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Full text of "Oesterreichische botanische Zeitschrift"

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Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift. 


(desterr. botanisches Wochenblatt.) 


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Gemeinnütziges Organ 
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Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, 
Apotheker und Techniker. a 






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Redigirt und herausgegeben 


von 


Dr. Alex. Skofitz. 


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1874. 





WIEN. 
Verlag von C. Gerold. 














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Oesterreichische 


BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. 


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(zemeinnütziges Organ 
für 
Botanik und Botaniker,bärtner,Oekonomen,Forstmänner, Aerzte, 
Apotheker und Techniker. 


Mit 


Origsinal-Beiträsen 
von 


Andorfer, Antoine, Artzt, Ascherson, Bochkoltz, Borbas, Celakovsky, (sato, Dedetek, 
Focke, Freyn, Gremblich, @rundl, Haberlandt, Halaesy, Hazslinszky, Heidenreich, Herpell, 
Hibsch, Hoeme, Holuby, Huter, Jaeger, Janka, Kanitz, Kemp, A. Kerner, J. Kerner, Knapp, 
Krenberger, Landerer, Mayer, Mikosch, Oborny, Pancic, Pantoesek, Plosel, Polak, Rauscher, 
Reichardt, Richter, Sauter, Schlosser, Siegmund, Strobl, Tauscher, Thümen, Treuinfels, 


Vechtritz, Val de Lievre, Vogl, Wiesbaur, Wiesner, Winkler. 


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Redigirt AR 
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von er Aftır 
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D" Alexander Skofitz. "*"”= 


XIV. Jahrgang. 


(Mit 1 Lithographie und 1O Holzschnitt-Abbildungen.) 


Wien A874, 


Verlag von ©. Gerold. 





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Desterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift J Ü die freidurch die Posthe- 
erscheinr Botanik u nd Botaniker, zogen werdensollen, sind 


den Ersten jeden ee blos bei der Kedaktion 
Man pränumerirt auf selbe N; „ x Ye er er Rlerit =E EEE REN 

Prämie av sed° Gärtner, Oekonomen, Porsimänner, Aerzle, "zu pränumeriren. 

(5 Thir. 10 Ngr,) i Im Wege des 
ganzjährig, oder mit ! ıkor 1 ip Buchhandels übernimmt 
4, ö.W.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheke und Techniker. Pränumeration 

halbjährig. ©. Gerold's Sohn 


Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 1 so wie alle übrigen 
15 kr. öst. W. 7 . 


Buchhandlungen, 





























XXIV. Jahrgang. WIEN. Jänner 1874. 
INHALT: Gallerie österr. Botaniker. — Micromeria (Saturea) Rodrigueziü. Von Freyn und 
Janka. — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. -- Scleranthus-Arten. Von Pantocsek. — 
Reise nach Sicilien. Von Strobl. — Zur Lflora des Illgebietes. Von Dr. Kemp, (Forlsetzung.) — 
Correspondenz. Von Huter, Uechtritz. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 
— Literarisches. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Pränumerations-Einladung. — Iuserate. 
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o .. . . . 
Gallerie österreichischer Botaniker. 
LIBRARY 
August Kanitz. Er. 
GARDEN 


(Mit einem lithographirten Porträt.) 


„Aber unser Patriotismus kann nicht darin bestehen, dass wir 
Alles, was im Vaterlande geschieht, für gut und schön halten, vielmehr 
darin, dass wir mit den besten Kräften, mit der wärmsten uneigen- 
nützigen Liebe für das Aufblühen der Wissenschaft in unserem Vater- 
lande wirken“!). Mit diesen Worten schloss Professor Dr. August 
Kanitz seine erste Vorlesung an der neugegründeten Universität in 
Klausenburg im Jahre 1872. Sie enthalten klar den Gedanken, wie 
K. sich die Lösung der wissenschaftlichen Aufgabe in Ungarn vor- 
stellt; fern von jedem Optimismus wünscht er seinen Landsleuten in 
erster Linie guten Willen, Energie und Ausdauer. In welcher Weise 
er selbst dieser Anschauung in der That Ausdruck gegeben, darüber 
mögen die nachfolgenden Blätter berichten. 

August Kanitz wurde zu Lugos im Krassöer Komilate in 
Ungarn am 25. April 1843 geboren. In seinen ersten Kinderjahren 


!) Kanitz: Einige Probleme der allgemeinen Botanik, S. 13. 
Oesterr. botan, Zeitschrift. 1. Heft. 1874. 1 


war er fast immer kränklich; wenn er gesund war, fiel er durch 
seine Lebhaftigkeit und Gutmüthigkeit auf. Der schwächliche Knabe 
machte seine erste grössere, fast zwei Tage erheischende Reise im 
Jahre 1848 nach den Herkulesbädern bei Mehadia, da man sich von 
den dortigen Schwefelbädern viel zur Kräftigung seiner Gesundheit 
versprach. 

Der Vater von August K. hatte eine bedeutende ärztliche Pra- 
xis und war sehr beschäftigt, dennoch nahm er den ersten Unterricht 
seines Sohnes in die Hand. Der kleine Knabe wurde schen frühzeitig 
zum Lernen angehalten, das Memoriren fiel ihm aber schwer. Trotz 
des starken Gedächtnisses konnte K. auch später kein ganzes Gedicht 
deklamiren. 

Für die Botanik hatte er in der fünften Gymnasialklasse zu 
Temesvär eine Leidenschaft gefasst, die er nimmer verloren. Im Sep- 
tember 1857 hatte er gesehen, wie Dr. Johann Heuffel noch einige 
Tage vor seinem Tode sein schönes Herbar in grosse Kisten ver- 
packen liess, um es an Dr. Ludwig Haynald, damals Bischof. von. 
Siebenbürgen, in Karlsburg abzusenden. Bald darauf geleitete er auch 
den verdienstvollen Botaniker zu Grabe. In Temesvär war eben Josef 
Woblfart, früher am Gymnasium in Schemnitz, angekommen und 
zum Vorstand der fünften Klasse bestimmt. Wohlfari war ein, über- 
aus begabter Mensch, von seltener Güte und einem unabhängigen 
Charakter, den er auch im Ordenskleide zu wahren trachtete. Er 
lehrte nebst anderen Lehrgegenständen auch Naturgeschichte. Im Spät- 
herbste botanisirie K. noch mit Wohlfart und lernte da auch die 
erste Graminee Dactylis glomerata kennen. Im Winter ordnete W ohl- 
farb »das: Gymnasialherbar, grösstentheils eine Schenkung des Julius 
Freiherrn v> Schröckinger-Neudeuburg, der Anfangs der fünf- 
ziger „Jahre,Sekretär bei der Finanzlandesdirektion in Temesvär war. 
Die Sammlung enthielt zumeist Küstenländer Phanerogamen. Viel mehr 
Belehrung boten aber dem Knaben die von Hermann Wagner her- 
ausgegebenen Herbarien. Im Sommer wurden höufig Exkursionen ge- 
macht, einmal kurz nach der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Szege- 
din-Temesvär sogar nach dem eine Station von Temesvär entfernten 
Szakälhäza. Auch in den Ferien botanisirte K. fleissig und korre- 
spondirte hierüber mit Wohlfart. Im August 1859 war K. wieder 
in den Herkulesbädern von Mehadia, da wurde er mit dem Univer- 
sitätsprofessor Dr. Josef v. Gerenday aus Pest bekannt und unter- 
nahm mit ihm mehrere Ausflüge, darunter auch einen auf den Domogled. 
Die Exkursion, die übrigens nichts Neues bot, beschrieb er damals 
gleich und liess die Uebersetzung des ungarischen Manuskriptes auch 
später drucken ?). 

Das nächste Jahr war K. in Nagy Körös, wo er oft botanisirte 
und mit der Steppennatur Ungarns bekannt wurde, hier sah er auch 
die kilaftertiefen unabsehbaren Flugsandmassen mit ihrer armen Vege- 
talion. Die Resultate der hier gemachten Exkursionen waren nicht 


?) Eine Exkursion auf den Domogled. Bonplandia X. 15% ff. 


3 


bedeutend, aber dennoch wünschte Neilreich nach der Durchsicht 
des Manuskriptes dessen Drucklegung?). In diesem Jahre sandte auch 
“K. einen kurzen Nachruf an Heuffel für die Flora in Regensburg *) 
und hatte auch Gelegenheit, einige Bände des Oesterr. botan. Wo- 
chenblattes und die komplete Suite der Verhandlungen der zoolo- 
gisch-botanischen Gesellschaft zu benützen. Diese Sammelwerke und 
Leunis’s Synopsis erhoben ihn über das Niveau der engen Schul- 
buchliteratur. 

Nach dem erlangten Zeugnisse der Reife bezog K. die Wiener 
Universität und liess sich dem bestimmten Wunsche seines Vaters 
entsprechend als Hörer der Medizin inskribiren. Der sorgsame Vater 
wünschte seinen Sohn einst als Nachfolger in der ärztlichen Praxis 
zu sehen. K. hörte auch fleissig die Kollegien, besonders Anatomie 
bei Hyrtl, Zoologie bei Kner und Pflanzenanatomie bei Unger. In 
den Vorlesungen Kner's wurde er mit dem Benediktinerpriester von 
den Schotten, Prof. Adalbert Nitzelberger, bekannt. In Unger’s 
Hörsaal, wo gleichfalls Beide zusammenkamen, bemerkte N. einmal, 
dass Reichardt hier seine Vorlesungen über Kryptogamen halte. 
Lange wünschte schon K. etwas Ausführliches über diese grosse Ab- 
theilung des Pflanzenreiches zu erfahren. Reichardi hatte zu den 
Vorlesungen gleich das Mikroskop mitgebracht und bei Gaslicht de- 
monstrirt, sein Vortrag war überaus interessant. Es waren damals 
in seinem Kolleg nur wenig Hörer, doch lauter solche, welche schon 
Etwas wussien. K. liess sich noch Ende Oktober nachträglich bei 
Reichardit inskribiren. Die medizinischen Studien waren aber im 
Vordergrund und erst spät Abends rannte K. aus der Gewehrfabrik 
von Hyril’s Sezirsaal in die Stadt, um die Vorlesungen Unger’s und 
Reichardt’s zu hören. 

K. halte schon früher einmal Prof. Fenzl’s Rath schriftlich er- 
beten und erhalten, auch der alte Lugoser Apotheker Franz Gal- 
liny empfahl ihn warm an Dr. Theodor Kotschy, dennoch wagte 
er es nicht, in das k. k. botanische Hofkabinet zu gehen. Die Herren 
waren von einem Nimbus umgeben, der dem jungen Mediziner un- 
nahbar erschien. Reichardt, damals selbst jung, ermuthigie ihn, 
und so ging K. in den botanischen Garten. Fenz| war eben mit dem 
Arrangiren von Novarapflanzen beschäftigt und begrüsste K. überaus 
liebenswürdig, dort sah er auclı damals den jetzigen Kustos am bo- 
tanischen Hofkabinet, Dr. Johann Peyritsch, mit dem er-aber erst 
mehrere Jahre später näher befreundet wurde. Seit dieser Zeit ging 
er öfters in das botanische Hoikabinet, Belehrung zu suchen, und er 
fand sie im vollsten Masse im Verkehr mit Fenzl, Reissek und 





°) Sertum florae territorii Nagy-Körösiensis. — Verhandlungen der zool.- 
botan. Gesellsch. 1862 S. 201 ff. 

Um diese Zeit fällt auch die Publikation von: Mairicaria Bayeri n. sp. 
M. Tud. Ert. (Ung. wissenschaftl. Journal) 1862, S. 321— 323. Vergl. übrigens 
auch Bot. Ztg. 1862 S. 191. | 

*) Nekrolog, Flora 1861, S. 271—272. — (Eigentlich die erste Notiz, 
welche K. überhaupt drucken liess). 

* 


4 


Reichardt. Da waren aber die Umstände solche geworden, die ihn 
fast unwillkürlich zur Handlung drängten. M. Fries aus Upsala war 
in Wien und wünschte für einen Freund in Schweden eine botani- 
sche Inauguraklissertalion, die in Pest vertheidigt wurde. Reichardt 
fragte K., ob er diese Dissertation kenne. K. bejahte es und machte 
auf mehrere andere Pester botanische Dissertationen aufmerksam, die 
eben nicht werthlos wären. Reichardt meinte, es wäre der Mühe 
werth, sie dem deutschen Publikum im Auszuge bekannt zu machen 
und empfahl die österr. botan. Zeitschrift zur Ausführung dieses Vor- 
habens. Dr. Alexander Skofitz nahm K. freundlich auf und war 
gern bereit, die Auszüge drucken zu lassen). 

Die ersten Beil. ‘ge waren noch nicht erschienen, als K. eines 
Samstages in der Bibliothek des k. k. botanischen Hofkabinets mit 
Genersich’s Florä scepusiensis beschäftigt von einer hohen, hagern, 
freundlich blickenden, eleganten Gestalt angesprochen wurde. Die 
Frage war: „Sie sprechen ungarisch, können Sie mir sagen, was 
dieses Buch enthält?“ Der Fragesteller war Oberlandesgerichtsrath 
Neilreich, das Buch Diöszegi und Fazekas Magyar Füveszkönyv 
(Ungarisches Botanisirbuch). Die kurze schriftliche Mittheilung, die K. 
Neilreich gab, legte dieser später der zoolog.-botanischen Gesell- 
schaft vor ®). 

Neilreich hatte damals jenen Druckbogen der Nachträge zu 
Maly’s Enumeratio korrigirt, welcher die Farne enthielt und ging mit 
dem Plane um, eine andere Arbeit zu beginnen, welche ihm für 
mehrere Jahre Beschäftigung böte. Beide gingen aus dem kalten 
Bibliothekssaal in das daransiossende Arbeitszimmer und besprachen 
sich. Neilreich war von der Literaturkenntniss K.’s überrascht und 
haite zu ihm grosses Verirauen gelasst, er entwickelte seinen Plan, 
eine Pflanzenaufzählung von Ungarn zu schreiben, verhehlte aber 
nicht seine Besorgnisse und besonders die Befürchtung, dass er wegen 
Unkenniniss der Sprache und botanischen Landesliteralur die Arbeit 
später aufgeben müsste. K. versicherte Neilreich seiner Mitwirkung 
und ı versprach auch mit Ausdauer bei der Hilfeleistung zu verharren. 
Beide ahnten es nicht, dass die Arbait so viele Jahre in Anspruch neh- 
men werde! Auch K. hatte sich die auf ihn entfallende Wirksamkeit 
viel leichter vorgestellt. Da mussie auf einmal die ganze Literatur 
aufsestöbert werden, und K. war selbst verwundert über die Masse 
des in und über Ungarn Geleisteten. Nachdem K. genöthigt war, jedes 
Buch für Neilreich durchzusehen, um ihn darüber zu orientiren, 
entschloss er sich, eine Geschichte der Botanik in Ungarn abzufassen. 
Die Arbeit erschien zuerst im 10. Jahrg. der Bonplandia, und waren 
in «dieser Zeitschrift die drei ersten Kapitel gedruckt, als Berthold 
Seemann am Ende des Jahres die von ihm nur mil grossen mate- 


5) Beiträge zur Botanik Ungarns. Oest. bot. Zeitschr. XI. 404, XII. 24, 
3, XII. 51. 

6) Bemerkungen über einige ungarische botanische Werke. Verhandl. der 
zool.-bot. Gesellsch. 1862, 8. 97 ff. und separat 4 5. 8. 


5 


riellen Opfern aufrecht gehaltene Zeitschrift eingehen liess. K. halte 
sich siebenzig Separatabdrücke reservirt und liess dann die übrigen 
Bogen in derselben Druckerei auf eigene Kosten drucken ?). Das 
Büchlein wurde bald eines der theuersten, da fast Keine Exemplare in 
den Buchhandel gelangten. Auch der verst. Prof. v. Schlechtendal 
in Halle, dem K. für die botanische Zeitung ER Beiträge®) sandte, 
und in dessen Linnaea er einige hinterlassene Manuskripte Heuffel 's®) 
publizirte, bedauerte, dass diese Arbeit nur geringe Verbreitung land, 
und munterte K. zum Neuabdruck in der Linnaea auf. K. hatte in- 
dess eine ganz andere Anschauung über Geschichtsschreibung in der 
Wissenschaft erworben, es wurde ihm klar, dass das Gesammtimale- 
rial über die Leistungen in Ungarn nicht zu einem zusammenhän- 
genden Ganzen verarbeitet werden könne. 


Der Versuch einer Geschichte der ungarischen Botanik !0) bleibt 
für immer eine Ehrenrettung der ungarischen Botaniker und ist mit 
einer Sorgfalt und so sicheren Beherrschung des Stoffes geschrieben, 
dass man nie einen Jüngling von kaum 22 Jahren als Verfasser ver- 
muthet hätte. 


Allein nicht nur bei der Bearbeitung des botanischen Materials 
war K. Neilreich behilflich, sondern auch bei jener der geographi- 
schen und bei der Zusammenstellung der meteorologischen Verhält- 
nisse hatte K. mitgeholfen. 


K. hatte so nicht nur Neilreich zu unterstützen gestrebt, son- 
dern zugleich die im häufigen Verkehr mit Neilreich angeregten 
Ideen zu verwerthen gesucht; konnte er diess aber zweckmöässiger 
tun, als indem er die in Ungarn erschienenen Arbeiten ungarisch 
besprach ? 


Damals redigirte der im Oktober 1873 verstorbene Prof. der 
deutschen Sprache an der Universität in Pest, Dr. Mansuet An- 
selm Riedel, die „Kritikai lapok* (Kritische Blätter), welche bald 
(1863) der von Riedel in grösserem Massstabe angelegte „Kalauz 
a közmiveltseg es irodalom ter en“ (Führer auf dem Gebiete der all- 
gemeinen Bildung und der Literatur) ersetzte. In diesen beiden Zeit- 


?) Geschichte der Botanik in Ungarn, Skizzen von August Kanitz. Ge- 
druckt in 70 Exemplaren. Hannover 1863. 199 S. 16. 

%) Botanische Notizen. Schlecht. und Mohl. Bot. Ztg. 1860, S. 190. — 
Beiträge zur Kenntniss der Flora Pannoniens, Daciens und Rumeliens. Fbend. 
1863, S. 44—45. — Enumeratio Urticarum imperii regis Hungarici. Ebend. 
1863, S. 54—55. 

»), Heuffel Fragmenta Monographiae Caricum in regnis Hungariae, Croa- 

tiae, Slavoniae magnoque Transsylvaniae principatu sponte nascentium. Lin- 
naea XXXI. 659—728 und besonders Halle 1863. 60 S. 8. — Heuffel: Junei 
et Luzulae generum species per Hungariam observatae a beato Heuffelio Dre. 
concinnatae. Manuscriptum post mortem auetoris publicatum ab A. K. Ebend. 
XXXI. 5. 189— 200. 

10) Linnaea XXXIU. 5. 401—664 und als selbstständiges Buch, Halle 
1865. 264 5. 8. 


6 


schriften erschienen zahlreiche Kritiken, Referate, kleinere Artikel!!), 
indess zwei ausführliche Arbeiten in der von Csengery redigirten 
„Budapesti Szemle“ (Pestofner Revue) gedruckt wurden 1?). 

Wie sehr auch K. in seiner Geschichte der Botanik dem wis- 
senschaftlichen Publikum gegenüber die Gesammileistungen in Un- 
garn vertheidigte, ebenso besiimmt trat er in den ungarischen Blät- 
tern auf. 

Es musste auf die Uebelstände rückhaltslos hingewiesen werden, 
es musste das offene Wort gesprochen werden, wenn auch Prival- 
briefe „Berücksichtigung“ wünschten. 

Man kann aber K nicht vorwerfen, dass er auch ein einziges 
Mal etwas Anderes vor Augen hatte, als die Wahrheit, und jeder 
unbefangene Leser wird zugeben müssen, dass K. in seinen Refe- 
raten niemals ungerecht war. Das war aber eben für diejenigen 
unbequem, die eine unberufene Rolle spielen wollten, und man kann 
sagen, dass K. obenso gefürchtet als gehasst war. Da die vermeint- 
lich Verletzten auch ihre Verbindungen hatten, : konnte es nicht aus- 
bleiben, dass sie K. Revanche zu geben trachteten, freilich nie in 
der Weise, dass sie die Unrichtigkeit des Referates nachwiesen. 
Als später der Kalauz eingeing (1865), schrieb K. keine ungarischen 
Referate mehr. Wie nachhaltig aber das dort Vorgebrachte wirkte, 
dafür spricht am klarsten der Umstand, dass man K. auch heute sein 
damaliges Auftreten in Ungarn nachträgt, freilich in der Weise, dass 
man ihn der Streitsucht zeiht, wo doch eben von Streit nicht die 
Rede sein kann, da Keiner es unternahm, K. zu antworten, obgleich 
im Kalauz sehr häufig Repliken erschienen. 

Im August 1862 machte K. einen Ausflug auf den Retyezät in 
Siebenburgen. 

In den Jahren 1862 bis 1864 hatie K. aus den Manuskripten des 
Nationalmuseums einen Theil von Paul Kitaibel’s Nachlass heraus- 
gegeben. Die Acrobrya amphibrya Hungariae 1?) und Additamenta ad 
floram hungaricam!*) sind komplete Textausgaben, nur hatte K. die 
Pflanzen auf Neilreich’s Anrathen nach dem Endlicher’schen Systeme 
angereiht. 

Die Reliquiae Kitaibelianae e Manuscriptis Musei nationalis Hun- 
garici 1?) enthalten Aufzählungen von Pflanzen, welche Kitaibel auf 
verschiedenen Reisen gesammelt. K. hatte nur Partien notirt, ohne die 
Absicht sie zu ediren, da er diess mit den gesammten Manuskripten 
auszuführen hoffte und diese Proben nur zur Information Neilreich’s 


u —— 





ar) ni lapok I. 292, 369, II. 90, 104, 124, 139, 174, 177. — Ka- 


lauz I. 7, 56, 63, II. 20, 37, 43, 60, 87, 40%, 119, 424, 152; 458, IM. 71. 
12) A a alföld flo oraja (Die Flora des ungar. Tieflandes). Budapesti 
Szemle XVII. (1863) 234—242. — Kitaibel es hätrahagyott munkäi (Kitai- 


bel und seine hinterlassenen Schriften). Ebend. XVIN. (1863) 145—153. 

13) Linnaea XXX, 5. 263— 232. 

12) Ebend. S. 305—642 und selbstständig Halle 1864. 338 S. 8. 

15, Verh. der zool.-bot. Ges. 1862. S. 589—606, 1863 S. 57—118, 505— 
554 und selbstständig Wien 1862—1863. 139 S. 8. 


7 


gemacht wurden. Welch’ grossen Werth aber Neilreich auf diese 
Publikation legte, davon zeugen seine geschriebenen und gedruckten 
Aeusserungen 19). 


Als K. sich eine Uebersicht über die Wirksamkeit Kitaibel’s 
verschafft, hielt er über diesen um die vaterländische Naturforschung 
so überaus verdienten Mann einen Vortrag in einer Sitzung der kel. 
ungar. naturwissenschaftlichen Gesellschaft 7) und wurde auch bei 
.der 1863 in Pest abgehaltenen Naturforscherversammlung eingeladen, 
für den im Jahre 1864 zu publizirenden Bericht eine Biographie Ki- 
taibel’s zu schreiben 18), wie er zwei Jahre später für "die Berichte 
der Pressburger Naturforscherversammlung gleicher Aufforderung nach- 
kommend, die Biographie Endlicher’s abfasste !%). Als Mitglied der 
Pester Naturforscherversammlung hielt er auch einen Vortrag über 
den Speziesbegriff mit Berücksichtigung der Auffassung jener botan. 
Autoren, die in Ungarn gewirkt?0), 


16) Allons enfants de la patrie 
Le Jour de la gloire est arrive. 

Die Manuskripte Kitaibel’s sind da. Sie stehen in einer Kiste im bota- 

nischen Garten, eine Masse von Material, das für viele Monate Beschäftigung 
gibt. Der Inhalt ist im Ganzen überall fragmentarisch, gleichwohl von höchstem 
Belange (Neilreich an K. Wien 4. April 1863). 
Ich danke Ihnen nochmals für die Reliquiae Kitaibelianae und die mir gemachte 
Widmung. Es ist dieses Werk bezüglich der Standorte unstreitig das 
wichtigste, was über die Flora Ungarns erschienen ist, und wird fortan 
eine reiche Quelle derselben bleiben. Sind Sie auch nicht der Verfasser, 
so bleibt Ihnen doch das Verdienst, dass Sie, obschon im jugendlichsten Alter, 
trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten in kurzer Zeit zu Stande brachten, 
was allen Professoren und Gelehrten durch 2 Menschenalter zu Tage zu fördern 
nicht gelang. In dem Maasse, als dieser gewiss gerechte Vorwurf alle Botaniker 
Ungarns trifft, in demselben Maasse trifft Sie das Lob (Neilr. an K. 11. Juli 1863). 
So viel steht fest, dass die Reliquiae Kitaibelianae die wichtigste und reichhal- 
tigste Quelle sind, sie enthalten die Hälfte aller Standorte, nur Schade, dass die 
Topographie so viele Schwierigkeiten bietet. Das Verdienst der Herausgabe bleibt 
Ihnen ungeschmälert, denn es hat geradezu moralichen Muth erfordert, sich 
einer so mühevollen Arbeit zu unterziehen, abgesehen von den Schwierigkeiten, 
die Manuskripte herauszubekommen (Neilreich an K. 10. August 1363 bei 
30° R. im Schatten). — Vergl. noch Neilreich ungar. Aufzählung (p. VII): 
„Durch die Herausgabe eines grossen Theiles des handschriftlichen Nachlasses 
Kitaibel’s hat er das Zustandekommen der gegenwärtigen Aufzählung wesent- 
lich gefördert, für diese Veröffentlichung hat ihm aber sein Vaterland in erster 
Linie zu danken“ und — Ascherson Bot. Ztg. 1865, S. 365. 

1?) Vgl. Note 12. = 

13) Kitaibel Paäl eletrajza (Biographie Paul Kitaibel’s) Magyar orvosok 
es termeszetvizsgälök. IX. (1864) nagygyülesenek munkälatai S. XVI—XYVIL 

19) Endlicher Istvan Laszlö eml&kezete (Nachruf an Stefan Ladislaus 
Endlicher) M. o. &s t. XI. (1866) nagygyülesenek munkälatai S. K—XYII. 

20) A növeny-species fejlödesenek törteneteröl különös tekintettel Magyar- 
honra (Ueber die Entwicklung des botanischen Speziesbegriffs mit besonderer 
Berücksichtigung Ungarns). M. o. es t. IX. (1864) nagygyülcs munkaälatai. 
S. 298—303. 

®. 


Noch eine Edition fällt in diese Zeit. K. hatte durch einen glück- 
lichen Zufall von Diöszegi'ss Sohn das Handexemplar des Magyar 
Füveszkönyv erhalten, in demselben waren die Nachträge bis Diöszegi's 
Tod von ihm selbst eigenhändig aufgenommen worden. Da damals 
wenig Aussichten für eine Gesammlflora Ungarns waren, gab K. diese 
Zusätze in einer besonderen Broschüre heraus, welche der Redakteur 
der ungarischen Apotheker - Zeitung als Beilage zu seinem Blatte 
veröffentlichte 2%). 

Dieser Zeitabschnitt fällt fast ganz bestimmt mit jenem der Ab- 
fassung von Neilreich’s Aufzählung ??) zusammen. 

K. imponirte Neilreich’s Autorität so sehr, dass er Alles, was 
er deutsch oder ungarisch drucken liess, früher Neilreich zeigte. 

Auf Neilreich’s Anregung hatte K. auch im August 1864 in 
Slavonien, und zwar im Veroviticer und Sirmier Komitat, sowie im 
damaligen Broder Grenzregimente botanisirt. K. halte einen kranken 
Freund nach Gleichenberg begleitet, bei dieser Gelegenheit das Hügel- 
land jenseits der Donau "gesehen, an mehreren Stellen der Murinsel 
Pflanzen gesammelt und dann auf der Drau sich nach Essek zur 
Ausführung seiner botanischen Ausflüge begeben. In Vinkovee war 
er mehrere Tage bei dem als Mykologen wohlbekannten Hauptmann 
Stefan Schulzer v. Müggenburg. 

Die Aufzählung slavonischer Pflanzen?) wurde unter Mitwir- 
kung von Schulzer für die Pilze, Juratzka für die Moose, Prof. 
Alex. Braun für die Charen und Dr. Reichardt für die übrigen 
Kryptogamen herausgegeben. 

Bei der Bearbeitung der Phanerogamen hatte Knapp’s Sammel- 
eifer besonders für die westlichen Komitate bedeutendes Material ge- 
liefert. Die Sammlungen K.’s vom Jahre 1864 und auch ein grosser 
Theil jener Knapp’s wurden von Neilreich revidirt. Ausser diesem 
Materiale wurden noch die gesammte Literatur, Kitaibel’s Manu- 
skripte im Nationalmuseum, ein sehr werthvolles Verzeichniss sirmi- 


®ı) Els6ö függelek Diöszegi Magyar Füv6eszkönyvehez (Erstes Supplement 
zu Dioszesis ungarischem Botanisirbuche). Pesten 1863. 32 S. 8. 

22) Neilreich sandte damals K. ein Dedicationsexemplar dieses für Un- 
garn so wichtigen Werkes in Begleitung eines Schreibens, welches am besten das 
Verhältniss beider Botaniker zu einander beleuchtet. Der Brief lautet: 

„Empfangen Sie hierinit aus freundlicher Hand ein Exemplar meines 
Werkes, an dessen Zustandekommen Sie so wesentlich beigetragen. Ich danke 
Ihnen herzlich für die wichtisen Dienste, die Sie mir dabei durch 3 Jahre mit 
grösster Zuvorkommenheit geleistet, für die vielen heiteren Stunden, die Sie 
mir geschenkt, und die besonders in dem für mich traurigen Winter 1863—1864 
mir so sehr zum Troste und zur Aufheiterung gereichten. Sie waren Zeuge der 
vielen vorzugsweise in meinem körperlichen Leiden gegründeten Schwierigkeiten, 
unter denen ich das Werk zeschrieben habe, ein mir noch jetzt unbegreifliches 
Glück war es daher, dass wenigstens der Druck anstandslos vorüberging und 
meinerseits auch nicht um einen Tag verzögert wurde. Sie wissen ja, “dass ich 
a gezweitelt habe, ob ich das Ende meines Werkes noch erleben werde“ 
(Neileich an K. 5. Sept. 1865). 

2?) Die bisher bekannten Pflanzen Slavoniens. Verh. der zool.-bot. Ges. 
r% S. 3—172 und selbstständig. Wien 1866. 172 8. 8. 


9 


scher Pflanzen von Prof. Pan&ie in Belgrad u. s. w. verwerthet. 
K. war bestrebt, diese Aufzählung möglichst fehlerfrei zu bearbeiten, 
und zweifelsohne ist sie auch eine der gewissenhaftesten der Neil- 
reich'schen Schule. 


Mit Johann Hunfalvy bekannt geworden, übernahm K. die 
Bearbeitung des pflanzengeographischen Theiles für dessen Physikali- 
sche Geographie von Ungarn (Magyarorszäg termeszeli viszonyai). 
Dieses bedeutende Werk, welches über hundert Bogen stark ist, ver- 
fasste Hunfalvy im Auftrage und auf Kosten der ungarischen Aka- 
demie der Wissenschaften. Die Abhandlung K.’s befindet sich im dritten 
Bande S. 611—720 und erschien auch separat ®*). Sie wurde mit 
grossem Aufwande von Zeit und Arbeit zu Stande gebracht. Der- 
jenige Theil, welcher die Eintheilung der pflanzengeographischen Ge- 
biete behandelte, erschien ein Jahr später im „Ausland“ deutsch). 
Im Nachworte zur deutschen Abhandlung wies auch K. auf die son- 
derbare Erscheinung hin, dass die Vertheilung der Pflanzengebiete 
mit jenen der Nationalitäten zusammenfiel?®). K. hatte dann noch 
mehrere kleinere Beiträge an das „Ausland“ anonym geliefert?) und 
auch Oskar Peschel einige Korrekturen zu dessen neuen geographi- 
schen Problemen mitgetheilt. Als Peschel in Folge eines Rufes als 
ordentlicher Professor der Erdiunde an die Universität Leipzig die 
Redaktion des „Auslandes“ zurücklegte, fand auch K. keinen Anlass 
mehr, Beiträge dem „Auslande“ zu senden. 


Im August 1867 ging K. zum Besuche der Weltausstellung 
nach Paris, hier wurde ihm die Ehre zu Theil, zu einem der Selkre- 
täre des Congres botanique international erwählt zu werden. In Paris 
wurde er mit mehreren Coryphäen bekannt, unter diesen seien er- 
wähnt: A. Brongniart, J. Decaisne, E. Spach, J. E. Planchon. 
A. de Candolle, Eugen Fournier, A. W. Eichler, mit dem er 
dann in näheren freundschaftlichen Verkehr trat, und H. A. Weddel, 
dem berühmten Durchforscher der Anden und Monographen der Urti- 
ceen und Cinchonen. Mit Letzterem war er am meisten im Musee 
d’histoire naturelle zusammen und mit dem Studium derselben Fa- 
milie der Urticeen beschäftigt. Von Paris ging er über Brüssel nach 
Holland. In Leiden im Rijksherbarium hatte er die ihn interessiren- 
den Urticeen und andere Familien untersucht, auch im Herbar des 
berühmten Verfassers der Synopsis florae germanicae W.D. J. Koch's 
— welches der Leidener Prof. Suringar käuflich erworben -- man- 
ches Kritische nachgesehen. Auf der Universitätsbibliothek in Leiden 
fand er viele interessante Manuskripte und den Briefwechsel des Carl 


?*) A magyar tartomänyok növenyzeti viszonyai (Die Vegetationsverhält- 
nisse der ung. Provinzen). Pest 1865. 112 S. 8. 

25) Uebersicht der pflanzengeographischen Verhältnisse Ungarns, Sieben- 
bürgens, Dalmatiens, Kroatiens und Slavoniens. Das Ausland 1867. S. 531—535. 

26) Ebd. 5.5. 53 

2?) Ebd. 1868, S. 334—335, 1869 S. 495—498. 


10 i 


Clusius?®). Obgleich er einen grossen Theil des Materials bearbeitet, 
konnte er bisher die Zeit nicht gewinnen, dasselbe herauszugeben, 
was um so mehr zu bedauern ist, als dieses sehr interessante Auf- 
klärungen über die botanische Methode des sechzehnten Jahrhunderts 
liefern würde. Von Leiden reiste er nach Utrecht, dort wirkte damals 
der Direktor des in Leiden befindlichen Rijksherbarium Miquel als 
Professor an der Universität. K. konnte ihm erzählen, wie sehr ihn 
das Leidener Herbar und besonders dessen japanische Abtheilung 
angesprochen. Im Wiener botanischen Garten waren einige Pflanzen 
aus Samen, welche Maximovicz aus Japan gesandt, aufgegangen. 
K. hatte diese bestimmt und schon früher Miquel für seine Prolusio 
florae japonicae zugeschickt?%). Die japanischen Pflanzen 30) und die 
von Miquel aufgestellten Urticeen®)), welche damals nur in Utrecht 
zu sehen waren, gaben viel Stoff zur Unterhaltung, so dass die Paar 
Tage Aufenthalts in Utrecht überaus rasch verliefen. Die Rückreise 
nach Wien machte K. über Frankfurt a. M., wo die Naturforscher- 
versammlung tagte. K. nahm auch an einigen Sitzungen Theil und 
wurde hier unter Andern mit den Prof. H. Hoffmann aus Giessen, 
A. Wigand aus Marburg, F. Hildebrand, damals in Bonn, jetzt 
in Freiburg i./B., Bail in Danzig u. A. bekannt. In Wien angekommen, 
war er glücklich, seinem Gönner, dem Erzbischofe Dr. Ludwig v. 
Haynald, der eben bei der Delegation zur Erzielung des österr.- 
ungar. Ausgleiches anwesend war, danken zu können für den gros- 
sen Genuss, welchen ihm die Reise bot, und dessen grössere Aus- 
dehnung ihm ausschliesslich die Munifizenz des hohen Kirchenfürsten 
ermöglichte. Erzbischof Haynald hat K. seit dem ersten Zusammen- 
treffen bei der Naturforscherversammlung in Pest (1863) bis jetzt 
unverändert sein besonderes Wohlwollen bewahrt und sich ihm gegen- 
über als wahrer Freund: bewiesen. 


Die Erfahrungen, welche K. im Auslande gesammelt, brachten 
ihn nach und nach in andere Bahnen, es interessirte ihn mehr die 
exotische Flora und in erster Linie jene von Japan, auch Eichler 
forderte ihn zur Mitwirkung der Flora brasiliensis auf. Er übernahm 
endlich die kleinen Familien der Lobeliaceen, Campanulaceen, Halor- 
rhagidaceen und Gunneraceen zur Bearbeitung, welche auch dem- 
nächst zum Abschlusse kommen, und schrieb auch fleissig Referate 





23) Vergl. Verhandl. der zoolog.-bot. Gesellsch. 1867, Sitzungsber. S. 107. 
Die damals vorgebrachten Angaben boten Reichardt den Schlüssel zur. Ab- 
fassung seiner interessanten Abhandlung: „Ueber das Haus, in welchem Carl 
Clusius während seines Aufenthaltes in Wien (1573—1588) wohnte“. Ebend. 
S. 977—986. 

2°) Vergl. den Conspectus florae japonicae (374—392) am Schlusse der 
Prolusio. 

0, Vgl. auch auf diese bezügliche Referate K.’s in Bot. Ztg. 1867, S. 412 
ff., 1869 S. 341 ff. 

»1) Ueber die gesehenen Urticeen berichtete K. an Weddel, der die 
Bemerkungen in De Candolle’s Prodromus aufnahm, wie diess an verschie- 
denen Stellen ersichtlich. Vergl. übrigens u. A. DC. Prodr. XVI. 1. 235#8, 


11 


nebst einigen kleineren Mittheilungen für die öst. bot. Zeitschr., die 
Flora und die bot. Zeitung. 

Als die südslavische Akademie in Agram ihre ersten Bände publi- 
zirt hatte, glaubte K. die Zeit für gekommen, eine Aufzählung der bisher 
bekannten Pflanzen Bosniens zusammenzustellen. K. erhielt zu diesem 
Behufe auch manche wichtige handschriftliche Quelle aus Sendtner’s 
Manuskripten und ebenso die kritischen Pflanzen desselben Autors 
aus dem Münchener Herbarium, was mit dem Wiener Material ge- 
rade nicht unansehnlich war. K. ersuchte auch seinen Freund Prof. 
Ascherson in Berlin um Material, derselbe animirte den nord- 
deutschen Konsul in Serajevo, Dr. O. Blau, zum Botanisiren, Dr. 
Paul Ascherson schloss sich bald als Mitverfasser an K. und das 
Manuskript wuchs ganz bedeutend heran, als auch Knapp's Samm- 
lungen hinzutraten. Der erste Theil, die Dialypetalen enthaltend, wurde 
endlich 1869 der südslavischen Akademie vorgelegt, welche auch 
die Drucklegung beschloss, seitdem‘ harrt das Uebrige im Brouillon 
fertige Manuskript des Abschlusses 39). 


Im Jahre 1869 wurde die höhere landwirthschaftliche Lehran- 
stalt in Ung.-Altenburg von der ungarischen Regierung übernommen 
und K., dem inzwischen die Universität Tübingen auf Vorschlag Hugo 
v. Mohl’s die Doktorwürde der Naturwissenschaften ertheilt, zum 
ordentlichen Prof. der Naturgeschichte an obgenannter Lehranstalt 
ernannt. Nach Jahresfrist verliess er diesen Posten und erhielt vom 
verstorbenen Unterrichtsminister Baron Eötvös ein Reisestipendium, 
welches seinem Professorengehalte entsprach. Seine erste Aufgabe 
war das Studium der Einrichtung botanischer Gärten und Museen, die 
zweite seine weitere Ausbildung. Das Erstere wurde ihm so sehr 
nahe gelegt, dass, als er einmal nur einen Bericht über seine wissen- 
schaftlichen Arbeiten einsandte, ihm der erstgenannte Auftrag in Er- 
innerung gebracht wurde. K. musste in Wien bis Ende Jänner 1871 
auf die Flüssigmachung des Geldes warten und ging zunächst nach 
Italien. Er besuchte da die Gärten und übrigen wissenschaftlichen 
Anstalten in Padua 3), Bologna, Florenz, Neapel, Rom, Pisa, Genua, 
Turin, Pavia und Mailand. In Florenz bot das Webb’sche Herbar 
unendlich viel für das Studium. Parlatore, Beccari und Caruel 
waren ebenso liebenswürdige als gelehrte Rathgeber. K. wurde 
auch mit dem berühmten Physiologen Moritz Schiff bekannt. Der 
Ausflug nach dem nahen San Donato mit seinen vom Fürsten Anatoll 
Demidoff, in’s Leben gerufenen grossartigen Parkanlagen und Glas- 
häusern machte einen so bedeutenden Eindruck, den selbst später die 
Kew-Gardens nicht ganz verwischen konnten. Die Vegetation Neapels 
hatte ihn entzückt, und die Exkursion auf den Vesuv, sowie nach 


32) Enumeratio plantarum Bosniae, Croatiae turcicae (Krajna) Hercego- 
vinae, Rasciae, Montis Scodri (Crna gora) hucusque cognitarum auctoribus Dre. 
Paulo Ascherson et Dre. Augusto Kanitz. 

»%) Diese Reiseerinnerungen begann er in der Flora 1872 zu veröffent- 
lichen, doch konnte er sie aus Mangel an Zeit nicht fortsetzen. 


1.2 


Puzzuoli in Begleitung Vincenzo Pasquale’s, eines Sohnes des nea- 
politanischen Botanikers Prof. Pasquale liess ihn mit reicher Pflan- 
zenausbeute zurückkommen. Im Museum des botanischen Gartens 
befinden sich die Herbarien Tenore’s und Gussone’s. Die mit den 
Professoren Cesati, Pasquale, Licopoli, Gasco und Panceri 
verbrachten Tage eröffneten K. ganz neue Anschauungen über die 
Unterrichtsverhältnisse an den süditalienischen Universitäten. 

Die italienische Reise brachte K. zur Ueberzeugung, dass man 
von den Italienern noch immer etwas lernen könne. Ausser mit den 
obengenannten wurde K. noch bekannt, (resp. erneuerte die Bekannt- 
schaft) mit R. de Visiani und Saccardo in Padua, Bertoloni, 
dem Sohne in Bologna, Marcucci, Levier in Elorenz, Rolli in 
Rom, Steffatschek in San Donato, Del Ponte in Turin, Garo- 
vaglio und Gibelli in Pavia. K. kehrte über die Alpen zurück, 
doch nicht ohne Kerner, den er schon auf der Hinreise besucht, 
wieder aufzusuchen, es war schon nach Ostern, und da konnte er 
die Alpenpartie des Innsbrucker Gartens bewundern. In München, 
wo er vor der Reise nach Italien ein paar Tage blieb, um Eichler 
wieder zu sehen, wurde er mit Nägeli, Radlkofer, Schultes fil. 
und Engler bekannt. Nägeli erlaubte, dass K. für Erzbischof Hay- 
nald Pflanzen aus der Doublettensammlung des Museums im Tausche 
aussuchen könne, Schultes war mit unermüdlicher Bereitwilligkeit 
zum raschen Aussuchen bereit, und K. vermochte auf diese Weise 
sich einen genauen Einblick in die Einrichtungen des Münchner Her- 
bars zu verschaffen. In Erlangen fand K. überaus gut gehaltene Glas- 
häuser und das eigentliche Belegherbar zur Synopsis von Koch. Der 
damalige Prof. Gregor Koch hatte auch später die Urfica oblongata®*), 
sowie sämmtliche Urticeen des Herbars ihm zur Bearbeitung über- 
sandt. K. besuchte dann noch Giessen, wo er H. Hoffmann wieder 
sah, und Marburg, wo er mit Dr. Pfeffer bekannt wurde. Von da 
eilte er nach Bonn, wo er zehn Monate lang blieb, in Bonn hatte er 
unter Hanstein’s Anleitung sich ausschliesslich mikroskopischen Ar- 
beiten gewidmet und auch einige Kollegien gehört. Hanstein und 
Pfitzer erwiesen sich als ebenso ausgezeichnete Lehrer als liebens- 
würdige Freunde. Mit den Bonner Botanikern Andrä und Körnicke 
trat K. auch in freundschaftliche Beziehungen. In den Sommerferien 
machte K. einen Ausflug nach Süddeutsc hland und lernte so in Heidel- 
berg Hofmeister, in Karlsruhe Döll, in Würzburg Sachs kennen, 
bei einem andern Ausfluse nach Löwen (in Belgien) den Professor 
E. Martens. 

Schon im Sept. 1871 wurde ihm die Bearbeitung der von der et 
ostasialischen Expedition von ungarischer Seite milgebrachten Pflanzen 
durch den Direktor des Nationalmuseums Franz v. Pulszky angetragen. 
K. nahm diesen Antrag an, ging behufs Erreichung dieses Zweckes über 


#4) Ueber Urtica oblongata Koch nebst einigen Andeutungen über andere 
Nesselarten. Flora 1872. S. 17—25 mit einer Tafel und als selbstständige Bro- 
schüre. Regensburg 1872. 9 8. 4. 


13 


Belgien, wo er die botanischen Gärten von Lüttich, Brüssel und Gent 
besuchte, nach Leiden. In Leiden blieb er vom März bis zum Oktober 
1872 und bearbeitete das Material. Von Leiden wurden mehrere Aus- 
flüge gemacht, besonders häufig an’s Meer, so wurde K. Gelegenheit 
geboten, die Befruchtung von Fucus platycarpus ganz nachzustudiren. 
Im Juli wurde das Rijksherbarium auf einen Monat geschlossen und 
diese Zeit dann zu einem mehrtägigen Ausfluge nach London ver- 
wendet. Im British Museum, im Herbar der Linnean Society und in 
dem des Kew-Garden wurden zuerst die zu vergleichenden Typen 
eingesehen, nachdem K. die für seine botanischen Arbeiten nöthigen 
Nachweise gemacht hatte, ging er an die Besichtigung der Gärten 
und übrigen botanischen Sammlungen. Im British Museum machte 
Trimen den liebenswürdigen Führer, im Kew-Garden-Herbarium 
hatte insbesondere Oliver mit seinen immensen Kenntnissen reich- 
lichen Rath ertheilt. Da waren auch die beiden Verfasser der Genera 
plantarum George Bentham und Sir Josef Dalton Hooker zuge- 
gen, die K. sehen und sprechen konnte. 

Die ostasiatische Sammlung des ungar. Nationalmuseums war 
von dem verstorbenen österr. Fregaitenarzt, Dr. Emanuel Weiss, ge- 
macht worden und bot für die Wissenschaft wenig Neues, so dass 
die Bearbeitung des Materials an und für sich kaum die Reise nach 
Leiden verlohnt hätte, doch zwei Umstande traten hinzu, welche den- 
noch den Aufenthalt nicht überflüssig machten. 

1. hatte K. das gesammte Herbar der Flora Japans benützen 
können, welches Miquel immer nur stückweise sich zusenden liess, 
da war Manches zu verbessern, nachdem auch der grösste Theil der 
von Maximovicz neu aufgestellten Pflanzen durch den Autor selbst 
nach Leiden gelangt waren. Mit Maximovicz hatte K. schon vor 
Jahren Verbindungen angeknüpft, nun wurde aber ziemlich rege 
korre spondirt. 

2. befand sich im Weiss’schen Herbarium eine kleine Samm- 
iung chinesischer Pflanzen, die nicht unwichtiges pflanzengeographi- 
sches Material boten. 

K. hatte während seines Aufenthaltes im Auslande sich zur Auf- 
gabe gemacht, möglichst viel aulzuarbeiten, um nöthigenfalls sich münd- 
lich Rath einholen zu können, aber die stylislische Schlussredaktion 
hatte er für die Heimat aufbewahrt. 

Nur kleinere Gelegenheitsarbeiten und einige Referate, in welche 
er freilich auch selbstständige Beobachtungen einwob, liess er während 
dieser Zeit drucken ®). 


35) Siegfried Reissek. Bot. Ztg. 1871. S. 854. — Zum 28. Dez. 1871. 
Ebd. 1871. S. 877. — August Neilreich. Nachruf. Verh. d. bot. Vereins für 
Brandenburg. XIII. S. 149—1065. — Skofitzia Commelinacearum Genus. Aucto- 
ribus DDr. C. Hasskarl et A. Kanitz. Oesterr. botan. Zeitschr. XXI. (1872) 
S. 147 ff. — Anfrage wegen der Bastartfrucht des Lycopersicum esculentum 
und Caprieum amnuum. Ebd. S. 162. ff. — Ueber Lebendig-Gebären im Pflan- 
zenreiche. Briefliche Mittheilung an Emil Selenka, Niederländ. Archiv f. Zool. 
Bu. 3l.,4. Heft. 


14 


Im Oktober 1872 wurde die Universität in Klausenburg mit 
einer selbstständigen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät 
eröffnet. K. wurde zum ordentlichen Prof. der Botanik ernannt, legte 
auch am 31. Oktober den Diensteid ab und begann im Dez. 1872 
die Kollegien?®). Da eröffnete sich nun K. eine Laufbahn, welche ihm 
nach den Idealen, die man z. B. in Deutschland an eine solche Stel- 
lung knüpft, behagen müsste. Man hätte glauben sollen, dass an der 
jüngsten Universität Europas auch die modernsten Ansichten zum 
Durchbruch kommen sollen, dem war aber nicht so, die Konstituirung 
des Senates brachte auch mit sich, dass derselbe gleich die Ange- 
legenheiten in die Hand nahm und so z. B. den Vorschlag des Rek- 
tors wegen Ernennung, des Gärtners vor der Beeidigung des Ordi- 
narius guthiess. Der Rektor betrachtete die Gärtnerstelle für eine 
Dienerstelle, indess sie im Staats-Budget mit gehörigem Verständniss 
als eine Beamtensielle angeführt war, und dieser Umstand machte es 
möglich, dass die vom Rektor Berde effektuirte Ernennung eines 
Mannes, der Pflanzenetiquetten zu schreiben nicht im Stande war, 
nicht die Billigung des Ministers fand, welcher die Fakultät aufforderte, 
ihre Vorschläge im Einvernehmen des Fachprofessors zu machen. Die 
Schwierigkeiten verschiedener Art wurden glücklich umgangen, so 
dass K. endlich am 1. Mai nach der Ernennung des von ihm vor- 
geschlagenen Gäriners an die ÖOrganisationsarbeiten gehen konnte. 
K. hatte noch im Herbste 1872 und im Frühjahre 1873 von einer 
Reihe botanischer Gärten Samen erbeien und diese wurden vorerst 
an reservirten Plätzen angebaut, dann wurden die vom siebenbürgi- 
schen Museum übernommenen lebenden Pflanzen katalogisirt und im 
Freien aufgestellt. Als auch diese Arbeiten gemacht waren, veran- 
lasste K. seinen Gärtner zur Vermessung des Theiles im siebenbür- 
gischen Musealgarten, welcher zum botanischen Garten bestimmt 
wurde. Dieser Theil liegt westlich von dem einstmaligen Musealge- 
bäude und wurde abgezäunt, innerhalb dieses Gartentheiles wurde 
ein 10 Meter langes Glashaus mit eisernem Satteldach von Mosen- 
thin in Leipzig und Wasserheizung, welche die Floragesellschaft in 
Köln beistellte, erbaut, ausserdem wurden zwei grosse, gemauerte 
Mistbeetkästen aufgeführt. Vom Museumverein wurde an die Univer- 
sität übergeben ein gemauertes Kalthaus, in welchem sich die Gärt- 
nerwohnung belindet, dasselbe wurde reparirt und wird hoffentlich 
einige Jahre gute Dienste leisten. Ausserdem wurde noch ein bau- 
fälliges hölzernes Warmhaus übernommen, als Ersatz für dieses wurde 
das neue Haus aufgebaut, welchem jedoc hım nächsten Jahre ein ähn- 
liches folgen soll. Der 'Gartengrund wurde riolirt und im nächsten 
Jahre werden die Rabatten für das System hergestellt und alle Pflan- 
zen (circa 2000 Spezies sind gut aufgegangen), welche heuer auf 


%) Einige Probleme der allgemeinen Botanik. Rede, gehalten bei der Eröff- 
nung der botanischen Vorlesungen an der neugegründeten Universität in Klausen- 
burg. (Aus dem ungar, Manuskripte übersetzt). Flora 1873, $. 337 und separat. 
Regensburg 1873. 13 8. 8. 


einem reservirten Platze gezogen wurden, nach den natürlichen Fa- 
milien vertheilt werden. 


Was das Herbar betrifft, so besteht es aus zwei Theilen, das 
Universitätsherbar wurde von K. begründet, Hauptprinzip bei diesem 
ist, dass die Gattungsrepräsentanten nach Möglichkeit vertreten seien. 
Den Stock dieser Sammlung bilden fast 3000 Typen, welche K. vom 
Rijksherbarium in Leiden zu diesem Zwecke erhalten, ausserdem 
Pflanzen, welche Parlatore sandte, und dann Pflanzen aus K.’s Her- 
bar. Die Pflanzen dieser Sammlung sind auf starkem, blauweissem 
Maschinenpapier mit vegeiabilischen Pergamenistreifen. aufgeklebt, die 
Umschlagbogen dieselben wie jene des Münchner Herbars, auf jedem 
Umschlagbogen ist eine verschiedenfarbige Etiqueite befestigt und 
bezeichnet den Welitheil, aus welchem die Pflanze herrührt. Die 
kleinen Herbarkästen entsprechen der Grösse und Form nach voll- 
ständig jenen des British Museum, nur dass die Londoner Kästen 
aus Mahagony und politirt, die kKlausenburger aus Tannenholz und 
weiss angestrichen sind. Vom siebenbürgischen Museum wurde eine 
ansehnliche Sammlung übernommen, sie enthält u. A. die Herbarien 
von Czetz, Kintzl, Landoz, Pävai, Wolff u. A., sie steht der 
Universität zur vollständigen Verfügung und K. ist auch Vorstand 
derselben, die Erhaltungs- und Aufstellungskosten werden aber vom 
Museumsverein gedeckt. K. erwirkte von dem Ausschusse dieses 
Vereins vorerst die Bewilligung von zwölf Kästen, die vollkommen 
denen der Universitätssammlung ähnlich sind, ebenso das nöthige 
Papier und Sublimat. Diese Sammlung ist gerade so arrangirt wie 
die der Universität, nur mit dem Unterschiede, dass sie nur Europäer 
enthält, die farbigen Eliqueiten der Musealsammlung entsprechen den 
Regionen in Nyman's Sylloge. Die Sammlungen waren bisher so 
arrangirt, dass jede besonders in jenem Zustande geordnet war, wie 
sie der Eigenthümer dem Museum überliess, in Zukunft werden sie 
in eine einzige Haupisammlung vereinigt werden. Bis jetzt wurde 
mehr als die Hälfte des Herbars vergiftet und die zwölf vom Museum 
beigestellten Kästen sind auch schon mit aufgeklebten und geordneten 
Pflanzen gefüllt. 


Neben diesen Sammlungen lebender und getrockneter Pflanzen 
hat K. auch eine Reihe von Drogen verschiedenster Art aus dem 
Ausland mitgebracht, ausserdem, entsprechend dem Vorgange an meh- 
reren deutschen Universitäten auch von allen Pflanzen, welche im 
Garten blühten, Weingeistpräparate hergestellt, die ausgezeichnet ge- 
lungen sind und auf sämmtliche Familientypen ausgedehnt werden 
sollen. So hat K. es auch versucht, alte, gepresste, aber sonst er- 
haltene Blüthen, besonders von sehr seltenen und in europäischen 
Gärten nicht kultivirten Pflanzen (wie z. B. Burmanniaceae, Aposta- 
siaceae etc.) aufzufrischen und in Weingeist zu konserviren, was 
auch mit nicht zu grossen Schwierigkeiten gelang. 


K. hatte gleich im Wintersemester das botanische Laboratorium 
eröffnet, die nöthigen Mikroskope und Apparate von Gundlach und 


16 


Leitz angeschafft. Voriges Jahr hatte er in beiden Semestern 8—10 
Praktikanten. 

Der hohen Einsicht des jetzigen Unterrichtsministers August v. 
Trefort ist es zu verdanken, dass das Nöthigste an Büchern, Instru- 
menten und andern Lehrmitteln beschafft, sowie auch die Errichtung 
eines botanischen Gartens in Angriff genommen werden konnte. 

K. hat, in dieser Beziehung sein Vaterland kennend, dass nur 
die Erfolge den Mann machen, aus dem fast 11 Joch grossen Gar- 
ten nur einen etwa 3 Joch grossen Theil als botanischen Garten 
abgetrennt, doch wird er auch hier mit einer Gesammtdotation von 
1000 Gulden (wovon 300 fl. für Institutszwecke unerlässlich nöthig 
sind) kaum etwas ausrichten können, wenn diese nicht erhöht wird. 
Das grösste Hinderniss für die botanische Lehrkanzel der Universität 
in Klausenburg ist der Mangel der nöthigen Räumlichkeit, so ist das 
botanische Laboratorium schon im zweiten Jahre auf K.'s Privatwoh- 
nung, so fehlt ein besonderer botanischer Hörsaal, ohne welchen ge- 
wisse Kollegien nicht gelesen, in welchem die auf die Vorlesungen 
bezüglichen Objekte auch ausser derselben benützt werden können, 
und welcher es ermöglichen würde, mehr Vorlesungen zu einer be- 
liebigen Zeit des Tages zu halten. 

K. hat durch seine Energie im ersten Jahre das Möglichste ge- 
leistet, denn er hat alle jene Institute, welche zum Studium der Bo- 
tanik erforderlich sind, nicht nur dem Namen nach, sondern in Wirk- 
lichkeit in’s Leben gerufen. 

Man kann von K., welcher nur seiner Wissenschaft lebt, er- 
warten, dass er auch ferner unerschüiterlich nur das eine Ziel vor 
Augen haben werde, seine Lehrkanzel zu heben und so das Aul- 
blühen der Botanik in Siebenbürgen zu befördern. 

Das zu fordern sind wir nach K.’s Vergangenheit berechtigt. 

Und so wünschen wir ihm auch in Zukunft die rege Unter- 
stützung seiner mächtigen Gönner, Gesundheit und frohen Muth zur 
Ausführung seiner Pläne, damit die Ungarn mit der Zeit stolz auf 
jene Warte der Wissenschaft, die im fernen Osten eine bedeutende 
kulturelle Mission zu erfüllen berufen ist, hinweisen können! 

—_ a — 


Mieromeria (Saturgja) Rodriguezä. 
Nov. spec. e sect. Piperella DC. prodr. 
Auct. J. Freyn et V. de Janka. 


Suffruticulosa, multicaulis. Caulis arcuato-adscendens, inferne 
plus minus longe ramosus; caulis, rami, folia, pedicelligque breviter 
pubescentes. Folia opposita, distincte peliolata, cordato-ovalia ob- 
tusa margine integerrima revolutaque supra deilutius subtus obscu- 
rius viridia, arcuato-nervata. Flores 2—6, in foliorum azxillis cy- 


17 


moso-fasciculati, pedunculus dimidiam folü laminam aequans vel 
saepius brevior; unius ejusdemque fasciculi flores inaequaliter pedi- 
cellati, erecti vel pro parte patentes, bracteolis subulatis suffulti. 
Bracteolae ciliatae tubi calycini dimidiam aequantes vel paulo 
breviores. Calyeis tubus e bası tumida cylindraceus, latitudine 
duplo longior, ciliato-nervatus 5-dentalus fauce intus barbatus. 
Dentes subulati, tubi dimidiam aequantes , ciliati, 2 superiores 
arcuato -recurei, 83 inferiores subrecli, corolla paulo breviores. 
Stamina sub labio superiore conniventia. Flor. Martio, Aprili. — 
Hab. in insulis Balearibus. In Menorca: „Varranco del Favarer prope 


Mahon ad rupes calcareas.“ — „In declivibus apricis vallis Son Blanc 
cum M. filiformi Benth.“ — „Varranco- de Algendar an Kalkfelsen.“* 
In Mallorca: „Bellver bei Palma* — „Stadtmauern von Palma“ ') 


(leg. Dr. Hegelmaier). 

Maasse: Der holzige Wurzelkopf 0°6 Ctm. stark, die Stämm- 
chen 6—24 Ctm. lang, 0°05 Cim. stark, die Blätter von 0'5 Ctm. 
Länge und 0:3 Ctm. Breite an bis 0°3 Ctm. Länge und 0'2 Ctm. 
Breite; der Blattstiel 0'1—0'75 Ctm.; der gemeinschaflliche Blüthen- 
stiel 0:3—0'2 Ctm.; die Kelchröhre 0°3—0°2 Ctm. (Nach den von 
‘Hegelmaier freundlichst mi!getheilten Exemplaren). 

Die M. Rodriguezii steht der M. nervosa Benth. zunächst. 
Diese unterscheidet sich indessen durch kürzer gestielte, zugespilzt- 
eiförmige bis eilanzettliche, am Grunde nicht herzförmige Blätter, zot- 
tige Kelche, steife Tracht und gedrängtere Wirtel, welche bei M. 
Rodrigquezü meist um das 2—-4fache der Blattllänge von einander 
abstehen und sich nur an den obersten Asttheilen berühren und erst 
an den Spitzen überdecken. Durch ihre Tracht nähert sich. M. Rodri- 
guezıi einigermassen auch der M. fiiformis Benth., in deren Gesell- 
schaft sie öfter vorkommt. Allein diese Pflanze weicht durch fädliche 
Stengel und Aeste nur 1-, selten 2blüthige Wirtel, hängende Blüthen, 
eine viel schmälere (resp. längere), sparsam behaarte Kelchröhre, 
kürzere Blumenkrone und unterseits purpurne Blätter weit ab. 

Von den übrigen europäischen Verwandten der Section Pipe- 
rella DC. können die durch einen ganz andern Bau verschiedenen 
M. Juliana Benth. M. graeca Benth., M. ceristata Griseb., M. appro- 
ximata Rehb., M. parviflora Rehb.; M. longiflora Tod. und M. tenui- 
folia Reichb. (letztere nach der Beschreibung) nicht in Vergleich 
kommen. Von den habituell einigermassen ähnlichen Arten weichen 
jedoch !ab: M. hispida Boiss.-Heldr. (nach der Beschreibung) durch 
niedrigeren, gedrungeneren Wuchs, zugespitzt-eiflörmige Blätter und 
Steifhaarigkeit aller Theile; M. canescens Benth. durch dieselben 
Merkmale wie M. nervosa Benth., von welcher sie übrigens kaum 
verschieden ist; M. microphylla Benth. durch sehr kleine Blätter, 


e; Die auf letztgenanntem Orte vorkommende Pflanze ist durch niedri- 
geren, zierlicheren Wuchs und gedrängtere Wirtelstellung sehr auffallend und 
erinnert habituell sehr an M. mierophylla, von welcher sie jedoch die durch 
weiter unten angeführten Merkmale leicht zu unterscheiden ist. 

Ossterr. boten. Zeitschrift. 1. Heft 1874. 2 


i8 


welche den gemeinschaftlichen Blüthenstiel kaum überragen, eifür- 
mize Kelchzähne und eine andere Tracht (letzteres Meriimal trifft nur 
bei der bereits erwülhnten Form von den Stadimauern von Palma 
nicht zu); ihre Varieläi M. sphaciotica Boiss.-Heldr. noch durch 
drüsig haarige Blätter und feineren Bau; M. thymoides De Not. (nach 
der Bes: :hreibung) durch fast nervenlose, nach der Basis zu ver- 
schmälerte Blätter, kahle von den Blättern überragte Cymen, eiförmig- 
aufgeblasene Kelche und dreieckige, abstehende zurückgekrümmte 
untere Kele hzähne, endlich M. Piperella Benth. durch fast sitzende, 
breit-eifürmige untere und kleinere elliptische obere Blätter, lockere 
grossblütiige Cymen und Blüthen, welche so lang sind, als die 
Blätter. 

Von den habituell etwa noch in Betracht kommenden mediter- 
ranen und atlantischen Arten dieser Gruppe können der Beschrei- 
bung nach nur M. varia Benth., M. densiflora Benth., M. Forbesii 
Benth. und M. Teneriffae Benth. in Vergleich kommen. Von diesen 
unterscheiden sich M. varia und M. densiflora schon durch genäherte 
Wirtel, spitze, schmale Blätter, erstere auch durch fast sitzende Blü- 
thenbüschel, sehr kleine purpurne Kelche und eine verborgene Blu- 
menkrone, letztere durch Kahlheit aller Theile und längere Kelch- 
zähne, M. Forbesii durch fast sitzende, am Grunde abgerundete und 
die Blüthenbüschel überragende Blätter, gedrängte steis armblüthige 
Wirtel und kurze Kelchzähne; endlich M. Teneriffae durch holzige 
Aeste, sitzende, schmälere, spitze und kahle, am Rande nicht umge- 
rollte Blätter und sitzende Kelche. 

ir wollten diese interessante Art Herrn Dr. Hegelmaier wid- 
men, der dieselbe im heurigen Jahre auf den. oben verzeichneten 
Standorten gesammelt und als fraglich erkannt hat. Ueber dessen 
dringenden Vorschlag jedoch, und weil nach seiner Mittheilung der 
Florist der Balearen Don C. Jose Rodriguez diese Mieromeria zuerst 
als für neu vermulhele, möge sie also den Namen des Letzteren 
tragen. 

Pest, am 11. Dezember 1873. 


—essSe35—— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenhürgens. 


Von A. Kerner. 
LXVI 


1231. Veronica prostrata L. — Auf trockenen Wiesen und 
grasigen Plätzen in den Lücken der Niederwälder, auf den Terrassen 
felsiger Bergabhänge, an Rainen und Dämmen. Im mittelungar. Berg- 
lande bei Csenke und Gran, auf dem Piliserberge, nächst dem Leopoldi- 
felde, auf dem Schwabenberge, im Wolfsthale, bei Budaörs und ar“ 


19 


dem Spissberge bei Ofen, auf den Kalk- und Quarziiporphyrhügeln 
bei Stuhlweissenburg und auf trockenen Stellen am Rande des Ve- 
lencezer Sees, auf der Csepelinsel bei Schilling, auf der Kecskemeter 
Landhöhe bei P. Csörög nächst Waitzen, bei R. Palola, P. Szt. Mihäly, 
in grosser Menge auf den mit Pollinia und Stipa bestocklen Grasfluren 
entlang dem Rakosbache, auf dem Herminenfelde und im Stadtwäldehen 
bei Pest, bei Soroksar und Nagy Körös. Am Saume des Bihariagebirges 
bei Grosswardein. — Quarzitporphyr, Kalk, Dolomit, tert. diluv, u. 
alluv. Sandboden. 95—-755 Met. — (In der Botan. Zeitung XXX., 642 
macht Ascherson auf eine Veronica aufmerksam, welche sich zu V. 
prostrata L. ähnlich verhält, „wie V. austriaca zu V. Teucrium 
L.“, under muthmasst, dass diese Pflanze mit V. multifida L. identisch 
sei. Diese Veronica erscheint in Visiani's Fl. dalın. il, 170 als „V. 
austriaca var. « capsula orbiculata, levissime emarginata* aufgeführt, 
ist auf den Bergen Dalmatiens und Bosniens ziemlich verbreitet und 
wurde im Jahre 1868 von Pichler auch in Montenegro auf dem 
Lovten gesammelt. Sie ist in der That ein sehr interessantes &lied 
aus der Formenreihe des Stammes Chamaedrys und bildet gewisser- 
massen die Ergänzung einer bisherigen Lücke in dieser Formenreihe. 
Die Muthmassung, dass diese Art, welche an anderer Stelle unter dem 
Namen V. orbieulata ausführlicher von mir beschrieben werden wird, 
mit V. multifida L. identisch sein könnte, kann ich nicht tbeilen. 
Instruktive kaukasische Exemplare der V. multifida L., welche ich 
verglichen, zeigen in allem und jedem die genaueste Uebereinstimmung 
mit der von Untersteiermark über den Karst, durch Kroatien, Süd- 
ungarn nach Siebenbürgen, dem südlichen Russland und dem Orient 
verbreiteten Pflanze, welche Reichenb. in Fl. germ. exsice. unter 
Nr. 1350 ganz richtig als V. multifida L. ausgegeben hat, die aber 
von vielen Autoren, namentlich auch von Ascherson irrthümlich für 
V. austriaca L. genommen wird. — Linne gibt seine V. multifida, 
welche er auf die „Veronica montana folio vario“ Buxbaum’s ber 
gründet hat, nur „in Armeniae, Iberiae graminosis* an und es war 
ihm eben noch nicht bekannt, dass dieselbe Pflanze auch im südöst- 
lichen Europa vorkomme. — Dass mit V. austriaca L., welchen 
Namen die meisten neueren Autoren irrthümlich auf V. multifida L. 
anwenden, die V. dentata Schmidt gemeint sei, geht aus Linne's 
Angaben mit Sicherheit hervor [Vergl. Nr. 1229]. — Hiemit berichtiget 
sich aber auch Ascherson’s Angabe, dass die oben gedachte V. 
orbiculata sich zu Veronica prostrata ähnlich verhalte, „wie V. 
austriaca L. zu V. Teuerium.“ — Nach meiner Auffassung der 
Nomenclatur dieser Gruppe von Ehrenpreisarten sollte es nämlich 
heissen „wie V. multifida L. zu V. austriaca L.“ 

1232. Veronica pallens Host. — (V. incana W.K., non L.) 
— Auf der Debrecziner Landhöhe „in locis arenosis silvestribus Co- 
mitatus Szabolesensis et Szathmariensis* W.K. Pl. rar. p. 274. „In 
arenosis Vajvari; circa silvam in ditione Sz. Märtoni erdö; Szakoly.“ 
Kit. Ilinerar der Marmar. Reise p. 40. — (Von mir im Gebiete nicht 
selbst beobachtet. — Nach den im Host’schen Garten kultivirten 


DR 
2 


20 


Exemplaren von den folgenden Arten durch die Sternhaare an der 
unteren Blattseite leicht zu unterscheiden. — Host schreibt in der 
Fl. austr. 1, 6 „Veronica incana differt a V. pallente tomento, totam 
plantam tegente, densiore candidioreque; peliolis foliorum radicalium 
longissimis; foliis caulinis in petiolum attenuatis, superioribus integer- 
rimis; bracteis longissimis et praecipue corollae laciniis facie pubes- 
cenlibus.“ — Dem wäre noch beizufügen, dass V. incana L. stumpfe, 
fast. ganzrandige oder mit sehr seichten entfernten Kerben berandete 
Blätter, V. pallens Host dagegen spitze, grobgesägte Blätter zeigt. 
— Wenn Y. neglecta Vahl En. 1., 59 und V. canescens Schrad. Com. 
de Ver. Nr. 3 mit Y. incana W.K. und demnach auch mit V. pallens 
Host identisch sind, wie Röm. et Schult. in Syst. veg. I., 92 be- 
haupten, so hätte diese Pflanze übrigens als den ältesten den Namen 
V. neglecta Vahl [1804] zu führen.) 

1233. Veronica spicata L. — An grasigen Plätzen sonniger 
Bergrücken und Sandhügel und in den Lichtungen der Niederwälder. 
— Auf der Kecskem. Landhöhe, auf den mit Pollinia und Andropogon 
Ischaemum bestockten Grasfluren entlang dem Rakosbache und auf 
dem Herminenfelde bei Pest, bei Soroksar, Ecser, Monor, Pilis, .P. 
Peszer, Also Dabas, P. Sällosär bei Tatär Szt. György und auf dem 
Erdöhegy. In der Stuhlweissenburger Niederung, im Sande bei Keer; 
im Tapiogebiete bei Tapio Süly; in der Tiefebene bei Egyek; im Be- 
reiche des Bihariageb. bei Grosswardein, Vasköh, Campeni, Colesci, 
Criscioru, im Valea Liesa bei Halmadiu, bei Plescutia und Chisindia 
nächst Buteni. Der höchst gelegene im Gebiete beobachtete Standort, 
am südlichen Abfalle des Tomnatecu im Rezbänyaerzuge. — Trachyt, 
Schiefer, Kalk, tert. diluv. und alluv. Sand und sandiger Lehm. 75— 
1130 Met. — (Syn. V. recta minima Clus. Hist. 347.) 


1234. Veronica hybrida L. — An grasigen Plätzen sonniger 
trockener Bergabhänge, — Im mittelungar. Berglande auf dem Czigled 


bei Erlau; auf dem Nagy Gälya bei Solymos und auf dem Särhegy 
bei Gyöngyös in der Matra; in der Pilisgruppe auf dem Piliserberg, 
auf dem Geissberg ober dem Leopoldifelde, auf dem Schwabenberge 
und Adlersberge bei Ofen. — Auf lehmiger Erdirume, welche sich 
durch Verwitterung aus dem Trachyte und thonreichem Kalkgesteine 
herausgebildet hat. 95—750 Met. — (Syn. V. secunda erectior an- 
gustifolia Clus. — Unterscheidet sich von V. spicata L. durch die 
gesäglen [nicht gekerbten] dicklichen Stengelblätter, höheren oben 
in der Regel äsligen Stengel, gröbere Behaarung der Kelche, und 
schmälere spitzliche Zipfel der Krone. Aendert sehr in Betreff der 
Dichte der Behaarung und in Betreff der Blattbreite. Am Adiersberge 
bei Ofen sammelte ich Exemplare mit ganz schmalen fast kahlen 
Blättern und am Südabfalle des Piliserberges Exemplare, deren fast 
2 Centim. breite, dicht rauhhaarige Blätter gegen die Spitze und Basis 
ganzrandig und nur in der Mitte der seitlichen Ränder gesägt sind. 
[V. menthaefolia Schott., R. et Sch. Syst. I, 94]. Es ist aber un- 
möglich, zwischen diesen breiter und schmälerblättrigen, stärker und 
schwächer behaarten Exemplaren eine Grenze zu finden und zu ziehen.) 


21 


1235. Veronica orchidea Grantz. — An grasigen Plätzen im 
Grunde der Niederwälder, am Saume der Weinberge, auf trockenen 
Bergwiesen. — Im mittelungar. Berglande auf dem Birka bei Erlau; 
auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra; bei Katalin und auf dem 
Nagyszäl bei Waitzen, bei Tö Almas; in der Pilisgruppe auf dem Geiss- 
berge bei Ofen und bei P. Szt. Kereszt am Fusse des Piliserberges; 
auf der Csepelinsel bei Schilling; im Bereiche des Bihariagebirges 
sehr verbreitet, auf dem tertiären Vorlande von Grosswardein über 
Lasuri und Venteri bis Belenyes; bei Campeni und Colesei nächst 
Vasköh; oberhalb Monesa gegen die Dinesa zu und auf den Hügeln 
bei Halmadiu im Thale der weissen Körös. — Trachyt, Liasschiefer, 
tert. u. diluv. Lehm und auf der lehmigen Bodenkrume über thon- 
reichen Kalksteinen. 95—570 Met. — (Syn. V. prima erectior lati- 
folia Clus. — V. hybrida M. B., non L.; V. crassifolia Kit., non 
Wierzb. — P. crassifolia Wierzb. wurde in dem hier behan- 
delten Florengebiete bisher nicht aufgefunden.) 

1236. Veronica foliosa W. K. — An den Säumen der Nieder- 
wälder. Im mittelungar. Berglande auf dem Kis Eged bei Erlau; in 
der Matra bei Paräd; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; bei Veresegyhäza, 
Gödöllö und Kerepes; in der Pilisgruppe im Wolfsthale zwischen Ofen 
und Budaörs; in der Stuhlweissenburger Niederung im Walde bei 
Keer; in der Niederung am Fusse der Matra zwischen Verpelet und 
Vecs; auf der Debreeziner Landh. zwischen Nyiregyhäza und Rac- 
Fehertö; nach Steffek bei $z. Imre im Vorlande des Bihariagebirges. 
— Trachyt, Kalk, tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 95—630 Met. 
— (V. spuria L., zu welcher V. foliosa W.K. von Neilr. in Aulz. 
d. ung. u. slav. Pfl. 188 gezogen wird, kommt im Gebiete nicht vor.) 

1237. Veronica Bachofenii Heuffel. — An felsigen Abhängen, 
insbesondere gerne an den Lehnen, welche das Rinnsal der Bergbäche 
besäumen. Im Bihariageb. in der Umgebung von Petrosa sehr häufig, 
namentlich durch das ganze Poienathal bis hinter die Schmelze am 
Fusse des Bohodei, im Pulsathale von der Felsenenge hinter dem 
Dorfe Petrosa bis zur Vereinigung des Pulsa- und Galbinathales und 
endlich en!lang dem Bache, welcher von der Tartaroda gegen Kisköh 
herabfliesst. — Sienit, Sandstein, selten auf Kalk. 330—650 Met. 

1238. Veronica elatior Ehrh. pl. select. 31. — Auf feuchten 
Wiesen. Im Stromgelände der Donau und Theiss, bei Schilling und 
Ujfalü auf der Csepelinsel, zwischen T. Füred und Szolnok. Sehr 
verbreitet im Thale der weissen Körös, im Bereiche des Bihariage- 
birges bei Körösbänya, Halmadiu, Ciuei (Csuts), Buteni und Boros 
Sebes. — Tert. diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 75— 285 Met. 
— (Als Syn. sind hieherzusetzen: V. elatior Willd. Enum. h. berol. 
I, 17; Röm. et Schult. Syst. I, 89; Host Fl. aust. I, 4; V. maritima 
ö elatior Reichenb. Fl. germ. excurs. 372; V. serotina der meisten 
botanischen Gärten, [blüht in der That am spätesten unter den ver- 
wandten Arten]. — V. elatior unterscheidet sich von V. maritimaL. 
durch die flachen [nicht rinnigen und auch nicht bogig nach abwärts 
gekrümmten], an der Basis tief gespaltenen und daselbst im Umrisse 


22 
zugerundeten oder herzförmigen [nicht keilföürmig verschmäler.en] 
Blätter, die geraden dreieckigen [nicht aus breiter Basis plötzlich in 
eine lange, nach vorne gekrüminte Spitze zusammengezogenen] Blatt- 
zähne, kürzer gestielte Blüthen, demzufolge die Deckblättchen über 
den Kelch hinausragen, während die Deckblättchen der V. maritima 
L., wie auch Wahlenberg angibt, über die Kelche nicht vorragen. 
— Die Blätter sind so wie bei Y. maritima L. an beiden Seiten mit 
sehr kurzen gekrümmten Härchen bald mehr, bald weniger dicht be- 
sireut; an einem mir von Tauscher milgetheilten in einem Salicetum 
bei Ujfalü auf der Csepelinsel gesammelten Exemplare aber ist diese 
Bekleidung so dicht, dass die Blätter ganz aschgrau erscheinen.) 
1239. Veronica maritimaL. — AnUfern und in Wassergräben, 
zwischen Röhricht, Buschweiden und hohen Uferstauden. Im Stromge- 
lände der Donau und Theiss und auf der Keeskemeter Landhöhe bei 
Ujfalü. auf der Csepelinsel, am Rakos bei Pest, in grosser Menge bei 
Also Nemethi und Säri. — Diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden, 
75—150 Met. — (Die hier aufgeführte Pflanze stimmt mit der V. 
marifima Skandinaviens, welche doch ohne Zweifel Linne's V. mari- 
tima ist, vollständig überein, und ich glaube daher, dass dieser Name 
auch unbedingt für dieselbe in Anwendung zu bringen ist. Ja es 
würde sich sogar denjenigen, welche sämmtliche sumpfbewohnende 
ährige Ehrenpreisarten in eine Sammelspezies zusammenfassen wollen, 
aus mehreren Gründen sehr empfehlen, wenn sie dieser Samnmelspezies, 
nicht wie es gewöhnlich geschieht, den Namen „V. longifolia L. ampl.“, 
sondern den Namen „V. maritima L. ampl.“ voransetzen würden. 
Denn erstens führt Linne seine V. maritima in Spec. pl. vor seiner 
V. longifolia auf, und zweitens weiss man bei V. maritima Linne 
doch, was damit gemeint ist, während man ein gleiches von V. lon- 
gifolis L. durchaus nicht behaupten kann. Linne zitirt nämlich zu 
seiner V. longifolia nicht etwa „Lysimachia coeruleo flore* Clus. 
und „Lysimachia spicata coerulea* C. Bauhin, womit diese beiden 
Autoren jedenfalls eine sumnfbewohnende ährige Ehrenpreisart gemeint 
haben, sondern sonderbarerweise „Veronica prima erecta latifolia* 
Clus. und „Veronica spicata latifolia* C. Bauhin, womit ganz 
sicherlich jene Pflanze gemeint ist, welche alle neueren Autoren mit 
Crantz V. orchidea nennen. Linne definirt auch seine V. longifolia 
„folüis oppositis im Gegensatze zu seiner V. maritima, welcher er 
„folia terna* zuschreibt, was gleichfalls zu der Annahme berechtiget, 
dass er unter V. longifolia eine Pflanze gemeint habe, die vielleicht 
gar nicht in die Gruppe der sumpfbewohnenden ährigen Ehrenpreis- 
arten gehört. — Zum wenigsten scheint es daher angezeigt, von dem 
Namen V. longifolia Linn& Umgang zu nehmen und ihn nicht für 
die simmtliche sumnfbewohnende ährige Ehrenpreisarten umfassende 
Samnmelspezies in Anwendung zu bringen.) 


Veron'ca geniculata Host. Fl. aust. I, 5. — „In silvis humidis Comitatus 
Szabolesensis et Szathmarensis. Kitaibel.* Host. I. c. — Eine mir nur aus der 
Beschreibung bekannte Pflanze. — Reichenb. inFl. excurs. 371 eitirt dieselbe 


mit ? zu V. media Schrad.; Neilr. in Aufz. d. ung. u. siebenb. Pfl. 188 zu 


23 


seiner „V. lonaifolia* — Host stellt sie unmittelbar vor V. foliosa W.K., 
und der Beschreibung nach möchte ich dieselbe für V. olabrı Schrad. halten, 
welche Reichenb. in Exc. 371 als var. y der V. spuria L. aufführt, während 
er V. foliosa W.K. als var.ß zu V. spwria L. zieht. — In Wirklichkeit bilden 
V. media Schrad., Y. glabra Schrad. und V. villosa Schrad., welche von 
den Autoren bald zu V. spuria, bald zu V. maritima und V. lonyifolia ge- 
zogen, bald wieder unter dem Namen V. media zusammengefasst und neben 
V. spuria L. als Art hingestellt werden, eine Reihe von Formen, durch welche 
V. maritima L. und V. spuria L. verkettet sind. Da es anderseits aber auch 
durchaus nicht an Bindegliedern fehlt, welche sich zwischen V. spuria, V. 
spicata und V. incana L. stellen, so müssen konsequenter Weise entweder 
sämmtliche zwar unterscheidbare und über einen bestimmten Bezirk in zahl- 
reichen Individuen verbreitete aber sehr nahe verwandte Formen der reich- 
gliederisen Gruppe Spicatae in eine Sammelspezies zusammengefasst oder 
sämmtliche als gleichwerthig nebeneinander gestellt werden. ‚Inkonsequent und 
den thatsächlichen Verhältnissen nicht entsprechend ist es dagegen, wenn man 
nur zwei, drei oder vier Formen dieser Reihe herausgreift, diese als Spezies 
hinstellt und dann V. media, VW. elatior, V. pallens u. s. f. bald der einen, 
bald der andern dieser Spezies als Varietäten zuschlägt. 


1240. Veronica serpyllifolia L. — An feuchten Stellen in Auen, 
an Flussufern, in den Furchen feuchter Aecker und wenig befahrener 
Feld- und Waldwege, auf dem austrocknenden Boden am Rande 
kleiner Tümpel und Lachen. — Im mittelungar. Berglande im Szep- 
asszonyvölgy bei Erlau; in der Matra bei Gyöngyös, auf dem Sze- 
chenyidomb bei Paräd und bei der Dallai Csarda; in der Pilisgruppe 
in dem kleinen Sumpfe hinter der Schlossruine Visegrad, bei Pomäsz 
und M. Einsiedel, auf dem Schwabenberge und zwischen Promontor 
und Budaörs bei Ofen; auf der Csepelinsel bei Ujfalü; im Bihariageb. 
von Grosswardein über das tertiäre Vorland bis Belenyes, bei Rez- 
banya und Peirosa, auf der Stanesa und Tataroca. — Auf Trachyt, 
Schiefer, Sandstein, tert. diluv. u. alluv. Lehm- und lehmigem Sand- 
boden und auf der lehmigen Bodenkrume, welche sich durch Ver- 
witierung aus thonreichen Kalksteinen herausgebildet hat. 95—640 Met, 


1241. Veronica acinifolia L. — Auf bebautem Lande; im Ge- 
biete sehr selten. Im Vorlande des Bihariageb. nach Kit. in Add. 
145 und nach Janka in Neilr. Nacht. 55 bei Pecze Szt. Märton 
und bei Püsnöki nächst Grosswardein; nach Heuffel Bot. Zeit. 1863 


p. 45 in Weingärten bei Boros Jenö. — Diluv. Lehm. 95—200 Met. 
1242. Veronica arvensis L. — Auf Wiesen und an grasigen 


Plätzen, an den Böschungen der Dämme, an den Seiten der Hobl- 
"wege, unter dem Buschwerk am Rande der Weinberge und auf be- 
bautem Lande. — Erlau, Paräd, Gyöngyös, Wailzen, Näna, Gran, 
Ofen, Pest, Stuhlweissenburg, Szöllös bei Grosswardein, Rezbänya. — 
Trachyt, Kalk, tert. diluv. u. alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden, 
95—750 Met. 


1243. Veronica verna L. — Zwischen kurzem Grase an sonnigen 
Bergabhängen und Sandhügeln. Am Abhange des Csörhegy bei Bodony 
und am Fusse des Nagy Lipöt bei Paräd in der Matra; bei Näna, 
Gran, Set. Andrae, Ofen, Pest. Auf dem Piliserberge bis zur höchsten 
Kuppe. — Kalk, tert. u. Jdiluv. Lehm- und Sandboden. 95—750 Met. 


24 


1244. Veronica praecox All. — An grasigen Plätzen sonniger 
Bergabhänge und Sandhügel, seltener auf bebautem Lande. — Paräd, 
Wailzen, Csenke, Piliserberg, Olen, Teteny, Csepelinsel, R. Palota, 
Pest, Soroksar. — Trachyt, Kalk, tert. u. diluv. Lehm- u. Sandboden. 
95—750 Met. 

1245. Veronica triphylla L. Auf bebautem Lande, an grasigen 
Plätzen, an den Böschungen der Dämme und Hohlwege, auf Sand- 
hügeln. — Erlau, Gyöngyös, Parad, Näna, Waitzen, Gran, Ofen, 
Csepelinsel, Pest, Soroksar, Grosswardein. — Tert. u. diluv. Lehm- 
und Sandboden. 95—400 Met. 

1246. Veronica Tournefortü Gmel. Fl. bad. I. 33 (1806). — 
V. persica Poir. Ene. VIII, 542, (1808); V. Buxbaumiü Ten. Fl. neap. 
I, 7 (1S11). — Auf bebautem Lande: In der Matra bei Paräd, P. 
Hajkai und Szanto; auf der Kecskem. Landhöhe in Gemüsegärten bei 
Pest und bei Nagy Körös; im Bereiche des Bihariageb. im Becken 
von Belenyes, in den Maisfeldern bei Vasköh, bei Criscioru und Pe- 
Irani. Ausserhalb unserem Gebiete in der Bakonygruppe, auf Aeckern 
bei Zirez. — Tert. diluv. u. alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 
35—420 Met. — Da weder Kitaibel noch Sadler dieser sehr auf- 
fallenden Pflanze gedenken, so ist wohl anzunehmen, dass dieselbe 
-— wenigstens im Gebiete der Pester Flora — erst nach dem Jahre 
1840 eingeschleppt wurde, also beiläufig zur selben Zeit, in welcher 
sie auch nach dem nördlichen Deutschland eingewandert ist. (Vergl. 
über die Wanderungen dieser Pflanze: Vatke in Verh. d. bot. Vereins 
der Prov. Brandenburg, XIV, 38.) 


1247. Veronica polita Fries. — Auf bebautem Lande, an 
Schutistellen, Dämmen, Wegrändern, in den Ritzen alter Mauern im 
Gebiete sehr häufig. — Paräd, Gyüngyös, Waitzen, Näna, Gran, Set. 
Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Nagy Körös, Grosswardein, 
Belenyes. — Trachyt, Kalk, tert. diluv. u. alluv. Lehm- und Sand- 
boden. 95—400 Met. — (Als Syn. ist hieherzuziehen V. agrestis 


Sadler und der meisten ungar. Floristen. Die echte V. agrestis L. 
habe ich in dem hier behandelten Gebiete vergeblich gesucht, und 
auch alles, was mir unter dem Namen „V. agrestis“ von daher einge- 
sendet wurde, war V. polita Fries.) 

1245. Veronica hederifolia L. — Auf bebautem Lande, an den 
Böschungen der Dämme und Hohlwege, hie und da an alten Mauern, 
seltener auch in Wäldern und Holzschlägen. Auf dem Köporos bei® 
Gyöngyös in der Matra, bei Waitzen, P. Csörög, Näna, Gran, Set. 
Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Soroksar, Grosswardein. Bele- 
nyes. — Tert., diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 95—400 Met. 


no ma 


IX 
ot 


Scleranthus-Arten. 


Von Josef Pantocsek. 


Wie viele andere Botaniker, versäumte auch ich nicht, der im 


Jahre 1872 in diesem Blatte p. 35 erschienenen Aufforderung Ludw. 
Reichenbach’s nachzukommen. — Ich glaubte solches umsomehr thun 
zu können, da ich diesem hochgefeierten Forscher ausser mitteleuro- 
päischen Arten auch ein leidliches Material aus der Hercegovina und 
Montenegro bieten konnte. 


Wie es vorauszusehen war, so ist das Ergebniss der Bestim- 


mung ein frappantes! — Dieses lasse ich nun hier in alphabetischer 
Reihenfolge mit genauer Angabe des Fundortes und des Sammlers 
folgen, da ja auch dieses zur richtigen Erkennung dieses verkannten 
Genus etwas beitragen könnte. 


4. 


”. 


10. 
11. 


Scleranthus anisochaitos Reichb. (als S. annuus L. &. laxus Neilr. 
bestimmt). Hohe Wand bei Wien, leg. Bayer. 

S. arenarius Schur! (als S. intermedius Kit.) Hatterheim, leg. 
C. B. Lehmann. 

S. Bjelagoranus Rehb.! nov. spec.! e gracilium familia. — 
Auf dem Berge Jastrebica in der Bjelagora (Hercegovina), leg. 
Pantocsek. 

S. bigaminus Rehb.! (als S. perennis L.) Lieben, leg. Opiz. 

S. Cettinjensis Rehb.! nov. spec.! e sedidentium familia. 
— Um Cettinje auf Feldern, leg. Pantocsek. 

S. collinus Hornung! (gut bestimmt!) Prag, leg. Opiz. 

S. curvibracteatus Rehb.! (als $. annuus L.) Prag, leg. Opiz. — 
Bei Billeki (Hercegovina), leg. Pantocsek. 

S. echinophorus Rehb.! Bei Trebinje und Billeki (Hercegovina), 
leg. Pantocsek. 

S. echinulifer Rehb.! (S. annuus L.) Tetschner Kreis, leg. Zlik. 
— Bei Rox unterhalb der Tatra im Komitate Zips, leg. Pan- 
tocsek. 

S. eugadinus Rechb.! Im Thale Peru£ica dol unterhalb der Alpe 
Kom (Montenegro), leg. Pantocsek. 

S. erlmagellus Rehb.! Jam in Helvetia inventa species seliden- 


tum! —— Allinbreg unterhalb des Berges Jastrebica in der Bjela- 
gora (Hercegovina), leg. Pantocsek. 
S. fastigiatus Hochst. (als S. perennis L.). — Bei Nymburis, 


leg. VSetetka; Teplitz, leg. Winkler; Münchengrätz (gut bestimmt), 
leg. Sekera; bei Brünn, leg. Bayer; Lomnitz, leg. Pluskal. 

S. Jastrebicanus Rehb.! nov. spec.! e sphaerocephalorum 
familia. Unterhalb der Alpe Jastrebica im Thale Medovdol in 
der Bjelagora (Hercegovina). 

S. juvencus Rehb.! (als S. perennis L.) Bei Niemes, leg. Schauta. 
S. micromeroides Rchb.! (als annuus L.) Bei Helemba im Komi- 
tate Hont, leg. Pantocsek. 


28. 


29. 


S. montenegrinus Reichb.! nov. spec.! e setidentium fami- 
lia. Bei Bio&e, im Thale Virusadol unterhalb der Alpe Crna Pla- 
nina und bei Kov£ice unterhalb der Alpe Mali Durmitor (Monte- 
negro), leg. Pantorsek. 

S. neglectus Rochel! Banat! 

S. Pantocsekü Rehb.! nova spec. eximia! ex affinitate 
gypsophilanti e familia laricifoliorum. — Auf.den Al- 
penweiden Biele Carini nächst der Alpe Kom (Montenegro), leg. 
Pantocsek. 

S. perennis L.! (gut bestimmt!) Bei Brody in Galizien, leg. 
Kloeber. 

S. polychaitos Reichb.! (als $. annuus L.) Bei Teplitz, leg. 
Winkler. 

S. pseudovertieillatus Rehb.! — Syn. S. vertieillatus Tausch. — 
Weil er nie einen verticillus hat! Bei Prag. leg. Tausch.! 
S. Reichardti Rehb.! (als S. neglectus Rochl.?) Host’scher Garten, 
Wien, leg. Bayer. 

S. seticens Rehb.! als S. annuus L.) Namur. leg. Lebaclou. 

S. subuncinatus Rehb. (als S. annuus L.) Bei Tetschen, leg. Ma- 
linsky; im Tarathale unterhalb der Alpe Kom (Montenegro), leg. 
Pantocsek. 

S. Tabernemontani Rchb.! Icon. Kräuterbuch p. 1217! (als 
S. annuus) Bei Lomnitz in Mähren, leg. Pluskal. 

S. uneinatus Schur! — Auf der Gropäta in Siebenbürgen, leg. 
Csato. 

S. uncinellus Rehb.! spec. nov.! ad uncinatos familia, ra- 
mulosorum habitu p’ima memorabilis! Im Thale Virnsadol 
unterhalb der Alpe Crna Planina in Montenegro, leg. Pantocsek. 
S. unculatus Rchb.! Species nova! ex uncinatorum fa- 
milia, gracilium familiae habitum referens. — Bei Stav- 
niki (Montenegro), leg. Pantocsek. 

S. unguwieulatus Rehb.! der Krallentragende! Spec. nova 
maxime memorabilis! ex uncinatorum familia. Im Thale 
Virusadol unterhalb der Alpe Craa Planina (Montenegro), leg. 
Pantocsek. 

S. venustus Rehb.! (als S. intermedius Kit. bestimmt). Okrüffel, 
leg. C. B. Lehmann. 

S. verecundus Rehb.! (als S. annuus L.) Im Thale Baznita bei 
Lubochna im Komitate Liptau, leg. Pantocsek. 


Pressburg, Dezember 1873. 





27 


Kurzer Bericht über meine Reise nach Sizilien. 
Von P. Gabriel Strobl. 


Vor Allem muss ich Herrn Prof. Kerner meinen innigsten Dank 
abstalten, dass er durch seine Bemühung eine Reise, deren Plan erst 
am 18. Juni gefasst wurde, und zu der mir die Mittel fast gänzlich 
fehlten, ermöglichte, dann auch allen Abonnenten, die theils in Vor- 
hinein ihren "Betrag einsandten, theils durch Versprechen der Ab- 
nahme mir eine Anleihe g garanlirten. So mit dem Nöthigen versehen, 
verliess ich am 29. Juni Abends Innsbruck, erreichte am 30. Juni 
Neapel und von hier aus das nahe Castella mare. 

Am 4. Juli erstieg ich den Monte San Angelo, den höchsten 
Punkt des Busens von Neapel, 4690 Fuss. Die Flora war im Höhen- 
punkte ihrer Entwicklung, die Cerastien, Campanulaceen, Compositen 
und Papilionaceen noch in Blüthe, Vieles zugleich in Blüthe und 
Frucht. Ich war ganz entzückt sowohl über die Flora, als auch über 
die wundervolle Aussicht über die beiden Golfe von Neapel und Sa- 
lerno, zwischen denen der Monte 8. Angelo sich emporhebt. Am 
nächsten Tage fuhr ich zurück nach Neapel und mit obligater See- 
krankheit hinüber nach Palermo. 

Am 4. Juli besuchte ich auf Anrathen des allzeit dienstfertigen 
Prof. Todaro, Direktor des an Pracht der Bäume und Blumen viel- 
leicht unübertroffenen bot. Gartens, die Bucht von Mondello, westlich 
von Palerıno. Ich ging dahin nordwärts vom Monte Pellegrino stets 
dem Strande entlang, am Heimwege aber ging ich durch den königl. 
Park Favorita südöstlich vom Pellegrino, umkreiste also diesen von 
Göthe so hochgerühmten Felskoloss. Er ist jedoch herrlicher in Be- 
zug auf seine Form, als in Bezug auf seine Flora, denn ich hatte 
ihn als den am leichtesten erreichbaren Palermitaner Berg schon im 
Frühjahre und anno 1872 erstiegen, wurde aber niemals besonders 
befriedigt. Die Strandflora bot manche interessante Funde, im Ganzen 
aber war sie von der Sitrandflora Oesterreichs und Frankreichs wenig 
verschieden, das Meiste leider durch die sizilianische Sonne schon 
zum Verdorren gebracht. 

Am 7. reiste ich von Palermo ab zum Haupiziele meiner Wün- 
sche, nach Castelbuono nelle Madonie. Der Weg von Termini längs 
der Nordküste bis Cefalu zeigte fast nichts als verdorrte Compositen 
oder Stoppelfelder und liess mich Schlimmes befürchten, auch die hohen 
Nebroden liessen sich von der Ferne entsetzlich dürr und vergilbt an. 
Doch von Cefalu aufwärts wurde es allmälig etwas grüner, ich sam- 
melie schöne Phalaris-Arten, Bromus, Gaudinia, Gastridium elc., 
sogar noch blühende Rosen. In Castelbuono, einer Landstadt von ca. 
13000 Einwohnern, schlug ich mein Standquartier auf und verblieb 
daselbst 35 Tage. Dr. Mina Palumbo, prakt. Arzt, Gründer des bei 
50 Faszikeln umfassenden Herbars der Nebroden, unterstützte mich 
in Allem und Jedem, zeigte mir seine gesammelten Schätze, seine 
selbstverfassien Werke über seltene Pflanzen der Nebroden, über die 


23 


Vögel und Lepidopteren der Nebroden etc. Ihm gebührt ein grosser An- 
theil am Gelingen meiner Unternehmungen, da er ausserdem auch mit 
Empfehlungen an die Hirten der Nebroden und an Bürger der übri- 
gen die Nebroden umlagernden Ortschaften mich versorgte. Ich be- 
suchte vor Allem die zwei höchsten Punkte der Nebroden, Monte 
San Salvatore — Pizzo di Palermo 5930 Fuss und den fast gleich 
hohen Pizzo Antenna circa 5910 Fuss. Den dritten und fast ebenso 
hohen Pizzo delle Case oder, wie die Sizilianer sagen, Pizzu di lu 
casu, besuchte ich nicht, da er von Strauchwerk ganz entblösst und 
daher schon ganz verödet war, während an den zwei erstgenannten 
die Buche in Strauchform fast bis zur Spitze geht und die. Flora 
am Rande dieser oft fast undurchdringlichen Haine noch so ziem- 
lich konservirt, ja in einigen tieferen Gruben, den „Fosse di Pa- 
lermo,* sogar noch im ersten Stadium ihrer Blüthen war. Die höchste 
Spitze dieser Berge zeigte seltsamer Weise neben der Draba olym- 
pica Sibt. die Herniaria glabra und Veronica praecox. Noch be- 
rühmter als dıese Höhen ist der zweimal besuchte Monte Scalone, 
Standort des Linum punctatum Presl, der Iberis humilis Presl, Cine- 
raria nebrodensis, des Dianthus contractus Jan., Cirsium niveum 
(Presl), Saponaria depressa Biv. und vieler anderen seltenen Arten. 
Ueberhaupt ist das ganze Madonien-Nebrodengebirge klassischer Bo- 
den und wenn auch nicht immer einziger, so doch Originalstandort 
sehr vieler Arten Ueria’s, Jan’s, Bivona’s, Presl’s, Gussone’s, Held- 
reich’s und Parlatore’s. Höchst interessant war auch der Gang zum 
Passo dell Botte, einem kalten Gebirgsbache, den im Gegensatze zu 
der meist verdorrten Umgebung zahlreiche im schönsten Blatt- und 
Blüthenschmucke prangende Pflanzen umstanden, wie die riesige Ade- 
nostyles hybrida DC., Heracleum cordatum Presl, Physospermum 
acteaefolium Presl, Laserpitium siculum, Rosa nebrodensis, Lobelia 
Bivonae Tin., Anthemis montana L. u. s. w. Auch die Eichen und 
Kastanienwälder, die von der Buchenregion bis gegen Castelbuono 
herabreichen und grosse Strecken bedecken, boten noch manche gut 
erhaltene Pflanze, aber an den Waldblössen und auf entholzten Strecken 
fanden sich in Unzahl die für den Süden so charakteristischen Stech- 
und Distelpflanzen, besonders Cytisus infestus (Presl) und Centaurea 
Caleitrapa L. Ausser diesen Höhen und der dazwischen liegenden grü- 
nen Ebene Piano della Battaglia, deren Graswuchs ganz an unsere Wie- 
sen mahnt, besuchte ich noch die gerade über Castelbuono liegenden 
Felsabhänge Jucca di Cava, Passoscuro, Russelli und die hochberühm- 
ten Felsen des 2 Stunden entfernten Isnello, wo Dianthus siculus 
Presl, D. graminifolius Presl, Helichrysum sasxatile Mor., H. nebro- 
dense Heldr., Helianthemum Barrelieri Ten., Silene fruticosa L., 
Cirsium stellatum W., Genista ephedrioides DC., G. aristata Presl. 
etc. theils noch in Blüthe, theils in Frucht, leider aber gar Vieles auch 
schon vertrocknet stand. Ueberhaupt wurde es gegen die letzte Zeit 
meines Aufenthaltes immer öder rings um Gastelbuono, und selbst 
auf den Höhen vernichteten ausser Frau Sonne auch noch die zahl- 
reichen Schal- und Ziegenheerden alles Grüne mit Ausnahme der 


29 


giftigen Bonannia resinifera Gss. und Euphorbia Myrsinites L. Ich 
war nunmehr gezwungen, die systematisch bewässerten Stellen aul- 
zusuchen und durchforschte die Umgebung der Mühlen von Dule 
und die wasserreichen Haselnusspflanzungen von Polizzi. An diesen 
schattigen und immerfort durchnässten Lokalitäten scheint die Sonne 
fast machtlos zu sein, und ich fand selbst noch am 1. und 2. August 
das Meiste grünend, allerdings vielfach nur Gemeines und Unkräuler. 

So war die den Nebroden bestimmte Zeit verflossen, und ich 
nahm Abschied von dem liebenswürdigsten aller Sizilianer, von Dr. Mina 
Palumbo. Ueber öde Hölien und durch eben so öde Thäler erreichte 
ich Gangi, Leonforte und von da per Eisenbahn Catania. 

Am nächsten Tag ritt ich hinauf durch die entsetzlich öd gewor- 
dene regione piemontese des Eina nach Nicolosi zum wohlbekannten 
Dr. Gemellaro, dem leider schon alt und schwach gewordenen „Wäüch- 
ter am Eina.“ Nicolosi liegt schon über 2000 Fuss, und ein wenig 
höher beginnt die zweite Region des Eina, die regione boscosa. Mein 
erster Gang galt der Serra” pizzuta, einem dichten Kastanienwalde, 
dessen Flora aber unter dem Gefrierpunkte steht, fast nichts als Fe- 
stuca elatior. Als neu für Sizilien entdeckte ich hier die Pimpinella 
anisoides Berl., auch die schon voriges Jahr gesammelte Calamintha 
aetnensis mihi fand ich hier und allerwärts in der Waldregion in 
Massen. Sie verbindet den Wuchs und die Perennität der alpina mit 
den Blüthen der Acynos und wurde daher von Gussone als Acynos, 
von Bertoloni fl. it. aber als alpina bestimmt. Der zweite Ausflug galt 
der 10'171 Fuss hohen Spitze. ich verwendete einen Tag zum Hin- 
und einen zum Rückgange. Die Waldregion — 6500 Fuss war noch 
ziemlich verödet, von meinem im April hier in Massen gesammelten 
Scleranthus aetnensis sah ich keine Spur mehr, ebenso von Alyssum 
compactum Nol., Taraxacum glaucescens MB., Viola aetnensis Ratf. 
etc. Nur die gemeine Pteris aquilina stand üppig unter den Kasta- 
nien und Eichen (Quercus apennina Lam., Ilex L. und congesta Presl). 
Ueber der Waldregion wurde es allmalig grüner und zwischen 7000 
und 8000 Fuss stand ich im üppigsten Blumenflor, ja nur mit Mühe 
konnte ich die nöthigen Früchte erhaschen, selbst diese oft nicht. 
Da stand Tanacetum vulgare v. aelnicum Heldr., Senecio aetnensis, 
S. incisus Presl, Rumex aetnensis Presl, Anthemis aetnensis, (era- 
stium aetnaeum Jan., Robertia taraxacoides, Juniperus hemisphae- 
rica, Berberis aeinensis und noch andere leider nur mehr wenige 
Arten; denn der Aetna ist in der Hochregion ausserordentlich arten- 
arm, aber noch immerhin etwas reicher als der gleichhohe Pic von 
Teneriffa. Allmälig blieben die Genannten zurück, zuerst die Sträu- 
che, daun der kugellörmige Polster bildende Asfragalus siculus, zu- 
letzt auch Scleranthus marginatus Guss. v. aetnicola mihi, Anthemis 
aelnensis, Senecio aelnensis und Rumex aetnensis. Ich stand da in 
einer trostlosen, ungeheuren Wüste von schwarzen Lavablöcken und 
feinem Lavasande von 8500—10.171 Fuss! Doch wo Flora endet, 
bietet Pluto seine allerdings grausigen Reize auf, und der Abblick in 
den ewig brodelnden Kessel, der beim Volke casa di diavolo heisst, 


30 


das Schreiten über die unheimlich gelbgrünen Schwefelnecke, vor 
Allem aber die auch nur durch Pluto’s einstmalige Kraftanstrengung 
möglich gewordene, fast einzig dastehende Rundschau über ganz Tri- 
nacria und das unermessliche Meer entschädigt überreich für Flora’s 
sprödes Zurückweichen. 

Nach dem Krater der Spitze ist der grausigste Ort unstreitig 
das Val di Bove, ein wüster Schlund von 1 Meile Breite, auf 3 Sei- 
ten von hohen Lavafelsen umrungen, fast die ganze Oberfläche von 
schwarzen Lavaströmen übergossen, ein wahres Thal des Todes. Ich 
stieg hinein von der Ostseite, von Zaffarana aus, aber der Botaniker 
kam schlimm weg; nur an den Rändern boten sich mir einige Pflan- 
zen, wie Sorbus praemorsa Guss., Hieracium cerinitum Sibth., Poly- 
podium vulgare var. ovatum Tod., Luzula sicula Parl., die aber = 
L. Sieber: Tausch ist, und einige andere. 

Endlich wollte ich auch einen der so gepriesenen Eichenwälder 
des Aetna schauen und ging auf die Nordosiseite desselben in den 
Bosco Cerrita. Eine eigenthümliche Abart der Zerreiche, die Quercus 
Haliphleos Lam. mit tief fiedertheiligen Blättern bildet den Hauptbe- 
standtheil, ausserdem 0. congesta Presl, höher oben die stattliche 
Pinus nigricans Host., die weissrindige Betula aetnensis Raf., die 
aber nach Kerner — B. verrucosa Ehrh. ist, und endlich Fagus sil- 
vatica. Auch hier ist die Flora nur an Waldlichtungen etwas inter- 
essanter, besonders Adenocarpus Bivonü Presl, im Waldschatten aber 
wieder fast nur Festuca elatior, unter den Buchen stellenweise gar 
nichts als abgefallenes Laub. Wo die Wälder enden, beginnen wieder 
die Pölster von Astragalus siculus, Cerastium aetnaeum U. S. W., 
also ganz dieselbe Flora wie im Südosten, nur noch bedeutend 
artenärmer. 

So waren meine Exkursionen beendet, und ich kehrte nach 
Catania zurück, um das Universitätsberbar und die Aetnaliteratur zu 
studiren, worauf ich über Messina und Neapel wieder heimwärts eilte. 

Nächstes Jahr im März und April werde ich wieder Aetna und 
Nebroden bereisen, um besonders die Fussflora dieser klassischen 
Gebirge zu untersuchen, und so meine in Angriff genommene Flora 
des Aeina und der Nebroden zu vollenden 

Theilnehmer an meiner Ausbeute wollen sich bis Ende Februar 
melden, meine Adresse und die Bedingungen zur Theilnahme sind 
dieselben wie im Junihefle 1873 


Innsbruck, 3. Dezember 1873. 


31 
Nachträge 
zur Flora des Illgebietes von Vorarlberg. 


Von Dr. Heinrich Kemp S. J 


(Fortsetzung.) 


Campanula pusilla Haenke. Am illufer bei Feldkirch nicht selten ; 
auf allen Kalkalpen gemein. 1.2.3. ** 

C. rotundifolia L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

c. Scheuchzeri Vill. Fast gemein aul' den mitllern und höhern Alpen. 
Da, Hr 

C. rapunculoides L. Häufig in den Niederungen: Felsenau, Tosters 
Biel. 5 

C. Trachelium L. Gemein bis in die untern Alpen. 1.2. ** 

C. patulaL. Fas! gemein in den Niederungen: Tisis, Tosters etc. en 

C. persieifolia L. Häufig ebendort: Steinwald, Margarethenkopf etc. 4.4* 

©. thyrsoidea L. Selten: Saminajoch, Arlberg an der Sirasse. 2.3. in 

©. glomerata L. Gemein bis in die Alpen. 1.2. ** 

C. barbata L. Häufig auf den miitlern und höhern Alpen: Aelple, 
Drei Schwestern, Saminathal ete.; zuweilen in’s !llthal herabstei- 
gend: Maria-Ebene. 1.2. ** 


Vaccineae. 

Vaccinium Myrtillus L. Sehr häufig bis in die Alpen. 1.2. 

V. Vitis Idaea L. Steinwald (1500), Drei Schwestern, Gallina etc. 
RE Pal 

V. uliginosum L. Häufig auf den miltlern und höhern Alpen: Hoch 
Gerach, Hoher Fiaassen, Arlberg etc. 2.3. ** 

V. Oxycoccos L. Selten: Im östlichen Winkel der Galgenwiese bei 
Feldkirch. 1. ** 

Ericineae. 

Arctostaphylos officinalis Wimm. et Grab. Selten aufKalk: am Salerul 
im Gampertonihal; häufig auf dem Urgebirge des Rhätikon und 
Arlberg. 3. * 

Calluna vulgaris Salisb. Gemein bis in die Alpen. 1.2. ** 

Erica carnea L. Im untern Gebiet gemein bis in die Alpen. 1. 2. * 

zalea procumbens L. Oberes Samina- und Gampertonihal; oberes 
Garneratlial, Arlberg vom Wege gegen die Schindlerspitz. Page Hüad 

Rhododendron ferrugineum L. Selten auf Kalk, ist es gemein auf 
Urgestein, die für Kalkgebirge gemeine Form hirsutum L. dort 
vertrelend. R. intermedium Tausch. Häufig unter ersteren. (Vergl. 
Kerner: Kultur der Alpenpflanzen.) 2.3. * 


Pyrolaceae. 
Pyrola rotundifolia L. Gemein bis in die miltlern Alpen. 1.2. ° 
P. chlorantha Schwartz. Selten: im Walde zwischen Feldkirch. und 
Rankweil. 1. ** 
P. minor L. Nicht häufig: Maria-Ebene, Göfiser Wald. 1. ** 
P. secunda L. Gemein vom Thal bis in die Alpen. 1.2. ** 


Le 


32 


P. uniflora L. Nur einmal am Wege von Brand zum Lüner See ge- 


Mn 


de 


funden. 2. ** 
Monotropeae. 
Monotropa hypopitys L. Haus, | ‚m Walde von Göfis und Rankweil; 
vielfach als var. glabra. 1. 


Aquifoliaceae. 
Ilex Aquifolium L. Sehr häufig in den Wäldern des untern Gebietes. 
la er 
Oleaceae. 


Ligustrum vulgare L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 
Fraxinus excelsior L. Häufig an den Abhängen bis in die grössern 
Alpenthäler. 1, 2. ** 
(Fortsetzung folgt.) 
uch a 


Correspondenz. 


Sexten in Tirol, am 18. Dezember 1873. 
Thomas Pichler kehrte glücklich von seiner Reise nach Klein- 
asien und Griechenland zurück und kann von seinen Sammlungen, 
die ich zu bewundern Gelegenheit halle, noch einige Centurien 
a 12 fl. abgeben. Er brachte auch eine Menge Samen mit. Darauf 
Reflektirende wollen sich direkt an Th. Pichler, Botaniker in Lienz, 
Tirol, wenden. Den Bericht über unsere Reise in die venezianischen 
Alpen werde ich später bringen und erwähne hier, dass mehrere 
Novitäten aufgebracht werden konnten, worunter ich jetzt nur er- 

wähne: Thlaspi Kerneri und Ranunculus polymorphus H. et P. 
R. Huter. 


Breslau, den 5. Dezember 1872 


Nicht eine einfache Centurie, wie in meiner Besprechung von 
F. Schultz’s Herbarium normale irrthümlich mitgetheilt wurde, son- 
dern die betreffende Doppelcenturie gibt der Herausgeber als Aequi- 
valent für je 10 ihm für diese Sammlung gelieferte Spezies. F. Winter, 
der inzwischen Weissenburg verlassen hal, ist von der Mitherausgabe 
der Kollektion zurückgetreten, welche nunmehr wieder von F. Schultz 
allein edirt wird. — Die schlesische Flora ist im Verlaufe des letzten 
Jahres wieder um einige Arten bereichert worden. Orobanche pro- 
cera Koch (Orob. Cirsi Fr.) im Reussendorfer Forst bei Landshut 
auf Cirsium palustre von Höger gefunden. Fumaria acrocarpa Pe- 
termann (= Fumaria Schleicheri Soyer-Willem. teste Haussknecht), 
in der centralschlesischen Ackerebene südwärts von Breslau schon 
früher beobachtet, aber anfänglich mit der dort, wie es scheint, weit 
selteneren F. Vaillantii verwechselt, später aber für F. Wirtgeni 
Koch gehalten, welche nach Haussknecht davon verschieden ist und 
als Varielat zu F. officinalis gehört, übrigens aber auch um Breslau 
vorkommt. Fumaria acrocarpa wurde bisher beobachtet um Bres- 
lau bei Magnitz!! Koberwitz (Uechtritz, Engler), Wirrwitz (Heiden- 


33 


reich); ausserdem Oppeln von Grabowski und später auch von mir 
gefunden, aber nicht von der dort sehr häufigen F. Vaillantü unter- 
schieden und erst von Haussknecht richtig erkannt. — Stellaria crassi- 
folia Ehrh., Primkenauer Bruch bei Quaritz zwischen Gr. Glogau und 
Sprottau (Lothar Becker); Hieracium argutidens Nägeli Költschen- 
berg: F. Peck), Ranunculus radians Revel. (R. tridrophyllus ß. ano- 
malus Godron) Krittern bei Breslau!!, Falkenberg in ©. S. (J. Plosel), 
Libanotis montana var. L. sibirica C. A. Meyer auf den Dolomit- 
hügeln zwischen Imielin und Dzieckowitz bei Myslowitz (Fritze), zu- 
gleich mit Uebergängen zur Grundform. — Endlich ist auch, wie mir 
vor Kurzem mitgetheilt wurde, ein sicherer Standort für das inner- 
halb der eigentlichen Gebietsgrenze noch nicht gefundene Scolopen- 
drium vulgare Sm. gewonnen und zwar im Queisthale oberhalb Grei- 
fenberg, von wo lebende Stöcke an den hiesigen botanischen Garten 
eingesendet wurden. — Das erst einmal in den Sudeten und zwar 
von Ritschl auf den Saalwiesen bei Landeck beobachtete Hieracium 
aurantiacum X Pilosella wurde nun auch in zwei sehr ausgeprägten 
Individuen in der Kesselgrube des Riesengebirges von Trautmann 
aufgefunden, und Fick entdeckte einen neuen, hart an der böhmi- 
schen Grenze gelegenen Standort von Salix myrtilloides L. und S. 
aurita>< myrtilloides Wimm. rechts vom Wege von Friedland nach 
Merkelsdorf, in der Richtung auf die Rosenberge zu. Hieracium ri- 
phaeum m. wurde von Zimmermann im Melzergrunde beobachtet, 
aber auch auf dem schlesischen Abhange des Riesengebirges. 
R. v. Uechtritz. 





Personalnotizen. 


— August Em. Ritter von Reuss, Professor der Mineralo- 
gie an der Universität Wien, ist am 26. November, 64 Jahre alt, nach 
einem längeren Brustleiden gestorben. Durch seinen Tod verliert die 
Wissenschaft einen ebenso grossen Förderer ihrer Interessen, als wie 
die ihm näher Gestandenen, den wohlwollendsten und mittheilsamsten 
Freund zu betrauern haben. R. erwarb sich in Folge seiner minera- 
logischen, namentlich paläontologischen Forschungen einen glänzen- 
den Ruf unter den wissenschaftlichen Zeitgenossen; minder bekannt 
blieb seine Thätigkeit als Botaniker, die sich hauptsächlich in den 
letzten Jahren seines Lebens zu einer solchen Lieblingsbeschäftigung 
steigerle, dass er im Vereine mit seinen beiden Söhnen ein Herba- 
rium der europäischen Flora zusammenbrachte, welches unter allen 
derzeit bestehenden Privatsammlungen des Kontinents wohl den ersten 
Rang einnehmen dürfte. 

— Dr. Jul. Aug. Tauscher in Ercsi, wurde von der Komi- 
tats-Versammlung in Anerkennung seines Wirkens als Arzt während 
der Choleraepidemie, zum Komitats-Oberphysikus erwählt. Unbescha- 
det dieser seiner ärztlichen Thätigkeit wusste er die Zeit so gut zu 
verwerthen, dass er im vergangenen Sommer über 12.000 Pflanzen- 
exemplare sammeln und an seine Korrespondenten versenden konnte. 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1874. 3 


34 


— William Jameson, Professor der Botanik in Quito, ist 
daselbst am 29. Juni gestorben. 

— Dr. Hubert Leitgeb, Professor der Botanik in Graz wurde 
von der kais. L. C. Akademie der Naturforscher als Mitglied aufge- 
nommen. 





Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenscha f- 
ten am 23. Oltober überreichte Dr. J. Peyritsch eine Abhandlung, 
betitelt: „Beiträge zur Kenntniss der Laboulbenien.* Der Verfasser 
schildert in derselben das Vorkommen und die Entwicklungsgeschichte 
dieser parasilischen Pilze. Bisher waren nur fünf Arten von Laboulbenien 
bekannt, von welchen drei auf Käfern beobachtet wurden. Es wurden 
neue Arten auf Laufkäfern, Staphylinen und Wasserkäfern aufgefun- 
den. Durch die Entwicklungsgeschichte, zumal den Befruchtungs- 
vorgang, schliessen sich die Laboulbenien den übrigen Ascomyceten 
an; die Befruchtung erfolgt durch Kontakt von zarten, fadenartigen 
Organen, nämlich von Pollinodien und Trichogyne. Die Pollinodien 
entwickeln sich an dem terminalen Theile der jugendlichen Pflanze 
auf eigenthümlichen, für die Art charakteristisch geformten Trägern; 
die Trichogyne endigt die Fruchtkörperanlage. Letztere ist bei eini- 
gen Arten ein mehrgliedriger zarter Faden, bei Laboulbenia muscae 
hingegen nur einzellig; bei allen Arten wird sie nach der Befruch- - 
tung abgeworfen. Erst nach der Befruchtung entwickelt sich der 
Fruchtkörper, welcher mit einem apicalen Porus sich öffnet und die 
Sporen entlässt. Diese entstehen in Ausstülpungen einer (oder meh- 
rerer?) Zelle einer Zellenreihe, deren oberes Ende früher die Tri- 
chogyne bildete. Gestaltung und Insertion des Pollinodträgers und 
seiner Anhangsgebilde, die Form des Mundbesatzes des Fruchtkörpers 
bieten die wichtigsten Merkmale zur Unterscheidung der Formen die- 
ser kleinen Pilzgruppe. 


—ae so 2.2 — 


Literarisches. 


— Eine „Enumeratio plantarum Hercegovinae et Montenegro* 
von Dr. Pantocsek wird demnächst als Beigabe zu dem Jahrbuche des 
naturhistorischen Vereines in Pressburg erscheinen. 

— Von De Candolle’s Prodromus ist der 17. und letzte Band 


erschienen. 
— I 0 — 


Sammlungen. 


— Die botanischen Sammlungen und die Bibliothek des ver- 
storbenen Bouget hat die Universität Heidelberg um 2500 fl. angekauft. 


_ 


Botanischer Tauschverein in Wien. 
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Brandmayer mil 


Pflanzen aus Niederösterreich, Kärnten und Tirol. — Von Herrn Dr. 
Tauscher mit Pfl. aus Ungarnı. — Von Herrn Matz mit Pfl. aus 
Niederösterreich. — Von Herrn Eysn mit Pfl. aus Salzburg. — Von 
Herrn Dr. Rauscher mit Pfl. aus Oberösterreich. — Von Herrn P. 


Strobl mit Pfl. aus Tirol und Italien. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Bremer, 
Machaneck, Uechtritz, Hohmayer und Vierhapper. 

Aus Schweden und Norwegen: Nostoc Zetterstedtü, Am- 
phoridium Mongeotü, Dieranum flayellare, Fontinalis dalecarlica, 
F. gracilis, Hookeria lucens, Hylocomium brevirostre, Hypnum Lind- 
bergiü, H.rivulare, Jungermannia catenulata, J. saxwicola, J. Taylori, 
Lejeunia serpyllifolia, Leskea paludosa, Madotheca rivularis, Mnium 
cinclidioides, Pterogonium gracile, Sarcoscyphus Funckiü, Sphagnum 
molluscum, S. rubellum, Webera annotina, eingesendet von Dr. Scheutz. 

Aus Niederösterreich: Crepis aurea, Helleborus niger, 
Hesperis tristis, Ononis repens, Thlaspi alpinum, Viola alpina. Aus 
Kärnten: Spiraea decumbens. Aus Tirol: Campanula spicata, 
Phyteuma comosum u. A. eing. von Brandmayer. 

Aus der Flora von Salzburg: Achilles atrata, A. Clavennae, 
Androsace Chamaejasme, Arabis alpina, Aronia rotundifolia, Biscu- 
tella laevigata, Campanula barbata, C. Scheuchzeri, Dentaria ennea- 
phyllos, Dryas octopetala, Erigeron alpinum, E. glabratum, Euphorbia 
alpigena, Gypsophila repens, Hieracium Jacquini, Hippocrepis comosa, 
Hutchinsia alpina, Kernera sawatilis, Laserpitium latifolium, Pin- 
guicula alpina, Primula Auricula, Rhododendron Chamaecistus, Rosa 
pomifera, Selaginella spinulosa, Soldanella alpina, Thlaspi alliaceum, 
Vieia sylvatica u. A. eingesendet von Eysn. 

Obige Arten können im Tausche, oder käuflich die Centurie zu 
6 fl. abgegeben werden. 





Einladung zur Pränumeration 
auf den XXIV. Jahrgang (1874) der 


Vesterreichischen 


Botanischen Zeitschrift. 


(Öesterr. bolan. Wochenblatt.) 


Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift,“ welche von dem 
hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen 
Ministerium für Kultus und Unterricht den Mittelschulen 
empfohlen wurde, pränumerirt man mit $fl.ö.W. (5 Rthlr. 10 Ngr.) 
auf den ganzen Jahrgang oder mit 4 fl. ö. W. (2 Thlr. 20 Ngr.) auf 
einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post 
bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, Neumann- 
gasse Nr. 7. 
IK 


36 


Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls 
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat 
die Verlagshandlung C. Gerold’s Sohn in Wien übernommen. 

Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- 
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 
1. Jahrgang 4 fl. (2 Thlr. 20 Ngr.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. 
(20 Ngr.) — 8. bis 21. Jahrgang zu 3 fl. (2 Thlr.) — 22. Jahrgang 5 fl. 
(3 Thilr. 10 Ngr.) — 23. Jahrgang 8 fl. (5 Thilr. 10 Ngr.) Bei Abnahme 
sämmtlicher Jahrgänge von der Redaktion, 20 Procent Nachlass. 


Dr. Alexander Skofitz, 


Wieden, Neumanngasse Nr. 7. 





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In J. U. Kern’s Verlag (Marttieller) in Breslau ist soeben erschienen: 


Die Pilze Norddeutschlands, 


mil besonderer Berücksichtigung Schlesiens. 


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Otto Weberbauer. 


Heft I. Mit 6 nach der Natur gezeichneten kolorirten Tafeln. 
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mit grüner Leinwand überzogen und mit Goldschrift versehen sind. Ein Catalog 
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angesetzt, durch Unterhandlung könnte auch ein etwas minderer Preis ver- 
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Darauf Reflektirende wollen sich wegen Anfragen an den Herrn Dr. 
Skofitz, Herausgeber dieser Zeitschrift, Wieden, Neumanngasse 7, oder direkte 
an den Unterzeichneten wenden. 
Jos. A. Krenberger, 


Wien, Bräunerstrasse Nr. 9. 3. Stock. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von O,. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift. 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Ezemplare 
tanische Zeitschrift . - diefreidureh die Post be- 
u erseleinr Bota nik und Botaniker, zogen werdensollen, sind 
den Ersten jeden Monats, bios bei der Redaktion 


Man pränumerirt auf selbe (Wieden, Neumang. Nr. 7) 


„pränumerirt auf selbe Gärtner, Qekonomen, Forsimänner, Aerzle, "zu pranumeriren. 


6 Thir. 10 Ngr.) £ Im Wege des 
ganzjährig. oder mit ! rap ehnık Buchhandels übernimmt 
411. 5.W.|2 Thlr.20 Ng.) Apotheker un Tr hniker. Pränumeration 

halbjährig. €. Gerold's Sohn 
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die ranze Petitzeile N: 2 so wie alle übrigen 
15 kr. öst. W. rs - Buchhandlungen, 








XXIV. Jahrgang. WIEN, Februar 1874. 








INHALT: Aufbau des Trifolium. Von Dr. Celakovsky. — Vegetationsverbältnisse. VonDr. Kerner. 
— Zur Kenntniss der Ranunculaceen, Von Val de Lievre. — Seirpus supinus. Von Bochkoltz. — 
Scleranthus-Arten. Von Ho luby. - Zur Flora des Illgebietes. Von Dr. Kemp, (Fortsetzung.) — 
J. Dorner. Von Grundl. — Literaturberichte. Von J. W., Dr. Kerner. — Correspondenz. Von Wiesbauer, 
Winkler, Mayer. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — 
— Botanischer Tauschverein. — Berichtigung. 














Veber den Aufbau der Gattung Trifolium. 
Von Dr. Lad. Celakovsky. 


Bei einer vorgenommenen Durcharbeitung der Gattung, soweit 
sie durch das mir zu “ebote stehende Material ermöglicht war, fand 
sich, dass die bisherige Behandlung und Eintheilung der umfangreichen 
Gattung Trifolium, wie sie am besten Presl und Koch geliefert haben, 
im Hinblick auf die Gesammtheit der Arten noch nicht genügt, dass 
die bisher üblichen Sektionen noch vermehrt, theilweise anders gefasst 
und durch Beachtung aller morphologisch wichtigen Charaktere ge- 
nauer bestimmt werden müssen. 

Zur besseren Orienlirung übersehen wir zuerst das, was bisher 
im wissenschaitlichen Aufbau der Gattung geleistet worden ist. 

Linne theilte die Arten in seinen Species plantarum (nach Aus- 
schluss von Melilotus) in 4 Gruppen: i. Trifolia Lotoidea leguminibus 
polyspermis, 2. T. Lagopoda calycibus villosis, 3. T. Vesicaria caly- 
cibus inflatis ventricosis, 4. T. Lupulina vexillis corollae inflexis. 
Savi benülzte bereits (Observationes 1810) das Vorhandensein und 
den Mangel der Brakteen zur Entheilung und unterschied Bracteata 
und Ebracteata; die sonstige weitere Einiheilung nach Eigenschaften 


des Kelches war minder glücklich. Seringe stellte dann in De Can- 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 2. Heft. 1874. 4 


38 


dolle's Prodromus (1825) 7 Sektionen auf, von denen drei, Trifolia- 
strum, Vesicastrum und Chronosemium im Wesentlichen den Linne’- 
schen Gruppen Lotoidea, Vesicaria und Lupulina entsprechen, während 
die Lagopoda Linne’s in 3 Sektionen: Jagopus spieis oblongis, Phle- 
astrum spicis ovato-conicis und Eutriphyllum capitulis ovatis unglück- 
lich genug abgetheilt sind und die Seition Lupinaster von den 
Lotoideis abgezweigt worden ist. Nur Trifoliastrum und Chronosemium 
sind (nach Ausschluss und respektive Einbeziehung weniger Arten) 
als natürliche Gruppen brauchbar, Vesicastrum und Lupinaster ent- 
halten sehr Heterogenes, die übrigen drei Gruppen waren aber so 
schwach, dass sie bei dem nächsten ernstlichen Versuche wieder 
zusammengezogen werden mussten. Reichenbach freilich (Flora ex- 
cursoria 1830) behielt sie nicht nur bei, obwohl er sie anders und 
zwar meist nach der Form der Kelchzähne abgränzte, sondern bildete 
noch eine vierte, ebenso unhaltbare, Brachydontium, dazu. Der 
Sektion Chronosemium gab er den Namen Lotophyllum, was darum 
zu erwähnen ist, weil als Jahr der Publikation desselben durch einen 
Druckfehler 1824 statt 1827 (lconographia exotica) citirk wurde, was 
manche Autoren bewog, Reichenbach's Namen dem von Seringe der 
vermeintlichen Priorität nach vorzuziehen. Die wichtigste Arbeit über 
die systematische Eintheilung von Trifolium gab dann 1832 in den 
Symbolae botanicae C. B. Presl, worin er 9 Sektionen aufstellte, die 
er freilich unnöthiger Weise als Gattungen behandelte. Als Sektionen 
fanden die von Presl neu aufgestellten Gruppen, obwohl noch nicht 
durchaus tadellos umgränzi und definirt, nämlich Paramesus, Mistylus, 
Galearia und Calycomorphum allgemeine Anerkennung, nur eine, 
Micranthemum, musste, als zu schwach begründet, wieder mit Trifolia- 
strum (Presl’s Amoria) zusammenfliessen. Die unhaltbaren drei 
Sektionen von Seringe fasste bereits Presl wieder unter Trifolium 
zusammen. In der Flora boreali-americana bildete 1833 Hooker eine 
neue Sektion Involucrarium (besser Involucraria), welche auch 
vorzugsweise aus amerikanischen Arten besteht, deren einige bei 
Seringe und Presl unter dem allzuweit aufgefassten Lupinaster standen, 
obwohl auch die europäische Gruppe Paramesus Presl mit ihr ver- 
bunden werden muss, wie ich zeigen werde. Koch erhielt (Synopsis 
1837), ohne Presl’s Arbeit zu kennen, als Resultat fast dieselben 
Sektionen, gab aber bessere Charakteristiken und theilweise andere 
Namen (Lagopus, Vesicastrum, Fragifera, Trichocephalum). Die 
Presl’sche Gattung Trifolium, d. h. Koch’s Abtheilung Lagopus zer- 
legte Godron (Flore de France 1848) abermals in 2 Sektionen, 
Eutriphyllum und Lagopodium, erstere mit terminalen, letztere mit 
lateralen Köpfchen, was auf den ersten Blick Beifall finden könnte, 
aber bei näherer Betrachtung unzulässig erscheint, worüber später 
mehr. Schliesslich fügte Bertoloni (Flora italica 1850) den Gruppen 
von Seringe und Presl, denen er meist neue Namen gab und die er 
öfter durch nicht hingehörende Arten entstellte, noch eine neue 
zehnte Sektion, auf Trifolium uniflorum L. gegründet, hinzu, welche 
er ungebührlich Zupinaster nannte, während er der Sektion Lupinaster 


39 


Mönch, Presl, Koch den Namen Glyeyrrhizum gab. Der Verfasser 
gegenwärtigen Aufsatzes sieht sich genöthigt, T. uniflorum ebenfalls 
als Typus einer besonderen Sektion anzusehen, dieselbe aber besser, 
als Bertoloni gethan, zu charakterisiren und Cryptosciadium zu be- 
nennen, und ausserdem zwei neue Sektionen, Hemiphysa und Steno- 
semium einzuführen. Diese drei neuen Sektionen sollen im Vorhinein 
verantwortet werden. Sie sind nämlich hauptsächlich auf den Bau der 
Corolle gegründet, deren Fahne entweder ganz frei oder mit der 
Phalanx der übrigen stets mehr oder weniger verbundenen Blumen- 
blätter unterwärts zu einer Röhre verwachsen sein kann (Corolla 
eleutherosemia et gamosemia). T. uniflorum ist nämlich ausgezeichnet 
gamosemial, während die Gruppe Trifoliastrum (zu der Boissier die 
Art mit mehr Recht als Seringe und Presl zu T. lupinaster rechnet) 
vollkommen oder doch fast eleutherosemial ist. Hemiphysa und 
Stenosemium unterscheiden sich wieder durch ganz freie Fahnen von 
den gamosemialen Sektionen Galearia und Lagopus, von denen sie 
abgeirennt worden sind. Presl und neuestens auch Boissier (in Flora 
orientalis) haben zwar den zweifachen Corollenbau als Sektionsmerkmal 
immer berücksichtigt, allein gerade in der Angabe desselben manche 
Fehler begangen und die Arten, welche den neu abgetrennten Gruppen 
zu Grunde liegen, offenbar hierauf nicht untersucht, weil dieselben den 
von ihnen gegebenen Sektionscharakteren widersprechen. Es frägt sich 
nun, ob auf den besprochenen Bau der Corolle wirklich natürliche 
Gruppen gebildet werden können, ob es ein hinreichend wichtiges 
und für nahe verwandte Formen konstantes Merkmal abgibt. Man 
könnte namentlich einwenden, dass in den Sektionen Trifoliastrum 
und Chronosemium Arten mit völlig freier und mit kurz angewachsener 
Fahne vorkommen. Diess erklärt sich aber daraus, dass diess, wie 
man wohl annehmen darf, die bildungsfähigen Anfangstypen sind, 
von denen aus die Bildung der übrigen Sektionen ausgegangen ist, 
daher in den ersten, untersten Gruppen die Verwachsung der Fahne 
hin und wieder ihren Anfang nimmt. In jenen Sektionen, welche man 
als die nach gewissen Richtungen weiter fortgeschrittenen Bildungen 
betrachten kann, finden wir dann nur freie oder nur röhrig beträcht- 
lich verwachsene Fahnen der Corolle vor, und es ist der Corollenbau 
auch immer an andere Eigenthümlichkeiten gebunden, durch welche 
die nach der Corolle verschiedenen Sektionen auch anderweitig als 
gute natürliche Gruppen sich darstellen. Das gilt auch von den hier 
neu abgezweigten kleinen Gruppen. Cryptosciadium zeichnet sich 
nebenbei noch durch die nach der Blüthe spiralig eingerollten langen 
Blüthenstiele und langröhrigen Kelche aus, Hemiphysa durch die 
freien äusseren Blüthendeckblätter, die bei Galearia zu einer Hülle 
verwachsen sind, und Stenosemium durch zur Fruchtzeit häutig 
metamorphosirte und etwas aufgeblasene Kelche vor Lagopus. 


Ich gebe nunmehr die Gliederung der ganzen Gattung im Zu- 
sammenhange. 
4 * 


40 


Genus Trifolium L. em. (part.) 
Sectiones: 


A) Deckblätter entwickelt. Kelch gleichmässig (nicht einseitig 
aufgeblasen). 
a) Aeusserste Deckblätter nicht verwachsen. 


«) Blumenblätter kurz benagelt, Fahne mit den übrigen Blumen- 
blättern gar nicht oder nur im unteren Theile kurz verwachsen. 

i. Chronosemium Ser. (Amarenus Presi), Lotophylium Rehb.) 
Blüthenstände deutlich blattwinkelständig, gestielt. Blüthen länger oder 
kürzer geslielt, von einander ziemlich entfernt. Deekblälter sehr kurz, 
Ispitzig, an den Rändern mit gefärbten Wimpern pinselartig besetzt. 
Kelche klein, önervig (ohne Commissura alrippen), Zähne gleich oder 
die 2 oberen kürzer. Blumenkrone gelb, selten roth, nach dem Ver- 
blühen trockenhäultig, rauschend. Fahne breit, zum Grunde mässig 
verschmälert, frei oder mit dem kurzen Nagel angewachsen. Hülse 
geslielt, isamig, aus dem Kelche hervorragend. 

Hieher: T. aureum Pollich (T. agrarium L. part. et Autt.), T. 
agrarium (L.) Pollich, T. procumbens (L.) Pollich, T. filiforme L. 
(micranthum \Vis.), T. badium Schreb., T. speciosum Willd. etc. 

Presl gibt, wie auch schon Reichenbach, die Blumenblätter 
sämmtlich frei an, was unrichtig ist. Bei allen Trifolien sind die Flügel 
mit dem Kiele mehr weniger verwachsen, und ist auch die Phalanx 
der Staubgefässe wenigstens mit dem unteren Theile denselben an- 
gewac hsen. Nach Boissier wäre die Fahne ganz frei, was jedoch nur 
von wenigen Arten gilt, bei den meisten wächst sie bereits mit ihrer 
Basis etwas an, am beträchtlichsten bei T. speciosum. Was den ge- 
stielten Fruchtknoten betrifft, so wäre sowohl hier wie in anderen 
Sektionen der Ausdruck Stiel unrichtig, wenn darunter eine Verlän- 
gerung des Blüthenbodens verstanden wird. Eine solche ist hier nicht 
vorhanden, sondern der Stiel ist der sehr verschmälerte untere Theil 
des Fruchtknotens selbst, denn die samenbergende Höhlung desselben 
setzt sich mit einem feinen Kanal in den Stiel hinab fort. Dieser Stiel 
würde also etwa dem Blattstiele der Carpelle entsprechen. Reichenbach 
scheint zuerst diesen Stiel für die Sektion hervorgehoben zu haben, 
nur glaubte er irrthümlich, dass er nur in dieser Sektion vorkomme. 

2. Trifoliastrum Ser. (excl. spee.) (Amoria et Mieranthemum 
Presl). Blüthenstände deutlich blattwinkelständig, gestielt oder sitzend, 
mit kürzer oder länger gestielten Blüthen. Deckblätter Ispitzig oder 
häufig 2spitzig, einfach gewimpert. Kelch nicht aufgeblasen, meist 
10rippig (mit Commissuralrippen) oder selbst 20rippig, selten 5rippig, 
ohne Commissuralrippen. Krone weiss oder roth, zur Blüthezeit kraulig, 
nachher trockenhäutig, rauschend; die Fahne mit kurzem breitem 
Nagel, ganz frei oder den übrigen Blumenblättern am Grunde ein 


1) Presl sagt: nomen a persistentia petalorum desumtum, folglich ist der 
Name von ’aueoeivo schlecht gebildet und sollte Amarantus heissen. Wittstein 
leitet dagegen ab von ’auce«, Kanal, Wasserleitung!! 


41 


wenig angewachsen. Hülse 2—6samig, ungeschnäbelt, vorragend, 
seltener in Kelche eingeschlossen, sitzend, selten gestielt. 

Als Untergruppen lassen sich folgende annehmen: 

a) Fruchtknoten und Hülse gestielt. Deckblätter bisweilen sehr 
gross (so bei T. dasyphyllum, Parryi). 

Amerikanische Arten: T. dasyphyllum Torrey, T. Parryi Gray, 
T. nanum Torrey. 

b) (Loxospermum Hochst.) Hülse sitzend, lineal-länglich, mehr- 
samig, vorragend. Blüthenstand armblüthig (i—Öblüthig), Blülhen 
gross, mässig gestielt. Kelch 20nervig. — Hieher T. Schimperi Rich. 

a, (Amoria Presl) Hülse sitzend (bei allen mir zugänglichen 
Arten), 2—6samig, vorragend. Blüthenstand mehrblüthig. Blüthen 
mässig bis ziemlich lang gestielt, nach der Blüthe meistens herab- 
geschlagen. Kelch 1Onervig, selten Önervig. 

Hieher: T. hybridum L., repens L., Michelianum Savi etc. 

d) (Micranthemum Presl) Hülse sitzend, 2samig, im Kelche 
eingeschlossen. Köpfchen mehrblüthig, Blüthen sehr kurz gestielt bis 
fast sitzend. Kelche 10nervig. 

Hieher: T. suffocatum” L., T. glomeratum L., T. montanum L. 

Godron glaubte in dem LOrippigen Kelche einen durchgreifenden 
Unterschied dieser Sippe von Chronosemium gefunden zu haben, 
allein er übersah, dass T. hybridum, welches doch sicher zu Trifolia- 
strum gehört, keine Commissuralrippen am Kelch besitzt. Presl findet 
die Fahne in dieser Gruppe frei, Boissier aber verwachsen; — in der 
That kommen beiderlei Corollen vor, jedoch ist die Anwachsung stets 
gering, geringer noch als bei manchen Chronosemium-Arten, und 
niemals kommt es des kurzen Nagels wegen zur Bildung einer 
längeren Röhre. Loxospermum Hochst. und Micranthemum Presl lassen 
sich nicht einmal als besondere Sektionen, viel weniger als Gattungen 
betrachten. Hochstätier's Angabe, dass bei ersterem die Blumenblätter 
und die Staubgefässphalanx ganz frei sind, ist ebenso unrichtig, wie 
die gleiche Angabe mancher Autoren für Chronosemium; nur die 
Fahne ist da frei geblieben. Zu Micranthemum ist auch am passend- 
sten T. montanum zu stellen, wenn man nicht eine eigene Unter- 
gruppe dafür bilden will. Diese Art ist bei Presl ganz unpassend zu 
Trifolium, d. i Lagopus, bei Godron nebst den zwei anderen Mi- 
eranthemum- Ai ten nicht glücklicher zu Paramesus gewandert, nachdem 
sie Seringe und dann Koch gewiss richlig zu Trifoliastrum gestelit 
hatien. Mehrere amerikanische Arten (von denen mir die 3 obigen 
bekannt geworden) stehen durch den gestielten Fruchtknoten noch 
näher zu Chronosemium hin; für sie desswegen eine eigene Sektion 
zu bilden, wäre aber wohl kaum gerechtfertigt. 

£) Fahne ganz frei, wie die übrigen Blumenblätter langgenagelt. 

3. Mistylus Presl (Vesicastrum Koch) Köpfchen scheinbar end- 
ständig (einzeln an der beblätterten Stengelaxe, in der Achsel des 
unteren zweier fast gegenständiger Blätter, gestielt, der Stiel in die 
verlängerte Richtung der Stengelaxe ge stellt), mit sitzenden Blüthen. 
Deckblätter gross, verlängert, vielnervig. Kelch nach der Blüthe mehr 


42 


weniger aufgeblasen, 20nervig, sammt der Blumenkrone schon zur 
Blüthezeit trockenhäulig, rauschend. Hülse sitzend, 2—4samig, vor- 
ragend, langgeschnabelt. 

Hieher: T. spumosum L., T. vesiculosum Savi, T. multistriatum 
Koch — nach Boissier auch mehrere orientalische Arten (siehe Fl. 
Orient.) 

Der Sektionsname Vesicastrum Ser. darf nicht auf diese Gruppe 
übertragen werden, wie es Koch gethan hat, denn Seringe charak- 
terisirt sein Vesicastrum mit folgenden Worten: calyx bilabiatus, 
labium inferius immutatum, superius post anthesin accrescens, — die 
Diagnose ist also den Arten von Galearia Presl entnommen, obgleich 
bei Seringe noch manches Andere, darunter auch die Mestylus-Arten, 
per nefas zu Vesicasirum gebracht ist. 

y) Fahne mit den übrigen Blumenblättern zu einer langen Röhre 
verwachsen. 

4. Oryptosciadium m. (Lupinaster Bertol.) Blüthenstand deutlich 
blattwinkelständig, gestielt, armblüthig (1—3blüthig) aus langgestielten 
Blüthen, Blüthenstiele nach der Blüthe spiralig eingerollt. Kelch röhrig, 
10rippig, nicht aufgeblasen. Hülse sitzend, lineallänglich, 6—7samig, 
hervorragend. 

Hieher T. uniflorum L. (wozu auch T. cryptoscias Gris. und 
nach Boissier auch T. Savianum Guss. gehört.) Seringe und Presl 
stellten die Art zu Lupinaster, Godron und Boissier jedenfalls richtiger 
zu Trifoliastrum, doch ist sie von beiden durch die röhrig-gamosemiale 
Blume verschieden. 

b) Aeusserste Deckblätter zu einer gezähnten oder vielspaltigen, 
seltener ganzrandigen Hülle verwachsen. 

5. Lupinaster Münch (@Glycyrrhizum Bertol.) Blüthenstände 
doldig, langgestielt, deutlich blattwinkelständig, aus kurzgeslielten, 
ziemlich grossen Blüthen. Hülle sehr. kurz, aus einfachen verwachsenen 
Deckblättern, gezähnt. Kelch glockig, 5—10nervig, Blumen nach der 
Blüthe trockenhäulig. Fahne vollständig frei. Hülse länglich, gestielt, 
vorragend. — Nebenblätter und Hüllblätter ganzrandig. 

Hieher: T. lupinaster L., T. alpinum L. — nach Boissier auch 
T. polyphyllum A. Mayer. 

Soll die Sektion Lupinaster irgend welchen Sinn haben, so 
muss sie in der hier gegebenen engeren Begränzung gefasst werden 
und muss die Verwachsung der Deckblätter zu einer Hülle besonders 
gewürdigt werden. Lässt man dieses Merkmal fallen, wie es Seringe, 
Presl, Koch, Godron u. A. thaten, so bleibt kein deutliches Merkmal 
zur Unterscheidung von Trifoliastrum übrig, daher Godron ganz 
konsequent T. alpinum mit letzterem vereinigt hat. Presl hat darum 
auch verschiedene Trifoliastrum-Arten unter Lupinaster aufgenommen, 
ausserdem aber auch gegen den Wortlaut seiner Charakteristik Arten 
von Involucraria dahin gezogen. 

6. Involucraria Hooker. Blüthenstände gestielt, deutlich blati- 
winkelständig, aus kurzgestielten oder sitzenden Blüthen. Hülle meist 
schirmförmig, aus hoch hinauf verwachsenen, meist gesägten oder 


43 


gespaltenen Deckblättern gebildet, daher vielspaltig, häutig mit grünen 
Nerven, seltener niedrig, ungetheilt. Kelch glockig, bisweilen häulig, 
5—10nervig. Blume nach dem Blühen verwelkend und verschrumpfend. 
Fahne mit den übrigen Blumenblättern zu einer kürzeren oder län- 
geren, bisweilen aufgeblasenen Röhre verwachsen. Hülse gestielt oder 
sitzend, 2—mehrsamig. — Nebenblätter und Hüllblätter meist schlitzig- 
gesägt. 

Die Sektion zerfällt in zwei, oder wenn man die amerikanischen 
Arten alle gründlicher untersucht haben wird, vielleicht auch in meh- 
rere Unterabtheilungen, nämlich: 

a) Fruchtknoten länglich, gestielt, vorragend. — Dahin ameri- 
kanische Arten: T. involueratum Willd., T. physanthum Hook. et Arn., 
T. depauperatum Desv. — nach Torrey und Gray auch noch: T. 
microcephalum Pursh., T. variegatum Nult., T. fimbriatum Lindl. etc. 

b) (Paramesus Presl., Melilotea Bertol.) Fruchtknoten sitzend, 
oval, 2samig, eingeschlossen. — Hieher nur eine europäische und 
eine orientalische Art: T. strietum L. (W. Kit.), T. glanduliferum 
Boiss. 

Ausgezeichnet ist diese Sektion durch die Entwicklung der Hülle. 
Bei T. depauperatum ist zwar die Hülle nur kurz und aus einfachen 
Deckblättern entstanden, allein die Verwachsung geht doch so weit, 
dass die Hülle kaum noch gelappt, sondern fast ganzrandig erscheint. 
Meistens zeigen aber die im die Verwachsung eingehenden Deck- 
blätter einen gezähnten und geschlitzien Rand, wodurch die Hülle 
vielspaltig wird. Damit hängt auch die Gezähntheit und Geschlitztheit 
der Nebenblätter, wenigstens der oberen, bei denselben Arten zu- 
sammen, weil die Deckblätter eben durch Schwinden der Spreite aus 
den Nebenblättern metamorphosirt sind. Daher auch so häufig, beson- 
ders in der Sektion Trifoliastrum, zweispitzige, vorn ausgeschnittene 
Deckblätter vorkommen, welche sich durch unvollständige Verwach- 
sung beider Nebenblätter erklären. Bis in die Kelchbildung schreitet 
bisweilen, z. B. bei T. physanthum die Geschlitztheit der Stipular- 
theile fort, bei welcher Art die Kelchzähne theilweise 3- und 2spitzig 
auftreten. In Amerika ist diese Sektion sehr zahlreich und formreich 
vertreten, daher die Amerikaner die Hülle als Sektionscharakter früher 
und besser gewürdigt haben, während die europäischen Floristen in 
der hieher gehörigen Gruppe Paramesus die Hülle entweder ganz über- 
sahen, wie Presl, oder derart missachteten, dass sie auch hüllenlose 
Arten zu Paramesus rechneten. 

Eben in Folge der Geringschätzung dieses nebst der gamose- 
mialen Krone wesentlichsten Merkmales hat Godron Paramesus sehr 
übel behandelt, indem er Micranthemum aus der Sektion Trifoliastrum 
damit verband. Auch Boissier stellt unter Paramesus ein T. nervulo- 
sum Boiss. auf, welches unbehüllte Köpfchen haben soll und somit nicht 
hieher gehören kann, wenn anders Boissier's Angabe richtig ist. 
(Boissier sagt auch von den Köpfchen des T. modestum Boiss., sie 
seien hüllenlos, und doch sind da die Dechblätter zu einer allerdings 
niedrigen Hülle verwachsen.) Dass aber Paramesus zu Involueraria 


44 


gehört, kann nicht zweifelhaft sein, da nur der sitzende Fruchtknoten 
einen Unterschied abgibt, der aber wie auch in der Sektion Trifo- 
liastrum an und für sich zur Begründung einer eigenen Sektion wohl 
nicht hinreicht. Paramesus ist zwar älter als Involuceraria, hat aber 
einen weit engeren Begriff und muss daher dem weiteren Begriffe 
untergeordnet werden. Ausserdem ist Hooker’s Name sehr bezeich- 
nend, Presl’s aber, der anzeigen soll, dass die Gruppe nach des Autors 
Ansicht in der Mitte zwischen Melilotus und Trifolium Presl steht !), 
fast bedeutungslos. 

Noch muss ich bemerken, dass ich Involueraria gegenüber 
Lupinaster genauer durch die Verwachsung der Fahne mitbegrenze, 
während Hooker, sowie Torrey und Gray dieses Merkmal ausser 
Acht liessen. Von T. amplectens Toırey et Gray, T. cyathiferum 
Lindl. sagen die Letzteren ausdrücklich, die Fahne sei frei, daher 
diese Arten wahrscheinlich zu Lupinaster gehören werden, wenn sie 
nicht etwa eine eigene Gruppe ausmachen; die übrigen Arten, bei 
denen nichts weiter angegeben wird, müssen noch genauer unter- 
sucht werden. 

B. Deckblätter entwickelt. Kelch ungleichseitig, 2lippig, ober- 
wärts (auf der hinteren Seite) häutig, behaart, nach dem Verblühen 
blasig aufgetrieben und netzig-aderig, mit 2zähniger Oberlippe, un- 
krautig mit 3zähniger Unterlippe. 

7. Hemiphysa m. (Vesicastrum Ser. part.). Köpfchen gestielt, 
deutlich blattwinkelständig, aus sitzenden Blüthen. Aeussere Deck- 
blätter gesondert. Fahne frei. Hülse oval, im Kelche eingeschlossen, 
1—2samig. 

Hieher T. physodes Stev., T. tumens Stev. 

Presl und Boissier stellen diese Arten zur folgenden Sektion, 
jedoch im Widerspruch zu deren ausdrücklichem Charakter der gamo- 
semialen Krone. Ich hätte für Hemiphysa vielleicht den von Presl 
verschmähten, von Koch unrichtig gebrauchten Namen Vesicastrum 
verwenden können, allein dieser Name wäre dann zu vieldeutig. Für 
neue Begriffe sind neue Namen empfehlenswerther. 

8. Galearia Presl (ex definitione) (Fragifera Koch, Vesicastrum 
Ser. part.). Aeussere Deckblätter oft sehr klein, nur am Grunde zu 
einer gelappten Hülle verwachsen. Fahne mit den übrigen Blumen- 


blättern röhrig verwachsen. — Sonst wie vorige Sektion. 
Hieher T. fragiferum L., T. resupinatum L., T. tomentosum L., 
T. modestum Boiss. — Nach Boissier auch noch T. bullatum. 


C. Deckblätter fehlend (gänzlich verkümmert). Blüthen gedrun- 
gen, sitzend. Hülse oval, 1samig, im Kelche verborgen. 

Dass die Deckblätter des dichten Standes der sitzenden Blüthen 
wegen in den noch übrigen Sektionen bloss verkümmert sind, beweisen 
Abnormitäten, wie Trif. pratense brachystylum Knaf, an welcher 


1) Wittstein erklärt den Namen sonderbarer Weise damit, dass die Hülse 
aus dem Kelche hervorrage! 


45 


Form die Blüthenstiele verlängert und zugleich einige äussere Deck- 
blätter entwickelt sind. 
(Schluss folgt.) 


= —eoo9es - 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
EXVIE 


1249. Lindernia pyzidaria L. — Auf austrocknendem Schlamme 
an Flussufern. Im Stromgelände der Donau innerhalb des Gebietes 
bisher nur auf der Insel bei Helemba unterhalb Gran beobachtet. 
(Feichting. Eszterg. 283) — Alluv. 100 Meter. 

1250. Limosella aquatica L. — Auf dem austrocknenden Schlamme 
an Flussufern und Teichrändern oft massenhaft und gewöhnlich in 
Gesellschaft des Seirpus aciceularis. — Im Stromgelände der Donau 
bei Gran, Pärkäny, Muszla, Näna, auf der Margaretheninsel bei Ofen, 
bei Ujfalü auf der Csepelinsel, bei Sorolsar unterhalb Pest; im Strom- 
gelände der Theiss von T. Füred über Szolnok bis Szegedin; an der 
schwarzen Körös zwischen Belenyes und Petrani. — Alluv. Sand- 
boden. 75—200 Meter. 

1251. Orobanche gracilis Smith.— (0. eruenta Auct. germ.) — 
Im Gebiete selten. Im Bereiche des mittelung. Berglandes bei Dorogh 
nächst Gran, bei Ofen und dann auf der Csepelinsel bei Schilling. — 
Auf den Wurzeln niederer, strauchiger und halbstrauchiger Legumi- 
noson: Uytisus austriacus, Genista tinctoria, Dorycnium herbaceum. 
95—330 Meter. 

1252. Orobanche Epithymum DC. — Im mittelungar. Berglande 
bei Dorogh nächst Gran, bei P. Csaba und im Auwinkel bei Ofen. 
Im Bereiche des Bihariagebirges auf dem Bontoskö bei Petrani nächst 
Belenyes und am südlichen Abfalle des Vervul Biharii bei Rezbänya. 
— Auf Thymus-Arten. 100—1430 Meter. 

1253. Orobanche curyophyllacea Smith. — (0. Galü Duby). 
— Die verbreite'ste aller Orobanche-Arten im westlichen Theile des 
hier behandelten Florengebietes und daselbst mitunter in riesigen 
Exemplaren anzutreffen. Im mittelung. Berglande auf dem Kis Eged- 
hegy und Hajduhegy bei Erlau; auf dem Särhegy bei Gyöngyös in 
der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen in der Umgebung des 
grossen Steinbruches; auf dem Kishegy bei Csev nächst Gran, bei 
Ofen, im Kammerwalde bei Promontor und am Südrande des Gebieles 
im Doboser Walde bei Moor. Auf der Kecskemeter Landhöhe auf den 
mit Pollinia bestockten Grasfluren entlang dem Rakosbache bei Pest. 
Im Bihariagebirge am Abhange der Margine bei Rezbänya. — Auf 
Galium-Arten und auf Asperula galioides. 35—1060 Meter. 


46 


1254. Orobanche Teucriü F. Schultz. — Am südlichen Abfall 
des Nagyszäl bei Wailzen und auf dem Kishegy in der Pilisgruppe 
des mittelungar Berglandes ; an beiden Standorten nur in wenigen 
Individuen. Auf Teuerium Chamaedrys. 250—560 Meter. 

1255. Orobanche rubens Wallr. — Im mittelung. Bergl. auf 
den Ofner Bergen, zumal auf dem Adlersberg; dann auf der Kecskem. 
Landhöhe auf dem Rakos bei Pest. — Auf Medicago falcata, pro- 
strata und sativa. 95—400 Meter. 

1256. Orobanche Kochii F. Schultz. — Im mittelungarischen 
Berglande. Von Vrabelyi auf dem kleinen Aegydiusberg bei Erlau, 
von Tauscher in dem Weingebirge bei Ercsi gesammelt und mir 


von (diesen Standorten mitgetheilt. 95—300 Meter. — Von mir selbst 
im Gebiete nicht beobachtet. 
1257. Orobanche flava Mart. — Im Bihariagebirge und zwar 


am Fusse der Pietra Boghi im Valea pulsuluı östlich von Petrosa auf 
Petasites ofieinalis, dev dort ausgedehnte Bestände auf den Alluvio- 
nen des Baches bildet. 560 Meter. 

1258. Orobanche pallidiflora Wimmer. — Nach Steffek (in 
Oest. bot. Zeitschr. XIV, 180), auf Wiesen bei dem Wolfswald nächst 
Grosswardein im Vorlande des Biharisgebirges. 

1259. Orobanche elatior Sutton. — (O. stigmatodes Wimmer). 
— Bei Erlau. („Agria. Läng“). Reichb. Icon. XX, p. 100. 

1260. Orobanche loricata Rehb. — „Bei Ofen. Läng.* Rchb. 
Fl. germ. excurs. 355. | 

1261. Orobanche coerulescens Steph. — Am Rakos bei Pest 
auf Artemisia campestris. Im Juni 1871 von Borbäcs aufgefunden. 
(Borb. Pestmegye floräja. 49). Diluv. Sand. 95 Meter. 


1262. Orobanche arenaria Borkh. — Im mittelung. Berglande 
auf dem Meszhegy bei Erlau; bei Tokod nächst Gran und bei Ofen; 
auf der Kecskemeter Landhöhe auf den Sandhügeln im Waldreviere 
zwischen Monor und Pilis und auf der Debreez. Landhöhe bei De- 
breezin. — Auf Artemisia campestris. 99—300 Meter. 


Orobanche ionantha. — Unter den in Ungarn gesammelten Orobanchen 
fand sich auch ein Exemplar einer noch nicht beschriebenen Art, welche ich 
seither auch an mehreren Punkten in den Thälern der Alpen auf Artemisia 
campestris auffand, und die ich insbesonders in der Nähe von Innsbruck auf 
den Angern der sogenannten „Höttinger Aue“ in allen Entwicklungsstufen beob- 
achten konnte. Leider fehlt von dem aus Ungarn mitgebrachten Exemplare die 
nähere Angabe des Standortes, doch ist dasselbe wahrscheinlich innerhalb des 
hier behandelten Gebietes von mir gesammelt worden. Ausser dem Bereiche 
unseres Florengebietes wurde diese bisher nicht unterschiedene, von den Samm- 
lern bald als „VO. arenaria“, bald als „O. coerulea“ bezeichnete Art in Ungarn 
von Dr. Krzisch im Neutraer Comitate und zwar im Adamower Walde im 
Juli 1853 aufgefunden; wenigstens besitze ich durch das „Wiener Tauschher- 
bar“ seiner Zeit mir zugekommene Exemplare mit der obigen Standortsangabe 
auf der beigeschlossenen Etiquette Krzisch’s. Auch aus der Schweiz und aus 
Frankreich liegen mir Exemplare dieser, wie es scheint, weitverbreiteten, zwi- 
schen ©. arenaria Borkh. und ©. purpurea Jacq. (= ©. coerulea Vill.) 
einzureihenden, von mir ©. sonantha genannten Art vor. — Sie unterscheidet 
sich von ©. arenaria Borkh. durch die eiförmigen spitzlichen ganzrandigen 


47 


Zipfel der Kronen-Unterlippe, die schwächere kürzere Bekleidung und dunklere 
Färbung der Krone und durch die nur auf die stumpfe Basis beschränkte Be- 
haarung der Antheren. Durch diese Merkmale stimmt sie mit ©. purpurea 
Jacq. (= Orob. coerulea Vill.) überein, unterscheidet sich aber von dieser 
wieder durch die längeren Kelchzipfel, welche der Kelchröhre an Länge gleich- 
kommen, und durch die fast gerade von der Basis gegen den Saum zu ganz 
allmälig erweiterte Kronenröhre und einen fast doppelt grösseren Durchmesser 
des Saumes. 

1263. Orobanche purpurea Jacq. — (= O0. coerulea V ill.) — 
Im mittelungar. Berglande auf dem Ajnacskö im Gömörer Gomilale; 
bei Dorogh nächst Gran, bei Visegrad und am Eisenbahndamme ober- 
halb Gross Maros gegenüber von Dömös. Auf der Kecskemeter Land- 
höhe bei Pest nächst dem Jägerhause zwischen der Gubacs-Csarda 
und Soroksar. Im Vorlande des Bihariagebirges auf dem Köbanya- 
hegy bei Felixbad nächst Grosswardein. — Auf Achillea Milefolium 
und setacea. 95—500 Meter. — (O. purpurea Jacg. Enum. 108 und 
252 [1762], Fl. austr. II. 42, t. 276 |1775] wird von einigen Aulo- 
ren als identisch mit der von Borkhausen in Röm. Neues Archiv, 
6. [1794] aufgestellten O. arenaria, von Anderen dagegen als iden- 
tisch mit der von Villars in Fl. dauph. I. 406 [1787] aufgestellten 
0. coerulea erklärt. Diejenigen, welche die Identität der 0. purpu- 
rea Jeq. mit O. arenaria Borkh. behaupten, halten sich an die im 
Texte der Fl. austr. IH. p. 42 enthaltene Stelle, wo von O0. purpu- 
rea gesagt wird: „labii inferioris laciniae obtusae, ... antherae 
pilosae.* Gewöhnlich wird nämlich in den Floren zur Unterscheidung 
der ©. arenaria und O. coerulea besonders hervorgehoben, dass er- 
stere stumpfe Zipfel der Unterlippe und kahle Aniheren, letztere 
spitze Zipfel der Unterlippe und behaarte Antheren besitze. — Was 
nun zunächst die Zipfel der Unterlippe anbelangt, so sind diese aller- 
dings bei O. arenaria und 0. coerulea sehr verschieden geformt, 
aber diese Verschiedenheit wird durch die Ausdrücke „stumpf“ und 
„spitz* nur schlecht ausgedrückt. Viel richtiger würde diese Ver- 
schiedenheit mit Worten dargestellt, wenn man die Zipfel der 0. 
arenaria: rundlich, etwas breiter als lang, vorne gestulzt, 
gekerbt, jene der O. purpurea: eiförmig oder länglich-eilör- 
mig, etwas länger als breit, stumpf, mit einem aufgesetz- 
ten Spitzchen oder mit einer stumpfen Spitze endigend, 
ganzrandig, beschreiben würde. — Wer nun Jacquin's Abbildung 
t. 276 ansieht, muss zugestehen, dass der Zuschnitt der Zipfel der 
Unterlippe ganz nd gar demjenigen der O. coerulea und nicht der 
O. arenaria gleicht; denn es sind thatsächlich diese Zipfel eiför- 
mig und länglich-eiförmig, ganzrandig, stumpflich, aber 
durchaus nicht gestulzt und gekerbt dargestell. — Was weiterhin 
die Antheren anbelangt, so ist die jüngst wieder von Reichenbach 
fil. in Icon. XX, p. 87 ausgesprochene Behauptung, dass O. coerulea 
Vill. niemals mit behaarten Antheren vorkomme, entschieden un- 
richtig. Reichb. pat., Koch, Gren. et Godr., Neilreich geben 
ganz richtig an, dass die Antheren an dem stumpfen Ende gebärtet 
vorkommen, und die Exemplare von 18 verschiedenen Standorten, 


48 


welche ich vorliegen habe, weisen mir sämmtlich Antheren, deren 
stumpfes Ende gebärtel ist, genau so, wie es auch Jacq. von seiner 
O. purpurea abbildete und S. 42 beschrieb [„antherae hine obtusis- 
simae et pilosae, illine acuminatae.“]. Der Unterschied in Betreff der 
Bekleidung der Antheren liegt demnach auch nicht in dem Fehlen 
oder Vorhandensein der Haare, sondern vielmehr darin, dass die An - 
theren der O. arenaria Borkh. immer vom stumpfen bis zum spitzen 
Ende längs der ganzen Naht zottig, jene der O. coerulea Vill. nur 
am stumpfen Ende gebärtet oder mitunter auch kahl sind. — Wenn 
man weiterhin die anderen Merkmale in Betracht zieht, durch welche 
sich O. arenaria und 0. coerulea unterscheiden, so wäre noch be- 
besonders hervorzuheben, dass O0. coerulea Vill. eine bogig ge- 
krümmie enge Rohre der Krone, welche sich von der Einfügungs- 
stelle der Staubfäden bis zum Schlunde nur um 2—3 "” erweitert 
und einen Kelch, dessen Zähne kürzer als die Kelchröhre sind, be- 
sitzt, während O. arenaria Borkh. eine fast gerade aufrecht ab- 
stehende weite Röhre der Krone, welche sich von der Einfügungs- 
stelle der Staubfäden bis zum Schlunde um 5 =" erweitert und einen 
Kelch, dessen Zähne länger als die Kelchröhre sind, aufweist. — 
Vergleicht man aber mit Rücksicht auf alle diese Unterscheidungs- 
merkmale die von Jacquin auf t. 276 gegebene Abbildung der O. 
purpurea, so wird man auch nicht mehr im geringsten zweifeln 
können, dass die dort dargestellte Orobanche die O. coerulea Vill. 
und nicht die 0. arenaria Borkh. darstellt. — Da aber Jacquin’s 
Name vor dem Villars’schen die Priorität hat, ist derselbe auch un- 
bedingt voranzustellen und ist der O. purpurea Jeq. der Name 0. 
coerulea Vill. als Synonym beizufügen.) 

1264. Orobanche ramosa L. — Im Bihariagebirge bei Criscioru 
im Thale der schwarzen Körös, bei Sarkacs nächst Bontiesci (Bon- 
ezesd) im Thale der weissen Körös und zwischen Desna und Monesa. 
Im Vorlande des mittelungar. Berglandes bei Vörösegyhaz. — Auf 
Cannabis. Nicotiana, Solanum tuberosum. 95—600 Met. — Ausser- 
dem wird „O. ramosa“ in dem hier behandelten Florengebiete von 
Sadler in Fl. Com. Pest 261, von Kitaibel in Add. 146 „infra 
Potharaszt* und von Kanitz „in radice Cannabis sativae et Nico- 
tianae rusticae abunde ad Nagy Körös“ angegeben; doch dürften 
sich diese Standorisangaben auf die folgende Art beziehen. 

