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Full text of "Orientalistische Literaturzeitung"

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Orientalistische 
Litteratur-Zeitung. 



Hcrftus|;Hf;ebeii 



F. L Peiser. 



Erster Jahrgang 
1808. 



Berlin. 

Wolf Pri.rr VitUh 



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Orientalistische 



Litter atur-Zeitung 



Herausgegeben 



von 



F. L Peiser. 



Erster Jahrgang 
1808. 



Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



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Unveränderter Nachdruck der Originalau^be 



ZENTRAL-ANTIQUARIAT 
DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK 

LEIPZIG 196? 



VEB Reprocolor III/18/6 Ag 509/157/67 



Inhalts-Verzeiehnis. 



Die orientalische Altertomsfbrsohunff im 
preoBsischen Landtag 

Die letsten Atiflffrabiiiiffaresiiltat« von 
Flinden Petrie (Referat von W. Max 
MüUer) 

Die Völker des alten Orients im deatsuhen 
Gesohiohtaantenioht 

Die Dentsehe Orient-OasallBoliaA . . . 

OrientalistiBohe Seminare 

Ist ein Unterricht in Orientalischen Sprachen 
an teohniaohen Hochsohnlen wün- 
schenswert 

Zar Traneeoriptioneflraffe 

Die Verwertonff wissenschaftlicher Ergeb- 
nisse 

Was wir wollen 

Zum Jflklireseohlnfla 



Ido 



185 
129 
198 



278 
97 

86 

1 

406 



M. Cantor, Die mathematischen Pi^iiyms- 

fragmente Ton Kahnn 806 

M. Hartmann, Die Arabistik-^Reformvor- 

schl&ge 888 

G^orff HtUdnff, Iteration im Elamischen. 

I. n 174. 384 

— Nen Elamisches 801 

Q. Blampflkneyer, Ein Plan xur Grflndnng 

einer historischen Gesellschaft in Syrien . 104 
Mark Lidibareki, Eine phOnikische Inschrift 

aus Antaradns 9 

W. Maac Müller, Die Ältesten Anfftnge der 

>tischen Geschichte 101 

I 176 

— Der Gott Sntech 196 

•— Znr G^eschichte der ältesten ägyptischen 

KOniffe 842 

— . Dasßnmnr Bibaddi's in einem ägyptischen 

Text 881 

O. Mlebuhr, Znm historischen Ehrgebnis der 

SendschirU-Tezte 846. 876 

F. B. Peiaer, Aus dem kaiserlidi-ottomani- 

sdlien Mnseom in Konstantinopel ... 6 

— ISne Kollation der in Gizeh aufbewahrten 

TeU El-AmaniarTafehi . . 186. 196. 274. 804 

W. Spiegelberg, Zu dem Stein von Hiera- 

conpolis 288 

F. Tlrarean Dangin, Dungi roi dlJr et ses 

sucoasseurs 161 

▲. WIedemann, Zwei ägyptische Statuen 

des Museums lu Leiden 269 

Hogo Winokler, Die sfidbabjionischen Dy- 
nastien 288 



WissensehafU. Fragen und Antworten« 

1 Siegelring, Peiser 89 

n H. Windder (über Tel-Amama 86) . . . 88 
n Antwort auf Windeier O.L.Z. 88 von W. 

Max MOUer 168 

in G. F. Se^bold, Die erste Inschrift aus den 

alten Rumenstfttten Südafrikas .... 228 

Antwort su HI von W. Max MüUer .... 261 

Antwort zu I v. I. Halevy 298 

IV H. Winckler, Anfi-age über Mati.il ... 288 
Antwort su IV ▼. P. E. Peiser 328 

V H. Winckler über den Hahn bei Pseudo- 

luoian de dea Syra 828 

VI 0. Niebuhr über galmi^jati in dem Tel- 
Amamabrief L. 81 (Winckler 162) .. . 868 



Personallen. 

Lincke t 224 

Ebers t 294 



Hlttellnngen. 

Aegyptisches (über Loret und Silva White) 
▼. A. W 

T. K. Oheyne, The name Kadesh in the Old 
Testament 

Denkschrift betreffend den Fonds sur Förderung 
altorthumswissenschaftlicher Arbeiten in 
E^gypten 

G. Hüsmg, Geographisches 

W. Max Müller, Die letsten Entdeckungen in 
Hierakonpolis 

— Zum Salaümd von Kuma 

Aus dem Bericht des iglL Museums zu Berlin 
(1. Juli — 80. September 1887) 

W. Spicffclberg, Zu dem Salafund von Quma 

Die »ü£urabiMhe Expedition der Akademie 
der Wissenschaften in Wien 

A. Wiedemann, Zum Grabe Thutmosis' UI. . 



19K 
188 



406 
360 

217 
222 

90 
269 

861 
267 



Bespreehnngen. 

Ausgrabungen in Sendschirli IL Besprochen 
Yon Paul Rost 

Rena Basset, Les manuscrits Arabes de la 
Zaourah d'El Hamel. Besprochen von 
Martui Hartmann 

Ben^ Basset, Legendes Arabes d'Espagne. 
Besprochen von Martin Hartmann . . . 

Ren^ Basset, Le tableau de OA^yersion 
arabe d^Ibn Miskaoueih. Bespr. v. M. 

^^Ji^OHH 



197 

111 
201 



- m - 



C. Bezold, Catidog[ae of the ouneifonn tableti 
in the Koinonigik OollectioiiB of the British 
Museum. Bespr. y. Hugo Winokler 52. 69. 107 

F. W. y. Bissing, Die stanstische Ti^el von 

Karnak. Besprochen y. W. Max MtOller . 177 

Carl Brockehnann, Geschichte der arabischen 
Litterator I. 1. Hälfte. Bespr. y. M. 
Hartmann 260 

Carra de Vauz, L'Abr^ des Meryeiüe«. 

Bespr. y. C. F. Seybold 146 

I). Ghwolson, Nestonanische Grabinschriften 

ans Semiijetschie. Bespr. y. Fr. Schwdly 201 

Cimeiform Texts from babylonian Tablets etc. 
in the British Mnsenm I II. Beepr. y. F. 
E. Peiser U 

l?V. Delitssch, Ex Oriente lax. Bespr. v. F. R. 

Peiser 210 

— Die Entstehong des ältesten Schrlftsystems 
oder der Ursprung der KeilschriftKeichen. 
Bin Nachwort Bespr. yon F. E. Peiser . 211 

Moritz Dayid, Das Targum Scheni. Beif^r. y. 

Ed. KOni^ 241 

(i. Ebers, Die Körperteile, ihre Bedeutuug und 
Namen im Altägyptischen. Bespr. yon A. 
Wiedemann 402 

Egynt Handbook for trayellers. K. Bädeker. 

Bespr. y. W. Max Müller 143 

Egypt Research Account for 1896. Bespr. y. 

W. Max MflUer 360 

Eidenschenk (und) Goheu-Solal, Mots usuels de 

la langne arabe. Be^r. y. G. Kampflbejer 242 

W. Frankenberg, Die Sprüche. Bespr. y. Bd. 

König 386 

Gesammelte Au&ätze, Festschrift fOr Baron 
Victor RomanowilBch Rosen zum 18. No- 
vember 1897. Bespr. y. Paul Rost ... 138 

Eduard Glaser, Zwei Inschr. über den Damm- 

bnich von Mareb. Bespr. y. H. Winckler 19 

F. LI. Griffith, Wills in ancient E^t. Be- 
sprochen V. A. Wiedemann 86 

F. U. Gririth, Archaeoloffical Report of the 
Egypt Exploration fnnd for 1896--97. Be- 
rorochen von W. M. Müller 

E. Härder, Arabische Konversationsnammatik 
und Schlüssel dasu. Bespr. vTc. F. Sey- 
bold 

M. Hartmann, Metrum und Rhythmus. Bespr. 

y. Hubert Grimme 398 

Kurt Hassert, Das Fürstentum Montenegro. 

Bespr. von Martin Hartmann 146 

H. V. Hilprecht, The Babylonian expedition 
of the university of Pennsylvania. Series 
A IX. Bespr. v. Paul Rost 

R. A Hofifmann, Was versteht mau untei* 
wissenscbafUicher Bibelforschung. Bespr. 
v. F. E. Peiser . . . . 

J. HorovitE, De Wäqidii libro qui Kitäb al 
Ma^ inscribitur. Bespr. v. C. F. Seybold 

G^org Jacob, Altarabisches Beduinemeben 
nach den Quellen geschildert Bespr. yon 
G. Kampflbieyer 206 

Hubert Jansen, Verbreitung des Islams. Be- 
sprochen y. Martin Hartmann 88 

Morris Jastrow, The wei^ and ffeminative 
verbs in Hebrew by Qa^jü^. Bespr, von 
Bd. König 203 

H. Jehlituchka, Türkische Konyersaüons-Gram- 
matik, und Schlüssel dasu. Besprochen 
von C. F. S^bold 181 

P. Jensen, Hittiter und Armenier. Bespr. y 

L. Messerschmidt .,...:... 887 

Hans Karbe, Der Marsch der Zehntausend 
vom Zapates lum Phaiis-Arazes. Bespr. 
y. A. BiUerbek . 



Handbuch 

Testament 

V, der Prophet Jesaia von A. Dillmann, 



R. Kittel, KurzgefiMstes ex< 

zum alten Handbuch zum alten Testament 



16 



278 



362 

86 
368 



V, aer rTopnec «lesaia von a. Jirmmann, 
6. Aufl. y. R. K. Besprochen von Hugo 
Windder 

August Klostermann, Ein diplomatischer Brief- 
wechsel aus dem zweiten Jahrtausend vor 
ChristL Bespr. v. F. E« Peiser . . . . 

0. E. I^dberg, vergleichende Grammatik der 
semitischen Sprachen. I. Lautlehre: A. 
Konsonantismus. Besprochen von Hubert 
Grimme 

Victor Loret, Le tombeau d'Amenophis II et 
la cachette ^JT^le de Bibftn-el-Molouk. 
Bespr. y. A. medemann 

J. Meinhold, Jesaia und seine Zeit Bespr. v. 
C. Niebuhr 



276 



118 



HI8 



De Morgan, Reoherches sur les Originos de 
FjSifnrpte n. Bespr. v. W. Max Müller . 
D. H. MUler und J. v. Schlosser, Die Haggadah 



von Sarajewo. Bespr. v. M. Steinschneider 
0. Pautz, Muhammeds Lehre von der Offen- 
barung quellennülkBsig untersucht. Bespr. 

v. C. F. Beybold 

W. M. Flinders Petrie, Six temples at Thebes 

Bespr. y. W. Max Müller 

W. M. Flinders Petrie, Deshasheh. Bespr. 

y. W. Max Müller 

Franz Prfttorius, üeber den rückweichenden 

Accent im HebiAischen. Bespr. y. Hubert 

Grimme 

J. V. Prtfek, Forsohmigen zur Gesehiohte des 

Altertoms L Benr. y. Hugo Winckler . 
— FOTschungen zur Geschichte des Altertums 

n. Bespr. v. H. Winckler 

G. Siegfried, Prediger und Hoheslied. Bespr. 

v. fl. Winckler 

Albert Sodn, Zur Metrik einiger ins Arabische 

übersetzter Dramen Moli^'s. Beqnr. v. 

Martin Hartmaon 

C. Steuemagel, Das Deuteronomium. Bespr. 

v. Ed. Künig 

Eduard Stucken, Astralmythen der Hebräer, 

Babylonier und Aegypter. I n. Bespr. 

von Carl Niebuhr 

Stumme, Nordwestafrika. Bespr. von Martin 

ff ftrfcf qfinfi 

F. Thureau Dangin, Reoherches sur roriffine 
d'toriture cunäiforme. Bespr. von Hugo 
Winckler 

Ernst Trampe, Syrien vor dem Eindringen 
der Israeliten. Bespr. v, C. Niebuhr . . 

L. Uhry, Die Schollen des Gregorins Abulfrtfag 
Barnebraeus zur G^esis ICi^itel 21—60. 
Bespr. von J. Zolinski 

Paul Vetter, Die Metrik des Buches lob. Be- 
sprochen v. Hubert Grimme 

Aug. Vogel, Der Fund von Tell-Amama und 
die Bibel Bespr. y. C. Gebühr .... 

Wiesand, Die naoonalen Bestrebungen der 
BalkanyOlker. Bemr. v. Martin Hartmann 

Heinrich Zünmem, Vergl. Grammatik der 
semitischen Sprachen. Bespr. v. Hubert 
Grimme 



213 
160 

78 

aus 

896 
246 
247 

26 

38 

395 

313 

49 
327 

114 
14Ö 

394 
183 

324 
281 
249 
145 

46 



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ZeltsehilflenMluMi. 

>t Kurier 19. 8. 96 No. 4. 

1898 XXXV 9 No. 6. 1898 XXXVI 1 No. 9. 

The Am. and Gr. Jonm. 1898 XX 4 No, 11. 

L'Antfaropologie IX Ne. 18. 

Arohiv f. An&rop. 1898 XXV 4 No. 11. 

Archiv l Philoeopliie IV S No. 8. 

Archiv £ Relgw. »« i H«. ft. t No. 10. S No. 18. 



— IV — 



B. A. 1888. ni No. 4L 

Ber. 0. d. Verhlg. S&chs. G. il. W. 1897 II No. 4. 
Bessarione (Rom) 1898 No. 11. 
Bonner Jahrbücher 1898 102 No. 7. 103 No. 12. 
The dasncal review 1898 Xn 7 No. 11. 8 No. 12. 
Gpmptes renduB 1897 Sept.-Oct. No. 2. 1898 Mai-s- 
AvrUNo.9. Mai-JainNo.ll. Juület-Aoüt No. 12. 
Gorr..Bl. Anthr. 1898 2 No. 3. 3 No. 5. 4 5 No. 7. 
Deutsche Litteratorztg. 1898 16 No. 6. 21-25 No. 

7. 26—27 No. 8. 31—32 No. 9. 33-36. 40-42 
No. 11. 43-48 No. 12. 

Denteches Wochenblatt 1898 21 No. 7. 

The engl histor. review XU 3 No. 9. XIU 52 No. 11. 

The ib^odtor 1898 XXXIX No. 4. Augost No. 11. 

The ge<Mpraph. Journal 1898 XI 6 No. 7. 

(leogr. Zeitechrift IV No. 8. 

Giomale della Societä Asiatica italiaiia XI 1898 

8. 73 No. 11. 

Gott gel Anzeigen 1898 10 No. 11. 11 No. 12. 

Hermes XXXUI 1 No. 4. 2 No. 6. 

Historische Vierte^jahrsschrift 4 No. 12. 

Jahreeber. d. österr. arch. Inst. L No. 12. 

The Jewish Quart Rev. X 38 No.'4. 40 No. 9. 

The Imp. and Asiat. Quart. Rev. VI No. 9. 

The Incuan Antiquary M^ No. 12. 

IndogeznL Forschungen Dl 1, 2 No. 8. 

J. A. X 2 No. 2. 3 No. 3. 1898 2 No. 7. 3 No. 11. 

J. R. A. 8. 1898 No. 1 July No. 8. October No. 11. 

The Joum. of Hell. stud. 1897 Apr. No. 2. 1898 

1 No. 10. 
The Journal of Phü. 1897 50 No. 4. 
Journal des Savante 1898 Febr. No. 5. Mai Nu. 7. 

October No. 12. 
Der Katholik 1898 2 No. 12. 
Leopoldina 1898 XXXIV 9 No. 11. 10 No. 12. 
Litterar. Zentralbl. 1898 15/16 No. 5. 19 No. 6. 

21—26 No. 7, 26 No. 8. 29—32 No. 9. 36, 36, 

41, 42 No. 11. 43, 46-48 No. 12. 
Al-Machriq 1898 1—3 No. 2. 4 No. 3. 5, 6 No. 

4. 7, 8 No. 5. 9, 10 No. 6. 11, 12 No. 7. 13, 

14 No. 8. 16, 16 No. 9. 17, 18 No. 10. 19. 20 

No. 11. 21, 22 No. 12. 
Mem. d. Accad. dei Lincei 1898 8. 169 No. 11. 
M^m. Soc. Lüig. 1897 X 2 No. 3. 1898 3 No. 7. 4 

No. 8. 6No. 11. 
Mitt. d. k. D. Arch. Inst. Ath. XXIU 1 No. 8. 
Mitt d. geogr. Ges. Wien 1898 3, 4 No. 7. 
Mitteil. u. Nachr. d. D. Palest. Ver. 2—5 No. 12. 
Monatsschi*, f. G. u. W. d. Judent. 1898 5, 6 No. 7. 

7 No. 8. 8, 10 No. 11. 11 No. 12. 
N. d. k. G. d. W. zu GOttingen 1898 1 No, 8. 
Neue kirchL Zeitachr. IX 7 No. 8. 11, 12 No. 12. 
Neue philoL Rundschau 24 No. 12. 
The numism. chronicle 1898 II Nu. 8. III No. U. 
Oeeterr. Monatsschr. f. d. Orient 1898 7 Nu. 8. 
Palestine explor. fand 1898 July No. 9. October 

No. 11. 



Petermanu'b Mitteilungen XI 261 und Erg. -Heft 

No. 126 No. 12. 
Phüologus 1898 2 No. 6. 
P. 8. B. A. 1897 Dec. No. 2. 1898 Jan. No. 3. Febr. 

No. 4. 3, 4 No. 8. 6 u. Appendix zu 1897 No. 12. 
The Quarterly Review 1898 July No. 11. 
Recueil XX 1, 2 No. 5. 3, 4 No. 11. 
Rendic. d. r. a. d. lincei 1 No. 6. 
Revue Arch^ologique 1898 Jan. -Febr. No. 5. Mars- 

Avril No. 7. 
Uovue critiquo 1898 10 No. 5. 21, 23 No. 7. 24 

bis 27 No. 8. 29—30 No. 9. 40, 41, 42 No. 11. 

46. 47 No. 12. 
Revue des ^tudes Juives 1897 70 No. 4. 1898 1 

No. 8. 73 No. 12. 
Revue de l'hist. d. r^lig. XXXVI 2 No. 9. 
Revue uuniismatiquc 1898 2 No. 9. 
Revue de TOnent Latin 1897 1, 2 No. 3. 3, 4 No. 11. 
Revue des quest. bist. 1898 127 No. 9. 
Revue semitique (R. 8.) 1897 1^4 No. 1. 1898 1 

No. 3. 3 No. 10. 2, 4 No. 11. 
Revue de l'Univ. Brux. IV 2. Nov. No. 12. 
Rheinisches Museum 1898 3 No. 8. 
Sapiski I 7 No. 8. 

Sitz. Pr. Ak. W. 1898 XXIÜ No. 7. 
Sb. A. W, z. München 1897 III No. 6. 
Sonntagsb. d. Voss. Ztg. 1898 24—28 No. 7. 
Sphinx n 1 No. 3. 

Stimmen aus Maria-Laach 1898 2 No. 3. 
Theol. Litt.-Zt«. 1898 13 No. 7. 14, 16 No. 9. 17, 

22 No. 11. 23 No. 12. 
Theolog. Quartalsschrift 1898; No. 4. 1899; No. 12. 
Theol. Stud. (holländ.) 1898 3 No. 8. 
Theol. Stud. u. Krit. 1899 1 No. 11. 
Der Urquell 1898 1, 2 No. 5. 3, 4, 5, 6, 7, 8 No. 8. 
Verh. Ges. Erdk. 1898 1 No. 5. 
W. Z. K. M. 1897 1—3 No. 1. 4 No. 3. 1898 1 

No. 6. 2 No. 11. 
Winckler, Altor. Forsch. F. 2. Reihe 1. 1898 1—3 

No. 10. 4 No. 12. 
Wochenschr. f. klass. Phil. 1898 20 No.6. 46 No. 11. 

49 No. 12. 
Z. A. 1897 1, 2, 3 No. 4. 4 No. 8. 1898 1 No. 11. 
Z. A. T. W. 1897 No. 1. 1898; No. 3. 2 No. 10. 
Z. D. M. G. 1897 1, 2, 3 No. 2. 4 No. 3. 1898 1 

No. 7. 2 No. 10. 
Zeitechr. d. d. Pal.-Ver. XX 2, 3 No. 11. 
Z. E. 1897 1-5 No. 3. 6 No. 4. 1898 1 No. 6. 
Z. Ges. Erdk. 1898 1 No. 6. 2 No. 7. 
Ztscbrift f. hebr. BibUogr. 1, 2 No. 6. 3 No. 9. 4 No. 12. 
Zeitschr. f. kath. Theol. 1898 m No. 9. 
Zeitschr. f. Eirchengesch. XIX No. 8. 
Zeitschr. f. Soz. n. Wirschaftsgesch. VI 2. 3 No. 9. 
Zeitschr. f. Theol. u. Kirche 1896, 6 No. 12. 
Zeitschi*, d. VoreiuH f. Volksk. 1898 2 No. 9. 
Zeitschr. f. wissensch. Theol. 1898 l No. 4. 3 No. 9. 

4 No. 11. 



*4«^ 



►«••-• 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung. 



Erscheint 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 

von 

P. E, Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 



Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbachhandlung, Berlin S., Brandenbargstr. 11, sowie alle Bach- 
handlungen und Postämter (unter Nummer 6656 A). — Inserate die sweigespaltene Petitateile 90 Pf.; bei 

Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 



1. Jahrgang. 



15. Januar 1898. 



M L 



Alle fflr die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten : Redaktioii der 0. L. Z», Wolf reiser Yerlag, Berlin 8. 48, Brandenbnrgstr« 11« I. 



Was vüir vüoiien. 



Wer die Entwieklung der orientalistischen 
Wissenschaft während der letzten zwei Jahr- 
zehnte mit aufmerksamem Auge verfolgt hat, der 
wird längst erkannt haben, dass sich bei ihr die 
gleiche Richtung durchgesetzt hat, wie in an- 
deren Wissensgebieten, nämlich Spezialisierung 
und Hand in Hand damit Einseitigkeit. Ja, sie 
hat diese Entwicklung um so schneller durch- 
gemacht, als sie erst verhältnismässig spät sich 
als selbständige Wissenschaft von ihren Ur- 
sprüngen hat loslösen können. Infolgedessen 
zeigt sie sowohl die Vorteile wie die* Nachteile 
des ganzen Fortschreitens in schärfster Gestalt. 
Während sie auf der einen Seite noch die Eier- 
schalen der klassischen Philologie und der Theo- 
logie mit sich schleppt, versucht sie andererseits 
schon mit den modernsten Methoden und Ergeb- 
nissen der Entwicklung^- und Kulturgeschichte 
als Handwerkszeug zu arbeiten. Dadurch ist 
vielfach das Bild der einzelnen Leistungen so 
verschoben worden, dass die berufenen und un- 
berufenen Kritiker jeden Massstab ftir ein ge- 
rechtes Urteil verloren haben. Dazu kommt, 
dass Anzeigen, welche erst nach Jahresfrist und 
noch später im Druck vorliegen, sowohl ihre 
eigene Wirkung verlieren, als auch durch neue 
Ergebnisse selbst sofort als veraltet erscheinen, 
wenn sie nicht blosse mehr oder weniger freund- 



lich resp. gehässig geftrbte Phrasen sind, die 
auf jede Erscheinung angewandt werden können. 
Natürlich giebt es und gab es stets Ausnahmen 
von dieser Regel. Aber im allgemeinen wird 
wohl zugestanden werden, dass die Kritik aoi 
unserem Arbeitsgebiete sehr im Argen liegt 
Soll hier eine Änderung eintreten, so müssen 
vorerst die Fehlerquellen scharf aufgezeigt wer- 
den, ehe versucht werden kann, sie zu ver- 
meiden und, wenn möglich, auszuschalten. 

Der erste Fehler entsteht aus der Zersplitte- 
rung. Es existieren, abgesehen von den kritischen 
Wochenschriften, welche ab und an ihre knapp- 
gemessenen Spalten der Orientalistik öffnen, eine 
Reihe von vierteljährlich erscheinenden, oder er- 
scheinen sollenden Zeitschriften, die ihre Haus- 
kritiker haben, und in denen von diesen Herren Über 
alles, was sie je gelernt oder gar erst aus dem zu 
besprechenden Bnche gelernt haben, mehr oder 
weniger treffende Weisheit verzapft wird. Ein 
Organ, welches gleichsam den Brennpunkt für 
unsere zusammengehörige und doch entsprechend 
dem wachsenden Umfang auseinanderstrebende 
Litteratur bildet, ist daher eine Notwendigkeit 
für den gedeihlichen Fortschritt der Orientalistik. 

Als zusammenhängendes Gebiet für unser 
Organ betrachten wir die Geschichte, Cultiir- 
geschichte, Sprachwissenschaft ete. ^ 



8 (No. 1.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜR-ZEITUNG. [Januar 1886.] 



nebst EinscblusB der sachlich in enger Ver- 
bindung damit stehenden LKnder wie Aegypten etc. 
Der zweite Fehler mnss sich notwendig da- 
raus ergeben, dass bei der rapiden Entwicklung 
unserer Wissenschaft, welche stets neue Fände 
nicht Bum Stillstand kommen lassen, kein Mensch 
im Stande ist, auf allen Spezialgebieten voll- 
kommen zu Hause zu sein. Soll nun ein neues 
Werk durchaus kritisiert werden, dann muss 
natürlich das ^kurze Gedärm^ endemisch werden. 
Hier wird es sich als notwendig erweisen, ehr- 
liche Referate, die vielleicht nicht ganz so ^geist- 
sprtthend^ ausfallen, wie gewisse Kritiken, in 
möglichster Ansftihrlichkeit zu geben und nur 
festzustellen, wie weit durch das neue Werk die 
Wissenschaft über den früheren Status hinaus 
g^fbrdert ist. 

Ein dritter Fehler wuchert endlich auf dem 
durch die beiden andern so recht vorbereiteten 
Boden, welcher in mancher Beziehung die verderb- 
lichsten Folgen zeitigt, nämlich der, dass durch 
die Bildung von ^Schulen^ resp. Kliquen 
die Kritiker leicht verführt werden, die zu be- 
urteilenden Werke durch die Parteibrille zu be- 
trachten. Wenn nun auf der einen Seite durch 
den Mangel an Raum das Fehlen der eingehen- 
den Begründung des Urteils entschuldigt werden 
kann, auf der andern Seite als Belege, entspre- 
chend dem mangelnden Verständnis für das 
vom Autor gewollte, Nebensächlichkeiten her- 
vorgeholt und angegriffen werden, und dazu 
dann noch das fertige Urteil der Partei kommt, 
dann wird allerdings die Kritik zu einer gefähr- 
lichen Waffe, welche um so unheilvoller wirken 
kann, als ja aus vielfach ganz berechtigten Gründen 
dem Kritisierten die Antwort meist erschwert oder 
selbst unmöglich gemacht wird. Unparteilich- 
keit der Redaktion und möglichste Freiheit in 
der Kritik und Verteidigung müssen also erstrebt 
werden, wenn sich auch hier eine Gesundung 
vollziehen soll. 

Wir wollen also ein Organ schaffen, welches 

1. in kurzen Zwischenräumen erscheint und 
durch seine Beschränkung auf ein grosses 
aber inneriich zusammengehörendes Gebiet 
genü^-enden Raum für alle Fragen der Litte- 
ratur bietet; 

2. Kritiken bringen soll von Leuten, die kriti- 
sieren, wenn sie auf dem betreffenden Gebiet 
besser zu Hause sind, als der Autor, und 
referieren, wenn dies nicht der Fall ist; 

3. Unparteilichkeit erstrebt und Freiheit des 
Wortes gewährt. 



Um den kritischen Text der 0. L. Z. soll 
sich nun manches andere gruppieren, was sonst 
etwa nur in Tageszeitungen zur Sprache kommt, 
besser aber in einem für Fachmänner geschrie- 
benen Blatte eine Stelle findet, nämlich Be- 
sprechung und Meinungsaustausch über Standes- 
fragen, wie z. B. die berufliche Stellung der 
Orientalisten, ihr Werdegang, ihre Arbeitsmittel, 
die Leitung von Bibliotheken und Museen, soweit 
Orientalisten durch sie in ihren Studien gefördert 
oder gehindert werden u. a. m. 

Femer sollen kleinere wissenschaftliche Mit- 
teilungen, die sonst leicht verzettelt werden, hier 
zur Veröffentlichung kommen und so vor der 
Vergessenheit bewahrt werden, in der sie oft 
ruhen, bis peinliche Prioritätsstreitigkeiten be- 
ginnen. 

Als ein dringendes Bedürfnis erscheinen 
Auszüge aus Zeitschriften sowie ein Hineinziehen 
der Zeitschriftartikel in den Bereich der Be- 
sprechungen. Es giebt eine so grosse Anzahl 
von Zeitschriften auf unserem Gebiete, dass es 
wohl wenigen möglich ist, ihren Jahresetat mit 
dem Abonnement aller zu belasten. Nicht je- 
dermann kann aber an einer grossen BibliotJiek 
in Muße studieren, und der rasche Fortgang un- 
serer Wissenschaft, die Notwendigkeit für die 
wenigen Arbeiter auf unserem Gebiete an mög- 
lichst viel Dingen ein mehr als bloß zuschau- 
endes Interesse zu nehmen, macht es für 
jemand, der nicht auf eigene Thätigkeit ver- 
zichten will, zur Unmöglichkeit zwanzig Zeit- 
schriftenbände alljährlich zu bewältigen. Aus- 
züge aus den Artikeln sollen daher jedem 
das Studium des für ihn wichtigen erleich- 
tem. Einem anderen und größeren Übelstande 
hoffen wir aber mit unseren schwachen Kräften 
wenn nicht abzuhelfen, so doch etwas zu steu- 
em durch das EKneinziehen der Zeitschriften- 
artikel in den Bereich der Kritik. Im allgemei- 
nen wird bis jetzt nur Über erschienene Bücher 
Bericht erstattet, die oft umfangreichen Zeit- 
schriftartikel laufen mit, ohne dass der außen 
stehende etwas von dem Urteil erführt, das ja für 
den Eingeweihten feststeht. Es ist wohl zweifellos 
und anerkannt, dass weit mehr Zeitschriften auf 
unserem Gebiete bestehen als wirklich mit neuem 
und beachtenswerten Materiale gefüllt werden 
können. Die leidigen, persönlichen Verfeindungen, 
sowie Mangel an geeigneten Persönlichkeiten, 
die imstande sind, eine sich Über die einzelnen 
Parteiungen erhebende Auswahl zu treffen, haben 



iNo. 1.J 



O&IENTALISTISCHE LITTEBATUR-ZEITUNG. [Januar 1898.] 6 



eine Zeitschrift nacb der anderen entstehen lassen, 
die nun, sei es aus UnfiKhigkeit des Herausgebers, 
die Spreu vom Weizen zu sondern, sei es aus 
Mangel an Stoff alles aufnehmen, was geeignet 
ist, ihre Bogen zu füllen. Dem draussen stehein- 
den soll die Aufnahme in eine Zeitschrift eine 
Gewähr für einen gewissen Wert der Arbeit 
bieten, der Herausgeber ist hier eben der Kritiker, 
der sein „beachtenswert** gegeben hat; auf un- 
serem Oebiete ist das so wenig der Fall, dass 
im Gegenteil angesehene Gelehrte nur das in 
einige der Zeitschriften geben, dessen sie "ich 
in ihren eigenen Büchern schämen wUrden. 

Die Nachrichten aus den verschiedenen 
wissenschaftlichen Gesellschaften, denen wir ftir 
diesen Zweck unser Blatt zur Verfügung stellen, 
werden wohl nicht blos deren Mitgliedern will- 
kommen sein und hoffentlich ein gedeihliches 
Neben- und Miteinanderarbeiten ermöglichen. 

Notizen über Personalien etc. sind vielleicht 
eher entbehrlich, doch sollten sie, um immer 
ein möglichst vollständiges Bild der gegenwär- 
tigen Orientalistik zu geben, nicht fehlen. 

Ob wir in allen Punkten unser Ziel erreichen 
werden, das kann noch keiner wissen, hängt auch 
nicht blos von uns ab, da wir nur durch Unter- 
stützung aller Fachgenossen, welche ja selbst ein 
hohes Interesse an dem Gedeihen eines nur für sie 
bestimmten Organes haben müssen, die vielen 
materiellen und ideellen Schwierigkeiten über- 
winden können, die sich stets bei dem Entstehen 
von wissenschaftlichen Fachblättem erheben: 
in jedem Falle versprechen wir, auf die hier 
gesteckten Ziele mit ehrlicher Arbeit und ohne 
Scheu vor Opfern unparteiisch, soweit Unpartei- 
lichkeit noch ehrlich bleibt, andernfalls aber ge- 
trost cum ira et studio hinzuarbeiten. 

Die Redaktion. 



Indem wir hierdurch alle Fachgenossen zur Mit- 
arbeit einladen, bitten wir sie dringend, solche 
Punkte, welche sie fOr widitig halten, und die wir 
im Obigen nicht berührt haben, uns mitsuteüen 



Ans dem Kaiserlich ottomaniselieii Maseiuii 

in Constantinopel. 

Von F. E. Peiser. 

1. 

Im Tschinili Kiosk , dem kleineren, dem 
grösseren gegenüber liegenden Museumsge- 
bäude findet sich rechter Hand ein Saal, in 
welchem die hetitischen, aramäischen, pal- 
myrenischen und südarabischen Altertümer 
vereinigt sind. Die drei letzten Gattungen 
sind von einem anonym gebliebenen Gelehr- 
ten (Dr. Mordtmann) in einem sehr brauch- 
baren, kleinen Catalog, der als ftinfler des 
Generalcatalogs des Kaiserl. Ottoman. Mu- 
seums im Jahre 1895 erschien, zosammen- 
gefasst worden, in welchem auch vier andere 
interessante Monumente dieses Saales, eine 
estranghelo-Inschrift, die Siloahinschrift, die 
griechiische Inschrift aus dem Tempel des 
Herodes und eine koptische Inschrift beige- 
fügt sind. Seit 1895 ist nun manches hinzu- 
gekommen. Aus Sendjirli die Baoinschrift 
des Bar-reknb (besser Bir-Bekeb, siehe unten), 
welche sich so vorzüglich erhalten hat, dass 
kein Zeichen zweifelhaft ist, wenn auch das 
eine oder andere schwer zu lesen ist; femer 
eine in zwei Teile zerschlagene, kleine ge- 
fälschte Inschrift auf Elalkstein, über welche 
weiter unten, endlich eine Stele mit heti- 
tischer Darstellung und aramäischer Schrift. 
Die letztere soll zwar vielfach in AbKlatschen 
den Koryphäen der semitischen Epigraphik 
vorgelegt worden sein, aber es scheint noch 
keinr'r genügend davon enträtselt zu haben, 
um die Inschrift, wenn auch nur stückweis, 
publicieren zu können. Nun ist der Status 
der Erhaltung allerdings abschreckend. Trotz- 
dem wollte ich die Gelegenheit nicht unbe- 
nutzt lassen, welche durch meinen hiesigen 
Aufenthalt geboten war; ich habe deshalb 
viel Zeit und Mühe aufgewendet, um dem 
Stein imd einem Abklatsch soviel als möglich 
abzuringen. 

Ich gebe im folgenden das Resultat meiner 
mehrfachen Lesungsversuche, die hoffentlich 
nun bald von anderer, beruf euerer Seite recti- 

ficirt und weiter geführt werden können. 

? , ? ?? ? ? 

? ? Y ? 

? ? ? ? ? ? 
? f ??? 



0RIENTAHSTI8CHE LTTTERATUB-ZEn'DNG. 



98.1 






Ich bin Kesed-Bir, Sohn dcB Bir-Rekeb, Künig 
von Jaudi, Diener de« 



. . . ich . . . habe lassen, habe ich uingewaiidt(?) 
denGott derG Otter . . , ist er, um willen seiner.. . 

, zog aus mein Vater mit Rekeb-el, 

welcher mit viel gleichwie ich 



Die Inschrift ist 2-3 Stunden nördlich 
Ton Sendjirli in Oerdek-burun gefunden 
worden. Ist der letzte Teil des Namens 
richtig gelesen, so wird 13 als Bir, d. i. der 
Aramäische Gottesname, wie in Bir-Dadda etc., 
zu fassen sein. Dann dürfte wohl auch ge- 
folgert werden, dass die unbedingt Anstoss 
erregende Lesung Bar-rekub aufzugeben und 
gleicherweise Bir-Rekeb zu lesen ist. Warum 
allgemein in der zweiten Silbe des zweiten 
Gottesnamens u gelesen wird, ist mir nicht 
klar. Ich habe hier absolut kein wisaen- 
schaftliches Arbeitsmaterial imd kann die 
Frage deshalb nicht weiter verfolgen. Wenn 
ich nicht irre, hat Sachau Rekuh mit C^Hw 
zusammen gestellt Sollte das der einzige 
Grund für die Convention eile Vocalieation 
sein, so sieht es recht windig mit ihrer Be- 
gründung aus. Viel eher dürfte wohl aui 
den alten Feldachrei der Syrer verwiesen 
werden, der zur Fabrication der Elia-Legende 
hat mit herhalten müssen (^[TIB") 331 23"! 

3% ist leider sehr unsicher; ich glaubte, 
den Gmndstrich des D und Teile des 3 zu 
sehen; aber der Platz ist etwas eng für 3 
Zeichen, so dass wohl etwas anderes dort 
gestanden haben dürfte Aber was? Dagegen 
ist ntt^ sicher, nicht etwa httlZJtf, wie man 
wohl von vornherein erwarten könnte. 
Winckler's Auseinandersetzung in seinen 
Forschungen ist hier nicht für mich erreich* 
bar; mag er selbst vorlegen, wie der neue 
Fund zu seinen Anschauungen stimmt 

Ursprünglich las ich weiter n^TiU; aber 
eine wiederholte Prüfung macht es wahr- 
scheinlicher, dass 3 "aV zu lesen ist Dann 
müsste dahinter Mame und Titel des Ober- 
königs folgen. Der Anfang nns ist ziemlich 
sicher; ich kann aber vorläulig weder damit, 
noch mit dem folgenden Zeichen etwas an- 
fangen. 

IVDD hier soviel als „Glück"? 

7^23. Ich las zuerst '53D; aber hinter 2 



ist sicher noch ein Zeicheo, welches am wahr- 
scheinlichsten b ist 

Der „Gott der Götter" steht doch 
wohl im Gegensatz zu Rekeb-Fl. Wäre die 
Inschrift hesser erhalten, so dürfte hier wohl 
ein Schlüssel zu manchen Fragen der theo- 
logischen Kritik gefunden werden. Bei dem 
Status der Inschnft begnüge ich mich mit 
den nackten Parallelen il ^ni, bü bill. Zn 
n siehe Winckler in MVAG 1896. S. 199/200. 
Und nun vivat aequens. 



Die kleine, zerachlagene Inschrift soll ein 
Falsificat sein, das angefertigt worden wäre, 
um es statt der Siloahinschrift nnterzuschieben 
und so diese dem Ottomanischen Muaeum 
vorzuenthalten. Ich habe eine flüchtige Ab- 
schrift genommen und muss sagen, dass die 
Fälschung ihrem Urheber alle Ehre machen 
kann. Ein Vergleich mit dem Original 
zeigt, dass der Fälscher wohl nach einer sehr 
frühen Abschrift — nach welcher, kann ich 
ohne wissenschaftliches Handwerkzeug nicht 
sagen — mit Bleistift die Inschrift auf den 

feglätteten Stein geschrieben und von einem 
teinhauer hat nachhauen lassen. Dabei hat 
letzterer ein n übersehen, so dass dieses noch 
in Bleistift auf seiner Stelle steht. Ausserdem 
sind eine Reihe von Ligaturen hineingekommen, 
die in der echten Inschrift nicht vorhanden 
sind. Jedenfalls ein interessantes Belegstück 
ftir moderne Fälschungen, welches nach 
manchen lUchtungen warnen kann. 

3. 

Ausser den oben angeführten Gruppen 
befinden sich also noch die hetitischen In- 
schriften in dem Saal. 

Dies sind: 

1. Die Steine von Hamat i 

2. Der Löwe von Mar'ash I «iebeWright, Empire 

3. Die Stele von Bor f ''^ "^^ '"'''° ^''^■ 
(Tyana) I 

4. Die Stele von Maral } ot Hnmann n. Puch- 

5. Die Löwenjagd von rtemjav.undPeiser. 
Malatia ' i giehe Bamt»^ and 

6. Die Stele von Malatia | Hogarth im Itecnea 

7. Die Stele von Izgin. J IV, XVII. 

8. Eine kleine Stele unpublioiert, welche in 
den Mitteilungen der Vorderasiatiacben 
Gesellschaft veröSentlicht werden wird. 
Sie ist in Alexandrette für das Museum 
gesichert worden, ohne dass aber bekannt 
ist, von wo sie dorthin gebracht ist 
Eine neue Gesammtausgabe der hetiti- 
schen Inschriften wäre ein dringendes Be- 
dürfnis. Hierzu müsste n aber öffentliche 



OBIENTALISnSCHB LITTGRATDK-ZEITCNO. 



8.] 10 



Uittel ättwig gemacht werden. Vielleicht 
Ktebt diese kurze Noüs deo AoBtoes za einer 
Agitation für diesen Zweck. 

Constantinopel, den 23. Nov. 1897. 



Eine phOnlzIaohe InselirUt mu AntaradBB. 

Ton Hark LidcbankL 
In der Bemte arcMoloffique, Ser. III, 
Bd. 30, Tai. VIII Teröffenüicht Hr. Iteni 
DuaBOtid eine von ihm in Teil Ramqe, Rnad 
(AradaB)ffegenaber, gefundene phömusche In- 
achrift, die er ihid., p. 332 — 6 zu erklären 
▼ersucht. Das Faksimile (ia Lichtdruck) 
sucht die beistehende Federzeichnung wieder- 
zugehen. 







Die Zeichen sind faat alle gnt erbalten. 
Aach in den ersten beiden ist leicht H und 3 
resp. ") zu erkennen. Die Inscluift ist also 
za transkribieren: 

htüavpt* 

Ihre Deutung ist aber nicht leicht Nur 
in Z. 2 findet sich eine bekannte Buchstaben- 
gmppe. Denn die Wendung HSS' VH ist 
häufig in phOnizischea Weih- und Ch^in- 
Bchritten {Lidäb., NordsemitiicKe Epigraphik,^) 
pp. 140, 150). Vorher steht in der Regel ein 
Ausdruck fUr Grabstele, bezw. die Nennung 
des dargebrachten Gegenstandes, nachher wird 
der Autor und darauf der Verstorbene bezw. 
die Chittheit erwähnt. Hr. Dnssand hält den 
Text für eine Weihinschrift und sieht 
in D^3n ein griechisches ßttftis, mit Be- 
rufung auf las ßQ»/Hd\a(] . . . dvi^^as in 
einer Inschrift aus Delos, Bulletin de corresp. 
hemn. VI, p 496. Die Annehmbarkeit dieser 
Behauptong hängt vom Alter der Inschrift 
ab. Aber leider lässt sich darüber so wenig 
Bestimmtes sagen, wie bei den meisten phö- 

■} Untsr der Freue 



nizischen Inschriften. Der Schriftcharakter 
steht dem der Inschrift von Gebßl, die etwa 
aas dem 6. Jahrb. v. Chr. stammt, sehr 
nahe; vgl. besonders das n und V. Wir 
ersehen aber ans Münzen, dass dieselbe 
Schrift gerade in Aradas bis in die Zeit Tra- 
jan's angewandt wurde (BcMon, Les Perses 
ÄdiSminides, p. 161-163). Man kann also 
die Inschrift einer beliebigen Zeit vom 5. 
Jahrh. v- bis zum 1-, ja 2. Jahrb. u. Chr. 
zuweisen. Ich möchte der zweiten Hälfte 
dieses Zeitraumes den Vorzug geben, na- 
mentlich wegen der z. T. starken Neigung der 
Buchstaben und der am a and J sich zeigen- 
den Ansatzhäkchen, die stets ein Zeichen 
späten Alters sind (Nordsem. Epigr., p. 179). 
mtmit ist das Vorkommen griechischer Wör- 
ter in unserer Inschrift wohl möglich. Nur 
ist die Wiedergabe des kurzen is durch D^ 
auftUlig, daher möchte ich eher das erste 
Wort D^in = '^Hic lesen Das Täfelchen 
könnte am Sockel einer Hermesstatue ange- 
bracht worden sein, die von der nach NJC^ Vftt 
genannten Person in einem Tempel oder 
auf einem öffentlichen Platze aufgestellt wor- 
den wäre. Vgl. Wadding. 1541 (aus Er^- 
thrae): X> ittva . . . röv 'Eq/i^ »eä t6 ivro» 
xai tä nai^itia %& •'^H* ^"^^ SvUt^ de 
corresp. %eß. IX, p. 78, n. 8 (aus Aphrodi- 
sias): 'Am^odi-r^ xot #eoI; atßafUias xai t^ 
Üijft^ 6 otfva . . . ix räv idittv ävi^ipK röv 
'Eqi*^ Mai T^y ijiixil[vo]ov 'AgtfjoJhiiy xat Toj^vc] 
nem' ixÖTa^ "EQtnas iafmad^önovf xoi rof 

Nicht minder schwierig ist die Deutung 
der auf »SS* VK folgenden Zeichengruppe. Da 
darin Eigennamen erwartet werden und auch 
3 vorkommt, liegt es nahe, ^KP p "^0^7 zu 
lesen. Aber ni^l^ und ^tCKD sind sonst un- 
bekannt; sie lassen sich auch schwer er- 
klaren. Daher liest Hr. Dussaud Z. 2—3: 
bvH rcn HDl'?« Xi-' tPN. In 3B' habe der 
Steinmetz aus Versehen ein K ausgelassen; 
rU3 stehe statt fD; Hv» sei gleich hebr. hf^ 
als n. pr. — In einer neuen Inschrift auf Un- 
bekanntes zu stossen, ist nicht so auffallend; 
dass aber unter den 21 Buchstaben ein Ver- 
sehen des Steinmetzen and ausserdem eine 
Form wie nu sich finde, ist doch nicht 
wahrscheinlich. Hr. Dussaud verweist fär 
rU3 auf das Vorkommen von ruiP neben TW, 
aber wie bereits Clermont-Qanneau darauf 
hingewiesen hat (^wles d'archiologie Orien- 
tale II, p. 162), kann da, wo bei Dade- 
nmgen rUtP für pr steht, PJtC auch ein Plural 
sein. Die Möglichkeit, dass XS'' für tüC^ stehe, 
leugne ich dennoch nicht; nur wäre es dann 
so zu erklären, dass das Verbum K*^ in ein 



11 |No. 1] 



ORIENTALIÖTISCHE LITTKRATÜR-ZEITUNG. [Januar 1898.] 12 



Verbum rfh übergegangen sei, wie etwa im 

Neu-arabischen f%J in ^«i, und dass man 

dann ebenso 3tC^ wie J3 = n^3 geschrieben 

habe. Die Namen können also nur "tcl^(K) 
und '^S^D gelesen werden und sind viel- 
leicht griechischen Ursprunges. 

