt: wenn OB
dieselbe Bedeutung wie LXXII hätte, würde LXXII auch so
getrennt stehen. Man könnte hierauf erwidern: die Art
wie die Zahl gestellt ist, ob getrennt oder zusammen, sei
gleichgültig. Allein ein Blick auf die Münzen mit LXXII
zeigt sogar den Grund, warum LXXII nicht getrennt
steht: nämlich auf der einen Seite der Figur steht LXXII,
und auf der anderen ist ein Stern oder das Monogramm
Christi. Man konnte also die LXXII nicht getrennt schreiben,
der Raum und die Symmetrie gestatteten es nicht.
Wer ohne Vorurtheil diese Zusammenstellung be-
trachtet :
LXXII 0
SMAN CONS CONOB CONOB
t
OBXX
kann wohl nicht bezweifeln, dass LXXII und OB immer die-
selbe Bedeutung haben.
Und demnach bedarf die letzte Vermutlrung des Hrn.
Cohen, OB, wenn es im Felde stehe, bezeichne eine noch
unbekannte Stadt, wohl keiner ernstlichen Wider-
legung.
Dann hat Herr Sabatier in seinem Werke über die
byzantinischen Münzen zwar die Erklärung durch 72 an-
31*
484
J. Friedlaenchr : CONOB die endlose Fragt.
genommen, allein obwohl sie darauf beruht dass CONOB
nur auf G o 1 d münzen steht, glaubt er dass es Silbermünzen
mit CONOB giebt. Eine grosse Anzahl solcher Beispiele
von angeblichen Silbermünzen mit CONOB ist bereits in
den Beiträgen als auf Weissgold -Münzen, auf falschen,
auf modernen Silberabgüssen von Goldmünzen, auf irriger
Lesung schlecht erhaltener Silbermünzen, oder endlich
auf irrigen Citaten beruhend aufs eingehendste und schla-
gendste abgewiesen worden, nicht ohne die Geduld der
Leser auf harte Proben zu setzen. Aber diese Hydraköpfe
der Silbermünzen mit CONOB wachsen immer neu, und
im Dunkeln kann mau sie nicht bekämpfen, ich meine:
ohne die identischen Exemplare zu untersuchen. Ich habe
brieflich aufgefordert mir eine solche Silbermünze mit
CONOB zur Ansicht zu senden oder einen Abdruck, allein
man hat nicht geantwortet. Demnach ist es gewiss erlaubt,
vorläufig an der Existenz solcher Münzen auch ferner zu
zweifeln und die darauf gegründeten Einwände unbeachtet
zu lassen.
Berlin.
J. Friedlaender.
485
XXVII.
Unedirte Münzen
und
Bleibullen der Despoten von Epirus.
Von
IPaul Lambros.
(Hierzu Tafel XI und XII.)
Als die Kreuzfahrer nach der Eroberung des byzan-
tinischen Reichs sich in dasselbe theilten , stiftete Michael
Angelos Komnenos Dukas das griechische Despotat in
Epirus, welches im Laufe der Zeit vergrössert und berühmt
geworden Aetolien, Naupaktia, Doris, Parnassis, Phthiotis,
Akarnanien, Epirus und einen Theil von Thessalien
umfasste. Sein Nachfolger Michael II (1237—1271) theilte
die Herrschaft gegen sein Lebensende unter seine zwei
Söhne Nikephoros und Joannes den Bastard, indem er dem
erstem Epirus, Akarnanien, Aetolien und die Insel Leukas,
dem letztern Thessalien mit Phthiotis, damals unter dem
Gemeinnamen Gross-Vlachien bekannt, und die Gegenden
um den Parnass hinterliess.
486
Paul Lambros: Unedirte Münzen und
Nikephoros.
(1271—1296).
Nikephoros, der ältere Sohn Michaels II, welcher
seinem Vater nachfolgte und über Epirus seit dem Jahre
1271 herrschte, wurde von den byzantinischen Kaisern
scheel angesehen, weil diese das epirotische Despotat
als ihrer eigenen Macht gefährlich erkannten und daher
dessen Untergang wünschten.
Kaiser Andronikos Palaeologos besoldete eine geuue-
sische Flotte von sechzig Galeeren, welchen er noch zehn
pferdeführende Schiffe hinzufügte, und gab den Befehl nach
dem Busen von Arta zu segeln; er schickte aber auch zu
Land 14000 Reiter und 30000 Mann zu Fuss; welche die
Burg Joannina belagerten. Als Nikephoros erfuhr dass eine
so grosse Macht ihn zu Land und zu Wasser umzingle,
schloss er einen Bund mit Florenz dem Fürsten von Achaia
und mitRiccardo Grafen von Kephallenia. Zur Sicherstel-
luug des Vertrags gab er dem erstem seinen Sohn Thomas,
dem zweiten seine Tochter Maria als Geisel. Nachdem er
mit deren Hülfe die kaiserlichen Heere besiegt hatte (1294)
und von der Gefahr befreit worden, kehrten die Bundes-
genossen in ihre Staaten zurück. Florenz Hess, sobald er
in Clarenza ankam, den Sohn des Despoten frei ; Riccardo
hingegen sendete nach seiner Heimkehr Maria nicht
zurück, wie er es hätte thun sollen, sondern bewog sie
durch Kunstgriffe seinem ältesten Sohne Giovanni ihre
Hand zu reichen. Nach Vollzug der Hochzeit sendete Graf
Riccardo an Mariens Vater zwei Franziskanerraönche um
einerseits bei ihm die vertragswidrige That zu rechtfertigen,
welche er ausgeführt habe, weil er grossen Wunsch hegte
AR1
Iilcibullcn der Despoten von ICpirus. ^ J '
sich mit ihm zu verschwägern, andererseits aber um ihm
die Versicherung- kund zu geben, dass der Graf sich in
Zukunft allen seinen Befehlen untergeben und ihm jedweden
möglichen Beistand zum Schutz des Landes und seiner
Rechte leisten werde.
Nikephoros gerieth wohl in Zorn als er diesen Vor-
gang erfuhr, da er aber einsah, dass das Geschehene nicht
wieder zu ändern sei, musste er die auf solche Weise
geschlossene Ehe gut heissen, indem er nur von Riccardo
forderte dass die Neuvermählten nach Arta entsendet
würden, um dort bei ihm fortwährend zu wohnen. Nach-
dem der Graf eingewilligt hatte, begab sich Giovanni mit
Maria zu Nikephoros nach Arta wo er glänzend empfangen
wurde und fortan verblieb *).
Auf diese Weise verschwägerten sich die Despoten
vonEpirus mit den Franken Ursini Grafen von Kephallenia
und Zante.
Der Despot Nikephoros starb im Jahre 1296 2) und
hinterliess als Nachfolger imDespotat seinen Sohn Thomas.
Münzen des Nikephoros habe ich bisher nicht auffinden
können, besitze aber in meiner Sammlung nachbeschriebene
Bleibulle desselben.
1. Das Brustbild der heiligen Jungfrau von vorn mit
dem Nimbus um das Haupt, die Hände erhoben,
auf der Brust in einem Heiligenscheine das
Bild des Erlösers; im Felde M-P-^GY. Das Ganze
in einem Kreise.
i) Vgl. Livre de la conqueste v. 7443, 7521 u. f.
'») Hopf, Geschichte Griechenlands in Ersch und Grubers
Encyclopädie, erste Section, Th. 85, S. 334, 356.
4oo Paul Larabros: Unedirte Münzen und ,
fy. In fünf Zeilen : +
C<t>PAriC
CCBACT8
NIKH<DOP8
TÖA8K
Blei (Abgebildet Taf. XI Nr. 1) *\
Thomas.
(1296— 1318).
Der Despot Thoraas war der letzte Nachkomme der
in Epirus berühmten Familie der Angeli. Da er beim Tode
seines Vaters erst acht Jahre alt *) mithin unmündig war,
wurde er von seiner Mutter Anna Palaeologina, einer ver-
ständigen und in der Verwaltung sehr erfahrenen Frau,
3) Ueber die Münzen Michaels II Despoten von Epirus und
über eine Bleibulle desselben siehe meine Abhandlungen in der
Ilavöwpa, Bd.V, S. 137 und in dem Chronicon Galaxidii (ed. Sathas .
S. 229.
*) Hopf sagt a. a. 0. 8. 355, dass Thomas beim Tode seines
Vaters (1296) fünf Jahre alt war, S. 364 aber sagt er, dass derselbe
erst 1304 fünf Jahre alt gewesen sei. Diese zwei Angaben wider-
sprechen sich und Hopf lässt unentschieden welche von beiden man
als die richtige anerkennen soll. Nach der ersteren Annahme wäre
Thomas, als er ihm Jahre 1292 dem Fürsten Florenz als Geisel
überliefert wurde, kaum ein Jahr alt gewesen, er müsste mithin
nach Achaia mit seiner Amme gesendet worden sein, was ganz
unwahrscheinlich ist. Nach dem Livre de la conqueste verhalten
sich die Daten, welche Hopf aus unbekanntem Grunde nicht ange-
nommen hat, folgenderweise: der Feldzug Philipp 's gegen Thomas
begann im Jahre 1303 (S. 472), und damals war Thomas über fünf-
zehn Jahre alt (458). Im Jahre 1292 also war er vier und im Jahre
1296, als sein Vater starb, acht Jahre alt.
-IftQ
Bleibullen der Despoten von Epirus. ,u"
bevormundet. Indessen setzte Graf Giovanni seinen Auf-
enthalt in Arta bis 1303 fort, in welchem Jahre die
Ermordung Riccardo's erfolgte , worauf Giovanni Arta
verliess und bei seiner muthmasslichen Ankunft in
Kephallenia sofort als Erbe die Grafschaft s) in Besitz
nahm.
Nikephoros hatte noch bei seinen Lebzeiten im Jahre
1294 seine zweite Tochter Thamar mit Philipp von Tarent,
Sohn des Königs von Neapel Karl II, vermählt und ihm
als Mitgift vier der stärksten Festungen des J)espotats
nebst einer jährlichen Rente von 100.000 Hypernern abge-
treten. Philipp aber der diese Ehe nur aus Eigennutz
geschlossen hatte, beobachtete gegen seine Gemahlin kein
gebührliches Betragen und zwang sie die Lehren der
orthodoxen Kirche zu verläugnen und die der römischen
anzunehmen. Seine Gleichgültigkeit gegen seine Gattin
wuchs je mehr seine früheren Ansichten auf neue Erwer-
bungen in Epirus sich verringerten, so dass die Eheleute
um das Jahr 1303 in offenen Zwist geriethen. Als Anna
dieses schändliche Betragen Philipp's sah und ob seiner
täglich freundlicher sich gestaltenden Beziehungen zu den
in Epirus lebenden römisch-katholischen Albanesen in
Furcht gerieth, erkannte sie, um sich zu sichern die Ober-
*) Liv. de la conq. S. 806. Hopf (a. a. 0. s. S. 351 und 421) ver-
setzt die Ermordung Kiccardo's in das Jahr 1304-, aber der gelehrte
und scharfsinnige Komanos, der auch andere dunkle Stellen der
Geschichte jener Zeit beleuchtete, weist mit grosser Klarheit nach,
dass diese Ermordung vor Ablauf des Jahres 1303 Statt gefunden
habe. Siehe hierüber TpanavoS SwpSvjc S. 176 Anm. 4, und S. 180,
welche vortreffliche Quelle ich bei Verfassung dieses gedrängten
historischen Berichtes über die Despoten von Epirus vorzugsweise
benutzt habe.
490
Paul Lambros : Unedirte Münzen and
herrlichkeit des byzantinischen Kaisers über Epirus an,
undschlossmit diesem ein Freundschafts-Bündniss, welches
später durch die Vermählung des jungen Thomas mit der
Tochter Michaers IX Palaeologos 6) noch fester geknüpft
wurde.
König Karl von Neapel, welcher hinwieder behauptete
dass das Recht der Oberhoheit wohl seinem Sohne Philipp
angehöre und dass Thomas demselben den Lehnseid zu
leisten habe, erklärte der Despina Anna den Krieg und
entsandte; 300 Mann zu Fuss und 200 Reiter unter dem
Befehle Raimund' s de Candolle. Zugleich befahl er seinen
Lehensleuten, dem Fürsten von Achaia Philipp vonSavoyen
und dem Grafen von Kephallenia Giovanni mit ihrer
Heeresmacht als Bundesgenossen gegen Epirus mitzu-
ziehen. Giovanni welcher in diesem Falle die Lehenspflicht
mehr als die verwandtschaftlichen Bande berücksichtigte,
nahm keinen Anstand das Schwert zu ziehen um die
Schwiegermutter und den Schwager zu bekriegen. Aber
der Feldzug endete zum Schaden der Angreifer, welche
in elendem Zustande und beschämt heimkehrten, wobei
sie Giovanni beschuldigten, dass er trotz seiner genauen
Kenntniss derOertlichkeiten nichts auszurichten im Stande
gewesen sei. Auch nach diesem Feldzuge verbrachte
Giovanni seine Tage in steten Zwistigkeiten und Fehden,
bis zu seinem wahrscheinlich im Jahre 131 7 erfolgten Tode.
Er hinterliess drei Söhne und eine Tochter, Namens Nicolo,
Joannes, Guido und Margaretha »). Der älteste von ihnen
Nicolo, machte der von seinem Vater ererbten Fehde mit
seinem Oheim Thomas dadurch ein Ende dass er diesen
6) Livre de la conq. S. 322—32-4. — Hopf; ebendas. S. 304.
') Hopf, ». a. 0. S. 402, 420—421.
B)eibul|en der Despoten von Epirus. *•' *
Despoten von Epirus mit eigener Hand ermordete (1318),
unter dem Vorwand dass sich dieser geweigert hätte, seine
Schwester Maria, Gemahlin Giovanni's, an dem väterlichen
Erbe Antheil nehmen zu lassen 8).
Derselben Maria, Tochter des Despoten Nikephoros
und Gemahlin Giovanni's Grafen von Kephallenia, gehört
folgende Bleibulle meiner Sammlung:
2. Das Brustbild der heiligen Jungfrau nach rechts,
den Nimbus um das Haupt und die Hände erhoben.
Im Felde M-P — 0V; das Ganze in einem Kreise.
fy. In fünf Zeilen + CCOX
OIC ATNH
M€ THN C€
RA«; HN MA
PIAN
Das Ganze in einem Kreise.
Blei. (Abgebildet Taf. XI Nr. 2).
Nicolo.
(1318—1323).
Nach Ermordung des kinderlos gebliebenen Despoten
Thomas, ward das Despotat von Epirus einerseits getheilt,
andererseits wurde es eine Beute des Usurpators Nicolo.
Die Provinz Joannina ward nämlich nach dem eigenen
Willen der Einwohner, dem Reiche des Kaisers Andronikos
Palaeologos einverleibt. Die meisten der übrigen Städte
des Despotats hingegen geriethen in die Gewalt des
8) Gregoras, VIII, 6. — Ducange, Hist. de Const. Yl, 27. —
Retuandini, De Zacynthi antiquitatibus, S. 241.
492
Paul Lnmbros : L'nedirte Münzen und
Meuchelmörders, Grafen Nicolo, der seinen Verbrechen
eine zweite Schändlichkeit hinzufügte, indem er Anna, die
Witwe seines von ihm ermordeten Oheims zur Frau nahm.
Da er nun auch seine Herrschaft über die usurpirten
epirotischen Provinzen befestigen wollte, leistete er dem
Kaiser Andronikos den Huldigungseid, wegen welcher
Bereitwilligkeit ihm der Kaiser nicht nur seine Frevel
völlig verzieh, sondern ihn noch überdies mit der Despoten-
würde beehrte 9).
Auf Grund der Besitznahme von Epirus und seiner
Verschwägerung mit den Palaeologen, hielt sich Nicolo
für den rechtmässigen Erben des Hauses der Angeli. Im
Vertrauen auf seine eigene Macht und nachdem er zu den
Griechen freundlichere Beziehungen angebahnt hatte,
weigerte er sich dem Bailo des Peloponnesos Frederico
Trogisio auch für Epirus den Lehnseid zu leisten. Der
Befehl zu diesem Lehenseide war ihm im Jahre 1319 von
Seite Kobert's König von Neapel und dessen Bruders
Philipp von Tarent zugekommen, denn Nicolo war als
Graf von Kephallenia Vasall der Gebiete von Neapel und
Tarent. Da sich nun einmal der Schwerpunkt der Interessen
und Absichten des listigen Despoten vom Abendlande
zum Morgenlande gewendet hatte , zauderte er nicht , um
seine eigene Herrschaft zu befestigen und um die Gunst der
Epiroten zu gewinnen, die Lehren des griechischen Ritus
anzunehmen. Da er aber Verträge und Eide stets geringer
achtete als den Eigennutz, hielt er das Bündniss mit den
Byzantinern, welche ihm auch im Jahre 1320 die Festung
Atta eingeräumt hatten, nur in so lange aufrecht als seine
öj Acta et diplomata Patriarchatus Constantinopolitani. Bd. I,
S. 171. — Romanos, Toariavo? Zo^£>jg, S. 122—124.
Iihibullen der Despoten von Epirus.
493
Gemahlin Anna lebte ; nach Anna' s Tode jedoch verliess er
die Griechen und wendete sich wieder zum Abendlande,
indem er um die Gunst Venedig's buhlte. Nach vielen
Opfern und noch mehr Versprechungen erlangte er von
Venedig eine Hilfstruppe von 400 Bewaffneten sowie auch
das nöthige Geld um, wie er hoffte alle früher von Thomas
beherrschten Bezirke und vor Allem das noch von den
Byzantinern besetzte Joannina wieder Zugewinnen i°). Er
zog mit einer bedeutenden Kriegsmacht gegen Joannina
und die umliegenden kleinen Festungen deren er auch
bald Herr wurde. Das stark befestigte Joannina musste
aber förmlich belagert und eng eingeschlossen werden da
die Einwohner aus Hass gegen den Despoten als einen
Meuchelmörder und Blutschänder tapfer widerstanden.
Während der Belagerung fand sein jüngerer Bruder
Joannes die erwünschte Gelegenheit, um sich an Stelle
des Despoten die Herrschaften anzueignen.
Joannes gelobte dem Kaiser, er würde Joannina nur
als Kapitän und Vasall des Königs von Gottes Gnaden
verwalten und somit ein Vertheidiger der kaiserlichen
Kechte sein. Nachdem dieser Antrag Gehör gefunden, trat
Joannes offen gegen Nicolo auf, und um den Erfolg zu
beschleunigen ermordete er ihn im Jahre 1323, indem er
seine Hände mit dem Bruderblute befleckte, sowie dieser
früher die seinigen mit dem Blute des Oheims befleckt
hatte n).
Münzen des Despoten Nicolo sind noch nicht aufge-
funden worden, ich fand aber eine schöne und werthvolle
io) Hopf, a. a. 0. S. 404 und 420.
1J) Gregoras, XI, 3.
494
Paul T.ambros : Uncclirtc Münzen und
Bleibulle desselben, welche sowie jene seiner Mutter
Maria ein Unicum ist und sich in meiner Sammlung befindet.
Diese zwei Bleibullen erwarb ich gleichzeitig; beide sind
einander in Hinsicht des Styls und ihrer Oxydirnng ganz
ähnlich, und somit bestätigt die Zntheilung der einen die
der andern. Hier die Beschreibung der erstem.
3. 0 AHOC NIKOAAO Das Brustbild des heiligen
Nikolaus von vorn, den Nimbus um das Haupt;
das Ganze in einem Perlenkreise.
fy. In fünf Zeilen * C <t> P A T
TT€<t>YKA
NIKOAA8
A€CTTO
TOY
Das Ganze in einem Perlenkreise.
Blei. (Abgebildet Taf. XI Nr. 3)
Joannes II.
(1323—1335).
Nachdem Joannes II seinen Bruder Nicolo ermordet
hatte, nahm er die von Letzterem beherrschten Länder in
Besitz, nämlich Epirus und die nächsten Inseln , und da er
die Oberhoheit des Kaisers Andronikos anerkannte wurde
er mit der Despotenwürde bekleidet »«).
Er verschwägerte sich auch mit der kaiserlichen
Familie, indem er eine andere Anna Palaeologina, Tochter
des Protovestiarius Andronikos, der 1326 zum Herrn von
Belgrad ernannt ward, heirathete ia). Ausserdem trat noch
•*j Acta et diplomata Patr. Const. Bd. I, S. 171.
13i Gregoras XI, 6. — Cantacuzcnus, I, 43 und II. 32.
^ . 40">
Hlcibullen der Despoten von Epirus. T<w
Joannes zu den Lehren der anatomischen Kirche über, und
adoptirte den den Epiroten ehrenwerthen Beinamen der
Angeli wodurch er vor seinen Unterthanen, deren Anhäng-
lichkeit er erwerben wollte, als der rechtmässige Nach-
folger der griechischen Despoten, aufzutreten beabsich-
tigte '*). Um aber auch öffentliche Beweise seiner ortho-
doxen Religiosität zu geben, restaurirte und verschönerte
er die in Arta befindliche Kirche der Paregorizza, in deren
Innern und über deren Hauptthor er seinen noch heute
leserlichen Namen Joannes Komnenos Despot anbringen
Hess **).
Das Haus der Angiovinen (Anjou) das niemals seinen
ungerechten Ansprüchen auf Epirus entsagt und sich ver-
gebens bemüht hatte, den Despoten Nicolo zu unterwerfen,
hoffte nun seine Absicht durch den neuen Despoten zu
erreichen. Demnach versuchte Philipp von Tarent alle
Mittel um Joannes zu zwingen, ihm den Huldigungseid zu
leisten. Joannes widerstand aber den Forderungen Philipps
und bestrebte sich auf jede mögliche Weise das Despotat
Epirus ganz unabhängig von jedem fränkischen Einflüsse
zu machen. Die nächste Folge war dass im Januar des
Jahres 1325 Graf Giovanni von Gravina, Bruder des Königs
Robert und Philipp7« von Tarent, mit einer bedeutenden
Flotte und zahlreichen Truppen von Brindisi auslief und
nach dem Peloponnes segelte, um die fränkische Herrschaft
über das Ftirstenthuin Achaia zu sichern. Der Admiral
landete zuerst an Kephalenia und Zante, welche Inseln er
auch leicht eroberte. Despot Joannes aber entgieng der
Aufmerksamkeit des Eroberers, flüchtete nach Epirus und
»*) Hopf, a. a. 0. S. 421, 429.
15) Aravantinos, Xpovo^oocytec r?j?$ Tfoetpou, Bd. I, S. 113.
49«
Paul Lambroo : Unedirte Münzen uad
befestigte sich in Arta, wo er dem Grafen von Gravina
Widerstand leisten konnte. Nachdem nun dieser sich ge-
zwungen sah unverrichteter Dinge nach Clarenza abzu-
ziehen, gelang es Joannes seine verlorenen Inseln wieder
in Besitz zu nehmen i6).
Als im Jahre 132H Andronikos der Jüngere den Thron
von Konstantinopel bestieg, nahm er dem Despoten
Joannes die Verwaltung vonJoannina ab und sandte einen
andern Statthalter dahin. Joannes aber nahm diese Belei-
digung übel auf und wurde dem Kaiser abtrünnig; es
gelang ihm auch die Einwohner von Joannina in soweit
aufzureizen, dass sie sich gegen den kaiserlichen Statt-
halter empörten und sich dem Despoten Joannes unter-
warfen, welchen sie als unumschränkten Herrscher ihrer
Stadt anerkannten »»).
Wie oben erwähnt wurde, hatte Philipp von Tarent
mit seiner Gemahlin der epirotischen Thamar mehrere
Besitzthümer in Epirus als Mitgift erhalten , welche gleich-
falls in die Gewalt des Despoten Joannes gefallen waren.
Um nun wieder zu seinem Eigenthum zu gelangen traf
Philipp mit dem Gemahl seiner Tochter Beatrix, Walter
von Brienne, dem Sohne und rechtmässigen Nachfolger
des gleichnamigen Herzogs von Athen, im August 1331 ein
Uebereinkommen, dem zufolge Walter in Epirus einzufallen
und Joannina anzugreifen hatte, wofür er den dritten Thcil
der zu machenden Eroberungen erhalten sollte. Walter fand
sich umsomehr zu diesem Vertrag bereit, als er bei glück-
lichem Erfolge hoffen durfte auch sein väterliches Erbe,
i«) Hopf, a. a. 0. S. 421, 423.
17) Acta et diplora. 1, S. 171.
Bleibullen der Despoten von Epirus. 4J7
das von den Kataloniern besetzte Herzogthum Athen
wieder zurückzuerobern. Nach Eröffnung des Feldzugs
eroberte Walter in kurzer Frist Leukas, Vonitsa und viele
andere Städte des Despotats und schritt im verhindert zur
Belagerung von Arta. Da Joannes kaum Widerstand leisten
konnte, sah er sich genöthigt Philipp als Oberherrn anzu-
erkennen. In dieser Absicht sandte er den Ritter Nicolo
Kassidi aus Kephallenia nach Neapel um statt seiner dem
König Robert den Lehnseid zu leisten. Der König verzieh
sofort dem Joannes und anerkannte ihn als rechtmässigen
Nachfolger der Angeli, Despoten von Epirus «s).
Joannes, der in der Folge darauf bedacht war, den
Verlust von Leukas und Vonitsa durch neue Erwerbungen
zu ersetzen, benutzte den im Jahre 1333 erfolgten Tod
Stephan's Gavrielopulo, des Herrn eines Theiles von
Thessalien, um sich Stagus, Trickala, Phanari, Damassi,
Elasson und einige andere kleine Städte anzueignen. Er
blieb aber nur kurze Zeit in deren Besitz, denn Kaiser
Andronikos vertrieb die Besatzungen des Despoten und
unterwarf sich alle von diesem besetzten Ortschaften *»).
Bald darauf büsste Joannes auch für die an seinem Bruder
Nicolo begangene Frevelthat. Seine eigene Gemahlin Anna,
sei es weil sie einen ähnlichen Anschlag von ihrem Gatten
befürchtete oder aus Herrschbegierde, vergiftete ihn im
Jahre 1335 30). Anna übernahm- sofort die Herrschaft und
regierte das Despotat als Vormünderin ihres unmündigen
Sohnes Nikephoros welcher als er Mann geworden, sich
i8) Hopf, a. a. 0. S. 429.
>9) Cantacuzenus, II, 28.
so) Gregoras, XI. 33. — Siehe auch Romanos, Tpar. Zw&£..
229 ff.
32
493
Paul Lambros : I'nedirte Münzen und
durch grosse Tapferkeit und Kühnheit auszeichnete. Aber
die spätem Ereignisse gehören nicht mehr in unsern
Bereich.
Während seines zwölfjährigen. Despotats in Epirus,
Aetolien und Akarnanien, und in seiner Eigenschaft als
Graf von Kephallenia und Zante brachte der hochmüthige
und ehrsüchtige Joannes alle mit seiner Würde verbundenen
Vorrechte zur Geltung und somit auch das Recht der Münz-
prägung. In Verlauf vieler Jahre gelang es mir meine
Sammlung von fränkischen Münzen mit nicht wenigen unter
sich verschiedenen Tornesi des Despoten Joannes zu be-
reichern, welche sehr selten und bis jetzt noch unedirt und
in der Numismatik unbekannt sind. Ich beeile mich daher
dieselben im Interesse der Wissenschaft und der mit dem
Mittelalter sich befassenden Münzfreunde hier zu ver-
öffentlichen. Die in meiner Sammlung aufbewahrten Münzen
des genannten epirotischen Despoten sind nach dem Münz-
fusse der Tornesi der Herzoge von Athen und der Prinzen
von Achaia geschlagen :
4. + IOhS D6SP0TVS Kreuz.
R/. D6 ÄRTK C7TSTRV Thurm.
Billon. (Taf. XI Nr. 4).
5. + IOhS- D6SPOTVS Kreuz.
IV. DG 7IRTÄ CKSTRV Thurm zwischen den
Buchstaben I und 0.
Billon. (Taf. XI Nr. 5).
6. + IOhS D6SP0TVS Kreuz.
IV- D6 ÄRTft C7ÜSTRV Thurm zwischen den
Buchstaben I und 0 ; unterhalb des Thurmes ein
Punkt. Billon.
Bleibullen der Despoten von Epirus. '"«'
7. 4- IOhS- D6SPOTVS- Kreuz.
fy. D6 ÄT7T 67ÜSTRV (sie) Tlmrm zwischen
den Buchstaben I und 0; unterhalb des Thurmes
ein Punkt.
Billon.
8. + IOhS D6SP0TVS Kreuz.
f^. D6 ÄRTA CÄSTR Thurm zwischen den
Buchstaben I und 0.
Billon. (Taf. XI Nr. 8).
9. * IOhS D6SP0TVS Kreuz.
^. D6 ARTÄ RBÄSR (sie) Thurm zwischen
den Buchstaben I und 0.
Billon. (Taf. XII Nr. 9).
10. IOhS- DGSPOTVS Kreuz.
Yjc. DÖ ÄRTÄ dftSTRV Thurm; im Felde
rechts B.
Billon.
11. IOhS- DÖSPOTVS Kreuz.
ty. Dö 7TRTÄ- GCKSTR Thurm; im Felde
rechts B.
Billon. (Taf. XII Nr. 11).
12. IOhS DGSPOTVS Kreuz.
^. Do KRT7t CftSTRV Thurm; im Felde
rechts £1.
Billon. (Taf. XII Nr. 12).
13. IOhS- DQSPOTVS Kreuz.
fy. DO HRTIS (sie) dÄS Thurm; im Felde
links 8f.
Billon. (Taf. XII Nr. 13).
32*
'JW Paul Lambros: Unedirte Münzen von Epirus.
14. IOhS D6SP0TVS Kreuz.
fy. D6 ÄRTK CKSTRV Thurm; im Felde
links GL
Billon. (Taf. XII Nr. 14).
15. * I-OVS DGVPOTVS (sie) Kreuz.
fy. D6ÄRTK C TIS TR Thurm; im Felde links
G, rechts ein Punkt.
Billon.
16. +IORS-(sic) D6SPOTVS- Kreuz.
fy. D67IRT7I- CÄSTRV Thurm; im Felde links
0; rechts ein behelmtes und nach links gewandtes
Köpfchen ; unterhalb des Thurmes eine rosetten-
artige Verzierung.
Billon. (Taf XII Nr. 16).
17. 4- IOhS D6SP0TVS Kreuz.
IV. DÖ 7TRT7I C(7ISTRV Thurm; auf beiden
Seiten im Felde ,\
Billon. (Taf. XII Nr. 17).
18. + IOhS- DÖSPOTVS- Kreuz.
1^. Unleserliche Inschrift. Thurm; darunter ein
Halbmond.
Billon. (Taf. XII Nr, 18).
Athen im Juli 1871.
501
XXVIII.
Zur österr. Münzkunde des XV. Jahrhunderts.
Von
Dr. v. Raimann.
Unter den österreichischen mittelalterlichen Münzen
kommen in grosser Zahl einseitige Pfenninge vor, die in
einer Kleeblatt - Einfassung einen unten abgerundeten
Schild mit einem Kreuze zeigen, welcher von einzelnen
Buchstaben umgeben ist.
502
Dr. v. Baimann : Zur österueiehischen
Diese Buchstaben sind meistens W-H-L <) oder W-H-T^
zuweilen auch W-H-P ») W-H-E *) W-H-K ») W-H-T •)
W-7£ 7) oder W-L 8). Sie gelten gewöhnlich als die ältesten
Wiener Stadtmünzen. Die Grösse ist 13 — 15 Mm,, das
durchschnittliche Gewicht 0.45 Grm. So zweifellos aber
auch der darauf befindliche Schild das Wappen darstellt,
welches die Stadt Wien um die Mitte des XIV Jahrhunderts
zu führen begann 9), so wenig konnte bisher nachgewiesen
werden ob sie wirklich städtische Münzen sind, und in
welcher Zeit sie geprägt wurden.
Ersteres wurde als sicher angenommen und der Buch-
stabe W auf Wien gedeutet; in den anderen Buchstaben
sah man gewöhnlich 10) die Anfangsbuchstaben der Namen
i) Eig. Sammlung; Appels Repertorium zur Münzkunde IV B.
S. 1028 Nr. 3774. Wellenheims Münzkatalog II B. Nr. 11158—69.
Mader, Kritische Beiträge zur Münzkunde Prag 1803 — 13 II B. 8,95,
kais. Kabinet.
2) Eigene Sammlung: Appel 1. c. Nr. 3773. Wellenheim 1. c.
Nr. 11172 — 83, Mader 1. c. Primisser inHormayer's Geschichte Wien's
I.Jahrgang, III. S.236, Abb.Taf. I n. 18 u. Taf.II n. 11. AGrenser.
