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Full text of "Numismatische Zeitschrift"

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lumismatisclie  Zeitschrift. 

Dritter  Band. 

Jahrgang    1871. 


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5 
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FEB13  1968 
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Christian  Wilhelm  Huber. 

Eine  G-edächtnissrede  gehalten  in  der  feierlichen  Jahres- 

Sitzung  der  numismatischen  Gesellschaft   in  Wien, 

am  13.  Jänner  1872. 

Von 
Joseph  Karabacek. 


Hochansehnliche  Versammlung!  Am  1.  De- 
cember  1871  hat  der  unerbittliche  Tod  uns  einen 
treuen  Freund ,  unsrer  Wissenschaft  einen  ausge- 
zeichneten Förderer  und  unsrer  Zeitschrift  den 
Begründer  und  Erhalter  entrissen. 

Hub  er  ist  nicht  mehr 

Tiefbetrübt  über  den  entsetzlichen  Schlag 
gebe  ich  Ihnen  die  geziemende  Kunde  davon,  mit 
der  Bitte,  dem  theuern  Verblichenen  in  dieser 
feierlichen  Versammlung  warmgefühlte  Worte  der 
Erinnerung  weihen  zu  dürfen. 


VI 


ChristianWilh  elm  Huber  wurde  geboren 
zu  Wien  am  26.  Februar  1804.  Seine  erste  sorg- 
fältige Erziehung  im  väterlichen  Hause  ward  be- 
sonders durch  den  Umstand  begünstigt,  dass  seine 
Eltern    einer   Erziehungsanstalt   vorstanden.     Als 
elfjähriger  Knabe  begann  Christian  die  Studien  an 
dem  k.  k.  Gymnasium  zu  den  Schotten  in  Wien, 
wo    er    sich    alsbald    durch    regen    Geist,    gutes 
Gedächtniss  und  scharfen  Witz  vor   allen  seinen 
Mitschülern  auszeichnete.  Unter  dem  begünstigen- 
den Einfiuss  des  an  jener  hervorragenden  Lehr- 
anstalt wirkenden  berühmten  Humanisten  P.  Franz 
Rohn   schlug  aber    zugleich   auch   der   keimende 
Wissensdrang    nach    fremden  Sprachen    in    dem 
Jüngling  feste  Wurzeln.   Und  so  brachte  er  schon 
nach  den  im  Jahre  1821  mit  Auszeichnung  absol- 
virten    Gymnasialstudien     neben    einem    reichen 
Schatz  humanistischen  Wissens  die  Kenntniss  der 
französischen,  italienischen  und  englischen  Sprache, 
die    er    später    mit    diplomatischer   Meisterschaft 
handzuhaben  Gelegenheit   hatte ,  zur  Hochschule 
hin. 

Die  Wiener  Universitätsjahre  mit  ihren  da- 
maligen als  künftige  Erwerbsquelle  zunftmässig 
betriebenen  juridisch-politischen  Studien  vermoch- 
ten aber  nicht  die  Energie  des  sich  selbst  bestim- 
menden Geistes  zu  brechen :  es  ist  wunderbar  mit 


VII 


welcher  Kraft  und  mit  welchem  Erfolg  die  Genia- 
lität des  siebzehnjährigen  Jünglings  in  den  kurzen 
Mussestunden  sich  an  die  gleichzeitige  Bezwingung 
von   noch  \ierundz  wanzig  Sprachen  heranwagte. 

Noch  vor  der  Beendigung  des  Universitäts- 
quadrienniums  beabsichtigte  Huber  den  damaligen 
General-Consul  Eitter  v.  Acerbi  als  Privatsecretär 
nach  AlexancMen  zu  begleiten;  allein  ein  Augen- 
übel zwang  ihn  schon  von  Triest  aus  wieder  zurück 
nach  Wien.  Lange  sollte  sein  Sehnen  nach  dem 
Oriente  und  die  Hoffnung  auf  eine  angemessene 
Verwerthung  seines  Wissens  im  Consulatdienst 
unerfüllt  bleiben!  Denn,  den  mit  ausgezeichneten 
Erfolgen  abgelegten  Staatsprüfungen  und  einem 
erfolglosen  Bittgesuch  an  den  damaligen  Staats  - 
kanzler  Fürsten  Metternich,  das  er  in  täuschungs- 
voller Hingebung  durch  den  Nachweis  der  Kennt- 
niss  von  dreissig  Sprachen  genügend  unterstützt 
vermeinte,  folgte  im  Jahre  1828  unerwartet  sein 
Eintritt  in  den  politischen  Administrativ -Dienst 
bei  der  k.  k.  Landesregierung  in  Niederösterreich. 

1831  wurde  er  bei  der  allgemeinen  Hof- 
kammer angestellt  und  dem  Handelsdepartement 
zugetheilt,  wo  er  sich  durch  seine  Leistungen  die 
vollste  Zufriedenheit  der  Vorgesetzten  erwarb.  Im 
Jahre  1836  endlich  —  nach  achtjährigem  unbe- 
soldeten .Praktikantendienste  —  ward  Huber  zum 


VIII 


General-Consulats-Kanzler  in  Odessa  ernannt,  und 
schon  1839  folgte  seine  Beförderung  zum  wirk- 
lichen Consul  in  Galatz. 

Auf  diesem  Posten  brachte  Huber  in  den  fol- 
genden zehn  Jahren  die  österreichischen  Handels- 
und Schifffahrtsinteressen  im  Bereiche  der  untern 
Donau  und  der  angrenzenden  Küste  des  Schwarzen 
Meeres  zu  einer  bis  dahin  noch  nicht  erzielten 
Geltung.  Eine  Reihe  von  Belobungs-Decreten 
und  Dankadressen  bezeugt  den  Erfolg  seines 
Wirkens* 

So  gelang  es  ihm  die  Provinz  Bulgarien  den 
österreichischen  Handelsunternehmungen  zu  er- 
schliessen,  die  Gründung  österreichischer  Handels- 
häuser daselbst  zu  betreiben  und  für  deren  tractat- 
m'ässigen  Schutz  die  Errichtung  der  Consularämter 
in  Varna,  Tultscha,  Rustschuk  und  Widdin  mit 
Erfolg  anzuregen.  Eine  besondere  Aufmerksam- 
keit widmete  er  der  österreichischen  Handels- 
marine: durch  seine  Bemühung  um  die  Aufrecht- 
haltung der  Disciplin,  wurde  die  Seegeltung  der 
österreichischen  Flagge  gehoben.  Auch  förderte 
er  die  Interessen  der  Donaudampfschifffahrt  und 
des  Triester  -Lloyd;  wie  er  denn  auch  im  Jahre 
1846  durch  persönliches  Einschreiten  die  Abstel- 
lung der  eingeschliechenen  Missbr'äuche  in  den 
Xavigations -Zuständen    an    der    Sulina-Mündung 


IX 


erwirkte.  Durch  die  Anbahnung  der  Holzflössung 
auf  der  ßistritza  und  dem  Sereth  eröffnete  er  dem 
Holzreiehthum  der  Bukowina  neue  Absatzquellen; 
er  förderte  die  Ausfuhr  der  siebenbürgischen 
Industrieerzeugnisse  und  den  dortigen  Mercantil- 
verkehr  mit  den  Donauländern,  wofür  der  Kron- 
städter Handelstand  ihm  wiederholt  seinen  Dank 
ausgedrückt  und  der  Landtag  in  der  am  17.  Sep- 
tember 1847  in  Klausenburg  abgehaltenen  Sitzung 
ihn  einstimmig  mit  dem  siebenbürgischen  Indi- 
genat  ausgezeichnet  hat.  Die  unmittelbar  darauf 
folgenden  Ereignisse  des  Jahres  1848  vereitelten 
indess  die  Allerhöchste  Genehmigung.  Seine  Be- 
schützung der  katholischen  Kirchen  und  Gemeinden 
Bulgariens  wurde  durch  Ertheilung  eines  päpst- 
lichen Breve's  dto.  Rom  19.  September  1847,  an- 
erkannt. 

Am  28.  November  1849  endlich  ward  der 
Verewigte  zum  k.k.  General-Consul  in  Alexandricn 
und  am  11.  Juni  1851  zürn  General-Consul  erster 
Classe  für  Aegypten  mit  dem  Titel  und  Rang  eines 
k.  k.  Ministerialrathes  befördert.  Seinem  entschie- 
denen diplomatischen  Talente  gelang  es  in  dieser 
angesehenen  Stellung  das  volle  Vertrauen  und 
die  Freundschaft  des  damaligen  Vicekönigs  von 
Aegypten,  Abbäs  Pascha,  für  sich  zu  erwerben 
und  zur  Hebung  des  österreichischen  Einflusses  zu 


X 


verwerthen.  Dem  österreichischen  Handel  wurde 
dadurch  eine  Reihe  von  Concessionen  erwirkt,  die 
früher  nur  Engländern  und  Franzosen  ertheilt 
worden  waren.  Auch  bei  den  zwischen  Abbäs 
Pascha  und  der  hohen  Pforte  aus  Anlass  der  Tan- 
simat-Frage  und  der  Eisenbahnconcession  ausge- 
brochenen Zwistigkeiten  errang  er  sich  durch  sein 
tactvolles  Verhalten  die  Anerkennung  des  Minister- 
Präsidenten  Fürsten  von  Schwarzenberg  und  die 
Auszeichnung  durch  das  Ritterkreuz  des  Franz 
Josephs-Ordens. 

Schon  früher  wurde  ihm  für  die  unentgelt- 
liche Verwaltung  des  preussischen  Consulats  in 
Galatz  der  rothe  Adler-Orden  dritter  Classe  und 
im  Jahre  1855  für  die  erfolgreiche  Durchführung 
mehrerer  Reclamationen  baierischer  Unterthanen 
gegen  die  aegyp tische  Regierung  das  Ritterkreuz 
erster  Classe  des  baierischen  Verdienst- Ordens 
vom  heiligen  Michael  verliehen.  Auch  die  ver- 
schiedensten politischen  und  industriellen  Vereine 
haben  seinem  amtlichen  Wirken  die  verdiente 
Anerkennung  gezollt,  wie 

1845  der  Verein  zur  Ermunterung  des  Gewerbe- 
Geistes  in  Böhmen, 

1 846  der  niederösterreichische  Gewerbe  verein 
in  Wien, 


XI 


1850  der  deutsche  National  verein  für  Handel 
und  Gewerbe  in  Leipzig,  durch  die  Ernennung  zu 
ihrem  correspondirenden  Mitgliede, 

1854  die  allgemeine  Gesellschaft  zur  Beför- 
derung der  Künste  und  Industrie  in  London,  durch 
seine  Wahl  zum  Vicepräsidenten,  und 

1861  der  deutsche  Verein  in  Kairo,  durch 
die  Wahl  zum  Ehrenmitgliede. . 

Am  22.  November  1858  wurde  der  geistvolle, 
rastlos  thätige  und  im  kräftigen  Mannesalter 
stehende  Staatsbeamte  in  den  Ruhestand  versetzt: 
in  der  Vollendung  einer  30jährigen  aufopfernden 
und  ausgezeichneten  Thätigkeit,  und  von  einem 
Amte  weg,  das  er  mit  raschem  Ueberblick  und 
seltener  Geschäftsken ntniss  geführt  hat. 

Lassen  Sie  uns  nun,  meine  Herren,  wo  vor 
Ihnen  das  Bild  des  öffentlichen  Wirkens  des  theuern 
Verblichenen  im  Dienste  unsres  Vaterlandes  ent- 
rollt ist,  einen  Blick  in  dessen  inneres  Leben  und 
seine  geistige  Tiefe  werfen. 

Es  zerfällt  in  drei  Abschnitte:  diese  zeigen 
uns  Huber's  G enialität  als  Linguist,  Literat 
und  Numismatik  er. 

Von  frühester  Jugend  an  sehen  wir  ihn  in 
linguistische  Forschungen  sich  vertiefen.  Das 
mächtig  in  ihm   lebende  Gefühl  für  die  Mutter- 


XII 


spräche  Hess  seinem  fr ühgereiften Talente  vor  allem 
die  Verfolgung  der  Gesetze  ihres  Baus  und  ihrer 
Entwicklung  bis  in  die  innersten  Wurzeln  als  die 
nothwendige  Bediu  gung  richtiger  Erlernung 
empfinden.  Ebenso  gründlich  drang  Huber  in  den 
Organismus  der  beiden  classischen  Sprachen  ein 
und  erlernte  —  ein  seltenes  Beispiel  geistiger 
Spannkraft !  —  jeder  Erholungund  Ruhe  entsagend, 
überdies  noch  Französisch,  Italienisch,  Spanisch 
und  Portugiesisch  ;  Englisch,  Holländisch,  Dänisch, 
Schwedisch  und  Isländisch  ;  Hebräisch,  Chaldäisch, 
Syrisch,  Arabisch,  Persisch  und  Türkisch.  Nicht 
zufrieden  damit,  bemeisterte  er  aber  auch  die  alten 
Dialekte  dieser  Sprachen,  wie  das  Catalanische, 
Galicische,  Valencianische,  das  Schottische,  Nor- 
wegische, Sweo-  und  Mäsogothische.  Angelsächsi- 
sche, Sächsische,  Komanische,  die  Langue  d'oui 
und  Langue  d'oc  1). 

Die  Resultate  dieses  seines  linguistischen 
Wissens  sind  in  gediegenen  Abhandlungen  und 
gelungenen  (zum  Theil  metrischen)  Übersetzun- 
gen niedergelegt,  von  denen  manche  bereits  ge^ 
druckt   sind,    wie   z.    B.    „Tasso's   Befreiung,    ein 

i)  Oesterreichische  National-Encyklopädie,  herausgegeben  von 
Gräffer  und  Czikann,  Wien  1835,  II.  B.  p.  656  f.  —  Der  österreichi- 
sche Zuschauer,  herausg.  von  J.  S.  Ebersberg,  Wien  1838,  p.  252.  — 
Const.  von  Wurzbach :  Biographisches  Lexicon  des  österreichischen 
Kaiserstaates,  IX,  p.  374. 


XIII 


dramatisches  Gedieht  in  fünf  Aufzügen  aus'  dem 
Dänischen  des  B.  S.  Ingemann." 

Solch  eine  umfassende  Sprachgelehrsamkeit 
ward  aber  fast  noch  übertroffen  durch  eine  merk- 
würdig tiefe  Kenntniss  der  verschiedenen  Natioiial- 
Literaturen.  Die  Schöpfungen  des  menschlichen 
Geistes  vermittelst  der  Sprache,  im  Wechselver- 
hältniss  zur  Letztern  zu  erforschen,  war  durch 
eine  individuelle  Naturanlage  bedingt:  denn  so 
frühzeitig  wie  das  Sprachentalent  sich  entwickelt, 
hat  auch  die  Poesie,  deren  Spur  Huber  eben  bei 
fremden  Nationen  verfolgte,  in  seiner  Brust  selbst- 
st'ändige  Wurzeln  geschlagen. 

Seine  Dichtungen  sind  epischer  und  lyrischer 
Natur.  Sie  bekunden,  wenn  auch  in  der  ersten 
Periode  jugendliche  Uebereilung,  doch  Richtigkeit 
des  Urtheils,  glühende  Begeisterung  für  das  Schöne 
und  Edle,  hinwieder  auch  die  Satyre  des  politi- 
schen Denkers  x). 

Aus  den  geistvollen  und  gewandten  Reise- 
schilderungen aber,  als  Ergebnisse  von  Wander- 
zügen durch  fast  alle  Theile  der  Monarchie,  durch 
Deutschland  und  die  Schweiz,  Frankreich,  Italien 


i)  Dem  durch  die  Censur  unterdrückten  literarischen  Nachlass 
Huber'a  wird  hoffentlich  noch  die  verdiente  Publicität  zu  Theil 
werden. 


XIV 

(besonders  Rom  und  Neapel),  später  auch  durch 
England  und  den  Norden  Europa's ,  tritt  der  Sinn 
für  den  Naturgenuss  —  wie  bei  den  alten  Römern 
—  als  ein  entschiedenes  Moment  der  geistigen 
Bildung  hervor:  in  der  Einsamkeit  der  freien 
Natur  öffnet  sich  ihm  eine  von  den  Stürmen  des 
socialen  Lebens  unberührte  Welt.  Ihre  Gesetze 
sind  unwandelbar,  sie  sind  nicht' erschüttert  wie 
die  Gesetze  des  sittlichen  Geistes.  Die  erhabene 
Einfachheit  der  Natur  wird  zum  Ideal  einer  von 
freiem  Selbstbewusstsein  durchdrungenen  Indivi- 
dualität. Scharf  ausgeprägt  wie  diese  in  den  Reise- 
schilderungen hervortritt,  spiegelt  sie  sich  wieder 
in  dem  geistigen  Zusammenfinden  Huber's  mit 
Männern  wie  Bauernfeld,  Feuchtersieben,  Grill- 
parzer,  Franz  Liszt,  Schwanthaler,  Thorwaldsen 
und  dem  hochbegabten  Erzherzog  Maximilian  von 
Oesterreich  *). 

Die  geschilderte  literarische  Productivitäf 
Huber's  welcher  sich  überdies  noch  Aufsätze  über 
Volkspoesie,  Cultur  und  Kunst,  ferner  Abhand- 
lungen historischen,  national- ökonomischen  und 


')  Als  Kaiser  von  Mexico  bat  Maximilian  seiner  Bewunderung 
für  den  genialen  Mann,  zu  gleicher  Zeit  wie  für  Grillparzer,  durch 
Uebersendung  des  Commandern'- Kreuzes  des  Guadeloupe-Ordens 
Ausdruck  verliehen.  Auch  die  an  den  Verstorbenen  gerichteten 
Briefe  dieses  Fürsten  und  seiner  unglücklichen  Gemahlin ,  geben 
Zcugniss  von  unverhohlener  Anerkennung  seiner  hohen  Geistesgaben. 


XV 


kritischen  Inhalts  anschlössen,  währte  sechs  Jahre 
(1830—36)  i).  Dann  folgte  ein  Stillstand  —  frei- 
lich nur  ein-  Stillstand  in  dem  Ergüsse  einer  tiefen 
und  reichen  poetischen  Empfindung :  der  thatkräf- 
tige  immer  rastlose  Mann  fand  sich  nämlich  mit 
einem  Male  durch  die  veränderte  Lebensstellung 
auf  einen  Boden  versetzt,  wo  sein  enormes  reales 
Wissen  so  recht  eigentlich  ihm  den  Wirkungskreis 
seines  Lebens  vorgezeichnet.  Das  aus  der  ruhigen 
und  alltäglichen  Gleichförmigkeit  der  Heimath 
plötzlich  auf  classische  Erde  entführte  Gemüth, 
liess  sich  willig  und  mit  edlem  Enthusiasmus  in 
ihre  Fesseln  schlagen. 

Ich  bin  nun  hier ,  meine  Herren ,  bei  jenem 
Lebensabschnitt  Huber's  angelangt ,  in  dessen 
Schilderung  wir  den  dahingeschiedenen  Freund 
auf  heimischem  Gebiete  treffen,  wo  wir  ihn  ganz 
als  unser n  Huber  und  wohl  auch  als  unsern 
Meister  begrüssen. 

*j  Viele  der  Arbeiten  Huber's  sind  zerstreut  gedruckt  in  der 
„Wiener  Zeitschrift  für  Kunst  und  Literatur"  anfänglich  von  Schikh, 
später  von  Withauer  herausgegeben  (1832 — 36),  in  der  „Vesta" 
(1832—33)  „Aglaja«,  im  „Morgenblatt"  (1833)  „Jugendfreund" 
(1833—35)  in  J.  N.  Vogel's  „Wunderhorn"  (1834)  „Frauenlob" 
(1835)  und  „Ministrel"  (1836),  ferner  in  Kaltenbaeck's  „Oesterreichi- 
sche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Staatskunde"  (1835 — q6),  im 
„Musenalmanach"  (1836)  „Wiener  Gesellschafter",  in  den  Blättern 
für  Literatur,  Kunst  und  Kritik  und  andern  literarischen  Unterneh- 
mungen. 


XVI 


Huber's  Neigung  für  die  Numismatik  trat 
schon  während  seiner  Studienzeit  hervor.  Aber 
erst  1836,  als  Consulats-Kanzler  in  Odessa,  begann 
er  eine  eigene  Münzsammlung  anzulegen,  die 
durch  das  günstige  Zusammentreffen  eines  drei- 
u nd zwanzigjährigen  Aufenthalts  im  Oriente  mit 
dem  aus  den  reichsten  Funden  des  asiatischen 
und  aegyptischen  Bodens  erworbenen  seltenen 
Scharfblick ,  später  den  verdienten  Ruf  der 
Berühmtheit  erhielt.  Huber  befand  sich  in  der 
glücklichen  Lage  als  S  amm  1  e  r  durch  diese  lang- 
jährige praktische  Verwerthung  seines  ausgebrei- 
teten Wissens  eine  feste  und  gediegene  Grundlage 
für  die  künftige  numismatische  Productivität  sich 
zu  schaffen. 

Der  Plan ,  welcher  seiner  Sammlung  zu 
Grunde  lag,  bekundet  durchwegs  das  wissenschaft- 
liche Bewusstsein  und  den  feinen  Kunstsinn  ihres 
Bildners.  Siebestand  aus  7700  griechischen 
und  römischen  Münzen.  Erstere(  6000  an  der 
Zahl,  zeichneten  sich  vorwiegend  durch  Seltenheit 
und  gute  Erhaltung  sowie  durch  ihren  künstleri- 
schen und  wissenschaftlichen  Werth  aus;  diese 
Abtheilung  enthielt  nicht  weniger  als  1206  Inedita, 
darunter  632  völlig  unbekannte  Stücke  und  574 
neue  Stempelvarietäten. 


XVII 

Gestatten  Sie  mir  aus  diesem  reichen  numis- 
matischen Schatz  nur  einzelne  Perlen  herauszu- 
lesen: die  beiden  ausgezeichnet  schönen  Didrach- 
men  von  Kamarina  1),  das  prächtige  Tetradrach- 
mon  von  Syrakus  2) ,  das  unedirte  Tetradrachmon 
von  Chalcis  3).  den  aus  einem  oberaegyptischen 
Funde  stammenden  Gold-Stater  von  Athen4);  den 
einzigen  Gold-Stater  von  Cius  (Prusias  ad  mare)3) ; 
das  Unicum  von  Kolbasa  Pisidiae  6) ,  die  schönen 
cyprischen  Münzen  7)  und  das  merkwürdige  seltene 
Tetradrachmon  Alexanders  des  Grossen  als  Grün- 
ders von  Alexandria  8). 

Unter  den  römischen  Münzen ,  deren  Samm- 
lung nach  den  localen  Verhältnissen  nicht  im 
Hauptplan  des  vorzugsweise  aus  Fundquellen 
schöpfenden  Numismatikers  liegen  konnte,  glänzt 
besonders  jener  berühmte  und  einzige  Solidus 
Constantin's  des  Grossen,  dessen  Kehrseite  die 
Umschrift  RECTORTOTIVS  ORBIS  und  den  Kaiser 
mit  dem  Zodiacus  in  der  Hand  zeigt  ?). 

')  Vergl.  Huber's  engl.  Auctions-Katalog  Nr.  84—85  (ä  50  £.). 
*)  Katalog  Nr.  119  (60  £f)\ 
8)  1.  c.  Nr.  207  (16  j^.). 
*)  1.  c.  Nr.  378  (20  £.). 
*\  1.  c.  Nr.  492  (60^.). 
•)  1.  c.  Nr.  ß67  (8  £.). 
7)  1.  c.  Nr.  696—704. 

\i  1.  c.  Nr.  942  (50  £■),  vgl-  Numismatische  Zeitschr.  I.  69. 
»)  In  Nmnismatäc  Chronicle,    New   Ser.  1862,   Vol.  II,  PI.  I, 
Nr.  7  abgebildet  und  p.  48 — 59  von  Fred.  W.  Madden  publicirt. 

b 


XV III 

Der  Zusarnmenfluss  all'  dieser  Schätze  hatte 
seine  glücklichste  Periode  während  Huber's  Auf- 
enthalt in  Aegypten  bis  1858.  Dieses  Jahr,  ver- 
hiingnissvoll  dem  Samml  er  .  sollte  gewinnbrin- 
gend werden  der  Wissenschaft.  In  einer  un- 
glücklichen  Stunde,  wie  der  Verewigte  oftmals 
klagte,  fasste  er  den  Entschluss  sich  von  seiner 
treuen  Gefährtin  zu  trennen.  Es  war  dies  der  Zeit- 
punkt, wo  der  aus  der  angebornen  Berufstätigkeit 
plötzlich  herausgerissene  Mann  in  einem  Augen- 
blick der  Seelenschwäche  auch  mit  der  übrigen 
Welt  abgeschlossen  zu  haben  vermeinte  — 

Viel  bab'  ich  im  Leben  erlebt  und  geseh'n, 
Viel  Gutes,  viel  Uebles  ist  mir  gescheh'n, 
Meine  redlichsten  Freunde:  Kummer  und  Schmerz, 
Meine  bittersten  Feinde :  i  c  h  und  mein  Herz. 

(Karl  v.  Holtei.J 

1  >er  Verkauf  der  Sammlung  fand  im  Juni  186  2 
statt  *).  Dieser  von  dem  Verstorbenen  oft  bereute 
Sehritt  Hess  in  ihm   einen  tiefen  Schmerz  zurück. 


i)  Der  in  englischer  Sprache  gedruckte,  nun  selten  gewordene, 
Auetions-Katalog  führt  den  Titel:  „Catalogue  of  the  unique  Col- 
lection  of  Greek  &  Roman  coins  etc.  of  the  honorable  Imperial 
Court  Cnunsellor  C.  G.  Huber  of  Vienna,"  8°  London  1862,  138 
88.  mit  1  Tafel.  —  Dem  Verfasser  (Münzhändler  Jos.  Curt)  lag 
ein  von  Huber  eigenhändig  geschriebener  genaurer  französischer 
Katalog  (848  SS.  4°)  vor.  Ueber  die  englische  Katalogisirung  und 
Auction  vergl.  Huber's  beachtenswertes  Urtheil  in  der  Numistü. 
Zeitschr.  III,  284. 


XIX 


Während  seiner  damaligen  Anwesenheit  in 
England  veröffentlichte  Huber  seine  erste  numis- 
matische  Abhandlung  „Essay  on  the  Classification 
of  ancient  coins  found  in  Egypt"  ').  Mit  ihr  hatte 
er  sich  selbst  wieder  gefunden  und  „aus  dem  Dunst- 
kreise der  Tagesfragen  auf  das  freie  Gebiet  des 
Wahren  und  Schönen  gerettet". 

Wie  Huber's  erste  numismatische  Publication, 
sind  nun  auch  die  meisten  folgenden  Ergebnisse 
der  archaeoloo-ischen  Forschungen  während  seines 
langjährigen  Aufenthalts  in  Aegypten.  Er  benutzte 
ihn  nicht  nur  vorzüglich  zur  Ansammlung  und 
kritischen  Prüfung  der  auf  Aegypten  bezughaften 
Münzen;  sondern  er  veranstaltete  auch  mit  grossen 
Kosten  und  Mühen  Ausgrabungen  anderer  natio- 
naler Alterthümer  bei  Sakära  in  der  Nekropolis 
des  alten  Memphis.  Seine  Verdienste  um  die  Ent- 
deckung aegyptischer  Denkmäler,  die  jetzt  als 
•eine  Zierde  dem  grossen  vice-königlichen  Museum 
in  Buläk  bei  Kairo  einverleibt  sind  2) ,  fanden 
auch  im  Lande  selbst  Anerkennung:  das  Institut 
d'Egypte  in  Alexandrien  hat  ihn  zu  seinem  Ehren- 
mitgliede  gewählt  (1852). 


i)  In  Numisinatic  Chronicle,  New  Series  1862 ,  Vol.  II,  p.  160 
bis  177. 

2)  Vgl.  Brugsch  in  der  Zeitschr.  d.  Deutsch.  Morgen'.  Gesellsch. 
1860.  XIV  B.  p.  11  und  14. 


XX 


Es  ist  begreiflich ,  dass  Huber  in  Folge  einer 
solchen  Vertrautheit  mit  der  Geschichte  undCultur 
des  Landes ,  und  wie  Keiner  durch  ebenso  glück- 
liche als  grossartige  Funde  begünstigt  vor  allem 
und  hauptsächlich  seine  Kräfte  der  Numismatik  der 
Ptolemaeer  widmete  ').  Seine  bezüglichen  Auf- 
sätze, in  den  Wiener  Numismatischen  Monatsheften 
begonnen  2)  und  in  der  Numismatischen  Zeitschrift 
fortgesetzt  3),  zeigen  die  ganze  Meisterschaft  und 
den  Ueberblick  in  der  G  e  sammtbehandlung 
dieses  schwierigsten  Stoffes,  der  schon  früher  in 
dem  geistreichen  Schiedehaus,  in  Lenormant,  Poole, 
Six  und  unlängst  auch  in  Feuardent  Versucher 
gefunden. 

Letzterer  hat,   trotz  der  erstaunlichen  Fülle 
seines  Materials,   mit  der  o-leichen  methodischen 


i)  Die  von  Huber  sonst  noch  publicirten  numismatischen  Ar- 
beiten sind:  „Münzen  aus  der  Sammlung  des  Herrn  C.  W.  Huber" 
(Berl.  Blätter  für  Mzk.  1865,  II,  p.  180  ff.):  „Die  Münzen  Alexanders 
des  (hossen  in  der  Münzsammlung  Sr.  Excell.  des  Freiherrn  v. 
I'rokesch-Osten«  (Wien.Num.Monatsh.  1868,  IV,  p.  1  ff.);  „Unedirte 
üronzemünze  in  Tiberias  Galilaeae  unter  Commodus  geprägt" 
(Kam.  Zeitschr.  1869,  I,  p.  401  ff.);  ferner  Rezensionen:  Numism. 
Zeitschr.  I.  p.  349  ff,  360  ff.,  485  ff.;  IL  B.  p.  239  ff;  III.  p.  277  ff. 

»)  Zur  alten  Numismatik  Aegyptens:  II.  B.  1866 ,  pp.  201  bis 
208;  III.  B.  1867,  pp.  1-30,  69-  102  und  141—190;  IV.  B.  1868, 
pp.  97-144,  189—24(5. 

i  Münzen  der  Ptolemaeer  in  den  Museen  von  München,  Gotha 
und  Berlin:  I.  1869,  pp.  1—30;  Zur  alt.  Nura.  Aegyptens:  I.  pp.2ül 
bis  246;  II.  B.  1870,  pp.  389— 426. 


XXI 


Consequenz,  mit  der  er  die  Errungenschaften 
(1  e  u  t  s  e  h  e  n  Forschergeistes  ignorirt ,  Irrthümer 
aufgehäuft,  von  der  unglücklichen  Idee  ausgehend: 
die  Classification  der  Münzen  einer  Periode,  der 
jedes  schöpferische  Genie  abhanden  gekommen, 
nach  Porträtähnlichkeiten  zu  versuchen. 

Huber  hingegen  stützt  mit  richtiger  Methode 
seine  Combinationen  auf  Beweisstücke  d.  h. 
auf  solche  Münzen  „welche  nach  Bild  und  Schrift, 
oder  vermöge  anderer  untrüglicher  Kennzeichen 
mit  voller  Bestimmtheit  zugetheilt  werden  und 
welche  den  Beweis  für  die  Richtigkeit  oder  wenig- 
stens Wahrscheinlichkeit  einer  analogen  Zuge- 
hörigkeit bei  anderen  Münzen  liefern,  die  in  Metall, 
Fabrik,  Styl  und  Typen  zwar  mit  den  Beweis- 
stücken übereinstimmen,  denen  aber  die  besonderen 
Kriterien  der  letzteren  fehlen  ....  Die  sprechen- 
den Münzen  haben  für  die  stummen  Zeugen- 
schaft abzulegen"  '). 

Wie  nach  dem  Inhalte  so  auch  nach  der  äussern 
Form,  sind  diese  Aufsätze  ausgezeichnet.  Huber's 
Sprache  ist  frei,  edel  und  an  vielen  Stellen  von 
kraftvoller  Schönheit:  in  ihr  spricht  der  Dichter, 
aus  ihr  die  strenge  Wissenschaft.  „Auf  der  Grund- 
lage einer  so  tiefen    und  so   vielseitigen   Bildung 


*)  Huber  in  den  Wien.  Nuni.  Monatsh.  III.  p.  99 


XXII 

stand*  nach  dem  Ausspruche  eines  Altmeisters 
unsrer  Disciplin  „seine  Gelehrsamkeit  so  fest  und 
sicher,  dass  er  seine  immer  vorsichtigen  und  ruhi- 
gen Combinationen  nie  zu  einer  bedenklichen  Höhe 
aufbaute.  Und  grade  dadurch  unterschied  er  sich 
von  vielen  unsrer  Zeitgenossen". 

Niemand  aber  wird  mit  der  Wissenschaft  mehr 
seinen  vorzeitigen  Tod  betrauern,  als  Jene,  die 
sich  zugleich  seines  belehrenden  Umgangs  zu  er- 
freuen hatten.  Nie  hat  sich  dabei  seine  Herzens- 
güte verleugnet,  selbst  dann  nicht,  wenn  sie  ver- 
kannt wurde:  nie  hat  er  bei  Kränkungen  auf  Rache- 
gesonnen. 

Edel  gesinnt,  treu  seinen  Freunden  und  treu 
seiner  Wissenschaft  bis  zum  letzten  Augenblick, 
gieng  er  dahin!  Aber  auch  wir  wollen  treu  dem 
Andenken  des  Geschiedenen  leben.  Möge  der  bittere 
Gedanke  an  den  unersetzlichen  Verlust  des  Men- 
schen einen  gelinden  Trost  darin  finden,  dass  sein- 
Geist  uns  nicht  ganz  entrissen  ist!  Er  wird  in 
seiner  Schöpfung  fortleben;  ihm  gilt  das  Wort 
seines  Lieblingsdichters  Horaz : 

Non  omnis  moriar  multaque  pars  mei 
Vitabit  Libitinam:  usque  ego  postera 
Crescara  laude  recens. 


XXIII 


Vorwort. 


Durch  das  plötzliche  Ableben  des  Heraus- 
gebers der  Numismatischen  Zeitschrift. 
Herrn  Ministerialrath  Christian  Wilhelm 
Huber,  rnusste  die  Redaction  zu  ihrem  lebhaften 
Bedauern  eine  unliebsame  Verzögerung  in  der 
Herausgabe  des  zweiten  Halbbandes  (1871)  ein- 
treten sehen.  Indem  sie  nun  denselben  nach  mehr- 
monatlicher Verspätung  der  Oeffentlichkeit  über- 
giebt,  hofft  sie  bei  allen  Freunden  und  Mitarbeitern 
der  Zeitschrift  in  Berücksichtigung  des  betrübenden 
Anlasses  jene  Nachsicht  zu  finden,  welche  die 
Bezwingung  einer  Reihenfolge  von  schwierigen 
Verhältnissen  erheischt.  Es  mag  ihr  daher  gestattet 
sein  hier  vor  allem  mit  dankbarer  Anerkennung  des 
bereitwilligen    Entgegenkommens    zu    gedenken, 


XXIV 

mit  dem  die  Hub  ersehen  Erben  die  endliche 
Herausgabe  im  Sinne  des  Erblassers  und  in  wahr- 
haft würdiger  Weise  auf  eigene  Kosten  ermöglicht 
haben. 

Der  nun  vollendet  vorliegende  dritte  und 
letzte  Jahrgang  von  Huber's  Numismatischer  Zeit- 
schrift bildet  einen  Band  von  41  Druckbogen  mit 
Münzabbildungen  auf  XIII  Tafeln  und  37  Holz- 
schnitten nebst  33  selbstständigen  Abhandlungen 
aus  fast  allen  Gebieten  der  Münzkunde. 

Die  äussere  Ausstattung  betreffend,  übergeben 
wir,  Dank  der  Liberalität  der  Direction  der  k.  k. 
Hof-  und  Staatsdruckerei,  ein  dem  hohen  Kufe 
dieser  Anstalt  entsprechendes  Werk  der  Oeffent- 
lichkeit.  Auch  für  diesen  Band  wurde,  um  in  den 
epigraphischen  Theilen  den  Münzoriginalen  näher 
zu  kommen  und  eine  geschmackvolle  Einheit  zu 
erzielen,  nebst  zahlreichen  Monogrammen  und 
antiken  Buchstabenformen  ein  möglichst  voll- 
ständiges Alphabet  der  mittelalterlichen  Münz- 
inschriften neu  beigeschafft. 

Der  Schluss  des  vorliegenden  Bandes  mahnt 
uns    an    dieser  Stelle    nochmals    des  Mannes   zu 


XXV 

gedenken,  der  aus  reinster  Begeisterung  für  die 
Wissenschaft  ungescheut  die  schwersten  Opfer  dem 
Fortbestande  seiner  jungen  Schöpfung  brachte. 
Die  glänzenden  Namen  der  beitragenden  Gelehrten 
dieses  Bandes  geben  Zeugniss  von  dem  ungeahnten 
Erfolg  dieses  opferwilligen  Strebens. 

Hubers  Tod  und  die  ihres  Herausgebers 
beraubte  Zeitschrift  haben  der  Numismatischen 
Gesellschaft  in  Wien  die  Ehrenpflicht  auferlegt, 
das  weitere  selbstständige  Fortblühen  der  Zeitschrift 
mit  allen  ihren  Mitteln  zu  unterstützen.  Nach 
Beschluss  der  Generalversammlung  vom  4.  Febr. 
1872  wird  die  Numismatische  Zeitschrift 
nunmehr  mit  unverändertem  Titel  von  der  numis- 
matischen Gesellschaft  herausgegeben  und  mit 
Bewilligung  des  hohen  Finanzministeriums  im 
Verlage  der  k.  k.  Hof-  und  Staatsdruckerei 
erscheinen. 

Um  die  durch  den  Todesfall  verursachte 
Störung  in  der  regelmässigen  Ausgabe  der  folgen- 
den Hefte  auszugleichen,  hat  die  Redaction  be- 
schlossen in  möglichst  kurzer  Frist  den  ganzen 
vierten  Jahrgang  (1872)  zu  publiciren. 


XXVI 

Schliesslich  fühlen  wir  uns  noch  angenehm 
verpflichtet  unsern  geehrten  Mitarbeitern  unsem 
aufrichtigsten  Dank  zu  sagen,  indem  wir  die 
angelegentliche  Bitte  erneuern  uns  in  der  bisherigen 
Art  auch  noch  ferner  unterstützen  zu  wollen. 

Wien,  im  October  1872. 


Die  Redaction. 


XXVII 


Inhalt  des  dritten  Bandes. 


A.  NacJi  der  Reilienfolge  der  Artikel. 

Seite 

I.  Dr.  Fr.  Imhoof- Blumer:    Die  Flügelgestalten  der 

Athena  und  Nike  auf  Münzen 1 

II.  v.  P rokesch-Oste n:  Suite  des  monnaies  inedites 

d'or  et  d'argent  d'AIexandre  le  Grand 51 

III.  J.  Friedlaen  der  :  Die  ersten  griechischen  Königs- 

münzen Aegyptens 73 

IV.  H.  C.  Reich  ardt:   Drei   merkwürdige   Münzen   der 

Könige  Agrippa  I  und  II 83 

V.  Dr.  A.  v.  Sallet:  Berenike  II  und  Kleopatra  Selene.     9L 

VI.  Dr.  A.  v.  Sallet:  Fulvia  Plautiana 97 

VII.  Dr.  A.  v.  Sallet:  Denar  des  Vaballath 101 

VIII.  Franz  Trau:  Neue  Fälschungen  römischer  Münzen.   105 

IX.  Dr.  E.  v.  Bergmann:  Münzen  der  Indschuiden 143 

X.  W.  T  i  e  s  e  n  h  a  u  s  e  n :  Ueber  zwei  in  Russland  gemachte 

kufische  Münzfunde 1(36 

XI.  Dr.  A.  Luschin  :  Die  Agleier 193 

XII.  H.  Dannenberg:  Mittelaltermünzen  von  Hoorn  .  . .   209 

XIII.  H.  Dannenberg:  Unedirte  Thaler 218 

XIV.  C.  v.  Wächter:  Versuch  einer  systematischen  Be- 

schreibung der  Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen  227 
XV.  Jos.  v.  Bergmann:  Zwei  Medaillen  zur  Erinnerung 
an  die  Orientreise  Seiner  Majestät  des  Kaisers  Franz 
Joseph  von  Oesterreich 203 


XXVIII 

Seite 

XVI.  Dr.    Fr.    Imhoof  -  Blumer:     Zur   Münzkunde  und 

Palaeographie  Boeotiens '->'2l 

XVII.  Dr.  Fr.  Imhoof -Blumer:   Anaktorion  —  Argos  — 

Lepsimandos  —  Tempelschlüssel  auf  Münzen 388 

XVIII.  Dr.  A.  v.  Sali  et:  Satr;ipenmünzen  mit  griechischer 
Inschrift 419 

XIX.  E.  M  e  r  z  b  a  c  h  e  r :  Satrapenmünzen  mit  aramaeischer 

Schrift 427 

XX.  J.  Friedlaender:  Das  Silphium 430 

XXI.  Prof.M.  A.  Levy:  Die  aramaeische  Legende  auf  einer 

Drachme  athenischen  Geprägs 133 

XXII.  L.  Mayer:  Mittheilungen  über  falsche  in  der  Levante 

angefertigte  antike  Münzen   435 

XXIII.  Prof.  M.  A.  Levy:  Eine  unedirte  Münze  des  naba- 

thaeischen  Königs  Obodas 44r> 

XXIV.  Th.  Mommsen:  Zu  den  Münzen  Agrippas  I  und  II  .  449 
XXV.  Th.  Mommsen:  Imperatortitel  des  Titus 45K 

XXVI.  J.  Friedlaender:  CONOB,  die  endlose  Frage.    .    .  479 
XXVII.  P.  Lambros:  Unedirte  Münzen  und  Bleibullen  der 

Despoten  von  Epirus !*•"> 

XXVIII.  Dr.  v.  Raimann:  Zur  österreichischen  Münzkunde 

des  XV  Jahrhunderts 501 

XXIX.  Dr.  A.  Luschin:  Der  Münzfund  von  Lanische  (Friau- 

lisch-istrische  Gepräge)  516 

XXX.  H.  Dannenberg:  Nachträge   zu  Bohl's  Buche  über 

die  Trierschen  Münzen 546 

XXXI.  N.  Dechant:   Goldflorenus   des   Herzogs  Johann  I 

von  Lothringen  134G— 1389 557 

XXXII.  C.  F.  Trachsel:  Uebersicht  der  freiherrlichen  und 

gräflichen  Münzen  von  Schauenstein 560 

XXXIII.  C.  v.  Wächter:  Versuch   einer  systematischen  Be- 
schreibung der  Venezianer-Münzen  nach  ihren  Typen  564 


XXIX 


B.  Nach  numismatischer  Eintheüung. 

Alte  Zeit. 
Griechen. 

Seite 

I.  Dr.  Fr.  Imhoof-Blumer:   Die  Flügelgestalten   der 

Athena  und  Nike  auf  Münzen 1 

XVI.  Dr.   Fr.   Imhoof-Blumer:    Zur    Münzkunde    und 

Palaeographie  Boeotiens 321 

XVII.  Dr.  Fr.  Imhoof-Blumer:  Anuktorion  —  Argos  — 

Lepsimandos  —  Tempelschlüssel  auf  Münzen 388 

II.  v.  Prokesch-Osten:  Suite  des  monnaies  inedites 

d'or  et  d'argent  d'Alexandre  le  Grand 51 

XVIII.  Dr.  A.  v.  Sallet:  Satrapenmünzen  mit  griechischer 

Inschrift 419 

XX.  Dr.  J.  Friedlaender:  Das  Silphium 430 

XXII.  L.  Mayer:  Mittheilungen  über  falsche  in  der  Levante 

angefertigte  antike  Münzen 43f> 

III.  Dr.   J.    Friedlaender:     Die    ersten    griechischen 

Königsmünzen  Aegyptens 7.-5 

IV.  II.  ('.   Reichardt:  Drei  merkwürdige  Münzen  der 

Könige  Agrippa  I  und  II 83 

XXIV.  Th.  Mommsen:  Zu  den  Münzen  Agrippas  I  und  II.  44!) 
V.  Dr.  A.  v.  Sallet:  Berenike  II  und  Kleopatra  Selene  91 
VI.  Dr.  A.  v.  Sallet:  Fulvia  Plautiana. 97 

Aramaeisch,  Nabathaeisch,  Juden. 

XIX.  E.  Merzbacher:  Satrapenmünze  mit  aramaeischer 

Schrift 427 

XXI.  Prof.  M.  A.  L  evy :  Die  aramaeische  Legende  auf  einer 

Drachme  athenischen  Geprägs 433 

XXIII.  Prof.  M.  A.  Levy:  Eine  unedirte   Münze  des  naba- 

thaeischen  Königs  Obodas 44."> 

IV.  H.  C.  Reichardt:   Drei  merkwürdige   Münzen   der 

Könige  Agrippa  I  und  II 83 

XXIV.  Th.  Mommsen:  Zu  den  Münzen  Agrippas  I  und  II  .   419 


XXX 


Römer. 

Seite 

?XXV.  Th.  Mo  mm  s  on :  Imperatortitel  des  Titos 458 

VIII.  Fr.  Trau:  Neue  Fälschungen  römischer  Münzen  ....  10i") 
VII.  Denar  des  Vaballath 101 

XXVI.  Dr.  J.  Friedlaender:  CONOB,  die  endlose  Frage.  479 

Mittelalter. 
Orient. 

IX.  Dr.  E.  v.  Bergmann:  Münzen  der  Indschuiden  ....    14:'> 
X.  W.  T  ies  enhausen :  Ueber  zwei  in  Russland  ge- 
machte kufische  Münzfunde 166 

Occident. 

XXVII.  P.  Lambros:  Unedirte  Münzen   und  Bleibullen   der 

Despoten  von  Epirus 485 

XI.  Dr.  A.  Luschin:  Die  Agleier 193 

XXIX.  Dr.  A.  L  u  s c  h i  n :  Der  Münzfund  von  Dänische  (Friau- 

lisch-istrische  Gepräge) 516 

XXVIII.  Dr.R.  v.  Kaiman  n:  Zur  österreichischen  Münzkunde 

des  X  ,'  Jahrhunderts 501 

XII.  H.  Dannenberg:  Mittelaltermünzen  von  Hoorn  ...   200 
XXX.  H.  Dannenberg:  Nachträge  zu  Bohl's  Buche  über 

die  Trierschen  Münzen 54(> 

XXXI.  N.  Dechant:   Goldflorenus   des  Herzogs  Johann  I 

von  Lothringen  1346  -  1389 557 

XXXIII.  C.v.  Wächter:  Versuch  einer  systemati  chen  Be- 
schreibung der  Venezianer  Münzen  nach  ihren 
Typen  227,  561 

Neue  Zeit. 

XIII.  II.  Dannenberg:  Unedirte  Thaler 218 

XXXII.  C,  F.  Trachsel:  Uebersicht  der  freiherrlichen  und 

gräflichen  Münzen  von  »Schauensteiu 560 

XV.  Jos.  v.  Bergmann:  Zwei  Medaillen  zur  Erinnerung 
an  die  Orientreise  8r.  Majestät  des  Kaisers  Franz 
Joseph  von  Oesterreieh 263 


XXXI 
Numismatische  Literatur. 

Seite 

1.  G.  W.  Huber:  Dr.  A.  v.  Sallet,  die  Daten  der  alexan- 
drinischen  Kaiscnnünzen 277 

2.  F.  Kenner:  J.  Friedlaender ,  Medaglie  Macedoniche 

di  Marco  Bruto 2'.)S» 

3.  F.Kenner:  A.  Salinas,  le  monete  delle  antiche  cittä  di 
Sicilia 30^ 

4.  F.Kenner:  Norb.  D ech an t,  der  Denar,  Victoriat  und 
reducirte  As  der  römischen  Republik .'»<"i 

5.  F.Kenner:  A.  Cav.  Magrini,  sopra  cinquanta  medaglie 

di  Valerio  Belli 309 

<;.  Dr. A. Luschin:  Th.  Elze,  die  Münzen  Bernhards  Grafen 
von  Anhalt,  Herzogs  von  Sachsen 312 

7.  Franz  Reber:  Dr.  A.  Sa  11  et,    die  Künstlerinschriften 
auf  griechischen  Münzen 579 

8.  F.  Kenner:  Fr.  Imho  of-Blume  r,  Choix  des  monnaies 
grecques  du  Cabinet  de  Fr.  Imhoof-Blumer 582 

0.  Dr.A.  v.  Sallet:  C.Brambilla,  Altre  annotazioni  numis- 
matiche 587 

10.  Dr.  A.  v.  Sallet:  Fr.  Kenner,  die  Münzsammlung  des 
Stiftes  St.  Florian  in  überösterreich 588 

11.  Dr.  A.  v.  Sallet:  E.  Maggiore-Vergano,  Rivista 
della  numismatica 590 

M  i  s  c  e  11  e  n :  The  trial  of  the  pyx.  —  Oesterreichisch-ungarische 
Münzprägungen  im  Jahre  1870.  —  Robert  Graf  v.  Lich- 
nowsky  und  Werdenberg.  —  Schemnitzer  Jubel-Medaille. 
—  Jubiläums-Medaille  der  deutschen  morgenländischen 

Gesellschaft.  —  Münzen  der  Pariser  Commune 314 

—  Theilstück  einer  alexandrinischen  Silbermünze  Neros 
(von  J.  Friedlaender).  —  Fund  von  Nachprägungen 
römischer  Consular  -  Denare  in  Ungarn.  —  Münzfund  bei 
Sirok  in  Ungarn.  —  Ausprägungen  Oesterreich-Ungarns 
im  Jahre  1871.  —  Die  Münzen  der  Grafen  von  Genf.  — 
Medaillen-Concurs  für  die  Wiener  Weltausstellung  1873. 
Prof.  N.  Dechant.  —  A.  Brichaut.  —  Das  königl.  Münz- 
kabinet  in  Berlin.  —  f  Prof.  M.  A.  Levy 605 

Sachregister 607 


XXXII 


Erklärung  der  Abbildungen  auf  den  Tafeln  und  Holzschnitten 
des  dritten  Bandes. 

Vier  Tafeln  mit  Abbildungen  falscher  römischer  Münzen  zu 
Artikel  VII,  Seite  105—142. 

Tafel  I.  1  Familie  Cornuficia.  —  2.  Familie  Statia.  —  3.  Domitia.  — 
4.  Britannicus.  —  5.  Domitia.  —  6.  Marciana. 

Tafel  II.  1.  Pescennius  Niger.  —  2.  Pescennius  Niger.  —  3.  Jota- 
pianus.  —  4.  Pacatianus.  —  5.  Cornelia  Supera.  —  6.  Proco- 
pius.  —  7.  Sebastianus.  —  8.  Julius  Nepos.  —  9.  Petron. 
Maximus.  -    10.  Eufemia. 

Tafel  III.  1.  Balbinus.  —  2.  Didius  Julianus.  —  3.  Helvius  Pertinax. 
—  4.  Annia  Faustina.  —  5.  Tranqnillina.  —  6.  Pegallianus.  — 
7.  Macrianus  junior.  —  8.  Aemilianus. 

Tafel  IV.  1.  Aquilia  Severa.  —  2.  Maxentius.  —  3.  Romulus.  — 
4.  Julianus  Tyr.  —  5.  Marfinianus.  —  6.  Helena  Const.  —  7.  Ael. 
Flacilla.  —  8.  Theodebaldus.  —  9.  Nepotianus.  —  10.  Theode- 
hatus. 

Tafel  V.  Zu  Artikel  I.  S.  1— 50.  Die  Erklärung  der  Münzabbildungen 
findet  sich  im  Texte  Seite  49  und  .">U. 

Tafel  VI.  Nr.  1—4.  Zu  Artikel  XIII,  8.218.  Unedirte  Thaler: 
1.  Dickthaler  Erichs  II.  v.  Braunschweig.  —  2.  Leichter 
Thaler  des  Johann  Christian  von  Liegnitz.  —  3.  Leichter 
halber  Thaler  desselben.  —  4.  Thaler  des  Camillus  von 
Correggio.  Nr.  5— «5  zu  Artikel  XII,  8.  209.  Mittelalter 
von  Hoorn.  —  5.  Schilling  des  Dietrich  von  Loef.  — 
6.  Goldgulden  Wilhelms  VII. 

Tafel  VII.  Zu  Artikel  XI,  8.  193—208.  Die  Agleier: 

1.  Kärntnischer  -  Friesacher  Denar.  —  la.  Aquilejischer- 
Friesacher  Denar.  —  2— lf>.  Aquilejische  Patriarchen- 
Denare. 

Tafel  VIII.  Zu  Artikel  III,  S.  73—^2.  Die  Erklärung  der  Abbildun- 
gen im  Text  S.  80— «2. 


XXXIII 

Tafel  IX.  Zu  Artikel  XVI,  S.  321-387.  Zur  Münzkunde  und 
Palaeographie  Boeotiens: 
1.  Haliartos,    S.  334.   —   2.   und   3.   Haliartos,   S.  335.   — 

4.  Mykalessos,  S.  359.  —  5—10.  Orchomenos,  S.  362  ff.  — 

11.  Pharai,  S.  372.  —  12.  Plataia,  S.  375. 

Tafel  X.  Zu  Artikel  XVI,  S.  321—387 : 

13.  Skolos  (Schoinos),  S.  377.  —  14—16.  Tanagra,  S.  380  f. 

—  17-21.  Thebai,  S.  383  ff. 

Zu  Artikel  XVII,  S.  388—418: 

22.  Anaktorion,   S.  389.  —  23.  Argos,  S.  396.  —  24.  Argos, 

5.  399.  —  25.  Argos,  S.  406.  —  26.  Anaktorion,  S.  409.  — 
27.  Lepsimandos.  S.  409. 

Tafel  XI.  Zu  Artikel  XXVII,    S.  485— 500.  Unedirte    Münzen 

und  Bleibullen  der  Despoten  von  Epirus: 

1.  Bleibulle  des  Nikephorus , .  S.  488.   —   2.  Bleibulle  der 

Maria  v.  Kephalenia,   S.  491.  —  3.  Bleibulle   des  Nicolo, 

S.   494.    —   4—8.    Münzen    des    Despoten    Johannes  II, 

S.  498  f. 

Tafel  XII.  Zu  Artikel  XXVII.  9.  11.  12.  13.  14.  16.  17.  18.  Münzen 
des  Despoten  Johannes  II,  S.  499  f. 

Tafel  XIII.  Zu  Artikel  XXX.   Nachträge   zu   Bohl's  Buche 
über  die  Trierschen  Münzen: 
1.  Denar  des  Adalbero,  S.  547.  -  2.  Obol  des  Hillin,  S.  548 

—  3.  Denar  des  Rudolf  v.  Wied,  S.  549.  —  4.  Denar 
Dietrich's  II,  S.  550.  —  5.  Balduin  v.  Luxemburg,  S.  551. 

—  6.  Cuno  v.  Falkenstein ,  S.  552.  —  7.  und  8.  Goldgulden 
Johannes  II  von  Baden,  S.  554.  —  9.  Goldgulden  Jakob  II 
von  Baden,  S.  554.  —  10.  Goldgulden  Richards  v.  Voll- 
raths,  S.  555.  —  11.  Albus  Jakobs  II  von  Baden,  S.  555.  — 

12.  und  13.  Vergoldete  Silbermedailen  des  Richard  v. 
Vollraths,  S.  556. 


XXXIV 


Holzschnitte  *)• 

Seite    83  Unicum  des  Königs  Agrippa  I. 

r       89  Seltene  Münze  des  Königs  Agrippa  II. 

„      89  Unedirte  Münze  desselben  Königs. 

„       91  Bronzemünzc  der  Berenike  II. 

„  143  Dirhem  des  Indschniden  Abu  Ishäk. 

„  167  Omaijadischer  Dirhem  von  el-Dschezira. 

„  168  Segment  eines  omaij.  Dirhems  mit  dem  Prägort  el-'Aal. 

„  181  Dirhem  des  Samaniden  Ismail  ben  Ahmed. 

„  182  Segment   eines   saman.   Dirhems  mit   dem  Prägort  es- 

Saghäniän. 

„  183  Zwei  Dirheme  des  Samaniden  Ahmed  ben  Ismail. 

„  190  Segment  eines   Samaniden -Dirhems   mit  dem   Prägort 

Bamiän. 

„  371  Kehrseiten  zweier  Münzen  von  Pharai. 

„  380  Zwei  Didrachmen  von  Tanagra. 

„  384  Zwei  Didrachmen  von  Thebai. 

*  „  421  Kupfermünze  des  Satrapen  Orontas. 
ö     „  423  Silbermünze  desselben  Satrapen. 

*  „  424  Silbermünze  des  Satrapen  Spithridates: 
**     „  424  Kupfermünze  desselben  Satrapen. 

*  „  428  Kupfermünze  des  Satrapen  Ariarathes  I. 

*  „  431  Das  Silphinm. 

„  433  Drachme  athenischen  Geprägs  mit  aramaeischer  Legende. 

„  445  Didrachmon  des  nabathaeischen  Königs  Obodas. 

*  „  479  Solidus  des  Zeno. 

„  501  Sechs  österreichische  Pfennige  des  XV  Jahrhunderts. 

„  557  Gohlflorenus  des  Herzogs  Johann  I  v.  Lothringen. 

„  563  Seltener  Kreuzer  von  Schauenstein. 

*  „  593  Unedirtes  alexandrinisches  Didrachmon  des  Nero. 

*  n  594  Kleinste  alexandrinische  Kupfermünze  (Nero). 


')  Die  mit  einem  Sternchen  bezeichneten  Holzschnitte  sind  aus  der  Kuust- 
tchule  des  ausgezeichneten  Xylographen  Prof.  W.  Bürckner  in  Dresden. 


XXXV 


Mitarbeiter  des  dritten  Bandes. 

Bergmann,   Dr.  Joseph  v.,  k.  k.  Regierungsrath  a.  D.  in  Graz. 
Bergmann,  Dr.  Ernst  v.,  Custos  des  kais.  Münz-  und  Antiken- 

kabinets  in  Wien. 
Dannenberg,  n.,  königl.  Stadtgerichtsrath  in  Berlin. 
Dechant,  Prof.  Norbert,   Custos  der  Münzsammlung  des  Stiftes 

Schotten  in  Wien. 
Ernst,  Carl,  Secretär  des  k.  k.  Hauptmünzamtes  in  Wien. 
Friedlaender,  Dr.  Jul,  Director  des  k.  Münzkabinets  in  Berlin. 
f  Huber,  Christian  Wilhelm,  k.  k.  Ministerialrath,  General-Consul 

a.  D.  in  Wien. 
Imhoof-Blumer,  Dr.  Fr.,  Cantonrath  in  Winterthur. 
Karabacek,  Dr.  Joseph,  Docent  an  der  Universität  in  Wien. 
Kenner,  Di-.  Friedr.,  Custos  des  kais.  Münz-  und  Antikenkabinets 

in  Wien. 
Lambros,  Paul,  in  Athen, 
f  Levy,  Dr.  M.  A.  königl.  Professor  in  Breslau. 
Luschin,  Dr.  Arnold,  Docent  an   der  Universität  und  Adjunct 

am  landschaftlichen  Archiv  in  Graz. 
Mayer,  Ludwig,  in  Nürnberg. 
Merzbacher,  Eugen,  Cand.  phil.  in  Berlin. 

Mommsen,  Dr.  Theodor,  Prof.  an  der  kön.  Universität  in  Berlin. 
Prokesch-Osten,  Anton  Graf  v.,  Exe.  Feldzeugmeister,  früherer 

k.  und  k.  Botschafter  an  der  hohen  Pforte,  d.  Z.  in  Graz. 
Raimann,  Dr.  v.,  k.  k.  Rathssecretär  in  St.  Polten. 
Reber,  Dr.  Franz,  Professor  an  der  k.  Universität  in  München. 
Reichardt,  H.  C.  Reverend,  in  Alexandria  (Aegypten). 
Sallet,   Di-.  Alfred   von,   Directorial- Assistent  am  königl.  Münz- 

kabinet  in  Berlin. 
Tiesenhausen,  W.,  Collegienrath  und  Secretär  der  archaeolo- 

gischen  Commission  bei  der  Akademie  der  Wissenschaften 

in  St.  Petersburg. 
Trachsel,  Dr.  C.  F.,  in  Beilin. 
Trau,  Franz,  Kaufmann  in  Wien, 
f  Wächter,  Karl  Edler  v.  Wachenhain,  k.  k.  Generalmajor  a.  D. 

in  Linz. 


I. 

Die 

Flügelgestalten  der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


Von 

Dr.  BV.  Imhoof-Blumer. 

(Hierzu  Tafel  V.) 


Die  Veranlassung  zu  der  folgenden  Untersuchung  gab 
die  nachstehende  böotische  Kupfermünze: 

I.  ÄL  Grösse  4.  Jugendlicher,  mit  der  Löwenhaut 
bedeckter  Herakleskopf  rechtshin. 

Rs.  BolflTHN.  Geflügelte  Pallas  rechtshin  schreitend, 
in  der  erhobenen  Rechten  den  Blitz,  auf  dem  vor- 
gestreckten linken  Arm  die  Aegis  haltend.  Links 
im  Felde  >^ ;  rechts  ein  runder  Schild. 

Meine  Sammlung ;  in  meiner  zum  Druck  vor- 
bereiteten Choix  de  monnaies  grecques,  pl.  II, 
43.  (Abgebildet  Tafel  V,  Nr.l.) 

Eine  ähnliche,  nur  im  Monogramm  abweichende  Münze 
ist  in  Leake's  Num.  Hellen.  Em*.  Gr.  p.  29  beschrieben. 

l 


-  j  Dr.  Fr.  Imhoof  üliimer  :  Die  Flügelgestalten 

Hieher  gehören  sicher  auch  zwei  Stücke  bei  Mionnet,  T.  II, 
103,  65  und  Suppl.  III,  508,  41 ;  obgleich  die  Schwingen 
in  der  Beschreibung  derselben  nicht  erwähnt  werden,  so 
lässt  doch  eine  schlechte  Abbildung  in  Pellerin's  Kec.  de 
med.  des  peuples  et  des  villes ,  T.  I,  pl.  XXIV,  1 1 ,  auf 
das  wirkliche  Vorhandensein   dieser  Attribute   schliessen. 

Die  Darstellung  der  Kehrseite  ist  in  mehr  als  einer 
Hinsicht  seltsam,  und,  meines  Wissens,  einzig.  Leake 
bezeichnet  sie  als  'A«S-v5vä  Nfowj.  Neuerdings  ist  aber  mit 
Begründung  behauptet  worden,  die  griechische  Kunst  hätte 
die  Atheua  niemals,  weder  als  Nike,  noch  in  ihren  übrigen 
Erscheinungen  mit  Flügeln  gebildet.  Es  lohnt  sich  daher  die 
Untersuchung,  welche  der  beiden  sich  gegenüberstehenden 
Ansichten  die  wahrscheinlichere  oder  richtige  sei. 

Der  letztere  Satz  ist  in  der  trefflichen  Arbeit  R. 
Kekule's  „Die  Balustrade  des  Tempels  der  Athena-Nike  in 
Athen,  Leipzig  1869"  p.  7  enthalten.  Der  gelehrte  Ver- 
fasser weist  überzeugend  nach,  wie  Nike,  welche  zu 
Homer' s  Zeiten  dem  Kreise  der  Kultusgötter  noch  fremd 
geblieben  war,  ihre  Entstehung  mehr  der  bildenden  Kunst, 
als  der  Dichtung  zu  verdanken  hatte.  Ursprünglich  erscheint 
sie  als  Dienerin  und  Gehülfin  verschiedener  Gottheiten, 
und  als  solche  erhält  sie  Flügel  und  wird  vervielfacht. 
Dass  sie  jedoch  mit  einer  Gottheit  selbst  identisch  sein 
konnte,  darüber  lassen  z.  B.  für  die  Athena-Nike  deutliche 
Zeugnisse  keinen  Zweifel.  Mit  der  Zeit  konnte  diese  junge. 
nicht  eigentlich  mythologische  Nike,  —  wie  später  die 
Eirene,  —  die  Bedeutung  einer  selbstständigen  Gottheit 
erlangen  (mit  Attributen  wie  Kranz,  Palmzweig,  Tänien, 
Tropäum,  Dreizack,  Akrostolium  etc.);  aber  dennoch 
scheint  ihre  häufigste  Auffassung  diejenige  als  Dienerin 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 

und  Genossin  der  Götter  *),  und  ihr  steter  Begriff  der 
symbolische  Ausdruck  des  erlangten  Sieges  geblieben 
zu  sein. 

Kekule  unterscheidet  consequent  zwischen  einer  Nike 
der  Kunst  und  einer  mythologischen  Nike,  die  so  zu  sagen 
nur  als  Prädikat  einer  bestimmten  Gottheit  vorkomme, 
ohne  die  Gestalt  derselben  zu  verändern.  Er  behauptet 
daher  die  konstante  Beflügelung  der  Nike,  die  konstante 
Fltigellosigkeit  der  Athen a-Nike. 

Freilich  muss  er  selbst  das  Vorkommen  beflügelter 
Athenafiguren  in  der  etruskischen  Kunst  2)  anerkennen. 
Diesem  Umstände  scheint  er  indessen  die  Bedeutung 
abzusprechen,  dass  er  einen  Rückschluss  auf  ähnliche 
abnorme  Erscheinungen  in  der  griechischen  Kunst  gestatte. 
Und  doch  fehlt  ihm  vielleicht  diese  Bedeutung  nicht  ganz. 
Der  Schluss  aber,  es  habe  in  Griechenland  überhaupt 
keine  geflügelte  Athena  geben  können ,  weil  die  einzige 
bezeugte  Athena  -  Nike  griechischer  Kunst,  —  nämlich  die 
der  attischen  Akropolis,  denn  von  der  megarischen  ist 
Nichts  überliefert,  —  flügellos  war,  ist  jedenfalls  für  sich 
allein  unwahrscheinlich.  Ja,  es  gibt  ausser  der  böotischen 
Münze   noch  andere  numismatische  Monumente,    die  ihn 


i)  Mit  gefüllter  Kanne,  mit  Herolds'ab  etc.;  am  häufigsten 
selbst  als  Attribut,  vereint  mit  der  Athena,  mit  Zeus-Nikephoros, 
später  auch  mit  andern  Gottheiten  und  Personificationen. 

8)  Auf  Vasen,  Statuetten,  Bronzespiegeln,  Gemmen  etc.  E. 
Gerhard:  Ueber  die  Metallspiegel  der  Etrusker,  1838,  Taf.  I,  1—9; 
Ueber  die  Gottheiten  der  Etrusker,  1847,  Taf.  IV,  1;  Müllerund 
Wieseler,  Denkm.  der  alten  Kunst,  II,  221 ;  Bull,  dell'  instit.  1859 

S.  81. 

1* 


■*  Dr.  Fr.  Imhoof-];iumer:  Die  Flügelgestalten 

ganz  unwahrscheinlich  machen.  Ich  gebe  zunächst  ihre 
Beschreibung : 

II.  N.  Gr.  4.  Jugendlicher  Kopf  rechtshin,  mit  der 
Haut  eines  Elephantenkopfes  bedeckt. 

Rs.  ArAOoKAEoZ.  Geflügelte  Pallas  rechtshin  schrei- 
tend und  kämpfend.  Ihren  Kopf  ziert  ein  Helm ; 
in  der  erhobenen  Rechten  schwingt;  sie  den  Speer, 
und  schützt  durch  einen  grossen  ovalen  »Schild  den 
vorgestreckten  linken  Arm.  Zu  ihren  Füssen  sitzt 
eine  Eule  »). 

Schöner  Goldstater  des  Tyrannen  Agathokles 
von  Syrakus;  ein  Unicum  des  k.  k.  Münzkabinets 
zu  Wien.  Gew.  8,  45  Gr.  (Abgeb.  Taf.  V  Nr.2.) 

III.  AL.  6.  Lorbeerbekränzter  Jupiterkopf  rechtshin. 

Rs.  BAZIAEHZ  AHMHTPIoY  OEoY  0IAAAEA4>oY 
NIKAToPoZ.  Linkshin  stehende  geflügelte  und 
behelmte  Pallas,  die  gesenkte  linke  Hand  an  den 
Speer  und  den  hinter  ihr  am  Boden  stehenden  Schild 
lehnend;  auf  der  vorgestreckten  Rechten  hält  sie 
eine  kleine  Nike,  welche,  ihr  zugewandt,  einen 
Siegeskranz  entgegenhält.  Im  Felde  AP,  oder 
IYI,  etc. 


3)  Eckhel,Doct.  nmn.  vet.  T.  I,  p.  261;  Torremuzza,  Tav.  CI, 
4;  Tresor  de  num.  et  de  glypt,  pl.  XXIII,  8,  p.  2  und  47.  — 
Der  Gewandstil  ist  sehr  ähnlich  demjenigen  der  kämpfenden  Pallas 
auf  Silbermünzen  des  Königs  Pyrrhus;  nur  sind  hier  die  gefältelten 
und  je  in  zwei  Spitzen  auslaufenden,  frei  in  der  Luft  schwebenden 
Enden  des  schmalen  Obergewandes  um  beide  Arme  geschlungen, 
während  auf  den  Pyrrhusmünzcn  diese  künstlich  gefalteten  Dra- 
perien .  wie  Flügel,  hinter  der  Figur  herflattern. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


Kupfermünzen    des  Königs  Demetrios  II  von 
Syrien  *).  (Ab geb.  Taf.  V  Nr.  3.) 

IV.  Nu.  8.  Lorbeerbekränzter  Apollokopf  linkshin. 

Rs.  BAZIAEHZ  PPoYZIoY.  Linksbin  stehende,  ge- 
flügelte und  behelmte  Pallas ;  sie  stützt  die  gesenkte 
linke  Hand  auf  den  hinter  ihr  stehenden ,  mit  dem 
Medusenhaupt  geschmückten  Schild,  und  hält  in 
der  vorgestreckten  Rechten  einen  Siegeskranz. 

Kupfermünzen  des  Königs  Prusias  I  oder  II  von 
Bithynien  *).  (Ab geb.  Taf.  V  Nr.  4). 

■    Ich  füge  noch  bei : 

IVa.   ÄL   8.    Gleich   der  vorhergehenden,    aber   ohne 

Schulterflügel;  dagegen  befinden  sich  Schwingen 

am  Helme.  Im  Felde,  Z  6) 
und  berühre  kurz  ein  paar  weitere  Beispiele  behelmter, 
oder  bewaifneter  weiblicher  Flügelgestalten.  So  soll  auf 
Kupfermünzen  der  thrakischen  Insel  Nea  7),  oder  vielmehr 
der  äolischen  Stadt  Neonteichos  s),  eine  rechtshin  schrei- 
tende behelmte  Nike  vorkommen,  welche  den  Kranz  in  der 
Rechten,  und  über  die  linke  Schulter  einen  Palmzweig 
hält.  Achnlich,  mit  Helm,  Palmzweig  und  Füllhorn  erscheint 


4)  Meine  Sammlung;  ähnliche  bei  Mionnet,  V,  60,  517  u.  518; 
Suppl.  VIII,  46,  237—240;  Duane,  pl.  XVI,  11;  Tres.  de  num. 
pl.  XLVI,  15,  p.  101  etc. 

5)  Als  Victoria  bei  Mionnet,  II,  507,  35—40  beschrieben; 
Tres.  de  num.  pl.  XXIX,  1. 

6)  Mionnet  II,  508,  47,  aus  der  Samml.  von  Cousinery. 

»)  Pellerin,  Eec.  III,  88,  pl.  CV,  1,  und  Mionnet,  I,  432,  8. 
8)  Sestini,  lett.  cont.  II,  p.  74,  3  und  4;  Mionnet,  Suppl.  VII, 
39,  251. 


('. 


Dr.  Fr.  Imhoof-Blumer :  Die  FHigelgesfaltcn 


Nike  auf  dem  Panzer  einer  Kriegergestalt  des  Mus.  Pio- 
Clementino  »).  Sodann  ist  ein  Denar  des  Domitian  bekannt, 
auf  welchem  eine  geflügelte  Pallas- Viktoria,  mit  Helm, 
Speer  und  Schild  bewaffnet,  linkshin  schreitend  dargestellt 
ist  *o).  Zum  Schlüsse  erwähne  ich  noch  eines  geschnittenen 
Steines  der  Galerie  zu  Florenz,  mit  einer  weiblichen, 
behelmten  Flügelgestalt,  welche  in  den  Händen  ein  Füll- 
horn, ein  Steuerruder  und  zwei  Aehren  hält:  ohne  Zweifel 
ein  blosses  Phantasiegebilde ,  wie  sich  solche  auf  Steinen 
oft  und  in  wunderlichster  Form  zeigen  »*). 

In  welchen  der  aufgezählten  verschiedenen  Darstel- 
lungen ist  Nike,  in  welchen  Pallas  zu  erkennen? 

Es  ist  unbestreitbar,  —  und  Kekule  betont  es  eben- 
falls ausdrücklich,  —  dass  der  Begriff  der  Göttin  Nike 
ausschliesslich  „Sieg"  ist,  Sieg  im  Kriege  oder  im  fried- 
lichen Wettkampfe;  dass  Nike  nur  geschaffen  ward  um 
dieThatsache  des  erlangten  vollendeten  Sieges 
verständlich  auszudrücken ;  und  sie  diese  Bedeutung  stets 
beibehielt,  wenn  auch  nicht  blos  als  Vollenderin  irdischer 
Kämpfe,  sondern  auch  als  Rettung  bringende  Schöpfungs- 
kraft der  Natur,  als  eine  Vollstreckerin  der  von  den  Sterb- 
lichen dargebrachten  Opfer  und  als  eine  Dienerin  der 
Götter  «). 

Hieraus  scheint  mir  als  einfache  Folge  sich  zu  ergeben, 
dass  Nike  nicht  kämpfend  gedacht  werden  kann.  Ist 


»)  Platner,  p.  154. 

io)  C.  0.  Müller,  Denkm.  II,  220;  Cohen,  Monn.  imper.  I,  178. 
ii)  Eine  ähnliche  Gestaltung  ist  in  Fr.  Creuzer's  Zur  Gemmen- 
kunde, Taf.  IV,  13  abgebildet. 

13)  E.  Gerhard,  lieber  die  Flügelgestalten  der  antiken  Kunst. 
1839,  S.  201. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


sie  identisch  mit  einer  Gottheit,  wie  bei  Athena -Nike,  so 
spricht  aus  ihr  die  Ruhe  des  anerkannten,  vollendeten 
Sieges.  Auch  die  Sieg  bringenden  Götter  (yixYjfopoi)  sind, 
und  müssen  ihrem  Begriffe  nach,  mögen  sie  sitzen  oder 
stehen,  vollkommener  Ruhe  theilhaftig  sein.  Nike  als 
selbstständiges  Wesen,  so  tausendfach  variirt  auch  die 
Künstler,  sie  in  Bewegung,  Haltung  und  Attributen  dar- 
stellen, erscheint  nie  agressiv,  ist  nie  kämpfende 
Kriegsgöttin. 

Um  dies  zu  beweisen,  mag  es  am  Platze  sein,  an  der 
Hand  derjenigen  Gattung  von  Monumenten,  deren  Alter 
am  sichersten  bestimmbar  ist,  eine  gedrängte  Monographie 
über  die  Darstellungsweise  der  Nike  zu  geben.  Sollte  ich 
wirklich  dazu  gelangen,  aus  einer  derartigen,  absichtlich 
auf  eine  Denkmälerklasse  abgegrenzten  Untersuchung 
die  erforderlichen  Resultate  zu  gewinnen,  so  will  ich  diese 
höchstens  für  die  Stempelschneiderei  als  unleugbar  richtig 
hingestellt  sein  lassen:  ich  schliesse  also  gar  nicht  aus, 
dass  das  Ergebniss  meiner  einseitigen  Untersuchung  nicht 
hin  und  wieder  durch  andere  methodische  Forschungen 
modifizirt  werden  könnte,  wie  solche  auf  einigen  der 
umfangreichen  Gebiete  monumentaler  Kunst,  so  z.  B.  auf 
Vasen,  möglich  und  wünschbar  sind. 

Da  die  späteren  Begriffsnüancen  der  römischen  Sieges- 
göttinnen hier  nicht  in  Betracht  fallen,  so  werde  ich  mich 
vorzugsweise  nur  an  die  ältere  griechische  Numismatik 
halten.  Eine  genaue  chronologische  Reihenfolge  zu  beob- 
achten, wird  nicht  möglich  sein;  immerhin  lassen  sich, 
durch  die  mehr  oder  weniger  grosse  Alterthümlichkeit  der 
Gepräge  und  der  Schriftformen  ziemlich  sichere  Anhalts- 
punkte für  die  Geschichte  der  Entwicklung  der  Nike- 
gestaltung gewinnen. 


Dr.  Fr.  [mhoof-Blumtsr:  Die  Flügelgestalten 
I. 

Ohne  Zweifel  zu  den  ältesten  Darstellungen  gehören 
die  über  ein  SiegeSgespann  einherfliegenden  Nikefiguren, 
welchen  man  ausschliesslich  auf  den  zahlreichen  Tetra- 
drachmen sicilischer  Städte  begegnet.  Sie  scheinen  die 
Kämpfer  Olympia' s  am  Ziele  der  Rennbahn  zu  empfangen, 
indem  sie  bald  die  Rosse,  bald  ihren  Lenker  bekränzen. 
Von  dieser  fliegenden  Nike  kenne  ich  folgende  Varietäten: 

1.  Mit  Chiton  und  flatterndem  Himation  bekleidet,  in 
der  L.  einen  Kranz  haltend,  die  R.  auf  einen  der 
Pferdeköpfe  legend. 

Tetradrachmon  von  Syrakus  mit  der  Aufschrift : 
2YPA905IO/V,  Mionnet,  Rec.  des  planches,  LXI, 
7,  und  meine  Sammlung;  ein  anderes,  mit  dem 
gleichen  Stempel  der  Kehrseite  geprägt,  hat  um 
den  Kopf:  5VfcAHO*IO/V  ;  m.  Samml.      • 

2.  Ohne  das  Obergewand;  mit  beiden  Händen  hält  sie 
einen  mit  langen  Tänien  geschmückten  Siegeskranz. 

Tetradr.  von  Syrakus  mit :  SVPA902IO/V ;  Duc 
de  Luynes,  Choix  de  in6d.  gr.  pl.  VI,  13,  und  m. 
Samml. 

3.  Sie  hält  mit  beiden  Händen  eine  einfach  herab- 
hängende Tänie. 

Tetradr.  von  Syrakus  mit  \AOI*0)IA*IV*;  m. 
Samml. 

4.  Ungeflügelt,  ebenfalls  über  den  Rossen  schwe- 
bend, und  mit  beiden  Händen  eine  Tänia  haltend. 

Tetradr.  von  Syrakus  mit  XVPAK02IO/V ;  m. 
Samml. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


9 


5.  Geflügelt,  wie  gewohnt;  sie  hält  eine  einfache  oder 
geperlte,  herabhängende  oder  gewundene  Tänie. 

Tetradr.  von  Syrakus  mit  SVfcAKOSIO/V  recht- 
oder  rückläufig ;  häufig. 

6.  Mit  beiden  Händen  den  Oelkranz  einem  der  Pferde 
aufsetzend. 

Tetradr.  von  Syrakus,  mit  SYfcAKO^IO  *,  ganz 
identisch  mit  dem  480  J.  v.  Chr.  geschlagenen 
Damareteion  »);  Torremuzza,  Auct.  II,  Tav.  VII, 
3,  und  m.  Samml.  Diese  Münzen  sind  etwas  jünger 
als  die  vorhergehenden  Tetradrachmen. 

7.  Mit  dem  Kotinoszweig. 

Tetradr.  von  Syrakus,  mit  Aufschrift  wie  6  und 
SYPAK05IO/V;m.  Samml. 

8.  Mit  der  Linken  eines  der  Pferde  bekränzend,  in  der 
Rechten  gefranste  Tänien  haltend. 

Tetradr.  von  Syrakus  mit  5VI*AK02lO\A ;  m. 
Samml.  ■ 

9.  Mit  weitem,  aber  kurzem  Oberkleid,  einem  modernen 
Mantelkragen  ähnlich;  in  der  Rechten   ein  Kranz. 

Tetradr.  von  Syrakus  mit  5YPAK05IO/V ;  m. 
Samml.;  3  verschiedene  Exemplare  sehr  schöner, 
noch  etwas  alterthümlicher  Fabrik. 

Wie  bei  Nr.  3,  5,  6  und  7,  kommt  Nike  auf  den  zahl- 
reichen Tetradrachmen  vor,  welche  im  V.  Jahrhundert  v. 
Chr.  zu  Agrigent,  Kamarina,  Katana,  Eryx,  Gela,  Himera, 
Leontion,  Messana,  Panormos,  Segesta  und  Syrakus 
geprägt  worden.  In  der  Blüthezeit  der  Kunst,  der  Zeit  der 


»3)  Mus.  Hunter,  T.  LH,  10,  und  Luynes,  Choix,  pl.  VIII,  1. 


10 


Dr.  Fr.  Irnhoof-Blumer  :  Die  l'liigelgestaHen 


berühmten  Dekadrachmen,  und  von  da  an  bis  spät, 
erscheint  sie  am  häufigsten  mit  dem  Oelkranz  oder  dem 
Oelzweige  A),  ebenfalls  die  Eosse  oder  ihren  Lenker 
bekränzend.  Dieser  ist  meist  ein  bärtiger  Mann;  seine 
Stelle  wird  aber  auch  von  Pallas  (Kamarina),  von  Demeter 
(Segesta)  und  einmal  von  einer  geflügelten  männlichen 
Figur  (Syrakus)  ")  eingenommen. 

10.  Mit  Kranz  in  der  einen,   und  Tänien  in  der  andern 
Hand;  (hier  unter  einem  Seekrebs  hinfliegend). 

A  KP  A  C 

Tetradr.  von  Agrigent  mit    rrruiA  ;  A.  Salinas, 

Monete  delle  antiche  cittä  di  Sicilia,  pUV,  3  und  4 ; 
m.  Samml. 

11.  Mit  Kranz  und  Stab,  über  dem  Siegesgespann. 

Tetradr.  mit  panischer  Aufschrift  wie  in  L. 
Müller's  Num.  de  l'anc.  Afrique,  II,  74,  Nr.  2;  m. 
Samml. 

12.  Mit  Kranz  und  Heroldstab. 

Tetradr.  von  Katana  mit  HPAKAEIAA5  und 
KATANAIHN;  Torrem.  XX,  1;  Mus.  Hunter,  XV, 
22;  m.  Samml.  —  Tetradr.  von  Messana  mit 
ME52ANIflN;  Torrem.  XLVI,  15,  und  m.  Samml. 

13.  Mit  Kranz  und  einer  kleinen  Tafel,   welche    den 
Namen  des  Stempelschneiders  trägt. 

Tetradr.  von  Katana:  R.  Rochette,  lettre,  pl.  I, 
8;  Luynes,    Choix,   pl.  VII,    4;   —   von   Himera: 


14)  Viele  Beispiele  in  den  bekannten  Werken  %on  Car.  Combe, 
Torrerauzza,  R.  Rochette,  Luynes,  Salinas  etc. 

'*)  Torrem.  LXX1II,  8,  '.)  und  10;  Rochette,  lettre  au  duc  de 
Luynes,  pl.  II,  16 ;  Luynes,  Choix,  pl.  VII,  14. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


11 


Torrem.  Auct.  I,  T.  IV,  8;  und  m.  Samml.  —  von 
Syrakus:  R.  Rochette,  pl.  I,  6;  Mus.  Hunter,  LIII, 
3,  und  m.  Samml. 

IL 

Etwas  später  als  diese  ältesten  Darstellungen  sind 
die  folgenden,  welche  Nike  im  Begriffe  zeigen,  andere 
Figuren  und  Objekte  zu  bekränzen. 

14.  Den  Stier  mit  Menschengesicht. 

Tetradr.  von  Gela,  mit  der  Aufschrift  CEAA5: 
Mus.  Hunter,  T.  XXVIII,  4 ;  Torrem.  Auct.  I,  T.  IV, 
1;  —  von  Katana  mit  KATA/VAI05:  Luynes, 
Choix,  pl.  VI,  4;  Silber-  und  Kupfermünzen  kam- 
panischer Städte,  Kyme,  Neapolis,  Nolaetc:  Carelli, 
T.  72  und  ff.,  83  und  ff.;  Luynes,  Choix,  pl.  I;  R. 
Rochette,  1.  c.  pl.  III;  Sambon,  Recherches,  1870, 
pl.  X,  XI,  XII,  54,  XIII. 

15.  Den  stehenden  Stier. 

Diobolen  und  Obolen  von  Posidonia:  m.  Samml. 

16.  Eine  libirende  Frau. 

Tetradr.  von  Segesta  mit  SErE2TAI0/V:  A. 
Salinas,  Periodico,  Fir.  1870,  tav.  I,  1. 

1 7.  Die  Stadtgöttin  von  Terina. 

Didrachmon  von  Terina  mit  TEPINAIflN:  Mil- 
lingen,  Ancient  Coins,  pl.  II,  3;  R.  Rochette, 
Memoires,  pl.  II,  15;  Luynes,  Choix,  pl.  IV,  17; 
Carelli,  T.  178,  33. 

1 8.  Den  Pallaskopf  auf  der  Hauptseite  von 

Tetradrachmen  von  Thurium :  m.  Samml. 


*-&  Dr.  Fr.  Imhoof- Blumer:  Die  Flügelgcstalten 

19.  Den  stossenden  Stier. 

Didr.  und  Diobolen  von  Thurium:  Mus.  Hunter, 
T.  LX,  1;  Carelli,  T.  168;  Fox,  unedited  Coins, 
pl.  I,  16;  m.  Samml. 

20.  Einen  Dreifuss. 

Didr.  von  Kroton:  Mus.  Hunter,  T.  XXII,  4;  m. 
Samml. 

21.  Ein  freies,  springendes  oder  ruhendes  Pferd. 

Punisch  -  sicilische  Tetradr. :  Müller,  Num.  de 
l'Afr.  II,  p.  74-  78,  Nr.  2,  4,  7,  28,  33;  m.  Samml. 

22.  Einen  Reiter. 

Goldstateren  und  Didrachmen  von  Tarent:  Mus. 
Hunter,  T.  LV,  12,  LVI,  5-7;  Carelli,  T.  103,  13 
undT.  110—113,  u.  a.  m. 

23.  Den  auf  einem  Delphin  reitenden  Taras. 

Didr.  von  Tarent:  Mus.  Hunter,  T.  LV  und  LVI; 
Carelli,  T.  110—114.  Mitunter  steht  Nike  auf  der 
vorgestreckten  Hand  des  Taras  und  bekränzt  ihn : 
Carelli,  T.104,  20;  Luynes,  Choix,  pl.  II,  16  u.  IS; 
Sambon,  1.  c.  XVIII,  u.  a.  m. 

24.  Den  Herakles. 

Didr.  und  Diobolen  von  Herakleia  in  Lukanien : 
Millingen,  Considerations,  pl.  I,  4;  Carelli,  T.  161 
und  162  ;  —  Kupfermünzen  von  Uxentum:  Carelli, 
T.  123;  m.  Samml. 

25.  Einen  Löwen. 

Didr.  von  Velia:  Luynes,  Choix,  pl.  III,  17; 
Carelli,  T.  140,  52;  m.  Samml. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


IS 


26.  Die  Diana. 

Kupfermünzen  von  Agyrium  in  Sicilien:  Torrem. 
T.  XI,  1-3;  m.  Samml. 

27.  Einen  weiblichen  Kopf  phönizischen  Charakters. 

Kupfermünzen     der    Insel     Kossura:     Torrem. 
•      T.  XCVI;  m.  Samml. 

28.  Einen  Neptunkopf. 

Kupfermünzen  von  Brundusium ;  Carelli,  T.  120; 
m.  Samml. 

29.  Eine  Prora. 

Kupfermünzen  der  lykischen  Stadt  Phaseiis: 
Pellerin,  Kec.  II,  pl.  69,  8;  Rev.  num.  1853,  p.  95; 
m.  Samml.  i«). 

Alle  bis  hieher  aufgezeichneten  Bilder  der  Nike,  von 
denen  die  ältesten  bis  ins  VI.  Jahrhundert  v.  Chr.  hinauf- 
reichen, lassen  sie  in  untergeordneter  Stellung,  als  blosse 
Nebenfigur  erscheinen;  und  bis  auf  die  letzte,  rühren 
sie  ausschliesslich  nur  aus  Sicilien  und  Gross- 
Griechenland  her.  In  Hellas  und  im  fernem  Osten  tritt  Nike 
ähnlich  erst  zu  Alexander's  Zeit  auf,  und  dann  immer  als 
Vereinigung  mit  Zeus  17)  und  Athena  «»),  später  auch  mit 
Demeter  <!»),  und  mit  Personifikationen  wie  dem  Taras  20), 

l6)  Die  Kupfermünzen  Nr.  24,  26—29,  gehören  späteren  Zeiten 
an  als  die  Silbermünzen. 

|7i  Häufig  auf  Münzen  der  Seleuciden,  von  Laodicea  in  Syrien. 

|8)  Auf  den  Satrapenmünzen  von  Side,  auf  Mzn.  des  Lysi- 
machus  und  der  Seleuciden. 

,9)üenna  in  Sicilien:  Mion.   Suppl.,   I,   385,    186;   Fraccia, 
Giorn.  di  Sicilia  10.  Juli  1866,  p.  21. 
so)  Vgl.  Nr.  23. 


14 


Dr.  Fr.  ImhooMiluiner:  Die  Flügelgestaltcn 


der  Aetolia  21),  den  Stadtgöttinnen  von  Smyrna  ^), 
Aradus  as),  Hieropolis  in  Kyrrhestike  »*),  dem  Arion?  **), 
der  Roma  ••),  u.  s.  w. ;  hier  wird  sie  stets  auf  der  Hand 
der  Gottheiten  getragen,  auswärts  oder  einwärts  schreitend 
wie  der  Sieg  von  der  Gottheit  ausgeht,  oder  sie  krönt. 

Ganz  kleine  Nikefiguren  zeigen  noch  einige  sikyo- 
nische  Tetradrachmen  Alexander's  auf  den  beiden  Thron- 
säulen des  Zeus  Aetophoros  27),  und  Goldstatere  Alexan- 
der's auf  dem  Tropäumgestell 28),  welches  Nike  trägt. 

Durchgängig  tragen  alle  die  kleinen  Siegesgöttinnen 
den  Kranz,  oder  Kranz  und  Palmzweig;  eine  einzige  Aus- 
nahme habe  ich  auf  Kupfermünzen  von  Rhegium  gefunden, 
wo  Nike  mit  einem  Tropäum  erscheint  29). 

III. 

Unter  den  Darstellungen,  welche  Nike  als  selbst- 
ständigen Typus  oder  als  Hauptfigur  zeigen,  habe  ich 
zuerst  zwei  Bilder   der   flügellosen  Nike,   beide  der 


21)  T.  Combe,  Mus.  Brit.  V,  23;  Mion.  S.  III,  pl.  XV,   1  und  2; 
Luynes,  Choix,  pl.  IX,  14;  m.  Samml. 

22)  Mion.  S.  VI,  pl.  V,  3;  Leake,  Num.  Hell.  As.  Gr.  p.  117. 

23)  Rev.  num.  1850,  pl.  XI,  3,  mit  dem  Kopfe  des  Alexander 
Bala. 

24)  T.  Combe,  T.  XII,  18. 

25)  Brundusium :  Carelli,  T.  120. 
28)  Sardes:  T.  Combe,  T.  XI,  11. 

27)  Müller,  Num.  d'Alex.  pl.  I,  19;  Nr.  864  und  ff.  C;it.  Greau, 
pl.  II,  1178;  m.  Samml.  % 

28)  Müller,  1.  c.  pl.  II,  18. 

2»)  Carelli,  T.  204,  33  und  34. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzeu. 


15 


ersten  Hälfte   des  V.  Jahrhunderts  v.  Ch.   angehörend,  zu 
konstatiren. 

30.  Im  Doppelchiton  stehend,  und  in  der  einen  gesenk- 
ten Hand  einen  Oelzweig  haltend;  daneben  AdSM. 

Didr.  von  Terina :  Millingen,  anc.  coins,  pl.  II,  2 ; 
Sambon,  Recherches,  1870,  pl.  XXIII,  14. 

31.  Vor  einem  Vordertheil  des  Stieres  mit  Menschen- 
gesicht stehend  und  denselben  bekränzend;  dar- 
über *iAoni*o*. 

Tetradr.  von  Gela,    mit  WOIOA3D:   Torrem.  T. 
XXXII,  1 ;  F.  Streber,  Ueber  den  Stier,  Taf.  Nr.  6. 

Gleichzeitig,  und  theilweise  während  der  zweiten 
Hälfte  desselben  Jahrhunderts,  wurden  Münzen  mit  den 
folgenden  geflügelten  Nikegestalten  geprägt. 

32.  Eilend;  in  der  erhobenen  Rechten  hält  sie  den 
Kranz,  den  linken  freien  Arm  schwingt  sie  rück- 
wärts. 

Didr.  von  Elis,  mit  der  Aufschrift  FA;  m.  Samml. 
Choix,  pl.  II,  55. 

33.  Aehnlich;  mit  der  linken  Hand  erfasst  sie  hinten 
den  untern  Theil  ihres  in  viele  parallele  Falten 
fallenden  Chitons ;  ein  Merkmal  ihrer  Eile. 

Didr.  und  Drachme  von  Elis :  m.  Samml. 

34.  Aehnlich ;  linke  Hand  und  Vorderarm  sind  mit  den 
Enden  des  Himations  umwickelt. 

Didr.  von  Elis  mit  ^:  Cab.  Allier,  pl.  VI,   16; 

Arch.   Zeitg.    1846,   T.   XLIII,   42;    E.    Curtius, 
knieende  Figuren,  Tfl.,  Nr.  7 ;  m.  Samml. 


1(5 


])r.  Fr.  Imhoof-Bhimer:  Die  Fliigelgestalten 

35.  Stehend  in  der  vorgestreckten  Rechten  eine  bis  zum 
Boden  herabhängende  T an ie  haltend,  die  linke 
Hand  auf  einen  an  der  Spitze  mit  einer  Palmette 
oder  mit  Laubwerk  geschmückten  S  c  e  p  t  e  r 
stützend. 

AA 

Didr.  von  Elis  mit     _  :  Rev.  num.  1852,  pl.  I, 

3 ;  Cat.  Greau,  pl.  III,  1532. 

36.  Auf  einer  zweistufigen  Basis  sitzend;  in  der 
Rechten  hält  sie  eine  auf  der  rechten  Schulter  auf- 
liegende, lange,  oben  etwas  rückwärts  gebogene 
und  in  einen  Blätterbüschel  auslaufende  Ruthe, 
welche  mehr  Aehnlichkeit  mit  dem  Scepter  von 
Nr.  35,  als  mit  einem  Kotinoszweige  hat.  Mit  der 
linken,  rückwärts  gehaltenen  Hand  stützt  sie  sich 
auf  den  Sitz,  unter  welchem  sich  ein  Oelzweig 
befindet. 

Didr.  von  Elis  mit  FA ;  Rev.  num.  1 852,  pl.  I,  4 ; 
m.  Samml. 

37.  Aehnlich,  ohne  die  Ruthe,  und  die  Rechte  vor- 
gestreckt. 

Didr.  von  Elis,  Cat.  Greau,  pl.  III,  1531. 

38.  Stehend,  von  vorn,  mit  weit  ausgebreiteten  Flügeln ; 
in  den  gleichmässig  erhobenen  Händen  0  e  1  z  w  ei  g  e 
haltend,  welche  sich  über  dem  Kopfe  in  einen  Bogen 
vereinigen. 

Didr.  von  Terina,  mit  ^B^T;  Luyncs,  Choix, 
pl.  IV,  15;  Cat.  Greau,  pl.  I,  659;  Sambon,  Recher- 
ches  1870,  p.360,  2  mit  NIKA;  Num.  Zeitsch.1870, 
S.  274;  m.  Samml. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


17 


39.  Linkshin  stehend,  in  jeder  Hand  einen  Oelkranz 
haltend. 

Tetrobolen  von  Terina  mit  TE^£ :  m.  S.,  Berl. 
Blätter  1869,  p.  37.  Sambon,  1.  c,  p.  301,  70  ohne 

Aufschrift. 

40.  Aehnlich,  mit  Oelkranz  und  0  e  1  z  w e  i  g. 

Didr.  von  Terina  mit  TEP^WA;  Luynes,  Choix 
pl.  IV,  14;  Sambon,  pl.  XXIII,  17. 

41.  Linkshin  gehend  oder  eilend;  sie  hält  in  der  einen, 
oder  in  jeder  Hand,  eine  Tänia  mit  Fransen  an  den 
Enden. 

Tetradr.  von  Katana  mit  KATA/VAIO/V:  F. 
Streber,  über  den  Stier,  Nr.  7;  Torrem.  T.  XXI, 
4—7;  mit  KATA/VAIo$:  Luynes,  Choix,  pl.VI,  4. 

42.  Schwebend;  die  linke  Hand  erfasst  hinten  den 
untern  Theil  des  Chitons ;  über  den  r.  Arm  fallen 
die  in  spitze  Zipfel  auslaufenden  Enden  des 
Himation,  und  die  r.  Hand  hält  ein,  mit  langen, 
gefransten  und  lebhaft  in  der  Luft  flatternden 
Tänien   geschmücktes   Akrostolium.     Um   die 

Figur  herum  steht        . 

Silbermünzen  von  Himera  mit  W0IAH3MIH:  m. 
S.  Berl.  Bl.  1869,  T.  LIII,  7;  ähnlich  bei  Torrem. 
T.  XXXV,  9. 

43.  Schwebend,  in  der  Rechten  Tänien,  in  der  Linken 
den  Heroldstab  haltend. 

Silberlitra  von  Kamarina;  Torrem.  Auct.  I,  T.  II, 
4  u.  5;  m.  S.  Berl.  Bl.  1869,  T.  LIII,  (5. 

2 


*  ~  In.  Fi.  Imüoof-Illumer :   Die  Flügelgestalton 

44.  Ohne  Attribute  über  einen  Schwan  hinfliegend. 

Silberlitren  von  Kamarina;  Torrem.  T.  XVIII, 
8  und  9;  Luynes,  Choix,  pl.  VI,  3;  m.  S.  Aufschrift 
KAMAPI/VAIO/V. 

45.  Stehend;  mit  dem  Siegeskranz  in  der  Rechten, 
und  die  Linke  im  Himation  verhüllt. 

Didr.  von  Terina  mit  TEPIWAIO/V:  m.  Samml. 

46.  Stehend,  mit  dem  Heroldstab  in  der  Kochten, 
den  linken  Arm  auf  eine  Säule  stützend. 

Didr.  von  Terina;  Hunter,  T.  LVIII,  10:  Carelli, 
T.  177,  18;  m.  S. 

47.  Stehend,  in  der  Rechten  den  Hero  1  dstab,  die 
Linke  verhüllt;  sie  setzt  den  linken Fuss  auf  eine 
Basis. 

Didr.  von  Terina  mit  TEPI/VAIO/V :  Carelli, 
T.  177,  19;  m.  Samml. 

Die  zahlreichen  späteren  Didrachnien  undTlieilmünzen 
von  Terina,  —  welche  zwar  nur  bis  in  die  erste  Hälfte  des 
IV.  Jahrhunderts  v.  Chr.  herabzureichen  scheinen,  — 
führen  fast  ohne  Ausnahme  den  Typus  einer  anmuthigen 
Flügelgestalt,  deren  Sitz  eine  Basis,  ein  Stuhl,  eine  umge- 
stürzte Urne  oder  ein  Säulenkapitäl  ist,  und  welche 
gewöhnlich  als  die  Sirene  Ligeia  gedeutet  wird.  Dieser 
Bezeichnung  widersprechen  aber  nicht  nur  die  so  eben 
unter  Nr.  30,  38  u.  a.  angeführten  älteren  Münzen  der 
Stadt,  sondern  auch  die  meisten  der  abwechselnden,  vor- 
züglich nur  der  Nike  zukommliehen  Attribute  der  sitzenden 
Frau  (Siegeskranz,  Oelzweig,  Heroldstab),  sowie  die  einen 
Oelzweig  oder  Kranz  tragende  Nike   auf  den  Diobolen 


der  Athcna  und  Nike  .iuf  Münzen. 


19 


Terina's  30).  Offenbar  sind  alle  diese  stehenden,  sitzenden 
und  schwebenden  Figuren  identisch,  und  stellen  daher  die 
Siegesgottheit  dar. 

Geflügelt,  mit  Heroldstab  und  Siegeskranz  in  den 
Händen,  sind  Nymphen  und  Sirenen  überhaupt  nicht 
denkbar  3°a):  will  man  aber  Andeutungen  auf  das  Grabmal 
der  Ligeia  finden ,  so  sind  solche  nicht  in  den  weiblichen 
Wesen,  welche  uns  die  Münzen  von  Terina  vorführen,  zu 
suchen,  sondern  einzig  in  den  Wassergefässen,  und  in  der 
Quelle  oder  dem  Brunnen,  welche  auf  denselben  Monu- 
menten entweder  als  Sitz  der  Frau,  oder  neben  derselben, 
oder  auch  auf  ihrem  Schosse  vorkommen. 

Auf  welche  Weise  Nike  in  Terina  verehrt  wurde, 
scheint  aus  der  Münze  hervorzugehen,  welche  vor  dem 
Kopfe  der  Hauptseite  die  Aufschrift  TEPINAIflN  trägt, 
während  auf  deren  Kehrseite ,  vor  einersitzenden  flügel- 
losen Frau,  welche  eine  Patera  in  der  Hand  hält  und  von 
einer  kleinen  fliegenden  Nike  (Nr.  17)  bekränzt  wird, 
TEPINA  steht.  Diese  Frau  ist  also  Terina,  die  vom  Sieg 
gekrönte  Stadtgöttin-,  sie  ist  die  Siegesgottheit  selbst  und 
daher  identisch  mit  Nike.  Während  dem  diese  nämliche 
Nim  Tsphcc  in  der  Regel  mit  Beflügelung  erscheint,  so  zer- 
setzt sie  sich  auf  jenem  höchst  seltenen,  der  jüngsten 
Münzserie  Terina's  angehörigen  Didrachmon ,  ausnahms- 
weise einmal  in  ihre  beiden  Auffassungen  als  Sieg  und 
als  Stadt göttin.  Hieraus  erklären  sich  aber  die  sonst 


»")  Gab.  Allier,  pl.  I,  16,  Garelli,  T.  17!),  57—60. 

30a)  Nachträglich  werde  ich  noch  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  schon  L.  Stephani,  im  Compte  rendu  de  Ia  Commission  imper. 
archeol.  pour  1866,  p.  50,  die  Zulässigkeit  bestritten  hat,  die  Flügel- 
frauen von  Terina  und  Neapolis  für  Sirenen  zu  erklären. 

2* 


20 


Dr.  Fr.  Imhoof- Blumer:   Die  Flügelgestaltcn 


der  Nike  fremdartigen  Attribute  (Taube,  Spielball),  wie 
auch  die  häufige  Andeutung  des  Ligeia- Denkmals,  dessen 
sich  die  Stadt  rühmte. 

Uebereinstimmend  mit  dem  Resultate  dieser  kurzen 
Betrachtung  finde  ich  eine  Anmerkung  Dr.  Jul.  Friedlaender's 
in  Kekules  angeführter  Schrift,  sowie  die  Notiz  desselben 
Gelehrten  über  den  Münztypus  von  Terina  in  der  Archäol. 
Zeitung  1869,  T.  XXIII,  IG. 

48.   Der   sitzenden  Nike  von  Terina  sind  folgende 
Attribute  gegeben : 

a)  Heroldstab:  Mus.  Hunter,  Ti  LVIII;  Carelli,  T.  178 
und  179;  .180,  67;  m.  Samml. 

b)  Heroldstab  und  Oelkranz :  T.  Combe,  IV,  1  ;  Luynes, 
Choix,  pl.  IV,  16j  Carelli,  T.  178,  29;  m.  Samml. 

cj   Heroldstab  und  Taube:  m.  Samml. 

d)  Heroldstab  und  Wassergefäss :  T.  Combe,  T.  IV,  2; 
R.Rochette,  1.  auD.  de  L.  pl.III,  29  ;  Carelli,  T.  1  78, 
26  und  27;  Sambon,  Rech,  pl,  XXIII,  29. 

e)  Oelzweig:  Mus.  Hunter,  T.  LVIII,  7 ;  Carelli,  T.  177, 
16;  179,  56;  m.  Samml. 

f)  Oelzweig  und  Taube;  Millingen,  Considerations, 
pl.  I,  7. 

g)  Oelkranz:  Mus.  Hunter  und  Carelli;  einige  Exem- 
plare zeigen  einen  Granatapfel  auf  der  Basis,  ein 
Attribut  der  attischen  'A^rjvä  Nfoj :  Mus.  Hunter, 
T.  LVIII,  1;  Carelli,  T.  177,  15;  m.  Samml. 

h)   Oelkranz  und  Oelzweig:  Carelli,  T.  177,  17. 

%)   Oelkranz  und  Taube:  Carelli,  T.  178,  22;  179,  37 

und  38;  180,  65  und  66  ;  m.  Samml. 
k)   Tänien :  Carelli,  T.  1 79,  54  und  65. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


21 


l)   Taube:  Mionnet,  Rec.  de  pl.  LXV,  8;  Carelli  T.178 
und  179. 

m)    Ball:  Carelli,  T.  177,  6. 

nj   Zwei  Bälle  oder  rundliche  Steinchen:  Arch.  Ztg. 

1869,  T.  XXIII,  16. 
o)   Stab  oder  Scepter,  dessen  oberes  Ende  mit  einem 

Knopf,  oder  einem  kleinen  Vogel  geziert  ist :  Carelli, 

T.  177,  1,  8  und  11;  m.  Samml. 

49.  Auf  einem  Wassergefäss  oder  einer  Basis  sitzend, 
und  einen  Oelzweig  haltend. 

Silberobolon  von  Neapolis  in  Kampanien,  mit  dem 
gehörnten  Kopf  des  Flusses  £EPEIOO£,  Sebeto, 
auf  der  Hauptseite,  und  HEoPoHTE^  auf  der  Kehr- 
seite: Minervini,  Saggio,  T.I,  1 — 3;  Arch.  Ztg.  1853, 
T.  LVIII,  14  und  15;  Sambon,  Rech.  pl.  X,  10  und 
1 1 ;  in.  Samml. 

50.  Auf  einem  schmalen  Sessel  sitzend,  hält  sie  mit 
der  Rechten  einen  mitTänien  geschmückten  Sieges- 
kranz auf  den  Knieen. 

Didr.vonTarent:  Berl.  Blätter,  1866,  T.  XXIX,  3. 

Aus  der  letzten  Zusammenstellung  von  Nr.  30 — 50, 
welche  nur  von  Ende  des  VI.  bis  zu  Anfang  oder  Mitte  des 
IV.  Jahrhunderts  v.  Chr.  geprägte  Münzen  in  sich  schliesst, 
geht  deutlich  hervor,  dass  in  diesem  Zeiträume  den  Münz- 
stätten des  Peloponnesos,  Nordgriechenlands,  Kleinasiens 
u.  s.  w.  auch  die  Darstellung  der  selbstständigen  Nike 
fremd  geblieben  ist,  dieselbe  dagegen  den  westlichen 
hellenischen  Kolonien  wiederum  fast  ausschliesslich  eigen 
war. 


22 


Ijv.  Fr.  lmhoof  Jilumvr:  Die  Flügel^cstalteii 


Dieser  Kegel  steht  aber,  wie  aus  Nr.  32 — 37  ersicht- 
lich, ein  Ausnahmefall  gegenüber,  welcher,  gerade  weil 
vereinzelt  und  die  älteste  elische  Numismatik  betreffend, 
der  Muthmassung  Kaum  gibt,  dass  der  Ursprung  der 
Nikedarstellung  auf  Münzen  dennoch  nicht  auf  jene  sicili- 
schen  und  italischen  Kolonien,  sondern  auf  eine  der  berühm- 
testen althellenischen  Stätten,  auf  Olympia  in  Elis,  zurück- 
zuführen sei. 

Bekanntlich  betheiligten  sich  die  Griechen  Sicilien's 
und  Unteritalien's  schon  sehr  früh,  vom  Ende  des  VII.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.  an ,  bei  den  Wettrennen  mit  Zwei-  und 
Viergespannen,  den  Reiterrennen  und  anderen  Festspielen, 
die  zu  Olympia  abgehalten  wurden.  So  findet  man  auch 
unter  den  Olympioniken  Siciler,  wie  Parmenidas  ausKama- 
rina  (528  v.  Chr.),  Ischyros  aus  Himera  (516  v.  Chr.), 
Empedokles  aus  Agrigent  (496  v.  Chr.),  Astylos  aus  Syra- 
kus  (488,  484 und 480  v.Chr.),  etc.  Dass  auchGelo,  ehe  er 
zur  Tyrannis  gelangte,  einen  Sieg  mit  dem  Wagen  davon- 
trug, (488  v.  Chr.).,  und  seine  Nachfolger  als  Herrscher 
von'  Syrakus,  fortfuhren  an  den  Wettkämpfen  regen  Antheil 
zu  nehmen,  mag  zur  Genüge  beweisen,  welche  Wichtigkeit 
man  in  Sicilien  den  olympischen  Spielen  beilegte.  Hieraus 
lässt  sich  aber  auch  herleiten ,  wie  die  sicilischen  Städte 
dazu  gekommen,  von  frühester  Zeit  an,  und  Jahrhunderte 
lang  ununterbrochen ,  auf  ihre  Münzen  Siegesgespanne  zu 
prägen.  Anfänglich,  d.  h.  auf  dem  ältesten  syrakusanischen 
Gelde  si)  ist  die  Biga  oder  Quadriga  im  alleinigen  Begleite 


•i)  Tetra,  mit  2VPA  und  *VPA90*IO/V:  Torrem. 
T.LXXVII  9  und  10;  Mus.  Hunter,  T.  LH,  11  und  12;  Mion.  Rec. 
de  pl.  XLVII,  1 ;  in.  Samml. 


Oer  Athena  und  Nike  aul  Münzen. 


23 


de*  Pferdelenkers  dargestellt;  aber  noch  vor  Gelo's 
Zeit  32)  wird  in  Verbindung  mit  ihnen  die  fliegende  Nike 
gebracht. 

Den  Anstoss  zu  dieser  Neuerung  kann  nur  das  den 
fitesten  Münzen  von  Elis  eigene  archaische  Nikebild  gege- 
ben haben.  Es  ist  dieses,  wie  bereits  angedeutet,  die  ein- 
zige vor  Mitte  des  IV.  Jahrhunderts  im  eigentlichen 
Griechenland  vorkommende  Nikegestalt,  und  zudem  die 
älteste  aller  bekannten  Münzdarstellungen  des  Sieges  über- 
haupt; denn  die  frühesten  elischen  Drachmen  und  Di- 
drachmen,  wie  Nr.  32  und  33  scheinen  in  der  That  etwas 
älter  zu  sein,  als  die  unter  Nr.  1 — 6  aufgezählten  sicilischen 
Tetradrachmen. 

Wie  aber  geschichtlich  ein  reger  Verkehr  zwischen 
Sicilien  und  Elis  beglaubigt  ist  s*a),  so  ergibt  sich  auch 
der  Schluss  auf  ein  solches  Verhältniss  der  beiden  Länder 
durch  ihre  Numismatik.  Beide  wählten,  und  dies  gewiss  nicht 
nur  zufällig,  für  ihre  Münzen  Typen ,  welche  auf  die  olym- 
pischen Wettkämpfe  Bezug  hatten :  die  sicilischen  Städte 
das  Siege sge spann,  die  Eleier  das  geflügelte  Bild  des 
Sieges  selbst.  Und  dieses,  in  seiner  Entstehung  ältere 
Vorbild  scheinen  zuerst  Syrakusss)  und  dann  die  anderen 


M)  Vgl.  die  Anmerkung  zu  Nike  Nr.  6. 

32a)  S.  J.  H.  Krause's  „Olympia"  und  „Gymnastik  und  Ago- 
nitstik  der  Hellenen". 

ss)  In  dieser  Ansicht  wird  man  unwillkürlich  durch  die  Ver- 
gleichung  der  alterthümlichen  Nikefiguren  syrakusanischer  Tetra- 
drachmen (Nr.  1)  mit  denjenigen  der  ältesten  Münzen  von  Elis 
Nr.  32  und  33)  bestärkt.  Beide  Darstellungen  stimmen  in  ihren 
charakteristischen  Einzelheiten  auffallend  überein.  Auf  der  sicilischen 
Münze  fliegt  die  Göttin  nicht;  sie  eilt  nur,  aufrecht,  mit  auf  beiden 


24 


\)t.  Fr.  Imhoof-Iiluiuer  i   Die  Fliigelgestalten 


Städte  Sicilien's,  zur  Verdeutlichung-  erlangter  Siege  in  der 
Rennbahn,  auf  ihre  Münzen  als  Nebenfigur  herübergenom- 
raen  und  lange  Zeit ,  nachdem  die  elische  Nike  durch 
andere  Sinnbilder  verdrängt  worden,  ausschliesslich  beibe- 
halten zu  haben. 

Wenn  aber  die,  meiner  Ueberzeugung  nach  gegeu 
jeden  begründeten  Zweifel  gesicherte  Annahme,  dass  die 
Nike  der  elischen  Münzen  die  älteste  der  uns  überlieferten 
Münzdarstellungen  des  Sieges  sei,  als  Thatsache  wenig- 
stens für  solange  bestehen  kann ,  als  keine  älteren  Monu- 
mente zu  unserer  Kenntniss  gelangen  werden,  so  lässt  sich 
daraus  Gewinn  zur  Aufklärung-  der  Entstehungsgeschichte 
der  Nike  ziehen.  Wenn  die  junge,  zum  ersten  Mal  bei 
Hesiod  erwähnte  Göttin  spätestens  im  VI.  Jahrhundert 
v.  Chr.  bildliche  Gestaltung  erlangte,  und  diese  anscheinend 
zuerst  von  einem  Orte  ausgegangen  ist,  welcher  durch  seine 
periodischen  Wettkämpfe  von  Alters  her  für  ganz  Griechen- 
land und  seine  Kolonien  von  hoher  Bedeutung  war ,  so 
kann  mit  grösserer  Bestimmtheit  als  bisher  geschlossen 
werden,  dass  Nike  ihren  Ursprung  der  Agonistik,  —  dem 
Siege  im  friedlichen  Kampfe  — ,  ihren  sichtbaren  Ausdruck 
aber  der  bildenden  Kunst  zu  verdanken  habe.  Ob  frühere 
Nikebilder  beflügelt  gewesen  seien,  oder  ob  die  Kunst 
überhaupt  von  Anfang  an  der  Göttin  dieFittige  als  charak- 
teristisches Merkmal  des  Sieges  verliehen  habe,  diese 
Fragen  müssen,  trotz  bejahender  Wahrscheinlichkeit,  unge- 
löst dahingestellt  bleiben.  Mag  auch  Aglaophon  von  Thasos, 


Seiten  hin  ausgebreiteten  Fittigen.  Ihr  Chiton  fällt  in  zahlreiche 
parallel  laufende  Falten  herunter,  und  ihre  Glieder,  Arme  wie 
Keine,  sind  auf's  lebhafteste  bewegt.  Ganz  so  in  Gestaltung,  Habitus 
und  Eile  erscheint  die  Nike  von  Elis. 


der  Atliena  und  Nike  auf  Münzen. 


25 


der  zur  Zeit  der  Perserkriege  blühte,  die  erste  geflügelte 
Nike  g  e  m  a  1 1  haben,  so  wäre  aus  dieser  ohnehin  wenig 
sicheren  Nachricht  keineswegs  zu  schliessen,  dass  vorher 
die  Bildhauerei  und  die  Stempelschneiderei  keine  geflügel- 
ten Nikefiguren  geformt  hätten.  Die  elischen  Münzen,  und 
die  Notwendigkeit,  dass  plastische  Darstellungen  der 
Malerei  vorausgegangen  seien,  widersprechen  entschieden 
einer  solchen  Ansicht  und  sichern  zugleich  um  so  grössere 
Wahrscheinlichkeit  der  andern  Nachricht,  dass  Archermos 
von  Chios,  einer  der  ersten  bekannten  griechischen  Mar- 
morbildner (ca.  600  —580  v.  Chr.),  die  erste  geflügelte  Nike 
geliefert  habe  **).  Die  Genauigkeit  dieses  Zeugnisses 
schlösse  keineswegs  aus,  dass  die  Göttin  Ursprung  und 
Verbreitung  den  griechischen  Kampfspielen  zu  verdanken 
habe. 

IV. 
In  der  zweiten  Hälfte  des  IV.  Jahrhunderts  v.  Chr., 
mit  Alexander  dem  Grossen,  tritt  Nike  plötzlich  und  häufig, 
zuerst  auf  den  makedonischen  Königsmünzen,  dann  allmä- 
lig  auf  dem  Gelde  der  meisten  griechischen  Fürsten  und 
Städte  Europa's,  Asien's  und  Afrika's  auf.  Sicilien  und 
Grossgriechenland  fahren  natürlich  fort,  denselben  Typus 
in  alten  und  neuen  Gestaltungen  auf  ihre  Münzen  zu  setzen. 
Die  nachstehende  Uebersicht  der  verschiedenen  Darstel- 
lungsweisen der  Siegesgöttin  ist  den  autonomen  griechi- 
schen Münzen  entnommen,  welche  mit  ein  paar  vereinzelten 
Ausnahmen  in  dem  Zeiträume  von  Alexander  bis  Augustus 
geprägt  worden  und  auf  uns  gekommen  sind.  Alle  Bilder 
sind  geflügelt,  und  wo  nichts  Gegenteiliges  bemerkt  ist, 
mit  dem  einfachen  oder  doppelten  Chiton  bekleidet. 

**)  Sehol.  Avistoph.  Av.  575. 


26  Dr.  Fr.  ImhooMUiimei-:  Die  Flügelgestalten 

51.  Stehend,  den  Siegeskranz  und  ein  Gestell  zur 
Errichtung  des  Tropäums  in  den  Händen  haltend. 

Alexander  d.  Gr.,  X :  Müller,  Num.  d'Alex.  p.  3, 
pl.  II.  14—18;  Mion.  Rec.  de  pl.  LXX,  3;  Cab. 
Allier,  pl.  V,  8  und  9;  Luyues,  Choix,  pl.  XIV,  2; 
Tresor  de  num.  pl.  XIII;  m.  S.  —  Lysimachos,  A  : 
Müller,  Die  Mzn.  des  thrak.  K.  Lys.  T.  I,  4;  Mion. 
Rec.  de  pl.  LXIX,  6.  —  Fhilippos  III  v.  Maked.  X : 
Tres.  de  num.  pl.  XVII,  8  und  9;  m.  S.  —  Seleukos 
I  v.  Syr.  X :  Eckhel,  num.  vet.  anecd.  T.  XV,  5.  — 
Kyrene,  mit  dem  Bilde  des  Ptolemaios  Soter,  X: 
Finder  und  Friedlaendcr,  Beiträge  1851,  T.  VIII, 
5  und  6;  Müller,  Num.  de  l'Afrique,  I,  p.  53,  221, 
p.  137,  359;  m.  8. 

52.  Stehend,  mit  Kranz  und  Palm  zweig;  auf  den 
späteren  Münzen  erscheint  sie  meist  gehend,  eilend 
oder  schwebend,  und  ihr  Kranz  ist  mit  kurzen  oder 
langen  Tänien  geschmückt. 

Alexander  d.  Gr.  X:  Cat.  Allier,  pl.  V,  7;  Tres. 
de  num.  pl.  XVIII,  4.  —  Mamertini,  AL:  Torrem.  T. 
XLIX,  1,  Auct.  I,  T.  V,  5.  —  Athen,  /R  und  AL ; 
Mus.  1  lunter.  T.  IX,  9;  Beule,  mon.  d'Athenes, 
p.323.  —  T.  Q.  Flaminius,  Makedonien,  X:  Mionnet, 
Suppl.  III,  p.  260,  706.  —  Häufig  auf  den  Münzen 
der  Könige  von  Syrien,  (Demetrius  IL,  Abg.  Taf.  V, 
Nr.  5),  Armenien,  Characene,  Babylon  (Timarchos), 
Farthien  etc.:  in  den  Werken  Duane's,  Mionnet's, 
im  Tresor  de  num.,  in  der  Rev.  num.  1866,  pl.  XI, 
15  und  16,  etc.  —  Sodann  auf  Städtemünzen  von 
Lysimachia  AL;  Farion  4V:  1  lunter,  T.  XU,  16; 
Dutens,  Explic.  pl.  I.  7;  —  Pergamos  AL:  Choiseul- 


der  Athcna  und  Nike  auf  Münzen. 


27 


Gouffier,  II,  pl.  5,  6;  Tenedos  A\:  Choiseul,  II,  pl. 
67,  24;  —  Knidos  &:  Cat.  Allier,  pl.  XVI,  2G;  — 
Stratonikea,  ü;  Taba  AI;  Apamea  Syriae,  jL: 
Pellerin,  Rec.  II,  pl.  77,  17,  21u.22;  Hunter,  T.  V, 
16;  —  Damascus  AL:  Pellerin,  1.  c.  pl.  78,  28  und 
30^ u.  s.  w.  —  Ebenso  auf  der  Blume  eines  Balau- 
stiums  stehend:  Rhodos,  Mus.  Hunter,  T.  XLV,  9  ; 

—  auf  einem  Elephantenkopf  stehend:  Juba  II  v. 
Mauritanien,  Miom  Suppl.'  IX,  pl.  IX , , 3 ;  Müller, 
num.  de  l'Afrique  III,  p.  106,  Nr.'  65—69. 

53.  Stehend,  in  der  Rechten  den  Kranz  haltend,  die 
Linke  im  Himation  verhüllt. 

Seleukidenmünzen;  Kapua  AL:  T.  Combe,  pl.  II, 
12;  J.  Friedlaender,  Osk.  Mzn.,  T.  III,  15;  — 
Elaeusa,  Insel  bei  Kilikien,  flL :  Pellerin ;  Panofka, 
Einfl.  der  Gottheiten  auf  Ortsnamen,  II,  T.  II,  29 

—  Sagalassos,  M :  Mionnet ,  Suppl.  VII.  pl.  V,  1 

—  Side,  /R:  Pellerin,  Rec.  II,  pl.  71,  19  und  20 
Mus.  Hunter,  T.  XLIX,  8;  Mionnet,  Rec.  de  pl. 
LXXVI,  10;  u.  s.  w. 

54.  Stehend,  in  der  Rechten  den  Kranz,  die  Linke  ohne 
Attribut  und  frei. 

Seleukidenmünzen;  Kavaros,  Kg-,  v.  Thrakien, 
AL:  Cadalvene,  Rec.  pl.  I,  16;  m.  S. ;  —  Molo,  Kg. 
von  Babylon,  AL:  Rev.num.  1860,  pl.  XII,  12;  m.  S. ; 

u.  s.  w. 

55.  Stehend,  mit  Kranz  und  Scepter. 

Hipponium  &:  Carelli,  T.  187.  11—13;  —  Se- 
leukos  I,  A  :  Luynes,  Choix,  pl.XV,  2 ;  —  Antiochos 
I,  Ar:  Luynes,  Choix,  pl.  XV,  3,  Duane ;  pl.  III,  6. 


28 


Dr.  Fr.  rmhoof-Blumer :   Die  Fliigelgestalten 

56.  Stehend ,  mit  A  k  r  o  s  t  o  1  i  u  m  und  T  r  o  p  ä  u  m- 
gestell. 

Antigonos,  Kg.  von  Asien,  N:  Mionnet,  S.  III,  pl. 
XI,  1. 

57.  Auf  einer  Prora  stehend,  die  Salpinx  blasend, 
um  den  Sieg  zu  verkünden,  und  ein  Tropä Hin- 
gest eil  in  der  L.  haltend. 

Demetrios  Poliorketes.  N  und  M.:  Eckhel,  num. 
vet.  an.  t.  VI,  9 ;  Dutens,  Explic.  pl.  IV,  3 ;  Mionnet, 
rec.  de  pl.  LXX,  11 ;  m.  S. 
5.8.    Auf  einer  Prora  oder  Basis  sitzend;  halbnackt  und 
in  der  R.  den  Kranz  haltend. 

Morgantia  Sicil.  M:  Torrein.  T.  LI,  2;  Hunter.  T. 
XXXVIII,  12. 

59.  Auf  einer  Prora  stehend,  mit  Kranz  und.  Palm- 
zweig. 

Asander,  N:  Visconti,  Icon.  gr.  pl.  42,  8;  Wiczay, 
Mus.  Hed.  T.  XIX,  425—427;  Sestini,  Mus.  Hcd. 
T.  XV,  13  und  14:  Köhler,  med.  gr.  pl.  VIII,  2  und 
12;  Berytos,  FL:  Pellerin,  Rec.  II,  pl.  81,  10;  — 
Sidon,  Ä:  Pell.  pl.  82,  20;  —  Tripolis,  &:  Pell.  pl. 
82,  32;  Hunter,  T.  LXI,  1;  m.  S. 

60.  Auf  einer  Prora  stehen d,  mit  A  k  r  o  s  t  o  1  i  u  m  und 
Palm  zweig. 

Rhodos,  FL:  Mion.  S.  VI,  603,  308  und  309? 
m.  S. 

61.  Knieend,  mit  Stift  und  Hammer  einen  Helm  au 
ein  Tropäum  befestigend. 

Lampsakos,  N :  Borrell,  Num.Chron.  VI,pl.  155; 
wahrscheinlich  zu  Philipp's  oder  Alexanders  Zeiten 
geprägt. 


der  Athcna  und  Nike  auf  Münzen. 


29 


62.  Stellend,  halbnackt,  mit  Stift  und  Hammer  ein 
T  r  o  p  ä  u  m  herrichtend. 

Agathokles,  &:  Torrem.  T.  CI;  Mion.  Rec.  de  pl. 
LXVIII,  3;  Luynes,  Choix,  pl.  XIII,  1  ;  m.  S.  (Die 
Kehrseite  a  b  g  e  b.  T  a  f.  V  Nr.  6.) 

63.  Stehend,  ohne  Attribute,  mit  lebhafter  Anstrengung 
ein  Tropäum  aufrich  tend. 

Antiochos,  I  /£ :  Tres.  de  num.  pl.  XXXVII,  3 ; 
m.  S. 

64.  Stehend,  ein  T ropä  umher  richtend. 

Tarent,  AL:  Millingen,  Anc.  Coins,  pl.  I,  17;  Ca- 
relli,  T.  119,  396;  —  Fyrrhus,  i£:  Torrem.  T.  CHI, 
8;  — Adada  Pisid.  fc:  Wiczay,  Mus.  Hed.  T.  XXIII, 
504;  Millingen,  1.  c.  pl.  V,  18. 

65.  Stehend,  ein  Tropäum  bekränzend. 

Kapua  AL:  J.  Friedlaender,  Osk.  Mzn,  T.  II,  11  ; 
Carelli,  T.  69,  9;  —  Atella,  FL:  Osk.  Mzn,  T.  IV,  3; 
Carelli,  T.  70,  12;  —  Tarent,  te:  Carelli,  T.  119, 
395;  Sambon,  pl. XVIII,  32;  Lucania.  AL:  Sambon, 
pl.  XXI,  38;  Bruttium,  FL:  Sambon,  pl.  XXIV,  45; 
—  Rhodos,  Ä :  T.  Combe,  T.  X,  9 ;  —  Seleukos  I,  M. : 
Num.  Chron.  XIII,  pl.II,  3  und  4  und  1870,  p.  133. 

66.  Schwebend,  in  der  R.  einen  Kranz,  in  der  L.  ein 

mit  Waffen  geschmücktes  Tropäum  haltend. 

Pyrrhus.  N :  Mion.  Rec.  de  pl.  LXXI,  6  und  7 ; 
R.  Rochette,  Mem.  pl.  I,  2;  Tresor  de  num.  pl.  XXI, 
16 — 18:  Luynes,  Choix,  pl.  XIII,  3  und  4;  —  Cae- 
lium,  fc:  Carelli,  T.  98,  12  und  13;  Sambon,  pl. 
XVI,  29;  m.  S.  Hier  erscheint  Nike  in  grössterEile, 
mit  bis  über  das  Knie  hinauf  zurückgeschlagenem 
Kleide. 


::o 


J>r.  Fr.  Iinhoof-lilumer  :  Die  Fliigelgestalten 


67.  Schwebend,  mit  Palm  z  w  e  i  g  und  T  r  o  p  ä  u  in. 

Syrakus,  jft:  Periodico  1868,  T.  IX,  4. 

68.  Eilend,  mit  beiden  Händen  ein  auf  der  1.  Schulter 
aufliegendes  Tropäum  haltend. 

Prusias,  AL:  Tres.  de  num.  pl.  XXIX,  2;  m.  S. 
(Abgeb.  Taf.  V  Nr.  7). 

69.  Knieend,  mit  Heroldstab  und  Kranz. 

'Mari um,  iR:  Luynes,  pl.  XI,  1  ;  Rev.  num.  1860, 
pl.  I,  3 — 6;  m  S.  —  Vor  Alexander  geprägt,  und 
unbestimmt,  ob  eine  Nikefigur. 

70.  Auf  einem  Thunfisch   knieend,    in    der  R.   ein 
Akrostolium  haltend,  die  L.  verhüllt. 

Kyzikos,  El. :  Rev.  num.  1856,  pl.  II,  5.  —  Dem 
Stil  nach  nicht  lange  vor  Alexander  geprägt ; 
ebenso  die  folgende. 

7 1 .  Auf  einem  Thunfisch  knieend  und  einen  K  r  a  n  /. 
haltend. 

Kyzikos,  EL:  Cat.  Th.  Thomas,  N.  1776. 

72.  Auf  einer  Keule  knieend,  halbnackt,  den  1.  Vorder- 

arm verhüllt,  mit  der  R.  den  letzten  Buchstaben 
des  Wortes  HPAKAEIA  schreibend. 

Herakleia  Bithyn.  iR:  Sestini,  Lett.  cont.  t.  VII, 
T.  I,  16;  F.  Streber,  Num.  gr.  T.  III,  1. 

73.  Stehend,  in  der  R.  ein  Akrostolium  haltend,  mit 
der  Linken  den  Saum  ihres  Gewandes  erfassend. 

Himera,  ^:  Torrem.  Auct.  I,  T.  IV,  3;  m.  S. 

74.  Stehend,  mit  Akrostolium  und  P a  1  m z w e i g. 

Arados,  M:  Mion.S.  VIII,  pl.  XVIII,  1 ;  m.  S.  — 
Rhodos,  ÄL:  Mus.  Hunter,  T.  XLV,  8  und  10;  — 
Korkyrate:  Wiczay,  Mus.  Hed.T.XIII,  285;  m.  S. 


der  Atlicnn  und  Nike  auf  Münzen. 


31 


75.    Stehend,  mit  Kranz  und  Dreizack. 

Boeotien,  &  und  A\:  Mus.  Hunter,  T.  XIII,  11 
und  14;  T.  Combe,  T.  VI,  8;  Sestini,  Mus.  Hed.  I. 
Add.  II,  3;  m.  S.  (Die  Kehrseite  ab  geb.  Tat.  V 
Nr.  8).  —  Kydonia,  A\:  Mionnet,  II,  273,  130. 

70.    Behelmt,  mit  beiden  Armen  einen  dahersprengen- 
den  Reiter  empfangend. 

Tarent,  A\:  Cnrelli,  T.  112,  1GG  und  167;  m.  S. 

77.    In  einem  Wagen  stehend,  ein  Zwei-  oder  Vier- 
gespann lenkend. 

Sicilia,  A\ :  R.  Rochette,  Mein,  pl.  I,  9,  10  und  17 ; 
Salinas,  Mon.  delle  citta  di  Sic.  T.  I,  1 — 4  und  6;  — 
Agrigent,  A\:  Torrem.  T.  IV,  10— 12;  Mion.  Rec.  de 
pl.LXVII,  I;  Salinas,  T.  VIII,  10—14;  m.S.  Choix, 
pl.  IX,  264.  —  Gela,  A\:  Torrem.  T.  XXXII,  2  und 
Au  ct.  II,  T.  II,  2;  —  Messana,  j£:  Hunter,  pl. 
XXXVII,  11;  —  Syrakus,  N  und  A\;  R.  Rochette, 
Mem.  pl.  I?  14;  Torr.  T.  LXXIV,  5;  —  Periodico, 
1868,  T,  IX,  8  und  9;  Bert.  Bl.  1869,  T.  LIV,  14; 
m.  S.;  —  Hiketas,  A':  Torrem.  T.  CH;  Dutens, 
Explic.  pl.  IV,  6;  m.  S.;  —  Hiero  II,  Ä\:  Torrem. 
T.XCVIII  undXCIX;  Mionnet,  Rec.  de  pl.LXVIII; 
m.S.;  —  Gelo  II,  Ä\:  Torrem. T.XCVII;  Dutens,  Ex- 
plic. pl.  IV  5;  Mion.  Rec.  de  pl.  LXVIII,  1 ;  Luynes, 
Choix,  pl.  XIII,  12;  Periodico  1868,  T.  IX,  6;  m, 
S.;  —  Philistis,  A\:  Torrem.  T.  CVI;  Mion.  Rec.  pl. 
LXVIII,  8;  Cat.  Allier,  pl.  U,  1 ;  R.  Rochette,  Mem. 
pl.  I,  11  und  12;  Luynes,  Choix,  pl.  XIII,  11;  Pe- 
riodico, 1868,  T.  IX,  1;  m.  S.;  —  Kapua,  fc: 
Mommsen-Blacas,  pl.  XVII,  9;  —  Cales,  Ai:  T. 
Combe,  T.  II,  6;  Luynes,  Choix,  pl.  I,  10;  Sambon, 


32 


Dr.  Fr.  Tmhoof-Blumer:   Die  Klügelgestalten 


pl.  XII,  52;  m.  S. ;  —  Teanum,  A\:  Luynes,  Choix, 
]>1.  I,  16;  J.  Friedlaendcr,  Osk.  Mzn.  T.  I,  2;  Sam- 
bon,  pl.  XII,  50 ;  m.  S. ;  —  Bruttium,  N :  Neumann, 
pop.  und  reg.  numi  vet.  I,  T.  I,  12;  Carelli,  T.  170, 
6—8;  m.  S.;  —  Athen,  A\:  Hunter,  T.  IX,  15; 
Beule,  p.343;  —  Kyrene,  N:  Mus.Hunter,  T.  XXIII, 
9;  Luynes,  Choix,  pl.  X,  25;  L.  Müller,  Nura.  de 
l'Afrique,  I,  p.  50,  102;  m.  S. 

78.  In  einer  Quadriga  mit  Zeus,  als  dessen  Wagen- 
lenkerin. 

Kampanien,  A\:  Mommsen-Blacas,  pl.  XVII,  5; 
Sambon,  pl.  XIT,  45  und  46;  m.  S. 

70.  Stehend,  in  der  L.  einen  Blitz  haltend,  und  mit 
der  R.  eine  der  Spitzen  desselben  berührend. 

Tarent,  Au:  Millingen,  Anc.  coins,  T.  I,  18;  Areh. 
Ztg.  1861,  p.  144. 

80.  Stehend,  mit  Blitz  und  Palm  zweig. 

Bruttium,  N:  Carelli,  T.  170,  0. 

81.  Stehend,  mit  der  vorgestreckten  Rechten  einen 
hohen  Palm  zweig  aufrecht  vor  sich  haltend. 

Antiochus  III?  AL:  Tres.  de  nura.  pl.  XL,  4;  — 
Syrakus,  AL:  m.  S. 

82.  Gleich,  aber  den  1.  Arm  auf  einen  hinter  ihr  ste- 
henden Dreifuss  gestützt. 

Selenkos  II,  A, :  m.  S.  Choix,  pl.  VI,  1 09. 

83.  Stehend,  mit  dem  Kranz  in  der  R.  und  die  L.  auf 
einen  mit  dem  Abzeichen  der  Seleukiden,  dem 
Anker,  gezierten  Schild  gestützt. 

Seleukos,  AL:  Duane,  pl.  III,  3;  m.  S 


der  Athen»  und  Nike  auf  Münzen. 


33 


84.  Stehend,  mit  dem  Palmzvveig  in  der  Linken,  mit 
der  R.  den  vor  ihr  stehenden  König  bekränzend. 

Selenkos  ^:  m.  S.  Choix,  pl.  VI,  198. 

85.  Stehend,  einen  Palmzwcig?  in  derL.,  mit  der  R. 
den  sitzenden  Demos?  bekränzend. 

Athen,  A\:  Beule,  Mon.  d'Athenes,  p.  320. 

86.  Stehend,  die  Italia  bekränzend. 

Samnium,  M :  J.  Friedlaender,  Osk.  Mzn,  T.  X. 
14—16;  in.  S. 

87.  Schwebend,  mit  beiden  vorgestreckten  Händen  eine 
Tänie  haltend. 

Korinth,  M:  Mion.  I,  319,  994;  S.  IV,  41,  253; 
m.  S.  —  Mionnet  erwähnt  ferner,  I,  317,  970,  eine 
ähnliche  Nike,  welche  einen  Dreifuss  halten  soll. 

88.  Schwebend,  mit  Kranz  und  Tänien. 

Kyrene,  ÄL:  Müller  I,  p.  55,  236. 

89.  Stehend,  mit  Palmzweig  und  Tänien. 

Antimachos,  M :  Mion.  S.  VIII,  pl.  XXI,  4 ;  Num. 
Chron.  1869,  T.  VIII,  1 ;  m.  S. 

90.  Eilend,  in  der  R.  einen  mit  langen  Tänien  ge- 
schmückten Scepter  haltend;  die  L.  verhüllt. 

Amyntas,  M :  Rev.  num.  1845,  pl.  XII,  1  und  2 ; 
Arch.  Ztg.  1846,  T.  XLI,  6;  1849,  T.X,  6;  m.  S. 

91.  Gleich;  aber  ihr  Haupt  ist  mit  der  Haut  eines  Ele- 
phantenkopfes  bedeckt. 

Amyntas,  Kg.  von  Galatien,  iR :  m.  S. 

92.  Halbnackt,  vor  einem  hohen  Palm  zweig  stehend, 
an  welchen  sie  einen  mit  langen  Tänien  geschmück- 
ten Siegeskranz  befestigt. 

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Dr.  Fr.  Imhoof-Blumer;  Dl«   l-'liijjelgc-stftlteu 

Kampanien,  üt.:  Dutens,  Explic.  pl.  II7  (5; 
Mommsen-Blacas,  pl.  XVII,  2;  —  Ascalum,  A\.  : 
J.  Friedlaender,  Osk.  Mzn.  T.  VII,  3  und  4;  Carelli, 
T.  93,  1-3  ;m.  S. 

93.  Schwebend,  in  der  rückwärts  erhobenen  R.  T  Uni  e  d, 
mit  der  L.  einen  über  die  Schulter  gelegten  Palm- 
zweig haltend. 

Chabakta,  FL:  Hunter,  T.  XVII,  1;  —  Amisus, 
Komana,  etc.  FL,  m.  S. 

94.  Stehend,  mit  beiden  Händen  einen  Pal  in  zweig 
über  dem  Kopfe  schwingend. 

Berytos,  FL:  Pellerin,  Rec.  II,  pl.  81.  9. 

95.  Enieend  auf  einem  0  p  f  c  r  t  h  i  e  r. 

Abydos,  Ar :  Sestini,  Stateri,  T.  VII,  16;  Brit. 
Mus.   Hiefür  gilt  die  Bemerkung  zu  Nr.  70  und  71. 

96.  Knieend  auf  einem  vor  ihr  liegenden  0  p  f  e  r  th i  er  ?, 
in  der  erhobenen  Rechten  einen  Palmzweig  1ml 
tend. 

Syrakus,  FL:  Torrem.  T.  LXXXI,  9—11;  m.  S. 

9 7 .  Stehend,  mit  P  a  t  e  r  a  und  P  a  1  in  z  w  c  i  g. 

Ryba,  FL:  Carelli,  T.  95,  3  und  13;  m.  S. 

98.  Stehend,  eine  Blume  in  der  R.  haltend. 

Leontion,  FL:  Torrem.  Auct.  I,  T.  V,  4;  Hunter, 
T.  XXXII,  21.  —  Katana,  FL:  de  Dominicis,  Repert. 
II,  344,  4,  mit  PalmzWeig  und  Blume. 

99.  Stehend,  mit  der  R.  eine  vor  ihr  stehende  A  m  p  h  o  r  a 
bekriinzend,  in  der  L.  den  Palm  zweig  haltend. 

Athen,  A\:  Beule,  p.  301. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzeu. 


35 


100.  Stehend,  das  Haupt  mit  der  Mauerkrone  ge- 
schmlickt.  in  den  Händen  Kranz  und  Palm- 
zweig haltend. 

Demetrios  II.  v.  Syrien,  M\  Mion.  S.  VIII,  48, 
249;  _  Aretas,  Kg.  d.  Nabatäer,  AL:  Rev.  num. 
1858,  pl.  XIV,  2. 

101.  Stehend,  die  E.  auf  einen  vor  ihr  stehenden  Anker 
oder  Steuerruder  gelegt,  in  der  L.  ein  Füll- 
horn. 

Alexander Bala,  AL:  Duane,  pl.XIX,  4u.  5;  Tres. 
de  num.  pl.  L,  12;  m.  S.  —  In  Kr.  100  und  101 
erscheinen,  wie  wir  bei  Terina  gesehen,  zugleich 
Nike  und  eine  Stadtgöttin  in  einer  Figur  personi- 
ficirt.  Die  auf  parthischen  Tetradrachmen  und 
anderen  Münzen  vorkommende  Tyche ,  mit  den 
Attributen  von  Kranz  und  Füllhorn,  oder  Palm- 
zweig und  Füllhorn,  ist  wohl  auch  in  diesem 
Doppelsinne  aufzufassen. 

102.  Schwebend,  mit  der  R.  einen  Kranz  hinhaltend, 
mit  der  L.  den  Saum  des  Ge  wände  s  erfassend. 

Mesma,  M:  G.  Fiorelli,  Mon.ined  1845,  T.  II,  15. 

103.  Sitzend,  mit  Palmzweig. 

Samnium,  JR :  Millingen,  Syll.  pl.  I,  2  u.  a.  0. 

Zur  Vervollständigung  des  vorstehenden  Verzeichnis- 
ses der  Nike-Figuren  auf  Münzen,  und  zum  Zwecke  allfäl- 
liger Studien  über  die  Gesichtsbildung  der  Göttin,  füge  ich 
hier  noch  die  mir  bekannten,  als  Münztypen  vorkommenden 
Nikeköpfc  bei : 
a)  Metapont,  A\:  NIKA  vor  dem  Kopfe,  welcher  mit  einem 
Diadem,  und   einem    mit   drei  Sternen   gezierten 
Reticulum  geschmückt  ist.  Carelli,  T.  CLI,  61 ;  m.S. 

3* 


36 


Dr.  Fr.  Imhoof-Rluraer:  Diu  Fliigelgestalten 


b)  —  Mi  NIKA  vor  dein  Kopfe,  dessen  breites  Diadem 

mit  einem  Oelkranze  geschmückt  ist;  m.  S.  und 
Carelli,  T.  CLV,  123;  ähnlich  Nr.  122  und  124. 

c)  —  R:  NIKA  am  Halsabschnitt;  der  Kopf  ist  mit  einem 

aus  aufwärts  stehenden  Blättern  gebildeten  Kranz 
geschmückt;  m.  8.,  Choix,  pl.  VIII,  258,  ähnlich 
Carelli,  T.  CLVII,  145. 

d)  —  ?L :    NIKA    unter  dem   nur   mit  Ohrgehänge   ge- 

schmückten Kopf;  m.  S. ;  gleich ,  aber  ohne 
Aufschrift  bei  Carelli,  T.  CLVIII,  159;  Hunter, 
T.  XXXVIII,  1. 

e)  Bruttium,  M  und  ÄL:  Diadem  und  kleine  Schulterflügel ; 

Carelli,  T.  CLXXI,  18—21;  CLXXIII,  63—70; 
m.  S. 

f)  —  AL;  NIKA  vor  dem  Kopfe  mit  Diadem,  ohne  Flügel: 

Carelli,  T.  CLXXIII,  55—62;  m.  S. 

g)  Terina.    Die   weiblichen   Köpfe    der   Münzen    dieser 

Stadt  sind  wahrscheinlich  alle  Nikeköpfe;  Carelli, 
T.  CLXXVII— CLXXX.  Vgl.  Nr.  47—48. 

h)  Dyrrachium,  IL :  mit  Schulterflügeln ;  T.  Combe,  T.  V, 

13;  m.  S. 
i)  Anaktorion,  M:  AKTIAZ  (vtxij)  mit  Diadem;  m.   S. 

Choix,  pl.  I,  36. 

kj  Lampsakos,  N :  Brandig,  Münzwesen,  p.  410,  aus  dem 
Musee  Luynes,  Choix,  pl.  X,  18. 

1)  Klein- Asien,   unbestimmt,  El.:  Brustbild;  Brit.  Mus. 
Sestini,  Stateri,  T.  VII,  8. 

m)  Fulvia  Pkryg.  AL:  mit  Schulterflügeln  ;Rev.  num.  1853, 
p.  248,  pl.  X,  5. 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


37 


n)  Philomelium  Phryg.  FL:  mit  Schulterflügeln  und  Palm- 
zweig; Pellerin,  Eec.  II.  pl.  XL VII,  83;  m.  S. 

o)  Juba  I.  Kg.  v.  Numidien,  M:  Bekränzt  und  beflügelt; 
Müller,  Nura.  de  l'Afrique,  III,  p.  42,  52  ;  m.  S. 

Soweit  mir  numismatische  Sammlungen  und  Litera- 
tur 35)  zugänglich  waren,  enthält  die  vorstehende  Uebersicht 
alle  auf  autonomen  griechischen  Münzen  erscheinenden 
Flügelgestalten,  welche  als  Nike  gedeutet  werden  können 
und  müssen.  Andere  durch  Münzen  bekannte  menschliche 
Flügelfiguren  lassen  keine  Assimilation  mit  Athena  oder 
Nike  zu;  die  meisten  derselben  gehören  der  asiatischen 
Symbolik  an,  und  wenige  sind  weiblichen  Geschlechts. 
Zu  den  letzteren  gehören  : 

Die  Gorgo  auf  etruskischen  Silbermünzen  von  Faesulae  ? 
Luynes,  Choix,  pl.  I,  5;  Rev.  num.  1859,  pl.  XV,  14; 
Mommsen-Blacas,  pl.  XVIII,  1 ;  Sambon,  Recherches,  pl. 
III,  10  und  12. 

Knieende  weibl.  Figur,  welche  in  der  R.  einen  Thun- 
fisch hält,  und  mit  der  L.  den  Saum  des  Kleides  erfasst: 
Kyzikos,  El.;  Luynes,  choix,  pl.  X,  8;  Cat.  Th. 
Thomas,  Nr.  1774. 

Obertheil  derselben  Figur,  mit  einem  Fisch  in  der  R. : 
Kyzikos,  EL;  Mionnet,  S.  IX,  pl.  X,  4;  Cat.  Allier,  pl. 
XII,  6. 


S5)  Die  Angabe  aller  Abbildungen,  welche  auf  eine  und  die- 
selbe Gestaltung  der  Nike  zu  beziehen  sind,  erschien  mir  über- 
flüssig; auch  verwies  ich  auf  die  oft  unzuverlässigen  und  schlecht 
ausgeführten  Zeichnungen  in  Sestini's  und  andern  Werken  nur 
dann ,  wenn  ich  die  Richtigkeit  der  Abbildung  durch  Originale  be- 
stätigt fand  oder  wusste. 


"°  Dr.  Fr.  Imhoof-Blumer :  Die  Kugelgestalten 

Harpyen:  Kleinasiatische  Münzen,  El.  und  M:  Mil- 
lingen,  Sylloge,  pl.  III.  39;  v.  Prokesch- Osten,  Inedita, 
1854,  T.  IV.  7;  m.  S. 

Knieende  Figur  im  Chiton,  mit  beiden  Händen  einen 
Diskos  vor  sich  herhaltend.  Unbestimmt  ob  wirklich  weib- 
lich: Marium  Cypr.  iR:  Luynes,  Num.  Cypr.  pl.VII,  2 — 4; 
Kev.  num.  1860,  pl.  I,  7  und  8;  E.  Curtius,  knieende 
Figuren,  1869,  T.  I.  6;  Mus.  Hunter,  T.  LXVI,  19  (und  20 
ohne  Chiton). 

Knieende  Figur  im  Chiton,  mit  ausgestreckten  Armen. 
M.  M.  S.  Choix  pl.  V,  179. 

Nemesis  erscheint  mit  Beflügelung  erst  auf  Münzen 
der  Kaiserzeit,  in  Smyrna  und  anderen  kleinasiatischen 
Städten. 

Männliche  Flüge  Ige  stalten  auf  Münzen  : 

Eroten,  auf  Münzen  von  Tarent  (Millingen,  anc.  coins, 
pl.  I,  16)  Barium,  Bruttium,  Orra  (v.  auch  mein  Choix,  pl. 
VIII,  262),  Eryx,  Aphrodisias,  Nagidos,  Antiochus  VII,  etc. 

Stehende  nackte  Figur,  von  vorn,  mit  gesenkten 
Armen:  Aspendos,  iR:  m.  S.,  Choix,  pl.  V,  161. 

Ein  Wagenlenker.  S.  Anm.  15. 

Eine  knieende  nackte  Figur  mit  Eberkopf?,  in  der  R. 
einen  Thunfisch  haltend:  Kyzikos,  El.:  m.  Samml.  Choix. 
pl.  III,  102. 

Eine  stehende  nackte  Figur,  in  jeder  Hand  einen  Fisch 
haltend:  Kyzikos,  ü:  Berl.  Bl.  1866,  T.  XLIV,  1. 

Talos:  Phaistos,  M:  Mus.  Hunter,  T.  XLIII,  3;  Cat. 
Allier,  pl.  VII,  5. 


der  Athena  und  Nike  auf  .Münzen. 


39 


Knieende  Figur,  mit  Schulter-  und  Fersenfltigeln : 
Lykien,  Ai  Luynes,  Num.  Cypr.  pl.  II,  14,  VI,  7  und  8; 
Curtius,  Knieende  Fig.  1869,  T.  I,  16;  m.  8. 

Figur  mit  bärtigem  Doppelkopf  und  vier  Flügeln, 
einen  Diskos  vor  sich  haltend:  Marium,  /R:  Mus.  Hunter, 
T.  LXVI,  21  und  22. 

Kronos,  mit  sechs  Flügeln,  stehend:  Byblos,  3L: 
Binder  und  Friedlaender,  Beitr.  1851,  T.VI,  6;  Rev.  num. 
1856,  pl.  XIII,  7 ;  m.  S.  Choix,  pl.  VII,  224. 

Knieende  Figur  mit  vier  Flügeln,  und  einem  Attribut 
in  jeder  Hand:  Malta,  iE:  Torrem.  T.  XCII,  2 — 9;  Mus. 
Hunter,  T.  XXXVI,  23  und  24;  Curtius,  1.  c.  Nr.  17;  m.  S. 