Dass in HCT? ein Gottesname 

stecke, glaube ich nicht. Ich habe schon 
erwogen, ob nicht, da statt p«^ auch ph und 
statt PK auch cn« vorkommt (Nordseni. Epigr. 
p. 208), cn^ = pt6 sei, ferner ob nicht 
r\lKH:> = mntö = Deo Had(a)rani sein 
könnte; aber alles das ist unwahrscheinlich. 
Ich lese und übersetze vielmehr: 

„Hermes, den hat aufstellen lassen LDMD 
(ladafiapj'f), Sohn des TSL". 

Kiel, 25. November 1897. 



OuneiformTexts firom BabylonianTablets eto. 
in the Britisch Museum. Part I (60 Plates), Part II 
(50 Plates) London 1896. Besprochen von F. E 
Peiser. 

Die Verwaltung des British Museum hat 
in dankenswerter Weise beschlossen, die 
wichtigeren Keilschrifttexte des British Mu- 
seum der Wissenschaft durch photolithogra- 
phische Veröffentlichung zugänglich zu 
machen. Bei dem in England eingerissenen 
Chauvinismus und den Verwaltungskünsten 
des Keepers of the Egyptian and Assyrian 
Department wird es ja jedem anständigen deut- 
schen Gelehrten von Jahr zu Jahr schwerer, an 
der Stelle zu arbeiten, wo die wichtigsten 
Fortschritte der Assyriologie angebahnt wor- 
den sind.^) Sind daher die vorliegenden 
zwei Hefte mit Freude zu beginissen, um so 
mehr, als die Herren Pinches und King 
augenscheinlich mit grosser Gewissenhaftig- 
keit und Genauigkeit die Tafeln kopiert 
haben, so bleibt wiederum der scharfe Tadel, 
den die Publikation als solche verdient, auf 



') Es ist eine bedauerliche, aber den Kultur- 
historiker nicht überraschende Eracheinnngf das auch 
die Museen jetzt von den Einwirkungen der kapi- 
talistischen Ideenkreise beeinflusst werden. Bislang 
galt der Grundsatz, dass in erster Linie das zu be- 
rücksichtigen ist, was der Wissenschaft dient. Und 
nur was durch Wissen erworben war, galt als wissen- 
schaftlicher Besitz. Heutzutage wird mehr und mehr 
das Recht zur Herausgabe imd^earbeitung von neuen 
Funden dem vorbehalten, der das Geld zu den Aus- 
grabungen gegeben resp. der die Altertümer ge- 
kauft hat. 



demjenigen sitzen ^ der die Vorworte ge- 
schrieben hat, nämlich dem Keeper E. A. 
Wallis Budge. Sollen Texte mit Erfolg ver- 
wertet worden y so ist doch wohl die erste 
Frage, woher sie stammen. Sicher hätten 
die Gelehrten Pinches und King diese Frage 
von vornherein beantwortet, wenn sie etwas 
im Vorwort hätten sagen dürfen. Statt 
dessen zählt Herr Budge die Registrations- 
nummem auf imd hält damit seine wissen- 
schaftliche Leistung für erledigt. Selbstver- 
ständlich wird weder über den Inhalt der 
Tafeln noch ihren äusseren Zustand das ge- 
ringste gesagt — kurz, so sehr wir den 
Trustees für ihren Beschluss der Veröffent- 
lichung und den Herren Pinches und King 
für die Ausführung desselben dankbar zu 
sein haben, so sehr müssen wir die unvoll- 
kommene Art, mit welcher der verantwort- 
liche Herausgeber die Lieferungen hat er- 
scheinen lassen, bedauern und demgeroäss 
tadeln. 

Da die Besprechung der vorliegenden 
Hefte im Vorstehenden eigentlich erledigt 
ist, so könnten wir hier schuessen ; allein da 
es für die wissenschaftlichen Kreise gewiss 
von Wichtigkeit ist, zu erfahren, was in den 
Heften eigentlich geboten ist, wollen wir hier 
den einen Mangel der Vorworte kurz zu be- 
heben versuchen. 

Heft 1 enthält auf 60 Seiten von der 
Hand Mr. Kings die Copien von 37 Thon- 
tafeln, einer Steintafel, einem Scepter-Knauf 
und einem Kegel (Aufzählung nach dem Vor- 
wort des Herrn Budge!) Von den Thon- 
tafeln weisen sich die drei kleineren auf 
Seite 1 (NB. die Seiten sind nicht nurame- 
riert, so dass man sie sich, um überhaupt 
arbeiten zu können, erst selbst nummerieren 
muss, wenn man nicht immer die lang- 
athmigen, meist noch durch ein überflüssig 
vorgesetztes Bu (d i. Budge!) verlängerten 
Inventamummem des British - Museum 
citieren will) abgedruckten Inschriften als 
semitische KontraKte aus, cf. a 2 v. u. a-na 
1 V. u. im-[tu-ut] b6 in (an) Sippar (ki) 
ib 9.13 im-tu-ut, c 1 v. u. im-^ur. Seite 2 u. 3, 
4 u. 5, 6 u. 7 enthalten Inschriften auf grossen, 
viereckigen Tafeln, und zwar Verzeichnisse 
von Tempelabgaben, Seite 8 47 Inschriften 
auf kreisförmigen Tafeln, und zwar Verzeich- 
nisse von Feldern, ihren Besitzern und deren 
zu enti*ichtende Abgaben Die Mehrzahl der 
Tafeln ist datiert. Diese Daten gewinnen 
jetzt immer grösseres Interesse, da es all- 
mählich möglich wird, mit ihrer Hilfe mehr Licht 
in die altbiubylonische Geschichte zu bringen. 
Scheil hat eine Reihe solcher Datirungen aus 



13 [No. 1.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. [Januar 1898.] 14 



einer Sammlung des Ottoraanischen Museums 
im tleeueil gegeben; diese mit den beiden 
Listen beiHilprecht^ Babyl.Exped«, zusammen- 
gehalten, ermöglichen die Anordnung der 
Könige Ibi-Sin, Bur-Sin und Gamil-Sin. Die 
Daten, welche sich in Kings Texten finden^ 
sind in der Hauptsache mit den bei Hil- 
precht und Scheil gegebenen identisch; 
kleine Differenzen, wie Seite 34 verglichen 
mit Seite 39 und Hilprecht 12&7, werden 
auf Grund umfangreicheren Materiales zu 
erörtern sein. Das Datum von King 7: MU 
IN NANNAR BAR V NI-PA = Jahr, da 
der Herr Sin die Entscheidung über Babylon 
aussprach, habe ich mehrfach in unveröffent- 
lichten, aus Teil -Loh stammenden Texten 
des Ottoman. Mus. gefunden. Ebenso das 
von King 15, MU I -GAL Bur-Sin KI-AM 
(an) I'N NUN (Ki) BA-TUS = Jahr, da sich 
im Palast des Bur-Sin, des Geliebten, der 
Herr von Iridu niederliess; dies wird eben- 
falls mit den oben erwähnten Daten Eing 34 
und 39 zu vergleichen sein. Neues Material 
f&r die Geschichte ist also in den Daten 
dieses Heftes nicht zu finden. Über eine 
Ausgleichung mit der ersten babylonischen 
Dynastie werde ich demnächst in Mitteil. V. 
A. G. sprechen. 

Wichtig sind die Kingschen Texte aber 
durch die vielen Namen, welche sie ent- 
halten. Wir finden da sowohl ältere wie 
Nam-ma^-ni resp. Nam-ma^, Seite 24, 32, 
Lügal-zag-gi-si oeite 40, als jüngere wie 
Kalab ^)-Bau etc. Wichtig für die Erkenntnis 
dieser Namen ist die Feststellung eines eigen- 
tümlichen Zeichens, (= dem Zeichen No. 32 
bei Amiaud und Möchineau Tableau compar6) 
welches in diesen Texten immer wieder- 
kehrt: es steht zum Beispiel auf der zweiten 
Tafel in der ersten Spalte am Ende des 2., 
4., 7., 10. etc. E^tchens. Da es eine Ge- 
nitiwerbindung bezeichnen muss, so lese ich 
es provisorisch Gl'. Nach den Namen, 
welche sich in den Texten finden, glaube 
ich, dass die Sammlungen, denen sie ent- 
nommen sind, aus Tel-Loh imd NiSer 
stammen. 

Ganz besonders ist die Inschrift auf 
Platte 34 hervorzuheben, welche eine Auf- 
zählung monatlicher Abgaben enthält und 
dadurch wenigstens fQr einige der alten 
Monatsnamen, welche sonst in den Daten 
vorkommen, ihre gegenseitige Stellung ver- 
muten lässt 

Seite 48, 49 enthält eine Inschrift Arad- 



^) So ist ÜB sa lesen, wie s. B. Seite 12 unter- 
stes Fach der ersten Spalte beweist. 



Sins; zu dem Text sind von drei Duplicaten 
Varianten angegeben; ob dies die Inschrift 
auf der Steintafel ist, lässt sich aus dem 
Vorwort nicht entnehmen, doch ist es wahr- 
scheinlich Und ob die Diiplikate auch 
Steintafeln sind? Die nonchalante Art der 
einleitenden Worte des Herrn E. A. Wallis 
Budge ist eben geradezu unglaublich. Die 
Inschrift weist sich als eine sumerische Weih- 
inschrift ftir die Bilit von Isin aus. Zeile 10 
des Reverses beginnt mit dem Zeichen, 
welchem ich oben provisorisch den Laut- 
wert Gl' vindiciert habe Vergleichen wir 
Hilprecht Plate 11 No. 19«, wo das Zeichen 
an der Stelle von U§ steht, so könnten Zeile 
7—11 gefasst werden: 

igir ud-da-as ub-mu ftir späte Tage sei 

ag-ag-ni ta üb nam- mein Quartier ge- 

nun-na-gf us-bi ki gründet^). Aus dem 

^-ni-gin ingar fl-bi ....*) des Quar- 

|i-ni-si tiers der Fürstlich- 

keitgehe seine Nach- 
kommenschaft in die 
Lande, bleibe rein 

seine glänzende 
Wand. 
Wie verhält sich aber dann der Lautwert 
U§ zu dem von mir proponierten Gl'? Sollte 
hier nicht in NIT — GIT die Brücke ge- 
funden werden? 

Seite 50 enthält zwei kleine Inschriften, 
a) die des Amfl-Samaä, patisivon . . . .; die 
Stadt ist geschrieben GiS-X (ki) und 
identisch mit der fälschlich von Hilprecht GIS- 
BAN (ki) gelesenen, worüber siehe Winckler 
Forsch. S. 382., b) eine desNam-ma^-ni, p at 1 s i 
von Sir-bur-la (ki). Inschrift a ist von den 
Varianten zweier Duplikate begleitet, über 
welche dasselbe zu sagen ist ¥ne zu denen 
der Inschrift Arad-Sins. 

Heft 2 enthält wiederum auf 50 Seiten 
von der Hand Mr. Pinches' die Kopien von 53 
Thontafeln. Zum Vorwort ver^eiche die 
Anfangsbemerkung dieser Besprechung. Neu- 
babjlonische Texte finden sich auf Seite 2 
und 10 b; der erstere eine Zeugenaussage 
aus dem 19. Jahre des Darius, welche dem- 
nächst im 4 Heft des von Kohler und mir 
herausgegebenen Werkes: Aus dem babjl. 
Rechtsleben in Übersetzimg vorgelegt werden 
wird, der zweite Vermessung von Datteln, 
die von einer vom SamaStempel als Lehen 
vergebenen Palmenpflanzung stammen und 
von den verschiedenen Lehensträgem abzu- 
liefern oder abgeliefert sind. Die anderen 

') cf Winckler in K. B. m I 90. 
*) oder TA = ütu nnd Semituimas? 



16 [No. 1.] 



0RI£NTALI8TI8CHE LITTER ATUR-ZEITUNG. (Januar 1898 | 16 



Texte sind altbabylonisch und grösstenteils 
den Texten von Tel-Sifr entsprechend. „Kon- 
trakte*" sind die Texte auf Seite 1, 3, 9, 
18—18, 21—28, 30-37, 38b— 47, 50, Briefe 
die Texte auf Seite 10a, 11, 12, 19, 20, 29, 
38 a, 48, 49. Von den Königsnamen der ersten 
Dynastie erscheinen alle ausser Sumu-abi 
Ammi-satana (? siehe unten) und Samsu- 
satana. Zu beachten ist die Schreibung 
Seite 9 Am-mu-ra-bi und Seite 28 ^-am- 
mi-ra-am; zum letzten Zeichen fügt Mr. 
Pinches mit Recht ein sie hinzu. Von den 
Kontrakten sind besonders die Prozesstafeln 
hervorzuheben, 1, 6, 9, 22, 39, 43, 45, 46, 
47, 50, welche im Zusammenhange behandelt 
werden müssen, eine Urkunde über Haus- 
yerkauf (S. 27 aus der Zeit der Samsu-ilunas), 
in welcher auf einen früheren Vertrag unter 
^[ammurabi verwiesen wird, ein Heiratsver- 
trag zwischen einem Manne und zwei Frauen, 
S. 44, in welchem die eine als die ältere 
und bevorrechtigte erklärt wird, endlich S. 21 
ein Kontrakt mit Mitani-Namen, den ich dem- 
nächst in Mitteil. V.AG. übersetzen und 
kommentieren werde. 

Von den Briefen hebe ich den auf Seite 
19 hervor, welcher aus Babylonien über 
einen Stamm Kaliama geschrieben ist und 
an die Tel-Amamabriefe erinnert, den auf Seite 
29 über Getreide und mit Erwähnung von 
Ellam, den auf Seite 38 a von Ammisatana 
(ohne Titel!) aus Babylon an emen Beamten 
in Sippar, den auf Seite 49 über eine Reise 
nach Arrap^a, auf welcher wohl eine Sklavin 
zu besorgen ist, und in welchem die Zu- 
sicherung gegeben wird, dass sie vor ge- 
schlechtUchem Umgang bewahrt wird. 

Wichtig sind eine ganze Reihe von diesen 
Texten für die Stellung der amiiät SamSi, 
wobei zu bemerken ist, dass in den Texten 
Pinches's das Zeichen SAL öf^ wie PI aus- 
sieht, was aber wohl keinen, der K.B.IV 
studiert hat, in die Irre führen wird. 

Zum Schluss noch einmal Dank den 
Herren Pinches und King für die grosse Sorg- 
falt, mit der sie die Publikation, soweit es 
an ihnen lag, besorgt haben. 



Archaeological Report of the Egjpt Explo- 
ration Fund for 1896-97, edited by F. LI 
Griffith. Bespr. y. W. M. Müller. 

Es ist das nunmehr der ftinfie der von 
Ghriffith ins Leben gerufenen Jahresberichte 
und zeigt in glänzender Weise, wie sehr 
sich der vnssenschafUiche Geeist des Egypt 
Exploration Fund seit seiner Ghründung ge- 
hoben hat Zum grössten Teil ist dies das 



Verdienst des Herausgebers. Ihm standen 
Schwierigkeiten genug entgegen. Die grosse 
Masse des Publikums kann ja natürlich kein 
anderes Interesse haben als das an neuen 
„überraschenden Ausgrabungen^, an Funden 
unzählige Jahrtausende alt und yor allem an 
Confinnations of Bible Stories. Man erinnere 
sich, dass nach den ersten Ausgrabungen 
Naville's in Pithom 1883 es eine ganze Menge 
Schwierigkeiten gab. Eine A^ahl Leute 
waren nicht damit zufrieden, die von den 
Hebräern eigenhändig gestrichenen Ziegel 
und gebauten Kornkammern zu haben und 
wollten noch Biblischeres! Dieses rohe In- 
teresse nun allmählich in richtigere Bahnen 
zu lenken, Sinn für eine ganze Anzahl Stu- 
dien zu erwecken, von dem rohen Antiqui- 
täten wühlen auf Erhaltung und Erforschung 
der bekannten und eben deshalb mit dem 
Untergang bedrohten Denkmäler überzu- 
führen, welch eine Herkulcsaufgabe ! Gleich- 
wohl scheint sie grösstenteils gelungen. Die 
Jahresberichte bieten ausserordenmch viel. 
Sie ziehen zunächst das grössere Publikum 
durch spannende Fundberichte an, richten 
sie aber auch so ein, dass selbst der strengste 
Fachmann seine Rechnung dabei findet, im 
Gegensatz zu anderen, nur für den Ruhm 
in den Tagesblättem arbeitenden „Gelehrten^. 
Ein immer grösserer Teil des Jahresberichtes 
ist aber mit einer wissenschafUichen Be- 
richterstattung über den Fortschritt der 
Ägyptologie gefüllt, der an Nützlichkeit alles 
.^nuche übertrifft. S. u. 

Der Fund des Jahres ist die ungeheuere 
Menge von griechischen Papyren, welche 
Grenfell und Hunt aus den Abfallhügeln von 
Ozyrrhynchus, modern Benha, am Rimde der 
Wüste wesd. yom Nil, nicht sehr weit süd- 
lich von Memphis, zusanmiengelesen haben 
An Umfang scheint diese Entdeckung dem 
riesigen Papyrusfund yon Arsinoe (grössten- 
teils im Ramerianum) nahe zu kommen, in- 
haltlich sogar mehr zu yersprechen. Bereits 
haben die y^AoyM *lifaov^ eme grosse Sen- 
sation verursacht, welche klug von den Lei- 
tern des Eg. ExpL Fund (unter dem thätigen 
Sekretär Jas. S. Cotton) benützt worden ist, 
um einen besonderen Fund „the Ghraeco- 
Roman Brauch^ ins Leben zu rufen. Darin 
wird es auf lanjsre Jahre hinaus zu ediien 
geben. Da die Sammlung fast aussoUieM- 
Uch das Ghiechisch der römisch-bysantiiii- 
schen Zeit vertritt (etwas Latein), wird dar 
Löwenanteil der klassischen Flufalogie m- 
fallen. Ein als Probe ge^benea ggoaati 
Thucydidesfragment und die AsakBaSignm 
von mehreren hundert litterariadiflii SHM 



17 [Ni». 1.) 



ORIENTALISTISCHE LITTBRAT ÜR-ZEITUNG. [Januar 1898.| 18 



müssen die Gh*äci8ten in Aufregung bringen. 
Für den OrientaUsten ist das eine daraus 
sich ergebende Hauptresultat nicht ohne In- 
teresse, nämlich dass die verhältnissmässig 
gute Erhaltung unserer klassischen Texte 
auch in späteren Handschriften bestätigt wird. 
Nach den bösen Zweifeln, welche z. B. die 
Platofragmente von Erokodilopolis-Arsinoe 
erwecken mussten, ist das eine sehr erfreu- 
liche Beruhigung für uns. Seltsam ist, dass 
in dieser Griechenstadt fast alles ägyptische 
fehlt und sogar Koptisches äusserst spärlich 
vertreten ist. Dafür versprechen etwa 400 
grössere arabische StücKC (Papyrus und 
Leinenpapier) etwas; über den Inhalt wird 
leider gar nichts angegeben. Möchten sie 
bald ihren Mann finden! 

Petrie's Ausgrabungen in Deseh&scheh 
(S 21), in einer Nekropolis der 5. Dynastie, 
scheinen, wenn 150 Gräber geöffiiet wurden, 
nicht sehr reiche Fundobjekte ergeben zu 
haben: Einige Särge, mehrere beschriebene 
Gegenstände, ein paar schöne Statuen. Doch 
kann man darüber nach den summarischen 
Angaben nicht urteilen. Wichtig ist aber 
die Beobachtung über die Zerstückelung der 
Leichen, woraus Petrie auf Leichenverzeh- 
rung durch die bestattenden Verwandten, 
den Endokannibalismus, schliessen will(?). 
Man darf auf die Nachweise bezüglich der 
Kochspuren gespannt sein. 

Ich habe mich übrigens seit langen Jahren 
darüber gewundert, dass die Ägypter für 
„begraben^ ein von kaas „Knochen^ abge- 
leitetes Denominativ (krs geschrieben, mit 
bloss graphischem r) verwendeten, das also 
„die Knochen besorgen^ hiesse. Das wäre 
eine glänzende Bestätigung der Petrie'schen 
Beobachtung aber zugleich ein Fragezeichen 
hinter dem ELannibaUsmus. Nachdem man 
lange die ägyptische Kultur verhimmelt und 
überschätzt hat, geht man ihr nunmehr wohl 
etwas zu radikal zu Leibe. Merkwürdig 
ist die Angabe „eine., Schlacht und Belage- 
rungsszene zwischen Agjptem und Sati^' (= 
Asiaten?) sei in einem Grab (der 5. Dyn.!) 
dargestellt. Darauf darf man gespannt sein. 

Speziellstes Verdienst Ghriffith's ist der 
zweite Teil „Progress of Egyptology ^ ; dieses 
Verdienst wird durch die Zuziehung zweier 
fjisgezeichneter Spezialisten für Griechisch- 
AfmÜBeh (Kenyon) und Koptisch (Crum) 
wSm tMidimÜiB^ so entstandene Fund- 

joaaiHJm " .... - «ilisten Nutzen. 

W^ 1 ientalische 

Bi % keine 

VU He er- 

1 kder 






Zeitschrift f. äg. Spr. war sehr ungenügend. 
Nun giebt allerdings Griffith auch keine voll- 
ständige Bibliographie; ob dies immer ab- 
sichtlich geschieht, weiss ich nicht ^) Jeden- 
falls ist nichts von grosser Wichtigkeit ausge- 
lassen und die Zusammenstellung immer noch 
vollständiger als die der Ägyptischen Zeit- 
schrift, aber es wäre bedauerlich, wenn das 
üebersehen von Kleinigkeiten dem liebens- 
würdigen Zusammensteller von beleidigten 
Autoren einmal übelgenommen würde. Dass 
z. B. die zahlreichen Wiederkäuereien in 
populären Zeitschriften nicht registriert sind, 
ist freilich nur richtig; sollten sie in einer 
erschöpfenderen Bibliographie einmal unter- 
gebracht werden, so würde ihre äusserliche 
Kennzeichnung als sekimdär zu empfehlen 
sein. Wo der Verfasser ein Urteil oeifügt, 
ist es taktvoll, vorsichtig und streng sachlich 
(vgl. seine treffenden Bemerkungen zu 
HommeFs Ancient Hebrew Tradition, S. 39); 
den Unfug, den klassisch schönen Stil 
deutscher Lateinschulzeugnisse auf wissen- 
schaftliche Werke anzuwenden, vermisst man 
bei ihm. Er lehnt es S. 40 vorsichtig ab, 
auf die gegenwärtig besonders brennende 
Transkriptionsfrage einzugehen.,. Schade ! 
Sehr nützlich ist die Teilung der Ägyptologie 
in so viele Spezialitäten als möglich, z. B. 
die Einrichtung einer Sektion für ägyptische 
Urgeschichte. So wird der Jahresbericht 
sehr übersichtlich und lesbar. Vielleicht 
liesse sich in Zukunft auch ein Winkelchen 
ftlr die (1896 freilich, wenig vermehrte) Afri- 
kanistik, soweit sie Ägyptisch berührt, d. h. 
auf rein hamitischem Gebiet bleibt frei 
machen. *) Doch könnte man einwenden, dass 
von dem in so anspruchsloser Form und 
Sprache erscheinenden Bericht hier allzuviel 

^) Ich bemerke, dass s. B. von Bissuig^s Disser- 
tation, Helbig's (dem Ägyptologen freilich höchst 
uierbauliche) üntersuchmig zur mykenischen Frage 
nach ägyptischen Bildern pfünclmer Sitrongsber.) 
fehlen. W'inckler's Anuumaübersetzmig ist nach 8. 38 
offenbar aus Versehen ausgefallen ; das Forschungen 
474 ff. gegebene Kapitel der Ägyptischen Ge- 
schichte und manches Aehnliche (namentlich ans 
gemisditen Zeitschriften) G. wohl uocn nicht bekannt 
gewesen. 

*) Pro domo erlanbe ich mir folgende Berich- 
tigungen: „Der BericQit über die Berber(?)namen der 
Hunde König Antef s (8. 42) klingt etwas missver- 
st&ndUch, Ich bem^te mich gerade, die alten 
Glossen als osthamitisch, nicht libysch, nachzuweisen. 
Aus £. Meyer*s Artikel in Aegyptiaca (8. 38—39) 
werden nur irrtümlich £. Meyer sngeschriebene Re- 
sultate angegeben; abgesehen von meinem Anteil, 
der besonders bei (>rp6m zu betonen wftre, gehören 
dieselben Niebuhr (dessen Buch wohl dem8äireiber 
unbekannt blieb), Maspero, Jensen etc. an. Doch ist 
das sehr entsdiuldbar, weil jener Artikel darin nicht 
überm&ssig klar ist 



19 [No. 1.] 



ORIBNTALISTISGHK LITTERATüBrZEITUNG. [Januar 1896.] 20 



yerUnet wird. Möglicherweise ist dies richtige 
denn der Verfasser hat viel auf sich liegen 
und gegenüber der ungeheuer schwierigen 
Aufgabe, die Kahunpapjri herauszugeben, 
die Arcbaeological Survey zu leiten etc., er- 
scheint dieses teilweise ffir ein grösseres 
Publikum bestimmte Stück seiner Arbeit 
yielleicht manchem nebensächlich. Gerade 
hierin zeigt sich aber die hohe wissenschaft- 
liche Begabung des Verfassers, der sich als 
Autodidakt, auf ungtlnstigem Boden und 
unter den grössten äusseren Schwierigkeiten 
zu einer solchen Höhe durchgerungen hat, 
besonders glänzend. Daher hoffe ich, der 
Wunsch nach grösstmöglicher Vollständigkeit 
ist nicht allzu unbescheiden. Oriffith dürfte 
leicht Mitarbeiter finden. Der Nutzen, den 
sein Jahresbericht der ganzen Ägyptologie 
bringen wird, kann nicht hoch genug ange- 
schlagen werden; er könnte in keinen 
besseren Händen sein. 

Dem griechischen und koptischen Teil 
kann ich wegen der jammervollen hiesigen 
Bibliotheksyerhältnisse nicht immer folgen, 
beide scheinen mir aber sehr ffewisseiübaft 
gearbeitet!) und gute Seitenstücke zu dem 
Teü Griffith's. 

Dank und Glückauf im Namen der 
Wissenschaft! 

Philadelphia, Nov. 97. 



Bduard Qlaser, Zwei InBchriften über den 
Dammbrach von Mareb. (lütteüangen der 
Vorderasiatischen Gesellschaft 1897. 6.) Berlin. 
W. Peiser Verlag. Bespr. v. Hugo WincUer. 

Glaser hat den Inschriften, welche über 
die „Abessinier in Arabien^ Auskunft geben, 
aus seinen Schätzen zwei weitere l^acht- 
stücke folgen lassen, die bisher nur durch 
seine Mitteilungen in der „Skizze der Qe- 
schichte und Geographie Arabiens'' und zwar 
deren erstem, noch immer nicht vollendeten 
un^ nicht im Buchhandel erschienenen Teil 
'bekannt waren. Er giebt selbst ausftihrlich 
Auskunft, wie es gekommen ist, dass diese 
Veröffentlichung später erfolgt ist, als es der 
Fall hätte sein können, und warum er schliess- 
lich sie selbst imd allein ausgeftlhrt hat. Die 
Verzögerung hat, wie er selbst ausftihrt, Vor- 
teile für die Ausgabe gehabt, da manche Ver- 
besserungen des Textes sich erst jetzt heraus- 
gestellt haben, während der früher beab- 

^ Bei Eenyon wird wohl Hermes 81,221 (WeU- 
mann, Aegyptisohes) noch nachgeholt werden. 



sichtigten Ausgabe ältere Copien zu Grunde 
gelwen haben würden. 

Da mir selbst diese Copien mitgeteilt 
waren, und yon mir bis zum Januar 1895 behufs 
der auf S. 4 yon Glaser besprochenen Be- 
arbeitung studirt, worden sind, so wiU ich im 
folgenden eine Übersetzung geben, in der 
ich die Punkte, in denen ich yon Glaser ab- 
weiche, heryorhebe. Ich beschränke mich 
dabei jedoch nur auf das inhaltlich wichtige, 
und yerzichte namentlich auf ein Eingehen 
auf die Bauausdrücke, die yorläufig wol 
auch kaum ein grosses Interesse bieten. 
Selbstyerständlich bildet das, was ich hier 
biete, keine Deutung der Inschrift, wie ich 
sie ohne Glaser's Erklärungen gefunden 
hatte, sondern hat erst auf Grund dieser 
ihre jetzige Gestalt erhalten. Manches da- 
yon habe ich auch bereits früher so erklärt, 
anderes erst jetzt auf Grund oder im Wider- 
spruch mit Glaser geftmden, manches erst, 
wie ich anzuerkennen ftir nicht minder nötig 
halte, durch ihn erklärt erhalten, während 
mein eigenes Können yersagt hatte. Joh 
schliesse mich im folgenden an Glaser an, 
und hebe durch cursiven Druck die Stellen 
heryor, wo ich yon ihm yollständig abweiche, 
während ich solche Worte sperre, bei denen 
er entweder in Worterklärung oder Sinn 
im wesentlichen das richtige hatte, oder aui 
der rechten Spur war, und ich nur eine 
genauere Fassui^ oder meine Entscheidung 
ftir eine yon ihm schon erwogene oder doch ge- 
fühlte Möglichkeit zum Aus£ruck bringen wiU. 

Gl. 564. Sara^bil Ja'fnr, KOnig yon Saba and 
Baidan % 2. und von Hadhramant nnd von Jemanat und 
der*) Araber (Stämme) <^- von Gebirge nnd Tihama, 
Sohn von Abokarib *• As'ad, KOnig yon Saba nnd 
Baidan, und von Hadhramant, und von Jemanat 
nnd der Araber von (Gebirge 6. und Ebene, haben (pl. 
majeet.) erneuert den Damm, angefongen von Babab 

7. bis Sie gelangten nach *AbarAn. 8-ao. Beeohreibnng 
des Baus. 26. XJnd seine (des Dammes) Ausbesserang 
erstreckte sich von den Fundamenten und den Aus- 
9chachtangen des Gmndfelsens bis m 38. seinem 
Oberteil 28. und Sie führten schleunig auf) das 

*) TXn^ top 3^ bedeutet: König von ^Saba 
und BaidAn", wobei 8. und B. als ein Begriff in- 
sammengesogen werden, w&hrend yTH) '\t^ 'ü heissen 
wfirde KOnig von S. und (K6mg) von B. Vor adlen 
folgenden Undemamen ist „fOnig* wiederholt in 
denken, weil dieses L&nder sind^ deren KOnigswtbrde 
fELr sich besteht. Saba und Baidan (Himmr) gelten 
aber als eins. Das ist es, was durch die Setsung 

▼on n ^ diesem wie in anderen Fftllen ausgedrflokt 
werden soU. Vgl in GL 618, 87. 

*) S. Aber me „determimrende" Bedeuhmg des 
Pronomens luletst „die Inschriften der Zeit Alftuui 
Nahfuis" 8. 22 (Mitt VAG. 1897. & 849) und Forsch. 

8. 886 etc. 

*) Jj eilen. 



21 [No. 1.] 



ORIENTALISTISCHE LITTKttATÜR-ZEITüNG. [Januar 1898.| 22 



Mauerwerk und den \\m^ in 29. 27 Tagen und 
Yollendeten^) ihn. Und der AubAuu (?) dee Re- 
servoirs von ^* Afan war aua Stein und Cement. 
Und Sie beendigten das Oanze und fahrten ee bis 
som 31. Oberteil Yon den Fundamenten biF sor 
SpitM in der Macht und 3i Hilfe des Bannherzigen. 
(Die Ausgaben bestanden in:1 33—50 Auj&iählupg der 
Aufgaben. 5i. Im Monat ahu-Sawan 52-M. des 
Jahres 564. Und er wurde eröffnet') ^- von der 
Aussaat des ^arif an, 56. und man bew&sserte mit ihm 

67. das Land von 5S. der Aussaat des dit&* an 

^ im Monat dhu *1 Tabat des Jahres 61. 565 

brachen 6i— 63 (die einzelnen Bestandteile des Dam- 
mes) 34. und der Damm von unten bis oben. Und da 
sandte 35. der König an Hiiuyar und Hadhramant 
ein Aufgebot an St&mme, dei InhaUea dasa *) aufliege (?) 
eine FroMeutung [7) ihnen, welche er (der König) 
ausführen müsse 67 in Mareb und am Damme. Und^) 
ein Au^rebot habe^) er erlassen an sie, 63 deswegen 
weil*) in die Berge gestieffen seien die St&mme der 
Ebene 39. ^in Ge&hr ^) und Tod". Und er (der Damm) 
brach im ditA* 70. nach dem ^arif , und als er sein 
Aufbot erliess, waren aus Himyar 71. und Hadh- 
ramant di€|jenigen, welche Folge leisteten dem 
Könige, 72. 20000. Und so mauerten Sie (sie) den 
Damm von 73. unten bis zum Oberteile, Mauer und 
j]nt^ 74. aus Steinen. 74-32. Ausführung des Baus. 
82-100. Ausgaben dafür. 

Inhalt: 1—53. Erster Neubau des Damnos. 
54-64. Eröffnung und neuer Bruch. 64-72. Der 
schwierigste Teil der InschnfL Der Sinn ist: Der 
König erl&sst ein Aufgebot an Qimyar und Hadhra- 
maut^ weil die St&mme der Ebene sich beim Damm- 
bmch ins Gebirge gesogen haben. 74— Schluss: 
Zweiter Neubau. 

Gl. 618. In der Macht und [H]ilfe und Barm- 
herzigkeit 2. des Barmherzigen und seines (oder: des) 
3. Messias und des heili[ffen Gejistes haben (plnr. 
mtg.) geschrieben 4 diese üischrift Ana (?) [Abrahjah, 
der Lehnsfürst !>• des Königs der Gee'z Ramhis 6. 
Z»-Baiman, der König von Saba und Raidan und von 
Hadhramant und von Jamanat 3. und der Araber 
(Stftmme) von Gebirge und Ebene. 9. Und Sie haben 
geschrieben diese Inschrift als rebellirte und abfiel 
von dem Eide Jezld H. ben KebSat, ihr Statthalter, 
den sie 12. eingesetzt hatten über Kidat — er loor") 
(nftmlich) gewesen ihm (! statt: Ihnen !) 13. Statt- 
halter und hatte sich empört und mit ihm 14. die 
Grafen von Saba aus der Familie Sahar: Murra und 
15. Tomamat und ^anai und Martadj und Hanif 16. 
dhu Balil, und von der Familie Jez*an: 17 Ma'dikarib 
ben Sumaifa* und Ha*An 16. and dessen Brüder, die 
Söhne Ailam's. Und als Sie l*- aussandten*) Garah 



') Verb. fln. sg. als Fortsetzung des Plur. s. 
Hommel Chrest. § 35 a. 

■) Durch 1 wird die wörtliche Anführung 
des Aufgebotes eingeleitet (äthiop. kama). Für {<"i 
und "^n ergiebt sich aus dem Zusammenhang eine 
fthnliche wie die die angeführte Bedeutung. 

^) *l ist offenbar Versehen für v 

*) Noch Inhalt der angeffUurten Rede. 

') ^^ DMHD sobo ich coi^'unctionale Elemente: 
ki-ta-ak (vgl in letzterem &thiop. Fragepartikel akö). 

iSoll wol allgemeine Redensart sem: über Hals 
opf. 
•) ftthiop. Kiv 

^ iftW kommen, s. Z. 97 und die Inschrift von 
JgUfn GhnrAb: JPfnn :nBdn iHßf« es kamen die 



dhu-Zabnir, damit er Geltung verschaffe dem Gehor- 
sam 20. gegen den König im Osten, da tötete er 
(Jezid) ihn. (Die Rebellen) gewannen fär sich und 
ts fiä /i6^) 2i. die Festung Kidar und Jezld ver- 
sammelte seine Anh&nger 22. aus Kidat (Glaser: 
= Kinda) und bekämpfte Hadhramant 23, und nahm 
C^TP« ^en adhmaridschen £[g, und kehrte 24. zurück 
nac£ *Abaran. Da kam zu Ihnen (dem König) die 
Kunde (hiervon) und Sie machten sich 25. auf und 
versammelten Dire Truppen, die HabaSat 26. und 
Himyar zu Tausenden im Monat dhu-'l-^yath 27. 
des Jahres 657. 28. Und Sie brachen auf und kamen 
29 in die Gegend (?) von Saba und nahmen Auf- 
stellung (od. zogen?) 30- von ^irwah bei Nebat bis 
*AbarAn. ^-i- Und als sie gekommen waren nach Nebat 
:i). entboten sie ihr Heer 34 nach Kidar, n&mlich 
Aiw 35. und Lmd und Himyar. 36. Und ilare Statt- 
halter (Führer dieses Heeres) waren Watah 37 and 
'Audah, die Grafen von Geden. Und 38. es kam zu 
ihnen Jezld nach 39 Neba^ und unterwarf sich Ihnen 
40 bevor das Heer aufgeboten wurde.') 

41. Da (aber) kam zu Ihnen 42. die Kunde aus 
Saba, dass 43. gebrochen sei der Damm und die 
Mauer 44. und h b 8 und m ^ r phAt 45. von Afan im 
Monat dhu-'l-Madrah 46. des Jahres (65)7. Und nach- 
dem 47. zu Ihnen gelangt wp ' diese Kunde, 48. ent- 
nandten Sie Berdanan mit der Amnestie") für die 
Araber (St&mme), welche sica 50. angeschlossen hatten*) 
Jezid. Und so gaben all ihre Hand ^2. und ihr 
Pfand in Treuen*). 53. Und das Heer, welches Sie 54. 
entboten hatten nach Kidar, unterwcäi*) die Grafen, 
55. welche sich empört hatten. 

Und der König 56. entbot eine Aufforderung 57. 
an die St&mme wegen ^ 57-60 Lieferungen) um aus- 
zubessern den Damm und die 31. Mauer im Monat 
dhu-'l-^ir&b^ 6» des Jahres sieben (657). Und nachdem 



Abessinier und fielen ein (vgl. Forsch, s. 327). Hier 
liegt also der IL Stamm vor. 

*) Inlnnfe' &thiop. Alh'^ • aberravit, nicht nntt^ 
= arab. c^^^^^u^, das Gl 825,12 vorliegt Sollte 
in Z. 2t der erste Buchstabe i gewesen sein, so 
müsste man den n. Stamm = &tbiop. pntt^{< ^^' 
nehmen: sie verleiteten zum Abfall. 

•) So ist der Artikel bei 3131 gerechtfertijft, 
Verbalconstmction, das Objekt steht im Accusativ! 
') So richtig (Glaser. 
*) ^t<D^ «1hl, üb. «11 s. zu Z. 12 und 68. 

•) [CJnaD iß) 8. Z. 97. 

•) s. Z. 79. 

'') fiierzu bemerkt Glaser: „^ur&b = Erntesaison 

bis Ende Dezember.** Vgl. \^\yc Sp&tsaat, Spät- 

emte. Hierdurch, sowie durch das Vorkommen von 

3PI1 "3 ^^^ andern Damminsohrift z 55 u. 58 

ÜD"in ann» ^r\l 2rn CHaser = Saat. Regenwasser: 
(^L^^) werden wir in Stand gesetzt, die Inschr. CI. 

78 besser zu verstehen: Z. 6—9 „und weil sie be- 
gnadet hat Almakah 7. mit der Ernte, welche er 
ihnen schenkte, in welcher war 3. das Korn im 
Preise des Weizens in der Regenzeit [d. h. so 
teuer wie Weizen in der Saatzeit]**: 

I npoS« I lon^Din l rro 6. 

D I iriDi I lonnsK^ I 212« ?, 

DHiD I onn I :cn I yvü l : s- 

c^ri I onü^DD 1 : 9. 



ORIBNTALISTISCHE LTTTERATinuZElTDNQ. 



«] 



weiliteii die Kirche BT. von Hueb, damit darin lein 
•olle ein Preabjter, dar fflr ihren Dienrt tei,') Und 
M. darauf begaben Sie sich inm Damme nnd graben 
and wiederOm*) «- gelangten Sie anf den Fels- 
boden und sie dranKon ein *) in den Felaboden um 
du Fundament tu TO. legen fOr die Haoer. Und all 
■ie dabei '^1' waren dos rnndament sn legen ftlr die 
Hauer ^ entstand Unzufriedenheit und Äafmhr ^' 
bei den St&mmen nud in der Stadt. Und da Sie 
einsahen, dass ^4. gefflhrlich w&re die Uniofrieden- 
heit bei den St&mmen, gaben sie ihnen ürlanb, '^ 
n&mlich fl«n Habet und dm Himyar. Und TS. nach- 
dem sie Urlänb gegeben hatten den St&mmen, 
stiegen herab*) 'n. die Grafen, welche sich in 
KidAr verschanct hatten, nnd so (demgemLss), 
Ti- kamen die Fürsten mit dem Heere, welches ^- Sie 
entboten hatten, um sie lfaae)mederguuierfen*); nnd 
sie (jene) nnterwarfen sich SO. dem KOnige. Und 
darauf kehrte inrflcb der KSni^ noch der Stdat 81. 
Hareb vom Damme, mid die Grafen, welche 
waren Sa trea (?) in ihrer [GesinnnngT] (waren) : 
Aksnm von Ma'a^ir , 83. der Sohn des Königs 
etc. W' nnd der Statthalter ^. von Hodbramaat und 
Famaf). Und als in Ihnen kamen 8S- eine Bot- 
schaft des Negts and zn Uiaen kam W. Mne Bot- 
schaft de« KOnigs von Rflm w. und eine Gesandt- 
schaft de« KOnigs von Persien, und Gesandte von 
al Hundir Sl und Gesandte Ton ^ärit ben Oabahit 
nnd Gesandt« von Abakarib 63. ben Gabalat, nnd 

t'edem Stamme') der wünschte Verkehr eu nnter- 
itüten') B3. (da) tüt^at herab {— kameit turOek) die 
SULnmte wie') M. bei ihrem ersten Aufbot, mdem 
»U eüten BS. zu ihrem (od. Ihrem) zweiten Termin; 
und so kamen an W. die St&mme in dem zweiten 
Teile des (Monat«) dha-Da'wan. V- Und als (so) lu 
ihnen gekommen") waren die St&mme in TVeuat"), 
besserten Sie 96. au«, was eerbrochen war, (ang(>- 
fongen) von der Mauer, welche gebaut hatte Ja^ir 
96. fehlt? w in Saba: (Sie) <md die Grafen, lOa 
welche waren beim Könige, ^oi, mid ihre Beamten. 
Und so erstreckt« sich itB. seine Aasbesserung von 
der Ansschachtang des Felsens. 103. bis somOber- 

jA/* Kom, _*ä Preis, nicht „acht", y Weiten. £s 
bleiben nur die zwei letzten Worte unerklärt. Das- 
selbe als GL 74,9. 