Wappen der Stadt Wien 1866. 8. Abb. 3. Dr. Lind, das Wappen der
Stadt Wien in den Mittheilungen der Central Comm. für Baudenkma ic
1866 S. XII. Feil in Tschisclika's Gesch. Wien's Stuttg. 1847 S. 213
etc. kais. Kabinet.
3) Appel 1. c. Nr. 3774.
*) Wellenheim Nr. 11171.
5) Mader 1. c.
ß) Archiv für Geschichte XXXIII S. 27.
') Wellenheim Nr. 11184 ; hingegen versichert Mader 1. c. nie
solche mit "K gesehen zu haben.
») Wellenheim 11170.
») Dr. Lind 1. c. S. XI ff.
*<>) So Appel 1. c, Wellenheim 1. c. Primisser 1. c.Feil 1. c. S. 22<>
Dr. Lind 1. c. S. XII, Grenser 1. c. S. 9 etc.
Münzkunde des XV Jahrhunderts.
5o:;
der Mtinzmeister Leopold von der Hoclistrasse n) Niclas
von Essling (richtiger Eslarn) 12) Hans von Tirna 18)
Rudolf Angerfelder »»*) etc. und vertheilte somit diese
Münzen in einen Zeitraum von beiläufig 140 Jahren.
Anlass zu dieser Auslegung mag einerseits die
Bestimmung gegeben haben welche Albrecht V traf, das«
zur Erkennung unter welchem Münzmeister ein Pfennig
geschlagen wurde, derselbe sein Zeichen darauf setzen
solle 15), andrerseits eine von Rauch «) veröffentlichte
Urkunde Herzog Albrecht III vom 26. Juni 1375, mittelst
welcher angeblich den Wienern die Prägung einer Summe
Geldes zur Tilgung von Schulden gestattet wurde. Zu dieser
Zeit war Hans von Tirna (oder wie ihn - die Urkunden
H) Münzmeister in den Jahren 1275— 85. Siehe Hormayr Gesch.
Wien's Urk. CCXL1I , Fontes rer. Austr. X Urk. XXVI Fischer's
Klosterneuburg II B. Wien 1815, Urk. XCIII; Kurz: Ottokar und
Albrecht Linz 1816 II B. Beil XI; Tschischka 1. c. S. 121, Lind 1. c.
S. XII.
12) Münzmeister 1326 Tschischka 1. c. S. 273.
is) Münzmeister 1354—77 Fontes r. A. X B. Urk. CCCLXII,
CCCLXXX Huber Austria ex archivis Mellicens. ill. fol. 1722 S. 83.
Jahrb. des Ver. für Landesk. v. Niederösterreich II B. S. 330. Blätter
dess. Verein III Jahrg. 1869 Nr. 8 und 9 Reg 17. Steyrer comment.
pro hist. Alberti 1725 fol. S. 379. Zeitschrift für Literatur und Kunst
1848 S. 247. Tschischka 1. c. S. 220 und 273 Dr. Lind 1. c. S.XI etc.
ii) Münzmeister 1400, dann 1414, 15, 18, Fontes r. A. XXVIII,
Urk. DLXXV, Anmerk. Berichte und Mitth. des Wr. Alterth. Ver.
III B. S. 251 Blätter des Ver. für Landesk. 1870 Reg. 176. Karajan
Beiträge zur Gesch. der landesf. Münze Wien's 1838 S.28. Schlager
Wiener Skizzen I B. 1835 S. 164; ders. alterth. Ueberl. 1853 S.122.
lä) S. Karajan, 1. c. S. 18—19; Feil in Tschischka's Gesch.
Wien's S. 220.
16) rer. Austriacarum scriptores, Wien 1794 III B. S. 127
504
l>r. v. Uaimanu : Zur österreichischen
nennen „Jans" von Tirna) Münzmeister in Wien; auf ihn
bezog man die Pfennige mit W-H-T welche die häufigsten
sind, und meinte wohl dass ähnliche Bestattungen sowohl
früher als auch später ertheilt worden sein dürften, wonach
man Münzmeister suchte, auf deren Namen die übrigen
vorkommenden Buchstaben passten.
Allein hat denn wirklich die erwähnte Urkunde j enen
Sinn, welchen Eauch durch die ihr gegebene Ueberschrift :
Albertus IIIAustriae Dux Urbi ac civibus Vindobonensibus
facultatem tribuit, ad eludenda contracta debita certam
nummorum sunnnam cudendi, — ihr beilegt, und welchen
sohin spätere Schriftsteller so z. B. Hormayer 17) Feil ,s)
Dr. Lind 1Ö), annahmen?
Ich glaube dass diess verneint, und die Urkunde dahin
verstanden werden müsse, dass der Stadt Wien gestattet
werde, eine Umlage zur Tilgung ihrer Schulden von den
Bürgern einzuheben. Diess geht sowohl aus der Stelle:
Vnd paten vns vleissiglich daz wir In gunnen
vnd erlauben wollten auf sich selber und auf die
gmain der egenanten unser Purger ain genant Summ
gelt ze legen mit der Sy sich selber vnd die Stat von
solher geltschuld vnd von den scheden ledigen
möchten — sowie aus dem Schlusssatze: Doch mit dem
beschaiden, daz aim jeglichen angeslagen vnd ange-
legt werde als vil Im nach seiner hob gepürei an
derselben Summe gelts an alle geuaer vnd arg eilst.
«) Gesch. Wien's I Jahrg. II B. Urk. Buch S. LI.
i8) 1. c. S. 218.
i«) 1. c. S XII.
Münzkunde des XV Jahrhunderts.
505
Darumb gerieten wir ernstlich der gmain vnsrer
burger zu Wienn Reichen vnd armen gemainklich
vnd gegleichem bcsunderlich, daz Sy mit dem Vorbe-
scheiden ans lag vnd der Aufrichtung des gelts den
obgenanten Burgermaister , llichter vnd Bäte völgig
vnd gehorsam sein on alle widerred etc., als auch aus
andern gleichzeitigen Urkunden worin der Ausdruck auf
sich slahen in dein oben angedeuteten Sinne gebraucht
wird ^°).
Damit fällt dieser vermeintliche älteste urkundliche
Nachweis des Wiener Pfennigrechtes und bleibt als älteste
Urkunde über dasselbe jene Kaiser Friedrichs III vom
28 October 1484 übrig, worin er der Stadt Wien gestattet
auf der herzoglichen Münze 600 Mark Silber ohne Entrich-
tung eines Schlagschatzes, wenn sie aber mehr ausmün-
zen wolle nur gegen Entrichtung des Schlagschatzes zu
prägen, jedoch nach Korn„ Gepräge und Aufzahl des
Landesfürsten 21). Denn die in der Antwort desselben an
die niederösterr. Landschaft vom ß. August 1460 22) dann
in einem kaiserlichen Befehle antlen Münzmeister Nicolaus
3<)) Z. B. in Birk's Urkunden Auszügen z. Gesch. Friedrichs III.
Archiv f. ö. Gesch. X B. Reg 31 vom 20/7 1453 wo dem Abte von
►St. Paul gestattet wird 1300A. auf sich und des Gotteshauses Leute
und Holden zu schlagen.
21) erw. in Primisser's Abb. 1. c. S. 225, Tschischka 1. c. S. 221,
Lind 1. c. S. XVI, Bergmann in der Num. Zeitschrift I. Jahrg. 1869,
S. 172 ; diese Münzen sind vielleicht jene Pfennige die in Appel IV,
S. 1029 n. 3782 dann bei Wellenheim Nr. 11152 — 55 vorkommen
deren Avers vollkommen mit dem Siegel Friedrich III v. Jahre 1464
bei Sava C. Coon. 1871 S. 31 Fig. 20 stimmt.
sä) Fontes r. A. VII S. 213 Rauch Anh. S. 57.
Dr. v. Raim.mii: Zur österreichischen
Teschler **) erwähnte Urkunde war keine Münzrechts-
Verleilmng' an die Stadt Wien, sondern die "Wiederherstel-
lung der nach dem Jahre 1450 den Wiener Hausgenossen
entzogenen **) Rechte bei der Ausprägung der landes-
fürstlichen Münze.
Begründet schon der Abgang urkundlicher Zeugnisse
für das städtische Münzrecht, in jener Zeit, welcher man
die erwähnten Pfennige zuweisen will, Bedenken gegen
diese Zuweisung, die übrigens insbesondere was Leopold
von der Hochstrasse anbelangt, schon mehrseitig ange-
fochten wurde "), stehen derselben noch andere Bedenken
im Wege. Vor Allem der Umstand, dass die Pfennige
untereinander so gleichartig in der Prägeweise und , was
die überwiegende Anzahl betrifft, auch im Gehalte sind,
dass es nicht denkbar wäre, sie seien innerhalb eines so
langen Zeitraumes geprägt worden und sich gleich ge-
blieben, während die landesfürstliche Münze sich in beiden
Richtungen so bedeutend veränderte 2<5). Nicht minder
stimmt ihre Prägeweise durchaus nicht mit jenen Münzen,
23) Vom 24. Oetober 1460 in Birk's Reg. Archiv X Reg. 428.
a*) Priuaisser 1. c. S. 225, Ranch 1. c. S. 46.
*5) Dr. Lind 1. c. S. XII Anmerk. 7. — Dr. Luschin im Archiv
f. ö. Gesch. XLI B. S. 286.
36) Siehe die Abh. F.Blumberger's über den Gehalt des österr.
Pfennigs im XIV. Jahrh. Archiv für österr. Gesch. Quellen VIII,
S. 121 ff.; Dr. H.F. Sailer Niederösterr. Münzwerthe im XIV. Jahrh.
in den Bl des Vereins für Landeskunde von Niederösterr. III. ISij'.t
»S.lll ff. Dr. Luschin zur österr. Münzkunde des XIII undXIV Jahrh.
im Archiv f. ö. G. XLI 8. 241 ff.; ders. Oesterr. Münzwerthe des
XIII und XIV Jahrh. in der Xumismat. Zeitschrift I, 1869, S. 457 ff.
Dr. Hubor Unters, über die älteste Münzgcsehichte Oesterreichs im
XIII und XIV Jahrh. im A. f. ö. G. XLIV S. 513 ff.
Münzkunde des XV Jahrhundert?.
507
welche zweifellos dem XIII. *<) oder jenen welche den
ersten Jahrzehenten des XIV. Jahrhunderts angehören s»).
Ersteres deutet darauf hin , dass sie innerhalb eines viel
kürzeren Zeitraumes, letzteres dass sie zu einer andern
und zwar späteren Zeit geprägt wurden.
Von entscheidender Bedeutung für unsere Frage halte
ich eine Aufzeichnung, welche zum Jahre 1460 im Copey-
buch der gemainen Stat Wien ••) vorkömmt, folgenden
Inhalts: Anno domini LXmo an Sambstag vor dos
Keyligen Kreiocztag Exaltacionis (13. Sept. 1460)
ist das Beruffen von der Milnss wegen beschehen.
Es gepewut der aller durchleuchtigist Fürst vnd
Herr, her Fridreich Romischer Kaiser, zu edlen Zeiten
merer des Reichs zu Ungarn , Dcdmacien , Croacien
&Kunig, Herzog zu Oesterreich, zu Steyr etc. vnser
genedigister Herr. Als seiner Gnaden Hawsgenossen
hie zu Wienn ein newe toeisse Milnss Jecz angefengi
habent, ze münssen mit dem Krewcz der Stat schilt,
ye sechs Schilling für ein guidein, vngrischen guidein
oder ducaten vnd für ainen Beinischen guidein fünf t-
halben Schilling phenning , das nu hinfür menigklich
den guidein edso geh vnd nem für sechs Schilling
phenning derselben newen weissen milnss so sein
27) Dr. Luschin 1. c. im A. XL1 nri 1— (5. 27. 28. Primisser 1. c.
5. 6. 10. 11 Mader 1. c. Tab. I n. 5. 6. 10 etc.
88) Dr. Luschin 1. c. nri 37. 38.
29j Herausgegeben von Dr. H. Zeibig in den Fontes rer. Austr.
zweite Abtheil, VII B. die zitirte Stelle ist S. 219.
5( >8
Dr. Vi Ii.iimami: Zur österreichischen
K. G. um nagsten vor der hat stallen lassen 30) und
Kunig Albrechts 31) imä Kunig Lasslas seliger ge-
dechtnus weisse milnss 32) amen für drey Helb-
ling etc.
Welches sind nun diese von den Hausgenossen Wien' s
mit dem Kreuze, der Stadt Schild, geprägten weissen
Pfennige 33)? Es muss wohl von ihnen noch eine bedeutende
Zahl vorhanden sein» da sie gewiss in grosser Menge
geprägt wurden, weil sie bestimmt waren die massenweise
im Umlaufe befindlichen geringhaltigen Münzen zu beseiti-
gen, wie aus derselben Aufzeichnung, dann aus den über
die Münzverbesserung gepflogenen Verhandlungen der
Regierung mit der Landschaft und den Vertretern der
so) Erwähnt im Copeyb. S. 206 in der Antwort der kais. Räthe
vom 31 Mai 1460, dann in Rauch's Anhang S. 47. 48. Die Pfennige
sollten Glöthig sein einer gleich vier alten schwarzen Pfennigen und
ein alter Kreuzer für einen neuen Pfennig.
si) Wohl jene zahlreicher Pfennige mit TTi-B-d welche bei
Mader 1. c. Tab. I n. 12, 13, Appel II S. 944. n. 40. 41, S. 94(3 n. 48,
Primisser 1. c. Tab. I n. 20, Wellenheim G689— 6701 etc. vor-
kommen
3~) Ohne Zweifel dieselben Pfennige von welchen nach dem
Patente vom 11. April 1456 (abgedruckt in Kurz Geschichte Kaiser
Friedrich IV Wien 1812 II B. S. 231; im Archiv f. ö. G. XXVII B.
8. 119 Reg. LXXXVIII etc.) für einen ein weisser Pfennig und von
den schwarzen Wiener Pfennigen 3 für 2 Pfennige genommen werden
sollten.
38) Rauch, Anhang S. 5". 58 erwähnt diese neuen Pfennige und
sagt dass dieselben 5 löthig sein sollten der Gulden 6 Schilling
Pfennige gelten solle; ebenso Bhk's Regesten 1. c. Reg. 421 vom
16. October 1460.
Ö09
Münzkunde des XV Jaiii-lnni.liTt.--
Stadt Wien, aus gleichzeitigen Petitionen »*), sowie insbe-
sondere auch aus dem Vorschlage der kaiserlichen Räthe
vom 31. Mai 14(50, dahin gehend es möge zu diesem Behüte
eine Summe von etlichen 1000 Pfund im selben Werthe
selbst mit Schaden gegen geringhaltige Münze ausgegeben
werden, hervorgeht 35).
Ich wüsste unter allen Münzen welche das Wiener
Wappen aufweisen keine andern als die in Frage stehen-
den, denn die übrigen bekannten Pfennige mit diesem
Wappen gehören nach den darauf ersichtlichen Jahres-
zahlen oder ihren sonstigen Merkmalen jedenfalls einer
viel späteren Zeit an se).
Für die eben aufgestellte Behauptung sprechen aber
überdiess noch andere gewichtige Momente und zwar:
1. Typus und Prägeweise 2. der Gehalt 3. die Ergebnisse
der Münzfunde ; endlich lassen sich auch damit 4. die auf
den Pfennigen befindlichen Buchstaben in Uebereinstim-
mung bringen.
»*) Ausschreiben der Landleute zu Gtmdersdorf vom 5. März
1460 über die Münze die nicht nach den Briefen gehandelt wird.Chmel
Materialien zur Oest. Geschichte II B. S. 194 Urk. CLX; Antwort
des Kaisers vom 23. März 14G0 „di gering nmms von menigem
endten sey . . . . so überswinklich ckomenu Chmel 1. c. S. 198.
Petition vom 15. April 1460 „dt geringen mänsu 4Q vnmesslich
vilgeslagen" Fo. Vll S. 199; Petition vom 17. April 1460: „wann
nu der geringen m'dnss das land vol ist" Fo. VII S. 200; Vor-
stellung der Stadt Wien an die kais. Räthe vom 28. Mai 1460. Fo.VIII
S. 203; Antwort der kais. Räthe hierauf vom 31. Mai 1460 ebenda
8. 206.
33; Fo. r.A. VII S, ?0ß; ausdrücklich bestätigt die Ausprägung
in grosser Zahl, Rauch Anhang S. 58.
36) Siehe z. B. Appel 1. c. IV, S. 3795 ff.; Wellenheim 1. c.
Nr. 11188 ff, Dr. Missong in den Wr. Xum. Monatsh. IV S.83 ff. etc.
510
1 ']-. v. Itniiuaim t Zur österreichischen
1. Typus und Prägeweise stimmen vollkommen mit
den österreichischen Pfennigen aus den ersten Jahrzehenten
des XV Jahrhunderts , so mit jenen der Herzoge Wilhelm
und Albert mit W-Ä; jenen mit tthR und L-R, erstere von
Leopold und Albert oder, wie zweifellos Letztere, von
Ladislaus Posthumus; besonders aber mit jenen Kaiser
Friedrich III welche die Buchstaben F-I-P etc. ent-
halten 3-). (Vgl, die vorstehenden Abbildungen).
Sie alle zeigen die gleichartige Vorstellung, den
Wappenschild zwischen zwei oder drei Buchstaben in einer
3bogigen Einfassung. Namentlich stimmt die Form des
Kreuzsehildes auf unsern Pfennigen — unten abgerundet
— mit jener der zuletzt erwähnten Pfennige, eine Form
welche die Wiener »Siegel aus der Mitte des XIV Jahrhun-
derts noch nicht kennen sondern erst jene vom Ende des
XIV. und vom XV. Jahrhunderte «•)'.
2. Der Gehalt stimmt gleichfalls mit den Angaben der
Urkunden, denn unsere Pfennige sind in der Regel 5 bis
61öthig, denselben Gehalt müssen aber auch jene Pfennige
mit dem Wiener Wappen nach der mehr erwähnten Auf-
zeichnung im Copeybuche im Zusammenhange mit den in
den Anmerkungen 30 und 33 aufgeführten Belegen gehabt
haben. Wohl kommen auch geringhaltigere Stücke vor,
allein einerseits wurde damals keine so grosse Sorgfalt
3?) Abbildungen und Beschreibungen dieser Münzen bei Mader
1. c. 8, 75 ff., Tab. I n. 12—21, Tab. II n. 24—30. Primisser 1. c.
Abb. 19. 20. 22. 23; Appel 1. c. II S.945 ff. Wellenheim 1. c.Nr.6673
und ff insbes. Nr. 6742 und ff.
38) Dr. Lind 1. c. Abb. 6. 8. 9.
"S1 1
Münzkunde de* XV Jahrhunderts. </i.i
auf die Ausmünzung verwendet, andrerseits kamen oft
Falschmimzungen vor s»).
Auch wurde ohne Zweifel der Gehalt bald wieder
verringert, veranlasst, wie wenigstens die Urkunden ver-
sichern, durch das böse Beispiel der Nachbarn „Hertzog
Ludwig von Pairn vnd ander Fürsten vnd Stett der von
Halss, der von Salzpurkh, der von Passau" etc.*0) welchen
Herzog Albrecht in Oberösterreich folgte 41), und Kaiser
Friedrich III „damit er, sein Land und Leute nicht grossen
Schaden leiden," wie er wenigstens angiebt , folgen
musste **).
3. Die Funde weisen nach dass unsere Pfennige stets
mit solchen des XV Jahrhunderts gefunden werden. So in
Weisskirchen 1836 *») Pfennige mit W-H-T mit solchen
"aj So erscheint im Archive für Oest. G. XXXI ß. in den
Kegesten aus dem Archive von Freistadt, S. 316 Reg. vom 6. Nov.
1433 ein Friedrich Kramer sammt Hausfrau Elsbeth welche mit
falschen Wr. Pfennigen zu Freistadt ergriffen wurden.
Bei Schlager Wr. Skizzen IV B. S. 232 Beil XIX kommt ein
Falschmünzer Andre Ernstpranner 146Ü vor, etc.
4») Rauch Anhang S. 45.
4i) Siehe die Urkunden bei Chmel 1. c. S. 159 CXXVIII vom
13. Juli 1458 welche die Ausprägung von 71öthigen Groschen,
ebenda S. 170. CXXXVII vom 20. Mai 1459 welche jene von 31öthi-
gen Kreuzern und 21/3löthigen Schwarzpfennigen, dann ebenda
S. 181. CXLVIII vom 7. October 1459 welche die Ausprägung von
31öthigen Kreuzern und llöthigen Schwarzpfenuigen anordnet.
*3) S. Antwort des Kaisers an die Landschaft, vom 23. März
1460 Chmel 1. c. II S.197: Vorstellung der Stadt Wien an denKaiser
vom 8. Februar 1461 Fo. VII. S. 227; Verhandlungen des Landtags
zu St. Polten vom Jahre 1461, Rauch Anhang S. 62; Antwort des
Kaisers an die Landschaft vom Jahre 1462 Chmel 1. c. II S.272 Urk.
CCXI und Fo. VII S. 368 (dort vom Jahre 1464) etc.
43) Verz. der Fundmünzeu Wien 1845, S. 46.
o19
t?4*1 Dr. v. Kaimanji : Zur österreichischen
Herzog Sigmund's von Tirol; in Ernstbrunn 1837 **) Pfen-
nige mit W-H-T mit Dukaten Sigmund's von Ungarn,
Mathias Corvinus, Denaren Ladislaus Posthnmus, Kaiser
Friedrich III etc.; in Kaindorf 1856, Denare* mit H-L und
H-T mit 'solchen Kaiser Friedrich III »*) in Stockeran
1862 46) Pfennige mit W-N-T mit solchen mit L-R, 6 H,
Sigmund's von Tirol etc.; in Ips 1862 *?) ein Pfennig mit
W mit Pfennigen mit W-K, E-R-H, L-R; L-7T, baierisclien
des XV Jahrhunders; in Radiow 1864 Pfennige mit
W-H-T mit solchen von Znaim das 1463 Münzrecht
erhielt, König Wladislans II, Jodok's von Mähren (wohl
richtiger Pfennige von Iglau) 4s) ; in Wien bei Demolirung
der Biberbastei gleichfalls mit Pfennigen des XV Jahrhun-
derts *»).
4. Aber auch die Buchstaben welche darauf vor-
kommen, lassen sich in passender Weise deuten, obwohl
hierauf weniger Werth zu legen ist, da die damals ge-
prägten Pfennige namentlich jene Friedrich III, die ver-
schiedenartigsten Buchstaben aufweisen, die sich oft gar
nicht erklären lassen.
Die Buchstaben W-H dürften wohl Wien's Haus-
genossen bedeuten, wie dieselben auch Dr. J. v. Bergmann
auf Wiener Münzen einer etwas späteren Zeit auslegt 50).
44) Ebenda 8. 69.
*S) Mitth. der Central Cormn. 1856. S. 46.
4«) Archiv XXXIII S. 27.
47, Ebenda XXXIII S. 24 und C. Coram. 1863, S. 111.
45) Archiv f. ö. G. XXXVIII B. S. 261 und Mitth. der Ccntral-
('omm. 1865, S. LXXXI.
49) Archiv 1. c. S. 139.
50) In der Numism. Zeitschrift, I Jahrgang S. 162.
Münzkunde des X\' Jahrhunderts. vxv
Von den andern Buchstaben kommen am häufigsten
T und h vor. Ersterer passt auf den Münzmeister Niclas
Teschler, welcher in den Jahren 1456—1462 51) letzterer
auf den Münzmeister Valentin Liephart, welcher in den
Jahren 1455, 1463, 1469 urkundlich nachweisbar ist 5a).
Die Buchstaben H. E. K. P passen auf keinen Münz-
nieister aus der Mitte des XV Jahrhunderts. Wenn daher
nicht vielleicht undeutliche Exemplare irrig gelesen
wurden &s) oder ein Irrthum des Stempelschneiders, oder
unbefugte Nachprägung, bei welcher eine absichtliche
oder zufällige Verwechslung einzelner Buchstaben statt-
fand54) vorliegen, mtissten diese Buchstaben etwas anderes
als den Namen des MUnzmeisters bedeuten — etwa jenen
des Münzpächters wie Mader in Ansehung der Pfennige
Kaiser Friedrich III meinte 55).
5i) 1456: Tschischka 1. c. S. 273; 1457: Ber. und Mitth. des
Wr. Alterth. Ver. I B., S. 244 und 253; 1460: Archiv f. ö. G. X B.,
S.238 Reg. 428; 1461: Fo.VII S.228, 232, 291; 1462: Archiv XI B.
Urk. XVI. S. 161.
5«) 1455: Ber. und Mitth. des Wr. Alterth. Ver. VIII B. Nr. 434
S. LXXI. 1463 Rauch Anhang S. 122.
1469 Schlager Wr. Skizzen IV B. S. 232 Beil XIX.
5s) Was nicht unwahrscheinlich ist da im kais. Kabinete diese
Pfennige nur mit dem Buchstaben W-H-T und W-H-L vor-
kommen.
**) Auf solche Nachprägungen deuten die Verhandlungen der
Landtage zu Tuln und Hedersdorf hin welche in Rauch' s Anhang
8. 115 dann in Fo. VII S. 377 ff. (vom 13. Dec. 1463) vorkommen
sowie die Antwort des Kaisers ebenda S. 384 und der Landtags-
abschied vom 22. Juli 1464 S.402 ff. in welchen es heisst dass keine
auswendige Münze auf den Wr. Schlag gemünzt weiden soll.
55) 1. c. S. 94.
33
514
Dr. v. Ilaimann: Zur österreichische!
Nicht unmöglich wäre es, dass das in der Antwort
der kaiserlichen Räthe an der Stadt Wien vom 31. Mai
1460 56) erwähnte Projekt zur Ausführung kam, und jene,
welche vom Kaiser Friedrich III das Recht zu Münzen
erhalten hatten, im Einverständnisse mit den Wiener Haus-
genossen oder auch ohne dasselbe nach dem gleichartigen
Typus prägten, und nur ihr Zeichen darauf setzten, wor-
nach z. B. P. Pösing oder Pemkircher, E Ellerbach etc.
bedeuten könnten 57).
Die Resultate unserer Untersuchung sind daher
folgende :
1. Die Pfennige mit W-H-T, W-H-L 11. s. w. und
dem Wiener Wappen sind nicht dem XIII oder XIV Jahr-
hunderte, sondern im Jahre 1460 und wahrscheinlich auch
in den nächst folgenden Jahren geprägt.
2. Sie sind keine Münzen der Stadt Wien sondern
in Wien geprägte landesfürstliche.
3. Die auf denselben befindlichen Buchstaben be-
deuten mit höchster Wahrscheinlichkeit Wien's Hausge-
nossen und den Namen des Münzmeisters, vielleicht auch
jenen des Münzpächters oder eines mit Münzrecht Be-
gabte«.
Ist meine Ansicht welche ich vorstehend zu begrün-
den versuchte, richtig, geht allerdings der Nimbus des
höheren Alters der Wiener Pfennige und der bisher
geltend gemachte Beweis für die frühe Ausübung des
Pfennigrechtes von Seite der Stadt Wien verloren, wie in
5«; Fo. VII 8. 200.
") s. Rauch Anhang S. 47.
Münzkunde des XV Jahrhunderts.
515
ähnlicher Weise vor Kurzem der laiidesftlrstlichen Wiener
Münze die bisher als älteste geltende Belegstelle für ihre
Existenz entzogen worden ist *$), doch würde ich mir hier-
über keinen Vorwurf machen, da ja in jeder Wissenschaft
vor Allem nach dem Erforschen der Wahrheit gestrebt
werden muss , wenn auch dadurch vorgefasste Meinungen
und durch lange Zeit festgehaltene Ansichten sich als
irrig erweisen.
St. Polten.
58) s. Dr. Luschin's Aufsatz : Die Pettau-Friesacher Gepräge
in der Numism. Zeitschrift 1870, S. 496 wo in der Antnerk. bemerkt
wird, dass es im Originale der von Fröhlich (Diplom, sacra ducatus
Styriae I, S. 154) beigebrachten Urkunde der Markgräfin Chune-
gundis v. Steiermark 1166, XIVKal. Oct. nichtDenariiViennensis
sonder „Uiscaheusis" monete heisst.
33'
516
Dr. Arnold Luschfci: Der Münz-
XXIX.
Der Münzfund von Umsehe.
(Friaulisch-istrische Gepräge.)
Von
Dr. Arnold. Luschin.
Im Herbste 1870 wurde, wie das Laibacher Tagblatt
vom 30. December v. J. mittheilte zu Lanische, dem alten
in Urkunden viel genannten Harland, nicht weit von der
dortigen Filialkirche ein Münzfund gemacht. Bei Planirung
eines Ackers auf welchem eine Getreideharfe errichtet
werden sollte, stiessen nämlich mehrere Bauern auf einen
mit alten silbernen Münzen vollgefüllten Topf. Leider ging
es wie gewöhnlich, der Schatz wurde schnell verschleppt.
Xnr der Rest desselben aus etwa 220 Stücken bestehend
kam durch einen Landmann nach Laibach und wurde dort
in mehreren Läden zum Ankaufe vorgewiesen. Glücklicher-
weise gelangte wenigstens der grösste Theil dieser
Pfennige in den Besitz des krainischen Landesmuseums,
und ich war durch die zuvorkommende Bereitwilligkeit
des Bürgermeisters von Laibach, Herrn Karl Deschman und
einiger gleich zu nennender Herren in der Lage 212 Stücke
genau untersuchen zu können.
fand von l.anische.
51
Die Mehrzahl der Pfennige zeigte (nicht bedeutende;
Spuren des abnützenden Umlaufs, auch waren viele Stücke
mit grünem Kost überzogen, welcher jedoch gerne und
rein absprang, wenn man ihn mit einem Messer vorsichtig
zertheilte. Zu erwähnen wäre noch, dass ausser einigen
Bruchstücken zwei bis drei durch eine Scheere zer-
schnittene Pfennige und zwar sämmtlich dem Triester
Bischof Arlongus (Typus 7) angehörig, vorhanden waren.
Auifallend und für die Geschichte des Geldumlaufs in
Krain nicht unwesentlich ist die Thatsache, dass im be-
kannt gewordenen Funde weder ein Friesacher- noch
ein Venetianer-Gepräge vorkam, einen einzigen Matapan
(Grosso) des Dogen Renier Zeno ausgenommen. Mit
Berücksichtigung der Währungsangaben gleichzeitiger
Urkunden gelangt man so zu dem Schlüsse, dass in den
Achtziger Jahren des XIII. Jahrhunderts Erstere den Kurs
in Krain bereits eingebüsst, Letztere noch nicht gewonnen
hatten, und dass der friaulisch-istrische Typus damals den
dortigen Markt beherrschte, ein Verhältniss welches frei-
lich nicht lange dauerte und schon in den nächsten fünfzig
Jahren stark verschoben war.
Im Nachstehenden gebe ich eine Uebersicht der unter-
suchten Stücke und bemerke , dass die mit * bezeichneten
zwar ebenfalls aus demselben Funde stammen, mir jedoch
theilweise durch Vermittelung Sr. Durchlaucht des Prinzen
Ernst zu Windischgrätz, meines Bruders Paul sowie der
Herren Anton Guaiz und Alfredßudesch zugekommen sind,
denen ich hiemit gleichfalls meinen Dank für die bewie-
sene gütige Unterstützung ausgesprochen haben will.
518
Dr. Arnold Lusciiiu: Der Müut-
Vorderseite
Rückseite
I. Patriarchen von Aquileja.
Berthold 1218-1251.
Schweitzer Nr. 1. Welzl IL 1. Nr. 9432.
Brustbild der Mutter Gottes.
Sitzender Patriarch mit
Kreuzstab und Buch.
B6RTO.— IiD VSP
+ • CIVITKS -HQVI-
L66IK-
Gregor 1250-1269.
a. Schweitzer Nr. 1,
Stehende Figur des Patri-
archen in geistlicher Klei-
dung, mit starkem Barte.
In den Händen ein ge-
schlossenes Buch.
GReGORr — -eLec-
TVS-
GRGGORr - eiiGG-
TVw
Eine Lilie.
+ -CIVITÄ<x>ÄQVILe-
^civiTÄ^Äaviiie-
ß. Welzl Nr. 9435.
1. Stempel. Schweitzer Nr. 5.
Darstellung wie bei Nr. 2.
Der stehende Patriarch in
langem geistlichen Ge-
wände und derH. Herma-
fund von Lanisclie-
519
Anzahl
einer
Art
Gewicht
0-95, 0-96
0-86
0-96
Anzahl einer
Gattung
520
Dr. Arnold Luschin : Der Münz-
Vorderseite
Rückseite
goras im Biscliofs-Ornate
einen Kreuzstab haltend.
GR6GORK
— eLec-
CIVI •
GIK
— aviLe-
2. Stempel. Schweitzer Nr. 4.
Darstellung wie bei Nr. 21 Darstellung wie oben,
nur hat der Patriarch klei-
nen Bart und ein aufge-
schlagenes Buch.