1265. N Muteli F. Schultz in Mut. FI. fr. Il, 353, 
t. 43 et Suppl. t. 2, f.5. — Bei Erlau, bei Dorogli nächst Gran, auf 
der Csepelinsel bei Ujfalü, zwischen Czegled und Szolnok. — Auf 
Cannabis sativa und einmal auch auf Raphanus Raphanistrum. 75 — 
5°0 Met. — (Unterscheidet sich von der sehr ähnlichen O. ramosa L. 
dadurch, dass der Rücken der Kronröhre von der Einschnürung über 
der Spitze des Fruchtknotens ab anfänglich gerade verlauft und erst 
über dem Schlund eine stärkere Wölbung zeigt, während der Rücken 
der Kronröhre der O. ramosa von der Einschnürung über der Spitze 
des Fruchtinotens ab gleichmässig sehr sanft gebogen erscheint. Die 
Falten an der Unterlippe der 0. Muteli sind viel mehr vorspringend 


4 


44 


als jene der O. ramosa; die Zipfel der Unterlippe sind nicht ausge- 
z.hnelt wie bei dieser und sind meist spitzlich [nicht gestutzt]; der 
Saum der Krone ist schön violett gefärbt und nicht nur bläulich an- 
gehaucht wie jener der O. ramosa. — Von Gren. et Godr. wird 
in Fl. fr. II, 626 die O. nana No& in Reichb. Fl. exsice. Nr. 1352 
als Synonym zu 0. Muteli und OÖ. nana gezogen. Von Reichb fil. 
werden dagegen O. nana No& und ©. Muteli F. Schultz in Icon. 
XX, 88, 89, t. 150, 151 als zwei verschiedene Arten aufgeführt und 
abgebildet. — Wenn man diese Abbildungen, welche Reichb. fil. 
a a. O0. von O. Mutelı und O. nana liefert, vergleicht, so möchte man 
allerdings beide für sehr wohl unterscheidbare Arten halten. In der 
That lässt sich aber kein einziger Unterschied zwischen beiden Pflan- 
zen auffinden, und was Rchb. fil. a. a. ©. von O. Muteli F. Schultz 
angibt, ist ebenso unrichtig, wie die dort über O. nana No& nieder- 
gelegten Bemerkungen. Reichb. fil. bildet nämlich die Blüihen der 
O0. Muteli F. Schultz viel zu gross ab und stellt sie sogar grösser 
dar als jene der O. /avandulacea, während sie, wie Gren. et Godr. 
ganz richtig hervorheben, um ein Drittel kleiner sind als diese. Der 
O. nana No& schreibt Reichb. fil. mit Visiani einen unverästeten 
Stengel zu, während doch alle von Reichb. pat. in der Fl. exsicc. 
ausgegebenen No&@schen Exemplare, welche ich zu sehen Gelegen- 
heit hatte, ebenso wie auch die No&@schen Originalexemplare im Her- 
bar der Innsbrucker Universität einen äsligen Stengel zeigen. — 
Erwähnenswerth scheint es mir auch, dass No& auf der Etiquette 
„Koch“ als Autor zu O. nana setzte, und dass dieser Name daher 
wahrscheinlich in brieflichen Mittheilungen Koch’s an No& zuerst 
gegeben wurde. — Wann diess geschehen, dürfte schwer zu ermit- 
teln sein. F. Schultz’s Name datirt aus dem Jahre 1834 und dürfte 
jedenfalls die Priorität für sich haben.) 

1266. Lathraea squamaria L. — Unter Gebüsch an feuchten 
schattigen Orten besonders gerne in der Nähe von Quellen und Bä- 
chen. Im mittelungar. Berglande an der Nordseite des Piliserberges, 
im Thale bei P. Szt. Kereszt, auf dem Johannisberge, bei dem Sau- 
kopf ober dem Auwinkel nächst Ofen, auf dem Gerecsehegy zwi- 
schen Gran und Totis und in der Vertesgruppe im Walde bei Csoka. 
Nach Steffek in Auen bei Grosswardein und nach Kitaibel in 
Add. 146 in den Wäldern bei der Burgruine Solymos an der Maros 


an der Südostgrenze unseres Gebietes. — Auf Corylus, seltener 
auf Carpinus und Fagus. 300—755 Meter. — Im Tieflande nicht 
beobachtet. 


Beiträge 
zur Kenntniss der Ranunculaceen-Formen 
der Flora Tridentina. 


Von A. Val de Lievre. 


(Fortsetzung. 
Anemone alpina L. 


Weit verbreitet in der luftigen Region der Alpen tritt diese 
schöne Vertreterin des Anemonengeschlechtes in den mannigfaltigsten 
Gestalten auf. So variiri die Höhe des Stengels von der Basis bis zur 
Hülle von 5—25 Ctm., noch veränderlicher ist der Abstand von der 
Hülle bis zur Blüthe oder Frucht. Der Stiel der Wurzelblätter wech- 
selt von 10—120 "=, die Länge der Blattspreite von 30—140 "=, 
die Breite von 35—190 =", die Länge der Fiedern von 15-75 "=, 
ihre Breite von 10—35 "", die Breite der Fiederläppchen von 1—3 "", 
der Durchmesser der Blüthen von 38—62 ”®, die Länge der Peri- 
gonblätter von 16—30 ”® bei einer Breite von 6—14 "=, der Durch- 
messer des beschweiften Fruchtköpfchens von 90—140 "", Die im 
Ganzen stets dreizählig fiederschnitlig zusammengesetzten Wurzel- 
und Hüllblätter zeigen bald genäherte, bald entfernte, bald gegen- 
ständige, bald abwechselnde, bald stumpfliche, bald spitzige, bald 
anliegende, bald abstehende oder nach rückwärts gekrümmte Fiedern 
und Fiederläppchen. Die Zahl der Perigonblätter wechselt von 6 bis 
9, ihre Gestalt ist elliptisch, oval, eiförmig, verkehrteiförmig, länglich, 
ihre Farbe geht vom reinen Weiss durch Schwefelgelb in ein ge- 
s.tligtes Gelb über, dabei ist häufig besonders auf der Rückseite ein 
mehr oder weniger deutlicher livider Anflug verbreitet. Die Beklei- 
dung der Pflanze, welche selten ganz kahl ist, ist mehr oder weniger 
abstehend weichhaarig, oft sogar zollig, nur an der Unterseite der 
auf der Oberseite kahlen Perigonblätter anliegend seidenhaarig. 


Bei dieser grossen Veränderlichkeit der Form ist es leicht be- 
greiflich, dass die vorzüglichsten Typen längst als eigene Arten auf- 
gestelli wurden. Da aber hiebei vorzugsweise nur einzelne Merkmale 
in's Auge gelasst wurden, wie z. B. die Farbe der Blume (Pulsatilla 
alba Lob., P. lutea C. Bauh., Anemone sulfurea L.), ihre Grösse 
(Anemone grandiflora Hopp.) oder die Gestalt der Blätter (Anemone 
myrrhidifolia Vill., A. apiüfolia Scop.), die verschiedenen Abände- 
rungen der einzelnen Pflanzentheile aber mannigfaltig kombinirt auf- 
treten, so reichten diese Arten zu einer scharfen Bestimmung der in 
der Natur vorkommenden mannigfaltigen Formen nicht aus, und da 
ihre spezifische Zusammengehörigkeit durch zahlreiche vermittelnde 
Uebergänge ausser Zweifel gesetzt ist, so wurden dieselben in der 
neueren Zeit grösstentheils unter Anemone alpina L. als Synonym 
aufgeführt, obwohl sie diess im strengen Sinne weder in Beziehung 
auf die viel weitere Begrenzung der Art nach untereinander sind, 


öl 


vielmehr recht gut unterscheidbaren Formen entsprechen, wenn sie 
auch nicht den ganzen Formenkreis erschöpfen. 


Zunächst auf die Vorkommnisse unseres Gebietes übergehend, 
genügen die von Reichenbach (Fl. exs. Nr. 4653, 4654) aufgestellten 
Unterscheidungen von Pulsatilla alba und Puls. Burseriana und 
bei letzterer von «. grandiflora und ß. lutea zur Bezeichnung der 
Haupttypen. 


1. Die der Pulsatilla alba Reichb. (exsicc. Nr. 4653) mehr 
oder weniger entsprechenden Pflanzen gehören im Ganzen zu den 
selteneren Vorkommnissen des Gebietes; sie sind durch kleinere, 
6—-Iblättrige, ganz weisse Blumen, oblonge, nach oben etwas spitz- 
lich verschmälerte Perigonblätter, kleinere Blätter mit genäherten 
Fiedern und Fiederläppchen charakterisirt. Letztere sind gewöhnlich 
länglich oder elliptisch, in eine stumpfe Spitze verlaufend (nicht scharf 
zugespitzt), gerade vorgestreckt (nicht nach aussen geschweift). Auf 
Alpenweiden, Kalk, 1300 — 1900 Meter. Judicarien: Alpe Doblino 
zwischen Val Marza und Val di Ledro, Pozzo di Stenico (Herb. Loss.); 
selten auf Alpenweiden des Bondon ober S. Anna. Exemplare von 
diesem Standorte haben wie alle Bondonexemplare der Spezies auf 
der Rückseite der äusseren Perigonblätter einen lividen Anflug. Die 
hier skizzirten Pflanzen haben viele Aehnlichkeit mit Exemplaren vom 
Brocken. 


2. Der Pulsatilla Burseriana Rehb. (exsice. Nr. 4654) var. «. 
(Anemone grandiflora Hoppe) entsprechen am vollkommensten die auf 
den Alpenweiden des Bondon häufigen Formen. Sie gehören zu den 
schönsten und grössten der Art. Charakteristisch ist die Siebenzahl 
der Perigonblätter, die auf der Innenseite rein weiss sind. Auf der 
Rückseite gilt diess nur von den im innern Kreise stehenden 3 (Blu- 
men-) Blättern, während die im äusseren Kreise stehenden 3 (Kelch-) 
Blätter bläulichgrau (livid) gefärbt sind. Zwischen beiden Kreisen ist 
in der Regel noch ein siebentes Blatt eingeschoben, das auf der 
Rückseite halb weiss, halb livid gefärbt ist. 


Die bald länger, bald kürzer gestielten Wurzelblätter haben 
entfernt stehende, von unten nach oben an Grösse abnehmende, tief 
eingeschnittene Fiedern mit spitzen oder scharf zugespitzten Fieder- 
läppchen. Häufig sind die gegenüberstehenden Fiederabschnitte mit 
einander an der gemeinsamen Achse verwachsen, nach unten keil- 
förmig verschmälert und in den Ausschnitt des nächstfolgenden Paa- 
res der verwachsenen Fiederabschnitte eingekeilt, deren unterer oder 
hinterer Rand oft stark nach auswärts oder rückwärts geschweift ist. 
Auf diese Art entstehen Blattformen, welche mit den Blättern von 
Chaerophyllum Villarsii Aehnlichkeit haben. Nicht immer korrespon- 
diren aber die gegenüberstehenden Fiederabschnitte, sondern bisweilen 
rücken sie auf einer Seite der Fiederachse so weit herab, dass sie 
zu jenen der anderen Seite wechselständig erscheinen. — Die diesem 
Typus entsprechenden Formen sind auf den Alpenweiden und in der 
Region der Alpensträucher des Bondon und seiner nördlichen Aus- 


32 
läufer (Doss della Croce, S. Anna) häufig und reichen hier bis in die 
a Region herab. Kalk. 1600—1600 Meter. 

Von den zur Pulsatilla Burseriana Rehb. var. ß. gehörigen 
gelb blühenden Formen lassen sich recht gut eine Anemone sulfurea 
(L.?) und A. luteas (C. Bauh.?) unterscheiden. Die Blumen beider 
haben eine mittlere Grösse, bei ersterer von schwefelgelber, bei letz- 
terer von hochgelber, etwas in’s Orangefarbige oder Röthliche über- 
gehender Farbe. Die Forma sulfurea ist gewöhnlich niedriger, zarter, 
weniger behaart, die Perigonblätter oblong oder elliptisch-länglich, die 
Blätter mit entfernten Fiedern, gegenständigen Fiederabschnitten und 
abstekenden, spitzen oder zugespitzten Fiederläppchen. Bei der forma 
lutea sind die Perigonblätter eifürmig oder oval, breiter, abgerundet 
oder stumpf zugespitzt, die ganze Pflanze von weissen, weichen, vom 
Stengel und von Blüthenstielen abstehenden, an den Blättern und Hüll- 
blättern auf der Rückseite anliegenden Haaren rauh und grösser als 
die sulfurea. Die Fiedern der Blätter sind mehr genähert, gewöhn- 
lich sehr verlängert und tief eingeschniiten oder fiedertheilig, wo- 
durch das Blatt an Myrrhis odorata erinnert. Diese Form ist im 
Gebiete häufiger, so im Val di Non: Alpe Revo in Proves, Pin bei 
Cles (Herb. Loss). Seltener ist die sulfurea und scheint mehr ver- 
einzelt vorzukommen. Ich fand ein Exemplar auf dem Tonale zwi- 
schen dem Hospiz und der Cima Nalbiol, jedenfalls über 2200 Meter 
auf granitischem Boden. Auch die angegebenen Standorte im Val di 
Non gehören den Urgebirgsschiefern an. Diese Daten würden die 
Annahme mehrerer Botaniker, dass die gelbblühenden Formen auf 
Urgebirgsgesiein die weissblühenden Formen der Kalkgebirge ver- 
treten, "bestätigen. Welchen dieser beiden Formengruppen die von 
mir auf den Kalkbergen M. Pelles, Roen und Gazza bei vorgerückter 
Jahreszeit (August, September) im entwickelten Fruchtstadium gefun- 
denen Exemplare der Anemone alpina angehören mochten, vermag 
ich mit einiger Bestimmtheit nicht anzugeben. Doch besitze ich zwei 
Exemplare, welche zwar nicht von mir selbst gesammelt wurden, 
jedoch für eine Ausnahme von jenem Vertheilungsgesetz der gelb- 
und weissblühenden Formen einen Beleg liefern können. Eines der- 
selben, eine entschiedene A. sulfurea mit dem lividen Anflug auf 
der Rückseite der äusseren Perigonblätter, wurde von meinem Sohne 
auf dem Doss della Croce, einem Vorberge des Bondon gefunden. 
Das andere Exemplar, eine wahre A. lutea oder A. myrrhidifolia 
vom Typus der Nonsberger Exemplare verdanke ich der Güte des 
Herrn Regierungsrathes Karl v. Pichler, und wurde nach dessen An- 
gabe ebenfalls auf dem Bondon, also auf Kalkbergen gefunden. Eine 
ähnliche, noch bestimmtere Beobachtung machte ich ausser unserem 
Gebiete, indem ich A. sulfurea und A. lutea auf Alpenweiden des 
Schlern mit dolomitischer Unterlage fand. Allein dort ist eine solche 
Ausnahme weniger auffällig, da die gelbblühenden, gewöhnlich nie- 
drigen Formen der A. alpina auf den Weiden der Seisseralpe mit 
Porphyr- und Melophyrunterlage sehr verbreitet sind und ein Ueber- 
greifen der Verbreitung auf die angrenzenden Kalk- und Dolomit- 


383 


regionen des Schlern unter ähnlichen Verhältnissen bei kalkholden 
und kalkfeindlichen Formen öfter vorkommt. Auffallender ist die Aus- 
nahme vom Bondon, der mit Porphyr- und Schiefergebirgen in keiner 
Berührung steht. 


Trient, den 23. Dezember 1873. 


Seirpus supinus \L. 


&« 1. vulgaris, « 2. bicapitatus, « 9. biaristatus und ß 
seltaceosus. 


Von W. C. Bochkoltz. 


Diesen für unsere Lokalflora neuen Bürger fand ich am 5. August 
1873 auf einer überschwemmt gewesenen Flurparzelle, eben erst be- 
ginnend seine Halme auszubreiten. Nur sehr vereinzelte Halme zeigten 
schon Blüthenbüschel, die mich sogleich etwas Neues für uns erkennen 
liessen. Ich kehrte mehreremal zurück, um die Pflanze in ihrer völligen 
Entwickelung zu studiren. 

Am 20. August fand ich unter massenhaften Pflanzen einen 
überaus kräftigen Stamm, dessen Halme mit Deckblatt bis 40 Genti- 
meter Länge halten, viel kräftiger wie diejenigen der anderen Pflanzen, 
und welche fast durchgängig mit zwei Blüthenbüscheln oder Knäueln 
versehen waren. Der eine der Knäuel war sitzend, wie bei allen 
sonstigen Pflanzen, der andere ragte auf einem Stielchen gerade über 
dem ersten hervor. 

Zu Hause beim Einlegen meiner kleinen Beute bemerkte ich 
ferner an einzelnen Halmen anderer Individuen ein zweites Deckblalt 
dicht unter dem Blüthenknäuel, senkrecht auf die Richtung des Halmes 
hervortretend, viel kürzer und dünner wie das Hauptdeckblatt. 

Ich etablire diese Formen wie folgt: 

« 1. vulgaris, wie alle Bücher sie beschreiben, «2. bicapitatus, 
& 3. biaristatus, beide wie eben gesagt, letztere aber nur spärlich 
und vereinzelt. Beide Formen @« 2 und « 5 sind keine Varietäten, 
sondern nur als zufällige Vorkommnisse, die aber gewiss nicht un- 
interessant sein mögen, zu betrachten. 

Am 23. September zur Stelle zurückkehrend fand ich noch eine 
höchst interessante Form, die ich mit ß filicaulis oder auch ß selace- 
osus etablire und bildet diese Form gewisslich eine berechtigte und 
schöne Varietät. Die Halme sind kaum halb so diek wie diejenigen 
von «, sınd schlank und büschelartig aufrecht, anstatt niederliegend 
wie bei «, so wie ich dieses bei Seirpus setaceus beobachtete, wenn 
dessen Individuen vereinzelt vorkommen. Die gracilen Halme (immer 
inklusive Hauptdeckblatt) hatten eine Länge bis 20 und 22 Centimeter; 
die Blüthenbüschel waren wie bei «. Die Pflanze im Habilus dem 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 2 Heft. 1874 5 


- 


D4 


Seirpus setaceus ähnlich, ist aber bedeutend robuster, wesshalb ich 
ınich veranlasst glaubte, sie mit dem Ausdrucke setaceosus zu be- 
zeichnen. 

Diese Form fand sich in einem dichten Walde von Alisma Plan- 
tago, welches ganze Felder aber so dicht bestanden hatte, dass ich 
am 20. August mit dem Auge nicht in die Tiefe dringen konnte. 
Dieses war aber am 23. September ganz anders geworden. Alle Alisma 
waren abgedörrt und ich konnte nun mit Leichtigkeit durchblicken 
und fand zu vielen tausend Exemplaren, verbreitet in allen Alisma- 
Beständen diese Form 8. Die Halme bei « liegen wie bekannt zur 
Erde, im Kreise herum. Der diehte Wuchs von Alisma sowohl, wie 
Mangel an Luft und Licht veranlassten wohl die Pflanze, diese neue 
aufrechte Form anzunehmen. Und, aus der Erinnerung, sage ich noch 
dieses: «, auf freien Stellen wachsend, hatte eine schwach graugrüne 
Färbung, bei $ war die, Farbe ein frisches Grün, nicht merklich 
gelblichgrün zu nennen. 

Die oben besagte Flurparzelle bildet eine flache Mulde in einem 
-Mergel- oder Thonboden und war in Folge überreicher Regengüsse 
im Nachwinter und Vorsommer in einen kleinen See umgewandelt, 
dessen Ränder mit oben besagtem dichtem Wuchse von Alisma 
überzogen waren, während die Hauptmulde im Vorsommer gänzlich 
unter Wasser, keine speziellere Vegetation aufkommen liess. Erst die 
heissen Sommertage trockneten nach und nach alles Wasser weg. 
Am 5. August mag noch ein Restchen Wasser gestanden haben, aber 
die Masse der Wasser war fort; das Feld, freı von Hauptvegetation, 
produzirte nun in vielen tausend Individuen die Form «& nebst obigen 
Nebenformen. In der tieferen also feuchteren Mulde waren die Exem- 
plare mit Halmlänge bis zu 30 Gentimeter, nur an den höher liegenden 
mehr eingetrockneten Theilen gab es kleinere Individuen, wie man 
sie zum Herbar gerne sammelt. Die Pflanzen der Varietät ß in den 
Alisma-Beständen scheinen früher entwickelt gewesen zu sein, wie « 
auf den erst später vom überdeckenden Wasser befreiten Aeckern ; 
denn die am 23. September gesammelten Pflanzen von £ hatten schon 
reife, abfällige Samen, und waren manche Achrcehen an der Basis 
bereits kahl in Folge abgefallener Samen, was ich an keiner einzigen 
Pflanze von « bemerkte. 

Zum Schlusse noch diesen Umstand. Wie sehr versumpft die 
ganze Gegend war, zeigt sich in dem Umstande, dass am 23. Septem- 
ber noch keiner der Eigenthümer dieser vielen Ackerparzellen die- 
selben versucht hatte, dem Ackerbaue wieder zurückzugeben. 

Ob die Pflanze in trockeneren Jahren nicht verpllügt wird und 
wieder verschwindet? 


Trier, im Januar 1874. 


Scleranthus-Arten. 
Von J. L. Holuby. 


Soeben erhielt ich die durch Hrn. geh. Hofrathı Dr. L. Reichen- 
bach bestimmten Scleranthos meines Florengebietes, nebst einer sehr 
instruktiven Sammlung meist sächsischer Formen dieser Gallung. Indem 
ich dem hochverehrten Altmeister der Botanik sowohl für Bestim- 
mung meiner Seleranthus-Formen, sowie für die werthvolle Kollektion, 
die ich aus seiner Hand erhielt, meinen tiefsten Dank öffentlich aus- 
spreche, lasse ich das Verzeichniss aller durch Ihn bestimmten For- 
men hier folgen: 

1. Scleranthus annuus L. Flora Sax. Auf Kartoffeläckern vorzüg- 
lich. (Rehb.) 

2. S. Borborygius Rehb. e familia uncinatorum. Borborek-Borbryk 
oppidulum in Transsylvania pr. Karlsburg ad fl. Maros (Herb. 
gene 

3: brumalis Rehb. Fl. — Hier und da unter Poa annua. Sept.— 
Dr (Rchb.) 

4. S. cinereus Rehb. Auf mit Erbsen besäelen Aeckern bei Halu- 
zice im Trencsiner Komitate, in Gesellschaft mit S. pseudoverti- 
cillatus Rehb., jedoch viel seltener als leizterer. 20. Juli 1872. 
Löss. 800 Fuss. (leg. Hol.) 

5. 5. elevemontanus Rehb. Clevenberg und Fl. Sax. Camenz. (Herb. 
Reichb.) 

6. S. compactus Rehb. Auf steinigen unfruchtbaren Brachen „na 

Bochätovej“, nördlich von Ns. Podhrad im Trenesiner Komitate. 

28. Mai 1872. Kalk. 980 Fuss. (leg. Hol.) 

S. concinnus Reichb. Auf steinigen unfruchtbaren Brachen „pri 

Mickovke* bei Ns. Podhrad im Trencsiner Komitate (eine kleinere 

Form). 28. Mai 1872. Kalk. 1000 Fuss und auf einem Kleefelde 

(Trifolium pratense) des Kesselthales Chumy häufig. 6. Juni 1872. 

Kalk. 780 Fuss. (leg. Hol.) 

8. 8. dieranifolius Rehb. Am Abgrundsrande des Pagensprungs im 
Sienitgebirge des Plauen’schen Grundes bei Dresden. Juli. (eg. 
Reichb.) 

9. S. Durandoi Rcehb. Auf schotterigen Wegen des Östrolucky’schen 
Parkes in Ns. Podhrad, selten und mit keinem anderen Sceleran- 
thus vermischt vorkommend. 9. Mai 1872. Alluvium. 690 Fuss. 
(leg. Hol.) 

10. S. expansus Rehb. Auf Gerstenfeldern bei dem Eichenwäldchen 
„za Knazicami“, nördlich von Ns. Podhrad im Trencs. Komitate 
sehr häufig. 28. Mai 1872. Kalk. 900 Fuss. (leg. Hol.) 

11. S. gypsophilanthus Reichb. Arlillerie-Exerzierplatz bei Dresden. 
(leg. Reichb.) 

12. S. Havranus Reichb. Auf Brachen des Havran bei SobotySt im 
Nordwesten des Neutraer Komitates häufig. 13. Septemb. 1872. 
Wiener Sandstein. 1500 Fuss. (leg. Hol.) 


be} 


5% 


S. Holubyi Rehb. Auf steinigen Brachen „na Hradiskäch*“ westl. 

von Ns. Podhrad im Trencs. Komitate sehr häufig. 6. Juni 1872. 

Kalk. 950 Fuss. (leg. Hol.) 

S. intermedius Kittel. Auf Brachen am Fusse des Kalkhügels 

Häjnica bei Styrtek im Trencsiner Komitate. 13. Mai 1872. 720 Fuss 
und in lichten Waldstellen am Nedzo bei Bzince im Neutraer 

Komitate, hier viel häufiger. 15. Mai 1872. Kalk. 1400 Fuss. 

(leg. Hol.) 

S. Knazicanus Rehb. Auf Brachen bei den Weinber gen Knazice 

nächst Ns. Podhrad. 28. Mai 1872. Kalk. 850 Fuss und auf Aeckern 

der nördl. Rodungen bei Ns. Podhrad, an beiden Standorten häufig. 

(leg. Hol.) 

S. laevigatus Rehb. Flora Saxon. Gegend von Meissen, römische 

Bosel. (Rehb.) 

S. leptochaetos Rchb. Fl. Sax. Nahe der Schanze an der Blumen- 

strasse. (leg. Rchb.) 

S. leucocarpus Rehb. Fl. Sax. Ligau bei Augustusbad auf Kar- 

toffeläckern. (leg. Rchb.) 

S. macilentus Rehb. Auf Stoppelfeldern des Kesselthales Chümy 

bei BoSäca im Trencsiner Komitate in Gesellschaft des viel häu- 

figeren S. seticeps Reichb. 18. August 1872. Kalk. 800 Fuss. 

(leg. Hol.) 

5. macronemus Rehb. Naunhof bei Moritzburg in Sachsen. Lehm- 

boden. (Herb. Rehb.) 

S. paganus Rehb. Fl. Sax. Tolkewitz bei Dresden. August 1872, 

(leg. Rehb.) 

S. pietus Rehb. Flora Saxon. Wildenhain bei Grossenhain. (leg. 

Reichb.) 

S. polycarpus L. Ex Columnae Ecphrasi p. 294. Fl. Saxon. 

Dresdener Heide: Wolfshügel. August 1872. rarissimus! (leg. 

Reichb.) 

S. pseudoverticillatus Rehb. (S. vertieillatus Tsch. sed nunquam 

habuit vertieillum.) Stoppelfelder bei Wag-Neustadtl im Nord- 

westen des Neutraer Komitates. 20. August 1872, auf mit Linsen, 

Erbsen und Mohn besäeten Aeckern der BoSäcer Rodungen „Ka- 

menicne* auf Kalk (900 Fuss), bei Haluzice sehr häufig” auf 

Löss (800 Fuss) und zwischen Sommersaaten der Rodungen „pri 

Nadovi“ bei Ns. Podhrad im Trencsiner Komitate ebenfalls häufig. 

Juli 1872. (leg. Hol.) 

S. rusticus Rehb. Flora Sax. Uibigau bei Dresden, unter Kohlge- 
wächsen. Juli 1873. deg. Rchb.) 

S. serotinus Rehb. Auf bebautem Boden sparsaın. Belon? Okt., 

Nov. (leg. Rchb.) 

S. seticeps Reichb. Höchst gemein auf Aeckern bei Ns. Podhrad, 

Bosaca und Stvrtek, auch auf Ackerrändern, im Trencsiner Ko- 

mitate. Mai— August, auf Kalk und Löss. 700—1200 Fuss; an 

ähnlichen Lokalitäten auch bei Hrusove im Neutraer Komitale. 
(leg. Hol.) 


57 


28. S. soroanus Rehb. Auf Brachen bei Starä-Tura im Nordwesten 
des Neutraer Komitates. 2. Oktober 1872. Löss. 790 Fuss. (leg. 
Holuby.) 

29. S. Sprengelü Rehb. (S. perennis Spr. Fl. Hal. non L.) Am Saal- 
ufer bei Halle auf Porphyr. (leg. Rehb.) 

30. S. stenodus Rchb. Dresden bei Wilschdorf. (leg. Rchb.) 

31. S. Tabernaemontani Rehb. (Tabernaem. Kräuterb. p. 1217, icon.!) 
Sächs. Erzgebirge und Thüringen. (Herb. Rchb.) 

32. S. Tauscheri Rehb. Zwischen Getreide nächst der Kramer-Maas 
bei Pressburg 10. Juni 1872. (leg. Schneller.) 

33. S. tenellus Rehb. Fl. Sax. Ohne nähere Standortsangabe (Herb. 
Reichb.) 

34. S. tenuis Rehb. Flora Sax. zwischen Lohmen und Pirna. (Herb. 
Reichb.) 

35. $. venustus Reichb. Auf Brachen der Abhänge zum Kesselthale 
Chümy bei BoSäca im Trencs. Kom. 17. Juli 1872. Kalk. 800 Fuss. 
(leg. Hol.) 


Ns. Podhrad, 20. Jänner 1874. 


— 


Nachträge 


zur Flora des Illgebietes von Vorarlberg. 
Von Dr. Heinrich Kemp >. ). 


(Fortsetzung.) 


Asclepiadeae. 


Cynanchum Vincetoxicum R. Br. Häufig besonders an Felsen bis in 
die niedern Alpen. 1.2. ** 


Apocyneae. 
Vinca minor L. Häufig besonders an trockenen Stellen aller Voralpen. 


Ai RX 
Gentianeae. 

Menyanthes trifoliata L. Häufig auf den Sumpfwiesen des Göfiser 
und Rankweiler Waldes und bei Satteins etc. 1. ** 

Gentiana lutea L. Sehr häufig auf allen mittlern und höhern Alpen. 
PR 3. ” 

G. pannonica Scop. Wurde einmal auf der Höhe des Quellenjoches 
im Montafon gefunden. 2. * 

@. punctata L. Zerstreut durch das Gebiet: Oberes Saminathal, 
Gampertonthal, Arlberg. 2. 3. ** 

G. asclepiadeaL. Häufig auf feuchten Wiesen und in den Bergwäldern 
des untern Gebietes. 1.2. ** 

G. Pneumonanthe L. Zerstreut im untern Ilthal: Letze, Tisis, Düns. 

> 


Qt 
an 


. aeaulis L. Häufig vom Thale bis in die Alpen: Vaduz, Maria-Ebene, 
Saminathal, Gallina, Lüner See, Schafberg u. s. w. 1.2.3. * 

. bavarica L. Selten: Drei Schwestern. 2. ** 

. brachyphylla Vill. „Klosterthal und Silvrettajoch* (Stocker), wurde 
auch im obern Gampertonthal nahe dem Rhätikonjoch gefunden. 
23. 

. verna L. Gemein bis in die Alpen. 1.2.3. ** 

. aestiva R. et Sch. Gemein auf den höhern Alpenwiesen. 2. 3. ** 

. utrieulosa L. Zerstreut: Maria-Ebene, Schnifis ete. 1. ** 

. nivalis L. Häufig auf den höhern Kämmen und Abhängen: Oberes 
Samina- und Gampertonthal, Hocher Frassen etc. 2. 3. ** 

. campestris L. Häufig in den höhern Alpenthälern und Alpen: Drei 
Schwestern, Gampertonthal, Schafberg ete. 2. 3. ** 

. germanica Willd. Ebendort gemein. 2. 3. ** 

. obtusifolia Willd. Ebenso. 2.3. ** 

. eciliata L. Häufig vom Thal bis in die mittlern Alpen: Nlufer unter- 
halb Feldkirch, Vaduz, Amerlügen, Drei Schwestern. 1.2. ** 
Erythraea centaurium Pers. Häufig im untern Gebiet: Tosters, Tisis, 

Ardetzenberg etc. 1. ** 
E. pulchella Fries. Ebendort selten: Tisis. 1. ** 


na m 


ann. a2 amaan 


Convolvulaceae. 
Convolvulus sepium L. Häufig in den Niederungen. 1. 
©. arvensis L. Häufig, besonders im Rheinthal. 1. ** 
Cuscuta europaea L. Nicht selten im untern Gebiet. 1.+ 
©. epithymum L. Sehr häufig ebendort. 4. ** 


AIR TI 
Ri 


Boragineae. 


Echinospermum Lappula Lehm. Zerstreut im untern Gebiet: Am Wege 
von Frastanz nach Satteins, Illufer unterhalb Nofels, Vaduz an 
der Strasse. 1. * 

Uynoglossum offieinale L. Häufig im untern Ill- und im Rheinthale. 1 ** 

Anchusa offieinalis L. Häufig im Illthale, von Pattenen im Montafon 
bis zur Mündung, im sSilberthale und bei Schruns gegen den 
Gauenstein. 1. 2. * 

Symphytum offieinale L. Häufig am Illufer und im Rheinthal, 4. ** 

Cerinthe alpina Kit. Häufig im Samina- und Gampertonthal. 2. ** 

Echium vulgare L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

Lithospermum offieinale L. Häufig am Illufer unterhalb Feldkirch. 1. ** 

Myosotis palustris With. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 

M. sylvatica Hoflm. Ebenso. 1.2.3. ** 

M. intermedia Link. Häufig im untern Il- und im Rheinthal. 1. ** 


Solaneae. 


Solanum nigrum L. Häufig in den Niederungen. 1. ** 
5. Dulcamara L. Häufig bis in die Alpenthäler: Ardetzenberg, Stein- 
wald, Saminathal etc, 1.2. ** 


59 


Physalis Alkekengi L. Zerstreut: Tosters, Vaduz, zwischen Schnilis 
und Thüringen. 1. ** 

Atropa Belladonna L. Häufig bis in die untern Alpenthäler. 1.2. * 

Verbasceae. 

Verbascum Schraderi Meyer. Zerstreut: Felsenau, Illufer unterhalb 
Feldkirch. 1. ** 

V. floccosum W. et K. „Feldkirch“ (Stocker); konnte nicht aufgefunden 
werden. ? 

V. Lychnitis L. Zerstreut: Vaduz, Nofels, Feldkirch, Nüziders, Schruns. 
Pe * 

V. nigrum L. Zerstreut: Vaduz, Tisis, Feldkirch (am Steinwald), Nen- 
zang etc. 1.” 

V. lanatum Schrad. u. Moenchii Schultz. „Feldkirch“ (Stocker) konnten 
nicht aufgefunden werden. ? 

Scrophularia nodosa L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

S. Ehrharti L. Häufig ebendort: Tosters, Illufer unterhalb Feldkirch 
Bar. or 

S. Neesii Wirtg. Bei Feldkirch an der Strasse nach Vaduz und der 
Nebenstrasse nach Tisis häufig. Die Uebereinstimmung mit den 
Coblenzer Exemplaren, sowohl dem Habitus, als der Beschreibung 
nach, unterliegt keinem Zweifel: foliis inferioribus erenatis, (non 
serralis) caule petiolisque lato-alatis, appendice staminodii trans- 
verse oblonga longitudine sua evidenter triplo-latiore.* 1. + 

Antirrhineae. 

Digitalis grandiflora Lam. Fällegatter, Saminathal, Gampertonthal. 
un 

D. lutea L. !m unteren Gebiet stellenweise häufig: Felsenau, Stein- 
wald, Westabhang des Ardetzenberges. 1. ** 

Linaria minor Desf. Häufig durch das Illthal von Pattenen bis zur 
Mündung. 1. ** 

L. alpina Mill. Sehr häufig auf allen Alpen und Alpenthälern bis in’s 
Hlthal hinabsteigend (unterhalb Nofels). 1. 2. * 

L. vulgaris Mill. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

Erinus alpinus L. Häufig: Drei Schwestern, Gampertonthal ete. 2. 3. ** 

Veronica Anagallis L. Häufig in der Rheinebene bei Feldkirch. 1. ** 


V. Beccabunga L. Gemein in den Niederungen, 1. ** 

V. urticaefoliaL. Häufig bis in die Alpen, Steinwald, Saminathal etc. 
EBEN 

V. offieinalis L. Häufig: Tisiser Au, Letze, Frastanzer Au ete. 1. ** 

V. aphylla L. Sehr häufig auf den höheren Alpen. 2. 3. ** 

V. fruticulosa L. Auf den Alpen des nordöstl. Gebietes (Hoch Gerach 
bis Arlberg) hie und da. 2. 3. ** | 

V. saxatilis Jacq. Zerstreut auf den höheren Alpen. 2. 3. ** 

V. alpina L. Gemein auf allen Alpen, besonders auf Urscehiefern. 
RE 

RK: serpyllifolia L. Häufig in den Niederungen: Tisis, Tosters u. s. w. 
1.25" 

V. arvensis L. Sehr häufig in der Rheinebene bei Feldkirch. 1. ** 


60 


V. agrestis L. Seltener in der Rheinebene. 1. 
V. Buxbaumii Ten. Um Feldkirch, sonst nicht Re 
V. hederaefolia L. Häufig in dem unteren Gebiet. 1. ** 


Örobancheae. 

Orobanche Scabiosae Koch. Drei Schwestern (auf Carduus defloratus), 
oberes Gampertonthal, Arlberg oberhalb Stuben. 2. 3. + 

0. Epithymum DC. Einmal im Gampertonthal am Abhang des Gallina- 
kopfes (auf Thymus Serpyllum). 2. ** 

O. flava Mert. Im Gamperton- und Saminathal, auf der Alpe Sücke 
in Lichtenstein (auf Petasites niveus). 2. 3. ** 

OÖ. Salviae F. W. Im Gampertonthal (auf Salvia glutinosa). 1. + 

©. minor Sutt. Häufig in der Gegend von Feldkirch, Gissingen, Tisis 
etc. (auf Trif. pratense). 1. 

O. ramosa Vill. Im unteren Illthal nicht selten: Bludesch etc. (auf 
Cannabis sativa). 9. * 

Lathraea squamaria L. Häufig im unteren Gebiet bis in die Seiten- 
thäler: Hlufer unterhalb Feldkirch, Tosters, Frastanz, Maria-Ebene, 
Saminathal. 1. ** 


rt 


Rhinanthaceae. 

Tozzia alpina L. Selten: Im Gerölle am Abhange des Berthümelberges 
im oberen Gampertonthal. 2. ** 

Melampyrum pratense L. Häufig in den Niederungen. 1. ** 

M. sylvaticum L. Häufig im unteren Gebiet bis in die Alpen: Fälle- 
galter, Amerlügen ete. 1. 2. ** 

Pedieularis Jacquini Koch. Fast gemein auf allen höheren Alpen. 
$: 3, ”* i 

P. rostrata L. „Montafoner Alpen“ (Rehst.). Konnte nicht aufgefun- 
den werden. ? 

PB palusivis L. Häufig in den Niederungen: Galgenwiese, Letze etc. 
DECHR 

P. foliosa L. Durch das ganze Gebiet auf höheren Alpen und mitt- 
leren Abhängen stellenweise häufig: Drei Schwestern, Gallina, 
Gampertonthal eier 2 1b BU 

P. reeutita L. Am Schlapinajoch im Gargellenthal und am Arlberg. 
aa 

P. versicolor Wahlb. Wird von Stocker „gegen die Lichtensteiner 
Alpen“ angegeben; fand sich auch an der Grenze des Ge- 
bietes auf dem hohen Freschen (nahe der Nob) in vielen Exem- 
plaren. 2. * 

P. vertieillata L. Nicht selten: Hoch Gerach, oberes Samina- und 
Gampertonthal, Lüner See. 2. 3. * 

Rhinanthus minor Ehrh. Gemein bis in die Alpen. 1. 

R. Alectorolophus Pollich. Häufig in den Niederungen. 1. 

R. alpinus Baumg. Gemein bis ins Thal herab. 1. 2. 3. ** 

Bartsia alpina L. Fast gemein in allen höheren Alpen 2. 3. * 

Euphrasia offieinalis L. Gemein bis in die höheren Alpen; als var, 
pratensis, nemorosa und alpestris. 1. 2. 3. * 


2 Br 
co 


61 


E. minima Schleich. Nicht selten auf den mittleren und höheren Al- 
pen des ganzen Gebietes: Drei Schwestern, Gampertonthal, Ta- 
famont, Valläle-Alp etc. 2. 3. ** 

E. salisburgensis Funk. Gemein ebendort. 2. 3. * 

E. OdontitesL. Gemein im Rheinthal, wo sie bei Feldkirch in E. se- 
rotina übergeht. h; AR (Fortsetzung folgt.) 


ne — 


Josef Dorner. 


In der „Oesterr. botan. Zeitschrift“ Nr. 14 d. J., wurde unter 
den Personalnotizen der Bericht erstattet über zwei Botaniker, die in 
diesem Sommer in Pest gestorben sind, nämlich Julius v. Koväcs und 
August v. Kubinyi. Diesen beiden Todesfällen ist nun leider auch 
noch das Ableben eines Dritten beizufügen, der ebenfalls für die Bo- 
tanik in Ungarn so Manches geleistet hat, und daher gewiss es auch 
verdient, um ihm in dieser Zeitschrift einen kurzen Nachruf zu wid- 
men, und dieser ist der gewesene Professor der naturhistorischen 
Wissenschaften am evangelischen Obergymnasium in Pest, Josef 
Dorner. 

Im Jahre 1809 zu Raab in Ungarn geboren , seine philosophi- 
schen Studien in Oedenburg endigend, kam er behufs seiner weiteren 
Ausbildung nach Wien, wo er an der Universität und im Polytech- 
nikum in den Jahren 1831 und 1832 besonders die naturhistorischen 
Wissenschaften mit seltenem Fleisse und grosser Passion studirte. 
Seine Vorliebe zu diesen Naturwissenschaften,, besonders aber zur 
Botanik, bewog ihn auch dazu, dass er nach Beendigung seiner 
Universitätsstudien , alsogleich ganz Ungarn und so manche Länder 
Europa’s bereiste, um seine Kenntnisse in diesem Fache zu be- 
reichern. Im Jahre 1853 wurde er von der evang. Hauptschule zu 
Szarvas im Bekeser Komitat zum Professor der naturhistorischen Wis- 
senschaften, und von der ungar. wissenschaftlichen Akademie zum 
korrespondirenden Mitgliede gewählt, und oblag beidem Berufe mit 
grösstem Fleisse und Gewissenhaftigkeit. Dem zu Folge wurde er im 
Jahre 1860 vom Pester evang. Obergymnasium zum ord. Professor 
derselben Wissenschaften berufen, allwo er auch als solcher bis Ende 
des vorigen Schuljahres segensreich wirkte. Ein unheilbares Herz- 
übel verbitterte ihm zwar seine letzten Lebensjahre, hemmte aber 
seinen Fleiss und Eifer durchaus nicht. Er verblieb ein unermüdeter 
eifriger Lehrer und Sammler bis zu seinen letzten Tagen. Nach lan- 
sem Leiden verschied er am 9. Oktober 1873. Er war im strengsten 
Sinne des Wortes ein guter und biederer Mann, er stand mit vielen 
ausgezeichneten Bolanikern des In- und Auslandes in wissenschaft- 
licher Verbindung, und sein Name wird sich in der botan. Wissen- 
schaft durch die von Stur ihm zu Ehren aufgestellte Draba Dorneri 
erhalten. Friede seiner Asche! Ignaz Grundl. 


Wien, am 16. Dezember 1873. 
———. 


62 


Literaturberichte. 


Innerer Zustand der Bäume nach. äusseren Verletzungen, 
besonders der Eichen- und Obstbäume. Ein Beitrag zur 
Morphologie derselben. Mit 56 Holzschnitten und einem Atlas 
von 410 lithographirten Tafeln in Folio. Von H. R. Göppert. 
Circa 100 Seiten Oktav. Aus dem Jahrbuche des schlesischen 
Forstvereines für 1872. 

Der rühmlichst bekannte Verfasser, Herr Prof. Dr. Göppert in 
Breslau, welcher neben seinen rein wissenschaftlichen botanischen 
Untersuchungen vielfach auch forstbotanische Arbeiten lieferte, berei- 
cherte durch vorliegende Abhandlung unsere Literatur in höchst 
dankenswerther Weise. Ueber äussere Verletzungen an Stämmen ist 
viel beobachtet und geschrieben worden, hingegen wurde den im 
Inneren verletzter Baumstämme vorkommenden "Veränderungen bis 
jetzt nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Verf. hat es nun unter- 
nommen, die Ueberwachsungen von Einschnitten in das Holz (In- 
schriften eic.), die Ueberwucherungen von aus Adventivknospen ent- 
standenen Aestchen, Ueberwallungen, Maserbildungen, Verwachsungen, 
Frostwirkungen im Holzkörper, Frostrisse etc. an Durchschnitten zu 
siudiren und gelangte dadurch zu sehr klaren Anschauungen über das 
Zustandekommen all dieser abnormen Bildungen, welche nicht nur 
für den Forstmann, sondern in mancher Beziehung auch für den 
Pflanzenanalomen von Interesse sein werden. Die Abhandlung ver- 
dient aber die Aufmerksamkeit aller jener, welche sich mit Baum- 
zucht beschäftigen, weil der Verf. die bei dem Studium der Bildungs- 
abweichungen gewonnenen Beobachtungen benützt, um lehrreiche 
Winke über Kultur von Holzgewächsen zu geben. Namentlich ist die 
Arbeit jedem Forstmanne zu empfehlen , da Prof. Göppert das be- 
rühmt gewordene Verfahren der Aufästung der Bäume von Courval 
einer eingehenden Kritik unterzieht und zu dem Ergebnisse kömmt, 
dass in der strikten Befolgung der Courval’schen Methode 
eine grosse Gefahr für die Zukunft unserer Eichenwälder 
liegt. VW: 
Lehrbuch der Klimatologie mit besonderer Rücksicht auf Land- 

und Forstwirthschaft. Von Dr. Jos. R. Lorenz und Dr. C. Rothe. 

Mit 14 lithogr. Tafeln und 48 Holzschn. Wien 1874. Braumüller. 

Es gilt zwar als abgebraucht, von einem neu erschienenen 
Buche zu sagen, es sei mit demselben „einem dringenden Bedürfniss 
abgeholfen worden.“ Dennoch kann ich nicht umhin, mit dieser Phrase 
das obengenannte Buch anzuzeigen. Wer sich mit pflanzengeogra- 
phischen Studien auch nur beiläufig abgegeben hat, weiss, wie misslich 
es bisher war, eines guten brauchbaren klimatologischen Handbuches 
bei diesen Studien entbehren zu müssen. Diesem Mangel ist nun durch 
das Lorenz-Rothe’sche Buch in vollkommen entsprechender Weise 
abgeholfen. Aber nicht nur die Pflanzengeographen werden dieses 
Buch mit Freude begrüssen, auch alle intelligenten Land- und Forst- 
wirthe werden dasselbe als ein unentbehrliches Handbuch in ihren 


63 


Bücherschrank stellen, und ich bin überzeugt, dass sich dasselbe in 
kürzester Zeit auch als ein treffliches Lehrbuch in allen höheren 
land- und forstwirthschaftlichen Schulen einbürgern wird. Die Me- 
teorologie und Klimatologie haben in den letzten Dezennien ausser- 
ordentliche Fortschritte gemacht. Die Ueberzeugung, dass alle klima- 
tischen Verhältnisse auf die Luftströmungen zurüc kzuführen sind, die 
mechanische Wärmetheorie u. s. f. haben eine gründliche Reform fast 
aller Kapitel der Meteorologie nothwendig gemacht. Die Zahl der 
Beobachtungsstationen hat sich zudem in erfreulicher Weise ausser- 
ordentlich vermehrt und neben einer Fülle von meteorologischen Be- 
obachtungen wurde auch eine grosse Anzahl ‘von Untersuchungen 
über die Beziehungen der klimatischen Elemente zu den biologischen 
Verhältnissen der Organismen bekannt gemacht. Diese zahlreichen 
neuen zerstreuten Delailarbeiten zusammengefasst, übersichtlich ge- 
ordnet und in klarer Weise dargestelli zu haben, ist aber eines der 
wesentlichen Verdienste des Lorentz-Rothe’schen Buches. In der ersten 
Abtheilung desselben werden zunächst die klimatischen Elemente be- 
handelt, in der zweiten Abtheilung das Klima, die klimatischen Zonen 
und die klimatischen Modificatoren innerhalb der Zonen besprochen 
und schliesslich eine Eintheilung in klimatische Gebiete versucht. In 
diesem letzten Abschnitte wird insbesondere eine klimatographische 
Uebersicht von Europa und eine detaillirte Schilderung der klimatischen 
Gebiete Oesterreich-Ungarns gegeben und werden dabei auch die pflan- 
zengeographischen Verhältnisse der einzelnen klimatischen Provinzen 
erörtert. Bei dem ausgiebigen Materiale, über welches der Klima- 
tolog heutzutage verfügt, liegt die Gefahr nahe, sich ab und zu in 
Details zu verlieren, welche Klippe die Verfasser aber sorgfältigst 
vermieden haben. Als ein nicht hoch genug anzuschlagender Vor- 
zug ist endlich noch die klare allgemein verständliche Sprache her- 
vorzuheben, durch welche sich die Lorentz-Rothe’sche Klimatologie in 
der vortheilhaftesten Weise von anderen der Neuzeit angehörenden 
die „Meteoration* behandelnden Schriften abhebt. Nur eines kann ich 
den Verfassern nicht verzeihen, und das ist: dass sie sich aus den 
Fesseln der „Wiener Fusse ,‚* „Pariser Linien* und „Reaumur’schen 
Grade“ nicht losgemacht und sich bei den bezüglichen Angaben nicht 
an jenes Mass gehalten haben, dem ja doch die Zukunft "gehört! — 
Wenn das Buch eine zweite Auflage erlebt, woran ich nicht zweille, 
so dürfte die Reduktion in das metrische Mass und in Celsius’sche 
Grade nicht zu umgehen sein. Die Ausstattung des Buches lässt nichts 
zu wünschen übrig. A. Kerner. 


— 


Correspondenz. 


Kalksburg in Niederösterr., am 10. Jänner 1874 


Endlich haben wir seit 5. d. M. etwas Schnee, der aber schon 
wieder zu schwinden droht. Der Winter war also fast so lange grün, 


64 


wie voriges Jahr. Die Winterflora jedoch, wenn man sie so nennen 
soll, war heuer, verglichen mit der vorjährigen, eine sehr arme. Nur 
sehr wenige Pflanzen sah man heuer ein zweites Mal blühen. Ausser 
Primula vulgaris, die seit Anfang Oktober sehr vereinzelt anzutreffen 
war, weiss ich nur noch @Genista pilosa, Anemone Pulsatilla, Poten- 
tilla alba und Aronia rotundifolia anzugeben. Hingegen gab es vori- 
gen Winter eine reiche Dezember-Flora. Die stengellose Primel konnte 
man vom Ende September bis Neujahr in beliebiger Anzahl finden. Ja, 
am 3. Dezember 1872 ergaben sich als Resultat eines botanischen 
Ausfluges auf den nahen Gaisberg an 30 blühende Pflanzen. Darunter 
waren: Adonis vernalis, Aronia rotundifolia, Anemone Hepatica, 
Pulsatilla und pratensis, Cornus sanguinea, Cytisus ratisbonen- 
sis, Fragaria vesca, Genista pilosa, Helianthemum canum und vul- 
gare, Leontodon incanus, Linum tenuiflorum, Pimpinella Sazxifraga, 
Polygala Chamaebuxus und major, Potentilla alba und cinerea, Pri- 
mula acaulis, Seseli Hippomarathrum und Stipa pennata. Auch 
Viola odorata soll damals in einem Garten zu Kalksburg geblüht 
haben. Am meisten waren mir unter allen aufgezählten Pflanzen die 
vielen Exemplare der Stipa pennata aufgefallen. Da es nun eine 
zum zweiten Male blühende Graminee gab, suchte ich sogleich auch nach 
einer Cyperacee, und zwar nach Carex humilis, gynobasis und prae- 
cox; aber vergebens. Es ist eben merkwürdig, das manche Pflanzen, 
die, wie Cornus sanguinea, erst im Sommer zu blühen pflegen, doch 
im selben Jahre noch ein zweites Mal zur Blüthe gelangen können, 
während man an manchen Frühlingspflanzen, wie von Cornus mas, 
vergebens eine Herbstblüthe erwartet. Heute untersuchte ich einige 
Linum-Arten meines Herbars. Ein Anfangs Juni v. J. im Zalaer 
Komitate in Ungarn gesammeltes Linum lässt sich weder nach Rei- 
chenbach’s fl. exc., noch nach Koch’s Syn. bestimmen. Dasselbe hat 
ganz das Aussehen eines Linum catharticum, nur sind die oberen 
Blätter nicht gegenständig. Da es aber die unteren sind, wird man 
an L. maritimum denken, das ich nie gesehen habe. Die Diagnose, 
welche Koch (Syn. ed. 3. p. 109) von Linum maritimum L. gibt, passt 
in der That auch bis auf die Blätter und Farbe der Blumen auf meine 
Pflanze. Bei dieser aber sind die Blätter nicht dreinervig, wie bei 
L. maritimum, sondern nur einnervig und die Blumenfarbe ist weiss, 
wie bei L. catharticum, für das ich sie auch anfangs gehalten habe; 
aus diesem Grunde wurden leider auch nicht mehrere Exemplare ge- 
sammelt. Ist nun meine Pflanze auch nicht Linum maritimum L., so 
gehört sie doch mit diesem in die gleiche Abtheilung bei Koch, da 
sie drüsige Kelchränder hat. Diese Pflanze ist also keinesfalls bei 
Neilreich enthalten; sie ist somit für Ungarn neu, wenn sie nicht 
bereits anderswo entdeckt worden ist, seit Neilreich seine Arbeiten 
der Oeffentlichkeit übergeben hat. Dieselbe Pflanze habe ich auch aus 
Ragusa, wo sie P. Sodiro $. J. (jetzt Botanik-Professor in Quito) 
vor 10 Jahren gefunden und als nach Koch’s Synopsis unbestiimmbar 
mir mitgetheilt hat. Die dalmatinische Pflanze weicht von der unga- 
rischen nur darin etwas ab, dass ihre Blätter nicht so vollkommen 


65 


kahl sind, als an dem Linum von den Sandhügeln des Zalaer Ko- 
mitates. J. Wiesbaur 8. J. 


Giesmansdorf in Schlesien am 10. Jänner 1874. 


Meine Pflanzenkisten aus Spanien sind endlich alle angekommen, 
einige allerdings erst nach fünfmonatlichem Transporte. Mit den Be- 
stimmungen bin ich kaum halb fertig und wird sicher der Mai heran- 
kommen, ehe ich dieselben beendet haben werde. Dann werde ich 
aber auch gewiss mein Wort lösen und Ihnen meine Reiseerinnerungen 
für die botanische Zeitschrift senden. M. Winkler. 


CGarlsruhe in Baden, am 24. Jänner 1874. 

In dem Nachlasse meines Vaters (A. C. Mayer in Leitmeritz) 
befindet sich auch sein Herbarium. Dasselbe soll im Ganzen verkauft 
werden, ohne dass irgend etwas herausgenommen ist. Es ist,-bis auf 
die Ausbeute im letzten Jahre, ganz nach dem Decandolle’schen Sy- 
steme geordnet, die einzelnen Pflanzen-Exemplare liegen in weissem, 
geleimten Papier und sind an diesem durch Spangen befestigt, so dass 
sie ganz unversehrt abgenommen werden können. Es umfasst die 
Sammlung namentlich die deutsche und schweizer Flora, sowie auch 
vieles aus den nichtdeutschen Provinzen Oesterreichs (aus den deutschen 
selbstverständlich); im Ganzen dürfte sich die Anzahl der Exemplare 
auf 8000 belaufen. Dass Alles auf das sorgfältigste gesammelt, ge- 
trocknet und eingelegt ist, davon werden Sie nach den jährlichen 
Beiträgen, die er an den bot. Tauschverein geschickt hat, hinlänglich 
überzeugt sein. 

Carl Mayer, 


Studirender der Ingenieurschule am Polytechnikum in Carlsruhe. 


—esoe>2 — — 


Personalnotizen. 


— Pr. August Vogl, Professor der Botanik an der Polytechnik 
in Prag, ist zum Professor der Pharma kologie und Pharmakognosie 
an der Universität Wien ernannt worden. 

— August Conrad Mayer, pens. Güterinspektor ist am 4. Jänner 
in einem Älter von 72 Jahren in Leitmeritz an Altersschwäche ge- 
storben. 

— Dr. B. Godra ist als Regimentsarzt von Mitrovitz nach Ruma 
in Syrmien versetzt worden. 

— Dr. Eduard Strasburger wurde von der L. C. Akademie 
der Naturforscher als Mitglied aufgenommen. 

— Dr. Johann Friedrich Laurer, Professor in Greifswald, ist 
am 23. November v. J., 75 Jahre alt, in Folge eines Schlagflusses 
gestorben. Ein Nekrolog, ‚geschrieben von Dr. Minks, befindet sich in 
der „Flora“ 1873, Nr. 


66 


— Dr. Heinrich Wawra, Ritter v. Fernsee, Linienschiffsarzt, 
wurde durch Verleihung des Comthurkreuzes zweiter Klasse des 
herzogl. sachsen-erneslinischen Hausordens ausgezeichnet. 


esse a — 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— Die 46. Versammlung Deutscher Naturforscher und 
Aerzte zu Wiesbaden. «(Sektion für Botanik und Pflanzen- 
physiologie.) Prof. Pringsheim (Berlin) gibt einen kurzen Umriss 
des Inhalts seiner Untersuchungen über die Sphacelarienreihe, welche 
er als genetische durch allmälige Sonderung in eine komplizirt ge- 
gliederte Sprossform herangebildete Entiwicklungsreihe auffasst. Prof. 
Ffeffer (Marburg) erklärt die (indirekte) Beziehung des Lichtes zur 
Rückbildung von Eiweissstoffen aus dem beim Keimen der Papilionaceen 
gebildeten Asparagin als Folge des geringeren Kohlen- und Wasser- 
stoffgehalts des letzteren, welcher eine vorherige Assimilation dieser 
Stoffe durch die junge Pflanze nothwendig macht. Dr. Askenasy 
(Heidelberg) spricht über das in zwei scharf gesonderte Perioden 
zerfallende Wachsthum der Fruchtstiele von Pellia epiphylla. Dr. 
Magnus (Berlin) im Anschluss an Prof. Pringsheim’s Vortrag und mit 
Hinweis auf die Vorgänge bei vielen Florideen über die Verzweigung 
der Sphacelarien, bei welcher er zwei Modalitäten unterscheidet. Dr. 
Uloth (Nauheim) legt durch kohlensaures Ammoniak auf trockenem 
Wege vollständig macerirtes Buchenholz vor. — A. Batalin (Peters- 
burg) behandelt die periodischen Bewegungen der Blätter, die er in 
drei Abtheilungen bringt; Prof. Pfeffer (Marburg) äussert sich theil- 
weise abweichend über diesen Gegenstand. Hierauf spricht Dr. Frank 
(Leipzig) über das Verhalten der Gonidien im Thallus einiger homöo- 
merer und heteromerer Krustenflechten; dieser besteht längere Zeit 
aus blossem vielverschlungenem Hyphengewebe, und erst nachträglich 
Ireten an zerstreuten Punkten desselben die Gonidien auf, deren 
jüngste Stadien sich in einem Falle als inlerstitielle und terminale 
Glieder der Hyphen selbst herausstellten, u allerdings der Schwen- 
dener’schen Ansicht direkt widerspricht. Dr. Geyler (Frankfurt) gibt 
eine kurze Mittheilung über die sog. Likieezn von Laurus cana- 
riensis, Stammsprossen, die schon vor ihrem Hervorbrechen vom 
Mycelium eines Pilzes inficirt sind. Dr. Sorauer bespricht die Milben- 
sucht der Birnblätter, gallenförmige Auftreibungen der Mesophylizellen, 
die nicht durch Pilze, ‘sondern durch den Stich von Phytoptus piri 
hervorgerufen werden. Dr. Ascherson (Berlin) theilt die 10 deutschen 
Atriplex-Arlen in die 3 Untergaltungen Dichospermum, Teutliopsis 
und Selerocalymma ein. Prof. "Pringsheim (Berlin) legt die Tafeln 
einer Arbeit über die Befruchtung der Saprolegnien vor und theilt 
mit, dass diese in einer Kopulation und einem davon getrennten Be- 
[ruchtungsakte der Befruchtungskugeln bestehe. Anologes glaubt Prof. 


67 


Pfitzer (Heidelberg) auch bei den Bacillariaceen gefunden zu haben. 
Prof. Hasskarl (Cleve) berichtet über Kultur und Qualität der China- 
rinde auf Java, Prof. Pfitzer (Heidelberg) über Versuche, welche er 
über die Geschwindigkeit der Wasserbewegung im Stamm dikotyler 
Holzgewächse angestellt hat, die sehr viel schneller geschieht, als 
bisher angegeben wurde. Prof. A. Braun (Berlin) spricht über die 
Bedeutung” der löffelförmigen Gebilde in der Blüthe von Fuchsia glo- 
bosa var. flore pleno, und gibt eine vorläufige Mittheilung seiner 
neuesten Untersuchungen über die Ordnung der Schuppen an den 
Fichtenzapfen. 


ss pa —— 


Literarisches. 


„Repertorium annuum Literaturae Botanicae periodicae. Cu- 
ravit J. A. Van Bemmelen.“ Tom. I. 1872. Harlem 1873. Verlag von 
Erven Loosjes. 223 Seiten in Gr. Okt. — Dieses Werk enthält eine über- 
sichtliche Zusammenstellung aller botanischen Arbeiten, welche im J. 1872 
in periodischen Schriften veröffentlicht wurden oder als selbststän- 
dige Werke erschienen sind. Zu diesem Zwecke werden die einzelnen 
Publikationen, immer in alphabetischer Folge der Autoren, wenn sie 
bestimmte Arten oder Gruppen der Pflanzen behandeln, in einer An- 
ordnung nach Fächern und in systematischer Reihe nach den natür- 
lichen Familien angeführt, Floren werden nach den Ländern und 
andere Arbeiten und Artikel in entsprechenden Abtheilungen aufge- 
zählt, so dass das Ganze eine vortreffliche, durch Benützung verschie- 
dener Leitern noch deutlicher gemachte Uebersicht der botanischen 
Leistungen jenes Jahres bietet. Die Ausstattung des Buches ist eine 
glänzende. 

— Die Regensburger „Flora* sieht sich nun auch genöthigt, 
den jährlichen Pränumerationspreis in Folge „der allseitig eingetretenen 
Preiserhöhungen“ auf 8 fl. 45 kr. zu erhöhen. 

— Mit dem nunmehr erschienenen 3. Hefte des I. Bandes der 
„Flora Oberösterreichs von Dr. Johann Duftschmid* ist die erste Ab- 
theilung der Phanerogamen: die Monocotyledonen abgeschlossen. 
Nach dem sich gezeigten Verhältnisse werden von den weiteren drei, 
die Dycotyledonen behandelnden Bänden, der zweite Band in vier 
Heften, wovon das letzte bis einschlüssig zur Ordnung: Ambrosiaceae 
reicht, erscheinen. Im dritten Bande (fünf Hefie) werden die folgen- 
den Ordnungen mit Einschluss der Cruciferen behandelt; der vierte und 
letzte Band sammt Namen-Index wird aus drei Heften bestehen. Das 
ganze Werk in fünfzehn Heften a 60 kr. wird sonach 9 fl. kosten. 
Das sofortige baldige Erscheinen desselben ist jedoch von der Zahl 
der Pränumeranten, die es auch vom Museum Francisco-Carolinum 
in Linz unmittelbar beziehen können, abhängig. R. 


esse 


68 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Holuby mit Pflanzen 
aus Ungarn. -—— Von Hrn. Prof. Haussknecht mit Pfl. aus Weimar. — 
Von Hrn. Seidel mit Pfl. aus Sachsen, den Sudeten und Karpathen. 

Aus Siebenbürgen: Astragalus praecox, Carex transsilva- 
nica, Centaurea atropurpurea, Ü. trinervia, Cephularia corniculata, 
Crocus iridiflorus, eing. von Dr. Tauscher. 

Aus Ungarn: Acer austriacum, A. tartaricum, Achillea Neil- 
reichü, A. pectinata, Alsine Jacquini, Amygdalus nana, Anthyllis 
pholyphylla, Arabis petrogena, Arenaria frutescens, Astragalus asper, 
A. virgatus, Calepina Corvini, Carex schoenoides, Centaurea sol- 
stitialis, C. stenolepis, Ceratocephalus orthoceras, Chlora serotina, 
Cicer arietinum, Colchicum Bertoloni, Colutea arborescens, Cori- 
spermum nitidum, Crataegus intermedia, C. nigra, C. pentagyna, 
Crepis rigida, eingesendet von Dr. Tauscher. 

Aus Tirol: Campanula carnica, Carex baldense, Crocus vern. 
v. parviflorus, Cytisus purpureus, CO. radiatus, C. sessilifolius, Galium 
baldense, Helianthemum Fumana, Horminium pyrenaicum, Paeonia 
pubens, Poa supina, Potentilla micrantha, Primula Auricula, Ranun- 
culus Thora. — Aus Steiermark: Carex ferruginea.. — Aus 
Italien: Galium aetnicum, eingesendet von Strobl. 

Aus Oberösterreich: Calamintha Nepeta, Euphorbia verru- 
cosa, Falcaria Rivini, Hippophae rhamnoides, Linum hirsutum, Ononis 
repens, Sedum maximum, Thalictrum flexuosum, T. minus, Thypha 
minima u. a. eing. von Dr. Rauscher. 

Obige Arten können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 
6 fl. abgegeben werden. 

Im Tausche werden angenommen in 5 bis 15 Expl. alle in 
Pokorny’s „Naturgeschichte des Pflanzenreichs für Mittelschulen“ 
angeführte Arten. 

Pilzherbarien mit 100 bis 500 mikroskopisch geprüften Arten 
können die Centurie zu 8 fl. abgegeben werden. 


SI.SO 2 


Berichtigung. 
Nachfolgende Druckfehler im Aufsatze der Nummer 12, Jahrgang 1873, 
„Eine Granitinsel* von Dr. Schiedermayr in Kirchdorf, wären zu berichtigen: 
Seite 362 Zeile 12 von unten, statt Wiensandstein lies: Wienersandstein, 





ee ee 5 „ Gerstnerkalk „  Grestnerkalk, 
0; ia I. OBRR nn, Anzbang „  Arzberg, 

a — m 44. ‚unten „ Gerstnerkalk „  Grestnerkalk, 

N A -. „  fulvidenführende „  fukoidenführende, 
BA a 1 Up Zu I 10572 & „  Gerstnersandstein „  Grestnersandstein, 
er Mh > »  Kohlengries » Kohlengrus, 

»„ 366 „ 45 „ oben „  Dirnbachthale »  Dimbachthale, 
ni 419 ” » Dieffenbachthale .„ _Diessenbachthale. 
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 


Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift 


er Botanik und Botaniker, Sr na 


zogen werdensollen, sind 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Kedaktion 
Man pränumerirt auf selbe 


. A 1 nn er = r Wieden, Neumang. Nr. 7 
pränumerirt auf selbe Gärtner, Qekonomen, Korsimänner, Aerzle, r Sranumerken. - 
(5 Thir. 10 Ngr.) ' 3 Im Wege des 

ganzjährig. oder mit ap . Buchhandels übernimmt 
41.0.W.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheker un Techniker. Pränumeration 
halbjährig. 


€. Geroid’s Sohn 
Inserate 


in Wien, 
die ranze »Petitzeile N: 3 ana aish alle, nBrigen 
15 kr. öst, W. = [ Buchhandlungen, 





XXIV. Jahrgang. WIEN. März 1874. 


INHALT: Scleranthen des Aetna und Nebroden. Von Strobl. — Aufbau des Trifolium. Von Dr. Gela- 
kovsky. — Bereisung von Montenegro. Von Dr. Paneic. — Vegetationsverhältuisse. VonDr. Kerner. 
— Ueber Calamintha aetmensis. Von Uechtritz. — Zur Flora des lilgebietes. Von Dr. Kemp. 
(Fortsetzung.) — Literaturberichte. Von J. W., K. — Correspondenz. Von Jäger, Holuby, Dr. Landerer, 

- Personalnotizen. — Sammiungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserat. 
nen 











Ueber die Scleranthen des Aetna und der Nebroden, 
Von P. Gabriel Strobl. 


Von hochverehrtem Herrn Dr. L. Reichenbach, Direktor des k. 
bot. Gartens in Dresden, angeeifert, wandte ich den Scleranthen des 
obigen Gebietes meine besondere Sorgfalt zuund bringe nun in einer 
kleinen floristischen Arbeit das bisherige Resultat meiner Forschungen. 
Ich theile die Arten in 2 Gruppen: 1. Einjährige mit schmalem Kelch- 
rande und 2. ausdauernde mit breitem Kelchrande, da diese Eintheilung 
für die wenigen, mitzutheilenden Arten mir hinreichend scheint. 


A. Einjährige, Schmal-Kelchrandige. 


Scleranthus aetnensis mihi consentiente Rehbch. annuus Guss. 
Prodromus et Synopsis florae siculae, aber nur in Bezug auf die 
Aetnapflanze. Einjährig, am Grunde vielästig, Aeste im Kreise 
ausgebreitet, niederliegend oder aufstrebend, ziemlich 
robust, bis 7 Centm. lang, kahl, mit 1 oder 2 flaumigen Leisten, 
alle oder wenigstens die stärkeren schon in der Jugend 
intensiv rothbraun. Blätter dunkelgrün, matt, lineallanzettlich 
pfriemlich, am Grunde beiderseits etwas hautrandig und kurz, 
aber stets deutlich eirca 2"”" lang gewimpert, Spitze stumpf- 


Oesterr. botan, Zeitschrift. 3. Heft. 1874. 


0 


lich, alle aufrecht abstehend, an der Spitze oft sichelförmig 
zurückgekrümmt. Blüthen an der Spitze der Aeste und Aestchen, 
seltener von der Mitte an, in diehtgedrängten, 5—7blüthigen 
Cymen, da die miltlere, einzelne Blüthe fast sitzt, die Gabeläste aber 
kurz sind und 2—3 Blüthen tragen und so alle zusammen einen 
dichten Knäuel (glomerulus) bilden. Die Kelche sind gut 3"" 
lang, wovon die Hälfte auf die Kelchzähne kommit und stets 
offen, die fruchtumschliessende, untere Hälfte weisslich grün, etwas 
dunkler als bei den übrigen dieser Gruppe, die Kelchzähne ziemlich 
weit aufrecht abstehend, etwas gebogen und daher oben etwas zu- 
sammenneigend, stumpflich, ohne Stachelspitze, grün, eilan- 
zettlich, weissgerandet, die weissen Ränder zusammen eiwa — !/; 
der Zahnbreite, Staubgefässe um die Hälfte kürzer als die Zähne 
und kahl, Staubkölbehen rothgelb. 

An Feldrändern, grasigen Abhängen und in lichten Wäldern, 
bes. Eichenwäldern des Aetna auf Lavasand sehr gemein zwischen 
2500 und 6500, aber nur im Frühling, in den tieferen Regionen im 
April, in den höchsten bis Ende Mai, dann aber fast spurlos ver- 
schwunden. Wurde von Professor Reyer aus Graz auf den Monti rossi 
(2500) und im Bosco di Malpasso ob Nicolosi bei 4000‘, von mir im 
Bosco de’ Rinazzi hinter Nicolosi bis zur Schneegränze Ende April 
ganz heerdenweise, Ende Mai aber nur mehr an den höchsten Punkten 
bis 6500° angetroffen, auch von Professor Tornabene in Catania bei 
Milo und an anderen Punkten des Aetna im Frühling gesammelt! 
Gehört nach Rehbeh.’s Mittheilung in die Gruppe der ramulosi. 

Scleranthus venustus Reichenbach. determinavit ipse! annuus 
Guss. Prodr. und Synopsis florae siculae und Bertoloni flora italica, 
aber nur iheilweise. Einjährig, am Grunde vielästig, Aeste im 
Kreise niederliegend und aufstrebend, etwas schmächltiger 
als vorige, bis 7 Centm. lang, kahl mit 1 oder 2 flaumigen Leisten, 
grün, nur im Alter ockergelb oder schmutzig gelbbraun, 
Blätter grün, im Alter gleich der ganzen Pflanze ockergelb, am 
Grunde breit weisshäutig gerandet, ganz wimperlos oder 
nur mit wenigen, zerstreuten Wimperhaaren, ziemlich weit 
vom Stengel abstehend bis horizontal, Blüthenstand ähnlich 
wie bei aeinensis, aber die Aestchen länger, mehr gespreizi, die 
Blüthenknäuel fast über die ganze Pflanze ziemlich gleichmässig ver- 
theilt, ausser den Knäueln an der Spitze der Aeste und Aestchen oft 
auch noch seitenständige, durch Aborlirung des 2. Gabelastes blatt- 
winkelständig gewordene Blüthen; Kelche gewöhnlich 31/2 —4”" 
(an französischen Ex. nur 3”") lang, wovon 3/; auf die kelch- 
zähne kommen, die fruchtumschliessende Hälfte weissgrünlich, kahl, 
die Kelchzähne grün, lanzettlich, selten eilanzeitlich, mit sehr 
schmalen weissen Hauträndern, die zsm. !/, der Kelchbreite 
betragen, von einander abstehend, an der Spitze aber etwas zu- 
sammenneigend und die Spitzen daher etwas entenschnabelartig, mil 
winziger, nach einwärls gebogener Stachelspitze, die bei 
vorigem immer fehlt. Staubfäden halb so lang als die Kelchzähne, kahl. 


A 


Auf dürren, steinigen Bergabhängen, an Rändern der Bergsteige 
auf kalk- oder lehmigkalkigem Boden in den Nebroden Siziliens von 
1000—1860 Meter sehr gemein (also circa 3200—5900 W. Fss.), von 
mir al ferro (1000) bei Cacacidebbi (1450), im Piano della battaglia 
(1700) und an den Rändern der „Fosse di Palermo“ bei 1860 Meter 
in Menge beobachtet und unter dem irrigen Namen /utescens Rchb. 
versendet. Vermuthlich gehört der von Gussone bei Castelbuono, Po-+ 
lizzi und Collesano angegebene „annuus L.* auch hieher, doch lässt 
sich ohne Originalexemplare in einer so vielfach verkannten und 
verwechselten Gruppe nichts Gewisses behaupten. 

Scleranthus hirsutus Presl. deliciae pragenses 1820 und flora 
sicula 1826. Meine Beschreibung stimmt zwar nicht ganz mit jener 
Presl’s, doch zweifle ich nicht an der Identität meiner Pflanze mit der 
Presl’s, vorzüglich wegen des Standortes, der Blüthezeit und weil 
Reichenbach mir ein nach seiner Versicherung von der Originalpflanze 
kaum unterscheidbares Exemplar übersandte. Gussone, Prodr. u. Synopsis 
florae siculae. 


‘ 


Einjährig, mässig ästig, 2—3, höchstens 4 Centm. hoch, 
Aeste aufrecht oder aufsteigend, grün, fast nochmal so 
zart als die der vorigen, mit meist breiter, fast die Hälfie 
des Stengels einnehmender Flaumlinie, öfters aber auch mit 
1 oder 2 schmalen flaumigen Leisten, Blätter grün, lineallanzettlich 
pfriemlich, am Grunde breit weiss häutig und meist spärlich 
gewimpert, Cymen endständig, seltener seitenständig, meist einen 
Ebenstrauss oder eine zusammengesetzte Scheindolde bil- 
dend, deren Hauptradien die Aeste sind, Kelch kaum 3"® 
lang, wovon ?/; auf die Kelchzähne kommen, der fruchtum- 
schliessende Theil weissgrün, Kelchzähne grün, ziemlich schmal weiss 
gerandet, die weissen Ränder zusammen — !/, der Zahn- 
breite, alle Kelchzähne lanzettlich, aufrecht abstehend, etwas 
gebogen und daher an der Spitze etwas zusammenneigend, stumpflich, 
meist mil winzigem, nach einwärts gerichteten Spitzchen. Staubgefässe 
nur halb so lang, als die Kelchzähne und kahl, nach Presl aber dem 
Kelche gleich lang und rauhhaarig, was ich nie so fand; letztere 
Eigenschaft fehlt wohl allen Scleranthen. Er gehört nach Reichenbach’s 
Mittheilung in die Gruppe der durch ihre Schlankheit und Zierlichkeit 
ausgezeichneten Polycarpi. 

Im untersten Gürtel der Hochregion des Aetna auf Lavasand 
und vulkanischem Gesteine, etwa zwischen 5500 und 7000‘, Presl in 
der Einleitung zur Flora sicula gibt eine Reihe von Pflanzen, darunter 
auch ihn, zwischen 6000 und 750)‘ an, doch greift er im Allgemeinen 
etwas zu hoch. Er wurde an der Südseite des Vulkans über den 
Wäldern von Nicolosi von mir häufig beobachtet, und dies ist gewiss 
auch der Standort Presl’s, da der Aetna fast nur von dieser Seite 
aus bestiegen wird. Er blüht im Juli und August, und ist also auch 
durch die Blüthezeit von dem fast gleich hoch gehenden aetnensis 


auffallend verschieden. Ausser diesem Originalstandorte notirte ich ihn 
6* 


12 


noch auf der Ostseite des Aetna im Valle di Bove (6000) und etwas 
tiefer, Tornabene fand ihn im Vallone di Ulli. 


B. Ausdauernde, Breit-Kelchrandige. 


Scleranthus Stroblii Reichenbach in litteris. Ausdauernd, von 
kurzen, nur Blätter tragenden Stängeln und Aesten, etwas rasig, 
mehrstünglig, Stengel reichästig, niedergestreckt und aufsteigend, 
ganz kahl oder kaum mit einer Spur von einer flaumigen 
Leiste, Seitenäste ziemlich kurz, Blätter 6—8”" lang, linealisch, 
gekielt, tiefrinnig, im Habitus den Fichtennadeln sehr 
ähnlich, spitz oder stumpflich mit Stachelspitze, dunkelgrasgrün, 
langer als die Internodien, dem Stengel fast anliegend, aufrecht 
abstehend, in der oberen Hälfte etwas gekrümmt, an der Spitze 
der unfruchtbaren Aeste kleine Büschel bildend, je 2 
gegenständige, durch eine eiwas über 1” lange weisshäulige Scheide 
mit einander verbunden, und nur ganz nahe der Scheide etwas 
häutig berandet, beiderseits nur 1”" lang mit ziemlich 
langen Wimperhaaren versehen, auch diese öfter fast fehlend. 
Blüthen an der Spitze der Stengel und Acste in kleinen, 
dichtgedrängten 4—6blüthigen Knäueln, Fruchtkelchganz 
auffallend breit, nämlich zum lang, wovon aber die Halfte 
auf die Kerchz the kommt und NVA breit, kahl, weissgrün, 
die Kelchzähne dunkelgrün, eiförmig lanzeltlich, breit weiss ge- 
randet, die Ränder zusammen ziemlich gleichbreit dem grünen Mittel- 
theile, alle gerade, weit abstehend, stumpf. Staubfädenkahl, 
kaum von halber Länge der Kelchzähne. Diese Pflanze ver- 
bindet die Glieder der vorigen Reihe mit denen der zweiten und 
wurde von mir etwa 300° über der obersten Gränze des Bosco Cerrita 
und Monte Cubania an der Nordseite des Aetna bei 7000° zwischen 
Senecio aetnensis Jan., Asiragalus siculus Bio und Saponaria de- 
pressa Bio sehr selten beobachtet. Reichenbach schrieb mir von ihr: 
„Ausgezeichnete, in allen Theilen verschiedene Art.” August. 

Scleranthus vulcanicus mihi; marginatus Gss. theilweise. Gussone 
selbst hält schon die Aeinapflanze für eine „insignis varielas* und 
für „ulterius observandus.“ Ich versandte sie als Se. marginatus Gss. 
v. aetnicola, da ich aber schon einen aetnensis aufsiellte, so glaube 
ich den noch nirgends mit einer Beschreibung publizirten Namen 
ändern zu sollen. 

Ausdauernd, reichstenglig, von kurzen, nur blättertragenden 
Stengeln und Aesten sehr dicht rasig, die Stengel im Kreise nieder- 
liegend oder aufsteigend, die ganze Pflanze meist nur 4—7 Gentm. 
br eitund 2—3 Centm. hoch, kleine, dichte, fast halbkugelige 
Pölster bildend, selten die Aeste mehr locker und zerstreut, in 
welchem Falle die Pflanze bis 11 Centm. Breite und bis 6 Gentm. 
Höhe erreicht. Stengel gewöhnlich grün, dichtbeblättert, mit einer 
fast halb stengelbreiten, sehr dichten, aber äusserst kurzen, 
fast mehligen Flaumlinie: die Blätter die Internodien gewöhnlich 
überragend, meist nur 4—6”” lang, 1”" breit, daher im Ver- 


3 


hältniss zu den 2 übrigen dieser Gruppe breitlineal, gekielt, 
aber nicht ge efurcht, flach, oder höchstens am Grunde etwas 
rinnig, dunkelgrün, stark seegrün, mit weissem, krustigem 
Rande, fast wie die Blätter einer Saxifraga aus der Gruppe Aizoon 
und ähnlich auch an der Basis ziemlich dieht gewimpert, dann 
gegen die Mitte oder fast bis gegen die Spitze ziemlich 
entfernt wimperig sägezähnig, Spitze meist stumpflich mit 
deutlicher Stachelspitze, die Scheide grossentheils weisshautig und 
ebenso das untere Drittel des Blattes breit dieklich häulig berandet, 
alle Blätter weit abstehend bis zurückgekrümmt, ähnlich 
wie bei Sazifr. caesia. Blüthen im obersten Drittel der Stengel 
und Aeste in zusammengesetzten Trugdolden, die mittelständige Ein- 
zelnblüthe fast sitzend, die unteren Gabeläste ziemlich lang, die 
obersten kurz, oder die untersten kurz, die obersten sehr kurz, letz- 
terer Fall an der oberen Verbreitungsgränze fast ausschliesslich; 
manchmal fehlt ein Gabelast, oder die Mittelblüthe und die Blüthen 
stehen dann ziemlich gleichmässig zerstreut, gewöhnlich aber bilden 
sie ziemlich gedrängte Ebensträusse. Kelch 31, pam lang, wovon 
?/;, selten nur 7A auf die Kelchzähne kommen; nur die Mitiel- 
blüthe sehr üppiger Individuen sah ich bis 41/,”® lang, aber die 
Seitenäste trugen auch dann nur 33%/,—4”” lange Blüthen. Fruchtielch 
grünweiss, kahl oder etwas mehlig flaumig, die Kelchzähne breit- 
länglich, bis nahe zur Spitze ziemlich gleich breit, die Spitze stumpf- 
lich oder mit Stachelspitzchen, up Zähne aufrecht, an der 
Spitze zusammenneigend, der Kelch daher ganz oder fast 
ganz geschlossen, selten die Kelo hzähne bis 2”= von einander 
abstehend, alle breit weisshäutig gerandet, die Hautränder zusammen 
gleich dem grünen Mitteltheile. Staubfäden kahl, den Kelchzähnen 
fast gleichlang. Gewöhnlich und besonders gegen die obere Ver- 
breitungsgränze sind die Fruchtknoten und Kele hzähne, ja selbst die 
Hautränder derselben mehr oder minder karminroth überlaufen, oft 
nur Fruchtknoten und Hautrand, die Mitte der Kelchzähne aber grün, 
noch öfter aber nur die Hautränder karminroth. Alles übrige aber 
grün. Achnlich geht in dieser Region die Anthemis aeinensis Schouw. 
vom Weissen durch alle Mittelstufen ins Karminrothe und der Rumex 
scutatus v. aetnensis (Presl) vom Grünen in das Rothbraune über. 

Seler. vule. geht nach Rumex aetnensis Presl, Anthemis aet- 
nensis Schouw, Robertia taraxacoides und Senecio aetnensis (Jan.) 
im Lavasande des Aetna am höchsten, bis etwa 8300' und steigt 
nach meinen Beobachtungen hinab bis zur oberen Gränze des Astra- 
galus siculus, 7500‘; nac ch Philippi: „Ueber die Vegetation des Aeina* 
Linnaea 1832 findet er sich sogar noch bei 5000, jedenfalls hier 
selten; im obigen Höhengürtel an der Südseite des Vulkans aber ist 
er sehr häufig, jedoch wegen der Kleinheit und der dunklen Farbe 
seiner Pölsterchen, die von der dun\len Lavaasche sich nur wenig 
abheben, leicht zu übersehen. Er wurde ausserdem noch von Gussone 
und wahrscheinlich noch von anderen gefunden, aber mit marginatus 
identifizirt. 


N 
1% 


Scleranthus marginatus Gussone Prodromus und Synopsis florae 
siculae aber mit Ausschluss der Aetnapflanze. Perennis Presl fl. sicula, 
nicht L., perennis ß repens Jan. Ausdauernd, ausserordentlich reich- 
stenglig, von kurzen, nur Blätter tragenden Stengeln und Aesien 
sehr dicht rasig, Stengel im Kreise niederliegend oder etwas auf- 
strebend, die durch sie gebildeten Pölster meist ziemlich dicht und 
flach den Boden überkleidend, ihr Durchmesser 9—20 Centm 
und darüber, Aeste dichtbeblättert, mit { oder 2 schmalen 
Flaumleisten, selten fast die Hälfte flaumhaarig, Blätter hell- 
grasgrün, 6—10”* lang, dicklich, etwas gekrümmt, den 
Aesten ziemlich anliegend bis aufrecht abstehend, an der Spitze 
der kleineren Aeste dichte, gekrümmte Büschel bildend, 
schmallineal, ?/3”” breit, hochgekielt, zu beiden Seiten 
des Kieles mit 1 oder 2 tiefen Furchen, innen der ganzen 
Länge nach tiefrinnig, den Fichtennadeln im Habitus sehr 
ähnlich, stumpf oder etwas spitzlich, selten mit Stachelspitze, kaum 
sichtbar weisskrustig berandet, an der Basis nebst den Scheiden 
breit weisshäutig, ebendaselbst ziemlich dicht gewimpert, dann 
bis zur Mitte oder bis gegen die Spitze hin entfernt wim- 
perig-sägezähnig. Blüthenstand wie beim vulcanieus, aber die 
Trugdolden (eymae) beginnen meist schon in der Mitte der Stengel 
und Aeste, die Mittelblüthe ist wieder fast sitzend, die unteren Gabel- 
äste sind bei grossen Individuen lang bis sehr lang, die obersten 
ziemlich kurz, bei kleinen Individuen aber schon die untersten ziem- 
lich kurz und daher der Blüthenstand ziemlich kompakt und dicht- 
knäulig. Beide Formen, die mit gelösten und die mit kopfblüthigen 
Cymen finden sich oft an demselben Standorte. Kelche 41,5 1/"”, 
wovon ?/, auf die Kelchzähne fallen, Fruchtkeleh grünweiss, 
kahl, die Kelchzähne grün, schmallänglich, breit weisshautrandig, 
der Hautrand gegen die Spitze etwas breiter werdend, so dass er hier 
die grüne Mitte an Breite sogar übertrifft, die Spitze selber etwas 
nach einwärts gebogen, alle Zähne aufrecht abstehend, kaum 
merklich an der Spitze zusammenneigend, der Kelch daher stets 
offen, die Öffnung beträgt gewöhnlich 11% —2?"®. Staubfäden fast 
so lang, als die Kelchzähne, kahl. 

Auf dürren Bergweiden der Nebroden zwischen 1000 und 1700 
Metern, ca. 3200—5380 W.F., stellenweise in Menge. In der Pieta 
ob Polizzi (1000 Dr. Mina-Palumbo)!, im Piano Valieri (Gussone! 
1600 M.), im Piano della Battaglia di Petralia an sterilen, lehmig 
kalkigen Abhängen circa in der Mitte dieser Hochebene bei 1700 M. 
von mir in grosser Menge angetroffen und vielfach versendet. Juni, 
Juli. Gehört nach Reichenbach „Vorläufiger Blick auf Seleranthus“ 
Bot. Zeitschr. 1872 in die Gruppe der marginati. 

NB. Nr. 1, 2, 3, 5 und 6 wurden von mir an die meisten 
grossen Herbarien, wie zu Wien, Berlin, Linz, Innsbruck ete. versendet. 


Innsbruck, am 21. Jänner 1874. 


—T en, „Do 


Ueber den Aufbau der Gattung Trifolium. 


Von Dr. Lad. Öelakovsky. 


(Schluss.) 


9. Stenosemium m. Köpfchen pseudoterminal, fast sitzend. Blüthen 
alle gleichartig, fruchthar, nicht zurückgebogen. Kelch im Schlunde 
von einem Ringwulste geschlossen, 10rippig, zur Fruchtzeit zwischen 
den Rippen häulig, etwas aufgeblasen. Fahne schmal, völlig frei. 

Hieher nur T. striatum L. 

10. Lagopus Koch (Trifolium Presl, Eutriphyllum Bertol., Lago- 
pus, Phleastrum und Eutriphyllum Seringe). Köpfchen bald gestielt, 
bald sitzend, deutlich blattwinkelständig oder scheinbar endständig 
(pseudoterminal). Blüthen alle gleichartig, fruchtbar, nicht zurückge- 
bogen. Kelch 10—20rippig (selten mehrrippig), im Schlunde von einem 
oft behaarten, wulstigen Ringe oder einem Haarkranze geschlossen, 
zur Fruchtzeit nicht häufig aufgeblasen. Fahne mit den übrigen Blu- 
menblättern röhrig-verwachsen. 

Diese grosse artenreiche Sektion lässt sich in folgende zwei 
Gruppen theilen, zwischen welchen aber Uebergänge bestehen. 

a) (Lagopodium Godr.) Köpfchen deutlich blattwinkelständig, in 
Mehrzahl am selben Stengel, von einander entfernt. 

Hieher z. B. T. arvense L., T. scabrum L., T. ligusticum Balb., 
T. dalmaticum Vis., T. trichopterum Pan&ic u. s. w. 

b) (Eutriphyllum Godr.) Köpfchen scheinbar endständig, an der 
Stengelaxe nur eines, in der Achsel des unteren zweier sehr genä- 
herter Hüllblätter entspringend, seltener noch ein zweites aus der 
Achsel des oberen Hüllblattes. 

Hieher die grosse Schaar aus der Verwandtschaft von Trifolhum 
pratense, Trif. medium, T. maritimum, T. stellatum, T. lappaceum 
u. (Se Wi 

Anfangs glaubte ich, dass Lagopus nach der lateralen und ter- 
minalen Stellung der Köpfchen am Stengel mit Godron in zwei Sek- 
tionen getheilt werden könne, allein eine nähere Untersuchung ergab, 
dass die Inflorescenzen überall in der Gattung Trifolium, wie auch 
bei den verwandten Galtungen und bei der grossen Mehrzahl der 
Papilionaceen nur lateral sind. Bekanntlich stehen in dem Falle, wo 
ein terminales Köpfchen vorhanden zu sein scheint, bald dicht unter 
demselben, bald tiefer meist 2 beinahe gegenständige Laubblätter 
(selten 3 oder nur 1), welche, wenn der Stiel des Köpfchens nur 
kurz ist, die bekannte Hülle des Köpfchens bilden. Die beschreibende 
Botanik spricht in diesem Falle ebenso von capitulis involueratis, wie 
wenn von den Köpfchen der Sektionen Involueraria und Galearia die 
Rede ist, obwohl beiderlei Hüllen eine sehr verschiedene morphologi- 
sche Bedeutung haben. Bei Involucraria sind es eben die verwachse- 
nen äussersten Deckblätter, bei Lagopus gehört die Hülle gar nicht dem 
Blüthenstande selbst an, ja nicht einmal der Blüthenstandaxe überhaupt, 
denn der Köpfchenstiel entspringt seitlich in der Achsel des unteren 


6 


der beiden Laubblätter, stellt sich aber in die verlängerte Richtung 
des Stengels und drückt das wahre Ende der Hauptaxe zur Seite. 
Beweise dessen sind folgende Beobachtungen: 

1. Das obere der beiden Laub- beziehungsweise Hüllblätter ist 
bei näherer Betrachtung nicht auf der Axe des Blüthenköpfchens in- 
serirt, sondern auf einem meist verschwindend kurzen Internodium 
neben der Basis des Köpfchenstieles, die Nebenblätter dieses bisweilen 
nur ganz kleinen Blattes sind daher nicht um den Stiel herum- 
geschlagen, wie sonst immer die Nebenblätter um ihre Axe, son- 
dern sie kehren ihre zusammenneigenden Ränder gegen die Axe 
des Blüthenstandes. Dieses äusserst kurze Internodium bildet mit dem 
unteren Laubblatte einen Winkel, in dem der Köpfchenstiel steht, 
dieser ist aber lateral, und das unentwickelte Stengelglied ist die 
wahre Fortsetzung des Stengels und schliesst mit dem oberen Laub- 
hlatte : 

. In Ausnahmsfällen verlängert sich dieses letzte Internodium, 
wie man sehr schön an T. medium beobachten kann, bis zur Länge 
mehrerer Linien, und dann ist die blattwinkelständige Stellung der 
Inflorescenz noch evidenter. 

3. Ebenso wenn ein zweites Köpfchen ausnahmsweise, bei man- 
chen Arten aber fast regelmässig sich ausbildet, streckt sich das 
Stengelglied unter dem oberen Laubblatte, oberhalb dessen (und zwar 
wieder in dessen Achsel) das zweite Köpfchen steht, ganz deutlich, 
und das sonst anscheinend terminale untere, grössere, früher auf- 
blühende Köpfchen stellt sich deutlich als blattwinkelständig dar. 

4. Wöre, wenn zwei Köpfchen sich bilden, das obere wirklich 
terminal, enisprechend dem einzigen pseudoterminalen, und wäre das 
zum unteren Laubblatt deutlich achselstiindige akzessorisch, so müsste 
ersteres sich früher bilden und kräftiger sein, wovon das Gegentheil 
zu sehen ist. 

5. Bei T. formosum d’Urville!) bilden sich regelmässig zwei 
langgestielte Köpfchen am Stengelende aus, von denen das untere 
deutlich in der Achsel des unteren Blattes enisprungen ist, das obere 
zwar terminal zu sein scheint, aber in seltenen Fällen, wo noch ein 
drittes Laubblatt und ein drittes Köpfchen gebildet wird, (so in Presl’s 
Symbolae tah. 33) sofort wieder lateral erscheint, aber gewiss auch 
seitlich gewesen ist, wenn sich ein drittes Köpfchen nicht gebildet 
hat. Wenn dagegen hin und wieder auch bei dieser Art nur ein 
EN angelegt wird, so scheint es wieder terminal zu sein. 

. Dass der Stiel der Köpfchen in der Gattung Trifolium über- 
haupt in Richtung seiner vorausgehenden Mutteraxe (des Stengels) 
einhält, und die Fortsetzung dieser Axe schief stellt, kann man auch 





!) Boissier begleitet das Vaterland Creta dieser Art mit einem Frage- 
zeichen, sich nur an Pres!’s zweifelhafte Angabe der Symbolae haltend, er hat 
also die von Straube neuerdings auf Creta gesammelten, als Trif. piliferum 


d’Urv. (?!) ausgegebenen Exemplare, weiche zu T. formosum gehören, nicht 
gesehen, 


ea 


bei vielen jener Arten beobachten, deren Stengel mehrere deutlich 
seitliche und durch verlängerte Stengelglieder auseinandergerückte 
Blüthenstände bildet (Arten von Lagopodium Godr.). Das letzte late- 
rale Köpfchen, über welchem der Stengel beschlossen wird, scheint 
auch da terminal zu sein (und die beschreibende Botanik hält es auch 
dafür), und ist dennoch auch seitlich. 

Diese Aufklärung der pseudoterminalen Blüthenstände wird übri- 
gens den Morphologen befriedigen, da auf diese Weise eine Aus- 
nahme von der bei Trifolium und den Papilionaceen überhaupt herr- 
schenden Regel wegfällt. 

Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, dass in zwei Fällen 
die Seitenständigkeit der Köpfchen doch zweifelhaft sein könnte. 


$, 5’ 





Big. 1; Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. 


Den ersten Fall habe ich bei Trif. pratense beobachtei. Wenn, 
wie so häufig, 2 Köpfchen ausgebildet sind, so möchte man das erste, 
grössere Köpfchen oft wirklich für endständig halten, weil das zweite 
Laubblait, in dessen Achsel das obere Köpfchen entspringt, an der 
Achse des ersten Köpfchens inserirt zu sein scheint (Fig. 3). Weil 
aber in anderen Fällen (besonders in der Var. brachystylum Knaf 
mit langgestielten Köpfchen) die Blüthenstände deutlich als blaltwin- 
kelständig und ihre Stiele von dem das obere Blatt tragenden kurzen 
Internodium gesondert beobachtet werden können (Fig. 1), so muss jene 
so täuschend te, ‚minale Bildung doch anders gedeutet werden, weil es 
doch undenkbar is!, dass derselbe Blüthenstand bei derselben Art einmal 
terminal und ein ke mal lateral sein könnte, und wirklich kommen 
gewisse intermediäre Bildungen einer anderen, mit der sonsligen 
Regel mehr konformen Deutung zu statten. Ich sah nämlich Exem- 
plare. an denen das Internodium zwischen beiden Hüllblättern ent- 
wickelt, oberwärts auch von dem Stiele des Köpfchens getrennt, aber 
mit dem weit grösseren unleren Theile demselben angewachsen war 
(Fig. 2). Die Fig. 3 erklärt sich nun durch Ve »rwachsung (Verein- 
wachsung) des ganzen Internodiums « ߣ mit dem Stiele des unteren 
Köpfchens, wobei der Vegetationspunkt zwischen beiden Blüthenstand- 
axen erlischt oder von ihnen verbraucht worden ist. Man findet auch 
weiter gehende Verwachsungen, welche durch Fig. 4 schematisch dar- 
gestellt sind, in welchen sogar die beiden Inflorescenzaxen ein Stück 
mit einander verwachsen sind. Dieses Verwachsen ist ebenfalls nicht 
anders möglich, als dass die beiden Achselsprosse den ganzen Stamm- 
scheitel zu ihrer Bildung verbrauchen, und nachdem so die Stengel- 


78 


spitze sich gewissermassen ungleich dichotom getheilt hat, vereint 
eine Strecke weiter wachsen. Etwas Aehnliches findet ja auch statt, 
wenn bei der Bildung eines mehrfächerigen Fruchtknotens mit cen- 
traler aber nicht axiler Placenta (z. B. bei Scrophularineen) die Car- 
pelle über dem von ihnen verbrauchten Vegetationspunkte der Blüthen- 
axe zusammensiossend, mit den Rändern vereint fortwachsen. Die 
Entwicklungsgeschichte, die an T. pratense ein interessantes Objekt 
vorfände, wird diese Vorstellung, wie ich nicht zweifle, bestätigen, 
weil unter der unausweichlichen Voraussetzung lateraler Köpfchen 
keine andere möglich ist. 


Als zweites Beispiel einer anscheinend echt terminalen Stellung 
des Köpfchens ist mir T. Cherleri !) bekannt geworden, welches aber 
stets nur ein Köpfehen an der Stengelspitze besitzt, dessen Basis 
meist 3 Blätter mit flach ausgebreiteten Nebenblattscheiden dicht an- 
liegen. Denken wir uns in Fig. 3 das Internodium «& $ sehr verkürzt 
und den Seitenspross S? hinweg, unterhalb der Blätter a, b noch ein 
Blatt c, so erhalten wir Fig. 5, durch welche die Verhältnisse der 
T. Cherleri versinnlicht werden. Auch hier wird der über dem Blatte «a 
erlöschende Axenscheitel von dem kräftigen, die Richtung des Sten- 
gels behauptenden Achselspross von b grösstentheils verbraucht und 
der geringe wie immer zur Seite gedrängte Rest später unkenntlich. 
Diess ist zwar vorläufig nur eine Hypothese, aber eine durch die Ana- 
logie mit den zahlreichen anderen Arten von Eutriphyllum Godr. 
wohl begründete , sie wird übrigens durch den Umstand bekräftigt, 
dass das oberste , auf eine Nebenblattscheide reduzirte Blatt « wie 
bei den übrigen einköpfigen Arten eine ganz schmale Insertion besitzt, 
während eine ebenso breite Insertion wie die von b und e zu er- 
warten wäre, wenn a wirklich der dieken Peripherie der Blüthen- 
standaxe entsprosst wäre. 


Godron’s Sektionen Lagopodium und Eutriphyllum sind in Folge 
der vorstehend mitgetheilten Untersuchungen nicht mehr haltbar und 
allenfalls nur als Untergruppen beizubehalten, obwohl die Grenze 
zwischen ihnen schwer zu ziehen ist. Denn auch bei den Lagopo- 
dium-Arten sind die letzten zwei Köpfchen oft sehr genähert. Bei 
Arten dieser Abtheilung, welche überhaupt nur wenige Köpfchen 
bilden, z. B. bei T. Bocconei, kommen auch schwächere Stengel mit 
nur 2 schon sehr genäherten Blüthenständen vor, die dann von einer 
Eutriphyllum-Art kaum noch verschieden sind. Wenn aber Trifolium 
siriatum von Godron und auch von Boissier zu den Arten mit deut- 
lich lateralen Köpfchen (Lagopodium) gestellt wird, so ist das ein 
entschiedener Missgriff, durch Unkenntniss des wahren morphologi- 
schen Sachverhaltes entstanden. Die Köpfchen an den achselständigen 





!) Der Kelch des T. Cherleri wird von Koch, Godron, Boissier als 20- 
nervig beschrieben, das ist er aber nur an der Basis, denn die zwischen die 
Dorsal- und Commissuralrippen interpolirten 10 Nerven theilen sich bald suc- 
cessiv in 3—4 Aeste, welche unter sehr spitzen Winkeln zum oberen Rande 
verlaufen, so dass der obere Theil des Kelches mehr als 40 Rippen zählt. 


Ye) 


Zweigen sind nämlich behüllt, folglich nieht terminal zu diesen Zwei- 
gen, "sondern nur pseudoter minal in des Wortes bereits erklärter Be- 
deutung; diese Zweige entsprechen daher nicht, wie jene Autoren 
glaubten, einer einfachen Inflorescenzaxe ll, welche j ja niemals bei den 
Papilionaceen Laubblätter erzeugt, sondern sind kurze Wiederholungs- 
sprosse des Stengels (also nach Braun’s Bezeichnung T’). 

Die W iderlegung terminaler Blüthenstände innerhalb der Gat- 
tung Trifolium (und zwar gilt das von Lagopus und Stenosemium 
Gesagte ebenso von Mistylus) schlägt auch die von Döll in der 
Flora von Baden gegebene originelle Eintheilung welche die termi- 
nale Inflorescenzbildung zur Voraussetzung hatte. Döll gibt zwei 
Hauptsektionen: 

1. Pleurogenes. Alle Blüthenköpfchen entweder an seitlichen 
Stengeln (terminal oder lateral) oder an den Zweigen eines mittel- 
ständigen Stengels ohne Gipfelköpfchen (dahin T. pratense, T. mion- 
tanum, dann Arten von Galearia, Trifoliastrum und Lagopodium 
Godron). 

2. Acrogenes. Ein Köpfchen gipfelstärdig, Mitteltrieb sich er- 
hebend und eimen Stengel mit einem Gipfelköpfchen bildend (dahin 
Eutriphyllum Godr. ex max. pte.). 

Der Hauptfehler dieser Auffassung besteht dahin, dass durchaus 
ungleichwerthige Sprosse parallelisirtt und zwischen gleichwerthigen 
nicht vorhandene Unterschiede gesucht werden. Zwischen T. arvense 
mit lateralen Köpfchen und T. medium mit vermeintlich terminalen 
Köpfchen wird ein Gegensatz gesetzt, der nach dem Obigen nicht 
existirt, dann aber wird der laterale Stengel mit scheinbar termina- 
lem Köpfchen des T. pratense der Infllorescenzaxe von Trifoliastrum, 
Lagopodium etc. gleichgestellt. Da es keine terminalen Köpfchen gibt, 
so ist klar, dass der laterale Stengel von Trif. pratense nicht in der 
Weise entstanden sein kann, dass der sonst nur die Inflorescenz 
bildende Seitenzweig,, z. B. von T. medium, zu einem beblätterten, 
mit dem Köpfchen "beschlossenen Stengel geworden wäre, sondern 
nur dadurch, dass der Mitteltrieb die Streckung und Inflorescenzbil- 
dung des Stengels einbüsste, welche nun den ursprünglichen Wieder- 
holungsaxen (Seitenstengeln) überlassen blieb. Daher ist es auch nicht 
gul, die Axen von T. pratense als I, II, III, IV zu bezeichnen, wäh- 
rend die 3axigen Arten, z.B. T. medium die Axen I, II, Ill besitzen, 
weil dann die Axen II und III von T. medium und die entsprechen- 
den Axen III und IV von T. pratense ungleiche Ziffern erhalten. Im 
Grunde kommen allen Trifolien dreierlei ganz verschiedene Axen zu: 
laubtragende I, Deckblätter und Blüthen tragende II und die Blüthen- 
axe bildende III. Da sich bei T. pratense und T. montanum die Axe 
I nachträglich in zwei verschiedene Axen differenzirt hat, so muss 
man diese, um die Conformität zu erhalten, etwa als I, und I, be- 
zeichnen. 

Von der Unnatürlichkeit der Döll’schen Gruppirung der Arten 
will ich gar nicht reden, sie springt von selbst in die Augen. Besser, 
wenigstens dem angenommenen Prinzipe nach richtig war Döll’s ältere 


80 


Eintheilung in der Rheinischen Flora, wo unter Pleurogenes nur die 
Arten mit lateralen Stengeln (T. pratense und T. montanum) und 
unter Acrogenes Arten mit mittelständigen Stengeln begriffen waren; 
— aber natürlich war diese Eintheilung ebenso wenig. Der berühmte, 
von mir hochgeehrte Verfasser hat die Axenverhältnisse für die Sy- 
stematik zu hoch angeschlagen , während sie nur die unterste Stufe 
der systematischen Skala über den Arten selbst einnehmen dürfen, 
da ganz nahe verwandte Arten in den Axenverhältnissen differiren 
und entferntere übereinstimmen können (naheverwandt z. B. die drei- 
axige Viola silvestris und die zweiaxige V. canina, entfernter Viola 
silvestris und die in derselben Weise 3axige V. biflora), und da so- 
gar (wie ich in der Oesterr. bot. Zeitschr. vom J. 1869) an Scabiosa 
silvatica, dann an Carex pilosa gezeigt habe) dieselbe Art nach Um- 
ständen vegetativ 2axig oder laxig auftreten kann. Formverhältnisse 
sind für die Systematik wichtiger, als Verhältnisse der Differenzirung 
der Axen. 


11. Sect. Calycomorphum Presl (Trichocephalum Koch). Köpf- 
chen alle gestielt, deutlich blattwinkelständig. Aeussere Blüthen des 
Köpfehens wenige fruchtbar, kronentragend, nach dem Verblühen 
zurückgebogen, die inneren unfruchtbar, kronenlos, meist später 
sich entwickelnd, die äusseren mit dem Schopf der starkbehaarten 
Kelchzähne bedeckend. Kelch vielrippig, im Schlunde kahl und offen, 
etwas aufgeblasen. Fahne mit den übrigen Blumenblättern röhrig 
verwachsen. 


Hieher T. subterraneum L., T. globosum L. u. a. Arten (siehe 
Boiss. Fl. orient.). 


Wenn wir nun noch versuchen, den begrifflichen und muth- 
masslich auch genetischen Zusammenhang der Sektionen und somit 
den richtigen Aufbau der Gattung zu verfolgen, so müssen wir von 
den Sektionen Chronosemium und Trifoliastrum ausgehen, welche 
bei allseiliger Erwägung wegen ihrer mehr indifferenten, normalen 
Bildung die ersten Anfänge der Gattung und gleichsam den Grund- 
stock bilden, aus dem alle übrigen Sektionen hervorgesprossi sind. 
Viele Merkmale der ersten Sektionen weisen noch auf Melilotus hin, 
als diejenige Gattung, aus welcher oder nächst welcher sich Trifolum 
hervorgebildet haben muss: namentlich die meist länger gestielten, 
von freien Deckblättern gestützten, meist früher oder später zurück- 
gekrümmten Blüthen, die meist aus dem Kelche vorragende mehr- 
samige Hülse, die geringere Verwachsung der Blumenblätter, von 
denen die Fahne oft beinahe ganz frei bleibi. Chronosemium, als die 
ältere Gruppe, steht zweifelsohne noch näher zu Melilotus hin, näm- 
lich durch die noch meist von einander enifernt (traubig) stehenden 
Blüthen, durch den stets nur Örippigen kleinen Kelch, dem die Com- 
missuralrippen wie bei Melilotus fehlen, und selbst durch die bei 
Melilotus ebenfalls herrschende gelbe Blumenfarbe. Trifohastrum ent- 
fernt sich schon durch eine verkürzte Blüthenstandaxe und durch 
bereils fast immer 40nervige Kelche. Den Gipfelpunkt dieser Sektion 


S1 


bildet jedenfalls die Abtheilung Mieranthemum durch die kurzen Blü- 
thienstiele und die ebenfalls verkürzte, im Kelche eingeschlossene 
Hülse. Zunächst schliesst sich an Trifoliastrum die Sektion Mistylus 
an, nur durch frühzeitig trockenhäulige Blumen, mehr weniger auf- 
geblasene Kelche, lange Ni gel der Blumenblätter, von denen die Fahne 
trotzdem frei bleibt, und die pseudoterminalen Blüthenständ» abwei- 
chend. — Die vierte Sektion Cryptosciadium steht dem Habitus und 
manchen Merkmalen nach zunächs! der Untergruppe Loxospermum, 
andererseits dem nordamerikanischen T. nanum, zeigt aber bereits 
den Fortschritt einer ausgezeichnet verwachsenblätterigen Blumen- 
krone. Von Trifoliastrum löst sich weiterhin ein eigenthümlicher 
Zweig ab, der sieh durch Verwachsung der äussersten Deckblüätter 
charakterisirt und alsbald in zwei weitere Aeste, Lupinaster und 
Involueraria spaltet. Dass sich dieser Zweig frühzeilig von niederen 
Anfängen abgetrennt hat, darauf deutet der meist noch langgestielte 
Fruchtlinoten und das nicht seltene Fehlen der Commissuralrippen 
des Kelches hin. Lupinaster ist die ältere Gruppe, sowohl nach der 
noch geringen Ausbildung der Hülle und der Länge der Blüthen- 
stiele, als durch das Freibleiben der Fahne und die trockenhäutige Be- 
schaffenheit der Blumenblätter. /nvolueraria ist weiter for igeschritten 
durch das allmälig immer beträchtlichere Verwachsen der Fahne, 
durch meist schon sitzende Blüthen und eine ausgezeichnete Ent- 
wickelung der Hülle. Bemerkenswerth ist, dass das Involucrum der 
amerikanischen Arten ebenso grosse Dimensionen annimmt, wie auch 
die freien Deckblätter mancher amerikanischer Arten von Trifolia- 
strum durch ihre Grösse sich auszeichnen. Die europüisch-asiatische 
Gruppe Paramesus steht höher durch den kurzen sitzenden Frucht- 
kinoten. 


Die Kelchbildung von Hemiphysa und Galearia ist so eigenthüm- 
lich, dass beide wohl als Abkömmlinge einer Stammform betrachtet 
werden können, doch hat sich Hemiphysa zunächst aus Trifoliastrum 
hervorgebildet, da ausser dem Kelche sonst im Wesentlichen Alles, 
auch der Habitus, gleich geblieben ist. Die fast sitzenden Blüthen und 
die eingeschlossene Hülse weisen jedoch auf eine höhere Gruppe von 
Trifoliastrum, etwa auf Micrantkemum hin, in dessen Nähe dieser 
Zweig sich abgesondert haben mag. 


Die drei letzten deckblatilosen Sektionen scheinen ebenfalls eine 
gemeinsame Wurzel gehabt zu haben, welche durch das gänzliche 
Schwinden der Deckblätter, dichten Stand der sitzenden Blüthen 
kurze, Isamige und eingeschlossene Hülse, fast stets vorhandene Ver- 
wachsung aller Blumenblätter charakterisirt ist. Stenosemium hängt 
durch die frei gebliebene Fahne noch näher mit Trifoliastrum und 
zwar ebenfalls mit dessen höchster Gruppe Mieranthemum zusammen, 
und ist als Uebergangsgruppe so sehr kärglich, mit Sicherheit nur 
durch eine Art vertreten. Durch Verwachsung der Fahne ist Lagopus 
hervorgegangen, Calycomorphum aber ist ein absonderlich umgebildeter 
Zweige, der keineswegs den Gipfelpunkt der Eniwickelung bezeic hnet, 


N 
52 


obgleich die Sektion, um den Zusammenhang von Stenosemium und 
Lagopus nicht zu unterbrechen, an das Ende gestellt wurde. 


Prag, im Jänner 1874. 


Anmerk. In der ersten Hälfte dieses Aufsatzes (Nr. 2) ist zu verbessern: 
S. 42. Z. 14 von unten statt A. Mayer: C. A. Meyer. 
S. 44. Z. 21 von oben statt un-: unterwärts. 


Nachschrift. 


Nachdem der Satz dieser Abhandlung bereits vollendet war und 
ich die Korrektur zurückgeschickt halte, wurde ich zufällig bald darauf, 
als ich in älteren Jahrgängen der „Botan. Zeitung“ eine Mittheilung 
von Irmisch über Monotropa suchte, gewahr, dass bereits Irmisch im 
J. 1849 in der genannten Zeitschrift einen Aufsatz: „Ueber die An- 
ordnung der Blüthenstände bei einigen Kleearten“ veröffentlicht hat, 
worin die pseudoterminalen Blüthenstände ebenfalls als lateral nach- 
gewiesen werden. Die Priorität dieses Nachweises gebührt also Irmisch; 
dass ich sie übersah, möge um so eher entschuldigt werden, als auch 
Döll und Ascherson (der in seiner vortrefflichen Flora sonst auf 
Irmisch’s morphologische Mittheilungen doch immer Rücksicht nimmt) 
von ihr keine Notiz genommen haben. Trotzdem glaube ich, dass die 
Art und Weise der hier gegebenen Darstellung auch nach jener 
älteren Mittheilung nicht ganz überflüssig war. 


Prag, am 16. Februar 1874. 
Der Verfasser. 


— —esses —- 


Botanische Bereisung von Montenegro im Jahre 1879. 
Von Prof. Dr. Jos. Pan£ic '). 


— — — — Auf meiner Hinreise wartete ich auf Sie in Triest 
zwei Tage und in Caltaro vier. Von Triest wollte ich einen Ausflug 
nach Venedig vornehmen; dort aber war die Cholera und dann hälte 
ich sollen bei meiner Zurückfahrt contumaciren. Desshalb besuchte 
ich Venedig nicht. In Cattaro, sowie in ganz Dalmatien war wenig 
im Juli zu machen, denn es herrschte eine beispiellose Dürre. Secale 
dalmaticum, Linaria dalmatica und Chamaepeuce strieta sollten mich 
einigermassen vertrösten für die vielen Herrlichkeiten, die bereits 
dürr waren (Ferula, Iris, Allium, Cistus); Seseli globiferum und S. 
Petteri blüheten noch nicht. 

Als Sie auch das zweite Dampfboot nicht brachte, ging ich an 
meine Hauplaufgabe, die Bereisung Montenegro’s. Nachdem ich mich 
in Cettinje orientirt, unternahm ich die erste kurze Excursion auf 


', Ein Schreiben an Janka. 


ah) 


den Lovden und Sella. Da war auch das Meiste dürr. Ich bekam blos 
Sommerexemplare von Senecio Visianianus Papaf., Heliosperma Tomma- 


sinü, Potentilla speciosa und Prunus prostrata, — blühend waren 
blos Amphoricarpos Neumayeri, Chrysanthemum coronopifolium, 
Alsine Arduini und ein Hieracium — etwa piliferum? Hierauf trat 


ich meine längere Fahrt in die Brda an. Die Fahrt auf den Dormitor 
nahm volle 5 Tage in Anspruch. Vier weitere wurden verwendet, 
um zwei Spitzen zu besteigen. Der Dormitor ist ein prachtvolles 
Gebirg — Kalk — bei 12 Spitzen von 6 bis 7500', darunter die 
Alpenweiden mit unzähligen Seen — man zählte mir deren bis 25. 
Dass ich da nicht wenigstens 15 Tage verweilte wird Ihnen erst 
später klar werden. Ausser vielen alpinen Sachen interessirten mich 
am meisten Eryngium alpinum, Hladnikia Golaka, Ligusticum Se- 
quieri, Pedicularis leucodon, Onobrychis scardica, Achillea abrotanoi- 
des, Mulgedium Plumieri, Centaurea Kotschyana, Euphorbia capitulata, 
Iberis serrulata; — neu dürften sein ein Hieracium aus der Gruppe 
Accipitrina, ein Lotus involucratus und ein Carduus verwandt mit 
onopordioides. Von da wendete ich mich südlich dem Kom zu. Auf 
dem Javorje, einem höchst interessanten Gebirge, das wenigstens zwei 
Tage verdient hätte, erfreuten mich: Seutellaria alpina, Pimpinella 
Tragium, Gnaphalium fuscum, Trifolium noricum, ein Meum verwandt 
mit athamanticum und ein Peucedanum, welche beide zu nichts recht 
passen wollen. Von da stieg ich in das Thal der MoraCa herab. Hier 
lachten mich rechts und links unzählige Bergspitzen an, alle bei 4 bis 
5000°; ich musste sie gehen lassen um weit ab in das Kloster Morata 
zu gelangen. Die paar Tage ergaben blos Anthriseus fumarioides, 
Epilobium Dodonaei, Vesicaria graeca, Adianihum Capillus Veneris 
und ein vielleicht neues Hieracium, wenn es nicht H. gymnocephalum 
Gris. in Pantocsek pl. nov. ist. Vom Kloster Mora@a wendete ich mich 
östlich zum Grenzorte Kolaschin, und von hier weiter die Tara auf- 
wärts zum Kom. Im Bereich der Tara sammelte ich Mulgedium Paneiei 
Vis., Cirsium appendiculosum Gris. und Geranium nodosum, auf einem 
Vorberge des Kom Campanula Pichleri Vis., Mulgedium Plumieri, 
einige prachtvolle Hieracia und eine Viola — etwa V. speciosa Pant. ? 
Unter dem Kom blieb ich blos 2 Tage; den einen benützte ich, 
um die zweithöchste Spilze zu besteigen. — Die höchste ist uner- 
steigbar und etwa 150° höher und völlig kahl. Das Interessanteste 
auf dieser Tour war: Linaria alpina, eine Pinguieula in Frucht, 
Primula longiflora, Aubrietia erubescens, Bunium alpinum, Jasione 
supina, Cerastium trigynum, zwei winzige Draba in Fruchtexemplaren, 
Asperula hirsuta; neu könnten sein: ein Phyteuma brevifolium, Va- 
leriana verwandt mit globulariaefolia, und eine rothblüthige Saponaria. 
Der kom ist nicht so grossartig wie der Dormitor; 5 bis 6 Zacken, 
die in einem flachen Bogen aneinander gereiht sind; der Kalk ist 
sehr klüftig, so dass er auf den höheren Spitzen den Pflanzen ge- 
ringen Anhalt bietet, keine Seen da, die Seiten sind zumeist schroff 
oder wenigstens stark abschüssig. Ich verliess den Kom mit schwerem 
Herzen, die Besteigung noch einiger Spitzen musste unterbleiben. 


54 


Nun wendete ich dem Osten den Rücken, und brauchte zwei 
sehr langweilige Tage, um über die Vasojeviti und BratonoZiei ins 
Thal der Morata und von da weiter in die Zela zu gelangen. Ein 
weiterer Tag führte mich zum Gornje blato, die nördliche Spitze des 
Sees von Seutari. — Ficus Carica, Celtis australis, Phylliraea media, 
Vitex agnus castus und Periploca graeca waren wohl interessant, 
hatten aber sonst nichts Nennenswerthes im Gefolge. Ich setzie mich 
in einen Kahn und fuhr vier Stunden auf dem See von Scutari nach 
Vir im Crmnitzer Bezirk. Die üblichen Hydrophyten, Carices, Junci, 
Seirpi, Nymphaea, Trapa, Potamogeton waren des Sammelns nicht 
werth, nur Cladium Mariscus, an Sandstellen Cyperus Monti, [0A 
olivaris und Fimbristylis dichotoma gewährten mir einiges Interesse. 
Von Vir besuchte ich die nächstgelegenen Weinberge. — Cistus 
villosus, Phlomis fruticosa, Convolvulus tenuissimus und Tumarix 
africana boten auch keine Früchte mehr, im Bereich der ÖOriswohnungen 
war viel /nula viscosa und graveolens, die erst im Aufblühen be- 
griffen waren, Euphorbia Chamaesyce, Erythraea spicata, Heliotropium 
supinum, spärlich Ammania verticillata. — Einen Tag verwendete 
ich, um den Sutorman, das südlichste Grenzgebirge Monienegro's zu 
“besteigen, — leider aber, wie ich es spät einsah, in Gesellschaft eines 
höchst ungeschickten Führers. Hier war Alles erst recht radikal aus- 
gedorrt; auf dem mali Lonac, einer felsigen Kuppe des Sutorman, 
traf ich nur Rudera von Oytisus Weldeni, Anthyllis aurea, Centaurea 
incompta, Ligusticum Sequieri, Delphinium peregrinum, Psoralea 
bituminosa u. A. Tief in der Nacht kehrte ich todtmüde nach Vir 
zurück. Zwei kurze Tagreisen führten mich über Reka nach Cettinje 
— den 2dten Tag nach meinem Antritt der Brdareise. 

Nun war mir nur noch eine, die nordöstliche Parthie von 
Montenegro unbekannt. Nach kurzer Rast schickte ich meine schwereren 
Sachen nach Cattaro, verabschiedete mich von meinen neuen Bekannten 
und begab mich über Ceklici nach Grahovo. Auf der zweitägigen 
Reise und um Grahovo sammelte ich Scilla autumnalis, Cyclamen 
hederaefolium, Alsine linifolia Vis., Centaurea divergens, Ü. crocea 
vielleicht neu, Silene trinervia, S. Reichenbachü, Phleum echinatum, 
Briza racemosa — interessant für diese Breite. Von da besuchte ich 
die Bijela gora. Auf dem Weg dahin wurden einige Exemplare des 
gelbblühenden Dianthus liburnicus var. Knappi eingelegt. Die Bijela 
gora, Vucju zub und der etwas abseitsliegende Orien waren ebenfalls 
total ausgedorrt; ich fand blos Arenaria gracilis, Micromeria Piperella, 
Reichardia macrophylla Vis. et Panc. und Avena compacta, zum 
Schlusse eine mir zweifelhafte Pinus-Art, wahrscheinlich P. leucodermis 
Ant. ohne die charakteristische Farbe der Astrinde. 

Nun war ich mit Montenegro fertig. Ich stieg über Krivoscije 
nach Risano hinunter, bestieg hier einen Kahn und war denselben 
Abend in Cattaro am Bord des Dampfbootes, das mich in 4 Tagen 
nach Triest brachte. 

In Triest suchte ich den Herrn Hofrath Tommasini auf; er war 
aber gerade nach Gürz abgereist. Den andern Tag bestieg ich den 


85 


Dampiwagen und war noch denselben Abend in Wien, einlogirt in 
der Maximilianstrasse in einem Hötel garni und zwar in einem dunklen 
Kabinet mit einem Bett auf der Erde — etwas sonderbar für Wien, 
aber einem Montenegro-Reisenden nicht ungewohnt. Die paar Tage, 
die ich in Wien verweilte, war ich von Früh bis zum Thorschluss in 
der Ausstellung. Den dritten Tag Abends war ich von dem vielen 
Schauen völlig“ geisteslahm; ich riss mich los und war den folgenden 
Abend in Bazias, Tags darauf in Belgrad, wo ich viele Briefe, aber 
keinen einzigen von meinem Freunde Janka antraf. 

Meine Sammlungen aus Triest liessen einen ganzen Monat auf sich 
warten, — nun sind sie da und werden fleissig studirt. Es ist vieles 
dürre Zeug darunter, Manches dürfte erst später durch auszusäende 
Samen einiges Interesse haben. 

Diess in möglichst kurzen Worten mein Reisebericht. — Nur 
Eines habe ich erreicht: ich bin nun vollständig in Montenegro orien- 
tirt. Dagegen blieben meine Ausbeuten im Verhältniss der veraus- 
gabten Summe — bei 1000 fl. — und der bedeutenden Strapatzen 
ziemlich im Rückstand. Die Hauptursachen davon sind einestheils die 
beispiellose Dürre des vergangenen Sommers, und anderentheils meine 
Unkenntniss des Landes und der Leute. Mein Gefolge bestand aus 4 
Mann und 4 Pferden. — Einmal musste man wegen Wassermangels 
weiler, ein anderesmal fehlte es an Nahrungsmitteln; — hier und da 
war der Tabak ausgegangen, oder aber der andere Lebenswecker 
— der Branntwein. Ich ganz allein mit 4 unbeschäftigten Menschen 
und 4 hungrigen Thieren war selten im Stande, meinen Willen durch- 
zuführen. Wenn Sie mitgekommen wären, hätte sich die Sache viel 
günstiger gestaltel. Ich hätte sollen von den Dormitor-Seen meinen 
ganzen Tross nach Hause schicken, nach 15 Tagen konnten andere 
Pferde und Führer bestellt werden. Dasselbe gilt für den Kom. Das 
Alles weiss ich indessen erst jetzt — trop tard! 


— di 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
LXVII. 


1267. Orobanche Picridis F. Schultz. Auf Hügeln bei Hi- 
degküt in der Pilisgruppe des mittelungar. Berg) glandes. — Auf Pieris 
hieracioides. 220 Meter. — Von Borbäs im verflossenen Jahre 
(1873) aufgefunden. — (Ich schalte diese Art, deren Verkommen im 
hier behandelten Florengebiete mir erst nach der Ausgabe des letzten 
Heftes der „Oest. bot. Zeitschr.“ durch Borbäs bekannt geworden 
ist, hier noch nach Lathraea ein. Naturgemäss wäre dieselbe nach 

1260. ©. lorieata Rehb.* aufzuführen.) 


Oesterr. botan. Zeitschrift. 3. Heft 1874 fü 


56 


1268. Melampyrum cristatum L. — An trockenen grasigen 
Plätzen im Grunde, am Rande und in den Lichtungen der Eichen- 
wälder. Im mittelung. Berglunde bei Paräd in der Matra; bei Csenke 
und Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad und Sct. Andrae, 
auf dem Piliser Berg, auf der Slanitzka und dem Kopäszhegy, im 
Wolfstiale und auf dem Schwabenberg bei Ofen. Auf der Kecskem. 
Landhöhe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis, auf der 
Puszta Peszer bei Alsö Dabas und bei Nagy Körös. — Im Vorlande 
des Bihariagebirges auf dem Köbänyahegy bei Felixbad nächst Gross- 
wardein. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 
95—500 Meter. 

1269. Melampyrum arvense L. — An trockenen Plätzen in den 
Lichtungen der Niederwälder, an grasigen Bergabhängen, auf wüsten 
Sandhügeln, an steinigen Weinbergrändern, am häufigsten aber auf 
bebautem Lande unter den Cerealien. Im mittelungar. Berglande auf 
dem Silihegy bei Erlau; auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra; 
bei Csenke und Waitzen; auf dem Schwabenberge, Adlersberge, Spiss- 
berge und Blocksberge bei Ofen; in dem Weingebirge bei Stuhlweis- 
senburg; auf der Keecsiiemeter Landhöhe bei Pest, Soroksar, Monor, 
Pilis, Alsö Dabas, Tatär Szt. György; im Tapiogebiete bei Szt. Mär- 
ton Käla; auf der Debreeziner Landhöhe bei Bogät, Debreezin und 
zwischen Bököny und Nyiregyhäza. Im Bihariageb. auf dem tertiären 
Vorlande bei Grosswardein, Hollodu und Belenyes und im Thale der 
weissen Körös bei Halmadiu und Körösbanya. — Kalk, Dolomit, tert. 
und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95—380 Meter. — Auf 
dem Erdöhegy und den angrenzenden Sandhügeln bei Puszta Sällosär 
und P. Peszer zwischen Tatär Szt. György und Also Dabas fand ich 
in grosser Menge Individuen, welche (ohne verstümmell zu sein) aus 
den Achseln der unteren Blätter sehr verlängerte Aeste entwickel- 
ten, deren Stengel und Aeste mit sehr schmalen nur 2”” breiten 
Laubblitiern besetzt waren, und deren Deckblätter in einen schmal- 
linealen, allmälig in eine Spitze ausgezogenen Lappen endigten, die 
sich aber sonst von dem gewöhnlichen M. arvense L. in nichts unter- 
schieden und ohne Grenze in die breiterblättrigen Formen übergingen. 
Solche Individuen sehen dem M. eiliatum Boiss. et Heldr. habituell 
nicht unähnlich, die Bracteen sind aber nicht von steifen weissen 
Hirchen gewimpert und auch der Zuschnitt der Deckblätter, so wie 
die Frucht sind anders als an M. ciliatum.) 

1270. Melampyrum barbatum W. K. — In den Blössen der 
Eichenniederwälder, an grasigen Berglehnen, auf wüsten Sandhügeln, 
an Weinbergrändern und Dämmen und auf bebautem Lande unter 
dem Getreide. Im mittelungar. Berglande auf den Hügeln bei Erlau; 
bei Verpelet, auf dem Särhegy bei Gyöngyös und bei Paräd in der 
Matra; bei Csenke, Näna, Helemba, Gross Maros und Wailzen im 
Donauthale; in der Pilisgruppe sehr häufig bei Visegräd und Set. An- 
drae, auf dem Schwabenberge, Adlersberge und Blocksberge bei Ofen, 
auf dem Vorlande der Pilisgruppe bei Hamsabek; auf der Kecskem. 
Landhöhe bei Pest, Czinkota, Peezel, Monor, Pilis, Nagy Körös; im 


57 


S7 


Tapiogebiete bei Szt. Märton Käta; in der Tiefebene zwischen Czegleid 
und Szolnok; auf der Debrecziner Landhöhe bei Bogät; im Vorlande 


des Bihariageb. bei Grosswardein. — Traclıyl, Kalk, tert. diluv. und 
alluv. Lelim- und Sandboden. 75—450 Meter. 
1271. Melampyrum pratense L. — Iın Grunde und am Rande 


der Laubwälder, im Gebiete selten. Im mittelungar. Berglande in der 
latra bei Paräd; in der Pilisgruppe auf de »herkö bei Gran, & 

Matra bei Paräd; in der Pilisgruppe auf dem Feherkö bei Gran, auf 
dem Kishegy und bei M. Einsiedel nächst Ofen. Jenseits der Grenzen 


unseres Gebietes in den Buchenwäldern bei Bakonybel. — Trachyt, 
Kalk, Sandstein. 250—650 Meter, 
1272. Melampyrum silvaticum L. — Im moosigen Grunde der 


Wälder und an schalligen felsigen Abhängen im Bihariagebirge. Im 
Rezbänyaerzuge auf der Mıirgine; im Petrosaerzuge in den Schluch- 
ten unter dem Gipfel des Bohodei unter Krummlolz sehr häufig; am 
verbreitetsten aber auf dem Batrinapla'eau in der Umgebung der 
Eishöhle bei Scarisiöra, auf der Galinesa und an der Ostseite der 
Pietra Batrina; in den Schluchten an den Quellen der Szamos in der 
Umgebung der Oncesa und in der zerrissenen Randzone des Batrina- 
plateaus auf der Pietra Boghi und ober der Grube Reichenstein im 
Valea seca. In der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei 


Vidra. — Porphyrit, Schiefer, mit Vorliebe aber im Gebiete auf 
Kalksubstrat. 660—1650 Meter. — Im Bihariageb. genau so weit 


verbreitet als die Fichte. Fehlt auf den Berggruppen, welche dem 
Rezbänyaer und Petrosaer Zuge des Bihariagebirges im Westen vor- 
gelagert sind, ebenso wie im Tieflande. — Die Angabe, dass M. 
silvaticum L. auf der Debreeziner Landhöhe zwischen Bököny und 
Nyiregyhäza vorkomme (Kit. Itin. der Marmar. Reise S. 41) ist jeden- 
falls unrichtig; ebenso ist mit „Melampyrum silvaticum“, welches 
Steffek (Oest. bot. Zeitschr. XIV, 180) im Szäldobagyer Walde bei 
Grosswardein angibt, gewiss eine andere Pflanze (vielleicht M. pra- 
tense L.) gemeint. — Sadler führt M. silvaticum L. (in der Flora 
com. pest. 263) „in nemoribus altioribus frequens* auf; ich habe 
jedoch in der Piliser Gruppe des mittelungar. Berglandes, welche 
mit Sadlers Angabe gemeint ist, M. silvaticum L. vergeblich ge- 
sucht und bezweifle auch die Richtigkeit von Sadler’s Angabe 

1273. Melampyrum subalpinum Kerner. — Auf den Felster- 
rassen schattig-feuchter Bergabhänge. Im Bihariagebirge in der zer- 
rissenen Randzone des Batrinaplateaus, an den Abfällen der Pietra 
Boghi, auf der Pietra pulsului und Magura s&cca, an der Vereinigung 
des Galbina- und Pulsathales; in der Vulcangruppe auf dem Supra- 
pietra poienile bei Vidra. — Kali. — 520 —1200 Meter. 

1274. Melampyrum nemorosum L. — Im Grunde und am Rande 
der Wälder. Im mittelungar. Berglande auf dem Hegyeskö bei Felsö 
Tarkäny; auf dem Kis Eged und Kutyahegy bei Erlau: auf dem Kis 
Gälya bei Solymos in der Matra; bei Csenke, Näna, Gross Marcos, 
Waitzen, Gödöllö; in der Pilisgruppe bei Visegrad und Set. Andrae, 
auf dem Kishegy bei Csev, auf dem Piliserberge, auf dem Linden- 
berge, im Auwinkel, auf dem Schwabenberge und im Wolfsthale bei 

7 * 


88 


Ofen; auf der Debreeziner Landhöhe (mach Kit.) zwischen, Bököny 
und Nyiregyhäza. Im Bihariagebirge sehr verbreitet über das tertiäre 
Vorland von Grosswardein über Lasuri und Hollodu nach Belenyes; 
auf dem Vasköher Plateau zwischen Vasköh und Colesci und auf dem 
Vervul cerisilor, häufig in der Umgebung von Rezbänya vor der 
Höhle ober Fenatia, auf dem Dealul vetrilor, der Pietra lunga, Sta- 
nesa und am Abfalle der Pietra muncelului; auf dem Moma; bei Mo- 
nesa am Fusse des Plesiu; auf den tertiären Hügeln im Thale der 
weissen Körös bei Körösbänya; in der Hegyesgruppe auf der Chieiöra 
südöstlich von Buleni; in der Vulcangruppe in der Nähe des Wasser - 
falles bei Vidra im Aranyosthale. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. 
und diluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 100—S20 Meter. — 
(Gleich den anderen Melampyr um-Arten ändert auch Melamp. nemo- 
rosum L. sehr in der Höhe des Stengels sowie in Betreff der Breite 
der Blätter. Es liegen mir aus dem hier behandelten Gebiete viel- 
äslige, bis zu 50 Cim. hohe Exemplare mit breiteiförmigen Blättern 
und anderseits schlanke, wenig ästige kaum 15 Ctm. hohe Exemplare 
mit langen, schmalen, lineal- lanzettlichen Blättern vor, zwischen denen 
aber eine scharfe Grenze nicht zu ziehen ist. Die Stengel sind bald 
ganz-, bald nur zweizeilig-, ebenso die Kelche bald an der ganzen 
Auss 'enfläche bald nur an den Rippen behaart. Aus der Gegend von 
Erlau und Solymos erhielt ich Exemplare mit schmalen Blättern und 
spärlicher auf die Rippen des Kelches beschränkter Behaarung, welche 
Exemplare dem M. subalpinum entfernt ähnlich sehen und mit dem- 
selben auch verwechselt wurden, die sich aber durch den ganz an- 
ders gestalteten Kelch, so wie durch die Form der Krone leicht und 
sicher von diesem unterscheiden lassen. Die Kelchröhre des M. nemo- 
rosum (sowohl der breit- als schmalblättrigen Exemplare) ist nämlich 
krautig, grün oder violett überlaufen, die Zähne des Kelches sind 
lanzettlich, in ein starres Dörnchen zugespitzt, abstehend 
und nach auswärts gebogen und zur Zeit der Fruchtreife durch 
spitze Einschnitte von einander getrennt, die Kelchzähne sind 
5m, der ganze Kelch 7—Y"" lang, also wenig mehr als ein Drittel 
so lang als die Krone. Die Kelchröhre des M. subalpinum ist da- 
gegen nicht krautig, sondern dünnhäutig, weisslich, manchmal 
violett gefleckt oder "etwas violett überlaufen und von schmalen grü- 
nen Rippen, welche in die Kelchzipfel auslaufen, durchzogen. Die 
Kelchzipfel smd pfriemlich, gerade vorgestreckt, der Kron- 
röhre parallel und behalten diese Lage auch am Se hluss der Anthese. 
Zur Zeit der Fruchtreife sind die vorgestreckten borstlichen Kelch- 
zipfel durch gerundete oder gestulzte Ausschnitte getrennt 
und die Kelchröhre erscheint zu dieser Zeit ee trockenhäulig; 
die Kelehzähne sind 6”", der ganze Kelch 11—12”" Jang und er - 
reicht mit seinen borstlichen Spitze n die Mitte der Krone. — Die 
Kronenoberlippe des M. nemorosum ist über den Antheren stark 
aufgetrieben-gewölbt und dann nach vorne zu steil abschüssig, 
so zwar, dass diese absclrüssige Seite und der Rücken der Krone 
einen fast rechten Winkel bilden; die Kronenoberlippe des M. sub- 


8) 


alpinum dagegen ist sanft gerundet und über den Antheren gleich- 
muüssig gewölbt.) 

1275. Pedicularis palustris L. Auf Sumpfwiesen. In den Thä- 
lern und Thalweitungen im Bereiche des mittelungar. Berglandes bei 
Ebedi nächst Pärkäny in der Nähe der Granmündung, bei Krotendorf 
und nächst der Pulvermühle oberhalb Altofen; auf der Kecskemeter 
Landhöbe bei Soroksar und entlang dem Rakosbache bei Pest, zumal 
auf den mit Schoenus und Carex strieta bewachsenen Mooren; am 
Ostrande der Debreeziner Landhöhe in den Ecseder Sümpfen und 
am Saume des Bihariagebirges nach Kit. an der Pecze bei Gross- 


wardein. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95— 
130 Meter. 
1276. Pedieularis Hacquetü Graf. — Auf Bergwiesen im Bi- 


hariageh. In der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus massen- 
haft bei der Stäna Galbina im Hintergrunde des Galbinathales und 
auf der Tartarodca bei Petrosa. — Kalk. 740—1280 Meter. — (Im 
Register zu Kerner's „Pflanzenleben der Donauländer“ ist diese Art 
irrthümlich als P. comosa L. aufgeführt.) 

1277. Pedicularis limnogena Kern. — An Quellen und auf 
Mooren. Im Bihariageb. im Petrosaer Zuge auf dem Bohodei entlang dem 
Saumwege, auf welchem man den Kamm des Hochgebirges vom Poiena- 
thale aus erreicht, an allen quelligen Stellen, namentlich in der Umge- 
bung der „Fontina recce*, ferner auf dem Batrinaplateau zwischen 
der Stäna Oncesa und dem Eingang in die Geisterhöhle und im Valea 
Gropili und Isbucu auf den mit Riedgräsern bestockten quelligen 
Plätzen, welche dort die Sphagnum-Bestände der Hochmoore ein- 
fassen. — Porphyrit, Sandstein. 1200—1620 Meter. — (Die von mir 
nur im Herbste mit Früchten beobachtete, in der Oest. bot. Zeitschr. 
XI, 362 beschriebene Pflanze wurde seither durch Janka auch im 
letzten Stadium der Anthese gesammelt und deren Blüthen in Oest. 
bot. Zeitschr. XVIH, 265 beschrieben.) 

1278. Rhinanthus minor Ehrh. — Auf Wiesen, zumal an feuch- 
ten Plätzen. Im mittelungar. Berglande zwischen Visegrad und Sat. 
Läszlöo, bei Näna und Sct. Andrae; bei der Pulvermühle ober Alt- 
ofen, auf dem Schwabenberge bei Ofen; auf der Csepelinsel; auf der 
Kecskem, Landhöhe bei R. Palota, Pest und Soroksar. Im Biharia- 
gebirge auf dem tertiären Vorlande bei Grosswardein; in der Plesiu- 
gruppe auf der Bratcoda ober Monesa; bei Petrosa auf der Tartaroca; 
im Aranyosthäle auf dem Plateau des Suprapietra poienile bei Vidra 
und sehr häufig auf den Sumpfwiesen bei Negra. — Im Gebiete sel- 
tener als die folgende Art. — Trachyt, Schiefer, Kalk, lert., diluv. 
und alluv. Lehm- und Sandboden. 95—1250 Meter. 

1279. Rhinanthus major Ehrh. — Auf Wiesen; im Gebiete sehr 
verbreitet. Im mittelungar. Berol. bei Noszvaj im Borsoder Comilate, 
bei dem Moeyoröskut nächsi Krlau; auf dem Nyesett vär alläs bei 
Solymos und bei Paräd in der Matra; bei Näna, Gross Maros, Waitzen, 
Sct. Andrae, Altofen; nächst dem Leopoldifelde und auf dem Schwa- 
benberge bei Ofen, im Kammerwalde zwischen Promontor und Buda- 


90 


örs; auf der Csepelinsel bei Ujfalu; auf der Kecskem. Landhöhe bei 
R. Palota, Pest Soroksar, Üllö, Alberti; im Bihariagebirge auf dem 
Köbänyahegy bei Grosswardein, auf den Wiesen bei Belenyes, bei 
Fenatia und auf der Pietra lunga bei Rezbänya; im Thale der weissen 
Körös häufig von Plescutia einwärts über Halmadiu bis Körösbänya. 
— Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm und Sand- 
boden. 95—820 Meter. 

1280. Rhinanthus Alectorolophus Poll. — Im Gebiete sehr 
selten und von mir nur einmal auf einem mit Cerealien bebauten 
Felde zwischen Felixbad und Miclo Lasuri südlich von Grosswardein 


(wie es scheint, mit Getreidesamen eingeschleppt) beobachtet. — Tert. 
Lehmboden. 220 Meter. 
1281. Rhinanthus alpinus Baumg. — Auf Wiesen im Biharia- 


gebirge. Im Rezbänyaer Zuge auf der Margine, dem Vervul Biharii 
und dem Dealul boulni; auf dem Petrosaerzuge an der Südseite des 
Cornul muntilor; auf dem Batrinaplateau auf der Pietra Batrina und 
auf der Tataroea. — Porphyrit, Schiefer, Kalk. 1100—1650 Meter, 


— esom as —— 


Notiz über Calamintha aetnensis Strobl. 
Von R. v. Uechtritz. 


Als ich in Nr. 1 des laufenden Jahrgangs der Oest. bot. Zeilsch. 
die Mittheilung von Herrn Strobl über seine am Aetna entdeckte Ca- 
Jamintha aeinensis las, erinnerte ich mich alsbald, eine ähnliche Pflanze 
aus Calabrien zu besitzen. Herr Strobl war auf meine Bitte so gülig, 
mir Exemplare seiner Art zu übersenden, und deren Vergleich mit 
meiner Herbarspflanze bewies in der That sofort die Identität beider. 
Diese letztere stammt von Aspromonte, wo sie vom sel. Berger ge- 
sammelt wurde; ein zweites Exemplar aus dem Apennin von Pistoja 
von Savi ist als Calamintha Acinos mitgelheilt. Das calabrische ist 
auf der Eliquette als Thymus apenninus Rehb. bezeichnet, ein Name, 
den ich nirgends finden konnte, und der daher auch kaum publizirt 
ist; vermuthlich wurde derselbe ursprünglich von Reichenbach in litt. 
an Günther, aus dessen Sammlung die Berger’schen Pflanzen stam- 
men. mitgetheilt. Mein seliger Vater hat die Bezeichnung in Cala- 
mintha apennina umgeändert, doch würde diess der Strobl’schen 
Benernung keinen Abbruch thun, da eine Publikation nicht erfolgt 
ist. Dagegen muss der Name Ü. aetnensis einem anderen weichen. 
Die Pflanze ist nämlich unbedenklich identisch mit C. granatensis 
Boiss. et Reut., wie sowohl die schöne Beschreibung der Autoren 
(Pugillus pl. nov. p. 94), als auch von Boissier erhaltene Original- 
exemplare von der Serrania de Ronda (Sierra de la Nieve) in Anda- 
lusien aul’s klarste darthun. Die letzteren sind, wohl in Folge des 
tieferen und fruchibareren Standorls etwas kräftiger, grossblättriger 
und z. Th. von etwas mehr aufrechtem Wuchs, aber im Uebrigen 


91 


finde ich nicht den geringsten Unterschied. C. aelnensis Strobl 

somit als Synonym von C. granatensis Boiss. el R. zu betrachten, 
deren Verbreitung sich also auch auf die Gebirge Italiens von Sizi- 
lien und Calabrien bis Toskana erstreckt; die Haltbarkeit der Art ist 
übrigens ohne jeden Zweifel. — Uebrigens fehlt auch die wahre €. 
alpina Lam. keineswegs auf Sizilien, ich besitze dieselbe aus den 
Gebirgen von Piszuta aus der Hand Todaro’s. Ausser anderen Cha- 
rakteren bietet die verschiedene Bekleidung des Kelches ein gutes 
diagnostisches Merkmal; bei €. alpina sind die Haare des Kelches 
länger, an der Spitze gerade oder fast gerade, bei C. granatensis 
dagegen viel kürzer und mehr oder weniger stark hakig einwärts 
gekrümmt, was bereils die Autoren der Art genügend hervorheben, 
die, abgesehen vom Habitus, der €. Acinos im Ganzen näher kommt. 


Breslau, 9. Februar 1874. 


— 0  — 


Nachträge 
zur Flora des Illgebietes von Vorarlberg. 
Von Dr. Heinrich Kemp 5. J. 


(Fortsetzung.) 


Labiatae. 


Mentha sylvestris L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 
Y 


M. aquatica L. Häufig ebendort: Frastanzer Au, Lelze, Tisis etc. 
dx ar 

M. arvensis L. Zerstreut in der Rheinebene: Tisis, Nofels ete. 1. ** 

Lycopus europaeus L. Hier und da am Illufer, häufig im Rheinthal 
hei/Tisis. 1; #9 

Salvia glutinosa L. Fast gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 

S. pratensis L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 

Origanum vulgare L. Gemein in den Niederungen 1. 

Thymus Serpyllum L. Gemein bis in die höheren N EAU TAB is 

Calamintha alpina Lam. Sehr häufig bis in die Thäler. 1. 2. * 

C. grandiflora Mönch. „Bürs“ (Zimmerle). ? 

C. offieinalis Mönch. Nicht selten im unteren Gebiet: Felsenau, Mar- 
garethenkopf, Illufer unterhalb Feldkirch etc. 1. ** 

Clinopodium vulgare L. Gemein bis in die Alpen, 1. 2. ** 

Nepeta Cataria L. Selten: „Feldkirch“ (Stocker), „Bürs und Bludenz“ 
(Zimmerle) wurde am "Margarethenkopf gefunden. 4:78 

Glechoma hederacea L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

Lamium purpureum L. Ebeuso. I. ** 

L. maculatum L. Häufig ebendort: Schaltenburg, Margarethenkopf, 
Ardelzenberg ete. 1. 

L. album L. Gemein ebendort. 1. ** 


92 


Galeobdolon luteum Huds. Häufig: Steinwald, Margarethenkopf ete. 
1E are 

Galeopsis Ladanum L. Nicht sehr häufig im Rheinthal bei Tisis und 
Tosters, als var. vulgaris und angustifolia. 1. ** 

G. Tetrahit. L. Häufig durch das untere Hlthal und das Rheinthal 
Cheililisis).; 1,.°* 

G. versicolor Curt. Tisiser Au. 1. ** 

Stachys germanica L. Am Wege von Frastanz nach Satteins (Br u- 
hin und Stocker), findet sich auch an der Illbrücke bei Nofels 
in jedem Jahre, wo die betreffende Stelle nicht mit Reisig be- 
deckt ist. 1. * | 

S. alpina L. Nicht selten im unteren Gebiet: Waldrand des Aelple 
bei Feldkirch, Amerlügen, Saminathal, Gampertonthal. 1. ** 

S. sylvatica L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 

S. palustris L. Häufig in den Niederungen: Frastanzer und Tisiser 
Au etc... 7 

S. recta L. Fast gemein ebendort. 1. ** 

Betonica officinalis L. Gemein bis in die Alpen, als var. B. hirta 
und 2. stricta. 1. 2. *& 

Ballota nigra L. Häufig im unteren Ilthal und in der Rheinebene. 
48 Br 

Prunella vulgaris L. Gemein bis in die unteren Alpen. 1. 2. 

P. grandiflora Jacq. Ebenso. 1. 2. ** 

Ajuga reptans L. Gemein in den Niederungen. 1. 

A. genevensis L. Nicht selten: Tosters, Bludesch, Christberg. 1. * 

A. pyramidalis L. Feldkirch (Stocker), wurde nicht gefnnden. ? 

Teucrium Chamaedrys L. Sehr häufig bis gemein. 1. 2. ** 

T. montanum L. Nicht so häufig: Felsenau bei Feldkirch, Margare- 
thenkopf etc. 1. ** 


ser 


di 


Verbenaceae. 


Verbena officinalis L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 


Lentibularieae. 


Pinguicula alpina L. Nicht selten von den höheren Alpen bis in's 
Illthal: Drei Schwestern, Gallinakopf, Saminathal, Maria-Ebene 
eieH 14228 

P. vulgaris L. Mit der Vorigen: Maria-Ebene, Galgenwiese etc. 
Au 2, FR 

Utrieularia vulgaris L. Nicht häufig in Gräben des Rheinthales: To- 
sters etc. 1. ** 


Primulaceae. 


Lysimachia vulgaris L. Gemein in den Sümpfen der Niederungen: 
Satteins, Frastanz, Letze, Tisis ete. 1. ** 

L. Nummularia L. Häufig im unteren Ill- und Rheinthal: Felsenau, 
Tisis, Tosters-ete. 1. 2* 

L. nemorum. L. Fast gemein im unteren Gebiet. 1. ** 


93 


Anagallis arvensis L. Nicht selten im Il- und Rheinthal. 1. ** 
Androsace helvetica Gaud. Häufig auf höheren Kümmen: Hoch Ge- 
rach, oberes Saminathal, oberes Gampertonthal ete. 2. 3. ** 

A. Chamaejasme Host. Gemein auf den mittleren und höheren Kalk- 
alpen, seltener auf Urgestein. 2. 3. ** 

A. obtusifolia All. Ziemlich selten auf den höheren Kalkalpen des 
Rhätikon: „Schweizer- und Druserthor* (Rehst.), fand sich auch 
am Saminajoch und Salerul, im oberen Gampertonthal und am 
Lüner See. 3, * 

Primula farinosa L. Gemein vom Thal bis in die höheren Alpen. 
EU Pike 

P. elatior Jeq. Gemein bis zur Schneegrenze. 1. 2. 3. ** 

P. offieinalis Jeq. Gemein bis in die niederen Alpen. 1. 2. ** 

P. Auricula L. Häufig auf Felsen der mittleren und höheren Alpen: 
Drei Schwestern, Saminathal, Gampertonthal, Lüner See cte. 
2.3; ach 

P. integrifolia L. „Im oberen Saminathal* (Rehst.), findet sich nicht 
selten auf den höheren Alpen des ganzen Rhätikon: Lüner See 
gegen den Gaffel-Berg, Aa des Valzavenz im Gargellenthal, 
Garnera- und Fermontthal. 

unanella alpina L. Häufig er allen Alpen bis zur Schneegrenze. 

g, ach 

S. vusilla Hoppe. ‚Stellenweise auf den Kämmen des Urgebirges: Fer- 
montthal. 3. ** 

Cyelamen europaeum L. Häufig am Rande der Rheinebene bei Feld- 
kirch und im Lichtensteinischen: Vaduz, Westabhang des Ar- 
detzenberges, Steinwald. 1 


Globulariaeae. 


Globularia vulgaris L. Zerstreut: „Vaduz“ (Bruhin); findet sich auch 
im Illthal zwischen Nenzing und Bludesch. 1. 2. * 

G. nudicaulis L. Maria- -Ebene, oberes Saminathal, Drei Schwestern, 
Arlberg setc.; 1.,,2,,3* 

G. cordifolia L. Hin und wieder im Rhein- und Ilthal: Waldrand 
des Aelple bei Tisis, Felsenau, Maria-Ebene etc. 1. 2. * 


Plantagineae. 
Plantago major L. Gemein in den Niederungen. 1. *’ 
P. media L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 
P. lanceolata L. Ebenso. 1. 2. ** 
P. montana L. Nicht häufig auf den höheren und mittleren Alpen: 
Drei Schwestern, Gampertonthal etc. 2. 3. ** 
P. alpina L. Fast gemein, besonders auf den Kalkalpen. 2. 3. * 


Chenopodieae. 
Chenopodium hybridum L. Selten in den Niederungen: Westabhang 
des Ardetzenberges. 1. + 
C. album L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 


94 


©. polyspermum L. Häufig ebendort: Tosters, Tisis, Letze. 1. ** 

Blitum Bonus Henricus C. A. Meyer. Gemein bis in die Alpen. 
Bu 

Atriplex patula L. Häufig in der Rheinebene und hie und da am Ill- 
ufer bei Feldkirch. 1. ** 


Polygoneae. 

Rumex conglomeratus Murr. Häufig in der Rheinebene: Tisis, Tosters 
eich N 

R. obtusifolius L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

R. crispus L. Häufig ebendort. 1. ** 

R. alpinus L. Nicht selten an feuchten Stellen der höheren Alpen: 
oberes Saminathal, Gampertonthal, Gargellenthal im Montafon etc. 
2. 3, ar 

R. scutatus L. Selten: bei Tisis 1. ** 

R. nivalis Hegetschw. Fast gemein auf den Abhängen und den Schutt- 
halden aller höheren Alpen. 2. 3. * 

R. arifolius All. Feldkirch (an einer Mauer des Illkanals), Nlufer 
unterhalb Nofels, Gampertonthal bei St. Rochus, Schruns, Silber- 
Ital21. 02,3% 

R. acetosa L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. 3. ** 

R. Acetosella L. Häufig bis in die Alpen. 1. 2. ** 

Oxyria digyna Camp. Auf den höchsten Kämmen mit Rumex alpinus: 
Salerul im Gampertonthal 3. * 

Polygonum Bistorta L. Stellenweise in der Rheinebene im untersten 

Ulthalena.ı# 

. viviparum L. Gemein auf allen Alpen. 2. 3. ** 

. Tapathifolium L. Sehr häufig in den Niederungen. 1. ** 

. Persicaria L. Mit der Vorigen. 1. ** 

. amphibium L. Hie und da in den Niederungen, z. B. bei der Tisiser 

Kirche. 1.,#* 

mite Schrnk. Wie die Vorige: Tisis, Strasse nach Vaduz. 1. ** 

Hydropiper L. In der Rheinebene nicht selten. 1. ** 

. aviculare L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 


. Convolvulus L. Häufig in der Rheinebene und dem unteren Illthal. 
1. ach 


N 


. dumetorum L. Auf dem Gauenstein bei Schruns. 2. ** 


Thymeleae. 


Daphne Mezereum L. Häufig bis in die Alpen: Ardetzenberg, Tosters 
23 112185 [UN JRN 20; 

D. striata Tratt. Häufig auf allen höheren Alpen: Drei Schwestern, 
Gallinakopf, Gamperthonthal ete. 2. 3. * 


Santalaceae. 


Thesium pratense Ehrh. Häufig auf den mittleren und höheren Alpen, 
selten im Illthal: Rovia-Berg, Gampertonthal, Schafboden bei 
Geschurn.ete. 1.72.,8..# 


Th. alpinum L. Nlufer bei Nofels, gemein auf allen Alpenwiesen. 
‚17 730585 Wonade 


Eleagneae. 
Hyppophae rhamnoides L. Gemein im Kiese der Ill. 1 * 
Aristolochieae. 


Asarum europaeum L. Selten: Maria-Ebene und Nordwestabhang des 
Ardetzenberges bei Feldkirch. 1. ** 


Empetreae. 


Empetrum nigrum L. Salerul im obern Gampertonthal und auf den 
Alpen des Montafon. 2. 3. * 


(Fortsetzung folgt.) 


— 





Literaturberichte. 


Botanische Wandtafeln. Die Lehre von der Gestalt der Zelle, 
der Gewebe und der Blüthe nebst den darauf bezüglichen Vor- 
gängen. Acht Blätter mit erläuterndem Text von Dr. W. Ahles. 
Ravensburg, Verlag von Eugen Ulmer, 1873. 


Vier Feinde der Landwirthschaft. Das Mutterkorn und der 
Rost des Getreides. Die Kartoffel- und Traubenkrankheit. Zugleich 
als Erläuterung der vier Wandtafeln der Pflanzenkrankheiten. 
Von Dr. W. Ahles. Ravensburg, E. Ulmer, 1874. 


Die Herausgabe beider Serien von Wandtafeln war ein glück- 
licher Gedanke des geschätzten Verfassers, denn wir litten bis jetzt 
offenbar Mangel an guten Abbildungen für jenen Theil des botanischen 
Unterrichtes, welcher sich mit der Erläuterung von Objekten zu be- 
schäfligen hat, die erst durch das Mikroskop gesehen werden können. 
Die Schwierigkeit, namentlich an Mittelschulen, am Mikroskope zu 
demonstriren, wird wohl allgemein zugegeben werden, und jeder 
Lehrer wird nach Abbildungen greifen müssen, um richtige Vor- 
stellungen über den Bau der Elementarorgane zu erwecken. Ist der 
Lehrer nicht ein gewandter Zeichner, der rasch ein richtiges Bild 
von Zellen, Strukturverhältnissen der Zellenwand etc. an der Tafel zu 
entwerfen vermag, so muss er wohl fertige Figurentafeln benützen. 
Die richtige Auswahl der Figuren in den zuerst angeführten acht 
Wandlafeln, das passende Format der Abbildungen, die Schärfe und 
Deutlichkeit der Zeichnungen, alles dies empfiehlt die angeführten 
Blätter auf das beste. Der erläuternde Text zu den botanischen Wand- 
tafeln erhöht die Brauchbarkeit derselben. Sie seien hiermit für 
Unterrichtszwecke bestens empfohlen, mit dem Bemerken, dass selbe 


96 


bereits in vielen Schulen des Auslandes und selbst auch in öster- 
reichischen als Lehrbehelfe dienen, wie den auf der Wiener Welt- 
ausstellung vertretenen Lehrmittelsammlungen der Mittelschulen und 
der land- und forstwirthschaftlichen Lehranstalten zu entnehmen war. 
Die zweite Serie von Wandtafeln ist gleich empfehlenswerth, sowohl 
was die Illustrationen als den begleitenden Text anlangt, wie die 
erste, nur eins haben wir auszusetzen, nämlich die Schwäche und 
theilweise Unrichtigkeit im Colorit. Bei unseren heutigen technischen 
Behelfen kann es wohl keine Schwierigkeiten machen, in dieser Rich- 
tung ohne nennenswerthe Preissteigerung, die Tafeln zu verbessern. 
Schliesslich wollen wir die Billigkeit dieser, wie aller Wandtafeln, 
welche aus dem Verlage der strebsamen Firma hervorgehen, ge- 
bührend betonen. 


Bidrag till kännedomen om sydligare Norges Desmidieer. — Beskrif- 
ning öfver en ny art af Slägtet Spirogyra af O. Nordstet. Lund 1873. 51 
und 2 S. 40, jeder Abhandlung ist je eine Tafel beigegeben. 

Die erste Abhandlung gibt Beiträge zur Kenntniss der Desmi- 
diaceen des südlichen Norwegens. AufS. 3 und 4 führt der Verfasser 
die Lokalitäten nach den Aemtern geordnet an. Der Verfasser hat 
in diesem Gebiete 260 Arten beobachtet, worunter mehrere neue 
Varietäten und folgende neue Arten: Cosmarium isthmochondrum S. 
12, Fig. 2. C. pseudonitidulum S. 16, Fig. 4. C. monochondrum S. 
17, Fig. 6. C. obliquum S. 23, Fig. 8. Staurastrum inconspicuum 
S. 26, Fig. 11. S. geminatum S. 30, Fig. 13. S. terebrans S. 34, 
Fig. 16. S. arcuatum S. 36, Fig. 18. Penium minutissimum S. 46, 
Fig. 21. Desmidium quadratum S. 49, Fig. 24. Die übrigen Figuren 
zeigen die neuen Varietäten und Cosmarium praemorsum Brebisson. 
Wie schon auf dem Titelblatte ersichtlich, ist diesem Hefte noch ein 
Blatt mit einer Tafel angebunden: sie illustriren eine neue Art Spi- 
rogyra velata Nordst. Die als Exsiccat. auch in Rabenh. Alg. Eur. n. 
22 72; Areschoug Alg. Scandinavic. n. 358 zu finden ist und deren 
Standort der Verfasser ins Rezensionsexemplar folgendermassen mit 
Bleistiftschrift eintrug: Hab. in fossis argillaceis ad Stehag Scaniae. 


Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis etc. editore et pro 
parte auctore Alphonso De Gandolle. Pars XVII sistens ultimos Dicotyledo- 
nearum ordines, historiam, conclusionem atque indicem totius operis. Paris 
1873. 493 S. 80. 

August Pyramus De Candolle hat im Jahre 1818 den ersten 
Band des Regni vegetabilis systema naturale publizirt, dem schon 
1821 der zweite folgte, dennoch sah er gar bald ein, dass er die 
Arbeit in solchem Umfange nicht abschliessen kann und begann so 
die Ausgabe des Prodromus, die er auch bis zu den Compositen 
beendigte. Nur kleine Familien oder Galtungen liess er durch Seringe, 
de Gingins, Ott, Dunal, Choisy, Berlandier, Froelich, Bentham bear- 
beiten, die grösste Masse der Arbeit halte er selbst bewältigt. Als 
er aber immer mehr kränkelte, suchte er noch mehr Mitarbeiter, so 
seinen Sohn Alphonse, Dunal, Decaisne, Meissner, Moquin-Tandon, 


9 


Grisebach, Duby, Neas von Esenbeck. Mit diesen Kräften setzte Al- 
phonse DC. die Herausgabe des Prodromus fort, doch im Laufe der 
Zeit haben sich die Mitarbeiter noch vermehrt mit Boissier, Schlechten- 
dal, Schauer, Reuter, Hooker fil., Miquel, Andersson, Weddell, Müller 
Arg., Eichler, Duchartre, Bureau, Baillon, Wesmael, Parlatore, Regel, 
Graf zu Solms- Laubach, J. E. Planchon und Casimir De Candolle. 
Eine stattliche Reihe von Gelehrten besten Klanges und der Prodromus 
ein ihrer würdiges Werk. Sehr zu bedauern ist es nur, dass Bureau 
die Artocarpeen nicht bearbeiten konnte und so diese schwierige 
Familie auch heute noch nach den zerstreuten und ungleichmässigen 
Arbeiten verschiedener Autoren studirt werden muss. $. 307—311 
gibt Alph. DC. die Uebersicht der Dikotyledonenfamilien, in der Rei- 
henfolge, welche ihnen nach den Bearbeitern zukommen; sie bietet 
uns den überaus lehrreichen Nachweis, dass eigentlich nur die vier 
Familien der Lennoaceen, Podostemaceen, Cytinaceen und Balanophoreen 
„familiae incertae sedis* sind. Im Prodromus wurden übrigens im Ganzen 
214 Familien mit 5134 Gattungen und 58.975 Species beschrieben. 
Ueber den Inhalt des vorliegenden Bandes sei noch bemerkt, dass 
ausser den obgenannten vier Familien noch die Sarraceniaceen, Phy- 
tocreneen, Salvadoraceen, Cynocrambeen, Batidaceen, Nepenthaceen, 
Ulmaceen, Moraceen abgedruckt sind. Interessant ist es, dass der 
Monograph der Cytinaceen J. D. Hooker die Rafflesiaceen ganz ein- 
fach als Tribus zu jener zieht. Den Band schliesst ein completter 
Index der Gattungen sämmtlicher siebzehn Bände. Mit Vergnügen 
werden übrigens die Besitzer des Prodromus zur Kenntniss nehmen, 
dass auch der vierte Band von Buek’s Index demnächst erscheinen 
und so die Benützung des Prodromus noch bedeutend erleichtert wird. 
Die beiden De Candolle's haben durch das Zustandebringen dieses 
wichtigen Handbuchs sich ein so grosses Verdienst um die Verbreitung 
botanischer Kenntnisse erworben, wie kaum ein Anderer. Es würde 
sich wahrlich der Mühe verlohnen, wenn sich eine Reihe von Autoren 
verbände, um die Monokotyledonen in gleicher Weise zu bearbeiten, 
dies wäre eine würdige Aufgabe, an der auch österreichische Botaniker 
theilnehmen könnten, denn es ist fast unbegreiflich, dass Oesterreich 
mit seinen Jacquin’s, Endlicher’s, Fenzl’s etc. keinen einzigen Prodro- 
mus-Mitarbeiter aufzuweisen vermag. K. 


m 


Correspondenz. 


Wien, im Februar 1874. 


Ich beabsichtige im Frühjahre d. J. die Herausgabe einer von 
mir verfassten und mit kartographischen Beilagen illustrirten Bro- 
schüre unter dem Titel: „Führer auf der Kronprinz Rudolf-Bahn von 
der Donau bis Laibach*, welche den Zweck hat, Naturfreunde auf 
die so reichen Schönheiten dieser Bahn aufmerksam zu machen, den 
Fremdenverkehr auf derselben zu heben und dem Wanderer auf 


98 


seinen Touren als nützlicher Begleiter zu dienen. Abtheilung 1 wird 
die von der Bahn aus sichtbaren Objekte und Reiseeindrücke über- 
haupt behandeln; 2. Abtheilung wird die einzelnen Stationen, Ort- 
schaften, industriellen Etablissements, sonstigen Merkwürdigkeiten und 
Ausflüge in die Umgebung schildern, auf die empfehlenswerthen Gast- 
häuser hinweisen, Preise der Fahrgelegenheiten, Distanzen und, wo 
solche vorhanden, auch Fremdenführer und Taxen angeben. Trotz 
mehrmaliger Bereisung sämmtlicher Strecken und Umgebungen und 
Benützung der alpinen Literatur, reicht das gesammelte Material doch 
nicht hin, um ein getreues, möglichst umfassendes Bild der von der 
Rudolf-Bahn durchschnittenen und benachbarten Ländertheile liefern 
zu können. Ich erlaube mir sonach die höflichste Bitte zu stellen, 
mich in meiner schweren Aufgabe durch Einsendung einschlägiger 
topographischer, historischer, technischer und naturwissenschaftlicher 
Beiträge unterstützen zu wollen. 

Gustav Jäger, 

Eigenthümer u. Redakteur des „Tourist“, 
Salzgries 1%. 


Ns. Podhrad in Ungarn im Februar 1374. 


Es freut mich, Ihnen mittheilen zu können, dass sich bereits 
auch in Ungarn mehrere Botaniker für die, Vielen ohne Grund ver- 
hassten und dennoch so sehr interessanten Brombeeren zu interes- 
siren anfangen, so dass ich in der Hoffnung immer mehr bestärkt 
werde: dass wir in nicht gar zu ferner Zeit auch die ungarischen 
Brombeeren monographisch bearbeitet haben werden. So salı ich 
hübsche Sammlungen ungar. Brombeeren, die die Herren Borbäs und 
Simkovits aus Pest in verschiedenen Gegenden Mittel- und Südost- 
ungarns voriges Jahr mit vielem Fleisse gesammelt haben. Die inter- 
essanteste Brombeere war Rubus Pseudocaesius Lej. am Fülek im 
Neograder Komitate, die meines Wissens bisher an keinem anderen 
Orte Ungarns entdeckt wurde. Aus Pest sah ich wieder R. caesiusx< 
Idaeus und zwar die Form R. pseudoidaeus mit unterseils weiss- 
filzigen Blättern. J. L. Holuby. 


Athen, am 10. Februar 1874. 


Wäre nicht in den Tagen vom 22. und 23. Jänner und am 
2. Februar Schnee gefallen, so hätten wir bis jetzt keinen Winter 
gehabt und nicht die seltene Erscheinung erlebt, dass alle Berge um 
Athen mit Schnee bedeckt waren, ebenso die Ebene, die bereits mit 
grüner Saat sich geschmückt hatte. Schnee im Winter gilt bei uns 
als das Vorzeichen eines fruchtbaren Jahres, obwohl derselbe meist 
nur 1 bis 2 Tage liegen bleibt und vor der Sonne bei einer Wärme 
von 200R. rasch schmilzt. Der mit dem Schnee zugleich eingetretene 
Frost hat übrigens keinen Schaden gebracht, nur die Blätter der 
Orangenbäume nehmen vorübergehend eine gelbe Farbe an. 

Landerer. 


a a F 


Personalnotizen. 


— Dr. Leopold Just, der Redakteur der „botanischen Jahres- 
berichte*, ist zum ausserord. Professor für Pflanzenphysiologie und 
Agrikulturchemie und zum Vorstand des physiologisch -chemischen 
Laboratoriums am Polytechnikum in Carlsruhe in Baden ernannt worden. 

— Dr. Anton Palliardi, Badearzt in Franzensbad in Böhmen, 
ist am 23. November v. J. gestorben. 

— Ein biographische Skizze des verst. Prof. August v. Reuss 
mit Anführung seiner zahlreichen Publikationen, verfasst von H. B. 
Geinitz, enthält die „Leopoldina* 1874, Heft IX. 


————ssam sa — 


Sammlungen. 