') Die Kirche wird zum Sitae eines Presbyter« 
bestimmt. 

*) Yerbum (Schwester von ^^K) wie nh, also 

er I 

*) Ich habe Alttest. Unters. S. 
gewiesen, doss das Hebräische ein Wort niVjIl fS^ 
habt haben musa, das nur iu der Überlieferung derSep- 
tuuginta I. KSn. 2,46 (SmamnuaTa) vorliegt , im hebr. 
Texte aber fehlt, and dessen Bedentnng „Bergwerke" 

Seweeen sein muw. Hier haben wir jetzt im Sab. 
en Stamm ^yz einen Felsen dnrchbrechenl 
*) Aus der Festung; sie unterwarfen sich nnd 
aomit wird dos Beer frei, und kommt noch Mareb. 
') 8. Z. 64. 
■I Nur ein Stetthalter für Hadbromaot und F. 

6^1 'n "13Di das wird durch t aasgedrücki Vgl 
gp. 20. anm. 1. 

'J Glaser richtig. jU,. 

■) J-iL?. 

■) Tergl. Vertragsinschr. Z. 16 



") Z. 1 



1 Z. 19. 



teil. Und so war daa, was 8i« lOL hiiunfVgten m 
der Haner 1*B. ein Nenbau, den Sie anafOhrten mjt 
Hilfe der lOS- Stknme: fünf nnd vienig m. £]len an 
Lftnge und fOnf mid ÜB. dreiesig Ellen an Hflhe nnd 
U«. viertehn E^len an HO. Brcute, in SteinblCcken. 
lll-iu. Ausgaben für den Unterhalt der Arbeiter 
und Datum: Honat dhfl-Ha'an 668. 

Inhalt: 9-24. Jeitd ben Kablat, Statthdter 
Abrahas Aber K d t (Glaser: := Kinda) empffrt nob, 
nnterstfitet durch Angehörige der FÜmilien Skhar 
and Jez'an, nnd sohUgt den gogon ihn aoBgeeatidua 
Feldherm, £r gewinnt die Festung Kidar, maoht 
EinfUle in Hadhramant, mid kehrt <uuui nach'Abft- 
lia — seinem Sit» — (iwisohen Hareb und Enüb.- 
ramaut) lorfick. 34—32. Daraufhin bietet Abrahah 
seine ganie Steeitanaoht (Abessinier und ffinjmn) 
auf, rlfekt gegen 'Abardn vor. 88—87. ESae B»Ktm- 
abteilang onter awei kaila Ton Oeden entsendat er 
gegen lodar, wo Anitbiger Jerids liwen. 38—40. 
Daraufhin meldet Jesld sofort seine Unterwerfbng 
gutwillig an, ehe dieses ExeoationslLeer abge- 
schickt ist. 41—42. Wfthrand der KSnig so noeh 
mit dem Hanptbeei im Felde gegen ' Abarto itebt, 
erh&lt er die Nachricht vom Dammbrncha. Da 
er jetzt daraaf bedacht sein moss, sein Heer für 
den Wiederaufbau frei zu bekommen, ISsst er den 
Summen, welche sich Jaild angesohlossen hatten, 
(Araber : Kinda?) Teneihong anbieten and diese 
unterwerfen sioh daher. 63—66. Die g^en Kidar 
aasgesandte Haaresabteilang hat mittlerweile die 
Grafen, welche sich Jeild angeschlossen hattea, 
unterworfen (d. h. die Fanulien Sahu und Jez'an). 
Wii haben nns zu denken, daas diese anf ibr«D 
Bnrgen gesessen haben und ainseln snr Uaterwsrftmg 
genötigt worden. Es bleibt daher nur noch die 
Festnng Kidor fibrig. 5S— 70. Abraha hat nnnmehr 
also freie Hand Ki den Ban des Damme«. Er 
schreibt die Lieferang von Haterial ans nnd geht 
mittlerweile nach Hareb, wo er eine Kirche einweiht^ 
nnd einen Presbyter einsetzt, nnd dann an d«B 
Dammban geht. TO— 76. Als man beim Ansscfaaiditam 
ist, werden die aufgebotenen Stftnune — d. h. die 
Abessinier und Himvaren, welche das Beer bilden, 
nicht etwa die (in Z. 67—60) zu Lieferungen an&e- 
botenen Stämme — offenbar w^en dar L&oge der 
Zeit, die sie Ton Hause entfernt gehalten werden, 
nniufrieden nnd der KOnig mnaa sie noch Hause 
entlassen. 76-79. Zar selben Zeit unterwerfen sich 
die in Kidar liegenden Anhänger Jezids — wie es 
scheint, ohne Oberhaupt eine Bdagemng abgewartet 
zu haben, nud die gegen sie aasgesandte Heeree- 
abteilung wird dadurch frei nnd kehrt znrdck. — 
80—87. Der KOnig kehrt nun nach Hareb inrack, 
wo er sein Eoflager abhält ; die treuen , dort 
anwesenden Vasallen werden genannt. (83—87). 
87 — 101. Dort empfängt er die Gesandtschaften, 
und mittlerweile ist die Urlaabszeit de« enUasseuen 
Heeres verstrichen, das sich wieder einfindet, sodass 
man das Werk wieder da aufnehmen kann, wo ea 
vorher unterbrochen worden war. 

Über die erste der beiden Inschriften 
sind keine weiteren AusfUtirangen nötif, die 
Bedeutung der zweiten f(ir die (3«BCDichte 
Arabiens hat Glaser bereits in seiner „Skizze" 
gewürdigt und Jetzt austührlich erörtert. Wo 
ich in Einzelheiten von ihm abweiche, er- 
giebt das sich bereits aiu meiner Übersetz- 
ung. Beachtenswert sind besonders Obuers 
Ausführungen,, über die Bestimmung der 
jemenischen Ära und die sich daraus er- 



\So. 1.] 



OBIENTALISTISCHE LIFTSRATUB-ZUITUNQ. 



IJai 



r 1898.] 



gebende Dstüimg der Inschrift, wie sie neo 
im Nachtrag I" vennclit wird. In der 
Tftt wire ea aeliT einleDchtend, wenn die 
(Gesandtschaften Jnatiniana und Chosroea 
bereits 639, kurz vor dem Beginn des hj- 
santiniach-perBiBchen Krieges in liareb ein- 
getroffen wftren, and dasa wir in der „rfi- 
misohen" Geaandtachaft tateftchlicb die Ton 
den BjEantinem berichtete Sendung Julians 
bitten. Von sonstigen Abweichungen in 
der AnffiuBung möchte ich nur hervor- 
heben, daaa Glaser meines Erachtcos zu viel 
Gewicht anf die Angabe der ersten Inschrift 
(68) legt, daas die SUtmme der Ebene in die 
Be^ geflohen seien. Hierauf eine Begrün- 
dung der arabischen Überlieferung vom Damm- 
brach als Ursache der Auswanderung') der 
südlichen Stamme nachS^en (3. 28) zu bauen, 
««cheint mir zu vertraueasaelig. Die ganze 
Uberiiefening von dem jemeniacnen Ursprung 
nordarabiacher Stämme hat doch ihre volle 
&UXrung in den Parteigegensätzen der 
ersten islamischen Jahrhunderte. IVeilich 
hat es Beziehungen zwischen Syrien und dem 
Jemen gegeben, das beweist die Schrift der 
Harrainschriften, aber wenn arabische Stimme 
aus dem Süden nach dem Norden kamen, 
so waren es eben Araber, d. h. Nord* 
araber, keine Sabäer (Himyariten etc.), also 
Stimme , welche in ihrem nomadi s i- 
renden Leben auch nach dem Süden ge- 
kommen waren. 

Dadurch sind ne aber nie zu Sfidarabern, 
SB Jemeniten geworden, welche ansessig 
waren, und sich von den „Arabern" unter- 
schieden, wie sie von diesen auch in den 
Inschriften unterschieden werden. Da giebt 
es ai'&b Stimme, und wenn diese genannt 
werden, so heissen sie Himyar, Habra, auch 
HadbramaatiSabaetc.; aber es giebt nur a'rftb 
d, i. Araber, Nomaden („kabÜen, Beduinen") von 
Gebiige und Ebene. Diese können zwar auch 
bis in das iemenleche Kulturgebiet hinein 
schweifen, aber sie sind von den ange- 
sessenen iemenischen Völkern verschieden. 
Ein Dammbmch traf daher in erster Reihe 
diese, die aber nie ,,Araber" gewesen sind 
and auch nicht mehr auswandern konnten. Im 
übrigen würde ein Dammbracb nie die Ur- 
sache einer Verödung der Gegend gewesen 
sein, sondern nmgekehrt konnte der Damm 
nur brechen und in Trümmern bleiben, 
ab die Verarmong und damit Machtlosigkeit 
der Sodaraber bereits vor sich gegangeo 
war. Solche Zustände konnten aber hoch:: 



stflns „Araber" ins Land locken, nicht sie 
daraus vertreiben. Wenn daher im Norden 
eine Überlieferung entstehen konnte, wonach 
die ältesten Völker sich aus dem Jemen 
herleiteten, so hat das seinen (Grand in der 
naiven AJuchauung, welche sich mit dem 
Glänze der alten vergangenen Kultur brüsten 
wollte. 

Berlin, im November 1897. 



1) ÖlaMTS Dl'-Araber nnd mnnea EiaehteDH 
n itieicheii, da an den betreffenden Stellen keine 
Egennamen vorliegen , 



Frans Prätorlns: über den rdckweichendeo 
Aooant im 'BebrftieeheD. Halle, BnohhcUg. 
d. WaiaenhMuea. 1897. 69 8. 8* Besprochen 
von H. Grimme. 
Verfasser hat sich in dieser Studie das 
Ziel gesteckt, die Kräfte zn erkennen, die 
Eintreten und Unterbleiben des rückweichen- 
den Accents im Hebräischen veranlassen. 
Zu diesem Zwecke geht er in folgerichtiger 
Weise von einer Erklärung der Tonzurück- 
ziehong zur Betrachtang des hebriiachen 
Silbenaccents , Satzaccenta nnd logischen 
Accents über, um zuletzt noch über den 
Pausalaccent neue Theorien aufzustellen. 
Wenn er auch selbst zngeateht, dass die 
Arbeit nicht erheblich viel neues enthalte, 
lediglich Anwendung anderwärts gewonnener 
Ergebnisse der Sprachforschung auf das 
Hebräische, so kann jedenfalls schon dieses 
and weiter das Heranbringen von reichlich 
und passend ansgewählten Beiapielen als 
wissenschaiUiches Verdienst angesehen wer- 
den, Manches früher Vorgetragene wird 
nach Prätoriua' Ausführungen revidiert wer- 
den müssen, und Recensent leugnet nicht, 
dass auch mit der von ihm vorgetragenen 
Theorie (cf. GnmdzUge d. hebr. Aoc. u. 
Vokallehre S. 29 und ZDMG, 50, S. 634 f) 
eine Reihe neuer Beispiele von Tonzurück- 
ziehung bei ursprünglich haupttonigen Formen, 
besonders nonuoalen Snffizformen (Seite 27, 
46- 60) noch müssen verglichen werden. An 
interessanten Einzelheiten möchte ich her- 
vorheben die Beobachtung der Nesiga vor 
Schwa mobile (Seite 35) sowie des tonlos 
nachgesetzten tt^n und t<*n (48—60). 

Und doch hätte Prätorius, scheint mir, 
manches mit weiterem und tieferem Blick 
anschauen müssen, um die sprachgeschicht- 
Uch ungemein wichtige Frage des rück- 
weichenden Accents endgiltig zu beant- 
worten. Sie gehört entschieden zu denen, 
die vom Standpunkte der vergleichenden 
semitischen Grammatik aus zu beleuchten 
sind, und muss uns etwas vom Werden der 
hebräischen Sprache offenbaren. Pr. läset 



INo.1.] 



OHIENTALISTISCHE LITTERATÜB-ZEITDKO. [Januar 1888.) 88 



aua diese Vvi^leichuDg (aueeer S. 61) bei- 
seite; ihm ist der Tonrückgang ein me- 
chanisclies ZurückgedräDgtwerden eines 
Haupttones von einem folgenden, wobei ihm 
,,von Tonilierein als das natürliche erscheint, 
dasB der Acoent gegebenen Falle um eine 
Silbe nach vorne rückt" (S. 30i und 
„wenn diese Schwa enthfilt, also zur Auf- 
nahme des weichenden Accents nicht fUhig 
ist, auf eine dem Schwa event vorangehende 
offene Silbe mit langem Vokal rückt" (S. 32), 
wobei ferner die Sprache „um dem Zu- 
sammenprall der starken Accente auszu- 
weichen" den ersten auch möglichst herab- 
drücken kann u. b. w. Ausser in dei 
Qrundaaschauung wäre bei noch einige i 
nicht unwichtigen Punkten eine freiere 
Auffassung von Nutzen gewesen. So nimmt 
Pr. entweder der älteren Grammatik folgend 
oder im Hinblick auf das Fehlen von 
Hau ptacc enteil vor Maqqeph an, dass dieses 
dazu dieue, einen besonders hohen Grad 
von BetouungsBch wache des vorhergehenden 
Wortes (S. 9) infolge des „Verlangens nach 
Ausweichen" (S. 30) auszudrücken. Wie- 
wohl ihm das vielfach Zufilllige der Maqqeph- 
setzung nicht entgeht, hält ej- es doch fUr 
möglich, dase ein Kj~ oder ^7~ den ganzen Ton 
von einem vorhergehenden 'JJpB'ri oder T^QTSI 
ablenken könne. Ja, nachdem er in der 
Ultima von "l'Ntf" zweigipfligen Accent an- 
genommen hat, soll auch dieser vor ry zu- 
nichte werden könne (S. 17), und er stösst 
sich nicht daran, wenn Pathah fui-tivuni, nach 
ihm der eigentliche Beweis ftlr zweigipflige 
Betonung, vor Maqqeph ruhig verbleibt, da 
es nun „eiumal fest ausgebildet" gewesen 
sei (S. 18). Mir scheint, meine Auffassung 
von Maqqeph als altüberliefertes Sprechtakt- 
zeichen, vor dem ganz wohl ein schwach- 
verminderter Hauptton gesprochen werden 
könne, bewahre vor solchen Seltsamkeiten 
Das Fehlen von Hanptaecenten vor ihm 
kannte weiter auf religiöser Scheu beruhen, 
dieses alte Accentzeichen durch Hinzusetzung 
von weiteren zu moditicieren. 

Mit diesem Punkte berührt sich ein 
anderer. Pr. hält es fUr unmöglich, dass 
der Ton von der Ultima auf eine ge- 
schlossene oder geschärfte Pänultima 
rücken könne. „QeBchlossene und geschärfte 
Silben wurden erheblich schwächer betont 
«1b offene" (S. 31). Diese phonetisch merk- 
würdige Idee ist ihm daraus entsprungen, 
dass sich thatsächlich nur wenige FtJle 
bieten, wo ein späterer Accent die Znrück- 
aiehung des Tones auf eine so beschaffene 



Pänultima andeutet; meistens hat aber Haq- 
qephsetzung die Bezeichnung der einge- 
tretenen Nesiga überflüssig gemacht, viel- 
leicht auch schon susdrüuceo sollen, dass 
im Ton des Sprechtaktes eine VerachJebnng 
stattgefiinden Iwbe Fälle ohne Maqqeph imä 
Tonverschiebung wie: n^?^. ^p'JTtJt ?(*<fc;^3 
"3 betone ich xx^, bezw. _-xxx-i. Pr. 
kommt durch seine Regel weiter dahin in 
V7V, i'iT u. a. Schwa mobile statt quieecens zu 
sehen und die Richtigkeit von Betonungen wie 
^i£' -\2^ (Hiob 34,19) einigermassen zu be- 
zweifeln. 

Von der althergebrachten Vokalauschau- 
ung des Hebräischen, die ich in meinen 
„Grundzügen" umgestalten zu müsaeaglaubte, 
trennt sich Pr. fast gar nicht, trotzdem gerade 
seine Untersuchung ihn leicht zu meinen Re- 
sultaten hätte führen können. Wenn er z. B. 
erkennt, dass Sere nicht immer zweigipfligen 
Accent haben könne, wie bei ii/\ bei Sg!1p. 
besonders aber bei den meisten Verbalformen 
mit Sere in der Ultima, so will er das lieber 
auf individuelle Eigentümlichkeit des Accen- 
tuators oder schwankende Betonung zurück- 
liihren, als auf eine zweifache Quantität des 
Sere; ja, er lässt in Fällen, wo Patha^ furti- 
vum am Ende steht, den Accentuator „sieb 
sicher mit Unrecht mechanisch nachahmen.** 
Ebenso erkennt er die verschiedene Be- 
handlung von Holem, ohne dadurch zur Regel 
von kurzem und langem Holem zu gelangen. 
Endlich nimmt er ein tongedehntes, event. 
cirkumflektiertes Segol an , z. B, in CT\_, in 
opi C[|)< Mich wundert, wie man sich ander- 
orts zu dieser Annahme verhalten wird; ich 
will hier ala meine Meinung nur kura 
andeuten, dass in obigen Silben <b mit gemi- 
niertem Auslaute vorliegen dürfe. 

Eine wichtige Entdeckung scheint ihm 
die von zweigipfligem Acoent in ge- 
schlossener Silbe mit naturlangem Vok^e. 
Damit trifft er zunächst nur mit meiner Auf- 
stellung in den „Grundzügen" (S. 67—59) 
fiberein. Sein Beweis stützt sich auf die 
Annahme, Patha^ tnrtivum sei nicht etwa die 
notwendige Folge der Aussprache der semi- 
tischen GutturaJe, sondern nur ein Mittel, 
Zweigipfligkeit des vorhergehenden Accents 
zur Anschauung zu bringen. Hiergegen 
werden andere wohl andere Einwände er- 
heben; mir genügt der Umstand, dass vor 
Pathat^ furtivum ausser langem Vokal auch 
kurzer stehen kann (v^. r^Jt^ parallel mit 
122, inf eoustr. n^ neben n^. njy neben 



89 [No. 1.] 



ORIENTALISTISCHE LITTEBATUR-ZEITÜNG [Januar 1898.] 30 



^n^ u. a)y um die ältere Meinung einzig 
berechtigt zu finden. 

Im letzten Kapitel behandelt Pr. die Ent- 
stehung des PausalaccentSy besonders auch 
die Tonverschiebung in Verbalformen wie 
nSipp und ^Ssppn. Er erklärt nun die Formen 

mit Pänultimabetonung für die ursprttng- 
lichereuy weil sie mit dem Aramäischen über- 
einstimmten, und leitet aus diesem Pänulti- 
matone den Ultimaton ab durch die Zwischen- 
stufe der Tonlosigkeit, „welche den betr. 
Formen und Wörtern vor dem im Context 
eigen war und den alten Accent im Context 
vernichtet hatte**. Doch dünkt mich dadurch 
die Frage noch nicht über jeden Zweifel 
entschieden. Ist es zunächst ein voller Be- 
weis für ehemalige Pänultimabetonung im 
Hebräischen, dass die entsprechenden ara- 
mäischen Formen sie haben, und dazu nicht 
einnud durchgängig (vgl. bibl. aram. np&: 

neben n^^pj})? Stimmt doch das Assyrische 

und Altarabische mit dem Hebräischen über- 
ein! Wer verbürgt weiter die Tonlosigkeit 
der hebräischen Verbalformen im Contexte? 
Während für die des altindischen Verbs im 
Hauptsätze, an die Pr. zu denken scheint, 
die Schreibweise der Manuskripte zeugt, 
muss Pr. zu der subjektiven Annahme seine 
Zuflucht nehmen: „Es wurde einst im Heb- 
räischen nur das letzte Wort im Satz oder 
im Satzabschnitte von einem starken Accente 

¥)troffen, während die voranstehenden zur 
onlosigkeit neigten . . . Und die tonlos 
ausgesprochenen Formen und Wörter ent- 
wickelten dann allmählich einen Ersatz fiir 
ihren verlorenen Accent, nämlich einen zu- 
nächst ganz schwachen Accent auf der 
Ultima.** Hält man gegen diese Ausführung, 
dass Pr. cap. VH dem logischen Accent die 
Kraft beimisst, jedes Wort im Satze über- 
mässig im Tone zu verstärken, so wird man 
seine Beweisführung eewiss nicht zwingend 
finden können. Es Uessen sich noch an 
andere Punkte Ausstellungen knüpfen. Ich 
beschränke mich darauf, seinen Ausdruck 
S 68, er habe den hebräischen Satzaccent 
erschlossen, dahin abzumindern, dass nicht 
nur fast alle von ihm angenommenen Sprech- 
takte, sondern auch verschiedene Stufen von 
Tonschwäohung und Tonrückgang besonders 
in meinen „Orundzügen** S. 27 ff schon be- 
handelt worden sind* 

Freiburg, Schweiz. 



Zeitsehriftensehau. 

Revue sömltique (RS.) 1807. 

1. Halevy, Recherches bibliques, La descoDte des 
Ina^tes an ^gypte JoBqu'ä la mort de Joseph. — id., 
Notes pour l'interpr^tation des psaumes (Ps. 74—76) 

— id. Le profit historique des tablettes d*El-Amaroa. 

- id. rorigine des Elitäres cun^iforme et ph^- 
nicienne (betrifft Delitssch, Entstehung des ält^ten 
Schriftsystems). — Thnrean-Dan^in, le OttAet A 
d'Eanadon. — id., Notes ponr semr ä la Chronologie 
de la seconde dynastie d'Oor. — Perrachon, Notes 
ponr l'hist. d'£thiopie (R^gne de Soosneyos ou 
Seltan-Sagad. 1607 — 1632). — Chabot, Note sor 
i'inflcr. nabate^nne de *Ire. (yerOffentl. von Sachan, 
Sitiungsber. Berl. Ak. 1896. p. 1056 nach Abklatsch 
▼on Burchhard): „Badru a plac^ le boeuf selon son 
▼oen (?), [commej ex Yoto. Paix! Qa^in, fils de 
Hann'el, i'artiste, Paizl" — Halevy, Le texte d^fi- 
nitif de l'inscription architectorale aram^enne de 
Bar-rekonb. (nadi und gegen Mflller, in WZKM. X.) 
Bibliographie y. Halevy : Budde, Commentar zu Hiob. 

2. Hidevy, Recherches bibli<^aes, La descente 
des Isra^tes en ü^gypte etc. (smte). — id., Notes 
ponr l'interpr. des Psaumes (Ps. 77—82^ — id. Le 
Profit bist, des tabl. d'fH-Amama (smte). — id. 
£tade sur la partie du texte höbreu dö TEcclösiastique 
r^. döcouY^ie. — Thurean-Dangin, Un fragment 
de st^le de victoire d'un roi d*Agad^. — Perruchon, 
Notes ponr Thistoire d'£thiopie ^uite). — Haleyy, 
Demier mot sur les inscr. de Ndrab. Quelques ob- 
servations sur Tinscr. phön. de Namaca. 

8. Halevy, Recherches bibliques: £tudes sur la 

Eartie du texte höbreu d6 TEcclös (suite). — id. 
« profit bist, des tabi. d'El-Amama (suite). 
Thureau- Dangin, Lougal-zaggin roi d'Ourouk. — 
Perruchon, Notes pour Thist. d'Etbiopie (Le pays de 
Zftgud ; im Anschluss an Conti Rossim im Oriente IT). 
Bibliographie von Halevy: Ed. Meyer, Glossen zu 
den Thontafelbriefen von Tol-el-Amiiuma (aus den 
Ägyptiaca für G. Ebers). P. Jensen, Nik(k)al-Shar- 
ratci — TD\t^ ^ Harran (ZA Januar 1897). 

4* Hal^yy, Recherches bibliques: Unitä, ordre et 
date des r&its relatifs ä l'histoire d'Abraham et 
des Abrahamides. — id., Notes pour Interpretation 
des Psaumes (84—92). id., Le profit histonque des 
tablettes d'El-Amama. Perruchon. Notes pour 
rhistoire. (Le regne de Fasiladas (Alam-Sagad), de 
1632 k 1667) nach Ms. Bibl. nat. 143. Bibliographie 
▼on Halevy: Comill, Einleitung i. d. AT. mwack, 
CSommentaa: z. d. kl. Proph. Marquart, Fundamente 
isr. u. jfid. Gesch. Glaser, Zwei Inschriften über 
den Dammbruch von Mareb. 



^^ener Zeitsohrift für die Kunde des 
Morffenlandes. (WZKM). 1897. 

!• Ägyptische Urkunden aus den kOnigl. Museen 
zu Berlin, von J. Karaba^k (Kritik der A hei- 
schen AuBgabe). — Lumbini von J. S. Speyer. 

— Die Wortfolge im Türkischen Yon C. Lang. — 
The origin of the town of Ajmer and of its name, 
by G. Bühler. — Hiob, Kap. 14. von D. H. Muller. 

— Riz& Kul! Xftn als Dichter, von Alex. v. Kegl. 
Anzeigen (darunter: Budge, Tue discourses of Phi- 
loxenos, bishop of MabbO^. von Bickell ; (3owley aod 
Neubauer, The original flebrew of a portion of 
Ecelesiasticus, von £>. H. Müller. Kleine Mitteilun- 
gen: Awestiflche Etymologien von Fr. Müller u. a 

2* Noch einmal die Theekanne des Freiherm 
yon Gautsch, y. Fr. Hirth. — Sechs Zendalphabete 
yon J. Krste. — Ihn al Küf!, ein Vorgftnger Na- 



8t [No. 1.] 



OBlEHTALISnSCHE LTTTEBATÜIUZErrDNa. [Junar 1898.) 



dim'e, von J. Lippert. — Pijadan's Edikte und das 
Suttapit&kftm TOD E. E. Neumano. Zar HamAsa des 
Buhturi von lg, Goldzielier. Caraka, toh J. Joll;. ~- 
Kbartweliache Sprachwieseaechaft (IH) tod Hngo 
Schuchardt. — Anzeigen, darunter: Daatian, Haupt- 
katalog der armeniBchen HaDdachrifteu tod Fr. 
HüUor. Chabot. Eiitoire de Jäaus Babran Toa MCl- 
deke. Kleine Mitteilungen (KaktdrkiBcbet t. Ban^, 
Persische u. sumen. Etym. t. Fr. MftUer. RnmAni- 
•ches in georgischer Schrift von E. Schuchardt). 
8. Le Uvre de diamant olair,Lamineiix, faiBaot 

Sasaer k l'autre vie. Teste mandachou par Charlea 
e Harles, — Bibliographie Brabiacher Druckwerke 
TOD Ignaz Ooldzieher. — über WortzosanuneD' 
■etsungea im Handschu von Erwin Ritt«r t. Zach. 
— Beiträge xur Erklärung der altpereiecben Seil- 
iBachriften von Fr. Müller jBeh. 1,20 sSapawa raaöa- 
patiwft .Hei ea Macht fOr Nacht, Bei es Tag für Tag" 
d. h. .immer-. Beb. 1, 60. ditam. 1, 86 — 89. 
3,76 u. 91. 3,52: uaamiuäpatij akunawam „ich lies» 
auf das Hochgericht schaffen" (^ OffenÜicb auB- 
atelleu bei der Hinrichtung), 3,25—28 (jadftjs Ort 
der Vorehrung = häuslicher Herd). 4,86. dKduIga 
M. pr. lies : dSduiya {cf mardonya, MopBovioi;). 
Dariut, Persepolis I, 6—9. adarsaj. ib. 14, draiabji. 
Kaqi-i-Rufltem A 30. knSiji = Kntäer (?)!!. ib.43-47. 
pat^azatt 3 sg. impf, Hod. von ian. + paty ; parft- 

Eatä purtic. perf. Xenea k. 30—26. janaij nner- 
rbar. wiaanAl^ =^ wikan&hj. — Heilmittelnamen 
der Araber von Moritz Steinschneider. — Budge, 
Life and eiploite of Alexander tfae great (äthiop.) 
bespr, t. Guidi. — Kleine Mitteilungen: Ein Calem- 
bourg im Decret von Kanopua, v. A. Dedekind. 
Der Ausdruck Awesta; NeuperBische Etymologien 
V. Fr. Müller. Brief von Prof. Schuchardt aber das 
georgiflche Kreuz von Pawlicki. 



Zeltsohrift fOr ABsyrlolosie ■). (ZA) AugnBt 

1897. xn. 

1, NOldeke, Die große Inschrift von Petra. — 
J. Ruaka, Studien zu Sevema bar §akkü's Buch der 
Dialoge. — E. Dachau, Qlouen zu den hiatoriBchen 
Inschriften As^Trischer KOnige. [Qeographiache Be- 
merkungen. Ohne Benlaksichtigang der neuen 
einschiägigen Werke.] V. Scheil, La vie de 
Mar Bei^amin. Sprechsaal: Oppert. M. Eartmann: 
laqm&n =; 'A)LX|iai(iiv. Boiaaier: will das Ar-^a-FI 
dea Tel-Amarnabriofea mit Arsabi bei Sargon und 
in einigen Briefen Sanheriba an Sargon identÄficiren: 
■war bereite von Winckler, Altorient Forsch. S. 87 
geachehen (dazu Jensen ZDMG. 49, S. 268 n. Winckler, 
Israel itiBche Gesch. I S. 136). Oppert, Bäponse ä 
Mr. Reisner. id., l'arpentage des quadrilat^res chal- 
deens. C. F. Lehmann, Sarapis (Arrian Anab.VII 26) 
:= (Ea) iar apsü. (tti) Beick u. Lehmann, Zu Jensens 
Bemerkungen betreffs der Sitae der Cii&lder*). — 
Aus einem Briefe des Herrn Dr. C. F. Lehmann an 
C. ßezold vom 2. Aug. 97: KudumaboDdi von III R 
38,2 nicht derjenige, welcher 2280 v. Chr. die NanA- 
•tatue wegBchleppte." [War bereit« dnrch Winckler, 
Altor, Forach. 8. 634 erledigt*), s. gleichMitig Rost'), 



') Hehr ist bis som 20. Dezember in der Kgl. 
Bibliothek zu Bertin nicht eingeia-offen. 

*) Verwertung des Druckfehlers Urartinai 
<Btatt ürrabinai oder UrratinaS) in dar Keilinschr. 
Bibl 1 20, nm daraoa eine' Urarfnstadt ru machen. 

*) In der Bibliographie dea betr. Ueftea von Z, A. 
S, U2 verzeichnet 



Untere, zur Altor. Gesch. S. 49 Ana. 1]. — Recen- 
sionen: Nsldeke, Zur Grammatik des klassischen 
Arabisch von K. Völlers, 



Zeltsohrift fOr die altteatamentllobe Wlo- 
BesBohaft. (ZATW) 1897. 

Schmidt, Die beiden syrischen Obersetzongen dM 
1. Maccabäerbnchee [I u. II). -- Jacob, Beitrftge zn 
einer Einleitung in die Psalmen (I u. II). — 
Eraetucbmar, der Mythos von Sodoma Ende. — 
Jacob, zu W 12,7 (gegen Peiser, ZATW 11). - Bev, 
Teitkritieche Studien zum Buche Job. — Neatla, 
EcclesiasticnB. — Rosenthal, Nochmals der Vergleich 
Erter, Joseph-Daniel. Teachen, Syriach-hebr. GTosaar 
EQ den Psalmen nach der Peschita (I n. II). — 
EOnig, Die formell- geaetiscbe Wechselbeztehnng der 
beiden Wörter Jahve und Jahn (gegen Grimme, der 
Jahve als Pluralbildung von Jahn faaat). Wildeboer m 
■¥ 17, 11. 12. (hält Nestles Conject^: „U'^l »n 1«^ 
und tnm vorbeigehenden Verse zu ziehen", fOr 
richtig, er habe sie auch schon in seinem Colla- 
gienhefte von 1888. — Schulte, Zu Jahrgang 1895 
S. 327 (Deuteronomios). — Nöldeke nip Sü ""3 D^S- 
— Nöldeke SnS m Sach. 11,18). — 'cheyne, The 
connection of Esan and UsSoa. (gegen W. M. Müller 
sei UsBoa bei Philo Bybiius nicht ^ Esao, sondern 
eine Peiaonificirung von Diu (PaUi^roe). — id,, 
The text of V 12. 7 igegen Peiser. s. oben). — id., 
Arphftchahad. (will niB'3[l filD"!« lesen). — Meissn^ 
ijnn- (P^^ Satrap das '£ber naharA Ear. n. Neb. ist 
der in den Contracten der Darioszeit bezeugte 
Ultanni piffat Babili n fbir nAri, der Name lautete 
also ^irW'*- ~ Bruaton über Ps. 40, 8. — Leander, 
Einige Bemerkongen sur Quellenscheidung der Jo- 
Bephageachichte. — Bacher, Berichtigungen und 
Nachtrüge xu dem Artikel „Ein bebr.-pers. Wörter- 
buch aus dem 15. Jahrhundert." — Hom, Zu Str- 
y&aVa hebr..per8. WOrterbuche. — Stade, Vier im 
Jahre 1896 pnblicirte altsemitische Siegelsteine. — 
Gen. 2, 20. 23; 3, 14. — Stade, Uc. Dr. W. Staerki 
Erklärung'). — BibliograpUe. W. H. Maller, Ui«- 
cellen (I. Sanheribs MOrder: will die Leanng 
laXlltfl ■l'?0"nK 2. Kön. 11, 37 als Dublette er- 
klären, durch eine RSckflbersetzung dea aus dem 
asayr. übersetzten Namens entstanden. 2. KOnig 
Jareb: yvi tSq !• 3*1 'D70 — Bexyr, jarru rabü, — 
Caetelli, Deut 32, 5 1.: k^^^ u. übers,; 11 loro di- 
fetto avrebbe distrntto, se uon fossero suoi flflji, 
(di Dio] una generasione torta e perveTBa." — £. 
Klostermann, Eän neues griechiaches Unzialpsalteriom. 
— Peiser Miscellen: E^. 1, 8 ■^^j] ^ gau-za-ba-m 
der Contracte. Öen. 2, J2 rO~0 = asayr. bid-li-f; 
HavIIa — Hüla? Jes. 3, 23 qiji^j — gu-li-nu (ein 
Kleidungsstück), 1, Chron, 16, 7 n^EHp fa^e aim 
^ui-jah. Nah. 1, 8 in ^tfm^tt liegt 'ebenfalls der 
edomitische Gottesname §auli vor? Prov. 80. 31 L 
statt Clp7K: tflp^N- Jer, 25, 2Ö statt iiDl L 103 
Kimmener, Qomer. (Winckler, Forsch. S. 292 lieet 
ly^J Namri). Thren. 3, 16 iJCBjri' B'DD = BOD 
niedertreten. -^ Stade, A. Eilgenfelds Bemerkung u. 
W. Staerks „Erwiderung* (TgL oben). 



') .Nur ein ganz naiver Mensch kann erwarten, 
daß jeniand(I) die Spalten einer von ihm{!) redigirten 
Zeitachrift einem anaernO)Öffnen werde, der ihm nach 
der Meinung anderer(!) die schuldige Achtung ver- 
sagt." [NU. wenn der redigireode jemaDd die 
„Meinung anderer* selbst für unbegründet bältl] 



tniKwortiichvr HenkUHcbef: F. G 



IB, KenicibRi i. Pr 1, Z. BetUd w,, k 
sr VeUf, Bnfin S., BniidBnbui(m. ii, 
nm. ttliB 41 Biondtl, KiRhhiin N.-L. 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung, 



Erscheint 
^m 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 
▼on 

F. E. Peiser. 

— > » i 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 



Bestellangen nehmen entgegen: die Veiiagsbachhandlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Buch- 
handlungen lind Poflt&mter (unter Nummer 6666 A). — Inserate die zweigespaltene Petitseile HO Pf.; bei 

Wiederholungen und grösseren Anzeigen ErmOssigimg. 



1. Jahrgang. 



15. Februar 1898. 



M 2. 



Alle fSr die Redaktion bestimmten Sendnxigen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten : RedaktloH der 0. L. Z., Wolf Feiger Teriag, Berlin H. 42, Brandenbarggtr. 11. 1. 



Die Deutsehe Orient^Gesellsehaft. 



Am 24. Januar hat sich in Berlin eine neue 
(JeselLschaft konstituiert, welche die Pflege 
unserer Kenntnis des alten Orients und die Be- 
lebung des allgemeinen Interesses für die ein- 
schlägigen Studien zu ihrer Aufgabe machen 
will. Selbstverständlich begrflssen wir ein der- 
artiges Unternehmen als Zeichen, dass das all- 
gemeinere Interesse an den frliher in Deutsch- 
land etwas stiefmütterlich behandelten orientali- 
schen Forschungen hier weiteren Boden gewinnt, 
mit grosser Freude. 

Da der verantwortliche Herausgeber erst im 
Anfang des Februar von einer längeren Orient- 
reise surUckgekehrt ist^ sonst aber keiner unserer 
ständigen Mitarbeiter so rechtzeitig zur Teilnahme 
an der konstituierenden Versammlung aufgefordert 
war, dass er der Aufforderung hätte entsprechen 
können, so sind wir darauf angewiesen, nach 
den Mitteilungen der Tagespresse zu berichten. 
YHi wählen aus den Berichten der Berliner 
Zeitungen den der ^Norddeutschen Allgemeinen 
Zeitung^ (1898 No. 21 vom 25. Januar), welche 
uns sachlich am besten unterrichtet zu sein 
seheint: 

,,In dem von der königlichen Museumsver- 
waltung zur Verfügung gestellten egyptischen 
Säulennofe des Neuen Museums fand am Montag 
Nachmittag die konstituierende Generalver- 
sammlung der ^Deutschen Orient-Oesell- 



schaft^ statt. Es mochten etwa 60 Herren 
anwesend sein, als Prinz Heinrich von Schönaich- 
Carolath bald nach zwei Uhr die Verhandlungen 
mit einer Ansprache eröffiiete, in welcher er auf 
die zahlreichen, an das Begründungskomit^ (vgl. 
Nr. 15 und 17 der Beilage) aus allen Oauen 
Deutschlands eingelaufenen Beitrittserklärungen 
verwies. Unter Bezugnahme auf Goethes Reise- 
segen für Stickel: „Gottes ist der Orient, Gottes 
ist der Occident^, schloss der Redner mit dem 
Ausdruck der Hof&iung, dass es Deutschland nie 
an Persönlichkeiten feUen moste, die sich idealen 
Aufgaben unterzögen. Nachdem Herr General- 
direktor Dr. Schöne, Exzellenz, die Anwesenden 
im Namen der königlichen Museen begrüsst hatte 
und den Zweck der Zusammenkunft, ein Gebiet 
zur eigenen Bearbeitung im Vaterlande zu er- 
schliessen, willkommen geheissen, erklärte Prinz 
Carolath, mit Dank für die Erschliessung der 
Stätte zur Sitzung, die „Deutsche Orient-Ge- 
sellschaft^ als nunmehr konstituiert. — Zur 
Beschlussfassung über einen vorgelegten Statuten- 
entwurf bat Herr J. Simon die Versammlung, 
diesen Entwurf als rein provisorisch zu be- 
trachten. Es werde erst über seine Bestimmungen 
zu beraten sein, nachdem der Vorstand und der 
in Aussicht genommene wissenschaftliche Beirat 
in enge Fühlung getreten wären. Beide Körper- 
schaften würden sich Über eine verbesserte, 
endg^iltige Fassung des Entwurfs zu einigen und 
ihn der Gesellschaft so zu unterbreiten haben. 
Die Anwesenden hatten nichts einzuwenden. 
Zur Vorstands wähl ereriff Prof. Dr. Ad. Er man 
das Wort und schlug den Prinzen Carolath zum 
ersten, Prinzen Alexander zu Hohenlohe- 



35 |No. 2.) 



UBIENTALISTISCHG LITTER&TDB-ZeiTCIH«. (Fabnutr 1S98.J 36 



SchillingsfUrst zum zweiten, and StutsgekreUr 
a. D. Admiral Hollmann zum stellTertretenden 
zweiten Voreitaenden vor. Eine Beilie wetterer 
Hitglieder, welche mit den Genannten den Vor- 
stand bilden sollen, wnrde sodann verlesen, doch 
war ein Teil davon angeuscheinlich nicht an 
weaend, so dass man die ZuBammeneetzung des 
Vorstandes wohl erst später definitiv bekannt 
geben wird. Prinz Carolath and Admiral Holl- 
mann nahmen die Wahl mit einigen Daokes- 
worten an. Sodann nahm Herr Simon snr 
Wahl des wisBenschaftlicfaen Beirats abermals 
das Wort. Znnlichst habe man drei behördlich 
delegierte Gelehrte dann zu erwarten, von denen 
das Knltusminiaterinm, die Uusenmsdirektion und 
die kUniglicbe Akademie der Wissenschaften je 
einen entsenden werde. Von Seiten der Gesell- 
schaft aber schlng Kedner fllnf Herren als Bei- 
ratsmitglieder vor, nftmlich Prof, Dr. Delitzsch- 
Breslan, Prof. Dr. Zimmern-Leipaig, Geh. 
Beg.-Rat Prof. Dr. Sachaa. Prof. Dr. Conze 
nnd Privatdozenten Dr. C. F. Lehmann in 
Berlin. Diese Tiste fand ebenfalls Genehmigung. 
Beim letzten Punkte der Tagesordnung „Ver- 
schiedene Mitteilungen" angelangt, wurde die 
Versammlung dorch einen von Admiral Holl- 
mann im Aas zag mitgeteilten Bericht des deut- 
schen Konsuls Bicharz in Bagdad erfrent. 
Hiemach sind die auf der vorbereitenden Ex- 
pedition begriffenen Herren Geh. Rat Sachaa 
und Banmetster Eoldewey am 9. Dezember 
V. J. 2a Baerb gelandet, von wo sie sich zur 
Rücksprache mit Konsal Richarz sogleich nach 
Bagdad begaben. Aach die türkischen Behörden, 
sowohl der Wall wie der Muschir, erwiesen den 
Beisenden das &enndlichste Entgegenkommen. 
Am 2b. Dezember traten die Herren Sachaa, 
lUcbarz nnd Koldewey eine Besichtigungstour 
nach den BninenstJltten von Hillah , Nippnr, 
Warka und El-Mugheir an, worauf sie nach 
Bagdad zorückkehrten- FDr Anfang Februar ist 
dann eine genauere Untersuchung geplant. — 
Herr Simon skizzierte die nächsten Aufgaben 
der Gesellschaft; sie beständen neben dem Be- 
treiben von Ausgrabungeu im Orient auch in der 
Erwecknng des Interesses fUr diese Dinge in 
der Heimat. Letzteren Zweck zu fSrdem, gebe 
es zwei Mittel: erstens die Herauseabe einer 
gemein verstlindlich gehaltenen, alle Onentstndien 
einbegreif enden Zeitschrift, zweitens rege münd- 
liche Vorträge. Das Nähere vorzuschlagen, liege 
dem wissenschaftlichen Beirat ob. Es sei freilich 
nicht zu hoffen, dass man ein Kapital zusammen- 
bringe, von dessen Zinsen allein sich die Mass- 
regeln bestreiten liessen, doch werde man in 
Deutschland gewiss auf die Beispiele blicken, 
welche England nnd Amerika der Orientforschang 
darbieten. Zweihundert oder mehr rührige Hit- 
glieder dürften sich gewiss schon fürs Erste 
finden. Der erste Vorsitzende bemerkte sodann, 
dasa die Ausgrabnngsfnnde in den Besitz der 
königlichen Museen Übergeben würden, und 
BchtosB die Versammlung, nachdem ans ihrer 
Mitte dem Leiter eine Dankesbezengung ab- 
gestattet war. Der bnntroassige Raum mit seinen 



ehrwürdigen Denkmillem schnf eins andächtige 
Stimmung, aber von seinen akustischen Vorsllgen 
lässt sich beim besten Willen kein Rühmens 
machen." 

Ans diesem Bericht im Znsammenhange mit 
dem Inhalt des vorher versandten Aafmfs') geht 



■) Wier fügen den weaentlicbeo Teil deBielbea 
hier an: 

.Die Kultur das alten Morgenlandea, die Kultur 
von Niuive und Babylon gewinnt an und fOr doh 
wie durch ihre Besiehuagoa in der bibliiehen, 
Bgvptischen nnd altoriechiacfaen Welt von Jahr zn 
Jajir ein hsherea uiterease. Die ihr gewidmete 
Foraohnng bat fOr die Gesohicbte der HenBOhheit w> 
überaus wichtige Thabachen ergeben, dan ein in 
Beligion und Staat, Kunst nnd Litterator reich ge- 
glieoertea Leben der Völker am Enphrat und Tims 
an der Hand Euverlbaiaer Urkunden bia in ein hohes 
Altertum mrück verfolgt werden kann, daa noch 
bis vor Kurzem für die menschliche Erkenntnis völlig 
Duerrachbar schien. Das Studium der in Babjlonien 
nnd Assyrien anagegrabenen Knust- nnd Litteratnr- 
DenkmUer hat onaer Wissen von dem Werd^fang 
der Henachheit um die Kenntnis vieler Jahrhundort«, 
man darf aasen — mehrerer Jabrtansende bereichert 
nnd einen Snblick in jene Urznstftnde erOibet, in 
denen die Wnizeln unserer Enltur, der Zeitrechnung 
und Hinunelaknnde, des Haas- und Oewichteweaena, 
sowie wiciitige Tnle der im alten Testamente 
niedergelegten religiOaen Vorstellungen ruhen. 