■6#e<30R>-- €L6C-
TVS-
•6ReGORi----eiiec-
TVS-
•GRGGORt— 6L€G-
TVS-
GR660RI-— 6L6G-
TVS- derberer Schnitt,
grössere Schrifr
•CIVITK^Ä — avi-
L6GIÄ-
CIVIT7TS7? - QVIL6-
GIÄ
• CIVITÄ^K — QVI
L6GIK
CIVITÄ<^K — QVIL6-
GIÄ
7. Schweitzer Nr. 2. Welzl Nr. 9438.
Sitzender Patriarch mit
Kreuzstab und Buch.
•GR6GO — RIV'-PK-
Lilie zwischen vier Rös-
chen.
•KQVI-LeGIft-
fluid von Lanische.
»21
Anzahl
einer
Art
Gewicht
Anzahl einer
Gattnng
1
0-96
1
4*)
0-88, 0 89, 0-90, 0-97
1
0-87
2*)
0-95, 1-1
1
0-88
10 Stücke zusammen 9-6.
8 ;
einzeln: 0-75, 0-80, 0-9%
12
12*)
0-94, 0-H/%, 1-01, l**/v 1-03, 1-04
522
Dr. Arnold Luschiu: Der Münz-
Vorder seite
Rückseite
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
d. Schweitzer Nr. 6. Welzl 9439.
Wie oben.
GR6G0— RIV'PÄ-
GR6GO— RIV'-PK-
•GReGO-RIV'-PÄ-
•GR6GO — -RIV'-PÄ
Kreuz mit Kleestängeln
und Sternchen in den
Winkeln.
•äüvi-lggik-
•KÜVI — LGGITi-
•ÄQVI — L6GI3v
•ÄQVI-L,eGIÄ-
s. Schweitzer Nr. 8. Welzl 9436.
Wie oben.
a) die Schrift beginnt beim
Buche oben.
•GR6GO — RIV'-PÄ
•GRGGO — RIV'-PÄ
•GR6G0 — RIV'-PK
•GR6GO — RIV'PÄ
GR6GO — RIV'-PK
GR6GO — RIV'-PÄ-
b) die Schrift beginnt beim
Stabe unten.
•GReGO-RIV'PÄ-
Stehender Adler.
>ÄÜVI — L6GIÄ-«
•KQVIL — 6GIK-«
■ÄQVI-— LeeiK"
ÄQVI--Ii6GIÄ-<
'äqvi- -heeiTi-'
■KQVI — L€GIH-
•ÄÜVI-LGGIK
«0 2 Stücke gleicher Art, wurden meiner Sammlung entnommen.
b) Unterscheidet sich von allen übrigen Arten dadurch, dass
O Das Untergewicht gegenüber den Münzen der vorhergehen-
fmul vc. ii Lauische.
523
Anzahl
einer
Art
Gewicht
Anzahl einer
Gattung
zusammen : \
15 Stücke = 15-04 ]
10 „ = 9-8 /
a)
2
einzeln: 0-88, 103 \
15
7
0-95, 0-96, 0-9V3, 1-00, 1-041
5*)
0-92, !•*/„ 1-05 \
1
1-12 )
je 10 Stück = 9-79, 9-29, 9-17 \
0-s5/3, 0-87, 0-»y3, 0-96, 0-«%, /
17*)
l-oo/s, l-oi, 1-02, 1-03 /
3
1-00, 1-01, 1-1 f
2
0-88, 0-98 \
b)
1
0-97 /
33
1
0-87
8
0-78, 0-85, 0-87, 0-90, 0-91, 0-92, 0-93,1
0-94 l
c)
1
1-03 1
der Punkt neben anstatt unter dem Abkürzungszeichen ' steht,
den Arten Nr. 14—18 betrug schon bei 5 Stücken 0-7—0-75 Grm.
524
Dr. Arnold Lusehin : Der Münz-
Vorderseite
Rückseite
Raimund della Torre 1273—1299.
ct.. Schweitzer Nr.
2. Welzl Nr. 9445.
Sitzender Patriarch wie
Thurm.
oben.
21
•RÄIMO — NDV'PK-
•ÄÜVILe— G6HSIS-
22
•RÄIMO — HDV'PÄ-
TtaVILG— G6HSIS-
23
•RTHMO — HDV'PK-
KQVIL6 — 66HSIS
24
•RKIMO— HDV'PÄ
ÄÜVILe-GGHSIS
25
RÄIMO — NDVTK
•KaviLe- G6HSIS
ß. Schweitzer Nr.
5. Welzl Nr. 9441.
Sitzende Muttergottes.
Adler.
26
xRMMOx- HDV'PKx
xKQVILex — xG6H-
SISx
7. Schweitzer Nr.
1. Welzl Nr. 9443.
Sitzender Patriarch wie ge-
Gekreuzte Lilienstäbe.
wöhnlich.
27
RKIMV — HDVTK
*-ÄQVIL6GeHSIS
28
Wie Nr. 27 aber viel klei-
nere Buchstaben.
fund von Lauische.
525
Anzahl
einer
Art
Gewicht
Anzahl einer
Gattung
28*)
2
5
1*)
2
8*)
7*)
zusammen : 10 Stück = 9-54,
5 „ = 4-88, 5-00
einzeln: 0-77, Ö*?»&, 0-92, 0-m/8, 0-96,
O»y4,0-98, 0-»»/a, l-oo/8,l-02,
l-03/a; 1-5/,
1.00, 1-02
zusammen: 4-80
einzeln: 0-88, 0-91, 0-96, 0-98, 1-04 '
0-96
0-87, 0-88
zusammengew. 5 Stück = 5-12
einzeln: 0-99, 1-00, 1-01, 1-02, 1-03,
1-04, 1-05
5 Stück = 5-37
0-73 Bruchstück 1-00, 1-03, 1-09,
1-10, 1-11, 1-12
1-14
38
526
Dr. Arnold Luschin : Der MÜHE-
Vorderseite
Rückseite
II. Bischöfe von Triest.
Volricos 1237—1253.
«. De Rubeis T. V. Nr. 2 Welzl 11138.
Der sitzende Bischof mit
Stadtmauer mit Thurm.
Krummstab und Buch.
29
VÖLRI — GVS6P
+ CIVITKST6R6eS-
TVM'
30
VOLRI-CVS6P-
+ -CIVITÄST€ReeS-
TVM-
ß. Liruti T. VIII Nr. 75 Welzl 11139.
Wie oben.
Auf einem Altar die Lanze
des heiligen Sergius zwi-
schen zwei Sternen.
31
•vo;lri— CVS 6P-
4-GIVITÄ^TeR-
G6WTVM
32
VOLRI-— cvsep
+ • CIVITft^TeR-
Snlisvacanz 1254.
Der heilige Justus.
Kirche.
33
.SHNTVS--IVSTVS-
+ CIVITKV2T6R-
fund von Iranisch ('
52 7
Anzahl
einer
Art
Gewicht
Anzahl einer
Gattung
1
1*)
0-83
1-17
0-75, 0-8, 0-85
2*)
1-08, 0-97
0-88, l:0
528
Dr. Arnold Luschiii : Der Min.z-
Vorderseite
Rückseite
34
•SÄHTVS-— IVSTVS-
+ CIVITa^T6R-
35
•SMTVS- -IVSTVS
4-CIVITK^TeR-
Arlongus 1262—1282.
a. Liruti T. VII, Nr. 77, nicht bei Welzl.
Bischof wie oben.
Sechsseitiger Stern.
m
•ÄRLOH — GVS6P-
+ • CIVITÄ^ • T6R-
Ge^TVM-
37
•ÄRLOH-GVS-€P
+ CIVITÄ^» • T6R-
66WTVM
ß. Liruti T. VIII, Nr.
79, nicht bei Welzl.
Wie oben.
Taube mit Oelzweig.
38
•ÄRIiOH--GV^-6P-
+civiTs:^TeRGe^-
TVM
39
•KRLOH-GV^-eP-
+CIVITÄ^T6RGe^-
TVM
40
ÄRLON — GV^-GP
+CIVITÄ^T6RGecn-
TVM
41
y. Liruti T. VIII, Nr. 80, Welzl 11144.
Stern ober einem Halb-
mond.
+ CIVITKW TGR-
Ge^TVM
Wie oben.
•KRLOH-— -evw-ep
fund von Lantsche.
529
Anzahl
einer
Art
Gewicht
Anzahl einer
Gattung
1*)
1-03
)
3
0-85, 0-86, 0-97
2 Bruchstücke
1
8
2*)
1-09, 1-1
|
3
1
1-1
?
3*)
0-98, 1-00, 1-14,
j
9
0-89, 0-m/8, 0-95, 0-96, 0-98,
1-
«h >
12
1
0-87 (NB. 10 Stück, zusammen
9-85) )
1
1-12
34
530
Dr. Arnold Luschin : Der Münz-
Vord
b r s ei t e
Rückseite
42
•KRLON-
-Gvw-ep
+CIVITÄt/2T€RGe^-
TVM
43
•ÄRLOH-
— ev^-ep
+ C I V I T K ^ T6R-
GG^TVM
44
ÄRLOH-
-GV^-ep-
+CIVITÄt/2T€RGe^-
TVM
45
•ÄRLOH-
-evsep
+GIVITÄ^TeRG6^-
TVM
46
KRLOH-
6VW2-6P-
+CIVITK^T6RGe^-
TVM
47
.HRLOH-
-GV^ep
+CIVITKW2TeRGe^-
TVM doch über beiden
Spitzen des Mondes und
der obersten des Sterns
je ein Punkt.
o. Liru
ti T. VIII, Nr.
78, nicht bei Welzl.
Wie oben.
Achtblättrige Rosette.
48
•KRLON
-Gvsep-
HhCIVITK^ T6R-
GG^TVM
c. LirntiT. VIII, N
r. 76, Welzl 11145.
Wie oben.
Osterlamni.
49
•KRLON
- Gvs-ep-
+ • C I V I T K c/a T6R-
50
•KRLON-
-Gvs-ep-
+ CIVITÄ^T6R-
GG^TVM
fund von l.anische.
531
Anzahl
einer
Art
Gewicht
Anzahl einer
Gattung
10*)
1
14
1
5
0-87/8,0-89,0-»5/8,0-96, 0-97, 1-03, l-o*/a\
1-12
I 0-94, 0-96, 0-9»/4, 1-00, 1-01, 1-04,1-05
) 1-06, 1-12, 1-14
0.96
o-92, o-»y8, i-»y2
1-01
Je 10 Stücke zusammen = 9-85, 10-19
0-86
34
0-77, 0-91, 0-93 und ein Bruchstück
0-76, 0-87
532
Dr. Arnold Luschin : Der Münz-
Vorderseite
Rückseite
51
•ÄRLOH — GVS-6-P
*CI VI TÄU3 T 6 R-
C. Liruti T. VIII, Nr. 81, Welzl Nr. 11146.
Brustbild eines Heiligen.
Tempel auf einem Berge.
52
oftRLOHGVSSEPIS-
oGIVITÄS g T6R-
COPISS
GeSTV'o
53
oÄRIiOHGVSSEPIS-
CIVITKS § T6RG6S-
COPISS
TVo
54
KRLOHGVS °o EPIS-
oGIVITÄS§TeRG6S-
COPIS3
TVo
III. Görz.
Albert II. nach der Thcilung 1271—1304.
Schweitzer Nr. VI, Welzl Nr. 9092.
Löwe.
Sechsblättrige Rose
55
+ ftLBERTVS * CO-
+ GORICIE * DE
MES:
LVOHHE:
IV. Krain.
Bernhard II., Herzog von Kärnthcn, 1203—1256.
LelevelT. XXI, Nr. 11.
56
Der stehende Herzog in der
Der heilige Petrus zwi-
Rechten einen Spiegel (?),
schen zwei Thürmen
in der Linken eine Lilie.
stehend.
B6RHÄR — DVSDVX
CIVITÄS- — TÄIBKC
funrt von Lanische.
533
Anzahl
einet-
Art
Gewicht
Anzahl einer
Gattung
1
0-87, (5 Stücke zusammen =
4-37 |
7
4*)
1-02, 1-04, 1-05, 1-11
3*)
1-00, 1-10
8
1
1-03
1
1.03
1
1
0-76
1
""^ Dr. Arnold Luschin: Der Münz
57
V. Venedig.
Renier Zeno 1252-1268.
Matapan, Schweitzer Nr. 5.
Doge uud der H. Marcus
eine Fahne haltend.
•RK-CeHO- — -SM-
V6H6TI neben der
Fahnenstange DVK
Christus auf dem Throne.
TUT- xc
Der Münzfund von Lanische bietet nach vorstehender
Aufzählung 21 bereits bekannte Haupttypen in 57 Varie-
täten, von welchen allerdings manche noch nicht veröffent-
licht gewesen sein dürften. Die Bedeutung die ihm zukömmt,
ist daher für den Münzsammler viel geringer als für den
Forscher, welchem die Art der Zusammensetzung deutliche
Winke für die chronologische Anreihung der friaulisch-
istrischen Gepräge gewährt.
Was den Zeitpunkt der Vergrabung anbelangt , so
kann er ziemlich genau zwischen die Jahre 1282 — 1287
verlegt werden. Wir besitzen nämlich in der Chronik des
Julianus nicht unwichtige Nachrichten über das Aquilejer
Münzwesen im letzten Viertel des XIII. Jahrhunderts,
welche hier umsomehr zur Anwendung kommen müssen,
als die Hauptsache des Fundes aus Aglejern besteht. Für
die Regierungsdauer des Patriarchen Raimund verzeichnet
fund von Lanisehe,
535
Anzahl
einer
Art
Gewicht
Anzahl einer
Gattung
2-18
1
nun diese Quelle einen viermaligen Münzwechsel , dem
auch in der That die bisher bekannten vier Denar-Typen
völlig entsprechen. Da nun im Funde nur drei dieser Typen
vertreten sind, die dritte Münzveränderung aber im Jahre
1281, die letzte 1287 stattfand, so liegt es sehr nahe, dass
die Vergrabung zwischen diesen beiden Jahren erfolgt sei ;
damit stimmt, dass nach den Regierungs - Jahren der
betreffenden Mlinz-Herren keines der Stücke nach dem
Jahre 1282 geschlagen sein muss. An kleinen Fehden
mangelte es dazumal in Krain nicht, und eine solche mag
die nächste Ursache zur Verscharrung des Schatzes ge-
wesen sein.
Bei Anreihung der Haupt-Typen wurde der Versuch
gemacht, die muthmassliche Zeitfolge der einzelnen Ge-
präge wieder herzustellen, ein Versuch, welcher, was die
Agleier anbelangt zum Theile erst an anderm Orte gerecht-
536
Dr. Arnold Luschin: Der Miinz-
fertigt werden wird. Was dagegen dieTriestiner Arlongus-
Denare betrifft, so ist die Gattung t (Nr. 52 — 54) sicherlich
das jüngste der im Funde vertretenen bischöflichen Gepräge,
da es sich durch den flachern und schwerern Schrötling
ganz sichtlich an den 1281 aufgekommenen Agleier Fuss
(Nr. 27, 28) anzuschliessen sucht und die geringste
Abnützung zeigt. Ausserdem unterscheidet es sich von
allen früheren Geprägen nicht nur durch einen völlig
abweichenden Avers, sondern auch durch das Wieder-
erscheinen stehender S in beiden Umschriften.
Man erhält hiedurch ein Kennzeichen, dessen Bedeu-
tung durch den Umstand erhöht wird, dass der Gebrauch
stehender oder liegender S-Formen (S oder tc) auf Agleier
undTriester Münzen ganz augenscheinlich parallel ging. So
findet sich auf denMünzen der Patriarchen Wolfger und Ber-
thold 1204 — 1251 immer nur das stehende S angewendet (s.
oben Nr. 1). Es verschwindet auf den Geprägen Gregor's
(Nr. 2—8) 1251—1269, um unter Raimund 1273 — 1299
wieder aufzutauchen. (Nr. 21—28.)
Viel bedeutsamer ist dieser Wechsel in der Buch-
stabenform bei den Triestiner Denaren, welche den ganzen
Verlauf: das allmälige Eindringen des liegenden tft, seine
ausschliessliche Herrschaft und sein Wiederverschwinden'
zeigen. Das eine der Volricus-Gepräge (Nr. 29) hat noch
beiderseits S, das andere (Nr. 31) nur mehr auf der Vor-
derseite. Auf dem Reverse dagegen begegnen wir hier
zuerst dem m in CIVIT7W TGRGe^TVM, einer
Schreibweise, die fortan durch etwa 30 Jahre mit Zähig-
keit beobachtet wird.DaVolricus von 1237 — 1253 regierte,
so ist es desto wahrscheinlicher, dass die den Pfenningen
des Patriarchen Berthold (f 1251) im Schrift-Charakter
völlig entsprechende Münzsorte Nr. 29 mit diesen gleich-
fund von Lanische.
537
zeitig, die Gattung Nr. 31 , 32 aber erst nach 1251 ent-
standen sei, weil auch bei den Aquilejern der analoge
Wechsel zur selben Zeit sich vollzieht. In weiterer Ent-
wiekelung sehen wir bei den Denaren, welche der Sedis-
vacanz von 1254 zugeschrieben werden (Nr. 33 — 35) und
dem frühesten Arlongns - Gepräge (Nr. 36 , 37) die
stehenden S in der Avers-Umschrift noch festgehalten, bei
den folgenden (Nr. 38 — 47) dagegen schon aufgegeben.
Der Typus mit dem Sterne und Halbmonde, welcher zu
den Jüngern Münzen des Fundes zählt, da er die zweit-
häufigste Gattung ist, bezeichnet den Beginn der Rückkehr,
indem ein Exemplar auf 33 andere (Nr. 45) -AR LOH
GVS-6P zeigt. Die Typen Nr. 48, und 49—51, welche
dieselbe Schreibweise beibehalten, vermitteln endlich den
Uebergang zum jüngsten Gepräge (Nr. 52 — 54), bei welchem
das stehende S wieder ausschliesslich vorkömmt.
Soviel über die Principien, nach welchen eine chro-
nologische Anreihung der Triester Denare versucht wurde.
Urkundliche Behelfe zur Münzgeschichte dieses Bisthums
sind leider nur sehr vereinzelt zugänglich.
Weit wichtiger als diese, sind die Ergebnisse über
Gewicht und Gehalt der untersuchten Münzsorten; denn
es ist bei Mittelalter-Münzen in der Regel wenig mit dem
Gewichte einzelner Exemplare gewonnen, weil die Stücke
nur al marco ausgebracht wurden. Es entschied daher
das Durchschnittsgewicht, und diess ist mit ein Grund,
wesshalb man grössere Zahlungen lieber zu wog, als zu-
zählte, und warum das Aussaigern schwerwichtiger Pfen-
ninge so streng bedroht war.
Die Münzen des Fundes von Lanische wurden nun
alle einzeln, und wo es anging innerhalb der betreifenden
Gattung in Partien von 10 oder mindestens 5 Stücken
538
I>i\ Arnold Luschin : Dir .Münz
gewogen. Dabei wurde in der Zusammenstellung der
Gruppen jede Absichtlichkeit vermieden, allein des Resul-
tat war trotzdem, bei starker Differenz der Einzelgewichte,
eine sichtliche Annäherung an ein Durchschnittsgewicht,
wie aus folgender Tabelle hervorgeht:
Nr. der
Beschrei-
bung
Anzahl der
gewogenen
Stücke
Gcsanimt-
Ge wicht
Durch-
schnitts-
Ge wicht
Einzelgewicht
höchstes
geringstes
A q u i 1
Dja
9
10
9-6
0-96
1-04
0-75
10-13 j
15
10
15-04
9-08
1-002
0 98
1 ,,
( ) SS
(
10
9-17
9-17
j
14—20 {
' 10
9-29
9-29
\ 1-03
0-7S
t
10
9-79
9-79
1
f
10
9-54
0-954
j
21—25 |
5
4-88
0-966
\ 1-03
0-77
5
512
1-024
\
26
5
5-00
100
1-05
1-00
27
5
5-37
1-074
1-03
1-12
95
91-88
0-969
1-12
0-75
T r i e s
t:
38—40
10
9-65
0-985
114
087
31-47 j
10
10
9-85
1U-19
0-985
1-019
1-14
0-87
49-53
5
4-37
0-876
0-93
0-76
35
34-26
0-977
1-14
0-75
Um das Durchschnitts -Gewicht der verschiedenen
Münzgattungen des Fundes, welche sicherlich im Verkehre
schlechtweg als Agleier gingen zu erforschen, wurden aus
der Masse 100 Pfenninge ohne Wahl herausgezählt, in
zehn gleiche Häufchen aufgetheilt und sodann gewogen.
.fund von Lanischc.
539
Die zehn Partien Gewichte betrugen: 9-35, 9-38, 9-40, 9-55,
9-56, 9-65, 9-66, 9-66, 9-86 und 9-91, zusammen also
100 Pfennige === 95-98 Gramm. Das Durchschnittsgewicht
würde somit einschliesslich eines massigen durch den
Umlauf verursachten Gewichtsverlustes, für 10 Pfennige
== 9-598, für einen Pfennig 0-9598 , rund 0-96 betragen.
Mit diesen Resultaten ist allerdings nur da's beiläufige
Gewicht ermittelt. Der Gefälligkeit des Herrn Münzwar-
deins W. verdanke ich einige Feuerproben, welche eine
weitergehende Untersuchung gestatten. Ein Aquilejer
Denar Gregor' s mit der Lilie zwischen vier Röschen
(s. oben Nr. 9) hielt 0-833 fein. Das ermittelte Durch-
schnittsgewicht von 10 Stücken dieser Gattung 9-6 Gramm
zu Grunde gelegt, würde die Zahlmark von 160 Pfennigen
9-6 X 16 = 153.6 Gramme gewogen und 153-6 X 0-833 =
127-8488 rund 128 Gramm Feinsilber enthalten haben.
Ein zweiter Typus Gregors (mit dem Adler Nr. 14 — 20)
erwies sich als bedeutend feiner 0-897 dafür ist das Par-
tiengewicht 9- 17, 9-29, 9-79 von dreissig gewogenen Stücken
etwas geringer. Die durschnittliche Schwere von 9-42 für
10 Pfennige angenommen wiegt die Zahlmark 9-42 X 16
= 150-72 bei einem Feingehalte von 150-72 X 0-897 =
134-19584 rund 134-2 Gramm.
Eine Gehalts-Verminderung (0-820) zeigt das Gepräge
der Raimund Denare mit dem Thurme, welches im Jahre
1274 zur Ausgabe gelangte. (Nr. 21 — 25). Das Durch-
schnittsgewicht 0-96 Gramm für den Pfennig angenom-
men berechnet sich die Zahlmark auf 0-96 X 160 = 153-6
X 0-820 = 125-952 rund 126 Gramm fein.
Unter den Triester Münzen steht der Arlongus Denar
mit dem Osterlamm (Nr. 49 — 51) im Feingehalte zu höchst
540
Dr. Arnold Luschin: Der Miinz-
0-900 gegen zwei andere Feuerproben von 0-800 bis 0-826.
Da jedoch das Gewicht dieser Münzgattung, mindestens
was die Exemplare des Fundes von Lanische betrifft, be-
deutend geringer als jenes der andern Pfennige war, so
verschwindet die Wirkung jener Ungleichheit im Gehalte
so ziemlich. Das ermittelte Gewicht von 4.37 für 5 Stücke
als Basis der Berechnung angenommen, würde die Zahl-
mark = 4-37 X 20 = 139-44 Gramme gewogen, und
139-44 X 0.900 = 125-496 rund 126 Gramme Feinsilber
enthalten haben. Mit diesem Resultate stimmt der Metall-
werth der häufigen Pfennige mit Stern und Halbmond.
Das Durchschnittsgewicht derselben stellt sich fast genau
auf 1 Gramm, der Feingehalt um ein volles Zehntel gerin-
ger auf 0-800. Trotzdem liefern auch diese Faktoren ein
Resultat , welches den bereits gewonnenen sehr nahe
kommt: 160 X 1 — 160 Gramme X 0.800 == 128 Gramme
feinen Silbers.
Das unsicherste Ergebniss niuss rücksichtlich der
Sedisvacanz Denare verzeichnet werden (Nr. 33 — 35)
welche 0-826 fein befunden wurden. Ein Durchschnitts-
Gewicht von 0-912 für den Pfennig angenommen, würde
sich die Zahlmark auf 0-912 X 160 = 146-02 X 0.826 =
120-61252 rund 121 Gramm stellen.
Man wird überhaupt in jedem Falle die soeben ent-
wickelten Resultate nur unter gewissen Einschränkungen
benützen können, weil bei denselben weder das Reraedium
in Gehalt und Gewicht, noch die Grösse der durch den
Verkehr bedingten Abnützung in Rechnung gezogen sind i).
») Auch das ist zu berücksichtigen, dass die Feuerprobe aus
technischen Gründen in der Kegel nur auf einige Tauaendtheile
genau ausfällt.
fund von Lanische.
541
Wie bedeutend diese beiden Faktoren waren kann aus
folgendem Beispiele ersehen werden. Im Münz vertrage
vom 10. März, 1330, dem ersten aquileischen in welchem
umfassende Verfügungen über die Feuerprobe vorkommen,
verordnet Patriarch Pagan della Torre: Die. Pfennige
sollten geprägt werden: de uneiis quinque et quarteriis
tribus et dimidio boni et puri argenti pro quolibet marcho ;
de qua moneta debent esse in quolibet marcho solidi xvii
numero et pondere . . . . quod si essent denarii
quatuor p lus aut quatuor minus, c onprob entur
boni denarii . . . und rücksichtlich der Feuerprobe . .
quod ipse Thomasius et socii teneantur . . facere . . sazium
in igne de uno quarterio uncie quod est grana 144 pro
quarterio, et debeant r edder e pro quarterio de argento pre-
dicto grana 105 et tres tertiarios grani et dimidium, et si
reperientur gratia duo plus vel minus appro-
bentur boni denarii . . . (Carli Rubbi Delle monete,
I p. 260 ff.).
Ganz abgesehen von den vier Schillingen Berner,
welche die Münzmeister von jeder vermünzten Mark dem
Patriarchen zu entrichten hatten, sollten 216, mit dem
Remedium 212 — 220 Pfennige aus der rauhen Mark
(238-5 Gramme) ausgebracht werden. Es schwankt dem-
nach das gesetzlich angenommene Durchschnittsgewicht
des Pfennigs von 1-1 Gramm, zwischen 1:08 — 1-12 Grm. i).
Vergleichsweise noch bedeutendere Abweichungen
waren rücksichtlich des Gehalts erlaubt. Der Vorschrift
gemäss sollte die Mark zu 11 »/8 Loth fein = 0-742 oder
zu 1152 x 0-742 = 855 Caratti ausgebracht werden, mit-
i) 238-5 : 216 = 1-1 5 238-."> : 220 = 1-08 ; 238-5 : 212 = 1-12.
542
Dr. Arnold Luschin: Der Münz-
hin 248-5 X 0-742 -= 176-96 Gramme Feinsilbers ent-
halten. Die Feuerprobe von */4 Unze=y2 Lth. = 144 Grani
rauh angeordnet, hätte nun ein Korn von 1057/8 Grani
Schwere ergeben sollen, wenn nicht ein Remedium von
2 Grani auf oder ab, per */4 Unze gestattet gewesen wäre.
Dies ergibt 2 Caratti auf die Unze oder 16 Caratti (bei-
nahe 0-014) auf die rauhe Mark. Pfennige von vorschrifts-
mässig 1-1 Gr, Gewicht und 0-782 = 855 Grani Feingehalt
wurden dem entsprechend auch bei 1-08 — 1.12 Gr. Schwere
und 0-728—0-756 (839—871 Grani) Feingehalt gntge-
heissen, und der rauhen Mark von 176.96 Gramm Fein-
gehalt war mithin ein Spielraum zwischen 173-72 und
180-1 Gramm verstattet.
Reducirt man diese Resultate auf die Zahlmark, so
ergibt sich ein vorgeschriebener Feingehalt von 131-08
Gramm , welcher mit dem Remedium zwischen etwa
128-4 — 133-76 Gramm schwanken durfte. Freilich
sollten dergleichen Abgänge durch das mechanische Mittel
ausgeglichen werden, dass der folgende Guss das Mehr-
oder Mindergewicht, den zu geringen oder zu hohen Fein-
gehalt einbringen sollte, allein durch diese Vorschrift,
wenn sie überhaupt praktisch wurde, mussten die Ungleich-
heiten eher gesteigert als behoben werden.
Die erfahrungsgemässe Thatsache, dass der Gehalt
der Münzen im Mittelalter sich zu verschlechtern pflegte,
lasst sich für die Aquilejer Gepräge sogar urkundlich fest-
stellen. Nur sechs Jahre nach dem soeben geschilderten
Miinzvertrage, sollte der Florentiner Dyno Denare prägen:
„de unciis 43/± argenti Venetorum grossorum pro marclat,
de qua moneta debeni xviii solidi ponderare rnarchant
unamu während das Gewichts-Remedium gleichzeitig von
fund von Lanisthe
543
4 auf 6 Denare erhöht wurde «). Dies berechtigt wohl zu
dem Rückschlüsse , dass auch für die vorhergehenden
Zeiten eine allmälige Abnahme des Feingehalts zu be-
haupten sei, mit andern Worten, dass der innere Werth
der Pfenninge im Allgemeinen desto bedeutender sein
müsse, je weiter sie gegen den Beginn des XIII. Jahrhun-
derts hinaufrücken 2).
Es kann nicht die Aufgabe eines Fundberichtes sein
nachzuweisen, um wie viel die durch Wage und Feuerprobe
ermittelten innernWerthe der Zahlmark aufgebessert werden
müssen, um den, von den Patriarchen beabsichtigten Münz-
fuss wieder herzustellen. Dies würde zu weit abführen, und
muss daher auf selbstständige Arbeiten verspart werden.
Dagegen will ich zum Schlüsse noch auf einen bisher
wenig erforschten Umstand aufmerksam machen, der viel-
leicht zu berücksichtigen ist, die Frage: Was verstand man
im Mittelalter unter reinem Silber (argentum purum, exa-
minatum, coctum, lötigs silber?) Grote behauptet, leider
ohne jede Belegstelle, die höchste Feinheit des Silbers die
man damals habe herstellen können, sei die von 15 Loth ge-
wesen 3). Dem entgegen erzählt Praun, beziehungsweise
Klotzsch *), dass man in Sachsen schon während des XIII.
und XIV. Jahrhunderts eine Silber-Brandmark auf 15 Loth
3 Quint fein gebracht habe, und ebenso ist Muffat der
i) Aus dem handschriftlichen Nachlasse Fabrizio's durch
Prof. A. Wölfin Udine.
3) Vgl. auch w. o. die Feuerproben an den Denaren Gregors
und Raimund's.
3j Münzstudien 7. Heft p. 19.
*) Gründliche Nachricht vom Münzwesen, 3. Aufl. 1784, p. C>,
Anm.
544
Dr. Arnold Luschin: Der Münz-
Ansicht: dass mit den früher angeführten Ausdrücken die
16 löthige Mark geraeint sei *). Nun ist allerdings nach
der eingeholten Ansicht von Fachleuten, das Verfahren:
Silber mittelst der Treibherde zu raffiniren, ein uraltes,
dennoch gibt Karmarsch selbst für die Gegenwart die
praktische Unmöglichkeit zu, ganz feines Silber durch
hüttenmännischen Process im Grossen zu erzeugen 2).
Mir hat sich schon lange die Ueberzeugung aufgedrängt,
dass jene in den mittelalterlichen Münzgesetzen , minde-
stens unserer Gegenden, geforderte Reinheit des Silbers
keine chemische, sondern nur eine annähernde war, welche
den Feingehalt von 17 Loth kaum überschritten haben
dürfte. Ich schliesse solches zumal daraus, weil unter
21 Feuerproben , welche an verschiedenen Friesacher
Oeprägen, die von c. 1190 — 1290 gemacht wurden, kein
einziger Pfennig über 147/8 Loth (0.92G) fein be-
funden worden ist, obwohl der noch 1286 gesetz-
lich vorgeschrieben, lölöthige Gehalt erst 1334
auf 14 Loth herabgesetzt wurde s).
') Beitr. zur Gesch. des bayr. Münz wesens in Abhandlung1, der
k. bayr. Akad. derWiss., ULClasse, XI. Bd., S. 209 f.