Cladoniae austriacae. Unter diesem Titel hatte Dr. J. S. 
Poelsch, Stiftsarzt zu Kremsmünster, auf der Weltausstellung zu 
Wien 1873 in 2 Albums auf 40 Tafeln mit 325 Nummern eine 
Sammlung der äusserst formenreichen Flechtengattung Cladonia aus 
den verschiedenen Ländern der öst.-ungar. Monarchie exponirt, 
welche sich zu allen den bisherigen ähnlichen Sammlungen nicht nur 
ebenbürtig verhält, sondern sogar, was die Zahl der Exemplare an- 
belangt, die berühmte und grösste Sammlung dieser Art von Raben- 
horst: Cladoniae europaeae, Dresden 1860 und 1863, noch über- 
trifft. G. Ritter v. Frauenfeld schreibt in seinem Referate „über die 
organischen Naturwissenschaften und deren Objekte auf der Weltaus- 
stellung* (Wiener Abendpost 1873 Nr. 243 S. 1941 anerkennend 
über die oben genannte Sammlung, „dass sie nur ein jahrelanger, 
unermüdlicher Fleiss so umfassend zusammen zu bringen vermag.“ 


Die internationale Jury hat ihr die Fortschrittismedaille zu- 
erkannt. 


-— so ss —— 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Brandmayer mit Pflanzen 
aus Slavonien. — Von Herrn Prichoda mit Pfl. aus Niederösterreich 
und Istrien. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Halacsy, Bo- 
hatsch, Dr. Ressmann, Dr. Scheutz, Dr. Rauscher. 

Aus Niederösterreich: Campanula bononiensis, Carex nutans, 
Cineraria campestris, COnidium venosum, Echinops Ritro, Galium 
pusillum, Glechoma hirsuta, Leucojum aestivum, Marrubium pere- 
grinum, Oenanthe silaifolia, Scirpus Michelianus, Scorzonera parvi- 
flora, Xanthium spinosum u. a. eingesendet von Matz. 

Aus Siebenbürgen: Danthonia provincialis, Diplotaxis inter- 
media, Euphorbia incana, E. transilvanica, Ferula silvatica, Hypericum 
elegans. — Aus Ungarn: Cytisus austriacus, C. Rochelü, Delphinium 


100 


orientale, Dianthus Armeria, D. diutinus, Draba lasiocarpa, Erophila 
majuscula, E. praecox, E. spathulata, E. verna, Eryngium planum, 
Erythraea linariaefolıa, Festuca amethystina, Galinsoga parviflora, 
Galium rubioides, Genista pubescens, G. virgata, Gypsophila pani- 
culata, Helleborus dumetorum, H. purpurascens, Hieracium echioid. 
v. arenarium, Inula cordata, I. ensifolia, I. germanica, I. Oculus 
Christi, eing. von Dr. Tauscher. 

Aus Sachsen: Atriplex rosea, Betula nana, Coronopus Ruellü, 
Gnaphalium nudum, Leersia oryzoides, Veronica peregrina, Xanthium 
riparium. — Aus den Sudeten: Cystopteris sudetica. — Aus der 
Tatra: Avena versicolor, Bupleurum ranunculoides, Chamaeorchis 
alpina, Erigeron uniflorus, Gentiana frigida, G@ nivalis, Gypsophila 
repens, Hieracium glaucum, Luzula spadicea, L. spicata, Möhringia 
muscosa, Poa laxa, Ranunculus a!pestris, Saxifraga aizoides, S. 
musc. intermedia, S. perdurans, Senecio carniolicus, Cystopteris 
alpina, C. sudetica, u. a. eing. von Seidel. 


Obige Arten können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 
6 fl. abgegeben werden. 

50 Rubusformen aus der Flora von Oberungarn können um den 
Preis von 4 fl. abgegeben werden. 





Inserat. 
Pränumerat:ons-Einladung. 


„Der 'Tourist,“ 
einziges in Oesterreich--Ungarn bestehendes 
Organ für Natur- und Alpenireunde. 
Mit dem Beiblatte: 
„Das Alpenhorn 


für Interessen des Verkehrs, Handels und der Industrie. 
VI. Jahrgang, Jänner bis Dezember 1874. 


Für Wien: Für Auswärts: 
he mit Zu-. . „4 fl. 60 kr. | Ganzjährig franko. .. .5 fl. 10 kr. 
Halbjährigf stellung . „. .2 fl. 50 kr. | Halbjährig „ ....%2%f. 80 kr. 
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Trotz der kontinuirlichen Steigerung der Erzeugungskosten haben wir 
keine Erhöhung des Abonnementspreises eintreten lassen, und es wird der Um- 
fang des Blattes dennoch drei Bogen per Monat betragen. 


Die Administration: Salzgries Nr. 14, in Wien. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©. UVeberrouter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für ‘ 
Die österrelchische Exemplare 
botanische Zeitschrift . u die frei durcli die Posthe- 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sind 
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion 
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XXIV. Jahrgang. WIEN. April 1874. 
INHALT: Pflanzen der Venetianer Alpen. Von Dr. Kerner. — Hieracium calophyllum. Von 

Uechtritz. — Phytographische Studien. Von Wiesbaur. — Zur Kenntniss der Ranunculaceen. Von 
Val de Lievre. — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Standorte zur Flora von Nieder- 
österreich. Von Dr. Halacsy. — Zur Flora des Illgebietes. Von Dr. Kemp. (Fortsetzung.) — Literatur- 
berichte. Von H. W.R., A. H. — Correspondenz. Von Janka, Siegmund. Artzt. — Personalnotizen. 
— Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. 





m 





Ueber einige Pflanzen der Venetianer Alpen. 
Von A. Kerner. 


Es dürfte nicht leicht ein zweites Gebiet geben, welches bei 
gleichem Umfange eine eben so grosse Zahl endemischer Pflanzenarten 
aufzuweisen vermöchte, als das Gelände der Südalpen. Von Arten 
des südlichen Tirols und der angrenzenden Lombardei sind Saxifraga 
arachnoidea, S. Facchinü und S. Tombeanensis, Daphne petraea, 
Scabiosa vestina, Sempervivum dolomiticum, Androsace Hausmanni, 
Campanula Morettiana, Dentaria intermedia, Capsella pauciflora 
und Rhizobotrya brevicaulis häufig genannte Beispiele von endemischen 
Gewächsen, welche nur auf sehr beschränktem Terrain, oft nur auf 
einigen wenigen Bergen oder im Bereiche eines einzigen Thales vor- 
kommen. Noch grösser als im südlichen Tirol ist wohl die Zahl derlei 
endemischer Arten mitengumschriebenem Verbreitungsbezirk in Kärnthen, 
Krain und dem angrenzenden Küstenlande. Verhältnissmässig wenig 
war dagegen bisher aus den dazwischen liegenden Venetianer Alpen 
von endemischen Arten bekannt geworden, obschon sich mulhmassen 
liess, dass es auch dort an solchen Arten nicht fehlen werde und 
dass wahrscheinlich auch ein Theil der Krainer Pflanzen seinen Ver- 
breitungsbezirk gegen Westen und ein Theil der Tiroler Pflanzen 
seinen Verbreitungsbezirk nach Südosten in jenes zwischenliegende 

Oesterr. botan, Zeitschrift. 4. Heft. 1874. 8 


102 


Gebiet ausdehnen werde. Die in der letzten Zeit in jenes ziemlich 
schwierig zu begehende Terrain der Venetianer Alpen gerichteten 
Exkursionen von Huter und Porta haben denn auch diese Muth- 
massung gerechtferliget, und durch die genannten eifrigen Botaniker 
sind jüngst mehrere endemische Arten in jenem Gebiete entdeckt und 
ist das Vorkommen mehrerer zweifelhaften und wenig bekannten 
Pflanzenarten konstatirt worden. Zu den merkwürdigsten Funden ge- 
hört unstreitig Arenaria Huteri und Thlaspi Kerneri, welche ähnlich 
wie Wulfenia, Zahlbrucknera, Potentilla carniolica, Astrantia car- 
niolica, Campanula Zoisi, Gentiana Fröhlichü, Genista holopetala 
und noch manche andere Pflanzen in Kärnthen und Krain, auf einem 
ganz beschränkten Gebiete in den Venetianer Alpen endemisch vorzu- 
kommen scheinen. 

Es sei mir nun gestattet, hier auch noch einiger weiteren Arten 
jenes Gebietes zu gedenken, welche wohl gleichfalls als endemische 
zu bezeichnen sein werden, wenn ihre Verbreilung in den Südalpen 
vielleicht auch eine etwas weitere sein mag, als jene der Zahlbruck- 
nera, Wulfenia, Rhizobotrya und der anderen oben berührten Pflan- 
zenarten. 

1. Polygala forojulensis. — Zunächst möchte icheiner Pflanze 
gedenken, welche Th. Pichler bei seinen wiederholten Reisen nach 
dem Süden schon vor Jahren aus den Venetianer Alpen mitbrachte, 
nämlich einer Polygala, welche an sonnigen Abhängen bei Venzone 
im Thale des Tagliamento heimisch ist. Sie wächst daselbst auf feinem 
Kalksand sehr häufig und meist gesellig mit Leontodon Beriniü, Dryas 
octopetala, Carex tenuis, Spiraea decumbens und Matthiola varia 
und wurde mir von dort zum ersten Male im Jahre 1865 zugesendet. 
Ich bezeichnete sie damals Polygala forojulensis und unter diesem 
Namen wurde sie auch später von Pichler an einige Subseribenten 
seiner Ausbeute versendet. Diese Polygala, jedenfalls eine Zierde der 
Venetianer Alpen reiht sich zwischen P. nicaeensis Risso und P. 
comosa Schkuhr. Mit ersterer stimmt sie durch die grossen fast 
kreisrunden, plötzlich in einen sehr kurzen Nagel zusammengezogenen 
Flügel, mit letzterer durch die kleinen mit äusserst schmalem häutigen 
Rande eingefassten Kapselfrüchte und durch die gedrängte Inflorescenz 
überein, unterscheidet sich aber von beiden durch die äusserst kurzen 
kaum Amm messenden Blüthenstielchen, welche (an den eben auf- 
knospenden Blüthen, kurz vor dem Abfallen der Bracteen) nur halb 
so lang, als die seitlichen Deckblätichen sind, während sie im gleichen 
Entwicklungsstadium sowohl an P. nicaeensis als auch an P. comosa 
den seitlichen Deckblättchen in der Länge gleichen. Von P. nicaeensis 
unterscheidet sich P. forojulensis überdiess durch die sehr gedrängte, 
wohl reichblüthige aber dabei kurze, auch zur Zeit der Fruchtreife 
nicht über 5 Centim. lange Traube, die länglichen, stumpfen, weissen, 
trockenhäutigen, nur von einem sehr zarten, grünen Mittelnerv durch- 
zogenen, kurzen Kelchblättchen, die fast doppelt kleineren, mit einem 
sehr schmalen durchscheinenden Saume berandeten Kapseln und doppelt 
kleinere Samen: von P. comosa durch die doppelt breiteren, fast 


103 


kreisrunden, in einen sehr kurzen Nagel plötzlich zusammengezogenen 
flügelförmigen Kelchblätter, grösseres Ausmass der drei kurzen Kelch- 
blättchen und durch die Kapsel, welche auffallend schmäler ist als 
die Flügel des Kelches. — Da die rosenrothen Blüthen der P. foro- 
Julensis K. sehr kurz gestielt sind, sehr gedrängt stehen und dabei 
die ansehnliche Grösse jener der P. nicaeensis erreichen, sehen die 
Blüthentrauben sehr voll aus, und es macht die Pflanze fast den Ein- 
druck einer verzwergten, eben im Aufblühen begriffenen Polygala 
major. \ 
2. Hedysarum exaltatım. — Unter den im letzten Sommer 
von Huter und Porta in den Venetianer Alpen gesammelten Pflanzen 
befindet sich auch ein als „Hedysarum obscurum L.“ bezeichnetes, 
auf dem Monte Raut bei Pofabro (Dist. d’ Udine) auf Kalkfelsen bei 
6000° am 23. Juli gesammeltes Hedysarum, das aber gewiss nicht 
das H. obscurum Linne's ist. Der Stengel dieses Hedysarum, für 
welches ich den Namen H. exaltatum in Vorschlag bringe, ist fast 
doppelt so hoch als jener der grössten und üppigsten Exemplare des 
H. obscurum L., welche ich jemals gesehen. Die Mehrzahl der Exem- 
plare ist 1/, Meter, ja einzelne sind bis zu 60 Centim. hoch; die 
Blättchen sind oberseits und unterseits von den vorspringenden parallel 
zum Rande verlaufenden Sekundärnerven gestreift und mit einer sehr 
kräftigen Stachelspitze geschmückt. Während H. obscurum L. höchstens 
zwei, gewöhnlich aber nur eine Blüthentraube entwickelt, deren Stiel 
beiläufig so lang als das zugehörige Blatt ist, und deren unterste 
Blüthen daher unmittelbar über das Laubwerk zu stehen kommen, 
entspringen an H. exaltatum aus den Achseln der 2—4 obersten 
Laubblätter eben so viele langgestielte Trauben, deren unterste Blüthen 
von dem Laubwerk mehrere Centimeter entfernt sind. Die Trauben 
sind sehr reichblüthig, die Blüthen aber kleiner als an H. obscurum 
L., und die Trauben des 4. exaltatum erscheinen daher auch länger 
und schmäler als jene des H. obscurum L. — Die Fahne und die 
Flügel des H. obscurum L. sind einfärbig, purpurroth, jene des H. 
exaltatum dagegen blass rosenroth mit sehr zierlichen dunklen Linien 
gestrichelt, welche sich vor der Spitze der Fahne und der Flügel 
gabeln und durch Schlingen mit einander verbinden. Die Blüthen des 
H. exaltatum erinnern so einigermassen an jene der Vicia silvatica. — 
Die Früchte des H. exaltatum sind mit kurzen, dichten Flaumhaaren 
bekleidet, in welch’ leizterem Merkmal übrigens kein durchgreifender 
Unterschied von H. obscurum L. liegt; denn wenn dieses letztere 
auch in der Regel kahle Hülsen zeigt, so findet man doch auch ein- 
zelne Exemplare desselben mit flaumigen Hülsen, ja in manchen 
Gegenden scheinen sogar diese vorherrschend zu sein, wie z. B. auf 
den niederösterr. Alpen und im Riesengebirge '). — Im Herbar der 


1) Gren. und Godr. in Fl. fr. I, 503 beschreiben die Hülsen des 4. 
obscurum L. kahl, und alle Exempl., die ich aus Frankreich und aus der Schweiz 
gesehen, zeigen auch kahle Hülsen. Neilr. dagegen beschreibt die Hülsen des 
H. obscurum in Fl. N.-Oest. flaumhaarig, und älle auf dem Schneeberge und 
der Raxalpe in Nied.-Oest. von mir gesammelten Exempl. zeigen in der That 

* 


8 


104 


Innsbrucker Universität findet sich H. exaltatum aus den piemontesi- 
schen ‚Alpen von Moris gesammelt, mit der Bezeichnung „Hedysarum 

“ (ohne spezifischen Namen), und es scheint demnach, dass diese 
Pflanze durch die südlichsten Vorposten der Alpen ziemlich weit ver- 
breitet ist. Ich sage hier ausdrücklich: die südlichsten; denn an zalıl- 
reichen Punkten der südlichen Alpen, wie z. B. am Mont Viso und 
am Schlern findet sich noch das gewöhnliche H. obscurum L. 


3. Centaurea dichroantha. In Spec. pl. II, 2322 u. 
2323 hat Willdenow zwei en unbekannten Vaterlandes, 
die eine unter dem Namen C. pubescens, die andere unter dem Namen 
C. sordida nach Exemplaren aus dem Berliner bot. Garten beschrieben. 
Aller Wahrscheilichkeit nach waren dieselben im Garten durch 
Kreuzung aus zwei anderen Arten entstanden. Ob aber beide von 
denselben Eltern, und von welchen Eltern sie abstammen, dürfte heute 
mit voller Sicherheit kaum mehr zu ermitteln sein, da Willd. selbst 
in dieser Beziehung keinerlei Andeutung gibt, seine Beschreibung 
nicht genau genug ist und die zwei im Willdenow’ schen Herbar 
in Berlin aufbewahrten Exemplare nur unvollkommene, von den im 
Garten kultivirten Individuen abgeschnittene Bruchstücke darstellen. 
— Von späteren Botanikern wurde EC. pubescens und sordida W. in 
der verschiedensten Weise gedeutet. DC. im Prodr. stellt C. pubescens 
W. in die Nähe der ©. ragusina und glaubt sie mit der in der Ber- 
berei vorkommenden ©. incana Desf. identifiziren zu können, während 
er C. sordida W. an die orientalische ©. thrinciaefolia anreiht, im 
Wesentlichen Willdenow’s Angaben über dieselbe wiederholt und 
noch die Bemerkung „an hybrida progenies ?* beisetzt. — DC. halte 
von ©. pubescens und C. sordida W. weder getrocknete noch lebende 
Exemplare gesehen. Nachträglich wurden im Gebiete des Karstes zwei 
Cenlaureen vereinzelt in Gesellschaft der ©. rupestris und ©. Scabiosa 
wachsend gefunden, welche Schiede und Koch mit Rücksicht auf 
ihre Merkmale und ihr Vorkommen als zwei hybride aus den eben 
genannten Siammeltern hervorgegangene Bildungen halten und mit 
©. pubescens und C. sordida W. identifiziren zu können glaubten. 
Koch führt in der Syn. diese beiden muthmasslichen Hybriden als 
„C. sordida* auf und unterscheidet sie als zwei Varietäten, nämlich 
als var. & lutescens — Ü. pubescens W. und var. ß purpurascens 
= (. sordida W. — Was nun diese letztere anbelangt, so mag Koch 
immerhin richtig gedeutet haben; denn in der That stimmt das Exem- 
plar des Willdenow’schen Herbars Nr. 16645, welches auch ich 
verglichen habe, mit den auf dem Karste vereinzelt vorkommenden 
der Kombination: rupestris>< Scabiosa entsprechenden Pflanze ziemlich 
gut überein. Ob aber auch die C. pubescens Willd. Herb. Nr. 16644 


behaarte Hülsen. An den Exempl. von den Schladminger Alpen in Steiermark 
finde ich die Hülsen theils kahl, theils behaart, theils nur an den Rändern ge- 
wimpert. Die mir vorliegenden Exempl. aus dem Riesengrunde des Riesenge- 
birges (J. Kablik) haben theils kahle, theils flaumige Hülsen. Im nördlichen 
und zentralen Tirol kommt H. obseurum L. nur kahlfrüchtig vor. 


105 


als ein aus den genannten Stammeltern hervorgegangener Bastart zu 
bezeichnen sei, lässt sich nicht mit gleicher Wahrscheinlichkeit be- 
haupten. Das von mir eingesehene Ex. des Willd.'schen Herbars 
Nr. 16644 steht der ©. Scabiosa näher, als die €. sordida W., und 
wenn selbes wirklich ein Bastart ist, so dürfte ©. Scabiosa jedenfalls 
auch als die eine Stammart anzusehen sein; ob aber als die zweite 
Stammart €. rupestris oder vielleicht irgend eine andere Art bethei- 
liget ist, wird wohl kaum jemand mit Sicherkeit zu entscheiden wagen. 
— Diese Ungewissheit in Betreff der ©. pubescens W. scheint auch 
Koch veranlasst zu haben, für die zwei am Karste vorkommenden 
sehr ähnlichen und von ihm als Varietäten einer Art aufgefassten 
Hybriden nicht den Namen der in Willd. Sp. pl. vor ©. sordida W. 
aufgeführten C©. pubescens voranzustellen, sondern gegen die Regeln 
der Nomenclatur den späteren Namen (©. sordida zu wählen, da dieser 
letztere Name mit Wahrscheinlichkeit wenigstens auf die eine dieser 
beiden Hybriden bezogen werden kann. — Dem Vorgange Koch’s 
folgend wurden die zwei muthmasslichen, der Kombination rupestris 
> Scabiosa entsprechenden Bastarte von den österreichischen Floristen 
seither als €. sordida W. determinirt und bezeichnet. während DC. 
die eine dieser Hybriden, die ihm von Graf zugesendet worden war, 
im Prodr. VI, 587 unter dem Namen ©. Grafiana beschreibt, Ber- 
toloni dieselbe Pflanze in der Fl. ital. IX, 457 unbegreiflicher Weise 
mit C©. spinulosa Rochel konfundirt und Nyman in Syll. 33 sie als 
C. pubescens W. aufführt. 

Schon im Jahre 1872, und neuerlich im abgelaufenen Jahre 
fanden nun Huter und Porta in den Venetianer Alpen im Bezirke 
Udine zwischen Cimolais und Barces, dann im Thale des Zelline bei 
Claut eine Centaurea in grosser Menge, welche sie als ©. sordida 
W. bestimmten und die auch unter diesem Namen in der Aufzählung 
der von den Genannten in Venetien gesammelten Pflanzen in der 
zweiten Spalte vorkommt. Diese Centaurea, obschon sie den auf dem 
Karste vorkommenden Bastarten aus C. Scabiosa und C. rupestris 
ähnlich sieht, ist aber doch gewiss nicht die Koch’sche CO. sordida 
W., und unterscheidet sich von dieser vor allem durch den Pappus 
der Frucht, welcher dem Achenium an Länge gleichkommt und dann 
durch das kurze kallöse Spitzchen der Blattzipfel. An ©. sordida W., 
Koch ist nämlich der Pappus kürzer als das Achenium und sind die 
Blattzipfel in eine dünne, granenarlige Spitze ausgezogen. Gerade in 
diesen beiden Merkmalen spricht sich aber die Betheiligung der durch 
kurzen Pappus und begrante Blattzipfel ausgezeichneten ©. rupestris 
als der einen Stammart der C. sordida W., Koch aus! — Obschon 
demnach die von Huter und Porta gesammelte Pflanze der ©. sordida 
W., Koch und auch der ©. rupestris habituell sehr ähnlich sieht, so 
kann sie doch mit diesen nicht identifizirt werden und ist auch auf 
keinen Fall ein der Kombination rupestris X Scabiosa entsprechender 
Bastart, was übrigens auch schon aus dem Grunde nicht wahrschein- 
lich war, weil dort, wo Huter und Porta die Pflanze auffanden, die 
C. rupestris fehlt. — Es steht diese Centaurea, für welche ich mit 


106 


Rücksicht auf die bald gelbe, bald lichtpurpurne Blüthenfarbe den 
Namen ©. dichroantha gewählt habe, der C. badensis Tratt. am 
nächsten und stimmt mit dieser insbesonders durch die nur an der 
Basis und in der Jugend etwas spinnwebigen, sonst aber kahlen, 
weder auf den Flächen noch an den Rändern rauhen Blätter überein. 

In Betreff dieser letzteren Centaurea (C. badensis Tratt.), 
welche nach meiner Auffassung von C©. Scabiosa L. spezifisch ver- 
schieden ist, sei hier noch erwähnt, dass dieselbe im südlichen Tirol 
sehr verbreitet ist und namentlich am Gardasee (beispielsweise an den 
steilen Kalkwänden zwischen Riva und dem Ponale) massenhaft vor- 
kommt. Sie findet sich dort, so wie auch im Etschthale auf den Kalk- 
bergen bei Salurn und Margreid häufig mit vielfach zertheilten, in 
schmale, lineale Zipfel aufgelösten Blättern und diese Exemplare wurden 
von Hausmann in Fl. von Tirol irrthümlich auch als €. sordida W. 
(Koch) aufgeführt. 

Es finden sich demnach in den südlichen Alpen drei für C. sor- 
dida gehaltene Pflanzen: 1. C. sordida Koch und wahrscheinlich 
auch W. — C. Grafiana DC., ein durch Kreuzung aus C©. rupestris 
und ©. Scabiosa entstandener Bastart, welcher nur vereinzelt dort 
angetroffen wird, wo die muthmasslichen Stammeltern zusammen vor- 
kommen (Gürz, Adelsberg, Triest, Fiume, Dalmatien); 2. ©. sordida 
Hut. u. Porta (non W., Koch)=(. dichroantha Kern. In den Ve- 
netianer Alpen; 3. ©. sördidä Hausm. (non W., Koch) =C. baden- 
sis Tratt. Südtirol: Etschthal, Sarcathal. 

Schliesslich sei nur noch bemerkt, dass ©. dichroantha im hie- 
sigen Univers.-Herbar unter den Schleicher’schen Pflanzen als „C. 
rupestris* mit der Standortsangabe „ex alp. Apuanis* liegt. — Ber- 
toloni sagt in der FI. ital. bei EC. rupestris: „habeo ex alpibus 
Apuanis ab Woodsio.* — Ob hiemit aber die echte C. rupestris L. 
oder vielleicht jene Pflanze, welche Schleicher für ©. rupestris 
gehalten hat (d. i. ©. dichr oantha) gemeint ist, vermag ich nicht zu 
entscheiden. Habituell sehen sich beide, wie schon oben bemerkt, 
allerdings sehr ähnlich; die verschiedene Länge des Pappus und die 
abweichende Gestalt der Endigungen der Blattzipfel gibt aber sichere 
Anhaltspunkte, um sie von einander zu unterscheiden. 





Hieracium calophyllum (n. sp.) 
Auctore R. de Uechtritz, 


Pulmonareum e gente Andryaloideorum orientalium. 
— Hypophyllopodum, plumoso-lanatum, excepta summa caulis parte 
cum inflorescentia. Rhizoma crassum, lignosum, obliquum, fibras 
validissimas emittens, subpluricaule, Ca ulis er ectus, robustus, elatus, 
0'4—0'7 M. altus, sulcatus, fere usque ad inflorescentiam foliosus, 
infra dense albo-lanatus, versus apicem glabrescens, Folia firma, 


107 


obscure viridia, utrinque et in margine plus minus laxe molliterque 
plumoso-lanata; integerrima, rarius obsoletissime remote denticulata, 
subtus haud reticulato-venosa; basilaria marcescentia, caulina nume- 
rosa (8— 11) approximala, sensim decrescentia; inferiora magna, 
0-1 M. longa, 0:03—0:04 M. lata, late lingulato-oblonga vel 
obovato-oblonga, e basi dilatata cordata amplexicaulia, 
apiculata; superiora minora, oblongo-lanceolata, acuminata, summa 
reducta, bracteaeformia, lanceolato-linearia vel linearia, glabriuscula. 
Inflorescentia discreta, corymboso-paniculata, ramis elongatis 
ereclis, 1—4cephalis, glabratis vel glaberrimis. Pedunculi medio- 
cres, erecti vel adscendentes, subsquamulosi, pilis tenuibus spar- 
sis glanduliferis, apice simulque levissime cano-floccosi (primo 
intuitu, praesertim in planta deflorata, laeviusculi, sed sub lente flocei 
stellipili facile recognoscendi!). Involucra medioeria, e basi lata 
fere truncata ovata, nigricantia, basi sparsim stellato-floc- 
cosa, immixtis pilis brevibus tenuiter glanduliferis nigris; 
squamis lineari-lanceolatis,  obtusiusculis pilis longioribus destitutis, 
apice subbarbatulis, interioribus subaequalibus, intimis pallidioribns, 
glabris, extimis parvis patulis. Ligulae glabratae; Stylus e livido 
fuligineus (in floribus virgineis lutescens!). Achaenia magna, 0' ee 
0005 M. longa, pappo vix vel paullo breviora, pallide testac 


Syn. H. montenegrinum Panic in litt. (1874). 


Habitat in rupestribus calcareis Dalmatiae meridionalis ad Kri- 
voscie prope Crkvica, alt. 3000 ped., Julio 1870 legit oculatiss. Pich- 
ler (sine nomine distributum; vidi specimen floriferum in colleetione 
splendidissima amici M. Winkler). Recenter communicavit cl. Pandie 
sub nomine supra laudato specimina pulchra florentia et fructifera, 
ab ipso 1873 mense Augusto in rupestribus calcareis ad Tusine (Mon- 
tenegro) lecta. Praeterea legit amicus Pandıc in monte Jastrebica (Bi- 
jelagora, Montenegro) ejusdem speciei specimina atypica pulata (caule 
primario laeso!) minus latifolia. 

Pulcherrima stirps ex affinitate Hier. Waldsteinii Tausch. CH. 
lanatum W. Kit.) et H. marmorei Vis. et Pan&., ab "bene 
distinceta. Differt ab H. Waldsteinii foliis basilaribus marcescentibus, 
foliis caulinis omnibus basi lata amplexicaulibus nee inferioribus in 
petiolum attenuatis, involucri squamis paullo minus acutis, imprimis 
vero achaeniis pallidis nec fusco-nigris; ab H. marmoreo, cui basi 
foliorum lata cordata amplexicauli achaeniisque pallidis propius acce- 
dit, foliis integerrimis vix denticulatis, inferioribus lingulato-oblongis, 
longioribus, inflorescenlia multo magis composita, paniculato-corym- 
bosa, ramis florigeris pilis longioribus destitutis, involucri squamis 
nigricanlibus, cum pedunculis tenuiter glanduloso -pilosis ligulisque 
subglabris; ab utroque recedit praeterea caule firmiore elatiore atque 
habitu proprio nec minus anthela vulgo magis composita. — Nomen 
meum illi H. montenegrini anteposui, quum ipse speciem vere nobi- 
lem jam sub eodem initio aestatis anni praeterlapsi 1873 in herbario 
amici Winkler distinxerim; tune vero unicum specimen absque achae- 


108 


niis maturis ante oculos habui nec igitur deseriptionem in lucem pro- 
ferre ausus sum. 





Phytographische Studien. 


Von J. Wiesbaur S. J. 


E 
Galium aureum Vis. in Ungarn. 


Galium aureum Vis. wird bei Neilreich weder in der Aufzäh- 
lung der Pflanzen Ungarns noch in den Nachträgen zur selben er- 
wähnt. Ich fand diese schöne Pflanze am letzten Mai 1873 auf dem 
Berge Bagony, südwestlich von Nagy-Kapornak im Zalaer Komitate. 
Sie wächst auf Sandboden (,„Löss*“) und begann eben erst mit Galium 
Mollugo L. zu blühen. 

Mit der Beschreibung, welche Visiani von @. aureum (Flora 
dalm. II. 6.) gibt. stimmt meine Pflanze sehr gut überein; ebenso 
mit den Exemplaren, welche Petter unter diesem Namen aus Dal- 
matien versandtet). Nur die kurze sammtige Behaarung („caulis... 
velutino-puberulus“ Visiani l. c.) fehlt bei meinen ungarischen 
Exemplaren. Die Pflanze von N. Kapornak wäre somit eine var. 
glaberrima. 

Eine Verwechslung ist wohl kaum möglich, da sich unsere 
Pflanze von allen verwandten durch die schönen goldgelben Blumen 
unterscheidet. Zunächst könnte man an ein @. ochroleucum denken. 
Die Pflanzen dieses Namens aber haben, wie sich mir um Kalksburg 
bei Wien zu beobachten Gelegenheit bietet, höchstens schwefel- 
gelbe, nie goldgelbe Blumen. Ausserdem unterscheidet sich unser 
G. aureum durch seine kürzeren, breiteren, weniger umgerollten 
Blätter von den meisten Formen des @. ochroleucum; von allen aber 
durch die ganz kahle Unterseite der Blätter und durch die durch- 
wegs zugespitzten Zipfel der goldgelben Blumenkronen. An meinen 
ungarischen Exemplaren wäre auch noch der unten ganz kahle Sten- 
gel als Unterschied hervorzuheben. 

Den von Visiani gut gewählten Namen glaube ich beibehalten 
zu müssen, obschon der berühmte Verfasser der Flora Dalmatiens 
(im Supplementum Fl. dalm. p. 101) ihn zurücknimmt und den jeden- 
falls älteren „Galium firmum Tausch. (Flora oder allgem. bot. Zte. 
1831, XIV. Jahrg.) an seine Stelle gesetzt wissen will. Nach dem 
Gesetze der Priorität wäre diess allerdings richtig; aber sonderbar 
ist es, dass G. firmum ohne weitere Bemerkung als das ältere Sy- 
nonymum von G. aureum angeführt wird, da doch Tausch a. a. O. 


*), Etwas weniger übereinstimmend finde ich ein gleichfalls goldgelbes 
Galium, das P. Sodiro S. J. bei Ragusa gefunden hat. 


109 


S. 2221) seiner Pflanze ausdrücklich weisse Blumenkro- 
nen zuschreibt. 

Druckfehler scheint dieses nicht zu sein, da Nyman in der Syl- 
loge das @. firmum Tausch (zwischen @. Mollugo und @. nitidum) 
unter den weissblühenden (an 9. Stelle) anführt. @. aureum aber 
(in der 80. Nummer) zwischen @. verum und G. minutum unter die 
„Xanthogalia* weist. 

Wenn nun in der Flora kein Druckfehler ist, so kann Visiani 
nur durch die Beschreibung, welche Tausch von. seinem @. firmum 
gibt, und die wenigstens in den meisten Punkten mit der von @. 
aureum übereinstimmt, getäuscht worden sein. Dieser theilweisen 
Uebereinstimmung halber sollte der von Visiani so treffend gewählte 
Name nicht aufgegeben werden, da er ein in seiner Blumenfarbe 
so ausgezeichnetes” Galium bezeichnet. Wenigstens muss er so lange 
beibehalten werden, bis die Gleichartigkeit beider Pflanzen nachge- 
wiesen ist. Vorläufig geschieht unserer Pflanze eben so unrecht, 
wenn man sie mit Neilreich (Nachträge zu Maly’s Aufzählung S. 145) 
schlechthin für identisch mit @. frmum erklärt, als wenn man die 
gewiss nahe verwandten Galium firmum und G. aureum so weit von 
einander entfernt, wie es bei Nyman geschieht. Mit richtigem Takte 
scheint Maly zu handeln, wenn er (Enum. plant. phan. austr. imp. 
p. 162) beide neben einander stellt und sie an G. Mollugo, eine 
Art von sehr grossem Formenkreise, anreiht. 

Galium rupestre DC. (Prodr. W. 603) ist sicher synonym mit 
G. aureum Vis. und wurde der Decandolle’sche Name schon früher 
(1830) der Oeffentlichkeit übergeben, als diess Visiani (1842) mit 
seinem G. aureum gethan hat. Für die dalmatinische Pflanze mag 
auch die Benennung @. rupestre sehr bezeichnend sein, für die un- 
garische ist sie es keineswegs. Da aber ausserdem Visiani schon (1829 
also) vor Decandolle mit demselben Name on, wie Neilreich a. a. ©. be- 
merkt, eine andere Pflanze bezeichnet hat, so verdient der von De- 
candolle gegebene keine weitere Berücksichtigung mehr. 


1. 


Senecio intermedius (wiscosus<silvaticus) Wiesb. 


Senecio tum viscoso tum silvatico mazxime affinis, „pedun- 
culis involuerisque glanduloso-pilosis viscosis“ (Koch Syn. de Sen. 
viscoso), „Acheniüs cano-pubescentibus“ (ib. de Sen. silvat.). 

Diese Pflanze steht ganz in der Mitte zwischen S. viscosus 
und S. silvatieus und weicht vom letzteren vorzüglich durch die 
zahlreichen Drüsenhaare, vom ersteren durch die feinhaarigen Frücht- 
chen ab. Sie unterscheidet sich also gerade dadurch von der einen 
Art, wodurch sie mit der anderen übereinstimmt. Dieses und der Um- 
stand, dass sie nur taube oder wenigstens grösstentheils taube Frücht- 


!) Im Suppl. wird irrig S. 229 zitirt. 


110 


chen zu bringen scheint!) und noch mehr, dass sie unter zahlreichen 
S. silvaticus und $. viscosus gefunden wurde, berechtigt mich, sie 
für einen Bastart von beiden genannten Arten zu halten und als sol- 
chen aufzustellen. | 

Leider besitze ich erst ein Exemplar dieser Pflanze. Dieses 
eine aber stammt aus einem Holzschlage des Wittgenstein’schen 
Forstes zu Kalksburg, wo ich letzten Sommer einige Exemplare von 
S. silvaticus und S. viscosus gesammelt habe. Darunter finde ich nun 
bei näherer Untersuchung ganz zufällig meinen S. intermedius, den 
ich nach Möglichkeit noch weiter zu beobachten gedenke. 

Da S. silvaticus und S. viscosus öfters untereinander vor- 
kommen, so dürfte S. intermedius nicht so selten sein. Im schönen 
Lavantthale Unterkärntens z. B. hatte ich mehrmals Formen von einem 
Senecio in der Hand, die mich im Unklaren liessen, ob sie zu S. sil- 
vaticus oder zu S. viscosus gehören. Nun bin ich geneigt, sie für 
S. intermedius zu halten. Leider habe ich dort überhaupt nur sehr 
wenige Pflanzen sammeln können, und so fehlt es mir denn an Be- 
weisen für das Vorkommen meiner Pflanze in Kärnten. 


Kalksburg, am 8. März 1874. 





beiträge 
zur Kenntniss der Ranunculaceen-Formen 


der Flora Tridentina. 


Von A. Val de Lievre. 
(Fortsetzung. 


Anemone narcissifloraL. 


Der scharf ausgeprägte Charakter dieser Art, die im Gebiete 
der Sudeten und Karpathen viel häufiger vorzukommen pflegt, als in 
unseren Alpen, die in den Gentral-Karpathen bis 2500% emporsteigt, 
in den östlichen Alpen bis auf 1000” herabsteigt, ja auf den Kalk- 
hügeln Miodobory im Tarnopoler Kreise selbst bei 300” Erhebung 
rasenartig vorkommt, ist viel geringeren Aenderungen ihrer Formen 
unterworfen, als andere Arten dieses Geschlechtes und diese Aen- 
derungen beschränken sich fast nur auf die Grössenverhältnisse der 
Pflanze und ihrer Theile. Die Exemplare, welche mir aus unsern 
Gebiete zu Gesicht gekommen sind, haben langgestielte Wurzelblätter, 
mit breit-linealen, an der Spitze lanzettlichen Fiederläppchen, 21—26 
Centim. hohe Stengel (bis zur Hülle), wiederholt 3spaltige, einge- 


!) Die Exemplare von Senecio silvaticus sowohl als von $. viscosus, 
welche am selben Tage und Orte gesammelt wurden; haben durchaus gute 
Früchtchen. 


111 


schnittene Hüllblätter, 3—4blüthige Dolden, 5—6blättrige Perigone 
mit 30—42"" Durchmesser und eiförmigen oder elliptischen, stark 
zugespitzten Perigonblättern. Solche Exemplare wurden mir von Herrn 
Loss freundlichst mitgetheilt, finden sich in dessen Herbar und finden 
sich nach dessen Mittheilung in Judicarien, auf dem Uebergange von 
der südwestlich von Stenico gelegenen Alpe Doblino nach Val di Ledro 
in der Region der Alpenrosen auf Kalkgerölle in Gesellschaft von 
Viola heterophylla und Ranunculus montanus ß major bei 1500” 
Höhe in Menge beisammen. 

Ganz ähnlichen Typus haben die von. Herrn Cav. Michele de 
Sardagna auf der Vette di Feltre gefundenen, in dessen Herbar be- 
findlichen Exemplare, welche sich dadurch auszeichnen, dass die 
Perigonblätter auf der Rückseite zur Hälfte purpurn gefärbt sind, 
analog mit den Bondon-Exemplaren der Anemone alpina (grandiflora 
und sulfurea). 


Anemone baldensis L. 


Die in der Diagnose der meisten Floristen aufgenommene Confor- 
mität der (nur kürzer gestielten) Hüllblätter mit den Wurzelblättern 
fand ich bei allen mir zu Gesicht gekommenen Exemplaren nicht 
genau zutreffend. Die Hüllblätter sind nicht blos kürzer, sondern auch 
breiter gestielt, kleiner und weniger getheilt als die Wurzelblätter. 
Nur letztere sind bisweilen, wie sie Koch beschreibt, doppelt-3zählig, 
mit 3theiligen Blättchen und 3zähnigen Zipieln. Die Hüllblätter sah ich 
nie doppelt-, selten einfach-3zählig, meist nur einfach oder wiederholt 
3spaltig, in den fast flügelförmig verbreiterten kurzen Blattstiel ver- 
laufend. Die Länge des Stengels von der Basis bis zur Blüthe oder 
Frucht wechselt von 25 bis 210"®; die Stiele der 3 bis 12 Wurzel- 
blätter variiren von 8 bis 100””, die Blätter selbst haben bei 12 bis 
30mm Länge, 20—40”® Breite; der Durchmesser der Blumen beträgt 
25—40”m, die 7—9 elliptischen oder länglichen, nach oben stumpfen 
oder spitzen, nach unten abgerundeten oder verschmälerten Perigon- 
blätter sind 9—20”” lang, 5—411”” breit. 

Innerhalb des Rahmens dieser Variationen lassen sich in unserem 
Gebiete zwei durch den Standort bedingte, gut charakterisirte Typen 
unterscheiden. 

a. forma alpina. 

In den tieferen Regionen der Alpen, auf humusreicheren Stellen, 
oder zwischen lockerem Schutt wird das Rhizom, der unterirdische 
Stengel, vielköpfig und treibt neben dem blühenden Hauptstengel 
mehrere (bis 12) blättertragende Seitensprossen, die wie der Haupt- 
stengel an der Basis mit häutigen, bräunlichen, blattlosen Schuppen 
umhüllt sind. Die langen, dünnen, aufrechten Stiele der feinzertheilten 
Wurzelblätter, mit schmal linealen, spitzen, abstehenden letzten Theil- 
abschnitten von dunklerer Färbung und krautiger Beschaffenheit 
überragen die in die Mitte des aufrechten Stengels gerückte Hülle. 
Hieher gehören die Exemplare mit den grössten Dimensionen aller 
Theile. Ausgezeichnete Exemplare dieser Form finden sich in Judicarien 


112 


auf der Alpe Doblino, Kalk, in Val di Non auf dem M. Peller (Herb. 
Loss), ferner auf dem M. Spinale zwischen Val di Sale und Judicarien 
(Herb. M. Sardagna) und auf dem Colbricon bei Paneveggio, Porphyr, 
zwischen dem Fleims- und Primörthal (Perini im Herb. M. Sard.) 

ß. forma subnivalis. 

Auf den steinigen, sparsam berasten Abfällen der Hochalpen, 
in der Nähe des Schnees wird das holzige Rhizom dicker, nur 1- oder 
2köpfig, die ganze Pflanze kleiner, gedrungener, die kürzeren Stiele 
der weniger zahlreichen Wurzelblätter sind dem Boden angedrückt 
oder aufstrebend, die Blätter selbst von lichterer Farbe, etwas lederiger 
Beschaffenheit, mit genäherten, sich deckenden Blättchen, und linealen, 
stumpfen und kürzeren Lappen. Sehr verkürzt ist der Stengel, und 
die nur wenig getheilte, mit den Wurzelblättern noch mehr als bei 
der forma alpina kontrastirende Hülle oft bis an die Stengelbasis 
herabgerückt. Die Blüthen zeigen, wie alle Pflanzentheile, kleinere 
Dimensionen, die äusseren Perigonblätter bisweilen auf der Rückseite 
eine purpurne Färbung. — Val diNon: M. Peller, Pellerot; Judicarien: 
Alpe Doblino, Castell Camosci (Herb. Loss), M. Spinale (Herb. Sar- 
dagna); Monte Baldo, Altissimo di Nago, von mir gefunden. Kalk, 
Dolomit, Nonsberger Mergel, 2000 — 2400". 


Anemone nemorosaL. 


Nach den floristischen Werken und Abhandlungen von B. Haus- 
mann (Flora v. Tirol), Ambrosi (Oest. bot. Wochenblatt 1853, $. 267) 
und Facchini (Zeitschrift des Ferdinandeums 1855) könnte man ver- 
sucht sein, anzunehmen, diese liebliche Frühlingsverkünderin sei auch 
in unserem Gebiete ebenso allgemein und reichlich vertreten, wie 
diess in Nordtirol und beispielsweise namentlich in der Umgebung 
von Innsbruck der Fall ist, wo siein mehreren, deutlich ausgeprägten 
Formen auftritt (Oest. bot. W. Bl. 1855, S. 211). Dem ist aber nicht 
so. Obwohl an mehreren, über das ganze Gebiet zerstreuten Stand- 
orten erscheinend, ist ihr Auftreten doch nur ein sporadisches, Irupp- 
weises, an lichten Waldstellen, am Rande von Wäldern oder Gebüschen, 
gewöhnlich auf eng umgrenzte Lokalitäten beschränkt. Die Pflanze, 
die auch noch Skandinavien zur Heimat zählt, sucht sich die kühleren, 
feuchteren, gegen Norden abdachenden Standorte. Ein Auftreten in 
grösseren Massen, auf freien sonnigen Wiesen habe ich nie beobachtet. 

Die im Gebiete beobachteten Exemplare gehören der Grösse nach 
zu den mittleren Formen dieser Art (90—160®» Höhe der blühenden 
Pflanze; 10” Blattstiel, 16—25”" Blattlänge, 18—36”” Blüthendurch- 
messer). Im übrigen sind die einzelnen Theile der Pflanze keinen 
besonders auffallenden Formänderungen unterworfen, höchstens dass 
die Blättchen etwas mehr oder weniger breit, tiefer oder seichter 
eingeschnitten, die Zähne mehr spitz oder stumpflich, daher die Blatt- 
abschnilte mehr gesägt oder gekerbt erscheinen. Die Farbe der Blüthe 
ist regelmässig weiss. Nur einmal fand ich auf der zum Gebirgsstock 
des Bondon gehörigen Alpe (Malghetio di Sopramonte) Exemplare, 
deren Perigonblätter auf der Rückseite Rosastreifen zeigten, währen 


113 


die Blattstiele einen Purpuranflug hatten, also eine UVebergangsform 
zur var. purpurea. Die Gestalt der Perigonblätter ist elliptisch, läng- 
lich, an der Spitze abgerundet, ausgerandet, seltener gekerbt. Ich 
fand sie ausser dem oben erwähnten Standorte um Bondon (Kalk, 
1300”, am Rande von Alpensträuchern anfangs Juni in Blüthe) auf den 
zwischen dem Fersina- und Anisiothale, namentlich zwischen Civezzano 
und Albiano hinziehenden Porphyrgebirge (Val Rizzol, Barco bei Al- 
biano, 500—800”. Anfangs April in Blüthe. Im Loss’schen Herbar 
finden sich zahlreiche Exemplare aus Judicarien, und zwar aus der 
Berg- und Voralpen-Region von Lomason und Ballino, Kalk, 6—900", 
Unter diesen traf ich die grössten und grossblumigsten Exemplare 
unseres Gebietes. 


Anemone ranunculoides L. 

So ausgedehnt auch der geographische Verbreitungsbezirk dieser 
Pflanze ist, so scheint sie doch nirgends zu den ganz „gemeinen* 
zu gehören, vielmehr nur sporadisch, oft auf scharf abgegrenzte 
Standorte besc hränkt zu erscheinen. Diess gilt auch speziell von unserem 
Gebiete. Die in Hausmann’s Flora nach Pollini und Manganotti auf- 
gelührten Standorte: „Gebirge um Trient und um Baldo* sind mit 
einem ! — (Zeichen, dass sie nicht auf Autopsie beruhen) — be- 
zeichnet. Auch Facchini (Zeitschr. d. Ferdin. 1856, S. 67) beschränkt 
sich auf die allgemeine Angabe „in montanis Tiroliae australioris e. 
gr. in monte Baldo“ und Ambrosi (Bot. Woch. Bl. 1853, $S. 267) 
führt nebst dem M. Baldo nur noch S. Vito ober Primolano als Stand- 
orte an. Ohne diese Angaben im mindesten zu bezweifeln, und ohne 
sich an dem Umstande zu stossen, ob vielleicht die bezüglichen 
Standorte um Baldo und bei Primolano schon jenseits der tirolischen 
Grenzpfähle liegen, so lassen diese Andeutungen doch schon entnehmen, 
dass wir es mit keiner im Gebiete häufig vertretenen Pflanze zu thun 
haben. In der That war ich auch nie so glücklich, sie selbst zu 
finden, und es sind mir aus dem Gebiete nur die Exemplare aus dem 
Loss’schen Herbar zu Gesicht gekommen. Nach der Ettiquette stammen 
sie aus Algone (einem Gebirgsthal in Judicarien, nordwestlich von 
Stenico) und kommen in feucl hten Gebüschen, auf Kalk, Mitte April 
in Gesellschaft von Daphne Mezereum und Leucojum "vernum vor. 
Alle sind ohne Wurzelblatt, ebenso häufig 1-, als 2blüthig, die Blüthen 
5-, nur ausnahmsweise 6blättrig, die Blüthenstiele ziemlich kahl, 
häufiger aber dicht und fein abstehend rauhhaarig. Von einfachen, 
paarigen Deckblättern an der Basis des zweiten Blüthenstieles, wie 
ich solche in der Innsbrucker Gegend zu beobachten Gelegenheit 
hatte, finden sich hier nur selten Rudimente. 


Trient, den 2. Februar 1874. 


— te 


114 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
LXIX: 


1282. Euphrasia Rostkoviana Hayne Arzeneigew 9, t. 7. (1823). 
— Auf Wiesen und grasigen Plätzen. Im Bereiche des mittelungar. 
Berglandes und im Tieflande selten und nur auf feuchtem Wiesen- 
gelände bei Muszla und Csenke, auf den Sumpfwiesen entlang dem 
Rakosbache bei Pest, bei Monor und Pilis und in den Ecseder Süm- 
pfen. Sehr verbreitet dagegen im Bihariagebirge bei Grosswardein 
und Belenyes, Fenatia, Rezbänya und Petrosa, im Valea Isbucu und 
unterhalb der Pietra Batrina, auf der Bratcoea und Dinesa bei Mo- 
nesa, auf dem Plesiu (hier massenhaft auf den Wiesen des höchsten 
Kammes), auf der Chieiora und auf dem terliären Hügellande im 
Thale der weissen Körös zwischen Halmadiu und Plescutia. — Sienit, 
Porphyrit, Schiefer, Sandstein, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lelim- 
und Sandboden. 95—1420 Meter. — (Als Syn. sind hieherzuziehen: 
E. officinalis Reuter Cat. Genev. 168, Boreau FI. centr. 492 und 
vieler anderer Autoren; E. officinalis v. pratensis Fries Nov. II, 196. 
— Linne hat und mehrere andere Arten der Gatlung Euphra- 
= unter seiner E. officinalis begriffen. Wollte man den Namen 
„E. offieinalis“ für eine dieser Arten beibehalten, so wäre am ehe- 
sten die folgende Art zu wählen. [Vergl. hierüber Hayne Arzneig. 9 
und Marsson Flora von Neu- -Vorpommern 336]. — Mir scheint es 
aber in diesem Falle das zweckmässigste, von Linne’s Nomenklatur 
ganz Umgang zu nehmen und die einzelnen Arten mit den Namen 
jener Autoren aufzuführen, von welchen sie zuerst unterschieden und 
deutlich charakterisirt worden sind.) 

1283. Euphrasia strieta Host. Flora austr. I, 185. — Auf 
trockenen Wiesen und grasigen Plätzen. Im mittelungar. Berglande 
auf dem Köhat bei Szilvas im Borsoder Comitate; auf dem Kutyahegy 
bei Erlau; bei Paräd und zwischen dem Nagy Gälya und Martalocz 
bei Solymos in der Matra; in der Pilisgruppe bei Pomäsz, auf dem 
Schwabenberge und im Wolfsthale bei Ofen; in der Stuhlweissen- 
burger Niederung bei Szt. Ivany; auf der Kecskem. Landhöhe bei 
Pest, Soroksar und P. Sallosär. Im Bihariagebirge auf der Margine bei 
Rezbänya, im Thale bei Fenatia, auf den Sienitfelsen bei Petrosa und 
zwischen Vasköh und Colesci. — Trachyt, Schiefer, diluv. Sand, sel- 
ten auf Kalksubstrat. Bei Szt. Ivany in der Stuhlweissenburger Nie- 
derung auch auf salzauswilterndem Boden und daselbst in auffallend 
üppigen, bis zu 30 Ctm. hohen Exemplaren, während die an dem 
höchstgelegenen im Gebiete beobachteten Standorte, d. i. auf den 
Glimmerschi ıieferfelsen der Margine im Rezbänyaer Zuge gesammelten 
Exemplare nur die Höhe ven 4 Cim. erreichen. 95-1420 Meter. — 


115 


(Als Syn. ist hieherzusetzen E. nemorosa und E. offieinalis var. ne- 
morosa der meisten Autoren, zumal der österreichischen Autoren: 
Maly, Neilreich, Heuffel, Hausmann etc. Ich habe aber den 
Namen E. strieta Host vorgezogen, weil es keinerlei Zweifel unter- 
liegen kann, dass Host mit diesem Namen wirklich die im Gebiete 
so sehr verbreitete hier aufgezählte Art gemeint hat, während diess 
von E. nemorosa [Pers. var.] durchaus nicht ausgemacht ist. Die 
Abbildung Bulliardi's, welche Persoon zu seiner E. officinalis ß. 
nemorosa zitirt, stellt nämlich nicht die von den österreichischen 
Autoren für E. nemorosa genommene Pflanze dar, und zudem ist die 
Euphrasia, welche ich aus dem westlichen Deutschland unter dem 
Namen „E. nemorosa Pers.“ erhalten habe, eine von E. stricta Host 
verschiedene Pflanze.) 

1254. Euphrasia speciosa Kern. in Nov. plant. spec. dec. IV. 
— An grasigen Plätzen. Im mittelungar. Berglande auf dem Agärdi 
bei Erlau von Vrabelyi und auf den Ofener Bergen von mir ge- 
sammelt. — Kalk. 100—400 Meter. — (Unterscheidet sich von E. 
Rostkoviana Hayne durch die in kurze starre Spitzen ausgezogenen 
Zähne der oberen Blätter, die steifen, mit sehr kurzen, gekrümmten 
und anliegenden Härchen bekleideten Stengel, den Mangel der Drüsen- 
haare an den Kelchen, Stengeln und Deckblättern und durch die 
starren grob- und spitz gesägten etwas glänzenden mit sehr kurzen 
Papillen bestreuten und dadurch schärflichen Blätter; von E. strieta 
Host durch die erst von der Mittelhöhe an mit Blüthen besetzten 
Stengel und Aeste, den Mangel der Granenspitzen an den Blättern 
und die doppelt grösseren Blüthen mit stark verlängertem, über die 
Oberlippe um 3”" hinausragenden Mittellappen der rein weissen Un- 
terlippe. — Diese durch ihre grossen Blüthen sehr auffallende Eu- 
phrasia findet sich häufig im österr.-ungar. Küstenlande in der Um- 
gebung von Görz und Fiume und scheint im mittelungar. Bergl. die 
Nordgrenze ihres Verbreitungsbezirkes zu finden.) 

1285. Euphrasia salisburgensis Funk. — Auf den Terrassen 
schattig-feuchter Bergabstürze im Bihariagebirge. Auf dem Batrina- 
plateau sehr verbreitet, namentlich auf der Pietra Batrina, Varasoda, 
Pietra Boghi, Pietra Galbina, im Kessel Ponora und auf der Pietra 
pulsului, an deren Wänden sie gesellig mit Melampyrum subalpinum 
wachsend ihre untere Grenze findet; in der. Vulcangruppe auf dem 
Felsen am Kamme des Suprapietra poienile bei Vidra. Im Gebiete nur 
auf Kalk beobachtet. 520—1570 Meter. 

1286. Euphrasia Odontites L. — An sumpfigen begrasten Stel- 
len. Bei Pomäsz im mittelung. Bergl. und bei Ujfalü auf der Csepel- 
insel. — Diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95—230 Met. — 
(Als Syn. sind hieherzuziehen: Odontites rubra Pers. Syn. II, 150; 
Euphrasia verna Balb. App. Fl. ped. 33; Odontites verna Reichb. 
Exec. 359; Bartsia verna Reichb. fil. Icon. XX, pag. 57, t. 107, 
Fig. H, 11. — In dem hier behandelten Gebiete, sowie überhaupt im 
mittleren und südlichen Europa weit seltener als E. serotina Lamk., 
welche sehr häufig für E. Odontites L. genommen wird. — Durch 


116 


die in den meisten floristischen Werken angegebenen, von dem Zu- 
schnitte der Blätter und der relativen Länge der Deckblätter ent- 
nommenen Unterscheidungsmerkmale werden E. Odontites L. und 
E. serotina Lamk. zwar im Ganzen richtig charakterisirt, aber es 
lässt sich doch nicht läugnen, dass auch zahlreiche Individuen vor- 
kommen, an welchen diese Merkmale nicht deutlich genug zur An- 
sicht kommen. Mit Recht hebt Visiani in Fl. dalm. II, 175 hervor, 
dass z. B. die Deckblätter der untersten Blüthen auch an E. serotina 
Lamk. nicht selten die Blüthen überragen, welches Merkmal be- 
kanntlich von den meisten Floristen für E. Odontites in Anspruch 
genommen wird. — Sehr beständig dagegen unterscheiden sich nach 
meinen Beobachtungen beide Arten durch die Form des Kelches. Der 
Kelch der E. Odontites L. ist bei einer Breite von 2—2 5" 6— 7” 
lang, röhrig, die Kelchzähne sind so lang als die Kelchröhre, lanzeit- 
lich, schmal, 2—3mal so lang als breit, gerade vorgestreckt; der ganze 
Kelch, obschon behaart, doch grün; die länglich-elliptische Kapsel ist so 
lang als der Kelch. — Der Kelch der E. serotina Lamk. dagegen ist bei 
einer Breite von 3”" nur 5®® Jang, glockig; die Kelchzähne etwas 
kürzer als die Kelchröhre, dreieckig, wenig länger als breit, am Schlusse 
der Anthese von der elliptischen Kapsel etwas abstehend, der ganze 
Kelch von anliegenden weissen kurzen Härchen grau. — Auch Rchb. 
fil. hebt a. a. O. diese sehr beständigen Merkmale zur Unterscheidung 
der E. Odontites L. [Bartsia verna Reichb. fil.] und E. serotina 
Lamk. [Bartsia Odontites Rehb. fil. 1. e. t. 106, Fig. I, 5] hervor. 
Wenn er aber die erstere Art auf Savoyen beschränkt glaubt, so 
ist er darin im Irrthum. Es ist vielmehr gerade diese Pflanze in den 
nördlichen Geländen Europas die vorherrschende, und in Skandina- 
vien wächst von beiden nur E. Odontites L. [B. verna Rchb. fil.], 
während im südlichen Europa E. serotina Lamk. sehr verbreitet ist 
nnd E. Odontites L. schon in Dalmatien fehlt. Die von Reichb. fil. 
bei B. verna zilirte, bei Chambery gesammelte und von Huguenin 
ausgegebene E. Odontites L., welche mir von dort in zahlreichen 
Exemplaren vorliegt, stimmt übrigens mit der skandinavischen E. 
Odontites vollständig überein, und Chambery und Turin dürften zu 
den südlichsten sicher konstatirten Standorten dieser Pflanze in Europa 
gehören.) 

1257. Euphrasia serotina Lamk. — Auf Sihson und an gra- 
sigen Plätzen an Ufern, in feuchten Gräben, an Schuttstellen in der 
Nähe bewohnter Orte. Im mittelungar. Berglande in der Matra zwi- 
schen dem Martalocz und Nagy Gälya bei Solymos; bei Dorogh nächst 
Gran; bei P. Csaba, Sci. Andrae, Ofen, Ercsi; auf der Csepelinsel bei 
Ujfalü; bei Pest; im Bihariageb. bei dem Bischofsbad und Felixbad 
nächst Grosswardein, zwischen Belenyes und Petrani, bei Sedescelu 


und Poiena. — Trachyt, tert. diluv. und alluv. Sand- und sandiger 
Lehmboden. 95—490 Meter. 
1288. Euphrasia lutea L. — An grasigen trockenen Plätzen 


sonniger Bergabhärge und Sandhügel. Im mittelungar. Berglande 
auf dem Visegrader Schlossberge und auf dem Adlersberge und Spiss- 


117 


berge bei Ofen, bei Csenke in der Nähe der Granmündung: bei 
Szt. Iväny in der Stuhlweissenburger Niederung; auf der Kecske- 
meter Landhöhe auf den Sandhügeln in dem Waldreviere zwischen 
Monor und Pilis und in grosser Menge auf den mit Stipa bestockten 
Hügeln auf der Puszta Peszer bei Also Dabas. Auf der Debrecziner 
Landhöhe bei Karäsz. Im Bihariagebirge in der Hegyesgruppe auf 
den Trachyttuffbänken bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Do- 
lomit, diluv. Sand. Bei Szt. Ivany auch auf salzauswitterndem Sand- 
boden und zwar daselbst in ungemein üppigen, bis zu 50 Centimeter 
hohen, verhältnissmässig breitblättrigen Individuen. 95—250 Meter. 


—— mess ——— 


Einige im Jahre 1873 gefundene Standorte der Flora 
Nied.-Oesterreichs, 
Von Dr. E. von Haläcsy. 


Apera interrupta Pal. de Beauv. Auf Wiesen am Neusiedler See bei 
Goyss. 

Alsine fasciculata M. u. K. Auf sonnigen Hügeln bei Bruck an der 
Leitha. 

Himantoglossum hircinum Spreng. Auf Wiesen im Spittelwalde bei 
Bruck an der Leitha. 

Anacamptis pyramidalis Rich. Mit vorigem. 

Loranthus europaeus Jacq. Im Dornbacher Parke in der Richtung 
gegen das Holländerdörfl. 

Silene dichotoma Ehrh. Von Vuezl im Jahre 1861 vor dem Bahnhofe 
Götzendorf der Brucker Bahn gesammelt, fand ich entlang des 
ganzen Bahndammes von Grammat-Neusiedel bis Götzendorf in 
vielen Exemplaren. 

Reseda Phyteuma L. An felsigen Orten bei dem Richardhof nächst 
Gumpoldskirchen. 

Draba nemoralis Ehrh. Neu für Niederösterreich. Von Berroyer ge- 
funden, fand ich sie acht Tage später am selben Standorte, 
nämlich am Bahndamme zwischen Grammat-Neusiedel und Götzen- 
dorf an einer Stelle in grosser Menge. 

Juncus sphaerocarpus N. v. E. Auf feuchten Feldern bei Margarethen 
am Moos. 

Veronica anagalloides Guss. In Menge auf feuchten Feldern bei 
Gallbrunn, das Getreide verdrängend. 

Limodorum abortivum Sw. In Wäldern an der südöstlichen Abdachung 
des Hundskogels in der Brühl. 

Apium graveolens L. Im Strassengraben von Gallbrunn. Ein Host'scher 
Standort, der nicht bekannt sein dürfte, da Neilreich in seiner 
Flora von Niederösterreich „ehemals“ hinzusetzt. 

Vicia serratifolia Jacqg. Auf Grasplätzen im Gruberholzwalde bei 
Gallbrunn. Sehr spärlich. 


Oesterr. botan. Zeitschrift. 4, Heft 1874. 9 


118 


Spergularia marina Bess. Auf Weiden bei Gallbrunn. Sowohl die 
Varietät & heterosperma, als auch ß marginata Fenzl mit ein- 
ander vermischt. 

Allium rotundum L. Auf Feldern bei Gallbrunn. 


Wien, im Februar 1874. 


— 


Nachträge 
zur Flora des Illgebietes von Vorarlberg. 
Von Dr. Heinrich Kemp S. )J. 


(Fortsetzung.) 


Euphorbiaceae. 
Euphorbia helioscopia L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 


Cyparissias L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 
. Peplus L. Hie und da in der Rheinebene bei Tisis und Nofels. 


1 ar 


E. platyphyllos L. Ebenso. 1. ** 

E. strieta L. Häufig ebendort: Tisis, Tosters, Strasse nach Haag etc. 
1® us 

E. dulcis Jeq. Einmal bei Tisis. 1. ** 

E. verrucosa Lam. „Feldkirch“ (Stocker); konnte nicht aufgefunden 
werden. ? 

E. amygdaloides L. Häufig am Illufer zwischen Feldkirch und Nofels. 
1 Fr 

E 

E 

E 


. exigua L. Selten: Schellenberg bei Feldkirch. 1. ** 
Mercurialis perennis L. Häufig im unteren Gebiet: Margarethenkopf, 
Ardetzenberg, Tosters u. s. w. ı. ** 


Urticeae. 


Urtica dioica L. Gemein (U. urens scheint zu fehlen). 1. ** 

Humulus Lupulus L. Stellenweise durch die Niederungen: Kopf, To- 
sters etc. 1. * 

Ulmus campestris L. Ziemlich häufig in den Thälern und auf Ab- 
hängen: Illufer bei Feldkirch, Saminalhal, Silberthal, Montafon, 
Klosterthal. 1. 2. * 


Juglandeae. 
Juglans regia L. Am Kopf und Ardetzenberg wie anderes Waldge- 
hölz. 1. * 
Cupuliferae. 


Fagus sylvatica L. Häufig bis in die Alpen. 1. 2. ** 
Quercus sessiliflora Sm. Nicht häufig in den Niederungen. 1. 2. ** 


119 


O. pedunculata Ehrh. Etwas häufiger als Vorige. 1. 2. ** 
% 


Corylus Avellana L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 


Salicineae. 
Salix fragilis L. Selten: bei Göfis. 1. + 


. alba L. Häufig an der unteren Il und in der Rheinebene. 1. ** 

. amygdalina L. Häufig ebendort 

. purpurea L. Wie Vorige. 1. ** 

. incana Schrnk. Illufer unterhalb Feldkirch. 1. ** 

h cinerea L. Häufig in der Rheinebene bei Tisis und bei Frastanz. 
ı Pal 

A nigricans Fries. Ebenso durch das ganze Gebiet bis in die Alpen. 
1.40: 


. grandifolia Sering. In den Alpenthälern bis in die Alpen (6000°): 
Gampertonthal. 2. 3. ** 

. Caprea L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 

. arbuscula L. Gemein auf den mittleren und höheren Alpen. 2. 3. * 
. reticulata L. Hiufig ebendort. 2. 3. * 

. relusa L. Wie Vorige. 2. 3. * 

Populus tremula L. H.«ufig in den Niederungen. 1. ** 

P. nigra L. Stellenweise in der Rheinebene. 1. ** 


uUmnn nn on wmunmnunın 


Betulineae. 


Betula alba L. Häufig bis in die Alpen. 1. ** 
Alnus viridis L. Gemein von den Thälern bis in die höchsten Alpen. 
1.2.8.5” 


A. incana L. Gemein in den Niederungen. 1. 2. ** 


Coniferae. 


Taxus baccata L. Westabhang des Ardetzenberges u. s. w. nicht 
selten. 1.. ** 

Juniperus nana Willd. Häufig auf den höheren Alpen: Gamperton- 
thal, Rellsthal, Gargellen- und Garnerathal. 2. 3. ** 

J. communis L. Häufig durch die Niederungen: Ardetzenberg, Göfiser 
Wald, Schellenberg etc. 1. 2. ** 

J. Sabina L. „Scesa plana“ (Roesch in Alpina); konnte dort nicht 
aufgefunden werden. ? 

Pinus sylvestris L. Häufig bis an die untern Alpen. 1. ** 

P. Mughus Scop. 8. Pumilio. Gemein auf den Kalkalpen, sparsamer, 
aber noch immer häufig auf den Urschiefern: Valala-Alp, Cres- 
perspitz, Klosterthal im Montafon. 2. 3. ** 

P. Larix L. Hin und wieder auf den Abhängen. 1. 2, ** 

P. Abies L. Häufig bis in die Alpen. 1. 2. 3. ** 

P. Picea L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. 3. ** 


Alismaceae. 
Alisma ‚Plantago L. Häufig in der Rheinebene: Tisis, Tosters, Bengs. 
1, 


9%* 


120 


Juncagineae. 


Triglochin palustre L. Häufig bis in die Alpen: Galgenwiese, Illthal, 
Maria-Ebene, Welser Thal etc. 1. 2. 


Potameae. 


Potamogeton natans L. In den Gräben der Rheinebene. 1. ** 

P. lucens L. Ebendort. 1. ** 

P. crispus L.. Wie Vorige. 1: ** 

P. pusillus L. Am Illufer oberhalb Feldkirch. 1. ** 

P. densus L. Gemein in allen Lachen und in Wasserbehältern als 


var. genuinus, lancifolius und angustifolius. 1. ** 


Lemnaceae. 
Lemna minor L. Gemein durch die Niederungen. 1. ** 


Typhaceae. 


Typha latifolia L. Frastanzer Au und Rheinbene, nicht selten. i. * 

T. minima L. Im Illsande ober- und unterhalb Feldkirch. 1. * 

Sparganium ramosum Huds. Häufig in den sumpfigen Niederungen: 
Satteins, Tisis. 1. ** 

S. simplex Huds. Galgenwiese, Rheinthal. 

S. natans L. Hin und wieder im Rheinthal; in der angrenzenden 
Schweiz bis zu einer Höhe von 6500 Fuss. 1. 2. ** 


1ER 


Aroideae. 


Arum maculatum L. Häufig in den Niederungen. 1. * 
Acorus Calamus L. Scheint seit dem Ablassen des Rankweiler Sees 
für das Illgebiet verloren. 


Orchideae. 

Orchis militaris L. Häufig im untern Illthal, stellenweise gemein. 1. * 

O. ustulata L. lWlufer unterhalb Feldkirch, Frastanzer Au, Schellen- 
berg, Gallina-Alp, Vaduz, Triefener Berg etc. 1. 2. ** 

O. globosa L. Abhang des Steinwaldes über dem Lefiser Bad, Wald- 
rand des Aelple über Fällegatter. 1. 2. * 

O0. Morio L. Sehr häufig im Illthal oberhalb Feldkirch und am Schel- 
lenberg. 1. ** 

O. pallens L. Zerstreut und vereinzelt: Amerlügen, Saminathal. 1. * 

O. mascula L. Fast gemein in den Niederungen. 1. 2. * 

O. maculata L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. * 

O. latifolia L. Gemein im untern Gebiet. 1. ** 

O. incarnata L. Nicht selten mit voriger. 1. ** 

O0. Traunsteineri Saut. Unter vorigen hin und wieder. Doch ist die 
Unterscheidung der heiden letzteren unter einander und von O. 
latifolia ohne, „Vergleichung mit typischen Exemplaren äusserst 
schwierig. 1. 

Gymnadenia conopsea R. Br. Häufig in den Niederungen, selten auf 
den untern Alpen: Maria-Ebene, Gampertonthal etc. 1. 2. ** 


121 


G. odoratissima. Rich. Häufig vom Thal bis in die Alpen. 1. 2. 3. * 

G. albida Rich. Auf den höheren Alpen häufig: oberes Saminathal, 
Gallina-Alp etc. 2. 3. * 

Coeloglossum viride Hartm. Gemein auf allen Alpen. 2. 3. * 

Platanthera bifolia Rich. Sehr häufig in den Niederungen. 1. 2. 

P. chlorantha Cust. Selten: Zwischen Frastanz und Amerlügen. 1. 

Nigritella angustifolia Rich. Haufig auf den miltleren und höheren 
Alpen des ganzen Gebietes: Rovia-Berg, Gallina-Alp, Gamperton- 
hal etc. 2.3. ı* 

Ophrys muscifera Huds. Zerstreut: Im Sande des rechten Illufers 
unterhalb Feldkirch, Amerlügen, zwischen Rankweil und Ueber- 
sechsen. 4. ** 

O. Arachnites Reich. Am rechten Illufer unterhalb Feldkirch. 1. ** 

Chamaeorchis alpina Rich. „Lüneregg, Schweizerthor* (Rehst.), findet 
sich auch auf dem Schafberge bei Bludenz. 2. 3. * 

Herminium Monorchis R. Br. Frastanzer Au. Illufer zwischen Feld- 
kirch und Nofels, Schellenberg. 1. * 

Cephalanthera ensifolia Rich. Amerlügen am Eingang in’s Samina- 
thal, Illufer unterhalb Feldkirch, Rankweil. 1. * 

C. rubra Rich. Ilufer gegen Nofels, Abhang des Steinwaldes über 
dem Lefiser Bad, Göfiser Wald. 1. * 

Epipactis latifolia All. Häufig in den Wäldern der Niederungen, 
Steinwald. 1. ** 

E. rubiginosa Gaud. Häufiger als vorige bis in die Alpen. 1. 2. * 

E. palustris Crntz. Gemein auf den Sumpfwiesen des Ill- und Rhein- 
thales. 1. * 

Listera ovata R. Br. Häufig bis hoch in die Alpenthäler, Illufer bei 
Feldkirch, Samina- und Gampertonthal ete. 1. 2. ** 

Neottia nidus avis L. In den Wäldern bei Feldkirch häufig. 1. ** 

Goodyera repens R. Br. Häufig im lllthal bei Feldkirch. 1. ** 

Spiranthes autumnalis Rich. Am Illufer unterhalb Feldkirch und No- 
fels 1. = 

Cypripedium Calceolus L. Abhang des Aelple gegen Feldkirch, der 
Drei Schwestern gegen das Saminathal. 1. 2. ** 


“ 
027 


Jrideae. 


Crocus vernus L. Bei Fällegatter massenhaft, Drei Schwestern (hier 
blühte es in einer Höhe von 5000 Fuss am 6. Juni). 1. 2. ** 

Gladiolus palustris Gaud. Letze und Maria-Grün bei Feldkirch; bei 
Zalz. 1. * 

Iris Pseudacorus L. Häufig in den Sümpfen des Rheinthales. 1. ** 

I. sibirica L. Häufig bei Frastanz und in der Rheinebene bei Tisis 
und unterhalb Nofels. 1. ** 


Amaryllideae. 


Leucoium vernum L. Gemein im untern Gebiet. 1. ** 


122 


Asparageae. 


Streptopus amplezifolius DC. Abhang der Schindlerspitz am Arl- 
berg. 2% are 

Paris quadrifolia L. Häufig im untern Gebiet: Kopf, Amerlügen etc. 
4 RR 

Convallaria verticillata L. Amerlügen, Roviaberg, Gampertorthal, Mon- 
talon. nt. 25% 

©. Polygonatum L. Häufig bis in die untern Alpen. 1. * 

C. multiflora L. Sehr haufig in den Niederungen. 4. * 

©. majalis L. Häufig bis in die untern Alpenthäler. 1. 2. ** 

Majanthemum bifolium DC. Häufig in den Niederungen: Steinwald, 
Ardetzenberg, Schellenberg etc. 1. ** 


Dioscoreae. 

Tamus communis L. „Feldkirch“ (Stocker), „zwischen Düns und 
Satteins* (Bruhin); findet sich auch am Schellenberg bei To- 
sters. 1. * 

Liliaceae. 


Lilium Martagon L. Häufig im ganzen Gebiet: Ardetzenberg, Kopf 
Saminathal, Gampertonthal etc. 1. 2. * 

Lloydia serotina Salisb. Nicht selten auf dem Rücken der höheren 
Kämme: Jochübergang zwischen Samina- und Gaıinpertonthal, 
Salerul in letzterem etc. 3. 

Anthericum ramosum L. H.ufig vom Thal bis in die Alpen. 1. 2. ** 

Gagea lutea Schult. F.llegatter, Illufer zwischen Frastanz und Feld- 
kirch, Margarethenkopf. 1. ** 

Allium Victorialis L. Uebersechsen, Gampertonthal, Arlberg über 
Stuben. 2. 3. * 

A. ursinum L. An den schattigsten Stellen des Randes vom Rhein- 
thale, Margarethenkopf, Tosters. 1. ** 

A. suaveolens Jeq. Häufig auf der Tisiser Au bei Feldkirch. 1. + 

A. sphaerocephalum L. Auf den Aeckern der Letze nicht häufig. 1. + 

A. Schoenoprasum L. Saminathal. 2. 3. * 

Muscari racemosum Mill. Dicht an der ‚Grenze des Gebietes auf einer 
Wiese über St. Viktorsberg. 1. 


Colchicaceae. 
Colchicum autumnale L. Gemein bis in die untern Alpen. 1. 2. ** 
Veratrum album L. Häufig auf den höheren und mittleren Alpen bis 
fast ins Thal herab. 1. 2. 3. * 
Tofieldia calyculata Whlbg. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. 3. * 


Juncaceae. 


Juncus Jacquini L. Fermontthal. 2. 3. ? 
J. conglomeratus L. Stellenweise in der Rheinebene. 1. ** 
J. effusus L. Häufig im unteren lllthal und in der Rheinebene. 1. 


J. glaucus L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 


* 


J. arcticus Willd. Garnerajoch des Rhätikon im Montafon. 3. + 

J. castaneus Sw. Oberes Saminathal gegen den Nafkopf. 2. 7 

J. trifidus L. Garnerajoch des Rhätikon. 3. * 

J. Hostii Tausch. Mit der Vorigen; wohl nur eine Abart derselben. 
a ” 

J. obtusifolius Ehrh. Häufig vom Thal bis in die mittleren Alpen: 
Rheinebene bei Nofels, Letze, Maria-Ebene, Saminathal etc. 
ih Pi er 

J. sylvaticus Rich. Häufig durch die Niederungen. 1. * 

J. lamprocarpus Ehrh. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. * 

J. compressus Jacq. Häufig in der Rheinebene, z. B. bei Tisis. 
1r er 

J. bufonius L. Wie Vorige. 1. ** 

Luzula pilosa Willd. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 

L. maxima DC. Häufig bis in die Alpen. 1. 2. ** 

L. spadicea DC. Häufig auf den höheren Alpen: oberes Gamperlon- 
thal, Arlberg etc. 2. 3. * 

L. albida DC. Gemein bis in die unteren Alpen. 1. 2. ** 

L. campestris DC. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

L. multiflora Lej. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. 3. ** 


Cyperaceae. 


Cyperus flavescens L. Selten: Tisiser Au, Strasse nach Vaduz. 1. ** 
Schoenus nigricans L. Gemein in den Sümpfen der Niederungen. 1. ** 
S. ferrugineus L. Mit der Vorigen. 1. ** 

Rhynchospora alba Vahl. In den Torfmooren der Rheinebene und 
gem, Sumpfwiesen zwischen Feldkirch, Göfis und Rankweil häufig. 

Hi. net R. et, Sch. Tisiser‘ Au. "1. ** 

Heleocharis palustris R. Br. Gemein in den feuchten Niederungen. 
A 

H. uniglumis Link. Ebendort häufig. 1. 

Scirpus caespitosus L. In der REG zwischen Feldkirch und 
Bendern. Stellenweise auch auf feuchten Alpenwiesen: Fermont- 
thal, Arlberg. .1..2: 3. * 

S. sylvaticus L. Gemein in den feuchten Niederungen. 1. 

Eriophorum alpinum L. Haufig in der Rheinebene bei Tisis. ee 

E. vaginatum L. An sumpfigen Stellen zwischen Feldkirch und Rank- 
weil, und stellenweise auf höheren Alpen. 1. 2. 3. ** 

E. Scheuchzeri Hoppe. Häufig in Schneelachen und auf Moorgründen 
der höheren Alpen: Garnerajoch, Fermontthal, Arlberg. 2. 3. * 
zafobum Hoppe. Gemein in den Sümpfen der Niederungen. 
8 

E. Se: Roth. Minder häufig mit der Vorigen. 1. 2. 

Carex dioica L. Häufig bis in die Alpen: Galgenwiese bei heldkirch, 
Gampertonthal. 1.2. 

C. Davalliana Smith. Fast gemein in den sumpfigen Niederungen. 
4; Kr 


124 


C. 
C. 


NAME 


eo) 


_ 


. sylvatica Huds. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. 
. Pseudo-Cyperus L. Zerstreut, Tisiser Au. 1. ** 
. ampullacea Good. Häufig in der Rheinebene. 1. 
. vesicaria L. Häufig in der Rheinebene. 1. 
. paludosa Good. Gemein im untern Gebiet. 1. ** 
. hirta L Wie Vorige. 4. ** 


Senne aman, nor asnsansan Selsasaae 


pulicaris L. Nicht häufig: Galgenwiese bei Feldkirch, Moorgründe 
des Rheinthales. 1. ** 

vulpina L. Häufig bis in die höchsten Alpen (Fermontthal, Arl- 
bers).31.°2. 3. "* 


. muricata L. Gemein bis in die Alpen; bei Tisis als var. divulsa. 


1:0230H 


. teretiuscula Good. Selten: Frastanzer Ried. 1. ** 
. paniculata L. Häufig bis in die Alpen. 1. 2. ** 
. remota L. Stellenweise zwischen Feldkirch und Frastranz und in 


der Rheinebene. 1. ** 


. stellulata L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 
. leporina L. Zerstreut: Frastanzer Au. 1. * 
. mucronata All. Drei Schwestern etc. 2. 3. * 


stricla L. Gemein in den Sümpfen der Niederungen. 1. ** 
vulgaris L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. 3. * 

acuta L. Häufig in den Niederungen. 1. ** 

nigra L. Häufig im oberen Gampertonthal und am Arlberg. 2. 3. + 


. atrata L. Ebendort seltener. 2. 3, * 
. pilulifera L. Steinwald bei Feldkirch. 1. * 
. tomentosa L. Selten: Frastanzer Au: Feldkirch in einem Steinbruch 


der Felsenau. 1. ** 


. monlana L. Fast gemein bis in die unteren Alpen. 1.2. ** 
. praecox Jacq. Gemein durch die Niederungen bis in die Alpen. 


Na ia 


. digitata L. Sehr häufig bis in die Alpenthäler. 1.2. ** 
. ornithopoda Willd. Wie Vorige. 1.2. ** 
. alba Scop. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 


pilosa Scop. Selten. Steinwald über dem Lefiser Bad. 1. ** 

panicea L. Häufig bis in die unteren Alpen. 1. 2. ** 

glauca Scop. Gemein bis in die höchsten Alpen. 1.2.3. * 

mazxzima Scop. Im Walde zwischen Feldkirch und Rankweil, Sa- 
minathal. 1. ** 


. pallescens L. Häufig in den Niederungen, stellenweise gemein. 


sempervirens Vill. Häufig durch das ganze Gebiet, von den Alpen 
bis tief in die Thäler herab. 1. 2.3. ** 
firma Host. Wie Vorige, bis in’s Rheinthal. 1. 2. 3. ** 


. ferruginea Scop. Ebenso, doch in den Thälern seltener. 1. 2. 3. ** 


flava L. Häufig in den Niederungen. 1. ** 


. Oederi Elırh. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 


Hornschuchiana Hoppe. Häufig im untern Gebiet. 1.** 


distans L. Frastanzer Au hinter der Felsenau 1. ** 
Dir 


er 
Fr 


Gramineae. 


Panicum sanguinale L. Häufig im untern Gebiet. 1. ** 

P. Crusgalli L. Zerstreut ebendort: Feldkirch zwischen den Wein- 
bergen. 1. ** 

Setaria viridis Beauv. Gemein in den Niederungen. 1. 

S. glauca Beauv. Ebendort häufig: Letze, Frastanz, Göfis ete. 1. 

Phalaris arundinacea L. Häufig an den Ufern des Rheins und der 
DR 1,98 

Anthoxanthum odoratum L. Gemein bis in die Alpen. 1.2.3. ** 

Phleum pratense L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

P. alpinum L. Gemein auf allen Alpen. 2. 3. * 


Agrostis stolonifera L. Stellenweise bis in die Alpen: Arlberg, Drei 
Schwestern; hier als var. prorepens. 1. 2.3. ** 

A. vulgaris Wieth. Häufig bis in die Alpen. 1. 2. 3. ** 

A. canina L. Maria-Ebene bei Feldkirch. 1. ** 

A. alpina Scop. Oberes Saminathal, Schlapinajoch im Gargellenthal. 
ae 9 

A. rupestris All. Am Abhange der Schindlerspitze des Arlberg. 2. 3. * 

Calamagrostis littorea DC. Am Ufer des Rheins und der ll. 1. ** 

C. Epigeios Roth. Ebendort. 1. ** 

C. montana Host. Hin und wieder bis in die Alpen. 1.2. ** 

©. sylvatica DC. Drei Schwestern. 2. * 

Milium effusum L. Ziemlich häufig bei Feldkirch. 1. 

Lasiagrostis Calamagrostis Link. An den Felsen der Illschlucht und 
der Felsenau bei Feldkirch. 1. * 


Phragmites communis L. Gemein in den Niederungen des untern Ge- 
Hk H 
Dbietes, 1, 7 


Sesleria coerulea Ard. Sehr häufig bis in die Alpen. 1. 

Koeleria eristata Pers. Häufig bis in die Alpen. 1.2. * 

Aira caespitosa L. Gemein bis in die höchsten Alpen. 1. 2.3.* 

Holcus lanatus L. Gemein bis in die Alpen. 1.2. ** 

H. mollis L. Hin und wieder im Rhein- und unteren Nlthal. 1. 

Arrhenaterum elatius M. et K. Fast gemein in den Niederungen. 
Me 

Avena pubescens L. Häufig bis in die Alpen. 1.2. * 

A. versicolor Vill. Hoch Gerach, oberes Saminathal, Gampertonthal, 

2 gArlberg: ’2.,3:.* 

A. flavescens L. Gemein bis in die Alpen. 1.2.3. * 

Triodia decumbens Beauv. Feldkirch am Ostrande der Galgenwiese. 
ir x. 

Melica eiliata L. Häufig im untern Gebiet. 1. * 

M. nutans L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

Brisa media L. Wie Vorige. 1. ** 

Poa annua L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 

14 : L. Gemein auf allen Alpen; var.: genuina, vivipara, ba- 
iensis. 2. 3." 


er 


abe 


P 
ar 


ee 


m. 


ara 


126 
P. nemoralis L. Häufig bis die Alpen; var. glauca am Margarethen- 
Kopf... 1.72% 


(Sehluss folgt.) 





EesSsoOe > — 


Literaturberichte. 


Die Pilze Nord-Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung 
Schlesiens. Beschrieben von Otto Weberbauer. Heft 41. Mit 6 nach der 
Natur gezeichneten und kolorirten Tafeln. Breslau 1873. Querfolio. II und 
10 pag., 6 Taf. 

Es ist kein Werk vorhanden, welches Abbildungen der grösseren 
Pilzformen Schlesiens enthielte; daher ist das Unternehmen Weberbauer’s 
als ein zeitgemässes zu bezeichnen. Die Tafeln des vorliegenden ersten 
Heftes sind simmtlich vollkommen korrekt gezeichnet und naturgetreu 
kolorirt, die Habitusfiguren werden durch Abbildungen von Schläuchen 
und Sporen vervollständigt. Die Ausführung im Farbendrucke (von 
Eduard Kornatzki) lässt nichts zu wünschen übrig. Der erklärende 
Text enthält genaue Beschreibungen der abgebildeten Arten mit An- 
gabe der einzelnen Masse (auch bei den Sporen und Schläuchen, von 
denen die Breite angeführt wird); ferner werden zitirt die wichligeren 
mykologischen Werke, die Synonyme und die Normal-Sammlungen 
getrockneter Pilze. Hierauf folgen Angaben über das Vorkommen 
jeder Art in Schlesien und, wo nöthig, auch Bemerkungen über Ge- 
niessbarkeit oder Schädlichkeit. Die im ersten Hefte behandelten 26 
Arten gehören sämmtlich den Discomyceten an, was den Mykologen 
sehr erwünscht ist, denn aus dieser Pilzklasse, namentlich aus der 
Reihe der Pezizeen sind gute Abbildungen verhältnissmässig seltener. 
Dem en'sprechend gehören beinahe zwei Drittel der Arten des ersten 
Heftes (17) der Gattung Peziza an und drei davon sind neu, nämlich 
P. dolosa (p. 6, T. Ill, F. 6), P. rufo-fusca (@p. 7, T. II, F. 4) und 
P. Corium @. 7, T. UI, F. 7). Die übrigen abgebildeten und be- 
schriebenen Pilze vertheilen sich auf die Gattungen Verpa (I! Spezies), 
Helvella (ö Arten) und Morchella (3 Spezies). Wie aus dem Ober- 
wähnten ersichtlich ist, entspricht das vorliegende erste Heft der Pilze 
Nord-Deutschlands allen Anforderungen, welche man an eine gute 
Pilz-Iconographie zu stellen berechtigt ist. Wir wünschen daher, dass 
Weberbauer’s Werk entsprechend in der Publikation fortschreite und 
empfehlen es bestens der Aufmerksamkeit aller Mykologen. ib 

H!’WAR. 


„Uryptogamen-Flora, enthaltend die Abbildung und Beschreibung der vor- 
züglichsten Cryptogamen Deutschlands. 4. Theil: Flechten. Mit 520 Ab- 
bildungen auf 12 lithogr. Tafeln. Herausgegeben von Otto Müller und G. 
Pabst. Gera, C. B. Griesbach’s Verlag 1874.* gr. 4°, cart. 28 S. u. 12 Taf. 
(2 Thlr. 20 Gr) 

Das neue Jahr, welches auf dem Gebiete der Cryplogamen- 
literatur anscheinend ein fruchtbares zu werden verspricht, brachte 
auch obiges Werk. Von den Verf. zwar nur als eine Vorschule 
betrachtet und sich anlehnend an die ausführlicheren Werke von 


Rabenhorst und Körber wird dieses Buch auch dem Flechtenkenner 
gute Dienste leisten, indem es, unterstützt durch vorzügliche, sehr 
sauber ausgeführte Abbildungen, schnell auf die Gruppe, Gattung und 
selbst Art leitet. Gerade durch diese Abbildungen, auf welche auch 
die Verf. den Schwerpunkt gelegt haben und denen zum grösslen 
Theile die der Sporen in vergrössertem Massstabe beigefügt sind, ist 
das Werk besonders empfehlenswerth geworden, zumal wir an guten, 
brauchbaren Flechten-Abbildungen keinen Ueberfluss haben. Die No- 
menclalur ist nach dem neuesten Standpunkte, die Ausstallung wie 
die Korrektheit des Textes lusst kaum einen Wunsch übrig. Möchten 
die Verf. auch den folgenden Abtheilungen eine gleiche Sorgfalt zu- 
wenden! A. H. 


Correspondenz. 


St. Gothärd in Siebenbürgen, am 10. März 1874. 

Auf die Nachricht, dass Janthe lingulifolia Griseb. in meiner 
hiesigen Behausung blüht, eilte ich daher, um die Blüthenfarbe, von 
der ich mir keinen rechten Begriff machen konnte, genau zu be- 
schreiben. Grisebach waren nur die Blüthen bekannt; ich habe ihm 
zuerst Früchte mitgetheilt, die ich 1872 am Bosphorus sammelte, und 
die reichliche Samen gaben, welche vor einem Jahre zahlreich auf- 
gingen. Von meinen Exemplaren jedoch zeigt noch keines Anlage 
zur Blüthe. Das hier blühende rührt von meinem Freunde, dem k. K. 
Hofgärtner Maly her. Diess Exemplar nun weicht von der Grisebach’- 
schen Beschreibung durch die lange Blüthenähre ab, die von der 
Basis des Stengels beginnt und nun in kürzester Zeit 1'/, Schuh er- 
reichte. Die Specimina, welche Griseb. am Originalstandort in Blüthe 
und ich in Frucht sahen, trugen an der Spitze des Stengels 11%, — 
2 Zell lange Blüthen- resp. Fruchtähren. — Die Form der Blumen- 
krone möchte ich mit jener einer Viola trieolor vergleichen; dabei 
ist die Grundfarbe schwärzlich- schmulzig-grüngelb, etwa olivengrün; 
das unterste Petalum ist tolal so gefärbt, die beiden seitlichen tragen 
halbmondförmige schwefelgelbe Flecken beiläufig in der Mitte; die 
beiden obersten Blumenblälter bis zur Mitte verwachsen, dann aus- 
einanderlahrend, durchlaufen bis 2/3 ihrer Länge 3 parallele schwach- 
wollige Purpurstreifen; unterhalb derselben unmittelbar ein eben sol- 
cher hufeisenfürmig aufwärtsgebogener Streifen, unter welchem die 
zwei steriien purpur- und weiss-langwolligen Filamente aufrecht 
stehen; gleich darunter die dem untersten Blumenblatt herab ange- 
schmiegten, an der inneren Seite antherentragenden weissen, wenig 
behaarten Filamente. Die Pflanze wurde mit schwacher Blattrosette 
in warmem, dunsligem Lokal gehalten. Diess mag das rasche Einpor- 
schiessen bewirkt haben. — Hier ist es noch ganz winterlich. Fort- 
dauernde Kälte vom Dezember an —25 bis —27° R., seit Mitte Fe- 
— 15 bis —16° R. Janka. 


128 


Reichenberg, am 40. März 1874. 


Ich mache Ihnen die Mittheilung, dass der Verein der Natur- 
freunde in Reichenberg für den Monat August zum Gedächtniss seines 
25jährigen Bestandes eine Ausstellung beabsichtigt, welche Garten- 
produkte aller Art, sowie Geräthschaften zum Betrieb und zur Aus- 
schmückung für den Gartenbau zur Ansicht bringen soll, ja als 
Annex für unsere Gegend eine Landwirthschafts- und Forstwirth- 
schaftsausstellung in engeren Grenzen beigefügt werden soll. Ehren- 
diplome, silberne Medaillen, Geldpreise für bestimmte Leistungen sind 
als Preise und Anerkennung bestimmt. Alle Gartenfreunde, sowie 
auch Handelsgärtner werden zugelassen, und jene, welche sich dafür 
interessiren, sind gebeten, ihre geehrten Adressen zu weiteren Mit- 
theilungen dem „Verein“ bekannt zu geben. Wilh. Siegmund. 


Zwickau in Sachsen, am 5. März 1874. 


In Nr. 2 Ihrer bot. Zeitschr. "befindet sich eine Korrespondenz 
von J. Wiesbaur , worin derselbe anzeigt, dass er ein ungarisches 
Linum gefunden habe, welches mit keinem der von Koch und Rei- 
chenbach beschriebenen Linum- Arten übereinstimme. Da dasselbe 
ganz das Aussehen wie Linum catharticum hat, nur dass die oberen 
Blätter nicht gegenständig sind, so habe ich mitzutheilen, dass die 
von mir an drei Standorten Sachsens gesammelten Exemplare von 
Linum catharticum zu einem Drittel ebenfalls nicht mit der Diägnose 
übereinstimmen, aber dennoch dieser Spezies angehören. Die Ab- 
weichung besteht darin, dass die Blätter da, wo der Stamm sich das 
erste, zweite, auch dritte Mal in Aeste theilt, wechselständig stehen; 
die Blätter unten am Stamm und oben unter den Blüthenständen 
stehen normal. Da nun Linum catharticum in Beziehung auf die 
Blattstellung varirt, so wäre es ebenso gut möglich, dass auch die 
obersten Blätter einmal wechselständig stehen könnten, und jene un- 
garische Pflanze wäre dann nur L. catharticum, da sie keine andere 
Abweichung zeigt. Die dalmatinische Pflanze hingegen hat behaarte 
Blätter und ist daher doch wohl etwas Anderes. A. Artzt. 


—-—assa a — 


Personalnotizen. 


— Victor v. Janka wurde zum Juror bei der internationalen 
Gartenbau-Ausstellung in Florenz, welche vom 11. bis 25. Mai d. J. 
stattfindet, ernannt. 

— Dr. J. G. Kühn, Professor in Halle, und Dr.H. Th. Geyler, 
Docent in Frankfurt a. M. wurden von der L.C. Akademie der Natur- 
forscher als Mitglieder aufgenommen. 


— HOP — 


129 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— Schlesische Gesellschaft für Vaterländische Kultur. 
(Botanische Sektion.) In der Sitzung vom 4. Dezember 1873 hielt 
Langner einen Vortrag über abnorme Embryonen bei Legumi- 
nosen, insbesondere bei der Gattung Gleditschia; es wurden dicotyle 
Embryonen mit S-fürmig gebogenen, seltener ringförmig geschlossenen 
Cotyledonen und abnormer Lage des Würzelchens, ausserdem tri- und 
tetracotyle Embryonen, auch 2 mehr oder minder verwachsene Em- 
bryoneh in einem Samen beobachtet, ferner Doppelhülsen, aus zwei 
mehr oder weniger vollständig verwachsenen Carpellen entstanden. 
Präparate und Zeichnungen wurden vorgeleg!. Geheimrath Goeppert 
schlägt als Versammlungsort für die botanische Wanderversammlung 
im Jahre 1874, Camenz vor. 

In der Sitzung vom 18. Dezember verlas Prof. Cohn den Ne- 
krolog des am 3. August 1873 verstorbenen Apothekers Karl 
Lohmeyer. Derselbe war am 3. August 1799 in Mohrungen (Ost- 
preussen) als Sohn des dortigen Predigers geboren, wurde schon als 
Lehrling durch den Apotheker Buek in Frankfurt a.O. für die Botanik 
gewonnen, vollendete seine Studien an den Universitäten Berlin und 
Breslau, und erhielt im Jahre 1830 die Konzession zur Anlage einer 
Apotheke in Neisse. Lihmeyer war ein fleissiger Erforscher der hei- 
mischen Flora, im Verkehr mit Koch und Wimmer, später mit Milde 
und Spazier; er dehnte schon 1841 seine botanischen Exkursionen 
bis zu den damals noch völlig unbesuchten Centralkarpathen aus, und 
erstieg als einer der ersten den höchsten Gipfel, die Lomnitzer Spitze; 
1842 veröffentlichte er den ersten Wegweiser in die Karpathen. Sein 
musterhaftes Herbarium vermachte Lohmeyer der Realschule zu Neisse. 
1865 verkaufte L. die Apotheke in Neisse und siedelte nach Breslau 
über, im Verkehr mit Prof. Kohn wurde er zur Anfertigung botanischer 
Modelle angeregt, welche den morphologischen Aufbau der Blüthen 
und Früchte der heimischen Pilınzenfamilien, sowie die Entwickelungs- 
geschichte der Kryptogamen plastisch in natürlichen Farben wieder- 
gaben. Lohmeyer widmete sich dieser Aufgabe mit ungewöhnlicher 
Begabung und aufopfernder Hingebung, und brachte in vier Jahren 
eine grosse Sammlung von mehr als 300 Modellen zu Stande, welche 
jetzt eine Zierde des Pflanzenphysiologischen Instituts, dem er sie 
zum Geschenke machte, ist. Die letzten Lebensjahre Lohmeyers wurden 
durch Krankheit getrübt, am Morgen seines 74. Geburtstages endete 
der Tod seine schweren Leiden. Prof. Cohn hielt einen Vortrag über 
neuere Beobachtungen aus der Entwicklungsgeschichte 
der Bacterien. Vielfach behauptet wurde ein Zusammenhang der 
Bacterien mit Schimmelpilzen. Dem gegenüber hat Vortragender schon 
früher nachzuweisen gesucht, dass die Bacterien selbstständige Wesen 
seien, welche überhaupt gar keine nähere Verwandtschaft mit den 
Pilzen, sondern nur mit jener Abtheilung der Algen besitzen, die er 
als Schicosporeae, Andere als Phycochromaceae bezeichnen; die ge- 
sammte Organisation un Entwickelung der Bacterien ist der von 


130 


Chroococcaceen und ÖOscillarien analog. Eine in einer faulenden Infusion 
entdeckte neue Form, Myconostoc gregarium Cohn, welche auf der 
Oberfläche des Wassers schwimmende, zu Gallertmassen gehäufte 
Kureln bildet, in denen ein Bacterienfaden schlangenähnlich zusammen- 
gerollt ist, erinnert an die Nostoceen. Eine ebenfalls in faulender 
Infusion neu entdeckte Form, Cladothrix dichotoma Cohn, besteht 
aus farblosen Leptothrixfäden, die scheinbar in regelmässiger Wieder- 
holung gabelig verzweigt sind; eine genauere Untersuchung zeigt 
jedoch, dass hier eine falsche Dichotomie vorhanden ist, wie sie die 
Asthildung der Scytonemeae und Rivularieae kennzeichnet. Wirkliche 
Astbildung, wie bei den Pilzen, mangelt dagegen den Bacteriaceen. 
Endlich hob Vortragender das Vorkommen stark lichtbrechender 
ovaler Gonidien hervor, welche derselbe nunmehr als einen regel- 
mäüssigen Entwickelungszustand der Fadenbacterien (Bacillus) aner- 
kennen möchte, da er die Bildung solcher Köpfchen an einem oder 
an beiden Enden der bald längeren, bald kürzeren Bacterienfäden in 
sehr vielen Fällen beobachtet: dieselben scheinen eine besondere 
Widerstandsfähigkeit gegen höhere Temperaturen zu besitzen, in denen 
die Stäbehenbacterien (B. Terms) zu Grunde gehen; konstant finden 
sich Bacillen mit terminalen Gonidien (Köpfchenbacterien) im Lab- 
aufguss. 

In der Sitzung vom 15. Januar 1874 zeigte Lothar Becker 133 
Pilzskizzen vor, die er in Australien (Victoria) angefertigt hatte, sowie 
die des leuchtenden Pilzes (Agaricus limpidus, var.) und des Hyme- 
nophallus indusiatus, beide auf Djava gezeichnet. Diese Skizzen sind 
lustrationen zu seiner „Beschreibung australischer Pilze.“ Dr. Schumann 
sprach über die Anatomie der Samenschale von Canna; die oberste 
Schicht ist eine Epidermis mit Spaltöffnungen, darunter eine gefärbte, 
über dieser eine gerbsäurehaltige Schicht; die Spaltöffnungen sind 
sehr gross und der Quere nach gestellt. 

In der Sitzung vom 29. Januar sprach Lothar Becker über seine 
im vergangenen Sommer im Auflrage der Schlesischen Gesellschaft 
in das Sprottebruch unternommene Exkursion. Er gedachte seiner 
wiederholt vergeblichen Bestrebungen, die von Mattuschka u. A. an- 
gegebenen Standorte der Osmunda, Struthiopteris und Himantoglossum 
um Parchau etc. wieder aufzufinden. Es gelang jedoch dem Förster 
Schulze in Teichvorwerk, dem er eine Beschreibung der Osmunda 
hinterlassen, nach Verlauf von 14 Tagen das Vorhandensein derselben 
im Parchauer Forste nachzuweisen. Nach einem kurzen Blick auf die 
Vegetation der Heide (Scelerotium Clavus wurde auf Heleocharis 
palustris bei Kl. Krichen, Scabiosa suaveolens bei Neudeck gefunden), 
entwarf derselbe eine Schilderung jenes Bruches. Seitdem dieses in 
den Besitz des Herzogs von Augustenburg gelangte, hal es eine grosse 
Veränderung erfahren, indem zahlreiche Gräben dasselbe trockener 
gelegt haben, wodurch die Ausbeutung der Torflager in grosser Aus- 
dehnung ermöglicht worden ist. Kolossal ist die Menge der Stämme, 
die in denselben begraben liegen: 5—14 Klafter Holz auf dem Morgen. 
An Stellen gehören sie Erlen, Birken, Weiden, Fichten, Kiefern — 


131 


an anderen Eichen, Buchen, Rüstern, Haselstauden an. In der Tiefe 
von 1 F. wurde die wohlerhaltene Puppe von Zygaena trifolii und 
Samen von Genista tinctoria (?) angetroffen. Der eingehenden Be- 
trachtung über die stufenweise Bildung der Torfsümpfe folgte eine 
Schilderung der Vegetation, worunter Stellaria erassifolia Ehrh. neu 
für Schlesien ist. Die interessantesten Stellen sind: Der Fuchsberg 
und seine Umgebung bei Magdalenen-Au (Quariz) mit Calama- 
grostis neglecta (auch anderwärts häufig), Carex limosa, dioeca, 
paradoxa, stricta, gracilis Wi., lipsiensis, disticha, ampullacea, Di- 
anthus superbus, Polygala amara, Sedum villosum, Betula pubescens, 
Ophioglossum, Limnochloe paueiflora; ferner der Nordrand bei Pudel, 
wo Iris sibirica, Triglochin maritimum, Carex tomentosa, Cirsium 
rivulare, Neottia, Sanicula, Astrantia, Polygala amara, Rubus saxa- 
tilis vorkommen. Arnica, die noch 1849 bei Cosel nicht selten war, 
ist fast verschwunden. Arctostaphylos charakterisirt die steinigen 
Waldhöhen um Primkenau, und ist auch auf den Dreigraben bei Neu- 
vorwerk (mit Geranium sanguineum und Anemone Pulsatilla) sowie 
am Quarizer Heidevorwerk anzutreffen, während die „weissen Berge“ 
bei Petersdorf wegen des Polysaccum Pisocarpium besuchenswerth 
sind. Sehr artenreich ist der Waldkomplex zwischen Petersdorf und 
dem Bober; er birgt unter Anderem in sich: Osmunda (1849 an zwei 
Stellen noch zahlreich), Lycopodium Selago, annotinum (in grosser 
Ausdehnung), Polypodium Dryopteris, Ledum, Elaphomyces granulatus, 
Polyporus Schweinizii, indurescens n. sp., Agaricus involutus. Schliess- 
lich ward der grossen Eiche bei Petersdorf gedacht, die schon vor 
1849 auf Landkarten verzeichnet ward, sowie eines Baumes derselben 
Art in Nieder-Gläsersdorf von wohl 4'/, F. Durchmesser. Der Sekretär 
zeigte Exemplare von Azolla Caroliniana in Spiritus vor, welche er 
von Prof. Strassburger aus Jena erhalten; in den Lufthöhlen der 
Blätter finden sich Nostocschnüre. Ferner kam zum Vortrag ein Auf- 
satz, welchen der Obergärtner im Berliner botanischen Garten, Herr 
B. Stein über Reizbarkeit der Blätter von Aldrovanda ve- 
siculosa eingesendet hatte Bei einer am 12. August 1873 unter- 
nommenen Exkursion nach dem in der Nähe von Rybnik belegenen 
Niedobschützer Teich, welcher neben anderen schönen Wasserpflanzen 
auch blühende Aldrovanda vesiculosa in Masse beherbergte, beob- 
achtete derselbe an den der vollen Sonne ausgesetzien Pflänzchen 
viele Blätter mit geöffneter Spreite; andere, wie gewöhnlich, ge- 
schlossene Blätter halten kleinere Wasserthiere, Holzstückchen und 
Pflanzenreste eingeschlossen. Wurde nun die eine Fläche eines offenen 
Blattes mit einem Platindraht berührt, so klappte dieselbe längs der 
Mittelrippe sofort schnell zusammen, ganz ähnlich den Blättern von 
Dionaea; jedes offene Blatt zeigte diese bisher unbekannte Reizbar- 
keit. Eingeschlossene Stecknadeln fielen erst nach 18—24 Stunden 
aus den zusammengeklappten Blättern heraus. Die Reizbarkeit ver- 
minderte sich, als die Wassertemperatur von 30° R. herabsank; bei 
10° R. fand sich kein offenes Blatt; beim Herausnehmen aus dem 
Wasser schliessen sich die Blätter sofort. 


132 
Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Karo mit Pflanzen aus 
Polen. — Von Herrn Dr. Godra mit Pfl. aus Syrmien. — Von Herrn 
Oborny mit Pfl. aus Mähren. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Wiesbaur, Richter, 
Hans, Machanek, Staub, Vierhapper, Krenberger. 

Aus Slavonien: Asperula taurina, Crocus banaticus, ©. vittatus, 
eingesendet von Brandmayer. 

Aus Syrmien: Anthriscus trichosperma, Artemisia annua, 
Clematis integrifolia, Festuca heterophylla, Iris graminea, Rumex 
pulcher, Vicia pannonica u. a., eing. von Dr. Godra. 

Aus Istrien: Brizsa maxima, Erythraea spicata, Geranium 
argenteum, Hippocrepis unisiliquosa, Saxifraga aizoides, S. Aizoon, 
S. tenella. — Aus Niederösterreich: Astragalus asper, Erysimum 
austriacum, Leersia orizoides, Ranunculus illyricus, eing. von Prichoda. 

Aus Thüringen: Aira carioph. v. umbrosa, Bromus patulus, 
Carex contigua, Ü. longifolia, Üentaurea Pseudophrygia, Cirsium 
acaule X olerac., Crepis setosa, Epilobium parvifl. X hirsutum, Eru- 
castrum obtusangulum, Ervum gracile, Fumaria Vaillanti, v. um- 
brosa, Galium Wirtgeni, Gymnadenia odoratissima, Lathyrus Nissolia, 
Lolium perenne<italie., L. italicum, Muscari tenuiflorum, Rapistrum 
rugosum, Sanguisorba muricata, Senecio silvat. < viscosus, Asplenium 
viride, Polystichum Thelypteris, eing. von Prof. Haussknecht. 

Aus Mähren: Androsace elongata, Avena planiculmis, Echium 
rubrum, Gagea bohemica, G. pusilla, Heliotropium europaeum, Prunus 
Chamaecerasus. Thlaspi alpestre u. a., eing. von Prof. Oborny. 





Inserate. 


Naturgeschichtliche, chemische, botan, und physik. streng wis- 
senschaftliche Abhandlungen werden gekauft und Offerte jeder- 
zeit befördert durch Kaufmann Oswald Schütze in Liegnitz. 


Australische Sammlungen 


carpologische (Banks., Hak., Grevill, Eucal. etc.) richtig benannt von 1—150 
Spec. a Cent. Rthlr. 10. 

Algen, austr. und neuseeländisch, schöne vollständige Exemplare auf Papier 
gezogen, nur theilweise benannt, a Cent. Rthir. 10.— 


sind zu haben bei 


Theodor Müller, 


Dresden (Neustadt), Körnerstrasse Nr. 2, 4. Et. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der ©, UVeberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


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Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift [1 [ die freidurciı die Post he- 
erscheinr Botanik und Botaniker, zogen werdensullen, sind 
den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe (Wieden, Neumang. Nr. 7) 


ran mer a sede Gärtner, Qekonomen, Porsimänner, Aerzie, "re umeren. 


(5 Thlr. 10 Ngr.) - x Im Wege des 
anzjährig, oder mit N ap > h Buchhandels übernimmt 
in. uw .(2 Thlr.20 Ng.) Apothekeı und le. hniker. Pränumeration 
halbjährig. ©. Geroild’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 5 so wie alle übrigen 
15 kr. öst, W. 7 ° Buchhandlungen, 








r 7 \Y . / 
XXIV. Jahrgang. WIEN. Mai 1874. 
INHALT: Floristische Mittheilungen. Von Uechtritz. — Phytographiscne Beiträge Von Dr. Cela- 
kovsky — Phytographische Mittheilungen. Von Pantocsek. — Zur Flora von Wien. Von Hibsch, 
— Srlerantlus-Arten. Von Hoeme. — Vegetätionsverhaltnisse. Von Dr. Kerner. — Zur Flora von 
Südböhmen. Von Dedecek. — ZurFlora deslilgebietes. Von Dr. Kemp. (Schluss.) — Literaturberichte, 
Von Dr. Vogl, Dr. H W.R. — Correspondenz. Von Wiesbaur, Huter, Plosel, Landerer. — 
Personalnotizen. - Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Sammlungen. — Botani- 

scher Tauschverein. — Inserate. 
mm = 











Floristische Mittheilungen 


zumeist dıe Flora Südspaniens betreffend. 
Von R. v. Uechtritz. 


Unter ‘den von meinen Freunden Fritze und M. Winkler auf 
ihrer vorjährigen botanischen Reise durch Süd- und Ostspanien ge- 
sammelten Pflanzen sind ausser vielen Seltenheiten auch einzelne No- 
vitaten vorhanden, obwohl die Reisenden fast durchwegs nur bereits 
bo'anisch mehr oder minder genügend durchforschte Gegenden be- 
sucht haben. So eine noch unbeschriebene Eruca von Sevilla (Eruca 
longirostris m.), die sich von E. sativa durch die zahlreichen schma- 
len Blatlabschnitte, den nicht vergrösserten Endlappen und nament- 
lich durch den langen, dem übrigen Theile der Schote an Länge 
gleichkommenden Griffelrest, durch letzteres Merkmal zugleich auch 
von den übrigen Arten der Gattung unterscheidet. 

Ferner ein vorläufig von mir als T. pseudopurpureus bezeich- 
neter Tetragonolobus, auf Wiesen bei Algesiras in Gesellschaft von 
T. conjugatus Lk. gesammelt, der bei übrigens völliger habitueller 
Uebereinstimmung mit T. purpureus ausser durch die konstant ge- 


zweiten Blüthen durch den Bau der Hülsen entschieden abweicht. 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1874. 10 


134 


Dieselben sind nämlich merklich kürzer, zugleich aber sind die Flügel 
der Kanten viel breiter als die Hülse selbst und verschmälern sich 
nicht wie bei T. purpureus gegen die Spitze, sondern bleiben überall 
gleich breit, so dass sie die “Hülse überragen, welche getrocknet da- 
durch bei flüchtiger Betrachtung an der Spitze lief ausgerandel er- 
scheint. Bei T. RIES überragen die Flügel der Kanten die Hülse 
nicht; auch scheint diese Art vorzugsweise einblüthig vorzukommen, 
wiewohl in den Büchern die Blüthen als einzeln oder zu zweien 
stehend angegeben werden. Auf die Zahl der Blüthen ist übrigens 
ein besonderer diagnostischer Werth überhaupt nicht zu legen, da 
die Arten dieser Gattung in dieser Hinsicht etwas veränderlich sind; 
für einzelne Arten ist indessen die Zweizahl, für andere die Einzahl 
die normale, und die Abweichungen von dieser Regel zählen immer 
zu den Ausnahmen. So gehört der gewöhnliche T. ‚siliquosus normal 
zu den Arten mit einzeln stehenden Blüthen, und man kann um Breslau 
oft lange vergeblich nach Individuen mit paarig @ gestellten suchen, ob- 
schon diese Art hier auf dem Diluvialterrain des linken Oderufers 
stellenweise zu den Charakterpflanzen gehört und mitunter Wiesen, 
Weg- und Ackerränder zur Blüthezeit ganz gelb färbt. Weit häufiger 
beobachtete ich diese Anomalie auf den Bergwiesen des westl. Tirols, 
namentlich in der Umgebung von Nauders. 

Ein schmuckes Phagnalon, in Opuntia-Hecken bei Jerez ge- 
sammelt, vermag ich ebenfalls bei keiner beschriebenen Art unterzu- 
bringen und bezeichne es als Ph. viride. Von Ph. saxatile Cass., 
dem es noch am nächsten kommt, unterscheidet es sich ausser durch 
eine eigenthümliche Tracht durch den höheren Wuchs, durch die 
breiteren, sehr verlängerten und nach beiden Seiten hin gleichmässig 
lang verschmälerten, auf beiden Flächen kahlen und daher grünen, 
am Rande kaum umgerollten Blätter, ferner durch die kahlen, von 
Filz entblössten, gegen das Köpfe hen mit Hochblättern versehenen 
Blüthenstiele, dureh kleinere und zierlichere Köpfchen und durch die 
sehr stark nach aussen gekrümmten oder ganz zurückgeschlagenen 
äusseren Hüllblättchen. — Das Phagnalon viride ist eine elegante 
Pflanze, deren dicht weissfilzige Stengel und Aeste den einfärbig 
grünen, beiderseits vollkommen unbekleideten, im Verhällniss zu an- 
deren Arten grossen Blättern gegenüber auff.llig hervortreten. 

Sehr viel Interessantes befindet sich namentlich auch unter den 
von den Reisenden mitgebrachten Gramineen; ich erwähne vorläufig 
z: B. das für die spanische Flora neue Milium Montianum Parlatore 
aus dem Jenilthale der Sierra Nevada. Vielleicht gehört indessen das 
Milium scabrum des Prodr. Fl. hisp. aus den centralspanischen Ge- 
birgen ebenfalls zu dieser Art, nicht zur echten Pflanze dieses Namens, 
wie sie in Frankreich und den Niederlanden in Wäldern der tieferen 
Gegenden vorkommt. — Eine hübsche noch unbeschriebene Varietät des 
Brachypodium mucronatum Willk. (var. Winkleri m.) sammelte M. 
Winkler im Darrothale der Nevada; sie unterscheidet sich vom Typus 
der Art, wie ihn Willkomm im Prodr. fl. hisp. beschrieben hat, durch 
die gekrümmten, dicht zoitigen (nicht kahlen) Aehrchen. — Von be- 


sonderem Interesse waren mir in Fritze’s Kollektion zwei Exemplare 
des Agropyrum panormitanum Parl., var. hispanicum Boiss. Voyage, 
bei Guejar im Jenilthale in Hecken bei 4500 Fuss gesammelt. Die 
spanische Pflanze weicht ausser durch die im Prodr. fl. hisp. von 
Willkomm erwähnten Merkmale (Boiss. Originalbeschreibung kann ich 
leider nicht vergleichen) auch noch durch die Zahl der Aehrchen von 
der des östlicheren Südeuropa ab und ist vielleicht eine besondere 
Spezies. Der Typus der Art, der, wie zuerst von Janka nachgewiesen 
wurde, vollkommen identisch mit Triticum petraeum Vis. et Pant. 
ist, besitzt nach den von Todaro und Pan£ic mitgetheilten Exemplaren 
durchwegs eine ca. 1 Decim. lange, steif aufrechte, aus 6—8 Aehr- 
chen gebildete Aehre. Bei der Form der Sierra Nevada dagegen ist 
dieselbe weit länger (ungefähr 2 Decim. lang), aus 15—16 Aehrchen 
zusammengesetzt und zugleich schlanker, obschon keineswegs schlaf 
zu nennen. 

Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt dass Triticum (Agro- 
pyrum) biflorum Brienoli von Fritze bereils im Sommer 1870 im 
kiese der Visp bei Visp in Ober-Wallis gefunden und mir ohne nü- 
here Bezeichnung mitgetheilt wurde. Nachdem ich selbst im J. 1858 
dieses seltene Gras an felsigen Abhängen zwischen Hochfinstermünz 
und Nauders im westlichsten Tirol, hart an der Schweizer Grenze 
entdeckt (vergl. Oest. bot. Zischr. XV, p. 246), ist diess nunmehr der 
dritte überhaupt bekannt gewordene. 

Bei meiner Besprechung der ersten Doppelcenturie des Herb. 
normale von F. Schultz und F. Winter in Nr. 11 des vorigen Jahr- 
ganges dieser Zeitschrift habe ich vergessen zu erwähnen, dass die 
unter Nr. 28 als Ononis viscosa L von Nizza ausgegebenen, von 
Choulette gesammelten Exemplare nicht zur echten Art dieses Na- 
mens gehören, welche sich durch den Bau der Blätter und namentlich 
der Nebenblätter, durch die kleineren, nicht roth geaderten Blüthen, 
deren Fahne dagegen an der Spitze röthlich zu sein pflegt, durch die 
minder zusammengedrückten Hülsen und durch die blassen, nicht 
dunkelbraunen Samen leicht unterscheidet. Die erwähnte Pflanze von 
Nizza möchte ich nur für eine kleinere Form von Ononis Natrix L. 
halten, wenigstens weiss ich kein sicheres Unterscheidungsmerkmal 
von dieser zu finden. 

Unter den von Freund Pantic auf seiner vorjährigen Reise in 
Montenegro gesammelten Hieracien befinden sich ausnehmend interes- 
sante, ja sogar mehrere prächtige noch unbeschriebene Arten. Da 
Pan£ic später selbst über dieselben zu berichten gedenkt, so will ich 
hier nur zweier seiner Funde Erwähnung thun, die für mich von 
speziellem Werthe waren. Das Hier. Aschersonianum brachte P. vom 
Sutormangebirge zugleich mit H. stuppeum Reichb. mit; das einzige 
Exemplar seiner Kollektion ist dem von mir in der Oest. bot. Zischr. 
XXH, p. 78 und 79 beschriebenen, aus dem südlichen Bosnien ganz 
ähnlich, nur dass der Rand der unteren Blätter etwas stärker weich- 
haarig ist. Die Pflanze ist übrigens in mancher Hinsicht eine Mittel- 
art zwischen Hier. pilosissimum Friv. (H. olympiecum Boiss.) und H. 

10,8 


136 


stuppeum Rehb., von dem erstern ist sie durch den kahlen Stengel, 
die längeren Blüthenstiele, elwas kleinere Köpfe, durch die einfürbig 
dunkeleri inen, spärlich drüsentragenden und nur schwach grauflocki- 
gen Hüllen, denen die für H. pilosissimum charakteristischen dichten 
und langen weissen, am Grunde :chwarzzwiebligen Haare fehlen, 
leicht zu unterscheiden, der Habitus ist aber sonst ziemlich der gleiche. 
Von gewissen breitblatirigen Formen des H. stuppeum, an welche 
das H. Aschersonianum ebenfalls etwas erinnert (der typischen ist 
es dagegen nicht ähnlichl), weicht es sofort durch den traubigen ein- 
fachen Blüthenstand, durch die dunkleren stumpfen, an der Spitze 
nicht verschmälerten Hüllblätter und durch die am Rande flachen, 
nicht wellig gekräuselten unteren Blätter ab, deren Randbekleidung 
aus ziemlich kurzen Weichhaaren, nicht aber aus verlängerten werg- 
artigen Borsten gebildet wird. Das H. Aschersonianum könnte übri- 
gens sehr wohl auch im südlichen Dalmatien gefunden werden und 
ist daher in Zukunft den dort Sammelnden zur Beacht ung zu em- 
pfellen. — Besonders überraschend war mir aber die Auffindung 
des H. Engleri (Oest. bot. Zischr. XXI, p. 29?) auf dem Gebirge Kom, 
von wo es Pan£ic als H. pallescens WK. mittheilte; das Substrat ist 
dort wie an dem einzigen bisher bekannt gewordenen Standorte, dem 
Kessel im Geseake der Sudeten, Glimmerschiefer. Die von mir ge- 
sehenen Montenegriner Exemplare sind durchwegs, Iheilweise freilich 
nur durch Feblse ‚hlagen des einen oder andern Köpfchenstieles, nur ein- 
köpfig und die Hüllen sind stärker grauflockig, daher minder schw.ürz- 
lich, als bei den Sudetenexemplaren, aber sonst ist nicht die geringste 
Differenz, namentlich sind auch die Hüllblälter eben so sehr verlängert- 
borstlich zugespitzt. — Dagegen ist zu bemerken, dass ich im Irrthume 
gewesen bin, als ich (Bot. Zig. 1872 p. 191) angab, dass H. silesiacum 
Krause in Bosnien vorkomme. Die von Dr. Blau im Seetzgebirge 
gesammelte Pflanze ist, wie ich mich nachträglich überzeugt habe, 
von der der Sudeten doch verschieden und vielmehr zu H. cernuum 
Friv. gehörig, für welches sie auch zuerst von Prof. Ascherson ganz 
richtig bestimmt wurde. Eine gewisse Verwandischaft besteht indessen 
zwischen beiden Arten. und gresse Individuen des H. cernuum, einer 
übrigens räthselhaft polymorphen Spezies, seen kleineren des H. si- 
lesiacum in der That sehr ähnlich. 


Breslau, am 15. März 1874. 


Nachschrift. 


Die Eruca longirostris m. hatte ich, als ich Vorstehendes nie- 
derschrieb, nur von einem Standorte (Dos Hermanos bei Sevilla) in 
Fritze’s Kollektion gesehen; sie scheint indessen in Andalusien und 

der Provinz Granada ziemlich verbreitet, denn in der später durch- 
gesehenen Cruciferensammlung Winkler’s fand sich die nämliche Pflanze 
ausser von jenem Standorte auch von Alora bei Malaga, von der 
Sierra Elvira und in einer abweichenden Form mit minder getheilten 


137 


Blättern auch aus der Umgebung von Granada selbst. Ueberhaupt ist 
die Pflanze, wie mich Winkler's Exemplare überzeugten, gleich E. 
sativa in der Zertheilung der Blätter etwas veränderlich, im Ganzen 
sind aber die Abschnitte derselben meist kleiner und schmäler als bei 
dieser Art. Wührend die Individuen der übrigen Standorte durchweg” 
noch nicht völlig entwickelte Schoten tragen, besitzt das von Gra- 
nada vollkommen reife; dieselben zeigen sehr bedeutende Differenzen 
von denen der E. sativa. Ausser der schon oben erwähnten, sehr 
konstant auftretenden Lunge des Schnabels sind die Schoten selbst 
kürzer, mit diekwandigen Klappen, welche nicht wie bei E. sativa 
unter einem stärkeren Drucke der Finger nachgeben. Vor Allem aber 
ist der Bau der Samen tolal verschieden; während nämlich dieselben 
bei E. sativa bei der Reife hell gelblichbraun, einfärbig und wie bei 
den übrigen Arten der Gattung. ungeflügelt sind, besitzt E. longi- 
rostris merklich kleinere, dunkel olivenfarbene, bei der Reife fast 
in's Grauschwarze spielende, am Rande beiderseits mit zwei genä- 
herien parallelen, halbmondförmig gebogenen schwarzen Streifen ge- 
bänderte, sehr deutlich geflügelte Samen, welche überdiess nicht 
wie bei E. sativa deutlich zweireihig, sondern durch Feblschlagen 
meist undeutlich einreihig angeordnet zu sein pflegen, wie bei E. 
stenocarpa Boiss. et Reuter, mit der die E. longirosiris auch in der 
Blattform mehr übereinstimmt. Ausser durch den der Schote an Länge 
gleichkommenden Griffelrest unterscheidet sich die südspanische Art 
von der erwähnten nordafrikanischen aber noch durch die breiteren 
Schoten und durch den sehr deutlich hervortretenden Längsnerv der 
Klappen, durch die dunklen, zweistreiligen und geflügelten Samen ?) 
etc. Die Bekleidung der Se hoten ist etwas veränderlich, indem die- 
selben bald ganz kahl, bald melır oder weniger zerstreut steilhaarig 
erscheinen. — Ob im südlichsten Theile Spaniens neben E. longi- 
rostris auck die echte E. sativa Lam. vorkommen mag, ist noch 
fraglich und bedarf jedenfalls weiterer Ermittlungen; in den Kollek- 
tionen meiner Freunde wenigstens fand ich diese Art von keinem 
Standorte vor. 

Ueber eine ausgezeichnete neue Spartina aus Nordspanien (8. 
cantabrica m.) werde ich nachstens ausführlicher Bericht geben. 


Breslau, 3. April 1874. 
*) E. stenocarpa kenne ich nur aus der Beschreibung der Autoren im 
Pugillus pl. nov. Africae bor. Hispaniaeque austr.; dort wird in Farbe und Form 


der Samen kein Unterschied von E#. sativa angegeben, sondern nur der ab- 
weichenden einreihigen Anordnung der Samen gedacht. 


— 


138 


Phytographische Beiträge. 
Von Dr. Lad. Celakovsky. 


IX. Hypericum transsilvanicum n. sp. (vel. subsp.) 


e sectione Euhyperico grege Drosocarpiorum Spach sive ex affıni- 
tate H. Richeri Vill. 


Planta glaberrima. 

Caulis e basi repente erectus, simplex, teres, inferiore dimi- 
dia parte lineis destitutus, superne obsolete bilineatus, summus 
evidenter compressus. 

Folia opposita, ovata, vel ovali-oblonga, medio latissima, 
ad basin angustata, basi rotundata subcordata non am- 
plexicauli sessilia, nunguam pellucido-, sed margine serialiter nigro- 
punctata et membrana tenui diaphana cincta, subtus pal- 
lidiora, vix glaucescentia, nervis lateralibus primarüs (in sicco) 
prominulis; suprema bina subfloralia trapezoidali-ovalia, an- 
gusta basi sessilia, margine membranaceo latiore, interdum facie 
nigro-punctata et rarissime pellucido-punectata. 

Bracteae lineares vel lanceolato-lineares, nigro-punctato-stria- 
tae, fimbriato-ciliatae, fimbrüs diametro bractea subaequalibus vel 
brevioribus, glandula nigra minutissima terminatis. 

Flores in cyma brevi, racemosa, laxa, saepe in pediculo 1—2- 
floro brevi aut elongato ex azillis foliorum supremorum, bracteolis 
2 instructi, pedicellis (supra bracteolas) calycem subaequan- 
tibus. 

Sepala basi connala, margine non imbricata, ovali-lanceolata 
vel lineari-oblonga acuminata, facie punctis et striolis multiserialibus 
nigris ornata, margine integerrima vel hinc inde ad,finem utrin- 
que denticulis pauecis minimis glandula minutissima nigra 
vel nulla terminatis instructa. 

Petala calyce subtriplo longiora, lineato-nervata et ad basin 
usque nigro-punctata vel striolata, punctis concolori-pelluci- 
dis nullis. 

Stamina triadelpha, antherae glandula nigra terminatae. 

Ovarium vesiculis atris ovato-globosis conspersum. 

Synonyma: Hypericum Richeri Schur Enumer. (ex locis 
natalibus), H. maculatum Fuss Fl. transsilv. nec Allione. 

Habitat in Transsilvania in collibus apricis, in fruticosis circa 
2000 ped. (Schur). Prope Cibinium (Hermannstadt) legit Wolff! 
Westen, Giresau (Fuss), Talmats, Kronstadt, Torda et Klausenburg 
(Schur). 

Stengel 1—1!/, Fuss hoch, am Grunde roth angelaufen. Blätter 
etwas starrer als bei H. Richeri, schwach fetischimmernd, oberseits 
sattgrün, unterseits blasser, jedoch nicht blaugrün wie bei H. Richeri, 
die mittleren 1—11/, Zoll lang. Der 1/,° breite Hautrand umzieht 
die oberen Blätter gleich einem hellen, weissen Saume, er ist bei 


139 


H. Richeri kaum angedeutet, bei H. Burseri weder so breit noch 
durchscheinend. Diesen Hautrand hat bereits Fuss, der überhaupt die 
beste Beschreibung gab, in die Diagnose aufgenommen. Blüthen etwas 
kleiner als bei H. Richeri und viel kleiner als bei H. Burseri. Be- 
merkenswerth ist, dass die Blumenblätter getrocknet eine lichtviolette 
Färbung annehmen. 


Steht zunächst dem H. Richeri Vill. (H. alpinum Kit.) und dem 
H. Burseri Spach (CH. maculatum Orsini apud Reichb. Icon. germ.). 
Ersteres unterscheidet sich durch Folgendes: der Stengel deutlicher 
linirt, Blätter, besonders die mittleren und oberen mit herzförmiger 
Basis stengelumfassend, mit kaum angedeutetem Haulrande, unterseits 
bläulichgrün, von kaum vorragenden, dem übrigen Adernetz kon- 
formen primären Seitennerven durchsetzt; die des obersten Paares 
herzförmig, spitzlich; die Kelch- und Deckblätter langgefranst, die 
ersteren breit eilanzetllich, mit den Rändern etwas deckend, deren 
zahlreiche Fransen halb so lang als die Breite des Kelehzipfels. Die 
Höhengrenze ist auch bei beiden \ sehr verschieden, da H. transsilvani- 
cum lichte Gebüsche der höheren Hügelregion um 2000 Fuss bewohnt, 
H. Richeri aber die höheren Alpen, in Siebenbürgen selbst nach 
Schur zwischen 5000 und 6000 Fuss, auch in Ungarn nach Kerner 
bei 1560—1770 Meter. In dieser niedrigen Lokation kommt ersteres 
überein mit H. umbellatum Kerner. Dieses hat nach Kerner doldig 
gehäufte, von dem obersten Blattpaare behüllte Blüthen, Deckblätter, 
deren Fransen die Breite derselben wenigstens um das Doppelte über- 
treffen, und vor Allem auch herzförmig umfassende, am Grunde sogar 
breiteste Blätter. 


Kerner hat das H. transsilvanicum für H. Burseri bestimmt 
(Oesterr. botan. Zeitschr. 1868. pag. 245). Allein diese den Pyrenäen 
angehörende Art unterscheidet sich durch ebenfalls breit herzförmig 
umlassende, grosse, stumpfere und selbst gerundete Blätter, deren 
Hautrand dicklich und viel schmäler ist, durch doppelt grössere 
Kelche und Korollen, durch Kelchzipfel, deren Fransen zwar kurz, 
zahnarlig. aber doch nieht so winzig g, dabei auch sehr zahlreich sind, 
in das unterste Drittel der Lange abwärts reichend, und niemals 
fehlen. 

Das Hypericum Rochelii Gris. et Schenk ist schon durch die 
Blattform von allen abweichend. Es ist noch darauf aufmerksam zu 
machen, dass es sich von allen bisher besprochenen Verwandten 
auch dadurch auszeichnet, dass seine Blumenblatter nur vorn wenige 
schwarze Drüsenpunkte besitzen, sonst aber von langgestreckteren, 
röthlichen, durchscheinenden Drüsenpunkten durchsetzt sind, ähnlich 
wie bei H. montanum. 

Das Hypericum maculatum All. gehört der Abbildung und Be- 
schreibung nach, dann nach dem Standorte Mont Cenis (nach Bertol.), 
wie auch nach dem Synonym H. maculalum Grantz zu H. quadran- 
gulum L. (Fries), obgleich von Allioni das H. androsaemoides Vill. 
irrthümlich dazu zilirt wird. 


140 


Unter den in Boissier’s Flora orientalis enthaltenen Arten würde 
nur das kaukasische H. Nordmanni Boiss. nach der Kelchbildung zu 
vergleichen sein, da dessen Kelchzipfel jederseits gegen die Spitze 
mit nur 2—3 kurzen, pfriemlichen, drüsenlosen Zähnchen besetzt 
sind. Jedoch kommen dieser Art ein erhaben linirter Stengel und 
stumpfe herzförmig stengelumfassende Blätter zu, auch sind die Zähn- 
chen ihres Kelches drüsenlos, die Zähnchen der siebenbürger Pflanze 
wie bei H. Richeri meist deutlich schwarzdrüsig geendigt. 


Dass das H. transsilvanieum ebensogut von H. Burseri wie 
von H. Richeri verschieden ist, dürfte aus dem Vorstehenden hin- 
reichend klar sein. Eine andere Frage wäre freilich die, ob nicht 
alle drei (wie auch wahrscheinlich H. umbellatum Kerner) als Racen 
zu einer Art gebracht werden sollten, da ihre Verwandischaft in der 
That gross ist. Hierüber Fönnte aber erst eine vorurtheilsfreie Beob- 
achtung der lebenden Pflanzen an ihren Standorten und Berücksich- 
tigung etwaiger Mittelformen vollkommene Auskunft geben. Mag nun 
die siebenbürgische Pflanze gleich den anderen Formen Art oder 
Race sein, jedenfalls verdient sie eine gesonderte Betrachtung. 


Für die Veränderlichkeit der relativen Länge der Kelchfransen, 
auf welche bei der Beurtheilung vorstehender Formen das meiste 
Gewicht gelegt werden dürfte, kann ich allerdings ein neues Beispiel 
anführen an 

Hypericum elegans Steph. var. ß. pectinatum; fimbriis calycinis 
superioribus elongatis, diametrum laciniae calycinae valde superan- 
tibus, apice subulatis, glandula nigra, minulissima vel nulla ter- 
minalis. 

Diese Varietät, die sich sonst von der Normalform nicht im 
geringsten unterse heidet, wurde von Hohenacker am Kaukasus beim 
Dorfe Maslow am Flusse Kuma 1843 gesammelt, doch deren abwei- 
chende Kelchbildung weder von Hohenacker noch von Boissier (Flora 
oriental. p. 805) beachtet. An der normalen Form sind bekanntlich 
die Kelchfransen kürzer als die Breite des Kelchblattes, theilweise 
auch ganz zu einer grösseren schwarzen Drüse umgewandelt; auch 
die Deckblätter in analoger Weise kürzer gefranst. 


me S9 97 > — 


Phytographische Mittheilungen. 
Von Joseph Pantocsek. 


I. 


In meinen „Adnotationes ad Floram et Faunam Hercegovinae 
Crnagorae et Dalma’iae“ vers.«umte ich bei einigen kritischen Pllanzen 
meine Erfahrungen über dieselben niederzuschreiben, solche will ich 
nun hier in ungebundener Reihenfolge mittheilen. 


141 


Gentiana crispata Vis. pag. 59 meiner Arbeit erwähne ich 
dieser ausgezeichneten Art, welche von Visiani im Jahre 1830 in der 
Botan. Zeitschr. Nr. 4 zuerst beschrieben wurde, deren weitere Be- 
schreibung und Abbildung in seiner Flora dalmatie all.pag. 2:8 tab. 24 
zu finden ist. — Ferner treffen wir diese Art in Reichenbach’s Flora 
excursoria pag. 869, in Grisebach’s Genera et species Gencianaearum 
pag. 244—245 als Synonymon der Gentiana germanica W. und der 
Var. y. praecox (Syn. @. obtusifolia W., G. erispata Vis.); in Rei- 
chenbach’s fil. Icones flor. germ. XVII. als Lusus der @. obtusifolia 
W. £. pyramidalis (@G. pyramidalis N. v. E.). 

Weder Grisebach’s noch Reichenbach s fil. Ansicht kann ich bei- 
stimmen, sondern stehe ganz für Visiani ein, indem ich unsere Pflanze 
für eine ausgezeichnete Spezies halte. 

Die Gründe, die sich für die Ansicht, dass Genfiana erispata 
Vis. eine gute Art sei, aufführen lassen, wiren folsende: Erstens 
kam mir in den von mir bereisien Gegenden weder eine Gent. ger- 
manica W. noch obtusifolia W. unter; zweitens blüht unsere Pllanze, 
welche subalpine Thiler bewohnt, schon Ende Juni; drittens sind bei 
ihr die vbersten Stengelblätter und die Kelchzipfel sehr start ge- 
kraus', welches Merc<mal nicht nur auffallend, sondern auch best in- 
dig ist und mithin einen wichtigen Unters! eidungs ;harakter bietet. 

Was ihre Verbreitung anbelangt, so fand man sie in Dalmatien 
(Biokow und Ghnat, Visiani), in der Hercegovina (Volujak, Snjesnica 
etc., leg. Knapp 1869) und in Montenegro, wo ich sie in den sub- 
alpinen“ Thälern der Alpenbäche Virusa und Perutica sammelte. 

Den Blättern nach würde man sie zur Genliana germanica W. 
stellen können; die kurzgestielte Kapsel, wie auch die Eigenschaft des 
einzelnen oder der vielen Stengel, sich schon von der Basis an in 
viele entgegenstehende Aeste zu theilen, verleiht ihr das Ansehen 
einer Gentiana obtusifolia ß. pyramidalis Rehb. (die Benennung 
rhomboidalis wäre passender). 

Was die Visiani’'sche Abbildung unserer Pflanze betrifft, so ist 
dieselbe eine misslungene, da die Farbe der Blüthen eine verfehlte, 
auch die Krausung, be sonders die der Kelchzipfel eine viel zu sc hwache 
ist; ferner sind die Zipfel der Korolle in der Regel zugespitzt, nicht 
aber abgerundet, welche Form seltener anzutreffen ist. 

Füglich finde ich es auch nicht unpassend zu erwähnen, dass 
an dem Verkennen der @. Amarella L. und G. germanica W. Koch 
(in seiner Synopsis Edit. 1.) die grösste Verantwortung trifft, da er 
die Diagnosen dieser Pflanzen ver wechselte. Die Diagnose seiner @. 
germanica |. c. tom. Il. pag. 564 ist wegen der capsula subsessili, die 
der G. Amarella L. (deren Abbildung in der Flora danica tab. 328 
eine sehr gute); seine G. Amarella pag. 565 ist aber wegen der 
capsula longe stipitata sicher die Gentiana germanica W. (Abbildg. 
bei Rchb. fl. Icones XVII. tab. 6, Fig. 111.) — Derselbe Fehler wie- 
derholt sich nun in anderen Werken, z. B. Willkomm’s Führer in’s 
Reich deutscher Pflanzen, pag. 442, Fuss, Flora Transsilvaniae p. 441. 

Zu bemerken wäre noch, dass Koch in seiner, mit Mertens be- 


arbeiteten, Deutschlands Flora Il. pag. 347, die Gentiana germanica 
richtig beschrieben hatte, da er ihr einen ziemlich langen Frucht- 
knoten zuschreibt ! 

Was nun die Verbreitung dieser letzten Arten anbelangt, so 
scheint @. AmarellaL. in unserer Monarchie keine gewöhnliche Pflanze 
zu sein, ich besitze nur Exemplare aus Böhmen, Prof. Dr. Bothär zu 
Pressburg sammelte sie aber auch bei Neusohl!, während dessen die @. 
germanica W. sich eines grossen Ver breitungskreises erfreut; ich be- 
sitze sie aus Böhmen, Mähren, Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, 
Steiermark, Tirol, aus den Pieninen, Centralkarpaten, aus den Liptauer 
Alpen und aus der Tatragruppe (Revan bei Gajdl in Kom. Neutra). — 
Weniger verbreitet als diese scheint die ihr verwandte @. obtusi- 
folia W. zu sein, ich besitze sie aus dem Erzgebirge, aus den kl. 
Karpaten, den Pieninen, aus der hohen Tatra, den Liptauer Alpen 
und vom Berge Revann bei Gajdl. 


Pressburg, im Monate April 1874. 


Beiträge zur Flora von Wien. 
Von Jos, Em. Hibsch. 


Altkaea hirsuta Linne. Diese ihren Standort so häufig wech- 
selnde Pflanze, habe ich im Juni 1873 im aufgelassenen Garten des St. 
Marxer Bräuhauses, knapp am Linienwalle in zwei Exemplaren vor- 
gefunden. Neilreich führt in seiner Flora von Niederösterr. p. 820 
folgende Standorte an: Kahlen- und Leopoldsberg , bei Simmering, 
Laxenburg, Eichkogel, Hinterbrühl, Giesshübel, Siegenfeld, Sooss, Gain- 
fahrn. Schur hat diese Pflanze auch „auf der Wiese im Prater zwi- 
schen der Hauptallee und dem ehemaligen Thiergarten“ gefunden. 
(Oesterr. botan. Zeitschr. 1868, p. 313.) 

Bupleurum longifolium L. Neilreich kennt (Fl. v. NOe., p. 616) 
in Niederösterreich nur einen einzigen Standort dieser Pflanze: Thal 
Seeau bei Hollenstein an der Ybbs, nach Menthart’s Herbar. Franz v. 
Höhnel hat nun diese Pflanze im vorigen Jahre (20. Juli) auf der 
Spiize des Göstritz (Sonnwendstein) in zwei Exemplaren vorgefunden. 

Vieia lathyroides L., welche bis jetz! nach Neilreichs Flora, 
p. 963 „auf den Donauinseln, auf der Türkenschanze, im Eichwalde 
von Schönbrunn, im Halterthale bei auf dem u Eu: 
auf dem Haglersberge am Neusiedlersee, bei Thernberg; im obere 
Donauthale um Langenlois, auf dem Br ee bei Stein, a 
dem Scheibenhofe und Dürrenstein , bei Aggstein*“ und nach Neil- 
reich’s I. Nachtrage zur Fl. v. NOe. p. 99 „auf dem Königsberge an 
der Fischa im BA Schwechat (Vuezl) ,“* endlich nach desselben I. 
Nachtrage „an Ackerrainen bei Purkersdorf von Juratzka und bei 
Wolfsthal nächst Hainburg von Wiesbaur gefunden wurde,“ ist von 


143 


Franz v. Höhnel und von mir auch auf dem Himmel am Nordabhange 
des Kahlenberges im April 1873 sehr häufig gefunden worden. Die 
Exemplare waren sehr wohl entwickelt und übertrafen an Grösse und 
Ueppigkeit bei weitem das einzige Exemplar, welches ich 1872 auf 
dem Laaerberge finden konnte. 

Vieia lutea L., bisher im Wiener Becken noch nicht vorgefun- 
den, wurde durch Franz v. Höhnel im vorigen Jahre auf der Heide 
des Laaerberges entdeckt. 


Vielleicht ist einer oder der andere von den durch mich ge- 
brachten Standorten schon bekannt. Da ich aber dieselben in der mir 
zugängigen Literatur noch nicht erwähnt fand, glaube ich im Inter- 
esse der Wissenschaft zu handeln, wenn ich diese, wenn auch ganz 
unbedeutenden Erfahrungen des Herrn Fr. v. Höhnel und meiner Per- 
son an dieser Stelle veröffentliche. 


Wien, 25. März 1874. 


——essen— 


Scleranthus-Arten. 
Von Alph. Hoeme. 


Veranlasst durch die im J. 1871 von Seiten des Herrn Geh.- 
R. Dr. Reichenbach in Dresden an die Botaniker ergangene Aufforderung 
und Bitte: der früher weniger beachteten Gattung Seleranthus grössere 
Aufmerksamkeit zu widmen, ist schon so mancher Artikel in den 
Fachschriften erschienen; das erweckte Interesse ist bisher nur noch 
grösser geworden, dies beweisen u. a. auch die Veröffentlichungen 
in der „Oesterr. botan. Zeitschr.,* sowohl im vorigen wie auch in 
den drei ersten Nummern vom jetzigen Jahrgange derselben. 

So lange wir noch eines diagnostischen Hilfsmitiels zur Erkennung 
der neuen Sceleranthus-Arten entbehren müssen, das übrigens von 
Hrn. Geh.-R. Reichenbach in baldige Aussicht gestellt worden, lässt 
sich über den Werth der einzelnen Arten oder Formen nichts sagen; 
ich glaubte aber, dem Beispiele Anderer folgend, zur Beurtheilung 
der von Hrn. Geh.-R. Reichenbach unternommenen mühsamen Arbeit 
und zur vorläufigen Orientirung auf diesem Gebiete ein Weniges bei- 
zutragen, indem ich mir gestatte, nachstehend eine Uebersicht der 
bis jetzt in meinem Herbar enthaltenen Scleranthen zu geben, zumal 
sich darunter auch mehrere finden, die für die Herren Botaniker 
Öesterreichs von speziellem Interesse sein könnten. 

Sammtliche nachstehend verzeichnete Arten sind von Hrn. Geh.- 
R. Rehb. revidirt und bestimmt, zum grösseren Theile von ihm selbst 
mir freundlichst mitgetheilt worden. 

Die Anordnung ist nach der „Scleranthorum enumeratio prima“ 
Rchb.'s. 


144 


23. 


24. 


I. Polycarpi. 


Scleranthus polycarpus L. ex ic. Fab. Col. Flor. dresd., Dresdner 


Haide, leg. Rehb. 

lepidus Rehb. Fl. sax., Mandelstein - Porphyrgerölle b. 
Weissig, 25. Sept. 71, leg. Rchb. 

filieaulis Rehb. Fl. sax., Mori'zburg, Okt. 71, leg. Poscharsky. 
fastigiatus Hochst. Fl. dresd., Dresdner Haide, ex herb. 
Rehb. Dem S. marginellus Rehb. habituell sehr ähnlich. 
leucocarpus Rehb. Fl. sax., Liegau, Juli bis Sept., ex. herb. 
Rehb. 

debilis Rehb. Fl. sax., Radebeul, auf kiesigen Aeckern da- 
selbst; ex herb. Rehb. 

Augustae Rehb. Fl. dresd., Weisser Hirsch b. Dr., 19. Sept. 
72, leg. Aug. hehb. 
leiphaemus Rehb. Upsala, leg. Zetterstedt. 

leucococcus Rehb. Bozen, Tyrol, ex herb. Rehb., ebenda 
„uch von A. Kuntze gesammelt im Aug. 1872. 

sanctus Rehb. Heiliggrab bei Bozen, Tyrol; ex herb. Rchb. 
Tauscheri Rehb. Central-Ungarn, Eresi, Kleefelder, leg. 
Dr. Tauscher. 


2. Setiferi. 
seticeps Rehb. Fl. sax., Berghüöhen bei Wesenstein, leg. 
Rehb.; Eisenbahndamm bei Radebeul, 29. Mai 72 leg. ipse. 
aequidens Rehb. Kornfelder hei Dresden, Juli 71, leg. Rehb. 
stipatus Rehb. Central-Ungarn, Eresi, leg. Dr. Tauscher. 
longidens Rehb. Fl. sax., Radeberg, kiesige Aecker daselbst, 
11. Nov. ! 71, leg. Poscharsky; Radebeul, 20. Mai 72, leg. 
inse. 
abyssinicus Rehb. Abyssinia: Adoa, leg. Schimper. 
venustus Rehb. Fl. sax., Moritzburg, Juli; ex herb. Rehb. 


3. Graciles. 


pityophilus Rehb. Rastenburg in Thüringen, leg. Rehb. 1872. 
Hohenackeri Rehb. Ungarn, Kom. Pest pr. Torok; ex herb. 
Rehb. 

Tabernaemontani Rehb. (Tabernaem. Kräuterb. p. 1217 ie.!) 
Thüringen, Erzgebirge, Dresden; ex herb. Rehb. 

pelviger Rehb. Süsel b. Eutin, Hohlstein, Ostseeküste; ex 
herb. Rehb. 

vagans Rehb. (Tabernaemontani affın.!) Thüringen, Köthen. 
Gerstenfeld nächst dem Bahnhof, 9. Juni 70, leg. Rchb. 


4. Serpyllacei. | 
collinus Hornung (praecox Wallr.), Thüringen, Aschers- 
leben, leg. Rehb. 
pseudopolycarpus De Lacroix (Bull. Soc. Bot. VI, 558#.). 


25. Scler 


29.% — 


392.* — 


werden. 


145 


St. Sulpice, pres les Ormes, St. Martin; leg. Lacroix, Mai 
1860. 
anlthus diander R. Br. Neu-Seeland, attul. Th. Müller. 


3. Intermedti. 
biennis Reuter. Lausanne, comm. Ducommun. 


6. Ramulosi. 
suleifer Rehb. Fl. dresd., Aecker in der Nähe der Blumen- 
strasse, 5. Juli 72, leg. ipse. 
Reichenbachit Tauscher. Central-Ungarn, Szent-Peter, in 
aqua inter Arundines, leg. Dr. Tauscher. 
comosus Dumortier. Fl. sax., Hartmannsbach, Kartoffelfelder, 
Okt. 72, auch auf wüsten Plätzen in der Dresdner Haide; 
ex herb. Rehb. 


‘. Imvolucrati. 


erispatulus Rehb. Dresdner Haide, 23. Juli 71, leg. ipse. 
Hoemeanus Rehb. Kartoffeläcker im Gehege bei Dresden, 
10. Sept. 71, leg. ipse. 

obscurus Rehb. Thüringen, Giebichenstein bei Halle, 9. Okt. 
72, leg. Oertel comm. Rebb. 

tenuis Rehb. Fl. sax., zwischen Lohmen und Pirna; ex herb. 
Rehb. 

suberinitus Rehb. Flor. sax., Felder bei Ruppersdorf-Herrnhut, 
22. Sept. 72, leg. ipse. Nächster Nachbar von S. divaricatus 
Dumort. und mit diesem zugleich gesammelt. 

leptochaetus Rehb. Kartoffelfelder bei Prestavik in Böhmen, 
1871 leg. Wollmar, auch bei Dresden, 5. Juli 72 leg. ipse. 


8. Rudes. 


myrianthus Relb. Sandbrachen in der Dresdner Haide, 15. 
Sept. 72 leg. ipse; wächst in Gesellschaft mit S. gypso- 
philanthus Rehb. 

neglectus Rochel. Gut bestimmt aus L. Kirsch’s Herb. in 
Dresden, leider ohne Angabe des Fundortes. 


9. Uncinati. 
hamulatus Rehb. Diese Art erhielt ich als S. uncinatus 
Jord. von Bordere aus „Campvieil, Ht°ss Pyren., leg. juin 
1871.“ 

10. Oedipodü. 


verticillatus Tausch. normal! Fl. sax., Felder bei Lausa, 
16. Juni 72 leg. ipse, auch luxurirend 
von ebendaher. 


” 


!) Von den mit * bezeichneten Arten können Doubletten ebenen 


146 


39h. * Seler. vertieillatus Tausch. f. humilis Rehb. Fl. sax., Rothliegendes 


Ic 


39. 


40. 


41. 


AR. 


Mae 


44. 


45a.” — 


45c.* 


46. 


_— 


bei Rabenau, 3. Juli72 leg. ipse, auch 

an verschiedenen anderen Orten. 

f. tenuior Rehb. Kornfelder im Gehege 

bei Dresden, 25. Juni 72 leg. ipse, 

auch inder Dresdner Haide u. a. 0. 

5 » f. dichotomo-fastigiata Rehb. Fl. sax., 

auf feuchten Sandfeldern bei Lausa, 
30. Juli 71 leg. ipse. 

suprafastigiatus Rehb. Fl. sax., Kleebrachen bei Meissen, 

Juli, leg. Rehb. 

tenuifolius Rehb. (sonst capillifolius), „ex affinitate verti- 

cillati, cal. laciniae etiam albae!* Dresdner Haide, 2. Juni 

72 leg. ipse. 

seladonius Rehb. (S. Tabernaemontani affın., sed verticill.!) 

Fl. sax., Langebrück, 13. Sept. 71 leg. Poscharsky. 


11. Setifolü. 


gypsophilanthus Rehb. Auf sandigen Brachen in der Dresdner 
Haide, in Gesellschaft mit $. myrianthus Rehb., 15. Sept. 
72 leg. ipse. Eine sehr schöne, gut zu erkennende Art; 
die Blüthen sind oft von röthlicher Farbe. 

Sprengelii Rehb. Bei „Tirlemont (Belgique), Campine An- 
versoise, juill. 1870* von A. Tlielens als perennis Sprgl. 
non Lin. gesammelt; auch aus der Fl. berolin. 


12. Dicranifolü. 


Besitze zur Zeit noch keinen Vertreter. 


13. Marginati. 


marginellus Rehb. normal, JS. Fl. sax., ‚von verschiedenen 
Orten; Pressburg, leg. Schneller, det. Rehb., 
vidi in herb. C. Stoitzner; eine sehr ver- 
breitete, kräftige, perenne Art, charak- 
teristisch scheinen die dunkelroth gefärbten 
Knoten der Stengelglieder und der ebenso 
gefärbte untere Theil des Stengels zu sein. 
y „ f. diffusa. „Felder nächst dem Friedhof 
bei Oberndorf-Raabs, N.-Oesterr. Aug. 
1867 leg. C. Stoitzner.* 
Br „ f. subramosa. Dresdner Haide, 9. Juni 
72 leg. ipse. 
valgus Rehb. Fl. sax., selten bei Radeburg; ex herb. Rchb. 


14. Laricifolü und 15. Cancellati 
fehlen mir bis jetzt sichere Vertreter. 


147 


16. Thyrsanthi. 


47. Seler. pietus Rehb. Fl. sax., Wildenhain bei Grossenhain, leg. Rch. 


Da ich nicht wage, in voreiliger Weise folgende noch aulzu- 
zählende Arten nach obigem Schema Reichenbach’s („Scleranthorum 
enumeratio prima*) unterzubringen, so muss ich mich darauf be- 
schränken, sie nur n © und % zu heilen. 


48. * 


Ag 


Dur 


A. Annuelle. 


Scleranthus cinereus Rehb., normal: „folia subrama, bractea 


et cal. lac. albo-marginalae!“ Ziemlich verbreitet im Elb- 
thal und von verschiedenen Orten daselbst in Belegen vor- 
handen; auch im Erzgebirge. — „Oriens a simplicissimo, 
sed semper superne albo-marginatis!“ Fl. dresd. leg. ipse; 
von Carlowitz bei Breslau mis. H. Streubel 1872. 
modestus Rehb. Einmal auf einem Acker nahe bei Dresden. 
Juli 1872 leg. ipse, („haec specimina robustiora ebracteala 
sunt!* Rehb.). 

divaricatus Dumortier f. laxa Rehb.! „Oft zufällig ohne 
rami divaricali, meist die unteren sehr zurückgeschlagen, 


auch wohl sehr dicht!* Rehb. — Carlowitz bei Breslau 
mis. H. Streubel 21. Aug. 72; Aecker bei Herrnhut, 22. 
Sept. 72 leg. ipse („densissime vidi e Belgia* — Rchb.), 


auch in der Dresdner Haide leg. Rehb. 

sparsiflorus Rehb. Fl. sax., Mandelstein-Porphyrgerölle b. 
Weissig, leg. Rehb. 

brumalis Rehb. Fl. sax., Wiesenränder an der Elbe b. Dr., 
„sparsiflori ultima generatio?* Nov. 1872 leg. Rehb. 
sordidus Rehb. Aecker bei Räcknitz b. Dr., Juli 1872 leg. 
ipse. 

nie Rehb. Fl. thur. (Güldne Au) und sax. (sehr sparsam 
bei Kreischa), leg. Rehb. 

Theodori Rehb. Fl. thur., Aecker bei Wiehe-Lossa leg. 
Rehb. 1872; auch bei Wiesbaden. 

clevemontanus Rehb. Cleveberg am Rhein, auch an der 
südl. Gipfelseite des Camenzer Berges in Sachsen, leg. Rehb. 
subspathaceus Rehb. Fl. sax.. bei Meissen, ex herb. Rehb. 
setibracteatus Rehb. Tirol, Seiser Alpe, Kartoffelfelder da- 
selbst, Juli; ex herb. Rehb. 

brachycarpus Rehb. Fl dresd., Aecker bei Radebeul, leg. 
Rehb. 

chersonensis Rehb. Russland, Gouv. Cherson, Elisabelhgrad; 
ex herb. Rehb. 

polybotrys Rehb. Fl. sax., Liegau, leg. Rchb. 
carthusianorum Rehb. Brünn in Mähren, auf der Höhe der 
Karthause auf Aeckern, Juli; ex herb. Rcehb. 

stenodus Rehb. Fl. dresd., bei Wilschdorf, leg. Rchb. 
myosoteidos Rehb. Fl. sax., auf dem Gipfel des Lessing- 
berges bei Camenz, leg: Rehb. 


5. Seler 


Die 


. profusus Rehkb. Fl. dresd., in der Lössnitz b. Wahnsdorf, 
leg. Rehb.; cal. lac. albo-marginalae! 

tenellus Rehb. Auf einem Acker am Gipfel des Lessing- 
berges bei Camenz, Sachsen, Sept., leg. Rehb.; cal. lac. 
albo-marginalis. 

oligocomus Rehb. Fl. sax., Blasewilz, in den Dorfgassen, 
19. Mai 72 leg. ipse. 

infleeus Rehb. Mit vorigem leg. ipse; auch von Dexas in 
Böhmen ex herb. Rehb. 

erpansus Rehb. Fl. sax., mit verticillatus Rehb. auf feuchten 
sandigen Feldern bei Lausa, 16. Juni 72 leg. ipse. 
decipiens Rehb. Dresdner Haide, bei Langebrück, Sept. 72 
leg. ipse. 


B. Perenne. 


aeinensis G. Strobl. Auf der südl. Höhe des Aelna, 6000 
bis 9000° hoch in der tiefen vulkanischen Asche, leg. P. 
Gabr. Strobl, 15. Aug. 73. 

Madonius Rehb. Italien, Madonisches Gebirge, Piano della 
Bataglia, leg. P. G. Strobl 1873. 

tenuicaulis Rehb. Fl. dresd., bei Wilschdorf leg. Rchb. 
moenchiaeformis Rehb. Dresdner Haide, auf dürrem Sand- 
boden mit erispatulus am 23. Juli 71 leg. ipse. 

laevigatus Rehb. Dresdner Haide, 6. Sept. 72 leg. ipse; 
scheint bis auf die purpurrolhe Färbung am Stengel dem 
marginellus sehr nahe zu stehen. 

hyssopifolius Rcehb. Fayette County, Texas, leg. Dr. B. 
Matthes. Diese fast holzige Art, früher unbenannt in meiner 
Sammlung, ist durch die Form der Blättchen jedenfalls 
gut unterschieden. 

biflorus Hook. (Mniarum biflorum Rehb. sec. Forster). 
Australia (Auckland, Kings-Insel, Launceston, Omeo, 
New-England, Blaue Berge, Hunters Fluss), überall 3000 — 
4000‘; mis. Dr. F. v. Müller. 


beiden wirklichen Linne’schen Arten $. perennis und 


annuus fehlen also in meiner Sammlung; unter diesem Namen mill- 
lerweile aus den Pyrenäen erhaltene Exemplare unterliegen gegen- 
wärlig noch der Krılik Reichenbach’s und können sich dadurch leicht 
zu etwas Anderem gestalten. 

Es ist nicht zu läugnen, die Scleranthen bilden eine sehr viel- 
gestallige Gattung mil wunderlichen Formen; je länger man sie be- 
trachtet, desto mehr wird man sehen und die bisherigen Arbei'en und 
Untersuchungen Rehb.’s darüber erinnern fast an die Geschichte vom 
Ei des Columbus. 


Dresden, den 15. März 1874. 


149 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebsnhürgens. 


Von A. Kerner. 
LER. 


1289. MHentha silvestris L. — An Bach- und Flussufern, an 
quelligen Stellen, auf Sumpfwiesen. Im mi!telungar. Berglande bei 
Paräd, Gross Maros, Näna, Gran, Visegrad, Set. Andrae, Pomäsz, Alt- 
ofen. Auf der Keeskemeter Landhöhe bei Waitzen, Pest, Soroksar, 
Alberti. Im Bihariagebirge bei Felixbad nächst Grosswardein, Petrosa, 
Vasköh, Rezbänya, Criscioru, Monesa, auf der Dinesa und Chiciora, 
und im Gebiete des Aranyos bei Vidra, im Valea Odinculia und Valea 


Isbueu. — Schiefer, Sandstein, Kalk, tert., diluv. und alluv. Sand- 
und sandiger Lehmboden. 95—1200 Met. — In der Tiefebene nicht 
beobachtet. 

1290. Mentha aquatica L. — An den Rändern und im Rinnsale 


fliessender und stehender Gewässer. Bei Gran, Nana, Allofen, Promontor; 
auf der Csepelinsel; bei R. Palota, Pest, Also Nömethi, Sari, T. Füred, 
Szolnok, Grosswardein, Desna. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- u. 
Sandboden. 75—300 Met. 

1291. Mentha hirsuta L. — Auf moorigen Wiesen, an den 
Rändern stehender und langsam fliessender Gewässer. Bei Näna, Sct. 
Andrae, Ofen, Pest, Sari, Szolnok. — Tert., diluv. u. alluv. Lehn- 
u. Sandboden. 75—200 Met. 

1232. Mentha Skofitziana Kern. in Oest. bot. Zeitschr. XII, 
385. — An quelligen Stellen am Gehänge der Chiciora in der Hegyes- 
gruppe des Bihariagebirges. — Schiefer. 570 Met. — Muthmasslich 
ein der Kombination: arvensis X silvestris entsprechender Bastart. 

1293. Mentha verticillata L. — (M. sativa Sadler et pl. auct.) 
— In Gräben und auf feuchten Wiesen, an Fluss- und Bachufern. 
Im Stromgeläinde der Donau und Theiss sehr verbreitet bei Näna, 
Sct. Andrae, Ofen, Pest, Sari, Als6o Nemethi, Szolnok, Grosswardein. 
—— Tert., diluv. u. alluv. Lehm- u. Sandboden. 75—300 Met. 

1294. Mentha multiflora Host. — In Gräben, so wie an Fluss- 
und Bachufern. Bei Paräd in der Matra; bei Ercsi an der Donau; bei 
Monor auf der Keeskemeter Landhöhe; bei Szolnok an der Theiss. 
Diluv. u. alluv. Lehm- u. Sandboden. 90—200 Met. 

1295. Mentha arvensis L.. — Am Rande von Lachen, auf 
sumpfigen Wiesen, auf feuchten Aeckern, an Flussufern. Bei Paräd 
in der Matra; in der Nähe der Granmündung; bei Waitzen, Pest, 
Steinbruch; Sedescelu bei Rezbänya; auf der Chiciora in der. Hegyes- 





gruppe und bei Buteni im Bereiche des Bihariagebirges. — Tert., 
diluv. u. alluv. Lehm- u. lehmiger Sandboden. 95—570 Met. 
1236. Mentha Pulegium L. — Auf dem austrocknenden Schlamme 


am Rande von stehenden und langsam fliessenden Gewässern, in 
Oesterr. botan, Zeitschrift. 5. Heft. 1874. 11 


150 


feuchten Gräben und auf feuchten Aeckern, an Strassenrändern und 
auf Schuttstellen in den Dörfern. Im Gebiete sehr verbreitet. Im mittel- 
ungar. Berglande hei Paräd und am Fusse des Nagy Lipöt bei Bodony 
in der Matra; im Stromgelände der Donau bei Näna, Gran, Sct. Andrae, 
Ofen, Promontor, Pest; an der Theiss und Zagyva bei Szolnok, bei 
Szegedin; auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreezin; im Biharia- 
gebirge auf dem tertiären Vorlande von Grosswardein bis Belenyes 
und insbesondere häufig im Becken von Belenyes bei Petrani, Belenyes, 
Vasköh, Criscioru und "einwärts bis Petrosa und Rezbänya; im Thal- 
gelände der weissen Körös in allen Dörfern in der Umgegend von 
Körösbänya, dann bei Buteni und Slatina und auf der Chiciora in der 
Hegyesgruppe. — Schiefer, Sandstein, Kalk, tert., diluv. und alluv. 
Lehm- und Sandboden. 75—580 Met. 

Es scheint mir bemerkenswerth, dass die Gattung Mentha in 
dem hier behandelten Florengebiete nur durch verhältnissmässig wenige 
Arten repräsentirt ist und "dass dieser Stamm hier bei weilem nicht 
jene reiche Differenzirung zeigt, wie in westlicher gelegenen Land- 
strichen. 


1297. Lycopus europaeus L. — An den Ufern stehender und 
langsam fliessender Gewässer, auf Sumpfwiesen, in Strassengräben, 
in Zsomb&ek-Mooren. — Im mittelungar. Berglande bei Erlau; in der 


Matra am Fusse des Bagolykö bei Bodony: im Stromgelände der Donau 
bei Nana, Gran, Set. Andrae, bei der Pulvermühle oberhalb Altofen, 
in den Sümpfen südlich vom Blocksberge bei Ofen, auf der Margare- 
theninsel und Csepelinsel; auf der Keeskem. Landhöhe bei R. Palota, 
P. Szt. Mihaly, Steinbruch, Also Nemethi, Säri und Alberti; in der 
en bei Szegedin; am Ostrande der Debreeziner Landhöhe bei 

Nagy Majteny und in den Ecseder Sümpfen; im Bereiche des Biharia- 

yebirges an der Pecze bei dem Bischofsbad nächst Grosswardein, 


len Vasköh und Criseioru und bei Monesa. — Tert., diluv. und 
alluv. Lehm- u. Sandboden. 75—380 Met. 
1298. Lycopus exaltatus L. fil. — An gleichen Standorten wie 


die vorhergehende Art. Im mittelungar. Berglande auf dem Paphegy 
und im N bei Erlau; im Stromgelände der Donau bei Gran, 
Nina, Csenke, Neu-Pest, auf der Csepelinsel bei Ujfalü; in der Tiel- 
ebene bei Egyek. Szolnok, Szegedin, Csaba; im Vorlande des Biharia- 


geb. zwischen Grosswardein und Lasuri. — Diluv. u. alluv. Lehm- und 
lehmiger Sandboden. 75—230 Met. 
1299. Salvia glutinosa L. — In dem Gestäude im Grunde und am 


Rande der Wälder. Im miltelungar. Bergl. am Fusse des Berges Rozsäs 
bei Erlau; in der Pilisgruppe in den Gräben hinter der Ruine Visegrad, 
bei P. Szt. Kereszt, an der Nordseite des Piliserberges und im Walde 
Szunyogos bei Set. Andrae. Im Bihariagebirge am Westabfalle der 
Margine im Rezbänyaerzuge; am Fusse des Cornul muntilor im Hinter- 
grunde des Poiönathales im Petrosaerzuge; in der zerrissenen Rand- 
zone des Batrinaplateaus im Valea Odincutia bei Scarisiöra, auf der 
Piötra Galbina, Taltaroea, Standesa und Pietra lunga, bei Rezbäanya, 
Fenatia und Pötrosa; auf dem Dealul mare bei Criscioru; auf dem 


151 


Vasköher Kalkplateau, am Mühlbache bei Vasköh; in der Plesiugruppe 
bei Monesa; im Thale der weissen Körös auf den waldigen Hügeln 
und auch an den Zäunen der Obstgärten in den Dörfern in der Um- 
gebung von Körösbänya; in der Hegyesgruppe bei Slatina; endlich 
auf dem tert. Vorlande des Bihariagebirges bei Lasuri, im Szaldobagyer 
Wald und bei $zt. Märton nächst Grosswardein. — Sienit, Trachyt, 
Schiefer, Sandstein, Kalk, tert. u. diluv. Lehmboden. 200—1420 Met. 
— Im Tieflande nicht beobachtet. Dass S. glutinosa L. auf Sandboden 
bei Debreczin vorkomme (Kit. Itin. der Marmar. Reise. $S. 38), ist 
sehr unwahrscheinlich. 


1300. Salvia Aethiopis L.. — Auf bebautem Lande, an den 
Rändern der Strassen, an Dämmen, in aufgelassenen Weinbergen, an 
wüsten Plätzen in den Dörfern. — Bei Csenke, Gross Maros, Gran, 


Dorogh, P. Csaba, P. Szantö, Sct. Andrae, Vörösvar, Krotendorf, Alt- 
ofen (hier ungemein häufig), im Wolfsthale und auf dem Schwaben- 
berg bei Ofen, bei Buda Örs, Promontor, Eresi, Veres Bereny, Sat. 
Miklos, Waitzen, R.Palota, Cinkota, Pest, Peczel, Isaszegh. — Trachyt, 
tert., diluv. u. alluv. Lehm- u. Sandboden. 90— 250 Met. 