Daa in Angelalkhiischen Undem so lebhafte 
Interewe für die Bibel hat diesem Stadium die Anf- 
merkaamkeit weiterer Kreise nnd damit eine mbohtige 
Protektion sagewendet. Aber auch in Frankreich 
haben Begienng und gelehrte Vereine dch durch 
Brrungenachaften anf dieMm Qebiete stoUe Ruhmes- 
titel erworben. Die BUe der Hnaeen von London, 
Paris nnd New-fnrk zeigen dar Mitwelt die Statuen 
der mächtigsten Hemober jener Zeiten, eines 
Tiglatpileaar, eine* Nebokadneiar, nnd ihrer Qötter, 
sowie die Pracht ihrer PalSate. 

Die Unterzeichneten sind der Ansicht, daa« ftlr 
uns Dentaohe die Zeit gekommen ist, an der groasan 
Arbeit der Erscbliessnng und Wiedergewinnung dea 
ältesten Morgenlandes durch svstemHtiBehe Ans* 
grabungen in höherem Hasse als bisher Teil su 
nehmen und dadurch der Deutschen Wissenschaft 
die für den Ausbau der Orientalischen Archäolc^e 
nötigen Materialien, sowie anaeren öffenUichen 
Sammlungen Denkmäler altaaiatiacher Kunst zuza- 
fflhren. Zur Verfolgung dieaea Zweckes empfehlen 
•ie die Orflndaug einer Deutschen Orient-Qe- 
Seilschaft. 

Nach einem im Kreise der Unterzeichneten fest- 
gestellten Statu tenent warf, welcher der ersten 
Oeneralversammlung vorgelegt werden wird, verfolgt 
die Qesellschaft den Zweok 

a, daa Studium des Orientalischen Altertums im 
AllgemeineD, im Besonderen die Erforschung 
der alten Kulturstätten in Assyrien, Babjlo- 
nien, HeBopotamien nnd anderen weataauiti- 
■ehen Ländern, sowie Äegypten tu fBrder^ 

b. die auf die Erwerbung orientalischer Altbr- 
tOmer, Denkmäler der Knnst und allgemeinen 
Kultur Rerichteten Bestrebungen des König- 
lichen Museums zn Berlin, sowie vorkommen- 
den Falls anderer öffenuicher Samminngen 
im Deutseben Reiche in nnterstüben ; 

o. die Kenntnis von den Ergebnissen der For> 



87 [No. ±] 



OBIENTAUSTISGHE LlTTfiBATUBrZÜITUNQ. [Pebraar 1896.] 38 



nun hervor, dass die nengegrttndete Gesellschaft 
dreierlei will : Stadien und Ansgrabnngen fördern, 
Anüqait&tenerwerb deutscher Museen unter- 
stütsen, Popularisierung der deutschen Wissen- 
schaft. Die beiden ersten Punkte sind, was 
aus der Fassung des Aufirufig allerdings nicht 
sichtbar wird, jetzt nicht zum ersten Male in 
Deutschland in den Vordergrund gerückt worden. 
Seit vielen Jahren hat die Deutsche Morgen- 
Iftndische Gesellschaft sich bestrebt, die 
orientalistischen Studien zu fordern, und die 
meisten deutschen Fachgenossen gehören ihr an 
und verfolgen mit Eifer die von ihr herausge- 
gebene Zeitschrift. Dann hat sich als Ergebnis 
der reiferen Entwicklung, welche besonders durch 
die Assyriologie bestimmt war, vor mehreren 
Jahren neben ihr die Vorderasiatische Ge- 
sellschaft gebildet, welche, wie die von ihr 
veröffentlichen Mitteilungen beweisen, mit Energie 
die filtere Schwestervereinigung zu entlasten und 
zu ergänzen bestrebt ist. Endlich hat seit langer 
Zeit das Orient-Komitee seine das Berliner 
Museum besonders durch die Ausgrabung 
Sendjirli*s bereichernde Thütigkeit ausgeübt. 
Nach dem oben abgedruckten Bericht scheint 
die neue Gesellschaft freilich in einer Beziehung 
von der durch das Orient-Komitee ausgeübten 
Methode abweichen zu wollen, indem sie be- 
absichtigt, die Ausgrabungsfunde in den Besitz 
der königlichen Museen möglichst kostenlos 
überzuführen, während jenes die Funde Überwies, 
aber den Ersatz der Kosten beanspruchte, um 
immer weiter arbeiten zu können. Aber schon in 
dieser ersten Versammlung wurde ja erklärt, dass 
es nicht zu hoffen sei, „dass man ein Kapital 
zusammenbringen werde, von dessen Zinsen 
allein sich diese Massregeln bestreiten Hessen.^ 
Also wird schliesslich doch auch hier die Methode 
des Orient-Komitees nachgeahmt werden müssen. 
Neu ist allerdings der letzte Punkt. Um 
diesen Zweck „Erwecknng des Interesses an 



■chmigen über das orientalische Altertum in 
geeigneter Weise zu verbreiten uDd das Inter- 
esse an diesem Teüe ältester menschlicher 
Kultur sn beleben. 
Die Gesellschi^ wird ihre Th&tigkeit in der 
Hauptsache durch zwei Organe ausüben: durch einen 
Vorstand für ihre Qeschäftsfühmng und Vertretung 
im Allgemeinen, sowie durch einen wissenschaft- 
lichen Beirat zur Vertretung der Interessen der 
orientalischen Wissenschaft und der öffentlichen 
Sammlungen Dentschlandii im Besonderen**. 

In Anbetracht des guten Zweckes verzichten 
wir auf jegliche Kritik des Stils und der wissen- 
schaftlichen Haltung des kaum von einem Fach- 
mann verfassten oder durchgesehenen Schriftstücks. 



diesen Dingen^ zu fördern, soll also |,eine ge- 
meinverständlich gehaltene, alle Orientstndien 
einbegreifende Zeitschrift* herausgegeben, sollen 
femer rege mündliche Vorträge gehalten werden. 
Was die Einrichtung populärer Vorträge an- 
betrifft, so dürfte dieselbe dem wissenschaftlichen 
Beirat wohl mit leichter Mühe gelingen, wenn 
die richtigen Leute herangezogen werden. Ob 
schliesslich der ersehnte Zweck erreicht wird, 
muss dahingestellt bleiben. Immerhin können 
wir Orientalisten uns freuen, wenn die Laien 
soweit unterrichtet werden, dass sie unsere 
Wissenschaft nicht mehr, wie es jetzt so viel- 
fach geschieht, als überflüssige Spielerei abthun. 
Ob eine populäre Zeitschrift in Deutschland sich 
als lebensfähig erweisen wird, betrachten wir 
als eine offene Frage, wünschen aber dem Plane 
besten Erfolg. 

Wenn nun obendrein der wissenschaftliche 
Beirat, wie es nach dem Schlusssatz des unten 
abgedruckten Aufruf sstückes erscheint, ausser 
mit diesen schwierigen Untemehmungeil mit der 
„Vertretung der Interessen der orientalischen 
Wissenschaft^ betraut werden soll, so dürfen 
wir uns doch wohl die Bemerkung erlauben, dass 
ein guter Teil der Fachmänner auf dem Oebiet 
der orientalistischen Wissenschaft in Deutsch- 
land in dem von der deutschen Orient-Gesell- 
schaft gewählten Beirat kaum die berufene Ver- 
tretung seiner Interessen erkennen wird. 

Trotz der vorgebrachten Bedenken sehen wir 
aber natürlich der weiteren Entwicklung und 
den Leistungen der neuen Gesellschaft mit 
Spannung entgegen und hoffen auf recht er- 
freuliche Berichte der vorbereitenden Expedition, 
die ja demnächst zu erwarten sind. 






Bespreehiuigen. 

J. V. Pr&Sek, Forschunffen sur Geschichte 
des Altertums. L Kambyses und die Ueber- 
lieferung des Altertums. Leipiig. Ed. 
Pfeiffer 1897. 84 S. 8*. Bespr. von Hugo 
Winckler. 

Der Verfasser hat die Überlieferung des 
klassischen Altertums noch einmal, besonders 
nach Hutecker and Lincke ausführlich unter- 
sucht. Die in betracht kommenden monu- 
mentalen Quellen sind dabei gebührend ver- 
wertet worden^) und es ist nicht unsere 

') Zu S. 19 sei eine Bemerkung gestattet, welche 
dem bereits anderweitig (Forsch. 8. 382 Anm. 2 vgl. 
Glaser, Damminschrifben von Mareb S. 5) gerügten, 
in unsrer Wissenschaft eingerissenen Unwesen steuern 
möge. Die Bedeutung des Neigahrsfestes für die 
babylonische KOnigskrone habe ich erkannt und 
bereite am 14. August 1886 mit der natürlichen, 



d8 (No. 2.1 



OEtENTALtSTISGHE LlTTEBAT^ZEITUNa. (Februar 1888.] 40 



Schuld; wenn diese noch so spärlich sind, 
dass Kambyses' Regierung nach wie vor 
ziemlich dunkel bleibt Schweigt doch Ba- 
bylonien bis jetzt noch immer üoer die Zeit, 
sodass Darius' Inschrift und die Datierungen 
der Eontrakttafeln alles sind, was uns Kunde 

Siebt Die Frage der Datierungsweise nach 
ahren von Eambyses als „König von Ba- 
bylon'^ und ,|König der Länder^ dürfte 
mitderweile durch Peiser (Mitteil. VAG. 
1897 Heft 4) gelöst sein, dem Vf. ist diese 
Arbeit noch nicht bekannt gewesen. Diesen 
dürftigen Nachrichten aus Babylon gegen- 
über erscheint fast /igypten mit seinen zwei 
Apisstelen und der vatikanischen Inschrift^ 
die ebenfalls gebührend verwertet sind, im 
Vorteü. 

Der Natur der klassischen Berichte nach 
können diese sich nicht über einen Stand- 
punkt erheben, der von der späteren offi- 
ziellen persischen XJberlieferung unabhängig 
ist, solange aber uns aus Kambyses' eigener 
Zeit nicht mehr Monumentales vorliegt, fehlt 
es an einem festen Standpunkt, von dem aus 
man deren Zuverlässigkeit beurteilen kann. 
Im grossen und ganzen erscheinen mir die 
festen Resultate der bisherigen Untersuchun- 
gen demgemäss auch in der litte rarkriti- 
schenBestinmiungder klassischen Nachrichten 

negreiohen Überlegenheit junger Doctoranden f^en 
eine in die Schränken geforderte Welt verteidigt 
Damit war diese Frage erledigt, nnu wenn jemand 
meine Annoht annimmt, oder sie anf einen gegebenen 
Fall anwendet, so wird er damit noch lanj^e kein 
Ifiteigentttmer an diesem litterariscben Beeiti. Es 
ist ein Unfdg und eine Nichtachtong ernster Arbeit, 
wenn man jeden, der irgend etwas nachbetet, oder 
gOnstigsten Falls einen kleinen Beitrag za grond- 
legenden Sätzen bringt, dem Urheber an die Seite 
stellt. Wenn heute ein Ingenienr eine Verbesserong 
an einer Lokomotiye erfindet, so wird ihn niemand 
neben Stephenson setsen. oder wer gar in einem der 
schwimmenden Oceanpalftste sich nach den Ländern 
des fernen Westens wagt, wird deshalb sich nicht 
als gleichberechtigten Heizer eines Golnmbns ftthlen. 
Bei uns ist es Mode geworden — achtlos nnd meist 
ohne jede böse Absicht — Nachtreter neben Urheber 
SU stellen. Idi bin nicht darauf versessen, meinen 
Namen dtiert su finden. Mag, wer meine Auf- 
stellungen annimmt, sich ihrer ab Gemeingut der 
Wissenschaft bedienen, mag er es selbst dann tun, 
wenn es sich um S&tse handelt, die Jahre lang ver- 
höhnt und mit allen Elften nur Sch&digung meiner 
personlichen Lage benutst worden sind — aber eins 
mochte ich nicht : das durch meine Arb eit erworbene 
als Miteigentum schmarotiender Kostg&n^ ver- 
kflndet säen. Denn hierbei handelt es sich nicht 
mehr um Schmftlerung persönlicher Verdienste, sondern 
lun Herabdrflckung des Wertes von Arbeit. Ich 
bemerke fibrigens, dass bei P. von keinerlei bOser 
Absicht der Sede sein kann, wie diese überhaupt 
selten bei eingerissenem Unfus, den alle mitmachen, 
vorzulieffen pflegt Um so eher konnte ich es bei dieser 
Qelegenheit zur Spradbe bringen. 



zu liegen, wobei mir als sicherste die richtige 
Auffassung von Herodots Bericht über den 
Aufenthalt von Eambyses in Ägypten er- 
scheint^) : dass man es hier mit einer Legende 
zu thun habe, welche den Gegensatz des 
eben in Ägypten massgebend gewordenen 
Griechentums gegen die es in seinem neuen 
Besitze bedrohenden Perser zum Ausdruck 
bringt 

Ein Versuch zu einer historischen Kritik 
der XJberlieferung, d. h. ein Zweifel an der 
XJberlieferung, wie sie als offizielle des 
Perserhofes durch Darius festgestellt worden 
ist, ist mir nicht bekannt geworden'), ob- 
gleich doch solche amtUchen Festlegungen 
der Geschichte eines Kommentars gar sehr 
bedürfen. Darius in seiner Behistuninschrift 
kann doch nicht anders beurteilt werden, als 
Augustus im monumentum Ancyranum, und 
was er über seine Gegner und seine Thron- 
besteigung sagt, muss mit demselben Kömchen 
Salz genossen werden wie das: „Ich war 
erst 19 Jahre alt, als ich als Privatmann 
auf meine Kosten ein Heer aufstellte. Mit 
diesem machte ich der Herrschaft einer 
Bande Verschwörer ein Ende und stellte die 
verfassungsmässige Ordnung wieder her^ etc. 

Ich möchte daher zur Beurteilung des 
„Pseudosmerdes^ einmal auf ein paar Punkte 
aufmerksam machen, die mir noch nicht ge- 
nügend gewürdigt zu sein scheinen. Die 
Überlieferung — Darius, wie die durch 
Herodot dargestellte — nennt ihn einen 
Magier, was aber ein Magier ist, wissen 
wir nicht, ein Teü der Forscher wirft sogar 
nicht einmal die Frage danach auf. Nach 
Herodot sind die Magier ein medischer 
Stanmi — was in dieser Form sicher nicht 
richtig ist — was die ursprüngliche Bedeutung 
des Wortes ist, ist unbekannt. Der Nachweis 
von Magiern in Babylonien ist nicht ge- 
glückt, da sich der vermeintliche alttesta- 
mentliche „Obermagier^ ^0*3") als ein assy- 
rischer Beamter rab mu-gi, der mit Magiern 
nichts zu thun hat, herausstellt TS. den 
rab mu-gi, den Delitzsch HW nicnt ver- 
zeichnet, bei Enudtzon, Gebete an den 
Sonnengott 66, 2 u. 4. 67, Rs. 6, sowie 
in der Kontrakttafel 82—5—22, 176). Mit 
babylonischem ma^^u hat „Magier^ natürlich 
nichts zu thun. Wenn man die Angabe 
Herodots und die spätere Bedeutung zu- 
sammenhält, so erinnert das auiDUlig an die 

M Über AeschyloB, Perser, weiteres in den ,, Alter. 
Forscnungen". 

*) VffL jedoch Best, Unters, zor altor. Qesoh. 
n« IOy, der ebenfalls die Echtheit von Bwdiya an- 
nimmt. 



41 [No. 2.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜB-ZETTUNG. [Febnuur 1888.] 42 



Bedeatongsentwicklung Ton Kiwdfni-Chaldäer, 
welches aach urBprfinglich Volksname ist 
and spllter eine ganz ähnliche Bedeutang 
hat, deren Entwicklnng wir uns leiclit zn- 
sammenreimen können, da es nicht schwer 
ist, sich zu vergegenwärtigen, wie die letzten 
selbständigen Besitzer der altbabylonischen 
Weisheit zu Wahrsagern und Hexenmeistern 
werden konnten. (8. Unters. S. 64). 

Nun sehen wir jetzt immer klarer, dass 
die altbabylonische Kultur weiter ausgebreitet 
war, als es zu den Zeiten des assyrischen 
Reiches der Fall ist, dass sie Anzan und Suri 
als einen Begriff kennt, der die Länder von 
£lam oder noch weiter östlich über Medien 
bis an den Halys umfasst, und dass bereits 
in den ältesten Zeiten diese Gebiete ein- 
mal eine £inheit gebildet haben müssen, 
also einen uralten Vorläufer des späteren 
Mederreiches, die nur zu den assyrischen, 
verhältnismässig ja so jungen Zeiten, ein- 
mal unterbrochen wurde. Ich vermute, dass 
es in Medien auch einmal ein vorassyrisches 
Reich Arpa^ gegeben hat Uns ist soviel 
klar: die Magier gehören ledi^ch nach 
Persien oder Medien, da sie in nabylonien 
keinen Platz haben. Dann liegt die Ver- 
mutung nahe, dass die Bedeutungsentwick- 
lung dieser Bezeichnung dieselbe war, wie 
die von „Chaldäer^, d. h. dass sie aus dem 
Namen einer Bevölkerungsschicht Elam- 
Mediens, also des Gebietes, das altbabylo- 
nisch unter der Bezeichnung Anzan zu- 
sammengeiasst wird, entstanden ist, und 
zwar einer Bevölkerungsschicht, welche älter 
ist als die indogermanische, medo-persische, 
und welche dieser gegenüber als Vertreterin 
und Erbe der alten Kultur dieser Länder 
gilt Für Elam-Susiana würde man dann 
auf diejenige raten, welche das Reich Elam, 
mit dem die Assyrerkönige von Sargon bis 
Assurbanipal kämpften, vertritt Denn selbst- 
verständlich hat Elam -Medien ebenso wie 
Babylonien in den 2 — 2^^ Jahrtausenden, 
wo wir von einem elamitischen Reich ver- 
nehmen, die verschiedensten Bevölkerungs- 
schichten gesehen, und der Name E3am ist 
gerade so wie Babylon oder Akkad Landes- 
name, der auf die verschiedenen Bevölke- 
nmgsschichten bei ihrer E^wanderung über- 
geht Da wir aber — mit Ausnahme 
vielleicht (I) der KaSht — von den in Elam 
(und Medien) ansessig gewordenen Völkern 
die Namen nicht kennen^ da wir von ihnen 
immer erst erfahren, wenn sie bereifti HArran • 
des Landes sind, so ist es sehr woU ii^^ 
bar^ dass ein solches Volk UMffm gAn 
habe. 



Das ist natürlich nicht viel mehr als 
eine Vermutung, man betrachte aber mit 
diesem Gedanken einmal das, was Darius 
von seinem „Magier^ Gaumata zu sa^en 
weiss: „er zerstörte Eultstätten''. Das 

Easst sehr gut auf einen Vertreter firüherer 
ievölkerungsschichten, von einem Lidoger- 
manen — mag man nun Zarathustraverehrung 
und Gt>tt weiss was für unbekannte Ghrössen 
zur Erklärung heranziehen — soviel man 
will, wird es stets unwahrscheinlich bleiben. 
Welches war nun aber die Heimat — 
oder besser gesagt der Stützpunkt — des 
angeblichen MEigiers? Man ninunt gewöhnlich 
an Persien, da er sich in Pisiyauvada (1 11) 
aufgelehnt habe, welches nach Beh. III 7 
eine persische Landschafl sein müsse. Das 
scheint mir indessen nicht so sicher zu sein. 
Darius erzählt: „Vahyazdata lehnte sich in 
Jautiya in Persien auf. Ich schickte ein 
Heer unter Artavardiya nach Persien gegen 
ihn. Dieser schlug ilm bei Rakha in Persien. 
Vahyazdata entkommt mit wenigen Reitern 
nach Pisiyauvada, sammelt ein neues Heer, 
rückt wieder gegen die meinen und wird bei 
Paraga — cuesmal fehlt der Zusatz „in 
Penden'' — geschlagen^. Hieraus folgt, 
dass Pisiyauvada, von wo der Aufstand der 
„Magier^ ausging, und wo auch Vahyazdata 
seine Zuflucht sucht^ die Stütze der Bardiya- 
verehrung gewesen sein muss, denn diese 
beiden Gegner geben sich gerade für Bar- 
diya aus. Es erscheint wohl soviel klar, 
dass Pisiyauvada, wenn es zur Persis gehörte, 
nicht gerade deren Zentrum bildete, und 
dass seine Lage vorläufig noch unklar bleibt, 
hingegen ist sicher, dass der Magier sich 
auf Medien verliess^), denn in der Land- 
schaft Nisaea wurde er ermordet 

Nun ist soviel klar, dass die beiden an- 
geblichen Bardiya sich auf die indogerma- 
nische, medopersische Bevölkerung stützten, 
dass also die Gründe, welche i^en diese 
zuführten, in der Unzuj&iedenheit bestanden, 
welche sich unter dieser Bevölkerung dadurch 
entwickelte, dass das Königshaus demEinflusse 
der Kulturländer des Reiches verfiel, und sie 
selbst dadurch in den Schatten gedrängt 
wurde, dass also ein Verhältnis sich ent- 
wickelte, wie, um eins von vielen Beispielen 
anzuführen, dasjenige, welches zu Unzufrie- 
denheit gegen Alexander nach der Einnahme 
von Babylon führte. Dazu passt sehr gut 

^ VaibL flerodot m 126: ücpacic ^ Mv^Siiv 

t wv kffjpfi. (Diese Anedmoksweise Ym- 

; imssrur AuifMsoiig der Beieioh- 

»m würde Meder = »alte 



43 [No. 2.] 



ORIENTALISTISCflE LITTERATÜR-ZEITÜNG. [Februar 1808.) 44 



Herodots Angabe, dass der ^Magier^ sich 
die Bevölkonmg durch Steuererlasse zu ge- 
winnen versucht habe. 

Dann ist aber auffällig, dass die Rolle, 
welche der „Magier^ spielte, so gut 
durchgeführt wurde, und gar nichts von dem 
erkennen lässt, was man von einem Ange- 
hörigen der alten Bevölkerung erwarten 
würde, der doch auch deren Interessen 
gegen die der Medoperser hätte vertreten 
müssen. Aber — wer sagt es denn eigent- 
lich, dass er ein Magier und falscher Bardiya 
war? Die Quelle der in diesem Punkte ein- 
stimmigen Überlieferung ist doch überall 
nur sein Gegner Darius; eine von dessen 
Aussprengungen unabhängige Meinung liegt 
nirgends vor und konnte naturgemäss nach 
seinem Siege nicht aufkommen, besonders 
wenn man sich vergegenwärtigt, welches 
Dunkel überhaupt über allen diesen Gescheh- 
nissen schwebt. Das Urteil des Gegners ist 
aber nach Recht und Fug mit Misstrauen zu 
betrachten, und wenn von zwei Gegnern uns 
nur die Ghründe des einen vorliegen, so 
haben wir sie doppelt scharf zu betrachten, 
ehe wir ein Urteil zu seinen Gunsten ab- 
geben. Sehen wir uns nun einmal an, ob 
des biedern Darius Darstellung so klar in 
sich ist, dass sie von vornherein den Schein 
der Wahrheit f^ sich hat. Ich möchte zu- 
nächst darauf hinweisen, dass ich aus ganz 
anderem Znsammenhange erschlossen habe, 
Darius sei überhaupt kein Achämenide ge- 
wesen^), seine ganze Genealogie nichts als 
eine Konstruktion, um sich einen gewissen 
Anspruch auf die Erbschaft des Cyrushauses 
zu schaffen. Wenn man seine Aussagen mit 
diesem Verdachte betrachtet, so werden sie 
natürlich doppelt verdächtig, denn dann stand 
seine Partie gegen einen echten Bardiya 
um so schlimmer. Dann wird es aber klar, 
warum er dem echten gegenüber um so 
kräftiger verleumden und ihn als einen An- 
gehö/iffen der nichtarischen Bevölkerung 
hinstellen musste, was er bei dem zweiten 
Pseudo-Bardiva nicht thut Man wird zu- 
geben, dass bei unserer Auffassung der Be- 
zeichnung Magier deren Betonung durch 
Darius eine einleuchtende Erklärung findet, 
die an und für sich freilich ebenso bestehen 
bliebe, wenn sie auf Wahrheit beruhte. 

Also prüfen wir die Akten Darius c/a 
Gaumata weiter, so bleibt der auffälligste 
Punkt, der von jeher Verwimderung erregt 
hat: wie war es möglich, dass die Ermordung 
— oder der Tod — von Bardiya, der ja 

') Unters. 8. 128 Schluss des ersten Absatzes. 



nach Dai-ius vor Kambvses' Aufbruch nach 
Ägypten erfolgt sein soll, so lanc^e unbekannt 
blieb, dass der Magier sich überhaupt für ihn 
ausgeben konnte? Wenn die eine Färbung 
der Überlieferung annimmt, Gaumata habe 
mit Kambyses' Einwilligung dessen Rolle 
gespielt, so ist das natürlich nichts als ein 
Versuch, diese Unwahrscheinlichkeit zu be- 
seitigen. 

Man hat sich weiter ganz richtig gefragt: 
wie war es möglich, dass Atossa, die Schwester 
und Hauptgattin von Kambyses, nicht merkte, 
dass ihr neuer Gemahl (Her. II 6. 88) .nicht 
ihr Bruder Bardiya war? Herodots Über- 
lieferung hat ebenfalls diese Schwierigkeit 
bereits erkannt und sie in ihrer Weise 
durch die angebliche Isolierung der Frauen 
des Magiers zu erklären versucht. Das ist 
natürlich ein Ausweg, der in keiner Weise 
der Stellung einer Atossa gerecht wird, 
deren Bedeutung unter Darius bekannt ist. 

Femer ist klar: das Zeugnis dieser 
Atossa musste ausschlaggebend sein. Ihre 
Stellung war bis zu einem gewissen Grade 
gleichberechtigt neben der ihres Bruders 
und Gemahls Kambyses, und wenn der 
„Magier^ sich ihrer nicht versichert hatte, 
konnte er überhaupt nicht daran denken 
gegen Kambyses us Bardiya aufzutreten. 
Würde aber eine Atossa mit dem ersten 
besten gemeinsame Sache gemacht haben? 
Und wenn sie es gethan hätte, so wäre 
dieser gerade von ihr abhängig gewesen und 
hätte sie nie beiseite schieben können. 

Dagegen ist andrerseits klar: Atossa 
hatte Grund zur Unzufriedenheit gegen 
Kambyses, der sie thatsäohlich beiseite ge- 
schoben hatte. Dass sie dann mit dem 
echten Bardiya sich einliess, würde nichts 
Wunderbares sein, ebenso wie es erklärlich 
ist, wenn ein echter ihr nachher keine 
grössere RoUe einzuräumen gewillt war, was 
ein falscher auf jeden Fall hätte thun müssen. 
Auch konnte wohl ein echter Bardiya über- 
haupt ohne ihre Hilfe auf den Thron ge- 
langen, und ihr ebenso wenig eine Rolle 
zu^stehen, als es Kambyses gethan hatte, 
wlUirend bei einem falschen das weniger 
denkbar ist. Das ist um so einleuchtender, 
als thatsächlich der nächste Usurpator, mit 
dem sie gemeinsame Sache machte, ihr diese 
Rolle einräumte und sie zeitlebens als gleich- 
berechtigt anerkannte. Dieser Usurpator ist 
aber -- Darius, und darüber sind wir uns 
nun wohl auch klar, dass gerade dessen 
Verhältnis zu Atossa darauf hinweist, dasa 
diese es war, welche von dem „Magier^ zu 
Darius überging. Was sie über Gaumata 



46 [No. 2.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜR-ZEITUNG. |Februar 189a] 46 



sagte, muBste gelten, darum hatte sie Darius 
allezeit am Zügel. Ja^ wie wäre es, wenn 
die ganze Idee, diesen wahren Bardiya für 
einen falschen auszugeben, überhaupt erst 
von ihr ausgegangen wäre? Atossas Rolle 
bei der ganzen Angelegenheit scheint mir 
überhaupt noch nicht genügend gewürdigt 
zu sein. 

Eine Gewissheit wird in dieser Frage 
natürlich nie möglich sein. Bei all der 
Mühc; welche man sich bisher gegeben hat, 
die verschiedenen Varianten der Berichte zu 
verhören, ist man nie auf den Hauptpunkt 
eingegangen, däss das Zeugnis für die 
Unechtheit nur das der einen Partei ist. 
Wenn man also in einem modernen Prozesse 
auf grund solcher Ansprüche über so unwahr- 
scheinliche Dinge ein Urteil zu Tillen hätte, 
wer würde wohl anders entscheiden als : das 
mag eine Bühnenintrigue mit schlecht ge- 
schürztem Knoten sein, für eine Frage des 
Alttaglebens liegt der Meineid denn doch zu 
offen zutage. 

Dezember 1897. 



Hainrioh Zimmern, Vergleichende Gram- 
matik der Bemitischen BpracheDi Elemente 
der Laut- and Formenlehre. Mit einer Schriffctafel 
▼on J. Euting. Berlin, Reather n. Reiohard. 1898. 
Vn, 194. Pr. 5 M. Bespr. Ton H. Grimme. 

Vorliegendes Buch wird jeder Semitist 
von vornherein als eine zeitgemässe Gabe 
begrüssen. Denn an der Zeit war es wohl, 
sich klar zu machen, wie viel, oder auch 
wie wenig bisher in der Zusammenfassung 
und Vergleichung der semitischen Sprachen 
geleistet ist. Mehr als ein gutes Elementar- 
buch wird man anfangs nicht erwarten dürfen. 
W. Wrights Lectures on the comparative 
grammar, Cambrigde 1890 wollten, wenigstens 
nach dem Titel der akad. Vorlesungen zu 
schliessen, für welche sie ausgearbeitet waren, 
auch nicht mehr als elementar sein; doch 
wusLten sie den gewaltigen Stoff zu wenig 
handlich zu bändigen; um sich recht in der 
Gunst besonders der angehenden Semitisten 
einzubürgern. Aber auch an inneren Hängein 
leidet dieses Buch; vor allem stand sein ge- 
lehrter Verfasser nicht in genügender Fühlung 
mit der Assyrologie, ohne die nun einmal der 
Bau einer vergleichenden semitischen Gram- 
matik in der Luft hängt Diesen Vorgänger 
hat H. Zinmiem in mancher Hinsicht ül^r- 
holt; ABsyrologe von Fach und Ruf beherrscht 
er ausserdem noch das seit Wrights Tode 
nicht unbeträchtlich vermehrte Gebiet der 
allgemein-semitischen Grammatik; und seine 



Arbeitsweise ist bisher als ebenso umsichtig 
wie voi*sichtig und klar bekannt Er hat im 
Gegensatz zu Wright den Schwerpunkt seines 
Werks in vergleichende schematische Tabellen 
gelegt; die mit grossem Geschick zusammen- 
gesetzt sind; was in ihnen nicht Platz hatte, 
bringen zahlreiche ergänzende Anmerkungen; 
die hieran sich schliessenden Konklusionen 
sind kurz und kritisch-nüchtern, wobei fast 
nie die unbedingte Gültigkeit des Vorge- 
tragenen behauptet, vielmehr mit häufigem 
Appell an eine zukünftige Forschung der 

Erovisorische Zustand so vieler unserer bis- 
erigen Ergebnisse zugestanden wird. 

Besonders verdienstlich finde ich das 
Vorgehen Zimmems, dass er — entgegen 
dem endlosen Zaudern und Wägen in der 
Transskriptionsfrage des Semitischen — alle 
Beispiele transskribiert bietet. An Übersicht- 
lichkeit ist damit ausserordentlich viel ge- 
wonnen; die sonst stets im Geleite von einem 
halben Dutzend Alphabethen auttretende 
semitistische Wissenschaft wird so jedenfalls 
von vielen umgänglicher und erstrebenswerter 
gefunden werden. Hoffentlich darf jetzt jeder, 
ohne für unwissenschaftlich zu gelten, dieses 
Beispiel nachahmen. 

Muss man aus vielen Gründen Zimmems 
Buch unbedingt dem Studium besonders der 
reiferen Studenten empfehlen; so soll das 
aber nicht heissen, als liesse sich keinerlei 
Widerspruch geeen es äussern. So zeiet 
die Gruppierung des Steffis aufiUlige Ungleich- 
heiten : Pronomen imd Verb befriedigen viel 
mehr als das sehr stie&nütterlich behandelte 
Nomen. Die Partikellehre scheint mir in 
ihrer Wichtigkeit ganz verkannt zu sein: 
statt die Formenlehre mit einem Kapitel über 
sie, oder wenn auch nur über die Enklitiken 
und Präpositionen (im engeren Sinne) einzu- 
leiten und damit den Flexionen vorzubauen; 
sind erst auf den beiden letzten Seiten die 
wichtigsten Partikeln nur eben summarisch 
zusammengerafft. Der Syntax ist der Ver- 
fasser ganz aus dem Wege gegangen. Ich 
finde das bedaueilich; denn ükm als Assyro- 
logen wäre es kaum schwer gewesen, etwas 
zu bringen; das den verhängnisvoDen Wahn 
bei Anfängern verscheucht hätte; als wäre nur 
die arabische die wahre Kibla fbr die semi- 
tische Syntax. 

Weiter kann ich dem Buche einen Vor- 
wurf nicht ersparen; der allerdings nicht so- 
wohl den Verfasser als den bisherigen Be- 
trieb der semitistischen Wissenschaft trifft 
Aui nicht eanz 2 Seiten wird als Anhang zur 
Lautlehre Sie „Akzent- und Silbenbildnng^ ab- 
gehandelt ; das zeigt auffiülig; wie wenig i* 



47 (So. 8.] 



0BIGNTALI8TISCHE LITTERATÜB-ZEITUNa. IFebrnu 1S98.] 



von der Wichtigkeit dieseB Kapitels und der 
Notwendigkeit, hier alle Hebel zvu Verbeise- 
raag anztuetüen, Sberaeagt ist. Von prin- 
sipiell veracbiedenen Arten des Akzente redet 
man bei uns Semitisten noch fast gar nicht. 
Daaa das Hebräische stark exspiratoriachen 
Akzent habe, vermutete ich in meinen „Ghiud- 
sOgen der hebr. Akzent und Vokallehre"; 
heute würde ich es wohl beweisen können 
mit Gh^inden, die auch fttr das Aramäische 
gelten müssten. Aber das Altarabische mit 
seiner quan^tierenden Metrik und Vollvokal- 
AÜle? Das Äthiopische mit der höchst eigen- 
artigen Verschiebung des Tons in die gnttoral- 
haltigen Silben? So viel Sprachen, so viel 
ung^öste Fragen! Aach die Vergleichong 
der Akzentstdlen unter einander hat noch 
kaum begonnen ; an den ursemitiachen Akzent 
rührt noch keine Forschung. Als ich Gesetze 
fllr__dßn hebräischen Akzent suchte, nahm ich 
in Ubereinstimmnog mit der Tagesparole die 
altarabischen Akzentstellen fllr sehr alt, und 
darum als Ausgangspunkt der Vergleichung 
geeignet an. Heute würde ich es nicht mehr 
wagen. Dieser sklavisch der Silbenqnantität 
unterwürfige Akzent scheint mir ganz das 
Gegenteil von dem zu sein, was man f^ die 
Ursprache vorauszusetzen hat: freier Akzent, 
der der Zusammensetzung der Worte aus 



Urwurzeln und Formativen Rechnung trägt 
Ein äthiop. qatAla neben läbsa, dialekt arab. 
qitel neben snll und sh6r könnten — ausser 



vielem andern — die UrsprUn^chkeit oder 
Alleingültuikeit von qitala, qAtila, qÄtola doch 
arg bMenklich erscheinen lassen. 

Beim Fehlen jeder Akzentlehre können 
wir natürlich auch keinen Anspruch auf eine 
tiefer begründende Lautlehre erheben. Wir 
bleiben bei der Eonstatierang von gewissen 
Lautübergängen stehen, unfähig den zahl- 
reichen Abweichungen gerecht zu werden. 
Wir glauben genug gethan zu haben, wenn 
wir den Begnff „sporadischer Lautwandel" 
sattsam betonen. Für Vokal und Konsonant 
wissen wir noch keine Aasgangsgestalten; 
die Mehrzahl der Gelehrten neigt zum Glau- 
ben, ie reicher die konsonantiache und je 
einfacher die vokalische Lautentwickelung, 
desto ursprünglicher sei sie, und so wird 
wieder das Altarabische in den Geruch von 
exceptioneller Altertümlichkeit gebracht. Ich 
rechne es Zimmern als ein Verdienst an, 
dass er die MdgUchkeit von ursemit e und 
o, ja sogar von älteren Gleitvokalen betont. 
Alles in allem aber genommen: uns fehlen 
Gesetze, wie z. B. das Vemersche der Indoger- 
manisten, durch die die toten Vergleichungs- 
tabellen Einheit und Leben bekilmen. 



Schlieaalich noch einige Kleinigkeiten, 
die mir bei der Lektüre von Zimmem's Buche 
aufgestoasen sind. In § 6, c. 1 : Wenn altsem. 
ra's hebr. rflS, assyr, aram. rd£ lautet, ao 

Slaube ich, erklärt sich das nicht anders al« 
urch Übe^fang des ' in w resp. j, nicht 
aber durch Auflösung des ' in den vorher- 
gehenden Vokal. Zu § 9, g pkidiert Z. Air 
alten Übergang von B (s) in h (und weiter ') 
im Kausativpräfix und Pronomen der III. 
Person; dieser Annahme scheint mir der 
Umstand direkt zu widersprechen, daas das 
Amharische in seinem Kausativstanmi die 
Verbindung von a-|-s kennt In g 15 wird 
die Lehre von gemeinsemit Vertanachung 
von ts, tS in st und st innerhalb der T-Kon- 
jngation wieder vorgebracht; was würde ein 
de Lagarde dazu sagen, er, der die ursprüng- 
liche Infigierung dieses t vor s schon seit Imgea 
Jahrzehnten richtig erkannt hatte (vgL „Uber- 
sicht" S. 214 f)? Die Charakterisierong der 
Vokale in § 18 müsste vielfach deuUicher 
sein; so wird der äthiop. &Laat, der arab. 
fi and I entapricht, sicher nicht durch e 
richtig bezeichnet sein. In der Behandlung 
der Pronomiaa dünkt mich der Weg vom 
Fron, separatom zum sufi!xum kein oatsr- 
gemässer; mit dem Primitivsten hätte an- 
gefangen werden mflssen, und das sind die 
Präfixe des Imperfekts; erst nach den Per- 
fekteaffixen una den Gtonetiv- und Akkuaativ- 
auffixen des Nomens und Verbs war der Platz 
für die Separatpronomen genügend vorbe- 
bereitet In § 36 sollte nicht aar bei den 
Ableitungsstämmen des Verbs die denomina- 
tive Natur betont werden; denn auch Qal 
ist in sehr häufigen Fällen denominativ (vgl, 
manches Richtige bei W. Gerber: Die hebr. 
Verba denominativa). Dass sich auch eine 
„privative" Eigenschaft des Pa"el in Z's. 
Darstellung verirren würde , wandert mich j 
denn wenn wir i. B. TitVff mit „entwurzeln" 
?j3p mit „entsteinen" übersetzen, so bedeutet 
jenes genau genommen doch aar; „etwas mit 
(oder an] der Wurzel thun", dieses „etwas 
mit Steinen than" und die Wendung zur 
privativen Bedeutung ist eine reine Zufällig- 
keit „Köpfen", die direkte Verbalableitung 
von „Kopf" enthält auch etwas sehr stark 
Privatives, das sich aber keineswegs kraft des 
Wesens der vorliegenden Verbalbildung er- 
giebt Zur Annahme von Formen wie saq- 
(a]tala, haq(a)tala, ja auch taq(a)tala scheint 
mir kein genügender Grund vorhanden zu 
sein; am meisten möchte ich vor der Ver- 
gleichung mit jiqtul als arspr. wesensgleich 
mit jiqatol warnen, obwohl diese Aostoht zom 
eisernen Bestände unserer jetaigen Grammatik 



49 (No. 2.] 



ORIENTALISTISCHE LITTEBATÜR-ZEITUNG. [Febraar 1896.] 60 



■^r 



zu werden scheint Wenn Z. in § 38 dazu hin- 
neigt, d|us Imperfekt gegenüber dem Perfekt als 
frühere Bildnng zu nehmen, so hätte er kon- 
sequenterweise ersteres vor letzterem abhan- 
deln müssen. Ubri^ns finde ich gerade 
das, was er über die Entstehung des Perfekts 
sagt, recht bemerkenswert In die Anmer- 
kungen zu § 89 hätte wohl noch die 'omAnische 
Elndung der II p. fem. s^. Perf. — i aufge- 
nommen werden sollen. Kein Übergang von 
k in 8 scheint mir in der Endung der II p. 
fem. Sgl. Perf. des Mehri und Amharischen 
vorzuliegen; denn neben k(i) kommt in arab. 
Dialekten (angeblich als Pausalform) kis resp. 
kis vor (vgl. Sibaw. 11, n«. 604 p. 323). Dass 
das Hebräische doch noch einen wirklichen 
Konjunktiv gelegentlich angewandt hat, habe 
ich „Gh-undzüge d. hebr. Akz. u. Vokallehre^^ 
S. 134 wahrscheinlich gemacht; im Hinblick 
auf meine Beispiele wäre Z's. Leugnung 
(§ 43, b) vielleicht etwas eingeschränkt 
worden. Ich möchte den Assyrologen die 
Untersuchung an's Herz legen, ob wirklich 
nur ein Infinitiv qatSlu für den Orundstamm 
des assyrischen Verbs anzunehmen sei; 
Formen wie mafü, petü, banü lassen sich 
nicht auf älteres maffi-u, petS-u, banS-u, eher 
auf ein mäsi-u, p^ti-u, b^-u zurückführen, 
ob dementsprechend nicht manches angeb- 
liche Nomen der Form qatUu einen Infin. 
(constructus) aitilu darstellt? ~ ,In Z's. Lehre 
vom Nomen uesse sich des Übergangenen 
oder zu flüchtig Gestreifken vieles anführen; 
so von ersterem die Femininendung -aj-, von 
letzterem der Pluralis fractus. 

Als Ergänzung der.jSchrifüehre ist dem 
Buch eine Tabelle: „Übersicht der semit 
Schrifl^^ angehängt, die durchSauberkeit der 
Ausführung und Reichhaltigkeit des Stoffes 
auch ohne Namensnennung den Meister Euting 
verraten würde. 

Freiburg, Schw., Jan. 1898. 



Albert Sooln: Zur Metrik einiger iu*8 Arabische 
übertetsEter Dramen Moli^e's. Leipzig, Verlag und 
Druck Yon Alexander Edelmann, o. J. 26 S. gr. 4^ 
Besprochen Ton Martin Hartmann. 

In Ägypten werden jährlich Tausende von 
Stücken poetischer Form gefertigt, Himderte 
davon in Druck auf den Markt geworfen, 
von denen man in Europa nichts weiss, ob- 
wohl ständig eine Anzahl Forscher im Lande 
leben und die Dinger kein Geheimnis sind, 
das Gedruckte in zahlreichen Cafös zu billig- 
sten Preisen von herumziehenden Händlern 
gekauft werden kann. Das ist die zagiü' 



Poesie, in der ein wichtiges Stück der 2«eit- 
kultur immer gesteckt hat und noch steckt 
Sie ist der Reflex 4er Ereignisse, welche die 
breite Masse oder geschlossene Kreise in ihr 
bewegen. Daneben behandelt sie die be- 
liebten alten Stoffe: Wein und Liebe, Moral- 
vorschriften, Lob und Tadel u. dgL m. 
Immer wendet sie sich ans Volk in der 
schlichten, nicht selten derben Sprache der 
Gasse. Die Formen sind einfach: rejeM-^ 
ramdlr oder «eri'-Halbverse werden zu Strophen 
von vier oder mehr Einheiten verbunden, deren 
letzter Vers durch das eanze Gedicht den- 
selben Beim hat, während die anderen Verse 
einen oder mehrere Sonderreime zeigen. 

Ein intelligenter Muslim Kairos, Mu- 
hammed Bö Osmän Gelftl Elwanäl, hat 
Moli^resche Lustspiele in der Sprache be- 
handelt, die in der jero^oI-Poesie üblich ist 
Auch d^e Form ist die gewohnte, nur dass 
hier statt der Strophen immer Paare von 
r^^eir-Halbversen erscheinen, die miteinander 
reimen. 