Das  Resultat  dieser  statistischen  Uebersicht  von 
Flügclgestalten  auf  Münzen  ist  einleuchtend.  Unter  mehr 
als  hundert  Beispielen,  welche  einem  Zeiträume  von  über 
fünf  Jahrhunderten  angehören ,  befindet  sich  ausser  den 
vier  in  Frage  stehenden,  der  Athena  ähnlichen  Figuren, 
nicht  eines,  welches  eine  geflügelte,  vollständig  zum  Streite 
gerüstete  oder  gar  kämpfende  weibliche  Fitigelfigur  dar- 
stellte. Nur  ausnahmsweise  trägt  Nike  einen  Helm  auf  dem 
Kopfe  (Neonteichos  und  Tarent  Nr.  76),  oder  einen  Schild 
als  Abzeichen  (Nr.  83),  nicht  als  Waffe,  in  der  Hand. 
Erscheinungen  aber,  wie  die  soeben  angeführten,  weisen 
überzeugend  nach,  dass  in  einer  wirklich  voll  bewaffneten 
Flügelgestalt  niemals  eine  Nike  erkannt  werden  kann : 
einer  entgegengesetzten  Ansicht  würden  von  vornherein 
die  allgemeinen  und  die  besonderen  Auffassungen  der 
Siegesgöttin  und  der  ganze  klare  Begriff  des  Sieges,  sowie 
endlich   der   gänzliche   Mangel    erforderlicher  Zeugnisse 


40  Dr_  fj-.  Imhoof-Blumer  i  Die  Flügelgestalten 

durch  Bildwerke  und  Schriftsteller,  unabweisbar  entgegen- 
treten. Es  fragt  sich  somit  nur  noch,  ob  die  betreffenden 
Münztypen  zu  ihrer  Zeit  als  geflügelte  Pallasbilder  galten 
oder  gelten  konnten. 

Abgesehen  von  den  Flügeln,  würde  jede  der  vier 
Figuren  unbedenklich  für  Äthena  gehalten  werden ;  denn 
genau  so,  bis  in  jedes  Detail  ähnlich,  kömmt  sie  auf 
ungefähr  gleichzeitigen  Münzen  derselben  Länder  wirklich 
flügellos  vor.  (Nr.  I,  Taf.  V  Nr.  1,  ausgenommen.)  Es 
müssten  nun  ungemein  triftige  Gründe  vorliegen,  um  für 
die  geflügelte  Darstellung  diejenige  Deutung,  welche 
sich  für  die  ungeflügelte  in  klarer  Weise  ergibt,  zu  ver- 
werfen. Solche  Gründe  sind  aber  nicht  vorhanden. 
Offenbar  haben  wir  es  nur  mit  einer  geflügelten  Kriegs- 
göttin zu  thun,  welche  zweimal  als  Streiterin,  zweimal 
als  Siegerin  erscheint.  Prüft  man  eingehend  die  ver- 
schiedenen für  sie  denkbaren  Benennungen,  so  bleibt  kaum 
ein  anderer  Name  als  Athena  übrig;  für  Athena  spricht 
namentlich,  um  von  anderen  Umständen  abzusehen ,  ihre 
Haltung ,  Kleidung  und  Bewaffnung.  —  Die  bisherige 
Forschung  über  die  Flügelgestalten  der  alten  Kunst  hat 
ergeben,  dass  der  besondere  Sinn  der  Beflügelung  sich 
immer  mit  der  besondern  Individualität  der  betreffenden 
Gottheit  in  Einklang  bringen  lässt.  Damit  ist  auch  zum 
Voraus  die  Möglichkeit  der  Beflügelung  einer  Athena  Nike, 
Promachos  etc.  ausgesprochen,  insofern  man  diese  Mög- 
lichkeit nur  auf  die  Zeit  der  spätem  griechischen  Kunst- 
richtung beziehen  will.  Gegen  eine  solche  Auffassung 
kann  mit  keinen  Belegen  gekämpft  werden;  für  dieselbe 
aber  sprechen  deutlich  die  Darstellungen  auf  Münzen, 
sowie  die  Ansichten  Eckhel's  nebst  einigen  Zeugnissen 


der  Athena  und  Nike  auf  Münzen. 


41 


alter  Schriftsteller,  welche  dieser  grosse  Kenner  des  Alter- 
thunis  gesammelt  hat  36). 

Diese  Folgerungen  schliessen  keineswegs  aus,  dass 
vor  und  während  der  höchsten  Blüthezeit  der  Kunst  die 
Athena-Nike  nur  ungeflügelt  dargestellt  worden  sei.  Allein 
ebensowenig,  ich  wiederhole  es,  lässt  sich  leugnen,  dass 
spätere  Athenabildungen  ganz  wohl  mit  Fittigen  haben 
ausgestattet  gewesen  sein  können.  Und  diesen  späteren 
Zeiten  gehören  die  in  Frage  stehenden  Münzen  unbedingt 
an :  die  zwei  kämpfenden  Figuren  dem  Ende  des  IV.  Jahr- 
hunderts, die  zwei  ruhenden  dem  zweiten  vor  Chr.  Eine 
aus  dem  eigentlichen  Griechenland  stammende  geflügelte 
Athena,  als  Nike  oder  mit  einem  andern  ihrer  zahlreichen 
Prädikate  bezeichnet,  kann  also  vom  Anfang  der  Dia- 
dochenzeit  an,  nichts  Befremdendes  mehr  haben  3?). 

Sehr  bemerkenswerth,  und  den  bis  anhin  geäusserten 
Ansichten  ganz  entsprechend,    sind   einige  fernere   Um- 


36;  Doct.  nnm.  vet.  I,  261,  II,  214  und  III,  230.  Die  im  T.  II 
unter  Athen  beschriebenen  Kupfermünzen  mit  dem  Pallaskopf 
einerseits  und  einem  Tropäum  oder  einer  Eule  auf  der  Kehrseite, 
sind  von  Pergamos  in  Mysien.  Ch.  Lenormant  im  Tresor  de  num. 
p.l  2,  15,  die  Flügelgestalt  der  Münzen  des  Demetrios  II  erklärend, 
sagt  mit  unvergleichlicher  Oberflächlichkeit:  „La  figure  de  Pallas 
avec  des  ailes  est  celle  de  Pallas-Nike,  ou  Victoire,  que  l'on 
trouve  sur  les.medailles  d'Athenes;  und  citirt  dabei  Eckhel, 
offenbar  ohne  die  Beschreibung  der  fraglichen  Münzen  nur  ange- 
sehen zu  haben. 

37)  Viel  merkwürdiger  ist  die  Darstellung  einer  Artemis  mit 
Beflügelung,  auf  dem  Kypseloskasten.  Da  sie  aber  einer  viel  frühern 
Zeit  angehört,  so  ist  dieser  Fall  in  keine  Parallele  mit  dem  Gegen- 
stand dieser  Untersuchung  zu  ziehen.  Hierüber  und  über  die  etrus- 
kischen  Flügelgestalten  vgl.  Gerhard,  Ucber  die  Flügelgestalten 
S.  195. 


42 


Dr.  Fr.  Imhoof-Blumor :  Die  l'liigelgestalten 


stände.  In  jeder  der ,  vier  Münzserien,  wo  die  geflügelte 
Athena  vorkömmt,  erscheint  nämlich  gleichzeitig  auch 
ein  Bild  der  geflügelten  Siegesgöttin:  so  sind  der  böo- 
tischen  Athena.  die  Nike  Nr.  75  des  gegebenen  Verzeich- 
nisses, —  derjenigen  des  Agathokles,  Nr.  62,  —  des  Pra- 
sias,  Nr.  68,  —  und  des  Demetrios,  Nr.  52  und  100  ent- 
gegenzustellen. Zudem  wird  auf  Münzen  der  drei  ersten 
Serien  die  sonst  überall  häufig  dargestellte  flügellose 
Athena  gar  nicht  getroffen  äs);  sie  ist  also  durch  das  ge- 
flügelte Bild  ersetzt  worden.  Wenn  von  dieser  Regel  die 
Münzen  des  Demetrios-Nikator  eine  Ausnahme  zu  machen 
scheinen,  so  ist  diese  sehr  leicht  erklärlich  durch  die  mehr 
als  zehnjährige  Unterbrechung  der  Regierung  des  Königs; 
in  diesen  Zeitraum  fallen  die  Prägungen  des  Tryphon  und 
der  beiden  Antiochos  VI  und  VII ;  je  vor  und  nachher  aber 
wird  durch  Demetrios  eine  der  beiden  verschiedenen  Pal- 
lasfiguren zur  Darstellung  gebracht  worden  sein. 

Von  Wichtigkeit  ist  auch  die  Münze  des  Prusias  sub. 
IVa,  wo,  statt  der  Schulterflügel,  Schwingen  am  Helme  der 
Athena  angebracht  sein  sollen.  Gewiss  haben  diese  wie 
jene  die  gleiche  Bedeutung;  und  durch  diesen  Wechsel, 
sowie  durch  die  Darreichung  des  Siegeskranzes  sind  diese 
Pallasgestalten  um  so  wahrscheinlicher  zur  Athena-Nike 
gestempelt. 


38)  Eine  böotische  Kupfermünze  mit  Pallas  bei  Mion.  S.  III, 
507,  35,  ist  nach  einem  schlecht  erhaltenen  und  überpiägten 
Original  beschrieben,  dessen  Abbildungen  bei  Haym ,  Thes.  Brit.  I, 
T.  XXII,  7  und  bei  Getaner,  T.  XV.  18,  hinlänglich  beweisen,  dass 
weder  der  ersten  noch  der  zweiten  Prägung  des  Stückes  ein  Pallas- 
bild zu  Grunde  liegen  konnte. 


der  Athens  und  Nike  auf  Münzen. 


43 


Vollends  überzeugend  für  die  Richtigkeit  der  bis- 
herigen Deutungen  muss  schliesslich  die  nähere  Prüfung 
der  einzelnen  Darstellungen  wirken. 

Die  geflügelte  Kämpferin  des  schönen  Agathokles 
Staters  (Abgeb.  Taf.  V  Nr.  2)  scheint  eine  Pallas  Pro- 
machos  zu  sein  ='•»).  Anlässlich  ihrer  Beschreibung  sub.  II 
ist  die  frappante  Aehnlichkeit  in  Bewaffnung,  Gewandung 
und  Bewegung  mit  den  Pyrrhusmünzen  (Abgeb.  Taf.  V 
Nr.  9)  hervorgehoben  worden;  die  zu  ihren  Füssen  sitzende 
Eule  verscheucht  vollständig  jede  Vorstellung  einer  an- 
deren Gottheit.  Der  Vogel  einerseits,  und  anderseits  das 
mit  der  Haut  eines  Elephantenkopfes  bedeckte  jugendliche 
Haupt,  welches  an  die  gleichzeitigen  ägyptischen  Münzen 
des  Alexander  Aegos  erinnert39a),  weisen  nach  dem  ein- 
stimmigen Urtheile  von  Münzkundigen  auf  die  siegreiche 
Schlacht  hin,  welche  olO  J.  v.  Chr.  Agathokles  den  Kar- 
thagern in  Afrika  geliefert,  und  von  welcher  Diodor  in 
seinem  20.  Buch,  11,  eine  umständliche  Beschreibung  gibt. 
Agathokles  liess,  um  seine  kleinmüthig  gewordenen  Sol- 
daten anzufeuern,  von  verschiedenen  Punkten  der  Schlacht- 
linie aus  eine  Menge  Eulen  auffliegen,  welche  sich  auf 
Helme  und  Schilder  der  Krieger  niederliessen,  und,  als 
gute  Vorbedeutung  und  Siegesverheissung  der  Pallas, 
von  dem  Heere  begrüsst,  den  Kampf  wieder  herstellten. 
Vgl.   Eckhel,   1.  c.  I,  261.   —  Diodor's  Bericht  und  die 


39;  Diesem  Bilde  ähnlich  ist  dasjenige  des  schon  erwähnten 
Denars  Domitian's,  für  welches  vielleicht  auch  etruskische  Einflüsse 
geltend  zu  machen  wären. 

s»a)  Auch  die  Darstellung  auf  der  Kehrseite  dieser  Münzen 
stimmt  mit  derjenigen  des  syrakusanischen  Staters  überein,  indem 
jene  eine  Pallas-Promachos  ist,  jedoch  eine  flügellose. 


44 


Dr.  Fr.  Tmhoof-Blumer:   Die  Fhigelgestalten 


Münztypen  scheinen  sich  gegenseitig-  zu  bestätigen:  die 
Göttin  ist  hier  die  zum  Siege  verhelfende  Athena 
Promach  os. 

Die  beflügelte  Göttin  der  Kupfermünzen  desDemetrios 
Nikator  (sub  III,  Taf.  V  Nr.  3),  welche  Mionnet  fragend 
als  Nemesis  bezeichnet,  unterscheidet  sich,  abgesehen  von 
den  Fittigen,  einzig  dadurch  von  der  Pallas  Nikephoros, 
welche  auf  den  zahlreichen  Tetradrachmen  des  Bruders 
des  Demetrios,  Antiochos  VII*0),  als  Haupttypus  vor- 
kömmt (die  Kehrseite  ab  geb.  Taf.  V  Nr.  10),  dass  die 
kleine  Nikefigur  bei  der  letztern  von  der  Hand  wegfliegt, 
—  um  Sterblichen  den  Sieg  zu  bringen  — ,  bei  der  erstem 
aber  ihre  Herrin  bekränzt,  um  diese  als  Nike  zu  kenn- 
zeichnen. An  der  Identität  des  Typus  ist  daher  nicht  zu 
zweifeln. 

Die  Athena  der  Münzen  desPrusias(sub.  IV  und  IV\. 
Taf.V  Nr.  4)  habe  ich  bereits  als  Athcna-Nike  bezeichnet. 
Das,  auf  gleichartigen  Münzen  mit  den  Schulterflügeln  ab- 
wechselnde Beizeichen  der  Helmflügel,  ist  ein  ohnehin 
bekannter  Schmuck  einzelner  Pallasköpfe,  so  auf  Münzen 
von  Herakleia  in  Lukanien  n),  von  Metapont  *2),  von  Ar- 
kesine  auf  Amorgos  *3)  u.  s.w.  Den  Siegeskranz  und 


40)  Duane,  pl.  XVI,  1—3, -XVIII,  12  und  13;  Tresor  de  nuni. 
pl.  XLIX,  5  und  6.  Duane's  Tafel  VIII,  G  zeigt  ein  Tetradrachmon 
des  Antiochos  VII  mit  der  gewöhnlichen  Pallas-Nikephoros,  an 
deren  linken  Schulter  jedoch  der  obere  Theil  eines  Flügels  bemerk- 
bar ist.  Ohne  Zweifel  beruht  diese  Angabe  auf  einer  durch  die  tief 
herabhängende Crista  des  Helmes  hervorgerufenen  Täuschung. 

*i)  Mus.  Hunter,  XXIX,  16  ;  m.  S. 

*»)  T.  Combe,  T.  III,  17;  Carelli,  T.  156,  129;  m.  S. 

4s)  Meine  S.,  ähnlich  der  Münze  bei  P.  Lambros,  Nop.,  rij? 
vr,>jrj-j  'Aftop/oö  1870,  Nr.  20. 


4 'S 

der  Atheiia  und  Nike  auf  Münzen.  ^^ 

den  Schild  mit  dem  Medusenhaupt  findet  man  bei 
einer  sitzenden  Pallas  auf  den  Silbermünzen  der  Attalen 
vonPergamos  **)  (die  Kehrseite  ab  geb.  Taf.  V  Nr.  11), 
von  welcher  sich  also  die  stehende  bithynische  nur  durch 
den  Zusatz  von  Schwingen  und  durch  das  Fehlen  des 
Speers  unterscheidet.  Die  letztere  Thatsache  mag  bis  jetzt 
hauptsächlich  dazu  beigetragen  haben,  die  Figur  als 
blosse  Nike  anzusehen.  Sonst  sind  Pallasfiguren  mit  dem 
Kranz  als  Attribut  selten;  eine  stehende  kömmt  bei 
Duane,  pl.  XVII,  6  und  7,  auf  Münzen  des  Alexander 
Zebina  vor.  Sie  können  ebenfalls  als  Darstellungen  der 
Athena-Nike  gelten. 

Der  Flügelgestalt  der  böotischen  Münze  (Taf.V  Nr.  1) 
wage  ich  nicht  ein  ganz  bestimmtes  Prädikat  beizulegen. 
In  wesentlichen  Einzelheiten  weicht  sie  von  den  übrigen 
beflügelten  Pallasfiguren  nicht  unbedeutend  ab.  Eine  Kopf- 
bedeckung scheint  der  Göttin  zu  fehlen*5);  ihre  Flügel 
sind  stark  bewegt,  und  indem  sie  in  der  erhobenen  Rechten 
den  Blitz  schwingt,  schüttelt  sie  anderseits  die  über  den 
linken  Arm  geschlagene  Aegis.  Der  vorn  in  dichte  Falten 
fallende  Chiton  und  die  ganze  stürmische  Haltung  erinnern 
lebhaft  an  die  Gestaltung  verschiedener  Blitze  schleudern- 
der Pallasbilder,  z.  B.  auf  den  Kupfermünzen  von  Syrakus, 
deren  Kopfseite  mit  derjenigen   unserer  Münze  ebenfalls 


**)  Visconti,  Jcon.  gr.  pl.  43,  11  und  14;  Mion.  S.  V,  pl.  IV, 
2;  m.  S. 

*5)  So  zeigt  sie  wenigstens  Dardels  Stieb,  den  ich  hier  wieder- 
gebe und  an  dessen  Richtigkeit  ich  nicht  zweifle.  Das  Original  kann 
ich  leider  jetzt  nicht  untersuchen,  noch  untersuchen  lassen,  weil  es 
in  Gesellschaft  von  300  anderen  seltenen  und  inedirten  Stücken 
meiner  Sammlung  die  Belagerung  von  Paris  ausgehalten  und  noch 
herrenlos  sich  dort  befindet. 


415 


Dr.  Fr.   Imhoof-BIumei  :    I > i c   l-'liigclgestalten 


übereinstimmt '*•) ;  auf  Silbermünzen  der  makedonischen 
Könige  Antigonos  Gonatas  47)  und  Philipp  V4«)  und  ganz 
besonders  auf  Silber-  und'Kupfermünzen  der  lykiscben  Stadt 
Phaseiis*9),  auf  welcher  Pallas  ganz  gleich  mit  Blitz  und 
Aegisj  statt  wie  bei  der  häufigsten  Darstellungsweise,  mit 
Schild  und  Speer,  oder  mit  Blitz  und  Schild,  bewaffnet  ist ; 
ferner  noch  auf  Silbermünzen  des  baktrischen  Königs  Me 
nander  (ab geb.  Taf.  V  Nr.  12),  abwechselnd  mit  Blitz 
und  Aegis,  und  Blitz  und  Schild.  —  Aus  dem  Gesagten 
geht  so  viel  klar  hervor,  dass  die  Figur  eine  Athena  ist, 
und  zwar  eine  Art  Promächos,  wie  eine  ähnliche  bereits 
der  Stater  des  Agathokles  mit  gewöhnlicher  Kriegsrüstung 
zeigte.  Dass  ihr  Haupt  hier  nicht  mit  dem  Helme  ge- 
schmückt ist,  kann  jui  einer  Gottheit,  die  sich  nur  gött- 
licher Attribute  zum  Kampfe  bedient,  nicht  befremden, 
üebrigens  sind  un behelmte  Athenaköpfe  durch  Sta- 
tuen r'°)  und  Münzen  gesichert.  Auf  schönen  und  seltenen 
Didrachmcn  und  Obolen  des  lukanischen  Hcrakleia »») 
kömmt  das  mit  Oelblättern  geschmückte  Haupt  einer  Athena., 
rings  umgeben  von  der  geschuppten,  mit  Schlangen  um- 
säumten Aegis,  vor.  Die  beiden  Göttersymbole,  Blitz  und 
A  e  g  i  s,  kommen,   e  i  n  z  e  1  n,   verschiedenen  Gottheiten  zu. 


*«j  Mus.  Hunter,  pl.  54,  17. 

*7)  Beitr.  z.  altern  Mzkde.,  1851 .  T.  V.  5  und  m.  S.  Choix, 
pl.  I,  80. 

48)  Mion.  8.  111,  pl.  XI,  3-,  Num.  Chron.  1861,  pl.  VI,  2;  m.  8. 

*•)  Mus.  Hunter,  T.  43,  12;  Mion.  III,  442,  68  und  69,  und 
8.  VII,  19,  79  und  80;  Waddington,  Rev.  num.  1853,  95;  m.  8. 

so)  De  Clarac,  Musee  de  Sculpture,  T.  III,  192,  pl.  474  A, 
Nr.  899  E,  in  der  Haltung  gleich  der  behelmten  auf  pl.  471,  Nr.  900. 

51)  Millingen,  Consider.  Suppl.  pl.  I,  5  und  6;  Luynes,  Choix, 
pl.  III,  3;  Minervini,  Saggio,  pl.  II.  14—16;  Sambon  pl.  XX,  22. 


der  Athen*  and  Nike  auf  Münzen. 


47 


z.  B.  der  Wetterstrahl  der  Nike  (Nr.  79  und  80  des  Niken- 
verzeichnisses)  und  der  Nemesis  (Analeet.  II,  p.  211);  die 
Acgis  dem  Apollo  (Apollo  Stroganoff,  vgl.  Otto  Jahn,  Aus 
der  Alterthumswissenschaft,  18G8,  p.  270,  Taf.  IV),  und 
dem  Ares  (K.  B.  Stark,  Ueber  einen  Ares  Soter  mit  der 
Aegis  und  die  Bedeutung  der  Letztem,  1864):  vereint 
alter  können  sie  nur  bei  Zeus  und  bei  dessen  Tochter 
Athens  getroffen  werden.  —  ein  Grund  mehr,  um  in  dem 
fraglichen  Bilde  keine  andere  Gottheit  als  die  Athena, 
z.  B.  also  keine  Nemesis  oder  Enyo  zu  suchen,  so  sehr 
sich  die  letztere  böotischen  Kulten  anpassen  Hesse  52).  Wel- 
cher besondern  Auffassung  die  Figur  entsprungen  sei, 
bleibt  noch  eine  schwer  zu  entscheidende  Frage ;  immerhin 
Hesse  sich  untersuchen,  ob  die  Ansichten,  welche  Fr.  Creu- 
zer  in  seiner  Symbolik  M)  über  den  Begriff  der  MpxcioUr, 
äusserte,  bei  näherer  Prüfung  bestehen,  und  dieser  Name 
als  ein  Prädikat  der  Athena  (als  Rächerin)  gelten  können ; 
und  ob  sodann  auf  dieser  oder  einer  andern  Basis  ein 
durch  den  Münztypus  bestätigter,  der  böotischen  Religion 
eigentümlicher  Athenakultus  festzustellen  möglich  wäre  54). 

Ein  Wort  noch  über  die  Zeit  der  Prägung  jener 
böotischen  Münze. 

Aus  der  Vergleichung  ihres  Stils  mit  demjenigen 
anderer  Kupfermünzen  ist  mit  ziemlicher  Gewissheit  zu 
schliessen,  dass  jene  der  Zeit  des  makedonischen  Königs 
K  a  s  s  a  n  d  c  r  angehört.  Mit  dessen  Münzen  hat  sie  in  der  That 


52)  K.  0.  Müller,  Orchomcnos  zweite  Aufl.  p.  22!). 

**)  Dritte  Aufl.  III,  384  ;  IV,  299  etc. 

&ij  G.  Rathgeber,  in  der  Encyclop.  v.  Brach  und  GJrubcr  III, 
4,  p.  448  nennt  die  Pallas  der  böot.  Münze  kurzweg  und  ohne 
irgend  welche  Begründung,  die  Itonische  Athena. 


48 


Dr.  Fr.  Imhoof-Blumer:  Die  Flügelgestalten 


die  bestechendste  Aehnlichkeit.  —  Nachdem  Kassander 
die  Familie  des  grossen  Alexander  vernichtet,  und  seine 
Herrschaft  in  Makedonien  befestigt  hatte,  brach  er  im 
Jahre  316  v.  Chr.  nach  Griechenland  auf,  und  beschloss 
bei  seinem  Zuge  durch  Böotien,  die  zwanzig  Jahre  vorher 
durch  Alexander  grausam  gezüchtigte  und  dem  Boden 
gleich  gemachte  Stadt  Theben  wieder  herzustellen.  Er 
scheint  dabei  nicht  allein  von  dem  Gedanken  geleitet 
gewesen  zu  sein,  in  der  Kadmeia  einen  festen  Platz  mehr 
in  Griechenland  zu  erwerben,  sondern  er  mag  auch  seinem 
Hasse  gegen  Alexander  und  gegen  dessen  Andenken 
gefröhnt  haben,  dass  er  des  Letztern  grausames  Verfahren 
in  seinen  Folgen  wieder  gut  machen  und  somit  deutlich 
missbilligen  wollte.  —  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass 
unsere  Münze  von  den  ersten  Prägungen  herrührt,  welche 
nach  dem  Wiederaufbau  der  unglücklichen  Stadt  die 
Thebaner  im  Namen  des  böotischen  Bundes  wieder  aufzu- 
nehmen Veranlassung  gefunden  hatten. 

Obgleich  das  bei  Betrachtung  der  agathokleischen 
Pallas  -  Promachos  gewonnene  Resultat  den  Versuch  zu- 
lassen würde,  die  Wahl  des  auf  der  böotischen  Münze 
angebrachten  Typus  in  nähere  Beziehung  mit  den  erwähnten 
historischen  Vorgängen  zu  bringen,  so  erscheint  mir  doch 
eine  derartige  Untersuchung  für  so  lange  unstatthaft,  als 
der  eigenthümliche  Charakter  der  Pallasgestalt  nicht  als 
Rächerin,  Vergelterin  oder  anders  sicher  bestimmt  werden 
konnte. 

Ich  bescheide  mich,  vorläufig  auf  Münzen  das 
nachgewiesen  zu  haben,  was  auch  in  anderen  Denkmäler- 
klassen hat  vorkommen  können;  nämlich,  dass  geflü- 


der  Athena  und  Nike  aut'  Münzen. 


49 


gelte  Athenabilder   der  griechischen  Kunst  keines- 
wegs fremd  waren  5*). 

Erklärung  der  Abbildungen  auf  Tafel  V  mit  Hinweisung  auf 

den  Text. 

A .  Vier  Münzen  mit  Darstellung  der  g  e  f  1  tt  g  e  1 1  e  n 
Athena. 

1.  Bronzemünze   von   Boeotien   (im  Text  mit  I 
bezeichnet.) 

2.  Goldstater    des    Tyrannen   Agathokles    von 
Syrakus  (im  Text  II.) 

3.  Kupfermünze   des  Königs   Demetrios  II  von 
Syrien  (im  Text  III.) 

4.  Kupfermünzen  des  Königs  Prusias  I  oder  II 
von  Bithynien  (im  Text  IV.) 

B.  Vier  Darstellungen  der  Nike  auf  Münzen  welche 
gleichzeitig  mit  den  obigen  Bildern  der  Athena, 
von  den  nämlichen  Ländern  und  Fürsten  geprägt 
worden  sind. 

5.  Kupfermünze  des  Königs    Demetrios  II  von 
Syrien  (Im  Nike-Verzeichniss  Nr.  52.) 


55)  Nach  Abschluss  dieser  Untersuchung  finde  ich  in  den 
Annali  dell'  Instituto  1866  p.  330  noch  eine  Kupfermünze  von  Bulis 
in  Phokis  angeführt,  deren  Beizeichen  auf  der  Kehrseite  von  A. 
Postolacca  folgendennassen  beschrieben  ist:  Pallas  d.  gradiens 
pendentibus  exhumero  alis,  d. hastam  intorquet,  sin. clypeuni 
praetendit.  Nach  der  Abbildung  welche  von  dieser  Münze  in  den 
Monumenti,  vol.VIIl,  tav.XXXII,  15  gegeben  ist,  niuss  entweder  die 
Zeichnung  oder  die  Beschreibung  unrichtig  sein,  da  auf  der  erstem 
keine  Beflügelung  der  Pallas  sichtbar  ist. 

4 


50 


J)r.  Fr.  Jmhoof-Ulumcr :  Die  l'lügelgestaltcn  etc.  etc. 

6.  Kehrseite"  eines  Tetradrachmons  des  Aga- 
thokle  s  Tyrannen  von  Syrakus.  (Nike-Verzeich- 
niss  Nr.  62.) 

7.  Bronzemiinze  des  Königs  Prusias  I  oder  II 
von  Bithynien.  (Nike-Verzeichniss  Nr.  68.) 

8.  Kehrseite  einer  Silbermiinze  von  Boeotien. 
(Nike-Verzeichniss  Nr.  75.) 

C.  Vier  Darstellungen  ungeflügelter  Pallas- 
bilder  deren  Haltung,  Gewandung  oder  Attribute 
jenen  der  geflügelten  Göttin,  (siehe  oben  A.  1 — 4) 
entsprechen. 

9.  Kehrseite  einer  Silbermiinze  des  Königs  Pyrr  hos 
von  Epirus.  (Siehe  »S.  43). 

10.  Kehrseite  eines  Tetradrachmons  des  syrischen 
Königs  Antiochos  VII  Evergetes,  Bruders  des 
Demetrios  II  Nikator.  (S.  44.) 

11.  Kehrseite  eines  Tetradrachmons  eines  pergame- 
nischen  Königs  Eumenes.  (S.  45.) 

12.  Kehrseite  einer  Silbermiinze  des  baktrischen 
Königs  M  e  n  a  n  d  e  r.  (S.  46.) 


51 


IL 

Suite  des  monnaies  inedites  d'or  et  d'argent 
d'Alexandre  le  Grand  '). 

Par 
Älr.  le  Baron  de  Frokescli-Osten. 


Depuis  ist,  fin  de  l'annee  1868,  epoque  de  la  publi- 
cation  d'une  premiere  Serie  de  medailles  d'Alexandre  le 
Grand  qui  se  trouvent  dans  ma  collection  et  ne  se  rencon- 
trentpas  sur  les  tables  de  Müller,  d'autres  pieces  semblables 
me  sont  parvenues.  Leur  nombre  me  parait  justifier  la 
publication  de  la  presente  suite.  «Ten  ai  essaye  le  clas- 
sement,  laissant  Celles  qui  ra'ont  paru  incertaines  ä  l'etude 
de  numisraates  plus  experimentes.  Je  ne  pouvais  que 
niarcher  sur  les  traces  de  Mr.  Müller  dont  l'excellent 
ouvrage  sur  la  numismatique  d'Alexandre  le  grand, 
monument  d'erudition  et  d'un  noble  devouement  pour  la 
science,  a  fixe  ä  raidedel'histoire  les  grandes  circonscrip- 
tions  territoriales  oü,  ä  des  epoques  egalement  determinees 


')  Voyez  v.  Prokesch -Osten:  Liste  des  Alexandres  de 
ma  collection  qui  ne  se  trouvent  pas  dans  le  Catalogue  de  Mr.  L. 
Müller.  Numismatische  Zeitschrift.  Jahrgang  1869,  pag.  31 — 64. 

4* 


52 


v.  Prokesch-Osten  :  Suite  des  monnaies  inedites 


par  lui,  la  monnaie  du  grand  conquerant  a  pu  etre  frappee; 
il  a  specifie  de  meme,  ä  l'aide  de  signes  distinctifs  et  de 
monogrammes ,  grand  nombre  d'ateliers  d'emission  et  il 
nous  a  legue  la  täche  de  completer  autant  que  possible  ce 
qu'il  avait  commence  avec  un  succes  incontestable. 

Je  pense  avec  Müller  que  les  monogrammes  indiquent 
assez  souvent  le  nom  de  la  ville  ou  des  villes  qui  se  ser- 
vaient  d'un  atelier  commun ;  mais  il  est  egalement  indubi- 
table que  les  monogrammes  indiquent  aussi  souvent  les 
noms  des  magistrats  qui  presidaient  aux  monnaies.  Nous 
voyons  encore  sur  nombre  de  medailles  presque  toujours 
du  meme  style  un  meme  monogramme  associe  aux  mono- 
grammes ou  signes  de  differentes  localites,  ce  qui  autorise 
ä  presumer  une  Convention  entre  ces  localites  pour  faire 
diriger  et  surveiller  l'emission  par  un  meme  prepose.  De 
teile  nature  me  parait  p.  e.  la  serie  de  Müller  Nr.  667  et 
celle  de  Nr.  735  oü  je  prends  le  monogramme  commun 
comme  indiquant  le  magistrat  en  question. 

Ayant  regle  quelquefois  ma  Classification  ä  l'aide  de 
monogrammes  des  autonomes  en  bronze ,  je  crois  devoir 
observer  que  j'ai  toujours  eu  soin  de  choisir  des  AL  ou 
contemporaines  d' Alexandre  ou  qui  precedent  ou  suivent 
de  pres  cette  epoque. 

Je  me  bornerai  aujourdhui  ä  quelques  remarques  sur 
les  State  res.  Mr.  Müller,  dans  le  §.  2  de  son  ouvrage,  a 
releve  que  le  casque  de  Pallas  est  tantot  orne  d'un  serpent, 
tantot  d'un  griffon,  quelquefois  d'un  Sphinx  et  que,  plusrare- 
ment  encore ,  il  est  sans  ornement  quelconque.  Le  celebre 
Numismate  n'aecompagne  ces  indications  d'aucune  Obser- 
vation. II  me  parait  ditficile  d'admettre  pour  une  monnaie 
dont  le  type  normal  etait  evidemment  prescrit  par  l'autorite 


d'or  et  d'argent  d'Alexandre  le  grand.  «W 

Royale,  l'ornement  du  casque  de  la  deesse  tutelaire  aban- 
donne  au  caprice  du  graveur.  II  faut  supposer,  ä  ce  que  je 
pense,  entre  l'ornement  et  la  localite  de  Immission  un  rap- 
port  qui  explique  et  justifie  l'ornement.  Or,  nous  savons  que 
le  Jupiter  assis  du  revers  sur  les  M  d'Alexandre,  frappees 
en  Europe,  representait  Jupiter  Bottiee,  tandisque  sur 
nombre  d'  M  frappöes  dans  les  pays  orientaux  ce  Jupiter 
assis  est  ßvidemment  Baal-Tarse.  II  est  donc  permis  de 
supposer  la  tete  de  Pallas  sur  les  stateres  originairement 
copiee  d'une  statue  de  la  deesse  qui  ne  saurait  etre  que 
celle  qui  portait  ä  Pella  le  prenom  d' Aleide.  J'en  conclus 
que  les  stateres  ä  serpent  appartiennent  ä  l'Europe  et 
aux  pays  d'Asie  conquis  tout  d'abord  ou  en  communication 
fröquente  et  reglee  avec  l'Europe.  Je  ne  sais  pas  si  je  dois 
admettre  la  tete  de  Pallas  avec  le  casque  ä  griffon  egale- 
ment  copiee  d'une  statue;  il  me  suffit  que  le  griffon, 
embleme  sacre  des  Persans,  nous  renvoye  aux  contröes 
sous  la  domination  de  la  Perse  avant  l'6poque  d' Alexandre, 
savoir  ä  la  partie  Orientale  de  l'Asie  inineure,  ä  la  Cilicie, 
a  la  Phenicie  et  ä  la  Syrie.  II  y  a  effectivement  une  grande 
difference  de  style  dans  les  stateres  ä  griffon  compares  ä 
eeux  ä  serpent.  La  tete  de  Pallas  est  plus  ramassee,  le 
profil  moins  grec,  la  chevelure  plus  abondante  et  moins 
dressee,  le  casque  plus  large,  les  panaches  sont  plus  gros ; 
de  meme  la  Victoire  qui  sur  les  stateres  d'Europe  est  dans 
une  pose  calme  et  quelquefois  severe,  se  voit  sur  ceux  ä 
griffon  presque  toujours  en  mouvement,  ses  ailes  sont  plus 
tendues,  sa  tete  est  surmontee  d'une  touffe  plus  prononcee, 
la  draperie  est  plus  inquiete. 

Quant  aux  stateres  ä  sphinx,  le  style  les  rapproche 
ä  ceux  de  l'Asie  mineure  occidentale.  Le  profil  de  la  tete 
de  Pallas  est  noble  et  fin,  la  Victoire  toujours  marchant,  le 


54 


v.  Prokesch-Osten  :  Suite  des  monnaies  iiu-ditcs 


sceptre  qu'elle  porte  est  plus  long  et  la  fagon  de  le  porter 
particuliere  ä  cette  classe  des  stateres.  Presque  toutes  les 
pieces  nie  sont  venues  de  la  Lycie,  des  ports  de  Pamphylie 
ou  du  golfe  d'Issus.  Cette  provenance  m'a  mene  ä  l'hypo- 
these  qu'un  culte  commun,  ayant  parmi  ses  symboles  le 
Sphinx,  pourrait  avoir  dispose  un  nombre  de  villes  ä 
constater  par  ce  Symbole  leur  union  et  ä  recourir  peut-etre 
pour  frapper  monnaie  ä  un  atelier  central  etabli  dans  la 
capitale  du  culte  commun.  Or,  il  n'y  a  que  Perga  de 
Pamphylie  qui  repond  ä  ces  conditions.  Son  ancien  culte 
d'Artemis-Pergaea  jouissait  d'une  grande  veneration  dans 
ces  contrees;  la  deesse  etait  adoree  sous  le  Symbole  d'un 
eöne  de  pierre  surmonte  du  modius  et  ses  bronzes  nous 
donnent  le  Sphinx  ä  modius,  absolument  semblable  a  celui 
des  stateres  en  question.  Je  donne  cette  hypothese  pour  cc 
qu'elle  est  et  jusqu'ä  meilleure  Information  je  classe  ces 
stateres  dans  les  pays  plus  haut  mentionnes.  La  coYnci- 
dence  des  monogrammes  —  les  exemples  n'en  manquent 
pas  —  me  parait  moins  decisive  que  la  difference  du  style. 

Je  constate,  cependant,  que  ces  indications  generales 
sur  le  classement  des  stateres  sont  tout  au  plus  la  regle ; 
les  exceptions  n'en  manquent  pas.  Ainsi  p.  e.  parmi  mes 
stateres  d'Ace  celui  de  l'annee  33  porte  le  serpent,  tandis 
que  tous  ceux  des  annees  qui  precedent  ou  qui  suivent 
jusqu'ä  l'an  46  portent  le  griffon.  Les  stateres  d'Aradus, 
de  Sidon  et  de  plusieurs  villes  de  la  Cilicie  ont  tantot  le 
serpent ,  tantot  le  griffon.  II  est  ä  remarquer  que  parmi 
une  vingtaine  de  stateres  de  Philippe  III  de  ma  collection, 
il  n'y  a  que  deux  ä  griffon  et  pas  un  seul  ä  Sphinx. 

Les  stateres  oü  le  casque  est  sans  ornement  peuvent 
avoir  ete  frappes  dans  les  stations  militaires. 


d'or  et  d'argent  d'Alcxandre  le   Grand. 


55 


Mes  Classification  d'aujourdhui  modifient  en  partie 
celles  de  l'annee  1868. 

Constantinople,  en  Avril  1871. 


I.  Distatere. 

dans  le 
droitp 

1.    Macedonia.     discobole 


w       ,.      .„    ,    ,  dans  le  chaini)        ,         ,      Renvoi  am  numerus  de 

fit*.    Lieu  d  eiuission  *   •      .     '       chaiiip  a     »...,,       .    .          .. 

a  gaucne  ,    .'         Müller  et  Observation». 


II.  Stateres. 

A,  Le  casque  de  Pallas  ä  serpent. 


2.  Macedonia.         discobole 

3.  Amphipolis.  torche  y\ 


4.  Ligue  chalci-         Lyre 

dique. 

5.  Pelagonia.         caducee 

6.  Pelagonia.        caducee 

E 

0 

7.  Macedonia.    pied  de  che- 

val  ou  de 
bouc 

8.  Macedonia.      gouvernail 

IT 


Variante  ad  stater 

No.  30. 


/\J       ad  stater  No.  238. 

ad  tetradrachme 

No.  207. 
ad  stater  No.  214 
sans  0  ä  l'avers. 

ad  drachme  277. 
Heracleum  ? 

Jsj[       ad  stater  No.  633. 
Voyez    Müller 
die   Münzen    des 
Lysimachus.   By- 
zantium  No.  191. 


56 


v.  Prokesch-Osten  :  Suite  des  monnaies  indditt  > 


9. 

Macedonia. 

gouvernail 

A 

± 

ad    tetradrachme 
Nr.  636. 

10. 

Macedonia. 

gouvernail 

rr 

ad  stater  633. 

11. 

Macedonia. 

gouvernail 

Ml 

ad    tetradrachme 

No.  748. 

12. 

Incerta. 

TA 

en    monogramme 
ä        Amphipolis, 
Pella ,    Thessalo- 
nique ;     sur    des 
drachmes  de  Phi- 
lippe  III    et    de 
Lysimaque      aux 
types     d' Alexan- 
dre.  Le  style  est 
plutöt   de   l'Asie, 
peut-etre  Gabala. 

13. 

Maced.  Thes- 

sal.  (Pelinna, 

Diura.) 

n 

AI 

ces  monogrammes 
se    trouvent    sur 
desiUde  Pelinna. 

14. 

Thessalia 
(Eretria?) 

E 

A 

ad  drachme 
No.  556. 

15. 

Graecia. 

ad  drachme 
No.  792. 

16. 

Cerynthus 
Euboeae. 

Kl 

ad  drachme 

No.  847. 

d'or  et  d'argent  d' Alexandre  le  Grand. 


Ol 


17.  Cyzicus       flambeau    de 

Mysiae.  course 

1 8.  Lampsacus.  ]g; 

p.  a.  de  cheval 
marin 

ä 

19.  Myrhina,Cla-  rfjfo 

zomene.  ^^ 

20.  Clazomene.    tete  de  belier 

ä.  g. 

21.  Clazomene.    tete  de  belier 

ä.  dr. 

22.  Ephesus.  abeille 

23.  Erythrae  abeille 

Joniae.  O 

24.  Miletus    et  HP 

Heraclea. 


25.      Phocaea.  ß^ 


ad  tetradrachme 
No.  916. 


KA      ad     tetradrachme 

No.  717. 

ad    tetradrachme 

No.  998. 

ad    tetradrachme 
No.  998. 

ad    tetradrachme 

No.  1018. 


/f\  Le  monogr.  de 
Milet  se  trouve 
sur  les  medailles 
d'Erythree,  de  Pa- 
rium,  de  Phocaea, 
de  Sinope ,  de 
Mallus— et  meme 
en  Grece  sur 
TegeaetHistiaea. 

Le  monogr.  J^. 
encore  sur  des 
tetradr.  d'Antio- 
chus  II  et  III  et 


58 


v.   l'i-.'kesch-Osten:  Suite  dos  monnaies  in^dites 


26.      Heraelea 
Joniae. 


HP 


27.  Caria.         double     cri- 

niere;  bipenne 

28.  Asie  mineure. 


29. 


Lycia. 


AY 

proue 


30.        Larissa  ;$► 

Syriae.  ancre  1$ 


31.      Stratonos  5T 

Pyrgos.  ^ 


32.  Incerta. 

33.  Incerta. 

34.  Incerta.        deux  points 


sur  des  ÄL  de  Ma- 
cedoine  du  temps 
plus  bas.  Voyez 
Mion.  I,  p.  454, 
No.  29. 

ad    tetradrachmc 
No.  1066. 

ad  drachme 
No.  1133. 

]fl  adtetradr.No.773. 
Les  deux  monogr. 
sur  des  medailles 
de  Smyrne  et  de 
Cyzique. 

I       ad    tetradrachmc 
No.  1275. 

im  monogr.  sem- 
blable  ä  ^  se 
trouve  ä  Aradus 
et  Tyrus. 

ad    tetradrachme 
No.  1466. 


®  ® 


d'or  et  d'argcnt  d'Alexandre  le  Grand. 


59 


B.  Le  casque  de  Pallas  ä  griffon, 


35. 


Incerta. 


balaustium 
E 


ad  staterNo.  127. 
J'hesite  de  clas- 
ser  raa  medaille  ä 
Traelium,  ä  cause 
du  griffon.  La 
fleur  et  les  lettre« 
E  Y  se  trouvent 
sur  des  A  de 
Seleucia  Ciliciae. 
La  fleur  avee 
EYKPATH5  sur 
des  M  de  Rhodes. 


36. 

Cilicia. 

branche 

de 

ad    tetradrachme 

laurier  (sans 

No.  559. 

bandelette) 

37. 

Oilicia. 

ad  stater  No.  770. 

38. 

Syrie. 

IA| 
B 

w 

Les  deux  monogr. 
se  rencontrent 
sur  les  Ä»  de  la 
Tetrapolis. 

39. 

Incerta. 

Y 

Le  style  indique 
la  Syrie  ou  la 
Phenicie  J). 

i)  Note  ad  Nr.  39. 
Le  symbole  resseiable  a  une  pousse  de  palmier.  II  se  trouve 
place  sur  le  soinmet  du  seeptre  de  Jupiter,  sur  an  nombre  consider- 


60 


v.  Prokesch-Osten  :  Suite  des  monnaies  hu'dites 


0.  Le  casque  de  Pallas  ä  sphinx. 

40.  Massicytes  M  ad    tetradrachme 

ou  Myra.  ^J  No.  671.  Le  style 

est  decidement 
asiatique.  Le  se- 
cond  monogr.  me 
parait  non  pas 
celui  d'une  ville 
mais  d'une  reunion 
de  villes. 

D,  Le  casque  de  Pallas  sans  ornement. 

41.  Histiaea  et  £  voyez  le  monogr. 

Abdera.       griffon    assis  sur  le  No.  108  iE» 

de  Histiaea.  Mion. 
Sup.  IV.  Le  style 
indiquerait  plutöt 
l'Asie;  en  ce  cas 
Ton  pourrait  la 
classer  ä  Milet 
et  Teos. 


able  de  tetradr.  d' Alexandre  le  grand  de  la  IVmc  et  Vme  classe. 
p.  e.  ä  Ace  (voyez  Müller,  Table  I,  Nr.  20),  ä  Sidon,  sur  les  incer- 
taines  de  Müller  Nr.  1551, 1552,  1576,  1599,  1656  etc.  ainsi  qne  sur 
les  Nr.  148,  164,  166,  170,  191, 193,  201  de  ma  liste  de  1868.  Toutes 
ees  medailles  appartiennent  aux  pays  situes  entre  le  golfe  d'Issus 
et  l'Egypte.  Encore  le  Nr.  1517  de  Müller  (Egypte)  moutre  la 
pousse  sur  le  sceptre.  Dans  le  champ  je  ne  Tai  rencontree  quo  sur 
un  tetradr.  de  Sidon  publie  en  1868  sous  le  Nr.  142.  Est-ce  an  signe 
royal,  comme  la  fleur  de  lys  empruntee  au  symbolisme  d'Orient  oü 
on  la  voit  souvent  sur  les  sculptures,  cachets  etc.  ?  Est-ce  un  em- 
blerae  de  culte,  comme  la  verge  d'Aaron  sur  les  sicles  des  Maca- 
bees?  ou  est-ce  tont  simplement  la  lettre  ¥  indiquant  une  localite 
comme  p.  e.  Wipadx,  ^i'XXi?,  ^u^iov  etc.  etc. 


d'or  et  d'argent  d'Alexandro    le  Grand. 


61 


III.  Tetradrachmes. 


in            Licu 

dcvant   1; 

dY-inissioii 

fignre 

1 .      Mende 

Macedoniae. 

2.    Traelium 

balau- 

Macedoniae. 

stium 

3.  Macedonia? 

na 

A 

Olasse  I. 

dcvant  la    derriere  la    soiis  le  siege  renvol  et  obser- 

figure  vations. 

feuille  de  ad    tetradr 


lierre 
M 


Nr.  244. 


medaille  bien 
conservöej  le 
seul  exem- 
plaire  rencon- 
tre  en  qua- 
rante  ans. 


Olasse  III, 


4.     Thebae      bouclier 
Boeotiae.     boeotien 


ad   tetradr. 

No.  752 

Classe  IV. 


5.  Aptera      heros      ä 
Cretae.     casque  et 

bouclier 

6.  Cyme  K 
Aeolidis.    vase  ä  une 

anse 


s 


ad      drachme 

No.  905. 


(52 


v.  Prokesch- Osten  :  Suite  des  monnaies  inüditea 


7.      Myus  et  M 

Miletus? 


m 


ou    plutöt  au 
groupe     de 
1306   ä  1310 
de  Cilicie. 


8.  Cilicia        charrue 
(Soli?) 

9.  Hamath  et         ^ 

Sidon. 


grappe 

51  voyez  Müller 
pag.  296  ad 
No.  1377. 


Classe  IV. 


10. 

Acroathon. 

r 

A 

abeille 

ad  tetradrach. 
No.  160. 

11. 

Traelium. 

balausti- 

12. 

Heraeleum. 

tf 

ad  tetradrach. 
No.  222. 

13. 

Macedonia. 

gouvernail 

$ 

ad  tetradrach. 
No.  636. 

14. 

Elyrus 
Cretae. 

PI 

EA 

d'apres     le 
style. 

15. 

Phaestus 
Cretae. 

Hercule , 
la  massue 
lcveecom- 

battant 
l'hydre 

voyez  Mion.II, 
p.290No.252. 

d'or  et  d'argcat  d'Alexandrc  le  Grand. 


63 


16.  Polyrhe-       Bucra- 

nium  nium  ä 

Cretae.        bande- 
lettes 

1 7.  Mytilene.  y^ 

A 

1 8.  Incerta  ^ 
Joniae  vel      ancre 

Ciliciae. 


d'aprös    la 
forme  du  bu- 
crane. 


d'apres  les 
monogrammes 
et  le  style. 

Les    monogr. 
des      tetradr. 
18   et   19    se 
rencontrent 
surlesmedail- 
les  de  Smyrne 
et     ceux    du 
No.lOparticu- 
lierement      ä 
Heraclea.  Ce- 
pendant      les 
monogr.  ^  et 
^     convien- 
draient  egale- 
nient  ä  la  Cili- 
cie  et  l'ancre 
indique     pro- 
bablement  Te- 
poqne    Seleu- 
eide. 


19.     Heraclea       ancre 
Joniae.  fcf 


64 

v.  Prokesch-Osten:   Saite  des 

monnaies  im 

idites 

20. 

Cilicia.        charrue 

ad  tetradrach. 

placee 

No.  1280. 

horizon- 

talement 

21, 

Phoenice. 

n 

ad  tetradrach. 

$ 

No.  1466. 

22. 

Incerta     tete  radiee 

KY 

ad  tetradrach. 

(Tarsus  ?    du    soleil 

No.        1542  , 

Kydnus?)        d.  f. 

voyez      Phil- 

T 

lippe  II  stater 
265,  Phil.  III 
stater  116  et 
tetradr.  117, 
voyezMion.III 
Pisidia  108. 

23. 

Incerta.           p^" 

m 

le  monogr.  J^ 
se  trouve  sur 
les  medailles 
de  Lysima- 
que,  mais  en- 
core  sur  Celles 
de  Myrhina  et 
d'Elaeusa. 

24. 

Incerta.          ^ 

<§> 

25. 

Incerta.            B 

AI 

d'or  et  d'argent  d'Alexandrc  le  Grand. 


65 


26.      Incerta.     ancred'un  (a  l'ex- 
style  par-   ergue) 
ticulier         I 


27. 

Incerta. 

A 

28. 

Incerta. 

29. 

Incerta. 

rF 

30. 

Nagidus? 

N 

d.une  cou- 
ronne 

31. 

Phlius  et 
Epidanrus? 

4> 

32. 

Maronea. 

0] 

grappe 

Classe  V. 


® 

X 


L'ancre  a  une 
forme  diffe- 
rante  de  celle 
sur  les  niedail- 
les  de  Larissa 
Syriae. 

voyez  Phil.  II 
didrach.  274. 


style  barbare. 


ad  tetradrach. 
No.  306. 
Classe  I. 


33.  Mesembria.  casque    ä 
panache 

w 


ad  tetradrach. 
No.  433. 


34.       Sicyon.     Apollon  ä 
taenia 


colombe    ad  tetradrach. 
6>  No.  872. 


60 
35. 


v.  Prokesch-Ostcn  :  .Suite  den  m^niiaics  Inddites 


Aradus.      palnüer 


36. 
37. 


Aradus. 
Aradns. 


39.      Incerta. 


40. 


41. 


42. 


Heraclea 
Bithyniae. 


Magnesia 
Joniae. 


Magnesia 
Joniae. 


palmier 

palmier 


38.      Aradus.       palmier 


grappe 


Classe  VI. 


HP 


m 


# 

ä      l'exergne 

l'an     17     en 

chiffrespheni- 

ciens. 

de  l'annee  18. 

de  l'annee  60 

en        chiffres 

grecs. 

de  l'annße  64 

en        chiffres 

grecs. 

AE 

comparez 

Philippe  II 

Müller  No.  84 

et     164.     — 

Alexandre  III 

No.  1633. 

K 

Numismat. 

massue 

Zeitschr.1870 

p.  293. 

a    l'exer- 

gne     Me- 

andre 

a    l'exer- 

gue     Me- 

andre 

d'or  et  d'ar^ent  d'Alexandre  le  Grand. 


67 


43. 

44. 

45. 
46, 

47. 


Magnesia 
Joniae. 


m 


ä  l'exer- 

gue 
Meandre 


Miletus.     astre,  lion  dans  le       |$j 
fj\        ehamp 

Miletus.     astre,  lion  d.  1.  eh.       ft 

m      n 

Miletus,     astre,  lion  d.  1.  eh. 

m     reit 


Miletus.     astre,  lion 

m 


ff 


48.        Teos. 


griffon 
a.  g. 


49.  Samos.        proue 

B 

50,  Astypalea.      lmrpa 


51. 


52. 


Incerta  Pi- 
sidiae  vel 
Pamphyliae. 

Apamea 
Phrygiae. 


ad  tetradrach. 
No.  1126  et 
1127. 

>$v       ad  tetradracli. 
a  l'exer-      No.  1172. 
gue  AN 

(tete    du   ad  tetradracli. 
soleil   en      No.  1225. 
fontrem.) 

An 


68 


v.  Prokesch-Osten:  Suite  de  monuriies  Inldites 


53. 

Philome- 
lium. 

0 

4> 

0 

(ancre  en 
contre- 
marque) 

ad    serie    de 
No.  1178. 

54. 

Philome- 
lium. 

Kr 

♦ 

(ancre  en 
contre- 
marque) 

ad  tetradrach. 
No.  1191. 

55. 

Aspendus. 

AZ 

Kr 

a     l'exer 

gue  fer  de 

lance 

■    ad  tetradr. 
i    No.  1215. 

56. 

Tarsus 
Ciliciae. 

f 

jlasse  VII. 

Le  monogr.  ff 
encore  en  A- 
carnanie;mai* 
de    merae   en 
Cilieie.        Le 
style  est  asia- 
tique. 

57. 

Odessus. 

ß 

^ 

Didraclime. 

58. 

Macedonia, 

Thracia    et 

Thessalia. 

# 

H 

ad  tetradr. 
No.  714. 

.1  .1'  rt  rt'argent  d'Alcxandre  le  Grand. 


09 


Drachmes. 


No. 

Llcil  Demission 

dans  le  chauip 

sous  le  siege 

rcnvoi  et  obscrvatlons. 

59. 

Amphipolis. 

NC 

torche 

ad  drachme 
No.  95  a. 

60. 

Amphipolis. 

N(  torche 

ad  drachme 
No.  95  a. 

61. 

Traelium. 

N(flos 

ad  drachme 
No.  133. 

62. 

Traelium. 

N( 

(ä  l'exer- 
gue)  flos 

ad  drachme 
No.  133. 

63. 

Traelium. 

€ 

flos 

ad  drachme 

No.  128. 

64. 

Macedonia. 

feuille  de 
lierre 

ad  drachme 
No.  245. 

65. 

Macedonia. 

Tl 

n 

peutetre    ad 
drachme  No.  795. 
Tl  tant  ä  Amphi- 
polis, qu'ä  Aphytis 
et  sur  les  incer- 
taines    de  Mace- 
doine;  voyez  en- 
core  Philippe  III. 

^6. 

Macedonia. 

tete  nue, 
ä.  dr. 

feuille  de 
lierre 

ad  drachme 
No.  189. 

67.     Maronea. 


m» 


70 

68. 

69. 


v.  Prokesch-Osten :  Suite  des  mnnnaies  iuc'dite.? 


70. 


Cardia  et 
Sigeum. 

Cardia  et    partie  ante-     tete  de 

Abdera.       rieure  de        griffen 

Hon 

I«! 

Cardia  et   p,  a.  (je  ijon      tßie  je 
Abdera.  pj  griff(m 


Müller    No.    358 
avec  le  titre  royal. 


71.  Samothrace. 

72.  Thracia. 

73.  Graecia. 


tete  de 
Persee 


74. 


75. 


Sig-enm.  K  eroigI 


Magnesia 
Joniae. 


76.     Phocaea. 


77.       Cnidus 


Rf 


oissant 


(ä  Fexer- 

gue)  Me- 
andre 


ad  StaterNo.  2ffi. 

ad  draclime 
No.  389. 

voyez  Müller  Phi- 
lippe III  No.  93 , 
94. 

voyez  Müller  Ly.si- 
maqne  No.  397. 


+ 


Cariac. 


ad  drachme 

No.  990. 

voyez  Mion.  III  Ai 
No.214. 


dv,r  et  d'argent  d'Alexandre  lc  Grand. 


71 


78.     Asie  mi- 
neure. 


M  Le  monogr.  se 
trouve  sur  les  me- 
dailles  de  Lam- 
psaque,  de  Colo- 
phon,  de  Teos  etc. 
encore  sur  les 
premiers  Selen  - 
eides. 


79. 

Heraclea 
Joniae. 

H 

SO. 

Heraclea 
Sintica. 

# 

31. 

Larissa 

± 

Syriae. 

ancre 

82. 

Incerta. 

0 

d.  une 
couronne 

83. 

Incerta, 

® 

flos 

84. 

Incerta. 

2E 

85. 

Incerta 
Macedoniae. 

M 

ad     tetradraclune 
No.  1065. 

(d.  lechamp  ad  tetradraclune 

ä  dr.)  No.  144. 

massue 

flfl         ad     tetradrachnie 
No.  1358. 


(d.lechainp  peut-etre  Trae- 
ä.  dr.)  Kam  et  Heraclea. 
massue 

/^         adMüllerNo.1622 
et  1623. 


*-    v.  Prokesch-Osteu  ;  Suite  des  mon.  ämsdites.  d'or  et  rVargent  d'Alcxandre  etc. 


Trioboles. 

86. 

Aradus. 

a 

87. 

Larissa 

s 

Syriae. 

p.  a.  de 
cheval 
paissant. 

73 


III. 

Die  ersten  griechischen  Königsmünzen  Aegyptens. 


Von 

«X.  JBViedlaender. 

(Hierzu  Tafel  VIII.) 


Die  ersten  griechischen  Königsmünzen  Aegyptens 
sind  in  letzter  Zeit  mehrfach  besprochen  worden,  auch  hat 
Herr  Generalconsul  Huber  meine  ihm  brieflich  mitgetheilten 
und  zu  meiner  Freude  von  ihm  gebilligten  Ansichten 
bereits  in  seinen  vortrefflichen  Aufsätzen  zur  Numismatik 
Aegyptens  *)  ausführlich  dargelegt.  Dass  ich  nun  hier 
nochmals  darauf  zurückkomme,  geschieht  weil  ich  einige 
Münzen  gefunden  habe  welche  neue  Glieder  in  der  Kette 
der  Beweise  geben. 


J)  In  den  Wiener  numismatischen  Monatsheften  IV  S.  127  und 
Sonderabd.  II  S.  155. 


74 


J.  Friedlaendcr :  Die  ersten  griechischen 


Schon  Cousinery  2),  und  nach  ihm  Mionnet  3)  und  K. 
Ottfr.  Müller  *),  hatte  ausgesprochen  dass  die  früher  dem 
König-  Alexander  II  von  Epirus  zugetheilten  Silbermünzen 
nach  Aegypten  gehören.  (Ein  Tetradrachmon  dieser  Münz- 
art abgebildet  auf  Taf.  VIII  Nr.  3).  Borrell  fügte  die  wich- 
tige und  entscheidende  Nachricht  hinzu  dass  ihm  diese 
Münzen  stets  aus  Aegypten  zugegangen  sind  5)  und 
Schiedehaus  bestätigte  diese  Fundnachricht  «).  In  seiner 
zu  Alexandria  entstandnen  Sammlung,  welche  er  seiner 
Vaterstadt  Osnabrück  vermacht  hat,  befinden  sich  sieben 
Münzen  dieser  Art,  Tetradrachmen  und  Theilstücke. 
Pinder  hat  in  seinem  Aufsatz  über  die  Aera  des  Philippus 
die  Meinung  Cousinery's  und  Borrell'«  abermals  wieder- 
holt »). 

Es  ist  wohl  jetzt  allgemein  anerkannt  dass  diese 
Münzen  nicht  Alexander  von  Epirus  gehören.  Eckhel's 
Gründe  dafür  —  sei  es  mit  tiefster  Ehrfurcht  ausgesprochen 
—  sind  nicht  überzeugend.  Die  Münzen  haben  keine 
Aehnlichkeit  in  den  äusseren  Kennzeichen  mit  denen  des 
Pyrrhus,  was  man  doch  erwarten  müsste ;  sie  haben  nicht 
den  Königstitel  welchen  Pyrrhus  führt  und  welchen  sein 
Sohn  gewiss  nicht  fortgelassen  hätte;  der  Typus  der 
Vorderseite    kommt   bei   Pyrrhus    nicht    vor.    Hat   auch 


2)  Magazin  encyclopedique  1810  Febr.  Wiederholt  und  ausge- 
führt in  Vqyage  eii  Mac£doine  I  24*5. 

3)  VI  8.  -21  Aiini.  und  Suppi:  IX  S.  tl  Anm. 
*)  Denkmäler  Th.  I  Nr.  163. 

5)  Numismatic  Chronicle  VII  S.  133. 

6)  In  Grote's  Münzstudien  I  S.  462. 

')  Pinder  und  Friedlaendcr  Beiträge  zur  älteren  Münzkunde 
I  S.  219. 


Königsmünzen  Aegyptens. 


<«') 


Agathokles,  der  mütterliche  Gross vater  Alexanders  II  von 
EpirilS  auf  einer  Goldmünze  den  Kopf  der  Africa  mit  der 
Elephantcnhaut s),  so  wissen  wir  auch  warum  der  sicilischc 
König  diesen  Typus  wählte,  und  diese  Veranlassung  hatte 
Alexander  II  nicht.  Auch  finden  sich  die  Beizeichen  und 
Monogramme  unsrer  Münze  nicht  wieder  auf  denen  des 
Pyrrhus,  auf  dessen  Münzen  Beizeichen  überhaupt  nie 
derb  hervortreten.  Es  bleibt  also  allein  der  Typus  der 
Kehrseite  welcher  einem  Typus  des  Pyrrhus  ähnlich  ist, 
allein  dieser  Typus  ist  ein  so  häufiger  —  er  findet  sich  z.B. 
in  Thessalien,  auf  Münzen  des  Antigonus  Gonatas  u.  s.  w. 
—  dass  er  allein  nicht  nöthigt  die  Münzen  für  epirotisch 
zu  halten. 

Man  könnte  gegen  die  Zutheilung  nach  Aegypten 
einwenden,  dass  unsre  Münzen  die  bekannten  Kennzeichen 
der  ptolemaeischen  Münzen  nicht  haben;  das  ist  wahr, 
allein  daraus  folgt  nicht  dass  sie  nicht  aegyptisch  sind, 
sondern  es  folgt  nur  dass  diese  Kennzeichen  sich  nicht 
v  o  m  B  e  g i  n  n  der  ptolemaeischen  Prägung  herschreiben. 
Auch  stehen  diese  ersten  aegypti sehen  Königsmünzen, 
unter  Alexander  in  Aegypten  geprägt  keineswegs  allein. 
Wir  kennen  von  ihm  auch  Stater  mit  seinen  gewöhnlichen 
Typen  und  dem  Beizeichen  des  aegyptischen  Gottes  Kneph 
(Taf.  VIII  Nr.  1);  zwei  Exemplare,  ich  glaube  die  einzig 
bekannten,  befinden  sich  jetzt  im  k.Münzkabinet  zu  Berlin. 
Sie  beweisen  dass  Alexander  in  Aegypten  geprägt  hat, 
oder  dass  man  nach  seinem  Tode  dort  mit  seinen  Typen 
geprägt  hat0).   Auch  andre  der  Diadochen,  in  verschie- 


8)  Eckhel  Doctrina  I  S.  261. 

9)  Vielleicht  ist  auch  der  Stater  Alexanders  des  Grossen  mit 
dein  Beizeichen  eines  korinthischen  Helms  ohne  Busch  aegyptisch, 


76 


.T.  Friedlaender:  Die  ersten  griechischen 


denen  Ländern,  haben  zuerst  mit  Alexanders  Typen 
geprägt,  nur  ihren  Namen  statt  des  seinigen  beisetzend; 
so  Lysimachus  und  Seleucus,  und  sogar  noch  der  syrische 
König  Alexander  I  hat,  offenbar  auf  seinen  Namen  an- 
spielend, sich  zuweilen  mit  dem  Löwenfell  dargestellt  *•). 

Es  giebt  auch  noch  ein  andres Tetradrachmon  welches 
den  Kopf  mit  der  Elephantenhaut  und  auf  der  Kehrseite 
den  gewöhnlichen  Typus  der  Tetradrachmen  Alexanders 
hat.  Eins  der  wenigen  bekannten  Exemplare  hat  einen 
Pegasus,  andre  haben  einen  Blitz  als  Beizeichen.  Das  erste 
ward  in  Cadalvene  Recueil  de  medailles  grecques  S.  260 
abgebildet  (Taf.  VIII  Nr.  2),  zwei  Exemplare  mit  dem  Blitz 
als  Beizeichen  befanden  sich  in  der  Huberschen  Sammlung 
(Auctionskatalog  Nr.  942  und  943),  später  sind  noch  einige 
andre  bekannt  worden  *'). 

Und  an  diese  Silbermünzen  schliessen  sich  auch 
Bronzen.  Zunächst  eine  von  Mionnet  VI,  29,  235  beschrie- 
bene deren  Schwefelpaste  mir  vorliegt.  Sie  hat  den  näm- 
lichen Kopf  mit  der  Elephantenhaut,  und  auf  der  Kehr- 
seite ebenfalls  AAEZANAPoY  und  die  stehende  Nike 
(Taf.  VIII  Nr.  4),  gleich  den  Statern  xVlexanders.  Ihr  Bei- 
zeichen, der  Anker,  könnte  zwar  auf  die  beiden  Seleuciden 


denn  dieser  nämliche  Helm  findet  sich  als  fast  beständiges  Bei- 
zeichen auf  den  aegyptischen  Silbermünzen  Alexanders. 

i°)  Ob  auch  in  Bactrien  mit  Alexanders  Namen  geprägt  ward 
steht  dahin;  es  liegt  eine  Kupfermünze  Alexanders  mit  den  ge- 
wöhnlichen Typen  vor  welche  auf  einen  viereckigen  Schrötling 
geprägt  ist,  ähnlich  denen  der  bactrischen  Münzen.  Herr  St.  G.  R. 
Dannenbcrg  hat  die  Vermuthung  ausgesprochen,  diese  Münze  sei 
bactrisch. 

")  Numism.  Zeitschr.  I  S.  65. 


77 

Königsmiiiizcn  Aegyptens.  *  • 

Alexander  führen,  allein  auf  deren  Münzen  kommt  nicht 
der  Kopf  mit  dem  Elephantenfell  vor,  und  es  fehlt  nie  der 
Königstitel. 

Ferner  besitzt  das  königl.  Münzkabine t  eine  Bronze- 
mtinze  welche  den  Kopf  Alexanders  (ohneElephantenhaut) 
mit  dem  Ammonshorn  und  dem  Diadem  hat,  auf  der  Kehr- 
seite AAEZAN.  .  und  einen  Adler  mit  ausgebreiteten 
Flügeln  und  das  Monogramm  fa  (Taf.  VIII  Nr.  5). 

Und  ebenso  giebt  es  kleine  Bronzemünzen  mit  den- 
selben Typen,  AAE,  und  TT  oder  R|  (Taf.  VIII  Nr.  6). 

Alle  diese  Münzen,  Stater,  Tetradrachmen  und  ihre 
Theilstücke,  und  Bronzemünzen  hat  also  Alexander,  oder 
Ptolemaeus  Lagi  als  sein  Statthalter  für  ihn  geprägt.  Man 
braucht  nicht  auf  den  jüngeren  Alexander  hinabzugehen ; 
Schiedehaus  hat  die  Vermuthung,  er  sei  hier  dargestellt, 
mit  treffenden  Gründen,  wie  mir  scheint,  widerlegt  i>). 

An  diese  Münzen  Alexanders  des  Grossen  schliessen 
sich  nun  Gold-  und  Bronzemünzen  welche  ihnen  völlig 
gleich  in  den  Typen,  und  nur  durch  die  Aufschrift 
TTToAEMAloY  (ohne  Titel)  statt  AAEZANAPoY  von  ihnen 
verschieden  sind.  Ein  Stater  der  Pariser  Sammlung  ist  im 
Auctionskatalog  der  Dupre  sehen  Sammlung  bei  Nr.  345 
erwähnt,  und  ebenda  ist  ein  Theilstück  so  beschrieben: 
Behelmter  unbärtiger  Kopf  rechtshin  (also  Pallas).  Rück- 
seite: TTToAEMAloY  stehende  Nike,  in  der  Rechten  den 
Kranz,  in  der  Linken  ein  Feldzeichen  (etendard),  vor  ihr 
ein  Schild,  im  Felde  EY  und  4>E.  N,  3.  Das  Gewicht  ist 


12j  In  Grote's  Münzstudien  a.  a.  0.  I  462. 


78 


J.  Friedlaeader :  Die  ersten  griechischen 


nicht  angegeben,  es  wird  nur  gesagt  es  sei  ein  Tlieilstiick 
des  Staters  13). 

Beide  Goldstücke  haben  also  die  Typen  der  State* 
Alexanders,  Pallaskopf  und  Nike  welche  das  Gestell  für 
die  Trophäen  hält.  Denn  nebenbei  gesagt,  dies  ist  es  was 
Nike  hält  und  was  gewöhnlich  für  eine  Segelstange  gilt, 
deren  Beziehung  auf  überseeische  Siege  doch  gesucht 
wäre,  während  es  recht  bezeichnend  für  Alexander  ist  dass 
Nike  nicht  die  Trophäe  sondern  das  Gestell  für  immer 
neue  Trophäen  hält. 

Genau  den  Kopf  der  Bronzemünzen  Alexanders  mit 
dem  langen  Haar,  Animonshorn  und  dem  auffallend  niedrig 
auf  der  Stirn  liegenden  Diadem  haben  die  Bronzemünzen 
welche  Mionnet  (VI  16,  139—143  und  S.  IX  10,  59—61) 
Ptolemaeus  III.  gab.  Sie  zeigen  dieselbe  auffallende  Zier- 
lichkeit des  Gepräges  ohne  die  Eigenheiten  der  späteren 
ptolemaeischen  Münzen,  sie  haben  auch  oft  als  Beizeichen 
denselben  kleinen  Helm  wie  die  Tetradrachmen  Alexanders. 
Mionnet  hat  ohne  es  zu  wissen  ihre  Verwandtschaft  mit 
den  Silbermünzen  Alexanders  dadurch  anerkannt  dass  er 
(S.  III  426,  38)  eine  dieser  Kupfermünzen  zu  Ptolemaeus 
von  Epims  gestellt  hat,  also  nahe  zu  den  Tetradrachmen 
die  man  Alexander  II  von  Epirus  gab  und  die  wir  jetzt 
Aegypten  zurückgeben. 


iS)  Die  Existenz  des  Theilstücks  steht  hiernach  fest;  die  Ver- 
antwortung für  die  Existenz  des  Staters  limss  der  Verfasser  des 
Dupreschen  Katalogs  tragen.  Denn  sein  Citat  bezieht  sich  auf 
einen  andern  Stater,  welcher  ausser  dem  Namen  des  Ptolemaeus  noch 
KYPANAIflN  hat  und  vielleicht  unter  Magas  geprägt  ist.  Dieser 
Stater  ist  längst  bekannt,  siehe  Revue  1844  S.  325  und  Pinder  und 
Friedlaender  Beiträge  Tai'.  VIII  5. 


7<> 
Königsmunzen  Aegyptens.  *  «■ 

Einige  dieser  Bronzemünzen  haben  nur  TTToAEMAloY 
ohne  den  Titel,  was  bisher  unbemerkt  geblieben  ist;  es 
liegen  mir  Exemplare  vor,  welche  völlig  deutlich  zeigen 
dass  das  Titelwort  nicht  etwa  durch  einen  Zufall  beim 
Prägen  oder  durch  Abnutzung  fehlt  (Tai.  VIII  Nr.  7).  Diese 
Kupfermünzen  schliessen  sich  also  an  die  vorerwähnten 
Goldmünzen  welche  den  Titel  nicht  haben. 

Auch  ein  Theil  der  bisher  Ptolemaeus  IX.  zugeteiltem 
Münzen  mit  dem  Kopf  in  der  Elephantenhaut  und  einige 
ähnliche  kleinere  (Mionnet  VI  29,  233)  gehören  in  diese 
Epoche  (Tat.  VIII  Nr.  8),  auch  sie  haben  das  zierliche 
Gepräge  und  keins  der  Kennzeichen  der  späteren 
Ptolemaeer  i*). 

Wer  die  fünf  Gattungen  von  Münzen:  1.  die  Silber- 
münzen Alexanders,  2. seine  Bronzemünzen  mit  AAEZAN.  ., 
3.  die  kleinen  mit  AAE,  4.  die  Bronzemünzen  mit 
TTTOAEMAloY  oder  TTToAEMAloY  BAZIAEHZ  und  dem 
Kopf  mit  Ammonshorn  und  Diadem  (bisher  Ptolemaeus  III) 
und  endlich  5.  die  zierlichsten  von  den  bisher  Ptolemaeus  IX 
zugetheilten  mit  dem  Kopf  in  der  Elephantenhaut,  neben 
einander  sieht,  wird  sich  überzeugen  dass  sie  alle  einer 
Epoche  angehören.  Die  Exemplare  des  königl.  Münz- 
kabinets  habe  ich  so  geordnet,  und  Herr  Huber  hat  dies 
»System  als  richtig  anerkannt. 


•*)  Dieselben  Typen  kommen  später  mit  völlig  anderem  weit 
roherem  Gepräge  vor,  sogar  mit  dem  Namen  einer  Cleopatra.  Allein 
dies  stört  unsere  Annahme  nicht.  In  Aegypten  sind  bekanntlich  die 
Typen  unverändert  beibehalten  worden.  So  hat  sich  der  Kopf  in 
der  Elephantenhaut,  welcher  ursprünglich  der  Alexanders  war, 
zuletzt  in  einen  weiblichen,  in  eine  Africa  verwandelt. 


80 


J.  J'riedlaender :  Die  ersten  griechischen 


Sogar  die  Beizeichen  auf  diesen  Münzgattungen 
stimmen: 

A\.  mit  der  Pallas  Helm         EY  HP   X 
A\  des  Ptol.  I  mit  den  Typen 

Alexanders  <t>E  EY 

*L.  früher  Ptol.  III  zugetheilt  Helm                HP  X   171 

N,.  früher  Ptol.  IX  zugetheilt  EY         X   ^ 

JV.  und  M  des  Ptol.  I  <DE  EY  tf  X    171 

Soweit  kann  ich  aus  den  mir  zufällig  zugänglichen 
Münzen  und  Abdrücken  die  Uebereinstimmung  der  Bei- 
zeichen nachweisen,  gewiss  lässt  sie  sich  an  anderen 
Exemplaren  weiter  aufweisen. 

Die  ersten  griechischen  Königsmünzen  Aegyptens 
lassen  sich  demnach  so  ordnen : 

I.  Alexander  der  Grosse. 

1.  Stater  mit  seinen  gewöhnlichen  Typen  und  dem 
Beizeichen  des  Widderkopfs  des  Kneph.  Vielleicht 
auch  der  Stater  mit  dem  Beizeichen  des  Helms. 
(Taf.  VIII  Nr.  1). 

2.  Tetradraehmon,  der  Kopf  Alexanders  mit  Diadem, 
Ammonshorn  und  der  Elephantenhaut,  und  die 
gewöhnliche  Kehrseite  der  Tetradrachmen  Alexan- 
ders,   der   sitzende  Zeus  Aetophoros.  (Taf.  VIII 

Nr.  2). 

3.  Tetradrachmon  und  Theilstücke,  derselbe  Kopf 
und  auf  der  Kehrseite  Pallas  Promachos;  früher 
Alexander  II  von  Epirus  zugetheilt.  (Taf.  VIII 
Nr.  3\ 


Ol 
Königsinünzen  Aegyptens.  ox 

4.  Bronzemünze,  derselbe  Kopf,  auf  der  Kehrseite 
Nike,  gleich  der  des  Staters  Alexanders.  (Taf.  VIII 
Nr.  4). 

5.  Bronzemünze,  der  Kopf  Alexanders  mit  Diadem 
und  Ammonshorn  (ohne  Elephantenhaut) ,  auf  der 
Kehrseite  Adler.  (Taf.  VIII  Nr.  5). 

G.  Kleine  Bronzemünze,  dieselben  Typen,  abgekürzte 
Aufschrift.  (Taf.  VIII  Nr.  6). 

II.  Ptolemaeus  Soter  als  Statthalter. 

1.  Stater  und  Theilstück  mit  den  gewöhnlichen 
Typen  der  Stater  Alexanders  und  der  Aufschrift 
ITToAEMAloY. 

2.  Bronzemünze,  Alexanders  Kopf  mit  Diadem  und 
Ammonshorn  (ohne  Elephantenhaut),  auf  der  Kehr- 
seite Adler  und  TTToAEMÄIoY,  also  nur  durch  die 
Aufschrift  von  der  vorhergehenden  Nr.  5  verschie- 
den. (Taf.  VIII  Nr.  7). 

III.  Ptolemaeus  Soter  als  Statthalter,  mit  seinem 
Bildniss  aber  mit  der  Kehrseite  Alexanders. 

1.  Kleine  Goldmünze,  Viertelstater,  mit  Soters  Kopf, 
auf  der  Kehrseite  die  Nike  der  Stater  Alexanders 
und  die  Aufschrift  TTTOAEMAloY  ohne  Titel. 
(Taf.  VIII  Nr.  9). 

Alle  haben  den  Namen  ohne  den  Königstitel. 

6 


*^         J.  Friedlaender:  Die  ersten  griechischen  Königsmünzen  Aegyptens. 


IV.  Ptolemaeus   Soter    als   König    mit    dem  Kopfe 

Alexanders. 

1.  Bronzemünze  gleich  der  unter  II  2  angeführten 
aber  mit  dem  Königstitel. 

2.  Bronzemünze  mit  dem KopfAlexander's mit  Diadem, 
Ammonshorn,  derElephantenhaut  und  TTToAEMAloY 
BAZIAEfli:.  (Taf.  VIII  Nr.  8). 

V.  Ptolemaeus  Soter  ohne  Beziehung  auf  Alexander. 

Die  gewöhnlichen  Gold-  und  Silbermünzen  mit  seinem 
Bildniss  und  Namen  und  mit  dem  Königstitel. 


83 


IV. 

Drei  merkwürdige 
Münzen  der  Könige  Agrippa  I  und  II. 

Von 
H.  C.   Keichardt. 


Im  Pariser  Münzkabinet  befindet  sich  ein  dürftig 
erhaltenes  Unicum  des  Königs  Agrippa  I  welches  bisher 
noch  nicht  genügend  erklärt  worden  ist.  So  viel  mir 
bekannt,  wurde  diese  Münze  zuerst  von  Mionnet  (V,  568, 
Sß)  veröffentlicht. 

Er  beschreibt  sie  wie  folgt: 

A  v. :  BAC  .  ArPITTAC (sie)  KAIC Cali- 

gula  ou  Claude  debout,  la  tete  voilee,  vetu  de  la 
toge  et  tenant  une  patere  dans  la  main  dr., 
tandis  qu'  Agrippa  et  son  fils  debout  h  ses  cötes 
le  couronnent. 

6* 


84 


H.  C.  Eeichardt:  Drei  merkwürdige  Münzen 


Kev.:  AHM.PnMAinN  K . CYM . XI . AY  (sie).  Deuxmains 
jointes,  le  tout  dans  une  couronne  de  diene ;  k 
rexterieur  de  la  cour. ,  la  leg.  circulaire  ainsi 
coneue: KAHToN BAU  .  ArPITTA 

(sie)  .  et   une   tete   humaine    en    contremarque. 

ä.  7y,. 

Ihm  folgt  Lenormant  Senior,  der  im  Tresor  Numisma- 
tique  des  rois  Grecs  pag.  126  dieselbe  Münze  vorführt. 
sich  aber  noch  weiter  vom  Ziele  der  richtigen  Ent- 
ziffrung  und  Erklärung  entfernt,  indem  er  sogar  einige 
Buchstaben,  welche  Mionnet  richtig  gelesen  hat,  ganz  will- 
kürlich weglässt.  Seine  Beschreibung  lautet  wie  folgt : 

Av.:  BAC  AmTTTTAC  «DlAoKAICAP  .  Le  roi  Agrippa, 

ami  de  Cesar.  L'empereur,  la  tete  voilee, 
sacrifiant  et  couronne  par  deux  femmes,  dont 
l'une  parait  etre  la  Victoire. 
Ke  v. :  Deux  mains  jointes  dans  une  couronne :  la  legende 
disposee  en  deux  ligneg  des  deux  cötes  de  la 
couronne,  laisse  voir  les  mots  suivants:  AHM. 
PriMAIHN  •  •  CVM  .  XI  •  AT  .  .  .  KAHToN  BAC 
ArPITTTTA  ....  Une  tete  imperiale  en  contre- 
marque. AL.  8. 

De  Saulcy,  der  sich  viel  mit  jüdischen  Münzen  be- 
schäftigt und  ein  wenigstens  in  Frankreich  epochemachen- 
des Buch  über  jüdische  Numismatik  geschrieben  bat,  über- 
geht unbegreiflicher  Weise  in  seinem  Werke  alle  jene 
Agrippa- Münzen  welche  römische  Kaiserköpfe  oder  sonst 
einen  Bezug  auf  den  Imperator  haben.  Dieses  Still- 
schweigen muss  um  so  mehr  befremden  als  de  Saulcy  in 
seiner  Numismatique  judaique  doch  den  Münzen  von  Aelia 
Capitolina   15  Seiten  (pag.  171 — 187)  widmet,   obgleich 


der  Könige  Agrippa  1  und  II. 


85 


nebenbei  gesagt  die  unter  der  Regierung  der  römischen 
Kaiser  für  die  von  NichtJuden  bewohnte  römische 
Kolonie  Aelia  Capitolina  geschlagenen  Münzen  gar  nichts 
mehr  mit  der  jüdischen  Numismatik  zu  thun  haben,  sondern 
einfach  nur  römische  Kolonialmünzen  aus  der  Kaiserzeit 
sind.  Die  Agrippa-Münzen  hingegen,  obgleich  sie  auf  dem 
Avers  Kaiserköpfe  aufweisen,  gehören  doch  gewiss  mit 
mehr  Recht  in  die  jüdische  Numismatik,  da  sie,  wie  ihr 
Revers  bezeugt,  auf  Befehl  und  unter  der  Herrschaft  der 
beiden  Könige  Agrippa  I  und  II  geprägt  wurden.  Es  ist 
daher  unbegreiflich  warum  de  Saulcy  dieselben  in  seinem 
Werke  gänzlich  ignorirt.  Vielleicht  ist  während  seiner 
Reise  im  heiligen  Lande  keine  dieser  Münzen  in  seinen 
Besitz  gekommen  und  er  hat  daher  den  jüdischen  Ursprung 
derselben  in  Zweifel  gezogen.  Ist  dies  der  Grund  seines 
Stillschweigens,  so  erlaube  ich  mir  zu  bemerken  dass  ich 
während  meines  mehrjährigen  Aufenthaltes  in  Palästina 
die  meisten  der  in  meiner  Sammlung  befindlichen  fünfzehn 
Agrippa-Münzen  mit  römischen  Kaiserköpfen  in  und  um 
Jerusalem  erworben  habe.  Besonders  kommen  daselbst 
die  unter  Domitian  geschlagenen  Stücke  häufig  vor.  Nach 
dem  Fundorte  zu  schliessen  gehören  diese  Münzen  der 
Provinz  Judaea  und  nicht  Chalcidene  an.  De  Saulcy's 
Numismatique  Judaique  dürfte  daher  als  Handbuch  über 
jüdische  Numismatik  auf  Vollständigkeit  keinen  Anspruch 
haben. 

In  dieser  Hinsicht  ist  das  englische  Werk  History  of 
jewish  Coinage  von  F.  W.  Madden ,  Custos  am  Britischen 
Museum,  bisher  unübertroffen.  Dieser  Gelehrte  behandelt 
vollständig  alle  jüdischen  Münzen  die  ihm  bekannt  waren, 
er  giebt  die  Meinungen  anderer  Autoren  und  beleuchtet 
alles  was  diesem  Zweige  der  Numismatik  zur  Erklärung 


86 


H.  C.  Reichard:   I>rei  merkwürdige  Münzen 


dient.  Bei  ihm  findet  man  alle  Agrippa-Münzen  mit  römi- 
schen Kaiserporträten  vollständig  behandelt  und  unter 
diesen  auch  eine  Beschreibung-  (p.  109)  der  in  Frage 
stehenden  Münze  Agrippa's  I.  Schade  dass  Madden  sich 
nur  auf  die  Wiederholung  der  Lesung  Lenormant's  be- 
schränkt und  jene  Mionnet's  nicht  weiter  berücksichtigt. 

Schliesslich  hat  Cavedoni  in  seinen  „Principali  que- 
stioni"  i)  diese  Münzen  besprochen.  Er  bildet  aus  der 
Umschrift  zwei  abgesonderte  Legenden.  Die  erste  lautet ; 
CYM(/xa)  XIA  f[ov)  AHM(o-j)  PflMAinN  und  die  zweite : 
BAC0?.sys)  ArPinnA^^v  crjv)KAHTON(>t;j.a).  Schade  dass 
dieser  ausgezeichnete  Numismatiker  nur  nach  Lenormants 
Zeichnung  arbeiten  konnte,  welche  ihn,  wie  mir  scheint, 
in  die  Irre  leitete. 

Um  zu  einer  richtigeren  Auffassung  dieser  Münze  zu 
gelangen,  suchte  ich  vor  Allem  mir  einen  Abdruck  der- 
selben zu  verschaffen.  Durch  die  gütige  Vermittlung  eines 
Freundes  erhielt  ich  von  dem  Vorstande  des  Pariser  Münz- 
kabinets  mit  von  mir  dankbar  anerkannter  Bereitwilligkeit 
den  gewünschten  Abdruck  in  Siegellack,  nach  welchem 
ich  mir  einen  vollständig  gelungenen  galvanoplastischen 
Abdruck  anfertigte. 

Nach  letzterem  ist  die  obige  Abbildung  ausgeführt 
worden. 

Nach  aufmerksamer,  mit  Hilfe  eines  guten  Vergrösse- 
rungsglases  verschärfter  Prüfung  meines  Abdruckes  ge- 
langte ich  zur  Ueberzeugung  dass  Mionnet  wie  Lenormant 
sich  in  der  Lesung  dieser  Münze  geirrt  haben.  Betrachten 


*)  Opuscoli   religiosi,   letterari   e  morali.   Serie  II  Tom.  V 
Fase.  14  Modena  1865  pag.  182. 


der  Könige  Agrippa  I  und  II. 


87 


wir  zuerst  nach  obiger  Zeichnung  die  Rückseite  der  Münze. 
Lenormant  wie  auch  Madden  haben  hier  übersehen  dass 
die  einzelnen  Worte  durch  Punkte  von  einander  getrennt 
sind.  Sie  haben  das  K  (Kai)  welches  PflMAlO  mit  dem 
folgenden  Worte  verbindet,  aber  selbst  zwischen  zwei 
Punkten  steht  •  K  • ,  mithin  ein  Wort  für  sich  sein  soll,  ganz 
weggelassen,  obgleich  sieh  dieses  Bindewort  bei  Mionnet 
vorfindet.  In  dem  zunächst  folgenden  Worte  erkenne  ich 
anstatt  des  M  zwei  dicht  nebeneinander  stehende  Lamda 
AA  und  lese  somit  die  Inschrift  der  Kehrseite  von  den 
zwei  ineinandergelegten  rechten  Händen  beginnend  und 
von  Cavedoni's  ZYMMAXIA  ganz  absehend :  AHM .  PHNIAIQ 
•  K  •  CYAAoXI  •  AY  •  Dann  folgt  der  als  Contremarque  aufge- 
schlagene Kaiserkopf.   Diese  Legende  steht  innerhalb  des 

Kranzes.  Ausserhalb  des  Kranzes  steht :  BAU ArPITTA . . 

KAHTON  *  •  A  *  Das  letzte  Wort  ist  durch  den  Einschlag  des 
Nach  stempeis  zerstört  worden  und  es  ist  davon  deutlich 
nur  ein  A  sichtbar.  Dann  folgt  ein  Punkt,  welcher  das  A 
von  dem  folgenden  BAC  trennt.  Dieses  A  folgt  gleich  nach 
KAHTON  so  dass  dazwischen  nur  für  einen  einzigen  Buch- 
staben Raum  ist.  Nun  scheint  mir  aber  dass  dieser  ausge- 
fallene Buchstab  ein  X  war,  indem  man  oberhalb  des  Nach- 
stempels von  diesem  X  noch  die  Spuren  seiner  obern 
Hälfte  bemerkt.  Somit  hätten  wir  XA  mit  einem  Punkt  XA  • 
worauf  nichts  weiter  folgt.  Ich  erlaube  mir  dieses  XA  mit 
XAlpsiv  zu  ergänzen. 

Zwischen  ArP!TT(TT)A(N)  und  KAHTON  ist  für  ein  aus- 
gefallenes Wort  Raum ;  diese  Lücke  kann  durch  den  Titel 
MErAN,  der  auf  einer  andern  Münze  dieses  Königs  vorkommt 
(Mion.  V  p.  568,  87)  ausgefüllt  werden.  Die  ganze  Inschrift 
würde  demnach  in  der  von  mir  versuchten  Auslegung  also 
lauten:  AHMo?  PflMAICON  Ksu  ZYAAOXIraf  AYroö  BADXecc 


88 


II.  C  Reichardt:  Drei  merkwürdige  Münzen 


ArPITTAv  ixiyciv  KAHTON  (für  xX£?rov?)XAipav.  „Das  römische 
Volk  und  seine  Cohorten  (SuAXo^irai)  *)  begrüssen  den 
grossen  und  erlauchten  König  Agrippa  »). 

Die  Darstellungen  auf  der  Vorder-  und  Rückseite 
scheinen  die  von  mir  versuchte  Lesung  zu  rechtfertigen. 
Die  zwei  ineinander  gefalteten  rechten  Hände  sind  das 
Symbol  der  Gemeinschaft  des  römischen  Volkes  mit  seinem 
Kriegsheere.  Beide  durch  den  Senat  repräsentirt,  bestätig- 
ten auf  dem  römischen  Forum  mit  einem  Eide  dem  Könige 
Agrippa  I  den  Besitz  aller  Länder  des  Herodes ,  wie 
Josephus  (Antiq.  XIX,  5,  1)  berichtet. 

Durch  diese  Nachricht  des  Josephus  scheint  auch  die 
Vorderseite  unserer  Münze  ihre  Erklärung  zu  erhalten. 
Wir  erblicken  nämlich  drei  Figuren;  rechts  eine  weibliche 
Figur  die  Roma,  AHMOC  PHMAIQN,  links  eine  männliche 
Figur,  einen  römischen  Krieger,  die  ^vkloyivai  vorstellend, 
beide  begrüssen  die  mittlere  dritte  Person,  nämlich  den 
König  Agrippa  und  schwören  ihm  Treue  mit  aufgehobenen 
Händen.  Die  Aufschrift  lautet:  BACArPITTAC<t>IAoKAICAP. 

Von  Agrippa  II  befinden  sich  in  meiner  Sammlung 
noch  folgende  zwei  bemerkenswerthe  zum  Theil  unbekannte 
Stücke. 


i)  Bundesgenossen?  Waffenbrüder? 

Die  Redaction. 

3)  Diese  von  dem  Verfasser  zu  vertretende  Lesung  ist  gewagt 
da  xai'psw  mit  dem  Dativ  construirt  wird.  Vielleicht  dürfte  sich  die 
Lesung  durch  eine  elliptische  Satzbildung  erklären ,  wobei  su^ovra: 
oder  liyovot  zu  ergänzen  wäre.  Sie  senden  ihm  das  xai'p£tv>  den 
üblichen  Willkommgruss.  Aber  auch  hier  bliebe  der  Accusativ  ohne 
Rechtfertigung.  Eine  unbedenkliche  Lesung  wird  sich  wohl  erst 
nach  Auffindung  eines  zweiten  vollständigeren  Exemplars  ermitteln 
lassen.  Die  Redaction. 


der  Könige  Agrippa  I  und  II. 

1.  Unter  Titus  geschlagen. 


89 


A  v. :  AYToKP .  TITOC .  KAIC .  C€B .  Belorbeerter  Kopf  des 
Kaisers  nach  rechts. 

Rev.:  L.IA  (Jahr  14)  BAC .  ArPITTTT . Nach  rechts  schrei- 
tende Victoria,  einen  Palmzweig  über  ihre 
Schulter  und  einen  Kranz  in  der  Rechten  haltend. 
&.  6. 

Eine  Münze  mit  diesem  Datum  findet  sich  im  Tresor 
PI.  LXI,  Nr.  7,  sie  ist  aber  von  so  schlechter  Erhaltung 
dass  Madden ,  obgleich  er  einen  Abdruck  der  Münze  vor 
sich  hatte,  Anstand  nahm  dieselbe  in  seine  Liste  der 
Agrippa-Mttnzen  aufzunehmen.  Mein  Exemplar  ist  von 
ganz  vorzüglicher  Erhaltung.  An  der  Existenz  des  Datums 
L.IA  kann  daher  nicht  mehr  gezweifelt  werden.  Das 
Jahr  14  dieser  Münze  fällt  nach  Madden's  Untersuchungen, 
1.  c.  p.  127  auf  das  Jahr  74  n.  Chr. 

2.  Unter  Domitian  geprägt. 


Av. 


AoMITIANOCKAICAP 

Kaisers  nach  rechts. 


Belorbeerter  Kopf  des 


*/v'         H.  C.  Reichardt:  Drei  merkw.  Münzen  der  Könige  Agrippa  r  u.  II. 

Rev.:  0>].YoT3  (Jahr  29)BA.ArPITTTTA.   Victoria  nach 
rechts,  den  linken  Fuss  auf  einen  Helm  stützend, 
schreibt  auf  einen  Schild. 
&.  5. 

Das  20.  Jahr  Agrippa's  fällt  in  das  Jahr  89  n.  Chr. 
Die* Aera  dieser  Münzen  ist  durch  ein  anderes,  ebenfalls 
in  meiner  Sammlung  befindliches  Stück  ermittelt  worden. 
Das  Beweisstück  (Mion.  V,  575,  128)  ist  im  12.  Jahre  des 
Consulats  Domitians,  86  n.  Chr.  geschlagen,  welches  auf 
dem  Revers  als  das  26.  Jahr  des  Königs  Agrippa  bezeichnet 
ist.  Demnach  wäre  der  Anfang  dieser  Aera  das  7.  Jahr 
des  Kaisers  Nero  nämlich  das  Jahr  60  n.  Chr. 


Ol 


V. 


Berenike  II  und  Kleopatra  Selene. 


Von 
Dr.  A.l€TBd  von  Sallet. 


Hs.:  (BAZIAIZZHZ)     BEPENIk(HZ)      Brustbild     der 
Berenike  II  mit  Diadem,  rechtshin. 

ßs.:  BAZIAEHZ    nToAEMAloY    Adler    auf    dem    Blitz 

stehend,  linksliin. 

AL.  5,  gute  Arbeit. 

Diese  Münze  befindet  sich  seit  kurzem  im  Berliner  kgl. 

Münzkabinet  und  war  bisher  nur  in  einem  Exemplar  aus 

dem  Museum  Hedervarianum   bekannt  und  zwar  in  zwei 

von  einander  abweichenden  Beschreibungen  bei  Wiczay  *) 

und  Sestini  2).  Nach  des  Letzteren  Beschreibung  wieder- 


*)  Mus.  Hedervar.  Nr.  6375. 

2)  Mus.  Hedervar  III,  cont.  p.  4,  Nr.  2. 


92 


Dr.  Alfred  \.  .Sallet:  Berenike  IT 


holt  sie  Mionnet  i)  und  Huber  3).  Die  im  Rollin'schen 
Katalog  angeführte  ähnliche  Münze  3)  darf  nicht  berück- 
sichtigt werden,  da  die  Inschrift  der  Hauptseite  als  „legende 
retouchee"  bezeichnet  wird. 

Abgesehen  von  der  grossen  Seltenheit  hat  aber  unsere 
Münze  noch  ein  weiteres  Interesse:  sie  scheint  Mionnet 
zu  berichtigen  und  uns  um  eine  Münzfürstin  ärmer  zu 
machen. 

Eckhel  *)  beschreibt  nach  Vaillant  eine  Münze  der 
Kleopatra  Selene  mit  den  Typen  der  oben  beschriebenen 
Berenike  und  der  Umschrift  BAZIAIZZHZZHAHNHZ  (sie) 
Rs.  BAZIAEflZ  TTTOAEMAIOY  Ä.  IL  Mionnet  wiederholt 
dieselbe  aus  der  Pariser  Sammlung,  fügt  noch  zwei  ähn- 
liche 5)  mit  verriebenem  Namen  der  Königin  hinzu  und 
giebt  endlich  im  Supplement  eine  gleiche  Münze  «) ,  aber 
mit  ZEAHNHZ  BAZIAIZZHZ  und  der  Bemerkung,  der 
Name  sei  früher  falsch  gelesen  worden.  Mionnets  drei 
Schwefelpasten  7)  der  Münzen  der  Kleopatra  Selene  zeigen 
übereinstimmend  mit  zwei  seiner  Beschreibungen  den 
Namen  der  Königin  verrieben;  die  von  ihm  als  deutlich 
beschriebene  Münze  aber  zeigt  in  der  Paste  ebenfalls  nur 


i)  Suppl.  IX,  12,  Nr.  65. 

2)  Zur  alten  Numismatik  Aegyptens.  Separatabdr.  229,  Nr.  5. 
Wiener  Num.  M.  H.  IV,  245  Nr.  5. 

3)  Rollin  III  Nr.  8375.  Auf  der  Rückseite  steht  noch  EY; 
die  Münze  wird  daher  Euesperidae  zugetheilt. 

*)  D.  N.  v.  IV,  20. 

5)  VI,  28,  Nr.  218—220. 

«)  Suppl.  IX,  16,  Nr.  81. 

7)  Die  Nummern  VI ,  218—220.  Die  erste  ist  nach  Visconti 
identisch  mit  der  von  Vaillant  beschriebenen  und  die  bei  Visconti 
abgebildete. 


und  Kleopatra  Selene-  "" 

Spuren,  aber  nicht  deutliche  Buchstaben  der  Narnens- 
inschrift;  Stellung-  derselben  und  Porträt  stimmen  auf  das 
genaueste  mit  der  abgebildeten  Berenike  tiberein. 

Nach  dem  Material ,  welches  mir  vorliegt  —  Nach-  . 
richten  über  die  Originale  der  drei  Schwefelpasten  sowie 
über  die  vierte  Kleopatra  Selene  im  Supplement  Mionnets 
sind  jetzt  i)  natürlich  nicht  zu  erlangen  —  scheint  mir  die 
Vermuthung  gerechtfertigt , '  dass  auch  jene  vier  Pariser 
Münzen,  welche  der  Kleopatra  Selene  zugeschrieben  . 
weiden ,  der  Berenike  II  angehören  und  demgemäss  auch 
die  Aufschrift  BAZIAIZZHZ  BEPENIKHZ  tragen  oder  ge- 
tragen haben. 

Es  ist  immer  ein  missliches  Unternehmen,  Mionnets 
Beschreibungen  und  Lesungen  verbessern  zu  wollen ;  die 
grosse  Zuverlässigkeit  und  Geübtheit  Mionnets  ist  oft  genug 
gelobt  worden  und  kann  gegenüber  so  vielen  weit  weniger 
guten  neueren  Werken  und  Publicationen  nicht  genug 
gelobt  werden,  hier  scheint  mir  aber  aus  manchen  Gründen 
meine  Vermuthung  gerechtfertigt. 

Abgesehen  davon,  dass  schon  der  Beiname  Selene 
allein ,  ohne  den  Namen  Kleopatra ,  mit  dem  Königstitel 
verbunden,  auffallend  wäre,  scheint  auch  die  Fabrik  der 
Pariser  Münzen  auf  eine  frühere  Zeit,  als  die  der  Selene 
war,  hinzudeuten.  Die  Porträts  der  Mionnet'schen  Pasten 
der  angeblichen  Selenemünzen  stimmen  aber  im  Ausdruck 
des  Gesichts  und  in  der  Haartracht  —  es  ist  der  bekannte 
gewellte  Scheitel  der  zweiten  Berenike  —  mit  der  abge- 
bildeten sichern  Berenikemüuze  und  mit  den  andern  be- 
kannten Münzen  dieser  Königin  mit  abweichenden  Rück- 
seiten genau  überein. 


J)  D.  b.  damals,  als  der  Artikel  gegebrieben  wurde. 


94 


Dr.  Alfred  v.  s.illet:  Berenike  II 


Die  von  Eckhel  <)  beschriebene  in  Wien  befindliche 
(syrische)  Münze  der  Kleopatra  Selene  : 

Protome  juvenilis  hnmero  alato  seu  Victoriae  seu 
Cupidinis. 
Rs. :  EAEN*  ■  flos  loti  cum  astro. 
&'J  IIT.  (Mus.  Caes.). 

scheint  sehr  zweifelhaft.  Man  möchte  eher  an  ein 
undeutliches  Exemplar  der  gewöhnlichen  Münze  Antio- 
chus  VII  mit  ähnlichen  Typen  denken.  Jedenfalls  ist  bei 
dem  fragmentarischen  Zustand  und  der  falschen  Ortho- 
graphie der  Legende  die  Bestimmung  ganz  unsicher  3). 


«)  D.  N.  V.  III,  241. 

*)  Beschreibung  dieser  Münze  mach  dem  Wiener  Originale : 
iE.  4    Brustbild  der  geflügelten  Nike  rechtshin. 
Rs. :  Symbolischer  Kopfschmuck  (Pschent)  der  aegyptischen 
Göttin  Ilathor,  gewöhnlich  als  Lotusblume  bezeichnet; 
unter  dem  Monddiscus  ein  Stern;  im  Felde  links  gerad- 
läutig  von  unten  mich  oben  zu  lesen.  EAEN-  (das  erste 
E  sehwach),  im  Felde  rechts  Raum  für  eine  einzeilige 
Inschrift,  diese  aber  spurlos  verschwunden;  im  äusseren 
Felde  links  das  Zeichen  Y. 
Diese  Münze  hat  wie  oben  richtig  bemerkt  wird,  grosse  Aehn- 
lichkeit  mit  einer  Reihe  datirter  Münzen  des  Königs  Antiochus  VII 
Evergetcs  (Mion.  V  75,  G54 — G7ö) ;  sie  unterscheidet  sich  aber  von 
letztern  schon  dadurch   dass    auf  diesen  die  dreizeilige  aus  viel 
kleinern  Buchstaben  bestehende  Inschrift   von   oben   nach  unten 
lauft,    während  auf  unsrer  Münze,    wie  das  ganz  deutliche    AEN 
zeigt,  gerade  das  Umgekehrte  der  Fall  ist.  Auch  wäre  für  eine  drei- 
zeilige Legende  gar  kein  Raum.  Dem  Antiochus  VII  gehört  also 
die  Münze  nicht  an.    Noch  weniger  ist  nach  meiner  Ansicht   an 
eine  Kleopatra  Selene  zu  denken,  denn  abgesehen  von  der  falschen 
Orthographie  des  Namens  der  Königin,  müsste  die  Legende  nach 
Analogie    der    Seleukidenmünzen    also    lauten:     BAZIAIZZHZ 
KAEoTTATPAZ  ZEAHNHZ  welche  Legende  nach  der  Grösse  und 


und  Kleopatra  6elcne.  ^^ 

Bevor  also  nicht  andere  Münzen  der  Kleopatra  Selene 
mit  ganz  deutlichen  und  sichern  Umschriften  vorkommen 


Stellung-  der  Buchstaben  AEN  gar  nicht  unterzubringen  wäre. 
Nach  dem  Königsbuche  war  die  erste  Gemahlin  des  Ptolemaeus 
Soterll  eine  Kleopatra,  die  vierte  Königin  dieses  Namens.  Dieser 
Hauptname  durfte,  wie  Dr.  v.  Sallet  richtig  bemerkt,  auf  den  Münzen 
nicht  ausgelassen  werden;  der  Beiname  allein  in  Verbindung  mit 
dem  Königstitel  wäre  unstatthaft.  Obige  Münze  gehört  daher  der 
Kleopatra  IV  Selene  nicht  an  und  es  kann  aus  ihr  ein  Beweis  für 
dae  Vorhandensein  von  Münzen  dieser  Königin  nicht  geschöpft 
werden.  —  Hier  drängt  sich,  obgleich  nicht  zur  Sache  gehörig, 
die  Frage  auf,  wohin  also  die  Münze  mit  der  für  Selene  nicht 
zulässigen  Orthographie  eigentlich  gehöre?  Ich  muss  in  vorhinein 
um  Entschuldigung  meines  Irrthums  bitten,  wenn  ich  bekenne  dass 
ich  bei  dem  AEN  oder,  wie  Eckhel  will,  EAEN  unwillkürlich  an 
die  kilikische  Stadt  Kelenderis  dachte.  Unter  dieser  Voraussetzung 

wäre  die  zweizeilige  Inschrift  _.  _.  ,  was  allerdings  den  Le- 
gendenraum der  Münze  ausfüllt.  Wie  käme  aber  eine  autonome 
kilikische  Stadt,  ungeachtet  ihrer  zeitweiligen  Abhängigkeit  von 
fremden  Despoten ,  zu  den  Münztypen  des  syrischen  Königs 
Antiochus  VII?  —  Derselbe  Typus  der  Kehrseite,  Hathor-Pschent 
oder  Lotusblume  rindet  sich  auch  auf  zahlreichen  datirten  Erz- 
münzen der  syrischen  Königin  Kleopatra  mit  ihrem  Sohne 
Antiochus  VIII. 

Bemerkenswerth  ist  noch  auf  der  oben  abgebildeten  Berenike- 
münze  dass  sie  auf  der  Vorderseite  den  Namen  und  Titel  der 
Königin  und  auf  der  Kehrseite  die  gewöhnliche  Inschrift  der 
Ptolemaeermünzen  hat ,  ein  Beweis  dass  sie  eine  in  Alexandria 
geschlagne  Landesmünze  war  und  die  Prägung  von  der  königl. 
Regierung  ausging.  Dieselbe  doppelte  Legende  findet  sich  auch 
auf  der  Berenikemünze  mit  dem  Füllhorn  als  Typus  der  Kehrseite. 
Aehnliches  sehen  wir  auf  Münzen  der  Königinmutter  und  Regentin 
Kleopatra  I.  (Huber ,  zur  alten  Numismatik  Aegyptens.  Numism. 
Zeitsch.  Bd.   II,    S.   419.    Vergl.  auch    in   derselben  Abhandlung, 


96 


Dr.  Alfred  v.  Nallet :  Berenike  rt  und  ICleopatra  Selene. 


oder  die  Richtigkeit  der  Mionnet'schen  Lesung  festgestellt 
wird,  ist  an  der  Existenz  ihrer  Münzen  zu  zweifeln  und  ist 
zu  vermuthen,  dass  alle  ihr  zugeschriebenen  aegyptischen 
Münzen  der  Gemahlin  Ptolemaeus  III  Euergetes,  Berenike  II 
angehören. 


Berenike  IL  Wiener  Niim. Monatshefte  1868,  I\rS.  242  ff.  Taf.  IV,  5 
n.  Separatabd.  S.  220,  Taf.  V,  5).  C.  W.  H. 


97 


vi: 

Fulvia    Plautiana. 

Von 
Dr.  Alfred  v.  Sallet. 


Zuerst  wurde  von  Sabatier  in  der  Petersburger  Zeit- 
schrift i) ,  später  in  seiner  Jconographie  und  dem  Catalog 
seiner  Sammlung  eine  Münze  einer  Kaiserin  Fulvia  Plau- 
tiana, geprägt  in  Thyatira  Lydiae,  publicirt : 

Hs.:  <J>OVA  nAAYTIANA  C€  Brustbild  rechtsliin. 
Rs. :  OYATCIPHNflN  Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln 
von  vorn,  den  Kopf  linkshin  wendend. 
i£.  6. 
Eine   Münze    mit    gleichen    Typen    und    derselben 
Umschrift  der  Rückseite  ist  bei  Cohen  abgebildet,    aber 
mit  dieser  Legende  der  Hauptseite :  <t>OYA  TTAAYTIANHC  2). 
Eine  andere  Münze  der  Art  ist  im  Auctionscatalog 
Badeigts  de  Laborde  (Paris  1869)  s)  enthalten,  aber  mit: 


*)  Memoires  de  la  soc.  imp.  d'arch.  etc.  IV,  1850  p.  4  ff. 
»;  Cohen  III,   Taf.  VI,  p.  221.    Im  Text  steht,   wohl  irrig, 
TTAAYTIAN  C€. 

»)  Nr.  807. 

7 


98 


Dr.  Alfred  von  Sallet : 


<t>OYAB  TTAAYTIANA  C€  und  Contremarke,  sonst  mit  den- 
selben Typen  *). 

Hierzu  kommt  eine  neuerdings  im  Auctionseatalog 
Pericles  Exereunetes  (London  1871)  2)  publicirte  Münze 
vonAcrasus  Lydiae. 

Hs. :  <t>OYA  nAAYTIANH  C-  Female  head  to  right. 
Rs.:  AKPACinTHN-  Diana  of  Ephesus  between  two 
stags. 
fc.  6  s). 

Die  Münze  Sabatiers  ist  nach  den  Abbildungen  der- 
selben nicht  vorzüglich  erhalten,  namentlich  ist  das  N 
durch  einen  Riss  der  Münze  beschädigt.  Die  Münze  aus 
der  Auction  Laborde  habe  ich  selbst  gesehen:  das  N 
schien  mir  nicht  deutlich,  auch  das  zweite  A  nicht;  ich 
glaubte  eher  TTAAYTIAAA  zu  lesen.  Die  von  Cohen  abge- 
bildete Münze  hat  aber  deutlich  TTAAYTIANH,  ebenso  dar! 
man  an  dem  TTAAYTIANH  des  Catalogs  Exereunetes  nicht 
zweifeln. 

Diese  Fulvia  Plautiaua  wird  von  Sabatier  Gemahlin 
des  Pescennius  Niger  genannt  *),  von  Cohen  wird  sie 


*)  Mion.  IV,  166,  957  hat  eine  ähnliche  Münze  derselben  Stadt 
als  Plautilla,  jedoch  mit  <l>OYA  *  TTAAYT  *  A,  also  mit  unvollstän- 
diger, durch  Contremarke  entstellter  Umschrift. 

*)  Nr.  306. 

3)  Mionnet  IV,  4,  17  hat  dieselbe  Münze  als  Plautilla;  die 
Schwefelpaste  zeigt,  dass  die  Umschrift  der  Hauptseite  am  Ende 
undeutlich  war. 

*)  Eckhers  Ansicht  über  Plautiana  und  die  zu  erwähnenden 
Münzen  derselben  ist  von  Sabatier  1.  c.  nicht  ganz  richtig  wieder- 
gegeben. Eckhcl  D.  N.  V.  VII,  153  sagt:  fuere  qui  ex  numis  dietam 
(uxorem  Pescennii)  fuisse  Pescenniam  Plautianam  adsererent. 
Vgl.  auch  D.  N.  V.  VII,  163. 


Fulvia  Plfiutiana. 


99 


zwar  hinter  Niger  aufgeführt,  doch  nur  als  gänzlich  unbe- 
kannte, dem  Niger  nicht  mit  Sicherheit  zuzutheilende 
Kaiserin. 

Der  Grund,  die  Fulvia  Plautiana  dem  Pescennius 
Niger  zur  Gemahlin  zu  geben,  ist  folgender:  Eckhel 
führt  nach  Baudelot  eine  Münze  an  mit  der  Umschrift 
TT€CK€NNIA  TTAAYTIANA  C€BACTH  (Typen,  Metall,  Grösse 
und  Rückseite  werden  nicht  angegeben)  und  nach  Baidini 
eine  andere,  schon  von  diesem  für  verfälscht  erklärte 
lateinische  Münze:  PESCENNIA  PLAVTIANA  AVGVSTA 
Rs. :  CONCORDIAPR-  Die  erste,  griechische  Münze 
dieser  Pescennia  Plautiana  ist  sonst  gänzlich  unbekannt, 
also  äusserst  bedenklich.  Auf  einer  andern  von  Eckhel 
besprochenen  und  für  falsch  erklärten  Münze  der  Wiener 
Sammlung  steht:  PESCENNIA  PLAVTIANA  AVGVSTA  und 
auf  der  Rückseite  in  einem  Kranze  CLODALBINVS  CAES 
AVG  IMP  S  C*  Nach  der  Intention  dieses  der  richtigen 
Stellung  der  Kaisertitulaturen  nach  Art  des  Nenniger 
Inschriftenfälschers  unkundigen  Münzfälschers  Wäre  also 
wohl  Clodius  Albinus  der  Gemahl  der  Pescennia  Plautiana. 

Also:  weil  eine  sehr  zweifelhafte  griechische  und 
eine  sicher  falsche  lateinische  Münze  mit  dem  Namen  einer 
Pescennia  Plautiana  existiren  und  eine  dritte  sicher 
falsche  derselben  Kaiserin,  welche  den  Namen  des  Clodius 
Albinus  auf  der  Rückseite  hat,  soll  die  Fulvia  Plautiana 
auf  den  Münzen  von  Thyatira  (und  Acrasus  Lydiae)  die 
Gemahlin  des  Pescennius  Niger  sein !  i). 


J)  Die  für  letztere  Annahme  nicht  ungünstige  Münze   von 
Gabala  mit:     IOYCTAN     4>OYAOYIAN     TTAAYT-     ist  nur    aus 

Harduin  bekannt  und  desshalb  ohne  Autorität.  Eckhel  VII,  227. 

7* 


100 


Dr.   Alfred  von  S:\llet:  Fulvia  Plautiana. 


Dies  ist  natürlich  eine  höchst  künstliche  und  auf  Sand 
gebaute  Conjectur. 

Selbst  wenn,  wie  die  Lesungen  Sabatiers,  Cohens 
und  des  Catalogs  Exereunetes  doch  zu  beweisen  scheinen, 
die  Münzen  wirklich  TTAAYTIANA  oder  TTAAYTIANH,  und 
nicht  etwa  TTAAYTIAAA  haben,  ist  diese  Fulvia  Plautiana 
keine  neue  Kaiserin,  sondern  kann  absolut  nur  identisch, 
sein  mit  Fulvia  Plautilla,  der  Gemahlin  des  Caracalla. 

Diese  war  bekanntlich  die  Tochter  des  Fulvius 
Plautianus,  dessen  voller  Name  durch  Schriftsteller  und 
Inschriften  ganz  genau  feststeht;  folglich  ist  der  Name 
Plautiana  statt  Plautilla  auf  den  griechischen  Münzen  der 
von  Rom  weit  entlegenen  Städte  Acrasus  und  Thyatira  in 
Lydien  einfach  zu  erklären,  es  ist  nur  eine  andere  viel- 
leichtfehlerhafte Orthographie  oder  Schreibung  des  Namens 
Plautilla,  veranlasst  durch  das  Cognomen  ihres  Vaters  *); 
auch  das  Porträt  bestätigt  die  Identität :  es  trägt  die  für 
Plautilla  charakteristische  einfache  Haartracht. 

Wir  haben  somit  keinen  Grund  in  der  Fulvia 
Plautiana  der  Münzen  von  Acrasus  und  Thyatira  auf  die 
schwache  Autorität  falscher  und  völlig  zweifelhafter 
Münzen  der  Pescennia  Plautiana  hin,  die  Gemahlin  des 
Pescennius  Niger  zu  erkennen. 


J)  Fehlerhafte  Schreibungen  lateinischer  Namen  auf  griechi- 
schen Münzen  der  Kaiseizeit  sind  häufig.  Bekannt  sind  z.  B.  die 
vielen  offenbar  unrichtigen  Varianten  des  Namens  der  Soaemias. 


101 


VII. 
Denar  des  Vaballath. 

Von 
13r.  Alfred  von  Sallet. 


Im  vorigen  Bande  der  numismatischen  Zeitschrift  hat 
Herr  Dr.  Missong  einen  noch  unedirten  Denar  des  Vaballath 
mit  dem  Augustustitel  publicirt: 

Hs.:  I(MC)VHABALATHVS  AVG  Kopf  mit  Krone  rechts- 
hin. 

R  s. :  IVENVS  (oder  IV€NVS  wie  auf  der  Abbildung  steht) 
AVG  Hercules  rechtshin  blickend,  stehend,  von 
vorn,  die  Rechte  auf  die  Keule  stützend  in  der 
Linken  einen  Apfel;  das  Löwenfell  hängt  über 
den  linken  Arm  herab.  Links  im  Felde  Stern.  Im 
Abschnitt  zwei  Punkte  (?).  Billondenar. 

Für  sehr  wahrscheinlich  halte  ich  Dr.  Missongs 
Annahme,  dass  dies  sinnlose  IVCNVS  AVG  fehlerhaft  statt 
IVVENTVS  AVG  steht,  welche  Umschrift  sich  bei  einem  ähn- 
lichen Herculestypus  einer  gewöhnlichen  Münze  des  Clau- 
dius Gothicus  findet.  Auslassungen  von  Buchstaben,  über- 


102 


Dr.  Alfred  v.  Sallet:   Denar 


haupt  fehlerhafte  Umschriften  sind  in  jener  Zeit  selbst  bei 
römischen,  so  zu  sagen  offiziellen  Münzen  nicht  ganz 
selten;  bei  einer  in  Hast  und  Eile  und  noch  dazu  fern  von 
Rom,  in  Syrien,  geschlagenen  Münze  eines  ephemeren 
Usurpators  aber  sehr  erklärlich  und  natürlich.  Kommen 
doch  schon  in  viel  besserer  Zeit,  bei  Pescennius  Niger, 
aus  demselben  Grunde  manche  Fehler,  Buchstabenver- 
stellungen u.  s.  w.  in  den  Umschriften  vor.  Auch  die  von 
Dr.  Missong  p.  446  citirte  Münze  des  Vaballath  bei 
ßanduri  (aus  Mediobarbus)  mag  wohl  eine  ähnliche  oder 
dieselbe  verderbte  Umschrift  der  Rückseite  gehabt  haben, 
soweit  sich  dies  aus  der  nach  Weise  der  damaligen  Zeit 
ganz  ungenauen  Beschreibung  jetzt  feststellen  lässt. 

So  sehr  ich  nun  auch  in  der  Hauptsache  mich  den 
Ausführungen  Dr.  Missongs  anschliesse,  so  weiche  ich 
doch  in  einigen  Punkten  von  demselben  ab.  Dr.  Missong 
stellt  den  von  Cohen  (Nr.  4)  beschriebenen  Denar  des 
Vaballath : 

Hs.:  IM  C  VHABALATHVS  AVG  Kopf  mit  Krone  rechts- 

hin. 
Rs.:  VENVS  AVG  Venus  stehend  linkshin,  Helm   und 

Speer  haltend  auf  den  Schild  gestützt. 

in  Frage  und  ist  zu  der  Annahme  geneigt,  dass  Cohen 
„den  Hercules  für  eine  Venus  angesehen"  und  dass  die 
von  ihm  beschriebene  Münze  mit  VENVS  AVG  überhaupt 
nur  ein  undeutliches  und  daher  irrig  aufgefasstes  und 
beschriebenes  Exemplar  des  Denars  mit  Hercules  und 
IVCNVS  AVG  sei. 

Dieser  schwere  Vorwurf  ist  aber  meines  Erachtens 
völlig  unbegründet,  und  es  bedarf  keiner  directen  Anfrage 


des  Yaballathus. 


103 


in  Paris   um  dies   zu  beweisen.  Die  fragliche  Münze  mit 
der  Venus  ist  bereits  von  Mionnet  i)  so  beschrieben : 

Rs. :  V€NVS  (sie)  AVG  Venus  debout,  tenant  im  cas 
que  de  la  main  droite  et  une  lance  transversale 
de  la  gauche ;  ä  terre,  un  bouclier. 

Im  Jahrgang  1846  der  Eevue  numismatique  ist  nun 
diese  Münze  der  Pariser  Sammlung  auf  Taf.  XV  Nr.  5  auch 
noch  abgebildet. 

Hs.:  IM  C  VHABALATHVS  AVG  Kopf  mit  Krone  rechts- 
inn. 

Rs. :  V€NVS   AVG   Venus    genau   wie   Mionnets    und 

Cohens  Beschreibung ,  links  im  Felde  Stern. 
ÄL.  (d.  h.  Billondenar.) 

Die  Venus-Rückseite  des  Vaballath  steht  also  ganz 
fest,  eine  Verwechslung  des  Hercules  mit  der  Venus  und 
ihrer  Attribute  ist  schon  deshalb  völlig  unmöglich,  weil 
die  Venus  den  Helm  in  der  Rechten,  der  Hercules  aber 
den  Apfel  in  der  Linken  hält.  Ein  Blick  auf  die  Abbil- 
dungen der  beiden  Münzen  in  der  Numismatischen  Zeit- 
schrift und  in  der  Revue  wird  Jeden  überzeugen. 

Der  Hercules  mit  IV€NVS  AVG  ist  also  eine  neue 
Rückseite,  wahrscheinlich  mit  verstümmelter  Umschrift 
statt  IVVENTVS  AVG. 

Auch  die  Annahme,  dass  im  Falle  der  Existenz  obiger 
Venusmünze  diese  Rückseite  ursprünglich  zu  einem  sonst 
unbekannten  Denar  der  Zenobia  gehöre,  die  Münze  somit 
hybrid  sei,  ist  doch  gewagt.  Die  Venus  in  jener  Stellung 


i)  Med.  romaines  1.  Ausg.  1815,  S.  317. 


104 


Dr.  Alfred  v.  Sallet:  Denar  des  Vaballathus. 


kommt,  wenn  auch  selten,  doch  bei  Kaisern  auch  vor, 
wie  Dr.  Missong  selbst  zugiebt,  und  nicht  nur  bei  kaiser- 
lichen Frauen. 

Gewiss  hat  es  auch  lateinische  Billondenare  der 
Zenobia  gegeben,  aber  die  Rückseite  desVaballath  beweist 
dies  nicht;  man  kann  nur  nach  Analogie  der  Alexandriner 
die  Existenz  lateinischer  Zenobiamünzen  mit  Sicherheit 
vermuthen. 


105 


VIII. 

Neue  Fälschungen  römischer  Münzen. 

Von 
JBVanz  Trau. 

(Hierzu  die  Tafeln  I,  II,  HI  und  IV.) 


Im  November  vorigen  Jahres  kam  in  Wien  beim 
MUnzhandel  ein  Ereigniss  vor,  welches  unsere  eifrigen 
Münzsammler  in  nicht  geringe  Aufregung  versetzte  und 
viel  von  sich  reden  machte.  Es  erschien  nämlich  ein  als 
solid,  bekannter  Mtinzhändler   *)  mit   einer  reichhaltigen 


*)  Adolf  Hess  aus  Giessen.  Wir  geben  den  Namen  dieses 
Münzhändiers  auf  dessen  ausdrückliches  Verlangen.  Herr  Hess,  an 
dessen  Ehrenhaftigkeit  zu  zweifeln  wir  keinen  Grund  haben,  hatte, 
wie  er  versichert,  die  ganze  Sammlung  in  Udine  von  einem  sichern 
Luigi  C.  angekauft.  Dass  er  diesen  Kauf  bona  fide  abgeschlossen 
habe,  erscheint  um  so  glaubwürdiger  als  in  Wien  selbst  gründ- 
liche und  erfahrene  Numismatiker  durch  die  Meisterschaft,  mit 
welcher  der  Mehrzahl  nach  diese  Fälschungen  ausgeführt  sind,  in 
dieselbe  Täuschung  verfielen.  Abgesehen  von  der  Bereitwillig- 
keit, mit  welcher  Herr  Hess  die  hierorts  verkauften  und  als  unecht 
erkannten  Münzen  gegen  llückstellung  des  vollen  Kaufpreises 
wieder  einlöste,  liegt  auch  schon  darin  ein  Beweis  seiner  Unbe- 


106 


Fr.  Trau :  Neue  Fälschungen 


gegen  5000  Exemplare  zählenden  Münzsammlung  welche 
er  stückweise  und  nach  Partien  im  Kreise  der  hierortigen 
Münzsammler  und  Mitglieder  der  numismatischen  Gesell- 
schaft nach  freigestellter  Besichtigung  und  Auswahl  zu 
den  im  Münzhandel  jetzt  gangbaren  Preisen  zum  Verkauf 
anbot.  Am  zahlreichsten  waren  in  dieser  Sammlung 
römische  Kaisermünzen  vertreten,  sie  enthielt  überdies 
gegen  200  römische  Familienmünzen,  eine  bedeutende 
Anzahl  Mittelalter-Denare,  eine  Serie  seltener  italienischer 
Mittelalter-Münzen,  eine  Serie  späterer  italienischer  und 
deutscher  Medaillen.  Die  antike  griechische  Numismatik 
war  in  dieser  Sammlung  nicht  vertreten.  Die  Partie  der 
römischen  Kaisermünzen,  auf  welche  wir  uns  hier  be- 
schränken, war  reich  an  grossen  Seltenheiten,  wie  Britan- 


scholtenheit  dass  er  der  von  Herrn  Franz  Trau  in  Antrag  gebrachten 
Veröffentlichung  der  gefälschten  Stücke  entschieden  beistimmte 
und  zum  Behufe  der  anzufertigenden  Münzabbildungen  und  Be- 
schreibungen die  ganze  Sammlung  ohne  Rückhalt  zur  Benützung 
freistellte,  was  er  gewiss  unterlassen  hätte,  wenn  der  Versuch  einer 
anderweitigen  Verwerthung  der  Falsificate  in  seiner  Absicht  läge. 
Herr  Hess  der  durch  dieses  Falschmünzer  -  Attentat  ganz  allein  zu 
Schaden  kommt,  ist  gegen  den  erwähnten  Verkäufer  bei  dem  Tri- 
bunale in  Udine  klagbar  aufgetreten.  Wir  wünschen  dass  es  ihm 
gelingen  möge  auf  dem  Rechtswege  eine  Vergütung  seines  erlittenen 
Schadens  zu  erlangen. 

Herr  Fr.  Trau  als  erfahrener  Numismatiker  und  Besitzer  einer 
ausgewählten  grossartigen  Sammlung  römischer  Münzen  hatte  es 
nach  dem  Wunsche  seiner  numismatischen  Freunde  auf  sich  genom- 
men einen  Theil  dieser  Falsificate  (römische  Familien-  und  Kaisei  - 
münzen) zu  beschreiben  und  in  unsrer  Zeitschrift  mit  vier  Tafeln 
Münzabbildungen  zu  veröffentlichen.  Die  Beschreibung  und  Publi- 
cirung  der  in  dieser  Sammlung  enthaltenen  Serie  italienischer  Mittel- 
altermünzen hat  Herr  Carlo  Kunz  Director  des  Museo  Bottacin  in 
Padua  übernommen.  Die  Redaction. 


römischer  Münzen. 


107 


nicus,  Annia  Faustina,  Tranquillina,  Pacatianus,  Jotapianus, 
Cornelia  Supera,  Regallianus,  Martinianus,  Sebastianus, 
Eufemia  und  andern  Seltenheiten  ersten  Ranges,  wie  man 
sie  einzeln  wohl  selten,  beisammen  aber  nie  in  Privat- 
Sammlungen,  und  kaum  in  den  grössten  öffentlichen  Münz- 
kabineten  Europas  vorfinden  dürfte.  Letzteres  Bedenken 
verbunden  mit  kühlerer  Betrachtung  machte  zuerst  den 
Zweifel  an  der  Echtheit  der  Münzen  rege.  Der  Zweifel 
führte  zur  Erkenntniss  der  Wahrheit.  Nach  genauer  Prü- 
fung ergaben  sich  leider  die  meisten  Exemplare  dieser 
reichhaltigen  Sammlung  als  falsch.  Die  Fälschungen  waren 
jedoch  in  der  Mehrzahl  von  so  künstlerischer  Ausführung 
dass  bei  einigen  Stücken  nur  durch  genaue  Vergleichung 
mit  andern  Falsificaten  deren  Unechtheit  nachgewiesen 
werden  konnte. 

Nach  den  bei  Anlegung  meiner  Sammlung  durch  eine 
Reihe  von  Jahren  gemachten  Erfahrungen  nehme  ich 
keinen  Anstand  die  vorliegenden  Falsificate  in  ihrer 
Gesammtheit  als  gefährlich  und  im  Einzelnen  als  sehr 
gefährlich  zu  bezeichnen.  Die  Fälschungen  erstrecken 
sich,  mit  Ausschluss  der  Griechen  und  Orientalen,  über 
das  ganze  übrige  Gebiet  der  Numismatik.  Die  Münzen  sind 
aus  allen  drei  Metallen  Gold,  Silber  und  Kupfer,  letzteres 
nach  seinen  verschiedenen  Mischungen,  hergestellt.  Sie  sind 
theils  mit  eigens  dazu  angefertigten  Stempeln  geprägt, 
theils  aus  Modeln  welche  von  wirklich  vorhandenen  echten 
Münzen  genommen  wurden  gegossen,  theils  durch  den 
Grabstichel  aus  gewöhnlichen  echten  Stücken  zu  seltenen 
und  werthvollen  Münzen  retouchirt.  Es  sind  bei  diesem 
Vorgange  alle  bekannten  technischen  und  chemischen 
Behelfe  in  Anwendung  gekommen.  Die  Patina  mit  welcher 
die  Bronzemünzen  überzogen  sind,  ist  von  ganz  täuschen- 


108 


Fr.  Trau  :  Neue  Fälschungen 


der  Art  und  als  vollkommen  gelungen  zu  bezeichnen,  sie  ist 
nicht  schmierig  und  fettlich  anzufühlen,  sondern  hart,  ein- 
gedrungen und  verschiedenfarbig  nuancirt.  Auch  die  echten 
selbstverständlich  ganz  gewöhnlichen  Bronzemünzen, 
welche  der  Sammlung  absichtlich  beigemischt  sind,  haben 
denselben  Fatina-Ueberzug,  um  das  Auge  des  Beschauers 
daran  zu  gewöhnen  und  allen  Münzen  ein  unter  sich  über- 
einstimmendes Aussehen  zu  geben,  wie  überhaupt  die 
ganze  Sammlung  mit  grosser  Umsicht  und  Schlauheit 
zusammengestellt  ist  und  voraussetzen  lässt  dass  der 
Fälscher  ein  viel  bewanderter  Münzkenner  ist. 

Bei  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Münzkunde  und 
nach  den  von  jedem  einsichtsvollen  Sammler  gemachten 
Erfahrungen  haben  die  modernen  Münzfälscher  —  i  falsi- 
ficatori  moderni  wie  sie  Sestini  nennt  —  ganz  andre  Auf- 
gaben zu  lösen  und  Schwierigkeiten  zu  umgehen  als  es 
früher  der  Fall  war.  Becker  arbeitete  nur  in  edlen  Metallen 
und  sind  seine  Münzen  an  der  Gleichförmigkeit  der  Manier 
und  einer  gewissen  Steifheit,  sowie  an  dem  dunkleren 
Anhauche  seiner  Silberstücke  leicht  zu  erkennen,  der 
öfteren  Vernachlässigung  der  Gewichtsverhältnisse  nicht 
zu  gedenken.  Durch  Beckersche  Erzeugnisse  darf  heutigen 
Tages  kein  Numismatiker  sich  mehr  täuschen  lassen,  da 
sie  allgemein  bekannt  sind  *).  —  Die  unter  dem  Namen 
Paduaner  bekannten  Fälschungen  römischer  Bronzemünzen 
können  gegenwärtig  als  ganz  ungefährlich  bezeichnet 
werden.  Anders  ist  es  aber  mit  den  aus  dem  Orient  stam- 
menden  unzähligen   theils   geprägten   theils   gegossenen 


J)  Steinbüchel ,  die  Beckerschen  falschen  Münzstempel.  Wien 
1836.  —  Vorzüglicher  noch  M.  Pin  der,  die  Beckerschen  falschen 
Münzen.  Berlin  1843. 


römischer  Münzen. 


109 


und  gravirten  falschen  Münzen  welche  seit  mehr  als  einem 
Jahrhundert  im  Handel  ihren  Weg  nach  Europa  fanden 
und  noch  immer  finden,  und  deren  sich  vielleicht  auch 
nicht  ein  einziges  Münzkabinet  ganz  erwehren  konnte. 
Athen,  Syra,  Smyrna,  Aleppo,  Bagdad,  Ispahan  und  andre 
Städte  leisteten  und  leisten  noch  immer  theils  in  Erfindung 
nicht  bestehender  antiker  Münzen,  theils  in  Abgüssen  nach 
vorhandenen  Originalen  Erstaunliches.  Diese  Fälschungen 
beschränken  sich  aber  meist  auf  Griechen  und  deren 
Nebenvölker,  auch  fehlt  es  in  der  numismatischen  Literatur 
nicht  an  Enthüllungen  und  Warnungen  vor  diesen  schäd- 
lichen Parasiten. 

Die  hier  beschriebenen  Falsificate  römischer  Münzen 
sind  wahrscheinlich  in  Udine  angefertigt  worden,  und  die 
Gleichmässigkeit  der  Manier,  um  nicht  zu  sagen  des  Styls, 
in  der  Ausführung  lässt  vermuthen,  dass  sie  das  Werk 
einer  und  derselben  Hand  sind.  Gewissheit  hierüber  sowie 
über  die  Ausdehnung  der  Fälschungen  zu  erlangen,  war 
mir  bis  jetzt  nicht  möglich.  Wie  mir  Herr  Hess  mittheilte, 
hatte  ihm  derselbe  Münzverkäufer  (Luigi  C***  in  Udine) 
noch  eine  zweite  Sammlung  zum  Kaufe  en  bloc  angeboten, 
in  welcher  sich  ebenfalls  grosse  Seltenheiten,  darunter  wie 
ihm  erinnerlich  ist  ein  Aureus  des  Uraneus  Antoninus  und 
ein  Goldquinar  des  Severus  Alexander,  befanden.  Da  Herr 
Hess  bei  dem  gegen  den  genannten  Münzverkäufer  zu 
Udine  anhängig  gemachten  Processe  zu  seiner  Beweis- 
führung die  ganze  von  ihm  angekaufte  Sammlung  vorzu- 
legen hat  und  daher  dieselbe  bei  der  Hand  haben  muss, 
durfte  ich  die  Serie  der  römischen  Münzen,  welche  er  mir 
mit  anerkennenswerther  Bereitwilligkeit  zum  Behufe 
meiner  Arbeit  auf  einige  Wochen  überlassen  hatte ,  nicht 
länger   zurückhalten;    ich    konnte    daher    meine    Unter- 


110 


Fr.  Trau :  Neue  Fälschungen 


suchung  nicht  auf  alle  in  dieser  Partie  enthaltenen  Falsi- 
ticate  ausdehnen  und  musste  mich  auf  das  Nothwendige 
und  Wichtigste  beschränken.  Andererseits  durfte  ich  auch 
die  Veröffentlichung  in  der  Numismatischen  Zeitschrift 
welcher  der  Kreis  unsrer  numismatischen  Freunde  mit 
Spannung  entgegensieht,  nicht  länger  hinausschieben,  da 
durch  die  ohne  Zweifel  in  mehreren  Exemplaren  ausge- 
führten Fälschungen  auch  andre  Personen,  ebenso  wie  es 
Herrn  Hess  betroffen  hat,  zu  Schaden  kommen  können, 
durch  diese  rechtzeitige  Warnung  aber  vielleicht  ein 
Schaden  verhindert  werden  kann. 

Ich  gebe  mit  Nachstehendem  die  genaue  und  gewissen- 
hafte Beschreibung  von  39  falschen  römischen  Münzen, 
von  welchen  auf  vier  beigefügten  Tafeln  34  Stück  abge- 
bildet sind.  Die  Abbildungen  sind  von  dem  talentvollen 
Kupferstecher  Herrn  Eduard  Kozeluch  mit  lobenswerther 
Treue  ausgeführt,  und  glaube  ich  dass  nach  diesen  Abbil- 
dungen und  meiner  Beschreibung  jeder  Münzfreund  im 
Stande  sein  wird  eine  bezügliche  ihm  etwa  vorkommende 
falsche  Münze  als  solche  zu  erkennen.  Nach  der  Beschrei- 
bung der  einzelnen  Stücke  habe  ich  mit  Berufung  auf 
Cohen  die  Nummer  der  dort  verzeichneten  Originalmünze 
nebst  deren  von  Cohen  taxirtem  Schätzungswerthe  beige- 
setzt. Wo  bei  Cohen  das  Stück  nicht  vorkommt,  habe  ich 
den  Preis  der  zunächst  übereinstimmenden  Münze  notirt. 

Familia  Cornuficia. 

S  i  1  b  e  r  -  D  e  n  a  r. 

A  v.  Kopf  der  Ceres  mit  einem  Aehrenkranz  geziert 
nach  links  gewendet. 


romischer  Münzen. 


111 


Rev.  Q  CORNVFICIAVGVR  IMP  Cornuficius  steht  ver- 
schleiert nach  links  gekehrt  und  hält  in  der 
Rechten  den  Lituus,  rückwärts  Juno  Sospita 
welche  ihm  einen  Kranz  aufsetzt. 

(Taf.  I  Nr.  1). 

Cohen  XV  Nr.  2  Fr.  400. 

Dieses  Stück  ist  von  höchst  mittelmässiger  Ausführung 
und  nur  weil  es  geprägt  zu  sein  scheint  erwähnenswerth. 
Es  ist  ein  Beitrag  zu  den  häufigen  Fälschungen  welche 
von  dieser  seltenen  Familie  vorhanden  sind.  Auch  ein 
Falsum  der  bei  Cohen  Nr.  1  verzeichneten  Münze  findet 
sich  nebst  mehreren  andern  falschen  Familienmünzen  unter 
den  mir  vorliegenden  Falsificaten.  Da  jedoch  die  meisten 
dieser  Stücke  nur  geschnitten  und  von  minder  guter  Aus- 
führung sind,  beschränke  ich  mich  in  meiner  Beschreibung 
nur  auf  geprägte  Falsificate  oder  auf  solche  ursprünglich 
echte  Stücke,  aufweichen  die  Fälschung  mit  dem  Grab- 
stichel besonders  täuschend  ausgeführt  erscheint. 

Familia  Statia. 

Silber  -  Denar. 

Av.  Kopf  des  Jupiter  nach  rechts  gewendet,  hinter 
demselben  der  Dreizack. 

Rev.  MVRCVS  IMP  Trophäe,  links  eine  knieende  Frau, 
rechts  ein  mit  der  Toga  bekleideter  Mann, 
welcher  in  der  Linken  ein  Parazonium  hält  und 
die  rechte  Hand  der  knieenden  Gestalt  entgegen- 
streckt. 

(Taf.  I  Nr.  2). 

Cohen  XXXVIII  Fr.  400. 


112 


Fr.  Trau:  Neue  Fälschungen 


Geprägt,  von  sehr  steifer  Ausführung.  Cohen  bemerkt 
dass  diese  Münze  immer  von  roher  Arbeit  vorkommt,  die 
Steifheit  der  Figuren  kann  daher  leicht  für  die  wirkliche 
Fabrik  angeschen  werden  und  wurde  auch  wahrscheinlich 
hierzu  benützt.  Ueberhaupt  verräth  der  Fälscher  ein  nicht 
gewöhnliches  Verständnis«  für  Numismatik  und  manche 
seiner  Falsificate  können  nur  an  der  Gleichheit  der  Arbeit 
und  der  Manier  der  Behandlung  nach  strenger  Prüfung  als 
solche  erkannt  werden. 

Britannicus 

geb.  795  (42  n.  Chr.)  gest.  808  (55  n.  Chr.) 

Gross  -Erz. 

Av.  TICLAVDIVS  CAESAR  AV6  F  BRITANNICVS  Blosser 
Kopf  dieses  Prinzen  nach  der  linken  Seite  ge- 
kehrt. 

Rev.  S  C  Behelmter  Mars  nach  links  schreitend,  hält 
in  der  Rechten  eine  Lanze,  in  der  Linken  einen 
Schild. 

(Taf.  I  Nr.  4). 

Variante  von  Cohen's  Nr.  1  i)  Fr.  1500. 


!)  Die  Beschreibung  bei  Cohen  stimmt  nicht  mit  der  Abbildung, 
•da  auf  der  Tafel  der  Kopf  des  Prinzen  nach  links  dargestellt  ist, 
während  Cohen  in  der  Beschreibung  des  Exemplars  aus  dem  Kab. 
des  Mr.  Prosper  Dupre  „buste  nu  ä  droite"  sagt.  Ackerman  ver- 
zeichnet auch  ein  Exemplar  dieses  Prinzen  aus  der  Doctrina.Eckhcl 
führt  aber  keine  Quelle  an  aus  welcher  er  dieses  Stück  entnommen; 
wahrscheinlich  nahm  er  es  aus  Katalog  Magnani  woselbst  es  auch 
abgebildet  ist,  diese  Abbildung  ist  jedoch  vollkommen  gleich  mit 
jener  Cohen's  und  scheint  somit  von  Britannicus  kaum  ein  anderer 
Typus  bekannt  zu  sein. 


römischer  Münzen. 


113 


Diese  Münze  ist  von  vorzüglich  feiner  Ausführung, 
der  Schrötling  jedoch  dünner  als  bei  den  echten  Exem- 
plaren, auch  sind  der  im  Revers  dargestellte  Mars  und  die 
Buchstaben  SC  feiner  ausgeführt  als  auf  den  Originalen 
auf  welchen  die  Füsse  des  Mars  kaum  ausgeprägt  sind. 
Die  Schrift  des  Averses  ist  sehr  correct  gegeben,  nur 
haben  die  Buchstaben  wie  auf  allen  Münzen  dieser  Fabrik 
durchwegs  einen  zarteren  Charakter  als  auf  den  antiken 
Münzen  jener  Zeit.  Die  Haarpartien  sind  von  ungewöhn- 
licher Feinheit,  und  obwohl  auf  dieses  Stück  ein  beson- 
derer Fleiss  verwendet  wurde,  kann  man  doch  bei  auf- 
merksamer Prüfung  die  Fälschung  erkennen.  Das  mir 
vorliegende  Exemplar  ist  mit  einer  glänzenden  rothbraunen 
Patina  überzogen  und  scheint  aus  einem  Stempel  geprägt 
worden  zu  sein. 

Domitia 

Gemahlin  des  Kaisers  Domitian,  vermählt  835  (82  n.  Chr.)  gest.  893 
(150  n.  Chr.). 

S  i  1  b  e  r  -  D  e  n  a  r. 

Av.      DOMITIA   AVGVSTA    IMP    DOMIT     Brustbild    der 
Kaiserin  nach  rechts. 

Rcv.  CONCORDIA  AVGVST  Pfau  nach  rechts  gewendet. 
Die  Umschrift  im  Revers  ist  nach  aussen  ge- 
kehrt. 

(Taf.  I,  Nr.  3.) 
Coli.  Nr.  3,  Fr.  120. 

Diese  Silbermünze  scheint  gegossen  und.  dann  mit 
dem  Stichel  sorgfältig  ausgearbeitet  zu  sein,  so  dass  kein 
den  Guss  verrathendes  Merkmal  sichtbar  ist.    Die  Buch- 


114 


Fr.  Trau:  Neue  Fälschungen 


.staben  sind  sehr  rund  und  manche  verschwommen,  auch 
der  Rand  ist  verdächtig.  Der  Pfau  im  Revers  ist  sehr  steif 
gehalten  und  roh  in  der  Ausführung,  gerade  das  Gegentheii 
von  den  echten  Münzen. 

Domitia 

Mittel-Erz. 

Av.      DOMITIA  AVG    IMP  CAES  DIVI   F   DOMITIAN   AVG 

Brustbild  nach  rechts. 

Rev.  DIVI  CAES  MATER  S  C  Ceres  steht  nach  links  ge- 
wendet und  hält  in  der  Rechten  zwei  Aehren,  in 
der  Linken  eine  nach  unten  gekehrte  Lanze. 

(Taf.  I,  Nr.  5.) 

Coh.  Nr.  11,  Fr.  250. 

Dieses  Falsificat  ist  nur  an  der  steifen  Auffassung 
der  Haarpartien  zu  erkennen,  sowohl  Schrift  wie  Darstel- 
lung des  Reverses  sind  von  so  technischer  Vollendung, 
dass  sie  jeden  Numismatiker  zu  täuschen  im  Stande  sind. 
Die  Patina  ist  schwarzgrün  und  an  einigen  Stellen  der 
Fläche  des  Averses  leicht  angefressen.  Die  Münze  ist 
geprägt  und  wurde  dazu  ein  alter  Schrötling  benützt;  die 
Ränder  sind  tadellos. 

Marciana 

Tranjan's  Schwester  gest.  867  (114  n.  Chr.). 

Gross- Erz. 

A  v.      DIVA  AVGVSTA  MARCIANA.    Brustbild  mit  Diadem 
nach  rechts. 


römischer  Münzen. 


115 


Rev.  CONSECRATIO  S  C  Adler  mit  ausgebreiteten 
Flügeln  nach  links  gewendet,  sieht  nach  rechts 
und  steht  auf  einem  Scepter. 

(Taf.  I,  Nr.  6.) 

Coh.  Nr.  10,  Fr.  350. 

Diese  Münze  ist  von  ziemlich  roher  Ausführung, 
gegossen  und  ciselirt.  Der  Haarputz  und  das  Diadem 
verschwommen.  Der  Adler  im  Revers  sehr  roh,  das  dem 
Adler  als  Basis  dienende  Scepter  der  echten  Münzen  ist 
hier  nur  mit  zwei  Strichen  angedeutet.  Die  braunrothe 
glänzende  Patina  ist  ziemlich  täuschend. 

Didius  Julianus 

946  (193  n.  Chr.). 

Mittel-Bronze. 

Av.      IMP  CAES  M  DID  IVLIAN  AVG  Belorbeerter  Kopf 
nach  rechts. 

R  e  v.     PNI  TR  P  COS  S  C  Fortuna  steht  nach  links  gewen- 
det, hält  in  der  Rechten  ein  Steuerruder  (?)  und 
in  der  Linken  das  Füllhorn. 
(Taf.  III,  Nr.  2.) 
Var.  Coh.  Nr.  13,  Fr.  80. 

Dieses  geprägte  Stück  hat  ein  sehr  steifes  Aussehen, 
der  Revers  ist  absichtlich  beschädigt.  Die  Patina  mit 
welcher  die  Münze  überzogen,  ist  von  schwärzlicher  Farbe 
und  vorzüglich.  Die  Buchstaben  des  Reverses  sind  voll- 
kommen symmetrisch  eingetheilt,  was  ein  modernes  Ge- 
präge verräth.  Die  Darstellung  der  Fortuna  ist  plump  und 
die  Ausführung  mangelhaft.  Die  absichtliche  Beschädigung 

8* 


116 


Fr.  Trau :  Neue  Fälschungen 


der  Münze  ist  auf  der  trefflichen  Abbildung  getreu  wieder- 
gegeben. 

Manlia  Scantill a 

Gemahlin  des  Didius  Julianus  946  (193  n.  Chr.). 
Gross-Erz. 

Av.    MANLIA  SCANTILLAAVG.   Brustbild  der  Kaiserin 
nach  rechts. 

ßev.     IVNO  REGINA  Die   stehende    Göttin    nach    links 
gewendet  hält  in  der  Rechten  eine  Schale,  in  der 
Linken  ein  Scepter;  zu  ihren  Füssen  der  Pfau. 
Coh.  Nr.  7,  Fr.  50. 

Gegossene  Münze,  sehr  fein  ciselirt ,  mit  braunrother 
Patina  überzogen.  Der  Avers  ist,  was  den  Kopf  der 
Kaiserin  anbelangt,  von  besonderer  Feinheit  und  Genauig- 
keit, nur  die  Buchstaben  haben  eine  zu  breite  Form.  Der 
Revers  ist  bei  weitem  nachlässiger  behandelt  und  sind 
sogar  an  manchen  Stellen  der  Fläche  die  Gussblasen  sicht- 
bar, ein  Versehen,  das  auf  allen  mir  von  dieser  Hand  zu 
Gesicht  gekommenen  Münzen  mit  grosser  Geschicklichkeit 
vermieden  wurde.  Da  diese  Münze  nur  ein  Guss  und  auch 
nur  theilweise  täuschend  nachgeahmt  ist,  gebe  ich  von  ihr 
keine  Abbildung. 

Helv.  Pertinax 

946  (193  n.  Chr.). 

Mittel- Bronze. 

Av.      IMP  CAES  HELV  PERTINAX   AVG   Brustbild    des 
Kaisers  mit  dem  Lorbeerkranz  nach  rechts. 


römischer  Münzen. 


117 


Rev.  AEO  (sie)  ITAS  AVG  TRP  COS  II  SC  Die  stehende 
Aequitas  nach  links  gewendet  hält  in  der  Rechten 
die  Wage,  in  der  Linken  ein  Füllhorn. 

(Taf.  III,  Nr.  3.) 

Var.  Coh.  Nr.  25,  Fr.  80. 

Dieses  geprägte  Stück  ist  von  tadelloser  Ausführung 
und  gehört  zu  den  vorzüglichsten  Falsificaten.  Die  Revers- 
figur hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  Revers  der  Münze 
des  Did.  Julianus  (Taf.  III,  Nr.  2)  sie  ist  aber  deutlicher 
Und  sorgfältiger  ausgeführt. 

Die  Auffassung  des  Kopfes  jedoch  ist,  was  die 
Porträtähnlichkeit  betrifft,  eine  vollständig  mislungene; 
der  Kopf  gleicht  vielmehr  dem  Did.  Julianus,  ein  Umstand 
der  dieses  Stück  sogleich  als  ein  Falsum  erkennen  lässt. 
Das  Eigenthümliche  der  Buchstaben  ist  vorzüglich  gelun- 
gen. Die  Patina  ist  graulich  schwarz  und  glanzlos. 

Pescennius  Niger 

gest.  947  (194  n.  Chr.) 

Silber-Denar. 

Av.      |MP  CAES  PESC  NIGER  IVSTVS  AVG  Belorbeerter 
Kopf  nach  rechts. 

Rev.     AETERNITAS  AVG  Halbmond  mit  sieben  Sternen. 
(Taf.  II,  Nr.  1). 

Var.  Coh.  Nr.  1,  Fr.  250. 

Derselbe  Kaiser. 

Av.      IMP  CAES  C  PESC  NIGER  IVST  COS  II  Belorbeerter 
Kopf  nach  rechts. 