*) „ . . die praktische Unmöglichkeit, bei den hüttenmännischen
Operationen im Grossen die Metalle im Zustande völliger Reinheit
darzustellen , wesshalb denn das sogenannte feine Münzsilber stets
noch einen kleinen Antheil Kupfer enthält und z. B. die hannover-
schen feinen Thaler mit 15 Loth IG Grän oder (15% Loth), die
Bremer 36-Groten-Stücke mit 15 Loth 14 Grän (15y9 Loth) Fein-
gehalt ausgeprägt sind." Technik des Münzwesens S. 15. — Erst in
neuester Zeit ist es der Röslerischen Scheideanstalt In Frankfurt
gelungen beliebige Quantitäten Silbers ohne besondere Kosten bei-
nahe chemisch rein herzustellen." Vgl. Münzstudien VII, p. 477 ff.
8) „. . . addito uno lotone cupri ad purum marcam argenti u
Kleinniayrn Unparth. Abhandl. §. 320 und 322.
fand von Iranische.
Ö4Ö
Bestätigt sich diese Vermuthung — und ein end-
gültiger Beweis ist vielleicht durch die spätem Agleier
Pfennige zu liefern für welche nicht allein die Münzungs-
Vorschriften, sondern auch die Protokolle über die amtlich
gepflogenen Prüfungen erhalten sind — so dürfte ein neuer
Factor zur Richtigstellung der Werth-Verhältnisse beider
Edelmetalle während des Mittelalters nachgewiesen sein.
Bei der eben gelieferten Untersuchung dagegen müssten
die auf Grund moderner Feuerproben und Wägungen
ermittelten inneren Werthe der Zahlmark eine entspre-
chende Vermehrung etwa um Vi« erfahren.
Graz.
35
540
H. Danneuberg: Nachträge zu Hohl'
XXX.
Nachträge
zu
Bohl's Buche über die Trierschen Münzen.
Von
H- Dannenberg.
(Hierzu Tafel XIII.)
Unter allen deutschen Ländern giebt es keines,
welches eine so lange Münzreihe aufzuweisen hätte, als
Trier. Ausser diesem Vorzuge geniesst Trier aber auch
den, dass seine Münzschätze in dem verewigten Bohl einen
Sammler und Bearbeiter gefunden haben, von solchem
Eifer und solchen Verdiensten, wie nur wenige andere Theile
unsres Vaterlandes. Sein Buch erschien bekanntlich i. J.l 823
unter dem Titel: „Die Trierschen Münzen", chronologisch
geordnet und beschrieben"; i. J. 1837 fügte er die Abbil-
dungen hinzu, und änderte in deren Beschreibung einige
früher aufgestellte Ansichten, von deren Unhaltbarkeit
er sich überzeugt hatte. Inzwischen konnte es , bei allem
Sammlerfleisse nicht ausbleiben, dass neu hinzuströmen-
der Stoff das Verlangen nach einer neuen Ausgabe weckte.
Bohl gedachte sie zu besorgen. Aber, wie es scheint, ist
Uu'-hc über die Tru-rschen Münzen.
547
es keinem MUnzforscher beschieden, die Unvollkommen-
heiten und Unvollständigkeiten seiner Schriften in einer
neuen Ausgabe selbst zu beseitigen und so musste auch
unser Bohl seine irdische Laufbahn beschliessen, ehe er
sein Ziel erreicht hatte. Nur der Anfang der zweiten Aus-
gabe, mit Erzbischof Bruno (f 1124) endigend, als Manu-
skript gedruckt (Coblenz 1 847) ist uns als Beweis seines
lebendigen Strebens geblieben. Seine Sammlung ist nach
seinem Tode dem hiesigen kgl. Museum einverleibt worden.
Sie enthält begreiflicherweise mehre Stücke, welche in
seinem Buche fehlen , und, da vorläufig wohl für Vollen-
dung der neuen Ausgabe keine Aussicht ist, so schien es
mir nicht ohne Nutzen, die bedeutendsten dieser Stücke,
unter Weglassung blosser interesseloser Abarten, dagegen
unter Anschluss einiger werthvoller Münzen meiner eigenen
Sammlung als Ergänzung des Bohl'schen Werkes zu ver-
öffentlichen. Dabei habe ich zu bemerken, dass ich selbst
die Absicht hege, die ältesten deutschen Münzen bis zum
Ausgange des fränkischen Kaiserhauses zu beschreiben,
und aus diesem Grunde meine gegenwärtige Arbeit erst
-mit dem Schlüsse dieses Zeitabschnittes beginne, wie ich
sie andrerseits mit dem Mittelalter schliesse.
Adalbero (v. Montreuil) 1130—1152.
H'EL + OTR'CIEP Brustbild mit Bischofsstab
linkshin.
Es. PÄ(I?)PETRVS, der Heilige mit zwei Schlüs-
seln, deren Barte die Buchstaben P uud E bilden,
die Linke segnend erhoben.
(K. Mus. und meine' Samml.). Taf. XIII Nr. 1
i) In der Abbildung steht unrichtig A.
35*
548
II. Dann«nberg: Nachträge zu Bohl'
Die Ausprägung- dieses Denars ist so mangelhaft,
dass es mehrer Exemplare bedarf, um die wahre Lesung
herzustellen. Sie scheint zu lauten : KDELPERO
archiepiscopus; das D ist nämlich dem K angehängt, und
das 4- dürfte für ■£, die bekannte Sigle für PER stehen.
Auf der Rückseite ist das X in PÄX nicht zu erkennen,
ist vielmehr wie I gestaltet. Die Münze scheint, obwohl
die Umschrift abweicht, übereinstimmend mit der aus
Neller aufgenommenen, Bohl Nr. 2S. 23, doch kann ich dies
nicht feststellen, da ich Nellers Buch nicht zur Hand habe.
Die erste Münze aber, die Bohl unter Adalbero aufführt,
gehört sicher nicht hieher, ihre Inschrift, nach Bohl
ÄLCVEI.VIR lautet nach bisher bekannt gewordenen
bessern Exemplaren (s. Mem. St. Pet. Bd. III Taf. XI
Nr. 7) S-EVCHÄRIVS (rückläufig). Die Münze ist ein
Jahrhundert älter. Bohl selbst war bei Veröffentlichung
seines Nachtrags schon bis zu Zweifeln gekommen.
Von unsrem Denar scheint es auch Exemplare ohne
Umschrift auf der Rückseite und mit einem Sterne über
jeder Schulter des Heiligen zu geben, die mir vorliegenden
sind aber so schlecht geprägt, dass sie sich einer Beschrei-
bung entziehen. Von diesem Gepräge bewahrt aber das
kgl. Museum einen Obol, den ältesten also in derTrierschen
Reihe.
Hill in (v. Fallemaigne) 1152— 11 Gl).
HI LIM V — (S) i) Brustbild mit Bischofsstab.
Rs. (T)REVERZweithürmiges Gebäude.
(K. Museum). Taf. XIII Nr. 2.
i) S, nicht S, wie in der Zeichnung.
Isuclib iilicr die Trierscheii Münzen.
549
Bohl konnte von dieser sehr seltenen Münze nur ein
unvollständiges Exemplar bringen, das ihn an der Rich-
tigkeit seiner Zutheilung zweifeln Hess. Wir sehen mit ihr
den neuen Typus, zu welchem Adalbero nur den Ueber-
garig vermittelt, vollständig entwickelt: ein kleiner Schröt-
ling, mit scharfem hohen Rande, Bischofsbild und Gebäude;
so bleibt er im Wesentlichen ein Jahrhundert hindurch, mit
einer einzigen , unter Johann zu gedenkenden Ausnahme.
Arnold I 1169-1183.
Seine Gepräge hat Bohl anfangs mit denen des zweiten
Arnold (1242 — 1289) zusammengeworfen, im Nachtrage
aber gesondert. Für diese Sonderung sind die Münzen
seines Vorgängers Hillin ebenso wichtig, als die seines
Nachfolgers
Rudolf (v. Wied) 1183-1189.
RVDOLBVS infulirtes Brustbild mit Bischofs-
stab linkshin.
Rs. ÄLBÄPORTÄ zweithürmiges Gebäude. Sehr
scharfer Rand.
(In meiner Sammlung) *)♦ Taf. XIII Nr. 3.
Bohl führt diesen Denar (S. 11) unter Ludolf (994
bis 1008) auf, indem er unrichtig liVDOLBVS als
Umschrift angiebt. Seine Exemplare waren allerdings
weniger deutlich. Er bemerkt dabei , dass ein an der Süd-
seite Triers gelegenes Thor, jetzt die Alt-Pforte, früherhin
Alb - Pforte genannt wurde. Wahrscheinlich erscheint
i) Vergl. Lelewel Taf. XIX, 2, der auch LVDOLPVS
statt RVDOLBVS hat.
550
H. Ilannenlserg: Nachträge zu Bohl's
sie auch auf vielen andern , mit einem ähnlichen Gebäude
bezeichneten Trierschen Münzen.
Johann I, 1190—1212.
Von ihm ist zuerst in Köhne's Zeitschr. Bd. I Taf. III
Nr. 12 ein Denar beigebracht. Wenn allenfalls der Umstand
dass seine Rückseite ausnahmsweise nicht ein Gebäude,
sondern das Bild des Schutzheiligen darstellt, an seiner
Trierschen Herkunft zweifeln lassen könnte, wie denn
auch Robert (monn. des eveques de Toul S. 44) ihn als ein
Gepräge des Bischofs Johann's I v. Toul (1296 — 1305)
aufführt, so wird doch solcher Zweifel gehoben und zu
Gunsten von Trier entschieden durch die beigefügte Mit-
theilung, dass dieser Denar aus dem Funde von Charmes
stammt, der nur Münzen aus den Jahren 1167 — 1212
enthalten habe.
Dietrich II, Graf v. Wied, 1212—1242.
+ T60D RICI5X Der Erzbischof, mit Krumm-
stab und Buch, sitzend.
Rs. CQHBLVM Dreithürmiges Gebäude,
im Portale des mittleren Thurmes ein Schlüssel.
(Nach einem Staniolabdruck aus der Sammlung
d. H. Westermann in Bielefeld?) Taf. XIII Nr. 4.
Alle Gepräge dieses Erzbischofs — und jeder Sammler
weiss, wie häufig sie vorkommen — tragen die oft freilich
verstümmelte Bezeichnung der Trierschen Münzstätte, so
dass dieser Coblenzer eine neue und interessante Erschei-
nung ist *). Er ist den Geprägen des Kölner Engelbert I
•) Neuerdings ist in den Münzstud. VII 8. 90 eine andre
Coblenzer Münze von ihm veröffentlicht.
üuchc über die Trierschon Münzen.
551
(Cappe, Cöln Taf. X Nr. 169) zum Verwechseln ähnlich.
Auch den Aachnern Friedrichs II mit den Titeln rex und
Cesar (Cappe I Taf. 9, 142 u. 143, II Taf. 25 Nr. 292) ist
er nahe verwandt.
Bai du in von Luxemburg 1307 — 1354.
B; D' LV Der Erzbischof mit Stab und Buch.
Rs. M OH QTA Schwert.
(K. Museum). Taf. XIII Nr. 5.
Eine der merkwürdigsten Münzen, Nachahmung der
Lothringer. Die Inschrift der Hauptseite kann, da in den
Lothringischen und andren Bisthümern, an die man denken
möchte, kein Bischof mit einem Namen auf B vorkommt,
wohl nicht anders gedeutet werden, als: Balduin de
Lucemborg. Wie Balduin, des Kaisers Bruder, der erste
war, welcher sein Geschlechtswappen auf die Münzen
gesetzt, so hat er also auch zuerst sein Geschlecht genannt.
Jenes ist im späteren Mittelalter Gebrauch, dies sehr selten.
Grote sagt darüber (Münzstudien Bd. VII S. 64) bei
Beschreibung eines Raderalbus des Siegburger Abtes
Wilhelm v. Lülsdorf: „Der Geschlechtsname des Abts auf
der Münze ist eine in diesem Zeitalter seltene Erscheinung,
die sich ausser in Ltittich und Utrecht, auch in Münster
(bei den Bischöfen Heinrich v. Mörss und Erich v. Sachsen
(Mzst. I S. 270 und 286) und in Essen (den Aebtissinen
Elisabeth v. Nassau und Sophie v. Gleichen, das. III S.453,
458), sowie auf den Münzen des Patriarchen von Aglei,
Ludwig v. Teck, und mancher Ordensmeister, der preussi-
schen : Heinrich v. Plauen und Johann v. Tiefen (Vossberg
Preuss. MM. S. 141, 190), der lievländischen: Walthers
v. Plettenberg und seiner Nachfolger (Z.f. M.II, 257, 267,
''*'- H. Dannenberg! Nachtrage zu isohl's
277, 279, 289) und der meisten des Johanniter - Ordens
findet". Hier ist nur Raoul de Couey Bischof von Metz
vergessen. — Wir müssen unser Münzchen noch darauf
betrachten, dass es sich als Nachprägung der Lothringer
darstellt. Desshalb darf man jedoch wohl Balduin nicht
einer unerlaubten Münzspekulation bezüchtigen, wie sie in
älteren Zeiten allerdings ein beliebtes Bereicherungs-
mittel grosser und namentlich kleiner Herren abgab ; das
Münzchen ist auch dafür zu gering und zu selten. Eher
wäre wohl an einen Münzvertrag mit Lothringen zu denken,
wie solche, von Wenzel I. von Luxemburg mit Balduins
Nachfolgern, sowohl Bohemund II als Cuno geschlossen
worden sind (Bl. f. Mzk. IV S. 101 und 102).
Cuno v. Falkenstein, 1362—1388.
aORO : HRÖ — PS:TR3V6(- Unter einem
gothischen Bogen der heil. Petrus, mit Schlüssel
und Buch sitzend, zu seinen Füssen zwei Löwen
mit Einem Kopfe.
Rs. +woneTH:m:aonBLvanaiH:Dei:G
Das Trier-Cölnische Wappen in einer Einfassung
von sechs Bogen.
CK. Museum) Taf. XIII Nr. (j.
Von ausserordentlich schöner Arbeit, und ganz ab-
weichend von allen andern Trierschcn Münzen.
Werner v. Falkenstein, 1388 — 14ls.
HOXiaTTLf— aOVQIiömS', unter einem
Bogen St. Petrus in halber Figur, mit Schlüssel
und Buch, über dem Falkensteinischen Schilde.
Ruche über die Trlersohen Münzen
553
Rs. *roone(TK§novK§aovei<Gittsis, im
Dreipass gespaltener Schild mit den Trier-Falken-
steinischen Wappen.
(Goldgulden, in meiner Sammlung).
Dieser Goldgulden ist ganz ähnlich dem Bohl'schen
S. 75 Nr. 18, nur zeigt sich in beiden 0 der Hauptseite
und in dem ersten 0 der Rückseite ein menschliches
Gesicht, wie auf Bohls Nr. 5 S. 71 und dem Groschen
des Jadocus von Luxemburg. Ich führe ihn nur an zur
ferneren Bestätigung von Bohl's Meinung, dass diese
anonymen Goldgulden keine Zwittermünzen sind.
Otto, Graf v. Ziegenhain, 1418-1430.
OTTOmS — 7TRaPr*TR' Der Erzbischof
mit segnender Rechten und Krummstab.
Rs. MOnöT7T*nOVÄ*KVRe7I*OVan' Der
gespaltene Trier-Ziegenhainische Wappenschild,
im Dreipass.
Goldgulden. (K. Museum).
Die Stadt Offenbach, früher Münzenbergisch, gehörte
zu den Falkensteinischen Familiengütern, und gelangte
mit dem Tode des Trierschen Werner, als letzten Grafen
von Falkenstein, an die beiden Töchter seiner Schwester,
der Gräfin Solms, die Gräfinnen von Sayn und Isenburg-
Büdingen. Es ist hiernach nicht abzusehen, wie Otto in
Offenbach hat münzen lassen können. Durch die Annahme
der Benutzung eines alten Stempels lässt sich aber das
Räthsel nicht lösen, denn die Offenbacher Werners haben
das Wort aurea nicht und überhaupt ein durchaus anderes
Gepräge.
554
II. Dannenberg: Nachträge zu Bohl's
Johann II, Markgraf von Baden, 1456 — 1503.
1. iohis7 aLöar 0T*aonF-*TR' Auf
langem Kreuze das geviertete Trier - Badische
Wappen.
Rs. * MOnöT7t*ROV7t,*7tVRG(Ä*ÖOV',
die Wappen von Mainz , Pfalz - Baiern und
Köln (mit Mörsischem Herzschildchen) kleeblatt-
artig gestellt, in der Mitte ein Punkt, zwischen
den beiden ersten Wappen ein Kreuzchen als
Münzzeichen.
Goldgulden. (Meine Sammlung) Taf.XIIINr. 7.
2. * ioiv ahaa* - öt • aonF • r Der
Erlöser auf gothi schein Throne sitzend, mit segnen-
der Rechten und Buch, zu seinen Füssen der
Triersche Schild mit badischem Mittelschildchen.
Rs. +Mormnov7t$ÄVRG(7r$aover**, in
den Winkeln eines Blumenkreuzes die Wappen
von Trier-Baden (wie auf der Hauptseite), Mainz,
Pfalz-Baiern und Köln-Hessen.
Goldgulden. (K. Museum) Taf. XIII Nr. 8.
Johann wurde erst im Jahre 1464 zum Erzbischof
konsekrirt. Beide Goldgulden sind also vorher geschlagen,
und zwar der erste, welcher das Wappen des Kölner Erz-
bischofs Dietrich trägt, vor 1463, der andre, welcher schon
auf seinen Nachfolger Hermann v.Hcssen hinweist, zwischen
1463 und 1464. Bisher kannte man von diesem Herrn mit
dem Titel electus et confirmatus nur Silbermünzen.
Jakob II, Markgraf von Baden, 1503 — 1511.
1. •MOn«nOV— 7TVRÖ/70Z*, wie auf der
vorigen Münze.
Buche über die Trierschcn Münzen.
ooo
Rs. ^IÄÖOB'^- OOP' WE> — ^TRöVe'Das
geviertete Trier-Badische Wappen imDreipass, in
dessen Winkeln die Schildchen von Mainz, Köln
und Baiern.
Goldgulden. (Meine Sammlung) Taf. XIII Nr. 9.
Die erste Goldmünze dieses Erzbischofs mit confir-
matus. Die Jahreszahl 1502 ist deutlich, beruht aber auf
einem Stempelfehler, da Jacob erst im folgenden Jahre
zur Regierung gelangt ist.
2. $IÄ<IOB'7r— *aPI' •TRÖV— GT Der heil.
Petrus mit Kreuzstab und Schlüssel über dem
gevierteten Trier-Badischen Schilde.
Rs. + GROssvs*RGn07s'*i*aoftBL<varr*
1101 In den Winkeln eines Blumenkreuzes die
Wappen von Mainz, Trier, Baiern und Köln»
Albus. (K. Museum) Taf. XIII Nr. 11.
Die Hauptseite wie auf dem Albus seines Vorgängers
Johann (Bohl S. 112, Nr. 13) und des halben Raderalbus
Jakobs (Bohl S. 116 Nr. 3), der auch eine ähnliche Rück-
seite hat.
Richard Greiifenklau von Vollraths, 1511 — 1531.
1. *oMOno7IVR — RaXT 1511* Der Heiland
mit segnender Rechten und Buch, thronend, zu
seinen Füssen das Trier-Greiffenklausche Wappen.
Rs. •RIÜIiÄ' — ÖLÖdTV — öaaii' TR', das
geviertete Wappen von Trier, Greifenklau, Ippel-
brunn und Trier, in einem Dreipasse, in dessen
Winkeln die Wappen von Mainz, Köln und Baiern.
Goldgulden. (In meiner Sammlung) Taf. XIII
Nr. 10.
556
H. Panneiibcrg .- Nachträge zu Iiohl's nuche über Triertc-he Mxn.
Dies ist der dritte Goldgulden dieses Erzbischofs, die
beiden ersten habe ich in Köhnes Zeitschr. N, F. S. 108
veröffentlicht. Sie sind sämmtlich sehr selten, Bohl kannte
keinen bei Herausgabe seines Werkes, und hat auch später
nur einen einzigen in seiner Sammlung besessen.
2. RICHARDV8 * D * G * ARCHIfiPVS.fi TRE
g A g /& g 33 Brustbild im Barett, links hin.
Es. MONETAgNOVA* ANNO*DVI*/5ZZ Das
geviertete Trier - Grciffenklau - Ippelbrunnsche
Wappen, wie vorher.
Vergoldete Silbermedaille. (In meiner Samm-
lung) Taf. XIII Nr. 12.
3. RICHARDaARaEPSaTREVERaADaVIYVM
aEXa Aehnliches Brustbild.
Rs. AWOaDNIaMaDa XXIII Das geviertete Trier-
Greiffenklauische Wappen.
Vergoldete Silbermedaille. (Koni gl. Museum).
Taf. XIII Nr. 13.
Die älteste bei Bohl beschriebene Triersche Medaille
ist vom Erzbischof Jakob III, 1580.
Berlin.
557
XXXT.
Goldflorenus des Herzogs Johann I. v. Lothringen
1346-1380.
Von
Norbert Decliant.
Av. +LOSSR— IGft'DI5X Die bekannte Florenen-
Lilie.
Rev. S-IOHÄ — HNESB und ein Krönchen. Der
heil. Johannes Baptista mit Heiligenschein im
härenen Gewände, stehejid, in der Linken den
Kreuzstab haltend, die Rechte vor sich hin-
streckend. Am Rande beiderseits Perlenkreis.
Dm. 20 '/o Mm. Gew. 3-51 Grm. (also um
O02 Grm. schwerer als ein k. k. Mttnzdukate) Sammlung
des Stiftes zu den Schotten in Wien.
558
Norbert Dcchani : Güldflorcnus des Herzogs
Es ist Thatsache, dass sowohl in Italien, als auch
ausserhalb desselben der Florenentypus beliebt war und
häufig nachgebildet wurde i). Doch steht es in gleicher
Weise fest, dass der Zeitraum dieser Nachbildungen der
eigentlichen Florenen, mit der Lilie, nur bis etwa 1370
reicht »). Saulcy kannte in seinen Recherches sur les mon-
naies des ducs hereditates de Lorraine, Metz 1841 nicht
eine einzige Goldflorene und sagt S. 104, dass erst Herzog
Renatus II 1473 — 1508 Goldmünzen habe prägen lassen.
Ihm scheint diese Behauptung A. Barthelemy in seinem
Manuel completdeNumismatique du moyen äge et moderne
p. 292 nachgeschrieben zu haben. Aber in seinen Reclier-
ches sur les monnaies des comtes et ducs de Bar, Paris,
1843 S.34 (Taf.IV Nr. 11) führt Saulcy einen Goldgulden
nach dem Florentiner-Typus an, vom Grafen und darnach
Herzog von Bar, Robert 1352 — 1411, dessen Emission
höchst wahrscheinlich ziemlich gleichzeitig war mit der
unseres Lothringischen Goldguldens.
Herr C. Robert publieierte im Jahrgang 1861 der
Revue numismatique, S.321. abgeb. Taf.XIV Nr. 15 einen
dem unsrigen sehr ähnlichen Goldgulden, nur ist daselbst
entweder die Zeichnung nicht genau oder es lag demselben
wirklich ein anderer Stempel vor, so dass die Vorführung
unseres Stückes nicht als ganz überflüssig erscheint. Auf
diesem steht deutlich LOSSR ' — 10 R1 was zu gelten
hat als Abkürzung für LOSSR — IQRgiae, oder des
Adjectivs, auf enus oder ensis ausgehend; ferner ist
!j Vgl. Orsini, Storia delle monete della repubblica Fiorentina,
Firenze 1760 Tav. I e. II.
2) Siehe Nuraismat. Zeitschrift, Wien, Jahrgang 1870 S. 213.
Johann I von Lothringen.
■>:m
das Krönchen auf unserem Rev. durchbrochen, auch das
zweite H in Johannes hat den Bindestrich, das X sieht
nach der Zeichnung des H. Robert wie ein Andreaskreuz
aus, Dm. und Gew. fehlen daselbst gänzlich, weil ihm eben
nur ein Abdruck zu Gebote stand.
Wenn wir nun einerseits festhalten an dem angege-
benen Maximal-Termin 1370, anderseits berücksichtigen
den Goldgulden des Grafen und Herzogs Robert von Bar
(1352 — 1411) so dürfte wohl unsere anonyme Goldflorene
Niemand anderem zuzuweisen sein als dem Herzog-
Johann I, der seinem Vater, Herzog Rudolph (1329 — 1346)
als 7jähriges Kind auf dem Throne von Lothringen folgte,
bis er nach einer von seiner Mutter Marie von Blois, und
nach ihr von einem Grafen von Würtemberg geführten
Regentschaft grossjährig geworden war. Uebrigens schreibt
auch H. Robert seinen Goldgulden demselben Herzog
Johann I zu.
560
C. F. Trachsel : Uefcersicht der freiherrliclien und
XXXII.
Uebersicht
der
freiherrlichen und gräflichen Münzen von
Schauenstein.
Von
C. F". Trachsel.
Das Schloss Seh au en stein, das zerfallene Stamm-
haus der Freiherren gleichen Namens von welchen jetzt
die katholische Linie von B uo 1- Schauenstein sich
herschreibt, liegt in der Nähe von Summa -Prada, einem
kleinen zu Kätzis gehörenden Ort, im Hochgericht
T h u s i s i). Merkwürdigerweise prägte die jüngere
Schauen steinische Linie zu Haldenstein früher als die
ältere zu Tamins und Reiche nau.
Tamins, ein ansehnliches Dorf im Hochgericht
Rhäzüns macht mit Reichenau ein Gericht aus.
') M. Lutz, Geographisch - statistisches Handlexikon der
Schweiz: Aarau 1822.
of»1
gräflichen Münzen von Schauenstein.. u"1
R e i c h e n a u verdankt seinen Ursprung einem Bischof
von Chur. — Im XIII. Jahrhundert stand schon auf da-
durch Vereinigung des Vorder- und Hinter-Rheins gebildete
Landspitze ein Wacktthurm, welcher in der romanischen
Sprache La Punt i. e., die Spitze, genannt wurde und
7A\ der Burg Hohentrins gehörte. Nach der Feuers-
brunst, welche diese zerstörte, baute der Bischof von Chur
aus der Familie von He wen bei La Punt eine Burg, die
er „Reichen au'/ nach der gleichnamigen Insel im
Bodensee nannte, mit deren Aebten die Bischöfe von
Chur damals im engen Verhältnisse standen.
Im Verlauf der Zeit ging die Herrschaft Reichen au
auf verschiedene Familien über, bis sie im Jahre 1792 von
den Grafen von Buol-Schauenstein an die Herren Bavier
und von Tscharner in Chur verkauft wurde. Der
Letztere verlegte die von ihm in Jen ins gegründete
Erziehungsanstalt in das geräumige Schloss.
Wegen anderer Einzeluheiten bezüglich auf die Familie
von Schauenstein und ihre Münzen verweise ich auf
die vortreffliche Abhandlung Bergmann's „ U e b e r die
Münzen Graubünden's" *).
Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist nur zu ergänzen
was uns der gelehrte Direktor des Wiener Kabinets in so
anziehender Form geliefert hat.
Die verschiedenen Münzsorten der Herren von
Schauenstein vor und nach der Erhebung in den Grafen-
stand sind, mit Angabe der Jahre, so genau wie meine
*) Sitzungsberichte der phil. historischen Classe der Wiener
Akademie. 1851.
36
562
C F. Trachsel: Ueberskht der freih<Trlichm aud
darauf bezüglichen Studien es mir anzugeben gestatten
folgende :
1. Pfenninge oder Deniers ohne Jahreszahl.
2. Zweideniersstttcke ohne Jahr u. mit 1740.
3. Bluzger von 1718 bis 1725.
4. Halbe Kreuzer von 1731 — 1732 und 1740.
5. Kreuzer von 1723—1740.
6. Zweikreuz er stücke von 1724.
7. Dreikreuzer stücke von 1740.
8. Fünfkreuzerstücke von 1731. Fehlen bei
GL Meyer v. Knonau.
9. S e c h s k r e u z e r s t ü c^ e von 1 731 . Nach Angabe
von Gerold Meyer v. Knonau.
10. D r e i s s i g k r e u z e r s t ü c k e von 1 731 .
11. Dukaten von 1724, 1727, 1733 und 1748.
Von diesen Münzen besitze ich mehr als zwanzig ver-
schiedene Typen und Jahrgänge, welche mich in den
Stand setzten, das vorstehende Verzeichniss zu vervoll-
ständigen.
Dass auch Fünfzehnkreuzer stücke geprägt
wurden darf man wohl vermuthen, da diese Münzgattung
zur Vervollständigung der Serie gehörte.
Von Thalern fand ich aber nirgends eine Spur.
Der älteste von Gerold Meyer von Knonau verzeich-
nete Bluzger ist von 1719. Die Notiz, dass ein älterer
Jahrgang nämlich 1718 existirt verdanke ich der Freund-
lichkeit des in allen Fächern der Numismatik so bewan-
derten Herrn Dr. Arnold Luschin in Graz. Die Münz-
grSfilthen Münzen von Schaucnstein.
563
periode erstreckt sich folglich auf die Zeit von 1718 bis
1748.
Zum Schlüsse gebe ich eine Beschreibung des seltenen
Kreuzers von 1740, dessen Original sich im Besitze des
Herrn Kreisrichters Franz Bar dt zu Schwedt befindet.
Hs. THFR- -CD- SCHAU- ohne inneren Kreis.
Brustbild des geharnischten Grafen mit Perrücke
und Feldbinde von der rechten Gesichtsseite.
Unter dem Arme H, als Monogramm des Stem-
pelschneiders Haag.
Rev. Ohne Umschrift. Der gekrönte Doppeladler mit
runden Scheinen, Scepter und Schwert in den
Krallen und dem mit Fürstenhut bedeckten
Schauensteinischen Wappen mit den Forellen in
einem spanischen Schildchen auf der Brust.
Neben der Krone die Werthangabe 1 — K. Unten
die Jahreszahl 17—40.
Dm. 16r/3 Mm., Gew. 0-69 Grm.
Berlin.
36'
OO^ä: c. v. "Wächter: System. Beschreibung dei
XXXIII.
Versuch einer systematischen Beschreibung
der
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
Von
Carl v. Wächter.
(Fortsetzung von Seite 262.)
Gold- und Silber g ewichte. Legirungen.
Das kleinste Gewicht, dessen man sich für Gold und
Silber in Venedig- bediente, war der Gran; das Grösste die
Mark. Diese entsprach 13y5 Loth Wiener Silbergewichts
oder 4963-65 Holländer As und wurde eingetheilt in 80ncie,
32 Quarti, 192 Denari, 1152 Caratti oder 4608 Grani (mit-
hin 1 Oncia == 144 Carratti, 1 Caratto = 4 Gran).
Das Markgewicht von Venedig entsprach 7s/4 Unzen
von Bologna.
8'/8 Unzen von Genua.
8s/4 Unzen von Neapel.
8 Unzen 10 Denare von Florenz.
8 Unzen von Fcrrara.
8 Unzen von Genf u. s. w.
5(lö
' Venezianer Münzen nach ihren Typen.
Reines Gold und Silber (oro e argento puro) welches
keinen fremden Stoff in sieb enthielt, wurde Feingold,
oder Feinsilber genannt. Wenn dann dem Edelmetalle,
aus welchem die Münze erzeugt wurde, nämlich dem
ersteren Silber, dem letzteren Kupfer beigemengt wurde,
war es gebräuchlich um die Mischung zu bezeichnen die
Zahl der Caratti des niederem Stoffes, welcher die Mark
enthielt, anzugeben. Man sagte daher wenn eine Münz-
gattung z. B. 50, 100, 200 Caratti per Mark Beimengung
hatte, diese Münze habe eine „Verschlechterung" von 50,
100, 200 Mark u. s. w. Wenn dagegen die Menge des
niederem jene des edleren Metalles überwog und z. B.
800 Caratti Kupfer als Legirung beigemischt waren, so
sagte man die Münze enthalte 352 (oder, wenn die Bei-
mengung 1000 Caratti betrug, 152) Caratti Feinsilber.
Das Probirgewicht für Gold wurde in 24 Caratti ab-
getheilt, daher das Gold zu 24 Caratti, „Feingold" war.
Der Caratto war in Halbe, Viertel, Achtel, Sechzehntel
und Zweiunddreissigstel abgetheilt, so dass jeder Caratto
in 32 gleiche Theile zerfiel. Wenn nun gesagt wurde,
„das Gold ist zu 20 Caratti", so verstand man darunter,
dass dasselbe */,» Theile also i/a Legirung in sich
enthielt, was 168 Caratti der Venezianer Mark ent-
spricht.
Das Probirgewicht des Silbers zerfiel in 12 Theile,
welche man Denari nannte. Jeder Denaro war in 24 Gran
und jeder Gran in Halbe, Viertel, Achtel u. s. w. unter-
getheilt. Die Legirung des Silbers erhielt den Namen von
diesen Gewichten, so dass wenn gesagt wurde „das Silber
sei zu 11 Denari und 12 Gran" damit bezeichnet war,
dass es durch die Mengung mit Kupfer 12 Gran seiner
566
C. v. Wächter: System. Beschreibung der
Güte verloren hatte, also i/24 Legirung im Gewicht habe.