Auch nach Spittas ausgezeichneter Arbeit, 
die man nach dem unglücklich gewählten 
Titel und gegen Sp.'s eigene Ausrahrungen 
auf S. IX unrichtig ,Grammatik des ägyp- 
tischen Arabisch^ nennt, giebt es über den 
Dialekt Kairos noch Manches zu sagen. Der 
arabische Moli^re Mu^ammed Bös hat Anlass 
zu Nachträgen gegeben. In ZMG 46 (1891), 
36 ff. gab Völlers das eü^ maÜüf (Tartuffe) 
mit Glossar, in ZMG 46 (1892), 330 ff. gab 
Socin Bemerkungen zu dieser Arbeit, 1896 
gab Sobemheim das madfXiset ekunoäg (Ecole 
des maris). Über die Behandlung des Sprach- 
lichen in diesen Schriften ist hier nicht zu 
reden. Das Metrische wurde von Völlers 
gar nicht, von Socin ausführlich behandelt 
S. kam zu dem Besultat, die arabischen 
Verse seien Nachahmungen des französischen 
Alexandriners. Ich bemerkte dazu in DLittZ. 
vom 10/8/95 (Sp. 999), die Verse seien leicht 
als ra§aM erkennbar und stellte das auch in 
meinen Vorlesungen klar. Sobemheim ver- 
trat diese Ansicht S. 10 f und gab eine 
richtige Darstellung des metrischen Baus. 
In der am Kopf genannten Arbeit giebt Socin 
das Wesentliche der gemachten Einwendungen 
zu, sucht aber von der verlorenen Position 
doch noch etwas zu retten. In der Frage 
der Cäsur, von welcher S. 4 — 6 Arten an- 
nimmt, kann er sich (S. 25), noch nicht völlig 
entscheiden, die früheren Eindrücke ganz als 
gegenstandslos zu erklären. Der Bearbeiter 
der Moliöreschen Dramen ist schliesslich 
doch vom Alexandriner des Originals aus- 
gegangen, er hat allerdings eine glückliche 



51 [»o. 2.] 



ORIENTALISTISCHE LTTTERATUR-ZBITUNG. | Februar ISÖS.) 62 



Combination desselbon mit dorn arabischen 
Kegoz-Trimeter zu Stande gebracht^; dem 
Bearbeiter habe wahrscheinlich doch der 
sechsfiissige Jambus ^vorgeschwebt^; Mo^. 
B6 habe, ^schwankend zwischen seiner Vor- 
lage und der Bearbeitung der Dramen nach 
arabischen Prinzipien, ein Compromiss ge- 
schlossen'; ^gerade die Naivetät, der Mangel 
an bestimmten Gnmdsfttzcn verleiht der Arbeit 
el-Wanäis ihren Wert*. 

Erscheinungen der Litteratur ohne Kennt- 
nis der Zusammenhänge behandeln ist misslich 
Es kann nicht oft und scharf genug darauf 
hingewiesen werden , wie Behandlung der 
Probleme ohne diese Kenntnis zu einem Hin- 
und Herreden führt, das wissenschaftlich 
werdos ist und nur verwirrend wirken kann. 
Im vorliegenden Falle war die Frage zu 
stellen: welcher Formen bedient sich die 
moderne Vulgärpoesie Ägyptens? welche 
Formen sind in der Arabisierung (nicht 
Übersetzung) der französischen Dramen 
bei Muh. B6 zu erwai*ten? Die breite Basis 
fUr Beantwortung dieser Fragen liegt, wie 
Eingangs bemerkt, nicht vor. Dann war auf 
ihre Schaffung hinzustrebon, es war aber 
nicht rätlich, ,Eindrücke^ festzuhalten, gegen 
welche gewichtige Gründe vorgebracht waren. 
Prinzipiell muss die Vorstellung von ,Naivetät, 
Mangel an bestimmten Grundsätzen' bei Muh. 
B? abgelehnt werden. 

Jeglicher Zweifel über die Stellimg Muh 
B^s in metrischen Dingen wird beseitigt 
durch drei Hoftchen, die ich im Herbst 97 
in Kairo erworben habe: 1) und 2) zwei 
hinil zagcdj das eine über die Blumen, das 
andere über die Speisen, mit Anhang eines 
znjal über Verschiedenes, in zwei Ausgaben 
3) ein hind eajal über die Narcotica (dmu- 
lcaijifät)y alle drei elende Lithographieen 
o. O. u. J., mit dem Sigl m ' j unter dem 
Titel. Zwei von den vier Zagais haben als 
Versmass den katalektischen rt'^exr-Halbvers. 
Mfu^ammed) '(Osman) G(aläl) ist von der 
beliebten, von ihm selbst geübten Verwendung 
des re^c!;£r-Versmasses im jsai/al zu seiner 
Verwendung für die mit so viel Geschick 
von ihm dui*chgeführte Arabisierung der 
französischen Vorlagen gelangt Erwähnt sei 
noch, dass ich in Kairo ein bisher un- 
bekanntes Stück von ihm erwarb: riwäjet 
iUuqaläf als ,Ubersetzung' bezeichnet (von 
Molibres ,le Bourgeois gentilhomme^?) und 
mit dem »Sigl m * ^, Kairo, Druckerei Saraf 
(im Quartier elchurunfuS, in welchem der 
Dichter auch wohnt) 1314, S», 71 SS. Die 
Form ist dieselbe wie in den arba riwäjät. 



O. Besold, Gatalogne of the Gaoeiform Tab- 
ietfl in the Kouyounjik Collections of the 
B ritish Mus eum. London. British Mnsenm. voL I. 
1890. Tol. 11. 1891. Yol. HL 1893. vol. IV. 1896. 
bespr. Yon Hugo Win ekler. 

Mit dem vierten Bande ist die Elatalo- 
gisirung der Keilschrifttafeln, soweit sie be- 
absichtigt war abgeschlossen^ es ist also wohl 
an der Zeit sich Rechenschaft davon zu ge- 
ben, was damit erreicht worden ist. Die 
Sammlungen des British Museum sind die 
Grundlage alles Studiums der Kultur, welche 
in Keilschriftdenkmälem zu uns spricht, sie 
sind lange Zeit die einzigen gewesen und 
werden nach menschlicher Vorraussicht die 
massgebenden bleiben, und als vor nun- 
mehr 10 Jahren der Plan gefasst wurde, wenig- 
stens über den assyrischen Teil der Thon- 
tafeln in einem Kataloge Rechenschaft zu 
geben, da war es überhaupt nirgends mög- 
üch der Keilschriftforschung neue Quellen 
zu erschliessen als am British Museum. 

Wer noch in den vorhergehenden Jahren 
im British Museum gearbeitet hat, der wird 
wissen, was es hiess, dort eine neue Ur- 
kunde aus den schweigsamen Kästen her- 
aus zu entdecken, ina asar la am&ri, am 
Orte, wo man sie nicht sehen konnte, lagen 
die meisten ohne jede Scheu vor dem Fluche 
ihrer Urheber, und was dem Studium zu- 
gänglich wurde, musste fast ausnahmslos 
vorher erat von dem mit ihrer Verwaltung 
betrauten Beamten geprüft oder „entdeckt^ 
worden sein. 

Hier wollen wir über Vergangenes einen 
dichten Mantel decken 

Nicht jeder vermochte wie P. Strassmaier 
Jahre lang in London zu sitzen und die 
Sammlungen Nummer für Nummer durch- 
zunehmen, um so einen Überblick über das 
ganze zu bekommen, und bis zum Jahre 
1886 hat daher auch ausser ihm niemand ein 
systematisches Studium von Originalen unter- 
nommen, nachdem die Herausgabe der 
Textveröffentlichungen des British Museum 
mit 6. Smith's Tode ins Stocken geraten 
und im fünften Bande zu dieser „CoUection'' 
eine Nachlese gegeben worden war. 

Neue Erleichterungen des Studiums brachte 
die Verwaltung von P. le Page-Renouf ^) ab 
Vorsteher der Ägyptisch-Assyrischen Ab- 
teilung, und unter ihm wurde dann der Ka- 
talog begonnen, der nun wenigstens über 
den grundlefi^enden Teil der Sammlungen 
einen Überblick ermöglichen sollte. Nur 
wer unter den alten Verhältnissen gearbeitet 
hat, vermag zu ermessen, welchen Vorteil 



') Soeben tri£Pt die Knnde von seinem Abheben ein. 



5S [N... 2.] 



ORIENTALISTISCHE LirTEBATdR-ZBITüNa. [Febraar 1698.] H 



es bietet jetst im Votsub übersehen zu kön- 
nen, welche Texte man durchgehen musa, 
wenn man das f(lr eine bestimmto Frage 
Wichtige beisammen haben will, während man 
friiher vor einem grosBcn Unbekannten stand. 
Seitdem hat sich denn auch zweifellos eine 
rege Thtttigkeit im Studiam der Originalo 
geltend gemacht, und wenn die ältere Gene- 
ration nichtengliBcher Gelehrten schon im 
blossen Nachprüfen bereits veröffentlichter 
Texte das Ziel ihrer Vertiefung fand, so hat 
^e neue Generation begonnen den Dingen 
wirklich auf den Grund zu gehen, und sich 
der nicht immer dankbaren Aufgabe unter- 
zogen selbst das Material zu gewinnen, an 
dem sie die Kr&fte ihre« Geistes üben will 

Somit bedeutet die Veranstaltung eines 
Kataloges thatsächlicb die Ermöglichung für 
Jedermann sich diesem Studium der Origi- 
oale in Rücksicht auf bestimmto Fragen zu 
widmen, und zweifellos ist von dieser Er- 
möglichung zum grössten Nutzen unserer 
Wissenachaft eifiriger Gebrauch gemacht wor- 
den. Wenn die letzton 10 Jahre der Er- 
forschung des alten Orients einen Fortschritt 
gebracht haben, wie er kaum auf einem Ge- 
biete der Altertumskunde wiedei^efnnden 
werden dürfte, so muss die Zugänglichmach- 
ang der Schätze des British Museum mit 
einem grossen Anteil dabei veranschlagt 
werden. 

Damit können wir zur Betrachtung der 
Ausführung des Unternehmens kommen, 
fbr das sich C. Bezold dem dam^s aus- 
Bchla^ebenden Sir H. Rawlinson zur Vei^ 
fQgni^ gestellt hatte. Einen Katalog im 
Sinne wissenschaftlicher Kataloge von Bib- 
liotheken hat er nun zwar nicht gegeben, 
aber um den Namen wollen wir nicht rechten; 
denn billiger Weise können wir uns nur da- 
mit einverstanden erklären, wenn das ge- 
geben wurde, was nach dem Stande der 
Wissenschafl möglichimdförd erlich war. 
Das war aber zweifellos ein einfaches Ver- 
zeichnis, wie es der Verfasser gegeben 
hat Freilich konnte es dabei nicht aus- 
bleiben, daee im Verlaufe der Arbeit und im 
Fortschritte unserer Wissenschaft vieles sich 
heransstellte, daa den ersten Teilen der Ar- 
beit nicht mehr zu gute kommen konnte, 
aber wir stecken nun einmal noch in den 
Anfängen und mfiaeen die Unebenheiton 
hionenmen, die der Lauf der Dinge mit 
aicb bringt Vielleicht wird man nach hun- 
dert Jahren dafür einmal einen schönen 
„Catalogue raisonai" haben. 

Man kann also dem Verfasser nur zu- 
BÜmmenf wenn er frisch ans Werk ging und 



die einzelnen Bände herausgab, wie er die 
einzelnen Stücke der Nummer nach durch- 
genommen hatte. Hätte er die ganze Samm- 
lung erst durcharbeiten wollen, dann wäre 
wohl manchoa klarer geworden, auch manche 
irrige oder wenigsagende Bezeichnung rich- 
tiger oder schärfer gefasat worden, aber 
wann wir dann das tadellose Werk er- 
halten hätten, oder ob überhaupt, darüber 
kann man sich nach allerhand Erfahrungen 
so seine Gedanken machen. Kurz also: nach 
dem Stande unserer Wissenschaft hat der 
Verfasser das einzig richtige und zu dem 
erstrebenswerten Ziele: dem raschen Vor- 
wärtakommen der Wissenschaft, führende 
Verfahren eingeschlagen, und wer die Ver- 
hältnisse kennt, kann sich in dieser Hinsicht 
mit ihm nur einverstanden erklären. Die 
„Methode", die hier anzuwenden war, war 
die zum Ende fuhrende, und die Fehler, die 
dadurch bedingt wurden, waren eben durch 
den Stand unserer Wisscnschafl bedingt, 
kommen also nicht auf Rechnung des Ver- 
fassers. 

In dem Jahre 1887/88, wo der erste 
Band entstand, war man naturgemäss bei dem 
raschen Fortschritt unserer Wissenschaft, 
in der man nach Lustren rechnen muss, 
noch nicht so weit wie 96 eben mit durch 
die vom Cataloguc gebotene Hilfe. Manche 
Arten von Texten waren überhaupt noch 
nicht iinteraucht, und wer da selbst einmal 
vor einem Original — möglichst noch einem 
schlecht erhaltenen, in ungewohnter Schrift, 
und was dergleichen ermutigende Annehm- 
lichkeiten mehr sind — gestanden hat, der 
wird es dem Verfasser nicht verdenken, wenn 
er allerhand vage Bezeichnungen eingeführt 
hat, die dem späterem Eindringen in den Ge- 
genstand wenigstens die allgemeine Begrifia- 
sphärc angeben wollten. Auch hier giebt 
unseres Erachtcna für jeden, der selbst 
in gleicher Lage war, der Stand der Wissen- 
schaft die völlige Erklärung und Rechtfer- 
tigung des Verfahrens. Wir zweifeln freilich 
nicht, dasB Kritiker von Beruf Anstoss an 
solchem Vorgehen nehmen können, aber wir 
haben ja bis jetzt auch in unserer Wissen- 
schaft noch nicht die grosse Frage gelöst, 
wie es möglich ist das überlegene Können 
der Kritik auch einmal in den Dienst der 
Produktion zu stellen. So wollen wir 
nicht mit Bezold rechten, wenn seine Be- 
zeichnung „Mythologial" mannigmal nicht 
sehr greifbar ist. Die betreffenden Texte 
waren eben zu der Zeit noch nicht erforscht, 
und siud es auch jetzt noch nicht Meistens 
sind es Bruchstücke, und wenn es auch 



bb [No. 2.] 



0RIENTALISTI8GHE LTTTERATÜß-ZEITUNG. [Februar 18d8 ] 56 



wirklich einem eindringeDden Stadium aller 
gelingen sollte, sie zu gruppieren und näher 
zu bestimmen, so konnte man billigerweise 
eine solche Arbeit nicht von dem Verfasser 
eines Verzeichnisses der gesamten Sanmi- 
lungen verlangen, dem alle Texte gleich am 
Herzen liegen mussten. Wir können also 
Bezold keinen Vorwurf daraus machen, weni^ 
er sich in solchen Fällen auf Classifizirungen 
be8chränkt,,.welche meist schon nach dem 
blossen Ausseren der Tafeln getroffen 
werden können. 

Mir wäre es jedoch praktisch ers^enen, 
wenn gerade in solchen Fällen durch 
Mitteilung grösserer Stücke des Inhaltes 
die Möglichlichkeit gegeben worden wäre für 
eine Erschliessung weiteren Verständnisses 
der Texte, da dem Verfasser keine Zeit zu 
Gebote stand oder stehen konnte, sich ein 
Urteil über die betreffenden Stücke zu bilden. 
Man hat für die Mitteilung von Keilschrift Ty- 

E endruck gewählt: das ist Sper rgut und wir 
önnen ebensowenig^ wie der Eisenbahntarif 
dieses nach Gewicht befördern. Hätte man 
statt dessen die Jetzt so bequeme Zinkotypie 
verwendet, so hätte der Herausgeber die 
Möglichkeit gehabt ganze Stücke mit eigener 
Hand geschrieben auf demselben oder einem 
kleineren Räume mitzuteilen, als jetzt die 
Beschreibungen der oft so kleinen und mit- 
unter auch wertlosen Stückchen einnehmen. 

Wenn das aber nicht beliebt wurde, so 
war doch inmier noch das sehr viel einfachere 
und übersichtliche Mittel der Umschrift da. 
Gewiss setzt deren Anwendung ein Verständ- 
nis des Textes voraus, so weit war aber 
unsere Wissenschaft, dass joder, der An- 
spruch darauf machen will, im Kreise der 
„Assyriologen** gehört zu werden, im stände 
sein musste eine Umschrift von den meisten in 
Betracht kommenden Stücken zu geben, die 
entweder das vollkommene Verständniss er- 
wies oder aber doch deren Erschliessung durch 
andere nicht einschränkte. Das ist durchaus 
möglich imd bereits erprobt worden. Es 
handelte sich ja hier nicht um eine Heraus- 
gabe der betreffenden Stücke, sondern um 
Auiklärung über den Inhalt. Wir können 
nicht wissen, ob der Verfasser bei der Wahl 
von Typendruck etwa den Wünschen der 
Museumsbehörde Rechnung getragen hat, 
könnten aber einem solchen Einwand kein 
Gewicht beimessen. Es handelte sich hier 
um eine wissenschaftliche Arbeit mit dem 
Namen des Verfassers gezeichnet, da hatte 
also niemand anders dreinzureden. 

Fast möchten wir auch vermuten, es sei 
des Verfassers Scheu Fehler zu begehen. 



die allerdings nach dem Stande der Wissen- 
schaft vermeidbar waren, und die man An- 
fängern aufmutzen würde, die ihn alles, was 
wie Meinungsäusserung aussah — und eine 
solche ist eine Umschrift — ängstlich ver- 
meiden liess, und uns mit sperriger Keil- 
schrift und viel vergeudetem Papier be- 
schenkte. Um dann das Princip - „Methode^ 
muss ja sein! - zu wahren, sind mit Vor- 
liebe auch die bekanntesten Eigennamen und 
alle möglichen Dinge, über die, solange dieser 
Catalogue benutzt werden wird, Einmütig- 
keit herrschen wird, in Keilschrift angegeben. 
Wozu das? Es ist weder klarer, noch un- 
missverständlicher, noch genauer, es ist nur 
unschön, raumfressend und unübersichtlich. 
Der Verfasser hat in den zwei ersten Bänden 
hier und da die Lesung bekannter Namen 
neben der Keilschrift gegeben, ist aber dann 
von diesem Verfahren abgekommen und über- 
lässt es dem Leser selbst das Richtige zu 
finden. Ich glaube, ich bin selbst ein wenig 
mit Schuld an diesem Aufgeben löblicher 
Uebung, bei welcher ich allerdings die Keil- 
schrift trotz allem auf jeden Fall entbehren 
zu können glaube. Nach dem Erscheinen 
des zweiten Bandes habe ich dem Verfasser 
einmal mitgeteilt, dass er beständig das Ideo- 

gramm für Urartu mit Akkad imd das ftir 
ridu (tR.iP; aÜerdings auch für Babylon 
gebraucht) mit Assur wiedergäbe. Darum 
war es doch aber nicht nötig, nun gleich 
diesen unheimlichen Dingen aus dem Wege 
zu gehen und sich hinter sicherer Keilschnft 
zu verschanzen. Die Sache ist doch so ein- 
fach: wenn es einem nicht der Zusammen- 
hang sagt, ob von Armenien oder Babylonien, 
von dem südbabylonischen Eridu (resp. Ba- 
bylon) oder der alten Hauptstadt Assyriens 
die Rede ist, so sind ja die Ideogramme 
verschieden : Akkad ist BtJR.BUR.KI ; Urartu 
BUR.BUR ohne KI; Eridu resp. Babylon ist 
tR.91, Assur tR AN.9IKI.») 

Eine weitere Eigentümlichkeit des Werkes 
ist der Umfang, welcher den Anführungen 
früherer Veröffentlichungen und Behandlun- 
gen der einzelnen Tafeln eingeräumt ist Ge- 
wiss ist es durchaus angebracht und nötig, 
dass der Benutzer des Catalogue stets 

*) Böcke sind heimtückisohe Creaturen, sie stossen 
auch den BehntsamBten. Einmal sehe ich, hat B. 
auch im vierten Bande umschrieben uud hier aus 
dem form Urar^ai wieder einen Akkadian king 

gemacht ; und zwar in einem Briefe, den Ursana, der 
'.6mg Yon Mufafir, an einen asmischen Beamten 
richtet. Man denke zu Sargons Zeiten ein Akka- 
dian king, und in einem Briefe eines doch sich 
einer gewissen Berühmtheit erfreuenden armenischen 
Fürsten eridUmt! (Bm 2, 2. yol lY p. 1636). 



67 (No. 2.1 



OIOENTALISTIäGHE LiTTERATÜB-ZEntJNQ. [Februar 1808.] M 



über frühere Veröffentlichungen unterrichtet 
wird, allein es hätte wohl genügt, wenn da- 
bei die wirklich noch benutzbaren und be- 
nutzten angefiihrt oder doch wenigstens in 
erster Linie berücksichtigt wären. Der 
Verfasser hat sich einen Zettelkasten ange- 
legt, worin er jede Stelle, in welcher einmal 
eine Nummer der Keilschriftsanmilungen er- 
wähnt wird; verzeichnet hat. Eine solche 
Sammlung ist gewiss sehr nützlich, um sich 
über den Gang des Studiums eines Textes 
zu unterrichten, aber in einem Kataloge ihn 
ohne weiteres zum Abdrucke zu bringen, wo- 
bei vollständige Veröffentlichunfi;en und neben- 
sächliche Erwähnungen, eingehende Bearbei- 
tungen des Textes und populäre oder dilet- 
tantenhafte Wiederholung, endgiltige Ausgabe 
oder von niemand beachtete Ejritzelei wie 
Kraut und Rüben durcheinander den Raum 
fällen, dürfte eher nützlich als schädlich sein, 
zumal wenn man statt dessen Bemerkungen 
über den Inhalt oder doch über diesen unter- 
richtende Anf&hrungen vermisst. Die Wissen- 
schaft kann gewiss von mancherlei mecha- 
nischer Arbeit Nutzen ziehen und wer selbst 
nicht allzu viel Neigung zu geisttötender 
Fingerarbeit verspürt, wird sicher demje- 
nigen Dank wissen, der sie ihm abnimmt, 
er wird auch des schlafenden Homer ge- 
denken, wenn dem opferfreudigen Hilfsar- 
beiter einmal etwas Menschliches zustösst, 
aber zu einer Auffetssung, dass die Wissen- 
schaft blos durch Schonung des Hirns auf 
Kosten anderer Körperteile ihre wirklichen 
Ziele erreicht, kann ich mich beim weitesten 
Entgegenkonunen nicht emporschwingen. 
Was soll es ftir einen Zweck haben, 
wenn gelegentliche Erwähnungen von Texten, 
wo vielleicht nur auf ein Wort von ihnen 
verwiesen war, mit Angabe von Autor 
und Stelle beigebracht werden, also in dem 
kostbaren Räume eines Kataloges mindestens 
eine ZeQe wegnehmen, die besser zu einer 
vermissten Inhaltsangabe benutzt worden 
wäre? Wenn, wie es dem Schreiber dieses 
oft begegnet, man seinen eigenen Namen bei 
einer Ti^el angeftihrt findet, über die man 
sich geäussert haben soll, und sich verwundert 
fragt, woher einem denn die angebUche 
Wissenschaft, von der einem so gar nichts 
bewusst ist, gekommen sein sollte, so findet 
man beim Nachschlagen der eigenen Worte 
die Erklärung in der gedachten Thatsache. 
Im schneidenden Gegensatze dazu steht dann 
noch, wenn man einmal über den Inhalt oder 
die massgebende Stelle einer Tafel sich ge- 
äussert hat, darüber aber nichts in dem 
Citatenhaufen des Catalogue findet. Wa- 



rum? Weil man die Nummer nicht ange- 
geben hat oder nicht angeben konnte. Ist 
an einer Urkunde die R^strationsnummer 
oder der Inhalt das massgebende ? Was soll 
es weiter für einen Zweck haben, wenn von 
Texten, die mittlerweile längst vollständig 
herausgegeben sind, alle die Stellen angeftihrt 
werden (bisweilen zeilenlange Zahlenreihen), 
wo einzelne Zeilen davon, beispielsweise in 
Strassmaiers „Alphabetischem Wörterver- 
zeichnis, gegeben sind? Sobald man. den 
Text vollständig hat, wird doch kein Mensch 
sich aus 10 -20 zerstreuten Stellen Bruch- 
stücke des ganzen zusammensuchen. Die 
Thatsache, dass der Ver£EU9ser des Catalogue 
aber einmal seine Zeit damit hingebracht 
hat, statt den Inhalt von noch nicht er- 
schlossenen Texten zu ergründen, jene 
Nummern mechanisch zusammenzuschreiben, 
mag ja seiner Geduld ein schönes Zeugnis 
ausstellen, ist aber kein Grund, um statt Brot 
Steine, statt Hilfsmittel zum Verständnis eines 
Textes Druckerschwärze zu geben. 

Trotz alledem ist der Cataloeue, wie 
von Anfang betont, durch die blosse Er- 
möglichung eines vollständigen Ueberblicks 
über die behandelten Sammlungen ein Hilfs- 
mittel, das unser Studium der neu zu er- 
schliessenden Quellen auf neue Füsse ge- 
stellt hat, und namentlich eine grosse Zeit- 
und Müheerspamis ftir jeden bedeutet, der 
mit bestimmten Absichten — und das wird 
ja bei jedem planvollen Arbeiten der Fall 
sein — an das Werk geht. So sind denn 
auch die paar Arbeiter auf unserem Gebiete, 
welche die Mühe neue Quellen zu erschliessen 
nicht scheuen, seit dem Erscheinen des 
Kataloges darauf bedacht gewesen, je nach 
ihren Specialinteressen diejenigen Urkunden 
aufzuarbeiten, welche noch nicht bekannt 
waren. Man wird vielleicht, ehe man den 
Ueberblick hatte, mehr in den verschwiegenen 
Schränken des Britisch Museum vermutet 
haben; jetzt wo man sehen konnte, war von 
vornherein klar, dass es sich namentlich auf 
den Gebieten, welche von allgemeinem In- 
teresse sind, nur um ein Ai&rbeiten der 
Reste handeln konnte, dass aber das wich- 
tige imd grundlegende zum grossen Teil be- 
reits veröffentlicht war, und zwar je nach 
dem Massstab von Verständlichkeit und 
Wichtigkeit der Texte, wie das ja schliess- 
lich auch selbstverständlich ist Was am 
neuesten ist, das bietet vorläufig auch der 
Erschliessung wol noch die grössten Schwie- 
rigkeiten, oder wird — wie z. B. die Omina- 
texte — in seiner Gesamtheit nie ein all- 
gemeines Interesse erregen können. 



59 [No. 2.) 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITÜNG. [Februar 1898.] 60 



Je grösser das Interesse, je besser der 
Zustand der Erhaltung, je leichter das Ver- 
ständnis, um so weniger bb'eb zu tun. Natur- 
gemäss hatte das Studium der Keilschriften 
überhaupt mit den sogenannten historischen 
Inschriften begonnen, und was hier der 
Katalog noch au nicht bereits bekannten an- 
führen konnte, ist denn verhältnismässig auch 
wol das wenigste. Ich habe wol so ziemlich 
das davon, was nicht lediglich Duplicat won 
bereits bekanntem war, durchgemustert, und 
will im folgenden über einige Einzelheiten, 
die eine besondere Behandlung nicht lohnen, 
Rechenschaft geben. Im grossen und ganzen 
handelt es sich dabei um Dinge von ziem* 
lieh negativem Interesse. Gerade hier hätte 
man wol vom Kataloge erwartet, dass der 
Verfasser, der nun einmal die Arbeit auf 
sich genommen hatte, Weizen und Spreu zu 
sichtdn, auch die kleineu und wertlosen 
Stücke genauer betrachtet und dem späteren 
Arbeiter nutzlose Mühe erspai*! hätte. Die 
„historischen^ Inschriften der assyrischen 
Könige sind ja so wol bekannt und liegen 
in 80 bequemen Bearbeitungen vor, sie 
werden auch von jedem Anfänger so gut 
gekannt, dass es nicht schwer ist, für jeden, 
der überhaupt in den assyrischen Inschriften 
zu Hause ist, Duplicate davon wieder zu 
erkennen. Die Inschriften eines Assurbani- 
pal imd Sanherib sind ihrem Hauptinhalte 
nach ftlr den Assyriologen, was für den 
klassischen Schulmann der Cornelius Nepos 
und Caesar sind, und ebenso wenig, wie 
diesem Duplicate von einzelnen Stellen ihrer 
Schriftsteller entgehen würden, ebensowenig 
wird man das vom Assyriologen erwarten. 
Nun kann ich es verstehen und entschuldigen, 
dass bei der geistestötenden Arbeit, wie sie 
die Durchsicht namentlich der letzten Num- 
mern der Sammlungen, die fast durchweg 
aus winzigen Bruchstücken bestehen, deren 
Inhalt Ott mehr aus dem Verlorenen als dem 
Vorhandenen zu bestimmen ist, dass bei 
einer solchen Arbeit die Auihierksamkeit 
einmal versagt und man der Ermüdung ver- 
fällt. Ich würde daher mit Niemand rechten, 
wenn unter diesen Stücken ein frisch heran- 
tretender Arbeiter, der mit seinem Sonder- 
interesse naturgemäss auch schärfer sehen 
muss, als der Bearbeiter des Ganzen, hier 
und da Versehen fände , oder dass manches 
an und für sich wertlose Stück nicht gerade 
nach allen Seiten hin auf seine Zugehörig- 
keit geprüft worden wäre: homo sum, aber 
es scheint mir doch, als ob namentlich gegen 
Ende der Arbeit dem Verfasser die Geduld 

die er in so reichem Masse bei dem Zu- 



sammenschreiben von Zetteln bewiesen hat 
— ausgegangen wäre. Vielleicht ist es Zu- 
fall, dass darunter gerade die „historischen" 
Bruchstücke am schlechtesten weggekonnmen 
sind, denn was an wertvollen Texten dieser 
Art vorhanden war, war eben meist schon 
früher veröffentlicht und trägt die ersten 
Nummern. Ich kann nicht darüber urteilen, 
wie es sich mit den Urkunden anderen * In- 
haltes verhält, weil ich davon nur gelegent- 
lich ein und das andere Stück vorgenommen 
habe, andererseits möchte ich aber darauf 
hinweisen, dass es sich in den meisten der 
anzuführenden Fälle um Texte handelt, deren 
Wortlaut wie gesagt jedem Anfänger bekannt 
ist und deren Inhalt bereits in allen popu- 
lilren Werken zu finden ist. 

Ich bespreche im folgenden eine Anzahl 
der kleinen Bruchstücke, von denen ich an- 
nehme, dass eine Bestimmung, wie ich sie 
hier gebe, von jcdcnuanu ohne Mühe hätte 
gegeben werden können 

K 1834. betrifft einen Tempelbau. Assur- 
banipal möglich, doch auch Assarhaddon. 

I. . . . iläni i^-§u-ha-an-ni a-na (amilu) 
sangü-ti 2. . . . as-tJi-'-a ud-du-su mim-ma 
si-pir ilü-ti-§u 3. . . . da-ri-i ma-ai-al tak-ni-i 

4. . . . ? su-ut-ru-§u su-pu-u (ilu) sam-su 

5. . . . pa-ni ma^-ri-ia i-bu-su 6. . . . in- 
na-]bit ma is-hu-]^u abni-su 7. . . . lid-sa 
a-na si-^i-ir-ti-sa 8. . . . ki-ri]b (miltu) Aäsur 
9. . . . ? ka-bat-ti 10. . . . na-a-di a-^i 

II. . . . u-]rad-di ina muh*hi 12. . . . gab- 
bi 13. . . . ar-lsip 14. . . . pl. 

K 1837. nicht propably, sondern sicher 
Assurbanipal, gegen Tiumman. II 1 mi-is- 
ru 2. u-rad-[di . . . 3.ni?i u-si-bu-[ut . . . 
4. u-sak-ni-fis ... 5. biltu ... 6. sat-ti- 
samma u-[kin ... 7. ina ki[bit Aäsur 
8. sarräni ... 9. u-naas-[§i-ku ... 10. ma- 
al-ki rabü (?)... 11. a-na kit-ri-su . . . 
12. ina tukulti A[Ssur ... 13. ki-rib (mÄtu) 
l-[lam-ti ... 14. apikta-su-nu ... 15. at- 
tal-[lak ... 16. [Ti-]um-man ... 17. . . . 
tahäzi . . . 

K 2663. habe ich mir zu Bezold „men- 
tions the city of Su^i" noch bemerkt: „und 
Babylon^, also Assumasirpal? 

K 2800. warum probably Ramman- 
nirari (III) ? wenn alles so sicher wäre! 
z. 8: [Ramman-nirari §ar kis-äa-ti] sar m&t 
Assur m&r §am-si-Ramman sar ki[s (sie !)-8a- 
ti 8ar mät AsSui* 9: binbin äulmanu aäaridu] 
sar kis-sa-ti sar mät Aßsur etc. 

K 28Ö2. nicht „Assurbanipal(?)^, sondern 
wie vollkommen sicher und klar ausgesprochen 
wird Assarhaddon. Der Text ist freilich 
schwer zu lesen, er ist nicht im gewöhnlichen 



81 |No. 2.1 



OHIENTALBTISCHE LimSRATUR-ZEITÜNO. |Febnu»- 1898.| 



Kriegsbericbtsstyl abgefaest und ist ein Pracbt- 
staok. Er betnfit Aasarbaddoiis Krieg mit 
äupria. Ich veröffentliche ihn in Forschungen 
VII. Dazu gehurt das Bruchstück 9662 (be- 
sprochen Forsch. B. 529. 

K 3061. Kui und die Stadt TH-'-ia-b[i? 
od. am]-nu. Beide haben nach der Art ihrer 
Erwähnung nichts miteinander zu tun. Bezold 
bat es leider nie auseinandergehalten, wenn 
Namän in demselben Zusammenhange oder 
deutlich in verBchiedenem genannt werden. 
Den Stadtnamen hat wegen der Nennung von 
^xli, wenn ich nicht irre Oppert — wo, er- 
innere ich mich nicht — auf Orund von B's 
Angabe mit Tyaoa in Verbindung gebracht. 
Der Orund ist, wie gesagt hinfällig, ausser- 
dem ist eine entsprechende Ergänzung palae- 
ographiach unmöglich. 

K 3127. nicht „Assurbanipal (?)", son- 
dern Assarhaddon. wenig erhalten, be- 
trifft den zweiten ägyptischen Zug. zu 7. 5: 
[iakikanak Bdbili also Assarhaddon. unteres 
Stück der va. ende der 4 zeile: Ningal Nusku 
ki-rib vgl. K 2701 a ? (s. Forsch, s. 92 etc.). 
V8. oberer Teil zeile 4 : [MAT-su] i-mi-du-ufi 
il-U-ku oam-mu-äi-äu. dami Trennungsstrich; 
freier Raum; darauf Erzählung der Eroberung 
Ägyptens, vgl. R 13721. 

(Fottaetcung folgt.) 



Alis gelehrten Gesellsehaften. 

Philadelphia. U»A. Orientd. Club. 9. 12. 97. 
W. H. Hilller: üeber die Anzöge der Schrift bei 
den Kanan&era. 

Beriin. OMelUcliaft fOr EUmologie. 16. 1. 98, 
H. WincUer ; Ueber Polyandrie bei den Semiten. 
(Hiu&iMihe Inachrift Hai. b04. Die Namen A^-ab 
und A^t-sbi'ia). 

Berlin. VorderaaiatiBche QeaelLichaft 4. 1. 98. 
OetteralTenammloug. Wohl des Torstandea: 1. Vors. 
T. KanJEmann. 2. Vors. Hartman □. Schriftfühi'er Peiaer. 
Hemiagebar WincUer. AaBBcbusa: Billerbeck, Jere- 
miaa, Prfitorius, Boät. 

Berlio. Orient. Comitee: „Da den Hitoliedem 
dee CoMiteaa voratusichtlich erst in einiger Zeit Vor- 
lagen rar Beechlnufassnng la nnterbreiten sein 
werden, so hat der Ansschiiua boBchloMea, die Einbe- 
mfiing der ordentlicheD Oeneral-VenamialuDg bis auf 
weiteres hioansiusohieben. Der AnaacliuaB; R. t. Kauf- 
mann, B. Virohow, H. Winckler, G. ». 
Sebatameister, O. Kollm, Schriftführer.' 

Iinr bitHD dlt Heren SduiftfUknr der |elehncB GaKl). 
dB ja ciiv proBpu Berichtcnt*nuiif Ld itlUBidfam lalercue Lieft. 



Personalien. 

Geitorben: Ayub Abela, deutscher Viceconsnl 
iu Saida (Syrien). 



ZeitBshriftensehau. 

Zeltaohrift der Deutaolien MorgenULndl- 
sotien aeBellBOhaft. (Z.D.H.Q.) 1897. LI. 

1. Paul Eom, Aus italieuiscben Bibliotheken. 
I. Die persischen und türkischen Huidichriften dee 
VaUkans. — Fr. Fhilippi, Nochmals die Aussprache 
der semitischeD Konsonannten 1 und i'): Semitisches 
1 und > haben ursprODglich den Charakter nnsilbiacher 
oder konsonantischer Vocale gehabt, (An mehreren 
Stellen itOrt, daas Verf. von „Erfindern" der semi- 
tischen Sohrift parallel mit den Erfindern der 
sp&teren Beizeichen spricht.) — Julius Oppert, Die 
Schaltmonate bei den Babjloniem und die Hgyptisch- 
chald&ischa Aera des Nabonassar: I. Ursprung der 
Aora des Nabonusar, sei die Sotbisperiode, um 575 
vage Jahre Torjfingt, um eine Tagess&hlung in 
schaffen. II. Periode der astrologischen oder will- 
kürlichen Einschaltung: Behandelt die Sarosptriode 
und die inschriftlich berichteten Ftnstemisso; dabei 
taucht die längst begrabene M&r wieder auf, daea 
die babvl. Chronik Salmanassar Samaria serstOren 
läset. III. Rinfahnmg des fixen von den Juden an- 
genommenen Einschultungssystenis. Sei am 367 
wahrscheinlich durch athenischen Einfluss ins Leben 
gerufen. — Eduard Qlaaor, Ursprung des arabischen 
Artikels vi- -~ Eberhard Nestle, zur Umschreibung 
dee Hebräischen. — Sieemund FriUikel, Zu den 
arabischen Papyri der kgl. Mus. in Berlin (7 Be- 
merkungen zu Abet's Publikation). — Anzeigen 
(Oestrup Contes de Damas von Noideke), 

2>,Hartin Hartmann, Arabische Lieder aus Syrien 
(Boarbeitnng von BUnkels&ngerliedem nach eigenen 
Aufteichnungen in Beirut und Kairo, sowie denen 
zweier Syrer, nämlich eines deutochen Drogomans in 
Beirut und eines deutechen Vioeconsuls in Saida,) — 
H. Vambery, eine legendäre Geschichte Timurs, — 
Ferdinand Justi, die altperstichen Monate. — Fried- 
rich Schwally, Zur Theorie einiger Possessiv- und 
Objekt-Snföie im Syrischen. — Ignaz Ooldzieher, 
Gesetsliche Bestimmungen Dber Kuiga-Namen im 
Islam. — Karl Völlers, Beiträge sur Kenntnis der 
lebenden, arabischen Sprache in Ae^npten. H. Ueber 
Lehnwörter. Fremdes und Eigenes. VlI, Semitische*) 
Elotlehnungen. No. S6 : mattaba nicht alt und volka- 
tümlich fOr die alt-ttgypt. Oi^ber. sondom nach dar 
Art, wie die Arbeiter Hariette's sie wegen der Aehn- 
licfakeit mit der Mastaba des ägyptischen Hauses be- 
zeichneten, von der europäischen Aegytologie ge- 
prägt. VlII. Oriechische Entlehnungen. No. 81: 
IJhL*J|, auch (jiuLe, Diamant ^ i3d/ias (aber vergL 
babyt. fimfiu !). No. S9; i^yJi ScbUd, Thürstain =: 
Svfm [! '. <]. IX. Türkische 'Entlehnungen. X. Gb- 
vische Entlehnungen. XI. Lateinische und gmflü- 
~ lanische Entlehnungen. XIL Spanische " ' 
lungen. XIII. Italienische Entli ' 
Französische fkitlehdungen. 
lehnnngea, Nachträge u 
■ ■"■ ■ das l-Jaq 



BerichtigiiMH. . 
aqtul im SemitMdM. - 
Dr. Qraf Qäza Kunn, Zur Deutung der OittM-b- 



Eduard KOnig, 

" " Kl , „ _ 

Anseigen (Edward Albnt nm I>r^ 

^\ ^ ^^Ak* y» U^ ^yiJÜI AisSt «jüf 

K!t^3 My^l (VLWt d i«^w^fzft 

ein bibliogmphisch-litterargMahicMUwKBA' 



bliogmpb 
K. VoUei 



') hienu Berichtigui 



ing in n, a. mtt 
IT iir I ■ ^fcg 



[So. 2.1 



OSIEMTALISnSüHE LITTERATDIUZEITÜNa. (Fabnur 18961) M 



8. Kftrl VoUera, Beiträge zur Kenntnis der 
Lebenden ar&biachen Sprache in Aegjpten. IL Ueber 
Lehnwörter. Fremdes und Eigenes: Index dar ora- 
biscben Fonnen. — Friedrich Schulthess, Der Brief 
des Maj-a bar Sarapion; Vorfaaser ein Stoiker auB 
SaiuDsata. Ort der Abfassung unbekannt, Zeit inner- 
halb deB "i. bis 3 Jahrhundei-ta. ^ W. Bacher, Ein 
persiscbt^r Kommentar zum Buche Samuel. — Hein- 
rieb Snter, ßemerkungeu lu Herrn Steinschneiders 
Abhandlung: ,,Die arabischen Uebersetzungen aus 
dem Griechischen', — Anton Baumstark, Epaphro- 
ditofl und HygiDUB: orstorer im Fihriat I, 264, 
letzterer im A.l-Ja'qübi I, 234 nachgewiesen. — 
David Kaufmann, BeitrUge zur Uescblohte Aegyptens 
aus jüdischen (juelleu. — J. Oostrup, Deber zwei 
Bi'abische Codices sinaitici der Strassburger Universi- 
täta- und Ijandesbibliothek: Wichtig, nicht wegen 
des Inhalts, sondern wegen der Form der Sprache, 
welche als allgemeine Volkssprache in diesen aus 
dem 3. und 4. Jahrhundert d. H. stammeuden Hand- 
schriften erscheint und der heutigen sehr nahe steht. 
— Ignaz ßoldäeber, ein arabischer Vers im Chazan- 
Bache. — G, Margoliouth, an ancient MS. of the 
Samaritan Liturgy. — Cl. Huart, Brief ober einen 
persischen Vers (Verbesserung der Uebersetiung 
Vambäry-8 Z.D.M.O. LI 216) - F. fl. Weissbacb, 
Zur Chronologie des fabchen Smerdis und des Darius 
Hystospis. (Berficksichtigt H.V.AU. Heft IV noch 
nicht) -CA. NalUno, Zu VoUers, Beitr&ge lur 
Kenntnis dar arabischen Sprache in Aegypten. — 
AnReigen (Bernhard Vandenhoff, Nonnullae Tarafae 
poetoe carmina ei ArabiCO in tatinum sermonem 
versa notisqne adnmbrata, Ton J. Barth ; Carl Sale- 
uiann, Judaeo-peraica^ von Th. Ndldeke). 



Journal Aalatdaue (J.A.) X No. 2. 

De VogQä, Notes d'^pigraphic aramäenne (suite): 
VI Inscriptions de P^a; VII Ora^ti Nabat^ens de 
Chanbak; Vm nonielle inscription de fiossa; IX la 
l^nde inscription nabateenne de Pätra, demiäreB 
observations. — Louis Cheikho. lettre au anjet de 
l'autenr de la version arabe du Diatessaron. — J.-B. 
Chabot. Notes d'üpigraphic et d'Archöologie Orien- 
tale. I. Bastes et lascitptions de PaJmjre; II lea 
mines de Falmyre en 1735: extrait d'une lettre du 
■ienr Oranger i Monseignenr le comte da Maurepas, 
concernant les antiquit^ de la ville de Tadmor, 
aotrefois Palmyre. — 0. Delphin, la philosophie du 
cheikh Senoussi d'apres bou Aqida es-So'ra. — 

Nonvelles et Mälanges (E, Laune manuol fran- 
fois-arabe ou recneil d'actes admtnistratifs, judi- 
ciaires et soue-seing prW6 traduits en arabe, be- 
nirochen von 0. Houdas. — Nouvelles publications 
de l'imprimerie catholique de Bejironth, besprochen 
Ton B. M. 



The Joum&l of ttae royal asi&tio soolety 
(JBA8.) 1S98 Jacuary. 