118 


Fr.  Trau:   Neue  Fälschungen 


Rev.     MONETA  AVG    Die  Moneta  stehend  nach  links 
gewendet  in    der  Rechten   die  Wage ,    in   der 
Linken  ein  Füllhorn. 
(Taf.  II,  Nr.  2.) 
Var.  Coh.  Nr.  36,  Fr.  200. 

Beide  Münzen  sind  geprägt  und  die  Stämpel  sind 
offenbar  für  die  sehr  seltenen  Münzen  dieses  Kaisers 
gemacht  worden,  welche  Cohen  mit  dem  Beisatze  „beau 
style"  bezeichnet.  Das  Exemplar  Taf.  II,  Nr.  1  ist  bedeu- 
tend kleiner  im  Schrötling,  auch  der  Kopf  des  Kaisers  ist 
viel  kleiner  als  auf  Nr.  2.  Die  Ausführung  beider  Münzen 
ist  eine  vorzügliche  und  leicht  täuschende. 

Aquilia  Severa 

Elagabals  zweite  Gemahlin  973  (220  n.  Chr.;. 

Mittel-Bronze. 

A  v.      IVLIA  AQVILIA  SEVERA  AVG  Brustbild  ohne  Diadem 

nach  rechts. 
Rev.     CONCORDIA  S  C.  Concordia  stehend  nach  links, 
hält  in  der  Rechten  eine  Schale  in  der  Linken 
ein  Doppelfüllhorn;   zu  ihren  Füssen  links   ein 
Altar. 

(Taf.  IV,  Nr.  1.) 
Coh.  Nr.  7,  Fr.  30. 

Geprägtes  Stück  von  vorzüglicher  antiker  Auffassung, 
die  schwarzgrüne  Patina  sehr  gut  aufgetragen,  an  manchen 
Stellen  künstlich  zerfressen.  Der  Schrötling  ist  etwas 
dünner  als  jener  der  echten  Münzen  und  die  Haarpar- 
tien des  Kopfes  haben  einen  modernen  Styl;  sonst  ist 
dieses  Falsificat  zu  den  gefährlichsten  zu  zählen. 


1 1 f) 

römischer  Münzen.  -"■  J  ' 


Annia  Faustina 

Elagabals  dritte  Gemahlin  974  (221  n.  Chr.). 

Gross-Bronze. 

A  v.  ANNIA  FAVSTINA  AVGVSTA  Brustbild  der  Kaiserin 
mit  dem  Diadem  nach  rechts. 

Rev.  CONCORDIA  SC  Elagabal  und  Annia  Faustina 
stehen  sich  zugewendet  und  reichen  sich  die 
Hände.  Im  Felde  unten  ein  Stern. 

(Taf.  III,  Nr.  4.) 

Coh.  Nr.  3,  Fr.  1000. 

Dieses  geprägte  Stück  ist  eines  der  täuschendsten 
Falsificate,  sowohl  Schrötling  wie  Buchstaben,  Typen  und 
Patina  sind  so  trefflich,  dass  es  eine  sehr  genaue  und 
kritische  Untersuchung  erfordert  um  die  Fälschung  zu 
erkennen.  Die  Abbildung  (Taf.  III,  Nr.  4)  gibt  ein  tref- 
fendes Bild  dieses  Falsificats  welches  mit  einer  matten 
schwarzgrtinen  Patina  überzogen  ist.  Die  Reversseite  ist 
am  Rande  etwas  ausgebrochen,  während  die  Vorderseite 
ganz  unversehrt  erscheint. 

Balbinus 

901  (238  n.  .Chr.) 

Mittel-Bronze. 

Av.  IMP  CAES  D  CAEL  BALBINVS  AVG  Belorbeertes 
Brustbild  des  Kaisers  nach  rechts,  mit  Harnisch 
und  Paludament  bekleidet. 


1"0  Fr.  Trau:  Neue  Fälschungen 

Rev.        VOTIS 

DECENNA  in  einem  Eichenkranze. 
(L)  IBVS 
SC 

(Taf.  III,  Nr.  1.) 

Var.  Coh.  Nr.  33,  Fr.  70. 

Diese  vorzüglich  geprägte  Münze  hat  einen  fremd- 
artigen Charakter  und  erinnert  an  die  Colonialmünzen 
jener  Zeit.  Das  Brustbild  stellt  den  Kaiser  ohne  Bart  mit 
ganz  jugendlichen  Gesichtszügen  dar,  auch  erscheint  er  auf 
diesem  Falsum  nicht  so  beleibt  als  wie  alle  echten  Münzen 
ihn  darstellen.  Da  Baibin  den  Thron  als  alter  Mann  mit 
Pupien  bestieg  und  alle  von  ihm  bekannten  Münzen  ihn 
alt  darstellen,  wird  es  gewiss  jedem  Numismatiker  sofort 
auffallen,  den  Baibin  jugendlich  dargestellt  zu  sehen  und 
wird  dieses  Falsum  kaum  zur  Täuschung  Veranlassung 
geben.  Die  Ausführung  der  Münze  sowie  die  schwarzgrüne 
Patina  gehören  zu  den  vorzüglichsten.  Zu  bemerken  bleibt 
noch,  dass  die  von  Cohen  unter  Nr.  33  verzeichnete  Münze 
den  Kaiser  im  Avers  mit  der  Strahlenkrone  darstellt. 

Tranquillina 

Gemahlin  Gordians  III  994  (241  n.  Chr.). 

Gross-  Bronze. 

Av.      SABINA    TRANQVILLINA      AVG       Brustbild     mit 
Diadem  nach  rechts. 

Rev.  FELICITAS  TEMPORVM  (SC)  Die  stehende  Göttin 
nach  der  linken  Seite  gewendet,  hält  (wie  es 
scheint)  einen  Caduceus  und  ein  Füllhorn. 

(Taf.  III,  Nr.  5.) 

Coh.  Nr.  6,  Fr.  2000. 


römischer  Münzen. 


121 


Dieses  Stück  von  minder  schöner  Ausführung-  scheint 
aus  einer  Münze  der  Kaiserin  Etruscilla  geschnitten  zu 
sein.  Der  Revers  ist  absichtlich  beschädigt;  obwohl  die 
Münze  mit  vortrefflicher  Patina  überzogen  ist,  kann  die 
Fälschung  doch  sehr  leicht  erkannt  werden.  Unsere  voll- 
kommen gelungene  Abbildung  dieses  Falsums  macht  jede 
weitere  Beschreibung  überflüssig. 

Pacatianus 

1001  (248  n.  Chr.). 

S  i  1  b  e  r  -  D  e  n  a  r. 

Av.      IMPTI  CL  MAR  PACATIANVS  AVG  Brustbild    des 
Kaisers  mit  der  Strahlenkrone  nach  rechts. 

Rev.  FORTVNA  REDVX  Die  sitzende  Fortuna  nach 
links  gewendet,  hält  in  der  Rechten  ein  Steuer- 
ruder in  der  Linken  ein  Doppelfüllhorn  (?),  unter 
ihrem  Stuhle  ein  Rad. 

(Taf.  II,  Nr.  4). 

Coh.  Nr.  5,  Fr.  500. 

Dieses  Stück  ist  geschnitten  und  zwar  wahrschein- 
lich aus  einer  Münze  des  Caracalla.  Die  Buchstaben  des 
Averses  sind  ungleich,  sonst  aber  sehr  richtig  und  dem 
Charakter  der  Zeit  angemessen;  die  Buchstaben  des 
Reverses  sind  merklich  grösser,  doch  deren  Charakter 
vorzüglich.  Das  Brustbild  des  Kaisers  ist  stark  mit  dem 
Stichel  gehoben  und  scharfkantig,  während  der  Revers 
ziemlich  abgenützt  erscheint.  Von  dem  Stuhle  worauf  die 
Fortuna  sitzt,  sowie  von  dem  Füllhorn  ist  in  Folge  einer 
Ansätzung  durch  Säuren  wenig  Deutliches  zu  sehen.  Die 
Münze  zeigt  auf  Avers  und  Revers  besonders  an  den  Rän- 


199 

14i  Fr.  Trau.-  Neue  Fälschungen 

(lern  bei  den  Lettern  und  Kanten  der  Typen  die  Spuren 
einer  grünspanartigen  Patina  und  fühlt  sich  rauh  an. 

Jotapianus 

1002  (249  n.  Chr.). 

S  i  1  b  e  r  -  D  e  n  a  r. 

Av.  IMP  MFR  IOTAPIANVS  A  Brustbild  mit  der 
Strahlenkrone  nach  rechts,  mit  Paludament  und 
Harnisch  bekleidet. 

Rev.     VICTORIA  AV€  (sie).  Die  nach  links  schreitende 
Victoria  hält  in  der  Rechten  einen  Kranz,  in  der 
Linken  eine  Palme. 
(Taf.  II,  Nr.  3.) 
Var.  Coh.  Nr.  1,  Fr.  1000. 

Diese  Münze  ist  geprägt,  die  Ausführung  ziemlich 
gut,  jedoch  ist  das  Metall  viel  zu  feinhältig  und  der 
Schrötling  zu  dick.  An  der  Vorderseite  des  Kopfes  ist  ein 
Ausgleiten  des  Stempels  bemerkbar.  Die  Flächen  sind 
sehr  glatt  und  glänzend.  Die  Auffassung  des  Averses  ist 
eine  von  der  Abbildung  bei  Cohen  verschiedene.  Da  mir 
ein  echtes  Exemplar  dieses  Kaisers  nicht  zu  Gesicht  ge- 
kommen, kann  ich  nur  nach  der  Abbildung  im  Cohenschen 
Werke  den  Unterschied  angeben. 

Aemilianus 

1006  (253  n.  Chr.)  —  1007  (254  n.  Chr.). 

Mittel -Bronze. 

Av.  IMP  AEMILIANVS  PIUS  F  AVG  Belorbeertes  Brust- 
bild mit  dem  Paludamentum  bekleidet ,  nach 
rechts  gewendet. 


römischer  Münzen. 


123 


Rcv.      VOTIS 

DECENNA  in  einem  Lorbeerkränze. 
LIBVS 
SC 

(Taf.  III,  Nr.  8). 

Var.  Coli.  Nr.  57,  Fr.  60  i). 

Dieses  ebenfalls  geprägte  Falsificat  ist  durch  die 
eigenthümliche  Auffassung  des  Kopfes  charakterisirt.  Das 
Gesicht  ist  vollkommen  bartlos  und  jenem  des  Aemilian 
höchst  unähnlich,  man  erkennt  in  demselben  die  nämliche 
Hand,  welche  den  Baibin  (Taf.  III,  Nr.  1)  gravirt  hat,  was 
auf  unsern  Abbildungen  leicht  ersichtlich  ist. 

Die  Ausführung  ist,  die  Porträtverschiedenheit  abge- 
rechnet, eine  vorzügliche  zu  nennen,  und  besonders  die 
ungezwungene  Eintheilung  der  Buchstaben  des  Reverses 
sowie  die  Unregelmässigkeit  der  Buchstaben  sind  der  Zeit 
vollkommen  entsprechend.  Die  tadellose  Patina  mit  welcher 
die  Münze  überzogen,  ist  von  schwärzlich  grüner  Farbe. 

Cornelia  Supera 

wahrscheinlich  Gemahlin  des  Kaisers  Aemilianns  um  1000  (299  n.Chr.). 

S  i  1  b  e  r  -  D  e  n  a  r. 

Av.     C  CORNEL  SVPERA  AVG    Brustbild    mit  Diadem 
nach  rechts  gewendet,  auf  einem  Halbmond. 

Rev.    PIETAS  AVG   Die   verschleierte   Pietas   stehend 
nach  links,  hält  in  der  Rechten   einen  undeut- 


J)  Das  von  Cohen  beschriebene  Exemplar  befindet  sich  im 
kaiserl.  Münzkabinet  in  Wien,  es  hat  im  Avers:  IMPAEMILIANVS 
PIVS  FEL  AVG. 


124 


Fr.  Trau:   Neue  Fälschungen 


liehen    Gegenstand    (RäueherbUchse?)    in    der 
Linken  ein  Füllhorn. 

(Taf.  II,  Nr.  5.) 

Fehlt  bei  Cohen. 

Dieses  Falsificat  ist  aus  einer  Münze  der  Salonina 
verfertigt  und  die  Keversfigur  verstümmelt,  so  dass  das 
Füllhorn  und  das  Incensorium,  wie  sie  auf  den  sehr  häufigen 
Münzen  der  Salonina  deutlich  vorkommen,  kaum  wahrzu- 
nehmen sind.  Das  mir  vorliegende  Exemplar  ist  offenbar 
noch  nicht  ganz  vollendet,  und  kann  man  noch  an  manchen 
Schriftstellen  die  Spuren  des  Stichels  sehen,  auch  hat  die 
Münze  noch  keine  Versilberung  und  würde  schon  wegen 
ihres  viel  geringeren  Feingehaltes  kaum  zu  einerTäuschung 
gedient  haben.  Es  ist  demnach  anzunehmen,  dass  dieses 
Stück  nur  aus  Versehen  von  den  Fälschern  in  den  Handel 
gebracht  wurde.  Die  Technik,  nach  der  Anlage  zu 
urtheilen,  ist  jedoch  vorzüglich  und  würde  nach  einiger 
Detailausführung  in  ihrer  Vollendung  zu  einem  gefähr- 
lichen Falsum  werden. 

Quietus 

1013  (260  n.  Chr.). 

B  i  1 1  o  n  -  D  e  n  a  r. 

Av.     IMP  C  FVL  QVIETVS  P  F  AVG  Büste  des  Kaisers  mit 
Strahlenkrone  und  dem  Paludament  nach  rechts. 

Kev.    SPES  PVBLICA  Die  mich  links  schreitende  Spes 
hält  in  der  Rechten  eine  Blume  und  hebt  mit  der 
linken  Hand  ihr  Gewand. 
Coh.  Nr.  11,  Fr.  30. 


1 25 

roiuifclit-r  Munzen.  J  ** 


Diese  Münze  ist  aus  einem  Stempel  geprägt,  jedoch 
ist  die  Ausführung  zu  mangelhaft,  als  dass  ich  es  für  nöthig 
fände  davon  eine  Zeichnung  zu  geben.  Die  Buchstaben 
zeigen  durch  ihre  Gleichmäßigkeit  einen  entschieden 
modernen  Charakter ,  ausserdem  ist  der  Kopf  des  Kaisers 
im  Avers  sowie  die  Spes  im  Revers  von  sehr  steifer  Auf- 
fassung. Das  Metall  ist  jenem  der  Münzen  des  Quietus 
sehr  unähnlich  und  die  Flächen  sind  sehr  glatt. 

Ich  bringe  dieses  Stück  nur  desshalb  zur  Kenntniss, 
weil  ich  durch  meine  Beschreibung  auf  alle  von  dieser 
Hand  gefälschten  Münzen  aufmerksam  zu  machen  beab- 
sichtige und  weil  aus  derselben  Quelle  bessere  Exemplare 
als  die  mir  eben  vorliegenden  in  den  Münzliandel  gebracht 
werden  könnten. 

Macrianus  junior 

1015  (202  n.  Chr.). 

B  i  1 1  o  n  -  D  e  n  a  r. 

A  v.  IMP  C  FVLVM  ACRI ANVS  PF  AVG  Brustbild  des  Kaisers 
mit  der  Strahlenkrone  nach  rechts,  mit  Harnisch 
und  Paludamentum  bekleidet. 

Rev.    AEQVTAS  (sie)  AV6G  Die  stehende  Aequitas  nach 
links  gewendet  hält  in  der  Rechten  die  Wage,  in 
der  Linken  das  Füllhorn. 
(Taf.  III,  Nr.  7.) 
Coh.  Nr.  1,  Fr.  80. 


Dieses  Stück  ist  geprägt  von  sehr  steifer  Auffassung, 
die  Reversfigur  ist  verschwommen.  Das  Metall  ist  sehr 
kupferhältig,  wodurch  die  Münze  ein  auffallend  röthliches 


126 


Fr.  Trau :  Neue  Fälschungen 


Ansehen  erhielt.  Man  erkennt  leicht  dieselbe  Hand  welche 
das  Falsificat  der  Münze  des  Regalliaa  gemacht  hat,  nur 
ist  dieser  mit  viel  mehr  Sorgfalt  ausgeführt. 

Regalliauus 

1W6  (263  n.  Chr.). 
Billon-Denar. 

A  v.  IMP  C  P  C  REG ALLI AN VS  A VG  Brustbild  des  Kaisers 
mit  der  Strahlenkrone  nach  rechts,  mit  Harnisch 
und  Paludament  bekleidet. 

Kcv.  LIBERALITAS  AVGG  Die  Libcrtas  (sie)  stehend 
nach  links  gewendet  hält  in  der  rechten  Hand 
eine  Mütze,  in  der  linken  einen  mit  der  Spitze 
nach  oben  gerichteten  Speer  (sie). 

(Taf.  TU,  Nr.  6). 

Var.  Coh.  Nr.  3,  Fr.  300  »). 

Dieses  geprägte  Stück  ist  dem  im  Wiener  Münzkabinet 
befindlichen  Originale  sowohl  in  Metall  und  Styl  sehr 
unähnlich.   Da  jedoch  kaum  jeder  Sammler  Gelegenheit 


*)  Das  von  Cohen  aus  dem  kaiscrl.  Kabinet  in  Wien  citirte 
Exemplar  ist  von  vorzüglicher  Erhaltung  und  ist  die  von  Cohen 
angeführte  Avers-Legende  dahin  zu  ergänzen,  dass  nur  noch  ein 
Theil  der  Buchstaben  VG  sichtbar  ist,  da  der  Schrötling  für  den 
Stempel  zu  klein  war  und  heisst  die  vollständige  Legende 
IMPCPC  REGALLIANVS  AVG  so  wie  auf  den  oben  beschriebenen 
Falsificat.  Ob  nun  der  Fälscher  von  dem  Wiener  Exemplar  Kennt- 
niss  hatte ,  oder  ob  er  zufällig  um  eine  Varietät  zu  erzeugen  diese 
mangelhafte  Legende  ergänzte  bleibt  dahin  gestellt.  Bemerkens- 
werth  bleibt  es  immer,  dass  die  von  dieser  Hand  gefälschten 
Münzen  meist  den  Abbildungen  Cohen's  entnommen  sind. 


römischer  Münzen. 


127 


haben  dürfte  ein  Original  von  dieser  höchst  seltenen 
Münze  zu  sehen,  erschien  mir  einige  Beschreibung  nicht 
überflüssig. 

Vor  Allem  muss  bemerkt  werden  dass  alle  Münzen 
dieses  Kaisers  aus  andern  damals  cursirenden  Münzen 
umgeprägt  wurden  (dasselbe  gilt  auch  für  die  Münzen  der 
Dryantilla  welche  allgemein  für  Regallian's  Gemahlin  gehal- 
ten wird).  Durch  dieses  Umprägen  erhielten  die  Münzen 
einen  eigenthiimlichen  Charakter,  welcher  auf  unserem 
Falsificate  nicht  heraustritt;  ferner  sind  die  echten  Münzen 
diesesKaisers  von  einer  eigenthümlich  rohen  Auffassung,  die 
Eintheilung  der  Buchstaben  ist  eine  unregelmässige,  auch 
sind  die  Münzen  nicht  vollkommen  ausgeprägt,  und  wurden 
jedenfalls  von  unkundigen  Münzarbeitern,  wie  man  glaubt 
in  Moesien  angefertigt.  Unser  Falsiticat  ist  also  gerade 
durch  die  Gleichmässigkeit  der  Buchstaben  sowie  durch 
den  vollkommen  abgerundeten  Schrötling  sofort  erkennbar. 
Der  Typus  des  Kopfes  ist  so  ziemlich  den  echten  Münzen 
nachgebildet,  jedoch  die  Reversfigur  ist  viel  detaillirter  als 
auf  den  Originalen  wo  die  Libertas  fratzenhaft  dargestellt 
erscheint. 

Laelianus 

1020  (2G7n.  Chr.;. 

B  i  1 1  o  n  -  D  e  n  a  r. 
A  v.  IMP  C  LAELIANVS  PF  AVG  Geharnischtes  Brustbild 
des  Kaisers  mit  der  Strahlenkrone  nach  rechts 
gewendet. 
Rev.  VICTORIA  AVG  Nach  links  schreitende  Victoria  in 
der  Rechten  einen  Kranz,  in  der  Linken  eine 
Palme. 

Coh.  Nr.  ('»,  Fr.  30. 


-*  "*  Fr.  Trau  :  Neue  Fälschungen 

Dieses  Stück  ist  aus  einer  Münze  des  Tetricus  oder 
Victorianus  geschnitten,  sowohl  der  Avers  wie  der  Revers 
gleichmässig  mit  dem  Stichel  behandelt  und  mit  einer 
schwarzgrauen  Patina  überzogen.  Dieses  Falsificat  von 
mangelhafter  Ausführung  ist  hauptsächlich  zu  erkennen  an 
dem  flachen  Kopf  und  den  flachen  Buchstaben  sowohl  im 
Avers  als  auch  im  Revers;  da  der  Schrötling  der  Münze 
dem  Fälscher  wenig  Metall  zur  Bearbeitung  übrigliess, 
konnte  die  Ausführung  nicht  besser  gemacht  werden.  Der 
auf  den  Münzen  des  Kaisers  Laelian  hervortretende  eigen- 
tümlich barbarische  Styl  der  Victoria  ist  in  der  Contur 
meisterhaft  wiedergegeben.  Auch  von  dieser  Münze  halte 
ich  eine  Abbildung  für  überflüssig, 

Julianus   Tyrannus 

1037  (284  n.  Chr.) 

K 1  e  i n  -  W  e i s s k u p  f  e  r in üiize. 

Av.  IMP  C  IVI  AVR  IVLIANVS  P  F  AVG  Brustbild  des 
Kaisers  mit  der  Strahlenkrone  nach  rechts,  mit 
Harnisch  und  Paludament  bekleidet. 

Rev.    FELICITAS   TEMPORVM    Die    stehende    Felicitas 
nach  links  gewendet  hält  in  der  Rechten  einen 
langen  Caduceus,  in  der  Linken  ein  Füllhorn. 
Im  Felde  S— B.  Im  Abschnitte  XXI. 

(Taf.  IV,  Nr.  4.) 

Coh.  Nr.  2,  Fr,  150. 

Geprägtes  Falsificat  von  guter  Ausführung;  auffallend 
ist  die  an  der  Kopfseite  ersichtliche  Ausgleitung  des 
Stempels ,    ein   beliebtes   Kunststück    der   Münzfälscher, 


römischer  Münzen. 


129 


ähnlich  dem  Doppclschlage  auf  der  Münze  des  Jotapianus 
(Taf.  II,  Nr.  3).  Der  Sehrötimg  des  mir  vorliegenden  Fal- 
sums  ist  sehr  dünn,  sonst  ist  das  Stück  von  täuschender 
Aehnlichkeit  mit  den  sehr  seltenen  echten  Münzen  dieses 
Tyrannen.  Die  Patina  ist  von  schwarzer  glänzender  Farbe. 

Maximianus  Herculeus. 

1039  (286  n.  Chr.)  —  1063  (310  n.  Chr.). 

K 1  e i  n  -  B  r  o  n  z e  (Q u i  n  ar). 

A  v.  MAXIMIANVS  PF  AVG  Mit  dem  Lorbeerkranze  ge- 
schmücktes Brustbild  des  Kaisers ,  mit  dem 
Kaisermantel  bekleidet,  hält  in  der  Rechten  ein 
Scepter,  auf  welchem  ein  Adler  sichtbar  ist. 

Kev.  VIRTVS  AV6G  Der  Kaiser  zu  Pferd  im  Galopp 
nach  rechts ,  einen  Speer  nach  einem  Feinde 
schleudernd,  unter  dem  Pferde  ein  niedergestreck- 
ter Feind. 

Var.  Coh.  Nr.  431,  Fr.  50. 

Sehr  täuschend  gefälschte  Münze  mit  vortrefflicher 
schwarzgrüner  Patina  überzogen,  an  manchen  Stellen  roth- 
braune Flecken.  Der  Schrötling  ist  den  echten  Stücken  dieser 
seltenen  Münzgattung  ganz  ähnlich,  auch  ist  der  Avers  vor- 
züglich, nur  die  Darstellung  des  Reverses  lässt  zu  wünschen 
übrig,  z.  B.  ist  der  Körper  des  Pferdes  zu  kurz  und  plump 
auch  der  Kaiser  ist  auf  dem  Revers  undeutlich  und  es 
lässt  sich  daran  der  ciselirte  Guss  erkennen,  obwohl  die 
künstliche  Patina  sehr  dicht  aufgetragen  ist.  Da  diese 
Fälschungsart  minder  gefährlich  ist,  hielt  ich  es  nicht  für 
nöthig,  von  diesem  Stücke  eine  Zeichnung  zu  geben. 

9 


130 


Wr.  Trau:  Neue  Fälschungen 


Maxentius 

1059  (306  n.  Chr.)  —  1005  (312  n.  Chr.). 

Mittel-Bronze. 

Av.  IMP  MAXENTIVS  PF  AVG  Belorbeertcr  Kopf  des 
Kaisers  nach  reelits  gewendet, 

Rev.  CONSERV  VRB  SVAE  Viersäuliger  Tempel  mit  be- 
kränztem Frontispice ;  zn  beiden  Seiten  des 
Giebeldaches  Victbrien,  Kränze  haltend.  Im 
Innern  des  Tempels  sitzt  die  behelmte  Roma 
nach  links  gewendet  in  der  Rechten  eine  Kugel, 
in  der  Linken  einen  Speer  haltend  und  den  linken 
Fuss  auf  einen  sitzenden  niedergebeugten  Gefan- 
genen stützend;  vor  ihr  eine  Victoria  welche  ihr 
Kranz  und  Palme  darreicht. 

Im  Abschnitte  TT. 
(Taf.  IV,  Nr.  2.) 

Coh.  Nr.  58,  Fr.  1. 

Dieses  geprägte  Stück  ist  wegen  der  genauen  Aus- 
führung sehr  interessant  und  bei  dem  Umstände  dass  die 
echten  Münzen  mit  derselben  Darstellung  sehr  häufig  sind, 
ist  anzunehmen  dass  der  Fälscher  auch  gemeine  Münzen 
anfertigte  um  das  Auge  mehr  an  die  Täuschung  zu  gewöh- 
nen. Die  eigenthümliche  Behandlung  der  Haarpartien  ist 
vollständig  analog  mit  der  auf  der  Münze  des  Britanniens 
(Taf.  I,  Nr.  4)  und  des  Romulus  (Taf.  IV,  Nr.  3);  wir 
erkennen  dieselbe  Hand  auch  in  den  Falsificaten  der 
Helena  (Taf.  IV,  Nr.  G)  in  der  Retouche  des  Kopfes  des 
Petron.  Max.  (Taf.  II,  Nr.  9)  in  der  des  Martinianus 
(Taf.  IV,  Nr.  5)  sowie  überhaupt  alle  mir  vorliegenden 


römischer  Münzen. 


131 


Falsificate  einen  uniformen  Charakter  haben,  woraus  sieh 
sehliessen  lässt,  dass  alle  aus  einer  Hand  hervorgegangen 
sind,  was  leicht,  begreiflieh  ist,  da  dieses  Gewerbe  keinen 
Mitwisser  duldet. 

Ronmliis  (Maxentii) 

1061  oder  1062  (308  oder  30!»  n.  Chr.). 

Mittel-Bronze. 

Av.  IMP  MAXENTIVS  DIVO  ROMVLO  NV  FILIO  Naktes 
Brustbild  dieses  Prinzen  nach  rechts  gewendet, 

Rev.  AETERNAE  MEMORIAE  Tempel  mit  runder  Kuppel 
worauf  ein  Adler;  die  beiden  Thorflügel  der  Ein- 
gangspforte halb  geöffnet. 

Im  Abschnitt  MDPS. 

(Taf.  IV,  Nr.  3.) 

Var.  Coh.  Nr.  6,  Fr.  20. 

Dieses  geprägte  Falsuni  ist  in  der  Ausführung  jenem 
des  Maxentius  (Taf.  IV,  Nr.  2)  sehr  ähnlich.  Der  Schröt- 
ling  ist  sehr  dünn,  die  schwarze  glänzende  Patina  vorzüg- 
lich. Charakteristisch  sind  die  erfundenen  Prägebuchstaben 
im  Abschnitt  (MDPS)  sowie  die  Darstellung  des  Tempels 
ohne  Säulen  wie  sie  nur  auf  denKlein-Bronzemünzen  dieses 
Prinzen  vorzukommen  pflegt. 

Martinianus 

1076  (323  n.  Chr.). 

K 1  e  i  n  -  B  r  o  n  z  e. 

Av.  DNM  MARTINIANVS  PF  AVG  Brustbild  des  Kaisers 
mit  der  Strahlenkrone  nach  rechts  gewendet, 
mit  Harnisch  und  Paludament  bekleidet. 

9* 


132 


Fr.  Trau:  Neue  Fälschungen. 


Rev.  IOVI  CONSERVATORI  Jupiter  uakt  stehend  nach 
links  gekehrt,  hält  in  der  Linken  einen  Speer 
und  auf  der  Rechten  eine  Victoria,  welche  auf 
einer  Kugel  steht  und  ihm  mit  der  Linken  einen 
Kranz  darreicht-,  nächst  seinem  rechten  Fusse 
steht  ein  Adler  mit  einem  Kranz  im  Schnabel, 
nächst  seinem  linken  Fusse  sitzt  ein  Gefangener 
welcher  seinen  Kopf  nach  rückwärts  wendet,  Im 

X 

Felde  rechts 

Im  Abschnitt  SMNA. 

(Taf.  IV,  Nr.  5.) 
Coh.  Nr.  2,  Fr.  200. 

Dieses  Falsum  ist  ans  einer  Münze  des  Licinius  pater 
geschnitten,  die  Rückseite  hat  nur  insofern  eine  Verän- 
derung erlitten,  als  stellenweise  die  Buchstaben  nach- 
gebessert wurden  um  sie  jenen  der  Kopfseite  ähnlich  zu 
inachen.  Dieses  Falsum  ist  weniger  interessant  da  Fäl- 
schungen dieser  Art  schon  häufig  vorgekommen  sind.  Bei 
der  grossen  Aehnlichkcit  beider  Münzen  wird  Licinius 
wegen  der  Leichtigkeit  der  Umarbeitung  zur  Fälschung 
des  Martinianus  verwendet,  sowie  die  Münzen  des  Gor- 
dianus  Pius  aus  demselben  Grunde  zu  Falsa  der  seltenern 
Münzen  der  beiden  Gordiani  Afric.  von  den  Fälschern 
benützt  werden.  Bei  unserem  Exemplar  sind  die  vorzüg- 
liche Ausführung  und  die  vollendete  Patina  bemerkens- 
werth,  nur  wenn  man  mehrere  Falsificate  dieser  Fabrik 
von  verschiedenen  Zeitperioden  vor  sich  hat,  kann  man 
durch  die  Gleichheit  ihrer  Behandlung  die  Fälschung 
nachweisen. 


römischer  Münzen. 


Helena 


133 


Chloii,  mater  Constantini  Magni.    1001  (248  n.  Chr.)    gest.  1081 
(328  n.  Chr.). 

Kl  ein- Bronze. 

Av.  HELENA  N  F  Brustbild  der  Kaiserin  rechtshin 
gewendet. 

Rev.  Aclitspitziger  grosser  Stern  in  einem  Lorbeer- 
kranze. 

(Taf.  IV,  Nr.  6). 
Coli.  Nr.  8,  Fr.  100. 

Vorzügliches  Falsificat  wahrscheinlich  aus  einer  ge- 
wöhnlichen Münze  der  Fausta  geschnitten;  die  Darstellung 
des  Reverses  ist  sehr  flach,  die  Patina  womit  die  Münze 
überzogen  ist  tadellos  von  schwarzgrüner  glanzloser  Farbe. 
Ein  ähnliches  Stück  der  Fausta  (Constantini)  kam  mir  vor 
zwei  Jahren  zu,  ich  kaufte  es  als  unzweifelhaft,  allerdings 
hatte  ich  damals  noch  kein  Exemplar~dieser  gefährlichen 
Fälschung  gesehen. 

Nepotianus 

1103  (350  n.  Chr.). 

Mittel-Bronze. 

Av.  ICS  PO  NEPOTIANVS  AV6  Brustbild  des  Kaisers 
nach  rechts  gewendet,  mit  Harnisch  und  Palu- 
dament  bekleidet. 

Rev.  IIHTAco  REVIIIOI  Der  stehende  Kaiser  nach  links 
gewendet  hält  in  der  Linken  einen  Speer  und  auf 
der  Rechten   eine   Victoria,   welche   auf  einer 


134 

*  Jrr  Fr.  Trau:  Neue  Fälschungen 

Kugel  steht  und  mit  der  Linken  einen  Kranz 
emporhält. 

Im  Abschnitt  PR. 
(Taf.  IV,  Nr.  9.) 
Fehlt  bei  Cohen. 

Dieses  gänzlich  erfundene  Falsificat  ist  eine  Nach- 
ahmung der  vorkommenden  barbarischen  Nachprägungen 
aus  jener  Münzperiode.  Von  Nepotian  finde  ich  nirgends 
eine  derartige  Nachprägung  verzeichnet,  auch  ist  dieser 
Typus  bei  diesem  Kaiser  gar  nicht  bekannt.  Die  Münze  ist 
von  vorzüglicher  Ausführung  und  besonders  der  Revers 
sehr  täuschend  gearbeitet.  Charakteristisch  ist  dass  im 
Avers  der  Name  Nepotianus  ganz  deutlich  zu  lesen  ist, 
während  die  Revers  -  Legende  vollkommen  sinnlos  ist; 
wahrscheinlich  absichtlich  von  dem  Fälscher  so  gemacht, 
um  die  Zutheilung  zu  erleichtern  wodurch  er  aber  zugleich 
den  deutlichsten  Beweis  der  Fälschung  selbst  geliefert  und 
sich  unvorsichtigerweise  dadurch  mehr  geschadet  als  ge- 
nützt hat.  Es  ist  dies  der  einzige  grobe  Fehler  den  man 
diesem  schlauen  Fälscher  nachweisen  kann,  die  anderen 
erfundenen  Falsificate  sind  mit  sehr  richtigem  numis- 
matischen Verständnisse  componirt.  Die  Münze  hat  eine 
sehr  schöne  braunrothe  glänzende  harte  Patina. 

Procopius 

1118  (365  n.  Chr.)  —  1119  (3(36  n.  Chr.). 

Silber-Siliqua. 

Av.  DN  PROCOPIVS  PF  AVG  Das  mit  dem  Diadem  ge- 
zierte Brustbild  des  Kaisers  nach  rechts,  mit 
Harnisch  und  Paludament  bekleidet. 


römischer  Münzen. 


135 


VOT 

Rev.  in  einem  Lorbeerkranze,  im  Abschnitt  C  A. 

(Taf.  II,  Nr.  6.) 
Coh.  Nr.  4,  Fr.  150. 

Diese  geprägte  Münze  ist  von  guter  Ausführung,  nur 
sind  die  Buchstaben  zu  rund,  auch  ist  derSchrötling  dicker 
als  bei  den  echten  Münzen  dieses  Kaisers.  Die  Buchstaben 
im  Abschnitt  C  A  haben  keine  Punkte,  obwohl  diese  bei 
den  echten  Exemplaren  nie  fehlen  und  zwar  sind  diese 
Funkte  entweder  vor  jedem  Buchstaben  oder  zwischen 
denselben  angebracht. 

Ael.  Flacilla,  Theodosii 

1141  (381  n.  Chr.). 

Mittel-Bronze. 

Av.     AEL  FLACILLA  AVG  Das  mit  einem  Perlendiadem 
gezierte  Brustbild  dieser  Kaiserin  nach  rechts. 

Rev.  (S)ALVS  REIPVBLICAE  Sitzende  Victoria  nach 
rechts  gewendet,  hält  vor  sich  auf  einer  Basis 
einen  Schild  worauf  sie  das  Monogramm  Christi 
£  schreibt. 

Im  Abschnitt  STR. 

(Taf.  IV,  Nr.  7.) 

Coh.  Nr.  5,  Fr.  6. 
Geprägtes     Stück     von     vortrefflicher    Ausführung, 
erinnert  sehr  an  die  auf  Taf.  IV,  Nr.  2  abgebildete  Münze 
des  Maxentius.  Dieses  Stück  hat  eine  vorzügliche  schwarz- 
grüne Patina. 


■i-OU  Fr>  Trau;  Neue  Fälschungen 

Sebastianus 

1165  (312  n.  Chr.). 

Silber-Siliqua. 

Av.  DN  SEBASTIANVS  PF  AVG  Das  mit  dem  Diadem 
gezierte  Brustbild  des  Kaisers  nach  rechts  ge- 
wendet, mit  Harnisch  und  Paludament  bekleidet. 

Rev.  VICTORIA  AVGG  Die  behelmte  Roma  auf  einem 
Stuhle  sitzend  nach  links  gewendet  hält  in  der 
Rechten  eine  Victoria  auf  einer  Kugel,  in  der 
Linken  eine  mit  der  Spitze  nach  unten  gekehrte 
Lanze. 

Im  Abschnitte  KON. 

(Taf.  II  Nr.  7.) 

Coh.  Nr.  1  Fr.  300. 

Diese  Münze  wurde  höchst  wahrscheinlich  aus  einer 
minder  seltenen  Silbermünze  des  Kaisers  Jovinus  (Bruder 
des  Sebastianus)  geschnitten,  der  Revers  scheint  voll- 
kommen intact,  nur  im  Avers  wurden  ähnliche  Verände- 
rungen vorgenommen  wie  bei  dem  Aureus  des  Kaisers 
Petronius  Maximus. 

Die  technische  Ausführung  des  mir  vorliegenden 
Falsificats  ist  keine  besonders  feine ,  die  Buchstaben  bei 
dem  Namen  Sebastianus  sind  sehr  ungleich ,  wenn  auch 
der  Charakter  derselben  vosztiglich  nachgeahmt  ist.  Die 
Abbildung  (Taf.  II  Nr.  7)  ist  von  grosser  Genauigkeit,  und 
macht  jede  weitere  Beschreibung  überflüssig.  Ueber  die 
Porträtähnlichkeit  kann  ich  nicht  urtheilen,  da  ich  von  diesem 
Kaiser  dessen  Münzen  zu  den  grössten  Seltenheiten  zählen 
noch  kein  echtes  Stück  gesehen  habe.  Auf  der  von  Cohen 


römischer  Münzen. 


137 


gegebenen  Zeichnung  ist  der  Kopf  des  Kaisers  kleiner, 
auch  sind  dessen  Gesichtszüge  jünger  und  zarter  als  auf 
unserem  Exemplar. 

Petronhis  Maximus 

1208  (455  n.  Chr.). 

Solidus. 

Av.    DNPETRONIVS  MAXIMVS  PF  AVG   Das    mit    dem 

Diadem    gezierte   Brustbild    des   Kaisers   nach 
rechts ,  mit  Harnisch  und  Paludament  bekleidet. 

Rev.  VICTORIA  AVGGG  Der  Kaiser  stehend  von  vorne 
gesehen,  mit  dem  rechten  Fuss  einen  Drachen 
zertretend  hält  in  der  Rechten  ein  langes  Kreuz, 
in  der  Linken  eine  Victoria  mit  Kreuz  auf  einer 
Kugel.  Im  Felde  R— M. 

Im  Abschnitte  CON0B. 

(Taf.  II  Nr.  9.) 

Cohen  Nr.  1  Fr.  400. 

Diese  Goldmünze  ist  aus  einer  Münze  Valentinians  III 
geschnitten.  Die  Anfangsbuchstaben  der  Avers  -  Legende 
DN  dann  das  PL  (Placidius)  sind  geblieben,  aus  dem  L 
wurde  ein  E  und  die  weiteren  Buchstaben  wurden  in 
tronius  Maximus  umgeändert.  Der  Schluss  der  Legende 
PF  AVG  ist  original  geblieben.  Die  echten  Buchstaben 
sind  sowohl  im  Avers  als  auch  in  dem  ganz  original  ge- 
bliebenen Revers  ,  leicht  mit  dem  Stichel  übergangen 
um  der  ganzen  Münze  einen  gleichmässigen  Charakter  zu 
geben. 

Diese  Fälschung  ist  von  ungemeiner  Kunstfertigkeit 
und  nur  bei  sehr  genauer  Prüfung  zu  erkennen.   Da  die 


138 


Fr.  Trau:  Neue  Fälschungen 


Porträt-Auffassung  der  Stempelsehneider  jener  Zeit  eine 
ziemlich  gleichartige  und  fabriksmässige  war,  kann  das  Bild 
des  Valentinian  III  leicht  auch  zu  einem  Petronius  Maximus 
verwendet  werden. 

Eufemia 

Gemahlin  des  Anthemius  1220  (467  n.  Chr.). 

S  olidus. 

Av.  DN  AEL  MARC  EVFIMIAE  AVG  Das  mit  dem  Perlen- 
diadem gezierte  Brustbild  der  Kaiserin  nach 
rechts. 

Rev.    VICTORIA  AVGGG*  Stehende  Victoria  nach  links 
gewendet,  hält  in  der  Rechten  ein  langes  Kreuz. 
(Taf.  II  Nr.  10.) 
Coh.  Nr.  1  Fr.  1000. 

Diese  Münze  wurde  aus  einem  Goldstück  und  zwar 
wahrscheinlich  aus  einem  Solidus  des  Kaisers  Valentinian  III 
geschnitten.  Die  Fälschung  ist  von  grosser  Geschicklich- 
keit, nur  das  Perlendiadem  der  Kaiserin  im  Avers  liegt 
tiefer  als  die  Präge,  und  lässt  bei  genauer  Prüfung  die 
Fälschung  schon  erkennen.  Der  Revers  ist  absichtlich 
etwas  verwischt.  Die  Zeichnung  (Taf.  II  Nr.  10)  ist  von 
vorzüglicher  Ausführung  und  giebt  ein  genaues  Bild  dieses 
Falsificats. 

Glycerius 

122G  (474  n.  Chr.)  —  1227  (475  n.  Chr.). 

Halbe  Silber-Siliqua. 

Av.  ON  GLYCERIVS  AVG  Brustbild  des  Kaisers  mit 
Diadem  nach  rechts  gewendet. 


römischer  Münzen. 


139 


Rev.    SALVS    REIPVBLICAE    Sitzende    Victoria     nach 
rechts;   hält  einen  Schild   auf  einer  Ciste  und 
schreibt  =£  ? 
Im  Abschnitte  MV. 
Nicht  bei  Cohen. 

Dieses  durchaus  erfundene  Stück  ist  total  geschnitten 
und  beschnitten,  doch  ist  die  Ausführung  eine  vorzügliche 
zu  nennen.  Erst  nach  genauem  Vergleich  mit  zweifellos 
echten  Stücken  dieses  seltenen  Kaisers  im  kaiserl.  Münz- 
kabinet  war  es  möglich  das  vorliegende  Exemplar  als 
sicheres  Falsum  zu  bezeichnen.  Da  die  Münze  sehr  klein 
und  absichtlich  beschnitten  und  beschädigt  ist,  wäre  deren 
Zeichnung  kaum  so  deutlich  auszuführen  um  dem  Leser 
ein  genaues  Bild  dieses  Falsums  zu  versinnlichen.  Ich  habe 
daher  von  demselben  keine  Abbildung  gegeben. 

Julius  Nepos 

1227  (474  n.  Chr.)  —  1233  (480  n.  Chr.). 

Halbe  Silber-Siliqua. 

Av.  DNIVLNEPOS  PFAVG  Das  mit  dem  Diadem  ge- 
zierte Brustbild  des  Kaisers  nach  rechts,  mit 
Harnisch  und  Paludament  bekleidet. 

Rev.  R — M  Stehender  Krieger  nach  links  gewendet 
den  rechten  Fuss  auf  einen  Felsen  gestützt,  hält 
in  der  Rechten  eine  Lanze,  in  der  Linken  ein 
Füllhorn. 

(Taf.  II  Nr.  8.) 

Nicht  bei  Cohen. 

Gänzlich  erfundene  Münze,  der  Typus  des  Reverses 
ist  den  ziemlich  seltenen  Silbermünzen  des  Kaisers  Zeno 


140 


Fr.  Trau:  N'eue  Fälschungen 


entlehnt.  Die  Münze  ist  aus  einem  eigens  dazu  angefertigten 
Stempel  geprägt,  die  Ausführung  sehr  täuschend,  doch  ist 
die  Erfindung  ziemlich  plump  und  das  Metall  des  mir  vor- 
liegenden Exemplars  ist  von  viel  geringerem  Feingehalte 
als  die  echten  Silbermünzen  dieses  Kaisers. 

Theodahatus 

534—536  n.  Chr. 

Av.    DN  THEODAHATHVS  (sie)  REX   Das  Brustbild  des 
Königs  im  Krönungsornate  nach  rechts. 

Rev.  VICTORIA  PRICIPVM  Victoria  auf  einem  Schiffs- 
vordertheil  rechtshin  schreitend  hält  in  der 
Rechten  einen  Kranz,  in  der  Linken  eine  Palme. 

Im  Felde  S  C 

(Taf.  IV  Nr.  10.) 

Variante  von  Sabatier  XVIII  Nr.  24  Fr.  10. 

Dieses  Stück  ist  geprägt  und  mit  einer  glänzenden 
schwarzen  Patina  überzogen.  Der  Schrötling  ist  viel  dünner 
als  die  echten  Münzen  Thodahats. 

Theodefoaldus 

Gothen-König  540  n.  Chr.  bis  541  n.  Chr. 

Bronze-Münze. 

Av.    INVICTA  ROMA   Behelmtes  Brustbild  der  Roma 

nach  rechts. 

Rev.        DN 

THEODE  .      .         T     ,       . 

•»..  «,..,*  m  einem  Lorbeerkranz. 

BALOVS 

REX 

(Taf.  IV  Nr.  8.) 
Nicht  bei  Sabatier. 


römischer  Münzen. 


141 


Vollkommen  erfundenes  Stück,  Nachahmung  einer 
ähnlichen  Münze  des  Theodahatus.  Dieses  Falsum  ist 
geprägt,  von  vorzüglicher  Ausführung,  mit  schwärzlicher  an 
manchen  Stellen  des  Reverses  glänzenden  Patina  tiber- 
zogen.    " 


Synoptische   Tabelle    der    hier    beschriebenen 
Falsificate  in  fünf  Rubriken : 
J .  Benennung  der  Münze. 

2.  Metall. 

3.  Art  der  Fälschung. 

4.  Tafel  und  Nummer  der  Abbildungen. 

5.  Numismatischer  Werth    nach    Cohen's   Schätzung 
der  analogen  echten  Münzen. 


Tafel     Nr. 


Cornuticia 
Statia 
Britannicus 
Domitia 
Domitia 
Marciana 
Did.  Julianus 
Manlia  Scantilla 
Pertinax 

Pescennius  Niger 
Pescennius  Niger 
Aquilia  Severa 
Annia  Faustina 
Balbinus 
Tranquillina 
Pacatianus 


;R    geprägt 
/R    geprägt 
AL  geschnitten 
M  gegossen 
AL  geprägt 
AL  gegossen 
Ai  geprägt 
AL  gegossen 
AL  geprägt 
M  geprägt 
JR  geprägt 
A,  geprägt 
AL  geprägt 
AL  geprägt 
AL  geschnitten 
A\  geschnitten 


I 
I 
I 
I 
I 
I 
III 


II 
II 
IV 
III 
III 


III     3 


III     5 
II      4 


400  Fr. 

400 
1500 
120 
250 
350 

80 

50 

80 
250 
200 

30 
1000 

70 

2000 

500 


142 


Fr.  Trau:    Neue   Fälschungen  römischer  Münzen. 


Jotapianus 

A\ 

geprägt 

II 

3 

1000 

Aemilianus 

A 

geprägt 

III 

8 

60 

Cornelia  Supern 

ffi 

geschnitten 

II 

5 

400 

Quietus 

/Rbill 

.  geprägt 

30 

Macrianus  jun. 

^R    „ 

geprägt 

III 

7 

30 

Regallianus 

M.   „ 

geprägt 

III 

6 

300 

Laelianus 

M   „ 

geschnitten 

30 

Julianus  Tyran. 

ä 

geprägt 

IV 

4 

150 

Maximian  Hercul. 

FL 

gegossen 

50 

Maxentius 

A 

geprägt 

IV 

2 

1 

Romulus 

A 

geprägt 

IV 

3 

20 

Martinianus 

A 

geschnitten 

IV 

5 

200 

Helena  Const.  mater 

& 

geschnitten 

IV 

6 

100 

Nepotianus 

A 

geschnitten 

IV 

9 

150 

Procopius 

A 

geprägt 

II 

(•> 

150 

Aelia  Flacilla 

& 

geprägt 

IV 

7 

6 

Sebastianus 

/R 

geschnitten 

II 

7 

300 

Petron.  Maximus 

Ar 

geschnitten 

II 

9 

400 

Eufemia 

# 

geschnitten 

II 

10 

1000 

Glycerius 

jR 

geschnitten 

150 

Julius  Nepos 

;R 

geprägt 

II 

8 

120 

Theodahatus 

A 

geprägt 

IV 

10 

10 

Theodebaldus 

A 

-*! 

geprägt 

IV 

s 

80 

143 


IX. 


Münzen  der  Indschuiden, 


Yen 


l)r.  IC.  von  Bergmann. 


Das  Todesjahr  Abu  Said's  (f  736  d.  H.  1336  n. 
Chr.  G.),  des  letzten  Ilchans,  der  das  von  Hulagu  gegründete 
Reich  einigermassen  zusammenhielt,  bezeichnet  einen 
Wendepunkt  in  der  Geschichte  Persiens,  welche  fortan 
bis  auf  die  Zeit  Timur's  herab,  von  einer  ununterbrochenen 
Reihe  innerer  Kämpfe,  Erbfolgestreitigkeiten  und  Aufstände 
ausgefüllt  ist.  Mit  Recht  haben  daher  die  einheimischen 
Historiker  dieses  verhängnissvolle  Jahr  in  Form  eines 
Chronogramms  mit  dem  Worte  ij  *)  benannt,  welches  im 

l)  Die  Buchstaben  dieses  Wortes  geben  nämlich  nach  ihrem 
numerischen  Werthe  das  J.  736,  welches  überdiess  als  das  Geburts- 
jahr Timurlenk's  merkwürdig  ist  (v.  Hammer,  Gesch.  der  Osmanen. 
I,  p.  210). 


144 


Dr.  E.  v.  Bergmann  :  Münzen 


Arabischen  Zuflucht  oder  Asyl  bedeutet,  um  damit  auszu- 
drücken, dass  in  diesen  Zeiten  der  rohen  Gewalt  und  der 
Rechtsunsicherheit  der  Schwache  sich  genöthigt  sah,  zu 
seinem  Schutze  den  Beistand  des  Starken  zu  suchen. 

Die  nun  beginnende  und  reissend  schnell  sich  voll- 
ziehende Auflösung  des  staatlichen  Verbandes  des  Mongo- 
lenreiches bietet  dieselbe  Erscheinung,  die  zu  fast  allen 
Zeiten  der  mohammedanischen  Geschichte  sich  an  den 
Zerfall  eines  grossen  Reiches  knüpft,  das  pilzartige  Auf- 
tauchen grösserer  und  kleinerer  Dynastien,  die  von  einem 
glücklichen  Thronprätendenten  oder  Abenteurer  gegründet, 
bald  durch  innere  Streitigkeiten  und  Familienzwiste,  bald 
durch  einen  übermächtigen  Nachbar  ein  frühzeitiges  Ende 
fanden  und  deren  Existenz  bei  dem  meistentheils  geringen 
Umfange  und  der  kurzen  Dauer  ihrer  Macht  oft  so  unbe- 
kannt oder  so  unberücksichtigt  blieb,  dass  selbst  manche 
der  gleichzeitigen  Geschichtschreiber  ihrer  gar  nicht  oder 
nur  mit  ein  paar  Worten  gedenken. 

Eine  interessante  Aufzählung  der  Dynastien,  oder 
besser  gesagt,  der  Männer,  welche  nach  dem  Tode  Abu 
Said's  der  Herrschaft  sich  bemächtigten,  findet  sich  in  den 
Reiseberichten  Ibn  Batutah's  *).  Diese  Liste,  welche  elf 
Namen  umfasst,  ist  aber  weitaus  nicht  vollständig,  sondern 
lässt  sich  aus  Mirchond  bedeutend  vermehren.  Da  der 
letztgenannte  Historiker  in  diesem  Theile  seines  grossen 
Geschichtswerkes  schwer  zugänglich  ist  und  er  und  Ibn 
Batutah  sich  gegenseitig  ergänzen,  so  halte  ich  es  für 
nützlich,  die  betreffende  Stelle  nach  einem  Manuscripte 
der  k.  k.  Hofbibliothek  »)  hier  auszuheben,  wobei  ich  die 

'j  Voyages  d'Ibn  Batutah,  cd.  Defremery  t.  II,  p.  123  f. 
2)  Alter  Fond,  29 ;  fol.  287  r. 


145 

der  Indschuiden-  ^ 


bei  Ibn  Batutah  bereits  aufgeführten  Namen  übergehe,  mit 
Ausnahme  jener  welche  für  unseren  Zweck  von  besonderer 
Wichtigkeit  sind : 

(sie)   4f*\j(\  U1 K  *  ***i  J^>i  Jvi}  J>  ^ '</'£  * 

W*i)  &f  (J^  ->'"  Jt>  £l  $f^*  LT**  *&'*  $ 

Von  diesen  18  neu  auftauchenden  Dynastien  sind  bis- 
her nur  einige  wenige  auch  numismatisch  nachgewiesen 
worden,  so  die  Dschelairiden,  die  Thoghatimuriden  und  die 
Modhafferiden.  Es  ist  daher  ein  glückliches  Geschick  zu 
nennen,  dass  die  Sammlung  orientalischer  Münzen  des  k. 
Kabinetes  eine  Reihe  von  Dirhemen  verwahrt,  welche  einer 
der  oben  aufgeführten  Dynastien  angehören,  die  bisher  in 
der  muhammedanischen  Numismatik  nicht  vertreten  war. 
Ehre  Veröffentlichung  dürfte  nicht  ohne  Interesse  sein. 

In  der  angezogenen  Liste  Ibn  Batutah's  erscheint 
unter  Nr.  10  der  Sultan  Abu  Ishaq,  der  Schiraz,  Isfahan 
und  Fars  an  sich  brachte,  und  dessen  Länderbesitz  eine 
Ausdehnung  von  45  Tagmärschen  hatte.  Es  ist  derselbe 
Sultan,    unter    dessen   Regierung   Ibn   Batutah   Schiraz 


')  Ibn  Batutah,  unvollständiger,  sagt  nur;  „in  einem  Theil 
■von  Chorasan." 

10 


146 


Dr.  E.  v.  Bergmann :  Münzen 


besuchte  und  den  er  bei  der  Schilderung-  seines  Aufent- 
haltes in  letzterer  Stadt  mit  seinem  vollen  Namen  Al-Malik 
al  fädhil  Abu  Ishaq  ben  Muhammed  Schah  «)  Indschu 
nennt.  Im  weiteren  Verlaufe  seiner  Erzählung  gibt  unser 
Reisender  noch  einige  magere  Nachrichten  über  die 
Familie  und  die  Regierung  dieses  Abu  Ishaq,  die  manche 
Unrichtigkeit  enthalten.  Glücklicherweise  sind  wir  auf 
diese  spärlichen  Daten  Ibn  Batutah's  nicht  beschränkt;  in 
anderen  Quellenwerken  finden  sich  genauere  Aufschlüsse 
über  die  Genealogie  und  die  Geschichte  der  Indschuiden, 
welcher  der  Beschreibung  ihrer  Münzen  vorauszuschicken 
ich  um  so  nothwendiger  erachte,  als  diese  Dynastie  mit 
Ausnahme  einzelner  Notizen  in  Hammer's  Geschichte  der 
Ilchane  bisher  keine  Beachtung  gefunden  hat  und  nahezu 
unbekannt  geblieben  ist. 

Eine  specielle  Behandlung  der  Geschichte  der  Ind- 
schuiden  findet  sich  im  Dschihanärä  oder  „Weltsehmuck," 
einem  universal-historischen  Werke  des  Ahmed  ben  Muham- 
med ben  Abdulghaifär  al-Kazwini ,  das  auf  Blatt  1 7  des- 
Manuscriptes  2)   der  k.  k.  Hofbibliothek  unter  der  Auf- 

schrift :  ys^\  -iJ^Ju  ji  js?'r  ^>»  in  sehr  gedrängter  Darstellung 
mit  unserer  Dynastie  sich  befasst.  Mehrfache  zerstreute 
Angaben  finden  sich  ferner  in  dem  bereits  citirten  grossen 
Geschichtswerke  Mirchond's.  Diese  Werke  ermöglichen 
uns  ein  ziemlich  genaues  Resume  der  Geschichte  der 
Indschuiden  zu  geben. 


*)  Irrig  für  Mahmud  Schah. 

2)  N.  F.  194;  vgl.  Flügel,  die  arab.  pers.  u.türk.  Handschriften 
der  k.  k.  Hofbibliothek  Bd.  II.  p.  72. 


der  Indschuiden. 


147 


Was  zunächst  ihren  Namen  betrifft,  so  belehrt  uns  das 
Dschihanarä,  dass  Indschu  in  der  mongolischen  Sprache  *) 
aUol  LölcL  ^}%\  also  die  Krongüter  bedeute.  Das  Wort 
wird  in  sehr  verschiedener  Weise  geschrieben,  und  finden 
sich  die  Formen:  js^Jjsi-lj^Jjs^l  ]^_  (Ibn  Batutah)  und 

selbst  js.s\ .  Bei  den  Historikern  3)  werden  überdiess  noch 

die  o\yc-\y\  j\kf£J)  genannt;  ersteres  bezeichnet  Per- 
sonen, welche  dem  persönlichen  Dienste  des  Fürsten  zuge- 
hören, letzteres  hochgestellte  Beamte  von  der  unmittel- 
baren Umgebung  des  Herrschers. 

Der  erste  Indschuide,  der  Bedeutung  erlangte  und  als 
der  Gründer  der  Dynastie  betrachtet  werden  muss,  ist 
Scharf-ed-din    Mahmud    ben  Muhammed  genannt  ^-IkJ^ 

dessen  genaue  Genealogie  des  Dschihanarä  gibt  und  dessen 
Geschlecht  auf  Chwadsche  Abdallah  Ansari ,  nach  andern 
auf  Abu  Aijub  Ansari  zurückreicht.  Er  bekleidete  die 
»Stelle  eines  Verwalters  des  Krongutes  in  Fars  3)  (daher 
der  Name  der  Dynastie)  und  war  bis  zum  Jahre  736  Statt- 
halter dieser  Provinz  *),  welchen  Posten  er  durch  die  Ver- 
wendung und  Freundschaft  des  berühmten  Emir  Dschuban 
erhalten  hatte.  Sein  Besitz  in  Schiraz  und  Schebänkäreh 
war  so  bedeutend,  dass  er  jedes  Jahr  eine  Revenue  von 


J)  Nach  Quatremere  hist.  des  Mongols  I,  p.  130  im  charizmi- 
schen  Dialekte. 

3)  Vgl.  das  Mathla'  as-sa'adein  v.  Äbder-razzäq  in  den  Not.  et 
Extr.  des  manusc.  du  Roi  t.  XIV,  p.  46. 

•j  Wie  bedeutend  dieselben  waren,  ergibt  sich  aus  der  Nach- 
richt, dass  unter  Ghazan  20.000  Feldmasse  als  reines  Krongut,  das 
mit  Steuern  nicht  belastet  war,  in  Fars  ausgeschieden  wurden; 
Gesch.  d.  Ilchane,  II,  p.  66. 

*)  Mirchond,  fol.  283  o. 

10* 


148 


Dr.  E.  v.   Bergmann:   Münzen 


100  Tunian  bezog  <).  Ausgezeichnet  durch  Beredsamkeit, 
Bildung  und  Verstandesschärfe ,  wusste  er  auch  die  Liebe 
und  Verehrung  der  Emire  zu  gewinnen,  so  dass,  wie  im 
Dschihanärä  gesagt  wird,  in  schwierigen  Angelegenheiten 
die  Grossen  Jran's  sich  an  ihn  wandten.  Als  er  im  J.  73(! 
durch  Abu  Said  abgesetzt  und  Musafir  Inaq  (jLil^L*) 
an  seine  Stelle  ernannt  wurde,  verband  er  sich  mit  mehre- 
ren Emiren  2)  und  suchte  sich  am  Hofe  selbst  des  Musafir 
Inaq  zu  bemächtigen.  Der  Verfolgte  suchte  Zuflucht  im 
Palaste  des  Sultan's,  der  aber  auch  angegriffen  wurde. 
Schon  war  es  nahe  daran,  dass  der  Sultan  den  Gesuchten 
auslieferte,  als  die  Einire  Sijurghan  ben  Dschuban  und 
Chwadsche  Lulu  noch  rechtzeitig  zu  Hilfe  kamen  und  die 
Rebellen  zurücktrieben.  Die  aufständischen  Emire  fielen 
in  die  Hände  Abu  Said's  und  entgingen  der  über  sie  ver- 
hängten Todesstrafe  nur  durch  die  Intercession  des  Wezir's 
Ghaiath-ed-din.  Sie  wurden  sämmtlich  in  feste  Schlösser 
gefangen  gesetzt;  Muhammed  Schah  Indschu  wurde  in 
Thabarek  (.il/da),  dem  Castelle  Isfahan's  eingekerkert. 
Alle  Emire  blieben  bis  zum  Tode  Abu  Said's  in  Haft  mit 
Ausnahme  Mahmud  Schah's,  der  an  den  Hof  zurückkehren 


i)  Auch  Ibn  Batutah  toi.  p.  65  nagt,  dass  Schiraz  eine  der 
einträglichsten  Städte  sei.  Der  damalige  Steuereinnehmer  berechnete 
die  täglichen  Einkünfte  auf  10.000  Dinare  Silber  oder  "2500  Dinare 
in  uiaghrebinischeuiJGolde.  ^p      s  p^lp  J^*>*  «-^  L-""*'  ^v^*  ^ 

Unter  Tunian,   das   verschiedene  Bedeutungen   hat,  ist  hier   eine 
Summe  von  10.000  Dinaren  zu  verstehen. 

2)  Nach  Mirchond  I.  c.  waren  diese:    jL»  -Xt^.,  ry  ^  -X«-*- 

Jfil»  ^-j1  -^e52-?  J$ß~>J*-*\  iV  *UjUaLi- 


des  Indschuiden. 


149 


durfte  «).  In  diese  Zeit  fallen  aller  Wahrscheinlichkeit  die 
Ereignisse,  welche  nach  der  Erzählung  Ihn  Batntah's  3)  die 
Familie  Mahmud  Schah's  nach  dessen  Absetzung  trafen. 
Husein  ben  Emir  Dschuban,  welcher  Gouverneur  von 
Schiraz  geworden  war  3)  f  wollte  vor  dem  Antritte  einer 
Heise  nach  Irak,  AbuTshaq  und  seine  Brüder  Rukn-ed-din*) 
und  Ma'sud  Beg,  die  Söhne  Mahmud  Schah's  und  deren 
Mutter  Thäsch  Chätun  festnehmen  und  aus  Schiraz  fort- 
bringen lassen,  um  sie  zur  Herausgabe  der  väterlichen 
Reichthümer  zu  zwingen.  Die  Gefangenen  wurden  aber 
auf  dem  Marktplatze  von  Schiraz  von  den  Einwohnern  an 
welche  Thäsch  Chätun  sich  hilfeflehend  wendete,  befreit 
und  Emir  Husein  mit  seinem  Anhange  zur  Flucht  genöthigt. 
Letzterer  kehrte  mit  einem  starken  Heere  zurück  und 
nahm  die  Stadt  nach  friedlichem  Uebereinkommen  wieder 
in  Besitz.  Nach  der  Freilassung  Mahmud  Schah's  scheint 
dessen  Familie  nachTebriz  zu  ihm  sich  begeben  zu  haben, 
denn  wir  lesen  im  Dschihanärä  und  im  Mirchond,  dass  die 
Söhne  nach  dem  Tode  ihres  Vaters  aus  Tebriz  flohen. 
Arpa-Chan,  der  Nachfolger  x\bu  Said's  Hess  nämlich  als- 
bald nach  seinem  Regierungsantritte  Mahmud  Schah  am 
J5.  Redscheb  d.  J.  736  hinrichten  unter  dem  Vorwande, 
dass  dieser  einen  Sprössling  aus  dem  Stamme  Hulagu's 

«)  Mirchond ;  tbl.  283  v. 

2)  1.  c.  p.  65. 

3)  Ob  dieser  Husein  ben  Dschuban,  der  nach  Mirchond  fol. 
281  v.  unter  Solinian  Chan  hingerichtet  wurde,  der  unmittelbare 
Nachfolger  des  Musatir  Inäq,  lässt  sich  bei  dem  Schweigen  der 
Quellen  nicht  entscheiden. 

*)  Dieser  Rukn-ed-din  wird  nur  von  Ibn  Batutah  einmal  ge- 
nannt; es  könnte  möglicherweise  eine  Verwechslung  mit  dem  weiter 
unten  erscheinenden  Mahmud  Schah  hier  vorliegen. 


150 


Dr.  E.  v.  Bergmann:  münzen 


heinilich  erziehen  lasse  t)  wahrscheinlich  aber  aus  dem 
Grunde,  um  sich  seiner  Reichthümer  zu  bemächtigen  s). 
Die  Söhne  flohen  wie  bereits  erwähnt  aus  Tebriz  ;  Masud 
Schah  wandte  sich  nach  Rum  (Kleinasien)  zum  Scheich 
Hasan  Buzurg,  dem  Dschelairiden ,  dessen  i^li  oder 
Stellvertreter  er  wurde  8),  und  welcher  ihn  nach  dem 
Dschihanärä  mit  Bacht,  der  Tochter  des  Emir  Dimeschk 
Chwadsche  *),  der  Schwester  der  Dilschad  Chätuii  5),  ver- 
malte. Seine  beiden  Brüder  Mahmud  Schah  und  Abu  Ishaq 
traten  in  den  Dienst  des  Ali  Padischah  des  mütterlichen 
Oheimes  Abu  Said's6).  —  Wie  Mirchond  sagt,  ereilte  Arpa- 


i)  Die  Stelle  bei  Mirchond  f.  284  v.    lautet:  p~ULü!  jjjj-* 

2  ülp-  Ojj\'i  £  hj5^)  ^  •^*si  O*^  "-if^  "X*Ä*J  ^^°  ^^  ^** 
j±  o\&~J>)[jt>   ^j^j  j\  iJj^J  A\>l  öjly.  J>y  ö^p-  -iJ^U  J^j  i-fj~"\ 

3jj\  ^jli  iX^y  Vt  j>j\i  C^uy^'  Kanin  ist  bekanntlich  der  Crösus 
der  Orientalen.  Ibn  Batutah  lässt  irrig  Mahmud  Schah  auf  Befehl 
Abu  Said's  hingerichtet  werden. 

2)  Das  Mausoleum  Mahmud  Schah's  in  Schiraz  wird  wie  auch 
ein  von  demselben  erbautes  Stationshaus  in  Jezduchas  von  Ibn 
Batutah  erwähnt;  1.  c.  p.  51  und  79. 

3)  So  Mirchond  f.  284  v.  Das  Dschihanärä  lässt  ihn  «jLo^  »Jju 

werden. 

4)  Dimeschk  Chwadsche,  ein  Sohn  des  Emir  Dschuban,  wurde 
von  Abu  Said,  angeblich  wegen  verbotenen  Umganges  mit  Weibern 
des  königl.  Harems,  hingerichtet. 

5)  Abu  Said  hatte  Dilschad  nach  seiner  Vermählung  mit 
Baghdad  Chatun,  der  Tochter  Emir  Dschuban's  geheirathet;  da  der 
Sultan  letztere  nachher  vernachlässigte,  wurde  er  von  ihr  aus  Rache 
vergiftet.  Scheich  Hasan  Buzurg  heirathete  Dilschad  nach  dem  Tode 
Abu  Said's ;  vgl.  Ibn  Batutah,  1.  c.  p.  122  ff. 

«)  jjj  0IL2L  Jld.  üf  Mirchond  f.  282  v. 


der  Indschuiden. 


151 


Chan  für  dieses  Blutvergiessen,  bald  die  Strafe;  nach  einer 
Niederlage,  die  er  durch  Ali  Padischah  und  dessen 
Schützling-  Musa  bei  Karabagh  erlitten,  fiel  er  in  Gefangen- 
schaft und  wurde  zur  Blutrache  den  Söhnen  Mahmud 
Schah' s  ausgeliefert  *).  Die  folgenden  Kämpfe  brachten 
den  Indschuiden  neue  Vortheile.  Ma'sud  Schah  Indschu 
wurde  mit  Schems-ed-din  ZakariaWezir  des  Hasan  Buzurg 
nach  dessen  Siege  über  Ali  Padischah  *).  Von  diesem 
Zeitpunkte  an  beginnen  leider  die  Nachrichten  über  unsere 
Familie  lückenhaft  zu  werden,  wenngleich  wir  ihre  Schick- 
sale in  grossen  Umrissen  verfolgen  können.  Das  Dschiha- 
närä  sagt  dass  Hasan  Buzurg  den  Ma'sud  Schah  mit 
Zustimmung  des  Baghi  Basti,  eines  Sohnes  Dschuban's  3), 
nach  Schiraz  sandte,  giebt  jedoch  kein  Jahr  an,-  Hamdallah 
Mustaufi  bestätigt  diese  Nachricht*),  da  nach  ihm  Fars  und 
Schebänkärch  im  Jahre  741  im  Besitze  des  Dschelaleddin 
Mäsud  Schah  ben  Mahmud  Schah  waren.  Das  Dschihanärä 
fügt  der  obigen  Angabe  nur  kurz  bei,  dass  Ma'sud  Schah 
im  J.  743  auf  Befehl  Baghi  Basti's,  der  auf  ihn  eifersüchtig 


i)  Mirehond  f.  285  r.  AläjT  ^U^"    ^tj  ^    \j  o^  \tj\^ 

2)  Mirehond  f.  2S6  r.  J^st^^U    ^o\>j  <-~*a-*  ^r*=>-  f^-A-^ 
Sl*\j>  £  [,j>j  ^jjJI  ^p^i   i»-\j>. j  js^_\  &b,  .yi  jlL  ^y   ftUi  (sie) 

hier  muss  aber  offenbar  statt  Mahmud  Schah  Macsud-Schah  gelesen, 
den  letzterer  war  in  die  Dienste  des  Dschelairiden  getreten.   • 

8)  Mit  jjjy    und  &\2>j~«i  derselben  Mutter  entsprossen. 

4)  Hammer, -Geschichte  der  Ilchane,  II,  p.  321. 


152 


7">r.  E.  v.  Bergmann  :  Münzen 


zu  werden  begann ,  umgebracht  wurde.  Abu  Ishaq  hatte 
sich  seinem  Bruder  angeschlossen,  denn  nach  unserer 
Quelle  war  er  zu  eben  dieser  Zeit  aufBefehlMa'sudSchah's 
mit  einem  Heere  gegen  Schebankareh  gezogen.  Auf  die 
Nachricht  vom  Tode  seines  Bruders  kehrte  er  sofort  nach 
Schiraz  zurück,  vertrieb  Baghi  Basti  und  setzte  sich  auf 
den  Thron;  er  schlug  nun  selbst  Münze,  und  Hess  das 
Kanzelgebet  in  eigenem  Namen  verrichten  i).  Seine  Macht 
gewann  bald  Bedeutung,  und  Ibn  Batutah,  der  wie  bereits 
erwähnt,  zur  Zeit  seiner  Regierung  Schiraz  besuchte,  gibt 
die  Stärke  der  Armee  Abu  Ishaq's  auf  50.000  Türken  und 
Perser  an,  und  bemerkt,  dass  die  Einwohner  Isfahan's, 
das  also  auch  dessen  Scepter  gehorchte,  die  treuesten 
Unterthanen  seien,  während  die  Schirazer  misstrauisch 
überwacht  würden,  und  das  Waffentragen  ihnen  bei  Todes- 
strafe verboten  sei.  Kurze  Zeit  nach  seinem  Regierungs- 
antritte hatte  Abu  Ishaq  einen  Angriff  des  Melik  Aschraf, 
eines  Bruders  des  kleinen  Hasan  und  Enkel  Dschuban's 
zu  bestehen.  Derselbe  wurde  abgewiesen  und  Aschraf 
kehrte  nach  Iraq  zurück  2).  Es  blieb  aber  nicht  bei  diesem 
einem  Versuche.  Als  nämlich  Aschraf  und  Baghi  Basti 
vom  Hofe  Hasan's  des  Dschelairiden,  dem  sie  sich  ange- 


*)  Dschihanära :     2>y   Jj£  j\j<JLi    a.X.a,i  jS\y  j*s-  Uj|  i>\j> 


Jy  J}$>~  f\l 


L>  AJas» 


Es  sei  hier  bemerkt  dass  das  Dschihanära  Baghi  Basti  schreibt, 
während  Mirchond  diesen  Dschubaniden^jL.jl  ^L  (so  auch  Ham- 
mer) nennt. 

2)  Mirchond  toi.  2BS.j^\y  )LJ ^  j\jC>  j^sZ-1  j\  <Jj^>\  JÜ* 


der  Tndschuidcn. 


153 


schlössen  hatten,  in  Folge  ihrer  Verdächtigung-  durch 
Hasan  den  Kleinen  fliehen  mussten,  unternahmen  sie  einen 
neuen  Raubzug  gegen  Fars,  wo  sie  plünderten  und  Aber- 
quh  niederbrannten.  Auf  die  Nachricht  von  diesen  Vor- 
gängen, traf  Abu  Ishaq  Anstalten  zur  Verteidigung  von 
Schiraz;  die  Verbündeten  waren  nur  mehr  eine  Station 
hiervon  entfernt,  als  die  Nachricht  von  der  Ermordung  des 
kleinen  Hasan  durch  einen  arabischen  Gardisten  eintraf 
(a.  745),  die  sie  zurückrief  *). 

Von  einem  wenig  erfolgreichen  Versuche  Abu  Ishaq's 
seine  Grenzen  zu  erweitern,  erzählt  Ihn  Batutah.  Er  wandte 
sich  zunächst  gegen  Jezd,  welches  er  auch  einnahm.  Emir 
Modhaffer  Schah,  Sohn  des  Emir  Mohammed  Schah  ben 
Modhaffer  befestigte  sich  nun  in  einem  Schlosse,  6  Meilen 
von  Jezd  gelegen,  wo  er  sich  mit  ausserordentlicher  Zähig- 
keit gegen  Abu  Ishaq  vertheidigte,  so  dass  letzterer 
schliesslich  sich  genöthigt  sah,  ein  Uebereinkommen  mit 
dem  Gegner  zu  treffen,  wornach  die  Chuthbah  in  des 
Indschuiden  Namen  verrichtet  werden  sollte,  Modhaffer 
Schah  aber  in  seinem  früheren  Länderbesitze  verblieb. 

Ueber  die  ferneren  Schicksale  Abu  Ishaq's  melden 
die  Quellen  äusserst  wenig;  wir  erfahren  nur,  dass  im 
J.  754  derselbe  dem  Emir  Muhammed  Modhaifer  nicht 
Widerstand  leisten  konnte,  sondern  Schiraz  verliess,   und 

*)  Mivchond  fol.  '289  r.  jl^w  ilo-  ^*H  JsH  y\j<*\  f? $ 

j£r*  j\*\  j^j  j\  jUiW  ^.t  -XJJu^j  j[yCj  La*  fci^  \A  ^^3 
etc.  J~ju  ^«^  »-^,-^1  jll*  utyj^  *-*-*\j>j^  wJl»-  j\  jWj>  Cr*2"* 


154 


Dr.  E.   v.  Bergmann:  Münzen 


den  Weg  nach  Schülistan  einschlug  *),  um  sich  nach 
Kalai  Sefid  zu  begeben. 

Mubäriz-ed-din  verblieb  in  dem  Besitze  seiner  Erobe- 
rungen 2)  und  Abu  Ishaq  der  sich  wahrscheinlich  noch 
einige  Zeit  in  einem  kleinen  Theile  von  Fars  behauptete, 
fiel  schliesslich  in  die  Hände  seines  Gegner's,  der  ihn  am 
21.  Dschumadi  I,  d.  J.  758  „in  dem  Meidan  des  Glückes 
von  Schiraz,  der  einer  seiner  Schöpfungen  war,"  hinrichten 
Hess  »). 

Abu  Ishaq  war  jedenfalls  eine  bedeutende  Persönlich- 
keit; das  Dschihanärä  rühmt  seinen  edlen  und  hochher- 
zigen Charakter  und  Ibn  Batutah  nennt  ihn  einen  der  aus- 
gezeichnetsten Herrscher  seiner  Zeit  von  schöner  Erschei- 
nung und  grosser  Macht.  Er  erzählt  wie  Abu  Ishaq  mit 
dem  Könige  von  Indien  an  Freigebigkeit  zu  wetteifern 
versuchte  und  erwähnt  dessen  grossartigen  Bauten  zu 
Schiraz.  Und  wie  diese  Stadt  überhaupt  im  VIII.  Jahrhun- 
dert der  literarische  Brennpunkt  Persien's  war  und  sich 
dadurch   die  ehrenvolle  Bezeichnung  „där-ul-ilm"  „Statte 


1)  v.  Quatremere,  hist.  des  Mongols,  p.  382  Note.  Schulistan 
erhielt  seinen  Namen  von  den  ,J*£»,  einem  nomadischen  Stamme 
Persien's,  der  gegen  das  J.  300  d.  II.  die  Hälfte  von  Luristan  in 
Besitz  hatte,  um  d.  J.  500  aber  daraus  vertrieben  wurde.  Die  Lage 
Schulistans  wird  durch  das  noch  heut  zu  Tage  existirende  Kalai 
Sefid  bezeichnet,  das  als  Stadt  dieses  Landes  genannt  wird.  Schu- 
listan liegt  demnach  an  der  Grenze  der  Provinzen  Fars  und  Chuzi- 
stan,  im  Westen  von  Schiraz.  Ibn  Batutah  (II  p.  88)  nennt  die  Schul 
eine  persische  Tribus  und  rühmt  ihre  besondere  Frömmigkeit. 

2)  Denn  nach  Mirchond gehörte  im  J.  75G  Fars  dem  genannten 
Modhafferiden;  vgl.  Quatremere,  hist.  des  Mongols  I,  p.  449. 

s)  Der  Text  des  Dschihanärä  lautet:  & j\j&  O^U-*  öl.X.o^p 


der  Indschuiden- 


155 


der  Wissenschaft'"'  erwarb,  so  lebten  auch  am  Hofe  Abu 
Ishäq's  Dichter  und  Gelehrte ,  unter  ihnen  Obeid  Sakjani, 
der  sich  durch  seine  Hezeliat  d.  i.  Possen  und  Schnurren 
bekannt  machte  «)< 

Von  diesem  Abu  Ishaq  ben  Mahmud  Schah,  dessen 
Geschichte  wir  vorstehend  zu  geben  versucht  haben,  besitzt 
das  kais.  Münzkabinet  eine  Reihe  von  Dirhemen,  7  an  der 
Zahl,  welche  in  ihrem  TypUs  sehr  den  bekannten  Münzen 
der  Modhafferiden  gleichen.  Leider  ist  ihre  Erhaltung  mit 
Ausnahme  eines  einzigen  Stückes  eine  derartige,  dass  die 
Randschriften  mit  dem  Datum  grösstentheils  zerstört  und 
nur  die  Legenden  im  Felde  der  Münzen  erkennbar  sind. 
Ich  gebe  im  Folgenden  die  Beschreibung  dieser  Dirheme : 

1.  Av.  aIN 

innerhalb    einer    Einfassung    von 
12  Bögen. 

1.  unten:  Us- 

In  den  Segmenten :  a1H  ^  le  J^y) 

Rev.:  *Dt  Jej£U 

oben:  L*f  links:  ^Ifl-;  unten:    ÄjLä~- 

i>  (sie) 
Gr.  5,  Gew.  3-25  Gr. 

*)  Hammer,  Gesch.  der  Ilchane  II,  p.  205. 


lob  Dr.  E.  v.  Bergmann:  Münzen 

2.  Av. :    wie   vorher;    über    a!\  Ornament. 
Rev.:    aIIIJpJ^M 


oben:    Äl«»;  links:  ^;  rechts:  <>w>-. 

Gr.  4«/*,  Gew.  3-4  Gr. 

3.  Av.  wie  Nr.  1. 

In  den  Segmenten:  aÜI—J^— Je— l>Uc-^*£-^»jj1 

Rev.:    aIHJsJ^U 

oben:    -^IiÄLj;  links  O;  rechts  Ow*"  5  linten:  *»U«*-»j 

Gr.  5,  Gew.  3-25  Gr.  vgl.  die  Abbildung. 

4.  Av.:         AÜ1 

±* 

(sie) 
oben:   aHJ-o;    unten:  aIc  (sie) ;  verwetzt. 

Rev.:     *ÜIJej£U 


der  Indsehuideu. 

oben:  k~*>;  rechts:  ,>*—••=*-;  unten:   a>U«^. 
Gr.  5,  Gew.  3-02  Gr. 

5.  Av.:  i\   All  l 

jL*fAÜ1 

AÜ|  J^j 

oben:    i-o;  unten:  aJlc;  über:  a!I  Ornament. 

In  den  Segmenten :  aIII  b- jUc. 

Kev.:  aW>J£U 

aJ^JW 

rechts :  ,>w». ;  unten  :  üuU*-*». 
Gr.  5,  Gew.  3-12  Gr. 

6.  Av. :  Symboluni. 
Rev.:  aÜ!  J^  J$X\ 

unten:  ÄiU«.^. 

Gr.  4y3;  Gew.  3-25  Gr. 

7.  Av. :  Symbolum. 

links'?   ^lo;  unten:  x>>~?  verwetzt. 

M -OUc^t 

Rev.:  J£U 

Gr.  5,  Gew.  3-55  Gr. 


157 


158 


Dr.  E.  v.  Bergmann :  Münzen 


Der  Avers  der  vorstehend  beschriebenen  Dirheme 
bietet  einige  Varietäten;  auf  Nr.  1,  2  und  3  steht  unter 
dem  Symbolum  noch  ein  Wort,  welches  ich  ohne  Bedenken 
U>-  lese,   so  dass  der  Sinn  ist:  Muhammedus  legatus  Dei 

in  veritate.  Dieses  U>-  findet  sich  noch  einmal  auf  einem 
in  der  Revue  Beige  1861,  p.  52  publicirten  Mudhafferiden- 
dirhem  aus  Schiraz  v.  J.  775.  Daselbst  wird  es  es  als  mot 
douteux  U>-  bezeichnet  imd  die  Vermuthung  ausgesprochen 
dass  es  einen  laudativen  Sinn  habe.  —  Auf  Nr.  4  erscheint 
die  Formel  A-lc-  *1H  i-o  in  corrumpirter  Schreibweise  ;  auf 

ein  deutliches  J^>  folgt  ein  wie  aÜ  aussehendes  Wort, 
während  unten  die  Buchstaben  aIc  stehen ,  so  dass  ich  an- 
fänglich vermuthete  hier  ein  abgekürztes  ÄJ>c  zu  finden, 
wie  es  z.  B.  auf  Ak-koyunli  Münzen  (Nova  Suppl.  p.  146, 
Rev.  Beige,  1862  p.  97)  vorkömmt.  —  Auf  Nr.  7  ist  unter 
dem   Symbolum    ziemlich    deutlich    das   Wort    -x*>*    zu 

erkennen,  wahrscheinlich  a!1  JusU  zu  ergänzen  ').  —  Be- 
merkenswerth  ist  schliesslich,  dass  von  den  vier  Raschidin 
Aly  mit  dem  Epitheton  aUI  J^  ausgezeichnet  ist  »\  durch 
welches  vielleicht  eine  versteckte  Andeutung  der  Hinnei- 
gung der  Indschuiden  zum  Schiitismus  ausgedrückt  werden 
soll  und  dass  das  Ja  des  Wortes  J^  auf  Nr.  3  durch 
zwei  darüber  gesetzte  Punkte  bezeichnet  ist. 

Auf  dem  Revers  begegnen  wir  zu  oberst  dem  Namen 
al-Mutawakkil  alaallah,   durch  welchen  unsere  Dirheme 


i)  Auf  einer  Dschelairiden  Münze,  N.  Suppl.  p.  108. 
a)  Ebenso  auf  Mudhafferidendirhemen,  vgl.  Iiev.  Beige  1861, 
53. 


der  Tndschuiden. 


159 


noch  ein  besonderes  Interesse  erhalten.  Ich  glaubte  zuerst, 
in  demselben  ein  allerdings  ungewöhnliches  Laqab  Abu 
Jshaq's  erkennen  zu  dürfen;  aber  das  Schweigen  der 
Quellen  hierüber,  die  nicht  unterlassen,  die  beiden  Laqab 
Scharf- ad-din  und  Dschalal-ad-din  von  den  historisch 
weniger  bedeutenden  Mahmud  Schah  und  Masud  Schah 
beizubringen,  sowie  hauptsächlich  ein  im  Journ.  Asiatique 
III,  serie  1. 11,  1841,  p.  3 17mit  mehreren  andern  publicirter 
Dirhem,  die  ich  ebenfalls  den  Indschui^en  zutheile  (dar- 
über unten  weiteres),  lassen  eine  solche  ErkLärung  als 
unannehmbar  erscheinen.  Während  gewöhnlich  auf  den 
Münzen  das  Laqab  al-Mutawakkil  ala  allah  zu  oberst  steht 
und  dann  der  Name  Abu  Jshaq's  folgt,  findet  sich  auf 
dem  beregten  Dirhem  die  folgende  Anordnung  der  sonst 
gleichen  Aufschriften:  Jf^^y) 

Wollte  man  nun  das  fragliche  Laqab  auf  Abu  Jshaq 
beziehen,  so  würde  das  Abgehen  von  der  üblichen  Aufein- 
anderfolge des  Laqab's  und  der  Kunja  unbegreiflich 
erscheinen ;  so  heisst  es  z.  B.  auf  Buiden-Dirhemen  immer 
Rukn-ad-daula  Abu  Ali  Bujeh  nicht  aber  Abu  Ali  Rukn-ad- 
daula-Bujeh.  Eine  derartige  Umsetzung  des  officiellen 
Namen's  kann  unmöglich  etwa  auf  das  Belieben  des  Stem- 
pelschneiders zurückgeführt  werden;  das  Laqab  al- 
Mutawakkil  ala  allah  muss  also  eine  von  Abu  Jshaq  ver 
schiedene  Person  bezeichnen,  und  kann,  da  ein  Regent 
dieses  Namen's  in  der  gleichzeitigen  Geschichte  sich  nicht 
findet,  nur  einem  der  abbasidischen  Schattenchalifen  in 
Aegypten  zugehören.  Wir  erfahren  hierdurch,  was  die 
Quellen  verschweigen,   dass  die  Indschuiden  ebenso  wie 


16() 


Dr.   E.   v.   J'ergniaunu.'    Münzen 


die  Toghluqschahiden,  die  Mudhafferiden  und  die  Sultane 
voii  Bengalen  formell  das  geistliche  Supremat  der  Abba- 
siden  anerkannten,  eine  Anerkennung  die  damals  zur 
Mode  geworden  war,  in  unserem  Falle  aber  wohl  zumeist 
in  BUcksicht  auf  das  sunnitische  Bekenntnis»  der  Unter- 
thanen  Abu  Jshaq's ,  namentlich  der  Einwohner  von 
Schiraz  und  Tsfahan,  welche  dem  Versuche  Muhammed 
Chodabendeh's,  den  Schiitismus  in  seinem  Reiche  einzu- 
führen, so  kräftigen  und  erfolgreichen  Widerstand  ent- 
gegensetzten i),  geschah.  Bei  einem  Blicke  auf  die  Liste 
dieser  abbasidischen  Chalifen  finden  wir  aber  in  den  Jahren 
743—758,  in  welche  nothwendig  die  Prägung  unserer 
Dirhemen  fallen  muss ,  keinen  Chalifen  gleichen  Namen's ; 
al-Mutawakkil  ala  allah,  der  Nachfolger  al-Mutadhidh's 
billali  kann  nicht  in  Betracht  kommen,  da  sein  Begierungs- 
antritt im  J.  763,  also  5  Jahre  nach  Abu  Jshaqs  Tode 
erfolgte.  Es  liegt  demnach  hier  ein  Widerspruch  zwischen 
den  Münzen  und  den  historisch -beglaubigten  Reihenfolge 
der  aegyptischen  Chalifen  vor.  Vergeblich  habe  ich  bei  den 
Historikern  ein  Lösung  desselben  gesucht,  so  dass  nur 
eine  auf  Conjektur  beruhende  Erklärung  erübrigt.  —  Man 
könnte  zunächst  an  den  in  der  Chalifengeschichte  nicht 
ohne  Analogon  dastehenden  Fall  denken,  dass  der  auf  den 
Dirhemen  erscheinende  al-Mutawakkil  dieses  Laqab  nur 
auf  kurze  Zeit  bei  seinem  Regierungsantritte  angenommen 
habe,  um  dasselbe  später  gegen  ein  anderes  zu  vertauschen, 
in  gleicher  Weise  wie  al-Mutawakkil  ala  allah  (232 — 247 
d.  H.)  nach  dem  Zeugnisse  Masudf  s,  ehe  er  sich  so  nannte, 
das  Laqab  al-Muntasir  billah  durch  zwei  Tage  führte  und 
dass  dieses  erste  und  anfängliche  Laqab  von  Abu  Jshaq. 

l)  lbn  Batutah  1.  B.  p.  57  ft. 


der  ludschuiden. 


161 


auf  seinen  Stempeln  beibehalten  worden,  wie  ähnlich 
ziemlich  gleichzeitig  auf  den  Münzen  Togluq-Schahs  vom 
Jahre  742  sich  noch  der  Name  des  im  Jahre  740  abge- 
setzten al-Mustakfi  billah  findet  *). 

Eine  solche  Erklärung  erscheint  aber  bei  näherer 
Betrachtung  nicht  annehmbar;  durch  den  unter  Nr.  1  be- 
schriebenen Dirhem  vom  Jahre  752  (denn  nur  so  kann  das 
unvollständig  erhaltene  Datum  ergänzt  werden)  ist  nämlich 
ein  sicherer  Anhaltspunkt  gegeben  zur  Ermittlung  des- 
jenigen Chalifen,  welchen  wir  in  dem  räthselhaften  al- 
Mutawakkil  zu  erkennen  haben;  es  ist  al-Hakim  II  biamr 
allab,  der  v.  J.  740  bis  zum  J.  753  regierte.  Wenn  wir  nun 
selbst  die  Ausprägung  jener  Dirheme  deren  Datum  zerstört 
ist,  möglichst  weit,  also  in  das  J.  743  zurückdatiren  und 
annehmen ,  dass  Abu  Jshaq  das  anfängliche  officielle 
Laqab  des  Chalifen  auch  fernerhin  auf  seinen  Stempeln 
beibehalten  habe,  wofür  allerdings  kaum  ein  genügender 
•Grund  abzusehen  ist  2),  so  bleibt  immerhin  ein  Zeitraum 
von  fast  drei  Jahren  (740—743),  während  welcher  al-Hakim 
das  Laqab  al-Mutawakkil  geführt  haben  müsste.  In  diesem 
Falle  würde  aber  das  Schweigen  der  Quellen  hierüber  ganz 
unbegreiflich  sein.  Viel  wahrscheinlicher  daher  ist  die 
Annahme,  dass  al-Hakim  nicht  im  Beginne,  sondern  im 
Verlaufe  seiner  Regierung  das  nicht  officielle  Laqab  al- 
Mutawakkil  ala  allah  angenommen  habe,  und  dass  dieser 


•)  Das  merkwürdigste  Beispiel  eines  derartigen  Anachronis- 
mus bieten  die  Münzen  Ghaiathed-din  Balban's,  Dschelal-ed  diu 
Firuz(f  695)  etc.,  mit  dem  Namen  des  letzten  bagdadischen  Chalifen. 

8)Conjekturen  wie  dass  es  inFolge  der  Unterlassung  einer  offi- 
ciellen  Notificirung  der  Namensveränderung  von  Seite  der  Chalifen 
geschehen  etc.  sind  unhaltbar. 

11 


162 


Dr.  E.  T.  Bergmann:  Münzen 


ungeschichtliche  Namen  dem  geschichtlichen  auf  den 
Münzen  Abu  Jshaq's  aus  einem  uns  unbekannten  Grunde 
substituirt  worden  sei.  Ein  ähnliches  Faktum  bietet  der  zu 
Harunia  im  J.  171  geprägte  Dirhem,  auf  welchem  Harun 
ar-Raschid  als  „al-Chalifa  al-Merdhi  erscheint  »).  —  Durch 
die  wahrscheinliche  Identität  al-Hakim's  und  al-Mutawak- 
kil's  ist  zugleich  eine  Zeitgrenze  für  die  übrigen  Dirheme, 
deren  Jahreszahl  zerstört  ist  gegeben ;  ihre  Prägung  kann 
nicht  nach  dem  J.  753  stattgefunden  haben.  Wir  wissen 
auch  in  der  That,  dass  Abu  Jshaq  im  J.  754  Schiraz  vor 
Mubariz-ed-din  räumen  musste,  und  dahin  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  nicht  mehr  zurückkehrte. 

Ein  beachtenswerther  Umstand  ist ,  dass  Abu  Jshaq 
auf  seinen  Stempeln  sich  den  Titel  Sultan  etc.  nicht  bei- 
legt, sondern  mit  der  Setzung  seines  blossen  Namens  sich 
begnügt,  obwohl  er  in  keinem  Suzerainitätsverhältniss  zu 
irgend  einem  der  damaligen  Machthaber  stand,  der  in 
diesem  Falle  auch  auf  den  Müuzen  genannt  wäre.  Ibn 
Ratutah  nennt  ihn  wiederholt  Sultan,  Mirchond  aber  und 
das  Dschihänärä  bezeichnen  ihn  nur  als  den  „Scheich  Emir 
Abu  Jshaq" ;  nichtsdestoweniger  könnte  er  aber  doch 
den  Sultanstitel  geführt  haben,  da  der  grosse  Hasan  in 
denselben  Quellen  auch  nur  als  „Scheich  Emir"  erscheint, 
auf  seinen  Münzen  hingegen  sich  auch  Sultan  nennt  2). 

Als  Prägeorte  finden  sich  Schiraz,  Aberquh  und 
Schebänkäreh.  Aberquh,  das  auf  einem  Dirheme  v.  J.  752 
steht,  muss  nach  seiner  gänzlichen  Zerstörung  durch  Baghi 


')  Stickel,  Handbuch  I,  p.  86. 
2j  Vgl.  Rev.  Beige  18G2,  p.  92. 


der  lndschuiden. 


163 


Basti  und  Malik  Aschraf  im  J.  744  wieder  rasch  aufgeblüht 
sein.  Der  interessanteste  Prägeort  ist  unstreitig  Schebän- 
käreh ,  der  bisher  meines  Wissens  nur  auf  einigen  Timu- 
riden  Münzen  nachgewiesen  wurde  '),  und  über  welchen 
hier  einiges  zu  sagen  nicht  unpassend  sein  dürfte,  wobei 
ich  auf  Quatremere,  histoire  des  Mongols,  I  p.  440  fl.  ver- 
weise. —  Der  Name  Schebankäreh  bezeichnet  eine  Provinz, 
die  im  Nozhah  al-kulub  folgendermassen  begrenzt  wird : 
„Sie  stösst  an  Fars,  Kerman  und  an  das  Meer  von  Fars 
und  enthält  sechs  bewohnte  Ortschaften  und  eine  warme 
Region;  zur  Zeit  der  Seldschuken,  heisst  es  weiter,  über- 
stieg das  Erträgniss  ihrer  Einkünfte  mehr  als  200  Tuman, 
gegenwärtig  bringt  sie  26  Tuman  und  6000  Dinare  ein. 
Die  Hauptstadt  besteht  aus  zwei  Städten  jL!  Jg  und  olSjj 
Zerkau,  welche  einst  Dörfer  waren  und  erst  unter  seld- 
schukischer  Herrschaft  eine  Stadt  wurden.  Die  Entfernung 
Jg's  von  Schiraz  beträgt  38  Parasangen."  Jakut  (vgl. 
Juynboll,  Merasid  IV,  p.  203)  sagt,  dass  Jg  die  persische 
Aussprache  für  *£\  sei,  und  bemerkt  dass  die  Früchte 
von  da  nach  der  Insel  Kisch  ausgeführt  werden. 


-^ 


Bei  Quseley,  Travels  II  App.  471  wird  Schebankäreh 
als  ein  Compositum  aus  schubän,  pastor  und  käreh  Hirten- 
land erklärt.  Nach  andern  erhielt  dieser  Landstrich  seinen 
Namen  von  den  Schebankäreh  (vgl.  jl^JUI^j^lfl  bei  Ibn 
al-Athir)  einem  kurdischen  Stamme,  welcher  in  einer  nicht 
mehr  zu  ermittelnden  Zeit  sich  hier  niedergelassen  hat. 


•)  Nova  Suppl.  p.  327  daselbst  jlSJlJj  geschrieben;  es  findet 
sich  übrigens  auch  die  Form  ^\5CiLl». 

11* 


164 


Dr.  E.  v.  Bergmann:  Münzen 


Mirchoncl  spricht  von  Kriegen,  welche  die  Türken  von 
Schebänkäreh  mit  den  Buiden  bestanden ;  den  andringen- 
den Mongolen  leistete  Melik  Mudhaffer-ed-din  Schebän- 
käreh tapferen  Widerstand  bis  zu  seinem  Tode;  Tekad- 
schenek,  der  Feldherr  Hulagu's  beliess  die  Herrschaft  den 
Nachkommen  Modhaffer-ed-din's,  welche  sich  bis  zum  Be- 
ginne des  VIII.  Jahrhundert  behaupteten.  Zum  letzten  Male 
wird  Schebänkäreh  in  der  Geschichte  der  Indschuiden  und 
Modhafferiden  genannt,  von  dieser  Zeit  verschwindet  der 
Name,  der  erst  unter  den  Mongolen  in  Aufnahme  gekommen 
und  sich  daher  bei  Jakut  nicht  findet,  wieder  spurlos. 
Nach  dem  vorstehend  Gesagten  ist  also  unter  dem  Schebän- 
käreh der  Münzen  die  Hauptstadt  dieser  Provinz,  Idsch 
oder  Ig  zu  verstehen,  wie  Sedschestan  für  Zerendsch  etc. 
gebraucht  wird. 

Zum  Schlüsse  müssen  wir  bemerken,  dass  zwei 
Münzen,  welche  von  Saulcy  im  Journ.  asiat.  III.  ser.  t.  1 1 
a.  1841  p.  316  ff.  edirt  worden  sind,  wahrscheinlich  den 
Indschuiden  und  zwar  Abu  Jshaq  zugehören.  Ich  sage  wahr- 
scheinlich, weil  nach  Saulcy's  mir  sehr  zweifelhaft  erschei- 
nender Lesung  auf  dem  daselbst  unter  Nr.  4  aufgeführten 
Dirheme  das  Datum  79. .  ?  (vermuthlich  75.  ?)  stehen  soll. 
Saulcy  legt  sie  einem  Mudhafferiden  Prinzen ,  Abu  Jshaq 
(788 — 795  in  Sirdschan)  bei ,  und  bezieht  das  Laqab  al- 
Mutawakkil  ala  allah  auf  den  abbasidischen  Chalifen 
gleichen  Namens.  Aber  der  Umstand,  dass  die  Aufschriften 
des  Avers  wie  des  Revers  mit  unseren  Dirhemen  überein- 
stimmen (die  Prägeorte  scheinen  zerstört  zu  sein) ,  sowie 
dass  auch  auf  diesen  Stücken  der  Sultanstitel  fehlt ,  den 
sich  die  Mudhafferiden  immer  auf  ihren  Stempeln  beilegen, 
gibt   uns   die  Berechtigung,    sie   den   Indschuiden   zuzu- 


der  Indschuiden. 


165 


theilen  i).  Eine  Revision  dieser  beiden  Dirheme  durch 
Herrn  von  Saulcy  wäre  sehr  wünschenswerth ;  wir  hoffen 
übrigens,  dass,  vielleicht  durch  diese  Zeilen  veranlasst, 
demnächst  eine  grössere  Zahl  von  Indschuiden-Prägen 
werde  publicirt  werden,  die  bisher  in  den  Münzsamm- 
lungen unbeachtet  und  unerkannt  geblieben  sind. 


i)  Soret  weist  eine  zu  Schiraz?  im  J.  748  geprägte  Münze  dem 
Dschubaniden  al-Aschraf  zu  •,  da  Schiraz  aber  damals  im  Besitze  der 
Indschuiden  war,  so  ist  diese  Zutheilung  jedenfalls  unrichtig-,  bei 
der  theilweisen  Zerstörung  des  Stadtnamens  erscheint  übrigens  die 
Lesung  Schiraz  fraglich.  Rev.  Beige,  1862  p.  91. 


166 


W.  Tiesenhausen :  l'eber  zwei  In  Russland 


X. 
Ueber  zwei 

in 

Russland  gemachte  kufische  Münzfunde. 

Von 
"W.  Tiesenhausen. 


I. 

Unter  den  der  kaiserl.  Archaeologischen  Commission 
zu  St.  Petersburg  in  denüetzten  Jahren  aus  verschiedenen 
Theilen  Russlands  eingeschickten  und  von  mir  unter- 
suchten Funden  kufischer  Silbermünzen  sind  die  beiden 
folgenden  durch  ihre  Reichhaltigkeit  sowohl  an  seltenen, 
als  auch  an  bisher  unbekannt  gewesenen  Stücken  einer 
besonderen  Beachtung  wertli. 

Der  eine  derselben,  der  im  Jahre  1867  in  Glasow' sehen 
Kreise  des  Gouvernements  Wjätka  gemacht  worden  ist, 
befand  sich  in  einem  hohen  silbernen  Kruge  und  ent- 
hielt —  ausser  einem  länglichen  Silberbarren ,  zwei 
Sasaniden  (Hormuzd  IV,  an.  9  und  Chosroes  II,  a.  29)  und 
zwei  Ispehbeden  (Churschid  a.  102  und  Omar  a.  127)  — 
gegen  1500,  grösstentheils   sehr  gut  erhaltene  Chalifen- 


gemachte  kufische  Miinzfunde. 


IGT 


und  Taheriden-Dirhems.  Der  grössere  Tbeil  dieser  Münzen 
ist  der  schönen  orientalischen  Münzsammlung  der  kaiserl. 
Eremitage  einverleibt,  eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl 
aber  an  das  Asiatische  Museum  der  kaiserl.  Akademie  der 
Wissenschaften  (s.  Me  langes  Asiatiques,  t.  VI,  p.  143 — 150) 
und  das  Moskausche  Museum  abgegeben  worden. 

Die  älteste  kufische  Münze  des  ganzen  Fundes  ist 
vom  Jahre  80  d.  H,  (699  —  700  unserer  Zeitrechnung),  die 
jüngste  vom  Jahre  228  (=  842 — 843).  Folgende  darin 
befindliche  Stücke  sind,  soviel  ich  weiss,  bisher  unbekannt 
gewesen  : 

I.  Omeijaden. 

1 — 2.  Zwei,  mit  sehr  ungeschickt  ausgeführten  Cha- 
rakteren und,  wie  mir  scheint,  in  el-Djezira  (ä/j*-0 
geprägte  Münzen,  aus  den  Jahren  80  und  81  d.  H.  ;  auf 
der  letztern  (s.  die  beigefügte  Abbil- 
dung) ist  das  Jahr  der  Prägung  also 
zu  lesen: 


u^*j  (sie)  _x>-j   <Cj    3 

3.  El-Sus  (u^Jl)  a.  80.  Mir 
sind  nur  noch  Münzen  dieser  Stadt 
aus  den  Jahren  81,  90  und  94  bekannt. 

4 — 7.  Dimeschk  a.  85  (mit  einem  Punkte  unter 
dem  ä»  des  Stadtnamens)  und  a.  108,  113  und  116  (diese 
drei  Stücke  haben  geperlte  Buchstaben,  wie  die  gleich- 
zeitigen Goldmünzen.) 

8.  Harn  ad  an  (sie!  ü±+&)  a.  93.  Das  von  General 
Bartholomaei  edirte  Stück  vom  Jahre  94  (Troisieme  lettre 
ä  M.  Soret,  p.  5,  Nr.  2)  war,  wenn  ich  nicht  irre,  bisher 


168 


W.  Tifsenhausen :  lieber  zwei  in  Rassland 


die  einzige  omeijadische  Silbermünze ,  auf  welche  der 
Name  Hamadan  vorkommt. 

9.  Sorrak  a.  94;  die  älteste  Sorraker-Mttnze  ist  vom 
Jahre  90  (Tomberg,  Num.  Cuf.p.302,  Nr.  14,  a.  tab.  XIV). 

10.  Istachr  a.  96.  Wenn  wir  von  der  nur  fragmen- 
tarisch erhaltenen  Istachr-Münze  des  Stockholmer  Museum* 
absehen,  welche  Prof.  Stickel  in  das  Jahr  88  verlegt  (Z.  d. 
deutsch,  morg.  Ges.  IX,  p.  250),  so  beginnt  die  Reihe  der  in 
dieser  Stadt  geprägten  Omeijadenmünzen  ebenfalls  mit 
dem  Jahre  90  (Mus.  Cuf.  Borg.  II,  pag.  3—5,  tab.). 

11.  Suk-el-Ahwaz  a.  96.  Auch  unter  den  bisher 
vorgekommenen  omeijadischen  Dirhems  dieser  Prägstätte 
gehört  der  älteste  in  das  Jahr  90  (Frähn,  Quinque  Cent, 
p.  313;  Gaillard,  Description  des  monn.  espagn.  etc.  p.  344 
bis  345,  Nr.  5731,  Tab.  XIV,  Nr.  2;  Bartholomaei  lre  lettre 
:\M.  Soret,  p.,16,  Nr.  11.) 

12.  Ab  er  sehe  hr  a.  97,  mit  einem  grossen  Pttnete 
unter  dem  vor  dem  Worte  iL*  stehenden    j>. 

13.  El-'Aal  (J  JUll)a.  97  (s.  die  Abbil- 
dung.) 

Ob  unter  diesem  JU1  das  jUl!  ö\lA\  d.  h. 
die  westlich  von  Baghdad  gelegene  und  die  vier  Bezirke 
von  el-Anbar,  Badurja,  Katraboll  und  Mesken  umfassende 
auch  unter  dem  Namen  Sii  jb  bekannte  Gebiet  (s.  Jakut's 

Geogr.  Wörterbuch  s.  v.  JU11  und  JUll  Ö^V),  oder  etwas 
anderes  zu  verstehen  sei  muss  ich  ftir's  erste  unentschie- 
den lassen. 

14—15.  K  er  man,  a.  100  und  101. 

16.  El-Kufaa.  102. 


gemachte  kulisehe  Münzfunde.  luif 

17.  El-Afrikijaa.  104. 

18.  El-Mubarekaa.  117. 

II.  Abbasiden. 

19.  Ardeschir  Churre  a.  134;  es  ist  die  älteste 
der  uns  bisher  zugekommenen  abbasidischen  Münzen 
dieser  Stadt,  aus  der  uns  schon  Omeijaden-Dirhems  mit 
den  Jahren  90,  93,  95,  97  und  98  bekannt  sind. 

20.  Dschondi  Sabur  a.  138.  Der  Name  dieses 
Prägorts  erscheint  bekanntlich  schon  auf  Omeijadenmünzen 
seit  dem  Jahre  80. 

21.  El-Muhammedija   a.    154.   Rev.    j L^J     lf  L 

22.  Medinet- es -selam  a.  158,  mit  Runter  der 
letzten  Zeile  des  Glaubenssymbols  auf  der  Rückseite  der 
Münze. 

23.  Sedjestan  a.  166.  Rev.    Llil   io  aUI  Jj-y  J^st 

24.  El-Basra   a.    167.   Rev.    IL^I  Ifll^-Xyll  ***&$ 

25.  Arran  a.  168.  Rev.    i^>  aIII     J^-y  x><£-     .cj>~  ^> 

26.  El-  Jemama  a.  168.  Rev.  J-o  aÜI||J^^  j^-IL^- 

^Ijusll^j^liuUil    aJcaIJI.   Auf  der  Vorderseite  befinden 

sich  zwei  grosse  Punkte  über  der  ersten  Zeile  des  Glau- 
benssymbols. Eine  andere  Münze  desselben  Fundes,  die 


170 


"SV.  Tiesenhausen  :  l'cbcr  zwei  in  Russland 


ebenfalls  in  el-Jemama  a.  168  geprägt  ist,  unterscheidet 
sich  von  der  eben  beschriebenen  dadurch,  dass  der  Name 
j£~  durch   aIH  ±s,  und   letzterer   durch    >-»   y> ,  (nicht 

_x.*«j  ^y  wie  auf  der  Münze  von  el-Jemama  a.  16!)  in 
Frähn's  Reeens.  Nr.  114)  ersetzt  ist. 

27.  Kenn  an  a.  168.  Da  der  Revers  die  Inschrift: 
t  |i«-^>*  üJbU  II  1*»^  aJc  I  *M  J^>  aM  Jyj  -^  erhält, 
so  ist  zur  Prägung  dieser  Münze  augenscheinlich  ein  alter 
Avers-Stempel  verwendet  worden. 

28.  Medinet-es-selam    a.  170.  Rev.     Jj-y p<^ 

p  Ulli  mit  den  seit  jener  Zeit  erscheinenden  zwei  concen- 
trischcn  Randinschriften. 

29.  Medinet  Djey  (j>.  k*Sc)  a.  171.  Rev.  ||UI 
I L>i^ll^-ol öjy>>  ÄiJsLl bj*\\e  (U>_j<dic  .aÜI  lo  Lill  J^jj^. 
.SJy.  So  getrennt  wie  hier  erscheint  das  Wort  .iljUl  (ge- 
wöhnlich .iyLo)  auf  Münzen  von  el-Muhammedija  aus  den 
Jahren  170,  171,  179  und  191  (s.  Reeens.  Nr.  126,  129, 
165  und  Tornberg,  Nuin.  Cuf.  Nr.  132,  138,  223).  Aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  bezieht  es  sich  auf  den  Chalifen 
Harun  und  wird  wohl  in  demselben  Sinne  aufzufassen  sein, 
wie  das  Oj^  /&/  auf  einer  Kupfermünze  aus  Buchara 
vom  Jahre  173  (Reeens.  Nr.  141). 

30.  Med.  es-selam  a.  175.  Rev.  iyj^^  Uill \\Jyj  J^- 
mit  den  zwei  üblichen  Randinschriften. 

31.  El-Mubareka  a.  179.  Rev.  11^  dM J^-y  +«< 
^*>  x*p  l^s-j.  Das  ^  neben  dem  Namen  .x~p  lässt  kaum 


remachte  kufische  Münzfundc. 


171 


daran  zweifeln,  dass  es,  als  Abkürzung  von  X*>  oder  >^l-< 
sich  auf  den  Träger  jenes  Namens,  und  nicht  auf  den 
Werth  der  Münze  beziehe. 

32.  Med.  es-selam  a.  180.  Rev.    Llll  Jyj  x£-    ? 

^a*^  p^-^^r^  i>"x*sJL  L^"0^  cA~\\  ^  J^    ü^«^  ^  ^  ^ 

33.  Dimeschk  a.  181.  Rev.  lf  |Ia11|  J^j  j^s£.| 

Dschafar  ben  Jahja  ist  natürlich  der  mächtige  Barmekide, 
der  auf  den  Münzen  jener  Zeit  gewöhnlich  nur  unter  dein 
Namen  ^ä»^  (ohne  Patronimicum)  erscheint.  Der  in  der 
ersten  Zeile  genannte  Dschafar  wird  wohl  eine  andere 
Persönlichkeit,  vielleicht  der  Statthalter  von  Damask,  und 
Chaled  ein  Unterpräfekt,  oder  umgekehrt,  gewesen  sein. 
Uebrigens  findet  man  den  Namen  jlo.  auch  auf  einem 
Baghdader  Dirhem  vom  Jahre  178  und  auf  einem  Dinar 
des  Jahres  187.  Die  Bezeichnung  ^j£  auf  Silbermünzen 
ist  mir  nur  auf  Prägen  der  Stadt  el-Rey  (=  el-Muhamme- 
dija)  aus  den  Jahren  179  und  180  vorgekommen  (s.  Torn- 
berg,  Symbol.  II,  Nr.  25;  Idem,  Num.  Cuf.,  Nr.  163;  Frähn, 
Recens.  Nr.  178;  Nesselmann,  Die  6rient.  Münzen  etc. 
p.  41,  Nr.  114-115). 

34.  El-Muhammedija  a.  183.  Rev.  aIIIII J^j  x*£  L 

35.  Medinet  Zerendsch  (<^>j  L*±c).  Rev.  Ji^.  ||j.c 

£    äS^j  j,    ju^ll  ÄüsLl    Lj  3  a-1©  AÜ1  J-o    aW  Jj-y.  Rem 

Aly  ben  Bereke  begegnen  wir  auch  auf  Zerendscher 
Münzen  aus  den  Jahren  181,  182,  184,  185  und  186. 


172 


W.  Tiesenhausen:  Heber  zwei  in  Russland 


36.  Afrikija  oder  el-Abbasija  a.  183.  (?)  Rev. 
^"J  L*°  ^  J^-y  -^  't  ^Der  der  ersten  Zeile  ein  sechs- 
armiger Zweig,  wie  wir  ihn  auf  den  ältesten  omeijadischen 
Kupfermünzen  antreffen. 

37.  El-Muhammedija  a.  184.  Rev.  wie  auf  Nr. 34. 

38.  Medinet  Zerendsch  a.  186.  Rev. lldH  J^-y  j^ 
jui^ll  iuLlsU  L^aJp  dil  Juo;  über  der  ersten  Zeile:  1p 
unter  der  letzten  <S~»  oder  *%>. 

39.  Sanaa  (Ulo;)  a.  186.  Rev.  |Uyj|U^||(?)  &>> 
j  .  .IUI.  Vgl.  Frähn,  Recens.  p.  25*,  Nr.  199. 

40.  El-Muhammedija  a.  187.  Rev.ll.dil  J^j -X^IL 


41.  Dimeschk  a.  188.  Rev.   dJI  J-o  dl! 


J 


J^>  J«si 


42—43.  Zwei  Münzen  aus  Herat  a.  193,  von  denen 


eine  auf  dem  Revers  die  Inschrift: 


die  andere: 


dl 


jj  dll  Jup  L>4.UI  -X^p  enthält. 

44.  Maaden  el-Schascli  a.  194.  Rev. I Llll  Jj-y ji^ 

45.  Medinet  Merw  ( ^y>  L>m)  a.  194.  Rev.  -X^J  11*11 

j>  dll  juc||j4Ui  -x^p  JjjjjüyUI  j^d\  *>  j»\  lf  ||dfll  J^ 

J^2aSi   Cr^U^ryl.  Ueber  dem  ä  im  Namen  J.*3*^  steht  ein 
Punkt. 


'omachte  kutischo  Münzfunde. 


173 


46.  Medinet  Ni  sä bur  a.  195.  Rev.  wie  auf  Nr.  45, 
und  auch  mit  einem  Punkte  über  dem  J^aill. 

47.  He  rat  a.  196.  Rev.  J^ll  [1*111  II  Jy*  Jlj^ll  *11 


48.  Medinet  Balch  a.  197.  Rev.  ||*lll||  J^  J|jud|*ll 
c  L>CüU  ^11  ^ 

49.  Medinet  Nisabur,   a.   198.   Auf  dem  Avers, 
ausserhalb  der  Randsrhrift,  über  dem  Worte  ^jL*j  ,    steht 

*lll  juff  (vgl.  Tornberg,  Num.  Cuf.  p.  71,  Nr.  270  und  p.  308 

Nr.  270  a.)  Rev.  ,jwUJ1p||  *M  II  Jyj  ||  j^j|  *1).  In  dem- 
selben Funde  war  auch  ein  Dirhem  aus  Nisabur  vom 
Jahre  198,  ohne  jenen  *M  Juff. 

50.  Medinet  Zerendsch  a.  199.  Avers  unter  dem 
Synib.    das    bekannte    J^-41;  Rev.  wie  auf  Nr.  49. 

51.  Medinet  Nisabur    a.  199.  Av.  und  Rev.  wie 

auf  Nr.  50. 

52.  Medinet  es-selam  a.  203.  Die  Inschrift  des 
Reverses:  jy>\  j>  *ill  juff  LyAil^ru^l  **  y>\  \e  *M  Jj^j  -x^t|i^ 

|^Jju4-ll  -xvc  J.?  J.?  0<1^H  beweist,  dass  er  mit  einem 
alten  Stempel  aus  den  Jahren  180 — 192  geprägt  wor- 
den ist. 

53.  Fars  a.  203.    Auf  dem  Avers  zuunterst:  J^'^ 

Rev.  Jj  löjll^ruXl  aj  ^11^  *1H  **^-  D^lil||*lll  Jj*>j  .>«sd|*ll 

tjCA,  Jl  ji  wJlL>  j\  j>  Je  j^^s-j*  J>  J^  ü4Ul||-H^  Die 
Münze  ist  also  zu  Ehren  des  bekannten  Imam's  Aly  Ridha 
geprägt,  von  welchem  uns  bisher  Münzen  der  Jahre  202 


174 


AV.  Tiesenhausen  :  Ueber  zwei  in  Kusslaiul 


bis  204  aus  Samarkand,  Ispahan  und  el-Muhammcdija 
vorlagen.  S.  auch  Nr.  55. 

54.  Sarmarkand   a.  204.  Av.  Jy~4l   Rev.  ji^Li) 

jUilll  AÜlll  Jy-j||.  Das  Wort  }U1,    das  wohl   mit  dem   a11 

zu  verbinden  ist,  also  hier  soviel  als  JU>  aJJI  bedeutet, 
erscheint  auch  auf  einem  von  Frähn  untersuchten  Bagh- 
dader  Dirhem  vom  Jahre  170  im  Charkower  Universitäts- 
Museum  (Frähn's  handschr.  Nachlass,  Bd.  XI,  p.  68)  und 
auf  Samarkander  Münzen  der  Jahre  205  (s.  Nr.  56)  und 
206  (Frähn,  Nov.  Suppl.  p.  34,  Nr.  a,  1).  S.  auch  Nr.  56. 

55.  Ispahan  a.  205.  Dieselben  Legenden  wie  auf 
Nr.  53,  mit  dem  Unterschiede,  dass  auf  dem  Revers  unter 
der  letzten  Zeile  noch  ein   ^  steht. 

56.  S  a  m  a  r  k  a  n  d  a.  205.  Av.  und  Rev.  wie  auf  Nr.  54. 

57.  Medinet-  es  -sei  am  a.  211,  mit  dem  einfachen 
Rev.   AÜll  Jy-y  x£.  hil. 

58.  Dimeschk  a.  212.  Rev.  wie  auf  der  vorher- 
gehenden Münze. 

III.   Tahiriden. 

59.  El-Muhammedija  a.  206.  Auf  dem  Avers, 
ausser  dem  gewöhnlichen  Glaubenssymbol,  zwei  concentri- 
sche  Randinschriften,  von  denen  die  eine,  innere,  den 
Namen  des  Prägorts  und  die  Jahreszahl,  die  andere, 
äussere,  aber  folgende  Legende:  o  j^Uall  o  Ju<p*.  o  j>  J.^- 

enthält  *)  Rev.  J<.^\  II  jjj!  II  Jj-y  I  x^  ILi.    In    demselben 

i)  VgL  Frähn,  Samml.  klein.  Abhandl.  p.  124,  Nr.  2,  tab.  I, 
Nr.  11,  und  Tornberg,  Num.  Cuf.  p.  309,  Nr.  315  a,  Tab.  XIV. 


gemachte  kufische  Miinsfunde.  liO 

Funde  befanden  sicli  auch  Münzen  aus  el-Muhammedija, 
ebenfalls  vom  Jahre  206,  denen  auf  dem  Avers  die  äussere 
Randschrift  fehlt,  auf  dem  Felde  aber,  über  dem  Symbol, 
der  Name  J^  und   unter   der  letzten  Zeile  i_?s£  ^  (in 

den  Mel.  Asiat.  VI,  p.  148  steht  wohl  aus  Versehen  Js>  j>) 
beigesetzt  ist,  wie  auf  den  zwei  el-Muhammedija-Münzen 
desselben  Jahres  bei  Tornberg,  Symbol.  III,  p.  14,  Nr.  22 
und  Nesselmann,  Die  Orient.  Münzen,  p.  68,  Nr.  240  und 

p.  85. 

60.  Medinet   Zerendsch   a.   207.  Rev.   ,>CcMj.i 
<j^y^\  j*  Ul    JyjJ^Ul  Ale!    Die  Segensformel  aM 

xs-\  ist  mir  sonst  nicht  vorgekommen;  vielleicht  ist  aber 
nur  durch  ein  Versehen  des  Stempelschneiders  das  dem 
c  folgende  Häkchen  mit  dem  letzten  Buchstaben  verbunden 

wir  hätten  dann  aDI  ajcl  zu  lesen,  in  demselben  Sinne  wie 

das  y,-s<ai  Ali!  &js\   auf  Kupfermünzen.     Der   Ibn-el-Kausi 

könnte  ein  Sohn  jenes  ^^  sein,  der  auf  Zerendscher- 
Münzen  aus  den  Jahren  190  (s.  Tornberg  Num.  Cuf.p.307, 
Nr.  216,  a,  tab.  XIV)  und  192  (T.  Ch.  Tychsen,  De  defect. 
p.  81;  Frähn,  Samml.  klein.  Abhandl.  p.  124)  erscheint. 

61.  El-Muhammedija  a.  209.  Rev.  I  J^w  JLx^lLli 

üJ°||a1I1 

62.  Sarmarkand  a.  210.  Rev.  wie  auf  Nr.  61. 

63.  Ispahan  a.   210.  Rev.  .lUlllj^Jj^iU 

64.  Merw  a.  215. 

65.  Ispahan  a.  219. 

66.  Sarmarkand  a.  224. 


171) 


W.  Tiesenhausen  :   L'ebcr  zwei  in  Uusslarul 


07.  Fars  a.  224. 

68.  Komm(?)  a.  225. 

69.  Merw  a.  226,  wie  bei  Tornberg,  Symbol.  IV, 
Nr.  56. 

n. 

Der  zweite  Fund,  der  im  April  des  Jahres  1868  in 
der  Stadt  Murom  (Gouvernement  Wladimir)  gemacht  wor- 
den ist,  enthielt  gegen  2y2  Pud  (=  73,  03  Wiener  Pfund) 
kufischer  Silbermünzen ,  unter  denen  sich  etwa  14  Pfund 
zerbrochener  Stücke  befanden.  Den  Hauptbestandteil  des 
Fundes  bildeten  10,079  Samanidendirhenis,  der  Rest  be- 
stand aus  818  sogenannten  bulgarischen  Nachbildungen 
samanid.  Münzen,  140  Chalifen-,  4  Taherideu-,  18  SofiV 
riden-,  2  Sadjiden-  und  16  Buweihidenmünzen.  Im  Ganzen 
also  enthielt  der  Fund  11,077  Stücke  von  denen  das  älteste 
im  Jahre  97  d.  H.  (==  715 — 716),  das  jüngste  im  Jahre 
328  (=  939 — 940)  geprägt  ist.  Die  brauchbaren  Exem- 
plare sind  ebenfalls  verschiedenen  öffentlichen  Münzsamm- 
lungen Russlands  einverleibt  worden  (vgl.  Mel.  Asiat. 
To.  VI,  p.  187 — 194);  eine  Auswahl  von  553  Doubletten 
erhielt  das  grossherzogl.  oriental.  Münzkabinet  zu  Jena. 

Zu  den  bisher  unbekannten  Prägen  rechne  ich  fol- 
gende Stücke: 

I.    Abbassiden. 

1.  Medinet -es -sei  am  a.  270  (883—4).  Av  unter 
dem  Glaubenssymbol :  <OJl  J>(^0-  Rev>:  unter  dem  Glau- 
benssymbol: uHjl^ji  ^  ^  3.S**\ 

Ich  brauche  wohl  kaum  zu  bemerken,  das  Oyj\\^j,-> 
der  Titel  des  damaligen  Veziers    jJbie.  j>  -xdo    ist,     dem 


gemachte  kufische  Miinzfundc. 


177 


wir  auf  Münzen  desselben  Jahres  aus  el-Basra,  el-Ahwäz 
undSchträz  und  auf  Münzen  vom  Jahre  271  aus  Serrmenra, 
el-Mossul  und  Badghts  begegnen .  Vgl.  auch  Nr.  2. 

2.  Der  Prägort  ist  nicht  mehr  zu  erkennen ;  das  Jahr 
■der  Prägung  ist  271  (884 — 5).  Avers  unten:  ^>UI  «x^>.ljjl 

aÜI  ^jjJ,  der  Vorname  und  Ehrentitel  des  zweiten  Thron- 
erben und  Bruders  el-Mu'tamed's,  Tal  ha,  der  gewöhnlich 
unter  dem  Titel  <0Jl>  J^l ,  wie  auf  der  vorhergehenden 
Münze  erscheint. 

Kevers:  C^b^j^lK*^  .J*)  JÜ>*M 

3.  Medinet-es-seläm,  a.  273  (886 — 7).  Unter- 
scheidet sich  von  dem  von  Bartholoinaei  bekannt  gemach- 
ten Baghdäder  Dirhem  desselben  Jahres  (3e  lettre  ä  M. 
•Soret,  Nr.  16)  dadurch,  dass  auf  dem  Avers  dem  aÜL  J^il 

noch  eine  Zeile  mit  der  Inschrift  aU!  ^jJ  ^^>U11  vorangeht. 

4.  8  c  r  r m  e  n  r  ä,  a.  280  (893—4).  Revers :   M  j^il 

5.  Tiflis,  a.  297  (909—10).  Avers:  II  j,  u*,l*\\  j\ 
u*r*jd  jy*\  Revers  :    a)H.  jXj\,\ 

Dieselben  Aufschriften  wiederholen  sich  auf  den  fol- 
genden 14  Münzen. 

6—7.  el-Basra,  a.  298  (910— 11)  und  303(915— 6). 

8.  Fars,  a.  299  (911—912). 

9—10.  el-Küfa,  a.  300  (912—3)  und  311  (923-4). 

11.  Wäsit,  a.  308  (920—921). 

12— 16.  Schiräz,  a.  312  (924—5),  315(927—8), 
-317  (929-930),  319  (931—2)  und  320  (932). 

12 


178 


W.  Tiefenhausen  :  L'ebcr  sweJ  In  ttus&land 


17—18.   Ispahän,  a.  316  (928-!))  und  318  (930 
bis  031); 

19.  Arradjan,  a.  318  (930-931). 

II.  Soffariden. 

20.  'Oman  (öU«j),  a.  295  (907— S).  Avers  unten: 
j^  ji^lU  Revers:  p  11*111*  JüC\\ 

21.  Sedjestän,  ä.  321  (933).  Avers  unten:  ^se>- y\ 

Revers:  x*£-  j>  j^IIaM*  ^>]}\ 

Diese  Münze  gehört,  wie  ich  glaube,  zu  den  Prägen 
der  späteren  oder  zweiten  Soffariden-Dynastie,  die  sich 
seit  dem  Jahre  310  Sedjestän's  bemächtigt  hatte  (s. 
Hammer,  Gesch.  des  osman.  Reichs,  Bd.  IX,  p.  262)  und 
sich  daselbst  unter  dem  Namen  der  „Könige  von  Nim - 
vüz"  einige  Jahrhunderte  hindurch  behauptete.  Der  auf  der 
Rückseite  nach  dem  Chalifen  genannte  Ahmed  ben 
Mohammed  wird  wohl  der  Vater  des  berühmten  Chalef 
ben  Ahmed  i)  sein,  von  dem  wir  Goldmünzen  aus  den 


»)  Hinsichtlich  (.'ha  lefs  Abstammung  herrscht,  wie  schön 
Mirkhond  bemerkt,  einige  Unsicherheit  (vgl.  Ilist.  prior,  reg. 
Persar.  Viennae  1782,  p.  3b\  110);  doch  finde  ich  bei  Ohondemir 
(j<Jt\  wou>»,  Teheran  Ausg.  v.  J.  1271,  p.tt.Y)    folgende,    sich 

auf  el-Isfizäri's    OL*>  f~j\j   stützende  Angabt!:  ry  _X«s>-!  ^y  cjÜLs*- 

2.)  s^J  ^y,  ^jut^-  jI  ^y  oiL>-  -y  X^-.  Auch  in  Frähn's  band 
schriftlichem  Nachlasse  fBd.  XXV,  wo  dieser  zweiten  Soffarbion- 
Dynastie  unter   dem  Namen  JuaIsLI  ÄLjJ!     Erwähnung    geschieht  . 

wird  nach  dem  f^yyh  O^  Chälßf's  Vater  t^jils*.  /j  _x«s£.    •  t  j^>-1 


iumachto  kulisehe  Jlünzfumle. 


179 


Jahren  331  (?),  334  (?),  355  und  375  besitzen  (s.  E. 
Thomas,  Suppl.  Contributions  to  the  series  of  the  coins 
ofGhazni,  p.  151—153). 

Räthselhaft  ist  das  Erscheinen  des  Namens  aIII»  ^^H 
auf  unserer  Münze,  da  dieser  Chalife  erst  im  Jahre  322  zur 
Regierung  gelangte.  Es  Hesse  sich  zwar  annehmen,  das* 
die  Vorderseite,  wie  auf  einem  Baghdader  Dirhem  vom 
Jahre  302  (T.Ch.Tychsen  in Comment. Gotting,  Lp.  125, 
Nr.  X),  oder  einem  Samarkander  Dirhem  vom  Jahre  310 
(Tornberg,  Symbol.  IV ;  Nr.  99),  mit  einem  verjährten 
Stempel  geprägt  worden  sei  i),  wenn  uns  nicht  noch  eine 
andere,  in  Medinet-es-seläm  a.  320  geprägte  Münze  des- 
selben Chalifen  vorläge  (Tornberg,  Num.  Cuf.  p.  114, 
Nr.  502),  auf  deren  Vorderseite  sich  zugleich  der  Name 
seines  Sohnes  J.-oÄilyl  mit  dem  Titel  O^i^  .A^  £*  ^e" 
findet.  Er  darf  daher  eine  schon  in  den  Jahren  320—321 
statt  gehabte  Erhebung  zu  Gunsten  des  Rädhy-billäh  vor- 
ausgesetzt werden,  die  vielleicht  auch  seine  Einkerkerung  zur 
Folge  hatte.  Auf  diese  Vermuthung  hin  erlaube  ich  mir  den 
auf  der  Vorderseite  unserer  Sedjestänernüinze  genannten 
Abü-Dja'far  für  den  zweiten  Sohn  desselben  Chalifen  zu 
halten,  dessen  Abul  Mahäsin  (ed.  Juynboll,  II,  p.  V*n) 
unter  dem  Jahre  323  erwähnt. 

22-23.  Sedjestän,  a.  323  (934—5)  und  324  (935 
bis  930).  Avers  und  Revers  wie  auf  Nr.  21. 


')  Eher  könnte  dies  von  den  Münzen  des  Jahres  321  aus 
Badachschän  (Fr  ahn,  im  Bullet,  histor.  To.  V,  p.  121  und  Torn- 
berg, Num.  Cuf.  p  214,  Nr.  419)  und  Nisibin  (S  o  r  e  t ,  Lettre  ;*i 
M.  Dorn,  p  21,  Nr.  27)  gelten.  Vgl.  auch  unten  die  Ferwaner-Münzf; 
v.  J.  320. 

12* 


1  ^o 

J-av-'  W.  Tieseuhausen:  Ueber  zwei  in  Russland 

III.  Samanideu. 

a)  Ismail  ben  Ahmed. 

24.  Enderäbe,  a.  290  (902—3).  Avers:  Ueber  dem 
Glaubenssymbol  ein  dem  Stadtnamen  £  ähnlich  sehendes 
Wort  ( A  dem  wir  auch  auf  Balcher  Dirhems  vom  Jahre  292 
und  293  (Frähn,  Recens.  Nr.  41,  50;  Tornberg  Num. 
Cuf.  p.  164,  Nr.  67,  und  p.  166,  Nr.  82),  so  wie  auf  einem 
Fils  von  Buchara  aus  dem  Jahre  330  (Frähn,  Rec.  p.  91, 
Nr.  231)  begegnen;  vielleicht  nur  ein  verschnörkeltes  '<£ . 

II  e^ 

Revers:  -x<s»l  y  J.*««^!    <0Jl    jrS.[\ 

25.  Enderäbe,  a.  291  (903—4).  Unterscheidet  sich 
von  den  bisher  bekannten  Enderäber  Dirhems  dieses  Jahres 
durch  Weglassung  des  ÄSjjJI  J^  unter  dem  Glaubenssym- 
bol der  Vorderseite. 

26.  el-Chottel,  a. 293 (905— 6).  Avers  unten:  ^Ll 
-X-l  y.   Revers:    y  ^*cJ\  JaIIL    Ju-xll  LU|  J^w  J  Lx<^    •  aÜ  • 

El-Harith  benAsad,  dem  wir  auch  auf  der  folgen- 
den Münze  begegnen,  erscheint  auf  Chotteler  Dirhems  aus 
den  Jahren  292—294  (Frähn,  Rec.  Nr.  43,  54;  Torn- 
berg, Symb.  IV,  Nr.  70  und  Num.  Cuf.  Nr.  98). 

Der  auf  der  Rückseite  genannte  D  j  a'f  a  r  b  e  n  A  h  m  e  d 
über  den  die  mir  bekannten  Geschichtsquellen  schweigen 
wird  wohl  derselbe  sein ,  der  auch  auf  einem  Chotteler 
Dirhem  vom  Jahre  312  erscheint  (Frähn  im  Bullet,  bist. 
V,  120). 


gemachte  kufische  Miinzfunde.  181 

27.EndidjäräghoderAbdendjärägh(£l>£juL)> 
a.  293  (905-0).    S.    den   beifolgenden  Holzschnitt. 
Avers  unten :  j  J  j>  <1^~\ 
Revers  unten:  J^l^  J~*aJ||,)JJI    ilÖl 

Der  Name  des  auf  der  Vorderseite 
genannten  el-Haritb  ben  Asad, 
der,  wie  wir  gesehen  haben,  auf  den 
gleichzeitigen  Chottelermünzen  erwähnt 
wird,  lässt  nicht  daran  zweifeln,  dass  die  Stadt  in 
der  unser  Dirhem  geprägt  ist,  zu  dem  Gebiete  von  el- 
Chottel  gehört  haben  muss.  In  der  That  erwähnen  Ibn 
Haukai,  el-Istachri,  el-Idrisi  (s.  Juynboll,  Lexic.  Geogr. 
Vol.V,  p.  130,  132,  133)  und  Jäküt  (Geogr.  Wörterb.  T.II, 
p.   I  VI,  s.  v.  öys^T,  und  p.  i .  V,  s.  v.  JJ*U)  eines  in  der 

Landschaft  el-Chottel  befindlichen  Städtchen's  c\>\dj^\y 
das  wohl  am  gleichnamigen  Zufluss  des  Djfhün  lag.  Vgl. 
auch  Sprenger,  Post-  und  Reiserouten,  p.  45;  Wüsten- 
feld in  der  Zeitschr.  der  morg.  Ges.  Bd.  XVIII,  p.  483; 
Barbier  de  Meynard,  Dict.  geogr.  p.  185.  Es  ist, 
glaube  ich,  dieselbe  Stadt,  die  bei  Ibn  Chordädbeh  unter 
dem  Namen  Ö^Ujjul  erscheint  (s.  Journ.  Asiat.  6e  serie, 
T.  V,  p.  38  und  246).  Unter  einer  ähnlichen  Benennung- 
erwähnt  sie  el-Ja'kubi  (ed  Juynboll,  p.  IV),  der  sie  zu  dem 

Gebiete  von  Balch  zählt,   indem  er  sagt:   ^    Jl*   Äi.ju»^ 

(sie)  dSj\  ^jJI  w^^Lo  (sie).  Da  el-Jakübi  sein  Werk  zu 
Ende  des  IX.  Jahrb.  verfasst  hat,  so  könnte  der  hier  ge- 
nannte el-Harith  ben  Asad  derselbe  sein ,  der  auf  unseren 
Münzen  erscheint. 


182 


W.  Tiesenliausen  :  Ueber  zwei  in  Russland 


28.  Ma'aden  (ö-W),  a.  293.  Revers:  .x^l  j>  J-**«»l 

29.  el-Ma'aden  (0 J«H* ),    a,    295  (907—8).   Avers 
unten :  aÜL  ij^X\.    Revers :    x*>*\  j>.  J***J\. 

30.  Balch  (£),  a.  295.  Avers:  äUU  j&\.    Kevers: 

31.  Ferwän  (ö^>),  a.  29G  (908-9).  Avers:  ju&l 
^üli  Revers :  -IJ  0  J^>  Lx«>.l  ^  J-***>\ 

Statt  o\jj>  könnte  vielleicht  auch  j>jj>  gelesen  wer- 
den (besonders  da  das  \  nur  wenig-  über  die  übrigen  Buch- 
staben hervorragt),  doch  ziehe  ich  erstere  Lesung  vor,  da 
die  Mehrzahl  der  Samanidenmünzen  in  dem  Muromschen 
Funde  aus  den  östlichsten  Landschaften  des  Samaniden- 
reichs  stammen.  Vgl.  auch  Dorn  in  den  Mel.  Asiat.  VI. 
p.  190 — 1.  Auf  Ferwäner  Prägen  ist  zuerst  von  E. 
Thomas  (On  the  coins  of  the  kings  of  Ghazni,  p.  301  bis 
306)  aufmerksam  gemacht  worden. 

Die  Inschrift  auf  der  letzten  Zeile  der  Rückseite  halte 
ich  für  zwei  durch  ein  Viereck  getrennten  Hälften  des- 
selben Wortes,  dem  wir  auf  der  unter  Nr.  34  beschriebenen 
Münze  v.  Ma'aden  Pendjhir  a.  299  begegnen. 

b)  Ahmed  ben  Ismail. 

32.  es-Saghäniän   (  \^?5^   jUi^ll.),  a.    297 

(909  —  10).  Revers:  J**cJ  j,  x*A\\M>  >&&!.  Münzen  aus 
es-Saghänian  (einer  Stadt  in  Mawerannahr)  sind  meines 
Wissens  bisher  noch  nicht  vorgekommen. 


gemachte  kufische  Jlünzfunde. 


183 


m.  Mcrw,  a.  299  (91 1—912).  Avers  unten:  V  £ 
Revers:  J-*^J  j>  x*>~\  LüJljjk^ill 

34.  Ma'adenPendjhtr,  a.  299.  8.  den  beifolgenden 
Holzschnitt  Nr.  1. 

Avers:   aUI^jJäII   und  darunter  noch  ein  Schnörkel. 

Umschrift :  «~j  aL-j  jS5^'-  ^-^  y  J1*  *- 

Revers:  Unter  dem  Glaubenssymbol:    J~**J  ^y  x<p-\ 
v— -si    ijSÜ.  Umschrift:  <Ll  dL*j\  aU!  Jyj  x^l. 


jkib  ^^ftj  aJj\  a-j 


Vor  einigen  Jahren  war  der  Archaeolog.  Commission 
aus  einem  in  Kiew  gemachten  Funde  ein  ähnlicher  Dirhem 
zugekommen  (s.  den  Holzschnitt  Nr.  2),    der   leider  am 


Rande  an  einigen  Stellen  abgebrochen  und  überhaupt  ab- 
geschliffen ist.  Das  ^^s£.  Ija  ^ÄJ  ist  übrigens  deutlich  er- 


184 


W.  Tiesenhausen  :  Ueber  zwei  in  Kussland 


lullten;  das  darauf  folgende  Wort  und  der  Anfang  des- 
Wortes üj»o  sind  verloren  gegangen.  Auf  der  Rückseite 
vermissen  wir  unter  dem  Namen  des  Emirs  Ahmed  ben 
Isma'il  die  beiden  Worte,  die  sich  auf  der  Münze  des 
Muromschen  Fundes  befinden;  statt  derselben  sehen  wir 
vier  kleine  Querstriche. 

Bemerkeuswerth  is  das  Wort  ^,-iü ,  das  auf  diesen 
beiden  Münzen,  so  viel  weiss  zum  ersten  Male,  an  die 
»Stelle  des  gewöhnlichen  v_^-J>  und  des  selteneren  J^ 
tritt. 

Wie  die  beiden  Worte  jj\  <-**.-£-  (vielleicht  ein  meta- 
phorischer Ausdruck  für  Münze?)  zu  lesen  sind,  ist  mir 
bisher  räthselhaft.  Ein  <~~£-  finden  wir  auch  auf  einem 
Dirhem  von  Nisabür  aus  dem  Jahre  314  (Tornberg, 
Symbol.  IV,  Nr.  95).  Vgl.  oben  die  Ferwänermünze  vom 
Jahre  296.  Sollte  das  Wort  mit  dem  <-*■>•  auf  Münzen  von 

Buchara  aus  den  Jahren  345 — 350,  oder  dem  v_^sL  auf 
Münzen  von  el-Muhammedija  aus  den  Jahren  178  und  180 
verwandt  sein. 

Noch  glaube  ich  darauf  aufmerksam  machen  zu 
müssen,  class  auf  der  Münze  des  Muromschen  Fundes,  so- 
wohl in  der  Randschrift  der  Vorderseite,  als  in  der  letzten 
Zeile  des  Reverses  unter  dem  Worte   <-~st  der  Buchstabe 

■9-  und  zwei  Punkte  zu  sehen  sind  (auf  dem  Dirhem  des 
Kiewer  Fundes  finden  wir  nur  zwei  Punkte  unter  dem  w^* 
und  dem  Worte  üy^)- 

Die  ältesten  uns  bekannten  Münzen  der  durch  ihre 
Silbergruben  berühmten  Stadt  Pendjhir  (ohne  j-X**)  sind 
aus  dem  Jahre  256  (Tornberg,  Num.  Cuf.  p.  92,  Nr.  381). 


gemachte  kufische  Miinzfunde. 


185 


35.  el-Ma'aden,  a.  302  (914 — 5).  Avers :  j-^jV 
Revers :  J~«<^l  ^y  j^p-I    aÜU  jjüill. 

Der  Abu  Nasr  erscheint  auch  auf  gleichzeitigen 
Minzen  von  Balch  (a.  299),  Enderäbe  (a.  297,  299,  300. 
303),  Pendjhir  (a.  302)  und  Samarkand  (a,  302).  Frähn 
vermnthete,  es  sei  der  Vorname  des  Ah  med  ben  Moham- 
med benJahja,  dem  wir  auf  Balcher  Münzen  aus  den 
Jahren  295—297  begegnen  (Bullet,  hist.  T.  I,  p.  3).  Viel- 
leicht ist  es  der  Statthalter  von  Chorasan  <^*M  j\  ^  j-^y^ 

Jüiü! ,    der   später   von  Karätegfn ,    dem  Statthalter  von 

Balch,  bekriegt  wurde  (s.  Abulfeda,  ed.  Reinaud,  p.  IV \ 

und  Jäküt's  Geogr.  Wörterb.  Bd.  IV,  p.   \  .  XV,  s.  v.  Ja,). 

c)  Nasr  ben  Ahmed. 

3(3 — 39. esch-Schäsch,  a. 286  u. 287;  Samarkand, 
a.  299.und  Nlsäbür,  a.  300.  Revers :  j^>.\  ^r^|hlll,jj£iU 
Diese  vier  Münzen  sind  ohne  Zweifel  mit  alten  Avers- 
Stempeln  geprägt  worden. 

40.  Nisäbür,  a.  305(917—918).  Avers:  in  einem 
kleinen  Kreise  das  Glaubenssymbol,  um  welches  die  ge- 
wöhnlichen zwei  Randlegenden  laufen,  und  ausserhalb  der 
äussern  noch  die  Inschrift :  lüTj  aÜ!  ^-s»  ,  welche  wir, 
etwas  modificirt  auch  auf  geschnittenen  Steinen  finden  (s. 
Reinaud  Descr.  des  monum.  musulm  T.  II,  p.  36—37). 
Revers:  _x<>-l  j>  j~<a>  Ulli  jjüill  *ül  J^j\  x^-  II  *^  m^ 
der  gewöhnlichen  Umschrift:  £\  &L>j\  aDI  Jj-y  J^  und 
ausserhalb  derselben  ebenfalls:  US^  aUI^^.    Auf  Balcher 


180 


W.  Ticsenhausen  :   L'eber  zwei  in   KusMand 


Dirhems  vom  Jahre  316  finden  wir  bloss  a1)^~».  (Adler , 
Mus.  Cuf.  p.  60,  Nr.  44;  Toniberg,  Nmn,"  Cuf.  p.  207, 
Nr.  370),  während  auf  einem  Fils  von  Buchära  aus  dem 
Jahre  358  und  auf  einem  Buchärischen  Dinar  vom  Jahre  359 
nur  aJJI  j£  steht  (Fr ahn  im  Bullet,  scient.  T.  II,  p.  84). 

41.  Samarkand,  a.  306(918^-9),  Revers:  1 1^111  jJ^U 

x+>-\  jj  ^jsC,  Die  älteste  uns  bisher  bekannte  Münze 
dieses  Jahjaben  Ahmed  ist  vom  Jahre  290,  ebenfalls 
aus  Samarkand  (Tornberg  in  Zeitsehr.  der  deut.  morg. 
des.  Bd.  XXII,  p.  292,  705  und  Antiquarisk  Tidskrift,  vol. 
III,  p.  55,  Tab.  I);  die  jüngste  vom  Jahre  319  aus  Nisäbür 
(Früh  n  in  Bullet,  histor.  T.  V,  p.  119;  Dorn  in  Mel.  Asiat. 
T.  VI,  p.  194;  s.  auch  Toniberg'  Num.  Cuf.  p.  212, 
Nr.  400). 

42.  Ma'aden  (J-X*r),  a.  3Ö&  Avers  unten  :  *111  ^^ 
während  auf  einem  anderen  Maadener  Dirhem  vom  Jahre 
30ß  aus  demselben  Funde  aU  SjjJM  steht  und  ein  drittes 
Exemplar  keine  dieser  beiden  Inschriften  hat. 

Revers:  j^-l^^^  a111>jjüäI! 

4;;.  Ma'aden,  a.  307  (919-920).  Avers;  a11  &4iH. 

Revers:  u*  Lx^l  u' j^  MkjjuiM. 

44.  Badachschän,  a..'507.  Revers:  ^^.^  IaIII^XaII 

45.  Nisäbür,  a.  308  (920—921).  Avers  und  Revers 
unten  o  o. 

4<>.  Enderäbe,  a.  309  (921—2).  Avers  unten:  * 

Revers  oben;  *£*!!,  unten;  .x«>-l  ^y  j~a>  UüU    >xliU 


gemachte  kutisclu-  Münzfunde. 


1-7 


Sollte  das  f.,  dem  wir  auch  auf  Andaluser  Dirhems 
vom  Jahre  190  (Gaillard),  Descr.  p.  35Ö,  Nr.  5792)  und 
229  (ibid.  Nr.  5807)  begegnen,  eine  Verkürzung-  von  ^sS. 

sein  (s.  Nr.  31  und  34),  oder  von  jLsi,  das  sich  auf  Ende- 
räber  Münzen  vom  Jahre 298  (Frähn,  Rec.  Nr.  99;  Toni- 
berg, Symbol.  IV,  Nr.  75)  vorfindet,  oder  von  i>j& 
welches  auf  einem  Fils  v.  Buchara  aus  dem  Jahre  211  zu 
sehen  ist,  (Frähn,  Recens.  p.16***,  Nr.3).  Anhängern  der 
„Werthbezeichnungen"  wäre  ein  einzeln  stehendes  4-  wohl 

ein  verkürztes  v_//£  (chj£-  **[>■>)  oder  u<a^-.  Doch  ein 
<£.  dem  jJlI  zur  Seite  macht  eine  solche  Deutung  unmög- 
lich, gleichwie  das  '<d  a11  auf  einer  Chotteler  Münze  vom 
Jahre  292  (Tornberg,  Symbol.  IV,  Nr.  69,  Tab.  IX)  den 
sprechendsten  Beweis  liefert,  dass  £  nicht  als  Werthzei- 

ehen  aufzufassen  ist.  £  äII  und  £  aU  werden  also  wohl 
den   zur   Verherrlichung   Allah's    dienenden   Ausdrücken 

%X\  a!1  ,  x^\  a11  .  äj«ll  a11  u.  a.  entsprechen. 

47.  Enderäbe,  a.  309.  Avers  unten:  £      Revers: 

48.  Badachschän,  a.  309.  Avers:  <dl  ÄjAäIL  Revers: 

49.  Enderäbe,  a.  310  (922—923).  Avers:  ^ 
Revers :  y,  j  x>>-\  ^y  ^<ai  Ldll^,  Jüill 

50.  el-Chottel,  a.  310.  Avers:  ±+->~\  y^kx^,  der 
Name  des  damaligen  Statthalters  von  el-Chotel.  Bisher 
waren   mir   Chotteler -Münzen    mit    dem   Namen   dieses 


188 


"W.  Tiesenhausen :  Ueber  zwei  in  Russland 


Djafar  ben  Ahmed  nur  aus  dem  Jahre  312  bekannt  (s. 
Frähn  im  Bullet,  histor.  T.  V,  p.  120;  vgl.  auch  Mel. 
Asiat.  T.  VI,  p.  190).  Sollte  auf  dem  Avers  der  beiden 
Chottel  er -Münzen  bei  Tornberg,  Num.  Cuf.  p.  204, 
Nr.  350  und  351,  nicht  auch  j-<p~\  y>  ^**;>-  statt  y>  j~a> 

j.+>-\  zu  lesen  sein?   Vgl.  55.  Revers:  (?)  j~<i>  j  aIIL „>JÜ*11 

51.  Ma'aden,  a.  310  (sie  -  ^  j^s-  ÄI^.  ixw.  Avers:.»» 
Revers  :  J^s-1  <y  j~<ä> \^>  jX&\. 

52.  Balch,  a.  312  (924  —  5).  Avers  oben  ein  Punkt; 
unten  zwei  Punkte.  Revers;  •£=»•  L\«>.|  y  j~ä  Ulli*  jXjÄ} 

53.  Ma'aden,  a.  312.  Revers:  a*^1  j>  j^l  aJJL  jXj&} 

54.  Nisäbür,  a,  312.  Revers:  J^l  jiJ-Ä||*ltt»">iiÜ 

55.  el -Chottel,  a.  313  (925— 6.  Avers:  x^ijt^M*^ 
(vgl.  Nr.  50).  Revers:  j^».l  fry*» M»>>£äMi 

56.  el- Ma'aden,  a.  313  (ohne  Hundertzahl  Ä1*>ü-X«\Ij 
_^p.  JJJ)  Avers:  aU  ä^^.  Revers:    p^^\  ^>  ^^1*111*  ^XiU 

w- 

57.  Chottel  (J-<£,  ohne  Artikel,  also  vielleicht  j>"0 
ä.  314  (926—7).  Revers:  j^l^^lUljJuili. 

58.  Ma'aden,  a.315  (927—8.  Revers  wie  auf  Nr.  57. 

59.  Enderäbe,  a.315  (Lr^-sic-^-c  ->>  -sic-Ä>j^l) 
Revers  wie  auf  Nr  57. 


gemachte  kufische  Münzfunde. 