1301. Salvia Selarea L. — Auf trockenen sandigen Wiesen 
im Stadtwäldchen bei Pest. — Diluv. Sand. 95 Met. — Zuerst von 
Bayer daselbst aufgefunden. Hat sich an dem genannten Standorte 
jedenfalls erst in den fünfziger Jahren eingebürgert. Ob sie sich dort 
erhalten und verbreiten wird, steht dahin. In Gärten wird diese Salvia 
im Gebiete nicht kultivirt. *® 

1302. Salvia austriaca Jacq. — Auf Wiesen und grasigen 
Plätzen, an Dämmen und Strassenrändern. Im mittelungar. Berglande 
auf dem Nagyszäl bei Waitzen, bei Gran, P. Csaba, auf der Slanitzka, 
im Auwinkel und auf dem Schwabenberge, auf dem Ofener Festungs- 
berge, auf der grossen Haide ober Teteny; auf der Csepelinsel; am 
Velenczer See bei Stuhlweissenburg; auf der Kecskemeter Landhöhe 
bei R. Palota und in grosser Menge auf den mit Pollinia bestockten 
Grasfluren entlang dem Rakosbache bei Pest, bei Soroksar, Ullö, Monor, 
Pilis, Nagy Körös; bei Jäszbereny; in der Tiefebene bei Czegled und 
Szolnok; auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreezin; am Saume 
des Bihariagebirges bei Szöllös und S. Marton und auf dem Köbänyahegy 
nächst Felixbad bei Grosswardein. — Kalk, diluv. u. alluv. Sandboden. 
Scheut auch den salzauswilternden Boden nicht. 75—-540 Met. 

1303. Salvia dumetorum Andrz. Auf Wiesen und grasigen 
Plätzen, an Dämmen und auf Blössen in lichten Wäldern. — Im 
mittelungar. Berglande in der Matra bei Paräd und auf dem Särhegy 
bei Gyöngyös; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilis- 
gruppe bei Gran, Visegrad, Sct. Andrae, P. Csaba, Vörösvär, Altofen, 
Ofen, Teteny; auf der Kecskem. Landhöhe bei Waitzen, R. Palota, 
Pest, Soroksar, Alberti, Ullö, Pilis, Monor, Abony; auf der Debrecziner 
Landhöhe bei Nyir Bätor; im Vorlande des Bihariagebirges bei Gross- 
wardein und auf den Hügeln bei Hollodu, — Trachyt, Kalk, tert., 
diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 75—440 Met. — Am Abialle 
des Ofener Festungsberges gegen die Donau auch mit weissen Blüthen, 

1% 





152 


— S. pratensis Sadler ist als Syn. hieherzuziehen. Salvia pratensıs 
L. wurde im Gebiete von mir nicht beobachtet. 


X ——— 


Zur Flora von Südböhmen. 
Von Josef Dedecek. 


Die Reise nach meinem Bestimmungsort Pisek habe ich von 
der Wiener Ausstellung durch Budweis abgelegt, wo ich einige Tage 
in der Umgebung bolanisiren wollte. Nächst der Stadt fand ich an 
der Moldau Aster Novi BelgüL., Cuscuta major DC, Rumex aqua- 
ticus L. nebst einem Exemplar von Chaerophyllum hirsutum L. im 
Weidengebüsch und emigen Stücken des Verbascum nıgrum L. Süd- 
westlich von der Stadt war auch an feuchten Wiesen Menyanthes 
trifoliata L. Da ich nicht so glücklich war, einige von den Raritäten 
der Umgebung, wie z. B. Himulus, Litorella, Pinguicula etc. zu 
erforschen, wandte ich mein Hauptaugenmerk der Rie htung gegen 
Frauenberg zu, wohin mich besonders das Limnanthemum nymphae- 
oides Lk., das ich dort in einem Teiche bereits dreimal vom Wagen 
im blühenden Zustand beobachtet halte, magnetisch anzog. Den Weg 
dorthin habe ich zweimal unternommen. Zuerst durch Böhm. Fellern 
(Vrbny), wo ich den Ranunculus sardous Urntz., weiter am Teich-. 
damme Myosotis caespitosa Schlz. (reichlich), Gnaphalium luteo- 
album L. und Malva Alcea L. gesammrelt halte. Im angrenzenden 
Teiche, der vom ersten durch die Bahn abgeschnitten ist, wächst das 
Limnanthemum. Ich erreichte in Adamstracht (es war berei's am 
29. Sept.) wirklich noch ein blühendes Exemplar, aber daneben zahl- 
reiche, meist abgerissene Früchte. Längs des Teichdammes gegen 
Westen überraschte mich das Seseli coloratum Ehrh. in zahlreichen, 
nur hoch wachsenden Exemplaren, eine Pflanze, die ich nur bis jetzt 
bei Prag zu sammeln gewohnt war, und da nur gewöhnlich in ver- 
kümmerten, 1—4 hohen Sticken. Ferner fand ich da Epilobium pa- 
lustre L., Conium maculatum L., Peucedanum palustre Mönch. und 
das sehr h: ufige Selinum carvifolium L. Der angrenzende Wald ward 
auch nicht trotz seiner Trockenheit vergeblich besucht. Auf seiner 
Wiese wächst Comarum palustre L. und stehen zerstreut Gebüsche 
von Spiraea salicifolia, wahrend sich im feuchten Grabenrande die 
Calla palustris angesiedelt halte. Unterm Waldgebüsch siehen stam- 
mige Stengel des Senerio nemorensis L. ampl., einige noch blühend 
und meist die var. Fuchsä mit geslielten Blättern, darunter aber auch 
eine Form mit stengelumfassenden lanzeltllichen, nackten glän- 
zenden Blättern und nackten Hüllen, die einen ganz anderen Habitus 
hat im Vergleich mit der daselbst oder am Berge Kotie nächst Vod- 
nan wachsenden var. Fuchsü oder mit der var. Jacquinianus von 
Klingenburg nächst Pisek. In Gesellschaft ist da auch Thalictrum aqui- 
legifolium häufig. 

Der zweite Tag wurde einem Theil der reizenden Umgebung 
von Frauenberg, dem gesuchten Fürst Schwarzenberg’schen Schlosse 





153 


gewidmet. Auch da war die Vegetation dem Absterben nahe. Dennoch 
aber konnte man entdecken die schwarzen, glinzenden Beeren des 
Cucubalus baceifer L. mit seinen fusslangen trocknenden, bereits 
beinahe blattlosen Stengeln und einige fruchtende Rosa - Formen. 
Beide kommen im Walde am Balınhofe gegen die Stadt hin vor. 
Unter den Rosa-Arten wächst da nur die R. canina mit fulgenden 
Varietäten: R. canina ß. dumetorum Thuill., 1. eine Form mit kürzer 
gestielten, grösseren Früchten. 2. eine Form, deren Blattsliele und 
Blatter spärlich mit Drüsenborsten bedeckt sind, und 3, eine gross- 
und nacktblätterige Form, deren Lamina 21° lang und 11/5“ breit 
ist. Diese Form wurde aber ohne Früchte gefunden. Ferner kommt 
da vor die Rosa canina vulgaris Koch mit ganz kahlen oder ein 
wenig behaarten und drüsigen Blaltstielen. 

Die Rosa canina collina Koch wächst am Berge bei Skofßic. 
Selbe ist filzig und drüsig steifhaarig, dieses auch am Blüthenstiel 
und der kugelige n Frucht. — Rosa alpina L., in der Piseker Gegend 
häufig, wurde von mir im selben Jahre bei Eisenbrod in N: rdböhmen, 
nächst den Liebich’schen Schielerbrüchen gesammelt. Am Sko£icer Berge 
fand ich auch den Bromus asper Murr., Digitalis ochroleuca Javg., 
Prenanthes purpurea L., Scabiosa commmunis Gelak., var. silvatica 
(diese auch bei Budweis), Lathyrus silvestris L., Ervum pisiforme 
Petermann, Vieia silvatica L., Prunella vulgaris L. var. albiflora, 
Potentilla canescens Besser, Epilobium obscurum Schreb. und mon- 
tanum \. 

In der Piseker Umgeburg gelang es mir noch einige Lokalitäten 
für weniger häufige Formen zu konstaliren. So für die Artemisia 
scoparia W. K. an trockenen Hügeln. die Inula britunica L. mit 
vielen I.ngeren Blüthenästen an der Bläni. ‚e, Matricaria in»dora L. 
nur an Feldern bei Üjezd, Anthemis Gotula L. im Dorle Cizova und 
die Anthemis tinetoria L. discoidea, die bisher in Böhmen nicht be- 
obachtet wurde, im städtischen Park am Schültboden. Gnaphalium 
luteo-album L. hat sich vom Ötavaufer selbst an eine höher gelegene 
Waldblösse verpflanzt. Die Pulicaria vulgaris Gärtn. wächs! bei Pu- 
tim. Ferner sammelte ich Verbascum Thapsus semidecurrıns und ge- 
nuina bei Kobza, Myosotis versicolor Smith. in kieferwaldern am 
Gneissboden zahlreich, M. hispida Schl. daselbst und Pedicularis pa- 
lustris L. mit der gewöhnlicheren Pedieularis silvatica L. auf einer 
feuchten Waldwiese bei Nehbodrfie. Am Berge Mehelnik kommt zalıl- 
reich vor das Cerastium glomeratum Thuill., daselbst Dentaria bulbi- 
fera L. und Trifolium rubens L., beide seltener und in den Wäldern 
Stellaria nemorum L. und Epilobium montanum L. — Camelina sa- 
tiva Fries und (amelina mierocarpa And. wurde auch angeiroffen 
Im Stadtpark kommt vor das Geranium molle L., während @. dissec- 
tum nur bei Hradist gesammelt wurde. Die Potentilla opaca L. i 
an Abhängen die gewöhnlichste, die P. cinerea Chaix nur bei Klin- 
genburg am Moldauufer, das hie und da von Gebüschen der Spiraea 
opulifolia L. bewachsen ist, wogegen seine Granitfelsen die Asperula 
galioides M. B. beherbergen. Nebsidem fand ich Ceratophylium de- 


154 


mersum L. im Otavatümpel bei Zätavi, Dianthus prolifer L. im Otava- 
Abhang bei den „alten Bädern“, Trifolium hybridum L. an Wiesen, 
Viola tricolor saxatilis (Schmiedt) am linken Waldufer der Otava, 
Hierochloa australis R. Sch. zahlreich in allen Nadelwäldern, in deren 
einem bei Mehelnik auch ein steriles Lycopodium complanatum an- 
getroffen wurde. Phleum pratense nodosum wächst auf Weizenfeldern 
nächst Oujezd. 

Von meinem Besuche in Nordböhmen brachte ich den Cytisus 
capitatus Jeg., Anemone silvestris L., Oxalis strieta L. und Lythrum 
hyssopifolium L. von Benätek an der Iser, dann Br achypodium sil- 
vaticum von Sychrov und Chlomek bei Turnau. Ueber einige noch 
unbestimmte Varietäten überlasse ich den Bericht an die herannahende 
Campagne. 


Pisek, im April 1874 


Nachträge 
zur Flora des Illgebietes von Vorarlberg. 


Von Dr. Heinrich Kemp Sud. 
(Schluss.) 


Poa trivialis L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

P. pratensis L. Häufig bis in die Alpen. 1. 2. ** 

P. cenisia All. Saminathal, Salerul im Gampertonthal, Fermontthal. 
DIESE 

Glyceria fluitans R. Br. Häufig im untern Gebiet: Tisis, Tosters, No- 
fels, eig... 0 

Molinia coerulea Mönch. Gemein bis in die Alpen; var. genuina und 
ee 

Dactylis glomerata L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2.3. ** 

Cynosurus cristatus L. Wie Vorige. 1. 2. ** 

Festuca DEN, L. Gemein bis m die Alpen in allen Varietäten. 

1:0 aaa 

en Lam. Zerstreut bis an die Alpe (Arlbery1.2,3..** 

rubra L. Wie Vorige, aber häufiger. 1. 2. ** 

. varia Haenke. Drei Schwestern. 2. + 

. pumila Vill. Häufig auf allen höheren Alpen. 2. 3. * 

alien Vill. Gemein; am Illufer unterhalb Feldkirch var. Zri- 

flora. 

ar en Schreb. Häufig im Il- und Rheinthal. 1. ** 

elatior L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 

Brachypodium sylvaticum R. et Sch. Häufig ebendort. 1. ** 

B. pinnatum Beauv. Wie Vorige. 1. ** 

Bromus secalinus L. Häufig im Rheinthal: Vaduz, Tisis, Tosters etc. 


ir Hr g 


Bo seen 


B. mollis L. Gemein bis in die untern Alpen. VRR 

B. asper Murr. Häufig im untern Ill- und im Rheinthal. 1. ** 

B. erectus Huds. Zerstreut: Nschlucht an der Felsenau, Tisis etc. 

1% *r 

B. sterilis L. Gemein bei Feldkirch. 1. ** 

Triticum repens L. Gemein in den Niederungen. 1. * 

T. caninum Schreb. Häufig ebendort: Tisis, Tosters, Nofels ete. 1. * 

Elymus europaeus L. Selten: Aın Abhange des Aclple bei Feldkirch. 
1. 9 

Lolium perenne L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** 

L. temulentum L. Häufig im Getreide des untern Gebietes, z. B. bei 
Mauren. 1. ** 

Nardus strieta L. Selten im Thale (Galgenwiese), häufig auf den 
Alpen (Arlberg etc.). 1. 2 


Equisetaceae. 
Equisetum arvense L. Gemein in den Niederungen. 1. * 
E. Telmateia Ehrh. Häufig bis in die Alpenthäler: Saminathal. 1. 2. * 
E. sylvaticum L. Zerstreut; meist auf mittleren Alpen: Roviaberg, 
Christberg etc. 2. * 
E. palustre L. Gemein im Rhein- und untern Illthal. 1. ** 


E. variegatum Schleich. Häufig im Saminathal, Ill- und Klosterthal. 
2.2. #9 


Lycopodiaceae. 


Lycopodium Selago L. Fast gemein vom Thal bis in die Alpen. 
1223. * 

L. annotinum L. Häufig im untern Gebiet. 1. * 

L. alpinum L. Nicht selten: Gallinakopf, Fuss des Schwarzhorn im 
Campadellthal, Schlapin im Gargellenthal, Bieler Höhe an der 
Grenze von Paznaun. 2. 3. + 

L. complanatum L. Rand der Galgenwiese bei Feldkirch. 1. * 

L. clavatum L. Häufig im untern Gebiet. 1. * 

Selaginella spinulosa A. Br Häufig auf den Alpen, seltener im Thale 
(auf Maria-Ebene bei Feldkirch). 1. 2. 3 

S. helvetica Spring. Gemein bis in die Alpen. 1.2. * 


Filices 
Botrychium Lunaria Swartz. Hoch-Gerach, Drei Schwestern. 2. 3. * 
Polypodium vulgare L. Gemein bis in die Alpen. 1.2. * 
. Phegopteris L. Ardetzenberg, Steinwald, Saminathal. 1.2. ° 

P. Dryopteris L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2.3. * 

P. robertianum Hoffm. Häufig mit der Vorigen. 1.2. 3. * 

P. alpestre Hoppe. Gemein und robust auf dem Urgesteine des her 
Gebietes, seltener und schwach auf Kalk (Gampertonthal). 2 .3.+ 

Aspidium Lonchitis R. Br. Sehr häufig auf den Alpen bis in die Sei- 
tenthäler 1. 2.3, * 


156 


A. aculeatum Swartz. Fast gemein in allen Wäldern des Gebietes. 
4:42 

Polystichum Thelypteris Roth. In den Waldwiesen zwischen Feldkirch, 
Göfis und Rankweil. 1. ** 

P. Oreopteris DC. Ebendort nicht selten. 1. ** 

P. Filir mas Roth. Gemein bis in die Alpen. 1. 2.3.* 

P. spinulosum DC. Häufig mit der var. dilatatum bis in die Alpen: 
Saminathal, Arlberg eie. 1. 2. 3. * 

Cystopteris fragilis Bernh. Sehr häufig bis in die Alpen. 1. 2. 3. * 

C. regia Presl. Häufig an den Felsen der mittleren Alpen: Samina- 
thal, Drei Schwestern. 2. * 

Asplenium Filir femina Bernh. Gemein bis in die Alpen. 1. 2.3. * 

A. Triehomanes L. Wie Vorige. 1. 2. * 

A. riride Huds. Ebenso. 1. 2. * 

A. Breynii Retz. Gauenstein bei Schruns, Eingang des Gargellenthals 
im Montafon. 2. + 

A. Ruta muraria L. Gemein bis in die Alpen. 1.2.3. * 

A. septentrionale Swartz. Am Gauenstein bei Schruns und im Silber- 
ihal gemein. 1.* 

Scolopendrium officinarum Swartz. Häufig bei Feldkirch: Ilschlucht 
en Feldkirch, Ardetzenberg, Saminathal etc. bis in die Alpen. 
1.12. 

Blechnum Pe Roth. Wie Vorige, stellenweise gemein. 1. 2. 3. * 

Pteris aquilina L. Häufig vom Thal bis in die Alpen. 1. 2. * 

Allosurus crispus Bernh. Bieler Höhe im Fermonithal, an der Grenze 


zwischen Vorarlberg und Paznaun. 2.3. + 


Anhang: 


Pflanzen, welche an anderen, als den von den Auktoren angegebenen 

Orten nicht gefunden wurden. Die ? bezeichneten wurden bisher noch 

gar nicht enideckt, ohne dass Grund zum Zweifel an der Richtigkeit 
des angegebenen Standortes vorhanden wäre. 


Cardamine alpina Willd. „Todtenalpe im Montafon.“ (Rehst.) ? 

C. resedifolia L. „Montafoner Alpen.“ (Rehst.) ? 

Petrocallis pyrenaica Brown. „Kalkfelsen ober Stuben, gegen Zurs.* 
(Rehst.) ? 

Draba tomentosa Whlbg. „Rothe Wand (8000 Fuss) ober Daleas.“ 
(Rehst.) ? 

D. Wahlenbergii Hartm. _Scesa plana ober der Todtenalp.* (Rehst.) ? 

Viola Schultzii Billot. „Feldkirch.“ (Stocker)? 

V. stricta Horn. „Feldkirch.“ (Stocker) ? 

Alsine recurca Wahlbg. „Rothe Wand * (Rehst.) ? 

Cerastium alpinum L. „Arlberg, Rhätikonalpen* (Rehst.). Jedenfalls 
nicht häufig. ? 

Malca Alcea L. „Bei Altenstadt und Feld\irch* (Custer, Stocker). 

Tilia parvifolia Ehrh. „Feldkirch“ (Stocker). 


157 


Vicia tenuifolia Roth. „Feldkirch“ (Zimmerl). Der Standort ist etwas 
verdächtig. ? 

Orobus niger L. „Feld\iirch.* (Stocker) 

Geum reptans L. „Kalter Berg bei Arlberg.“ (Rehst.) ? 

Epilobium alpinum L. „Am Bache ober Stuben.* (Rehst.) ? 

Circaea alpina L. „Welserthal.* (Rehst.) ? 

Sedum purpurascens Koch. „Feldkirch.“ (Stocker) ? 

S. acre L. „Arlberg“ (Fink). Der Standort ist etwas verdächtig. ? 

Ribes rubrum L. „Feldkirch“ (Stocker). Wohl verwildert. ? 

Saxifraga biflora All. „Arlberg ober Stuben.“ (Relıst.) ? 

Gaya simplex Gaud. „Montafoner Alpen und Arlberg.“ (Rehst.) ? 

Laserpitium Siler L. „Vandanser Alpen, Montafon.“ (Rehst.) ? 

Torilis Anthriscus Gmel. „Feld\irch* (Stocker). 

Viscum album L. „Feld irch* (Stocker). 

Lonicera ceoerulea L. „Guschgfiel gegen den Gallinakopf* (Stocker). ? 

Erigeron glabratus Hoppe. „Arlberg.* (Slorker) ? 

Artemisia glacialis L. „Beim Fermunt* (Roesch). Der Standort ist 
verdächtig. ? 

A. spieata Wulf. nebst A. Mutellina Vill. „Rothe Wand* (Stocker). ? 

Aronicum glaeiale Rehb. „Ober dem Liner See,“ (Rehst.) ? 

Senecio Iyratifolius Rehb. „Welsertlal bei Rothenbrunn.* (Rehst.) ? 

S. cordatus koch. „Vorarlberger Alpen an den Sennhütten.“ (Rehst.) 

Saussurea alpina DC. „Arlberg, Fuss der Rothwand.* (Rehst.) ? 

S. discolor DC. „Am Schweizerthor im Rhätikon.* (Rehst.) 

Centaurea amara L. „Feldkirch“ (Stocker). Der Standort ist ver- 
dächlig. ? 

Willemetia apargioides Cass. „Arlberg am Zürserbach auf Wiesen.“ 
(Rehst.) ? 

Crepis praemorsa Tausch. „Auf Hügeln hinter Feldkirch.“ (Rehst.) ?- 

Hieracium porrifolium L. „Bei der St. Antons-Kapelle und auf der 
Sennerwaldalp.“ (Custer) ? 

Phyteuma paueiflorum L. „Rothe Wand.“ (Stocker) ? 

Campanula cenisiaL. „Am Fusse der Scesa plana ober Brand.“ (Rehst. 
1850) ? 

Pyrola media Sn. „Feldkirch.“ (Stocker) ? 

Lithospermum arvense L. „Feldkirch“ (Stocker). Der Standort ist ver- 
dächtig. ? 

Verbascum floccosum WK. „Feldkirch“ (Stocker). Wie bei der Vo- 
rigen. ? 

Veronica bellidioides L. „Ober dem Lüner See.* (Relıst.) ? 

Orobanche stigmatodes Wimm. „Vaduz, in der Nähe des Schlosses.* 
(Bruhin) ? 

Pedicularis tuberosa L. „Arlberg.“ (Rehst.) ? 

Salvia Scelarea L. „Am Wege von Feldkirch nach Belzers” (Hiller). 
Der Standort ist verdächtig. ? 

Anagallis coerulea Schreb. „Am Dünserberg.* (Stocker) ? 

Primula villosa Jaeg. „Alpe Tillisun im Montafon,“ (Custer) ? 

Lemna trisulca L. „Gräben bei Feldkirch und Rankweil.“ (Rehst.) ? 


158 


Orchis fusca Jacq. „Waldwiesen ober Rankweil bei Uebersechsen.* 
(Rehst.) ? 

OÖ. pyramidalis L. „Unweit Feldkirch gegen das Lichtensteimische*“. 
(Rehst.) Verdächlig. ? 

Ophrys aranifera Huds. „Ober Renkweil.“ (Rehst.) ? 

Lilium bulbiferum L. „Ober Rankweil“ (Rehst.). Wenn dieser und 
der vorige Standort am Abhange der Hohen Kugel sich befindet, 
wo L. bulbiferum gefunden wurde, so liegt er ausserhalb des 
Gebietes. ? 

Anthericum Liliago L. „Arlberg, Wiesen im Montafon.“ (Rehst.) ? 

Scirpus triqueter L. „Feldkirch.“ (Rehst.) ? 

- Carex divulsa Good. „Feldkirch.“ (Stocker) ? 

C. frigida All. „Alpe Tillisun im Montafon.“ (Custer) ? 

C. tenuis Host. „Arlberg ober Stuben.“ (Rehst.) ? 

Sesleria disticha Pers. „Scesa plana.“ (Rehst.) ? 

Aira flexuosa L. „Rhätikon-Gebirge.“ (Rehst.) 

Avena distichophylla Vill. „Unter Scesa plana.“ (Rehst.) ? 

Festuca Halleri All. „Montafoner Alpen.“ (Relıst.) 

F. sylvatica Vill. „Am Sellisberg südlich von Feldkirch.“ (Custer) ? 

F. Scheuchzeri Gaud. „Alpe Tillisun im Montafon.“ (Custer) ? 

Bromus tectorum L. „Feldkirch, Rankweil®. (Rehst.) 

Hordeum murinum L. „Feldkirch“ (Rehst.). ? 

Asplenium Adiantum nigrumL. „Schlucht am Hoch Gerach ober Rank- 
weil.“ (Relıst.) ? 


—nessoas 


Literaturberichte. 


Die Rohstoffe des Pflanzenreiches. Versuch einer technischen Rohstoff- 
lehre. Von Dr. J. Wiesner. Mit 104 meist anatomischen Holzschnitt-Ab- 
bildungen. Leipzig. 1873. Verlag von W. Engelmann. 846 Seiten. 

Die grossartigen Fortschritte, welche die Kenntniss der organi- 
schen Naturkörper in den letzten Dezennien gemacht hal, verdanken 
wir ganz besonders der Verbesserung, der leichteren Zugänglichkeit 
und der allgemeineren Anwendung des Mikroskops. Kaum zu über- 
blicken ist die lange Reihe von Thatsachen in Bezug auf den Bau, 
die Entwickelung und die Lebenserscheinungen der Pflanzen und 
Thiere, die uns erschlossen wurden, seitdem die mikroskopische Un- 
tersuchungsmethode als massgebende in der Botanik und Zoologie 
eingeführt worden ist. Kein Wunder, dass diese Fortschritte in den 
nalurhistorischen Disziplinen eine mächtige Rückwirkung auf alle jene 
Wissenszweige ausüben mussten, welche mit ihnen zusammenhängen, 
so namentlich auch auf Rohwaarenkunde, und dass auch hier schliess- 
lich das Mikroskop zur Aufnahme gelangte. Während aber von den 
speziellen Zweigen derselben die pharmazeulische Waarenkunde be- 
reits vor mehr als 20 Jahren durch die bahnbrechenden mikroskopi- 
schen Untersuchungen Schleiden’s, ©. Berg’s und Oudeman’s als selbst- 
ständige Wissenschaft begründet wurde, und durch die eifrigen 


159 


Arbeiten mehrerer anderer Forscher seither einen hohen Grad der 
Ausbildung erlangte, wurde in der technischen Rohwaarenkunde erst 
in den letzten Jahren durch die unermüdlichen Forschungen J. Wies- 
ner's eine wissenschaftliche Basis geschaffen. In dieser Beziehung ist 
ganz besonders das vorliegende sehr umfangreiche Werk — es um- 
fasst 53 Druckbogen — von grosser Bedeutung, indem der Verfasser 
in demselben zum erstenmale die zu den verschiedenen technischen 
Zwecken verwendeten Rohstoffe des Pflanzenreiches in systemalischem 
Zusammenhange wissenschaftlich behandelt. Es wird dadurch einem 
sehr fühlbaren Bedürfnisse nach einem brauchbaren der fortschreiten- 
den Neuzeit Rechnung tragenden Handbuche der technisch benützten 
vegetabilischen Rohprodukte abgeholfen, dessen Benützung nicht bloss 
dem Praktiker sich belehrend und nützlich erweisen wird, sondern 
auch dem Forscher sehr willkommen sein muss, indem der Verfasser 
darin nicht bloss eine grosse Anzahl eigener neuer Untersuchungen 
mitgetheilt, sondern auch die einschlägige Literatur mit grossem Fleisse 
zusammengestellt hat. Eine ausführliche Besprechung des Werkes müs- 
sen wir uns wohl hier versagen. Zur Orientirung über seinen reichen 
Inhalt wird folgende Andeutung genügen. In der Einleitung wird der 
Begriff der vegetabilischen Rohstoffe entwickelt, eine Darstellung der 
Aufgabe, des Umfanges, der Wichtigkeit etc. der Rohstofflehre gege- 
ben, die betreffende Literatur einer genauen Kritik unterzogen und 
in allgemeinen Zügen die wichtigsten histologischen Verhältnisse vege- 
tabilischer Rohprodukte besprochen. PBehufs der näheren Erörterung 
sind die abgehandelten Rohstoffe in zwanzig möglichst natürliche 
Gruppen untergebracht, nämlich die Gummiarten, Harze, Kautschuk 
und Verwandte, Opium, Aloe, Catechu mit dem dazu gehörigen Gam- 
bir und Kino, Pflanzenfette, vegetabilisches Wachs, Kampher, Stärke, 
Fasern und Papiermaterial, Rinden, Hölzer, unterirdische Pflanzen- 
theile, Blätter, Blüthen, Samen, Früchte, Gallen und endlich Lager- 
pflanzen. Ein Register der Namen der Rohstoffe und ein solches der 
systematischen Pflanzennamen schliesst das auch trefflich ausgestat- 
tete Buch. Dr. A. E.. Vogl. 


Der Führer in die Flechtenkunde. Anleitung zum leichten und sicheren 
Bestimmen der deutschen Flechten von Paul Kummer. Mit 14 angefügten 
Naturflechten und 22 lithographirten Figuren auf 3 Tafeln. Berlin 4874, bei 
Julius Springer. 8. 116 Seiten. 

Das vorliegende Werkchen K’s. ist als eine Fortsetzung ähnli- 
cher Arbeiten über Pilze und Moose zu betrachten. Es hat wie diese 
den Zweck, Anfängern das Bestimmen der einheimischen Flechten- 
formen zu erleichtern. Man darf daher an die vorliegende Publika- 
tion keinen streng wissenschaftlichen Massstab anlegen, sondern es 
ist vor Allem darauf zu sehen, ob sie dem oberwähnten praktischen 
Zweck entspreche. Diess istim Ganzen und Grossen der Fall, wenn 
auch im Einzelnen so Manches vermisst wird. Namentlich gilt diess 
vom ersten Abschnitte, welcher die Charaktere und den Bau der 
Flechten behandelt. Trotzdem wird K’s. Führer Anfängern ganz gute 


160 


Dienste leisten, wenn sie ihn als Vorschule für das Studium der Li- 
chenologie benützen, sich mit ihm einigermassen orientiren und so 
auf ein gründlicheres Erforschen der heimischen Flechtenflora vorbe- 
reiten. Dr. BAM R 


Correspondenz. 
Kalksburg, am 14. April 1874. 


Die Salix mirabilis ist wirklich eine sonderbare Form, der 
Host ihren Namen nicht: umsonst gegeben hat. Es sind hier zwei 
Stauden dieser Pflanze, auf welche mich mein Botanilk-Prof. P. J. N. 
Hinteröcker S. J. schon vor 12 Jahren aufmerisam gemacht hat. 
Voriges Jahr suchte ich dieselben wieder auf und entnahm die Ihnen 
eingesandten Exemplare, die, so viel ich mich erinnere, reichlich mit 
Fruchtiinoten besetzt waren. Heuer sind solche Kätzchen daran viel 
seltener, ofi nämlich sind nur wenige Fruchtknoten unter die Staub- 
blüthen eingestreut. Dabei sind aber die Staubfäden heuer meist bis 
auf zwei Drittel ihrer Länge und darüber getrennt, was mir voriges 
Jahr nicht aufgefallen ist. Leider werden Beobac htungen auf längere 
Zeil unmöglich sein, da diese beiden interessanten St: sche der sowohl 
von Neilreich als von Kerner „selten“ genannten Weide in der Reihe 
derjenigen stehen, die nächstes Jahr zum Feuer verurtheilt werden, 
Bei Liesing steht auch ein Stock einer androgynen Purpurweide, den 
ich vorige Woche zum ersten Male sah. Im umgekehrten Verhältnisse 
tragen hier die Kätzchen grösstentheils Fruchtinoten. Die Narben 
sind mit einem kurzen Griffel versehen. An S. Forbyana dürfte aber 
doch nicht zu denken sein, da S. viminalis an der Liesing nicht vor- 
kommt. Die Veilchen der Gruppe Acaules nehmen selbstverständlich 
meine ganze Aufmerksamkeit und freie Zeit in Anspruch. Mit ihrer 
Untersuchung werde ich aber auch dieses Jahr noch nicht fertig 
werden können, da es der vielen Formen wegen nothwendig ist, 
Kulturversuche anzustellen. Zu dem Zweke habe ich im hiesigen 
Parke zwei Anlagen für Veilchen besorgt, eine auf Wiesengrund, die 
andere auf Kalkfelsen (in der Region der Quercus pubescens), um 
sowohl durch Versetzen als durch Aussaat Versuche zu machen. 
Jene Viola, welche ich voriges Jahr (Zool. bot. G. 1873, 5. 546) als 
V. lilacina angeführt habe, wird wahrscheinlich V. multicaulis Jord. 
sein. (Wo hat doch Rossmässler seine V. lilacina beschrieben?) Diese 
Pllanze ist eine sehr interessante Veilchenform, die sich nicht bloss 
an ihrer Farbe, sond-rn auch an den Nebenblättern, in der Deck- 
blatistellung u. s. w. unterscheiden lässt. — Das v. Uechtritz’sche 
Merkmal der V. suavis, dass deren Deckblätter unter der Mitte des 
Blüthenstieles stehen. ist zum ÜUnterscheiden getrockneter Exemplare 
gewiss das bequemsle, an lebenden jedoch nicht das auffallendste. Durch 
dasselbe Merkmal lassen sich auch Viola hirta und V. eollina sehr 


161 


leicht unterscheiden. indem V. hörta hierin mit V. suavis, V. collina 
aber mit Viola odorata übereinstimmt. Viola collina kommt hier nie 
weiss, sondern höchstens halbweiss vor, was mir sehr auffällt, da ich 
sie um Innsbruck vom Berg I!sel (im weiteren Sinne) über Wilten 
bis Ampass immer (oder meistens) weiss gefunden habe, freilich 
nicht auf Kalk wie hier, sondern auf Thonglimmerschiefer. Oder ist 
die Innsbrucker Pflanze von der hiesigen verschieden? Vielleicht V. 
deeliva, welche Graf du Moulin 1867 in Ihrem Journal angegeben 
hal? Darüber könnten uns die Botaniker Innsbrucks Aufschluss geben 
Einige Blumen der V. collina fand ich hier eine sonderbare Abnor- 
mität bieten, indem jedes der fünf Blumenblätter gespornt war. Aehn- 
liches wurde auch an anderen Veilchenformen beobachtet. — Gestern 
machte ich einen Ausflug auf den Aichkogl bei Mödling zunächst 
wegen der Verbreitung der V. suavis, die ich auch auf dem ganzen 
Wege über Rodaun, Perc htoldsdorf, Brunn, Enzersdorf, Mödling, so- 
wie zurück durch die Mi dinger Klause, Vorderbrühl und die Wein- 
berge zwischen Giesshübel und Perchtoldsdorf überall fand, am zahl- 
reichsten jedoch um und auf dem Aichkogl selbst. Hier glaube ich 
auch ein anderes für die Wiener Gegend neues Veilchen gefunden 
zu haben, das stets ganz ausläuferlos und sehr wohlriechend ist, sich 
aber von V. collina durch verhältnissmässig schmälere und längere 
Blitter und durch dunkelviolette Blumen unterscheidet. In der Stellung 
der Deckblätter stimmt es mit V. hirta überein. Ich vermuthe, dass 
es die mir noch unbekannte V. ambigua Kit. ist. Am Fusse des 
Aichkogls gegen Mödling - zu fand sich am Rande von Kleefeldern 
sehr viel Ceratocephalus "orthoceras. J. Wiesbaur S. J. 
Sexten in Tirol, am 14. April 1874. 

Meine Freunde, die Herren Porta und Rigo, machen von 
Hälfte Mai bis Hälfte August d. J. eine botan. Reise in die Abruz- 
zen in lalien. Wer sich der anzuhoffenden reichen Ausbeute in 
erster Reihe versichern will, Loge sich gütigst bis spätestens 10. Mai 
an mich wenden. Rupert Huter. 


Falkenberg in Schlesien, am 15. April 1874. 


Eine seltene Flechte, die Thelomphale Laureri Fuc., wurde auf 
freiliegenden Basaltstücken in einer Kiefernschonung im Rospdorfer 
Forste nächst Falienberg entdeckt. Im Jahre 1524 wurde sie auf 
Torf in der Grafschaft Glatz, im J. 1846 bei Greifswald und 1868 
bei Stettin an einem alten Zaune gefunden. Auf Siein ist sie bisher 
noch nicht beobachtet worden. Neu für Schlesien ist auch Ambrosia 
maritima, die ich hier auf einer Kleekultur vereinzelt traf. 

J. Plosel. 


Athen, im April 1874. 


Auf sehr kalte Tage folgt jetzt eine grosse Hitze, welche rasch 
den letzten Schnee auf den Gipfeln der Berge schmilzt. Inzwischen 
sind im ganzen Lande Tausende von Orangen-, Citronen- und Oliven- 
blumen erfroren, während verschiedene Palmenarten der Kälte wider- 


162 


standen. Eine neue Industrie taucht bei uns in so ferne auf, als sich 
auf der Insel Poros, die reich an Citronenwäldern ist, eine Gesell- 
schaft gebildet hat, die nach sizilianischer Methode die Citronen zur 
Erzeugung von Oel, Säure und konzentrirtem Saft benützt. Hypecoum 
procumbens wächst bei uns zwischen den Saaten. Der Saft dieser 


Pflanze wird als Mittel zum Einschläfern der Kinder benützt. 
Landerer. 


——es92 2 — 


Personalnotizen. 


— Anton Val de Lievre, bisher Finanzrath in Triest, wurde 
als Ober-Finanzrath nach Innsbruck versetzt. 

— Dr. J. Böhm ist an Stelle des Prof. Wiesner, zum Professor 
der Naturgeschichte und Pflanzen-Physiologie an der Forst-Akademie 
in Mariabrunn ernannt worden. 

— Eduard Ritter v. Josch jub. k. k. Landesgerichts-Präsident, 
der Verfasser der Flora von Kärnten, ist am 18. April, 74 Jahre alt 
in Graz gestorben. 

— J. Freyn, bisher Ingenieur der ungar. Ostbahn, hat ein 
Engagement als Ingenieur zum Baue der Istrischen Bahnen angenommen. 





Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften 
in Wien am 12. Februar übermittelte Prof. Leitgeb in Graz eine Ab- 
handlung: „Zur Kenntniss des Wachsihums von Fissidens“. Im Nach- 
lasse des leider so früh verstorbenen Botanikers J. Rauter fanden sich 
eine Anzahl Notizen und Zeichnungen über das Wachsthum von 
Fissidens. Er hatte sich die Aufgabe gestellt, zu untersuchen, ob die 
für andere Moose bekannt gewordenen Wachsithumsgesetze auch auf 
dieses Moos, welches sich durch die abweichende. Segmentirung 
(2schneidige Scheitelzelle) von allen übrigen Moosen unterscheidet, 
Anwendung fänden. Die durch zahlreiche eigene Untersuchungen er- 
gänzten und erweiterten Resultate dieser Studien finden sich in dieser 
Abhandlung niedergelegt. Es ergab sich, dass Fissidens im Wachs- 
thume der Segmente, in der Art der Zweiganlage (aus dem basi- 
skopen Basilartheile des Segmentes) wie in Bezug auf Anlage der 
Geschlechtsorgane vollkommen mit den übrigen Moosen übereinstimmt. 
Bemerkenswerth ist unter andern die Thatsache, dass bei mehreren 
Fissidensarten auch die Seitensprosse an oberirdischen Axentheilen in 
gleicher Weise, wie die unterirdisch sich entwickelnden Sprosse, mit 
dreiseitiger Scheitelzelle angelegt werden, welche erst allmälig in die 
zweischneidige Form übergeführt wird. 


16: 


Literarisches. 


— J. Panlocsek’s „Adnotaliones ad Floram et Faunam Hercego- 
vinae Crnagorae et Dalmatiae* sind im 2. Hefte, 1874, der Verh. des 
Ver. für Naturkunde in Pressburg erschienen. Eine kleine Anzahl von 
Separatabdrücken überliess der Autor der Braumüller’schen Buchhand- 
lung in Wien. 

— Von Otto Murmann ist in Wien erschienen: „Beiträge zur 
Pflanzengeographie der Steiermark mit besonderer Berücksichtigung 
der Glumaceen.“ 


Sammlungen. 


— Professor P. A. Saccardo in Padua beabsichtigt ein Normal- 
Herbar venetianischer Pilze unter dem Titel: Mycotheca Veneta 
herauszugeben. Auf diese Sammlung, welche viel Interessantes bringen 
dürfte, kann bei dem Herausgeber subseribirt werden. 


so 7-2 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Plosel mit Pflanzen aus 
Schlesien. Von Hrn. Krenberger mit Pfl. aus Kärnthen. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Meyer, Eysn, Csato, 
Val de Lievre, Polak, Dr. Kanitz, Wiesbaur, Dr. Kerner. 

Aus Siebenbürgen: /ris humilis, Muscari transsilvanicum, 
Onosma pseudoarenaria, Peucedanum campestre, Plantago Schwar- 
senbergiana, P. Tabernaemontani, Ranunculus pseudobulbosus, Sal- 
via Baumgartenä, Scleranthus heteranthus, Statice tatarica, Stipa 
Grafiana, S. Lessingiana, Taraxacum corniculatum, Trinia Kitaibeli, 
Veronica Bachofeni. — Aus Ungarn: Iris variegata, Kitaibelia 
vitifolia, Kochia arenaria, K. sedoides, Lepidium crassifolium, L. 
perfoliatum, Lycopus exaltatus, Lysimachia punctata, Malcolmia 
africana, Marrubium peregrinum><vulgare, Medicago brachyacantha, 
Nepeta citriodora, Phleboanthe Laxmanni, Pholiurus pannonicus, 
Plantago tenuiflora, Polygala uliginosa, Psilonema minima, Pyrethrum 
uliginosum, Ranunculus illyricus, pedatus, Salvia Aethiopis, Scleran- 
thus microcephalus, S. stipatus, S. tenellus, Senecio Doria, Sherar- 
dia arvensis, Silene multiflora, Sisymbrium pannonicum, Spiraea 
crenata, Statice Gmelini, Stenactis bellidiflora, Trifolium diffusum, 
einges. von Dr. Tauscher. 

Aus Polen: Achillea cartilaginea, Aconitum variegatum, Ade- 
nophora lilifolia, Arubis Gerardi, Campanula bononiensis, Carduus 


164 


erispus, Centaurea phrygia, Cimicifuga foetida, Eisholtia eristata, 
Polemonium coeruleum, Silene tatarica u. a. einges. von Karo. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. abgegeben werden. 








Inserate. 


Soeben erschien und ist durch jede Buchhandlung zu beziehen : 


Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft. 


herausgegeben von der mediz.-naturwiss. Gesellschaft zu Jena. Achter Band 
Neue Folge Erster Band, erstes Heft. Mit 6 Tafeln und 7 Figuren im Text. 
Preis R. Th. 2. (Jäbrlich erscheinen 4 Hefte). 


Inhalt. Ernst Haeckel, die Gastriaca-Revue, die phylogenetische Klassification 
des Thierreiches und die Homologie der Keimblätter. Eduard Strasburger, 
über die Bedeutung phylogenetischer Methoden für die Erforschung lebender 
Wesen, Ed. Strasburger, über Scolecopteris elegans Zenk. Ernst Abbe, 
neue Apparate zur Bestimmung des Brechungs- und Zerstreuungsver- 
mögens fester und flüssiger Körper. Max Türbringer, zur vergleichenden 
Anatomie der Schultermuskeln (II. Theil). 


Als Separatausgabe erschien ferner: 


Ed. Strasburger, über die Bedeutung phvliogenetischer Methoden 
für die Erforschung lebender Wesen. Preis 12 Ser. 

Ernst Abbe, neue Apparate zur Bestimmung des Brechungs- und 
Zerstreuungsvermöge:s fester und Hlüssiger Körper. Mit 1 Talel 
und 7 Figuren im Text. Preis 28 Sgr. 

Jena, Januar 1874. 


Mauko’s Verlag (Hermann Duft). 








Herbarien-Verkauf. 


Das von Dr. Theophil Bienert hinterlassene Herbarium, aus mehr als 
8000 Arten bestehend, wird verkauft. 

Den Hauptbestandtheil bildet die Flora des europäischen und asiatischen 
Russland. Die von Prof. Claus in den Wolzagegenden, von Prof. Bunge in 
Sibirien, von Al. Lehmann und Schrenk in der Songarei. von Szovits, 
Kotschy et Buhse in Transkaukasien und Persien gesammelten Pflanzen 
sind in grosser Anzahl und zum Theil in Doubletten vorhanden. 

Der Name Bienert’s als eines eifrigen und kenntnissreichen Botanikers 
ist durch seine Theilnahme an der Chanykow’schen Expedition nach Persien 
und seine wissenschaftlichen Arbeiten bekannt und bürgt für den Werth der 
Sammlung. 


Nähere Auskunft ertheilt: 


Buchardt, 
Apotheker 
in Riga, Kalkstrasse Nr. 16. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der ©, Veberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die GESFENSRLEENEN, h Exemplare 
botanische Zeitschr -' die freidurch die Posthe= 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden lead 
den Ersten jeden Monats, blos bei Jer Kedaktion 
Man pränumerirt auf selbe f;„ A F N “ e. (Wieden, Neumang. Nr. 7 
sh. Dat. W; ärlner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, rm 3» 
(5 Thlr. 10 Ngr.) e Im Wege des 
ganzjährig, oder mit ! a Buchhandels übernimmt 
411. 5.W.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheker und Techniker. Pränumeration 
halbjährig. €. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 6 so wie alte übrigen 
15 kr. öst, W. En ‘ Buchliandlungen, 








XXIV. Jahrgang. WIEN, Juni 1874. 
INHALT: Zur Flora von Niederösterreich. Von J. Kerner. — Floristische Notizen, VonDr. Kerner. 
— (Cirsium Benacense. Von Treuinfels. — Botanische Beobachtungen. Von Dedecek. — Zur 
Kenntniss der Ranunculaceen. Von Val de Lievre. — Zur Flora von Mähren. Von Oborny. — Ve- 
getationsverbältnisse. VonDr. Kerner. — Laubmoostlora von N.-Tirol. VonDr. Sauter. — Literatur- 
berichte. Von Hazslinszky, Dr. R. — Correspondenz. Von Gremblich, Herpell. — Personal- 
notizen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. 











Beiträge zur Flora Niederösterreichs. 


Von J. Kerner. 


I. 


Hypericum elegans Stephan (Hypericum Kohlianum Spr. 
Fl. hal. t. 9.) 


Dieses seltene und schöne Hypericum fand ich im Juli 1873 
hinter Stein an der Donau (Bezirk Krems) zwischen Weingärten auf 
sonnigen, grasreichen Plätzen; — es ist neu für Niederösterreich. 

Bietet nun das Auffinden einer Art in einem bestimmten und 
insbesondere in einem (hinsichtlich der Gefässpflanzen) so durch- 
forschten Florengebiele, wie jenem Niederösterreichs, schon überhaupt 
ein Interesse, so muss das Auffinden dieses Hypericum in Nieder- 
Oesterreich gewiss um so werthvoller angesehen werden, wenn das 
Vorkommen dieser Pflanze in Niederösterreich zugleich mit dem in 
den Nachbarländern, beziehungsweise in Europa in das Auge o0- 
fasst wird. 

Dieses Hypericum findet sich weder in Gren. et Godr. Fl. fran., 
noch in Berlol. Fl. ital. (ausschliesslich des Vorkommens in Istrien) — 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1874. 12 


166 


noch in Willkomm. Fl. hisp.; — scheint demnach dem südl. und 
westl. Europa zu fehlen | 

Dasselbe wird allerdings (Siehe Nymann’s Syll. fl. eur., dann 
auch Dr. Emanuel Weiss, Verhandl. der k. k. zoolog.-bot. Gesellsch. 
in Wien, 1866, XVI, p. 572) in Istrien angegeben; — das Hype- 
ricum aber, welches in Istrien und insbesonders um Pola wächst und 
für Hyp. elegans Steph. gehalten wurde, ist, wie Dr. P. Ascherson 
in dem Aufsatze: Flora istriaca exsiccata (Oest. botan. Ztschr. 1869, 
XIX, pag. 51) miltheilt, und wie Exemplare des Hypericum ciliatum 
Lam. von Pola aus v. Tommasini’s Hand im Herbar meines Bruders, 
Dr. A. Kerner in Innsbruck, und die von Tommasini beigesetzte 
Bemerkung: „früher als H. elegans verschickt* zeigen, — H. per- 
foliatum L. (H. eiliatum Lam.) 

Dieses dürfte auch, wie schon Neilreich in seinen Nachträgen 
zu den Vegetalionsverhältnissen von Kroatien 1869 vermuthet, be- 
züglich jenes Hypericum der Fall sein, welches in Schlosser et Far- 
Ias-Vukolinovie Flora croalica 1869, p. 354 an Weingärtenrändern 
zwischen Fiume und Volosca wachsend angegeben wird und zwar 
(Exemplare von diesem Standorte liegen mir nicht vor) einerseits 
mit Rücksicht auf das Vorkommen des früher für H. elegans Steph. 
gehaltenen H. perfoliatum L. (H. eiliatum Lam.) in dem angren- 
zenden Istrien und die Verbreitung dieser Pflanze im Süden Europas 
überhaupt, so in Griechenland (Tinea, Canea, siehe Beiträge zur Fl. 
von Griechenland und Creita von Dr. Emanuel Weiss, Verhandl. der 
k. k. zool.-bot. Gesellsch. in Wien, XIX, pag. 53), wie erwähnt, in 
Istrien, dann Südfrankreich, Portugal und andererseits mit Rück- 
sicht auf die aus sicheren Standorten des H, elegans Steph. sich 
ergebende Vegetationslinie und den hiedurch begrenzten Verbrei- 
tungsbezirk des Iyp. elegans Steph., ausserhalb dessen der Standort 
Fiume-Volosca gelegen wäre 

Dass der von Schlosser in dem Oest. bot. Wochenbl. IV. Band 
(1554) p. 159 angegebene Standort dieser Pflanze: „auf dem Schloss- 
berge von Krapina*“ (in Kroatien) nicht richtig sei, ist wohl daraus 
zu entnehmen, dass dieser Standort nicht weiters mehr in Schlosser 
und Farkas-Vukolinovie Syllabus fl. croat. 1857, dann in der Flora 
eroalica 1869 aufgeführt ist. 

Es ist daher das Vorkommen des H. elegans Steph. bei Fiume- 
Volosca, sowie bei Krapina zum mindesten zweifelhaft, und wären 
nähere Aufschlüsse hierüber gewiss vom grössten Werthe. 

Mit Sicherheit hingegen wurde Hyp. elegans Steph. nur ge- 
funden: | 

am Tosmarberge bei Hildesheim (Koch Syn. ed, Il.), der nord- 
westlichste mir bekannte Standort (an welchem dasselbe jedoch nach 
Garcke nun verschwunden wäre); 

in der Gegend von Halle bei Kölme an Weinbergen und am 
Vogelberge (Kohl und Hübner nach Rehb. Fl. germ. excurs. p. 839) 
bei Bennstedt (Bennstäd) (nach Koch Syn. ed. Il. und Garcke Fl. von 
Nord- und Mitteideulschland); 


167 


in Thüringen bei Erfurt an der Schwellenburg (Binder nach 
Rehb. a. a. O., Koch Syn. ed. II, Garcke) an der Steinklippe bei Wen- 
delstein a. N., Kikelberg bei Schwarza, Badra und Frankenhausen 
(Garcke); 

in Böhmen um Lobositz (Neumann 1829 nach Rehb.), Leit- 
meritz (Garcke); 

in Mähren bei Czeiz, Bezirk Göding (Hochst. nach Reichb., 
Koch Syn.); 

in Niederösterreich der neu gefundene Standort bei Stein 
an der Donau (Bezirk lirems); 

in Ungarn bei Deg im Komitate Veszprim (kit. add. ad flor. 
hung. 247); 

[auf dem Temetreny- und Inoveezgebirge und bei Vaez-Uihely 
im Neutraer Komitate nach Emil Keller in: Beiträge zur Flora des 
Neutraer Komitates, Oesterr. bot. Zeitschr. 1864 XIV, pag. 253 und 
1865, XV, p. 53, welche Standorte aber nach Josef L. Holuby's Be- 
merkungen zur Fl. des Neutraer Komitates, Oesl. bot. Zeitschr. 1866, 
XVI, 377 durch eine Verwechslung des H. quadrangulum L. mit H. 
elegans Steph. aufgeführt worden wären.]; 

im Banate (serb. banat. Militärgrenze) auf den Sandsteppen 
des Römerwalles (beziehungsweise den Hügeln Kapu Kornuluj) bei 
Alibunar (Dr. G. Pan&ic zur Flora des Banais, Oesterr. bot. Zeitschr. 
XVII, p. 82. 

häufiger in Siebenbürgen, so bei Salzburg, Hammersdorf, 
Neudorf, Buchnen, Kreisch, Olah-Szt.-Laszlo, Klausenburg, Thordaer 
Kluft, Gross-Scheuern (Exemplare von diesem letztgenannten Stand- 
orte stimmen genau mit den Exemplaren von Slein an der Donau 
überein), 

in Galizien, so auf der Makutra bei Brody nach Exemplaren 
aus Rehmann’s Hand im Herbar meines Bruders, Dr. A. Kerner; 

in Volhynien und im südlichen Russland nach vorliegen- 
den Exemplaren. 

Verbindet man nun die westlichsten, beziehungsweise südlichsten 
Punkte, an welchen Hyp. elegans Steph. mit Sicherheit vorkommt, 
Hildesheim — Erfurt — Stein an der Donau — Deg am Plattensee 
— Alibunar, so bilden dieselben eine südwestliche Vegelationslinie, 
in welcher Stein an der Donau eine Lücke ausfüllle, und welche 
Linie sich um so interessanter darstellt, als die Zahl der Pflanzen 
mit südwestlichen Vegetationslinien in Europa, wie bekannt, eine sehr 
geringe ist. 


Krems, am.13. Mai 1874. 


er on 


1.27 


168 


Floristische Notizen. 
Von A. Kerner. 


Viola collina Bess. — Mit Rücksicht auf die Aufforderung 
in der Oesterr. botan. Zeitschr. XXIV, 161, konstatire ich, dass die 
um Innsbruck vorkommende Viola collina Bess. mit Viola collina 
des Wiener Beckens vollkommen identisch ist. V. collina findet sich 
um Innsbruck weit verbreitet auf Schiefer-, noch häufiger auf Kalk- 
boden. An den südlichen Lehnen der Solsteinkette trifft man dieselbe 
noch häufig bei 1250 Met. und sie wächst dort unter der Höltinger Alm 
gesellig mit V. sciaphila Koch im Kalkgerölle selbst noch bei 1580 Met. 
— Sie blüht unter allen stengellosen Veilchen der Innsbrucker Flora 
am ersten auf, und an den südwestlich exponirten Abhängen in der 
Nähe des Spitzbühe!s bei Mühlau, wo sie mit Ostrya carpinifolia 
zusammen angetroffen wird, kann man regelmässig schon Anfang 
März, nicht selten auch schon Ende Februar ihre duftenden blass- 
violetten Blüthen pflicken. An der eben genannten Stelle findet sich 
neben V. collina Bess. auch die V. hirta L. und ein — allerdings 
sehr seltener — aus diesen beiden Arten entstandener Bastart. Im 
Gebiete der Centralalpen, südlich von Innsbruck, stellt sich die obere 
Grenze der Viola collina um 300 Meter tiefer, als in den nördlichen 
Kalkalpen. In dem Höhengürtel von 600-—1200 Met. ist sie aber auch 
dort keine seltene Erscheinung. — Sie blüht in der Regel blass violett, 
kommt aber so wie V. hirta, V. odorata, V. scotophylla ete. mitunter 
auch mit rein weissen Blüthen vor. 

Viola suavis M. Be — Wiesbaur erwähnt an der oben 
zitirten Stelle in der Oesterr. botan. Zeitschrift auch der von ihm bei 
Kalksburg aufgefundenen „Viola suavis,* über deren angeblich erste 
Entdeckung in Niederösterreich er auch schon früher in den Verh. 
d. z.-botan. Ges. in Wien XXI, 544, einen Bericht geliefert hat. — 
Zunichst sei nun hier bemerkt, dass diese Pflanze bereits vor Wies- 
baur von meinem Bruder J. Kerner in Niederösterreich wildwach- 
send aufgefunden wurde. (Vergl.: Verzeichniss der in der Umgebung 
von Krems [in Nieder öst.] vorkommenden Pflanzen von C. Erdinger. 
— Krems 1572, S. 45). — Viola suavis M. B., von welcher ich südrus- 
sische Exemplare im hiesigen botan. Garten kullivire, ist übrigens eine 
von dieser letzteren sehr abweichende, durch die doppelt grösseren 
über der Mitte blass violetten Kronenblätter,, die relativ schmalen 
oberen Kronenblätter, die gerundet-stumpfen Laubblätter u. s. f. leicht 
zu unterscheidende Art, und es wurde daher die in Niederösterreich 
vorkommende, dort für V. suavis M. B. gehaltene Viola von uns in 
der Sitzung des naturwissensch. Vereines in Innsbruck am 4. Dezbr. 
1572 als Viola austriaca vorgelegt. (Vergl. Berichte des natur- 
wissensch.-med. Vereines in Innsbruck II, 71). — V. austriaca, 
diesseits der Alpen selten und daselbst im wilden Zustande bisher nur 
bei Krems und in der Umgebung von Kalksburg aufgefunden, ist in 
den Thälern am südlichen Abfall der Alpen sehr verbreitet. So durch 


169 


das ganze Etschthal von Meran über Botzen und Kaltern bis Verona, 
ferner im Sarcathal bei Arco und Riva, auch auf dem Monte Berico 
bei Vicenza, bei Triest, Pola u. s. f£. — V. suavis Hausm. Fl. tir. ist 
— V. austriaca. — Viola eyanea Üelak., von welcher ich durch 
die Freundlichkeit des Autors lebende Exemplare erhalten habe und 
dieselben nun neben V. suavis M. B. und V. austriaca kultivire, ist eine 
sowohl von Y. suavisM.B. als auch von V. austriaca A. u. J. Kern. 
verschiedene Pflanze; desgleichen auch die in der Blüthengrösse und 
Blüthenfarbe mit V. austriaca übereinstimmende, sonst aber sehr ab- 
weichende, bei Innsbruck häufige Viola sepincola Jord., von 
welcher ich hier nebenbei erwähnen will, 1. dass sie selten mit kro- 
nengeschmückten auf Fremdbestäubung berechneten Blüthen anzu- 
treffen ist und in der Regel nur kronenlose kleistogame Blüthen enl- 
wickelt und 2. dass neben den gewöhnlichen kleistogamen und den 
seltenen grosskronigen Blüthen, manchmal auch noch kleinkronige 
Blüthen zur Entwicklung kommen, — der einzige mir bekannte Fall 
von Trimorphismus der Blüthen bei den stengellosen Veilchen. 

Hypericum transsilvanicum Celak. — In der tabellari- 
schen Uebersicht der mit Hyp. Richeri Vill. zunächst verwandten 
Hypericum-Arten, welche in der Oesterr. botan. Zeitschr. XVII, 245 
publizirt erscheint. wurde von mir Hyp. Burseri Spach und das von 
Schur als „H. Richeri“ ausgegebene bei Talmatsch in Siebenbürgen 
vorkommende Hypericum als Synonym aufgeführt. — Dieses letztere 
wurde in der Oesterr. botan. Zeitschr. XXIV, 138 von Celakovsky 
als eine von H. Burseri Spach verschiedene Pflanze erklärt und 
unter dem Namen H. transsilvanicum beschrieben. — Ich bin nun 
seit der Publikation jener tabellarischen Uebersicht im Jahre 1868 zu 
demselben Resultate gelangt, nachdem ich inzwischen eine grosse Zahl 
getrockneter Exemplare des seltenen Hyp. Burseri Spach zu ver- 
gleichen und überdiess dieses durch Bordere aus den Gentral-Pyrenäen 
in lebenden Stöcken erhaltene Hypericum im bot. Garten neben den 
anderen verwandten Arten zu beobachten in der Lage war. — In 
Betreff der von Celakovsky hervorgehobenen Unterscheidungs- 
merkmale wäre nur zu bemerken, dass die Blätter des H. Burseri 
Spach in der Regel keinen anderen Zuschnitt und kein anderes Aus- 
mass zeigen, als jene des H. transsilvanicum Cel., und dass auch 
der durchscheinende Hautrand der Blätter gewöhnlich nicht schmäler 
ist, als jener des H. transsilvanicum. — Dagegen wäre beizufügen, 
dass die Anordnung der Blüthen des H. Burseri eine ebensträussige 
ist und dass die Früchte desselben 10—12”" lang, also fast doppelt 
so lang werden, als jene des H. transsilvanicum. 

Hieracium calophyllum Vechtritz in Oesterr. botan. 
Zeitschr. XXIV, 106, dem H. Schlosser? Rehb. fil. zunächst verwandt, 
wurde von Th. Pichler auch auf dem Orien gesammelt. — Es findel 
sich auf den Gebirgen Dalmatiens und Monlenegros ein ganzer Schwarm 
von Arten aus der Gruppe der Andryaloidea« , und eine dieser sich 
sehr nahe stehenden Arten ist eben H. calophyllum Uechtr. — 
Ausser diesem, dann dem ZH. Waldsteinü Tausch., H. Schlosseri 
Rehb. fil., H. pannosum Boiss. wurden von Pichler aus der 


170 


Gruppe der Andryaloidea noch folgende bisher nicht beschriebene 
Arten in Dalma'ien und Montenegro "aufgefunden 

1. Hieracium Orieni Kern. —- Unterscheidet sich von H. 
Waldsteinü Tausch (H. lanatum W.K.) durch die zur Zeit der Blüthe 
bereits verwelkten grundständigen Blätter, den reichblätterigen, mit 
12—20 Blättern besetzten Stengel, die länglichen vergleichsweise 
schmäleren Stengelblätter, die aufrechten schlängelig-gebogenen Aeste, 
die nur mit starren, an der Basis verdickten, borstenartigen, abste- 
henden, drüsentragenden, dunklen Haaren besetzten Köpfchenstiele 
und Anthodien, endlich durch die seegrünen wie bereift aussehenden 
im Trocknen schwärzlich werdenden , stumpfen Anthodialschuppen ; 
von H. Schlosseri Rehb. fil. und H. calophyllum U echtr., abgesehen von 
anderen Merkmalen, durch den Mangel der Sternhaare an den Köpf- 
chenstielen und Anthodien. — Auf dem Orien in der Waldregion 
zwischen 1200 und 1600 Met. 

2. Hieracium Pichleri Kern. — Von dem vorigen durch 
die gegen die Basis zusammengedrängten spärlichen Stengelblätter, 
den kahlen in sehr lange Aeste aufgelösten Stengel, den Mangel der 
langen drüsentragenden an der Basis verdickten borstenförmigen 
Haare an den Köpfe henstielen, und durch die von langen gezähnelten 
Haaren gemähnten, überdiess aber auch mit kurzen drüsentragenden 
Haaren besetzten Anthodien. — Auf der Nordseite des Monte santo 
im Vellebith. Juli 1869. 

3. Hieracium plumulosum Kern. — Die grundständigen 
Blätter zur Zeit der Anthese noch nicht verwelkt; die Stengelblätier 
gegen die Basis zusammengedrängt,, breit-verkehrteiförmig oder el- 
liptisch, sitzend, nicht stengelumfassend; alle Blätter mit einem aus 
federigen gekräuselten und verwobenen Haaren gebildeten dichten an- 
liegenden weissen Filze überzogen, den jungen Blättern des Verbas- 
cum pulverulentum V ill. (= V.floeccosum W. K.) nicht unähnlich; der 
Stengel grün, gerillt, ebenso wie die Anihodien mit zerstreuten kur- 
zen langgefiederten eingerollten, auf schwarzen Knötchen sitzenden 
Trichomen, wie mit kleinen weissen Wollflocken bestreut, die Antho- 
dien überdiess mit kurzen drüsentragenden und anliegenden Stern- 
haaren dicht besetzt; die Aeste steil, kräftig, aufrecht-abstehend, die 
grossen Köpfchen ebensträussig gestellt, die Achenen braun. — In 
der Waldregion an Felsen auf dem Loveen in Montenegro bei 1250 
Met. gesellig mit H. pannosum Boiss. Juli 1570. 

Auch aus der Gruppe /talica wurde von Th. Pichler ein neues 
Hieracium in Montenegro und zwar bei Jesero in der Seehöhe von 
1250 Met. im Juli 1570 aufgefunden. Diese Pilanze, welche ich Zie- 
racium melanotlrichum nenne, macht den Eindruck einer Mit- 
telform zwischen einer der Gruppe „Glauca* und einer der Gruppe 
„Hurorum“* angehörigen Art. Die grundständigen Blätter sind see- 
grün, breit elliptisch, sehr spitz, in den Blattstiel allmälig verschmä- 
lert, der Blattrand so wie die Blattstiele ähnlich wie bei H. stuppeum 
(Vis. var.) mit spärlichen langen Haaren besetzt; der Stengel fast 
nackt, nur mit 1—?2 kleinen lanzelitlichen Blättchen bekleidet; die 


171 


Köpfchen mil schwarzen drüsentragenden Haaren bedeckt, durch 
welche der dicht anliegende tiefer liegende graue Sternhaarllaum 
kaum durchblickt. — Pichler hat H. melanotrichum Kern. im Jahre 
1870 unter dem unrichtigen Namen „H. Tommasinii Rehb. fil. forma 
obscura“ ausgegeben, worauf ich die Besitzer der Pichler'schen 
Sammlungen hiemit aufmerksam mache. — Das echte Hieracium 
Tommasinii Rehb. fil. wurde von Pichler „in castanelis pr. Per- 
cagno in Bocche di Cattaro“ im Jahre 1870 gesammelt und unter 
dem irrigen Namen „H. croaticum Schlosser“ ausgegeben. — Im No- 
vember 1869 wurde übrigens H. Tommasinii Rehb. fil. (mon Host!) auch 
von Frau A. M. Smith bei Grohovo im Reeinathale nächst Fiume in 
einem einzigen mir zur Ansicht mitgeiheilten Exemplare aufgefunden; 
wohl der nördlichste Standort dieser merkwürdigen Pflanze. — End- 
lich erwähne ich hier noch eines Hieracium aus der Gegend von 
Fiume: Hieracium fluminense Kern., welches zwischen der 
„Porta hungarica* und Orehovitza an der Luisenstrasse in den Rilzen 
der steilen Kalkfelsen (zwar häufig, aber nur schwer zu erreichen) 
vorkommt. Dasselbe gehört in die Gruppe der Glauca, blüht bereits 
Anfang Mai und unterscheidet sich von allen Arten dieser Gruppe 
durch den blattlosen, im oberen Drittel in 2—5 fast gleichlange köpf- 
chentragende spreizende Aeste getheilten Stengel und die wenigen 
langen spitzen vom Blaltrande abstehenden Zähne der breitlanzetllichen 
grundsländigen Blätter. 

Calamintha alpina (L) — In dem Märzhefie dieser Zeil- 
schrift (XXIV, 91) bemerkt Uechtritz bei Gelegenheit der Bespre- 
chung der Calamintha aetnensis Strobl, dass auf Sizilien neben der 
C. granatensis Boiss., zu welcher C. aetnensis Strobl allerdings 
als Syn. zu ziehen ist, auch „die wahre Calamintha alpina Lam.“ 
vorkomme. Diese von Todaro als C. alpina ausgegebene siziliani- 
sche Pflanze, auf welche sich Uechtritz bezieht, ist aber gewiss 
nicht „die wahre Calamintha alpina Lam. ,* sondern unterscheidet 
sich von dieser durch den ringsum gleichmässig behaarten Stengel, 
die oberseits kurz und dicht flaumhaarigen , unterseils sehr bleichen 
breit rhombischen , spitzen Blätter und die um die Hälfte weitere 
Kelchröhre. — Gussone hat diese Calamintka, für welche ich hie- 
mit den Namen Calamintha nebrodensis Kerner ei Strobl 
in Vorschlag bringe, im Prodromus als „O. alpina,“ dann im Suppl. 
und in der Synopsis als „EC. rotundifolia Persoon“* aufgeführt. Von 
C. rotundifolia (P ers.) weicht dieselbe aber noch weit mehr ab als von 
C. alpina (1.) — Todaro hat unsere Calamintha in der Flora sicula 
exsiccala unter Nr. 208 in einer mehr rauhhaarigen üppigeren und 
in einer kurzhaarigen mehr gedräugten Form von der Pizzuta di 
Palermo als Calamintha alpina; Strobl dieselbe Pflanze in seinen 
Exsicc. vom Jahre 1873 (nach Gussone determimirt) als ©. rotundi- 
folia ausgegeben. Bertoloni, der sie von Parlatore erhalten halle, 
unterschied sie nicht von Thymus alpinus L.. — Strobl fand €. 
nebrodensis ober Piano de la Battaglia di Petrolia, weilerbin sehr 
verbreitet am Abstieg vom Pizzo di Palermo und Pizzo Antena zu 


172 


den Fosse di S. Gandolfo, dann ober dem Passo de la Botte häufig 
auf den steinigen Bergrücken, hie und da auch bei Ferro, wo sie bis 
zu 1400 Met. herabgeht, während sie sonst den Höhengürtel von 
1800—1950 Met. bewohnt. Im Herbar von Mina Palombo in Castel- 
buono sah sie Strobl aus dem Madoniengebirge von Bosco die Castel- 
buono und Piano de la Bataglieita. Im Herbar Gussone’s findet sie 
sich aus dem Madoniengebirge von Chianu di la Cerza und Al Aque 
del Fau, so wie vom Pizzuta. In der Synopsis gibt Gussone noch 
S. 97 Monte di Commarata und Busambra als Standorte an. — Es 
kann demnach Calamintha nebrodensis als eine in den Nebroden sehr 
verbreitete und dort die Calamintha alpina vertretende Pflanze an- 
gesehen werden. 


Innsbruck, 6. Mai 1874. 





Cirsium Benacense. 
Von L. Treuinfels, 


Cirsium Benacense. — Unici exemplaris sola exstat pars 
superior cum folio inferiore. 

Caulis foliosus, pubescens, bifidus, pedunculis brevibus vel 
nullis. 

- Folium inferius amplexicaule alatopetiolatum, ovatum, sinuato- 
pinnatifidum infra paene usque ad nervum medianum, supra 
usque ad */,, utrinque pubescens (infra mazxime in nervis) pinnis 
paene rhomboideis trinervibus (neque tamen aequales sunt 
nervi neque paralleli, quum duo posteriores in pinnae basi con- 
fluant), grosse dentatis, aliguantum antrorsum versis. 

Folia superiora quasi oblonga, cordato-amplexicaulia, sinuato- 
pinnatifida usque ad °/,, utringue pubescentia. 

Pedunculi dense pilis rufescentibus (longioribus Erisitha- 
lis) consiti, foliolis lanceolatis, dense et valide spinulosis 
instructi. 

Capitula nutantia, subrotunda, bracteata, bracteae lineari- 
lanceolatae, longis spinulis ornaltae, in squamas trans- 
euntes, exteriores capitula aequantes, vel sicut caetera üsdem 
breviores. 

Squamae ex basi triangulari sensim in spinulam gracilem 
(1”®) acuminatae, infra pubescentes, supra tenuiter carinatae 
ibidemque subviscidae, ciliatae, apice patentes vel parum 
recurvae, inlimae extimis duplo vel amplius longiores, apice mem- 
branaceae non spinulosae, extimae duae vel tres spinulose 
ciliatae, omnes non arachnoideae, 

Pappus leviter claviformis. 

Corollae limbus tubo tertia parte vel paene dimidia longior, 


173 


Flores eitrini. In subalpinis vel alpinis ad lacum Benacensem 
(Gardasee). 

Insofern es überhaupt erlaubt ist, aus den Merkmalen einer 
Pflanze auf deren hybriden Ursprung zurückzuschliessen, bietet vor- 
liegendes Cirsium eine Reihe von Anhaltspunkten, die dem Beob- 
achter mit vieler Wahrscheinlichkeit die Vermuthung nahe legen, es 
dürfte von der Kombination des ©. Erisithales (L.) und ©. carnioli- 
cum Scop. herrühren; jedenfalls muss es als eine Mittelform zwischen 
beiden Arten anerkannt werden. 

Die Inflorescenz mit den nickenden Köpfchen deutet auf C. Eri- 
sithales, dagegen die schmalen, langdornigen Deckblätter mit ihrer 
dunklen Farbe, in Verbindung mit der auffallend starken röthlichen 
Pubescenz der Köpfchenstiele, nebst dem unteren Blatte, das durch 
seine breiten Fiederlappen und die nach oben stark sich erweiternde 
Blattspindel auffällt, auf das ©. carniolicum. 

Bei eingehenderer Untersuchung findet man denn auch fast an 
allen Theilen der Pflanze den modifizirenden Einfluss der beiden Ar- 
ten, so dass man verlegen wäre anzugeben, welche Pflanze sich 
darin mehr zum Ausdrucke gebracht habe, wenigstens, wenn man 
nicht die ganze Pflanze lebend beobachten kann. 

Das untere Blatt ist in den Hauptumrissen einem Blatte des 
C. Erisithales ähnlich; doch sind die Fiederlappen weiter von ein- 
ander entfernt, viel breiter, die bei ©. Erisithales so typischen drei 
parallelen Nerven treten als ein stärkerer Mittelnerv mit einem ziem- 
lich parallelen, schwächeren vorderen und einem noch schwächeren 
hinteren Nerv auf, der sich zudem erst im Fiederlappen vom mitt- 
leren abzweigt. Die Fiederlappen sind nach vorne gekehrt, grobzäh- 
nig; die Blattspindel gewinnt zuletzt '/, der Blattbreite. 

Die zwei langen Stiele, in die sich der Stengel spaltet, erinnern 
an C. Erisithales, jedoch die einzelnen Blätter daran, in der Nähe 
der Köpfchen namentlich, wieder an C. carniolicum, wie auch die 
ziemlich langen röthlichen Haare für Erisithales in diesem Grade un- 
gewöhnlich sind. 

Die Deckblätter, sowie der etwas gehäufte Blüthenstand er- 
klären sich wieder aus der Ingerenz des C. carniolicum. 

An den Hüllschuppen verweist der schwache klebrige Kiel auf 
C. Erisithales, ihr schlanker Zuschnitt auf (©. carniolicum. 

Die Blüthendimensionen kommen weniger in Betracht, da hier 
nicht eben auffällige Unterschiede zwischen beiden Arten obwalten, 
doch nähern sie sich mehr denen von C. carniolicum. 

Alles in Allem könnte man vielleicht am ehesten sagen: das 
C. Benacense nähere sich etwas mehr dem C. Erisithales, doch wird 
es mit Bestimmtheit erst konstatirt werden können, wenn einmal an- 
dere Mittelformen oder hybride Bildungen zwischen den geuannten 
Arten vorliegen. 


Innsbruck, 8, Mai 1874. 


= — 


174 


Botanische Beobachtungen im Jahre 1873. 


Von Prof. Jos. Dedecek. 


Es liegt vor mir eine Reihe Pflanzenexemplare, die ich unter 
dem Titel „Ahnormitäten“ in meiner Sammlung gesondert aufbe- 
wahre, und unter denen man so zu sagen vitale und kausale Unre- 
gelmässigkeiten antreffen kann. Jene betreffen die so zahlreichen 
Verwachsungen und Abortus der Blüthentheile, Ramifikationen, Aus- 
bänderungen, Durchwachsungen, die Erscheinung voller Blüthen und 
ähnliche; diese aber die durch Insektenstich entstandenen Missbil- 
dungen und eine in deren Folge andere Umgestaltung einzelner 
Pflanzentheile. 

Betreffs der Veränderlichkeit der Blüthenglieder-Zahlen finde 
ich zu den in den vorhergehenden Jahrgängen dieser Monatsschrift 
enthaltenen Beobachtungen als Fortsetzung anzuführen, dass auch bei 
Verbascum phlomoides in ögliedrigen Kronen vier Stamina, 2 nackte, 
2 behaarte vorzukommen pflegen, trotzdem dass die Petala alle gleich- 
mässig entwickelt sind. Ja ich fand sogar Exemplare, wo in vier- 
blättrigen Kronen vier ganz nackte Stamina sich befanden, oder bei 
Verb. Lychnitis, wo in einer dreiblätterigen, an die des Desmodium 
oder Sagittaria erinnernden Krone auch nur 3 behaarte Staubgefässe 
sich entwickelten. — Bei Thymus Serpyllum, dessen ganze Blüthen- 
stände nur weibliche Blüthen zu enthalten pflegen, übergeht manch- 
mal die Didynamie in die ursprünglich normale Fünfzahl der Staub- 
gefässe, wobei immer die Kronen in 5 längere Zipfel eingetheilt sind. 
Ebenso kommt Veronica triphyllos mit fünfblätterigen Kronen und 
4 Kelchblättern oder mit dreiblättrigen Kronen und 3 Kelchblättern, 
oder endlich mit 3 Kronen- und 4 Kelchblättern, während Veronica 
hederaefolia und V. Chamaedrys bei 5blätterigen Kronen 4 Kelch- 
blätter zu haben pflegen. 

Mehr veränderlich ist in dieser Hinsicht die Blüthe der Adoxa 
moschatellina, bei der die Fünfzahl — nämlich 5 Kronenblätter, 
5 > 2 Stamina und 5 Griffel — vorherrschend ist. Abweichend 
kommen vor: 

5 Kronenbl. 10 Stamina und 4 Griffel, oder 


u Mn Ba 
4 r fe) x ni nıbeit der Der- 
minalblüthe, oder 5 a 8 E »„ 4 „3; zuw. find. man 
einen 3bl. Kelch, 6 in 11 ö iu A 


N 

Neben vierblüthigen finden wir auch dreiblütlige Inflorescenzen, 
nämlich eine 4gliedrige terminale Blüthe und zwei sehr rudimentäre 
seitenständige Blüthen. Auch seitenständige Blüthen sind viergliedrig. 
Die Vierzahl der Griffel ist vorherrschend. 

Primula elatior Jacq. kommt sowohl mit 6- als mit 4zähligen 
Blüthentheilen vor. 

Die Ramifikalion im weitesten Sinne tritt bei den meist be- 
kannten: Plantago lanceolata, desswegen polystachia genannt, an 


175 


Lolium perenne, Antoxanthum odoratum, an manchen Carex-Arten, 
an Apera spica venti und in gewisser Hinsicht an Poa trivialis auf. 
Ueber diese Form der Apera spica venti hat schon Pluskal im 
Ill. Jahrg. Nr. 38 des Bot. Wochenbl. berichtet, wo er schreibt: „Die 
Aestewucherung beschränkt sich grösstentheils auf die zwei untersten 
Rispenglieder, und ihre Ursache ist in der organischen Ausgleichung 
zu suchen.* Es ist nämlich zu erwähnen, dass jene Apera nur in 
Folge einer Beschädigung, z. B. eines Abschneidens oder Abmähens 
der Rispenspitze eine bei weitem überzählige Menge von Rispenästen 
an den unteren Internodien der Rispe entwickelt. Auch Plantago und 
Lolium sind als Liebhaber der Verästelung ihrer Inflorescenzen längst 
bekannt. Bei Lolium perenne habe ich nur noch Folgendes zu er- 
mitteln: die zusammengesetzte Aehre wird durch die Verästelung in 
eine zusammengesetzte Rispe verwandelt. Diese ist entweder regel- 
mässig, indem sie mit längeren Aesten anfängt (in einem Falle sind 
sie 3%, 2% 2% 41“ lang) und mit einer ziemlich grossen Anzahl 
Aehrchen (da 28) endet; oder die Rispe ist unterbrochen, denn sie 
fängt mit Aehren an (2), wird durch Achrchen (9) fortgesetzt, wieder 
von Aehren (2) unterbrochen und durch (13) Aehrchen geschlossen. 
Die untersten Aehren einer solchen Rispe pflegen kürzere und durch 
die oft hin und hergebogene Spindel nicht recht zweizeilig stehende 
Aehrchen zu tragen, wogegen die oberen einem normal entwickelten 
Blüthenstande des Lolium ganz ähnlich sind und nur durch ihre Kürze 
vom selben sich unterscheiden. 

An der vorliegenden Poa trivialis finde ich wieder ein bei 
Gräsern seltenes Beispiel einer Astentwickelung in der Blattachsel. 
Es sitzen nämlich am Gelenke des obersten Blattes, von dessen 
Scheide theilweise umhüllt, 4 Rispenäste, ungleicher Länge, aber so, 
dass der längste die Blattspitze erreicht, und der Reihe nach 4, 3, 2, 2, 
2, 2, 1, 1, 1, 1, 4 Rispenästchen trägt und länger ist als der nächst- 
folgende längste Ast des ersten Rispengliedes. Jener Blattachsel- 
büschel ist dem des ersten Rispengliedes opponirt. Kann man da 
wohl annehmen, dass er sich bis an die Blattachsel verschoben hat, 
da zwischen ihm und dem folgenden ein 13“ langes Stengelglied sich 
ausdehnt? — Anthoxanthum odoratum pflegt wieder in Rispen mit 
von unten nach oben abnehmenden, Blüthenquirle tragenden Aesten 
aufzutreten, so dass an meinem Exemplar der Blüthenstand die Länge 
von 3% gun erreicht. 

An einem Waldgraben gegen Topelec bei Pisek fand ich eine 
Viola arenaria DC., die ich weiter nicht beachtet hätte, wäre eine 
ihrer Blüthen, von der Mannshöhe betrachtet, nicht grösser gewesen 
und dem Anscheine nach wie gefüllt. Bei näherer Betrachtung ergab 
sich aber, dass die Krone achtblätterig war, mit 2 unteren, 2 ge- 
bärteten mittleren und 4 oberen Blättchen. Der Sporn war doppelt. 
Von 10 Staubgefässen waren je 5 um einen Fruchtknoten geordnet. 
Das Ganze, gestützt vom 6blättrigen Kelch, stand an einem Schaft 
mit 2 übereinander wechselstehenden Vorblättern. Dieser Blüthen- 
schaft entspringt der Achsel eines Laubblattes und hat sonst dieselbe 


176 


Dicke und Länge wie ein anderer, aus der Achsel des nächstfolgen- 
den Blattes ausgehender Blüthenstiel, dessen Vorblätter aber opponirt 
sind. Diese ganze Erscheinung scheint eine Synanthie zu sein und 
ähnelt in gewissem Sinne Erscheinungen, die man an den Köpfchen 
des Chrysanthemum Leucanthemum anzutreffen pflegt, an dessen Schalt- 
ende 2 mit einander verwachsene und durch eine tiefe Furche an 
den abgeflachten Seiten getrennte Köpfchen mit ihren Scheibenblüthen 
ineinander übergehen. 

Diese letzte Erscheinung scheint eine schwach entwickelte, nur 
auf den Blüthenstand beschränkte Ausbänderung zu sein, die man 
sonst öfters im Pflanzenreiche zu sehen bekommt und auch in der 
Blumistik an Celosia cristata bewundert. Es liegen mir vor: eine 
ausgebänderte Carlina vulgaris, Antirrhinum majus, Calendula offi- 
cinalis, Abies excelsa und Robinia Pseudacacia. Bei Robinia und 
Abies sind es die Aeste, welche bei jener an 2“ Breite und mehrere 
Fuss Linge erreichen, mit unregelmässig zerstreuten Nebenblättern 
und Blättern besetzt sind und sich gegen die Spitze in einige seil- 
wärts gebogene Bänderchen zerreissen. Der fast ebenso breite Ast 
der Abies endet abgerundet-stumpf. Von Calendula besitze ich ein 
fein gerilltes Band mit spatelförmigen und oben mit lineal- lanzeit- 
lichen Blättern dicht besetzt, in der Mitte 15% und oben 1“ breit, 
eiwa 025 dick und mit einem fruchtbaren, über 2 Zoll breiten 
Blüthenstand beendet. Bei Antirrhinum ist das Band nur 3 breit 
und mit Blüthen reichlich besetzt. Die verbänderte Carlina vulgaris 
ist ein eigenthümliches Phänomen. Das Band, welches ich hlattlos er- 
hielt, erstreckt sich in eine Höhe von 3°5° und nimmt vom Grunde, 
dessen Breite 5“ beträgt, gegen die Spitze, wo es unter dem Köpl- 
chen 2 breit ist, an Breite zu und nur unmerklich an Dicke ab. 
Der Blüthenstand nun im Ganzen über 3° breit, windet sich in dieser 
geringen Ausdehnung (3°) hin und her in Form zweier und einer 
halben Welle, deren Windungen neben-, hinter- und übereinander 
zu stehen kommen, und deren wirkliche Länge ganze 3 Fuss be- 
trägt, während die Scheibe (ohne Strahl und Hülle) an 3—4“ Breite 
zusammengedrückt ist. Dadurch ist die Aehnlichkeit einer so ausge- 
bänderten Carlina mit einer Celosia slaunend gross. 

Eine cykadenartige Durchwachsung der Blüthe bemerkte 
ich an einer Rosa centifolia und glaube was Aehnliches vor mehr 
als 7 Jahren an Cydonia beobachte! zu haben. In der Mitte der 
Rosa-Blüthe erhebt sich das mit zahlreichen Blumenblättern und 
einzelnen Staubgefässen umgebene und mit vielen Griffeln beselzte 
Blüthenlager in die Höhe, um abermals in grüne Kelch-, gefärbte 
Blumenblätter und Staubgefässe überzugehen. Es sind wohl die Be- 
standtheile dieser zweiten der so über einander stehenden Blüten 
kleiner (bei der Beobachtung bildeten sie eine geschlossene Knospe), 
aber doch deutlich zu unterscheiden. 

Es bleiben nur noch die sog. Stauchlinge an Kiefern einer Er- 
wähnung würdig. Durch den Pflanzenparasiten Coceyx Buolliana, wie 
ich meine, entwickeln sich an den Astenden sowohl der Haunl- als 


177 


der Nebenaxen verkürzte Sprosse, durch ihre dichte Beblätterung 
von weitem bemerkbar. Die Larve jenes Wicklers bewohnt die mit 
rothbraunen harzreichen Schuppen bedeckten kurzen Endtriebe, so 
dass sie keiner Entwicklung weiter fähig sind und verkrüppeln. Da- 
durch aber wird der emporsteigende Saft anderseits verwendet, näm- 
lich zur Verdickung und Anschwellung des subterminalen Axengliedes 
und zur stärkeren Entwicklung der unmittelbar unter der verküm- 
merten Spitze liegenden und sich aus der gemeinschaftlichen Achsel 
der zu zwei stehenden Nadeln entwickelnden Aeste. Diese kommen 
da oft in einer Zahl von mehr als 20 vor, in Länge und Stärke 
verschieden, und mit einer oder 3—4 Knospen, welcher dasselbe 
Loos der Verkrüppelung harrt, beendet. Diese Aeste sind es nun, 
die in gewisser Hinsicht abnorm erscheinen. 1. Sind die Schuppen, 
aus deren Achseln ihre unteren Nadeln emportauchen, nadelförmig, 
ganz trocken-derb, lineal, mit breiter Basis sitzend, stark gekielt und 
an der Spitze einwärts gebogen. Gegen die Astspitze zu übergehen 
sie allmälig in am Rande trockenhäutige, den Blattschuppen ähnelnde 
Hochblätter. 2. An vielen Stauchlingen entwickeln sich diese Schuppen 
blattartig und erscheinen also als Nadeln, die sich durch ihre merk- 
liche Breite, ihre fast flache Oberseite und mehr noch dadurch von 
den Nadeln unterscheiden, dass sie einzeln auftreten, und auch keine 
Achselknospen zu entwickeln pflegen. 3. In beiden Fällen, ob nun 
aus der Achsel einer derben oder aber einer am Rande trocken- 
häutigen Schuppe entspringend, pflegen die Nadeln nicht zu zwei, 
wie es für Pinus silvestris charakteristisch ist, sondern in mehr 
Fällen zu drei gleichmässig entwickelten Nadeln aufzutreten, die so 
lang und inzwischen auch breiter sind als die gewöhnlichen Blätter- 
paare. Durch diese Abweichungen erscheinen solche Astspitzen der 
Pinus silvestris ganz fremdarlig. 


Pisek, im April 1874. 





Beiträge 
zur Kenntniss der Ranunculaceen-Formen 


der Flora Tridentina. 


Von A. Val de Liövre. 


(Fortsetzung.) 
Anemone trifolia L. 


Diese in ihren Unterscheidungsmerkmalen und habituell der 
Anemone nemorosa so nahe stehende Pflanze scheint eigentlich die 
Rolle einer südlichen Vertreterin derselben übernommen zu haben. 
Während letztere in unserem Gebiete sich auf höhere Standorte und 
kühlere Lagen zurückzieht, bevölkert erstere die buschigen Ab- 


178 


hänge der Hügel- und Bergregion. Die vorkommenden Abänder ungen 
sind nicht erheblich und wenig konstant. Wurzelblätter habe ich nicht 
beobachtet. Am meisten veränderlich sind die Grössendimensionen. 
So schwankt die Höhe des Stengels bis zur Blüthe von 81%,—35 Ctm., 

die Länge der Blättchen des dreizähligen Blattes von 20—65 Mm., 

bei einer Breite von 5—22 Mm. Die Länge der Blumenblätter von 
10—18 Mm., ihre Breite von 3—10 Mm. Die Gestalt der Blätter ist 
lanzettlich oder eilanzettlich , spitz oder zugespitzt. Die Form der 
Blumenblätter geht von der schmalen, fast lineal-länglichen durch 
die elliptische in die breit-ovale über. Die Bekleidung betreffend 
ist der Stengel kahl oder anliegend behaart, die Blätter fast kahl, 
zerstreut behaart, oberseits mit anliegender Behaarung der Hauptner- 
ven, unterseits "kahl , glänzend, mit anliegend behaarten Nerven 
oder zerstreut behaart , oder rauhaarig, am Rande bewimpert. Die 
2—3 Mm. lanzettlich-länglichen spitzen Früchtchen sind in der Ju- 
gend anliegend behaart, später abstehend rauhhaarig mit einem 1 Mm, 
langen, kahlen anfangs gekrümmten, später geraden Schnabel. Wenn 
auch durch zahlreiche Uebergänge verbunden und ohne scharfe Ab- 
gränzung lassen sich zwei sogleich in die Augen fallende Formen 
unterscheiden, nämlich: 

&) major oder nemorum begreift die in allen ihren Theilen 
grösseren Exemplare mit relativ breiteren Blättern und Blüthen von 
reinweisser Farbe bei lebhaftem, nur auf der Rückseite blasseren 
Grün des Laubes; liebt den leichten Schatten des Niederwaldes und 
humusreichen Boden. 

ß) minor oder purpurascens umfasst die kleineren zarteren 
Formen, mit schmäleren Blättern von mehr trübgrüner Färbung und 
schmalen, nach oben verschmälerten Perigonblättern. Letztere zeigen 
gewöhnlich auf der Rückseite mehr oder weniger Purpurfärbung, bald 
nur einen solchen Streifen längs des Mittelnerven, bald in weiterer 
Ausbreitung an einzelnen oder allen Perigonblättern. Gewöhnlich sind 
auch die Blattstiele und Blattränder, bisweilen auch die ganze Unter- 
seite der Blätter dunkelpurpurn angelaufen. Diese Form liebt mehr 
offene Plätze, aber nicht ganz freie Wiesenplätze, sondern den Rand 
des Niederwaldes oder die Gesellschaft von niederem Strauchwerk, 
wie Erica, Arctostaphylos. Sie erscheint als Parallelform zur var. 
purpurea der Anemone nemorosa und erinnert beim ersten Anblicke 
auffallend an diese Art. Uebrigens ist diese Form viel seltener als 
die forma major nur auf einzelne zerstreute Standorte beschränkt. 

Die Verbreitung dieser Art in unserm Gebiete erstreckt sich von 
der untern Hügelregion an bis in die niederen Alpen, 250—1350M., 
Kalk und Porphyr. Ich fand sie in der Gegend von Trient um Bondon 
unter Sardagna, im ganzen Gebiet des Kalisberg und der Maranza, 
auf Kalk, im Gebiet von Civezzano um Rio Farinella auf Porphyr, in 
der Hügelregion von S. Michel. Im Loss’schen Herbar finden sich 
Exemplare aus Val di Non von Cles, Rallo und Pontallo. Der höchste 
mir bekannte Standort auf der Maranza, Westabhang, 1350 M. Die 
forma & minor fand ich im Gebiete des Kalisberg, auf Bergwiesen 


179 


des Monte Vaceino, 600 M., im Gebiet der Maranza in der waldigen 
Bergregion des Chegul (6—900 M.) und auf lichten Stellen im Nie- 
derwald der Alpe Marzola (1200 M.). 


Hepatica triloba Chaix. 

Diese allbekannte, weitverbreitete, durch wenige, einfache, aber 
bestimmte und konstante Merkmale charakterisirte Art ist zwar unge- 
mein individuenreich, aber doch nur wenigen Formänderungen von 
untergeordnetem Belange unterworfen. Diese beziehen sich nur auf 
Unterschiede in Dimensionen, Bekleidung und Färbung, kommen aber 
so zufällig und oft vereinzelt vor, dass sich typische Formen auf 
dieser Grundlage nicht aufstellen lassen. So variirt die Länge des 
Schaftes von 40—150 Mm., der Blattstiele von 40—200 Mm., die 
Länge der Blätter von 15—40, ihre Breite von 30—85 Mm. Die 
Blätter sind in der Regel nur in der Jugend, besonders auf der Unter- 
seite vor ihrer Entfaltung anliegend seidenhaarig. Mit dem Alter ver- 
liert sich allmälig die Behaarung und sie sind dann meist ganz kahl 
oder bewimpert, auf der Oberseite immer, auf der Unterseite bisweilen 
grün, öfter braunroth oder purpurn. Nur selten finden sich Exemplare, 
deren beiderseits grüne Blätter auf der Oberfläche mit weissen Flecken 
regelmässig gezeichnet sind. Die Farbe der Blumen ist in überwiegender 
Mehrzahl blau. Abweichungen gehören zu seltenen Ausnahmen. Wer 
die liebliche Blüthen-Trikolore, welche der erwärmende Lenzhauch 
alljährlich aus Tausenden von Leberblümchen an den sonnigen Thal- 
geländen um Innsbruck hervorzaubert, zu bewundern Gelegenheit 
hatte, wird staunen, diese Farbenpracht im Süden des Landes, wo doch 
die Einwirkungen von Licht und Wärme weit intensiver sein sollten, 
zu vermissen. Es scheint fast, als ob hier die Pflanze alle Kräfte aul- 
bieten wollte, den Reflex des in unvergleichlich schöner Bläue über 
ihr sich wölbenden Aethers in allen Nuancen wiederzugeben. Nebstbei 
aber zeigt sich der Charakter der südlichen Vegetation an den kräf- 
tigeren und reichblüthigen Exemplaren. — Pollini (Flora Veronensis) 
erwähnt ausser der blaublüthigen Grundform als Varietäten ß flore 
albo, y flore rubro, ö flore pleno. Mir ist es unter den Tausenden 
von Exemplaren, die ich in einer langen Reihe von Jahren in hiesiger 
Gegend beobachten konnte, nur 3mal gelungen, Exemplare mit rein 
weissen Blumen, und auch diese nur vereinzelt zu finden, und zwar 
in der Bergregion des Kalisberg im Gebüsch ober Fontana santa, auf 
höheren Bergwiesen des Monte Vaccino am Waldrande, 5—700 M., 
und im Gebiete des Bondon im subalpinen Gebüsch der Alpe Vason. 
1400 M. — Exemplare mit rothen Blumen habe ich nie gefunden, 
wenn man darunter nicht jene Violett- oder Lila-Nuancen des Blau, 
welche den Uebergang in’s Roth vermitteln und eben nicht selten sind, 
verstehen will. — Aehnliches gilt von der Pollini’schen var. flore 
pleno. Exemplare, wo die Normalzahl der 6 Perigonblätter um 1, 2, 
3 Blätter überschritten wird, sind bei üppigerem Wuchse ebenfalls 
nicht selten. Von wirklich vollständig gefüllten Blumen ist mir ein 
einziges Exemplar zu Gesicht gekommen, welches mein Sohn im April 


180 


1872 auf dem Sattel zwischen dem M. Celva und Chegul, unweit des 
Weges von Roncogne nach Pove im Gebüsch unter Prunus spinosa 
entdeckte. Es hatte 2 Schäfte mit alten Blattresten, blassblaue Blumen, 
in denen alle Blüthentheile in je 50—60 Perigonblätter verwandelt 
waren, die von innen nach aussen an Grösse zunehmend, in konzen- 
trischen Reihen vertheilt waren. Eine solche abnorme Bildung dürfte 
aber wohl kaum den Anspruch machen, als Form oder gar Varietät 
betrachtet zu werden. Eher könnten die schon oben angedeuteten 
Pflanzen mit weissgefleckten Blättern als forma maculata hervorge- 
hoben werden. Ich fand sie in der höheren Bergregion des Kalisberg 
und der Maranza im Gebüsch. Kalk, 1100 M.; an ersterem Standorte 
im April mit blassblauen Blumen und vorjährigen Blättern, am letzteren 
Standorte im Mai blos Blattexemplare. Sehr schöne Blattexemplare 
dieser Form fand ich ausser unserem Gebiete auf dem Mittelgebirge 
von Völs am Fusse des Schlern in einem feuchten Thälchen unter 
schattigem Gebüsch im Spätsommer mit grossen, beiderseits dunkel- 
grün glänzenden Blättern, die mit weissen, längs der Blatinerven re- 
gelmässig gruppirten Flecken gezeichnet waren, und an ähnliche 
Zeichnungen mancher Begonien erinnern. 

Die Verbreitung dieser Hepatica in unserem Gebiete ist sehr 
allgemein. Sie liebt Gebüsche und Wald im Grunde und an den Rändern. 
In hiesiger Gegend fand ich sie im ganzen Gebiete des Kalisberg, der 
Maranza, des Bondon und Soprasasso, auf Kalk, Dolomit, Nonsberger 
Mergel und auf den Porphyrbergen im Bezirke Civezzano, von 200— 
1550 M. (Alpe Vason am Bondon). Im Loss’schen Herbar befinden 
sich Exemplare aus Judicarien, von der Berg- und Hügelregion bei 
Stenico und Cilla, von letzterem Standorte ein weissblüthiges Exemplar. 


Trient, 14. Mai 1874. 


Berichtigung. 

Seite 112 Zeile 2 von oben: statt Sale lies: Sole 
Be a D) „ um. » am 
NEL EEE IE BER ENT: »  Anisio „ Avisio 
” = ABuR unten um! „.»am. 

nn — 


Beiträge zur Flora des südlichen Mährens, 
Von Prof. A. Oborny. 


1. Der Pelzberg bei Mühlfraun. 


Der Sexenberg, insbesondere die nördliche, bewaldete Abdachung 
desselben verdient insoferne einige Beachtung, weil dieser bisher nur 
wenig oder gar nicht bekannte Standort mancher seltenen Pflanzenart 
über kurz oder lang seine Bewaldung und mit ihr die charakteristische 


181 


Flora verlieren wird. Seit ungefähr 10 Jahren wird der Pelzwald 
ausgeholzt und der gewonnene Boden für den Feldbau urbar gemacht. 
Gegenwärtig bestehen von diesem Gehölze nur noch die westlichen 
Partien, bepflanzt mit Pinus sylvestris, worunter nicht viel zu finden 
ist, das Laubholz der Abdachung ist bereits verschwunden und findet 
sich nur noch an den steilen Abhängen zur Thaja vor. Unter den 
mehr als 460 Pflanzenarten, die bei Gelegenheit der zahlreichen Ex- 
kursionen in den 4 letzten Jahren für diesen Standort nolirt wurden, 
verdienen folgende eine besondere Erwähnung: 

Achillea nobilis L., Achilles setacea Koch, Aconitum Anthora 
L., Alsine setacea M. u. K., Androsace elongataL. in kräftigen, viel- 
stengeligen Individuen, Avena pratensis L., Avena pubescens Huds., 
Carex flava L., Carex Michelü Host., Carex humilis Leys., Centaurea 
montana L., ß incana W. mit getheillen und ungetheilten Blättern, 
Dianthus Armeria L., Dictamnus Fraxinella Pers., Echium rubrum 
Jacg., noch vor einigen Jahren häufig, jeizt nur hie und da auf den 
angelegten Feldwegen oder zwischen Getreide, Ervum tetraspermum 
L., Euphorbia epithymoides Jacq., Gagea bohemica Schult, in kräftigen 
bis 6blüthigen Exemplaren ziemlich häufig, Gagea minima Schult, 
Gagea pusilla Schult wie @G. bohemica in kräftigen, vielblüthigen 
Individuen, zumal auf bebautem Boden, Gagea stenopetala Rehb., 
Hesperis tristis L., Hesperis maironalis L., ß runcinata Nir., Heli- 
chrysum arenarium Gärtn., Hieracium echioides Lumnitz, ß setigerum 
Koch, Hypericum montanum L., Hypochaeris maculata L., Inula sali- 
cinaL., Inula Oculus Christi L., Iris pumila L., auf dem eigentlichen 
Pelzwaldboden nahezu verschwunden, jedoch im Frauenholze noch 
häufig, Iris variegata L., gleichfalls nahezu verschwunden, nur hie 
und da auf Schutt in der Nähe des neuen Meierhofes zu finden, ob- 
gleich diese Pflanze ehedem hier sehr häufig war. 

Lepidium perfoliatum L., auf der nördlichen Abdachung des 
Pelzwaldes, auf sonnigen Stellen truppweise beisammen, Linaria 
genistifolia Mill., Lithospermum purpureo-coeruleum L., Myosurus 
minimus L., Orobanche arenaria Borkh. aul' Artemisia campestris 
in der Nähe des Frauenholzes, jedoch nur selten, Orobanche ceruenta 
Bertol., Potentilla alba L., Potentilla inclinata Vill., Potentilla rupe- 
stris L., Polygala major Jacq., Pulmonaria mollis Wolff, Pulmonaria 
azurea Bess., Quercus pubescens Willd., Ranunculus illyrieus L., 
Rosa pimpinellifolia L., Scabiosa suaveolens Desf., Sedum reflecum 
L., Serratula tinctoria L., Seseli Hippomarathrum L., Tetragonolobus 
siliquosus Roth., Thesium Linophyllum L., Trifolium ochroleueum 
Huds., Trifolium rubens L., Verbascum phoeniceum L., Veronica lati- 
folia L., Viburnum Lantana L. 

Znaim, im Mai 1874. 


——essao — 


Oesterr. botun. Zeitschrift. 6, Heft 187&. 1: 


ww 


182 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 


LXXL 


1304. Salvia nutans L.. — Auf Wiesen und grasigen Plätzen. 
Auf der Kecskem. Landhöhe bei Kecskemet; in der Tiefebene zwischen 
Abony und Czegled und nach Kit. auch im Bekeser Komitate. — 
Diluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75—95 Met. 

1305. Salvia silvestris L.. — Auf trockenen Wiesen und an 
grasigen Plätzen, an Rainen und Dämmen, an Weinbergsrändern, an 
den Seiten der Hohlwege, seltener auch an Wäldrändern. — Im 
mittelungar. Berglande bei Gross Maros, Gran, Sct. Andrae, Visegrad, 
Ofen; auf der Kecskem. Landhöhe bei R. Palota, Pest, Soroksar, 
Steinbruch, Ullö, Monor, Pilis, Nagy Körös; bei Jasz Apäti; in der 
Tiefebene bei Egyek und zwischen Czegled und Szolnok ; am Ostrande 
der Debrecziner Landhöhe bei Majteny; im Bereiche des Bihariageb. 
bei Grosswardein und Monesa. — Trachyt, Kalk, tert., diluv. u. alluv. 
Lehm- u. Sandboden. 75—410 Met. 

1306. Salvia verticillata L. — An grasigen Plätzen an Dämmen, 
Rainen, Weinbergsrändern, Flussufern, auf wüstem Sandboden, an 
Schuttstellen in Dörfern und stellenweise auch auf bebautem Lande. 
Im mittelungar. Berglande auf dem Nagy Eged und Hajduhegy bei 
Erlau; bei Gross Maros, im Wollsthal, auf dem Schwabenberg und 
Adlersberg bei Ofen; auf der Kecskem. Landhöhe bei R. Palota, So- 
roksar, Monor; bei Jasz Apaäli; in der Tiefebene bei Egyek und Szol- 
nok; im Bihariageb. bei S. Marton nächst Grosswardein, auf dem 
Bontoskö bei Petrani, auf dem Timpul Balchului bei Petrosa, auf dem 
Dealul vetrilor und ober der Pietra lJunga bei Rezbänya, bei Fenalia, 
bei Körösbänya (hier stellenweise Ackerunkraut), bei Chisindia nächst 


Buteny. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und 
Sandboden. 75—820 Met. 
1307. Origanum vulgare L. — Im Grunde und am Rande lichter 


Wälder. — Im mittelung. Berglande auf dem Nagy Eged bei Erlau; 
auf dem Hegyes in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; auf 
dem Spitzkopf bei Gross Maros in der Magustagruppe; bei Visegrad, 
Sct. Andrae und P. Csaba, auf dem Piliserberge, Schwabenberge und 
Lindenberge, und auf den Abfällen des Blocksberges gegen die Donau 
bei Ofen in der Pilisgruppe; auf der Kecskem. Landhöhe bei Gödöllö, 
und in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis; auf der Debrecziner 
Landh. bei Debreezin und bei Ecsed; nach Kit. auch in der Tiefebene 
bei Egyek; im Bereiche des Bihariageb. sehr häufig von Grosswardein 
über das tert. Vorland bis Belenyes, bei Petrosa, Fenatia und Rezbänya; 
auf dem Moma und Vervul ceresilor, bei Monesa, Colesci, Vasköh, 
auf dem Gipfel des Plesiu, auf dem Dealul vultiucluiului bei Körösbänya, 


183 


auf den Hügeln bei Halmadiu und bei Chisindia nächst Buteni; im 
Gebiete des Aranyos im Valea Odincutia, bei der Eishöhle von Scari- 
siora und auf dem Suprapietra poienile bei Vidra. Der höchste im 
Gebiete beobachtete Standort auf der Pietra muncelului bei Rezbänya. 
— Porphyrit, Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. u. alluv. Lehm- und 
lehmiger Sandboden. 90—1220 Met. 

1308. Thymus Marschallianus W illd. — (Th.pannonicus Reichb. 
Excurs. 312 [1830], Griseb. et Schenk Iter hung. 329; non Allioni 
Fl. pedem. I, 20 [1785]!). — Auf Wiesen und grasigen Plätzen. Im 
mittelungar. Berglande am Fusse des Hoszusom bei Zsercz im Borsoder 
Komitate; auf dem Kis Eged und Nagy Eged bei Erlau; auf der 
Veronkaret bei Gyöngyös in der Malra; bei Gran, Sct. Andrae, P. 
Csaba und Ofen in der Pilisgruppe; auf der Csepelinsel; auf der Kecskem. 
Landhöhe sehr häufig auf den Grasfluren entlang dem Rakosbache bei 
R. Palota, Pest, Soroksar, Monor und Pilis; auf der Debrecziner Land- 
höhe bei Debreczin; am Rande des Bihariagebirges bei Grosswardein. 
— Trachyt, Kalk, tert., diluv. u. alluv. Sandboden. 95—500 Met. — 
Im Gebiete nirgends häufiger und üppiger als auf den Grasfluren bei 
Pest, wo die durch die Inflorescenz abgeschlossenen aufrechten schlanken 
Aeste, welche oft zu hunderten dicht gedrängt sich aus dem humus- 
reichen schwarzen Sandboden erheben, unterhalb der Inflorescenz 10 
Internodien zeigen und eine Höhe von 35 Contimeter erreichen. 


1309. Thymus lanuginosus Mill. — (Th. hirsutus M. B., Th. 
pannonicus vieler Autoren, aber nicht Allioni.) — Auf trockenen 
grasigen Plätzen an sonnigen Bergabhängen und auf Sandhügeln. Im 
mittelungar. Berglande bei Visegrad, Ofen, Budaörs, auf dem Cerithien- 
kalkplateau bei Teteny, bei Oräs im Weissenburger Komitate. Auf der 
Csepelinsel. — Trachyt, Kalk, diluv. Sand. 95—250 Met. 

1310. Thymus Serpyllum L. part., Fries. — Auf Wiesen und 
grasigen Plätzen. Durch das Gebiet. Paräd, Gross Maros, Gran, Vise- 
grad, P. Csaba. Sct. Andrae, Ofen, Budaörs, Teteny, Veleneze, Waitzen, 
Pest, Steinbruch, Grosswardein, Belenyes, Vasköh, Rezbänya, Petrosa, 
Mone&sa, Körösbänya, Halmadiu, Slatina, Vidra. Insbesonders häufig 
auf den Bergen bei Ofen und im Bihariagebirge auf den Höhen bei 
Slatina in der Hegyesgruppe, dagegen seltener im Tieflande, wo Thymus 
Marschallianus W. vorherrscht. — Sienit, Porphyrit, Trachvt, Schiefer, 
Sandstein, Kalk, Dolomit, tert., diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 


95—1120 Met. — (Kommt im Gebiete so wie Th. Marschallianus und 
Th. lanuginosus mit breiteren, relativ kürzeren, und schmäleren, relativ 
längeren Blättern vor. — Sadler scheint mit Th. augustifolius Fl. 


pest. ed. I sowohl schmalblättrige Exemplare des Th. Harschallianus 
W. als auch schmalblättrige Exemplare des Th. Serpylium L., Fries 
gemeint zu haben. 


1311. Thymus nummularius M. B. — An grasigen Plätzen felsi- 
ger Bergrücken. Auf den höchsten Kämmen des Rezbänyaer- und 
Petrosaerzuges und an der Pietra Batrina des Bihariageb. Im Gebiete 
selten. — Porphyrit, Schiefer, Kalk. 1500—1845 Meter. 

ae 


184 


1312. Thymus montanus W. K. — An grasigen Plätzen an 
Waldrändern. Im mittelungarischen Berglande bei Paräd und auf dem 
Martalocz bei Solymos in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; 
auf dem Bugyihö: bei Kemeneze in der Magustagruppe; bei Szt. Lelek 
und Szt. Läszlö, Visegrad und Set. Andrae in der Pilisgruppe; auf 
der Kecskemeter Landhöhe (nach Kit. Itin. der Marm. Reise $. 38) 
bei Szakoly und am Abfalle der Bükgruppe an der Nordostigrenze 
unseres Gebietes bei Erdöd. — Trachyt, Kalk, diluv. Sand. 150— 
750 Meter. 

1313. Thymus alpestris Tausch. — (Th. pulegioides Koch 
var.) — Auf Wiesen und grasigen Plätzen sonniger Bergrücken. Im 
Rezbänyaerzuge des Bihariagebirges auf der Margine und dem Vervul 
Biharii; im Petrosaerzuge auf dem Bohodei. — Schiefer, Porphyrit. 
1000—1650 Meter. 

1314. Thymus comosus Heuffel. — An grasigen Plätzen trocke- 
ner, felsiger Bergabhänge. Im Bihariageb. auf dem Rezbänyaerzuge und 
auf dem Bontoskö bei Petrani. — Schiefer, Kalk. 250—1250 Met. 

1315. Thymus marginatus. — Stengel liegend, unregelmässig 
verästet, verlängerte fädliche unterirdische Ausläufer treibend; Aeste 
an den unteren Gelenken wurzelnd, aufsteigend, vierkantig, an zwei 
Seiten kahl, an zwei Seiten mit weissen rückwärts gekrümmien Haa- 
ren dicht bekleidet; Blätter dünn, flach, etwas glänzend, gross, 0'8-- 
1:5 Ctm. lang, 0'6—1'2 Ctm. breit, rundlich-eiförmig, an der Basis 
häufig gestutzt, ringsum von einem kallösen Nerv eingefasst, in wel- 
chen die von der unteren Hälfte des Mittelnervs entspringenden drei 
Paare Sekundärnerven einmünden. Der kallöse Rand, so wie die bis 
zur Vereinigungsstelle gleich dicken wenig gebogenen Nerven blasser 
als die Blattfläche, deutlich vorspringend. Der 2—4”” lange Blattstiel 
dicht, die Blatiflächen sehr spärlich mit langen, weissen, gegliederten 
Haaren besetzt. Die Inflorescenz eiförmig oder rundlich, nicht unter- 
brochen. Die Deckblätter den tiefer stehenden Laubblättern gleich- 
gestaltet. Blüthen kurzgestielt; Kelchröhre mit ungleich langen Här- 
chen bestreut, kallös berandet; die Kelchzähne aus diesem kallösen 
Rande entspringend, pfriemlich, von langen Haaren kammförmig ge- 
wimpert; die drei oberen Zähne 1'2””, die zwei unteren tiefer ent- 
springenden Zähne 2”” lang. Die Krone der androdynamischen Blüthen 
9m der gynodynamischen Blüthen 7”” lang. Die Staubgefässe der 
androdynamischen Blüthen überragen die Krone um 2:5—3"””, also 
kaum um den dritten Theil der Kronenlänge. 

An grasigen Plätzen felsiger Bergrücken. In der zerrissenen 
Randzone des Bihariageb. auf der Pietra Galbina (hier häufig, ganze 
Sirecken überspinnend), Mogura seca. Pietra Boghi und Pietra Pul- 
sului bei Petrosa und auf der Pietra Muncelului und dem Dealul ve- 
trilor bei Rezbänya. — Kalk. 500-—1300 Meter. 

Der zunächst verwandte und auch habituell ähnliche Th. co- 
mosus Heuffel unterscheidet sich von Th. marginatus durch den 
Mangel unterirdischer Ausläufer, den stumpfkantigen, fast stielrunden, 
ringsum gleichmässig mit kurzen Härchen bekleideten Stengel und 


185 


die langen Staubgefässe, welche die Krone um die halbe Kronen- 
länge überragen. Der durch seine Wachsthumsweise, die Textur der 
Blätter und die Bekleidung des Stengels mit Th. marginatus über- 
einstimmende Th. montanus W. K. unterscheidet sich abgesehen von 
anderen Merkmalen sogleich durch die nicht kallös berandeten Blätter. 
— Durch diese Berandung stimmt Th. marginatus mit Th. comosus 
Heuffel überein und es bilden diese beiden eine eigene Gruppe in der 
Reihe der mit Th. Serpyllum L., Fries verwandten Arten, welche 
Gruppe im westlichen und nördlichen Europa nicht vertreten ist. — 
Es lassen sich nämlich die mit Th. Serpyllum verwandten Arten 
füglich in drei Gruppen theilen, von Welchen die erste (Hypho- 
dromae) sich durch gewebeläufige obsolele, an der frischen Pflanze 
nicht sichtbare*) Sekundärnerven und einen kielförmigen Mittelnerv 
auszeichnet (z. B. Th. bracteosus Vis., Th. acicularis W. K., Th. 
comptus Friv, Th. odoratissimus M. B., Th. angustifolius Schreb., 
non alior); die zweite (Camptodromae) sich durch bogenläu- 
fire, am Blattrande sich allmälig verschmälernde und endlich ver- 
lierende Sekundärnerven charakterisirt (z. B. Th. Serpyllum L. Fries; 
Th. Marschallianus W., Th. montanus W. K.); während die dritte 
(Marginatae) durch vorspringende, nicht verschmälerte, in den 
kallösen Blattrand endigende Sekundärnerven sich kennzeichnet. (In 
diese letzte Gruppe gehören Thymus comosus Heuffel und Thymus 
marginatus.) 


some 


Beiträge 
zur Laubmoos-Flora von Nordtirol. 


Von Dr. F, Sauter in Lienz. 


Die Phyllobryen sind bis jetzt in Tirol so spärlich behandelt 
worden, dass eine gedrängte Uebersicht der in einem Theile des- 
selben — im unteren Wipp- oder Silllhale — vorkommenden, welche 
der Verfasser dieser Zeilen während eines 10jährigen Aufenthaltes 
in Steinach zu sammeln Gelegenheit hatte, wohl einiges Interesse 
bieten dürfte. Das Gebiet, auf welchem nachstehende Beobachtungen 
gemacht wurden, umfasst das Hauptthal an den Ufern der Sill von 
Deutsch-Matrei bis über den Brenner nebst dessen Seitenthälern. Die 
Erhebung über die Meeresfläche in selbem reicht von 3000° bis über 
10.000 Fuss. Laubwälder, Torfmoore und Teiche fehlen dem Gebiete, 


*, Auch an den getrockneten Blättern treten die Nerven (Fibrovasal- 


APR . . . a 
stränge) nicht hervor, es bilden sich aber bei dem Schrumpfen der austrocknen- 
den Blätter wulstförmige, die untere Blattfläche schräg durchziehende Längs- 
falten, wodurch die untere Fläche der getrockneten Blätter ein geripptes Ansehen 
erhält. 


186 


nur. über der Holzgrenze finden sich einzelne kleine Moore; zahl- 
reiche Gneissblöcke, Zeugen einstiger Gleischer, in den Thälern zer- 
streut, bieten einige dieser eigenthümlichen Funde. Die Hauptgesteins- 
art des Gebietes ist Thonschiefer längs des Haupt- und mehrerer 
Seitenthäler, stellenweise reichlich mit Kalkadern durchsetzt, am Nord- 
west- und Südwestrande des Gebietes und am Brenner schliesst sich 
Alpenkalk und in den tiefsten Falten einiger Thäler Centralgneiss an; 
Glimmerschiefer und Serpentin kommen beschränkter vor. 


I. Musei acrocarpi. 

Phascum cuspidatum Schreb. Brachäcker, Mauern u. s. w. mit var. 
piliferum. 

— bryoides Diks. Auf mit Humus bedeckten Felsblöcken bei Stei- 
nach selten. 

Die spärliche Artenzahl der M. cleistocarpi dürfte mit der hohen 
Lage des Gebietes zusammenhängen. 

Gymnostomum microstomum Hedw. An Wegrändern und Mauern, 
selten. 

— bicolor Br. eur. Padaster Alpe bei Trins auf Alpenkalk, 6000‘ 
(Prof. Kerner). 

— calcareum H. et H. Auf Tuff in Schmirn und Navis, bis 6000’. 

— rupestre Schwägr. Auf Schiefer des Haupt- und der Seitenthäler. 
y. compactum, Schiefer in Hinterdux. 

— curvirostrum Ehrh. Auf Tuff und kalkhältigem Schiefer, bis 
7000 Fuss. 

y. pallidisetum, Schiefer bei Steinach. 
Anoectangium compactum Schl. An feuchten Schieferfelsen, v. 4000— 
8000, nur steril. 

Weisia Wimmeriana Sendtn. Erdabsätze der Griesberg-Alpe (Brenner) 
5500, Hummerspitze (Trins) 7000%. 

— viridula Brid. mit var. amblyodon und gymnostomoides an Mauern 
und Rainen u. s. w. 

— fugae Hdw. Quarzfelsen bei Steinach, Schiefer am Brenner, 
Gschnitz, am Duxerjoch, bis 7000‘. 

— compaceta Schl. Schieferfelsen der Hummerspitze, Glimmerschiefer 
im oberen Tharnthal (Navis) und Dornspitze (Brenner) circa 
8000 Fuss. 

— crispula Hdw. Auf Schiefer und Gneiss, als atrata auf den 
höchsten Alpen. 

Weisia serrulata Fk. Schiefer am Duxerjoch, 7000 Fuss. 
Cynodontium gracilescens W. et M. Gneissblöcke im Vennthal, 4000’. 
y. inflexum, Duxerjoch auf Schiefer, 7000 Fuss. 
— polycarpum Ehrh. Auf Quarz, Schiefer und Gneiss, gemein. 
— virens Hdw. An feuchten Stellen, Bachufern der Bergwälder. 
f. Wahlenbergii, auf Alpen, 
Dichodontium pellucidum L. Wie vorige, von 4000—6000’. 
ß. fagimontanum. Trockener Waldboden am Steinacherberg, 
y. serratum. An feuchten Plätzen des Steinacherberges. 


187 


Trematodon brevicollis Hsch. An den Kämmen des Hühnerspiel (Prof. 


Kerner) und Dornspitze auf Glimmerschiefer, circa 8000 Fuss, 
spärlich. 


Dieranella Schreberi Hdw. An Wiesengräben bei Steinach, auf Fel- 


senboden in Obernberg und Navis. 

squarrosa Schrad. An quelligen Orten und Bächen der Voralpen 
und Alpen bis 6000 Fuss, selten fruct. z. B. Waldrast; kommt 
in einem Walde bei Patsch schon bei 2500 Fuss vor. 

varia Hdw. Mit ö. callistoma, überall. 

rufescens Turn. Auf Lehmboden bei Steinach sehr selten. 
subulata Hdw. Anf thonigem Boden, in Hohlwegen. 

curvata Hdw. Waldboden, Waldrast, 5000 Fuss. 

heteromalla Hdw. Auf lehmigem Boden der Wälder. 


Dicranum Starkü W. et M. Auf Schieferalpen, 6000—7000 Fuss. 


falcatum Hdw. Feuchte Thonschieferfelsen am Duxerjoch, 7000‘, 
ir, 

montanum Hdw. Auf moderndem Holze vom Thale in die Alpen, 
selten ce. fr. 

longifolium Hdw. Auf Gneissblöcken u. Schiefer: Steinach, Trins, 
Brenner c. fr. 

albicans Thed. Auf Glimmerschiefer: Tharnthal (Navis) 7000,, 
Brenner — steril. 

elongatum Schwgr. Auf Erde der Alpen, 6000—7000 Fuss, sel- 
ten c. fr. 

fuscescens Turn. In Bergwäldern und auf Haiden, ven 4500— 
6000 Fuss, e. cirrhatum, feuchte Schieferfelsen: Gschnitz, Bren- 
ner, ca. 6000 Fuss. 

neglectum Jur. Auf Kalk: Trinser Padaster und Valsum (Bren- 
ner), 6000 Fuss. 

Mühlenbeckii Br. eur. Trockene Alpentriften: Kesselspitze, Blaser 
ete., 5000—6000° sehr selten c. fr. 

scoparium L. Haiden, Wälder etc., ö. paludosum, Sümpfe bei 
Steinach. 

majus Turn. Schattige Wälder am Brenner, 5000, steril. 
palustre Lapyl. Sumpfwiesen gemein; an einer Stelle bei Stei- 
nach c. fr. 

undulatum Br. eur. Trockene Wälder und Bergwiesen, reich- 
lich fruct. 


Dicranodontium longirostre W. et M. Feuchte Plätze auf Schiefer 


— 


und Quarz; £. luxurians Mol. Steril auf Quarz bei Steinach. 
aristatum Schpr. Steinacher Joch auf Schiefer, 6500‘, steril. 


Campylopus Schimperi Milde. ? Dornspitze, Glimmerschiefer, 8000‘, 


steril. 
Longipilus Schpr.? Trockene Triften am Hühnerspiel (Brenner) 
7000‘, steril. 


Leucobryum glaucum L. Felsritzen auf quarzreichem Schiefer bei 


Steinach, steril. 


188 


Fissidens bryoides Hdw. Waldhoden, Erdbrüche. 
jlis Hdw. An Steinen. 
— incurvus W. et M. y. crassipes. Wiesengräben um Steinach. 
— rivulare Br. eur. An Kalksteinen der Brenner Therme, 4200‘. 
— adianthoides L. Feuchte Haiden der Voralpen, Waldplätze bis auf 
die Alpen (7000. 

Anodus Donianus Br. eur. An feuchten Tuff- und kalkhältigen 
Schieferfelsen im Haupt- und am Eingange der Seitenthäler, bis 
4500 Fuss. 

Seligeria pusilla Hdw. An der Unterseite schatliger Schieferfelsen, 
Steinacher Padaster, 4000‘, selten. 

— fristieha Brid. An Kalkblöcken selten, z. B. Obernberg, 5000’. 

Stylostegtum caespiticium Schwer. Auf Glimmerschiefer: Hummer- 
spitze und Brenner, 8000‘, auf Feldspath: Knappenjoch in Navis, 
6500 Fuss. 

Blindia acuta Diks. An Bachsteinen, quelligen Orten, von. 4000— 
7000 Fuss; var. breviseta, feuchte Schieferfelsen am Duxerjoch, 
7000 Fuss. 

Pottia cavifolia Ehrh., An alten Mauern, Erdbrüchen, gemein mit y. 
incana. 

— minutula Schwgr. Auf einer Mauer bei Steinach. 

— truncata L. Auf Brachäc kern, an Wegen, gemein, 

— lanceolata Diks. Auf Gneissblöcken bei Steinach. 

— Jatifolia Schwgr. Auf Glimmerschieferboden: Hummerspitze, Bla- 
ser, Dornspitze, 7000—8500 Fuss. 

Didymodon rubellus Roth. Ueberall im Gebiete bis auf die Alpen. 

ß. dentatus, Hummerspitze, 8000 Fuss. 
— rufus Mol. Glimmerschiefer: Hummerspitze, 8300‘, steril. 

Eucladium vertieillatum L. Auf Tuff bei Steinach, Schmirn, Brenner, 
Kt: I1g 

Distichium capillaceum L. Auf Hügeln, Felsen, Mauern bis 9000’. 

— inelinatum Hdw. Auf Tuffbrocken und kalkhältigem Schiefer vom 
Thale iu die Alpen. 





Ceratodon purpureus L. In verschiedenen Formen bis in die höchsten 
Alpen. 

Trichodon ceylindricus Hdw. Auf Waldboden, an Wegen des Haupt- 
und der Seitenthäler. 

Leptotrichum tortile Schrad. An Erdabhängen: Schmirn, Brenner. 
ß. pusillum, auf Lehmboden am Eingange nach Obernberg. 

— homomallum Hdw. Auf lehmigem Boden der Gebirgswälder. 

— flericaule Schwer. Auf Kalkblöcken bei Trins, steril; ß. densum, 
kalkhält. Schiefer am Steinacher Joch, 6000%, ce. fr. 

— glaucescens Hdw. In schattigen Klüften auf Schiefer: Steinach, 
Brenner, bis 6000. 

Trichostomum rigidulum Diks. An Mauern, Felsen u. s. w. in die 
Alpen; £. densum, an Bachsteinen; y. sonatum, Glimmerschiefer 
der Hummerspitze, 8000, 


189 


Trychostomum tophaceum Brid. Auf Tuff bei Matrei und an der 
Brenner- Therme. 

— crispulum Bruch. Waldblössen; var. viridulum, auf Kalkschotter 
am Steinacherberg. 

Desmatodon latifolius Hdw. Auf Schiefer und Kalk der Alpen von 
5000—7000° mit ß. glacialis, y. brevicaulis an einer Mauer bei 
Steinach, 3300“. 

— systylius Br. eur. Hummerspitze bei Trins auf Glimmerschiefer- 
boden, 8000’. 

— cernuus Br. eur. An einer alten Strassenmauer bei Skafflach, 
Mauern des Schlosses bei Trins. 


Barbula rigida Schultz. An Mauern, trockenem Strassenkoth. 
— ambigua Br. eur. An alten Mauern bei Steinach, selten. 
— aloides Koch. An Mauern bei Trins. 
— unguiculata Hdw. An Mauern und Felsen. 
— fallax Hdw. Auf Kalk und Schiefer. 
— revoluta Schwgr. Auf Schiefer, selten. 
— convoluta Hdw. An Mauern und auf Schiefer-Detritus. 
— inclinata Schwer. Im Kies der Bäche der Seitenthäler, bis 5000‘, 
CHR 
— tortuosa L. Auf Waldboden, Kalk- und Schieferfelsen in die 
Alpen. 
— squarrosa de Not. Zwischen Glimmerschieferplatten der Hummer- 
spitze, 8000‘, steril. 
— fragilis Wils. Auf Kalkblöcken in Gschnitz, Brenner, 4000— 
7000‘, steril. 
— muralis L. An Mauern und Felsen mit ß. incana. 
— subulata L. An Mauern und Felsen. 
— mucronifolia Schwgr. Auf Kalk und kalkhältigem Schiefer in 
Obernberg, Brenner von 4000—6000'. 
— aciphylla Br. eur. Auf feuchtem Boden der Seitenthäler, v. 4500— 
8000 Fuss. 
— ruralis L. An Felsen und Mauern häufig; an Glimmerschiefer- 
felsen der Hochalpen in grossen, sterilen, hochrothen Polstern. 
Cinclidotus riparius Host. Auf Gneissblöcken der Sill und des Gschnitzer- 
baches hie und da reichlich fruchtend, an Mühlgängen. 


— fontinaloides Hdw. An der Mauer eines Mühlganges bei Trins, 
crTE 


Grimmia sphaerica Schpr. Dürre Kalkfelsen der Kesselspitze und Val- 
sum, 6000— 7000”. 

— conferta Fk. Auf Schieferalpen selten; an den Tharnthaler Köpfen 
auf Serpentinschiefer, ca. 9000’. 

— apocarpa L. Schiefer und Gneiss; in mehreren Formen, als ni- 
grescens Mol. auf Glimmerschieferplatten der höchsten Alpen — 
10.000 Fuss. 

— crinita Brid. Schiefer am Brenner, 4000‘. 

— pulvinata L. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. 


190 


Grimmia apiculata Hsch. Glimmerschieferfelsen der Hummerspitze und 
Habicht, 8000— 10.000‘, steril. 

— contorta Whlbg. Glimmerschiefer: Dornspitze, 8000‘, steril. 

— funalis Schwgr. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. 

— Hartmanni Schpr. Häufig an Granitblöcken in Trins, Gschnitz, 
Brenner, steril. 

— elatior Br. eur. Gneissblöcke bei Trins, Gschnitz, Brenner, auch 
an Mauern. 

— Doniana Sm. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. 

— ovata W. et M. Gneissblöcke bei Steinach, Brenner; £. affinis, 
y. eylindrica in den Schieferalpen. 

— commutata Hueb. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. 

— alpestris Schl. Gneiss: Lapones und Griesbergalpe, 4000—6000'. 

— leucophaea Grev. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. 

— elongata Kaulf. An nassen Schieferfelsen im Sandesthal (Gschnitz), 
6000 Fuss. 

— gigantea Schpr. Feuchte Schieferfelsen bei Steinach, 4000°, Gider- 
gitz (Brenner) 8000“. 


Rhacomitrium patens Diks. Schiefer am Steinacherberg, 4500‘, La- 
ponesalpe. 

— aciculare L. An feuchten Schieferfelsen und Steinen, Lapones, 
Vals 4500—5500’. 

— protensum Al. Br. An Wasserfällen, Laponesalpe, Vals. 

— sudeticum Funk. Schiefer am Duxerjoch, Dornspitze, 6000— 
8000 Fuss. 

— heterostichum Hdw. mit $. alopecurum auf Schiefer und Gneiss: 
Steinacherberg, Lapones. 

— fasciculare Schrad. Trockene Schieferfelsen: Lapones, Brenner, 
4000— 7000’. 

— microcarpum Hdw. Gneiss: Trins, Granit: Brenner, 4000— 7500’. 

— lanuginosum Hdw. Granit: Vals, Brenner; in den Schieferalpen 
bis 8000‘, meist steril. 

— canescens Hdw. Auf Gneiss um Steinach, Gschnitz, Brenner, 
c. fr. 
y. cricoides. Auf dürren Plätzen. 


Hedwigia ciliata Diks. Gneiss und Granit des Haupi- und der Seiten- 
thäler. 

ß. leucophaea. An sonnigen Felsen. 
ö. viridis. An schattigen Stellen. 

Coscinodon pulvinatus Spreng. Gneissblöcke in Steinach, Trins; an 
Mauern in Gschnitz. 

Amphoridium Lapponicum Hdw. Nasse Schieferfelsen am Duxerjoche, 
c. fr., Brenner, 7000—8000'. 

— Mougeotii Br. eur. Schiefer und Gneiss am Steinacherjoche, 
Gschnitz, Brenner, von 5000—7000 Fuss in grossen sterilen 
Rasen. 

Ulota Hutchinsiae Sm. Gneissblöcke in Trins und Gschnitz. 


191 


Ulota curvifolia Wahlenbg. Hummerspitze auf Glimmerschieferplatten, 
8000 Fuss. 

— crispa Hdw. und 

— crispula Bruch. An Fichten und Erlen. 

Orthotrichum obtusifolium Schrad. An Eschen und Lärchen. 

— affine Schrad. und 

— fastigiatum Bruch. An Eschen. 

— patens Bruch. An Zweigen. 

— tenellum Br. An Eschen und Erlen. 

— pumilum Sm. An Eschen. 

— fallax Schpr. An Eschen, Gesträuchen. 

— stramineum Hsch. An jungen Fichten, 

— alpestre Hsch. Auf Gneiss bei Trins, 3700 Fuss, Griesbergalpe, 
5500 Fuss. 

— speciosum Nees. Alte Fichtenstücke am Brenner. 

— leiocarpum Br. eur. An Fichten, Birken, Erlen. 

— cupulatum Hoffm. Auf Gneiss: Steinach, Brenner. 

— Sturmü H. et H. Auf Quarz bei Steinach. 

— rupestre Schl. Gneissblöcke, Schieferfelsen. 
y. Sehlmeyeri. Auf Gneissblöcken. 

— Schubartianum Lor. Schiefer am Brenner, 6000’. 
— anomalum Hdw. Auf Gneiss und Schiefer in die Alpen. 

Tea pellucida L. Auf faulem Holze. 

Encalypta commutata N. et H. Schieferalpen, 6000—7000'. 

— vulgaris Hdw. An Mauern u. s. w. in die höchsten Alpen. 

— rhabdocarpa Schwgr. Auf Schieferalpen, 6000—8000’. 

— ciliata Hdw. In Felsspalten bis auf die Alpen. 

— apophysata N. et H. Dornspitze, Glimmerschiefer, 8000’. 

— streptocarpa Hdw. Auf trockenem Waldboden, an Mauern. 

Schistostega osmundacea Diks. In einer tief schattig. Felshöhle (Gneiss) 
beim Schlosse in Trins, steril. 


Dissodon Froelichianus Hdw. An feuchten Felsen und humösen Plätzen 
der Schieferalpen, 6000—8000. 


Tayloria serrata Hdw. Auf trockenem Boden der Bergwälder, von 
4000—5000’, selten. 
ß- flagellaris. Auf mit Schafmist gedüngtem Grasboden der 
Hummerspitze, 8300, unter Gneissblöcken auf der Waldrast, 5000‘, 
©. Ir. 

— splachnoides Schl. An quelligen Orten des Griesbergthales, Bren- 
ner, ca. 4500. 

Tetraplodon mnioides L. fil. Auf nacktem Boden: Duxerjoch, Stei- 
nacherjoch, 7000’. 

— urceolatus Br. eur. Auf Schiefer- und Glimmerschiefererde in 
dichten Rasen: Duxerjoch, Dornspitze, Tharnthal, 7000—8000°; 
auch auf Kalk am Trinser Padaster, 6000’. 


Splachnum sphaericum L. fill. Auf wenig zersetztem Kuhdünger der 
Bergwälder und Alpen, 4000—6000‘, selten fruct. 


192 


Physcomitrium sphaericum Schwgr. An Wegen bei Steinach. 
— pyriforme L. An Wiesen- und Sumpfgräben. 
Funaria calcarea Whlbg. Auf Kalkfelsen bei Trms, steril. 


hygrometrica L. Mauern, Brandstätten u. s. w. in die Alpen. 


Leptobryum pyriforme L. Auf Mauern und Gestein-Detritus, bis 


6000 Fuss. 


Webera acuminata H. et H. Auf Erde und Felsen der Schieferalpen 


in mehreren Formen. 

polymorpha Br. eur. Auf Erde und Felsen der Schieferalpen. 

&. brachycarpa. Trockene Schieferfelsen am Duxerjoch, 7000%. 
elongata Diks. Auf Waldboden, in Hohlwegen bis in die Alpen. 
longicolla Sm. Schieferfelsspalten am Pentelstein, 6000‘. 

nutans Schreb. Auf Erde, lichtem Waldboden. 

y. bicolor. Schieferalpen. 

ö. sphagnetorum. Sumpfwiesen, in Rasen von Aulacomnium. 
cucullata Schwgr. In Schneegruben, am Rande der Gletscher, 
Dornspitze, . Vals, Tharnthal 8000—9000". 

cruda Schreb. Felsspalten, bis 9000. 

Schimperi C. Müll. Quellige Orte am Duxerjoch, 6500’. 
annotina Hdw. Auf Schotter bei Patsch. 

Ludwigii Spreng. Im Sand und Kies der Gletscherbäche, 6000— 
8000 Fuss. 

carnea L. Auf zersetztem Thonschiefer in Schmirn, selten. 
albicans Whl. An feuchten Plätzen, auf Lehnfboden hie und da, 
cr! 

ß. glacialis. Im Glimmersande an Gletscherrändern. 


Bryum arcticum R. Br. An feuchten Glimmerschieferwänden der - 


merspitze, 8000‘. 

uliginosum Bruch. An Gräben bei Trins. 

pendulum Hsch. Auf Erde der Schieferalpen. 

ß. compactum. In Felsspalten. 

intermedium W. et M. An Mauern, selten. 

cirrhatum H. et H. Sumpfige Stellen der Schieferalpen. 

bimum Schreb. An quelligen und moorigen Stellen vom Thale in 
die Alpen. 


— pallescens Schl. An feuchten Stellen der Thäler. 


ß. boreale. In dichten Rasen auf Glimmerschiefer, ca. 8000’. 
alpinum L. In Schneegruben der Dornspitze, 7000’, steril. 
caespiticium L.. Auf Erde, an Mauern, in die Alpen. 

Funkii Schwgr. Auf Glimmerschiefer der Dornspitze, 7500 Fnss, 
steril. 

argenteum L. An Mauern, Felsen, bis 6000. 

capillare L. Auf Erde, an Mauern etc. 

ö. Ferchelü. In Felsspalten der Schieferalpen. 

pseudoftriquetrum Hdw. An quelligen und sumpfigen Stellen in 
die Alpen. 

pallens Sw. Auf feuchter Erde, Waldboden, in die Alpen. 
Duvali Voit. An Schneebächlein der Dornspitze, 7000°, steril. 


193 


Bryum turbinatum Hdw. Auf feuchten Wiesen, selten. 
y. Schleicheri. In grossen, glänzenden sterilen Rasen, an quel- 
ligen Orten der Schieferalpen, 6000—7000°, auf feuchlem Sand- 
boden bei Trins, 3600. 

— roseum Dill. An feuchten Plätzen der Bergwälder, unter niedrigen 
Fichten, steril. 


(Fortsetzung folgt.) 


Literaturberichte. 


Beiträge zur Kenntniss der Milbengallen und Gallmilben von Dr. Frie- 
drich A. W. Thomas. Halle 1874 bei Gebauer und Schwetschke. Oktav. 
27 Seiten. 

Obwohl die vorliegende Abhandlung einen Gegenstand bespricht, 
welcher vorzüglich den Entomologen interessirt, so wird doch auch 
der Botaniker manche beachtenswerthe Daten in ihr finden. Denn es 
werden in dem zu besprechenden Aufsatze verschiedene bisher unbe- 
rücksichtigt gebliebene Beziehungen zwischen Stellung und Natur der 
Pilanzenauswüchse (speziell der durch Milben erzeugten Gallen) einer- 
seits und den morphologischen Verhältnissen der Pflanze andererseits 
näher erörtert. Namentlich zeigt der Verfasser, dass der Spross als 
ein einheitliches Invasionsgebiet der Gallmilben zu betrachten sei, dass 
diese Thiere auf der Nährpflanze und zwar vorzugsweise an der In- 
nenseite der äusseren Knospenschuppen überwintern, dass die gallen- 
tragenden Blätter am Sprosse eine bestimmte Stellung einnehmen, 
endlich dass die Knospenlage die Stellung der Gallen wesentlich be- 
einflusst. Da sich in den botanischen Werken über Gallen nur ver- 
hältnissmässig wenige Daten finden, so schien es angezeigt, auf die 
Arbeit von Thomas kurz aufmerksam zu machen. Dr_ HH W.n. 


Im Verlage des Alhenäums erschien in Pest das zweite Heft 
der lcones seleetae hymenomycetum Hungariae, bearbeitet von Karl 
Kalchbrenner. Es handelt über 29 Agaricus-Spezies. Darunter sind 
6 neue Schulzer'sche: A. drepanophyllus, nigrocinnamomeus, dulei- 
dulus, haemorrhoidarius, thraustus und mammillatus, 9 neue Kalch- 
brenner'sche: A. plebejus, piceus, punctulatus, illustris, paradoxus, 
helobius, atrovirens, lucorum, capreolarius und 14 alte meist Fries’- 
sche Arten, nämlich: A. carneo-albus, Bongardi, tricholoma, tephro- 
leucus, solstitialis, comosus, terrigenus, nudipes, centunculus, navi- 
dus, obturatus, vitellinus und hiuleus. Druck und Ausstattung der 
Tafeln ist ausgezeichnet, ja letztere noch mehr gelungen als die des 
ersten Heftes. Doch Text und Abbildungen beziehen sich bloss auf 
die äussere Form und Farbe der Sporocarpien, ohne den innern Bau 


194 


und das Mycelium der Pflanze zu berühren, was wohl auffallen muss 
in einer Zeit, in der sich die Mykologie zur Hauptaufgabe gestellt, 
die Entwickelung der verschiedenartigen Fruchtformen aus demselben 
Mycelium zu belauschen. Doch will diese Bemerkung nicht als Tadel 
gegen den Verfasser gelten, der die ihm präzise gestellte Aufgabe 
vollkommen gelöst hat. Ueberflüssig sind die Abbildußgen von A. ob- 
turatus und "hiuleus, denn sie existiren in Letell. Icones fungorum 
und das Synonym A. atrovirens Kalchbr., weil schon ein A. atro- 
rirens P. bekannt ist. Fr. A. Hazslinszky. 


= —esses —- 


Correspondenz. 


Hall in Tirol, am 14. Mai 1874. 


Gestern machte ich mit zweien meiner Schüler eine Exkursion 
auf die 4670 Fuss s. m. gelegene Thaureralpe, um mich zu über- 
zeugen, wie es nach einem Frühlingsschnee auf der Alpe aussieht. — 
Die Mähder dieser auf Kalkboden gelegenen Alpe sind im Sommer 
mit dem reichlichsten Blumenflor geschmückt. Ganz anders aber ge- 
staltet sich die Sache nach dem jetzigen Schneefall. Bis nur 3500’ 
ist die Gegend schneelos; mit dieser Höhe aber beginnt der Schnee 
massenweise zu liegen und mehrt sich bis zur Alpe hin so, dass er 
um dieselbe wohl die Höhe eines Fusses erreicht. Die Kälte aber, die 
im Thale nicht geringen Schaden besonders an Kernobst und Nuss- 
bäumen anrichtet, scheint dieser Region nicht viel anhaben zu können. 
Man salı zwar hin und wieder unter Sträuchern und Gebüschen blü- 
hende Anemone Hepatica, Sesleria etc., aber im Allgemeinen ist die 
Flora noch sehr beschränkt. Die Buchen, welche sich knapp unter 
der Alpe befinden, sehen noch aus, wie sie im Thale vor einigen 
Wochen aussahen, man merkt kaum eine Vergrösserung der Knospen. 
Die Grünerle und Zwergkiefer schmiegt sich, gebeugt von der nicht 
unbedeutenden Last des Schnees knapp an den wärmenden Boden 
und hebt sich nicht eher, als bis die Schneemasse abgeschmolzen ist, 
— ein Schutzmittel gegen die Kälte, das schon in der Lebensart 
dieser Pflanzen — als aufstrebende Sträucher — begründet ist. Die 
Vegetation der Bodendecke ist allenthalben mit Schnee bedeckt, so 
dass auch Frost ihr nicht viel anhaben kann. Das Nadelgehölz (zu- 
meist Rothlannen) hat den Charakter der sogen. Weltertannen, mit 
langen, gegen den Boden geneigten, dichten Aesten; diese Form 
schützt die Art am meisten gegen Kälte, indem die vom Schnee- 
fall betroffenen Bäume wie völlige Schneekegel aussehen, die nur 
an sehr wenig Stellen das Grün der Benadelung hervorsehen las- 
sen. Die Holzpflanzen dieser Gegend, sowie die Pflanzendecke die- 
ser Region sind durch einen Schneefall zur jetzigen Jahreszeit 
nicht nur nicht sehr gefährdet, sondern besitzen sogar in der Art ihrer 


195 


Lebensweise einen nicht unbedeutenden Vortheil vor den Thalpflanzen, 
der diesen bei etwas bedeutenderen Temperaturerniedrigungen nicht 
zu Gute kommt. P. Julius Gremblich. 


St. Goar am Rhein, am 29. April 1874. 


Jene Barbula, welche ich im Jahre 1872 bei Stromberg auf 
dem Hunsrücken aufgefunden habe, hat sich als Barbula cuneifolia 
herausgestellt. Es ist diess der erste für Deutschland bekannt ge- 
wordene Standort obigen Mooses. G. Herpell. 


——u—— ce —— 


Personalnotizen. 


— Thomas Pichler hat auf Veranlassung Boissier's wieder 
eine botanische Reise nach der Türkei unternommen. 

— P. Gabriel Strobl ist kürzlich mit einer reichen Ausbeute 
aus Sizilien zurückgekehrt und wird im Juli neuerdings dahin abrei- 
sen, um insbesondere in der Ebene bei Catannia zu botanisiren. 

— F. Baron Thümen hat seinen bisherigen Wohnort, Teplitz 
in Böhmen, verlassen und ist nach Bayreuth in Baiern übersiedelt. 

— Dr. G. A. Herrich-Schäffer, vom Jahre 1861 bis 1871 
Direktor der köünigl. bair. bot. Gesellsch. in Regensburg und Redak- 
teur der „Flora“, ist am 14. April im 75. Lebensjahre in Regensburg 
gestorben. 

— Josef Zimmeter, bot. Gärtner am bot. Garten der Inns- 
brucker Universität, ist am 17. Mai im Alter von 59 Jahren ge- 
storben. Derselbe hat sich um die Kenntniss der nordtirolischen Flora 
wesentliche Verdienste erworben (Vergl. Hausmann: Fl. von Tirol, 
II, S. 1167 und Kerner: Der botanische Garten in Innsbruck, $. 9). 
— Zimmeler wirkte am Innsbrucker bot. Garten seit dem Jahre 1842, 
also durch 32 Jahre. — A. Kerner bezeichnete eine von Zimmeter im 
Pusterthale entdeckte hybride Saxifraga mit dem Namen Sazifraga 
Zimmeteri. (Oest. bot. Zeitschr. 1870, S. 146 und Engler Monogr. der 
Saxif. S. 250.) 





Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Dr. Ressmann mit Pflan- 
zen aus Kärnten. Von Hrn. Prof. Oborny mit Pfl. aus Mähren. Von 
Hrn. Herpell mit Pfl. aus dem Rheinthal. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Focke, Dr. 
Schmidt, Lodny, Hoeme, Vierhapper, Dr. Rauscher. 

Aus Kärnten: Androsace lactea, Chamaeorchis alpina, Chon- 
drilla prenanthoides, Dianthus glacialis, Gentiana pumila, @. tenella, 
Leontodon pyrenaicus, Oxytropis triflora, Phaca australis u. a. ein- 
gesendet von Krenberger. 


196 


Aus Schlesien: Catabrosia aquatica, Carex paludosa, Elatine 
Alsinastrum, Helichrysum aurantiacum, Linaria Cymballaria, Lysi- 
machia thyrsiflora, Ribes nigrum, Silene gallica, Trientalis europaea, 
Utricularia vulgaris, Cystopteris fragilis u. a. einges. von Plosel. 

Aus dem Rheinthal: Amblystegium radicale, Barbula aloides, 
B. canescens, B. inermis, B. revoluta, B. squarrosa, B. vinealis, 
Brachythecium plumosum, Bryum bimum, B. cernuum, B. pallescens, 
Campylopus flexuosus, Dieranum fulvum, D.longifolium, Entosthodon 
ericetorum, Ephemerum serratum, Eurhynchium confertum, Fissidens 
Bloxami, F. crassipes, Grimmia commutala, G. orbicularis, Hypnum 
palustre, Mnium insigne, M.rostralum, Orthotrichum diaphanum. O. 
stramineum, Phascum curvicollum, Pleuridium alternifolium, Tricho- 
stomum convolutum, Ulota erispula, Webera nutans u. a. eing. von 
Herpell. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. abgegeben werden. 





Inserate. 


Herbarien zu verkaufen. 


Durch den Tod des Landesgerichts-Präsidenten i. P. Herrn Eduard Ritter 
von Josch sind seine beiden Herbarien verkäuflich geworden. 

Das Herbarium europäischer Phanerogamen und Filices enthält 6416 Spe- 
zies, gut geordnet und mit Katalog versehen. 

Das Herbar der Gartenpflanzen, geordnet nach Berger’'s Werk zur Be- 
stimmung der Gartenpflanzen, Erlangen 1855, umfasst 1827 Spezies. 

Da der Verstorbene auf seinen vielen Reisen in Oesterreich, Steiermark, 
Kärnten, Tirol und Krain, so wie in Istrien, dem Küstenlande und den quarne- 
rischen Inseln, Vieles selbst gesammelt und durch Kauf von Thomas Pichler, 
Rupert Huter und anderen Baikenden erworben, auch in beständiger Tausch- 
verbindung mit v. Tommasini, v. Pittoni, Baron Rastern und anderen Botanikern 
stand, sind in dem Herbare MR gute Exemplare und in Mehrzahl vorhanden. 


Wenn Lehranstalten oder Freunde der Botanik auf eine oder die andere 
Sammlung reflektiren, wollen sie sich an die Frau Witwe Caroline Edle 
von Josch in Graz, Zinzendorfgasse Nr. 21, wenden. 


Zu verkaufen. 


Eine Sammlung von 541 Phanerogamen-Arten aus der Nordamerikan. 
Union (darunter keine einzige europ. Spezies). 
Ferner: Eine grosse Anzahl Doubletten aus allen Theilen der 
Welt nach Auswahl des Käufers. 
Dr. K. Keck, 


Schwertberg, Oberösterreich. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der ©. Usberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Desterreichiscehe 


Botanische Zeitschrift. 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift e 1 J diefreidurch die Post he- 
re Botanik und Botaniker, ram tee 


den Ersten jeden Monats, bios: befderiednktion 
Man pränumerirt auf selbe 


nen Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, ii vrumerten. > 























(5 Thir. 10 Nas) Ä \ | 1 Im Wege des 
ganzjährig, oder mit \ np Tor ap Buchhandels übernimmt 
4f.0.W.|/2 Thlr.20 Ng.) z polhekeı und Te hniker. Pränumeration 

halbjährig. €. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N° 7 so wie alle übrigen 
15 kr. öst, W. ® ' Buchhandlungen, 
r E IX 4) W £} 

XXIV. Jahrgang. WIEN, Juli 1874, 

INHALT: laubmooslora von N.-Tirol. VonDr. Sauter. — Zur Flora von Niederösterreich. Von J. 
Kerner. — Zur Flora von Ungarn. Von Dr. Tauscher. — Zur Flora von Mähren. Von Oborny. 
— Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Das Kalniker-Gebirge. Von Dr. Schlosser. — Cor- 
respondenz. Von Csato, Wiesbaur, Treuinfels. — Personalnolizen. — Vereine, Anstalten, Unter- 
nehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. 

B Bley) — 
eiträge 


zur Laubmoos-Flora von Nordtirol. 


Von Dr. F. Sauter in Lienz. 
(Schluss) 


Zieria julacea Diks. Auf Kalk- und Schieferfelsen, z. B. Obernberg, 
3700—6000'. 

Mnium cuspidatum Hdw. Unter feuchtem Gebüsch, in Hainen. 

— affine Bland. An quelligen Orten. 

— — y. Rugicum. An quelligen Orten der Voralpen, c. fr. 

— undulatum Hdw. An feuchten Plätzen, Gebüsch; in Hainen der 
Voralpen, 4500, nur steril. 

— rostratum Schrad. An Wegen unter Gebüsch. 

— serratum Schrad. In Wäldern, selten. 

— orthorrhynchum Brid. In Wiesengraben. In den Alpen, bis 6000%, 
in einer kompaklen, sterilen Form. 

— spinosum Voit. in Bergwäldern: Steinach, Brenner. 

— stellare Hdw. Gebüsch, an Rainen. 

— punctatum Hdw. An Waldbächen, in Hainen, bis 6000%. 

— subglobosum Br. eur. Schwammige Sümpfe: Laponesalpe, am 
Pentelstein, 6000‘, steril. 


Oesterr. botan. Zeitschrift. 7, Heft. 1874, 14 


198 


Cinclidium stygium Sw. Sumpfwiesen bei Trins und Laponesalpe, 
steril. 

Amblyodon dealbatus Diks. An nassen Felsen des Steinachberges, ca. 
3600, selten. 

Catoscopium nigritum Hdw. An Kalktufffelsen und Brocken im Haupt- 
und den Seitenthälern; auf sumpfigen Stellen der Alpen, bis 6500’; 
am Blaser auf trockener Erde. 

Meesia uliginosa Hdw, Sumpfige Stellen, Lehmbrüche. 

ß- alpina. Auf Erde der Alpen, 8000°. 
— longiseta Hdw. Schwammige Sümpfe bei Steinach und Trins. 
— fristicha Funk. Schwammige Sümpfe in Gschnitz. 

Paludella squarrosa L. Sumpfige Stellen bei Trins, 3700 Fuss, in 
einem kleinen Alpenmoore der Alpe Truna bei Trins, 6000‘, nur 
steril. 

Aulacomnium androgynum L. In trockenen Waldblössen des Steinach- 
berges, 4500‘, steril. 

= palustre L. Sumpfwiesen, Gräben, hie und da c. fr. mit ö. poly- 
cephalum. 
e. alpestre. In den Alpen. 

— furgidum Wahlbg. Gräben der Laponesalpe. 

Oreas Martiana Hsch. Schieferfelsen: Hummerspitze Tharnthal, Hüh- 
nerspiel, 7000— 8000‘, meist steril. 

Bartramia ithyphylla Brid. Auf Erde und in Felsenritzen, in den 
Alpen. 

— pomiformis L. Auf Erde und Felsen mit var. crispa. 

— Halleriana Hdw. Schattige Schieferfelsen. 

— 0Oederi Sw. An Felsen in den Alpen in kompakten Rasen bis 
8000 Fuss. 

Philonotis fontana L. Sumpfige Wiesen, Gräben. 

ß. alpina. Auf feuchten Stellen der Alpen und im Sande der 
Schneebäche bis 7000° 
y. falcata. In Voralpen. 
— caespitosa Wils. Griesbergalpe, an nassen Granitfelsen, 7000’. 
— calcarea Br. eur. An Quellen auf kalkhältigen Stellen. 

Timmia Megapolitana Hdw. Schattige Wälder: Steinar herberg, Bren- 
ner, auf trockenen Alpentriften: Valsum, 7000° e. fr. 

— austriaca Hdw. Mauern im Vennthale e. fr., auf Glimmerschiefer 
der höchsten Alpen. 

Atrichum undulatum L. Schatlige Orte, auf Lehmboden. 

Oligotrichum hereynicum Ehrh. "Auf trockenem Boden der Schiefer- 
alpen 5000—7000%. 

Pogonatum aloides Hdw. Auf lehmigem Boden. 

— urnigerum L. Auf lehmigem Boden. 
— alpinum L. Bergwälder, Alpenhaiden, 4000—6000°; var. Age 
nulatum. Duxerjoe h 7000% 

Polytrichum sexangulare Hdw. Am Rande der Gletscher: Vals, 
Gschnitz. 

— gracile Menz. Auf dürren Alpentriften, 5000—6000’. 


199 


— piliferum Schreb. Auf trockenem Waldboden, z. B. Steinacher- 
berg, 4000—5000‘, selten und steril. 
ß. Hoppei. Auf Erde am Duxerjoch, 7000’, ce. fr. 

— juniperinum Hdw. Auf Haideboden. 

— strietum Menz. Triften am Steinacherjoch, 5000—6000 Fuss, am 
Gleinser Moor, 5000’. 

— commune L. In Sphagneten im Thale, auf Alpentriften, 5000— 
6000 Fuss. 
var. uliginosum. Laponesalpe. 

Diphyscium foliosum L. Auf trockenem Waldboden heerdenweise, 
aber selten. 

Buxbaumia indusiata Brid. Faule Fichtenstöcke, selten: z. B. Steinach. 


II. Museci pleurocarpi. 


Fontinalis antipyretica L. In Bächen bei Trins reichlich, aber steril. 

Neckera cerispa L. Auf Kalk und kalkreichem Schiefer, steril. 

— complanata L. An Gneissblöcken der Bergwälder bei Steinach. 

Leucodon sciuroides L. An Eschen und Felsen, steril. 

Antitrichia curtipendula L. Auf Schiefer und Gneiss, selten, ce. fr. 

Myurella julacea Vill. An feuchtem und schattigem Felsen und Boden 
von 4000— 8000‘, steril. 

— apiculata Hueb. Auf feuchter Erde der Hummerspitze, 8000, 
steril. 

Leskea policarpa Ehrh. An Baumwurzeln bei Steinach. 

— nervosa Schwgr. An Zäunen, Schieferfelsen, selten, c. fr. 

Anomodon rostratus Hdw. Auf Kalk der Kesselspitze bei Trins, 5000‘, 
steril. 

— longifolius Schleich. Auf Kalk: Kesselspitze, Brenner, 6000 Fuss, 
steril. 

— attenuatus Schreb. Auf Gneiss und Schiefer, steril. 

— viticulosus L. An Eschen im Thale steril, auf Gneiss in den 
Alpen, c. fr. 

Pseudoleskea atrovirens Diks. Auf Gneisshlöcken, meist steril; var. 
brachyclados. Auf Schiefer der Alpen bis 8000. 

— catenulata Brid. Auf Schiefer und Kalk, steril. . 

Heterocladium dimorphum Brid. Auf Waldboden und feuchten Steinen: 
Steinach, Brenner bis 5000. 

— heteropterum Br. In Ritzen der Kalkfelsen: Gschnitz, 5000’. 

Thuidium tamariscinum Hdw. An Planken, Rainen, steril. 

— delicatulum L. Auf Wiesen, steril. 

— abietinum L. An trockenen Plätzen steril, in die Alpen bis 

— 8000 Fuss. 

Pterigynandrum filiforme Timm. Auf Kalk- und Schieferfelsen, steril. 
ß. heteropterum. Auf Schiefer der Alpen, 8000’. 

Pterogonium gracile L. Auf Gneiss der Thäler — 5000 Fuss, auch 
&:.fr 

Lescuraea striata Schwgr. Unter Gebüsch der Voralpen: Gschnitz. 
ß. saxicola. Schiefer: Gschnitz, Brenner, ur ee 

14 


200 . 


Platygyrium repens Brid. An Wurzelstöcken und Aesten, selten. 

Cylindrothecium concinnum de Not. An Ufermauern, -Felsen, steril. 

Climacium dendroides Hdw. An Rainen, nassen Wiesen; seltener c. fr.; 
bis 5000“. 

Pylaisia polyantha Schreb. An morschen Aesten, Planken -etc. 

Isotheecium myurum Brid. Mit den Formen elongatum und circinnans 
auf Gneiss- und Schieferblöcken. 

y. robustum. Auf Gneiss bis 5000‘, ce. fr. 

Orthothecium intricatum Ha:tm. An feuchten schattigen Felsen auf 
Schiefer, Gneiss und Quarz bis 8000° steril; auf kalkhält. Schiefer 
am Steinacherberg, c. fr. 

— rufescens Diks. An nassen Kalkfelsen bis 6000 Fuss, selten, 
c. Ir. 

— chryseum Schwgr. Auf Glimmerschiefer: Hummerspitze, Dorn- 
spitze elc., ca. 8000‘ steril, am Trinser Padaster auch auf Kalk, 
7090“. 

Homalothecium sericeum L. Auf Gneiss- und Kalkblöcken, steril. 

— Philippeanum Spruce. Auf Kalkblöcken bei Trins. 

Ptychodium plicatum Schleich. An Steinen und Gerölle, meist Kalk, 
4000— 7000‘, auch ce. fr. 

Camptothecium luteseens Huds. An Steinen, Mauern, steril. 

— nitens Schreb. Sumpfwiesen bis 6000‘, hie und da c. fr. 

Brachythecium laetum Brid. Auf Glimmerschiefer der Alpen, 6000— 
8000‘, steril. 

— salebrosum Hoffm. Auf faulem Holze, feuchten Wiesen in meh- 
reren Formen bis auf die Alpen, auch c. fr. 

— glareosum Br. eur. Auf Schoiter, Mauern, auch c. fr. 

— velutinum Dill. Auf Erde, Steinen, Holz. 

y. intricatum. Auf morschen Fichten. 

— trachypodium Brid. An Steinen unter Krummholz: Steinacherberg, 
5000“. 

— refleeum W. et M. Auf morschem Holz der Bergwälder, 4000— 
5000‘, auf Schieferplatten in Gschnitz. 

— Starkii Brid. Auf morschen Reisern: Steinacherberg, Brenner, 
4U00— 5000“, 

— glaciale Br. eur. In Schneegruben: Dornspitze, Tharnthal auf 
Glimmerschieferboden, 7000—8000‘, e. fr. 

— rutabulum L. An Wiesengräben, quelligen Orten. 

y. flavescens. An Gräben. 
ö. robustum. In Hainen der Voralpen. 

— campestre B. eur. An Zäunen und Planken. 

— rivulare Br. eur. An Bachsteinen in Gschnitz, steril. 

— populeum Hdw. An Steinen. 





ß. longisetum. In Bergwäldern. | 
ö. petrophilum. Auf Gneissblöcken. \ 
— plumosum Sw. An Gneissblöcken: Lapones, Brenner. 


— cirrhosum Schwgr. Auf Kalk: Blaser 6000‘ Gschnitz, Brenner 
5000 Fuss; auf Glimmerschiefer der höchsten Alpen; nur steril." 


207 


Die Forın graeillimum Mol. in Glimmerschiefer-Felsspalten, z. B. 
Dornspitze 8500". 
y. Funkü Schpr. Hummerspitze auf Glimmerschiefer, 8300’. 


Eurrhynchium strigosum Hoffn. Auf Felsen und Holz in Bergwäldern. 


striatulum Spruce. Kesselspitze, Kalk 5000 Fuss, Tharnthal, 
Glimmer 7000 Fuss, steril; var. cavernarum Mol. in Felsklüften: 
Tharnthal. 

siriatum Schreb. Auf Schieferblöcken am Steinacherberg, 4500’, 
steril, sehr selten. 

piliferum Schreb. Auf Waldboden, unter Gebüsch, selten, c. fr. 
scleropus Schpr. Auf kalkhälligem Schiefergerölle am Steinacher- 
berg, 4000“. 

praelongum L. An Wiesengräben, auf Mauern, steril. 

ö. filescens. In schattigen Kalk- und Schieferklüften. 

Schleicheri Brid. Auf kalkhälligem Schiefer am Steinacherberg, 
4000 Fuss. 


Rhynchostegium confertum Diks. An lichten Waldplätzen: Steinach. 


murale Hdw. Auf Schiefer, Mauern, Aesten, 

y. Julaceum. An Bachsteinen in Schmirn. 

Megapolitanum Bland. An Gräben: Steinach, steril. 

ruseiforme Weis. An Wiesengräben. 

ö. prolixum und y. inundatum. An übe:ronnenen Bachsteinen, in 
Mühlgängen. 


Plagiothecium latebricola Wils. In tiefschalligen Hühlen unter Gneiss- 


blöcken bei Trins, steril. 


— pulchellum Hdw. In Felsspalten und auf der Erde der Alpen, 


5000—7000°. 

nitidulum Whlbg. Auf morschem Holze der Wälder. 
silesiacum Sel. Auf faulem Holze der Wälder, selten. 
denticulatum L. Auf faulem Holz, in Felsspalten bis 6000%. 

ö. densum. Quarzfelsen bei Stemach. 

Schimperi Jur. et M. An feuchten Gneissblöcken der Wälder. 
undulatum L. Wälder in Gselnitz. 

sylvaticum L. Wälder. 


Amblystegium confervoides Brid. An Steinen und dürren Aesten. 


subtile Hdw. Auf Zweigen der Gebüsche. 

enerve Br. eur. Auf Holz und Steinen um Steinach. 
serpens L. Auf Steinen, faulem Holze ete. 

radicale Pal. Beauv. Auf Baumwurzeln bei Steinach. 
irriguum Wils. An Bachsteinen: Gschnitz, Padaster, steril. 
fluviatile Sw. An Bachsteinen: Laponesalpe, 5000‘, steril. 
riparium L. In Brunnentrögen, Rinnen: Steinach, Navis. 
ö. elongatum. Auf nassen Aeckern bei Trins. 


Hypnum Halleri L. fil. An Felsen (Schiefer und Kalk) bis in die 


Alpen. 


— Sommerfeltii Myr. An Steinen der Bergwälder, selten. 


elodes Spruce. Auf Holzwerk bei Steinach. 


— chrysophyllum Brid. An Steinen und Felsen bis in die Alpen. 


) 
© 
Le) 


— stellatum Schreb. Sowohl an trockenen als an feuchten Wald- 
stellen bis 8000. 

— aduncum Hdw. An sumpfigen Orten, steril. 

— vernicosum Ldbg. An quelligen Orten, und moorigen Stellen der 
Alpen und Voralpen, steril. 

— Sendinerianum Schpr. In tiefen Sümpfen (in den Alpen) steril. 

— exannulatum Gümb. In Pfützen und an Gräben: Lapones, Gries- 
bergalpe, steril. 

— /fluitans Hdw. Gräben bei Trins, Lapones, steril. 
ß. submersum. Brenner und Hinterdux Therme. 

— revolvens Sw. Pfützen: Lapones und Griesberg, 4500— 6000’, 
steril. 

— uncinatum Hdw. Felsen und Baumstöcke (in den Alpen bis 
8000 Fuss). 

— sulcatum Schpr. Auf Kalk und Glimmerschiefer, 5000—8000‘, 
steril. 

— falcatum Brid. In Sümpfen an Quellen. 

— commutatum Hdw. An Quellen auf kalkhältigen Steinen. 
ß. fluctuans. In Mühlgängen, an Bachsteinen. 

— filieinum L. Quellige Orte, Gräben. 
£. trichodes. In schattig feuchten Klüften. 

— rugosum Ehrh. Trockene Raine und Lerchenwiesen, nur steril, 
auf Glimmerschiefer bis 8000’. 

— incurvatum Schrad. An Steinen in Wäldern, selten. 

— fastigiatum Brid. An Kalkblöcken der Bergwälder und Alpen, 
3500--5000°, c. fr. 

— hamulosum Br. eur. Feuchte Glimmerschieferfelsen: Dornspitze, 
Hummerspitze, 7000— 8000’, steril. 

— Sauteri Br. eur. Kalkfelsen: Steinacherberg, Padasteralpe, 3600— 
5000 Fuss. 

— callichroum Brid. Hummerspitze, Glimmerschiefer, 8000 Fuss, 
steril. 

— Bambergeri Schpr. Auf Kalk und Glimmerschiefer der Alpen, 
6000—8500°, steril. 

— Heufleri Jur. Glimmerschieferfelsen: Dorn- und Hummerspitze, 
Tharnthal, 7000—8000/, steril. 

— Vaucheri Lesq. Vennthal, Granit, steril. 

— cupressiforme L. Auf Erde, Steinen, Holz in mehreren Formen. 
e. longirostrum. Quarzfelsen bei Steinach, c. fr. 

— pratense Koch. Sumpfwiesen: Steinach, Obernberg, steril. 

— arcualum Ldbg. Nasse, lehmige Stellen, steril. 

— Haldanianum Grev. Auf faulem Holze der Voralpen: Steinach. 

— molluscum Hdw. An feuchten Felsen, c. fr. bis 8000’. 

— Crista castrensis L. In Wäldern, hie und da c. fr. 

— procerrimum Mdo. Kesselspitze, Kalk; Brenner, Glimmerschiefer, 
7000—8000’‘, steril. 

— palustre L. An Steinen, Holz etc. 
ß, hamulosum. In Mühlgängen. 


203 


ö. subsphaerocarpon, an Gneissblöcken der Gebirgsbäche. 

molle Diks. An Bachsteinen: Lapones, Griesbergalpe, e. fr. 
Schimperianum Liz. Schneebächlein am Staffler See, Navis, 7500‘, 
steril. 

ochraceum Wils. An einem Wasserfall der Padasteralpe bei Trins, 
5000‘, steril. 

cordifolium Hdw. Sümpfe am Steinacherberg, steril. 

giganteum Schpr. In Gräben bei Trins, Brenner Therme, steril. 
sarmentosum Whlbg. Nasse Stellen und Pfützen: Lapones, Gries- 
bergalpe, Gleinser Moor, 4500-6000‘, steril. 

cuspidatum L. Feuchte Wiesen, hie und da, c. fr. 

Schreberi Willd. Waldboden ete. bis 8000”. 

purum L. Waldboden, nur steril. 

stramineum Diks. Sumpfige Wiesen: Lapones, Waldrast, 4500 — 
6000‘, steril. 

curvicaule Jur. Hummerspitze bei Trins, Kalk, 6000”. 

trifarium W. et M. Tiefe Simpfe bei Trins, steril. 

turgescens Schpr. In schwammigen Sümplen bei Trins, steril. 
scorpioides L. In tiefen Sümpfen bei Trins, steril. 


Hylocomium splendens Hdw. Wälder etc. 


— 


umbratum Ehrh. Unter Gebüsch: Gschnitz, Brenner. 

Oakesü Sull. An Steinen, in feuchten Hainen der Voralpen bis 
7000‘ allgemein, am Steinacherberg und Waldrast, ce. fr. 
brevirostre Ehrh. Waldboden: Gschnitz, Brenner, steril. 
squarrosum L. Auf feuchten sumpfigen Wiesen der Thäler, sel- 
ten, c. fr. 

triqueirum L. Auf Wald- und Haideboden. 

subpinnatum Ldbg. Mit vorigen: Waldrast, Brenner. 

loreum L. Schattige Wälder in Gschnilz, selten. 


II. Andraeae. 


Andraea petrophila Ehrh. als =. sylveicola. An Gneissblöcken bei Trins. 


Waldrasi, 3600— 5000. 
var. squarrulosa, gracilis und pygmaea. Auf feuchtem Schiefer 
und Glimmerschiefer, 6000— 8000’. 