Da nun 12 Denari" je zu 24 Grau = 228 Gran betragen,
so waren 12 Gran = i/24 dieses Ganzen, was nach der
Rechnung von 48 Caratti Verschlechterung per Mark, dem
Venezianer Gewichte entsprach.
Nominal - Werthe.
Die Münzeu der Republik Venedig unterscheiden sich
in vier Hauptclassen und zwar in Gold-, Silber-, Kupfer-
münzen und Stücken von Kupfer, mit einer Beimischung
von Silber in geringerer oder grösser Menge (Billon) :
1. B i 1 1 o n. Zu den Billonmünzen gehören der S o 1 d o i)
und mezzo Soldo, ferner die Stücke zu 5, 10, 15 und 30
Soldi.
2. Kupfer. Von Kupfer ist nur der Bezzone im
Werthe von 1 */8 Soldo.
3. Silber. Die Silbermünzen sind der Ducato
a nti co (I. Typus), der Halbe, Viertel Ducato und die
Münzen zu 40 Soldi.
Die Giustina, wovon es Halbe, Viertel, Achtel,
Sechzehntel und Zweiunddreissigstel gab, im Werthe von
11 Lire.
*) Dem Ansehen nach sollte man die Soldi (von Maretich
„Marchetti" genannt) für wirkliche Kupfermünzen halten und in der
That findet man sie auch in den Münzverzeichnissen so aufgeführt.
Allein dies ist irrig. An mehreren Stücken vorgenommene Feuer-
proben ergaben einen gleichmässigen Feingehalt von 0-080 Silber.
— Die Soldi sind ungefähr in derselben Legirung wie die bäueri-
schen Silberkreuzer ausgebracht.
Venezianer ."»Hinzen nach ihren Typen. •)<><
Der Sc iidd d'argento della Croce (auch Duca-
ton genannt) galt 12 Lire 8 Soldi. Von diesem Gepräge
i^iebt es auch Halbe, Viertel und Achtel.
Der Ducato d'A r g e nt o (IITypus auch D u c at e 1 1 o
genannt) im Werthe von 8 Lire auch als Halber und
Viertel Ducato im Werthe von 4 und 2 Lire vorkommend.
Nur vom Dogen Alois Pisani giebt es auch Achtel und
Sechzehntel dieses Geprägs.
4. Gold. Die zwei gewöhnlichen Goldmünzen waren
der Zecchino und die Doppia. Der Erstere galt 22,
die Letztere 37 Lire.
Mehrere andere grössere Goldmünzen darunter einige
vom Stempel des Ducato d'argento und Scudo und von
der Feinheit des Zecchino, sind im entsprechenden Ver-
hältniss zu Letzterm geschlagen worden.
II. Abschnitt.
Die Typen.
(IX— XII. Jahrhundert.)
Denari.
Die ältesten Venezianer Münzen welche in Urkunden
erwähnt werden sind die Danari, auch Danari esmerati,
purgati oder Danari d'argento fino e puro (gereinigte
Denari) genannt. Doch war deren Metall nicht chemisch
568
C. v 'Wächter: System. Beschreibung der
rein, vielmehr passirte -in jener Zeit als Peinsilber jedes
Gemenge, welches per Mark nicht mehr als 40 Caratti
Legirung enthielt.
Diesem Gehalte entsprachen dann jene Danari von
welchen die Venezianer laut eines von Dandolo 983 abge-
schlossenen Vertrags an Otto II jährlich 50 Lire zu zahlen
hatten.
Das Gewicht der Danari genannten Münzen war ver-
schieden. Wie sogleich gezeigt werden wird gab es wahr-
scheinlich zwei Gattungen deren eine dem halben Mai-
länder Denar entsprechend 16, deren zweite gar nur
8 Grani gewogen haben dürfte »).
Soldi cli Denari,
Eine Urkunde von 1084 enthält zum ersten Mal den
Ausdruck der solidi denariorum 2). Unzweifelhaft • be-
zeichnete ursprünglich dieser Ausdruck eine blosse Kec h-
nungsmünze und zwar zum Werthe von 12 Danari, da
man wie auch im übrigen Italien an der karolingischen
i) In dem sogenanten„Memoriale communis" einem venetianischen
Codex, welcher 1282 angelegt die Gerechtsame jener Privaten ent-
hält, die im venetianischen Gebiete Salinen, Sümpfe, Gewässer,
Fischereien oder Jagdbarkeit besassen, finden sich die obigen
Benennungen: Anno Domini Millesimo septuagesimo Primo Mense
Januario Indictione X. Manifestus sum ego Petrus Foscari, Filius
Dominici Foscari cum meis Heredibus, qui reeepi a te Johanne Cap
incollo et tuis heredibus Libras denariorum exmeratorum
centum de Veneciis, quas mihi dedisti et prestisti in meis necessi-
tatibus u. s. w.
3) Flaminino Cornaro de re numm. ecclesiae venetae III p. 64.
„Solvere debeam videlicet denariorum solidos quinque".
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
569
Eintheilung des MUnzpftindes fest hielt. Weil aber bekannt-
lich in späterer Zeit der Soldo in vier Theile — Danari
Quartaroli oder Quattrini — eingetheilt wurde, so drängt
sich die Vermuthung auf, dass bereits 10. und 11. Jahr-
hundert die venezianischen Soldi zweierlei gewesen seien,
und zwar: Soldi, die mit der Formel Solidi Denariorum,
und solche, welche schlechtweg als Solidi bezeichnet
erscheinen. Thatsächlich werden in einer Urkunde von
1053 Solidi veneziarumMonete, und nicht Solidi Denariorum
erwähnt «).
In diesem Falle dürfte dann der Soldo di Danari jener
gewesen sein, der aus 12 Denari ä 16 Grani im Gewichte
bestanden, also aus Münzen, welche um die Hälfte leichter
waren , . als die Mailänder Denari während der Soldo di
Venezia 32 Gran wog und im Werth 4 Denari zu 8 Gran
gleich kam.
Deiiari piecoli.
Diese Vermuthung findet ihre Bestätigung darin, dass
die in den Urkunden des XI. Jahrhunderts vorkommende
Benennung: Moneta piecola, die alleinige war, womit
zwischen den Denaren zu 8 Gran deren 4 einen Soldo
Semplice, und denen zu 16 Gran, wovon 12 einen Soldo
Grande ausmachten, der Unterschied bezeichnet werden
konnte. Seit dem Vicedogen Orseolo scheint die Sitte auf-
gekommen zu sein, den Namen des Dogen auf die Klein-
münzen zu setzen, mindestens berichtet Dandolo zum
Jahr 1031 von demselben: Hie Monetam parvam sub eins
nomine exeudi fecit, was nicht bedeuten kann, dass man
erst in diesem Jahre Kleinmünze zu schlagen begonnen
') Abbate Brunacci De re num., Patav. p. 3.
"«U C. v. Wächter: System. Beschreibung der
habe, nachdem schon viel früher (1006) im Testamente des
Dogen Pietro Orseolo der librarum nostrae monetae dena-
riorum also der Lire di Danari Veneti gedacht wird *).
1. Vitale II. Michiel. 1156-1172.
Marcuccio.
Denari piecoli diVenezia waren schon im Jahre 1140
unter dem Namen Marcucci oder Marchetti bekannt und
behielten denselben bis zum heutigen Tage a). Der Mar-
cuccio des Vitale II. Michael ist schüsselförmig:
A v. + V • M I C H I • D V X • H L • In der Mitte ein Kreuz -
chen mit je einem Punkte in den Winkeln.
(Convex).
Rev. * S-M;RCVS-Vra der heilige Marcus bis
halben Leibe mit dem Heiligen-Schein.
(Concav.)
Denar, ähnlich dem des Kaisers Heinrich IV; gering-
hältig, Dm. 14 Mm.
Diese Benennung hat ihren Ursprung theils von
S -MAR CVS womit jede Venezianer Münze bezeichnet
*) Carli delle monete ed istituzione dellc zecche d'Italia I
p. 339. „In nomine sanetae et individuae Trinitatis etc. — concedo
omni Venetiae mihi snbdito populo mille ducentarum quinquaginta
librarum nostrae monetae denariorum parvorum ad solatium totius
u. s. w. , ferner Carli a. a. 0. p. 400 zum Jahre 1080 .... quod reeepi
. . denariis bonae nostrae monetae libras centum. . . ."Es wäre irrig
hier den Ausdruck moneta nostra auf Münzen zu beziehen , welche
mit dem Namen des Dogen bezeichnet waren, er ist vielmehr in
dem allgemeineren Sinne zu nehmen, in welchem jeder Venezianer
die Münze seines Vaterlandes als nostra benannte.
2) üghelli Tom V. p. 329.
fSTI
Venezianer Münzen nach ihren Typen. *-" ■*■
war, tbeils auch von der kleinen Gestalt der erwähnten
Denari, und ist aus einem Erbzins-Vertrage des Bischofs
Genzio von Concordia mit den Bewohnern von Porto
Gruaro bekannt: „Per unumquemque annum et per
unumquemque massarium negotiatorem in predicto Porta
habitantem persolvat Verdorum unum argenti, et repletim
homines ibi habitantes persolvant quatuor Marcutios vene-
ticoru mdenariorum ut libere negotia sua. ..."
Zugleich mit den Marcucci werden hier auch Verdoni
erwähnt i). Indessen ist zu bemerken, dass diese kleinen
Denari auch Quartaroli oder Quattrini genannt wurden,
weil sie den vierten Theil eines Soldo bildeten. So erwähnt
sie der Geschichtschreiber Dandolo im Jahre 1264 2) bei
Beschreibung des ersten Baues der Rialto - Brücke zur Zeit
des Dogen Renerio Zeno: „Civitas quoque Rivoaltina, quae
mediatione canalis hactenus divisa fuerat, nunc ex lignei
pontis constructione unita est, et appellatus est pons ille
de moneta, quia, priusquam factus esset, transeuntes
monetam unam, vocatam Quartarolum, valoris quartae
partis unius denarii Veneti nautis exsolvebant."
Hieraus ist zu entnehmen, dass Danaro piccolo,
Quartarolo und Marcuccio ein und dieselbe Münzgattung
waren. Auch die in einer Chronik von Venedig mit dem
Namen Moneta redonda bezeichnete Münze dürfte hierher
gehören, da sie schüsseiförmig war. Die alte Münze mit
der Umschrift: „Christus Dominus imperat" soll der
„Denaro grande di Venezia", die Hälfte des „Soldo
*) S. darüber die Ausführungen unter Nr. 3.
*) Her. ital. Sc. T. XII. pag. 372.
572
C. v. Wächter: System. Beschreibung der
ordinario", und das Doppelte im Werthe des Danaro
piccolo gewesen sein.
In Ermanglung des Danaro piccolo kam auch jener
mit dem Namen Heinrichs in den Verkehr, welcher 8 Gr.
im Gewicht hatte.
2. Sebastian Ziani. 1172—1187.
Danaro Piccolo.
.Die Form dieses Danars ist schüsselförmig.
Av. 4-C/2EB- DVX- In der Mitte ein durch vier
Dreiecke gebildetes Kreuzchen.
(Convex.)
EeT. 4«w-A\ÄRCVW Kreuz wie oben.
(Concav.)
Dm. 15. Mm.
Diese Münze wiegt 6 Gran und ist der Danaro piccolo
oder Quartarolo di Venezia. Ihre Legirung ist bedeutend
und erreicht das Gewicht von nahezu 400 Caratti in einer
Mark, daher bei diesem Danaro nicht mehr als 41/!ä Gran
innerer Gehalt gerechnet werden kann.
3. Orio Malipiero (Mastropiero.) 1177—1192.
Danaro Piccolo (fälschlich Verdone.)
Schon weiter oben wurde des Verdone gedacht. Carli
Kubbi i) hält ihn fttr eine Münze von legirtem Silber,
*) a. a. 0. p. 401.
Yen« ziancr Münze nach Ihren Typen»
573
welche von einer Grünspandecke wie mit einem grünen
Firniss überzogen sei, und daher den Namen habe. Er
beschreibt auch einen solchen Verdone von Aurio Mastro-
piero, 1178, welcher sowohl im convexen, als im coneaven
Theile in der Mitte das gewöhnliche Kreuzchen hat.
Av. AVRIO (oder AVR) DVX-
Rev. t/5MARCVc/5
Somit wäre der Verdone, da das beschriebene Stück
ein Danaro Piccolo ist, diesem an Werthe gleich. Dass die
Herleitung der Bezeichnung Verdone von dem zufälligen
Vorhandensein der Patina ungenügend sei, leuchtet ein.
Viel mehr liegt eine Verstümmlung des mittelalterlichen
Ferto, auch Verdona gleich j/4, zu Grunde und wir haben
daher zumal an der betreffenden Stelle der bestimmende
Beisatz argenti vorkömmt es nur mit einem ferto argenti
gleich einer halben Mark Silbers zu thun, einem Ausdrucke
der in mittelalterlichen Urkunden unzählige Male erscheint.
Die Danari piecoli dienten im Verkehre zur Aus-
gleichung. Bald begann man, nachdem die alten Denare
aus dem Umlaufe verschwunden waren nach Soldi di
Danari piecoli (die Solidi parvulorum) zu rechnen. Damals
entsprachen zwölf dieser Münzchen dem Soldo, 3 wurden
auf den Quattrino gerechnet, die einzelnen Stücke aber
wegen ihrer Kleinheit Piecoli und daher später Bagattini
genannt.
Nach einer Notiz des Sanudo i) wurden die Bagattini
oder Piecoli im Jahre 1281 fast aus reinem Kupfer geprägt,
i) Ker. Ital. Script. T. XXII. pag. 574. anno 1282.
574
C. v. AVarhter : System. Beschreibung der
indem aus einer Mark welche 6ya Unzen Kupfers und nur
4*/2 Unzen Silbers enthielt 3 Lire, 5 Soldi und 4 Danari
piecoli ausgebracht wurden. Der Feingehalt war im
Ganzen 216, das Gewicht 936 Caratti. Das Gewicht nach
Grani jeder einzelnen Münze war 54S/49 und der Fein-
gehalt l5/9.
Gehalt und Gewicht dieser sogenannten Piecoli hat
oft gewechselt. Es kann daher nicht behauptet werden,
dass die so eben besprochenen Piecoli von 1282 denen
der früheren Jahrhunderte gleich gewesen seien. Vielmehr
lässt sich auch bei ihnen das Gesetz des allmähligen Ver-
falles nachweisen i).
Diese Bagattini oder Piecoli hat man im XII. Jahr-
hundert auch Danari minuti genannt.
Eine Urkunde des Paduaner Domkapitel Archivs von
1218 erwähnt z. B. „Danarios decem et octo Venetorum
menutorum", obwohl dieselben in Venedig allgemeiner
Danari Minori genannt wurden, und Brunaeci (p. 37) citirt
zum Jahre 1245 das Uebereinkommen „Solidos centum
denariorum Vencciae Minorum" zu zahlen.
i) Das folgende, zwar undatirte aber jedenfalls in die Zeit vor
1282 gehörige, Münzpatent ist hiermit zn vergleichen : „Denari parvi
fieri seeundinn scriptum Massariorum ; scriptum autem est: Sex
uncie e dimidia minus uno grosso de pondere de raine, uncia una et
dimidia & grosso uno de peso de argento de grosso (!) Fiant denarii,
qui vadant solidi octo et denariis duo per unciam, qui summabunt
libras tres etsolidos quinque et denarios quatuor pro Marca; et sie
ibunt alii novi , qui fuerint bactuti : nee aliter fieri possunt denarii
parvi stando in capitali commune. Erunt deteriores, quam primi
solidi quinque Denarii, duo ad Grossum per Marca." Carli delle
monete cd istituziono delle Zecche d'Italia, pag. 402.
Venezianer Münzen nacli Ihren Typen.
575
Nach dem bisher Gesagten lässt sich für das IX., X.
und XI. Jahrhundert folgende Tabelle zusammenstellen :
Gewicht
Gran
Ver- -
schlechte-
rung per
Mark
■ ■ - r
Innerer
Feingehalt
Gran
Neuntes Jahrhundert.
Danaro
Zehntes und elftes Jahrhundert.
Soldo di Danari
10
8
12
6
120
120
288
288
147/83 circa
1728/i3 „
286*/, t »
3336 V„ „
77*4 „
28'/,i „
573V, , n
143V, i n
9
4«/2 ri -
108 „
18
180
90
360
1
Lira di Danari
Lira di Soldi
Danaro piccolo oder Quartarolo
Soldi di Danari piccoli
Lira di Soldi
Lira di Danari piccoli
Zwölftes Jahrhundert.
Danaro
Danaro piccolo e Quartarolo . .
Soldo di Danari
Soldo di Danari piccoli
Lira di Danari
Lira di Danari piccoli
Lira di Soldi
Die Münzstätten von Verona und Aquileja entlehnten
den Gebrauch der Danari piccoli (denarii parvuli) den
Venezianern. Es ist bekannt, dass dann die Erzeugnisse
der Ersteren für Tirol in soferne von grösster Bedeutung
wurden, als das „Pfund Berner" die Rechnungseinheit
bildete «).
i) Ein Mehreres darüber bietet die in dieser Zeitschr. I. Bd.
p. 149 ff. besprochene Abhandlung des P. J. Ladurner.
57 G
C. v. Wächter: System. Beschreibung der
Aureola.
. Einige venetianische Geschichtschreiber glau bten
dass unter dem Dogen Aurio Mastropiero oder Malipiero
in Venedig eine Münze geprägt worden sei, die man vom
Namen des Dogen abgeleitet, Au ria, Aureola genannt
habe «).
Man bezog sich dabei auch auf die in Urkunden vor-
kommenden Strafandrohungen von z. ß. Quinque libras
Auri.
In dieser Weise enthalten Sanudo, die Chronica
Delfina, die Corona Venetorum des Matteo di Corato und
noch mehrere Andere Notizen «).
Allein aus diesen Schriftstellern der älteren und
neueren Zeit ist nur so viel ersichtlich, dass Aurio eine
besondere Münze prägen Hess, deren Identität aber um so
schwerer festzustellen ist, als sich die Angaben bezüglich
ihres Werthes widersprechen. Gewiss ist, dass mit ihr
nicht jene Müuzgattung gemeint sein konnte, in der die
Geldstrafen bemessen wurden, da die venetianische Straf-
androhung offenbar den analogen Sanktionen in den
deutschen Kaiser Urkunden entsprach, in welchen unter
Libra auri sicherlich nur die Zahlung einer bestimmten
Summe in Gold gemeint ist s).
i) Vite de üogi & Rer. Ital. T. XX p. 521.
») So z. B. in einem anonymen Ms. der Ambrosiana, welches
die Ausführungen der Chronik des Dogen Dandolo zu widerlegen
sucht: Percussus est Nummus dictus Aureus, diuque in usu urbis
fuit, quorum singuli quinam Libram valerent (Carli p. 405).
8) Noch heutzutage (1870) haben die hierzulande verbreiteten
Bauernkalender die (freilich unwirksame) Privilegiumsklausel „bei
Strafe von 10 Mark löthigen Goldes, keinen andern (Bauernkalender)
in Steiermark einzuführen".
r-,77
Venezianer Münzen nach ihren Typen. • ' •
4. Enrico Dandolo 1192—1205.
Matapane oder Grosso.
Ungefähr um das Jahr 1194 Hess Doge Heinrich
Dandolo eine Münze prägen, die er mit dem Namen
Matapan oder Grosso benannte: „Subsequenter Dux
argenteam monetam ; vulgariter dictam Grossi Veneziani,
vel Matapani cum Imagine Jesu Christi in thronb ab uno
latere, et ab alio cum figura sancti Marci et dücis, valoris
viginti sex parvulorum fieri decretavit *), Marino Sanudo
dagegen verlegt den Ursprung dieser Münze in das Jahr
1194 »).
I, Typus.
Av. Der thronende Heiland; zu seinen Seiten
"IC— xc.
Rev. Doge und der heilige Marcus nach vorwärts
gekehrt stehend, halten die Fahnenstange.
Längs derselben: DVX- Umschrift: S-M-
VENETIH-DANDOL-
Es hält schwer das Gewicht dieser Münze genau zu
bestimmen, da wie Sanudo erwähnt, die Grossi schon zur
Zeit des Dogen Nicolo Tron (1471 — 1473) ausser Umlauf
gesetzt wurden, weil sie zu sehr beschnitten waren. Doch
kommen wohl noch Stücke vor, die bei tadelloser Erhal-
tung und 20 Mm. im Dm. sogar mehr als 44 Gran wiegen.
Im Gehalte dagegen sind sie unbedeutend schlechter:
während in Venedig die gesetzlich erlaubte Legirung des
i) Rer. Ital. Ss. Tom. XII, p. 316.
a) Vgl. Rubbi p. 406.
87
578
('. v. 'Wächter: System. Beschreibung der Venezianer Mzn. etc.
Feinsilbers auf 40 Caratti pro Mark, festgesetzt war,
enthalten sie 44 Caratti Beimengung. Es beläuft sich somit
ihr innerer Feingehalt auf 42«/M Gran.
Da erwiesen ermassen der Soldo 12 Piccoli und der
Matapane 26, also 2i/6 Soldi galt, so miisste folgerichtig
der Soldo beiläufig 19>4/23 Gran Feingehalt gehabt haben.
Eine auf diese Berechnung hin angestellte Untersuchung
ergab aber für den Soldo über 18 Gran Feingehalt und
somit den Beleg für die Richtigkeit, wenn dem Matapan
eine Legirung von 44 Caratti zugesprochen wird. Es ist
übrigens auch der Vermuthung Raum gegeben worden,
dass ursprünglich der Grosso das Doppelte des Soldo, also
wie in jeder andern Stadt 24 Piccoli gegolten habe: Das
wäre dann eben der Mitteldurchschnitt zwischen den Fein-
gehalten des Soldo di Danari piccoli wie wir ihn für das
XI. und XII. Jahrhundert mit 28»/,, und 18 ermittelt
haben •).
i) Es mag hier nicht unerwähnt bleiben, dass man sich in
Venedig zu Ende des XII. Jahrhunderts sowohl für Gold als Silber
des cölnischen Gewichts bediente. Dies beweist der zwischen
Balduin und Emerio Dandolo im Jahre 1201 wegen Beförderung
der Truppen in's heilige Land abgeschlossene Vertrag, worin der
Doge sagt: „Propter quae nobis dare debetis octuaginta quinque
millia marcarum puri Argenti ad pondus Coloniae, quo utitur Terra
nostra." (Vite etc. S. 532 von Sanudo angeführt. Carli a. a. 0. 408).
-- — ca i i&tt ■• ■
579
Numismatische Literatur.
7. Dr. Alfred von Sallet, Direktorial-Assistent des k.
Münzkabinets zu Berlin : Die Künstlerinschriften auf
griechischen Münzen. Berlin, bei Weidmann. 1871.
8° -55 pp.
Man kann mit Recht beklagen, dass bis jetzt die
Kunstarchaeologie an der Numismatik zu geringen Antheil
hatte oder nahm. Ob diess den Archaeologen zur Last zu
legen, welchen das Münzgebiet unter den in ihr Fach ein-
schlägigen Disciplinen immer am fernsten stand, oder den
Numismatikern, welche bei ihrem die Aufmerksamkeit auf
die Kunst weit überwiegenden Raritäts- und antiquarischen
Interesse der Kunstwissenschaft die Handreichung ver-
weigerten, ist schwer vielleicht aber dahin zu. entscheiden,
dass die Schuld wohl Beiden zukommen dürfte. Ist es
doch kaum von Brunn ernstlich geschehen, dem antiken
Stempelschnitt die entsprechende Stelle im Gebiet der
antiken Kunst anzuweisen, und auch nach dem Erscheinen
seiner epochemachenden Künstlergeschichte blieb die
Numismatik mit Ausnahme einiger allerdings sehr glück-
licher Entdeckungen auf das antiquarische Gebiet be-
schränkt.
37*
580
Numismatische Literatur.
In obengenannter Schrift besitzen wir nun wieder
eine archaeologische Arbeit von zwar geringem Umfang,
aber grossem Werthe, weil sie den gewählten Stoff nach
den sorgfältigsten Untersuchungen mit Verlässigkeit und
methodischer Kritik behandelt. Die Vorarbeiten von Raoul-
Rochette haben als zu weit gehend dadurch zwar reduzi-
rende aber dafür auch sichernde Säuberung, und der
Abschnitt über die griechischen Münzstempelschneider im
zweiten Bande von Brunn's Künstlergeschichte nicht unbe-
deutende Ergänzungen gefunden, denen wohl schwerlich,
trotz der Aufforderung hiezu von Seite des Verfassers,
noch viel beizufügen sein wird.
Die Zahl der sich selbst nennenden Stempelschneider
erscheint allerdings nun ziemlich gering, das Gebiet der
Künstlerinschriften auf griechischen Münzen überhaupt
weder räumlich noch zeitlich gross. In Hinsicht auf die
Geographie derselben finden sich nämlich Stempelschneider
nur in Sicilien und in einigen Städten Lucaniens, auf
einigen kretischen, einer klazomenischen und .v i e 1 1 e i c h t
auf einer macedonischen und einer syrischen Königsmünze
genannt; und in chronologischer Beziehung beschränkt
sich das Vorkommen solcher Namen auf die Periode des
Uebergangsstyles und die Zeit der höchsten Kunstblüthe,
so dass nur wenige über diesen Zeitraum herabreichen.
Von dem künstlerischen Sinne der Griechen aber giebt die
Beschränkung hinsichtlich des Metalles — denn es sind
nur eine Bronzemünze und zwei Goldmünzen mit Künstler-
inschriften auf uns gekommen — Zeugniss ; denn da sie
in dem Silber das künstlerisch entsprechendste Münzmetall
erkennen mussten, haben sie auch ihre besten Arbeiten
diesem gewidmet, und ihre Namen fast ausschliessend an
Silbermünzen verewigt.
Numismatische Literatur.
581
Von den Künstlernamen selbst bezeichnet der Ver-
fasser nur 24 als in dieser Beziehung sieher, wenn auch
der Abkürzung- wegen nicht immer in ihrer vollen Gestalt
herzustellen, und 16 als zweifelhaft, während er einer
Anzahl von weiteren Namen eine entschieden andere
Deutung als Götter- oder Magistratsnamen giebt. In einer
Frage, wie diese , wo neben der Namenform fast nur die
Lage und die Grösse der Schrift entscheidet, du blos
an zwei Münzen die Künstlerinschrift durch das beigefügte
unzweideutige EflOEI sich selbst als solche ankündigt,
kann- es nur beruhigen, wenn sich nicht, wie bei Raoul-
Rochette, jenes missliche Streben nach Vergrösserung
der Namenreihe, sondern Genügsamkeit mit dem Gesicher-
ten fifidet, und wir nehmen es gerne mit in den Kauf, wenn
durch rigorose Kritik vielleicht der eine oder andere
Stempelschneidername verloren gegangen sein sollte. Der
Betroffene mag sich dann bei sich selbst beklagen und
den Verlust seiner Stelle in der Reihe der Künstlernamen
sich selbst zuschreiben, da er durch eine kenntlichere und
bezeichnendere Chiffrirung sich der zum Theil sonst unver-
dienten Vergessenheit hätte entziehen können.
Wegen einzelner Behauptungen mit dem Verfasser
eine Lanze zu brechen, wird wohl kaum möglich sein, denn
es könnten nur einigen in blossen Vermuthungen aufge-
stellten Möglichkeiten wieder Möglichkeiten gegenüber-
gestellt werden. Höchstens in Bezug auf den Stempel-
schneider Hippokrates auf Tetradrachmen von Rhegium,
von welchem der Verfasser glaubt, dass er „vielleicht"
Kratesippos geheissen, möchte ich glauben, dass diese
letztere Lesung nicht blos „vielleicht" die richtigere,
sondern — wenn auch das 5 nicht genau auf der Linie des
innO steht— wohl mehr als wahrscheinlich sei, indem die
582
Numismatische Literatur.
grössere Geläufigkeit des Namens Hippokrates der deut-
lichen Schreibweise der in der Mitte gebrochenen Bustro-
phedoninschrift ^ippo kaum das Gleichgewicht halten
dürfte.
Verhält sich übrigens auch die Numismatik in ihrer
gewöhnlichen Bedeutung kalt gegen die vorliegende
Arbeit, so wird sie die Archaeologie der Numismatik wie
die Kunstarchaelogie im Allgemeinen zu schätzen wissen.
München.
Franz Reber.
8. Choix des monnaies grecques du Cabinet de
Fr. Imhoof-Blumer. Winterthur 1871 (IX Tafeln und
3 S. Tafelregister.)
Neben der Sammlung des Herrn Grafen v. Prokesch-
Osten ist jene des Herrn Imhoof-Blumer in Winterthur
wohl die bedeutendste Privat - Sammlung alt - griechischer
Münzen in Europa. Sie war bisher nur einem sehr kleinen
•Kreise von Fachgenossen bekannt, erlangte aber durch
das was von ihr verlautete sehr schnell einen ausgezeich-
neten Ruf. Man wusste von den günstigen Lebensverhält-
nissen und der engen Verbindung ihres Begründers mit
dem Pariser Mtinzmarkte, auf welchem sich in den jüngsten
Jahren so viel bedeutendes aus allen Ländern der alten
Welt zusammenfand, nicht weniger aber auch von der
tüchtigen wissenschaftlichen wie praktischen Ausbildung,
welche der Eigenthümer in der Numismatik wie in den
einschlägigen Fächern sich erworben hatte. Alle diese
Ni:;uu>matische Literatur.
583
Umstände waren eben sowohl Bürgschaften einer erfolg-
reichen Thätigkcit, als in ihnen auch die stille Aufforderung
lag, die Erfolge selbst durch Veröffentlichung für die
Wissenschaft allgemein nutzbar zu machen.
Schon vor zwei Jahren war die Absicht des Eigen-
thümers dieser Aufforderung zu entsprechen zur Ausführung
gekommen, indem er eine Auswahl der wichtigsten seiner
Münzen veranstaltete und mit einem wissenschaftlichen
Commentare versah. Das in französischer Sprache abge-
fasste Msc. war schon nach Paris gesendet, die Vorberei-
tungen des Druckes aber wurden durch den Krieg von
1870 und 1871 unterbrochen. Es schien nun dem Autor
wünschenswerth dem Werke einige Zusätze und Abände-
rungen beizufügen, die inzwischen nothwendig geworden
waren, wodurch das Erscheinen des Textes wesentlich
verzögert werden dürfte.
Damit aber die Benützung seiner Sammlung schon
jetzt möglich werde, entschloss sich Herr Imhoof- Blumer
die Tafeln mit den Abbildungen der ausgewählten Münzen,
abgesondert, dem Texte vorauszuschicken und ihnen nichts
weiter als ein Verzeichniss der abgebildeten Stücke mit
einigen wenigen und sehr kurzen Bemerkungen beizu-
geben. Es ist dies für die Leser der numismatischen Zeit-
schrift umsomehr erwünscht als der Herausgeber in seinen
jüngsten Arbeiten, welche in derselben erschienen sind,
sich auf jene Tafeln im Voraus bezieht.
Die letzteren, neun an Zahl, enthalten 268 Münz-
abbildungen, von welchen eine — Byblus Syriae (Nr. 224)
— ihr Original der Sammlung Luynes, vier andere —
Aeolii 113, Nesiope Lesbi 114, Myra Lyciae 151, Phaseiis
584
Numismatische Literatur
Lyciae 153 — die Originale der königl. Sammlung in
München entlehnt haben ; es war deren Aufnahme durch
eine für den Text nothwendige Vergleichung mit entspre-
chenden Stücken der Sammlung des Herausgebers ge-
boten. Der letzteren gehören alle übrigen Stücke an; wir
finden darunter eines in Gold (Cius Bith.), fünf Elektron
(lauter Statern von Kyzikos), dann 161 Silber- und 96
Kupfermünzen. Die Mehrzahl (203 Stück) gehört autono-
men griechischen Städten und Inseln an. unter diesen fallen
die meisten auf das eigentliche Griechenland (6(3 Stück")
und auf Kleinasien mit Cypern (101 Stück). Dagegen von
Königsmünzen finden sich 32, von kaiserl. Colonialkupfer
nur 24 Stücke.
Alle diese Münzen sind Inedita und entweder noch
vollständig unbekannt oder sie bieten völlig neue, lehr-
reiche und merkwürdige Varietäten; fügen wir noch hinzu,
dass die überwiegende Menge in die Epoche des strengen
und des schönen Stiles gehört, in welche die Blttthe grie-
chischen Lebens fällt und deren Münzen je mehr ihrer
bekannt werden umsomehr eine neue sehr reiche Quelle
für die Archaeologie zu werden scheinen, — ferner dass
sämmtliche mitgetheilten Stücke von vorzüglicher Schärfe
und Erhaltung sind , wie es denn überhaupt ein seltener
Vorzug der Sammlung ist, dass der Eigenthümer nur best-
erhaltene Stücke in sie aufgenommen hat: so wird man
Werth und Bedeutung derselben und die vorliegende
Auswahl zu würdigen wissen.