189 


60.  Nisäbür,  a.  310   (928-9).  Revers:  „JJLjXÜl 


j^I 


O'J' 


t 
Ol.Enderäb  (\_J;.x;l»),  a.  316.  Avers:  ^^  ^y  ,x»»-l, 
der  uns  bisher  auf  Balcher  und  Enderäber-MUnzen  aus 
den  Jahren  303—309  (Fr ahn,  Recens.  Nr.  158,  159, 
166,  175,  182,  192;  Idem  Num.  Cuf.  Nr.  55  und  Tom- 
berg,  Num.  Cuf.  Nr.  250,  251,  259,  266,  276,  287)  und 
auf  Münzen  von  Nisäbür  und  Ma'aden,  a.  306  (Fr ahn, 
Rec.  Nr.  183.  Tornberg  in  Zeitschr.  der  deut.  morg. 
Ges.  Bd.  XXII,  p.  291)  und  Badachschän  a.  306  oder  316 
(Stick el  in  derselben  Zeitschr.  Bd.  IX,  p.  252—3)  be- 
gegnet ist. 

62.  el-Chottel,  a,  317  (929-930). 
Revers :  -X<^  <y  j*^  j  ^  >■£& 

63.  Ma'aden,  a.  317.  Revers  wie  auf  Nr.  62. 

64.  Balch,  a.  317.  Revers  wie  auf  Nr.  G2. 

65.  Balch,  a.318.  (930—931).  Revers  wie  aufNr.62. 

66.  Nisäbür,  a.  319.(931—2).  Avers  unter:  ^. 
Revers :  Jt«=»l  j>  j~*>  LjJlIL  jXj\\. 

67.  Ferwän,  a.  320.  Revers:  L^sJ^^^^u '  iaUI^I,!! 
^•jSJlsQi  Ueber  ^jS^SX ,  der  später  auf  Münzen  v.  Balch 
(a.  324^  325,  326),  Enderäbe  (a.  334)  und  Ghazna  (a.  359) 
erscheint,  s.  E.  Thomas,  Supplem.  Contributions  to  the 
series  of  the  kings  of  Ghazni,  p.  141 — 147. 

68.  Nisäbür,  a.  322(933—934).  Avers  unten:  <-> 
Revers:  Ju^l.v  .^  Llil  >>UiL 


190 


\v.  Tieseubaiuen  :  L'eber  zwri  in  Rastland 


Gl).  Enderäbe  (sie  —  *>jj&),    a.  823  (934—935). 
Revers  wie  auf  Nr.  68. 

70.  Nisäbür,    a.   324  (935 -.936).   Auf  dem  Avers 
unten  zwei  Punkte.  Revers:  £=»|  -U=»^  yj^aülldW»  ,j*>\)\ 

7 1 .  E  n  d  e  r  a  1>  e,  a .  ."524.  Avers  unten :  ym^*j>-  (\^>  &*$) 
Revers :  ^S&J*   x^A  \j,  j~<a>  h  aIH,  ^^11. 

72.  Ualeh,  a.  .-J25  (9;->t> — S):-57).  Avers  oben:  .*.,  luiten  : 
j*&  y  ->-y.  Revers:  yS^xl»   j  ^^>-\  ^»  ^*o»  ||  a111>  ^>UK 

7.")—  7f>.  X  i  sabür,    a.    325.    Avers  oben:    £=>    (auf 

einem  andern  Exemplar  stellt  J:  auf  einem  dritten  ist  ein 
Punkt  zu  beiden  Seiten  der  mittleren  Zeile  des  Symbols). 
Revers  :  j.*r>-\  r/j****  !!  ^  ^j^]^- 

76.  Samarkand,  a.  .')2t>  (93?—  938).  Avers  unten: 
•y-  Revers:  j^  ^  ^^ai|LxlHi  ^o\)\. 

77.  Bai  ch,  a.  326:  Avers  oben :  ,\,  unten  :|L-^  y  y-y 
^Jt^jy.  Revers:  y&fäj  Lx«>J  y  ^-ai  aUI,  ^>\J I. 

7S.  Samarkand,  a.  32?  (938— 93Ö).  Avers  unten  : 
J-xc.  Revers:  j.*^!  jj  _r*ai|Lllli  ^yi. 

71).  Baraiän  i  ^^  öUU)  von  der  Jahreszahl  ist 

nur  noch  etwas  wie  (?)  w~.>  (also  :}<)<>,  316  oder  326?)  zu 

seilen.  Revers:  x>>~\  y^^> ,  ohne  Namen  des  Chalifen. 
Vgl.  Ne  ssel  mann,  Die  orient.  Münz.  p.  102,  Nr.  65. 


gemachte  kulischc  .Münzfunde 


IV.  Buheiwidcii. 


191 


80.  Taster  min  el-Ahväz,  a.  320.  Avers  unten : 

O^IUO;!^  ^LJl^L  Revers:  ii^jJI  x^c-  Llilj  j£j\\. 

81.  Ts fall  an  (sie  jk^k^h)  a.  (32)3.  Avers:  ^yj>   Je- 
Revers:  aüL  ^(\J\). 

82.  Schir&z,  a.  325;  mit  der  bekannten  Randinscli ritt 

^*^\jj-d\j  ibUJl^  ^y^l,  wie  auf  der  Schiräzer-MUnze 
vom  Jahre  326  bei  Torhberg,  Num.  Cuf.  p.  249 — 250, 
Nr.  3  a. 

St.  Petersburg-. 


192 


Dr.  Arnold  Luschin: 


XI. 

Die  Agleier. 

Von 
Dr.  Arnold  Luschin. 

(Hierzu  Tafel  VIT.) 


Unter  den  Münzsorten  welche  in  innerösterreichischen 
Urkunden  des  XIII — XV  Jahrh.  erwähnt  werden,  nehmen 
die  Gepräge  der  Aquilcjer  Münzstätte  einen  hervorragen- 
den Platz  ein.  Als  denarii  Aquilejensis  monetae  in  lateini- 
schen, als  Agleier  und  später  Friauler  Pfenninge  in  deut- 
schen Aufzeichnungen  benannt  <),  haben  sie  durch  ihren 
ziemlich  hohen  Feingehalt  und  noch  mehr  durch  eine  ver- 
gleichsweise genaue  Stückelung  allmälig  ein  grosses 
Absatzgebiet  sich  erobert,  welches  vom  Piavc  und  Taglia- 
mento  bis  in  die  Niederungen  der  Save  und  Drave  reichte. 
Der  zwitterhafte  Charakter  ihres   Stammlandes,  welches 


<)  In  Urkunden  des  XIII— XV  Jahrh.  fand  ich  die  Formen 
Aglier,  Aglyer,  Agleyr,  Agleyer,  Aglaier,  Agloier,  Agleyger, 
Agellaerer  auch  Aglayer  silber,  dann  für  die  spätere  Zeit  Schilling 
Frioler,  Friauler,  Friawler,  Vrawler  munez. 


DU  A-leier.  1  ™ 

von  Romanen  bewohnt  dennoch  auffallend  viele  deutsche 
Einwirkungen  im  Rechtsleben,  in  den  Namen  der  Burgen 
und  Adelsgeschlechter  u.  s.  w.  bewahrt  hatte,  kömmt  auch 
bei  den  Agleiern  zur  Geltung.  Obwohl  von  italienischen 
Stempelschneidern  in  Anlehnung  an  den  in  Oberitalien 
heimischen  schüsseiförmigen  Typus  ausgemünzt,  sollten 
sie  dennoch  nur  eine  freie  Nachbildung  kärntnischer 
Gepräge  sein,  und  der  Name  Frixahenses  lebt  als  offieielle 
Bezeichnung  in  friaulischen  Urkunden  zu  einer  Zeit  no'ch 
fort,  da  er  in  seiner  eigenen  Heimat  schon  längst  ver- 
klungen war. 

In  Folge  der  so  eben  geschilderten  Thatsache  haben 
die  Italiener  gewiss  Recht,  wenn  sie  die  Agleier  Pfenninge 
in  den  Kreis  ihrer  münzgcschiehtlichen  Arbeiten  ziehen, 
und  wir  können  ihnen  für  die  Leistungen  eines  Rubeis, 
Liruti,  Carli-Rubbi,  Gradenigo  Fontanini,  Fabrizzi,  Muratori 
('.  Kunz  u.  s.  w.  *)  nur  dankbar  sein.  Andererseits  ist 
aber  auch  der  deutsche  Forscher  vielfach  bemüssigt  und 
dadurch  berechtigt  diese  Pfennige  in  den  Kreis  seiner 
Untersuchungen  zu  ziehen,  woferne  ihm  die  Münzge- 
schichte kerndeutscher  Lande  wie  Steiermark  und  Kärnten 
nicht  völlig  unverständlich  bleiben  soll. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  ist  auch  die  nach- 
folgende Arbeit  zu  beurtheilen.  Sie  wird  im  münzbeschrei- 
benden Theile  fast  nur  untergeordnete  Varietäten  als  stoff- 
lich neue  bieten  können,  dagegen  soll  mit  Zuhilfenahme 
des  erhaltenen  Urkundenvorraths,  genauer  Wägungen  und 
wo  es  anging  der  Feuerprobe,  der  Versuch  gemacht  werden, 
die  Werthverhältnisse  zuverlässiger  darzustellen,  als  dies 
tnsher  von  den  Italienern  geschehen  war. 


')  Ein  Verzeichniss  der  benützten  Literatur  folgt  am  Schlüsse. 

18 


194 


Dr.  Arnold  Luschin  : 


I.  Periode. 


Vorgeschichte  ( — 1204). 

Das  Christenthum   hatte    in   der   römischen  Colonie 
Aquileja  schon  frühzeitig-  Eingang  gefunden.  Der  Name 
des  heil.   Hermagoras    eines    unmittelbaren  Jüngers   des 
Evangelisten  Markus  wird  uns  für  jene  Gegenden  als  der 
des  ersten  Verkünders  genannt,  ausserdem  eine  Keine  von 
Nachfolgern  über  welche  nur  spärliche  Nachrichten  vor- 
liegen.   Seit  dem  Ende  des  IV.   Jahrh.   dürfte  Aquileja 
schon    erzbischöfliche  Rechte   besessen    haben,    die    sich 
zunächst  und  hauptsächlich  über  Istrien,  später  auch  über 
das  daran   stossende  Gebiet  und,   wie  Kubeis  als  möglich 
hinstellt,  nördlich  bis  Trient  ausgebreitet  haben.   Durch 
den  der  Kirchengeschichte  wohl  bekannten   sogenannten 
„Drei  Kapitel  Streit"  waren  die  Aquilejer  Erzbischöfe  seit 
der  Mitte  des  VI.  Jahrh.  zu  Schismatikern  geworden,  und 
dies  führte  nach   dem  Tode   des  Erzbischofs  Severus  zu 
einer   zwiefältigen   Wahl.    Der    schismatische   Metropolit 
Johannes  behauptete   sich  zu  Aquileja  während  der  recht- 
gläubige  Candidianus  nach  dem    nahe  gelegenen  Grado 
übersiedelte.   Dieses  erst  im  Laufe  des  VII.  Jahrhundert 
beigelegte  Schisma  hatte  aber  die  Folge,   dass  die  Aqui- 
lejer Kirchenfürsten  dem  Titel  Patriarch,  der  ihnen  wahr- 
scheinlich von  den  gothischen  Königen   ebenso  wie  den 
übrigen  istrischen  Bischöfen  verliehen  worden  war,  nicht 
entsagten,    sondern  ihn  fortführten.    Dem  rechtgläubigen 
Nachbar   zu  Grado   blieb   nun   nichts   übrig,   als   diesen 
Titel  gleichfalls  anzunehmen  um  nicht  an  Ansehen  gegen- 
über dem  schismatischen  Collegen  zu  verlieren,    und  so> 
kam  es,  dass  auch  nach  erfolgter  Aussöhnung  mit  Rom  in 


Die  Agleier.  '  •';) 

Aquileja  und  Grado  die  anderswo  verschollenen  Patriarchen 
Titel  üblich  blieben  «), 

Die  allmälig  eintretende  Erweiterung  der  Metropolitan - 
grenzen  musste  seit  dem  die  kirchlichen  Verhältnisse  in 
Deutschland  durch  Bonifacius  geordnet  worden  waren,  mit 
Notwendigkeit  zu  Conflicten  führen.  So  kam  es  dass 
unter  dem  Patriarchen  Paulinus  II  und  dessen  Nachfolger 
Urban  ein  heftiger  Streit  mit  dem  Erzbischofe  Arn  von 
Salzburg  entbrannte  welcher  durch  wiederholte  kaiserliche 
Entscheidungen  in  den  J.  811  und  819  derart  geregelt 
wurde,  dass  der  Drauflnss  die  Grenze  beider  Kirchen- 
sprengel bilden  sollte  2). 

Es  kann  dahin  gestellt  bleiben,  was  es  mit  dem  per- 
sönlichen Ehrenvorzuge  für  eine  Bewandtniss  hatte,  welchen 
die  Synode  von  Mantua  (826)  dem  Patriarchen  Maxentiu* 
ertheilt  haben  soll,  und  den  sogar  Papst  Johann  XIX  im 
J.  1028  ausdrücklich  anerkannt  habe,  allein  so  viel  steht 
fest,  dass  der  friaulische  Metropolit  allmälig  zu  grosser 
Bedeutung  in  geistlichen  und  auch  in  weltlichen  Dingen 
gelangt  war.  Es  wäre  somit  an  und  für  sich  die  Nachricht, 
dass  Patriarch  Popo  im  J.  1028  vom  deutschen  Könige 
Konrad  II  das  Münzrecht  für  seine  Kirche  erwirkt  habe  gar 
nicht  unglaubwürdig,   zumal  ihm  schon  mehrere  deutsche 


*)  Seit  dem  XII.  Jahrh.  hatten  rlie  Patr.  von  Grado  einen 
Pallast  zu  Venedig  den  sie  häufig  bewohnten.  1451  wurde  dann  dies 
Patriarchat  Grado  aufgelassen  und  der  Bischof  von  Venedig  zum 
Patriarchen  der  Lagunenkönigin  durch  P.  Nicolaus  IV  erhoben. 
Vergl.  Rubeis  540  ff. 

2j  Beiläufig  sei  hier  bemerkt,  dass  wenigstens  in  der  Steier- 
mark der  Curs  der  Agleier  Pfenninge  eine  Ausnahme  abgerechnet, 
genau  mit  dem  Diözesangebiete  zusammenfiel. 

13* 


19C 


Dr.  Arnold   Luschln  : 


Kirchenfürsten,  sein  Nachbar  zu  Salzburg,  die  Bischöfe 
von  Augsburg-  und  Freising'  u.  s.  w.  in  dieser  Begnadigimg 
zuvorgekommen  waren.  Das  Original  dieser  am  11,  Sep- 
tember 1028  zu  Imbshausen  (Immideshirtou)  ausgestellten 
Urkunde  ist  leider  nicht  erhalten,  sondern  wir  kennen 
dieselbe  nur  mehr  aus  einer  vom  Notar  Peter  unterm 
25.  November  1195  beglaubigten  Abschrift  i). 

Die  Frage  ob  Patriarch  Popo  und  seine  unmittelbaren 
Nachfolger  dies  Münzrecht  benutzt,  ist  namentlich  in  frühe- 
rer Zeit  vielfach  erörtert  worden.  Nachdem  jedoch  durch 
Carli-Rubbi  dargethan  worden,  dass  die  Popo  beigelegten 
Denare  Augsburger  Gepräge  seien,  weil  das  angebliche 
CIVITÄS  ÄÜVILEGIÄ  in  der  That  CIVITKS 
ÄVGVSTÄ  zu  lesen  sei,  gewann  die  von  diesem  ge- 
lehrten Numismatiker  vertretene  Meinung  die  Oberhand, 
dass  die  Aquilejer  Patriarchen  erst  seit  Wolfker  (1204  bis 
1218)  zu  münzen  begonnen  hätten  *).  Carli-Rubbi  gieng 
nämlich  von  der  Ueberzeugung  aus,  dass  nicht  nur  eine 
K.  Otto  I  zugeschriebene  Urkunde,  welche  schon  963  den 
Patriarchen    Rodoald    mit     dem    Münzregale    begnadet, 


*)  Der  vollständige  Abdruck  bei  Liruti  Della  inoneta  .  p.  38, 
mit  Weglassung  der  Beglaubigungsformeln  bei  (Rubeis;  De  nuni. 
patr.  Aq.  p.  13.  —  Die  wesentliche  Stelle  lautet  „ . .  concedimus  .  . 
sancteAquilejensi  ecclesie  etPoponi  patriarobe.  .  licenciam  monetani 
publicam  infra  civitatem  Aquileje  faciendi.  Igitur  denarios  ipsiua 
monete  ex  puro  argento  firmiter  preeipimus  fieri  et  Vcronensis 
monete  denariis  equiparari ,  nisi  prenominatu.s  patiiarcha  sua  s]hhi- 
tanea  voluntate  velit  meliorare.  Habeant  licentiain  oimios  regni 
nostri  negotiatores  in  qualibet  venali  merce  ipsos  denarios  aeeipere, 
si  tarnen  fderint  simplices  falsitate." 

3)  Zanetti  Raccolta  11  p.  11-2  Nr.  122  und  zumal  Note  a. 


Die  Agleier. 


107 


sondern  auch  jene  Verleihung  von  1028  grobe  Fälschungen 

seien  '). 

Was  nun  die  Urkunde  aus  der  Üttonenzeit  anbelangt, 
so  würde  der  Umstand,  dass  aus  dem  X.  Jahrb.  vergleichs- 
weisewenig' echte  und  eigentliche  Münzprivilegien  stammen, 
hinreichen,  um  uns  zur  grössten  Vorsicht  zu  mahnen.  Wir 
weiden  daher  dem  verwerfenden  Urtheile  Carli  -  Rabbi'« 
völlig  beipflichten  können,  welcher  mit  schneidender  Ironie 
bemerkt,  man  habe  ihm  das  „Original"  dieser  Münzrechts- 
verleihung samint  den  schon  besprochenen  Popo-Denaren 
in  dem  Archive  eines  wohlbekannten  „höchst  gelehrten 
.Subjects"  seinerzeit  vorgewiesen. 

Schwieriger  steht  es  unzweifelhaft  mit  der  zweiten 
von  Carli  Rubbi  vertretenen  Behauptung,  welche  auch  die 
Urkunde  von  1028  für  eine  Fälschung  erklärt.  Es  kann 
sich  hier,  wo  das  Original  verloren  gegangen  ist,  nur  um 
den  misslichen  Beweis  der  Unechtheit  aus  innern  Gründen 
handeln.  Manche  der  von  ihm  erhobenen  Einwände  z.  B. 
dass  der  Name  des  Kaisers  die  italienische  Form  Conradus 
statt  der  deutschen  Chuonradus,  jugalis  G-islae  statt  conjugis 
habe,  selbst  der  Fehler  in  der  Indictionen-Rechnung  und 
das  ungewöhnliche  „Data  anno" .  .  .  sind  sicherlich  auf 
Rechnung  der  Flüchtigkeit  zu  setzen,  mit  welcher  die 
italienischen  Notare  bei  Vidimirungen  vorzugehen  pflegten. 
Bedenklicher  sind  einige  ungebräuchliche  Redewendun- 
gen, zumal  die  Stelle  welche  von  den  Pfenningen  verlangt, 


•j  a.  a.  0.  p.  112  und  namentlich  p.  238.  Die  Ansicht  Rubbi's 
hat  in  jüngster  Zeit  Carlo  Kunz:  Denari  e  Sigillo  die  Volchero  p.  1 
wiederholt,,  dagegen  enthalten  die  Regestenwerke  Böhmers 
(Nr.  1343)  und  Stumpf,  Reichskanzler  II,  p.  161  keinen  die  Echt- 
heit der  Urkunde  bemängelnden  Zusatz. 


198 


Dr.  Arnold  r,uschin: 


dass  sie  simplices  falsitate  sein  sollen  i).  Dennoch  würden 
dieselben  kaum  ausreichen  die  Urkunde  zu  verdammen. 
Um  so  wichtiger  ist  darum  die  gleichfalls  von  Carli-Rubbi 
erhobene  Thatsache,dass  keine  jener  kaiserlichen  Urkunden, 
welche  der  von  Konrad  dem  Salier  an  die  Kirche  von 
Aquileja  gemachten  Schenkungen  gedenken,  irgendwie 
des  Münzrechtes  Erwähnung  macht  2).  Von  keinem  Belange 
erscheint  mir  hingegen ,  dass  dies  Privilegium  aus  keinem 
der  alten  bis  ins  XIV.  Jahrb.  zurückreichenden  Urkunden- 
verzeicknisse  des  Patriarchats  nachgewiesen  werden  kann, 
weil  diese  zumal  was  die  altern  Bestände  betrifft,  sehr 
summarisch  abgefasst  sind. 

Bevor  wir  unsere  Untersuchung  abschliessen,  ist  es 
erforderlich   zu   erheben   welche  Daten   für   eine   Münz 
geschiente  Friauls  aus  der  Zeit  vor  1204  noch  ausserdem 
erhalten  sind. 

Seit  dem  Jahre  1169  werden  in  den  Urkunden  der 
Patriarchen  von  Aquileja  Friesacher  Pfenninge,  denarii 
Frisacenses,  erwähnt,  eine  Münzsorte  welche  den  italieni- 
schen Numismatikern  nicht  wenig  Erklärungsversuche 
gekostet  hat.  Sie  hatten  einerseits  nachgewiesen,  dass  die 
spätem  Aquilejer  Denare  im  Verkehre  ebenfalls  „Frie- 
sacher" Frexahenses,  Frisacchi  u.  s.  w.  genannt  worden 
seien,  und  waren  andererseits  überzeugt,    dass    man  an 


l)  Ausserdem  noch  im  Eingange:  nostri  esse  juris  s.  matris 
ecclesie  res  pro  viribus  augere  et  auetas  paeificare  und  gleich 
darauf,  .notum  sit  Omnibus  s.  dei  ecclesie  utriusque  fidelibus. 

3)  So  die  Urkunde  Kg.  Heinrich  III  vom  J.  1040,  ferner  der 
grosse  Freiheitsbrief  K.  Friedrich  I  vom  J.  1180  . . .  omnibus  ad 
ducatum  et  regalia  pertinentibus  et  hoc  est  placitis,  collectis  fodro 
districtionibus  universis  etc.  .  endlich  das  Diplom  K.  Heinrich  VI 
vom  J.  1193. 


Die  Agleier.  1^ 

eine  eigene  Aquilejer  Münze  vor  der  Zeit  des  Patriarchen 
YVolfker  nicht  denken  dürfe.  In  diesem  Irrkreise  bewegten 
sie  sich  schon  im  vorigen  Jahrhundert  und  aus  demselben 
.sind  sie  trotz  richtiger  Anläufe  noch  heute  nicht  ge- 
kommen, i)  weil  sie  zur  Erklärung  der  Thatsache  fast 
einzig  die  heimischen  Quellen  benützen  wollten.  An 
die  einfache  Lösung,  dass  in  den  Jahren  vor  und  nach 
1200  der  Ausdruck  Frisacensis  denarius  in  Aquilejer 
Urkunden  eine  verschiedene  Bedeutung  habe,  und  somit 
zweierlei  Münzen  gemeint  seien,  scheint  man  zwar  gedacht 
zu  haben,  dass  aber  jene  unförmlichen  Münzen,  welche 
Lirutti  (Taf.  X,  Nr.  103,  104)  abgebildet  hat,  kärntnische 
Friesachcr  seien,  das  wollte  man  nicht  zugestehen,  lieber 
schrieb  man  sie  den  Longobarden,  den  Bischöfen  von 
Treviso,  den  Patriarchen  von  Grado  u.  s.  w.  zu.  Selbst 
Kunz  findet  deren  Zutheilung  an  die  Friesacher  Münz- 
stätte für  unsicher,  trotzdem  dass  dieselbe  die  allein  rich- 
tige sein  kann. 

Seit  dem  Jahre  1130  hatten  die  Salzburger  Erzbischöfe 
in  der  kärntnischen  Stadt  Friesach  eine  Münzstätte  in 
Thätigkeit,  deren  Gepräge  rasche  und  weite  Verbreitung 
fanden.  Der  Umstand  dass  die  Patriarchen  nicht  nur  in 
Unter-Steiermark  und  Krain  sondern  auch  in  Kärnten 
südlich  der  Drau,  lauter  Gebiete  wo  die  Friesacher  viel 
cursirten,  bedeutende  Besitzungen  hatten  und  den  Kirchen- 
zehenten  einhoben,  machte  sie  gar  bald  mit  dieser  Mtinz- 
sorte  bekannt  und  bewirkte,  dass  grössere  Mengen  der- 
selben nach  Friaul  drangen ;  darum  kann  es  also  nicht  im 
mindesten  befremden,  dass  solche  Münzsorten  im  Gebiete 
der  Patriarchen  häufig  gefunden  werden. 

i)  Vgl.  a.  a.  0.  p.  210,  Absatz  181  und  dann  die  früher  citirte 
Schrift  von  C.  Kunz. 


200 


l)r.  Arnold  Luschin: 


Es  verdient  übrigens  bemerkt  zu  werden,  dass  die 
erste  Urkunde  in  welcher  ein  Aquilejer  Patriarch  der  Frie- 
sacher  Pfenninge  gedenkt,  kärntnischen  Boden  betrifft  «). 

So  spärlich  die  Aufzeichnungen  über  diese  Münzsorte 
in  Urkunden  vor  dem  Jahre  1200  sind,  so  besitzen  wir 
doch  ein  unverdächtiges  Zeugniss  aus  jener  Zeit,  welches 
beweist,  dass  spätestens  im  letzten  Viertel  des  XII.  Jahrh. 
die  Friesacher  Pfenninge  zur  landläufigen  Münze  in  Frianl 
gehörten.  Das  Stadtrecht  von  Cividale  obschon  nur  in  der 
erweiterten  Fassung  vom  Jahre  1176  erhalten,  die  es  dem 
Patriarchen  Ulrich  verdankt,  beschränkt  die  Abgaben  der 
ansässigen  Kaufleute  auf  eine  Anzahl  denarios  Frisacensis 
monetae,  je  nach  der  Grösse  des  benützten  Baugrundes. 
Der  Wortlaut  dieser  Urkunde  gestattet  sogar  den  Rück- 
schluss,  dass  schon  zu  Zeiten  Peregrin  I  (f  1161)  die 
Friesacher  Pfenninge  im  Gebiete  des  Patriarchats  gäng  und 
gebe  waren  2). 

Das  Hochstift  Salzburg  litt  dazumal  unter  der  kaiser- 
lichen Ungnade  die  seinen  Erzbischof  Adalbert  III  im 
Jahre  1177  zur  Verzichtleistung  drängte.  Erst  am  19.  Nov. 
1183  bestieg  dieser  vielgeprüfte  Kirchenfürst  seinen 
bischöflichen  Sitz  von  neuem  um  ihn  bis  zu  seinem  Tode 
(7.  April  1200)  inne  zu  haben.  —  In  die  zweite  Hälfte 
seiner  Regierung  fällt  eine  Reform  des  Friesacher  Typus: 


i)  Vom  J.  1169  Petz  Thes.  Aned.  III  p.  68a 

2)  Alia  etiam  quae  jam  dictus  antecessor  noster  de  ipso  foro 
instituit  et  privilegio  suo  coinmunivit  inconvulsa  esse  decernimus, 
videlicet  ut  negotiatores  ibi  doraos  habentes  quisque  pro  uno  passu 
de  terra  nostra  quam  oecupavit  duos  denarios  Frisacensis  monete 
singulis  annis  in  purificatione  s.  Mariae  nobis.  .  persolvat  .  Rubel? 
Monum.  eccl.  Aquil.  col.  598. 


Die  Agleier 


201 


die  .stummen  Gepräge  verschwinden  und  machen  solchen 
Platz,  welche  durch  ihre  Umschrift  die  Münzstätte  Fricsach 
zweifellos  machen  ').  Die  Darstellung-  des  Av.  zeigt  das 
verkleinerte  aber  noch  immer  roh  gezeichnete  Brustbild 
eines  Bischofs  mit  Krummstab  und  Buch,  die  Rückseite 
den  kreuzgeschmückten  Giebel  eines  Kirchendaches 
zwischen  zwei  spitzbedachten  Thürmen.  Dergleichen 
Pfenninge  im  gewöhnlichen  Leben  phuntere  (Pfundner) 
genannt,  weil  man  deren  240  auf  die  feine  Friesacher 
Mark  rechnete  3),  kommen  häufig  und  mit  vielen  kleinen 
Verschiedenheiten  vor.  Trotzdem  wird  ein  geübtes  Auge 
sehr  rasch  zwei  Hauptgruppen  darin  zu  unterscheiden 
vermögen.  Die  Exemplare  der  einen  (Nr.  1)  stimmen  voll- 
kommen zu  der  Prägweise  der  übrigen  Friesacher,  der 
Schrötling  ist  uneben  oder  flach,  die  Zeichnung  des  Av.. 
keck  aber  roh,  die  rückläufige  Schrift  ERIÄCEH^ICVJ, 
häufiger  ERIÄCEH^I^  nur  beim  I  etwas  ausgebaucht 
und  zwischen  zwei  einfachen  Kreislinien  angebracht. 
Tafel  VII  Nr.  1  Dm.  19—21  Mm.  w.  1-1—1.21  Grm.  Die 
zweite  Gattung  (Nr.  la)  hat  die  Ränder  des  Schrötlings  mit- 
unter schon  etwas  schüsseiförmig  aufgetrieben,  die  Zeich- 
nung des  Brustbildes  ist  gestreckt  mit  feinen  Umrisslinien 
aber  steif,  namentlich  sind  die  Arme  unter  rechtem  Winkel 
abgebogen,  die  Schrift  wie  oben  verkehrt,  stark  verkünstelt 
und  ausgebaucht :  ERIHG6H^I^,  läuft  innerhalb  feiner 
Perlenkreise.  Auch  sind  im  Revers  unter  dem  Kirchengiebel 
drei  Punkte  angebracht,  welche  der  andern  Gattung  fehlen. 


>)  Ich  muss  es  mir  vorbehalten  dieBeweise  für  meine  Behaup- 
tungen soweit  sich  diese  auf  Friesacher  Pfenninge  beziehen,  dem- 
nächst an  anderem  Orte  zu  liefern. 

'-)  Urkunde  vom  Jahre  1216.  Original  im  steierischen  Landes- 
archive in  Graz. 


202 


I>r.  Arnold  Luschin: 


Dm.  22  Mm.  w.  0-85,  114,   1-2  Grm.   k.  k.  Münzkabinet 
Taf.  VII  Kr.  la. 

Fasst  man  alle  angedeuteten  Unterschiede  zusammen, 
so  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  so  eben 
beschriebenen  Gattungen  zwei  verschiedenen  Münzstätten 
angehören  i).  Während  die  erste  den  ursprünglichen 
Friesacher  Typus  aufweist,  erscheint  die  zweite  nach 
der  feineren  Ausführung  und  der  Gestalt  des  Schrötlings 
als  ein  Erzeugniss  italienischer  Stempelschneider.  Man  ist 
demnach  vollkommen  berechtigt  diese  Pfenninge  für  die 
ersten  Erzeugnisse  der  Aquilejer  Münzstätte  zu  erklären, 
zumal  sie  sich  in  der  Darstellung  an  das  folgende  Stück 
anschliessen : 
2.Av.:KQVILE(G)IÄ-P- 

Rev. :   Wie  Nr.  1,  doch  ist  unter  dem  Kirchengiebel  nur 
ein  feiner  Punkt  zu  sehen. 

Dm.   17—21   Mm.  Gew.  0-97,   1-11,    1-17   Grm.,    in 
meiner  Sammlung  Taf.  VII  Nr.  2. 

Der  Zeitfolge   nach   schliesst   sich  Nr.  3  ein  drittes 
Stück  an: 

3.  Av. :  Schrift  zwischen  einfachen  Kreislinien  2)4*KQ.  .  .  . 
GI7t-P-  Der  sitzende  Patriach  mit  Krummst  ab 


*)  Auch  C.  Kunz  scheint  dieser  Ausicht  zu  sein,  obgleich  er 
sie  nicht  bestimmt  ausgesprochen  hat.  Denari  e  Sigillo  u.  s.  w.  p.  1. 
lieber  die  sonderbaren  Ansichten  Carli's  welcher  auf  diesen  Stücken 
ASISIA  las  und  Gradenigos  Rathlosigkeit  vgl.  Zanetti  a.  a.  0.  p.62. 

2)  Da  ich  erprobt  habe  wie  wenig  verlässlich  im  allgemeinen 
die  bisher  von  den  Agleier  Pfenningen  gelieferten  Abbildungen 
sind  (es  ist  z.  B.  bekannt,  dass  von  F.  Schweizer  mehrere  falsche 
oder  unmögliche  Agleier  abgebildet  wurden),  so  habe  ich  be- 
schlossen nur  solche  Münzen  in  den  Text  aufzunehmen,  von  deren 


Die  Asleicr. 


203 


und  Buch,  auf  der  Brust  zu  beiden  Seiten  des 
Palliums  (?)  je  drei  kleeblattförmig  gestellte 
Funkte. 

R  e  v. :  Innerhalb  des  schüsseiförmig-  aufgetriebenen 
äussern  Randes  ein  doppelter  Perlenkreis  und 
darin  ein  von  einem  Bogengänge  getragenes 
Kirchengebäude  mit  zwei  Thürmen.  Das  Giebel- 
kreuz ist  von  dem  Dache  getrennt  und  schwebt 
frei  zwischen  den  sonderbar  gezeichneten  Kup- 
pelbedachungen der  Thürme. 

Dm.  21  Mm.  Gew.  1-19  Grm.  hält  nach  dem  Striche 
etwa  15  Loth  fein. 

Die  Frage,  welcher  Zeit  die  drei  verschiedenen  Pfen- 
ninge angehören,  zu  beantworten  ist  schwierig,  aber  nicht 
unmöglich.  In  Aquileja  und  Salzburg  regierten  während 
der  Zeit  welche  hier  in  Betracht  kömmt  folgende  Kirchen- 
fürsten : 

Aquileja. 

Ulrich 1161-1182,   1  IV, 

Gottfried 1182—1199,15  1, 

Peregrin,    .    .    .  8  II  1199-1204,  15  V 
Wolfger 1204—1218,23  1 


Vorhandensein  mich  entweder  der  Augenschein  oder  sonst  eint 
verlässliche  Quelle  überzeugt,  die  übrigen  aber  in  die  Anmerkungen 
zu  verweisen. 

Exemplare  der  von  mir  unter  Nr.  3  beschriebenen  Münzen  sind 
auch  bei  EubeisT.  I,Nr.  1  mit  +KQ  VILE  —  GI7\  P  •  Liruti 
T.  II,  Nr.  20  und  Zanetti  Bd.  II,  Taf.  2,  Nr.  3  mit  +  Ä  Q  I  L  E  — 
GIK  •  P  •  bei  Schweitzer  mit  RQVIIiG  —  6177    P  abgebildet. 


204 


Dr.  Arnole  I.usiliin  ; 


Salzburg. 

Albert, 1  XT,  1168—1177  resignirte 

Conrad  III, 1177-1183. 

Albert  abermals,  19  XI  .  1183— 1200.7  II. 
Eberhard  II.   .    .  20  IV,  1200-124G,  2  XII. 

Die  Friesacher  Pfenninge  welche  der  Nachmünzung 
als  Vorbilder  gedient  haben,  gehören  wie  man  beinahe  mit 
Sicherheit  sagen  kann  erst  der  zweiten  Regierungszeit 
Erzbischof  Albrechts,  also  den  Jahren  1183 — 1200  an.  Der 
Gedanke  dass  diese  Nachmünzen  vom  Patriarchen  Ulrich 
ausgegangen  seien,  schliesst  sich  dadurch  von  selbst  aus. 
Dagegen  lässt  sich  innerhalb  der  Regierungszeit  des 
Patriarchen  Gottfried  die  Zeit  zwischen  1190 — 1195  als 
diejenige  angeben,  in  welcher  die  Patriarchen  ihre  Mttnz- 
rhätigkeit  begannen.  Es  wird  dies  durch  folgende  Erwä- 
gung gerechtfertigt.  Am  1.  Juni  1195  hatten  die  Salzburger 
Erzbischöfe  auf  dem  kaiserlichen  Hoftage  zu  Mailand  die 
gerichtliche  Entscheidung  erwirkt:  quod  nullus  per  totum 
archiepiscopatum  Salzburgensem  monetam  cudere  debcat 
in  forma  monete  Salzburgensis  nisi  tantum  monetarii 
archiepiscopi ,  und  vom  25.  November  desselben  Jahres 
datirt  jene  notarielle  Ausfertigung  in  welcher  uns  das 
verdächtige  Münzrechts-Privilegium  König  Konrad  II  für 
die  Aquilejer  überliefert  wurde. 

Gegen  wen  richtete  sich  nun  die  Entscheidung  des 
kaiserlichen  Hofgerichts?  Vielleicht  gegen  die  kärntnischen 
Herzoge,  sicher  gegen  die  aquileischen  Nachmünzen  (oben 
Nr.  la ).  Dass  der  Streich  an  seine  Adresse  gelangte, 
beweist,  weil  die  Kanzlei  der  Patriarchen  plötzlich  auf  das 
schon  ganz  verschollene  Privilegium  König  Konrad  II 
zurückgriff,  oder  aber  was  wahrscheinlicher  ist,  es  geradezu 


Dil-  Agleier.  -^J> 

selbst  fabricirte.  Zur  Vorlage  lint  man  in  diesem  Falle  eine 
echte  Urkunde  andern  Inhalts  benutzt,  welche  alsdann 
vernichtet  wurde,  ein  Verfahren  wie  es  beispielsweise 
auch  bei  der  Fälschung-  des  österreichischen  Freiheits- 
briefes von  1058  beobachtet  worden  ist  I). 

Durch  die  Vorweisung  des  königlichen  Gnadenbriefes 
vermochten  nun  die  Aquilejer  Patriarchen  die  gegen  ihre 
Münzberechtigung,  etwa  erhobenen  Bedenken  zu  be- 
schwichtigen, was  dagegen  die  Nachprägung  anbelangt, 
so  mussten  sie  sich,  und  sei  es  auch  nur  des  lieben  Friedens 
mit  dem  Nachbar  wegen  zu  einigen  Concessionen  ver- 
stehen. Daher  entstand  jene  von  uns  als  Nr. 2  beschriebene 
Gattung,  welche  zwar  den  Friesacher  Typus  festhält,  da- 
gegen durch  die  Aufschrift  ÄQVILEGIÄP-  den  Vor- 
wurf einer  vollkommenen  Nachahmung,  abwälzen  kann. 
Man  wird  demnach  dieser  MUnzsorte  die  Zeit  vom  J.  1195 
bis  1200  anzuweisen  haben,  weil  auch  das  entsprechende 
Friesacher  Gepräge  nach  dein  Tode  des  Erzbischofs  Albert 
ausser  Gebrauch  gekommen  war. 

Einer  noch  späteren  Zeit  gehört  unser  Nr.  3  an, 
weil  es  bereits  alle  Merkmale  des  Ueberganges  zu  den 
redenden  Typen  Wolfker's  an  sich  trägt:  den  schussei- 
förmigen Schrötling  das  zierlichere  Gepräge,  das  Anfangs- 


^  Forsch,  z.  deutsch.  Gesch.:  IV p.  376  f'gde.Das  vernichtete 
Dokument  mochte  vielleicht  blos  auf  das  Recht  der  Wechselbauk, 
welches  gleichfalls  moneta  hiess,  gelautet  haben,  in  welchem  Falle 
dann  eine  vergleichsweise  geringe  Interpolation  der  betreffenden 
Stelle  genügte.  Hiefür  spräche  sogar  die  auffallende  Notariats- 
klausel: „Ego Petrus  imperialis  notarius  ut  vidi  in  authentico  domini 
f'onradi  invictissimi  imperatoris  ita  transcripsi  nil  addens  vel 
minuens  quod  sensum  mutaret." 


206 


Dr.  Arnold  Luschin : 


Kreuz  4*  ja  .sogar  die  drei  Punkte  zu  beiden  Seiten  des 
Palliums.  Man  könnte  darum  zweifeln  ob  dies  Stück 
nicht  das  erste  vom  genannten  Patriarchen  ausgehende 
Gepräge  sei.  —  Dennoch  glaube  ich  an  meiner  Meinung 
festhalten  zu  sollen,  welche  schon  früher  ausgespro- 
chen i),  dahin  ging,  dass  die  in  Frage  stehenden  Pfen- 
ninge dem  Patriarchen  Peregrin  II  1199 — 1204  zuzutheilen 
seien.  Dabei  fällt  nicht  nur  ins  Gewicht,  dass  von  den 
redenden  Münzen  des  Patriarchen  Wolfker  angefangen  die 
Aquilejischen  Kirchenfürsten  regelmässig  mit  dem  Kreuz- 
stab in  der  Rechten  abgebildet  werden,  während  das  frag- 
liche Stück  gleich  den  vorhergegangenen  Typen  Nr.  1  u.  2 
noch  den  Krummstab  zeigt,  sondern  vor  allem  der  Umstand, 
dass  es  ein  Görzer  Nachgepräge  giebt,  welches  nach 
den  a.  a.  0.  beigebrachten  Gründen  der  Zeit  vor  1202 
angehört. 

Ueberblickt  man  die  von  mir  auf  Grund  von  Urkunden 
und  Münzen  gemachten  Erwägungen  so  ergeben  sich  für 
die  Vorgeschichte  des  Aquilejer  Münzwesens,  welche  wil- 
der leichtern  Abgrenzung  wegen  bis  zur  Thronbesteigung 
des  Patriarchen  Wolfker  (—1204)  ausdehnen,  folgende 
Resultate : 

1.  Die  Echtheit  des  Münzprivilegiums  von  1028, 
das  nicht  mehr  im  Originale  sondern  blos  in  einer 
notariellen  Beglaubigung  vom  J.  1195  erhalten  ist,  muss 
als  höchst  verdächtig  bezeichnet  werden.  Vermuthlich 
dürfte  im  gedachten  Jahre  eine  förmliche  Fälschung  min- 
destens die  Interpolation  einer  echten  Urkunde  stattge- 
funden haben,  um  der  Münzberechtigung  der  Patriarchen, 

*)  Wiener  num.  Monatshefte  II  p.  12—14  und  p.  56. 


Die  Agleier. 


207 


welche  durch  einen  kaiserlichen  Urteilsspruch  aus  Anlas« 
der  Nachahmung-  von  Salzhurger  Geprägen  in  Zweifel 
gezogen  worden  war,  die  rechtliche  Grundlage  zu  schaffen. 

2.  Spätestens  seit  der  Regierung  des  Patriarchen 
Ulrich  (11(>1  — 1182)  waren  die  Friesacher  Gepräge  der 
Salzburgischen  Erzbischöfe  im  Gebiete  der  Patriarchen  als 
„Frisacenses,  Frixahenses"  zur  gäng  und  geben  Landes- 
münze geworden.  Dieser  Umstand  erklärt  ausreichend  das 
häutige  Vorkommen  der  ältesten  Friesacher  Typen  in 
Friauler  Münzfunden. 

3.  Schon  aus  den  Zeiten  des  Patriarchen  Gottfrid 
(1182 — 1109)  lassen  sich  Aquilejer  Münzen  nachweisen 
und  zwar: 

a)  Für  die  Zeit  vor  1195  Pfenninge  welche  nach  Dar- 
stellung und  Inschrift  mit  den  salzburgischen  Frie- 
sachern  übereinstimmen,  und  nur  durch  die  sorg- 
fältigere Gravirung  den  italienischen  Ursprung  vcr- 
rathen  (Nr.  la). 

b)  Für  die  Jahre  1195—1199,  weil  inzwischen  das  Ver- 
bot der  Nachahmung  Salzburgischer  Urstücke  erflossen 
war,  Pfenninge,  welche  unter  Beibehaltung  des  frühe- 
ren Typus  die  Umschrift  ERIHCeH^Icv  durch 
KÜVIL-eGIÄ  •  P  •  ersetzten  (Nr.  2). 

4.  Der  so  eben  geschilderte  Ursprung  des  Aquilejer 
Münzwesens  erklärt  uns  den  in  spätem  Friauler  Urkunden 
zur  Bezeichnung  von  Agleier  Pfenningen  beliebten  techni- 
schenAusdruck : Frixachenses,  Fresachenses,  Frisacenses  '). 


i)  Z.B.  1321,  H.Mai  Udine.  Jacobus  Zane  cleFontebono  quittirt 
den  Boten  des  Erzbischof  Friedrich  von  Salzburg  den  Empfang 
von  90  Mark   Frisacensium    nouorum  Aquüegensis    monete    pro 


208 


Dr.  Arnold   I,usehin  :  Die  Agleler. 


Da  nämlich  von  den  Ausmünzungen  der  Aquilejer  Pa- 
triarchen die  ursprünglichen  auf  eine  blosse  Nachahmung 
der  kärntnischen  Münzsorte  abzielten,  so  war  es  natürlich, 
dass  der  Friauler  die  grösseren  Gepräge  der  heimischen 
Münzsorte  ebenfalls  als  Friesacher  zu  bezeichnen  lernte. 
Dabei  blieb  es  auch,  nachdem  unter  Patriarch  Peregrin  II 
(1199 — 1204)  der  Uebergang  zum  charakteristischen 
Schüssel -Typus  der  Agleier  Pfenninge  war  angebahnt 
worden  (Nr.  3).  Die  Erinnerung  an  die  ursprünglich  localc 
Bedeutung  des  Begriffes  Friesacher  trat  aber  alhnälig 
vollständig  zurück,  und  seit  dem  Beginn  des  XIII.  Jahrb. 
wird  der  Ausdruck  Frisacensis  in  Friauler  Urkunden  in 
gleicher  Weise  für  die  grösste  der  ausgeprägten  Münzen 
verwendet  wie  man  die  kleinsten  Gepräge  als  „parvuli 
Veronenses'"  bezeichnete. 


solucione  . .  peeunie  mihi  debite.  Salzburger  Kammerb.  II  p.  42  im 
k.  k.  Staatsarchiv  zu  Wien.  Andere  Beispiele  siehe  Liruti  Delhi 
inoneta  p.  85. 


209 


XII. 

Mittelaltermünzen  von  Hoorn. 


Von 

H.  Dannenberg. 

(Hierzu   Tafel  VI.) 


1.  Dietrich  Loef  (1366—  1390). 

+DIDaRia'  D'  hOI.+  Infulirtes  Brustbild. 
Rs.  MOnGtTÄ  :  WISSanSI     zwei     gekreuzte 
Schlüssel,    zwischen  deren  Barten  ein  Punkt 
(Taf.  VI,  Nr.  5.) 

Dieser  Schilling  *)  ist  abgebildet  in  den  Mttnzst.  Bd.II, 
Taf.  36  Nr.  11,  und  daselbst  8.  928,  sowie  Bd.  VII  S.  93 
von  den  Herren  Grote,  deCuvry  undSettegast  besprochen, 
alle  dort  gemachten  Vorschläge  aber,  ihn  den  Holen  von 
Wysse,  dem  Dietrich  v.  Seelbach  oder  Dietrich  v.  Heinsberg 
zuzusprechen,  werden,  kaum  gemacht,  aus  gerechten  Be- 
denken auch  sofort  wieder  verworfen ,  und  die  Münze  ist 
somit  zur  Zeit  noch  herrenlos.  Anders  wäre  es  wohl  ergan- 
gen, wenn  die  genannten  Forscher  ihre  Blicke  etwas  weiter 

*)  So  bezeichnet  Grote  zuletzt  diese  Münze,  während  Bohl  sie 
für  einen  halben  Schilling  ausgiebt,  was  auch  Grote  anfänglich 
(Münzstud.  II,  928)  gethan. 

14 


■^lU  H.  Daunenberg- 

über  die  Trierschen  Gränzen  hinaus  gerichtet  hätten.  Aller- 
dings giebt  sich  das  vorliegende  Gepräge  als  die  genaues 
Nachahmung  derer  des  Erzbischofs  Balduin  (1307  — 1354) 
und  Bohemund  v.  Trier  (1354—1362)  zu  erkennen,  aber 
selbstverständlich  braucht  das  Nachgepräge  deshalb  noch 
nicht  in  unmittelbarer  Nähe  und  noch  weniger  im  Gebiete  des 
Erzstiftes  selbst  entstanden  zu  sein,  wenn  auch  immer  die 
S.  95  Bd.  VII  a.  a.  0.  angezogene  Urkunde  von  1341  über 
das  Einschreiten  gegen  mehre  im  Trierschen  angesessene 
Falschmünzer  von  edler  Abkunft  berichtet. 

Wenn  nun  keiner  der  Geschlechts-  und  Ortsnamen 
in  der  Nähe  von  Trier  zur  Erklärung  unsrer  Münze  taugt, 
deren  Avers-Inschrift  übrigens  in  den  letzten  Buchstaben 
hinter  h  0  undeutlich  ist,  so  muss  man  die  Nachsuchungen 
etwas  weiter  ausdehnen,  und  stösst  dann  bald  auf  die 
Herrschaft  Hoorn,  wo,  fast  als  Zeitgenosse  des  Erzbischofs 
Bohemund  v.  Trier,  Dietrich  Loef  in  Wessem  unweit  der 
Maas  gemünzt  hat.  Von  ihm  sind  bereits  andere  Gepräge, 
sowohl  hier,  als  auch  in  Weert  geschlagen  bekannt  i),  und 
zwar  führt  er  auf  einigen,  wie  hier,  den  Namen  Dietrich, 
auf  anderen  den  Namen  Loef  allein.  Die  Umschrift  Dideric  de 
Hörn  geht  also  ihn  an,  von  den  letzten  beiden  Buchstaben 
ist,  von  dem  R  nur  der  erste,  von  dem  H  nur  der  zweite 
Strich  erhalten.  Die  Prägstätte  Wessem  erscheint  auf  seiner 
und  den  übrigen  Hoorn'schen  Münzen   unter   den  Formen 


i)  v.  d.  Chijs  (de  munten  der  leencn  van  de  voormalige 
Hertogdomraen  Braband  en  Limburg)  bringt  von  ihm:  1)  von 
Wessem  einen  Löwengroschen  mit  DEDERIÖ  D  IiORK 
Rs.  flßORETft  I5ESMR'  2)  von  Weert  einen  Botdrager  mit 
IiOVIÖVS  (für  Loef),  sowie  Löwengroscheu  mit  dem  Namen 
Dietrich  in  den  Formen  DIR  IG  und  ThEOD  (Taf.  XI,  2  und 
XXX,  2-4). 


91 1 

Mittelaltormunzen  von  Hoorn.  "  A  x 

Wesseem,  Weshem,  Vesmn  undWesheum,  wird  aber  (nach 
v.  d.  Chijs  a.  o.  0.  S.  143)  auch  Wesheim,  Wishem  und 
Wischheim  geschrieben,  wodurch  das  uns  beschäftigende 
Adjectivum  Wissensis,  wenn  auch  auf  den  wenigen  bisher 
bekannten  Münzen  noch  nicht  beobachtet,  genugsam  erklärt 
ist.  An  dem  Bischofsbilde  auf  dem  Gepräge  eines  welt- 
lichen Herrn  wird  aber  Niemand  Anstoss  nehmen,  der  die 
altern  Münzen  Norddeutschlands  und  der  Niederlande  auch 
nur  oberflächlich  kennt,  und  sei  hier,  statt  anderer  zahl- 
reicher Beispiele  nur  auf  die  Münze  verwiesen,  die  Dietrichs 
Vorgänger,  Wilhelm  VI  i)  von  Hoorn  nach  dem  Muster  und 
gleichfalls  mit  dem  Bilde  des  Utrechter  Bischofs  Johann 
v.  Arkel  hat  prägen  lassen.  Unser  Dietrich  ist  also  nur 
beim  Herkommen  seines  Hauses  verblieben. 
2.  Wilhelm  VII  (1390-1415.) 

WeiilLMV-S«  TCLT  Z  hOR  Johannes  der 
Täufer  mit  segnender  Rechten  und  Kreuzstab. 

Rs.:  «AROMa-  —  «T7t:D0V 0RDIS»,  in  einer 

Einfassung  von  drei  Spitzbogen  und  drei  Spitzen 
ein  grosses  Schild  mit  einem  Rade,  umgeben  von 
drei  kleinern  Wappenschildern,  nämlich  mit  Doppel- 
adler, mit  einem  getheilten  Schilde  und  einem  ge- 
spaltenen Schilde  mit  einem  Löwen  und  fünf  Hörnern 
(Goldgulden  im  hies.  kgl.  Museum,  Taf.  VI,  Nr.  6). 

Grössere   Schwierigkeit   als   die  vorige  bietet  diese 
Münze,    welche  dafür  aber   auch   als   einzige  Hoorn'sche 


*)  v.  d.  Chijs  u.  a.  0.  Taf.  XI,  3.  S.  137.  Hier  wird  er  an  den 
1415  gestorbenen  Wilhelm  gewiesen ,  der  im  Widerspruch  mit  den 
-vorausgeschickten  geschichtlichen  Nachrichten  als  der  VI  bezeich- 
net wird.  Derartige  Fehler  sind,  in  diesem  Abschnitte  des  Buches 
wenigstens,  ziemlich  häufig. 

14* 


212 


H.  Dannenberg 


Goldmünze  aus  dem  Mittelalter  vom  höchsten  Interesse  ist. 
Als  Vorbild  haben  die  Rheinischen  Gulden  gedient,  nament- 
lich für  die  Hauptseite  Werner  v.  Trier  und  für  die  Rück- 
seite Conrad  II  v.  Mainz.  Ersteres  erhellt  aus  dem  Namen 
Wilhelm  oderH.  S.,  welcher  augenscheinlich  zu  möglichster 
Aehnlichkeit  mit  Werner  verändert  ist,  daher  auch  Bohl, 
ihr  früherer  Besitzer,  sie  den  Münzen  dieses  Erzbischofs 
angereiht  hatte ;  das  Rad  aber  ist  darauf  berechnet,  das 
Stück,  wenn  bei  einer  Zahlung  die  Rückseite  obenauf  zu 
liegen  kam,  als  gutes  Mainzer  einzuschwärzen. 

lieber  den  Münzherrn  klärt  uns  die  Umschrift  genügend 
auf,  sie  bedeutet:  Wilhelmus  Altenensis  et  Hornensis 
(dominus).  Altena  war  eine  in  Nord-Brabant  gelegene 
Herrschaft,  welche  nach  dem  Tode  ihres  letzten  Herrn 
Dietrich  (1241)  an  Hoorn  gelangte.  Der  Name  Wilhelm 
kommt  in  der  Hoorn'schen  Stammtafel  häufig  vor,  hier 
kann  er  sich ,  wenn  wir  die  Zeit  des  bezeichneten  Vor- 
bildes Werner  von  Trier  (1388—1418)  und  Conrad  II 
von  Mainz  (1390 — 1396)  in  Betracht  nehmen,  nur  auf 
Wilhelm  VII,  den  Neffen  und  Nachfolger  Dietrichs  Loef, 
oder  allenfalls  auf  seinen  Sohn  und  Nachfolger  WilhelmVIII 
beziehen;  Ersterer  fiel  1415  bei  Azincourt,  Letzterer  starb 
1433.  Nach  ihnen  tritt  kein  Wilhelm  mehr  auf. 

Was  die  Rückseite  anlangt,  so  sind  die  Wappen,  mit 
Ausnahme  des  im  unteren  Winkel  erscheinenden  nur  auf 
sklavische  Nachahmung  des  Vorbildes  zurückzuführen,  es 
sind  das  Mainzer  Rad  zwischen  den  Geschlechtswappen 
der  Erzbischöfe  Friedrich  III  von  Cöln  (Sarwerden)  und 
Werner  von  Trier  (Falkenstein),  während  das  unterste 
Schildchen  sich  möglichst  genau  an  das  auf  dem  gedachten 
Mainzer  Gulden  Conrads  II  erscheinende   Pfalzbairische 


Mittelaltermunzen  von  Hoorn. 


213 


Wappen  anschliesst,  und  nur  die  Rauten  durch  die  ähnlich 
ins  Auge  fallenden  Hörner  ersetzt  sind.  Dass  deren  Zahl, 
in  späterer  Zeit  auf  drei  festgesetzt,  hier  grösser  ist,  findet 
seine  Erklärung  in  der  bekannten  Thatsache,  dass  die 
Zahl,  in  welcher  eine  in  der  Mehrzahl  vorkommende 
Wappenfigur  dargestellt  wurde,  in  jenen  Zeiten  der  Willkür 
unterlag,  wie  denn  auch  bereits  eine  Hoorn'sche  Münze  des 
XIV.  Jahrhunderts  bekannt  ist,  welche  ebenfalls  fünf 
Hörner  zeigt  ').  Auch  der  Löwe  dieses  Schildchens  ist 
wohl  nur  von  der  erwähnten  Mainzer  Münze  abgeschrieben, 
obwohl  die  Voranstellung  des  Titels  von  Altena,  der  sonst 
die  Stelle  hinter  Hoorn  einnimmt,  glauben  lassen  könnte, 
dass  das  Wappen  dieses  Landestheils,  welches  mir 
übrigens  unbekannt  ist,  den  Ehrenplatz  in  dem  Schilde 
einnehme.  Die  erstere  Ansicht  aber  wird  sehr  wahrschein- 
lich, wenn  wir  erwägen,  wie  die  meisten,  besonders  die 
benachbarten  kleinen  Dynasten,  deren  geringes  Gebiet 
kaum  eigene  Münzen,  geschweige  denn  so  mannigfaltige, 
als  sie  uns  hinterlassen,  erfordert  hat,  das  Münzen 
durch  Nachahmung  der  beliebtesten  Münzsorten  betrieben 
haben,  wie  sie  nicht  blos  die  überall  passenden  Typen 
eines  Kopfes,  eines  Kreuzes  u.  dgl.,  sondern  auch  indivi- 
duelle, namentlich  fremde  Wappen  beibehielten,  wie  sie 
auch  die  Inschriften  und  besonders  die  Namen  auf  den 
Urstücken  häufig  in  einer  unmittelbar  und  unzweifelhaft 
auf  Täuschung    abzielenden  Weise    benutzten.    So  hat, 


!)  v.  d.  Chijs  Taf.XIlI  Nr.  4;  sichtbar  sind  hier  zwar  auch  nur 
drei  Hörner,  da  diese  aber  in  Einer  Reihe  stehen  und  nur  die  obere 
Hälfte  des  Schildes  einnehmen,  so  ist  kein  Zweifel,  dass  in  der 
untern  verwischten  Hälfte  die  beiden  andern  gestanden  haben,  die 
Stellung  also  3,  2  war. 


214 


H.  Dannenberg i 


um  nur  bei  Hoorn  stehen  zu  bleiben,  ein  Wilhelm  auf 
dem  Rosebeker  v.  d.  Chijs  XI,  4  seinen  Namen  in  MILh, 
ein  anderer  gar  (v.  d.  Chijs  XI,  5)  in  das  ganz  unver- 
ständliche III7TR  verstümmelt,  so  haben  die  Hoorns  von 
der  Linie  zuKessenich  von  den  Namürschen  Vorbildern  das 
X171STI  im  Felde,  von  anderen  aber  das  Wappen  beibe- 
halten (v.  d.  Chijs  Taf.  XIII),  so  hat  Maria  v.  Brimeu  als 
Gräfin  von  Megen,  um  ihre  Rosenobels  als  gute  Engländer 
unter  die  Leute  zu  bringen  und  das  ÖD  W7TRD  ihrer  Um- 
schrift herzustellen,  die  Inschrift  flßÄR-Ä-BPRID.ahl 
(principissa  de  Chimay)  ö  0  •  D  •  M  2E  •  "K  D  •  L  ö  (ad  legem) 
aDWÄRD-G-RGG-ÄRG  gewählt  (v.  d.  Chijs  III  22), 
ja  auf  einer  andern  Art  sich  sogar  nur  durch  das  winzige 
flß7£RB  bezeichnet  und  selbst  das  englische  Wappen  bei- 
behalten (v.  d.  Chijs  III,  23),  so  hat  ferner  Johann  v.  Luxem- 
burg, der  die  Münz  -  Nachahmung  in  besonders  grossem 
Style  betrieben,  seinen  Namen,  um  ihn  dem  Englischen 
Edwardnäher  zubringen,  ÖIWÄRÖSund  GDIWÄRÖS 
geschrieben,  und  selbst  mit  dieser  einfachen  Nachprägung 
noch  nicht  zufrieden,  gleich  unsrem  Wilhelm,  auch  noch 
auf  der  Rückseite  eine  andere,  sehr  verbreitete  Münze  die 
von  Kaiser  Ludwig  IV  zu  Aachen  geschlagene,  ohne  alle 
und  jede  Aenderung  mit  ihrem  „moneta  Aquensis"  einfach 
kopirt  (Bl.  f.  Mtinzk.  IV,  Taf.  XIII),  so  dass  wirklich  auf 
dieser  Seite  seine  Münze  von  den  Aachenern  gar  nicht  zu 
unterscheiden  ist.  Lehrreiche  Beispiele  bieten  uns  auch 
die  Dynasten  von  Rummen  und  von  Rekheim,  welche  uns 
Nachahmungen  der  gangbarsten  Sorten  von  Frankreich, 
Brabant,  Flandern,  Lothringen,  Metz  und  Aachen  hinter- 
lassen haben  (v.  d.  Chijs  a.  a.  0.  Taf.  23 — 27);  das  sinn- 
reichste Stück  ist  vielleicht  der  Cavalier  d'or  mit  Johannes 
evang.et  Ernoldus  dns  Rummen  (a.  a.  0.  Taf.  XXIII  1)  dem 


Mittelaltermünzen  von  Hoorn. 


215 


selbst  der  Heilige  seinen  Namen  zur  Deckung  einer  Fäl- 
schung hat  leihen  müssen. 

Am  stärksten  blühte  diese  Industrie  in  der  Maas- 
gegend ,  wo  auf  einem  Raum  von  wenigen  Quadratmeilen, 
von  Hoorn  im  Norden  bis  Herstal  im  Süden,  etwa  20  Münz- 
stätten in  Thätigkeit  waren  (s.  v.  d.  Chijs  Bd.  IX  Karte), 
denen  es  natürlich  darum  zu  thun  sein  musste,  nicht  sowohl 
die  wenigen  ihnen  gehörenden  unbedeutenden  Ortschaften, 
als  das  Ausland  mit  ihrer  Waare  zu  versorgen ,  daher  sie 
dann  auch  nicht  selten  nach  Mustern  aus  weit  entlegenen 
Münzstätten,  selbst  böhmischen  und  spanischen  (v.d.  Chijs 
XXXIII  Born  und  VIII,  1  Gronsveld)  arbeiteten.  Diese 
Thatsachen  liefern  uns  vielleicht  den  Schlüssel  zu  dem 
Räthsel,  welches  der  Prägort  unsres  Guldens  enthält.  Eine 
Oertlichkeit  Doverdis  oder  Erdis  wird  man  wohl  vergeb- 
lich suchen,  auch  scheint  der  Punkt  hinter  dem  V  und  der 
vor  dem  ö  erstere  Lesung  zu  verbieten  und  nur  letztere 
zuzulassen.  Enthält  aber  die  Inschrift  der  Rückseite ,  wie 
es  hiernach  ausgemacht  scheint,  drei  Worte,  so  ist  das 
zweite  DOV,  wohl  nichts  anderes  als  ROV,  nova,  und  liest 
man  das  V  doppelt,  so  giebt  diess  VGRDIS,  die  bekannte 
Hoorn'sche  Münzstätte  Weert,  die  bei  v.d.  Chijs  in  den  Formen 
WORT,  LVIÖRDÖR  und  LdöRD  (ftirWIÖRDÖRi) 
und  VIGRD)  und  VöRDemSI  vorkommt.  Nach  Vor- 
stehendem dürfte  dieser  Erklärungsversuch  nicht  zu  gewagt 
erscheinen,  es  scheint  mir  diess  DOV-  GRDIS  vielmehr 
ganz  auf  Einer  Stufe  zu  stehen  mit  demThöO'D-VÄ'h'O 
T(3ft',  womit  sich  Dirk  Loef  als  Herrn  V7Tn  hOrne  en 
AI  TEfta  bezeichnet  (v.  d.  Chijs  XXX  3,  S.  137). 

*)  Auch  dies  correkte  W I Q  R  D  findet  sich  auf  Münzen,  die 
v.  d.  Chijs  unbekannt  geblieben  sind. 


216 


H.  Darme  nberg: 


Es  leiten  uns  diese  Betrachtungen  auf  den  vielbe- 
sprochenen, aber  auch  nicht  genügend  erklärten  Goldgulden 
des TrierschenErzbischofs Werner  mitflßOn0TÄROV7I 
WöISSanSIS  auf  der  Rückseite  (Bohl  S.  73  Nr.  12),  der 
wohl  manchem  Leser  schon  bei  Besprechung  des  Schillings 
von  Dietrich  eingefallen  sein  wird,  wie  er  auch  bei  dieser 
Gelegenheit  in  den  Münzstudien  Erörterung  gefunden  hat. 
Bohl  bemerkt ,  dass  hier  wahrscheinlich  Wesaliensis 
gemeint  sei,  Andre  haben  an  ein  angebliches  Dorf  Weiss 
bei  Trier,  an  Moselweiss  u.  s.  w.  gedacht  (Münzstudien  VII, 
93).  Keiner  dieser  Vermuthuugen  aber  ist  es  gelungen,  sich 
bis  zu  einiger  Wahrscheinlichkeit  zu  erheben,  ja  einem  Ver- 
suche, auf  Trierschem  Gebiet  eine  andere  Lösung  zu  suchen 
als  Bohl  es  gethan  hat,  tritt,  wie  es  a.  a.  0.  heisst,  der 
Umstand  entgegen,  dass  eine  solche  Lösung,  wäre  sie 
irgend  zulässig,  dem  ortskundigen  Bohl  nicht  entgangen 
sein  würde.  Seiner  Annahme  aber,  dass  Weissensis  statt 
Wesaliensis  geschrieben  sein  sollte,  steht  nicht  nur  die 
bedeutende  Namensdifferenz  bei  sonstiger  durchgängiger 
Correktheit  der  Umschriften  auf  dieser,  wie  auf  den  der- 
zeitigen Trierschen  Münzen  überhaupt,  sondern  auch  die 
Fabrik  dieses  Guldens  im  Wege ,  welche  von  denen  der 
sicher  in  Oberwesel  geschlagenen  ganz  beträchtlich  ab- 
weicht. Wie  wäre  es,  wenn  wir  abermals  eine  Hoorn'sche 
Nachprägung,  zuWessem  ausgegangen  annähmen? Die  ganz 
Triersche  Hauptseite  bildet  dafür  kein  Hinderniss.  Denn 
ganz  in  derselben  Weise  hat  Bernhard  III,  Herr  zu  Lippe 
auf  einigen  seiner  Sterlinge  sich  selbst  nicht  genannt,  viel- 
mehr das  Bild  und  die  Inschrift  Heinricus  rex  des  Engli- 
schen Musters  beibehalten  und  sie  als  sein  Gepräge  nur 
durch  die  auf  der  Rückseite  genannten  Prägstätte  Lemgo 
und  Blomberg  kenntlich  gemacht  (Mtinzstud.  V,  Taf.  I,  10 


Mittelaltermünzen  von  Hoorn. 


217 


und  Taf.  II,  14),  so  hat  ferner  Gottschalk  II  zu  Pyrmont 
seine  Sterlinge  nur  auf  der  Rückseite  durch  Benennung 
seiner  Stadt  Lugde  bezeichnet,  während  die  Hauptseite  die 
des  Schottischen  Königs  Alexander  II  auf  das  Getreueste 
wiedergiebt  (Münzstud.  V,  Taf.  6  Nr.  3),  und  so  hat  endlich 
um  auch  Beispiele  beizubringen,  die  in  Zeit  und  Ort  ganz 
verwandt  sind,  Graf  Heinrich  v.  Kuinre  mit  dem  Bilde  und 
der  Inschrift  des  Englischen  Königs  Henricus  rex  III  theils 
auf  der  Rückseite  seinen  Namen  Henricus  comes,  theils 
nur  seine  Münzstätte  Civi  Cunrencis  verbunden  (v.  d.  Chijs, 
Overyssel  Taf.  I,  Nr.  2  und  3)  und  Walram  von  Born 
Goldgulden  schlagen  lassen,  welche  auf  der  Hauptseite  sich 
von  den  Böhmischen  Karls  IV  in  Nichts  unterscheiden,  und 
auch  auf  der  Rückseite  nur  den  Münzherrn  nennen,  den 
böhmischen  Löwen  aber  beibehalten  (v.d. Chijs  Taf.XXXIII). 
Was  diese  und  andere  Herren  sich  nach  dieser  Richtung 
hin  erlaubt  haben,  warum  sollen  sich  das  nicht  auch  die 
Herren  von  Hoorn  gestattet  haben,  zumal  sie  zur  Prägung 
von  Goldmünzen  überhaupt  schwerlich  ein  besseres  Recht 
gehabt  haben  werden ,  als  zu  sokhen  ganz  allgemein  ge- 
übten Nachprägungen,  über  welche  im  ganzen  spätem 
Mittelalter  so  zahllose  Klagen  geführt  werden. 

Berlin. 


218 


II.  Dannenberg 


XIII. 
Unedirte  Thaler  *). 

Von 

H.  Dannenberg. 

(Hierzu  Tafel  VI.) 


Braunschweig:  Erich  II  1540 — 1584. 

**ERICVS+D*G— *D*BRV+E*L*  Bärtiges  Brustbild, 
im  Harnisch,  rechtshin. 

Rs.-  *EX*DVRIS*  GLORIA*  >ft  Behelmtes  vierfeldiges 
Wappen. 

(Taf.  VI,  Nr.  1.) 

Keiner  der  bisher  beschriebenen  Thaler  ist  diesem 
entfernt  ähnlich  und  keiner  liefert  uns  ein  so  gutes  Bildniss 
dieses  abentheuernden  Fürsten,  mit  dem  nach  93jähriger 
Dauer  die  Alt-Kalenbergische  Linie  erlosch.  Man  kann 
unsren  Thaler  wegen  seines  geringen  Umfanges  bei  ver- 
hältnissmässiger  Dicke  dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauche 
gemäss  als  Dickthaler  bezeichnen. 


i)  Sämmtlich  in  meiner  Sammlung. 


Unedirte  Thaler. 


219 


Liegnitz:  Johann  Christian,  1602  —  1639,  allein 
seit  1621. 

1.  *D  :  G  •  IOHAN  •  CHRISTIAN  •  DVX  •  SILES  . 
LIGNI  •  ET  •  BREG  •  Geharnischtes  Brustbild, 
rechtshin. 

R  s. :   K  MONETA  *  NOVA  ♦  CRVCIB VRGENSIS  ♦  1 622 

(Monogramm).   Das  geviertete  Liegnitz  -  Briegische 
Wappen,   mit  drei  Helmen  geschmückt. 

Leichter  Thal  er  von  feinem  Silber  (20,  25  Gr.) 
Taf.  VI  Nr.  2. 

2.  5  D  :  GIOHAN-  CHRIST-  DVX  SIL-  LIGET-B- 
Geharnischtes  Brustbild  rechtshin. 

Rs.:    &  MONETA  •  NOVA  •  ARGENT  •  CRVCIBVR  • 
1 622  •  Dasselbe  Wappen,  unten  B— H. 
Leichter  halber  Thaler  (10,  3  Grammes)  Taf.  VI 

Nr.  3. 

Dewerdeck  (Sil.  num.  S.  347)  bemerkt,  dass  unser 
Johann  Christian  in  Kreuzburg  eine  Münze  eingerichtet,  und 
daselbst  kleinere  Sorten  hat  prägen  lassen.  Solche  kleine 
Münzen,  die  er  bis  auf  einen  Dreigröscher  weiter  nicht 
beschreibt,  kommen  auch  in  Sammlungen  und  Münzver- 
zeichnissen vor,  grössere  Stücke  aber  sind  Madai  und  wohl 
auch  Schulthess  entgangen,  wenigstens  erscheinen  sie  nicht 
in  des  Letzteren  Auktionskataloge.  Unser  Thaler  ist  zwar 
in  dem  fürstl.  Pless'schen  Auktionskataloge  (Berlin  1865) 
unter  Nr.  1896  aufgeführt,  jedoch  nur  ungenügend  be- 
schrieben, der  halbe  Thaler  dagegen  freilich  im  Welzl  v. 
Wellenheim'schen  Verzeichnisse  (II,  2  Nr.  7009)  hin- 
reichend genau,  wie  seine  Seltenheit  und  bisheriges  Unbe- 


220 


H.  Pannenberg 


kanntsein  es  erforderte,  beschrieben,  doch  schien  auch 
bezüglich  seiner  eine  nochmalige  Erwähnung  und  Abbil- 
dung geboten,  um  ihn  der  Vergessenheit  zu  entreissen, 
welche  so  oft  das  Loos  der  in  blossen  Auktionskatalogen 
aufgeführten  Münzen  ist.  Auffallend  ist  übrigens  an  unsren 
Münzen  das  geringe  Gewicht,  welches  um  etwa  ein  Viertel 
zu  niedrig  ist.  In  Verbindung  mit  dein  eigenthümlich  sorg- 
samen, wenn  auch  keineswegs  künstlerisch  gelungenenStem - 
pelschnitt  der  ersten  Münze  liess  mich  das  glauben,  dass 
wir  es  mit  einer  Probemünze  zu  thun  haben,  was  sich  auch 
insofern  bestätigt  hat,  als  sie  nach  der  Strichprobe  etwa 
161öthig  ist,  während  der  zweite  allerdings,  wie  gewöhn- 
liche Thaler,  von  141öthigem  Silber  ist,  und  auch  im  Stem- 
pelschnitt mehr  dem  Hergebrachten  folgt.  Das  geringe 
Gewicht  mag  übrigens  auch  unsre  Stücke  als  Kippermünzen 
charakterisiren,  die  ausnahmsweise  nicht  an  Gehalt,  sondern 
an  Gewicht  verkürzt  worden  sind. 

Schwarzburg:   Günther  XL,   1525 — 1552,    allein 
seit  1537. 

+  %  GVNTERVS  %  CO  %  DE  %  SCH%D0  %  IN%ARNS% 
7%SVNDE%  Der  heilige  Martin,  nach  rechts  reitend, 
schneidet  ein  Stück  seines  Mantel  für  den  am  Wege 
sitzenden  Bettler  ab. 

Rs.:  MONEvARGENTvCOMvDOvDEvSWARC3v  Das 
behelmte  Wappen,  mit  dem  Fahnen  tragenden 
wilden  Menschenpaar  als  Schildhalter,  daneben 
oben  15— Z  7.  (Thaler.) 

Hält  man  sich  nur  an  die  Jahreszahl  1527,   so  muss 
man  diesen  Thaler  eher  Günther  XXXIX,  dem  Bremer  (1493 


Unedirte  Thaler. 


221 


bis  1531),  als  seinem  Grossneffen  Günther  XL  beilegen, 
denn  Letzterer  hat  erst  seit  1537,  nach  dem  Tode  seines 
zweiten  Bruders  Heinrich  XXXIV  allein  regiert.  Doch 
selbst  dem  weniger  geübten  Auge  kann  es  nicht  entgehen, 
dass  der  Charakter  der  Buchstaben  auf  der  Hauptseite  ein 
ganz  anderer  als  der  auf  der  Rückseite  ist;  ja  die  Haupt- 
seite stimmt  auf  das  vollkommenste  mit  dem  Thaler 
Günthers  XL  vom  Jahre  1543  (Mad.  1881),  während  die 
Rückseite  ganz  die  der  Gemeinschaftsthaler  der  Brüder 
Günther  XL,  Heinrich  XXXIII  und  Heinrich  XXXIV 
von  1527  (Mad.  1880)  ist,  sie  stammt  aus  demselben 
Stempel  wie  das  schöne  Exemplar  dieses  Thalers,  welches 
sich  im  hiesigen  kgl.  Museum  befindet,  während  die 
Hauptseite  mit  der  des  obengedachten  Thalers  von  1543, 
welcher  in  derselben  Sammlung  aufbewahrt  wird,  zwar 
nicht  vollkommen  identisch  ist,  doch  aber  so  sehr  ihr 
ähnelt,  dass  erst  eine  genaue  Vergleichung  die  geringen 
Abweichungen  erkennen  lässt.  Dabei  darf  freilich  nicht 
unbemerkt  bleiben,  dass  Madai  auf  dem  Thaler  von  1527 
nicht  SWÄRC3,  sondern  SCHWARC3  liest :  Madai  scheint 
aber  ein  Original  dieser  Münze  nicht  besessen  zu  haben, 
hat  sie  vielmehr  nach  seinem  Texte,  in  welchem  er  Köhlers 
Münzbelust.  Bd.  XI  Vorrede  S.  32  anzieht,  und  dessen 
fehlerhaftes  Wilhelmus  in  Gunterus  verbessert,  nur  von 
daher  übernommen,  so  dass  es  nahe  liegt,  gestützt  auf  das 
erwähnte  Exemplar  unsrer  königlichen,  sowie  der  k.  k. 
Sammlung  in  Wien  (Monn.  en  arg.  414)  auch  die  Buchstaben 
C  H  in  Schwarcz  für  eine  irrige  Lesung  zu  halten ,  und 
SW7IRC3  als  allein  richtig  zu  vermuthen.  Auch  dieser  Um- 
stand, dass  die  Hauptseite  den  Namen  Schwarzburg  anders 
giebt  als  die  Rückseite  dient  zur  Bekräftigung  der  Annahme, 
dass  wir  es  mit  einem  Zwitterthaler  zu  thun  haben,  was  nicht 


«*«  H.  Danneaberg: : 

minder  durch  die  Rostspuren  erwiesen  wird,  welche  der 
Stempel  der  älteren  Rückseite  zufolge  genauer  Betrachtung 
gehabt  hat. 

C  o  1  m  a  r. 

1.  +  MONETA  ♦  NOVA  +  COLMARIENSLS   Stadt- 
wappen, über  demselben,    15X2- 

Rs.:  4-  DOMINE  ♦  CONSERVA  +  NOS  +  IN  +  PACE 
Adler  (**/a  Thaler). 

Aehnliche  Münzen,  nur  nicht  von  diesem  Jahre, 
sind  bei  Berstett  und  sonst  zu  finden. 

Thann. 

+   MONETA  +    NOVA  +  TANNENSIS  ♦    I  5515 
Stadtwappen. 

Rs. :  Ganz  wie  auf  der  vorigen  Münze  (^  Thaler). 
Mit  dieser  Jahreszahl  noch  nicht  beschrieben. 

Correggio:  Camillus  1546  —  1598. 

x  MO  x  NO  x  CAM  x  —  x  AVS  x  CO  x  CO  x  Ein 

Geharnischter,    die  Rechte    auf  den  Löwenschild 
stützend,  unter  dem  Schilde  SO — 70. 

Rs. :   «  x  CONFIDENS  x  DNO  x  NON  x  MOVETVR  x 
Löwe  linkshin  (Taf.  VI  Nr.  4). 

Das  Gepräge  dieses  Thalers  ist  vollständig  das  ge- 
wöhnliche Holländische,  welches  über  ein  Jahrhundert  im 
Gebrauch  war,  und  von  Madai  (2133  und  4722)  mit  den 
Jahreszahlen  157G  bis  1685  angeführt  wird.  Es  hat  dasselbe 
auch  nicht  blos  in  den  übrigen  niederländischen  Provinzen, 
sondern   auch  ausserhalb  Nachahmungen   hervorgerufen, 


Unedirte  Thaler. 


223 


deren  eine  besonders  merkwürdige,  von  Friedrich  Moritz 
de  la  Tour  d'Auvergne  mit  dem  Titel  eines  Fürsten  von 
Orange  (Princ.  Aur.)  in  der  Revue  Beige  IV  Ser.  Bd.  II  Tat". 
XIII  Nr.  4  abgebildet  ist.  Unser  Stück  hat  zwar  in  dem 
Worte  CAM  die  beiden  ersten  Buchstaben  sehr  schwach 
und  das  M  durch  Doppelschlag  etwas  verdorben,  immerhin 
aber  deutlich  genug,  um  jeden  Zweifel  auszuschliessen, 
und  bietet  also  die  Lesung  der  Umschrift  Moneta  novaCamilli 
Austriaci  comitis  Correggii  keine  Schwierigkeit.  Der  Münz- 
herr ist  demnach  Graf  Camillus ,  Sohn  Manfreds ,  der  im 
J.  1551  mit  seinen  Brüdern  Fabricius  und  Gibertus  von  Kaiser 
Karl  V  die  Belehnung,  und  von  dessen  Nachfolger  zum 
Lohne  für  geleistete  kriegerische  Dienste  am  17.  Mai  1559 
das  Münzrecht  erhielt,  das  ihm  am  30.  December  1564 
durch  Maximilian  II  und  am  3.  März  1580  durch  Rudolf  II 
bestätigt  wurde.  Graf  Camillus ,  später  venetianischer 
Statthalter  von  Corfu,  kämpfte  1571  in  der  Schlacht  bei 
Lepanto  mit,  und  beschloss  sein  thatenreiches  Leben  am 
3.  Juni  1605  zu  Mailand.  Seine  Länder  hinterliess  er  seinem 
mit  der  schönen  Francisca  Mellini  gezeugten,  durch  nach- 
folgende Ehe  legitimirten  Sohne  Syrus,  welcher  den  Münz- 
saminlern  bekannter  ist,  da  er  sein  Münzrecht  in  grösserem 
Umfange  ausgeübt ,  aber  schliesslich  wegen  Missbrauchs 
verwirkt,   auch  sogar  Land  und  Leute  eingebttsst  hat  1). 

Von  Camillus  allein  ist  noch  kein  Thaler  bekannt, 
sondern  nur  einer,  den  er  in  Gemeinschaft  mit  seinem 
Bruder  Fabricius  hat  prägen  lassen  (Mad.  4602);  über- 
haupt aber  sind  von  Correggio  nicht  mehr   als  6  Scudi  in 


i)  Weiters  bei  Litta:  Fainiglie  celebre  Italiane.  Köhler  Münz 
belust.  XVII  202.  Hirsch  R.  M.  A.  IV  190. 


99  d 

ilÄt  H.  Dannenberg : 

unsrerLitteratur  •)  zu  finden,  nämlich  ausser  dem  gedachten 
Gemeinschaftsthaler  zwei  anonyme  und  drei  von  Syrus. 
Auch  im  Gepräge  ist  unser  Scudo  eine  ganz  neue  Erschei- 
nung: die  übrigen,  soweit  sie  den  Namen  ihrer  Prägherren 
tragen,  zeigen  auch  deren  Bild,  die  beiden  namenlosen 
aber,  der  eine  das  Wappen,  der  andere  den  heil.  Quirinus, 
und  beide  auf  der  Rückseite  den  Reichsadler.  Die  Nach- 
ahmung eines  fremden  Musters,  mit  der  das  vorliegende 
Stück  uns  bekannt  macht,  ist  bei  den  kleinen  Fürsten 
Oberitaliens  nicht  ganz  unerhört,  und  die  Nachbildung  des 
beliebten  Holländischen  Thalers  um  so  eher  entschuldbar, 
als  Camillus  den  auf  ihm  erscheinenden  Löwen  im  Wappen 
führte,  und  sonach  gar  nicht  einmal  zu  einer  groben  Täu- 
schung, auf  der  solche  Nachprägungen  gewöhnlich  beruhen, 
seine  Zuflucht  zu  nehmen  brauchte.  —  Das  eigentliche 
Familienwappen  der  Correggios  bildete  die  weisse  Binde 
im  rothen  Felde,  aufweiche  sie  ihre  angebliche  Verwandt- 
schaft mit  dem  österreichischen  Hause  und  den  Beinamen 
Austriacus  stützten.  Als  Kaiser  Friedrich  III  ihnen  den 
Grafentitel  verlieh,  vermehrte  er  ihr  Wappen  mit  einem 
schwarzen  Adler  im  goldenen  Felde  und  zwei  goldenen 
Löwen,  mit  goldener  Lilie  auf  dem  Kopfe,  im  blauen 
Felde  2) 

Besondere  Erwähnung  verdient  noch  das  SO  — 70 
auf  der  Hauptseite,  das  wohl  nicht  anders  gedeutet  werden 
kann  als :  SOLDI  70.  DieseWerthzahl  kommt  meinesWissens 
sonst  nirgends  vor.   Die  Werthbestimmungen  nach  Soldi, 


<)  Mad.  2056,  2057,  4602,  4603,  4604  und  5913. 

2)  Due  leoni    rampanti    d'oro   con  giglio   d'oro  sul  capo  in 
campo  Celeste  (Litta  a.  a.  0.). 


Unedirte  Thaler. 


225 


welche  ich  auf  den  italienischen  Scudi  der  altern  Zeit  ge- 
funden habe,  sind  folgende: 

80  Soldi  auf  dem  anonymen  Correggio  Madai  2057. 

60  (Soldi?)  Massa,  Franz  (Mad.  2000). 

100     „        Mailand,  Philipp  III,  1605  und  1607 

(Mad.  2507,  Schulth.  Auct.  5883). 
120     „        Mantua,  Wilhelm  1566—1587  (Schulth.  5907). 
120     „  „        Franz  IV  (Mad.  4483). 

120     „  „        Ferdinand,  1612  (Mad.  1986,  Schulth. 

5915). 
110  Soldi         „  „         1616  (Mad.  1988). 

160  (Soldi?)    „  „         (Mad.  1991). 

160     „  „        Carl  I,  1629  (Schulthess  5926). 

80     „  y3  Scudo,  Mantua,  Vincenz  II  (Mad.  4490). 

80     „  y3      „  „         Carl  I  (Mad.  1994  Schulth. 

5930). 

80     „  »/,       „  „         Carl  II  (Mad.  4497). 

124  (Soldi)  Venedig,  Hier.Prioli,  1559—67  (Mad.  4553). 
140       „  „         Nie.  da  Ponte,  1578— 85  (Mad.  2045). 

160       „  „  „      „       „     (Mad.  6941). 

124       „  „         Pasq.  Cicogna,  1585— 95  (Mad.2046). 

120       „  „         Mar.  Grimani,  1595 — 1606  (Schweitzer 

serie  delle  mon.  e  med.  d'Aqu.  e  di  Venezia  718). 
124  (Soldi)  Venedig,  Mar.  Grimani  (Mad.  2047). 
140  (Soldi?)  Sabioneta,  Scipio,  1609—70  (Mad.  4619). 

Bei  den  Venetianern  war  der  Ducato  d'argento  und  die 
Giustina  minore  zu  124,  der  Scudo  della  croce  zu  140  Soldi 
oder  7  Lire,  die  Giustina  maggiore  zu  160Soldi  oder  8  Lire 
bestimmt.  Ob  aber  auch  im  übrigen  Italien  ein  so  stetes 
Verhältniss  bestanden  hat? 

15 


22G 


II.  J>Aiinenl>erg:   ['iiedirte  Thaler. 


Venedig.  Aloisio  Contarini,  1676 — 1683. 

®  ALOYSISVS  •  CONTARE  •  D.VX  •  VENET  «  Blu- 
menkreuz, unten  G.  Z. 

Rs.:  SANGTVSMARCVS- VENET-     Schild    mit    dem 
MarcusKhven  unter  ®  70  @. 

Bei  Schweitzer  und  Anderen  finde  ich  nur  den  ent- 
sprechenden ganzen,  nicht  diesen  halben  Scudo  della  croce. 


227 


XIV. 

Versuch  einer  systematischen  Beschreibung 


der 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 

(Fortsetzung  von  Seite  230  des  IT.  Bandes.) 


Von 
Carl  v.   Wächter. 


I.  Abschnitt. 

Uebersicht  der  in  der  Zecea  von  Venedig  geschlagenen 
Mttnzgattungen  mit  der  Angabe  des  Zeitraumes  den 
sie  beherrschten  und  der  Dogen  unter  welchen  sie  gangbar 
waren.  —  Die  arabischen  Ziffern  hinter  den  Namen  ver- 
weisen auf  die  nachfolgende  Beschreibung  der  Typen. — 
Abkürzungen:  s.  =  selten,  ss.  =  sehr  selten,  seh.  = 
schüsseiförmig,  fl.  =  flach. 


Marciwcio  (seh.)  1156—1423. 

Vitale  Michael    ....     1 

Loreuzo  Tiepolo    .    . 

.    1 

(Lücke  1172—1178). 

Jacopo  Contarini   .    . 

.     1 

Orio  Malipiero   ....     1 

Giovanni  Dandolo  .    . 

.     1 

Enrico  Dandolo  ....     1 

Pietro  Gradenigo  .    . 

.     1 

Fietro  Ziani 1 

(Lücke  1310-1311). 

Jacopo  Tieopolo    ...     1 

Giovanni  Soranzo  .    . 

.    1 

15* 


228 


C.  v.  Wächter:  System.  Beschreibung  der 


(Lücke  1249—1252).  Francesco  Dandolo    .    .     1 

RenierZeno 1       (Lücke  1339— 1414). 

Tomaso  Mocenigo. 
Sämmtliche  Marcucci  sind  s.,   die  des  Vitale  Michiel  ss. 

ffitie  Kupfermünze  1205—1268. 

Pietro  Ziani 5       (Lücke  1249—1252). 

Jacopo  Tiepolo  ....    5       Renier  Zeno 5 

Denaro  oder  Piccolo  1173—1457. 


Seb.  Ziani,  Piccolo  2,  seh.  s. 

Bartolomeo  Gradenigo 

3,  s. 

Orio  Malipiero,    Denaro  3 

Andrea  Dandolo     .    . 

3,  s. 

seh.  s. 

(Lücke  1354-1355). 

Enrico  Dandolo,  Den.  oder 

Giovanni  Gradenigo    . 

3,  s. 

Picc.  genannt  .    .  3,  seh. 

Giovanni  Dolfin  .    .    . 

3,  s. 

(Lücke  1205—1268). 

Lorenzo  Celsi .   .    .    . 

3,  s. 

Lorenzo  Tiepolo  .   .    ,3,  s. 

Marco  Cornaro    .    .    . 

3,  s. 

Jacopo  Contarini     .    .  3,  s. 

(Lücke  1368-1382). 

Giovanni  Dandolo  .    .  3,  s. 

Antonio  Venier   .    .    . 

3,  s. 

Pietro  Gradenigo    .    .  3,  s. 

Michele  Steno .   .    .    . 

3,  s. 

Giovanni  Soranzo  .    .  3,  s. 

Tomaso  Mocenigo  .    . 

30 

Francesco  Dandolo    .  3,  s. 

Francesco  Foscari 

.    3 

Piccolo  1400-1462. 

Michele  Steno    ....  2G 

Francesco  Foscari  36 

a,  b. 

Tomaso  Mocenigo  ...  29 

Pasquale  Malipiero    . 

.  39 

Grosso  oder  Matupmie  (1.  Typus  fl.)  1192—1356. 

Enrico  Dandolo ...  4,  ss.       Pietro  Gradenigo  .    .  4 
Pietro  Ziani  .    .    .    .4 
Jacopo  Tiepolo  ...  4 


Marino  Zorzi .   . 
Giovanni  Soranzo 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 


229 


Marino  Marosini .   .  4,  s.  *)  Francesco  Dandolo    .  4 

Renier  Zeno    ...  4  Bartoloraeo  Gradenigo  4 

Lorenzo  Tiepolo  .   .  4  Andrea  Dandolo     .    .  4,  s. 

Jacopo  Contarini    .  4  (Lücke  1354—1355). 

Giovanni  Dandolo  .  4  Giovanni  Gradenigo  .  4 

Mezzo  Grosso  (I.  Typus,  fl.). 
Lorenzo  Tiepolo 1268—1274 9 

Grosso  oder  Mozzo  (fl.). 

Lorenzo  Tiepolo 1268  —  1274 10 

(Aehnlicli  dem  ganzen  Grosso,  jedoch  mit  fehlerhafter 
Umschrift.  Wiegt  nur  29  Gran). 

Grosso   oder  Matapane  (II.  Typus,  fl.) 
1368—1400. 

Andrea  Contarini     . 22 

Antonio  Venier,      22  und  wie  3.Typus  23 

Grosso  von  Kupfer. 

Michele  Steno 1400—1413  ...  27 

Grosso    oder  Matapane  (III.  Typus,  fl.) 
1382-1471. 

Antonio  Venier  ....  23  Francesco  Foscari  .  .  23 
Michele  Steno  ....  23  Pasq.  Malipiero  37  wie  23 
Tomaso  Mocenigo  .    .    .23       Cristoforo  Moro   37    „    23 


i)  Nur  mit  M  .  MAVROC  oder  M  .  MAVROCEN  .  DVX. 


230 


C.  v.  Wächter:  System.  Beschreibung  der 


Grosso  cmieeo  semplice  ( 'IO&VHANTI),  einfacher 
seh.  Grosso  1252—1327. 

Renier  Zeno  .    .    .    .  8,  ss.       (Lücke  1280— 1289). 
(Lücke  1268 — 1274).  Pietro  Gradenigo  .    .  8,  ss. 

Jacopo  Contarini  .    .  8,  ss.       (Lücke  1310—  1 011). 
Giovanni  Soranzo  8,  -ss. 

Grosso  doppio  eaueeo  (seh.)  1249 — 1310. 

Marino  Morosini    .    .  7,  ss.       Jacopo  Cantarini  .    .  7,  ss. 
Renier  Zeno.    .    .    .  1,  ss.       (Lücke  1280— 1289). 
(Lücke  1268  .  1274).  Pietro  Gradenigo  .    .  7,  ss. 

Mezzmikio  oder  Mexao  Grosso  ')  1327 — 1471. 

Francesco  Dandolo    .    .14       Michele  Steno    .    .    .    .  15 
(Lücke  1339—1343).  (Lücke  1413—1423). 

Andrea  Dandolo    .    .    .  15       Francesco  Foscari  33  wie  14 
(Lücke  1354  —  1400).  Pasquale  Malipiero    .    .  37 

Cristoforo  Moro  37. 

Qiiarteruolo  oder  Viertel  Soldo  1192—1327. 


Enrico  Dandolo 

.  5, 

ss. 

Lorenzo  Tiepolo    . 

.  5 

Jacopo  Contarini  . 

•  ö, 

ss 

Jacopo  Tiepolo  . 

.  5 

Giovanni  Dandolo 

.  5 

Marino  Morosini 

.  5 

Pietro  Gradenigo  . 

.  5 

Renier  Zeno  .    . 

•  o, 

s. 

Marin  Zorzi    .    .    . 

ss 

Giovanni  Soranzo  5. 

•)  Der  erste  Mezzo  Grosso  unter  Lorenzo  Tiepolo  geprägt 
war  von  anderem  Typus  als  diese  Mezzanini,  welche  auch  Mezzi 
Orosai  genannt  wurden.  Vgl.  Nr.  9. 


VtiBMtanec  Münzen  uacli  ihren    Typen. 


231 


Quarteruolo  dopplo  1268 — 1,310. 


Lorenzo  Tiepolo 
Jacopo  Contarini 


.  11,  ss.        Giovanni    Dandolo 
.11,    s.       Pietro  Gradenigo  . 

Soldo  1327—1722. 


11 
11 


Francesco  Dandolo  .  1  3,  s 
BartolomeoGradenigol3,  8 
Andrea  Dandolo    .    .13 
(Lücke  1354— 1486). 
A.  Barbadigo    .  62  a,  b,  c 
L.  Loredan  .    .  73  a  und  b 
(Lücke  1521—1539). 
Pietro  Lando .... 
Francesco  Dona     .    . 
(Lücke  1553—1554). 
Francesco  Venier  .    . 
(Lücke  1556-1559). 
Girolamo  Priuli    .    . 


93 
93 

93 


P.  Loredan   109,  a,  b,  c,  d. 
Alois  Mocenigo  I,    ähnlich 
109  b,  mit  dopp.  Kreuz. 
(Lücke  1577— 1606). , 
Leonardo  Dona    .    .    .  143 
Marc.  Memmo   147,  a,  b,  c. 
Giovanni  Bembo  .    .    .149 
(Lücke  1618—1659). 
Dom.  Contarini  II  .  180,  s. 
(Lücke  1675—1676). 
Alois  Contarini    .    .  186,  s. 
(Lücke  1684—1709). 


105       G.  Cornaro  II   203,  a,  b,  c. 


Soldino  1343-1501. 


Andrea  Dandolo  .  .  .16 
Marino  Falier  18  a,  b,  c  ss. 
Giovanni  Gradenigo  .  .19 
Giovanni  Dolfin  ...  .16 
Lorenzo  Celsi  .  .  .  .16 
Marco  Corner  .  .  .  .16 
Andrea  Contarini  20  u.  21 
Michele  Morosini  .  21,  ss. 
Antonio  Venier  .  .  24,  s. 
Michele  Steno   .  21  und  15 


Tomaso  Mocenigo  28  w.  21 
Francesco  Foscari  .  .21 
Pasquale  Malipiero  .  .21 
Cristoforo  Moro   40  wie  21 

Nicolo  Tron 46 

Nicolo  Marcello  ....  46 
(Lücke  1474—1478). 
Giovanni  Mocenigo    .    .21 
(Lücke  1485—1486). 
A.  Barbadigo    .  60,  a,  b,  c. 


232 


C.  v.  Wächter:  System.   Beschreibung  der 


Leonardo  Loredan    .    .77  Lorenzo  Priuli   .    .    .    .77 

(Lücke  1521  — 1523).  Girolamo  Priuli      .    .    .  77 

Andrea  Gritti     ....  84  (Lücke  1567—1578). 

(Lücke  1538 — 1556).  Nicolo  da  Ponte    ...  77 

Grossone  I.  und  II.  Typus. 

Francesco  Foscari 1423—1457  .    .  31  und  32 


Qiiattrlno  1423—1646. 


Francesco  Foscari  .  34  i) 
Pasquale  Malipiero  34,  ss. 
Cristoforo  Moro  .    .  43,  ss. 

Nicolo  Tron 48 

(Lücke  1473—1478), 
Giovanni  Mocenigo 
(Lücke  1485—1486) 
Agostino  Barbadigo 
Leonardo  Loredan 
(Lücke  1521-1523). 
Andrea  Gritti     .    . 
Pietro  Lando      .    . 
Francesco  Dona    .  96,  a,  b. 
Francesco 


56 

63 

66 

87 
92 


Marc  Antonio  Trevisan  87  s. 


Francesco  Venier  .    . 

87  s. 

Lorenzo  Priuli   .    .    . 

.  87 

Girolamo  Priuli     .    . 

.  87 

Pietro  Loredan  .    .    . 

.  87 

Alois  Mocenigo  1  .    . 

.  87 

Sebastian  Venier  .    . 

87,  s. 

Nicolo  da  Ponte   .    . 

.  87 

Pasquale  Cicogna  .    . 

.  S7 

Marino  Griraani     .    . 

.  87 

(Lücke  1605—1612). 

Marc  Antonio  Memmo 

.  87 

(Lücke  1615—1631). 

Erizzo  87. 

Bagattino  (ganzer)  1457 — 1684. 


Pasquale  Malipiero  .  38,  s. 
Cristoforo  Moro    .  41,  a,  b. 
(Lücke  1471—1473). 
Nicolo  Marcello  50  w.4t,  b. 


(Lücke  1474—1478). 

G.  Mocenigo  .  58  w.  41,  b. 

(Lücke  1485—1486). 

A.  Barbadigo   64  w.  41,  b. 


i)  Siehe  auch  Anhang-  Nr.  358. 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 


23a 


Leon.  Loredan  74  w.  41,  b. 
Antonio  Griniani  .  .  41  b. 
Andrea  Gritti  86  w.  41,  b. 
P.  Lando  91,  a,  b,  c,  d,  e,  f. 
Francesco  Dona  98  w.  41,  b. 
M.  A.  Trevisan98wie41,  b. 
Franc.  Venier  98  w.  41,  b. 
(Lücke  1456—1459). 
Girolamo  Priuli  98  w.  41,  b. 
Pietro  Loredan  98  w.  41,  b. 
Alois  Mocenigo  I  98w.41,b. 
SebastianVenier98  w.41, 1). 
Nicolo  da  Ponte  98w.41,  b. 
Pasq.  Cicogna  131  w.  41,  b. 
Marino  Griniani  131  w.  41 ,  b. 


Leonardo  Dona  145  \v.  41 ,  b. 
Marc  Antonio  Memmo    145 

wie 41,  b. 

Giov.  Bembo  145  w.  41,  b. 
(Lücke  1618). 
Antonio  Priuli  .  .  .  .159 
Francesco  Contarini  .  160 
Giovanni  Cornaro  1  41,  b. 
Nicolo  Contarini  .  .41,  b. 
Francesco  Erizzo  .  .  41,  b. 
Francesco  Molin  ..  .  41,  b. 
(Lücke  1655—1656). 
Domenico  Contarini  II  41,  b. 
Nicolo  Sagredo  .  .41,  b. 
Alois  Contarini     .    .  41,  b. 


Mezzo  Bagattino  1423—1521. 


Francesco  Foscari  35,  a,  b. 
(Lücke  1457  —  1462). 
Cristoforo  Moro    .    .  42,  s. 
(Lücke  1471—1476). 


Andrea  Vendramin  . 
Giovanni  Mocenigo  . 
(Lücke  1485—1486). 
Agostino  Barbadigo  . 


54 
57 


(^ 


Leonardo  Loredan  75,  a,  b. 

Bagattino  üoppio. 

Nicolo  Tron .  1471— 1473  . 

Marcello  1473—1559. 


47  a,  b. 


Nicolo  Marcello  .    .    .    .49  Marco  Barbadigo     .  59,  ss. 

Pietro  Mocenigo    .    .  52,  s.  Agostino  Barbadigo  .    .  49 

AndreaVendramin  53,  a,  b.  Leonardo  Loredan  70  w.  49 

Giovanni  Mocenigo    .    .49  (Lücke  1521 — 1523). 


234 


C.  v.   Wächter:  System.  UeM-iireibung  der 


Andrea  Gritti 
Pietro  Lando  .    . 
Francesco  Dona 


41)  Marc  Antonio  Trevisan  49 
83  Francesco  Venier  .  .  .49 
41)       Lorenzo  Priuli    ....  4!) 


.  51 

(Lücke  1521'— 1523). 

Andrea  Gritti .... 

51 

.  51 

Pietro  Lando  .... 

.  51 

Francesco  Dona    . 

.  51 

.  51 

(Lücke  155;} -1554). 

.  53 

Francesco  Venier  .    . 

.  51 

Lira  Mocenigo  1471 — 1350. 

Pietro  Mocenigo  .  . 
(Lücke  1476-147S). 
Giovanni  Mocenigo  . 
(Lücke  1485—1486). 
Agostino  Barbadigo  . 
Leonardo  Loredan 

Lorenzo  Priuli  51. 

Lira  Tron. 

Nicolo  Tron 1471—1473  .'*".    .    .    ."44,  8. 

Mezza  JAra  Tt%on. 

Nicolo  Tron     1471—147.') 45,  s. 

Da  72  (Silber). 

Francesco  Erizzo 1631—104(5.    .    .    .  170  88. 

Da  trentadae  {  Zwei  tt nddreissiyer  ). 
Leonardo  Loredan 1501  —  1521  .    .    .    .  72  s. 

lÄrazza  oder  da  trenta  (Billon)  1700 — 1707. 

Giovanni  Cornaro  II    .197       Francesco  Loredan  .    .197 
Alois  Mocenigo  III  .    .  197       Marco  Foscarini 


(Lücke  1732—1735). 
Alois  Pisani     .    .    .    .197 
Pietro  Grimani     .    .    .197 


Alois  Mocenigo  IV 
Paolo  Renier    .    . 
Lodovico  Manin   . 


197 
197 

197 
197 


23^ 

Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen.  uu<> 


Da  dieclotto  (Achtzehner.) 
Giovanni  Cornaro  II 1709—1722  1    .    .  lÖS/i?. 

Da  sedlci  (Sechszehner )  1501. — 1521. 

Leonardo  Loredan    .  71,  s.       Antonio  Griniani     .  71,  88. 
Andrea  Gritti  71. 

Da  quindicl  (Fünfzehner)  1709-1707. 

Giov.  Cornaro  II    199  a,  b.  Francesco  Loredan    199  b. 

Alois  Mocenigo  III  .    .  208  Marco  Foscarini  .    .  199  b. 

Carlo  Ruzzini  .    .    .  199  b.  Alois  Mocenigo  IV  .  199  b. 

Alois  Pisani     .    .    .  199  b.  Paolo  Renier   .    ,    .  199  b. 

Pietro  Griniani     .    .  199  b.  Lodovico  Manin  .    .  199  b. 

Da  dodici  (Zwölfer)  1631—1722. 

Francesco  Erizzo         .171       Giovanni  Pesaro  .    .    .171 
(Lücke  1646  —  1656).  Domenico  Contarini  II    171 

Bartucci  Valier    .    .  171  s.       (Lücke  1675 — 1709). 
Giovanni  Cornaro  II  171. 

Da  diecl  (Zehner)  1709—1797. 

Giovanni  Cornaro  II  200a,  b.       Francesco  Loredan    209  b. 
Alois  Mocenigo  III  .  209  b.       Marco  Foscarini  .    .  209  b. 

Alois  Mocenigo  IV.  .  209  b. 

Paolo  Renier  .    .    .  209  b. 

Lodovico  Manin  .    .  209  b. 

Da  otto  (Achter)  1501—1522. 

Leonardo  Loredan  .  69,    s.       Andrea  Gritti     ....  69 
Antonio  Griniani  .   .  69,  ss.       (Lücke  1538— 1585), 


Carlo  Ruzzini  .    . 

.  209  b. 

Alois  Pisani     .    . 

.  209  b. 

Pietro  Griniani 

.  209  b. 

236 


C.  v.  Wächter:  System.  Jieschreibung  der 


Pasquale  Cicogna  1 20  w.  G9 
(Lücke  1595— 1631). 
Francesco  Erizzo     .    .172 
(Lücke  1646-  1656). 


Bertucci  Valier     .    .  .172 

Giovanni  Pesaro  .    .  .172 

Domenico  Contarini  .  172 

Giovanni  Cornaro  II  .172 


Da  sei  (Sechser). 
Francesco  Dona 1545  —  1553  . 


.  101 


Da  cinque  (Fünfer)  1523—1707. 


Andrea  Gritti     ....  80 

(Lücke  1595—1631). 

Pietro  Lando   .    .    .  80,  89 

Francesco  Erizzo     . 

.  174 

Francesco  Dona  .    .    .  100 

(Lücke  1646—1709). 

Marc  Ant.  Trevisan  100  a,  s. 

Giovanni  Cornaro  II 

.  201 

Francesco  Venier    .  100  a. 

Alois  Mocenigo  III  . 

.  201 

Lorenzo  Prinli .    .    .  100  a. 

Carlo  Ruzzini  .    .    . 

.  212 

Girolamo  Prinli    .    .  100  a. 

201 

Pietro  Loredan    .    .  100  a. 

Pietro  Grimani     .    . 

.  201 

Alois  Mocenigo  I     .  100  a, 

Francesco  Loredan  . 

.  201 

(Lücke  1577-1578). 

Marco  Foscari  .    .    . 

201 

Nicolo  da  Ponte  .       100  a. 

Alois  Mocenigo  IV 

.  201 

Pasquale  Cicogna  100,  123 

Paolo  Renier    .    .    . 

.  201 

Lodovico  Manin  201 . 

Da  qnattro  (Vierer)  1501—1675. 


Leonardo  Loredan  68  a,  b. 
Antonio  Grimani    ...  68 


Andrea  Gritti .    .    . 
(Lücke  1538—1559) 
Girolamo  Prinli  .    . 
(Lücke  1567—1585) 


68 


68 


173 


Pasquale  cicogna  130  w.  68 
(Lücke  1595—1631). 
Francesco  Erizzo     . 
(Lücke  1646-1656). 
Bertucci  Valier    .    . 
Domenico  Contarini 


173 
173 


Venezianner  Münzen  nach  ihren  Typen. 


237 


Grossetto  1523—1538. 


Andrea  Gritti     ....  70 

Pietro  Lando 79 

Francesco  Dona  ...  79 
Marc  Antonio  Trevisan  .  79 
Francesco  Venier  .        .  79 


Lorenzo  Priuli    .    .    .    .79 
Girolamo  Priuli  106  wie  79 
(Lücke  1567-1578). 
Nicolo  da  Ponte     .    .    .79 
(Lücke  1585—1618). 


Antonio  Priuli  79. 


Da  (lue  oder  rnezzo  Grossetto  (  Zweier  )1523— 1585. 


Andrea  Gritti     .        .    .  83 

Pietro  Lando 83 

Francesco  Dona     ...  99 
Marc  Antonio  Trevisan    99 


Francesco  Venier  .  .  .  99 
Lorenzo  Priuli  ....  83 
Girolamo  Priuli  ....  83 

(Lücke  1567-1578). 


Nicolo  da  Ponte  83. 


Gazzetta. 

Andrea  Gritti 1523—1538  .    .    . 

Giovanni  Cornaro 1709—1722.    .    . 

Sesino  1539—1605. 

Pietro  Lando  .    .    .    .  94  s.  Pietro  Loredan  «)  , 

Francesco  Dona     .    .    .95  Alois  Mocenigo  I   . 

(Lücke  1553 — 1554).  Sebastian  Venier  . 

Francesco  Venier  ...  94  Nicolo  da  Ponte 

Lorenzo  Priuli    ....  94  Pasquale  Cicogna  . 

Girolamo  Priuli  ....  94  Marino  Grimani  3) 


82 
202 


94 
94 
94 
94 
94 
94 


')   Von  diesem  Dogen  giebt  es  auch  Sesini  auf  deren  Revers 
der  Löwe  nicht  sitzend  sondern  aufgerichtet  dargestellt  ist. 
2)  Siehe  auch  Anhang  Nr.  365. 


238 


('.  v.  Wächter:   System.  Beschreibung  der 


Bezxo  oder  Qnattn'uo  Itkmco  i486— 1623. 

Agostino  Barbadigo  .    .  Gl  (Urolamo  Priuli .    .  107,  85 

Leonardo  Loredan  (>7  a,  1».  (Lücke  1567 — 167$). 

(Lücke  1521  —  1523).  Nicolo  da  Ponte     .    .    .  85 

Andrea  Gritti      .    .    .    .  X5  (Lücke  15X0—1  5! >5). 

Pietro  Lando   .    .    .  90,  X5  Marino  (Jrimani    .    .    .   134 
Francesco  Dona  .    .  97,  X5       Leonardo  Dona    .    .    .  134 

Marc  Antonio  Trevisan    85  (Lücke  1012— 1615). 

Francesco  Venier  .    .    .  85  Giovanni  Beinbo  .    .    .  ISO 

Lorenzo  Priuli    ....  X5  (Lücke  1618). 
Antonio  Priuli  155. 

Da  quaranta  Saldi  (f.  Typus)* 
Alois  Mocenigo  I 1570— 1577  .    .    .111,88. 

Da  quaranta  Sohlt  (ff.  Typus). 

Alois  Mocenigo  I    .    .    .    .  1570 — 1577 112 

Sebastian  Venier    ....  1577  —  157X  .    .    .  114  a.  b,  s. 

Da  renti  Sohl!  '). 

Alois  Mocenigo  I    .    .    .    .  1570 — 1577 I  13 

Sebastian  Venier     ....  1577 — 157X  .    .    .    .113,  ss. 

Duvato  antico  (f.  Typus,  Silber)  1559 — 1605. 

Oirolaino  Priuli    .    .    .102       (Lücke  1577— 157s,. 
Pietro  Loredan    .    .    .102       Nicolo  da  Ponte  .    .    .102 
Alois  Mocenigo  I     .    .102       (Lücke  15X5— 1595). 
Marino  (Jriniani  132  und  der  Mozzo  133  ss. 

*)  Sind  von  gleichem  Gepräge  der  Achtel  Oiustina ,  wurden 
jedoch  da  20  Soldi  genannt. 


Venezianer  Münzet)  n»oh  ihn  u  Typen 


239 


Mexico    Oucato   mitico   (L   Typus  ,   Silber) 
1559—1567. 

Girolanio  Priuli  .    .  103  ss.       Pietro  Loredan    .    .    .  103 

Alois  Mocenigo   103. 

Quarto  dt  Dueato  antico  (L  Typus,   Silber) 
1559-1577. 

Girolanio  Priuli    .    .  104  s.        Pietro  Loredan     .    .    .  104 
Alois  Mocenigp  l  104. 

Ducato  (TL  Typus,  Silber)  1059—1797. 

Doiuenico  Contarini  .177 
Nicolo  Sagredo  .  181  a?  b. 
Alois -Contarini  .  .  .177 
Marc  Antonio  Giustinian  177 
Francesco  Morosini .  .  177 
Silvestro  Valier  .  .177 
Alois  Mocenigo  II  .  .  177 
Giovanni  Cornaro  II    .  177 

Lodovico  Manin  177. 

Mexzo  Duvato  (IL  Typus,  Silber)  1659—1797. 

Donienico  Contarini     .  178        Alois  Mocenigo  III  .    .178 

Nicolo  Sagredo    .  182  a,  b. 

Alois  Contarini     .    .    .178 

Marc  Antonio  Giustinian  178 

Francesco  Morosini     .  178 

Silvestro  Valier   .    .    .178 

Alois  Mocenigo  II    .    .  178 

Giovanni  Cornaro  II    .  1 78 

Lodovico  Manin  1 78. 


Alois  Mocenigo  III 

.  177 

Carlo  Ruzzini  .    . 

177  s. 

Alois  Pisani     .    . 

.  177 

Pietro  Grimani     . 

.  177 

Francesco  Loredan 

.  177 

Marco  Foscarini  . 

.  177 

Alois  Mocenigo  IV 

.  177 

Paolo  Renier    .    . 

.    .  177 

Carlo  Ruzzini  .    .    . 

.  178 

Alois  Pisani     .    .    . 

.  178 

Pietro  Grimani     . 

.  17S 

Francesco  Loredan  . 

.  178 

Marco  Foscarini  .    . 

178  s. 

Alois  Mocenigo  IV 

.  178 

Paolo  Renier    .    .    . 

.  178 

240 


C.  v.  Wächter :  System.  Beschreibung  der 

«/*  Ducato  (IL  Typus,  Silber)  1659—1797, 


Domenico  Contarini    .  179 

Alois  Mocenigo  III. 

.  179 

Nicolo  Sagredo   .  182  a,  b. 

Carlo  Rnzzini    .    .    . 

.  179 

Alois  Contarini     .    .    .179 

Alois  Pisano     .    .    . 

179 

Marc  Antonio  Giustinian  ]  7'.) 

Pietro  Grimani     .    . 

179 

Francesco  Morosini  .    .  179 

Francesco  Loredan  . 

179 

Silvestro  Valier    .    .    .179 

Marco  Foscarini  .    . 

179 

Alois  Mocenigo  IL  .    .179 

Alois  Mocenigo  IV.  .    . 

179 

Giovanni  Cornaro  IL  .  179 

Paolo  Renier    .    .    .    . 

179 

Lodovico  Manin  1  79. 

'/8  Ducato  (IL  Typus,  Silber). 

Alois  Pisani 1735—1741   . 


,6  Ducato  (IL  Typus,  Silber). 


Alois  Pisani 1735—1741 


213  s. 


214  ss. 


Ducato  di  doppo  Peso  (IL  Typus,  Silher  von, 
doppeltem  GewicJite  des  Einfaclien). 


Francesco  Loredan  . 


1752 -1702 


.  210  ss. 


Giustina  nmggiore  (zu  160  Sohlt)  1578—1605. 

Nicolo  da  Ponte  .    .    .116       Pasquale  Cicogna     .    .110 
Marino  Grimani  116. 

Mezza   Giustiua  maggiore    (zu  80  Soldi) 
1578—1605. 

Nicolo  da  Ponte  117  a,  b,  s.       Pasquale  Cicogna    .    .117 
Marino  Grimani  117. 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 


241 


•/4  Glastina  maggiore  (zu  40  Soldi)  1578 — 1623. 

Nicolo  da  Ponte  .    .  118  s.       (Lücke  1605—1612). 
Pasqnale  Cieogna    .    .118       Marc  Antonio  Memmo    118 
Marino  Grimani  .    .    .118       (Lücke  1615— 1618). 
Antonio  Priuli  118. 


•/'s  dl  Giustitui  maggiore   (zu  20  Soldi) 
1578—1646. 


Nicolo  da  Ponte  .  .  119  s. 
Pasqnale  Cieogna  .  .  119 
Marino  Grimani  .  .  .119 
Leonardo  Dona  .  .119  s. 
Marc  Antonio  Memmo  119 
Giovanni  Bembo  .    .    .119 


(Lücke  1618). 
Antonio  Priuli  .    .    .    .119 
Franc.  Contarini  i)   119  ss. 
Giovanni  Cornaro  I.    .119 
(Lücke  1629—1631). 
Francesco  Erizzo    .    .119 


i/16  dl  Olustina  maggiore  (oder  zu  10  Soldi) 
1578—1675. 


Nicolo  da  Ponte  .  .  .120 
Pasqnale  Cieogna  .  .120 
Marino  Grimani  .  .  .120 
Leonardo  Dona  .  .  120  s. 
Marc  Antonio  Memmo  1 20 
Giovanni  Bembo  .  .120 
Nicolo  Dona  .  .  .  120  ss. 
Antonio  Priuli  .  .  .  120 
Francesco  Contarini  120  s. 


Giovanni  Cornaro  I  .120 
(Lücke  1629  —  16:51). 
Francesco  Erizzo  .  .120 
Francesco  Molin  .  .  .  120 
Carlo  Contarini  .  .120  ss. 
Francesco  Corner  .  120  ss. 
Bertucci  Valier  .  •  .  120 
Giovanni  Pesaro  .  .  .120 
Domenico  Contarini     .  120 


l)  Befindet  sich  in  der  Sammlung  des  Cavafiere  Bottacin. 

IG 


94.9 

^•^•^  C.  v.  "Wächter:  System.  Beschreibung  der 

Vsa  ^*  Giustina  maggiore  1585 — 1675. 

Pasquale  Cicogna    .    .  123  (Lücke  1G46— 1G55). 

Marino  Grraiani   .    .    .123  Carlo  Contarini  .    .123  ss. 

Leonardo  Dona    .    .    .123  Francesco  Corner  .  123  ss. 

(Lücke  1612— 1630).  Bertucci  Valier     .    .    .123 

Nicolo  Contarini     .  123  ss.  Giovanni  Pesaro  .    .    .  123 

Francesco  Erizzo     .    .123  Domenico  Contarini     .  123 

Da  venti  Bagattiwi. 

(Kleinster  Bruchtheil  der  Giustina  maggiore.) 

Pasquale  Cicogna     ....  1585—1595  ....  124  ss. 
Marino  Grimani     ...        .  1595—1605  ....  124    s. 

Scudo  d'argento  oder  della  Croce  «). 

Wurde  unter  allen  Dogen  von  Nicolo  da  Ponte  1578 
angefangen  bis  zu  Ende  der  Republik  1797  unter  Lodovico 
Manin  immer  mit  gleichem  Typus  Nr.  121  geprägt. 

Zur  Unterscheidung  der  Scudi  der  gleichnamigen 
Dogen  Alois  Mocenigo  II,  III,  IV  und  Giovanni  Cornaro  I, 
II  nach  ihren  Siglen  vergleiche  man  Alois  Mocenigo  II  nach 
188  —  Alois  Mocenigo  III  nach  206  —  Alois  Mocenigo  IV 
nach  216  —  Giovanni  Cornaro  I  nach  162  —  Giovanni 
Cornaro  II  nach  192. 

Mezzo  Scudo  d'argento  oder  della  Croce  »). 

DerMezzo  Scudo  wurde,  ausgenommen  unter  Francesco 
Cornaro  (reg.  20  Tage  1656),   gleich  dem  ganzen  Scudo 


*)  Sehr  selten  von  Nicolo  Dona,  Carlo  Contarini,  Francesco 
Cornaro,  Nicolo  Sagredo. 

2)  Von  den  halben  Scudi  sind  die  des  Marc  Antonio  Memmo, 
Giovanni  Bembo,  Nicolo  Dona,  Carlo  Contarini,  Francesco  Cornaro, 
Nicolo  Sagredo,  Giovanni  Pesaro  und  Marco  Foscari  selten. 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 


243 


durch  die  Periode  1578 — 1797  nach  dem  einzigen  Typus 
Nr.  122  ausgeprägt.  Von  den  Siglen  der  Mocenigo's  und 
Cornaro's  gilt  hier  dasselbe,  was  soeben  bei  ihren  ganzen 
Scudi  erwähnt  worden  ist.  Unter  den  halben  Scudi  ist  der 
Ton  Carlo  Contarini  besonders  selten. 


Quarto  di  Scudo  d'argento  oder  della  Croce 
1615—1797. 


Giovanni  Bembo     .  148    s. 
Nicolo  Dona  .    .    .  148  ss. 
Antonio  Priuli     .    .148 
Francesco  Contarini  148    s. 
Giovanni  Carnarol  148 
Nicolo  Contarini     .  148    s. 
Francesco  Erizzo    .  148 
Francesco  Molin     .  148 
Carlo  Contarini  .    .  148  ss. 
Francesco  Cornaro  148  ss. 
Bertucci  Valier   .    .  148 
Giovanni  Pesaro     .  148 
Domenico  Contarini  148 
Nicolo  Sagredo  .       148 

Lodovico 

«/8  Scudo  d'argento  oder 

Francesco  Erizzo    .  169 
Francesco  Molin     .  169 
Carlo  Contarini  .    .169  ss. 
Francesco  Cornaro  169  ss. 
Bertucci  Valier  .    .169    s. 
«Giovanni  Pesaro     .169   s. 


Alois  Contarini    .    .    .  148 
Marc  Antonio  Giustinian  148 


Francesco  Morosini 

.  148 

Silvestro  Valier   . 

148  s. 

Alois  Mocenigo  II 

.  148 

Giovanni  Cornaro  11 

.  148 

Alois  Mocenigo  III 

.  148 

Carlo  Ruzzini  .    . 

.  148 

Alois  Pisani     .    . 

.  148 

Pietro  Grimani     . 

.  148 

Francesco  Loredan 

.  148 

Marco  Foscarini  .    . 

148  s. 

Alois  Mocenigo  IV 

.  148 

Paolo  Renier    .    . 

.  148 

Manin  148. 

della  Croce  1631- 

-1797. 

Domenico  Contarini 

.  169 

Nicolo  Sagredo    . 

.  169  s. 

Alois  Contarini    . 

.  169 

Marc  Antonio  Giustir 

ianl69 

FranCesco  Morosini 

.  169 

Silvestro  Valier   . 

.  169 

16* 

244 


0.  v.  'Wächter:  System.  Kesohreibung  der 


Francesco  Loredan 
Marco  Foscarini  . 


Alois  Mocenigo  IV 
Paolo  Renier  .  . 
Lucio  vi  co  Manin  . 


IG*) 

169 
169 
169 

169 


Alois  Mocenigo  IL  .  .  190 
Giovanni  Cornaro  II  .169 
(Lücke  1722— 1780). 

Alois  Pisani 169 

(Lücke  1741—1752). 

Heudo  cVargento  oder  della  Croce  dl  doppio  Peso. 

Francesco  Molin 1646 — 1655  .    .    .    .176  ss. 

Giustina  minore  oder  Dueato  delle  Galere 
1585—1797. 


Pasquale  Cicogna  125  und 
126  s. 
Marino  Griniani  .  126 

Leonardo  Dona  ...  1 26 
(Lücke  1612—1618). 
Antonio  Priuli  ....  126 
Francesco  Contarini  126  s. 
G.  Cornaro  I  163  wie  126 
(Lücke  1629-1631). 
Francesco  Erizzo  .  .126 
Francesco  Molin  .  .  .  1 26 
Carlo  Contarini  .  1  -Ji)  zx. 
Francesco  Corner  .  126  ss. 
Bertucci  Valier  .  .  12(5 
Giovanni  Pesaro  .  .  .126 
Domenico  Contarini     .127 


Nicolo  Sagredo  .  .12(5  s. 
Alois  Contarini  .  .  .  12C) 
Marcantonio  Giustinian  12(5 
Francesco  Morosini  .  126 
Silvestro  Valier  .  .  12(5 
Alois  Mocenigo  II  .  .  12(5 
G.  Cornaron.  196  wie  126 
Alois  Mocenigo  III  .  .12(5 
Carlo  Kuzzini  .  .  .  .126 
Alois  Pisani .  .  .  .  .126 
Pietro  Griniani  .  .  .12(5 
Francesco  Loredan  .  .12(5 
Marco  Foscarini  .  .  .  126 
Alois  Mocenigo  IV  .  .126 
Paolo  Renier  .  .  .  .126 
Lodovico  Manin   .    .126  s. 


*/z  Giustina  minore  oder  mezzo  Dueato  delle 
Galere  1585—1797. 

.  127       Leonardo  Dona    .    .    .127 
.  127       Marcantonio  Memmo   .  127 


Pasquale  Cicogna 
Marino  Grimani    . 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 


245 


Giovanni  Bembo  .  .  .127 
Nicolo  Dona  .  .127  ss. 
Antonio  Priuli  .  .  .  .127 
Francesco  Contarini  127  s. 
(Lücke  1624— 1630). 
Nicolo  Contarini  .  127  ss. 
Francesco  Erizzo  .  .127 
Francesco  Molin  .  .127 
Carlo  Contarini  .  .127  ss. 
Francesco  Cornaro  127  ss. 
Bertucci  Valier  .  .127  ss. 
Giovanni  Pesaro  .  .  .127 
Domenico  Contarini  .  127 
Nicolo  Sagredo    .    .    .127 


Alois  Contarini  .  .  .127 
(Lücke  1684—1694). 
Silvestro  Valier  .  .  127  s. 
Alois  Mocenigo  II  .  .127 
Giovanni  Cornaro  II  .  127 
(Lücke  1722—1732). 
Carlo  Ruzzini  .  .  .  .127 
Alois  Pisani  ....  127 
Pietro  Grimani  .  .127 
Francesco  Loredan  .  .127 
Marco  Foscarini  .  .  .  127 
Alois  Mocenigo  IV  .  .  127 
Paolo  Renier  .  .  .  .127 
Lodovico  Manin  .    .    .127 


'/4  Giustina  minore  oder  quarto  dl  Ducato  delle 
Geilere  1585-1797. 

Alois  Contarini    .    .    .167 
(Lücke  1684—1694). 
Silvestro  Valier 


Pasquale  Cicogna 

.    .  128 

Francesco  Erizzo 

.    .  167 

Francesco  Molin  . 

.    .  167 

Carlo  Contarini  . 

.  167  ss. 

Francesco  Corner 

.  167  ss. 

Bertucci  Valier     . 

.  167  s. 

Giovanni  Pesaro  . 

.    .  167 

Domenico  Contarini     .  167 

Nicolo  Sagredo    . 

.  167  s. 

Lodovico 

Alois  Mocenigo  II  . 
Giovanni  Cornaro  II 
(Lücke  1722-1762). 
Marco  Foscarini  .  . 
Alois  Mocenigo  IV  . 
Paolo  Renier  .  .  . 
Manin  167. 


167  ss. 

.    .  167 

167 


167 
167 

167 


i/s   di  Giustina  minore  oder  delle  Galere 
1631—1797. 

Francesco  Erizzo     .    .168       Carlo  Contarini  .    .  168    s. 
Francesco  Molin  .    .    .168       Francesco  Cornaro  168  ss. 


6^*J  C.  v.  Wächter;  System.  Beschreibung  der 

Bertucci  Valier     .    .  168  s.  Giovanni  Cornaro  IE    .168 

Giovanni  Pesaro  .    .  168  s.  (Lücke  1722—1741). 

Domenico  Contarini  II  168  Pietro  Grimani     .    .    .  168 

(Lücke  1675—1676).  (Lücke  1752-1762). 

Alois  Contarini    .    .    .168  Marco  Foscarini  .    .    .  168 

(Lücke  1684—1700).  Alois  Mocenigo  IV  .    .  168 

Alois  Mocenigo  II    .    .168  Paolo  Renier    .    .    .    .168 

Lodovico  Manin  168. 

ZeccJiino  d'argento  1606—1631. 

Leonardo  Dona  139  a;  b,  ss.       Antonio  Priuli    .  139  b;  SS. 
Marc  Ant.  Memmo  139  b,  ss.       (Lücke  1623—1 630). 
(Lücke  1615-1618).  Nicolo  Contarini  .    .  139  b. 

Mezzo  ZeccJiino  d'argento  1606—1631. 

Leonardo  Dona  .    .  140  ss.       Antonio  Priuli     .    .  140  ss. 
Marc  Ant.  Memmo  .  140  ss.       (Lücke  1623—1630). 
(Lücke  1615—1618).  Nicolo  Contarini  .    .    .  140 

</4  ZeccJiino  d'argento  1606 — 1631. 

Leonardo  Dona  .    .  141  ss.       Antonio  Priuli    .       141  ss. 
Marcantonio  Memmo  141  ss.       (Lücke  1623  —  1630). 
(Lücke  1615-1618).  Nicolo  Contarini      .    .  141 

Vs  ZeccJiino  d'argento  «)  1606—1631. 

Leonardo  Dona  .    .  142  ss.       Antonio  Priuli     .    .  142  ss. 
Marc  Ant.  Memmo  .  142  ss.       (Lücke  1623—1630). 
(Lücke  1615—1618).  Nicolo  Contarini     .  142  ss. 


i)  Die  Münzen  vom  Gepräge  Zecchino  d'argento,  welche  mit 
den  Namen  anderer  Dogen  und  zwar  meistens  vergoldet  vorkommen, 
sind  entweder  Abschläge  der  Gold-Zccchinen  oder  vielleicht  Probe- 
stücke,  die  nicht  zur  Ausführung  gekommen  sind,  wie  z.  B.  von 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 


247 


Marchetto  (von  Kupfer,  silberhaltig)  1612—1797. 


Marcantonio  Memmo 

.  146 

Marino  Grimani   .    . 

.  146 

(Lücke  1615-1618). 

Francesco  Morosini 

.  146 

Antonio  Priuli  .    . 

.  146 

Silvestro  Valier    .    . 

.  146 

Francesco  Contarini 

.  146 

Alois  Mocenigo  II    . 

.  192 

Giovanni  Cornaro  I 

.  165 

Giovanni  Cornaro  II 

.  204 

Nicolo  Contarini  i)  . 

.  146 

Alois  Mocenigo  III  207  wie 

Francesco  Erizzo     . 

.  146 

146 

Francesco  Molin  .    . 

.  146 

Carlo  Ruzzini  .    .    . 

.  146 

Carlo  Contarini    .    . 

.  146 

Alois  Pisani     .    .    . 

.  146 

Francesco  Cornaro  .  146  s. 

Pietro  Grimani     .    . 

.  146 

Bertuzzi  Valier    .    . 

.  146 

Francesco  Loredan 

.  146 

Giovanni  Pesaro  .    . 

.  146 

Marco  Foscarini  .    . 

.  146 

Domenico  Contarini 

.  146 

Alois  Mocenigo  IV  . 

.  219 

Nicolo  Sagredo    .    . 

.  146 

Paolo  Renier 

.  146 

Alois  Contarini    .    . 

.146 

Lodovico  Manin  .    . 

.  146 

Mezzo  Marchetto  (Kupfer,  silberhaltig) 
1618-1789. 


Antonio  Priuli  .  .  . 
Francesco  Contarini 
Giovanni  Cornaro  . 
Nicolo  Contarini  .  . 
Francesco  Erizzo 
Francesco  Molin  .    . 


158       Carlo  Contarini    . 


158 


158  (Lücke  1656). 

165  Bertucci  Valier    .    .    .158 

158  Giovanni  Pesaro  .    .    .158 

158  Domenico  Contarini     .  158 

158  (Lücke  1675—1676). 


Alois  Mocenigo  II,  Nicolo  Sagredo,  Silvestro  Valier,  Giovanni  Cor- 
naro II,  Domenico  Contarini  und  ein  y2  Zecchino  d'argento  von 
Marino  Grimani. 

i)  Die  Münzen  dieses  und  der  folgenden  Dogen  bis  einschliess- 
lich des  Silvestro  Valier  haben,  obwohl  vom  gleichen  Typus  Nr. 
146,  verschiedene  kleine  Veränderungen  im  Gepräge. 


—  ■**  C.v.  Wächter:  ■System.  Beschreibung' der 


Alois  Contarini    .    .    .  158  Carlo  Ruzzini  ....  158 

MareAntonio  Giustinian  158  Alois  Pisani     .    .    .    .15$ 

(Lücke  1688  —  1700).  (Lücke  1741—1752). 

Alois  Mocenigo  II    .    .  192  Francesco  Loredan  .    .  158 

Giovanni  Cornaro  II    .  204  (Lücke  1762—1779). 

Alois  Mocenigo  III  .    .  207  Paolo  Renier    ....  158 

Marchetto  doppio  (von  Kupfer,  silberhältiy ) 
1618—1623. 

Antonio  Priuli  .    .    .  156  s.       (Lücke  1623—1625). 
Giovanni  Corner  I  166  wie  156. 

Marchetto  quadruplo  (Kupfer,  silberhaltig). 

Antonio  Priiüi     ....  1618  —  1623  .    .  1(56  wie  157  ss. 

Marchetto  und  halber  Marchetto. 

(Vom  Gepräge  des  Zecehino  in  Kupfer.) 

Marc  Antonio  Giustinian  .    .    .  1684—1688  .    .    .  187  ss. 

Liretta  (Silber)  1675—1722. 

Nicolo  Sagredo    .    .    .183  Francesco  Morosini .  .183 

Alois  Contarini     .    .    .183  Silvestro  Valier    .    .  .183 

Marcantonio  Giustinian  183  Alois  Mocenigo  II    .  .191 

Giovanni  Corner  II  183,  ohne  Stern. 

Memo  Liretta  (Silber)  1675—1722. 

Nieolo  Sagredo    .    .    .  184       Francesco  Morosini .  .  185 

Alois  Contarini     .    .    .  185       Silvestro  Valier    .    .  .  185 

Marcantonio  Giustinian  185       Alois  Mocenigo  II    .  .191 

Giovanni  Corner  II  191. 


Venezianer  Münzen  nach  Ihren  Typen. 


249 


O  seil  (f. 

Antonio  Grimani  .......  1521 — 152;)  ....  78 

Matapane  in  Gold, 

Giacomo  Tiepolo    .  1208—1249,  besondere  Seltenheit-,  6. 

Zecchino  (Gold)  »)  1280—1797. 

Von  Giovanni   Dandolo    1280  ohne  Unterbrechung  unter 
allen  Dogen  Venedigs  bis  zu  Ende  der  Republik  1797 
geprägt  nach  dem  Typus  12. 
Marin  Faliero     .    .    .    .  17       Alois  Mocenigo  III  .    .206 
Alois  Mocenigo  I     .    .  110       Alois  Mocenigo  IV  .    .217 
Alois  Mocenigo  II    .    .189       Giovanni  Corner  I   .    .161 
Giovanni  Corner  II,  199. 
DieZecchini  dieser  sieben  Dogen  tragen  fehlerhafte  Umschriften 
und  sind  sehr  selten. 

Mezzo  Zecchino  1501—1797. 

Leonardo  Loredan     .    .  76  (Lücke  1570 — 1585) 

Antonio  Grimani    .    .    .76  Pasquale  Cicogna  . 

(Lücke  1523 — 1553).  Marino  Grimani .    . 

Marc  Antonio  Trevisan  .  76  Leonardo  Dona  .    . 

Francesco  Venier  .    .    .76  Marcantoniö  Memmo 

(Lücke  1556-1559).  (Lücke  1615—1618) 

Girolamo  Priuli  ....  76  Antonio  Priuli    .    . 

Pietro  Loredan  ....  76  Francesco  Contarini 


.  76 

76  s. 

.  76 

.  76 


76 
76 


i)  Besonders  selten  sind  die  Zecchini  von  Giovanni  Dandolo, 
Pietro  Gradenigo,  Marin  Zorzi,  Bartolomeo  Gradenigo,  Toraaso 
Mocenigo ,  Sebastian  Venier ,  Carlo  Contarini ,  Pasquale  Malipiero, 
Cristoforo  Moro ,  Giovanni  Mocenigo ,  Agostino  Barbadigo ,  Mario 
Barbadigo,  Nicolo  Dona,  Francesco  Contarini,  Francesco  Corner, 
Michele  Morosini  und  Kaiser  Franz  von  Oesterreich. 


250 


C.  v.  Wächter  :  System.  Beschreibung  der 


Giovanni  Corner  I  .    . 

.  76 

Francesco  Morosini   . 

.  76 

Nicolo  Contarini    .    . 

.  76 

Silvestro  Valier  .    .    . 

.  76 

Francesco  Erizzo  .    . 

.  76 

Alois  Mocenigo  II    . 

.  189 

Francesco  Molin    .    . 

.  76 

(Lücke  1709—1722). 

(Lücke  1655—1656). 

Alois  Mocenigo  III  . 

.  206 

Francesco  Corner  .     76  ss. 

Carlo  Ruzzini     .    .    . 

.  76 

Bertucci  Valier  .    .    . 

76 

Alois  Pisani   .... 

76 

Giovanni  Pesaro    .    . 

.  76 

Pietro  Grimani  .    .    . 

.  76 

Domenico  Contarini  . 

.  76 

Francesco  Loredan    . 

.  76 

Nicolo  Sagredo  .    .    . 

.  76 

Marco  Foscari    .    , 

.  76 

(Lücke  1676-1684). 

Alois  Mocenigo  IV  . 

217 

Marc  Antonio  Giustinian  76 

Paolo  Renier  ... 

76 

Lodovico  Manin  76. 

Viertel  Zecchino  (Gold)  i)  1567—1797. 

Pietro  Loredan    .    .  108,  s. 

Francesco  Erizzo     . 

.  108 

(Lücke  1570—1578). 

Francesco  Molin  .    . 

.  108 

Nicolo  da  Ponte  115  w 

'.108 

Carlo  Contarini  .    .108  ss. 

Pasquale  Cicogna    . 

108 

Francesco  Corner  .  108  ss. 

Marino  Grimani    .    . 

108 

Bertucci  Valier    .    . 

108 

Leonardo  Dona    .    . 

108 

Giovanni  Pesaro  .    . 

108 

Marc  Antonio  Memmo 

108 

Dominico  Contarini . 

.  108 

Giovanni  Benibo  . 

108 

Nicolo  Sagredo  .    .  359  ss. 

Nicolo  Dona  .    .       108  ss. 

Alois  Contarini     .    . 

108 

Antonio  Priuli  .    .    . 

108 

(Lücke  1684—1688). 

Francesco  Contarini    . 

108 

Francesco  Morosini  360  ss. 

(Lücke  1624-1630). 

Silvestro  Valier    .    . 

108 

Nicolo  Contarini  .    .    . 

108 

Alois  Mocenigo  II    . 

189 

i)  Einige  dieser  kleinen  Münzen  haben  in  der  Umschrift  des 
Averses  nur  den  Namen  und  Zunamen  des  Dogen  z  B.  MARIN  • 
GRIMAN,  BERTVC-  VAL'IER 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 


251 


Giovanni  Corner II  .  .  193  Francesco  Loredan.  .  108 
Alois  Mocenigo  III  .  .  206  Marco  Foscari .  .  .  .108 
Carlo  Kuzzini  .  .  .  108  s.  Alois  Mocenigo  IV  .  .  108 
Pietro  Grimani  .  .  .  108  Paolo  Kenier  ....  108 
Lodovico  Manin  108. 

Scudo  d'oro  (Gold)  1523—1595. 

Andrea  Gritti   ....    81        (Lücke  1553 — 1554). 
Pietro  Lando    ....     81       Francesco  Venier    .    .     81 
Francesco  Dona  ...    81        (Lücke  1556 — 1585). 
Pasquale  Cicogna  81. 

Memta  Doppia  *j  1623—1797. 

Francesco  Contarini    .    81       Pietro  Grimani     ...  81 

Giovanni  Corner  I   .    .    81        Francesco  Loredan  .    .  81 

(Lücke  1629—1709).  Marco  Foscarini  ...  81 

Giovanni  Corner  II  .    .    81        (Lücke  1763— 1779). 

(Lücke  1722-1741).  Paolo  Renier    ....  81 

Lodovico  Manin  81. 

Doppia  oder  doppio  Scudo  d'oro  1618—1797. 


Antonio  Priuli  .    .    .    .152 

(Lücke  1676—1735). 

Francesco  Contarini  152  ss. 

Alois  Pisani     .    .    . 

152 

Giovanni  Corner  I   .    .152 

(Lücke  1741—1752). 

Nicolo  Contarini  .    .    .152 

Francesco  Loredan 

.  152 

(Lücke  1631  —  1656). 

Marco  Foscarini  .    . 

152 

Bertucci  Valier    .    .    .152 

Alois  Mocenigo  IV  . 

152 

(Lücke  1658—1675). 

Paolo  Renier    .    .    . 

152 

Nicolo  Sagredo    .    .    .152 

Lodovico  Manin  .    . 

152 

*)  Als  das  Gewicht  dieses   Scudo  d'oro  verdoppelt  wurde, 
nannte  man  denselben  Mezza  Doppia. 


252 


C.  v.  Wächter:  System,  l'.eschreibung  der 


Mezzo  Scudo  (Voro  1523— 15»6. 


Andrea  Gritti     .    .    .81  s.       Francesco  Dona  ...    Hl 
(Lücke  1538—1545).  (Lücke  1553—1554). 

Francesco  Venier  81. 

Quarto  di  Doppia  *)  1732—1797. 

Carlo  Ruzzini  .    .    .  211  s.  Marco  Foscarini  211  od.  81 

Alois  Pisani    .  211  oder  81  Alois Mocenigo IV 211  od.81 

(Lücke  1741—1752).  Paolo  Renier  .  211  oder  81 

Franc.  Loredan  211  od.  81  LodovicoManin  211  od.  81 

Ducato  d'oro  (Gold)  1606—1629. 

Leonardo  Dona  136  a,  b,  c.       Antonio  Priuli  .    .    .    .153 
(Lücke  1612—1618).  (Lücke  1623—1625). 

Nieolo  Dona  .    .  136  a,  ss.       Giovanni  Corner  I   .  136  a. 

Mezzo  Ducato  d'oro  (Gold). 
Leonardo  Dona 1606—1612 137 

Ducato  d'oro  doppio  (Gold). 
Leonardo  Dona 1606—1612    .    .    .    138  ss. 

Zecchino  doppio  mit  dem  Typus  des  Marcello 

(Gold). 

Antonio  Priuli 1618-1623 151 

Da  20  Zecchini. 

Francesco  Molin 1646  —  1655 175 

Lodovico  Manin 1789—1797 222 


i)  Als  das  Gewicht  des  Scudo  d'Oro  verdoppelt  wurde,  be- 
Äiinn  man  den  mezzo  Scudo  d'oro  Quart o  di  D  oppia  zu  nennen. 


Venezianer  Münzen  nach  Ihren  Typen.  *vV 


Da  6  Zecchini. 

Francesco  Morosini    .    .    .    .1688—1694.    .    .    .    .1*8 

Da  clodici  Zecchini. 

Giovanni  Corner  II     .    .    .    .1709  —  1722 195 

Francesco  Molin 1646—1655 175 

Da  3  Zecchini, 
Carlo  Ruzzini 1732-1735 210 

Da  15  Zecchini. 

Pietro  Grimaui 1741—1752 215 

Da  10  Zecchini. 

Alois  Mocenigo  IV     .    .    .    .1763—1778 218 

Paolo  Renier 1779—1789    .    .    .  wie  218 

Lodovico  Manin 1789  —  1797    .    .    .  wie  218 

Da  40  Zecchini. 

Paolo  Renier .1779—1789.        .    .    .220 

Da  18  Zecchini. 

Paolo  Renier 1779—1789 221 

Da  cento  Zecchini. 

Lodovico  Manin 1789—1797.    ...       222 

Da  cinquanta  Zecchini. 

Lodovico  Manin 1789—1797 222 

Da  cinque  Zecchini. 

Lodovico  Manin 1789-1797 222 


9'"S4 

*<""  C.  v. 'Wächter  :  System,  ücschreibung  der 


Da  qtiattro  Zecchini. 

Lodovico  Manin 1789—1797 222 

Da  venti  cinque  Zecchini. 

Lodovico  Manin 1789—1797 222 

Da  16  Zecchini. 

Francesco  Molin 1G4G — 1655 175 

Zecchino  doppio. 

Giovanni  Corner  II    .    .    .    .1709-1722 194 

Marchetto  in  ovo. 

Giovanni  Corner  II  .  1709—1722  .  205.   Im  Gewicht  von 
einfacher  und  doppelter  Zecchine.  Besondere  Selten- 


heit. 


Name  und  Gattung 


der  Münzen,  welche  die  Republik  Venedig  für  ihre  überseeischen 
Länderbesitzungen  und  die  Terra  ferma  schlagen  Hess. 

Tornese  oder  Vessillifero  (I.  Typus). 

aj  Für  Dalmatien  und  Albanien,  vom  Jahre  1410, 

Nr.  223.  Von  besonderer  Seltenheit. 
b)  Für  die  venezianische  Levante: 
Andrea  Dan dolo,  Jahr  1350       Marco  Corner  255  oder  363 
255  ss.       Andrea  Contarini    .  255  ss. 
Marino  Falier     .    .  255  ss.       Michele  Morosini      .    .  255 
Giovanni  Gradenigo    .255       Antonio  Venier  255  und  364 
Giovanni  Dolfin    .    .    .  255       Michele  Steno  ....  255 
Lorenzo  Celsi  ....  255       Tomaso  Mocenigo    .    .  255 
Francesco  Foscari  255. 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen.  äDO 


Tomese  oder  Vessillifero  (IL  Typus) 

für  die  Levante. 

Francesco  Foscari  .    .  250       Cristoforo  Moro    .    .  256  8. 

Tornesello  oder  Tomess  e-  Vessillifero  (III,  Typus) 

für  die  Levante. 

Agostino  Barbadigo     .  257       Andrea  Gritti   ....  257 

Leonardo  Loredan  .    .  257       Pietro  Lando    ....  257 

Antonio  Grimani  .    .    .  257       Francesco  Venier    .    .  257 

Pietro  Loredan  257. 

Da  quattro  Tornesi. 

Anonym  für  C an dia 339 

Da  30  Tornesi  (I,  Typus). 

Antonio  Priuli,  mit  lateinischer  Schrift ;  für  die  Levante  259 

Da  30  Tornesi  (IL  Typus). 

Antonio  Priuli,  mit  griechischer  Umschrift;  für  die 
Levante 260 

Giovanni  Corner  I  1625,  mit  griechischer  Umschrift;  für 
die  Levante 261 

Da  32  Tornesi. 

Antonio  Priuli ,  1618,  mit  griechischer  Umschrift,  für  die 
Levante 262 

Da  60  Tornesi  oder  4  Soldi. 

Antonio  Priuli,  1618,  für  die  Levante 263 

Giovanni  Corner  I,  1625,  für  die  Levante 265 


^»'0  Q.  T.  Wächter:  System.  Beschreibung  der 


Da  15  Tornesi  oder  1  Soldo. 

Antonio  Priull,  1618,  für  die  Levante 264 

Giovanni  Corner  I,  1625,  für  die  Levante 260 

Piastv  a. 

Francesco  Contarini  1623  für  die  Levante  ....  267  88. 

Real  e. 

Francesco  Contarini,  1623  für  die  Levante     .    .    .  26$  ss. 
Francesco  Erizzo,  1645  für  die  Levante  .        .    .    .  26!» 

Leone  Morosini. 

Für  die  Levante: 
F.  Morosini  1688  .  270  ss.       A.  Mocenigo  II  1700  270  s. 
Silvestro  Valierl694,274  ss.       Giovanni  Corner    1709  270 
Alois  Mocenigo  II,  1706  für  Dalmatien  und  Albanien  .  230 

Menno  Leone. 

Francesco  Morosini,  für  die  Levante 271  ss. 

Silvestro  Valier,  für  die  Levante 275  ss. 

Alois  Mocenigo  II,  für  Dalmatien  und  Albanien  .    .  231    s. 

Quarto  dl  Leone. 

Für  die  Levante : 
Francesco  Morosini  272  ss.       Alois  Mocenigo  II  .  272  ss. 
Silvestro  Valier  .    .  276  ss.       Giovanni  Corner     .  272  ss. 
Alois  Mocenigo  II,  1706  für  Dalmatien  und  Albanien  232  ss. 

'/s    Leo  n  e. 

Francesco  Morosini,  für  die  Levante 273  ss. 

Silvestro  Valier,  für  die  Levante 277  ss. 

Alois  Mocenigo  II,  1706  für  Dalmatien  und  Albanien  232  s. 


9^7 

Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen.  u\j  % 


Gazzetta. 

Vom  Jahre  1690,  1706,  1730  für  Dalmatien  u.  Albanien  227 

Per  le  Isole  e  l'armata  für  die  Levante 278 

Per  l'armata  e  per  la  Morea  1688  für  die  Levante  .    .  280 
Per  Corfu,  Cefalonia  e  Zante,  1730  für  die  Levante   .  282 

Von  Francesco  Molin,  1647  für  Candia 294 

Vom  Jahre  1658  für  Candia 299 

Anonyme  Gazetta  da  dne  Soldi 323 

Li  r  et  t  a. 

Vom  Jahre  1664  für  Dalmatien  und  Albanien  ....  224 
Anonyme  Liretta  IN    TE  •  CONFIDO     ......  324 

Mezza  IÄretta. 

Anonyme  mezza  Liretta  IN  .  TE  .  CONFIDO     .    .    .  325 

Da    otto. 

Vom  Jahre  1664  für  Dalmatien  und  Albanien  ....  225 

Da  quattro. 

Vom  Jahre  1664  für  Dalmatien  und  Albanien  ....  226 

S  ol  d  o. 

Vom  Jahre  1690,  1706,  1730  für  Dalmatien  u.  Albanien  228 

Für  Cattaro  1638  (für  Albanien) 249 

Per  le  Isole  e  par  l'armata  v.  J.  1688,  für  die  Levante  279 

Per  l'armata  e  la  Morea,  für  die  Levante 281 

Für  Corfu,  Zante  Cefalonia,  für  die  Levante     ....  283 

Von  Francesco  Molin,  1647  für  Candia 295 

Vom  Jahre  1658  für  Candia 300 

17 


u'Jv  Qt  v_  -Wächter:  System.  Beschreibung  der 


Mezzo  Soldo. 
Vom  Jahre  1690  für  Dalmatien  und  Albanien  .    .    .  229  s. 
Für  Cattaro  (für  Albanien)     ..." 250 

Galeazza. 

Alois  Pisani  vom  Jahre  1736  für  Dalmatien  und  Albanien 

a,  b,  233,  234  s. 
Mezza  Galeazza. 
Vom  Jahre  1736,  für  Dalmatien  und  Albanien  .    .    .  235  Si 

1  ji  Galeazza. 
Vom  Jahre  1736  für  Dalmatien  und  Albanien     .    .  236  ss. 

Bagattino. 

Von  Sebenico  1485  (Dalmatien)    ..........  237 

„     Zara         1491  „  *  ...  238 

„     Trau         1492  „ 239 

„     Spalato    1491  „        ■    . .  240 

„     Lesina     1493  „ 241 

„     Antivari   1490,  für  Albanien 254   ss. 

„  Treviso  1492,  für  die  Terra  fernia  veneta  .  .  .  359 
„  Francesco  Foacari,  1443  für  Padua  und  Verona  310 
„  AgostinoBarbadigo,  1491  „  „  „  „  311 
„     L.  Loredan,  (1501—1521)  „  ■       „        „         „       312 

Anonymer  Bagattino 336  und  337 

Mezzo  Bagattino. 
Anonymer  halber  Bagattino 338 

Grossetto. 