— rupestris L. An feuchten Schieferfelsen: Kirchdach, 7000‘. 


IV. Sphagnaceae." 


Sphagnum acutifolium Ehrh. Bergwälder in die Alpen, — 6000‘, 


fr: 

var. purpureum. Mit vorigem. 

fimbriatum Wils. An Waldbächen: Gschnitz, 4000‘. steril. 
Giergensohni Ldbg. In Gräben: Lapones, steril. 
cuspidatum Ehrh. In Gräben: Lapones, steril. 
squarrosum Pers. Wie voriges, steril. 

rigidum Hrim. Quellige Orte: Lapones, Waldrast, steril. 
molluscum Bruch. In Gräben: Lapones, steril. 


204 | ; 
Sphagnum subsecundum Nees. In Pfülzen: Lapones und Griesbergalpe, 


4000—6000°; steril. 
— cymbifolium Ehrh. Sumpfwiesen: Trins und Gschnitz, steril. 


Lienz, im April 1874. 





Beiträge zur Flora Niederösterreichs. 


Von J. Kerner. 


1l. 
X Salic digenea 2 (viminalis > daphnoides.) J. Kerner. 


Amenta praecocia, sessilia, densiflora, pistilligera, oblonga vel 
eylindrica, ter — quater longiora quam latiora, in basi foliolis squa- 
maeformibus 3—6 fulta. — Squamae ovalae, acutiusculae, disco- 
lores, in basi infima ferrugineae, apicem versus alratae, longissime 
villosae. — Glandula tori linearis vel oblonga, flava, basin germi- 
nis superans. — Germen sessile, ovato-conicum, subcompressum, 
viride, pilis adpressis sparsis obsitum. — Stylus tenuis, elongatus. — 
Stigmata linearia erecto-patula vel rarissime extrorsum arcuata, 
siylum subaequantia. — Folia oblongo-lanceolata vel lineari-lan- 
ceolata, acuminata, undulata, serrata, sexies longiora quam latiora, 
supra glabra, vircdia et splendentia, subtus pallidiora, pilis argenteo- 
sericeis adpressis tecla, micantia. — Rami fragiles, juniores pube- 
scentes, adulti glabrata, obscure olivacei. 

Am. @ 20— 26”” Ig., 6:5—8”” lat., — Squam. 2”” lg. Gl. tori 
0.5” Ig., — Germ. 2” Ig., — Styl., 12m” Ig., — Stigm. 0:5”” Ig., — 
Fol. 89—-109"® Ig., 12—20”® It. 


Diese Weide fand ich zuerst in Blättern am 18. Oktober 1873 
in einem einzigen Strauche bei Krems auf einer Donauinsel, die nun 
durch einen in jüngster Zeit gebauten Steindamm mil dem Uler ver- 
bunden ist, in einem wenigstens zehnjührigen Auanfluge, welcher 
meist aus Weiden und zwar ausser der häufigsten Salz incana 
Schrank vorzüglich aus Suliw daphnoides Vill. und Salix viminalis L. 
bestehl. 

In ihrem Wachsthum, der an jenen der = Salie Wimmeri 
(incano X daphnoides) A. Kerner erinnert, liess sich schon aus der 
Ferne die Verwandischaft mit Salix daphnoides Vill. erkennen; bei 
näherer Besichtigung bestätigten auch die Blätter mit der kahlen 
glänzenden ‚Oberseite und mit deutlich gesägtem Rande die Annahme 
der Verwandtschaft mit Salöe daphnoides Vill.,; — die relativ grössere 
Länge der Blätter und die Bekleidung derselben auf der Unterseite 
mil geraden parallel mit den Fiedernerven erster Ordnung dicht auf 
der Blattfläche aufliegenden Haaren, welche das unter den Weiden 


205 


nur bei Salix viminalis L. und ihren Bastarten vorfindliche eigen- 
thümliche seidenartige Schimmern erzeugt, liess sogleich aber auch 
annehmen, dass diese Weide ein aus S. viminalis L. hervorgegangener 
Bastart sei. 

Es lag demnach nahe, in dieser Weide einen Bastart aus Salix 
daphnoides Vill. und Salix viminalis L. zu vermuthen, der spontan 
bisher noch nicht gefunden worden ist. 

In den ersten Tagen Aprils d. J, wo die neben dieser Weide 
in unmittelbarer Nähe stehenden Bäume der Salix daphnoides Vill. 
Jg und ® fast verblüht, die Blüthen der ebendort befindlichen Salix 
viminalis L. J und $ in der ersten Entwicklung waren, fanden sich 
die Kätzchen an dieser Weide gerade in schönster Blülhe, so dass 
auch die Blüthezeit dieser Weide zwischen jener der muthmasslichen 
Stammältern $. daphnoidos Vill. und S. viminalis L. die oben ausge- 
sprochene Vermuthung nur beslärkte. 

Die nähere Untersuchung der Fruchtblüthen, welche der Strauch 
in seinen Kätzchen hervorbrachte, bestäligte weiters die Vermuthung, 
so dass ich mich berechtigt halte, dem dieser Weide beigelegten, die 
Abstammung aus zwei verschiedenen Arten bezeichnenden Namen 
S. digenea die Formel (viminalis > daphnoides) beizusetzen. 

Beim Vergleiche dieser Weide mit ihren muthmasslichen Stamm- 
ältern ergibt sich Nachstehendes: 

Die Blätter sind relaliv länger und schmäler als jene der Salix 
daphnoides Vill., kürzer und breiter als jene der Salix viminalis L., 
in der Länge und Breite die Mitte zwischen beiden halltend, sie er- 
scheinen an der Oberseite ganz kahl und glänzend, wie jene der 
S. daphnoides Vill., an der Unterseite aber, wie oben erwähnt, be- 
haart und seidig schimmernd wie bei Saliw viminalis L., sie sind am 
Rande etwas wellig wie bei $. viminalis L., sind aber auch deutlich 
gesägt, jeder Sägezahn an der Spitze mit einer kleinen drusenarligen 
Verdiekung endigend, wie bei S. daphnoides Vill., und unterscheiden 
hiedurch diese Bastarlweide von der einen Stammart $. viminalis, 
bei der, wenn auch am Blattrande ausnahmsweise an einzelnen Stel- 
len drusige Verdickungen aufsitzen, doch niemals deutliche Sägezähne 
sich zeigen; — an den ausgewachsenen Blättern zeigen sich die 
Nerven auf der Oberseite im frischen Zustande etwas eingesenkt, 
wie bei S. viminalis L., im getrockneten Zustande oben vorspringend, 
wie an den Blättern der S. daphnoides Vill.; — 

die Kätzchen halten in der Form, in der Länge und Dicke die 
Mitte zwischen jenen der S. viminalis L. und jenen der S. daphnoides 
Vill, die Kätzchenschuppen ähneln mehr jenen der $. daphnoides 
Vill. und sind sehr zottig behaart, wie bei 3. viminalis L. und den 
gewöhnlichen Formen der S. daphnoides \Vill.; 

der Fruchtknoten ist wie bei beiden Stammältern sitzend, seine 
Form hält die Mitte zwischen den Formen jener der beiden Stamm- 
ältern, — er ist mit angedrückten seidigen Haaren bedeckt, diese Be- 
kleidung ist jedoch wieder so spärlich, dass die grüne Farbe des 
Fruchtknotens deutlich sichtbar ist und einerseits auf S. viminalis L., 


206 


welche behaarte Fruchtknoten hat, anderseils auf S. daphnoides \Vill., 
die kahle Fruchtknoten besitzt, hinweist; 

der verlängerte Griffel und die verlängerten Narben hat die 
neugefundene Weide mit beiden muthmasslichen Stammältern gemein, 
die Narben gleichen aber in der Form mehr jenen der S. daphnoides 
Vill. und nur ausnahmsweise finden sich in einem Kätzchen einige 
fädliche bogenförmig auswärtsgekrümmte Narben, wie bei $. vimi- 
nalis L. 

Schliesslich glaube ich nur noch erwähnen zu sollen, dass von 
Max Wichura im Jahre 1856 aus S. viminalis 2 mil S.daphnoides S 
ein Bastart künstlich erzeugt wurde. (Bastartbefruchtungen im Pllan- 
zenreiche, erläulert an den Bastarten der Weiden von Max Wichura; 
Breslau 1865, pag. 12.) Exemplare dieses künstlich erzeugten Bast- 
artes sah ich nicht; — sollte aber diese künstlich erzeugte Weide 
mit der aufgefundenen spontanen Weide übereinstimmen, so wäre. es 
mit dieser Weide derselbe Fall, wie bei X Salix Erdingeri (caprea 
> daphnoides J. Kerner), von der Wimmer in den „Salices europaeae, 
Breslau 1866“ pag. 195 sagt: „— postquam a Wichura arte progenila 
erat,].; Kernerkeiasdget ad: detectam descripsit* und ich könnte dann 
wie Wimmer ebendort pag. 204 sagen: „Habes igitur hic exemplum 
hybridae antea arte factae, deinde sponlaneae inventae! 


Krems, am 10. Juni 1874. 


— 


Zur Flora von Ungarn. 
Von Dr. Jul. Aug. Tauscher. 


Im Monate Dezember des vergangenen Jahres bekam ich von 
Freund Borbäs zwei Knollen der Tulipa Billetiana Jord., herrührend 
aus dem Kasanthale der unteren Donau, wo diese auf grasigen Fel- 
senplateaux und Abhängen vorkommt; — eine dritte Knolle entnahm 
ich von einem Blüthenexemplar, das ebenfalls Freund Borbäs mir 
gütigst mittheilte. 

Indem ich diese Pflanze gerne blühend sehen wollte, versetzte ich 
diese drei Knollen in ein Geschirr, signirte es mit den Namen und 
Standort und gab es ins Glashaus. Im Monate Jänner fingen alle drei 
Knollen zu treiben an und entwickelten sich allmälig. Anfangs Mai 
brachten zwei Exemplare Knospen, — das dritte ging in Folge star- 
ker Bewässerung zu Grunde, von diesen halte sich das Eine gegen 
den 10. Mai zn einer prachtvollen Blüthe der Tulipa Billetiana ent- 
wickelt, bei dem zweiten Exemplar entwickelte sich nur ein Blatt, 
welches bedeutend schmäler war und eine mehr seegrüne Farbe 
hatte und die Knospe einen ganz anderen Habitus — Allium-arligen 
— zeigte und bei mir gleich Zweifel erregte, ob dieses Exemplar 
ebenfalls eine Tulipa sei. 





207 


Den Zweiten dieses Monals, des Morgens, als ich die fragliche 
Pflanze besichtigte, war die Spatha der Knospe bereits gespalten und 
zeigte ein 7blüthiges Konvolut mit schön sattgelben Perigonen. — 
Tags darauf war eine Blüthe vollkommen entwickelt und sah derje- 
nigen einer Gagea arvensis Schult. nicht unähnlich. — Am dritten 
Tage waren schon drei Blüthen vollkommen entwickelt, und es löste 
sich das Räthsel, indem die Pflanze ein schön gelb blühendes Allium 
darstellte. 

Ich durchblätterte alle mir zu Gebote stehenden vaterländischen 
und siebenbürgischen Werke, leider fand ich nirgends eine so genaue 
Diagnose, laut welcher ich dieses Allium bestimmen könnte; — jelzt 
erst nahm ich mein Herbar zu Hilfe, wo ich ein Allium fand, welches 
mit meinem Exemplar genau übereinstimmte. Es stammt aus Spanien 
von felsigen Abhängen Bouchera St. Arragon, gesammelt den 2. Juni 
1872 von Bordere, nämlich das Allium Moly L. 

Das Vorkommen dieses Allium in Ungarn war zweifelhaft. — 
Schultes in seiner Fl. austriaca I. pag. 549 erwähnt wohl selbes als 
einer ungarischen Pflanze, aber ohne nähere Standortsangabe, sich auf 
die Autorität Willd. und Person’s (Sp. II, 89) berufend. Rochel, Wierz- 
bicki und Heuffel nehmen es nicht auf. Neilreich in seiner Aufzählung 
der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefässpflanzen sagt: 
„in Ungarn sicher nicht wildwachsend.“ In Siebenbürgen fand selbes 
Baumgarten an felsigen Abhängen der Alpen, wie es Schur in seiner 
Enumeratio Nr. 3587 aufführt; auch Duftschmid soll diese Pflanze am 
Kecskekö bei Karlsburg gefunden haben. Es wurde aber die Echtheit 
dieser siebenbürgischen Pflanze bestritten, indem man sie zu dem 
Grisebach’schen Allium zanthieum z08. 

Obzwar ich Allium xzanthicum Gris. nicht kenne und mir auch 
eine Beschreibung nicht zugänglich ist, aber nach genauer Verglei- 
chung des Allium aus dem Kasanthale mit oben erwähnten spanischen 
Exemplaren wäre ich nicht ungeneigt, diese Kasanthaler Pflanze für 
das typische Allium Moly L. zu halten und von jetzt an selbe als 
eine wahre Bürgerin unserer Flora aufzunehmen *). 


Auch zwei andere interessante Funde erwähne ich noch hier. 

Im vorigen Jahre machte ich einen botanischen Ausflug nach 
dem von hier unweit gelegenen Oräs-Kutyavärer Gebirgswalde, um 
in dessen Lichtungen die dort wachsende Läng’sche Varietät pube- 
scens der Genista tinctoria L. einzusammeln. Ich fand dort in Ge- 
sellschaft der Serratula radiata MB. und Erythraea linariaefolia 
Pers. das schöne Trifolium diffusum Ehrh. Das Vorkommen dieses 
Trifolium an diesem Standorte — Cerithienkalk — überraschte mich, 


*) Den 5. d. M. besuchte mich Freund Simkovics und sah auch dieses 
Allium blühend, er erwähnte, dass auch ihm am Standorte der Tulipa Bille- 
tiana manche schmal- und einblättrige Exemplare von dieser Pflanze auffielen, 
die zur Blüthezeit der Tulipa steril waren. Er ist willens, noch in diesem Mo- 
nate den Kasanthaler Standort aufzusuchen, und er hofft dort mehrere Exem- 
plare dieses Allium zu finden. 


208 


indem ich dieses bis jetzt nur an ebenen, sandig-grasigen Stellen 
und auf Flugsand fand, nie aber auf Hügeln oder Kalksubstrat. Dieses 
Trifolium kommt bei der Ercsier Puszta Rätz-Szent-Peter im Flug- 
sand vor; auf der Insel Csepel auf den Sandhügeln (homok- buczka’ s) 
bei Toköl, Sziget Szent-Miklos-Csepele, so auch am Pokolhegy bei 
Rätzkeve in grosser Anzahl vor; gewöhnlich in der Gesellschaft von 
Trifolium arvense, Syrenia angustifolia Andrz., Odontites lutea Pers., 
Artemisia campestris und anderer sandliebender Pflanzen. 

Herr Hofrichter Ignäcz Vlasies, der sich meist mit Gramineen 
des Somogyer Comilates beschäftigt, sendete mir anfangs Mai schöne 
lebende Exemplare der Daphne Cneorum. Diese Pflanze kommt in 
einer grösseren Anzahl in der Somogy vor, und zwar auf der zu 
dem Orte Mesztegnye gehörenden Puszta Libiez an der Basis der 
dortigen grossen Sandhügel im Flugsande und an grasigen Stellen; 
— blühend von Mitte April bis Mitte Mai. — Selbe ist dort unge- 
mein üppig, bis 25>—30 Ctm. hoch und buschige Bestände von 7— 
8[_; Meter bildend. 


Ercsi in Ungarn, am 15. Juni 1874. 


— 


Beiträge zur Flora des südlichen Mährens. 
Von A. Oborny. 


2. Das Thajathal bei Zuaim. 


Das Thajathal in der nächsten Umgebung von Znaim, das ist in 
der Strecke von Neunmühlen bis Joslowitz, erscheint nicht minder 
reichhaltig an interessanten Pflanzenvorkommnissen, als der im Juni- 
hefte besprochene Pelzberg. Nach mehrjährigen Untersuchungen wurden 
allerdings Alsine setacea, Echium rubrum, Hesperis tristis, Inula 
salicina, Iris variegata, Lepidium perfoliatum, Orobanche arenaria, 
Potentilla rupestris, Pulmonaria azurea, Ranunculus illiricus, Seseli 
Hippomarathrum, Trifolium ochroleucum und Verbascum phoeniceum 
nur auf obigem Standorte beobachtet, dagegen kommen neben zahl- 
reichen gemeineren Pflanzen und jenen, die im Junihefte angeführt 
worden sind, noch folgende Arten in diesem Theile des Thajathales 
und an den benachbarten Höhen vor, u. zw.: 

Actaea spicata, Ajuga Chamaepitys Schreb., Allium flavum, 
A. rotundum, A. sphaerocephalum, A. Scorodoprasum, A. vineale, 
Alyssum sawatile, Anemone sylvestris, Anthriscus trichosperma Rüm. 
et Schult., Aguilegia vulgaris, Arabis Turrita, Astrantia major, 
Biscutella laevigata, Berula angustifolia M. u. K., Bryonia alba, 
Bromus asper Murr., Carex stellulata Good., Cineraria campestris, 
Cirsium canum M. Bib., ©. oleraceum Scop., Clematis Vitalba und 
recta, Oytisus ratisbonensis DC., Erysimum cheiranthoides, Euphor- 
bia angulata Jacq., Genista procumbens W. et K., Hieracium sabau- 


209 


dum, Hier. umbellatum, H. Bauhini Schult., H. barbatum Tausch, 
Hyoseiamus pallidus Kit., Inula hirta, Lepigonum rubrum Fries, 
Lychnis diurna Sibth., Malva Alcea, Marrubium peregrinum, Myrio- 
phyllum spicatum, Nepeta Cataria, Orobanche Galü Duby, Orchis 
sambucina, Papaver dubium, Podospermum Jacquinianum Koch, Po- 
tentilla recta Jacq., Prunus Chamaecerasus Jacq., P. Mahaleb, P. 
insititia, Ranunculus divaricatus, R. fluitans, R. paueistamoides Tsch., 
Sambucus laciniata Mill., Seirpus Holoschoenus Pers., Sedum album, 
Salvia glutinosa, Sempervivum tectorum, Seseli coloratum Ehrh., 8. 
glaucum Jacq., Sisymbrium Columnae Jacq:, S. Loeseli, S. pannoni- 
cum Jacq., S. strietissimum, S. Thalianum Goy, Sorbus Aria Ehrh., 
S. torminalis Ehrh., Stachys germanica, Thlaspi alpestre, Viola tri- 
color y. sawattlis. 


Einer besonderen Erwähnung verdienen noch: 

1. Althaea pallida W. et K. Auf steinigen und steilen Abhängen 
am linken Thajaufer bei Mühlfraun, an Feld- und Weinbergs- 
rändern um Tesswitz und Zuckerhandl, wie auch zwischen Schat- 
tau und Edelspitz; nicht zu häufig, jedoch auch nicht selten. 
Diese Pflanze ist neu für Mährens Flora. 

2. Arabis brassicaeformis Wallr. An schalligen Orten am linken 

Thajaufer, am schönsten in der Salamanderschlucht. 

Aster pannonicus Jacq. Auf Wiesen um Urbau. 

Astragalus austriacus Jeq. An Rainen und sonnigen Stellen um 

Joslowilz, sowohl auf mährischem, sowie auch auf österreichi- 

schem Boden. 

5. Astragalus excapus L. An Feldrainen und im Lehmboden um 
Mühlfraun, am sichersten in der Nähe des Bahnhofes aulzu- 
finden. 

6. Cypripedium Calceolus L. In einer Schlucht des Neuwegberges 
bei Neunmühlen. 

7. Echinops sphaerocephalus L. Am Karolinenberge bei Znaim und 
in der Granitzschlucht. 

8. Glaucium corniculatum Curt. Zwischen Znaim und Tesswitz, so 
wie an Feldrainen und um Weinkeller bei Edelspitz. 

9. Heliotropium europaeum L. Auf Aeckern, Brachen, in Weingär- 
ten, wüstem und steinigem Boden um Mühlfraun und Neu- 
schallersdorf. 

10. Linum austriacum L. ‘Auf dem Pöltenberge und bei Altschal- 
lersdorf. 

11. Nepeta nuda L. An Weinbergsrändern bei Altschallersdorf und 
Edelspitz, selten. 

12. Papaver Argemone L. An Rainen, auf Feldern und Eisenbahn- 
dämmen um Edelspitz, wie auch auf dem Pöltenberge. 

13. Primula elatior Jacq. Bisher nur in der An nächst Altschallers- 
dorf und da sehr vereinzelt. 

14. Tordylium maximum L. Zwischen Gebüsch am Wege von Znaim 
zur Traussnitzmühle. 


15. Tragus racemosus Desf. Am Feldwege von Znaim nach Tess- 
wilz. 

16. Veronien longifolia L. Zwischen Ufergebüsch an der Thaja. 

17. Vicia lathyroides L. An grasigen buschigen Stellen der Sala- 
manderschlucht, sehr vereinzelt und selten. 

18. Viola arenaria L. An sandigen, trockenen Stellen um Poppitz 
und Konilz. 


Znaim, im Juni 1874. 


Mom —— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 
LXXI. 


1316. Calamintha Acinos (L.) — An steinigen Bergabhängen, 
auf Sandhügeln, im Geschiebe der Flussufer, an den Böschungen der 
Eisenbahndämme, seltener auf bebautem Lande. Im mittelungar. Berg- 
lande im Bajuszvölgy bei Erlau; im Thale Gergelhäza bei Bodony 
in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Magustagruppe 
bei Gross-Maros; in der Pilisgruppe bei Gran, auf dem Ketagohegy 
bei Csev, beiSct. Andrae und Visegrad, im Auwinkel und im Wolfsthale,, 
auf dem Schwabenberge, Adlersberge, Spissberge und Bloksberge 
bei Ofen, auf der grossen Haide ober Teieny; auf der Kecskemeter 
Landhöhe bei R. Palota, Pest, Monor und Pilis; auf der Debrecziner 
Landhöhe bei Szakoly; im Bereiche des Bihariagebirges bei Gross- 
wardein, auf dem Bontoskö bei Petrani (hier gesellig mit C. rotundi- 
folia Pers.), bei Campeni und Vasköh, im Valea Liesa bei Halmadiu 
und auf den Trachyttuffbänken bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, 
Kalk, Dolomit, diluv. und alluv. Sand. 95—630 Met. — Bei Erlau, 
in der Matra, und auf dem Bloksberge und Adlersberge bei Ofen auch 
ausdauernd beobachtet. 

1317. Calamintha graveolens (M. B.) — Nach Bau mg. Fl. transs. 
I, 183, im Bihariagebirge in der Vulcangruppe und zwar auf dem 
Vulcanberg. — Kalk. 

1318. Calamintha rotundifolia (P ers.) — An felsigen Bergab- 
hängen. Im Bihariagebirge auf dem Bontoskö bei Petrani nächst 
Belenyes und unterhalb der Ruine Desna. — Trachyltuff, Kalk. 180— 
250 Met. — (Die beiden hier angegebenen Standorte bezeichnen zu- 
gleich die Nordgrenze dieser dem südöstlichen Europa angehörigen 
Pflanze. „Auf Kalkfelsen bei Rownye im Comit. Trentschin [Rochel]* 
wo sie Reichenb. in Excurs. 327 und nach ihm Neilr. in Aufz. d. 
ung. Pflanzen mit ? angibt, kommt sie nicht vor. Rochel hatte sie 


211 


im Banat aufgefunden, in seinem Garten in Rownye kultivirt und im 
Jahre 1808 in seinen Exsiecaten unter Nr. 8 als „Acynos rotundi- 
folius Pers. Cultus. ?}, Rownye“ ausgegeben. — Obwohl schon 
Rochel auf den Etiquetten diese Pflanze "ausdrücklich als ausdauernd 
bezeichnet, wurde doch später wiederholt die Vermuthung ausge- 
sprochen, dass ©. rotundifolia [Pers.] einjährig sei. Ich kann nun, 
nachdem ich diese Art seit 10 Jahren im Innsbrucker botanischen Garten 
kultiviere, auf das bestimmteste versichern, dass sie ausdauernd ist. — 
Ein ausgezeichnetes bisher nicht beachtetes Unterscheidungsmerkmal 
dieser Art von den zunächst stehenden Arten liegt in den stark vor- 
springenden bogenläufigen Nerven der unteren Blattseite.) 

1319. Calamintha silvatica Bromf. — Am Rande und im Grunde 
lichter Gehölze. — Im mittelungar. Berglande in der Matra bei Paräd 
und bei Kis Lipöt bei Bodony; "auf den Bergen bei Waitzen; an der 
Südgrenze des Gebietes auf dem Nyerges bei Simontor nya; häufiger 
im Bihariagebirge, auf dem tertiären Vorlande zwischen Robogani und 
Hollodu; bei Fenatia und Rezbänya, auf dem Dealul vetrilor und im 
Valea mare und insbesonders im Thale der weissen Körös auf allen 
Hügeln um Körösbänya, im Valea Liesa bei Halmadiu, bei Monesa, 
Nadalbesci und in der Hegyesgruppe bei Slatina. — Trachyt, Schie- 
fer, Kalk, mit besonderer Vorliebe aber auf Sandstein. 170—820 Met. 

[Als Syn. ist hieher zu setzen C. offieinalis Host und Sadler 
Fl. com. pest. 246. Dagegen ist C. offieinalis Koch Syn. eine Sam- 
melspezies, welche (©. silvatica Bromf. und C. menthaefolia Host 
(non Gren. et Godr.); ©. officinalis Hausm. eine Sammelspezies, 
welche (€. silvatica Bromf., ©. nepetoides Jord. (= Ü. Nepeta Host, 
non L.— (. Einseleana F. Schultz) und ©. Nepeta (L.) [= €. obliqua 
Host] begreift, und endlich €. offieinalis Neilr. eine Sammelspezies, 
welche 1. C©. silvatica Bromf. [— C. offieinalis Host], 2. ©. men- 
thaefolia Host, 3. C. nepetoides Jord. [— C. Nepeta Host, nec. 
alior. — C. Einseleana F. Schultz], 4. C.subnuda W.K. und Host, 
5. C©. Nepeta (L.), Koch. Gren. et Godr. [— C. obliqua Host] zusam- 
menfasst. — Bei der grossen Verwirrung, welche in Betreff der Arten 
dieser Galtung bei den Floristen herrscht, scheint es mir angezeigt, 
hier eine analytische Tabelle der in Betreff ihrer geographischen Ver- 
breitung sehr interessanten Calaminthen der österreichischen und unga- 
rischen Flora einzuschalten: 

1. Blüthen gross, Krone über 3 Cent. lang; die Stiele der arm- 
blüthigen Cyme nur so lang als die Stiele der sie stützenden 
Blätter . . . . u... CO. grandiflora (L.) 
Blumenkrone höchstens 2 Centim. lang; die Stiele der Cyme 


3. Blätter von grossen dreieckigen Sägezähnen grob gesägt. . 
Blätter von sehr kleinen, wenigen Zähnen gekerbt-gesägt . 
4. Cymen zusammengezogen, die seitlichen Aeste der Cymen 
sehr verkürzt, dagegen die Blüthenstiele, welche von diesen 


länger als die Stiele der sie stützenden Blätter . . . e 2 
2. Erügple -Siupfltuäu ans rat RE RP RR A 3 
Früchte spitzlich . . . . . a RS nF er EINES: 
4 

7 


[ep 


Ss 


< 


seitlichen Aesten ausgehen verlängert, immer länger als die 
sie tragenden Cymenäste; die Blüthenstiele sämmtlich gerade 
vorgestreckt und die Blüthen daher gebüschelt; Blumenkronen 
TOUhNAGLCHL a ner ie. um on na. ein Eh saamilee Meute ker Se... © 
Gymen langgestielt, die seitlichen Aeste der Cymen so lang 
als die von ihnen ausgehenden Blüthenstiele, die Blüthenstiele 
spreizend, die wiederholt dreigabeligen Cymen daher ausge- 
breitet, Blumenkronen hellblauviolelt . . 5 “n.0 
Die primären seitlichen Aeste der Cymen kürzer oder hüch- 
stens so lang als die sie stützenden linealen Bracteen; Kelche 
etwas glänzend; die unteren Kelchzähne so lang als die Kelch- 
röhre, über die drei oberen deutlich hinausragend; Krone 
16—19 Mm. lang, dreimal so lang als die Kelchröhre 

C. silvatica Bromf. 
Die primären seitlichen Aeste der Cymen doppelt so lang als 
die sie stützenden linealen Bracteen; Kelche glanzlos; die unte- 
ren Kelchzähne kürzer als die Kelchröhre, über die drei oberen 
wenig hinausragend, Krone 11—13 Mm. lang, 2'/, mal so lang 
als die Kelchröhre . . ©. menthaefolia Host (non Gr. et Godr.) 


. Blumenkrone 12—15 Mm. lang, 2'/, mal so lang als die 


Kelchröhre, die zwei unteren Kelchzähne über die oberen 
elwas vorragend 

C. nepetoides Jord. (= C. Einseleana F. Schultz.) 
Blumenkrone nur 5—6 Mm. lang, 1'/, mal so lang als die 
Kelchröhre, die zwei unteren Kelchzähne über die drei oberen 
breit-dreieckigen Zähne nicht vorragend . C. subnuda (W.K.) 


. Blumenkrone hellblauviolett, wenig mehr als 1 Centim. lang, 


plötzlich erweitert; Kelchröhre aussen auf den Nerven mit 
steifen abstehenden Haaren bestreut, der Kelchschlund behaart, 
aber die Schlundhaare nicht vorstehend, so dass man an dem 
Kelehschlund nach dem Abfallen der Krone keinen weissen 
Bart wahrnimmt; die Blätter stumpf, so wie die Stengel rauh- 
haarig 

C. adscendens Jord. (©. menthaefolia Gren. et God., non Host) 
Blumenkrone hellblauvioleit, 1 Centim. lang, allmälig erwei- 
tert; Kelchröhre aussen von sehr kurzen Härchen flaumig 
oder fast kahl, der Kelchschlund stark behaart und die 
Schlundhaare vorstehend, so dass der Kelchschlund nach dem 
Abfallen der Krone deutlich weiss gebärtet erscheint; die 
Blätter kurz, breit, spitz, so wie die Stengel flaumig - weich- 
haarig, „sencieiner fiber aaggersl «gi Kae ae er N 
Kelche behaart; Kelchzähne PERSRREN, spitz, fast so lang 
oder länger als die Kelchröhre . . . a 19 
Kelche kahl; Kelchzähne dreieckig, kurz, 'stumpflich, 4 Simal 
kürzer als die Kelchröhre.. . . 2... ©. thymifolia (Scop.) 
Kelche mit sehr kurzen Härchen dic ht bekleidet; Kelchzähne 
kaum so lang als die Kelchröhre; Blätter fast kahl, dunkel 
Pnnkliri ). 0%. 72 00:00. ‚OrIganı [ala N ı1s. 


213 


Kelche mit abstehenden weissen borstlichen Härchen bestreut, 
Kelchzähne verlängert, lang vorgestreckt, länger als die Kelch- 
röhre, Blätter behaart, nicht punktirt . ©. Pulegium (Rochel.)] 

1320. Clinopodium vulgare L. — In dem Gestäude der Wald- 
ränder und Waldlichtungen. Im mittelungarischen Berglande auf dem 
Nagy Eged bei Erlau; auf dem Hegyes in der Matra; auf dem Nagy- 
szäl bei Waitzen; bei Gross Maros in der Magustagruppe; auf dem 
Piliserberge und den Bergen bei Ofen in der Piliser uppe; im Vorlande 
der mittelungarischen Beregruppen bei Gödöllö und auf dem Löss- 
rücken bei- Gomba ; auf der Kecskem. Landhöhe in dem Waldreviere 
zwischen Monor und Pilis und in dem Walde der Puszta Peszer bei 
Alsö Dabas; im Bihariageb. auf dem tertiären Vorlande bei Gross- 
wardein, Szt. Märton, Lasuri und Hollodu; dann im Poienathal bei 
Petrosa, auf dem Dealul vetrilor und auf der Pietra lunga bei Rez- 
bänya, bei Colesci und Vasköh, zwischen Monesa und Desna und auf 
den tertiären Lehmhügeln bei Halmadiu. — Trachyt, Sienit, Schiefer, 
Kalk, tert. und diluv. "Lehm- und Sandboden. 95—820 Met. 

1321. Melissa offieinalis L.— Im Grunde und am Rande schat- 
tiger Gehölze, insbesonders gerne in der Nähe von Quellen und Bach- 
rinnsalen. Im mittelungar. Berglande in der Pilisgruppe auf dem be- 
waldeten Bergrücken, welcher den Kishegy bei Csev mit dem Piliser- 
berge verbindet (hier häufig und zuverlässig wild); im Bihariageb. in 
der Nähe der Urspr ungsstelle des Mühlbaches bei Vaskoh, an beschat- 
teten Kalkfelsen bei Mondsa und bei $zt. Märton nächst Grosswardein. 
— Im Gebiete nur auf Kalksubstrat beobachtet. 150—700 Met. — 
(Bei Tö Almas im Tapiogebiete des Tieflandes, wo Kit. diese Pflanze 
im Itin. d. Marm. Reise S. 35 angibt, kommt sie wahrscheinlich nur 
kultivirt oder vielleicht verwildert, aber gewiss nicht wild vor.) 

1322. Hyssopus officinalis Dim mittelungar. Berglande auf 
dem Nagy Eged und Hajduhegy bei Erlau nach Vrabelyi ganz einge- 
bürgert, wenn auch dort wahrscheinlich nicht ursprünglich wild. Nach 
Janka (Oest. bot. Zeitschr. 18567) auf Wiesen zwischen Degh und 
Enying an der Südwestgrenze des hier behandelten Gebietes mit weis- 
sen Blüthen. 

1323. Nepeta Cataria L. — An Waldrändern, in Holzschlägen, 
an Zäunen und Hecken, Strassenrändern, Flussufern. — Bei Csenke 
in der Nähe der Granmündung, bei Ujfalü auf der Csepelinsel; nicht 
selten in den Waldrevieren der Kecskemeter Landhöhe, so nament- 
lich im Walde zwischen Monor und Pilis und auf der Pusta Peszer 
bei Also Dabas; im Bereiche des Bihariag. bei Grosswardein, Vasköh, 
Rieni, Criscioru, Fenatia. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sand- 
boden. 95—380 Met. 

1324. Nepeta pannonica Jacq. — Am Saume und in den Lich- 
tungen der Hoch- und Niederwälder. Im mittelungar. Berglande auf 
dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra: auf dem Nagyszäl bei 
Waitzen; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Gran, P. Csaba, P. Szänto, 
Csobanka, Sct. Andrae, im Wolfsthale und auf dem grossen und klei- 
nen Schwabenberge bei Ofen; auf der Kecskem. Landhöhe in dem 


Ossterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft 1874. 15 


214 


Waldreviere zwischen Monor und Pilis, bei Eeser und im Tapiogebiete 
bei Szt. Märton Käta; im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande bei Szöl- 
lös und Lasuri, auf dem Vasköher Kalkplateau bei Campeni und Colesci, 
in der Umgebung von Rezbänya und Fenatia; in der Plesiugruppe 
zwischen Nadalbesci und Monesa, im Thale der weissen Körös zwi- 
schen Halmadiu und Körösbanya und in der Hegyesgruppe bei Slatina. 
— Trachyt, Schiefer, Sandstein, Kalk, tert. und diluv. Sand- und 
Lehmboden. 95—815 Met. — Der höchstgelegene im Gebiete beob- 
achtete Standort an einem Buchenwaldrand auf dem Dealul vetrilor bei 
Rezbänya. — (Ob Nepeta pannonica L., so wie auch Nepeta nuda L. 
mit den gleichnamigen Arten Jacquin’s identisch sind, lässt sich mit 
Sicherheit kaum entscheiden und es empfiehlt sich daher in diesem 
Falle mit Reichenb. pat. [Excurs. 317] und mit Grisebach 
[Spieil. I, 131] bei diesen Arten Jacquin als Aulor aufzuführen, ebenso 
wie es vorzuziehen sein dürfte, auch zu N. violacea nicht L., sondern 
Vill. als Autor beizusetzen. — In Neilr. Aufz. d. ung. und slav. Pfl. 
S. 165 werden N. pannonica, N. nuda und N. violacea kumulirt, 
beziehungsweise alle drei als in dem von Neilreich behandelten 
Gebiete vorkommend angegeben, was aber unrichtig ist. Die nörd- 
liche Vegetationslinie der durch die Südalpen über den Karst nach 
Montenegro und Macedonien verbreiteten N. violacea berührt zwar 
bei Zakayl nächst Fiume nahezu das von Neilreich in dem ange- 
führten Werke behandelte Florengebiet, aber innerhalb der Grenzen 
dieses Florengebietes wurde N. violacea bisher nicht aufgefunden. 
Auch N. nuda, die sich aus alter Zeit noch in manchen botanischen 
Gärten bis auf den heutigen Tag unter dem irrigen Namen „N. uerai- 
nica“ kultivirt findet, wurde bisher weder in Ungarn noch in den an 
Ungarn westwärts angrenzenden Ländern wild wachsend beobachtet. 
Griseb. traf sie im Scardus zwischen 3000 und 4000° auf Kalkboden 
an Bächen wachsend an. Ich kenne diese Pflanze nur aus kultivirten 
Exemplaren, und auch Reichenb. pat. sagt in Excurs. 317: „ich 
erhielt sie noch nicht wild.“ Jacquin’s Abbildung und Beschreibung 
ist nach einer im botanischen Garten kultivirten Pflanze angefertigt 
und es ist mehr als zweifelhaft, dass diese Pflanze im Bereiche der 
österreichischen Flora wildwachsend aufgefunden worden war. In 
neuerer Zeit wenigstens wurde dieselbe in Oesterreich vergeblich ge- 
sucht. Neilreich und mit ihm viele andere Floristen hielten irrthüm- 
licher Weise die kleinblüthige gynodynamische Form der N. pannonica 
Jacg. für N. nuda Jacq. Es kommt aber sowohl N. nuda als auch 
N. pannonica mit androdynamischen grösseren und gynodynamischen 
kleineren Blüthen vor. — In dem hier behandelten Gebiete wurde 
Mer den drei eben berührten Arten nur N. pannonica Jacg. aufge- 
funden.) 


1325. Nepeta parviflora M. B. — Auf dem Huünhalmi horga bei 
Alsö Szt. Ivany im Tolnaer Comitate und auf den Schanzen des Bolond 
vars bei Eresi, von Tauscher im Juni 1871 aufgelunden. — Diluv. 
sand. Lehmboden. 100 Met. 


13 


1326. Glechoma hederacea L. — An Flussufern und Dämmen, 
im Grunde der Wälder, zumal im Schatten von Weiden- und Pappel- 
gehölzen, an Hecken und Zäunen, in Obstgärten und auf bebaulem 
Lande. Im Inundationsgebiete der Donau bei Näna, Gran, Set. Andrae, 
Altofen; bei dem Stadtmaierhofe und im Leopoldifelde nächst Ofen; 
bei P. Csaba; auf der Keeskem. Landhöhe bei Waitzen, Pest, Monor, 
Pilis, Nagy-Körös; in der Tiefebene im Inundationsgebiele der Theiss 
sehr häufig bei T. Füred und Szolno\ ; im Bereiche des Bihariageb. bei 


Grosswardein, Rezbanya, Monesa und Reseirata. — Schiefer, tert. diluv. 
und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 95—S50 Met. 
1327. Glechoma rigida (Rochel als var.) — Im Grunde und 


am Rande schattiger Hoch- und Niederwälder. Im millelungar. Berg- 
lande bei Erlau; in der Matra zwischen Szarvaskö und Felnemet ; 
auf dem Nagyszäl bei Wailzen; in der Magustagruppe bei Gross 
Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Sct. Andrae, Gran, Dorogh, 
P. Csaba, auf den Trachytbergen bei Szt. Läszlö, auf dem Gipfel des 
Dobogokö bei Dömös, auf dem Ketägohegy bei Gsev und auf dem 
Piliserberge, im Leopoldifelde und Auwinkel, auf dem Lindenberge 
und Johannisberge bei Ofen. Im Walde zwischen Kerepes und Gödöllö. 
— Fehlt im Tieflande. Dagegen sehr verbreitet im Bihariageb. in 
der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus vor dem Eingange in 
die Höhle ober Fenatia, auf der Standsa, Pietra lunga und Pielra mun- 
eelului und überhaupt auf allen waldigen Höhen zwischen Rezbänya 
und Petrosa. Im tert. Vorlande des Bihariageb. auf dem Köbänyahegy 


bei Grosswardein. — Liebt dunklen Humusbode. im Grunde der Laub- 
wälder und wurde von mir im Gebiete nur anf Kalk- und Trachyt- 
substrat beobachtet. 150-—1280 Met. — (Als Syn. ist hieherzuziehen 


Glechoma hirsuta W.K. pl. rar. hung. Il, p. 124 (1805). — @. hirsuta 
W. K. wurde nämlich von Rochel in seinen Exsicc. unter Nr. 93 
schon im Jahre 1803 als „@. hederacea var. rigida“ vom Berge 
Strassov im Trentschiner Comitate ausgegeben. Der von Rochel ge- 
gebene Name „rigida* hat demnach die Priorität vor dem Namen 
„hirsuta®“, und vor leizterem geradeso den Vorzug wie der Name 
Draba lasiocarpa Rochel vor Draba Aizoon Wahlenberg.) 

1328. Dracocephalum austriacum L. — An grasigen Plätzen 
sonniger Hügel. Auf der Kecskem. Landhöhe auf den vorherrschend 
mit Stipa bewachsenen Hügeln auf der Puszta Szt. Mihaly bei Palota 
und Föt nächst Pest und auf der Puszta Peszer bei Also Dabas. In 
der Stuhlweissenburger Niederung bei Täpe im Tolnaer Comitate und 
bei Csäkvär im Weissenb. Comitate. — Diluv. Sand. 95—130 Met. 

1329. Melittis Melissophyllum L. — Im Grunde und am Rande 
lichter Hoch- und’ Niederwälder. Im mittelungar. Berglande auf dem 
Nagy Eged bei Erlau; bei Paräd in der Matra; auf dem Nagyszäl bei 
Waitzen; in der Magustagruppe auf dem Spitzkopf bei Gross Maros; 
in der Pilisgruppe bei Visegrad, Set. Andrae, Szt. Läszlö und (so- 
banka, auf dem Piliserberge (bis zu dessen höchster Kuppe), im Leo- 
poldifelde, Auwinkel und Wolfsthale und auf dem Schwabenberge bei 
Ofen. Im Bihariageb. im Walde gegenüber dem Hochofen bei Petrosa; 

98 


216 


in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus am Fusse der Pietra 
Boghi im Valea pulsului, auf der Tataroca und Pietra lunga bei Rez- 
banya und unter der Eishöhle bei Scarisiora im Valea Odincutia (hier 
der höchst gelegene von mir im Gebiete beobachtete Standord); im 
Thale der weissen Körös, aul dem Dealul vultiucluiului nächst Körös- 
banya; im Vorlande des Bihariagebirges im Wolfswalde bei Gross- 
wardein. — Sienit, Trachyt, Kalk, S Sandstein. — 160—1265 Met. — 
Fehlt im Tieflande. 


Das Kalniker Gebirge. 


Von Dr. J. C. Schlosser. 


Einleitung. 


In Betreff der Beschaffenheit des Bodens in orographischer und 
geologischer Beziehung ist Kroalien im Allgemeinen ein Bergland, 
welches durch die südöstlichen Ausläufer der Alpen gebildet und durch 
die Kulpa in 2 ziemlich gleich grosse Theile, einen nördlichen und 
einen südlichen geschieden wird, die aber in ihrer natürlichen Be- 
schaffenheit und geologischer Zusammensetzung und ihrer Vegetalions- 
formen sehr verschieden sind. — Denn während die zwischen dem 
rechten Kulpa-Ufer und dem Gestade des adrialischen Meeres liegen- 
den Antheile ausschliesslich der Karstformation angehören, waltet in 
dem nördlichen zwischen dem linken Kulpa-Ufer bis zum rechten 
Mur- und Drave-Ufer liegenden Antheile bei völligem Ausschlusse des 
Karstes die Tertiär- und Diluvialbildung vor. 

Wie allgemein bekannt ist, entsenden die Alpen 3 Hauptgebirgs- 
züge nach Kroatien. Der eine zwischen der Kulpa und Save ein- 
dringende ist ein Ausläufer der Krainerischen Alpen oder des soge- 
nannten Uskokengebirges; jener zwischen der Save und Drave nach 
Kroatien eindringe nde ist der östliche Ausläufer der Kuravanka-Alpen 
und endlich jener zwischen Drave und Mur nach der Murinsel einlau- 
fende Gebirgszug ist der letzte Ausgang der norischen Centralalpen. 

An den von den Kuravanka-Alpen nach Kroatien entsendelen 
Gebirgszügen werden wieder folgende Bergzüge unterschieden: 

1. Das 3 Meilen lange Kostelgebirge, dessen höchste Spitze die 
Kunagora bei Pregrada mit 1703‘ Erhebung über die Meeresfläche. 

2. Das 7 Meilen lange Ivans£icagebirge, dessen höchste Spitze 
„[vanstica* mit 3355‘ Strahintica mit 2678° und Susic bei Rudoboj 
mit 2541‘ über dem Meere und der Voralpenregion angehörend. 

3. Das 4'/, Meilen lange Macelgebirge mit der höchsten Spitze 
St. en mit 1648‘ über dem Meere. 

Das niedrigste zwischen der Beduja und der Plitvica liegende 
Teplitzer Gebirge, dessen höchste Spitze „Oseta* nur mit 950° Höhe 
über der Meeresfläche angegeben wird. 


217 


5. Das 5 Meilen lange Kalniker Gebirge mit dem höchsten Rücken 
Bu? mit 2034‘. 

Das Reka-Bilogebirge, das als eine unmittelbare Fortsetzung 

des Kalnikar iebirges angesehen werden muss und das sich als eine 

9 Meilen lange Hügel- und Be rokelte, indem es in Kroatien die Höhe 
von 900° nicht übersteigt, durch die St. Georger Militärgrenze nach 
Slavonien zieht, die Grenze zwischen dem Verovilicer und PoZeganer 
Komitate bildend seine höchste Erhöhung über die Meereslläche in 
dem Bergrücken Rust mit 2442° südöstlie Ih von Drenovee, Petrovoselo 
mit 2496‘ nordöstlich von Podgorje und Gizderovo-Brdo bei Orahovica 
mit 2498° erreicht und dessen unmittelbare Fortsetzung das Vrdnik- 
rn oder Fruska Gora angesehen werden muss. 

Das 5 Meilen lange "Aor amer Gebirge mit dem höchsten 
Rücken „Veliko-sljeme mil 3276‘, Malo-sljeme 3036° und dem Jakobs- 
berge mit 2712’ Meereshöhe und endlich 

8. Das Moslavaner Gebirge, auch die Garicer Berge genannt, 
dessen höchste Spitze „ Obersterova Hunka“ oberhalb Gornje Jelenska 
mit 1530° Meereshöhe angegeben wird. 

Nach Voraussc hickung dieser allgemeinen orographischen Bemer- 
kungen wollen wir nun zur spezie Ilen Lösung unserer Aufgabe über- 
gehen und beginnen mit der Schilderung : 


I. Das Kalniker Gebirge in orographischer und geologischer Beziehung. 


Dieses im Quellengebiete der Lonja zwischen den Ortschaften 
Dolnje und Gornje Makovite und Grona beginnende und sich an die 
letzten nordöstlichen Ausläufer des Agramer Gebirges anschliessende, 
oder vielmehr von diesem in nordwestlicher Richtung durch die tiefe 
von der Agr en: Strasse beim Orte Mozdjenec beginnende 
und eine Strecke | ängs der neuen Varasdin-Kreutzer in südwestlicher 
Richtung verlaufende, dann aber bei der sogenannten Pasener Mühle 
an der alten Varasdin-Kreutzer Strasse im Quellengebiete der Lonja 
einmündende Thalschlucht geschiedene Gebirge zieht sich in einer 
Länge von 5 vollen Meilen am rechten Ufer des Bedujaflusses durch 
das Kreutzer Komitat und einen Theil der Kreutzer-Varasdiner Mili- 
tärgrenze bis in die Alluvialebene von Kopreunitz, wo es durch die 
Thalsohle der Bistra und Dugurieka (Kaprivnie a) einerseits und der 
Glogovnica andererseits begrenzi zwischen den Ortschaften Lepavina 
und Carvodar mittelst des so zu sagen zu einem Hügel herabge- 
drängten Bergrückens, über den die Kreutz- -Kopreunitzer Strasse führt 
und wo auc h die Aoram-Kanizaner Eisenbahn aus dem Flussgebiete 
der Save in jenes der Drave fast ohne jede Steigung übersetzt, mit 
dem 6. Eingangs gedachten Gebirgszuge, d. h. mit dem Reka-Bilo- 
gebirge zusammenhängt. — Es streicht demnach genau von WSW. 
gegen ONO., hat eine etwas divergirende Stellung gegen das Ivanseica- 
gebirge und nähert sich mehr der Streichlinie des Agramer (rebirges. 

Der Hauptstock dieses Gebirges besteht nach Angabe des Herrn 
Farkas- Vukotinovie (Jahrbuch der k. k. geologise hen Reichsanslalt, 
4. Jahrg. 1855, IN. Quartal, S. 550) „aus Grauwacke, Sandstein und 


318 


Thonschiefer, aus dem sich schmale, meist schroff ausstehende Kalk- 
wände erheben. Der Kalkstein ist in seinen oberen Lagen vielfach 
zerklüftet, ziemlich unrein und matt, in den tieferen Lagen wird seine 
Struktur krystallinisch, marmorartig, die Petrefacten sind in Kalkspath 
umgewandelt und gänzlich unkenntlich. Die Farbe der oberen Kalke 
ist gewöhnlich grau, der mittleren roth oder rothbraun, der unteren 
aber dunkelgrau, weiss und röthlich gefleckt.* 

Mit dieser Angabe stimmt auch der Reichsgeologe Wolf, welcher 
im Sommer 1861 mit dem k. k. Bergrathe Fetlerle unter Anderen auch 
die geologischen Verhältnisse des Kalniker Gebirges durchzuforschen 
hatte und zu welchem Behufe er auch mehrere Tage daselbst ver- 
weilte, im Allgemeinen überein. (Siehe Jahrbuch der k. k. geologischen 
Reichsanstalt, Jahrg. 1861 und 1862, XII. Bd. S. 229.) 

Die ältesten Gesteine, die hier auftreten, sind dunkle Schiefer 
und zum Theile feinkörnige graue Sandsteine mit Konglomeraten aus 
krystallinischen Gesteinen zusammengesetzt. Sie sind an mehreren 
Stellen von Diabasgesteinen durchbrochen und diess. ganz vorzüglich 
im Sattel (potivalo) zwischen Vajnovee und Ljubestica und nicht 
minder auch in dem aus der Thalschlucht „Vratno* kommenden Ka- 
mesnicabache. 

Als zunächst jüngere Gesteine erscheinen Hallstädter-Esino- 
Dolomite und Kalke, beide räumlich von einander getrennt durch einen 
Braunkohlensandstein, der den älteren Kern inselartig abschliesst. 


Die Grauwacke ist in der Nähe des Uebergangskalkes feinkörnig, 
kalkhaltig und grau, im Uebrigen ist sie braun, quarzig und faldspath- 
haltend. Sie wechsellagert mit Sandsteinen und Thonschiefer. Die 
Dolomite erscheinen in der Beduja bei Ljubescica, die Kalke dagegen 
in der Thalsohle der Kamesnica. Bei Vajnovec nördlich erscheinen 
röthliche] Kalke. Bruchstücke von röthlichen krinoiden Kalken findet 
man bei Apatovec; sie sind Glieder der Juraformation und bilden einen 
Haupttheil der Kalniker Felsen. Weisse Kalke von dichtem Gefüge 
und splitterigem Bruche liegen darüber. Sie zeigen Korallendurch- 
schnitte. 


Diese Gesteine bilden nun den Kern des Kalniker Gebirges, an 
welchen sich alsdann die Braunkohlen führenden Sandsteine, beson- 
ders in den Abhängen der Thalschlucht vom Dorfe Drenovec und 
Leskoveec, dann die Laitakalke mit Pecten latissimus und Ostrea cal- 
lifera, darüber die grauen und weissen, den Cerithienschichten zu 
parallelisirenden Mergel und endlich die Congerienschichten zonenförmig 
anlagern, die dann von Löss weitübergreifend bedeckt werden. 


Interessant ist das Vorkommen von Serpentin, der an mehreren 
Stellen, und zwar immer im Gebiete des rothen Uebergangkalkes 
anstehend gefunden wird. Beim Durchbruche des Serpentins wurde 
der Kalkstein vielfach verändert, zu schroffen Hörnern und Riffen 
erhoben und zertrümmert. Auf der Südseite der Kalniker Felsen 
wurden zwischen rothen Kalksteinlagern Geschiebe von Jaspis ge- 
funden. 


219 


Die Anwesenheit der Kreide ist durch grauen Mergel im Sattel 
von Sudovec gegen Grana erwiesen, welcher besonders beim Dorfe 
MozuJjenie zu Tage kommt. 

Auf der Nordseite der Kalniker Felsen liegen die gerundeten 
Berge der Grauwacke und des Thonschiefers, worin Gänge eines 
rothen Kalksteines auftreten, die rhombo@drisches Eisenerz enthalten. 
Der Thonschiefer ist diekschiefrig, bläulich, braunroth oder schwarz. 
— Die mächtigen Steinbrüche in Horvatovec liefern Grobkalk mit 
häufigen Cerithien - Conglomeı 'alen und auf dem Grobkalke liegen 
mächtige Sandsteinfelsen auf, die jedoch mit mächtigen mit Humus 
und Mergel reichlich durchdrungenen Sandschichten bedeckt und mit 
Reben bepflanzt sind, die den besten und kräftigsten der Teplitzer 
Weine liefern. 

In den Gebirgsbächen findet man Geschiebe von rothen, braunen, 
schwarzen und grünen, mitunter auch von reinen Quarzen, und nicht 
selten selbst wirklichen Hornstein, worunter sich Rollstücke eines gra- 
nilischen Gesteines vorfinden, so dass man anzunehmen berechtigt ist, 
dass das Kalniker Uebergangsgebirge auf Granit oder Gneis aufliege 
und dass dieses Grundgebirge irgendwo in einer der tiefen Schluchten 
durch Wasserrisse aufgedeckt ist. 


Il. Das Kalniker Gebirge in hydrographischer Beziehung. 
Das Kalkniker Gebirge sendet seinen, übrigens im Ganzen ge- 
nommen sehr geringen Wasserreichthum, seiner südlichen Abdachung 


der Save, jenen der nördlichen der Drave zu. — Viele der Quellen 
entspringen in ziemlicher Höhe und rauschen mit jähem Gefälle den 


waldigen Bergschluchten zu, hie und da eine vorspringende Klippe 
oder eine steile Felsenterrasse überspringend. Aber diese Wasser- 
adern sind dort, wo sie sich im wilden Sprunge hinabstürzen müssen, 
noch viel zu arm, um das Schauspiel eines imposanten Wasserfalles 
zu bieten. — Nach kurzem Verlaufe verlieren die Rinnsalen dieser Bäch- 
lein ihre steile Neigung, münden in die anliegenden Thalbecken aus 
und vereinigen sich, nachdem sie an der Mündung der Bergschluch- 
ten eine Masse von abgeschliffenem Steingerölle abgesetzt haben, zu 
an und für sich unbedeutenden Bächen, die alsdann in ihren lehmigen 
Diluvialstrassen meist träge und langsam dahinschleichen, was ganz 
besonders von jenen der südlichen Abdachung gilt. 

Aus dieser kurzen Schilderung ist also ‘ersichtlich, dass das 
Kalniker Gebirge in hydrographise her Beziehung nur wenig Interes- 
santes und auf die dortigen Vegelationsve srhältnisse Einflussnehmendes 
darbietet, indem es schon auf Grund seiner orographisch-geologischen 
Beschaffenheit an und für sich zu den wasserarmen Gegenden gehört; 
denn selbst die Lonja, welche doch zu den hierländigen Flüssen 
zweiten Ranges gehört, ist bei ihrem, in das Gebiet des Kalnik-Agra- 
mer Gebirges fallenden Ursprunges der Art wasserarm, dass ihr 
Bett nicht selten, besonders zur Sommerszeit, eine gute Strecke weit 
ganz trocken gelegt wird. — Diess gilt auch von dem Bache bei 
Sudovec, Rieka und Vujnovec. Der wasserreichste Bach muss wohl 


220 
die Kamesnica genannt werden, welche aus der tiefen Thalschlucht 
bei Vratno aus dem Gebirge hervortrilt, um durch das der Alluvial - 
und Diluvialformation angehörige Hügelland des Kreutzer Komitates 
der Lonja zuzueilen. Diesem zunächst steht der Bach bei Ljubes£ica, 
welcher aus der Thalschlucht zwischen dem Vrunilac und Ljubel her- 
vortretend, nach kurzem Laufe in die Rednja einmündet. 

Beinahe von derselben Bedeutung ist die eines dreifachen Ur- 
sprunges sich erfreuende Glogovnica, die dem Flussgebiete der Save 
angehört, sowie die Bistra und Duga-rieka (Koprivnica), welche beide 
dem Wasserbecken der Drave anheimfallen. 

Im Rayon des Kalniker Gebirges gibt es weder eigentliche 
Sümpfe noch Moore, denn die Sümpfe und Moräste der trägen Bistra 
im Gebiete der St. Georger Militärgrenze fallen nicht mehr in das 
Bereich dieses Gebirgszuges. — Dagegen weiset dieses Terrain zwei 
Salzquellen aus, nämlich die kochsalzhaltige Mineralwasserquelle beim 
Dorfe Slonja an der nördlichen, und den glaubersalzhaltigen alkalischen 
Säuerling nächst dem Dorfe Apatovec an der südlichen Abdachung des 
Gebirges. 


II. Umfang und Eintheilung des Terrains. 


Das Kalniker Gebirge erscheint von der königl. Freistadt Kreutz, 
oder noch besser von dem viel höher gelegenen benachbarten Orte 
Gjurgjie gesehen, als eine continuirliche, die natürliche Wasserscheide 
zwischen dem Thalgebiete der Save und jenem der Drave bildende 
Bergkette, deren Rücken sich in einer sanftgebogenen Wellenlinie 
in einer Ausdehnung von vollen 5 geographischen Meilen von WSW 
gegen ONO schlängelt und dessen Breite von den dasselbe von süd- 
licher Seite begrenzenden Diluvial- und Alluvialniederungen einerseits 
und bis zum rechten Ufer der Rednja, und vom Ludberg aus, wo die 
Rednja in die Niederungen des Draugebietes, in die fruchtbare Podra- 
vina tretend, einen mehr nördlichen Verlauf nimmt, bis zum Beginn 
dieser Niederungen andererseits, durchschnittlich auf 2 Meilen im 
Querdurchmesser angenommen werden kann, umfasst einen Flächen- 
raum von beiläufig 12 [_ ‚Meilen, in welchem drei gesonderte Regionen 
unterschieden werden, nämlich a) das eigentliche Gebirge, b) das 
dem Gebirge angrenzende Hügelland und c) die am rechten Rednja- 
Ufer und den Bächen Bistra, Gliboka und Duga-rieka einerseits und 
die an den der südlichen Abdachung eniströmenden Bächen anliegen- 
den Alluvial- und Diluvialniederungen andererseits. 

Die Berge sind durchgehends bis an den Rücken bewaldet, 
jedoch mit häufigen lichten Stellen unterbrochen, die durch Auftauchen 
massenhafter Kalksteinfelsen bedingt sind. Die südliche dem Save- 
becken zugewandte Seite dieses Gebirgszuges erscheint als ein mäch- 
tiger, aus dem mit Reben und Cerealien bebauten Berglande emporra- 
gender Bergwall, ohne besondere Ausläufer zu bilden ; dagegen präsentirt 
sich die dem Rednja- und Dravethale zugekehrte, ziemlich jäh ab- 
stürzende Seite von dem mächtigen Felsenkoloss „Vranilac“ gesehen, 
als ein schwer zu entwirrender Knäul von bewaldeten, hie und da 


221 
von aufstrebenden Felsenkämmen und grasigen Terrassen unterbroche- 
nen Bergrücken, indem sich von dem in erster Front stehenden 
Hauptgebirgszuge unzählige, theils mit diesem parallellaufende, theils 
in das angrenzende Hügelland allmälig hinabsinkende Gebirgsarme 
loslösen. 

In östlicher Richtung senken sich diese Berge immer mehr und 
mehr, bis sie in den Alluvial- und Diluvialniederungen am linken 
Ufer des Baches Bistra und Duga-rieka ihre niedrigste Lage finden. 

Merkwürdig sind in diesem Gebirge die tiefen, schauerlichen 
Schluchten, in denen sich die Gebirgswässer ihre Rinnsalen gegraben 
haben, die zumeist von schroffen Felsenmassen begrenzt werden. 


IV, Das Kalniker Gebirge in klimatischer Beziehung und seine 
Frühlingsflora. 


Das Kalniker Gebirge hat, wie überhaupt ganz Kroatien, im All- 
gemeinen genommen, ein sehr mildes, der Vegetation sehr günsliges 
Klima, was überdies durch seinen Verlauf von WSW gegen ONO, 
besonders an dessen südöstlicher Abdachung im hohen Grade e begünstigt 
wird. Daher pflegen sich auch die ersten Regungen der Vegetation 
sehr frühzeitig einzustellen und zwar an dessen südöstlicher Abdachung 
wenigstens um 20—30 Tage früher als an der nördlichen, was ge- 
wöhnlich schon in die erste Hälfte des Februar zu fallen pflegt. Denn 
sobald die Atmosphäre durch den Südwind nur einigermassen erwärmt 

fangen an die Baumknospen aus ihrem Winterschlafe zu erwachen 
und es erscheinen auch alsobald die ersten Frühlingsblumen und diess 
zwar im Hügellande und den Vorbergen schon dann, woselbst in den 
benachbarten Niederungen die Natur aus ihrem Winterschlafe noch 
nicht erwacht ist. — Kein Wunder also, dass die lebenslustigen, natur- 
freundlichen Bewohner der benachbarten Freistadt Kreutz schon in 
den ersten Tagen des kaum beginnenden Frühlings nach den Kalniker 
Bergen so gerne pilgern, um sich der ersten Frühlingsregungen zu 
erfreuen und die — Frühlingsluft mit vollen Zügen zu schlürfen!! — 
Denn wer sie einmal empfunden hat, die alljährlich wiederkehrenden 
Genüsse, die sich dem Naturfreunde in dem allmäligen Erwachen der 
Natur bieten, und wer von dem ersten Jubelschlage der Lerche, von 
den ersten Blüthen des Schneeglöckchens (Visibaba ili Padremak — 
Galanthus) und des frühlingverkündenden Crocus (Podlesak), die 
vielleicht dicht neben dem winterlichen Schnee ihre Köpfchen neugie- 
rig über den Boden erheben, bis zu den sanftschlagenden Tönen der 
Nachtigall im Fliederbusche, umgeben von der ganzen Pracht der 
Frühlingsvegetation, die in Ueppigkeit und Duft ihrer Entwicklung 
dasteht; wer sie belauscht hat, die Natur in ihrem geheimnissvollen 
Walten, wie sich Knospe auf Knospe entwickelt, ein Blatt sich um 
das andere reihet und Blüthen und Früchte, erst einzeln, dann in 
zahlreicher Menge das Auge durch ihren schimmernden Glanz erfrischen, 
und wer auch mit gefühlvollem Verständniss ihrem Erlöschen gefolgt, 
bis die winterliche Schneedecke‘ die Fluren wieder überzieht; wer 


222 

mit einem Worte mit wirklichem Sinn für die Natur und ihre Wunder 
als sorgsamer Beobachter der Entwickelung der Vegetation gefolgt 
ist, der wird die ganze eigenthümliche Schönheit, die gerade im 
Frühlings- und Herbstleben sich so mannigfaltig vorfinden, gewiss 
nicht verkennen und den Vorzug zu schätzen wissen, den uns der 
Frühling und Herbst so reichlich spenden und deren Gaben wir be- 
sonders im Kalniker Gebirge im vollen Masse geniessen können. 

Aber nicht bloss an der südlichen Berglehne, sondern selbst in 
den höher liegenden Hainen und Wäldern erwacht um diese Zeit das 
Pflanzenleben. Selbst im schneefreien Winter, oder falls. solcher vor- 
handen war, findet man, sobald die Schneedecke gewichen, selbst in 
dem Hochwalde einiges Grün, welches von den überwinternden Pflan- 
zen herrührt. — Häufige, ja selbst massenhaft den Waldboden und 
die Baumstämme überkleidende Moose (mahovi) bilden den grünen 
Rasen. Neben den Moosen sieht man überwinternde grüne Blätter 
von Farren (papratnjate) und Phanerogamen (javnocvietak), als von 
Polypodium (Oslad) von Asplenium- und Aspidium-Arten, (Slezenica 
i Preprat), vom Ruscus (Breberina), Hedera (Prstjen), Rubus (Kupina), 
Asarum (Kopitujak) u. s. w. als die ärmliche Winternahrung der Kal- 
niker Hasen und Rehe. 

Nicht lange und es erscheinen auch hier im tiefen Walde Grup- 
pen und ganze Heerden aufblühender Frühlingspflanzen. Es gesellen 
sich zu den oberwähnten, die es gleichfalls nicht verschmähen, im 
liefen Walde sich anzusiedeln, als wie z. B. die Hepatica triloba 
Haix., Daphne Mezereum, Scilla bifolia, Viola Riviniana Rehb., Co- 
rydalis eava Schweig., C. solida Sm., C. pumila Host und (©. fabacea 
Pers., Haequetia Epipactis DC., Anemone nemorosa, Isopyrum tha- 
lietroides, Erythronium Dens canis, Dentaria trifolia WK., Lathraea 
squamaria; an Waldbächen erscheinen das zarte Chrysosplenium 
alternifolium wit der kräftigen Caltha palustris und selbst Ranun- 
culus Ficaria findet sich ein auf Besuch bei seinen Zeitgenossen im 
hohen Walde. 

An mehr lichten und sonnigen Stellen zwischen Gebüsch sieht 
man Pulmonaria mollis Wolf, Viola ambigua WK., Viola odorata, 
V. hirta, nebst Carex praecox und Vinca minor in den Spalten der 
mächtigen Kalksteinfelsen, auf deren terrassenförmigen Vorsprüngen 
die schlanke Sesleria juncifolia Host, die blasse und zarte Carex alba 
und die fettblätterige mehlbestaubte gelbblühende Primula ciliata 
Moretti, eine Abart der in unseren Gärten und Töpfen so häufig ge- 
bauten Primula Auricula und im Gerölle der Kalksteinfelsen die 
Arabis alpina mit ihrer nächsten Verwandten der A. crispa und dem 
dünnblälierigen Hieracium sphaerophyllum Schloss. et Vukot. 

Aul Feldern und an Bachufern findet man massenhaft die Tussi- 
lago Farfara in Gesellschaft ihres nächsten Verwandten des Petasites 
offieinalis und P. hybridus und auf sonnigen Grashügeln ganze Grup- 
pen der niedlich zarten Draba verna. Hiezu gesellen sich noch an 
sonnigen Hecken, ja selbst im tiefen Walde die jetzt ihre Kätzchen 
entwickelnden Bäume und Sträucher, als: Coryllus Avellana, Alnus 


glutinosa und A. viridis nebst einer grösseren Anzahl von Salix- 
Arten. 


Diess sind ungefähr die ersten Frühlingsboten und der Schmuck 
des Kalniker Gebirges in den Monaten Februar und März. — Anfangs 
April oder spätestens um die Mitte desselben bringen einige schöne 
Tage mit warmen Regen volles Leben in die Natur und plötzlie h wird 
Alles, Feld, Wiesen und Wald mit schönem Grün und herrlichem 
Blüthenschmuck bekleidet und diess zwar in jener Menge, dass es 
nicht mehr möglich ist, diese Erstlinge des Frühlings einzeln herzu- 
zählen und man bemüssigt wird, solche nach ihren Gruppirungen zum 
schönen und harmonischen Ganzen zusammenzustellen, wodurch die 
Naturphysiognomie dieser so schönen, so interessanten Landschaft ge- 
kennzeichnet und zum vollen Ausdruck gebracht wird. 


V. Spezielle Vegetationsverhältnisse des Kalniker Gebirges. 


Zur Basis einer speziellen Aufzählung der Pflanzen-Formationen 
nehme ich folgende 3 Regionen, nämlich: 1. Die Niederungen mit 
ihren Auen, Wiesen und Hecken; 2. das Hügelland mit seinem Gul- 
turterrain, Weideplätzen und Gebüschen; und endlich 3. das eigent- 
liche Gebirge mit seinen Laubwäldern und kahlen Felsenmassen. — 
Denn sowohl die Niederungen als das eigentliche Gebirge haben ihre 
eigene, ganz eigenthümliche Flora und können als vollständige Gegen- 
sälze aufgestellt werden. Allenthalben sind hier die Naturgesetze klar 
und deutlich mit grossen Zügen geschrieben, so dass sie alsogleich 
aufgefasst und erkannt werden können. — Die Flora des Hügellandes 
oder vielmehr der Vorberge bildet hier ein für sich abgeschlosse- 
nes Ganze und gehört, wie "bereits gesagt, zumeist der Kulturflora an, 
indem höchstens an den freien Stellen und in den an den Feldwegen, 
Acker- und Weingartenrändern vorkommenden Gebüschen einige, wenn 
gleich wenige aber um so interessantere einheimische Naturkinder 
vorkommen und nur an den schroffen, oft felsigen, jeder Kultur un- 
zugänglichen Abhängen dringt die Flora der "Niederungen in diese 
Miltelregion, oder es steigt die Flora des eigentlichen "Gebirges an 
diese Stellen herab, so dass hier die Vegetation als ein herrliches 
Gemisch der beiden anderen Regionen erscheint. Diese Durchdrin- 
gung bewirkt alsdann eine grosse Buntheit und ein scheinbar gesetz- 
loses Zerstreuen der Hügelllora. Doch hat auch diese Hügelflora ihre 
Eigenthümlichkeiten und zwar insbesondere in den daselbst, wenn 
auch nur beschränkt, vorkommenden Wiesen- und Unkrautpflanzen 
des’Getreides und der Weingärten. Dagegen erscheint die Flora der 
zu dieser Region gehörigen Hutweiden und Haidegebüsche als sehr 
armselig und das schon aus dem Grunde, weil jedes nur halbwegs 
saftreicheres und geniessbares Pflänzchen durch die nimmersatten 
Schafe und durch die alles vernichtenden Ziegen, die hier in gros- 
sen Heerden weiden, unnachsichtlich und erbarmungslos vernichtet 
wird. — 


1. Flora der Niederungen. 


In beschränkten Floragebieten wird deren Physiognomie nicht so 
sehr nach den allgemeinen Grundformen der Vegetation, als vielmehr 
nach den einzelnen Pflanzenformationen bestimmt und es handelt sich 
hierbei vor allem Anderen um das Auffinden der die Formation bil- 
denden Elemenie des gegebenen Floragebietes mit möglichster Berück- 
sichtigung ihrer Blüthenzeit. Hat man diess, dann müssen weiter das 
Nebeneinander-Bestehen und die Durchdringung gleichzeitig blühender 
Formationen, sowie auch andere zufällige Beimischungen festgestellt 
werden. — Ferner müssen die während der ganzen warmen Jahres- 
zeit nacheinander blühenden Formativnen angegeben werden und 
überdiess ist es nothwendig allgemeine und Lokalformalionen zu un- 
terscheiden. 

Alle gleichzeitig und successive erscheinenden, sich durchdrin- 
genden und deckenden Formationen sammt ihren wesentlichen oder 
zufälligen Beimischungen bilden die Gesammiflora eines gegebenen 


Standortes. 
(Fortsetzung folgt.) 


esse —- 


Correspondenz. 
Nagy-Enyed in Siebenbürgen, am 21. Mai 1874. 


Ornithogalum chloranthum Saut. fand ich am 10. d.M. auf den 
Saatfeldern neben dem oberen Theile der Stadt, zwischen Wintersaaten 
in felter lockerer Erde, zu Tausenden blühend, — auf einigen Grund- 
stücken traf ich sie sogar ausgejätet an, ich glaube dieses, da Schur 
in seiner Enum. diese Pflanze zwar als bei Hermannstadt in Gras- 
gärten wachsend angibt, Fuss aber in seiner Flora über dieselbe : 
„ulterius observanda“ schreibt, im Interesse der Flora Siebenbürgens 
veröffentlichen zu müssen. — Dr. Alexius v. Pävai, gewesener Sek- 
tionsgeolog des königl. ungar.-geologischen Instituts in Pest, auch als 
Botaniker bekannt, ist am 13. d. M. in Pest gestorben. 

Csato. 


Kalksburg, am 15. Juni 1874. 


Meine vermeintliche Viola suaris M. B. nach Prof. Kerner (Oest. 
botan. Zeilschr. 1874, 5. 168) Viola austriaca ist den diesjährigen 
Beobachtungen zu Folge von Maria-Brunn bis Baden verbreitet; sehr 
wahrscheinlich aber geht sie über beide Orte hinaus. Ein sehr schö- 
nes Veilchen der Föhrenwälder von Kalksburg hielt ich anfangs für 
die Waldform der vorigen, zu welcher es seiner blassblauen Blumen 
wegen sich verhält, wie /ris pallida zu I. germanica, sowohl 'betreffs 
der Farbe als der Blüthezeit. Da aber einerseits die Sommerblätter 
mehr Aehnlichkeit mit denen der V. alba und scotophylla als mit 


225 
. 

jenen der vermeintlichen V. suavis besitzen, und letztere im Schatten 
des Föhrenwaldes nächst dem Rodauner Schlosse gerade in ihrer 
charakteristischen blauvioletten Farbe fast massenhaft vorkommt, wenn 
auch etwas zu einer forma silvafica modificirt, so musste von obiger 
Ansicht Umgang genommen werden. Dieses schöne blassblaue Veil- 
chen für hybrid zu erklären, fehlt es noch an hinlänglichen Anhalts- 
punkten. Die Ermittlung dürfte um so schwerer sein, als an seinem 
Standorte auch alle anderen hiesigen wohlriechenden Veilchen (V. col- 
lina, alba, scotophylla, multicaulis und eine sehr zarte Form der 
V. odorata) sich einfinden. Unterdessen erlaube ich mir dafür den 
Namen Viola Kalksburgensis in Vorschlag zu bringen. — Ein fast 
gewiss hybrides Veilchen und zwar eine Viola alba X hirta fand ich 
im Mölker Walde zwischen Baden und Gaden. Es ist ausläufertrei- 
bend und hat weisse, violettbespornte Blumen, wie solche die um 
Kalksburg vorkommende Viola arenaria öfters hat. Sonst steht es 
morphologisch ganz zwischen Viola alba und hirta, in deren Gesell- 
schaft es auch efunden wurde. Ich empfehle dieses Veilchen Viola 
Badensis zu nennen. — Viola scotophylla ist, wenn auch weniger 
polymorph, so doch gewiss polychrom. Ausser weissen Kronblättern 
mil violetten Spornen und anderen bald helleren bald dunkleren, jedoch 
ganz violetten kommen auch sehr schöne violeite weissbe espornte 
Blumen an ihr vor. Ebenso wie die Kronen, wechseln in ihren Schat- 
tirungen auch die grünen Organe, welche an dieser Pflanze violett 
durchlaufen sind. Die häufigste Form der Viola scotophylla ist jene, 
welche Blumen hat von der Farbe der Viola Badensis. in deren Nähe 
jedoch Viola scotophylla nicht gefunden wurde. — Bald wird Limo- 


dorum blühen, jedoch nicht so zahlreich als voriges Jahr. 
J. Wiesbaur. $. J. 


Innsbruck, am 20. Juni 1874. 


Bezüglich des Cirsium Benacense (Heft 6, Seite 172) möchte 
ich noch nachtr äglich mittheilen, dass sich dasselbe im Herbar des 
weit bekannten Botanikers Huter (gegenwärtig in Sexten im Puster- 
thale) befindet, der mir mil lobenswerthester Bereitwilligkeit seine 


Cirsiensammlung behufs meiner Studien zur Verfügung stellte. 
Leo Treuinfels. 





Personalnotizen. 


— Johann von Csato, einer der emsigsten Botaniker Sieben- 
bürgens wurde von der Congregation zum Vizegespan des Unter- 
Albenser Komitates erwählt. 


— Dr. Barthol Godra, Regimentsarzt in Ruma in Syrmien ist 
im vorigen Monate gestorben. 


226 


— Dr. P. Ascherson ist von seiner Reise (Rohlfs’sche Expe- 
dition) wieder zurückgekehrt. 


— Hofrath M. Ritter von Tommasinis 80. Geburtsiag wurde 
am 8. Juni in Triest gefeiert. Von ganz Europa langten an den hoch- 
verdienten Nestor der Botaniker, der noch immer rastlos an der Er- 
forschung des Küstenlandes arbeitet, Glückswünsche an. Die Gesell- 
schaften von Nürnberg, Brünn, Offenbach, Moskau, Charkow, Königsberg, 
Reichenberg, Venedig ernannten ihn zu ihrem "Ehrenmitgliede, wäh- 
rend die Gesellschaften zu Regensburg, Graz, Chemnitz, Görz und 
Wien ihm Gratulationsschreiben zuschickten. Die landwirthschaftliche 
Gesellschaft in Triest ernannte ihn zum Präsidenten auf Lebenszeit, 
und liess ihm zu Ehren eine Denkmünze prägen. 


——— mn He Te —— 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften in Wien am 12. März hielt Prof. Dr. Jos. Boehm einen 
Vortrag über Bildung von Stärke in den Keimblättern der Kresse, des 
Rettigs und des Leins. — Werden nach den Untersuchungen von Kraus 
entstärkte Pflanzen der genannten Arten dem Sonnenlichte ausgesetzt, 
so tritt in den Chlorophylkörnern derselben bereits nach 5 Minuten 
eine merkliche Menge von Stärke auf, welche allgemein für ein un- 
mittelbar. aus zerlegter Kohlensäure gebildetes Assimilationsprodukt 
gehalten wird, Prof. Boehm liefert den Nachweis, dass diese Ansicht 
eine irrige ist, und erklärt auf Grundlage seiner Versuche die ge- 
nannte Stärke für ein Umwandlungsprodukt von bereits in den Cotylen 
vorhandener Reservenahrung. — Die speziellen Beweise für die Rich- 
tigkeit ei Behauptung sind durch folgende Versuchsresultate ge- 
liefert : Es erfolgt in den Cotylen der genannten Pflanzen auch 
Stärkehildung im Dunkeln. 2. In den Cotylen der im Dunkeln oder 
im schwachen Tageslichte gezogenen Keimpflanzen von Lepidium sa- 
tivum und Raphanus sativus wird der Stärkegehalt allerdings sehr 
gesteigert, wenn die Keimpflänzchen rechtzeitig dem vollen Tages- 
oder direktem Sonnenlichte ausgesetzt werden; dies geschieht aber 
auch bei der Isolation der Pflänzchen in kohlensäurefreier Luft. 3. Die 
Cotylen von Keimpflanzen, welche auf feuchtem Filze in direktem 
Sonnenlichte über Kalilauge kultivirt werden, färben sich, rechtzeitig 
geerntet, mit Jod meist ganz schwarz. — Dass die Stärke in diesen Fällen 
nicht vielleicht durch Assimilation der: von den Versuchspflanzen exspi- 
rirten Kohlensäure (vor deren Absorption seitens der Kalilauge) gebildet 
werden konnte, wird dadurch bewiesen, dass die Rauchbildung, welche 
er folgt, wenn grüne Blätter mit einer Phosphorkugel auf Platindraht 
in reinem Wasserstoflgase eingeschlossen, dem vollen Tages- oder 
direktem Sonnenlichte ausgesetzl werden, alsogleich nach Einlass von 


227 


Kalilauge unterbleibt. 4. Keimblätter von Kress- und Rettigpflänzchen, 
welche man im diffusen Tageslichte, durch dessen Intensität sie aber 

erwiesenermassen zur Kohlensäurezerlegung nicht befähiget werden, 
gezogen hat, sind in gleichen Entwicklungsstadien viel stärkereicher 

als die im Dunkeln gezogenen Schwesterpflanzen. 5. Bei Gaslicht 
Fönnen grüne Pflanzen die Kohlensäure nicht zerlegen. — Keimblätter 
von Kresspflänzchen, welche bei Gaslieht kultivirt wurden, werden, 
rechtzeitig gesammelt, mit Jod ganz schwarz. Die hypocotylen Sten- 
gel der im Gaslichte gezogenen Pflänzchen zeigen keine Spur einer 
Vergeilung, ja sie sind im Gegentheile kürzer als bei gleich alten 

und bei annähernd gleicher Temper alur an einem südseiligen Fenster 
kultivirten. 6. Dass die Cotylen der im Lichte gezogenen Keimpflan- 
zen der Kresse und des Retligs stärkereicher sind als die der gleich- 
zeilig bei gleicher Temperatur im Dunkeln gezogenen, ist offenbar 
durch die hemmende Wirkung des Lichtes auf die Zellwandbildung 
bedingt. Bei den isolirten Pflanzen wird das aus dem vorhandenen 
Oele gebildete Kohlenhydrat in der Regel alsbald ganz oder theilweise 
als Baustoff verwendel, bei dem im Lichte gezogenen hingegen vor- 

läufig als Stärke deponirt. 7. So schwaches Licht, welches noch keine 
Chlorophylibildung veranlasst, bewirkt schon heliotropische Krümmung. 
Die Lichtintensität, unter deren andauernder Einwirkung sich Keim- 
pflanzen auf Kosten ihrer Reservestoffe habituell normal entwickeln 
können, ist geringer als die zur Zerlegung der Kohlensäure durch 
grüne Blätter erforderliche. 


In einer weiteren Sitzung am 26. März übersendete Herr Prof. Dr. 
Constantin Freih. von Ettingshausen in Graz eine Abhandlung, be- 
titelt: „Zur Entwicklungsgese hichte der Vegetation der Erde“. Die- 
selbe zerfällt in zwei Abschnitte. Der erste handelt von den tertiären 
Florenelementen im Allgemeineu und von der genetischen Beziehung 
derselben zu den Floren der Jetziwelt; der zweite von den Elemen- 
ten der Flora Europas. Thatsachen, welche die Untersuchung der in 
den Gesteinen aufbewahrten Ueberreste früherer Vegetationen, insbe- 
sondere Steiermarks, dem Verfasser lieferte, führten ihn zu folgenden 
Schlusssätzen: 1. Die jetztweltlichen Floren der Erde sind durch die Ele- 
mente der Tertiärflora mit einander verbunden. 2. Der Charakter einer 
natürlichen Flora ist durch die vorherrschende Ausbildung Eines Flo- 
renelements (des Hauptelements) bedingt. 3. An der Zusammensetzung 
der jetztweltlichen Floren sind auch noch andere (ausserwesentliche) 
Elemente betheiligt. 4. Das Erscheinen von Vegetationsgliedern, welche 
dem Charakter der Flora fremd sind, tritt je nach den klimatischen 
Bedingungen bald nur untergeordnet, bald aber in so reichlichem 
Masse” auf, dass dieser dadurch merklich beeinträchtigt wird. 5. Die 
vikarirenden Arten der jetztweltlichen Florengebiete sind einander 
entsprechende Glieder gleichnamiger Elemente. 


— ip 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Marcheselti mil Pflanzen 
aus Istrien. — Von Herrn Dr. Rauscher mit Pfil. aus Oberösterreich. — 
Von Herrn Plosel mit Pfl. aus Schlesien. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Prichoda, Oborny, 
Seidel, Flether, Purkyne, Lodny. 

Aus Istrien: Acer monspessulanum, Allium sazxatile, Alsine 
verna, Anemone montana, Artemisia camphorata, Astragalus Wul- 
feni, Avena argentea, Brachypodium distachyon, Carpinus duinen- 
sis, Centaurea splendens, Cicer arietinum, Coronilla scorpioides, 
Drypis spinosa, Echinops Ritro, Erica arborea, Eryngium mariti- 
mum, Erythronium Denscanis, Genista sericea, Helichrysum angusti- 
folium, Iberis divaricata, Kakile maritima, Koeleria phleoides, 
Lathyrus Cicera, L. Nissolia, Linum gallicum, L. maritimum, Medi- 
cago maculata, Molinia serotina, Plumbago europaea, Polycarpon 
tetraphyllum, Ptychotis ammoides, Rhamnus Alaternus, Satureja 
pygmaea, Scandix Pecten, Scler ochloa rigida, Scorpiurus subvillosa, 
Sesleria elongata, Statice cancellata, Teucrium Polium, Theligonum 
Cynocrambe, Tribulus terrestris, Trifolium nigrescens, T. pallidum, 
T. resupinatum, T. scabrum, T. stellatum, T. subterraneum, T. su- 
pinum, Trixago apula, T. latifolia, Valeriana tuberosa, Veronica 
Cymbalaria, Vieia bithynica u. a. eingesendet von Marcheselti. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Genturie 
zu 6 fl. (A Thlr.) abgegeben werden. 





Inserat. 


Ausschreibung. 


An der k. k. Universität in Innsbruck ist die Stelle eines botanischen 
Gärtners zu besetzen. Der botanische Gärtner steht als k.k. Beamter in der 
zehnten Rangklasse, und ist mit dieser Stelle der Gehalt von 900 fl. ö. W. nebst 
der Aktivitätszulage von 200 fl. und dem gesetzlichen Quinquennal-Vorrückungs- 
rechte in die höheren Gehaltsstufen, dann freie Wohnung im botanischen Garten 
verbunden. 

Bewerber um diese Stelle wollen ihre mit dem Nachweise über ihr 
Alter, ihre bisherige Verwendung und ihre allgemeine und fachwissenschaftliche 
Bildung (Zeugniss über die an einem botanischen Garten zugebrachte Lehrzeit 
und über die gehörten botanischen Vorlesungen, sowie etwaige literarische Pu- 
blikationer) belegten, eigenhändig geschriebenen Gesuche bis 16. Juli bei der 
kalg: Statthalterei in Innsbruck einbringen. 


Nr. 9029. 


K.k. Statthalterei für Tirol und Vorarlberg. 
Innsbruck, am 25. Juni 1874. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der C, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
4 ei op hun E Exemplare 
otanische Zeitschr - diefreid die Post he- 
ar Botanik und Botaniker, 3.2. werdensollen, sind 
den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe f:;, . 5 lea } r (Wieden, Neumang. Nr. 7 
„Präoumerirt auf selbe Gärtner, Oekonomen, Porsimänner, Aerzie, "zu pränumeriren. - 
(5 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des 
ganzjährig, oder mit p ahnılan Buchhandels übernimmt 
ee Zur 209) Apotheker und Techniker. DER sehon 
halbjährig. €. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N° 8 so wie alle übrigen 
15 kr. öst, W. — ' Buchhandlungen, 





XXIV. Jahrgang. WIEN. August 1874. 





INHALT: Aus dem pflanzenphys. Institute der Wiener Universität. Von Dr. Wiesner. — Novae 
plantarum species. Von Dr. Kerner. — Floristische Bemerkungen. Von Uechtritz. — Das Kalniker 
Gebirge. Von Dr. Schlosser. — Literaturberichte. Von W., R., Fy. — Correspondenz. Von Csato, 
Polak, Barbäs. Gremblich, Krenberger, Janka, Ascherson. — Personalnotizen. — Vereine, 
Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Wohnungswechsel. — Inserate. 














Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes 
der Wiener Universität '). 


Mitgetheilt von Prof. Wiesner. 


B 
Ueber die Nachweisung der Cellulose im Korkgewebe. 
Von Gottlieb Haberlandt. 


So eingehend und erfolgreich einestheils von zahlreichen For- 
schern die Entwicklungsgeschichte sowie der anatomische Bau des 
Korkes untersucht worden, so unzulänglich und einander widerspre- 
chend sind anderestheils die verschiedenen Angaben, welche uns über 
das mikrochemische Verhalten dieses merkwürdigen Gewebes vorliegen. 
Nicht genug, dass die mannigfachen Reaktionen seiner Zellmembranen 
mitunter auf sehr verschiedene Weise gedeutet werden, auch diese 


1) Die grösseren wissenschaftlichen Untersuchungen, welche im genannten, 
unter der Leitung des Gefertigten stehenden Institute ausgeführt werden, kom- 
men in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften zur Ver- 
öffentlichung. Die kleineren dort ausgeführten Arbeiten werden fortlaufend in 
diesen Blättern mitgetheilt werden. Wiesner. 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. Heft. 1874. 16 


250 


Reaktionen selber sind durchaus nicht sammt und sonders unanfecht- 
bar. Doch am weitesten gehen vielleicht die Ansichten bezüglich des 
Vorkommens der Cellulose im Korkgewebe auseinander; denn während 
von Einigen angenommen wird, dass die Wand der Korkzelle ein 
besonderes chemisches Individuum, nämlich Suberin sei, wird letz- 
teres von Anderen als ein Gemenge von Cellulose mit gewissen feti- 
und wachsartigen Substanzen etc. angesehen ). 

Um diese Frage womöglich definitiv zu entscheiden, führte ich 
im pflanzenphysiologischen Institute der Universität eine Reihe dies- 
bezüglicher Versuche aus, deren Ergebniss ich im Nachfolgenden 
genauer miltheilen will. Doch möge hier vorerst noch ein kurzer 
historischer Ueberblick über den Stand der in Rede stehenden Frage 
Raum finden. 

Vor mehr als einem Vierteljahrhundert hat bereits H. v. Mohl ?) 
für alle pflanzlichen Gewebsformen ohne Ausnahme die Nachweis- 
barkeit der Cellulose behauptet und dargelegt. Er kochte dünne Ab- 
schnitte vom Kork der Korkeiche so lange in Kalilauge, bis die an- 
fänglich braune Färbung desselben wieder verschwunden war, worauf 
nach Zusatz von Jod und Schwefelsäure eine, wie er angibt, voll- 
kommene Bläuung der Zellmembranen eintrat. Ebenso zeigte er beim 
Kork des Feldahorns, des Hollunders und anderer Pflanzen, „dass 
seine Zellen aus Cellulose bestehen.“ Dafür nimmt bereits Schacht 
vom Periderm der Euphorbia antiquorum ?) die gänzliche Verkorkung 
der Zellwände an, und vermag im gewöhnlichen Bouteillenkork *) 
bloss „Spuren von Zellstoff* nachzuweisen. In beiden Fällen behan- 
delte er das Gewebe vorerst mit kochender Kalilauge. — Dippel’) 
verallgemeinert die Resultate ähnlicher Spezialbeobachtungen,, indem 
er vom Korkgewebe überhaupt Folgendes aussagt: „Die Zellhülle 
(Zellmembran) verkorkt schon sehr frühzeitig und so vollständig, dass 
der Zellstoff auch nach vorgängiger Behandlung mit Aetzkali nicht 
mehr, oder doch nur unvollständig nachgewiesen werden kann.“ 
— Wiesner®) endlich fand, dass die inneren Zellwandschichten des 
durch Chromsäure in seine Elementarbestandtheile zerlegten Kork- 
gewebes durch Jod und Schwefelsäure graublau gefärbt werden und 
schliesst daraus, dass diese Partieen der Zellwand noch Cellulose 
führen. 

Der gegenseitige Widerspruch, welcher zum Theile in diesen 
Angaben liegt, muss offenbar auf einen Mangel in der Methode zurückge- 
führt werden, die von den gedachten Forschern bei der beabsichtigten Iso- 
lirung der muthmasslich vorhandenen Cellulose angewendet wurde. 


1) Vgl. Flückiger, Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches. Ber- 
lin 1867, p. 336. — Husemann, die Pflanzenstofle etc. Berlin 1874, p. 1017. 
®?, H. v. Mohl, Untersuchung der Frage: „Bildet die Cellulose die Grund- 
lage sämmtlicher veget. Membranen?“ Botanische Ztg. 1847, p. 497. 
3) Schacht, Anatomie u. Physiologie der Gewächse, Berlin 1856, p- 288. 
A) LLCHD. 294. 
Dippel, das Mikroskop, Braunschweig 1872, II. Bd., p. 160. 
Wiesner, Einleitung in die technische Mikroskopie. Wien 1867, p. 120. 


231 


Ehe ich nun eine andere Methode aufsuchte, die zu einheitlicheren 
Resultaten führen sollte, prüfte ich wiederholend und in systemati- 
scher Reihenfolge die bisher gemachten Versuche. Dieselben galten 
vornehmlich dem gewöhnlichen Bouteillenkork von Quercus suber, 
doch wurden auch andere Korkgewebe berücksichtigt, wie das des 
Feldahorns, das Periderm des Hollunders und der Kartoffel. 


Ich versuchte die Entfernung der Korksubstanz aus den Gewe- 
ben zuerst mittelst eines der kräftigst oxydirenden Reagentien, der 
Chromsäure, von welcher bekannt ist "), dass sie im Holzgewebe die 
reine Cellulose mil Leichtigkeit zur Anschauung bringen hilft. Sie 
verursachte nun bei jedem der vorhin angeführten Korkgewebe eine 
alsbaldige Isolirung der einzelnen Zellen ?). Das Periderm der Kar- 
toffel, dessen Elemente übrigens auch anderen Reagentien gegenüber 
ihren Zusammenhang am zähesten bewahren, bildete die einzige Aus- 
nahme. Die der Cellulose charakteristische Blaufärbung durch Jod 
und Schwefelsäure oder Chlorzinkjodlösung war dagegen nur in 
einem Falle ganz deutlich bemerkbar, und zwar beim Periderm der 
Kartoffel, welches in den inneren Verdickungsschichten seiner Zell- 
wände das Vorhandensein von Zellstoff thatsächlich erkennen liess. 
Dieselben färbten sich nämlich himmelblau. 


Das zweite Oxydationsmittel. welches in Anwendung gebracht 
wurde, war Schultze’s Macerationsflüssigkeit, nämlich Salpetersäure 
und chlorsaures Kalium. Die Mischung bestand aus einer heissgesät- 
tisten Lösung des letzteren, welcher ein gleich grosses Quantum von 
der ersteren "zugesetzt wurde. Schnitte vom gewöhnlichen Bouteillen- 
kork, welche man darin kochte, nahmen eine weissliche Farbe an, 
und zerfielen, wenn man nicht rechtzeitig mit dem Erhitzen aufhörte, 
sehr bald in kleine Zellgruppen, oder selbst in einzelne Zellen. Das- 
selbe fand beim Korkgewebe des Feldahorns, beim Periderm des Hol- 
lunders und nach längerem Kochen auch bei jenem der Kartoffel 
statt. Allein auch diessmal gelang des Nachweis, dass Cellulose vor- 
handen, nur in einem einzigen Falle, nämlich beim Kork des Feld- 
ahorns: alles Uebrige wurde “durch Chlorzinkjodlösung intensiv gelb 
gefärbt, und das Periderm der Kartoffel nahm sogar eine rothbraune 
Färbung an. 


Dieser Versuch gab mir zugleich Gelegenheit die Richtigkeit 
einer Angabe zu prüfen, die meines ‚Wissens von Schacht?) herrührt, 
welche aber auch bei Dippel *), sowie in einer vor Kurzem erschie- 


1) Kabsch, Untersuchungen über die chem. Beschaffenheit der Pflanzen- 
gewebe. Pringsheims Jahrb., III. Bd. p. 357. ff. Wiesner, Ueber die Zerstörung 
der Hölzer an der Atmosphäre. Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wissensch. 
49. Bd. Separatabdruck, p. 31. 

”, Pollender, Die Chromsäure, ein Lösungsmittel für Pollenin und Cutin etc. 
Botanische Ztg. 1862, p- 405. 

>) Schacht, Anatomie und Physiologie der Gewebe, p. 294. 

*) Dippel, das Mikroskop, II. Bd., p. 160. = 
16 * 


nenen Inauguraldissertation von Planeth !) wiederzufinden ist. Es sollen 
sich nämlich Schnitte vom gewöhnlichen Kork, sodann auch von an- 
deren Arten desselben durch das Kochen in der er wähnten Macera- 
tionsflüssigkeit zu einer harz- oder wachsarligen Masse umwandeln, 
die unter dem Mikroskope körnig erscheint und in Aether oder ab- 
solu!em Alkohol löslich ist. Ich habe nun diesen Versuch oftmals 
genug wiederholt, fand jedoch immer, dass bei dickeren Schnitten die 
halb isolirten Ze Ilen ganz leicht vom darunter liegenden unversehrten 
Gewebe getrennt werden konnten, dass ein einziger Blick in das Mi- 
kroskop keine körnige Masse, sondern ein leidlich wohlerhaltenes 
Zellgewebe erkennen liess, und dass endlich von einem Auflösen in 
Aether und Alkohol kaum eine Spur zu bemerken war. Die Aehn- 
lichkeit mit Harz oder Wachs erstreckte sich daher nicht einmal auf 
Konsistenz und Ausschen. Glaubte man aber durch längeres Kochen 
zu emem günstigeren Resultate zu gelangen, so war diess insoferne ein 
Irrthum, als die betreffenden Schnitte rasch zerfielen, und in der 
Flüssigkeit dann nur mehr isolirte Zellen und Zellhäufehen schweb- 
ten. Ich bin es übrigens den beiden vorhin genannten ausgezeich- 
neten Beobachtern schuldig, die Leser dieser Mittheilung freundlichst 
aufzufordern, es möchten 'sich dieselben durch eigene Versuche von 
der Richtigkeit oder Unrichtigkeit der in Rede stehenden Angabe 
überzeugen. 

Wahrend die Einwirkung der Oxydationsmittel in beiden Fällen so 
ziemlich von gleichem Erfolge begleitet war, und sich hauptsächlich durch 
eine rasche Isolirung der einzelnen Korkzellen charakterisirte, erlitten 
die angeführten Gewebe durch das Kochen in konzentrirter Kalilauge 
wesentlich andere Veränderungen. Ihre Elemente blieben zusammen- 
hängend, die Zellwände waren mehr oder weniger aufgequollen, und 
die Cellulosereaktion gelang nicht nur an dem Periderm der Kartoffel 
und des Hollunders, sondern auch — allerdings auf eine bloss un- 
vollständige Weise beim Kork der Korkeiche. Die Zellmembranen 
des letzteren fanhten), sich nämlich nach Zusatz von Chlorzinkjodlösung 
mehr oder weniger röthlich-violett. Nicht selten blieb aber auch diese 
Reaktion aus. : 

Es ist daher mit Hinsicht auf die soeben geschilderte nur halbe 
Wirksamkeit der angeführten Reagentien gar nicht zu verwundern, 
wenn die aus derlei Versuchen abgeleiteten Schlüsse das Vorhanden- 
sein der Cellulose in manchen Fällen wirklich zweifelhaft erscheinen 
lassen. Ich hoffte nun durch die kombinirte Einwirkung von einem 
der erwähnten Oxydationsmittei und von Kali ein günstigeres Resultat 
zu erzielen, und in der That gelangte ich zu einem solchen auf fol- 
gende Weise. Der betreffende Schnitt wurde in chlorsaurem Kalium 
und Salpetersäure gekocht, und dann noch vor seinem gänzlichen 
Zerfallen einige Augenblicke hindurch mit kochender Kalilauge be- 
handelt. Das Gewebe zertheilte sich nunmehr in zahlreiche gallert- 





*) Planeth, Die mikrochemische Analyse der vegetabilischen Zelle. Rostock 
4873, p. 22. 


233 


artige Flocken von hellbräunlicher Farbe, die nach sorgfältigem Aus- 
waschen mit Wasser durch Chlorzinkjodlösung intensiv blau gefärbt, 
durch Kupferoxydammoniak hingegen gelöst wurden, und die man 
desshalb mit Recht als reine Cellulose ansprechen durfte. Ich würde 
die Löslichkeit in Kupferoxydammoniak nicht ausdrücklich betonen, 
hätte nicht Flückiger!) in seiner ausgezeichneten „Pharmakognosie des 
Pflanzenreiches“ eine Behauptung aufgestellt, der zu Folge die Blau- 
farbung als eine Reaklion des Suberins anzusehen wäre. Er sagt 
nämlich im angeführten Lehrbuche: „Durch Jodzinklösung oder Jod 
nach vorgängiger Behandlung mit Schwefelsäure nimmt es (das Suberin) 
erst nach" anhaltendem Kochen mit Kali eine blaue Färbung an, und 
löst oder verändert sich in Kupferoxydammoniak nicht.“ Letztere Be- 
obachtung ist in diesem Falle richtig, doch die Folgerung daraus dürfte 
wohl kaum gerechtfertigt erscheinen. Wir wenigstens werden aus der 
Unlöslichkeit in Kupferoxydammoniak nur darauf schliessen, dass durch 
alleiniges Kochen in Kalilauge die Korksubstanz nicht vollkommen aus 
dem Gewebe zu entfernen war, dass vielmehr gerade so viel zurück- 
blieb, um zwar einerseits die Einwirkung des Lösungsmittels auf 
Cellulose unmöglich zu machen, dass jedoch derselbe Rest auf der 
anderen Seile den Eintrilt der Farbenreaktion nicht zu hindern ver- 
mochte. 

Chromsäure und Kalilauge bildeten eine ebenso vortheilhafte 
Kombination, wie die im vorigen Absatz angegebene. Auch sie 
machte das verhältnissmässig reichliche Vorhandensein der 
Cellulose in jedem der unte ersuchten Korkgewebe vollkom- 
men unzweifelhaft. 

Um zu erklären, auf welche Art sich denn eigentlich die Ein- 
wirkung des Oxydationsmittels und die der Kalilauge kombiniren, 
möge hier das Verhalten der im Bouteillenkorke gruppenweise auf- 
tretenden Sklerenchymzellen gegenüber den angewendeten Reagentien 
kurz berührt werden. Dieselben sind, wie die Reaktion mit schwefel- 
saurem Anilin lehrte, stark verholzt?), und werden nach der Behandlung 
mit Chromsäure oder nach dem Kochen in chlorsaurem Kalium und Sal- 
petersäure durch Clorzinkjodlösung intensiv blau gefärbt. Die Kork- 
zellen jedoch, von denen sie umgeben sind, nehmen bloss eine gelb- 
liche Färbung an. Nach einwöchentlicher Behandlung mit Kalilauge 
bei gewöhnlicher Temperatur zeigten umgekehrt die Korkzellen eine 
allerdings nur schwache Cellulosereaktion, während die Sklerenchym- 
zellen ganz gelb erschienen. Es ist daher das Verhalten der Holz- 
und der Korksubstanz gegenüber den angeführten Reagentien ein 
verschiedenes: die erstere wird durch oxydirende Mittel, die 
letztere durch Kalilauge leichter in Auflösung gebracht. 
Nun aber erlaube ich mir noch einmal auf das Verhalten der Körk- 
gewebe bezüglich des Zusammenhanges ihrer einzelnen . Elemente 
aufmerksam zu machen. Oxydirende Mittel bewirken eine baldige 


1) Flückiger, ].c. p. 336. 
?) Wiesner, technische Mikroskopie, p. 120. 


234 


Isolirung der Zellen, lösen daher die Intercellularsubstanz rasch auf, 
Kalilauge hingegen ruft immer nur eine gewisse Lockerung des Zu- 
sammenhanges hervor. — Wenn ich ausserdem noch der Beobachtung 
Wiesner’s!) ‚ gedenke, dass die Interzellularsubstanz der Korkzellen Holz- 
substanz ist, weil sie durc'ı schweielsaures Anilin eine gelbe Färbung an- 
nimmt, so bedarf es wohl keiner weiteren Begr ündung, wenn ich das 
Zusammenwirken jener beiden Reagentien folgendermassen zu erklä- 
ren versuche: das Oxydationsmiitel löst die Intercellular- 
d.i. die Holzsubstanz, während die Auflösung der Kork- 
substanz durch Kalilauge erfolgt. 


Jetzt erst will ich eine Beobachtung anführen, welche dieser 
Erklärungsweise beinahe zu widersprechen scheint. Wenn man nämlich 
Sklerenchymzellen enthaltende Korkschnitte in Kalilauge kocht, so wird 
zwar der Zusammenhang der Korkzellen nicht aufgehoben, d. h. ihre 
Intercellularsubstanz wird nicht gelöst, wohl aber färben sich die 
Skleremcehymzellen nach Zusatz von Chlorzinkjodlösung blau. Doch ist 
man, wie mir scheint, daraus nur zu folgern berechtigt, dass die 
Holzsubstanz auch in Aetzkali löslich sei, wovon ich ja nirgends das 
Gegentheil behauptet habe. In anatomisch verschiedenarligen Partieen 
des Korkgewebes sind eben auch gewisse Nebenbedingungen ver- 
schieden, an die gerade das Eintreten der Auflösung jener Substanz 
in kochender Kalilauge geknüpft erscheint. 


Beim Kork des reldahorns gelang der Cellulosenachweis auch 
noch auf eine andere, ganz eigenthümliche Art. Wiesner?) zeigte 
nämlich, dass die oberen Zellschichten des vergrauten Holzes der 
Schindeldächer, sowie auch anderer Holzbauten, die atmosphärischen 
Einflüssen aller Art preisgegeben sind, aus chemisch reiner Cellulose 
bestehen; am Korke eines zweijährigen, von dem erwähnten Baume 
stammenden Zweiges, wurde nun die oberste vergraute Zellschichte 
durch sofortigen Zusatz von Chlorzinkjodlösung g gleichfalls blau gefärbt. 
Das Alter des betreffenden Korkes betrug wohl nicht mehr als sechs 
bis acht Monate. Es ist immerhin merkwürdig, wie derart durch den 
verhältnissmässıg kurz andauernden Einfluss der Atmosphärilien nicht 
weniger geleistet wird, als durch die genannten Reagentien, die doch 
zu den kräftigsten gehören, welcher wir uns überhaupt bedienen. 


1\ 

el cH 

?, Wiesner, Ueber die Zerstörung der Hölzer an der Atmosphäre. Sitzungs- 
berichte d. kais. Akad. d. Wissensch., 49. Bd. Separatabdruck, p. 10. 


Novae plantarum species. 


Auctore A. Kerner. 


Orobanche mierantha. 


Tota cerino-lutea, pilis glanduliferis adspersa, parvula, caule 
vir spithamaeo, spica densiflora, bracteis lanceolatis acutis, corollae 
tubum paululum superantibus, sepalis antice contiquis, subaequaliter 
bifidis, laciniüs elongatis, subulatis, tubum corollae subaequantibus, 
corolla 12—14”® longa, tubuloso-campanulata, dorso aequaliter eur- 
vata, labio superiore retuso, lobis patentibus, labü inferioris lobis 
aequalibus, obovatis vel ovalibus, denticulatis, acutis, staminibus in- 
fra limites tertü infimi tubi insertis, a basi ultra medium dense 
pilosis, superne cum stylo pilis glanduliferis parce adspersis, stig- 
mate profunde bilobo, lobis divergentibus, disco laevi, flavo. Odor 
nullus. Fl. Junio. 


Creseit in Cirsio arvensi; in Tirolia centr. ad Oenipontem ver- 
sus Schönberg. 


Die ganze Pflanze 12—20 Centim. hoch, wachsgelb; der Sten- 
gel einfach, im Verhältniss zu den kleinen Blüthen kräftig, dick, mit 
lanzettlichen Schuppen besetzt. Die Aehre zur Zeit der Blüthe dicht, 
4—6 Ctm. lang, später etwas gelockert, bis zu 6—9 Ctm. verlängert. 
Die Deckblätter 10—13 "" lang, 45mm breit, eilanzettlich, spitz, 
die Kronröhre nur wenig überragend, so wie der Stengel mit drüsen- 
tragenden gegliederten "kurzen blassen Härchen bestreut. Die Kelch- 
zipfel 8— 9" Jang, etwas kürzer als die Kronröhre, getrennt, vorne 
sich berührend, breit eiförmig, zweinervig, bis zur Hälfte oder etwas 
über die Hälfte gespalten; die beiden Zipfel fast gleich gross, jeder 
in eine lange, pfriemliche Spitze vorgezogen, an der oberen Halfte 
drüsenhaarig; die Krone mit bleichen, drüsentragenden Härchen be- 
streut, wachsgelb, klein, 12— 14” lang, 4.5— 6” weit, röhrig-glockig, 
die Röhre 85— 11mm lang, am Rücken gleichmässig gekrümmt, an 
der unteren Seite ober der Einfügungsstelle der Staul bgefässe kaum 
merklich ausgebaucht, der Saum 4—5""” lang, die Oberlip ‚pe geslutzt, 
sehr seicht ausgerandet, mit anfänglich vorgestreckten, später abste- 
henden und am Schluss der Anthese sogar etwas zurückgeschlagenen, 
unregelmässig ausgebissen-gezähnten Lappen; die Unterlippe dreilappig, 
die Lappen vor gesirec kt, gleich gross, verkehrleilörmig, unregelmässig 
ausgebissen-gezähnt, spitz. Die Staubgefässe 2— mm über der Basis 
der Kronenröhre, also etwas unterhalb dem ersten Drittel der Kron- 
röhre eingefügt, 9—10”” lang, bogenförmig gekrümmt, aus 1:5” 
breiter Basis allmälig verse hmälert, bis über die Mitte dicht behaart 
und unterhalb der Antheren mit drüsentragenden Härchen besetzt. 
Jeder Pollenbehälter in ein kleines dem Rachen zugewendetes Spitz- 
chen allmälig zusammengezogen. Der Griffel stark gekrümmt, mit 
drüsentragenden Härchen beseizt, die Narben rundlich-eiförmig, durch 


236 


einen tiefen Spalt getrennt, auseinanderfahrend; die Narbenscheibe 
ochergelb. — Die Blüthen geruchlos. 

Mit Orob. lucorum A. Braun, 0. flava Mart. und O. Salviae 
F. Schultz zunächst verwandt, aber von allen dreien durch das 
geringere Ausmass aller Theile sogleich zu unterscheiden. Die eben 
genannten drei Orobanchen, welche in demselben Florengebiete wie 
O. micrantha angetroffen werden, erreichen nämlich eine Höhe von 
20—40 Ctm., ihre Krone ist 10—2:"", die Deckblätter sind 15 — 
20=m Jang. — Ueberdiess unterscheidet sich O. lucorum A. Braun, 
mit der sie in der Form der Kelchzipfel übereinkomint, durch die 
tief zweilappige Oberlippe, den weit geöffneten Rachen, halbkugelige, 
zusammenschliessende Narben mit rothbrauner Scheibe und durch die 
andere Farbe der Kronen; O0. flava Mart., welche in der Farbe der 
Kronen und Narben übereinkommt, durch die einnervigen, ganzen, 
selten mit einem Zahne versehenen Kelchblätter, deren Spitze über 
die halbe Länge der Kronröhre nicht hinausragt, durch höher einge- 
fügte Staubgefässe und durch die papillöse Narbenscheibe; O. Salviae 
F. Schultz endlich durch die einnervigen Kelchzipfel, durch die in 
zwei vorgestreckte Zipfel gespaltene Oberlippe und die halbkugeligen 
nicht spreizenden Narben. 

Die Orobanche-Arten, welche man bisher auf Cirsium arvense 
schmarotzend angetroffen hat: O. pallidiflora Wimmer, 0. Cirsii 
Fries, O. procera Koch weichen noch viel mehr ab als die eben 
verglichenen drei Arten, und lassen sich, abgesehen von anderen 
Merkmalen, sogleich durch die kahlen Staubfäden von ©. micrantha 
unterscheiden. 


Orobhanche ionantha. 


Ex sectione Phelipaea Desf., floribus bracteis 3 (exteriori 
lanceolata acuta, interioribus linearibus, subulatis) fultis; calyce 
circum circa clauso, quinque-dentato, dentibus subulatis, calycis 
tubum subaequantibus; corolla tubulosa subrecta, tubo ad insertio- 
nem filamentorum angustato, deinde sensim ampliato, dorso recto, 
supra faucem leniter fornicato, limbo amplo, intense violaceo, glan- 
duloso-eiliato, labii inferioris laciniis aequalibus, planis obovatis vel 
ovatis, apice breviter attenuatis, acutis; filamentis glaberrimis; an- 
theris ad suturam glabris, basi pilis confervoideis implexis barbatis. 
— Planta speciosa, pilis glanduliferis brevissimis adspersa et sub- 
farinacea. — Odor nullus. Fl. Jun. — Aug. 

Oreseit in Artemisia campestri, in convallibus alpinis in 
Tirolia (Fragenstein ad Zirl, Höttingeraue ad Oenipontem, Traut- 
son ad Matrei, Sprechenstein ad Sterzing), in Helvetia („O. coe- 
rulea“ Schleich. Exsice.); in Gallia centr. (Loire, Segly. Boreau 
Exsicc.) 

Syn. Orobanche arenaria Boreau Fl. du centre de la 
France II, 502, Philipaea ionantha Kern. Exsicc. 

Die ganze Pflanze ist 18—40 Ctm. hoch, der Stengel einfach, 
mit lanzettlichen, spitzen Schuppen besetzt, von einer unausgespro- 


237 


chenen, zwischen blassviolett und blassbraun schwankenden lividen 
Farbe, und so wie die Deckblätter, Kelche und Kronen mit sehr kur- 
zen drüsentragenden Härchen bestreut, welche der Pflanze ein fast 
mehlartig bestäubles Ansehen geben. Die Aehre zur Zeit der Anthese 
nicht sehr dicht, 6—10 Ctm. lang und 4—5 Ctm. breit, später stark 
gelockert, und nicht selten bis zu 18 Ctm. verlängert. Von den drei 
jede Blüthe stützenden Deckblältern erscheint das untere unpaarige 
12—18”® lang, 3—6"" breit, lanzettlich oder eilanzettlich, spitz, 
kürzer als die Kronröhre, die beiden seitlichen 9—15"= lang und 
1—1'5”” breit, lineal, pfriemlich zugespitzt. Der Kelch ist 11 15mm 
lang, verwachsenblättrig, rundum geschlossen, fünfspaltig, röhrig- 
glockig; die Röhre 5—7"® lang, die Zipfel nn zugespitzt, 

vorgestreckt, ungleich, der obige unpaarige einnervig, 4--5 "” lang, 
das mittlere Paar “dreinervig, 56 "m und das untere Paar dreinervig, 
6— Ss" Jang. Selbst diese "untersten längsten Zipfel des Kelches sind 
kaum länger als dessen Röhre und halb so lang als die Krone. — 
Die Krone ist weisslic h, violett überlaufen, 25—30”® lang, röhrig, 
ziemlich gerade, der Rücken derselben nur über den Antheren etwas 
mehr gewölbt; die Röhre 18—22"” lang, an der Basis 3:5—45 ”" 
weit, an der Einfügungsstelle der Staubgefässe ein wenig verengert 
und von da ab dann gleichmässig erweitert, so dass sie am ee 
einen Durchmesser von S—11 "" zeigt. Der Saum dunkelviolett, 

9mm Jang; die Oberlippe zweilappig, mit abstehenden und gegen den 
Schluss der Anthese etwas zurückgebogenen Lappen, die Unterlippe 
tief dreispaltig, die Lappen derselben 6_ zmm lang, 4” breit, also 
länger als breit, verkehrteiförmig oder eiförmig, spitz, ganzrandig, so 
wie die Lappen der Oberlippe von gegliederten, drüsentragenden Haaren 
gewimpert. Der äusserste Rand der Ober- und Unterlippe 11—15 "= 
von einander entfernt. Die Staubgefisse 4—5"” über der Basis der 
Kronröhre eingefügt; die Staubfäden 12—13”” lang, kahl, weiss, 
schwach Sförmig gebogen, an der Einfügungsstelle kallös verdickt; 
die Anther. en unter einer schwachen Wölbung der Kronröhre geborgen, 
weiss, eiförmig, jeder Pollenbehälter in eine Stachelspitze zusammen- 
gezogen, an seinem stumpfen Ende mit konfervenartigen Fäden ge- 
bärtet, durch welche alle vier Antheren verstrickt sind; die Nähte der 
Pollenbehälter aber kahl. 


Reiht sich zwischen Orob. arenaria Borkh. und O. purpurea 
Jacq.*) Von ersterer unterscheidet sie sich durch die eiförmigen 
oder verkehrteiförmigen, in ein kurzes Spitzchen zusammengezogenen 
Zipfel der Kronenunterlippe, die schwächere, kürzere Bekleidung, die 
dunkle Färbung des Kronensaumes und durch die nur auf die stumpfe 
Basis beschränkte Behaarung der Antheren. Von O. purpurea Jacgq. 
unterscheidet sie sich durch die längeren Kelchzipfel, welche der 
Kelchröhre an Länge gleichkommen oder diese etwas an Länge über- 
treffen, durch die fast gerade, von der Einfügungsstelle der Staub- 


*) Vergl. Oest. bot. Zeitschr. XXIV, p. #7. 


238 
“ 
gelässe gegen den Saum zu allmälig erweiterte Kronröhre und einen 
fast doppelt grösseren Durchmesser des Saumes. 
Wurde bisher theils für O. arenaria Borkh., theils für O. pur- 
purea Jacq. (CO. coerulea Vill.) gehalten und scheint im mittleren 
Europa zumal in den Thälern der Alpen weit verbreitet. 


ee soa-93 —— 


Floristische Bemerkungen. 
Von R. v. Uechtritz. 


Corydalis solida Sm. var. australis Hausmann (Fl. von Tyrol, 
l.p. 41 et 42). Diese wie es scheint wenig bekannte Pflanze, welche 
bereits in früheren Zeiten, als ich vom Autor zahlreiche Exemplare 
erhalten hatte, mein Interresse erregte, hat dasselbe neuerdings wie- 
der in erhöhter Weise in Anspruch genommen. Im Frühjahr 1872 
gelang es mir nämlich, durch die Gefälligkeit meines damals gerade 
in Bozen sich aufhaltenden Freundes Dr. Sadebeck aus Berlin, sowohl 
eine Partie frischer Exemplare zur Untersuchung, als auch Knollen 
für den Garten zu erhalten, so dass ich die Pflanze seitdem alljähr- 
lich genauer beobachten konnte. — Die C. solida australis unter- 
scheidet sich von der typischen Form, wie sie nordwärts der Alpen- 
kette verbreitet ist, zumeist durch den verhältnissmässig längeren 
und zugleich schlankeren Sporn, der überdiess kurz vor dem Auf- 
blühen gewöhnlich aufwärts gerichtet ist, so dass die Blüthentrauben 
durch die in die Höhe gezogenen Sporne der obersten Blüthen kegel- 
füormig überragt werden. Ein anderer Unterschied ist nach Hausmann’s 
Angaben zuerst von dem seligen Koch aufgefunden worden : bei der 
C. solida australis verflacht sich nämlich die Platte des oberen Kron- 
blattes am Rande, während die Seitenränder der Platte bei ©. solida 
!ypica stets zurückgerollt sein sollen, eine Beobachtung, die Hausmann 
wenigstens für die "Bozner Pflanze an unzähligen Exemplaren zutrel- 
fend gefunden zu haben verbürgt. Auch ich habe das erwähnte 
Merkmal an meinem frischen Material der südtyroler Corydalis durch- 
weg bestätigt gefunden ; die in der Breslauer Gegend fehlende C. so- 
hida typica konnte ich mir dagegen leider ebensowenig wie Hausmann 
vergleichshalber lebend verschaffen. Da zudem die Blüthen aller von 
mir gesehenen Individuen weiss waren (entweder rein weiss oder, 
namentlich gegen das Abblühen hin, weisslich mit schwachem röth- 
lichen Anfluge) und mir auch Dr. Sadebeck versicherte, dass er um 
Botzen überall nur weissblühende Pflanzen beobachtet habe, so glaubte 
ich früher ernstlich an eine specifische Verschiedenheit von ©. solida. 
Später belehrte mich indessen Herr Professor Kerner, dass er beide 
Pflanzen in der Gultur gleichzeitig sorgfältig beoba« htet, indessen mil 
Ausnahme des längeren "und schlankeren Sporns der sädlichen Form eine 
konstante Differenz nicht vorgelunden babe. Namentlich wäre Kerner’s 
Mittheilungen zufolge die Richtung des Randes der Oberlippe keines- 


239 


wegs so beständig, wie dies Koch angegeben, ebensowenig sei die 
Blüthenfarbe konstant, indem in Südtyrol neben den allerdings dort 
vorherrschenden blassblühenden Individuen auch bisweilen solche von 
der Färbung der typischen ©. solida sich vorfänden. Darnach ist es 
wohl unzweifelhaft, dass die Tyroler Pflanze nur als eine interessante 
südliche Lokalform der C. solida anzusehen ist. Was ihre Verbreitung 
anbetrifft, so erstreckt sich dieselbe durch den grössten Theil des süd- 
lichen Tyrols, doch beschränkt sie sich nur auf die wärmeren Lagen 
namentlich auf die tieferen Gehänge der Hauptthäler, zumal des Etsch- 
landes von Trient bis Meran, wo diese übrigens auch noch bei Brixen 
beobachtete Pflanze noch se hr häufig ist, welche übrigens allem Anschein 
nach identisch mit der süditalienischen C. densiflora Presl sein dürfte. 
Allerdings besitze ich von dieser letzteren nur zwei bereits verblühte 
Exemplare aus Sicilien (von Boschi di Valdemone,, in Todaros Flora 
sicula exsice. unter Nr. 211 ausgegeben), die jedoch den im gleichen 
Entwicklungsstadium Tiroler Exemplaren vollständig gleichen und wie 
diese alsdann trotz Presl’s wohl mit Bezugnahme auf die blühende 
Pflanze niedergeschriebenen Bemerkung in der Flora sicula dl. p. 36): 
„a 0. digitata Pers. distinctissima* von C. solida typica wenig oder 
gar nicht unterscheidbar sind. Presl gibt übrigens die Blüthen der 
Nebrodenpflanze ausdrücklich als weiss an. 

Stellaria glacialis Lagger. Im Jahrg. XVIII der Oest. bot. Zig. 
(p. 242) ist von meinem seligen Freunde Dr. Lagger eine Stellaria 
aus den Alpen von Ober-Wallis unter obigem Namen als neue Art 
aufgestellt worden, die derselbe auch in getrockneten Exemplaren 
mehrfach an seine Korrespondenten vertheilt hat. Der Autor ver- 
gleicht die Pflanze mit St. crassifolia Ehrh. und unterscheidet sie 
durch die gewimperle Blattbasis, weisslich scariöse Deckblätter, ner- 
vigen Kelch, kürzere Blumenblätter und oberwärts fast doldentrau- 
bige Verästelung. Diese Charaktere garantiren nun allerdings die 
Verschiedenheit der Walliser Alpenpflanze von der nördlichen, tief- 
landbewohnenden St. erassifolia, allein es sind zugleich die näm- 
lichen, durch welche sich diese letztere von der überall gemeinen, 
von den Flächen bis in die Hochalpen aufsteigenden St. uliginosa 
Murray unterscheidet. In der That finde ich auch von Lagger ausge- 
gebene Originale seiner St. glacialis, die mit der gegebenen Diagnose 
im Einklang stehen, in keinem Stücke von der habituell ziemlich 
polymorphen St. uliginosa wesentlich verschieden, denn so derb- 
blätterige Exemplare mit kürzeren Iniernodien findet man auch an- 
derwärts, selbst in tieferen Lagen, an offeneren, minder feuchten 
und schattigen Stellen, zumal im Geröll der Bäche. Ich wüsste, auf- 
richtig gestanden, nicht einmal einen genügenden Anhalt zu finden, 
um die Pflanze als Varietät zu sondern, und so kann ich den Lag- 
gerschen Namen nur als einfaches Synonym von St. uliginosa be- 
trachten. Auffällig bleibt es immerhin, dass dem Autor die nahen 
Beziehungen seiner Pllanze zu dieser letzteren vollständig entgangen 
zu sein scheinen, wohingegen er sie, wie gesagt, mit der weil deut- 
licher verschiedenen St. erassifolia in Vergleichung gebracht hat. — 


240 


Dass auch St. linoides Tausch. (pl, select. et Flora 1836 p. 413) zu 
St. uliginosa gehört, ist schon von Celakvosky richtig erkannt worden; 
es ist eine kleinere, aufrechte und stärker glaucescirende, habituell 
entfernt an Sf. erassifolia erinnernde Form, bei welcher die seit- 
liehen Laubtriebe den Mitteltrieb noch nicht übergipfelt haben oder 
überhaupt sehr verkürzt bleiben. Man findet dieselbe nicht nur an 
Bächen des Riesengebirges, woher sie Tausch hatte, sondern auch 
an offenen, minder sumpfigen Orten in den Ebenen, namentlich an 
moosigen Stellen der Wiesenbächlein zwischen Sphagnumpolstern. 

Bypericum elegans Steph. In-Nr. 6 der diesjährigen bot. Zeit- 
schrift macht Herr J. Kerner die Entdeckung dieser seltenen Pflanze 
für die Flora Niederösterreichs bekannt und gibt zugleich eine Ueber- 
sicht der bisher bekannt gewordenen europäischen Verbreitung *), 
wobei er zu dem Schlusse kommt, dass diese Art zu denen mit 
südwestlicher Vegetalionslinie gehöre. Allein, ganz abgesehen davon, 
dass man bei einer keineswegs nordöstlichen, sondern im Wesent- 
lichen der pontisch-pannonischen Flora angehörigen Art, die im west- 
lichen Theile ihres Areals fast ganz die nämliche Verbreitung wie 
eine Anzahl anderer dem nämlichen Vegetationscentrum angehöriger 
Spezies (ex gr. Muscari tenuiflorum, Carex nutans etc.) zeigt, nicht 
füglich von einer rein südwestlichen Vegetationslinie sprechen kann, 
so wird die von Herrn Kerner bezeichnete Linie Banat—Plattensee— 
Stein a. D. — Erfurt — Hildesheim durch einen erst neuerdings be- 
kannt gewordenen, demselben unbekannt gebliebenen Standort we- 
sentlich alterirt, der ganz isolirt ausserhalb der in Deutschland schmal 
keilföürmig nach Nordwest vorgeschobenen Gesammtverbreitung ge- 
legen ist. In den Beitr. zur Flora der Pfalz von Dr. F. W. Schultz 
Gin Fl. 1871) wird nämlich das H. elegans auch auf Tertiärkalk bei 
Odernheim in Rheinhessen angegeben; dieses Vorkommen ist, wofern 
die Angabe nicht etwa auf einer Verwechslung beruht, wie gesagt, 
sehr auffällig, aber durchaus anolog dem mancher anderer im mittelrhei- 
nischen Terliärgebiete plötzlich wieder auftauchender Östpflanzen (z. B. 
Kochia arenaria, Jurinea Pollichü, Juncus atratus, Onosma are- 
narium). Die Vegetationslinie Rheinhessen — Hildesheim ist eine fast 
genau westliche, mit geringer Inclination zur Nordwestlinie; für die 
Strecke Odernheim— Stein a. D.— Plattensee—-Banat wird dagegen 
die Südwestlinie als Vegelationsgrenze beizubehalten sein. 

Alchemilla fissa Schummel, bisher noch von keinem sicheren 
Gewährsmanne in den ungarischen Karpathen angegeben, wurde im 
Sommer 1872 von Fritze am Chocs in der Gipfelregion entdeckt und 
mir kürzlich vom Finder in schönen Exemplaren milgetheilt. Durch 
diesen Fund wird die mehrfach und nicht ohne Grund angezweifelte 
einzige [rühere Angabe des sonst unverlässlichen Reuss (efr. Neilr. 
Fl. von Ungarn p. 323) wieder zu Ehren gebracht. 

Epilobium Krausei Uechtr. (n. sp.) (alsinefolium><palustre?). 


*) Ausserhalb Europas findet sich das FH. eleyans noch in den Kauka- 
susländern und im altaischen Sibirien. 


241 


Von der Tracht eines kleinen breitblättrigen E. palustre, aber der 
Stengel mit zwei erhabenen Längslinien, dabei die Blätter viel deut- 
licher gestielt, schwach glänzend und die Blüthen viel ansehnlicher, + 
von der Grösse derer des E. alsinaefolium, gesättigt purpurn. Von 
E. alsinaefolium verschieden durch die länglichen, stumpfen unteren 
und die eilanzetllichen, langgespitzten, ganzrandigen millleren und 
oberen Blätter, durch die gleichmässiger (obschon nur schwach) pu- 
bescirenden Stengel und die stark flaumigen grauen Kapseln. Meist 
sind kurze, oberirdische Läufer mit entfernten Blattpaaren vorhanden. 
— Am kleinen Teiche im Riesengebirge (Krause im Herb. der siles. 
Gesllsch. für vaterl. Kultur). — Ohne Zweifel Bastartform, indessen 
habe ich, da mir über das Consortium Näheres nicht bekannt ge- 
worden und ich die Pflanze nur aus getrockneten Exemplaren kenne, 
es vorgezogen, dieselbe mit einem einfachen Namen zu belegen. — 
Die andere Kreuzung der nämlichen Hybride scheinen mir zwei der 
eben beschriebenen Form ziemlich unähnliche, im Herb. siles. der 
valerl. Gesellschaft als E. scaturiginum Wimmer aufbewahrle, ver- 
muthlich gleichfalls aus dem Riesengebirge stammende Exemplare 
darzustellen. Bei diesen sind die Blätter wie die des E. alsinaefolium 
stark gezähnelt, die oberen sind indessen schmäler, die Blüthen haben 
die Grösse derer der erwähnten Art, der Stengel dagegen ist stiel- 
rund ohne Längsleisten und wie die Kapseln stark pubeseirend. Dieses 
E. scaturiginum wird zuerst von Wimmer im Jahresber. der schles. 
Ges. 1848 (p. 125) erwähnt, wo derselbe es zunächst fraglich als 
E. nutans Schmidt beschreibt, zugleich aber ganz richtig bemerkt, 
dass seine Pflanze nicht die echt Schmidt’sche zu sein schiene, wess- 
halb er für diesen Eall einen neuen Namen für die erstere propo- 
nirt. Später aber (in der Flora von Schlesien ed. II. p. 609) wird 
dieser letztere nicht mehr erwähnt, vielmehr die Pflanze einfach als 
var. ß. von Epelob. palustre mit dem irrigen Synonym E. nutans 
(Schmidt?) Tausch. pl. sel. Fl. Boh.“ angegeben. — E. nutans Schmidt, 
wenigstens die von Tausch wohl mit Recht dafür genommene Pflanze 
ist aber keineswegs ein Synonym dieses E. palustre ß. Wimmer, 
sondern es ist vielmehr die in den alpinen und subalpinen Sümpfen 
der ganzen Sudetenkeite weit verbreitete Art, welche die schlesichen 
Floristen, auch Wimmer selbst, beharrlich für E. alpinum L. ge- 
nommen haben*). E. alpinum Koch (L. ex p.) = E. anagallidi- 
folium Lam. ist dagegen in den Sudeten eine Seltenheit, und ich habe 
es bisher nur aus der kleinen Schneegrube des Riesengebirges (seit 
Tausch.!) und aus den Sümpfen um die Schweizerei am Altvater im 
Gesenke gesehen. Stein sammelte es im Jahre 1872 auch zahlreich 
in den westgalizischen Beskiden am Berge Pilsko nahe der schlesi- 
schen Grenze mit E. nutans vergesellschaftet. Es unterscheidet sich 
von diesem letzteren, welches an tiefer gelegenen Standorten bis 
2 Decimeter Höhe erreicht, durch den stets niedrigen, fast zwergigen 


*) Beurling (Botaniska Notiser 1853, p.185 und Plantae vascul. Scandinav. 
1859, p. 19) hat dieselbe als Z. suwdeticum bezeichnet. 


54 


242 


dabei mehr rasigen Wuchs; die Blätter sind sämmtlich fast gleichgestaltet, 
auch die oberen alle kurzgestielt, dabei kürzer und breiter, an der 
Spitze mehr abgerundet, frisch fleischiger und saftreicher als bei E. 
nutans; die Kapseln sind ziemlich kahl, nicht grauflaumig, dabei 
kürzer gestielt; die Kelchabschnitte und Kronen kleiner. — Dass 
übrigens Linne unter seinem E. alpinum wohl gewiss auch das E. 
anagallidifolium Lam. mitverstanden haben mag, geht unter anderen 
aus den Citaten von Haller, Scheuchzer und Boccone, sowie aus der 
Standortsangabe „in alpibus helveticis lapponieis* hervor. 

Senecio intermedius Wiesbaur (viscosus><silvaticus), ist bereits 
früher mehrfach in Nord- und Mitteldeutschland beobachtet worden, 
also nur eine lokale Novität. Als Hybride wurde die Pflanze schon 
1557 fast gleichzeitig von Lasch und Ritschl erkannt und von jenem 
in der Botan. Zeitung (p. 510), von diesem (bei Stettin gefunden) im 
Osterprogramm des Posner Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums, von bei- 
den als S. viscosus<<silvatieus publizirt. Später wurde diese un- 
zweifelhafte Bastartform auch anderweitig unterschieden, so z. B. von 
Prof. Haussknecht am Eitersberge bei Weimar; nach einer Bemerkung 
desselben auf der Etiquette der mir mitgetheilten Pflanze wäre diese 
identisch mit S. viscidulus Scheele. — Die Arten der Squalidus- 
Gruppe scheinen überhaupt leicht zur Bildung von Hybriden zu in- 
kliniren, am bekanntesten ist jedenfalls die zwischen S. vernalis 
WK. und S. vulgaris, welche gleichfalls von Lasch und Ritschl zu- 
erst unterschieden, neuerdings an verschiedenen Orten der nordost- 
deutschen Tiefebene beobachtet worden ist. Minder bekannt dürfte 
das Vorkommen einer erst neuerdings in der Gegend von Cork im 
südlichen Irland von Carroll gefundenen Bastartform zwischen S. squa- 
lidus L. und S. vulgaris sein*). Ich selbst habe endlich im J. 1859 
am Saume eines lichten von einem Ackerstücke begrenzten Nadel- 
wäldehens zwischen Tuntschendorf und Ottendorf unweit Neurode in 
der Grafschaft Glatz (unmittelbar an der schlesisch-böhmischen Grenze) 
unter einer Menge von S. sylvaticus L. und S. vulgaris L. ein Exem- 
plar eines Senecio gesammelt, welches in seinen Merkmalen ungefähr 
in der Mitte zwischen den genannten Arten steht und daher ver- 
muthlich ebenfalls hybriden Urspr ungs sein dürfte. Die Köpfchen sind 
von der nämlichen Gestalt und Grösse wie bei S. vulgaris, ohne 
Randblüthen, aber die Hüllblättehen sind fast durchwegs einfärbig 
grün ohne schwärzliche Spitze. In der Blattform gleicht die Pflanze 
dagegen mehr dem S$. sylvaticus, nur sind die einzelnen Blattab- 
schnilte etwas entfernter. Mit Ausnahme des schwach spinnwebig- 
wolligen Stengels ist die ganze Pflanze ziemlich kahl. 

"Dass Soyeria serbica Schultz. Bip. (Jahresbericht der Pollichia 
1866, p. 322 —= Hieracium ochroleucum Pane., Verzeichniss der in 
Serbien wildwachsenden Phanerogamen, non Schleicher) nichts 
Neues, einfach die von Schultz Bip. völlig verkannte und 
irrthümlich dl. e. p 317) als Varietät von Crepis grandiflora Tausch. 


*) Vergl. A. G. More (in Journal of Botany April 1873, p. 119). 


aufgefasste Crepis viscidula Froelich ist, dafür gedenke ich bei einer 
anderen Ge legenheit den ausführlichen Beweis zu liefern. 

Er agrostis major Host. (E. megastachya Lk.) var. confracta m. 
Rispenäste sämmtlich verkürzt, die Spindel sehr genähert und z. Th. 
an dieselbe dicht angedrückt, die obersten 1—2blüthig, die Rispe da- 
her stark zusammengezogen, schmal-länglich, oft auch am Grunde 
ununterbrochen. Ich habe diese eigenthümliche Abart im Spätherbst 
1858 in Gesellschaft von E. minor und E. pilosa ohne die Grundform 
auf Schutt bei Triest gesammelt. 


Breslau, 18. Juni 1874. 





Nachschrift. 


Als die vorstehenden Zeilen längst niedergeschrieben waren, er- 
sah ich zufällig aus Boissier's Fl. orientalis (Vol. l.), dass von diesem 
Schriftsteller die Corydalis densiflora als var. densiflora zu (. solida 
Sın. gezogen wird mit der Diagnose „glaucescens, segmenta in la- 
cinias anguslior es partita, bracteae profundius incisae laciniis saepe 
dentatis, recemus densior, siliquae angusliores lanceolatae, flores 
pallidiores.* Dazu ist zu bemerken, dass die Blattzipfel bei C. solida, 
auch bei der nördlichen Form, in der Breite sehr veränderlich sind, 
und dass nicht selten bei uns ebenso schmalzipflige Individuen ge- 
funden werden, wie sie bei der südlichen Form allerdings vorherr- 
schen. Ebenso wenig is! die stärker meergrüne Färbung des Laubes 
für die C. densiflora charakteristisch, da diese häufig nicht stärker 
glaucescirend ist, als die gewöhnliche C. solida, von welcher ich 
umgekehrt Exemplare von Genf besitze, welche in der blaugrünen 
Färbung des Krautes selbst die sizilischen Exemplare der (©. densi- 
flora bei weitem übertreffen. Die Bracteen sind bei C. consolida P. 
densiflora allerdings im Durchschnitt etwas stärker zertheilt, doch 
finden sich auch im Norden öfter Exemplare, die in dieser Hinsie ht 
keine Differenz von den südlichen zeigen. Endlich besitzt die süd- 
liche Form keineswegs immer schmälere Schoten, ja das eine der 
beiden von Todaro ausgegebenen Exemplare meiner Sammlung zeigt 
vielmehr breitere, als sämmtliche fruchtende mir zu Gebote stehende 
der typischen ©. solida, während das andere von den übrigen nicht 
abweicht. Die Tiroler Exemplare meines Herbars zeigen dagegen in 
der That im Durchschnitt etwas schmälere Schoten, als sonst die @ 
solida in nördlichen Gegenden besitzt, aber besonders auffällig ist 
diese Differenz, die jedenfalls keine konstante ist, in keinerlei Weise. 
— Nach Boissier ist die Presl’sche Pflanze im Orient weit verbreitet 
und zwar nicht nur im europäischen Theile (Gebirgsregion Griechen- 
lands, Macedoniens und Thraciens), sondern selbst in Kleinasien, 
(Phrygien und cilieischer Taurus). Nach Pantocsek (Adnotat. ad Flo- 
ram et Faunam Hercegovinae etc.) findet sie sich auch am Kom in 
Montenegro und nach Boissier (a. a. O.) selbst in den Pyrenäen, 
wozu nun noch, da, wie oben erwähnt,. C. solida australis Hausm. 


244 


wohl sicher die nämliche Pflanze ist, das südliche Tirol kommt, so 
dass also ihre Verbreitung eine sehr ausgedehnte ist. Als Varietäts- 
name ist nach meinen Grundsätzen der Hausmann’sche als der abso- 
lut älteste dem Boissier’s voranzustellen. Ich schliesse mich in dieser 
Hinsicht vollkommen den Ausführungen von Dr. J. Müller Argov. 
(Flora 1874 p. 156 ff.) an, der überzeugend nachgewiesen hat, dass 
Arten- und Varietätennamen bei ihrem Rangwechsel ihr Prioritäts- 
recht verlieren müssen. Mit Neuerungen, wie z. B. die neulich von 
Kerner vorgeschlagene Umlaufung des guten alten Glechoma hirsu- 
tum W. et K. in Gl. rigidum wird schwerlich der ohnehin so ver- 
wickelten botanischen Nomenklatur gedient; diese letztere Namens- 
änderung ist überdiess nach den bestehenden Grundsätzen schon darum 
nicht zu empfehlen, weil Rochel seine @. hederacea var. rigida in 
seinen Exsiccaten, so viel mir bekannt ist, ohne Diagnose und ge- 
druckte Etiquette ausgegeben hat. 


Breslau, am 6. Juli 1874. 


a0» — — 


Das Kalniker Gebirge. 


Von Dr. J. ©. Schlosser. 


(Fortsetzung.) 


Von diesem Standpunkte also ausgehend wird die Physiognomie 
der Niederungen durch folgende Pflanzenformationen gekennzeichnet: 


Im ersten Frühlinge, was in der Regel hier zu Lande Ende Fe- 
bruar oder Anfangs März der Fall ist, ist es die Formation der Zwie- 
belgewächse (lukovnate), die sich hier in grösster Ueppigkeit entfal- 
ten und grosse Strecken bedecken, und zwar sind es an der südlichen 
Abdachung der Crocus vittatus Schloss. et Vuk. und das Erythro- 
nium Dens canis (Kasutica), die stellenweise von der Gagea lutea 
Schult. (Boljuska), @. stenopetala Rehb. und Ficaria ranunculoides 
Roth. (Zlatica) durchdrungen und alsdann von der Caltha palustris 
(Kaljuznica), Haequetia Epipactis Nick. (Zutoranka) und Anemone 
nemorosa (Vjeternica) gedeckt werden; an der nördlichen Seite ist 
es dagegen der Galanthus nivalis (Podiiemak) und dessen nächster 
Verwandte das Leucojum vernum (Driemovac) und Allium ursinum 
(Luk divji), die in den dortigen Grasgärlen, auf Wiesen und Hecken 
und in Auen massenhaft vorkommen, von der Fritillaria Meleagris 
(Kockovu£a) nicht selten durchdrungen und von Holosteum umbellatum 
(Pljevelj), Helleborus pallidus (Kukuriek) und Primula .acaulis (Jag- 
lika) gedeckt werden. 

Mitte März tritt in den Gebüschen der Auen und an den Hecken 
der Wegränder die Anemone nemorosa (Vjeternica) dies- und jenseits 
des Gebirges massenhaft auf und wird stellenweise von der Secilla 


245 


bifolia (Prociepak), Arum maculatum (Kozlac) und Petasites officina- 
lis und P. hybrida Dill. (Repuh) durchdrungen und von Isopyrum 
thalictroides (Puzurka), Tussilago Farfara (Podbjel), Viola odorata 
(Ljubitica) und Chrysosplenium alternifolium (Zutina) gedeckt. 
Hierauf folgt die Carexformation (Sas-), welche Anfangs durch 
Carex praecox Jacq., ©. stenophylla Wahlb., C. Davalliana Sm., €. 
leporina, C©. digitata und Ü. ericetorum Poll. vertreten wird, denen 
alsdann Carex stellulata Good., EC. muricata Hopp., C. remota, C. 
pilosa Scop., C. umbrosa Host und andere massenhaft nachfolgen. 


Die Ranunkelformation ist in diesem Flora-Gebietsantheile, da 
es hier an eigentlichen Sümpfen fehlt, sehr schwach vertreten. Als 
Repräsentanten derselben mögen dennoch gelten: Ranunculus Flam- 
mula, R. sceleratus und aquatilis und nicht minder der an Hecken, 
Bergen und zwischen den Saaten vorkommende Ranunculus lanugi- 
nosus, R. acris, R. repens, R. bulbosus, R. hirsutus Curt. und R. 
arvensis, welche von der Cardamine pratensis (Rezuha), C. multi- 
caulis Hopp., ©. impatiens, dem Galium vernum Scop. (Bro&ika), Con- 
valaria majalis (Gjurgjica), Dentaria bulbifera (Zubalna), Litho- 
spermum officinale (Riserka) und L. arvense u. a. m. durchdrungen 
und von Pulmonaria officinalis (Pluönjak), P. mollis Wolf. und Stel- 
laria Holostea (Zojezdica) gedeckt werden. 

Die hierauf folgende Grasformation findet ihre Repräsentanten 
vor allen Anderen in der Glyceria maxima M. K. (Pirevina), welche 
in Gesellschaft ihrer nächst verwandten Arundo Phragmites (Frst.) 
und Calamagrostis lanceolata Roth (Vlasa@a) oft in mannshohen For- 
men alle Gräben und Lacken wie Mit einem undurchdringlichen Walle 
umfasst; auch Glyceria fluitans M. K. und @/. airoides Rehb. reihen 
sich an. An Wegen und Feldrainen treten Agrostis vulgaris With 
und A. stolonifera (Rosulja), ferner Anthozanthum odoratum (Zlatno 
koljeno), Poa trivialis (Vlasnjata), P. fertilis Host und P. pratensis 
Festuca rubra (Vlasulja), F. duriuscula und F. ovina nebst Aira 
caespitosa (Busika), Briza media (Treslica), Dactylis glomerata 
(Ostrica), Avena flavescens (Ovas) u. s. w. massenhaft auf. 


Gleichzeitig mit der Grasformation tritt mit gleicher Mächtigkeit 
jene der Labiaten auf, die besonders durch Arten von Lamium (Medi£), 
als Lam. purpureum, L. amplezxicaule, L. maculatum und L. Orvala 
repräsentirt und durch Glechoma hederaceum (Katurac) und @. hir- 
sutum W. K., Galeobdolon luteum Huds. (Pituljnik), Ajuga reptans 
(Ivica) und A. pyramidalis durchdrungen wird. Die Deckung ge- 
schieht alsdann durch eine Unzahl spater erscheinender Arten dieser 
Familie. s 

Hierauf folgt die Formation der Compositen (Snevietke), die je- 
doch mehr den höher gelegenen Flora-Gebietsantheilen als denNiederun- 
gen angehört, aber nichts destoweniger findet solche in den massenhaft 
auftretenten Hieracien-Arten (Runjuvica), als H. Auricula, H. pilose- 
loides Vill., Tarazacum officinale Wigg: (Mljekata), Cichoreum In- 
thybus (Vodopija), Leontodon hastile (Reyrad), Senecio umbrosus W.K., 


Desterr. botan, Zeitschrift. 8. Heft. 1874. 17 


246 


(Staratec), Cineraria pratensis Hpp. (Pepeljuga), C. rivularis W. K. 
u. s. w. würdige Repräsentanten. 

Endlich gegen den Herbst zu tritt die Formation der Umbelli- 
feren (Stilonase jli Stilarke) auf, womit auch, in Begleitung der Nach- 
zügler aus der nächst vorhergehenden Formation die Jahresvegetation 
beschlossen wird. Als ihre würdigsten Vorläufer mögen Oenanthe 
fistulosa (Trbulja), Oe. media Grieseb. und Oe. Phellandrium, Aego- 
podium Podagraria (Sedmolist), Daucus Carota (Mrkva), Chaero- 
phyllum aromaticum (Krabiljica) gelten, denen alsdann Chaerophil- 
lum sylvestre und Ch. nemorosum M. B., Schlosseria heterophylla 
Vukot. (Korevina), nebst mehreren Arten von Anthriscus (Krosuljica), 
Laserpitium (Gladoc), Peucedanum (Siljevina) u. s. w. folgen. 

Diess wären beiläufig die Hauptformationen, welche die Phy- 
siognomik der Niederungen unseres Flora-Antheiles charakterisiren. 

Als die häufigsten Beimischungen kommen insbesondere vor: 
Iris sibirica (Perunica), Valeriana dioica (Oduljen) und V. officinalis, 
Eriophorum angustifolium Rih. (Vjetrogon) und E. latifolium Hpp., 
olt zahlreich, auf Wiesen; Iris Pseudacorus (Subljie) und Calamus 
aromaticus (Sasarika), Seirpus lacustris (Sitinac), Se. palustris und 
Sc. triqueter oft massenhaft an Gräben und Lacken; Veronica Becca- 
bunga (Cestoslavica) und V. Anagallis in langsam fliessenden Bächen, 
Ver. Chamaedris, V. hederifolia, V. triphyllos, V. praecox Al. u. s. 
w. massenhaft an Hecken, Feldrainen und auf bebautem Boden. 


Feruer Equisetum Telmateja Ehr. (Preslica), E. palustre, E. 
campestre Schulz und E. variegatum Schl., Lythrum Salicaria (Vrbica) 
und Lyth. Hyssopifolia nebst mehrtren Arten von Rumex (Stuv), Po- 
Iygonum (Dvornik), Juncus (Sila) u. Ss. w. 


Diese hier angeführten Pflanzen bilden hauptsächlich die Flora 
der oft besagten Niederungen. Nebst diesen treten aber noch viele 
andere Pflanzenarten und Pflanzenformen daselbst auf, durch welche 
die Verbindungen ersichtlich gemacht werden, welche die angegebe- 
nen Elemente mit einander eingehen. — Meist ist es eine Spezies, 
welche die anderen deckend in überwiegenden Massen vorherrscht 
und so Bestände bildet analog denen in einem Walde, wo Birken- 
(Breza), Pappeln- (Topob), Zitterpappeln- (Jasika) und Buchen- (Bukwa) 
Bestände mit einander abwechseln, und sich so wechselseitig durch- 
dringen und decken, wie ich diess oben bei der Vorführung der ersten 
Formationen angegeben habe. 


So werden z. B. die Carices (Sa8) nicht selten durch Juncaceen 
(Sita@e) und selbst durch edlere Gräser verdrängt, was besonders in 
trockenen Jahren der Fall ist; aber selbst Nasturtium palustre D.C. 
(Pototarka), N. amphibium R. Br. und N. sylvestre R. Br. erhalten 
die Oberhand über die in Sümpfen, Gräben und Pfützen wachsenden 
Carices-Arten, was aber ganz vorzüglich von den anderen Cyperaceen 
(Siljevine) gilt, wie z. B. von Cyperus. Monti (Silj), C. fuscus, C. 
flavescens, C. fuscescens Hoffm. und nicht minder von Seirpus acieu- 
laris (Silinac), Se. caespitosus, Sc. ovatus Rih. und Se. Michelianus, 


247 


die oft massenhaft auftreten und so als Sieger den Kampfplatz be- 
haupten. 

In dieselbe Verlegenheit geräth auch nicht selten die Grasfor- 
mation. Auch diese muss nicht selten einen harten Kampf mit den 
Juncaceen und Cyperaceen bestehen, die sich in manchen Jahren 
durch allzugrosse Nässe begünstigt, zum Aerger des Grundbesitzers 
üppig ausbreiten. 

Glücklicher sind in dieser Hinsicht die übrigen oben aufgezähl- 
ten Formationen. Sie müssen zwar auch nur zu oft einen harten 
Kampf mit so manchen Eindringlingen bestehen, doch kommt es hier 
gewöhnlich zu einem friedlichen Ausgleich, wo man alsdann die ver- 
schiedensten Pflanzenformen recht friedlich neben- und untereinander 
gedeihen, blühen und reifen sieht. 

Ganz besonders verdient hier das Vorkommen der Eichen 
(Hrust) erwähnt zu werden, welche in den Niederungen der Süd- 
seite dieses Gebirgszuges, die nebst den oben angegebenen Stand- 
orten ganz vorzüglich in den Auen und Grasgärten im Thalgebiete 
der KameSnica in den kräftigsten Exemplaren, welche Jahrhunderte 
über sich dahin ziehen sehen, vorkommen und die zwischen den 
Dörfern Bo&kovec und GuSterovec, Zimbrinovec und Sv. Jelena noch 
mächtige Bestände ausweisen, als Beweis, dass auch diese Niederun- 
gen mächtige Eichenwälder auszuweisen hatten. Es sind diess zumeist 
Quercus Robur (Rust), die Q. pedunculata Sm. (Luznjak) kommt hier 
nur vereinzelt vor. 

Das Unterholz dieser Eichenbestände bilden zumeist mächtige 
Sträucher der Corylus Avellana (Leska), Viburnum Opulus (Hudika 
ili Kalina) und Vib. Lantana (Sibikovina), der durch öfteres Behacken 
verunstaltete und verkrippelte Carpinus Betulus (Grab), Rhamnus 
Frangula (KruSina) und Rh. cathartica (Pasjak); ferner der Cratae- 
gus Oxyacantha (Glok), Cr. monogyna und Alnus glutinosa (Joha 
ili Julsa) nebst mehreren Salöix-Arten (Vrba), wobei die Salx ca- 
praea (Mutkovica), S. hastata (Jow), S. viminalis (Rekva) und S. 
pentandra (Prasljikovina) die Hauptrolle spielen. 

Im Allgemeinen muss noch bemerkt werden, dass die Vegeta- 
tion in der ersten der hier aufgestellten drei Regionen sich äusserst 
üppig entfaltet, was besonders von den daselbst vorkommenden Wie- 
sen gesagt werden muss, welche in nassen Jahren eine sehr reich- 
liche, in trockenen aber eine vortreffliche Heuernte liefern. 


2. Flora des Hügellandes und der Vorberge. 


Dem bereits Obbesagten gemäss zerfällt die Flora dieser Region 
in mehrere Unterabtheilungen, die wir jedoch unter der Kollektivbe- 
nennung „Flora des kultivirten und nichtkultivirten Bodens“ bringen 
wollen. Die erstere umfasst das Ackerland mit den auf demselben 
gebauten Cerealien und die Gemüsegärten und die hier so ausge- 
dehnten Weingärten mit ihren verschiedenen Rebensorten. Durch- 
drungen wird die Kulturflora durch die sogenannten Unkräuter. — 


In den Rayon der Flora des nichtkultivirten Bodens gehören die in 
1 


248 


dieser Region vorkommenden Bergwiesen, Weideplätze und Gebüsche, 
die auf den Namen eines Waldes keinen Anspruch machen können, 
weil es der Landmann nicht zulässt, dass diese Bestände sich zu kräf- 
tigen Bäumen entwickeln, indem sie alljährig Behufs Gewinnung der 
Weingartenpfähle erbarmungslos durchlichtet werden. 

Das sogenannte Ackerland nimmt in dieser Region einen sehr 
beschränkten Raum ein, findet sich jedoch an der südlichen Abdachung 
noch häufiger vor, als an der Nordseite, wo es besonders vom nord- 
westlichen Beginn dieser Bergkette bis zum Eintritt der Bednja in 
die Niederungen der grossen Drave-Ebene bei Ludbrey fast aus- 
schliesslich auf die enge Thalsohle des rechten Bednja-Ufers be- 
schränkt ist. 

Kultivirt werden in dieser Region: 

Von Knollengewächsen: Solanum tuberosum und Helianthus 
tuberosus. 

Von eigentlichen Cerealien: Avena sativa, Hordeum vulgare, 
H. hexastichon, Secale cereale, Triticum vulgare, T. turgidum, T. 
Spelta, T. monococum, Zea Mays, Sorghum vulgare, Panicum milia- 
ceum, P. italicum und Polygonum fagopyrum. 

Von Hülsenfrüchten: Vieia faba, Pisum sativum, Ervum Lens, 
Cicer arietinum. 

Von Gemüsepflanzen : Brassica Napus, B. Rapa, B. oleracea, 
Rapistrum maritimum, Raphanus sativus, Beta vulgaris, Daucus 
Carota, Apium graveolens, Petroselinum sativum, Spinacia oleracea, 
Lactuca sativa, Cichorium Endivia u. Ss. w. 

Von Obstarten: Pyrus communis, P. Malus, Juglans regia, Cy- 
donia vulgaris, Mespilus vulgaris, Prunus domestica, P. insititia, 
P. Cerasus, P. Armeniaca, Amygdalus Persica, Castanea vesca u. .a 

Der wichtigste und ausgebreiteiste Kulturzweig wie überhaupt 
in ganz Kroatien, so auch und diess zwar insbesondere im Kalniker 
Gebirge, ist unstreitig die Weinkultur und eben dieses Gebirge ist es, 
und zwar seine südliche Abdachung, welches eine der besten Sorten 
kroatischer Weine liefert, der unter dem Namen „der Kalniker Wein“ 
hinlänglich bekannt ist und namentlich verdient der „Schwarze“, wenn 
nicht vorgezogen, doch zuverlässig an die Seite gestellt zu werden 
dem weit und breit bekannten „muslovaner Schwarzen“. 

Auf dem eigentlichen Ackerlande, sowie nicht minder im Gar- 
tenboden finden sich eine Menge Pflanzen ein, die unter dem allge- 
meinen Namen der Unkräuter bekannt, von dem Landmanne oft genug 
gefürchtet sind. 

Dass diess zumeist nur 1—2jährige Gewächse sind, und dass 
hier von keiner streng begrenzten Pflanzenformation die Rede sein 
könne, ist selbstverständlich, indem solche Gewächse in ihrem mas- 
senhaften Vorkommen zumeist durch die Dichte der Feldfrüchte be- 
hindert, theils vom Landmanne, sobald sie sich ihm durch ihre Stetig- 
keit bemerkbar machen, alsogleich und unnachsichtlich vertilgt werden. 
Aber nichtsdestoweniger ist die Zahl derjenigen, die sich der Vertil- 
gungswuth des Landmannes zu entziehen wissen, eine sehr bedeu- 


249 


tende, so dass ich mit Rücksicht auf die dieser Abhandlung nur 
allzu eng bemessenen Grenzen nur die hauptsächlichsten, d. h. für 
den Botaniker interessantesten hier anführen will, und diess wären 
beiläufig folgende*): 

Die Medicago lupulina (Dunjica prosta), M. sativa (D. usjvna) 
und M. minima (D. majasna) allenthalben zwischen dem Getreide; 
Melilotus italica Lam. (Kokatac talijanski) zwischen Saaten der nürd- 
lichen Abdachung, aber sehr selten und nur in wenigen Exemplaren 
bei Lovrentovec nächst Teplitz gesammelt. Die. Vieia pannonica Jeq. 
(Grahor ugarski), V. grandiflora Scop. (G. velecalesni) mit der Ab- 
art V. sordida WK. (G. maljavi) oft massenhaft und das Winter- 
getreide beeinträchtigend, nebst Ervam hirsutum (Letak runi) und E. 
tetraspermum (i K. &etvorvrni). Nicht selten finden sich auch Lathy- 
rus Nissolia (Graholika &rvna) und Lath. Aphaca (Gr. bezlistna) ein, 
selbst L. hirsutus (Gr. runjavu) und L. tuberosus L. (Gr. gamaljasta) 
bleiben nicht aus. Der Rubus caesius (Ostruznjak prosti) wird nach 
der Getreideernte auf den Stoppelfeldern zu einer wahren Landplage, 
indem sich der blossfüssige Landmann an seinen langen, spitzenfür- 
migen, stachligen Stengeln die Füsse nicht selten blutig reibt. Minder 
verhasst ist dem Landmanne die Rosa gallica (RuZe velevielna), die 
auf der südlichen Abdachung, besonders um Sudovec, Rieka und Kal- 
nik oft massenhaft vorkommend durch ihre grossen dunkelrothen 
Blüthen das Auge des Landmannes angenehm berührt und ihn ver- 
gessen macht, wie viel durch ihr massenhaftes Vorkommen der Wei- 
zen gelitten habe. Nicht minder häufig ist in den letzt besagten 
Gegenden das Sedum Thelephium (Zednjak serokolistni). — Häufig 
zwar, doch minder nachtheilig und überdiess eine wahre Zierde der 
Feldfrüchte ist die Adonis flammea Jeq. (Gorocviet Zarki), Ad. aesti- 
valis (G. lietni) und Ad. autumnalis (G. jesenski), der Ranunculus 
repens (Zabnjak puceio) liebt besonders die Brachfelder der Niede- 
rungen, wo sich ihm nicht selten der von den Botanikern so viel 
gesuchte R. muricatus (Z. Kastensavi) und R. parviflorus (Z. silno- 
cvietni) zugesellt, während der Ranunc. hirsutus Curt. (Z. runijavi) 
und insbesondere R. arvensis (Z. ugarni) die wüsten unkultivirten 
Felder fliehend zwischen dem Getreide oft massenhaft vorzukommen 
pflegt. — Die Nigella damascena (Crnica pitoma) wird in Gemüse- 
gärten um Rasinfa und Ludberg, dagegen die N. arvensis (B. ugarna) 
zwischen Saaten um Sudovec und Rieka gefunden. Delphinium con- 
solida (Kokotic prosti) kommt zumeist massenhaft zwischen Roggen 
und Weizen vor und nicht minder häufig Papaver Argemone (Mak 
ugarni), P. Rheas (Mak Tur&inak) und P. dubium (M. polutni), die ver- 
möge ihrer grossen scharlachrothen und schwarzgefleckten Blumen eine 
wahre Zierde der Getreidefelder sind. Die zarte, saftreiche Fumaria 
offieinalis (Rosnica liekarska) fehlt nebst ihrer nächsten Verwandten, der 
F. Vaillantii Lois. (R. zatubasta) in keinem Gemüsegarten, während 


- ..*) Nomenclatur und Reihenfolge nach meiner Flora des Dreieinigen Kö- 
nigreiches. 


250 


die niedliche, blassblühende F. parviflora (R. sitnocvietna) bisher nur 
zwischen Saaten nächst Vukovec und Sv. Ferens gefunden wurde. 
Die Cardamine multicaulis Hopp. (Rezuha stabljitasta) sowie die Con- 
ringia Thaliana Rehb. (Gustarica vijugasta) fehlen im ersten Früh- 
linge auf keinem Acker und in keinem Weingarten, seltener ist die 
Conr. orientalis Andrz. (G. usitasta), dagegen ist die Alliaria offi- 
cinalis Andrz. (CeSnjaca pitoma) an Zäunen und wüsten Stellen 
massenhaft, so auch Sisymbrium Sophia (Oranj Ceslijasto-perost) und 
Sis. officinale Scop., (O. liekarski), wo hingegen S. pannonicum Jacq. 
(0. ugarski) und Sisymbr. Loeselü (O kostrusavi) nur vereinzelt am 
Schutt der Gebirgsdörfer vorkommen und ebenso Erysimum repandum 
(Fizolj razgevojeni) und (Tr. batvasti) E. cheiranthoides,. 
(Fortsetzung folgt.) 





Literaturberichte. 


Dr. Robert Hartig. Das spezifische Frisch- und Trockengewicht, der Was- 
sergehalt und das Schwinden des Kiefernholzes. Berlin 1874. 

Die in botanischer Beziehung interressanten Ergebnisse dieser 
fleissigen, für den Forstmann wichtigen Arbeit lassen sich etwa fol- 
gendermassen zusammenfassen. Das lockere Frühlingsholz nimmt am 
Baumstamme von unten nach oben hin zu. Die relativ grösste Menge 
des Herbstholzes findet sich also am unteren Theile des Hauptstammes 
vor; dieser Theil des Baumes besteht somit aus dem festesten und 
schwersten Holze. Die bisherige Annahme, dass das schmalringige Holz 
fester und schwerer ist als das breitringige derselben Baumart, hat 
keine allgemeine Geltung. Bei unterdrückten Bäumen sinkt der Jah- 
resring nach unten zu auf eine minimale Breite hinab und gelangt 
in einzelnen Fällen gar nicht zur Entwicklung. Kommt es bei solchen 
Bäumen zur Jahresringbildung, so besteht der Holzring fast nur aus 


lockeren Frühlingsholzfasern. JE WE 
Norges Flora eller Beskrivelser af de in Norge vildt voxende Karplanter 
tilligemed Angivelser af deres Udbredelse.... Af Axel Blytt. 2. Theil, 


1. Heft. Christiania 1374, In Komm. bei Alb. Cammermeyer. 8. p. 387—610, 
Das vorliegende erste Heft des zweiten Theiles von Blytt’s Flora 
Norwegens bildet die Fortsetzung der im Jahre 1861 erschienenen 
ersten Abiheilung dieses Werkes. Obwohl die Phanerogamenflora der 
skandinavischen Halbinsel durch zahlreiche Publikationen, namentlich 
die schönen Werke von Fries und Hartman ziemlich genau bekannt 
ist, so erscheint doch eine übersichtliche Zusammenstellung der Flora 
Norwegens nicht unerwünscht, namentlich, wenn sie mit so vieler 
Sachkenniniss und so gründlich gearbeitet ist, wie Blytt’s Werk. Das 
hier anzuzeigende Heft enthält die Coniferen, die Apetalen und von 
den Gamopetalen die ersten Ordnungen bis zu den Compositen, deren 
grösserer Theil noch behandelt wird. Die Beschreibungen der Ord- 
nungen, Gattungen und Arten sind ausführlich und exakt; Literatur, 
Synonyme, Abbildungen und Normalsammlungen werden genau zilirt, 
die Angaben über die Verbreitung der einzelnen Spezies im Floren- 


251 


gebiete sind sehr vollständig. Zu bedauern ist nur, dass das ganze 
Werk schwedisch geschrieben ist. Lateinische Diagnosen hätten das 
Verständniss bedeutend erleichtert. Im Laufe des nächsten Jahres sollen 
die Schlusslieferungen erscheinen, und es ist sehr zu wünschen, dass 
dieser Termin eingehalten werde, denn vollendet wird Blytt’s Flora 
jedem Botaniker, welcher systematische Studien treibt, sehr willkom- 
men sein. Dr: HH. W.;R; 


„Suplemento al catalogo de plantas vasculares de Menorca por 
Don Juan Joaquin Rodriguez y Femenias.“ Madrid 1874. 

In diesem Supplement wird ein inhaltreicher Nachtrag zu der 
vom selben Verfasser schon im Jahre 1865—1868 veröffentlichten 
Catalogo razonado de las plantas vasculares de Menorca gegeben. 
Es erscheinen die 698 Nummern dieses letzteren um nicht weniger 
als 229 vermehrt. Unter diesen werden neu beschrieben: Lepidium 
Carrerasii Rodr. (mit dem Synonym L. sativum Cambess.); Senecio 
Rodriguezii Willk. (in litt.), Digitalis dubia Nob. (mit den Syn. Dig. 
minor Pourr., D. purpurea Curs. bot. med., D. ambigua Hern., D. 
Thapsi Camb., Rodr. cat. raz., D. purpurea var. tomentosa Texid.), 
endlich Crocus magontanus Nob. Ferner wird Lavatera minoricensis 
zu Malva gestellt als M. minoricensis Nob. Bei zahlreichen Arten 
werden Bemerkungen gemacht, und meist wird auch der Vulgär- 
name der Pflanzen angeführt. Durch diese mit Sorgfalt und Gewissen- 
haftigkeit durchgeführte Arbeit ist das Bild der Flora von Minorca 
wohl schon ziemlich vollständig geworden und es wäre nur zu wün- 
schen, dass der Verfasser seine Untersuchungen auch auf die übrigen 
Nachbarinseln ausdehnen würde. Fy. 





>— 


Correspondenz. 


Verespatak (Siebenbürgen), am 24. Juni 1874. 
Gestern fand ich zu meiner Freude das Lilium pyrenaicum 
(albanicum) auf den hiesigen Bergwiesen in schönster Blüthe und 
in riesigen Exemplaren, manche von 3 Fuss Höhe mit 10 Blüthen 
und mit Zwiebeln von Faustgrösse. Die Blüthen haben einen ange- 
nehmen Geruch wie Oenothera biennis, — ich sammelte bei 150 Stück, 
da sie in grosser Anzahl wächst. In einer Stunde reise ich zu dem 
schönen Basaltberge Detonata, morgen zu der Eishöhle bei Szkerisora 
und werde drei Tage verwenden zur Besichtigung seiner romanli- 
schen Umgebung, vielleicht werde ich glücklicher sein im Sammeln 
als Herr v. Janka im Jahre 1868, denn es steht Alles in schönster 
Blüthe, leider aber ist das Wetter sehr regnerisch und nebelig, was 
auf diesen Gebirgen in den ersten Sommermonaten etwas Gewöhn- 

liches ist. Csato. 

Bubene bei Prag, am 8. Juli 1874. 
Voriges Jahr habe ich an den bot. Tauschverein in Wien zahl- 
reiche Exemplare einer Fumaria abgegeben, die ich als Fumaria 


252 


Vaillantii Loisl. bezeichnet habe. Nachdem jedoch erst in der neue- 
sten Zeit die mit dieser Art vermengte Fumaria Schleicheri Soy, 
Will. in Böhmen richtig erkannt wurde, kann ich mit Sicherheit be- 
haupten, dass die seinerzeit von mir als F. Vaillantii ausgegebenen 
Pflanzen, wenn vielleicht nicht alle, — weil doch beide Arten bei 
uns vorkommen, — so doch die in der nächsten Umgebung Prags, 
namenlich meines Wohnorts, gesammelten zu F. Schleicheri und 
nicht zu F. Vaillantiü gehören. Soviel ich mich habe heuer über- 
zeugen können, ist F. Schleicheri um Prag bei weitem häufiger als 
F. Vaillantii, es dürften jedoch einige Pflanzen von dem Standorte 
„Kralup bei Prag“ herrühren, die als F. Vaillantii zufälliger Weise 
ganz richtig bestimmt sind. Ich glaube mit dem Vorhergesagten nichts 
Ueberflüssiges zu thun, wenn ich diejenigen Herren, die im Besitze 
der von mir gesammelten Pflanzen sind und es vielleicht unterlassen 
haben, die Art näher zu prüfen, auf die vorzunehmende Berichtigung 
aufmerksam mache, K, Poläk, 


Kis Terenne in Ungarn, am 9. Juli 1874, 


Im letzten Hefte S. 206 verbindet Herr Dr. Tauscher das Vor- 
kommen von Allium Moly in Ungarn mit meinem Namen. Es würde 
mich freuen, wenn die Sache, was meine Person anbetrifft, sich so 
verhielte, wie mein Freund es mitheilt, allein dem ist nicht so. Als 
ich am 16. April v. J. die an den schmalen Vorsprüngen der senk- 
rechten Kalkfelsen des Kasänthales gesammelten Exemplare von Tu- 
lipa Billetiana einlegte, brachen mir die Zwiebeln von 3 Exemplaren 
ab. Nun erinnere ich mich ganz gut, dass ich von diesen Zwiebeln 
zwei dem Obergärtner der Pest-Ofner Universität und nur Eine dem 
Dr. Tauscher zum Einsetzen übergab. Zwiebeln ohne blühende Stengel 
habe ich überhaupt weder gesucht noch mitgenommen. Wenn daher 
mein Freund Dr. Tauscher behauptet, von mir nebst der Zwiebel von 
jener Tulipa auch eine des Allium Moly erhalten zu haben, so kann 
diess nur auf einem Irrthum von seiner Seite beruhen, Ich selbst 
zweifle ebenso an dem Vorkommen des Allium Moly im Kasänthale, 
wie an dem von Crocus Pallasi (Oest. bot. Zeitschr. 1870 $, 317) 
bei Harsäany. Im Interesse der Wissenschaft und der Wahrheit fühle 
ich mich verpflichtet zu obiger Berichtigung, um so mehr, als es 
mein höchster Wunsch ist, dass unsere Flora von allen irrigen Daten 
möglichst rein bleibe, Ueber meine jüngsten Funde: Alsine Arduini 
(Vis.), A. Villarsiü Koch, Seutellaria alpina L., Rhinanthus angusti- 
folius Gmel., Lactuca hispida (MB.), Milium vernale MB., Valeria- 
nella turgida DC,., Anthriscus nemorosa MB., Vesicaria microcarpa 
Yis., Struthiopteris germanica Willd,, Viola rothomagensis Thuill, 
u, a. ein anderes Mal, V..Borbäs, Prof. 