Allerdings wird dieser Werth erst durch den gelehrten
Commentar des Besitzers, den wir mit warmer Theilnahme
und mit grossen Hoffnungen erwarten, vollständig klar
hervortreten. Doch sei uns vergönnt, vorläufig nach den
Numismatische Literatur.
585
Bemerkungen des Herausgebers im Tafelregister auf einige
wenige Stücke hinzuweisen, auf welche letzterer selbst
und mit Recht einen grösseren Werth zu legen scheint.
Wir nennen zunächst die Münzen von zwei neuen
Städten Skamandria Troadis (110), (zu Pyrnus Cariae cf.
Mionnet III 375) und Posidium Carparthi (143), die in der
numismatischen Geographie bisher fehlten, und einen neuen
Künstlernamen auf einer Silbermünze vonHeraclea Lucaniae
(254). Unter der grossen Menge von Varietäten heben wir
die ballspielende Larisa auf einer Münze der gleichnamigen
Stadt (24), den erschreckten Pegasus, eine köstliche, über-
aus lebendige Thierfigur (Korinth 48), den Schlüssel der
Priesterin im Heraeon von Argos (64), das von einer
Bremse gestochene Pferd (Erythrae 118), die beiden
Styrax von Selge (169) das Menschenangesicht auf der
Schale einer Krabbe (Agrigentum 263), den Namen NIKA
auf dem Halsabschnitt des Kopfes dieser Göttin (Meta-
pontum 258) hervor. Ein sehr glücklicher, in der Ausführung
freilich nur bei einer so reichen Sammlung möglicher
Gedanke war es, Reihen von Münzen derselben Gattung
zusammen zu stellen, sei es um im Allgemeinen die uner-
schöpfliche Menge von leichten Variationen eines und
desselben Gepräges zu zeigen, sei es um die Entwicklung
eines Götterideales durch verschiedene Kunstepochen hin-
durch nachzuweisen; ersteres wird in einer Reihe kleiner
arkadischer Silberstücke strengen Stiles (71 — 81), letzteres
in elf knydischen Silbermünzen (127 — 137) mit verschie-
denen Aphroditeköpfen offenbar.
Dass der Herausgeber beträchtliche Geldopfer nicht
gescheut hat, um die Publication in einer der Sammlung
würdigen Weise herzustellen , davon geben die Tafeln
586
Numismatische Literatur.
selbst den lautesten Beweis, deren wir zum Schlüsse noch
gedenken müssen. Die Abbildungen sind von dem durch
seine Leistungen auf dem Gebiete der numismatischen
Illustration rühmlich bekannten Herrn L. Dardel in Paris
durchaus nach den Originalien selbst gearbeitet. Was die
Zeichnung betrifft, verrathen sie bekanntlich eine sehr
grosse Genauigkeit und beweisen ein durch aufmerksames
jahrelanges Studium erworbenes Verständnis« und sorg-
sames Eingehen in den verschiedenen Charakter der
Kunstepochen; man vergleiche z. B. die Frische und Leben-
digkeit der strengen Zeit und dagegen den lahmen Stil
späteren Colonialkupfers. Namentlich in kleinen Münzen,
wo diese Schwierigkeiten durch die Dimensionen gestei-
gert werden, zeigt sich die Virtuosität einer sehr sorg-
fältig gebildeten Hand.
Was diese anerkannten Vorzüge zwar nicht störend,
aber doch merklich beeinträchtigt, ist das Bestreben nach
Schärfe und Bestimmtheit der Zeichnung und nach einem
gewählten Vortrage. Durch das eine geräth Herrn Dardels
Hand nicht selten zu etwas schneidigen Contouren, zumal
an den Profilen von Köpfen und Brustbildern, die nicht
immer zu rechtfertigen gelingen dürfte ; durch das andere
wird der ursprünglich sicher vollkommenere Eindruck der
Zeichnung abgeschwächt , es geht ein gleichmässig
eleganter Zug durch alle Abbildungen, namentlich das
Relief wird, wo die Ausführung weiter in das Detail ein-
geht, etwas flau und Verblasen. Niemand wird läugneu,
dass die auf der letzten Tafel zusammengestellten Cimelien
der Sammlung sehr angenehme sich einschmeichelnde
Bildchen gewähren, und dass Nebendinge, wie Haare,
Helme, Kränze u. dgl. vorzüglich gelungen sind. Die
Numismatische Mtei atur.
587
nackten Gesicht- und Körpertheile aber — freilich alsu
die allerschwierigsten Partien — erreichen nicht immer
das Feuer und die markige Kraft der Originale noch geben
sie eine Vorstellung jener vielen pikanten Eigenthttmlich-
keiteii, mit welchen die kühne und gewandte Technik des
antiken Stempelschnittes uns so häufig überrascht.
Mit diesem Urtheile wollen wir der Begabung des
Meisters nicht zu nahe treten, er bleibt doch einer der
ersten unter den jetzt lebenden Illustratoren; einerseits
liegt was wir bemerkten in der nationalen Anschauungs-
weise des Franzosen begründet, andererseits glauben wir,
liege, wie jede specielle Befähigung eben desshalb, weil
sie eine specielle ist, ihre bestimmten Schranken hat, die
Stärke des Herrn Dardel nicht so sehr in der vollständigen
Ausführung des Reliefs als vielmehr in der fein empfun-
denen Contourenzeichnung und sehr sparsamer Angabe
der Modellirung. Fr. Kenner.
9. Brambilla C. : Altre annotazioni numismatiche.
Pavia 1870. 107 S. 4°.
Mit vorzüglichen theils photographisch, theils von
Herrn Carlo Kunz (Conservator des Museo Bottacin in
Padua) ausgeführten Abbildungen, enthält
1 . Beschreibung eines in Zeccone bei Pavia gemachten
Fundes von Goldmünzen von Galla Placidia, Marcianus,
ßomulus Augustus (mit Brustbild von vorn und VICTORIA
AV6G6, stehende Victoria mit Kreuz). Basiliscus; also den
Zeitraum von 421 — 477 umfassend;
° Numismatische Literatur
2. Eine längere Abhandlung- über einen auf Tafel II,
1 , abgebildeten Solidus des Zeno mit CONOBRY im
Abschnitt der Rückseite. Diese merkwürdige Münze wird,
wie ich höre, von anderer Seite nächstens ausführlich
besprochen werden *). Dr. A. v. S.
10. Kenner Friedrich, Custos des k. k. Münzkabinett,
die Münzsammlung des Stiftes St. Florian in Ober-
österreich, nebst einer die Geschichte der Samm-
lung betreffenden Einleitung von Josef Gaisberger,
regulirtem Chorherrn von St. Florian. Wien 1871, XXVIII
u. 221 S. nebst VII Taf. u. eingedr. Holzschn. 4°.
Die ausgezeichnete, gegen 12.000 antike Münzen
enthaltende Sammlung des Stiftes St. Florian besteht in
ihrem Hauptinhalt aus der 1747 angekauften Sammlung
des aus Venedig gebürtigen Gelehrten- und Dichters
Apostolo Zeno, wurde aber fortwährend vermehrt. Bereits
der verstorbene Arneth bereitete eine Publication der
interessantesten Stücke dieser Sammlung vor und Hess
von dem vortrefflichen, ebenfalls verstorbenen Künstler
Schindler Tafeln dazu radiren. Dr. Kenner giebt uns nun
in seinem diese Tafeln begleitenden Text einen ebenso
sachkundigen als eingehenden Commentar. Aus der grossen
Menge der seltenen, zum Theil unedirten Münzen will ich
nur einiges besonders wichtige hervorheben: Istrus,
Severus und Domna. Serdica, Caralla, Rs. kleine geflügelte
Figur, die Tatze eines stehenden Löwen fassend, von
Kenner für einen Heilgott erklärt, der dem Löwen einen
Dorn auszieht. Ich möchte doch lieber einen Amor mit
i) Siehe Seite 479 ff. Die Red.
Numismatische Literatur.
589
Pfeil in dem FigUrchen erkennen. Philippopolis Thraciae,
Hadrian , mit dem Flussgott Hebros : EBPOC Chnlcedon
und Byzanz mit dem Kopfe des Königs Rhoemetalies,
Zeitgenossen des Augustus. Ballaeus, die äusserst seltene
Silbermünze. Epirus, die bereits von Arneth publicirtc
schöne Bronzemilnze mit dem Taubenorakel von Dodona.
Corinth, Medaillon des Antinous (griechisch) mit dem
Namen seines auch auf andern Münzen mit TOIC AXAIOIC
vorkommenden Priesters Hostilius Marcellus >) ; Praesus
Cretae : bogenschiessender jugendlicher Heros rechtshin.
Es* PPAI£, tliegende Taube rechtshin im vertieften Quadrat
.11 ö. 11-48. Diese höchst wichtige früher nur inschriftlos
bekannte Münze hat Dumersan irrig nach Stymphalos
gegeben und in der Darstellung Heraeles und einen
stymphalischen Vogel erkennen wollen. Paerisades, König
von Bosporus , der äusserst seltene Stater mit den Typen
des Lysimachus. Jasus Cariae mit dem Kopfe des IAC0C
Olympos Cariae, Tranquillina; die erste Kaisermünze der
Stadt. Mopsus Ciliciae mit dem stehenden Kaiser Claudius ;
eine ähnliche Münze wird von Mionnet irrig als moderner
Stempel bezeichnet. Tarsus, Septimius Severus mit perso-
nificirten Provinzen: Cilicia, Isauria, Caria, Lycaonia.
Gangra Paphlagoniae, Caracalla, eine für die Numismatik
neue Stadt. Nicaea Cilbiani Lydiae, Caracalla mit
N€IKA€flN KlABIANflN. Aelia Capitolina, Decins, mit COL
AEL KAP COMModiana PiaFelix. RaphiaJudaeae mit weib-
lich e m Kopf und Umschrift des Severus Alexander.
i) Hierbei wird Mionnet „ein ehrenwerther Compilator" genannt.
Das ist für den ausgezeichneten Mann, dem wir nicht genug dank-
bar sein können, doch zu wenig Ehre. Geirrt hat sich Mionnet frei-
lich oft, wie jeder andere.
590
Numismatische Literatur.
Dies ganz unerhörte Factum scheint mir — trotz der
Warnung des Verfassers — auf Täuschung zu beruhen.
Sabina Hadriani ist als Umschrift correct, aber niemals
könnte um den Kopf einer Kaiserin einfach nur der Name
ihres Mannes im Genitiv stehen. Alexanders Kopf auf
Münzen dieser Gegenden hat bisweilen einen fast weib-
lichen Character.
Unter den Alexandrinischen Kaisermünzen sind einige
recht interessante, genau beschriebene Fälschungen be-
merken swerth. Unter den römischen Münzen verdienen ein
goldener Macrinus, ein Unieum, und ein Silbermedaillon
des Vetranio besonders hervorgehoben zu werden.
Möchte der Verfasser, der uns durch Publication
dieser vortrefflichen Sammlung einen so grossen Dienst
erwiesen hat, doch bald auch die Schätze der kaiserlichen
Sammlung in Wien in ähnlicher Weise durch Beschreibung
und Abbildung erläutern!
Dr. A. v. S.
11. Maggiore-Vergano E. : Rivista della numisma-
tica. Vol. I. Asti 1865. Ein etwa 400 Seiten starker Band
mit vielen gut ausgeführten Abbildungen.
Die antike Numismatik betreffen folgende Aufsätze :
1. Moneta Romana impressa nell' Apulia riguardante
la battaglia d'Ascoli rivinta sopra re Pirro, von Cavedoni.
Die Ansicht, dass die bekannte römisch - campanische
Didrachme mit ROMANO, stehender Victoria und A in
Numismatische Literatur.
591
Apulien geprägt sei, ist eine kühne Hypothese des gelehrten
Cavedoni, die auch durch die angeführten Münzen von
Asculum mit ähnlichem Victoriatypus noch nicht sicher
bewiesen wird.
2. Moneta inedita di Acalissus (Licia) vonA. Fabretti.
Eine Bronzemünze von Gordian III im Tnriner Museuni,
mit Fortuna und AKAAICCCCON. Eine andere Münze dieser
Stadt, auch von Gordian III, aber mit einem Reiter auf der
Rückseite, beschreibt Leake in seinen Numismata hellenica.
3. Corso libero di Numismatica aperto da Carlo
Gonsalez in Firenze.
4. Disamina del' ragguaglio numismatico di aleuni
ripostigli di denari Romani scoperti nella Spagna dal ciliar.
Prof. T. Mommsen, von Cavedoni.
5. Moneta di Tirinto von D. Promis. Diese Münzen
sind bekanntlich jetzt häufiger geworden.
('). Medaglione di Marc' Aurelio Cesare, von D. Promis.
Ein schönes Bronzemedaillon mit sitzender Minerva. Die
Umschrift der Hs. muss an einer Stelle verlesen sein:
TR PA COS II ist unmöglich, statt des A muss eine Zahl
stehen.
7. Disquisizioni intorno all' etä precisa di aleune
monete della Mesia Inferiore portanti i nomi de' Presidi
Romani etc., von Cavedoni. Cavedoni setzt die Münzen von
Marcianopolis mit dem Namen des Flavius Ulpianus in die
Jahre 206 — 211 n. Chr., die des Faustinianus 211 und
später, die Münzen des Aurelins Gallus von Nicopolis und
Marcianopolis in das Jahr 202.
ü92
Numismatische Literatur
' 8. Descrizione e dichiarazione di una singolarissima
moneta di Seleucia della Siria con tipo doppio e doppie
epigrafi, von Cavedoni. — Feiner mehrere Recensioncn,
darunter von Cavedoni über die Berl. Bl. f. Münzk. 1863
und einen NecrologCavedoni's. — Das erste Heft des zwei-
ten Bandes, 1867, enthält leider keine die antike Numis-
matik betreffenden Aufsätze, doch S. 178 eine Recension
des achten Heftes der Berliner Blätter für Münzkunde.
Dr. A. v. S.
MISCELLEN.
593
Theilstück einer alexandrinischen SilbermUnze Neros. (Aus einer
brieflichen Mittheilung an den Herausgeber) Dass die alexan-
drinischen Silbermünzen der Kaiser die Fortsetzung der ptole-
maeischen Tetradrachmen sind, wird durch ein unlängst für das k.
Münzkabinet erworbenes Theilstück bestätigt; so viel ich
weiss, kannte man bisher keine Theilstücke. Es ist ein Nero,
welcher, nach seiner Grösse von iya Centime tern Durchmesser und
nach seinem Gewicht, die Hälfte der gewöhnlichen Silbermünzen
ist, also das Didrachmon zu den Tetradrachmen. Die Tetradrachmen
schwanken im Gewicht, wie es bei so schlechtem Metall natürlich
ist; 14-276 Gramm ist das Vollgewicht des ptolemaeischen Tetra-
drachmons, das neue Didrachmon wiegt 6-72. Es hat auf der Vor-
derseite NEP KAAV KÄIZ (ZEA TEP AVT) um den lorbeer-
bekränzten Kopf des Nero, rechtshin; auf der Kehrseite steht in
zwei graden seitlichen Zeilen EATTIZ neben der linkshin schrei-
tenden Spes, unten vor ihr A im Felde.
Am Schlüsse der alexandrinischen Prägung kehrt ebenfalls
ein Tetradrachmon und ein Didrachmon wieder, falls die Münzen
damals noch diese Namen führten. Herr Dr. v. Sallet erinnert bei
38
594
Misecller..
dieser Münze des Nero an die Alexandriner des Domitius
Doinitianus, welche auch zwei verschiedene Grössen haben-, auf
den grösseren ist der Kaiser strahlenbekränzt, auf den kleineren
lorbeerbekränzt, die grösseren werden also Tetradrachmen, die
kleineren Didrachinen sein. Es ist nicht zu bezweifeln, dass beide
Münzen von dem nämlichen Doinitianus sind, und dass sie sich wie
1 : Va verhalten.
Eine andere Münze des Nero, ebenfalls unlängst in das k.
Münzkabinet gekommen ist die kleinste aller alexandrinischen die
ich je gesehen, sie hat nämlich Durchmesser von 5 Millimetern. Auf
der Vorderseite steht NEP KAA KAI... im Kreise um ein €, auf
der Kehrseite ist eine aufgerichtete, weibliche (etwas dicke)
Sehlange mit dem blumenförmigen Zierrat auf dem Haupt; ob in
ihren Windungen, wie sonst, das Sistrum steckt ist nicht deutlich.
Die Abkürzung KAA ist ungewöhnlich und erklärt sich nur durch
die Enge des Raums ; ebenso ungewöhnlich ist das deutlich €,
welches doch wohl nichts als das Jahr '5 bedeutet obgleich der
Zahlbuchstab in dieser Zeit eher E zu sein pflegt.
Ich war sogar auf den Gedanken verfallen , das I auf kleinen
Alexandrinern des Augustus, welches ohne L allein in der Mitte
des Feldes steht, von einem Kranze umgeben, mit diesem € in
Verbindung zu bringen. Und dabei konnte mau daran erinnern, dass
grade unter Nero auch auf römischen Münzen eine Werthzahl
vorkommt. Gewissen kupfernen Asses mit lor beer bekränztem
Kaiserkopf entsprechen an Grösse andere von gelbem Erz mit
strahlen bekränzten Kaiserkopf, und diese letzteren haben die
Zahl II, zwei Asses.
J. Friedlaender.
595
Fund von Nachprägungen römischer Consular • Denare in Ungarn.
Im verflossenen Sommer fand ein Bauer in der Nähe von Sillein in
der Trcntschiner Gespaimschaft beim Ausroden eines Baumes an
der Wurzel einen kleinen Topf mit beiläufig 100 Silbermünzen,
theils römische Consular-Denare, theils Nachprägungen derselben.
Leider kamen 60 - 70 Stück davon in fremde Hände und nur der
Best, 30 Stücke, zu meiner Untersuchung. Bei der Seltenheit der-
artiger Münzfunde glaube ich selbst die wenigen geretteten
Exemplare hier bekannt geben zu sollen '),
1. Postumia (Cohen 8). Originalstempel, z. g. e.
*1, „ (ähnlich Cohen 8). Unverändert, im Abschnitt
SISSAV Perlenrand, g. e.
*2, Cornelia (ähnlich Cohen 25).
Av. Jupiterkopf, unter dem Auge ein Bin-
gelchen.
Eev. Unverändert, unten RAVISCI s. g. e. 2).
*5, ., (ähnlich Cohen 25).
Av. Wie vorher.
Bev. Unverändert, unten RAVIT, s. g. e.
*17, Boscia (ähnlich Cohen 1).
Av. Unverändert, hinten Zweig, unten €•
Bev. Kopflose weibliche Figur linkshin, eine
Schlange fütternd 3) , unten undeutliche
Schriftzüge MINV? z. g. e, nur ein Stück
s. g. e.
*1, Crepusia (ähnlich Cohen 1).
Av. Bomakopf mit Flügelhelm. Der Band
besteht aus Perlen und Strichen.
i) Von den mit * bezeichneten Typen habe ich je ein Stück für meine
Sammlung erworben. Die vor den Familiennamen stehenden Ziffern bezeichnen die
Zahl der von mir untersuchten Exemplare.
") Ein ähnliches Nachgepräge ist abgebildet bei Arneth, Zwölf röm. Ml).
Dipl- P- 72. Dr. J. K.
J) Mädchen den Drachen fütternd: die lanuvinische Jungfrauenpiobo. Vgl.
Mommscn Gesch. d. Köm. Mzw. p. 644. Dr. J. K.
38*
öJÖ Miscellen.
Rev. Reiter mit langem Barte und geschwun-
gener Lanze; unter dem Pferde in einer
länglichen Tafel AV oder AP vertieft
geprägt. Z. g. e.
•1, Crepusia (ähnlich Cohen 1). Wie vorher, nur statt des
Romakopfes ein weiblicher Kopf.
*1, Papia (ähnlich Cohen 1).
Av. Romakopf mit Flügelhelm.
Rev. Unverändert, jedoch ohne Schrift und
mit einem Granatapfel (?) als Beizeichen.
o.e.
*1, „ (ähnlich Cohen 1).
Av. Kopf der lanuvinisohen Juno mit Zie-
genfell.
Rev. Wie vorher, z. g. e.
Gr. 20 Mm. Durchschnittsgewicht 3-60 Grm. feines Silber.
Die Originale sind leicht zu erkennen. Grössere Abweichun-
gen von denselben sind nur an den Nachgeprägen der Crepusia
(Romakopf statt des weiblichen Kopfes) und der Papia (Romakopf
statt des Kopfes der Juno mit Ziegenfell) bemerkbar. Diese Ab-
weichungen dürften mehr der Willkür des Stempelschneiders als
der Vorlage zweier uns noch unbekannter Originale zugeschrieben
werden, um so gewisser, als man ja schon im J. R. 640, also vor
der Ausprägung der Crepusia und Papia, den Romakopf wegzu-
lassen und durch verschiedene andere Götterköpfe zu substituiren
begann. Diese Nachprägungen müssen daher nach dem J. R. 640
stattgefunden haben: wahrscheinlich in der Mitte des ersten christ-
lichen Jahrhunderts *).
J. Neudeck.
i) Ueber die Aravieker oder Eravisker und die PrSge*eil der oben beschrie-
benen Denare vgl. Mommsen, 1. c. p. G9ß. l>r. J. K.
597
Münzfund bei Sirok in Ungarn. Im .Sommer 1871 wurde bei den
im Heveser Comitate zwei Meilen wrstlich von Erlau zunächst dem
Dorfe Sirok gelegenen Festungsruinen in einer durch Regenwasser
ausgespülten Erdfurche eine grössere Menge alttürkischer Silber-
münzen gefunden. Den wie immer gefälligen Bemühungen des
Herrn Ignaz v. Doböczky verdanke ich die Kenntniss von 23
Stücken. Mit einer einzigen Ausnahme — einer in der Krim -fi
geprägten kleinen M von 0-34 Grm. des Chän's Ghäzi Giräi 990
bis 1005 (1588 — 1596) — sind sie sämmtlich meist durch den Umlauf
arg beschädigte türkische Asper, und zwar aus der Zeit Muräd's III
982—1003 (1574—1595) und dessen Nachfolger's Muhammed III
f 1012(1603) mit den Prägstätten: Konstantinopel, Haleb (Aleppo),
Serez in Macedonien, i_^X-j! Usküb (Scopi) von Muräd III und den
bisher unbekannten Münzstätten i^Jjuj Sin üb (Sinope), gleich-
falls von Muräd III, und ^L«1j Beligräd (Belgrad) von Muham-
med III. Diese aus den verschiedensten Theilen des weiten osma-
nischen Reichs und der heerespflichtigen Krim zusammengewür-
felten Münzchen kamen wohl in den Herbsttagen des Jahres 1596
in die erwähnte Fundstelle, denn damals hauste in jener Gegend
das osmanische Heer, dem auch im September desselben Jahres
unter Mitwirkung der Horden Ghäzi Giräi's und in Anwesenheit
des Sultan's Muhammed III Erlau in die Hände fiel.
Dr. J. K.
Ausprägungen Oesterreich-Ungarns im Jahre 1871.
1. Bei dem k. k. Hauptmünzamte Wien.
Silberniünzen: Doppelgulden . . . .102.384 Stück gleich fl. 204.768-
Gulden 5,446.521 „ „ „5,446.521-
Viertelgulden ... 114.192 „ „ „ 28.548-
Maria Theresia-Thaler 10.900 „ „ „ 22.942-66
Silberscheidemünzen: zu 10 kr. ..1,700.080 „ „ „ 170.008-
598
Miscellen.
Goldmünzen: einfache Dukaten 669.960 Stück mit fl. 3,215-808-
vierfache Dukaten 18.856 „ „ „ 362.035-2„
20 Franksstücke ä 8-10 33.790 „ „ „ 273-699-
10 Franksstücke ä 4-05 6-665 „ „ - 26-993-,,,
Zusammen. .8,103.348 Stück mit fl. 9,751.323-,0
2. Bei dem königl. ung. Münzamte Kremnitz.
Silbermünzen: Gulden 2,444.984 Stück ~iit fl. 2.444.984-
Silberscheidemünzen: ä 20 kr.\ .. . 334.507 „ „ ., 66-901-4,,
ä 10 kr 1,421.771 „ „ n 142-177-10
Goldmünzen: 20 Franksstücke . . 75.575 „ ,, „ 612.157-50
10 „ .. 111.142 „ 450.125-10
Zusammen.. 4,387.979 Stück mit fl. 3,716.345-1(.
3. Bei dem königl. ung. Münzamte Carlsburg.
Silbermünzen : Gulden 242.750 Stück mit fl. 242.750-
Silberscheidemünze: ä 10 kr 3,382-790 „ ., „ 338.279-
Goldmünzen: 20 Franksstücke .. 77-547 „ ,, „ 628.130-70
Zusammen.. 3,703.087 Stück mit fl. l,209.159-7O
Dieses Münzamt ist im Mai 1871 als Prägestätte aufgelassen
worden.
Hauptübersicht der Münzprägungen Oesterreich-Ungarns im Jahre 1871.
Silbermünzen : Doppelgulden .. . 102.384 Stück mit fl. 204.768-
Gulden 8,134.255 „ „ „ 8,134.255-
Viertelgulden . . . 114.192 „ „ „ 28.548-
Maria Theresia-Thaler 10-900 „ „ „ 22-942-,,5
Silberscheidemünze : zu 20 kr 334.507 „ „ ., ' 66.901 -4o
zu 10 kr 6,504.641 „ p .. 650.464-10
Goldmünzen : Dukaten 669.960 „ „ „ 3,215.808-
Vierf. Dukaten 18.856 „ „ „ 362.035-30
20 Franksstücke . . 186.912 „ „ „ l,513.987-ä0
10 „ .. 117.807 „ „ „ 477.118-35
Summe. .16,194.414 Stück mit fl. 14,C76.827-9a
591»
Ausserdem wurden im Jahre 1871 bei dem k. k. Hauptmünz-
amte zu Wien 4986 Medaillen — 127 in Gold, 2817 in Silber und
2042 in Kupfer — theils als Nachgepräge, theils als Neuprägungen
erzeugt. Die letztern sind :
1. Zum 80jährigen Geburtsfeste des Dichters Grillparzer in
Gold, Silber und Kupfer (Radnitzky).
2. Preis der landwirthschaftlichen Gesellschaft in Graz in Gold
Silber und Kupfer (Jauner).
3. Preis der Versicherungs - Gesellschaft Donau zu Wien in
Silber und Kupfer (Radnitzky).
4. Zur Erinnerung an den 100jährigen Geburtstag des Wund-
arztes Lorinser in Gold, Silber und Kupfer (Tautenhayn).
5. Preis der landwirthschaftlichen Gesellschaft in Klausenburg
in Gold, Silber und Kupfer (Gaul).
G. Preis der Industrie -Ausstellung in der Brühl bei Mödling
(für Hunde) in Silber und Kupfer (unbekannt).
7. Auf den ungarischen Gelehrten Toldy Ferencz in Gold,
Silber und Kupfer (Radnitzky).
8. Zur Erinnerung an die Eröffnung des Silberbergwerkes der
Kscheutzer Gewerkschaft in Böhmen , aus dem ersten gewonnenen
Silber geprägt (unbekannt).
9. Auf die Eröffnung des k. k. Museums für Kunst und
Industrie in Silber und Kupfer (Radnitzky).
10. Preis der Industrie - Ausstellung zu Triest in Silber und
Kupfer (Radnitzky).
11. Dienstzeichen für die ungarische Nordostbahn in Silber
(Fried).
Endlich wurden daselbst für mehrere Eisenbahnbau -Unter-
nehmungen circa 10.000 kupferne Zahlmarken (sogenanntes Baraken-
geld) mit verschiedenen Emblemen und Werthbezeichnungen
geprägt. C. Ernst.
(500
Miscellen.
Die Münzen der Grafen von Genf. Bei der im Jahrgang 187t)
dieser Zeitschrift, S. 503 ff., veröffentlichten Abhandlung über die
Münzen der Grafen von Genf entgieng mir ein Stück, welches im
Jahr 1854 in Annecy gefunden und von Herrn E. Serand in der
„Association florimontane d' Annecy" 1855 veröffentlicht worden ist.
Es ist dies ein von den beschriebenen Exemplaren ganz ab-
weichendes Gepräge und dem Grafen Peter zugehörig.
Av. + P0TRVS. . .GS Im Perlenkreise das Wappen
in viereckigem Schilde.
Rev. "i" GG.. . . (JH- Im Perlenkreise ein Kreuz.
Dm. 13 Mm. Gew. 0-61 Grm.
Es dürfte dieses Stück den gleichen Werth repräsentirt haben,
wie die S. 508 unter Nr. 2 beschriebene Münze des Grafen
Amadeas III.
Alb. Sattler.
Medaillen -Concurs für die Wiener Weltausstellung 1873. Der von
dem General-Director der Wiener Weltausstellung am 30. November
v.J. veröffentlichten Einladung zur Betheiligung an diesem Concurse
haben neunzehn Künstler des In- und Auslandes Folge geleistet.
Noch im April soll eine aus zwölf Mitgliedern bestehende Jury
darüber ihr Urtheil fällen. Ohne demselben vorzugreifen, wollen wir
uns doch mit Rücksicht auf den die Cülturinteressen unsres Staates
berührenden Gegenstand des Richterspruchs, in diesen, sonst nur
gelehrten archaeologisch-numismatischen Forschungen gewidmeten
Blättern einige Bemerkungen erlauben.
Es ist ein öffentliches Geheimniss, dass man an massgebender
Stelle anfänglich zu Gunsten des Auslandes jedem Concurse
abgeneigt war. Wir haben nun allen Grund uns über die glückliche
Beseitigung dieser autokratischen Anwandlung zu freuen, umso-
mehr, als wir jetzt Gelegenheit haben die banalen Missgeburten des
so vielfach gepriesenen und vielleicht auch in Aussicht gehabten
französischen Stempel-Esprit's kostenfrei anzustaunen. Wenn uns
601
nun auch eine billige Erwägung' mit schonungsvollem Stillschweigen
über die gänzlich misslungencn ausländischen Modelle des Monar-
chen-Bildnisses hinwcgleitet; so mag es wenigstens gestattet sein
vorläufig einige Revers- oder Schattenseiten der Concursmodelle
zu beleuchten.
Wir lassen dabei Frankreich recht gerne an der Spitze mar-
schiren und erwähnen vor allem aus den eingesandten Arbeiten
des Herrn Gustave Deloye in Paris die köstliche, wenngleich
unfreiwillige, Parodie der Prometheus-Sage auf seinen Modellen 17
und 18, wo der kaiserliche Adler nach der Leber des Kunstgenius
lechzt. — Unübertroffen an Originalität ist der Velocipedist der
Fortschritts -Medaille 29, einer Compagnie- Arbeit zweier Wiener
Graveure. Diese lassen hier den Kunstgenius auf einem durch einen
Strang an die Kreislinie (!) der Medaille gebundenen Rade reiten.
Da fährt der Genius plötzlich mit einem Winzermesser nach rück-
wärts, durchschneidet den hemmenden Strick, worauf das Rad zu
rollen beginnt und — den armen Teufel rädert. Also ein Fortschritt
im Selbstmorde ; bedauernswerthcr Concurrenz-Genius !
Es ist offenbar nur die Macht der allgemeinen Kunstrichtung,
welche hier die abgeschmacktesten Ideen „für guten Geschmack"
Zeugniss geben lässt (Gruppe V). Ein Künstler indess, Pieroni
in Lucca, macht eine Ausnahme. Er greift tief zurück in die Zeiten
der griechischen Mythe und empfiehlt, weil er selber keinen
Geschmack hat, den Ausstellern von 1873 den guten „Geschmack"
des Paris.