Für  die  Seefahrer  nach  der  Levante  von  A.  Barbadigo  258 

Von  Cattaro ;  Jahr  1423  für  Albanien 242 

„     Scutari      „     1423    „         „  253 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 

Mezzo  Grossetto. 


259 


Cattaro  vom  Jahre  1548  für  Albanien     I.  Typus  .  .  243 

„       *      1567    „         „          IL     '„  .244 

n      '%       ,      1597    „         „         III.       „.  .  .245 

„       „      1627    „         „       -IV.       „  .  .246 

Quattrino. 

Von  Cattaro   I.  Typus  1451  für  Albanien 247 

n       n         Ö        „      1648    „         „  248 

Für  Bergamo  1589  Terra  ferma  veneta   .    .        ,    .    .313 
„     Kavenna  1442      „         .,  „       .    .    .    .    .    .  314 

„     Eovigo     1442      „         „  „ 315 

Anonyme  Qnattrini         334  und  335 

Follare, 

Von  Cattaro  1569,  Albanien    ' 251,  a. 

Doppio  Follare. 

Vielleicht  für  Cattaro  ?  (Im  Museum  von  Turin)   251  b,  ss. 

Tallero  (I.  Typus). 

Von  Francesco  Loredan  1756  für  die  Levante     .    .  284  s. 
„     Marco  Foscarini  „     „         „  ...  284 

„     Alois  Mocenigo  IV  „     „         „  ...  285 

Mezzo  Tallero  (I.  Typus). 

Von  Francesco  Loredan,  für  die  Levante  wie  der  Ganze  284 
„    Marco  Foscarini        „     „         „        „     „       „      284  s. 
„    Alois  Mocenigo  IV    „    „         „        „     „       „      284 
(Durchmesser  33  Mm.) 

17* 


260 


C.  v.  Wächter:  System.  Beschreibung  der 


Quarto  dl  Tallero  (I.  Typus). 


Von  Francesco  Loredan,  für  die  Levante,  wie  der  Ganze  284s 
„    Marco  Foscarini        „     „         ,,  ,,     „       „      284 

..    Alois  Mocenigo  IV    ,,     ..         „  ,,     „       „      284 

(Durchmesser  28  Mm.) 

Tallero  (IL  Typus). 

Von  Alois  Mocenigo  IV,  für  die  Levante 285 

„     Paolo  Renier              „     „         „            .....  285 
„     Lodovico  Manin  „     „         „        285 

Mezzo  Tallero  (IL  Typus). 

Paolo  Renier,  für  die  Levante 280 

Lodovico  Manin,  für  die  Levante 280 

Quarto  dl  Tallero  (II.  Typus). 

Paolo  Renier,  für  die  Levante •     ....  288 

Lodovico  Manin,  für  die  Levante 288 

V«  di  Tallero  (IL  Typus). 

Paolo  Renier,  für  die  Levante 287 

Lodovico  Manin,  für  die  Levante 287 

Verpero. 

Das  einzige  bisher  bekannt  gewordene  Exemplar  dieser 
Münze  besitzt  das  Medaillen  -  Kabiuet  der  National- 
Bibliothek  in  Paris.  »Siehe  289. 

Soldini  21/* 
Vom  Jahre  1632  für  Candia 290 


961 

Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen.  ~K' A 


Moneta  Grimani. 

Von  .Giovanni  Grimani,  1646 ;  für  Candia  ....  296  88. 

Soldino. 

Vom  Jahre  1632  für  Candia 291 

Anonymer  Soldino 326  a,  b,  c,  d. 

Gazzetta  cloppia. 

Von  Francesco  Erizzo,  1645;  für  Candia     ....      292 
„     Francesco  Molin,  1647;     „       „  293 

Ossiäionale. 

Da  dieci  Lire  für  Candia 297 

Da  Lire  cinque  „       ,,        298 


Garzia. 

1553  von  Marc  Antonio  Trevisan, 

für  Cypern 

.  301  ss. 

Francesco  Venier 

7?                   V 

.  304   s. 

Lorenzo  Priuli 

n           v 

.  305   s. 

Girolamo  Priuli 

»           " 

.  306  ss. 

Pietro  Loredan 

n          n 

.  307   s. 

Garzia  Quaärupla. 

1568  von  Pietro  Loredan,  für  Cypern     .....  302  ss. 

Bisante  ossiäionale. 

Vom  Jahre  1570  für  Cypern 303  ss. 

Da  X 

Vom  Jahre  1571  für  Cypern 308 


262 


C.  v.  Wächter:  System.  Beschreib,  d.  Vcncz   M.  nach  ihren  Typen. 


Anonyme  Münzen. 

Anonymer  Viertel  Zecchino  vom  Typus  des  Da  duc    ,  316 

Da  cinque  Soldi ,    .    .  317 

Lirone  da  venti  Soldi 318 

Lirone  da  dieci  Gazzette 319 

Da  quattro  Gazzette 320 " 

Da  tre  Gazzette 321 

Da  due  Gazzette .  322 

Bezzo 327 

Bezzone  doppio 328,  330,  340 

Bezzone  zu  6  Bagattini  329,  331,  332,  333,  a,  b,  c,  d,  341 

Quarto  di  Seudo 252 

Hiezu  noch  die  vorerwähnten  Münzen  323,  324,  325,  326, 

335,  336,  337,  338,  339, 

Münzen  und  ZeicJwn 

deren  Namen  und  Werth  unbekannt  sind. 

342,  343,  344,  345,  346,  347,  348,  349,  350,  354,  355, 
356,  357. 

Ternare. 

Nr.  351,  352,  353. 


26;; 


XV. 
Zwei  Medaillen 

zur 

Erinnerung  an  die  Orient-Reise  Sr.  Majestät  des 
Kaisers  Franz  Joseph  von  Oesterreich 

im  Spätherbste  18(59. 

Von 
Dr.  Joseph  v.  Bergmann. 


I. 

Medaille  auf  den  Besuch   des   heiligen  Grabes 
in  Jerusalem. 

Av.:  FRANCISCVS  •  IOSEPHVS  •  I  •  D  •  ei  G-ratia 
AVSTEIAE  •  IMPERATOR  •  ET  •  HVNGARIAE  • 
REX- APOST -olicus.  Das  wohlgetroffene  belor- 
beerte  Porträt  des  Kaisers.  Unten:  I*osephus 
TAVTENHAYN. 

R  e  v. :  S ACRVM  •  REDEMTORIS  •  SEPVLCRVM  •  POST- 
CRVCIATAS  •  EXPEDITIONES  -OMNIVM  •  IM- 
PERATORVM  •  OCCIDENTALIVM  •  PRIMVS- 
INVISIT-  Im  Felde  die  vor  dem  Throne  stehende 


^v)'i      l)r.  Joseph   v.  Bergmann:  Zwei  Medaillen  zur  Erinnerung  an  die 

Religion  mit  dem  Sterne  des  Glaubens  auf 
dem  Haupte,  welche  in  der  erhobenen  Rechten 
das  Kreuz  und  in  der  gesenkten  Linken  das 
Evangelium  hält;  zu  jeder  Seite  derselben  kniet 
ein  Engel;  jener  zur  Rechten  (von  der  Medaille 
aus  gesehen)  legt  die  österreichische  Kaiser- 
krone am  Fusse  des  Kreuzes  nieder,  dieser  zur 
Linken  mit  gekreuzten  Armen  ist  das  Sinnbild 
der  Andacht. 

Im  Abschnitte:  IX-NOV-MDCCCLXiX. 
Dm.  75.  Mm.,  Gewicht:  6i*/16  Lth. 

IL 

Medaille  auf  die  E  r  ö  f  f n  u  n  g  des  S  u  e  z  -  C  a n  a  1  s. 
Av. :     Gleich  der  Medaille  I. 

Rev.:  Im  Felde:  Aegypten,  personificirt  in  weiblicher 
festlich  geschmückter  Gestalt,  auf  einer  Sphinx 
ruhend,  zeigt  mit  der  Rechten  auf  drei  Pyramiden 
des  Landes  und  hält  in  der  Linken  eine  Rolle, 
gleichsam  den  Plan  des  Suez-Canals,  zur  Linken 
gewahrt  man  das  österreichische  Schiff,  auf 
welchem  der  Kaiser  die  Fahrt  durch  den  Canal 
eröffnete. 

Im  Abschnitte  in  drei  Zeilen : 
AD  VENT  VS  •  AVGVSTI  •  IN  •  AEGYPTVM 
OB-  APERIVNDAM-FOSSAM- «)  SVEZIANAM 
MDCCCLXIX. 

Dm.  wie  die  Medaille  I.  Gewicht:  6i*/16  Lth. 

J)  Da  das  uns  geläufige  Wort  Canalis,  welches  Manche  hier 
vermissen,  im  Lateinischen  nur  eine  Röhre,  Wasserrinne  bezeichnet 


Orientreise  Sr.  Maj.  des    Kaisers  Franz  Joseph  von  Oesterreich.        &yj<~r 

Beide  Medaillen  wurden  auf  Anordnung  Sr.  Exe.  des 
k.  k.  Oberstkämmerers  F.  Z.  M.  Franz  Grafen  v.  Crenne- 
ville  von  dem  talentreichen  Kammermedailleur  Tauten- 
hayn  angefertigt. 

Wir  erachten  es  als  unsere  Aufgabe,  den  Freunden 
der  Med ai Heilkunde  von  dieser  denkwürdigen  Orient- 
Reise  eine  quellensichere  Uebersicht  »),  welche  zugleich 
die  Darstellungen  auf  beiden  Medaillen  beleuchten  soll,  zu 
bieten  und  im  Anschlüsse  die  Richtigkeit  der  Umschrift 
auf  der  Kehrseite  der  Medaille  I.  in  Betreff  der  Besuches 
des  heiligen  Landes  und  des  heiligen  Grabes  von 
Seite  abendländischer  Kaiser  zur  Zeit  der  Kreuz- 
züge in  den  Jahren  1148  und  1229  nachzuweisen.  — 

Der  Kaiser  fuhr  mit  zahlreichen  Gefolge  am  25.  October 
Abends  auf  der  Eisenbahn  von  Pest  nach  Bazias,  der  End- 
station der  österreichischen  Südostbahn,  und  gelangte  von 
da  am  26.  Morgens  nach'Ruscuk  und  weiter  auf  der  Eisenbahn 
nach  Varna.  Hier  schiffte  der  Kaiser  sich  am  27.  Abends 
9  Uhr  auf  der  türkischen  Yacht  „Sultanieh"  nach  Constan- 


wurde  das  Wort  Fossa,  das  nicht  nur  einen  einfachen  Graben,, 
sondern  auch  bei  Classikern  einen  Canal  und  besonders  im  Plural 
Can alanlagen  bedeutet,  gewählt,  so  bei  Sueton,  Tacitus  und 
Pomponius  Mela.  Bei  jenem  (Claud.  cap.  1.)  sind  Fossae  Drusianac 
die  Canäle ,  welche  in  den  Jahren  12  und  11  vor  Christi  Geburt  an 
der  rechten  Seite  des  Rheins  von  Drusus  gegraben  wurden.  Nach 
Taciti  Annal.  II  8  konnte  man  durch  eine  Fossa  Drusiana  aus  dem 
Rhein  in  den  Zuydersee  und  in  den  Ocean  gelangen.  Nach  Mela  II  r 
5,  ist  die  Fossa  Mariana  der  Canal  an  der  östlichen  Mündung  der 
Rhone,  von  Marius  angelegt  um  den  Schiffen  das  Einlaufen  zu 
erleichtern. 

!)  Dudik:  Kaiserreise  nach  dem  Oriente.  Wien,  in  der  k.  k. 
Hof-  und  Staatsdruckerei  1870.  VI  und  342  S.  in  4°. 


2Ö6 


Dr.  Joseph  v.  Bergmann  :  Zwei  Medaillen  zur  Erinnerung  au  die 


tinopel  ein,  ankerte  daselbst  am  28.  um  6  Uhr,  und  ward  am 
Bord  des  Schiffes  von  Sultan  Abd-ul-Aziz  als  kaiserlicher 
Gast  feierlich  empfangen. 

Nachdem  der  Kaiser  die  Merkwürdigkeiten  StambuFs 
gesehen  und  mit  dem  Sultan  die  Fahrt  in  die  reizenden 
Gewässer  des  Bosporus  gemacht  hatte,  verliess  er  am 
1.  November  Abends  9  Uhr  die  kaiserliche  Residenz  auf 
der  österreichischen  Yacht  „Greif"  fuhr  durch  dasMannara- 
Meer  und  den  Hellespont  und  landete  am  3.  um  9  Uhr  im 
Piräus,  wo  der  König  Georgios  ihn  feierlich  empfing. 

Nach  Besichtigung  der  classischen  Denkmäler  Athens 
setzte  der  Kaiser  die  Seereise  nach  Syrien  fort  wo  der 
„Greif"  am  7.  Nachts  auf  der  Rhede  von  Jaffa  (Joppe)  vor 
Anker  ging. 

A.  DerKai  serin  Jerusalem. 

Der  Kaiser  war  der  Erste ,  welcher  am  8.  gegen 
halb  10  Uhr  den  Boden  des  heiligen  Landes  betrat.  Vor 
der  Stadt  ward  ein  Lager  bezogen,  wo  die  Karawane  nach 
Jerusalem  sich  sammelte.  Um  halb  11  Uhr  begann  in 
grosser  Karawane,  an  die  sich  auch  die  aus  den  nächst- 
gelegenen Gegenden  entbotenen  Beduinen  Scheichs  und 
Drusen  -  Häuptlinge  angeschlossen  hatten,  der  Ritt.  Das 
Nachtlager  ward  bei  Abu-Gosch  unter  Gezeiten  genommen. 
Am  9.  um  8  Uhr  zog  die  Karawane  gen  Jerusalem.  Vor  der 
heiligen  Stadt  war  ein  Triumphbogen  errichtet,  bei  dem  der* 
Kaiser  vom  Pferde  stieg,  niederkniete,  den  Boden  küsste 
und  minutenlang  in  Andacht  versunken  blieb.  Die  ganze 
zahlreiche  Versammlung  lag  auf  den  Knien  und  selbst  die 
türkische  Begleitung  stieg  von  ihren  Pferden  und  Todtenstillc 
herrschte,  während  derKaisör  betete.  (S.Dudik,  S.  180  fl.). 


Orientreise  Sr.  Maj.  des  Kaisers  Franz  Joseph  von  Ocsterrcich. 


267 


Vor  demJaffa-Thore  stieg  der  kaiserliche  Pilger  aber- 
mals vom  Pferde  um  zu  Fuss  den  Einzug  in  die  Stadt  zu 
halten.  Der  Weihbischof  Vincenzo  de  Braeco  an  der  Spitze 
des  katholischen  Clerus  bewillkommnete  den  Monarchen, 
reichte  ihm  das  Kreuz  zum  Kusse  und  eröffnete  die  feier- 
liche Procession.  Der  Kaiser  ging  unter  dem  Baldachine 
zitr  Grabeskirche.  Glockengeläute  und  Kanonendonner  ver- 
kündigten, dass  nach  640  Jahren  wieder  einmal  ein 
abendländischer  Kaiser  zur  heiligen  Stätte  wallte. 
Beim  Eintritte  in  die  Grabeskirche  küsste  er  kniend  den 
Stein,  auf  welchem  der  Leichnam  des  Gekreuzigten  gesalbt 
wurde,  und  trat  dann,  er  allein  in  die  eigentliche  enge 
Capelle  des  heiligen  Grabes  (deren  zweite  Abtheilung  das 
eigentliche,  in  den  Urfels  eingehauene  heilige  Grab  des 
Erlösers  einschliesst),  während  das  Te  Deum  feierlich 
abgesungen  wurde.  Hierauf  ward  der  Kaiser  auf  den 
Calvarienberg  geführt  und  kam  nach  4  Uhr  in  seine 
Residenz  im  österreichischen  Pilgerhaus.  Später  besuchte 
er  den  Oelberg,  das  Thal  Josaphat,  Absolons  Grab,  das 
Dorf  und  die  Quelle  Siloa. 

An  den  nächstfolgenden  Tagen  wurden  die  Wohl- 
thätigkeitsanstalten  und  Merkwürdigkeiten  Jerusalems  be- 
sucht, darunter  der  Berg  Moria,  des  Kalifen  Omars 
Moschee,  der  Kreuzweg  (via  dolorosa). 

Wir  bemerken  noch,  dass  während  des  Aufenthalte  s 
in  Palästina  an  Se.  Majestät  als  „K  ö  n i  g  v  o  n  J  e  r  u  s  a  1  e  m" 
vom  Patriarchen  das  Recht  übertragen  wurde  den  Orden 
vom  heiligen  Grabe  nach  eigenem  Ermessen  zu  verleihen  *). 


!)  Das  Königreich  Jerusalem  gieng  unter  im  Jahre  1291.  Der 
Titel  eines  Königs  von  Jerusalem  kam  durch  Erbschaft  an  das 
Haus  Lothringen   —   Vaudemont.   Noch  Kaiser  Franzi  führte 


268 


Dr.  Joseph  V,  Bergmann:  Zwei  Medaillen  zur  Erinnerung  an  die 


Am  13.  halb  11  Uhr  ward  die  Abreise  von  Jerusalem 
angetreten,  gegen  4  Uhr  kam  die  Karawane  ins  Lager  von 
Bamleh,  wo  sie  Übernachtete,  und  am  14.  nach  dreistün- 
digem Kitte  erfolgte  die  Ankunft  in  Jaffa,  von  wo  der 
„Greif"  um  halb  3  Uhr  nach  Port-Said  abfuhr. 

B.   Die   feierliche  Eröffnung  des  Suez-Kanals. 

Der  Kaiser  empfieng  am  15.  November  bei  der  Ein- 
fahrt in  den  Hafen  von  Port- Said  am  Bord  seinen  Bot- 
schafter an  der  osmanischen  Pforte  F.  Z.  M.  Freiherrn  von 
Prokesch-Osten  nebst  dem  kaiserlichen  und  königlichen 
Consular-Corps ,  und  als  der  Anker  geworfen  war,  kam 
der  Vice-König  von  Aegypten  mit  grossem  Gefolge  an  Bord 
um  den  Kaiser  zu  bewillkommen,  auch  Abd-el-Kader,  der 
grosse  Araber-Häuptling,  ward  am  Bord  empfangen. 

Am  nördlichen  Ende  der  Mündung  des  Kanalhafens, 
dessen  Quai  den  Namen  „Franz  Joseph"  erhielt,  ward 
um  3  Uhr  die  Weihe  des  Suez-Kanals  zwischen  den 
Fahnen  aller  Nationen  unter  Kanonen-Salven  und  Musik 
von  Monsignore  Ciurcia,  apostolischem  Vicar  für  Aegypten 
vorgenommen,  die  Festrede  hielt  der  Convertite  Monsi- 
gnore Bauer,  apostolischer  Proto-Notarius.  Ein  Te  Deum 
und  die  übliche  Benediction  schlössen  die  Feierlichkeit. 

Am  17.  begann  das  Einweihungsgeschwader  von 
36  Schiffen,  die  in  vier  Gruppen  sich  theilten,  die  feierliche 
Fahrt  durch  den  Kanal,  welcher  seinem  bei  weitem 
grösseren  Theile  nach  im  Fingsande  gebaut  ist,  in  einer 
düsteren  Wüsten-Landschaft. 


denselben  auf  seinen  Münzen,  s.  Thaler  -  Kabinet  von  Ritter  und 
Schulthess-Kechberg.  Bd.  I,  Nr.  464— 471,  aber  nicht  mehr  seine 
Nachfolger,  Kaiser  Joseph  II  etc. 


ortq 

Orientreisc  Sr.  Maj.  des  Kaisers  Franz  Joseph  von  Oesterreich.        -w 

Uni  5*/g  Uhr  Abends  warf  der  „Greif"  im  See  Timsah, 
an  welchem  Ismailia  liegt,  die  Anker  aus,  von  aegypti- 
schen  Landbatterien  salutirt ;  Abends  ward  Ismailia  diese 
Wunderschöpfung  in  der  Wüste,  illuminirt,  in  der  Ferne 
unter  Trommeln  und  Pfeifen  ein  Volksfest  gefeiert. 

Am  18.  einpfieng  der  Kaiser  die  österreichische 
Colonie,  die  an  800  Seelen  zählt,  und  machte,  vom  Vice- 
Könige  geführt,  eine  Fahrt  in  das  Innere  der  1862  fächer- 
artig angelegten  Stadt  von  4500  Einwohnern. 

Am  19.,  dem  Festtage  der  heil.  Elisabeth,  einpfieng 
der  Kaiser  nach  der  heil.  Messe  die  Glückwünsche  der 
Minister  für  die  Kaiserin,  worauf  um  12  Uhr  Ismailia  ver- 
lassen und  schon  um  4*/8  Uhr  beim  Südleuchtthurm  der 
Bitterseen  geankert  wurde 

Am  20.  ward  schon  um  lls/4  Uhr  die  Fahrt  bis  Suez 
am  Busen  des  rothen  Meeres  zurückgelegt.  —  Die  ganze 
Länge  dieses  maritimen  Kanals,  welcher  den  Occident  mit 
dem  fernen  Oriente  verbindet,  beträgt  83  See-  das  ist  etwa 
21  deutsche  Meilen,  der  erste  Spatenstich  ward  am 
26.  April  1859  durch  Herrn  Ferdinand  Lesseps  geführt, 
die  Baukosten  belaufen  sich  auf  404  Millionen  Francs. 

Da  nach  der  Landung  in  Suez  die  Festlichkeiten  zu 
Ende  waren,  begab  sich  der  Kaiser  mittelst  der  Eisenbahn 
nach  Cairo  und,  vom  Vice-König  feierlich  empfangen 
und  nach  dem  Feenschlosse  Gesneh  begleitet ,  besuchte  er 
am  21.  die  hervorragendsten  der  400  Moscheen  der  Stadt, 
die  Citadelle  mit  ihren  Kasernen  und  Militär  -  Etablisse- 
ments, das  grosse  Todtenfeld  und  besichtigte  den  Obelisk 
des  berühmten  Sonnentempels  von  Heliopolis,  und  am 
folgenden  Tage  den  Marstall. 


6  i\J      Dr.  Joseph  v.  Bergmann:  Zwei  Medaillen  zur  Erinnerung  an  dio 

Der  23.  November  ward  gewidmet  dem  Besuche  des 
in  seinem  Kern  noch  ursaracenischen  Alt-Cairo,  der 
grossen  Moschee,  der  Bazars,  des  neuen  aegyptischen 
Museums  (seit  1858),  durch  welches  den  Kaiser  dessen 
zweiter  Vorstand,  der  gelehrte  Aegyptologc  Herr  Professor 
Brugsch,  als  sachkundigster  Erklärer  begleitete..  Am 
24.  ward  eine  Excursion  zu  den  Ueberresten  der  alten 
Pharaonenstadt  Memphis  vorgenommen ,  das  Serapeum, 
die  Gräber  der  Apisstiere,  die  merkwürdige  Todtenkammer 
des  Ti,  Baumeisters  für  Ober-  und  Unter-  Aegypten  und 
Schatzmeisters  wurden  des  Besuches  gewürdigt,  worauf 
der  Kaiser  zu  Pferd  sich  in  die  libysche  Wüste  zu  den 
grossen  Pyramiden  begab,  deren  höchste  von  422  Fuss, 
(nämlich  die  des  Pharaonen  Cheops  um  3600  v.  Chr.),  er 
bestieg  und  dann  in  die  Grabeskammern  im  Inneren  der- 
selben eintrat. 

Am  25.  erfolgte  mittels  eines  Separatzuges  auf  der 
Eisenbahn  die  Fahrt  von  Cairo  nach  Alexandria,  und 
am  26.  nach  dem  Abschiede  vom  Khedive,  dem  kaiser- 
lichen Botschafter  Freiherrn  v.  Prokesch-Osten  und  dem 
Consular-Personale  um  3'/3  Uhr  die  Abfahrt  auf  dem 
„Greif",  welcher  am  30.  um  2  Uhr  Früh  in.Corfii  an- 
langte, und  von  dort  Nachmittags  4  Uhr  gegen  Triest 
abfuhr.  Ein  furchtbarer  Sturm  verfolgte  die  Yacht,  alle 
betraten  am  3.  December  Früh  freudigen  Herzens  den 
heimischen  Boden.  Der  Kaiser  begrüsste  die  Kaiserin, 
welche  am  5.  um  2  Uhr  auf  demselben  „Greif"  nach 
Ancona  gegen  Rom  abreiste,  worauf  der  Kaiser  Abends 
Triest  verliess  und  den  folgenden  Morgen  wieder  in  seine 
Residenz  einkehrte. 


Orientreise  Si.Maj.  des  Kaiseis  Franz  Joseph  von  Oesterreich.         äi! 


C.   Abenländische  Kaiser  in  Palästina  und 
Jerusalem. 

Jerusalem  wurde  im  ersten  Kreuzzuge  im  Jahre  1099 
erobert  und  Gottfried  von  Bouillon,  Herzog  von  Nieder- 
Lothringen  ,  von  den  kreuzfahrenden  Herren  am  23.  Juli 
zum  ersten  Könige  von  Jerusalem  erwählt,  wo  er  auch  am 
18.  August  des  folgenden  Jahres  1100  starb. 

Als  man  im  Jahre  1144  nach  dem  Falle  von  Edessa 
in  Syrien,  einer  Vormauer  von  Jerusalem,  auch  den  Verlust 
dieser  heiligen  Stadt  und  der  übrigen  Besitzungen  befürch- 
tete, wurden  auf  Ermahnung  des  Papstes  Eugen  III  und 
vom  Feuereifer  des  heiligen  Bernhard  von  Clairvaux  be- 
geistert, Kaiser  Konrad  III  aus  dem  schwäbischen  Hause 
der  Hohenstaufen,  und  König  Ludwig  VII  von  Frankreich, 
als  die  ersten  Herrscher  der  abendländischen  Christenheit 
bewogen  das  Kreuz  zu  nehmen. 

Wir  begleiten  zu  unserem  Zwecke  in  aller  Kürze  nur 
die  Kreuzfahrt  des  Kaisers ,  welcher  aus  dem  Lager  von 
Regensburg  mit  den  edelsten  Fürsten  Deutschlands,  seinen 
Zug  eröffnete.  Von  diesen  seien  namentlich  bezeichnet: 
seine  Halbbrüder,  der  gelehrte  Otto  Bischof  von  Freisingen 
und  Heinrich  (Jasomirgott)  Markgraf  in  Oesterreich  und 
Herzog  in  Bayern,  Ottokar  V,  Markgraf  von  Steiermark, 
Bernhard  Herzog  von  Kärnten  (f  in  Palästina  am  25.  März 
1148)  Wladislaw  II  Herzog  von  Böhmen,  der  alte  Herzog 
Weif  VI,  und  sein  (d.  i.  des  Kaisers)  jugendlicher  Neffe 
Friedrich  III,  Herzog  von  Schwaben,  der  als  Kaiser 
Friedrich  I,  im  Jahre  1152  seinem  Oheim  auf  dem  Throne 


272 


Dr.  Joseph  v.  Borgmann:    Zwei  Medaillon  zur  Erinnerung  an  die 


nachfolgte  *).   Diesen  schioss  sich  eine  reiche  Anzahl   von 
Rischöfen,  Grafen,  Herren  und  Rittern  an. 

Zu  Anfang  Mai  1147  fuhr  der  Kaiser  auf  der  Donau 
nach  unserer  Ostmark  und  schlug  sein  Lager  bei  Ardagger 
auf,  wo  er  die  zu  Land  nachziehenden  zahllosen  Schaareu 
kampflustigen  Volkes  am  Tage  vor  Christi  Himmelfahrt 
(28.  Mai)  erwartete.  Das  Pfingstfest  (8.  Juni)  feierten  die 
Wallbrüder  unweit  der  Fischa.  Der  Heereszug  rückte  von 
da  über  die  Lcitha  durch  Ungarn,  Bulgarien  und  über 
Konstantinopel  unter  grossen  Mühseligkeiten  und  Schwie- 


')  Verwandtschaft  dieser  Begleiter  mit  dem  Kaiser 
und  dessen  Neffen.  —  Agnes,  Kaiser  Heinrich' s  IV  Tochter,  war 
in  erster  Ehe  mit  Friedrich  von  Büren,  erstem  Herzog  von  Schwaben 
(die  früheren  Herzoge  nannten  sich  von  Alemannien),  bis  1105  ver- 
mählt, war  die  Mutter  König  .Konrads  III,  und  in  zweiter  Ehe, 
(1.  Mai  1106  in  Melk)  mit  Leopold  IV,  Markgrafen  in  Oesterreicb, 
die  Mutter  des  Bischofs  Otto  von  Freisingen,  und  dessen 
Bruders  Heinrichs  ( Jasomirgott)  Markgrafen  in  Oesterreicb 
und  von  1142— 1156  Herzogs  von  Baiern,  der,  nachdem  er  dem 
Weifen  Heinrich  dem  Löwen  Baiern  abgetreten  hatte ,  von  Kaiser 
Friedrich  I,  welcher  durch  seine  Mutter  Judith  den  Weifen  und 
den  Babenbergern  gleich  nah  verwandt  war,  zum  erblichen  Herzog 
von  Oesterreicb  erhoben  wurde.  Gertrud,  eine  der  fünf  Töchter 
des  Markgrafen  Leopold  IV,  war  Gemahlin  W 1  a  d  i  s  1  a  w  s  II,  Herzogs 
von  Böhmen,  den  Kaiser  Friedrich  I,  für  seine  Person  zum  König 
von  Böhmen  erhöhte.  Ottokar  V,  Markgraf  in  Steiermark,  1145 
mit  Kunigunde  Gräfin  von  Vohburg  vermählt,  ward  mit  Herzog- 
Friedrich,  der  im  Jahre  1149  die  Gräfin  Adelheid  von  Vohburg  ge- 
chelicht  hatte,  verschwägert  und  dessen  Sohn  Ottokar  VI  von  dem- 
selben Kaiser  Friedrich  am  29.  Juni  1180  zum  ersten  Herzog  von 
Steiermark  erhoben,  nach  dessen  kinderlosem  Tode  (8.  Mai  1192) 
dieses  Land  an  Leopold  VI,  Herzog  von  Oesterreicb  kam.  Beach- 
tungswerthe  wohl  gegliederte  Kette  der  Verwandtschaft  und  der 
Rangserhöhungen ! 


97*-* 

Orientreise  Sr.  Maj.  des  Kaisera  Franz  Joseph  von  Oesterreith.         —  i  u 

rigkeiten  durch  das  byzantinische  Reich  und  Kleinasien 
nach  Palästina. 

Der  Kaiser  gelangte  erst  im  April  1148  nachPtolemais 
(Akkon  oder  St.  Jean  d'Acre),  wo  er  die  Osterwoche 
feierte,  hielt  wenige  Tage  darauf  seinen  Einzug  in  Jeru- 
salem, wallfahrtete  zu  allen  heiligen  Stätten  und  durch- 
reiste das  ganze  Königreich  Jerusalem ,  belagerte  vergeb- 
lich Askalon.  Hunger,  Seuche,  Uneinigkeit  und  Treulosig- 
keit ausser  den  Kämpfen  mit  dem  Feinde  hatten  im  Kreuz- 
heere furchtbar  gewüthet,  so  dass  der  Kaiser  und  der 
König  Ludwig  VII  von  Frankreich  das  Königreich  in  einem 
schwächeren  Zustande,  als  sie  es  betreten  hatten,  ver- 
lassen mussten. 

Am  G.  September  fuhr  der  Kaiser  mit  seinen  beiden 
Halbbrüdern,  seinem  Neifen  Friedrich  und  vielen  geist- 
lichen und  weltlichen  Fürsten  und  Herren  von  Akkon  nach 
Griechenland  ab  und  verweilte  eine  Zeitlang  bei  dem 
Kaiser  Manuel,  kam  dann  aus  einem  illyrischen  Hafen 
nach  Pola,  von  da  nach  Aquileja  und  Salzburg,  wo  er  das 
Pfingstfest  (22.  Mai)  feierte,  nach  der  Heimat  zurück,  sein 
Neffe  nahm  seinen  Weg  nach  Bulgarien  und  Ungarn  und 
gelangte  nach  dem  Osterfeste  (3.  April)  in  sein  Herzog- 
thum  Schwaben  um  mit  Strenge  den  Landfrieden  herzu- 
stellen. Diess  war  .der  zweite  Kreuzzug. 

I. 

Als  der  Sultan  Saladin  im  Jahre  1187  den  Christen 
Jerusalem  wieder  entrissen  hatte,  flammte  die  Begeiste- 
rung im  Abendlande  hoch  auf,  in  welcher  die  Herrscher 
der  drei  europäischen  Hauptreiche,  nämlich  Kaiser 
Friedrich   I,    der   vor   40  Jahren    mit    seinem  Oheime 

18" 


^'4      Dr.  Joseph  v.  Bergmann:   Zwei  Medaillen  zur  Erinnerung  an  die 

Kaiser  Konrad  III  (f  1152)  das  heilige  Land  besucht 
hatte,  Philipp  August  König  von  Frankreich  und  Richard 
Löwenherz  König  von  England  sich  entschlossen  persön- 
lich ihre  Heere  gegen  die  Ungläubigen  zu  führen. 

Nachdem  er  seinem  Sohne  Heinrich  VI  im  Jahre  1188 
auf  der  Reichsversammlung  zu  Regensburg  die  Regierung 
des  Reiches  übergeben  hatte,  unternahm  er  um  seinen 
heiligen  Eifer  zu  bethätigen  den  Kreuzzug,  zu  welchem  er 
bessere  Vorbereitungen  als  die  bisherigen  Anführer  ge- 
troffen hatte. 

Auch  er  zog  von  Regensburg  nach  Wien ,  wo  Herzog 
Leopold  VI,  sein  Vetter,  mit  grossen  Ehren  ihn  empfieng 
und  sich  ihm  anschloss,  dann  weiter  gegen  Pressburg,  wo 
er  die  nachziehenden  Kreuzfahrer  mit  dem  grossen  Heere 
vereinigte  und  das  Pfingstfest  (28.  Mai)  feierte,  hierauf 
gieng  der  Heerzug  durch  Ungarn,  Serbien  und  Bulgarien 
nach  Adrianopel,  schloss  mit  dem  Freundschaft  heucheln- 
den Kaiser  Isaak  II  Frieden,  setzte  bei  Gallipoli  über  das 
Meer,  siegte  über  die  Türken,  eroberte  nach  der  Schlacht 
bei  Ikonium  am  18.  Mai  diese  Stadt  und  schloss  mit  dem 
Sultan  Frieden. 

Bald  (am  10.  Juni)  sollte  den  Kaiser  in  den  Wellen 
des  Flusses  Saleph  (Kalykadnus)  unerwartet  der  Tod 
ereilen.  Nach  Einigen  ertrank  er  in  demselben  badend  als 
er  sich  von  der  Hitze  des  Tages  abkühlen  wollte ;  nach 
Anderen  wurde  er,  als  er  den  voranziehenden  Lastthieren, 
welche  den  Weg  sperrten,  durch  den  Strom  reitend 
voreilen  wollte ,  von  dessen  reissenden  Wellen  verschlun- 
gen. So  war  es  ihm  nicht  gegönnt  die  heilige  Stadt  zum 
zweiten  Male  zu  betreten.  Nach  Raumers  Geschichte 
der  Hohenstaufen  (1823)  Bd.  II,  437  ruhen  seine  irdischen 


Orientreiso  Sr.  Maj.  des  Kaisers  Franz  Joseph  von  Oosterreich.        6iD 

Reste  zu  Tyrus,  nach  Dr.  Wilkens  Geschichte  der  Kreuz- 
züge, Thl.  IV,  143  bestattete  sein  zweiter  Sohn  Herzog 
Friedrich  von  Schwaben  den  Leichnam  in  Antiochia  vor 
dem  Altare  in  St.  Peters  Münster  zur  Erde.  Dies  ist  der 
dritte  Kreuzzug. 

Des  so  eben  genannten  Kaisers  gleichnamiger  Enkel 
Kaiser  Friedrich  II  und  schon  nach  seines  Vaters,  des 
Kaisers  Heinrich  VI  Tode  (1197)  Erbkönig  von  Sicilien, 
vermählte  sich  in  zweiter  Ehe  im  November  1225  mit  der 
Prinzessin  Jolantha,  Tochter  Johanns  von  Brienne,  Königs 
von  Jerusalem,  nannte  nach  Raumer  Bd.  HI,  396  sich 
König  von  Jerusalem  und  ward  als  solcher  im  gelobten 
Lande  im  Jahre  1226  anerkannt.  Er  stellte  diesen  Titel 
sogar  dem  eines  Königs  von  Sicilien  voran  und  Hess  sein 
Reichssiegel  hienach  abändern ,  wesshalb  er  Streitigkeiten 
mit  seinem  Schwiegervater  hatte. 

Nach  längerer  Verzögerung  trat  er,  mit  dem  Banne 
beladen,  im  August  1228  aus  dem  Hafen  von  Brundusium 
die  Meeresfahrt  an,  landete  in  Syrien,  ward  in  Ptolemais 
am  7.  September  glänzend  empfangen,  kam  nach  Jaffa  und 
gewann  hohe  Achtung  bei  den  Musulmanen.  Am  18.  Fe- 
bruar 1229  schloss  er  Frieden  mit  dem  Sultan  von 
Damascus Kamel  kraft  dessen  dem  Kaiser  die  Stadt  Jeru- 
salem mit  Ausschluss  der  Moschee  des  Chalifen  Omar, 
Bethlehem,  Nazareth  etc.  verblieben. 

Am  17.  März,  42  Jahre  nach  der  Eroberung  der  Stadt 
durch  Saladin,  hielt  der  Kaiser  seinen  feierlichen  Einzug 
in  Jerusalem  und  wallfahrtete  alsogleich  zu  dem  Grabe  des 
Erlösers.  Am  Morgen  des  folgenden  Tages,  Sonntag  Okuli 
begab  er  in  kaiserlichem  Schmucke  sich  in  die  Kirche  des 
heiligen  Grabes,  nahm  die  Krone  von  Jerusalem  vom  Altare 

18* 


276 


Dr.  Joseph  v.  Bergmann:  Zwei  Medaillen  zur  Erinnerung  etc.  etc. 


und  setzte  sie  mit  eigener  Hand  auf  sein  Haupt,  weil  jeder 
Priester,  so  lange  der  Kaiser  in  der  Stadt  weilte,  wegen 
des  Interdikts,  womit  der  Patriareh  Gerold  Jerusalem  und 
insbesondere  das  heilige  Grab  belegt  hatte,  die  Weihe 
versagte.  Schon  am  nächsten  frühen  Morgen  nach  zwei- 
tägigem Verweilen  begab  er  sich  wieder  nach  Jaffa  und 
von  da  am  24.  nach  Ptolemais.  Mit  Verrath  bedroht,  ver- 
liess  er  am  1.  Mai  in  aller  Stille  diese  Stadt  und  kehrte, 
von  dem  Deutschmeister  Hermann  von  Salza  begleitet, 
nach  Apulien  zurück.  Dies  war  der  fünfte  Kreuzzug. 


277 


Numismatische  Literatur. 


1.  Dr.  Alfred  von  Sallet:  Die  Daten  der  alexandri- 
nischen  Kaisermünzen.  Berlin  (Weidmannsche  Buch- 
handlung) 1870,  8.  102  S. 

Dr.  Alfred  von  Sallet,  Directorial-Assistent  des  königl. 
Münzkabinets  zu  Berlin,  hat  durch  seine  theils  in  selbst- 
ständigen Ausgaben  theils  in  wissenschaftlichen  Zeit- 
schriften veröffentlichten  numismatischen  Abhandlungen 
die  Aufmerksamkeit  des  miinzkundigen  Publikums  auf  sich 
gezogen.  Durch  die  Gediegenheit  seiner  Arbeiten  hat  er 
auch  die  ihm  zu  Theil  gewordene  Anerkennung  unbestritten 
verdient.  Abgesehen  von  seinem  entschiednen  Berufe  zur 
Numismatik  erfreut  sich  Dr.  von  Sallet  noch  überdies  der 
hoch  anzuschlagenden  Begünstigung  seine  Studien  an 
einem  Museum  pflegen  zu  können,  welches  vermöge  seines 
ungemein  reichen  und  ausgewählten  Materials  und  vermöge 
seiner  einsichtsvollen  bewährten  Leitung  gegenwärtig  an 
der  Spitze  der  numismatischen  Sammlungen  Deutschlands 
steht.  Der  kritische  Ernst  freier  Forschung  mit  welchem 
der  Verfasser  der  vorliegenden  Schrift  sein  Thema  behan- 
delt, entspricht  dem  realwissenschaftlichen  Höhenpunkte 
welchen  die  Münzkunde  von  Eckhel's  Genius  geleitet  in 


278 


Numismatische  Literatur. 


unsern  Tagen  erreicht  hat.  Der  Verfasser  bezeichnet  als 
Zweck  seiner  Arbeit  den  Versuch  festzustellen  welche 
Jahreszahlen  auf  Alexandrinern  wirklich  sicher  beglaubigt 
und  welche  zweifelhaft  sind.  Die  historische  Wichtigkeit 
dieser  Feststellung  ist  bei  einer  fast  ununterbrochnen,  drei 
Jahrhunderte  der  römischen  Kaisergeschichte  umfassenden 
Münzreihe  um  so  mehr  in  die  Augen  springend,  als  nicht 
selten  die  Daten  und  Aufschriften  dieser  Münzen  dort  als 
verlässliche  Zeugen  auftreten,  wo  andere  historische 
Quellen  uns  im  Stiche  lassen.  Die  alexandrinischen  Kaiser- 
münzen  haben  es  weder  ihrer  ungemein  grossen  Anzahl 
noch,  als  Erzeugnisse  unfreier  aegyptischer  Plastik, 
etwaigen  Vorzügen  der  Fabrik,  sondern  zunächst  nur  ihrem 
historischen  Interesse  zu  danken.dass  sie  von  vielen  und  dar- 
unter von  ausgezeichneten  Numismatikern  als  Gegenstand 
eingehender  Forschung  behandelt  wurden.  An  der  Spitze 
dieser  Forschungen  stehen  Zoega's  Nummi  Aegyptii 
Imperatorii,  aus  dem  Jahre  1787,  „das  noch  immer 
klassische  und  zugleich  das  älteste  wirklich  wissenschaft- 
liche Specialwerk  über  Alexandriner."  Von  dieser  Grund- 
lage ausgehend  unterzieht  der  Verfasser  die  vorzüglichsten 
zur  Literatur  der  alexandrinischen  Kaisermünzen  gehörigen 
Specialwerke  einer  kritischen  Durchsicht  und  gelangt  nach 
streng  wissenschaftlicher  Prüfung  der  auf  diesen  Münzen 
befindlichen  Jahreszahlen  zu  sicheren,  oft  überraschenden 
Resultaten,  durch  welche  viele  bisher  unbemerkt  gebliebne 
Irrthümer  nachgewiesen  und  auf  numismatischem  Wege 
berichtigt  werden. 

Da  Dr.  v.  Sallet  Mitarbeiter  der  Numismatischen 
Zeitschrift  ist ,  lasse  ich  hier ,  um  jeden  Schein  einer 
Parteilichkeit  zu  vermeiden,  die  seiner  vortrefflichen 
Arbeit  mit  vollem  Rechte   gebührende  Anerkennung  auf 


Numismatische  Literatur. 


279 


sich  beruhen.  Eine  Schrift,  die  für  die  numismatische 
Literatur  als  ein  Gewinn  bezeichnet  werden  darf,  vertritt 
sich  selbst  am  besten  durch  ihren  inneren  Werth. 

Ich  erlaube  mir  bei  dieser  Gelegenheit  über  das 
Material  dieses  Zweiges  der  Münzkunde  Einiges  von  dem 
mitzutheilen,  was  ich  in  Aegypten,  wo  ich  Alexandriner  mit 
Vorliebe  sammelte,  entweder  selbst  wahrzunehmen,  oder  von 
andern  zu  erfahren  in  der  Lage  war.  Während  der  Mamluken- 
Wirthschaft,  zur  Zeit  gefährdeter  Sicherheit  der  Person 
und  des  Eigenthums,  lieferte  Aegypten  für  Münzsammler 
nur  eine  dürftige  Ausbeute.  Antiquarische  Ausgrabungen 
fanden  keine  statt,  nur  was  •  zufällig  nach  Abfluss  der 
Nilüberschwemmung  bei  Bestellung  des  Bodens  von  der 
Oberfläche  aufgelesen  ward,  kam  gelegenheitlich  in  die 
Hände  der  damals  in  Aegypten  spärlich  angesiedelten  oder 
reisenden  Europäer.  Die  meisten  dieser  Münzen  wurden  in 
der  salpeterhältigen  Humusschichte  des  Nilthals  gefunden, 
sie  waren  daher  stark  oxydirt  und  verwittert.  Zeugniss 
hiervon  giebt  in  den  europäischen  Museen  die  schlechte 
Erhaltung  fast  aller  noch  im  vorigen  Jahrhundert  gesam- 
melten Alexandriner.  Anders  kam  es  jedoch  nach  Vertrei- 
bung der  Mamluken  unter  Mehmed  Ali's  Kegierung,  wo 
Sicherheit  im  Lande  herrschte  und  der  europäische  Alter- 
thumsfreund  aus  Aegyptens  unerschöpflichen  Fundgruben 
seine  Sammellust  ungestört  befriedigen  konnte.  Unter  den 
zahlreichen  Denkmälern  altaegyptischer  Cultur,  welche 
damals  nach  Europa,  besonders  nach  Paris  und  London 
wanderten,  fanden  auch  Münzen,  Ptolemaeer  und  Alexan- 
driner, ihren  Weg  dahin.  Die  reiche  Alexandriner- Sammlung 
in  Turin  stammt  aus  jener  Zeit.  In  Cairo  und  Alexandria 
etablirte  sich  bald  der  Münzhandel  als  förmliches  Geschäft. 
Jeder  der  in  Aegypten  Münzen  sammelte ,  wird  sich  noch 


280 


Numismatische  Literatur. 


des  redseligen  alten  Toscaners  Giacomo  Fernandez 
erinnern,  der  den  Münz-  und  Antikenhandel  durch  beinahe 
ein  halbes  Jahrhundert  in  Cairo  schwunghaft  betrieb. 
Fernandez  war  der  Vertrauensmann  aller  in  der  Nähe 
eines  Kom  (des  Schutt hügels  einer  altaegyptischen  Stadt) 
angesiedelten  Fellah ,  welche  ihre  Funde ,  besonders 
Bronzestatuetten,  geschnittene  Steine  und  Münzen  regel- 
mässig an  ihn  ablieferten.  In  Sakhära,  der  Nekropolis  des 
alten  Memphis ,  hatte  er  sich  zum  Behufe  seiner  Ausgra- 
bungen ein  kleines,  von  Fremden  oft  als  Hospiz  benutztes 
Wohnhaus  erbaut.  Die  an  Ptolemaeern  und  Alexandrinern 
sehr  reichhaltige  Rüppellsche  Münzsammlung  zu  Frankfurt 
am  Main  stammt  grösstentheils  von  Fernandez  her  *). 

Später  betrieben  in  Cairo  auch  der  Araber  Chamis, 
der  Italiener  Raimondo  Odeschalchi  u.  a.  den  Münzhandel. 
Die  reichhaltigste  Ausbeute  an  Alexandrinern  erfolgte 
jedoch  seit  den  Fünfzigerjahren.  Um  das  Jahr  1854  wurde 
im  Weichbilde  des  alten  Memphis  ein  grosser  Fund  von 
Potinmünzen  gemacht.  Diese  Münzen  reichten  von  Hadrian 
bis  Diocletian  und  waren  von  tadelloser  Erhaltung,  oft  mit 
Stempelglanz.  Der  Vorrath  muss  ungewöhnlich  ergiebig 
gewesen  sein,  denn  der  Verkauf  aus  erster  Hand  wurde 
jahrelang  fortgesetzt  und  immer  in  bedeutenden  Partien 
und  durch  dieselben  Personen  betrieben,  ein  Beweis,  dass 
die  Münzen  aus  einer  und  derselben  Fundgrube  stammten. 
Die  Verkäufer  waren  Fellah  aus  dem  Dorfe  Mitrehene, 


*)  Auch  der  im  Belvedere  in  Wien  aufgestellte  grosse  aegyp- 
tische  Sarkophag  ist  von  Fernandez  welcher  dieses  merkwürdige 
Denkmal  uralter  Cultur  der  kaiserlichen  Antiken-Sammlung ,  mit 
anerkennenswerther  Uneigennützigkeit  einfach  gegen  Vergütung 
der  Ausgrabungs-  und  Transportkosten  überliess. 


Numismatische  Literatur.  i01 

dessen  armselige  Lehmhütten  auf  den  Schutthügeln  des 
allen  Memphis  erbaut  sind  und  in  dessen  Nähe,  nach  den 
umherliegenden  Säulentrümmern ,  umgestürzten  Kolossen 
und  andern  monumentalen  Ueberresten  zu  schliessen, 
sich  wahrscheinlich  der  grosse  Phtahtempel  befand.  Der 
Münzfund  war  vielleicht  ein  vergrabener  Tempelschatz, 
und  die  Fundstelle,  welche  selbstverständlich  von  den 
betheiligten  Fellah  sehr  geheim  gehalten  wird,  wäre 
demnach  im  Mittelpunkte  von  Memphis  zu  suchen,  denn 
Mitrehene  liegt  eine  starke  Wegstunde  vom  Nilufer  bei 
Bedreschein  und  ebenso  weit  von  der  Gräberstadt  bei 
Sakhara  entfernt  und  zwischen  diesen  beiden  Dörfern  lag, 
wie  die  Ueberreste  bezeugen,  die  uralte  Hauptstadt 
Memphis.  Die  gedachten  Verkäufer  erschienen  fast  jede 
Woche  mit  neuen  Münzen,  welche,  nachdem  ich  meine 
Auswahl  getroffen  hatte ,  den  Turnus  bei  Schiedehaus, 
Reichardt  und  einigen  minder  eifrigen  Münzsammlern 
machten.  Wie  man  vernimmt,  soll  diese  Quelle  noch  immer 
nicht  versiegt  sein.  Die  werthvollen  Erwerbungen  seltener, 
zum  Theil  unedirter  Alexandriner,  welche  das  Berliner 
Münzkabinet  in  neuerer  Zeit  gemacht  hat,  kommen,  wie 
mir  scheint,  grösstentheils  aus  derselben  Quelle ,  die  sich 
vor  andern  Fundorten  durch  die  tadellose  Erhaltung  der 
Exemplare  auszeichnet.  Fast  gleichzeitig  ergaben  sich  in 
Folge  eifriger  Nachforschung  auch  im  Nildelta  neue  Funde 
von  Alexandrinern,  Potinmünzen  in  der  Minderzahl,  häufig 
aber  Kupfermünzen,  darunter  schöne  Bronzemedaillone 
mit  rothbrauner  Patina,  wie  sie  nur  an  ganz  trocknen 
Fundstellen  vorkommt.  Die  meisten  Kupferstücke  sind 
aber  stark  oxydirt.  Ich  habe  wahrgenommen,  dass  Potin- 
münzen vorzüglich  im  Schutte  jener  Städte  gefunden 
werden,  deren  Bevölkerung  eine  einheimische  war,  während 


282 


Numismatische  Literatur. 


Kupfer-  und  Silbermünzen  dort  vorkommen,  wo  die  Bevöl- 
kerung vorherrschend  aus  eingewanderten  Griechen  bestand. 
Kupfermünzen  von  Augustus  und  den  ersten  Imperatoren 
findet  man  zumeist  in  Alexandria.  Die  Nomosmünzen, 
welche  ebenfalls  in  Alexandria  und  sonst  in  keiner  andern 
Stadt  Aegyptens  geprägt  worden  sind,  fand  ich,  obgleich 
sehr  selten,  stets  mit  andern  Kupfermünzen  derselben 
Grösse  und  Gattung  gemischt.  Auffallender  Weise  erhielt 
ich  die  Nomosmünzen  nie  aus  den  Gauen,  deren  Namen 
sie  trugen,  ein  Beweis  mehr,  dass  diese  geographischen 
Münzen  mit  Darstellungen  des  Nomencults,  gleich  jenen 
mit  astrologischen,  mythischen  und  andern  Darstellungen, 
für  den  allgemeinen  Landesverkehr  bestimmt  und  gleich 
den  übrigen  Kaisermünzen  ein  Erzeugniss  der  Hauptpräg- 
stätte Alexandria  waren.  Die  Nomen  Hadrians  erhielt  ich 
in  vollkommener  Erhaltung  meist  aus  der  Landschaft  Fayum, 
dem  Nomos  Arsinoites.  Unter  den  vielen  Tausenden  von 
Alexandrinern,  die  inAegypten  durch  meine  Hände  gingen, 
fand  ich  nebst  zahlreichen  Exemplaren,  die  sich  durch 
ihre  besonders  schöne  Fabrik  auszeichneten,  auch  sehr 
viele  Seltenheiten  und  Inedita.  Unter  den  1531  Alexandri- 
nern meiner  Sammlung  waren  316  bei  Mionnet  nicht 
verzeichnete  Stücke  und  81  Münzen  mit  Namen  und 
Localcultdarstellungen  von  39  verschiednen  Nomen.  Die 
ganze  Partie  meiner  Alexandriner  mit  geringer  Ausnahme 
war  von  bester  Erhaltung  beinahe  zur  Hälfte  mit  Stempel- 
glanz 1).  Die  Alexandriner,  welche  seit  den  letzten  Decennicn 


*)  Ich  bedauere  noch  immer  auf  das  Schmerzlichste  dass  ich 
mich  aufRath  des  Arztes,  wegen  zunehmender  Schwäche  meiner 
Augen,  in  einer  unglücklichen  Stunde  entschliessen  konnte  mich 
von  meiner  schönen  und  reichhaltigen  Münzsammlung  zu  trennen, 


Numismatische  Literatur. 


283 


aus  Aegypten  bezogen  werden  und  unmittelbar  aus  Funden 
stammen,  haben  ausser  ihrer  bessern  Erhaltung  noch  den 
grossen  Vorzug,  dass  sie  echt  sind  und  von  der  Nachhilfe 
des  Grabstichels  verschont  blieben ,  was  bei  den  Alexan- 
drinern, wie  sie  im  Münzhandel  früherer  Zeit  vorkamen, 
keineswegs  der  Fall  ist.  Schlecht  erhaltene  Stücke  sind 
leichter  zu  fälschen  als  Exemplare  mit  deutlichem  Gepräge. 
Die  lebhafte  Nachfrage  nach  Seltenheiten  reizte  die 
Gewinnsucht  der  Münzfälscher.  Aus  ganz  gewöhnlichen 
Stücken  entstanden  die  seltensten  Kaiser  und  Kaiserinnen. 
In  älteren  Sammlungen ,  welche  die  Reihenfolge  ihrer 
Alexandriner  nicht  durch  Entfernung  der  schlechten  Exem- 
plare und  durch  Einlegung  von  Münzen  aus  den  neueren 
Funden  gereinigt  und  aufgefrischt  haben,  finden  sich  nur 
zu  oft  Stücke,  an  denen  die  Nachhilfe  des  Grabstichels 
nicht  zu  verkennen  ist.  Es  ist  kaum  zu  begreifen,  wie  oft 
selbst  ausgezeichnete  Numismatiker  durch  gefälschte 
Alexandriner  getäuscht  werden  konnten,  während  doch 
gegenwärtig,  wo  freilich  der  Vergleich  mit  den  echten 
Exemplaren  derselben  Gattung  sehr  erleichtert  ist,  bei 
gehöriger  Aufmerksamkeit  auf  die  in  die  Augen  springende 
Verschiedenheit  des  Metalls  zu  gewissen  Zeitabschnitten 
und  bei  Beachtung  anderer  Kriterien  handwerksmässige 
Falsificate  leicht  erkannt  werden.  Wurde  jedoch  die  Fäl- 
schung von  einer  Meisterhand  ausgeführt,  so  unterscheidet 
sich  die  gefälschte  Münze  von  der  echten  freilich  nur  durch 
esoterische  Kennzeichen,  ich  möchte  sagen  nur  durch  den 
Hauch  des  Alterthums,  welcher,  gleich  dem  Blüthenstaube 


welche  mir  während  meines  vieljährigen  Aufenthaltes  im  Orient 
eine  treue  Gefährtin  war,  schweigsam  und  doch  so  beredt  und 
geistig  anregend. 


284 


Numismatische  Literatur. 


der  Blume,  über  die  unentweihte  Antike  ausgegossen  ist 
und  an  dessen  Nachahmung  eben  jede  Meisterschaft  der 
Fälschung  Schiffbruch  leidet. 

In  Betreff  der  vom  Verfasser  gelobten  englischen 
Münzauctions-Kataloge  kann  ich  nicht  unerwähnt  lassen, 
dass  die  ihnen  zu  Grunde  liegende  cumulative  Versteigerung 
mehrerer  in  „Lots"  zusammengeschachtelter,  oft  gar  nicht 
zusammengehöriger  Münzen  eine  von  niedrigem  Krämer- 
geist dictirte,  die  Wissenschaft  entehrende  Gewohnheit 
ist.  Die  Verkaufskataloge  werden  mit  Umgehung  der  in 
den  meisten  Fällen  vorliegenden,  wenn  noch  so  brauchbaren 
handschriftlichen  Verzeichnisse  der  Eigenthümer,  von  den 
sich  darum  bewerbenden  Münzhändlern  nach  dem  Schlen- 
drian der  „Lots"  abgefasst.  Die  übermässige  Honorirung 
dieses  aufgedrungenen  Schlendrians  fällt  zu  Lasten  des 
Eigentümers  der  Sammlung,  wodurch,  besonders  wenn 
dieser  kein  Engländer  ist,  die  enormen  Auctions-Spesen 
bis  zur  förmlichen  Ausschindung  vermehrt  werden.  Diese 
Kataloge  sind  aber  wegen  ihrer  summarischen  Abfassung 
für  den  wissenschaftlichen  Gebrauch,  trotz  ihrer  Genauigkeit, 
nicht  genug  handsam ,  weil  es  ohne  Vertrautheit  mit  den 
englischen  Auctions  -  Schlagwörtern  nicht  leicht  ist  bei 
Aufsuchung  einer  Münze  das  Zusammengehörige  heraus 
zu  finden.  Die  französischen  Münzkataloge  und  wohl  auch 
manche  deutsche  sind  in  dieser  Beziehung  viel  brauchbarer 
und  jedenfalls  minder  trivial.  Der  antike  Theil  des  Wellen- 
heims chen  Katalogs  wurde ,  wenn  ich  nicht  irre ,  von 
Achilles  Postolacca  verfasst  und  ist  meines  Erachtens  ein 
brauchbares  Handbuch. 

In  den  nachfolgenden  Bemerkungen  zu  den  Daten  der 
alexandrinischen  Kaisermünzen  beziehe  ich  mich  öfters  auf 


Numismatische  Literatur. 


285 


Münzen  meiner  Sammlung,  wobei  ich  die  bezogene  Nummer 
meines  handschriftlichen  Katalogs  und  die  darunter  ge- 
setzte Nummer  des  englischen  Auctions- Katalogs  ersichtlich 
mache. 

M.  Antonius. 

Zu  den  angeblich  in  Alexandria  geprägten  Münzen 
dieses  Triumvirs  gehört  auch  nachbeschriebnes  sehr  roh 
gearbeitetes  Stück  des  München  er  Mtinzkabinets. 

/Ei.  Gr.  4.  Behelmtes,  unbärtiges,  wie  es  scheint  männ- 
liches Brustbild  rechtshin,  auf  der  Schulter  eine 
Keule  tragend.  Der  Helm  hat  die  Form  einer 
bauchigen  Pickelhaube. 

A 

Rs.  BÄM  HZ  Stehende  Keule  (?)  von  deren  Basis 
sternartig  drei  Streifen  auslaufen.  Wahrscheinlich 
dieselbe  Münze,  welche  Mionnet  nach  Töchon  in 
Suppl.  IX,  25, 1  beschreibt,  doch  ist  der  Gegenstand 
auf  der  Kehrseite  kein  Akrostolium. 

Diese  und  die  andere  dem  M.Antonius  zugeschriebene 
Münze  (Mion.  VI,  45,  ])  werden  meines  Wissens  nie  in 
Aegypteri  gefunden.  Sie  sind  keine  Alexandriner,  wie 
schon  die  fremdartige  ,  auf  gleichzeitigen  Münzen  der 
Kleopatra  nicht  vorkommende  Buchstabenform  der  Auf- 
schrift zeigt  *).  M.Antonius  hat  neben  der  herrschsüchtigen 
Königin  Kleopatra  in  Alexandria  ein  Münzrecht  nicht 
ausgeübt. 


ij  Vergleiche  auch   Sestini:  Lett.  Tom.  VIII   p.  132  und 
S  andern.  Tom.  II  p.  8.  9. 


286 


Numismatische  Literatur. 


August  u  s. 

Friedlaender  (Berl.  Bl.  f.  Münzk.  II,  1865,  S.  277  ff.) 
hat  die  Möglichkeit  des  Jahres  46  auf  alexandrinischen 
Münzen  des  Augustus  nachgewiesen.  Frühere  Daten  als  K 
(20),  welcher  Buchstabe,  obgleich  er  ohne  das  L  steht,  hier 
ein  Datum  bedeuten  soll,  werden  vom  Verfasser  mit  vollem 
Grund  als  sehr  unsicher  bezeichnet.  Beide  Jahreszahlen 
sind  die  Gränzen  der  datirten  Augustusmünzen. 

L  i  v  i  a. 

Die  bei  Mionnet  (VI  50,  44)  der  Livia  zugeschriebene 
Erzmünze  mit  LA,  dem  angeblich  vierten  Jahre  desTiberius, 
da  Augustus  erst  in  seinem  23.  Regierungsjahre  nach 
Aegypten  kam ,  wird  auch  und  vielleicht  mit  mehr 
Berechtigung  der  Donitilla  Vespasiani  zugetheilt,  gleich 
der  ganz  ähnlichen  Münze  mit  LE  (Mion.  VI.  85,  350). 

Eine  bei  Mionnet  nicht  verzeichnete  kleine  Bronze- 
münze, Gr.  2*/fJ  meiner  Samml.  Nr.  ~  zeigt  das  schöne 
Brustbild  der  Julia  Tochter  des  Augustus,  und  auf  der 
Rückseite  den  Halbmond  ohne  Datum.  Die  Präge  ist 
alexandrinisch. 

T  i  b  e  r  i  u  s. 

Die  in  meinem  Auctions-Kataloge  Nr.  1031  (hand- 
schriftlicher Katal.  Nr.  4451)  bei  Tiberius  aufgeführte  AL  2, 
hat  auf  der  Vorderseite  den  Kopf  des  Augustus  mit  der 
»Strahlenkrone,  auf  der  Rückseite  deutlich  LB  und  Halb- 
mond. In  Wellenheim's  Katal.  Nr.  7331  ein  ähnliches 
Stück  unter  Augustus.  Das  höchste  Datum  LKA  deutlich 
auf  einer  stark  silberhaltigen  Potinmünze  meiner  Sammlung 
Nr.  -||g-,  Umschrift  und  Kopf  ähnlich  wie  bei  Mion.  VI 


Numismatische  Literatur. 


287 


53,  75.  Eine  ähnliche  Potin  mit  L  K  A  bei  Reichardt.  Die 
Potinmünzen  des  Tiberius  haben  den  stärksten  Silber - 
gehalr. 

M  e  s  s  a  1  i  n  a. 

Eine  Potin  mit  deutlichem  LA;  m.  Samml.  Nr.  ^-. 

A  g  r  i  p  p  i  n  a  j  u  n  i  o  r. 

;&  5.  ArPITTTIINA  C  €  B.  Bekränzter  Kopf  der  jungem 
Agrippina  rechtshin. 

Rs.    L  IE  Korb  mit  Aehren  und  Mohnblumen  gefüllt, 
zwischen  zwei  brennenden  Fackeln. 
M.  Samml.  Nr.  -^j~-.  L  I E  das  letzte  mögliche   Jahr 
des  Claudius.  Vgl.  Eckhel  IV,  51. 

Nero. 

Die  Vermuthung  dass  L  A  und  L  B  irrig  statt  L  I A 
und  L  IB  gelesen  wurden,  ist  vollkommen  gegründet; 
unter  den  zahllosen  Potinmünzen  Neros ,  die  mir  in 
Aegypten  vorgekommen,  fand  ich  nie  dessen  zwei  erste 
Jahre.  Die  Bronzemünzen  Neros  sind  ziemlich  selten.  Bei 
Mionnet  scheint  öfters  ÄL  für  Pot.  eingetragen  zu  sein. 

Octavia. 

Die  Bemerkung  dass  L  A  und  L  A  häufig  verwechselt 
werden,  ist  vollkommen  richtig. 

Vespasianus. 

Auf  den  Münzen  Vespasians  steht  für  L  0  gewöhnlich 
L  €NAT. 


288 


Numismatische  Literatur. 


Titus. 


Die  Nachricht  von  des  Kaisers  im  September  834 
U.  C.  erfolgtem  Tode  dürfte  bei  den  im  mittelländischen 
Meere  um  jene  Jahreszeit  vorherrschenden  Südostwinden 
von  Brundusium  wahrscheinlich  nicht  vor  Ende  October  in 
Alexandria  eingetroffen  sein,  demnach  konnte  eine  Aus- 
nmnzung  mit  L  A  bereits  in  vollem  Gang  gewesen  sein. 
Der  Typus  des  Isiskopfes  findet  sich  auch  bei  Titus,  auf 
einem  ÄL  8,  in.  Samml.  Nr.  *~,  jedoch  mit  L  A.  Sehr 
interessant  sind  des  Verfassers  Bemerkungen  über  zwei 
Titusmünzen  im  Berliner  Münzkabinet, 

Domitianus. 

Die  Potinmünzen  Domitians  sind  selten  und  dessen 
Erzmünzen  meist  aus  feinerem  Metall  und  sorgfältig 
gearbeitet.  Die  durch  Friedlaenders  numismatischen  Genius 
entdeckten  Nomennitinzen  Domitians  (s.  Num.  Zeitsch. 
Bd.  I.,  S.  395)  verleihen  den  Alexandrinerprägen  dieses 
Kaisers  ein  besonderes  Interesse.  Eine  sachkundige  Prüfung 
dieser  Münzreihe  dürfte  auch  in  andern  Müuzkabineten 
überraschende  Resultate  ans  Licht  fördern,  wie  dies  in 
Berlin  der  Fall  war.  Die  Nomenmünzen  Domitians  liefern 
übrigens  einen  neuerlichen  Beweis  —  wenn  es  dessen 
noch  bedürfte  —  dass  die  Nomenmünzen  nur  in  Alexandria 
und  nicht  auch  gleichzeitig  in  verschiedenen  Städten 
Aegyptens  geprägt  worden  sind. 

Traj  anus. 

Ein  merkwürdiges  Ineditum  der  Berliner  Sammlung, 
Pot.  6,  mit  den  Köpfen  Trajans  und  Hadrians,  bei  ersterem 
L  B. 


Numismatische  Literatur.  Zö  J 

H  a  d  r  i  a  nn  s. 

Auf  Potinmünzen  der  ersten  Jahre  Hadrians  zeigt  das 
Bild  unverkennbar  den  Kopf  Trajans.  Vielleicht  hatten  die 
Stempelschneider  noch  keinen  sichern  Porträtkopf  Hadrians, 
nach  welchem  sie  arbeiten  konnten,  oder  was  wahrschein- 
licher ist,  das  Münzamt  in  Alexandria  hatte  den  Auftrag, 
den  aus  Trajans  Zeit  tibriggebliebnen  Stempel vorrath  für 
die  neuen  Regierungsprägen  herzurichten  und  zu  ver- 
brauchen. Die  schöne  Fabrik  der  Hadrianschen  Zeit 
beginnt  mit  L  A- 

8  a  b  i  n  a. 

Ein  empfehlenswerther  Beitrag  zur  numismatischen 
Kritik.  Das  Exemplar  meiner  Sammlung  Nr.  -^-  ÄL  8 
mit  der  Victoria  hat  ebenfalls  L  S  wie  bei  Mionnet  VI, 
203,  1349.  Die  Potinmünzen  der  Sabina  gehören  r/x\  den 
schönsten  Prägen  der  Alexandriner. 

A  e  1  i  u  s. 

Die  von  Mionnet,  VI,  207,  1381  aus  demMus.Theupoli 
angeführte  Münze,  angeblich  vom  dritten  Consulat,  befindet 
sich  jetzt  im  Wiener  M.  Kab.  und  ist  nicht  AL  sondern 
Potin,  hat  auch  nicht  YTTAT.  T,  sondern  ein  nicht  ganz 
deutliches  B,  welches  als  V  verlesen  wurde.  Diese  Münze 
ist  daher  ein  Beweis  nicht  gegen  sondern  für  des  Verfassers 
Bedenken  hinsichtlich  des  bei  Zoega  beschriebnen  Unicums 
mit  L  T. 

Antoninus  Pius,  Faustina  senior,  M.  Aure- 
lius,  Faustina  junior,  Commodus  sind  vortreffliche 
Artikel. 

19 


290 


Numismatische  Literatur 


L  u  c  i  1 1  a. 

Die  bei  Mionnet  nach  dem  Mus.  Theup.  registrirten 
zwei  Stücke  angeblich  mit  L  I  und  L  AOACKATOY 
befinden  sich  nicht  im  Wiener  M.  Kab.,  wahrscheinlich 
wurden  sie  als  verdächtig  ausgeschieden.  Des  Verfassers 
Beanständigung  ist  jedenfalls  wohl  begründet. 

C  r  i  s  p  i  n  a. 

L  KB  auf  einer  von  Reichardt  in  Num.  Chron.  1861 
veröffentlichten  Potinmünze. 

Pertinax. 

Pot.6.  AVT   KAI  n  CAOYIOC   TTCPTINAZ   C€   Belorbeerter 
Kopf  des  Kaisers  n.  r. 

ß  s.    LA  Victoria  einen  Kranz  haltend,  linkshin  schreitend. 
M.  Samml.  Nr.  |g*.. 

Caracalla. 

Die  aus  dem  Auctionskatalog  meiner  Sammlung 
Nr.  1111  angeführte  Münze  mit  L  0  ist  unzweifelhaft  ein 
echter  Caracalla.  Hier  die  Beschreibung  dieser  als  unedirt 
bezeichneten  Münze  nach  Angabe  meines  handschriftlichen 
Katalogs  Nr.  5186. 

AYT  K  M  (AYP)   C€  (ANTCON)INOC    C€B    Brustbild 
Caracallas  mit  Lorbeerkranz  und  Paludament  n.  r. 

Es.    TTA(P)MA(Z)BP(€)    Victoria     linkshin     schreitend, 
Kranz  und  Palmzweig  haltend,  im  Felde  L  0. 
Pot.  Gr.  6. 

Das  CGoviipog  der  Hauptseite  und  die  Ehrennamen 
Parthicus  Maximus  Britannicus    der   Kehrseite   beweisen 


9Q1 

Numismatische  Literatur.  ü«/x 

dass  die  Münze  ganz  sicher  Caracalla  angehört.  Im  Datum 
sind  L  und  0  ganz  deutlich,  es  ist  aber  sehr  wahrscheinlich 
dass  vor  dem  0  ein  I  (10)  stand  und  nun  nicht  mehr 
erkennbar  ist,  da  die  Münze  stellenweise  durch  Oxyd 
gelitten  hat, 

Septimius  Severus  wurde  193  n.  Chr.  von  den  ger- 
manischen Legionen  als  Imperator  ausgerufen.  Caracalla 
folgte  211  in  Gemeinschaft  mit  Geta  seinem  Vater  in  der 
Regierung.  Den  Ehrennamen  Britanniens  erhielt  Caracalla 
im  J.  210,  den  Namen  Germanicus  im  J.  213.  Da  nun  in 
der  Umschrift  das  TCP  fehlt,  müsste  die  Münze  nach  210, 
aber  vor  213  geprägt  worden  sein,  womit  das  Datum  ganz 
gut  stimmt.  L  10  nach  den  Jahren  des  Sept.  Severus  gezählt 
fällt  auf  das  J.  212  n.  Chr.  also  nach  Getas  Ermordung, 
aber  vor  Caracallas  Besuch  in  Alexandria.  Wollte  man  das 
Datum  von  198  zu  zählen  beginnen,  in  welchem  Jahre 
Caracalla  auf  seinen  römischen  Münzen  schon  als  Augustus 
erscheint,  so  würde  L  0  auf  207  fallen  als  Caracalla  noch 
nicht  Britanniens  hiess,  L  10  hinwieder  würde  auf  das 
Jahr  217  fallen,  in  welchem  Jahre  Caracalla  nach  einer 
Regierung  von  sechs  Jahren  und  einigen  Monaten  bei 
Edessa  ermordet  wurde.  Die  Bemerkung Mionnet's  (VI,  pag. 
352,  note  b)  dass  der  Name  CGOYHPOC  auf  allen  Potin- 
münzen  Caracallas  fehle,  wird  durch  das  C€  auf  obiger 
Münze  widerlegt. 

Die   zweite    aus    meiner  Sammlung   Nr.  -^-   ange- 
führte ebenfalls  unedirte  Münze  ist : 

R*.     9y8.  AYT  K  M  AYP  C€  ANTON Bärtiger  Kopf 

Caracallas  mit  Lorbeerkranz  und  Paludament. 

Rs.    L  KA  Der  Kaiser  zu  Pferd. 

19* 


292 


Numismatische  Literatur. 


Die  von  Reichardt  in  Num.  Chron.  1861  publicirte 
Erzmünze  Gr.  10  hat  auch  das  C€  und  L  Kr  1).  Beide  aus 
derselben  Fundquelle  stammende  Bronzemünzen  sind 
sichere  Caracalla  mit  Jahren  des  Sept.  Severus. 

Die  von  Mionnet  mit  Fragezeichen  bei  Caracalla 
aufgeführten  Stücke  gehören  gewiss  nicht  diesem  Kaiser 
und  von  den  bei  Mionnet  dem  Caracalla  als  sicher 
zugeschriebnen  Münzen  scheinen  die  Stücke  VI  355, 
2483—2487,  dann  Suppl.  IX  108,  484  ihm  ebenfalls  nicht 
zu  gehören.  Im  Wiener  M.  Kab.  liegen  bei  Caracalla  aus 
dem  Mus.  Theup.  drei  Stücke.  Das  erste,  Potin  6,  mit  L  Z 
(Mion.  VI  355,  2485)  hat  sich  nach  genauer  Prüfung  als 
ein  gewöhnlicher  Gordianus  III  (Mion.  VI  416,  297*  '>) 
herausgestellt.  Auf  der  zweiten  Potimnünze  mit  L  IA(Mion. 
VI  355,  2487)  sind  Namensaufschrift  und  Bild  unkennt- 
lich, daher  nicht  beweiskräftig.  Ob  es  mit  den  drei  andern 
nach  Arigoni,  Pocock  und  dem  Pariser  M.  Kab.  aufgeführten 
wie  es  scheint,  dürftig  erhaltenen  Potinstücken  besser 
bestellt  sei,  steht  in  der  Frage.  Das  dritte  Stück  des 
Mus.  Theup.  endlich  (Mion.  VI  256,  2489)  ist  ein  gut 
erhaltenes  AL  9i/ä,  mit  C€  (welche  Initialen  in  Mionnets 
Beschreibung  wegblieben)  und  L  KA  mithin  ein  sichrer 
Caracalla  und  ein  Beweis  für  die  Datirung  nach  Jahren  des 
Sept.  Severus. 

Die  ganz  sichern  Alexandriner  Caracallas  haben  nach 
meiner  Meinung  nur  Jahre  des  Sept.  Severus,  auch  darf  in 
der  Namensaufschrift  das  C€  nicht  fehlen.  Bei  allen  übrigen 
diesem  Kaiser  zugemutheten  Stücken  erlaube  ich  mir  die 


')  Die  fünf  Caracalla  der  Reichhardtschen  Sammlung  haben 
alle  das  C  oder  C€.  darunter  eine  Pot.  mit  L  10  und  dem  Ehren- 
namen BPET. 


Numismatische  Literatur. 


293 


Richtigkeit  der  Bestimmung  zu  bezweifeln.  Dies  sei 
besonders  von  den  Stücken  mit  Daten  unter  L  €  gesagt. 
Wir  wissen  wie  schwer  es  fällt  den  Kopf  Elagabals  von 
jenem  des  jugendlichen  Caracalla  zu  unterscheiden.  Die 
ganz  sicheren  Caracalla- Alexandriner  beschränken  sich 
somit  auf  eine  sehr  geringe  Zahl.  Diese  grosse  Seltenheit 
ist  befremdend  gegenüber  der  grossen  Menge  Caracalla- 
münzen  mit  welchen  die  übrigen  Provinzial-  und  Colonial- 
städte  bedacht  sind.  Caracalla  hatte  gegen  die  Bewohner 
Alexandrias  den  schändlichsten  Verrath  geübt ,  den  je  ein 
rachsüchtiger  Despot  gegen  seine  eignen  Unterthanen 
ausführte  *).  Die  unvertilgbare  Erinnerung  an  diese 
Gräuelthat  nährte  das  Entsetzen  vor  dem  blutdürstigen 
Autokrator  und  die  Scheu  auch  nur  mit  dessen  Münzbilde 
in  Berührung  zu  kommen.  Vielleicht  wurden  die  Caracalla- 
münzen  unter  der  Regierung  Elagabals  gegen  Münzen  des 
letztern  umgetauscht  und  sofort  eingeschmolzen,  wobei  das 
Münzamt  ein  gutes  Geschäft  machte,  weil  Caracallas  Potin 
besser  ist  als  jenes  Elagabals. 

Plan  ti  IIa. 

Das  Unicum  der  Plautilla  wurde  vor  einigen  zwanzig 
Jahren  von  Dr.  Schiedehaus ,  der  damals  noch  nicht 
Numismatik  betrieb,  seinem  Landsmanne  Herrn  Pastor 
Lodtmann  mit  andern  Alexandrinern  aus  Aegypten  nach 
Osnabrück  eingesendet.  Nachdem  Schiedehaus  bald  darauf 
selbst  begonnen  hatte  seine  gegenwärtig  in  Osnabrück 
befindliche  Sammlung  Ptolemaeer  und  Alexandriner  an- 
zulegen, war  er  bemüht  die  Plautilla-Münze  welche  er 
deren  jetzigem  Besitzer  um  den  unbedeutenden  Ankaufs- 


i)  Herodianos  IV,  8—9. 


294 


Numismatische  Literatur. 


preis  abgelassen  hatte,  wieder  zurück  zu  erwerben  ,  was 
ihm  aber  nicht  gelang. 

G  e  t  a. 

Aeusserst  selten.  Auf  den  wenigen  Exemplaren  die 
ich  gesehen,  war  sonderbarer  Weise  auch  bei  sonst  guter 
Erhaltung  die  Zahl  nach  dem  L  unsichtbar,  als  wäre  sie 
absichtlich  ausgemerzt  worden. 

0  r  b  i  a  n  a. 

Der  Verfasser  sagt:  „Wo  Sestini  das  Datum  L  B 
hergenommen  hat,  weiss  ich  nicht,  es  ist  vorläufig  zu 
bezweifeln." 

Eckhel,  Doctr.  IV  87,  führt  das  Jahr  B  der  Orbiana 
aus  der  Sammlung  St.  Florian  an,  nicht  nach  Autopsie, 
sondern  nach  dem  MSC-Katalog  der  ihm,  wie  er  selbst 
bemerkt,  vorlag  (IV,  28).  Diese  Orbiana  ist  aber  durch 
Ueberarbeitung  der  Umschrift  der  Vorderseite  aus  einer 
Julia  Paula  hergestellt  worden.  Sestini  hat  das  Jahr  wohl 
aus  Eckhel,  ohne  diesen  zu  nennen,  abgeschrieben,  womit 
sich  die  Frage  beantwortet,  wo  er  das  L  B  hergenommen 
habe  *). 


!)  Ich  verdanke  obige  wörtlich  wiedergegebne  Mittheilung 
der  Gefälligkeit  des  Herrn  Dr.  Fr.  Kenner,  ersten  Custos  am  Wiener 
kaiserl.  Münz-  und  Antiken-Kabinet,  durch  dessen  eben  vollendete 
umfassende  Arbeit  über  die  Münzsammlung  des  Stiftes  St.  Florian 
die  numismatische  Literatur  eine  erfreuliche  Bereicherung  zu  ge- 
wärtigen hat.  Die  Münze  zeigt,  wie  Dr.  Kenner  richtig  bemerkt, 
den  Kopf  der  Julia  Com.  Paula.  Der  Graveur  nahm  ihn  für  den  Kopf 
der  Orbiana  und  hat  unter  dieser  Voraussetzung  die  unleserliche 
Umschrift  auf  den  Namen  der  letzteren  Kaiserin  gefälscht,  denn 
sonst  hätte  er  wahrscheinlich  die  ursprüngliche  Legende  mit  dem 


Numismatische  Literatur. 


295 


Vortrefflich  gearbeitet  und  mit  scharfsinnigen  Bemer- 
kungen ausgestattet  sind  Annia  Faustina,  Gor dianus 
Africanus  I  und  II  *),  Balbinus,  Philippus  I, 
Otacilia  Se  vera  (in  meiner  Sammlung  zwei  Stücke  mit 
L  Z),  Philippus  II,  Volusianus,  Aemilianus,  Gal- 
lienus,  Macrianus.  Der  Verurtheilung  des  angeblichen 
Macrianus  senior  stimme  ich  vollkommen  bei. 

Claudius  Gothicus. 

Die  Nachweisung  der  historischen  Unmöglichkeit  des 
auf  einer  Münze  dieses  Kaisers  vorkommenden  L  €  ist 
abermals  ein  Beweis  der  gewissenhaften  Kritik,  mit  welcher 
der  Verfasser  sein  Thema  behandelt. 

Die  Artikel  Aurelianus,  Vaballathus  Atheno- 
dorusund  Zenobia  sind  interessante  Beiträge  zu  Dr.  v. 
Sallet's  im  Jahre  1866  veröffentlichten  Schrift  „Die 
Fürsten  von  Palmyra"  und  zu  desselben  Verfassers  vor- 
trefflichem Aufsatze  „Die  Münzen  des  Vaballathus  und  der 
Zenobia"  in  unserer  Num.  Zeitschrift  Bd.  II,  1870,  S.  31 
bis  48.  Was  aus  den  bis  jetzt  bekannten  Münzen  auf 
numismatischem  Wege  für  die  Geschichte  der  palmyreni- 
schen  Fürstenfamilie  zu  gewinnen  war,  hat  der  Verfasser 
mit  Scharfsinn  und  richtiger  Kritik  ausgesprochen.  Er  hat 
durch  lobenswerthe  Lösung  seiner  Aufgabe  den  Gegen- 
stand erschöpft.  Wenn  Herr  Oberdick  in  Neisse  als  Philolog 
in  seiner  Recension  über  von  Sallet's  „Fürsten  von 
Palmyra"  von  der  Münzkunde  ganz  Umgang  nimmt  und 


Grabstichel  wieder  hergestellt,  da  eine  Julia  Paula  mit  L  B  wenig- 
stens eben  so  selten  ist  als  eine  Orbiana.  —  Sallet's  Zweifel  über 
das  Datum  L  B  bei  Orbiana  ist  demnach  gerechtfertigt. 

!)  Die  Münzen  ohne  CEM  haben  immer  das  Brustbild  eines 
jugendlichen  Kaisers. 


296 


Numismatische  Literatur. 


einseitige  Bemerkungen  macht,  wie  z.  B.  seine  Verdächti- 
gung der  Echtheit  der  wohlbekannten  Vaballathusmünzen, 
so  trifft  des  Tadels  Pfeil  nicht  den  Gegner  sondern  den 
Schützen  selbst.  Solche  Fehlschüsse  beweisen  eben  wieder 
wie  nützlich  ja  nothwendig  es  für  Philologen  undArchaeo- 
logen  sei,  sich  mit  der  Numismatik  vortraut  zu  machen. 
Im  Gegensatze  zu  der  absprechenden  Kritik  des  genannten 
Philologen  gereicht  es  mir  zur  wahren  Genugthuung  das 
für  Dr.  v.  Sallet  sehr  ehrenvolle  Urtheil  eines  ausgezeich- 
neten Gelehrten  anführen  zu  können  der  sich  als  Franzose 
mit  der  Anerkennung  der  Verdienste  eines  deutschen 
Gelehrten  gewiss  nicht  übereilt  haben  wird  *).  Die  Stelle 
lautet:  „Cette  enumeration  de  titres,  tous  ecrits  en  abrege 
a  beaueoup  excite  la  curiosit6  des  numismatistes ,  depuis 
le  P.  Hardouin  et  le  president  Bouhier  jusq'aux  savants  de 
nos  jours;  c'etait  im  petit  probleme  numismatique  que 
ehaque  generation  se  transmettait,  et  dont  la  Solution 
definitive  n'a  et6  trouvee  que  par  M.  de  Sallet."  (Hier  folgt 
die  Auslegung  der  Vaballathus  -  Münzinschriften  wie  sie 
Sallet  giebt).  „Cette  Interpretation  nie  paralt  excellente; 
eile  est  confirmee ,  quant  au  titre  qui  aurait  pu  parattre  le 
plus  contestable,  celui  de  consulaire  par  la  decouverte 
que  nous  avons  faite  du  meme  titre  porte  par  Odainath 
(PI.  Nr.  23) ;  il  resulte  pour  moi,  de  cette  co'mcidence,  que 
Vaballath  a  simplement  inscrit  sur  ses  monnaies  la  liste 
des  titres  romains  portes  par  son  pere,  et  j'en  conclus,  a 
l'appui  de  ce  que  j'ai  dit  pröcedemment,  qu'Odainath  n'a 
jamais   ete  appele  Auguste,    mais  Imperator,   Dux, 


*)  De  Vogüe:  Inscriptions  semitiques.  Paris,  18G9,  p.  32  ff. 


297 


Numismatische  Literatur. 

Maximianus. 

L  IB  mit  der  reclitshin  schreitenden  Victoria. 
Meine  Sammlung  Nr.  ||^-. 

Galer ius  Maximianus,  Caesar. 

L  A  mit  der  Spes. 
M.  Samml.  Nr.  Ä 

lzOo 

D  o  m  i  t  i  u  s  D  o  m  i  t  i  a  n  u  s. 

Zum  Schluss  eine  vortreffliche  Abhandlung,  wie  über- 
haupt die  Artikel  über  die  spätem  Kaiser  mit  besonderer 
Vorliebe  gearbeitet  sind.  Bei  den  Alexandrinern  des  Dom. 
Domitianus  stossen  wir  eben  wieder  auf  einen  jener  numis- 
matischen Widersprüche,  zu  deren  Erklärung  die  vor- 
handenen Behelfe  nicht  ausreichen.  Fest  stehen  nur  seine 
in  Alexandria  geprägten  römischen  Münzen  mit  ALE  im 
Abschnitt.  Sie  fallen  in  die  Zeit  Diocletians.  Seine  griechi- 
schen Alexandriner  mit  der  Strahlenkrone  hingegen  weisen 
nach  Metall,  Grösse  (6)  und  Fabrik  auf  eine  bedeutend 
frühere  Periode,  auf  die  Zeit  Galliens  zurück.  Das  aus  dem 
Mus.  Theup.  stammende  gut  erhaltene  und  unbezweifelt 
echte  Exemplar  im  Wiener  Münzkabinet  ist  bei  Mionnet  (VI, 
467,  3410)  beschrieben.  Der  Porträtkopf  dieser  Potinmünze 
gleicht  auf  das  genaueste  dem  sichern  Porträtkopfe  dieses 
Kaisers  auf  den  römischen  Kupfermünzen  mit  ALE.  Die 
Identität  der  Person  steht  daher  ausser  Zweifel  und 
zwischen  den  Prägungen  dieser  zwei  Münzgattungen  konnte 
kein  bedeutender  Zeitraum  liegen.  Auf  eine  Präge  der 
Diocletianschen  Zeit  weiset  abgesehen  von  der  Porträt- 
ähnlichkeit nur  noch  die  Einfachheit  der  abgeth eilten 
Inschrift  AoMITI   ANoC   C€B.    —   Das  Exemplar   meiner 


298 


Numismatische  Literatur. 


Sammlung  Nr.  -^j-  Pot.  5</3  mit  dem  Serapiskopfe  und 
dem  angezweifelten  L  A  ist  zwar  echt,  aber  dürftig  erhalten, 
daher  nicht  beweiskräftig.  Noch  weniger  Vertrauen  ver- 
dient, wie  mir  scheint,  das  Exemplar  der  Sammlung  St. 
Florian,  Pot.  Gr.  5,  welches  auf  der  Vorderseite  das 
lorbeerbekränzte  Brustbild  dieses  Kaisers  und  auf  der 
Kehrseite  bei  L  B  den  Kopf  des  Serapis  mit  Lorbeerkranz 
und  verziertem  Modius  zeigt.  Die  Inschrift  hingegen 
AoMIT(l)ANoC  C€B  ist  offenbar  mit  dem  Grabstichel  Über- 
arbeitet und  verdächtigt  die  ganze  Münze.  Auch  mahnt  der 
Serapiskopf  an  Prototypen  einer  weit  frühern  Zeit.  (Das 
Schledehaussche  Stück  mit  dem  Lorbeerkranz  ist  mir  nicht 
mehr  erinnerlich.)  *)  Aus  dem  Ganzen  tritt  des  Verfassers 
Ansicht  als  glänzend  gerechtfertigt  hervor.  Es  handelt  sich 
hier  nur  von  einem  und  demselben  Domitianus  welcher 
zur  Zeit  Diocletians  und  Maximians  —  vielleicht  von  diesen 
anerkannt,  vielleicht  auch  als  Gegenkaiser  —  eine  kurze 
Zeit  eines  nicht  genau  zu  bestimmenden  Jahres  in  Aegypten 
geherrscht  hat.  Zur  Erklärung  des  Widerspruchs  zwischen 
der  spätem  Regierungszeit  und  der  scheinbar  früheren 
Ausprägung  der  Münzen  findet  sich  wohl  keine  bessere 
Auskunft  als  jene  welche  Sallet  giebt.  Domitian  hat,  da 
die  gänzliche  Entwerthung  der  Alexandriner-Potinwährung 
nicht  länger  fortbestehen  konnte  und  nachdem  die  Ein- 
führung einer  allgemein  giltigen  römischen  Kupferwährung 
eine  Notwendigkeit  geworden,  noch  einen  letzten  Versuch 
gemacht,  dem  von  ihm  regierten  Aegypten  durch  Ausbrin- 


*)  Der  kleine  Domitian  mit  dem  Lorbeerkränze  ist  kein  Theil- 
stück  des  grössern  mit  der  Strahlenkrone,  denn  von  den  alexan- 
drinisclien  Potinmünzen  giebt  es  keine  Theilstücke  ,  diese  kommen 
nur  bei  den  alexandiinischen  ßronzemiinzen  vor. 


Numismatische  Literatur. 


299 


gung  einer  besseren  griechischen  Potin Währung,  noch 
einen  Schein  von  Autonomie  zu  erhalten.  Dieser  Versuch 
war  also  der  Schlussstein  der  Alexandriner. 

Auch  wir  schliessen  hier  unsre  ohnehin  langathmige 
Besprechung  indem  wir  dem  Verfasser  nochmals  zu  seiner 
vollkommen  gelungenen  Arbeit  Glück  wünschen.  Die  vor- 
liegende Schrift  kann  mit  voller  Berechtigung  Sammlern 
und  Ordnern  Alexandrinischer  Kaisermünzen  als  verläss- 
licher Wegweiser  bestens  empfohlen  werden.  Aher  auch 
für  die  römische  Kaisergeschichte  findet  sich  in  dieser 
Schrift  auf  numismatischem  Wege  vieles  nachgewiesen 
und  festgestellt,  was  man  aus  andern  historischen  Quellen 
schwerlich  heraus  finden  würde. 

C.  W.  Huber. 


2.  J.  Friedlaender :  Medaglie  Macedoniche  di  Marco 

Bruto.     Roma  1870.   Mit  sechs  Holzschnitten.  (Aus  dem 

Bulletino   dell'   Instituto  di    corrispondenza  archeologica. 

Jahrgang  1870,  p.  193—201.) 

In  dieser  kleinen  Abhandlung  hat  der  in  den  Tiefen 
unserer  Wissenschaft  heimische  Meister  eine  Reihe  von 
Münzen  klar  gelegt  welche  in  mehrfacher  Beziehung- 
wichtig  ist.  Die  Münzen  sind  zwar  alle  schon  bekannt,  die 
unrichtige  Zutheilung  gerade  der  wichtigsten  Stücke  ver- 
hinderte aber  den  Zusammenhang  auch  der  andern  deutlich 
wahrzunehmen.  Man  vermuthete  bisher  wohl ,  dass  die 
Goldmünzen  mit  KOZHN,  Stateren  macedonischen  Ge- 
wichtes, unter  dem  Proconsulat  des  Brutus  dessen  Mono- 
gramm sie  hin  und  wieder  tragen  in  Macedonien  geschlagen 


500 


Numismatische  Literatur. 


seien;  gleiches  setzte  Fr.Lenormant  von  den  Tetradrachmen 
des  Quaestors  Aesillas  voraus,  welche  auf  denselhen  Fuss 
geschlagen  mit  lateinischen  Magistratnamen  den  Namen 
des  Landes  in  griechischer  Aufschrift  verbinden  und  auf 
der  Vorderseite  nicht  wie  jener  glaubte  den  Kopf  der 
Libertas,  sondern  nach  Friedlaenders  Bemerkung  jenen 
Alexanders  des  Grossen  mit  den  Ammonshörnern  tragen, 
zugleich  zeigen  sie  auf  der  Rückseite  die  sella  curulis,  die 
Urne  und  eine  Keule. 

Dieselben  Symbole  ohne  Keule  kehren  nun  auf  einer 
Bronzemünze  mit  dem  Buchstaben  Q  wieder,  welche  vorne 
einen  unbekränzten  Porträtkopf  zeigt.  Sestini  hatte  das 
jetzt  im  Berliner  Kabinete  befindliche  Exemplar  mit  der 
erfundenen  Aufschrift  S  •  CATO  und  LA  begabt  und  nach 
Cyrenaica  gelegt,  worin  ihm  wenngleich  mit  Bedenken 
Mionnet  bezüglich  des  Pariser  Exemplares  folgte.  Nach 
Friedlaenders  Untersuchung  ist  der  Porträtkopf  kein  anderer 
als  jener  des  M.  Brutus,  die  Münze  selbst  den  unter 
Augustus  in  Thessalonica  geschlagenen  Geldstücken  sehr 
ähnlich  und  sicher  eine  macedonische  Präge;  sie  tritt 
ergänzend  zu  den  genannten  Tetradrachmen  des  Aesillas. 
—  Auf  einer  anderen  Bronzemünze  mit  ähnlichem  Kopfe 
erscheint  um  diesen  die  Inschrift  PRINCIPI  FELIX  (colonia), 
nicht  wie  Florez  las  PRINCIPI  LEG  ■  IX;  die  Rückseite  stellt 
einen  mit  Ochsen  bespannten  Pflug  und  die  Aufschrift  VE 
(Monogramm)  TEP  (Monogramm)  MVR  (duumviri)  COLONiae 
IVLiae  dar.  Florez  gab  sie  der  Colonie  Julia  Baeticae  in 
Spanien,  Mionnet  nahm  diese  Bestimmung  gegen  Eckhels 
Einwendungen  an,  Sestini  endlich  erklärte  sie  für  eine 
Fälschung  nach  einer  Münze  von  Parium.  Auch  diese 
Münze  hat  Friedlaender  geprüft  und  als  eine  echte  macedo- 
nische Präge,  wahrscheinlich  in  Dium  geschlagen,  erfunden. 


Numismatische  Literat ur. 


301 


Der  Kopf  ist  auch  hier  jener  des  Brutus;  als  dieser  im 
Jahre  42  von  Athen  gegen  Thessalien  reiste,  mag-  er  Dium 
berührt  und  zugelassen  haben,  dass  ihm  die  Stadt  auf  der 
aus  diesem  Anlasse  geprägten  Münze  den  Titel  prineipi 
beilegte,  da  er  ja  auch ,  Caesar  nachahmend  sein  Porträt 
auf  Gold  und  Silberdenare  setzte,  ohne  aber  dass  der  Senat 
ihn  wie  seiner  Zeit  den  Caesar  dazu  ermächtigt  hätte. 

Wie  diese  Neubestimmungen  lehren,  übte  Brutus 
nicht  blos  in  Rom  das  Mttnzrecht  in  Gold  und  Silber  aus 
sondern  auch  in  der  Provinz  Macedonien  und  zwar  in  allen 
Metallen;  hier  aber  setzte  er  sein  Porträt  nur  auf  die 
Kupferstücke,  in  Gold  und  Silber  nahm  er  Rücksicht  auf 
die  Erinnerungen  des  Landes.  Das  macedonische  Gewicht, 
der  Kopf  Alexanders  auf  den  Tetradrachmen,  theilweise 
auch  die  griechische  Aufschrift  sind  Zeichen,  dass  er  der 
Präge  in  Edelmetall  obwohl  sie  von  ihm  ausgieng  den 
Anschein  einer  autonomen  Landespräge  Hess,  offenbar  um 
in  so  gefährlicher  Zeit  die  Gesinnung  der  Macedonier  zu 
gewinnen.  Die  Münzen  dieser  Reihe  sind  selbstverständlich 
vor  der  Schlacht  bei  Philippi  (42  v.  Chr.)  geprägt. 

Endlich  schreibt  der  Vf.  eine  Bronzemünze  des  Julius 
Caesar  und  eine  desAugustus  der  macedonischen Präge  zu; 
erstere  ist  unter  Caesars  dritter  Dictatur  (4G — 45)  von 
seinem  Präfecten  C.  Clovius  geschlagen  und  zeigt  den 
Kopf  der  Victoria  auf  der  einen,  die  Minerva  mit  Tropaeum 
Schild  und  Schlange  auf  der  andern  Seite.  Die  andere, 
welche  Cavedoni  für  ein  aegyptisches  Produkt  hielt,  ist 
vom  Praetor  Oppius  geschlagen  und  weist  den  aus  Caesars 
und  Augustus'  Münzen  bekannten  Venuskopf  und  die 
Victoria  mit  Palme  und  grosser  Schale  auf. 

Daran  schliessen  sich  endlich  die  in  Thessalonica 
und    Pella   geprägten    Münzen    des    Octavian    und    des 


302 


Numismatische  Literatur. 


Antonius  mit  griechischen  Legenden,  welche  diesen  den 
Titel  imperator  beilegen  und  in  die  Zeit  nach  der  Schlacht 
von  Philipp?  gehören.  Es  wurde  also  schon  vor  des  Brutus 
Proconsulat  von  J.  Caesar,  nach  demselben  von  M.  Anton 
und  Octavian  das  Münzrecht  in  Maccdonien  ausgeübt, 
jedoch  nur  in  Kupfer,  nicht  auch  in  Edelmetall,  was  das 
Charakteristische  in  der  Präge  des  Brutus  ist. 

Mit  dem  beherzigenswerthen  Winke  dass  man  nach 
Analogie  der  ersten  der  neubestimmten  Münzen  das  Porträt 
des  Cassius  auf  kleinasiatischen  Münzen  finden  dürfte, 
schliesst  der  Verfasser  seine  verdienstliche  Studie  ;  dass  sie 
neben  dem  Schmuck  klarer  und  bündiger  Darlegung  mit 
mustergiltigen  Abbildungen  ausgestattet  ist,  daran  sind  wir 
von  ihm  zu  sehr  gewöhnt,  um  diese  noch  besonders 
rühmen  zu  müssen.  F.  Kenner. 


3.  A.  Salinas :  Le  monete  delle  antiche  cittä  di 
Sicilia  primo  fascicolo  (Palermo  Stabilimento  tipografico 
di  Franc.  Lao  1871.  Für  Deutschland  hat  den  Verlag  allein 
S.  Calvary  et  Comp.  Specialgeschäft  für  Philologie  und 
Naturwissenschaft.  Berlin,  Oberwasserstrasse  11). 

Der  Verfasser  wünscht  mit  dem  Werke  dessen  erstes 
Heft  vor  uns  liegt  die  fühlbare  Lücke  zu  ergänzen,  welche 
in  der  numismatischen  Literatur  von  Sicilien  besteht,  da 
das  an  sich  an  vielen  Gebrechen  leidende  Werk  des 
Fürsten  Torremuzza  schon  lange  veraltet  ist.  Der  Plan  des 
Verfassers  besteht  darin  die  dreifache  Zahl  der  von 
Torremuzza  bekannt  gegebenen  Münzen  auf  ungefähr  lbO 
Tafeln  mitzutheilen  und  den  Text  so  einzurichten,  dass  der 
erste  Theil  der  Beschreibung  der  Münzen  nebst  Angaben 


Numismatische  Literatur. 


303 


über  Provenienz  Gewicht  und  Seltenheit,  der  zweite  die 
Erläuterungen  enthält. 

Vierzehn  Jahre  selbstständiger  Forschungen  und 
Studien  in  den  Museen  von  Athen  Bologna  Berlin  Dresden 
Florenz  London  Mailand  München  Neapel  Paris  Parma 
Rom  Turin  Wien  und  in  vielen  Privatsammlungen  haben 
dem  Verfasser  ein  vollständiges  und  ausgezeichnetes 
Matcriale  zugeführt.  Schon  dieser  Umstand  allein  zeigt  von 
dem  Umfange  seiner  Vorbereitung  und  da  er  in  Deutschland 
selbst  seine  wissenschaftliche  Ausbildung  erlangte,  so 
steht  ein  Werk  zu  erwarten,  welchem  die  Methode  und 
Gründlichkeit  der  deutschen  Gelehrten  und  die  Vertrautheit 
mit  den  Ergebnissen  ihrer  Forschungen  auf  dem  Gesammt- 
gebiete  der  classischenArchaeologie  zu  Gute  kommt,  damit 
verbindet  sich  ein  durch  Uebung  von  früher  Jugend  auf 
geschärfter  Blick  und  eine  genaue  Kenntniss  der  Topogra- 
phie und  Literatur  des  Landes  welches  der  Gegenstand  der 
Arbeit  ist.  Der  seltenen  Gunst  des  Zusammentreffens  so 
vieler  fördernder  Momente  hat  sich  eine  Abtheilung  von 
Münzen  zu  erfreuen  welche  ihrer  freilich  sehr  bedarf.  Nicht 
blos  durch  ihre  Schönheit  sind  sie  die  Lieblinge  der 
Numismatiker  und  —  man  darf  heutzutage  sagen  —  der 
gebildeten  Welt  geworden ,  sondern  sie  sind  überaus 
lehrreich  auch  in  andern  Beziehungen,  die  in  älterer  Zeit 
nicht  oder  zu  wenig  gewürdigt  wurden :  für  die  politische 
Geschichte  durch  den  fortwährenden  Kampf  zwischen 
republicanischer  und  monarchischer  Staatsform,  für  die 
Handelsgeschichte  durch  die  überaus  verbreiteten  Verbin- 
dungen welche  sie  verrathen,  für  die  Geschichte  des 
Geldes  endlich,  indem  sie  den  Uebergang  der  alteiuhei- 
mischen  Kupfergeld-  in  die  griechischen  Silbergeldsysteme 
verfolgen  lassen,   während   dieser  in   Griechenland  und 


304 


Numismatische  Literatur. 


Unteritalien  nicht  mehr  erkannt  werden  kann,  sondern 
bereits  als  vollzogene  Tliatsache  uns  entgegentritt,  in 
Mittelitalien  hingegen  in  viel  jüngerer  Zeit  vor  sich  geht. 
Durch  diesen  Uebergang  und  die  mannigfachen  Reductionen 
kommt  es  dass  die  schönsten  Münzen  des  Alterthuins 
zugleich  die  schwierigsten  Probleme  darbieten. 

Das  erste  Heft  enthält  vorläufig  nur  einen  Tlieil  der 
Vorrede,  welche  sich  eingehend  mit  der  Kritik  des  Werkes 
von  Torremuzza  beschäftigt.  Frei  von  einem  missverstan- 
denen Patriotismus  werden  die  Mängel  desselben  dargelegt: 
die  häufigen  unrichtigen  Lesungen,  die  Systemlosigkeit, 
die  Unverlässlichkeit  der  Zeichnungen ,  Eigenschaften, 
welche  zum  grösseren  Theile  jener  Zeit,  nicht  dem  Verfasser 
zur  Last  fallen. 

Dem  ersten  Hefte  liegen  als  Probe  die  Tafeln  I  und 
VT II  bei,  von  G.  Ciaccio  gezeichnet,  von  Stanghi  und  Fr. 
di  Bartolo  gestochen;  sie  gehören  zu  den  Schönsten,  was 
wir  von  numismatischen  Illustrationen  gesehen  haben,  und 
reproduciren  den  Charakter  der  Münzen  mit  Geist  und 
Geschmack  ohne  süsslich  verschönernde  „Correkturen"  wie 
ohne  Trockenheit  und  Aengstlichkeit. 

Wir  wünschen  dem  prächtigen  Werke  welches  dem 
Andenken  der  Mutter  des  Verfassers  gewidmet  zugleich 
ein  Denkmal  kindlicher  Pietät  ist,  einen  raschen  und 
ungehinderten  Fortgang. 

Gleichzeitig  erwähnen  wir  einer  kleineren  Abhandlung 
desselben  Verfassers ,  welche  unter  dem  Titel :  Di  (lue 
monete  della  regina  Filistide  donate  al  B.  Museo  di 
Palermo,  im  Periodico  diNumismatica  e  »Sfragistica  (anno  I, 
Fase  V)  erschienen  ist.  Luynes  und  Mommsen  hatten  die 


Numismatische  Literatur. 


305 


Zeit  der  Königin  auf  die  Epoche  der  Regierung  des 
K.  Hieronymos  angesetzt  (214 — 213)  welcher  nach  Gelo's 
Tode  (216)  und  der  Ermordung  Hicro's  II  (214)  ausser 
seinen  eigenen  Münzen  solche  auch  auf  die  eben  genannten 
Könige  und  auf  Philistis  habe  schlagen  lassen.  Dagegen 
spricht  sich  Salinas  mit  Recht  aus,  indem  Hieronymos  nur 
13  Monate  regierte,  eine  Zeit,  die  viel  zu  kurz  ist,  um  die 
grosse  Menge  der  Münzen ,  die  ihr  zugetheilt  werden  zu 
fertigen ,  namentlich  jene  der  Philistis  weisen  durch  die 
Mannigfaltigkeit  der  Stämpel  und  Beizeichen  auf  eine 
längere  Prägeperiode  hin.  Der  Verfasser  theilt  sie  daher 
der  Epoche  Hiero's  II  zu,  welcher  54  Jahre  regierte.  Der 
Kopf  stellt  nach  seiner  begründeten  Vermuthung  nicht  die 
Demeter  sondern  die  Königin  selbst  dar;  die  verschiedenen 
Lebensalter,  in  der  sie  nach  andern  abgebildet  sein  soll, 
erklären  sich  nur  aus  den  verschiedenen  Stufen  der  Voll- 
kommenheit der  Arbeit  und  der  Künstler,  welche  die 
Stämpel  schnitten.  Den  Namen  <bt\«rrtötwv  vfyufffA«  n 
bei  Hesichius  endlich  erklärt  er  als  Bezeichnung  eines 
neuen  Fusses,  der  zum  ersten  Male  in  den  Münzen  mit  der 
Königin  Porträt  eingeführt  worden  sei;  sie  sind  16  Litren- 
stücke  und  erhielten  nach  dem  Gepräge  vom  Volke  den 
Namen  der  Königin. 

Sehr  wichtig  ist  die  Mittheilung  zweier  unbekannter 
Silbermünzen  die  nach  Hieronymos  Tode  bis  zur  römischen 
Occupation  (213—212)  von  der  republikanischen  Partei, 
welche  damals  ans  Ruder  gelangte,  geschlagen  wurden  und 
als  die  letzten  autonomen  syrakusanischen  Silberstücke 
gelten  müssen.  In  einem  etwas  rohen  Style  zeigen  sie 
republikanische  Typen,  welche  auf  ältere  Stücke  von 
Gelon  II  und  Hieronymos  aufgeprägt  wurden,  unter  ihnen 
eine   Nachbildung    der    berühmten    Statue    des   Jupiter 

20 


306 


Numismatische  Literatur. 


Imperator  in  Syrakus.  Die  beigegebene  Tafel  von  den 
schon  genannten  Künstlern  stellt  unter  andern  diese 
Ueberprägungen  und  ihre  Originale  in  trefflicher  Weise 
dar.  Fr.  Kenner. 


4.  Norbert  Dechant,  Professor  am  k.  k.  Schott engym- 
nasinm  und  Custos  der  stiftlichen  Münzsammlung.  Der 
Denar  Victoriat  und  reducierte  As  der  römischen 
Republik.  (Separatabdruck  aus  dem  Jahresberichte  1871 
des  k.  k.  Obergymnasiums  zu  den  Schotten  in  Wien.) 
Wien  1871,   Selbstverlag  des  Verfassers.   IV  und   80  S. 

II  Tafeln. 

Kurz  vor  dem  Schlüsse  des  vorliegenden  Doppel- 
heftes der  Zeitschrift  kommt  uns  die  ebengenannte  jüngste 
Erscheinung  auf  dem  Gebiete  der  numismatischen  Literatur 
zu,  auf  welche  unsere  Leser  aufmerksam  zu  machen  wir 
nicht  umhin  können. 

Ihre  Absicht  ist,  aus  den  grossen  Werken  von  Monnn- 
sen  und  Baron  d'Ailly  sowie  aus  den  einschlägigen  Studien 
von  Borghesi  Hultsch  und  Cohen  die  wichtigsten  Punkte 
der  neueren  Literatur  über  das  Münzwesen  der  römischen 
Republik  in  ein  Compendium  zusammenzustellen,  welches 
zunächst  für  einen  jugendlichen  Leserkreis  bestimmt  in 
gleicher  Weise  das  Studium  der  Klassiker  wie  die  Bedürf- 
nisse des  angehenden  Münzsammlers  im  Auge  hat;  doch 
bietet  es  auch  für  den  Fachmann  eine  übersichtliche 
Zusammenstellung  der  vorzüglichsten  Fragen,  aufweiche 
die  Forschung  in  diesem  Gebiete  gestossen  ist.  Bei  der 
Kostspieligkeit  und  dem  Umfange  jener  genannten  Quel- 


Numismatische  Literatur. 


307 


lenwerke  die  sich  nicht  häufig  in  Privatbibliotheken  rinden 
kann  ein  Schriftchen  nur  willkommen  sein ,  welches  eine 
schnelle  Orientirung  über  den  dermaligen  Stand  der  Streit- 
fragen und  die  bisher  erlangten  Resultate  gestattet. 

Diesem  praktischen  Gesichtspunkte  entspricht  neben 
der  klaren  schlichten  Darstellung  der  Theorie  des  römisch- 
republikanischen Münzwesens  vorzüglich  die  Erklärung 
der  wichtigsten  einschlägigen  Belegstellen  aus  den  grie- 
chischen und  römischen  Klassikern  und  die  Beigabe  von 
übersichtlichen  Verzeichnissen,  wie:  der  Beizeichen  auf  den 
sogenannten  Konsularmünzen  (97  an  Zahl,  S.  21),  der 
Buchstaben  von  Münzstätten  (S.24)  der  praenomina  (S.  27), 
cognomina  und  nomina  (S.  31),  der  gentes  (S.  32),  ferner 
der  Monogramme  Ligaturen  und  Abbreviaturen  (S.  34  und 
Taf.  I),  die  Darstellung  der  Rechnung  in  Sesterzen  (S.  41) 
und  die  Reduktion  des  Werthes  der  Silbermtinzen  in  drei 
Währungen,  der  österreichischen,  süddeutschen  und  der 
französischen  nach  Franken  (S.  51).  Auch  sind  an  den  be- 
treffenden Stellen  synoptische  Tafeln  über  den  Bestand  der 
Sammlung  des  Stiftes  Schotten  (Consular -Silber  S.  52, 
reducirtes  Consular -Kupfer  S.  77)  eingerückt.  Endlich 
bildet  eine  chronologische  Uebersicht  der  Präge-Epochen 
und  der  in  der  Schrift  berührten  geschichtlichen  Begeben- 
heiten den  Schluss. 

Für  den  Fachmann  wichtiger  sind  die '  Ergebnisse 
eigener  Untersuchungen,  welche  der  Verfasser  in  der 
Schrift  mittheilt;  durch  sie  verliert  diese  den  kompilato- 
rischen  Charakter  und  erhält  das  Gepräge  einer  selbst- 
ständigen Bearbeitung.  Wir  heben  vorzüglich  zwei  Punkte 
in  dieser  Richtung  hervor,  die  Recension  der  von  Luynes 
und  d'Ailly  angenommenen  ältesten  römischen  Silberpräge 

20* 


308 


Numismatische  Literatur. 


in  der  Zeit  vor  der  Schwerkupferepoche  und  den  Fort- 
schritt der  Reduktionen  des  römischen  As.  Erstere  Ansicht 
verwirft  der  Verfasser  mit  Recht,  indem  er  im  Einzelnen 
die  Belegstellen  prüft,    die  keineswegs  seine  Annahme 
unterstützen,   und  indem  er  die  Ungereimtheit  der  Hypo- 
these in  andren  Beziehungen  darstellt.  Was  den  zweiten 
Punkt  betrifft,  nehmen  Mommsen  und  Hultsch  als  erste 
Stufe  der  Reduktionen  des  As  den  Trientalfuss,  als  zweite 
den  Sextantarfuss  an,  während  d'Ailly  nach  dem  libralen 
einen  semilibralen  ansetzt,  den  trientalen  in  Abrede  stellt 
und  dafür  einen  quadrantalen  aufnimmt.  Zur  Begründung 
seiner  Ansicht  theilt  er  ein  überaus  reiches  Materiale  mit, 
das  früherhin  unbekannt  war.  Aus  letzterem,    namentlich 
den   vielen  Wägungen  ergiebt  sich  mit  Notwendigkeit, 
dass  in  der  That  ein  semilibraler  und  ein  quadrantaler 
Fuss  bestanden  habe;   von   beiden  ist  der  erstere  ohne 
Zweifel  auf  Grund  eines  speciellen  Gesetzes  eingeführt 
worden  da  die  Kupfermünze  damals  noch  Werthgeld  war 
und  umsoweniger  seine  Reduktion  der  blossen  Willkür 
überlassen  bleiben  konnte,    dies    zumal  nicht  in  einem 
Staate,   welcher   so   genau   auf  das  Recht  hielt  als  der 
römische.  Dagegen  scheint  der  quadrantale  Fuss  nicht  ein 
legaler  sondern  nur  factisch  bestehender  gewesen  zu  sein; 
gesetzliche  Normirung   war  zur  Zeit  seines  Aufkommens 
nicht  mehr  nothwendig  weil  damals  das  Kupfergeld  schon 
zur    Scheidemünze    herabzusinken    begann.     Zu    dieser 
Ansicht   gelangt   der  Verfasser   der   in   Rede   stehenden 
Abhandlung  indem  er  lediglich  die  in  den  Münzgewichten 
ausgesprochenen  Thatsachen ,  welche  er  eingehend  nach- 
weist, acceptirt.  Aus  demselben  Grunde  hält  er  aber  auch 
gegen  d'Ailly  den  trientalen  Fuss  aufrecht  und  theilt  diesem, 
nicht  dem  libralen  oder  semilibralen  die  Multiple  des  As  zu. 


Numismatische  Literatur.  vkjv 

Wir  sehen  in  dieser  Aufnahme  der  stichhältigen 
Resultate  aus  d'Aillys  Werke  in  die  betreffende  Frage 
einen  entschiedenen  Fortschritt  zu  ihrer  Lösung  und 
empfehlen  aus  diesem  Grunde  das  vorliegende  Schriftchen 
der  Aufmerksamkeit  der  Fachmänner  nicht  weniger  als 
jener  der  jugendlichen  Leser,  an  die  es  sich  zunächst 
richtet.  Fr.  Kenner. 


5.  A.  Cav.  Magrini:  Sopra  cinquanta  medaglie  di 

Vallerio  Belli.  Venezia  1871.  (Aus  den  Atti  del  reale 

Instituto  Veneto  di  scienze  lettere  ed  arti.  Serie  III  Vol.XVI) 

36  S.  und  2  Tff. 

Seit  langer  Zeit  mit  einer  grösseren  Arbeit  über  das 
Leben  und  die  Werke  des  Valerio  Belli  beschäftigt, 
gelangte  der  Verfasser  zu  der  wichtigen  Entdeckung  dass 
eine  ansehnliche  Reihe  von  Medaillen  in  den  Sammlungen 
zu  Venedig  Wien  Berlin  und  Paris  aus  Stämpeln  herrühre, 
welche  dieser  bedeutendste  der  italienischen  Graveure 
des  XV.  Jahrhundertes  gearbeitet  hat. 

Die  Geschichte  dieser  Entdeckung  und  ihre  Begrün- 
dung sowie  Andeutungen  über  Tendenz  und  Entstehen  der 
Arbeiten  Belli 's  bilden  den  vorzüglichen  Inhalt  der  Ab- 
handlung. In  einem  Artikel  der  Ersch  und  Gruber'schen 
Encyclopaedie  über  den  Meister  findet  sich  ein  von  dem 
Nürnberger  Rothscholtz  (XVIII  Jahrhundert)  offenbar  nach 
den  Originalen  selbst  gearbeitetes  mageres  Verzeichniss 
von  50  Medaillen  Belli's;  es  stimmt  mit  einem  etwas 
genaueren  aber  viel  älteren  der  Ambrosianischen  Bibliothek 
in  Mailand  (signirt  R.  99  P.  Sup.  und  zuerst  vom  Grafen 


310 


Numismatische  Literatur. 


Giov.  de  Schio  copiert),  ferner  mit  einer  Notiz  in  dem  vom 
Grafen  Raczinski  veröffentlichten  Werke  Les  arts  en 
Portugal  in  vorzüglicher  Weise  zusammen.  Diese  erwähnt 
einer  Begegnung  des  portugiesischen  Malers  Francesco  da 
Olanda  mit  Valerio  Belli  in  Rom,  wobei  letzterer  dem  lange 
nicht  gesehenen  Freunde  50  Medaillen  seiner  Arbeit 
gezeigt  habe,  unter  welchen  jene  auf  Artemisia  und  auf 
Virgilius  die  vorzüglichsten  gewesen  wären.  Auch  das 
ambrosianische  Verzeichniss  nennt  dieselbe  Zahl  und  die- 
selben Rückseiten  ,  welche  die  Angaben  von  Rothscholtz 
wie  spärlich  auch  immer  sie  sein  mögen,  aufführen. 

Die  Vergleichung  dieser  Quellen  welche  völlig  unab- 
hängig von  einander  sind  sprach  für  ihre  Verlässlichkeit 
und  nachdem  der  Verfasser  damit  festen  Grund  erreicht 
hatte,  sendete  erCopien  der  Verzeichnisse  an  verschiedene 
Museen  in  Italien,  sodann  an  jene  von  Deutschland  und 
Frankreich;  er  gelangte  dadurch  in  den  Besitz  von 
Abgüssen  jener  fünfzig  Medaillen  deren  Stämpel  in  den 
Quellen  verzeichnet  sind.  Ref.  kennt  davon  29  im  k.  k. 
Kabinete  vorhandene  Stücke  und  musste  sich  sofort  tiber- 
zeugen, dass  sie  in  der  That  einer  und  derselben  Künstler- 
hand entsprungen  sind.  Ihr  Kunstwerth  entspricht  den 
grossen  Lobeserhebungen,  welche  Francesco  da  Olanda  und 
Vasari  ihnen  widmeten  und  kommt  den  der  antiken  Münzen 
ziemlich  nahe,  obwohl  der  Charakter  ein  durchaus  selbst- 
ständiger  ist.  Es  sind  lauter  geistreiche  Arbeiten  voll  Adel 
und  Feinheit  in  den  Formen,  leicht  und  sicher,  aber  mit 
Sorgfalt  ausgeführt.  Sie  bilden  in  zwei  Grössen  angefertigt 
eine  längere  ikonographische  Reihe  hervorragender  Männer 
und  Frauen  des  Alterthums,  Herren,  Feldherren  und  Dichter, 
wie  sie  jene  Zeit  in  Suiten  zusammenzustellen  liebte.  Sehr 


Numismatische  Literatur. 


311 


wahrscheinlich  haben  bei  einzelnen  noch  jetzt  nachweisbare 
Vorbilder  in  antiken  Münzen  den  Künstler  unterstützt,  die 
meisten  sind  aber  von  selbstständiger  Erfindung.  Belli 
erfreute  sich  hiebei  der  Führung  der  als  Philologen  und 
Sammler  hervorragenden  Freunde  und  Gönner  Giorgio 
Trissino,  Pietro  Bembo  und  Giorgio  Lascaris,  namentlich 
der  Beihilfe  des  letzteren  wird  das  Ueberwiegen  von 
Medaillen  mit  Aufschriften  in  den  damals  noch  ziemlich 
neuen  und  unbekannten  griechischen  Lapidarbuchstaben 
und  die  in  der  Wahl  passender  Kückseiten  sich  verrathende 
Vertrautheit  mit  den  Classikern  zugeschrieben  werden 
müssen. 

Die  ihrer  Zeit  so  sehr  anerkannten  Leistungen 
geriethen,  da  der  Künstler  seinen  Namen  nicht  beisetzte, 
in  Vergessenheit,  die  Abgüsse  aus  denStämpeln  circulirten 
wohl  fort  und  fort,  wurden  aber  —  ein  laut  redendes 
Zeugniss  für  ihren  Werth  —  als  antike  Münzen  betrachtet 
als  welche  Gronovius  einige  von  ihnen  aufnahm,  und  von 
kritischen  Numismatikern  des  XVIII.  Jahrhunderts  als 
bewusste  Fälschungen  behandelt,  obwohl  eine  solche 
Absicht  dem  Künstler  gewiss  ferne  gelegen  hat.  Möglicher 
Weise  aber  gaben  seine  Arbeiten  zu  den  als  „Paduaner" 
bekannten  Fälschungen  den  Anlass;  der  eine  der  Paduaner 
Giovanni  Cavino  lebte  wenigstens  gegen  Ende  der  Epoche 
Belli's. 

Möge  es  dem  Verfasser,  der  sich  schon  durch  die 
genannte  Brochüre  ein  hervorragendes  Verdienst  um  die 
italienische  Kunstgeschichte  erworben  hat,  gelingen  die 
noch  fehlenden  Medaillen  —  es  waren  nach  Belli's 
Testament   150  Stämpel  von  ihm  geschnitten  worden  — 


312 


Numismatische  Literatur. 


aufzufinden  und  das  versprochene  Werk  in  nicht  zu  ferner 
Zeit  zum  Nutzen  der  Wissenschaft  erscheinen  zu  lassen. 

Fr.  Kenner. 


6.  Th.  Elze;  Die  Münzen  Bernhards  Grafen  von 

Anhalt,  Herzogs  von  Sachsen.  1.  Heft.  Berlin  1870, 

Mittler  4°,  34  pp  und  8  Tafeln. 

Mit  Freuden  müssen  wir  den  Versuch  des  Verfassers 
der  mittelalterlichen  Numismatik  neue  Zwecke  und  Ziele 
abzugewinnen,  begrüssen.  Die  auf  Tafel  I  sorgfältig 
gezeichneten  Bracteaten  werden  nämlich  auf  den  folgenden 
Tafeln  abermals  getreu  aber  in  vierfacher  Vergrössenmg 
vorgeführt.  Dadurch  erhält  man,  weil  Einzelheiten  der 
Darstellung ,  welche  wegen  ihrer  Kleinheit  dem  Total- 
Eindrucke  weichen  mussten,  nunmehr  ebenfalls  zur  Gel- 
tung kommen,  Abbildungen,  welche  von  dem  Forscher 
mittelalterlicher  Trachtenkunde  in  gleicher  Weise,  wie 
bisher  die  Siegel,  Grabsteine  u.  s.  w.  als  Quelle  benützt 
werden  können.  In  der  That  versucht  auch  der  Verfasser 
selbst  die  Erklärung  einzelner  Kleidungsstücke  unter 
Beziehung  auf  entsprechende  Stellen  des  Nibelungenliedes 
zu  geben.  Den  Einwand,  dass  durch  ein  gleiches  Vorgehen 
in  andern  Fällen  die  Mtinzwerke  ungebührlich  vertheuert 
werden  würden,  können  wir  nicht  gelten  lassen,  da  es 
meistens  genügen  dürfte,  nur  eine  oder  die  andere  Münze, 
vielleicht  sogar  nur  einzelne  Theile  derselben  vergrössert 
wiederzugeben,  und  andererseits  der  wahre  Numismatiker 
auch  Opfer  nicht  scheuen  darf,  um  seiner  Wissenschaft 
jenen  Rang  zu  erstreiten,  der  ihr  gebührt. 


Numismatische  Literatur. 


313 


Die  Ausstattung  des  Werkchens,  das  eine  Art  Jnbel- 
schrift  auf  das  700-jährige  Bestehen  des  Hauses  Anhalt 
bildet,  ist  glänzend  und  reichlich.  Die  „palaeographisch 
genaue  Beschreibung  der  Münzen"  auf  welche  der  Ver- 
fasser ein  grosses  Gewicht  legt,  ist  unseres  Bedttnkens 
mitunter  etwas  zu  schleppend.  Sehr  beachtenswerth  ist 
auch  die  Zusammenstellung  bisher  ungedeuteter  Siglen 
und  Verzierungen  auf  S.  16  und  17. 

Dr.  A.  Luschin. 


314 


Miscellen. 


MISCELLEN. 


The  trial  of  the  pyx.  Am  18.  Juli  1871  wurde  in  der  Gold- 
schuiiedhalle  zu  London  in  altherkömmlicher  Weise  die  Unter- 
suchung der  Münzbüchse  vorgenommen.  Es  ist  dies  das  Behält- 
niss,  in  welches  der  Münzmeister  gesetzlich  verpflichtet  ist  von 
jeder,  während  der  Ausmünzungsperiode  geprägten  Münzsortc 
eine  gewisse  Anzahl  Stücke  zu  hinterlegen.  Das  zur  Untersuchung 
dieser  Büchse  eingesetzte  Gericht  erinnert  an  die  im  heiligen 
römischen  Reiche  zeitweilig  abgehaltenen  Münzpr  obations- 
tage,  wo  dieFahrbüc  hsen  der  verschiedenen  münzberechtigten 
Obrigkeiten  durch  die  Wardeine  der  deutschen  Münzkreise  geprüft 
wurden.  In  England  besteht  das  Institut  des  Trial  of  the  pyx  seit 
den  ältesten  Zeiten.  Man  glaubt  es  sei  durch  Heinreicb  II  (1154  bis 
1189)  eingeführt  worden,  und  Sir  Thomas  Egerton,  Solicitor  und 
Attorney  General  sowie  Lord  Keeper  unter  Elisabeth  und  nachmals 
Lordkanzler  unter  Jakob  I  spricht  in  seinen  Schriften  von  dem 
alten  und  ehrwürdigen  Gerichte  über  die  Münzbüchse.  Die 
Jury  besteht  aus  angesehenen  Mitgliedern  der  Goldschmiedgenossen- 
schaft, welcher  früher  oft  der  König  in  Person  präsidirte. 

Die  englische  Ausmünzungsacte  von  1870  ordnet  an,  dass  jähr- 
lich einmal  solch  ein  Gericht  gehalten  werde.  Das  vorletzte  hatte 
sich  im  Februar  1870  versammelt. 

Auch  diesjahr  ging  die  Ceremonie  in  feierlicher  Weise  vor  sich. 
Den  Vorsitz  führte  der  Remembrancer  der  Königin  Mr.W.H.  Walton 
in  voller  Amtstracht;  es  waren  ferner  der  Münzmeisters-Deputirte 


Miscellen. 


315 


Mr.  C.  W.  Fremantle  und  der  Wardein  des  Standarddepartements 
Mr.W.H.  Chisholm,  dann  zehn  Jurors  aus  derGoldschmiedcompany 
zugegen,  welche  vorerst  vereidigt  wurden. 

Von  den  in  der  Ausniünzungsperiode  vom  5.  April  1870  bis 
80.  Juni  1871  geprägten  0,344.597  jg.  in  Goldmünzen  und  471.042^*. 
in  Silberraünzen  enthielt  die  Büchse  8012^.  Goldstücke  (Sovereigns 
und  Halbsovereigns)  und  179  £  16  S.  3  &  in  Silbermünzen  (Florins, 
Shillings,  Sixpence,  Maunday  moneys  zu  4,  3,  2  Pence  und  lPenny;. 

DasVerdict  der  Geschworenen  war  nach  der  amtlichen  London 
Gazette  ein  für  die  Münzbeamten  und  das  Publikum  höchst  befriedi- 
gendes, da  alle  Münzstücke  im  vorschriftsmässigen  Gewichte  und 
Feinhalte  befunden  wurden. 

Ein  feierliches  Diner  mit  den  landesüblichen  Toasten  auf 
Königin,  Heer  und  Marine,  Lordkanzler,  Jury  u.  s.  w.  schloss  sich 
der  Ceremonie  an.  C.  Ernst. 


Oesterreichisch  •  ungarische  Münzprägungen  im  Jahre  1870.   In  den 

österreichisch -ungarischen  Münzstätten  zu  Wien,  Kremnitz  und 
Oarlsburg  sind  im  Laufe  des  Jahres  1870  nachstehende  Münzen  ge- 
prägt worden: 

In  Wien: 

Zweiguldenstücke 168.723  Stück  mit  fl.     337.446- 

Einguldenstücke 3,097.035      „       „     .,  3,097.035- 

Viertelguldenstücke 7.956      „       „     „  1.989- 

20  kr.  Scheidemünzstücke    ....29,821.875      „       „     „5,964.375- 
10  kr.  Scheidemünzstücke    ....34,878.309       „       „     „  3,487.830-90 

Levantiner  Thaler 92.870      „       „     „      195.475-60 

Vierfache  Dukaten 12.010      ,,       „     „      230.592- 

Einfache  Dukaten  254.950      „       „     „  1,223.760- 

Franz  Josephs  d'or  =  20  Francs       25.265      „       „     „      204.646-50 
Halbe  Franz  Josephs  d'or=10  Fr.         7.440      n       „     „       30.132- 
Zusammen.  .68,366.433  Stück  mit  fl.14,773.282- 


316 


Miseellen. 


68,366.433  Stück  mit  fl.  14,773.282- 
In  Kremnitz  und  Carlsburg:  *) 

Einguldenstücke  1,821.609      „       „     „     1,821.609- 

20  kr.  Scheidemünz  stücke 11,304.948      „       „     .,     2,260.989*60 

10  kr.  Scheidemünzstücke 23,543.186      „       „     „     2,354.318.60 

Ungarische  einfache  Dukaten  70.999       „       „     „       340.795.3O 

Ungarische  Franz  Josephs  d'or        171.198      „      „     „     1,383,178.70 

Ung.  halbe  Franz  Josephs  d'or        129.405       „       „     .,        522.131. 55 

Zusammen . .  37,041.345  Stück  mit  fl.    8,683.022.65 

Im  Ganzen  daher.  .105,407.778  Stück  mit  fl.  23,456.404  65 

C.  Ernst. 


Robert  Graf  von  Lichnowsky  und  Werdenberg,  Domdechant  zu 
Olmütz,  auch  in  numismatischen  Kreisen  bekannt  durch  die  Publi- 
cation  „Des  fürstlichen  Hochstiftes  Olmütz  Münzen  und  Medaillen" 
(Kremsier,  1865)  hat  zu  seiner  am  24.  Mai  d.  J.  abgehaltenen 
25jährigen  Priiuiz  -  Jubelfeier  eine  Medaille  prägen  lassen,  deren 
Beschreibung  wir  hier  mittheilen. 

Av.:   *  ROBERTVS  ■  MARIA  ■  COM  •  DE  ■  LICHNOWSKI  • 
ET  •  WERDENBERG  •  MET  ■  ECCL  •  OLOM  •  PRIM  • 
PRAEL  •  ET  •  DECAN  Auf  einem  Maltheserkreuz  auf- 
liegend und  umgeben  von  einer  Ordenskette  mit  Kreuz 
ist  der  Wappenschild,    das  Wappen  selbst  gespalten, 
vorne  im  rothen  goldbrodirten  Feld  zwei  verschlungene 
Weinreben,   deren  Trauben  nach  oben,  hinten  wieder 
im  Roth  eine  Kirchenfahne  mit  drei  Lätzen;  in  der  Mitte 
des  Schildes   oben  die  Grafenkrone  ,  rechts  davon  die 
Mitra,    links  das  Pastorale;    das  Ganze  überragt  vom 
grünen  Bischofshute. 
Re  v. :  S .  VENCESLAUS .  — CAPI  -  TVL  .  OLOM .  PATRON VS 
Der  Heilige  in  voller  Rüstung  nach  vorne  stehend,  in  der 


i)  Das  Münzamt  in  Carlsburg  ist  im  Mai  1871  aufgehoben  worden. 


317 


Kochten  die  Standarte,  in  der  Linken  den  Schild  hal- 
tend.   Im    Abschnitt    in    zwei    Zeilen :    24  .  MAII  . 
MDCCCLXXI|XXV  .  PR  .  A  .  EXPL  (=  XXV  Presby- 
teratns  annis  expletis). 
./R.  Dm.  29  Mm.,  Gew.  8-8G  Grm.  Sehr  nettes  Gepräge. 

N.  Dechant. 


Schemnitzer  Jubilaeums- Medaille.  Ende  1870  ist  in  Schemnitz 
das  Erinnerungsfest  an  die  durch  die  Kaiserin  Maria  Theresia  vor 
100  Jahren  daselbst  erfolgte  Gründung  der  berühmten  Berg-  und 
Forstakademie  begangen  worden. 

Wenn,  sagt  Professor  G.  Faller  in  dem  zu  dieser  Feier  ver- 
fassten  Gedenkbuche  *),  die  Lebensjahre  vom  Tage  der  Geburt  und 
nicht  vom  Tage  der  Taufe  gezählt  werden,  so  hätte  die  Schemnitzer 
Akademie  das  Fest  ihres  100jährigen  Bestandes  schon  im  Jahre  1863 
begehen  sollen,  denn  in  dem  entsprechenden  Jahre  wurde  die  erste 
Lehrkanzel  für  Chemie  und  zwei  Jahre  später  jene  für  die  mathe- 
matischen Wissenschaften  gegründet  und  auf  diese  Weise  das 
Fundament  für  den  weiteren  Aufbau  einer  Bergakademie  gelegt. 

Die  Anstalt  wurde  anfänglich  nur  praktische  Bergschule  ge- 
nannt, sie  trug  aber  schon  seit  Gründung  der  ersten  Lehrkanzel 
den  Charakter  einer  höheren  Montanlehranstalt  an  sich.  Rang  und 
Namen  einer  wirklichen  Akademie  erhielt  sie  im  Jahre  1770. 

Während  dieser  100jährigen  Periode  hat  die  freie  königliche 
Bergstadt  Schemnitz  als  Sitz  der  Berg- und  Forstakademie  Tausende 
von  Studirenden  aus  Nah  und  Fern  in  ihren  Mauern  beherbergt, 
welche  später  als  Naturforscher,  Geologen,  Berg-Hütten-  und  Mün/.- 
männer  nicht  nur  in  allen  Ländern  Europas,  sondern  auch  in 
fremden  Welttheilen  gewirkt  haben,  und  die  Akademie  darf  mit 
Stolz  auf  diese  Resultate  und  die  Geschichte  ihrer  Entwicklung 
zurückblicken. 


1)  Schemnitz  1871  bei  August  Joerges. 


33  8 


Miscellen. 


Zur  Erinnerung  an  die  100jährige  Jubelteier  hat  das  Fest- 
comite  eine  Medaille  prägen  lassen,  zu  welcher  die  Stempel  von 
Professor  Carl  Radnitzky  geschnitten  wurden. 

Av.:  A  •  MARIA  •  THERESIA  •  HUNG  :  REGE  •  METALLICO- 
RUM  •  ACADEMIA  •  Arabeske.  Das  Brustbild  der 
Kaiserin  im  Witwenschleier  nach  rechts,  über  einem  von 
einem  Lorbeer-  und  Oelzweig  gebildeten  Halbkranze. 
Darunter  C.  RADNITZKY. 

Rev.:  SCHEMNICII  •  CONDITA  •  1770-PRLMUM  •  SECULUM  ■ 
CELEBRAT  •  1870  •  Arabeske.  Sitzende  weibliche  Figur, 
den  Bergbau  vorstellend,  in  der  Rechten  ein  aufgeschlage- 
nes Buch  mit  Kristallabbildungen,  in  der  erhobenen  Linken 
ein  Grubenlicht.  Im  Hintergrunde  die  Schemnitzer  Berge 
mit  Schacht-  und  Hüttengebäuden.  Im  Abschnitt  zwei 
Gnomen  das  Schemnitzer  Stadtwappen  haltend  und  in  der 
andern  Hand  Schlägel  und  Eisen  schwingend. 
Grösse  70  Mm.  In  Gold,  Silber  und  Bronze. 

C.  Ernst. 


Jubel-Medaille  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft.  Zur 

Feier  des  25jährigen  Bestehens  dieser  Gesellschaft  am  2.  October 
1870  wurde  auf  Veranlassung  und  Kosten  mehrerer  Mitglieder  für 
dieselben  eine  Medaille  geprägr. 

Auf  der  Vorderseite  sehen  wir  unter  einem  Pahubaum  auf  den 
Löwen  ruhend  eine  mächtige  Mannesgestalt,  das  Sinnbild  des  alten 
Orients  wie  im  Erwachen  sich  aufrichten.  Sein  von  einem  Genius 
enthülltes  Antlitz  wendet  er  dem  Lichte  zu,  mit  welchem  die 
deutsche  Wissensch  aft,  eine  eichenbekränzte  Germania,  mit 
Macht  vorschreitend,  sich  ihm  naht.  Der  einfache  Sinn  des  Bildes 
Hesse  sich  in  folgendes  Distichon  fassen,  welches  ursprünglich  zur 
Umschrift  des  Ganzen  bestimmt  war: 

Licht  und  lebendiges  Wort  kam  einst  den 
Deutschen  vom  Aufgang; 
Dankend  erstatten  sie  heut',  was  sie  em- 
pfingen, zurück. 


Miscellen. 


319 


Im  Abschnitt  links:  T  •  GROSSE  INV  • ,  rechts:  KVLLRICH 
FEC  •  Die  Rückseite  enthält  in  einer  lOzeiligen  Inschrift  die  Wid- 
mung an  die  vier  Gründer  der  Gesellschaft: 

DEN 

ERSTEN 

GESCHÄFTSFÜHRERN 

DER  DEUTSCHEN 

MORGENLÄNDISCHEN 

GESELLSCHAFT 

BROCKHAUS 

FLEISCHER 

POTT 

RÖDIGER 

Umschrift:  *  DARMSTADT    DEN    2.    OCTOBER   1845   — 

LEIPZIG  DEN  2.  OCTOBER  1870. 

Dm. 56.  Mm.  iE.  Der  Entwurf  zur  Medaille  rührt  von  Prof.  Theodor 
Grosse  in  Dresden,  die  musterhafte  Ausführung  der  Stempel  von 
dem  königl.  Preuss.  Hof-  und  ersten  Münz -Medailleur  W.  Kullrich 
in  Berlin  her.  Dr.  J.  K. 


Münze  der  Pariser  Commune.  Die  ersten  Silbermünzen  der 
gegenwärtigen  französischen  Republik  wurden  mit  den  von  Oudine 
gravirten  Stempeln  geprägt ,  welche  auch  für  die  französischen 
Münzen  der  Jahre  1850 — 1851  und  zum  Theil  von  1849  dienten; 
bekanntlich  zeigen  diese  im  Avers  einen  Frauenkopf  mit  der  Um- 
schrift REPUBLIQVE  *  FRANQAISE  • ,  im  Revers  einen  Kranz 
aus  Lorbeer-  und  Eichenzweigen  worin  Werthangabe  und  Jahrzahl 
und  um  denselben  die  Worte  LIBERTE  •  EGALITE  •  FRATERNITE  ■ 
Ein  zweiter  Reversstempel  hat  Werthangabe  und  Jahreszahl  in 
einem  anderen  grösser  gezeichneten  Kranze  ohne  Umschrift.  Von 
beiden  Sorten  wurden  Fünf-  und  Zwei  -  Frankenstücke  mit  den 
Jahreszahlen  1870  und  1871  ausgemünzt,  unter  denen  jene  mit  dem 
Münzbuchstaben  K  hervorzuheben  sind,  weil  sie  während  der  Pariser 
Belagerung  und  zur  Zeit  der  Herrschaft  der  Commune  in  Bordeaux 
geschlagen  wurden  wo  die  Münze  vordem  Jahre  lang  unthätig  war. 


320 


lliscellen. 


Auch  die  Pariser  Commune  Hess  während  ihrer  ephemeren 
Herrschaft  Fünf  -  Frankenstücke  schlagen,  wozu  sie  sich  jedoch 
nicht  der  oben  genannten  Stempel,  sondern  jener  der  Jahre  1848 
und  1849  (Herculesstempel)  bediente,  welche  denen  der  ersten 
französischen  Republik  nachgebildet  waren. 

Av.:  <*.  LIBERTE  EGALITE  FRATERNITE  Hercules   zwi- 
schen zwei  weiblichen  Figuren,  im  Abschnitte  *  Dnpre*. 

Rev.:  REPUBLIQÜE  —  FRANgAISE  *  In  einem  Kranze  aus 
Lorbeer-  und  Eichenzweigen  5  |  FRANCS  |  1871  unten  am 
Rande  zwischen  Dreizack  tB  (dem  Different  des  commun. 
Münzmeisters)  und  einem  Anker  der  Münzbuchstabe  A 
(Paris).  Randschrift  in  erhabener  Präge:  *****  DIEU 
*  PROTEGE  *  LA  *  FRANCE.  E.  f. 


Berichtigung. 


In  Band  II  ist  zu  verbessern : 

Seite  867  Zeile  i  v.  o.  lies  HPAKAEOlZ.  statt  HPAKAEOT  *  Dieser  durch 
Undeutlichkeit  des  Münzabdruckes  veranlasste  Fehler  ist 
hiernach  auch  auf  der  Abbildung  Taf.  XII  Nr.  5  zu  be- 
richtigen. Die  am  Ende  des  deutlich  zu  lesenden 
örAKAlN  angebrachten  Striche  gehören  zu  dem  aus- 
gebliebnen  2' dem  Endbuchstaben  von  Hr  AixAfcOT  2-- 

_     269       „     10  v.  u-  lies  Vase  statt  Wage. 


^3>£8&&- 


419 


XVIII. 

Satrapenmünzen  mit  griechischer  Inschrift. 


Von 
Dr.  Alfred  v.  Sallet. 


Der  folgende  kleine  Aufsatz  ist,  wenn  er  auch  zwei 
noch  unbekannte  Münzen  bringt,  nur  ein  geringes  Supple- 
ment zu  den  vortrefflichen  Arbeiten  Waddington's  über 
persisch-griechische  Satrapenmünzen  und  einem  ebenso 
interessanten  und  lehrreichen  Artikel  von  Rauch  über  eine 
Münze  des  Satrapen  Spithridates  *).  Leider  sind  wir  hier 
in  Berlin  nicht  so  glücklich,  oft  durch  directe  Verbindungen 
mit  dem  Orient  unbekannte  und  neue  asiatische  Münzen 
zu  erwerben,  aber  bisweilen  spielt  uns  bei  einiger  Auf- 
merksamkeit der  Zufall  doch  manches  Interessante  in  die 
Hände. 

I.  Orontas,  Satrap  von  Mysien  und  Jonien. 

Die  bereits  von  Mionnet  ungenau  beschriebene,  voni 
Sestini    und,    durch    diesen  verleitet,    von   Koehne   der 

i)  Berliner  Blätter  f.  Münzk.  V  (1869)  29. 

27* 


420 


Dr.  Alfred  v.  Sallet:  Satrapenmünzcn 


taurischen  Chersonesus  irrig  zugetheilte  Silbermünze  2) 
mit  dem  knieenden  Krieger  und  dem  halben  geflügelten 
Eber  von  Clazomenae  nebst  der  Umschrift  OPONTA  s) 
hat  Waddington  4)  mit  Hülfe  einer  andern  bis  dahin  noch 
unbekannten  Silbermünze  mit  Pallaskopf  und  dem  halben 
Seepferd  von  Lampsacus  dem  von  Schriftstellern  mehrfach 
erwähnten  Orontas,  Satrapen  von  Mysien  und  Jonien,  der 
etwa  bis  zur  Mitte  des  IV.  Jahrhunderts  v.  Chr.  regierte, 
mit  der  höchsten  Wahrscheinlichkeit  zugetheilt. 


2)  Sestini  (Lett.  di  cont.  IX  Taf.  III,  1)  bildet  diese  Münze 
sogar  mit  der  Inschrift  S3X  neben  dem  Krieger  ab,  angeblich  ans 
der  kgl.  Samftilnng  in  München.  Waddington  hat  sich  in  München 
bei  dem  verstorbenen  Streber  nach  dieser  Münze  erkundigt  und 
die  Antwort  erhalten  dass  ein  solches  Stück  nicht  vorhanden  und 
auch  in  den  Katalogen  nicht  verzeichnet  ist.  Waddington  meint 
daher  mit  Hecht,  dass  Sestini  in  gewohnter  Weise  ein  falsches 
Citat  gegeben  und  sich  das  ^3X  hinzuphantasirt  habe.  Eine  ähn- 
liche Bemerkung  zeigte  mir  Herr  Direktor  Friedlaender  in  seinem 
unabhängig  von  Waddington's  Aufsatz  geschriebenen  Repertorium 
s.  v.  Chersonesus.  —  Auffallend  ist  allerdings  die  genaue  Ueber- 
einstiinmung  des  knieenden  Kriegers  auf  den  Orontasmiinzen  und 
den  schönen  Kupfermünzen  von  Chersonesus. 

11  s.  Artemis  mit  Fackel  in  der  Quadriga  rechtshin. 

Rs.  XEP  knieender  Krieger,  wie    auf  den  Orontasmünzen,  mit 
deutlichem  Bart,  ohne  Häkchen  auf  dem  Helm. 

Die  Figur  des  knieenden  Kriegers  oder  Heros  —  ob  es,  wie 
Koehne  meint  Odysseus  oder,  nach  früherer  Ansicht,  Achilles  ist, 
bleibt  unentschieden  —  ist  auf  beiden  Münzen  so  ähnlich,  als  ob 
die  Stempel  von  einer  Hand  geschnitten  wären. 

3)  So,    nicht    OPONT. 

*)  Melanges  des  numismatique  II  (1867;  p.  19.  Der  Aufsatz 
erschien  zuerst  in  der  Revue  numism.  1863,  235. 


J.91 

mit  griechischer  Inscürift.  ,*'1 

Dass  diese  schon  an  und  für  sich  kaum  zu  bezwei- 
felnde Zutheilung  die  allein  richtige  ist,  wird  bewiesen 
durch  eine  so  viel  ich  weiss  noch  gänzlich  unbekannte 
kleine  Kupfermünze,  welche  sich  unter  einer  dem  köngl. 
Münzkabinet  zu  Berlin  eingesandten  grossen  Zahl  von 
unbestimmten  griechischen  Münzen  fand : 


M/je  ^S 

Hs.  Kopf  eines  Perserkönigs  mit  derMitra,  rechtshin. 

Es.   .  .ONTA  Das  halbe  geflügelte  Seepferd  wie  auf 
den  Münzen  von  Lampsacus  5),  rechtshin. 
iE.  fast  1,  dick  »). 

Dass  die  Inschrift  nur  zu  OPONTA,  und  nicht  anders 
ergänzt  werden  muss,  beweist  die  angeführte  Silbermünze 
bei  Waddington  7): 

Hs.  Pallaskopf  linkshin. 

Rs.  OPONTA    Das    halbe    geflügelte    Seepferd    von 
Lampsacus,  rechtshin. 

A.  3.  Gew.  313  Grm. 

Dass  die  vorliegende  kleine,  recht  gut  gearbeitete 
Kupfermünze  nur  einem  Perser  angehören  kann,  beweist 


5)  Dasselbe   Seepferd   kommt   allerdings   auch   bei   andern 
aber  minder  bedeutenden  Städten  auf  den  Münzen  vor. 

6)  Das  Gewicht  wird  nicht  angegeben,   weil  die  Wägung  von 
Kupfermünzen  zu  keinem  .Resultat  führt. 

f)  1.  c.  Taf.  III,  4. 


422 


Dr.  Alfred  v.  Sallet:  Satrapenmünzeu 


der  mit  dem  allbekannten  persischen  Kopfschmuck  ge- 
zierte Königs-  oder  Dynastenkopf  der  Hauptseite.  Hier- 
durch werden  also  alle  etwaigen  Zweifel  an  Waddington's 
Deutung  der  Münzen,  welche  nur  die  Inschrift  OPONTA, 
aber  keinen  Perserkopf  zeigen,  vollständig  beseitigt. 

In  einem  früheren  Aufsatze  hat  Waddington  »)  mit 
ziemlicher  Gewissheit  erwiesen,  dass  ähnliche  Köpfe  auf 
einer  aufschriftlosen  und  zwei  mit  BAZIA  und  BAZIAEn(Z) 
bezeichneten  Münzen  Königs- ,  nicht  Satrapenköpfe ,  und 
zwar  Bildnisse  des  Artaxerxes  Mnemon  sind.  Auch  auf 
unserer  Münze  möchte  ich  bei  der  grossen  Uebereinstim- 
mung  mit  jenen  »)  den  Kopf  trotz  der  Aufschrift.  OPONTA 
auf  der  Rückseite  nicht  für  den  des  Orontas ,  sondern  für 
den  des  Perserkönigs  Artaxerxes  Mnemon  halten.  Die  eine 
jener  von  Waddiugton  behandelten  Münzen  aus  dem 
Museum  Hunter  —  von  Combe  bereits  richtig  Lampsacus 
zugetheilt  —  zeigt  sogar  die  ganz  gleichen  Typen;  viel- 
leicht gehört  auch  sie,  obgleich  aufschriftslos,  dem  Satrapen 
Orontas  an : 

H  s.  Bärtiger  Kopf  des  Perserkönigs  mit  Mitra  linkshin. 

Rs.  Halbes  geflügeltes  Seepferd  rechtshin. 
N.  Stater.  8-43  10). 

Die  höchst  seltene  vonKoehne  n)  und  Waddington  12) 
abgebildete  und  beschriebene  Silbermünze   des  Orontas, 

8)  Mel. 1  (1861)  p.  96.  Zuerst  in  der  Revue  nurnisin.  1861,  15. 

9)  Waddington  1.  c.  Taf.  VII  3—5. 

i°)  So  ist  das  Gewicht  dieses  Unicuras  beiBrandis,  Münzwesen 
p.  427  angegeben. 

ii)  Memoires  etc.  1848  Taf.  XII,  36. 
12)  Mel.  II  Taf.  III,  5. 


mit  griechischer  Inschrift. 