Hall (Tirol), am 12. Juli 1874, 


Von ihrem Blatte erscheint jetzt fast keine Nummer, die nicht 
Notizen über Veilchenfunde enthielte. Das veranlasste mich auch, Ihnen 


253 


über das Auffinden einer hybriden Viola, welche der Kombination 
odorata X collina entspricht, zu berichten. Dieselbe traf ich Ende 
April heurigen Jahres in einigen Stücken im losen Kalkgerölle im 
Thaleinschnitte hinter der Thaurer-Schlossruine unter ihren Stamm- 
eltern, deren genaues Mittelding sie ist. An V. odorata schliesst sie 
sich vorzüglich durch die Ausläufer an, die eine nicht unbeträchtliche 
Länge besitzen, wenn sie gleich die Grösse der echten Viola odo- 
rata nicht erreichen; von YV. collina besitzt sie die Behaarung der 
Fransen der Nebenblätter, die jedoch lange nicht so dicht ist wie bei 
der genuinen collina. Die mittleren Fransen selbst erreichen weder 
an Länge den ganzen Querdurchmesser der Nebenblätter, noch sind 
sie so klein, wie bei V. odorata, sondern sie halten ziemlich genau 
die Mitte. Ebenso verhält es sich mit der Blüthenfarbe. — Dieselbe 
Pflanze wurde auch, so viel mir bekannt ist, von J. Kerner in Ober- 
österreich aufgefunden und wird bald von dieser Seite einen Namen 
erhalten. P. Julius Gremblich. 


Petroseny in Siebenbürgen, am 16. Juli 1874. 


Ich bin gestern von Päreng (Grenzgebirge mit der Walachei 
im Südosten) hieher zurückgekommen, — ich wollte die Potentilla 
Haynaldiana Janka nochmals aufsuchen und fand sie auch richtig. 
Indem ich ziemlich gutes Wetter hatte, nicht wie vor zwei Jahren 
diiehten Nebel und Regen, — konnte ich mir die Fundstelle der Po- 
tentilla richtig anmerken. Das Pärenggebirge bildet einen langen 
Gebirgsrücken, an welchem man, von Petroseny geschaut, drei Spitzen 


deutlich unterscheiden kann, — die mittlere zwar aus drei Kuppen 
gebildet, — sieht wie ein an der Spitze abgeschnittener Kegel aus, 


die zwei anderen bilden zwei Spitzen rechts und links, d. i. gegen 
Siebenbürgen und die Walachei, von welchen Spitzen dann das Ge- 
birge sich scharf herabsenkt. Wenn man also von Petroseny aus, 
wchin eine schöne an die Semmeringbahn erinnernde Gebirgsbahn 
führt, direkt die erste, d. i. die gegen Siebenbürgen gelegene Rand- 
spilze ersteigt, Irifft man oberhalb der Tannenwaldungen und noch 
ziemlich unterhalb der obgenannten Spitze kleine, einzelnstehende 
Felsenpartien (sonst glatte Weide). In den Spalten und Ritzen dieser 
Felsen wächst die Potentilla Haynaldiana in Gemeinschaft mit Sym- 
phyandra Wannisi. Ich konnte leider nur 40 Stück sammeln, denn 
sie wächst hier nur spärlich, dann überfiel mich ein Gewitter, und 
ich musste in die unteren Tannenwaldungen herabsteigen. Gestern 
erstieg ich die mittlere höchste Spitze (bei 7700 Fuss), fand manche 
interessante Pflanzen, aber keine Potent. Haynaldiana mehr. Sie ist 
also eine subalpine Art, und mir wäre recht erwünscht, noch andere 
Fundorte von ihr zu entdecken, denn an diesen wenigen Felspartien 
kann sie leicht ausgerottet werden. Vor 14 Tagen fand ich in Nagy 
Enyed in einer Au „holtmaros* genannt, fünf Stück Cynanchum la- 
zum B. aM.,von denen vier an ihren Spitzen mit einander verflochten 
waren, die ich auch nach Hause mitnahm. Diese Art ist für die Flora 
Siebenbürgens meines Wissens neu. Csato. 


[be 
[ar 
[5 


Klagenfurt, am 48. Juli 1874. 

Ich unternahm zu Anfang d. M. eine kleine Exkursion in das 
Raiblthal, wohin mich fast alljährlich theils dessen Naturschönheit, 
theils die Fülle von Alpenpflanzen, die hier dem Botaniker geboten 
werden, zieht. Leider scheint auch heuer wieder das Wetter nicht 
günstig auf das Gedeihen der Pflanzen gewirkt zu haben. Manche 
Pflanze war durch die abnorme Maikälte in ihrer Entwicklung ge- 
hemmt, andere wieder durch die darauffolgende heisse Zeit frühzeitig 
verwelkt. So fand ich eine Polygala-Art, die ich für die von Prof. 
Kerner in einem früheren Hefte des heurigen Jahrganges der Oest. 
botan. Zeitschrift beschriebene Polygala forojulensis Kern. halte, in 
früheren Jahren bedeutend schöner entwickelt als heuer. Indessen 
sammelte ich Einiges davon, so gut ich es fand, und werde diese 
Ausbeute später an Professor Kerner zur Ansicht senden. Ausserdem 
fand ich das von mir schon in früheren Jahren im Gerölle hinter 
dem See aufgefundene Aethionema gracile DC. auch heuer dort — 
leider nur in sehr wenigen Exemplaren, da es nicht leicht ist, dieses 
zierliche Pflänzchen in dem Kalkgerölle zu entdecken. Es ist mir nicht 
bekannt, ob diese Aethionema-Spezies schon anderswo in Oesterreich 
aufgefunden worden sei. Löhr in seiner Enumeratio nennt Oberitalien 
und Piemont dessen Heimat. Da die Witterung günstig, die Luft sehr 
rein war, so reiste ich nach Villach und Bleiberg und bestieg von 
dort die wegen ihrer herrlichen Aussicht berühmte Villacher Alpe. 
Ich hatte diese Alpe schon vor drei Jahren bestiegen — aber da- 
mals nur das Vergnügen genossen, zu sehen, wie sich der Regen in 
einer Höhe von 6814° ausnimmt. Diessmal war ich glücklicher und 
konnte mich stundenlang an der wahrhaft prachtvollen Aussicht er- 
götzen. Der Besuch der Alpe ist durch die in den letzten Jahren 
dort eingeführte Aktien-Hölelwirthschaft sehr theuer, aber auch sehr 
lohnend. Die Flora der Villacher Alpe bietet manches Schöne und 
Interessante, ist aber zu bekannt, um eine Aufzählung der dort vor- 
kommenden Pflanzen zu rechiferligen. Jos. A. Krenberger. 


La Valette auf Malta, am 13. Juli 1874. 


Endlich kann ich einmal Nachricht von mir geben. — Ursprüng- 
lich hatte ich vor, nach der Ausstellung und dem bot. Kongresse in 
Florenz Süditalien zu bereisen und mich dann nach der Türkei zu 
wenden. Doch während der Ausstellung zeigte mir der englische Bo- 
taniker Duthie aus Edinburg eine von ihm gesammelte, noch nicht 
blühende Centaurea cerassifolia Bert., und von diesem Momente an 
setzte ich mir in den Kopf, diese Pflanze zu ihrer Blüthezeit auf 
Malta selbst zu besuchen. Und nun hätte ich diess erreicht; ich bin 
vorigen Dienstag hier angekommen und habe die Centaurea schon 
an mehreren Standorten in bester Blüthe angetroffen. Hierselbst fand 
ich bei dem tüchtigen Botaniker Dr. Gulia, der nächstens eine Flora 
der hiesigen Inseln herausgeben wird, die freundlichste Aufnahme, und 
auch andererseits bemühte man sich, mir den Aufenthalt hier so an- 
genehm als möglich zu machen. — Ueber meine italienischen Ex- 


255 


kursionen kann ich jetzt nicht viel sagen.“Von Neapel-Eboli aus suchte 
ich ins Innere von Lucanien und der Basilicata zu gelangen; diess 
gelang mir bloss zum Theile: ich musste nach kurzem Aufenthalte 
aus den Gegenden förmlich flüchten; Noth und drohende Haltung der 
räuberischen Bevölkerung zwangen mich dazu. In Catanea (Sizilien) 
traf ich mit Freund P. Strobl aus Innsbruck zusammen, der ein paar 
Tage vorher in der Ebene von Catanea von 3 Hirten mit Knitteln 
überfallen und ausgeraubt- wurde, obwohl er in geislicher Tracht war. 
Den Aetna habe ich ganz unbeanständet bestiegen. Morgen trete ich 
die Rückreise über Brindisi an, auf der ich mich bloss in der Nähe 
letzterer Stadt aufhalten werde, um Centaurea Centaurium zu sam- 
meln. Ende d. M. will ich in Siebenbürgen eintreffen, um die zahl- 
reichen lebenden Pflanzen, die ich mitnahm, zu versetzen, — Ich 
habe auf dieser Reise blos Eine neue Pflanze entdeckt bei Eboli, nicht 
weit von Neapel; und zwar ist diess eine ausgezeichnete Art, ein 
gelbblühender Dianthus, in die Reihe von D. capitatus und D. Car- 
thusianorum gehörig. Ein ganz merkwürdiger Fund! der aber mit 
D. Knappiü weiter nichts zu schaffen hat. Ich habe den Dianthus 
D. Guliae genamnt. Janka. 


Berlin, am 20. Juni 1874. 


Am 30. Mai bin ich nach mehr als halbjähriger Abwesenheit, 
und nachdem ich auch auf der Rückreise in Florenz während der 
Ausstellung einen nicht unbedenklichen Krankheitsanfall überstanden, 
glücklich hierher zurückgekehrt. Die Rohlfs’sche Expedition hat vom 
Aufbruch aus dem Nilthale von Siut (17. Dez. 1875) bis zur Rück- 
kehr nach demselben bei Esneh (31. März 1874) ungefähr 3'1/, Mo- 
nate in der libyschen Wüste zugebracht; davon entfallen für mich 
14 Tage auf Erforschung der Oase Farafreh, etwa 11/, Monate auf 
die Oase Dachel und der Rest auf Wüstenmärsche; in der grossen 
Oase (Chargeh) verweilte die Expedition nur zwei Tage, gastfreund- 
lich aufgenommen von Dr. Schweinfurth, welcher daselbst von Ende 
Januar bis Ende April verweilte. Die botanische Ausbeute in der 
Wüste selbst war ungemein spärlich, was sich besonders beim Ver- 
gleich mit der reichhaltigen Wüstenvegetalion in den Umgebungen von 
Cairo und Sues herausstellte; mitten in der Wüste, d. h. mehr als 
eine halbe Tagereise von Oasen und Brunnen entfernt, fanden sich 
noch nicht 30 Pflanzenarten vor, welche nicht einmal alle allgemein 
verbreitet waren; so beobachtete ich nur auf der Strecke zwischen 
Siut und Farafreh Ephedra altissima und Calligonum comosum, zwi- 
schen Chargeh und Esneh Monsonia nivea und Schouwia Schim- 
peri. Die Oasenflora übertraf an Artenzahl meine Erwartungen, indem 
ich in der kleinen und dürftigen Oase Farafreh einige 90, in Dachel 
fast 200 wildwachsende Arten antraf, womit freilich die Vegetation 
dieser Jahreszeit nahezu erschöpft sein dürfte, da auch Dr. Schwein- 
furth, der in Chargeh noch etwa einen Monat länger verweilte, 
als ich in Dachel, nicht viele Arten mehr sammelte. Dagegen ist 
diese Flora ausserordentlich arm an eigenthümlichen Formen. Es 


256 


lässt sich in der Oasenflora leicht ein einheimischer und ein ein- 
gewanderter, an die menschliche Kultur gebundener Bestandtheil 
unterscheiden , welcher letztere an Artenzahl der weitaus über- 
wiegende ist. Der erstere setzt sich aus meist sehr verbreiteten 
Arten des Wüstengebietes, z. B. Maerua crassifolia, Calotropis 
procera, Haplophyllum tuberculatum, Sodada decidua, Francoeuria 
erispa, Bassia muricata, Rumez vesicarius, Rhabdotheca chon- 
drilloides, Trichodesma africanum zusammen; auffallend ist das häu- 
fige Vorkommen der zwerghaften Mimosee Prosopis Stephaniana 
in den libyschen Oasen, einer orientalischen Pflanze, welche im Nil- 
thal, selbst der Gegend von Alexandrien völlig fehlt. Dann finden 
sich einige Wasser- und Sumpfgewächse von kosmopolitischer oder 
wenigstens gerontogeischer Verbreitung mit Epilobium hirsutum, 
Apium graveolens, Gnaphalium luteo-album, Samolus Valerandi, 
endlich einige Halophyten, wie Suaeda monoeca, welche bis 4 Meter 
hohe, tannenähnliche Gebüsche bildet, Frankenia pulverulenta. Unter 
den Pflanzen des Kulturbodens sind Arten des Mediterrangebietes 
weitaus überwiegend; gerade die verbreitetsten und in grösster In- 
dividuenzahl auftretenden Arten geben der Flora der Aecker und 
Gärten einen durchaus europäischen Anstrich wie Erodium malacoi- 
des, Calendula sp., Anagallis arvensis in drei Farbenvarietäten, am 
häufigsten mit blauer Korolle, demnächst mit scharlachrother, endlich 
fleischroth blühend. Sehr auffällig und an das Vorkommen der Pro- 
sopis erinnernd ist das häufige Auftreten des orientalischen Dianthus 
Cyri in den Kulturen um Dachel und Chargch. Natürlich fehlt es 
auch nicht an einzelnen Typen aus der Flora des Nilthals, wie: Enar- 
throcarpus Iyratus, Silene villosa, Abutilon muticum, Lotus arabicus, 
Tephrosia Apollinea, Rhynchosia Memnonia, Erigeron aegypfiacus, 
Spitzelia coronopifolia, Euphorbia arguta, Andropogon annulatus; in-. 
dess an Individuenzahl, z. Th. auch an Verbreitung treten sie weit hinter 
die Arten der Mittelmeerflora zurück; zwei im Nilthal gemeine Arten, 
Coronopus niloticus u. Trigonella hamosa wurden in der Oase Dachel 
nur je an einer Stelle beobachtet und eine Anzahl der verbreitetsten 
und auffallendsten Arten des Nilbodens, wie Glinus lotoides, Cotula 
anthemoides und Crozophora plicata fehlen in den Oasen ganz. 
Diese Thatsachen scheinen zu dem Schlusse zu berechtigen, dass die 
ersten Ansiedler, welche die Oasen in Besitz nahmen und dort wahr- 
scheinlich die Kultur des Weizens, der Gerste und des Oelbaums ein- 
führten, nicht aus dem Nilthale, sondern von Nordwesten her, zunächst 
aus der Cyrenaica gekommen sind, ein pflanzengeographischer Schluss, 
welcher durch die historischen Aufklärungen über die Oasenbewoh- 
ner, die unser berühmte Landsmarn, Prof. Brugsch, in der Sitzung 
des aegyptlischen Instituts am 18. April d. J. aus den altägyptischen 
Monumenten gab, in überraschender Weise bestätigt wurde. Dagegen 
ist die jetzt in Dachel und Chargeh (nicht in Farafreh) in grösstem 
Massstabe betriebene Reiskultur erst im Mittelalter eingeführt, und glaube 
ich nicht zu irren, wenn ich dieser die Einführung einiger tropischer 
Wasserpflanzen, wie: Jussieua repens und Najas graminea zuschreibe. 


257 


Auffallend gering ist in einem so nahe dem Wendekreise gelegenen 
Gebiete die Anzahl tropischer Kosmopoliten, wie: Sida spinosa, Car- 
diospermum Halicaccabum und Boerhaavia diffusa. Dr. Schweinfurth 
und ich beabsichtigen unsere Ausbeute gemeinschaftlich zu bearbei- 
ten, und werde ich im Auftrage des Hofr. Dr. G. Rohlfs Sammlungen 
an die bedeutendsten Museen verabfolgen lassen. Schliesslich erwähne 
ich noch, dass ich am linken Nilufer oberhalb Esneh einige Exem- 
plare der bisher nur aus Abyssinien und von den Nilufern in Sen- 
naar und Nubien bekannte merkwürdige Rubiacee Theiodes octodon 
Rich. auffand, welche Pflanze möglicher Weise nur vorübergehend 
angeschwemmt ist, sich vielleicht aber auch wegen ihrer Kleinheit 
der Aufmerksamkeit der nicht zahlreichen Botaniker, die in Ober- 
Aegypten gesammelt haben, entzogen haben kann. 
P. Ascherson. 


Berlin, 15. Juli 1874. 


Herr Boissier schreibt mir soeben, dass Theiodes octodon schon 
vor mir in Oberägypten und zwar von ihm selbst 1845 bei Theben 
und von Kralik bei Farschut gesammelt wurde. Er identifizirt diese 
Pflanze mit Oldenlandia sabulosa DC. vom Senegal und Karamy- 
schewia hedystoides F. M. von Transkaukasien (Lenkoran), Lasistan 
und Syrien (Beirut) und würde somit das Vorkommen im Nilgebiete 
die Lücke zwischen dem westafrikanischen und vorderasiatischen Ver- 
breitungsbezirk ausfüllen helfen. P. Ascherson. 


—e 00. 


Personalnotizen. 


— Dr. Schweinfurth erhielt von der geographischen Ge- 
sellschaft in London für seine Forschungen in Afrika die goldene 
Medaille. 

— Franz Krasan, Prof. in Krainburg in Krain, ist als solcher 
an das Staatsgymnasium in Cilli in Steiermark übersetzt worden. 

— Josef Pantocsek wurde von der L. C. Akademie der 
Naturforscher zu ihrem Mitgliede gewählt. 


—- —esoa ss — 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kais. Akad. der Wissenschaften 
am 16. April in Wien legte Prof. Wiesner eine Abhandlung: „Ueber die 
Beziehungen des Lichtes zum Chlorophyll* vor. Die wichtigeren Er- 
gebnisse dieser Arbeit sind in Kürze folgende: Die am meisten leuch- 
tenden Strahlen des Lichtes besitzen unter allen Antheilen des Sonnen- 
spektrums nicht nur die höchste Assimilationskraft; sie sind es auch, 


258 


welche die Entstehung des Chlorophylis am raschesten bedingen und 
diesen Körper am kräftigsten zerstören. Dieser Satz ist theilweise 
eine Bestätigung von Untersuchungen Anderer. Alle Theile des sicht- 
baren Sonnenspektrums haben die Fähigkeit, Chlorophyll zu bilden 
und zu zerstören, wie denselben nach den Untersuchungen Anderer 
auch die Fähigkeit zukommt, die Assimilation der Kohlensäure und 
des Wassers im Chlorophylikorn zu bewerkstelligen. Nicht alle che- 
mischen Arbeiten im Chlorophylikorn werden, wie bis jetzt ange- 
nommen wurde, vorzugsweise durch die schwächer brechende Hälfte 
des Sonnenspektrums vollzogen; wohl gilt diess für die Assimilation 
der Kohlensäure, für die Entstehung und Zerstörung (Oxydation) des 
Chlorophylis im Lichte, nicht aber für die Zerstörung (Oxydation) des 
Xanthophylis im Lichte, welche vorzugsweise durch die Strahlen der 
stärker brechenden Hälfte des Spektrums, naınentlich durch die sog. 
chemischen Strahlen hervorgerufen wird. Die Helligkeit, bei welcher 
das Ergrünen beginnt, ist eine viel geringere als diejenige, bei 
welcher die Zerstörung des Chlorophylis anhebt. Die Helligkeiten, 
bei welcher das Chlorophyll zerstört wird, fallen, so weit sich diess 
durch Versuche feststellen lässt, mit jenen zusammen, bei welchen 
im Chlorophylikorn Kohlensäure und Wasser assimilirt werden. Hier- 
aus folgt, dass das Chlorophyll kein direktes Produkt der Assimilation 
ist, die Entstehung dieses Körpers vielmehr bereits organische Sub- 
stanz voraussetzt, und dass die Zerstörung (Oxydation) des Chloro- 
phylls in den Assimilationsprozess verwickelt ist. Chlorophyll- und 
Xanthophylllösungen bleiben im Dunkeln, selbst bei Gegenwart von 
gewöhnlichem (inaktivem) Sauerstoff unverändert. Im Lichte entfärben 
sich beide bei Sauerstoffzutritt. Es wurde im Widerspruche mit Tir- 
mirjaseff und in theilweiser Uebereinstimmung mit Gerland gefunden, 
dass die im Lichte vor sich gehende Verfärbung des Chlorophylis 
(und Xanthophylis) ein Oxydationsvorgang ist, welcher bei Gegen- 
wart von inaktivem Sauerstoff nur im Lichte stattfindet. — In Lö- 
sungsmitteln, welche, wie z. B. Terpentinöl, den absorbirten Sauer- 
stoff in Form von Ozon enthalten, wird das Chlorophyll auch im 
Dunkeln zerstört. Dass das Ergrünen vergeilter Pflanzentheile im 
Sonnenlichte langsamer als im diffusen erfolgt, ferner in zerstreutem 
Lichte erwachsene, intensiv grüne Pflanzen bei sehr greller Beleuch- 
tung blässer werden und erst bei mässiger Beleuchtung wieder ihre 
sattgrüne Färbung annehmen, ist lange bekannt, aber bis jetzt un- 
richtig erklärt worden. Diese Erscheinungen beruhen einfach darauf, 
dass bei hohen Lichtintensitäten mehr Chlorophyll zerstört als ge- 
bildet wird. 

In einer weiteren Sitzung am 11. Juni legte Prof. Wiesner 
eine Arbeit des Herrn Emil Schuhmacher aus Luzern: „Beiträge zur 
Morphologie und Biologie der Alkoholhefe* vor, welche im pflanzen- 
physiologischen Institute der Wiener Universität ausgeführt wurde. 
Reess hat bekanntlich vor einigen Jahren nachgewiesen, dass die 
Hefe sich nicht ausschliesslich durch Sprossung fortpflanzt, sondern 
dass bei Kultur der Hefe auf festen Substraten im feuchten Raume 


259 


durch endogene Bildung neue Zellen entstehen, welche von ihm als 
Ascosporen angesehen werden. Wenn sich diese Auffassung auch 
mit Recht bekämpfen lässt, so steht doch fest, dass sich die Hefe 
unter Umständen auch durch freie Zellbildung vermehrt, wodurch ein 
neues Kriterium für diesen Organismus gegeben ist. Die Resultate 
von Reess beziehen sich wohl auf Bier-, nicht aber auf Branntwein- 
hefe, welche letztere er als eine Kulturvarietät von Saccharomyces 
cerevisiae Meyen ansieht. Diese Aussage ist indess nur als eine Ver- 
muthung aufzufassen, da Reess über diese Hefeart keine eingehen- 
deren Versuche angestellt hat. Schumacher konstatirte, dass sich 
auf gewissen, im feuchten Raume lange haltbaren Substraten, nament- 
lich auf frischen, ausgeschnittenen Kartoffeln auch aus den Zellen 
der Branntweinhefe (Presshefe) die fragliche Ascus-Form erziehen 
lasse. Die „Ascosporen“ erscheinen in der Regel erst nach Wochen, 
während sie bei der Bierhefe schon nach einigen Tagen fertig ge- 
bildet sind. Die zweite Frage, mit deren Lösung sich Schumacher 
beschäftigte, betrifft die niedrigsten Temperaturen, welche die Hefe 
lebend zu ertragen vermag. Schon Cagniard-Latour und später Mel- 
sens haben dargethan, dass Hefe, welche einer Temperatur von —60° 
bis —91° C. ausgesetzt war, ihre Gährkraft nicht gänzlich eingebüsst 
hat. Da aber durch Versuche von Manassäin konstatirt wurde, dass 
auch todte Hefe eine — freilich nur begrenzte — Zuckermenge zur 
Vergährung bringen kann, so ist es nicht mehr erlaubt, aus den Ver- 
suchen der beiden erstgenannten Forscher zu folgern, dass Hefe die 
Einwirkung so niedriger Temperatur überlebt. Es ist vielmehr zur 
Entscheidung dieser Frage nothwendig, zu untersuchen, ob eine so 
weit abgekühlte Hefe noch fortpflanzungsfähig ist. Schuhmacher fand, 
dass selbst eine Hefe, welche der niedrigsten Temperatur ausgesetzt 
war, die er überhaupt erzielen konnte (—113° C.; durch Mischung 
fester Kohlensäure mit Aether unter der Lufipumpe) in Zuckerlö- 
sungen noch zur Sprossung zu bringen war. Es zeigt sich mithin 
neuerdings, welch’ resistenter Organismus die Hefe ist. Sie erträgt 
im trockenen Zustande durch Stunden hindurch eine Temperatur von 
100° C. (Wiesner), durch kürzere Zeit hindurch in eben diesem Zu- 
stande sogar eine Erwärmung auf 130° (M. Manassein), und geht 
als Organismus noch nicht zu Grunde, wenn sie im normalen wasser- 
hältigen Zustande auf eine Temperatur, von —1130 C. und wahr- 
scheinlich noch darunter, gebracht wird. 





Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Oborny mit Pflanzen aus 
Mähren. — Von Herrn Winkler mit Pfl. aus Spanien. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Burian, Dr. Tau- 
scher, Brandmayer, Andorfer. 


260 


Aus Schlesien: Alnus autumnalis, Bidens minima, Cineraria 
rivularis, Comarum palustre, Nymphaea semiaperta, Potamogeton 
obtusifolius, P. pusillus, Primula elatior, Pyrola umbellata, Teesda- 
lia nudicaulis, Trifolium medium, Pteris aquil. v. lanuginosa u. a., 
eing. von Plosel. 

Aus Mähren: Anemone pratensis, A. Pulsatilla, Aquilegia 
vulgaris, Dictamnus Frazinella, Lonicera caprifolium, Reseda luteola 
u. a., eing. von Oborny. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie 
zu 6 fl. (4 Thlr.) abgegeben werden. 





Wohnungswechsel. 


Vom 13. August an wohne ich: V. Bez., Hartmanngasse Nr. 13, 
2. Stock, Thür Nr, 9. 
Skofitz. 


ET — 


Inserate. 


Der Gefertigte wünscht mehrere Centurien gut getrockneter und instruc- 
tiver Zier- und zum ökonomischen oder technischen Zwecke kultivirte Pflanzen 
zu kaufen. Anträge wären gegen Einsendung des betreffenden Doubletten-Ver- 
zeichnisses und Angabe des Preises pr. Genturie zu übermitteln: 


Dr. Schlosser, 


Statthalterei-Rath und Landesprotomedicus in Agram, 





Meinen botanischen Freunden und Korrespondenten zur Nachricht, dass 
ich Zosice verlassen und nun bleibend in Czestochöw ansässig geworden, in- 
dem ich dort eine Apotheke gekauft. Etwaige Briefe und Sendungen bitte da- 
her unter dieser Adresse. 


Ferdinand Karo, 
Apotheker. 


Soeben erschien im Verlage von Hermann Davis in Jena: 


Untersuchungen 


über die 


Lebermoose. 


Von 
Dr. Hubert Leitgeb, 


Professor der Botanik in Graz. 


I. Heft: Blasia pusilla. 
gr.4. Mit 5 Tafeln. — 3 Thlr. 20 Ser. 





Hedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der C. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift ° & die freidurel die Post he- 
erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind 
den Rrsten jeden Monats, blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe (Wieden, Neumang. Nr. 7) 


eo w. Gärtner, Öekonomen, Forsimänner, Aerzte, 


(5 Thlr. 10 Ngr.) Z Im Wege des 
anzjährier, oder mit N a ‚pp Buchhandels übernimmt 
dm ö.Ww.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheker und Techniker. Pränumeration 
halbjährig. €. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 9 so wie alle übrigen 
15 kr. öst, W. 7 Buchliandlungen, 





XXIV. Jahrgang. WIEN. September 1874. 


INHALT: Wanderfähigkeit der Bäume und Sträucher. Von Dr. Focke. — Aus dem pflanzenphys. 
lustitute der Wiener Universität. Von Dr. Wiesner. — Zur Flora von Niederösterreich. Von J. 
Kerner. — Das Kalniker Gebirge. Von Dr. Schlosser. — Literaturberichte. Von W., R. — Corre- 
spondenz, Von Strobl, Thümen. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — 
Botanischer Tauscliverein. 














Die Wanderfähigkeit der Bäume und Sträucher. 
Von Dr. W. ©. Focke. 


Die Verbreitung der Gewächse wird in ausserordentlich zahl- 
reichen Fällen durch die besondere Beschaffenhe# ihrer Früchte und 
Samen erleichtert. Eine Uebersicht über die bekannten Verbreilungs- 
mittel der Pflanzen hat kürzlich Fr. Hildebrand in einer besonderen 
Schrift (die Verbreitungsmittel der Pflanzen, Leipzig 1873) zusammen- 
gestellt. 

Es dürfte indess der reiche Stoff damit noch lange nicht er- 
schöpft sein, und wird es hoffentlich ein gewisses Interesse gewähren, 
wenn die folgenden Zeilen vorläufig auf eirige Punkte aufmerksam 
machen, die von Hildebrand nicht berührt sind. 

Die Früchte der Bäume und Sträucher lassen sich im Allge- 
meinen in zwei grosse Klassen scheiden, in fleischige und nicht 
fleischige. Von den letzteren lassen sich wieder zwei Abiheilungen 
bilden, die flugbefähigten und ungeflügelten. 

Unter den Bäumen und Sträuchern mit nicht fliegenden Frucht- 
ständen, Früchten und Samen sind zunächst die Nussfrüchtier 
hervorzuheben, die wir als Balanocarpi bezeichnen können. Es ev- 
hören dahin die Früchle mit grossen, schweren, mehligen Samen, 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1874 18 


262 


wie die Eichen, Buchen, Kastanien, Haselnüsse, Wallnüsse, Rosska- 
stanien, Mandeln. Unter den Produkten tropischer Gewächse sind es 
die Paranüsse, Elfenbeinnüsse, Coccosnüsse u. s. w., welche Beispiele 
dieser Fruchtform bieten. 

Offenbar enthalten solche Nussfrüchte eine reichliche Menge von 
Nahrungsstoff, sie werden daher eifrig von Thieren aufgesucht. Sie 
werden in der Regel von Bäumen hervorgebracht, die eine sehr 
lange Lebensdauer haben und im Laufe der Jahre eine ausserordent- 
liche Menge von Samen liefern. Nur aus sehr wenigen dieser Samen 
kann ein neuer Baum hervorgehen. Der Vortheil, den diese Samen 
durch ihre Grösse für ihre Verbreitung geniessen, liegt vorzüglich 
darin, dass sie durch Thiere verschleppt werden. Nagethiere sammeln 
sich Vorräthe von Eicheln und Nüssen, die keineswegs immer voll- 
ständig aufgezehrt werden; grössere Vögel, Eichhörnchen u. s. w. ver- 
schleppen solche Früchte und lassen gelegentlich einzelne wieder fallen; 
überhaupt gehen von derartigen Früchten gewiss sehr viele verloren, 
während sie von Thieren an einen Versteckplatz gebracht werden sollen. 
Offenbar ist für solche Baumfrüchte ihre Grösse und Nahrhaftigkeit 
ein Vortheil. Unter einer kräftigen Eiche bleiben Jahrhunderte lang 
alljährlich Tausende von Eicheln liegen; keine ‚einzige derselben hat 
Aussicht, zu einem Baume heranzuwachsen. Es werden aber alljähr- 
lich vielleicht auch mehrere tausend Eicheln dieses Baumes durch 
Thiere verschleppt und grossentheils verzehrt; von diesen Eicheln 
gehen aber auch einige Dutzend verloren und haben Aussicht, junge 
Bäume zu liefern. Es ist unter günstigen örtlichen Verhältnissen gar 
nicht schwer zu beobachten, wie junge Eichen bis in eine Entfernung 
von mehreren hundert Schritten von einem Eichengehölz oder einer ein- 
zelnen Eiche zahlreich aufspriessen; in grösseren Entfernungen werden 
sie seltener. Es ist zugleich klar, dass bei der durch Thiere bewirk- 
ten Aussaat ein Eichenwald sich eben so leicht, ja durchschnittlich 
leichter bergaufwärts verbreiten kann, als bergabwärts. Dagegen 
werden breite Flüsse, Meeresarme, Wüsten und Steppen ein entschie- 
denes Verbreitungshinderniss für derartige Pflanzen mit schwerem Sa- 
men sein. Eine Ausnahme machen natürlich solche Früchte, welche, 
wie die Coecosnüsse und Snychellennüsse, zugleich befähigt sind zu 
schwimmen. Abgesehen von derartigen besonderen Fällen werden 
wir annehmen müssen, dass die Nussfrüchtler stets zusammenhän- 
gende Verbreitungsbezirke gehabt haben, und wir werden finden, 
dass diess in hohem Masse noch heute der Fall ist 

Beiläufig — und im Gegensatze zu Hildebrand — sei hier noch 
erwähnt, dass auch die grossen nahrhaften Samen krautiger Pflanzen, 
z. B. von Zea, Helianthus annuus, mancher Disteln als ein Vorzug 
und nicht als ein Nachtheil für die Verbreitung betrachtet werden 
müssen. 

Eine zweite Gruppe von Holzgewächsen bilden die Flugsamer 
(Plerospermi). Diese Pflanzen sind vorzugweise auf die Verbreitung 
durch den Wind angewiesen, und ist es für diesen Zweck ohne Be- 


lang, ob die Flugvorrichtung am Samen, an der Frucht oder am 


263 


Fruchtstiel sich befindet. So sehr die Flugvorrichtungen bei Linden- 
und Ahornarten auch morphologisch verschieden sind, so dienen sie 
doch demselben Zwecke. Zu den Flugsamern im weitesten Sinne sind 
arıch die Pflanzen mit Blasenschoten zu rechnen, wie Colutea und Sta- 
phylaea, obgleich diese Fruchtformen vielleicht eben so sehr durch 
Thiere oder durch fliessendes Wasser, als durch den Wind verbreitet 
werden. Manche Flugsamen sind verhältnissmässig schwer und werden 
nicht sehr weit fliegen können; dahin gehören die Linden, Eschen, 
Ahorne, die meisten Tannen und Kiefern, ferner: Paliurus, Ptero- 
carya, Ptelea u. s. w. Zu einem weiteren Fluge sind die Samen von 
Carpinus, Ostrya, Betula, Alnus, Ulmus, Rhus Cotinus, Lirioden- 
dron u. Ss. w. befähigt, während die Tamarisken-, Weiden und Pappel- 
samen durch ihre grosse Leichtigkeit auch die beträchtlichste Flug- 
kraft besitzen. 

In Allgemeinen zeigen die flugsamigen Gewächse eine weit 
grössere Wanderfähigkeit als die Nussfrüchtler, wenigstens als die- 
jenigen, welche nicht schwimmen. Isolirte oder neugebildete Stand- 
orte, beweglicher Boden u. s. w. werden am leichtesten von den 
flugsamigen Gewächsen besiedelt. Im äussersten Norden, wo sich nur 
wenige Standorte für das Gedeihen von Bäumen und Sträuchern eig- 
nen, finden sich keine Nussfrüchtler mehr; flugsamige Nadelhölzer, 
Birken und Weiden sind an deren Stelle getreten. Ebenso ist es in 
den hohen Gebirgen, auf Felsen, an Flussufern, auf Sanddünen und 
Klippen am Meeresstrande. Allein die flugsamigen Bäume, namentlich 
die Nadelhölzer, bilden auch zusammenhängende Waldungen, die sich 
über weite Landstriche erstrecken. 

Untersuchen wir nun die Verbreitungsaussichten der flugsamigen 
Holzgewächse, so finden wir, dass die Arten von beschränkter Flug- 
fähigkeit, wie die Linden, Eschen, Ahorne und Nadelhölzer keinen 
besonders grossen Vortheil vor den nussfrüchtigen Arten voraushaben. 
Sie eignen sich im Ganzen mehr für ungleichmässige, wechselvolle 
Bodengestaltung, für koupirtes Terrain. Breite Flüsse, weite, für Baum- 
wuchs ungeeignele Niederungen werden schon ein wesentliches Hemm- 
niss ihrer Verbreitung werden. Die besser fliegenden Samen der 
Birken und Ulmen vermögen dagegen bereits Meeresarme von meh- 
reren Meilen Breite zu überschreiten, viel leichter aber Gebirge 
und Ebenen auf dem Lande, wo sie auch nach einem ein- oder 
mehrmaligen Niederfallen wieder aufgewirbelt werden können. Bei 
den Weiden und Pappeln ist endlich die Flugfähigkeit fast unbe- 
grenzt. Die Samen der Salicineen reifen in Europa meist im An- 
fang des Sommers, wo Stürme selten sind; sie pflegen auch ihre 
Keimkraft bald einzubüssen. Diese Umstände beschränken natürlich 
die Ausbreitung der Samen, die sonst eine ausserordenllich grosse 
sein würde. 

In Ländern mit wechselnden Windrichtungen haben die flug- 
samigen Pflanzen Aussicht, sich nach allen Richtungen hin zu ver- 
breiten. In den tropischen und subtropischen Gegenden, wo konstante 
Winde wehen, ist diess aber keineswegs der Fall. Flugsamige Pflan- 

18* 


264 


zen können sich dort leicht von Osten nach Westen, aber schwer in 
umgekehrter Richtung verbreiten. Noch schwieriger ist es, vom Ae- 
quator aus mit Hilfe des Windes polwärts zu wandern. Dagegen ist 
es leicht, sich das Einwandern von flugsamigen Gewächsen aus den 
mittleren Breiten in die Tropen vorzustellen. Längs der Ostabhänge 
nordsüdlich streichender Gebirge und längs der Ostiküsten der Konli- 
nente konnten sie ohne Hinderniss in die tropischen Regionen ein- 
dringen. Dagegen muss ein Uebergang von der einen gemässigten 
Zone in die der anderen Halbkugel für diese Gewächse zu allen 
Zeiten ungemein schwierig gewesen sein, selbst wo Hochgebirge 
treffliche klimatische Zwischenstationen gewährt haben. 

Bei den allerleichtesten staubartigen Samen und namentlich bei 
den Sporen der Kryptogamen lässt sich allerdings eine Luftwanderung 
in umgekehrter Richtung denken. Gleich dem Passatstaube können 
sie mit dem Antipassat aus den Tropen in mittlere Breiten entführt 
werden. 

Die höheren Bäume gehören grössentheils entweder zu den 
Nussfrüchtlern oder zu den Flugsamern. Unter den kleineren Bäumen 
und namentlich im Untergebüsch der Wälder treffen wir dagegen 
vielfach auf Arten mit fleischigen Früchten. Von den Coniferen 
z. B. gehören die schlanken Tannen und Föhren meist zu den Flügel- 
samern, zum Theil auch zu den Nussfrüchtlern, die niedrigen Taxus- 
und Wachholder dagegen zu den Beerenfrüchtlern. Wir unterscheiden 
unter den Fleischfrüchten physiologisch drei verschiedene Gruppen, 
nämlich die Apfelfrüchte, welche sich durch weiche Kerne auszeich- 
nen, die Steinfrüchte mit grossen harten Samensteinen und die Bee- 
renfrüchte mit kleinen harten Steinen. Als Beispiele von Apfelfrüchten 
nennen wir die grossfrüchligen Pyrus- und Citrus-Arten, als Bei- 
spiele von Steinfrüchten die Pflaumen, Pfirsiche, Mispeln, Daiteln, 
wihrend Rhamnus, Ilex, Laurus, Morus, Rubus, Sorbus und die 
kleinfrüchtligen Prunus- Arten simmtlich zu den Beerenfrüchtlern ge- 
hören. Selbst die Feigen, Granatäpfel und Hagebutten müssen wir als 
grosse Beeren bezeichnen. Die gewohnte morphologische Eintheilung 
der Früchte wird somit durch die hier vorgeschlagene Unterschei- 
dungsweise vollständig ausser Acht gelassen. Die Fruchtbildung von 
Me a Pyrus und Sorbus ist bekanntich nur wenig verschieden, 
während andererseits Rhamnus, Morus und Prunus Padus morpho- 
logisch sehr wenig Gemeinsames zeigen. Es werden indess in der 
Natur dieselben Zwecke oft auf sehr verschiedenen Wegen erreicht; 
die funktionelle Bedeutung einer Frucht ist daher völlig unabhängig 
von ihrer morphologischen Bildung. 

Wir unterscheiden somit unter den Pflanzen mit fleischigen Früch- 
ten funktionell drei verschiedene Reihen: Apfelfrüchtler (Pomiferi), 
Steinfrüchtler (Pruniferi) und Beerenfrüchtler (Bacciferi). 

Die Apfelfrüchte haben als Verbreitungsmittel für die Pflanzen 
einen ähnlichen Werth wie die Nussfrüchte. Des geniessbaren Flei- 
sches wegen wird die Apfelfrucht verschleppt, so dass die zufällig 
liegen bleibenden Früchte sowohl als die verschmähten Kerne an 


265 


ziemlich entfernten Orten keimen können. Günstiger noch gestaltet 
sich diess Verhältniss für die Pllaumenfrüchte, deren harter Same un- 
geniessbar ist und daher stets liegen bleibt. Die kleinen Pflaumen- 
früchte werden von manchen Thieren mit dem Steine verschluckt 
und verhalten sich dann wie die Beerenfrüchte, deren Bau darauf 
berechnet ist, dass das weiche Fleisch verzehrt wird, während die 
harten Kerne den Darmkanal der Thiere unbeschädigt durchwandern. 
Die Exkremente, mit denen sie niederfallen, erleichtern nicht selten 
durch Erweichung der harten Samenschale den Vorgang der Keimung. 

Die Beerenfrüchtler finden sich am häufigsten unter und zwi- 
schen anderem Gehölz, in Waldungen, namentlich am Rande der- 
selben und in Lichtungen. Sie finden sich ferner auf Felsvorsprüngen 
und zwischen Steingeröll, auf Bergkuppen und Hügeln. So massenhaft 
aber auch manche Beerenfrüchtler auftreten, so pflegen sie siets eine 
gewisse Beziehung zu höheren Biumen und Sträuchern zu zeigen. 
Die Vaceinien wachsen nicht so frei in geschlossenen Massen, wie 
etwa Calluna, Erica, Rhododendron; sie lehnen sich stets an Ge- 
hölze oder Baumgruppen. Empetrum und Arctostaphylos finden sich, 
wo sie nicht unter Bäumen wachsen, meistens auf hügeligem Terrain, 
nicht auf den flachen Haiden. Juniperus-, Taxus-, Sorbus-, Ilex und 
Rhamnus-Arten treten häufig genug, ja massenhaft auf, bilden aber 
fast niemals geschlossene Bestände für sich, was doch bei anderen 
Holzarten immer hie und da vorkommt. 

Diese Eigenthümlichkeit in der Verbreitung der Beerenfrüchtler 
hängt offenbar damit zusammen, dass die Vügel, welche die Beeren 
vorzugsweise verzehren, in der Regel auf Bäumen sitzend ihre Ex- 
kremente fallen lassen. Manche Vögel setzen sich auch, namentlich 
in Ermangelung von Bäumen, auf Hügel, Steinhaufen, Felsspitzen 
u. s. w. Die Beeren der niedrigen Sträucher werden sicherlich nicht 
selten auch von Säugethieren gefressen und verbreitet, sie sind daher 
auch nicht so an die Bäume gebunden. Indess sind doch Beerenpllan- 
zen in Wiesen selten; Rubus Chamaemorus ist ein Beispiel einer 
krautigen, beerentragenden Wiesenpflanze, die vermuthlich vorzugs- 
weise durch Hirscharten (Rennthier) und Rinder verzehrt und ver- 
breitet wird, obgleich sie an ihre entlegenen Standorte durch Vögel 
verschleppt sein mag. 

Bei der Schnelligkeit, mit welcher Vögel weite Reisen zurück- 
legen, ist die Verbreitung der Samen von Beerenfrüchtlern ausser- 
ordentlich erleichtert. Zu den regelmässigen und willkürlichen Reisen 
der Vögel kommen dann noch die häufigen unabsichtlichen, welche 
durch Stürme veranlasst werden. Die Verbreitung von Beerenge- 
wächsen ist daher fast in unbegrenzter Weise möglich; eine Pflanze, 
die durch eine Vogelart an einen entfernten Standort verschleppt ist, 
kann schon einige Jahre später von dort durch eine andere Art noch 
viel weiter fortgeführt werden. Im Allgemeinen ist indess die Walır- 
scheinlichkeit einer so weiten Verschleppung nicht gross, vielmehr 
werden die Beerenpflanzen sich in ihrem Vorkommen gewiss vielfach 
von der Verbreitung einzelner Vogelarten abhängig zeigen. 


266 


Aus diesen Betrachtungen geht hervor, dass die Nussfrüchtler — 
mit Ausnahme der schwimmenden — stets ein zusammenhängendes 
Festlandsareal bewohnen müssen. Wo diess nicht der Fall ist, wird 
eine ehemalige Landverbindung zwischen den getrennten Wohnge- 
bieten oder eine vielleicht sehr frühe Uebertragung durch Menschen 
anzunehmen sein. In besonderen Fällen können Meeresströmungen 
ganze fruchttragende Bäume fortgeführt haben, und können nach der 
Strandung die Früchte durch Thiere verschleppt sein. Dass eine solche 
angespülte Frucht unmittelbar am Meeresstrande einen Baum liefern 
sollte, ist mindestens unwahrscheinlich. — Ziemlich ähnlich gestalten 
sich die Aussichten für Apfelfrüchte und grosse Pflaumen. Auch bei 
diesen scheint die Möglichkeit eines sprungweisen Wanderns ohne 
Beihilfe des Menschen sehr gering zu sein. 

Bei den Flugsamern ist bereits darauf hingewiesen worden, 
dass dieselben nur zum Theile eine wirklich bedeutende Wanderfähig- 
keit besitzen, und dass ausserdem in vielen Gegenden ihre Verbrei- 
tung durch herrschende Winde beschränkt oder in eine bestimmte 
Richtung gewiesen wird. 

Das Ueberspringen von Landstrecken, welche sich nicht für die 
betreffenden Baumarten eignen, ist den Flugsamern indess ungleich 
leichter gemacht, als den Nussfrüchtlern. Grössere Meeresarme können 
nur die allerleichtesten Samen, z. B. die der Salicineen und Tama- 
riscineen, überschreiten. Die mit solchen Samen ausgerüsteten Arten 
sind daher auch besonders zu sprungweisen Wanderungen befähigt. 
Weit grösser ist indessen natürlich die Wanderfähigkeit der Beeren- 
früchtler. 

Man darf übrigens bei diesen Untersuchungen nicht vergessen, 
dass bei allen auf Insektenbefruchtung angewiesenen Pflanzen die 
Möglichkeit einer Ansiedlung an fremden Standorten auch von der 
Anwesenheit entprechender Insekten abhängig ist. Auf entlegenen In- 
seln mit einer armen Flora finden die blüthenbesuchenden Insekten 
keine Nahrung, während den Blüthen umgekehrt die Möglichkeit der 
Befruchtung fehlt. Aus demselben Grunde ist die Uebertragung zwei- 
häusiger Gewächse auf entlegene Inseln schwierig. 

Ein Beispiel von den Vortheilen, welche die Beerenfrüchtler 
bei Besiedelung entlegener Standorte geniessen, liefern die Azoren 
und Madeira. Während wir sonst nussfrüchlige Eichen, Buchen und 
Kastanien oder flügelsamige Nadelhölzer und Birken die Hauptmasse 
der Waldungen bilden sehen, finden wir auf den einsamen Inseln des 
atlantischen Ozeans fast ausschliesslich beerentragende Bäume und 
Sträucher. Lorbeeren sind dort die herrschenden Waldbäume, neben 
denen sich beerenfrüchtige Bäume und Sträucher der verschiedensten 
Art vorfinden. Die einzigen Ausnahmen bilden ein paar Leguminosen, 
einige Arten mit feinen staubigen oder fliegenden Samen, wie Salix, 
Erica, Calluna, Menziesia, sowie einzelne Exemplare von Pittospo- 
rum, einer Galtlung, deren harzumflossene Samen muthmasslich durch 
Ankleben an den Vogelkörper verbreitet werden. Unter den fossilen 
Pflanzenabdrücken von San Jorge auf Madeira hat Heer allerdings 


267 


Ulmen- und Haselnussblätter zu finden geglaubt, allein Lowe hat 
darauf aufmerksam gemacht, dass beides Brombeerblätter seien. Lowe 
hat schwerlich daran gedacht, dass das ehemalige Vorkommen nuss- 
artiger Früchte auf Madeira an und für sich unwahrscheinlich sei; 
seine Beurtheilung der fraglichen Blätter ist daher gewiss nicht durch 
vorgefasste Meinungen beeinflusst gewesen. Bei Betrachtung der Heer'- 
schen Abbildung dürfte übrigens keinem Botaniker die Wahl zwischen 
Heer’s und zwischen Lowe’s Deutung schwer fallen; die dargestellten 
Blätter sind offenbar Rubus-Blättchen. 

Die Lorbeerhaine und die fast ausschliesslich beerenfrüchtigen 
Bäume und Sträucher der Azoren und Madeira’s beweisen, dass diese 
Inseln keine Bruchstücke eines ehemaligen Festlandes sind; weder 
ein Geologe noch ein Botaniker kann die Berechtigung einer Al- 
lantis-Hypothese in dem gewöhnlichen Sinne anerkennen. Es bleibt 
indess die Herkunft der krauligen Gewächse der atlanlischen Inseln zu 
erklären. 

Vorläufig wird man sich wohl mit der Annahme begnügen 
müssen, dass die ersten Samen auch dieser Pflanzen den Inseln durch 
Vögel zugeführt sind, in deren Gefieder oder an deren Füssen feinere 
Sämereien leicht haften bleiben können. Allerdings genügt auch diese 
Annahme noch nicht zur Erklärung aller einzelnen Thalsachen, so 
dass man schliesslich auch an eine Verbreitung durch die im Kropfe 
umgekommener Vögel vorhandenen Sämereien denken darf. Die Ver- 
breitung vieler Leguminosen wird auf diese oder eine ähnliche Weise 
erklärt werden müssen. — Ob die ersten Weiden- und Haidesamen 
durch den Wind oder durch Vögel auf die allanlischen Inseln gelangt 
sind, mag unerörtert bleiben. Die Vegetalion der Inseln St. Paul und 
Amsterdam, welche unter der den Azoren entsprechenden südlichen 
Breite liegen, mag in ihrer Armuth (6—10 Phanerogamen) als Bei- 
spiel dienen, um zu zeigen, was die beerenfressenden Vögel für die 
nordatlantischen Inseln geleistet haben. Es versteht sich von selbst, 
dass es vorzugsweise verschlagene Landvögel sein müssen, welche 
den entlegenen Inseln ihre Vegetation zuführen; schwimmende und 
tauchende Seevögel werden nicht leicht Sämereien mitbringen. 

Die Besiedelung der Inseln des atlantischen Ozeans ist nicht 
das Werk weniger Jahre oder Jahrhunderte gewesen; seltene Zu- 
fälle mögen daher im Laufe der Zeiten ihrer Flora allmälig eine Art 
nach der anderen zugeführt haben, aber als Vermittler aller dieser 
Zufälligkeiten werden wir uns vorzugsweise Vögel zu denken haben. 
Arten, die wir auf dem Festlande längst zu den untergegangenen, 
der Vorzeit angehörigen rechnen, sind auf den Inseln erhalten ge- 
blieben, z. B. Laurus canariensis und Viburnum rugosum, wulh- 
masslich gehören dahin auch alle anderen endemischen Arten der 
Inseln. Dafür sind aber diejenigen Pflanzenformen, welche gegen- 
wärtig auf dem Festlande die herrschenden geworden sind, wenig- 
stens vor Ankunft des Menschen nicht bis zu den Inseln vorge- 
drungen. 

Noch an eine andere, die einstige und ehemalige Verbreitung 


268 


der Pflanzen betreffende Thatsache mag hier erinnert werden. Die 
Pfianzen der südlichen gemässigten Zone, insbesondere diejenigen des 
Cap und Australiens, sind in ihrem Blüthenbau der Insektenthätigkeit 
eben so vollkommen angepasst, wie die Pflanzen der Tropen oder 
der nördlichen gemässigten Zone. Dagegen zeigt die Flora jener 
Länder eine sehr geringe Anpassung an die Wirbelthiere. Giftige 
Gewächse, Nuss-, Apfel-, Stein- und Beerenfrüchte sind selten, in 
Australien auch die stachligen Formen. Unter den wenigen vorhan- 
denen Beerenfrüchten gehört ein Theil offenbar ursprünglich tropi- 
schen Gebirgen oder selbst der nördlichen subtropischen Zone an. 
Südamerika zeigt nicht die gleiche Armuth an Beeren und Nuss- 
früchten, wie Südafrika und Australien, allein die beerentragenden 
Gattungen sind auch hier meistens dieselben wie in den tropischen 
Gebirgen Südamerikas oder selbst in Nordamerika (Fuchsia, Berberis, 
Empetrum). Man kann im Allgemeinen behaupten, dass das ausser- 
tropische Südamerika bessere Verbindungen mit anderen kühlen Ge- 
genden besitzt als Südafrika und Australien. Selbst die Inseln des 
südlichen Ozeans, welche Amerika näher liegen (Falklandinsel, Tristan 
d’Acunha), haben einige Beerenfrüchte (Empetrum, Rubus, Nertera) 
und zugleich eine etwas reichere Form erhalten, als die zwischen 
Afrika und Australien gelegenen Inseln. 

Diese Betrachtungen zeigen, dass die Beziehungen zwischen 
Pflanzen und Wirbelthieren auf der südlichen Halbkugel ausserhalb 
der Tropen noch weit weniger entwickelt sind als auf der nördlichen, 
Auch der Mensch kann sich nur kümmerlich erhalten, wenn er ge- 
zwungen ist, von Farrn und Marsileen zu leben. Je genauer man 
alle diese Verhältnisse erwägt, um so wahrscheinlicher wird es, dass 
die Entwicklung der Pflanzenwelt in den neueren geologischen Epo- 
chen wesentlich auf einer Anpassung an die Landwirbelthiere beruht. 
Die europäische Mioecänflora zeigt uns bereits diese Anpassung, die 
während der Kreide- und selbst während der Eocänperiode noch 
nicht vorhanden war. In Südafrika und namentlich in Australien und 
auf Neuseeland hat sich diese Anpassung noch nicht vollzogen. In 
anderen Gegenden, vielleicht in den Tropen, mag eine solche An- 
passung noch älteren Ursprungs sein als in Europa. Einer Wan- 
derung von Nussfrüchtlern und namentlich von Beerenfrüchtlern aus 
den tropischen Gebirgen nach Norden stellten sich natürlich nicht die 
Schwierigkeiten entgegen, wie einem gleicharligen Vordringen der 
Flugsamer. 

Wer es in Zukunft unternimmt, Untersuchungen über die Ver- 
breitung der Pflanzen in den verschiedenen Gegenden der Erde 
anzustellen, wird nicht umhin können, die Beziehungen zwischen 
Thier- und Pflanzenwelt eingehend zu würdigen. Die vorstehenden 
Betrachtungen eröffnen Blicke auf neue fruchtverheissende Aufgaben 
der Wissenschaft von der örtlichen Verbreitung der Pflanzen. Es gilt 
zunächst auf diesem unbetretenen Gebiete Wege zu bahnen. 


3remen, am 1?2. Juli 1874. 


öße 


269 


Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes 
der Wiener Universität. 
Mitgetheilt von Prof. Wiesner. 


II. 


Ueber ein neues Vorkommen von Zwillingsspaltöffnungen. 
Von Karl Mikosch. 


Es ist hinlänglich bekannt, dass die Spaltöffnungen entweder 
mehr oder minder gleichmässig zwischen den Oberhautzellen der 
Epidermis auftreten oder in letzterer gruppenweise vorkommen. Die 
Spaltöffungsgruppen bilden wie bei den Blättern der Gramineen oder 
Coniferen Reihen, oder, wie diess beispielsweise an den Blättern der 
Saxifraga sarmentosa und an Begonienblättern beobachtet wurde, 
Inseln im spaltöffnungslosen Oberhautgewebe; endlich wurde in neue- 
rer Zeit die Auffindung gemacht, dass Spaltöffnungen auch paarweise 
auftreten können. Diese „Zwillingsspaltöffnungen“ wurden von Güm- 
bel!) entdeckt und später von Pfitzer?) und Zingeler?) genauer 
untersucht. Bis jetzt wurden diese paarweise auitretenden Spaltöff- 
nungen an den Blättern einiger Liliaceen, Gramineen, Cyperaceen und 
Begoniaceen aufgefunden. 


Ehe ich meine Beobachtungen über das Vorkommen und die 
Entstehung der Zwillingsspaltöffnungen an den Samenlappen des Hanfes 
(Cannabis sativa) mittheile, sei es mir zunächst erlaubt, um Missver- 
ständnissen vorzubeugen, anzuführen, dass die Schliesszellen der Zwil- 
lingsspaltöffnungen im Gewebe sich unmittelbar berühren, während 
in den Spaltöffnungsreihen und Spaltöffnungsinseln in der Regel mehr 
oder minder zahlreiche Epidermiszellen zwischen den eigentlichen 
Spaltöffnungen liegen, 


Die Oberhaut der Samenlappen des Hanfes ist zur Zeit der Sa- 
menreife noch vollkommen spaltöffnungsfrei. Sie besteht in diesem 
Stadium ihrer Entwicklung aus gleichförmigen, polyedrisch begrenzten, 
mit Aleuronkörnern erfüllten Zellen. 

Während der Keimung entwickeln sich, mag dieselbe am Lichte 
oder bei Ausschluss von Licht erfolgen, sowohl an der Ober- als 
Unterseite der Cotylen Spaltöffnungen, die theils einzeln, theils paar- 
weise auftreten. Es ist höchst bemerkenswerth, dass die Menge der 
sich ober- und unterseits an den Samenlappen entwickelnden Spalt- 
öffnungen davon abhängt, ob die ersteren ergrünen oder aus Mangel 
an Licht etioliren; denn an im Lichte erzogenen Cotylen fanden sich 
auf den Quadratmilliineter Oberhaut oberseits 19—21, unterseits 18— 





1) Nova Acta A. C. L, Vol. XXV, p. 372. 
?) Pringsheim’s Jahrb. VII. p. 525. 
») Pringsheim’s Jahrb. IX. p. 140. 


270 


26 Spaltöffnungen vor, während an etiolirten Keimlingen für die gleiche 
Fläche oberseits 14—24, unterseits bloss 5—13 Spaltöffnungen zu 
finden waren. 


Die ersten Theilungen im Oberhautgewebe, welche zur Bildung 
von Spaltöffnungen führen, beginnen am zweiten Tage der Kei- 
mung; am dritten Tage, wenn bei genügender Beleuchtung ein Er- 
grünen der Coiylen bereits eingetreten ist, finden sich bereits fertig 
gebildete Stomata vor. Nach vollendeter Theilung einer Spaltöffnungs- 
Mutterzelle liegen die Schliesszellen an ihrer Innenseite noch dicht 
aneinander, die Athemhöhle ist nur als kleiner dreiseitiger Intercellu- 
larraum unterhalb der angelegten Spaltöffnung angedeutet, und erst 
später treten die unterhalb gelegenen Zellen des Parenchyms, von 
der nach abwärts gekehrten Kante des genannten Intercellularraumes 
an, auseinander und formiren die Athemhöhle. Am sechsten Tage 
sind alle Spaltöffnungen völlig ausgebildet. Die über grünem Paren- 
chym gelegenen zeigen eine offene Spalte; hingegen sind die Spalt- 
öffnungen etiolirter Keimlinge in der Regel gänzlich geschlossen und 
die die Spalte bildenden Zellwände s-förmig gekrümmt. 


Ich gehe nun zur Mittheilung meiner Beobachtungen be- 
treffs Entstehung der Zwillingsspaltöffnungen an den Cotylen des 
Hanfes über. 


Wie schon Pfiizer zeigte, so können die Zwillingsspaltöffnungen 
entweder dadurch enisiehen, dass zufällig zwei Spaltöffnungen neben 
einander angelegt werden, oder aber in der Weise, dass aus einer 
bestimmten Mutterzelle das Spaltöffnungspaar hervorgeht. Letzteres 
ist auch bei den Cotylen von Cannabis der Fall. 


Ich habe gefunden, dass eine bestimmte, einer gewöhnlichen 
Oberhautzelle äquivalente Zelle sich durch Zweitheilung vermehrt, 
und die so entstandenen Tochterzellen entweder durch gleichzeitige 
Zweitheilung eine Zwillingsspaltöffnung hervorbringen, oder aber, 
dass bloss eine der beiden Tochterzellen eine Spaltöffnung erzeugt, 
während die andere sich nicht weiter vermehrt. Diese Zelle unter- 
scheidet sich von den gewöhnlichen Oberhautzellen durch ihre ge- 
ringe Grösse. 


Diese „Zellen“ finden sich an den Cotylen oberseits reichli- 
cher vor, da unterseils mehr Zw illingsspaltöffnungen zur Entwicklung 
kommen. 


—esseo— 


271 


Beiträge zur Flora Niederösterreichs. 


Von J. Kerner. 


II. 


= Salic Trevirani Spr. sec. Wimmer p. p. (subviminalis<X 
amydalina). 

Dass Bastarte, welche aus Salix viminalis L. und $. amygda- 
lina Koch entstanden sind, in mannigfaltigen, sehr abweichenden 
Formen erscheinen werden, ist wohl Jedem begreiflich, der die bei- 
den Stammeltern in ihren auffallenden Unterschieden gegen einander 
und bei jeder der Stammarten die verschiedenen Formen sich vor 
Augen hält. 

Es war daher für die Salikologen immer, insbesondere zu jenen 
Zeiten, wo man die Bastarte noch nicht als solche erkannt hatte, 
eine besondere Schwierigkeit, solche aufgefundene Weidenbastarle 
nach den vorhandenen botanischen Werken und den darin enthalte- 
nen Diagnosen und Beschreibungen der Weiden zu bestimmen, und 
so finden wir, dass Jeder, der die Diagnosen von Salix undulata, 
S. hippophaefolia und S. mollissima, — welche nun für Bastarte 
aus S. viminalis L. und S. amygdalina Koch gehalten werden, nicht 
von den ersten Autoren wörtlich abschrieb, sondern nach Weiden, 
die im Allgemeinen unter die Beschreibungen dieser genannten drei 
Weiden passten, zu vervollständigen suchte oder neu gab, eigentlich 
eine andere Weidenform beschrieb. 

S. viminalis L. erscheint allerdings mehr beständig und daher 
zeigen auch die von derselben abstammenden und zu ihr hin- 
neigenden Bastarte mit S. amygdalina Koch eine grössere Ueberein- 
stimmung unter sich und lassen sich auch gut unter die von Koch, 
Wimmer und Anderen als = Salix mollissima Ehrh. beschriebene 
Weide bringen und mit der Formel superviminalis><amygdalina be- 
zeichnen. 

Salice amygdalina Koch hingegen tritt, wenn sie gleich immer 
ihre charakteristischen Merkmale beibehält, in den mannigfaltigsten 
Formen auf, von welchen ich vorerst nur auf «. discolor Koch Syn. 
— Salic amygdalina L. der Aut. und ß. concolor Koch Syn. = 8. 
triandra L. der Aut. als zwei Hauptformen hinweise, deren jede 
wieder in verschiedener Gestalt, mit kürzeren oder längeren, brei- 
teren oder schmäleren, in den Blattstiel zugerundeten oder allmälig 
zusammengezogenen, kurz zugespitzten oder allmälig vorgezogenen, 
kürzer oder länger gestielten Blättern, mit kurzen nur 18”® langen, 
mit verlängerten über 60”” langen, dickeren oder dünneren Kätz- 
chen erscheint, und bei welchen Formen die sonst bei den meisten 
Weiden sich zeigende Erscheinung, dass mit breiteren und zugleich 
kürzeren Blättern auch kürzere Masse der Blüthentheile, beziehungs- 
weise kürzere und dickere Kätzchen, mit schmäleren uud zugleich 
längeren Blättern auch längere Masse der Blüthentheile, beziehungs- 


272 


weise längere und dünnere Kätzchen vereint sich finden, nicht als 
Regel geltend gemacht werden kann, vielmehr jede kurz- und breit- 
blätterige Form der $. amygdalina, discolor und concolor nicht bloss 
mit kurzen und dicken, sondern auch mit schmalen, verlängerten 
Kätzchen und jede lang und schmalblätterige Form dieser beiden 
Weiden nicht bloss mit langen, schmalen, sondern auch mit kurzen, 
dicken Kätzchen aufgefunden wurde. 

Es wird daher begreiflich, dass bei jenen aus S. viminalis L. 
und S. amygdalina Koch nebst anderen Bastarten, welche sich zur 
S. amygdalina hinneigen, und selbst bei jenen, welche zwischen 
beiden Stammeltern die Mit!e halten, sich wenig Uebereinstimmung 
in Bezug auf die Gestalt der Blätter und der Kutzchen finden wird 
und dass von dieser Gestalt auch ein Unterscheidungsmerkmal für 
diese Formen, was Viele der Autoren darin finden, nicht entnommen 
werden kann. 

Es wurde auch versucht, diese Weiden mit Rücksicht auf die 
Länge des Fruchtlnotenstieles im Verhältnisse zur Torusdrüse zu 
unterscheiden, und hierauf gründet sich vorzüglich die Trennung von 
Koch's Salixz undulata (Ehrh.) und Salie hippophaefolia (Thuill.), 
soweit die @ Pflanze gemeint ist, indem Koch bei seiner Saliw 
undulata das Stielchen noch einmal so lang als die Honigdrüse, 
bei seiner S. hippophaefolia das Stielehen so lang, als die Honig- 
drüse angibt. 

Salix viminalis L. hat sitzende Fruchtknoten; bei S. amygda- 
lina L. aber und zwar bei Exemplaren einer und derselben Form, 
sowie der verschiedenen Formen ist der Fruchtknotenstiel in der 
Länge veränderlich, nämlich, wenn auch meist drei- bis viermal, 
doch manchmal auch zwei- und fünfmal länger als die Torusdrüse. 

Es werden sich daher auch häufig unter jenen Bastarten aus 
S. viminalis L. und S. amygdalina Koch, welche zu $. amygdalina 
Koch hinneigen, sowie unter jenen, welche zwischen den Stamm- 
eltern die Mitte halten, Exemplare finden (und finden sich in der 
That), bei welchen der Fruchtknotenstiel ein solches Ausmass zeigt, 
dass dieselben nach diesem Merkmale weder unter $. undulata noch 
unter hippophaefolia Koch gereiht werden können. 

Die Länge des Fruchtknotenslieles kann daher keineswegs als 
ein Hauptmerkmal zur Scheidung dieser Bastartformen dienen, wenn 
gleich immer dieselbe zu beachten sein wird. 

Wichtiger halte ich die von Koch und den meisten Autoren 
nur zur Scheidung von Varietäten ihrer S. undulata und hippophae- 
folia benützten Merkmale, welche von der Bekleidung der Frucht- 
knoten und der Blätter und von der Form des Randes der Blätter 
entnommen werden. 

Bei Salix viminalis L. sind die Fruchtknoten dicht behaart, 
zollig, — bei S. amygdalina Koch ganz kahl, — bei S. viminalis L. 
sind die Blätter unterseits mit einer eigenthümlich schimmernden 
dichten Behaarung bekleidet, am Rande etwas wellig und fast zu- 
rückgerollt und nur manchmal mit drüsigen Verdickungen besetzt, 


273 


niemals aber gezähnt oder gesägt, bei S. aumygdalina L. hingegen 
sind die Blätter vollkommen kalıl, glatt, fach und am Rande fein ge- 
sägl-gezalınt. 

Es ist daher anzunehmen, dass jene Bastarte aus diesen beiden 
Weiden, welche zu S. viminalis L. hinneigen, eine diehte Behaarung 
der Fruchtknoten und der Blatter zeigen und Blätter tragen werden, 
welche meist ganzrandig, nur höchstens verwischt gezähnt oder ge- 
sigl und meist am Rande eiwas umgerollt sind, — ebenso dass jene 
Bastarte, welche zu S. amygdalina koch hinneigen, ganz kahle oder 
fast kahle, nur mil wenigen Haaren beselzie Fruchtknoten, kalıle, 
nur spärlich behaarte Blätter, die am Rande glatt und fein gezälnt 
oder gesägt sind, tragen werden, und endlich jene Bastarte, welche 
die Mitte zwischen den Stammeltern halten, auch hinsichtlich der Be- 
haarung der Fruchtknoten und der Blätter, so wie hinsichtlich der 
Berandung die Mitte halten werden. 

Mit Rücksicht hierauf und mit Rücksicht auf die als unterge- 
ordnetes Merkmal in Betracht zu ziehende Lange der Fruchtinoten- 
stiele gruppire ich die bisher aufgefundenen Bastarte zwischen Salix 
viminalis L. und S. amygdalina L. unter sich nachstehend: 

a) = Salix mollissima (superviminalis><amygdalina). 

Fruchtknoten dieht behaart, sitzend oder fast sitzend, die Honig- 
drüse über die Basis des Fruchtknotens hinaufreichend, die Blätter 
stark behaart, am Rande wollig und ganzrandig oder nur verwischt 
gezähnt. 

(S. molissima Ehrh., Will., Koch und $. triandra-viminalis c. 
molissima Wimmer.) 

b) < Salix undulata (viminalis><amygdalina). 

Fruchtknoten graufilzig oder auf der ganzen Oberfläche flaumig, 
geslielt, das Stielchen wenigstens so lang oder, wenn auch seltener, 
länger als die Honigdrüse, die Blätter auf der ganzen Fläche der 
Unterseite mehr oder weniger behaart, fein flaumig, zuletzt fast kalıl, 
am Rande schwach wellenförmig oder geschweift, schwach Kklein- 
gekerbt, undeutlich gezähnt, die Zähne fast blass, aus Drüschen 
bestehend. 

Hierher gehört: Salix undulata Ehrh., S. undulata «&. Koch, 8. 
hippophaöfolia «. planifolia und £. undulaefolia Koch, S. hippo- 
phaefolia Wimmer Sal. eur. p. 142, S. Trevirani Wimmer p. p. 

ec) X Salix Trevirani (subriminalis>< amygdalina). 

Fruchtknoten kall oder nur mit wenigen Haaren spärlich be- 
setzt, so dass die grüne Oberfläche deutlich hervortriti, geslielt, das 
Stieleien wenigstens so lang, meistens langer als die Honigdrüse, 
die Blatter auf der Unterseite kahl, höchstens nur in der ersten Ju- 
gend mit feinen Haaren spärlich bedecki, auf der Oberseite glänzend, 
unlerseils matl, blasser grün, öfters schwach blauli hgrün, flach, am 
Rande glatt und deutlich, wenn auch fein gesägt. 

Hieher: 8. Trevirani Spr. sec. Wimmer Sal. eur. p. p. S. un- 
dulata ß. lanceolata koch, S. hippophaefolia y. leiocarpa Koch. 


274 


Diese Gruppirung entspricht auch im Wesentlichen der von 
Wimmer in seiner Sal. eur. gegebenen Eintheilung der Bastarte vi- 
minalis-triandra, nur umfasst die oben unter b) aufgeführte undulata 
nicht bloss Wimmer’s S. hippophaefolia (Thuill), sondern auch die 
S. undulata «. Koch, welche Wimmer weder bei seiner S. Trevirani, 
noch bei seiner S. hippophaefolia zitirt und nach seiner von $. Tre- 
virani gegebenen Beschreibung unter S. Trevirani reiht. 

Dieses glaubie ich vorausschicken zu sollen, um für eine im 
Herbste 1871 in den Donauauen bei Krems gefundene und 
seither in allen Stadien der Blüthe und Frucht, sowie der Blattent- 
wicklung beobachtete, nach allen Merkmalen aus $. viminalis L. und 
S. amygdalina Koch entstandene Bastartweide den oben gebrauchten 
Namen < 8. Trevirani Spr. p. p. (subviminalis>< amygdalina) recht- 
fertigen zu können. 

Bei dieser Weide sind in den regelmässigen Frühlingsblüthen die 
Fruchtknoten kahl, nur mit wenigen, zersireuten Haaren spärlich be- 
deckt, gestielt, das Stielchen kaum länger als die Honigdrüse, die 
Blätter sind sehr deutlich fein gezähnt, flach, etwas geschweilt, am 
Rande nicht umgerollt, nur bei der Entwicklung unterseits sehr schwach 
seidig behaart, im ausgewachsenen Zustande bereits kahl und insbe- 
sondere im Alter oberseits sehr glänzend dunkelgrün, unterseits blässer 
bläulichgrün, sehr lang, schmal, allmälig in eine Spitze vorgezogen, 
im untersten Drititheil am breitesten und allmälig in den langen 
Blattstiel zusammengezogen. 

Sie würde nach der Länge des Fruchtknotenstieles zunächst zu 
Koch’s S. hippophaefolia y. leiocarpa, nach der Berandung der Blätter 
zunächst zu Koch’s S. undulata ß. lanceolata stehen, und passt 
unter Wimmer’s $. Trevirani Sal. eur. pag. 141 der Beschreibung 
nach, unterscheidet sich aber von der von Wimmer Coll. 251 ausge- 
gebenen $. Trevirani durch die wenn auch nur spärliche Behaarung 
der Fruchtknoten, längere und schmälere langgestielte Blätter, von 
der Coll. 249 ausgegebenen S. Trevirani (der sie in der Blattform 
am nächsten steht) durch eine geringere Behaarung der Frucht- 
knoten, durch noch mehr verlängerte und unterseits mehr blaugrüne 
Blätter. 

Nach meiner oben gegebenen Gruppirung der aus S$. vimi- 
nalis L. und S. amygdalina Koch entstandenen Bastarte ist sie als 
= Salix Trevirani (viminalis><amygdalina) zu benennen. 

Zu erwähnen ist, dass bei dieser von mir gefundenen Weide 
fast regelmässig im Herbste proleptische Kätzchen sich entwickeln, 
und dass in diesen proleptischen Kätzchen, wie dieses als Regel bei 
fast allen aus behaart- und kahlfrüchtigen Weiden, insbesondere den 
aus S. viminalis L. und S. purpurea L. entstandenen Bastarten sich 
findet, die Fruchtknoten viel mehr und dichter behaart sind, als in 
den im Frühjahre sich regelmässig entwickelnden Blüthen. 

Mit Rücksicht, dass bei dieser Weide diese proleptischen Kätz- 
chen fast regelmässig im Herbste erscheinen, dass bei derselben die 
Unterseite der Blätter bläulichgrün sich zeigt, dass in der näheren 


275 


Umgebung dieser Weide nur S. amygdalina «. discolor Koch und zwar 
zunächst und am häufigsten in der von Host (Salic. p. 2) wegen der 
regelmässig bei derselben im Herbste erscheinenden proleplischen Kätz- 
chen 8. semperflorens genannten Form sich findet, und mit dieser 
Weide, wie sie hier gefunden wird, auch im Zuschnitte der Blätter 
der gefundene Bastart eine Aehnlichkeit zeigt, halte ich die Vermu- 
Ihung, dass hier ein Bastart aus S. viminalis L. mit S. semperflorens 
Host vorliege, berechtigt. Bisher wurde in Nieder-Oesterreich über- 
haupt noch kein Bastart aus $. viminalis L. und S. amygdalina Koch 
gefunden und ist daher diese Weide als ein neuer Bürger der Flora 
Niederösterreichs zu verzeichnen. 


Krems, 10. Juli 1874. 


Das Kalniker Gebirge. 


Von Dr. J. ©. Schlosser. 


(Fortsetzung,) 


Die Brassica campestris (Repa ugarna) tritt auf allen Aeckern mas- 
senhaft auf und sie ist eben die Stammpflanze der meisten kullivirten 
Brassica-Varietäten (Kapusa Repah) Wo möglich noch massenhafter 
erscheint auf Aeckern und an wüsten Stellen die Sinapis arvensis 
(Gorusica ugarna), sowie auch $. nigra und S. alba (G. bjela i G. 
erna), die in der Medizin des Landvolkes eine Hauptrolle spielen, 
aber auch zur Bereitung des Senfmusses (mustarda) benützt werden. 
— Diplotaxis tenuifelia DC. und D. muralis DC. (Dvoredac uglad- 
jeni i Dv. batvasti) erscheinen als treue Wächter an Häusern und 
Wegrändern und diess ganz besonders an der südl. Abdachung um 
Kalnik. Rieka und Sudovee, wo sich zu ihnen das Alyssum Schlos- 
seri Heufll. und A. campestre (Turicca &vorovita i T. ugarna) so 
gerne anschliessen, und nicht minder die Beriorea incana DC. und 
P. viridis Tausch (Siv. pustena i Siv. zelenkasta). — An den Stras- 
sengräben erscheint die schlanke Roripa palustris Bess. (Dragusni 
Ceslijati) und im ihrer nächsten Nähe zwischen Saaten die Roripa 
sylvestris Bess. (Dr. sitnocvielni) als ein lästiges Unkraut. — Die 
Cochlearia Armoracia (Hren pitomi) fehlt in keinem Gemüsegarten, 
ist aber auch in Gebirgsgrasgärten keine seltene Erscheinung. — 
Sobald der Landmann sein Feld mit Linum usitatissimum (Lan obi&ni) 
bestellt, finden sich alsogleich auf dem Acker Camelina sativa und 
C. dentata Pers. (Lanek u:jevi i Lan. zuh£asti) ein, während die 
Camelina austriaca Pers. (Lun. srcastousasti) am nächsten Feldraine 
gedeihel, zu dem sich alsobald auch Thlaspi arvense und Thl. per- 
feliatum (MaSnjak ugarni i M. probuseni) beigesellen. 

Besonders massenhaft treten an wüsten Stellen Capsella Bursa 
pastoris R. Br. (Gusomnia obicna) und Lepidium ruderale (Grbica 


276 


pustarna) auf, seltener sind: Myagrum perfoliatum (Supljovezka 
kapljasta) und Neslia paniculata Dsv. (Zumonka metlitava), die es 
vorziehen an Feldwegen und den Ackerrainen zu erscheinen. — 
Häufiger als alle übrigen Unkräuter erscheint zwischen Frühlings- 
saaten das Raphanistrum segetum Rehb. (Repica poljska), ein wahrer 
Schrecken des Landmannes. 

Aus der grossen Zahl der noch dem dreieinigen Königreiche 
zuständigen Cistineen (Cistavnice) begrüsst nur das Helianthemum 
vulgare Gaerin. (Suntanica promienljiva), und diess zumeist in der 
Form des Hel. grandiflorum Mill. (Sun. velecvietna) an Feldrainen 
stehend den vorübergehenden Bergbewohner. 

Dass der Frühlingsbote, die Viola odorata (Ljubica mirisna) 
auch die Dorfauen und Grasgärten des Kalniker Gebirges nicht ver- 
schmäht, ist wohl leicht begreiflich, aber auch ihre Stiefschwester, 
oder, wie Andere behaupten, ihr Stiefmütterchen Viola tricolor (Lju- 
bica sirotica) findet sich ein, und diess zumeist in der niedlichen, 
blassen Gestalt der Viola arvensis DC. (Lj. Sarena). Dass der Pru- 
nus spinosus (Trnula bodljava) ein Hauptwächter der Gebirgsweg- 
ränder sei, ist leider eine nur zu wahre Thatsache, indem sein 
Vorkommen immer ein Zeichen des geringen Kulturgrades einer Ge- 
gend ist. 

Portulaca oleracea (Tusak pozemljusa) tritt in allen Gemüse- 
gärten auf, und Herniaria cinerea Lam. (Priputnica pepeljasta) wird 
auf Maisfeldern (med kuruzum) um Kalnik und Ljubescice gefunden. 
Unter den Sileneen (Klintevice) gibt es ausser der Gypsophila mu- 
ralis (Sudarka jednogodisnja) nebst ihrer Zwillingsschwesier Gyps. 
serotina Hayn. (Sud. usjevna) und dem so gefürchteten Agrostemma 
Githago (Kukolj &upavi), welches beim Landmann im Verdachte steht, 
ein tödtendes Gift zu sein, keine weiteren Unkräuter; dagegen sind 
Dianthus Armeria (Klinec maljavi), D. Carthusianarum (il. mıko- 
smudji), D. vaginatus Vill. (Kl. velje-tokasti) und Dianth. deltoideus 
(Kl. Soreni), ferner Saponaria offieinalis (Sapunica pastitasta), Lych- 
nis Viscaria (Driemina lieptarica) und Lychnis Flos euculi (Driem. 
razcelvorene), wahre Zierden aller Feld- und Weingartenränder, wäh- 
rend Silene gallica (Liepica runjava), Silene anglica (Liep. runjavo- 
liepliva), Sl. dichotoma Ehrh. (Liep. izpradvjena) und Sl. annulata 
Thore (Liep. koturas!a) nebst Lychnis Coeli rosa (Driem. prekrasna) 
dem Botanilier willkommene Gäste sind, die er kaum je unberührt 
stehen lässt. 

Das häufigste Unkraut der Gemüsegärten liefert die Familie der 
Alsineen (Misjakinje), nämlich die Stellaria media With. (Crevce 
prosto), das als Vogelfutier allgemein bekannt ist. Auch gehören zu 
dieser Familie die auf allen Aeckern und in den Weingärten vorkom- 
menden Cerastium brachypetalum Desv. (RoZav dugostaglilasti), Cer. 
glomeratum Thuill. (R. klub£asti), Cer. viscosum (R. lieplivi) und C. 
arvense (R. ugarni). 

Das niedliche weissblühende Linum catharticum (Lan napremno- 
Jistni) mit dem zarten L. aureum WK. (L. goliSavi) darf nicht unbe- 


277 


merkt bleiben und eben so wenig das himmelblaue Lin. tenuwifolium 
(Lan uskolistni), welches die Sandäcker um Sudovec und Rieka so 
herrlich ziert. — Aus der Familie der Malvaceen (Sliezovnice) will 
ich mit Umgehung der am meisten verbreilelen Arten der Gallung 
(rod) der Malva (Sliezovaca), die besonders in der Malva sylvestris 
(Sliezovaca asvoljena) und M. rotundifolia (Sl. okruglolista) und nicht 
minder in der M. Alcea (Sliez. velecvietina) und MH. moschata (Sliez. 
tesljasta) ihre würdigen Repräsentanten finden, nur der Althaea offi- 
cinalis (Bjeli Sliez) erwähnen, die in den Strassengräben zwischen 
Rieka und Sudovec ihre nördlichste Verbreitungsgrenze für Kroatien 
findet; kann aber auch unmöglich den herrlichen Hibiscus Trionum 
(Prosvirnjak mjehurasti), die wahre Zierde der Strassenränder uner- 
wähnt lassen. , 

Die Familie der Geraniaceen (Zdralinjate) stellt zum CGonlingent 
der Unkräuter und Ruderalpflanzen das dunkelveilchenblaue Gera - 
nium Pheum (Zdralinjak erno-ljubitasti) und das 7blättrige Geranium 
Robertianum (Zdr. &esljasti) und als würdigen Stellvertreter das nied- 
liche G. molle (Zdr. naboriti) und G. pusillum (Zdr. majusni). Im 
Hügellande bei Gusterovec bildet das Acer tataricum (Javor jasno- 
erveni) ganze Hecken und würde unstreilig ganze Bestände bilden, 
wenn es nicht alljährig zu Weingartenpfählen unbarmherzig gelichtet 
würde. — Aus der Gruppe der so niedlichen Weidenröslein (Yrbovke) 
verdient ausser dem in allen Strassengraben der Niederungen und 
Thalschluchten vorkommenden Epilobium hirsutum (Vrbovka runjara) 
und Ep. palustre (Vrb. burovita) auch das die Feldraine bewohnende 
Ep. montanum (Vrb. jajastoS!unata) und das Ep. origanifolium (Vrb. 
cieljeata) Erwähnung. 2 

Aus der artenreichen Familie der Umbeliferen (StilonoSe), welche 
vorzugsweise berufen ist, ihr zahlreiches Contingent zur Herbstflora 
zu stellen, verdienen vorzugsweise erwähnt zu werden: die in den 
tiefen Wassergräben vorkommende Cicuta virosa (Trubelika otrovna), 
die zwischen Getreide wachsende Falcaria Rivini (Srpak Irociepni), 
Aegopodium Podagraria (Jartevac trojno-ciepasti), Pimpinella Sawi- 
fraga (Bedrenik sitno-prujavi) Bupleurum rotundifolium (Svinjac 
okruglolisti), das als Thierarznei in Gärten gebaute Levisticum offiei- 
nale Koch (Ljubetac cievasti), die Angelica sylvestris (Kravnjak pru- 
javi), Tordilium maximum (OrjaSica kostrusava), Orlaya grandiflora 
Hoffm. (Mora&ina velecvielna), Scandix Pecten (lglenjaca dvocipna), 
Anthriscus vulgaris Pers. (Krahuljica kukitavo-bodljkava), das Chae- 
rophyllum temulum (Krabljica otrovna) und endlich das Conium ma- 
culatum (Zivalina pjegava). 

Die Familie der Boragineen (Poreönice) hat in diesem Floren- 
gebietsantheile auch einige Repräsentanten: das Cynoglossum_ offiei- 
nale, Echinospermum Lappula, Echium vulgare, Lithospermum ar- 
vense u. del. m. Die Familie der Labiaten (Usnjace) liefert: die 
Mentha arvensis, Pulegium vulgare Mill., Salvia vertieillata, Salvia 
pratensis und S. Aethiopis, Origanum vulgare, Thymus Serpyllum, 
Galeopsis Ladanum und @. Tetrahit u. s. w. Ferner ist ein sehr 

Oesterr. botar, Zeitschrift. 9. Heft. 1874. 19 


lästiges Unkraut der Convolvulus arvensis und C. sepium, die Cuscuta 
Epilinum und C. europaea, die nicht selten die Leinsaaten und die 
Kleefelder verheeren. Als Ruderalpflanzen verdienen noch bemerkt 
zu werden: Solanum nigrum, Hyoscyamus niger, Datura Stramonium, 
die durch ihre giftigen Früchte beim unerfahrenen Landvolke oft viel 
Unheil anstiften. 

Meriwürdig ist es, dass die grösste und artenreichste Pflanzen- 
familie, nämlich die der Compositen (Snevietke), die in der Flora 
eroalica durch 100 Gattungen mit 393 Arten repräsentirt ist, daher 
mehr als den 9. Theil des gesammten Floracontingentes stellt, ausser 
dem Cirsium setosum, der Centaurea spinulosa Rochl. und Cent. 
Scabiosa gar kein eigentliches Unkraut aufweisel, wenn man nicht 
etwa noch die Centaurea Cyanus und das Cichorium Intibus dazu 
rechnen wollte, die aber vermöge ihrer schönen himmelblauen Blü- 
then eine wahre Zierde der Geireidefelder sind. — Lästiger werden 
dem Oekonomen als Unkräuter einige Arten der Familie der eigent- 
lichen Gräser, wohin ganz besonders das Agropyrum repens R. S., 
Lolium temulenltum, Bromus secalinus und Dr. arvensis gehören. 


3. Flora der Bergwiesen. 


Wenn schon die Feststellung einer bestimmten Pflanzen-Forma- 
tion im kultivirten Lande mit grossen Hindernissen verbunden ist, 
wie wir diess im vorhergehenden Abschnitte bereits erfahren haben, 
so ist diess bezüglich der Wiesenformation noch bei weitem schwie- 
riger, denn hier tritt uns auf den ersten Anblick eine so bunte Zu- 
sammenselzung und eine solche Mannigfaltigkeit entgegen, dass es 
fast unmöglich wird, das Stetige und Wesentliche von dem Zufälligen 
und Bedeutungslosen zu unterscheiden und die Formation wissen- 
schaflich geordnet zu chararakterisiren und zu benennen. Hier ist es 
also die Mannig falligseil und die Menge der Formen, was die Schwie- 
rigkeil begründet, dort war es die Einerleiheit und Armuth an For- 
men und an Individuen. 

Aber obschon die Menge der Arten und die Mannigfaltigkeit 
der Formen der rasenbildenden Halmgewächse (trave), welche den 
Charakter der Wiese bestimmen, sehr bedeutend ist, so treten sie 
dennoch physiognomisch oft nur wenig hervor, und sind gewöhnlich 
nur in einer gewissen Jahresperiode für den Ausdruck einer For- 
malion von elwas grösserer Bedeutung. Manche derselben fallen nur 
im ersien Frühlinge in die Augen, wo die anderen Gräser, Kräuter 
und Stauden der Wiese noch im Keime liegen, und die Wiese theil- 
weise noch in winterliches Braun gehüllt ist. Später wenn einmal 
die Wiese mit tausenden von Blüthen bedeckt ist und sich als ein 
bunter Teppich vor dem Auge ausbreitet, wird dann durch andere 
physiognomisch hervortrelende Arten die eigentliche charakteristische 
Pilanze ganz in den Hintergrund gedrängt, “und man wird in solchen 
Fllen gar leicht zu irrigen Auffassungen verleitet, d. h. man wird 
häufig versucht, physiognomisch hervortretende Arten als bezeich- 
nende Formen anzusehen, die nur eine ganz beschränkte Verbreitung 


279 


haben und oft ganz zufällig an gewissen Oertlichkeiten in grösserer 
Menge erscheinen. 

Eine andere Schwierigkeit, die Wiesenformationen schärfer von 
einander abzugrenzen, liegt auch noch darin, dass viele Wiesenpflanzen 
in Betreff des Standortes nicht sehr wählerisch sind und gleichzeitig 
auf mehreren in einem Landstriche entwickelten Wiesenformationen 
herumschweifen und sich einbürgern. Eine weitere Schwierigkeit liegt 
endlich auch darin, dass die verschiedenen Wiesenformalionen stellen- 
weise in einander übergehen und Mittelstufen erzeugen, welche das 
Problem einer schärferen Unterscheidung anfänglich als kaum lösbar 
erscheinen lassen. 

Wenn wir es aber ungeachtet der oben erwähnten Schwierig- 
keiten dennoch wagen wollen, das Wiesenland unseres Floragebie!s- 
antheiles nach bestimmten Pflanzenformalionen zu charakterisiren, so 
müssen wir vor allem Anderen das Wiesenland in zwei Abitheilungen 
bringen, nämlich als Thalwiesen und als eigentliche Bergwiesen. 

Zu den eigentlichen Thalwiesen gehören vor allem Anderen im 
Berglande diejenigen, welche von der Berglehne in die Thäler ver- 
laufend in solche einmünden, und die gewöhnlich von den Gebirgs- 
bächen durchströmt und von solchen auch nicht selten überschwemmt 
werden, wo sich alsdann eine üppige Wiesenflora entwickelt, welche 
auch das meiste Heu liefern. Diese Wiesen sind als halbnasse zu 
betrachten, indem sie die Mitte zwischen dem sumpfigen Boden der 
Niederungen und den trockenen, höher gelegenen oder eigentlichen 
Gebirgswiesen bilden, und überdiess ist beim Durchschreiten einer 
solchen Wiese zu bemerken, dass die dem eigentlichen Gebirge 
näher liegenden Wiesen vorwiegend den Gebirgscharakler an sich 
tragen. 

Die Hauptformationen gestalten sich hier folgendermassen: 

Die von den Pflanzen-Geographen aufgestellte Caltha- (Ka- 
luznica) Formation erscheint auch auf diesen Wiesen nur gering 
vertreten. — Vorwiegender ist die Carex- (SaS) Formation, welche 
zumeist durch die kleineren Arten vertirelen wird, und sie erscheint 
nicht selten massenhaft. Ihre vorzüglichen Repräsentanten sind: (a- 
rex panicea L., oft dicht in grösster Menge mit sehr zahlreichen 
C. glauca, panicea, pilulifera, hirta und distans; an sumpfigen 
Stellen erscheint ©. paniculata nicht selten in dichten Gruppen. Von 
den grösseren Formen bemerkt man besonders die C. acuta und ©. 
vesicaria und an Bachufern die (©. riparia und vesicaria nebst C. 
vulpina. An höher gelegenen Wiesen finden sich ein: C©. pallescens, 
C. canescens, C. stellulata und elongata und an Wiesengebüsch die 
©. digitata, bryzoides und distans. Durchdrungen wird die Carex- 
Formation zumeist durch Eriophorum latifolium und E. angusti- 
folium, durch Cardamine pratensis, Rumex Acetosa, Betonica offiei- 
nalis, Salvia pratensis und stellenweise sogar von der Pedieularis 
palustris. 

Die Ranunkel- (Zabnjak) Formation ist, besonders zur Sommers- 
zeit, in grosser Menge entwickelt, so dass die Wiesen ganz gelb 

19% 


280 


erscheinen, aber zumeist sind es nur drei Arten, die da massenhaft 
vertreten sind, nömlich der Ramanculus acris, R. repens und R. 
Flammula; der Ranunculus sceleratus kommt nur in Pfützen und 
der R. lanuginosa nur im Wiesengebüsch vor. Diese äusserst üppige 
Ranunkelformation bildet ein wichtiges Merkmal der Hügelland-Wie- 
senflora, in den eigentlichen Berg wiesen ist sie dagegen nur sehr 
dürfiig vertreten 

Die wichtigste Beimischung zur Zeit der Ranunkelformation ist 
die Lychnis Flos cuculi, welche sie stellenweise fast zu verdrängen 
sucht. Diese Beimischung bewirkt in ihrer Massenhafligkeit zwischen 
den Ranunkeln eine eigenthümliche, rosenrothe Färbung der betref- 
fenden Wiesen. 

Die Gräser- (Trave) Formation wird hier vorwiegend durch 
die feineren Arten repräsentirt. Vorherrschend ist die Poa pratensis, 
Agroslis canina und Aira caespitosa, nebst Festuca pratensis. Auf 
den höher gelegenen Wiesen ist wohl die Aira vulgaris die am 
meisten verbreitete Grasart. Sehr grosse Wiesenstrecken erhalten 
durch sie einen eigenthümlichen bräunlichen Ausdruck, was insbe- 
sondere von den mehr trocken liegenden Wiesen gilt. 

Durchdrungen werden obbesagte Gräser besonders durch die 
Festuca rubra und F. amethystina, dann durch Avena elatior und 
A. pratensis. Eine vorzügliche Beimengung bildet das Anthoxanthum 
odoratum, das aber zur Blüthezeit der übrigen Gräser bereits seine 
Samen gereift hat, daher in seinem reifen Zustande der Wiese, auf 
der es massenhaft vorkommt, ein gelblich-grünes Ansehen gibt. 
Ueberdiess kommen noch, und zwar nicht selten massenhaft, vor: 
Dactylis glomerata, Cynosurus cristatus, Molinia coerulea, Glyceria 
aqualtica, Phleum pratense, Alopecurus pratensis, Holcus lanatus, 
Lolium perenne u. 8. w. 

Nicht minder erscheinen daselbst auch noch einige Seirpus- 
(Silmnac) und Juncus- (Sita) Arten, die durch ihr dichtes und aus- 
gedehntes Vorkommen für den Naturforscher einige Wichtigkeit er- 
langen, von dem Oekonomen aber nicht gerne gesehen werden, und 
diess sind besonders der Seirpus acicularis, palustris und ovatus, 
ferner Juncus effusus, glaucus, compressus, lamprocarpus, bufonius 
u. a. m. 

Diese Seirpus- und Juncus-Arten treten oft massenhaft auf, 
meiden aber die echt sumpfigen Stellen. Auch treten sie nicht selten 
an den benachbarten nassen Waldstellen und in den Thalgründen 
des Gebirges in gresser Menge auf und werden in letzteren meist 
vom Equisetum palustre, beso nders aber vom E. Telmateja durch- 
drungen. Die wichtigsten Beimischungen pflegen zu sein: Cirsium 
rieulare und ©. ochroleue um, Petasites offieinalis, Rumex Acetosa, 
Valeriana dioica, um Hecken und Gräben Valeriana offieinalis, wo 
sich auch die Euphorbia palustris und E. procera nebst Symphytum 
offieinale einzulinden pflegen. 

An mehr trockenen Stellen kommen vor: Betonica officinalis, 
Thlaspi arvense, beide oft in dichten Gruppen, auch bleibt Polygala 


281 


vulgaris, Serratula tinctoria und Plantago lanceolata fast nie aus. 
Aus der Familie der Orchideen (Ka&@unovice) stellen sich schon im 
ersten Frühlinge ein: Orchis Morio, O. majalis, O. latifolia, O. mili- 
laris und 0. maculala, aber auch die herrliche Orchis palustris, die 
Listera ovata, Epipactis palustris nebst mehreren Arten der Gatlung 
Cephalanthera finden sich ein, und selbst einige Campanulen (Zvon- 
Ge), wie z. B. Campanula glomerata, C. persicaria und C. patula 
bleiben nicht aus. 

Mit dem Verblühen der Gräser bildet sich die ganze bunte 
Masse der übrigen gewöhnlichen Wiesenpflanzen und füllen das Ter- 
rain vollständig aus, besonders auf den etwas höher gelegenen Stellen, 
wo keine Ueberwucherung durch Carices (Sas) und Gräser lraya) 
der Entwicklung der gemischten Formation im Wege steht. — Hieher 
gehören vorzugsweise: Ononis hircina, Scabiosa arvensis, Heracleum 
Sphondylium, Poterium Sanguisor ba, Senecio Jacobaea, Crepis biennis, 
Spiraea Filipendula, Sp. Ulmaria und Sp. Aruncus, Melilotus offeei- 
nalis, Centaurea Jacea, C©. pratensıs, C. decipiens und C. Scabiosa, 
nicht minder Cirsium palustre, ©. pannonieum und C. tuberosum. 
An mehr trockenen Stellen werden diese staudenarligen durch klei- 
nere Formen vertreten und diess ganz besonders durch den Rhinan- 
thus major und R. minor, Euphrasia officinalis, Leontodon hastilis 
und L. autumnalis, Taraxacum officinale, Veronica Chamaedris, V. 
spicala und V. austriaca u. s. w. Eine Hauptrolle spielt aber hier auf 
trockenen Wiesen das Chrysanihemum Leucanthemum und Serratula 
radiata. 

Die höchstgelegenen, fast durchgehends trockenen Wiesen lie- 
fern zwar in der Regel weniger, aber stets das beste Heu, und diess 
is! im Kalniker Gebirge und wie überhaupt überall der Fall, wo mit 
Unterdrückung der Carex- (Sas) und Ranunkel- (Zabnjate) Forma- 
tion die Gräser üppig gedeihen und von Trifolium-Arten (Djetelina) 
durchdrungen werden, wozu sich besonders Trif. pratense, T. hybri- 
dum, T. repens, T. filiforme, T. agrarium und T. monlanum eignen, 
und sich nicht selten das niedliche Trif. pannonicum und rubens zu 
gesellen pflegen. Auch der Lathyrus pratensis, L. sylvestris, L. lati- 
folius und L. platyphyllos, sowie Vicia sativa und V. sepium, Lotus 
corniculatus, Medicago falcata, M. lupulina und M. minima, Meli- 
lotus offieinalis, M. palustris und M. maecrorrhizon, ferner Anthyllis 
Vulneraria und A. alpestris bleiben nicht aus, und ‚selbst Agrimonia 
Eupatorium, Geranium pratense, Stellaria graminea, Prunella vul- 
garis und laciniata und ganz besonders das so beliebte Vergissmein- 
nicht, Myosotis palustris bleibt nicht aus. 

Bereits oben wurde erwähnt, dass die gegen das eigentliche 
Gebirge näher liegenden Wiesen mehr den Gebirgscharakter tragen, 
und dieser besteht hauptsächlich darin, dass die Carices (falls sie da 
sind) und Gräser durch die kleineren Formen repräsenlirt werden, 
und dass besonders die gemischte Formation im Spätsommer sich 
überaus reichlich nnehlie Die Grasformation besteht hier aus einem 
Gemische von Festuca ovina, F. duriuscula und F. amethystina, 


) 82 


zwischen denen sich alsdann auch andere Grasarten einfinden, als: 
Briza media, Dactylis glomerata, Aira caespitosa, Agrostis vulgaris 
und A. canina. Auf dieser Grasplätzen entwickeln sich, der gemischten 
Formalion angehüörig, einige charakteristische Arten der hohen Gebirgs- 
wiesen im bunten Gemisch durcheinander. Vorzüglich sind es alsdann 
Compositen (Snevietne) und Papilionaceen (Lepiirnice) und nicht min- 
der die Labiaten (Usnjaci) und Umbelliferen (Stitonose), welche zur 
gemischten Formalien das grösste Kontingent stellen. Diese Berg- 
wiesen werden gewöhnlich nur einmal und diess erst im Spätsommer 
abgemäht. 

Nebst diesen Naturwiesen gibt es im Kalniker Gebirge auch 
einige sog. „Haidewiesen“ („mekote*), welche als mehr oder minder 
veraltete Brachen zu betrachten sind und gewöhnlich eine sehr ge- 
ringe Henernte liefern. Als hauptsächlichste Repräsentanten dieser 
Flora erscheinen: Rumex acetosella, Agrostis vulgaris, Cynosurus 
cristatus, Phleum Boehmeri, Rhinanthus major, Prunella vulgaris, 
Achillea Millefolium, Poterium Sanguisorba, Onobrychis sativa, Tri- 
folium agrarium und Trif. repens, Melilotus alba, Ononis spinosa, 
Echium vulgare u. a. m. 


4. Flora der Weideplätze. 


Den Wiesen zunächst kommen die Weideplätze, die einerseits 

bis in das Gebirge hinaufsteigen, andererseits aber nicht selten bis in 
die Niederungen verlaufen. Sie sind das eigentliche wüste Land und 
nehmen besonders in dem zum Kalniker Gebirge gehörigen Militär- 
grenz - Antheile den grössten Theil des Hügellandes ein, indem dort 
ob dem grossen Grundbesitze bei der daselbst notorisch bekannten 
geringen Bevölkerung der grössere Theil des schönsten und frucht- 
barsten Bodens unbebaut bleibt und nur zur Weide des an und für 
sich sehr geringen Grossviehstandes benützt oder, besser gesagt, ge- 
missbraucht wird. 
Nur ein geringer Theil dieses so ausgedehnten Besitzstandes 
verdient den Namen einer Viehweide, der grössere Theil hievon weist 
Spuren ehemaliger Laubholzwaldungen nach, die aber gegenwärtig ob 
der seit Jahrhunderten vorgenommenen Verwüstungen zum blossen 
Buschwerk herabgesunken sind. Es waren diess meistens mächlige 
Birkenwälder (Breza), die stellenweise mit ausgedehnten Föhren- 
beständen (Bor ili Smrekva) unterbrochen waren, die aber in neue- 
rer Zeit zumeist dem Wachholder (Borovica ili Smrieka) Platz ge- 
macht haben, so dass dieser gegenwärtig daselbst als eine eigene 
Formalion auftritt und hiermit zu einer Charakterpflanze dieser Ge- 
gend wird. 

Der Wachholder ist also der vorherrschende Bestandtheil in 
dem physiognomischen Pflanzenbilde dieses Florengebietsantheiles. 
Er wuchert daselbst mit unglaublicher Ueppigkeit. Die einzelnen 
Büsche stehen bald isolirt, bald erscheinen sie heckenförmig anein- 
ander gereiht, bald bilden sie wieder in geschlossener Massenvege- 


283 


tation undurchdringliche Dickichte, in welche sich als untergeordnete 
Bestandtheile die Berberis vulgaris, das Ligustrum vulgare, Coryllus 
Avellana, Viburnum Opulus und V. Lantana, nebst Evonymus euro- 
paeus und E. verrucosus, ferner Crataegus Oxyacantha und C. mo- 
nogyna, Prunus spinosa und Rosa canina, spinosissima, lomentosa, 
R. rubiginosa und selbst die niedliche, stachellose R. arvensis ein- 
mengen und nur hie und da noch von der Betula alba, der Alnus 
glutinosa und Populus tremula durchdrungen werden, die aber längst 
zum blossen Strauchwerk und Krippelholz heı ‚abgekomme n sind. — 
Aber nichtsdestoweniger wird in diesem wüslen "Lande der von den 
Gesträuchern offen und frei gelassene Boden von einem hohen Pflan- 
zenwuchse aus Umbelliferen (Stitonake), Compositen (Snevielke) und 
Papilionaceen (Leptirnice) und stellenweise sogar von rasenbildenden 
Gräsern, besonders aber durch die massenhaft daselbst vorkommende 
Calluna vulgaris ausgefüllt und gerade durch diese Unterbrechung 
mit blüthenreichen Pflanzen verliert der Anblick dieser Formation 
jene Monotonie, welche sonst ähnlichen Strauchforwalionen zukommt, 
und söhnt den Nalturfreund mit dem Alles verwüstenden Landbe- 
wohner wenigstens einigermassen aus, und diess um so mehr, als 
er bei seinen Wanderungen in diesem Florengebietsantheile einigen 
der schönsten und interessantesten Orchideen (Katunovice) begegnet, 
wie z. B. der Orchis fusca, O. ustulala, O. variegata, O. militaris 
und 0. incarnata, nicht minder der Ophrys Myodes, O0. oestrifera 
und ©. arachnites, dem Limodorum abortivum, Listera ovala, dem 
schlanken Himantoglossum hircinum, oder wohl gar dem herrlichen 
Cypripedium Calceolus. 

Aber ausser diesen mit Wachholder und anderem Buschwerk 
bewachsenen Weideplätzen gibt es besonders in dem mehr bevölker- 
ten Provinzialantheile des Kalniker Gebirges ganz freie, baum- und 
gebüschfreie, jedoch nicht selten mit unzühligen Maulwurfhaufen be- 
deckte Weideplätze, welche den ganzen Sommer hindurch, indem sie 
fortwährend abgeweidet werden, fast ganz wüsle aussehen. Sie ge- 
währen an und für sich einen noch traur igeren Anblick für den Na- 
turforscher, indem ihre Flora eine äusserst magere ist, als deren 
Repräsentanten Luzula campestris und L. pilosa, Ranunculus acris, 
Anthoxanthum odoratum, Agrostis vulgaris, Festuca ovina und F. 
duriuscula, Euphrasia officinalis, Odontites verna und 0. serotina, 
Mentha arvensis, Thymus Serpyllum, Hieracium Pilosella und Hier. 
Auricula, Gnaphalium dioicum und sylvaticum, Leontodon autumnale, 
Bellis perennis, Tormentilla erecta und Potentilla anserina gelten 
mögen. Nur da, wo diese Weidepläize mit Wiesen in Verbindung 
stehen und dieser wegen mehr gehegt werden, wird ihre Flora auch 
üppiger. 


5. Die Flora des eigentlichen Gebirges 


Der höchst gelegene Theil unseres Florengebielsantheiles gehört 
durchgehends der Waldregion an, nur hie und da durch mäch- 


284 


tige Felsenmassen unterbrochen; denn trotz aller Waldverwüstungen, 
die hier seit Jahrhunderten vorgeno mmen wurden, gibt es dennoch 
hier sehr ausgedehnte Forste, die aber ausschliesslich sich als Laub- 
holzwaldungen herausstellen, indem sie nur hie da von einzelnen 
Föhren (Bor) durchdrungen werden. Ausser der Föhre, die aber in 
diesem Gebirge nirgends Bestände bildet, sondern überall nur einzeln 
erscheint, wird noc h der Eibenbaum, Taxus baccata (Tisa), gefunden, 
aber fast nie als Baum, sondern nur als blosses Strauchwerk, wo 
ihm alsdann der Wachholderstrauch gewöhnlich Gesellschaft leistet, 
wie diess z. B. im Thale Vratno der Fall ist. 


Diese Gebirgswaldungen sind theils Eichenwälder, theils mäch- 
ige Rothbuchenwälder (Bukva); die ersteren sind hier nur unterge- 
ordneter Art, und das Merkwürdigste hierbei ist, dass sie nur an 
der südlichen Seite des Gebirges vorkommen, und das nur da, wo 
sie mächtige Kalksteinmassen zur Unterlage haben, und Bergrücken 
schroff abschiessen. An den humusreichen Stellen werden sie ge- 
wöhnlich durch Weissbuchen (Grab) und Spitzahorn (Klen) vertreten 
Diese Eichenbestände werden fast ausschliesslich von Quercus pube- 
scens gebildet, denen die Quercus Robur (Hrost) und Q. Cerris hie 
und da beigemischt sind. Die Quercus pedunculata (Luznik) kommt 
im höheren Gebirge fast nie vor. Häufig sind diese Bestände von 
zahlreichen Ulmen (Brest), Espen (Josika) und Ahornen (Kleu), ja 
selbst von Eschen (Jasen), dem Elsbeerbaume (Brek), der Eberesche 
(Jarelina) und dem Aronbaume (Muk) durchdrungen. In Beziehung 
dieser letzteren accessorischen Bestandtheile herrscht übrigens eine oft 
schwer zu erklärende Verschiedenheit, so zwar, dass in einigen ui 
genden die Ulmen, Weissbuchen und Eschen ziemlich häufig sind, 
einem anderen Gebirgsantheile aber keine dieser Bäume raten 
werden. -— Ebenso verschieden erscheint auch das Ueberholz , wel- 
ches als eine untere Gebüschschichte die als Niederwälder behandelte 
Formation im reichlichen Masse erfüllt. Die häufigsten Bestand- 
theile dieser unteren Gebüschschichte sind Hasel (Lieska), Weissdorn 
(Glok), Weide (Zimolez), Holler (Buzga), Hartriegl (Drien), tarta- 
rischer Ahorn (Zest, Acer tataricum) und Spindelbaum (Maslyika), 
doch fehlen auch in den meisten dieser Wälder nicht die Mannaesche 
(Jasenovac, Fraxinus Ornus), noch die Pimpernuss (Klokocika) noch 
der wollige und ganzblätterige Schneeballstrauch (Siudika in Sibi- 
kovina). 


Ueberdiess mengt sich gewöhnlich dieses aus den Sträuchern 
gebildete Gestrüppe mit kraularligen Stauden , hochaufgeschosse- 
nen Doldengewächsen (Stinose), Distelarten (Orsiak i Stri@ek) und 
bildet alsdann ein fast undurchdringliches Dickicht. Ueberdiess 
ranken sich gewöhnlich noch üppige Schlingpflanzen aus Wald- 
reben (Pavilina) und Epheu (Brsuljan) und selbst von Hopfen 
(Hmelj) über diese Hecken und Bäume, ja selbst die wilde Weinrebe 
(Vinika) findet sich nicht selten ein, und bildet bald Guirlanden, bald 
förmliche Lauben. Am steinigen Boden bilden die Stauden des herr- 


285 


lichen himmelblauen Lithospermum caeruleum (Kiserka modra) völ- 
lige Triumpfbögen, indem sich die schlanken Stengeln von der Wucht 
der zahlreichen Blüthen zur Erde gebogen am Gipfel Wurzel schla- 
gen und diese in die Erde senken. 

Ueppiger gestaltet sich die Vegetation in den Laubwäldern, die 
als reine Buchenwälder massenhaft auftreten und den grössten Theil 
des Kalniker Gebirges einnehmen. Hier lassen sich schon die ein- 
zelnen Vegetations-Formationen unterscheiden. — Hier erscheint be- 
sonders an lichteren Stellen die Anemone nemorosa als erstes For- 
mation bildendes Element. Sie blüht schon Anfangs März und oft 
selbst noch früher und überzieht den Waldboden, wenn auch nicht 
dicht, sondern auf weite Strecken und wird durch die gelbblühende 
Hacquetia Epipactis häufig durchdrungen. Oft bedeckt sie nur den 
Waldrand, verlasst aber den Wald nicht auf grössere Entfernung, 
steigt aber nicht selten bis in's Hochgebirge. 


(Schluss folgt.) 





Literaturberichte. 


Vierter Bericht des botanischen Vereines in Landshut über die Ver- 
einsjahre 1872/14873. Dieser enthält: 

I. „Notizen zur Flora Südbaierns aus der Umgebung 
von Partenkirchen von Dr. K. Prantl, Privatdozent an der Univ. 
Würzburg.* S. 1—18. — Prantl wurde in die Lage gesetzt, durch 
namhafte Beiträge an Gefässpflanzen die Sendtner’schen Angaben 
(„Vegetationsverhältnisse* Südbaierns*) zu erweitern und die Flora 
Südbaierns zu vervollständigen. Viele neue oder seltene Pflanzen lie- 
ferle namentlich die Frauenalpe. Aus Prantl’s Beobachtungen ergibt 
sich auch, dass eine Anzahl von Pflanzen der südbairischen Ebene 
noch das Gebirge betreten, sowie dass eine noch grössere Anzalıl 
von Ebenenpflanzen weiter in das Gebirge vordringen, als Sendiner 
angibt. II. „Verzeichniss der bisher in Baiern aufgefundc- 
nen Pilze nach alphabetischer Ordnung der Gattungen und Arten 
nebst grammatikalischen, stromatischen und topographischen Bemer- 
kungen. Mit besonderer Rücksicht auf die Flora von München. Von 
Pfarrer Ohmüller in München.“ — Die Arbeit Ohmüller’s ist die um- 
fangreichste. Sie füllt das Uebrige der 71 Seiten der 1. Abtheilung. 
Die vier ersten Seiten enthalten eine sehr anerkennende Einleitung 
von Prof. Zeiss. Wie Zeiss erzählt, ist dieser Aufsatz das Resultat 
einer mehr als 3 Dezennien währenden Arbeit des thäligen 77jährigen 
Greises. Den Reichthum des Inhaltes werden Pilzfreunde leicht an 
der Gallung Agaricus berurtheilen, die allein fast i2 Spalten ein- 
nimmt, deren Zeilen fast jede eine andere Art erwähnt. Ill. „Ver- 

such einer Aufzählung der in der Umgebung von München 
einheimische en und kultivirten Weiden. Von Dr. Dompierre, 


286 


Generalarzt a. D.* S. 1—16. Der Verfasser beginnt mit der Auf- 
zählung der Stammarten, 23 an der Zahl. Darunter sind einige ye- 
wiss sehr interessante, z. B. S. acutifolia, S. bicolor, 3. myrtilloides, 
S. livida u. s. w. Die beiden ersteren, sowie $. pentandra, S. vimi- 
nalis, 5. hastala, S. caesia, S. babylonica kommen im Gebiete nur 
kultivirt vor. Von der sehr verhreitelen S. nigricans wird ausser der 
kultivirten $. eriocarpa keiner Form Erwähnung gelhan, wohl aber 
bemerkt: „Es liessen sich leicht 30 und mehr theilweise höchst ver- 
schiedene Blaltformen auffinden.“ An Hybriden, wirklichen und muth- 
masslichen, zählt Dr. Dompierre 17 auf, die fast alle nur kultivirt 
sind. Als besonders interessant erscheinen S. Finmarkica Fr. (aurita >< 
myrtilloides W.) S. humilis Willd. (Weigeliana>x<arbusceula W.) 8. 
Erdingeri Kerner (caprea X daphnoides W.), S. laurina Sm. (ca- 
prea X Weigeliana W.), S. holosericea Willd., S. Mauternensis Ker- 
ner (caprea X purpurea W.) u. Ss. w. Lelztere, ein „mutbmasslich aus 
caprea und purpurea entsprungener Bastart* wurde, wie S. Fin- 
markica, auch wildwachsend (am Schliersee) gefunden. IV. „Notizen 
zur Morphologie der Veilchen. Von J. B. Schonger.*“ — In den 
noch übrigen 15 Seiten gibt uns Schonger auf Grund neuer Beob- 
achtungen Notizen zur Morphologie der canina-artigen Veilchen im 
Anschluss an seine Arbeit über das Vorkommen der Veilchen, welche 
im zweiten Berichte des Vereins in Landshut enthalten ist. Die neuen 
Beobachtungen galten vor Allem der „polymorphsten“ Art, der Viola 
canina und es „wurde eine grosse Reihe der merkwürdigsten Ueber- 
gänge der Viola canina ericetorum in die V. canina lucorum aufge- 
funden.“ Namentlich geschieht folgender Formen Erwähnung: A. Viola 
canina L. I. Haideformen: Viola canina ericetorum. 4. Formen 
feuchter Haidegründe, 2. Formen trockener Haidewiesen. II. Wald- 
formen: V. canina lucorum. 1. V. canina lucorum silwatica vul- 
garis mit zwei „Unterabarten“: a) gracilis und b) intermedia, aus 
welchen 2. V. canina lucorum silvatica major hervorgeht und 
den Schluss der Kette von Uebergängen des Hundsveilchens bildet. 
B. Viola silvestris Lam.: 1. V. silvestris vulgaris seu parviflora, 
2. V. silv. intermedia, 3. V. silv. var. Riviniana und 4. V. silv. 
Riviniana multicaulis. C. Viola arenaria DC.: 1. V. arenaria minor 
(var. pygmaea), 2. V. arenaria major (v. ericetorum), 3. eine Form, 
die den Uebergang zu V. einerascens Kerner bilden soll. "D. Viola 
pumila Chaix (V. pratensis Koch): 1. V. pumila genuina, ?2. V. pu- 
mila simplex uni-rarius biflora. a) V. stagnina K. var. parvistipula 
Schultz und b) V. stagnina var. magnistipula Schultz (V. Billotii 
Schultz). E. Viola strieta Koch. Hier wird bemerkt, dass die An- 
sicht von Uechtritz, es könnte V. strieta auch eine Kombination von 
V. canina  elatior F. Schultz oder von V. canina><pratensis Uechtr. 
sein, kaum als eine ganz irrige zu betrachten sein dürfte. — Anhangs- 
weise wird auch noch der YV. rothomagensis Desf. und der V. scia- 
phila Koch gedacht. Erstere scheine nur eine var. dense hirta der 
V. trieolor zu sein; letztere sei wohl die Granilform, deren entspre- 
chende Kalkform V. collina darstelle. Der Autor verspricht an meh- 


287 


reren Stellen in den folgenden Jahren noch genauere Beobachtungen 

anzustellen, was namentlich der so oft angebrachten „scheinen“, 

„können“ und „dürfen“ wegen auch sehr wünschenswerth erscheint. 
DIWE 


Exkursionsflora für die Schweiz. Nach der analytischen Methode bear- 
beitet von A. Gremli. Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage. Aarau bei 
J. Christen. 1874. 8. IV und 469 Seiten, 

Schon bei der Anzeige der ersten Auflage wurde in dieser 
Zeitschrift (XVIL, 1867, p. 126) das vorliegende Buch als ein voll- 
kommen brauchbares bezeichnet, welches sich von vielen anderen 
Exkursionsfloren vortheilhaft dadurch unterscheide, „dass der Verfasser 
eine genaue Bekanntschaft mit den neueren systematischen Arbeiten 
zeige und bei der Gruppirung der einzelnen Arten auf analylischer 
Grundlage die charakteristischen, so wie die habituellen Merkmale 
glücklich hervorzuheben verstehe.* Die zweite Auflage ist im Ver- 
gleiche zur ersten in so manchen Einzelnheiten verbessert, so wie 
vermehrt durch Einschaltungen, bei denen die neuen Publikationen 
der letzten Jahre fleissig und genau benützt wurden. Es kann somit 
die vorliegende zweite Auflage von Gremli's Exkursionsflora bestens 
allen Jenen empfohlen werden, welche sich schnell und leicht über 
die Phanerogamenflora der Schweiz orientiren wollen. 

Dr. H..W. BR. 


—o 


Correspondenz. 


Bayreuth in Baiern, am 1. August 1874. 


Kein Mykolog der Jetztzeit ist mehr im Stande sein Studium 
erschöpfend zu betreiben, ohne Beihilfe von getrockneten Exemplaren. 
Der beste Beweis hiefür ist die grosse Anzahl von Pilz-Exsiccaten- 
Werken, welche erscheinen, und deren Zahl von Jahr zu Jahr wächst. 
Alle diese Kollektionen jedoch bewegen sich in verhältnissmässig engen 
Grenzen, sei es, dass sie nur einzelne Klassen des Pilzreiches be- 
rücksichtigen , sei es, dass sie nur Pilze einzelner Länder, oder 
höchstens eines Welttheiles zur Vertheilung bringen. Die Pilze ausser- 
europäischer Gebiete sind noch gar nicht berücksichtigt worden, wäh- 
rend gerade das Studium derselben im höchsten Grade geeignet ist, 
die Ansichten zu klären, den Blick zu erweitern und so manches 
Problem zu lösen, vor welchem wir jetzt noch stehen, ohne es er- 
klären zu können. Alle diese Erwägungen veranlassten mich, ein 
neues Pilz-Exsiecaten-Werk zu beginnen, unter dem Titel: „Myco- 
Iheca universalis.“ Dasselbe wird, wie der Name schon besagt, Pilze 
aus allen Theilen der Erde und allen Klassen des Pilzreiches bringen. 
Den Mykologen bereits durch meine „Fungi austriaci exsiccali“ und 
„Herbarium mycologicum oeconomicum“ bekannt, werde ich eifrig 


283 


bestrebt sein, Sammler in allen Ländern und Kontinenten zu gewin- 
nen. Viele der tüchtigsten Mykologen haben die eifrige Unterstützung 
des Unternehmens bereits zugesichert; so ist es beispielsweise ge- 
lungen, den durch seine Monographie der deutschen Sordarien rühm- 
lichst bekannten Dr. phil. Georg Winter in Leipzig als Mitarbeiter 
zu gewinnen, und wird derselbe namentlich Asromyceten einliefern. 
Bis jetzt sind feste und regelmässige Beiträge zugesichert: aus den 
verschiedensten Theilen Deutschlands und Oesterreich-Ungarns, aus 
Grossbritanien, der Schweiz, Italien, Griechenland, Norwegen, Däne- 
mark, Russland und mehreren Staaten der nordamerikanischen Union. 
In Aussicht stehen unter andern solche aus Südafrika und Java. Die 
Einrichtung der Sammlung wird dieselbe sein, wie sie sich bereits seit 
Jahren bei den von mir edirten Pilz-Exsiccaten-Werken auf das beste 
bewährt hat, es werden nämlich alle Exemplare lose liegend in Pa- 
pierkapseln ausgegeben. Im Jahre sollen 3 (keinesfalls mehr) Cen- 
turien erscheinen. Zu Beginn des Jahres 1875 wird die erste Cen- 
turie ausgegeben. F. Baron Thümen. 


Innsbruck, am 47. August 1874. 


Ich bin heute am 17. August hier in Innsbruck angekommen 
und habe so die zweite meiner angekündigten Reisen nach Sizilien 
glücklich vollendet. Die Mühen und Gefahren waren diessmal unver- 
hältnissmässig grösser, als in den früheren Reisen, sowohl wegen 
meines langen Aufenthaltes in Catania, der Glühpfanne Siziliens, als 
auch wegen der grösseren Unsicherheit des Landes, wovon die Kor- 
respondenz Hrn. V. v. Janka’s ein schwaches Zeugniss abgab. Ich 
besuchte diessmal auch den Aspromonte mit dem Monte Alto, doch 
mit sehr mässigem Erfolge. Endlich in die Nebroden gelangt, heilte 
ich mich von meiner fast 4wöchentlichen Diarrhöe und besuchte dann 
viele der mir als pflanzenreich bekannten und auch einige mir neue 
Punkte; die Ausbeute ist im Ganzen die des vorigen Jahres, doch ist 
sie auch reich an Novitäten, darunter mehreren bisher verkannten 
und von mir als neu befundenen Arten. Bis Ende Oktober hoffe ich 
alle Abonnenten zufrieden zu stellen, um so mehr, als mir auch 
eine reiche Frühlingsausbeute zu Gebote steht. P. Gabriel Strobl. 


Ze cam —— 


Personalnotizen. 


— Dr. Julius Sachs, Prof. in Würzburg, und Dr. Regel, 
Direktor des botanischen Gartens in Petersburg wurden von der 
königl. Akademie der Wissenschaften zu korrespondirenden Mitglie- 
dern erwählt. 


— Eine Biographie Hugo v. Mohl’s befindet sich in der „Leo- 
poldina* Heft X. Seite 34—39. 


289 


-——- Dr. G. A. Pritzel, Kustos der k. Bibliothek in Berlin, ist 
am 14. Juni nach langem Leiden zu Hornheim in einem Alter von 
59 Jahren gestorben 


— —esoa as —— 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— Fünfte en ammlung der schles. Gesellsch. 
für vaterl. Kultur am Mai 1874 zu Camenz in Schlesien. 
Zahlreicher denn je hatte pen in diesem Jahre die Versammlung der 
schlesischen Botaniker zu Camenz vereinigt. Um 101/, Uhr eröffnete 
der Präses der Schlesischen Gesellschaft, Professor Dr. Goeppert, die 
Sitzung. v. Thielau überreichte der Sektion zwei Druckschriften, welche 
er zur Gralisvertheilung an die Mitglieder auf seine Kosten hatte drucken 
lassen: 1. eime Abhandlung über die Folgen äusserer Verletzungen 
der Bäume, insbesondere der Obst- und Eichenbäume, einen Auszug 
aus dem grösseren Werke des Prof. Dr. Goeppert; 2. eine Schrift 
des Webermeisters Rethe zu Langenbielau: „Die Laubmoose und Ge- 
fösskryptegamen des Eulengebirges mit einer pflanzengeographischen 
Uebersicht des Florengebietes. Diese Schrift, dem Herrn v. Thielau 
dedizirt, führt 250 Laubmoose und 20 Gefösskryptogamen auf, welche 
der Verfasser sämmtlich selbst gesammelt und bestimmt hat. Hierauf 
hielt Direktor Winkler (Giessmannsdorf bei Neisse) einen Vortrag 
über die Vegetation der Sierra Nevada, die derselbe im vorigen Jahre 
in Gemeinschaft mit Apotheker Fritze (Rybnik) botanisch durchforscht 
hatte. Diese Gebirgskette, obwohl steil aus der fruchtbaren Ebene der 
Vega bis zu 11.000 Fuss Höhe aufsteigend, bietet doch von Granada 
aus nur etwa den Anblick des Riesengebirges von Warmbrunn, weil 
das von höheren Ketten allseits umlagerte Gebirge in der durchsich- 
tigen Luft näher und darum weniger hoch scheint. Charakteristisch 
ist der Waldmangel auf den aus Granit und granitreichem Glimmer- 
schiefer gebildeten Kuppen, denen ein 6000—7000 Fuss hoher Kalk- 
stock vorgelagert ist. Die Vegetation vereinigt alle Gebiete Europas 
in solcher Blüth enpracht, wie sie kaum der sorglichst gepflegte Garten 
zeigt. Auch das nahe Nordafrika ist reichlich in der Flora vertreten; 
selbst an Asien erinnert der auf dem Libanon, in den persischen Ge- 
birgen einheimische Ranunculus demissus u. a. Amerika ist nicht 
bloss durch Opuntien und Agaven, sondern auch durch Potentilla 
pensilvanica repräsentlirt. Mit dem Hochgebirge Griechenlands theilt 
die Nevadakette Campanula mollis, Prunus prostrata, mit unseren 
Sudeten u. a. Aconitum Napellus und Saxifraga oppositifolia, zall- 
reiche Arten mit den Alpen und dem hohen Norden (Alchemilla al- 
pina, Ranunculus glacialis, Gentiana alpina, Pedicularis verticillata 
u. a.), noch mehr mit den Pyrenäen. Sehr gross ist die Zahl der 
eigentlichen Pflanzenarten: Echium albicans, Adenocarpus decorticans, 
Cirsium gregarium, Henselera granatensis, Reseda complicata, Ra- 


290 


nunculus acetosellifolius, Artemisia granatensis, Viola nevadensis, 
Linaria glareosa, Saxifraga mixta nevadensis, Carum verticillatum, 
von den Arrieros als untrügliches Mittel gegen Steinbeschwerden em- 
pfohlen u. a. Nur vereinzelt finden sich Waldungen der essbaren 
Kastanie; die einst waldbildende Pinus Pinsapo verschwindet mehr 
und mehr und dürfte bald ausgestorben sein. Kirschbäume geben hier 
kleine, doch süsse Früchte, weniger gedeihen Aepfel und Birnen. 
Bauholz fellt; Stangen von Cytisus- und Sarothamnus-Sträuchern 
müssen aushelfen. Weizen wird bis über 6000 Fuss gebaut. Roggen 
und Gerste bis 7500°; ein Tabakbeet fand sich noch auf dem Baranco 
de Vacanes bei 8500‘ Die Besteigung des höchsten Gipfels (Muia- 
hacen 11.000% ist beschwerlich, doch ungefährlich. Der Redner schloss 
seinen anziehenden Vortrag mit dem Hinweis, dass eine Expedition 
vereinigter Naturforscher in Spanien und insbesondere auf der Nevada 
ein ebenso Bee als für die Wissenschaft erspriessliches 
Reiseziel finden würde*). Hierauf hielt Prof. Dr. Goeppert einen Vor- 
trag über die a: der Gärten; er schilderte die griechischen 
und altrömischen Gärten, deren Typus mil seinen geradlinigen Hecken, 
Skulpturen und Wasserkünsten aus den Schilderungen des jüngeren 
Plinius bekannt, noch heute in Italien sich fortgepflanzt hat, obwohl 
die Charakterbiume des modernen Italien, Orangen, Agaven u. a., 
erst später eingeführt worden sind. Im Mittelalter wurden die Gärten 
wenig gepflegt, die Anlage blieb steif; der Reichthum der Gewächse 
nahm erst nach der Entdeckung Amerikas zu. Ludwig XIV. begrün- 
dete in dem ven Le Notre angelegten Garten von Versailles einen 
neueren Styl, der auch in Deutschland nachgeahmt, am sollkommen- 
sten in Schönbrunn bei Wien erhalten ist. In Schlesien besteht ein 
kleiner Rest zu Pischkowitz. Im 16. Jahrhunderte war es der Garten 
Laurenlius Scholz’s in Breslau, im 17. die Gärten mehrerer heute 
noch blühender Adelsfamilien. Die Verbreitung des neuen Gartenstyles, 
von England ausgehend, wurde begünstigt durch die im vorigen Jahr- 
hunderte im Grossen slallfindende Einführung amerikanischer Gehölze. 
Obergärtner Berthold Stein (Berlin) legte interessante lebende Pflan- 
zen vor: Eine Vergrünung der Anemone nemorosa, woselbst die 
Staubgefässe in Laubblätter verwandelt sind; den merkwürdigen Basi- 
art Cytisus Adami, nebst den Stammarten ©. Laburnum und C. pur- 
pureus; die Baslarte Ajuga reptans und A. pyramidalis (Thüringen), 
Saxifraga decipiens u S. granulata (desgl.), Melandryum vespertinum 
und M. diurnum (Berlin), Salix daphnoides u. S. repens (Königsberg); 
Nymphaea alba mit rosenrothen Blüthen; dann Bastfasern von Malven 
(Malva silvestris), Wollsmilch (Euphorbia palustris), sowie von Ascle- 
pias cornuti (syriaca L.), welche nach einem neuen, vom Chemiker 
Deininger in Berlin erfundenen und von dem Inspektor des königl. 
bot. Gartens, Bouche, auf verschiedene Pllanzen angewendeten Ver- 


*) Ein ausführlicher Bericht über die Reise Winkler’s in Spanien wird 
demnächst in dieser Zeitschrift erscheinen. Anmerk. U. Red. 


291 


fahren zur Gewinnung von Gespinnstfasern praktische Verwendung 
Be Hierauf macht Prof. Cohn folgende Demonstrationen: 1. Lässt 
man Samen (Gerstenkörner) zwischen” feuchtem Lackmuspapier keimen, 
50 "heften sich die Wurzeln dicht an das Lackmuspapier und färben 
dasselbe so intensiv rolh, dass man selbst von der Rückseite den 
Verlauf der Wurzeln in hellrothen Linien auf dem blauen Grunde 
sich abzeichnen sieht. Durch wiederholten Zusatz von blauer Lackmus- 
tinktur erhöht man die Intensität der rollen Färbung, welche die 
Ausscheidung einer starken, nicht flüchtigen Säure durch die Wurzel 
evident macht, welcher mit Recht die Lösung der im Boden absor- 
birten, an sich zum Theile unlöslichen N:hrstoffe der Pflanze zuzu- 
schreiben ist 2. Befestigt man einen beblätterten (Weiden-) Zweig 
luftdicht in dem einen Schenkel eines U -Rohr, den man mit durch 
Anilin geröthelem Wasser füllt, und giesst in ‘den anderen Schentlel 
Quecksilber, so wird das Wasser von dem transpirirenden Zweige all- 
mälig vollständig und mit solcher Kraft aufgesäugt, dass nach etwa 
S Tagen das Quecksilber mindestens 10 Ctm. hoch gehoben wird 
(Sachs’scher Versuch); allmälig färben sich die Haujtnerven der 
Blätter roth; Schnitte zeigen, dass ausschliesslich die Bast- und jün- 
geren Holzbündel des Stenge's und der Blätter bis zur Zweigspitze 
gefärbt werden. Hierauf theilte Prof. Cohn einen Bericht über ein 
neu aufgefundenes, an Diatomaceen sehr reiches und ausgedelntes 
Schlammlager zu Pallowitz bei Orzesche (Kreis Rybnik, ©. S.) mit. 
Dasselbe verbreitet sich in einem Teiche von 12 Morgen und hat 
3 bis 6 Fuss Mächtigkeit. Der bolanische Assistent an der Akademie 
zu Proskau, Hr. Dr. Kirchner, hat die im Schlamme gefundenen Dia- 
tomeen bestimmt und eine grosse Mannigfaltigkeit von Arten, sämmt- 
lich jetzt lebende, nachgewiesen. Hierauf theilte Prof. Cohn einen von 
Hrn. Kaufmann R. Jäschke (Breslau) ihm übergebenen Bericht mit, 
„über die im Auftrage der Regierung von Argentinien von Herrn 
Dr. Georg Hieronymus aus Görlitz, gegenwärtig Prof. der Botanik 
der Universität Cordoba, als Begleiter des Prof. Lorenz, unternom- 
menen Erforschungsreise in die Nordprovinzen der Rep ubliken Tucu- 
man, Salta, Jujui bis Tarifa in Bolivien und Oran am Rio Vermejo, 
sowie einen Theil des Gran Chaco. Die Reise wurde im September 
1872 angetreten von der Cordobeser Salzsteppe aus, die einen Theil 
der ungeheuren Niederung des Paranagebiets einnimmt. Anfangs 
Oktober gelangte man nach Catamarca; Lorenz überschritt bei Mercedes 
die Einsenkung zwischen der Sierra de Alto und Ancaste, während 
Hieronymus tief ins Gebirge hinein die pflanzenreiche Cuesta de Pu- 
cara bis zu den Kupferbergwerken von Andalgala besuchte; beide 
Reisende vereinigten sich Ende Januar 1873 in Tucuman. Diese Reise 
lieferte reiche Pflanzenschätze; nur !/o des Bodens ist mit Zucker- 
rohr (Canna), Mais und Orangen bebaut, während tropischer Urwald 
und Grasstepren das Uebrige einnehmen. Hierauf wurde der Rio Ju- 
ramento und Salado überschritten und der Nevado de Castello mit 
üpnigem Alpenflor (Cacteen, Asclepiadeen, Piperaceen) bis 16.000 Fuss 
Höhe erstiegen; die Spitze war nicht erreichbar. Ueber Campo Santo, 


232 


wo neben Zuckerrohr und Orangen auch Bananen, Anonen, Chirimoja 
und andere tropische Früchte gebaut werden, gingen die Reisenden 
nach Jujuy mit seinen üppigen Wiesen. Anfang Juni 1873 waren die 
Reisenden, nachdem sie das Hochplateau der Puna (10.000— 12.000‘) 
durchzogen, zu dem im Quellengebiet des Rio Vermejo belegenen 
Tarija herabgestiegen. Am 9. Juni machten die Reisenden sich auf 
den Weg über Sa Cruz de la Tierra nach Gran Chaco, besuchten die 
Palmenwiülder von St. Jose; am 29. Juni wurde der Rio Vermejo 
überschritten; am 30. Juli Oran mit grossen Orangenhainen besucht. 
Die Umgebung ist ein herrlicher Urwald, zwar arm an Palmen und 
Baumfarnen, doch reich an Nutzhölzern (Üedrela odorata) und zahl- 
reichen roth- und gelbblühenden Lianen. Am 12. August 1873 er- 
reichte man Dragmes; bis zum 25. September wurde die äusserst 
interessante Umgebung durchforscht, dann aber der Rückweg ange- 
treten, Lorenz kehrte im Januar, Hieronymus im Februar 1374 nach 
Cordoba zurück. Gesammtresultat der Reise sind ca. 50 nach Cordoba 
gesendete Kisten. Nach Griesebach, der die Bearbeitung der Pflanzen 
übernommen, sind mindestens !/, derselben neu. — Die Sitzung wurde, 
nachdem die Namen der Anwesenden, 110 an der Zahl, verlesen, 
durch den Vorsitzenden um 12'/, Uhr geschlossen. 


— Die 47. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
findet vom 18. bis 24. d. M. in Breslau statt. Anmeldungen sind zu 
richten an die Geschäftsführer Dr. Löwig und Dr. Spiegelberg. 


— Die k.k. Gartenbaugesellschaft in Wien beabsichtigt zur Er- 
innerung an H. v. Siebold in dessen Geburtsstadt Würzburg ein Mo- 
nument zu errichten. 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Wiesbaur mit Pflanzen 
aus Niederösterreich. — Von Herrn Dr. Keck mit Pfl. aus Ober- 
österreich. 


Sendungen sind abeegangen an Herrn: Waiss. 
> oo 


Aus Niederösterreich: Aronia rotundifolia, Astragalus 
austriacus, A. sulcatus, Carex pendula, Chaerophyllum bulbosum, 
Cotoneaster vulgaris, Daphne cneorum, Dracocephalum austriacum, 
Euphorbia amygdaloides, E. epithymoides, E. verrucosa, Lavatera 
thuringiaca, Mercurialis ovata, Orchis variegata, Rosa gallica, Salıx 
mirabilis, Sorbus torminalis, Veratrum album, Veronica orchidea 
u. a. einges. von Wiesbaur. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Oesterreichische 


Botanische Zeitschrift. 


Gemeinnütziges Organ 





für 
Die Anienzelchlsche. } Exemplare 
botanische Zeitschr s diefreid hı die Posthe- 
er erscheine Botanik und Botaniker, 3520 ersensahten.omö 
den Ersten jeden see blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe fi. £ ü Eee IB (Wibden, Nebmanı NED 

„Pränumerirt auf selbe Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, run. 

6 Thir. 10 Ngr.) a Im Wege des 
ganzjährig, oder mit ! rap n rn Buchhandels übernimmt 
Sa hir. 200g) Apotheker und Techniker. EEE 

halbjährig. €. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 10 so wie alle übrigen 
15 kr. öst, W. E z D Buchhandlungen, 
r 4 Y - 

XXIV. Jahrgang, WIEN. Oktober 1874. 

INHALT: Reiseerinnerungen. Von Winkler. — Eine neue Cuscuta. Von Holuby. — Vegetations- 
Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Eucalypti-Anpflanzungen. Von Antoine. — Kryptogamen von 
Ns. Podhrad. Von Holuby. — Das Kalniker Gebirge. Von Dr. Schlosser. — Literaturberichte. Von 
H. — Correspondenz. Von Richter, Wiesbaur, Holuby, Huter. — Vereine, Anstalten, Unter- 
nehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. 











Reiseerinnerungen an Spanien, 
Von Moritz Winkler. 


Im Sommer des Jahres 1872 hielt ich mich im Engadin auf und 
zufällige Gespräche über die Formen und Verschiedenheiten der euro- 
päischen Bergsysteme brachten mich zu dem Entschlusse, auch die 
spanischen Gebirge, speziell die Nevadaketle durch eigene Anschauung 
kennen zu lernen. Das treffliche Werk von Willkomm, „Zwei Jahre 
in Spanien und Portugal“, welches noch heute, obschon sich in 
25 Jahren auch in Spanien grosse Veränderungen vollzogen haben, 
an klassischem Werth wenig verloren hat, gewährte mir eine irefl- 
liche Einsicht in die dortigen Verhältnisse; es fanden sich Reise- 
begleiter, und Alles war verabredet, als König Amadeus seinen Thron 
verliess, der carlistische Aufstand sich erhob und die politische Ver- 
wirrung hereinbrach. 

Einerseits schien es nun gewagt, gerade in einem Zeitpunkte 
allgemeiner Auflösung der staatlichen Bande eine Exkursion nach 
fremdem Lande zu unternehmen, andererseits sagte ich mir, dass eine 
Beendigung des Kampfes, nach bekannten historischen Vorgängen, 
sobald nicht zu erwarten sei, dass im Gegentheile die Lockerung 
der inneren Ordnung sich von Jahr zu Jahr vergrössern müsse, und 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1874. 20 


294 


ein Hinausschieben auf unbestimmte Zeit, bei meinem vorgerückten 
Alter, einem Aufgeben des ganzen Planes gleich sei. Die letzteren 
Gründe, welche zugleich meinen Wünschen entsprachen, behielten die 
Oberhand; mein verehrter Freund und Reisegefährte, Herr Apothe- 
ker Fritze aus Rybnik, stimmte mir bei, und so fuhren wir in den 
ersten Tagen des Monates März 1873 von Breslau ab, zuerst nach 
Tübingen, wo wir in dem gastlichen Hause des Herrn Prof. Hegel- 
meier, welcher ursprünglich ebenfalls mit uns reisen sollte, später 
durch die Verhältnisse bestimmt, eimen anderen Plan fasste, einige 
frohe Tage verlebten. Es galt uns mit Recht als eine glückliche Vor- 
bedeutung, dass wir dort Herrn Staatsrath Willkomm persönlich ken- 
nen lernten, welcher mit seiner Tochter auf einer Reise nach den 
Balearen begriffen war, wodurch uns Gelegenheit wurde, in ange- 
nehmer Begleitung bis Taragona zu fahren und die ersten unsicheren 
Schritte in Spanien unter Führung eines Mannes zu ihun, der mit 
Land und Leuten volikommen vertraut, uns mit grösster Liebens- 
würdigkeit unter seine Obhut nahm. Es wurde die Verabredung ge- 
troffen, uns in Genf wieder zusammen zu finden, und wir benutzten 
die Zwischenzeit zu einer Exkursion nach Schaffhausen. Leider trat 
Regenwelter ein und hielt fünf Tage an, so dass wir kaum einen 
ganz kurzen Ausflug zum Rheinfall unternehmen konnten, in Genf 
aber fast ganz an das Zimmer gewiesen waren. 

Ausser Helleborus viridis, welchen wir vom Eisenbahnwagen 
aus bemerken konnten, so wie Galanthus nivalis und Anemone He- 
patica am Rheinfall zeigte sich kaum eine blühende Pflanze. 

Am Tage unserer Abreise von Genf klärte sich der Himmel 
auf, bei herrlichem Wetter durchfuhren wir die prächtigen, reich mit 
Buxus sempervirens bedeckten Höhen des Jura und eilten mit dem 
rasllosen Schnellzuge dem ersehnten Süden zu. Nach Ueberschreitung 
des Gebirges änderte sich das Landschaftsbild sehr bald, Maulbeer- 
bäume wurden sichtbar, welche eben ihre Knospen entfalteten, Man- 
deln und Aprikosen standen in Blüthe, zu ihnen gesellte sich später 
der Oelbaum, und um Marseille konnte man schon eine hübsche, 
bunte Vegetation beobachten. 

Unsere erste Unternehmung in Marseille war eine Kahnfahrt 
durch den geräumigen, wohlgeschützten und reich mit Schiffen er- 
füllten Hafen. Das Bild eines so buntbewegten Lebens, in dem die 
verschiedensten Völkerstämme mit einander in Verkehr treten, wo 
die Flaggen aller Nationen von gleichem Winde bewegt sich flatternd 
entfalten, und bald die geschwellten Segel, bald das geflügelte Dampf- 
rad schwerbelastete Riesenschiffe durch die rollenden Wogen treibt, 
erfüllt wohl jedes Menschen Brust immer aufs Neue mit freudigem 
Staunen und gerechter Bewunderung. — Der Tag war heiter und 
angenehm, 14% R. im Schalten, dabei ein leiser erfrischender Luft- 
hauch, muntere Gesellschaft im schaukelnden Kahne und die Hoffnung 
auf eine genussreiche Reise, solche Momente bannen die ernsten 
Seiten des Lebens und umkleiden die Welt mit den schimmernden 
Farben des Glückes. — Drei Tage blieben wir in Marseille, besuch- 


295 


ien die vielen eleganten Kaffeehäuser, die Sehenswürdigkeiten der 
Stadt und machten einige kurze bolanische Ausflüge, z. B. nach dem 
Monte Redon, an dessen Fusse wir unter anderen Asiragalus mons- 
peliensis, Iris lutescens, Phyllirea angustifolia, Koniga maritima, 
Ruscus aculeatus, Euphorbia serrata und an einer Hecke, vielleicht 
nur verwildert, Medicago arborea fanden. 

Den dritten Abend 9 Uhr bestiegen wir ein spanisches Dampf- 
schiff, welches uns nach Barcelona bringen sollte, der Wind wehie 
uns scharf entgegen und hemmte die Fahrt, die nur langsam von 
Statten ging; als der Morgen tagte, bemerkte man in der Ferne die 
Pyrenäen, erst die französise he, dann die spanische Küste behielten 
wir immer in Sicht, lustig spielten Delphine umher, und so fehlte es 
nicht an interessanter Abwechslung, unter welcher die Stunden des 
Tages rasch dahin schwanden. Anstatt 4 Uhr Nachmittag erreichten 
wir indess unser Ziel erst Nachts 11 Uhr, und da der Hafen längst 
geschlossen war, mussten wir uns noch eine zweite Nacht auf dem 
ziemlich schmutzigen Dampfer herumtreiben, ehe wir das Festland 
Spaniens betreten konnten. Die Formalitäten der Ausschiffung und die 
Zollvisitation wurden mit Hilfe des Herrn Staatsrathes Willkomm leicht 
überwunden, und in der Fonda de los quartros Nationes Quarlier ge- 
nommen. Es ist diess ein ganz gutes Gasthaus auf der Rambla, der 
schönsten Strasse von Barcelona, "belegen. Nächst Madrid ist Barcelona 
die volkreichste Stadt Spaniens und die einzige, welche sichtlich im 
Aufblühen begriffen ist. Handel und Industrie stehen im Flor, Fa- 
briken aller Art erheben ihre mächtigen Rauchfänge, sogar eine 
Fabrik für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe ist vorhanden, 
als ein sicheres Zeichen erhöhter und wohlgeleiteter Bodenkultur. 
Die Erwartungen, welche man sich in der Fantasie von einer spani- 
schen Stadt entwirft, werden in Barcelona nicht erfüllt, weder be- 
treffs alter Denkmale der Baukunst, noch bezüglich der eigenthüm- 
lichen Volkstrachten. Wohl bemerkt man bei der arbeitenden Klasse 
noch die rothe catalonische Zipfelmütze, wohl tragen die Frauen meist 
den schwarzen Schleier, und die Männer werfen kunstgerecht den 
Zipfel des Mantels über die Schulter, aber im Uebrigen herrscht 
durchaus die französische Tracht vor; Droschken, Omnibus, Pferdeeisen- 
bahn, Gasbeleuchtung, alles wie bei uns, selbst Bierbrauereien fehlen 
nicht, und man möchte sich eher in einer deutschen oder französi- 
schen, als in einer spanischen Stadt wähnen. Auch die gepriesene 
Schönheit spanischer Frauen bemüht man sich vergebens aufzufinden, 
auf ziemlich grossen Füssen bewegen sie sich ohne _Grazie, sind meist 
sehr korpulent, und den etwas plumpen Gesichtszügen fehlt die gei- 
stige Belebung. Ueberreich war das Militär vertreten, man hatte meh- 
rere Regimenter nach Barcelona dirigirt, um sie nach Cuba einzu- 
schiffen, als diess aber bewerkstelligt werden sollte, erklärten sie 
einfach, dass sie sich nicht einschiffen liessen, und bei der gänzlich 
gelockerten Disziplin blieb nichts übrig, als ihren Willen zu thun; 
an Exerzieren war ebenfalls nicht zu denken, und so bummelten sie 


denn truppweise auf den Strassen herum und trieben allerhand Kurz- 
20 


296 


weil. In botanischer Beziehung ist der Monat März für das östlichste 
Spanien noch zu wenig ergiebig, und besonders war es in diesem 
Jahre ungewöhnlich kühl und regnerisch gewesen, so dass verhält- 
nissmässig nur wenige Pflanzen sich zur Blüthe entwickelt hatten. 
In Hecken vor der Stadt fand sich Fumaria capreolata L., an dem 
Hügel, auf welchem das Kastell liegt, eine überwinterte Centaurea 
aspera und ähnliche, nicht allein auf Spanien beschränkte Pflanzen, 
so dass man Zeit genug fand, sich des schönen Blickes über den 
Hafen zu erfreuen und der Thätigkeit, welche in demselben herrschte. 
Durch einen im Bau begriffenen Damm will man dem Meere einen 
Strich Landes abgewinnen, und es war mir interessant, dass man 
diess verhältnissmässig leicht mittelst gewaltiger Quadersteine aus- 
führte, welche am Ufer selbst aus zerkleinerten Kalkfelsen mit Zu- 
salz von cementarliger Masse in grosse Holzformen gegossen wurden, 
so dass einer genau die Dimension des anderen hatte und der Ver- 
band sich durch eingegossene Vertiefungen mit entsprechenden Er- 
höhungen des Nebensteines bequem herstellte. 


Den zweiten Nachmittag wurde eine Parlie nach dem Monte 
Tibidado unternommen, eine Eisenbahn führt nach Gracia, wo die 
wohlhabenden Kaufleute ihre Villen besitzen, umgeben mit sauber 
gehaltenen Gärten, in denen man eine grosse Anzahl fremder Ge- 
wächse bemerkt. Von Gracia steigt man aufwärts und erreicht in 
etwa 1'/, Stunden den 1600° hohen Gipfel des Berges. In Felsen- 
ritzen entwickelte sich Polygala rupestris Pourr., weiterhin auf einem 
Grasplatze Silene rubella L., auf Aeckern Hypecoum grandiflorum 
Bth. und Muscari comosum L., sowie zerstreut am Berge selbst: 
Bunias Erucago L., Coriaria myrtifolia L., Coris monspeliensis L., 
welche durch das ganze südliche Spanien verbreitet, mit seinen leb- 
haft rothen Blüthentrauben oft die ödesten Stellen in bunte Farben- 
pracht kleidet, ferner Erica arborea L., Erodium eicutarium L. und 
E. moschatum L., Helianthemum glutinosum Pers., Hippocrepis uni- 
siliquosa L., Lavandula Stoechas L., Medicago truncatula Gürtn., 
Ononis ramosissima DC., Paronychia argentea Lam., Passerina hir- 
sula L., Salvia verbenaca L., Ulex parviflorus Pourr., Uropetalum 
serolinum Ker. u.a. — War auch die Ausbeute nicht gerade sehr 
bedeutend, so genügte sie doch zu der Ueberzeugung, dass in spä- 
terer Zeit hier eine reiche und lohnende Vegetation zur Entfaltung 
kommen muss, und die köstlichste Fernsicht entschädigte reichlich 
für die Mühe der Wanderung. Im Osten erhoben sich die noch mit 
Schnee bedeckten Pyrenäen, hierauf folgten im Nordost und Nord 
die düsteren Bergzüge Calaloniens, hervorragend unter ihnen der 
wild zerklüftete Montserrat, gegen Westen dehnte sich in üppig grü- 
nem Frühlingsschmucke die reich kullivirte Vega aus, und den Süden 
erfüllte das wogende Meer, über welchem ein leichter Dunst ausge- 
breitet lag, der, dem Auge fast unbemerkt, Himmel und Wasserfläche 
Ta, so dass es schien, als schwebten die Schiffe hoch in den 
‚üllen. 


297 


Der letzte gemeinschaftliche Ausflug war nach Taragona ge- 
richtet, wo wir uns von unserem bisherigen Reisebegleiter, Herrn 
Staatsrath Willkomm und Herrn Prof. Hegelmaier verabschiedeten, 
welche nach Barcelona zurückkehrten, um von dort aus nach den 
Balearen überzuschiffen, während Freund Fritze und ich nach kurzem 
Aufenthalte in Taragona und Valencia uns nach dem äussersten We- 
sten Spaniens wendeten. — Taragona, die alte Hauplstadt des römi- 
schen Spaniens, zeigt noch die kolossalen Festungsmauern, welche 
einst zum Schutze derselben bestimmt waren, noch ragen die Säulen 
und Bogen des mächtigen Aquäduktes als Zeugen früherer Grösse 
empor, aber verschwunden ist die alte Herrlichkeit, der Hafen, wel- 
cher einst die Flotten und Handelsschiffe der römischen Weltmacht 
barg, ist versandet, und nur wenige kleine Schifferboote schaukeln 
auf demselben umher, die Stadt selbst macht einen betrübend elen- 
den Eindruck. Auf den Hügeln um die Stadt wächst Chamaerops 
humilis in ungeheurer Menge, auch Rosmarinus ist häufig, und auf 
den Wurzeln desselben fand ch (leider nur 1 Exemplar) von Oro- 
banche macrolepis Cass., an einer Hecke schlang sich Vinca ma- 
jor L. empor, ferner sammelte ich Stachys hirta L., Paronychia 
capitata Lam., so wie mehrere andere schon bei Barcelona beob- 
achtete Pflanzen. 

Grosses Interesse gewährt die Fahrt nach Valencia, weil man 
auf derselben in den vollen Süden hinein gelangt, schon bemerkt 
man Hecken aus Cactus oder Agave americana "gebildet, es finden 
sich Orangenhaine und endlich vereinzelte Dattelpalmen. Die Gegend 
steht in reicher Kultur, wird mit vielem Fleisse bearbeitet und durch 
staunenswerthe Bewässe :rungsanlagen zur Fruchtbarkeit gezwungen. 
Der fluthenreiche Ebro muss einen grossen Theil seines Wasserreich- 
Ihums den durstenden Feldern überlassen, nach allen Seiten führen 
Kanäle durch’s Land, welche die Vertheilüng bewirken, und wo des 
mangelnden Gefälles wegen diess nicht Ihunlich ist, sieht man tau- 
sende von Schöpfrädern in Thätigkeit, welche durch Esel oder Maul- 
thiere im Betriebe erhalten werden. 

So grosse Befriedigung auch Feld und Flur in dem Reisenden 
erweckt, so wenig fühlt man sich von Valencia selbst, der stolzen 
Stadt des Cyd, angezogen. Fast durchgängig krumme, enge und oft 
recht schmutzige, übelriechende Strassen, in denen die wenigen statt- 
lichen Gebäude kaum zur Geltung kommen, sehenswerth ist eigent- 
lich nur die Cathedrale und (was für Spanien charakteristisch ist) 
die Arena, in welcher die Stierkämpfe abgehalten werden. Letztere 
ist ein neues, massives, in riesigen Dimensionen aufgeführles Ge- 
bäude, welches für 16.000 oder wohl gar für 20.000 Zuschauer Raum 
bieten soll. 

Als wir in Valeneia ankamen, regnete es und regnete den 
ganzen nächsten Tag, was allerdings meine Stimmung nicht gerade 
erheiterte und wohl zu dem Unbehagen beigetragen haben mag, mit 
der ich die neue Umgebung betrachtete; da ja oft der erste Eindruck 
auf unsere spätere "Beurtheilung von entscheidendem Einflusse ist. 


298 


Wir hatten uns in einer sogen. Casa de pupillos eingemiethet, einem 
Privatgasthause, in welchem Fremde in Wohnung und Kost genom- 
men werden, die Wirthsleute waren äusserst freundlich und zuvor- 
kommend und thaten wirklich, was sie uns an den Augen absehen 
konnten, aber die Zimmer lagen auf ein finsieres, dumpfes Neben- 
gässchen hinaus, und die echt spanische Kost mit dem schlechten 
Oel und übermässigen Knoblauchduft wollte meinem Gaumen in kei- 
ner Weise behagen. Die Strassen waren den ganzen Tag mit einem 
tollen Lärme erfüllt, alles Verkäufliche wird in eigenthümlich sin- 
gender Manier mit lauter Stimme ausgerufen. Beim ersten Morgen- 
grauen erscheinen schellenbehangene Ziegenheerden, deren Inhaber 
die Freunde frischer Milch durch ihr Schreien benachrichtigen, dass 
sie nun ihren Bedarf direkt vom Euter weg entnehmen könnten, 
dann folgen Obst- und Gemüseverkäufer aller Art, deren heiseres 
Organ mit den Eseln, welche die ausgebolenen Waaren tragen, um 
die Wette kreischt, ein Mann bietet Holz- oder Blechwaare an und 
klappert dabei unaufhörlich mit denselben; so geht es den ganzen 
Tag fort, ein Jeder sucht den Andern durch höheres oder tieferes 
Gurgeln zu überbieten, und tritt endlich die Dunkelheit der Nacht 
herein, und man fühlt sich glücklich, diesem tollen Spektakel ent- 
ronnen zu sein, da tönen Guitarre und Mandoline, und hundert ver- 
schiedene Stimmen singen hundert verschiedene Melodien auf- und 
abwandelnd durcheinander, dass die Ohren schmerzen, und man das 
müde Haupt vergeblich in die Kissen vergräbt, um die Ruhe zu fin- 
den, deren man bedarf. — Das Mittagsmahl des ersten Tages mag 
auch noch erwähnt sein, da es mir noch deutlich in Erinnerung 
schwebt, und vielleicht irgend ein Gourmand Lust hat dasselbe zu 
wiederholen; erst kam Nudelsuppe, dick eingekocht, dass, wie man 
zu sagen pflegt, der Löffel darin stecken blieb, und überreich mit 
Knoblauch gewürzt, dann kleine, langbeinige Krebse, hierauf junge 
Aale, in einem Ozean von Knoblauchbrühe schwimmend, ferner Rost- 
braten fett in Oel gesotlen, dann das Lieblingsgericht der Spanier, 
Namens Buchero, bestehend aus Garbanzos — Kichererbsen — mit 
Speckschnitten und Stückchen Rindfleisch zusammengeschmort, und 
den Beschluss macht Spinat, aber nicht als Gemüse gekocht, sondern 
im rohen Zustande fein zerhackt und in Oel halbprasselig gebraten. 
Unsere Wirthin mochte wohl von dem Grundsatze ausgehen: wer 
Vieles bringt, wird manchem Hungrigen Etwas bringen, und sie hatte 
nicht Unrecht, denn die Garbanzos schmeckten mir wirklich ganz gut 
und der Nachtisch, welcher aufgetragen wurde, nicht minder. Er be- 
steht aus Früchten aller Art, wie sie gerade die Jahreszeit bietet, 
Orangen, japanische Mispeln, getrocknete Feigen, Rosinen und Man- 
deln, später treten dazu frische Feigen, Bananen, Weintrauben und 
sog. indische Feigen, auch frische Datteln aus dem Palmenhaine von 
Elche wurden uns vorgeselzt, welche zwar kleiner und weniger fein 
im Geschmacke sind, als die afrikanischen, aber doch eine angenehme 
Abwechslung bieten. 

Die Sehenswürdigkeiten der Stadt waren schnell abgeferligt, 


299 


auch der botanische Garten besucht, der früher seiner ganzen An- 
lage nach in sorglicher und wissenschaftlicher Pflege gestanden haben 
mag, wie aus der Reichhaltigkeit der vorhandenen älteren Bäume 
und Sträucher hevorgeht, der aber gegenwärlig sich in gänzlich ver- 
nachlässigtem Zustande befindet, wenigste ns in so weit, als der Haupt- 
zweck, dem botanischen Interesse zu dienen, kaum wahrgenommen 
werden kann. Der erste schöne Tag war einem Auslluge nach dem 
See Albulera gewidmet, einem weitgedehnten sumpfigen Terrain mit 
kleinen Wasserflächen, welches nur durch eine mässige Landzunge 
vom Meere getrennt ist, und in dessen Umgebung viel Reis ange- 
baut wird, mit dessen Aussaat man eben bese häftigt war. Auf dem 
Wege dorthin fanden wir Allium neapolitanum Cyr., Arum italicum 
und Lavatera arborea L., auf den Dünen am Sirande zeigte sich 
die Vegetation dürftig und der allgemeinen Flora der Mittelmeer- 
küsten entsprechend. Crepis bulbosa Tsch., Echium maritimum W. 
sp., Herniaria hirsuta L., Lotus ereticus L., Medicago littoralis Rhod. 
und M. marina L., Paronychia polygonifolia DC., Polycarpon_ alsi- 
naefolium DC. und in dem Wäldchen, welches sich auf der Land- 
zunge befindet: Anagallis parviflora Heg „ Coronilla glauca L., Cy- 
linus Hypoeistis L., Helianthemum Stoechas DC., Linum angustifolium 
Huds., Pistacia Lentiscus L., Trichonema Columnae und Valantia 
muralis L. 

Um alle Vergnügungen durchzukosten, halten wir uns zur Fahrt 
nach dem See, welche ungefähr eine Stunde Zeit be ansprucht, eine 
sog. Tarlana, gemielhet, ein Folterwerkzeug von wunderbarer Kon- 
struktion; es besteht aus einem hölzernen Kasten, dessen Boden nicht 
mit Pfosten, sondern nur mit Lalten verkleidet ist, über welche eine 
Decke aus Sparlogras gelegt ist, damit man nicht mit den Füssen 
hindurch fallen kann, darüber wölbt sich eine Plaue von wasser- 
diehtem Stoffe. Im Innern sind zwei seitliche Sitze angebracht, und 
das Ganze ruht ohne jede Federverbindung direkt auf einer Axe, 
die in zwei Rädern läuft. Da die Strasse möglichst schlecht war und 
ein Loch sich an das andere reihte, auch der Kutscher m schnellem 
Tempo dahinfuhr, mussten wir uns mit den Händen an die Sitze an- 
klammern und in einem Balanciren bleiben, um nicht an die Decke 
zu fliegen oder an den Boden zu fallen. Halbgerädert kamen wir an 
und dankten dem Himmel, aus diesem Marterkasien erlöst zu sein; 
aber wir hatten doch gelernt in einer Tarlana zu fahren und im 
Rückwege ging es schon bedeutend besser. 

Den nächsten Tag führte uns die Eisenbalın nach der Station 
Murviedro, dem alten Sagund. Hatte uns schon Taragona durch sein 
herabgekommenes Aussehen erschreckl \, so leistete Murviedro hierin 
noch unbeschreiblich mehr, dort fand sich doch noch ein passables Gast- 
haus, hier nur eine schmutzige, elende Fonda, wo man kaum einige 
Eier aufzutreiben vermochte. Spätere Erfahrungen haben allerdings 
den Beweis geliefert, dass es in Spanien noch viel schlechtere Wirths- 
häuser gibt als in Murviedro, aber damals fehlte mir noch der rich- 
tige Vergleichspunkt, und ich glaubte bereits an der untersten Stufe der 


300 


Möglichkeit angekommen zu sein. Es fand sich in dem Raume, wo die 
Gäste beherbergt wurden, noch ein Herd zum Kochen, es waren 
Teller, Messer und Gabeln vorhanden, selbst ein Tisch und einige 
Holzsessel, die Esel und Maulthiere verkehrten nicht gemeinschaftlich 
mit den Menschen, sondern mussten sich begnügen, in der Vorhalle 
zu bleiben, auch an Reinlichkeit fehlte es nicht, wenn es auch nur eine 
besondere Art derselben war. Am Fenster hing nämlich ein grauer 
Lappen, dessen Bedeutung mir anfänglich nicht klar war, als wir 
jedoch unsere in Oel gesoltenen Eier verzehrt hatten, kam er sofort 
zur Geltung; Teller, Messer und Gabeln wurden damit abgewaschen, 
hierauf kam auch der berusste Tiegel daran, später der Herd und 
zuletzt der gepflasterte Fussboden um denselben. Nachdem er diese 
Arbeit verrichtet hatte, wurde er leicht abgeschweift und wieder an’s 
Fenster zum Trocknen gehangen, um dem nächstfolgenden Gaste 
abermals Teller und Besteck zu reinigen. 

Ueber der Stadt auf einem felsigen Hügel liegt die alte Feste, 
mit einem noch ziemlich gut erhaltenen römischen Amphitheater, und 
ihre massiven Mauern scheinen der Ewigkeit zu trotzen. Hier war 
der erste Punkt in Spanien, wo uns eine reiche Ausbeute interessan- 
ter Pflanzen zu Theil wurde, so dass wir schwer beladen unseren 
Rückweg antraten; ich notirte: Aloe vulgaris L., Anthyllis tetra- 
phylla L., Arenaria montana L. B., Asparagus horridus L., Astra- 
galus sesameus L., Bellis microcephala Lg., Emex spinosa Gamb., 
Fumaria anatolica Bun., Helianthemum hirtum Pers., Lamarkia aurea 
Mnch., Lavatera maritima Gon., Lysimachia Linum stellatum L., 
Ononis sicula Guss., Orobus saxatilis L., Osyris alba L., Parietaria 
lusitanica L., Physalis somnifera L., Plantago albicans L.,. Plant. 
amplezicaulis L., Plant. argentea Chaix, P. Psyllium L., Psoralea 
bituminosa L., Rhamnus Iyeioides L., Ruta chalepensis L., Salvia 
clandestina L., Silene ambigua Guss., Sisymbrium Irio L., Stipa 
parviflora Desf., Tillaea muscosaL., Trichonema Bulbocodium Kern., 
Urospermum picroides Desf., Urtica balearica L., Vicia amphi- 
carpa Dorth. 

Mit dieser Partie war indess der Cyklus unserer Exkursionen um 
Valencia geschlossen, denn der nächste Tag brachte wieder anhalten- 
des Regenweltter. Nachdem die Pflanzen nothdürftig getrocknet waren, 
wurden die Reiserequisiten zusammengepackt und die lange Eisenbahn- 
tour nach Cadix angetreten. Der erste Theil der Fahrt bis Almanza ist 
überaus herrlich, die Maulbeerbäume hatten eben ihr hellgelbes Laub 
entwickelt, und diess trat zwischen den graugrünen Oelbäumen, den 
dunkelfarbigen fruchtbeladenen Orangenhainen und den üppigen, saftig 
grünen Saalfeldern zu einem köstlichen Frühlingsbilde zusammen, 
welches rechts von der Sierra mayor und links von ähnlichen, dü- 
steren, wildzerklüfteten Felsenbergen eingerahmt wurde. Wohl mag 
im Sommer der glühende Hauch der Sonne dieses Eden vernichten 
und in eine ausgebrannte Wüste verwandeln, aber in der Frühlings- 
zeit kann man sich kaum einen wohlthuenderen Anblick denken. 
Bei Almanza lenkt die Bahn in das Gebirge ein, und piltoreske An- 


301 


sichten treten an Stelle der üppigen Kulturflächen, bis man in nahe 
2000 Fuss Höhe auf die castilische Hochebene gelangt. Hier waren 
die Saaten kaum weiter entwickelt, als um dieselbe Zeit in Deutsch- 
land, die Luft ziemlich rauh und die Gegend recht einförmig. Bald 
senkte die Nacht ihren dunklen Filtig herab und hinderte jeden Um- 
blick. Von Alcazar, wo die Eisenbahn sich verzweigt, sahen wir 
nichts, erst nachdem wir Manzanares passirt hatten und uns Valde- 
pennas näherten, graute der Tag; aber auch hier wurde die Auf- 
merksamkeit durch die landschaftliche Umgebung wenig gefesselt. 
Dasselbe kann von der Morenakette gesagt werden, ein Berg reiht 
sich an den anderen und einer gleicht dem anderen; keine Kegel, 
keine hervorragenden Spitzen, sondern ein ewiges Einerlei, auch be- 
züglich der Vegetation, welche nur aus niederem Gestrüpp besteht. 
Felsen und Wasser gehören zu den seltenen Ausnahmen, nur gegen 
die Kammhöhe ist eine kurze Strecke voll wilder Romantik. 

Nachdem man wieder in die Ebene eingetreten ist, fühlt man 
sofort den vollen Süden, sowohl an den diversen Wirkungen der 
Sonnenstrahlen, als indirekt an den umgebenden Vegetationsformen. 
Als das Gestirn des Tages sich zum Abschiede wendete, vergoldete 
es noch die Kuppeln und Thürme von Cordoba, welche Stadt eben 
erreicht wurde, gegen Mitternacht fuhren wir glücklich in Cadiz ein. 