Edward G. Browne, Some notes on the litera- 
ttue and doctrines of the HnräTl Sect. — Robert 
Heedham Cust, the language öf Som&Ü-land. — A. A. 
Jfacdonell, the origin and earlj history of Oheia. — 
Notices of books. darunter Charles Schaffar, Sup- 
pl^ent (text persian) au Siasset-namäh, be spr . von 
E. Q. B. — Paul Hom, Afladi'a neuperaiBches Wörter- 
huch ,Lughat-i-¥ars", bespr. v. E. Q. B. — F. Stein- 
gas«, the assetnblies of Harlr! (student'a edition of 
the arabic text etc. bespr. v. H. Hirschfeld. — De 
Qoeje, Arib Tabari continuatar, bespr. v. B. Hirsch- 
feld. — J. Guidi, An arabic Ducription of Antioch, 
bespr. V. D. S. Margoliouth, (der zu dem von Guidi 



benatzten Manuscript des Vaticans ein neues ans 
dar Bodlaian library beibringt), — V. Istrin, Per- 
vaja kniga kroniki loanna Malaly, bespr. v. E. D. 
M. — Stanley Lane-Poole. Catalogue of the Colledaon 
of Arabic Coins preserved in the KhedJTial Library 
at Cairo, bespr. ron 0. C. ~ Där&b Dastnr Peshobu 
SanjänO, Kftmftma-i Artakbshlr-i p&pak&n, bespr. v. 
E, U. West. — Hormuzd Eassam, Asehur and the 
land of Nimrod — . und John Punnett Peters, Nip- 
pur, bespr. von T. 0. Piaches. 



Tlie Journ&l of helleolo stodlea, 1897 ApriL 
.T. Q. C. Anderson, the road-system of Eltern 
Asia Minor with the evidence of byiantine oam- 
paigns (mit Karte!). Part I rroads. I roads from 
Caesareia t« tha Eaat, 1. the Persian royal road. 
2. the Roman road. 11 roads trata Caesareia to tbe 
South, in Passes from Melitene into Kommagene. 
IV roads r;idiating from Sebasteia. Part. IL Cam- 
paigns in the cap^docian district. Eicnrsus the 
royal road. — 0. B. Wolters, on some Antiqaitaes 
of the Mycenaean Age recenüy acquired by the 
British Museum. — J. L. Myres, EicavatioDS in 
Cvpnis in 1894. I. Agia Paraskevi (Nioosia District). 
II. Salopsida IFitmagiista District). m. Lakihk bi 
riü (Lamaka District) IV. Larnaka: (Tarabi Tek^. 
V. Lamaka : Kamelar^t. VI. Lamaka : Batsslos. 
VIL Zämkas. Inscriptioiis from tbe Eicavatioiu at 
Lamaka. 



Oomptea rendns (Aoad. daa Insor. et 
belles-lettrea) 1897 (Septem b er- October). 

J. Oppert. un dien commerfant ~ J. Oppert, 
une dynastie d'uBurpateurs. — Clennont- Oanneau, 
memoire -sur une inscription arabe en anciena 
caract^res coufiques däcouverte räcemment ä Järu- 



Procesdings of Uie soolety of BibUoal 
Arobaeolosry (PSBA.) 1897 (December). J. Offord, 
notes ou the congress of Orientalist«, Paris. — Frit« 
Uominel, Assyriological notes. (Zu beachten S 33, 
wo Houunel mit Recht Delitzschs mad&da =: lieben 
H.W. EurQckweist. % .16 mnSmu beast Stands for 
ubhÄmu = TiOnS; § 3' besser lu streichen'). 



Al-Macbriq, revue oathoUque orlaDtale 
bimenauelle,!. Jahrgang. 

1. Dr. J. Rouvier, uu poids antiqua de Beyronth 
(giiechiache Legende mit dem Dreizack von Beirut). 

— Dr. A. Ha&er, Traitä in^dit d'al-Asmai intitulä 

v;ujl jJt oUsT — F. L. Cheikho, Histoire de Bey- 
routh (Mr. de la BibL Nationale). 

2. P. L. Cheikho, Histoire inädit de Beyronth 
(Fortsetzimg). 

3. P. G. Zumoifen, l'ftge de pierra en Pbänicie. 

— P. L. Cheltho, vers inödit« dn Cnrä Nicola«. — 
P. B. Lammens, La prononciaticn du 07 obes les 
Arabes. — F. L. Cheikho, Histoire in^dit de Bey- 
routb (Fortaetznng). Anzeigen (M. Hartmaun, das 
arabis<^e Strophengedicbt bespr. von CheTkho: 8. 
Lane Poote, Catalogue of the arabic coina in the 
khediv. library, bespr. von Saliiani). 



') piÄzwMi ^= ^püamiH und die .dritte Variante" 
äpifinu, .die er aeinem Freund Prof. Hilprecht ver- 
dankt". 



ler, KOmEBbcrg L Pr., t, A Doriui W., A 
:i VeriM, Bfriui S., BrudgubuTpa. 11. 
im. Zahn & Buiid«!, KircUuia tf.-L. 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung. 



ExBcheiQt 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 

P. E. Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



Abonnementspreis 
Tierteljährlich 3 Mk. 



Bettellongen nehmen entgegen: die Yerlagsbuchhandlong, Berlin S., BrandenbnrgBtr. 11, sowie aUe Buch- 
handlungen und Post&mter (unter Nummer 5666 A). — Inserate die cweif^espaltoie Petitieile 30 Pf.; bei 

Wiederholungen und grosseren Anseigen Ermässigung. 



1. Jahrgang. 



15. März 1898. 



M S. 



Alle fOr die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschUesslich unter folgender 
Adresse erbeten : Redaktioa der 0. L. Z.» Wolf Peiser Yerlag, Berlin S. 48, Brandenbnrgstr. 11. 1. 



Die Venvertung w^issetisehattlieher Ergebnisse. 



Dass Oeistesstndien nur ihrer selbstwillen ge- 
trieben werden sollen, ist eine schöne, ideale For- 
derung. Vorausgesetzt ist dabei, dass die Er- 
gebnisse der Stndieif von selbst den Schatz der 
G^esamtknltur bereichern; wieder eine ideale Vor- 
anssetznng. In Deutschland haben diese For- 
derung und diese Voraussetzung lange die öffent- 
liche Meinung beherrscht; die Folge war, dass 
die Yolkstümliche Verbreitung wissenschaftlicher 
Kenntnisse seitens der Fachmänner mit einem 
gewissen Odium der Popnlaritfttshascherei und 
Oberflächlichkeit behaftet wurde, gegen das 
schwer anzukämpfen war, und dass demgemäss 
ein wichtiges Oebiet der Volkserziehung mehr 
oder weiliger Dilettanten ausgeliefert wurde. 
Jetzt hat sich durch die Entwicklung der Presse 
und durch den von aussen kommenden Anstoss 
der nniversity extension ein Umschwung in jener 
herrschenden Anschauung vorbereitet. Aber bis 
wirklich anerkannt wird, dass die Wissenschaft 
nicht blos die Pflicht hat, in die Hefe zu graben, 
sondern anch darüber zu wachen, dass bei der 
Verbreitung der Erkenntnisse immer das richtige 
Resultat und der wirkliche Stand einer Frage 
vorgelegt wird, ist wohl noch ein weiter Weg. 
Und wenn selbst dieser Weg jetzt ganz allein 
sich zn öffnen scheint unter dem Druck der 
Thatsachen, so erben sich doch die Sünden der 



vergangenen Zeit noch lange fort, wenn nicht 
die Fachmänner selbst energisch Front gegen 
die eingerissenen Unsitten machen. 

Auf dem Gebiete der orientalischen Y^ssen- 
schaft sieht es in dieser Beziehung noch recht 
böse aus. Wie sehr aber, das macht man ^ich 
gewöhnlich erst klar, wenn so ein recht krasses 
Beispiel vorgelegt wird. Und auf ein solches 
macht ein Freund unseres Blattes aufmerksam, 
der uns einige Bemerkungen zu der neuesten 
Auflage von Schlosser's Weltgeschichte für das 
deutsche Volk') übersandt hat, welchen wir im 
Interesse der Sache hier gerne einen Platz ein- 
räumen wollen: 

,,In dem Vorwort zur 2. Aufl. (1870) heisst 
es, dass die Bearbeiter des ehrwürdigen Werkes 
mit schuldiger Pietät an ihre Aufgabe heran- 
getreten seien, dass der Leser also nicht er- 
warten möge, auf allen Seiten das Neueste zu 
finden. In gleichem Sinne spricht Dr. Jfiger 
zur 4. Auflage (1884) die Hoffiiung aus, dass er 
als Bearbeiter der doppelten Pflicht ^genügt 



^) Schlossers Weltgeschichte f. d.deutBohe 
Volk, 2te Orig. Volks-Ausgabe, 248te Qesaramt- Auflage 
Berlin, Oswald Seehagen. 

Erster Band, aufs neue dnrohgesehen und ergänzt 
von Dr. Oskar Jäger, 1898. 



67 [No. 3.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜR-ZEITÜNG. 



[M&rz 1898.] 68 



habe, das Werk wissenschaftlich fortzusetzen 
und es zugleich als Werk Schlossers erscheinen 
zu lassen^. Die Verlagshandlung endlich ver- 
sichert zu der vorliegenden Ausgabe (1898), dass 
das Werk durch die wiederholten Revisionen auf 
der Höhe der historischen Wissenschaft gehalten 
sei. — Der vorliegende erste Band behandelt: 
I. auf ca. 130 Oktavseiten die „orientalischen 
Völker^: Chinesen, Inder, Babylonier und 
Assjrer (diese beiden 45 St.), Ag3rpter, Israeliten, 
Phönikier, Meder und Perser. 11 auf ca. 410 
S. die Griechen bis auf Philipp. Nur dem Ab- 
schnitt I, und speziell den, den Babyloniem, 
Assjrem, Medem und Persem gewidmeten Ka- 
piteln sollen die nachstehenden Bemerkungen 
gelten. 

Vielleicht entspringt schon die angedeutete 
rftnmliche Verteilung des Stoffes aus der er- 
wfthnten „Pietftt^, ebenso auch wohl der Um- 
stand, dass als Quellen eigentlich nur die 
Bibel und die griechischen Schriftsteller gedient 
haben; immerhin mag letzterer Umstand auch 
aus der Stellung des Herrn Bearbeiters als Di- 
rektor des Kgl. Friedrich- Wilhelms-Gymnasiums 
zu Köln zu erklären sein. Allerdings findet 
sich S. 51 der Ausspruch: eine neue Welt 
erschliesst sich, seit es der Forschung 
gelingt, die Zeichen (nämlich die Keilin- 
schriften) zu lesen^. Aber das ist auch so 
ziemlich Alles, — denn, ausser einigen, in 
Ellammem beigefügten, der keilinschriftlichen 
Schreibung annähernd entsprechenden Königs- 
namen, ist keines von den, doch wahrlich nicht 
wenigen, vollkommen sicheren Ergebnissen der 
Forschung aus den letzten 20~-25 Jahren zur 
EJärung und Berichtigung ehemaliger Anschauun- 
gen herangezogen worden. Lesen wir doch, um 
nur einiges herauszugreifen, z. B. S. 116, dass 
Susa von Cjrus gegründet sei; finden wir 
doch in der babylonisch-assyrischen Geschichte 
nach wie vor unsere guten alten Freunde Nimrod, 
Ninus (sogar dessen Zug nach Baktrien), Semi- 
ramis und Ninyas wieder; wird doch der Um- 
fang von Nineve auf 11 bis 12 deutsche Meilen 
angegeben und die Behauptung ohne Einschrän- 
kung aufrecht erhalten, dass die Meder es mit 
den Babyloniem zusammen erobert hätten. Noch 
auffallender aber ist es, wenn fast unmittelbar 
nach dem eben erwähnten lobenden Ausspruch 
über die Erfolge der Keilschriftforschung der 
brave Phul als Vorgänger Tiglat-Pilesers H. 
(soll sein UI) erscheint, während Leute, wie 
Asumazirpal, ja sogar Sargon nicht genannt 



werden; — femer, wenn S. 52 gesagt wird, die 
Chaldäer hätten, bevor sie in Babylonien 
mächtig geworden, im Norden von Assyrien 
gegen das schwarze Meer hin gewohnt, sie 
hätten lange Zeit hindurch den Kern des assy- 
rischen Heeres gebildet und seien „wahrschein- 
lich^ dasselbe Volk, wie die heutigen Kurden; 
— endlich sei die doch nun schon längst über- 
wundene Gleichsetzung von Karchemisch und 
Circesium erwähnt, zweier Orte, die zwar beide 
am Enphrat, aber rund 300 Kilometer von ein- 
ander entfernt liegen. Diese Beispiele liessen 
sich durch ähnliche vermehren. 

Der „Pietät^ gegenüber dem ehrwürdigen 
Werk Schlosser's hätte indessen die Berücksich- 
tigung der sicheren Ergebnisse der neueren 
Forschung schwerlich Abbruch gethan. Herr 
Direktor Jäger ist aber entweder anderer Mei- 
nung gewesen — oder er ist der Überzeugung, 
dass diese Ergebnisse völlig bedeutungslos sind, 
also nicht zur Berichtigung älterer Auffassungen 
herangezogen werden dürfen. Dass letzteres 
wirklich der Fall ist, dass Herr Jäger also in 
völlig g^tem Glauben sich der „wissenschaft- 
lichen Revision und Ergänzung^ des Abschnitts 
I unterzogen hat, ergiebt sich mit hinreichender 
Deutlichkeit aus dem, was er in seinem, in un- 
seren Gymnasien eingeftlhrten, also alle paar 
Jahre in neuer Auflage erscheinenden „Hilfsbuch 
für den ersten Unterricht in der alten Geschichte^ 
über die Völker und Staaten des alten Orients 
sagt. Da werden z. B. noch in der Auflage von 
1897 auf S. 16 Ninus und Semiramis mit Sar- 
danapal in einem Atem als „sagenhafte^ Be- 
herrscher Assyriens genannt. Es ist ja sehr 
wohl zu verstehen, wenn man als Verfasser 
eines solchen Büchleins (zumal, wenn man zu 
den Korjrphäen der Wissenschaft gehört, welche 
im Interesse der berühmten richtigen Begrenzung 
des Lehrstoffes über die neueste Gestaltung 
des Gymnasial-Unterrichts zu befinden hatten) 
seinen Schülern nur sehr wenig über Babylonien, 
Assyrien u. s. w. einprägt, — ja es Hesse sich 
unschwer rechtfertigen, wenn man ihnen gamichts 
davon sagte. Thut man es aber doch, rechnet 
es den Schülern also als Fehler an, wenn sie mal 
was anderes antworten, als man sie gelehrt hat, 
so darf man selbst doch auch nicht Dinge lehren, 
die schon vor 10 bis 20 Jahren als Irrtümer 
erwiesen sind. Das Unglück könnte doch wollen, 
dass einmal ein naseweiser Schlingel das Rich- 
tige aufgeschnappt und geantwortet hat: dann 
wäre der Riss im Pnrpurtalar fertig! Doch so 



69 [No. 2.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜR-ZEITUNG. 



[M&n 1898.] 70 



etwas Hesse sich, wenn*s nur selten yorkommt, 
schon ertragen. Ungleich wichtiger ist, dass 
Niemand ungestraft den obersten Grandsatz aller 
Ersiehnng und Lehre ausser Acht lassen darf, 
das goldene Wort: Maxima debetur pnero reve- 

rential' 

Da mit diesen Bemerkungen die schwierige 
Frage des Oeschichtsunterrichts in den deutschen 
Schulen angeschnitten ist, soweit er sich auf den 
StofF des Altertums und besonders des orienta- 
lischen Altertums bezieht, so stellen wir gern 
unser Blatt zu einer Diskussion hierüber zur 
Verfügung. 

Bespreehungen. 

O. Besold, Catalogue etc., bespr. v. Hugo Winckler 
(Fortsetnmg aus No. 2). 

E 3157. idt ein Stück eines Textes der 
von Meissner in Beitr. Assyr. Bd. II ver- 
öffentlichten Urkunden, die Bezold beharrlich 
„proclamation^ nennt. vgL E 4289 etc. 

K 3374. report ? ? Ist Stück einer 
^historischen^ Inschrift, offenbar Assur- 

banipals. 

E 3500. gehört mit E 4444 und E 10235 
zusammen; toxI in Forsch. VII veröffent- 
licht. 

E 4445. ^fhistorical inscription, proba- 
bly of Assurbanipal''??? s. den Text in 
meinen Eeilschriften 11 s. 73, es ist eine 
Eopie ^öglich, dass aus Assurbanipals 
Bilniothek) von einer Inschrift eines älteren 
babylonischen Eönigs; rührt aus einer Zeit 
der Elamiternot her. 

E 4467. „historical inscription", Beleh- 
nungsnrkunde ? 

E. 4468. Tigl. I. kann als sicher gelten, 
wertlos. 

E 4490. Wertloses Bruchstück in archa- 
ischer Schrift „historical"? doch wohl 
eine der gewöhnlichen babylonischen Eönigs- 
inschrifken. 

E 4491; s. zu E 3157. 

E 4496, ^^probably Esarhaddon": deut- 
lich Assurbanipal. z. 3: . . . [äa ana mit- 
^u-9i? AsSur-bani-apli ? ]äar m&t AäSur um- 

m&näti-§u iä-pu-ru 4: Mu-Jsur u 

m&t Eu-u-si 5: ?-u-ni mät Sumiri u 

Akkadi 6: Ear-du-ni-ia-]aS k&li- 

inn u-mal-la-a ka-tuk-ka 6: La 

^-sis t&b-ti (von §amaS-§um-ukin die Rede?) 
7: ia im-§i ma. 

E 4502. „historical"? 1. ti.I(?). . . . 

2. äu-u ? . . . 3. ETf 0? = ikbi?) Marduk 
... 4. mu-ti-ib-bu §a lib (?)... 5. sami- 
u-tu ut (?).'.. 6. bHu-tu Sa mÄt bu . . . 



7. §arrftni su-up-pu ... 8. mät&ti nak-ra- 
. . . 9. biltu iiä-§u-nik-[ka ... 10. (m^z) 
Babilu ... Zu den „historischen" Inschriften 
in engerem Sinne kann man den Text nicht 
rechnen, aber historischer Inhalt ist nach 
dem erhaltenen nicht ausgeschlossen. Hier 
wäre jedenfalls einmal eines der sonst in so 
üppiger Fülle über das ganze gestreuten 
IVagezeichen am Platze gewesen, s. unter 
E 4541. 

H 4505. Assurbanipal. 

E 4506. wol TigL I., nennt die Stadt 

y Ti-yHar-ma-m[i? . . . 

E 4526. gehört mit 82—5—22, 499 zu- 
sammen, grösserer Assumasirpaltext. 

E 4529. wol Assumasirpal. wertlos. 

E 4535. 2. Kb-pal-pal* Sin-a[bi-irbÄ . . . 
3. ul-tu il&ni rabüti ... 4. mätftti a-na §a- 
pa- ? . . . 5. Sarrftni ? ni . . . 6. Tar- 
ku-u etc. 

• 

E 4541. s. den Text in „Eeilschrift- 
texte n S. 74." das wird nun wieder my- 
thological genannt s. unter E 4502 und vgl. 
E 5418. 

E 5382 b. s. Eeilschrifttexte 11 S. 12. 
als Urheber durfte wohl Assarhaddon dreist 
genannt werden, wenn es heisst: [Samaä-] 
sum-uktn, meinen leiblichen Sohn habe ich 
Marduk und Zarbanit zum Gheschenke ge- 
schenkt Übrigens ist der Ausdruck als Rest 
von Naziräertum zu beachten. 

E 6000. hier ist das Fragezeichen hinter 
„historical" überflüssig, wertlos. 

E 6223. Assarhaddon; wird in Forsch 
Vn veröffentlicht. 

E 6303. desgl. 

E 6314. hier hätte ich ein Fragezeichen 
hinter „historical" gesetzt; mythologisch? 
nur Enden von Zeilen erhalten. 

E 6332. Assarhaddon; vgl. E 6223. 

E 6356. Weil §ama§-§um-ukbi genannt 
wird, gehört das Stück noch nicht zu einem 
Berichte über den babylonischen Feldzug 
Assurbanipals. Bekanntlich wird §-§-u. auch 
bei den anderen Zügen als Ursache der Ver- 
wickelungen oft genannt. Hier handelt es 
sich um einen der elamitischenZüge : s. zuZ. 2. 
Abp. Prisma B VI 93 und Vn 36, Z. 5: 
Rm 1, IV Iff. 

E 6358. ergänzt das vorige, rührt aber 
von anderer Tafel her; also ebenfalls nicht 
Bericht des Zuges gegen S-ä-u. s. Abp. 
Rm 1, IV 5-31. 

E 6370. erwähnt [amilu E]al-da-ai. ob 
Assurbanipal unentscheidbar. 

E 6371. Dagegen konnte hier ruhig 
„Assurbanipal" gesetzt werden. Z. 4: . . . 
. . . iddin (? ina ?) mftr Sarrfi-u-ti kab (?) 



71 [No. 3.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUR.ZEITÜNG. 



(lOn 1896.J 72 



.... 5 Sarru rabü Sarm dannu §ar 

. . . 6. [aSar AäSur-a^-i-iddin abu bani-ia 
ki-]rib-§a ai-[da . . • vgl hierzu Rm 1^ I 27. 

E 6377. 8. zu 6366. wertlos. 

K 6383. Sttlck eines Duplikates von 
E 2664 (Rs m 2). 

E 6384. Stück der Vorlagen zu den 
Sculptoren Assurbanipals. Z. 4: [Biris- 



^adn ^azanu §a1 M&t-ai Sar-[a-ti Pari^a 
mftii GAgft Abp. B m 102. 

E 6646. Brachstück eines B-Prisma 
Assurbanipals. = B DI 64ff. Z. 6: 
(m^z) A-za ^)-kra-na-ni] 

E 6896. Man denkt an Sargon jmd 
möchte Z. 4 (m^) Ddr-At-[^a-ra] lesen, doch 
ist das aus mancherlei Gründen bedenklich. 

E 7268. E2ine aus dem Zusammenhang 
faUende Bemerkung sei hier eingestreut; der 
mitgeteilte Auszug lautet: 

1. minü annüa ma ki-[a-am ... 2. minü 
hittti ma ki-a-a[m ... 3. alpu anaku ma 
lammu a-ku-la') ... 4. kirru anaku ma 
pihirti ab- . . . «^welches sind meine Ver- 
ffenen, so [frage ichl. 2. welches ist meine 
Sünde, so [kla^ ich] 3. fUn Ochse bin ich, 
Eraut fresse ich| 4. ein Schaf bin ich, Gras 
[rupfe iohl. Ich möchte die Stelle empfehlen, 
um den Ursprung des Grasfressens Ne- 
bukadnezars zu finden. Jedenfalls wäre das 
immer noch begründeter als mancher andere 
Nachweis biblischer Nachrichten. Aber es 
ist ohne weiteren Zusanmienhang nicht mög- 
lich den syntaktischen Sinn von Z. 3/4 zu 
bestimmen. 

E 7699. s. Forsch. S. 630 undE 2836. 
Die vermeintliche Nennung yon Harran fkllt 
weg, es ist missbräuchliches Ideogramm ftir 
^anAnu nWeg.** 

E 7866. Der „ancient Babylonian^ kinir ist 



ja genannt: Sin (AN.tN.ZÜ)-ga-[§i.id] Sar 
t7r[uk) Sar Amna-nu-[um]; übrigens ohne Wert 

E 8639. Stückchen einer Thonschale, 
nicht von „probably Assumasirpal^, sondern 
Salmanassar I, „mention is made of bis 
grandfather Ramman-ni[rari]^ d. i. R.-n. I! 

E 8644. s. srar Bestimmung (Assarhaddon) 
Forsch S. 632. 

E 8663. Hymne, „in the colophon the 
scribe refers to Ranmian-nirari, king of Ass- 
(yria^ d. h. er nennt sich den (lip-pal-pal) 
Urenkel oder nachkommen des Oberleibarztes 
rab asü: a.zu) B-n.'s (111)1 

') so; ebenso zeigt meine Copie von K 1779b. 
Durch Zufall ist in der Autograpoie (Assorbanipa. 
8. 60, Z. 28) ebenso a gesellt worden wie bei dem 
— TOn mir nicht eingesehenen — G. 8mith. 

*) Besold giebt in; das Zeichen ist nicht 
sicher, in oder la. 






E 9901. Hier wäre einmal anstatt vieler 
überflüssiger Fälle Veranlassung gewesen, 
Winckler, Unters. S. 66 Anm« zu citiren, aber 
dort war das Täfelchen nicht mit einer 
Nunmier angefahrt (s. oben). 

E 9964. Wenn es hiess: Fragment der 
Schlussformel einer Eönigsinschrifty so 
wüsste man von vornherein, woran man ist, 
und es nähme auch nicht mehr Raum in 
Anspruch als ,,Fragm. of a histor. inscr. of 
an Assyr. king.^ 

E 10025. Fragment of a historical inscr.; 
mention is made of Assur (Bal.tü.ki^ • 2: 
. . • lal iläni ... 3 ... §u kiä-Sat msi . . . 
4 . . . pir'u fa ir-^) Bal.tiLki ... 5. muii- 
t(-$ir . . . Wenn jemand als Sohn der 
alten Reichehauptstadt Assur bezeich- 
net wird, 80 kann man das auf demselben 
Raum zum Ausdruck bringen, auf welchem 
mit B.'s Worten nichts gesagt ist 

K 10042. s. zur Würdi^^ (Eroberung 
Babylons durch Tigl L) Forsch. S. 387 Anm. 2. 

ri. 13225. Muss von Assarhaddon her- 
rühren, s. Forsch. VIL 

E 13645. Assarhaddon? möglich (!) dass 
mit E 2835 zusammengehörig. 

]?;. 13648. 2. . . . ? mi-nu-u . . . 3. . . . 
pl. I-^ul-^ul . . . 4. . . . AäSur-a^-iddi-na 
sarru . . . 5. . . . ri-'-]u na-'-du muS- . . . 
6. ra-'-im kit-ti u ... Ob Assarhaddon hier 
der Urheber, ist mir sehr zweifelhaft. Die 
Erwähnung des Sintempels von Harran (i^ul- 
^ul) weist zunächst auf Assurbanipal, denn 
dieser hat daran eebaut. 

E. 13649. Aus einer der Inschriften 
mit der Genealogie Assarhaddons (oder 
auch Assurbanipals), welche bis auf Bfl- 
bani zurückftihren. 

E. 13650. Assurbanipal. Z. 3—5 s. 
Sm. 1892. 

E 13669. Assarhaddon oder Assurbani- 
pal, Belagerung (?) von Tyrus. 4. . . . u f?) 
ma^äzu 9ur-ri pa-li-§un u- . . • 6. ma-ka-li- 
§u-nu mi ana maS- . . . 6. . • . a-na pi-i-Su- 
nu u-§a-kir . . . 

E 13721. Nicht Assurbanipal, sondern 
Assarhaddon. 3. Tarku-u . . . 4. äa-§u ina 
mul-muß-li ... 6. (amflu) BU.DA. ... 6. 
(m^) Mi-i[m-pi • . . vergL E. 3127. 

E. 13726. Hier konnte einmal das iiPro- 
bably^' vor ,,As8urbanipal'' wegbleiben: Z. 2: 
[Tar-kju-u sar (m&tu) JCu-[u-si ^attu puluhti 
D, bflüti-ia i]s-^u-up-äu ma Ulik nammuSi-su 
4. Tan-da-ma-iii-Ji mär (?) a^ati-Fäu ina kussi- 
§U uSib ma uma'ira m&tu 5. (m^) Ni' ft-n]ft 
dan-nu-tfi-Su iäkun upa^ira illat-su. 6. 
ana Ibis kabl]i u ta[bAzi Ui ummanäti-ia kakki 
Su u-]Sat-ba-a [isbata ^arrftna 8. ina tukulti] 



78 [No. 8.] 



OBIENTALISTISCHE LITTERATUB-ZEn'üNG. 



[Mftn 1896.] 74 



ASSur [Sin u il&m rabüti bili-ia. 9. ina ta^az 
sjiri rap-r§i iäkonü apikta-§u . . . Das Brach- 
stack gehört also der Klasse E. 2676 G*large 
Egyptian tablet** Bezolds) an, wie sofort da- 
ran zu erkennen ist, dass Tandamani als 
,,sohn der Schwester^' Tarkü's und nicht als 
y,8ohn Sabako's/' wie später in der Bm 1- 
Elasse bezeichnet wird. 

E. 13731. Assorbanipal Z. 6 I§-tar §a ki-rib 
Uruk 12 ... • al-ki sa sa-pa^ (mfitu) t-laTm-tl 

K. 13733. Ist wirklich yon Assarhacidon, 
und zwar wichtig als aus der Zeit seiner 
Statthalterschaft über Babylon herrührend, 
s. darüber Forsch. VIL 

E. 13740. 2. U-? . . . 3. amflu irÜu a- 
... 6. kam-su ka-nu (?) ... 6. u-ka-'-u 
Sir. . . 7. a-na ^-biä ta- . . . 8. • . . ga-ta ina 
IV ... 9. af?J.ba-ta ina ki.r[ib? ... 10. . . . 
ku (?) i^-tu 11. . . . ? ku ma . . . Ist in Z 
8 ina rV [girrial zu eif^anzen ? Assarhaddon? 

E. 13753 Z 2 : kibrat irbit?-]tim u-mal- 
la [kfitfta ... 3. • . . Mu-ujs-ri u (mfitu) 
Pa-tu-r[i-si ... 4. ... ri iS-tak-kan ... 6. 
. . • ak-bu-su mi-sir . . . Assarhaddon. 

K. 13756. y,Assurbanipal^ ? Fragezeichen 
zu setzen, wo Gewissheit vorhanden, ist das 
(Gegenteil von richtiger Vorsicht. Z. 5 kijrib 
tlamti ... 6. ßammu] ZAE.^.LI . . . 
vergL zu letzteren Abp. Rm 1. VI 79 und 
Parallelen, nach Elam (kirib tlamti) ist zu- 
dem bekanntlich nur Adsurbanipal gekommen. 

E. 13756. ,,probably Assurbanipal''. 
Warum? Einen Anhalt giebt nur Z. 3. [si- 
ri-ia-]am ^ul-ia-afm, Worte, die sich von in 
Betrachtkommenden Stellen nur bei S anherib 
finden. 

E« 13778. „probably Assurbanipal,'' nein 
sicher, da Erfolge in Elam berichtet sind, 
wenn auch die Textart, der es angehört, noch 
nicht bekannt ist. 

E. 13782. Wertlos; ich denke an Nebk. I. 

E. 13789. Assurbanipal ist ja in (Z. 8) 
genannt. 

E. 13826 Nicht Aääur-a^-^ddinj ist der 
Name des Eönigs, sondern Sin-agt-[irbä], 
Sin ist sicher, wenn auch undeutlicl^ be- 
kanntlich steht aber bei AäSur-a^-iddin das 
a^ü im Sing., und hier ist das Pluralzeichen 
erhalten. 

E. 13835. Wozu ein IVagezeichen, wenn 
doch auf den ersten Blick nach Aeusserem 
und Inhalt Assumasirpal sicher ist? 

E. 13840. Ebenso Tid I sicher. 

E. 13875. „probably Assurbanipal^. Du- 
pUcat von E 2652 (S. A. Smith, vol. m, Z. 
13 ff. Zum Ueberfluss ist Ti-[um-manJ ge- 
nanntl 

E. 13986. „Epigraphs."' 



E. 13987. Hier würde ich ein Frage- 
zeichen zu „historical inscr.'" setzen. Z. 2. 
. . . ? ina ili la iklu . . . 3. . . . ? ba ku bttu 
i-du aS-Su . . . 4. . . . Salk-kan-nu §a amflu 
ni sur-ri-ti? ... 5. ... ? amflu RIaE ti ri 
in da • • . 

S. 474. Hier würde ich zu „historical"^ 
mehrere Fragezeichen setzen. 

Sm. 350. Assurbanipals Bau des 
Nuskutempels von Harran. 

Sm. 579. Gehört mit Sm 1892 zusammen, 
Assurbanmaly s. zu beiden E 13650 und 
E. 2664 Rs. 1. 

Sm. 581. Assurbanipal! Z. 1 (m^) ^u 
[un-nir] 2. (m^) !^-da-lu ak-[§ud s. Bm 1. 
VI 116. 

Sm. 714. „a priest^: muttr putill 

Sm. 729. Natürlich Assurbanipal; Elam! 
s. Bm 1, VI 64 ff. Z. 6: ki-ma^-^ Sarrftni 
ma^-ru-ti. 

Sm. 808. lies: Mention is made of [Assur- 
b&ni-]apli m&r Sarri §a btt ridüti. 

Sm. 1079. Eührt ebenso wie E 13733 
von Assarhaddon her aus der Zeit seiner 
Statthalterschaft in Babylon. Darüber in 
Forsch. Vn. 

Sm. 1080. „Prayer«?? 

Sm. 1089. Ob Assyrian king? Es 
könnte eine Abschrift der Inschrift eines 
babyL Eönigs sein, der mit Assyrien Krieg 
ftihrte. In der ersten Zefle : . . . A EUR = 
apil-ufur (es ist keine Spur, welche am an- 
fang auf As SU r deutete, wie B. will). Z. 819: 

i-na-sa-ru ü-mu Sin §i 9 

Aä§ur (ki) u-§at-bu-u kakkt : [der die 

portenta] beobachtete, und am Tage wo Sin 

gün[stig war 9. gegen?] Assyrien 

ausziehen Uess [seine?] WadSen 

Sm. 1444. Copie^mer älteren Eönigs- 
inschrift* s. Forsch. Vil. 

Sm. 1523. Stück einer Hymne wie Dt 
71 nSfbk. I. s. Forsch. S. 540)? 

Sm. 1874. Hierzu war Smith, Assyrian 
Disc. zu eitleren, der das — übrigens stark 
verwischte — Stück noch Assur-rtS-i^ zu- 
schreiben wollte, was jetzt nach Anftigung 
eines Stückchens berichtigt ist. 

Sm. 1876. „Prayer**?? 

Sm. 1879. Scheint mir einer noch nicht 
bekannten Berichtgattung Assurbanipals an- 
zugehören, worin Urtaku's Erankheit und 
Tod besclmeben wurde (vgL zum Inhalt Bm 
281, das aber anderen Wortlaut hat). 

Sm. 1892. Die Erwähnung von l^unnir 
weist doch mit Sicherheit auf AiisurbanipaL 
8. Sm. 559. 

Sm. 2115. Lulum! erwähnt 

Sm. 2189. Die Erwähnung von Bur-na- 



76 [No. 3.] 



ORIENTALISTIÖCHE LTTTERATUR-ZEITUNO. 



[März 1898.] 76 



bur-1-a-aS ist ohne Zusammenhang, weil da- 
vor und dahinter abgebrochen ist 

Sm. 2224. „ancient Babylonian ruler^. 
Es ist [Rim]-Sin (Z. 1); übrigens wertlos. 

Dt. 82. Z. 6: AJSsur-afe-iddin ri'u ki-i- 
[nu ■ . . 

Dt. 94. b 2: Ub-pal-pal [Sin-a^-irba 
sarru rabü §arru dannuj. 3. §ar kisSati [§ar 

ASäur inuma] 4. il&ni rabüti 5. §i- 

mat damikti i-äi-[mu-inni etc. 8. T- 

bar-sag-gal-[kur-kur-ra vgl. Assur- 

banipal Prisma C. 

Dt 166. Sanherib (Bauten)! 

Dt 267. Z. 7: [Ktar §a MVICXXX 
a-a]n -f- V san&ti! 

Dt 269. Erwähnt Agade. 

Dt. 272 Elnde einer der Assurbanipal- 
§amas-sum-uktn-Inschriften (VR 62,1). Diese 
scheinen B. merkwürdiger Weise ganz un- 
bekannt zu sein. 

Dt 299. ASsur-afe-iddi-na ..... 2. u- 
§um-gal-lu si-fru .... 3. la-bis na-mur-ra- 

[ti . . . . 7 sa pa-la-a^ vgl. Send- 

schirlistele 18. 35. 

Dt 310. Hier hätte einmal ^^prayer^ 

stehen können, statt „historical inscription^. 

Rm 281. Zu diesem wichtigen Texte s. 
Forsch. S. 478 Anm. 2 vgl oben unter Sm. 
1879. 

Rm 283. Wahrscheinlich Assarhaddon. 
s. Forsch. VIL 

Rm 284. Nicht Assurbanipal , sondern 
Assarhaddon!! s. Forsch. VlI. 

Rm 573. Tigl. I! 

Rm 589 (so, in den Nachträgen verbessert, 
nicht 588, dieses ist nur ein „Colophon^). 
„Probablv^ zu streichen. Col. 11: Assur- 
banipals Bau des .Sintempels von Harran 
(K 2664). 

Rm 2, 167. „hißtorical"?? 

Rm 2, 320. Assurbanipals Bau des Har- 
rantempels? 

Rm 2, 345. „dated Eislev 14, §attu I 
Sarru-uktn §ar Babili i. e,No.-Dec. 721 BC." 
Wir wären zufrieden gewesen mit der An- 
gabe der Datierung, wenn man sie aber 
schon in unsere Zeitrechnung umsetzen will, 
so darf wol selbst von einem Anfänger in 
der Kunde des alten Orients verlangt werden, 
dass er weiss (s. Ptolemäischer Kanon, Kö- 
nigslisten !! I), dass Sargons 1. Jahr als König 
von Babylon 709 war. 

Rm 2,405. Ein Zusammenhang (Bur-n]a- 
bur-ia-aS pa-ti-si) ergiebt sich nicht 

Rm 2,606. Salmanassar I. 

79-7-8,5. „Historical"?? 

DesgL 66. Assyrian king?? Abschrift 
einer babylonischen Inschrift? 



DesgL 58. „mythological"? Hier wäre 
auch „Ustorical^ zu erwägen. 

DesgL 280. Offenbar Tigl. I, ähnlich wie 
S. 1874 (jedoch nicht von derselben Tafel). 

80-7-19, 141. Ich merkte mir folgende 
Zeile an: . . . isu mu-8uk?]-kan-na (isu) si- 
da-ri-i sa i^-zu-su kaspu. 

DesgL 333. Duplicat von K 120 b und 
K 3412 (die Hymne, welche die Kimmerier 
Tugdammi und Sandaksatra nennt.) Reste 
der letzten 4 Zeilen und der Unterschrift 
Z. 4: . . Sar-]pa-ni-tum bÜtu §a-ku-tu ^- 
ir-[tu . . . 

81-2-4,48. vergl zu 83-1-18,199. 

Desgl 173. Duplicat zu K 2745. (s. 
Meissner-Rost, Assarhaddon) 

Desgl 174. Assurbanipal- §amaS-§um- 
ukin s zu Dt 272. 

Desgl 184. Als Assumasirpal auf den 
ersten Blick zu erkennen: 1. . . . i-]bir-tan 

.2 . . . ri§ 1-ni (näru) . . . 3. . . . si-^ir-] 
ti-§a aksu-ud (mätu) Su-[hi ... 4. ... sa 
(m^z) Ba-bi-ti a-Tdi . . . 5. . . . Supalü a-di 
Tif . . . 6 ... bi-ra-t]u §a (m&tu) Kar-du- 
ni-as . . . etc. 

DesgL 185. [Ramanan-nirari lU Sohn 
von Samäi-jRamman sar As§ur. 

Desgl. 328. Sanherib. 

DesgL 352. Das Sabakosiegel ist bereits 
von Layard (und Birch) genügend gewürdigt, 
(s Layard, Nin. and Babylon p. 156,) aber 
freilich dort ist keine Registrationsnummer 
gegeben. Warum Budge, The Mummv, als 
einzige Auskunffcsstelle gegeben wird, ist 
schwer einzusehen. 

82-3-23, 131. Die Art und Weise wie 
die Namen hier und sonst angeführt werden, 
muss irre ftihren (vgl zu K 3061). 

Wenn es heisst : „Pilistai, Martu und die 
Stadt A-za-ka-a werden erwähnt^, so wird 

i'eder schliessen, dass letztere Stadt in Pa- 
ästina-Phönicien zu suchen ist. In Wirk- 
lichkeit werden zwei Feldzuge erzählt, der 
erster gegen die auf einem Berge gelegene 
Festung A-za-ka-a, über deren Gegend nichts 
bestimmbar ist, ein zweiter nach Philistaea, 
wo ebenfalls eine Stadt belagert wird. Ich 
kann den Text noch nicht unterbringen, man 
denkt zunächst an Sanherib oder Assarhaddon. 
Näheres darüber einmsd in den „Forschungen^. 

82-5-22, 106. Über diesen merkwür- 
digen, und wie mir erscheint, sehr wichtigen 
Brief s. Forsch. VII. 

Desgl. 499. AssumasirpaL s. K 4526. 

Desgl. 199. Ich habe mir hierzu be- 
merkt „label^) abgeschrieben'^ Bei den In- 

') Nebenbei bemerkt erhalten wir so wenigstens 
eine n&here Bestinunang (Beport or letter [beides 



77 [No. 3.) 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 



[Mftn 1898.] 78 



haltsangaben, der von mir geprüften Stücke, 
beschränkt sich B von nun an und wol 
teilweise auch früher fast ausschliesslich auf 
die Wiedergabe der von früher her den 
Tafehi beigegebenen — wol meist von Th. 
6. Pinches verfassten - „labels^ und scheint 
keine Versuche mehr gemacht zu haben die 
allerdings oft recht wertlosen Stücke näher 
zu bestimmen — Zur Tafel ist zu bemerken, 
dass Z 1 — 6 sich mit dem deckt, was B. 
von 81—2 - 4,48 mitteilt Ich leBe mit Er- 
gänzungen nach dem Qegenstück [ilu ma] 
ilu La-^-ar-ba bi-ili (so hier meine Copie 
statt B's nu im andern Stück) [a-§1a-al-ka 
ultu libbi da-ba-bi an-ni-i §a si-^ (so hier 
meine Copie statt B's tR. HI im andern Stück) 
§a a-an (! statt na) As§ur (geschr. AN!)- 
bftni-apli sar (mätu) Assur mär Aäsur (AN!) 
-a^-iddin aar (mätu) Aäsur ma ik-bu-u-ni 
ma-a si-^u ina mu^-^-ka ib-bu-su Assur- 
bftni-apli Sar (mätu) Aäsur ma (von hier an 
die beiden Texte verschieden ) Es handelt 
sich also weder um „Letter" noch „report", 
sondern um eine Orakelanfrage an den 
Gott La^arba. 

Desgl. 215. Einen Text, der Labdudu, 
Btt-^amban, das Gebii*ge Ammanana nennt, 
kann man nur dann Sargon statt Tiglat- 
Pileser III zuschreiben, wenn man weder 
von einem noch vom andern eine Inschrift 
im Kopfe hat, und die vorliegenden Namen- 
verzeichnisse nicht nachsieht s. Forsch. VII S. 3. 

Desgl. 483. Wenn man Bikm', Küsi, 
Mflu^^a genannt findet, kann man auch ohne 
grosse Kenntnisse feststellen, dass der „Assy- 
rian king^ Assarhaddon sein muss; s. 
Forsch. VII S. 8. 

Desgl. 836. erwähnt mät Mu-us-ri neben 
mät Mi-is-[ri] s. hierüber Mitteilungen der 
V. A. ö. 1898. s. 2. 

Bu. 88-5-12, 120. Assurbanipal-SamaS- 
sum-ukin s. zu Dt 272 etc. 

Bu. 89-4-26, 28. sicher Tigl. I. 

Desgl. 41 Sanherib. b. 2 : ma|i-ri . . . 
3 a-na VII ... 3. u-kin ... 4: I C LXXVI 
s. Meissner-Rost, Sanherib. S. 8. 

Desgl. 67. Wenn man sagt „Part of an 
explanatory List Mention is made of a 
number of expressions used in the following 
foreign countries: Kassü, Suri, Ilamü, Kuti, 
Hartu [bei B. alles in Keilschrift], ** so könnte 
das allein wol einen wissbegierigen veran- 
lassen, eine Reise nach London zu unter- 
nehmen. Er würde finden, dass nicht ein 

fiüflch] conceming a revolt against Assurbanipal) 
als cu dem Gegenstück, wo aber aller Vagheit zum 
Trots das „Letter conceming public affairs** 
auch ÜBdsch ist. 



Wort der betreffenden Sprachen erklärt wird, 
denn es ist nichts erhalten als eben die 
Ländernamen. So etwas muss man doch in 
einem Katalog zum Ausdruck bringen [warum 
nicht „was made^ statt „is"?], wenn man 
nicht eine Arbeitsvergeudung in der Wissen- 
schaft direkt veranlassen will. 

(Schluss folgt)'). 



De M orffsn, Recherches sur les origines de l^gypte 
(11), Ethnographie prähistorique et tombean royal 
de N^gadah. Paris, Leroux 1897, gr. 8** IX und 
935 S. 26 fr. Bespr. v. W. M. Müller. 