423 


wahrscheinlich  in  Clazomenae  geprägt,  besitzt  das  Berliner 
kgl.  Münzkabinct  seit  kurzer  Zeit  <s).  Es  ist  ein  vorzüg- 
liches Exemplar  und  weicht  von  den  vorhandenen  Abbil- 
dungen und  Beschreibungen  ein  wenig  ab,  so  dass  eine 
möglichst  genaue  Zeichnung  und  Beschreibung  unseres 
Exemplars  willkommen  ist: 


Hs.  Knieender  Krieger  linkshin  mit  Schild  und 
kurzem,  an  beiden  Enden  mit  einer  Spitze  ver- 
sehenen Speer.  Der  Helm  hat  Ohrklappen  und 
oben,  zum  Anhängen,  ein  stark  gebogenes 
Häkchen.  Unter  dem  linken  Schenkel  T. 

Rs.  OPONTA  Halber  geflügelter  Eber  rechtshin.  Spuren 
des  Quadratum  incusum. 
JR.-S.  2-78  Grm.  "). 

Ob  der  Krieger  bärtig  ist  oder  nicht ,  scheint  mir 
unsicher.  Das  T  bemerkt  auch  Koehne  auf  dem  Peters- 
burger Exemplar,  auf  seiner  Abbildung  hat  es  der  Zeichner 
aber  übersehen.  Eine  Spur  von  Gewand,  wie  der  Zeichner 
■der  Waddington'schen  Abbildung  sie  anzudeuten  scheint, 
ist  nicht  vorhanden.  Der  Styl  der  Münze  ist  gut  und  recht 
lebendig.  Die  Beziehung  der  Rückseite  auf  Clazomenae 
ist  wahrscheinlich,  da  ein  ganz  ähnlicher  halber  geflügelter 
Eber  das  bekannte  Wappen  von  Clazomenae  ist. 


13)  Sie  stammt  aus  der  prachtvollen  Sammlung  des  verstor- 
benen Consuls  Michanovic  in  Thessalonich. 
<*)  Waddington's  Exemplar  wiegt  2-79. 


424 


Dr.  Alfred  v.  Sallet :  Satrapenmünzon 


II.  Spithridates,  Satrap  von  Jonien  und  Lydien. 

Eine  Silbermiinzc  dieses  Satrapen ,  welcher  zur  Zeit 
Alexanders  des  Grossen  lebte,  hat  Rauch  aus  seiner  Samm- 
lung- publicirt  *$).  Die  dort  gegebene  Abbildung  ist  nicht 
recht  gelungen ;  Herr  von  Rauch,  der  Besitzer  der  Münze, 
hat  mir  gestattet  sie  von  Neuem  zu  zeichnen : 


Hs.  Bärtiger  Königskopf  mit. Mitra,  linkshin. 

Rs.  ZPIOP-.  Halbes  geflügeltes  Seepferd  rechtshin. 
iR.  4  beschädigt,  2-5  Grm. 

Das  Berliner  kgl.  Münzkabinet  besitzt  seit  einigen 
Jahren  eine  wohl  noch  unbekannte  kleine  Kupfermünze 
desselben  Satrapen : 


Hs.  Bärtiger  Königskopf  mit  Mitra  rechtshiiu 
Rs.  EPI  Halbes  Pferd  rechtshin. 


i5j  Berliner  Blätter  für  Münzkunde V  (1869)  29.  Dem  früheren' 
Spithridates,  einem  Unterfeldhcrrn  des  Pharnabazus  (Rauch  1.  c.) 
darf  man  die  Münze  wohl  nicht  zuschreiben.  Weniger  aus  dem  von 
Rauch  angegebenen  Grunde,  dass  ein  Unterfcldherr  nicht  sein  Bild 
auf  Münzen  hätte  setzen  dürfen,  sondern  eher  dcsshalb,  weil  der 
Styl  und  die  Ausprägung  einer  Kupfermünze  auf  spätere  Zeit  zu 
deuten  scheint. 


mit  griechischer  Inschrift.  ^'" 

Ranch  nimmt  an,  dass  die  Silbennunze  mit  dem  Typus 
des  halben  Seepferdes  in  Lampsacus  geprägt  sei.  Aller- 
dings ist  der  Typus  das  bekannte  Wappen  dieser  Stadt 
und  Rauch's  Ansicht,  dass  Spithridates,  obgleich  bei  Arrian 
nur  als  Satrap  von  Jonien  und  Lydien  erwähnt,  doch  auch 
Lampsacus  besessen  und  dort  gemünzt  habe,  wird  jeden- 
falls die  richtige  sein.  Die  Kupfermünze  wage  ich  keiner 
Stadt  mit  Sicherheit  zuzutheilen;  man  könnte  bei  dem 
halben  Pferd  an  Cyme  in  Aeolis  denken.  Die  Arbeit  der 
Kupfermünze  ist  recht  sauber  und  elegant.  Ob  der  darge- 
stellte Kopf  der  des  prägenden  Satrapen  selbst  oder  der 
des  Perserkönigs  —  also  Darius  Cadomannus  —  ist,  bleibt 
fraglich.  Ich  möchte  auch  hier  analog  den  Münzen  des 
Orontas  und  denen  mit  BAZIA  etc.  eher  den  Königskopf 
darin  sehen,  aber  freilich  lässt  sich  weder  das  eine  noch 
das  andre  mit  Bestimmtheit  behaupten. 

Die  hier  publicirten  oder  besprochenen  griechischen 
Satrapenmünzen  bilden  folgende  Reihen : 

Lampsacns. 

1.  Königskopf,  wahrscheinlich  Artaxerxes  Mnemon. 
Rs.  Halbes  Seepferd. 

N.  Waddington. 

2.  Pallaskopf. 

Rs.  OPONTA  Halbes  Seepferd. 
/R.  Waddington. 

3.  Königskopf,  Artaxerxes  Mnemon  oder  Orontas. 
Rs.   .  .ONTA  Halbes  Seepferd. 

■SL.  Berlin  "). 


'<*)  Vielleicht   in  dieselbe  Reihe  gehört  eine  andere  kleine 
Kupfermünze  des  Berliner  Museums:  Weiblicher  (?)  Kopf  mit  Mitra 


4Zu  Dr.  Alfred  v.  Sallet:  Satrapenmünzen  mit  griech.  Inschriften: 

4.  Königskopf,  Darms  Codomannus  oder  Spithridates. 

Bs.  2T»IOP.. 

iR.  v.  Bauch. 

Inbestimmte  Stadt,  wohl  nicht  Lampsacns. 

5.  Königskopf,  Darius  Codomannus  oder  Spithridates. 

Bs.  mi  Halbes  Pferd. 
iY,.  Berlin. 

flazomenae  (?) 

6.  Knieender  Krieger,  T. 

Bs.  OPONTA  Halber  geflügelter  Eber. 

Ä\.  Petersburg,  Waddington,  Berlin. 


rechtshin.  Rs.  Halbes  geflügeltes  Seepferd,  rechtshin.  Herr  Director 
Dr.  Friedlaender  macht  mich  auf  die  Aehnlichkeit  des  Kopfes  mit 
dem  Kopfe  auf  den  Münzen  der  Amastris  aufmerksam.  Auf  andere 
mehr  oder  weniger  ähuliche  Münzen  hier  näher  einzugehen,  würde 
zu  weit  führen. 


427 


XIX. 
Satrapenmünze  mit  aramaeischer  Schrift. 


Von 
Eugen  Merzbacher. 


Waddington  *)  hat  zuerst  auf  Silbermünzen,  die  wahr- 
scheinlich theils  in  Sinope  theils  in  einer  pontischen  Stadt 
(Gaziura?)  geprägt  wurden,  den  Namen  mm«  gelesen  und 
sie  Ariarathes  I,  der  in  der  Zeit  von  ungefähr  350  bis  322 
v.  Chr.  Satrap  oder  Dynast  von  Kappadocien  war  3),  zuge- 
wiesen. Diese  Entzifferung  und  Zutheilung  ist  wohl  als 
gesichert  zu  betrachten,  zumal  da  auch  Blau's  Lesung  3), 
der  auf  diesen  Silbermünzen  Ariodat  las,  nur  wenig  oder 
vielmehr  gar  nicht  davon  abweicht. 


i)  Rcv.  Num.  18G1  p.  2  und  5. 

2)  Diod.  XVIII.   16,  fragm.  Hb.  XXXI.  3 ;   Lucian  Macrob  13  ; 
vgl.  Clinton,  F.  H.  III.  431. 

3)  De  num.  Achaemen.  p.  7. 


^■ÄO  Eugen  Merzbacher :  Satrapenmünze 

Im  königl.  Münzkabinet  zu  Berlin  befindet  sich  eine 
Kupfermünze,  die  wohl  von  demselben  Ariarathes  geprägt 
wurde.  Sie  zeigt  folgende  Typen : 


Persisch  gekleideter  Bogenschütze,  zielend,  rechtshin. 

Rev.  [nhl^N*  Ziegenbock?  rechtshin.  AL.  2*/,. 

Auf  einem  anderen  Exemplar,  welches  sich  in  der 
Sammlung  des  Herrn  Imhoof  befindet,  las  derselbe,  wie 
mir  Herr  Dr.  v.  Sallet  mittheilt:  »[nhi'iK?  Ariorat?"  Durch 
diese  Lesung  wurde  ich  zu  obiger  Entzifferung  geführt.  Das 
b  ist  aber  auf  dem  vorliegenden  Exemplar  deutlich  zu  lesen 
and  erkennt  man  auch  auf  der  Imhoof  sehen  Münze  —  dem 
Abdruck  nach  zu  urtheilen,  welchen  ich  der  Güte  des  Herrn 
Imhoof  verdanke  —  Spuren  desselben  oberhalb  des  Horns. 

Wenn  es  nun  zwar  keinem  Zweifel  unterliegen  wird, 
dass  diese  Münzen  von  einem  persischen  Satrapen, 
wahrscheinlich  Ariarathes  I,  geprägt  wurden,  so  bleibt 
doch  noch  fraglich,  welcher  Gegend  sie  zu  zuweisen  seien; 
denn  es  ist  keineswegs  ausgemacht,  dass  die  Satrapen 
nur  in  ihren  Satrapieen  hätten  prägen  dürfen.  Im  Gegen- 
theil  finden  wir,  dass  dieselben  häufig  auch  in  Gegenden 
Münzen  schlagen  Hessen,  die  nie  unter  ihrer  Verwaltung 
standen,  besonders  dann,  wie  es  scheint,  wenn  sie  vom 
Grosskönig  mit  einer  ausserordentlichen  Mission  betraut 
waren.  So  prägte,  um  nur  ein  Beispiel  anzuführen, 
Tiribazus,  Satrap  von  Westarmenien,  als  ausserordentlicher 
Befehlshaber  der  persischen  Truppen,  die  gegen  Euagoras 


mit  aruin.tcischer  Schrift. 


429 


von  Cypern  386—80  kämpften,  Münzen  in  Cilicien,  wahr- 
scheinlich in  Nagidus  i).  — 

Ein  ähnliches  Verhältniss  .scheint  auch  bei  der 
Emission  dieser  Münzen  obgewaltet  zu  haben ,  die  ihrem 
Stil  und  ihrer  Fabrik  nach,  wie  Herr  Director  Friedlaender 
glaubt,  nicht  wohl  nach  Cappadocien  gehören.  Jedenfalls 
müssen  sie  in  einer  Gegend  geschlagen  sein,  in  welcher 
aramaeische  Schrift  und  Sprache  gang  und  gäbe  war. 

Der  Schriftcharakter  unserer  Münzen  ist,  wie  Wad- 
dington «)  bemerkte,  ähnlich  dem  welcher  auch  auf  den 
aramaeischen  Papyrus  erseheint.  Bei  den  Kupfermünzen 
tritt  dies  noch  etwas  entschiedener  hervor.  Man  vergleiche 
besonders  die  Buchstaben  tf  und  •>  auf  der  Münze  des 
hiesigen  Museums  mit  den  entsprechenden  Buchstaben  der 
Tabelle  bei  Vogüe  s). 


ij  Waddington  Rev.  Num.  18G0  p.  433  ff.  —  Die  in  dieser  Zeit- 
schrift, 1870  S.  338  veröffentlichte  kleine  Silbermünze  des  Tiribazus 
wird  vernmthlich  ebenfalls  in  Cilicien  und  nicht  in  Armenien,  wo 
man  keine  semitische  Sprache  sprach  geprägt  sein. 

a)  Rev.  Num.  1861  p.  21 :  „un  aiphabet  homogene,  pareil  ä  celtii 
des  papyrus  arameens  recneillies  en  Egypte." 

3)  Rev.  archeologique  1865  T.  XI  pl.  VIII  col.  4  und  5.  Die 
beiden  vorletzten  Buchstaben  unserer  Münze  sind  auf  beiden 
Exemplaren  leider  nicht  ganz  deutlich,  ich  glaube  aber  mich  nicht 
zu  täuschen,  wenn  ich  -p  lese. 


430 


J.  Friedlaeuder:  Das  .Silphium. 


XX. 
Das  Silphium. 


Endlich  ist  auch  die  alte  Frage  gelöst,  welcher 
Pflanze  das  von  den  klassischen  Schriftstellern  oft  genannte 
und  auf  den  Münzen  der  Cyrenaica  dargestellte  Silphium 
entspricht.  Diese  Frage  ist  von  grossem  Interesse,  da  be- 
kanntlich auf  dem  Handel  mit  dem  Produkt  dieser  Pflanze 
der  Reichthum  jenes  Landes  beruhte,  von  welchem  noch 
heut  so  viele  schöne  Gold-  und  Silbermtinzen  mit  dem 
Bilde  des  Silphiums  zeugen,  das  gleichsam  zum  Wappen 
geworden  war.  Aus  den  Schriftstellern  weiss  man  dass  die 
Pflanze  im  südlichen  wenig  bewohnten  Theile  des  Landes 
wild  wuchs,  und  dass  ihre  Cultur  nie  gelang.  Die  dicke 
Wurzel  wurde  in  Scheiben  geschnitten;  der  Milchsaft, 
getrocknet* und  mit  Mehl  vermischt,  bildete  das  geschätzte 
Gewürz  und  Heilmittel,  welches  hoch  im  Preise  stand.  Diese 
kostbaren  Pflanzen  wurden  allmählig  durch  Einfälle  barba- 
rischer Nomaden  vernichtet ,  sie  '  verminderten  sich  so 
schnell  dass  schon  unter  Nero's  Regierung  eine  Pflanze 
als  grosse  Seltenheit  nach  Rom  gebracht  wurde. 

Die  bisherigen  Nachforschungen  in  jenen  Gegenden 
das  Silphium  wieder  zu  finden,  gaben  kein  Resultat;  man 


J.  Friedlaender:  Da»  Silpliiuni. 


431 


glaubte  es  in  Laserpicium  oder  in  Ferula  zu  erkennen, 
allein  diese  Pflanzen  haben  mit  dem  Silphium  weder  Aehn- 
lichkeit  im  Aeusseren  noch  in  den  Eigenschaften. 

In  der  Uebersicht  Über  die  Verhandlungen  der  Kopen- 
hagener Akademie  1869  hat  Oersted  einen  Artikel  gegeben, 
welcher  in  Virchow's  Zeitschrift  für  Ethnologie  III.  Jahr- 
gang 3.  Heft  von  Ascherson  übersetzt  und  mit  Abbildungen 
begleitet  ist.  Wir  erfahren  daraus,  dass  man  Ausschluss 
über  das  Silphium  der  näheren  Kenntniss  der  Pflanze  ver- 
dankt welche  die  Asa  foetida  giebt.  Die  Alten  kannten 
auch  schon  die  Pflanze  der  Asa  foetida  und  nannten  sie 
medisches  Silphium  zum  Unterschied  von  cyrena ei- 
schen Silphium.  Schon  aus  dieser  Namensgleichheit  Hess 
sich  schliessen  dass  beide  Pflanzen  verwandt  sein  müssen. 

Nun  hat  ein  englischer 
Botaniker  Falconer  im  nörd- 
lichen Kaschmir  ein  hohes 
Dolden  -  Gewächs  gefunden 
welches  eine  Art  Asa  foetida 
liefert  und  von  ihm  unter  dem 
Namen  Narthex  beschrieben 
und  abgebildet  ist.  Diese 
Abbildung  entspricht 
gena u  cVe m  Silphium  de r 
Münzen,  so  dass  unzweifel- 
haft die  ausgestorbne  cyre- 
naeische  Pflanze  eine  nah- 
verwandte war. 

i     So  ist   nun  wieder    ein 
neuer  Beweis  für  die  alte  Er- 
fahrung gefunden,  dass  Naturgegenstände  auf  griechischen 
Münzen  mit  der  bewunderungswürdigsten  Wahrheit   und 


432 


J.  Friedlaender:   Das  Silphium. 


Karaktcristik  dargestellt  sind.  Die  Aelinlickheit  der  kascli- 
mirischen  Pflanze,  welche  Falconer  ohne  vom  Silphium  zv 
wissen  abgebildet  hat,  mit  dem  Bilde  der  Münzen  ist 
.schlagend.  Oersted  hat  das  Verdienst  sie  bemerkt  zu  haben. 

Gewisse  Münzen  von  Cyrene,  welche  man  früher 
irrig  Cardia  zutheilte,  stellen  vielleicht  eine  herzförmige 
Frucht  dar;  mit  den  Früchten  der  kaschmirischen  Pflanze 
stimmt  diese  Darstellung  nicht  überein,  was  sich  dadurch 
erklären  wird  dass  das  cyrenaeische  Silphium  eine  andre 
Gattung  desselben  Geschlechts  war. 

Berlin-  J.  Friedlaender. 


433 


XXI. 

Die  aramäische  Legende 
auf  einer  Drachme  athenischen  Geprägs. 

Von 
Prof.  Dr.  Mi.  A.  Levy. 


Joh.  Brandis  führt  in  seinem  trefflichen  Werke  „das 
Münz-  Mass-  und  Gewichtswesen  in  Vorderasien  bis  auf 
Alexander  den  Grossen"  [Berlin  1866]  S.  378,  Anm.  3  eine 
nach  altern  athenischen  Münzen  (mit  der  Eule  und  AOE) 
nachgeahmte   an ,    welche    die    aramäischen   Buchstaben 

P  L,^  L,  (i^n2?  Belib?)  hätte.  Nach  seiner  Angabe  befände 
sich  diese  Münze  im  Kabinet  des  Grafen  Melchior  de  Vogüe. 
Vor  längeren  Jahren  wurde  mir  der  beifolgende  Gutta- 
percha-Abdruck von  dem  sei.  Burgon  im  britischen  Münz- 
kabinet  zugesandt  und  zweifle  ich  nicht,  dass  dies  die  von 
Brandis  erwähnte  Münze  sei.  Aber  die  Legende  ist  nicht 
n^O^?  sondern 

„Münze  des  Bit"  (Belittos?). 

28 


J.JM 

*'J^  Levy:  Aram.  Legende  auf  einer  Drachme  athen.  Gepi 

Ich  halte  es  für  meine  Pflicht  diese  Berichtigung-  hier 
mitzuth eilen ;  vielleicht  ebnet  sie  den  Weg-  den  rechten 
Namen  zu  finden.  Ohnehin  ist  die  Legende  auch  in  palaeo- 
graphischer  Beziehung  von  hohem  Werthe,  da  sie  uns  die 
Form  des  aramäischen  Teth  aus  ziemlich  alter  Zeit  (frühe- 
stens aus  dem  5.  Jahrhundert  vor.  Chr.) kennen  lehrt;  denn 
meines  Wissens  ist  bis  jetzt  kein  Monument  zu  Tage  geför- 
dert worden ,  das  uns  die  genannte  Form  aus  hohem 
Alterthum  aufgezeigt  hätte. 

Breslau. 


435 


XXII. 
Mittheilungen 


über 


falsche  in  der  Levante  angefertigte  antike  Münzen. 


Von 
Louis  Mayer. 


Die  meisten  der  bisher  bekannt  gewordenen  in  der 
Levante  angefertigten  falschen  antiken  Münzen  stammen 
ausSmyrna.  Ein  inSmyrna  etablirt  gewesener  Goldarbeiter 
welcher  ein  ebenso  erfahrener  Münzkenner  als  ausgezeich- 
neter Stempelschneider  war,  betrieb  durch  eine  lange 
Reihe  von  Jahren  die  Kunst  der  Falschmünzerei  im 
Bereich  der  Antike  mit  solcher  Meisterschaft,  dass  selbst 
die  geübtesten  Numismatiker  sich  durch  seine  Erzeugnisse 
täuschen  Hessen:  Als  Goldarbeiter  befasste  er  sich,  wie  es 
in  der  Levante  üblich  ist,  auch  mit  dem  Münzhandel. 
Er  hatte  an  der  Küste  wie  im  Innern  Kleinasiens  eine 
ausgebreitete    Bekanntschaft.    Die    Finder    der    Münzen, 

28* 


436 


Louis  Mayer:  Mitthoilungeu  über  falsche 


meist  Bauern,  brachten  ihm  aus  nah  und  fern  die  gefundnen 
Stücke  zum  Ankauf,   und  er  kaufte  die  Münzen  entweder 
für  eigne  Rechnung  um  sie  wieder  an  die  Sammler  zu  ver- 
kaufen ,   oder  er  vermittelte  gegen  Provision  den  direkten 
Verkehr  zwischen  Finder  und  Sammler.  Bekanntlich  war 
Smyrna  in  früheren  Jahren   der   fast  einzige  Markt  für 
kleinasiatische  Münzen.   Auf  diese  Weise  giengen   viele 
Tausende  von   echten  Stücken   durch   die  Hände  dieses- 
Goldarbeiters,   und  durch  langjährige  Uebung  verbunden 
mit  seinem  angebornen  Talente  gelang  es  ihm  sich  den 
Styl  der  Antike  und  die  Technik  der  alten  Stempelschneider 
vollständig  eigen  zu  machen.    Er  beachtete  nicht  nur  die 
äussern  numismatischen  Kennzeichen  der  echten  Münzen 
und  die  Regeln  antiker  Plastik,  er  war  auch  darauf  bedacht 
das   Gewicht  der  von   ihm  erfundenen  oder  gefälschten 
Stücke  genau  mit  dein  Gewichtssystem  der  antiken  Münzen 
in  Uebereinstimmung  zu  bringen.»  Um  die  Täuschung  zu 
vollenden  bediente   er  sich  zur  Anfertigung  der  falschen 
Gold-   und  Silbermünzen   antiker  Metalle   z.   B.   schlecht 
erhaltener  Stücke  Philipps  und  Alexanders  die   er  zum 
Metallwerthe  kaufen  konnte,   schmolz   dieselben  ein  und 
brachte  die  nach  Regulirung  des  Gewichtes  gehörig  vor- 
bereiteten Schrötlinge   unter  den  Prägstock.  Er  verstand 
es   auch    die  Falsificate  mit  einer  künstlichen  Patina  zu 
versehen,  so  dass,  wie  bereits  erwähnt  wurde,  selbst  geübte 
Kenner  der  Antike  durch  seine  Fälschungen  irre  geführt 
wurden. 

Die  am  schwersten  zu  erkennenden  und  daher  ge- 
fährlichsten Münzfälschungen  sind  die  in  Gold  ausgeführten, 
weil  Gold  der  Oxydirung  nicht  unterliegt  und  2000jährige 
Stücke  mit  Stempelglanz  oft  gerade  so  aussehen  als  ob  sie 


4.Q7 
in  der  Levante  angefertigte  antike  Münzen.  "*c'  • 

eben  aus  der  Präge  gekommen  wären.  Auf  dieses  Metall 
verlegte  sich  dalier  unser  Smyrnaer-  Becker  mit  Vorliebe. 
Wir  wollen  hier  auf  einige  der  aus  der  gedachten  Quelle 
stammenden  falschen  Goldstücke  aufmerksam  machen. 
Selbstverständlich  sprechen  wir  hier  nur  von  solchen 
falschen  griechischen  Münzen  die  ganz  neu  erfunden  und 
aus  eigens  dazu  geschnittenen  Stempeln  geprägt  sind. 

Kurze  Zeit  nachdem  der  grosse  Tetradrachmenfund 
von  Amyntas  König  vonGalatien  gemacht  worden  war i), 
tauchten  kleine  Goldstücke  dieses  Königs  im  Gewichte  von 
Grm.  1-34  bis  1-40  auf.  Es  waren  dieselben  aus  zweierlei 
Stempeln  geprägt,  nämlich: 

1.  Av.  Behelmter  Pallaskopf  nach  rechts. 

Rev.  BAZIAEnZ  AMYNToY  Geflügelte  Nike  nach  links 
schreitend,  in  der  ausgestreckten  Rechten  ein  mit 
dem  königlichen  Diadem  geschmücktes  Scepter 
haltend. 

2.  Vor-  und  Rückseite  der  vorigen  Münze  ähnlich, 
nur  mit  dem  Unterschiede  dass  das  Haupt  der 
Nike  mit  der  Kopfhaut  und  dem  Rüssel  eines 
Elephanten  bedeckt  ist.    . 

Die  tüchtigsten  Numismatiker  Smyrnas,  wie  "Borrell, 
"Whitthall,  Gariri,  Iwanoff,  erwarben  diese  Stücke  als 
unzweifelhaft  echt,  und  Freiherr  v.  Prokesch- Osten  publi- 
cirte  eines  derselben  mit  Abbildung  in  Gerhard's  Denk- 


l)  Beschrieben  von  Burgon  in  Numismatic  Chronicle  Vol.  VIII 
S.  69 — 96  und  von  Duc  de  Luynes  in  Revue  numismatique  Jahrg. 
1845  S.  253—265.  Bei  Mionnet  völlig  unbekannt. 


438 


Louis  Mayer:  Mittheilungni  über  falsche 


mal  er  und  Forschungen  n.  s.  w.  Jahrg.  1849  October-IIeft 
Tafel  X  Nr.  6. 

VonSmyrna  aus  gelangten  diese  Stücke  nach  Europa, 
und  mag  es  nur  wenige  Museen  und  Privatsammlungen 
geben,  welche  nicht  Exemplare  davon  besässen.  Es  hat 
sich  indessen  später  bis  zur  überzeugenden  Gewissheit 
herausgestellt  dass  diese  Stücke  falsch  und  in  Smyrna 
fabricirt  worden  sind. 

Das  gute  Geschäft  welches  mit  den  kleinen  Gold- 
Amyntas  gemacht  worden  war  *) ,  gab  Veranlassung  es 
auch  mit  gefälschten  Statern  dieses  Königs  zu  versuchen, 
von  denen  damals  nur  ein  einziges  Exemplar  im  Pariser 
Münzkabinet  bekannt  war.  Indessen  missglückte  diese 
Speculation  und  es  fanden  nur  wenige  Stücke  zu  sehr 
massigen  Preisen  Käufer  s). 

Höchst  wahrscheinlich  stammen  aus  derselben  Fabrik 
welche  die  goldenen  Amyntas  verfertigte,  auch  die  falschen 
Goldstücke  von  E  p  h  e  s  u  s. 

Es  kommen  dieselben  in  drei  Grössen  und  Prägungen 
vor: 

1.  Im  Gewicht  von  Grm.  8-30  bis  8-40. 


2)  Die  ersten  Stücke  welche  zum  Vorschein  kamen,  wurden 
bis  zu  Frcs.  200  bezahlt,  allmälig  sank  der  Preis  bis  auf  Frcs.  50. 

3)  In  dem  mit  unerhört  seltenen  und  Staunen  erregenden 
Münzen  reichlich  ausgestatteten  Auctionskataloge  weiland  H.  P. 
BorrelPs  vom  Jahre  1852  erscheinen  von  Amyntas  ausser  <J 
echten  Silber  -  Tetradrachmen  auch  ein  Goldstater  und  3  Hekta 
welche  zweifellos  falsch  sind  und  auch  als  falsch  erkannt  wurden. 
DerAmyntas-Schwindel  hat  übrigens  auch  die  echten  Münzen  dieses. 
Königs  verdächtigt  und  entwerthet.  C.  W.  II. 


J.QQ 
In  der  Levante  angefertigte  antike  Münzen.  Tüt 

Av.  E0EZION  Fliegende  Biene.    Das  Ganze  in  einem 
Perlenkreise. 

Rev.  Vierfach  getheiltes  vertieftes  Viereck. 

2.  Im  Gew.  von  Grm.  4-10  bis  4-20. 
Av.  Biene  mit  E<1>. 

Rev.  Vierfach  getheiltes  gesenktes  Viereck. 

3.  Im  Gew.  von  Grm.  1-30  bis  1-40. 
Av.  und  Rev.  Dem  vorigen  ähnlich. 

Nr.  2  wurde  von  Freiherrn  v.  Prokesch-Osten  (Inedita 
Wien  1854  S.  52)  publicirt.  J.  Brandis  führt  in  seinem 
Werke:  Münz-;Maass-  und  Gewichtswesen  etc. Berlin  1866, 
auf  Seite  413  die  vorgenannten  Stücke  mit  an,  scheint 
also  an  deren  Echtheit  nicht  gezweifelt  zu  haben.  Vier 
Exemplare  desselben  Fabricats  verschiedener  Grösse 
kommen  bereits  im  Borrellschen  Auctionskataloge  vom 
Jahre  1852  unter  Nr.  470 — 473  vor;  der  geringe  Erlös 
von  nur  Frcs.  40  für  die  grössern  und  Frcs.  25  für  die 
kleinern  Exemplare  giebt  den  deutlichen  Beweis  dass 
schon  bei  jener  Borrell'schen  Münzauction  in  London  diese 
Stücke  nicht  für  echt  gehalten  wurden  4). 

Gleichzeitig  mit  den  Goldstücken  von  Ephesus  kamen 
auch  von  Abdera   Thraciae   kleine    bis    dahin   unbe- 


*)  Die  Gewichtsabstufungen  der  ganzen,  halben  undSechstel- 
Stater  sind  mit  grosser  Genauigkeit  eingehalten.  Freilich  drängt 
sich  die  Frage  auf  wie  der  alterthümliche  Typus  mit  dem  Quadratum 
incusum  zu  dem  makedonischen  Münzfusse  Alexanders  und  der 
Diadochen  komme? 


*4U  L,ouis  Mayer:  Mittheilungen  über  falsche 

kannte  Goldmünzen  im  Gew.  von  Grm.  2-90  bis  3-10  zum 
Vorschein. 

Es  waren  zwei  verschiedene  Prägen  von  denen  je 
eine  im  Borellschen  Auctionskataloge  1852  unter  Nr.  467 
und  468  aufgeführt  erscheint,  nämlich: 

Nr.  467.  Av.  Grösse  3.  Greif  auf  einem  Fische  stehend, 
nach  links. 

Rev.  Schwach    eingesenktes    Quadrat    in    vier 
Theile  getheilt. 

Nr.  468.  Av.  Dem  vorigen  ähnlich,  aber  mit  dem  den 
Tetradrachmen  entlehnten  bekannten  Magi- 
stratsnamen  KAAAIAAMAZ. 

Rev.  wie  Nr.  467. 

Diese  Stücke  sind  in  London  ohne  Zweifel  als  unecht 
erkannt  worden,  weil  sie  beim  Verkaufe  nur  Frs.  31  und 
39  erzielten.  Brandis  hielt  sie  für  echt  und  führt  sie  a.  a. 
0.  Seite  517  bei  Abdera  auf  5). 

Nachdem  die  vorgenannten  Goldmünzen  in  Umlauf 
gesetzt  waren,  trat  in  derSmyrnaerFabricatiou  eine  Pause 

5)  Um  dieselbe  Zeit  erhielt  ich  aus  Smyrna  eine  kleine  nach 
Naxos  oder  Teos  Joniae  zugetheilte  Goldmünze  (Gr.  1)  im 
Gewichte  von  Grm.  1-10 

A  v.  Weintraube.  Rohe  Arbeit. 

Eev.  Gesenktes  Viereck  in  vier  Theile  getheilt. 

Ich  hielt  diese  kleine  Goldmünze  für  echt  und  nahm  sie  daher 
in  meinen  Katalog  auf.  Nach  gewonnener  besserer  Ueberzeugung 
halte  ich  sie  jetzt  ebenfalls  für  einErzeugniss  der  Smyrnaer  Falsch- 
münzer. C.  W.  H. 


iu  der  Lc-vante  angefertigte  antike  Münzen.  441 

ein.  Erst  im  Jahre  1855,  nachdem  Fellows  sein  Werk  über 
alt-lykische  Münzen  (Coins  of  ancient  Lycia  before  the 
reign  of  Alexander.  London.  1855),  damals  noch  ein  sehr 
wenig  bebautes  Feld,  publicirt  hatte,  wurde  die  Aufmerk- 
samkeit der  Fälscher  auf  diese  Serie  gelenkt,  hauptsäch- 
lich wohl  desshalb  weil  man  bei  diesen  Stücken  auf  enorm 
hohe  Preise  hielt.  Da  man  bis  zu  jener  Zeit  noch  keine 
lykischen  Goldmünzen  kannte,  so  waren  es  diese  an 
welchen  man  sich  zunächst  versuchte.  Das  erste  Exemplar 
welches  in  den  Handel  kam,  war  ein  mit  vollendeter 
Meisterschaft  verfertigtes  Goldmünzchen ,  Grösse  1 ,  Gew. 
1-15  Grm. 

Av.  Haut  eines  Löwenkopfes  von  vorn. 
Rev.  MEPE  Dreibein. 

Aehnlich  der  Silbermünze  bei  Fellows,  Taf.III 
Nr.  9. 

Die  zweite  lykische  Goldmünze  welche  zum  Vorschein 
kam,  war  eine  fast  allzu  genaue  Nachbildung  der  Kupfer- 
münze von  Perekle,  bei  Fellows  Taf.  VI  Nr.  9. 

Av.  Pankopf. 
Rev.  Lykische  Inschrift.  Dreibein. 

Diese  beiden  falschen  Goldmünzen  fanden  jedoch  nur 
sehr  wenige  Käufer.  Als  aber  in  den  Jahren  1864 — 67  die 
grössern  Funde  lykischer  Silber  münzen  gemacht 
wurden,  waren  der  Smyrnaer  Nachahmungen  so  viele  und 
darunter  so  gelungene  dass  es  einer  sehr  eingehenden 
Prüfung  und  grosser  Sachkenntniss  bedurfte  um  nicht 
falsches  für  echtes  zu  erwerben.  Wir  sprechen  hier  nur 
von  geprägten  Münzen.    Aus  Lykien  selbst  kamen  zu 


**«  Louis  Mayer:   Mittheilungen  über  falsche 

jener  Zeit  eine  Masse  falscher  Münzen  die   aber  alle  ge- 
gossen und  desshalb  leicht  zu  erkennen  waren. 

Zu  warnen  ist  ferner  vor  vier  sehr  schön  gearbeiteten 
falschen  Tetradrachmen  von  Ephesus,  Chios,  Rhodus  und 
Saraos,  welche  aus  hierzu  geschnittenen  Stempeln  geprägt 
und  schon  vor  vielen  Jahren  höchst  wahrscheinlich  in 
Smyrna  fabricirt  worden  sind,  da  sie  dort  häufig  vor- 
kommen «). 

Ein  andrer  Herd  für  Falschmünzerei  bestand  früher 
und  besteht  ohne  Zweifel  noch  jetzt  in  Makedonien. 

Von  Salonich  (Seres?)  kommen  häufig  falsche  Tetra- 
drachmen von  Amphipolis,  Chalcis,Aenus,  von  den  Königen 
Antigonus  I,  Perseus  und  Audoleon ,  dann  Octodrachmen 
der  alt  -  persischen  Grosskönige,  Münzen  von  Cilicien 
(Satrapen)  und  endlich  Maccdonien  zweite  Provinz.  Ein 
grosser  Theil  dieser  Münzen  ist  aus  antikem  Silber  Philipps 
und  Alexanders  geprägt  und  gut  gearbeitet. 

Auf  der  Insel  Metelin  (Mytilene)  hat  man  versucht 
Silbermünzen  von  Cilicien,  meist  Satrapen,  nachzubilden, 
hat  aber  damit  kein  Glück  gemacht,  da  die  Falsificate 
leicht  erkennbar  waren. 

Die  Insel  Syra  ist  von  Alters  her  dafür  bekannt  dass 
auf  derselben  vielfach  antike  Münzen  nachgebildet  und 
auch  gar  nicht  existirende  erfunden  wurden,  so  z.  B.  eine 
kleine  Silbermünze  von  der  Insel  Skyros  welche  in  C.W. 
Huber's   englischem  Auctionskatalog  unter  Nr.  471    vor- 


6)  Die  falschen  Goldstücke  von  Rhodus   sind   bekannt.   Die 
echten  sind  äusserst  selten  und  schwer  zu  erkennen. 


In  der  Levante  angefertigte  antike  Münzen.  -r-rc* 

kommt  '<),  und  eine  ähnliche  derselben  Insel  in  Kupfer. 
Ferner  eine  Serie  Silbermünzen  von  Syra  selbst,  und 
endlich  Silbermünzen  von  den  grössern  Städten  Macedo- 
niens. 

Aus  Syrien  namentlich  aus  Alcppo  wo  die  Falsch- 
münzerei seit  vielen  Jahren  betrieben  wird,  stammen  zahl- 
reiche Fälschungen  der  Könige  von  Syrien,  derParthischen 
Könige  und  sogar  Nachbildungen  werthloser  Tetradracbmen 
Alexanders  und  Athens.  Da  aber  alle  von  dort  kommenden 
Münzen  nach  Originalen  gegossen  und  desshalb  leicht 
als  falsch  erkennbar  sind,  so  verdienen  sie  keine  weitere 
Beachtung. 

In  letzter  Zeit  kam  aus  Aleppo  eine  Partie  griechi- 
scher Münzen  zum  Verkaufe  nach  Deutschland  unter 
welchen  sich  mehrere  Falsificate  von  sehr  seltenen  und 
werth  vollen  Stücken  befinden.  Diese  Fälschungen  wurden 
sehr  täuschend,  wahrscheinlich  durch  Guss  nach  echten 


*)  Ich  erwarb  diese  kleine  Silbermünze  vor  mehr  als  dreissig 
Jahren  in  Konstantinopel  zusammen  mit  andern  gewöhnlichen 
Kupfer-  und  Silbermünzen  um  ein  geringes.  Die  anspruchslose  kleine 
Silbermünze  (Grösse  2)  war  so  einfach  und  täuschend  gearbeitet 
dass  ich  sie  für  echt  hielt;  hier  deren  Beschreibung: 

Av.  Behelmter  Pallaskopf  nach  rechts. 

B  e  v.  XKYPfl  Boeotischer  Schild,  darunter  Schwert;  das  Ganze 
in  gesenkter  Rundung.  Der  Revers  hat  einen  schwachen 
Doppelschlag,  der  ohne  Zweifel  absichtlich  angebracht 
wurde. 

Später  überzeugte  ich  mich  von  der  Unechtheit  dieser  Münze 
und  es  geschah  nur  aus  Versehen  dass  sie  ans  meiner  Sammlung 
nicht  ausgeschieden  wurde  und  somit  im  Auctionskataloge  erschien. 
Dumersan,Medailles  inedites  ou  nouvellement  expliquees,  Paris  1832. 
S.  7   publicirte   von   Scyrus   eine  ähnliche,    nicht  minder   falsche 


444 


L.  Mayer;  Mittheilungen  über  falsche  Münzen  etc. 


Originalen  und  Nachbesserung  mittels  des  Grabstichels 
mit  Beachtung  der  Gewichtsübereinstimmung  ausgeführt. 
Es  sind  darunter  gelungene  Falsificate  von  den  schönen 
und  seltenen  Tetradrachmen  der  jonischen  Städte  Heraklea, 
Lebedus,  Magnesia  und  Smyrna,  sowie  auch  von  der 
äusserst  seltenen  früher  nach  Syra,  jetzt  nach  Tripolis  zu- 
getheilten  Tetradrachme  mit  den  Dioskuren  und  der  Auf- 
schrift 0EHN .  KABEIPflN .  ZYPIflN . 

Nürnberg. 


Silbermünze  und  erklärte  sie  mit  mehr  Phantasie  als  numismatischer 
Ueberzeugung.  In  dem  bärtigen  linkshin  schauenden  Kopf  seines 
Exemplars  sieht  er  den  Theseuskopf,  in  dem  bocotischen  Schild 
und  dem  dolchartigen  Schwert  der  Rückseite  erkennt  er  die  Waffen 
Achills.  Von  Sy.Opog,  Insel  und  Stadt  (Strabo  IX,  430),  sind  noch 
keine  Münzen  gefunden  worden. 

C  W.  H. 


445 


XXIII. 

Eine  unedirte  Münze 
des  nabathaeischen  Königs  Obodas. 

Von 
r»rof.  Dr.  IM.  A.  JLevy. 


Unter  die  glücklichen  Funde  der  neuem  Zeit  auf 
numismatischen  Gebiete  ist  sicherlich  die  stattliche  Reihe 
nabathäischer  Könige  zu  zählen ,  die  wir  der  glücklichen 
Divinationsgabe  und  dem  reichen  Wissen  des  verewigten 
Herzogs  Albert  de  Luynes  verdanken.  Seine  grundlegenden 
Arbeiten  hat  in  würdiger  Weise  der  Graf  Melchior  de  Vogtte 
(s.  Revue  Numismatique,  nouvelle  Serie,  T.  III.  1868, 
p.  153  sq.)  weiter  gefördert,  ebensowohl  durch  Herbei- 
schaffen neuen  Materials,  als  auch  durch  nochmalige  Unter- 
suchung der  frühem  Forschungen.  Jenes  Material  erwarb 
sich  der  verdienstvolle  Archaeologe  auf  seiner  Reise  nach 
dem  Haurän,  die  auch  eine  reiche  Ausbeute  nabathäischer 


44(5 


I'rof.  Dr.  M    A.  Levy  :  Eine  uncdirte  Münze 


Inschriften  gegeben  hat  J).  Durch  diese  und  die  genannten 
Münzen  sind  wir  im  Stande  ein  ganzes  Stück  fast  ganz 
unbekannter  Geschichte  mit  ziemlicher  Sicherheit  zu  con- 
struiren.  Wir  finden,  wenn  wir  de  Vogüe  folgen,  eine  Reihe 
nabathäischer  Könige  von  den  Zeiten  Pompeius'  bis  zum 
Anfang  des  zweiten  nachchristlichen  Jahrhunderts.  Den 
Reigen  eröffnet  Hareth  (oder,  wie  er  in  der  Landessprache 
hiess:  Harethath)  von  95 — 50  v.  Chr.,  darauf  folgt  Malchus 
(oder  Malku)  etwa  von  50 — 28.  Es  mtisste  nun  nach 
geschichtlichen  Daten  der  König  Obodas  folgen ,  unter 
dessen  Regierung  die  bekannte  Expedition  von  Aelius 
Gallus  fällt,  welche  Syllaeus,  der •  vertraute  und  schlaue 
Ratbgeber  des  Königs,  scheitern  machte.  Eben  derselbe 
veranlasste  auch  den  schwachen  König  zu  einem  Kriege 
mit  Herodes  dem  Grossen ,  wie  dies  Alles  Josephus 
(Antiquit.  XVI,  7  i'g.)  des  Weitern  erzählt. 

Von  diesem  Könige  Obodas  besitzen  wir  bis  jetzt 
keine  Münze,  während  das  Vorhandensein  der  nachfolgenden 
nabathäischen  Könige  sich  durch  die  ehernen  Monumente 
belegen  lässt.  Ich  glaube  nun  diese  Lücke  durch  eine 
Münze  ausfüllen  zu  können.  Sie  ist  mir  mittelst  eines  Staniol- 
Abdrucks  durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  Mordtmann  in 
Constantinopcl  zugekommen. 

Die  Art  und  Weise  des  Abdrucks  räth  zur  grössten 
Vorsicht,  um  mit  Bestimmtheit  die  Zutheilung  an  den 
genannten  König  auszusprechen,  da  gerade  das  Wort, 
worin  wir  den  Namen  desselben  vermuthen  nicht  sehr 
deutlich  ist;  nur  die  Autopsie  der  Münze  selbst  kann 
grössere  Gewissheit  verschaffen. 


i)  S.  das  Werk:  Syrie  centrale,  Inscriptions  Semitiques  pur  le 
Comte  M.  de  Vogüe,  Paris  1868,  p.  89  fg. 


des  nabnthüischen  Königs  Obodas. 


447 


Der  Typus  unserer  Münze  ist  ganz  gleich  dem  des 
Aretas  bei  de  Vogüe  a.  a.  0.  PI.  V.  Nr.  3  (vgl.  de  Luynes, 
Rev.  num.  1858,  pl.  XIV,  Nr.  1). 

Av.    Ohne  Legende,  Kopf  des  Königs  nach  rechts  ge- 
wendet. 

Rev.  Füllhorn,  mit  einem  Bande  umwunden;  ringsherum 

[ij  an:  ihn  k:6»  mr 
„Der  König  Obodas,  König  der  Nabathäer." 
Im  Felde  ganz  deutlich: 

rbn  nw 
„im  dritten  Jahre"  (Jahr  drei) 

Silbermünze  *). 

Der  Name  1-py  und  noch  häutiger  iva?  (möglicher- 
weise ist  dieser  auch  in  unserer  Legende  zu  lesen,  der 
kleine  Hacken  am  obern  Ende  des  Buchstaben,  mag  das 
Jod  andeuten)  ist  unter  Nabathäern,  die,  wie  die  Denkmäler 
derselben  lehren ,  sich  der  aramäischen  Sprache  bedient 
haben,  obgleich  sie  meistenteils  arabische  Namen  führten, 
nicht  selten  ;  ebenso  bekannt  ist  der  Stat.  emphat.  bei 
asbn  und  so  ist  der  ganze  Titel  gleich  dem  des  Aretas, 
von  dem  früher  die  Rede  war.  Regierte  nun  Obodas  von 
30 — 7  vor  Chr.,  so  ist  unsere  Münze  im  dritten  Jahre  seiner 
Regierung  geschlagen,  aus  dem  Jahre  28  oder  27  vor  Chr. 

Breslau. 

Nachschrift.  Das  unerwartete  Ableben  des  berühmten 
Entdeckers  der  Obodas  -  Münze  zwingt  uns  zu  dessen  vor- 
stehender Ausführung  einige  Bemerkungen  nachzutragen. 
Die  Autopsie  der  Münze,  welche  uns  durch  die  Güte  ihres 


')  Das  Gewicht  ist  mir  nicht  bekannt. 


448 


l>r.  M.  Levy :  Eine  unedirte  Münze  des  nabath.  Könige  Obodas. 


der  Wissenschaft  allezeit  dienstfertigen  Eigentümers,  des 
Prinzen  Ernst  zu  Winclischgrätz  im  Original e  vor- 
liegt, setzt  ebenso  die  Zuth eilung  an  Obodas,  wie  den 
eminenten  Scharfsinn  Levy's  ausser  allen  Zweifel.  Nur  hat 
die  Kehrseite  kein  Füllhorn ,  mit  welchem  der  unsagbar 
schlechte  Abdruck  das  Auge  wohl  zu  täuschen  vermochte ; 
sondern  wie  auf  den  ptolemaeischen  Münzen  einen  nach 
links  gewandten  Adler,  aber  ohne  Blitz  in  den  Fängen. 
Einen  gleichen  Adlertypus  bietet  die  bei  Langlois,  Num. 
des  Arab.  PL  I  Nr.  10  abgebildete  jüngere  Kupfermünze 
der  Königin  Chulda,  Gemahlin  des  Aretas  Philodemus.  Die 
Umschrift  der  Kehrseite  unsrer  Münze  aber  lautet: 

Der  Königsname  ist  also  voll  geschrieben  n'nr,  and 
von  dem  i^m  fehlt  kein  Buchstab.  Das  vortrefflich  erhal- 
tene Stück  wiegt  6*76  Grm.,  ist  somit  ein  nach  pt"ble- 
ma ei  schein  Münzfusse  geprägtes  Didrachmon.  Es 
wurde  im  Jahre  1867  in  der  Nähe  Jerusalems  aus  den 
Händen  eines  Felläh's  von  dem  Prinzen  erworben  und 
schmückt  als  ein  Unicum  dessen  grossartige  Sammlung. 

Dr.  Karabacek. 


449 


XXIV. 

Zu  den  Münzen  Agrippas  i  und  II. 

(Numismatische  Zeitschrift  III,  83  fg.). 

Von 
Th.  jVIommsen. 


Die  Mittheilungen  des  Herrn  Reichardt  über  die  selte- 
nen und  schwierigen  Münzen  der  jüdischen  Könige 
Agrippa  I  und  II  sind  anregend,  so  wenig  auch  die  von 
dem  Verfasser  des  Artikels  versuchten  zum  Theil  schon 
von  der  Redaction  mit  Recht  abgewiesenen  Erklärungen, 
eine  wissenschaftliche  Prüfung  aushalten. 

Auf  dem  Mionnet'schen  Abdrucke  des  bis  jetzt  einzigen 
Exemplars  der  merkwürdigen  Bundesmünze  Agrippas  I 
liest  Herr  Reichardt  die  Aufschrift  der  Rückseite  folgen  - 
dermassen : 

//»'ABAC  •  Ar//TTA  //////  KAHToN 
///HM  •  PHIVI AICO  •  K  •  CYM  •  IX  •  AY 

29 


450 


Th.  Momnisen:  Zu  den  Münzen 


Die  Anfänge  der  beiden  im  Kreise  geschriebenen 
Inschriftzeilen  sind  äusserlich  nicht  erkennbar.  Danach 
wurde  es  mir  wahrscheinlich,  dass  auf  der  Münze  gestan- 
den hat: 

[OiX]fa  ßoca(iXsuK)  'Af^O^a  [npbc,  T7]y  <juv]xXt)TOV 

[xai  xbv  ö]tJ{x(ov)  Pü)jj,aia)(v)  x(ocl)  aujj.([xa^ia) 

und  die  eigene  Betrachtung  des  im  hiesigen  Münzkabinct 
aufbewahrten  Abdruckes  schien  dieser  Lesung  günstig 
zu  sein.  Ich  meine  sogar  über  dem  Nachstempel  die 
oberen  Reste  von  4>|  deutlich  wahrgenommen  zu  haben, 
worauf  dann  Platz  bleibt  für  A  vor  der  folgenden  Spur  von 
I  und  dem  deutlichen  A.  Hinsichtlich  der  Zahl  der  nachher 
ergänzten  Buchstaben  ist  zu  beachten,  dass  die  Inschrift 
nach  dem  System  der  willkürlichen  Wortkürzung  geschrieben 
ist,  also  zum  Beispiel  ttpfo;  r/]v  durch  TT  T  ausgedrückt 
sein  konnte.  CYM  mit  folgendem  Punct  ist  zweifellos  und 
Mionnets  scharfes  und  unbefangenes  Auge  bewährt  sich 
auch  hier;  das  wunderliche  CYAAoXI  ist  dem  Augenschein 
zuwider.  In  CYM  aber  kann  wohl  nichts  sich  verbergen 
als  au^|xa^ia.  Die  beiden  verschlungenen  Hände  des  Ge- 
präges lassen  keinen  Zweifel  darüber,  dass  die  Inschrift 
den  Bundesvertrag  des  Königs  Agrippa  mit  dem  römischen 
Volke  oder,  römisch  ausgedrückt,  seine  Aufnahme  anter  die 
reges  socii et  amici  senatus  populique Bomani  betrifft; 
und  dafür  ist  der  technische  griechische  Ausdruck  cpt'Xo? 
xai  aufi.[i.a)(o;  xou  S^jxou  (Dio  39,  12.  53,  25.  59,  24.  Strab. 
12,  2,  11  p.  540).  —  Von  den  vier  folgenden  Buchstaben, 
XI  AY  nach  Mionnet,  XI  AY  nach  Reichardt,  ist  der  dritte 
sicher  ein  A;  der  vierte  schien  mir  eher  Y  als  Y.  Was  in 
dieser  Abkürzung  sich  verbirgt,  weiss  ich  nicht. 


4.Ö1 

Agrippas  I   und   II.  ^'    ' 

Unter  allen  numismatischen  Kreuzen  sind  die  Jahr- 
zahlen auf  den  Münzen  Agrippas  II  eines  der  peinlichsten; 
um  so  mehr  ist  es  wUnsehenswerth  zunächst  die  Reihe 
möglichst  zu  vervollständigen  und  die  Lesung  zu  sichern. 
Wir  sind  in  dieser  Beziehung  Herrn  Reichardt  wesent- 
lich zum  Danke  verpflichtet.  Im  Ganzen  liegt  die  Frage 
jetzt  also.  —  Die  bekannte  zweisprachige  Münze,  die 
auf  der  einen  Seite  Domitian  als  cos.  XII,  auf  der  andern 
den  König  Agrippa  mit  der  Beischrift  Itou?  xr'  nennt 
(Madden  hist  of  the  jewish  coinage  p.  113)  ist  durch  die 
lateinische  Aufschrift  sicher  fixirt  auf  86  n.  Chr.  und  führt 
also  für  Agrippas  erstes  Jahr  auf  61  n.  Chr.  -  Eine  zweite 
Münze  des  Agrippa  ist,  wie  besonders  nach  Maddens 
Auseinandersetzung  (S.  117  fg.)  nicht  bezweifelt  werden 
kann,  mit  einer  doppelten  Aera  bezeichnet,  und  zwar  mit 
der  Formel  Ixou;  at'  tou  xal  c' :  sie  ist  ferner  unter 
Nero  geschlagen,  da  die  Stadt  Caesarea  Philippi  (das  alte 
Paneas)  auf  ihr  Neronias  heisst.  Ohne  Zweifel  ist  eine 
dieser  beiden  Aeren  dieselbe,  welche  auf  jener  Münze  vom 
Jahr  86  wiederkehrt;  es  kann  dies  aber  nicht  die  erste 
sein ,  da  die  Münze  dann  unter  Vespasian  fallen  würde. 
Also  ist  dieselbe  im  sechsten  Jahre  jener  ersterörterten 
vom  Jahre  61  n.  Chr.  laufenden  Aera,  das  ist  im  Jahre  66 
geschlagen.  Demnach  läuft  diejenige  Rechnung,  welche 
auf  der  Münze  von  Neronias  an  erster  Stelle  steht,  vom 
J.  56  n.  Chr. 

Aus  den  von  Josephus  über  Agrippa  II  erhaltenen 
Nachrichten  ergeben  sich  für  denselben  zwei  andere  Jahr- 
zählungen. Agrippa  folgte  zuerst  dem  im  achten  Jahre  des 
Claudius,  also  24  Jan.  48/9,  verstorbenen  Bruder  seines 
Vaters,  demHerodes  von  Chalkis  in  diesem  Fürstenthum  nach 

29* 


4ö9 

^'J6d  Th.   Mommsen  :   Zu  den  Münzen 

(Josepbus  ant.  20,  5,  2;  bell.  2,  12,  1);  sodann  empfing- 
er, nachdem  er  Chalkis  vier  Jahre  verwaltet  hatte,  von 
Claudius,   nachdem   dieser  sein   zwölftes   Regierungsjahr 
vollendet  hatte,    also  nach  dem  24.  Jan.  53,   ein  anderes 
und  grösseres   Gebiet,   dasjenige  von  Caesarea  Philippi 
nebst  den  angrenzenden  Landschaften  (Josephus  ant.  20r 
7,  1;  bell.  2,  12,  8),  das  dann  von  Nero  kurz  nach  dessen 
Thronbesteigung   (12.  October  54)    noch   erweitert   ward 
(Josephus  ant.  20,   8,  4;  bell.  2,    13,   2).    Danach  würde 
seine  Regierung   überhaupt   etwa   vom  Jahre  49,    seine 
Regierung  in  Caesarea  etwa  vom   Jahre   53  zählen.    In 
der   That  hat  Josephus    nach    einer  dieser  Aeren  datirt, 
wenn  er  (bell.  2,  14,  4)   den  jüdischen  Krieg  beginnen 
lässt  ocoösxdxo)  fjLsv  Itsi  tyj?  Nspcovo:  rjcjj-ovia?,  sircaxat- 
osxaTto  rfj<;  tou  '  A^piizita  ßaai\eiac  ,   'ApYejxtofou  [ir^oz. 
Wenn  im  Mai  66  das  17.  Königsjahr  des  Agrippa  lief,  so 
bringt  dies  den  Anfang  seiner  Regierung  auf  das  Jahr  50  ; 
offenbar   ist   also    der  Antritt    der  Regierung   überhaupt 
gemeint,  und  auch  die  obigeu  Daten  lassen  sich  so  auf- 
fassen, dass  Agrippa  im  Anfang  des  Jahres  50  in  Chalkis, 
im  Laufe  des  Jahres  53  in  Caesarea   zur  Regierung  ge- 
langte;   so    dass   der    bedenkliche    Ausweg,    den  Clinton 
einschlug    (fasti  Rom.    zu   dem  Jahre  (j(y),    bei  Josephus 
£-iaxaiO£xdTO)  in  öxTioxatöexaTw  zu  ändern,   nicht  erfor- 
derlich ist.  Also  zählte  man  Agrippas  Regierung  vom  J.  50 
ab  und  konnte  sie  in  Caesarea  auch  von  53  zählen.  Für 
die  Anfange  aber  von  56  und  von  61  bietet  unsere  histo- 
rische Kunde  keine  Anknüpfung.  Man  darf   die  erste  der- 
selben nicht  mit  der  von  Nero  im  Anfang  seiner  Regierung* 
dem  Agrippa  gewährten   Gebietserweiterung  verknüpfen, 
da  diese  die  Stadt  Caesarea  Paneas  nicht  betraf,   sondern 
diese  bereits  vorher  unter  Agrippa  stand.  Wir  müssen  uns 


Agrippa»  I  und  II. 


453 


Bescheiden  die  historischen  Anknüpfungen  dieser  beiden 
von  Agrippa  auf  seinen  Münzen  gebrauchten  Acren  nicht 
zu  kennen.  Vermuthen  mag-  man  etwa,  dass  die  Namens- 
änderung- von  Caesarea  in  Neronias  im  Jahre  56  erfolgt 
ist  und  dass  Agrippa  erst  im  Jahre  61  den  Königstitel 
erhalten  hat;  obwohl  die  letztere  Annahme  ihre  Schwierig- 
keiten hat,  nicht  blos  weil  Josephus  die  fiaaiketa  des 
Agrippa  von  Jahr  50  ab  zählt,  sondern  auch  weil  sein 
Vorgänger  in  Chalkis  ebenfalls  den  Königstitel'  ge- 
führt hat. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  ziemlich  zahlreichen 
Münzen  Agrippas,  die  mit  einem  Regierungsjahr  bezeichnet 
sind,  so  ist  das  Resultat  der  bisherigen  Ermittelungen,  in 
Kürze  zusammengefasst,  folgendes.  Es  sind,  abgesehen 
von  den  undatirten  und  den  wenigen  mit  Jahrzahl,  aber 
ohne  Kaisernamen,  ferner  von  der  schon  erwähnten  Münze 
aus  Neros  Zeit  mit  doppelter  Jahrzahl,  bis  jetzt  nachge- 
wiesen Münzen  ausAgrippas  Jahr  14  vonVespasian,  Titus 
und  Domitian;  aus  dem  Jahr  18  von  Vespasian;  aus  dem 
Jahr  19  von  Titus  und  Domitian;  aus  den  Jahren  24  und  25 
von  Domitian  ;  aus  dem  Jahre  26  vonVespasian,  Titus  und 
Domitian ;  aus  dem  Jahre  27  von  Vespasian  und  Domitian ; 
aus  dem  Jahre  29  von  Vespasian,  Titus  und  Domitian ; 
aus  dem  Jahre  35  von  Domitian.  Vollständig  ist  die  Reihe 
schwerlich ,  da  beispielsweise  erst  durch  Herrn  Reichardt 
die  Münze  Titus  14  gesichert  und  die  Domitian  29  hinzu- 
gefügt worden  ist.  Auf  allen  diesen  Münzen  heisst 
Vespasian  beständig  äuxoxpd-iop  Ouearaatavo?  Kaiaap 
Ssßaato;,  Titus  beständig  ocuToxponriop  Tito?  Kaiaccp 
Seßaarefc,  Domitian  auf  denen  von  14.  19.  24  (zum 
Theil).  26  (so  weit  sie  den  Namen  des  Kaisers  griechisch 


454 


Th.   Mommsen:  Zu   den  Münzen 


ausclrüeken).  27.  29  (?)  Ao,u.sTiavo?  kafoap,  auf  einfgen 
von  24  und  denen  von  25  Aofxsxtavo;  Kafaap  Cepfxavfxdi;, 
auf  denen  von  35  autoxpattop  Aojjuxtavo?  Kafaap  Tspfia- 
v./o?  oder  ähnlich,  auf  der  zweisprachigen  Münze  von  2(5 
dagegen  imfp.J  Ca(esar)  d(ivi)  Ves('pasiani)  f(ilius) 
Dom(ittanus)  Äu(güstus)  Ger(manicus)  co(n)s(ul) 
Xlt 

■  Zur  Erklärung  dieser  seltsamen  Daten  hat  Madden 
(S.  123.  125)  die  Zählung  der  Jahre  Agrippas  von  50  und 
53  ab  herangezogen.  Nach  der  ersten  dieser  Rechnungen 
würden  die  Münzen  Vespasian  26.  27.  29  auf  die  J.  n.  Chr. 
75.  76.  78  kommen,  wofür  sie  passen,  während,  wenn 
man  die  bei  der  Münze  Domitian  26  zu  Grunde  liegende 
Zählung  auch  auf  sie  anwendet,  sie  in  den  J.  86.  87.  89, 
also  unter  Domitian  geschlagen  sein  müssten,  wo  vielmehr 
divus  Vespasianus  zu  schreiben  gewesen  sein  würde.  Die 
Münzen  des  Titas  mit  26  und  29  bringt  Madden  nach 
der  zweiten  Rechnung,  die  vom  Jahre  53  ausgeht,  unter 
Annahme  eines  in  den  September  fallenden  Neujahrs,  auf 
die  Jahre  78/9  und  81/2.  Indess  dieser  Ausweg  ist  an 
sich  schon  mehr  gewandt  als  befriedigend,  und  er  ist 
unbedingt  abgeschnitten,  nachdem  die  Madden  bekannte, 
aber  von  ihm  als  nicht  genügend  beglaubigt  bei  Seite  gelas- 
sene Lesung  der  Münze  Titus  14  durch  Herrn  Reiehardt 
festgestellt  worden  ist.  In  der  That  wird  man  sich  alles  eher 
gefallen  lassen  dürfen,  als  dass  Agrippa  auf  diesen  seinen 
Münzen  seine  Regierungsjahre  nach  vierverschiedenen  An- 
fängen gezählt  haben  soll.  Wer  dieselben  unbefangen  betrach  - 
tet  und  die  vollkommene  Aehnlichkeit  der  mit  den  gleichen 
Regierungsjahren  bezeichneten  Stücke,  wie  billig,  berück- 
sichtigt, wird  nicht  in  Abrede   stellen,    dass  das  Jahr  26 


455 

Agrippas  T  und   11. 

unmöglich  auf  den  Münzen  Vespasians  vom  Jalire  50,  auf 
denen  des  Titus  vom  Jahre  53 ,  auf  denen  Domitians  vom 
Jalire  61  gezählt  sein  kann.  Dass  wir  von  den  drei  Jahren 
14.  26.  29  Münzen  aller  drei  Flavier  haben,  von  mehreren 
anderen  Jahren  Münzen  von  zweien,  zu  denen  die  des 
dritten  sich  vielleicht  noch  finden  werden,  spricht  vielmehr 
sehr  entschieden  dafür,  dass  die  Regierungsjahre  Agrippas 
auf  allen  diesen  Münzen  nach  einem  und  demselben 
System  gezählt  sind;  und  dies  kann  dann  nur  dasjenige 
sein,  für  das  die  zweisprachige  Münze  vom  Jalire  26  das 
Jahr  61  als  Ausgangspunct  bezeichnet.  Schon  Eckhel,  dem 
freilich  das  Material  nur  unvollständig  vorlag,  hat  mit 
seinem  unvergleichlich  richtigen  Blicke  sich  für  diesen 
Weg  entschieden;  man  wird  Maddens  System  verlassen 
und  zu  dem  Eckhels  zurückkehren  müssen. 

Zunächst  die  Münzen  Domitians  ordnen  sich  also  sehr 
einfach.  Die  von  14  und  19  fallen  in  seine  Caesarcnzeit 
n.Chr.  74  und  79;  die  von  24  und  25,  auf  denen  der 
Name  Germanicus  erscheint,  in  die  Jahre  84.  85,  was  dazu 
gut  passt,  dass  Domitian  diesen  Titel  im  Jahre  84  an- 
nahm; die  späteste  vom  Jahre  35  in  das  Jahr  95,  das  letzte 
vor  seinem  Todesjahr.  Dass  ein  guter  Theil  auch  derjenigen 
Münzen,  die  unzweifelhaft  nach  Domitians  Thronbesteigung 
geschlagen  sind,  ihm  den  Titel  autoxpatoop  nicht  geben 
und  er  vielleicht  auf  keiner  Ssßaaro;  heisst,  sind  aller- 
dings arge  Verstösse  gegen  die  officielle  Titulatur,  in 
ihrer  Art  vollkommen  eben  so  arg  als  wenn  heute  jemand 
einen  Kaiser  mit  Hoheit  anredet;  aber  sie  sind  eben  da 
und  beweisen  nur,  dass  man  in  Galilaea  mit  dem  Reiche 
dieser  Welt  durchaus  nicht  auf  dem  Laufenden  war.  Damit 
ist  denn  auch  der  Schlüssel  gefunden  für  die  Münzen  von 
Vespasian  und  Titus.  Jene  sind  für  14  und  18,   das   ist 


456 


Th.  Mommseu;  V.w  den  Münzen 


n.  Chr.  74  und  78,  in  der  Ordnung-.  Die  von  26.  27.  20. 
kann  man  nur,  wie  schon  Eckhel  sah,  auffassen  als  ge- 
schlagen nach  Vespasians  Tode  mit  Ignorirung  der  Apo- 
theose. In  der  That,  wer  im  Jahre  87  den  Domitian  betiteln 
konnte  Ao|j.£Ttavo?  Kaiaap,  konnte  füglich  auch  den 
divus  Vespasianus  vom  Himmel  wieder  auf  die  Erde 
versetzen.  Die  Münze  des  Titus  aus  Agrippas  Jahr  1!) 
fällt  in  das  seiner  Thronbesteigung  79  und  ist  also  regel- 
recht ;  von  denen  aus  Agrippas  Jahren  26  und  29,  also  aus 
der  Zeit  Domitians,  gilt,  was  von  den  gleichartigen  Münzen 
Vespasians  gesagt  ward.  Viel  auffallender  ist  freilich 
die  Münze  des  aoioxpaKop  Tito?  Kaiaap  Ee8aar<fc  aus 
Agrippas  Jahr  14,  also  aus  dem  Jahre  74;  hier  wird  nicht 
der  hochselige  Kaiser  als  Majestät  titulirt ,  sondern 
der  lebendige  Kronprinz,  was  denn  doch  noch  in  ganz 
anderer  Weise  bedenklich  war.  Zu  entschuldigen  ist  das 
nicht,  aber  doch  am  Ende  wohl  zu  begreifen.  Titus  hat 
schon  als  Caesar  nicht  blos  materiell ,  sondern  auch 
formell  eine  Stellung  gehabt  wie  kein  anderer  der 
Caesaren;  insbesondere  führt  er  den  Imperatortitel  zwar 
nicht  als  Pränomen  wie  der  Vater,  aber  doch  selbst  auf 
römischen  Reichsmünzen  zuweilen  unter  den  Namen  (T. 
imp.  Caesar-  T.Caesar  imp.  Vespasianus)  :  und  auch 
wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  steht  derselbe  durchaus  an  der 
Spitze  der  Amtsprädicate  und  offenbar,  wie  auch  die 
Bezeichnung  designatus  Imperator  auf  seinen  frühesten 
Münzen  ergiebt,  in  anderer  Weise,  als  wie  ihn  zum  Beispiel 
Tiberius  bei  Lebzeiten  Augustus  geführt  hat.  Dass  die  gali- 
laeischen  Schriftgelehrten  den  Mit-Imperator,  der  jenen  all- 
gewaltigen Namen  zwar  auch,  nur  nicht  an  erster  Stelle 
führte,  ohne  die  feine  Distinction  zu  fassen,  für  einen 
zweiten   Augustus  nahmen,    ist  am   Ende   so   wunderbar 


Agrippas  I  und  II. 


457 


nicht;  und  Agrippa,  der  im  jüdischen  Krieg  unter  Titus 
gedient  hatte,  mag-  leicht  und  gern  von  der  in  der  Thal 
irregulären  Macht  seines  Feldherrn  sich  übertriebene  Vor- 
stellungen gemacht  haben.  Sollten  diese  Annahmen  sich 
l»ei  weiterer  Prüfung  bestätigen,  so  sind  diese  galilaei- 
schen  Münzen  sowohl  für  die  Stellung  des  Titus  zu  Ves- 
pasian  wie  überhaupt  für  die  Bildungsverhältnisse  jener 
entlegenen  Landschaft in  hohem  Grade  belehrend. 

Berlin. 


408  Tl;.  Hemmsen:  Imperator- 


XXV. 
Imperatortitel  des  Titus. 


Von 
Tli.  Mommsen. 


Es  mag  gestattet  sein  an  den  vorhergehenden  Artikel 
eine  Zusammenstellung  dessen  zu  knüpfen,  was  die 
Münzen  und  Inschriften  über  den  Imperatortitel  des  Titus 
ergeben.  Die  monarchische  Gewall  fand  bei  den  Römern, 
tnsbesonders  seit  dem  Umgestalte^  man  könnte  vielleicht 
sagen,  dem  Begründer  der  römischen  Monarchie,  dem 
Kaiser  Vespasianus  ihren  formalen  Ausdruck  in  der  Führung 
des  Imperatortitels,  nicht  in  dessen  älterer  Geltung,  sondern 
in  der  jetzt  daneben  autkommenden,  wonach  derselbe 
Bestandtheil  des  Namens  war,  in  dem,  was  Sueton 
(Caes.  76)  das  praenomen  imperatoris  nennt.  Es  ist  für 
die  richtige  Auffassung  der  römischen  Monarchie  von  der 
äussersten  Wichtigkeit  gerade  in  dem  praktisch  wie 
theoretisch  entscheidenden  Fall  des  Titus  den  Gebrauch 
dieses  Titels  mit  grösster  Genauigkeit  festzustellen;  und 
dies  sollen  diese  Blätter  nicht  leisten,   aber   veranlassen. 


Titel  dos  Tltus. 


459 


Sie  enthalten  Betrachtungen  eines  Historikers  über  numis- 
matische Fragen  und  Bedenken  über  mancherlei  Angaben, 
welche  die  Verfertiger  der  Münzkataloge  bei  ihrer  so 
nützlichen  wie  anerkennenswerthen  Arbeit  hingeschrieben 
haben,  wohl  ohne  sich  viel  dabei  zu  denken.  Das  Denken 
ohne  Sehen  hilft  nicht  weit;  aber  das  Sehen  ohne  Denken 
reicht  auch  nicht  immer  aus.  Vielleicht  kommt  man  Hand 
in  Hand  am  besten  vorwärts. 

Zunächst  lehren  bekanntlich  die  berühmten  Münzen 
vom  Jahre  71  (Cohen  Vesp.  255:250  Add.  55),  dass  Titas 
damals  imperätor  designatiis  war.  Dass  er  noch  in 
diesem  Jahre  selbst  und  nicht  erst  im  folgenden  Imperator 
ward,  beweist  die  Münze  Cohen  Vesp.  473,  die  den  Titel 
IMP-mit  dem  COS 'DES*  II  verbindet.  Damit  stimmt  auch 
was  Philoslratos  von  Titus  sagt  (vita  Apoll.  7,  30): 
dvappvjdsls'Ss  auioxpdtcop  sv  ttq  Pw|J.7]  xal  dptatsuov 
dSwodsl?  toutcov  d-jr/jsi  jisv  (zurück  nach  Koni  zum 
Triumph)  lao{AOtpYJaü>v  ttjc  apyffi  tü>  liaxpl.  Der  Epoche 
vor  der  Ertheilung  der  Imperatorwürde  gehören  zunächst 
alle  diejenigen  Münzen  an,  welche  auf  der  Vorderseite  den 
Kopf  Vespasians  mit  entsprechender  Aufschrift  zeigen,  auf 
der  Rückseite  die  beiden  Söhne  nicht  in  Brustbildern, 
sondern  sitzend,  stehend  oder  reitend  mit  den  Aufschriften: 

CAESARES      VESPfasiani)     N  (Vesp  15;  add.  39). 
Mü(usti)  FILI 

j(äua)     ET    DOM(itianu.s)    &  (Vesp.  470;  vgl.  add.  89). 
{^(aesares) 

TITVS      ET      DOMITIAN^    N  (Vesp.  191,  add.  33);  ,R 
CAESARES       Pm(cipes)    (Vesp.187. 189. 190 add.  34); 
IVENf^y  oder  ähnlich      M  (Vesp.  471.  472) 


*"U  Th.  Mommscn  :  Imperator- 

TITVS  ET  DOMITIANVS  PRIN-    N  (Vesp.  185) /R  (Vesp.  186. 
(cipzs)  IVVENTVTIS  *)  188). 

Diese  Münzen  sind  vermuthlich  von  allen  des  Titus 
die  ältesten  und  gewiss  sämmtlich  Ende  69  oder  im  J.  70 
geschlagen,  welches  letztere  Jahr  die  einzige  von  ihnen, 
die  datirt  ist  (AL  407),  angiebt.  Ihnen  zunächst  schliessen 
sich  diejenigen  an,  die  auf  der  Vorderseite  den  Kopf 
Vespasians  mit  entsprechender  Aufschrift  zeigen,  auf  der 
Rückseite  bald  die  Brustbilder  der  Söhne,  bald  diese 
stehend  mit  den  Aufschriften: 

CAESAR  AV6  •  F  •  COS,  CAESAR    N  (Cohen  I,  335,  3) ;  A\  (das. 
AVGFPR  •).  Nr.  4);  Ä  (das.  Nr.  9). 

CAESAR  AVG-F-DES-   IMP-,    &  (Vesp.255.  256;  add.65). 
AV6    F    COS    DES  HER- 

oder  ähnlich. 

Die  ersteren  gehören  in  das  Jahr  70,  auf  jeden  Fall 
vor  den  1.  März  71,  an  dem  Domitian  wahrscheinlich  sein 
erstes  Consulat  angetreten  hat;  die  letzteren,  wie  schon 
bemerkt,  in  die  erste  Hälfte  des  Jahres  71.  —  Diesen 
schliessen  sich  weiter  die  Münzen  an  mit  dem  Kopf 
Vespasians  auf  der  Vorderseite,  auf  der  Rückseite  den 
Figuren  oder  den  Köpfen  der  Söhne  und  der  Aufschrift 
LIBERI  IMPAVG-  VESPASIANI  (Ä:  Vesp.  113.  114.  115; 
Vcsp.  Tit.  Dom.  1.  8);  sie  tragen  die  Daten  der  Jahre  70 


i)  Die  Lesung-  PRINC  IVN  (Cohen  add.  zu  Vesp.  186)  braucht 
nicht  Steinpelfehler  zu  sein  ;  prince'ps  iuniorum,  statt  prmeeps 
iuventutis  ist  zwar  meines  Wissens  sonst  nicht  zu  belegen,  aber 
untadelhaft. 

■)  Die  Variante  TCAES  AVGFCOS,  D'CAES  AVGF  PR 
Cohen  I,  33G ,  11)  ist  schlecht  beglaubigt,  an  sich  übrigens 
unbedenklich. 


Titel  des  Titiis. 


401 


und  71,    sind  aber  wohl  säramtlich  ephesischer  Prägung, 

meistenteils   mit  dem   entsprechenden  Monogramme  be- 
zeichnet. 

Da  der  Titel  Imperator  von  Titus,  wie  wir  sehen  werden, 
als  durchaus  fester  geführt  worden  ist  und  selbst  bei  dem 
kürzesten  Ausdruck  des  Namens  nicht  zu  fehlen  pflegt,  so 
ist  die  Frage  berechtigt,  ob  die  im  Ganzen  genommen  sehr 
wenigen  Münzen  des  Titus,  auf  denen  er  fehlt,  nicht  eben- 
falls in  die  Zeit  gehören,  wo  er  noch  nicht  Imperator  war. 
Es  sind  dies  nach  dem  Cohen'schen  Verzeichniss  dieGold- 
und  Silbermünzen  Vesp.  184.  Titus  4.  5.  10.  11  app.  24  *) 
und  die  kupfernen  155.  244.  252.  306.  app.  26.  Für  die 
letzteren  trifft  die  Vermuthung  nicht  zu ,  da  nach  den 
Consulardaten  Nr.  244  in  die  Jahre  72  oder  73,  Nr.  155. 
252.  306.  app.  26  in  die  Jahre  77  oder  78  fallen.  Wohl 
aber  kann  für  sie  die  erstem  richtig  sein;  die  Gold-  und 
Silbermünzen  mit  ANNONA  AV6  (Nr.  4.  5)  und  CERES 
AVGVST  (Nr.  10.  11)  so  wie  den  Denar  mit  der  Triumphal- 
procession  app.  24,  alle  einfach  bezeichnet  mit  T* CAESAR 
VESPASIANVS,  hindert  nichts  in  diese  frühe  Zeit  zu  setzen. 
Nur  die  Silbermünze  Vesp.  184,  welche  auf  der  Rückseite 
Titus  im  Triumphalwagen  mit  der  Beischrift  T* CAESAR 
zeigt,  kann,  da  Vespasian  sich  auf  derselben  Censor  nennt, 
nicht  vor  73  '*)  gesetzt  werden.  Indess  ist  diese  noch  in 
anderer  Hinsicht  auffallend.  Offenbar  hat  man,  nachdem 


3)  Die  Münze  wahrscheinlich  ephesischer  Prägung  Cohen  Xr.  13 
mit  TCAES  IMPVESPF  PONTRPOT  lasse  ich  bei  Seite, 
schon  darum,  weil  es  nicht  sicher  ist,  ob  Imperator  oder  impe- 
ratoris  aufzulösen  ist. 

*)  Es  lässt  sich  zeigen,  dass  Vespasian  und  Titus  ihre  Censur 
erst  im  Jahre  73  begannen,  nicht  schon  72. 


462 


'i'li.  Horamsem  Imperator- 


Vespasian  dem  Titue  eine  beschränkte  Mitregentschaft 
eingeräumt  hatte,  vermieden,  was  vorher  häufig  gesche- 
hen war,  den  Vater  und  den  Sohn  auf  den  Münzen  zusam- 
men darzustellen ;  vollkommene  Gleichheit  wäre  ebenso 
anstössig  gewesen  wie  scharfe  Bezeichnung  des  Rang- 
unterschiedes *).  Ob  die  anomale  Münze  bei  genauer  Prü- 
fung sich  ausweisen  wird  als  ausserhalb  Rom  geschlagen, 
werden  unsere  numismatischen  Genossen  uns  sagen;  sollte 
aber  auch  dies  nicht  der  Fall  sein  und  diese  Ausnahme 
bestehen  bleiben,  so  möchte  immer,  besonders  mit  Rück- 
sicht auf  die  unten  darzulegende  t  Thatsache  ,  dass  die 
Münzen  kaiserlicher  Prägung  die  officielle  Titulatur  weit 
strenger  einhalten  als  die  senatorischen,  es  wahrscheinlich 
sein,  dass  die  Gold-  und  Silbermünzen  mit  ANNONA  AVG 
und  CERES  AVG  VST  im  Jahre  70  oder  Anfang  71  geschlagen 
sind. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  Münzen  des  Titas  als 
Imperator,  so  sind  vor  allen  Dingen  die  Gold-  und  Silber- 
münzen kaiserlicher  und  die  Kupfermünzen  senatorischer 
Prägung  zu  unterscheiden.  Die  Münzen  kaiserlicher  Prä- 
gung nennen  den  Titus  als  Mitregenten  regelmässig  T. 
Caesar  imp.  Vespasianus;  es  sind  dies  bei  Cohen  die 
Nummern  Vesp.  Titus  Dom.  6;  Titus  3.  14— IG.  18—20. 
22— 26.  28— 33.  37.  38.  41.  44.  46-48.  53—66.  113  bis 
118.  120  (vgl.  add.)  21.  123—125.  127.  131—136.  add. 
3 — 10.  21 — 23.  Kaum  eine  Ausnahme  machen  die  Münzen 


5)  Allerdings  gilt  dasselbe  auch,  im  Ganzen  wenigstens,  von 
Domitian,  der  doch  niemals  Mitregent  gewesen  ist.  Aber  wahr- 
scheinlich ist  dies  wieder  nur  geschehen ,  um  die  verschiedene 
Stellung  der  beiden  Brüder  nicht  allzu  auffällig  hervortreten  zu 
lassen. 


Titel  des  Titus. 


463 


42.  43,  wo  IMP  auf  der  Vorderseite  desswegen  fehlt,  weil 
auf  der  Rückseite  IMP*  XIII  steht  •).  Dagegen  auf  deu 
gleichartigen  Münzen  41  add.  6  steht  auf  der  Vorderseite 
T- CAESAR  IMP-  VESPASIANVS,  auf  der  Rückseite  IMP-  VIII. 
—  Also  die  offizielle  Titulatur  behandelt  die  Bezeichnung 
imperator  frei  Titus  sowohl  wie  bei  Vcspasian  nicht  als 
Amtsprädicat,  sondern  als  Bestandteil  des  Namens  und 
lässt  bei  beiden  neben  dem  Imperatornamen  noch  dieselbe 
Bezeichnung  in  der  Aemterreihe  zu.  Der  Unterschied  be- 
steht nur  darin,  dass  Vespasian  diesen  Namen  an  erster 
Stelle,  also  das  eigentliche  praenomen  imperatoris 
ftthrt,  Titus  dagegen  an  dritter. 

Die  eben  bezeichnete  Titulatur  erscheint  auf  den 
Gold-  und  Silbermünzen  in  durchaus  festem  Gebrauch 
wenigstens  vom  Jahre  74  an,  in  welchem  die  datirten 
Münzen  14.  62.  63  geschlagen  sind,  bis  zum  Tode 
Vespasians  am  24.  Juni  79.  Ob  für  die  ersten  Jahre  nach 
Ertheilung  des  Imperatortitels  das  gleiche  gilt,  ist  fraglich. 
In  diese  Epoche  gehören  einestheils  die  folgenden  Gold- 
münzen auf  denen  Titus  neben  dem  Vater  und  zum  Theil 
auch  dem  Bruder  genannt  ist : 

1.  X.       (Cohen  I,  335,  6).  Kabinet  Jarry.  IMP.   VESPA 
AVG.  P.  M.  TRI.  P.  II  COS.  INI  Kopf  Yespasians. 

Rs.  CAE.  DVM.  ET  Tl.  CAES    IMP.  VESPAS  Kopf  des 
Titus  und  Domitian. 

Die  Datirung  COS.  Uli  ergiebt  das  Jahr  72,  die  TRI. 
P.  II  das  Jahr  1 .  Juli  70/1 ;    vermuthlich  ist  letztere  Dati- 


•)  Auch  bei  Vespasian  kommt  es  vor,  wie  Eckhel  VI,  362  tref- 
fend bemerkt,  dass  wegen  der  Aufschrift  der  Eückseite  IMP.  XIX 
im  Kaisertitel  selbst  zuweilen  IMP  fehlt  (Cohen  1,  281,  96—104). 


464 


Th.  Mommsen:  Imperator. 


rung  irrig,  zumal  da  Titus  erst  im  Laufe  des  Jahres  71 
Imperator  ward.  Die  Aufschrift  ist  auch  sonst  sehr  fehler- 
haft, da  DVM  für  DOM,  Tl  für  T  gesetzt  ist  und  der  jüngere 
Bruder  vor  dem  älteren  steht. 

2.  N.       (Cohen  I,  334,  1)  Pariser  Kabinet.'  IMP.  CAES 

VESP.  AVG.  P.  M.  Kopf  Vespasians. 

Rs.  IMP.  CAES.  VESP.  AVG.  P.  TRI.  P.  COS-  II  Kopf  des 
Titus. 

Vom  Jahre  72  oder  73,  da  Titus  COS.  II  lieisst. 

3.  X.       (Cohen  I,   334,   3).    Wiener  Kabinet.    Vorder- 

seite nicht  angegeben. 

Rs.  IMP.  T.  CAES.  VESPAS.  AVG.  F.  TR.  P.  II  COS.  II 

Kopf  des  Titus. 

Zwischen  1.  Juli  72/3. 

4.  X.       (Cohen  I,  334,  2)  Caylus. 

Vorderseite  wie  Nr.  2. 

Rs.  IMP.  CAES.  VESP.  . . .  COS.  III  Kopf  des  Titus. 
Vom  Jahre  74,  wenn  die  Lesung  richtig  ist. 

5.  N.       (Coli.  I,  334,4).  Kabinet Blacas.  IMP.   CAESAR 

VESPASIANVS  AV  Kopf  Vespasians. 

Rs.    IMP.  T.  Fl.  AV.  I Kopf  des  Titus. 

Anderntheils  gehören  in  diese  Epoche  eine  Reihe  von 
Gold-  und  Silbermünzen  des  Titus  allein ,  auf  welchen  er 
bezeichnet  ist  als  IMPERATOR  T.  CAESAR  AVGVSTI  F  (Nr.  7. 
12.  50.  51.  52  app.  1)  oder  IMPERATOR  T.  CAESAR  (Nr.  <;. 
49)  oder  IMP.  T.  CAESAR  VESPASIANVS  (Nr.  45  app.  2); 
die  beiden  einzigen  datirten  von.  diesen  (Nr.  0.  49)  sind 
vom  J.  74. 


Titel  des  Titus. 


465 


Alle  diese  Münzen  scheinen  in  die  Jahre  72  und  73 
und  Anfang  74  zu  fallen  und  stimmen  mit  Ausnahme  der 
einen  zuerst  verzeichneten  darin  überein,  dass  sie  dem 
Titus  den  Imperatortitel  als  praenomen  geben  7);  womit 
denn  weiter  wohl  zusammenhängt,  dass  eine  Anzahl  der- 
selben Vespasian  und  Titus  zusammen  nennen.  (S.  461.462). 
—  Es  fragt  sich,  ob  das  praenomen  imperatoris,  das  auf 
der  Mehrzahl  dieser  Münzen  auftritt,  dem  Titus  in  diesen 
Jahren  in  der  That  von  Kechtswegen  zugekommen  und 
ihm  später  entzogen  ist  oder  ob  diese  ganze  Reihe  darauf 
zurückzuführen  ist,  dass  die  Urheber  dieser  Stempel  sich 
über  die  officielle  Titulatur  irrten. 

Für  jene  Annahme  kann  man  den  allerdings  auffallen- 
den Umstand  geltend  machen,  dass,  während  die  Titulatur 
T.  CAESAR  IMP.  VESPASIANVS  für  die  Jahre  74—79  fast 
Jahr  für  Jahr  zu  belegen  ist,  sie  neben  Titus  cos.  II  nie  ge- 
funden wird  und  überhaupt  mit  Ausnahme  des  einen  S.  463 
aufgeführten  Goldstückes  keine  mit  Sicherheit  den  Jahren  72. 
73  zuzuweisende  Münze  die  späterhin  officielle  Nomen- 
clatur  des  Titus  aufweist.  Dennoch  ist  die  Annahme  einer 
derartigen  Degradirung  des  Titus  an  sich  so  wenig  glaub- 
lich, dass  es  mehr  für  sich  hat  die  sämmtlichen  hier  zu- 
sammengestellten Münzaufschriften  als  incorrect  zu  be- 
trachten. Vermuthlich  war  es  nie  Vespasians  Absicht  sich 
seinen  Sohn  in  Hinsicht  des  Imperatortitels  völlig  gleich- 

7)  Einige  derselben  (Nr.  6.  7.  adcl.  J)  scheinen  sogar  auf  den 
ersten  Blick  den  Titus  Augustus  zu  nennen,  da  zu  der  Aufschrift 
der  Vorderseite  auf  der  Rückseite  AVG  hinzutritt.  Aber  die  Ver- 
gleichung  der  analogen  Münzen  Vespasians  (Cohen  I,  272,  7 — 10j 
widerlegt  diesen  Schein,  so  dass  es  nicht  nöthig  ist  auf  die  eben- 
falls dagegen  sprechende  Stellung  der  Aufschrift  oder  gar  auf  die 
sachlichen  Gründe  dagegen  einzugehen. 

30 


■*0U  Th.  Mommsen:   Tmperator- 

zustellen;  es  mag  aber  bei  dessen  Ertheilung  dies  nicht 
gleich  scharf  ausgedrückt  worden  sein  und  so  das 
Publicum  sich  Anfangs  getäuscht  haben,  bis  späterhin  eine 
genauere  Declaration  ergieng.  Es  kommt  hinzu,  dass  eine 
sehr  beträchtliche  Zahl  dieser  Münzen  ausserhalb  Rom 
geschlagen  ist.  Es  wird  diess  unter  den  Münzen  Ves- 
pasians  und  Titus  bei  Nr.  5,  von  den  Münzen  des  Titus 
bei  allen  mit  Ausnahme  von  Kr.  6  und  49  angegeben  und 
bei  weiterer  Prüfung  mag  es  sich  noch  bei  anderen  her- 
ausstellen ,  wie  denn  die  Fehlerhaftigkeit  der  Aufschrift 
des  Jarryschen  Goldstückes  kaum  mit  römischer  Prägung 
vereinbar  ist. 

Von  Wichtigkeit  für  diese  Frage  sind  auch  die  alexan- 
drinischen  Münzen.  Nach  Sallets  sorgfältiger  Zusammen- 
stellung s)  giebt  es  von  Titus,  abgesehen  von  den  mit  dem 
Augustustitel  versehenen  sicher  nach  Vespasians  Tod  lal- 
lenden ,  Münzen  mit  den  Jahrzahlen  des  auf  denselben 
zugleich  genannten  Vaters  2—9,  das  ist  aus  den  Jahren 
29.  Aug.  69/70  bis  29.  Aug.  76/77,  aufweichen  er  TtToc 
fyl&ftioc,  Ousa-rcaatavö?  Kaiaap  heisst,  ohne  dass  die 
imperatorische  Bezeichnung  darauf  sich  fände  9).  Ausserdem 
giebt  es  Münzen  mit  derselben  Bezeichnung,  aber  mit  vor- 
gesetztem aotoxpaicop  und  den  Jahrzahlcn  1  und  2,  welche 


8)  Daten  der  alexandrinischen  Kaisermünzen  S.  23. 

9)  Auffallend  bleibt  es,  dass  es  also  an  Münzen  des  Caesar 
Titus  aus  «den  beiden  letzten  Jahren  Vespasians  29.  Aug.  77/8  und 
29.  Aug.  78 — 24  Juni  79  mangelt  ;  wie  denn  auch  von  Vespasian 
Münzen  des  letzten  Jahres  fehlen.  Sollte  Vespasians  Regierungs- 
antritt, der  in  Rom  allerdings  auf  den  1.  Juli  69  fixirt  ward,  in 
Alexandrea  so  datirt  worden  sein,  dass  sein  erstes  Jahr  vielmehr 
29.  Aug.  69/70  gewesen  ist?  Für  unsere  Untersuchung  übrigens 
ist  dies  gleichgültig. 


Titel  des  Titus. 


467 


liier  nur  die  des  Titus  selbst  sein  können.  Dass  dies  die 
Jahre  seiner  Mitherrschaft  sind,  nicht  die  seiner  Alleinherr- 
schaft, hat  Eckhel  (IV,  58)  wegen  des  Fehlens  des  Titels 
^SjSaaToc  angenommen,  ich  meine  mit  Recht,  obwohl  Sallet 
zweifelt.  Danach  dürften  diese  Münzen  in  die  zweite  Hälfte 
des  Jahres  71  gehören  und  unmittelbar  nach  Ertheilung  des 
Imperatortitels,  theils  kurz  vor,  theils  nicht  lange  nach  dem 
29.  August  71  geschlagen  sein  k>),  unter  der  Voraussetzung 
der  alexandrinischen  Münzmeister,  die  sich  aber  bald  als 
irrig  erwies,  dass  dem  Titus  mit  dem  Titel  Imperator  die 
volle  Mitherrschaft  übertragen  sei.  Ist  diese  Auffassung 
richtig,  so  bestätigen  diese  Münzen,  dass  das  jpraenomen 
imperatoris  dem  Titus  bei  Lebzeiten  des  Vaters  zwar 
nicht  zugestanden  hat,  aber  dass  anfangs  selbst  die 
Behörden  die  Ertheilung  des  Imperatornamens  als  Er- 
theilung des  praenomen  auffassten.  —  Auch  die  Ver- 
gleichung  der  Colonialmünzen  wäre  wünschenswerth ;  auf 
diesem  Gebiete  aber  haben  die  Numismatiker,  abgesehen 
von  Müllers  bei  allen  seinen  Mängeln  bahnbrechendem 
Werke,  uns  Historikern  die  Pforten  noch  nicht  geöffnet. 

In  auffallendem  Gegensatz  zu  dieser  Titulatur  der 
kaiserlichen  Münzstätte  steht  die  der  senatorischen.  Eine 
einzige  Bronzemünze,    giebt  dem   Titus   den  Imperator- 


10)  Die  seltsame  a.  a.  0.  S.  24  von  Sallet  behandelte  Münze,  die 
auf  der  einen  Seile  die  Aufschrift  trägt  AYT.  TIT.  OAAYI. 
OYEZTTAZIAN  KAIZ.  A,  auf  der  andern  die  <DAAYI. 
OYEZTTAZIANOZ  KAIZ,  gehört  auch  in  diese  Reihe  und  würde 
danach  kurz  vor  den  29.  Aug.  71  fallen.  Die  Rückseite  bleibt 
räthselhaft;  nach  meiner  Meinung  ist  Domitian  gemeint  und  wusste 
der  Münzmeister,  als  sie  geschlagen  ward,  noch  nicht,  dass  der 
zweite  Caesar  Augusti  f.  das  Cognomen  von  der  Mutter,  nicht 
vom  Vater  entlehnt  hatte. 

30* 


468 


Th.  >Iommseu :    Imperator- 


titel als  Namensbestandtheil;  es  ist  dies  die  schon  mehr- 
fach erwähnte  neuerlich  von  Sallet  (a.  a.  0.  S.  26), 
verificirte  Vesp.  473  vom  Jahre  71,  welche  auf  der  Vorder- 
seite die  Aufschrift  trägt  IMP.  CAES.  VESPASIAN  AVG. 
P.  M.  TR.  P.  COS.  III,  auf  der  Kückseite  neben  S  C  die  Auf- 
schrift T.  IMP.  CAESAR  COS  DES«  II,  CAESAR  DOMIT.  COS 
DES- II,  zugleich,  wie  schon  bemerkt  ward  (S.459),  die  älteste 
unter  allen  den  Titus  Imperator  nennenden  und  die  einzige 
Kupfermünze,  welche  den  Namen  des  Imperator  Titus 
mit  dem  Vespasians  verbindet.  Dagegen  schon  auf  den 
Domitian  als  cos.  des.  II  bezeichnenden,  also  sicher  im 
Jahre  72  geschlagenen  Münzen  Nr,  151 — 153  so  wie  auf 
allen  späteren  bei  Lebzeiten  Vespasians  geprägten,  mit 
Ausnahme  der  sehr  sparsamen  den  Imperatortitel  weg- 
lassenden (S.  461),  heisst  Titus  entweder  T.  Caesar 
Vespa&ianus  Imperator  oder  T.  Vespasianus  imperator. 

Diese  Titulatur  ist  constant ;  dass  der  Zusatz  Augnsti 
filius  auf  den  sicher  vor  77  geschlagenen  Münzen  niemals 
erscheint,  sondern  erst  neben  cos.  VI,  also  im  Jahre  77 
oder  78  gefunden  wird,  ist  von  geringer  Bedeutung. 

Hier  also  steht  der  Imperatortitel  nach  dem  Namen 
und  unter  den  Aemtern.  Folgerecht  erscheint  die  Bezeich- 
nung hier  niemals  zweimal,  auch  da  nicht,  wo  die  Iteration 
angegeben  wird,  was  übrigens  nur  in  dem  Jahre  72  und 
Anfang  73  geschieht  J1).   Nur  insofern  ist  in  dieser  Titu- 


ii)  Imp.  111  erscheint  häufig  neben  tr.  pot.  11  cos.  IL 
imp.  Uli  nicht  selten  neben  tr.  pot.  II  cos.  II,  einmal  (Nr.  241) 
neben  tr.  pot.  111  cos.  II,  welche  nach  dem  1.  Juli  73  geschla- 
gen ist.  Nie  steht  die  imperatorische  Iterationszahl  auf  den  mit 
censor  bezeichneten  Münzen,  die  in  der  zweiten  Hälfte  des  J.  73 
beginnen,  oder  auf  späteren. 


Titel  des  Titus. 


469 


latur  von  der  sonstigen  Ordnung  abgewichen,  als  der 
Imperatortitel,  welchem  sonst  nach  der  offiziellen  Regel  in 
der  Amtsreihe  die  dritte  Stelle  hinter  dem  Pontificat  und 
der  tribunicischen  Gewalt  zukommt,  hier  ohne  Ausnahme 
an  der  ersten  steht. 

Als  Resultat  ergiebt  sich,  dass  dem  Titus  die  Impe- 
ratorbenennung von  dei'kaiserlichen  Regierung  als  Namens- 
bestandtheil,  also  in  dem  jüngeren  Werth  als  Kennzeichen 
der  Monarchie,  von  der  senatorischen  dagegen  nur  als 
Feldherrnauszeichnung ,  also  in  dem  altern  auch  der 
Republik  bekannten  Werth  zugetheilt  worden  ist.  Eigent- 
liche politische  Opposition  wird  man  in  diesem  Verfahren 
des  Senats  schwerlich  suchen  dürfen;  vielmehr  beruht 
die  Differenz  wohl  darauf,  dass,  als  Titus  Imperator  ward, 
nicht  zugleich  officiell  kundgegeben  wurde,  in  welchem 
Sinne  diess  gemeint  sei  und,  während  die  kaiserlichen 
Beamten  und  das  Publicum  überhaupt  darin  die  Ertheilung 
des  Imperatornamens ,  das  heisst  die  Mitregentschaft 
erkannten,  der  Senat  vielmehr  darin  nichts  sah  oder  sehen 
wollte  als  die  Ertheilung  des  für  den  siegreichen  Feldherrn 
altherkömmlichen  Ehrentitels,  und  auch  später,  nachdem 
der  Wille  Vespasians  deutlich  kundgegeben  war,  bei  dieser 
Auffassung  beharrte.  Aber  merkwürdig  genug  ist  diese 
Verschiedenheit,  wenigstens  als  Kennzeichen  des  caesa- 
risch-senatorischen Doppelregiments. 

Halten  wir  mit  den  Münzen  die  Inschriften  zusammen, 
so  finden  sich  die  auf  jenen  hervortretenden  Verschieden- 
heiten darauf  wieder,  jedoch  herrscht  begreiflicher  Weise 
auf  diesen  meist  von  Privaten  herrührenden  Denkmälern 
weit  grössere  Mannichfaltigkeit.  Im  Einzelnen  ist  Folgendes 
zu  bemerken: 


470 


Th.  Mommsen  :  Imperatov- 


1.  Vor  71  heisst  Titus  so  wenig  auf  den  Inschriften 
Imperator  wie  auf  den  Münzen,  insbesondere  auf  dem 
Militärdiplom  vom  6.  März  70  (Cardinali  dipl.  IV)  Caesar 
Aug.  f.  Vespasianus. 

2.  Das  vorgesetzte  Imperator  finde  ich  auf  vier 
Inschriften,  einer  von  Herculaneum  mit  trib.  p.  cos.  II 
cen.  . .  ,  also  vom  Ende  73  (I.  R.  N.  2401);  einer  von 
Sestino  mit  tribu.  pot.  II,  imperat.  IUI,  cos.  II 
desig.  III  censori,  also  aus  derselben  Zeit  (Buliett. 
dell'  Inst.  1856,  141);  einem  Meilenstein  aus  Klein- 
armenien vom  Jahr  75  (C.  I.  L.  III,  307) ;  und  einem  por- 
tugiesischen Stein  aus  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  79 
(C.  I.  L.  II,  2477).  Die  zweite  und  die  vierte  Inschrift 
haben  die  Bezeichnung  imp.  sowohl  als  praenomcn  wie 
unter  den  Titeln,  und  auch  auf  der  ersten  kann  die  letztere 
ursprünglich  gestanden  haben.  Für  die  Jahre  75  und  79 
ist  der  Gebrauch  des  Imperator  an  erster  Stelle  wolil 
ohne  Zweifel  abusiv;  ob  für  die  beiden  ersten  Steine  das- 
selbe gilt  oder  dies  die  derzeitige  offizielle  Titulatur  war. 
ist,  wie  oben  bemerkt  ward,  zweifelhaft,  ersteres  aber 
wahrscheinlicher. 

3.  Das  zwischengesetzte  imperator  findet  sich,  wie 
auf  den  kaiserlichen  Münzen,  so  auf  der  nicht  weiter 
datirten  stadt-römischen  Inschrift  Grut.  113,  5,  wo  Titus 
T.  Caesar  Aug.  f.  imp.  Vespasianus  genannt  wird, 
und  in  etwas  anderer  Weise  auf  der  spanischen  II,  3732 : 
[Caesa?-]  T.  imp.  Vespasianus,  Aug(usti)  Vespasknn 

f.,  wo  offenbar  der  Gegensatz  zwischen  Caesar  und 
Augustus  die  ungewöhnliche  Wortstellung  herbeigeführt 
hat.  • 


Titei  des  Titus. 


471 


4.  Das  nachgesetzte  imperator  finde  ich  auf  zwei 
stadtrömischen  Inschriften  Mazochi  107=Orelli743  12)  und 
Cardinali  mern.  Rom.  3,  74  vom  Jahre  72  und  einer  dritten 
spanischen  Orelli  751  =  C.  I.  L.  II,  3250  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  Jahres  76.  Es  steht  auch  hier  immer  unmittel- 
bar hinter  dem  Namen  vor  allen  übrigen  Aemtern. 

5.  Die  abgekürzte  Rede,  wo  Titus  Imperator  neben 
und  im  Gegensatze  zu  im/p.  Vespasianus  gesetzt  wird  (so 
z.  B.  Orelli-Henzen  2008.  6777.  7318),  ist  beiden  offiziellen 
Titulaturen  gleichmässig  conform. 

Flir  die  Vollständigkeit  dieser  Zusammenstellung 
kann  ich  nicht  einstehen ;  für  den  gegenwärtigen  Zweck 
aber  wird  sie  genügen  und  im  Wesentlichen  bestätigen, 
was  aus  den  Münzen  sich  ergab. 

Mit  dem  Tode  des  Vaters  am  24.  Juni  79  nahm  der 
bisherige  Mitregent  wie  die  volle  Kaisergewalt  so  deren 
formale  Abzeichen  an,  den  Augustustitel  und  das  prae- 
nomen  imperator  is  vor  allen,  sodann  die  Titulaturen 
pontifex  maximus  und  pater  patriae.  Sein  Name  lautet 
seitdem  regelmässig  imp.  T.  Caesar  Vespasianus 
Augustus.  Zuweilen,  insbesonders  auf  den  Consecrations- 
mtinzen  des  Vaters ,  tritt  divi  Vespasiani  filius  nach 
Caesar  hinzu,  wo  dann  Vespasianus  weggelassen  zu 
werden  pflegt  (Vesp.300.  301;  Titus  195.  204.  224.  264). 
Mitunter  fehlt  auch  ohne  diesen  Grund  Vespasianus 
(app.  40);  auf  andern  Münzen  fehlt  Caesar  (Nr.  276. 
app.   11  —  13.  48),  oder  Augustus  (app.  50),  welches 


1«)  Der  Text  dieser  Inschrift  steht  bei  Orelli  interpolirt;  das 
jetzt  in  Vicenza  befindliche  und  dort  von  mir  abgeschriebene  Ori- 
ginal hat  imp.  III  an  der  richtigen  Stelle. 


**  «  "  Th.  Mommsen:  Imperator- 

letztere  freilich  befremdet  und  der  Richtigstellung  bedarf. 
Auf  kleinen  Kupferstücken  soll  auch  blos  imp.  Titus 
stehen  (Nr.  277 — 279).  Im  Ganzen  genommen  hat  auf 
diesen  zwischen- dem  24.  Juni  79  und  dem  13.  Sept.  81 
geprägten  Münzen  die  Titulatur  nichts,  was  von  der 
gewöhnlichen  kaiserlichen  wesentlich  abwiche.  Die  Stellung 
des  Namens  Caesar  an  dritter  Stelle  statt  an  der  zweiten 
entfernt  sich  zwar  sowohl  von  der  Gewohnheit  Vespasians 
wie  von  der  der  späteren  Kaiser;  aber  es  scheint  dies 
blos  darauf  zu  beruhen,  dass  Titus  nicht,  wie  sonst  die 
früheren  Kaiser  pflegten ,  sein  ursprüngliches  praenomen 
abwarf,  sondern  vielmehr  dies  neben  dem  'praenomen 
imperatoris  als  sein  Distinctiv  beibehielt.  Da  er  also  zwei 
praenomina  führte,  stellte  er  grammatisch  folgerecht  beide 
dem  Cognomen  voran,  während  bei  Vespasian  und  Domi- 
tian,  die  kein  persönliches  praenomen  führten,  Caesar 
an  die  zweite  Stelle  trat.  Hier  haben  also  sprachliche,  nicht 
politische  Rücksichten  die  Titulatur  bestimmt. 

Ich  verzeichne  schliesslich  diejenigen  Titusmünzen 
des  Cohenschen  Katalogs,  die  so,  wie  sie  beschrieben 
werden ,  entweder  mit  zweifellosen  Thatsachen  in  Wider- 
spruch stehen  oder  mindestens  dem  Alterthumsforscher  be- 
gründetes Bedenken  erwecken.  Wenn  die  —  leider  von  dem 
numismatischen  Dilettantismus  wie  von  dem  buchgelehrten 
Pedantismus  nur  zu  oft  vernachlässigte  —  Nothwendigkeit 
des  Ineinandergreifens  geschichtlich-antiquarischer  und 
numismatischer  Forschung  in  diesen  Blättern  mehrfach 
nachdrücklich  hervorgehoben  worden  ist,  so  berechtigt 
dies  zu  der  Hoffnung,  dass  die  Bitte  um  Verificirung  und 
Belehrung,  die  hier  ein  Geschichtsforscher  an  die  Münz- 
gelehrten richtet,  an  rechter  Stelle  stehen  und  nicht  ohne 
Autwort  bleiben  wird.  Gewiss  nicht  für  alle,    aber  doch 


Titel  des  Titus. 


473 


für  manche  der  hier  zusammengestellten  Bedenken  wird 
abermalige  und  einsichtige  Betrachtung  der  Originale  die 
Lösung  geben. 

1.  Vespasian  299  (I,  305).  Pariser  Kabinet. 

i&.  IMP.  CAES.  VESPASIAN.  AVG.  P.  M.  TR.  P.  P.  P. 

COS.  III  Kopf  Vespasians. 

Rs.    IMP DOMITIAN.   AVG.   F.  COS.   DESIG- II 

S.  C  Titus  und  Domitian  stehend. 

Die  Münze  gleicht  in  allen  Stücken  den  Nummern 
255.  256,  nur  dass  für  Titus  Aufschrift  das  hier  sinnlose 
IMP....  DOMITIAN  eintritt. 

2.  Vesp.,  Titus  und  Dom.  2  (I,  335).  Kabmet  Blacas. 
N.  IMP.  CAES.  VESP.  AVG.  Kopf  Vespasians. 

Bs.    CAESAR  AVG.   F.  COS.;    CAESAR  AVG.  TR.  P. 

Köpfe  von  Titus  und  Domitian. 

Die  tribunicische  Gewalt  kommt  Domitian  nicht  zu, 
noch  weniger  im  Jahre  70  die  Benennung  Caesar 
Augustus.  Man  erwartet  die  bekannte  Aufschrift  AVG.  F. 
PR  statt  AVG.  TR.  P. 

3.  Vesp.,  Titus  und  Domitian  5  (I,  335). 

iR.  IMP.    CAESAR   VESPASIANVS  AVG.    Kopf  Ves- 

pasians. 

Rs.    CAESAR  AVG.  F.  COS.  VI  CENS.  TR.  P.  Köpfe 
von  Titus  und  Domitian. 

Die  Münze  entspricht  den  bekannten  daselbst  Nr.  3.  4, 
nur  dass  für  Domitians  Aufschrift  CAESAR  AVG.  F.  PR.  hier 
das  sinnlose  VI  CENS  TR.  P.  auftritt. 


4.7.1 

**  *  ■*  Th.  Nommsen:  Imperator- 

4.  Daselbst  7  (I,  335)  Mionnet. 

h\  Vorderseite  unbekannt. 

Rs.    IMP.  VESPAS.   CAE.  DOM RES   Köpfe 

von  Titus  und  Domitian. 

5.  Daselbst  10  (I,  336). 

&  IMP.  CAES.  VESPASIAN  AVG.  P.  M.  T.  P.  P.  P. 

COS-  II  D.  III  Kopf  Vespasians. 

Rs.    IMP.  T.  VES.  COS.  DESIGN.  D.  CAESAR  AVG.  F. 
COS.  DESIGN.  Köpfe  von  Titus  und  Domitian. 

Cohen  selbst  bezeichnet  die  Aufschrift  dieser  Münze 
als  an  verschiedenen  Stellen  verfälscht;  so  wie  sie  liegt; 
ist  sie  unmöglich. 

6.  Domitilla  2  (I,  339)  Sammlung  Nomopliüe. 
FL.  MEMORIAE  DOMITILLAE.  S.  P.  Q.  R.  Biga. 

Rs.    IMP.  T.  CAES.  DIVI  VESP.  F.  AVG.  P.  M.  TR.  P. 
P.  P.  COS.  Villi,  S.  C 

Das  „nouveau  fait  d'histoire",  das  Herr  Cohen  hieraus 
entwickelt,  „savoir  quo  Titus  auraitete  nomine  consul  pour 
la  neuvieme  fois  en  834  et  que  Tun  de  ses  deux  collegues 
mentionnes  dans  les  fastes,  Silva  ou  Pollion,  ne  serait 
entre  en  fonetions  qu'apres  sa  mort"  ist  wohl  neu  aber 
gewiss  kein  „fait  d'histoire".  Dass  die  Consuln  Silva  und 
Pollio  bereits  vier  Monate  vor  Titus  Tod  durch  andere  ersetzt 
waren,  ist  auf  Grund  der  Arvalacten  allen,  die  wirklich 
,,dans  les  fastes"  nachzusehen  pflegen,    längst  bekannt. 


Titel  des  Titus. 


475 


Uebrigens  kommt  auf  den  Tag  des  Rücktritts  hier  gar 
nichts  an,  sondern  es  fragt  sich  allein,  ob  sie  am  1.  Jan. 
als  Ordinarien  antraten  oder  nicht;  und  diese  Frage  kann 
nur  bejaht  werden,  da  die  alten  Verzeichnisse,  die  mit 
sehr  seltenen  Ausnahmen  nur  die  Ordinarien  nennen ,  sie 
für  81  aufführen  (z.  B.  der  Chronograph  von  354:  Silva  et 
Pollione)  und  die  Arvalacten  am  3.  und  15.  Jan.  81  nach 
ihnen  datiren.  Ohne  Zweifel  ist  die  Münzaufschrift  also  in 
irgend  einer  Weise  verfälscht  oder  falsch  gelesen  und 
Titas  neuntes  Consulat  unhistorisch. 

7.  Titus  35  (I,  345)  Wiener  Kabmet. 

M.  T.  CAESAR  IMP.  VESPASIANVS  Kopf  des  Titus. 

Rs.    COS.  VII I  Schiffs prora. 

Die  Vorderseite  giebt  dem  Titus  die  Nomenclätur,  die 
er  bei  Vespasians  Lebzeiten  führte;  das  achte  Consulat 
trat  er  an  am  1.  Jan.  80;  Vorder-  und  Rückseite  stimmen 
also  nicht. 

8.  Titus  57  (I,  343).  Parisei'  Kabmet. 

M.  T.  CAES.  IMP.  VESP.  CENS.  Kopf  des  Titus. 

Rs.    PONTIF.  MAXIM.  Sitzende  Figur. 

Die  Vorderseite  gehört  dem  Titus,  die  Rückseite  dem 
Vespasian  (Cohen  I,  289,  163). 

9.  Titus  67  (Cohen  I,  349).  Pariser  Kabinet. 

IMP.  TITVS  CAES.  VESPASIAN.  AVG.  P.  M.  Kopl 
des  Titus. 

Rs.    PRINCEPS  IVVENTVTIS  Ziege  im  Lorbeerkranz 


~***)  Th.  Mommsen:  Tmperator- 

Der  Revers  gehört  wohl  Domitian  (Coh.  I,  412,  221). 
Dasselbe  gilt  von  den  ähnlichen  Münzen  Cohen  I,  290,  173 
undl,  411,  204. 

10.  Titus  68  (Cohen  I,  350). 

T.  CAESAR  VESPASIANVS  Kopf  des  Titus. 

Rs.    TR.  P.  COS.  VI!  DES.  VIII  P.  P.  Donnerkeil  auf 
dem  curulischen  Sessel. 

Dass  neben  dem  erst  nach  Vespasians  Tode  ange- 
nommenen Titel  pate?'  patriae  die  Haupttitel  Imperator, 
Augustus,  pontifex  maximus  fehlen,  ist  sehr  austössig. 

11.  Titus  154  (I,  358).  Wiener  Kabinet. 

/£.  T.  CAES.  VESPASIAN.  IMP.  PON.  TR.  P.  COS.  VII 

Kopf  des  Titus. 

Rs.    CAES.  DOMITIAN.  COS.  DES.  II,  S.  C  Domitian 
zu  Pferde. 

Die  Rückseite  ist  vom  Jahre  72;  die  Vorderseite 
würde  auf  die  erste  Hälfte  79  passen,  ist  aber  insofern 
bedenklich,  als  Kupfermünzen  des  Caesar  Titus  mit  COS  VII 
sonst  fehlen. 

12.  Titus  191  (I,  364).  Pariser  Kabinet. 

R,.  IMP.  T.  CAESAR  VESPASIAN.  AVG.  P.  M.  TR.  P. 

P.  P.  COS.  III  Kopf  des  Titus. 

Rs.    IVD.  CAP,  S.  C  Palmbaum  und  Gefangene. 

Die  unschuldige  Datirung  bei  Cohen  vde  J.  C.  74u 
übersieht,  dass  die  Münze  dem  Titus  die  mit  dem  24.  Sept. 
79  beginnende  Titulatur  giebt,  die  freilich  COS  VII  oder 
VIII  fordert. 


Titel  des  Titus. 


477 


13.  Titus  210  (I,  366).  Pariser  Kabinet. 

TL.  T.  CAESAR  IMP.  PONT  Kopf  des  Titus. 

Rs.    PON.  MAX.  TR.  POT.  P.  P.  COS- V  CENS   Cadu- 
ceus. 

Vorderseite  des  Titus,  Eückscite  Vespasians  (I;  313, 
365). 

14.  Titus  272  (1,  375).  Kabinet  Herpin. 

TL.  T.  CAESAR  DIVI.  VESPASIAN.  IMP.  F   AVG.  P  M. 

TR.  P.  P.  P.  Kopf  des  Titus. 

Rs.    S  C  Jupitertempel. 
IMP  mttsste  vor  T  stehen  und  hinter  VESPASIAN  fehlen. 

15.  Titus  273  (I,  375).  Pariser  Kabinet. 

TL.  IMP.  CAES.  T.  VESP.    AVS.   GERM.    Kopf  des 

Titus. 
Rs.    S  C  Eber. 

Der  Titus  Germanicus  ist  wohl  mehr  als  fraglich. 

1 6.  Titus  app.  31  (7,  74).  Kabinette  Ckedeau  und  Sarcus. 

TL.  T,  CAES.  VESP.  AVG.  P.  M.  TR.  P.  COS.  V.  Kopf 

des  Titus. 

Rs.    GENI  P.  R,  S  C  Genius  stehend. 

Die  Datirung  „de  J.  C.  76"  ist  wieder  nah.  Die 
Kaisertitel  fordern  IMP  vor  dem  Namen  und  COS  Vil  oder 
VIII ;  die  Aufschi ift  i^t  vermuthlich  zu  Anfang  wie  zu  Ende 
defect.  Wenn  Nr.  32  wirklich  vmeme  legende"  hat,  sc 
gilt  davon  natürlich  dasselbe;  aber  da  diese  „de  J.  C.  80u 
heisst,  so  wird  hier  wohl  mehr  verwirrt  sein. 


478 


Th.  Mommsen:  Impn 'aiortitel  dos  Titas. 


17.    Doinitian  519  (I,  450).  Pariser  Kabinet. 

&.  IMP.  CAES.  DIVI.  VESP.  F.  DONIIT.  AVG  GERM. 

|.  .  .  .  Kopf  Domitians. 

Rs.    TITVS AVG.  DOMITIAN,  S.  C  Titus  und 

Domitian  stehend. 

Der  Stempel  der  Vorderseite  fällt  in  die  Zeit  nach 
Titus  Tod;  was  auf  der  Rückseite  gestanden  haben  mag, 
vermag  ich  nicht  zu  errathen. 

Berlin. 


-  -c--<a^Äa^>o — 


479 


XXVI. 


CONOB. 

die 

endlose    I?1  r  ei 


&  o. 


So  nennt  sie  mit  Recht  der  Graf  Camillo  Branibill  a 
zu  Pavia  in  seinen  gelehrten  und  interessanten  Altre 
annotazioni  numismatiche,  wo  er  einen  Solid üS 
des  Zeno  publiciert  hat  dessen  Kehrseite  hier  getreu 
kopiert  ist,  die  Vorderseite  ist  die  gewöhn- 
liche. Er  liest  die  Buchstaben  welche 
theils  im  Abschnitt  stehen  theils  sich 
wider  die  Regel  rechts  hinaufziehen, 
CONOBRV,  und  glaubt  dass  durch  OBRV 
die  alte  Erklärung:  OB  bedeute  immer 
obryzum,  bestätigt  werde. 

Allein  es  liegt  kein  zwingender  Grund  vor, 
OB  und  RV  für  ein  Wort  zu  halten.  Sowie  Bram- 
billa  selbst  richtig  CON  von  OBRV  trennt,  kann  man  auch 
OB  von  RV  trennen,  man  hat  dann  das  hergebrachte  CON 
und  OB,  und  die  gewöhnliche  Sigle  der  Prägstätte  RaVenna. 
Häufig  steht  sie   auf  den  Soliden  der  unmittelbaren  Vor- 


480 


J.  Friedlaeuder :  CONOB 


ganger  Zeno's  im  Felde,  hier  steht  sie  einmal  im  Abschnitt; 
ebenso  steht  RV  im  Abschnitt  einer  Silbermünze  Zeno's, 
während  es  auf  einer  andern  im  Felde  getrennt  zu  Seiten 
der  dargestellten  Figur  steht.  Ob  im  Abschnitt,  ob  im  Felde, 
RV  bedeutet  immer  Ravenna,  wie  RMRoma,  MDMediolanum. 
Die  auffallend  unsymmetrische  Stellung  der  Buchstaben 
CONOBRV — BRVD  stehen  im  Gegensatz  zu  der  übrigen 
Umschrift  so  gedrängt  dass  sie  fast  in  einander  ragen  — 
während  sonst  immer  die  Symmetrie  bei  diesen  Aufschriften 
im  Abschnitt  streng  beobachtet  ist,  lässt  glauben  dass  zu- 
erst nur  CONOB  gestanden,  und  dass  der  .Stempelschneider 
die  Sigle  der  Prägstätte  RV  nachträglich  eingeschoben  hat; 
hätte  er  gleich  CONOBRV  schreiben  wollen ,  würde  er  an 
richtiger  Stelle  begonnen  haben  *).  Auch  wäre  obry  eine 
ungewöhnliche  Abkürzung,  da  der  Regel  nach  in  der 
Sylbe,  nicht  mit  der  Sylbe  abgebrochen  wird. 

So  ist,  glaube  ich,  erwiesen  dass  OB  und  RV  keines- 
wegs ein  Wort  sein  müssen.  Auch  OBS  hat  man  für  ein 
Wort  gehalten,  und  hat  es  dann  als  Beweis  dafür  angeführt 
dass  OB  immer  obsignatus  bedeute,  ohne  auf  die  Reihe 

*)  Vielleicht  erklärt  sich  das  RV  noch  einfacher.  Die  Solidi 
dieser  Zeit  haben  oft,  und  grade  die  des  Zeno  fast  ohne  Ausnahme, 
am  Ende  von  AVGGG  einen  griechischen  Zahlbuchstaben  zur  Be- 
zeichnung der  Officin,  deren  es  mehrere  in  jeder  Prägstätte  gab, 
oder  der  Emission.  Vielleicht  ist  das  V  ein  A,  so  dass  AVGGGA 
zu  lesen  ist.  (Die  Verschiedenheit  der  Form  des  A  von  der  des 
A  in  AVGGG  hindert  nicht ,  diese  griechischen  Zahlzeichen  weichen 
oft  von  den  nebenstehenden  lateinischen  Buchstaben  in  der  Form 
etwas  ab.)  Dann  bleibt  noch  R,  derselbe  Buchstab  R  steht 
auf  einem  andern  Solidus  des  Zeno  im  Felde  (Sabatier 
Monnaies  byzantines  Tafel  VII  18),  und  bedeutet  vielleicht  auch 
Rom  oder  Ravenna.  Also  auch  so  würde  sich  das  OBRV  erklären 
lassen. 


■    4,S1 

die  endlose  Frage.  . 

OB  OBS  OBT  OBQ  zu  achten,  aus  welcher  sich  ergiebt  dass 
OBS  72  Secunda  (officina)  bedeutet.  Ebenso  wenig  als 
OBS  ein  Wort  ist,  ebenso  wenig-  als  CONOBRV  ein  Wort 
ist,  ebenso  wenig  braucht  OBRV  ein  Wort  zu  sein. 

Auch  an  sich  ist  es  nicht  glaublich  dass  OB  immer 
obryzum  bedeute,  so  gebräuchlich  dies  Wort  auch  später 
Ward.  Es  steht  durch  zahllose  Münzen  fest  dass  OB  keine 
Abkürzung  ist,  sondern  ein  Ganzes  und  Abgeschlossenes. 
Wäre  es  eine  Abkürzung,  so  würde  doch  gewiss  auf  manchen 
unter  so  viel  Tausenden  von  immer  verschiedenen  Gold- 
münzen, und  besonders  auf  den  grossen  Goldmedaillons  wo 
der  weite  Raum  des  Abschnitts  lange  Aufschriften  gestattete, 
das  Wort  obryzum  ausgeschrieben,  oder  doch  wenigstens 
der  dritte  Buchstab  zuweilen  hinzugefügt  worden  sein. 
Allein  er  findet  sich  nie ;  folgt  auf  OB  noch  ein  Buchstab 
wie  in  TROBS  ANOBA,  so  ist  es  ein  Zahlbuchstab  gleich 
OB,  S  ist  secunda  officina,  A  ist  4,  wie  die  Reihen  dieser 
Buchstaben  auf  den  Soliden  unwiderleglich  zeigen.  Dieser 
auf  zahllosen  Münzen  beruhenden  Regel  dass  OB  keine 
Abkürzung  sondern  ein  Ganzes  ist,  würde  die  Münze  des 
Grafen  Brambilla  einzig  und  allein  widersprechen.  Da 
liegt  es  wohl  nahe,  für  diese  einzige  Ausnahme  von  der 
feststehenden  Regel  eine  andre  Erklärung  anzunehmen. 

Und  ferner,  wie  sehr  spricht  gegen  obryzum,  dass 
sich  statt  OB.  auch  LXXII  findet,  und  zwar  an  derselben 
Stelle  des  Feldes  an  welche  in  der  ersten  Zeit  auch  das 
OB  gestellt  wurde ;  daraus  ergiebt  sich  doch  dass  OB  den 
nämlichen  Sinn  hat  wie  LXXII,  dass  es  also  nicht  obryzum 
bedeutet.  Dann  beginnt  OB  genau  in  dem  Jahre  367  wo 
das  Gesetz  gegeben  ward  OB  Solidi  aus  dem  Pfunde  zu 
prägen;  der  Zusammenhang  der  Zahl  OB  mit  dem  Gesetze 

31 


4ö-5  j.  Friedlaerider  :  COSOB 


ist  also  erwiesen;  das  Wort  obryzum  kommt  in  dem 
Gesetze  nicht  vor  und  datiert  überhaupt  wohl  erst  aus 
späterer  Zeit.  Endlich,  wie  der  Solidus  durch  LXXII  und 
OB  als  j/73  des  Goldpfundes  bezeichnet  ward  (und  dann 
alle  Goldmünzen,  als  nach  dieser  Währung-  geprägt)  ebenso 
wurden  Silbermünzen  durch XCV1  und  durch  |_X  als  »/„  und 
alsy60  des  Silberpfundes,  undBillonmünzen  bald  lateinisch 
durch  XXI  bald  griechisch  mit  KA  bezeichnet.  Also  waren 
Zahlzeichen  wie  OB  gebräuchlich ,  aber  für  obryzum  liegt 
kein  Analogon  vor.  Und  es  ist  an  sich  wahrscheinlicher 
dass  man  die  Goldwährung  auf  den  Münzen  angiebt,  als 
dass  man  400  Jajire  hindurch  die  nüchterne  Nachricht: 
reines  Metall  auf  jedes  einzelne  Stück  gesetzt  haben  sollte. 

In  dem  Aufsatz  der  Beiträge  zur  älteren  Münzkunde 
sind  die  bis  zu  seinem  Erscheinen  gemachten  Einwendun- 
gen gegen  die  Erklärung  des  OB  durch  72,  widerlegt 
worden;  einige  der  späteren  habe  ich  in  den  Berliner 
Blättern  für  Münzkunde  I,  S.  209  besprochen,  und  will  die 
kurzen  Angaben  hier  wiederholen. 

In  dem  fleissigen  Werke  des  Herrn  Cohen  über  die 
römischen  Kaisermünzen,  heisst  es  Theil  VI  Seite  112 : 
die  Buchstaben  OB  im  Felde  der  Kehrseite  der  obigen 
seltenen  Münze  und  einer  gleichen  von  Valens  könnten 
nicht  Zahlzeichen  sein,  also  auch  nicht  den  Werth,  */1t  des 
Goldpfundes,  bezeichnen,  weil  auf  den  Münzen  der  Könige 
von  Syrien,  Bithynien  und  anderen  griechischen,  niemals 
Zahlzeichen,  welche  eine  Zahl  bilden,  getrennt  im  Felde 
stünden. 

Allein  jeder  Blick  auf  alexandrinische  Kaisermünzen 
zeigt,  dass  Zahlzeichen  welche  eine  Zahl  bilden,  sehr  oft 
getrennt  stehen,  z.  B.  L        '   das  achtzehnte  Regierungs- 


die  endlose  Frage. 


483 


jähr,  getrennt  durch  irgend  eine  Figur,  genau  wie  OB  auf 
der  obigen  Münze.  Dieser  neue  Grund  gegen  die  Erklärung 
des  OB  durch  72  fällt  also  auch  fort. 

Wir  hatten  die  seltenen  Goldmünzen  Constantins  des 
Grossen  und  seiner  Söhne,  welche  LXXII  ebenfalls  im 
Felde  haben,  beigebracht.  Herr  Cohen  sagt:  wenn  OB 
dieselbe  Bedeutung  wie  LXXII  hätte,  würde  LXXII  auch  so 
getrennt  stehen.  Man  könnte  hierauf  erwidern:  die  Art 
wie  die  Zahl  gestellt  ist,  ob  getrennt  oder  zusammen,  sei 
gleichgültig.  Allein  ein  Blick  auf  die  Münzen  mit  LXXII 
zeigt  sogar  den  Grund,  warum  LXXII  nicht  getrennt 
steht:  nämlich  auf  der  einen  Seite  der  Figur  steht  LXXII, 
und  auf  der  anderen  ist  ein  Stern  oder  das  Monogramm 
Christi.  Man  konnte  also  die  LXXII  nicht  getrennt  schreiben, 
der  Raum  und  die  Symmetrie  gestatteten  es  nicht. 

Wer  ohne  Vorurtheil  diese  Zusammenstellung  be- 
trachtet : 


LXXII        0 


SMAN     CONS   CONOB   CONOB 


t 


OBXX 


kann  wohl  nicht  bezweifeln,  dass  LXXII  und  OB  immer  die- 
selbe Bedeutung  haben. 

Und  demnach  bedarf  die  letzte  Vermutlrung  des  Hrn. 
Cohen,  OB,  wenn  es  im  Felde  stehe,  bezeichne  eine  noch 
unbekannte  Stadt,  wohl  keiner  ernstlichen  Wider- 
legung. 

Dann  hat  Herr  Sabatier  in  seinem  Werke  über  die 
byzantinischen  Münzen  zwar  die  Erklärung  durch  72  an- 

31* 


484 


J.  Friedlaenchr :  CONOB  die  endlose  Fragt. 


genommen,  allein  obwohl  sie  darauf  beruht  dass  CONOB 
nur  auf  G  o  1  d  münzen  steht,  glaubt  er  dass  es  Silbermünzen 
mit  CONOB  giebt.  Eine  grosse  Anzahl  solcher  Beispiele 
von  angeblichen  Silbermünzen  mit  CONOB  ist  bereits  in 
den  Beiträgen  als  auf  Weissgold -Münzen,  auf  falschen, 
auf  modernen  Silberabgüssen  von  Goldmünzen,  auf  irriger 
Lesung  schlecht  erhaltener  Silbermünzen,  oder  endlich 
auf  irrigen  Citaten  beruhend  aufs  eingehendste  und  schla- 
gendste abgewiesen  worden,  nicht  ohne  die  Geduld  der 
Leser  auf  harte  Proben  zu  setzen.  Aber  diese  Hydraköpfe 
der  Silbermünzen  mit  CONOB  wachsen  immer  neu,  und 
im  Dunkeln  kann  mau  sie  nicht  bekämpfen,  ich  meine: 
ohne  die  identischen  Exemplare  zu  untersuchen.  Ich  habe 
brieflich  aufgefordert  mir  eine  solche  Silbermünze  mit 
CONOB  zur  Ansicht  zu  senden  oder  einen  Abdruck,  allein 
man  hat  nicht  geantwortet.  Demnach  ist  es  gewiss  erlaubt, 
vorläufig  an  der  Existenz  solcher  Münzen  auch  ferner  zu 
zweifeln  und  die  darauf  gegründeten  Einwände  unbeachtet 
zu  lassen. 

Berlin. 

J.  Friedlaender. 


485 


XXVII. 
Unedirte  Münzen 

und 

Bleibullen  der  Despoten  von  Epirus. 

Von 

IPaul    Lambros. 

(Hierzu  Tafel  XI  und  XII.) 


Als  die  Kreuzfahrer  nach  der  Eroberung  des  byzan- 
tinischen Reichs  sich  in  dasselbe  theilten ,  stiftete  Michael 
Angelos  Komnenos  Dukas  das  griechische  Despotat  in 
Epirus,  welches  im  Laufe  der  Zeit  vergrössert  und  berühmt 
geworden  Aetolien,  Naupaktia,  Doris,  Parnassis,  Phthiotis, 
Akarnanien,  Epirus  und  einen  Theil  von  Thessalien 
umfasste.  Sein  Nachfolger  Michael  II  (1237—1271)  theilte 
die  Herrschaft  gegen  sein  Lebensende  unter  seine  zwei 
Söhne  Nikephoros  und  Joannes  den  Bastard,  indem  er  dem 
erstem  Epirus,  Akarnanien,  Aetolien  und  die  Insel  Leukas, 
dem  letztern  Thessalien  mit  Phthiotis,  damals  unter  dem 
Gemeinnamen  Gross-Vlachien  bekannt,  und  die  Gegenden 
um  den  Parnass  hinterliess. 


486 


Paul  Lambros:  Unedirte  Münzen  und 


Nikephoros. 

(1271—1296). 

Nikephoros,  der  ältere  Sohn  Michaels  II,  welcher 
seinem  Vater  nachfolgte  und  über  Epirus  seit  dem  Jahre 
1271  herrschte,  wurde  von  den  byzantinischen  Kaisern 
scheel  angesehen,  weil  diese  das  epirotische  Despotat 
als  ihrer  eigenen  Macht  gefährlich  erkannten  und  daher 
dessen  Untergang  wünschten. 

Kaiser  Andronikos  Palaeologos  besoldete  eine  geuue- 
sische  Flotte  von  sechzig  Galeeren,  welchen  er  noch  zehn 
pferdeführende  Schiffe  hinzufügte,  und  gab  den  Befehl  nach 
dem  Busen  von  Arta  zu  segeln;  er  schickte  aber  auch  zu 
Land  14000  Reiter  und  30000  Mann  zu  Fuss;  welche  die 
Burg  Joannina  belagerten.  Als  Nikephoros  erfuhr  dass  eine 
so  grosse  Macht  ihn  zu  Land  und  zu  Wasser  umzingle, 
schloss  er  einen  Bund  mit  Florenz  dem  Fürsten  von  Achaia 
und  mitRiccardo  Grafen  von  Kephallenia.  Zur  Sicherstel- 
luug  des  Vertrags  gab  er  dem  erstem  seinen  Sohn  Thomas, 
dem  zweiten  seine  Tochter  Maria  als  Geisel.  Nachdem  er 
mit  deren  Hülfe  die  kaiserlichen  Heere  besiegt  hatte  (1294) 
und  von  der  Gefahr  befreit  worden,  kehrten  die  Bundes- 
genossen in  ihre  Staaten  zurück.  Florenz  Hess,  sobald  er 
in  Clarenza  ankam,  den  Sohn  des  Despoten  frei ;  Riccardo 
hingegen  sendete  nach  seiner  Heimkehr  Maria  nicht 
zurück,  wie  er  es  hätte  thun  sollen,  sondern  bewog  sie 
durch  Kunstgriffe  seinem  ältesten  Sohne  Giovanni  ihre 
Hand  zu  reichen.  Nach  Vollzug  der  Hochzeit  sendete  Graf 
Riccardo  an  Mariens  Vater  zwei  Franziskanerraönche  um 
einerseits  bei  ihm  die  vertragswidrige  That  zu  rechtfertigen, 
welche  er  ausgeführt  habe,  weil  er  grossen  Wunsch  hegte 


AR1 

Iilcibullcn  der  Despoten  von  ICpirus.  ^  J  ' 

sich  mit  ihm  zu  verschwägern,  andererseits  aber  um  ihm 
die  Versicherung-  kund  zu  geben,  dass  der  Graf  sich  in 
Zukunft  allen  seinen  Befehlen  untergeben  und  ihm  jedweden 
möglichen  Beistand  zum  Schutz  des  Landes  und  seiner 
Rechte  leisten  werde. 

Nikephoros  gerieth  wohl  in  Zorn  als  er  diesen  Vor- 
gang erfuhr,  da  er  aber  einsah,  dass  das  Geschehene  nicht 
wieder  zu  ändern  sei,  musste  er  die  auf  solche  Weise 
geschlossene  Ehe  gut  heissen,  indem  er  nur  von  Riccardo 
forderte  dass  die  Neuvermählten  nach  Arta  entsendet 
würden,  um  dort  bei  ihm  fortwährend  zu  wohnen.  Nach- 
dem der  Graf  eingewilligt  hatte,  begab  sich  Giovanni  mit 
Maria  zu  Nikephoros  nach  Arta  wo  er  glänzend  empfangen 
wurde  und  fortan  verblieb  *). 

Auf  diese  Weise  verschwägerten  sich  die  Despoten 
vonEpirus  mit  den  Franken  Ursini  Grafen  von  Kephallenia 
und  Zante. 

Der  Despot  Nikephoros  starb  im  Jahre  1296  2)  und 
hinterliess  als  Nachfolger  imDespotat  seinen  Sohn  Thomas. 

Münzen  des  Nikephoros  habe  ich  bisher  nicht  auffinden 
können,  besitze  aber  in  meiner  Sammlung  nachbeschriebene 
Bleibulle  desselben. 

1.  Das  Brustbild  der  heiligen  Jungfrau  von  vorn  mit 
dem  Nimbus  um  das  Haupt,  die  Hände  erhoben, 
auf  der  Brust  in  einem  Heiligenscheine  das 
Bild  des  Erlösers;  im  Felde M-P-^GY.  Das  Ganze 
in  einem  Kreise. 


i)  Vgl.  Livre  de  la  conqueste  v.  7443,  7521  u.  f. 
'»)  Hopf,    Geschichte  Griechenlands  in  Ersch  und  Grubers 
Encyclopädie,  erste  Section,  Th.  85,  S.  334,  356. 


4oo  Paul  Larabros:  Unedirte  Münzen  und  , 

fy.  In  fünf  Zeilen :  + 

C<t>PAriC 

CCBACT8 

NIKH<DOP8 

TÖA8K 

Blei  (Abgebildet  Taf.  XI  Nr.  1)  *\ 

Thomas. 

(1296— 1318). 

Der  Despot  Thoraas  war  der  letzte  Nachkomme  der 
in  Epirus  berühmten  Familie  der  Angeli.  Da  er  beim  Tode 
seines  Vaters  erst  acht  Jahre  alt  *)  mithin  unmündig  war, 
wurde  er  von  seiner  Mutter  Anna  Palaeologina,  einer  ver- 
ständigen und  in  der  Verwaltung  sehr  erfahrenen  Frau, 


3)  Ueber  die  Münzen  Michaels  II  Despoten  von  Epirus  und 
über  eine  Bleibulle  desselben  siehe  meine  Abhandlungen  in  der 
Ilavöwpa,  Bd.V,  S.  137  und  in  dem  Chronicon  Galaxidii  (ed.  Sathas  . 
S.  229. 

*)  Hopf  sagt  a.  a.  0.  8.  355,  dass  Thomas  beim  Tode  seines 
Vaters  (1296)  fünf  Jahre  alt  war,  S.  364  aber  sagt  er,  dass  derselbe 
erst  1304  fünf  Jahre  alt  gewesen  sei.  Diese  zwei  Angaben  wider- 
sprechen sich  und  Hopf  lässt  unentschieden  welche  von  beiden  man 
als  die  richtige  anerkennen  soll.  Nach  der  ersteren  Annahme  wäre 
Thomas,  als  er  ihm  Jahre  1292  dem  Fürsten  Florenz  als  Geisel 
überliefert  wurde,  kaum  ein  Jahr  alt  gewesen,  er  müsste  mithin 
nach  Achaia  mit  seiner  Amme  gesendet  worden  sein,  was  ganz 
unwahrscheinlich  ist.  Nach  dem  Livre  de  la  conqueste  verhalten 
sich  die  Daten,  welche  Hopf  aus  unbekanntem  Grunde  nicht  ange- 
nommen hat,  folgenderweise:  der  Feldzug  Philipp 's  gegen  Thomas 
begann  im  Jahre  1303  (S.  472),  und  damals  war  Thomas  über  fünf- 
zehn Jahre  alt  (458).  Im  Jahre  1292  also  war  er  vier  und  im  Jahre 
1296,  als  sein  Vater  starb,  acht  Jahre  alt. 


-IftQ 

Bleibullen  der  Despoten  von  Epirus.  ,u" 

bevormundet.  Indessen  setzte  Graf  Giovanni  seinen  Auf- 
enthalt in  Arta  bis  1303  fort,  in  welchem  Jahre  die 
Ermordung  Riccardo's  erfolgte ,  worauf  Giovanni  Arta 
verliess  und  bei  seiner  muthmasslichen  Ankunft  in 
Kephallenia  sofort  als  Erbe  die  Grafschaft  s)  in  Besitz 
nahm. 

Nikephoros  hatte  noch  bei  seinen  Lebzeiten  im  Jahre 
1294  seine  zweite  Tochter  Thamar  mit  Philipp  von  Tarent, 
Sohn  des  Königs  von  Neapel  Karl  II,  vermählt  und  ihm 
als  Mitgift  vier  der  stärksten  Festungen  des  J)espotats 
nebst  einer  jährlichen  Rente  von  100.000  Hypernern  abge- 
treten. Philipp  aber  der  diese  Ehe  nur  aus  Eigennutz 
geschlossen  hatte,  beobachtete  gegen  seine  Gemahlin  kein 
gebührliches  Betragen  und  zwang  sie  die  Lehren  der 
orthodoxen  Kirche  zu  verläugnen  und  die  der  römischen 
anzunehmen.  Seine  Gleichgültigkeit  gegen  seine  Gattin 
wuchs  je  mehr  seine  früheren  Ansichten  auf  neue  Erwer- 
bungen in  Epirus  sich  verringerten,  so  dass  die  Eheleute 
um  das  Jahr  1303  in  offenen  Zwist  geriethen.  Als  Anna 
dieses  schändliche  Betragen  Philipp's  sah  und  ob  seiner 
täglich  freundlicher  sich  gestaltenden  Beziehungen  zu  den 
in  Epirus  lebenden  römisch-katholischen  Albanesen  in 
Furcht  gerieth,  erkannte  sie,  um  sich  zu  sichern  die  Ober- 


*)  Liv.  de  la  conq.  S.  806.  Hopf  (a.  a.  0.  s.  S.  351  und  421)  ver- 
setzt die  Ermordung  Kiccardo's  in  das  Jahr  1304-,  aber  der  gelehrte 
und  scharfsinnige  Komanos,  der  auch  andere  dunkle  Stellen  der 
Geschichte  jener  Zeit  beleuchtete,  weist  mit  grosser  Klarheit  nach, 
dass  diese  Ermordung  vor  Ablauf  des  Jahres  1303  Statt  gefunden 
habe.  Siehe  hierüber  TpanavoS  SwpSvjc  S.  176  Anm.  4,  und  S.  180, 
welche  vortreffliche  Quelle  ich  bei  Verfassung  dieses  gedrängten 
historischen  Berichtes  über  die  Despoten  von  Epirus  vorzugsweise 
benutzt  habe. 


490 


Paul  Lambros  :  Unedirte  Münzen  and 


herrlichkeit  des  byzantinischen  Kaisers  über  Epirus  an, 
undschlossmit  diesem  ein  Freundschafts-Bündniss,  welches 
später  durch  die  Vermählung  des  jungen  Thomas  mit  der 
Tochter  Michaers  IX  Palaeologos  6)  noch  fester  geknüpft 
wurde. 

König  Karl  von  Neapel,  welcher  hinwieder  behauptete 
dass  das  Recht  der  Oberhoheit  wohl  seinem  Sohne  Philipp 
angehöre  und  dass  Thomas  demselben  den  Lehnseid  zu 
leisten  habe,  erklärte  der  Despina  Anna  den  Krieg  und 
entsandte;  300  Mann  zu  Fuss  und  200  Reiter  unter  dem 
Befehle  Raimund' s  de  Candolle.  Zugleich  befahl  er  seinen 
Lehensleuten,  dem  Fürsten  von  Achaia  Philipp  vonSavoyen 
und  dem  Grafen  von  Kephallenia  Giovanni  mit  ihrer 
Heeresmacht  als  Bundesgenossen  gegen  Epirus  mitzu- 
ziehen. Giovanni  welcher  in  diesem  Falle  die  Lehenspflicht 
mehr  als  die  verwandtschaftlichen  Bande  berücksichtigte, 
nahm  keinen  Anstand  das  Schwert  zu  ziehen  um  die 
Schwiegermutter  und  den  Schwager  zu  bekriegen.  Aber 
der  Feldzug  endete  zum  Schaden  der  Angreifer,  welche 
in  elendem  Zustande  und  beschämt  heimkehrten,  wobei 
sie  Giovanni  beschuldigten,  dass  er  trotz  seiner  genauen 
Kenntniss  derOertlichkeiten  nichts  auszurichten  im  Stande 
gewesen  sei.  Auch  nach  diesem  Feldzuge  verbrachte 
Giovanni  seine  Tage  in  steten  Zwistigkeiten  und  Fehden, 
bis  zu  seinem  wahrscheinlich  im  Jahre  131 7  erfolgten  Tode. 
Er  hinterliess  drei  Söhne  und  eine  Tochter,  Namens  Nicolo, 
Joannes,  Guido  und  Margaretha  »).  Der  älteste  von  ihnen 
Nicolo,  machte  der  von  seinem  Vater  ererbten  Fehde  mit 
seinem  Oheim  Thomas  dadurch  ein  Ende   dass   er  diesen 


6)  Livre  de  la  conq.  S.  322—32-4.  —  Hopf;  ebendas.  S.  304. 
')  Hopf,  ».  a.  0.  S.  402,  420—421. 


B)eibul|en  der  Despoten   von  Epirus.  *•'  * 

Despoten  von  Epirus  mit  eigener  Hand  ermordete  (1318), 
unter  dem  Vorwand  dass  sich  dieser  geweigert  hätte,  seine 
Schwester  Maria,  Gemahlin  Giovanni's,  an  dem  väterlichen 
Erbe  Antheil  nehmen  zu  lassen  8). 

Derselben  Maria,  Tochter  des  Despoten  Nikephoros 
und  Gemahlin  Giovanni's  Grafen  von  Kephallenia,  gehört 
folgende  Bleibulle  meiner  Sammlung: 

2.  Das  Brustbild  der  heiligen  Jungfrau  nach  rechts, 
den  Nimbus  um  das  Haupt  und  die  Hände  erhoben. 
Im  Felde  M-P — 0V;  das  Ganze  in  einem  Kreise. 

fy.  In  fünf  Zeilen  +  CCOX 
OIC  ATNH 
M€    THN   C€ 

RA«;  HN  MA 
PIAN 

Das  Ganze  in  einem  Kreise. 

Blei.  (Abgebildet  Taf.  XI  Nr.  2). 

Nicolo. 

(1318—1323). 

Nach  Ermordung  des  kinderlos  gebliebenen  Despoten 
Thomas,  ward  das  Despotat  von  Epirus  einerseits  getheilt, 
andererseits  wurde  es  eine  Beute  des  Usurpators  Nicolo. 
Die  Provinz  Joannina  ward  nämlich  nach  dem  eigenen 
Willen  der  Einwohner,  dem  Reiche  des  Kaisers  Andronikos 
Palaeologos  einverleibt.  Die  meisten  der  übrigen  Städte 
des   Despotats   hingegen    geriethen   in   die   Gewalt   des 


8)  Gregoras,  VIII,  6.  —  Ducange,  Hist.  de  Const.  Yl,  27.  — 
Retuandini,  De  Zacynthi  antiquitatibus,  S.  241. 


492 


Paul  Lnmbros  :   L'nedirte  Münzen  und 


Meuchelmörders,  Grafen  Nicolo,  der  seinen  Verbrechen 
eine  zweite  Schändlichkeit  hinzufügte,  indem  er  Anna,  die 
Witwe  seines  von  ihm  ermordeten  Oheims  zur  Frau  nahm. 
Da  er  nun  auch  seine  Herrschaft  über  die  usurpirten 
epirotischen  Provinzen  befestigen  wollte,  leistete  er  dem 
Kaiser  Andronikos  den  Huldigungseid,  wegen  welcher 
Bereitwilligkeit  ihm  der  Kaiser  nicht  nur  seine  Frevel 
völlig  verzieh,  sondern  ihn  noch  überdies  mit  der  Despoten- 
würde beehrte  9). 

Auf  Grund  der  Besitznahme  von  Epirus  und  seiner 
Verschwägerung  mit  den  Palaeologen,  hielt  sich  Nicolo 
für  den  rechtmässigen  Erben  des  Hauses  der  Angeli.  Im 
Vertrauen  auf  seine  eigene  Macht  und  nachdem  er  zu  den 
Griechen  freundlichere  Beziehungen  angebahnt  hatte, 
weigerte  er  sich  dem  Bailo  des  Peloponnesos  Frederico 
Trogisio  auch  für  Epirus  den  Lehnseid  zu  leisten.  Der 
Befehl  zu  diesem  Lehenseide  war  ihm  im  Jahre  1319  von 
Seite  Kobert's  König  von  Neapel  und  dessen  Bruders 
Philipp  von  Tarent  zugekommen,  denn  Nicolo  war  als 
Graf  von  Kephallenia  Vasall  der  Gebiete  von  Neapel  und 
Tarent.  Da  sich  nun  einmal  der  Schwerpunkt  der  Interessen 
und  Absichten  des  listigen  Despoten  vom  Abendlande 
zum  Morgenlande  gewendet  hatte ,  zauderte  er  nicht ,  um 
seine  eigene  Herrschaft  zu  befestigen  und  um  die  Gunst  der 
Epiroten  zu  gewinnen,  die  Lehren  des  griechischen  Ritus 
anzunehmen.  Da  er  aber  Verträge  und  Eide  stets  geringer 
achtete  als  den  Eigennutz,  hielt  er  das  Bündniss  mit  den 
Byzantinern,  welche  ihm  auch  im  Jahre  1320  die  Festung 
Atta  eingeräumt  hatten,  nur  in  so  lange  aufrecht  als  seine 


öj  Acta  et  diplomata  Patriarchatus  Constantinopolitani.  Bd.  I, 
S.  171.  —  Romanos,  Toariavo?  Zo^£>jg,  S.  122—124. 


Iihibullen  der  Despoten  von  Epirus. 


493 


Gemahlin  Anna  lebte ;  nach  Anna' s  Tode  jedoch  verliess  er 
die  Griechen  und  wendete  sich  wieder  zum  Abendlande, 
indem  er  um  die  Gunst  Venedig's  buhlte.  Nach  vielen 
Opfern  und  noch  mehr  Versprechungen  erlangte  er  von 
Venedig  eine  Hilfstruppe  von  400  Bewaffneten  sowie  auch 
das  nöthige  Geld  um,  wie  er  hoffte  alle  früher  von  Thomas 
beherrschten  Bezirke  und  vor  Allem  das  noch  von  den 
Byzantinern  besetzte  Joannina  wieder  Zugewinnen  i°).  Er 
zog  mit  einer  bedeutenden  Kriegsmacht  gegen  Joannina 
und  die  umliegenden  kleinen  Festungen  deren  er  auch 
bald  Herr  wurde.  Das  stark  befestigte  Joannina  musste 
aber  förmlich  belagert  und  eng  eingeschlossen  werden  da 
die  Einwohner  aus  Hass  gegen  den  Despoten  als  einen 
Meuchelmörder  und  Blutschänder  tapfer  widerstanden. 
Während  der  Belagerung  fand  sein  jüngerer  Bruder 
Joannes  die  erwünschte  Gelegenheit,  um  sich  an  Stelle 
des  Despoten  die  Herrschaften  anzueignen. 

Joannes  gelobte  dem  Kaiser,  er  würde  Joannina  nur 
als  Kapitän  und  Vasall  des  Königs  von  Gottes  Gnaden 
verwalten  und  somit  ein  Vertheidiger  der  kaiserlichen 
Kechte  sein.  Nachdem  dieser  Antrag  Gehör  gefunden,  trat 
Joannes  offen  gegen  Nicolo  auf,  und  um  den  Erfolg  zu 
beschleunigen  ermordete  er  ihn  im  Jahre  1323,  indem  er 
seine  Hände  mit  dem  Bruderblute  befleckte,  sowie  dieser 
früher  die  seinigen  mit  dem  Blute  des  Oheims  befleckt 
hatte  n). 

Münzen  des  Despoten  Nicolo  sind  noch  nicht  aufge- 
funden worden,  ich  fand  aber  eine  schöne  und  werthvolle 


io)  Hopf,  a.  a.  0.  S.  404  und  420. 
1J)  Gregoras,  XI,  3. 


494 


Paul  T.ambros  :  Uncclirtc  Münzen  und 


Bleibulle  desselben,  welche  sowie  jene  seiner  Mutter 
Maria  ein  Unicum  ist  und  sich  in  meiner  Sammlung  befindet. 
Diese  zwei  Bleibullen  erwarb  ich  gleichzeitig;  beide  sind 
einander  in  Hinsicht  des  Styls  und  ihrer  Oxydirnng  ganz 
ähnlich,  und  somit  bestätigt  die  Zntheilung  der  einen  die 
der  andern.  Hier  die  Beschreibung  der  erstem. 