Die erste Arbeit in Cadix bestand darin, dass wir einige Em- 
pfehlungsbriefe abgaben, auf der Post nach Neuigkeiten aus der Hei- 
mat frugen, die Cathedrale besuchten und durch die Strassen der 
Stadt flanirten; zwar sind sie schmal, oft so schmal, dass kein Wagen 
darin fahren kann, aber äusserst reinlich gehalten und mit freund- 
lichen hohen Häusern besetzt, auch von einigen hübschen mit Park- 
anlagen bedeckten Plätzen unterbrochen. Es ist die eleganteste Stadt, 
die mir in Spanien vor Augen gekommen ist; aber sie macht doch 
den Eindruck, als ob die Zeit ihrer Blüthe vorüber sei, und die 
Gegenwart mehr von der Vergangenkeit zehrte, als von der eigenen 
That, denn die Zahl der Schiffe im Hafen und der Verkehr auf den 
Strassen war nicht gerade bedeutend. Die Hauptexportprodukte sind 
Wein und Salz, welches letztere in der Nähe der Stadt zwischen 
Aguada-Puntales und S. Fernando aus Seewasser gewonnen wird. 
Haushohe spitze Haufen lagen, weissen Zelten ähnlich, auf den Flä- 
chen der Salinen, welche durch die sich entwickelnden Halophylen 
wie grünende Wiesen aussahen. 

Auf den Mauern um die Stadt wurzelte ein Umbilicus, dem U. 
pendulinus nahe verwandt, Capsella procumbens Fries, Campanula 
Erinus L., Lepigonum fimbriatum B.H. u.a. Auf den grossen Salz- 
steppen konnte man ausser Podospermum caleitrapifolium Koch und 
Orobanche tinctoria W. sp. kaum etwas Blühendes bemerken, da die 
eigentlichen Salzpflanzen sich noch in einem zu frühen Stadium der 
Entwicklung befanden. Eine Pflanze, die sich so schwer trocknet als 
Orobanche tinctoria, ist mir noch nicht vorgekommen, auch direkt den 
glühendsten Strahlen der Sonne ausgesetzt, mag sie nicht welken, 
sie bleibt frisch bis ihr Lebenslauf erfüllt ist. 


302 


Chiclana, ein Badeort und Sommeraufenthalt der feineren Welt, 
ungefähr zwei Stunden von Cadix gelegen, war der erste Punkt, den 
wir im botanischen Interesse aufsuchten, und hier hatte Flora ihr 
reiches Füllhorn über Feld und Flur ausgeschüttet; da galt es im 
Schweisse seines Angesichtes zu pflücken und zu graben, um die 
gesegnete Ernte rechtzeitig zu bergen. Schwerbeladen, aber auch 
glücklich im Bewusstsein, so viele seltene Pflanzen heimzutragen, 
wurde endlich der Rückweg angetreten und die nächsten Tage dem 
Trocknen gewidmet. 

Es fand sich: Alchemilla macrocarpa B. Rt., Anemone pal- 
mata L., Anthemis furcata Brodt. und A. maritima L., Anthoxan- 
thum Puelü Lec., Antirrhynum calycinum L., Avena neglecta Portt., 
Bellis annua L. und B. silvestris L., Biscutella microcarpa DC,, 
Briza minor L., Carex Linkii W. sp., Centaurea pullata und Cent. 
sphaerocephala L., Cerinthe major L., Convolvulus althaeoides L., 
Corrigiola telephioides Pourr., Erodium Jacquinianum F. M., Evax 
pygmaea Pers., Fedia cornucopiae Gärtn., Iris Xiphium L., Lathyrus 
sphaericus Retz., Leucojum trichophyllum Berth., Linaria pedunculata 
L. und L. viscosa Dum., Lithospermum apulum Vill., Medicago ci- 
liaris Willd., M. hispida Gärtn, Mesembrianthemum nodiflorum L., 
Moenchia octandra Gay., Nonnea nigricans DC., Paronychia echinata 
Lam., Plantago Bellardi All., Polycarpon tetraphyllum L., Polygala 
nicaeensis- Asso, Ranunculus flabellatus Desf., R. chacrophyllus L., 
R. parviflorus L., R. trilobus Desf., R. velutinus Ten., Reseda cris- 
pata Link., Serapias cordigera L., S. Lingua L., Trifolium  stella- 
tum L., Triglochin Barrelieri L., Valantia hispida L. 

Die Halbinsel, auf welcher Cadix liegt, ist nur durch eine schmale 
Landzunge mit dem Festlande verbunden, so dass man an einigen 
Stellen rechts und links von Strasse und Eisenbahn das Meer über- 
blicken kann und die Brandung gegen das Ufer stürmen hört; da- 
durch erhielten die botanischen Spaziergänge, die wir mehrfach stun- 
denweit hinaus unternahmen, einen doppelten Reiz, und die wechselnde 
Szenerie lenkte oft genug die Aufmerksamkeit von den bescheidenen 
Pflänzchen ab, welche sich theils im Flugsande, theils am Meeresstrande 
oder auf fruchtbarerem Boden in der Nähe bewohnter Orte ange- 
siedelt halten ; ausser vielen bei Chiclana bereits gesammelten zeigte 
sich hier noch Astragahıs baeticus L., Linum angustifolium Huds., 
Lotus arenarius Brot., Malcolmia littorea DC., Ononis variegata L., 
Picridium gaditanum Wilk., Ranunculus muricatus L., Relama mo- 
nosperma Boiss., Scorpiurus vermiculata L. 

Es lag in unserer Absicht, uns in Cadix nur wenige Tage 
aufzuhalten und dann nach Xeres zu übersiedeln, weil sowohl das 
Trocknen der Pflanzen, als vorzunehmende Ausflüge in einer grös- 
seren, eng gebauten Stadt immer grössere Schwierigkeiten machen, 
auch Xeres fast in der Mitte zwischen Cadix und Sevilla gelegen, 
nach zwei Seiten täglich bequeme Eisenbahnverbindungen bietet, um 
fernere Punkte zu erreichen; aber wir fanden mehrere Deutsche als 
angenehme Gesellschafter, die Stadt selbst gefiel uns ausserordentlich, 


303 


und so hatte sich unsere Abreise nach Xeres länger hingezogen, als 
wir ursprünglich wollten. Endlich wurde sie ins Werk gesetzt, und 
wir hatten alle Ursache damit zufrieden zu sein; denn für botanische 
Zwecke liegt die Stadt äusserst günstig, in der Fonda von Xeres hat 
man ein gutes bequemes Logis, in welchem man kein gewohntes Be- 
dürfniss vermisst, saubere Betten, schmackhafte Kost, und auf dem 
flachen Dache des Hötels genügenden Raum und Sonne, um die zu 
trocknenden Pflanzen ausbreiten zu können. Leider blieb nur das Wetter 
immer noch unbeständig, Regenschauer und heftige Winde wollten 
nicht aufhören, aller Versicherungen der Eingeborenen ungeachtet, 
dass nun die Zeit beständiger Witterung herangekommen sei. 

Man sagte uns, dass Xeres 60.000 Einwohner zähle, doch 
möchte ich in Betracht des geringen Umfanges des Stadt einen Zweifel 
darüber hegen, aber jedenfalls ist es eine volkreiche Mittelstadt, 
welche durch den berühmten Weinbau in der Umgebung zu grossem 
Wohlstande gelangt ist und bedeutende Handelsfirmen ausgebildet 
hat. Die Hauptmenge des überaus starken und angenehm aromati- 
schen Weines geht als sog. Sherri nach England, und die Kellereien 
von Gonzales, Bias ete. sind ausserordentlich sehenswerth; in end- 
losen Lagerräumen liegt ein Riesenfass am anderen, und alle sind 
mit dem edelsten Traubensaft gefüllt, dessen älteste Jahrgänge noch 
tief in das vorige Jahrhundert zurück datiren. Hundert Böttcher sind 
beschäftigt mit Anfertigung kleiner Versandtfässer, und ausserdem 
sollen 300 Tagarbeiler zu den verschiedenen Verrichtungen der Pflege 
und des Versandtes in Thätigkeit sein. Sobald die Sonne höher tritt 
und der Weinstock seine Blätter entwickelt, wird in Xeres ein gros- 
ser Arbeitsmarkt abgehalten, um die für die Weinberge erforder- 
lichen Kräfte zu acquiriren, von allen Seiten strömen die arbeits- 
kräftigen Männer herbei, da die Arbeit bei der grossen Hitze des 
Hochsommers zwar schwer, aber auch lohnend ist; denn die Kon- 
kurrenz zwingt hohe Löhne zu bewilligen. 

Xeres hat zwei sehenswerthe Kirchen, von denen die Haupt- 
kirche in ihrem Aeusseren reich mit Ornamentik dekorirt ist, das 
Innere derselben soll ebenfalls kunstreich ausgeführt sein, doch konnte 
man nicht hinein gelangen, da sie reparalurbedürftig ist und ganz 
mit Gerüsten verkleidet war. Nicht minder hervorzuheben ist die 
Wasserleitung, welche in mächtigen eisernen Röhren das herrlichsie 
Quellwasser aus den Bergen von Ronda über 6 Meilen weit herbei- 
führt. Auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Stadt ist ein Reservoir 
angebracht, von mehreren 100 Fuss im Quadrat, innen und an den 
Seitenwänden wasserdicht verkleidet, eine grosse Anzahl starker 
Pfeiler tragen das Gewölbe, welches mehrere Fuss hoch mit Boden 
überschüttet und bepflanzt ist, um die äussere Wärme abzuhalten. 
Von hier aus vertheilt sich das Wasser über die ganze Stadt und 
füllt auf dem Hauptplatze ein mächtiges Bassin, um welches herum 
8 stolze, schlanke Dattelpalmen sich erheben, die schon ein hohes 
Alter haben müssen; eine derselben war eingegangen, und man hatte 
kurz vorher aus einem Klostergarten ein eben so starkes Exemplar 


304 


hierher verpflanzt, welches wohl nicht so kräftig stand als die übri- 
gen, aber doch die Verpflanzung zu ertragen schien. 


(Fortsetzung folgt.) 


———essar a— 


Eine neue Cuscuta. 
Von Jos. L. Holuby. 


Cuscuta Solani. Stengel stielrund, ästig, bis 1“ dick, gelb- 
lich bis purpurn; Deckblätter breiteiförmig, dünnhäutig, durchschei- 
nend; Blüthen sitzend, weiss oder blassrosa, in dichten kugligen 
Knäulen; Kronenröhre kuglig, etwas länger als der Saum, im In- 
nern schuppenlos, die Zipfel des Kronensaumes dicklich, stumpf, 
aufrecht abstehend; Kelchzipfel stumpf, so lang als die Kronen- 
röhre und an dieselbe eng anschliessend, bei der Fruchtreife über 
die Mitte der Kapsel reichend; Kelch nach dem Verblühen stark 
anschwellend, fleischig, undeutlich 5kantig; Staubfäden 5, über 
der Mitte der Kronenröhre eingefügt und nur wenig aus derselben 
hervorragend; Narben 2, fädlich; Kapsel kuglig, undeutllich vier- 
kantig. 

Auf Stengeln von Solanum tuberosum L. bei BoSäca im Trent- 
schiner Comilate. August, September. 

C. Solani sieht in der Tracht der C. major DC. sehr ähnlich, 
unterscheidet sich aber von dieser ebenso wie von ©. Schkuhriana 
Pfeiff. (C. major ß. nefrens Fr. nach Oelak. Prodr. Kv. Ceske& p. 305) 
sogleich durch den gänzlichen Mangel an Kronenschuppen und die 
kuglige nicht walzliche Kronenröhre. Ich erinnere mich, vor mehre- 
ren Jahren auch bei Lubina im Neutraer Komitale auf Solanum tu- 
berosum eine Cuscuta gesehen zu haben, doch habe ich sie nicht 
näher untersucht, da ich sie für ©. major DC. hielt. Es ist möglich, 
dass auch die Lubinaer Pflanze hierher gehöre. 

Ns. Podhrad, am 11. September 1874. 


—esSs992—— 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 


LXXI. 


1330. Lamium amplexzicaule L. — Auf bebautem Lande, an 
Dämmen, seltener auch auf wüsten Sandflächen und Sandhügeln. — 
Erlau, Gran, St. Andrae, Ofen, Pest, Csepelinsel, Grosswardein. — 
Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95-—500 Met. 


305 


1331. Lamium purpureum L. — An ähnlichen Standorten wie 
die vorhergehende Art. — Erlau, Waitzen, Gran, Ofen, Pest, Ujfalu, 
Nagy Körös, Grosswardein. 95—650 Meter. — Von Tauscher bei 
Ujlalı und von Grundel (Oesterr. botan. Zeitschr. XV, 12) auf dem 
Gerecsehegy bei Heregh nächst Gran auch mit weissen Blüthen be- 
obachtet. 


1332. Lamium maculatum L. — Im Grunde und am Rande 
schattiger Gehölze, in Holzschlägen, auf schattigen Geröllhalden und 
Schuttstellen, an Zäunen und Weinbergsrändern. Im mittelung. Berg- 
lande bei Felsö Tärkäny, Erlau, Paraäd, Näna, Waitzen, P. Csaba, auf 
dem Piliserberg (bis zu dessen höchster Kuppe), auf dem Schwaben- 
berge und im Wolfsthale, im Leopoldifelde und Auwinkel und auf dem 
Johannisberg bei Ofen; im Bereiche des Bihariagebirges auf dem 
Batrinaplateau im Walde nächst dem Eingange zu der Geisterhöhle 
bei der Stäna Oncesa (hier der höchstgelegene im Gebiete beobach- 
tete Standort), dann auf der Pictra pulsului und auf dem Bontoskö 
bei Petrani; im Vorlande des Bihariagebirges in der Fasanerie bei 
Grosswardein. — Im Gebiete vor herrschend auf Kalk, ausserdem auch 
auf tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 150— 1300 Met. — 
Im Tieflande nicht beobachtet. 


1333. Lamium album L. — Im mittelung. Berglande bei Paräd 
in der Matra und auf den höchsten Erhebungen der Pilisgruppe bei 
P. Szt. Kereszt, Visegrad und Dömös. In der Pilisgruppe eine Pflanze 
des Waldschattens und dort gewöhnlich gesellig auf felsigen mit 
Laubholz bewaldeten Kuppen. Nirgends häufiger "als auf dem Gipfel 
des Dobogokö bei Dümüs. — Im Bereiche des Bihariagebirges in 
Obstgärten, an Zäunen, Strassenrändern und Schuttstellen von Gross- 
wardein über Bischofsbad und Miclo Lasuri und überhaupt über das 
ganze tertiäre Vorland verbreitet, dann auf Schutt in Rezbänya und 
Körösbanya und bei Vidra im Aranyosthale. — Trachyt, Schiefer, 
Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden, 220—650 Met. — 
Im Tieflande nicht beobachtet. 


1334. Lamium Orvala L. — Nach Janka (Oest. bot. Zeitschr. 
XIV, 187) bei Szckelyhid am östlichen Rande des Tieflandes nahe 
der Grenze des hier behandelten Gebietes. — Szekelyhid bildet einen 
der Punkte, welcher in der nordwestlichen, ven Croatien in die Mar- 
maros ziehenden Vegetationslinie des Lamium Orvala liegt. 


1335. Lamium Galeobdolon (L.). — Galeobdolon luteum Huds. 
— Im Grunde und am Rande schaltiger Haine, zumal an steinigen, 
zugleich aber auch humusreichen Stellen. Im mittelungar. Berglande 
auf dem Nagy Eged bei Erlau; bei Paräd und zwischen Felnemet 
und Szarvaskö in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; auf 
dem Kishegy bei Csev, auf dem Piliserberg, Johannisberg und Lin- 
denberg in der Pilisgruppe. Im Bereiche des Bihariagebirges bei dem 
Bischofsbad nächst Grosswardein und auf der Stanesa bei Rezbänya. 
— Von Kanitz auch im Tieflande und zwar auf der Kecskemeter 


306 


Landhöhe bei Nagy Körös angegeben. — Von mir im Gebiete nur 
auf Kalk beobachtet. Wenn die Angabe von Kanitz richtig ist, auch 
auf diluv. Sandboden. 95—950 Meter. — (Die mir aus dem Gebiete 
vorliegenden Exemplare gehören allerdings sämmtlich dem Lamium 
Galeobdolon L) —= Galeobdolon luteum "Huds. an; doch ist es mir 
kaum zweifelhaft, dass sich sowohl im miltelungar. Berglande, als 
auch im Bihariageb. neben @. luteum das @. montanum [Pers. var.] 
finden werde. Muthmasslich ist auch mit der von Sadler in der 
2. Aufl. der Fl. Com. Pest. 253 bei @. luteum aufgeführten „var. 
foliis ovato-lanceolatis, inciso-serralis* nichts anderes als @. mon- 
Zfanum |[Pers. var.] gemeint. Ohne sichere Belege wage ich jedoch 
diese Art hier nicht als im Gebiete vorkommend aufzuführen.) 


1336. Galeopsis angustifolia Ehrh. — Auf steinigen Plätzen 
und Geröllhalden, auf Kiesbetten an Flussufern, in Holzschlägen, an 
Dämmen und auf bebautem Lande. Im mittelungar. Berglande auf 
dem Nagy Galya in der Matra; bei Näna, Pärkäny, Gran, Sct. An- 
drae, Ofen; auf der Csepelinsel bei Ujfalu, bei P. Szt. Marton nächst 


Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Schotter und Sand, 
95—700 Meter. 
1337. Galeopsis canescens Schultes. — An ähnlichen Stand- 


orten wie die vorhergehende Art. Bei Feketetö nächst Bodony und 
auf dem Särhegy bei Gyöneyös in der Matra; in Holzschlägen im Au- 
winkel und im Wolfsthale bei Ofen. — Trachyt, Kalk. 95—800 Met. 
— (Galeopsis Ladanum Sadler Fl. Com. Pest. 251 [exel. var. an- 
gustifoli@) ist wahrscheinlich hieherzuziehen. — G. Ladanum L. [= 
G. latifolia Hoffm.] wurde von mir im Gebiete nicht beobachtet. Auch 
was ich aus dem Gebiete als „G. Ladanum L.“ zugesendet erhalten 
habe, gehörte theils zu @. angustifolia Ehrh., theils zu G. canescens 
Schultes.) 


1338. Galeopsis dubia Leers. — (@. ochroleuca Lam.) — 
Nach Sadler Fl. Com. Pest. ed. II, 251 „in arvis, inter segetes, in 
dumetis, ad sepes.* — Von mir im Gebiete nicht beobachtet. 


1339. Galeopsis Tetrahit L. — An Waldrändern, in Holz- 
schlägen, in Auen, auf bebautem Lande, im Bihariagebirge gewöhn- 
lich auch um die Heuhütten und Heuschober auf den Bergwiesen. 
Im mittelungar. Berglande bei Paräd in der Matra; bei Visegrad, 
Sct. Andrae und Ofen. Auf der Csepelinsel bei Ujfalü und Schilling. 
Auf der Keeskem. Landhöhe zwischen Monor und Pilis und bei Nagy 
Körös. Im Bihariageb. bei Rezbänya auf dem Dealul vetrilor ober der 
Pietra lunga und im Aranyosthale bei Vidra. — Kalk, diluv. Sand- 
und sandiger Lehmboden. 95—1000 Met. 

1340. Galeopsis pubescens Besser. — An ähnlichen Standorten 
wie die vorhergehende Art. Im mittelung. Berglande auf dem Kirä- 
lyut bei Felsö Tärkäny und in der Matra bei Paräd; in der Pilis- 
gruppe bei Hidegkut nächst Ofen. Auf der Kecskem. "Landh. in dem 
Waldreviere zwischen Monor und Pilis; im Bihariageb. bei Fenatia 


307 


und Mondsa. — Trachyt, Kalk, diluv. Lehm- und Sandboden. 95— 
360 Meter. 

1341. Galeopsis speciosa Mill. (1768) — (@. versicolor Curt. 
1777) — Im Grunde und am Rande lichter Gehölze, in Holzschlägen, 
auf bebautem Lande. Auf der Csepelinsel bei Schilling; im Biharia- 
gebirge bei dem Eingange in die Geisterhöhle nächst der Stäna On- 
cesa auf dem Batrinaplateau; bei Negra im Aranyosthale, auf dem 
Plesiun und nächst dem Bischofsbad bei Grosswardein. — Trachyt, 
Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95 — 
1300 Meter. 

1342. Stachys germanica L. — An Waldrändern, auf Wald- 
blössen, auf Steinschutt, am Rande der Weinberge, an Strassenrän- 
dern und an wüsten Stellen in den Dörfern. Im mittelung. Berglande 
bei Ajnacskö, Erlau, Visegrad und Ofen. Auf der Csepelinsel bei Uj- 
falü. Auf der Kecskemeter Landhöhe in dem Waldreviere zwischen 
Monor und Pilis und bei Nagy Körös; in der Tiefebene bei Koka, 
Jäszbereny, Kömlö, T. Füred, Egyek; auf der Debrecziner Landhöhe 
bei Bogdäny; im Bereiche des Bihariageb. bei Bonikut nächst Gross- 
wardein und bei Vasköh. — Trachyt, Kalk, diluv. und alluv. Lehm- 
und Sandboden. 75—480 Meter. 

1343. Stachys lanata Jacq. — Nach Hildebr. (Verhandl. des 
zoolog.-botan. Vereins in Wien VI, 40) bei Vajta und Ker in der 
Stuhlweissenburger Niederung. (Von mir im Gebiete nicht beob- 
achtet.) 

1344. Stachys alpina L. — Im Gestäude der Waldränder im 
Bihariagebirge. In der Randzone des Batrinaplateaus auf siebenbür- 
gischer Seite im Valea Odincutia und auf ungarischer Seite auf dem 
Vertopu und Cärligatu ober Valea seca, auf dem Dealu! vetrilor und 
unterhalb der Pietra lunga nächst Rezbänya; auf dem Yasköher Kalk- 
plateau in der Nähe der Eisengruben von Rescirata ober Monesa. — 
Vorherrschend auf Kalk, seltener über thonreichem Schiefergestein. 
310—1245 Meter. 

1345. Stachys silvatica L. — Im Gestäude der Waldränder, in 
Holzschlägen und insbesondere in der Nähe von Waldbächen. Im 
mittelungar. Berglande in der Mägustagruppe auf dem Spitzkopf bei 
Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Dömös, Visegrad, Szt. Läszlö, 
Sct. Andrae, P. Csaba, auf dem Piliserberge, bei M. Einsiedel, im 
Wolfsthale und auf dem Schwabenberge bei Ofen. Auf der Kerskem. 
Landhöhe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis; auf der 
Debrecziner Landhöhe bei Debreezin; im Bihariageb. hinter Rezbänya 
gegen die Pietra lunga und nächst dem Bischofsbade bei Grosswardein. 
— Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 
95—570 Meter. 

1346. Stachys palustris L. — In Sümpfen, an Flussufern, am 
Rande von Wassergräben und an quelligen Plätzen in lichten Wäl- 
dern, mitunter auch auf feuchten Aeckern. Im mittelungar. Berglande 
selten; zwischen dem Paphegy und Hajduhegy bei Erlau; bei der 
Anna-Kapelle auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra; bei der 


308 


Pulvermühle oberhalb Altofen. Auf der Kecskem. Landhöhe entlang 
dem Rakosbache bei Pest und in den Eschenwäldern bei Alsö Ne- 
methi und Säri; auf der Debrecziner Landhöhe bei Debreezin, Vas- 
vari und in den Eeseder Sümpfen. Häufig in der Tiefebene entlang 
der Theiss von T. Füred über Szolnok nach Szegedin. Im Bereiche 
des Bihariagebirges als Ackerunkraut bei Fenatia nächst Rezbänya 
und in der Fasanerie nächst Grosswardein. — Trachyt, tert., diluv. 
und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75—360 Met. 

Stachys arvensis L. — Wird von Steffek in der Oesterr. bot. Zeitschr. 
XIV, 179 bei Grosswardein angegeben, wo ich aber vergeblich nach derselben 
gesucht habe. — Da Steffek die bei Grosswardein als Ackerunkraut vorkom- 
mende Stachys annua in seiner Aufzählung der bei Grosswardein beobachteten 
Pflanzen nicht erwähnt, so zweifle ich nicht, dass er diese letztere Art für 
Stachys arvensis L. genommen habe. 

1347. Stachys annua L. — Auf wüsten Sandhügeln und Sand- 
flächen und auf bebautem Lande. — Am Fusse des Nagy Egedhegy 
bei Erlau; bei Ofen und Pest; bei Ujfafü auf der Csepelinsel; bei 
Soroksar, Monor, Pilis, Nagy Körös auf der Kecskem. Landhöhe; bei 
Egyek in der Tiefebene und bei Grosswardein, Vasköh und Körösbänya 
im Bereiche des Bihariagebirges. ——- Schiefer, Kalk, tert., diluv. und 
alluv. Lehm- und Sandboden. 75—315 Meter. 

1348. Stachys recta L. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen. 
Im mittelungar. Berglande auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der 
Matra, in der Pilisgruppe auf dem Ketagohegy bei Csev nächst Gran, 
im Auwinkel und auf dem Schwabenberge bei Ofen; häufig auf den 
Sandhügeln der Kecskemeter Landhöhe bei R. Palota, Pest, Soroksar, 
Pilis und Monor; auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreezin; im 
Bihariagebirge auf dem Moma, bei Fenatia und Rezbänya, auf den 
tertiären Hügeln bei Hollodu, auf dem Bontoskö bei Petrani und bei 
Grosswardein. — Schiefer, Kalk, Dolomit, tert. und diluv. Sand- und 
sandiger Lehmboden. 95—445 Meter. 

1349. Betonica offieinalis L. — Auf Wiesen und an grasigen 
Plätzen, auf Waldblössen und im Grunde lichter Hochwälder. — Im 
mittelungar. Berglande im Bajüsvölgy bei Erlau; in der Matra bei 
Paräd und auf dem Särhegy bei Gyöngyös; in der Pilisgruppe bei 
Visegrad, Szt. Läszlö und Sct. Andrae, auf dem Kishegy bei Csev 
nächst Gran, im Wolfsthale und auf dem Schwabenberge bei Ofen 
und bei Väl im Weissenburger Comitate; auf der Csepelinsel bei 
Makäd; auf der Kecskemeter Landhöhe auf den Grasfluren entlang 
dem Rakosbache bei Pest und in dem Waldreviere zwischen Monor 
und Pilis; im Bihariagebirge auf dem tert. Vorlande von Grosswar- 
dein über Felixbad, Bischofsbad und Lasuri nach Hollodu; in der 
Randzone des Batlrinaplateaus auf der Tataroda (hier der höchstge- 
legene im Gebiete beobachtete Standort) und ober der Pictra lunga 
bei Rezbänya; im Thale der schwarzen Körös bei Fenalia, Vasköh 
und Belenyes; in der Plesiugruppe auf dem Moma; in der Hegyes- 
gruppe auf der Chiciora südöstlich von Buteni; auf den tert. Hügeln 
im Thale der weissen Körös bei Körösbänya, Halmadiu und Pleseutia. 


309 


— Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm und Sand. 95— 
1290 Meter. 


—e 


Ueber Eucalypti-Anpflanzungen. 


Von Fr. Antoine. 


In einem Briefe, welchen ich vor kurzer Zeit von Dr. R. Schom- 
burgk, Direktor des botanischen Gartens in Adelaide (Südaustralien), 
erhielt, rühmte derselbe die vorzüglichen Eigenschaften der Euca- 
Iypti-Anpflanzungen in Gegenden, wo ungesunde, mit Miasmen ver- 
pestete Luft herrscht. „Es ist ein Faktum“, sagt er, „dass diese 
Bäume die wunderbare Eigenschaft besitzen, die Lokalitäten in sani- 
tärer Beziehung vollkommen wohnlich zu machen. — Nach meinem 
Dafürhalten sollten diese Bäume in den wärmeren Gegenden der 
österreichischen Monarchie gedeihen können, da sie nur eine mäs- 
sige Wärme verlangen und da gut fortkommen, wo die Orange 
prosperirt.* 

Dieser Aeusserung zu Folge wäre Eucalyptus in den südli- 
cher gelegenen Theilen Tyrols oder in Dalmatien etc. mit Vortheil 
anzupflanzen. 

Der k. k. Hofgärtner Franz Maly (im k. k. Belvedere in Wien), 
welcher soeben von einer botan. Exkursion aus Dalmatien zurückge- 
kommen ist, fand in den Anlagen bei Pola, welche das Marine- 
Commando allenthalben vornimmt, E. globulus in vielen Exemplaren 
und in vorzüglicher Vegetationsentwicklung. 

Die Umgegend am dreiarmigen Ausflusse der Narenta in Dal- 
matien dürfte ein Gebiet sein, welches zur Probe einer Anpflanzung 
geeignet wäre, da diese Gegend durch die dort herrschenden Fieber 
gefürchtet ist. 

Abgesehen von der vorzüglichen Eigenschaft, die Luft zu ver- 
bessern, ist er auch der Schnellwüchsigkeit wegen hervorzuheben. 
Er ist sehr produktiv an Holz, welches, wenn es auch nicht in die 
erste Linie werthvoller Bauhölzer gestellt werden kann, dennoch hin- 
reichend gutes Brennholz abgibt. Ueberdiess ist noch des Arznei- 
mittels zu gedenken, welches aus einigen Arten (vorzugsweise aus 
E. globulus und E. amygdalinus) gewonnen wird und bei Fieber- 
kranken mit bestem Erfolge angewendet wurde. Es ist wohl kaum 
zu zweifeln, dass die Bäume, auf einer ihnen zusagenden Stelle ge- 
pflanzt, Eucalyptus Kino liefern würden. 

Dr. Schomburgk hielt über die Eigenschaften des „Gum trees“ 
in Beziehung auf die Luftverbesserung vor nicht langer Zeit einen 
ausführlichen Vortrag, welcher in einem der in Adelaide erscheinen- 
den Blätter seine weitere Verbreitung fand. 

Bei der ungewöhnlichen Kälte, welche im Februar dieses Jahres 
in Athen auftrat, wobei das Thermometer bis auf —4!/," R. sank 

Oesterr, botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1874. 21 


310 


und mehrere Tage anhielt, wurden ausser E. globulus alle übrigen 
Eucalyptus-Arten bis auf den Grund getödtet. Eucalyptus globulus 
ist demnach zu den härtesten Arten dieser schönen Gattung zu 
rechnen. 

Dr. Schomburgk’s Angabe, dass Eucalyptus und Citrus gleiche 
Temperaturverhältnisse theilen, ist durch das oben angeführte Faktum 
gerechtfertigt, da auch die stärksten Orangenbäume in Athen und in 
anderen Gegenden Griechenlands durch diese seltene Kälteerscheinung 
fast bis an den Stamm zurückgefroren sind. 





Zur Kryptogamen -Flora von Ns. Podhrad. 


Von Jos. L. Holuby. 


Die Phanerogamen des südlichen Theiles des Trencsiner Komi- 
tates sind schon so ziemlich bekannt und lassen nur wenig neue 
Funde in Zukunft hoffen; dagegen ist aus unserer Gegend von Algen, 
Pilzen und Flechten so gut wie gar nichts veröffentlicht worden. So 
will ich denn gegenwärtig ein kleines Verzeichniss jener Algen, 
Pilze und Flechten geben, die ich in der Umgebung meines Wohn- 
ortes bisher gesammelt und meinem Herbarium einverleibt habe. 
Freilich kann ich nur wenig bieten, da ich mich vorzugsweise mit 
Phanerogamen befasst habe, aber dies Wenige ist verlässlich bestimmt, 
so dass man keine Fehler zu befürchten hat. Die Bestimmung der 
weiter unten aufgezählten Arten verdanke ich grösstentheils der Güte 
meines verehrten Freundes, Hrn. Prof. v. Hazslinszky. 


Algen. 


Batrachospermum moniliforme Roth. Im Ausflusse des Stwrieker Sum- 
pfes bei Bohuslavice auf Rohrhalmen, Holzstücken, Weidenwur- 
zeln, sehr häufig. 

Cladophora glomerata Ktzg. Sehr häufig in Bächen, Quellen, auch in 
der Waag. 

Closterium acerosum Ehrh. Häufig im Herbste am Grunde des Baches 
vor dem Podhrader Pfarrhause. 

Draparnaldia glomerata Ag. Auf untergetauchten Grasblättern und 
Hölzchen in einer Quelle bei BoSäca. 

Nostoc commune Ag. Höchst gemein auf trockenen Hügeln, Schotter- 
bänken, besonders häufig auf Wegen des Ostrolucky’schen Parkes 
zu Ns. Podhrad. 

Oedogonium tumidulum Ktzg. Auf faulenden Pflanzenstengeln im Bäch- 
lein unterhalb der grossen Wehre zwischen BoSäca und Ns. Pod- 
hrad, häufig. 

— fonticola A. Br. Auf untergetauchten Grasblättern in einer Quelle 
östl. vom Podhrader Schulhause. 


311 


Oscillaria Froehlichii Ktzg. In Wassertümpeln zwischen BoSäca und 
Ns. Podhrad. 

— viridis Ktzg. Auf nassem Schlamme des Bosäcka-Baches, stellen- 
weise häufig. 

Phormidium membranaceum Kizg. In quellenreichen Hanfgruben bei 
BoSäca „na Mo@äroch“, manchmal in grosser Menge sowohl am 
Grunde als auch oben auf dem Wasser schwimmend. 

— vulgare Ktzg. Ueberzieht im Herbste oft grosse Strecken in Hö- 
fen, an Häusern und Mauern, in feuchten, schattigen Winkeln. 

Spirogyra nitida Ktzg. Sehr häufig in Hanfgruben, stehenden Wässern, 
in Quellen. 

— quinina Ag. In stehenden Wässern bei der Podhrader Sägemühle. 

Sporotrichum roseum Lk. «. ollare Lk. Im Jänner 1871 sah ich die 
Wände einer Bauernwohnung in BoSäca ganz flockig von dieser 
rosafarbigen Alge. Obwohl die Wände oft abgekratzt und mit 
Kalk übertüncht wurden, kamen die centrifugalen Flecke von 
Neuem zum Vorschein. Dieses Jahr bemerke ich dieselbe Alge 
auch an feuchten Stellen im Innern der Podhrader Kirche. 

Synedra truncata Grun. Zwischen Vaucheria gemmata am Rande 
des BoSäcka-Baches, häufig. 

— Ulna Ehr. Zwischen Vaucheria caespitosa im Brunnen vor der 
Podhrader Kirche in grosser Menge. 

Ulothrix rivularis Ktzg. Am Bache vor dem Podhrader Pfarrhause. 

Vaucheria caespitosa Ag. Höchst gemein an Ufern des Mühlbaches 
sowohl in Ns. Podhrad als auch in BoSaca; dann in Bächen des 
M. Ljeskover Thales. 

— gemmata DC. Am nassen Schlamme des Baches unterhalb der 
grossen Wehre zwischen Ns. Podhrad und BoSäca. Zwischen 

‚dieser Alge wächst eine Masse von Synedra truncata. 

Zygnema deciminum Ag. In Wassertümpeln unterhalb der grossen 
Wehre zwischen Bosäca und Ns. Podhrad. 

Unser Landvolk nennt alle grünen, im Wasser schwimmenden 

Algen „zZaboSkretiny“, und hält sie für einen aus dem Körper der 

Frösche ausgeworfenen Schleim. 


Pilze. 


Agaricus bombyeinus Schäff. Auf modernden Buchenstämmen im 
Walde Reselärovec. 

— campestris L. Im Spätsommer auf Brachen stellenweise, Wird 
hier „Pe&iarka“ genannt und fleissig gesucht. 

— deliquescens Bull. Auf Balken im Innern einer feuchten Bauern- 
wohnung zu Ns. Podhrad. Am 3. Jänner 1871 waren die Balken 
in das schöne Ozonium auricomum Lk. ganz gekleidet, das ab- 
gekratzt, immer wieder zum Vorschein kam. Die arme Bewoh- 
nerin dieser ungesunden Wohnung schickte mir dann am 27. März 
ein Tuch voll Pilze, die aus dem Ozonium herausgewachsen 
waren. Ich begab mich sogleich in die Wohnung und sah die 
Balken, obwohl sie schon stellenweise gereinigt wurden, von 

1 Val 


2 


unzählbaren jungen, mit vielen dichtgedrängten Warzen gekrön- 
ten Pilzen wie besäet. Herr Fritze in Rybnik hatte die Güte, 
die Bestimmung dieses sonderbaren Pilzes zu besorgen. Die 
Balken, auf welchen diese Pilzart so üppig wuchs, sind aus 
Buchenholz. 

melleus Vahl. Sehr häufig in Wäldern. Wird hier „Väclavka“ 
genannt und sackweise von armen Leuten gesammelt, im Back- 
ofen gedörrt und bildet einen nicht unbedeutenden Theil der 
Nahrung der Aermeren während des Winters. 

Prunulus Scop. Auf Wiesen häufig. Heisst „Mäjovka*, duftet 
und schmeckt sehr angenehm und wird fleissig gesammelt. Die 
Stellen, wo diese Pilzart auf Wiesen wächst, sind von weitem 
an den dunkelgrünen, 1—2‘ breiten und oft mehrere Klafter 
langen, meist im Bogen gekrümmten Streifen Rasens kenntlich. 
Oft sind diese Rasenbogen kalbkreisförmig. An einer solchen 
Stelle kommt dann A. Prunulus viele Jahre nacheinander vor. 
Diese Pilzart wird bei uns nur frisch gesammelt genossen; ge- 
trocknet und für den Winter aufbewahrt wird sie nicht. 
stypticus Bull. Häufig in Wäldern an modernden Baumstrünken, 
seltener auf Obsibäumen. 

velutipes Curt. Auf faulendem Holze in einem Kuhstalle in Ns. 
Podhrad, nur einmal gefunden. 


Boletus cyanescens Bull. Ziemlich häufig auf Bergwiesen und deren 


buschigen Orten, auch in Wäldern. Heisst „Sihak* und wird 
gegessen. 

edulis Bull. Kommt in Buchen- und Eichenwäldern häufig vor 
(„Dubäk), wird in grosser Menge gesammelt und sowohl frisch 
zur Speise bereitet, als auch in Oefen oder an der Sonne ge- 
trocknet und für den Winter aufbewalırt. Ersetzt den Bergbe- 
wohnern (Kopanitiari) so zu sagen die Fleischspeise. Im Gebirge 
gibt es wohl kein Bauernhaus, das nicht mit gedörrten Pilzen 
dieser Art versehen wäre. 

luteus L. („Masläk*) In Buchenwäldern, häufig. Wird meist nur 
frisch gesammelt zur Speise bereitet und nur selten gedörrt. 


Oyathus striatus Willd. Häufig an Zäunen. 
Exidia Auricula Judae Fr. Bisher nur auf alten Stämmen von Sam- 


bucus nigra im Ostrolucky’schen Parke zu Ns. Podhrad, auch 
hier sehr selten. 


Geaster hygrometricus Pers. Bisher nur auf trockenen siemigen Stellen 


im lichten Gebüsch der Babia Hora in den Bosäcer Rodungen, 
äusserst selten. Ich fand bisher nur zwei Stücke. 


Helvella esculenta Pers. („SmrZ oder Smr@ek*) In einem Obstearten 
” g 


am Nordwestabhange des Kallkhügels BudiSovä, selten. 


Lycoperdon Bovista L. („Prashavä Huba oder Fukacka*). Häufig auf 


Bergwiesen. Wird vom Volke als Heilmittel gegen offene Wun- 
den gebraucht. 


— ezcipuliforme Scop. Auf morschen Baumstrünken im Walde Re- 


Selarovec, oft in Menge. 


313 


Morchella bohemica Krombh. In meinem Hausgarten und im Ostro- 
lucky’schen Parke unter Ribes-Sträuchen im Jahre 1871, sehr 
häufig. 

Peziza aurantiaca Fl. dan. Häufig in Wäldern, dann an Zäunen, auf 
faulenden Holzstückchen. Wird hier „Vranie ucho* (Krähenohr) 
genannt. Wird von Kindern als lieber Vorbote des Frühlings ge- 
sammelt und als Spielzeug verwendet. 

Phallus impudicus L. („Muchotravka* oder „Smrdutä Huba*). An 
Zäunen, nicht gemein, verräth sich aber durch seinen unerlräg- 
lichen Gestank. 

Polyporus adustus Fr. An Baumstrünken in ResSetärovec, häufig. 

— hispidus (Bull). Häufig auf alten Nussbäumen („Orechova Huba*). 
Wird im Spätsommer eifrig gesammelt und an Gärber verkauft. 
(S. auch Hazslinszky, Oest. bot Ztg. 1870, p. 77). 

— fomentarius Fr. („Hubän, Trud). In Wäldern an Buchen, häufig. 
Wird hier nur für Raucher zu Feuerschwamm bereitet, in Starä 
Tura (Neutraer Komitat) macht man aus diesem Schwamme 
Mützen, die dort getragen und zu Markte gebracht werden. 

— squamosus Fr. In Wäldern an morschen Baumstrünken, nicht 
selten; erreicht eine ansehnliche Grösse und wird auch, jedoch 
seltener, gegessen. 

— zonatus Fr. Häufig in Wäldern an morschen Baumstrünken. 

Thelephora purpurea Schum. An alten Buchen im Walde Resetärovec, 
ziemlich häufig. 

Trametes gibbosa Fr. An eichenen Querbalken unter der Brücke beim 
Podhrader Pfarrhause. 

Tuber eibarium Sibth. („Hubka*). Wird schon seit vielen Jahren 
von einem Bauer in den Wäldern der M. Ljeskover Rodungen 
unweit von der mährischen Grenze mit eigens dazu abgerich- 
teten Hunden gesucht. Man nennt ihn dort „Hubkär* (Trüffel- 
sucher). 

— albidum Caesalp. Sah ich zwar auf unserem Gebiete nicht, doch 
was mir über die zweierlei Trüffel, die im M. Ljeskover Thale 
vorkommen und gesammelt werden, berichtet wurde, unterliegt 
es keinem Zweifel, dass die „Bielä Hubka* nur diese Art sein 
kann. Auch in Lubina im Neutraer Komitate wurde vor mehre- 
ren Jahren in der Gemeinde-Baumschule diese Trüffelart ausge- 
graben. Ich besitze zwar keine Exemplare davon im Herbar, 
doch dürften sich einige entweder im Herbarium des Vereins 
für Naturkunde in Pressburg oder im Herbarium Schneller’s vor- 
finden, da ich mich recht gut erinnere, diese Lubinaer Trüffel 
nach Pressburg gebracht zu haben. 


Flechten. 


Anaptychia eiliaris Kbr. Massenhaft auf Bäumen, überall fruchtend. 

Biatora vernalis Kbr. In Wäldern auf der Erde. 

Cetraria islandica Ach. Häufig unter Wachholdergebüsch des Hügels 
Chümy, seltener auf schlechten Bergwiesen. 


314 


Cladonia fimbriata Hifm. var. ceratostelis Wallr. und var. eladocar- 
pis Flk. Auf dem Hügel Budisovä. 

— furcata Hffm. mit var. racemosa Fr. Auf dem Hügel BudiSova 
und Kamenitne, häufig. 

— gracilis Schär. mit var. hybrida. Nicht selten mit der vorigen. 

— pungens Flk. Hügel Chümy und im oberen Kamenine, zerstreut. 

— pyzidata Fr. Gemein. 

— rangiferina Hffm. Häufig auf mit Wachholder bewachsenen Kalk- 
hügeln. 

Collema furvum Ach. Zwischen Moosen bei dem Felsen Marttakova 
Skala. 

— multifidum Schär. Ebendort, beide häufig. 

Endocarpon miniatum Ach. Auf Kalkfelsen am nördlichen Abhange 
des Hügels Häjnica bei Stvrtek, nicht häufig (Im Neutr. Komit. 
auf Kalkfelsen bei Hrusove sehr häufig). 

Evernia prunastri Ach. Höchst gemein auf Wald- und Obstbäumen. 

Graphis scripta Ach. An Buchen, gemein. 

Imbricaria caperata DC. Auf Pflaumenbäumen. 

— physodes DC. Mit der vorigen. 

— sacatilis Kbr. Mit den vorigen, auch auf alten Schindeldächern. 

— tiliacea DC. Auf Pflaumenbäumen. 

Lecanora pallida Schreb. An Buchen, gemein. 

Leeidea enteroleuca Ach. Mit der vorigen. 

Nephroma laevigatum Ach. Auf dem Hügel BudiSovä. 

Parmelia pulverulenta Ach. Auf Erlen-, Pfllaumen-, Pappelbäumen 
and auf Schindeldächern, gemein. 

Peltigera aphthosa Hffm. In Wäldern. 

— canina Schär. Sehr häufig in Wäldern, auch auf alten Stroh- 
dächern. 

— venosa Hffm. Häufig in Hohlwegen der Wälder. 

Physeia parietina Kbr. Gemein. 

Polychidium muscicolum Sw. Zwischen Moosen im Walde Rese- 
tärovec. 

Ramalina calicaris Fr. Gemein auf Buchen. 

— farinacea Schär. Selten auf Pflaumenbäumen im Thale Chümy. 
— fraxinea Hffm. Sehr gemein auf Buchen- und Pflaumenbäumen, 
oft spannenlang und länger. 

Sphyridium fungiforme Schrad. In Wäldern auf der Erde, stellen- 
weise. 

Stereocaulon tomentosum Laur. Bisher nur an einer Stelle zwischen 
Cladonien auf dem Hügel Kameni@ne, auch da nur selten. 

Stieta pulmonaria Schär. Am Grunde alter Buchenstämme, dieselben 
manchmal weit überziehend, seltener auf Felsen. Diese Art, sowie 
die grösseren Peltigera-Arten werden „Plucnik“ genannt und als 
Volksheilmittel gegen Brustkrankheiten gebraucht. 

Symechoblastus flaccidus Kbr. Auf Felsen des Thales Re$etärovec. 

Thalloidima vesiculare Mass. Auf Kalkfelsen bei der Haluzicer Ruine. 
Dieselbe Flechte sammelte ich auf Felsen bei Rothenstein und 


Lednica, nördlich von Prusk&e im Trencsiner Komitate. 
Usnea florida Yr. Häufig auf Buchen und Pflaumenbäumen. 
Variolaria communis Ach. Auf Buchen, häufig. 





Das Kalniker Gebirge. 


Von Dr. J. ©. Schlosser. 
(Schluss.) 


Die Carex-Formation findet ihre Repräsentanten in der: Carex 
sylvatica, C. pilosa, C. bryzoides, CO. distans, C. digitata, C. vul- 
garis und ©. pallescens, die oft alle massenhaft auftreten; die Carex 
alba auf dem Felsen bei Vratno und C. ornithopoda auf jenem der 
Nordseite des Vranilac. — Auch Carex paniculata, C. elongata und 
C. maxima finden sich, besonders an Wegrändern und in Holz- 
schlägen ein. 

Die Ranunkel - Formation (Zabnjäce) wird durch Ranunculus 
lanuginosus, R. pilyanthemus, R. nemorosus, R. auricomus und im 
Hochgebirge selbst durch R. aconitifolius vertreten, welche jedoch 
nicht wie auf Wiesen massenhaft, sondern einzeln und zerstreut, 
wenn auch zahlreich, vorkommen. Stelienweise entwickelt sich mas- 
senhaft Dentaria enneaphyllos und an Waldbächen D. trifolia W.K., 
dagegen kommt D. bulbifera in allen Wäldern zerstreut vor. Lamium 
Orvala erscheint am Fusse der Felsen massenhaft und Rubus fruti- 
cosus durchdrängt alle Holzbestände. 

Ein wichtiges Formation bildendes Element sind Orobus niger 
und 0. vernus, denen sich O. variegatus Sm. und O. vieioides DC. 
nicht selten anschliessen. — Eine wichtige Rolle, besonders im ersten 
Frühlinge, spielt im Gebirge die Hyoseris foetida, deren Blätter ge- 
wöhnlich in Gesellschaft der Oxalis Acetosella, Asarum europaeum, 
Majanthemum bifolium und Asperula odorata das wesentlichste Grün 
des Waldbodens bilden. 

Die Gräser-Formation ist im eigentlichen Buchenwalde nur 
schwach vertreten. Von den echten Waldgräsern trifft man gewöhn- 
lich an: Melica ciliata, M. uniflora und M. nutans, zwar nur ver- 
einzelt, aber doch häufig, dagegen erscheinen Poa nemoralis, Festuca 
ovina, Bromus erectus und B. giganteus oft massenhaft und fast 
eben so zahlreich, aber nur an lichten Stellen und in Holzschlägen 
treten auf: Agrostis vulgaris und stolonifera, Aira caespitosa und 
Poa pratensis, ferner: Calamagrostis sylvatica, Holcus lanatus und 
H. mollis, nebst vielen anderen sonst den Wiesen angehörigen Rispen- 
gräsern. 

Wie aus diesem Allen zu ersehen, ist es schwer, in einem 
dichten Buchenwalde die stillen Bewohner desselben nach den auf- 
gestellten Formationen zusammenzustellen und aufzufassen, daher will 
ich auch am Schlusse dieser Abtheilung dieselben der leichteren 


316 


Auffassung wegen nach den Familien, zu denen sie gehören, an- 
führen und hierbei abermals die Reihenfolge meiner „Flora croatica* 
befolgen und werde also mit den Papilionaceen (Leptirnice) beginnen. 
Diese repräsentiren: Cytisus falcatus und C. elongatus, Trifolium 
rubens, Trif. alpestre und Trif. ochroleucum, Astragalus Oicer und 
A. glycyphyllos und endlich Vieia dumetorum, V. sylvatica und V. 
pisiformis. 

Besonders häufig erscheinen im Kalniker Gebirge Rubus-Arten 
(Malinjaki), und diese sind nebst dem schon oben besagten Rubus 
fruticosus noch R. Idaeus, R. cinereus, R. candicans und R. hir- 
sutus, zu denen sich noch Rosa arvensis nicht selten anschliesst, und 
deren überwinternde Blätter im Frühlinge beim völligen Abgange 
wintergrüner Pflanzen (Zimzelene bilje) das erste Grün des Waldes 
bilden. Ein weiteres Kontingent stellt die Familie (Pleme) der Ro- 
saceen (Ruzatice) durch: Potentilla rupestris, P. caulescens, P. hirta 
und P. recta. An lichten steinigen Stellen erscheint die grossblüthige 
Rosa gallica mit ihrer Zwillingsschwester, der Rosa pumila, und am 
Fusse der mächtigen Kalksteinfelsen erscheint das dickblätterige Se- 
dum maximum gleichsam als Wächter der kleinen Formen ihrer 
Familiengenossen, wie des Sedum repens, S. rupestre und des Sem- 
pervivum hirtum, ober ihm aus den Felsspalten üppig hervorsprossen. 
Delphinium Halteranum, der Familie der Ranunculaceen angehörend, 
findet man auf den mächtigen Felsen des Ljubelj in Gesellschaft des 
Aconitum Vulparia und Thalictrum aquilegifolium , und tiefer im 
Walde begegnet man nicht selten der Actaea spicata entweder noch 
im weissen Blüthenschmucke oder mit ihren glänzend schwarzen, in 
dichte Trauben gedrängten Beeren. 

Die Familie der Cruciferen (KrstaSice) liefert vor allen anderen 
die: Turritis glabra, Arabis turrita, A. incana, A. crispata, A. auri- 
culata, A. sagittata und A. hirsuta, letztere bis nun nur auf Felsen 
des Ljubelj gefunden, ferner: Erysimum crepidifolium, Alyssum 
Schlosseri, Lunaria rediviva und Thlaspi montanum. 

Eine ganz besondere Erscheinung ist die Viola suavis MB., die 
am Fusse des mächtigen Felsens, auf dem die Burgruine „Mali Kalnik* 
steht, getroffen wird, in Gesellschaft des Prunus Chamaecerasus und 
P. Mahaleb, die sich gleichsam als deren Beschützer präsentiren, wo 
sie unter ihrem Schutze üppig gedeiht. Ebendaselbst findet man am 
mächtigen Felsen den Rhus Cotinus und nicht minder das zarte He- 
lianthemum vineale. 

Eine wahre Zierde der Wälder und ganz vorzüglich der nack- 
ten Kalkfelsen sind die Repräsentanten der Caryophylleen (Klintevice), 
wie z. B. Tunica Sazifraga, Dianthus prolifecr und D. barbatus, 
Silene nemoralis, 8. italica, 8. infracta und $. viridiflora, Lychnis 
vespertina und L. diurna, und nicht minder die Moehringia flaccida 
und muscosa aus der Familie der Alsineen (MiSjakenje). Im Gerölle 
des eigentlichen Kalniker Felsenkolosses trifft man das in allen seinen 
Theilen rothschimmernde Geranium lucidum und nicht weit von ihm 
an lichten Stellen das @, sanguineum in Gesellschaft mit Seiler aqui- 


317 


legifolium und Laserpitium latifolium, und weiter im Walde an Bächen 
Chaerophyllum hirsutum und Ch. Villarsi. 

Zu den wenigen immergrünenden Pflanzen dieses Gebirges gehört 
der Dex aquifolium und die niedliche Pyrola secunda, welche letztere 
jedoch für diesen Antheil des Florengebietes bisher nur am Ljubelj 
gefunden wurde. 

Eine Hauptzierde dieser Wälder im ersten Frühlinge ist die 
aus den Wäldern der Niederungen selbst in das Hochgebirge in 
Massen aufsteigende Melitis Melissophyllum. 

Besonders interessant ist in diesen Buchenwäldern das Auf- 
treten des Verbascum lanatum, der Scrophularia vernalis und der 
Linaria genistifolia, alle drei aus der Familie der Scrophulariaceen 
(Strupnikovice), und von denen die letztere bis nun nur am Fusse 
der Felsen am „Kozjihrbet* gefunden wurde. 

Die artenreichste Familie unserer Flora, d. i. die der Compo- 
siten (Snevietke) stellt zum Kontingente dieser Gebirgswaldflora die 
Centaurea montana und C. strieta, Homogyne sylvestris, Senecio 
nemorosa und S. Doria, die Cineraria spathulaefolia, C. alpestris 
und ©. pratensis, Prenanthes purpurea, Anthemis tinctoria, Achillea 
tanacetifolia, Crepis praemorsa, das Hieracium pratensi><cymosum, 
H. leptocephalum, H. sphaerophyllum, H. vulgatum, H. villosum, H. 
racemosum und foliosum. 

Valeriana tripteris und V. sawatilis sprossen freudig aus den 
Felsenritzen des altersgrauen Vranilac, während Phyteuma spicatum 
var. nigrum ganz bescheiden im Schatten des nächsten Felsengebü- 
sches dasteht. 

Ein weiterer immergrüner Strauch ist die Daphne Laureola, 
deren Vorkommen jedoch bis nun an die Nordseite des schattenrei- 
chen Kozjihrbet nächst Drenovec beschränkt zu sein scheint, wenig- 
stens ist es mir nie gelungen, selbe in einem anderen Theile dieses 
Waldgebirges aufzufinden. 

Ganz besonders verdient der Standort der Euphorbia saxatilis 
am Kalniker Felsenkolosse angeführt zu werden, nicht minder der 
des Malaxis monophyllos am Berge Ljubelj, eben so interessant ist 
das Vorkommen des Ruscus aculeatus und R. Hypoglossum, Anthe- 
ricum ramosum, Ornithogalum pyrenaicum, Allium fallax, endlich 
der Luzula mazxima, L. albida und L. multiflora in diesem Gebirge. 

Aus der Zahl der Gefässkryptogamen (Tajnocvietke) verdienen 
hier erwähnt zu werden: Lycopodium Selago, Ceterach officinarum, 
Polypodium Diopteris und P. calcareum, Woodsia ilvensis, Aspi- 
dium Lonchitis und A. Oreopteris, ferner: Asplenium septemtrionale 
und A. Trichomanes, Blechnum spicant und dieses zwar nur am 
Ljubelj; endlich Adiantum Capillus Veneris, welches die Reihe dieser 
Waldbewohner schliessen mag. 

Schliesslich will ich nur noch diejenigen Pflanzen anführen, die 
dem eigentlichen Kalniker Felsenkolosse ganz eigenthümlich zukommen, 
und diese sind: Dianthus serratifolius Schloss. et Vuk., Rosa alpina, 
R. pyrenaica und R. reversa, Helianthemum Fumana, Spiraea cha- 


318 


maedrifolia, Aremonia agrimonioides, Aronia rotundifolia, Coto- 
neaster vulgaris und C. tomentosa, Genista pubescens, Seseli elatum, 
Primula ciliata Moretti, Cirsium ochroleucum All. und Hieracium 
cymoso X pratense Jord. — Am höchsten Kamme des Vuklee wird 
man von dem gewöhnlich nur auf steinigen Hügeln vorkommenden 
Bupleurum falcatum höchlichst überrascht, wo es in Gesellschaft der 
Sazxifraga elatior u. S. Aizoon, sowie der schlanken Sesleria tenui- 
folia und S$. juncifolia Host ein stilles bescheidenes Leben führt. 





Literaturberichte. 


Szarvas viränya. Feljegyezte Koren Istvan (Flora von Szarvas; aufgezeichnet 
von Steph. Koren). Programm des evang. Obergymnasiums zu Szarvas. 
Gyula 1874. 4°. Seite 3—19. 


In früheren Jahren brachten die Programme des Szarvaser ev. 
Obergymnasiums so manche werthvolle botanische Abhandlungen von 
dem damaligen Professor J. v. Dorner; es ist daher nur erfreulich, 
wenn Herr Professor Koren seine botan. Funde aus der Umgebung 
Szarvas’s im Bekescher Comitate in systematischer Aufzählung in eben 
diesem, bei den Botanikern in gutem Rufe stehenden Programme 
publizirt. Es ist dies nicht ein nach Hören-Sagen, oder nach flüchtiger 
Aufzeichnung des Gesehenen zusammengestelltes Register von Pflanzen- 
namen, sondern ein Verzeichniss selbstgesammelter und untersuchter 
Pflanzen, deren Belege sich im Gymnasial-Herbarium befinden. Nach 
einer höchst anziehenden Skizzirung des Florengebietes werden da 
628 Arten Phanerogamen und 48 Kryptogamen mit genauen Stand- 
ortsangaben aufgezählt und den lateinischen auch die magyarischen 
Pflanzennamen beigefügt. Von den 628 Phanerogamen kommen aber 
um Szarvas nur etwa 350 Arten spontan vor, die übrigen sind Garten- 
oder gar Topfpflanzen. Um Missverständnissen vorzubeugen, werden 
letztere mit einem Sternchen (*) und Kreuz CF) bezeichnet. Zu den 
interessantesten Pflanzen dieses Gebietes gehören: Trifolium striatum, 
T. recurvum WK., Glyeyrrhisa echinata, Astragalus contortuplicatus, 
Althaea hirsuta, A. pallida WK., Ranunculus lateriflorus DC., R. 
pedatus WK., Delphinium orientale. Gay., Verbena supina, Plantago 
tenuiflora WK., Allium atropurpureum WK., Beckmannia erucaeformis 
Host., Triticum cristatum Schreb., Lepturus pannonicus Kunth, Hor- 
deum maritimum With. u. A. Einige Unrichtigkeiten in der Bestimmung 
mögen auch nicht unerwähnt bleiben, und sollen den fleissigen Verf. 
nicht abschrecken, das trotz der Einförmigkeit doch so interessante 
Gebiet auch ferner zu durchforschen und uns in Bälde einen Nachtrag 
zu dieser willkommenen Aufzählung zu geben. „Robinia sarvasiensis“ 
Seite 10, dürfte wohl nur ein überflüssiger Name irgend einer als 
Ziergewächs kultivirten Form sein. Unter „Silene rosea“* ist wahr- 
scheinlich Silene pendula zu verstehen. „COrambe Tataria,“ S. 13, 


319 


ist nach einem vom Verf. mitgetheilten Exemplare Rapistrum perenne. 
„Hordeum vulgare*, S. 19, wird blos H. distichon sein. Dass Isothe- 
cium Myurum, Homalothecium Phillippeanum, Brachythecium Gehebii 
um Szarvas vorkommen könnten, ist sehr unwahrscheinlich. Unter 
„Protococcus viridis* wird vielleicht Phormidium vulgare Ktzg. zu 
verstehen sein. Diese wenigen Unrichtigkeiten abgerechnet, ist der 
Aufsatz ein sehr willkommener Beitrag zur Kenntniss der vaterländi- 
schen Flora. H. 


— I — 


Correspondenz. 


Pest, am 31. August 1874. 


Den 14. August l. J. fuhr ich per Wagen von Bad Schmecks 
zur Dobschauer Eishöhle im Gömörer Komitate, 2683 Schuh hoch 
gelegen, welche, abgesehen von der imposanten Eismenge und den 
pittoresken Eisbildungen, welche sie enthält, auch für den Botaniker 
zu den interessanteren Partien gehört. Der Weg dahin führt über 
Poprad durch das wild romantische Straczena-Thal, dessen Kalkfelsen 
zu beiden Seiten des Thales oft senkrecht emporstarren. In diesem 
Thale selbst beobachtete ich von selteneren Phanerogamen: Semper- 
vivum soboliferum Sims. im Felsengerölle; Campanula carpatica Jeq. 
ınit Vorliebe in den Ritzen der Felsenwände; Astrantia major in 
Nadelwäldern; Gymnadenia conopsea R. Br.; Cimicifuga foetida in 
Holzschlägen; Cirsium eriophorum Scop. an den Strassenrändern in 
prachtvollen Exemplaren; Carlina acaulis, Achillea dentifera DC. 
am Rande der Laubwälder. Vor dem Eingange der Eishöhle selbst, 
welche in einem kleinen Kessel liegt, ausgesetzt den kalten Luft- 
strömen der Höhle, überraschte mich ein Mixtum compositum von 
Alpen-, Voralpen- und Bergpflanzen, es blühten da in schönen, 
kräftigen, gesunden Exemplaren, auf einem Raume von wenigen Qua- 
dratklaftern gleichzeitig: Sarifraga adscendens, Arabis arenosa Scop., 
Adenostyles albifrons, Campanula carpatica Jacq., Chrysosplenium 
alternifolium, Vaceinium Myrtillus, Senecio abrotanifolius und Hie- 
racium sp.? — Am Abhange des Berges, an dessen halber Höhe 
die Höhle liegt, fand ich Gentiana eruciata, G. asclepiadea und @. 
Amarella, alle drei Arten massenhaft nebeneinander, einzeln: Spi- 
ranthes aestivalis Rich., Epipactis latifolia All., Origanum vulgare, 
Melampyrum sylvaticum, Astrantia major, Sempervivum soboliferum 
Sims. an Felsen, Campanula persicifolia, Anthyllis Vulneraria und 
Sambucus racemosa in Frucht. Ludwig Richter. 





Kalksburg bei Wien, am 14. September 1874. 
Ihre letzte Nummer enthält S. 285 einen Literaturbericht über 
das Jahrbuch des botanischen Vereines zu Landshut. Mir fielen na- 
mentlich zwei Punkte auf. Erstens sagt Dr. Dompierre, die Salıx 
Mauternensis Kerner sei ein „muthmasslich aus caprea und purpu- 


320 


rea entsprungener Bastart.* Zweitens ist nach Schonger’s Ansicht 
die Viola sciaphila die Granitform, deren entsprechende Kalkform die 
V. collina darstelle. — Was nun die Salix Mauternensis betrifft, so 
scheint mir der ausgesprochene Zweifel doch kaum gerechtfertigt. 
Denn auch abgesehen von den Beweisen der Salikologen von Fach, 
sowie von ihrem Vorkommen in Niederösterreich (wo ich sie übri- 
gens erst an der Liesing bei Kalksburg gesehen habe), kommt diese 
schöne Weide, welche ich in Ungarn noch nicht angegeben finde, 
im Zalaer Komitate in einer einzigen g' Staude mit S. caprea und 
purpurea unter Umständen vor, welche an deren Entspringen von 
caprea und purpures kaum mehr zweifeln lassen. Sie findet sich 
nämlich im sog. Zwetschkengraben (Szilva-gödör) bei Nagy-Kapor- 
nak, wo ausser den genannten weit und breit keine andere Weide 
wächst. — Schonger’s Ansicht betreffs V. sciaphila und V. collina 
scheint auch nicht ganz stichhältig zu sein; wenigstens erleidet sie 
Ausnahmen. Regel mag sein, dass Y. sciaphila mehr Granit- oder 
Schieferboden liebt, während V. collina Kalkberge vorzieht. So traf 
ich selbst erstere am Burgstall zu St. Andrae im Lavantthale Unter- 
kärntens (für welches Kronland diese Art neu sein dürfte) auf 
Schiefer an, während hier um Kalksburg V. collina auf Kalk zalhl- 
reich wächst. Zu berücksichtigen aber bleibt das Vorkommen dieser 
Pflanzen um Innsbruck, wo beide Arten unter beiden Verhältnissen 
sich finden. Viola sciaphila erhielt ich aus der Umgegend von Mut- 
ters, wo P. Resch sie 1870 auf Schiefer antraf; Prof. Kerner hin- 
gegen erwähnt ihrer Seite 168 dieser Blätter als im Kalkgerölle 
vorkommend, und auch ıch habe sie beim Weiler Allerheiligen, also 
auch im Kalkgebiete wiederholt gefunden. V. collina kommt gleich- 
falls nicht nur im Kalkgebiete (Taur, Mühlau, Höffing, Kranabitter, 
Zir), sondern auch im Thonglimmerschiefer von Ampass über Amras 
und Wilten bis zur Spaur’schen Villa und vielleicht noch weiter vor. 
Sie ist auf diesem Boden sehr oft weissblühend, aber wie Kerner 
a. a. O. konstatirt, doch die echte V. collina Besser. — Geranium 
sibiricum L. scheint nicht nur der ganzen Leitha entlang, sondern 
auch darüber hinaus in Niederösterreich verbreitet. Voriges Jahr ent- 
deckte sie P. Eschfäller diesseits der Leitha zu Sarasdorf nächst 
Bruck, worüber in den Verhandl. der zoolog.-botan. Gesellsch. 1873 
Näheres berichtet wurde. Heuer fand P. Alois Dichtl dieselbe Pflanze 
an der Parkmauer zu Frohsdorf und in der Günserstrasse zu Wr.- 
Neustadt (gegenüber der Akademie). Ich selbst traf sie zweimal 
am rechten Leithaufer an, jedoch stets auf niederösterr. Gebiete. Zu- 
erst nächst Saibersdorf, wenn man über die Kotzenmühlbrücke 
gegen Ungar.-Brodersdorf geht; dann gestern zu Zillingdorf, wo 
sie von der Brücke an, welche diesen einst ungarischen Markiflecken 
mit Unter-Eggendorf verbindet, flussaufwärts eine bedeutende Strecke 
fast massenhaft vorkommt und sich vom Damme sogar in die Vieh- 
weide hinein verbreitet hat. Potentilla anserina ist gerne in ihrer 
Gesellschaft. — Die massenhafte Artemisia Absynthium des Stein - 
feldes um Wiener-Neustadt soll von den Bauern recht praktisch zu 


321 


Flohbesen verwerthet werden, d. h. zu Besen, mit denen die Stuben 
im Sommer gekehrt von Ungeziefer frei bleiben sollen. 
J. Wiesbaur 8. J. 


Ns. Podhrad, am 41. September 1874 


In den ersten Tagen d. M. unternahm ich eine Reise über 
Trentschin, Sillen nach Tur. Szt. Marton, wobei ich jedoch die Zeit 
so knapp abgemessen hatte, dass ich nur hie und da eine Pflanze 
erhaschen konnte. Unter der Schlossruine zu Trentschin fand ich 
einige Stöcke Lappa tomentosa >< minor zwischen den dort massen- 
haft vorkommenden muthmasslichen Aeltern. Bei Dobrä sah ich Ru- 
bus caesius X tomentosus OK. mit dreizähligen, oberseits spärlich 
behaarten Blättern und in einem Graben Berula angustifolia in Menge 
und noch immer blühend. Bei Sillein und Budatin, wo ich einige 
Stunden zubrachte, wurde am Eisenbahndamme Xanthium spinosum 
beobachtet, dessen Vorkommen in dieser Gegend wohl nicht alt sein 
dürfte; auf Strassenrändern blühte noch hie und da Carduus crispus 
und Centaurea stenolepis Kern. In Turoe Szt. Marton lernte ich in 
Prof. Gustav Derer einen eifrigen Botaniker kennen. Ich hoffe, dass 
er uns mit der Zeit die Schätze der Turöcer Flora aufdecken wird. 

Jos. L. Holuby. 


Sexten, am 22. September 1874. 


Die Herren Porta und Rigo sind glücklich mit ihren Samm- 
lungen Ende August nach Hause gekommen. Die Pflanzen sind augen- 
blicklich noch nicht in meinen Händen, um schon jetzt ein Urtheil 
darüber abgeben zu können. Meine Freunde sammelten, nach Porta’s 
flüchtigen Berichten um Ascoli und Monte Fiori Ende Mai; von 
Anfang Juni bis 7. Juli im Monte Gargano, von Hälfte Juli bis 
18. August in der Majella-Kette. Die "Leiden und Anstrengungen 
waren enorm: 6 Tage konnte Rigo wegen eines Fussleidens in Gar- 
gano das Haus nicht verlassen; später bekam Porta angeschwollene 
Füsse wegen der Hitze; vom 20. bis 28. Juli wurden sie durch Ge- 
witter von den Bergen abgetrieben; die letzten zwei Nächte konnten 
sie vor Kälte auf dem Majella keinen Augenblick schlafen u. s. w. — 
Sobald die Pflanzen einigermassen durchmustert sein werden, werde 
ich darüber berichten; nach allem ist zu hoffen, dass die Pränume- 
ranten gut befriedigt werden können. Huter. 


——uesoa so — 


Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- 
schaften am 9. Juli in Wien legte Prof. Dr. Zöller eine Abhandlung: 
„Ueber Ernährung und Stoffbildung der Pilze“ vor. Er knüpft seine 
Mittheilungen an die von ihm früher unternommenen Versuche, welche 
das Verhalten der organischen Säuren der chlorophyllfreien 


322 


Zelle (Pilzspore) gegenüber aufklären sollten. Diese Versuche 
halten ergeben, dass minimale Mengen von Pilzsporen, welchen in 
einer wässerigen Lösung, neben den Aschenbestandtheilen und Ammoniak, 
als einzige Kohlenstoffquelle organische Säuren (Essig- 
säure, Apfelsäure) dargeboten waren, sich zu einer ansehn- 
lichen Pilzmasse entwickelten und hierbei, unter Verminderung der 
organischen Säuren, die Endprodukte des pflanzlichen Stoffwechsels: 
Eiweissstoffe, lösliche (Fehling’sche Flüssigkeit reducirende) und 
unlösliche Kohlenhydrate, sowie erheblich Fett gebildet hatten. 
In der Apfelsäure-Nährstofflösung war nach Unterbrechung der 
Pilzvegetation Asparagin nachweisbar. Die neuen Versuche waren 
mit einer Nährstofflösung angestellt, welche 6°4 Grm. Salze in einem 
Liter Wasser enthielt; die Salze waren Ammoniumphosphat, Ammonium-, 
Kalium-, Natrium-, Magnesium- und Calciumacetat, nebst etwas Cal- 
ciumsulfat. Auch in diesen Versuchen entwickelten sich die Pilzsporen 
zuerst zu kleinen weissen Rasen, um später zu einer zusammenhän- 
genden Decke und zahlreichen in der Flüssigkeit schwimmenden 
Flocken sich auszubilden. Nach 36tägiger Vegetation (durchschnittlich 
Temp. 200 C.) wurden 2'107 Grm. Pilz-Trockensubstanz mit 516 Proz. 
Asche aus einem Liter Nährflüssigkeit erhalten. Bei der Analyse der 
rückständigen Nährflüssigkeit zeigten sich nur unbedeutende Aende- 
rungen im Gehalte an Phosphorsäure, Alkalien und alkalischen Erden, 
und auch die Ammoniakmenge hatte sich nicht sehr erheblich ver- 
mindert. Dagegen war der ganze Essigsäuregehalt der Lö- 
sung verschwunden. Wenn man von äusserst geringen Mengen 
flüchtiger, höchst unangenehm riechender Säuren absieht, so fand 
sich statt der Essigsäure nur Kohlensäure in der rückständigen Nähr- 
flüssigkeit. Letztere reagirte stark und bleibend alkalisch, sie zeigte 
nur mehr Spuren von Phosphorsäure und brauste mit Säuren auf; 
die Wandungen des Vegetationsgefässes waren dicht mit Calcium- 
carbonat überzogen. Die vorhandene Kohlensäure rührte von 
der Essigsäure her, denn es war Sorge getragen, dass nur voll- 
kommen von ihrer Kohlensäure befreite Luft in das Vegetationsgefäss 
treten konnte. Hinsichtlich der qualitativen Aenderung der Nährflüs- 
sigkeit ist anzuführen, dass die Reaktion der letzteren innerhalb der 
ersten 12 Tage sich nicht geändert habe und erst am 20. Tage eine 
schwach alkalische Beschaffenheit und an den Wandungen des Ge- 
füsses ein Anflug von Caleiumcarbonat sich bemerklich machte. Nach 
dieser Zeit nahm die alkalische Reaktion unter Ammoniakentwicklung 
bedeutend zu; es erfolgte ein starker Absatz von Calciumphosphat, 
und die Wandungen des Vegetationsgefässes überzogen sich dicht 
mit Calciumcarbonat. Die Ermittelung der Elementar - Zusammen- 
setzung bezog sich auf Pilze, welche eine verschieden lange Zeit 
vegetirt hatten. Es konnte hierbei konstatirt werden, dass die Pilze 
in der ersten Zeit ihres Wachsthums relativ an Kohlenstoff ärmer 
und an Stickstoff reicher sind, mit dem fortschreitenden Wachsthum 
sich dieses Verhältniss jedoch ändert. 100 Theile Pilz-Trockensubstanz 
enthielten: 


323 











T. 1. I. 
Nach A2tägiger Nach 24tägiger Nach 36tägiger 
Vegetation. Vegetation. Vegetation. 
Kohlenstoff . . . 1611 2426 38:91 
Wasserstoff. . . 5:01 483 6°60 
Stickstoff; 7 1708 72-40 325 480 
Der Stickstoff verhält sich demnach zu Kohlenstoff wie 
I. I. IH. 
1:67 1:75 1:80 


Fasst man die Resultate der Versuche zusammen, so ergibt 
sich: 1. Die chlorophyllose Zelle (Pilzspore) hat die Fähigkeit, aus 
organischen Säuren (Essigsäure) im Vereine mit Ammoniak und den 
Aschenbestandtheilen der Gewächse die höheren Pflanzepstoffe: Eiweiss- 
körper, Fett, Kohlenhydrate zu bilden. 2. Bei dieser Bildung ver- 
schwindet die organische Säure vollständig; ihr Kohlenstoff findet sich 
zum Theil in organischer Form in der Pflanze, zum Theil als Kohlen- 
säure in der rückständigen Nährflüssigkeit. 3. Um 0'82 Grm. Koh- 
lenstoff zu assimiliren, mussten in der Nährflüssigkeit den Pilzen 
3:608 Grm. Essigsäure mit 144 Grm. Kohlenstoff dargeboten sein; 
0:62 Grm. Kohlenstoff nahmen hierbei die Form der Kohlensäure an. 
Ob die Umbildung der Essigsäure durch Oxydation und Spaltung 
gleichzeilig, oder durch Spaltungsvorgänge allein statt hatte, bleibt 
unentschieden, so wahrscheinlich auch die erstere Annahme ist. 
4. Die Zusammensetzung der Pilze ändert sich mit der Dauer ihrer 
Wachsthumszeit; die Pilze von langer Vegetationszeit enthalten re- 
lativ mehr Kohlenstoff und weniger Stickstoff als die Pilze von kür- 
zerer Vegetationszeit. 

In einer weiteren Sitzung am 23. Juli legte Alfred Burgerstein, 
Assistent am pflanzen-physiolog. Institute der k. k. Wiener Univer- 
sität, eine Arbeit vor unter dem Titel: „Untersuchungen über das 
Vorkommen und die Entstehung des Holzstoffes in den 
Geweben der Pflanzen“, welche in dem genannten Institute von 
ihm ausgeführt wurde. Zur Nachweisung des -Holzstoffes in den Mem- 
branen vegelabilischer Gewebe benützte er das einzige für diesen Zweck 
bekannte posilive Reagens, welches bis jetzt in beschränkter Anwen- 
dung stand. Es ist diess das schwefelsaure Anilin, dessen Eigen- 
thümlichkeit das Holz zu färben von Runge und Hofmann entdeckt 
und von Wiesner in die Pflanzenanatomie eingeführt wurde. Mit 
diesem Reagens wurden die Gewebe der Pflanzen systematisch durch- 
untersucht und die Existenz oder Nichtexistenz des Holzstoffes in 
vielen bis jetzt zweifelhaften Fällen konstatirt. Unverholzt erwies sich 
das Gewebe der Algen, Pilze und mancher Flechten, sowie das Col- 
lenchym, das Cambium und die Siebröhren der Gefässpflanzen. Da- 
gegen zeigten sich bei letzteren alle anderen Gewebselemente mehr 
oder weniger verholzt. Mit Zuhilfenahme dieses Reagens konnte man 
auch Aufschluss erhalten über die Zeitfolge der Entstehung des Holz- 
stoffes in den verschiedenen Elementen eines Gewebes. Es stellte 


324 


sich beispielsweise heraus, dass im Gefässbündel zuerst und ausser- 
ordentlich früh die Gefässe verholzen, hierauf die Holzzellen und das 
Holzparenchym und sehr bald nach diesen die Bastzellen, und dass 
im Stamme der Pflanzen das Mark viel später als die Gefässbündel 


zu verholzen beginnt. 
_ ZZ 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Holuby mit Pflanzen 
aus Ungarn. — Von Herrn Poläk mit Pfl. aus Böhmen. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Herpell, Uechtritz, 
Matz, Machanek. 

Aus Ungarn: Avena caryophyllea, Bromus squarrosus, Carex 
azillaris, Epipactis microphylla, Galium vero Mollugo, G. pusillum 
var. glabrum, Bieracium brachiatum, H. floribundum, H. haematodes, 
H. pratense, Scleranthus Durandoi, S. Holubyi, S. intermedius, S. 
Knazicanus, S. seticeps, Silene viridiflora, Sisymbrium strictissimum 
u. a. einges. von Holuby. 

Aus Böhmen: Bupleurum longifolium, Camelina microcarpa, 
Campanula bononiensis, Carex echinata, Ü. supina, Conringia per- 
foliata, Hypochoeris glabra var. Balbisü, Milium effusum, Panicum 
ciliare, Polygala Chamaebuzus, Potentilla canescens, Ranunculus ne- 
morosus, Thalictrum foetidum u. a. eing. von Polaäk. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 
6 fl. (4 Thlr.) abgegeben werden. 


Berichtigung. 
Seite 270 Zeile 3 von unten soll es statt „Zellen“ heissen: 
„Zwergzellen.“ 





Inserat. 


Im Verlage der Akademischen Buchhandlung in Upsala er- 
schien soeben und ist durch jede Buchhandlung zu beziehen: 


Hymenomycetes Europaei 
sıve 
Epicriseos systematis Mycologici. 
Editio altera. 
Seripsit 
Elias Fries. 
8. 756 Seiten. — Preis 6 Thlr. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gerold’s Sohn. 
Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Desterreichische 


Botanische Zeitschrift, 


Gemeinnütziges Organ 


für 
Die österreichische Exemplare 
botanische Zeitschrift [] 6 die freidureli die Post he- 
ersclieint Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sind 
den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktliou 
Man pränumerirt auf selbe f1;:„ 4 F „ a j (V. Bez., Schlossgasse Nr. 15) 
> Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte," zu pränumeriren. 

(5 Thir. 10 Ngr.) E Im Wege des 
ganzjährig, oder mit / a rap Buchhandels übernimmt 
4n.8.W.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheker und Techniker. Pränumeration 

halbjährig. €. Gerold’s Sohn 
Inserate in Wien, 
die ganze Petitzeile N: 11 so wie alle übrigen 
l5 kr. öst. W. = ' Buchhandlungen, 





XXIV. Jahrgang, WIEN, November 1874. 





INHALT: Artrecht der Salix dasyclados. Von Dr. Heidenreich, — Zur Flora N.-Oesterreichs 
Von J. Kerner. — Vegetätions-Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Zur Flora Mittelungarns. Von Dr.. 
Borbäs. —- Reiseerinnerungen. Von Winkler. — Literaturbericht. J. W. — Correspondenz. Von 
Gremblich, Andorfer. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer 
Tauschverein. — Inserate. 











Das Artrecht der Salöx dasyclados Wimmer. 
($. longifolia Host.) 


Begründet von Dr. Heidenreich in Tilsit. 


Obwohl mein unvergesslicher Freund, der um die Salicologie 
hochverdiente Wimmer, diese Weide schon (Regensb. Flora 1849) 
als eigene wohl unterschiedene Form gekennzeichnet hatte, wurde 
sie dennoch von ähnlichen nicht immer unterschieden. Th. Hartig 
(Lehrbuch der forstlich angewandten Pflanzenkunde 1850) hielt sie 
für identisch mit Salix acuminata Koch (non Sm.), d.i. S. Capreax< 
viminalis; A. Kerner (Niederösterr. Weiden 1860) und ihm folgend 
G. H. Bauer (Ascherson Flora der Provinz Brandenburg 1864) für 
S. cinerea><viminalis. Wichura (Bastartbefruchtung im Pflanzenreiche, 
dargestellt an den Bastarten der Weiden 1864) unterscheidet sie 
zwar sehr wohl von diesen binären Bastarten, erklärt sie aber für 
ternäre Verbindung von S. Caprea, S. viminalis und S. cinerea. 
Wimmer selbst stellt sie in der Flora von Schlesien 1851, sowie in 
den Salices europaeae 1866 zwar unter die Arten, äussert sich aber 
doch zweifelhaft über ihr Artrecht. „De hac specie multa adhuc 
dubia manent. Primum palria ejus ignota est ac nullum unde ad nos 
venerit vestigium reperiri poluit. Suspicari quidem possis venisse ex 


Vesterr. botan. Zeitschrift. Il. Heft. 1374. 22 


326 


Anglia, quae multarum formarum ad nos invectarum patria est: sed 
testimonia certa non adsunt. Deinde vero id quoque dubium est, an 
haec stirps species sit, an potius hybriditate orla, uli amieus Wichura 
eredit. Hybridam esse ex eo colligi potest, quod semper sterilis 
apud nos mansit, et quod cum aliis formis ita cohaeret, ut hae quasi 
gregem hybridarum efficere videantur *), quae sunt: Salix stipularis 
Smith, S. holosericea Willd., S. acuminata Sm. (Fries Herb. Norm.)* 
(Salic. europ. p. 44). 

So verschieden nun auch die Ansicht dieser Autoren in Bezug 
auf diese Weide ist, alle sind mehr oder weniger für die Bastart- 
natur ‚erselben eingenommen. 


Wenn ich es hier unternehme, ihr Artrecht zu begründen, so 
geschieht diess nicht, weil ich mir eine bessere Beobachtungsgabe 
als diesen berühmten Salicologen zutraue, sondern, weil ich mehr 
Gelegenheit gehabt habe, die hier sehr verbreitete Weide kennen zu 
lernen. Hartig, Kerner, Bauer sahen wohl nur getrocknete Exemplare 
oder höchstens einzelne im Garten kultivirte Sträucher. Wichura und 
Wimmer hatten zwar Gelegenheit die Weide an einem natürlichen 
Standorte zu beobachten, doch finden sich an den beiden in Schlesien 
bekannten Standorten nur weibliche Sträucher, sowohl an der Olsa 
bei Teschen, als auch an der alten Oder bei Scheitnich und an letz- 
terer Stelle, welche von Breslau aus leicht zu erreichen ist, werden 
von Wimmer nur deren wenige angegeben, welche überdiess sämml- 
lich eine höchst übereinstimmende Form zeigen. Freiherr v. Uechtritz 
sandte mir ein Exemplar von dort, welches vollkommen überein- 
stimmte mit denen durch Wimmer in. der Collectio Salicum Nr. 99 
von demselben Standorte ausgegebenen, und bemerkte dabei, dass 
die von mir mitgetheilte eine andere sei. Ich erlaube mir zu erwie- 
dern, dass auch Wimmer von der Identität der preussischen Pflanze 
und der schlesischen überzeugt war, was er wiederholt ausgesprochen 
hat. (Sitzungsber. d. bot.. Sekt. d. schles. Ges vom 11. April 1861, 
p- 130) und Salic. eur. p. 44). Wichura und anfänglich auch Wim- 
mer kannten demnach nicht die grosse Variabilität der Weide, da 
die fast kahlen, die schmalblätterigen, die grünen, fast freudig grü- 
nen Formen in Schlesien gänzlich vermisst werden. Durch Mittkeilung 
dieser von mir hier bei Tilsit beobachteten Formen erweiterte sich 
Wimmer’s Kenntniss dieser Weide, wie man durch Vergleichung sei- 
ner Beschreibungen in der Flora Schlesiens 1857 und in der Salic. 
eur. 1866 ersieht. Er würde wohl auch nicht den leisesten Zweifel 
an ihrem Artrecht mehr gehegt haben, wenn er dieselbe in hiesiger 
Gegend selbst hätte beobachten können. Sein wiederholt geäusserter 
Wunsch, diess durch Kultur übersandter Stecklinge zu ersetzen, kam 
leider wegen Mangels an Musse, und wegen Eingehens seines Sa- 
lictums nicht mehr zur Erfüllung. Um den Ursprung einer Weide zu 
ergründen, scheint es aber nicht genügend, wie Wichura und Wim- 


) Wie dadurch die Ansicht von der Bastartnatur der S. dasyelados 
unterstützt werden soll, ist mir nicht verständlich. 


327 


mer thalten, im Garten einzelne aus übersandten Stecklingen erzo- 
gene Sträucher wenn auch Jahre lang zu beobachten, man muss sie 
in ihrem Auftreten an den natürlichen Standorten, in ihrer Verbrei- 
tung, in ihrer Entwicklung, in ihren verschiedenen Formen, in ihrem 
Consortium kennen zu lernen eine Reihe von Jahren Gelegenheit 
haben. Andererseits kann es zur Beurtheilung eines einzelnen Strau- 
ches auch nothwendig werden, durch Verpflanzung in den Garten 
seine Vegetationsverhältnisse zu verändern. 

Zuvörderst eine Bemerkung wegen des von mir vorangestellten 
Namens. Zuerst schon von N. J. Host (Salices Vindobonae 1825), 
welcher die Weide auf den Donauinseln bei Wien gefunden hatte, 
unterschieden, beschrieben und abgebildet, wurde sie gleichzeitig von 
G. D. J. Koch, der sie durch Hauptmann v. Mükusch zu Troppau von 
der Olsa erhalten hatte, in der Commentatio de Sal. europ. Erlangen 
1828 (zusammengeworfen mit anderen sehr verschiedenen Formen) 
unter $. mollissima Ehrh. aufgeführt und auf seine Autorität auch von 
Günther mit dieser Bezeichnung in der 14. Centurie getrockneter 
schlesischer Pflanzen herausgegeben. S. mollissima Ehrh. ist nun zwar 
eine gänzlich verschiedene Pflanze, die vom Autor am Schnellen- 
graben bei Hannover gefunden wurde, und welche nach Wimmer zu 
den Bastartformen der S. viminalis mit 8. triandra gehört. Koch 
war aber zu dieser irrthümlichen Benennung dadurch gekommen, 
weil er damals S. acuminata Koch (non Smith) d. h. die Bastartform 
der S. viminalis mit S. Caprea und mit S. ceinerea für die S. mol- 
lissima Ehrh. hielt, welcher letzteren er daher (in Boeningh Prodr. 
Fl. Monaster) einen neuen Namen „S. pubera“ gab. Die später so oft 
noch sich wiederholende Vermengung der S. Caprea><viminalis und 
S. cinerea><viminalis mit der in der That ähnlichen S. dasyelados 
hat also schon Koch sich zu Schulden kommen lassen. Auch von 
Wimmer wurde leiziere anfänglich mit S. acuminata Koch vermengt. 
Erst nachdem Krause den Standort an der alten Oder entdeckt hatte, 
überzeugte sich Wimmer von der gänzlichen Verschiedenheit beider, 
und da er sie nicht beschrieben fand, so veröffentlichte er sie (Re- 
sensburger Flora 1849) wegen der Bekleidung mit dichtem Zotlen- 
haar, welche die jungen Zweige der schlesischen Weide zeigen, 
unter dem neuen Namen „S. dasyelados.* Durch Vergleichung von 
Host's „Salices“ überzeugte er sich später, dass die Weide schon 
längst von Host als „S. longifolia Host“ angeführt war, da nament- 
lich die dort gegebenen Abbildungen vollkommen übereinstimmten *). 
Er stellte daher diesen älteren Namen an Stelle des von ihm ge- 
wählten wieder her. (Sitzungsber. der botan. Sekt. der schles. Ges. 
vom 11. April 1861 und Salices europaeae 1866). Nun ist aber der 
Name S. longifolia schon 1803 von Mühlenberg (Neue Berliner Schrif- 


*) Die abweichende Ansicht A. Kerner’s, welcher tab. 62 gJ für Salix 
CapreaXviminalis, tab. 63 @ für S. cinerea>X<viminalis hielt, erklärt sich 
wohl einfach daraus, dass derselbe S. daswelados von diesen Bastarten nicht 
unterschied. j 

a8 


328 


ten, IV, p. 238) an eine andere Weide, eine amerikanische, vergeben 
Nach dem Geselze der Priorität hat diese also den Namen zu führen, 
sofern sie nämlich nicht vielleicht Bastart oder Varietät (etwa der 
S. Humboldtiana Willd.) ist, oder sofern ihr sonst nicht ein anderer 
Name, etwa ein älterer, zukommt. Dieses vermag ich beim Mangel 
sämmtlicher Hilfsmittel natürlich nicht zu entscheiden und bin daher 
veranlasst, für die hier behandelte Weide zu dem von Wimmer ihr 
anfänglich gegebenen Namen zurückzugehen, obwohl Prof. Dr. Garcke, 
der doch in Berlin an der Quelle der Wissenschaft sitzt, noch in der 
10. Auflage der Flora von Nord- und Mitteldeutschland 1871 für 
diese Weide den Namen $. longifolia Host ohne weitere Bemerkung 
gebraucht. 

Koch, Hartig, Kerner, Bauer u. A. haben $. dasyclados mit 
den Bastarten S. Caprea><viminalis und $. cinerea>< viminalis 
zusammengeworfen. Wimmer, der ja einst auch von diesem Irr- 
thume befangen war, fertigt denselben in den Salices europaeae kurz 
ab: „sunt plantae diversissimae.* Von der Richtigkeit dieses Satzes 
werden die angeführten Salikologen auch bald sich überzeugen, wenn 
sie Gelegenheit erhalten, beide Formen, sowohl Salix dasyclados, als 
auch die genannten Bastarte der 8. viminalis, an ihren natürlichen 
Standorten zu beobachten. Da, wie ich vermuthe, schon Wimmer 
(Regensburger Flora 1849) die Verschiedenheit beider meisterhaft 
auseinandergesetzt hat, so beschränke ich mich hier darauf, die 
hauptsächlichsten Unterschiede kurz anzuführen, zumal die von 
diesen Autoren vertretene Ansicht einer derartigen Bastartabstam- 
mung der S. dasyclados durch dieselben Gründe widerlegt wird, 
welche gegen die hybride Abkunft derselben überhaupt und insbe- 
sondere gegen die von Wichura für sie angenommene ternäre Ver- 
bindung weiter unten näher erörtert werden. Der vorzugsweise Stand- 
ort an Flussufern fern von S. Caprea und $. cinerea, der kräftigere 
Wuchs, die frühere Blüthezeit, die häufige Bekleidung der ein- und 
zweijährigen Zweige mit weissem, resp. grauem, ja schwärzlichem, 
kurzem, dichtem Zottenhaar, die längeren auf der unteren Seite 
dünnweichhaarigen Blätter, die feisteren, wolligen Kätzchen, die rauh- 
haarig-filzigen aus eiförmigem Grunde kegelförmigen Fruchtknoten 
mit konstant sehr langem Griffel unterscheiden S. dasyelados zur Ge- 
nüge von S. Caprea><viminalis und $. cinerea>< viminalis, denen ein 
sammtartig-weichhaariger Ueberzug der jungen Zweige, auf der un- 
teren Seite gewöhnlich seidenartig-filzige Blätter, cylindrisch-pfriem- 
liche fast seidenartig-filzige Fruchtknoten mit mässig langem Griffel 
eigen sind. 

Dass S. dasyclados in den meisten Spezialfloren von den ge- 
nannten Bastarlen der S. viminalis bisher nicht unterschieden wurde, 
ist um so mehr zu bedauern, als dadurch die Kenntniss der geogra- 
phischen Verbreitung einer so herrlichen Art in ferne Zeiten ver- 
schoben ist. So wird in Folge dieser Nichtunterscheidung für die 
grosse Provinz Brandenburg in Ascherson’s Flora nicht ein einziger 
Standort angeführt, obwohl die Weide dort an Flussufern und in 


329 


Niederungen wenigstens des östlichen Theiles wahrscheinlich nicht 
vermisst wird. Ich selbst fand sie nicht weit von der Grenze der Provinz 
1867 in der Nähe des Bahnhofes „Kreuz.“ Erfreulich dagegen ist, 
dass in der neuesten Auflage Garcke’s Flora von Nord- und Mittel- 
Deutschland 1871 S. longifolia Host als Spezies wohl unterschieden 
von den genannten Bastarten aufgeführt wird, wobei auch schon 
einige neue Standorte sich erwiesen haben, welche sich bald mehren 
würden, wenn die Aufmerksamkeit der Botaniker auf diese Weide 
gerichtet wird. Auch in Neilreich’s Schriften wird die Weide nicht 
unterschieden; die Angabe Berdau’s bei Krakau (Neilr. Nachtr. etc. 
p. 74) dürfte sich in der That auf $. dasyclados beziehen, da ich 
dieselbe gleichfalls in jener Gegend fand, auf meiner Reise in die 
Tatra 1867 nämlich beobachtete ich auf dem Wege von Krakau nach 
Neumarkt zwischen Glykosofa und Liewo am Wege angepflanzte 
Bäume dieser Spezies. 

Wichura unterscheidet zwar 8. dasyclados sehr wohl von den 
genannten Bastarten der S. viminalis, hält aber diese Weide für ter- 
näre Verbindung von S. Caprea, S. cinerea und S. viminalis und 
zwar unzweifelhaft (!) nach der Kombination S. (Caprea><viminalis) 
<ceinerea. Er hat eine solche Verbindung achtmal künstlich darzu- 
stellen versucht („Bastartbefruchtung* etc. $. 14) nämlich (Ver- 
such 52—5») viermal nach der Formel S. cinerea $ x (Capreax 
viminalis) & spont. et artific. und (Versuch 58—61) viermal nach 
der Formel S. (Caprea>< viminalis) 2 spont. X cinerea 5. Simmt- 
liche Versuche misslangen, sowie einer von mir 1861 nach der letz- 
teren Formel gemachter. Wichura hat seine Ansicht also nicht durch 
das Experiment bewiesen, sondern stützte sie nur auf die interme- 
diäre Form, welche S. dasyclados nach seiner Ansicht zwischen den 
vermeintlichen Stammeltern zeigt. Dabei hatte er aber nur die Weide 
Schlesiens in ihrer stets gleichen Gestalt vor Augen und berücksich- 
tigte nicht die grosse Variabilität, welche dieselbe bei ihrem häu- 
figen Vorkommen in Preussen zeigt. Hier findet sich bei den meisten 
Sträuchern kaum eine Andeutung von der Bekleidung der jungen 
Zweige mit Zottenhaar. Auch die Blätter sind hier im Allgemeinen 
viel schwächer bekleidet, auf der unteren Seite häufig grün, meist 
nur die oberen mit meergrünem Anfluge. Das Laub zeigt demnach 
in der Mehrzahl eine grüne, ja hellgrüne Farbe und hat nicht das 
dunkle graue Ansehen des schlesischen Strauches. Die schmalblättrige 
Form, welche in Schlesien gänzlich vermisst wird, ist hier die vor- 
herrschende, doch findet man auch die verschiedenste Gestalt der 
Blätter, oval-lanzeitliche, lanzettliche, lineale, bei unteren Blättern 
bisweilen verkehrteiförmige. Ich kultivire derartige Formen, welche 
von einander so wesentlich unterschieden erscheinen, dass es schwer 
ist, von der Identität der Art bei ihnen sich zu überzeugen, und man 
immer wieder in Versuchung geräth, sie wenigstens als Baslartver- 
bindungen der Salix dasyclados mit anderen Arten zu betrachten, 
welche Annahme bei weiterer Beobachtung man aber wieder aufzu- 
geben sich genöthigt sieht So wurde der von Patze (Fl. der Prov. 


330 


Preuss. 1848, p. 135) aufgestellte Bastart „S. viminali><acuminata* 
von Wimmer mit Recht nur auf eine schmalblättrige Form von S$. 
dasyclados zurückgeführt. Ein sehr interessantes (deider 5) Exem- 
plar, welches ich kultivire, erinnert in Betreff der Blätter an S. ci- 
nerea, S. nigricans Sm. und S. viminalis L. Eine andere (schmal- 
blättrige, kahle) Form zeigt so grosse Aehnlichkeit mit $. rubra Hds., 
dass, als ich den Strauch mit fast ausgewachsenen Blättern entdeckte, 
ich anfänglich glaubte, $S. dasyclados><purpurea gefunden zu haben. 
J. N. Andersson, welchem ich Exemplare sandte, erklärte die Weide 
geradezu für S. rubra Huds. hinzufügend, „filamentis staminum semi- 
connatis optime cognita“; leider aber erweisen sich die Staubfäden 
nicht verwachsen; doch war auch Wimmer die grosse Aehnlichkeit 
mit S. rubra hinsichtlich der Blätter auffallend. 

Mag nun auch die schlesische Weide durch die graue Farbe 
des Laubes und namentlich der jungen Zweige an 3. cinerea er- 
innern, die Mehrzahl der hiesigen Formen mit ihrem grünen, ja hell- 
grünen Laube zeigt auch nicht die entfernteste Aehnlichkeit mit 
dieser, und demnach müssten die Charaktere der S. cinerea, welche 
nach Wichura’s Kombination der drei supponirten Faktoren zu 1% 
vertreten wäre, deutlich vorhanden sein. Noch unwahrscheinlicher wird 
Wichura’s Annahme, wenn man die charakteristische Länge sowohl 
der Blätter als auch der Griffel in Betracht zieht. Sind schon bei 
S. Caprea><viminalis die Blätter theils länglich- oder oval-lanzett- 
lich, theils lanzettlich, die Griffel bald mässig, bald lang, so kann 
durch Hinzutreten von S. ceinerea mit ihren verkehrteiförmigen Blät- 
tern und ihren kurzen Griffeln nicht S. dasyclados entstehen mit 
stets sehr in die Länge gezogenen Blättern, mit stets recht langem 
Griffel. Auch die rauhhaarige Bekleidung des Fruchtknotens, sowie 
das häufige Auftreten des charakteristischen zottigen Ueberzuges der 
jungen Zweige lässt sich nicht durch die von Wichura angenommene 
Abstammung erklären. Die Blüthezeit ferner, welche bei Bastarten 
gewöhnlich zwischen die der Stammarten oder wenigstens mit der von 
einer derselben zusammenfällt, spricht gegen Wichura’s Annahme. 
S. dasyclados entwickelt sich bei Tilsit im Allgemeinen zuerst von 
allen hier im Freien wachsenden Weiden (S. daphnoides Vill. kommt 
hier nicht vor) noch etwas früher als $S. Caprea. Dagegen würden 
Sträucher von der Abkunft, wie Wichura sie für $. dasyclados an- 
nimmt, in der Mehrzahl später als $S. Caprea ausnahmsweise gleich- 
zeitig mit derselben blühen, da S. viminalis und $. cinerea später 
als S. Caprea zur Blüthe kommen. Endlich steht die von Wichura 
angenommene Abkunft im Widerspruch mit dem Konsortium der 
Weide. Auf ihrem vorzugsweisen Standorte an Flussufern wächst sie 
in Gemeinschaft mit Salix viminalis L., Salie purpurea L., Salix 
rubra Huds., Salix fragilis L., S triandra L., dagegen werden hier 
Salix Caprea, 8. einerea, S. Caprea><viminalis vermisst. Auf dem 
Tilsiter Haideland an den Puszinen, wo S. Caprea und S. cinerea 
wie überall in hiesiger Gegend in Menge, wo S. Caprea><viminalis 
ziemlich zahlreich gefunden wurden, wo es also an den vermeint- 


331 


lichen Stammeltern nicht fehlt, trifft man 5. dasyelados aber vorzugs- 
weise vereinzelt und wegen der Trockenheit des Bodens kümmerlich 
vegetirend. 

Ergibt sich nun demnach die Annalıme einer Abstammung, wie 
Wichura sie für S. dasyelados aulstellt, als unstalthaft, so fragt es 
sich, ob man für die Weide überhaupt hybride Abkunft anzunehmen 
berechtigl und genölhigt ist. 

Ueber die mangelnde Samenentwicklung, welche Wimmer 
als Grund für die Vermuthung von der Bastarinatur der S. dasy- 
clados anführt, äussert sich Wichura (Bastartbefruchtung $. 51) fol- 
gendermassen: „Gänzlich unfruchtbar sind die Ovarien von $. longi- 
folia Host; ihre Samen zeigen nie eine Spur von Samenentwicklung, 
auch wenn zu ihrer Befruchtung durch den Pollen der Stammart 
durch künstliche Bestäubung oder im Freien durch Insekten Gele- 
genheit geboten war. Die weiblichen Kätzchen entwickeln sich schein- 
bar kräftig, reifen sogar und springen auf, enthalten aber keinen 
Samen.“ 

Wichura scheint also in den Fruchtknoten der S. dasyclados 
zur Zeit der Reife nicht einmal Haarschopfe und Samen gefunden 
zu haben; doch hatte er in Schlesien auch wenig Gelegenheit, zahl- 
reiche Individuen im Freien auf ihre Fruchtbarkeit zu untersuchen, 
Ich selbst habe meine Aufmerksamkeit selten auf dieselbe bei der 
Weide im Freien gerichtet, habe aber bei Sträuchern am Memelufer 
Haarschopfe nebst Samen gefunden, welcher sich in der That als 
nicht keimfähig erwies. In der Zusammenstellung seiner Versuche 
dl. e. $. 14) führt Wichura nur zwei Bestäubungen der 8. longi- 
folia @ und zwar (Vers. 73) mit Pollen von $. viminalis & und 
(Vers. 79) von 8. purpurea & an, dagegen keine Bestäubung der- 
selben mit dem Pollen der Stammart. Auch habe ich die künstliche 
Bestäubung der $. dasyclados wehrfach versucht und zwar: 

S. dasyclados © X 8. viminalis & 24. April 1865, 22. April 
1870, 20. April 1872. 

S. dasyclados 2 x S. Caprea & 25. April 1865, 2. u. 3. Mai 
1867, 21. April 1870, 25. April 1871, 18. April 1872. 

S. dasyclados © X S. cinerea & 29. April 1865, 20. April 1872. 

S. dasyclados © x S. dasyclados & 4. Mai 1865. 

Meine Versuche waren bisher gleichfalls erfolglos, nach keiner 
der zwölf Bestäubungen gelang es, keimfähige Samen zu erhalten. 
Ich kann aber das Fehlschlagen keineswegs für beweiskräftig halten, 
da dasselbe in der Mehrzahl sehr wohl von äusseren Umständen ab- 
hängig sein konnte. Namentlich ist die während der Bilüthezeit herr- 
schende Witterung, welche bekanntlich auf die Befruchtung der Eier 
von ungemein grossem Einfluss ist, bei unserem Klima in den mei- 
sten Jahren sehr ungünstig. Dabei ist meine Zeit oft so besetzt, dass 
ich die nöthigen Vorbereitungen selten rechtzeitig treffen kann, um, 
sobald Frost, Schnee, Regen — oft nur für einen Tag — nachlassen, 
die Bestäubung machen zu können. Da für die 5 Sträucher kein 
Raum in meinem Salicelum ist, muss ich deren Kätzchen aus dem 


332 


Freien in grösserer Entfernung holen. Das Herbeischaffen derselben 
von S. dasyclados hat aber besondere Schwierigkeiten, weil das jen- 
seitige Memelufer, wo die Weide noch am leichtesten erreichbar 
wäre, im Frühjahre verhältnissmässig spät ohne Umstände zugänglich 
wird, da unsere Pontonbrücke, welche während des Winters abge- 
nommen wird, erst bei gesunkenem Wasserstande wieder aufgestellt 
werden kann. Dass mir aber keine Bestäubung von S. dasyclados 
gelang, während doch viele von anderen, namentlich spät blühenden 
Weiden nicht fehlschlugen, erklärt sich wohl durch folgenden Um- 
stand: Da S. dasyclados zu den am frühesten blühenden Weiden 
gehört, so ist zumal in dem geschützten wärmeren Garten, wo alle 
Weiden früher blühen als im Freien, die Entwicklung der weiblichen 
Kätzchen stets schon weit vorgeschritten, bevor männliche Blüthen 
im Freien überhaupt zu finden oder am jenseiligen Memelufer zu 
erlangen sind. Ist dann endlich nach langem Suchen und Warten 
der gewünschte Pollen beschafft, so zeigen sich die Narben der S. 
dasyclados im Garten an den Hauptzweigen schon trocken, und es 
können nur noch untere Seitenzweige, welche bekanntlich weniger 
fruchtbare Kätzchen tragen, zum Bestäuben dienen. Ueberdiess habe 
ich sämmtliche zwölf Bestäubungen nur an zwei © Sträuchern voll- 
zogen, welche ich ohne Auswahl in den Garten verpflanzt hatte. Es 
erweisen sich aber auch von anderen Weidenarten einzelne Sträu- 
cher unfruchtbar; so gelang mir an einem in den Garten gepflanzten 
Strauch von S. nigricans Sm. keine Bestäubung, und zur Zeit der 
Reife fehlten bei ihın sogar Haarschopfe und Samen. In dem Protokoll 
über meine Bestäubungen ist leider nur in einigen Jahren das Fehlen 
der Haarschopfe nebst Samen zur Zeit der Reife bei Salix dasyclados 
vermerkt, und ich weiss nicht, ob diess bei den beiden zum Bestäu- 
ben benuizten © Sträuchern in jedem Jahre und bei jeder Witterung 
der Fall gewesen ist. Es dürfen also diese beiden Sträucher, an wel- 
chen meine zwölf Bestäubungen fehlschlugen, desswegen noch niclit 
für vollkommen unfruchtbar gehalten werden. Keinesfalls darf man aber 
aus dem Fehlschlagen der Bestäubungen an meinen beiden und an 
dem einen oder zwei Sträuchern, an welchen Wichura seine Ver- 
suche machte, auf allgemein bei dieser Weide bestehende Unfrucht- 
barkeit schliessen. 


Neben der Unvollkommenheit im weiblichen Geschlechtsapparale 
der S. dasyclados betont Wichura die weit vorgeschrittene Unre- 
gelmässigkeit des Pollens als Zeichen ihrer Bastartnatur. Diese 
Unregelmässigkeit ist aber keineswegs so hochgradig, dass die Pollen- 
körner dadurch völlig steril werden. Unter vier Bestäubungen mit 
Pollen von S. dasyclados, nämlich: 

S. viminalis © X S. dasyclados 5 16. April 1863, 24. April 
1864, 4. Mai 1865; 

S. dasyclados © = S. dasyclados & 4. Mai 1865 
gelang es mir einmal 1865 Sämlinge von S. viminalis 9 = S. da- 
syclados5 zu erziehen, welche später leider eingingen. 


335 


Wimmer muss wohl $. dasyelados für nicht gänzlich unfrucht- 
bar gehalten haben, da er (wie oben witgetheilt) vermuthet, dass sie 
mit anderen Weiden Verbindungen eingehe, in Folge dessen er drei 
Weiden als Bastarte von ihr zu erklären geneigt ist, nämlich: S. 
calodendron Wimmer (S. acuminata Sm.) (Denkschrift p. 163) als 
S. Caprea><dasyelados, später (Sal. eur. p. 188) als S. Capreax 
longifolia oder als S. cinerea><longifolia; S. stipularis Sm. (Denk- 
schrift p. 162, Sal. eur. p. 186) als S. viminalis>< dasyclados; 8. 
holosericea Willd. (Sal. europ. p. 190) als S. longifolia einerea, 
wobei vielleicht noch $. viminalis einen Antheil haben soll. 

Ausser der mangelhaften Ausbildung der Reproduktionsorgane 
scheint das zerstreute Vorkommen und die geringe Zahl der Indi- 
viduen die Ansicht von der Bastartnatur der 8. dasyclados unter- 
stützt zu haben. Es waren anfänglich nur sehr zerstreute Standorte 
bekannt, nämlich die beiden genannten in Schlesien; nur den an der 
alten Oder scheinen Wichura und Wimmer selbst besucht zu haben, 
und hier fanden sich nicht zahlreiche Sträucher. Später kam dazu 
der Standort am Pregel bei Königsberg (Palze, Mayer, Elkan Flora 
d. Prov. Preussen, 1848 p. 135). So mochte man wohl voraussetzen, 
dass die Weide überhaupt nur zerstreut und vereinzelt vorkomme. 
Sie findet sich aber in Ostpreussen überall, wo überhaupt Feuchtig- 
keit liebende Weiden wachsen, in Niederungen, an Gräben, an Wald- 
rändern (Schilleningker, Tilsiter, Mouliner Wald) und an Flussufern 
sogar zahlreich. Liesse sich nicht aber vielleicht die grosse Zahl der 
Individuen an Flussufern dadurch erklären, dass die Weide dort durch 
Stecklinge verbreitet wurde? Wegen des raschen Wachsthums, in 
Bezug auf welches dieselbe alle anderen Weiden übertrifft, würde 
ihre Anpflanzung und Vervielfältigung durch Stecklinge auch loh- 
nender sein als die jeder anderen. Gleichwohl wird zur Erzielung 
von Stecklingen fast ausschliesslich S. fragilis L., S. alba und deren 
Zwischenform S. Russeliana Sm. benützt; diese findet man überall 
an Wegen als sogenannte „Kopfweiden“, deren nach wenigen Jahren 
abgehauene „Kopfhaare* anderweit verpflanzt werden. Wegen der- 
arliger allgemeiner Verwendung, welche diese Weiden von jeher 
gefunden haben, beobachtet man sie auch viel häufiger angepflanzt 
als spontan wachsend, in Folge dessen man auf die Vermuthung kam, 
dass diese Weilen in Europa ursprünglich nicht heimisch wären, 
zumal sie hinsichtlich ihrer Charaktere mit solchen übereinstimmen, 
welche im Süden zu Hause sind, von allen in Europa vorkommenden 
aber abweichen. In anderer Weise hat sich bisher die Kultur gegen- 
über der S. dasyclados verhalten. In unserer Provinz wenigstens, wo 
die Weide doch sonst häufig ist, fand ich sie nirgends an Wegen 
angepflanzt, um etwa als Kopfweide Stecklinge zu liefern; sie wächst 
vielmehr unbeachtet und ungekannt unter ihren Nachbarn an Fluss- 
ufern. Hier wird sie zwar durch die künstlichen Uferanpflanzungen 
getroffen, doch hat für diese die Bemerkung Wichura’s volle Geltung, 
dass durch Anpflanzen von Stecklingen das Zahlenverhältniss der 
Bastarte und Spezies nicht wesentlich gestört wird. Alljährlich näm- 


334 


lich wird im Frühling das Weidengebüsch an grösseren Strömen auf 
gewissen Strecken, welche in bestimmten Zeitabschnilten sich wieder- 
holen, bis an die Wurzel abgehauen und ohne Unterschied wieder 
an anderen Stellen der Ufer als Stecklinge und Faschinen verwendet. 
Es muss also die Weide schon ursprünglich im jetzigen Zahlenver- 
hältnisse zu ihren Nachbarn an den Flussufern vorhanden gewesen 
sein. Oder hat man sie vielleicht früher einmal von anderweit dorthin 
verpflanzt!? Woher hälte man sie aber zu diesem Behufe nehmen 
können? Auf dem Haideland an den Puszinen bei Tilsit z. B., wo sie 
nach dem Vorhandensein ihrer von Wichura vermutheten Stammeltern 
ursprünglich zu Hause sein müsste, würde man sie von den ähn- 
lichen dort besser gedeihenden Formen der an jener Lokalität viel 
häufigeren $. Caprea><viminalis und der selteneren S. cinerea x vi- 
ininalis schwerlich so gut unterschieden haben (welche Unterscheidung 
doch Salikologen ersten Ranges nicht gelang), dass man nicht die eine 
oder andere der letzteren gleichzeitig mit an die Ufer verpflanzt hätte, 
und doch werden diese dort gänzlich vermisst. Auch darf wohl nicht 
die Vermuthung rege werden, dass man das Zahlenverhältniss der 
S. dasyclados an den Ufern früher einmal dadurch vermehrt habe, 
dass man von ihr vorzugsweise Stecklinge schnitt und diese wieder 
an die Ufer pflanzte. Die Annahme einer von den Ufern selbst aber 
mit Auswahl, sowie einer von anderweit früher stattgehabten Ver- 
pflanzung an die Ufer verliert alle Wahrscheinlichkeit, da man die 
Weide durchwegs an allen Flüssen verbreitet findet, nicht bloss 
an grossen ınit künstlichen Uferanpflanzungen (wie Pregel, Memel), 
sondern auch an kleinen (Inster, Tilszele) und sogar an Bächen 
(Smaluppe), wo solche nie stattgefunden haben. Das im Vergleich zu 
anderen Standorten vorzugsweise so gute Gedeihen an Flussufern, 
wo sie in wenigen Jahren eine Höhe von 3—4 Meter erreicht, und 
wenn sie nicht früher der Axt verfällt, bald baumartig wird, spricht 
wohl auch dafür, dass ihr natürlicher und ursprünglicher Standort 
die Flussufer sind ; ausserhalb der Provinz Preussen wird die Weide 
vorzugsweise und fast ausschliesslich an diesen beobachtet und ist 
auch zuerst an solchen von Host und Mükusch gefunden. 

Wimmer gibt die Gründe nicht an, durch welche er sich zur 
Annahme bewogen fühlt, dass die Weide in Deutschland nicht hei- 
misch sei. Aus der wiederholt an mich gerichteten Frage, ob sie in 
Preussen auch an Stellen vorkomme, wo sie mit Zuverlässigkeit nicht 
angepflanzt ist, ergibt sich aber wohl ein solcher Grund darin be- 
stehend, dass er die Standorte in Deutschland für ursprünglich nicht 
spontan zu halten geneigt ist. Nur mögen einige derselben vielleicht 
gerade der von Wimmer selbst gesehenen an der alten Oder bei 
Breslau, wo nur wenige und nur weibliche Sträucher angeführt 
werden, einer solchen Vermuthung Raum geben. Ich selbst habe über 
die meisten ausserhalb der Provinz Preussen aus eigener Anschauung 
kein Urtheil; in der Nähe von Neumarkt waren die Bäume an der 
Strasse offenbar angepflanzt, wahrscheinlich wächst die Weide aber in 
der Nähe spontan, und dass die Kultur sich ihrer bedient, kann wohl 


335 


als Zeichen ihrer dortigen Häufigkeit aufgefasst wer den. Nicht weit vom 
Bahnhofe Kreuz fand ich sie jedoch ohne Zweifel sponlan, und dass 
diess auch in unserer Provinz allenthalben der Fall ist, habe ich schon 
oben milgetheilt. Bei ihrer ungemeinen Verbreitung, auf welche die 
Kultur bisher keinen Einfluss gehabt hat, ist an ihrem autochthonen 
Auftreten hierselbst kein Zweifel möglich. 

Ein Beispiel einer von anderweit nach Europa durch Menschen- 
hände verpflanzten Weide haben wir in $. pruinosa Wendland; sie 
findet sich hier schon seit alten Zeiten angepflanzt, nicht allein in 
Gärten, sondern auch an Hecken und Wegen, und doch hat sie sich 
nirgends eingebürgert, nie wird sie verwildert und gleichsam spon- 
tan an Ufern von Flüssen und Bächen beobachtet. Ein gerade umge- 
kehrtes Verhältniss zeigt sich bei $. dasyelados, wir finden sie 
wenigstens in Preussen häufig, aber nur spontan, nirgends ange- 
pflanzt. Sollte letztere bei uns ursprünglich nicht heimisch sein, so 
wäre demnach bei ihr auch nicht an eine absichtliche Verpflanzung 
durch Menschenhände, sondern vielleicht an ein spontanes Einwan- 
dern zu denken. Aber auch ein solches wird sehr unwahrscheinlich 
wegen der fehlenden oder wenigstens geringen Fruchtbarkeit der 
Weide, welche sich aus Wichura’s und meinen Beobachtungen er- 
geben hat. Gleichfalls wegen derselben ist auch nicht zu vermuthen, 
dass sie einst durch Anpflanzung an die Ufer grösserer Ströme ge- 
kommen, von dort spontan sich weiter verbreitet habe und so in die 
Wälder und an die Bäche gelangt sei. 

Wimmer hegt die Vermuthung, dass England ihr Vaterland sei, 
wohl wegen ihrer Verwandtschaft mit S. stipularis Smith, S. acumi- 
nata Sm. (S. calodendron Wimmer) und S. holosericea Willd., von 
welchen die beiden ersteren bekanntlich in England zu Hause sind. 
Zunächst ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass S. dasyclados dort 
wenn überhaupt, doch zahlreich vorkommt, da sie sonsi dem scharf- 
sichtigen Salikologen Forbes nicht entgangen wäre. Wimmer konnte 
sie jedoch in den naturgetreuen Abbildungen des Salictum Wobur- 
nense mit Sicherheit nicht herausfinden (Salices europ. LXX und 
pag. 186). 

Wimmer’s Schluss ist allem Anscheine nach folgender: 

S. calodendron und S. stipularis sind Bastarte von S. dasyclados. 
S. calodendron und S. stipularis sind in England heimisch, also ist 
S. dasyelados in England heimisch. 

Erwägt man aber, dass in England nur die vermeintlichen 
Bastarte, aber nicht die Stammeltern gekannt werden, so erhellt, 
dass die erste Prämisse Wimmer’s höchst wahrscheinlich falsch ist. 
Er hat diese Bastartabstammung der $. calodendron und S. stipu- 
larıs auch nur aus der ungefähren intermediären Form derselben 
entnommen. Die künstliche Darstellung der S. stipularis nach ihrer 
von Wimmer vermutheten Zusammensetzung, welche Wichura einmal 
versuchte (Versuch 73: S. longifolia © >=< S. viminalis &) schlug 
fehl und auch meine diessbezüglichen Versuche sowohl in Betreff 
der 5. stipularis, als auch der $. calodendron (s. oben) misslangen 


336 


und zeiglen nur die Möglichkeit der Darstellung einer Verbindung, 
wie Wimmer sie für $. stipularis annimmt. Bei der grossen Varia- 
bilität der S. dasyelados erscheint es aber von vornherein sehr 
unwahrscheinlich, dass die, so weit ich sie kenne, wenig variablen 
S. calodendron und S. stipularis Bastarterzeugnisse von jener sein 
sollen. Uebrigens habe ich hier zwei Sträucher am Memelufer ent- 
deckt, welche in Bezug auf Kätzchen und Blattform derart die Mitte 
halten zwischen $. dasyclados und S$. viminalis, dass ihre Baslart- 
abkunft von dieser höchst wahrscheinlich ist, namentlich da auch die 
späte Blüthezeit dafür spricht, welche erst beginnt, wenn die 5 
Kätzchen der 8. dasyclados schon abfallen und auch die Mehrzahl 
der 5 Sträucher von S$. viminalis schon lange blüht; von Wimmer 
selbst wurden diese Sträucher als $. longifolia  viminalis aner- 
kannt, und doch ist ein wesentlicher Unterschied zwischen ihnen und 
S. stipularis. 

Um eine etwa stattgefundene Einwanderung und deren Aus- 
gangspunkt auch nur irgend wahrscheinlich in Betreff der S. dasy- 
clados machen zu können, würde zunächst eine genaue Kenntniss 
der jetzigen Verbreitung nebst dem Zahlenverhältnisse erforderlich 
sein, welche aber zur Zeit noch gänzlich fehlt. Stellt man die bis- 
herigen Fundorte zusammen: Krakau (Berdau), Neumarkt (Heiden- 
reich), Donauinseln bei Wien (Host), Olsaufer bei Teschen (Mükusch), 
alte Oder bei Breslau (Krause), Popikau in Sachsen bei Grossenhain 
(Garcke Fl. von Nord- und Mitteldeutschl., 10. Aufl., 1871, p. 361), 
Posen (Ritschl), hier jedoch nur angepflanzt, Bahnhof Kreuz (Heiden- 
reich), Bromberg (Garcke 1. e.), Danzig (Klinsmann), Ostpreussen 
(Patze und Heidenreich) und erwägt man, dass die Weide von allen 
Gegenden am häufigsten in Ostpreussen gefunden wurde, so scheint 
im Gegensatz von Wimmer’s Vermuthung, dass England ihr Vater- 
land sei, ihr Verbreitungsbezirk vielmehr ein östlicher zu sein, 
welcher sich vielleicht noch weit in das russische Reich hineiner- 
strecken mag. 

Ist also S. dasyelados ursprünglich bei uns heimisch und lässt 
sich ihre Form, wie diess Wimmer selbst gesteht, durch den Kontakt 
irgend welcher hier bekannter Weiden nicht erklären, so heisst es 
den Thatsachen doch offenbar Gewalt anthun, wenn man sie dennoch 
für hybride halten will. Wenn Wimmer in den Salices europaeae 
dieser Vermuthung noch Raum gibt, so erkläre ich mir diess dadurch, 
dass dieses Werk, welches bereits 1848 begonnen wurde, schon 
abgeschlossen war, bevor er mit der Art und Weise der hiesigen Ver- 
breitung, welche in grellem Widerspruche mit dieser Ansicht steht, 
näher bekannt wurde; er hielt wohl an seine einmal gefasste Mei- 
nung um so fester, als diese auch mit seiner Deutung der $. calo- 
dendron und S. stipularis zusammenhängt. 


ze. 0. _—— 


337 


Beiträge zur Flora Niederösterreichs. 


Von J. Kerner. 
IV. 


Centaurea Kochii F. Schultz Herb. norm. Nr. 882. 

(Centaurea nigrescens Willd.; — Üentaurea nigrescens « trans- 
alpina Koch Syn.; — Centaurea transalpina Schleicher.) 

Centaurea Kochi F. Schultz wurde von meinem Bruder Dr. A. 
Kerner schon im Jahre 1867 (siehe Oesterr. bot. Zeitschr., XXU. Jahrg., 
pag. 51, Note) in Niederösterreich bei Rossatz in wenigen Exemplaren 
und von mir in diesem Jahre (1574) an dem mir von meinem Bruder 
angegebenen Standorte, sowie auch an einem zweiten Standorte bei 
Rossatz auf Bergwiesen an quelligen Stellen, an Letzterem ziemlich 
häufig gefunden. 

Willd., sowie Schult. Oest. Fl., Il. Ausg., p. 549 und Host Flor. 
austr., Il. p. 519 geben bereits Centaurea nigrescens W. in Oesterreich 
an; Neilreich in seiner Flora Niederösterreichs 1859, pag. 378 be- 
zweifelt aber dieses Vorkommen und sagt, dass die in Oesterreich 
angegebene C. nigrescens allem Anscheine nach die var. ß der (ent. 
Jacea L. (d. i. Neilreich's Centaurea Jacea l.. ß pectinata) sei — 
in Folge dessen Centaurea nigrescens aus der Flora Niederösterreichs 
gestrichen wurde. 

Durch den Fund der Centaurea Kochii F. Schultz werden aber 
die Angaben der älteren Auloren wieder bestätigt und hiedurch ein 
alter Bürger der niederösterr. Flora wieder neu eingeführt, — denn 
Centaurea Kochiü F. Schultz ist jene Pflanze, welche Koch in seiner 
Synops als Centaurea nigrescens « transalpina beschrieb und (mag 
auch zugegeben sein, dass |Neilreich, Flora von Niederösterreich, 1859, 
p- 378] im Willdenow’s Herbarium unter dem Namen Cent. nigrescens 
verschiedene Pflanzen unter einander gemengt sind und sich nicht so 
genau sagen lässt, was Centaurea nigrescens des Willdenow schen 
Herbars sei) — die Diagnose, welche Willdenow von seiner (entaurea 
nigrescens gibt, lässt keinen Zweifel, dass unter Centaurea nigrescens 
Willd. jene Pflanze, welche Koch in seiner Synops Centaurea nigre- 
scens nennt, beziehungsweise die bei derselben aufgeführten Formen 
& transalpina, ß vochinensis, y Candolü, — demnach auch Centaurea 
Kochü F. Schultz begriffen ist. Koch zilirt bei seiner Centaurea ni- 
grescens « transalpina (nun Cent. Kochä F. Schultz) die Uentaurea 
transalpina Schleicher als Synonym. — Ich glaubte auch hierin Koch 
folgen zu sollen, denn unter den Schleicher’schen Originalexemplaren 
der Centaurea transalpina im Innsbrucker Univers.-Herbar befinden 
sich, wie mir mein Bruder Dr. A. Kerner mittheilt, einige, deren grosse 
Anhängsel sich gegenseitig berühren oder decken, andere, deren 
sämmtliche Anhängsel sich nicht berühren und es ist daher anzunehmen, 
dass Schleicher beide Formen, welche Koch als Centaurea nigrescens 
« transalpina (nun ©. Kochii F. Schultz) und y Candoli (nun €. 


338 


transalpina der jüngeren Botaniker) aufführt, unter dem Namen @ent. 
transalpina zusammenfasste. 

Koch scheint nur Schleicher’sche Originalexemplare, deren sämmt- 
liche Anhängsel sich nicht berühren, vorliegen gehabt zu haben, da 
er nur diese als Centaurea transalpina Schleicher auffasst, dagegen 
die andere obenerwähnte Form, welche nun von den Botanikern als 
©. transalpina Schleicher genannt wird, Centaurea nigrescens y Can- 
dolit nmeunt. 

Nach mir vorliegenden Exemplaren der Centaurea Kochü F. 
Schultz und der Centaurea transalpina (der jüngeren Botaniker, nicht 
Koch) dürften überhaupt beide nicht verschieden sein, denn, wenn auch 
die Mehrzahl der Exemplare der Cent. Kochü von Cent. transalpina 
Schl. der jüngeren Botaniker (C. nigrescens y Candolii Koch) durch 
die aus eiförmigem Grunde zylindrischen Köpfchen, durch Anhängsel, 
welche die Anthodialschuppen nicht ganz bedecken und welche das 
Anthodium nicht bloss in der Mitte, sondern auch gegen die Basis 
nicht einförmig braunschwarz. sondern schwarz und grün gefleckt er- 
scheinen lassen, sich unterscheiden, so finden sich Exemplare, bei 
welchen diese Merkmale weniger prägnant erscheinen und welche 
Centaurea Kochii F. Schultz mit Cent. transalpina der jüngeren Bo- 
taniker (Cent. nigrescens y Candolii Koch) verketten, was auch bereits 
Koch in der Synops erwähnt. 

Nach den wenigen Exemplaren, die mir vorliegen, wage ich aber 
keinen bestimmten Ausspruch. 

So viel steht aber fest, dass der Name Centaurea transalpina 
Schleicher nur dann in Anwendung gebracht werden kann, wenn die 
beiden von Koch Syn. aufgeführten Formen Centaurea nigrescens « 
transalpina (Cent. Kochiü F. Schultz) und y Candolii zusammenge- 
fasst werden, dass dann aber, wenn beide Formen auseinandergehalten 
werden, weder für die eine noch für die andere Form der Name C. 
transalpina in Anwendung gebracht werden darf und es dürfte ange- 
zeigt sein, denselben in diesem Falle ganz fallen zu lassen und für 
die eine von Koch Syn. Cent. nigrescens « transalpina genannte Form 
den bereits gangbaren Namen Cent. Kochi F. Schuliz — für die von 
Koch Syn. Öent. nigrescens y Candolii genannte Form den Namen 
Cent. Candolii zu gebrauchen und ich habe auch deshalb den Namen 
Cent. Kochü F. Schultz vorangeseizt. 

Schliesslich sei noch erwähnt, dass bei den auf den Bergwiesen 
bei Rossatz gefundenen Pflanzen die Achenien in der Regel pappus- 
los sind, dass aber mein Bruder (siehe seine Bemerkung am angef. 
Orte) an den von ihm im Jahre 1867 gefundenen Exemplaren theil- 
weise auch Achenien mit einzelnen Pappushaaren, mit halbem und ganzem 
Pappus beobachtete, und dass ich diese Beobachtung, wenn auch nur 
an sehr wenigen Achenien, auch bei den im Jahre 1874 an den 
Exemplaren, welche ich an den von meinem Bruder mir bezeichneten, 
als auch an dem neugefundenen Standorte gesammelt halte, neuer- 
dings machte. 

Krems, am 1. Oktober 1874. 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Yon A. Kerner. 
LXXI. 


1350. Sideritis montana L. — An steinigen sonnigen Bergab- 
hängen, wüsten Sandhügeln, an Dämmen und auf bebaulem Lande. 
Im mittelungar. Berglande in der Magustagruppe bei Gross Maros; 
in der Pilisgruppe bei Visegrad, Gran, P. Csaba, Sct. Andrae, aul 
dem Piliserberge, im Wolfsthale, auf dem Schwabenberge, Adlers- 
berge, Spissberge und Blocksberge bei Olen und bei Buda Örs; bei 
Stuhlweissenburg; auf der Csepelinsel bei Ujfalü; auf der Kecskem. 
Landhöhe bei Pest, Soroksar, Monor und Pilis und in der Tiefebene 


aul dem Eisenbahndamme bei Szolnok. — Trachyt, Kalk, teri. und 
diluv. Lehm- und Sandboden. 75—750 Meter. — Im Bihariagebirge 
nicht beobachtet. 

1351. Marrubium peregrinum L. — Auf Sandilächen und Sand- 


hügeln, an Strassenrändern, auf Viehweiden, zumal in der Umgebung 
der Pusztenhöfe und Pusztenbrunnen, auf. Schuttstellen und unkulti- 
virten Plätzen in den Dörfern, gewöhnlich in grosser Individuenzall 
und oft förmliche Bestände bildend. Im mittelungar. Berglande bei 
Näna, Gross Maros, Wailzen, Sct. Andrae, Visegrad, Gran, P. Csaba, 
an der Strasse zum Auwinkel und auf dem Blocksberge bei Olen; 
bei Ujfalü auf der Csepelinsel und bei Duna Földvär; sehr verbreitet 
über die Kecskemeter Landhöhe von P. Csörög über R. Palota, Pest, 
Soroksar, Cinkota, Isaszegh, Monor, Pilis, Nagy Körös. In der Tief- 
ebene bei Czegled, Szolnok, Kömlö, T. Füred, Egyek, Ujvaros, Gyula; 
auf der Debrecziner Landhöhe bei Nyir Bator und im Vorlande des 
Bihariagebirges bei Püspöki nächst Grosswardein. — Tert. diluv. und 
alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 75—450 Meter. — (Welche 
Pflanzenart Linne unter NM. peregrinum verstanden hat, ist bereils 
Gegenstand mehrfacher Erörterungen gewesen, und es gehen die 
Ansichten in dieser Frage ziemlich weit auseinander. — Den Namen 
„peregrinum* bat Linne augenscheinlich der Bauhin schen, von ihm 
auch in erster Linie zitirten Phrase „Marrubium album peregrinum“ 
entlehnt. Er akzeptirte auch weiterhin Bauhin’ s Unterse heidung eines 
„Marrubium album latifolium peregrinum“, welches er als die 
Hauptform [a], und eines „Harrubium album angustifolium pe- 
regrinum“, welches er in Spee. plant. ed. sec. p. 816 als var. ß. 
aufführt. — Unter „M. album latifolium peregrinum* Bauh. aber, 
auf welches Linne sein M. peregrinum [a] gegründet hat, begriff 
Bauhin, wie aus dessen Pinax p. 230 zu ersehen ist, zwei Arten: 
1. Marrubium hispanicum Tab. —= M. candidum Dod. —= M. can- 
didum alterum hispanicum Lob. und 2. „NM. alterum pannonicum 
Clus. — Mit den ersteren Namen kann auf keinen Fall eine dem 


340 


südwestlichen Europa fehlende und dem südöstlichen Gebiete an- 
gehörige Art gemeint sein, sondern es beziehen sich obige Namen eni- 
weder auf das im mediterranen Florengebiete heimische, vom südli- 
chen Spanien über Italien, Dalmatien etc. verbreitete M. candidissimum 
L.*) oder auf das in Spanien häufige M. supinum L.**). — Die zweite 
Pflanze, welche Bauhin als „Marrubium album latifolium peregri- 
num“ aufführt, ist M. alterum pannonicum Clus., und über 
diese ist kein Zweifel möglich. Clusius sagt von diesem Marrubium 
in Rar. stirp. Fannon. Ausir. et vicin. prov. p. 590 und gleichlautend 
in Rar. plant. hist. IV. 34 „Adeo vulgare hoc genus est toto Viennensi 
agro, ut vinetorum agrorumque margines, Siccique et graminei campi 
eo abundent.* Clusius hatte daher jedenfalls ein um Wien allent- 
halben häufig vorkommendes Marrubium vor Augen. Geradezu mas- 
senhaft findet sich aber im Gebiete der Wiener Flora und zwar bis 
heute ‘noch in den Liniengräben, auf Viehtriften, Ackerrändern und 
wüsten Plätzen in allen Dörfern der südöstlichen Umgebung Wiens 
nur jenes Marrubium mit 5 gerade vorgestreckten Kelchzähnen, 
welches alle älteren Wiener Botaniker: Kramer, Jacquin, Schul- 
tes unbedenklich immer für M. peregrinum L. genommen haben, und 
welches von Jacquin in der Fl. austr. II. t. 160 trefflich abgebildet 
worden isi. Das M. alterum pannonicum Clus. auf eine andere als 
auf diese Art beziehen und mit Reichb. pat. behaupten zu wollen, 
Clusius habe jene Pflanze gemeint, welche später von Kit. M. re- 
motum benannt wurde, kann nur Floristen einfallen, welche mit den 
Verhältnissen der Wiener Flora ganz unbekannt sind. Es ist selbst nicht 
einmal wahrscheinlich, dass Clusius — wie Koch angenommen hat 
— neben dem M. peregrinum Jaegqg. auch noch das M. remotum Kit. 
unter seinem Marrubium alterum pannonicum miteinbegriffen habe. 
Aus der Clusius’schen Beschreibung ist darüber allerdings nicht klar 
zu werden, da gerade jene Merkmale, worauf es vor Allem ankom- 
men würde, im Texte nicht berücksichtiget sind; aber wenn man 
sich strenge an die Abbildung, welche von Clusius in den Rar. 
stirp. Pan., Austr. et vicin. prov. p. 589 gegeben wird, hält, so wird 
man auch Koch’s Annahme verwerfen müssen. Sämmtliche Kelche 
sind nämlich dort deutlich fünfzähnig gezeichnet, was wohl auf M. 
peregrinum, aber nicht auf M. remotum passt. Uebrigens ist M. re- 
motum Kit. eine bei Wien sehr seltene Erscheinung, M. peregrinum 
Jacq. dagegen, wie schon oben bemerkt, eine dort sehr häufige 
Pflanze, und wenn man alle diese Umstände erwägt, kann wohl kein 
Zweifel mehr darüber walten, dass Clusius unter seinem Marrubium 


*) Rehb. pat. nannte darum auch das M. candidissimum L.: M. pere- 
grinum Linne. Da aber unter dem Namen M. candidissimum im Linne’schen 
Herbar thatsächlich die der mediterranen angehörende Art liegt, so wird von 
Benth., Visiani und den meisten neueren Autoren auch diese für M. candi- 
dissimum L. genommen. 

*#) Asso hielt M. supinum L. für M. peregrinum L. und führt in sei- 
nem Syn. stirp. indig. Aragon. das M. supinum L. irrthümlich als M. pere- 
grinum L. auf. 


341 


alterum pannonicum nur jene Pflanze verstanden hat, welche Jacg. 
in der En. stirp. agri Vindob. und in der Fl. austr. als Marrubium 
peregrinum L. aufführt. — So viel geht also mit Sicherheit hervor, 
dass Bauhin unter seinem Marrubium album latifolium peregrinum 
neben einer im südwestlichen Europa heimischen Marrubium- Art 
auch in Marrubium alt. pannonicum Clus. verstanden hat, und da 
Linn‘ neben Bauhin ausdrücklich auch noch Clusius, be- 
EröhetEu were dessen Marrubium alt. pannonicum zu Sei- 
nem Marrubium peregrinum [a] zitirt, so ist kein Grund zu sehen, 
warum man auf diese Pflanze des Clusius nicht den Namen M. peregrinum 
L. in Anwendung bringen sollte. Ich halte darum auch das Vorgehen neue- 
rer Autoren, wornach der Name M. peregrinum L. ganz beiseite 
gelassen und für denselben M. ereticum Mill. substituirt wird, für 
unpassend. Allerdings gehört M. ereticum Mill. hieher, is! aber als 
Synonym dem M peregrinum L. beizufügen und zwar speziell dem 
von Linne als var. £. aufgeführten M. alt. angustifolium pere- 
grinum Bauh. Pin. 230 — Marrubium cereticum Dalech. Hist. 962, 
welches aber nebenbei bemerkt durchaus nicht die Bedeutung einer 
Varietät beanspruchen kann, da man ja an einem und demselben 
Exemplare des M. peregrinum L. immer alle möglichen Blattbreiten 
beobachten kann. Die zuerst zur Entwicklung kommenden Laubblätter 
des Hauptstammes sind immer eiförmig bis rundlich, die später ent- 
wickelten Laubblätter der Aeste dagegen länglich und lanzettlich. 
Zur Zeit der Blüthe sind dann häufig die älteren Blätter abgefallen; 
man sieht dann nur mehr schmale, länglich-lanzettliche Laubblätter 
an der blühenden Pflanze, zumal an den von den umfangreichen 
vielästigen Stauden abgeschnittenen, getrockneten und in Herbarien 
aufbewahrten Zweigen, und in vielen ‘Herbarien trifft man geradezu 
die Exemplare, welche in jüngeren Entwicklungsstadien gesammelt 
wurden als M. peregrinum latifolium, die Exemplare aber, “welche in 
späteren Entwicklungsstadien eingelegt wurden als M. peregrinum 
angustifolium aufbewahrt.) 

1352. Marrubium remotum Kit. — An ähnlichen Standorten 
wie die vorhergehende Art und mit dieser gesellig vorkommend. Im 
mittelungar. Berglande bei Näna, Gran, Dorogh, Visegrad, P. Csaba 
und auf dem Piliserberge ober P. Szäntö; auf der Csepelinsel bei 
Ujfalü und in der Stuhlweissenburger Niederung; auf der keceskem. 
Landhöhe bei P. Csörög, Pest, zwischen Cinkota und K. Tarcsa, bei 
Monor und Pilis und in der Tiefebene zwischen Ujvaros und Teglas. 
— Tert., diluv. und alluv. Sand- und sandiger Lelimboden. 80— 
250 Meter. — (Es wurde bereits früher [bei m. peregrinum L.] er- 
wähnt, dass Marrubium alterum pannonicum Clus. mit M. peregri- 
num L. und Jacgq. identisch ist, und dass Reichb. pat. im Unrechte 
ist, wenn er das M. remotum Kit. mit der Pflanze des Clusius iden- 
tifiziren will. Der Name „M. pannonicum Clus.* bei Reichenbach 
beruht also auf einer Verwechslung und ist schon aus diesem Grunde 
für das M. remotum Kit. zu vermeiden. Zudem ist aber dieser Name 


auch jünger als der Name M. remotum Kit. in Schult. Oesterr. Fl. 
Ossterr. botan. Zeitschrift. 11, Heft 137%. 23 


342 


II, 161 [1814] und letztere Bezeichnung ist daher unbedingt vorzu- 
ziehen“). Die von Neilreich in den Nachtr. zu d. Aulz. ungar. Pfl. 
Ss. 50—51 geäusserte Ansicht, dass Kiltaibel mit M. remotum_ breit- 
blätterige Exemplare des M. peregrinum L., Jacg. gemeint haben 
könnte, wird einerseits durch Originalexemplare Kitaibel's, anderer- 
seits aber auch dadurch, dass Kilaibel die in Ungarn so häufige 
Zwischenform zwischen M. peregrinum und M. vulgare gar nicht 
übersehen konnte und auch in Adldit. p. 538 wiederholt beiont, dass 
sein M. remotum zwischen M. vulgare und M. peregrinum nicht nur 
in Betreff der Laubblätter, sondern auch in den Blüthen die Mitte 
halte [„structura partium inter utrumque omnino intermedium“*], wider- 
legt. — Die von Reichardt in den Verh. der zool.-bot. Gesellsch. 
in Wien XI, 342 ausgesprochene Mulhmassung, dass M. remotum 
kit. ein Bastart aus M. peregrinum und M. vulgare sein dürfte, ist 
mit Rücksicht auf die Merkmale dieser Pflanze sehr gerechtferligt, 
aber die Stütze, welche diese Annahme in dem seltenen Vorkommen 
des M. remotum kit. zwischen den mutlımasslichen Stammeltern 
haben soll, ist unhaltbar. Bei Wien ist M. remotum allerdings eine 
grosse Seltenheit und dort gewöhnlich nur vereinzelt zwischen M. 
peregrinum L. anzulreffen, in Ungarn dagegen ist M. remotum Kit. 
nicht nur weit verbreitet, sondern dort, wo selbes auftritt, gewöhn- 
lich auch sehr haufig, es ist daselbst auch an Orten zu finden, wo 
die eine mulhmassliche Stammart weit und breit fehlt, meist zwar 
mit M. peregrinum vergesellschaftet, mitunter aber über M. peregri- 
num an Individuenzahl vorherrschend und hie und da ganze Strecken 
bedeckend und sich durch keimfahige Samen reichlich fortpflanzend. 
Ich halte M. remotum Kit. für einen zur Art gewordenen Baslart 
und habe diese Planze auch in meiner Abhandlung „Können aus 
Bastarten Arten werden?“ in der Oest. bot. Zeitschr. XX1 [1871], 
5. 40 unter jenen Pflanzen aufgeführt, welche für die Ansicht, dass 
aus Baslarlen unter gewissen Umständen Arten werden können, 
sprechen.) 

1353. Marrubium vulgare L. — Auf Viehtriften, an Dämmen 
und Flussulern, an Strassenrändern und auf Schultstellen in der Nahe 
bewohnter Orte. Erlau, Waitzen, Näna, Visegrad, Gran, P. Szänto, 
P. Csörög, Pest, Cinkota, Kis Tarcsa, Monor, Pilis, Nagy körös, Koöka, 
Czegled, Szulnok, Ujväros, Tegläs, Nyir Bätor, Grosswardein, Rez- 


bänya. — Schiefer, Trachyt, tert., diluv. und alluv. Sand- und Lehm- 
boden. 75—460 Meter. 
1354. Ballota nigra L. — Im Grunde der Laubwälder und in 


Holzschlägen in der Niederung, an Hecken, unter Gebüsch an den 
Seiten der Hohlwege, auf wüsten Plätzen und Schuttstellen in der 


*) Der Name M. paniculatum Desrousseaux in Lam. Encyel. II, 716 
welcher von einigen Autoren für dieses Marrubium vorangestellt wird, wäre 
zwar noch älter als M. remotum Kit., aber es ist nach Benth. in DC. Prodr. 
XII, 452 zweifelhaft, ob sich derselbe wirklich auf jene Pflanze bezieht, welche 
Kitaibel M. remotum genannt hat, und es wird von deınselben daher am 
zweckmässigsten ganz Umgang zu nehmen sein. 


343 


Nähe bewohnter Orte. Erlau, Waitzen, Gross Maros, Näna, Gran, 
Visegrad, Sct. Andrae, Ofen, Pest, Monor, Pilis, P. Peszer bei Also- 
Dabas, Nagy Körös, Egyek, Szolnok, Grosswardein, Rieni, Vaskoh, 


Fenalia. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75— 
355 Meter. 
1355. Leonurus Cardiaca L. — Im Grunde der Laubwälder und 


in Holzschlägen in der Niederung, häufiger im Gestäude der Flussufer 
und an wüsten Plätzen, Zäunen und Schuttstellen in der Nähe be- 
wohnter Orte. Erlau, Waitzen, Gran, Ofen, Pest, Monor, Pilis, Gross- 
wardein, Rezbänya. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sand- 
boden. 95—460 Meter. — (In den kleinen an die Bauerngehöfte 
der Romanen im Bihariagebirge angrenzenden Gärtchen fand ich 
diese Pflanze auch als Volksheilmittel kultivirt, und sie wurde mir 
dort als „Erba negra* bezeichnet. Die höchst gelegene beobachtete 
Kulturstätte im Gebiete ober Negra im Aranyostlale nolirle ich mit 
1158 Meter.) 

1356. Chaiturus Marrubiastrum (L.).. — An Strassenrändern 
und an Schuttstellen in der Nähe bewohnter Orte, vorzüglich aber 
auf dem austrocknenden Schlamme im Ufergelände der Flüsse in der 
Niederung. In den Thälern des mittelungar. Berglandes bei Paräd, 
Dorogh und Näna nächst Gran, Sct. Andrae, M. Einsiedel nächst 
Öfen, hier aber überall ziemlich selten, dagegen häufig in den Thä- 
lern des Bihariagebirges bei Belenyes, Vasiöh, Campeni nächst Rez- 
bänya, Criscioru, Buteni, Chisindia, Slalina.. Am häufigsten in der 
Tiefebene im Inundationsgebiete der Donau und Theiss auf der Use- 
pelinsel und von T. Földvär über Szolnok nach Szegedin. Nach Kit. 
auch am ÖOstrande der Debreeziner Landhöhe zwischen Majteny und 
Erdöd. — Tert., diluv. und alluv. Lehmboden. 75—380 Met. 

1357. Phlomis tuberosa L. — Auf Wiesen und an grasigen 
Plätzen am Rande der Aecker und Weinberge, an Strassenrändern, 
Hecken und Dammböschungen, fast immer in der Nahe bewohnter 
Orte und bebauten Landes. Im mitltelungar. Berglande auf dem Haj- 
duhegy bei Erlau; auf dem grossen Wachberge bei Gran, in grösster 
Menge in der von Gran nach Ofen ziehenden Thalmulde bei P. Csaba, 
P. Szäantö, Vörösvär und Altofen; ferner bei Set. Andrae und Kroten- 
dorf, im Leopoldifelde und am Fuss des Adlersberges bei Ölen; auf 
der Kecsiem. Landhöhe zwischen Monor und Pilis; in der Tiefebene 
bei Kömlö; auf der Debrecziner Landhöhe in den Ecsedi Läp und 
im Vorlande des Bihariagebirges bei Boniküt nächst Grosswardein. — 
Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 90— 
410 Meter. ’ 

U er 


Zur Flora von Mittel-Ungarn. 
Von Dr. V. Borbas. 


Als ich von der banatischen und siebenbürgischen Reise zu- 


rückgekehrt war, reiste ich am 8. September nach Ipoly-Litke im 
ai 


344 


Neogräder Komilate. Die Wiesen, welche an Carex-Arten reich sind, 
waren schon abgemäht und abgeweidet, ich konnte nur am Ufer des 
Fekete-tö6 (Schwarzteich) Chrysanthemum serotinum L. sammeln; 
es wächst hier im Mai auch Carex Buekii Wimmer (Carex banatica 
Heuff). Am 24. Juli des vorigen Jahres fand ich im Kopaszhegy 
(kahlen Berg) bei Litke eine Centaurea, die ich als Cent. Scabiosa 
einlegte, weil der obere Theil des Stengels verletzt war, und ich 
sammle die Monstrositäten gern. Bei der späteren Determinirung meiner 
Centaureen sah ich, dass obige Pflanze C. spinulosa Rochel ist. Am 
12. Juli dieses Jahres ging ich mit meinem Bruder in Kis Terenne 
(eoltus Neogräd) auf den Templomhegy (Kirchenberg), dessen Lage 
und Flora an den Blocksberg (mons sancti Gerardi Budae) erinnert. 
Es wächst hier massenhaft Marrubium pannonicum Clus., Silene di- 
chotoma und S. longiflora, und sah ich auch Blüthenköpfe, noch 
unentwickelt, von Cent. spinulosa Rochel, die hier auch massenhaft 
vorkommt, und die ich später auch in Blüthe sammeln konnte. Jetzt 
wurde ich aufmerksam auf die Verbreitung dieser Centaurea, und 
was ich von dem Flusse Eipel (Ipoly) bis Kis Terenne, nach dem 
Exemplare des Herrn Vrabelyi bis Sirok (cottus Heves), bis Zabar 
(coltus Gömör) und Erlau sah, ist alles ©. spinulosa, diese Abart, 
welche im Banate die Stammform ganz ausschliesst. Nicht so verbrei- 
tet ist in Mittelungarn die Carex brevicollis DC. (rynchocarpa Heuff.), 
die im Banate an vielen Orten auch häufig ist. Ich sammelte diese Art 
am 30. Mai 1871 in nt bei Visegrad als C. pilosa Scop. in 
wenigen Exemplaren, am 17. und f8. Mai 1872 aber fanden wir 
mit meinem Freunde no dieselbe an mehreren Plätzen mas- 
senhaft. Am Naszäli-Berg bei Waitzen fanden wir keine davon. 
Im- Herbar des Prof. Fillinger sah ich einige indeterminirte Carices, 
wo ich die ©. brevieollis gleich erkannte. Er wusste aber nicht, wo 
er sie gesammelt hatte, doch botanisirte er nur in der Gegend von 
Erlau. Ich schrieb gleich dem Herrn Vrabelyi, ob er diese Carex 
nicht auch im Herbar habe, da er mit Fillinger manchmal Exkur- 
sionen machte. Nach der zweiten Durchforschung der Carex-Arten 
schrieb mir mein guter Bekannter Vrabelyi, dass der Standori der 
©. brevieollis DC. bekannt sei, da er Exemplare derselben von dem 
Szarvasköer Sc hlossberge zwischen Carex Michelä Host fand. 
Szarvaskö ist also bis jetzt der nördlichste Standort der C. brevi- 
collis. Von Kis-Terenne reiste ich am 11. September durch die Wäl- 
der nach Zabar und beobachtete bei dieser Reise Filago apiculata 
Sm. ad margines agrorum ad pag. Bärna, Senecio silvatieus (in 
silvis de Bärna, auch in caeduis montis Karancs) und Jasione mon- 
tana supra pag. Cered. Bei Zabar ad rivulos kommt häufig Leersia 
oryzoides vor, doch war sie jetzt schon abgemäht. Mehrmals habe 
ich schon gehört, dass die Leute bei Pösvär gegen Brustkrankheilen 
„pemetefü* (Marrubium) sammeln, so liess ich hier meinen Kut- 
scher halten und fand wohl M. peregrinum massenhaft, M. vulgare 
jedoch nicht sehr häufig. Als ich aber für mein Herbar Xanthium 
spinosum, Stumarium, Onopordon Acanthium u. a. einlegte, sah ich 


345 


ein sehr auffallendes Marrubium. Ich halte dieses für einen Bastart; 
die Blätter wie beim M. pannonicum, die Kelchzähne wie beim M. 
vulgare, doch in geringerer Anzahl, — eine wahre Mittellorm zwi- 
schen den genannten Arten, und da es in der Tracht und den we- 
sentlichen Charakteren dem M. vulgare näher steht, muss es M. 
vulgare  peregrinum heissen. Es unterscheidet sich von dem M. 
peregrino><vulgare Reich., welches in der Tracht dem M. peregrinum 
näher steht, ganz gut. Um mich gegenüber dem M. remotum Kit. in 
Schult. Fl. austr. zu orientiren, zeigte mir Herr v. Janka dasselbe 
im Herbar des Prof. Kit., und wir überzeugten uns, dass die Pilanze 
von Aräcs keine andere sei, als welche wir bei uns für M. peregrino X 
vulgare halten. Was Herr v. Janka bis jetzt von Siebenbürgen für 
M. remotum hielt, ist eine durch ihre grossen Blüthen und Kelch- 
zähne sehr auffallende, vielleicht neue Spezies. Bei dieser Gelegen- 
heit fand ich im Herbar des Prof. Kitaibel auch mein M. vulgare >< 
peregrinum unter dem Namen M. intermedium, doch fehlt es in ad- 
ditamentis ad Fl. Hungar. Im Herbar der Pestofner Universität ist 
ein Exemplar von J. Sändor unter dem Namen M. remotum Kit. In 
Erlau habe ich bei Hrn. Vrabelyi einige Genera durchsehend, Fuma- 
ria Schleicheri Soy. Will. und F. Vaillantiü Loiss. von vielen Stand- 
orten Mitielungarns zusammengemischt gefunden. Bei Samos Ujfalu 
(cottus Neogräd) in lapidosis umbrosis montis Sätor fand ich: Aspi- 
dıum Filix mas c. umbrosum Milde, Rosa pyrenaica Gouan, in apri- 
cis: Alsine hybrida Jord., Herniaria glabra L. — Sagina subulata, 
Filago apieulata sind im Neogräder Komitate häufig, im Pester Ko- 
milate sehr selten oder gar nicht. Die ersten Blätter von Tulipa 
Bilettiana Jord, sind schmal, ähnlich jenen der Gagea lutea Schult., 
doch nach der Zwiebel ist die Tulipa nicht Allium. 


Ipoly-Litke, am 13. Sept. 1874. 


= —eo992 —- 


Reiseerinnerungen an Spanien. 
Von Moritz Winkler. 


Ein erster Ausflug in die Umgebung bereicherte unsere Sanım- 
lung durch Anagallis linifolia L., Anthemis fuscata Brot., Campa- 
nula Erinus L., Centranthus macrosyphon Boiss., Cynoglossum elan- 
destinum Desf., Daucus muricatus L., Erodium Chium Willd., E. 
malacoides W.sp., E. involueratum W.sp., Lathyrus Aphaca L., Lath. 
Ochrus L., Linaria spartea Link., Malca nicaeensis All.. Melilotus 
compacta Salzım., Rubia peregrina L., Sclerochloa rigida Link., Scro- 
phularia sambueifolia L., welche durch ihre ansehnlichen hochrothen 
Blüthen unter allen europäischen Arten hervorragt. Zwischen dem 
Strassenpflaster hatte sich Perideraea aurea und Alternanthera Achy- 


346 


ranthes L. angesiedelt, doch war letztere noch in jugendlicher Ent- 
wicklung. Eine andere Exkürsion brachte Conyza viridis v. Uechtr., 
Hedysarum spinosissimum ei capitatum L., Jasminum fruticans L., 
Koniga Iybiea R. Br., Melandrium macrocarpum B. Rb., Mercurialis 
tomentosa L., Papaver ern L., Torilis nodosa L. und Urtica 
membranacea Pourr. Wäre das Welter zum Sammeln und Trocknen 
der Pflanzen günstiger gewesen, so würde die Ausbeute eine noch 
bedeutend lohnendere geworden sein. 

Ohne unser Standquartier in Xeres aufzugeben, benützten wir 
die Österfeiertage zu einem Ausfluge nach Sevilla, um diese Stadi 
voll Wunder, die wir gewöhnt sind, schon von Kindheit an als ein 
unerreichbares Traumbild, als ein Mähr chen aus 1001 Nacht mit phan- 
taslischen Bildern zu umkleiden, nun mit eigenen Augen zu schauen. 
Wie verschieden ist doch das Ideal, welches die Jugend sich träumt, 
und die reale Wirklichkeit, wenn sie der alternde Fuss betritt! Ich 
habe keine Wunder in Sevilla gesehen, und die Stadt als solche hat 
mich kalt gelassen. Krumme, meist schmale Strassen, wenige auffallende 
Paläste, sondern meist ein- bis zweislöckige schmucklose Häuser; die 
Promenaden staubig und theilweise verwildert, der viel besungene 
Guadalquivir ohne erhebliche Breite, mit ir übem Wasser erfüllt, auf 
dessen Wellen sich einige altersschwache Schiffe melancholisch schau- 
keiten. Die Stadt erschien menschenleer, nur die Kirchen waren des 
Ösierfestes wegen überfüllt, daher ertönte auch kein fröhlicher Ge- 
sang, keine Gluthaugen funkelten ne ugierig auf den Fremdling herab, 
nur die ewig treue Sonne versengte uns mit ihren brennenden 
Strahlen. Aber wir haben ihr tapfer geirotzt ‚und viel des Schönen 
gesehen, welches die einstige Hauptstadi der Almohaden in ihren 
Mauern bir gt. 

Eine hübsche und bei der Hitze des Südens wohlthätige Ein- 
richtung, welche man in den meisten spanischen Städten findet, ist 
der innere Hof der Gebäude, und diese inneren Höfe, welche man 
meist von der Strasse aus schen kann, sind in Sevilla ganz besonders 
zierlich und luxuriös. Das äussere grosse Thor des Hauses ist weit 
geöffnet, das innere meist durch eine sehr zierlich gearbeitete eiserne 
Thüre geschlossen, so dass man bequem in den Hof blicken kann, 
welcher mit bunten Thonplalten oder Marmorfliesen bedeckt und 
mil prächtig blühenden Gewächsen erfüllt ist, in deren Mitte sehr 
oft ein kleiner Springbrunnen erfrischende Kühle schafft. 

Von Sehenswürdigkeiten nahmen wir zuerst die Kathedrale in 
Augenschein, ein herrliches gothisches Bauwerk von 420 Fuss Länge 
und 260 Fuss Breite, welches durch mächtige Säulen in fünf Schiffe 
gelrennt ist und durch einfache und solide Grossarligkeil noch viel 
mehr imponiren würde, wenn man nicht mitten hinein den Chor ge- 
baut hätte, der den Totaleindruck stört, und dessen Baustyl und 
Ueberladung die ganze Harmonie hinwegnimmt. Kostbare Bilder, von 
Murillo und seiner Schule, sind seitlich der grossen mil alter Glas- 
malerei bedeckten Fenster angebracht, aber ihre Beleuchtung ist so 
mangelhaft, dass man nicht im Stande ist die Schönheit derselben zu 


347 


würdigen. In der Kirche zeigt man das Grabmal Ferdinand des Hei- 
ligen, sowie seines Sohnes "Alphons und der Königin Beatrice, und 
in einer Nebenkapelle werden eine Unzahl allerlei kostbarer Kirchen- 
geräthe aufbewahrt. Leider wird man durch polizeiwidrige Beltelei 
unaufhörlich verfolgt; ein altes Weib drang uns bis in die grosse 
Kapelle nach, wo ein Priester Gebete las, eine Art Kuslos in Hemd- 
ärmeln und eine Cigarette im Munde erklärte dazu die verschiedenen 
Gegenstände, und ebenso ungenirt sprach unser Führer dazwischen, 
ohne sich nur irgend um den Priester zu kümmern. 

Eine ernste Betrachtung, zu welcher das erhabene Bauwerk 
wohl jedes Menschenherz aufrichten müsste, konnte unter solchen 
Umständen natürlich nicht Platz greifen, und jede Illusion wird voll- 
ständig vernichtet. — Aus der Kathedrale ging es in die Bilder- 
galerie, wo einzelne herrliche Murillos das Auge fesseln, auch eine 
andere Gemäldes ammlung neuerer Meister war gerade geöffnel, in 
der sich eine Anzalıl recht tüchtiger Bilder befand. 

Nächst der Kathedrale ist es der maurische Königspalast Alca- 
zar, welcher die Aufmerksamkeit des Fremden in hohem Grad» in 
Anspruch zu nelımen berechtigt ist. Es war der erste derarlige Pa- 
last, den ich zu sehen Gelegenheit hatte, und ich muss sagen, dass 
er mir ausserordentlich imponirte. Er ist in den letzten Jahren von 
der Regierung mit grossem Kostenaufwande restaurirt worden, und 
wenn auch äusserlich durch spätere Anbauten Manches verunziert ist, 
so macht das Innere einen ganz originellen, von den sonstigen Bau- 
stylen total verschiedenen Eindruck. Die Wände der Gemächer sind 
theilweise einige Fuss hoch mit glasirten, buntlarbigen Thonplatten, 
oberhalb aber mit rundlich verschieden gemustertem Gypssluck be- 
deckt, die Muster treten etwa 1 Linie hoch aus der Fläche hervor 
und bringen dadurch Licht und Schatten in die prachtvoll bunten 
Farben, mit denen das Ganze übertüncht ist. Die höchste Sorgfalt ist 
auf die Decken verwendet, und besonders die Decke im Saale der 
Gesandten besteht aus einer hohen Wölbung, von der in glänzender, 
nur überladen reicher Vergoldung tausende von tropfsteinarligen Ge- 
bilden herabglänzen. Thüren, Fenster und Fensterladen sind mit Mo- 
saik verkleidet, zu welcher die edelsten Holzarten, Elfenbem und 
Perlmutter verwendet sind. Die Sorgfalt der Ausführung ist bewunde- 
rungswürdig. Zeit und Geld muss in verschwenderischer Fülle zu 
Gebote gestanden haben, um die unzähligen kostbaren Details zu 
einem grossen Ganzen zu verschmelzen. Der Garten ist nicht so wohl 
erhalten, als man es wohl wünschen möchte, die Wasserkünste sind 
theilweise verfallen, und die gerühmte Blüthenpracht war mehr als 
mässig. 

Ein stattliches Gebäude ist der Palast des Herzogs von Orleans, 
und der umfangreiche daranstossende Garten hat hübsche Palmen 
und grosse schaitige Bäume. 

Um die Stadt herum bemerkten wir keine Pflanze, die etwa 
besonderes Interesse erregt hätte, dagegen bot sich auf einem Aus- 
fluge nach dos Hermanas, einer Eisenbahnstation etwa 2 Meilen von 


348 


Sevilla entfernt, eine reizende Fülle seltener Gewächse. Die Umge- 
bung ist noch ziemlich waldreich, sowohl Laub- als Nadelholz wech- 
seln miteinander ab, jedoch ist der Wuchs ein recht dürftiger. Gleich 
beim Eintritt in den Wald stand Pieridium intermedium Schlz., Bi- 
serrula Pelecinus L., Hippocrepis eiliata W., weiter hinein Avena 
Crepaniana Guss., Galium murale L., Ophrys lutea Gass., Orobanche 
speciosa DC., Orob. Mutelii F. Schlz., Polygala monspeliaca L., und 
nun folgte jedem Schritt ein reizendes Blümchen nach dem ander n: 
Allium roseum L., Anchusa calcarata Boiss., Anthyllis tetraphyllaL., 
Biscutella auriculata L., Briza major L., Cistus albidus L,; Cyno- 
glossum arundanum Boiss., Eruca longir ostr is v. Uechtr., Ervum Er- 
vilia L., Hedysarum coronarium L., Iberis pectinala Boiss., Lathyrus 
Cicera L., Linaria amelthystea H. L. ß. albiflora, Lonicera etrusca 
Santi,. Lychnis corsica Lois., Malcolmia erosa DC., Medicago obscura 
Rech., M. tornata W., Omphalodes linifolia Mnch., Prolongoa pecti- 
nata Boiss., Quercus coccifera L., Qu. Ilex L., Salvia viridis L., 
Stipa tortilis Dsf., Tamus communis L., Teuerium fruticans L., The- 
sium humile L., Valerianella divaricata Lg., V. coronata DC., Vieia 
lutea L., V. atropurpurea Dsf., V. cordata Wulf. ete. 

Unter dem Eifer des Sammelns hatten wir die Richtung gänz- 
lich verloren und geriethen immer mehr auf absolute irrpfade, aber 
wir achteten weder auf das Abkommen vom Wege, noch Hunger 
und Durst, bis endlich die erschöpften Kräfte uns ernüchterten. Aber 
was nun thun, wohin den Schritt wenden? wo lag die zu erreichende 
Eisenbahnstation? Mit versengender Gluth strahlte die Sonne auf uns 
hernieder, kein Tropfen Wasser, kein Bissen Brot, keine menschliche 
Seele, die uns hätte Auskunft geben können. Wohl 2 Stunden irrten 
wir so hin und her, bis endlich ein Haus sichtbar war, auf welches 
wir nun unsere eiligen Schritte lenkten; ein Trunk Wasser war das 
Ersie, was wir begehrten und erhielten, hierauf erkundigten wir uns 
nach der nächsten Eisenbahnstation, hörten, dass wir 2%, Stunden 
davon entfernt waren, und der Inwohner des Hauses war so freund- 
lich uns wohl eine Stunde weit zu begleiten, um uns so weil zu 
führen, bis der Weg nicht mehr zu fehlen war. Aus Erkenntlichkeit 
boten wir ihm ein gutes Doureur an, aber er wies es mit stolzen 
Worten zurück, und wir dachten bese hämt an unsere guten deutschen 
Landsleute , die in ähnlichem Falle wahrscheinlich mehr verlangt 
hätten. Nach zwölfstündiger ras!loser Wanderung erreichten wir end- 
lich die Station, wo wir gerade noch Zeit gewannen, einen kleinen 
Imbiss zu uns zu nehmen, dann den Eisenbahnwagen zu besteigen, 
um Nachts 11 Uhr wieder in unserem Standquartier Xeres anzu- 
langen. 

Mehrere Tage bedurften wir zum Präpariren unserer Pflanzen, 
konnten auch des wieder eingetretenen unbeständigen Wetlers wegen 
nur ganz in der Nähe der Stadt heru uvagiren, machten aber dann 
noch zwei weitere Ausflüge nach Puerta St. Maria, einem Hafenorte 
an der Cadixer Bucht gelegen, wo uns wiederum eine lohnende Aus- 
beute nicht entging. Avena Dufourü B. Br., Cynara humilis L., He- 


349 


lianthemum qguttatum Pers., Lagurus ovatus L., Lythrum Gräfferi 
Ten., Melilotus parviflora Dsf., Ophrys Speculum Link., Orobanche 
barbata Poir, Plantago Loefflingii L., Ranunculus palustris L., Rham- 
nus oleoides L., Rumex bucephalophorus L, Rumex intermedius DC., 
Sideritis angustifolia Lam., Statice macroclada Boiss., S. sinuata L., 
Statice ferulacea L., Suaeda fruticosa Forsk., Valerianella trun- 
cata Botlık. 

Nach kurzem Verweilen in Cadix bestiegen wir das Dampfschiff, 
um nach Algeciras zu gelangen, wo wir wiederum einen längeren 
Aufenthalt zu nehmen die Absicht hatten. Nicht lange währte die 
Fahrt, als unser Blick die afrikanische Küste begrüsste; von Jugend 
auf gewöhnt, mit der Idee an Afrika zugleich unerträgliche Hitze 
und wasserlose Wüste zu verbinden, war es allerdings ein wunder- 
barer Kontrast, dass wir das Atlasgebirge noch mit Schnee bedeckt 
sahen, dass die Wogen des altlantichen Ozeans uns umbrausten und 
ein kalter, heftiger Wind uns den spritzenden Schaum der Wellen 
ins Gesicht warf. Nach etwa 10stündiger Bewegung landeten wir in 
Algeciras, dessen Lage eine ganz ausgezeichnete ist. Der Hafen, 
welcher etwa 2 Quadratmeilen umfassen mag, wird auf einer Seite 
durch Gibraltar begrenzt, welches man ganz deutlich vor seinen 
Blicken hat, so dass man fast die einzelnen Häuser zu erkennen ver- 
mag, links davon reiht sich der ca. 1300 Fuss hohe Monte Carbonero 
oberhalb St. Roque an, weiterhin folgt dann die Sierra Palma, die 
Sierra Luna und Sierra Tarifa, bis die Höhenzüge mit dem Punto 
Carnero sich wieder ans Meer schliessen, über welches hinweg man 
den Blick über die afrikanische Küste frei hat. Ungefähr 500 Schritte 
vor Algeciras zieht sich im Meere ein Felsenriff hin, welches stets 
vom Schaume der Brandung umspült ist; im Dunkeln, wo die Gas- 
beleuchtung in Gibraltar flimmernde Streifen darauf sendet, wo die 
Leuchtthürme durch intermittirende Flammen wie Irrlichter funkeln 
und das dumpfe Murmeln der Wogen an's Ohr schlägt, glaubt man 
wirklich in einem Feengarten zu weilen. 

Es war uns von Xeres aus eine Empfehlung an einen gewissen 
Don Miguel übergeben worden, den wir uns am nächsten Tage 
aufsuchten, um uns über die Umgebung, Preise der Führer und Reit- 
pferde zu orientiren. Der Mann sah aus wie ein wohlgenährter Ross- 
arzt, schien auch, wie uns seine Reden und seine Beurtheilung der 
Pflanzen bekundete, bisweilen Kuren an Menschen vorzunehmen, ob- 
wohl seine medizinischen Kenntnisse kaum über den Gebrauch von 
Baldrian und Kamillenthee hinaus ragen mochten; war übrigens ein 
stolzer Spanier, der sich uns sofort als Guarda Major der Provinz Cadix 
vorstellte, eine Würde, die ich nicht ganz zu begreifen vermochte, 
über welche er uns jedoch seine betreffenden grossbesiegelten Di- 
plome vor Augen legte. Er erklärte uns sofort, dass er es sich zur 
Elıre schätze, selbst unser Führer zu sein, auch für gute Pferde 
sorgen wolle, wofür wir per Tag und Ross zwei Duros (4'/, Silber- 
gulden) zu zahlen hätten. Das war allerdings ein ziemlich hoher 
Preis, aber um eines so gewandten Führers willen gingen wir darauf 


350 


ein und verabredeten gleich für den nächsten Tag eine Partie nach 
der Sierra Luna, einem Theile der Sierra Tarifa. Auf unsere Anfrage 
in Betreff seiner eigenen Bemühungen erwiederte er immer nur, dass 
es ihm eine Ehre sei, uns zu begleiten. 