Doch genug. Die Betrachtung der Concurs-Arbeiten ist für
den Freund der Medaillenkunde betrübend. Sie offenbart ihm in
.erschreckender Weise den Niedergang eines Kunstzweiges, der
leider schon vor hundert Jahren seine schönste Blüthe in Oester-
reich verlebt hat. Die classischen Werke von Richter, Donner,
Vestner, Widemann, Toda, Würth, Krafft u. s. w. scheinen unsrer
Generation in Vergessenheit gerathen zu sein; wenigstens finden
wir kaum als kargen Ersatz für die versiegte Schöpfungskraft ein
ehrenwerthes Nachstreben durch das Studium dieser technisch
vollendeten Meisterwerke. Dass wir hier ausschliesslich einer
österreichischen Kunstepoche gedenken, geschieht nur dess-
halb, weil wir mit dem daran geknüpften Vorwurf ganz besonders
602
die Jüngern Kräfte unsrer Graveurschule getroffen meinen, mit Aus-
nahme des Karamcrmedailleurs Herrn Joseph Tauten hayn
der in diesem Concurse vor allen andern Preisbewerbern — zur
Freude sei es gesagt — achtungsvoll genannt werden muss. Das
gelungene Porträt des Kaisers (Nr. 12), die anmuthige Gruppirung
der Reversfiguren auf der Medaille für Kunst (Nr. 2G) und Fort-
schritt (Nr. 3G) zeugen von unzweifelhaftem Talente und glück-
lichem Streben. Nur beiläufig gesagt, sehen wir nicht a'-, wie auf der
Kunstmedaille die angedeutete sicilisch-arabische Inschriftenborte
des Krönungsmantels des heiligen römischen Reichs deutscher
Nation in den Gewand-Saum der Austria kömmt. —
Ungeachtet der grossen Zahl der eingesendeten Modelle (60)
erscheint uns das Resultat des Concurscs im Ganzen kläglich. Die
bedeutendsten deutschen Künstler, der vortreffliche Kullrich in
Berlin, der berühmte Voigt in München u. A. sind ferne geblieben.
Andere hinwieder haben durchaus nicht den Erwartungen ent-
sprochen, die ein dienstbarer Local- Patriotismus gehegt. So z. B.
Charles Wiener in Brüssel, in Gravirungen architektonischer Vor-
würfe geschickt, in der selbstständigen Composition unzulänglich.
Nicht leicht mag daher der Jury das Urtheil werden, schon
desshalb nicht, weil sie über einen viel zu schweren Apparat ver-
fügt. Zwölf Mitglieder — die cur hie? — zum Theil aus Corpora-
tionen gewählt, die dem Medaillenfache eben nicht nahe stehen!
Wenn nun bei dieser Wahl eine Corporation , die der Medaillen-
Wissenschaft ihr Bestehen verdankt gänzlich ignorirt wurde,
so wird dies, hoffen wir, ihr unbeirrtes Urtheil in diesen Blättern
seinerzeit abzugeben, nicht behindern. Dr. J. K.
Prof. N. Dechant. Se. Majestät der Kaiser hat mit EntSchliessung
vom 6. Jänner 1872 unserem geehrten Mitarbeiter Herrn Professor
Dechant in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Thätigkeit
auf dem Gebiete der Numismatik die goldene Medaille für Kunst
und Wissenschaft verliehen. Dr. J. K.
Miseellen. UU.'J
Das königliche Münzkabinet in Berlin. Unter diesem Titel er-
schien vor Kurzem eine Broschüre (95 Seiten) aus der Feder des
Herrn Director Dr. Friedlaen der , die den Besuchern der ge-
nannten Anstalt als Leitfaden zu dienen bestimmt ist. Das Büchlein
gewährt in der einleitenden Entstehungsgeschichte einen interes-
santen Einblick in das erst nur langsame , in neuerer Zeit aber so
überraschend schnelle Aufblühen dieser königlichen Sammlung.
Bekanntlich war der grosse Kurfürst der eigentliche Begründer des-
Münzkabinets. Obwohl derselbe seine Schöpfung persönlich pflegte
und seine Nachfolger, besonders Friedrich der Grosse, sowie unter
Andern auch der berühmte Numismatiker und Staatsmann Ezechiel
Spanheim (f 1710) für die Bereicherung der Sammhing wirkten,
umfasste sie im J. 1840 doch erst nur 26.500 antike, darunter 6.500
griechische Münzen. Seitdem, also nach 30 Jahren, hat sie sich ver-
doppelt. Unter den jetzigen 60.000 antiken Münzen theilen sich
die griechischen und römischen in die Hälften. Nicht minder rasch
wuchs durch Ankäufe ganzer Sammlungen die Abtheilung der
mittelalterlichen und neueren Münzen auf mehr als 80.000 Stücke an.
Die energische und thätige Leitung dieser Anstalt darf sich eines
beispiellosen Erfolges rühmen.
Die antiken Münzen sind nach dem vortrefflichen Eckherschen
geographischen System geordnet, von dem abweichend nur die
Münzen der westlichen und östlichen Reichshälften seit Arcadius und
Honorius getrennt wurden. Die mittelalterlichen und neuern
Münzen sind erst unlängst nach einem neuen sehr praktischen
System geordnet worden. Es fordert gerechtes Staunen, wenn man
weiss, in welch' kurzer Zeit nur wenige Hände diese Riesenarbeit
durchgeführt haben. Die für die Besucher in drei Schautischen aus-
gelegten Münzen aller Zeiten sind zu einigen grossen geographischen
Gruppen vereinigt, welche zugleich das numismatisch verwandte
umfassen ; jede dieser Gruppen ist aber wieder für sich in chrono-
logische und kunsthistorische Keinen gebracht, welche deu Entwick-
lungsgang der Prägekunst veranschaulichen. Die von Meisterhand
entworfene Uebersicht der Zusammenstellung möge hier zur Nach-
ahmung empfohlen sein :
A. Hellas und die hellenischen Kolonien in Kleinasien.
I. Die Anlange der Prägung, in Aegina und anderen Inseln
des aegaeischen Meeres, in Hellas und in Kleinasien.
T)04
Miscellen.
IL Die alterthümlichen Münzen der Inseln, des Peloponnes,
von Athen, Boeotien, Phocis, Epirus und Thessalien,
von Kleinasien und Afrika.
III. Die Münzen des vollkommenen Styls in derselben
Folge.
IV. Einige Münzen dieser Länder aus der Epoche der
sinkenden Kunst.
B. Der Norden Griechenlands.
I. Die Anfänge der Prägung.
IL Die alterthümlichen Münzen.
III. Die Münzen des vollkommenen Styls.
IV. Die Münzen der macedonischen Könige bis zur Herr-
schaft der Römer, dann die Münzen der Diadochen und
einiger kleinasiatischer Könige.
0. Sicilien und Grossgriechenland.
An die sicilischen, in drei chronologische Abthei-
lungen gesonderten, schliessen sich die Königsmiinzen
Sicüiens. An die grossgriechischen einige nord-
italische, einige der griechischen Kolonien in Gallien
und Hispanien, Proben der barbarischen .Münzen von
Hispanien, Gallien und Britannien, der keltischen
Münzen Deutschlands.
D. Persien und die semitischen Völker.
E. Einige unter den römischen Kaisern in Griechenland und
Kleinasien geprägte Münzen.
F. Römische Münzen.
I. Das italische und römische Schwergeld.
IL Die Münzen der Republik.
III. Die der Kaiserzeit.
IV. Schaumünzen, Medaillons.
G. Uebersicht der mittelalterlichen und neueren Münzen und
eine Auswahl von Medaillen.
Misccllei).
605
Den Schluss der Ausstellung bildet eine Auswahl von den so-
genannten Cinquecento Medaillen , an welchen Meisterschöpfungen
der italienischen Ciselierkunst das königliche Münzkabinet einen
Staunens werthen Reichthum besitzt. Möge ihm, gleich den übrigen
»Schätzen, das Büchlein verständnissvolle Bewunderer zuführen.
Or. J. K.
A. Brichaut. Der sehr eitrige Controleur der Brüsseler Münze.
Herr August Brichaut beabsichtigt im Vereine mit Ch. van
Peteghem unter dem Titel „Souvenirs numismatiques de la
Revolution Francaise (1870—1871)" eine umfassende Beschreibung
aller in Frankreich seit der Kriegserklärung an Deutschland bis zur
Zeit der Pariser - Commune fabrizirten Medaillen, Jetons u. s.w.
zu publiciren. Wir glauben, dass selbst die Freunde solcher Specia-
litäten überrascht sein werden , einen einzigen grossen Wahnsinn
tausendmal vervielfältigt zu sehen. Schon diese Menge von numisma-
tischen Ephemeriden wird nicht verfehlen ein allgemeineres Interesse
zu erwecken. Dr, J. K.
f Prof. M. A. Levy. Es obliegt uns die traurige Pflicht diesen
Band mit der Klage um den Verlust eines berühmten Gelehrten und
Mitarbeiters zu beschliessen. Am 22. Februar 1872 Früh 3 Uhr
verschied in Folge eines Herzschlags in Breslau der königl. Prof.
Dr. M. A. Levy. Er hatte, den 11. März 1817 in Altona geboren,
noch nicht das 55. Lebensjahr vollendet. Levy erhielt auf dem
Gymnasium zu Braunschweig seine Vorbildung, studirte bis 1840 in
Berlin und kam, nachdem er in Leipzig promovirt hatte, nach Breslau.
Er gehörte zu den Männern, die von einer ihre Lebensstellung weit
überragenden Bedeutung sind. Ursprünglich für die Laufbahn eines
jüdischen Theologen bestimmt, neigte sich sein Studiengang bald
mehr dem Lehrfache und der gelehrten Forschung zu. In beiden
Richtungen knüpfen sich die gleichen Erfolge an Levy's Wirken. In
Breslau hat er gemeinschaftlich mit Dr. A. Geiger die erste syste-
matisch organisirte , der freisinnigen Richtung huldigende jüdische
Religionsschule gegründet, an welcher er bis an sein Ende als Mit-
director und Lehrer thätig war. Während dieser trotz zarter Körper-
606
Constitution unermüdlichen Hingebung an seine Berufspflichten
entfaltete er in geräuschloser Stille eine umfassende literarische
Thätigkeit, die ihm seinen europäischen Euf verschaffte. Sie er-
streckte sich fast über das ganze grosse Gebiet der semitischen
Inschriftenkunde. Besonders wichtig und verdienstlich sind seine
in den Jahren 1856 — 18^4 erschienenen „Phönizischen Studien,"
worin er beinahe die gesammte phönizische Inschriftenkunde bear-
beitet hat. Seiner Entzifferung der nabathaeischen Inschriften von
Petra, Haurän und der Sinai-Halbinsel (1860) verdankt man vorzugs-
weise die Begründung ihres aramaeischen Charakters. Wie alle diese
Arbeiten, so geben auch seine Erklärungen der Siegel und Gemmen
mit aramaeischen, phönizischen, althebräischen, himjarischen, naba-
thäischen und altassyrischen Inschriften (1869) einen Beweis von
glänzendem Scharfsinn und bedeutendem epigraphischen Talente.
Im Jahre 1864 gab er auch ein phönizisches Wörterbuch heraus.
Ferner erschienen von ihm Beiträge zu einzelnen Theilen der
hebräischen Grammatik und Literatur, sowie geschätzte Schriften
im pädagogischen Fache.
Obwohl nicht im eigentlichen Sinne Numismatiker, hat sich
Levy- doch auch um unsere Wissenschaft bedeutende Verdienste
erworben. Eine tüchtige philologische Bildung, unterstützt von
einem meist glücklichen Scharfsinn in der Entzifferung schwieriger
Legenden lässt so manche numismatische Mängel, wie sie z. B. in
seiner „Geschichte der jüdischen Münzen" hervortreten in müderem
Lichte erscheinen. Hauptsächlich ein Entzifferer, hat Levy d«s ihm
von der Numismatik gebotene Inschriften- Material meisterhaft zu
den wichtigsten und weitgehendsten linguistischen und schrift-
geschichtlichen Schlüssen zu benützen verstanden, wie z.B. in seinen
„Beiträgen zur aramäischen Münzkunde Erän's" (1867).
Als abgesagter Feind aller literarischen Camaraderie oder
Eeclame und gegen den beschränkten Horizont eines die „kleinen"
Denkmäler mit vornehmer Ignoranz beurtheilenden philologischen
Starrsinns, hat Levy sich und seinen weitgreifenden, mühevollen
Forschungen eine bleibende Geltung gesichert. Die Wissenschaft
wird ihn ebenso schmerzlich vermissen wie Alle die irgendwie zu
ihm in Beziehung gestanden haben. Dr. J. K.
607
Sach-Register des dritten Bandes.
-^S>££2*&-
A.
Aal, ommaijad. Mstätte 168.
Abbasiden, Chalifen . MM .
ders. beschr. 169 ff, 176 ff.
Abdendschärägh s. Endi-
dschärägh.
A b d e r a, Thraciae, falsche N
von, 439 f.
A b e rkü h, Mstätte derlndschui-
den 157, 162.
A b e r s c h e h r, omaijad. M.stätte
16S.
Abu Nasr auf samanid. Dirh.
185.
Acrasus Lydiae, B. M. derFul-
via Plautilla das. geschl. 98, 100.
A d a 1 b e r o, Ezb. v. Trier, Denar
dess. 547.
Adler, auf aegypt. MM. 81. —
mit ausgebreit. Flügeln 97, 115
— auf einer Tempelkuppel 131
— auf einem nabath. Didr.448.
Aegypten, die ersten griecli.
Königs-MM. daselbst 73 ff. —
lieihe ders. 80.
A e hr e, dargest. auf dem Schilde
orchomenischer MM. und als
Symbol 361—365, 369 — auf
MM. v. Pharai 373.
Aehren kränz, als Mtypus v.
Orchomenus 365 — von Her-
mione 368.
Aemilianus, Kaiser, falsche
Br.-M. dess. 122.
Aera, doppelte auf MM. Agrip-
pa's II 451 — ihr Beginn 451
— andere unter Agrippa II
451 f.
Aetolischer Bund — dess.
M. Systeme 417.
Aequitas, stehend dargest
117, 125.
Africa, Kopf ders. mit Löwen-
haut auf MM. 75.
Afrikija, Münzhof der Oraaija-
den 169 — der Abbasiden 172.
Agathokles, Goldm. dess.
beschr. 4, 49 — M.typus dess.
75.
Agleier- (Aquilejer-) MM. be-
handelt wo? 192 ff. — versch.
Benennungen ders. 192. —
Curs ders. im Mittelalter 192,
s. Aquileja.
A g r i g e n t, Tetradr. von, 10.
Agrippa I und II. MM. ders. 83,
449 ff.
608
Sach-Register.
Agrippa I, die Legende einer
M. erklärt 450 — dessen Bun-
desvertrag mit den Kömern
symbolisirt 450.
— II, MM. dess. unter Titus 89
— unter Domitian 89. — Ueber
die Daten seiner MM. 451 f.
A g r i p p i n a jun.. alexandr. K.M.
ders. 287.
Ahmed b. Ismail, Samanide,
MM. dess. 182 ff.
— b. Muhammed , auf einem Sof-
fariden Dirh. 178.
A h w ä z, abb. MM. das. gepr. 177.
Albert' II, von Görz, M. dess.
532.
A 1 e p p o , Fabriksherd für
falsche antik. MM. 443 f.
Alexander d. Gr. , uned. MM.
dess. 51 ff. — Darstellungen
auf seinen MM. 52, 77. —Präg-
stätten 55 ff. — Beizeichen
seiner MM. beschr. 55 ff. —
Monogramme 52 — prägte in
Aegypten 75 — seine M.typen
nach seinem Tode in Aegypt.
fortgebraucht 75. — Reihe
seiner aegypt. MM. 80. — sein
Bildniss mit dem des Ptole-
maeus Soter 81. — Sein Kopf
mit Elephantenhaut verwandelt
79 — mit Diadem und Ammons-
horn 80, 81.
— I von Syrien, dessen Kopf mit
Löwenfell, dargest. 76.
Amyntas, König v. Galatien,
falsche Gold-MM. dess. beschr.
437.
Anaktorion, St. in Akarna-
nien; die ältesten MM. der*,
mit F 388 ff., 412. — M. mit
Tempelschlüssel 409.
Andronikos, Kaiser, bekriegt
den Desp. Nikephorus von
Epirus 486.
An halt, s. Bernhard.
Anker, als M. beizeichen 76.
Annia Faustina -e. lauatina.
Anthedon, St, in Boeotien, s.
Restitutionen.
Antonius, M., angebl. alexan-
drin. K. M. dess. 285.
Apollo- Lykios, Kopf dess. auf
MM. v. Argos 401—405.
— Rhodischer, Kopf dess. auf
MM. v. Lepsimandos und Karien
409 ff.
A q u i 1 e j a, Vorgesch. (bis 1204
194 — M.recht verliehen an
195 — Zutheilung der MM. von,
202 ff. — MM. der Patriarchen
von, 518 f. — Gewicht der MM.
von 538.
A q u i 1 i a Severa s. Severa.
Aramaeische Schrift auf Sa-
trapen-MM. 427 ff. — auf einer
Drachme athenischen Geprägs
433 f. — älteste Form des Teth
(ü) aus dem V. Jahrdt. v. Chr.
434.
Ardeschir Churre: abbas.
M.hof 169.
Argos, St. in Argolis; Restitu-
tion der Thyrea irrig zuge-
schriebenen MM. 392 — 405 —
argivische M.typen, 400, 404 —
MM. mit Tempelschlüssel als
Typus 406 ff.
A r i a r a t h e s , Satrap v. Kappa -
docien, MM. dess. 427 ff.
A rlongus Bisch, v. Triest MM.
dess. 528.
Arnold I, Ezb. v. Trier, seine
MM. 549.
Arrän, abbas. Prägstätte, 169.
Arradschän, abbas. Dirh. das.
gepr. 178.
Arta, M.stätte der Despoten v.
Epirus 498 ff.
Artaxerxes Mnemon, Bildniss
dess. auf MM. 422.
Artemis mit Fackel in d. Qua-
driga 420.
As, der röm. , behandelt woV
3U6 f.
Sach-Register-
(309
A s a f o 6 ti d a s. Silphinm.
A s p 1 e d o n , St. in Boeotien s.
Restitutionen.
Athena, als Flügelgestalt auf
MM. 1 ff. — Kopf clers. auf
boeotischen Bundes-MM. 325 —
auf MM. v. Anaktorion 389,409.
— Nike (Siegesgöttin) 3.
— Promachos, geflügelt, auf
boeot. Bundes-MM. 325.
Athenisches Gepräge mit
aramaeischer Legende 433.
A u r e o 1 a, venet. M.gattung 576.
Badachschän, saman. M. statte
186 f.
Baden, s. Johann II, Jakob II.
Badghis, abbas. M.hof, 177.
Bagdad s. Medinet es-Seläm.
B albin u s , Kais, falsche Br.-M.
119.
Balch, abbas. M.stätte 173,
saman. 182, 188 f. 190.
B alduin v. Trier, M. dess. 551.
Bamiän, saman. M.hof 190.
Basra, abbas. MM. das. gepr.
169, 177.
Beizeichen auf Alex. MM.
beschr. 55 ff.
Belgrad, türk. Prägstätte 597.
B e 1 i 1 1 o s , aramaeischer Name
auf einer Drachme athen. Gepr.
433.
Belli, Vallerio, dessen Medaillen
besprochen wo? 309 f.
Berenike II, Br.-M. ders. 91.
Bernhard von Anhalt, dess.
MM. bespr. wo? 312 ff
— II,Hzg. v. Kärnten, MM. dess.
für Krain 532.
Berth old , Patr. v. Aquil eja,
M. dess. 518.
Biene fliegend, 439.
Blei bullen des Nikephorus,
Despot, v. Epirus 487 f. — der
Maria, Tochter desNikcph. 491
— der Maria, Mutter des Desp.
Nicolo 494.
Blitz als M.typus von Mykales-
sos 358.
B o e o t i s m e n s. Dialektformen .
Bogenschütze, dargest. auf
MM. wo? 428.
Boiotia, Br.-M. von, 1, 49 —
Bundes-MM. 322 ff. - deren
Prägstätte 413 — MM. persisch-
babyl. Währung 415 ff.
Braunschweig, s. Erich.
Brittanicus, gefälschte Br.-M.
dess. 112.
Brutus, dess. macedon. Goldst.
besprochen wo? 299.
Buchstaben, einzelne — als
M.typen den Ortsnamen be-
zeichnend: B 323 — A 332
— B 334 ff. — 9 348 — F
348 — A (?) 358 — H 371 -
© 371 — 0 (?) 384 — ©
384 ff. — A 397 ff.
— einzeln, als Werthzeichen o.
als Symbol auf MM.: H 395 ff.
— A, E, T 397 — 0 400 —
T in der Dreizahl 406, 408.
Bullen s. Bleibullen.
B u n d e s - M. Agrippa's I, 449.
Bunde s-Vertrag Agrippa's I mit
den Römern durch eine Br.-M.
symbolisirt 450.
Burgon, Thomas, 328, 336, 380,
392 413 433.
Bursian,'Dr.C. 355, 373,378,
393.
B u w a i h i d e n, MM. ders. beschr.
191.
e.
Cadalvene, E. de, 337, 389.
Caesarea Philippi (Paneas) auf
M. Agrippa's Neronias ge-
nannt 451.
39
GIG
Sach-Kogister.
€ am i 1 1 u s v.Corrcggio, Thal. 222.
C ar a o all a , alexandr. Br.-M.
dess. 290 f.
Carlsburg, M.amt 318, 598.
Cavedoni, Coel., 415.
Ceres, Kopf ders. 110 — stehend
114.
Chaironeia, St. in Boeotien,
MM. 326.
C h a 1 e d , Eigenname auf abbas.
M. 171.
Chalifen MM. ders. beschr.
167 ff.
Xa.lx.oZ s. Tritemorien.
Chi „X in einem Kreise", archai-
sche Form des Theta 326.
C h i o s, falsche Tetradr. v. 442.
Chottel, saman. M.hof. 180,
187 f. 189.
Chronologische Bestimmun-
gen von boeot. MM. 323, 331,
343, 350, 362, 366-368, 386,
412, 413, 415.
Cilicien MM. das. .eepr. von
Tiribazus, 8atr. v. "VYestarine-
nien 428.
Clazomenae, Satrap. M. gepr.
in, 423, 426 — halber geflüg.
Eber von 420.
Colmar, Thaler v., 222.
Commune von Paris, M. ders.
319.
C o n c o r d i a stehend 1 18.
CONOB, Bedeutung dess.479ff.
— nur auf Gold-MM. 484.
Consonantenwechsel im
Namen Haliartos und in andern
Namen 339, 341.
Cornelia, röm. Fam., Nachge-
präge eines Denars ders. 595.
— Supera, Gemahlin des K.
Aemilianus , falsch. Denar 123.
Cornuficia, röm. Fam. falsch.
Denar beschr. 110.
Correggio s. Camillus.
C r e p u s i a, röm. Fam. Nachgepr.
eines Denars ders. 595 f.
C u n o , Ezb. v. Trier, M. dess. 552.
Daldis, St. in Lydien; eine ihr
irrig zugeth. M. 333.
Damaskus s. Dimeschk.
Dandolo, Enrico, Doge., MM.
dess. 577 f.
Delgado, A., 337.
De Hon, Ort in Boeotien; die
denis. irrig zugeth. MM. 326
bis 334.
Delphin mit reitendem Tarasl2.
Delta (A) als Typus korinth.
und leukad. MM. noch uner-
klärt 332 — D arch. Form auf
einer orchomcn. M. 367.
Dcmete r, Kopf ders. als M.-
Typus von Boiotia 417- —
Kultus in Hermione 368.
D e m e t r i u s II v. Syrien , M.
dess. 4.
Denar, der römische behandelt
wo? 306.
Despoten s. Epirus.
AI als M.aufschrift einer unbe-
kannten boeot. Stadt 331.
Diadochen, ihre M.typen 75 f.
Dialektformen aeolische und
boeotische 327, 329—331, 341,
356, 360, 366.
D i a n a v. Ephesus dargest. 13, 98.
Didius Julianus s. Julianus.
Didrachmen aegin. Systems
— keine anepigraphischenvon
Boiotia 323 mit Aufschrift von
Boiotia 323 — Di ... . 326 —
Haliartos 334 — Orchomenos
364, 367 — Pharai 371 —
Tanagra380 ff. — Thebai 384 ff.
Dietrich Ezb. v. Trier, Cob-
lenzer-M. dess. 550.
— L o e f, s. Hoorn.
Digamma (F) auf MM. von
Elis , Oiniadai und Anaktorion
348, 389, 412.
Dimeschk, abbas. M das. gepr.
171 f. 174.
Sach-Register.
Gll
Dionysia, als boeot. Stadt
nicht nachweisbar 328, 333.
Dionysos, Kopf dess. als M.-
typns v. Thebai 383 — Kultus
in Skolos 378.
Diota als M.typus v. Boiotia
324 ff. — Di... 326, 333 —
Haliartos 335 ff. — Orchomenos
364 — 367 - Pharai 373 —
Thebai 385 ff.
Aipxatat (9rtfiou) s. Thebai.
Dolden-Gewächs s. Silphimn.
D o m i t i a, Kais, gefälscht. Denar
ders. 113 — desgl. Br.-M. 114.
Domitian, auf jüd.MM 89, 451,
453 — seine Titeln auf MM.
Agrippa's II, 453 f. — Keihen-
folge dieser MM. 455.
Doppelstate r Alexander's d.
Gr. beschr. 55.
Drachmen aegin. Systems von
Boiotia, 323 — Di ... . 326 —
Haliartos 335 — Pharai 372 —
Tanagra 379.
Dreifuss, 12 — als M.typus v.
Orchomenos 369 — Argos
402 ff. — Incerta 384, 411 —
auf einer falsch, lyk. Gold-M.
441.
Dreizack, dargest. auf dem
Schilde Haliartischer MM. 335.
Drei zahl von Weizenkörnern
auf orchomen. MM. 363.
— von Schildhälften auf The-
bacischen MM. 364, 383.
— von T auf peloponnesischen
MM. 397, 406, 408.
Dschafar b. Achmed, Statt-
halter auf sam. MM. 180, 187.
— b. Jahja , der Barmekide , auf
abbas. M. 171.
Dschei (Isfahän), abbas. Münz-
stätte 170.
D s c h e z i r a, oraaijad. M.hof, 167.
1) s c h o n di S ä b ü r, abbas. Präg-
stätte 169.
D u m e r s a n, Marion, 328.
E.
E Laute und ihre Verwandlungen
im boeot. Dialekt, 329 ff.
Eber, halber geflügelter, dar-
gest. 420, 423.
Eck hei, Jos. von — 344, 352.
Ei X ein ov s. Hilesion.
Eleon s. Heieon.
Eleutherai, St. in Boeot. 328.
Elephantenhaut, Kopf der
Africa mit, 75 — Königs-
kopf mit, 76 — Kopf der Nike
mit, 437.
Elis, MM. v. 15 f. 348, 389, 409
— s. Restitutionen.
Elyros, St. auf Kreta, M. 352.
Ender ab s. das folg.
Enderabe, saman. M.hof 180,
186 f., 188, 189, 190.
E n d i d s c h ä r ä g h sam. M. statte.
181.
Ephesus, falsche Gold-MM. v,
438 f. — falsche Tetradr. 442.
Epheublatt, Symbol des Dio-
nysoskults auf MM. von Orcho-
menos 363 — Skolos oder
Schoinos 377 ff. — Thebai 386.
Epidauros, St. in Argolis,
MM. 400.
Epirus, Alexander II v., die
ihm zugeth. M nach Aegypten
gehörig 74 — solche MM. ab-
gebildet wo? 74 — MM. der
Despoten von, 485 ff. — Stif-
tung des Despotats von, 485 —
Umfang dess. 485 — Theilung
491 — Nikephoros, dess. Gesch.
486 — Bleibulle dess. 487 f. —
Desp. Thomas, seine Geschichte
488 — Bleibulle der Maria,
Tochter Nikephor's 491 —
Desp. Nicolo, Gesch. dess. 491
ff. — Bleibulle seiner Mutter
Maria 494 — Desp. Johannes,
seine Gesch. 494 ff. — MM.
dess. Beschr. 498 ff.
39*
612
Sach-Kegister.
'Epx&f*ev°s> ältere Form für
Orchomenos 341. 360.
Erich II von Braunschweig.
Dickthal. 218.
EPlflN CApi uv), s. Thelpusa.
Erythrai, 8t. in Boeotien, hat
nicht gepr. 334, 359.
Eta (H, H) archaische Formen
auf Inschriften u. MM. 345, 410.
Evdcapo<; und "Ydwpog, Namen
eines Boeotarchen u. eines städ-
tischen Archonten auf MM. v.
Orchomenos 365—368, 413.
Eufemia, Gemahlin des Anthe-
mius, falsch. Solidus, 138.
Eule, dargest. 433.
F.
F s. Digamma.
Fälschungen röm. MM. nach-
gewies. 105 ff. — mittelalterl.
MM. 106 — griech. 435 ff. —
von MM. von Haliartos 337 —
Mithridates III, 339 — Ismene
352 — Tanagra 381.
Fal coner, Botaniker, Ent-
decker des Silphiums in Kasch-
mir 431.
Falken stein s. Cuno, Werner.
Fallemaigne s. Hillin.
Falsifikate s. Fälschungen.
Färs, abbas. M.stätte 173, 177 —
Tahirid. Dirh. von 176.
Faustina, Annia, falsche B. M.
119.
Felicitas, stehend, 120, 128.
Ferwän, sam. M.hof 182, 189.
F 1 a c i 1 1 a , Aelia, Kaiserin, falsch.
B. M. 135.
Florenentypus 558.
Florian, Stift St., dessen M.-
sammlung beschrieb, wo? 588 f.
Flügelgestalten der Athena
u. Nike auf MM. 1 ff.
Fortuna stehend 115 - sitzend
121.
Fox, C. K., 337,399.
Frau, sitzend mit Helm in der
Hand als M.typus v. Thebai 383.
Friau lisch -istrische M.typen
in Krain, wann ? 517.
Friedlaender, Dr. Jul., 389,
412.
Friesach, M.stätte der Salz-
burg. Erzbischöfe 199.
Fund, kufischer MM. im Glas-
gow'schen Kreis 166 — in der
Stadt Murom 176 — von Lani-
sche 516 ff. — von Nachpräg,
röm. Consular-Denare 595 —
bei Sirok 597.
GK
Gela, Tetradr. von, 15.
Genf, M. der Grafen von, 600.
Glasow 'scher Kreis, M.fund
daselbst 166.
G 1 y c e r i u s , Kaiser,falsche halbe
Silb. Siliqua 138.
Gregor, Patr. v. Aquileja, MM.
dess. 518.
Greif auf einem Fisch stehend
auf falsch. N von Abdera
Thraciae 440.
G ö r z , MM. von, 532.
Günther XL von Schwarzburg,
Thaler 220.
H.
ö , H Formen des phönizischen
Chet 345 — des Spiritus asper
s. v. — des Eta s. v. — irrig
als Theta gedeutet 344—348,
394 — als Hauchzeichen auf
MM. von Haliartos 334 ff. —
Argos 348, 394—403 — Seleu-
kos 411.
5 als Symbol auf argivischen
MM. 395.
Hände, zwei sich fassend, auf
einer M. Agrippa's 83.
Halbmond mit 7 Sternen, dar-
gest. 117.
Sach-Kegister.
613
Ha leb s. Aleppo.
Haliartos, St. in Boeotien, MM.
ders. 325, 334, 411, 413, 414 —
falsche Didrachmen 337 — Ge-
schichte der St. 350 — chrono-
logische Bestimmung ihrer MM.
351.
Hamadän, ouiaijad. M.stätte
167.
Hariartos, ältere Form von
Haliartos, bei Steph. Byz. 342
— auf MM. 355, 341.
H arith b. Asad auf saman. MM.
180.
Hauch zeichen s. Spiritus
asper.
Hausgenossen Wien's 512.
Helena, Mutter Const. d. Gr.,
falsche B. M. 133.
Helcon, St. in Boeotien 334,
373 — s. Restitutionen.
Helm, als Beizeichen 80 — als
Attribut einer Frau 383 — als
M.typus v. Argos 399 ff.
H e m i o b o 1 e n aegin. Systems
von Boiotia 322— 324 — Orcho-
menos 362—364 - Pharaif?)
374 — Tanagra 382 — Thebai
383, 385.
Hera, Kopf ders. als M.typus von
Orchomenos 369 — Plataia
375 — Argos 403—406.
Herakult nachweisbar für Or-
chomenos 369 — Symbol dess.
auf argiv. MM. 395, 403.
Herapriesterin zu Argos als
Tempelschliesserinnen 406 —
409.
Herakles s. Hercules.
Herat, abbas. M.hof 172 f.
Hercules, 12 — Kopf dess. auf
MM. 1 — als M.typus v. Boiotia
325 — von Di . ! . . 333 — von
Thebai 374, 386 — stehend auf
einem Denar des Vaballath,
101 — auf MM. v. Thebai, einen
Pfeil abschiessend 384 — den
Bogen prüfend 385 — als Drei-
fussräuber 341 — Kultus dess.
in Siphai 377.
Hermes, dargest. auf einer M.
des M. Aurel von Tanagra 382.
Heros s. Krieger.
Heuzey, Leon, 390.
Hilesion, St. in Boeotien, MM.
353, 356,
H i 1 1 i n , Erzb. v. Trier, Obol dess.
548.
Hirne ra, MM. von, 17.