3.     0  AHOC  NIKOAAO  Das  Brustbild  des  heiligen 
Nikolaus  von  vorn,  den  Nimbus  um  das  Haupt; 
das  Ganze  in  einem  Perlenkreise. 
fy.  In  fünf  Zeilen  *  C  <t>  P  A  T 
TT€<t>YKA 
NIKOAA8 
A€CTTO 
TOY 
Das  Ganze  in  einem  Perlenkreise. 
Blei.  (Abgebildet  Taf.  XI  Nr.  3) 

Joannes  II. 

(1323—1335). 

Nachdem  Joannes  II  seinen  Bruder  Nicolo  ermordet 
hatte,  nahm  er  die  von  Letzterem  beherrschten  Länder  in 
Besitz,  nämlich  Epirus  und  die  nächsten  Inseln ,  und  da  er 
die  Oberhoheit  des  Kaisers  Andronikos  anerkannte  wurde 
er  mit  der  Despotenwürde  bekleidet  »«). 

Er  verschwägerte  sich  auch  mit  der  kaiserlichen 
Familie,  indem  er  eine  andere  Anna  Palaeologina,  Tochter 
des  Protovestiarius  Andronikos,  der  1326  zum  Herrn  von 
Belgrad  ernannt  ward,  heirathete  ia).  Ausserdem  trat  noch 


•*j  Acta  et  diplomata  Patr.  Const.  Bd.  I,  S.  171. 

13i  Gregoras  XI,  6.  —  Cantacuzcnus,  I,  43  und  II.  32. 


^  .  40"> 

Hlcibullen  der  Despoten  von  Epirus.  T<w 

Joannes  zu  den  Lehren  der  anatomischen  Kirche  über,  und 
adoptirte  den  den  Epiroten  ehrenwerthen  Beinamen  der 
Angeli  wodurch  er  vor  seinen  Unterthanen,  deren  Anhäng- 
lichkeit er  erwerben  wollte,  als  der  rechtmässige  Nach- 
folger der  griechischen  Despoten,  aufzutreten  beabsich- 
tigte '*).  Um  aber  auch  öffentliche  Beweise  seiner  ortho- 
doxen Religiosität  zu  geben,  restaurirte  und  verschönerte 
er  die  in  Arta  befindliche  Kirche  der  Paregorizza,  in  deren 
Innern  und  über  deren  Hauptthor  er  seinen  noch  heute 
leserlichen  Namen  Joannes  Komnenos  Despot  anbringen 
Hess  **). 

Das  Haus  der  Angiovinen  (Anjou)  das  niemals  seinen 
ungerechten  Ansprüchen  auf  Epirus  entsagt  und  sich  ver- 
gebens bemüht  hatte,  den  Despoten  Nicolo  zu  unterwerfen, 
hoffte  nun  seine  Absicht  durch  den  neuen  Despoten  zu 
erreichen.  Demnach  versuchte  Philipp  von  Tarent  alle 
Mittel  um  Joannes  zu  zwingen,  ihm  den  Huldigungseid  zu 
leisten.  Joannes  widerstand  aber  den  Forderungen  Philipps 
und  bestrebte  sich  auf  jede  mögliche  Weise  das  Despotat 
Epirus  ganz  unabhängig  von  jedem  fränkischen  Einflüsse 
zu  machen.  Die  nächste  Folge  war  dass  im  Januar  des 
Jahres  1325  Graf  Giovanni  von  Gravina,  Bruder  des  Königs 
Robert  und  Philipp7«  von  Tarent,  mit  einer  bedeutenden 
Flotte  und  zahlreichen  Truppen  von  Brindisi  auslief  und 
nach  dem  Peloponnes  segelte,  um  die  fränkische  Herrschaft 
über  das  Ftirstenthuin  Achaia  zu  sichern.  Der  Admiral 
landete  zuerst  an  Kephalenia  und  Zante,  welche  Inseln  er 
auch  leicht  eroberte.  Despot  Joannes  aber  entgieng  der 
Aufmerksamkeit  des  Eroberers,  flüchtete  nach  Epirus  und 


»*)  Hopf,  a.  a.  0.  S.  421,  429. 

15)  Aravantinos,  Xpovo^oocytec  r?j?$  Tfoetpou,  Bd.  I,  S.  113. 


49« 


Paul  Lambroo  :  Unedirte  Münzen  uad 


befestigte  sich  in  Arta,  wo  er  dem  Grafen  von  Gravina 
Widerstand  leisten  konnte.  Nachdem  nun  dieser  sich  ge- 
zwungen sah  unverrichteter  Dinge  nach  Clarenza  abzu- 
ziehen, gelang  es  Joannes  seine  verlorenen  Inseln  wieder 
in  Besitz  zu  nehmen  i6). 

Als  im  Jahre  132H  Andronikos  der  Jüngere  den  Thron 
von  Konstantinopel  bestieg,  nahm  er  dem  Despoten 
Joannes  die  Verwaltung  vonJoannina  ab  und  sandte  einen 
andern  Statthalter  dahin.  Joannes  aber  nahm  diese  Belei- 
digung übel  auf  und  wurde  dem  Kaiser  abtrünnig;  es 
gelang  ihm  auch  die  Einwohner  von  Joannina  in  soweit 
aufzureizen,  dass  sie  sich  gegen  den  kaiserlichen  Statt- 
halter empörten  und  sich  dem  Despoten  Joannes  unter- 
warfen, welchen  sie  als  unumschränkten  Herrscher  ihrer 
Stadt  anerkannten  »»). 

Wie  oben  erwähnt  wurde,  hatte  Philipp  von  Tarent 
mit  seiner  Gemahlin  der  epirotischen  Thamar  mehrere 
Besitzthümer  in  Epirus  als  Mitgift  erhalten ,  welche  gleich- 
falls in  die  Gewalt  des  Despoten  Joannes  gefallen  waren. 
Um  nun  wieder  zu  seinem  Eigenthum  zu  gelangen  traf 
Philipp  mit  dem  Gemahl  seiner  Tochter  Beatrix,  Walter 
von  Brienne,  dem  Sohne  und  rechtmässigen  Nachfolger 
des  gleichnamigen  Herzogs  von  Athen,  im  August  1331  ein 
Uebereinkommen,  dem  zufolge  Walter  in  Epirus  einzufallen 
und  Joannina  anzugreifen  hatte,  wofür  er  den  dritten  Thcil 
der  zu  machenden  Eroberungen  erhalten  sollte.  Walter  fand 
sich  umsomehr  zu  diesem  Vertrag  bereit,  als  er  bei  glück- 
lichem Erfolge   hoffen  durfte   auch  sein  väterliches  Erbe, 


i«)  Hopf,  a.  a.  0.  S.  421,  423. 
17)  Acta  et  diplora.  1,  S.  171. 


Bleibullen  der  Despoten  von  Epirus.  4J7 

das  von  den  Kataloniern  besetzte  Herzogthum  Athen 
wieder  zurückzuerobern.  Nach  Eröffnung  des  Feldzugs 
eroberte  Walter  in  kurzer  Frist  Leukas,  Vonitsa  und  viele 
andere  Städte  des  Despotats  und  schritt  im  verhindert  zur 
Belagerung  von  Arta.  Da  Joannes  kaum  Widerstand  leisten 
konnte,  sah  er  sich  genöthigt  Philipp  als  Oberherrn  anzu- 
erkennen. In  dieser  Absicht  sandte  er  den  Ritter  Nicolo 
Kassidi  aus  Kephallenia  nach  Neapel  um  statt  seiner  dem 
König  Robert  den  Lehnseid  zu  leisten.  Der  König  verzieh 
sofort  dem  Joannes  und  anerkannte  ihn  als  rechtmässigen 
Nachfolger  der  Angeli,  Despoten  von  Epirus  «s). 

Joannes,  der  in  der  Folge  darauf  bedacht  war,  den 
Verlust  von  Leukas  und  Vonitsa  durch  neue  Erwerbungen 
zu  ersetzen,  benutzte  den  im  Jahre  1333  erfolgten  Tod 
Stephan's  Gavrielopulo,  des  Herrn  eines  Theiles  von 
Thessalien,  um  sich  Stagus,  Trickala,  Phanari,  Damassi, 
Elasson  und  einige  andere  kleine  Städte  anzueignen.  Er 
blieb  aber  nur  kurze  Zeit  in  deren  Besitz,  denn  Kaiser 
Andronikos  vertrieb  die  Besatzungen  des  Despoten  und 
unterwarf  sich  alle  von  diesem  besetzten  Ortschaften  *»). 
Bald  darauf  büsste  Joannes  auch  für  die  an  seinem  Bruder 
Nicolo  begangene  Frevelthat.  Seine  eigene  Gemahlin  Anna, 
sei  es  weil  sie  einen  ähnlichen  Anschlag  von  ihrem  Gatten 
befürchtete  oder  aus  Herrschbegierde,  vergiftete  ihn  im 
Jahre  1335  30).  Anna  übernahm- sofort  die  Herrschaft  und 
regierte  das  Despotat  als  Vormünderin  ihres  unmündigen 
Sohnes  Nikephoros  welcher  als  er  Mann  geworden,   sich 


i8)  Hopf,  a.  a.  0.  S.  429. 
>9)  Cantacuzenus,  II,  28. 

so)  Gregoras,  XI.  33.  —  Siehe  auch  Romanos,  Tpar.  Zw&£.. 
229  ff. 

32 


493 


Paul  Lambros :    I'nedirte  Münzen  und 


durch  grosse  Tapferkeit  und  Kühnheit  auszeichnete.  Aber 
die  spätem  Ereignisse  gehören  nicht  mehr  in  unsern 
Bereich. 

Während  seines  zwölfjährigen. Despotats  in  Epirus, 
Aetolien  und  Akarnanien,  und  in  seiner  Eigenschaft  als 
Graf  von  Kephallenia  und  Zante  brachte  der  hochmüthige 
und  ehrsüchtige  Joannes  alle  mit  seiner  Würde  verbundenen 
Vorrechte  zur  Geltung  und  somit  auch  das  Recht  der  Münz- 
prägung. In  Verlauf  vieler  Jahre  gelang  es  mir  meine 
Sammlung  von  fränkischen  Münzen  mit  nicht  wenigen  unter 
sich  verschiedenen  Tornesi  des  Despoten  Joannes  zu  be- 
reichern, welche  sehr  selten  und  bis  jetzt  noch  unedirt  und 
in  der  Numismatik  unbekannt  sind.  Ich  beeile  mich  daher 
dieselben  im  Interesse  der  Wissenschaft  und  der  mit  dem 
Mittelalter  sich  befassenden  Münzfreunde  hier  zu  ver- 
öffentlichen. Die  in  meiner  Sammlung  aufbewahrten  Münzen 
des  genannten  epirotischen  Despoten  sind  nach  dem  Münz- 
fusse  der  Tornesi  der  Herzoge  von  Athen  und  der  Prinzen 
von  Achaia  geschlagen : 

4.  +  IOhS   D6SP0TVS    Kreuz. 
R/.  D6   ÄRTK   C7TSTRV    Thurm. 

Billon.  (Taf.  XI  Nr.  4). 

5.  +  IOhS-    D6SPOTVS    Kreuz. 

IV.  DG   7IRTÄ   CKSTRV    Thurm  zwischen  den 
Buchstaben  I  und  0. 
Billon.  (Taf.  XI  Nr.  5). 

6.  +  IOhS   D6SP0TVS    Kreuz. 

IV-  D6  ÄRTft  C7ÜSTRV  Thurm  zwischen  den 
Buchstaben  I  und  0 ;  unterhalb  des  Thurmes  ein 
Punkt.         Billon. 


Bleibullen  der  Despoten  von  Epirus.  '"«' 


7.  4-  IOhS-    D6SPOTVS-    Kreuz. 

fy.  D6   ÄT7T   67ÜSTRV    (sie)   Tlmrm   zwischen 
den  Buchstaben  I  und  0;  unterhalb  des  Thurmes 
ein  Punkt. 
Billon. 

8.  +   IOhS   D6SP0TVS   Kreuz. 

f^.  D6   ÄRTA    CÄSTR    Thurm    zwischen    den 
Buchstaben  I  und  0. 
Billon.  (Taf.  XI  Nr.  8). 

9.  *   IOhS   D6SP0TVS    Kreuz. 

^.  D6    ARTÄ    RBÄSR   (sie)  Thurm   zwischen 
den  Buchstaben  I  und  0. 
Billon.  (Taf.  XII  Nr.  9). 

10.  IOhS-    DGSPOTVS   Kreuz. 

Yjc.  DÖ    ÄRTÄ     dftSTRV    Thurm;    im   Felde 
rechts  B. 
Billon. 

11.  IOhS-   DÖSPOTVS  Kreuz. 

ty.  Dö    7TRTÄ-     GCKSTR    Thurm;     im     Felde 
rechts  B. 

Billon.  (Taf.  XII  Nr.  11). 

12.  IOhS   DGSPOTVS   Kreuz. 

^.  Do    KRT7t     CftSTRV     Thurm;    im    Felde 
rechts    £1. 

Billon.  (Taf.  XII  Nr.  12). 

13.  IOhS-    DQSPOTVS   Kreuz. 

fy.  DO    HRTIS    (sie)    dÄS    Thurm;    im    Felde 
links  8f. 

Billon.  (Taf.  XII  Nr.  13). 

32* 


'JW  Paul  Lambros:  Unedirte  Münzen  von  Epirus. 

14.  IOhS   D6SP0TVS   Kreuz. 

fy.  D6  ÄRTK  CKSTRV  Thurm;  im  Felde 
links  GL 

Billon.  (Taf.  XII  Nr.  14). 

15.  *  I-OVS  DGVPOTVS  (sie)  Kreuz. 

fy.  D6ÄRTK  C  TIS  TR  Thurm;    im  Felde   links 
G,  rechts  ein  Punkt. 
Billon. 

16.  +IORS-(sic)   D6SPOTVS-    Kreuz. 

fy.  D67IRT7I-  CÄSTRV  Thurm;  im  Felde  links 
0;  rechts  ein  behelmtes  und  nach  links  gewandtes 
Köpfchen ;  unterhalb  des  Thurmes  eine  rosetten- 
artige Verzierung. 

Billon.  (Taf  XII  Nr.  16). 

17.  4-  IOhS   D6SP0TVS    Kreuz. 

IV.  DÖ  7TRT7I  C(7ISTRV  Thurm;  auf  beiden 
Seiten  im  Felde  ,\ 

Billon.  (Taf.  XII  Nr.  17). 

18.  +   IOhS-    DÖSPOTVS-    Kreuz. 

1^.  Unleserliche  Inschrift.  Thurm;  darunter  ein 
Halbmond. 

Billon.  (Taf.  XII  Nr,  18). 

Athen  im  Juli  1871. 


501 


XXVIII. 
Zur  österr.  Münzkunde  des  XV.  Jahrhunderts. 

Von 
Dr.  v.  Raimann. 


Unter  den  österreichischen  mittelalterlichen  Münzen 
kommen  in  grosser  Zahl  einseitige  Pfenninge  vor,  die  in 
einer  Kleeblatt  -  Einfassung  einen  unten  abgerundeten 
Schild  mit  einem  Kreuze  zeigen,  welcher  von  einzelnen 
Buchstaben  umgeben  ist. 


502 


Dr.  v.  Baimann  :  Zur  österueiehischen 


Diese  Buchstaben  sind  meistens  W-H-L  <)  oder  W-H-T^ 
zuweilen  auch  W-H-P  »)  W-H-E  *)  W-H-K  »)  W-H-T  •) 
W-7£ 7)  oder  W-L 8).  Sie  gelten  gewöhnlich  als  die  ältesten 
Wiener  Stadtmünzen.  Die  Grösse  ist  13 — 15  Mm,,  das 
durchschnittliche  Gewicht  0.45  Grm.  So  zweifellos  aber 
auch  der  darauf  befindliche  Schild  das  Wappen  darstellt, 
welches  die  Stadt  Wien  um  die  Mitte  des  XIV  Jahrhunderts 
zu  führen  begann 9),  so  wenig  konnte  bisher  nachgewiesen 
werden  ob  sie  wirklich  städtische  Münzen  sind,  und  in 
welcher  Zeit  sie  geprägt  wurden. 

Ersteres  wurde  als  sicher  angenommen  und  der  Buch- 
stabe W  auf  Wien  gedeutet;  in  den  anderen  Buchstaben 
sah  man  gewöhnlich  10)  die  Anfangsbuchstaben  der  Namen 


i)  Eig.  Sammlung;  Appels  Repertorium  zur  Münzkunde  IV  B. 
S.  1028  Nr.  3774.  Wellenheims  Münzkatalog  II  B.  Nr.  11158—69. 
Mader,  Kritische  Beiträge  zur  Münzkunde  Prag  1803 — 13  II  B.  8,95, 
kais.  Kabinet. 

2)  Eigene  Sammlung:  Appel  1.  c.  Nr.  3773.  Wellenheim  1.  c. 
Nr.  11172 — 83,  Mader  1.  c.  Primisser  inHormayer's  Geschichte  Wien's 
I.Jahrgang,  III.  S.236,  Abb.Taf.  I  n.  18  u.  Taf.II  n.  11.  AGrenser. 
Wappen  der  Stadt  Wien  1866.  8.  Abb.  3.  Dr.  Lind,  das  Wappen  der 
Stadt  Wien  in  den  Mittheilungen  der  Central  Comm.  für  Baudenkma  ic 
1866  S.  XII.  Feil  in  Tschisclika's  Gesch.  Wien's  Stuttg.  1847  S.  213 
etc.  kais.  Kabinet. 

3)  Appel  1.  c.  Nr.  3774. 
*)  Wellenheim  Nr.  11171. 
5)  Mader  1.  c. 

ß)  Archiv  für  Geschichte  XXXIII  S.  27. 

')  Wellenheim  Nr.  11184 ;  hingegen  versichert  Mader  1.  c.  nie 
solche  mit  "K  gesehen  zu  haben. 

»)  Wellenheim  11170. 

»)  Dr.  Lind  1.  c.  S.  XI  ff. 

*<>)  So  Appel  1.  c,  Wellenheim  1.  c.  Primisser  1.  c.Feil  1.  c.  S.  22<> 
Dr.  Lind  1.  c.  S.  XII,  Grenser  1.  c.  S.  9  etc. 


Münzkunde  des  XV  Jahrhunderts. 


5o:; 


der  Mtinzmeister  Leopold  von  der  Hoclistrasse  n)  Niclas 
von  Essling  (richtiger  Eslarn)  12)  Hans  von  Tirna  18) 
Rudolf  Angerfelder  »»*)  etc.  und  vertheilte  somit  diese 
Münzen  in  einen  Zeitraum  von  beiläufig  140  Jahren. 

Anlass  zu  dieser  Auslegung  mag  einerseits  die 
Bestimmung  gegeben  haben  welche  Albrecht  V  traf,  das« 
zur  Erkennung  unter  welchem  Münzmeister  ein  Pfennig 
geschlagen  wurde,  derselbe  sein  Zeichen  darauf  setzen 
solle  15),  andrerseits  eine  von  Rauch  «)  veröffentlichte 
Urkunde  Herzog  Albrecht  III  vom  26.  Juni  1375,  mittelst 
welcher  angeblich  den  Wienern  die  Prägung  einer  Summe 
Geldes  zur  Tilgung  von  Schulden  gestattet  wurde.  Zu  dieser 
Zeit  war  Hans  von  Tirna    (oder  wie  ihn  -  die  Urkunden 


H)  Münzmeister  in  den  Jahren  1275— 85.  Siehe Hormayr  Gesch. 
Wien's  Urk.  CCXL1I ,  Fontes  rer.  Austr.  X  Urk.  XXVI  Fischer's 
Klosterneuburg  II  B.  Wien  1815,  Urk.  XCIII;  Kurz:  Ottokar  und 
Albrecht  Linz  1816  II  B.  Beil  XI;  Tschischka  1.  c.  S.  121,  Lind  1.  c. 
S.  XII. 

12)  Münzmeister  1326  Tschischka  1.  c.  S.  273. 

is)  Münzmeister  1354—77  Fontes  r.  A.  X  B.  Urk.  CCCLXII, 
CCCLXXX  Huber  Austria  ex  archivis  Mellicens.  ill.  fol.  1722  S.  83. 
Jahrb.  des  Ver.  für  Landesk.  v.  Niederösterreich  II  B.  S.  330.  Blätter 
dess.  Verein  III  Jahrg.  1869  Nr.  8  und  9  Reg  17.  Steyrer  comment. 
pro  hist.  Alberti  1725  fol.  S.  379.  Zeitschrift  für  Literatur  und  Kunst 
1848  S.  247.  Tschischka  1.  c.  S.  220  und  273  Dr.  Lind  1.  c.  S.XI  etc. 

ii)  Münzmeister  1400,  dann  1414, 15,  18,  Fontes  r.  A.  XXVIII, 
Urk.  DLXXV,  Anmerk.  Berichte  und  Mitth.  des  Wr.  Alterth.  Ver. 
III  B.  S.  251  Blätter  des  Ver.  für  Landesk.  1870  Reg.  176.  Karajan 
Beiträge  zur  Gesch.  der  landesf.  Münze  Wien's  1838  S.28.  Schlager 
Wiener  Skizzen  I  B.  1835  S.  164;  ders.  alterth.  Ueberl.  1853  S.122. 

lä)  S.  Karajan,  1.  c.  S.  18—19;  Feil  in  Tschischka's  Gesch. 
Wien's  S.  220. 

16)  rer.  Austriacarum  scriptores,  Wien  1794  III  B.  S.  127 


504 


l>r.  v.   Uaimanu  :  Zur  österreichischen 


nennen  „Jans"  von  Tirna)  Münzmeister  in  Wien;  auf  ihn 
bezog  man  die  Pfennige  mit  W-H-T  welche  die  häufigsten 
sind,  und  meinte  wohl  dass  ähnliche  Bestattungen  sowohl 
früher  als  auch  später  ertheilt  worden  sein  dürften,  wonach 
man  Münzmeister  suchte,  auf  deren  Namen  die  übrigen 
vorkommenden  Buchstaben  passten. 

Allein  hat  denn  wirklich  die  erwähnte  Urkunde  j  enen 
Sinn,  welchen  Eauch  durch  die  ihr  gegebene  Ueberschrift : 
Albertus  IIIAustriae  Dux  Urbi  ac  civibus  Vindobonensibus 
facultatem  tribuit,  ad  eludenda  contracta  debita  certam 
nummorum  sunnnam  cudendi,  —  ihr  beilegt,  und  welchen 
sohin  spätere  Schriftsteller  so  z.  B.  Hormayer  17)  Feil  ,s) 
Dr.  Lind  1Ö),  annahmen? 

Ich  glaube  dass  diess  verneint,  und  die  Urkunde  dahin 
verstanden  werden  müsse,  dass  der  Stadt  Wien  gestattet 
werde,  eine  Umlage  zur  Tilgung  ihrer  Schulden  von  den 
Bürgern  einzuheben.  Diess  geht  sowohl  aus  der  Stelle: 

Vnd  paten  vns  vleissiglich  daz  wir  In  gunnen 
vnd  erlauben  wollten  auf  sich  selber  und  auf  die 
gmain  der  egenanten  unser  Purger  ain  genant  Summ 
gelt  ze  legen  mit  der  Sy  sich  selber  vnd  die  Stat  von 
solher  geltschuld  vnd  von  den  scheden  ledigen 
möchten  —  sowie  aus  dem  Schlusssatze:  Doch  mit  dem 
beschaiden,  daz  aim  jeglichen  angeslagen  vnd  ange- 
legt werde  als  vil  Im  nach  seiner  hob  gepürei  an 
derselben  Summe  gelts  an  alle  geuaer  vnd  arg  eilst. 


«)  Gesch.  Wien's  I  Jahrg.  II  B.  Urk.  Buch  S.  LI. 

i8)  1.  c.  S.  218. 
i«)  1.  c.  S  XII. 


Münzkunde  des   XV  Jahrhunderts. 


505 


Darumb  gerieten  wir  ernstlich  der  gmain  vnsrer 
burger  zu  Wienn  Reichen  vnd  armen  gemainklich 
vnd  gegleichem  bcsunderlich,  daz  Sy  mit  dem  Vorbe- 
scheiden ans  lag  vnd  der  Aufrichtung  des  gelts  den 
obgenanten  Burgermaister ,  llichter  vnd  Bäte  völgig 
vnd  gehorsam  sein  on  alle  widerred  etc.,  als  auch  aus 
andern  gleichzeitigen  Urkunden  worin  der  Ausdruck  auf 
sich  slahen  in  dein  oben  angedeuteten  Sinne  gebraucht 
wird  ^°). 

Damit  fällt  dieser  vermeintliche  älteste  urkundliche 
Nachweis  des  Wiener  Pfennigrechtes  und  bleibt  als  älteste 
Urkunde  über  dasselbe  jene  Kaiser  Friedrichs  III  vom 
28  October  1484  übrig,  worin  er  der  Stadt  Wien  gestattet 
auf  der  herzoglichen  Münze  600  Mark  Silber  ohne  Entrich- 
tung eines  Schlagschatzes,  wenn  sie  aber  mehr  ausmün- 
zen wolle  nur  gegen  Entrichtung  des  Schlagschatzes  zu 
prägen,  jedoch  nach  Korn„  Gepräge  und  Aufzahl  des 
Landesfürsten  21).  Denn  die  in  der  Antwort  desselben  an 
die  niederösterr.  Landschaft  vom  ß.  August  1460  22)  dann 
in  einem  kaiserlichen  Befehle  antlen  Münzmeister  Nicolaus 


3<))  Z.  B.  in  Birk's  Urkunden  Auszügen  z.  Gesch.  Friedrichs  III. 
Archiv  f.  ö.  Gesch.  X  B.  Reg  31  vom  20/7  1453  wo  dem  Abte  von 
►St.  Paul  gestattet  wird  1300A.  auf  sich  und  des  Gotteshauses  Leute 
und  Holden  zu  schlagen. 

21)  erw.  in  Primisser's  Abb.  1.  c.  S.  225,  Tschischka  1.  c.  S.  221, 
Lind  1.  c.  S.  XVI,  Bergmann  in  der  Num.  Zeitschrift  I.  Jahrg.  1869, 
S.  172 ;  diese  Münzen  sind  vielleicht  jene  Pfennige  die  in  Appel  IV, 
S.  1029  n.  3782  dann  bei  Wellenheim  Nr.  11152 — 55  vorkommen 
deren  Avers  vollkommen  mit  dem  Siegel  Friedrich  III  v.  Jahre  1464 
bei  Sava  C.  Coon.  1871  S.  31  Fig.  20  stimmt. 

sä)  Fontes  r.  A.  VII  S.  213  Rauch  Anh.  S.  57. 


Dr.  v.  Raim.mii:  Zur  österreichischen 


Teschler  **)  erwähnte  Urkunde  war  keine  Münzrechts- 
Verleilmng'  an  die  Stadt  Wien,  sondern  die  "Wiederherstel- 
lung der  nach  dem  Jahre  1450  den  Wiener  Hausgenossen 
entzogenen  **)  Rechte  bei  der  Ausprägung  der  landes- 
fürstlichen Münze. 

Begründet  schon  der  Abgang  urkundlicher  Zeugnisse 
für  das  städtische  Münzrecht,  in  jener  Zeit,  welcher  man 
die  erwähnten  Pfennige  zuweisen  will,  Bedenken  gegen 
diese  Zuweisung,  die  übrigens  insbesondere  was  Leopold 
von  der  Hochstrasse  anbelangt,  schon  mehrseitig  ange- 
fochten wurde  "),  stehen  derselben  noch  andere  Bedenken 
im  Wege.  Vor  Allem  der  Umstand,  dass  die  Pfennige 
untereinander  so  gleichartig  in  der  Prägeweise  und ,  was 
die  überwiegende  Anzahl  betrifft,  auch  im  Gehalte  sind, 
dass  es  nicht  denkbar  wäre,  sie  seien  innerhalb  eines  so 
langen  Zeitraumes  geprägt  worden  und  sich  gleich  ge- 
blieben, während  die  landesfürstliche  Münze  sich  in  beiden 
Richtungen  so  bedeutend  veränderte  2<5).  Nicht  minder 
stimmt  ihre  Prägeweise  durchaus  nicht  mit  jenen  Münzen, 


23)  Vom  24.  Oetober  1460  in  Birk's  Reg.  Archiv  X  Reg.  428. 
a*)  Priuaisser  1.  c.  S.  225,  Ranch  1.  c.  S.  46. 
*5)  Dr.  Lind  1.  c.  S.  XII  Anmerk.  7.  —  Dr.  Luschin  im  Archiv 
f.  ö.  Gesch.  XLI  B.  S.  286. 

36)  Siehe  die  Abh.  F.Blumberger's  über  den  Gehalt  des  österr. 
Pfennigs  im  XIV.  Jahrh.  Archiv  für  österr.  Gesch.  Quellen  VIII, 
S.  121  ff.;  Dr. H.F.  Sailer  Niederösterr.  Münzwerthe  im  XIV.  Jahrh. 
in  den  Bl  des  Vereins  für  Landeskunde  von  Niederösterr.  III.  ISij'.t 
»S.lll  ff.  Dr.  Luschin  zur  österr. Münzkunde  des  XIII undXIV  Jahrh. 
im  Archiv  f.  ö.  G.  XLI  8.  241  ff.;  ders.  Oesterr.  Münzwerthe  des 
XIII  und  XIV  Jahrh.  in  der  Xumismat.  Zeitschrift  I,  1869,  S.  457  ff. 
Dr.  Hubor  Unters,  über  die  älteste  Münzgcsehichte  Oesterreichs  im 
XIII  und  XIV  Jahrh.  im  A.  f.  ö.  G.  XLIV  S.  513  ff. 


Münzkunde  des  XV  Jahrhundert?. 


507 


welche  zweifellos  dem  XIII.  *<)  oder  jenen  welche  den 
ersten  Jahrzehenten  des  XIV.  Jahrhunderts  angehören  s»). 
Ersteres  deutet  darauf  hin ,  dass  sie  innerhalb  eines  viel 
kürzeren  Zeitraumes,  letzteres  dass  sie  zu  einer  andern 
und  zwar  späteren  Zeit  geprägt  wurden. 

Von  entscheidender  Bedeutung  für  unsere  Frage  halte 
ich  eine  Aufzeichnung,  welche  zum  Jahre  1460  im  Copey- 
buch  der  gemainen  Stat  Wien  ••)  vorkömmt,  folgenden 
Inhalts:  Anno  domini  LXmo  an  Sambstag  vor  dos 
Keyligen  Kreiocztag  Exaltacionis  (13.  Sept.  1460) 
ist  das  Beruffen  von  der  Milnss  wegen  beschehen. 

Es  gepewut  der  aller  durchleuchtigist  Fürst  vnd 
Herr,  her  Fridreich  Romischer  Kaiser,  zu  edlen  Zeiten 
merer  des  Reichs  zu  Ungarn ,  Dcdmacien ,  Croacien 
&Kunig,  Herzog  zu  Oesterreich,  zu  Steyr  etc.  vnser 
genedigister  Herr.  Als  seiner  Gnaden  Hawsgenossen 
hie  zu  Wienn  ein  newe  toeisse  Milnss  Jecz  angefengi 
habent,  ze  münssen  mit  dem  Krewcz  der  Stat  schilt, 
ye  sechs  Schilling  für  ein  guidein,  vngrischen  guidein 
oder  ducaten  vnd  für  ainen  Beinischen  guidein  fünf t- 
halben  Schilling  phenning ,  das  nu  hinfür  menigklich 
den  guidein  edso  geh  vnd  nem  für  sechs  Schilling 
phenning   derselben   newen   weissen   milnss   so  sein 

27)  Dr.  Luschin  1.  c.  im  A.  XL1  nri  1— (5.  27.  28.  Primisser  1.  c. 
5.  6.  10.  11  Mader  1.  c.  Tab.  I  n.  5.  6.  10  etc. 

88)  Dr.  Luschin  1.  c.  nri  37.  38. 

29j  Herausgegeben  von  Dr.  H.  Zeibig  in  den  Fontes  rer.  Austr. 
zweite  Abtheil,  VII  B.  die  zitirte  Stelle  ist  S.  219. 


5(  >8 


Dr.  Vi  Ii.iimami:  Zur  österreichischen 


K.  G.  um  nagsten  vor  der  hat  stallen  lassen  30)  und 
Kunig  Albrechts  31)  imä  Kunig  Lasslas  seliger  ge- 
dechtnus  weisse  milnss  32)  amen  für  drey  Helb- 
ling  etc. 

Welches  sind  nun  diese  von  den  Hausgenossen  Wien' s 
mit  dem  Kreuze,  der  Stadt  Schild,  geprägten  weissen 
Pfennige  33)?  Es  muss  wohl  von  ihnen  noch  eine  bedeutende 
Zahl  vorhanden  sein»  da  sie  gewiss  in  grosser  Menge 
geprägt  wurden,  weil  sie  bestimmt  waren  die  massenweise 
im  Umlaufe  befindlichen  geringhaltigen  Münzen  zu  beseiti- 
gen, wie  aus  derselben  Aufzeichnung,  dann  aus  den  über 
die  Münzverbesserung  gepflogenen  Verhandlungen  der 
Regierung  mit  der  Landschaft    und  den   Vertretern  der 


so)  Erwähnt  im  Copeyb.  S.  206  in  der  Antwort  der  kais.  Räthe 
vom  31  Mai  1460,  dann  in  Rauch's  Anhang  S.  47.  48.  Die  Pfennige 
sollten  Glöthig  sein  einer  gleich  vier  alten  schwarzen  Pfennigen  und 
ein  alter  Kreuzer  für  einen  neuen  Pfennig. 

si)  Wohl  jene  zahlreicher  Pfennige  mit  TTi-B-d  welche  bei 
Mader  1.  c.  Tab.  I  n.  12,  13,  Appel  II  S.  944.  n.  40.  41,  S.  94(3  n.  48, 
Primisser  1.  c.  Tab.  I  n.  20,  Wellenheim  G689— 6701  etc.  vor- 
kommen 

3~)  Ohne  Zweifel  dieselben  Pfennige  von  welchen  nach  dem 
Patente  vom  11.  April  1456  (abgedruckt  in  Kurz  Geschichte  Kaiser 
Friedrich  IV  Wien  1812  II  B.  S.  231;  im  Archiv  f.  ö.  G.  XXVII  B. 
8.  119  Reg.  LXXXVIII  etc.)  für  einen  ein  weisser  Pfennig  und  von 
den  schwarzen  Wiener  Pfennigen  3  für  2  Pfennige  genommen  werden 
sollten. 

38)  Rauch,  Anhang  S.  5".  58  erwähnt  diese  neuen  Pfennige  und 
sagt  dass  dieselben  5  löthig  sein  sollten  der  Gulden  6  Schilling 
Pfennige  gelten  solle;  ebenso  Bhk's  Regesten  1.  c.  Reg.  421  vom 
16.  October  1460. 


Ö09 

Münzkunde  des  XV  Jaiii-lnni.liTt.-- 


Stadt  Wien,  aus  gleichzeitigen  Petitionen  »*),  sowie  insbe- 
sondere auch  aus  dem  Vorschlage  der  kaiserlichen  Räthe 
vom  31.  Mai  14(50,  dahin  gehend  es  möge  zu  diesem  Behüte 
eine  Summe  von  etlichen  1000  Pfund  im  selben  Werthe 
selbst  mit  Schaden  gegen  geringhaltige  Münze  ausgegeben 
werden,  hervorgeht  35). 

Ich  wüsste  unter  allen  Münzen  welche  das  Wiener 
Wappen  aufweisen  keine  andern  als  die  in  Frage  stehen- 
den, denn  die  übrigen  bekannten  Pfennige  mit  diesem 
Wappen  gehören  nach  den  darauf  ersichtlichen  Jahres- 
zahlen oder  ihren  sonstigen  Merkmalen  jedenfalls  einer 
viel  späteren  Zeit  an  se). 

Für  die  eben  aufgestellte  Behauptung  sprechen  aber 
überdiess  noch  andere  gewichtige  Momente  und  zwar: 
1.  Typus  und  Prägeweise  2.  der  Gehalt  3.  die  Ergebnisse 
der  Münzfunde ;  endlich  lassen  sich  auch  damit  4.  die  auf 
den  Pfennigen  befindlichen  Buchstaben  in  Uebereinstim- 
mung  bringen. 


»*)  Ausschreiben  der  Landleute  zu  Gtmdersdorf  vom  5.  März 
1460  über  die  Münze  die  nicht  nach  den  Briefen  gehandelt  wird.Chmel 
Materialien  zur  Oest.  Geschichte  II  B.  S.  194  Urk.  CLX;  Antwort 
des  Kaisers  vom  23.  März  14G0  „di  gering  nmms  von  menigem 
endten  sey .  .  . .  so  überswinklich  ckomenu  Chmel  1.  c.  S.  198. 
Petition  vom  15.  April  1460  „dt  geringen  mänsu  4Q  vnmesslich 
vilgeslagen" Fo.  Vll  S.  199;  Petition  vom  17.  April  1460:  „wann 
nu  der  geringen  m'dnss  das  land  vol  ist"  Fo.  VII  S. 200;  Vor- 
stellung der  Stadt  Wien  an  die  kais.  Räthe  vom  28.  Mai  1460.  Fo.VIII 
S.  203;  Antwort  der  kais.  Räthe  hierauf  vom  31.  Mai  1460  ebenda 
8.  206. 

33;  Fo.  r.A.  VII  S,  ?0ß;  ausdrücklich  bestätigt  die  Ausprägung 
in  grosser  Zahl,  Rauch  Anhang  S.  58. 

36)  Siehe  z.  B.  Appel  1.  c.  IV,  S.  3795  ff.;  Wellenheim  1.  c. 
Nr.  11188  ff,  Dr.  Missong  in  den  Wr.  Xum.  Monatsh.  IV  S.83  ff.  etc. 


510 


1 ']-.   v.  Itniiuaim  t  Zur  österreichischen 


1.  Typus  und  Prägeweise  stimmen  vollkommen  mit 
den  österreichischen  Pfennigen  aus  den  ersten  Jahrzehenten 
des  XV  Jahrhunderts ,  so  mit  jenen  der  Herzoge  Wilhelm 
und  Albert  mit  W-Ä;  jenen  mit  tthR  und  L-R,  erstere  von 
Leopold  und  Albert  oder,  wie  zweifellos  Letztere,  von 
Ladislaus  Posthumus;  besonders  aber  mit  jenen  Kaiser 
Friedrich  III  welche  die  Buchstaben  F-I-P  etc.  ent- 
halten 3-).  (Vgl,  die  vorstehenden  Abbildungen). 

Sie  alle  zeigen  die  gleichartige  Vorstellung,  den 
Wappenschild  zwischen  zwei  oder  drei  Buchstaben  in  einer 
3bogigen  Einfassung.  Namentlich  stimmt  die  Form  des 
Kreuzsehildes  auf  unsern  Pfennigen  —  unten  abgerundet 
—  mit  jener  der  zuletzt  erwähnten  Pfennige,  eine  Form 
welche  die  Wiener  »Siegel  aus  der  Mitte  des  XIV  Jahrhun- 
derts noch  nicht  kennen  sondern  erst  jene  vom  Ende  des 
XIV.  und  vom  XV.  Jahrhunderte  «•)'. 

2.  Der  Gehalt  stimmt  gleichfalls  mit  den  Angaben  der 
Urkunden,  denn  unsere  Pfennige  sind  in  der  Regel  5  bis 
61öthig,  denselben  Gehalt  müssen  aber  auch  jene  Pfennige 
mit  dem  Wiener  Wappen  nach  der  mehr  erwähnten  Auf- 
zeichnung im  Copeybuche  im  Zusammenhange  mit  den  in 
den  Anmerkungen  30  und  33  aufgeführten  Belegen  gehabt 
haben.  Wohl  kommen  auch  geringhaltigere  Stücke  vor, 
allein  einerseits  wurde  damals  keine   so  grosse  Sorgfalt 


3?)  Abbildungen  und  Beschreibungen  dieser  Münzen  bei  Mader 
1.  c.  8,  75  ff.,  Tab.  I  n.  12—21,  Tab.  II  n.  24—30.  Primisser  1.  c. 
Abb.  19.  20.  22.  23;  Appel  1.  c.  II  S.945  ff.  Wellenheim  1.  c.Nr.6673 
und  ff  insbes.  Nr.  6742  und  ff. 

38)  Dr.  Lind  1.  c.  Abb.  6.  8.  9. 


"S1  1 

Münzkunde  de*  XV  Jahrhunderts.  </i.i 


auf  die  Ausmünzung  verwendet,  andrerseits  kamen  oft 
Falschmimzungen  vor  s»). 

Auch  wurde  ohne  Zweifel  der  Gehalt  bald  wieder 
verringert,  veranlasst,  wie  wenigstens  die  Urkunden  ver- 
sichern, durch  das  böse  Beispiel  der  Nachbarn  „Hertzog 
Ludwig  von  Pairn  vnd  ander  Fürsten  vnd  Stett  der  von 
Halss,  der  von Salzpurkh,  der  von  Passau"  etc.*0)  welchen 
Herzog  Albrecht  in  Oberösterreich  folgte  41),  und  Kaiser 
Friedrich III  „damit  er,  sein  Land  und  Leute  nicht  grossen 
Schaden  leiden,"  wie  er  wenigstens  angiebt ,  folgen 
musste  **). 

3.  Die  Funde  weisen  nach  dass  unsere  Pfennige  stets 
mit  solchen  des  XV  Jahrhunderts  gefunden  werden.  So  in 
Weisskirchen  1836  *»)  Pfennige  mit  W-H-T  mit  solchen 


"aj  So  erscheint  im  Archive  für  Oest.  G.  XXXI  ß.  in  den 
Kegesten  aus  dem  Archive  von  Freistadt,  S.  316  Reg.  vom  6.  Nov. 
1433  ein  Friedrich  Kramer  sammt  Hausfrau  Elsbeth  welche  mit 
falschen  Wr.  Pfennigen  zu  Freistadt  ergriffen  wurden. 

Bei  Schlager  Wr.  Skizzen  IV  B.  S.  232  Beil  XIX  kommt  ein 
Falschmünzer  Andre  Ernstpranner  146Ü  vor,  etc. 

4»)  Rauch  Anhang  S.  45. 

4i)  Siehe  die  Urkunden  bei  Chmel  1.  c.  S.  159  CXXVIII  vom 
13.  Juli  1458  welche  die  Ausprägung  von  71öthigen  Groschen, 
ebenda  S.  170.  CXXXVII  vom  20.  Mai  1459  welche  jene  von  31öthi- 
gen  Kreuzern  und  21/3löthigen  Schwarzpfennigen,  dann  ebenda 
S.  181.  CXLVIII  vom  7.  October  1459  welche  die  Ausprägung  von 
31öthigen  Kreuzern  und  llöthigen  Schwarzpfenuigen  anordnet. 

*3)  S.  Antwort  des  Kaisers  an  die  Landschaft,  vom  23.  März 
1460  Chmel  1.  c.  II  S.197:  Vorstellung  der  Stadt  Wien  an  denKaiser 
vom  8.  Februar  1461  Fo.  VII.  S.  227;  Verhandlungen  des  Landtags 
zu  St.  Polten  vom  Jahre  1461,  Rauch  Anhang  S.  62;  Antwort  des 
Kaisers  an  die  Landschaft  vom  Jahre  1462  Chmel  1.  c.  II  S.272  Urk. 
CCXI  und  Fo.  VII  S.  368  (dort  vom  Jahre  1464)  etc. 

43)  Verz.  der  Fundmünzeu  Wien  1845,  S.  46. 


o19 

t?4*1  Dr.  v.  Kaimanji  :  Zur  österreichischen 

Herzog  Sigmund's  von  Tirol;  in  Ernstbrunn  1837  **)  Pfen- 
nige mit  W-H-T  mit  Dukaten  Sigmund's  von  Ungarn, 
Mathias  Corvinus,  Denaren  Ladislaus  Posthnmus,  Kaiser 
Friedrich  III  etc.;  in  Kaindorf  1856,  Denare*  mit  H-L  und 
H-T  mit  'solchen  Kaiser  Friedrich  III  »*)  in  Stockeran 
1862  46)  Pfennige  mit  W-N-T  mit  solchen  mit  L-R,  6  H, 
Sigmund's  von  Tirol  etc.;  in  Ips  1862  *?)  ein  Pfennig  mit 
W  mit  Pfennigen  mit  W-K,  E-R-H,  L-R;  L-7T,  baierisclien 
des  XV  Jahrhunders;  in  Radiow  1864  Pfennige  mit 
W-H-T  mit  solchen  von  Znaim  das  1463  Münzrecht 
erhielt,  König  Wladislans  II,  Jodok's  von  Mähren  (wohl 
richtiger  Pfennige  von  Iglau)  4s) ;  in  Wien  bei  Demolirung 
der  Biberbastei  gleichfalls  mit  Pfennigen  des  XV  Jahrhun- 
derts *»). 

4.  Aber  auch  die  Buchstaben  welche  darauf  vor- 
kommen, lassen  sich  in  passender  Weise  deuten,  obwohl 
hierauf  weniger  Werth  zu  legen  ist,  da  die  damals  ge- 
prägten Pfennige  namentlich  jene  Friedrich  III,  die  ver- 
schiedenartigsten Buchstaben  aufweisen,  die  sich  oft  gar 
nicht  erklären  lassen. 

Die  Buchstaben  W-H  dürften  wohl  Wien's  Haus- 
genossen bedeuten,  wie  dieselben  auch  Dr.  J.  v.  Bergmann 
auf  Wiener  Münzen  einer  etwas  späteren  Zeit  auslegt  50). 


44)  Ebenda  8.  69. 

*S)  Mitth.  der  Central  Cormn.  1856.  S.  46. 

4«)  Archiv  XXXIII  S.  27. 

47,  Ebenda  XXXIII  S.  24  und  C.  Coram.  1863,  S.  111. 

45)  Archiv  f.  ö.  G.  XXXVIII  B.  S.  261  und  Mitth.  der  Ccntral- 
('omm.  1865,  S.  LXXXI. 

49)  Archiv  1.  c.  S.  139. 

50)  In  der  Numism.  Zeitschrift,  I  Jahrgang  S.  162. 


Münzkunde  des  X\'  Jahrhunderts.  vxv 

Von  den  andern  Buchstaben  kommen  am  häufigsten 
T  und  h  vor.  Ersterer  passt  auf  den  Münzmeister  Niclas 
Teschler,  welcher  in  den  Jahren  1456—1462  51)  letzterer 
auf  den  Münzmeister  Valentin  Liephart,  welcher  in  den 
Jahren  1455,  1463,  1469  urkundlich  nachweisbar  ist  5a). 

Die  Buchstaben  H.  E.  K.  P  passen  auf  keinen  Münz- 
nieister  aus  der  Mitte  des  XV  Jahrhunderts.  Wenn  daher 
nicht  vielleicht  undeutliche  Exemplare  irrig  gelesen 
wurden  &s)  oder  ein  Irrthum  des  Stempelschneiders,  oder 
unbefugte  Nachprägung,  bei  welcher  eine  absichtliche 
oder  zufällige  Verwechslung  einzelner  Buchstaben  statt- 
fand54) vorliegen,  mtissten  diese  Buchstaben  etwas  anderes 
als  den  Namen  des  MUnzmeisters  bedeuten  —  etwa  jenen 
des  Münzpächters  wie  Mader  in  Ansehung  der  Pfennige 
Kaiser  Friedrich  III  meinte  55). 


5i)  1456:  Tschischka  1.  c.  S.  273;  1457:  Ber.  und  Mitth.  des 
Wr.  Alterth.  Ver.  I  B.,  S.  244  und  253;  1460:  Archiv  f.  ö.  G.  X  B., 
S.238  Reg.  428;  1461:  Fo.VII  S.228,  232,  291;  1462:  Archiv  XI B. 
Urk.  XVI.  S.  161. 

5«)  1455:  Ber.  und  Mitth.  des  Wr.  Alterth.  Ver.  VIII  B.  Nr.  434 
S.  LXXI.  1463  Rauch  Anhang  S.  122. 

1469  Schlager  Wr.  Skizzen  IV  B.  S.  232  Beil  XIX. 

5s)  Was  nicht  unwahrscheinlich  ist  da  im  kais.  Kabinete  diese 
Pfennige  nur  mit  dem  Buchstaben  W-H-T  und  W-H-L  vor- 
kommen. 

**)  Auf  solche  Nachprägungen  deuten  die  Verhandlungen  der 
Landtage  zu  Tuln  und  Hedersdorf  hin  welche  in  Rauch' s  Anhang 
8.  115  dann  in  Fo.  VII  S.  377  ff.  (vom  13.  Dec.  1463)  vorkommen 
sowie  die  Antwort  des  Kaisers  ebenda  S.  384  und  der  Landtags- 
abschied vom  22.  Juli  1464  S.402  ff.  in  welchen  es  heisst  dass  keine 
auswendige  Münze  auf  den  Wr.  Schlag  gemünzt  weiden  soll. 

55)  1.  c.  S.  94. 

33 


514 


Dr.  v.   Ilaimann:  Zur  österreichische! 


Nicht  unmöglich  wäre  es,  dass  das  in  der  Antwort 
der  kaiserlichen  Räthe  an  der  Stadt  Wien  vom  31.  Mai 
1460  56)  erwähnte  Projekt  zur  Ausführung  kam,  und  jene, 
welche  vom  Kaiser  Friedrich  III  das  Recht  zu  Münzen 
erhalten  hatten,  im  Einverständnisse  mit  den  Wiener  Haus- 
genossen oder  auch  ohne  dasselbe  nach  dem  gleichartigen 
Typus  prägten,  und  nur  ihr  Zeichen  darauf  setzten,  wor- 
nach  z.  B.  P.  Pösing  oder  Pemkircher,  E  Ellerbach  etc. 
bedeuten  könnten  57). 

Die  Resultate  unserer  Untersuchung  sind  daher 
folgende  : 

1.  Die  Pfennige  mit  W-H-T,  W-H-L  11.  s.  w.  und 
dem  Wiener  Wappen  sind  nicht  dem  XIII  oder  XIV  Jahr- 
hunderte, sondern  im  Jahre  1460  und  wahrscheinlich  auch 
in  den  nächst  folgenden  Jahren  geprägt. 

2.  Sie  sind  keine  Münzen  der  Stadt  Wien  sondern 
in  Wien  geprägte  landesfürstliche. 

3.  Die  auf  denselben  befindlichen  Buchstaben  be- 
deuten mit  höchster  Wahrscheinlichkeit  Wien's  Hausge- 
nossen und  den  Namen  des  Münzmeisters,  vielleicht  auch 
jenen  des  Münzpächters  oder  eines  mit  Münzrecht  Be- 
gabte«. 

Ist  meine  Ansicht  welche  ich  vorstehend  zu  begrün- 
den versuchte,  richtig,  geht  allerdings  der  Nimbus  des 
höheren  Alters  der  Wiener  Pfennige  und  der  bisher 
geltend  gemachte  Beweis  für  die  frühe  Ausübung  des 
Pfennigrechtes  von  Seite  der  Stadt  Wien  verloren,  wie  in 


5«;  Fo.  VII  8.  200. 

")  s.  Rauch  Anhang  S.  47. 


Münzkunde  des  XV  Jahrhunderts. 


515 


ähnlicher  Weise  vor  Kurzem  der  laiidesftlrstlichen  Wiener 
Münze  die  bisher  als  älteste  geltende  Belegstelle  für  ihre 
Existenz  entzogen  worden  ist  *$),  doch  würde  ich  mir  hier- 
über keinen  Vorwurf  machen,  da  ja  in  jeder  Wissenschaft 
vor  Allem  nach  dem  Erforschen  der  Wahrheit  gestrebt 
werden  muss ,  wenn  auch  dadurch  vorgefasste  Meinungen 
und  durch  lange  Zeit  festgehaltene  Ansichten  sich  als 
irrig  erweisen. 

St.  Polten. 


58)  s.  Dr.  Luschin's  Aufsatz :  Die  Pettau-Friesacher  Gepräge 
in  der  Numism.  Zeitschrift  1870,  S.  496  wo  in  der  Antnerk.  bemerkt 
wird,  dass  es  im  Originale  der  von  Fröhlich  (Diplom,  sacra  ducatus 
Styriae  I,  S.  154)  beigebrachten  Urkunde  der  Markgräfin  Chune- 
gundis  v.  Steiermark  1166,  XIVKal.  Oct.  nichtDenariiViennensis 
sonder  „Uiscaheusis"  monete  heisst. 


33' 


516 


Dr.  Arnold  Luschfci:   Der  Münz- 


XXIX. 
Der  Münzfund  von  Umsehe. 

(Friaulisch-istrische  Gepräge.) 

Von 
Dr.  Arnold.  Luschin. 


Im  Herbste  1870  wurde,  wie  das  Laibacher  Tagblatt 
vom  30.  December  v.  J.  mittheilte  zu  Lanische,  dem  alten 
in  Urkunden  viel  genannten  Harland,  nicht  weit  von  der 
dortigen  Filialkirche  ein  Münzfund  gemacht.  Bei  Planirung 
eines  Ackers  auf  welchem  eine  Getreideharfe  errichtet 
werden  sollte,  stiessen  nämlich  mehrere  Bauern  auf  einen 
mit  alten  silbernen  Münzen  vollgefüllten  Topf.  Leider  ging 
es  wie  gewöhnlich,  der  Schatz  wurde  schnell  verschleppt. 
Xnr  der  Rest  desselben  aus  etwa  220  Stücken  bestehend 
kam  durch  einen  Landmann  nach  Laibach  und  wurde  dort 
in  mehreren  Läden  zum  Ankaufe  vorgewiesen.  Glücklicher- 
weise gelangte  wenigstens  der  grösste  Theil  dieser 
Pfennige  in  den  Besitz  des  krainischen  Landesmuseums, 
und  ich  war  durch  die  zuvorkommende  Bereitwilligkeit 
des  Bürgermeisters  von  Laibach,  Herrn  Karl  Deschman  und 
einiger  gleich  zu  nennender  Herren  in  der  Lage  212  Stücke 
genau  untersuchen  zu  können. 


fand  von  l.anische. 


51 


Die  Mehrzahl  der  Pfennige  zeigte  (nicht  bedeutende; 
Spuren  des  abnützenden  Umlaufs,  auch  waren  viele  Stücke 
mit  grünem  Kost  überzogen,  welcher  jedoch  gerne  und 
rein  absprang,  wenn  man  ihn  mit  einem  Messer  vorsichtig 
zertheilte.  Zu  erwähnen  wäre  noch,  dass  ausser  einigen 
Bruchstücken  zwei  bis  drei  durch  eine  Scheere  zer- 
schnittene Pfennige  und  zwar  sämmtlich  dem  Triester 
Bischof  Arlongus  (Typus  7)  angehörig,  vorhanden  waren. 

Auifallend  und  für  die  Geschichte  des  Geldumlaufs  in 
Krain  nicht  unwesentlich  ist  die  Thatsache,  dass  im  be- 
kannt gewordenen  Funde  weder  ein  Friesacher-  noch 
ein  Venetianer-Gepräge  vorkam,  einen  einzigen  Matapan 
(Grosso)  des  Dogen  Renier  Zeno  ausgenommen.  Mit 
Berücksichtigung  der  Währungsangaben  gleichzeitiger 
Urkunden  gelangt  man  so  zu  dem  Schlüsse,  dass  in  den 
Achtziger  Jahren  des  XIII.  Jahrhunderts  Erstere  den  Kurs 
in  Krain  bereits  eingebüsst,  Letztere  noch  nicht  gewonnen 
hatten,  und  dass  der  friaulisch-istrische  Typus  damals  den 
dortigen  Markt  beherrschte,  ein  Verhältniss  welches  frei- 
lich nicht  lange  dauerte  und  schon  in  den  nächsten  fünfzig 
Jahren  stark  verschoben  war. 

Im  Nachstehenden  gebe  ich  eine  Uebersicht  der  unter- 
suchten Stücke  und  bemerke ,  dass  die  mit  *  bezeichneten 
zwar  ebenfalls  aus  demselben  Funde  stammen,  mir  jedoch 
theilweise  durch  Vermittelung  Sr.  Durchlaucht  des  Prinzen 
Ernst  zu  Windischgrätz,  meines  Bruders  Paul  sowie  der 
Herren  Anton  Guaiz  und  Alfredßudesch  zugekommen  sind, 
denen  ich  hiemit  gleichfalls  meinen  Dank  für  die  bewie- 
sene gütige  Unterstützung  ausgesprochen  haben  will. 


518 


Dr.  Arnold  Lusciiiu:   Der  Müut- 


Vorderseite 


Rückseite 


I.  Patriarchen  von  Aquileja. 

Berthold  1218-1251. 

Schweitzer  Nr.  1.  Welzl  IL  1.  Nr.  9432. 

Brustbild  der  Mutter  Gottes. 


Sitzender     Patriarch     mit 

Kreuzstab  und  Buch. 
B6RTO.— IiD  VSP 


+  •  CIVITKS  -HQVI- 
L66IK- 


Gregor  1250-1269. 

a.   Schweitzer   Nr.  1, 


Stehende  Figur  des  Patri- 
archen in  geistlicher  Klei- 
dung, mit  starkem  Barte. 
In  den  Händen  ein  ge- 
schlossenes Buch. 

GReGORr  —  -eLec- 

TVS- 
GRGGORr   -    eiiGG- 

TVw 


Eine  Lilie. 


+  -CIVITÄ<x>ÄQVILe- 

^civiTÄ^Äaviiie- 


ß.  Welzl  Nr.  9435. 
1.  Stempel.  Schweitzer  Nr.  5. 


Darstellung  wie  bei  Nr.  2. 


Der  stehende  Patriarch  in 
langem  geistlichen  Ge- 
wände und  derH.  Herma- 


fund  von  Lanisclie- 


519 


Anzahl 
einer 

Art 


Gewicht 


0-95,  0-96 


0-86 
0-96 


Anzahl  einer 
Gattung 


520 


Dr.   Arnold  Luschin  :  Der  Münz- 


Vorderseite 


Rückseite 


goras  im  Biscliofs-Ornate 
einen  Kreuzstab  haltend. 


GR6GORK 


—  eLec- 


CIVI  • 
GIK 


—  aviLe- 


2.  Stempel.  Schweitzer  Nr.  4. 

Darstellung  wie  bei  Nr.  21  Darstellung  wie  oben, 
nur  hat  der  Patriarch  klei- 
nen Bart  und  ein  aufge- 
schlagenes Buch. 

■6#e<30R>--  €L6C- 

TVS- 

•6ReGORi----eiiec- 

TVS- 

•GRGGORt— 6L€G- 

TVS- 

GR660RI-— 6L6G- 

TVS-  derberer  Schnitt, 
grössere  Schrifr 


•CIVITK^Ä  —  avi- 
L6GIÄ- 

CIVIT7TS7?  -  QVIL6- 
GIÄ 

•  CIVITÄ^K  —  QVI 
L6GIK 

CIVITÄ<^K  — QVIL6- 
GIÄ 


7.  Schweitzer  Nr.  2.    Welzl  Nr.  9438. 


Sitzender    Patriarch     mit 
Kreuzstab  und  Buch. 

•GR6GO  —  RIV'-PK- 


Lilie    zwischen   vier   Rös- 
chen. 

•KQVI-LeGIft- 


fluid  von  Lanische. 


»21 


Anzahl 
einer 
Art 

Gewicht 

Anzahl  einer 
Gattnng 

1 

0-96 

1 

4*) 

0-88,  0  89,  0-90,  0-97 

1 

0-87 

2*) 

0-95,  1-1 

1 

0-88 

10  Stücke  zusammen  9-6. 

8 ; 

einzeln:  0-75,  0-80,  0-9% 

12 

12*) 

0-94,  0-H/%,  1-01,  l**/v  1-03,  1-04 

522 


Dr.  Arnold  Luschiu:    Der  Münz- 


Vorder  seite 


Rückseite 


10 
11 
12 
13 


14 
15 
16 

17 

18 
19 


20 


d.  Schweitzer  Nr.  6.  Welzl  9439. 


Wie  oben. 


GR6G0—  RIV'PÄ- 
GR6GO—  RIV'-PK- 
•GReGO-RIV'-PÄ- 
•GR6GO  —  -RIV'-PÄ 


Kreuz  mit  Kleestängeln 
und  Sternchen  in  den 
Winkeln. 

•äüvi-lggik- 

•KÜVI  — LGGITi- 
•ÄQVI  —  L6GI3v 
•ÄQVI-L,eGIÄ- 


s.  Schweitzer  Nr.  8.  Welzl  9436. 


Wie  oben. 

a)  die  Schrift  beginnt  beim 
Buche  oben. 

•GR6GO  — RIV'-PÄ 
•GRGGO  — RIV'-PÄ 
•GR6G0  — RIV'-PK 
•GR6GO  — RIV'PÄ 
GR6GO  — RIV'-PK 
GR6GO  —  RIV'-PÄ- 

b)  die  Schrift  beginnt  beim 
Stabe  unten. 

•GReGO-RIV'PÄ- 


Stehender  Adler. 


>ÄÜVI  —  L6GIÄ-« 
•KQVIL  — 6GIK-« 
■ÄQVI-— LeeiK" 
ÄQVI--Ii6GIÄ-< 

'äqvi-  -heeiTi-' 

■KQVI  —  L€GIH- 


•ÄÜVI-LGGIK 


«0  2  Stücke  gleicher  Art,  wurden  meiner  Sammlung  entnommen. 
b)  Unterscheidet  sich  von  allen  übrigen  Arten  dadurch,  dass 
O  Das  Untergewicht  gegenüber  den  Münzen  der  vorhergehen- 


fmul  vc. ii   Lauische. 


523 


Anzahl 
einer 
Art 

Gewicht 

Anzahl  einer 
Gattung 

zusammen :                                          \ 

15  Stücke  =  15-04  ] 

10       „      =    9-8    / 

a) 

2 

einzeln:  0-88,  103                               \ 

15 

7 

0-95,  0-96,  0-9V3,  1-00,  1-041 

5*) 

0-92,  !•*/„  1-05                    \ 

1 

1-12                                        ) 

je  10  Stück  =  9-79,  9-29,  9-17          \ 
0-s5/3,   0-87,   0-»y3,   0-96,   0-«%,     / 

17*) 

l-oo/s,  l-oi,  1-02,  1-03                      / 

3 

1-00,  1-01,  1-1                                     f 

2 

0-88,  0-98                                            \ 

b) 

1 

0-97                                                      / 

33 

1 

0-87 

8 

0-78,  0-85,  0-87, 0-90, 0-91, 0-92, 0-93,1 

0-94                                                   l 

c) 

1 

1-03                                                        1 

der  Punkt  neben  anstatt  unter  dem  Abkürzungszeichen  '  steht, 
den  Arten  Nr.  14—18  betrug  schon  bei  5  Stücken  0-7—0-75  Grm. 


524 


Dr.  Arnold  Lusehin  :  Der  Münz- 


Vorderseite 

Rückseite 

Raimund  della  Torre  1273—1299. 

ct..  Schweitzer  Nr. 

2.  Welzl  Nr.  9445. 

Sitzender    Patriarch    wie 

Thurm. 

oben. 

21 

•RÄIMO  —  NDV'PK- 

•ÄÜVILe—  G6HSIS- 

22 

•RÄIMO  — HDV'PÄ- 

TtaVILG— G6HSIS- 

23 

•RTHMO  —  HDV'PK- 

KQVIL6  —  66HSIS 

24 

•RKIMO— HDV'PÄ 

ÄÜVILe-GGHSIS 

25 

RÄIMO  —  NDVTK 

•KaviLe-  G6HSIS 

ß.  Schweitzer  Nr. 

5.  Welzl  Nr.  9441. 

Sitzende  Muttergottes. 

Adler. 

26 

xRMMOx-  HDV'PKx 

xKQVILex  —  xG6H- 
SISx 

7.  Schweitzer  Nr. 

1.  Welzl  Nr.  9443. 

Sitzender  Patriarch  wie  ge- 

Gekreuzte Lilienstäbe. 

wöhnlich. 

27 

RKIMV  — HDVTK 

*-ÄQVIL6GeHSIS 

28 

Wie  Nr.  27  aber  viel  klei- 
nere Buchstaben. 

fund  von  Lauische. 


525 


Anzahl 
einer 
Art 


Gewicht 


Anzahl  einer 
Gattung 


28*) 


2 

5 

1*) 
2 


8*) 


7*) 


zusammen :  10  Stück  =  9-54, 

5      „     =  4-88,  5-00 
einzeln:  0-77,  Ö*?»&,  0-92,  0-m/8,  0-96, 
O»y4,0-98,  0-»»/a,  l-oo/8,l-02, 

l-03/a;     1-5/, 

1.00,  1-02 

zusammen:  4-80 

einzeln:  0-88,  0-91,  0-96,  0-98,  1-04  ' 

0-96 

0-87,  0-88 


zusammengew.  5  Stück  =  5-12 
einzeln:  0-99,  1-00,  1-01,  1-02,  1-03, 
1-04,  1-05 


5  Stück  =  5-37 
0-73    Bruchstück    1-00,    1-03,    1-09, 
1-10,  1-11,  1-12 

1-14 


38 


526 


Dr.  Arnold  Luschin  :  Der  MÜHE- 


Vorderseite 

Rückseite 

II.  Bischöfe  von  Triest. 

Volricos  1237—1253. 

«.  De  Rubeis  T.  V.  Nr.  2  Welzl  11138. 

Der  sitzende  Bischof  mit 

Stadtmauer  mit  Thurm. 

Krummstab  und  Buch. 

29 

VÖLRI  —  GVS6P 

+  CIVITKST6R6eS- 

TVM' 

30 

VOLRI-CVS6P- 

+  -CIVITÄST€ReeS- 

TVM- 

ß.  Liruti  T.  VIII  Nr.  75  Welzl  11139. 

Wie  oben. 

Auf  einem  Altar  die  Lanze 
des  heiligen  Sergius  zwi- 
schen zwei  Sternen. 

31 

•vo;lri— CVS  6P- 

4-GIVITÄ^TeR- 

G6WTVM 

32 

VOLRI-— cvsep 

+   •   CIVITft^TeR- 

Snlisvacanz   1254. 

Der  heilige  Justus. 

Kirche. 

33 

.SHNTVS--IVSTVS- 

+  CIVITKV2T6R- 

fund  von   Iranisch (' 


52  7 


Anzahl 
einer 
Art 


Gewicht 


Anzahl  einer 
Gattung 


1 

1*) 


0-83 
1-17 


0-75,  0-8,  0-85 


2*) 


1-08,  0-97 


0-88,  l:0 


528 


Dr.  Arnold  Luschiii :   Der  Min.z- 


Vorderseite 

Rückseite 

34 

•SÄHTVS-— IVSTVS- 

+  CIVITa^T6R- 

35 

•SMTVS-  -IVSTVS 

4-CIVITK^TeR- 

Arlongus  1262—1282. 

a.  Liruti  T.  VII,  Nr.  77,  nicht  bei  Welzl. 

Bischof  wie  oben. 

Sechsseitiger  Stern. 

m 

•ÄRLOH  —  GVS6P- 

+  •  CIVITÄ^  •  T6R- 
Ge^TVM- 

37 

•ÄRLOH-GVS-€P 

+  CIVITÄ^»  •   T6R- 

66WTVM 

ß.  Liruti  T.  VIII,  Nr. 

79,  nicht  bei  Welzl. 

Wie  oben. 

Taube  mit  Oelzweig. 

38 

•ÄRIiOH--GV^-6P- 

+civiTs:^TeRGe^- 

TVM 

39 

•KRLOH-GV^-eP- 

+CIVITÄ^T6RGe^- 
TVM 

40 

ÄRLON  — GV^-GP 

+CIVITÄ^T6RGecn- 

TVM 

41 


y.  Liruti  T.  VIII,  Nr.  80,  Welzl  11144. 

Stern  ober  einem  Halb- 
mond. 

+  CIVITKW  TGR- 
Ge^TVM 


Wie  oben. 

•KRLOH-— -evw-ep 


fund  von  Lantsche. 


529 


Anzahl 
einer 
Art 

Gewicht 

Anzahl  einer 
Gattung 

1*) 

1-03 

) 

3 

0-85,  0-86,  0-97 
2  Bruchstücke 

1 

8 

2*) 

1-09,  1-1 

| 

3 

1 

1-1 

? 

3*) 

0-98,  1-00,  1-14, 

j 

9 

0-89,  0-m/8,  0-95,  0-96,  0-98, 

1- 

«h   > 

12 

1 

0-87  (NB.  10  Stück,  zusammen 

9-85)  ) 

1 

1-12 

34 


530 


Dr.  Arnold  Luschin  :    Der  Münz- 


Vord 

b r  s  ei t e 

Rückseite 

42 

•KRLON- 

-Gvw-ep 

+CIVITÄt/2T€RGe^- 

TVM 

43 

•ÄRLOH- 

— ev^-ep 

+  C I  V  I  T  K  ^  T6R- 
GG^TVM 

44 

ÄRLOH- 

-GV^-ep- 

+CIVITÄt/2T€RGe^- 
TVM 

45 

•ÄRLOH- 

-evsep 

+GIVITÄ^TeRG6^- 

TVM 

46 

KRLOH- 

6VW2-6P- 

+CIVITK^T6RGe^- 

TVM 

47 

.HRLOH- 

-GV^ep 

+CIVITKW2TeRGe^- 

TVM  doch  über  beiden 
Spitzen  des  Mondes  und 
der  obersten  des  Sterns 
je  ein  Punkt. 

o.  Liru 

ti  T.  VIII,  Nr. 

78,  nicht  bei  Welzl. 

Wie  oben. 

Achtblättrige  Rosette. 

48 

•KRLON 

-Gvsep- 

HhCIVITK^  T6R- 
GG^TVM 

c.  LirntiT.  VIII,  N 

r.  76,  Welzl  11145. 

Wie  oben. 

Osterlamni. 

49 

•KRLON 

-  Gvs-ep- 

+  •  C I V I  T  K c/a    T6R- 

50 

•KRLON- 

-Gvs-ep- 

+  CIVITÄ^T6R- 
GG^TVM 

fund  von  l.anische. 


531 


Anzahl 
einer 
Art 


Gewicht 


Anzahl  einer 
Gattung 


10*) 

1 

14 
1 
5 


0-87/8,0-89,0-»5/8,0-96, 0-97, 1-03,  l-o*/a\ 
1-12 


I  0-94, 0-96, 0-9»/4, 1-00,  1-01, 1-04,1-05 

)     1-06,  1-12,  1-14 

0.96 

o-92,  o-»y8,  i-»y2 


1-01 

Je  10  Stücke  zusammen  =  9-85,  10-19 


0-86 


34 


0-77,  0-91,  0-93  und  ein  Bruchstück 
0-76,  0-87 


532 


Dr.   Arnold  Luschin  :    Der  Münz- 


Vorderseite 

Rückseite 

51 

•ÄRLOH  —  GVS-6-P 

*CI  VI  TÄU3  T  6  R- 

C.  Liruti  T.  VIII,  Nr.  81,  Welzl  Nr.  11146. 

Brustbild  eines  Heiligen. 

Tempel  auf  einem  Berge. 

52 

oftRLOHGVSSEPIS- 

oGIVITÄS   g    T6R- 

COPISS 

GeSTV'o 

53 

oÄRIiOHGVSSEPIS- 

CIVITKS  §  T6RG6S- 

COPISS 

TVo 

54 

KRLOHGVS  °o  EPIS- 

oGIVITÄS§TeRG6S- 

COPIS3 

TVo 

III.  Görz. 

Albert  II.  nach  der  Thcilung  1271—1304. 

Schweitzer  Nr.  VI,  Welzl  Nr.  9092. 

Löwe. 

Sechsblättrige  Rose 

55 

+  ftLBERTVS    *   CO- 

+  GORICIE   *      DE 

MES: 

LVOHHE: 

IV.  Krain. 

Bernhard  II.,  Herzog  von  Kärnthcn,  1203—1256. 

LelevelT.  XXI,  Nr.  11. 

56 

Der  stehende  Herzog  in  der 

Der    heilige    Petrus    zwi- 

Rechten einen  Spiegel  (?), 

schen      zwei     Thürmen 

in  der  Linken  eine  Lilie. 

stehend. 

B6RHÄR  — DVSDVX 

CIVITÄS-  — TÄIBKC 

funrt  von  Lanische. 


533 


Anzahl 

einet- 

Art 

Gewicht 

Anzahl   einer 
Gattung 

1 

0-87,  (5  Stücke  zusammen  = 

4-37      | 

7 

4*) 

1-02,  1-04,  1-05,  1-11 

3*) 

1-00,  1-10 

8 

1 

1-03 

1 

1.03 

1 

1 

0-76 

1 

""^  Dr.  Arnold  Luschin:    Der  Münz 


57 


V.  Venedig. 

Renier  Zeno  1252-1268. 

Matapan,   Schweitzer  Nr.  5. 


Doge  uud  der  H.  Marcus 
eine  Fahne  haltend. 

•RK-CeHO-  —  -SM- 
V6H6TI  neben  der 
Fahnenstange  DVK 


Christus  auf  dem  Throne. 

TUT-  xc 


Der  Münzfund  von  Lanische  bietet  nach  vorstehender 
Aufzählung  21  bereits  bekannte  Haupttypen  in  57  Varie- 
täten, von  welchen  allerdings  manche  noch  nicht  veröffent- 
licht gewesen  sein  dürften.  Die  Bedeutung  die  ihm  zukömmt, 
ist  daher  für  den  Münzsammler  viel  geringer  als  für  den 
Forscher,  welchem  die  Art  der  Zusammensetzung  deutliche 
Winke  für  die  chronologische  Anreihung  der  friaulisch- 
istrischen  Gepräge  gewährt. 

Was  den  Zeitpunkt  der  Vergrabung  anbelangt ,  so 
kann  er  ziemlich  genau  zwischen  die  Jahre  1282 — 1287 
verlegt  werden.  Wir  besitzen  nämlich  in  der  Chronik  des 
Julianus  nicht  unwichtige  Nachrichten  über  das  Aquilejer 
Münzwesen  im  letzten  Viertel  des  XIII.  Jahrhunderts, 
welche  hier  umsomehr  zur  Anwendung  kommen  müssen, 
als  die  Hauptsache  des  Fundes  aus  Aglejern  besteht.  Für 
die  Regierungsdauer  des  Patriarchen  Raimund  verzeichnet 


fund  von  Lanisehe, 


535 


Anzahl 
einer 
Art 

Gewicht 

Anzahl  einer 
Gattung 

2-18 

1 

nun  diese  Quelle  einen  viermaligen  Münzwechsel ,  dem 
auch  in  der  That  die  bisher  bekannten  vier  Denar-Typen 
völlig  entsprechen.  Da  nun  im  Funde  nur  drei  dieser  Typen 
vertreten  sind,  die  dritte  Münzveränderung  aber  im  Jahre 
1281,  die  letzte  1287  stattfand,  so  liegt  es  sehr  nahe,  dass 
die  Vergrabung  zwischen  diesen  beiden  Jahren  erfolgt  sei ; 
damit  stimmt,  dass  nach  den  Regierungs  -  Jahren  der 
betreffenden  Mlinz-Herren  keines  der  Stücke  nach  dem 
Jahre  1282  geschlagen  sein  muss.  An  kleinen  Fehden 
mangelte  es  dazumal  in  Krain  nicht,  und  eine  solche  mag 
die  nächste  Ursache  zur  Verscharrung  des  Schatzes  ge- 
wesen sein. 

Bei  Anreihung  der  Haupt-Typen  wurde  der  Versuch 
gemacht,  die  muthmassliche  Zeitfolge  der  einzelnen  Ge- 
präge wieder  herzustellen,  ein  Versuch,  welcher,  was  die 
Agleier  anbelangt  zum  Theile  erst  an  anderm  Orte  gerecht- 


536 


Dr.  Arnold  Luschin:    Der  Miinz- 


fertigt  werden  wird.  Was  dagegen  dieTriestiner  Arlongus- 
Denare  betrifft,  so  ist  die  Gattung  t  (Nr.  52 — 54)  sicherlich 
das  jüngste  der  im  Funde  vertretenen  bischöflichen  Gepräge, 
da  es  sich  durch  den  flachern  und  schwerern  Schrötling 
ganz  sichtlich  an  den  1281  aufgekommenen  Agleier  Fuss 
(Nr.  27,  28)  anzuschliessen  sucht  und  die  geringste 
Abnützung  zeigt.  Ausserdem  unterscheidet  es  sich  von 
allen  früheren  Geprägen  nicht  nur  durch  einen  völlig 
abweichenden  Avers,  sondern  auch  durch  das  Wieder- 
erscheinen stehender  S  in  beiden  Umschriften. 

Man  erhält  hiedurch  ein  Kennzeichen,  dessen  Bedeu- 
tung durch  den  Umstand  erhöht  wird,  dass  der  Gebrauch 
stehender  oder  liegender  S-Formen  (S  oder  tc)  auf  Agleier 
undTriester  Münzen  ganz  augenscheinlich  parallel  ging.  So 
findet  sich  auf  denMünzen  der  Patriarchen  Wolfger  und  Ber- 
thold 1204 — 1251  immer  nur  das  stehende  S  angewendet  (s. 
oben  Nr.  1).  Es  verschwindet  auf  den  Geprägen  Gregor's 
(Nr.  2—8)  1251—1269,  um  unter  Raimund  1273  —  1299 
wieder  aufzutauchen.  (Nr.  21—28.) 

Viel  bedeutsamer  ist  dieser  Wechsel  in  der  Buch- 
stabenform bei  den  Triestiner  Denaren,  welche  den  ganzen 
Verlauf:  das  allmälige  Eindringen  des  liegenden  tft,  seine 
ausschliessliche  Herrschaft  und  sein  Wiederverschwinden' 
zeigen.  Das  eine  der  Volricus-Gepräge  (Nr.  29)  hat  noch 
beiderseits  S,  das  andere  (Nr.  31)  nur  mehr  auf  der  Vor- 
derseite. Auf  dem  Reverse  dagegen  begegnen  wir  hier 
zuerst  dem  m  in  CIVIT7W  TGRGe^TVM,  einer 
Schreibweise,  die  fortan  durch  etwa  30  Jahre  mit  Zähig- 
keit beobachtet  wird.DaVolricus  von  1237 — 1253  regierte, 
so  ist  es  desto  wahrscheinlicher,  dass  die  den  Pfenningen 
des  Patriarchen  Berthold  (f  1251)  im  Schrift-Charakter 
völlig  entsprechende  Münzsorte  Nr.  29  mit  diesen  gleich- 


fund  von  Lanische. 


537 


zeitig,  die  Gattung  Nr.  31 ,  32  aber  erst  nach  1251  ent- 
standen sei,  weil  auch  bei  den  Aquilejern  der  analoge 
Wechsel  zur  selben  Zeit  sich  vollzieht.  In  weiterer  Ent- 
wiekelung  sehen  wir  bei  den  Denaren,  welche  der  Sedis- 
vacanz  von  1254  zugeschrieben  werden  (Nr.  33 — 35)  und 
dem  frühesten  Arlongns  -  Gepräge  (Nr.  36 ,  37)  die 
stehenden  S  in  der  Avers-Umschrift  noch  festgehalten,  bei 
den  folgenden  (Nr.  38 — 47)  dagegen  schon  aufgegeben. 
Der  Typus  mit  dem  Sterne  und  Halbmonde,  welcher  zu 
den  Jüngern  Münzen  des  Fundes  zählt,  da  er  die  zweit- 
häufigste Gattung  ist,  bezeichnet  den  Beginn  der  Rückkehr, 
indem  ein  Exemplar  auf  33  andere  (Nr.  45)  -AR LOH 
GVS-6P  zeigt.  Die  Typen  Nr.  48,  und  49—51,  welche 
dieselbe  Schreibweise  beibehalten,  vermitteln  endlich  den 
Uebergang  zum  jüngsten  Gepräge  (Nr.  52 — 54),  bei  welchem 
das  stehende  S  wieder  ausschliesslich  vorkömmt. 

Soviel  über  die  Principien,  nach  welchen  eine  chro- 
nologische Anreihung  der  Triester  Denare  versucht  wurde. 
Urkundliche  Behelfe  zur  Münzgeschichte  dieses  Bisthums 
sind  leider  nur  sehr  vereinzelt  zugänglich. 

Weit  wichtiger  als  diese,  sind  die  Ergebnisse  über 
Gewicht  und  Gehalt  der  untersuchten  Münzsorten;  denn 
es  ist  bei  Mittelalter-Münzen  in  der  Regel  wenig  mit  dem 
Gewichte  einzelner  Exemplare  gewonnen,  weil  die  Stücke 
nur  al  marco  ausgebracht  wurden.  Es  entschied  daher 
das  Durchschnittsgewicht,  und  diess  ist  mit  ein  Grund, 
wesshalb  man  grössere  Zahlungen  lieber  zu  wog,  als  zu- 
zählte, und  warum  das  Aussaigern  schwerwichtiger  Pfen- 
ninge so  streng  bedroht  war. 

Die  Münzen  des  Fundes  von  Lanische  wurden  nun 
alle  einzeln,  und  wo  es  anging  innerhalb  der  betreifenden 
Gattung  in  Partien   von   10   oder  mindestens   5  Stücken 


538 


I>i\  Arnold   Luschin  :    Dir  .Münz 


gewogen.  Dabei  wurde  in  der  Zusammenstellung  der 
Gruppen  jede  Absichtlichkeit  vermieden,  allein  des  Resul- 
tat war  trotzdem,  bei  starker  Differenz  der  Einzelgewichte, 
eine  sichtliche  Annäherung  an  ein  Durchschnittsgewicht, 
wie  aus  folgender  Tabelle  hervorgeht: 


Nr.  der 
Beschrei- 
bung 

Anzahl   der 

gewogenen 

Stücke 

Gcsanimt- 
Ge  wicht 

Durch- 
schnitts- 
Ge  wicht 

Einzelgewicht 

höchstes 

geringstes 

A  q  u  i  1 

Dja 

9 

10 

9-6 

0-96 

1-04 

0-75 

10-13   j 

15 

10 

15-04 
9-08 

1-002 
0  98 

1 ,, 

( )  SS 

( 

10 

9-17 

9-17 

j 

14—20  { 

'     10 

9-29 

9-29 

\     1-03 

0-7S 

t 

10 

9-79 

9-79 

1 

f 

10 

9-54 

0-954 

j 

21—25  | 

5 

4-88 

0-966 

\    1-03 

0-77 

5 

512 

1-024 

\ 

26 

5 

5-00 

100 

1-05 

1-00 

27 

5 

5-37 

1-074 

1-03 

1-12 

95 

91-88 

0-969 

1-12 

0-75 

T  r  i  e  s 

t: 

38—40 

10 

9-65 

0-985 

114 

087 

31-47   j 

10 

10 

9-85 
1U-19 

0-985 
1-019 

1-14 

0-87 

49-53 

5 

4-37 

0-876 

0-93 

0-76 

35 

34-26 

0-977 

1-14 

0-75 

Um  das  Durchschnitts -Gewicht  der  verschiedenen 
Münzgattungen  des  Fundes,  welche  sicherlich  im  Verkehre 
schlechtweg  als  Agleier  gingen  zu  erforschen,  wurden  aus 
der  Masse  100  Pfenninge  ohne  Wahl  herausgezählt,  in 
zehn   gleiche  Häufchen  aufgetheilt  und  sodann  gewogen. 


.fund  von  Lanischc. 


539 


Die  zehn  Partien  Gewichte  betrugen:  9-35,  9-38,  9-40,  9-55, 
9-56,  9-65,  9-66,  9-66,  9-86  und  9-91,  zusammen  also 
100  Pfennige  ===  95-98  Gramm.  Das  Durchschnittsgewicht 
würde  somit  einschliesslich  eines  massigen  durch  den 
Umlauf  verursachten  Gewichtsverlustes,  für  10  Pfennige 
==  9-598,  für  einen  Pfennig  0-9598 ,    rund  0-96  betragen. 

Mit  diesen  Resultaten  ist  allerdings  nur  da's  beiläufige 
Gewicht  ermittelt.  Der  Gefälligkeit  des  Herrn  Münzwar- 
deins W.  verdanke  ich  einige  Feuerproben,  welche  eine 
weitergehende  Untersuchung  gestatten.  Ein  Aquilejer 
Denar  Gregor' s  mit  der  Lilie  zwischen  vier  Röschen 
(s.  oben  Nr.  9)  hielt  0-833  fein.  Das  ermittelte  Durch- 
schnittsgewicht von  10  Stücken  dieser  Gattung  9-6  Gramm 
zu  Grunde  gelegt,  würde  die  Zahlmark  von  160  Pfennigen 
9-6  X  16  =  153.6  Gramme  gewogen  und  153-6  X  0-833  = 
127-8488  rund  128  Gramm  Feinsilber  enthalten  haben. 

Ein  zweiter  Typus  Gregors  (mit  dem  Adler  Nr.  14 — 20) 
erwies  sich  als  bedeutend  feiner  0-897  dafür  ist  das  Par- 
tiengewicht 9- 17,  9-29, 9-79  von  dreissig  gewogenen  Stücken 
etwas  geringer.  Die  durschnittliche  Schwere  von  9-42  für 
10  Pfennige  angenommen  wiegt  die  Zahlmark  9-42  X  16 
=  150-72  bei  einem  Feingehalte  von  150-72  X  0-897  = 
134-19584  rund   134-2   Gramm. 

Eine  Gehalts-Verminderung  (0-820)  zeigt  das  Gepräge 
der  Raimund  Denare  mit  dem  Thurme,  welches  im  Jahre 
1274  zur  Ausgabe  gelangte.  (Nr.  21 — 25).  Das  Durch- 
schnittsgewicht 0-96  Gramm  für  den  Pfennig  angenom- 
men berechnet  sich  die  Zahlmark  auf  0-96  X  160  =  153-6 
X  0-820  =  125-952  rund  126  Gramm  fein. 

Unter  den  Triester  Münzen  steht  der  Arlongus  Denar 
mit  dem  Osterlamm  (Nr.  49 — 51)  im  Feingehalte  zu  höchst 


540 


Dr.   Arnold  Luschin:    Der  Miinz- 


0-900  gegen  zwei  andere  Feuerproben  von  0-800  bis  0-826. 
Da  jedoch  das  Gewicht  dieser  Münzgattung,  mindestens 
was  die  Exemplare  des  Fundes  von  Lanische  betrifft,  be- 
deutend geringer  als  jenes  der  andern  Pfennige  war,  so 
verschwindet  die  Wirkung  jener  Ungleichheit  im  Gehalte 
so  ziemlich.  Das  ermittelte  Gewicht  von  4.37  für  5  Stücke 
als  Basis  der  Berechnung  angenommen,  würde  die  Zahl- 
mark =  4-37  X  20  =  139-44  Gramme  gewogen,  und 
139-44  X  0.900  =  125-496  rund  126  Gramme  Feinsilber 
enthalten  haben.  Mit  diesem  Resultate  stimmt  der  Metall- 
werth  der  häufigen  Pfennige  mit  Stern  und  Halbmond. 
Das  Durchschnittsgewicht  derselben  stellt  sich  fast  genau 
auf  1  Gramm,  der  Feingehalt  um  ein  volles  Zehntel  gerin- 
ger auf  0-800.  Trotzdem  liefern  auch  diese  Faktoren  ein 
Resultat ,  welches  den  bereits  gewonnenen  sehr  nahe 
kommt:  160  X  1  —  160  Gramme  X  0.800  ==  128  Gramme 
feinen  Silbers. 

Das  unsicherste  Ergebniss  niuss  rücksichtlich  der 
Sedisvacanz  Denare  verzeichnet  werden  (Nr.  33  —  35) 
welche  0-826  fein  befunden  wurden.  Ein  Durchschnitts- 
Gewicht  von  0-912  für  den  Pfennig  angenommen,  würde 
sich  die  Zahlmark  auf  0-912  X  160  =  146-02  X  0.826  = 
120-61252  rund  121  Gramm  stellen. 

Man  wird  überhaupt  in  jedem  Falle  die  soeben  ent- 
wickelten Resultate  nur  unter  gewissen  Einschränkungen 
benützen  können,  weil  bei  denselben  weder  das  Reraedium 
in  Gehalt  und  Gewicht,  noch  die  Grösse  der  durch  den 
Verkehr  bedingten  Abnützung  in  Rechnung  gezogen  sind  i). 


»)  Auch  das  ist  zu  berücksichtigen,  dass  die  Feuerprobe  aus 
technischen  Gründen  in  der  Kegel  nur  auf  einige  Tauaendtheile 
genau  ausfällt. 


fund  von  Lanische. 


541 


Wie  bedeutend  diese  beiden  Faktoren  waren  kann  aus 
folgendem  Beispiele  ersehen  werden.  Im  Münz  vertrage 
vom  10.  März,  1330,  dem  ersten  aquileischen  in  welchem 
umfassende  Verfügungen  über  die  Feuerprobe  vorkommen, 
verordnet  Patriarch  Pagan  della  Torre:  Die.  Pfennige 
sollten  geprägt  werden:  de  uneiis  quinque  et  quarteriis 
tribus  et  dimidio  boni  et  puri  argenti pro  quolibet  marcho  ; 
de  qua  moneta  debent  esse  in  quolibet  marcho  solidi  xvii 
numero  et  pondere  .  .  .  .  quod  si  essent  denarii 
quatuor  p  lus  aut  quatuor  minus,  c onprob entur 
boni  denarii  .  .  .  und  rücksichtlich  der  Feuerprobe  .  . 
quod  ipse  Thomasius  et  socii  teneantur  .  .  facere  .  .  sazium 
in  igne  de  uno  quarterio  uncie  quod  est  grana  144  pro 
quarterio,  et  debeant  r edder e  pro  quarterio  de  argento  pre- 
dicto  grana  105  et  tres  tertiarios  grani  et  dimidium,  et  si 
reperientur  gratia  duo  plus  vel  minus  appro- 
bentur  boni  denarii  .  .  .  (Carli  Rubbi  Delle  monete, 
I  p.  260  ff.). 

Ganz  abgesehen  von  den  vier  Schillingen  Berner, 
welche  die  Münzmeister  von  jeder  vermünzten  Mark  dem 
Patriarchen  zu  entrichten  hatten,  sollten  216,  mit  dem 
Remedium  212 — 220  Pfennige  aus  der  rauhen  Mark 
(238-5  Gramme)  ausgebracht  werden.  Es  schwankt  dem- 
nach das  gesetzlich  angenommene  Durchschnittsgewicht 
des  Pfennigs  von  1-1  Gramm,  zwischen  1:08 — 1-12  Grm.  i). 

Vergleichsweise  noch  bedeutendere  Abweichungen 
waren  rücksichtlich  des  Gehalts  erlaubt.  Der  Vorschrift 
gemäss  sollte  die  Mark  zu  11  »/8  Loth  fein  =  0-742  oder 
zu  1152  x  0-742  =  855  Caratti  ausgebracht  werden,  mit- 


i)  238-5  :  216  =  1-1 5  238-."> :  220  =  1-08 ;  238-5  :  212  =  1-12. 


542 


Dr.  Arnold  Luschin:    Der  Münz- 


hin  248-5  X  0-742  -=  176-96  Gramme  Feinsilbers  ent- 
halten. Die  Feuerprobe  von  */4  Unze=y2  Lth.  =  144  Grani 
rauh  angeordnet,  hätte  nun  ein  Korn  von  1057/8  Grani 
Schwere  ergeben  sollen,  wenn  nicht  ein  Remedium  von 
2  Grani  auf  oder  ab,  per  */4  Unze  gestattet  gewesen  wäre. 
Dies  ergibt  2  Caratti  auf  die  Unze  oder  16  Caratti  (bei- 
nahe 0-014)  auf  die  rauhe  Mark.  Pfennige  von  vorschrifts- 
mässig  1-1  Gr,  Gewicht  und  0-782  =  855  Grani  Feingehalt 
wurden  dem  entsprechend  auch  bei  1-08 — 1.12  Gr.  Schwere 
und  0-728—0-756  (839—871  Grani)  Feingehalt  gntge- 
heissen,  und  der  rauhen  Mark  von  176.96  Gramm  Fein- 
gehalt war  mithin  ein  Spielraum  zwischen  173-72  und 
180-1  Gramm  verstattet. 

Reducirt  man  diese  Resultate  auf  die  Zahlmark,  so 
ergibt  sich  ein  vorgeschriebener  Feingehalt  von  131-08 
Gramm ,  welcher  mit  dem  Remedium  zwischen  etwa 
128-4  —  133-76  Gramm  schwanken  durfte.  Freilich 
sollten  dergleichen  Abgänge  durch  das  mechanische  Mittel 
ausgeglichen  werden,  dass  der  folgende  Guss  das  Mehr- 
oder Mindergewicht,  den  zu  geringen  oder  zu  hohen  Fein- 
gehalt einbringen  sollte,  allein  durch  diese  Vorschrift, 
wenn  sie  überhaupt  praktisch  wurde,  mussten  die  Ungleich- 
heiten eher  gesteigert  als  behoben  werden. 

Die  erfahrungsgemässe  Thatsache,  dass  der  Gehalt 
der  Münzen  im  Mittelalter  sich  zu  verschlechtern  pflegte, 
lasst  sich  für  die  Aquilejer  Gepräge  sogar  urkundlich  fest- 
stellen. Nur  sechs  Jahre  nach  dem  soeben  geschilderten 
Miinzvertrage,  sollte  der  Florentiner  Dyno  Denare  prägen: 
„de  unciis  43/±  argenti  Venetorum  grossorum  pro  marclat, 
de  qua  moneta  debeni  xviii  solidi  ponderare  rnarchant 
unamu  während  das  Gewichts-Remedium  gleichzeitig  von 


fund  von  Lanisthe 


543 


4  auf  6  Denare  erhöht  wurde  «).  Dies  berechtigt  wohl  zu 
dem  Rückschlüsse ,  dass  auch  für  die  vorhergehenden 
Zeiten  eine  allmälige  Abnahme  des  Feingehalts  zu  be- 
haupten sei,  mit  andern  Worten,  dass  der  innere  Werth 
der  Pfenninge  im  Allgemeinen  desto  bedeutender  sein 
müsse,  je  weiter  sie  gegen  den  Beginn  des  XIII.  Jahrhun- 
derts hinaufrücken  2). 

Es  kann  nicht  die  Aufgabe  eines  Fundberichtes  sein 
nachzuweisen,  um  wie  viel  die  durch  Wage  und  Feuerprobe 
ermittelten  innernWerthe  der  Zahlmark  aufgebessert  werden 
müssen,  um  den,  von  den  Patriarchen  beabsichtigten  Münz- 
fuss  wieder  herzustellen.  Dies  würde  zu  weit  abführen,  und 
muss  daher  auf  selbstständige  Arbeiten  verspart  werden. 
Dagegen  will  ich  zum  Schlüsse  noch  auf  einen  bisher 
wenig  erforschten  Umstand  aufmerksam  machen,  der  viel- 
leicht zu  berücksichtigen  ist,  die  Frage:  Was  verstand  man 
im  Mittelalter  unter  reinem  Silber  (argentum  purum,  exa- 
minatum,  coctum,  lötigs  silber?)  Grote  behauptet,  leider 
ohne  jede  Belegstelle,  die  höchste  Feinheit  des  Silbers  die 
man  damals  habe  herstellen  können,  sei  die  von  15  Loth  ge- 
wesen 3).  Dem  entgegen  erzählt  Praun,  beziehungsweise 
Klotzsch  *),  dass  man  in  Sachsen  schon  während  des  XIII. 
und  XIV.  Jahrhunderts  eine  Silber-Brandmark  auf  15  Loth 
3  Quint  fein  gebracht  habe,  und   ebenso  ist  Muffat  der 


i)  Aus  dem  handschriftlichen  Nachlasse  Fabrizio's  durch 
Prof.  A.  Wölfin  Udine. 

3)  Vgl.  auch  w.  o.  die  Feuerproben  an  den  Denaren  Gregors 
und  Raimund's. 

3j  Münzstudien  7.  Heft  p.  19. 

*)  Gründliche  Nachricht  vom  Münzwesen,  3.  Aufl.  1784,  p.  C>, 
Anm. 


544 


Dr.  Arnold  Luschin:    Der  Münz- 


Ansicht:  dass  mit  den  früher  angeführten  Ausdrücken  die 
16  löthige  Mark  geraeint  sei  *).  Nun  ist  allerdings  nach 
der  eingeholten  Ansicht  von  Fachleuten,  das  Verfahren: 
Silber  mittelst  der  Treibherde  zu  raffiniren,  ein  uraltes, 
dennoch  gibt  Karmarsch  selbst  für  die  Gegenwart  die 
praktische  Unmöglichkeit  zu,  ganz  feines  Silber  durch 
hüttenmännischen  Process  im  Grossen  zu  erzeugen  2). 
Mir  hat  sich  schon  lange  die  Ueberzeugung  aufgedrängt, 
dass  jene  in  den  mittelalterlichen  Münzgesetzen ,  minde- 
stens unserer  Gegenden,  geforderte  Reinheit  des  Silbers 
keine  chemische,  sondern  nur  eine  annähernde  war,  welche 
den  Feingehalt  von  17  Loth  kaum  überschritten  haben 
dürfte.  Ich  schliesse  solches  zumal  daraus,  weil  unter 
21  Feuerproben ,  welche  an  verschiedenen  Friesacher 
Oeprägen,  die  von  c.  1190 — 1290  gemacht  wurden,  kein 
einziger  Pfennig  über  147/8  Loth  (0.92G)  fein  be- 
funden worden  ist,  obwohl  der  noch  1286  gesetz- 
lich vorgeschrieben,  lölöthige  Gehalt  erst  1334 
auf  14  Loth  herabgesetzt  wurde  s). 


')  Beitr.  zur  Gesch.  des  bayr.  Münz  wesens  in  Abhandlung1,  der 
k.  bayr.  Akad.  derWiss.,  ULClasse,  XI.  Bd.,  S.  209  f. 

*)  „ . .  die  praktische  Unmöglichkeit,  bei  den  hüttenmännischen 
Operationen  im  Grossen  die  Metalle  im  Zustande  völliger  Reinheit 
darzustellen ,  wesshalb  denn  das  sogenannte  feine  Münzsilber  stets 
noch  einen  kleinen  Antheil  Kupfer  enthält  und  z.  B.  die  hannover- 
schen feinen  Thaler  mit  15  Loth  IG  Grän  oder  (15%  Loth),  die 
Bremer  36-Groten-Stücke  mit  15  Loth  14  Grän  (15y9  Loth)  Fein- 
gehalt ausgeprägt  sind."  Technik  des  Münzwesens  S.  15.  —  Erst  in 
neuester  Zeit  ist  es  der  Röslerischen  Scheideanstalt  In  Frankfurt 
gelungen  beliebige  Quantitäten  Silbers  ohne  besondere  Kosten  bei- 
nahe chemisch  rein  herzustellen."  Vgl.  Münzstudien  VII,  p.  477  ff. 

8)  „.  .  .  addito  uno  lotone  cupri  ad  purum  marcam  argenti  u 
Kleinniayrn  Unparth.  Abhandl.  §.  320  und  322. 


fand  von  Iranische. 


Ö4Ö 


Bestätigt  sich  diese  Vermuthung  —  und  ein  end- 
gültiger Beweis  ist  vielleicht  durch  die  spätem  Agleier 
Pfennige  zu  liefern  für  welche  nicht  allein  die  Münzungs- 
Vorschriften,  sondern  auch  die  Protokolle  über  die  amtlich 
gepflogenen  Prüfungen  erhalten  sind  —  so  dürfte  ein  neuer 
Factor  zur  Richtigstellung  der  Werth-Verhältnisse  beider 
Edelmetalle  während  des  Mittelalters  nachgewiesen  sein. 
Bei  der  eben  gelieferten  Untersuchung  dagegen  müssten 
die  auf  Grund  moderner  Feuerproben  und  Wägungen 
ermittelten  inneren  Werthe  der  Zahlmark  eine  entspre- 
chende Vermehrung  etwa  um  Vi«  erfahren. 

Graz. 


35 


540 


H.  Danneuberg:  Nachträge  zu  Hohl' 


XXX. 
Nachträge 

zu 

Bohl's  Buche  über  die  Trierschen  Münzen. 

Von 

H-  Dannenberg. 
(Hierzu  Tafel  XIII.) 


Unter  allen  deutschen  Ländern  giebt  es  keines, 
welches  eine  so  lange  Münzreihe  aufzuweisen  hätte,  als 
Trier.  Ausser  diesem  Vorzuge  geniesst  Trier  aber  auch 
den,  dass  seine  Münzschätze  in  dem  verewigten  Bohl  einen 
Sammler  und  Bearbeiter  gefunden  haben,  von  solchem 
Eifer  und  solchen  Verdiensten,  wie  nur  wenige  andere  Theile 
unsres Vaterlandes.  Sein  Buch  erschien  bekanntlich  i.  J.l  823 
unter  dem  Titel:  „Die  Trierschen  Münzen",  chronologisch 
geordnet  und  beschrieben";  i.  J.  1837  fügte  er  die  Abbil- 
dungen hinzu,  und  änderte  in  deren  Beschreibung  einige 
früher  aufgestellte  Ansichten,  von  deren  Unhaltbarkeit 
er  sich  überzeugt  hatte.  Inzwischen  konnte  es ,  bei  allem 
Sammlerfleisse  nicht  ausbleiben,  dass  neu  hinzuströmen- 
der Stoff  das  Verlangen  nach  einer  neuen  Ausgabe  weckte. 
Bohl  gedachte  sie  zu  besorgen.  Aber,   wie  es  scheint,  ist 


Uu'-hc  über  die  Tru-rschen  Münzen. 


547 


es  keinem  MUnzforscher  beschieden,  die  Unvollkommen- 
heiten  und  Unvollständigkeiten  seiner  Schriften  in  einer 
neuen  Ausgabe  selbst  zu  beseitigen  und  so  musste  auch 
unser  Bohl  seine  irdische  Laufbahn  beschliessen,  ehe  er 
sein  Ziel  erreicht  hatte.  Nur  der  Anfang  der  zweiten  Aus- 
gabe, mit  Erzbischof  Bruno  (f  1124)  endigend,  als  Manu- 
skript gedruckt  (Coblenz  1  847)  ist  uns  als  Beweis  seines 
lebendigen  Strebens  geblieben.  Seine  Sammlung  ist  nach 
seinem  Tode  dem  hiesigen  kgl.  Museum  einverleibt  worden. 
Sie  enthält  begreiflicherweise  mehre  Stücke,  welche  in 
seinem  Buche  fehlen ,  und,  da  vorläufig  wohl  für  Vollen- 
dung der  neuen  Ausgabe  keine  Aussicht  ist,  so  schien  es 
mir  nicht  ohne  Nutzen,  die  bedeutendsten  dieser  Stücke, 
unter  Weglassung  blosser  interesseloser  Abarten,  dagegen 
unter  Anschluss  einiger  werthvoller Münzen  meiner  eigenen 
Sammlung  als  Ergänzung  des  Bohl'schen  Werkes  zu  ver- 
öffentlichen. Dabei  habe  ich  zu  bemerken,  dass  ich  selbst 
die  Absicht  hege,  die  ältesten  deutschen  Münzen  bis  zum 
Ausgange  des  fränkischen  Kaiserhauses  zu  beschreiben, 
und  aus  diesem  Grunde  meine  gegenwärtige  Arbeit  erst 
-mit  dem  Schlüsse  dieses  Zeitabschnittes  beginne,  wie  ich 
sie  andrerseits  mit  dem  Mittelalter  schliesse. 

Adalbero  (v.  Montreuil)  1130—1152. 

H'EL  +  OTR'CIEP  Brustbild   mit  Bischofsstab 
linkshin. 

Es.  PÄ(I?)PETRVS,  der  Heilige  mit  zwei  Schlüs- 
seln, deren  Barte  die  Buchstaben  P  uud  E  bilden, 
die  Linke  segnend  erhoben. 

(K.  Mus.  und  meine'  Samml.).  Taf.  XIII  Nr.  1 


i)  In  der  Abbildung  steht  unrichtig  A. 


35* 


548 


II.  Dann«nberg:   Nachträge  zu  Bohl' 


Die  Ausprägung-  dieses  Denars  ist  so  mangelhaft, 
dass  es  mehrer  Exemplare  bedarf,  um  die  wahre  Lesung 
herzustellen.  Sie  scheint  zu  lauten :  KDELPERO 
archiepiscopus;  das  D  ist  nämlich  dem  K  angehängt,  und 
das  4-  dürfte  für  ■£,  die  bekannte  Sigle  für  PER  stehen. 
Auf  der  Rückseite  ist  das  X  in  PÄX  nicht  zu  erkennen, 
ist  vielmehr  wie  I  gestaltet.  Die  Münze  scheint,  obwohl 
die  Umschrift  abweicht,  übereinstimmend  mit  der  aus 
Neller  aufgenommenen,  Bohl  Nr.  2S.  23,  doch  kann  ich  dies 
nicht  feststellen,  da  ich  Nellers  Buch  nicht  zur  Hand  habe. 
Die  erste  Münze  aber,  die  Bohl  unter  Adalbero  aufführt, 
gehört  sicher  nicht  hieher,  ihre  Inschrift,  nach  Bohl 
ÄLCVEI.VIR  lautet  nach  bisher  bekannt  gewordenen 
bessern  Exemplaren  (s.  Mem.  St.  Pet.  Bd.  III  Taf.  XI 
Nr.  7)  S-EVCHÄRIVS  (rückläufig).  Die  Münze  ist  ein 
Jahrhundert  älter.  Bohl  selbst  war  bei  Veröffentlichung 
seines  Nachtrags  schon  bis  zu  Zweifeln  gekommen. 

Von  unsrem  Denar  scheint  es  auch  Exemplare  ohne 
Umschrift  auf  der  Rückseite  und  mit  einem  Sterne  über 
jeder  Schulter  des  Heiligen  zu  geben,  die  mir  vorliegenden 
sind  aber  so  schlecht  geprägt,  dass  sie  sich  einer  Beschrei- 
bung entziehen.  Von  diesem  Gepräge  bewahrt  aber  das 
kgl.  Museum  einen  Obol,  den  ältesten  also  in  derTrierschen 
Reihe. 

Hill  in  (v.  Fallemaigne)  1152— 11  Gl). 

HI  LIM  V  —  (S)  i)  Brustbild  mit  Bischofsstab. 

Rs.  (T)REVERZweithürmiges  Gebäude. 
(K.  Museum).  Taf.  XIII  Nr.  2. 


i)  S,  nicht  S,   wie  in    der  Zeichnung. 


Isuclib    iilicr  die  Trierscheii  Münzen. 


549 


Bohl  konnte  von  dieser  sehr  seltenen  Münze  nur  ein 
unvollständiges  Exemplar  bringen,  das  ihn  an  der  Rich- 
tigkeit seiner  Zutheilung  zweifeln  Hess.  Wir  sehen  mit  ihr 
den  neuen  Typus,  zu  welchem  Adalbero  nur  den  Ueber- 
garig  vermittelt,  vollständig  entwickelt:  ein  kleiner  Schröt- 
ling,  mit  scharfem  hohen  Rande,  Bischofsbild  und  Gebäude; 
so  bleibt  er  im  Wesentlichen  ein  Jahrhundert  hindurch,  mit 
einer  einzigen  ,   unter  Johann  zu  gedenkenden  Ausnahme. 

Arnold  I  1169-1183. 

Seine  Gepräge  hat  Bohl  anfangs  mit  denen  des  zweiten 
Arnold  (1242 — 1289)  zusammengeworfen,  im  Nachtrage 
aber  gesondert.  Für  diese  Sonderung  sind  die  Münzen 
seines  Vorgängers  Hillin  ebenso  wichtig,  als  die  seines 
Nachfolgers 

Rudolf  (v.  Wied)  1183-1189. 

RVDOLBVS  infulirtes  Brustbild  mit  Bischofs- 
stab linkshin. 

Rs.  ÄLBÄPORTÄ  zweithürmiges  Gebäude.  Sehr 
scharfer  Rand. 

(In  meiner  Sammlung)  *)♦  Taf.  XIII  Nr.  3. 

Bohl  führt  diesen  Denar  (S.  11)  unter  Ludolf  (994 
bis  1008)  auf,  indem  er  unrichtig  liVDOLBVS  als 
Umschrift  angiebt.  Seine  Exemplare  waren  allerdings 
weniger  deutlich.  Er  bemerkt  dabei ,  dass  ein  an  der  Süd- 
seite Triers  gelegenes  Thor,  jetzt  die  Alt-Pforte,  früherhin 
Alb  -  Pforte     genannt    wurde.    Wahrscheinlich    erscheint 


i)  Vergl.   Lelewel  Taf.  XIX,   2,   der  auch   LVDOLPVS 
statt  RVDOLBVS  hat. 


550 


H.  Ilannenlserg:    Nachträge  zu  Bohl's 


sie  auch  auf  vielen  andern ,  mit  einem  ähnlichen  Gebäude 
bezeichneten  Trierschen  Münzen. 

Johann  I,  1190—1212. 

Von  ihm  ist  zuerst  in  Köhne's  Zeitschr.  Bd.  I  Taf.  III 
Nr.  12  ein  Denar  beigebracht.  Wenn  allenfalls  der  Umstand 
dass  seine  Rückseite  ausnahmsweise  nicht  ein  Gebäude, 
sondern  das  Bild  des  Schutzheiligen  darstellt,  an  seiner 
Trierschen  Herkunft  zweifeln  lassen  könnte,  wie  denn 
auch  Robert  (monn.  des  eveques  de  Toul  S.  44)  ihn  als  ein 
Gepräge  des  Bischofs  Johann's  I  v.  Toul  (1296  —  1305) 
aufführt,  so  wird  doch  solcher  Zweifel  gehoben  und  zu 
Gunsten  von  Trier  entschieden  durch  die  beigefügte  Mit- 
theilung, dass  dieser  Denar  aus  dem  Funde  von  Charmes 
stammt,  der  nur  Münzen  aus  den  Jahren  1167  — 1212 
enthalten  habe. 

Dietrich  II,  Graf  v.  Wied,  1212—1242. 

+  T60D  RICI5X  Der  Erzbischof,  mit  Krumm- 
stab und  Buch,  sitzend. 

Rs.  CQHBLVM Dreithürmiges  Gebäude, 

im  Portale  des  mittleren  Thurmes  ein  Schlüssel. 

(Nach  einem  Staniolabdruck  aus  der  Sammlung 

d.  H.  Westermann  in  Bielefeld?)  Taf.  XIII  Nr.  4. 

Alle  Gepräge  dieses  Erzbischofs  —  und  jeder  Sammler 
weiss,  wie  häufig  sie  vorkommen  —  tragen  die  oft  freilich 
verstümmelte  Bezeichnung  der  Trierschen  Münzstätte,  so 
dass  dieser  Coblenzer  eine  neue  und  interessante  Erschei- 
nung ist  *).    Er  ist  den  Geprägen  des  Kölner  Engelbert  I 


•)  Neuerdings   ist   in    den   Münzstud.   VII   8.   90   eine    andre 
Coblenzer  Münze  von  ihm  veröffentlicht. 


üuchc  über  die  Trierschon  Münzen. 


551 


(Cappe,  Cöln  Taf.  X  Nr.  169)  zum  Verwechseln  ähnlich. 
Auch  den  Aachnern  Friedrichs  II  mit  den  Titeln  rex  und 
Cesar  (Cappe  I  Taf.  9,  142  u.  143,  II  Taf.  25  Nr.  292)  ist 
er  nahe  verwandt. 

Bai  du  in  von  Luxemburg  1307 — 1354. 

B;  D'  LV  Der  Erzbischof  mit  Stab  und  Buch. 

Rs.  M  OH QTA  Schwert. 

(K.  Museum).  Taf.  XIII  Nr.  5. 

Eine  der  merkwürdigsten  Münzen,  Nachahmung  der 
Lothringer.  Die  Inschrift  der  Hauptseite  kann,  da  in  den 
Lothringischen  und  andren  Bisthümern,  an  die  man  denken 
möchte,  kein  Bischof  mit  einem  Namen  auf  B  vorkommt, 
wohl  nicht  anders  gedeutet  werden,  als:  Balduin  de 
Lucemborg.  Wie  Balduin,  des  Kaisers  Bruder,  der  erste 
war,  welcher  sein  Geschlechtswappen  auf  die  Münzen 
gesetzt,  so  hat  er  also  auch  zuerst  sein  Geschlecht  genannt. 
Jenes  ist  im  späteren  Mittelalter  Gebrauch,  dies  sehr  selten. 
Grote  sagt  darüber  (Münzstudien  Bd.  VII  S.  64)  bei 
Beschreibung  eines  Raderalbus  des  Siegburger  Abtes 
Wilhelm  v.  Lülsdorf:  „Der  Geschlechtsname  des  Abts  auf 
der  Münze  ist  eine  in  diesem  Zeitalter  seltene  Erscheinung, 
die  sich  ausser  in  Ltittich  und  Utrecht,  auch  in  Münster 
(bei  den  Bischöfen  Heinrich  v.  Mörss  und  Erich  v.  Sachsen 
(Mzst.  I  S.  270  und  286)  und  in  Essen  (den  Aebtissinen 
Elisabeth  v.  Nassau  und  Sophie  v.  Gleichen,  das.  III  S.453, 
458),  sowie  auf  den  Münzen  des  Patriarchen  von  Aglei, 
Ludwig  v.  Teck,  und  mancher  Ordensmeister,  der  preussi- 
schen :  Heinrich  v.  Plauen  und  Johann  v.  Tiefen  (Vossberg 
Preuss.  MM.  S.  141,  190),  der  lievländischen:  Walthers 
v.  Plettenberg  und  seiner  Nachfolger  (Z.f.  M.II,  257,  267, 


''*'-  H.  Dannenberg!   Nachtrage  zu  isohl's 

277,  279,  289)  und  der  meisten  des  Johanniter  -  Ordens 
findet".  Hier  ist  nur  Raoul  de  Couey  Bischof  von  Metz 
vergessen.  —  Wir  müssen  unser  Münzchen  noch  darauf 
betrachten,  dass  es  sich  als  Nachprägung  der  Lothringer 
darstellt.  Desshalb  darf  man  jedoch  wohl  Balduin  nicht 
einer  unerlaubten  Münzspekulation  bezüchtigen,  wie  sie  in 
älteren  Zeiten  allerdings  ein  beliebtes  Bereicherungs- 
mittel grosser  und  namentlich  kleiner  Herren  abgab ;  das 
Münzchen  ist  auch  dafür  zu  gering  und  zu  selten.  Eher 
wäre  wohl  an  einen  Münzvertrag  mit  Lothringen  zu  denken, 
wie  solche,  von  Wenzel  I.  von  Luxemburg  mit  Balduins 
Nachfolgern,  sowohl  Bohemund  II  als  Cuno  geschlossen 
worden  sind  (Bl.  f.  Mzk.  IV  S.  101  und  102). 

Cuno  v.  Falkenstein,  1362—1388. 

aORO  :  HRÖ  —  PS:TR3V6(-  Unter  einem 
gothischen  Bogen  der  heil.  Petrus,  mit  Schlüssel 
und  Buch  sitzend,  zu  seinen  Füssen  zwei  Löwen 
mit  Einem  Kopfe. 

Rs.  +woneTH:m:aonBLvanaiH:Dei:G 

Das  Trier-Cölnische  Wappen  in  einer  Einfassung 
von  sechs  Bogen. 

CK.  Museum)  Taf.  XIII  Nr.  (j. 

Von  ausserordentlich  schöner  Arbeit,   und  ganz  ab- 
weichend von  allen  andern  Trierschcn  Münzen. 

Werner  v.  Falkenstein,  1388  — 14ls. 

HOXiaTTLf—  aOVQIiömS',  unter  einem 
Bogen  St.  Petrus  in  halber  Figur,  mit  Schlüssel 
und  Buch,   über  dem  Falkensteinischen  Schilde. 


Ruche  über  die  Trlersohen  Münzen 


553 


Rs.  *roone(TK§novK§aovei<Gittsis,  im 

Dreipass  gespaltener  Schild  mit  den  Trier-Falken- 
steinischen  Wappen. 

(Goldgulden,  in  meiner  Sammlung). 

Dieser  Goldgulden  ist  ganz  ähnlich  dem  Bohl'schen 
S.  75  Nr.  18,  nur  zeigt  sich  in  beiden  0  der  Hauptseite 
und  in  dem  ersten  0  der  Rückseite  ein  menschliches 
Gesicht,  wie  auf  Bohls  Nr.  5  S.  71  und  dem  Groschen 
des  Jadocus  von  Luxemburg.  Ich  führe  ihn  nur  an  zur 
ferneren  Bestätigung  von  Bohl's  Meinung,  dass  diese 
anonymen  Goldgulden  keine  Zwittermünzen  sind. 

Otto,  Graf  v.  Ziegenhain,  1418-1430. 

OTTOmS  —  7TRaPr*TR'  Der  Erzbischof 
mit  segnender  Rechten  und  Krummstab. 

Rs.  MOnöT7T*nOVÄ*KVRe7I*OVan'  Der 
gespaltene  Trier-Ziegenhainische  Wappenschild, 
im  Dreipass. 

Goldgulden.  (K.  Museum). 

Die  Stadt  Offenbach,  früher  Münzenbergisch,  gehörte 
zu  den  Falkensteinischen  Familiengütern,  und  gelangte 
mit  dem  Tode  des  Trierschen  Werner,  als  letzten  Grafen 
von  Falkenstein,  an  die  beiden  Töchter  seiner  Schwester, 
der  Gräfin  Solms,  die  Gräfinnen  von  Sayn  und  Isenburg- 
Büdingen.  Es  ist  hiernach  nicht  abzusehen,  wie  Otto  in 
Offenbach  hat  münzen  lassen  können.  Durch  die  Annahme 
der  Benutzung  eines  alten  Stempels  lässt  sich  aber  das 
Räthsel  nicht  lösen,  denn  die  Offenbacher  Werners  haben 
das  Wort  aurea  nicht  und  überhaupt  ein  durchaus  anderes 
Gepräge. 


554 


II.  Dannenberg:   Nachträge  zu  Bohl's 


Johann  II,  Markgraf  von  Baden,  1456 — 1503. 

1.  iohis7  aLöar  0T*aonF-*TR'   Auf 

langem  Kreuze  das  geviertete  Trier  -  Badische 
Wappen. 

Rs.  *  MOnöT7t*ROV7t,*7tVRG(Ä*ÖOV', 
die  Wappen  von  Mainz ,  Pfalz  -  Baiern  und 
Köln  (mit  Mörsischem  Herzschildchen)  kleeblatt- 
artig  gestellt,  in  der  Mitte  ein  Punkt,  zwischen 
den  beiden  ersten  Wappen  ein  Kreuzchen  als 
Münzzeichen. 

Goldgulden.  (Meine  Sammlung)  Taf.XIIINr.  7. 

2.  *  ioiv  ahaa*  -  öt  •  aonF  •  r   Der 

Erlöser  auf  gothi  schein  Throne  sitzend,  mit  segnen- 
der Rechten  und  Buch,  zu  seinen  Füssen  der 
Triersche  Schild  mit  badischem  Mittelschildchen. 

Rs.  +Mormnov7t$ÄVRG(7r$aover**,  in 

den  Winkeln  eines  Blumenkreuzes  die  Wappen 
von  Trier-Baden  (wie auf  der  Hauptseite),  Mainz, 
Pfalz-Baiern  und  Köln-Hessen. 

Goldgulden.  (K.  Museum)  Taf.  XIII  Nr.  8. 

Johann  wurde  erst  im  Jahre  1464  zum  Erzbischof 
konsekrirt.  Beide  Goldgulden  sind  also  vorher  geschlagen, 
und  zwar  der  erste,  welcher  das  Wappen  des  Kölner  Erz- 
bischofs Dietrich  trägt,  vor  1463,  der  andre,  welcher  schon 
auf  seinen  Nachfolger  Hermann  v.Hcssen  hinweist,  zwischen 
1463  und  1464.  Bisher  kannte  man  von  diesem  Herrn  mit 
dem  Titel  electus  et  confirmatus  nur  Silbermünzen. 

Jakob  II,  Markgraf  von  Baden,  1503  —  1511. 

1.  •MOn«nOV— 7TVRÖ/70Z*,   wie  auf  der 
vorigen  Münze. 


Buche  über  die  Trierschcn  Münzen. 


ooo 


Rs.  ^IÄÖOB'^- OOP'  WE>  —  ^TRöVe'Das 
geviertete  Trier-Badische  Wappen  imDreipass,  in 
dessen  Winkeln  die  Schildchen  von  Mainz,  Köln 
und  Baiern. 

Goldgulden.  (Meine  Sammlung)  Taf.  XIII  Nr.  9. 

Die  erste  Goldmünze  dieses  Erzbischofs  mit  confir- 
matus.  Die  Jahreszahl  1502  ist  deutlich,  beruht  aber  auf 
einem  Stempelfehler,  da  Jacob  erst  im  folgenden  Jahre 
zur  Regierung  gelangt  ist. 

2.  $IÄ<IOB'7r—  *aPI'  •TRÖV— GT  Der  heil. 
Petrus  mit  Kreuzstab  und  Schlüssel  über  dem 
gevierteten  Trier-Badischen  Schilde. 

Rs.  + GROssvs*RGn07s'*i*aoftBL<varr* 

1101  In  den  Winkeln  eines  Blumenkreuzes   die 
Wappen    von   Mainz,    Trier,    Baiern    und  Köln» 
Albus.  (K.  Museum)  Taf.  XIII  Nr.  11. 

Die  Hauptseite  wie  auf  dem  Albus  seines  Vorgängers 
Johann  (Bohl  S.  112,  Nr.  13)  und  des  halben  Raderalbus 
Jakobs  (Bohl  S.  116  Nr.  3),  der  auch  eine  ähnliche  Rück- 
seite hat. 

Richard  Greiifenklau  von  Vollraths,  1511 — 1531. 

1.  *oMOno7IVR  —  RaXT  1511*  Der  Heiland 
mit  segnender  Rechten  und  Buch,  thronend,  zu 
seinen  Füssen  das Trier-Greiffenklausche  Wappen. 

Rs.  •RIÜIiÄ'  —  ÖLÖdTV  —  öaaii'  TR',  das 
geviertete  Wappen  von  Trier,  Greifenklau,  Ippel- 
brunn  und  Trier,  in  einem  Dreipasse,  in  dessen 
Winkeln  die  Wappen  von  Mainz,  Köln  und  Baiern. 

Goldgulden.  (In  meiner  Sammlung)  Taf.  XIII 

Nr.  10. 


556 


H.  Panneiibcrg .-  Nachträge  zu  Iiohl's  nuche  über  Triertc-he  Mxn. 


Dies  ist  der  dritte  Goldgulden  dieses  Erzbischofs,  die 
beiden  ersten  habe  ich  in  Köhnes  Zeitschr.  N,  F.  S.  108 
veröffentlicht.  Sie  sind  sämmtlich  sehr  selten,  Bohl  kannte 
keinen  bei  Herausgabe  seines  Werkes,  und  hat  auch  später 
nur  einen  einzigen  in  seiner  Sammlung  besessen. 

2.  RICHARDV8  *  D  *  G  *  ARCHIfiPVS.fi  TRE 

g  A  g  /&  g  33  Brustbild  im  Barett,  links  hin. 

Es.  MONETAgNOVA*  ANNO*DVI*/5ZZ    Das 

geviertete     Trier  -  Grciffenklau  -  Ippelbrunnsche 
Wappen,   wie  vorher. 

Vergoldete  Silbermedaille.  (In  meiner  Samm- 
lung) Taf.  XIII  Nr.  12. 

3.  RICHARDaARaEPSaTREVERaADaVIYVM 
aEXa  Aehnliches  Brustbild. 

Rs.  AWOaDNIaMaDa  XXIII  Das  geviertete  Trier- 
Greiffenklauische  Wappen. 

Vergoldete  Silbermedaille.  (Koni gl.  Museum). 
Taf.  XIII  Nr.  13. 

Die  älteste  bei  Bohl  beschriebene  Triersche  Medaille 
ist  vom  Erzbischof  Jakob  III,  1580. 

Berlin. 


557 


XXXT. 

Goldflorenus  des  Herzogs  Johann  I.  v.  Lothringen 


1346-1380. 

Von 
Norbert  Decliant. 


Av.  +LOSSR— IGft'DI5X  Die  bekannte  Florenen- 
Lilie. 

Rev.  S-IOHÄ  — HNESB   und  ein  Krönchen.    Der 
heil.  Johannes  Baptista   mit   Heiligenschein    im 
härenen  Gewände,  stehejid,  in  der  Linken  den 
Kreuzstab    haltend,    die   Rechte   vor   sich   hin- 
streckend. Am  Rande  beiderseits  Perlenkreis. 
Dm.    20 '/o   Mm.    Gew.    3-51    Grm.    (also    um 
O02  Grm.  schwerer  als  ein  k.  k.  Mttnzdukate)  Sammlung 
des  Stiftes  zu  den  Schotten  in  Wien. 


558 


Norbert  Dcchani :   Güldflorcnus  des  Herzogs 


Es  ist  Thatsache,  dass  sowohl  in  Italien,  als  auch 
ausserhalb  desselben  der  Florenentypus  beliebt  war  und 
häufig  nachgebildet  wurde  i).  Doch  steht  es  in  gleicher 
Weise  fest,  dass  der  Zeitraum  dieser  Nachbildungen  der 
eigentlichen  Florenen,  mit  der  Lilie,  nur  bis  etwa  1370 
reicht  »).  Saulcy  kannte  in  seinen  Recherches  sur  les  mon- 
naies  des  ducs  hereditates  de  Lorraine,  Metz  1841  nicht 
eine  einzige  Goldflorene  und  sagt  S.  104,  dass  erst  Herzog 
Renatus  II  1473  —  1508  Goldmünzen  habe  prägen  lassen. 

Ihm  scheint  diese  Behauptung  A.  Barthelemy  in  seinem 
Manuel  completdeNumismatique  du  moyen  äge  et  moderne 
p.  292  nachgeschrieben  zu  haben.  Aber  in  seinen  Reclier- 
ches  sur  les  monnaies  des  comtes  et  ducs  de  Bar,  Paris, 
1843  S.34  (Taf.IV  Nr.  11)  führt  Saulcy  einen  Goldgulden 
nach  dem  Florentiner-Typus  an,  vom  Grafen  und  darnach 
Herzog  von  Bar,  Robert  1352 — 1411,  dessen  Emission 
höchst  wahrscheinlich  ziemlich  gleichzeitig  war  mit  der 
unseres  Lothringischen  Goldguldens. 

Herr  C.  Robert  publieierte  im  Jahrgang  1861  der 
Revue  numismatique,  S.321.  abgeb.  Taf.XIV  Nr.  15  einen 
dem  unsrigen  sehr  ähnlichen  Goldgulden,  nur  ist  daselbst 
entweder  die  Zeichnung  nicht  genau  oder  es  lag  demselben 
wirklich  ein  anderer  Stempel  vor,  so  dass  die  Vorführung 
unseres  Stückes  nicht  als  ganz  überflüssig  erscheint.  Auf 
diesem  steht  deutlich  LOSSR  ' —  10 R1  was  zu  gelten 
hat  als  Abkürzung  für  LOSSR  —  IQRgiae,  oder  des 
Adjectivs,    auf  enus  oder  ensis   ausgehend;  ferner  ist 


!j  Vgl.  Orsini,  Storia  delle  monete  della  repubblica  Fiorentina, 
Firenze  1760  Tav.  I  e.  II. 

2)  Siehe  Nuraismat.  Zeitschrift,  Wien,  Jahrgang  1870  S.  213. 


Johann  I  von  Lothringen. 


■>:m 


das  Krönchen  auf  unserem  Rev.  durchbrochen,  auch  das 
zweite  H  in  Johannes  hat  den  Bindestrich,  das  X  sieht 
nach  der  Zeichnung  des  H.  Robert  wie  ein  Andreaskreuz 
aus,  Dm.  und  Gew.  fehlen  daselbst  gänzlich,  weil  ihm  eben 
nur  ein  Abdruck  zu  Gebote  stand. 

Wenn  wir  nun  einerseits  festhalten  an  dem  angege- 
benen Maximal-Termin  1370,  anderseits  berücksichtigen 
den  Goldgulden  des  Grafen  und  Herzogs  Robert  von  Bar 
(1352 — 1411)  so  dürfte  wohl  unsere  anonyme  Goldflorene 
Niemand  anderem  zuzuweisen  sein  als  dem  Herzog- 
Johann  I,  der  seinem  Vater,  Herzog  Rudolph  (1329 — 1346) 
als  7jähriges  Kind  auf  dem  Throne  von  Lothringen  folgte, 
bis  er  nach  einer  von  seiner  Mutter  Marie  von  Blois,  und 
nach  ihr  von  einem  Grafen  von  Würtemberg  geführten 
Regentschaft  grossjährig  geworden  war.  Uebrigens  schreibt 
auch  H.  Robert  seinen  Goldgulden  demselben  Herzog 
Johann  I  zu. 


560 


C.    F.   Trachsel :   Uefcersicht  der  freiherrliclien  und 


XXXII. 
Uebersicht 


der 


freiherrlichen   und    gräflichen   Münzen   von 
Schauenstein. 


Von 
C.  F".  Trachsel. 


Das  Schloss  Seh  au en stein,  das  zerfallene  Stamm- 
haus der  Freiherren  gleichen  Namens  von  welchen  jetzt 
die  katholische  Linie  von  B  uo  1- Schauenstein  sich 
herschreibt,  liegt  in  der  Nähe  von  Summa -Prada,  einem 
kleinen  zu  Kätzis  gehörenden  Ort,  im  Hochgericht 
T  h  u  s  i  s  i).  Merkwürdigerweise  prägte  die  jüngere 
Schauen  steinische  Linie  zu  Haldenstein  früher  als  die 
ältere  zu  Tamins  und  Reiche nau. 

Tamins,  ein  ansehnliches  Dorf  im  Hochgericht 
Rhäzüns  macht  mit  Reichenau  ein  Gericht  aus. 


')  M.   Lutz,    Geographisch  -  statistisches    Handlexikon   der 
Schweiz:  Aarau  1822. 


of»1 

gräflichen  Münzen   von  Schauenstein..  u"1 

R  e  i  c  h  e  n  a  u  verdankt  seinen  Ursprung  einem  Bischof 
von  Chur.  —  Im  XIII.  Jahrhundert  stand  schon  auf  da- 
durch Vereinigung  des  Vorder-  und  Hinter-Rheins  gebildete 
Landspitze  ein  Wacktthurm,  welcher  in  der  romanischen 
Sprache  La  Punt  i.  e.,  die  Spitze,  genannt  wurde  und 
7A\  der  Burg  Hohentrins  gehörte.  Nach  der  Feuers- 
brunst, welche  diese  zerstörte,  baute  der  Bischof  von  Chur 
aus  der  Familie  von  He  wen  bei  La  Punt  eine  Burg,  die 
er  „Reichen au'/  nach  der  gleichnamigen  Insel  im 
Bodensee  nannte,  mit  deren  Aebten  die  Bischöfe  von 
Chur  damals  im  engen  Verhältnisse  standen. 

Im  Verlauf  der  Zeit  ging  die  Herrschaft  Reichen  au 
auf  verschiedene  Familien  über,  bis  sie  im  Jahre  1792  von 
den  Grafen  von  Buol-Schauenstein  an  die  Herren  Bavier 
und  von  Tscharner  in  Chur  verkauft  wurde.  Der 
Letztere  verlegte  die  von  ihm  in  Jen  ins  gegründete 
Erziehungsanstalt  in  das  geräumige  Schloss. 

Wegen  anderer  Einzeluheiten  bezüglich  auf  die  Familie 
von  Schauenstein  und  ihre  Münzen  verweise  ich  auf 
die  vortreffliche  Abhandlung  Bergmann's  „ U e b e r  die 
Münzen  Graubünden's"  *). 

Der  Zweck  der  vorliegenden  Arbeit  ist  nur  zu  ergänzen 
was  uns  der  gelehrte  Direktor  des  Wiener  Kabinets  in  so 
anziehender  Form  geliefert  hat. 

Die  verschiedenen  Münzsorten  der  Herren  von 
Schauenstein  vor  und  nach  der  Erhebung  in  den  Grafen- 
stand sind,   mit  Angabe  der  Jahre,  so  genau  wie  meine 


*)  Sitzungsberichte  der  phil.  historischen  Classe  der  Wiener 
Akademie.  1851. 

36 


562 


C  F.  Trachsel:  Ueberskht  der  freih<Trlichm  aud 


darauf  bezüglichen  Studien  es  mir  anzugeben   gestatten 
folgende : 

1.  Pfenninge  oder  Deniers  ohne  Jahreszahl. 

2.  Zweideniersstttcke  ohne  Jahr  u.  mit  1740. 

3.  Bluzger  von  1718  bis  1725. 

4.  Halbe  Kreuzer  von  1731  —  1732  und  1740. 

5.  Kreuzer  von  1723—1740. 

6.  Zweikreuz  er  stücke  von  1724. 

7.  Dreikreuzer  stücke  von  1740. 

8.  Fünfkreuzerstücke     von   1731.     Fehlen   bei 
GL  Meyer  v.  Knonau. 

9.  S  e  c  h  s  k  r  e  u  z  e  r  s  t  ü  c^  e  von  1 731 .  Nach  Angabe 
von  Gerold  Meyer  v.  Knonau. 

10.  D  r  e  i  s  s  i  g  k  r  e  u  z  e  r  s  t  ü  c  k  e  von  1 731 . 

11.  Dukaten  von  1724,  1727,  1733  und  1748. 

Von  diesen  Münzen  besitze  ich  mehr  als  zwanzig  ver- 
schiedene Typen  und  Jahrgänge,  welche  mich  in  den 
Stand  setzten,  das  vorstehende  Verzeichniss  zu  vervoll- 
ständigen. 

Dass  auch  Fünfzehnkreuzer  stücke  geprägt 
wurden  darf  man  wohl  vermuthen,  da  diese  Münzgattung 
zur  Vervollständigung  der  Serie  gehörte. 

Von  Thalern  fand  ich  aber  nirgends  eine  Spur. 

Der  älteste  von  Gerold  Meyer  von  Knonau  verzeich- 
nete Bluzger  ist  von  1719.  Die  Notiz,  dass  ein  älterer 
Jahrgang  nämlich  1718  existirt  verdanke  ich  der  Freund- 
lichkeit des  in  allen  Fächern  der  Numismatik  so  bewan- 
derten Herrn  Dr.  Arnold  Luschin  in  Graz.  Die   Münz- 


grSfilthen  Münzen  von  Schaucnstein. 


563 


periode  erstreckt  sich  folglich  auf  die  Zeit  von  1718  bis 
1748. 

Zum  Schlüsse  gebe  ich  eine  Beschreibung  des  seltenen 
Kreuzers  von  1740,  dessen  Original  sich  im  Besitze  des 
Herrn  Kreisrichters  Franz   Bar  dt  zu  Schwedt  befindet. 


Hs.  THFR-  -CD- SCHAU-  ohne  inneren  Kreis. 
Brustbild  des  geharnischten  Grafen  mit  Perrücke 
und  Feldbinde  von  der  rechten  Gesichtsseite. 
Unter  dem  Arme  H,  als  Monogramm  des  Stem- 
pelschneiders Haag. 

Rev.  Ohne  Umschrift.  Der  gekrönte  Doppeladler  mit 
runden  Scheinen,  Scepter  und  Schwert  in  den 
Krallen  und  dem  mit  Fürstenhut  bedeckten 
Schauensteinischen  Wappen  mit  den  Forellen  in 
einem  spanischen  Schildchen  auf  der  Brust. 
Neben  der  Krone  die  Werthangabe  1 — K.  Unten 
die  Jahreszahl  17—40. 

Dm.  16r/3  Mm.,  Gew.  0-69  Grm. 

Berlin. 


36' 


OO^ä:  c.  v.   "Wächter:  System.  Beschreibung  dei 


XXXIII. 
Versuch  einer  systematischen  Beschreibung 

der 

Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 

Von 

Carl  v.  Wächter. 
(Fortsetzung  von    Seite  262.) 


Gold-  und  Silber g ewichte.  Legirungen. 

Das  kleinste  Gewicht,  dessen  man  sich  für  Gold  und 
Silber  in  Venedig-  bediente,  war  der  Gran;  das  Grösste  die 
Mark.  Diese  entsprach  13y5  Loth  Wiener  Silbergewichts 
oder  4963-65  Holländer  As  und  wurde  eingetheilt  in  80ncie, 
32  Quarti,  192  Denari,  1152  Caratti  oder  4608  Grani  (mit- 
hin 1  Oncia  ==  144  Carratti,  1  Caratto  =  4  Gran). 

Das  Markgewicht  von  Venedig  entsprach  7s/4  Unzen 
von  Bologna. 

8'/8  Unzen  von  Genua. 

8s/4  Unzen  von  Neapel. 

8  Unzen  10  Denare  von  Florenz. 

8  Unzen  von  Fcrrara. 

8  Unzen  von  Genf  u.  s.  w. 


5(lö 

'  Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 

Reines  Gold  und  Silber  (oro  e  argento  puro)  welches 
keinen  fremden  Stoff  in  sieb  enthielt,  wurde  Feingold, 
oder  Feinsilber  genannt.  Wenn  dann  dem  Edelmetalle, 
aus  welchem  die  Münze  erzeugt  wurde,  nämlich  dem 
ersteren  Silber,  dem  letzteren  Kupfer  beigemengt  wurde, 
war  es  gebräuchlich  um  die  Mischung  zu  bezeichnen  die 
Zahl  der  Caratti  des  niederem  Stoffes,  welcher  die  Mark 
enthielt,  anzugeben.  Man  sagte  daher  wenn  eine  Münz- 
gattung z.  B.  50,  100,  200  Caratti  per  Mark  Beimengung 
hatte,  diese  Münze  habe  eine  „Verschlechterung"  von  50, 
100,  200  Mark  u.  s.  w.  Wenn  dagegen  die  Menge  des 
niederem  jene  des  edleren  Metalles  überwog  und  z.  B. 
800  Caratti  Kupfer  als  Legirung  beigemischt  waren,  so 
sagte  man  die  Münze  enthalte  352  (oder,  wenn  die  Bei- 
mengung 1000  Caratti  betrug,  152)  Caratti  Feinsilber. 

Das  Probirgewicht  für  Gold  wurde  in  24  Caratti  ab- 
getheilt,  daher  das  Gold  zu  24  Caratti,  „Feingold"  war. 
Der  Caratto  war  in  Halbe,  Viertel,  Achtel,  Sechzehntel 
und  Zweiunddreissigstel  abgetheilt,  so  dass  jeder  Caratto 
in  32  gleiche  Theile  zerfiel.  Wenn  nun  gesagt  wurde, 
„das  Gold  ist  zu  20  Caratti",  so  verstand  man  darunter, 
dass  dasselbe  */,»  Theile  also  i/a  Legirung  in  sich 
enthielt,  was  168  Caratti  der  Venezianer  Mark  ent- 
spricht. 

Das  Probirgewicht  des  Silbers  zerfiel  in  12  Theile, 
welche  man  Denari  nannte.  Jeder  Denaro  war  in  24  Gran 
und  jeder  Gran  in  Halbe,  Viertel,  Achtel  u.  s.  w.  unter- 
getheilt.  Die  Legirung  des  Silbers  erhielt  den  Namen  von 
diesen  Gewichten,  so  dass  wenn  gesagt  wurde  „das  Silber 
sei  zu  11  Denari  und  12  Gran"  damit  bezeichnet  war, 
dass  es  durch  die  Mengung  mit  Kupfer  12  Gran  seiner 


566 


C.  v.  Wächter:  System.  Beschreibung  der 


Güte  verloren  hatte,  also  i/24  Legirung  im  Gewicht  habe. 
Da  nun  12  Denari"  je  zu  24  Grau  =  228  Gran  betragen, 
so  waren  12  Gran  =  i/24  dieses  Ganzen,  was  nach  der 
Rechnung  von  48  Caratti  Verschlechterung  per  Mark,  dem 
Venezianer  Gewichte  entsprach. 

Nominal  -  Werthe. 

Die  Münzeu  der  Republik  Venedig  unterscheiden  sich 
in  vier  Hauptclassen  und  zwar  in  Gold-,  Silber-,  Kupfer- 
münzen und  Stücken  von  Kupfer,  mit  einer  Beimischung 
von  Silber  in  geringerer  oder  grösser  Menge  (Billon) : 

1.  B  i  1 1  o  n.  Zu  den  Billonmünzen  gehören  der  S  o  1  d  o  i) 
und  mezzo  Soldo,  ferner  die  Stücke  zu  5,  10,  15  und  30 
Soldi. 

2.  Kupfer.  Von  Kupfer  ist  nur  der  Bezzone  im 
Werthe  von  1  */8  Soldo. 

3.  Silber.  Die  Silbermünzen  sind  der  Ducato 
a nti co  (I.  Typus),  der  Halbe,  Viertel  Ducato  und  die 
Münzen  zu  40  Soldi. 

Die  Giustina,  wovon  es  Halbe,  Viertel,  Achtel, 
Sechzehntel  und  Zweiunddreissigstel  gab,  im  Werthe  von 
11  Lire. 


*)  Dem  Ansehen  nach  sollte  man  die  Soldi  (von  Maretich 
„Marchetti"  genannt)  für  wirkliche  Kupfermünzen  halten  und  in  der 
That  findet  man  sie  auch  in  den  Münzverzeichnissen  so  aufgeführt. 
Allein  dies  ist  irrig.  An  mehreren  Stücken  vorgenommene  Feuer- 
proben ergaben  einen  gleichmässigen  Feingehalt  von  0-080  Silber. 
—  Die  Soldi  sind  ungefähr  in  derselben  Legirung  wie  die  bäueri- 
schen Silberkreuzer  ausgebracht. 


Venezianer  ."»Hinzen   nach  ihren  Typen.  •)<>< 


Der  Sc iidd  d'argento  della  Croce  (auch  Duca- 
ton  genannt)  galt  12  Lire  8  Soldi.  Von  diesem  Gepräge 
i^iebt  es  auch  Halbe,  Viertel  und  Achtel. 

Der  Ducato  d'A r  g e nt o  (IITypus  auch  D  u c at  e  1 1  o 
genannt)  im  Werthe  von  8  Lire  auch  als  Halber  und 
Viertel  Ducato  im  Werthe  von  4  und  2  Lire  vorkommend. 
Nur  vom  Dogen  Alois  Pisani  giebt  es  auch  Achtel  und 
Sechzehntel  dieses  Geprägs. 

4.  Gold.  Die  zwei  gewöhnlichen  Goldmünzen  waren 
der  Zecchino  und  die  Doppia.  Der  Erstere  galt  22, 
die  Letztere  37  Lire. 

Mehrere  andere  grössere  Goldmünzen  darunter  einige 
vom  Stempel  des  Ducato  d'argento  und  Scudo  und  von 
der  Feinheit  des  Zecchino,  sind  im  entsprechenden  Ver- 
hältniss  zu  Letzterm  geschlagen  worden. 


II.  Abschnitt. 


Die    Typen. 

(IX— XII.  Jahrhundert.) 

Denari. 

Die  ältesten  Venezianer  Münzen  welche  in  Urkunden 
erwähnt  werden  sind  die  Danari,  auch  Danari  esmerati, 
purgati  oder  Danari  d'argento  fino  e  puro  (gereinigte 
Denari)  genannt.  Doch  war  deren  Metall  nicht  chemisch 


568 


C.  v    'Wächter:  System.  Beschreibung  der 


rein,  vielmehr  passirte  -in  jener  Zeit  als  Peinsilber  jedes 
Gemenge,  welches  per  Mark  nicht  mehr  als  40  Caratti 
Legirung  enthielt. 

Diesem  Gehalte  entsprachen  dann  jene  Danari  von 
welchen  die  Venezianer  laut  eines  von  Dandolo  983  abge- 
schlossenen Vertrags  an  Otto  II  jährlich  50  Lire  zu  zahlen 
hatten. 

Das  Gewicht  der  Danari  genannten  Münzen  war  ver- 
schieden. Wie  sogleich  gezeigt  werden  wird  gab  es  wahr- 
scheinlich zwei  Gattungen  deren  eine  dem  halben  Mai- 
länder Denar  entsprechend  16,  deren  zweite  gar  nur 
8  Grani  gewogen  haben  dürfte  »). 

Soldi  cli  Denari, 

Eine  Urkunde  von  1084  enthält  zum  ersten  Mal  den 
Ausdruck  der  solidi  denariorum  2).  Unzweifelhaft  •  be- 
zeichnete ursprünglich  dieser  Ausdruck  eine  blosse  Kec h- 
nungsmünze  und  zwar  zum  Werthe  von  12  Danari,  da 
man  wie  auch  im  übrigen  Italien  an  der  karolingischen 


i)  In  dem  sogenanten„Memoriale  communis"  einem  venetianischen 
Codex,  welcher  1282  angelegt  die  Gerechtsame  jener  Privaten  ent- 
hält, die  im  venetianischen  Gebiete  Salinen,  Sümpfe,  Gewässer, 
Fischereien  oder  Jagdbarkeit  besassen,  finden  sich  die  obigen 
Benennungen:  Anno  Domini  Millesimo  septuagesimo  Primo  Mense 
Januario  Indictione  X.  Manifestus  sum  ego  Petrus  Foscari,  Filius 
Dominici  Foscari  cum  meis  Heredibus,  qui  reeepi  a  te  Johanne  Cap 
incollo  et  tuis  heredibus  Libras  denariorum  exmeratorum 
centum  de  Veneciis,  quas  mihi  dedisti  et  prestisti  in  meis  necessi- 
tatibus  u.  s.  w. 

3)  Flaminino  Cornaro  de  re  numm.  ecclesiae  venetae  III  p.  64. 
„Solvere  debeam  videlicet  denariorum  solidos  quinque". 


Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen. 


569 


Eintheilung  des  MUnzpftindes  fest  hielt.  Weil  aber  bekannt- 
lich in  späterer  Zeit  der  Soldo  in  vier  Theile  —  Danari 
Quartaroli  oder  Quattrini  —  eingetheilt  wurde,  so  drängt 
sich  die  Vermuthung  auf,  dass  bereits  10.  und  11.  Jahr- 
hundert die  venezianischen  Soldi  zweierlei  gewesen  seien, 
und  zwar:  Soldi,  die  mit  der  Formel  Solidi  Denariorum, 
und  solche,  welche  schlechtweg  als  Solidi  bezeichnet 
erscheinen.  Thatsächlich  werden  in  einer  Urkunde  von 
1053  Solidi  veneziarumMonete,  und  nicht  Solidi  Denariorum 
erwähnt  «). 

In  diesem  Falle  dürfte  dann  der  Soldo  di  Danari  jener 
gewesen  sein,  der  aus  12  Denari  ä  16  Grani  im  Gewichte 
bestanden,  also  aus  Münzen,  welche  um  die  Hälfte  leichter 
waren , .  als  die  Mailänder  Denari  während  der  Soldo  di 
Venezia  32  Gran  wog  und  im  Werth  4  Denari  zu  8  Gran 
gleich  kam. 

Deiiari  piecoli. 

Diese  Vermuthung  findet  ihre  Bestätigung  darin,  dass 
die  in  den  Urkunden  des  XI.  Jahrhunderts  vorkommende 
Benennung:  Moneta  piecola,  die  alleinige  war,  womit 
zwischen  den  Denaren  zu  8  Gran  deren  4  einen  Soldo 
Semplice,  und  denen  zu  16  Gran,  wovon  12  einen  Soldo 
Grande  ausmachten,  der  Unterschied  bezeichnet  werden 
konnte.  Seit  dem  Vicedogen  Orseolo  scheint  die  Sitte  auf- 
gekommen zu  sein,  den  Namen  des  Dogen  auf  die  Klein- 
münzen zu  setzen,  mindestens  berichtet  Dandolo  zum 
Jahr  1031  von  demselben:  Hie  Monetam  parvam  sub  eins 
nomine  exeudi  fecit,  was  nicht  bedeuten  kann,  dass  man 
erst  in   diesem  Jahre  Kleinmünze  zu  schlagen   begonnen 

')  Abbate  Brunacci  De  re  num.,  Patav.  p.  3. 


"«U  C.  v.  Wächter:  System.  Beschreibung  der 

habe,  nachdem  schon  viel  früher  (1006)  im  Testamente  des 
Dogen  Pietro  Orseolo  der  librarum  nostrae  monetae  dena- 
riorum  also  der  Lire  di  Danari  Veneti  gedacht  wird  *). 

1.  Vitale  II.  Michiel.  1156-1172. 

Marcuccio. 

Denari  piecoli  diVenezia  waren  schon  im  Jahre  1140 
unter  dem  Namen  Marcucci  oder  Marchetti  bekannt  und 
behielten  denselben  bis  zum  heutigen  Tage  a).  Der  Mar- 
cuccio des  Vitale  II.  Michael  ist  schüsselförmig: 

A  v.  +  V  •  M I C  H I  •  D  V  X  •  H  L  •  In  der  Mitte  ein  Kreuz  - 
chen    mit    je    einem   Punkte   in   den  Winkeln. 
(Convex). 
Rev.  *   S-M;RCVS-Vra    der    heilige    Marcus    bis 
halben  Leibe  mit  dem  Heiligen-Schein. 
(Concav.) 
Denar,  ähnlich  dem  des  Kaisers  Heinrich  IV;  gering- 
hältig,  Dm.  14  Mm. 

Diese  Benennung  hat  ihren  Ursprung  theils  von 
S -MAR CVS   womit  jede  Venezianer   Münze  bezeichnet 


*)  Carli  delle  monete  ed  istituzione  dellc  zecche  d'Italia  I 
p.  339.  „In  nomine  sanetae  et  individuae  Trinitatis  etc.  —  concedo 
omni  Venetiae  mihi  snbdito  populo  mille  ducentarum  quinquaginta 
librarum  nostrae  monetae  denariorum  parvorum  ad  solatium  totius 
u.  s.  w. ,  ferner  Carli  a.  a.  0.  p.  400  zum  Jahre  1080  ....  quod  reeepi 
. .  denariis  bonae  nostrae  monetae  libras  centum. .  .  ."Es  wäre  irrig 
hier  den  Ausdruck  moneta  nostra  auf  Münzen  zu  beziehen ,  welche 
mit  dem  Namen  des  Dogen  bezeichnet  waren,  er  ist  vielmehr  in 
dem  allgemeineren  Sinne  zu  nehmen,  in  welchem  jeder  Venezianer 
die  Münze  seines  Vaterlandes  als  nostra  benannte. 

2)  üghelli  Tom  V.  p.  329. 


fSTI 

Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen.  *-"  ■*■ 

war,  tbeils  auch  von  der  kleinen  Gestalt  der  erwähnten 
Denari,  und  ist  aus  einem  Erbzins-Vertrage  des  Bischofs 
Genzio  von  Concordia  mit  den  Bewohnern  von  Porto 
Gruaro  bekannt:  „Per  unumquemque  annum  et  per 
unumquemque  massarium  negotiatorem  in  predicto  Porta 
habitantem  persolvat  Verdorum  unum  argenti,  et  repletim 
homines  ibi  habitantes  persolvant  quatuor  Marcutios  vene- 
ticoru  mdenariorum  ut  libere  negotia  sua. ..." 