Der nächste Morgen brach mit trübem Himmel an, und kaum 
waren wir eine halbe Stunde geritten, als der Regen sich über 
uns ergoss, und wir bald bis zur Haut durchnässt waren. Diess 
störte wohl die Freude sehr, aber es verhinderte uns nicht, die 
Partie glücklich zu Ende zu führen. Erst kamen wir über eine 
hügelige baumleere Steppe, dann in einen Wald von uralten Kork- 
eichen, auf deren Rinde Davallia canariensis schmarotzte, später führte 
unser Weg an einem Garten vorüber, in welchem Orangen mit 
reicher Fruchtfülle zwischen Kirschbäumen standen, die mit Blüthen- 
schnee bedeckt waren, und höher hinauf durchritten wir eine kleine 
Schlucht, welche ganz mit 15—20 Fuss hohen Sträuchern von Rhodo- 
dendron boeticum Boiss. und Erica arborea bewachsen war; alles 
Erscheinungen voll Reiz und Neuheit für einen Bewohner der nörd- 
licheren Zone. Hier wurde nun Frühstück gehalten, und unser freund- 
licher Führer bewies dabei eine ungewöhnliche Fertigkeit. Ein Korb mit 
Wein und Esswaaren, den wir in der Ueberzeugung mitgenommen 
halten, dass er mindestens für zwei Tage ausreichend sei, leerie sich 
zu unserem Schrecken binnen einer halben Stunde. Don Miguel spielte 
den Wirth und bedachte sich zuerst auf das reichlichste, gab den 
Rosselenkern ebenfalls ganz ungewöhnliche Portionen an Trank und 
Speise, war aber doch so gütig, uns auch ein bescheidenes Theil zu 
überweisen, was wir natürlich dankend annahmen, da wir die Ueber- 
zeugung gewonnen halten, den übrigen Theil des Tages hungern und 
dürsten zu müssen. Wir wussen nicht, sollten wir uns über diese 
Frechheit ärgern oder darüber lachen, zogen aber doch das Letztere 
vor und setzten dann zu Fuss unsere Partie bis zum Gipfel der 
Sierra Luna fort. Auf der Höhe, die vielleicht 2500—3000 Fuss be- 
tragen mag, war die Vegetation noch kaum erwacht und fast nur 
Avena albinervis Boiss. zu finden; dagegen sammelten wir an tiefer 
gelegenen Stellen Davallia canariensis Sw., Selaginella denticulala 
Spring., Avena sulcata Gay, Carex divulsa Good., Cistus populi- 
folius L., Erica australis L., Genista eriocarpa Kze., @. linifolia L., 
G. gibraltarica DC., @. tridentata L., Helianihemum tuberaria Mill., 
H. lasianthum Pr esl, Luzula Forsteri DG., Polygala juniperina Cav. 
und Simethis bicolor Kunth. Durchnässt und von Frost geschüttelt 
ritten wir Abends 8 Uhr wieder in Algeciras ein. 

Einige Tage später unternahmen wir eine neue Exkursion nach 
der Sierra Palma, ebenfalls in Begleitung Don Miguel’s, aul der uns 
das Wetter noch schlimmer mitspielte, als auf der ersten, denn einem 
schwülen Morgen folgten heflige Gewitter mit starken Regengüssen 
und Hagelschauer, so dass die Ausbeute, aller Mühe ungeachtet, nicht 
so reich ausfiel, als die prächtige Vegelalion vorausselzen liess, ich 
nahm mit: Anthozanthum ovatum Lag., Asplenium lanceolatum Huds., 
Bellium cordifolium Kze., Cistus crispus L., Festuca caerulescens 


351 


Dsf., Helianthemum formosum Dunal, Lithospermum prostratum Guss., 
Melica pyramidalis Bert., Pedicularis lusitanica Link., Ranunculus 
ophioglossifolius Vill.. Rhamnus Alaternus L, Sarothamnus Wel- 
witschii Boiss., Seilla monophylla Link. und Sedum brevifolium DC. 
Vorsichtig gemacht durch die Erfahrungen auf der ersten Partie, 
behielten wir vom Frühstück eine Flasche Wein zurück, um nach 
beendeter Fusstour wenigstens einige Erfrischung zu haben, als wir 
aber zum Ausgangspunkt zurückkehrten, hatte der Ariero sie bis 
auf den leizten Tropfen geleert, und Freund Miguel vertheidigte ihn 
gegen uns noch damit, dass er meinte: Wasser sei nicht in der 
Nahe gewesen, und da hätte er doch seinen Durst löschen müssen. 
Der Mann fing uns an sehr unangenehm zu werden, und nur der 
Umstand, dass wir noch eine Parlie nach St. Roque mit ihm verab- 
redet hatten, veranlasste uns, Wort zu halten, später liessen wir ihn 
liegen und machten die Exkursionen auf eigene Faust; aber nun fing 
seine Unverschämtheit im Fordern an. Zuerst beanspruchte er auch 
für sein Pferd, mit dem er uns begleitet hatte, pro Tag 2 Duros, 
dann schickte er durch seinen Sohn einen Zettel, auf welchem er 
5 Duros begehrte, den nächsten Tag verlangte er wiederum 2 Duros, 
die wir ihm, um den Menschen los zu werden, auch noch schickten; 
als er aber nach einigen Tagen schriftlich auseinandersetzte, dass 
die Strapazen, welche er ausgestanden, und die Versäumnisse, die 
er gehabt, lange noch nicht ersetzt seien, und uns aufforderte ihm 
heute wenigstens nochmals 3 Duros zu schicken, erklärten wir kurz- 
weg, dass wir keinen Pfennig mehr zahlen würden, er möge uns 
verklagen, was er jedoch unterliess. (Fortsetzung folgt.) 





Literaturberichte. 


Die botanischen Gärten, ihre Aufgabe in der Vergangenheit, 
Gegenwart und Zukunft. Von A. Kerner. Innsbruck, 1874. 42 8. 8. 

Es ist auch unter den Fachgenossen seit geraumer Zeit 

kein Geheimniss mehr, in welch’ traurigem und unwürdigem Zu- 
stande sich gegenwärtig zahlreiche botanische Gärten befinden. Sie 
stehen mit ihrer äusseren Erse heinung beilaufig noch auf dem Stand- 
punkte, welchen die botanischen Gärten am Ende des letzten Jahr- 
hunderts eingenommen halten, unterscheiden sich aber in durchaus 
nicht vortheilhafter Weise von diesen dadurch, dass die in ihnen kul- 
tivirten Arten zum guten Theile falsch determinirt, beziehungsweise 
mit unrichtigen Namen auf den beigefügten Etiqueiten bezeichnet 
sind. Die Samen, welche von derlei bot. Gärten nach althergebrachter 
Gepflogenheit zum Tausche ausgeboten und versandt werden, sind na- 
türlich gleichfalls mit falschen Namen bezeichnet, wodurch dann der 
Schlendrian auch noch in andere Gärten ver pflanzt wird.“ Diese Stelle 
ist der anzuzeigenden Schrift unseres hochverdienten vaterländischen 
Botanikers entnommen. Wir glauben die Wichtigkeit und Zeitgemäss- 


352 


heit des im Titel präzisirten Themas nicht schlagender als durch die 
oben angeführten eigenen Worte des Autors darlegen zu können. So 
wichtig die Frage ist, so treffend hat sie Kerner gelöst, und so an- 
ziehend ist die Form, welche er wählte, um den Leser bis an’s Ende 
am Geeenstande zu fe:seln. Eine kurze Skizze der Geschichte der Bo- 
tanik leitet uns auf die Entstehung und Entwicklung der bot. Gärten 
und eine ausführlichere Darlegung der gegenwärtigen Entwicklungs- 
epoche führt uns auf die Mängel der meisten botanischen Gärten der 
Gegenwart. Nicht mit Unrec ht hebt beispielsweise der Verf. hervor, 
dass viele Gärten dadurch vernachlässigt wurden, dass ihre Leiter die 
durch den gesammten Aufschwung der Naturwissenschaften in neue- 
rer Zeit zur Blüthe gelangte anatomisch-physiologische Richtung ein- 
schlugen und mit solchem Eifer verfolgten, dass ihnen die Führung 
der botanischen Gärten als eine lästige Bürde erschien. Die Gründe 
für das Zurückbleiben der Gärten, die uns der Verfasser vorführt, 
liegen noch auf anderen Seiten. Wir wollen in dieser Anzeige nicht 
in Details eingehen und heben nur noch hervor, dass Kerner’s Schrift 
nicht nur — und zwar mit einer Mässigung, wie sie von dieser 
Seite nur zu erwarten war — die Mängel der gegenwärtigen Gärten 
darlegt, sondern auch die Zielpunkte bezeichnet, welche diese wissen- 
schaftlichen Institute behufs_ zeitgemässer Reform in's Auge zu fassen 
haben. Wir empfehlen die Lektüre dieser trefflichen Schrift allen 
jenen auf das angelegentlichste, welche an botanischen Gärten Inter- 
esse nehmen, also nicht nur Botanikern. Auch die der obersten Un- 
terrichtsbehörde angehörigen Männer, welche auf die finanziellen Ver- 
hältnisse dieser für jede Richtung des botanischen Studiums wichtigen 
Institute Einfluss haben, mögen in dieser Schrift Belehrung finden, 
um durch Eintreten für die Geruhung der nöthigen materiellen Mittel 
unseren bolanischen Gärten zu neuem Aufschwunge zu verhelfen. 
En e 


—e — 


Correspondenz. 


Hall (Tirol), am 8. Oktober 1874. 


Vom 28. September bis 1. Oktober 1. J. war ich zu St. Michael 
im Walde, um dort in der Seelsorge Aushilfe zu leisten; ich be- 
nützte hierbei jede freie Zeit, um mich in der Gegend, die mir nicht 
unbekannt, näher umzuse hen; schon früher hatte ich dort zahlreiche 
Exemplare der Salix angustifolia am Standorte, wo sie A. und J. 
Kerner zu ihrem Herbarium österr. Weiden sammelten, geholt und 
versandt; auch traf ich dort manche für unsere Gegend interessante 
Pflanze, wie Cörsium palustre X oleraceum etc. Nun fiel mir in den 
Wäldern auch die grosse Menge von Sorbus Aria und S. aucuparia 
auf, und ich suchte wohl etwa vier Stunden herum, um die Hybride 
zu finden, bis ich sie endlich auch in einem kleinen, zwar nicht blü- 
henden, aber doch sehr wohl ausgesprochenen Sträuchchen fand. Die 


353 


wenigen Exemplare, die ich abnahm, gleichen auf’s Haar einem 
Exemplare der $. hybrida, die ich in A. Kerner’s Herbar sah, und 
die in der Gegend von Partenkirchen in Südbaiern gesammelt wurde. 
— Gegen die sog. Mulderalpe hin traf ich auch noch Sorbus Aria 
Chamaemespilus, die am Hallersalzberge, bei den Zirler Bergmähdern, 
auf den Alpen bei Telfs, Mieming, Obsteig etc. überhaupt nicht selten 
ist, und die ich schon oft mit vollkommenen vor Reife strolzen- 
den Früchten sammelte. P. Julius Gremblich. 


Langenlois in Nieder-Oesterr., am 17. Oktober 1874. 


Ich sende Ihnen meine beurige Ausbeute an Pflanzen. Es ist 
diess die 29. Sendung seit Gründung Ihrer Tauschanstalt, und wird 
die Gesammtzahl der seither eingeschic kten Exemplare 16.000 über- 
schreiten; gewiss nicht wenig für einen Theilnehmer, dessen Beruls- 
geschäfte selbst fast seine ganze Zeit in Anspruch nehmen. Leider 
gestatten mir die vorgerückten Jahre nicht mehr, Bergpartien oder 
grössere Exkursionen zu unternehmen, doch soll dessenungeachtet 
die Liebe zur Botanik nie ganz erkalten. Gross und freudig waren 
die Hoffnungen, welche die hiesigen Weinhauer im Frühlınge in das 
Erträgniss des Weinstockes ihrer einzigen Nahrungsquelle, setzien; 
war doch der Winter gelinde und hinreie hend feucht gewesen, und 
als die Frühlingswärme im März die starre Rebe zu neuem Leben 
erweckte, so zeigte sich ein Antrieb so voll und üppig, wie er nur 
in seltenen Jahren erscheint. Allein diese schönen Erwartungen soll- 
ten leider nur zu sehr enttäuscht werden; nachdem schon in den 
letzten Tagen des April die Temperatur bedeutend gesunken war, 
brachten die Nächte des 6. und 7. Mai heftige Fröste mit eänzlicher 
Zerstörung der entwickelten Triebe. Gross war der Schaden und 
traurig die Aussicht für die Winzer, nachdem auch das Erträgniss 
des vorigen Jahres ein ziemlich geringes gewesen. Endlich begann 
ein neuer Antrieb, und nun zeigte es sich, dass zur Zeit der Nacht- 
fröste doch noch viele Fruchtaugen unentwickelt waren und jetzt 
frische Träubchen bildeten. Hinreichende Feuchtigkeit und anhaltende 
Wärme vereinigten sich im Verlaufe des Sommers, und der ausge- 
zeichnet schöne Monat September trug dazu bei, dass das heurige 
Weinprodukt ein vorzügliches wurde, wenn auch die Menge nur 
miltel genannt werden kann. Jos. Andorfer. 





Personalnotizen. 


C. de Marchesetti unternimmt demnächst eine Reise nach 
Östindien. 
— G. F. Matthew zu St. John in Canada wünscht bot. Tausch- 
verbindungen anzuknüpfen. 
— Dr. Alois Pokorny feierte am 18. Oktober sein 25jähriges 
Jubiläum als Lehrer und erhielt bei dieser Gelegenheit zahlreiche 


354 


Beweise freundlicher Erinnerung und Theilnahme nicht allein von 
seinen Kollegen und Schülern, sondern auch von seinen botanischen 
Freunden und Verehrern, von letzteren mit desto grösserem Anrecht, 
als der Beginn seiner glänzenden botanischen Thätigkeit noch meh- 
rere Jahre vor jener als Lehrer zurückdatirt, 





Vereine, Anstalten, Unternehmungen. 


— Die 47. Versammlung deutscher Naturforscher und 
Aerzte fand vom 18. bis 24. September in Breslau statt. In der 
Sitzung der botanischen Sektion am 22. Sept. hielt unter dem Vorsitze 
des Prof. Hasskarl aus Cleve Prof. Dr. Just aus Karlsruhe einen Vor- 
trag über die Wirkungen höherer Temperaturen auf die Keimfähigkeit 
der Samen von Tr ifolium pratense. Die betreffenden Untersuchungen 
hat Herr Just gemeinsam mit einem seiner Schüler, Herrn Wang, 
ausgeführt. Aus einer ersten Reihe von Versuchen ergab sich, dass 
die Samen von Trifolium pratense unter sonst der Keimung günstigen 
Bedingungen bei einer Temperatur von 390 C. nicht mehr keimen. 
Eine zweite Reihe von Versuchen untersuchte die Wirkung höherer 
Temperaturen auf solche Samen, die sich in einer dunstgesätligten 
Atmosphäre befanden. Samen, die unter diesen Verhältnissen einer 
Erwärmung auf 75° C. ausgesetzt waren, büssten ihre Keimfähigkeit 
vollkommen ein. Es kommt übrigens hierbei auf die Dauer der Tem- 
peraturwirkung an. Solche Samen z. B., die durch 48 Stunden eine 
Temperatur von 509 C. ertragen hatten, keimten nachher nicht mehr. 
Bei 750 C. hingegen genügte zur Tödtung der Samen eine Slunde. 
Eine dritte Versuchsreihe beschäftigte sich mit der Frage, wie sich 
die Samen verhalten, wenn ihnen bei der Erwärmung zugleich ihr 
Wassergehalt entzogen wird. Es ergab sich, dass solehe Samen erst 
bei 1200 C. getödtet wurden, während sie Temperaturen unter 120° 
C. ertrugen, ohne die Keimfähigkeit zu verlieren. Solche Samen, die 
der höheren Temperatur ausgesetzt waren, keimien nachher stets 
langsamer, als solche, die irgend eine niedere Temperatur erlragen 
hatten. Interessant ist die Thatsache, dass Samen, die z. B. einer 
Temperatur von 1000 C. ausgesetzt waren, nachher noch keimten, 
wenn man ihnen das entzogene Wasser sehr vorsichlig wiedergab, 
dass sie hingegen nicht mehr keimten, wenn sie schnell befeuchtet 
wurden. Dies entspricht ähnlichen Vorgängen, die man an erfrorenen 
Pflanzen beobachtet. Ferner legt Prof. Just den ersten Band des bo- 
tanischen Jahresberichtes vor, eines referirenden Organes über die 
Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Botanik. Der von Prof. Just 
begründete und herausgegebene Jahresbericht wird von zahlreichen 
Mitarbeitern bearbeitet; es erscheint jährlich ein Band, der die Literatur 
des Vorjahres umfasst. Prof. Dr. Körber spricht gegen die Schwende- 
ner’sche Flechtentheorie, mit welcher nach seiner Ansicht die Liche- 


355 


nologen nicht einverstanden sein könnten. Von Parasilismus könne 
schon deswegen hier keine Rede sein, weil die Hyphen, welche die 
Gonidien umspinnen, letztere durchaus nicht verändern. Vortragender 
hat alle Flechtenspezies seiner Sammlung auf ihre Gonidien untersucht 
und ist auch mit Bornet in Verbindung getreten. Es ist kein Zweifel, 
dass die Zeichnungen des letzteren Forschers richlig sind, aber die 
Deutung ist unrichtlig. Die Flechten sind keine Pilze; mindestens die 
Hälfte der Flechten hat gar keine Hyphen, so z. B. die meisten Krusten- 
flechten. Die für Algen angesehenen Elemente können nicht von den 
Algologen in Anspruch genommen werden, sondern sie sind freige- 
wordene Fleehtengonidien oder Entwicklungszustände von Flechten. 
Es gibt Flechten, welche mehrere Formen von Gonidien besitzen, was 
doch sehr auffallend ist. Die Versuche von Reess beweisen nichts, denn 
die Nostoe-Kügelchen sind nur die gonidischen Bruten einer Gällert- 
Flechte. Man kennt die Keimung der Flechtensporen nicht nur in Ge- 
stalt von Hyphen, sondern sie bilden auch direct bei einigen Gattungen 
Gonidien. Die Flechten sind über den Algen und Pilzen stehende 
Thallophyten, welche die Typen dieser beiden Klassen vereinigen, ohne 
dass aber Parasitismus vorhanden ist. Prof. Kny (Berlin) trat gegen- 
über den Ausführungen des Prof. Körber für die Schwendener’sche 
Flechten-Theorie ein. Dieselbe beruhe auf durchaus sicheren Grund- 
lagen. Auf der einen Seite zeigen die von den Hyphen umschlossenen 
Gonidien ihre wahre Algen-Natur darin, dass sie unter Bedingungen, 
welche ihnen selbst günstig, dem Pilz aber verderblich sind, zu selbst- 
ständiger Entwicklung als Alge und in vielen Fällen zur Fruktifikation 
gebracht wurden; andererseits haben Reess und Treub durch Aussaat 
von Flechtensporen auf die geeigneten Algen-Spezies sicher erkennbare 
Anfänge von Flechten-Tihallus erzeugt. Von besonderer Wichtigkeit 
für die Beurtheilung der S« hwendener‘ schen Theorie sei die Art der 
Verbindung zwischen Gonidien und Hyphen, worüber die sorgfältigen 
Untersue hungen von Bornet vorliegen. Die Abschnürung der Gonidien 
von Hyphenzweigen, welche Schwendener in seinen ersten Arbeiten 
noch annimmt, sei von keinem späteren Beobachter konstalirt worden. 
Vortragender "hatte im Sommer 1873 bei einem mehrwöchentlichen 
Aufenthalt auf der Insel Jersey Gelegenheit, die Entwicklung der 
Thallusenden der auf den dorligen Granilfelsen häufigen Lichina cun- 
finis zu beobachten. Es ist ihm dabei zweifellos geworden, dass jede 
der drei Lagen des Thallus (Rinde, Gonidienschicht und Mark) sich 
am Scheitel selbstständig fortbilden, ähnlich, wie Dermatogen, Pe- 
riblem und Plerom am Scheitel des typischen Phanerogamen- -Stammes. 
Die Gonidien der Lichina confinis werden von der gesellig mit ihr 
vorkommenden Rivularia nitida geliefert. 

— die nächste Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
wird im September k. J. in Graz abgehalten werden. Der steier- 
märkische Landtag hat bereits 5000 fl. zum würdigen Empfange der 
Gäste volirt. 


I oe 


356 


Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Marchesetti mit Pflanzen 
aus Istrien und Krain. — Von Herrn Oborny mit Pfl. aus Mähren. — 
Von Herrn Andorfer mit Pfl. aus Niederösterreich. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Keck, Dr. Lerch, 
Waiss, Keller. 

Aus Istrien und Krain: Androsace villosa, Aster Tripolium, 
Astrantia carniolica, Bupleurum tenuissimum, Coronilla cretica, Ga- 
lium purpureum, Hypericum Richeri, Myrtus communis, Salix retusa, 
Satureja montana, Scabiosa silenifolia, Sideritis romana, Thesium 
divaricatum u. a. eing. von Marchesetti. 

Aus Ungarn: Bryum pseudotriquetrum, Comptothecium lute- 
scens, Eurrhynchium praelongum, Homalia trichomanoides, Homalo- 
thecium sericeum, Hypnum commutatum, H. purum, H. Schreberi, 
Isothecium Myurum, Madotheca laevigata, Neckera crispa, Rhacomi- 
trium canescens, Thamnium Alopecurum einges. von Holuby. 

Aus Niederösterreich: Acorus Calamus, Alyssum sasxatile, 
Mentha sativa v. ballotaefolia, Orlaya grandiflora, Prunus insititia, 
Pyrus nivalis. — Polypodium calcareum u. a. eing. von Andorfer. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 
6 fl. (4 Thlr.) abgegeben werden. 





Wohnungswechsel. 
Ich wohne jetzt: V. Bez., Schlossgasse Nr. 15. 


Skofitz. 





Inserat. 


Im Verlage der Akademischen Buchhandlung in Upsala er- 
schien soeben und ist durch jede Buchhandlung zu beziehen: 


Hymenomycetes Europaei 
sıve 
Epicriseos systematis Mycologici. 
Editio altera. 
Seripsit 
Elias Fries. 
8. 756 Seiten. — Preis 6 Thlr. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©. Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). 


Vesterreichische 


Botanische Zeitschrift. 


Gemeinnütziges Organ » 
für 
efalehe Zeiehennire dilenahenere 
otanische Zei ir - J 5 iefreidurch die Posthe- 
es erscheint Botanik und Botaniker, Er era ein 


den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion 
Man pränumerirt auf selbe f1:;„ F “ n (V. Bez., Schlossgasse Nr. 15) 
„Pränumerirt auf selbe Gärtner, Oekonomen, Porsimänner, Aerzte," Arnumeriron. 


(5 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des 


anzjährig, oder mit 7 hnı Buchhandels übernimmt 
Rn. Apotheker und Techniker. eihagcals ühafnlı 
halbjährig. ©. Gerold’s Sohn 
Inserates in Wien, 
die ganze Petitzeile N°® 19 so wie alle übrigen 
15 kr. öst, W. = ° 


Buchliandlungen, 














XXIV. Jahrgang. WIEN, Dezember 1874. 
INHALT: Ucber die Cupula und den Cupularfruchtknoten. Von Dr. Celakovsky. (Mit 5 Abbild.) — 
Salix Fenzliana, Von J. Kerner. — Alpenrosen d. R. Eurhodendron. Von Gremblich. — Zur 
Flora von Mähren. Von Oborny. — Vegetations-Verhältnisse. Von Dr. Kern er. — Reiseerinnerungen. 
Von Winkler. — Literaturbericht. Von Dr. R. — Correspondenz. Von Dr. Rauscher, Dr. Kerner 
Dr. Celakovsky, Uechtritz. — Personalnotizen, — Botanischer Tauschverein. — Inserate. 








WIEN, am 1. Dezember 1874. 


Mit dem heutigen Hefte vollende ich den 24. Jahrgang dieser 
Zeitschrift, um mit der nächsten Nummer eine neue Jahresserie zu 
beginnen, welche ein volles Vierteljahrhundert meiner Thätigkeit als 
Redakteur und Herausgeber derselben zum Abschlusse bringen soll. 

Fünfundzwanzig Jahre — sie zählen in dem Leben eines Men- 
schen viel, zumal wenn sie die besten desselben umfassen. Wohl 
Jenem, dem sie als Ergebniss all der Bestrebungen, Mühen und Sor- 
gen neben so manchen Enttäuschungen wenigstens das Bewusstsein 
zurücklassen, dass sie keine für die Gesammtheit verlorenen ge- 
wesen sind. 


Ueberblicke ich die lange Reihe meiner Journalbände, deren 
jeder Originalbeiträge von 40 bis 50 Botanikern enthält und die 
wissenschaftlichen Errungenschaften der jeweiligen Epoche reflektirt, 
so kann ich mich kaum dem genugthuenden Gefühle entschlagen, 
dass ich nicht vergebens für die Interessen der Botanik eingetreten 
bin. Freilich sieht man es diesen Bänden nicht an, welcher vollster 
Hingebung und Opferwilligkeit es meinerseits bedurfte, um sie zu 
jener stattlichen ununterbrochenen Folge zu führen, die sie nun in 
Wirklichkeit repräsentiren. 

Haben sich auch im Laufe der Jahre die Lebenskräfte gemin- 
dert, ist auch die einstige Agilität eine schwächere geworden, meine 

Oesterr. botan, Zeitschrift. 12. Heft. 1874. 24 


358 


Liebe für meine Schöpfung ist dieselbe geblieben, und mit derselben 
rückhaltlosen Hingebung und Opferwilligkeit wie bisher will ich auch 
ferners mein bestes Sein dem Weiterschreiten derselben widmen. 

Indem ich allen Jenen, die mir bisnun als Mitarbeiter, oft viele 
Jahre hindurch treu zur Seite standen, meinen innigsten Dank dar- 
bringe und Jener vergessen will, die mir die ohnedem schwierige Bahn 
zu verleiden sich bestrebten, erlaube ich mir zur Pränumeration auf 
den XXV. Jahrgang (1875) höflichst einzuladen. 


Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift,“ welche von dem 
hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen 
Ministerium für Kultus und Unterricht den Mittelschulen 
empfohlen wurde, pränumerirt man mit 8fl. ö.W. (5 Rthlr. 10 Ngr.) 
auf den ganzen Jahrgang oder mit 4 fl. ö. W. (2 Thlr. 20 Ngr.) auf 
einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post 
bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, V. Schloss- 
gasse Nr. 15. 

Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls 
Pränumeraltionen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die 
Verlagshandlung C. Gerold's Sohn in Wien übernommen. 

Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- 
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 
1. Jahrgang 4 fl. (2 Thlr. 20 Ngr.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. 
(20 Ngr.) — 8. bis 22. Jahrgang zu 2 fl. (1 Thlr. 10 Ngr.) — 23. Jahr- 
gang 5 fl. (3 Thir. 10 Ngr.) — 24. Jahrgang 8 fl. (5 Thlr. 10 Ngr.) 
Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge von der Redaktion, 20 Procent 


Nachlass. Dkofitz. 
(V. Schlossgasse 15.) 





Ueber die Cupula und den Cupularfruchtknoten. 
Von Dr. Lad. Celakovsky. 


Unter dem Cupularfruchtknoten verstehe ich den nach der 
Ansicht der neueren Morphologie grösstentheils von der hohlgewor- 
denen Axe gebildeten, meistens unterständigen Fruchtknoten. Die 
Bezeichnung unterständig ist indessen ungenau und fällt auch 
nicht ganz mit dem Begriffe des Cupularfruchtknotens zusammen, 
weil einerseits auch reine Öapellarfruchtknoten unterständig, d. h. 
unterhalb der von einer freien Cupula getragenen Blüthenkreise si- 
tuirt sein können, und weil es andererseits auch einen oberstän- 
digen Cupularfruchtknoten gibt, wofür nämlich der die Staubgefässe 
bis nahe zur Narbe tragende Fruchtknoten von Nymphaea erklärt 
werden muss. 

Dass die von den Carpellen freie, nur die übrigen Blüthenkreise 
tragende Blüthencupula (z. B. der Amygdaleen) dieselbe Bildung ist, 
wie jene, welche den Cupularfruchtknoten aufbauen hilft, ist allge- 
mein anerkannt, so dass im Allgemeinen das, was von der einen 


399 


gilt, auch von der anderen gelten wird. Ueber ihre morphologische 
Natur waren und sind theilweise noch heute die Ansichten getheilt. 
Die herrschende Ansicht, von Schleiden aufgestellt, von Payer, Hof- 
meister, Sachs u. A. angenommen, betrachtet die ganze Cupula als 
ein reines Axengebilde, welches die Blüthenkreise frei an seinem 
oberen Rande trägt. Demnach soll auch der „unterständige* Frucht- 
knoten, mit Ausnahme der die Griffel oder Narben tragenden Decke, 
rein axil sein. Schleiden und Payer hielten auch die wandständigen 
Placenten und Scheidewände eines solchen Fruchtknotens für axil; 
nachdem diese Ansicht durch Vergrünungen gründlich widerlegt war, 
so stellte man sich vor, dass die Placenten an der hohlen Axe hinab, 
d. h. im morphologischen Sinne hinanlaufen. 

Die ältere Ansicht von der Cupula, dass sie durch Verwachsung 
aller Blüthenkreise vom Kelche bis zu den Staubgefässen, beziehungs- 
weise bis auf die Carpelle gebildet sei, ist gegenwärtig fast allge- 
mein, angeblich auf Grund der Entwicklungsgeschichte, aufgegeben, 
doch wurde sie neuerdings wieder von Köhne*) ebenfalls auf Grund 
der Entwicklungsgeschichte aufgenommen, woraus zu sehen, dass 
die angeblich aus den entwicklungsgeschichtlichen Daten sich erge- 
benden Deutungen gar häufig durch anderweitige Analogien und Be- 
obachtungen anderer Art bedingt zu sein pflegen. Vor Köhne hat 
auch van Tieghem**), von der anatomischen Struktur ausgehend, die 
appendiculäre Natur der Cupula behauptet. Wenn z. B. in der Cu- 
pula von Spiraea zwei aus der centralen Axe ausgehende Gefüss- 
bündelkreise verlaufen, welche zum Kelche und zur Corolle abgehen, 
während die Staubgefässe ihre Bündel von diesen zwei Bündelkreisen 
abgezweigt erhalten, so schliesst van Tieghem hieraus, dass die Cu- 
pula durch Verwachsung von Kelch und Krone entstanden sei, und 
dass die Staubgefässe keine selbstständigen Blätter, sondern seitliche 
(Blatt-)Sprossungen aus den Kelch- und Corollenblättern seien. In 
der Compositenblüthe wäre nach dieser Argumentation nur ein selbst- 
sländiger Blattkreis vorhanden, weil die Gupula des Fruchtknotens 
nur einen Gefässbündelkreis besitzt, der in die Corolle abgeht, und 
von dem sich die Bündel der Carpelle und der Staubgefässe ab- 
zweigen. Diese Vorstellung ist so wunderlich (wie auch manche 
andere auf den Gefässbündelverlauf gestützte morphologische An- 
schauungen dieses Autors), dass sie kaum einer ausführlichen Wider- 
legung bedarf. Es genügt, zu konstatiren, dass van Tieghem’s Grund- 
irrthum darin besteht, dass er überall die Gefüssbündel als das Primäre, 
Bestimmende, und die morphologischen Grundgebilde, Axe und Blatt, 
als von ihnen gänzlich bestimmt, ja durch sie allein existirend an- 
nimmt, während gerade umgekehrt diese das Frühere, Bestimmende 
sind, und die Gefässbündel, welche keine morphologische, sondern 
rein physiologische Bedeutung als Leitbündel besitzen, in ihrem Ver- 





*) E. Köhne: Ueber Blüthenentwicklung bei den Compositen. 1869. 
*%*) Recherches sur la structure du pistil. Annales des sc. natur. 5. Ser. 
tom. 9. 1368. 
ve 


360 


laufe und ihrer Ausbildung nach den Entstehungsverhältnissen von 
Axe und Blatt sich richten. Uebrigens hat der genannte Autor ganz 
übersehen, dass die Gefässbündel der Phanerogamen in der Regel 
gemeinsame oder blatteigene sind, indem der Stamm keine anderen 
Gefässbündel zu besitzen pflegt, als jene, die in die Blätter aus- 
biegen, so dass aus dem Gefässbündelverlaufe der Cupula für die 
Blatt- oder Axennatur derselben gar nichts gefolgert werden kann. 

Köhne geht dagegen von der Analogie jener verwachsenblättri- 
gen Blüthenkreise aus, die gleich anfangs als ein ungetheiltes Ganzes 
in die Erschemung treten (wie die Fruchtknotenanlage der Primula- 
ceen u. Ss. w.). Nach dieser Analogie könne die Cupula (zunächst der 
Compositen) als das gemeinsame Basalstück jener Blüthenkreise be- 
trachtet werden, die sich von ihr später absondern. Hierbei vergleicht 
der Autor das gemeinsame Basalstück dem Unterblatte eines sich 
entwickelnden Laubblattes (nach Eichler’s Terminologie), die freien 
Theile aber dem Oberblatte. Demnach würde auch der Cupularfrucht- 
knoten zu innerst von den Carpellen und zwar von den mit den 
übrigen Blüthenkreisen verwachsenen Unterblatttheilen derselben ge- 
bildet sein, wofür besonders die Thatsache der Antholysen in’s Treffen 
geführt wird, dass in Antholysen zuletzt der Cupularfruchtkoten als 
freier reiner Carpellarfruchtknoten auftritt, und dass zwischen beiden 
verschiedene Mittelformen vorkommen, was sich natürlicher so er- 
klären lasse, dass der stels carpelläre Fruchtknoten, welcher normal 
mit den äusseren Kreisen verwachsen ist, in den Antholysen von 
ihnen frei wird, als durch die Annahme, dass der axile Fruchtknoten 
durch einen Blattfruchtknoten ersetzt würde. Köhne gelangt so zu 
dem Resultate: „Es ist demnach die Ansicht gar nicht so verwerf- 
lich, dass wenigstens die Carpelle an der Bildung der unterständigen 
Fruchtknoten betheiligt sind; wenn diess aber der Fall ist, so müssen 
nothwendig auch die vorausgehenden Blüthenkreise eine Verwachsung 
mit der Fruchtknotenwand eingegangen sein.“ 

Das von den Antholysen hergenommene Argument ist aller- 
dings treffend, und die Richtigkeit des Satzes, dass die Carpelle 
am unterständigen Fruchtknoten nicht nur mit Griffel und Narbe, 
sondern auch mit dem Övartheile sich betheiligen, soll auch von 
mir noch genauer nachgewiesen werden; aber die Folgerung, dass 
auch die vorausgehenden Blüthenkreise eine Verwachsung eingegan- 
gen sind, ergibt sich nicht nolliwendig daraus, ja sie ist entschieden 
unrichlig. 

Vorerst ist darauf aufmerksam zu machen, dass gerade die 
Compositen kein ganz günstiges Objekt zur Lösung der Cupulafrage 
darbieten, weil die Verwachsung der Corollenblätter untereinander 
und mit den Staubblättern stattfindet, wobei es schwierig ist, die 
verwachsenblättrige Anlage der Corolle, wenn eine solche da ist, 
von der möglicher Weise doch verschiedenen echten Cupula zu unter- 
scheiden. Köhne hält, wie mir scheint mit Recht, den Ringwall, der 
bei der Bildung der Compositenblülhe (so wie auch bei Valerianeen 
und Dipsaceen) zuerst entsteht, für den Primordialring der Corolle, 


361 


welcher auch die Anlage der Staubgefässe in sich enthalten könnte. 
Dafür spricht die viel tiefere Insertion des später auftretenden Kelch- 
rudiments und selbst die Stellung der Staubblaltanlagen, besonders 
bei Valerianeen (Centranthus nach Payer), so wie ferner der Um- 
stand, dass sonst immer wenigstens der Kelch, oft auch die Corolle 
früher angelegt werden, bevor die Aushöhlung der Cupula unter 
ihnen anfängt. Dass aber die Carpellaranlagen der Compositen in dem 
Primordialringe der Corolle bereits enthalten wären, ist wohl nicht 
zuzugestehen. Die Breite des Ringes wird nämlich durch die Blumen- 
blattzipfel und vollends die Staubblattanlagen gänzlich absorbirt, so 
dass für die Carpelle nur durch basales intercalares Wachsthum des 
Ringes unterhalb der Staubblattanlagen Platz wird, daher auch die 
Carpelle in fast senkrechter Richtung gegen die steil abfallende in- 
nere Wand der Böschung entstehen. Die Zone der Carpelle ist also 
erst nachträglich entstanden, und diese können nicht gleich in dem 
sich erhebenden Primor dialringe enthalten gewesen sein, "sondern sind 
als neue Sprossungen aus der Basis des Ringes zu betrachten. Würde 
diese Zone der Corollen- und Staubblattbasis angehören, so würden 
Blätter auf Blättern entstanden sein, was unmöglich ist. Diese Zone 
ist daher sicher axil, wenn auch die erste ringfür mige Erhebung dem 
Corollenprimordium entsprechen mag. Noch deutlicher ist diess in 
jenen Fällen, wo zahlreichere Staubgefässkreise an der Cupula ent- 
stehen, wie bei Rosaceen, Cacteen und Verwandten. Wie künstlich 
und schwerfällig würde ferner die Vorstellung der Blattnatur der 
Cupula bei Rosa mit gesonderten, in verschiedenen Höhen am Cupu- 
larring und an der centralen Axe inserirten Carpellen. Auch würde 
die Cupula von Ficus, die doch unzweifelhaft die gleiche Bildung ist wie 
die von Rosa, konsequent ebenfalls für appendieulär erklärt werden 
müssen, was zu der Absurdität führen würde, dass die Blüthen von 
Ficus auf Blattgebilden entsprängen. 

Einen sehr triftigen Einwurf gegen die Theorie der Verwach- 
sung aller Blüthenkreise untereinander gibt ferner die ungleiche Aus- 
bildung der von der Cupula frei sich ablösenden Blatttheile. Wären 
alle Blüthenkreise ver wachsen, so müssten die am oberen Rande der 
Cupula frei werdenden Theile aller Kreise ungefähr gleichwerthig, d. h. 
es müssten die Blätter der aufeinander folgenden Kreise nur mit den 
Spitzen gesondert sein. Das ist aber nicht der Fall. Die Blumen- 
blätter und Staubgefässe einer epigynen Blüthe sind ebenso vollständig 
frei entwickelt, wie die von nächstverwandten hypogynen Gattungen 
(man vergleiche z. B. Vaccinien und echte Ericaceen), während die 
freien Carpellartheile, auf die Griffel oder Narben beschränkt, viel 
unvollständiger sind, als die Carpelle der oberständigen Fruchtknoten. 
Köhne wendet zwar Eichler’s entwicklungsgeschichtliche Unterschei- 
dung von Oberblatt (Anlage der Blattspreite und des Blatistieles) und 
Unterblatt (Blattscheide nebst Nebenblättern) gleichmässig auf die Blu- 
menblätter, Staubblätter und Fruchtblätter des unterständigen Frucht- 
knotens an, indem er die nach seiner Ansicht freien Theile der 
Blumenblätter und Staubblätter ebenso wie die freien Theile der Car- 


362 


pellartheile mit dem Öberblatie, die seiner Vorstellung nach ver- 
wachsen bleibenden Theile aller mit dem Unterblatte vergleicht. Diess 
ist jedoch nicht richtig. Einmal ist die Entwicklungsgeschichte voll- 
ständiger Laubblätter nicht ohne weiters auf die Blüthenblätter an- 
wendbar, welche je nach dem Gange der Metamorphose bald blossen 
Scheidenblättern (z. B. bei Ranunculaceen), bald Spreitenblättern ent- 
sprechen. Wenn nun die Blüthenblätter Spreitenblätter sind, so ent- 
spricht der Staubfaden sammt Staubbeutel allerdings einem ganzen 
Oberblatte, aber keineswegs auch die Griffel, welche nur die Spitzen 
des Oberblattes sind, zu dem auch der Ovartheil gehört, wie Ver- 
grünungen, z. B. sehr schön bei Dietamnus, lehren. 

Endlich wären auch die Discusbildungen der epigynen Blüthe 
nach der obigen Auffassung der Cupula nicht gut zu begreifen. Wenı 
es auch richtig ist, dass der Discus meistens kein einfaches Axen- 
gebilde ist, sondern einer Anschwellung der Basis der Carpelle, bis- 
weilen auch der Staubgefässe seinen Ursprung verdankt, so entsteht 
doch der Discus immer eben an der Basis dıeser Blätter. Die Basis 
der Griffel würde aber, wenn die Carpelle mit den Staubblättern 
verwachsen wären, keineswegs der Basis, sondern einem hochgelege- 
nen Theile des ganzen Carpells entsprechen, und für derartige Discus- 
bildungen gibt es in hypogynen Blüthen keine Analogien. Bei den Com- 
positen insbesondere ist übrigens der Discus schwerlich ein Appendix der 
Carpelle, da er in manchen Gattungen (Heliopsis nach Payer) in Form von 
5 mit den Staubblättern alternirenden Höckern auftrilt. 

Die Ansicht, dass die Cupula rein appendiculär, d. h. aus ver- 
wachsenen Blattkreisen hervorgegangen sei, kann vor der morpholo- 
gischen Kritik nicht bestehen. Sehen wir nun zu, ob die ausschliess- 
lich axile Natur dieses Gebildes besser begründet ist. Auch gegen 
diese Auffassung sprechen mehrere Gründe, und zwar: 

1. Wenn die Cupula rein axil ist, so ist nicht zu begreifen, 
wie in Vergrünungen der Cupularfruchtknoten in einen Blattfrucht- 
knoten übergehen könne, noch weniger, dass in demselben Grade, 
als der untere Axentheil abnimmt, der obere Blatttheil zunimmt. Ein- 
fach erklärt sich aber diese Erscheinung, wenn auch im Cupular- 
fruchtknoten das Ovarium von Carpellen gebildet ist, welche mit dem 
übrigen Theile der Cupula verwachsen sind, aber in dem Maasse 
oberwärts mehr und mehr frei werden, als die Cupula niedriger und 
niedriger wird und endlich gänzlich unterbleibt, was eben in Vergrü- 
nungen stattfindet. 

2. Auch gegen diese zweite Ansicht muss wieder die ungleiche 
Ausbildung der freien Carpellartheile und der übrigen Blüthenkreise, 
zumal der Staubblätter und der Corolle geltend gemacht werden. Es 
wäre doch sehr sonderbar, wenn die Fruchtblätter eines Cupular- 
fruchtknotens in ihrem Wachsthum so sehr zurückbleiben sollten, dass 
sie sich nur auf die Griffelbildung beschränkten, während die übri- 
gen Blüthenkreise wie in der hypogynen Blüthe ihre Blätter voll- 
ständig ausbilden. Wäre die Cupula rein axil, so sollte man nur 
halbunterständige Fruchtknöten erwarten, die dann im Verhältniss 


363 


zum oberständigen Fruchtknoten nächst verwandter Gattungen sehr 
gestreckt ausfallen müssten. Vergleicht man aber Vaceinien und echte 
Ericaceen, dann Pomaceen und Myrtaceen mit den Amygdaleen und 
echten Rosaceen oder Nuphar mit Nymphaea und mit Euryale, so 
findet man Cupular- und Carpellarfruchtknoten von entsprechender 
Grösse. 

3. Köhne hat darauf hingewiesen, dass im Fruchtknoten der 
Compositen keine Wandplacenten, wohl aber zwei nicht erhabene 
Nähte, nur durch die Zellform vom benachbarten Parenchym ver- 
schieden, den Carpellarrändern entsprechend verlaufen, welche keine 
Erklärung finden, wenn nicht die innere Wand des Fruchtknotens als 
von den verwachsenen Carpellen selbst gebildet angenommen wird. 

4. Da die Eichen, wie ich in einem in der „Flora* heuer erschie- 
nenen Aufsatze über die morphologische Bedeutung derselben nach- 
weise, in allen Fällen Sprossungen oder Ausgliederungen der Car- 
pellarblätter sind und zwar entweder ihres Blattkörpers oder ihrer 
den Axenscheitel mehr weniger überziehenden Blattsohle, so genügt 
es in solchen Füllen, wo die Eichen terminal oder an einer centralen 
Placenta auftreten, nicht, herablaufende Blattränder anzunehmen, son- 
dern es muss die eigentliche Basis der Carpelle wie beim Carpellar- 
fruchtknoten an der centralen Blüthenaxe selbst liegen. Dieses Ar- 
gument setzt aber zur völligen Würdigung den vorerwähnten Aufsatz 
voraus. 

Aus den gegen beide gegentheiligen Ansichten von der Cupula 
vorgebrachten Gründen folgt nunmehr schon die richtige Deutung, 
nach welcher die Cupula des Cupularfruchtknotens zwar ein axiles, 
aber innen mit den vollständig bis zur Fruchtknotenbasis ausgebilde- 
ten Carpellen verwachsenes Gebilde ist, welches die übrigen Blüthen- 
kreise, wenigstens die Corolle und Staubblätter frei entwickelt auf 
seinem Gipfel trägt. 

Sehen wir nun zu, ob und wie diese Deutung mit der Entwicklungs- 
geschichte in Einklang zu bringen ist, und wie überhaupt das Ver- 
wachsen vorzustellen sei. Es versteht sich von selbst, dass kier kein 
nachträgliches Verwachsen fertiger Theile, sondern ein gemeinsames 
Wachsthum, ein Vereinwachsthum stattfindet. Die Carpelle eines 
Cupularfruchtknotens entstehen allgemein, wenn die Cupula noch sehr 
niedrig und flach ist, bisweilen sogar noch früher, bevor sie sich 
überhaupt zu vertiefen anfängt, so dass ihre obere Basis frühzeitig 
an der centralen Axe selbst liegt. Selbst in solchen seltenen Fällen, 
wo die Carpelle höher auf bereits mehrvertiefter Cupula entstehen, 
zeigen die bald bis zum Grunde derselben herablaufenden Placenten 
(z. B. bei Irideen), dass die Carpelle ihre Basis bald an der Cupula 
nach abwärts verbreitern, so dass auch dann die Carpelle sehr bald 
auf den Grund der Cupula reichen. Wenn dann diese noch bedeutend 
wachsend sich streckt, so muss diesem Wachthum folgend auch das 
Carpell mitwachsen, aber nur auf seiner vorderen der centralen Axe 
zagekehrten Seite, während das Wachsthum der rückwärtigen Seite 
durch das in entgegengesetzter Richtung vor sich gehende Wachs- 


364 


thum der Cupula gehemmt wird, und während zwischenliegende La- 
mellen alle Uebergänge zwischen dem Minimum und Maximum des 
Wachsthums beider Seiten aufweisen werden. Auf diese Weise wird, 
wie ein Blick auf die halbschematische Fig. 1. erläutert, die vordere 
Basis x wie beim Carpellarfruchtknoten am Ende der centralen Axe 
bleiben, während die rückwärtige Basis durch die Cupula hoch empor- 
gehoben wird. Die Verwachsung kann also auch als Verschiebung 
und Hemmung der Rückseite der Carpelle durch die Cupula aufgefasst 
werden. 








In solcher Weise lässt sich die Entwicklungsgeschichte mit der 
gegebenen Deutung wohl vereinigen, nach welcher sich jetzt alle 
übrigen Erscheinungen der Cupularbildungen sehr wohl erklären; 
nämlich die ungleiche Entwicklung der freien Carpellartheile und der 
übrigen Blüthentheile, die Bildung des Discus auf der Cupula, die 
Bildung nicht erhabener, sondern bloss durch die Zellform angedeu- 
teter Nähte, die den Carpellarrändern entsprechen, die Bildung eines 
freien Carpellarfruchtknotens, wenn die Cupula in Vergrünungen weg- 
fällt, sowie endlich der ununterbrochene Zusammenhang der Carpelle 
des unterständigen Fruchtknotens mit der centralen Placenta. Die un- 
mittelbare Verfolgung dieser bisher nur erschlossenen Verwachsungs- 
weise bleibt noch Aufgabe einer histologisch-entwicklungsgeschicht- 
lichen Untersuchung. 

Eine direkte Bestätigung dieser Auffassung wäre weiters gege- 
ben, wenn die Blüthenblätter Achselknospen bilden würden. Denn es 
müssten die Achselknospen, die stets am Blattgrunde stehen, wenn 
die Deutung richtig ist, theilweise auf der Cupula, theilweise, nämlich 
die den Carpellen angehörenden am Grunde derselben stehen. In der 
Blüthe selbst ist freilich ein solcher Nachweis unmöglich, da in Ver- 


365 


grünungen, in denen solche Achselknospen auftreten könnten, die 
bloss der metamorphosirten Blüthe eigene Gupularbildung immer be- 
reits längst unterblieben ist. Es kann aber auf die vollständige Ana- 
logie, die zwischen den Cupularbildungen der Blüthe und manchen 
monokotylen Zwiebeln herrscht, hingewiesen werden. Besonders lehr- 
reich ist die Zwiebel von Erythronium dens canis, deren Durch- 
schnitt im nicht blühenden Zustande Fig. 4 zeigt. 

Die nicht blühende Zwiebel besteht aus einem scheidigen Laub- 
blatte L und zwei bis drei Niederblättern N, welche Blätter zwar 
nicht genau, aber doch ungefähr alterniren. Der Scheide des Laub- 
blattes ist das nach innen zunächst folgende Niederblatt N, innen 
angewachsen, hoch hinauf mit seiner dickeren Rückseite, minder hoch 
auf der Ventralseite und ebenso ist dem ersten Niederblatte das 
zweite niedrigere Niederblatt N, und diesem bisweilen, wie in der 
Fig. 4, ein dickes N; eingewachsen; das letztere aber nur auf der 
Rückseite, auf der Ventralseite frei bis zum Grunde der Zwiebel- 
höhlung reichend. Indessen wird dieser eigenthümliche Zwiebelkörper 
nicht allein von den Zwiebelblättern gebildet, denn das Laubblatt hat 
eine Achselknospe K, welche hoch oben in der Bucht zwischen der 
Rückseite des Laubblattes und der anscheinend mit ihr verwachsenen 
Ventralseite des ersten Niederblattes steht. Diese Knospe beweist, 
dass hier eine peripherische Erhebung der Axe unterhalb der Knospe 
zwischen dem Laub- und Niederblatte stattgefunden hat. Auch die 
Achselknospe des ersten Niederblattes steht öfter noch hoch auf der 
Zwiebelcupula (wie man sagen könnte) inserirt, die Achselknospe des 
zweiten Niederblattes dagegen schon ganz tief im Grunde der Cupula, 
kaum mehr emporgehoben. Hier kann kein Zweifel sein, dass das 
Blatt N, einem die Knospe k tragenden Achsentheile angewachsen 
ist und mit der Basis seiner Innenseite bis auf den Grund des hohlen 
Zwiebelkörpers bis zur centralen Axe hinabreicht, weil hier diese 
Basis durch die Knospe k, bezeichnet ist. 

Hiermit ist denn das wirkliche Vorkommen derartiger Verwach- 
sungen zwischen Axe und Blatt in den Cupularbildungen, zu denen 
der Zwiebelkörper von Erythronium gerechnet werden muss, ge- 
radezu demonstrirt. Denke man sich statt einzelner alternirender 
Blätter alternirende Blattkreise oder Cyklen, z. B. nach ?/, gestellt, 
so würden hoch oben auf der Cupula 5 Laubblätter mit ihren Ach- 
selknospen stehen, dann würden 2 bis 3 Kreise von Niederblättern 
folgen, deren Achselknospen innen an der Cupula immer etwas tie- 
fer stünden; der innerste Kreis würde die Höhlung der Cupula aus- 
kleiden: es wäre das ein der epigynen Blüthe sehr ähnlich gebautes 
Gebilde. 

Ein solches Verwachsen des innersten Blattkreises (oder auch 
mehrerer alternirender Kreise, wenn die Blätter untereinander frei, 
schmal und von einander entfernt sind) findet auch auf der freien, 
vom Fruchtknoten getrennten Cupula statt. Daselbst sind es die in- 
nersten Staubgefässe, die der Cupula anwachsen, was man in vielen 
Fällen an den deutlich vorspringenden Spuren unterhalb der freien 


366 


Staubfadentheile und aus der relativen Kürze dieser freien Theile ah- 
nehmen kann. So sind die innersten Staubgefässe bei Amygdaleen 
und bei Spiraea weit kürzer als die äusseren und auch viel kürzer 
als die innersten Staubgefässe jener Rosaceen, die eine niedrige Cu- 
pula haben, z. B. der Dryadeen. 

Auch der oberständige Fruchtknoten von Nymphaea ist, was 
schon die Entwicklungsgeschichte lehrt, kein reiner Carpellarfrucht- 
knoten, dem die Staubgefässe einfach angewachsen wären, aber 
ebensowenig sind seine Fächer in die die Staubgefässe tragende 
Axe einfach eingelieft, wie es den Anschein hat, sondern auch 
hier wächst die sich erhebende Cupula mit den Carpellen gemein- 
sam fort. 

Schleiden selbst, der Begründer der Lehre von der reinen 
Axeı:natur der unterständigen Fruchtknoten, hat doch in einem Falle, 
nämlich bei den Pomaceen, die Verwachsung der Cupula mit den 
Carpellen angenommen, und zwar aus dem Grunde, weil die Carpelle 
nach innen, also untereinander bis zur Basis der Cupula meistens 
frei bleiben. Es ist aber klar, dass das Verhältniss der Carpelle zur 
Cupula dadurch nicht alterirt wird, mögen die Carpelle untereinander 
frei oder verwachsen sein. Payer hat diese Inkonsequenz Schleiden’s 
eingesehen und, da er an der reinen Axennatur des unterständigen 
Fruchtknotens festhielt, so hat er den Fruchtknoten der Pomaceen 
konsequent nicht durch Verwachsung, sondern durch Herablaufen 
der mit der Mediane hoch oben auf der Cupula inserirten Frucht- 
knoten erklärt. Wir müssen im Gegentheile nach dem Vorausge- 
schickten jene Inkonsequenz in der Weise verbessern, dass wir einen 
jeden „unterständigen* Fruchtknoten als einen mit der Cupula ver- 
wachsenen Carpellarfruchtknoten ansehen. 

Ich habe bisher, um die uns beschäftigende Frage nicht im 
Voraus zu sehr zu kompliziren, von dem äussersten Kreise, also im 
Allgemeinen vom Kelche der epigynen und perigynen Blüthe nicht 
gesprochen. Wird der Kelch wie die Corolle von der Cupula einfach 
emporgehoben, oder verwächst er mit der Cupula in derselben Weise 
äusserlich, wie die Carpelle innerlich? Nach der Ausbildung der 
freien Kelchtheile und nach der Vergleichung dieser mit dem Kelche 
vergrünter Blüthen derselben Art lässt sich schliessen, dass Beides 
vorkommt. Bei den Rosaceen, namentlich deutlich bei Rosa, sind die 
Kelchblätter vollständig mit Scheiden- und Spreitentheil entwickelt, 
und in Vergrünungen, denen die Cupula gänzlich mangelt, zeigen sie 
sich auch kaum verändert. Irgend eine Verwachsung mit der Cupula 
ist hier nicht anzunehmen, die Kelchblätter werden zur Gänze em- 
porgehoben. Zwar ist die Cupula, wie auch jedes centrale Stengel- 
glied, ebenfalls von den Blattspuren der Kelchblätter berindet oder 
bemäntelt vorzustellen, allein diese Berindung ist doch sehr verschie- 
den von der Verwachsung der Carpelle an die Cupula; bei diesen 
liegt die organische Blatibasis einerseits am Grunde der Cupula, und 
was mit dieser gemeinsam wächst, ist das sonst frei ausgegliederte 
Blatt, bei jenen liegt die Basis beider Seiten am oberen Rande der 


367 


Cupula, und was mit der Cupula mitwächst, ist nur die zu unbe- 
stimmter Länge auswachsende äussere Blattspur. Fig. 3 veranschau- 
licht den Cupularfruchtknoten der Pomaceen, sie stimmt durchaus zu 
der von Schleiden gegebenen Deutung. 

Anders verhält sich die Sache bei Umbelliferen, Vaccinien, wohl 
auch bei Compositen, Valerianeen und Verwandten, kurz bei Pflanzen 
mit sehr kurzem oder rudimentärem Kelchrande. Vergleicht man die 
Blüthen der Vaceinium-Arten mit der Blüthe hypogyner Ericaceen, 
so muss die Kürze der den unterständigen Cupularfruchtknoten krö- 
nenden Kelchzähne gegenüber dem wohlausgebildeten Kelche der Eri- 
caceen auffallen, und darf man wohl annehmen, dass die Kelchblätter 
bei jenen wie die Carpelle mit der Cupula vereint wachsen, daher 
die freien Theile wirklich nur die Spitzen oder freien Zähne der 
Kelchblätter vorstellen. Für Umbelliferen sind Vergrünungen bekannt, 
in denen die Kelchblätter so lange als unbedeutende Zähnchen mit 
breitester Basis zu sehen sind, als der Fruchtknoten cupular bleibt, 
sobald er aber frei carpellar geworden, erscheinen sie als gewöhn- 
liche zur Basis verschmälerte Blätter. Für solche epigyne Blüthen 
wird also das Schema der Fig. 2 Geltung haben. Auch die rudi- 
mentären, daher in der Entwicklung so verspäteten Kelchblätter der 
Compositen, Valerianeen und Dipsaceen wachsen wohl, Vergrünungen 
nach zu schliessen, gemeinsam mit der Cupula fort, nachdem sich 
ihre erste Spur erhoben hat, aus der die trichom- oder fielerblätt- 
chenartigen Pappustheile, welchen Köhne sehr mit Recht die Geltung 
selbstständiger Blätter gegen Hofmeister abspricht, hervorwachsen. 


Mit Hilfe der richtigen Auffassung des Cupularfruchtknotens lässt 
sich nunmehr auch die bisher mehrfach unrichtig begriffene weib- 
liche Blüthe von Viscum album naturgemäss erklären. Schleiden be- 
trachtete sie bekanntlich als ein nacktes Eichen, als die unbehüllte, 
obzwar ein Perigon (von Carpellen war damals noch nichts bekannt) 
tragende Spitze des Blüthenstiels*). Auch Hanstein sieht das Auf- 
treten der Embryosäcke im soliden Fruchtknoten als „Binrensonde- 
rung“ in der Blüthenaxe an. Hofmeister dagegen gibt an, dass 
zwischen der Anlage der Carpelle eine kleine zellige Erhebung vor- 
handen ist, die er als terminales Eichen deutet, mit dem die Carpelle 
aber frühzeitig innigst verschmelzen. Sachs äussert sich über den 
Fruchtknoten der Loranthaceen nicht bestimmt genug, so dass mir 
nicht klar ist, ob er Hanstein’s Ansicht beipflichtet, oder ob ihm die 
weiter zu besprechende Ansicht van Tieghem’s vorschwebte. Er sagt: 
„Bei den Loranthaceen kommt es überhaupt nicht mehr zur Bildung 
einer äusserlich begrenzten, abgegliederten Samenknospe: hier hört 
das Ende der Blüthenaxe auf fortzuwachsen, sobald die Carpelle an- 


*) Schleiden hat von seinem Standpunkte aus die Loranthaceen ganz 
korrekt als Gymnospermen aufgefasst, denn wenn der Keimsack im Blüthen- 
stiel selbst entsteht und das Eichen eine Knospe ist, so ist hier allerdings eine 
Art nackten Eichens vorhanden, da weder Perigon noch Carpelle eine Hülle um 
dasselbe bilden. 


368 


gelegt sind, die untereinander so verwachsen, dass von einer Frucht- 
knotenhöhle kaum noch die Rede sein kann; nur die Entstehung der 
Embryosäcke in dem axilen Theil *) des Gewebes des unterständigen 
Fruchtknotens zeigt, dass diese Stelle der Samenknospe entspricht.“ 
— Eine seiner Deutung der Cupula konforme Erklärung der weib- 
lichen Mistelblüthe gab van Tieghem, seinem Principe gemäss, aber- 
mals vom Gefässbündelverlauf ausgehend. Das Gefässbündelsystem des 
Blüthenstieles gibt nach ihm am Grunde der Blüthe 8 zum Theile sich 
noch theilende Bündel für die Perigonblätter ab; sechs übrigbleibende 
Bündel gruppiren sich in zwei den Carpellen entsprechende Systeme, 
wobei ein gefässbündelloser, geometrisch axiler Gewebekern bleibt. 
Mit der Abgabe der Carpellarbündel erlischt nach van Tieghem’s Deu- 
tung die Axe, und die grösste obere Partie des homogenen Frucht- 
knotengewebes besteht aus den verwachsenen Perigonblättern und 
Carpellen. Ein eigentliches Eichen gibt es auch nach diesem Forscher 
nicht; die Keimsäcke entstehen unmittelbar im Gewebe der verwach- 
senen Carpelle. 


Hofmeister’s positive Angabe, dass zwischen den Carpellanlagen 
anfänglich eine zellige Erhebung vorhanden ist, lässt sich nicht in 
Zweifel ziehen, aber freilich kann es bezweifelt werden, ob seine 
Deutung jenes Höckers richtig ist. Wäre derselbe ein Rudiment des 
Eichens, so müsste eine nachträgliche Verwachsung statlfinden, wie 
zwischen den Narben der Asclepiadeen. Dagegen aber wendet van 
Tieghem ein, dass anatomisch keine Spur einer solchen Verwachsung 
zu sehen ist, indem das Zellgewebe in regelmässigen Zellreihen von 
der zweilappigen Narbe bis an die Basis der Blüthe sich erstreckt. 
Demnach könnte jener Höcker nur eine kleine Scheitelpartie der Axe 
gewesen sein, welche später bei der ‚Verbreiterung der Carpelle von 
imen derart verbraucht wird, dass sie endlich zusammentreffen, um 
dann vereint weiter zu wachsen. Eine erneute genaue histologisch-ent- 
wicklungsgeschichtliche Untersuchung hätte aber vor Allem sicher fest- 
zustellen, ob eine nachträgliche Verwachsung anfänglich freier Theile 
stattfindet oder nicht. Unter der vorläufigen Annahme, dass diess 
nicht geschieht, ergibt sich folgende Deutung des Fruchtknotens von 
Viscum. In Uebereinstimmung mit anderen unterständigen Cupular- 
fruchtknoten hört das Centrum der Blüthenaxe bald auf zu wachsen, 
die Peripherie derselben erhebt sich aber als Cupula, gleichzeitig mit 
den bereits angelegten Carpellen vereint wachsend, wobei auch diese 
bald mit einander ebenso verwachsen, was Fig. 5 veranschaulichen soll. 
In dieser totalen Verwachsung beider Fruchtblätter **) bestünde denn 


”) Der Ausdruck axil könnte auch nur im geometrischen Sinne, nicht im 
morphologischen, gemeint sein, was zu dem Vorausgeschickten besser passen 
würde. 

»“*) Eine ähnliche totale Verwachsung oder Verschmelzung findet übrı- 
gens auch in der männlichen Blüthe von Xanthium statt, woselbst ein Frucht- 
knotenrudiment vorhanden ist. Nach Köhne erhebt sich m der Mitte der- Blüthe 
„scheinbar ein einziger Höcker, welcher beim weiteren Wachsthum ganz die 


369 


auch der einzige Unterschied von jedem gewöhnlichen unterständigen 
Fruchtknoten. Durch diese Verwachsung wäre aber die Ausgliede- 
rung eines Eichens unmöglich gemacht, wesshalb die Keimsäcke in 
den Carpellen selbst entstehen müssten, welche dann auch auf eine 
Mehrzahl unterdrückter Eichen hindeuten könnten. Auf keinen Fall 
wäre aber eine unmittelbare Verwachsung der Carpelle mit dem 
Perigone, nach van Tieghem’s Vorstellung, zulässig. 

Sollte aber nachgewiesen werden, dass eine nachträgliche Ver- 
wachsung jenes Höckers mit den Car pellanlagen dennoch stattfindet, 
dann könnte allerdings dieser Höcker die erste Anlage eines nack- 
ten Eichens sein, und in diesem Falle würde der Fruchtknoten von 
Viscum demjenigen mancher Coniferen*) nahe kommen, bei denen 
der Nucleus mit dem Grunde der Fruchtknotenwandung mehr weni- 
ger hoch hinauf verwachsen ist, z. B. bei Pinus, Podocarpus. Die 
Analogie wäre besonders gross mit einem Coniferenfruchtknoten, der 
überdiess von einem Discus (integumentum externum der Gymno- 
spermisten) überzogen ist, wie z. B. der von Podocarpus, welcher 
sich nur durch die ein anatropes Eichen nachahmende Umkehrung, 
den Mangel eines oberständigen Perigons und den stets frei bleibenden 
Scheitel des Nucleus von dem Fruchtknoten von Viscum unterschei- 
den würde. Die Embryosäcke, sämmtlich einem Eichen angehörend, 
würden dann um so entschiedener auf eine nähere Verwandtschaft 
der Loranthaceen mit den Coniferen hindeuten. 

Die Ansicht, dass im Cupularfruchtknoten, insbesondere dem 
untersländigen, die Carpelle mit der Cupula verwachsen sind, findet 
sich bereits von De Candolle in der Organographie vegetale ausge- 
sprochen, jedoch nahm De Candolle an, dass in allen Fällen auch 
der Kelch mit der Cupula verwachse, und glaubte, dass die Ver- 
wachsung der Cupula innen nur mit den CGarpellen, nicht aber auch 
mit anderen Blättern, wie mit den Staubblättern der perigynen Blüthe 
stattfinde. Die betreffende Stelle in dem genannten Werke **) ist zu 
charakteristisch, als dass ich sie nicht wieder in Erinnerung bringen 
sollte: „Es ereignet sich allgemein, dass der Torus, wenn er mit 
dem Kelche und dem Fruchtknoten verwachsen ist, zwischen den- 
selben in der ganzen Länge, in welcher sie einander berühren, Ver- 
wachsung zu bewirken strebt; man sagt alsdann, das Ovarium sei 
mit dem Kelche verwachsen. Diese Verwachsung der beiden am wei- 
testen von einander entfernten Organe kann nur dadurch bewerk- 





Form eines gewöhnlichen Griffels annimmt und sich an der Spitze mit Haaren 
bekleidet, nur dass er nicht in zwei Schenkel gespalten ist. — Der beschrie- 
bene Theil ist jedenfalls als aus zwei innig verwachsenen Fruchtblättern ent- 
aranden zu betrachten und nicht etwa als eine Verlängerung der Blüthenaxe.“ 

Ich setze voraus, dass der Leser theils durch die prachtvolle Arbeit 
ehitrars über die Coniferen und Gnetaceen, theils durch meinen in der 
„Flora“ d. J. enthaltenen Aufsatz über die „samenknospe“ zur Ueberzeugung 
gelangt ist, dass die sog. „nackten Samen“ der Coniferen in Wahrheit nar ben- 
lose Fruchtknoten sind. 

**) Organographie vegetale (Deutsche Uebersetzung von Meissner, I. Band, 
pag. 431). 


370 


stelligt werden, dass sich ein jedes derselben mit dem dazwischen 
liegenden Organe (dem Torus) verbindet. Der Torus, der in deın 
ganzen Theile, wo die Verwachsung stattfindet, auf eine dünne La- 
melle reduzirt ist, entwickelt sich oberhalb, da wo der Kelchrand 
frei wird, bald bildet er eine diesem Kelchrande angewachsene La- 
melle, die sich alsdann etwas in eine Röhre verlängert, wie man es 
bei mehreren Rubiaceen, z. B. bei Gardenia sieht* — u. s. w. De 
Candolle trug, wie zu sehen, seine Anschauung nach dem Stand- 
punkte seiner Zeit nur dogmatisch vor, ohne genauere Begründung 
und noch ohne Kenntniss der Entwicklungsgeschichte, ohne sich auch 
darüber zu äussern, wie man sich die Verwachsung vorzustellen 
habe; daher es begreiflich wird, dass später, als durch die Entwick- 
lungsgeschichte eine nachträgliche Verwachsung getrennter Theile 
widerlegt war, der Gedanke an eine Verwachsung überhaupt vor- 
schnell aufgegeben wurde. Immerhin war aber De Candolle’s Ansicht 
im Ganzen richtig und weit scharfsinniger als die frühere Annahme 
der Verwachsung aller konsekutiven Blüthenkreise oder als die spä- 
tere Auffassung des unterständigen Fruchtknotens als eines blossen 
hohlen Axengebildes. 


Erklärung der halbschematischen Figuren. 
(Die axilen [caulomatischen] Theile sind schraflirt.) 


Figur 4. Durchschnitt einer jungen Compositenblüthe, x der erlöschende Gipfel 

der centralen Axe. 

Durchschnitt einer Umbelliferenblüthe. 

Durchschnitt einer Pomaceenblüthe. 

Durchschnitt einer Zwiebel von Erythronium dens canis: L das Laub- 

blatt, N,, N,, N, die konsekutiven, scheidigen Niederblätter, K die 

Achselknospe des Laubblattes, K,, K, die Achselknospen der Nieder- 

blätter N, und N,. 

»„ 5. Durchschnitt der Blüthe von Viscum, x der erlöschende Gipfel der 
centralen Axe. 


S 
08°) 


———es92. 2. — 


= Salixlenzliana(superretusa>glabraA.Kerner) 
in Fruchtblüthen. 


Von J. Kerner. 


Bei einer im August des Jahres 1871 vom Vorder-Stoder 
aus unternommenen Besteigung des Worscheneck in Oberöster- 
reich (8722° hoch) sammelte ich oberhalb der Lagelsbergalpe 
etwa 5000° hoch) eine grössere Anzahl Exemplare der Salix retusa 
L. und der dort zwergig wachsenden Salix glabra Scop., ohne bei 
dem unter heftigem Regen und Hagel erfolgten Einsammeln die ein- 
zelnen Exemplare näher zu untersuchen. 

Bei der später behufs des Einlegens und Trocknens vorgenom- 
menen Durchsicht des Gesammelten fand ich unter der ziemlich grossen 


371 


Anzahl von Exemplaren der genannten zwei Weiden Ein Fruchl- 
kätzchen tragendes Exemplar, das weder Salix retusa L. noch 
Salix glabra Scop. ist, aber Merkmale beider Weidenarten an sich 
trägt und schon der äusseren Tracht nach als ein Bastart dieser 
Weiden sich darstellt. 

Zwischen Salx retusa L. und Salix glabra Scop. ist bereits 
ein Bastart bekannt, nämlich die von meinem Bruder, Dr. A. Kerner, 
in seinen „Niederösterreichischen Weiden“ (Verhandlungen der k. k. 
z00l. bot. Gesellschaft, Jahrgang 1860) beschriebene < Salıx Fenz- 
liana (superretusa X glabra). 

Da aber dieser Bastart bisher nur in Staubblüthen und nur 
einmal in Einem Exemplare, nämlich in Niederösterreich „in der 
Krummholzregion am westlichen Abfalle des hohen Schneeberges bei 
5500°* gefunden wurde, halte ich nicht ohne Werth, das Auffinden 
dieser seltenen Bastarlweide nun auch in Fruchtblüthen bekannt 
zu geben *). 

Das von mir gefundene Exemplar dieser Bastartweide ist zwer- 
gig, der Stamm dem Boden aulliegend, derb, knorrig, verzweigt, — 
die jüngeren Zweige sind mit einer häutigen, gelbbraunen, glän- 
zenden Rinde bedeckt, mahnen einerseits durch das Knorrige und das 
Aufliegen am Boden an Salix retusa L., anderseits durch das Vor- 
schlagen des Gelb in der Farbe ihrer Rinde, sowie dadurch, dass sie, 
bei verhältnissmässiger Kürze ziemlich dick — verhältnissmässig 
dicker als bei Salix retusa L. — erscheinen. an Salix glabra Scop. 

Die Blätter sind verkehrteiförmig, stumpf, in einen sehr kurzen 
(wie Salix retusa L.), dicken (wie Sr glabra Scop.) Blattstiel 
verschmälert, 14— 24" lang, 8—14”” breit, zeigen die Form einer 
grossblättrigen Salix retusa L., sie sind aber im ganzen Umfange 
gesägt, wie Salix glabra Scop., unterscheiden sich hiedurch von 
allen Formen der Salix retusa L. — selbst von der Salix Kitaibeliana 
Willd. der Karpathen —; sie sind kahl, oberseits dunkelgrün, glänzend, 
unterseits mallgrün mit etwas bläulicher Tour, malınen hiedurch an 
Salix glabra Sc op., werden aber im Verwelken nicht schwarz, wie 
Salix glabra Scop., halten aber auch hiebei nicht die den verwelkten 
Blättern der Salix retusa L. eigene lichtgelbbraune Farbe, sondern 
werden dunkelbraun. 

Auf beiden Seiten des Blattes treten die Nerven deutlich vor. 
Wie ich schon bei Beschreibung der <.Salix retusoides, des Bastarts 
aus Salix retusa L. mit Salix Myrsinites 1. Jacquiniana Koch (Ver- 
handlungen der k. k. zool. bot. Gesellschaft in Wien, 1862, p. 1223) 
besonders hervorgehoben habe, laufen bei Salix retusa L. die Seiten- 
nerven in Winkeln von 20—30° ab und gegen die Blattspitze zu, so 
dass man das Blatt parallelnervig bezeichnen kann. Bei Salix glabra 
Scop. hingegen ist die Richtung der Seitennerven gegen die seitlichen 
Ränder des Blattes gerichtet. Die Nervatur der Blälter der vorliegenden 


*) Durch das Auffinden dieser Bastartweide in Ober-Oesterreich ist auch 
die Flora dieses Landes um einen neuen Bürger vermehrt. 


372 


Bastartweide gleicht nun in der Abzweigung der Seitennerven von 
dem Hauptnerve mehr der Nervatur der Blätter von Salie glabra 
Scop., — die Seitennerven biegen aber am Rande der Blätter in einer 
starken Krümmung gegen die Spitze des Bogens, wie dieses bei Salix 
glabra Scop. nicht der Fall ist; die Zahl der Seitennerven auf jeder 
Seite des Mittelnerves ist 7—8, bei Salix retusa L. 4—6,! bei Salix 
glabra Scop. 10—16. 

Die Kätzchen brechen mit den Blättern hervor; — die Kätz- 
chen mit Fruchtblüthen befinden sich am Ende kurzer beblätterter 
Aestchen, die Blätter, 3—4 an der Zahl, sind den Blättern der anderen 
Zweige gleichgestaltet und wie dieselben, wenn auch etwas schwächer, 
gesägt. Die Kätzchen sind ziemlich reichblüthig, kurz und obwohl nahe 
der Fruchtreife nicht verlängert, nicht locker und unterscheiden 
sich daher einerseits von den armblüthigen Kätzchen der Saliz retusa 
L., anderseits von den gegen die Fruchtreife sich verlängernden und 
lockeren Kätzchen der Salix glabra Scop., — stimmen in der Reich- 
blüthigkeit mit jenen der Salix glabra Scop., in dem gedrängten 
Blüthenstande mit Salix retusa L. überein. Die Kätzchenspindel 
ist mit wenigen zerstreuten, langen Haaren besetzt. 


Die Kätzchenschuppen sind eirund, grün, kahl — nur einige 
wenige sehr spärlich an ihrem oberen Rande behaart. 


Der Fruchtknoten ist kahl, aus eiförmigem Grunde kegelförmig 
verlängert in einen mittelmässig langen Griffel, der gleichlange, ab- 
stehende, zweilappige, dickliche Narben trägt, vorgezogen; der Frucht- 
knotenstiel ist kurz, so lang, als die längliche, abgestutzte, innere 
Honigdrüse. (Eine äussere Honigdrüse ist bei dieser @ Bastartweide 
— wie bei $. retusa © und S.glabra SJ und @ — nicht vorhanden, 
während die g Bastartweide — wie Salix retusa 9 — einen zwei-. 
drüsigen Torus hat.) 

Im Vergleiche zu Salix retusa L. und Salix glabra Scop. er- 
scheint der Fruchtknoten, wenn er auch in der Form sich mehr jenem 
der $. glabra Scop. nähert, doch etwas kürzer und dicker — der- 
selbe ist an den der Fruchtreife nahen Kätzchen (nur solche liegen 
vor) kürzer gestielt, als bei Salz glabra Scop. im selben Stadium 
der Entwicklung —, der Griffel ist länger als bei Salix retusa L., 
weit kürzer als bei Salix glabra Scop., — die Narben gleichen mehr 
jenen der Salix retusa L. 


Krems, am 1. November 1874. 


—n 090 »2-— 


313 


Die Formenreihe der Alpenrosen der Rotte 
Eurhododendron DC. in Tirol, 


Von P. Julius Gremblich. 


Die Zahl der in Oesterreich vorkommenden hybriden Pflanzen 
betrug nach A. Kerner Oest. bot. Zeitschr. XV, Nr. 7 schon im Jahre 
1865 in runder Zahl 300, eine Zahl, die inzwischen wieder bedeu- 
tend gesteigert wurde. Unter diesen Bastarten befinden sich nicht 
nur solche, die genau die Mitte zwischen den Stammeltern halten, 
sondern auch nicht wenige goneoklinische, besonders bei den Gat- 
tungen Salix, Cirsium, Primula, Hieracium etc. Leider gibt es auch 
manche, die nur getauft wurden, nicht aber zugleich auch das Pa- 
thengeschenk einer Beschreibung erhielten, wie z. B. Primula Venzoi, 
Pedicularis veneta etc. Wenn es auch wahr ist, dass es eine Menge 
solcher Hybriden gibt, die fast nur durch habituelle, nicht leicht durch 
Worte wiedergebbare Definitionen unterschieden werden können; so 
gibt es doch andererseits eine Reihe von Bastarten, bei denen ge- 
wisse Eigenthümlichkeiten der Stammarten ein Eingehen in die ver- 
wickelten Grade der Verwandtschaft mit nicht grossen Schwierig- 
keiten gestalten, wie z. B. die Grössen- und Spaltungsverhällnisse der 
Laub- und Deckblätter der Cirsien, die Punktirung der Unterseite der 
Blätter der Alpenrosen etc. 

Um bei meiner Gruppe eine grössere Genauigkeit, ich möchte 
fast sagen, eine Kontrole über den Werth der einzelnen Formen zu 
haben, konstruirte ich mir im Voraus eine malhemalische Skizze, 
welche mich aus den Zahlenverhältnissen der vermeintlichen Stamm- 
arten die betreffenden der hybriden Formen lehrte, und deren Ueber- 
einstimmen mit der Natur mich nur im Glauben an die richtige Deu- 
tung der betreffenden Formen bestärkte. 

An unseren Pflanzen sind die grössten Unterschiede jedenfalls 
in der Bekleidung der Unterseite der Blätter, der Berandung der- 
selben und am Kelche gelegen, welche Eigenschaften wir auch, be- 
sonders die erste, als geeignet schienen zur Feststellung der Formen. 
Das im Allgemeinen sehr verhasste „Haarklieben“ füllt hier weg, da 
die Haare der Berandung wegen des leichten Abfallens besonders 
bei den hybriden Formen nur einen sehr relativen Werth zur Deu- 
tung der Formen besitzen können. 


Vor Allem machte ich mich an eine genaue Zählung der Drü- 
sen auf der Unterseite der Blätter und fand, dass sich die Zahl der- 
selben nach zahlreichen, für die Augen nicht wenig anstrengenden 
Messungen bei Rh. ferrugineum auf einer Fläche von 9U] ”” durch- 
schnittlich auf 139 beläuft, während sie bei Rh. hirsutum auf gleichem 
Raume sich auf 11 beziffert. Hielte nun ein Bastart genau die Mitte 
zwischen diesen beiden Alpenrosenarten, so würde derselbe auf oben 
angegebenem Raume 75 Drüsen tragen. Von den goneoklinischen 


Bastarten träfe es dem Rh. ferrugineum näher verwandten 107, dem 
Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 187% 25 


374 


Rh. hirsutum näheren 43 Drüsen auf je 9U]””, Ganz ein ähnliches 
Verhältniss zeigen auch die Längen der Kelchzipfel, welche um so 
leichter zur Distinguirung benützt werden können, als die Breite fast 
bei allen Formen gleich ist. 

In der folgenden Tabelle stellte ich die aus Messungen gewon- 
nenen Resultate zusammen. 
































Feh. super- Feh. sub- : 
. B Rh. ferr. Rh. hirsu- 
Rh. ferrugineum ferr.x = Fer X 
| Kirasıt, a Ge hirs, Bm 
Zahl der 
Drüsen auf 120—180 90—120 70—80 30—50 6—- 15 
977 Mm. 
Länge der 
Kelchzipfel 0°5 0:75—1 15 2—2'25 | 2°5—3°5 
in Mm. 














Im Nachfolgenden will ich noch die einzelnen Formen, wie sie 
sich in Tirol vorfinden, besprechen. Um über die allgemeine geogra- 
phische Verbreitung mich genau einzulassen, fehlen mir einige diess- 
bezügliche Werke. 

Rhododendron ferrugineum (.. sp. p. 562). 

Die Blätter sind verkehrteiförmig, elliptisch oder lanzettlich, 
meist mit einer etwas entfernten, fast verschwindenden Einkerbung 
versehen, auf der Unterseite bei alten Blättern wegen der zahl- 
reichen Drüsen vollständig rostbraun; die Kelchzipfel sind 
ausserordentlich klein, breiter als lang; das Roth der Blüthen ist im 
Allgemeinen bedeutend tiefer als an Rh. hirsutum. — Diese Pflanze 
kommt bei uns vorzüglich auf moorigem oder schieferigem Boden 
in den Alpen besonders an Abhängen vor, wo oft häufig unter ihrem 
Schatten selbst Sphagnum-Arten, besonders Sph. acutifolium aber 
auch Sph. rigidum wuchern. Thalabwärts steigt diese Pflanze am 
tiefsten um Bozen herum, indem sie dort bis 660 Meter, in Nord- 
tirol aber bis 760 Meter vorkommt, während sie wieder am Hoch- 
eder bei Telfs in einzelnen kleinen Büschen noch bei 2350 Meter 
vorkommt. 

Als merkwürdige Formen verdienen aufgeführt zu werden: 

a) Die weissblühenden*) welche sich bei uns nicht selten 
vorfinden, wie z. B. an einer Stelle am Patscherkofl bei Innsbruck, 
dann noch im Schmirn, bei Schwaz, im Vinstgau, woher sie schon 
Hausmann aufführt. 

b) Die gefüllten, bei denen die Staubblätter in Blumenblätter 
umgewandelt erscheinen; solche finden sich nach Hausmann am Glun- 
getzer bei Innsbruck, vor, dann noch bei Trafoi, wo sie A. Kerner 
in ausgezeichneten Exemplaren fand. (Oesterr. botan. Zeitschr. 1865, 
pag. 9.) 


*) Nach E. Berger „Bestimmung der Gartenpflanzen“ p. 386 werden in 
Gärten ausser weissen auch bunte Formen gezüchtet, welche ich jedoch bei 
uns nie zu Gesichte bekam. 


375 


Rhododendron halense — Rhod. superferrugineum>< hirsutum. 
Diese Form steht der vorausgehenden am nächsten und zeigt wie 
die folgenden unverkennbar die Einwirkung von Rh. ferrugineum, 
indem die grösste Breite des Blattes vor die Mitte desselben, also 
näher dem Blattstiele fällt. Ein deutlicher Beweis der Betheiligung 
von Rh. hirsutum sind die immerhin sehr leicht abfälligen einzelnen 
Haare am Rande der Blätter. — Dass übrigens diese wie die beiden 
folgenden Formen wirklich hybrid seien“), darauf deutet schon der 
Umstand hin, dass die meisten Kapseln verkümmern, oder die sehr 
kleinen Samen, wenn welche entwickelt werden, taub sind; die oben 
angegebenen Zahlenverhältnisse können in dieser Hinsicht nur be- 
stärken, so wie auch die Art und Weise des Vorkommens, indem 
die vermeintlich hybriden Formen nur in der Nähe der Stammeltern 
und zwar vorzüglich dort, wo eine von beiden Stammarten seltener 
ist, vorkommen. — Die Farbe der Unterseite der Blätter von Rh. 
halense erinnert noch sehr stark an die von Rh. ferrugineum, jedoch 
die einzelnen Haare am Blattrande geben Zeugniss der Betheiligung 
von Rh. hirsutum an der Bildung dieser Form, und die Anzahl der 
Drüsen auf der Unterseite der Blätter und die Masszahlen der Kelch- 
zipfel lassen keinen Zweifel über die rechte Deutung derselben aul- 
kommen. Diese Form fand ich mit Rh. ferrugineum und den folgen- 
den an den nach Norden abfallenden Abhängen des elwa mit seiner 
Sohle 1730 Meter s. m. gelegenen Pfeissthales hinter dem Haller 
Sälzberge, Ende Juni in einigen blühenden Sträuchern. 


Rhododendron intermedium Tausch. (Regensb. botan. Zeitschr. 
v. 19. p. 36) —= Rh. ferrugineum><hirsutum. Diese Form ist das 
genaue Mittelding zwischen Rh. ferrugineum und Rh. hirsutum, so- 
wohl was die Zahl der Drüsen auf der Unterseite der Blätter, als 
auch die Grösse der Kelchzipfel betrifft. Die Wimpern der Kelch- 
zipfel, die bei Rh. hirsutum etwas gewöhnliches sind, treten meist 
auch hier auf, was dann denselben ein eilanzettliches Aussehen ver- 
leiht. Der Eindruck, den die durch die Drüsen verursachte Farbe 
der Unterseite der Blätter auf den Beschauer ausübt, ist scharf von 
dem des Rh. ferrugineum und Rh. halense verschieden, indem man 
bei genauerer Besichtigung nicht undeutlich zwischen den einzelnen 
Drüsen das Grüne des Blattes hervorblicken sieht, was sich zusammen 
für flüchtige Besichtigung als ein in's Dunkle ziehendes Braun prä- 
sentirt. — Es liesse sich hier übrigens noch der Zweifel aufwerfen, 
ob Rh. intermedium Tausch wohl die Form sei, die genau der Kom- 
bination Rh. ferrugineum > hirsutum entspricht, besonders, da Tausch 
auch unter diesem Namen zwei verschiedene Pflanzen verstanden zu 
haben scheint. Um jedoch Verwirrungen zu vermeiden, möge dieser 
Name auf die Kombination Rh. ferrugineum><hirsutum bezogen bleiben. 


*) Hausmann sagt von Rh. intermedium Tausch {Fl. v. Tirol p. 1457): 
„Keineswegs Bastart von Rh. hirsutum und ferrugineum, sondern einfach eine 
Varietät von Rh. hirsutum ...* nach dem Vorgange Neilreich’s (vide Neilr., 
Fl. v. Wien, Il, p. 222). 

25% 


376 


Uebrigens glaube ich bei den zahlreichen Zählungen der Drüsen ge- 
rade an dieser Form solche gefunden zu haben, die mehr zu den 
extremen Angaben im obigen Schema neigen, seltener genau nach 
der Berechnung in der Mitte stehende. Ob das durch eine „inegale 
action“ des Pollens oder wie immer zu erklären, oder einfach als 
Zufölligkeit zu deuten sei, weiss ich nicht, eine Trennung der For- 
men kann hierauf jedenfalls nicht gestützt werden. 

Diese Form kommt in Tirol nicht selten vor; sie lässt sich fast 
überall finden, wo die Stammeltern beisammen vorkommen. Ich kenne 
sie von den Gebirgen am Gardasee, vom Schlern, aus dem Vinstgau, 
fast vom ganzen nördlichen Kalkalpenzuge von vielen Stellen; sie 
kommt auch ausser Tirol vor und hat einen ähnlichen. Verbreitungs- 
bezirk wie Rh. hirsutum. 

Rhododendron hirsutiforme —= Rh. subferrugineum X hirsutum 
schliesst sich durch ihre ziemlich zerstreuten Drüsen an der Blatt- 
unterseite, die zahlreicheren Haare an den Blatträndern und die 
Länge der Kelchzipfel ziemlich enge an Rh. hirsutum an, während 
die Zahl der Drüsen (30—54) unverkennbar noch eine Betheiligung 
eines Rhododendron mit zahlreicheren Drüsen verräth. Uebrigens 
scheint manchmal auch eine Kombination von der Form Rh. halense<< 
hirsutum aufzutreten. Die Unterschiede sind aber zu verwischt. als 
dass man eine genauere Beschreibung feststellen könnte. Ich glaube 
mir nur dadurch die Erscheinung ‘erklären zu können, dass am 
Standorte des Rh. halense ein Exemplar gefunden wurde, dessen 
Blätter an der Unterseite fast durchgehends einige fünfzig Drüsen 
auf HU] =" aufweisen; sonst kann man diese Form wohl nicht von 
Rh. hirsutiforme unterscheiden. 

Diese Form fand ich zum ersten Male vor zwei Jahren mit 
meinem Freunde L. Treuinfels an einem schauerlichen Bergabhange 
am Fusse des grossen Solsteins bei Innsbruck bei etwa 1900 Meter 
s. m., an welche Stelle wir uns verirrt hatten, und die uns Beiden 
bald das Leben gekostet hätte. Heuer traf ich sie auch im Pfeiss- 
thale, bei Hall und unlängst in ziemlich vielen Exemplaren, jedoch 
schon verblüht, im Vomperjoch bei Schwaz. 

Ich zweifle auch nicht, dass diese Form, wie die beiden voraus- 
gehenden sich noch an vielen Stellen werde aulfinden lassen. 

Rhododendron kirsutum L. (sp. p. 562) ist das andere End- 
glied der Formenreihe; die äusserst sparsamen Drüsen, die Randbe- 
haarung, die nahezu elliplische Form und die nicht so fast lederige, 
als vielmehr ganz weiche Konsistenz ‚ler Blätter, sowie die Länge 
der Kelchzipfel kennzeichnen diese Art auf’s schärfste. Die Weichheit 
der Blätter und das dadurch lebhafter gemachte Grün derselben, 
sowie der Mangel der braunen Bekleidung an der Unterseite der- 
selben ınit dem etwas weniger safligen Roth der Blüthen verleihen 
der Pflanze schon von ferne em ganz anderes Aussehen, als es dem 
Rh. ferrugineum eigen ist. Die Pflanze zieht ausgesprochen Kalk- 
unterlage jeder anderen vor, wo sie dann meist in oft fast torf- 
fürmigen Humusmassen steckt. Der höchste Standort, wo ich sie traf. 


377 


ist das Stempeljoch bei Hall, wo sie in einzelnen, verkrüppelten 
Exemplaren bis 2350 Meter s. m. ansteigt, und der tiefste die Thal- 
sohle bei Nesselbrunn nächst Kundl, wo sie sich bei 530 Meter noch 
ziemlich häufig in einem Kastanienwalde vorfindet. 

Weissblühende Exemplare dieser Art wurden nach Hausmann am 
Spitzlat in Vinstgau gelunden, auch wurden mir solche vom Gebirge 
ober der Thaureralpe von K. Schardinger überbracht. 

Hiervon kommen noch als spezielle Abänderungen vor: 

Rh. latifolium Hoppe bot. Zeit. v. 23. p. 25. Diese Pflanze er- 
scheint sehr fett, die Blätter sehr gross, meist unverhältnissmässig 
breit; die Blüthen grösser, lichter; sie findet sich nicht selten in der 
Bergregion vor, besonders, wo die Lärchen nicht mehr zusammen- 
hängende Bestände bilden. 

Rh. glabratum Aschers. et Kuhn Oest. bot. Zeitschr. XIV, Nr. 10. 
Die Pflanze zeigt gewöhnlich kleinere Blätter, diese am Rande sowie 
die Kelchzipfel nur sehr spärlich behaart, dafür mehr Haare aber im 
Schlunde der Krone besitzend. Diese mehr an trockenen, gegen Mit- 
tag gelegenen Abhängen befindliche Form kenne ich besonders von 
den nördlichen Kalkalpen, scheint mir aber weit seltener als voraus- 
gehende. — Uebrigens scheinen beide letztgenannten Formen als 
nur in bestimmten Standorten ausgebildete, die wohl noch durch 
zahlreiche Uebergänge verbunden erscheinen, und sich erst noch im 
Laufe der Zeit zu mindestens in ihren Endformen noch bedeutend 
distinkteren Formen ausbilden dürften. 


Hall in Tirol, am 8. Oktober 1874. 


- 


Beiträge zur Flora des südlichen Mährens. 
Von A. Oborny. 


3. Das Thal des Jaispitzbaches. 


Das Gewässer dieses Thales entspringt zum Theile auf den 
bewaldeten Höhen von Hösting und Schiltern, wie auch in einer 
Einsenkung zwischen Wolframitzkirchen und Edmitz. Die Mündung 
in die Thaja erfolgt unterhalb Grussbach bei Fröllersdorf. Die be- 
waldeten Anhöhen des Quellgebietes, die steilen und dürren W ände 
am Mittellaufe und die aureichen Niederungen an der Mündung dieses 
Baches bringen eine ungewöhnliche Mannigfaltigkeit an Pflanzenarten 
hervor. Die wenigen Exkursionen, die in dieses Gebiet unternommen 
worden sind, lohnten zur Genüge die Mühe, weit mehr lässt sich 
jedoch bei genauerer Untersuchung erwarten. Neben vielen anderen 
Vorkommnissen verdienen folgende” einer Erwähnung: 

Achillea nobilis um Jaispitz, Ralischowitz und im Bojanowitzer 
Walde. Actaea spicata in den Wäldern um Jaispitz, Platsch und 


378 


Plenkowitz. Althaea pallida W. et K. in den Auen um Grussbach 
an Wegrändern, zuweilen in sehr schlanken Exemplaren. Androsace 
elongata um Jaispitz, Platsch und Plenkowitz. Anemone sylvestris 
in Wäldern und in Hohlwegen um Jaispitz. Avena strigosa Schreb. 
auf Sandboden um Jaispitz und Paulitz zwischen Getreide. Avena 
fenuis Mönch., im Bojanowitzer Walde auf lichten und trockenen 
Plätzen nicht selten. Astranfia major, auf Waldwiesen um Schön- 
wald und Jaispitz gemein. Berula angustifolia, in Quellen und auf 
Waldwiesen um Edmitz, Plenkowitz, Schünwald und Jaispitz. Brachy- 
podium sylvaticum R. et Sch. und B. pinnatum P. de B., wie auch 
Bromus asper Murr. in feuchten Wäldern um Bojanowitz und Grö- 
schelmauth. Bupleurum longifolium, in Kieferwäldern um Jaispitz und 
auf Waldwiesen bei Schönwald. Calamagrostis Epigeios Roth, in 
Wäldern um Schönwald und Ratischowitz. Carex cyperoides, am 
Rande des Neuwiesenteiches bei Gröschelmauth. €. elongata Leers., 
C. flava, C©. Michelii Host, C. vesicaria, C. Schreberi Schrank., ©. 
silvatica Huds. und viele andere dieser Art im Bojanowitzer Walde 
und im Walde zwischen Gröschelmauth. Ceratophyllum demersum, in 
stehenden Gewässern um Grussbach und Possitz. Chaiturus Marru- 
biastrum Reichb., in Gräben und an Waldrändern um Grussbach. 
Conium maculatum, sehr häufig an Hecken, Zäunen und auf Schutt 
um Grussbach. Cynodon Dactylon Pers., an Wegrändern bei Gruss- 
bach, stellenweise sehr häufig. Dianthus Armeria, in Wäldern und 
Vorhölzern um Bojanowitz und Gröschelmauth. Dianthus superbus, 
auf sumpfigen Waldwiesen um Jaispitz. Dictamnus Frazxinella Pers., 
um Rochowan. Dipsacus laciniatus, an Waldrändern, Feldwegen und 
in Wassergräben um Grussbach, nicht selten. Elymus europaeus, 
in den Wäldern um Jaispitz, sehr vereinzelt und selten. Epipactis 
latifolia All., in Wäldern um Platsch und Jaispitz. Erysimum chei- 
ranthoides Krom, zwischen Ufergebüsch und in den Auen um Gruss- 
bach. Euphorbia epithymoides Jacq., im Hojawalde zwischen Gruss- 
bach und Possitz. Filago germanica, um Jaispitz und im Bojanowitzer 
Walde und auf unbebautem Boden. Gnaphalium uliginosum, in Jai- 
spitz, Possitz und Probitz. Heleocharis ovata R. Br., an den Ufern 
des Neuwiesenteiches. Hesperis runcinata W. et K., im Hojawalde 
zwischen Possitz und Probitz, in der Nähe des Karlshofes. Hippuris 
vulgaris, in stehenden und langsam fliessenden Gewässern um Gruss- 
bach. Hypericum hirsutum und Hypericum montanum, im Bojano- 
witzer Walde, um Jaispitz, Biharzowitz, im Hojawalde und an an- 
deren Orten. Hypochoeris maculata, im Hojawalde, ebenso auch 
Inula Oculus Christi. Isopyrum thalictroides, um Possitz. Lathyrus 
sylvestris, im Bojanowitzer Walde. Lemna trisulca, in stehenden 
Gewässern um Grussbach. Lithospermum purpureo-coeruleum, in 
Wäldern um Jaispitz. L. officinale, im Hojagebiete um Grussbach. Lo- 
ranthus europaeus Jacqg., häufig in den Auen um Grussbach, Possitz 
und Probitz auf Quercus schmarotzend. Marrubium peregrinum, im 
Hojawalde um Grussbach und Jaispitz. Melampyrum cristatum und 
Melilotus alba Desv., im Bojanowitzer Walde und um Jaispitz. Me- 


379 


littis Melissophyllum, in Wäldern um Gröschelmauth und Schönwald. 
Molinia coerulea Mönch., im Bojanowitzer Walde auf sumpfigen 
Stellen. Nasturtium amphibium R. Br., in Plenkowitz, Possitz und 
Grussbach. Nonea pulla DC, zwischen der Saat, auf Feld- und Weg- 
rändern fast überall. Poa dura Scop., um Possitz und Grussbach. 
Polygonum Bistorta, um Schönwald. Potamogeton lucens und P. nu- 
tans, in stehenden Gewässern um Grussbach. Potentilla alba, in 
trockenen Nadelwäldern um Jaispitz und im Hojawalde. Pulmonaria 
mollis Wolff., im Walde zwischen Tiefmaispitz und Platsch, am häu- 
fiossten am Lapikus und bei der Babowsky-Mühle. Pulicaria disen- 
terica, in Gräben und in Auen um Grussbach. Ranunculus aquatilis, 
im Neuwiesenteiche bei Gröschelmauth. R. auricomus, um Jaispitz 
und Platsch. R. Flammula, an den Ufern des Neuwiesenteiches. R. 
llyrieus, im Hojawalde bei Possitz. R. lanuginosus, im Walde zwi- 
schen Tiefmaispitz und Platsch. Reseda luteola, um Possitz. Rosa 
gallica, im Hojawalde beim Karlshof und R. rubiginosa, auf dürren 
Abnängen und Feldrändern zwischen Ratischowitz und Czernin. Sca- 
biosa ochroleuca und columbaria, im Hojawalde, um Jaispitz und 
Biharzowitz. Seirpus Holoschoenus, im Hojawalde beim Karlshof. 
Scrophularia Neesii Wirtg., im Bojanowitzer Walde. Setaria italica 
P. de B., häufig um Grussbach verwildert und wird auch im Grossen 
als Fultergras gebaut. Seseli coloratum Erh., um Jaispitz und Platsch. 
Sisymbrium pannonicum Jacq. und S. strictissimum, im Hojawalde 
und um Grussbach. Sium latifolium häufig in den Wassergräben 
zwischen Possitz und Grussbach. Sparganium simplex Huds., am Neu- 
wiesenteiche bei Gröschelmauth und in stehenden Gewässern um 
Grussbach. Spiraea Ulmaria, an Waldrändern des Bojanowitzer Wal- 
des. Stachys germanica und St. sylvatica, im Hojawalde. Teuerium 
Scordium, in Wassergräben und an Waldrändern zwischen Gruss- 
bach und Probitz. Trifolium rubens, im Bojanowitzer Walde. Trollius 
europaeus, auf nassen Wiesen um Rochowan. Valerianella dentata, 
hie und da zwischen Lein, so um Schiltern und Jaispitz. Verbascum 
Blattaria, an Feldrändern, auf Feldwegen und in Gräben um Gruss- 
bach. Verbascum phoeniceum, im Hojawalde bei Possitz. Veronica 
scutellata, am Neuwiesenteiche. Vicia lathyroides, in Walde von 
Wolframitzkirchen, in der Nähe des Schimberger Teiches. Vicia syl- 
vatica, im Bojanowitzer Walde. Zanichellia palustris, in Teiche von 
Plenkowitz. 


Znaim, Oktober 1874, 


380 


Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen 
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. 


Von A. Kerner. 


LXXIV. 
1358. Scutellaria altissima L. — (Sc. peregrina W. K., Sad- 
ler, non L.) — An steinigen Plätzen am Saume und im Grunde 


der Laubwälder, seltener in Holzschlägen und zwischen Buschwerk 
an den Rändern der Weingärten. Im mittelungar. Berglande an Ab- 
hängen des Bänyabärcz bei Felsö Tärkäany; am Fusse des Kis Eged 
bei Erlau; in der Pilisgruppe im Kalkgerölle in den Wäldern bei 
Kesztölcz, auf dem Klastromhegy bei Gran, bei Kovätsi und auf dem 
Lindenberge bei Ofen. — Nach Kanitz auch auf der Kecskemeter 
Landhöhe bei Nagy Körös, was mir jedoch wenig wahrscheinlich ist. 
— Im Bihariageb. nicht beobachtet. — Im mittelung. Bergl. nur auf 
Kalkboden. 130—560 Meter. 

1359. Scutellaria Columnae All. — An ähnlichen Standorten 
wie die vorhergehende Art. Im mittelungar. Berglande in der Pilis- 
gruppe im Waldrandgebüsch auf dem Piliserberge, auf dem Linden- 
berge bei Ofen und in der Vertesgruppe bei Csäkvär. — Kalk. 130— 
560 Meter. 

1360. Scutellaria gallericulata L. Auf Moorwiesen und an sum- 
pfigen Stellen zwischen Riedgras am Rande von Teichen und Pfützen, 
an den Seiten der Wassergräben und an Flussufern, insbesondere 
häufig in Zsombek-Mooren. — Im mittelung. Berglande in der Matra 
bei Paräd und am Rande des Közeptö bei Bakta; im Inundationsge- 
biete der Donau und in den Thalweitungen am Rande des mittelung. 
Berglandes bei Näna, Gran, Sct. Andrae, Krotendorf, Altofen, Buda- 
örs, am Velenezersee und bei Stuhlweissenburg. Auf der Keeskem. 
Landhöhe bei R. Palota, Pest, Säri, Albert. Am Saume der Debre- 
eziner Landhöhe in dem Ecsedi Läp; in der Tiefebene häufig entlang 
der Theiss von T. Füred über Szolnok nach Szegedin; in der Be- 
rettyö Sarret bei Kis Ujszälläs und auf der Puszta Hortobagy. Im 
Bereiche des Bihariagebirges bei Grosswardein, Savoieni nächst Be- 
lenyes, Sedescelu nächst Rezbänya und bei Buteni. — Trachyt, tert., 
diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—380 Met. 

1361. Sceutellaria hastifolia L. Auf sumpfigen Wiesen, sel- 
tener auch an grasigen Stellen am Ufer von stehenden und langsam 
fliessenden Gewässern. — Im mittelung. Berglande auf dem Agaärdi 
und Kocs bei Erlau; in der Matra auf dem Särhegy bei Gyüngyös; 
in der Pilisgruppe zwischen Iszbek und Szt. Läszlö; insbesondere im 
Thalgelände der Donau und in den Thalweitungen am Saume des 
Berglandes bei Näna, Gran, Sct. Andrae, Stuhlweissenburg, Vajla; 
sehr häufig auf der Csepelinsel und auf der Kecskemeter Landhöhe 
bei R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Monor, Pilis (hier auch auf 
feuchtem Boden im Waldesschalten). In der Tiefebene entlang der 





381 


Theiss von T. Füred über Szolnok nach Szegedin, bei Kisujszälläs 
und Püspök Lädäny, in den sumpfigen Geländen entlang dem Mirrha, 
Berettyö und Hortobagy. Im Bereiche des Bihariageb. bei Katonaväros 
nächst Grosswardein, zwischen Felixbad und Miclo Lasuri, zwischen 


Belenyes und Petrani und bei Vasköh. — Trachyt, tert., diluv. und 
alluv. Lehm und Sand. 75—300 Meter. 
1362. Prunella grandiflora (L. var.). — Auf Wiesen und an 


grasigen Stellen sonniger Bergabhänge, gewöhnlich gesellig mit Teu- 
crium Chamaedrys und T. montanum in der Wasenformation, in 
welcher Carex humilis als tonangebende Pflanze erscheint. Im mittel- 
ungar. Berglande auf dem Agärdi und dem Kis Eged bei Erlau; auf 
dem Nagyszäl bei Waitzen, bei der „Schönen Schäferin*, auf dem 
Schwabenberge und im Wolfsthale bei Ofen; auf dem Lössrücken 
des Viniszni vrch bei Peczel und zwischen Ecser und Szt. Märton 
Käta im Tapiogebiete; auf der Kecskem. Landhöhe auf den Gras- 
fluren entlang dem Rakosbache bei Pest; auf der Debrecziner Land- 
höhe bei Nyir Bätor, Vasväri, Szakoly; im Bihariageb. bei Campeni 
nächst Vasliöh, auf der Pietra lunga bei Rezbänya; in der Plesiu- 
gruppe auf der Bratcoca bei Monesa; in der Vulcangruppe auf dem 
Suprapietra poienile bei Vidra. — Diluv. Sand; mit Vorliebe aber über 
Kalkgestein. 95—1110 Meter. 

1363. Prunella vulgaris L. — Auf feuchten Wiesen, an grasi- 
gen Plätzen im Grunde der Gehölze, zumal auf feuchtem Thonboden 
in der Umgebung von Quellen, Brunnen und Rinnsalen, an Fluss- 
ufern und Wegrändern. Im mittelungar. Berglande bei Näna, Gross 
Maros, Visegrad, Dömös, Szt. Läszlö und Sct. Andrae, bei der Pul- 
vermühle ober Altofen, bei M. Einsiedel, im Leopoldifelde und auf 
dem Schwabenberge bei Ofen; auf der Margarethen- und Csepelinsel; 
auf der Kecskemeter Landhöhe bei Pest, Alberti und im Waldreviere 
zwischen Monor und Pilis; auf der Debrecziner Landhöhe bei De- 
breezin; im Bihariagebirge über das ganze tertiire Vorland von 
Grosswardein und Szt. Märton über Lasuri nach Belenyes; auf dem 
Rezbänyaerzuge von Rezbänya über die Margine bis auf die höchste 
Kuppe der Cucurbeta; auf dem Batrinaplateau im Valea Isbucu und 
Gropili und auf der Pietra lunga; im Hintergrunde des Poienathales 
bei Petrosa; auf dem Vasköher Kalkplateau bei Campeni und Colesci; 
in der Plesiugruppe bei Monesa; in der Hegyesgruppe bei Slatina. — 
Liebt Thonboden, welcher durch Verwitterung thonreicher Kalksteine, 
Schiefer, Trachyte und Sienit sich herausgebildet hat, seltener auch 
auf Sandstein und diluv. Sandboden. 95—1845 Meter. 

1364. Prunella laciniata L. — Auf Wiesen und an grasigen 
Plätzen in den Lücken der Niederwälder. Im mittelungar. Berglande 
auf dem Birka bei Erlau; in der Matra bei Paräd und auf dem Sär- 
hegy bei Gyöngyös; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der 
Pilisgruppe bei Gran, Visegrad, Szt. Läszlö und Sct. Andrae, im 
Wolfsthale und auf dem Schwabenberge bei Ofen. Auf der Csepel- 
insel bei Lore. Auf der Kecskemeter Landhöhe selten auf den Gras- 
fluren entlang dem Rakosbache bei Pest, bei Ecser und im Tapio- 


382 


gebiete bei Szt. M. Käta; auf der Debrecziner Landhöhe zwischen 
Bököny und Nyiregyhäza; im Bihariagebirge bei Apäthi nächst Gross- 
wardein, bei Campeni und Colesci oberhalb Vasköh; zwischen Fenatia 
und Rezbänya; am südlichen Fusse des Tomnatecu ober Criscioru 
(hier der höchstgelegene im Gebiete beobachtete Standort); auf dem 
Dealul vultiucluiului bei Körösbänya und auf den Trachyttuffbänken 
bei Chisindia nächst Buteni. — Auf thoniger Erdkrume, welche sich 
durch Verwitterung aus Trachyt, Schiefer und thonreichen Kalk- 
steinen herausgebildet hat, selten über diluvialem Sandboden. 95— 
1125 Meter. 

1365. Ajuga reptans L. — Auf feuchten Wiesen und Gras- 
plätzen. Im mittelungar. Berglande in der Matra bei Paräd; in der 
Pilisgruppe unter der Slanitzka bei P. Csaba, im Auwinkel und auf 
dem Schwabenberge bei Ofen, auf den waldigen Höhen bei Nadäp 
und bei Stuhlweissenburg. Am Saume des Bihariagebirges bei Gross- 
wardein. Nach Kanitz auch auf der Kecskem. Landhöhe bei Nagy 


Körös. — Trachyt, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger 
Sandboden. 95—670 Meter. — In der Regel mit blauen, bei den 
Paräder Glashütten aber auch mit weissen Blumenkronen. 

1366. Ajuga hybrida. — Muthmasslicher, der Kombination: 


genevensis X reptans entsprechender Bastart. Stimmt mit A. reptans 
L. insbesondere darin überein, dass die grossen grundständigen über- 
winternden Blätter der blühenden Sprosse zur Zeit der Anthese noch 
grün sind, unterscheidet sich aber von derselben durch das Fehlen 
verlängerter Läufer (es finden sich nur kurze Stocksprossen wie bei 
A. genevensis L.) und durch tiefere Kerbung der Blätter. Von läufer- 
losen Exemplaren der A. reptans L., welche man hie und da an 
schattigen Orten, zumal im Grunde der Wälder in subalpinen Gegen- 
den antrifft, unterscheidet sich A. hybrida durch die schmäleren, 
vorne gewöhnlich mit drei Kerbzähnen versehenen, aber auch an 
den seitlichen Rändern in der Regel gekerbten mittleren Deckblätter. 
Es sieht dieser Bastart den im Spätsommer und im Herbste zum 
zweiten Male blühenden Exemplaren der A. genevensis L. sehr ähn- 
lich, er blüht aber gleichzeitig mit den muthmasslichen Stammeltern 
im Mai— Juni, und unterscheidet sich von jenen mit grünen, gros- 
sen, grundständigen Blättern ausgestatteten Herbstformen der A. ge- 
nevensis L. auch durch die nicht handförmig eingeschnitten- drei- 
lappigen unteren Deckblätter. — Im mittelungar. Berglande in der 
Pilisgruppe in der Umgebung des Saukopfes und Normabaumes ober 
dem Auwinkel bei Ofen. — Auf lehmigem durch Verwitterung thon- 
reicher Kalksteine entstandenem Boden. — 300 Meter. 

(Ich erhielt diesen Bastart auch von Zabel, der ihn im Gebiete 
der deutschen Flora an den Abhängen der Plesse bei Göttingen, so 
wie bei Pastitz im grossen Holze bei Putbus in Pommern auffand und 
ihn von ersterem Standorte auch im bot. Garten zu Münden seit 1869 
kultivirt. [Vgl. auch Marsson Fl. von Neu-Vorpommern $. 368.] — 
A. pyramidalis Sadler Fl. Com. Pest. 248 ist höchst wahrscheinlich 
hieher zu ziehen. — A. pyramidalis L. kommt weder im Bereiche 


383 


der Pest-Ofener Flora, noch überhaupt in dem hier behandelten Ge- 
biete vor. Ob vielleicht auch A. latifolia Host Fl. austr. II, 119 hie- 
hergehört, vermag ich nicht zu entscheiden. Host's Beschreibung 
lässt ein sicheres Urtheil nicht zu.) 

1367. Ajuga genevensis L. — Auf Wiesen, an grasigen Plätzen 
in den Lücken der Hoch- und Niederwälder, in Holzschlägen. — 
Im mittelungar. Berglande auf dem Köhät und auf dem Tarkö bei 
Felsö Tärkäny; auf dem Meszhegy bei Erlau; auf dem Särhegy bei 
Gyöngyös in der Matra; in der Pilisgruppe bei Sct. Andrae und 
P. Csaba, im Auwinkel und auf dem Schwabenberge bei Ofen, im 
Kammerwalde bei Promontor. Weit seltener im Tieflande: auf der 
Csepelinsel und auf der Kecskemeter Landhöhe auf den mit Pollinia 
bestockten Grasfluren entlang dem Rakosbache bei Pest und bei Nagy 
Körös. Im Bereiche des Bihariagebirges bei Grosswardein, Petrani, 
Belenyes, Petrosa, Rezbänya und bis auf die Höhen der Tartaroea. — 
In der Regel blaublühend, nicht selten aber auch mit rosenrothen 
Korollen (so auf dem Tarkö und zwischen Erlau und Szomolya bei 
dem Sumpfe Leänytö, dann bei Simontornya und auf dem Dealul 
vetrilor bei Rezbänya); mit weissen Blüthen (so auf der Veronkaret 
bei Gyöngyös und in der Fasanerie bei Grosswardein) und sehr selten 
auch mit violetten Blüthen (so zwischen Bakta und Erlau). — Trachyt, 
Sienit, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 
95—1290 Meter. 

1368. Ajuga Chamaepitys (L) — Auf wüsten Sandhügeln, an 
Erdabrissen und steinigen Bergabhängen, noch häufiger aber auf be- 
bautem Lande. Im mittelungar. Berglande bei Erlau, Waitzen, Näna, 
Gran, Vörösvär, Ofen, Stuhlweissenburg. Auf der Kecskem. Landhöhe 
bei P. Csörög, R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Monor, Pilis. In der 
Tiefebene bei Szolnok; im Bihariageb. auf dem Bontoskö bei Petrani. 
— Kalk, tert., diluv. und alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 75— 
380 Meter. 

1369. Ajuga Laxmanni (L.) — An Waldrändern und zwischen 
niederem Buschwerk auf Waldblössen, an den Seiten der Hohlwege, 
an den Böschungen der Dämme, an Ackerrainen und an unkullivirten 
Stellen zwischen den Weingärten. Im mittelungar. Berglande bisher 
nur in den südlich der Donau gelegenen Berggruppen bei Eresin, 
auf dem Meleghegy bei Nadäp und am Südrande des hier behan- 
delten Gebietes auf dem Aldözohegy bei Simontornya; in der Stuhl- 
weissenburger Niederung zwischen Földvar und Czecze. Auf der 
Kecskemeter Landhöhe bei Nagy Körös, insbesondere häufig bei Saj- 
tos, dann auf den in die Keeskem. Landhöhe sich vorschiebenden 
Lössrücken des Viniszni vrch ober Alberti. In der Tiefebene jenseits 
der Theiss bei Szolnok und entlang dem Eisenbahndamme bei Török 


Szt. Miklos und Kisujszälläs. — Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- 
und lehmiger Sandboden. 75—250 Meter. 
1370. Teuerium Botrys L. — An steinigen sonnigen Bergab- 


hängen, auf Sandhügeln, seltener auch auf sandigen Aeckern. Im 
Gebiete wenig verbreitet. Im mittelung. Berglande ober P. Szänts und 


354 


auf dem Sandberge am Fusse des Piliserberges (hier häufig); dann 
auf dem Adlersberge und Blocksberge bei Ofen. Auf der Kecskem. 


Landhöhe bei Pest. — Tert. und diluv. Sand- und sandiger Lehm- 
boden. 95—320 Meter. 
1371. Teuerium Scordium L. — Auf feuchten mit Riedgräsern 


bestockten Wiesen, in den Abzugskanälen der Moore, an sumpfigen 
Stellen der Flussufer, am Rande von Teichen und Lachen. Im Vor- 
lande und in den Thalweitungen des mittelungar. Berglandes bei 
Gyöngyös, Muszla, Sct. Andrae, bei der Pulvermühle nächst Altofen 
und in der Umgebung der Bittersalzquellen südlich vom Blocksberge 
bei Ofen; am Velenczersee und bei Stuhlweissenburg; auf der Kecs- 
kemeter Landhöhe bei Pest und Alberti; sehr verbreitet durch die 
Tiefebene entlang der Theiss von T. Füred über Szolnok nach Sze- 
gedin, in der Sarret bei Kisujszälläs und Püspök Ladäny, am Mirrha, 


Berettyö und Hortobägy. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- u. Sand- 
boden. 75—150 Meter. 
1372. Teucrium Chamaedrys L. — Auf Wiesen und trockenen 


sonnigen Grasplätzen. Im mittelungar. Berglande sehr verbreitet. Auf 
dem Kis Eged bei Erlau, bei Paräd und auf dem Särhegy bei Gyön- 
gyös in der Matra; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der 
Pilisgruppe bei Gran, Visegrad, Sct. Andrae, P. Csaba, auf dem Pi- 
liserberge, im Auwinkel, auf dem Schwabenberge und im Wolfsthale, 
auf dem Adlersberge, Spissberge und Blocksberge bei Ofen, auf der 
„grossen Haide* ober Teteny; auf der Csepelinsel bei Schilling. Auf 
der Kecskem. Landhöhe bei P. Csörög nächst Waitzen, bei Peczel, 
auf den mit Pollinia bestockten Grasfluren entlang dem Räkosbache 
und auf dem Herminenfelde bei Pest und in dem Waldreviere 
zwischen Monor und Pilis. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Szä- 
koly. Im Bihariagebirge auf dem Somlyö bei Grosswardein, auf dem 
Bontoskö bei Belenyes, zwischen Vasköh, Colesei und Campeni, bei 
Petrosa, Fenatia und Rezbänya, auf den terliären Hügeln bei Hal- 
madiu und zwischen Desna und Monesa. Der höchstgelegene, im Ge- 
biete beobachtete Standort auf den Waldwiesen ober der Pietra lunga 
bei Rezbäanya. — Trachyt, Schiefer, Kalk, Dolomit, tert. und diluv. 
Sand- und sandiger Lehmboden. 95—820 Meter. 

1373. Teucrium pannonicum Kerner in Oecsterr. bot. Zeitschr. 


XI, 384. — An den steinigen Abhängen des Bontoskö bei Petrani 
nächst Belenyes im Bihariageb. — Kalk. 200—300 Meter. 
1274. Teucrium montanum L. — An felsigen Bergabhängen 


und auf trockenen Sandhügeln. Im miltelungar. Berglande in der 
Pilisgruppe im Leopoldifelde und Auwinkel, auf dem Schwabenberge 
und im Wolfsthale, auf dem Adlersberge und Spissberge bei Ofen 
und auf der „grossen Haide* ober Teteny. Auf der Csepelinsel auf 
dem Pokolhegy bei Raczkeve. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei 
Czinkota und Peczel und bei der P. Gubacs zwischen Pest und So- 
roksar. Im Bihariagebirge am Ostabfalle der Pietra muncelului zwi- 
schen Rezbänya und Petrosa. — Kalk, Dolomit, diluv. Sand. 95— 
1300 Meter. 


385 


Rosmarinus oficinalis L., Lavandula Spica L., Mentha erispa L., 
Salvia offieinalis L., Origanum Majorana L., Ocymum Basilicum L., Satu- 
reja hortensis L. werden in Gärten kultivirt, finden sich aber im Gebiete nir- 
gends eingebürgert, ja nicht einmal verwildert. 

1375. Verbena offieinalis. — An Flussufern, Dämmen, Schutt- 
stellen in den Dörfern und um die Pusztenhöfe, an Strassenrändern, 
Hecken und Zäunen, auf Viehtrifien und auf bebautem Lande im 
Gebiete sehr verbreitet. — Erlau, Gyöngyös, Waitzen, Gross Maros, 
Näna, Gran, P. Csaba, Sct. Andrae, Ofen, Promontor, Stuhlweissen- 
burg, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Nagy Körös, Köka, T. Füred, 
Szolnok, Szegedin, Teglas, Grosswardein, Vask6h, Rezbänya, Criscioru, 


Monesa, Buteni. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. 
Lehm- und Sandboden. 75—460 Meter. 

1376. Verbena supina L. — An ähnlichen Standorten wie die 
vorhergehende Art. In der Tiefebene bei Szolnok an der Theiss, bei 
Török, Szt. Miklos und Kisujszälläs.. — Alluv. sandiger Lehmboden. 
75—95 Meter. 

1377. Utricularia vulgaris L. — In stehenden mit Riedgräsern 


eingefassten Wassertümpeln und Wassergräben im Stromgelände der 
Donau bei St. Andrae, Krotendorf, Promontor; im Velenezer See und 
bei Stuhlweissenburg; auf der Kesskemeter Landhöhe bei R. Palota, 
P. Szt. Mihäly und entlang dem Rakosbache von Keresztur bis Neu- 
Pes!, bei Sari und Alberti; in der Tiefebene entlang der Theiss von 


T. Füred über Szolnok nach Szegedin. 75—130 Meter. 


Utrieularia minor L.. — Die Angabe in Kit. Itin. der Marm. Reise 41, 
dass diese Pflanze einmal von Haberle zwischen Aszöd und Tisza Földvär 
bemerkt wurde, beruht jedenfalls auf irgend einer Verwechslung. Im ganzen 
von der Theiss durchflossenen Tieflande findet sich keine Lokalität, welche 
dieser in Betreff ihres Standortes sehr wählerischen Pflanze zusagen würde. 


Reiseerinuerungen an Spanien, 
Von Moritz Winkler. 


(Fortsetzung.) 


Für den Botaniker ist Algeciras ein Eldorado, eine ungemeine 
Fülle der seltensten Gewächse tritt dem Kennerauge auf Schritt und 
Tritt entgegen, und nicht der kleinste Spaziergang blieb hierbei 
unfruchtbar. 

Die Stadt Algeciras mit ca. 8000 Einwohnern hat wie alle spa- 
nischen Städte äusserlich wenig Empfehlenswerthes, auch scheinen 
die Bewohner wenig bemittelt, und Fischerei, sowie Schmuggelhandel 
ist wohl die Hauptbeschäftigung. Mit der Welt steht sie nur durch 
das Meer in Verbindung, denn Landwege existiren absolut nicht; so 
wie man das letzte Haus erreicht hat, steht man auf der Haide. 
Wöchentlich nur einmal kam die Post an, ein niedriger Hundekarren, 


386 


von einem Esel gezogen, der sich querfeldein bewegte oder am 
Meeresufer entlang fuhr, ein Wagen befindet sich in der ganzen 
Stadt nicht, könnte auch weder heraus noch herein fahren. Früher 
existirte einmal eine Art Strasse, die von Tarifa über Algeciras nach 
St. Roque führte, und man sieht noch an einzelnen Punkten Andeu- 
tungen davon, aber da schon grössere Bäume darauf wachsen, muss 
sie sammt ihren Brücken schon längere Zeit in Verfall gekommen 
sein. Am Ufer sind zwei mässig gute Gasthöfe etablirt, in denen es 
sich schon leben lässt, und aus deren Fenstern man den Hafen mit 
Gibraltar, wohin täglich ein kleiner Dampfer abgeht, überblicken kann; 
bald kommt ein Schiffehen an, bald sieht man die Fischer ihre gros- 
sen Netze auswerfen und erwartet neugierig, was sie darin an’s Land 
ziehen werden, dann segelt wieder in der Ferne ein Riesenschiff 
dahin, um die Meerenge zu passiren, und so hat man fortwährend 
eine bunte Abwechslung vor Augen und verträumt manche Stunde 
in süssem Nichtsthun. Geht man etwa 1'/, Stunde am Strande hin, 
so kommt man zu einem kleinen Küstenflüsschen, über welches man 
mittelst einer Fähre gelangen kann, dort liegt ein Dorf, Namens 
Palmones, wo sich die Pfade nach St. Roque und nach Gibraltar 
trennen. 

Um den Ort herum ist flaches, feuchtes Dünenterrain, theil- 
weise mit Gestrüpp bewachsen, zwischen dem Anthemis maritima L., 
Anthyllis hamosa Dsf., Carex hispidaW. sp., Crucianella maritima L. 
und Pinardia anisocephala Cass. und andere schon bekannte Pflanzen 
sich angesiedelt hatten, auch ein Strauch von Rosa centifolia wuchs 
mitten im Flugsande und war jedenfalls einmal von den Wellen an- 
gespült worden. Am Wege nach St. Roque wuchs: Astragalus ha- 
mosus L. und auf den Höhen des Monte Carbonero: Airopsis globosa 
L., Anemone palmata L., Anthoxanthum ovatum Lag., Astrocarpus 
Clusii Gay., Chlora imperfoliata L., Cicendia filiformis L., Droso- 
phyllum lusitanicum Link, welches hier seine grossen gelben Blüthen 
schon reichlich entwickelt hatte, während es auf der Sierra Palma 
und Sierra Luna noch in Knospen stand, Erythraea maritima Pers., 
Helminthia comosa Boiss., Juncus capitatus Weig., Lotus parviflorus 
Dsf., Ornithogalum unifolium Gawler, Passerina villosa Wikst., Scor- 
zonera hispanica L., Pinardia anisocephala Cass. und Rumex Tingi- 
tanus L.. eine spätere Exkursion an den Ufern des vorerwähnten 
Küstenflusses zeigte noch Aster longicaulis Dsf., Campanula Loeff- 
lingii Brot., Orobanche densiflora Salzm. und Scrophularia fru- 
tescens L. 

Hiermit war einstweilen unserem Botanisiren ein Ziel gesetzt, 
denn das Wetter wurde namenlos schlecht; wild peitschte der Regen 
herab, und der Sturm tobte tagelang in unerhörter Stärke, so dass 
er das Meer völlig in seinen Tiefen aufwühlte. An dem Felsenriff 
im Hafen brachen sich die Wogen, haushohen weissen Schaum auf- 
spritzend, und stürmten dann mit unbändiger Kraft an das Ufer, wo 
sie sich brausend und heulend überwälzten, so dass man einen wah- 
ren Höllenspuk zu sehen und zu hören vermeinte. Fast eine Woche 


387 


lang kam kein Schiff in den Hafen, selbst der Dampfer nach Gibral- 
tar musste seine Fahrten einstellen, und alle Verbindung mit der 
Aussenwelt war gelöst. Dabei herrschte eine Kälte in den Zimmern, 
dass Hände und Füsse erstarrten und die Atmosphäre derart mit 
Wasserdampf übersätligt war, dass auch die bereits trockenen Pflanzen 
wieder feucht wurden. 

Am 1. Mai war der schlimmste Aufruhr der Elemente, und 
klappernd vor Frost dachten wir der oft so schönen Maitage in 
Deutschland. 

Als wir am 3. Mai wieder den ersten Spaziergang unternahmen, 
sah es in Flur und Feld gar traurig aus, von dem eisigen Hauche 
des Sturmes war die Vegetation wie verbrannt, die unweit des Meeres 
liegenden Gelreidefelder waren gänzlich abgestorben, alle Gräser 
braun geworden, und manch schöne Pflanze, deren Entwicklung wir 
sehnsüchlig erwarteten, eines frühen Todes gestorben. Direkt am Ufer, 
soweit die Brandung gereicht hatte, lagen ganze Berge von Algen 
und Seethieren aller Art, welche durch die Einwirkung der schon 
hoch stehenden Sonne in rasche Fäulniss übergegangen waren und 
einen pestilenzialischen Geruch verbreiteten. Unsere Absicht, auf 
einige Tage nach Afrika überzuschiffen, war durch das Unwetter 
vollständig vereitelt, denn die verlorene Woche war nicht mehr ein- 
zubringen. 

Am 5. Mai begaben wir uns nach Gibraltar, lösten beim engli- 
schen Gouvernement eine Eintrittskarte zu den inneren Festungs- 
werken und begannen sofort den Felsenkegel botanisch zu durch- 
streifen. 

Iberis gibraltara und noch einige andere dortige Seltenheiten 
waren wir nicht im Stande aufzufinden, aber doch war unsere Aus- 
beute überaus lohnend. Astragalus epiglottis L., Biscutella coronopi- 
folia L., Bupleurum fruticosum L. (Bupleurum gibraltarum mochte 
wohl noch nicht entwickelt sein, oder wir trafen den Standort nicht), 
Calendula tomentosa Dst., Cerastium gibraltaricum Boiss., Clematis 
cirrhosa L., Convolvulus siculus L., Cynoglossum cheirifolium L., 
Daucus Gingidium L., Echium pustulatum S. et S., Ferula brachyloba 
Boiss., Helichrysum rupestre DC., Hippocrepis multisiliquosa L., La- 
thyrus odoratus L., Lavandula multifida DC., Linaria villosa ß. num- 
mularia, L. tristis Mill., Lobularia maritima L., Lotus Allionii Desf., 
Macrochloa tenacissima Kth., Melica minuta L., M. Magnolü G. G., 
Melilotus infesta Guss, Nepeta tuberosa L., Ononis viscosa L., O. 
reclinata L., Piptatherum multiflorum P. B., Prasium majus L., Re- 
seda alba L., Rumex thyrsoideus Desf., Ruscus hypoglossum L., 
Satureja graeca L., Scorpiurus sulcata L., Smyrnium olusatrum L., 
Stachys eirceinata L. Herd., Thapsia garganica L., Umbilicus horizon- 
talis DC., Vulpia geniculata Link und V. eiliata Link füllten Büchse 
und Ränzchen zum Ueberquellen. 

Wenn man Gibraltar betritt, glaubt man in einer anderen Welt 
zu sein, überall Ordnung und Sauberkeit, das Militär attraite, die 
Strassen belebt, des Abends mit Gas vortrefflich erhellt, Theater und 


388 


Konzerte, gutgebahnte bequeme Wege bis zu den höchsten Kuppen 
hinauf, alles Dinge, die man in Spanien meist vergeblich «sucht. 
Prachtvoll ist der Ueberblick vom Observatorium aus, weithin sieht 
man die Küsten Spaniens und Afrikas, und Hunderte von Schiffen 
tummeln sich lustig im Hafen und auf der Fläche des Meeres. 

Am zweiten Tage kehrten wir nach Algeciras zurück, um die 
erbeuteten Schätze sicher zu bergen, denn wir gedachten den nächst- 
folgenden Sonntag, wo dem Programm gemäss der Dampfer, welcher 
uns nach Malaga bringen sollte, in den Hafen einlaufen musste, 
unseren bisherigen Aufenthaltsort zu verlassen. Der Sonntag kam 
heran, aber das Dampfschiff kam nicht, vergeblich warteten wir bis 
Abends 6 Uhr, vergeblich einen Tag nach dem andern, bis endlich 
den nächsten Freitag Nachmittag ein anderes Schiff eintraf. Die Si- 
tuation war keine angenehme, unsere Effekten durften wir nicht aus- 
packen, denn wir mussten jeden Augenblick der Abreise gewärtig 
sein, Exkursionen waren aus demselben Grunde nicht mehr zu unter- 
nehmen, und so verloren wir 6 volle Tage mit Warten. Der Kapitän 
hatte wahrscheinlich keinen Passagier für Algeciras am Bord gehabt, 
und so war er gar nicht erst in den Hafen eingelaufen, obschon 
die öffentlichen Bekanntmachungen den Ort als einen regelmässigen 
Landungspunkt bezeichnen. Was würde man wohl in Deutschland 
bei ähnlichen Vorkommnissen sagen? In Spanien fällt es gar nicht 
mehr auf. 

Unser Aufenthalt in Algeciras dauerte fast 4 Wochen, aber 
eine Woche ging durch das abscheuliche Wetter verloren, und bei- 
nahe eine zweite Woche mussten wir durch blosses Warten auf das 
Dampfschiff vergeuden, so dass unsere botanische Thätigkeit sich auf 
14 Tage beschränkte, nicht im entferntesten ausreichend, um die Flora 
nur einigermassen gründlich zu durchforschen, denn ihre Reichhal- 
tigkeit ist wirklich staunenerregend. Ausser den bereits bei den ein- 
zelnen Exkursionen erwähnten Pflanzen sammelten wir noch: Adian- 
thus Capillus L., Asplenium Adianthum nigrum L., Acanthus mollis 
L., Allium nigrum L., A. polyanthum Boiss., A. triquetrum L., A. 
pallens L., Anagyris foetida L., die indess noch keine Blüthen ent- 
wickelte, Anchusa italica Reetz., Anthemis furcata Brot., Asparagus 
albus L., Astragalus pentaglottis, Bromus Cavanillesü Wilk., Bromus 
mazimus Desf., Carduncellus tingitanus Guss., Chlora perfoliata L., 
Cichorium divaricatum Schemb., Convolvulus meonanthus L., Cyno- 
glossum pietum L., Cyperus rotundus L, Dermazeria loliacea Link., 
Diotis candidissimum Desf., Echium plantagineum L., Erica umbel- 
lata L., Ervum parviflorum Bert., Fumaria agraria Lag., Galega 
offieinalis L., Galium saccharatum All., Gaudinia fragilis P. B., Ge- 
ropogon glaber L., Gymnogramma leptophylia Br., Helminthia echi- 
oides Boiss., Helosciadium nodiflorum Koch., Hippomarathrum Boc- 
conii Boiss., Holcus argenteus Agh., Hordeum bulbosum L., Hypericum 
humifusum L., Hyp. perfoliatum L., Iris Fontanesiü Godr., Isolepis 
Save Sm., Juncus acutus L., Lathyrus Clymenum L., L. angulatus 
L., Lavatera eretica L., L. trimestris L., L. micans L., Leontodon 


389 


hispanicus Merat., Limodorum abortivum Sw., Linum strietum L., 
Lotus Lake ietiiee L., L. edulisL., L. purpureus BD. pseudo- 
purpureus v. Uechtritz, Lychnis laeta Adt., Macrochloa arenaria 
Kth., Medicago orbieularis All.. M. Murex Willd., M. turbinata OW.., 
M. Echium DC., Molineria minuta Parli., Nerium Oleander L., Noto- 
basis syriaca Cass., Oenanthe crocata L., Oe. pimpinelloides L., Oe. 
globulosa L., Ononis pendula Desf., O. Cossoniana B. Rt., Opoponax 
Chironium L., Ophrys apifera Huds., 0. Scolopax Cav., Orchis laesi- 
flora Lam., Ornithogalum pyrenaicum L., Or obanche. foetida Desf., 
Orob. cernua Loeffl.. Phalaris caerulescens Desf., Phlomis purpurea 
L., Pieridium vulgare Dsf., P. tingitanum Dst., Plantago amplexi- 
caulis ed. serraria L., Pyrethrum glabrum Lag., Rhagadiolus stel- 
latus L., Ricinus communis L, Rottboellia subulata Savi, Rubus 
hispanicus Wilk., Salsola Kali L., Seilla peruviana L., Senecio folio- 
sus Salzm., Silene Cambessidesü B. Rt., Sonchus glaucescens Jord., 
S. tenerrimus L., Tolpis barbata L., Trifolium subterraneum L., 
Trif. resupinatum L., Trif. tomentosum L., Trif. Cherleri L., Trif. 
scabrum L., T. angustifolium 1.., T. squarrosum Savi und T. mart- 
timum L., Valerianella discoidea Lois., Vieia erviformis Boiss. und 
Vieia vestita, Vulpia alopecuros Link., V. uniglumis Berlol., Zostera 
marina L. 

Nachmittag 3 Uhr war das Dampfschiff eingelaufen, um 4 Uhr 
sollte es wieder abgehen, wir eilten also nach Möglichkeit, um an 
Bord zu kommen; aber es lag still, wie eingefroren, kein Kapitän 
war zu sehen, kein Heizer, kaum ein Matrose, und nur der Restau- 
raleur sagte, dass sich der Kapitän schlafen gelegt hätte und erst 
Abends 11 Uhr geweckt sein wolle; und so geschah es auch. Wir 
gingen misslaunig 7 Stunden auf dem Verdeck hin und her, bis das 
Signal zur Abfahrt gegeben wurde, fanden auch dann noch einige 
Abwechslung bei der Se des Felsens von Gibraltar, welcher 
sich der Dunkelheit ungeachtet scharf hervorhob, betrachteten das 
Meer, das in der Nähe des Schiffes mit mattem Glanze leuchtete, und 
zogen uns dann in die Kajüte zurück, bis die Schiffsglocke Früh 
7 Uhr die Nähe von Malaga verkündete. 

Anmuthig liegt sie da vor Augen die hübsche Stadt, überragt 
von der mächligen Kathedrale und einem höher gelegenen Fort, um- 
geben von einem Kranze von Bergen, und taucht ihren Fuss in das 
schimmernde Meer, dessen Wellen vergoldet waren von der aufge- 
henden Sonne. Der Anblick war entzückend, und der erste Eindruck 
war kein trügerischer, sondern das Innere hielt, was das Aeussere 
versprochen. Komisch war die Visitation auf dem: Zollamt, wohin un- 
sere Sachen geschafft wurden; die allgemeine Republik war kurz 
vorher in eine Föderativ-Republik umgeschaffen, das Militär war zu- 
rückgezogen, und die Bürgergarde hielt die Ordnung in der Stadt aul- 
recht, daher standen auch zwei brave Republikaner an der Dogana auf 
Wacht. Schlimmere Galgenphysiognomien habe ich in meinem Leben 
nicht gesehen, es waren die verkörperten Taugenichtse mit rothen 
Nasen, verschwommenen falschen Augen und halb stupidem Gesichts- 
ausdrucke; hätte man sie auf der Landstrasse getroffen, man wäre 

Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft 1874. 26 


390 


ihnen weit aus dem Wege gegangen, hier musste man in ihnen die 
Wächter der Ordnung verehren. Besonders der eine Kerl hätte jedem 
Maler als Studie für Mörder und Banditen dienen können, es war 
eine lange magere Figur mit rothfleckigem Gesicht, tückischen Augen 
und schlottrigenn Körper, um den ein alter Frack und deito Bein- 
kleider hingen, die vor langen Jahren einmal schwarz gewesen sein 
mochten, jetzt aber in allen Farben schimmerten. Die Visilation der 
Effekten war äusserst mild, und bald konnten wir wieder damit ab- 
ziehen und unser Quartier aufsuchen, welches wir in einer Casa de 
hospuedos aufschlugen. Es war dort billig, denn wir zahlten pro Tag 
für je 1 Zimmer mit voller Beköstigung nur 4 Realen, also etwas 
über 1'/, Gulden Silber, wofür man allerdings eine feine Kost nicht 
verlangen konnte. 

Wir hatten in Malaga mehrere Empfehlungsbriefe abzugeben, 
fanden viele Deutsche und richteten uns bald ganz behaglich ein. 
Die ersten Tage gingen mit Besichtigung der Stadt und ihrer näch- 
sten Umgebung, sowie mit geselligen Vergnügungen vorüber, wir 
besuchten die deutsche Fregatte Elisabeth, welche im Hafen lag, und 
mehrere Villen mit reizenden Gartenanlagen, in denen eine Fülle 
Gewächse der heissen Zone ihr fröhliches Gedeihen finden; stolze 
Araucarien, mächtige Eucalyptus-Bäume, Pandanen und Bananen 
wachsen im Freien, wie bei uns Kirschen oder Aepfel. Die Früchte 
der Bananen, die ich hier zum ersten Male im frischen Zustande vom 
Baume pflückte, schmecken angenehm süss, doch fehlt ihnen das 
Pikante und Herzhafte, welches wir an Früchten lieben. In der Um- 
gebung von Malaga wird viel Zuckerrohr gebaut, dessen Ernte und 
Verarbeitung auf Zucker gerade im Gange war; man zahlt ungefähr 
denselben Preis für den Centner Zuckerrohr, als bei uns für den 
Zentner Rüben, die Verarbeitung ist ungemein "einfach, und die Rück- 
stände werden direkt in’s Meer geworfen, was bei unseren Land- 
wirthen wohl als eine enisetzliche Vergeudung angesehen werden 
möchte. Das Land, auf welchem man Zuckerrohr kultivirt, muss zum 
Bewässern eingerichtet sein, wird aber auch mit hohen Preisen be- 
zahlt, da der Ertrag ein äusserst lohnender ist. Etwa 8 Jahre hält 
die Wurzel aus, dann wird. wieder einige Zeit hindurch Getreide 
oder sonstige Frucht gebaut. Von den Getreidesorten ist der Weizen 
— Triticum durum und T. turgddum — die Hauptfrucht, Gerste 
trifft man seltener, Hafer fast gar nicht, und Roggen, sowie Triticum 
vulgare nur an den Lehnen höherer Gebirge; dagegen findet man 
viel Saubohnen, Kichererbsen und Hanf, der ein solche Höhe erreicht, 
dass ich, zu Pferde sitzend, nicht im Stande war, über das Feld hin- 
weg zu blicken. Am 20. Mai wurde der erste Weizen geschnilten; 
man führt die Garben in runde flache Haufen zusammen und fährt nun 
mit besonderen Maschinen, die entweder auf stumpfen, schlittenkuffen- 
ähnlichen Messern oder etwas zugeschärften Rädchen laufen und vor 
welche zwei Zugthiere gespannt sind, die Körner aus. Bei dieser 
Prozedur wird aber auch nebenbei das spröde sonnendurchwärmte 
Stroh in elwa fingerlange Stücke zerbrochen, die nun als Siede zum 
Futter verwendet werden. 


391 


Die erste Partie, welche wir in botanischem Interesse unter- 
nahmen, richtete sich der Meeresküste entlang gegen Veler-Malaga 
zu; ausser einer grösseren Anzahl Pflanzen, welche wir bereits an 
anderen Standorten beobachtet halten, erschien uns hier als neu: 
Achillaea Ageratum L., Andryala integrifolia L., A. ragusina L., 
Asperula hirsuta Desf., Astragalus pentaglottis L., A. epiglottoides 
Wik., Atractylis cancellata L., Beringeria hispanica B. Rt., Brachy- 
podium Salzmanni Boiss., Carrichtera Vella DC., Centaurea meli- 
tensis L., ©. aspera L., C. malacitana Boiss., Crambe filiformis Jeq., 
Crueianella angustifolia L., C. latifolia L., Dimorphanthes ambigua 
Presl, Echinaria capitata Dsf., Genista umbellata Poir., Kentrophyl- 
lum arborescens Hook., Lavatera silvestris Brot., Leobordaea lupini- 
folia Boiss., Malcolmia parviflora DC., Pinardia coronaria L.. Ptero- 
cephalus Broussoneti Coult., Retama sphaerocarpa Boiss., Rumex 
induratus B. Rt., Sisymbrium Columnae Jeq., Thymus capitatus H. L., 
Trifolium lappaceum L. und T. hirtum L. 

Das unbeständige Wetter, welches in diesem Jahre ganz unge- 
wöhnlich lange angehalten hatte, machte nun endlich dem tiefen Blau 
des südlichen Himmels keine Konkurrenz mehr, und die spanische 
Sonne stand Tag für Tag in unveränderter wolkenloser Pracht über 
unserem Haupie. Wohl hätte man bisweilen mit einer geringeren 
Portion Wärme ganz genügend ausgereicht, aber schliesslich rıchtet 
man sich mit Allem ein, und mir speziell wurde sie nicht allzu lästig. 
Die Gebirge von Yunquera verzweigen sich in verschiedene Gruppen, 
und der südlichste Ausläufer davon ist die Sierra Mija, welche wesi- 
lich von Malaga fast bis an das Meer herantritt. In Begleitung eines 
deutschen Gärtners, Namens Strandfeld, statteten wir diesem Gebirgs- 
zuge einen Besuch ab. 

Wie alle südspanischen Gebirge ist er vollständig baumlos, und 
von Churiana an, welches an seinem Fusse gelegen ist, muss man 
bei der Besteigung auf Schatten und Wasser unbedingt verzichten, 
aber die Mühe wird reichlich belohnt durch die herrliche Umsicht 
und die prächtige Vegetation. Hier erblickten wir zum ersten Male 
die schneebedeckten Häupter der Nevadakette, welche sich im fernen 
Hintergrunde malerisch schön von dem dunkelblauen Himmel ab- 
hoben und unsere Sehnsucht darnach wieder mächtig anregten. — 
Centaurea Protongi, welche hier den einzig bekannten Standpunkt 
hat, fand Freund Fritze in zwei noch nicht vollkommen blühenden 
Exemplaren, und das Unglück wollte, dass diese einzigen Exemplare 
später auf dem Transporte auch noch völlig verdarben; aber den- 
noch brachte uns diese Exkursion viel des Schönen ein, z.B. Allium 
stramineum B. Rt., Althaea hirsuta L., Anthemis montana L., An- 
thyllis tetraphylla L., A. cytisoides L., A. podocephala Cass., Aspa- 
ragus albus L., Biscutella laxa B. Rt., Bupleurum protractum Link., 
Centaurea collina L., Chamaepeuce hispanica L., Chasmone argen- 
tea E. Mayr, Cheilanthes odora Sw., Cladanthus proliferus DC., 
Cleonia lusitanica L., Convolvulus lanuginosus Desf., Coronilla jun- 
cea L.,. Dianthus silvestris Wulf., Erysimum australe Gay., Euphor- 


bia pubescens Vahl, Galium setaceum Lam., Galium parisiense L., 
26° 


392 


G. divaricatum Lam., Helianthemum glutinosum Pers., Iberis com- 
pacta Pers., Iris filifolia Boiss., Lagoecia caminoides L., Leuzea 
conifera L., Linaria villosa DC., Linum suffruticosum L., L. seta- 
ceum Brot., L. tenue Desf., Malva: hispanica L., Ononis ornithopo- 
dioides L., Pteris ensifolia Sw., Scabiosa sicula L., S. monspeliaca L., 
Scorzonera baetica Boiss., Teuerium pseudochamaepitys L., Umbi- 
licus hispidus DE. (Fortsetzung folgt.) 


—- —espao — 


Literaturberichte. 


Batographische Abhandlungen von Dr. W. ©. Focke. Bremen 1874. 
Druck von G. Hunckel. 8. 66 p. 

Weil eine vollständige Monographie der Gattung Rubus zur Zeit 
kaum mit befriedigendem Erfolge durchgeführt werden könnte, sucht 
der Verfasser, welcher sich bekanntlich eingehendst mit dem Stu- 
dium dieser schwierigen Pflanzengruppe beschäftigt, im vorliegenden 
Hefte durch mehrere umfassendere Vorarbeiten zur Ausfüllung der 
noch vorhandenen grossen Lücken in unseren Kenntnissen von den 
Brombeersträuchern beizutragen. Diess gelingt ihm auch in bester 
Weise durch seine Abhandlungen über die Rubus-Arten Amerikas, 
über jene Australiens und Polynesiens, über die Rubi Afrikas und der 
benachbarten atlantischen Inseln, über jene Russlands, endlich durch 
eine allgemeine Uebersicht über die Rubus-Flora Asiens. Jeder dieser 
Abschnitte gibt Zeugniss von der innigen Vertrautheit des Verfassers 
mit dem behandelten Gegenstande, enthält zahlreiche interessante 
Daten und wird späteren Monographen immer eine erwünschte Grund- 
lage bieten, auf welcher weiter geforscht werden kann. Die vorlie- 
gende Arbeit Focke’s sei daher der Aufmerksamkeit aller Jener, die 


sich für Rubusformen interessiren, angelegentlich empfohlen. 
Dr:-H. \WeUR! 


Correspondenz. 


Linz, am 5. November 1874. 


Ich habe diesen Sommer theils in der Gegend von Linz gesam- 
melt, theils während eines vierzehntägigen Aufenthaltes in einer sub- 
alpinen Gegend: Scharnstein, zwei Fahrstunden von Gmunden entfernt, 
wo noch wenig Botaniker hingekommen sind, obwohl ein Ausflug 
dahin besonders in der zweiten Hälfte des Monats Juni sehr lohnend 
erscheint. Die grosse Hitze des Monats Juli und ein mich befallenes 
Fussleiden verhinderten mich leider, eine grössere Zahl Pflanzen zu 
sammeln und Alpen zu besteigen, da sich in der Nähe einige Berge 
von mehreren 1000° Höhe, wie der an Alpinen reiche Kasberg be- 
finden; indessen fand ich in einem Thale, „Diefenbachgraben“ genannt, 
von den Höhen herabgeschwemmte Bewohner derselben. Darunter 


393 


Carex tenuis, C. mucronata und ©. firma u. a.; in demselben Graben 
standen auch ganze Büsche von Rhododendron hirsutum. Von Malazxis 
monophyllos konnte ich trotz wiederholten Suchens nur 1 Exemplar 
erlangen; diese Orchidee ist dem Standorte nach, da derselbe in 
Duftschmidt’s Flora Oberösterreichs nicht angegeben erscheint, neu. 
Dieselbe Lokalität liess mich ferners noch Scabiosa lucida mil weisser 
Blüthe, Carduus defloratus « alpestris, Campanula pusilla, Centaurea 
montana, Üirsium Erisithales, Cerastium alpinum ß glanduliferum 
Koch, Carex alba, Thalictrum aquilegifolium in minuliöser Form, Di- 
gitalis grandiflora, Saxifraga rotundifolia, Aquilegia nigricans, Cir- 
caea alpina entnehmen. Bei Scharnstein säumten die Waldränder: 
Actaea spicata, Carex alba, Geranium phaeum, Astrantia major; in 
Gebüschen standen: Lilium Martagon , Cyclamen europaeum, Apo- 
soeris foetida (bereits abgeblüht), Melampyrum silvaticum, Gentiana 
cruciata -— letztere auch an Ackerrändern —; auf Grasabhängen 
zog sich Moehringia muscosa herab; auf Bergwiesen stand häufig 
Laserpitium latifolium, Ononis repens, Astr agalus glycyphyllos. Eine 
Zierde der Gegend sind die Linden, von denen einige ein Alter von 
200 und mehr Jahren der Angabe der Landleute nach zählen; sie 
sind meist zu zwei gepflanzt. Dr. Rauscher. 


Innsbruck, am 10. November 1874. 


Während aus den meteorologischen Notizen der Journale zu 
ersehen ist, dass über den Städten der Niederungen wochenlange 
dichter Nebel lagert, erfreuen wir uns des herrlicksten „Altenweiber- 
sommers.“ Vom 25. Oktober bis heute, 10. November, also durch 
17 Tage, war der Himmel, der sich über unsere Berge wölbt, ganz 
ungetrübt, tiefblau, und die fast unbewegte Luft von seltener Rein- 
heit. In Folge der kräftigen Insolation ist der am 24. Oktober bis zu 
5000 Fuss herab gefallene Schnee an den südlichen Lehnen wieder 
bis zu 9000 Fuss geschwunden, und es wurden von Innsbruck aus 
in den letzten Tagen noch zahlreiche Bergpartien ausgeführt. Ich 
selbst bestieg am 2. November vom Achensee aus den 6500 Russ 
hohen Gipfel des Unnutz und am 8. November die Kuppe des 7000° 
hohen Blasers bei Trins im Gschnitzthale und zwar zu dem speziellen 
Zwecke, um über die merkwürdige Erscheinung der höheren Tem- 
peratur in den oberen Regionen (die sich alljährlich um diese Zeit 
wiederholt) einige Untersuchungen anzustellen. In dem Höhengürtel 
von 3000-5000 Fuss, der sich ganz besonders einer durch lokale 
Luftströmungen veranlassten erhöhten Temperatur erfreut, zeigten 
sich neben zahlreichen Nachzüglern auch nicht wenige proleptische 
Blüthen, zumal von Gentiana acaulis, G. firma und G. verna, Poly- 
gala Chamaebuxus, Hippocrepis comosa, Primula elatior u. dgl. — 
Als ich in dunkler Nacht vom Unnutz zum Ufer des Achensees her- 
abstieg, traf ich in dem Buschwerk der Erica carnea noch mehrere 
leuchtende Lampyris noctiluca! Kerner. 

Prag, den 12. November 1874. 

Zum Jahresschlusse erlaube ich mir Ihrem Leserkreise anzu- 

zeigen, dass auch heuer zwei interessante neue Arten in Böhmen 


594 


gefunden wurden. Der glückliche Entdecker von beiden ist Herr Karl 
Polak, ein sehr eifriger und kenntnissreicher junger Botaniker, der 
auch den Theilnehmern Ihres Tauschvereines wohl bekannt ist. Die in 
Rede stehenden Pflanzen sind Ceterach officinarum Willd. (Grammitis 
Ceterach Sw.) und Samolus Valerandi L. Beide habe ich in Gesell- 
schaft des Herrn Poläk an ihren Standorten selbst aufgesucht. Ceterach 
wächst, obwohl sehr spärlich, in Felsenritzen des Basaltkegels Rip 
oder Georgenberges bei Roudnie auf dessen Südostseite gegen Ctinoves 
zu. Herr Polak fand zuerst ein einziges, aber fruktifizirendes Exemplar ; 

auf unserer gemeinsamen, noch von zwei Herren frequentirten Exkur- 
sion gelang es uns, abermals nur ein, jedoch steriles Exemplar auf- 
zufinden, welches wir schonend stehen liessen. Die grosse Hitze jenes 
Tages verhinderte uns übrigens, die steilen Felsparthien so eingehend 
abzuforschen, als wir es sewünscht hätten, möglicher Weise verbirgt 
sich das kleine lichtscheue Farnkraut in den höheren, schwer zugäng- 
lichen Felsabhängen noch hin und wieder, dürfte aber immerhin nur 
spärlich vorkommen. Dieser Standort ist ein sehr isolirter, einigen 
zerstreuten Standorten des mittleren Deutschlands (Fichtelgebirge, 
Jena, Halle) am meisten analoger; die Art fehlt bekanntlich in Schle- 
sien, Mähren, selbst in Niederösterreich, und tritt erst wieder in Süd- 
Tirol, Südkrain, im südlichen Ungarn und Siebenbürgen auf. Die Frage, 
ob dieser Farn am Rip ein alter Ueberrest oder ein neuerer Ansied- 
ler ist, möchte schwer zu entscheiden sem. Erwähnt sei noch, dass 
wir unter Anderem auch das seltene Hypericum elegans Steph. auf 
dem Gipfel des Berges ziemlich zahlreich antrafen, wo es vor uns 
bereits einmal Herr Winkler fand. Ausserdem begegnete uns auf einem 
Felde vor Ctinoves eine Fumaria, die ich auch aus der Nähe Prags 
kenne und die möglicherweise eine neue Art darstellt, die ich aber 
nächstes Jahr noch weiter verfolgen will. Die F. Schleicheri Soy. 
Will. ist es nicht, welche um Prag sehr häufig ist, von mir wie von 
Anderen aber früher mit F, Vaillantü Lois. zusammengeworfen wurde. 

Samolus Valerandi habe ich in meinem Prodromus, dessen dritter die 
Eleutheropetalen umfassender Theil bereits fertig gedruckt ist und bald 
erscheinen wird, nur mit Fragezeichen aufführen können, denn auf 
den Kommerner Seewiesen bei Brüx, von wo angeblich Haenke’sche 
Exemplare mir vorliegen, hat ihn in neuerer Zeit Niemand wieder 
aufgefunden. In Pohl’s Tentamen finden sich aber noch folgende 
Standorte: „Elbufer bei Stefansüberfuhr, um Kell, Obristoi, Podebrad, 
Krinec* verzeichnet, welche ich grundsätzlich Can den zweifelhaften 
alten Kram nicht fortzuschleppen) mit Stillschweigen überging. Nun 
liegt aber wirklich der neu entdeckte Standort in der Nähe der drei 
erstgenannten Orte, aber doch noch über eine Stunde von ihnen und 
vom Elbufer entfernt, nämlich an der Kralup-Neratovicer Zweigbahn 
bei Onzie gegen Netreb zu. Es ist somit wahrscheinlich, dass sich 
jene nach modernen Begriffen ungenauen Angaben in Pohl’s Flora 
sämmtlich auf den von Herrn Poläk neu ausgemiltelten Standort be- 
ziehen. Dort wächst der Samolus in den längs des Bahnkörpers ge- 
legenen Sümpfen und Gräben, welche wohl nur Ueberreste ehemals 
ausgebreiteterer Sümpfe sein mögen, ganz massenhaft und stellen- 


395 


weise sehr üppig (über 1'/, Fuss hoch). Der sumpfige Lehmboden ist 
jedenfalls salzig, denn er beherbergt eine mehr oder minder ausge- 
sprochene Salzflora, nämlich ausser Samolus die dort viel spärlicheren 
Glaux maritima, Melilotus dentatus, Scorzonera parviflora, Lotus 
corniculatus var. tenuifolius, Tetragonolobus siliquosus var. maritimus, 
Spergularia salina Presl (genuina), Seirpus Tabernemontani Gmel. 
Gegen Neratovic zu fanden wir auch Althaea officinalis in etlichen 
Exemplaren, eine in Böhmen ausserordentlich spärliche, an den zwei 
anderen Standorten (Srpina bei Brüx und Pod&brad) wie es scheint 
bereits ausgegangene oder ausgerottete Art, die wir bei Neratovie 
auch pietätsvoll stehen liessen. Von manchen anderen interessanten 
Funden unseres Exkursionstages sei noch besonders Jurinea cyanoides 
bei Neratovic auf Sandboden erwähnt, die bisher nur bei Raudnie 
bekannt war. Die hier erwähnten Standorte und deren Flora gehören 
noch in den Rayon der Prager Umgegend, welche hiedurch einen 
ansehnlichen Zuwachs an Pflanzenarten erhält. L. Celakovsky. 


Breslau, 3. November 1874. 


Das früher für eine spezifisch westdeutsche Pflanze gehaltene 
Epilobium Lamyi F. Schz. ist im letzten Sommer sogar in Schlesien 
aufgefunden worden und zwar, allem Anscheine nach im Zusammen- 
hange mit den Standorten im nordöstlichen Böhmen, durch den fleissigen 
und scharfsichtigen Apotheker E. Fick bei Friedland in der Nähe der 
böhmischen Grenze. Für zwei erst im vorigen Jahre für unser Gebiet 
entdeckte Arten wurden in diesem Jahre bereits neue Standorte nach- 
gewiesen, für Scolopendrium vulgare Sm. (Moisdorfer Schlucht bei 
Jauer, leg. F. W. Scholz) und für Orobanche CirsiüFr., die Fick sen. 
in Menge auf Cirsium palustre und C. oleraceum im Bienwalde bei 
Bolkenhain auffand. — Von ande eren in Schlesien selteneren Arten 
wurden beobachtet: Rosa alpina X tomentosa in einer ausgezeichnet 
klaren Mittelform am Storchberge bei Görbersdorf (Strähler); Carex 
Ohmülleriana ®. F. Lang im Gebüsch der Nacinnawiesen bei Rybnik 
(Trautmann), der dritte schlesische Fundort! Veronica prostrata L. 
Kolberei bei Friedland (Fick); Sorbus torminalis Cr. am Janusberge 
bei Klonitz unfern Jauer, blühende Bäume (in Schlesien sonst im 
wilden Zustande sehr selten blühend!), zuerst von Zimmermann aus 
Striegau gefunden; Thesium pratense Ehr., Haselbach bei Landshut 
(Höger) ete. Uechtritz. 


— 





Personalnotizen. 


— Berthold Stein (bisher am botanischen Garten in Berlin 
beschäftigt) wurde zum bot. Gäriner an der Innsbrucker Universität 
ernannt. 

— Dr. V. Borbäs, Prof. in Pest hat sich für die Dauer des 
laufenden Schuljahres nach Berlin begeben. 


396 


— Dr. Heinrich Wawra Rilter v. Fernsee, Linienschiffsarzt 
in Pola, wurde zum Marine-Stabsarzte befördert. 





Botanischer Tauschverein in Wien. 


Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Rauscher mit Pflan- 
zen aus Oberösterreich. — Von Herrn Wiesbaur mit Pfl. aus Nieder- 
österreich. — Von Hrn. Plosel mit Pfl. aus Schlesien. — Von Herrn 
Spiess mit Pfl. aus der Schweiz. 

Sendungen sind abgegangen an die Herren: Marchesetti, Lodny, 
Dr. Rauscher, Dr. Reuss, Churchill, Joad, Karo, Krenberger. 


Aus Niederösterreich: Allium flavum, A. rotundum, Ama- 
ranthus retroflexus, Anthemis Neilreichiü, Atriplex laciniata, A. ta- 
tarica, Cyclamen europaeum, Iris variegata, Lysimachia punctata, 
Muscari comosum, M. tenuiflorum, Ophrys Arachnites, Veratrum ni- 
grum u. a. eing. von Wiesbaur. 


Aus Oberösterreich: Carex alba, C. firma, C. tenuis, Dian- 
thus deltoides, Impatiens parviflora, Primula elatior, Rhododendren 
hirsutum, Scabiosa lucida, Specularia Speculum, Valeriana celtica, 
Willemetia apargioides u. a. eing. von Dr. Rauscher. 

Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zn 
6 fl. (4 Thlr.) abgegeben werden. 





Berichtigung. 


Seite 352, Zeile 28 von Oben soll statt „Geruhung“* heissen: 
„Gewährung.“ 





Inserat. 


Im Selbstverlage des Dr. Baenitz in Königsberg i. Pr., im Kommissions- 
verlage von Braun und Weber in Königsberg i. Pr. und Dulan et Co. ın 
Jondon (Soho Sq. 37) ist soeben erschienen: 


Baenitz, Herbarium Europaeum, 
(Lief. XXH—XXIV, 385 Nummern, darunter 155 Nord- und Südeuropäer.) 


Folgende Gattungen und Familien fanden bis jetzt besondere Berücksich- 
tizung: Garex, Characeen, Equisetaceen, Filices, Hieracium, Potamogeton, Poten- 
tilla, Rosa, Rubus, Scleranthus und Viola. — Verzeichnisse stehen zur Verfügung. 





Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, 
Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (BE. Salzer), 


Inhalt, 


I. Gallerie österreichischer Botaniker. 
Seite 


18;. August: Kanitz. (Mit: einem; lithogr,, Porträt... ausunı% +» - # nannte 


II. Original-Aufsätze. 


Antoine, Fr. — Ueber Eucalypti-Anpflanzungen . . ».........309 
Bochkoltz, W.Ü. — Ce u L., vulgaris, bicapitatus, biaristatus 
und setaceus 3 
Borbas, Dr. \. — Zur Flora von een : nr: - 
Celakovsky, Dr. Lad. — Phytographische Beiträge . . . a 
— — Ueber den Aufbau der Gattung Trifolium. (Mit 5 Abbild) . Ba ar 
— — Ueber die Cupula und den Cupularfruchtknoten. (Mit 5 Abbild.) 
Dedecek, Josef. — Botanische Beobachtungen im J. 1873 . 
— — Zur Flora von Südböhmen . Ä 
Focke, Dr. W. 0. — Die W en Co: Baus ir ie - 
F'reyn, J. — Literaturberichte ER 
Freyn )J. et V. de Janka. — mern ae ü PEN 7 
Gremblich, P. Julius. — Die Formenreihe der Alpenrosen der Rotte 
Eurkodendronsu LIE 02, 2 ven oT em ee 
Grundl, Ignaz. — Josef Dorner ... . . 64 
Haberlandt, Gottlieb. — Ueber die N eisung un na im ne 
BEWENO il slıd ET er.) 
Halacsy, Dr. Eugen v. — En im iR 1873 gefundene Standorte der 
RIOrSsrljetlerosfenreichs 00 ma ie 0a aa ee 
Hazslinszky, Friedr. — Literaturberichte . . . - en =. 
Heidenreich, Dr. — Das Artrecht der Salix Beides wi IM... . 325 
Bibsch, J. E. — Beiträge zur Flora Yon Wien.» .: 2... .2..2...1R 
Hoenmie, Alphons. Literaturberichte. . . .. . „aa salıus.k ‚sl-ner- need Ag 
= Schevamtlas-Arten, „5 ua os rei ee 


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Holuby, J. L. — Eine neue COuseuta „ » 2 2.00 Non 2.3690 
— — Literatürberichte =... . : - sun 80-200 Be 
— — Scleranthus-Arttn . .».... ee A a 65} 
— — Zur Kryptogamenflora von Ns. Podhra EENERUER  E 310 
Kemp, Dr. Heinrich. — Nachträge zur Flora des Tigchieesf von Vorarl- 
ber zes er Rn 9 0 
Kerner, Dr Anton. — Die Vebetähionsverkälliree des mittleren und öst- 


lichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens 18, 45, 85, 114, 
149, 182, 210, 30%, 339, 380 
— '="Floristische‘ Notizen 28.00 N IE EB 
— — Biteratürberichte . a 2m 12 nr EReR Ep 
— — Novae plantarum species . . - EHESTEN 7208 
— — Ueber einige Pflanzen der ee Aion ee ar 
Kerner, Josef. — Beiträge zur Flora Niederösterreichs . . 165, 204, 271, 337 
— — Salix Fenzliana A. Kerner in Fruchtblüthen. . .. . . 370 
Mikosch, Karl. — Ueber ein neues Vorkommen von Zwil husep le 269 
Oborny, A. _ Beiträge zur Flora des südlichen Mährens . . . 180, 208, 377 
Pandiö, Josef. — Botanische Bereisung von Montenegro im J. 1873... . 82 
Pantocsek, Josef. — Phytographische Mittheilungen. .. » 2... ..140 
—.,—Seler anthus-Artten "HT ENTIDE N NER EI SE 
Reichardi, Dr. H. W. — Literaturberichte . . 126, 159, 193, 250, 235, 392 
Sauter, Dr. F. — Beiträge zur Laubmoosflora von Nordtirol . . . . 185, 197 
Schlosser, Dr. J. ©. — Das Kalniker Gebirge . . . . . 216, 244, 275, 315 
Strobl, P. Gabriel. — Kurzer Bericht über meine Reise nach Sizilien . . 27 
— — Ueber die Scleranthen des Aetna und der Nebroden . .. .... 69 
Tauscher, Dr. J. A. — Zur‘ Flora:von Ungarn). . „Un 2. BER E20G 
zreuinfels, L.. — Cirsium Benacense ". . : - > a 0 ae Sur Ber Eee 
Uechtritz, Ru 'olfv. — Floristische Bender el oil re Bas 
— — Floristische Mittheilungen, zumeist die Flora Shdkpanien‘ betreffend . 133 
— — Hieracium calophyllum . . . » - 3 ir NE 
— — Notiz über Calamintha aethnensis Strobl Bu - 30 

Val de Lievre, Anton. — Beiträge zur Kenntniss der Karte lagech der 
Flora Tridentina . . . ee ei ne ST EEE 50, 110, 477 
Vogl, Dr. A. E. — ik ratukorienie ee be ae neuen te, A 
Wiesbaur, J. — :Litöräturberichte 4.12. „U. 90. Ser pe 
— — Phytographische Studien... . » . 108 

Wiesner, Dr. J. — Kleinere Arbeiten 4 Sitdnzensinihe Tnsesıkte 
der Wiener Universität . . .... en 9 DI OOHG 
— — Literaturberichte . . .. . AR ee OR IE 
Winkler, Moritz. — en an En Eee 2 


III. Correspondenzen. 


Aus Athen -von Dr. Landerer . - . „.. „il armnlemniis, ic 
„ Bayreuth in Baiern von Br. Thumb, ee AIR 287 





399 


Seite 


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Falkenberg in’ Schlesien von Plosel ... +»... 2: 2 2.0.2.0. ....I464 
Giesmansdorf in Schlesien von Winkler . ». 2.2... en ET 
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Kalksburg in Niederösterreich von W ehr >. 63,, 160,228, 00 
Bis Berenne’ in. Ungarn: von;Dr. Borbas 4... 5... 2... 2208 
Klagenfurt von Krenberger . ... a See ar 1a A 
Langenlois in Niederösterreich von er a 


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Nagy Enyed in Siebenbürgen von Csatö ... .. . 2 2... =. .22% 
NNS., Podhrad.in: Ungarn von; Holuby' .., „os >00... 02-1 ...2.208 324 
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Petroseny in Siebenbürgen von Csatd 2 ale aha ae ee 
Prag von Dr. Celakovsky ee le ens een ee ge ee ee 
Reichenberg in Böhmen von Siegmund ...... 0... .2.2..428 


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BraGoarzamı klein, von Herpall;is... 2.0042: 200 Se uw Dee 


Str Gothard in Siebenbürgen: von Janka". .. . ... 05.0 200 2010 


Nerespatak in, Siebenbürgen’ von Gsat6 „u... 8: an a a 
Re er e e  e ae 
DROIEKAUNIAFSACHSEN, VORHÄTT ZU ES 2 5 a ee ee a ee 


IV. Stehende Rubriken. 


Personalnotizen . » . . .33, 65, 99, 128, 162, 195, 225, 257, 288, 353, 395 
Vereine, Anstalten, Unternehmungen . 34, 66, 129, 162, 226, 257, 289, 321, 354 
BER AIScleS. 229 In ae ee HT RN na ea 


ZELTE 1272) PR Er Eu £ srl Eee 
Botanischer Tauschverein in Wien 35, 68, 99, 133, 163, 195, 228, : 


... 34, 99, 163 


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