Der zweite Band zu dem 1896 erschie- 
nenen brillianten Werk, durch das sich der 
Verfasser ein grosses Verdienst um die 
Ägyptologie erworben hat. Jetzt erst kann 
man deutlich ersehen, dass de Morgan 1 enen 
ersten Band grösstenteils auf dem von Petrie 
gegenüber von Koptos ausgegrabenen Material 
(vgl. Petrie, Naqada and BaUas 1896) auf- 
baute; der Name Tü^ versteckte dies oft. 
Doch das Verdienst de M/s bleibt bestehen. 
Wir Zeitgenossen können uns gerade noch 
einen Begriff machen, wie der erfolgreiche 
englische Archäologe durch die Entdeckung 
eines allen ägyptischen Bestattungssitten wi- 
dersprechenden Gräberfeldes völlig in Verwir- 
rung geraten musste und sich nicht anders 
helfen konnte als durch die Annahme einer 
„new race^. In wenigen Jahren wird man 
das m'cht mehr verstehen. Erwägt man aber, 
dass z. B. Maspero') die Theorie Petrie's nur 
modifizierte und dass „die Berliner Kreise^ 
nur leise gezweifelt zu haben scheinen,') so 
würdigt man den Scharfsinn de Morgan's. 
Heute zweifelt nun fast niemand mehr, dass 
dieser das Rechte getroffen und uns in jenen 
immer zahlreicher aufgefundenen „unägyp- 
tischen** Nekropolen dieSpuren der ägypti- 
schen „Urzeit" erschlossen hat. Früher war 
es ein Rätsel, warum wir trotz aller Sorgfalt 
keine Denkmäler der ersten zwei Dynastien 
und fast nichts von der dritten finden konnten. 

Jetzt ist das Rätsel gelöst: man hätte 
nicht nach Plätzen, Gebäuden und Fund- 

^) Zu unserem Bedauern können wir wegen Mangel 
an Baum den Schluss der Besprechung erst in No. 4 
bringen. D. R. 

») Revue Critique, 16. Febr. 97. 

') Nach dem Artikel Schfifers ÄZ. 1896, XXXIV, 
S. 161 Schluss. — Die Frage, die sich mir sofort auf- 
drängte, war: wie konnten Eroberer oder Einwanderer 
in der Zeit zwischen dem alten und mittleren B«ich sich 
von ägyptischer Beute so frei halten, dass nicht ein- 
mal einer jener zahllosen, billigen Schmuckgegen- 
siände und Amulette in ihren Gr&bem sich zeigte? 
(Vgl de M. 18). Mir wurde aber leider Petrie;s 
Arbeit erst nacn de Morgan*s erst-em Band im Origi* 
nal zugänglich, 



79 [No. 8.] 



OEIENTALISnSGHE LITTEBATUB-ZEITÜNG. 



[ll&n 189a] 80 



gegeiiBtänden nach dem Muster der 4. Dy- 
nastie suchen sollen. Über diese Befangen- 
heit konnte eben nur ein Nichtägyptologe, wie 
es de Morgan seltsamer Weise (als Direktor 
der Altertümer!) noch immer ist^ hinweg- 
konmien. Die E2rschliessung von ein paar 
Tausend Jahren ägyptischer Geschichte war 
also gewiss ein ,,Columbusei''y darum darf 
man nicht zuviel daran mäkeln, dass de M. 
kein Philologe ist und sein will. 

Die neue leitende Idee von Band 2 ist, 
dass die urägyptischen Altertümer keineswegs 
ungezählte Jahrtausende v. Chr. zurückreichen, 
sondern sich in und direkt vor die ersten 
2 Dynastien einf^ügen lassen. Dazu kam 
der Verfasser durch die Ausgrabungsresultate 
Amäineau's bei Abydos, über die wir leider 
noch immer keinen erschöpfenderen Bericht 
besitzen als in einem Elapitel des vorliegen- 
den Buches, geschrieben von G. J^quier. 
Der wertvollste Teil des Buches ist aber ein 
sehr genauer Bericht über ein von de Morgan 
selbst bei Nakkadah ausgeräumtes Eönigsgrab 
(S. 147 ff.). Neben dem schrifüosen und 
ärmlich-barbarisch aussehenden Yolks-Gräber- 
feld Petrie's stand also ein bedeutendes Bau- 
denkmal mit reichen Totenbeigaben, darunter 
Kunst- und Schriftobjekte. Letztere sind frei- 
lich so sparsam, dass man ihre Zugehörig- 
keit zu der wenig schreibenden Urzeit leicht 
erkennt. Der Eönigsname kehrt nun in 
Am^lineau's Funden wieder. Auf diesen 
letzteren haben andere unterdessen Namen 
der ersten manethonischen Dynastie gelesen» ^) 

1'a auf einem Gegenstand des de Morgan' sehen 
Cönigsgrabes ist der Name des Menes, 
des ersten „historischen^ Königs, gefunden 
worden^,*) also können wir anfangen, uns 
in der „prähistorischen^ Zeit einzurichten. 
Demgemäss ist es eine Schwäche des 
vorliegenden Bandes, trotzdem gewisse „prä- 
historische^ Ideen zu sehr zu pflegen, nament- 
lich die unselige Steinzeittheqrie. Bisher 
nahm man immer an, dass Ägypten das 
Land sei, wo man diese graue Theorie der 
Anthropologen in der Praxis am klarsten 
wiederlegen könne. De Morgan, hat aber in 
seinem ersten Band gegen die Agyptologen 
den anthropologischen Schematismus mit Eifer 
verfochten : wo man einen bearbeiteten Feuer- 
steinsplitter fand, gehörte er nicht der histo- 
rischen Zeit an. Band 2 kämpft für diese 
Theorie mit noch erhöhtem Eifer, leider mit 
wenig Geschick. Ich sehe von den ver- 

^) Sethe, ÄZ. XXXV, 1897, 1. Jequier'B Versuch, 
einen solchen za finden, war verfehlt, s. n. 

*) Borchardt, BerL äitzungsberichte, 26. Nov. 97, 



schiedenen Ausgrabungsbefunden Petrie's ab, ^) 
die nur ein Augenzeuge würdigen kann. 
De M.'s Band 2 bringt ja selbst eine andere 
Widerlegung. Also in Dyn. 1 hatten die 
Ägypter massenhafte Steinwerkzeuge neben 
einigen metallenen. Gut! Warum soll das 
nun aber in Dyn. 4 oder 12 anders geworden 
sein? Ägypten war damals ebenso metall- 
arm; einifi;e Eisengruben verschafften erst 
die nubischen Ehroberungen der 12. Dvnastie; 
im Norden hatte man nur dieselben ärmlichen ') 
Eupfergruben am Sinai wie I^. 3 und deren 
Vorgänger« Der grosse Umschwung kam, 
scheint es, mit dem Hyksoseinfall, als die 
einheitliche Regierung in Syrien den Handels- 
verkehr nach Ägypten erleichterte. Vielleicht 
kam vorher zur See schon etwas mehr Kup- 
fer von Cypern,') aber teuer blieben die 
Metalle nocn immer. Dass nun ein Volk sofort 
zum Eisen- oder Bronzealter übergehen müsse, 
nachdem es neue Werkzeuge kennen gelernt 
hat, das weise man einmal an einem Bei- 
spiel nach. Wenn ein Negerhäuptling sich 
ein Repetiergewehr anschiäen kann, seine 
Unterthanen können noch lange bei Bogen 
und Pfeil bleiben. Wir wussten, dass den 
Bildhauern zum Steinpolieren noch sehr 
spät runde Steine dienten, und dass in 
Dyn. 12 alle Pfeilspitzen von Stein waren. 
De M. erkennt diese Beweise arger Metall- 
armut an, weist aber nicht nach» warum die 
Verwendung des Feuersteins auf Pfeile hätte 
beschränkt sein sollen. Das von Gbriffith in 
Benihasan III, 33 etc. besprochene Bild der 
Steinmesserbereitung hat die Frage total 
erledigt. De M. II, 9 windet sich zwar noch. 
Die Bilder sind ihm klein und undeutlich. 
Aber die Überschrift sjji-sfw „Messer hauen*' 
ist für jeden klar. Herr J^quier ist so liebens- 
würdig, seinem EVeund de M« zu versichern, 
man könne auch anders übersetzen (!). AU- 
zuviel Liebenswürdigkeit ist keine Tugend. 
Die Anthropologen würden gut thun, ihre 
Theorie im Wüstensand Ägyptens zu ver- 
scharren. Weitere Diskussion ist wohl 
imnütz. ^) 



^) Anf diese beruft sieh Qri£Fith gegen de M. im 
loteten Annnal Report Eg. EzpL Fund. 

') Diese Ärmlidikeit nachgewiesen su haben, ist 
de Moxgan's Verdienst, s. I. 229 etc. 

*) Wir haben aber keine Bauinschriften des a. 
Reiches, um nachweisen za können, dass die Kupfer- 
thüren, deren sich Amenemhe*t I rühmt, etwas Neues 
waren. 

^) De M. meint, der Nachweis von MetaUmessem 
in Dyn. 4 ff., fOr die er manches anführt, müsse 
alle Steinmesser aussohli essen. S. oben! Im Ein- 
celnen bedürfen die verwickelten Verhältnisse natür- 
lich vielfach der Untersuchung. 



81 [No. 8.] 



ORIENTALISTISCHE LITTBRATUE-ZEITONG. 



[Mftn 1898.] 82 



Eine weitere unglückliche Theorie, an 
der de M. farankt, ist, die Idee einer „new 
race'^ noch etwas zu halten. Er will Ur- 
geschichte machen, d. h. „indig^nes und von 
Babylonien kommende Eroberer^ nachweisen. 
Die Eönigsgräber sind für ihn alle asiatisch, 
die Armengräber von eingeborenen ürägyp- 
tem. So könnte man aber überall zwei 
Rassen finden, auch im modernen Europa. 
Das führt zu vielen Unklarheiten und Wider- 
sprüchen (20 etc.) und wird, fürchte ich, den 
durch allzu enthusiastische Babjloniophilen 
angerichteten Schaden sehr vergrössem. Ein- 
gehende Behandlung der Frage später einmal 
Dass die Kultur der.gar nicht so weit aus- 
einander wohnenden Ägypter und Babylonier 
viel Verwandtes hat, ist sicher, aber das 
Meiste kann man auch durch friedlichen 
Verkehr mit Asien ohne urbabylonische 
Eroberer erklären. Als ein Beispiel aber, 
wie schwierige Fragen vorliegen, erwähne 
ich, dass nur ein paar Könige Leichenver- 
brennung übten (von de M. nachgewiesen, S. 
158 etc.), nach der Meinung der Spätägypter 
ein schreckliches Schicksal (vgl. den lesens- 
werten Exkurs A. Wiedemann's, S. 203 ff., 
über die Begräbnisarten). Warum nun nicht 
die anderen? Ehe die viel materialreicheren 
Ausgrabungen Am^lineau's veröffentlicht und 
andere Nekropolen der Urzeit erschlossen 
sind, ist es scnwer über dergleichen Fragen 
sich zu äussern. Anregend sind manche 
Vergleichungen de M.'s zwischen den Ägyp- 
tern und den „Chald^ens (I) semites et tou- 
raniens" (1 S. 20). Die bunte Reihe der „chal- 
dluschen^ Entlehnungen anbei: „Schrift (?\ 
Metallbearbeitung (?), Kunst (?), Ziegel- 
streichen, Maasse, Siegelcylinder, Haus- 
tiere (?), Getreide, Begräbniswesen." In 
manchen hat de M. eewiss über nein Ziel 
hinausgeschossen, doch wollen wir die Assy- 
riologen darüber zunächst zu Worte konmien 
lassen. 

Im Einzelnen ist noch sehr viel Wich- 
tiges gegeben. Z. B. 137 die jetzt durch 
Betriebs Ausgrabungen in Deschascheh be- 
stätigte Beobachtung, dass die Leichenzer- 
stückelung (in Nachahmung des Osiris) nicht 
der ältesten Zeit angehört Den vermeint- 
lichen Endokannibalismus erklärt er 8. 142 
als die Knochenreinigung, die so viele mo- 
derne Völker noch haben, gewiss mit Recht. 
Besonders interessant ist auch jenes Kapitel 
von J^quier über die „monuments con- 
temporains du tombeau de Negadah^ wegen 
der illustrierten Mitteilungen über Am^lineau's 
nun schon eine ganze Zeit der Veröffent- 
lichung harrende Funde. Mit um so grösserer 



Neugierde wartet man auf die voUe Publi- 
kation. J^quier's Zeichnungen der uralten 
Inschriften sind recht sauber und fleissig, aber 
doch ungenügend (trotz S. 167). J^quier 
konnte offenbar nur wenig davon verstehen, 
denn die Photographie von zwei Siegelab- 
drücken (PL zu o. 234) verrät massen- 
hafte Fehler.^) Die vielen auffallenden 
Zeichen fallen also anderwärts nicht der 
archaischen Orthographie zur Last — 

Auffallend ist im allgemeinen, dass de M. 
als praktischer Mann nicht an Photographie 
glaubt, die doch im ^Halbton^ so billig ist 
wie seine 2^kographien nach Handzeich- 
nungen. Sollte nicht etwas Künstlerstolz 
dabei sein, der ihn z. B. längst gut von 
Lepsius publizierte Sinaibilder, „nach eigener 
Zeichnung^ geben Uess? Wie dankbar ist 
man ftir die wenigen (sehr schönen) Licht- 
drucktafeln, ^) die nicht Literpretiertes geben! 
Im übrigen 937 Bilder, das verdient alle An- 
erkennung!^ Man vernachlässigt neuerdings 
die Abbildungen nur zu sehr auf Kosten der 
Texte. — JÄquier giebt also 11 — 12 Königs- 
namen, wenn man die von ihm seltsamer 
Weise als Königsnamen missverstandenen 
Namen der G-rabstätten (in einen Mauer- 
ring eingeschlossen) abrechnet. Diese Namen 
zu klassifizieren, kann man erst nach Am61i- 
neau's I\indberichten wagen. Möchten diese 
doch mit vielen, guten Photographien min- 
destens in der Originalgrösse versehen sein. 
S. 247 weist J^quier den Gebrauch email- 
lierten Thones nach, wonach die vielbe- 
sprochene Wandbekleidung des Zoser (Dyn. 
3) acht und alt wäre (gegen Borchardt). So- 
weit mir die Berliner Stücke in Erinnerung 
sind, scheinen sie doch eine Restaurierung, 
das Original könnte aber auch schon aus 
Fayence gewesen sein. Doch dies bleibt noch 
zu entscheiden. Auf viele andere Einzelheiten 
kann ich leider hier nicht eingehen. Wiede- 
mann's Kapitel s. o. ^) Dr. Fouquet's Schädel- 



^) Fig. 784 lies: Et{j) htpito) hmo umgeetellt 
„Oberster der (Toten )opferpropheten'', im Grab- 
namen sind alle drei Zeichen anders zu lesen. Fig. 
786 Qrabname: Hör diw\ Min n oder af) 

>) PI. 8 pebt die von Stemdorff (Aegyptiaca) 
publizierten Skulptarenfragmente von Qizeh in weit 
besseren Aufnahmen. 8. 265 z. B. zeifft aber die 
Handzeichnung so recht ihre ünvolliommenheit 
gegenüber Heuzey's Photographien. 

') Allerdings viele aus Band 1 wiederholt und 
eine ungemein grosse Anzahl aus Petrie's Naggadah 
and BaUas entlehnt. 

*) Eine Kritik der Resultate und Theorien Petrie's 
und de M 's, die beide zu harmonisieren sucht. S. 
225 für die Pyramidenstelle wäre meine Heranziehung 
der nelephantinischen** Dynastie, Asien, S. 21, zu be- 
rücksichtigen gewesen. 



83 [No. 8.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜE-ZBITÜNÖ. 



[Hftn 1898.] 84 



und Enochenuntersuchungen (S. 269) sind für 
Spezialisten wichtig. S.377 Spuren vonNeger- 
buit neben reinem mittelländischen Typus 
(378), sehr wenige Verletzungen (im Gegen- 
satz zu Petrie's Funden), was die Fried- 
fertigk'.'it jener Urägypter beweisen, sind an- 
zumerken. Seine Entdeckung syphilitischer 
Geschwürspm*en (!) scheint nach S. 380 nicht 
zweifelsohne zu sein. 

Alles in allem : ein Buch von ausgeprägte- 
stem Pioniercharakter, aber dies mehr im guten 
Sinn, lesenswert auch für Nichtägyptologen 
und Jedenfalls im höchsten Grade ver- 
dienstüch. 

Philadelphia. 



Dr. Hubert Jsjisen, Verbreitung des Isl&ms mit 
Angabe der verschiedenen Riten, Sekten und reli- 
giösen Bruderschaften in den verschiedenen Län- 
dern der Erde 1890 bis 1897. Mit Benutzung der 
neuesten Angaben (Zählungen, Berechnungen, 
Schätzungen und Vermutungen) ermittelt und 
mit den Quellenangaben versehen von — . Fried- 
richshagen (bei Berlin) 1897. — Selbstverlag des 
Verfassers. (Preis 2 Mark». Autographirt. gr. 8^ 
78 8. Bespr. von Martin Hartmann. 

Der Sultan steht seit Jahren unter dem 
Einfiuss eines fanatischen Derwischs, des aus 
Saida (Syrien) gebürtigen Abulhudä, der in 
Aleppo von einem Pascha „entdeckt^ nach 
Stamoul kam. Sein ganzes Sinnen und Den- 
ken ist auf Ausbreitung und Stärkung des 
Islams gerichtet. Ungeheuer sind die Sum- 
men, die zu diesem Zweck jährlich in alle 
Weltteile wandern, nicht zum geringsten Teil 
„gegessen^ von schlauen Frommen, lange ehe 
sie ihre Bestimmung erreichen. Immerhin ist 
die islamische Propaganda, deren Fäden im 
Yildiz-Eiosk zusammenlaufen, nicht unbe- 
trächtlich. Am Kap, in China, ja sogar in 
Liverpool und in New-York beten mehr oder 
minder Gläubige, Muslims älteren oder jünge- 
ren Datums für den grossherzigen Spender 
am goldenen Hom. Und in den Ländern, in 
denen der Islam der grossen Masse kräftig 
in Herz und Kopf sitzt, ist das Ansehen des 
Sultans seit den letzten Siegen gewaltig ge- 
wachsen. Der Gedanke, dass alle Muslims 
eine grosse umma bilden, dass das Haupt dieser 
der emir ehnumintn in Konstantinopel ist, und 
dass es unter seiner Führung zu einem Ver- 
nichtungskampf gegen die huffä/r konmien 
wird, beherrscht die islamische Welt in allen 
ihren Teilen. Die panislamische Idee wird 
▼on Konstantinopel aus mit Erfolg gezüchtet. 

Kein Wunder, dass es dem europäischen 
Zeitungsleser - sogar in die Tagespresse ist 
schon etwas von cUesen Thatsachen gelangt 



ganz gruselig zu Mut wird, wenn das 
Wort „Panislamismus^ in Druckerschwärze 
erscheint Da den Zeitungen doch nicht 
ganz zu trauen ist, und in ihnen, das meiste 
nur so obenhin behandelt wird, sieht er sich 
nach einer zuverlässigen Quelle um, wie es 
denn ziffemmässig mit dem Islam steht. The 
Statesman's Year Book, Scobels Handbuch 
zu Andree^s Handatlas, Lippert's Legende 
zu Ejepert's grossem Atlas geben ihm woU 
Auskunft, aber wer hat das alles gleich bei 
der Hand? und dazu die zahlreichen Un- 
sicherheiten und Widersprüche. So ist die 
Arbeit Jansens höchst zeitgemäss, und es ist 
zu verwundern, dass sich dafHr offenbar kein 
Verleger gefanden hat, da der Verfasser sie 
autographieren und in Selbstverlag nehmen 
musste. 

Der Art, wie Jansen seine Aufgabe ge- 
löst, muss das höchste Lob gezollt werden. 
Die sehr umfangreiche Litteratur ist in ver- 
ständiger Weise herangezogen, fast immer 
ist zu den Quellen gegangen; wo aus 
zweiter Hand geschöpft ist, ist's ausdrück- 
lich vermerkt (s. z. B. S. 6 Duveyrier). 
Handschriftliches Material verschafite sich 
Jansen von ILrth (s S. 6) und von Snouck 
Hurgronje (s. S. 40 f.). Ein kleines Meister- 
stück, aas aus vollster Beherrschung des 
Stoffes heraus auf wenigen Seiten ein Bild 
mit starken Lichtem und Schatten liefert, 
ist das Schlusskapitel über das Verhältnis 
der Muslims zur Gesamtbevölkerung der 
Erde und die Rück- und Fortschritte des 
Islams. Resultat ist: die Fortschritte des 
Islams überwiegen die Rückschritte ganz be- 
deutend. Als Zahl aller Muslims ergiebt sich 
bei Jansen für 1887 bis 1893: 251,16 Millionen 
(gegen Wameck-Scobers 181 Mill.), fa. 1897 : 
259,68 MiU. 

Bei einem Aufenthalte in Aegypten im 
Herbst 1897 konnte ich selbst Beobacntungen 
machen, Urtheile sammeln. Das Meiste, was 
Jansen giebt, kann ich bestätigen, lieber 
den Liverpooler Quilliam-Islam (s. S. 10. 75) 
urteilte man sehr hart. Einige seiner Adepten 
Hessen sich einmal in Kairo sehen, ,das waren 
heitere Jungen.' Dass es die Sorte auch in 
Nord-Amerika giebt und dass Muhammed 
Webb als Haupt der American Muhammedan 
Head Quarters in New-York für den Islam 
in der Neuen Welt Propaganda treibt (er 

fiebt The Islamic World heraus, wie Quilliam 
en Crescent) ist Jansen entgangen. Das ist 
kein Schade, denn diese Art Muslims ver- 
schlagen nicht, sie ,iTisten ein vorübergehen- 
des Scheindasein' (S. 75). Richtig ist von 
Jansen die werbende Ejraft des Senüsitums 



86 [No. a] 



ORIENTALISTISCHE UTTERATUR-ZEITUNG. 



[März 1898.) 86 



betont Die ganze Libysche Wüste steht 
unter seinem Bann. Ueber die Stellung der 
sesshaften Bevölkerung Ägyptens zu ihm 
ist nicht klar zu sehen. Europäer dürfen 
vor dem Chedive von der Bewegung nicht 
sprechen Das ist sicher, dass ganz Ägypten, 
Rif und Wüste, mit Ungeduld auf den Augen- 
blick wartet, wo es die verhassten Fremden 
aus dem Lande jagen und die ,gute alte 
Zeit' wiederherstellen kann. Man rechnet 
dabei auf den Sultan, der weit mehr Ansehn 
hat als der unglückliche Landesherr, der sich 
nicht rühren darf. Sehr charakteristisch ist, 
dass mit diesen Hoffiiungen die Aktien des 
Hanefitentums, der offiziellen Schule der 
Türkei, gestiegen sind, zu Ungunsten der 
IfUiläje und der Schaw&fi'a. Ich nenne die 
Mftliklje an erster Stelle, denn es ist ein 
auch von Jansen (S. 59) nachgesprochener 
Irrtum, dass Ägypten schafiitisoh sei. Das 
Malikitentum ist ebenso stark vertreten — 
auch hier wieder (cf. das im Februarheft 
Sp. &0 über das «ägyptische Arabisch' Qesagte) 
hat die einseitige Betrachtung der Verhält- 
nisse Kairos das Urteil gefUscht 
Charlottenburg. 

B. A. Hoflknann. Was versteht man unter wissen- 
schaftlicher Bibelforschung? Königsberg i. Pr^ 
Thomas ft Oppermamr. 20 Seiten. 8^. Bespr. 
von F. E. Peiser. 

Das vorliegende Schriftchen, das sich 
durch seinen ruhigen, klaren Ton auszeichnet, 
soll nach der Hoffiiung des Verfassers „auch 
manchem gebildeten Laien zur allgemeinen 
Orientierung über ein weites Gebiet wissen- 
schaftlicher Thätigkeit dienen , bezüglich 
dessen in den weitesten Ejreisen unseres 
Volkes oft noch sehr unklare Begriffe herr- 
schen. Die theologische Imoranz selbst 
unserer Gebildeten ist — allerdings nicht 
ohne schwere Schuld der theologischen 
Wissenschaft — teilweise so bedenklicher 
Natur, dass auch der bescheidenste Beitrag, 
in dieser Beziehung aufklärend zu wirken, 
nicht überflüssig erscheint.^ 

Verfasser spricht sich zu gunsten der 
historischen Methode aus, die er knapp und 
im Wesentlichen richtig skizziert Sein Stand- 
punkt, soweit er uns Orientalisten interessiert, 
nähert sich dem der modernen Geschichts- 
auffassung und weicht nur insofern von 
diesem ab, als er noch der jüdischen Na- 
tion als solcher eine besondere Vorstellung 
von dem geschichtlichen Verlauf der Dinge 
zuschreibt. 

Die Geschichte des Volkes Israel und 
gar die „der Entwicklung der religiös-sitt- 
uchen Vorstellungen der jüdischen wie der 



urchristlichen Religion*' wird bislang ja meist 
von Theologen bearbeitet, obwohl diese The- 
mata eigenüich dem Historiker und Kultur- 
historiker zukommen. Aber die Gewalt der 
Thatsachen zwingt auch die Theologen, idrer 
Aufgabe als Historiker gerecht zu werden. 
Das geht deutlich aus dem Schriftchen Hoff- 
manns hervor. Dann wird sich allmählich 
auch in diesen Kreisen die Überzeugung 
Bahn brechen, dass die Sonderstellung der 
Juden nach ihrer religiösen Entwicklung 
nicht auf „die religiöse Genialität dieses 
wahrhaft auserwählten Volkes^ zurückzu- 
führen ist, sondern einmal in der allgemeinen 
semitischen Beanlagung beruhte, und dann 
in dem besonderen Gang der geschichtlichen 
Entwicklung. Gerade dadurch, dass das 
Baud der Nationalität zermürbte und auf- 

Setrennt ward, bildeten sich die Fasern, an 
enen die Ideen der Weltreligion sich an- 
krystallisieren konnten. 

Da Verfasser unbefangen die Verwertung 
der kritischen Forschung fordert, mit Recht 
sich gegen die zu schematische Behandlung 
der Frage der litterarischen Abhängigkeit 
erklärt, und auch sonst Ansätze zeigt, die 
fiir seine späteren Arbeiten ein gutes Vor- 
urteil erwecken, mag ihm die kleine Ent- 
gleisung am Schluss : „So wird denü auch 
nur der religiös beanlagte Historiker im- 
stande sein, zu einem tieferen, inneren Ver- 
ständnisse der biblischen Geschichte vorzu- 
dringen^ als Theologen verziehen sein. 
Berlin. 



F. LI. Ghriflith. Wllls in anoient Bffypt. From 
The Law Qoarterly Review, no. LDL Januaiy 1898. 
Bespr. V. A. Wiedemann. 

Während auf dem Boden des alten Ba- 
byloniens zahlreiche juristische Texte zu 
Tage getreten waren, fehlten dieselben bis- 
lang im älteren Ägypten fast ganz. Erst von 
der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts 
V. Chr. an bis in die griechisch-römische 
Zeit hinein lagen Eontrakte, Testamente, 
Akten u. s. f. in fortlaufenden Reihen und 
in grösserer Menge vor. Aus den frühem 
Perioden besass man ausser Prozessakten 
von 1400 - 1100 V. Chr., einigen Legaten zu 
Gunsten der todten Hand oder von Familien- 
mitgliedern aus dem neuen Reiche, Verträgen 
mit Priesterkollegien aus dem mittleren Reiche 
(von einigen der letztereo aus Siut ^ebt vor- 
Uegende Schrift eine Übersetzung^ u. dgl. 

^) Diese Kontrakte am besten publiziert Griffith, 
The inscriptions of Siüt and D€r Rifeh. London. 
1889; Obers, von Maspero, Transact. of 8oc. of Bibl. 
Arch. VU p. 6 ff; Knnan, Aeg. Zeitschr. 1889 S. 159 ff. 



87 [NiK 3.J 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜBrZEITUNG. 



[Mftn 1896.] 88 



nur Tereinzelte Notizen, während zahlreiche 
Dokumentklassen ganz fehlten. Die so vor- 
handene Lücke unserer Kenntnisse beginnt 
sieh nunmehr teilweise auszufüllen. Vor 
einigen Jahren fand Flinders Petrie bei seinen 
Ausgrabungen in einer altägyptischen Stadt 
bei Kahun im Fayüm eine Reihe von aus 
der Zeit der 12. Dynastie (vor 2600 v. Chr.) 
stammenden juristischen Papyris, von deren 
Vorhandensein Griffith in Petrie's Publikation 
„Kahun ^ S. 45 f. Kunde gab. Erst jetzt ist 
es jedoch Griffith gelungen, den Inhalt der 
einzelnen Stücke genauer festzustellen und 
sie in zuverlässiger Weise zu übersetzen; 
über seine Resultate berichtet er in der vor- 
liegenden Schrift. ~ Hiemach zerfallen die 
neu erschlossenen Akten in drei Kategorien : 
Haushaltungslisten, Bestimmungen über Rechte 
und Eigentum, Verträge über zu leistende 
Arbeit und deren Bezahlung. Die Haus- 
haltungslisten decken sich etwa mit unseren 
Personenstandaufnahmen, es werden darin 
aufgeführt: der Hausherr, die weiblichen Fa- 
milienglieder, die Sklaven und die jimgen 
männlichen Kinder; ältere Söhne fehlen. Da 
sie auswärts lebten und arbeiteten, waren sie 
wohl in anderen Listen verzeichnet. War 
der Haushaltungsvorstand majorenn, so steht 
bei seinem Namen eine Zahl, ob als Ord- 
nungsnummer oder als Steuemotiz, ist unklar; 
bei minorennen Vorständen fehlt dieselbe. 
Diese Listen sind öffentliche Urkimden, sie 
werden genau datiert, im öffentlichen Bureau 
niedergeschrieben und mit den Namen der 
anwesenden Beamten versehen. 

Unter den Eügentumsbestinmiungen, die 
gleichfalls genau datiert imd vor Zeugen auf- 
gezeichnet werden mussten, finden sich solche, 
durch welche ein alternder priesterlicher Be- 
amter sich seinen Sohn zum Substituten an- 
nimmt und gleichzeitig über sein Besitztum 
zu Gunsten anderer Kinder verfügt. Durch 
ein anderes Dokument übergiebt ein Beamter 
seinen Gnmdbesitz seinem Bruder, durch ein 
drittes überschreibt ein Mann seiner Frau 
einen Teil seines Besitzes an Grund und 
Boden und Sklaven, bestimmt, dass sie in 
seinen Zimmern weiter wohnen und dass sie 
in seinem Grabmal begraben werden soll, 
u. s. f. 

Die Urkunden zeigen, dass die Rechts- 
verhältnisse in Aegypten bereits im 3. vor- 
christlichen Jahrtausende geordnet waren 
und dass bereits damals eine Art von Civil- 
standsregister geführt ward, sie erwecken zu- 
gleich die Hofinung, dass es allmälig gelingen 
wird, eine der babylonischen parallel laufende 
altaegyptische Rechtsgeschiente herzustellen. 



an deren Hand sich dann wird entscheiden 
lassen, in wie weit dieses aegyptische Recht 
die Rechte der klassischen Völker beeinflusste. 
Bonn. 



Aus einem Briefe von H Winckler an 

W. M. MUler. 

Dass der Absender von Tel-Amama 35 
(B 18) der ^attikönig ist, wie in Asien und 
Europa S. 396 vorgeschlagen, halte ich durch- 
aus für richtig, wollte mich in der Ausgabe 
nur nicht zu sicher ausdrücken. Wie der 
Name zu lesen ist, darüber habe ich mir oft 
den Kopf zerbrochen, mich aber gescheut, 
das Ungeheuer, das sich mir ergab, nieder- 
zuschreiben. Zur Feststellung des Sinnes 
von Z. 1 und 2 hat Niebuhrs scharfsinnige 
Deutung von 34 den wichtigsten Anhalt 
gegeben, denn hiemach wird klar, dass die 
Einleitungsformel sich mit der des Arsapi 
(Ar8aja)-Briefes decken muss, wo ebenfaUs 
der Absender vor dem Empfänger ge- 
nannt ist. 

Am Anfang ist gut Platz fOr 4 Zeichen. 
Da der Arsapi-Brief mit ? (um ist fradich) 
'tna beginnt (der Sinn muss sein: Wort, 
Befehl o. a), so erwartet man, dass noch 
etwa 2 Zeichen von dem Namen fehlen, deren 
eines das Personendeterminativ sein könnte. 
Die Reste, welche ich gesehen habe, geben 
eine Möglichkeit (!) fOr das erste erhaltene 
Zeichen an ti (od. tu?) zu denken: dann ergäbe 
sich ein Name Ti-§u-ub-bi-lu-li, was aber zu 
verlockend ist^), als dass ich daran glauben 
könnte, namentlich ohne mich des U ver- 
gewissern zu können. Rätselhaft bleibt dann 
aber immer noch, was das dahinterstehende 
bedeuten soll. Der Winkelkeil als u gefasst 
hat sein Analogen in Z. 2 und 7 ; aber sollte 
der Naine noch länger sein und nach U ein 
u-ma-?[-?-?] folgen? Denn dass der Name 
oder etwas dazu gehöriges bis ans Ende der 
Zeile gereicht haben müsste, beweist der 
Titel in Z. 2 [§ar m&t 9a-a]t-tL Ich habe 
einmal daran gedacht den firaglichen Winkel- 
keil als Glossenzeichen aufzufassen, so- 
dass hier ein zweiter Name des firaglichen 
Ti(?)-Su-ub-bi-lu-li gegeben sein würde, wo- 
bei man an den „§adi-Tisub, den man sa- 
ru-pi(ja) nennt^'), bei Tigl. I denken könnte. 
u „und'' ist ausgeschlossen, da dieses mit 



') dann wäre die Verwandtschaft der Cheta mit 
den Alarodiem, die bisher nur durch die Namen 
Chetasar-Hatufiar erwiesen ist, sicher! 

') freüich kann es sich hier um einen Titel (v^l. 
ianxu der Na'irilAnder) handeln. 



OBIENTALISTIBCHE UTTBBATUB-ZEITDNO, 



pOn 189B.) SO 



dem grosaen and-Zeichen feBchrieben wird, 
ftaob zweiÄbsender deatlicn nicht in betracht 



Zweifelhaft bleibt auch, w^a am SchloBBe 
Toa Z. 2 hinter ]^a-Q-ri-i gestanden haben 
kann — man wfirde eine Paralleleracheinnng 
▼on dem ari')-nia ? [-?-?] erwarten, da es eben- 
falls swischen Namen nnd Titel steht Da 
das &ag^cbe Zeichen hinter ma in Z. 1 wie 
Anfang Ton Öarru aussieht: ? än-ab-bi-la-li- 
n-ma M[rni rabU '- iar mftt !^a-a}t-ti a-na ^u- 
u-ri-i i[ami rab&}? 



WluensehmftUehe Fng«n und Antworten. 



Tiefe wichst, desto mehr mtUaen die Paeh- 
gelehrten aich Hpeiialisieren. um so eher 
werden sie daher «ach bei ihren Stadien auf 
Schwierigkeiten stossen, die sie selbst nnr mit 
Aufgebot grosser MUhe lösen kOnnen — Aber 
die Schwierigst, in oder mit Hilfe von Sffent- 
Uehen Bibliotheken an studieren und das not- 
wendigste Handwerkaeng losammen tu suchen, 
ist ja \ein Wort an vorheren mehr nötig — die 
andere dagwen, welche znttllig die betreSenden 
Punkte verralgt haben, mit Leichtigkeit anf- 
Ulren können. Als die allgemeinen VerhXlt- 
nisse noch ein&cher lagen, wurde vieles wohl 
durch persönliche oder briefliche Anfragen der 
Gelehrten unter einander erledigt Das war 
und ist ja ancb berechtigt, soweit ein wissen- 
schaftlicher Aasgleich Gleichstehender sieb er- 
gab. Aber wer ein wenig hinter die Koulissen 
m Bchaaen Gelegenheit hatte, der weiss, wie 
dies Gewohnheitsrecht des Ausfragens miss- 
braneht worden ist Kommt noch hiniu, dass 
wissensdorstige Adepten die Ennst üben, bei 
Arabisten s. 6. als Assjriologen etc. und vice 
versa au&atreten, so ergeben sich Besnltate, die, 
handelte es sich nicht um geistiges Eigentum, 
die Verttber vor die Schranken der Gerichte 
nhren könnten. 

Da aber der geistige Austaasch ein dnrch- 
a^S bereehtiger ist , so darf vielleicht der Ver- 
suefa gewagt werden, ihm eine Möglichkeit au 
erCflhen, durch welche er ofien und ehrlich be- 
werkstelligt werden kann. Zu diesem Zwecke 
haben wir uns entschlossen, in unserem Blatte 
eine Rubrik au erfiSben, unter welcher wissen- 
schaftliche Anfragen dem Leserkreis vorgelegt 
werden kSnnen, und in welcher dann die ein- 
laufenden Antworten veröffentlicht werden sollen. 
Die Bedaktion. 
L 

Bei einem Aufenthalt in Kairo fand ich 
bei einem arabischen Händler einen silbernen 
Ring, der durch seinen Umfang wie durch 
die aof der aufgesetaten Platte stehende In- 
schrift merkwttrdig war. Der Bing kann 



über zwei nicht an schlanke Damenfinger 
gezogen werden. Als einaiges Beispiel kenne 
ich dafür die im Museum des Lyceom Ho- 
seannm befindliche Büste einer Dame ans 
Palmyra (cf M. V. A. G. 1897 316), welche 
einen Ring über zwei, sogar gespreizte Fin- 
ger der rechten Hand tr&gt Der Ring ist 
dadurch auf seinen Umfang gebracht woMen, 
dass ein Stück an der unteren Seite ein- 
gesetzt ist 

Die Inschrift ist nicht in Spiegelschrift 
einge^aben, der Ring also nicht als Siegel- 
ring aufzufassen. 

Da ich keine Parallele zn diesem Stficke 
kenne, lege ich die Platte mit der Inschrift 
nnd den Ring selbst in Zinko^ie nach einer 
Federzeichnung hier vor. 




Ich fngQ nunmehr die Fachgenossen an, 
ob sie etwas Ähnliches kennen nnd welche 
Lesnng sie vorschlagen. Meinen eigenen 
Lesnngeversuch hier vorzulegen, halte ich 
für verfrüht, da ich ja dem Spezialgebiete, 
welchem mein Ring angehört, ziemlich fremd 
bin. F. E. Peiser. 



Ans dem Beiieht des KgLMnBenm zu Berlin 
(L JnU-äO. September 1897). 

Ägyptische Abteilung 
ÄgyptischB Altertnmar. 
Unter den Erwerbungen dieses Viertel- 
jahrs nehmen die Altertümer aas der uns 
erst in den letzten Jahren genauer bekannt 

fewordenen Bitesten Zeit Ägyptens, d. h. aus 
er Zeit vor der 4. DTnaatie, den grössten 
Raum ein. Von solchen erwarben wir: 

Zwei thöneme Nachbildungen von Schiffen, 
wie sie dem Toten zur Benutzung auf den 
Seen des Jenseits mitgegeben wurden. Diese 
Sitte kannten wir bisher nnr ans dem Ende 
des alten Reichs, durch unsere Schiffe wird 
sie also für eine weit frühere Zeit bezeugt. 
Zu den Schiffen gehören viele andere Bei- 
gaben: Rohe Thonfigoren von Dienern und 
von Vieh, Schmuckstücke, darunter ein Siegel- 
cylinder mit der DarsteUnng eines Tempels 
und heiliger Fische, Schieferplatten zum 
Farbenreiben, Pfeilspitzen, Töpfe, die mit 
Schiffen und Jagddarstellungen bemalt sind 



91 [No. 3.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUE-ZEITUNÖ. 



(M&n 1S98.] 92 



Derselben Zeit gehört eine Menge von 
rechteckigen Perlmutterplüttchen an, die wohl 
zusammen einen grossen Halskragen bildeten. 
Mit ihnen gefunden sind mehrere Armringe 
aus Knochen. 

Zum gröBsten Teil aus den Ktmigsgräbem 
dieser alten Zeit, die man in Abydos und 
Negade gefunden hat, stammt eine grössere 
Sammlung von Stein- und Thonscherben, so- 
wie von Resten von Opfergaben u. s. w., die 
wir als Geschenk von Herrn Professor G. 
Schweinfurth erhielten. Auch aus anderen 
kleineren Friedhöfen der Zeit sind lehrreiche 
Proben dabei. Das Ganze ist besonders 
wertvoll durch die genaue Bezeichnung der 
Herkunft jedes Stückes 

Von Altertümern der späteren Zeiten 
der ägyptischen Geschichte konnten wir er- 
werben: Zwei bronzene Gewichte aus dem 
Anfange des neuen Reichs in Form von he- 
genden Rindern. Das eine von ihnen, das 
93 g wiegt, ist als I deben bezeichnet 

Die Bronzefigur einer Isis mit dem jun- 
gen Uorus auf dem Schoos. Sie sitzt in 
ganz ungewöhnlicher Stellung auf dem Boden. 

Eine Bronzefigur des wasserspeudenden 
Gottes Thoth. 

Hen* Dr. von Bissing schenkte meh- 
rere Weinkrugscherben aus Tell-Amarna, mit 
interessanten Aufschriften der Kellereiver- 
waltung Amenophis' IV. 

Vorderasiatische Altertümer. 

Unter den neu erworbenen vorderasiati- 
schen Altertümern ist das wertvollste ein 
weiteres Bruchstück zu unserem grossen alt- 
babylonischen Königsdenkstein (vergl. den 
Vierteljahrsbericht vom J. April 1893). Das 
neue Stück vervollständigt die Figur des 
Königs und enthält dessen Namen. Danach 
besitzen wii* auf diesem Denkstein eine Dar- 
stellung des uralten Königs Gudea. Mit 
Ihnen zusammen sind eine Reihe von Bruch- 
stücken ähnlicher Denksteine mit Darstellun- 
gen von Göttern und Dämonen gekauft. 
Hervorzuheben sind darunter zwei Stücke mit 
einem Gott, der auf einem Wagen steht. 

Ausserdem konnten wir wieder einen alt- 
hebräischen Siegelstein erwerben. Er gehörte 
einem Jehoeser, dem Sohne des Obadjahu. 

Pap^ rassam inlaDg. 

Für die Papyrussammlung wurden meh- 
rere Blätter einer koptischen Handschrift mit 
Erzählungen und Gedichten, sowie ein Blatt 
einer Bibelhandschrift in achmimischer Mund- 
art erworben. Ein Ungenannter schenkte 
einige Papyrus, darunter ein Blatt aus einer 
griechischen Handschrift der Apostelge- 
schichte. 



Das Studienmaterial wurde durch die 
Erwerbung einer grösseren Anzahl von Pho- 
tographien und durch einige Papierabdrücke 
von Inschriften in Hamamaty die Herr Pro- 
fessor Fraas schenkte, erweitert 



Aus gelehrten Gesellsehatten. 

Oriental Club, Philadelphia. Januar, M. Jaatrow, 
the GiigameBh-epio. Für Febrnar, Paul Haupt, the 
polychrome Bible. 

Vorderaaiatische Oesellschaft. Die Berliner Mit- 
glieder treffen sich jeden ersten Freitag im Monat 
im Brandenburger Haus, Mohrenstr. 47. 



Personalien. 

Dr. F. H. Weissbach, Assistent a. d. Kgl. Uniy.- 
Bibl. in Leipzig hat sich in der philos. Fac. der 
Univ. Leipzig als Privatdozent für Keilschriftfonohong 
u. alte ueschichte habiUtirt. 

Dr. D jroff, Kustos der ägyptischen Staatssamm- 
lung in München, hat sich in der philos. Fac der 
Univ. München als IVivatdocent für Ägyptologie und 
semitische Sprachen habilitiert. 

J. II. A. Schefer, früherer PriUident der Aca- 
d^mie des inscript. et belles-lettres und Director der 
Schule der orientalischen Sprachen, ist 78 Jahre alt 
am 3. Milrz in Paris gestorben. 



Zeitsehriftensehau. 

Zeitoohrift fQr Bthnologie (Z.B.) 1897. 

1. Otto Schoetensack, Vor- und Frühgeschichtlichet 
aus dem italienischen Süden und aus Tunis (Notiiea 
über ethnologische Sammlungen (priyate und öffent- 
liche) in Rom, Neapel, Suessula, Tarent, Bari, Cotrone, 
Reggio di Calabria, Sjrakus, Gastrogioyanni, Girffenti, 
Palermo, Cefalü, Tunis, Carthago, Cagliari). — Verhand- 
lungen: Zwei Briefe Georg Schweinfiirth's über tot- 
menesische Altertümer in Ägypten, dazu Bemerkun- 
gen von Virchow und chemische Bestimmung der 
harzartigen Masse eines apmitischen Sch&dela aus 
den sogenannten prähistonscnen Gr&bem yon Abj- 
dos, wonach dieser Schädel einbalsamiert war, ron 
Salkowski. 