Hippotai, St. in Boeotien, 357.
Hl ZIVI E . . . Boeotarchenname
auf MM. 432, 347, 354
Hoorn, M.M. von, beschr. 209 ff.
Huber, C. W., Ansicht dess.
über die griech. Königs-MM.
Aegyptens 73 — über die An-
ordnung ders. 79.
H y 1 e, St. in Boeotien, s. Restitu-
tionen.
I.
Imhoof-Blumer, Dr. Fr., MM.
aus dess. Sammlung publizirt
wo? 582 f.
Imperator- Titel des Titus, be-
handelt 456, 458 ff.
Indschuiden, pers. Dynastie,
Bedeutung des Namens 147 —
ihre Geschichte 147 ff. — ihre
MM. 155 f.
Inschriften, griechische, 329
ff., 345—349, 360, 407—408,
411 — der Schlangensäule 349,
390.
Is fah an buweih. M.hof 191, s.
Ispahän.
Ismail b. Ahmed, Saman. Emir,
MM. dess. 180 ff.
Ismene, Dorf in Boeotien. hat
nie gepr. 351—355 — seine
Lage 354 ff.
I s m e n i e r , poetischer Ausdruck
für „Thebaner" 355.
I s o s , St. in Boeotien, 357.
614
Sach-Registcr.
Ispabän abbas. M.hof 174, 178
— tahir. Dirh von, 175 ff. s.
Isfahän.
Ispehbeden, MM. ders. ge-
funden, wo? 166.
Istach r (Persepolis) omaijad
M.stätte 168.
Italienische MM. gefälscht,
106.
J.
Jakob II, Erzb. v. Trier, Goldg.
dess. 554.
Jemäma, abbas. MM. das. gepr.
169.
Joannina, Provinz des Despo-
tats v. Epirus 491.
Johann, Desp. v. Epirus, Gesch.
dess. 494 ff. — MM. dess. be-
schr. 498 ff.
— I, Hzg. von Lothringen, Goldg.
dess. 557.
— I, Ezb. v. Trier, Denar 550.
— II, „ „ „ Goldg. 554.
J o n i e n, MM.des Orontas,Satrap.
von, 419 ff. — des Spithridates
424.
Jotapian, Kaiser, falscher De-
nar 122.
Jubel- Medaille der deutsche
morgenl. Gesellsch. 318.
Julianus, Didius, gefälschte
B. M. dess. 115.
— Tyrannus, falsche B. M. 128.
Julius Nepos s. Nepos.
Juno Sospita, 111.
— Regina, stehend 116.
Jupiter, 111 — Kopf dess. 4 —
stehend 132 — s. Zeus.
K.
Kallidainas, Magistratsname
auf falsch. N, von Abdera
Thraciae 400.
Kamarina, Silberlitravon, 17 f.
Kantharos s. Diota.
Kapp ad oeie n , MM. des Ario-
rathes Satr. von, 427 ff.
Kaschmir, Fundort des Sil -
phiums, 431.
Katana, Tetradr. von, 17.
Kermän, omaijad. M.stätte, 168
— abbas. M. das.- 170.
Keule, dargest. auf dem Schilde
thebäischer MM. 386 — als
Symbol auf MM. von Boiotia
325 — als M.typus von Pharai(?>
374 — Thebai 386.
Kiepert, H., 355, 378.
Kleopatra Selene, die ihr
zugeschr. M M. der Berenike II
gehörig 91 ff. — bisher keine
MM. ders. bekannt, 96.
Kneph s. Widderkopf.
Köcher als M.typus von Argos
403 ff.
Koehne, B. von, 338 ff.
Komm, tahirid. M.stätte 176.
Kopai, St. inBoeotien, MM. 357.
Koph (9) auf MM. von Korinth
332 — Koroneia 348.
Koroneia, St. in Boeotien,
MM. 348, 358.
Krain, Geldumlauf das. im XIII.
Jahrh. 517 — Bernhard II M.
dess. 532.
Kremnitz, M.amt 318, 598,
Krieger, stehend 139.
— oder Heros, kniecnd 420, 423.
Krug, einhenkeliger, als M.typus
einer unbest. M. 376.
Künstlernamen auf altgr. MJM ..
angez. 579 f.
Küfa, omaijad. M.hof 168 —
abbas. 177.
Kufische MM. in Russland ge-
funden und beschr. 166.
Kupfermünzen von Boiotia
325, 351, 370, 418 — Haliartos-
336 — Lebadia 336 — Orcho-
menos 336, 369 ff. — Pharai
Sach- Register.
G15
374 — Plataia 336, 375 —
Tanagra 336, 382 — Thespiai
336 — Thebai mit Magistrats-
namen 374, 386.
L.
L a e 1 i a n u s , Kais, falscher Bill.-
Denar 127.
Lambdas. Eho.
Lampsacus, dess. M.typus mit
dem halben geflügelten See-
pferd 421, 425.
L a n i s c h e (Harland) s. Fund.
L a r y m na, St. in Boeotien , hat
nicht gepr. 358.
Leake, W. M. 328, 329, 373,
378, 392.
Lebadia, St. in Boeotien, MM.
336, 358.
Legenden s. M.aufschriften.
Lenormand, Ch. 415 fF.
Lepsimandos, St. in Karien,
M. 409 — dem delisch-attischen
Bunde tributpflichtig 411.
Leukas, St. in Akarnanien,
MM. 332, 353, 391.
Levante, Fälschungen antiker
MM. das. 435 ff.
Libertas, stehend, 126.
Liegnitz, Johann Christ, von,
ganzer und halber Thaler dess.
219.
Löwenfell den Königskopf be-
deckend wo? 76.
Löwenkopfhaut auf falscher
N von Mere Lyciae.
Lokrer, Ozolische, haben nicht
gepr. 418.
Lothringen s. Johann I.
Luxemburgs. Balduin.
Luynes, Herzog von, 333.
L y d i e n , MM. des Spithridates,
Satrapen von, 424.
Lysimachus, seine M.typen
76.
M.
M a c e d o n i e n Falschmünzereien
das. 442 s. Salonich.
Macrianus jun., falscher BiD.-
Denar 125.
Ma'den, saman. M.hof 182, 185,
186, 188 f.
— Pendschhir, saman. Münz-
stätte 183.
Magistratsnamen auf Di-
drachmen von Boiotia 356, 413
— Orchomenos 365—368 —
auf K. MM. von Thebai 374,
386 - auf MM. von Argos 398
bis 405, 414 — Lepsimandos
409.
Mailand s. Mediolanum.
M a 1 i p i e r o, Orio, Doge, M. 572 f.
Manlia Scantilla s. Scantilla.
Marc ia na, Schwester Trajans,
gefälschte Br.-M. 114.
Maria, Tochter des Desp. Ni-
kephor, Bleibulle ders. 491.
— Mutter Nicolo's, des Desp. v.
Epirus , Bleibulle ders. 494.
Mars, behelmt. 112.
Martinianus, Kaiser, falsche
Br.-M. 131.
M a u s i 1 s. Mossul.
M a x e n t i u s, Kaiser, falsche Br.-
M. 130.
M a x i m i a n u s , Kaiser , falscher
Br.-Quinar, 129 — alexandrin.
Br.-M. 297.
— Galerius, alexandr. Br.-M. 297.
MD, Sigle der Prägstätte Medio-
lanum, 480.
Medinet es-Seläm, abbas.
MM. das. gepr. 169, 170 f., 173,
174, 176 f.
Mediolanum, Sigle der Münz-
stätte von, 480.
Mere Lyciae, falsche N von, 441 .
Merw, abbas. M.hof 172 — tahir.
Dirhem von, 175 f. — saman.
Münzstätte 183.
C1C
Sach-Kegister.
Michael II, Despot v. Epirus,
MM. dess. u. eineBlcibulle 488.
Mionnet, dessen Zuverlässig-
keit 93, 289.
M i 1 1 e 1 a 1 1 e r-MM. gefälscht 1( >G.
Mondsichel als Symbol auf
MM. von Boiotia, 325.
Moncta, stehend dargest. 118.
Monogramme, ihre Bedeutung
auf Alexander-MM. 52 — als
M. typen: *£ (Hermioue) 368,
414 — OE (Thebai) 383 — <A
(Ar^os) 397 — verschiedener
Städte 368, 409 ">) — im Felde
von MM. A/ und W (Anak-
torion) 391, 409 — 4> 325 —
& 403, 404 — X 405.
M o n t r e u i 1 s. Adalbero.
Mossul, abbas. M.hof, 177.
Mubäreka, omaijad. M.stätte
169 — abbas. M.hof 170.
Müller, Ludw. 396 ff. — 408.
M ü n z a u f s c h r i f t e n als Adjec-
tiva im Nominativ, von Boiotia
324 — Haliartos 324, 340 —
Thebai 324, 340, 384. Thespiai
324, 341 — anderer Städte 341.
— büchse in England, 314.
— concordat von sechs boeot.
Städten 413.
— Fälschungen nachgewiesen,
105 -- Arten ders. 107 — in
neuester Zeit, 109 — s. Fäl-
schungen.
Münzfund, s. Fund.
— fuss, ptolemaeischer, bei den
Nabathäern 448.
— m e i 8 1 e r in Wien 503.
— probations-TaginEngland314.
M ünzen, anepigraphische , von
Boiotia 322 ff, 411 — Orchom.
362 — Tanagra 382 — ohne
Ortsbezeichnung, v.Thebai 374,
386 - Argos 398 ff, 402 ff, 406.
Muhammedija, abbas. MM.
das.gepr. 169, 171 f. — Tahirid.
M. 174 f.
Murom, Stadt, M.fund das. 176.
Mykalessos, St. in Boeotien.
MM. 358 ff.
Mysien, MM. des Satr.-Orontas,
419 ff.
IV-
Nabathäisclies Didrachmon
beschr. 447 f.
Nasr b. Ahmed, Saman. Emir,
MM. dess. 185 ff.
Naxos (? oder Teos Joniae)
falsche A7, 440.
N e a p o 1 i s Campaniae , Obolen
21.
Nepos, Julius, falsche halbe
Silber-Siliqua 139.
Nepotianus, gefälschte Br.-M.
dess. 133.
Neptunkopf, 13.
Nero, Theilstück einer alexandr.
iR dess. 593 f. — kleinste
alexandr. ÄL dess. 594.
Neronias, Name von Caesarea
Philippi 451 — auf den unter
Nero geschl. MM. Agrippa's
451 — diese Namensänderung
wann erfolgt ? 453
N i c o 1 o, Despot v. Epirus, Gesch.
dess. 491 ff.
Nike, die verschied. Darstellun-
gen ders. auf MM. 1 ff. 77 —
81 — geflügelt 437 — flügellos
14 f. — eilend, geflügelt 15 —
sitzend 16 — mit verschiedenen
Attributen auf autonomen MM.
26 ff — alsM.typus von Boiotia
415 ff. — mit der Elephanten-
haut bedeckt 437 — s. Victoria.
Nikephoros, Despot v. Epirus,
Bleibulle dess. 487 ff.
Nimrüz, Könige von, Titel einer
Soffar. Dynastie 178.
Nisabür, abbas. M.hof 173 —
saman. M.stätte 185 f, 188 f, 190.
Sach-Register.
617
O.
OB, Bedeutung dess. auf röin.
MM. 481 ff.
Obodas, nabatli. König, Di-
drachm. dess. 445 ff.
Ob ölen aegin. Systems vou
Boiotia 323, 325 — Haliartos
335 — Mykalessos 358 — Or-
chomenos 362 — Pharai 372 ff
— Tanagra 381 ff — Thebai 386.
Oesterreicb, zur M.kunde des
XV. Jahrhdts. 501 ff. — Aus-
prägungen das. 315, 597 —
zwei Medaillen des K. Franz
Joseph 263.
Oiniadai, Stadt in Arkanien,
MM. 348, 389.
0 m aij a d en , MM. ders. bescbr.
167 ff.
Oman, soffar. M. statte 178.
Omikron (0) archaische Form
auf MM. von Boiotia 323 —
Lyttos 324 — unter'talischer
Städte 324.
0 n c h e s t i o s s. Poseiden.
Orchomenos, St. in Boeotien
(s. TpxojMvds) MM. 336, 359 —
370 — Erklärung der M.typen
360 ff. — chronologische Be-
stimmung der MM. 366—368
— städtische und Bundes-MM.
367 — Herakult 369.
— St. in Arkadien, MM. 369 »»),
370.
Oropos, St. in Boeotien oder
Attika, MM. 370.
0 r o n t as, Satrap.-MM. dess. 419.
Orteliu s,328.
Otto, Ezb. v. Trier, Goldg. dess.
553.
Pacatianus, Kaiser, falscher
Denar 121.
Pallas köpf auf aegypt. MM.
77, 80 — auf Satrapen-MM. 421
— auf falschen N des Kaisers
Amyntas 437 — auf falsch. M
von Skyros, 443 — geflügelt
4 f. — s. Athena.
— Promachos, 80 f.
Pan, Kopf dess. auf einer falsch.
lyk. N, 441.
Paneas s. Caesarea.
Papia, röm. Fam., Naohgepr.
eines Denars ders. 596.
Paris s. Commune.
P e g a s o s als M.typus von Anak-
torion 389, 409 — Kopf dess.
auf MM. v. Korinth und Leukas
331 ff.
Pelekania, St. in Boeotien,
s. Restitutionen.
P e r s i c h-babylonische Währung
in Boeotien 416 ff. — in Aeto-
lien, Akarnanien, Epiros etc.
417.
Pertinax, Helv., gefälsch. Br.
M. 116 - alex. B. M. 290.
Pescennius Niger, gefälschte
M.M. dess. 117.
P e t r o n i u s Maximus , falsch.
Solidus 137.
Pfau, dargest. 113, 116.
Pferd, verschieden dargest. 12
— als M.typus von Orchomenos
360, 363, 365, 367 — Thelpusa
400 — Kopf dess. auf MM. von
Tanagra 381 ff. — Vordertheil
dess. als M.typus v. Tanagra
381 ff. — Prokonnesos (?) 376
— halbes, 424.
P f e r'd ewct t rennen zu Tana-
gra 381.
Pietas, stehend 123.
Pharai, St. in Boeotien, MM.
348, 371 ff. — Lage ders. 373.
Phemiai, St. in Boeotien, 372.
Phi (0, (D, <P) dessen Formen
auf boeot MM. und Inschriften
345, 348, 371.
Phile morion. St. in Boeotien,
372.
618
Sach-Register.
P h o i n i k i s , St. in Boeotien, 372.
Plakia, St. in Mysien, MM.
375 ff.
Plataia, St. in Boeotien, MM.
336, 375.
Plautiana, Fnlvia, s. Plautilla.
— Pcscennia, zweifelhafte MM.
clers. 99, 100.
P 1 a u t i 1 1 a , Fulvia, ihre Herkunft
100 —wessen Gemahlin? 98 —
ihre MM. fälschl. einer Fulv.
Plautiana zugeschr. 97 ff. —
fehlerhafte Orthographie ihres
Namens auf Colonie-MM. 97,
98, 100.
Poseidon, dargest. auf MM. des
boeot. Bundes 325, 415.
— Onchestios, auf MM. von Hali-
artos 335, 343.
P o s t u m i a , Denar der Farn., 595.
Potniai, St. in Boeotien, hat
nicht gepr. 376.
Procopius, Kaiser, falsch. Silb.
Siliqua 134.
Prokesch-Osten, Graf A.
von, 333, 337, 374, 380, 384,
389, 397, 399, 406.
Prokonnesos. Insel bei My-
sien, MM. 375 ff.
Prora, die, dargest. 13.
Ptolemaeische MM. , ihre
Kennzeichen 75.
Ptolemaeus Soter, münzt als
Statthalter 81 — sein Bildniss
mit dem Alexander's d. Gr. 81
— als König, MM. 82.
9 s. Koph.
Q u a d r a t u m incusum, auf falsch.
N von Ephesus 439 — auf
falsch. N v. Abdera Thraciae
400 — auf falsch. N von Teos
Joniae oder Naxos 400.
Quietus, Kaiser, falscher De-
nar, 124.
Ifc.
Rad, Attribut der Fortuna, 121
— als M.typus von Boiotia,
323 — Orchomenos 364 —
Tanagra 380 ff
Raimund della Torre, Patriarch,
MM. dess. 524.
Ravenna, Sigla der Prägstätte
von, 479.
Regallianus, Kaiser, falsch.
Bill.-Denar, 126.
Reiter, dargest. 12 — (Kaiser)
im Gallop 129.
Restitutionen irrig bestimm-
ter MM., im Allgemeinen 321 ff.
— speciell nach :
Alvona Liburniae statt Thisbe
in Boeotien 387.
Anaktorion statt Elis 389 ff.,
412.
Argos in Argolis statt Cha-
risia in Arkad. 405.
Argos in Argolis statt Kory-
dalla in Lykien 402.
Argos in Argolis statt Lake-
daimon 414.
Argos in Argolis statt Pan-
tikapaion 403.
Argosiu Argolis statt Thes-
piai 402.
Argos in Argolis statt Thy-
rea 392—405.
Argos in Argolis statt Ti-
ryns 397.
Athen statt Thebai 383.
Di ... . statt Delion undDio-
nysia 326—331.
Elea in Thesprotien statt
Heieon 334.
Elyros auf Kreta statt Ismene
352.
Eretria auf Euboea statt Or-
chomenos 361, 370.
Erythrai in Jonien stattEry-
thrai in Boeotien 334..
Haliartos statt Anthedon 325,
336.
Sach-Kcgistcr.
619
Haliartos statt Thcbai 383.
Hermione in Argolis statt
Eresos auf Lesbos 368.
Hermione in Argolis statt
Orchomenos 368, 414.
Hüesion statt Ismene 353 ff.
Kallatia in Moesien statt Hyle
351.
Keos statt Thebai 383.
Korinth statt Delion 321 ff.
Orchomenos in Arkacl. statt
Orchomenos in Boeot. 370.
Orchomenos in Boeot. statt
Erythrai in Boeot. 334, 359.
Orchomenos in Boeot. statt
Tanagra 379.
Pella in Macedon. statt Pe'le-
kania 371.
Pharai statt Thebai 383.
Plakaia in Mysien(?) statt
Plataia 376.
Prokonnesos (?) statt Plataia
376.
Salamis Insel statt Larymna
358.
Sparadokos Kg. der Odrysen
statt Aspledon 325.
Temnos in Aeolis statt De-
lion 334.
Temnos in Aeolis statt Ta-
nagra 379.
Thebai statt Chaironeia 326.
Thebai statt Larymna 358.
Thebai statt Pharai 374.
(?) statt Lebadia 358.
(?) statt Oropos 371.
Thelpusa statt Erai Jon. und
Thuiia Mess. 399 ff.
Rho, sein Wechsel mit Lanibda
im Namen Haliartos 341 — in
andern Namen 342.
Rho das, falsche Tetradr. von,
442.
Richard, Ezb. v. Trier, Goldg.
555, yilbermed. 556.
R M Sigle für Roma 480.
Römische MM. ge fälscht 105 ff.
Roma, behelmt, sitzend 136 —
im Tempel sitzend 130 — be-
helmtes Brustbild ders. 140.
— Stadt, Sigle der Prägstätte
von 480.
R omni us (Maxentii) falsche Br.-
M. 131.
Roscia, röm. Fam., Nachgepr.
eines Denars ders. 595.
R u d o 1 f v. Wied, Erzb. v. Trier,
Denar dess. 549.
R V, Sigle für Ravenna 479.
Saghäniän, saman. M.hof, 182.
S al g a n e u s , St. in Boeotien, 377.
Salmos, irrig für Ahnon, 377.
S a 1 o n i c h , Fabriksort für falsche
griech. MM. 442.
Samaniden, MM. ders. beschr.,
180 ff.
S a m a r k a n d , abbas. M.hof, 174
— Tahirid. 175 — saman. 185
ff., 190.
S am o s , falsche Tetradr. von,
442.
Sanaa, in Südarabien, abbas.
M.hof, 172.
Sasaniden MM. gefunden 166.
Satrapen MM. mit griech.
Schrift, 419 ff. — mit aramaei-
scher 427.
Scantilla, Manlia, falsch. B.-M.
ders. 116.
Sc hasch, abbas. M. statte 172 —
saman. 185.
Schauenstein, die MM. der
Grafen v., 560 ff.
Schebänkäreh, M. statte der
Jndschuiden 156, 162 f.
S Chemnitz , Jubilaeumsmed.
317.
Schiffs pro ra als M.typus von
Tanagra 382 — s. Prora.
Schild, boeotischer, als Typus
boeot. Bundes- u. Städte - MM.
620
Saeh-Register.
Mit der Aehre auf MM. von
Orchomenos 343, 364, 369 —
mit dein Dreizack auf MM. von
. Haliartos 335, 343 — mit der
Keule auf MM. von Thebai 343,
386 — als Symbol auf boeot.
Bundes-MM. 325 — auf falschen
iR von Skyros 443.
Schild, boeotischer, als M.typus
von Elyros, Salamis, Leukas,
Thyrreion 353
Schildausschnitt, mit Ini-
tialen von Ortsnamen ausge-
füllt — auf MM. v. Haliartos
335 — Plmrai 371 — Tanagra
379 ff.
S c h i 1 d h ä i f t e n , Anwendung
ders. zur Bezeichnung von
., halben" Obolen auf MM. von
Boiotia 323 ff., 362 — Koroncia
323, 362 — Tanagra 323, 362,
382 — Thebai 323, 362, 385 —
Thespiai 323, 362.
— drei, zur Bezeichnung von Tri-
temorien (?) auf MM. von Thebai
364,383.
Schiräz, M. statte derJndschui-
den 156, 162 — abbas. M.hof
177 _ buwaih. 191,
Schlüssel der Herapriesterin-
nen zu Argos, als M.typus 406
— 409 — des Apollotempels zu
Aktion 409 — auf Vasenbildern
und Grabsteinen 4C6.
Schoinos, St. in Boeotien, M.
377 — Lage ders. 378 - Fluss
378.
Schwarzburg s. Günther.
Sebastian us, Kaiser, falsche
'Siliqua 136.
S e d s c h e s t a n , abbas. MM. das.
109 — soffarid. MM. 179.
Seepferd, halbes geflügeltes,
421 f., 424.
Segeste, Tetradr. von, 11.
Seleucus, seine M. typen 76.
Scrrmenra, abbas. M.hof, 177.
Sestini, Domenico, irrige nu-
mism. Beschreibungen und Be-
stimmungen dess. 325, 326,
351, 359, 374, 376, 379, 387.
Severa, Aquilia, falsche Br. M.
ders. 118.
S i c i 1 i e n , antike MM. von, an-
gezeigt wo? 302 f.
Sidai, St. in Boeotien, 377.
Siegeskranz als Attribut von
Pferden auf MM. v. Tanagra
381.
S i g m a {X) irrig für Ny (N) ge-
lesen auf MM. v. Haliartos 32H,
340.
,— (X, Sj X) gleichzeitige For-
men auf MM. von Thespiai 3-11.
Silberbarren mit MM. gefun-
den, wo? 166.
Silphium, dess. Herkunft be-
sprochen, 430 f.
Sinüb (Sinope) ttirk. Prägstätte
597.
Skolos, St. in Boeotien, M. ?
377 — Lage ders. 378 — Dio-
nysoskult 378.
Skyros, Insel, falsche /R von
442 f.
Smyrna, Fabriksort für falsche
antike MM. 435.
S o f f a r i d e n , MM. der , beschr.
178.
S o 1 d i als Werthbestimmung, auf
welchen MM.? 225.
S olidu s, der 72. Theil des röm.
Goldpfundes 482.
Sorrak, omaijad. M. statte, 168.
S o u t z o , A., 353.
S p e s , schreitend dargest. 124.
S-pir i tu s asp er (ö , H, H, r-)
Formen dess. 342, 344—348,
394 — willkürliche Anwendung
dess. 342, 347, 353, 356 —
Verbindung des?, mit K, 9, ©,
P (für x> ^> ?) ai'f Inschriften
346 — s. Eta und H.
Sach-Register.
621
S pithridates, Satrap, MM.
dess. 424.
S t ate r Alexander's d.Gr. beschr.
55.
S t a t i a , Farn. , falscher Denar
ders. 111.
S t e r n, achtspitzig im Lorbeer-
kranz 133 — als M.typus von
Orchomenos 369 — Thebai 385.
Sterne mit Halbmond , dargest.
117.
Steuerruder, Attribut der
Fortuna, 121.
Stier, mit Menschengesicht 1 1
— stehend 11 — stossend 12
als M.typus von Plataia und
Plakia 375.
Streitaxt als Symbol auf MM.
v. Thebai 386.
S ü k e 1 - A h w a z , omaijad. M.-
stättel68.
S ü s, omaijad. M.hof, 167.
Symbole religiösen Charakters
auf MM. 395, 400, 408.
S y r a, Insel, Fabriksort für falsche
antike MM. 442.
Syrakus, Tetradr. von, 8 f.
T.
Tahir b. Muhammed auf einem
soffar. Dirhem 178.
T a h i r i d e n, MM. ders. be sehr
174 f.
T a 1 h a , tahir. Prinz , auf abbas.
Dirhem genannt 177.
Tanagra, St. in Boeotien, MM.
336, 379—382.
Tau (T, A> TTT) als M.typen
397, 406, 408.
Tempel, viersäulig, 130 — mit
runder Kuppel 131.
Tempelschlüssel s. Schlüss.
und Herapriesterinnen.
Teos Joniae (? oder Naxos)
falsche N von, 400.
Terina, MM. von, 11, 15 ff.
Tetartemorien aegin. Syst.
von Boiotia 323 — Haliartos
325 - Hilesion 353 — Myka-
lessos 359 — Orchomenos 362
Skolos odor Schoinos 377 —
Tanagra 382 — Thebai 385 ff.
Teth (ß) aramaeisches, älteste
Form dess. nachgewies. 434.
Tetradrachmen von Thebai,
eine Anomalie 414, 416 ff.
Thann, halber Thaler von, 222.
Thebai, St. in Boeotien, genannt
Qrßa,. Aipxaiai 330, 354 —
'Iff|/.>jvo0 nöXig 354 ff. — MM.
383 ff. 414.
Thelp usa, St. in Arkadien, M.
400.
Theodahatns, falsche Br.-M.
dess, 140.
Theo de bald us, Gothenkönig,
falsche Br.-M. 140.
Thespiai, St. in Boeotien, MM.
336, 341, 387.
Theta(0, ®, E, ^, H, 0, 9)
Formen dess. auf MM. und In-
schriften 345, 449, 394.
Thisbe, St. in Boeotien, hat
nicht gepr. 387.
Thomas, Desp. v. Epirus, Ge-
schichte dess. 488 f.
Thyatria Lydiae, Br.-M. der
Fulvia Plautilla das. gepr. 97,
100.
Thyrea, St. in Argolis, hat
keine Ansprüche auf MM. 392
bis 405 — Geschichte der St.
und der Thyreatis 392—394.
Tiflis, abbas. M.hof 177.
Tiribazus, Satrap von Westar-
menien, prägte MM. in Cilicien
429.
Titus, Kaiser, auf jüd. MM. 89,
453 _ seine Titel auf MM.
Agrippa's II, 453, Imperator-
titel dess. 456 , 458 ff. — dess.
MM. vor der Ertheilung der
622
JSach-Kegister.
Imperatorwürde 459 ff. — die
Zeit seiner Imperatorwerdung
durch MM. bestimmt 459 —
älteste MM. dess. 460 — Chro-
nologische Keihenfolge seiner
MM.460 — Datirung ders. ohne
Imperatortitel, 461 — seine
Imperator - MM. verzeichnet
462 ff. — seine Münzen mit dem
Imperatortitel als Praenomen
465 — dessen alexandr. MM.
466 — Titel dess. auf MM. der
senatorischen M. statte 467 f.—
zweifache Bedeutung seines
Imperatortitels 469 — seine
Titeln auf Inschriften 469 f. —
Titulaturen dess. nach dem
Tod«- seines Vaters 471 f.
— Verzeichniss zweifelhafter
Titus-MM. aus Cohen 472 ff.
Tom an s. Tumän.
Tranquillina, Gemahlin Gor-
dianus III, falsch. Br.-M. 120.
Trier, MM. von, beschr. 546 ff.
Tri est, MM. der Bischöfe von,
526 — der Sedisvacanz 526 -
Gewicht der MM. v. 538.
Triobolen aegin. Systems von
Boiotia, 324 — Di 326 —
Haliartos 335 — Orchomenos
365 — Pharai 372 — Thebai
386.
Triteinorien aegin. Systems
von Boiotia 323 — Orchomenos
364 — Thebai 364, 384.
Trophäe, dargest. 111.
Tumän, pers. Bezeichnung einer
Geldsumme 148.
Tuster minel-Ahwäz, buwaihid
M.hof 191.
TJ.
Udine, Fabriksort falcher MM.
109.
üsküb (Scopi) türk. Prägstätte
597.
Vaballath, Denar dess. 101 —
Denar mit Venusbild 102 f.
Venedig, MM. v., System,
beschr. 227 ff. 504 ff. — halber
Scudo von A. Contarini 226 —
Miinzgattungen von, 227 ff. —
Gold- und Silbergewichte 564
— Legirungen 56 t - Probir-
gewichte 565 — Nom'nalwerth
566 — Typen der MM. 567 ff.
— Matapan Zenos 534.
Venus auf einem Denar des
Vaballath 102 ff.
Vespasian, Titeln dess. auf
MM. Agrippas 453.
Victoria, auf jüd. MM. 89 f. —
schreitend 122, 127 — sitzend
135, 139 - stehend 138 — auf
einem Schiffsvordertheil steh
140.
Victoriat, der röm., behandelt
wo? 306.
Vierecks. Quadratum.
Vitale II, Doge, M. 570.
V o 1 1 ra th s s. Richard.
Volricus, Bisch, v. Triest, M.
dess. 526.
W ä h r u n g , persisch - babylo-
nische, s. Persisch.
Warren, Leicester 412—414.
Wäsit, abbas. M.hof 177.
Weintraube als M. typen von
Ililesion 353, 357 — Skolos
oder Schoinos 377 — Thebai
386 — als Symbol auf einem
Didr. von Tanagra 381 — auf
MM. von Prokonnesus 376 —
;mf falschen A' vonNaxos oder
Teos Joniae 440.
Weizenkorn als M.typus von
Orchomenos 360, 364 — Hälften
Sach-Uegister.
G23
dess. zur Bezeichnung von
halben Obolen 323, 362 —
Dreizahl dcrs. zur Bez. von
Tritemoricn (?) 364.
Werner, Ezb. v. Trier, Goldg.
dess. 552.
Widderkopf des Kneph als
Beizeichen 80.
Wied s. Rudolph, Dietrich.
Wien, angebl. Stadt-MM. von,
502 f. — ihre rechte Zutheilung
514 — M.meister von, 503, 505
— Pfennigrecht von, älteste
Urkunde darüber, 505 —
Wappen von, auf Pfennigen,
welcher Zeit? 509 — Haus-
genossen 512 ■ — Münzamt 315,
597 — Medaillen das. gepr. 599
— Medaillen-Concurs 600.
Wilhelm VII, s. Hoorn.
Windischgrätz, Prinz E. zu,
besitzt ein Unicum des nabath.
Königs Obodäs 448.
Witte, J. de — 338 ff.
Wolf und Theile dess. als Münz-
typen von Argos 398 — 405.
Y.
Y A 0 P 0 s. ESdwpof.
Zeitrechnung s. Aera.
Zeno, Kaiser, Solidus dess. 479.
Zerendsch, abbas. M.hof 171,
172, 173 — Tahirid. 175.
Zeus, 80 — Kopf als M.typus
von Boiotia 96.
Zi anj, Seb., Doge, M. 572.
Ziege als Typus einer unbest.M.
333 — Kopf ders. als M.typus
von Elyros 352.
Ziegenbock, dargest. wo ? 428.
Ziegenhain s. Otto.
Nuiriism. Zeitscli.l87i.
Taf. I.
Xozrluch 6tl.!k .
Numism. ZeitscK .1871.
I| ISO -t. •
ihr. ff.
Xbxetuch del .& sc.
Numism. Zeilseh. 1871 .
Taf. M.
Kozeluch Jet. &> sc .
Numism . Zeitsch.1871 .
TafI7
Xniiiism. Ztitsch.1871.
Taf.V.
f2.'Ry.
11. ^
KoielacK tili, t sc.
h ] 871.
Numism. Zeitsch .1871
Tat. VE.
Sr/tsacAer
JioielircA 4C'
NumLsru.Zeitsch.1871.
TafAW.
Alexander.
Ä
Ftolemaeus I .
£d. JCoieluch.sc
Numisin. Zeitsch.1871
Taf.XL. *
Numisni. Zeitsch. 1871.
TafXlf.
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Numism. Zeitsch. 1871.
Taf. XIII.
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