Zugleich  mit  den  Marcucci  werden  hier  auch  Verdoni 
erwähnt  i).  Indessen  ist  zu  bemerken,  dass  diese  kleinen 
Denari  auch  Quartaroli  oder  Quattrini  genannt  wurden, 
weil  sie  den  vierten  Theil  eines  Soldo  bildeten.  So  erwähnt 
sie  der  Geschichtschreiber  Dandolo  im  Jahre  1264  2)  bei 
Beschreibung  des  ersten  Baues  der  Rialto  -  Brücke  zur  Zeit 
des  Dogen  Renerio  Zeno:  „Civitas  quoque  Rivoaltina,  quae 
mediatione  canalis  hactenus  divisa  fuerat,  nunc  ex  lignei 
pontis  constructione  unita  est,  et  appellatus  est  pons  ille 
de  moneta,  quia,  priusquam  factus  esset,  transeuntes 
monetam  unam,  vocatam  Quartarolum,  valoris  quartae 
partis  unius  denarii  Veneti  nautis  exsolvebant." 

Hieraus  ist  zu  entnehmen,  dass  Danaro  piccolo, 
Quartarolo  und  Marcuccio  ein  und  dieselbe  Münzgattung 
waren.  Auch  die  in  einer  Chronik  von  Venedig  mit  dem 
Namen  Moneta  redonda  bezeichnete  Münze  dürfte  hierher 
gehören,  da  sie  schüsseiförmig  war.  Die  alte  Münze  mit 
der  Umschrift:  „Christus  Dominus  imperat"  soll  der 
„Denaro    grande    di   Venezia",    die   Hälfte    des    „Soldo 


*)  S.  darüber  die  Ausführungen  unter  Nr.  3. 
*)  Her.  ital.  Sc.  T.  XII.  pag.  372. 


572 


C.  v.  Wächter:  System.  Beschreibung  der 


ordinario",    und    das   Doppelte   im   Werthe    des   Danaro 
piccolo  gewesen  sein. 

In  Ermanglung  des  Danaro  piccolo  kam  auch  jener 
mit  dem  Namen  Heinrichs  in  den  Verkehr,  welcher  8  Gr. 
im  Gewicht  hatte. 


2.  Sebastian  Ziani.  1172—1187. 

Danaro  Piccolo. 

.Die  Form  dieses  Danars  ist  schüsselförmig. 

Av.  4-C/2EB-   DVX-    In    der  Mitte   ein   durch  vier 
Dreiecke  gebildetes  Kreuzchen. 
(Convex.) 

EeT.  4«w-A\ÄRCVW  Kreuz  wie  oben. 
(Concav.) 
Dm.  15.  Mm. 

Diese  Münze  wiegt  6  Gran  und  ist  der  Danaro  piccolo 
oder  Quartarolo  di  Venezia.  Ihre  Legirung  ist  bedeutend 
und  erreicht  das  Gewicht  von  nahezu  400  Caratti  in  einer 
Mark,  daher  bei  diesem  Danaro  nicht  mehr  als  41/!ä  Gran 
innerer  Gehalt  gerechnet  werden  kann. 

3.  Orio  Malipiero  (Mastropiero.)  1177—1192. 

Danaro  Piccolo  (fälschlich  Verdone.) 

Schon  weiter  oben  wurde  des  Verdone  gedacht.  Carli 
Kubbi  i)  hält   ihn  fttr  eine  Münze  von   legirtem   Silber, 

*)  a.  a.  0.  p.  401. 


Yen«  ziancr  Münze  nach  Ihren  Typen» 


573 


welche  von  einer  Grünspandecke  wie  mit  einem  grünen 
Firniss  überzogen  sei,  und  daher  den  Namen  habe.  Er 
beschreibt  auch  einen  solchen  Verdone  von  Aurio  Mastro- 
piero,  1178,  welcher  sowohl  im  convexen,  als  im  coneaven 
Theile  in  der  Mitte  das  gewöhnliche  Kreuzchen  hat. 

Av.  AVRIO  (oder  AVR)  DVX- 

Rev.  t/5MARCVc/5 

Somit  wäre  der  Verdone,  da  das  beschriebene  Stück 
ein  Danaro  Piccolo  ist,  diesem  an  Werthe  gleich.  Dass  die 
Herleitung  der  Bezeichnung  Verdone  von  dem  zufälligen 
Vorhandensein  der  Patina  ungenügend  sei,  leuchtet  ein. 
Viel  mehr  liegt  eine  Verstümmlung  des  mittelalterlichen 
Ferto,  auch  Verdona  gleich  j/4,  zu  Grunde  und  wir  haben 
daher  zumal  an  der  betreffenden  Stelle  der  bestimmende 
Beisatz  argenti  vorkömmt  es  nur  mit  einem  ferto  argenti 
gleich  einer  halben  Mark  Silbers  zu  thun,  einem  Ausdrucke 
der  in  mittelalterlichen  Urkunden  unzählige  Male  erscheint. 

Die  Danari  piecoli  dienten  im  Verkehre  zur  Aus- 
gleichung. Bald  begann  man,  nachdem  die  alten  Denare 
aus  dem  Umlaufe  verschwunden  waren  nach  Soldi  di 
Danari  piecoli  (die  Solidi  parvulorum)  zu  rechnen.  Damals 
entsprachen  zwölf  dieser  Münzchen  dem  Soldo,  3  wurden 
auf  den  Quattrino  gerechnet,  die  einzelnen  Stücke  aber 
wegen  ihrer  Kleinheit  Piecoli  und  daher  später  Bagattini 
genannt. 

Nach  einer  Notiz  des  Sanudo  i)  wurden  die  Bagattini 
oder  Piecoli  im  Jahre  1281  fast  aus  reinem  Kupfer  geprägt, 


i)  Ker.  Ital.  Script.  T.  XXII.  pag.  574.  anno  1282. 


574 


C.  v.  AVarhter  :  System.  Beschreibung  der 


indem  aus  einer  Mark  welche  6ya  Unzen  Kupfers  und  nur 
4*/2  Unzen  Silbers  enthielt  3  Lire,  5  Soldi  und  4  Danari 
piecoli  ausgebracht  wurden.  Der  Feingehalt  war  im 
Ganzen  216,  das  Gewicht  936  Caratti.  Das  Gewicht  nach 
Grani  jeder  einzelnen  Münze  war  54S/49  und  der  Fein- 
gehalt l5/9. 

Gehalt  und  Gewicht  dieser  sogenannten  Piecoli  hat 
oft  gewechselt.  Es  kann  daher  nicht  behauptet  werden, 
dass  die  so  eben  besprochenen  Piecoli  von  1282  denen 
der  früheren  Jahrhunderte  gleich  gewesen  seien.  Vielmehr 
lässt  sich  auch  bei  ihnen  das  Gesetz  des  allmähligen  Ver- 
falles nachweisen  i). 

Diese  Bagattini  oder  Piecoli  hat  man  im  XII.  Jahr- 
hundert auch  Danari  minuti  genannt. 

Eine  Urkunde  des  Paduaner  Domkapitel  Archivs  von 
1218  erwähnt  z.  B.  „Danarios  decem  et  octo  Venetorum 
menutorum",  obwohl  dieselben  in  Venedig  allgemeiner 
Danari  Minori  genannt  wurden,  und  Brunaeci  (p.  37)  citirt 
zum  Jahre  1245  das  Uebereinkommen  „Solidos  centum 
denariorum  Vencciae  Minorum"  zu  zahlen. 


i)  Das  folgende,  zwar  undatirte  aber  jedenfalls  in  die  Zeit  vor 
1282  gehörige,  Münzpatent  ist  hiermit  zn  vergleichen :  „Denari  parvi 
fieri  seeundinn  scriptum  Massariorum ;  scriptum  autem  est:  Sex 
uncie  e  dimidia  minus  uno  grosso  de  pondere  de  raine,  uncia  una  et 
dimidia  &  grosso  uno  de  peso  de  argento  de  grosso  (!)  Fiant  denarii, 
qui  vadant  solidi  octo  et  denariis  duo  per  unciam,  qui  summabunt 
libras  tres  etsolidos  quinque  et  denarios  quatuor  pro  Marca;  et  sie 
ibunt  alii  novi ,  qui  fuerint  bactuti :  nee  aliter  fieri  possunt  denarii 
parvi  stando  in  capitali  commune.  Erunt  deteriores,  quam  primi 
solidi  quinque  Denarii,  duo  ad  Grossum  per  Marca."  Carli  delle 
monete  cd  istituziono  delle  Zecche  d'Italia,  pag.  402. 


Venezianer  Münzen  nacli  Ihren  Typen. 


575 


Nach  dem  bisher  Gesagten  lässt  sich  für  das  IX.,  X. 
und  XI.  Jahrhundert  folgende  Tabelle  zusammenstellen : 


Gewicht 
Gran 

Ver-  - 
schlechte- 
rung  per 

Mark 

■  ■     - r 

Innerer 

Feingehalt 

Gran 

Neuntes  Jahrhundert. 
Danaro 

Zehntes  und  elftes  Jahrhundert. 
Soldo  di  Danari 

10 

8 

12 
6 

120 

120 

288 
288 

147/83  circa 

1728/i3     „ 

286*/,  t     » 

3336  V„     „ 

77*4     „ 

28'/,i     „ 

573V, ,     n 

143V,  i     n 

9 

4«/2      ri  - 
108          „ 

18 
180 

90 
360 

1 

Lira  di  Danari 

Lira  di  Soldi 

Danaro  piccolo  oder  Quartarolo 

Soldi  di  Danari  piccoli 

Lira  di  Soldi 

Lira  di  Danari  piccoli 

Zwölftes  Jahrhundert. 

Danaro 

Danaro  piccolo  e  Quartarolo .  . 
Soldo  di  Danari 

Soldo  di  Danari  piccoli 

Lira  di  Danari 

Lira  di  Danari  piccoli 

Lira  di  Soldi 

Die  Münzstätten  von  Verona  und  Aquileja  entlehnten 
den  Gebrauch  der  Danari  piccoli  (denarii  parvuli)  den 
Venezianern.  Es  ist  bekannt,  dass  dann  die  Erzeugnisse 
der  Ersteren  für  Tirol  in  soferne  von  grösster  Bedeutung 
wurden,  als  das  „Pfund  Berner"  die  Rechnungseinheit 
bildete  «). 


i)  Ein  Mehreres  darüber  bietet  die  in  dieser  Zeitschr.  I.  Bd. 
p.  149  ff.  besprochene  Abhandlung  des  P.  J.  Ladurner. 


57  G 


C.  v.  Wächter:  System.  Beschreibung  der 


Aureola. 


.  Einige  venetianische  Geschichtschreiber  glau  bten 
dass  unter  dem  Dogen  Aurio  Mastropiero  oder  Malipiero 
in  Venedig  eine  Münze  geprägt  worden  sei,  die  man  vom 
Namen  des  Dogen  abgeleitet,  Au ria,  Aureola  genannt 
habe  «). 

Man  bezog  sich  dabei  auch  auf  die  in  Urkunden  vor- 
kommenden Strafandrohungen  von  z.  ß.  Quinque  libras 
Auri. 

In  dieser  Weise  enthalten  Sanudo,  die  Chronica 
Delfina,  die  Corona  Venetorum  des  Matteo  di  Corato  und 
noch  mehrere  Andere  Notizen  «). 

Allein  aus  diesen  Schriftstellern  der  älteren  und 
neueren  Zeit  ist  nur  so  viel  ersichtlich,  dass  Aurio  eine 
besondere  Münze  prägen  Hess,  deren  Identität  aber  um  so 
schwerer  festzustellen  ist,  als  sich  die  Angaben  bezüglich 
ihres  Werthes  widersprechen.  Gewiss  ist,  dass  mit  ihr 
nicht  jene  Müuzgattung  gemeint  sein  konnte,  in  der  die 
Geldstrafen  bemessen  wurden,  da  die  venetianische  Straf- 
androhung offenbar  den  analogen  Sanktionen  in  den 
deutschen  Kaiser  Urkunden  entsprach,  in  welchen  unter 
Libra  auri  sicherlich  nur  die  Zahlung  einer  bestimmten 
Summe  in  Gold  gemeint  ist  s). 


i)  Vite  de  üogi  &  Rer.  Ital.  T.  XX  p.  521. 

»)  So  z.  B.  in  einem  anonymen  Ms.  der  Ambrosiana,  welches 
die  Ausführungen  der  Chronik  des  Dogen  Dandolo  zu  widerlegen 
sucht:  Percussus  est  Nummus  dictus  Aureus,  diuque  in  usu  urbis 
fuit,  quorum  singuli  quinam  Libram  valerent  (Carli  p.  405). 

8)  Noch  heutzutage  (1870)  haben  die  hierzulande  verbreiteten 
Bauernkalender  die  (freilich  unwirksame)  Privilegiumsklausel  „bei 
Strafe  von  10  Mark  löthigen  Goldes,  keinen  andern  (Bauernkalender) 
in  Steiermark  einzuführen". 


r-,77 
Venezianer  Münzen  nach  ihren  Typen.  •    '  • 

4.  Enrico  Dandolo  1192—1205. 

Matapane  oder  Grosso. 

Ungefähr  um  das  Jahr  1194  Hess  Doge  Heinrich 
Dandolo  eine  Münze  prägen,  die  er  mit  dem  Namen 
Matapan  oder  Grosso  benannte:  „Subsequenter  Dux 
argenteam  monetam ;  vulgariter  dictam  Grossi  Veneziani, 
vel  Matapani  cum  Imagine  Jesu  Christi  in  thronb  ab  uno 
latere,  et  ab  alio  cum  figura  sancti  Marci  et  dücis,  valoris 
viginti  sex  parvulorum  fieri  decretavit  *),  Marino  Sanudo 
dagegen  verlegt  den  Ursprung  dieser  Münze  in  das  Jahr 
1194  »). 

I,  Typus. 

Av.  Der    thronende   Heiland;    zu    seinen    Seiten 
"IC— xc. 

Rev.  Doge  und  der  heilige  Marcus  nach  vorwärts 
gekehrt  stehend,  halten  die  Fahnenstange. 
Längs  derselben:  DVX-  Umschrift:  S-M- 
VENETIH-DANDOL- 

Es  hält  schwer  das  Gewicht  dieser  Münze  genau  zu 
bestimmen,  da  wie  Sanudo  erwähnt,  die  Grossi  schon  zur 
Zeit  des  Dogen  Nicolo  Tron  (1471 — 1473)  ausser  Umlauf 
gesetzt  wurden,  weil  sie  zu  sehr  beschnitten  waren.  Doch 
kommen  wohl  noch  Stücke  vor,  die  bei  tadelloser  Erhal- 
tung und  20  Mm.  im  Dm.  sogar  mehr  als  44  Gran  wiegen. 

Im  Gehalte  dagegen  sind  sie  unbedeutend  schlechter: 
während  in  Venedig  die  gesetzlich  erlaubte  Legirung  des 


i)  Rer.  Ital.  Ss.  Tom.  XII,  p.  316. 
a)  Vgl.  Rubbi  p.  406. 

87 


578 


('.  v.  'Wächter:  System.  Beschreibung  der  Venezianer  Mzn.  etc. 


Feinsilbers  auf  40  Caratti  pro  Mark,  festgesetzt  war, 
enthalten  sie  44  Caratti  Beimengung.  Es  beläuft  sich  somit 
ihr  innerer  Feingehalt  auf  42«/M  Gran. 

Da  erwiesen  ermassen  der  Soldo  12  Piccoli  und  der 
Matapane  26,  also  2i/6  Soldi  galt,  so  miisste  folgerichtig 
der  Soldo  beiläufig  19>4/23  Gran  Feingehalt  gehabt  haben. 
Eine  auf  diese  Berechnung  hin  angestellte  Untersuchung 
ergab  aber  für  den  Soldo  über  18  Gran  Feingehalt  und 
somit  den  Beleg  für  die  Richtigkeit,  wenn  dem  Matapan 
eine  Legirung  von  44  Caratti  zugesprochen  wird.  Es  ist 
übrigens  auch  der  Vermuthung  Raum  gegeben  worden, 
dass  ursprünglich  der  Grosso  das  Doppelte  des  Soldo,  also 
wie  in  jeder  andern  Stadt  24  Piccoli  gegolten  habe:  Das 
wäre  dann  eben  der  Mitteldurchschnitt  zwischen  den  Fein- 
gehalten des  Soldo  di  Danari  piccoli  wie  wir  ihn  für  das 
XI.  und  XII.  Jahrhundert  mit  28»/,,  und  18  ermittelt 
haben  •). 

i)  Es  mag  hier  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  man  sich  in 
Venedig  zu  Ende  des  XII.  Jahrhunderts  sowohl  für  Gold  als  Silber 
des  cölnischen  Gewichts  bediente.  Dies  beweist  der  zwischen 
Balduin  und  Emerio  Dandolo  im  Jahre  1201  wegen  Beförderung 
der  Truppen  in's  heilige  Land  abgeschlossene  Vertrag,  worin  der 
Doge  sagt:  „Propter  quae  nobis  dare  debetis  octuaginta  quinque 
millia  marcarum  puri  Argenti  ad  pondus  Coloniae,  quo  utitur  Terra 
nostra."  (Vite  etc.  S.  532  von  Sanudo  angeführt.   Carli  a.  a.  0.  408). 


--  — ca  i  i&tt  ■•  ■ 


579 


Numismatische  Literatur. 


7.  Dr.  Alfred  von  Sallet,  Direktorial-Assistent  des  k. 

Münzkabinets  zu  Berlin :  Die  Künstlerinschriften  auf 

griechischen  Münzen.  Berlin,  bei  Weidmann.   1871. 

8° -55  pp. 

Man  kann  mit  Recht  beklagen,  dass  bis  jetzt  die 
Kunstarchaeologie  an  der  Numismatik  zu  geringen  Antheil 
hatte  oder  nahm.  Ob  diess  den  Archaeologen  zur  Last  zu 
legen,  welchen  das  Münzgebiet  unter  den  in  ihr  Fach  ein- 
schlägigen Disciplinen  immer  am  fernsten  stand,  oder  den 
Numismatikern,  welche  bei  ihrem  die  Aufmerksamkeit  auf 
die  Kunst  weit  überwiegenden  Raritäts-  und  antiquarischen 
Interesse  der  Kunstwissenschaft  die  Handreichung  ver- 
weigerten, ist  schwer  vielleicht  aber  dahin  zu.  entscheiden, 
dass  die  Schuld  wohl  Beiden  zukommen  dürfte.  Ist  es 
doch  kaum  von  Brunn  ernstlich  geschehen,  dem  antiken 
Stempelschnitt  die  entsprechende  Stelle  im  Gebiet  der 
antiken  Kunst  anzuweisen,  und  auch  nach  dem  Erscheinen 
seiner  epochemachenden  Künstlergeschichte  blieb  die 
Numismatik  mit  Ausnahme  einiger  allerdings  sehr  glück- 
licher Entdeckungen  auf  das  antiquarische  Gebiet  be- 
schränkt. 

37* 


580 


Numismatische  Literatur. 


In  obengenannter  Schrift  besitzen  wir  nun  wieder 
eine  archaeologische  Arbeit  von  zwar  geringem  Umfang, 
aber  grossem  Werthe,  weil  sie  den  gewählten  Stoff  nach 
den  sorgfältigsten  Untersuchungen  mit  Verlässigkeit  und 
methodischer  Kritik  behandelt.  Die  Vorarbeiten  von  Raoul- 
Rochette  haben  als  zu  weit  gehend  dadurch  zwar  reduzi- 
rende  aber  dafür  auch  sichernde  Säuberung,  und  der 
Abschnitt  über  die  griechischen  Münzstempelschneider  im 
zweiten  Bande  von  Brunn's  Künstlergeschichte  nicht  unbe- 
deutende Ergänzungen  gefunden,  denen  wohl  schwerlich, 
trotz  der  Aufforderung  hiezu  von  Seite  des  Verfassers, 
noch  viel  beizufügen  sein  wird. 

Die  Zahl  der  sich  selbst  nennenden  Stempelschneider 
erscheint  allerdings  nun  ziemlich  gering,  das  Gebiet  der 
Künstlerinschriften  auf  griechischen  Münzen  überhaupt 
weder  räumlich  noch  zeitlich  gross.  In  Hinsicht  auf  die 
Geographie  derselben  finden  sich  nämlich  Stempelschneider 
nur  in  Sicilien  und  in  einigen  Städten  Lucaniens,  auf 
einigen  kretischen,  einer  klazomenischen  und  .v i  e  1 1  e  i  c  h  t 
auf  einer  macedonischen  und  einer  syrischen  Königsmünze 
genannt;  und  in  chronologischer  Beziehung  beschränkt 
sich  das  Vorkommen  solcher  Namen  auf  die  Periode  des 
Uebergangsstyles  und  die  Zeit  der  höchsten  Kunstblüthe, 
so  dass  nur  wenige  über  diesen  Zeitraum  herabreichen. 
Von  dem  künstlerischen  Sinne  der  Griechen  aber  giebt  die 
Beschränkung  hinsichtlich  des  Metalles  —  denn  es  sind 
nur  eine  Bronzemünze  und  zwei  Goldmünzen  mit  Künstler- 
inschriften  auf  uns  gekommen  —  Zeugniss ;  denn  da  sie 
in  dem  Silber  das  künstlerisch  entsprechendste  Münzmetall 
erkennen  mussten,  haben  sie  auch  ihre  besten  Arbeiten 
diesem  gewidmet,  und  ihre  Namen  fast  ausschliessend  an 
Silbermünzen  verewigt. 


Numismatische  Literatur. 


581 


Von  den  Künstlernamen  selbst  bezeichnet  der  Ver- 
fasser nur  24  als  in  dieser  Beziehung  sieher,  wenn  auch 
der  Abkürzung-  wegen  nicht  immer  in  ihrer  vollen  Gestalt 
herzustellen,  und  16  als  zweifelhaft,  während  er  einer 
Anzahl  von  weiteren  Namen  eine  entschieden  andere 
Deutung  als  Götter-  oder  Magistratsnamen  giebt.  In  einer 
Frage,  wie  diese ,  wo  neben  der  Namenform  fast  nur  die 
Lage  und  die  Grösse  der  Schrift  entscheidet,  du  blos 
an  zwei  Münzen  die  Künstlerinschrift  durch  das  beigefügte 
unzweideutige  EflOEI  sich  selbst  als  solche  ankündigt, 
kann- es  nur  beruhigen,  wenn  sich  nicht,  wie  bei  Raoul- 
Rochette,  jenes  missliche  Streben  nach  Vergrösserung 
der  Namenreihe,  sondern  Genügsamkeit  mit  dem  Gesicher- 
ten fifidet,  und  wir  nehmen  es  gerne  mit  in  den  Kauf,  wenn 
durch  rigorose  Kritik  vielleicht  der  eine  oder  andere 
Stempelschneidername  verloren  gegangen  sein  sollte.  Der 
Betroffene  mag  sich  dann  bei  sich  selbst  beklagen  und 
den  Verlust  seiner  Stelle  in  der  Reihe  der  Künstlernamen 
sich  selbst  zuschreiben,  da  er  durch  eine  kenntlichere  und 
bezeichnendere  Chiffrirung  sich  der  zum  Theil  sonst  unver- 
dienten Vergessenheit  hätte  entziehen  können. 

Wegen  einzelner  Behauptungen  mit  dem  Verfasser 
eine  Lanze  zu  brechen,  wird  wohl  kaum  möglich  sein,  denn 
es  könnten  nur  einigen  in  blossen  Vermuthungen  aufge- 
stellten Möglichkeiten  wieder  Möglichkeiten  gegenüber- 
gestellt werden.  Höchstens  in  Bezug  auf  den  Stempel- 
schneider Hippokrates  auf  Tetradrachmen  von  Rhegium, 
von  welchem  der  Verfasser  glaubt,  dass  er  „vielleicht" 
Kratesippos  geheissen,  möchte  ich  glauben,  dass  diese 
letztere  Lesung  nicht  blos  „vielleicht"  die  richtigere, 
sondern  —  wenn  auch  das  5  nicht  genau  auf  der  Linie  des 
innO  steht— wohl  mehr  als  wahrscheinlich  sei,  indem  die 


582 


Numismatische  Literatur. 


grössere  Geläufigkeit  des  Namens  Hippokrates  der  deut- 
lichen Schreibweise  der  in  der  Mitte  gebrochenen  Bustro- 

phedoninschrift    ^ippo    kaum  das  Gleichgewicht  halten 

dürfte. 

Verhält  sich  übrigens  auch  die  Numismatik  in  ihrer 

gewöhnlichen    Bedeutung    kalt    gegen    die    vorliegende 

Arbeit,  so  wird  sie  die  Archaeologie  der  Numismatik  wie 

die  Kunstarchaelogie  im  Allgemeinen  zu  schätzen  wissen. 

München. 

Franz  Reber. 


8.  Choix  des  monnaies  grecques  du  Cabinet  de 

Fr.  Imhoof-Blumer.  Winterthur  1871   (IX  Tafeln  und 

3  S.  Tafelregister.) 

Neben  der  Sammlung  des  Herrn  Grafen  v.  Prokesch- 
Osten  ist  jene  des  Herrn  Imhoof-Blumer  in  Winterthur 
wohl  die  bedeutendste  Privat  -  Sammlung  alt  -  griechischer 
Münzen  in  Europa.  Sie  war  bisher  nur  einem  sehr  kleinen 
•Kreise  von  Fachgenossen  bekannt,  erlangte  aber  durch 
das  was  von  ihr  verlautete  sehr  schnell  einen  ausgezeich- 
neten Ruf.  Man  wusste  von  den  günstigen  Lebensverhält- 
nissen und  der  engen  Verbindung  ihres  Begründers  mit 
dem  Pariser  Mtinzmarkte,  auf  welchem  sich  in  den  jüngsten 
Jahren  so  viel  bedeutendes  aus  allen  Ländern  der  alten 
Welt  zusammenfand,  nicht  weniger  aber  auch  von  der 
tüchtigen  wissenschaftlichen  wie  praktischen  Ausbildung, 
welche  der  Eigenthümer  in  der  Numismatik  wie  in  den 
einschlägigen  Fächern  sich  erworben  hatte.    Alle   diese 


Ni:;uu>matische  Literatur. 


583 


Umstände  waren  eben  sowohl  Bürgschaften  einer  erfolg- 
reichen Thätigkcit,  als  in  ihnen  auch  die  stille  Aufforderung 
lag,  die  Erfolge  selbst  durch  Veröffentlichung  für  die 
Wissenschaft  allgemein  nutzbar  zu  machen. 

Schon  vor  zwei  Jahren  war  die  Absicht  des  Eigen- 
thümers  dieser  Aufforderung  zu  entsprechen  zur  Ausführung 
gekommen,  indem  er  eine  Auswahl  der  wichtigsten  seiner 
Münzen  veranstaltete  und  mit  einem  wissenschaftlichen 
Commentare  versah.  Das  in  französischer  Sprache  abge- 
fasste  Msc.  war  schon  nach  Paris  gesendet,  die  Vorberei- 
tungen des  Druckes  aber  wurden  durch  den  Krieg  von 
1870  und  1871  unterbrochen.  Es  schien  nun  dem  Autor 
wünschenswerth  dem  Werke  einige  Zusätze  und  Abände- 
rungen beizufügen,  die  inzwischen  nothwendig  geworden 
waren,  wodurch  das  Erscheinen  des  Textes  wesentlich 
verzögert  werden  dürfte. 

Damit  aber  die  Benützung  seiner  Sammlung  schon 
jetzt  möglich  werde,  entschloss  sich  Herr  Imhoof- Blumer 
die  Tafeln  mit  den  Abbildungen  der  ausgewählten  Münzen, 
abgesondert,  dem  Texte  vorauszuschicken  und  ihnen  nichts 
weiter  als  ein  Verzeichniss  der  abgebildeten  Stücke  mit 
einigen  wenigen  und  sehr  kurzen  Bemerkungen  beizu- 
geben. Es  ist  dies  für  die  Leser  der  numismatischen  Zeit- 
schrift umsomehr  erwünscht  als  der  Herausgeber  in  seinen 
jüngsten  Arbeiten,  welche  in  derselben  erschienen  sind, 
sich  auf  jene  Tafeln  im  Voraus  bezieht. 

Die  letzteren,  neun  an  Zahl,  enthalten  268  Münz- 
abbildungen, von  welchen  eine  —  Byblus  Syriae  (Nr.  224) 
—  ihr  Original  der  Sammlung  Luynes,  vier  andere  — 
Aeolii  113,  Nesiope  Lesbi  114,  Myra  Lyciae  151,  Phaseiis 


584 


Numismatische  Literatur 


Lyciae  153  —  die  Originale  der  königl.  Sammlung  in 
München  entlehnt  haben ;  es  war  deren  Aufnahme  durch 
eine  für  den  Text  nothwendige  Vergleichung  mit  entspre- 
chenden Stücken  der  Sammlung  des  Herausgebers  ge- 
boten. Der  letzteren  gehören  alle  übrigen  Stücke  an;  wir 
finden  darunter  eines  in  Gold  (Cius  Bith.),  fünf  Elektron 
(lauter  Statern  von  Kyzikos),  dann  161  Silber-  und  96 
Kupfermünzen.  Die  Mehrzahl  (203  Stück)  gehört  autono- 
men griechischen  Städten  und  Inseln  an.  unter  diesen  fallen 
die  meisten  auf  das  eigentliche  Griechenland  (6(3  Stück") 
und  auf  Kleinasien  mit  Cypern  (101  Stück).  Dagegen  von 
Königsmünzen  finden  sich  32,  von  kaiserl.  Colonialkupfer 
nur  24  Stücke. 

Alle  diese  Münzen  sind  Inedita  und  entweder  noch 
vollständig  unbekannt  oder  sie  bieten  völlig  neue,  lehr- 
reiche und  merkwürdige  Varietäten;  fügen  wir  noch  hinzu, 
dass  die  überwiegende  Menge  in  die  Epoche  des  strengen 
und  des  schönen  Stiles  gehört,  in  welche  die  Blttthe  grie- 
chischen Lebens  fällt  und  deren  Münzen  je  mehr  ihrer 
bekannt  werden  umsomehr  eine  neue  sehr  reiche  Quelle 
für  die  Archaeologie  zu  werden  scheinen,  —  ferner  dass 
sämmtliche  mitgetheilten  Stücke  von  vorzüglicher  Schärfe 
und  Erhaltung  sind ,  wie  es  denn  überhaupt  ein  seltener 
Vorzug  der  Sammlung  ist,  dass  der  Eigenthümer  nur  best- 
erhaltene Stücke  in  sie  aufgenommen  hat:  so  wird  man 
Werth  und  Bedeutung  derselben  und  die  vorliegende 
Auswahl  zu  würdigen  wissen. 

Allerdings  wird  dieser  Werth  erst  durch  den  gelehrten 
Commentar  des  Besitzers,  den  wir  mit  warmer  Theilnahme 
und  mit  grossen  Hoffnungen  erwarten,  vollständig  klar 
hervortreten.   Doch  sei  uns  vergönnt,  vorläufig  nach  den 


Numismatische  Literatur. 


585 


Bemerkungen  des  Herausgebers  im  Tafelregister  auf  einige 
wenige  Stücke  hinzuweisen,  auf  welche  letzterer  selbst 
und  mit  Recht  einen  grösseren  Werth  zu  legen  scheint. 

Wir  nennen  zunächst  die  Münzen  von  zwei  neuen 
Städten  Skamandria  Troadis  (110),  (zu  Pyrnus  Cariae  cf. 
Mionnet  III  375)  und  Posidium  Carparthi  (143),  die  in  der 
numismatischen  Geographie  bisher  fehlten,  und  einen  neuen 
Künstlernamen  auf  einer  Silbermünze  vonHeraclea  Lucaniae 
(254).  Unter  der  grossen  Menge  von  Varietäten  heben  wir 
die  ballspielende  Larisa  auf  einer  Münze  der  gleichnamigen 
Stadt  (24),  den  erschreckten  Pegasus,  eine  köstliche,  über- 
aus lebendige  Thierfigur  (Korinth  48),  den  Schlüssel  der 
Priesterin  im  Heraeon  von  Argos  (64),  das  von  einer 
Bremse  gestochene  Pferd  (Erythrae  118),  die  beiden 
Styrax  von  Selge  (169)  das  Menschenangesicht  auf  der 
Schale  einer  Krabbe  (Agrigentum  263),  den  Namen  NIKA 
auf  dem  Halsabschnitt  des  Kopfes  dieser  Göttin  (Meta- 
pontum  258)  hervor.  Ein  sehr  glücklicher,  in  der  Ausführung 
freilich  nur  bei  einer  so  reichen  Sammlung  möglicher 
Gedanke  war  es,  Reihen  von  Münzen  derselben  Gattung 
zusammen  zu  stellen,  sei  es  um  im  Allgemeinen  die  uner- 
schöpfliche Menge  von  leichten  Variationen  eines  und 
desselben  Gepräges  zu  zeigen,  sei  es  um  die  Entwicklung 
eines  Götterideales  durch  verschiedene  Kunstepochen  hin- 
durch nachzuweisen;  ersteres  wird  in  einer  Reihe  kleiner 
arkadischer  Silberstücke  strengen  Stiles  (71 — 81),  letzteres 
in  elf  knydischen  Silbermünzen  (127 — 137)  mit  verschie- 
denen Aphroditeköpfen  offenbar. 

Dass  der  Herausgeber  beträchtliche  Geldopfer  nicht 
gescheut  hat,  um  die  Publication  in  einer  der  Sammlung 
würdigen  Weise   herzustellen ,    davon    geben    die  Tafeln 


586 


Numismatische  Literatur. 


selbst  den  lautesten  Beweis,  deren  wir  zum  Schlüsse  noch 
gedenken  müssen.  Die  Abbildungen  sind  von  dem  durch 
seine  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  numismatischen 
Illustration  rühmlich  bekannten  Herrn  L.  Dardel  in  Paris 
durchaus  nach  den  Originalien  selbst  gearbeitet.  Was  die 
Zeichnung  betrifft,  verrathen  sie  bekanntlich  eine  sehr 
grosse  Genauigkeit  und  beweisen  ein  durch  aufmerksames 
jahrelanges  Studium  erworbenes  Verständnis«  und  sorg- 
sames Eingehen  in  den  verschiedenen  Charakter  der 
Kunstepochen;  man  vergleiche  z.  B.  die  Frische  und  Leben- 
digkeit  der  strengen  Zeit  und  dagegen  den  lahmen  Stil 
späteren  Colonialkupfers.  Namentlich  in  kleinen  Münzen, 
wo  diese  Schwierigkeiten  durch  die  Dimensionen  gestei- 
gert werden,  zeigt  sich  die  Virtuosität  einer  sehr  sorg- 
fältig gebildeten  Hand. 

Was  diese  anerkannten  Vorzüge  zwar  nicht  störend, 
aber  doch  merklich  beeinträchtigt,  ist  das  Bestreben  nach 
Schärfe  und  Bestimmtheit  der  Zeichnung  und  nach  einem 
gewählten  Vortrage.  Durch  das  eine  geräth  Herrn  Dardels 
Hand  nicht  selten  zu  etwas  schneidigen  Contouren,  zumal 
an  den  Profilen  von  Köpfen  und  Brustbildern,  die  nicht 
immer  zu  rechtfertigen  gelingen  dürfte ;  durch  das  andere 
wird  der  ursprünglich  sicher  vollkommenere  Eindruck  der 
Zeichnung  abgeschwächt ,  es  geht  ein  gleichmässig 
eleganter  Zug  durch  alle  Abbildungen,  namentlich  das 
Relief  wird,  wo  die  Ausführung  weiter  in  das  Detail  ein- 
geht, etwas  flau  und  Verblasen.  Niemand  wird  läugneu, 
dass  die  auf  der  letzten  Tafel  zusammengestellten  Cimelien 
der  Sammlung  sehr  angenehme  sich  einschmeichelnde 
Bildchen  gewähren,  und  dass  Nebendinge,  wie  Haare, 
Helme,    Kränze    u.   dgl.    vorzüglich   gelungen    sind.    Die 


Numismatische  Mtei  atur. 


587 


nackten  Gesicht-  und  Körpertheile  aber  —  freilich  alsu 
die  allerschwierigsten  Partien  —  erreichen  nicht  immer 
das  Feuer  und  die  markige  Kraft  der  Originale  noch  geben 
sie  eine  Vorstellung  jener  vielen  pikanten  Eigenthttmlich- 
keiteii,  mit  welchen  die  kühne  und  gewandte  Technik  des 
antiken  Stempelschnittes  uns  so  häufig  überrascht. 

Mit  diesem  Urtheile  wollen  wir  der  Begabung  des 
Meisters  nicht  zu  nahe  treten,  er  bleibt  doch  einer  der 
ersten  unter  den  jetzt  lebenden  Illustratoren;  einerseits 
liegt  was  wir  bemerkten  in  der  nationalen  Anschauungs- 
weise des  Franzosen  begründet,  andererseits  glauben  wir, 
liege,  wie  jede  specielle  Befähigung  eben  desshalb,  weil 
sie  eine  specielle  ist,  ihre  bestimmten  Schranken  hat,  die 
Stärke  des  Herrn  Dardel  nicht  so  sehr  in  der  vollständigen 
Ausführung  des  Reliefs  als  vielmehr  in  der  fein  empfun- 
denen Contourenzeichnung  und  sehr  sparsamer  Angabe 
der  Modellirung.  Fr.  Kenner. 


9.  Brambilla  C. :  Altre  annotazioni  numismatiche. 
Pavia  1870.  107  S.  4°. 

Mit  vorzüglichen  theils  photographisch,  theils  von 
Herrn  Carlo  Kunz  (Conservator  des  Museo  Bottacin  in 
Padua)  ausgeführten  Abbildungen,  enthält 

1 .  Beschreibung  eines  in  Zeccone  bei  Pavia  gemachten 
Fundes  von  Goldmünzen  von  Galla  Placidia,  Marcianus, 
ßomulus  Augustus  (mit  Brustbild  von  vorn  und  VICTORIA 
AV6G6,  stehende  Victoria  mit  Kreuz).  Basiliscus;  also  den 
Zeitraum  von  421  —  477  umfassend; 


°  Numismatische  Literatur 

2.  Eine  längere  Abhandlung-  über  einen  auf  Tafel  II, 
1 ,  abgebildeten  Solidus  des  Zeno  mit  CONOBRY  im 
Abschnitt  der  Rückseite.  Diese  merkwürdige  Münze  wird, 
wie  ich  höre,  von  anderer  Seite  nächstens  ausführlich 
besprochen  werden  *).  Dr.  A.  v.  S. 


10.  Kenner  Friedrich,  Custos  des  k.  k.  Münzkabinett, 
die  Münzsammlung  des  Stiftes  St.  Florian  in  Ober- 
österreich, nebst  einer  die  Geschichte  der  Samm- 
lung betreffenden  Einleitung  von  Josef  Gaisberger, 

regulirtem  Chorherrn  von  St.  Florian.  Wien  1871,  XXVIII 
u.  221  S.  nebst  VII  Taf.  u.  eingedr.  Holzschn.  4°. 

Die  ausgezeichnete,  gegen  12.000  antike  Münzen 
enthaltende  Sammlung  des  Stiftes  St.  Florian  besteht  in 
ihrem  Hauptinhalt  aus  der  1747  angekauften  Sammlung 
des  aus  Venedig  gebürtigen  Gelehrten-  und  Dichters 
Apostolo  Zeno,  wurde  aber  fortwährend  vermehrt.  Bereits 
der  verstorbene  Arneth  bereitete  eine  Publication  der 
interessantesten  Stücke  dieser  Sammlung  vor  und  Hess 
von  dem  vortrefflichen,  ebenfalls  verstorbenen  Künstler 
Schindler  Tafeln  dazu  radiren.  Dr.  Kenner  giebt  uns  nun 
in  seinem  diese  Tafeln  begleitenden  Text  einen  ebenso 
sachkundigen  als  eingehenden  Commentar.  Aus  der  grossen 
Menge  der  seltenen,  zum  Theil  unedirten  Münzen  will  ich 
nur  einiges  besonders  wichtige  hervorheben:  Istrus, 
Severus  und  Domna.  Serdica,  Caralla,  Rs.  kleine  geflügelte 
Figur,  die  Tatze  eines  stehenden  Löwen  fassend,  von 
Kenner  für  einen  Heilgott  erklärt,  der  dem  Löwen  einen 
Dorn  auszieht.    Ich  möchte   doch  lieber  einen  Amor  mit 


i)  Siehe  Seite  479  ff.  Die  Red. 


Numismatische  Literatur. 


589 


Pfeil  in  dem  FigUrchen  erkennen.  Philippopolis  Thraciae, 
Hadrian ,  mit  dem  Flussgott  Hebros :  EBPOC  Chnlcedon 
und  Byzanz  mit  dem  Kopfe  des  Königs  Rhoemetalies, 
Zeitgenossen  des  Augustus.  Ballaeus,  die  äusserst  seltene 
Silbermünze.  Epirus,  die  bereits  von  Arneth  publicirtc 
schöne  Bronzemilnze  mit  dem  Taubenorakel  von  Dodona. 
Corinth,  Medaillon  des  Antinous  (griechisch)  mit  dem 
Namen  seines  auch  auf  andern  Münzen  mit  TOIC  AXAIOIC 
vorkommenden  Priesters  Hostilius  Marcellus  >) ;  Praesus 
Cretae :  bogenschiessender  jugendlicher  Heros  rechtshin. 
Es*  PPAI£,  tliegende  Taube  rechtshin  im  vertieften  Quadrat 
.11  ö.  11-48.  Diese  höchst  wichtige  früher  nur  inschriftlos 
bekannte  Münze  hat  Dumersan  irrig  nach  Stymphalos 
gegeben  und  in  der  Darstellung  Heraeles  und  einen 
stymphalischen  Vogel  erkennen  wollen.  Paerisades,  König 
von  Bosporus ,  der  äusserst  seltene  Stater  mit  den  Typen 
des  Lysimachus.  Jasus  Cariae  mit  dem  Kopfe  des  IAC0C 
Olympos  Cariae,  Tranquillina;  die  erste  Kaisermünze  der 
Stadt.  Mopsus  Ciliciae  mit  dem  stehenden  Kaiser  Claudius ; 
eine  ähnliche  Münze  wird  von  Mionnet  irrig  als  moderner 
Stempel  bezeichnet.  Tarsus,  Septimius  Severus  mit  perso- 
nificirten  Provinzen:  Cilicia,  Isauria,  Caria,  Lycaonia. 
Gangra  Paphlagoniae,  Caracalla,  eine  für  die  Numismatik 
neue  Stadt.  Nicaea  Cilbiani  Lydiae,  Caracalla  mit 
N€IKA€flN  KlABIANflN.  Aelia  Capitolina,  Decins,  mit  COL 
AEL  KAP  COMModiana  PiaFelix.  RaphiaJudaeae  mit  weib- 
lich e  m  Kopf  und  Umschrift  des  Severus  Alexander. 


i)  Hierbei  wird  Mionnet  „ein  ehrenwerther  Compilator"  genannt. 
Das  ist  für  den  ausgezeichneten  Mann,  dem  wir  nicht  genug  dank- 
bar sein  können,  doch  zu  wenig  Ehre.  Geirrt  hat  sich  Mionnet  frei- 
lich oft,  wie  jeder  andere. 


590 


Numismatische  Literatur. 


Dies  ganz  unerhörte  Factum  scheint  mir  —  trotz  der 
Warnung  des  Verfassers  —  auf  Täuschung  zu  beruhen. 
Sabina  Hadriani  ist  als  Umschrift  correct,  aber  niemals 
könnte  um  den  Kopf  einer  Kaiserin  einfach  nur  der  Name 
ihres  Mannes  im  Genitiv  stehen.  Alexanders  Kopf  auf 
Münzen  dieser  Gegenden  hat  bisweilen  einen  fast  weib- 
lichen Character. 

Unter  den  Alexandrinischen  Kaisermünzen  sind  einige 
recht  interessante,  genau  beschriebene  Fälschungen  be- 
merken swerth.  Unter  den  römischen  Münzen  verdienen  ein 
goldener  Macrinus,  ein  Unieum,  und  ein  Silbermedaillon 
des  Vetranio  besonders  hervorgehoben  zu  werden. 

Möchte  der  Verfasser,  der  uns  durch  Publication 
dieser  vortrefflichen  Sammlung  einen  so  grossen  Dienst 
erwiesen  hat,  doch  bald  auch  die  Schätze  der  kaiserlichen 
Sammlung  in  Wien  in  ähnlicher  Weise  durch  Beschreibung 
und  Abbildung  erläutern! 

Dr.  A.  v.  S. 


11.  Maggiore-Vergano  E. :  Rivista  della  numisma- 

tica.  Vol.  I.  Asti  1865.  Ein  etwa  400  Seiten  starker  Band 

mit  vielen  gut  ausgeführten  Abbildungen. 

Die  antike  Numismatik  betreffen  folgende  Aufsätze : 

1.  Moneta  Romana  impressa  nell'  Apulia  riguardante 

la  battaglia  d'Ascoli  rivinta  sopra  re  Pirro,  von  Cavedoni. 

Die  Ansicht,    dass   die   bekannte   römisch  -  campanische 

Didrachme   mit   ROMANO,    stehender  Victoria    und    A  in 


Numismatische  Literatur. 


591 


Apulien  geprägt  sei,  ist  eine  kühne  Hypothese  des  gelehrten 
Cavedoni,  die  auch  durch  die  angeführten  Münzen  von 
Asculum  mit  ähnlichem  Victoriatypus  noch  nicht  sicher 
bewiesen  wird. 

2.  Moneta  inedita  di  Acalissus  (Licia)  vonA.  Fabretti. 
Eine  Bronzemünze  von  Gordian  III  im  Tnriner  Museuni, 
mit  Fortuna  und  AKAAICCCCON.  Eine  andere  Münze  dieser 
Stadt,  auch  von  Gordian  III,  aber  mit  einem  Reiter  auf  der 
Rückseite,  beschreibt  Leake  in  seinen  Numismata  hellenica. 

3.  Corso  libero  di  Numismatica  aperto  da  Carlo 
Gonsalez  in  Firenze. 

4.  Disamina  del'  ragguaglio  numismatico  di  aleuni 
ripostigli  di  denari  Romani  scoperti  nella  Spagna  dal  ciliar. 
Prof.  T.  Mommsen,  von  Cavedoni. 

5.  Moneta  di  Tirinto  von  D.  Promis.  Diese  Münzen 
sind  bekanntlich  jetzt  häufiger  geworden. 

(').  Medaglione  di  Marc'  Aurelio  Cesare,  von  D.  Promis. 
Ein  schönes  Bronzemedaillon  mit  sitzender  Minerva.  Die 
Umschrift  der  Hs.  muss  an  einer  Stelle  verlesen  sein: 
TR  PA  COS  II  ist  unmöglich,  statt  des  A  muss  eine  Zahl 
stehen. 

7.  Disquisizioni  intorno  all'  etä  precisa  di  aleune 
monete  della  Mesia  Inferiore  portanti  i  nomi  de'  Presidi 
Romani  etc.,  von  Cavedoni.  Cavedoni  setzt  die  Münzen  von 
Marcianopolis  mit  dem  Namen  des  Flavius  Ulpianus  in  die 
Jahre  206 — 211  n.  Chr.,  die  des  Faustinianus  211  und 
später,  die  Münzen  des  Aurelins  Gallus  von  Nicopolis  und 
Marcianopolis  in  das  Jahr  202. 


ü92 


Numismatische  Literatur 


'  8.  Descrizione  e  dichiarazione  di  una  singolarissima 
moneta  di  Seleucia  della  Siria  con  tipo  doppio  e  doppie 
epigrafi,  von  Cavedoni.  —  Feiner  mehrere  Recensioncn, 
darunter  von  Cavedoni  über  die  Berl.  Bl.  f.  Münzk.  1863 
und  einen  NecrologCavedoni's. — Das  erste  Heft  des  zwei- 
ten Bandes,  1867,  enthält  leider  keine  die  antike  Numis- 
matik betreffenden  Aufsätze,  doch  S.  178  eine  Recension 
des  achten  Heftes  der  Berliner  Blätter  für  Münzkunde. 

Dr.  A.  v.  S. 


MISCELLEN. 


593 


Theilstück  einer  alexandrinischen  SilbermUnze  Neros.  (Aus  einer 
brieflichen  Mittheilung  an  den  Herausgeber) Dass  die  alexan- 
drinischen Silbermünzen  der  Kaiser  die  Fortsetzung  der  ptole- 
maeischen  Tetradrachmen  sind,  wird  durch  ein  unlängst  für  das  k. 
Münzkabinet  erworbenes  Theilstück  bestätigt;  so  viel  ich 
weiss,  kannte  man  bisher  keine  Theilstücke.  Es  ist  ein  Nero, 
welcher,  nach  seiner  Grösse  von  iya  Centime tern  Durchmesser  und 
nach  seinem  Gewicht,  die  Hälfte  der  gewöhnlichen  Silbermünzen 
ist,  also  das  Didrachmon  zu  den  Tetradrachmen.  Die  Tetradrachmen 
schwanken  im  Gewicht,  wie  es  bei  so  schlechtem  Metall  natürlich 
ist;  14-276  Gramm  ist  das  Vollgewicht  des  ptolemaeischen  Tetra- 
drachmons,  das  neue  Didrachmon  wiegt  6-72.  Es  hat  auf  der  Vor- 
derseite NEP  KAAV  KÄIZ  (ZEA  TEP  AVT)  um  den  lorbeer- 
bekränzten Kopf  des  Nero,  rechtshin;  auf  der  Kehrseite  steht  in 
zwei  graden  seitlichen  Zeilen  EATTIZ  neben  der  linkshin  schrei- 
tenden Spes,  unten  vor  ihr  A  im  Felde. 

Am  Schlüsse  der  alexandrinischen  Prägung  kehrt  ebenfalls 
ein  Tetradrachmon  und  ein  Didrachmon  wieder,  falls  die  Münzen 
damals  noch  diese  Namen  führten.  Herr  Dr.  v.  Sallet  erinnert  bei 

38 


594 


Misecller.. 


dieser  Münze  des  Nero  an  die  Alexandriner  des  Domitius 
Doinitianus,  welche  auch  zwei  verschiedene  Grössen  haben-,  auf 
den  grösseren  ist  der  Kaiser  strahlenbekränzt,  auf  den  kleineren 
lorbeerbekränzt,  die  grösseren  werden  also  Tetradrachmen,  die 
kleineren  Didrachinen  sein.  Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass  beide 
Münzen  von  dem  nämlichen  Doinitianus  sind,  und  dass  sie  sich  wie 
1 :  Va  verhalten. 


Eine  andere  Münze  des  Nero,  ebenfalls  unlängst  in  das  k. 
Münzkabinet  gekommen  ist  die  kleinste  aller  alexandrinischen  die 
ich  je  gesehen,  sie  hat  nämlich  Durchmesser  von  5  Millimetern.  Auf 
der  Vorderseite  steht  NEP  KAA  KAI...  im  Kreise  um  ein  €,  auf 
der  Kehrseite  ist  eine  aufgerichtete,  weibliche  (etwas  dicke) 
Sehlange  mit  dem  blumenförmigen  Zierrat  auf  dem  Haupt;  ob  in 
ihren  Windungen,  wie  sonst,  das  Sistrum  steckt  ist  nicht  deutlich. 
Die  Abkürzung  KAA  ist  ungewöhnlich  und  erklärt  sich  nur  durch 
die  Enge  des  Raums ;  ebenso  ungewöhnlich  ist  das  deutlich  €, 
welches  doch  wohl  nichts  als  das  Jahr  '5  bedeutet  obgleich  der 
Zahlbuchstab  in  dieser  Zeit  eher  E  zu  sein  pflegt. 

Ich  war  sogar  auf  den  Gedanken  verfallen ,  das  I  auf  kleinen 
Alexandrinern  des  Augustus,  welches  ohne  L  allein  in  der  Mitte 
des  Feldes  steht,  von  einem  Kranze  umgeben,  mit  diesem  €  in 
Verbindung  zu  bringen.  Und  dabei  konnte  mau  daran  erinnern,  dass 
grade  unter  Nero  auch  auf  römischen  Münzen  eine  Werthzahl 
vorkommt.  Gewissen  kupfernen  Asses  mit  lor  beer  bekränztem 
Kaiserkopf  entsprechen  an  Grösse  andere  von  gelbem  Erz  mit 
strahlen  bekränzten  Kaiserkopf,  und  diese  letzteren  haben  die 
Zahl  II,  zwei  Asses. 

J.  Friedlaender. 


595 


Fund  von  Nachprägungen    römischer  Consular  •  Denare  in  Ungarn. 

Im  verflossenen  Sommer  fand  ein  Bauer  in  der  Nähe  von  Sillein  in 
der  Trcntschiner  Gespaimschaft  beim  Ausroden  eines  Baumes  an 
der  Wurzel  einen  kleinen  Topf  mit  beiläufig  100  Silbermünzen, 
theils  römische  Consular-Denare,  theils  Nachprägungen  derselben. 
Leider  kamen  60  -  70  Stück  davon  in  fremde  Hände  und  nur  der 
Best,  30  Stücke,  zu  meiner  Untersuchung.  Bei  der  Seltenheit  der- 
artiger Münzfunde  glaube  ich  selbst  die  wenigen  geretteten 
Exemplare  hier  bekannt  geben  zu  sollen  '), 

1.  Postumia  (Cohen  8).  Originalstempel,  z.  g.  e. 
*1,  „  (ähnlich  Cohen  8).   Unverändert,  im  Abschnitt 

SISSAV  Perlenrand,  g.  e. 
*2,  Cornelia  (ähnlich  Cohen  25). 

Av.  Jupiterkopf,  unter  dem  Auge  ein  Bin- 
gelchen. 

Eev.  Unverändert,  unten  RAVISCI  s.  g.  e.  2). 
*5,  .,  (ähnlich  Cohen  25). 

Av.  Wie  vorher. 

Bev.  Unverändert,  unten  RAVIT,   s.  g.  e. 
*17,      Boscia     (ähnlich  Cohen  1). 

Av.  Unverändert,  hinten  Zweig,  unten  €• 
Bev.  Kopflose  weibliche  Figur  linkshin,  eine 
Schlange  fütternd  3) ,  unten  undeutliche 
Schriftzüge  MINV?  z.  g.  e,  nur  ein  Stück 
s.  g.  e. 

*1,  Crepusia  (ähnlich  Cohen  1). 

Av.  Bomakopf   mit  Flügelhelm.    Der  Band 
besteht  aus  Perlen  und  Strichen. 

i)  Von  den  mit  *  bezeichneten  Typen  habe  ich  je  ein  Stück  für  meine 
Sammlung  erworben.  Die  vor  den  Familiennamen  stehenden  Ziffern  bezeichnen  die 
Zahl  der  von  mir  untersuchten  Exemplare. 

")  Ein  ähnliches  Nachgepräge  ist  abgebildet  bei  Arneth,  Zwölf  röm.  Ml). 
Dipl-  P-   72.  Dr.  J.  K. 

J)  Mädchen  den  Drachen  fütternd:    die     lanuvinische  Jungfrauenpiobo.  Vgl. 
Mommscn  Gesch.  d.  Köm.   Mzw.  p.  644.  Dr.  J.  K. 

38* 


öJÖ  Miscellen. 

Rev.  Reiter  mit  langem  Barte  und  geschwun- 
gener Lanze;  unter  dem  Pferde  in  einer 
länglichen  Tafel  AV  oder  AP  vertieft 
geprägt.  Z.  g.  e. 

•1,  Crepusia  (ähnlich  Cohen  1).  Wie  vorher,  nur  statt  des 
Romakopfes  ein  weiblicher  Kopf. 

*1,  Papia  (ähnlich  Cohen  1). 

Av.  Romakopf  mit  Flügelhelm. 

Rev.  Unverändert,  jedoch  ohne  Schrift  und 
mit  einem  Granatapfel  (?)  als  Beizeichen. 

o.e. 

*1,        „         (ähnlich  Cohen  1). 

Av.  Kopf  der  lanuvinisohen  Juno  mit  Zie- 
genfell. 

Rev.  Wie  vorher,  z.  g.  e. 
Gr.  20  Mm.  Durchschnittsgewicht  3-60  Grm.  feines  Silber. 

Die  Originale  sind  leicht  zu  erkennen.  Grössere  Abweichun- 
gen von  denselben  sind  nur  an  den  Nachgeprägen  der  Crepusia 
(Romakopf  statt  des  weiblichen  Kopfes)  und  der  Papia  (Romakopf 
statt  des  Kopfes  der  Juno  mit  Ziegenfell)  bemerkbar.  Diese  Ab- 
weichungen dürften  mehr  der  Willkür  des  Stempelschneiders  als 
der  Vorlage  zweier  uns  noch  unbekannter  Originale  zugeschrieben 
werden,  um  so  gewisser,  als  man  ja  schon  im  J.  R.  640,  also  vor 
der  Ausprägung  der  Crepusia  und  Papia,  den  Romakopf  wegzu- 
lassen und  durch  verschiedene  andere  Götterköpfe  zu  substituiren 
begann.  Diese  Nachprägungen  müssen  daher  nach  dem  J.  R.  640 
stattgefunden  haben:  wahrscheinlich  in  der  Mitte  des  ersten  christ- 
lichen Jahrhunderts  *). 

J.  Neudeck. 

i)  Ueber  die  Aravieker  oder  Eravisker  und  die  PrSge*eil  der  oben  beschrie- 
benen Denare   vgl.    Mommsen,   1.   c.  p.  G9ß.  l>r.  J.  K. 


597 


Münzfund  bei  Sirok  in  Ungarn.  Im  .Sommer  1871  wurde  bei  den 
im  Heveser  Comitate  zwei  Meilen  wrstlich  von  Erlau  zunächst  dem 
Dorfe  Sirok  gelegenen  Festungsruinen  in  einer  durch  Regenwasser 
ausgespülten  Erdfurche  eine  grössere  Menge  alttürkischer  Silber- 
münzen  gefunden.  Den  wie  immer  gefälligen  Bemühungen  des 
Herrn  Ignaz  v.  Doböczky  verdanke  ich  die  Kenntniss  von  23 
Stücken.   Mit  einer  einzigen  Ausnahme  —  einer  in   der  Krim  -fi 

geprägten  kleinen  M  von  0-34  Grm.  des  Chän's  Ghäzi  Giräi  990 
bis  1005  (1588 — 1596)  —  sind  sie  sämmtlich  meist  durch  den  Umlauf 
arg  beschädigte  türkische  Asper,  und  zwar  aus  der  Zeit  Muräd's III 
982—1003  (1574—1595)  und  dessen  Nachfolger's  Muhammed  III 
f  1012(1603)  mit  den  Prägstätten:  Konstantinopel,  Haleb  (Aleppo), 
Serez  in  Macedonien,  i_^X-j!  Usküb  (Scopi)  von  Muräd  III  und  den 

bisher  unbekannten  Münzstätten  i^Jjuj  Sin  üb  (Sinope),  gleich- 
falls von  Muräd  III,  und  ^L«1j  Beligräd  (Belgrad)  von  Muham- 
med III.  Diese  aus  den  verschiedensten  Theilen  des  weiten  osma- 
nischen  Reichs  und  der  heerespflichtigen  Krim  zusammengewür- 
felten Münzchen  kamen  wohl  in  den  Herbsttagen  des  Jahres  1596 
in  die  erwähnte  Fundstelle,  denn  damals  hauste  in  jener  Gegend 
das  osmanische  Heer,  dem  auch  im  September  desselben  Jahres 
unter  Mitwirkung  der  Horden  Ghäzi  Giräi's  und  in  Anwesenheit 
des  Sultan's  Muhammed  III  Erlau  in  die  Hände  fiel. 

Dr.  J.  K. 


Ausprägungen  Oesterreich-Ungarns  im  Jahre  1871. 

1.  Bei  dem  k.  k.  Hauptmünzamte  Wien. 

Silberniünzen:  Doppelgulden  . . .  .102.384  Stück  gleich  fl.     204.768- 

Gulden 5,446.521       „  „      „5,446.521- 

Viertelgulden ...    114.192       „  „      „        28.548- 

Maria  Theresia-Thaler     10.900      „  „      „        22.942-66 

Silberscheidemünzen:  zu  10  kr.  ..1,700.080      „  „      „      170.008- 


598 


Miscellen. 


Goldmünzen:    einfache  Dukaten  669.960  Stück  mit  fl.  3,215-808- 

vierfache  Dukaten  18.856       „  „  „  362.035-2„ 

20  Franksstücke  ä  8-10  33.790       „  „  „  273-699- 

10  Franksstücke  ä  4-05  6-665       „  „  -  26-993-,,, 


Zusammen.  .8,103.348   Stück    mit  fl.  9,751.323-,0 

2.  Bei  dem  königl.  ung.  Münzamte  Kremnitz. 

Silbermünzen:  Gulden 2,444.984  Stück  ~iit  fl.  2.444.984- 

Silberscheidemünzen:  ä  20  kr.\  .. .    334.507  „  „  .,       66-901-4,, 

ä  10  kr 1,421.771  „  „  n      142-177-10 

Goldmünzen:  20  Franksstücke  .  .      75.575  „  ,,  „      612.157-50 

10             „             ..     111.142  „            450.125-10 

Zusammen.. 4,387.979  Stück  mit  fl.  3,716.345-1(. 

3.  Bei   dem  königl.  ung.  Münzamte  Carlsburg. 

Silbermünzen :  Gulden 242.750  Stück  mit  fl.     242.750- 

Silberscheidemünze:  ä  10  kr 3,382-790      „  .,     „     338.279- 

Goldmünzen:  20  Franksstücke  ..      77-547       „  ,,     „      628.130-70 

Zusammen.. 3,703.087   Stück   mit  fl.  l,209.159-7O 

Dieses  Münzamt  ist  im  Mai  1871  als  Prägestätte  aufgelassen 
worden. 


Hauptübersicht  der  Münzprägungen  Oesterreich-Ungarns  im  Jahre  1871. 

Silbermünzen :  Doppelgulden  .. .    102.384   Stück  mit  fl.      204.768- 

Gulden 8,134.255      „         „  „     8,134.255- 

Viertelgulden  . .  .    114.192      „         „  „         28.548- 

Maria  Theresia-Thaler     10-900      „         „  „         22-942-,,5 

Silberscheidemünze :  zu  20  kr 334.507      „        „  ., '        66.901 -4o 

zu  10  kr 6,504.641       „         p  ..        650.464-10 

Goldmünzen :  Dukaten 669.960       „         „  „     3,215.808- 

Vierf.  Dukaten 18.856       „         „  „       362.035-30 

20  Franksstücke .  .    186.912       „         „  „     l,513.987-ä0 

10  „  ..     117.807       „         „  „        477.118-35 

Summe.  .16,194.414  Stück   mit  fl.  14,C76.827-9a 


591» 


Ausserdem  wurden  im  Jahre  1871  bei  dem  k.  k.  Hauptmünz- 
amte zu  Wien  4986  Medaillen  —  127  in  Gold,  2817  in  Silber  und 
2042  in  Kupfer  —  theils  als  Nachgepräge,  theils  als  Neuprägungen 
erzeugt.  Die  letztern  sind  : 

1.  Zum  80jährigen  Geburtsfeste  des  Dichters  Grillparzer  in 
Gold,  Silber  und  Kupfer  (Radnitzky). 

2.  Preis  der  landwirthschaftlichen  Gesellschaft  in  Graz  in  Gold 
Silber  und  Kupfer  (Jauner). 

3.  Preis  der  Versicherungs  -  Gesellschaft  Donau  zu  Wien  in 
Silber  und  Kupfer  (Radnitzky). 

4.  Zur  Erinnerung  an  den  100jährigen  Geburtstag  des  Wund- 
arztes Lorinser  in  Gold,  Silber  und  Kupfer  (Tautenhayn). 

5.  Preis  der  landwirthschaftlichen  Gesellschaft  in  Klausenburg 
in  Gold,  Silber  und  Kupfer  (Gaul). 

G.  Preis  der  Industrie -Ausstellung  in  der  Brühl  bei  Mödling 
(für  Hunde)  in  Silber  und  Kupfer  (unbekannt). 

7.  Auf  den  ungarischen  Gelehrten  Toldy  Ferencz  in  Gold, 
Silber  und  Kupfer  (Radnitzky). 

8.  Zur  Erinnerung  an  die  Eröffnung  des  Silberbergwerkes  der 
Kscheutzer  Gewerkschaft  in  Böhmen ,  aus  dem  ersten  gewonnenen 
Silber  geprägt  (unbekannt). 

9.  Auf  die  Eröffnung  des  k.  k.  Museums  für  Kunst  und 
Industrie  in  Silber  und  Kupfer  (Radnitzky). 

10.  Preis  der  Industrie  -  Ausstellung  zu  Triest  in  Silber  und 
Kupfer  (Radnitzky). 

11.  Dienstzeichen  für  die  ungarische  Nordostbahn  in  Silber 
(Fried). 

Endlich  wurden  daselbst  für  mehrere  Eisenbahnbau -Unter- 
nehmungen circa  10.000  kupferne  Zahlmarken  (sogenanntes  Baraken- 
geld)  mit  verschiedenen  Emblemen  und  Werthbezeichnungen 
geprägt.  C.  Ernst. 


(500 


Miscellen. 


Die  Münzen  der  Grafen  von  Genf.  Bei  der  im  Jahrgang  187t) 
dieser  Zeitschrift,  S.  503  ff.,  veröffentlichten  Abhandlung  über  die 
Münzen  der  Grafen  von  Genf  entgieng  mir  ein  Stück,  welches  im 
Jahr  1854  in  Annecy  gefunden  und  von  Herrn  E.  Serand  in  der 
„Association  florimontane  d' Annecy"  1855  veröffentlicht  worden  ist. 

Es  ist  dies  ein  von  den  beschriebenen  Exemplaren  ganz  ab- 
weichendes Gepräge  und  dem  Grafen  Peter  zugehörig. 

Av.  +  P0TRVS.  .  .GS  Im  Perlenkreise  das  Wappen 
in  viereckigem  Schilde. 

Rev.  "i"  GG..  .  .  (JH-  Im  Perlenkreise  ein  Kreuz. 
Dm.  13  Mm.  Gew.  0-61  Grm. 

Es  dürfte  dieses  Stück  den  gleichen  Werth  repräsentirt  haben, 
wie  die  S.  508  unter  Nr.  2  beschriebene  Münze  des  Grafen 
Amadeas  III. 

Alb.  Sattler. 


Medaillen -Concurs  für  die  Wiener  Weltausstellung  1873.  Der  von 

dem  General-Director  der  Wiener  Weltausstellung  am  30.  November 
v.J.  veröffentlichten  Einladung  zur  Betheiligung  an  diesem  Concurse 
haben  neunzehn  Künstler  des  In-  und  Auslandes  Folge  geleistet. 
Noch  im  April  soll  eine  aus  zwölf  Mitgliedern  bestehende  Jury 
darüber  ihr  Urtheil  fällen.  Ohne  demselben  vorzugreifen,  wollen  wir 
uns  doch  mit  Rücksicht  auf  den  die  Cülturinteressen  unsres  Staates 
berührenden  Gegenstand  des  Richterspruchs,  in  diesen,  sonst  nur 
gelehrten  archaeologisch-numismatischen  Forschungen  gewidmeten 
Blättern  einige  Bemerkungen  erlauben. 

Es  ist  ein  öffentliches  Geheimniss,  dass  man  an  massgebender 
Stelle  anfänglich  zu  Gunsten  des  Auslandes  jedem  Concurse 
abgeneigt  war.  Wir  haben  nun  allen  Grund  uns  über  die  glückliche 
Beseitigung  dieser  autokratischen  Anwandlung  zu  freuen,  umso- 
mehr,  als  wir  jetzt  Gelegenheit  haben  die  banalen  Missgeburten  des 
so  vielfach  gepriesenen  und  vielleicht  auch  in  Aussicht  gehabten 
französischen  Stempel-Esprit's  kostenfrei  anzustaunen.  Wenn  uns 


601 


nun  auch  eine  billige  Erwägung'  mit  schonungsvollem  Stillschweigen 
über  die  gänzlich  misslungencn  ausländischen  Modelle  des  Monar- 
chen-Bildnisses hinwcgleitet;  so  mag  es  wenigstens  gestattet  sein 
vorläufig  einige  Revers-  oder  Schattenseiten  der  Concursmodelle 
zu  beleuchten. 

Wir  lassen  dabei  Frankreich  recht  gerne  an  der  Spitze  mar- 
schiren  und  erwähnen  vor  allem  aus  den  eingesandten  Arbeiten 
des  Herrn  Gustave  Deloye  in  Paris  die  köstliche,  wenngleich 
unfreiwillige,  Parodie  der  Prometheus-Sage  auf  seinen  Modellen  17 
und  18,  wo  der  kaiserliche  Adler  nach  der  Leber  des  Kunstgenius 
lechzt.  —  Unübertroffen  an  Originalität  ist  der  Velocipedist  der 
Fortschritts -Medaille  29,  einer  Compagnie- Arbeit  zweier  Wiener 
Graveure.  Diese  lassen  hier  den  Kunstgenius  auf  einem  durch  einen 
Strang  an  die  Kreislinie  (!)  der  Medaille  gebundenen  Rade  reiten. 
Da  fährt  der  Genius  plötzlich  mit  einem  Winzermesser  nach  rück- 
wärts, durchschneidet  den  hemmenden  Strick,  worauf  das  Rad  zu 
rollen  beginnt  und  —  den  armen  Teufel  rädert.  Also  ein  Fortschritt 
im  Selbstmorde  ;  bedauernswerthcr  Concurrenz-Genius ! 

Es  ist  offenbar  nur  die  Macht  der  allgemeinen  Kunstrichtung, 
welche  hier  die  abgeschmacktesten  Ideen  „für  guten  Geschmack" 
Zeugniss  geben  lässt  (Gruppe  V).  Ein  Künstler  indess,  Pieroni 
in  Lucca,  macht  eine  Ausnahme.  Er  greift  tief  zurück  in  die  Zeiten 
der  griechischen  Mythe  und  empfiehlt,  weil  er  selber  keinen 
Geschmack  hat,  den  Ausstellern  von  1873  den  guten  „Geschmack" 
des  Paris. 

Doch  genug.  Die  Betrachtung  der  Concurs-Arbeiten  ist  für 
den  Freund  der  Medaillenkunde  betrübend.  Sie  offenbart  ihm  in 
.erschreckender  Weise  den  Niedergang  eines  Kunstzweiges,  der 
leider  schon  vor  hundert  Jahren  seine  schönste  Blüthe  in  Oester- 
reich  verlebt  hat.  Die  classischen  Werke  von  Richter,  Donner, 
Vestner,  Widemann,  Toda,  Würth,  Krafft  u.  s.  w.  scheinen  unsrer 
Generation  in  Vergessenheit  gerathen  zu  sein;  wenigstens  finden 
wir  kaum  als  kargen  Ersatz  für  die  versiegte  Schöpfungskraft  ein 
ehrenwerthes  Nachstreben  durch  das  Studium  dieser  technisch 
vollendeten  Meisterwerke.  Dass  wir  hier  ausschliesslich  einer 
österreichischen  Kunstepoche  gedenken,  geschieht  nur  dess- 
halb,  weil  wir  mit  dem  daran  geknüpften  Vorwurf  ganz  besonders 


602 


die  Jüngern  Kräfte  unsrer  Graveurschule  getroffen  meinen,  mit  Aus- 
nahme des  Karamcrmedailleurs  Herrn  Joseph  Tauten  hayn 
der  in  diesem  Concurse  vor  allen  andern  Preisbewerbern  —  zur 
Freude  sei  es  gesagt  —  achtungsvoll  genannt  werden  muss.  Das 
gelungene  Porträt  des  Kaisers  (Nr.  12),  die  anmuthige  Gruppirung 
der  Reversfiguren  auf  der  Medaille  für  Kunst  (Nr.  2G)  und  Fort- 
schritt (Nr.  3G)  zeugen  von  unzweifelhaftem  Talente  und  glück- 
lichem Streben.  Nur  beiläufig  gesagt,  sehen  wir  nicht  a'-,  wie  auf  der 
Kunstmedaille  die  angedeutete  sicilisch-arabische  Inschriftenborte 
des  Krönungsmantels  des  heiligen  römischen  Reichs  deutscher 
Nation  in  den  Gewand-Saum  der  Austria  kömmt.  — 

Ungeachtet  der  grossen  Zahl  der  eingesendeten  Modelle  (60) 
erscheint  uns  das  Resultat  des  Concurscs  im  Ganzen  kläglich.  Die 
bedeutendsten  deutschen  Künstler,  der  vortreffliche  Kullrich  in 
Berlin,  der  berühmte  Voigt  in  München  u.  A.  sind  ferne  geblieben. 
Andere  hinwieder  haben  durchaus  nicht  den  Erwartungen  ent- 
sprochen, die  ein  dienstbarer  Local- Patriotismus  gehegt.  So  z.  B. 
Charles  Wiener  in  Brüssel,  in  Gravirungen  architektonischer  Vor- 
würfe geschickt,  in  der  selbstständigen  Composition  unzulänglich. 

Nicht  leicht  mag  daher  der  Jury  das  Urtheil  werden,  schon 
desshalb  nicht,  weil  sie  über  einen  viel  zu  schweren  Apparat  ver- 
fügt. Zwölf  Mitglieder  —  die  cur  hie?  —  zum  Theil  aus  Corpora- 
tionen  gewählt,  die  dem  Medaillenfache  eben  nicht  nahe  stehen! 
Wenn  nun  bei  dieser  Wahl  eine  Corporation ,  die  der  Medaillen- 
Wissenschaft  ihr  Bestehen  verdankt  gänzlich  ignorirt  wurde, 
so  wird  dies,  hoffen  wir,  ihr  unbeirrtes  Urtheil  in  diesen  Blättern 
seinerzeit  abzugeben,  nicht  behindern.  Dr.  J.  K. 


Prof.  N.  Dechant.  Se.  Majestät  der  Kaiser  hat  mit  EntSchliessung 
vom  6.  Jänner  1872  unserem  geehrten  Mitarbeiter  Herrn  Professor 
Dechant  in  Anerkennung  seiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit 
auf  dem  Gebiete  der  Numismatik  die  goldene  Medaille  für  Kunst 
und  Wissenschaft  verliehen.  Dr.  J.  K. 


Miseellen.  UU.'J 


Das  königliche  Münzkabinet  in  Berlin.  Unter  diesem  Titel  er- 
schien vor  Kurzem  eine  Broschüre  (95  Seiten)  aus  der  Feder  des 
Herrn  Director  Dr.  Friedlaen  der ,  die  den  Besuchern  der  ge- 
nannten Anstalt  als  Leitfaden  zu  dienen  bestimmt  ist.  Das  Büchlein 
gewährt  in  der  einleitenden  Entstehungsgeschichte  einen  interes- 
santen Einblick  in  das  erst  nur  langsame ,  in  neuerer  Zeit  aber  so 
überraschend  schnelle  Aufblühen  dieser  königlichen  Sammlung. 
Bekanntlich  war  der  grosse  Kurfürst  der  eigentliche  Begründer  des- 
Münzkabinets.  Obwohl  derselbe  seine  Schöpfung  persönlich  pflegte 
und  seine  Nachfolger,  besonders  Friedrich  der  Grosse,  sowie  unter 
Andern  auch  der  berühmte  Numismatiker  und  Staatsmann  Ezechiel 
Spanheim  (f  1710)  für  die  Bereicherung  der  Sammhing  wirkten, 
umfasste  sie  im  J.  1840  doch  erst  nur  26.500  antike,  darunter  6.500 
griechische  Münzen.  Seitdem,  also  nach  30  Jahren,  hat  sie  sich  ver- 
doppelt. Unter  den  jetzigen  60.000  antiken  Münzen  theilen  sich 
die  griechischen  und  römischen  in  die  Hälften.  Nicht  minder  rasch 
wuchs  durch  Ankäufe  ganzer  Sammlungen  die  Abtheilung  der 
mittelalterlichen  und  neueren  Münzen  auf  mehr  als  80.000  Stücke  an. 
Die  energische  und  thätige  Leitung  dieser  Anstalt  darf  sich  eines 
beispiellosen  Erfolges  rühmen. 

Die  antiken  Münzen  sind  nach  dem  vortrefflichen  Eckherschen 
geographischen  System  geordnet,  von  dem  abweichend  nur  die 
Münzen  der  westlichen  und  östlichen  Reichshälften  seit  Arcadius  und 
Honorius  getrennt  wurden.  Die  mittelalterlichen  und  neuern 
Münzen  sind  erst  unlängst  nach  einem  neuen  sehr  praktischen 
System  geordnet  worden.  Es  fordert  gerechtes  Staunen,  wenn  man 
weiss,  in  welch'  kurzer  Zeit  nur  wenige  Hände  diese  Riesenarbeit 
durchgeführt  haben.  Die  für  die  Besucher  in  drei  Schautischen  aus- 
gelegten Münzen  aller  Zeiten  sind  zu  einigen  grossen  geographischen 
Gruppen  vereinigt,  welche  zugleich  das  numismatisch  verwandte 
umfassen  ;  jede  dieser  Gruppen  ist  aber  wieder  für  sich  in  chrono- 
logische und  kunsthistorische  Keinen  gebracht,  welche  deu  Entwick- 
lungsgang der  Prägekunst  veranschaulichen.  Die  von  Meisterhand 
entworfene  Uebersicht  der  Zusammenstellung  möge  hier  zur  Nach- 
ahmung empfohlen  sein : 

A.  Hellas  und  die  hellenischen  Kolonien  in  Kleinasien. 

I.  Die  Anlange  der  Prägung,  in  Aegina  und  anderen  Inseln 
des  aegaeischen  Meeres,  in  Hellas  und  in  Kleinasien. 


T)04 


Miscellen. 


IL  Die  alterthümlichen  Münzen  der  Inseln,  des  Peloponnes, 
von  Athen,  Boeotien,  Phocis,  Epirus  und  Thessalien, 
von  Kleinasien  und  Afrika. 

III.  Die  Münzen  des  vollkommenen  Styls  in  derselben 
Folge. 

IV.  Einige  Münzen  dieser  Länder  aus  der  Epoche  der 
sinkenden  Kunst. 

B.  Der  Norden  Griechenlands. 

I.  Die  Anfänge  der  Prägung. 

IL  Die  alterthümlichen  Münzen. 

III.  Die  Münzen  des  vollkommenen  Styls. 

IV.  Die  Münzen  der  macedonischen  Könige  bis  zur  Herr- 
schaft der  Römer,  dann  die  Münzen  der  Diadochen  und 
einiger  kleinasiatischer  Könige. 

0.  Sicilien  und  Grossgriechenland. 

An  die  sicilischen,  in  drei  chronologische  Abthei- 
lungen gesonderten,  schliessen  sich  die  Königsmiinzen 
Sicüiens.  An  die  grossgriechischen  einige  nord- 
italische, einige  der  griechischen  Kolonien  in  Gallien 
und  Hispanien,  Proben  der  barbarischen  .Münzen  von 
Hispanien,  Gallien  und  Britannien,  der  keltischen 
Münzen  Deutschlands. 

D.  Persien  und  die  semitischen  Völker. 

E.  Einige  unter  den  römischen  Kaisern  in  Griechenland  und 

Kleinasien  geprägte  Münzen. 

F.  Römische  Münzen. 

I.  Das  italische  und  römische  Schwergeld. 
IL  Die  Münzen  der  Republik. 

III.  Die  der  Kaiserzeit. 

IV.  Schaumünzen,  Medaillons. 

G.  Uebersicht  der  mittelalterlichen  und  neueren  Münzen  und 
eine  Auswahl  von  Medaillen. 


Misccllei). 


605 


Den  Schluss  der  Ausstellung  bildet  eine  Auswahl  von  den  so- 
genannten Cinquecento  Medaillen ,  an  welchen  Meisterschöpfungen 
der  italienischen  Ciselierkunst  das  königliche  Münzkabinet  einen 
Staunens werthen  Reichthum  besitzt.  Möge  ihm,  gleich  den  übrigen 
»Schätzen,  das  Büchlein  verständnissvolle  Bewunderer  zuführen. 

Or.  J.  K. 


A.  Brichaut.  Der  sehr  eitrige  Controleur  der  Brüsseler  Münze. 
Herr  August  Brichaut  beabsichtigt  im  Vereine  mit  Ch.  van 
Peteghem  unter  dem  Titel  „Souvenirs  numismatiques  de  la 
Revolution  Francaise  (1870—1871)"  eine  umfassende  Beschreibung 
aller  in  Frankreich  seit  der  Kriegserklärung  an  Deutschland  bis  zur 
Zeit  der  Pariser  -  Commune  fabrizirten  Medaillen,  Jetons  u.  s.w. 
zu  publiciren.  Wir  glauben,  dass  selbst  die  Freunde  solcher  Specia- 
litäten  überrascht  sein  werden ,  einen  einzigen  grossen  Wahnsinn 
tausendmal  vervielfältigt  zu  sehen.  Schon  diese  Menge  von  numisma- 
tischen Ephemeriden  wird  nicht  verfehlen  ein  allgemeineres  Interesse 
zu  erwecken.  Dr,  J.  K. 


f  Prof.  M.  A.  Levy.  Es  obliegt  uns  die  traurige  Pflicht  diesen 
Band  mit  der  Klage  um  den  Verlust  eines  berühmten  Gelehrten  und 
Mitarbeiters  zu  beschliessen.  Am  22.  Februar  1872  Früh  3  Uhr 
verschied  in  Folge  eines  Herzschlags  in  Breslau  der  königl.  Prof. 
Dr.  M.  A.  Levy.  Er  hatte,  den  11.  März  1817  in  Altona  geboren, 
noch  nicht  das  55.  Lebensjahr  vollendet.  Levy  erhielt  auf  dem 
Gymnasium  zu  Braunschweig  seine  Vorbildung,  studirte  bis  1840  in 
Berlin  und  kam,  nachdem  er  in  Leipzig  promovirt  hatte,  nach  Breslau. 
Er  gehörte  zu  den  Männern,  die  von  einer  ihre  Lebensstellung  weit 
überragenden  Bedeutung  sind.  Ursprünglich  für  die  Laufbahn  eines 
jüdischen  Theologen  bestimmt,  neigte  sich  sein  Studiengang  bald 
mehr  dem  Lehrfache  und  der  gelehrten  Forschung  zu.  In  beiden 
Richtungen  knüpfen  sich  die  gleichen  Erfolge  an  Levy's  Wirken.  In 
Breslau  hat  er  gemeinschaftlich  mit  Dr.  A.  Geiger  die  erste  syste- 
matisch organisirte ,  der  freisinnigen  Richtung  huldigende  jüdische 
Religionsschule  gegründet,  an  welcher  er  bis  an  sein  Ende  als  Mit- 
director  und  Lehrer  thätig  war.  Während  dieser  trotz  zarter  Körper- 


606 


Constitution  unermüdlichen  Hingebung  an  seine  Berufspflichten 
entfaltete  er  in  geräuschloser  Stille  eine  umfassende  literarische 
Thätigkeit,  die  ihm  seinen  europäischen  Euf  verschaffte.  Sie  er- 
streckte sich  fast  über  das  ganze  grosse  Gebiet  der  semitischen 
Inschriftenkunde.  Besonders  wichtig  und  verdienstlich  sind  seine 
in  den  Jahren  1856 — 18^4  erschienenen  „Phönizischen  Studien," 
worin  er  beinahe  die  gesammte  phönizische  Inschriftenkunde  bear- 
beitet hat.  Seiner  Entzifferung  der  nabathaeischen  Inschriften  von 
Petra,  Haurän  und  der  Sinai-Halbinsel  (1860)  verdankt  man  vorzugs- 
weise die  Begründung  ihres  aramaeischen  Charakters.  Wie  alle  diese 
Arbeiten,  so  geben  auch  seine  Erklärungen  der  Siegel  und  Gemmen 
mit  aramaeischen,  phönizischen,  althebräischen,  himjarischen,  naba- 
thäischen  und  altassyrischen  Inschriften  (1869)  einen  Beweis  von 
glänzendem  Scharfsinn  und  bedeutendem  epigraphischen  Talente. 
Im  Jahre  1864  gab  er  auch  ein  phönizisches  Wörterbuch  heraus. 
Ferner  erschienen  von  ihm  Beiträge  zu  einzelnen  Theilen  der 
hebräischen  Grammatik  und  Literatur,  sowie  geschätzte  Schriften 
im  pädagogischen  Fache. 

Obwohl  nicht  im  eigentlichen  Sinne  Numismatiker,  hat  sich 
Levy-  doch  auch  um  unsere  Wissenschaft  bedeutende  Verdienste 
erworben.  Eine  tüchtige  philologische  Bildung,  unterstützt  von 
einem  meist  glücklichen  Scharfsinn  in  der  Entzifferung  schwieriger 
Legenden  lässt  so  manche  numismatische  Mängel,  wie  sie  z.  B.  in 
seiner  „Geschichte  der  jüdischen  Münzen"  hervortreten  in  müderem 
Lichte  erscheinen.  Hauptsächlich  ein  Entzifferer,  hat  Levy  d«s  ihm 
von  der  Numismatik  gebotene  Inschriften- Material  meisterhaft  zu 
den  wichtigsten  und  weitgehendsten  linguistischen  und  schrift- 
geschichtlichen  Schlüssen  zu  benützen  verstanden,  wie  z.B.  in  seinen 
„Beiträgen  zur  aramäischen  Münzkunde  Erän's"  (1867). 

Als  abgesagter  Feind  aller  literarischen  Camaraderie  oder 
Eeclame  und  gegen  den  beschränkten  Horizont  eines  die  „kleinen" 
Denkmäler  mit  vornehmer  Ignoranz  beurtheilenden  philologischen 
Starrsinns,  hat  Levy  sich  und  seinen  weitgreifenden,  mühevollen 
Forschungen  eine  bleibende  Geltung  gesichert.  Die  Wissenschaft 
wird  ihn  ebenso  schmerzlich  vermissen  wie  Alle  die  irgendwie  zu 
ihm  in  Beziehung  gestanden  haben.  Dr.  J.  K. 


607 


Sach-Register  des  dritten  Bandes. 


-^S>££2*&- 


A. 


Aal,  ommaijad.  Mstätte  168. 
Abbasiden,     Chalifen .     MM . 

ders.  beschr.  169  ff,  176  ff. 
Abdendschärägh     s.     Endi- 

dschärägh. 

A  b  d  e  r  a,   Thraciae,   falsche   N 

von,  439  f. 
A  b  e  rkü  h,  Mstätte  derlndschui- 

den  157,  162. 
A  b  e  r s  c  h  e  h  r,  omaijad.  M.stätte 

16S. 
Abu  Nasr  auf  samanid.   Dirh. 

185. 
Acrasus  Lydiae,  B.  M.  derFul- 

via  Plautilla  das.  geschl.  98, 100. 
A  d  a  1  b  e  r  o,  Ezb.  v.  Trier,  Denar 

dess.  547. 
Adler,  auf  aegypt.  MM.  81.  — 

mit  ausgebreit.  Flügeln  97,  115 

—  auf  einer  Tempelkuppel  131 

—  auf  einem  nabath.  Didr.448. 
Aegypten,  die  ersten  griecli. 

Königs-MM.  daselbst  73  ff.  — 
lieihe  ders.  80. 
A  e  hr  e,  dargest.  auf  dem  Schilde 
orchomenischer  MM.  und  als 
Symbol  361—365,  369  —  auf 
MM.  v.  Pharai  373. 


Aehren kränz,  als  Mtypus  v. 
Orchomenus  365  —  von  Her- 
mione  368. 

Aemilianus,  Kaiser,  falsche 
Br.-M.  dess.  122. 

Aera,  doppelte  auf  MM.  Agrip- 
pa's  II  451  —  ihr  Beginn  451 
—  andere  unter  Agrippa  II 
451  f. 

Aetolischer  Bund  —  dess. 
M. Systeme  417. 

Aequitas,  stehend  dargest 
117,  125. 

Africa,  Kopf  ders.  mit  Löwen- 
haut auf  MM.  75. 

Afrikija,  Münzhof  der  Oraaija- 
den  169  —  der  Abbasiden  172. 

Agathokles,  Goldm.  dess. 
beschr.  4,  49  —  M.typus  dess. 
75. 

Agleier-  (Aquilejer-)  MM.  be- 
handelt wo?  192  ff.  —  versch. 
Benennungen  ders.  192.  — 
Curs  ders.  im  Mittelalter  192, 
s.  Aquileja. 

A  g  r  i  g  e  n  t,  Tetradr.  von,  10. 
Agrippa  I  und  II.  MM.  ders.  83, 
449  ff. 


608 


Sach-Register. 


Agrippa  I,  die  Legende  einer 
M.  erklärt  450  —  dessen  Bun- 
desvertrag mit  den  Kömern 
symbolisirt  450. 

—  II,  MM.  dess.  unter  Titus  89 
—  unter  Domitian  89.  —  Ueber 
die  Daten  seiner  MM.  451  f. 

A  g  r  i  p  p  i  n  a  jun..  alexandr.  K.M. 

ders.  287. 
Ahmed    b.  Ismail,    Samanide, 

MM.  dess.  182  ff. 

—  b.  Muhammed ,  auf  einem  Sof- 
fariden Dirh.  178. 

A  h  w  ä  z,  abb.  MM.  das.  gepr.  177. 
Albert' II,  von  Görz,  M.  dess. 

532. 
A 1  e  p  p  o  ,       Fabriksherd       für 
falsche  antik.  MM.  443  f. 

Alexander  d.  Gr. ,  uned.  MM. 
dess.  51  ff.  —  Darstellungen 
auf  seinen  MM.  52,  77.  —Präg- 
stätten 55  ff.  —  Beizeichen 
seiner  MM.  beschr.  55  ff.  — 
Monogramme  52  —  prägte  in 
Aegypten  75  —  seine  M.typen 
nach  seinem  Tode  in  Aegypt. 
fortgebraucht  75.  —  Reihe 
seiner  aegypt.  MM.  80.  —  sein 
Bildniss  mit  dem  des  Ptole- 
maeus  Soter  81.  —  Sein  Kopf 
mit  Elephantenhaut  verwandelt 
79  —  mit  Diadem  und  Ammons- 
horn  80,  81. 

—  I  von  Syrien,  dessen  Kopf  mit 
Löwenfell,  dargest.  76. 

Amyntas,  König  v.  Galatien, 
falsche  Gold-MM.  dess.  beschr. 
437. 

Anaktorion,  St.  in  Akarna- 
nien;  die  ältesten  MM.  der*, 
mit  F  388  ff.,  412.  —  M.  mit 
Tempelschlüssel  409. 

Andronikos,  Kaiser,  bekriegt 
den  Desp.  Nikephorus  von 
Epirus  486. 

An  halt,  s.  Bernhard. 

Anker,  als  M. beizeichen  76. 


Annia  Faustina  -e.  lauatina. 

Anthedon,  St,  in  Boeotien,  s. 
Restitutionen. 

Antonius,  M.,  angebl.  alexan- 
drin. K.  M.  dess.  285. 

Apollo-  Lykios,  Kopf  dess.  auf 
MM.  v.  Argos  401—405. 

—  Rhodischer,  Kopf  dess.  auf 
MM.  v.  Lepsimandos  und  Karien 
409  ff. 

A  q  u  i  1  e  j  a,  Vorgesch.  (bis  1204 

194  —    M.recht  verliehen   an 

195  —  Zutheilung  der  MM.  von, 
202  ff.  —  MM.  der  Patriarchen 
von,  518  f.  —  Gewicht  der  MM. 
von  538. 

A  q  u  i  1  i  a  Severa  s.  Severa. 
Aramaeische  Schrift  auf  Sa- 
trapen-MM. 427  ff.  —  auf  einer 
Drachme  athenischen  Geprägs 
433  f.  —  älteste  Form  des  Teth 
(ü)  aus  dem  V.  Jahrdt.  v.  Chr. 
434. 

Ardeschir  Churre:  abbas. 
M.hof  169. 

Argos,  St.  in  Argolis;  Restitu- 
tion der  Thyrea  irrig  zuge- 
schriebenen MM.  392 — 405  — 
argivische  M.typen,  400,  404  — 
MM.  mit  Tempelschlüssel  als 
Typus  406  ff. 

A  r  i  a  r  a t  h  e  s ,  Satrap  v.  Kappa - 
docien,  MM.  dess.  427  ff. 

A  rlongus  Bisch,  v.  Triest  MM. 
dess.  528. 

Arnold  I,  Ezb.  v.  Trier,  seine 
MM.  549. 

Arrän,  abbas.  Prägstätte,  169. 

Arradschän,  abbas.  Dirh.  das. 
gepr.  178. 

Arta,  M.stätte  der  Despoten  v. 
Epirus  498  ff. 

Artaxerxes  Mnemon,  Bildniss 
dess.  auf  MM.  422. 

Artemis  mit  Fackel  in  d.  Qua- 
driga 420. 

As,  der  röm. ,  behandelt  woV 
3U6  f. 


Sach-Register- 


(309 


A s a  f o 6  ti d a  s.   Silphinm. 

A  s  p  1  e  d  o  n ,  St.  in  Boeotien  s. 
Restitutionen. 

Athena,  als  Flügelgestalt  auf 
MM.  1  ff.  —  Kopf  clers.  auf 
boeotischen  Bundes-MM.  325 — 
auf  MM.  v.  Anaktorion  389,409. 

—  Nike  (Siegesgöttin)  3. 

—  Promachos,  geflügelt,  auf 
boeot.  Bundes-MM.  325. 

Athenisches    Gepräge     mit 

aramaeischer  Legende  433. 
A  u  r  e  o  1  a,  venet.  M.gattung  576. 


Badachschän,  saman.  M. statte 

186  f. 
Baden,  s.  Johann  II,  Jakob  II. 
Badghis,  abbas.  M.hof,  177. 
Bagdad  s.  Medinet  es-Seläm. 
B  albin  u  s  ,  Kais,  falsche  Br.-M. 

119. 
Balch,     abbas.     M.stätte    173, 

saman.  182,  188  f.  190. 
B  alduin  v.  Trier,  M.  dess.  551. 
Bamiän,  saman.  M.hof  190. 
Basra,   abbas.   MM.   das.  gepr. 

169,  177. 
Beizeichen    auf    Alex.    MM. 

beschr.  55  ff. 
Belgrad,  türk.  Prägstätte  597. 
B  e  1  i  1 1  o  s ,  aramaeischer  Name 

auf  einer  Drachme  athen.  Gepr. 

433. 
Belli,  Vallerio,  dessen  Medaillen 

besprochen  wo?  309  f. 
Berenike  II,  Br.-M.  ders.  91. 
Bernhard    von   Anhalt,    dess. 

MM.  bespr.  wo?  312  ff 
—  II,Hzg.  v.  Kärnten,  MM.  dess. 

für  Krain  532. 
Berth  old  ,  Patr.  v.  Aquil  eja, 

M.  dess.  518. 
Biene  fliegend,  439. 
Blei  bullen    des    Nikephorus, 

Despot,  v.  Epirus  487  f.  —  der 


Maria,  Tochter  desNikcph.  491 

—  der  Maria,  Mutter  des  Desp. 
Nicolo  494. 

Blitz  als  M.typus  von  Mykales- 
sos  358. 

B  o  e  o  t  i  s  m  e  n  s.  Dialektformen . 

Bogenschütze,  dargest.  auf 
MM.  wo?  428. 

Boiotia,  Br.-M.  von,  1,  49  — 
Bundes-MM.  322  ff.  -  deren 
Prägstätte  413  —  MM.  persisch- 
babyl.  Währung  415  ff. 

Braunschweig,  s.  Erich. 

Brittanicus,  gefälschte  Br.-M. 
dess.  112. 

Brutus,  dess.  macedon.  Goldst. 
besprochen  wo?  299. 

Buchstaben,  einzelne  —  als 
M.typen  den  Ortsnamen  be- 
zeichnend:   B    323   —  A  332 

—  B  334  ff.  —  9  348  —  F 
348  —  A  (?)  358  —  H  371  - 
©  371  —  0  (?)  384  —  © 
384  ff.  —  A  397  ff. 

—  einzeln,  als  Werthzeichen  o. 
als  Symbol  auf  MM.:  H  395  ff. 

—  A,  E,  T  397  —  0  400  — 
T  in  der  Dreizahl  406,  408. 

Bullen  s.  Bleibullen. 

B  u  n  d  e  s  -  M.  Agrippa's  I,  449. 

Bunde  s-Vertrag  Agrippa's  I  mit 

den  Römern  durch  eine  Br.-M. 

symbolisirt  450. 
Burgon,  Thomas,  328,  336,  380, 

392  413  433. 
Bursian,'Dr.C.  355,  373,378, 

393. 
B  u  w  a  i  h  i  d  e  n,  MM.  ders.  beschr. 

191. 

e. 

Cadalvene,  E.  de,  337,  389. 

Caesarea  Philippi  (Paneas)  auf 
M.  Agrippa's  Neronias  ge- 
nannt 451. 

39 


GIG 


Sach-Kogister. 


€  am  i  1 1  u  s  v.Corrcggio, Thal. 222. 
C  ar  a  o all  a ,     alexandr.     Br.-M. 

dess.  290  f. 
Carlsburg,  M.amt  318,  598. 
Cavedoni,  Coel.,  415. 
Ceres,  Kopf  ders.  110  —  stehend 

114. 
Chaironeia,  St.  in  Boeotien, 

MM.  326. 
C  h  a  1  e  d ,   Eigenname  auf  abbas. 

M.  171. 
Chalifen    MM.    ders.    beschr. 

167  ff. 
Xa.lx.oZ  s.  Tritemorien. 
Chi  „X  in  einem  Kreise",  archai- 
sche Form  des  Theta  326. 
C  h  i  o  s,  falsche  Tetradr.  v.  442. 
Chottel,    saman.    M.hof.   180, 

187  f.  189. 
Chronologische  Bestimmun- 
gen von  boeot.  MM.  323,  331, 

343,  350,  362,  366-368,  386, 

412,  413,  415. 
Cilicien   MM.   das.   .eepr.   von 

Tiribazus,   8atr.  v.  "VYestarine- 

nien  428. 
Clazomenae,  Satrap.  M.  gepr. 

in,  423,  426  —  halber  geflüg. 

Eber  von  420. 
Colmar,  Thaler  v.,  222. 
Commune  von  Paris,  M.  ders. 

319. 
C  o  n  c  o  r  d  i  a  stehend  1 18. 
CONOB,  Bedeutung  dess.479ff. 

—  nur  auf  Gold-MM.  484. 
Consonantenwechsel       im 

Namen  Haliartos  und  in  andern 

Namen  339,  341. 
Cornelia,  röm.  Fam.,  Nachge- 
präge eines  Denars  ders.  595. 
—  Supera,    Gemahlin    des   K. 

Aemilianus ,  falsch.  Denar  123. 
Cornuficia,  röm.  Fam.  falsch. 

Denar  beschr.  110. 
Correggio  s.  Camillus. 
C  r  e  p  u s i a,  röm.  Fam.  Nachgepr. 

eines  Denars  ders.  595  f. 
C  u  n  o ,  Ezb.  v.  Trier,  M.  dess.  552. 


Daldis,  St.  in  Lydien;  eine  ihr 
irrig  zugeth.  M.  333. 

Damaskus  s.  Dimeschk. 

Dandolo,  Enrico,  Doge.,  MM. 
dess.  577  f. 

Delgado,  A.,  337. 

De  Hon,  Ort  in  Boeotien;  die 
denis.  irrig  zugeth.  MM.  326 
bis  334. 

Delphin  mit  reitendem  Tarasl2. 

Delta  (A)  als  Typus  korinth. 
und  leukad.  MM.  noch  uner- 
klärt 332  —  D  arch.  Form  auf 
einer  orchomcn.  M.  367. 

Dcmete r,  Kopf  ders.  als  M.- 
Typus von  Boiotia  417-  — 
Kultus  in  Hermione  368. 

D  e  m  e  t  r i  u  s  II  v.  Syrien  ,  M. 
dess.  4. 

Denar,  der  römische  behandelt 
wo?  306. 

Despoten  s. Epirus. 

AI  als  M.aufschrift  einer  unbe- 
kannten boeot.  Stadt  331. 

Diadochen,  ihre  M.typen  75  f. 

Dialektformen  aeolische  und 
boeotische  327,  329—331,  341, 
356,  360,  366. 

D  i  a  n  a  v.  Ephesus  dargest.  13, 98. 

Didius  Julianus  s.  Julianus. 

Didrachmen  aegin.  Systems 
—  keine  anepigraphischenvon 
Boiotia  323  mit  Aufschrift  von 
Boiotia  323  —  Di ...  .  326  — 
Haliartos  334  —  Orchomenos 
364,  367  —  Pharai  371  — 
Tanagra380  ff.  —  Thebai  384  ff. 

Dietrich  Ezb.  v.  Trier,  Cob- 
lenzer-M.  dess.  550. 

—  L  o  e  f,  s.  Hoorn. 

Digamma  (F)  auf  MM.  von 
Elis ,  Oiniadai  und  Anaktorion 
348,  389,  412. 

Dimeschk,  abbas.  M  das.  gepr. 
171  f.  174. 


Sach-Register. 


Gll 


Dionysia,    als    boeot.    Stadt 

nicht  nachweisbar  328,  333. 
Dionysos,   Kopf  dess.  als  M.- 

typns  v.  Thebai  383  —  Kultus 

in  Skolos  378. 
Diota    als    M.typus   v.  Boiotia 

324   ff.   —   Di...  326,   333  — 

Haliartos  335  ff.  —  Orchomenos 

364  —  367    -    Pharai   373   — 

Thebai  385  ff. 
Aipxatat  (9rtfiou)  s.  Thebai. 
Dolden-Gewächs  s.  Silphimn. 
D  o  m  i  t  i  a,  Kais,  gefälscht.  Denar 

ders.  113  —  desgl.  Br.-M.  114. 
Domitian,  auf  jüd.MM  89,  451, 

453  —  seine   Titeln  auf  MM. 

Agrippa's  II,  453  f.  —  Keihen- 

folge  dieser  MM.  455. 
Doppelstate r  Alexander's  d. 

Gr.  beschr.  55. 
Drachmen  aegin.  Systems  von 

Boiotia,  323  —  Di ... .  326  — 

Haliartos  335  —  Pharai  372  — 

Tanagra  379. 
Dreifuss,  12  —  als  M.typus  v. 

Orchomenos     369     —     Argos 

402  ff.  —  Incerta  384,  411  — 

auf  einer  falsch,  lyk.  Gold-M. 

441. 
Dreizack,    dargest.   auf   dem 

Schilde  Haliartischer  MM.  335. 
Drei  zahl  von   Weizenkörnern 

auf  orchomen.  MM.  363. 
—    von   Schildhälften   auf  The- 

bacischen  MM.  364,  383. 

—  von  T  auf  peloponnesischen 
MM.  397,  406,  408. 

Dschafar  b.  Achmed,  Statt- 
halter auf  sam.  MM.  180,  187. 

—  b.  Jahja ,  der  Barmekide ,  auf 
abbas.  M.  171. 

Dschei  (Isfahän),  abbas.  Münz- 
stätte 170. 

D  s  c  h  e  z  i  r  a,  oraaijad.  M.hof,  167. 

1) s  c h o  n  di  S  ä b ü  r,  abbas. Präg- 
stätte 169. 

D  u  m  e  r  s  a  n,  Marion,  328. 


E. 

E  Laute  und  ihre  Verwandlungen 
im  boeot.  Dialekt,  329  ff. 

Eber,  halber  geflügelter,  dar- 
gest. 420,  423. 

Eck  hei,  Jos.  von  —  344,  352. 

Ei X ein ov  s.  Hilesion. 

Eleon  s.  Heieon. 

Eleutherai,  St.  in  Boeot.  328. 

Elephantenhaut,  Kopf  der 
Africa  mit,  75  —  Königs- 
kopf mit,  76  —  Kopf  der  Nike 
mit,  437. 

Elis,  MM.  v.  15  f.  348,  389,  409 
—  s.  Restitutionen. 

Elyros,  St.  auf  Kreta,  M.  352. 

Ender  ab  s.  das  folg. 

Enderabe,  saman.  M.hof  180, 
186  f.,  188,  189,  190. 

E  n  d  i  d  s  c  h  ä  r  ä  g  h  sam.  M.  statte. 
181. 

Ephesus,  falsche  Gold-MM.  v, 
438  f.  —  falsche  Tetradr.  442. 

Epheublatt,  Symbol  des  Dio- 
nysoskults auf  MM.  von  Orcho- 
menos 363  —  Skolos  oder 
Schoinos  377  ff.  —  Thebai  386. 

Epidauros,  St.  in  Argolis, 
MM.  400. 

Epirus,  Alexander  II  v.,  die 
ihm  zugeth.  M  nach  Aegypten 
gehörig  74  —  solche  MM.  ab- 
gebildet wo?  74  —  MM.  der 
Despoten  von,  485  ff.  —  Stif- 
tung des  Despotats  von,  485  — 
Umfang  dess.  485  —  Theilung 
491  —  Nikephoros,  dess.  Gesch. 
486  —  Bleibulle  dess.  487  f.  — 
Desp. Thomas,  seine  Geschichte 
488  —  Bleibulle  der  Maria, 
Tochter  Nikephor's  491  — 
Desp.  Nicolo,  Gesch.  dess.  491 
ff.  —  Bleibulle  seiner  Mutter 
Maria  494  —  Desp.  Johannes, 
seine  Gesch.  494  ff.  —  MM. 
dess.  Beschr.  498  ff. 

39* 


612 


Sach-Kegister. 


'Epx&f*ev°s>  ältere  Form  für 
Orchomenos  341.  360. 

Erich  II  von  Braunschweig. 
Dickthal.  218. 

EPlflN  CApi  uv),  s.  Thelpusa. 

Erythrai,  8t.  in  Boeotien,  hat 
nicht  gepr.  334,  359. 

Eta  (H,  H)  archaische  Formen 
auf  Inschriften  u.  MM.  345,  410. 

Evdcapo<;  und  "Ydwpog,  Namen 
eines  Boeotarchen  u.  eines  städ- 
tischen Archonten  auf  MM.  v. 
Orchomenos  365—368,  413. 

Eufemia,  Gemahlin  des  Anthe- 
mius,  falsch.  Solidus,  138. 

Eule,  dargest.  433. 

F. 

F  s.  Digamma. 

Fälschungen  röm.  MM.  nach- 
gewies.  105  ff.  —  mittelalterl. 
MM.  106  —  griech.  435  ff.  — 
von  MM.  von  Haliartos  337  — 
Mithridates  III,  339  —  Ismene 
352  —  Tanagra  381. 

Fal  coner,  Botaniker,  Ent- 
decker des  Silphiums  in  Kasch- 
mir 431. 

Falken  stein  s.  Cuno,  Werner. 

Fallemaigne  s.  Hillin. 

Falsifikate  s.  Fälschungen. 

Färs,  abbas. M.stätte  173,  177  — 
Tahirid.  Dirh.  von  176. 

Faustina,  Annia,  falsche  B.  M. 
119. 

Felicitas,  stehend,  120,  128. 

Ferwän,  sam.  M.hof  182,  189. 

F 1  a  c  i  1 1  a ,  Aelia,  Kaiserin,  falsch. 
B.  M.  135. 

Florenentypus  558. 

Florian,  Stift  St.,  dessen  M.- 
sammlung beschrieb,  wo?  588  f. 

Flügelgestalten  der  Athena 
u.  Nike  auf  MM.  1  ff. 

Fortuna  stehend  115  -  sitzend 
121. 

Fox,  C.  K.,  337,399. 


Frau,  sitzend  mit  Helm  in  der 
Hand  als  M.typus  v.  Thebai  383. 

Friau lisch  -istrische  M.typen 
in  Krain,  wann  ?  517. 

Friedlaender,  Dr.  Jul.,  389, 
412. 

Friesach,  M.stätte  der  Salz- 
burg. Erzbischöfe  199. 

Fund,  kufischer  MM.  im  Glas- 
gow'schen  Kreis  166  —  in  der 
Stadt  Murom  176  —  von  Lani- 
sche  516  ff.  —  von  Nachpräg, 
röm.  Consular-Denare  595  — 
bei  Sirok  597. 

GK 

Gela,  Tetradr.  von,  15. 
Genf,  M.  der  Grafen  von,  600. 
Glasow 'scher  Kreis,   M.fund 

daselbst  166. 
G 1  y  c  e  r  i  u  s ,  Kaiser,falsche  halbe 

Silb.  Siliqua  138. 
Gregor,  Patr.  v.  Aquileja,  MM. 

dess.  518. 
Greif  auf  einem  Fisch  stehend 

auf   falsch.    N    von     Abdera 

Thraciae  440. 
G  ö  r  z ,  MM.  von,  532. 
Günther  XL  von  Schwarzburg, 

Thaler  220. 

H. 

ö ,  H  Formen  des  phönizischen 
Chet  345  —  des  Spiritus  asper 
s.  v.  —  des  Eta  s.  v.  —  irrig 
als  Theta  gedeutet  344—348, 
394  —  als  Hauchzeichen  auf 
MM.  von  Haliartos  334  ff.  — 
Argos  348,  394—403  —  Seleu- 
kos  411. 

5  als  Symbol  auf  argivischen 
MM.  395. 

Hände,  zwei  sich  fassend,  auf 
einer  M.  Agrippa's  83. 

Halbmond  mit  7  Sternen,  dar- 
gest. 117. 


Sach-Kegister. 


613 


Ha  leb  s.  Aleppo. 

Haliartos,  St.  in  Boeotien, MM. 
ders.  325,  334,  411,  413,  414  — 
falsche  Didrachmen  337  —  Ge- 
schichte der  St.  350  —  chrono- 
logische Bestimmung  ihrer  MM. 
351. 

Hamadän,  ouiaijad.  M.stätte 
167. 

Hariartos,  ältere  Form  von 
Haliartos,  bei  Steph.  Byz.  342 
—  auf  MM.  355,  341. 

H  arith  b.  Asad  auf  saman.  MM. 
180. 

Hauch  zeichen  s.  Spiritus 
asper. 

Hausgenossen  Wien's  512. 

Helena,  Mutter  Const.  d.  Gr., 
falsche  B.  M.  133. 

Helcon,   St.  in  Boeotien  334, 

373  —  s.  Restitutionen. 
Helm,   als  Beizeichen  80  —  als 

Attribut  einer  Frau  383  —  als 
M.typus  v.  Argos  399  ff. 
H  e  m  i  o  b  o  1  e  n    aegin.    Systems 
von  Boiotia  322— 324  —  Orcho- 
menos   362—364  -  Pharaif?) 

374  —  Tanagra  382  —  Thebai 
383,  385. 

Hera,  Kopf  ders.  als  M.typus  von 
Orchomenos    369    —    Plataia 

375  —  Argos  403—406. 
Herakult  nachweisbar  für  Or- 
chomenos 369  —  Symbol  dess. 
auf  argiv.  MM.  395,  403. 

Herapriesterin  zu  Argos  als 
Tempelschliesserinnen  406 — 
409. 

Herakles  s.  Hercules. 

Herat,  abbas.  M.hof  172  f. 

Hercules,  12  —  Kopf  dess.  auf 
MM.  1  —  als  M.typus  v.  Boiotia 
325  —  von  Di . ! . .  333  —  von 
Thebai  374,  386  —  stehend  auf 
einem  Denar  des  Vaballath, 
101  —  auf  MM.  v.  Thebai,  einen 
Pfeil  abschiessend  384  —  den 
Bogen  prüfend  385  —  als  Drei- 


fussräuber  341  —  Kultus  dess. 
in  Siphai  377. 

Hermes,  dargest.  auf  einer  M. 
des  M.  Aurel  von  Tanagra  382. 

Heros  s.  Krieger. 

Heuzey,  Leon,  390. 

Hilesion,  St.  in  Boeotien,  MM. 
353,  356, 

H  i  1 1  i  n ,  Erzb.  v.  Trier,  Obol  dess. 
548. 

Hirne ra,  MM.  von,  17. 

Hippotai,  St.  in  Boeotien,  357. 

Hl  ZIVI  E  .  .  .  Boeotarchenname 
auf  MM.  432,  347,  354 

Hoorn,  M.M.  von,  beschr.  209 ff. 

Huber,  C.  W.,  Ansicht  dess. 
über  die  griech.  Königs-MM. 
Aegyptens  73  —  über  die  An- 
ordnung ders.  79. 

H  y  1  e,  St.  in  Boeotien,  s.  Restitu- 
tionen. 


I. 

Imhoof-Blumer,  Dr.  Fr.,  MM. 

aus  dess.  Sammlung  publizirt 

wo?  582  f. 
Imperator-  Titel  des  Titus,  be- 
handelt 456,  458  ff. 
Indschuiden,  pers.  Dynastie, 

Bedeutung  des  Namens  147  — 

ihre  Geschichte  147  ff.  —  ihre 

MM.  155  f. 
Inschriften,   griechische,  329 

ff.,    345—349,   360,  407—408, 

411  —  der  Schlangensäule  349, 

390. 
Is fah an   buweih.  M.hof  191,  s. 

Ispahän. 
Ismail  b.  Ahmed,  Saman.  Emir, 

MM.  dess.  180  ff. 
Ismene,  Dorf  in  Boeotien.  hat 

nie  gepr.   351—355   —   seine 

Lage  354  ff. 
I  s  m  e  n  i  e  r ,  poetischer  Ausdruck 

für  „Thebaner"  355. 
I  s  o  s ,  St.  in  Boeotien,  357. 


614 


Sach-Registcr. 


Ispabän  abbas.  M.hof  174,  178 

—    tahir.  Dirh  von,    175  ff.  s. 

Isfahän. 
Ispehbeden,    MM.   ders.   ge- 

funden,  wo?  166. 
Istach r     (Persepolis)    omaijad 

M.stätte  168. 
Italienische     MM.    gefälscht, 

106. 

J. 

Jakob  II,  Erzb.  v.  Trier,  Goldg. 

dess.  554. 
Jemäma,  abbas.  MM.  das.  gepr. 

169. 
Joannina,  Provinz  des  Despo- 

tats  v.  Epirus  491. 
Johann,  Desp.  v.  Epirus,  Gesch. 

dess.  494  ff.  —  MM.  dess.  be- 

schr.  498  ff. 

—  I,  Hzg.  von  Lothringen,  Goldg. 
dess.  557. 

—  I,  Ezb.  v.  Trier,  Denar  550. 

—  II,   „     „       „     Goldg.  554. 

J o  n  i  e  n,  MM.des  Orontas,Satrap. 
von,  419  ff.  —  des  Spithridates 
424. 

Jotapian,  Kaiser,  falscher  De- 
nar 122. 

Jubel-  Medaille  der  deutsche 
morgenl.  Gesellsch.  318. 

Julianus,  Didius,  gefälschte 
B.  M.  dess.  115. 

—  Tyrannus,  falsche  B.  M.  128. 
Julius  Nepos  s.  Nepos. 
Juno  Sospita,  111. 

—  Regina,  stehend  116. 
Jupiter,  111  —  Kopf  dess.  4  — 

stehend  132  —  s.  Zeus. 


K. 

Kallidainas,  Magistratsname 
auf  falsch.  N,  von  Abdera 
Thraciae  400. 


Kamarina,  Silberlitravon,  17 f. 
Kantharos  s.  Diota. 
Kapp  ad  oeie  n ,  MM.  des  Ario- 
rathes  Satr.  von,  427  ff. 

Kaschmir,  Fundort  des  Sil  - 
phiums,  431. 

Katana,  Tetradr.  von,  17. 

Kermän,  omaijad.  M.stätte,  168 
—  abbas.  M.  das.- 170. 

Keule,  dargest.  auf  dem  Schilde 
thebäischer  MM.  386  —  als 
Symbol  auf  MM.  von  Boiotia 
325  —  als  M.typus  von  Pharai(?> 
374  —  Thebai  386. 

Kiepert,  H.,  355,  378. 

Kleopatra  Selene,  die  ihr 
zugeschr.  M  M.  der  Berenike  II 
gehörig  91  ff.  —  bisher  keine 
MM.  ders.  bekannt,  96. 

Kneph  s.  Widderkopf. 

Köcher  als  M.typus  von  Argos 
403  ff. 

Koehne,  B.  von,  338  ff. 

Komm,  tahirid.  M.stätte  176. 

Kopai,  St.  inBoeotien,  MM. 357. 

Koph  (9)  auf  MM.  von  Korinth 
332  —  Koroneia  348. 

Koroneia,  St.  in  Boeotien, 
MM.  348,  358. 

Krain,  Geldumlauf  das.  im  XIII. 
Jahrh.  517  —  Bernhard  II  M. 
dess.  532. 

Kremnitz,  M.amt  318,  598, 

Krieger,  stehend  139. 

—  oder  Heros,  kniecnd  420,  423. 

Krug,  einhenkeliger,  als  M.typus 
einer  unbest.  M.  376. 

Künstlernamen  auf  altgr.  MJM .. 
angez.  579  f. 

Küfa,  omaijad.  M.hof  168  — 
abbas.  177. 

Kufische  MM.  in  Russland  ge- 
funden und  beschr.  166. 

Kupfermünzen  von  Boiotia 
325,  351,  370,  418  —  Haliartos- 
336  —  Lebadia  336  —  Orcho- 
menos  336,   369  ff.  —  Pharai 


Sach-  Register. 


G15 


374  —  Plataia  336,  375  — 
Tanagra  336,  382  —  Thespiai 
336  —  Thebai  mit  Magistrats- 
namen 374,  386. 


L. 

L  a  e  1  i  a  n  u  s ,  Kais,  falscher  Bill.- 

Denar  127. 
Lambdas.  Eho. 
Lampsacus,  dess.  M.typus  mit 
dem   halben  geflügelten  See- 
pferd 421,  425. 
L  a  n  i  s  c  h  e  (Harland)  s.  Fund. 
L  a  r  y  m  na,  St.  in  Boeotien ,  hat 

nicht  gepr.  358. 
Leake,   W.   M.  328,   329,   373, 

378,  392. 
Lebadia,  St.  in  Boeotien,  MM. 

336,  358. 
Legenden  s.  M.aufschriften. 
Lenormand,  Ch.  415  fF. 
Lepsimandos,  St.  in  Karien, 
M.  409 — dem  delisch-attischen 
Bunde  tributpflichtig  411. 
Leukas,    St.    in    Akarnanien, 

MM.  332,  353,  391. 
Levante,   Fälschungen  antiker 

MM.  das.  435  ff. 
Libertas,  stehend,  126. 
Liegnitz,   Johann  Christ,  von, 
ganzer  und  halber  Thaler  dess. 
219. 
Löwenfell  den  Königskopf  be- 
deckend wo?  76. 
Löwenkopfhaut  auf  falscher 

N  von  Mere  Lyciae. 
Lokrer,  Ozolische,  haben  nicht 

gepr.  418. 
Lothringen  s.  Johann  I. 
Luxemburgs.  Balduin. 
Luynes,  Herzog  von,  333. 
L y  d  i e  n ,   MM.  des  Spithridates, 

Satrapen  von,  424. 
Lysimachus,     seine    M.typen 
76. 


M. 

M  a  c  e  d  o  n  i  e  n  Falschmünzereien 

das.  442  s.  Salonich. 
Macrianus  jun.,  falscher  BiD.- 

Denar  125. 
Ma'den,  saman.  M.hof  182,  185, 

186,  188  f. 

—  Pendschhir,  saman.  Münz- 
stätte 183. 

Magistratsnamen  auf  Di- 
drachmen  von  Boiotia  356,  413 
—  Orchomenos  365—368  — 
auf  K.  MM.  von  Thebai  374, 
386  -  auf  MM.  von  Argos  398 
bis  405,  414  —  Lepsimandos 
409. 

Mailand  s.  Mediolanum. 

M  a  1  i  p  i  e  r  o,  Orio,  Doge,  M.  572  f. 

Manlia  Scantilla  s.  Scantilla. 

Marc ia na,  Schwester  Trajans, 
gefälschte  Br.-M.  114. 

Maria,  Tochter  des  Desp.  Ni- 
kephor,  Bleibulle  ders.  491. 

—  Mutter  Nicolo's,  des  Desp.  v. 
Epirus ,  Bleibulle  ders.  494. 

Mars,  behelmt.  112. 
Martinianus,  Kaiser,   falsche 

Br.-M.  131. 
M  a  u  s  i  1  s.  Mossul. 
M a  x  e  n  t  i  u  s,  Kaiser,  falsche  Br.- 

M.  130. 
M  a  x  i  m  i  a  n  u  s ,  Kaiser ,  falscher 

Br.-Quinar,  129  —  alexandrin. 

Br.-M.  297. 

—  Galerius,  alexandr.  Br.-M.  297. 
MD,  Sigle  der  Prägstätte  Medio- 
lanum, 480. 

Medinet  es-Seläm,  abbas. 
MM.  das.  gepr.  169,  170  f.,  173, 
174,  176  f. 

Mediolanum,  Sigle  der  Münz- 
stätte von,  480. 

Mere  Lyciae,  falsche  N  von,  441 . 

Merw,  abbas.  M.hof  172  —  tahir. 
Dirhem  von,  175  f.  —  saman. 
Münzstätte  183. 


C1C 


Sach-Kegister. 


Michael  II,  Despot  v.  Epirus, 
MM.  dess.  u.  eineBlcibulle  488. 

Mionnet,  dessen  Zuverlässig- 
keit 93,  289. 

M  i  1 1  e  1  a  1 1  e  r-MM.  gefälscht  1(  >G. 

Mondsichel  als  Symbol  auf 
MM.  von  Boiotia,  325. 

Moncta,  stehend  dargest.  118. 

Monogramme,  ihre  Bedeutung 
auf  Alexander-MM.  52  —  als 
M. typen:  *£  (Hermioue)  368, 
414  —  OE  (Thebai)  383  —  <A 
(Ar^os)  397  —  verschiedener 
Städte  368,  409  ">)  —  im  Felde 
von  MM.  A/  und  W  (Anak- 
torion)  391,  409  —  4>  325  — 
&  403,  404  —  X  405. 

M  o  n  t  r  e  u  i  1  s.  Adalbero. 

Mossul,  abbas.  M.hof,  177. 

Mubäreka,  omaijad.  M.stätte 
169  —  abbas.  M.hof  170. 

Müller,  Ludw.  396  ff.  —  408. 

M  ü  n  z  a  u  f  s  c  h  r i  f  t  e  n  als  Adjec- 
tiva  im  Nominativ,  von  Boiotia 
324  —  Haliartos  324,  340  — 
Thebai  324,  340,  384.  Thespiai 
324,  341  —  anderer  Städte  341. 

—  büchse  in  England,  314. 

—  concordat  von  sechs  boeot. 
Städten  413. 

—  Fälschungen  nachgewiesen, 
105  --  Arten  ders.  107  —  in 
neuester  Zeit,  109  —  s.  Fäl- 
schungen. 

Münzfund,  s.  Fund. 

—  fuss,  ptolemaeischer,  bei  den 
Nabathäern  448. 

—  m  e  i  8 1  e  r  in  Wien  503. 

—  probations-TaginEngland314. 
M  ünzen,  anepigraphische ,  von 

Boiotia  322  ff,  411  —  Orchom. 
362  —  Tanagra  382  —  ohne 
Ortsbezeichnung,  v.Thebai  374, 
386  -  Argos  398  ff,  402  ff,  406. 
Muhammedija,  abbas.  MM. 
das.gepr.  169, 171  f.  — Tahirid. 
M.  174  f. 


Murom,  Stadt,  M.fund  das.  176. 
Mykalessos,  St.  in  Boeotien. 

MM.  358  ff. 
Mysien,  MM.  des  Satr.-Orontas, 

419  ff. 


IV- 

Nabathäisclies  Didrachmon 
beschr.  447  f. 

Nasr  b.  Ahmed,  Saman.  Emir, 
MM.  dess.  185  ff. 

Naxos  (?  oder  Teos  Joniae) 
falsche  A7,  440. 

N  e  a  p  o  1  i  s  Campaniae ,  Obolen 
21. 

Nepos,  Julius,  falsche  halbe 
Silber-Siliqua  139. 

Nepotianus,  gefälschte  Br.-M. 
dess.  133. 

Neptunkopf,  13. 

Nero,  Theilstück  einer  alexandr. 
iR  dess.  593  f.  —  kleinste 
alexandr.  ÄL  dess.  594. 

Neronias,  Name  von  Caesarea 
Philippi  451  —  auf  den  unter 
Nero  geschl.  MM.  Agrippa's 
451  —  diese  Namensänderung 
wann  erfolgt  ?  453 

N  i  c  o  1  o,  Despot  v.  Epirus,  Gesch. 
dess.  491  ff. 

Nike,  die  verschied.  Darstellun- 
gen ders.  auf  MM.  1  ff.  77  — 
81  —  geflügelt  437  —  flügellos 
14  f.  —  eilend,  geflügelt  15  — 
sitzend  16  —  mit  verschiedenen 
Attributen  auf  autonomen  MM. 
26  ff —  alsM.typus  von  Boiotia 
415  ff.  —  mit  der  Elephanten- 
haut  bedeckt  437  —  s.  Victoria. 

Nikephoros,  Despot  v. Epirus, 
Bleibulle  dess.  487  ff. 

Nimrüz,  Könige  von,  Titel  einer 
Soffar.  Dynastie  178. 

Nisabür,  abbas.  M.hof  173  — 
saman.  M.stätte  185  f,  188  f,  190. 


Sach-Register. 


617 


O. 

OB,  Bedeutung  dess.  auf  röin. 
MM.  481  ff. 

Obodas,  nabatli.  König,  Di- 
drachm.  dess.  445  ff. 

Ob  ölen  aegin.  Systems  vou 
Boiotia  323,  325  —  Haliartos 
335  —  Mykalessos  358  —  Or- 
chomenos 362  —  Pharai  372  ff 

—  Tanagra  381  ff — Thebai  386. 
Oesterreicb,  zur  M.kunde  des 

XV.  Jahrhdts.  501  ff.  —  Aus- 
prägungen das.  315,  597  — 
zwei  Medaillen  des  K.  Franz 
Joseph  263. 

Oiniadai,  Stadt  in  Arkanien, 
MM.  348,  389. 

0  m  aij  a d  en ,  MM.  ders.  bescbr. 
167  ff. 

Oman,  soffar.  M. statte  178. 

Omikron  (0)  archaische  Form 
auf  MM.  von  Boiotia  323  — 
Lyttos  324  —  unter'talischer 
Städte  324. 

0  n  c  h  e  s  t  i  o  s  s.  Poseiden. 

Orchomenos,  St.  in  Boeotien 
(s.  TpxojMvds)  MM.  336,  359  — 
370  —  Erklärung  der  M.typen 
360  ff.  —  chronologische  Be- 
stimmung   der  MM.  366—368 

—  städtische  und  Bundes-MM. 
367  —  Herakult  369. 

—  St.  in  Arkadien,  MM.  369  »»), 

370. 
Oropos,  St.  in  Boeotien  oder 

Attika,  MM.  370. 
0  r  o  n  t  as,  Satrap.-MM.  dess.  419. 
Orteliu  s,328. 
Otto,  Ezb.  v.  Trier,  Goldg.  dess. 

553. 


Pacatianus,  Kaiser,  falscher 

Denar  121. 
Pallas  köpf  auf  aegypt.   MM. 

77,  80  —  auf  Satrapen-MM.  421 


—  auf  falschen  N  des  Kaisers 
Amyntas  437  —  auf  falsch.  M 
von  Skyros,  443  —  geflügelt 
4  f.  —  s.  Athena. 

—  Promachos,  80  f. 

Pan,  Kopf  dess.  auf  einer  falsch. 

lyk.  N,  441. 
Paneas  s.  Caesarea. 
Papia,   röm.  Fam.,   Naohgepr. 

eines  Denars  ders.  596. 
Paris  s.  Commune. 
P  e  g  a  s  o  s  als  M.typus  von  Anak- 

torion  389,  409  —  Kopf  dess. 

auf  MM.  v.  Korinth  und  Leukas 

331  ff. 
Pelekania,    St.   in    Boeotien, 

s.  Restitutionen. 
P  e  r  s  i  c  h-babylonische  Währung 

in  Boeotien  416  ff.  —  in  Aeto- 

lien,   Akarnanien,  Epiros  etc. 

417. 
Pertinax,   Helv.,  gefälsch.  Br. 

M.  116  -  alex.  B.  M.  290. 
Pescennius  Niger,  gefälschte 

M.M.  dess.  117. 
P  e  t  r  o  n  i  u  s    Maximus ,     falsch. 

Solidus  137. 
Pfau,  dargest.  113,  116. 
Pferd,  verschieden  dargest.  12 

—  als  M.typus  von  Orchomenos 
360,  363,  365,  367  —  Thelpusa 
400  —  Kopf  dess.  auf  MM.  von 
Tanagra  381  ff.  —  Vordertheil 
dess.  als  M.typus  v.  Tanagra 
381  ff.  —  Prokonnesos  (?)  376 

—  halbes,  424. 

P f e r'd ewct t rennen  zu  Tana- 
gra 381. 

Pietas,  stehend  123. 

Pharai,  St.  in  Boeotien,  MM. 
348,  371  ff.  —  Lage  ders.  373. 

Phemiai,  St.  in  Boeotien,  372. 

Phi  (0,  (D,  <P)  dessen  Formen 
auf  boeot  MM.  und  Inschriften 
345,  348,  371. 

Phile morion.  St.  in  Boeotien, 
372. 


618 


Sach-Register. 


P  h  o  i  n  i  k  i  s ,  St.  in  Boeotien,  372. 
Plakia,    St.    in    Mysien,    MM. 

375  ff. 
Plataia,   St.  in  Boeotien,  MM. 

336,  375. 
Plautiana,  Fnlvia,  s.  Plautilla. 

—  Pcscennia,  zweifelhafte  MM. 
clers.  99,  100. 

P 1  a  u  t  i  1 1  a ,  Fulvia,  ihre  Herkunft 
100  —wessen Gemahlin?  98  — 
ihre  MM.  fälschl.  einer  Fulv. 
Plautiana  zugeschr.  97  ff.  — 
fehlerhafte  Orthographie  ihres 
Namens  auf  Colonie-MM.  97, 
98,  100. 

Poseidon,  dargest.  auf  MM.  des 
boeot.  Bundes  325,  415. 

—  Onchestios,  auf  MM.  von  Hali- 
artos  335,  343. 

P  o  s  t  u  m  i  a ,  Denar  der  Farn.,  595. 

Potniai,  St.  in  Boeotien,  hat 
nicht  gepr.  376. 

Procopius,  Kaiser, falsch. Silb. 
Siliqua  134. 

Prokesch-Osten,  Graf  A. 
von,  333,  337,  374,  380,  384, 
389,  397,  399,  406. 

Prokonnesos.  Insel  bei  My- 
sien, MM.  375  ff. 

Prora,  die,  dargest.  13. 

Ptolemaeische  MM. ,  ihre 
Kennzeichen  75. 

Ptolemaeus  Soter,  münzt  als 
Statthalter  81  —  sein  Bildniss 
mit  dem  Alexander's  d.  Gr.  81 
—  als  König,  MM.  82. 

9  s.  Koph. 

Q  u  a  d  r  a  t  u  m  incusum,  auf  falsch. 
N  von  Ephesus  439  —  auf 
falsch.  N  v.  Abdera  Thraciae 
400  —  auf  falsch.  N  von  Teos 
Joniae  oder  Naxos  400. 

Quietus,  Kaiser,  falscher  De- 
nar, 124. 


Ifc. 

Rad,  Attribut  der  Fortuna,  121 

—  als  M.typus  von  Boiotia, 
323  —  Orchomenos  364  — 
Tanagra  380  ff 

Raimund  della  Torre,  Patriarch, 
MM.  dess.  524. 

Ravenna,  Sigla  der  Prägstätte 
von,  479. 

Regallianus,  Kaiser,  falsch. 
Bill.-Denar,  126. 

Reiter,  dargest.  12  —  (Kaiser) 
im  Gallop  129. 

Restitutionen  irrig  bestimm- 
ter MM.,  im  Allgemeinen  321  ff. 

—  speciell  nach : 

Alvona  Liburniae  statt  Thisbe 
in  Boeotien  387. 

Anaktorion  statt  Elis  389  ff., 
412. 

Argos  in  Argolis  statt  Cha- 
risia  in  Arkad.  405. 

Argos  in  Argolis  statt  Kory- 
dalla  in  Lykien  402. 

Argos  in  Argolis  statt  Lake- 
daimon  414. 

Argos  in  Argolis  statt  Pan- 
tikapaion  403. 

Argosiu  Argolis  statt  Thes- 
piai  402. 

Argos  in  Argolis  statt  Thy- 
rea  392—405. 

Argos  in  Argolis  statt  Ti- 
ryns  397. 

Athen  statt  Thebai  383. 

Di ...  .  statt  Delion  undDio- 
nysia  326—331. 

Elea  in  Thesprotien  statt 
Heieon  334. 

Elyros  auf  Kreta  statt  Ismene 
352. 

Eretria  auf  Euboea  statt  Or- 
chomenos 361,  370. 

Erythrai  in  Jonien  stattEry- 
thrai  in  Boeotien  334.. 

Haliartos  statt  Anthedon  325, 
336. 


Sach-Kcgistcr. 


619 


Haliartos  statt  Thcbai  383. 

Hermione    in   Argolis   statt 
Eresos  auf  Lesbos  368. 

Hermione    in   Argolis   statt 
Orchomenos  368,  414. 

Hüesion  statt  Ismene  353  ff. 

Kallatia  in  Moesien  statt  Hyle 
351. 

Keos  statt  Thebai  383. 

Korinth  statt  Delion  321  ff. 

Orchomenos  in  Arkacl.  statt 
Orchomenos  in  Boeot.  370. 

Orchomenos  in  Boeot.  statt 
Erythrai  in  Boeot.  334,  359. 

Orchomenos  in  Boeot.  statt 
Tanagra  379. 

Pella  in  Macedon.  statt  Pe'le- 
kania  371. 

Pharai  statt  Thebai  383. 

Plakaia  in  Mysien(?)    statt 
Plataia  376. 

Prokonnesos  (?)  statt  Plataia 
376. 

Salamis  Insel  statt  Larymna 
358. 

Sparadokos  Kg.  der  Odrysen 
statt  Aspledon  325. 

Temnos  in  Aeolis  statt  De- 
lion 334. 

Temnos  in  Aeolis  statt  Ta- 
nagra 379. 

Thebai  statt  Chaironeia  326. 

Thebai  statt  Larymna  358. 

Thebai  statt  Pharai  374. 

(?)  statt  Lebadia  358. 

(?)  statt  Oropos  371. 

Thelpusa  statt  Erai  Jon.  und 
Thuiia  Mess.  399  ff. 
Rho,   sein  Wechsel  mit  Lanibda 
im  Namen  Haliartos  341  —  in 
andern  Namen  342. 

Rho  das,  falsche  Tetradr.  von, 
442. 

Richard,  Ezb.  v.  Trier,  Goldg. 

555,  yilbermed.  556. 
R  M  Sigle  für  Roma  480. 
Römische  MM.  ge  fälscht  105  ff. 


Roma,  behelmt,  sitzend  136  — 
im  Tempel  sitzend  130  —  be- 
helmtes Brustbild  ders.  140. 

—  Stadt,  Sigle  der  Prägstätte 
von  480. 

R omni us  (Maxentii)  falsche Br.- 
M.  131. 

Roscia,  röm.  Fam.,  Nachgepr. 
eines  Denars  ders.  595. 

R  u  d  o  1  f  v.  Wied,  Erzb.  v.  Trier, 
Denar  dess.  549. 

R  V,  Sigle  für  Ravenna  479. 

Saghäniän,  saman.  M.hof,  182. 
S  al  g  a  n  e  u  s ,  St.  in  Boeotien,  377. 
Salmos,  irrig  für  Ahnon,  377. 
S  a  1  o  n  i  c  h ,  Fabriksort  für  falsche 

griech.  MM.  442. 
Samaniden,  MM.  ders. beschr., 

180  ff. 
S  a  m  a  r  k  a  n  d  ,  abbas.  M.hof,  174 

—  Tahirid.  175  —  saman.  185 

ff.,  190. 
S am o s ,   falsche   Tetradr.   von, 

442. 
Sanaa,  in  Südarabien,   abbas. 

M.hof,  172. 
Sasaniden  MM.  gefunden  166. 
Satrapen     MM.     mit     griech. 

Schrift,  419  ff.  —  mit  aramaei- 

scher  427. 
Scantilla,  Manlia,  falsch.  B.-M. 

ders.  116. 
Sc  hasch,  abbas.  M. statte  172  — 

saman.  185. 
Schauenstein,   die   MM.   der 

Grafen  v.,  560  ff. 
Schebänkäreh,   M. statte   der 

Jndschuiden  156,  162  f. 
S Chemnitz  ,      Jubilaeumsmed. 

317. 
Schiffs  pro  ra  als  M.typus  von 

Tanagra  382  —  s.  Prora. 
Schild,  boeotischer,  als  Typus 

boeot.  Bundes-  u.  Städte  -  MM. 


620 


Saeh-Register. 


Mit  der  Aehre  auf  MM.  von 
Orchomenos  343,  364,  369  — 
mit  dein  Dreizack  auf  MM.  von 

.  Haliartos  335,  343  —  mit  der 
Keule  auf  MM.  von  Thebai  343, 
386  —  als  Symbol  auf  boeot. 
Bundes-MM.  325  —  auf  falschen 
iR  von  Skyros  443. 

Schild,  boeotischer,  als  M.typus 
von  Elyros,  Salamis,  Leukas, 
Thyrreion  353 

Schildausschnitt,  mit  Ini- 
tialen von  Ortsnamen  ausge- 
füllt —  auf  MM.  v.  Haliartos 
335  —  Plmrai  371  —  Tanagra 
379  ff. 

S  c  h  i  1  d  h  ä i  f  t  e  n ,  Anwendung 
ders.  zur  Bezeichnung  von 
., halben"  Obolen  auf  MM.  von 
Boiotia  323  ff.,  362  —  Koroncia 
323,  362  —  Tanagra  323,  362, 
382  —  Thebai  323,  362,  385  — 
Thespiai  323,  362. 

—  drei,  zur  Bezeichnung  von  Tri- 
temorien  (?)  auf  MM.  von  Thebai 
364,383. 

Schiräz,  M. statte  derJndschui- 
den  156,  162  —  abbas.  M.hof 
177  _  buwaih.  191, 

Schlüssel  der  Herapriesterin- 
nen  zu  Argos,  als  M.typus  406 
— 409  —  des  Apollotempels  zu 
Aktion  409  —  auf  Vasenbildern 
und  Grabsteinen  4C6. 

Schoinos,  St.  in  Boeotien,  M. 
377  —  Lage  ders.  378  -  Fluss 
378. 

Schwarzburg  s.  Günther. 

Sebastian us,  Kaiser,  falsche 
'Siliqua  136. 

S  e  d  s  c  h  e  s  t  a  n ,  abbas.  MM.  das. 
109  —  soffarid.  MM.  179. 

Seepferd,  halbes  geflügeltes, 
421  f.,  424. 

Segeste,  Tetradr.  von,  11. 

Seleucus,  seine  M. typen  76. 

Scrrmenra,  abbas.  M.hof,  177. 


Sestini,  Domenico,  irrige  nu- 
mism.  Beschreibungen  und  Be- 
stimmungen dess.  325,  326, 
351,  359,  374,  376,  379,  387. 

Severa,  Aquilia,  falsche  Br.  M. 
ders.  118. 

S  i  c i  1  i  e  n ,  antike  MM.  von,  an- 
gezeigt wo?  302  f. 

Sidai,  St.  in  Boeotien,  377. 

Siegeskranz  als  Attribut  von 
Pferden  auf  MM.  v.  Tanagra 
381. 

S  i  g  m  a  {X)  irrig  für  Ny  (N)  ge- 
lesen auf  MM.  v.  Haliartos  32H, 
340. 

,—  (X,  Sj  X)  gleichzeitige  For- 
men auf  MM.  von  Thespiai  3-11. 

Silberbarren  mit  MM.  gefun- 
den, wo?  166. 

Silphium,  dess.  Herkunft  be- 
sprochen, 430  f. 

Sinüb  (Sinope)  ttirk.  Prägstätte 
597. 

Skolos,  St.  in  Boeotien,  M. ? 
377  —  Lage  ders.  378  —  Dio- 
nysoskult 378. 

Skyros,  Insel,  falsche  /R  von 
442  f. 

Smyrna,  Fabriksort  für  falsche 
antike  MM.  435. 

S  o  f  f a  r  i  d  e  n ,  MM.  der ,  beschr. 
178. 

S  o  1  d i  als  Werthbestimmung,  auf 
welchen  MM.?  225. 

S olidu  s,  der  72.  Theil  des  röm. 
Goldpfundes  482. 

Sorrak,  omaijad.  M. statte,  168. 

S  o  u  t  z  o ,  A.,  353. 

S  p  e  s ,  schreitend  dargest.  124. 

S-pir i tu s  asp er  (ö ,  H,  H,  r-) 
Formen  dess.  342,  344—348, 
394  —  willkürliche  Anwendung 
dess.  342,  347,  353,  356  — 
Verbindung  des?,  mit  K,  9,  ©, 

P  (für  x>  ^>  ?)  ai'f  Inschriften 
346  —  s.  Eta  und  H. 


Sach-Register. 


621 


S  pithridates,     Satrap,    MM. 

dess.  424. 
S  t  ate  r  Alexander's  d.Gr.  beschr. 

55. 
S  t  a  t  i  a ,    Farn. ,   falscher  Denar 

ders.  111. 
S  t  e  r  n,   achtspitzig  im  Lorbeer- 
kranz 133  —  als  M.typus  von 

Orchomenos  369  —  Thebai  385. 
Sterne  mit  Halbmond ,  dargest. 

117. 
Steuerruder,    Attribut    der 

Fortuna,  121. 
Stier,   mit  Menschengesicht  1 1 

—  stehend  11  —  stossend  12 

als  M.typus   von   Plataia  und 

Plakia  375. 
Streitaxt  als  Symbol  auf  MM. 

v.  Thebai  386. 
S  ü  k  e  1  -  A  h  w  a  z ,   omaijad.  M.- 

stättel68. 
S  ü  s,  omaijad.  M.hof,  167. 
Symbole  religiösen  Charakters 

auf  MM.  395,  400,  408. 
S  y  r  a,  Insel,  Fabriksort  für  falsche 

antike  MM.  442. 
Syrakus,  Tetradr.  von,  8  f. 


T. 

Tahir  b.  Muhammed  auf  einem 

soffar.  Dirhem  178. 
T  a  h  i  r i  d  e  n,  MM.   ders.  be sehr 

174  f. 
T  a  1  h  a ,  tahir.  Prinz ,  auf  abbas. 

Dirhem  genannt  177. 
Tanagra,  St.  in  Boeotien,  MM. 

336,  379—382. 
Tau  (T,  A>  TTT)  als  M.typen 

397,  406,  408. 
Tempel,  viersäulig,  130  —  mit 

runder  Kuppel  131. 
Tempelschlüssel  s.  Schlüss. 

und  Herapriesterinnen. 
Teos    Joniae    (?    oder    Naxos) 

falsche  N  von,  400. 


Terina,  MM.  von,  11,  15  ff. 

Tetartemorien  aegin.  Syst. 
von  Boiotia  323  —  Haliartos 
325  -  Hilesion  353  —  Myka- 
lessos  359  —  Orchomenos  362 
Skolos  odor  Schoinos  377  — 
Tanagra  382  —  Thebai  385  ff. 

Teth  (ß)  aramaeisches,  älteste 
Form  dess.  nachgewies.  434. 

Tetradrachmen  von  Thebai, 
eine  Anomalie  414,  416  ff. 

Thann,  halber  Thaler  von,  222. 

Thebai,  St. in  Boeotien, genannt 
Qrßa,.  Aipxaiai  330,  354  — 
'Iff|/.>jvo0  nöXig  354  ff.  —  MM. 
383  ff.  414. 

Thelp  usa,  St.  in  Arkadien,  M. 
400. 

Theodahatns,  falsche  Br.-M. 
dess,  140. 

Theo  de  bald  us,  Gothenkönig, 
falsche  Br.-M.  140. 

Thespiai,  St.  in  Boeotien,  MM. 
336,  341,  387. 

Theta(0,  ®,  E,  ^,  H,  0,  9) 
Formen  dess.  auf  MM.  und  In- 
schriften 345,  449,  394. 

Thisbe,  St.  in  Boeotien,  hat 
nicht  gepr.  387. 

Thomas,  Desp.  v.  Epirus,  Ge- 
schichte dess.  488  f. 

Thyatria  Lydiae,  Br.-M.  der 
Fulvia  Plautilla  das.  gepr.  97, 
100. 

Thyrea,  St.  in  Argolis,  hat 
keine  Ansprüche  auf  MM.  392 
bis  405  —  Geschichte  der  St. 
und  der  Thyreatis  392—394. 

Tiflis,  abbas.  M.hof  177. 

Tiribazus,  Satrap  von  Westar- 
menien, prägte  MM.  in  Cilicien 
429. 

Titus,  Kaiser,  auf  jüd.  MM.  89, 
453  _  seine  Titel  auf  MM. 
Agrippa's  II,  453,  Imperator- 
titel dess.  456 ,  458  ff.  —  dess. 
MM.  vor   der  Ertheilung   der 


622 


JSach-Kegister. 


Imperatorwürde  459  ff.  —  die 
Zeit  seiner  Imperatorwerdung 
durch  MM.  bestimmt  459  — 
älteste  MM.  dess.  460  —  Chro- 
nologische Keihenfolge  seiner 
MM.460  —  Datirung  ders.  ohne 
Imperatortitel,  461  —  seine 
Imperator  -  MM.  verzeichnet 
462  ff.  —  seine  Münzen  mit  dem 
Imperatortitel   als   Praenomen 

465  —  dessen   alexandr.   MM. 

466  —  Titel  dess.  auf  MM.  der 
senatorischen  M. statte  467  f.— 
zweifache  Bedeutung  seines 
Imperatortitels  469  —  seine 
Titeln  auf  Inschriften  469  f.  — 
Titulaturen  dess.  nach  dem 
Tod«-  seines  Vaters  471  f. 
—  Verzeichniss  zweifelhafter 
Titus-MM.  aus  Cohen  472  ff. 

Tom  an  s.  Tumän. 

Tranquillina,  Gemahlin  Gor- 
dianus  III,  falsch.  Br.-M.  120. 

Trier,  MM.  von,  beschr.  546  ff. 

Tri  est,  MM.  der  Bischöfe  von, 
526  —  der  Sedisvacanz  526  - 
Gewicht  der  MM.  v.  538. 

Triobolen  aegin.  Systems  von 

Boiotia,  324  —  Di 326  — 

Haliartos  335  —  Orchomenos 
365  —  Pharai  372  —  Thebai 
386. 

Triteinorien  aegin.  Systems 
von  Boiotia 323  —  Orchomenos 
364  —  Thebai  364,  384. 

Trophäe,  dargest.  111. 

Tumän,  pers. Bezeichnung  einer 
Geldsumme  148. 

Tuster  minel-Ahwäz,  buwaihid 
M.hof  191. 


TJ. 

Udine,  Fabriksort  falcher  MM. 

109. 
üsküb  (Scopi)  türk.  Prägstätte 

597. 


Vaballath,  Denar  dess.  101  — 
Denar  mit  Venusbild  102  f. 

Venedig,  MM.  v.,  System, 
beschr.  227  ff.  504  ff.  —  halber 
Scudo  von  A.  Contarini  226  — 
Miinzgattungen  von,  227  ff.  — 
Gold-  und  Silbergewichte  564 

—  Legirungen  56  t  -  Probir- 
gewichte 565  —  Nom'nalwerth 
566  —  Typen  der  MM.  567  ff. 

—  Matapan  Zenos  534. 
Venus    auf   einem    Denar    des 

Vaballath  102  ff. 
Vespasian,     Titeln   dess.   auf 

MM.  Agrippas  453. 
Victoria,  auf  jüd.  MM.  89  f.  — 

schreitend  122,  127  —  sitzend 

135,  139  -  stehend  138  —  auf 

einem  Schiffsvordertheil   steh 

140. 
Victoriat,  der  röm.,  behandelt 

wo?  306. 
Vierecks.  Quadratum. 
Vitale  II,  Doge,  M.  570. 
V  o  1 1  ra  th  s  s.  Richard. 
Volricus,  Bisch,  v.  Triest,  M. 

dess.  526. 


W  ä h  r u  n g ,  persisch  -  babylo- 
nische, s.  Persisch. 

Warren,  Leicester  412—414. 

Wäsit,  abbas.  M.hof  177. 

Weintraube  als  M. typen  von 
Ililesion  353,  357  —  Skolos 
oder  Schoinos  377  —  Thebai 
386  —  als  Symbol  auf  einem 
Didr.  von  Tanagra  381  —  auf 
MM.  von  Prokonnesus  376  — 
;mf  falschen  A'  vonNaxos  oder 
Teos  Joniae  440. 

Weizenkorn  als  M.typus  von 
Orchomenos  360,  364  —  Hälften 


Sach-Uegister. 


G23 


dess.  zur  Bezeichnung  von 
halben  Obolen  323,  362  — 
Dreizahl  dcrs.  zur  Bez.  von 
Tritemoricn  (?)  364. 

Werner,  Ezb.  v.  Trier,  Goldg. 
dess.  552. 

Widderkopf  des  Kneph  als 
Beizeichen  80. 

Wied  s.  Rudolph,  Dietrich. 

Wien,  angebl.  Stadt-MM.  von, 
502  f.  —  ihre  rechte  Zutheilung 
514  —  M.meister  von,  503,  505 

—  Pfennigrecht  von,  älteste 
Urkunde  darüber,  505  — 
Wappen  von,  auf  Pfennigen, 
welcher  Zeit?  509  —  Haus- 
genossen 512  ■ —  Münzamt  315, 
597  —  Medaillen  das.  gepr.  599 

—  Medaillen-Concurs  600. 
Wilhelm  VII,  s.  Hoorn. 
Windischgrätz,  Prinz  E.  zu, 

besitzt  ein  Unicum  des  nabath. 
Königs  Obodäs  448. 
Witte,  J.  de  —  338  ff. 


Wolf  und  Theile  dess.  als  Münz- 
typen von  Argos  398 — 405. 

Y. 

Y  A  0  P  0  s.  ESdwpof. 


Zeitrechnung  s.  Aera. 
Zeno,  Kaiser,  Solidus  dess.  479. 
Zerendsch,  abbas.  M.hof  171, 

172,  173  —  Tahirid.  175. 
Zeus,   80 — Kopf  als   M.typus 

von  Boiotia  96. 
Zi  anj,  Seb.,  Doge,  M.  572. 
Ziege  als  Typus  einer  unbest.M. 

333  —  Kopf  ders.  als  M.typus 

von  Elyros  352. 
Ziegenbock,  dargest. wo ? 428. 
Ziegenhain  s.  Otto. 


Nuiriism.  Zeitscli.l87i. 


Taf.  I. 


Xozrluch  6tl.!k  . 


Numism.  ZeitscK .1871. 


I|  ISO  -t.  • 


ihr.  ff. 


Xbxetuch  del  .&  sc. 


Numism.  Zeilseh. 1871  . 


Taf.  M. 


Kozeluch  Jet.  &>  sc . 


Numism .  Zeitsch.1871 . 


TafI7 


Xniiiism.  Ztitsch.1871. 


Taf.V. 


f2.'Ry. 


11.   ^ 


KoielacK  tili,  t  sc. 


h   ]  871. 


Numism.  Zeitsch  .1871 


Tat. VE. 


Sr/tsacAer 


JioielircA    4C' 


NumLsru.Zeitsch.1871. 


TafAW. 


Alexander. 


Ä 


Ftolemaeus  I . 


£d.  JCoieluch.sc 


Numisin.  Zeitsch.1871 


Taf.XL.    * 


Numisni.  Zeitsch.  1871. 


TafXlf. 


/4.  j    B. 


Numism.  Zeitsch.    1871. 


Taf.  XIII. 


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