2. Besprechungen (Mark Lidzbarski, Geschiditen 
und Lieder aus den neuaramäischen Handschriften 
der kgl. Bibl. zu Berlin, bespr. v. Steinthal}. — Ver- 
handlungen: G. Schweinfurth, neue Forschungen in 
Ägypten und die Einbalsamierung von Köpfen im 
Altertum. Im Anschluß daran ein Brief des Herrn 
Dr. Fouquet aus Gairo und Ausführungen von Virchow. 
Salkowski, Bericht über weitere Untersuchung ron 
aus der Sch&delhöhle von Mumienköpfen entleerten 
Massen. 

3. 4. Verhandlungen: C. F. Lehmann, weitere 
Darstellungen assyrischer Ruhebetten. (Versuch, d[e 
Deutung einer assyrischer Zeltscene (Verh. 1896. 8. 585) 
auf „Massage" zu entschuldigen!) — J. de Morgan, 
Mitteilung über die Auffindung eines Königsgrabes 
in Negada ^Erste oder zweite Ägyptische Dynastie). 
— Schweinrurth, Über den Ursprung der Ägypter. 

S. W. Belck und C. F. Lenmann, ChsJdische 
Forschungen 7. W. Belck, Zur Frage nach dem ur- 
sprünglichen Standort der beiden assyrischen In- 
schriften 8ardur*8, Sohnes des Lutipris — 



ORIENTALISTISCHE LITTERATXnUZJflTUNa. 



[Wn 189B.] 96 



werden, die betreffenden Ausfilhmtigen toii J. sind von 
den FaohgeiKMsQn im allgemeinen mit StillBchwaigen 
dbergBugea vorden '), wie demi die ganzen A.uamb- 
lungeD über ein „CiÜcierreich*' io einer 7.oit, wo wir 
wieaen, dau die in betracht kommenden Gebiete 
«■■jriacbe Provinzen waren, nicht erörtert werden 
konnte. Sonst stallt B. noch einmal alles sosemmeii, 
Ina darüber bereits vorlag. Die fiitcbmäonische Litte- 
ntur kennt er oicbt, er ut z. B. des Glaubens, dass 
er und Lebmann (S. 667) über die BedeutDog von 
Mitani etwaa beigebracbt habe, und wiederboU ledig- 
lich allbekanntes. So «renig wir J'b bezägÜche Aus- 
einandersetzungen fflr wissenschaftlich berücksich- 
tigenswert erachten, so mochten wir doch Herrn B. 
l>ei seiner Polemik zu bedenken ^eban, dasa J. zu 
deiueoigen gebSrt, denen er and tn gleicher Weise 
Arbeitende überhaupt die Möglichkeit verdanken, zu 
erfahren, was in assjriBchen Inschriften steht, und 
dam wer nicht selbnläadig Quelton la erscbliouen 
vermag, gut thut, bei seinen Oew&hrsmknnern auch 
einiges Verständnis der Dinge vorauszusetzen. Was 
diese längst gesehen und ausgeführt, noch einmal za 
«rSrtem, ist nicht Oegenstand wissenschaft- 
licher Aufsätze. Seite 662 weiss B. nicht« von den 
Bedenken, welche gegen die an und für sich denk- 
bare Annahme eine« Vorrdckens Asaarhaddons im 
Jahre 681 von Westen ans vorliegen. „Wir wissen, 
dasa sich Asaarhaddon dort . . . belWd". Wo bleibt 
dei ioschriftticbe Beleg' S. 663 der Eimmerie rein fall 
im 4. Jahre Aisarhaddona beruht auf einer Ergän- 
■nng Wincklers, welche dieser turückgezogon nat. 
Wenn man die Keilinschr. BibL {H 667 Anm. 1) ab- 
■ chreibt, so muss man nicht die Teztausgabe bei 
^Rawliuson" citieren. Hosea von Chorene, (S. 667) 
als nene Quelle der assyr.-urart&ischen Geschichte, 
■teilt sich neben den Versuch (S. 663 Anm.) die An- 
gabe von bab;l. Cbron. (und Berossusi) über einen 
Sohn Sanberiba als HOrder und die biblische Angabe 
TOn zwei, auszugleichen. In der Terminologie der 
Facbgenoaaen bat man für letzteres den seit einem 
Menschenalter übel angesehenen Auadmck Harmo- 
nistik. — Brooks, A Sjrriac chroniclo of the jear 
646. Mitteilung aus 2 Londoner Werken von einer 
Chronik für die Jahre 8B6-1168 Sei. Die Chron. 
behandelt im wesentlichen die Qegeud von Harran, 
hat dieselben Quellen wie Thoophanes, der sog. Diony- 
•ins von Tel -Mahre und Michael (Borhebraeos). — 
Lidzbaraki, Ein Exposd der Jesiden. Gründe, warum 
die Jesiden erklären, nicht Heeresdienst leisten lu 
können, aus dem Jahre 1872. Aus Cod, Berol. 
Sacbau 200. Oiebt manche noch nicht bekannte 
Aufschlösse über die Religion der J. (Die Vermu- 
tung: In 'firtB stecke indirect Tanunflz 3. 698 Anm. 
l>edarf noch sehr der Stützen). ~ Ed. KOnig, Prio- 
cipien und Resultate der semitischen Grammatik. 
Behauptet gegen Orimme, „Gmndzüge*, die Accant- 
lebre in seinen Arbeiten bereite ausgiebig berück- 
ncbtigt zu haben. Die bisherigen Ergebnisse der 
vergleichenden sem. Sprachwissenschaft seien von 
O. EU geringschätzig beorteilt worden. (Zu S. 625 
Privatbriefe benutzt man doch wohl besser nicht 
in der Polemik). — Brockelmann, Etymologische 
Miscellen (.lAndauer": eine Reihe Berichtigungen zu 
VoUers „Lehnwörtern"; Plnr. fract. im Syrischen; 
Kur Grklänuig von syrisch — *j~V — Weillbacb, Zur 
Chronologie des Eambyses. „Sowol PrMek*) als auch 

■) S. aber Roat, Unters. 8. 39 a. 40. (MVAQ. 1897. 
a. 343/44). 

') PrUek hat das, wie er richtig angiebt, von 
Paiser KB IV entnommen. Wieder eine Probe auf 
das No. S. .S. 39 Anm. von Winckler gerügte Verfahren. 



Peiser haben richtig gesehen", daas Jahr 1 von 
Kambysea, Küniga v. Bab., =: 1 Eyros, Kg. der lAjider, 
ist — NOideke, Jude apersisch. — Gnmme, Abriaa 
der biblisch-hebräischen Metrik. , Übersicht über die 
metriflchen Partien der Bibel. (S. 683: Es giebt keine 
rhythmische Prosa. 3. 693: der fönfhebige Vera, iat 
kein specifischer Klagever*, wie Bndde annimmt.) 

— Nestle, Zu den,Codices Sinaitjci. Protest gegen eine 
ab Allige Bemerkung von J. Oestrup über den Ka- 
talog der sinaitischen Handschriften von Hrs. Qibson. 

— Albertd, Zar Textkritik des Kudatka Bilik. — 
Aufruf der Kommission (gez. Ebers, Erman, Piebch- 
mann, ataindorffJ_ zur Herausgabe des Wflrterbuohei 

ägyptie ■ 
1 unbek 
od. Photographie miteuteüen," 



Sphinx, revne orltlQue embraaBoat le do- 
malne entler de l'^gyptoloKle. Vol. IL 

1. Karl Piehl, Notes de lexicograpbie ägyptienne. 
— Karl Piehl, un jubil6 (BOjähriger Geburt«tiig 
Georg Eber's). — Besprechungen (Aegyptiaca; George 
Foucart, Histoire de l'ordre lotiforme, bsspr. v. E, 
Naville; Erman, Bruchstück koptischer Volkalitteratur, 
F. 3. Griffith, Beni Hassan Art. III) bespr. v. Karl 
Piehl). _^^___ 

Stünmen aua Marla-Laaoh 18Q8. 

2. L. Fonck, die biblische Lilie (sei die weisse 
Lilie, welche am Libanon, femer am Nafar el-Z^rSnl 
und im Wadi el-Azzlyeh wild vorkomme). 



R.8. 18S8. 

1. J. Halävy,Rechercheab)bliques:L'Autauraacer- 

dotale et lea Prophätes. — idem, Notea pour l'inter- 
prStation des Psanmee (suite). — E. Blocbet, noto 
aur quatre insoriptions arabea de l'Asie mineure et 
aur quatre iuacriptions du Sultan Mamlonk Kaitb^. 



für die Jahre 1632—1667, d. i. die R^erung 
des Fasildas. — Besprechungen ^udde, das BucH 
der Richter, und Baethgen, die Psalmen übenutzt 
und erklärt, bespr. v. Halevy). 



Oorrespondeiu-Blatt der deateohea QessU. 
für Antropol, Bttmol. undUrgeaoblohte. 1880. 
2. Eberhard Fraaa, Aathropologischea ana dem 
Lende der Pharaonen; Beseiolüiet auf Grund der 
neuen Funde de Morg&n's bei Dahschür und Nega- 
dab, Flindera Petrie's; bei Taah und Am^neau'a bei 
Abydoa die Zeit der ersten Dynastie als hOchst« Ent- 
wicklung der jüngeren Steinzeit, welcher eine ältere 
Steinzeit voranging, deren Angehörige die Vorfahren 
derjenigen Ababde und Bischorin-Beduinen gewesen 
seien. Die Steintechnik habe aich aber mcht im 
Nilthal, sondern in einem echten Gebirgaland ent- 
wickelt: alt solches wird die Wüste zwischen Nil und 
rotem Meer bezeichnet, die auf gruod der geolo> 

Koben Befunde sowie der Küstenbildung des roten 
eres (Lücken in seinen Eorallenriflen vor der Aua- 
mündung von Thälem,' die demnach viel Süse- 
waaser geführt haben) früher wasserreicher war als 
heutzutage. 

Briefkasten. 

W. M. H. in Ph. Freilich must die Zeitsobriften- 
achau noch ausgestaltet werden ; aber dazu gehört 
methodische Verteilung der einzelnen Zeitschriften 
an hilfsbereite Mitarbeiter, was erst allmählich in 
verwirklichen iat. 



iicBdMr RoasMnbtt: F. B. pd 
Variu B. EMjrtii. Wolf Pdi 
Onck TM lln S tt a w igw k 



■. ZilB ft BHBdil, KbdikulB K.-L. 



Orientalistische 
Litteratur-Zeitung 



Erscheint 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 
Ten 

F. E. Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 



Bestellangen nehmen entgegen: die Verlagsbnchhandlnng, Berlin S., Brandenborgstr. 11, sowie alle Buch- 
handlungen und PostAmter (unter Nummer 5666 A). — Inserate die zweigespaltene Petitieile 30 Pf.; bei 

Wiederholungen und grosseren Anzeigen Ermässigung. 



1. Jahrgang. 



15. April 1898. 



M 4. 



Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten: Bedaküoii der 0. L. Z., Wolf Fefser Terlag, Berlin S. 42, Brandenburgstr. 11. 1. 



Zur Transskriptionsfrage. 



In den Mitteilungen der Verlagsbuchhand- 
lang B. O. Teubner in Leipzig No. 1 von 1898 
spricht sich H. Geiser in seiner Selbstanseige 
von ^Patmm Nicaenomm nomina^ über die 
Schwierigkeit ans, welche bislang darin besteht, 
dass noch keine . einheitlich anerkannte Trans- 
skriptionsweise für orientalische Texte getroffen 
sei. Er sagt : 

„Eine crux editorum ist allemal die Trans- 
skription orientalischer Texte. Zwar hat der 
internationale Orientalistenkongrees die lob- 
liche Absicht, eine Einigung zu erzielen; allein 
es scheint, dass hier eine ähnliche Verwirrung 
herrscht, wie beim Turmbau zu Babel. Für 
Laien ist es jedenfalls rätlicher und leichter, 
die enchorischen Schriften zu lernen, als die 
sehr schwierigen Transskriptionen der zünftigen 
Herren vom Fach, zumal dieselben last jedes 
Jahr neuem Wechsel unterworfen sind. Unter 
diesen Umständen haben wir uns ein&ch an 
gewisse Autoritäten gehalten und das Kop- 
tische nach Steindorff, das Syrische und das 
Arabische nach Socin, das Armenische nach 
Kuhn und Schnorr von Carolsf eld transskribiert. * 
Wir freuen uns, dass von einer so ange- 
sehenen Seite ans einmal ener^sch darauf hin- 
gewiesen wird, wo der Hase im Pfeffer liegt. 
Die Schwierigkeiten, die sich ja auch bei der 
Redaction unserer Zeitschrift geseigt haben, 
scheinen dadurch unüberwindlich, weil es kaum 



möglich ist, all die verschiedenen Köpfe unter 
einen Hut zu bringen. Kommt noch dazu, dass 
dieser Hut nach der Absicht der einseinen Ge- 
lehrten verschiedenen Zwecken dienen soll, dann 
ist freilich eine Versöhnung der Gegensätze un- 
denkbar. 

Und doch scheint die Sache uranf^glich 
gar nicht als so schwierig betrachtet worden zu 
sein. Eine historische Betrachtung der Versuche, 
eine einheitliche Transskription zu schaffen, zeigt 
aber bald, wie die Schwierigkeiten von Jahr 
SU Jahr gewachsen sind. Zuerst kam das 
Bestreben, ein Standardalphabet aufzustellen, 
das sowohl für die indoeuropftischen, wie die 
semitischen Sprachen, wie für das Aegyptische 
verwendbar wäre. Dann, jemehr die Wissen- 
schaft der Lautphjsiologie sich entwickelte, 
der Eifer, das aufzustellende Alphabet den nen- 
gefhndenen Gesetzen anzupassen. Und dabei 
ward der eigentliche Zweck vollständig ver- 
gessen, so dass wir ]etzt weiter vom Ziele sind 
als je zuvor. 

Was soll eine Transskription in lateinischen 
Buchstaben für einen Zweck haben? Das ist 
doch wohl die erste Frage, die man stellen mnss. 
Die Antwort ist einfach, sobald wir uns auf den 
Standpunkt desjenigen stellen, der die von den 
Fachleuten geschriebenen Bücher lesen will. Sie 



99 INo. 4.] 



OMENTALISTISOHE LITTERATUE-ZEITÜNG. 



(April 1898.] 100 



soll ihm ermöglichen, die in ihm fremden Schrift- 
seichen geschriebenen Texte so lesen zn können, 
als wenn er die Schrift selbst lesen könnte. 
Daraus ergeben sich die folgenden Forderungen 
an eine Transskriptionsweise, die diesem Zweck 
entsprechen will: 

Jedem Zeichen einer fremden Buchstaben- 
schrift muss ein lateinischer Buchstabe ent- 
sprechen. Zusammensetzungen, wie sh oder dj 
sind zu vermeiden, die in dem lateinischen Alpha- 
bet fehlenden Buchstaben durch Einfuhrung 
diakritischer Zeichen unter oder über vorhan- 
denen Buchstaben zu ersetzen. Eine Silben- 
schrift ist durch lateinische Silben wiederzu- 
geben, welche durch kleine Bindestriche verbun- 
den sind. Da die semitischen Buchstabon in 
ihren Lautwerten einen anderen Charakter 
tragen, als die indoeurop&ischen, so ist der Ver- 
such, ein gemeinsames Alphabet herzustellen, 
aufzugeben. Nur, wo sich in beiden Gebieten 
die Buchstaben mit ihren Lautwerten entsprechen, 
kann eine konventionelle Einigung hergestellt 
worden ; im übrigen darf keine Transskription der 
einen Sprachgruppe in das Prokrustesbett der 
andern gesteckt werden. 

Sobald der Zweck der Transskription in 
dieser Weise festgestellt ist, beheben sich also 
die Schwierigkeiten, welche früher eine Einigung 
erschwerten. Bleibt die Frage, was denn aus 
den schönen lautphjsiologischen Gesetzen wird. 
Hier ist die Antwort noch einfacher. Wenn die 
konventionellen Zeichen nicht ganz nach den 
Systemen der Lautphysiologie gruppiert sind, so 
ist das ein Schönheitsfehler, den man in güt- 
licher Uebereinkunft bald fortretouchieren kann. 
Vorschriften aber, die den oben festgesetzten 
Zweck der Transskription in Frage stellen, hat 
die Lautphysiologie nicht zu geben. 

Etwas ganz anderes ist es, wenn von Seiten 
der Grammatiker das Verlangen laut wird, für 
ihre speciellen Zwecke die in ftremder Schrift 
vorliegenden Wörter in solche aus lateinischen 
Buchstaben hergestellte zu transskribieren, um 
ihre lautliche Art morphologisch und evolutio- 
nistisch zu studieren. Dafür mögen besondere 
Alphabete aufgestellt werden, mit allen mög- 
lichen, schönen Hftkchen und Strichelchen, aber 
auch nur dafür. Und wenn bei der Aufnahme 
von Dialekten und Vulgärsprachen, soweit Pho- 
nographen noch nicht angewandt werden können, 
nach einem von lautphysiologischer Seite auf- 
gestellten Alphabet gearbeitet wird, so ist das 
sehr schön, wird aber schliesslich auch nur für 



grammatische und sprachvergleicbende Zwecke 
von Nutzen sein. 

Damit kommen wir aber zn dem Krebs- 
schaden in unserer ganzen Orientalistik. Das 
Ueberwiegen der philologischen und linguistischen 
Forschungen in den letzten Jahrzehnten hat da- 
hin geführt, dass die Orientalisten überhaupt nur 
als Philologen betrachtet werden. Und das ist 
grundfalsch. Freilich hat ja jetzt eine kräftige 
Reaktion eingesetzt, welche auch im ersten An- 
sturm viel des verlorenen Gebietes zurückerobert 
hat. Aber mit den Schädigungen der vergangenen 
Zeit haben wir noch zu rechnen. Denn wenn jetzt 
auch Gelehrte, die früher nichts anderes als 
Philologen waren und sein wollten, nun mit 
einem Male den Anschein zu erwecken suchen, 
als hätten sie ihr historisches oder archäolo- 
gisches Herz entdeckt, so ist das doch meistens 
Spiegelfechterei. Bei der Transskriptionsfrage 
wird darum so schnell keine reinliche Scheidung 
dessen, worauf es jeweils ankommt, zu erhoffen 
sein, denn dadurch würden ja manche jetzt sehr 
angesehene Gelehrte ihren ganzen ,,wissenschatt- 
lichen^ Nymbus einbüssen, ein gut Teil ihrer 
ganzen ,,Leben8arbeit'' sieh verflüchtigen sehen. 
Aber allmählich wird auch hier das Wesentliche 
sich durchsetzen, nachdem es einmal ausge- 
sprochen ist, und die konventionelle Transskrip- 
tion, wie sie sich in der Assyriologie entwickelt 
hat und durch die keilinschriftliche Bibliothek 
gebucht und eingeführt ist, erweitert durch die 
Bedürfnisse der andern semitischen Sprachen 
und vielleicht noch des Aegyptischen zu einer 
für archäologische und historische Zwecke all- 
gemein anerkannten werden. Daneben wird sich 
dann das linguistische Alphabet mit Rücksicht- 
nahme auf die besonderen Zwecke der Philolo- 
gie stellen, angeglichen, soweit es geht, und mit 
Hervorhebung der Unterschiede, wo es nötig ist 
Dadurch kann es selbst sich freier entwickeln 
und mit Bückverweisnng auf den überlieferten 
Buchstabenbestand die wahrscheinliche Darstel- 
lung des Lautbestandes versuchen. 

Vielleicht könnte sogar die Trennung auch 
äusserlich markiert werden, indem für die buch- 
stäbliche Transskription der gewöhnliche Druck, 
für die lautliche der cursive Druck bestimmt 
wird. Dann würde auch der Fachmann auf den 
ersten Blick sehen, wie er sich zu der jeweiligen 
Transskription zu stellen hat. 

Und der Nichtorientalist wird nicht mehr 
nöthig haben, in berechtigte Klagen auszu- 
brechen. 



101 [Nu. 4.J 



ORIBNTALISTISCHE LITTERATÜB-ZEITUNG. [April 188a] 102 



IMe Uterten Anfinge der Igypttsehen 

Oesehlehte. 

W. Max Müller. 

Dank den Ausgrabungen von Petrie, de 
Morgan und Amälineau kann man nach 
Herzenslust im „Urägyptischen^ wühlen und 
phantasieren, doch bestrebt man sich jetzt^ 
feste Daten zu bekommen. „Urägyptisch'' 
oder^^ „prähistorisch" könnte man schliesslich 
nur Überreste der schriftlosen Zeit nennen, 
ob wir aber diese erreicht haben , ist nicht 
so ganz sicher. 

Die barbarisch aussehenden IVnde von 
Tü^ sind einem Gräberfeld entnommen^ das 
dem Grab des Menes bei Nekftda bedenklich 
nahe liegt. Danach scheint es also : während 
am Eönigshof der Gebrauch der Schrift 
blühte, hätte im Volk fast keine Kenntnis 
davon und nur eine sehr geringe Kunstpflege 
existiert. Unmöglich wäre dieser grosse Ab- 
stand zwischen Hof und Volk nun nicht, so 
daas man sich dieselbe fVage auch bei den 
noch primitiver aussehenden Antiquitäten 
von el Amra bei Abydos u. s. w. vorlegen 
müsste. Darüber können uns nur ausf^- 
liche Fundberichte ^) und weitere Forschungen 
aufklären. 

Die ältesten Schriftdenkmäler liegen in 
dem „Menesgrab'' von Nek&da und in den 
Funden von Abydos vor. An der Datierung 
der letzteren hat man sich nun vielfach ver- 
sucht Amölineau wies sie zuerst den prä- 
historischen „Götterdjnastien'' zu Aber 
schon Jöquier (in de Morgan, Recherches H) 
versuchte Namen der eraten historischen Dy- 
nastie wieder zu finden; freilich^ wie er den 
Namen einer Grabstätte (sie!) als den Königs- 
namen (sie!) BtvcoOpig^) verstehen will, das 
muss man bei ihm S. 262 nachlesen. Be- 
schreiben lässt sich die Methode nicht Nach 
Seihe. ÄZ. 97, XXXVI 1, wollen Erman 
und seine Schüler andere Namen derselben 
Dynastie finden. Die Lesungen Miebis (so 
grftzisiert) und ^sti (oder ähnlich; mit 
O&aaoalg hat dieser Name aber nichts zu 
thun!) sind wahrscheinlich; die Lesung, 
welche den von Manetho als SemempsSs 
wiedergegebenen wunderlichen Namen ') wie- 
derfiinden will, verdient allerdings mehr als 

*) Über eine Menge «pr&biatorischer** Nekropolen 

Siebt de Morgan nur geradezu geheimnisvolle An- 
entongen. & hätte bei Petrie mehr in die Schäle 
sehen sollen. Ausgrabungen ohne Berichte sind nur 
Soh&dignngen der Wissenschaft. 

*) Er verwechselt ihn mit Boi^dog! 
*) W&re die spätere Wiedergabe richtig, so 
wire das eine ^Nisbe** von einem Göttemamen, etwa 
Ptah-j oder J-m-hotp-7(7). Manetho's Lesung 
ist gäns unverständlich. 



ein Fragezeichen. Beide wahrscheinliche 
Lesungen sind aber (nach Sethe, S. 2) je 
einem Steingefllss entnommen Q^nügt das, 
um die Gräber zu identifizieren? 

Nach den dürftigen Fundangaben, die 
Jöquier bei de Morgan, Recherches 11, S. 231 
ff. giebt, hat Amölineau öfter in (?) einem 
Grab Siegelabdrücke und Geftlssinschriften 
von mehreren Königen gefunden. Die 
Wichtigkeit dieser Thatsache ist bisher nicht 
beachtet worden. Im (?) Grab des ,,Den^ 
(Du; etwa Dayni zu lesen?) erscheinen 
nach S. 236 ein Siegel des Königs „Stark- 
herzig*" ';z-yb (Fig. 787) mit dem Namen 
seines Grabes (s. Fig. 786) und drei auf 
Vasen eingeritzte Königsnamen, einer f&r 
mich unleserlich (vgL Fig. 793 - 95) , einer 
an den des Miebis erinnernd und der dritte 
der des Besitzers, des Menesgrabes bei Ne- 
käda. Aue diese Namen kommen noch auf 
anderen abgebildeten Gegenständen vor, aber 
da nichts angegeben wird als „ Abydos **, 
können wir nichts damit machen. 

Also: hat König Dn ältere Gräber ge- 
plündert, um seine hungrige Seele auszu- 
statten oder sind das Opfergaben von from- 
men Nachkommen? Tertium non datur, so- 
viel ich sehen kann. 

Nun sind mir die Geftlssaufschriften mit 
dem in einen Mauerzinnenring eingeschlos- 
senen Königsnamen nicht als „Ghrabbau des 
N N."" verständlich. Die Sitte, den Grab- 
bau mit einem schwülstigen, glückverheissen- 
den Namen zu belegen, herrschte schon 
damals. Eher passte denmach «(^oi^) Palast 
des N. N.^" F^^. 813—14 sieht, wenn das 
barbarische Zeichen ein Palmbaum ist, aus 
wie „Baumpflanzung des Königs Streitbar.^ 
Doch das bleibe dfäiingestellt. Nach S. 234 
wurden ja auch die Vasen mit Siegelabdrücken 
des Königs „Streitbar^ (= Menes) u. s. w. 
m'cht im Grab des Dn gefunden, sondern in 
kleinen herumliegenden Gebäuden, d.h. Opfer- 
kapellen. Und ohnedies ist es nicht wahr- 
scheinlich, dass ein offenbar reicher König 
sich ein paar Geftlsse mit Fett oder Korn 
aus anderen (Gräbern geholt haben sollte, 
ohne sie in Töpfe mit seinem Namen um- 
zufüllen. 

Wir haben also den Beweis, dass Dn 
und wohl die Mehrzahl der anderen Könige 
dieser Nekropole vor Menes lebte J) Das ist 
sehr wichtig, weil es beweist, dass die spä- 

Keiner der alten Herrscher führte, Boyiel iöh 
ans dem Mitgeteilten sehen kann, den TiteMener 
missrerständlich in ilu*e 2Mt gesetzten Vaaen- 
inschriften: König von Ober- nnd Unterägypten. 
Der jüngste scheint der KOnig |,Ti*, der schon mehr 
TitoJatnr aofvrendet. 



108 [No. 4.] 



OKIENTALISnSCHE IJTTERATUIUZEn'ÜNG. [April 1896.] 104 



teren ägyptischen Gelehrten willkürlich yer- 
fohren, füs sie Menes an die Spitze ihrer 
Ldslen stellten; jene Könige vor ihm scheinen 
nicht weniger mächtig gewesen zu sein und 
ganz Ägypten besessen zu haben. Einen 
Widerspruch in der Tradition können wir 
auch leicht bemerken: Menes soll aus This 
gewesen sein, wozu sein Grab nicht weit 
von Theben schlecht stimmt, aber die Gräber 
jener älteren Könige sind ia wirklich „thi- 
nitisch^. Doch das auszuarbeiten; überlasse 
ich anderen. 

Sehr viel älter als Menes sind jene Kö« 
nige von This aber nicht Wenn die erste 
I^nastie es noch ftir der Mühe wert hielt, 
diese Vorfahren durch Opfer zu unterstützen; 
so werden sie höchstens 2 — 3 Jahrhunderte 
▼orher regiert haben. Das antiquarische 
Interesse der Spätzeit existierte damak 
schwerlich und bei den Einkünften der Ghrab- 
tempel sehen wir sonst nicht viel Pietät in 
ügypten walten. Menes, der König ,, Streit- 
bar'*, wie ihn sein Standarten- (richtiger Pa- 
la8t-)titel nennt; fand es noch für angemessen, 
jene Könige als Vorfahren zu behandeln und 
das thaten auch seine Nachkommen. Dazu 
kommen die archäologischen Ghründe. 

Damit wären wir wieder in der ,yprähisto- 
r)schen'' Periode angelangt, welche die 
Ägypter selbst als die der Smsw-Hor, d. h 
der seligen Ahnen (in Manetho's grässUchem 
Übersetzungsstil ^ipwcg oder v£xocg I) bezeich- 
neten. Damit meinten sie also Könige ohne 
historisches Interesse. Warum sie mit Menes 
anfingen, wissen wir nicht Es könnten ir* 
gend welche priesterlichen Vorurteile hin- 

S »reicht haben, um ein Jahrtausend älterer 
eschichte auszustreichen. Wie oben ge- 
sagt, die allgemein angenommene Hypothese, 
dass Menes Vorfahren nur Oberägypten be- 
sassen, wird durch die Funde von Abydos 
soweit noch nicht bestätigt. 

Sollten die vorstehenden Beobachtungen 
durch die erschöpfende Publikation; die uns 
doch hoffentlich nicht noch länger yorent- 
halten wird, Bestätigung finden; so wäre vor 
aUem f&r die jetzt grassierende; wilde Ver- 
gleichung der „urbabylonischen^ und „ur- 
ägyptischen^ Kultur ein zu beachtendes Re- 
sultat gefunden. Wir müssten ftir solche 
Untersuchungen doch in etwas ältere Perio- 
den der babylonischen Geschichte hinab- 
steigen, als sie bis jetzt bekannt geworden 
sind. Würde man danach etwas vorsichtiger 
urteilen, so wäre das viel wert 
Philadelphia, Pa, Febr. 98. 



Ein Flui zur Qrllndiing einer Hlstorlaelien 
OeseUsehaft In Syrien. 

O. Kampffmeyer. 
Unter dem Titel: j^)^ Lr;*> ^^J^ U0 



^UJI ^^öJ 



l^^^jüT gji^ .bi>UL^ tritt 



der Pater Henri Lammen s S. J. in Nr. 6, 
S. 261—264, des „Machriq" mit einer sehr 
beachtenswerten Anregung zur Gründung 
von historischen Gesellschaften im 
Orient, insbesondere einer solchen in 
Syrien, hervor. Nach einigen allgemeinen 
Bemerkungen über Wesen und Angabe der 
Geschichtschreibung beklagt der Verf., dass 
man im Orient heutzutage so wenig histori- 
schen Studien zugewandt sei; wo man sich 
mit solchen befasse, sei es viel eher die 
Geschichte fremder Länder als die des eige- 
nen Landes, die man studiere. Wie weit 
sei man heut ab von dem Zeitalter eines at- 
7abari, eines Abul-Farag al-Isfahäni, eines 
Ibn l^AldOn u. s. w. Heut sei es das Abend- 
land, welches Mühen und Gelder aufwende 
zum Studium des Morgenlandes; wäre es 
nicht billig, dass dieses, ftir das Studium 
seiner eigenen Geschichte, wenigstens Ahn- 
liches thäte, wenn nicht mit den Bemühungen 
des Abendlandes wetteiferte? 

Jedes Land im Orient, so sagt Lammens 
weiter, sollte eine ei^ne „GeseMschaft^* 
haben, deren Zweck die Erforschung der 
Landesgeschichte bildete. Indem nun 
der ehrwürdige Pater im Weiteren die Ver- 
hältnisse Syriens besonders im Ange hat, 
macht er interessante Vorschläge rar die 
Organisation und denArbeitsplan einer solchen 
Gesellschaft. 

An der Spitze derselben habe als Ehren- 
Vorsitzender der Patriarch zu stehen. Dieser 
wählt zum geschäftlichen Vorsitzenden einen 
Bischof oder eine andere hervorragende Per- 
sönlichkeit des Landes. Dieser eigentliche 
Vorsitzende muss den historischen Studien 
nahe stehen. Die Mitglieder zahlen einen 
bestinmiten Beitrag. Jährlich sind Mitteilungen 
über die Thätigkeit der Gesellschaft zu 
drucken. 

Als Aufgaben der wissenschaftlichen 
Thätigkeit derselben seien zu beachten: 

1) Sorgfiütige Publication ftir die Landes- 
geschichte interessanter ofGcieller Akten- 
s^tücke, z. B. solcher der Regierung oder 
auch solcher des vaticanischen Archivs. 

2) Aus Geschiohtschreibem und anderen 
Schr^tellem ist das auszuziehen, was sich 
auf die Landesgeschichte bezieht. Diese 



106 [No. 4] 



ORIENTALISTISCHE LITTEBATÜR-ZETTÜNG. [April 1886.] 106 



Auszüge sind in der Original - Sprache, 
nötigenfalls mit beiffegebener arabischer Über- 
setenng, zu drucken. Hierbei ist insbe- 
sondere auch die Literatur derMönchs- 
ordeUy welche Beziehungen zum Orient ffe- 
habt haben, so die der Franciscaner, der 
Dominicaner« der Jesuiten, der Carmeliter 
und anderer, zu berücksichtigen. Diese 
schon gedruckt vorliegende Literatur bilde 
eine wichtige Quelle & die mittelalterliche 
(beschichte des Orients. 

3) Veröffentlichnng von Heiligenleben 
und Ton Nachrichten über hervor- 
ragende Männer des Landes, mit Ver- 
zeichnis ihrer Schriften. 

4) Verzeichnung der Handschriften, 
welche sich in der ratriarchats-Bibliothek, 
in den Klöstern des Landes sowie im Besitz 
angesehener Privatpersonen befinden. 

5) Untersuchungen über die früheste 
Geschichte des Landes. 

6) Druck der alten Liturgien oder von 
Abhandlungen über sie; Untersuchungen 
über die Kirchenmusik. 

7) Besprechung und Mitteilung der la- 
teinischen, griechischen, syrischen, arabischen 
und anderen Inschriften, die im Lande 
aufgefunden werden. 

8) Jährliche Stellung von Preis auf- 
gaben aus dem Oebiet der Landesgeschichte. 

9) Ghründung einer Bibliothek, in der 
die Literatur der Geschichte des Orients im 
allgemeinen und die der speciellen Landes- 
geschichte im besondem zu sanmieln ist 

10) Gründung eines Museums in das 
u. a. Münzen, Medaillen, kirchliche Gewänder, 
Volkstrachten, Waffen u. s. w. aufzunehmen 
sind. Für die Erhaltung der in den Kirchen 
sich noch findenden alten Gemälde sowie 
fbr die Erhaltung der Kirchen selbst ist 
Sotge zu tragen. — 

Die Frage, ob die geeigneten Männer, 
die nötigen Gelder und das sonst zur Durch- 
ftihrung solcher Aufgaben Erforderliche vor- 
handen seien, weiss Pater Lammens ohne 
Schwierigkeit zu beantworten. 

Gi>tt sei Dank, sagt er, fehlt es unserm 
Lande nicht an aufgeweckten jungen Männern, 
welche das zu historischen Studien Nötige 
besitzen, insbesondere über die Kenntnis ver- 
schiedener europäischer Sprachen, von der 
der orientalischen Sprachen zu schweigen« 
verftigen Auch unter der Geistlichkeit giebt 
es treffliche Männer, die durch theologische, 
philosophische und liturgische Kenntnisse 
ansffezeichnet sind und nach nichts Besserem 
verlangen als nach der Anwendung dieser 
Kenntnisse. Viele von ihnen halten sich in 



Konstantinopel, Rom, Paris und anderen 
grossen Städten auf, haben also Zugang zu 
wertvollen der Erkenntnis der Landesge- 
schichte dienenden Materialien und könnten 
correspondierende Mitglieder der heimischen 
Historischen GeseUschaft sein. 

Auch an der Möglichkeit der Aufbringung 
der nötigen Gelder sei nicht zu zweifeln. 

Könne nicht alles mit einem Male aus- 
geführt werden, so verschlage das nichts; 
man könne mit dem leicht Möglichen an- 
fangen und im Laufe der Zeit allmählich 



Umfassenderes leisten. 



7*-ö3 ^ 



lUÜt. 



Bedarf es eines Hinweises, von wie ausser- 
ordentlicher Wichtigkeit die von dem Pater 
Lammens angeregte Gründung einer derar- 
tigen Historischen Gesellschaft in Svrien sein 
würde? Wenn man die oben angeführten Ge- 
danken bedenkt — ist es einem nicht, als 
ob das, was da gefordert» längst hätte dasein 
müssen? Kann man es fassen, dass dies alles 
nicht schon besteht? Aber es ist nicht da, 
es besteht wirklich m'cht, und dies in einem 
Lande von der hervorragenden historischen 
Bedeutung wie Syrien. Eine centrale Bibli- 
othek in Syrien ftir Landesgeschichte, na- 
türlich in weiterem Sinne des Wortes, mit 
Einschluss der topographischen Litteratur, 
der das Land angehenden sprachlichen Lite- 
ratur u. s. w.; ein centrales M!useum; wissen- 
schafUiche Bestrebungen, wie die oben skiz- 
zierten, teils allenthalben im Lande eingeleitet 
und umsichtig von der Leitung einer solchen 
„Historischen Gesellschaft" zusammengefasst 
und verwertet, teils von den leitenden Männern 
selbst durcl^führt — wem, dessen Studien 
irgendwie Syrien betreffen und der ein 
Herz hat ftir einen wahrhaftigen zusammen- 
hängenden Aufbau der Wissenschaft, schlagen 
die Pulse nicht rascher, wenn ihn der Ge- 
danke durchzuckt, dass so bedeutsames jetzt 
ins Leben treten könne? 

Ein solides Fundament für eine Landes- 
Bibliothek, deren Schwerpunkt allerdings in 
Palästina gelegen hätte, wäre beinahe einmal 
in der Vergangenheit geschaffen worden. 
Titus Tobler hatte bestimmt, dass seine ge- 
samte kostbare, an Palästina-Literatur so 
reiche Bibliothek in Jerusalem zur freien 
Benutzung seitens der Forscher aufgestellt 
würde. Dass der weitschauende Gedanke des 
seltenen, wahrhaft wissenschaftlichen Mannes 
nicht ausgeführt wurde, muss noch heute 

1'eden wissenschaftlich Beteiligten mit Bitter- 
:eit erfüllen. 

Was die Gedanken des Fater Lammens 



107 [No. 4.) 



OBIENTALI8TI8CHE LITTEBATUB-ZEITÜNG. [April 1898.] 106 



weiter betriffly so darf die Bedeutang gerade 
einer solchen aus EinheimiBchen bestehenden 
„Gesellschaft^ durchaus nicht unterschätzt 
werdenr. Es ist klar, dass auf diese Weise 
in kurzer Zeit vieles geleistet werden könnte, 
was europäische Qelehrte nur sehr viel später 
oder zum Teil tiberhaupt nie, leisten würden. 
Selbstverständlich ¥rürae das gelehrte Abend- 
land mit dieser einheimischen Q^sellschaft 
BHihlnng zu gewinnen suchen. Mit Hilfe 
einer solchen Gesellschaft würden sich viele 
wissenschaftliche Bestrebungen, die wir im 
Abendlande ftbr wichtig hidten, leicht aus- 
filhren lassen, u. a. z, B. die von mir am 7. 
September 1897 auf dem Pariser Orientalisten- 
Congress befürworteten linguistischen Fest- 
stellungen 

Der Anfang braucht nur klein zu sein, 
wie der ehrwürdige Pater mit Recht hervor- 
hebt Haben die Leiter der Angelegenheit 
das warme Herz und den scharfen Blick für 
wissenschaftliche Erfordernisse, wie sie in 
dem Aufsatze des Herrn Paters hervortreten, 
so wird der kleine Anfang, der mit Leich- 
tigkeit jeden Augenblick gemacht werden 
kann, zu schönen Folgen führen. Syrien 
schuldet den Bemühungen der Jesuiten schon 
vielen Dank. Möchte es dahin kommen, 
dass ihnen dies Land und mit ihm alle, die 
der Wissenschaft dienen, noch viel mehr, 
nämlich so Bedeutsames wie das vom Pater 
Lammens Angeregte, zu verdanken haben. 
Möcht bald die Kunde zu uns kommen, dass 
der erste Schritt auf einem so wichtigen 
Wege gethan ist. Quod Deus bene vortat, 

Steglitz. 

Besprechungen. 

O. Bezold, Gatalogne etc., bespr. t. Hugo Winckler. 

(Schlnaa.) 

Desgl. 150. Natürlich Sanherib. 4: mät 
I'1-li-pi nap-^ar amÜu Kal-di u . . . 5 . ik- 
ti-ra it-ti-su a-di §ar Ba-[bili . . . 6 . Bar- 
sip (ki) a-na a-^a-miS ... 7. a-na l-bis ta- 
^a-zi a-di (m^z) ^^-Ifu-li! ! . . . vgl. Sanh. 
V, 39. Wenn man die Schlacht von l^iiluli 
erwähnt findet, weiss man doch, wo man ist. 

Desgl. 151. wertlos; wol ägyptischer 
Feldzug Assurbanipals. 

Desgl. 170 Sanherib ! ! Der Text be- 
sinnt : S]in-a^-[irb& 2. äarru] rabu-[u 3« 
üturru] dan- nu 4. §ar ki§-]§a-ti 5. §ar mftt] 
ASSur (ki) 6. §ar ki]b-rat 7.[irbit]-ti 8.[ri-i-]a- 
um 9. [it-pi-1 Su etc. Dem Aeussern nach 
gehört er allerdings einer sonst noch nicht 
bekannten Art Sanheribtexte an (grosse 
Schrift, ganz kurze Zeilen. Prisma). 

Bu 91-5-9,77 Col. U 3. amilu Gi-mir- 



ra-ai Z. 8. neuer Absatz: ina sal-si gir-[n- 
ia . . . 9 Sar (mätu) Man-na-[ai . . . Danach 
sieht man doch sofort, dass man es mit dem 
Bruchstück eines B-Prismas Assurbani- 
pals zu tun hat. 

Desgl. 134. Assarhaddon, ägyptischer 
Feldzug. 

D^sgl. 164. Ist doch wol nur nach dem 
äussern für „letter or report^ erklärt. 
Assarhaddon. 

Desgl. 218. Stück von 2 Reihen eines 
Assarhaddonprisroas, welches einen aus- 
führlichen Bericht über die Froberung von 
Affypten und die dort getroffenen Massregeln 
giu>. Die ägyptischen Städte werden mit 
ihren neu beigelegten assyrischen Namen ge- 
nannt, die dort eingesetzten Statthalter (oder 
umgetauften Könige?) aufgezählt, der Tribut 
angegeben. Näheres an anderem Orte, den 
Text s. Forsch. VII 21. 

Desgl. 196. beweist, dass die Städte, 
welche bei Tigl I (K 2804) in doppelter 
Nennung mit ma aufgezählt werden, zu Kil- 
[^ij gehörten. 

Desgl. 221. Cabinetsurteil Hammurabis. 

Fs sei zum Schluss nochmals wiederholt, 
dass gewiss bei der Anfertigung eines Ver- 
zeichnisses, wie das vorliegende die natür- 
liche Frmüdung, welche jeden angesichts 
kaum lesbarer, oft nur wenige unverständ- 
liche Zeilen enthaltender Bröckel überkommen 
muss, eine Fntschuldignng ftir Fehler giebt, 
welche dem später mit bestinmiten Zwecken 
und in einem gewissen Gedankenzusanmien- 
hange darüber kommenden unbegreiflich er- 
scheinen wollen. Ich bin gewiss geneigt 
gegenüber denjenigen, welche nie der Mühe 
sich unterzogen haben, selbständig neue Ge- 
biete von Quellen zu erschliessen, ftir den 
einzutreten, der den Mut hat» Fehler zu 
machen, weil sie nun einmal unvermeidbar 
sind. Ich weiss aus eigenster Erfahrung, 
wie man oft die einfachsten Dinge nicht 
wieder erkennt, weil sie in neuem Zusammen- 
hang unter erschwerenden Verhältnissen 
einem entgegentreten. Ich bin mir auch 
voUauf klar darüber, dass bei dem Durch- 
gehen einer so bunten Reihe von Urkunden, 
wie sie das vorliegende Verzeichnis bietet, 
alle diese Umstände ganz besonders berück- 
sichtigt werden müssen, und würde nie je- 
mand einen Vorwurf daraus machen, wenn er 
einmal eine wichtige Sache übersehen oder 
sonstige Fehler gemacht haben würde. Es 

g'ebt doch aber schliesslich Dinge, deren 
enntnis man bei jedem voraussetzen und 
verlangen muss, der an einer Wissenschaft 
mitarbeiten will. Ich komme nicht zum 



109 [No. 4 ] 



ORIENTALISTISCHE LITTBRATÜR-ZEITÖNG. 



[April 1898.] 110 



erstenmale auf die Klage über das unendlich 
niedrige Niveau, auf dem unsere Wissen- 
schaft noch steht, wenn diejenigen ihrer 
Vertreter, die bemüht sind den Aussen- 
stehenden die Meinung von ihrer Unfehlbar- 
keit und alleinigen Herrschaft beizubringen, 
auf der denkbar geringsten Stufe allgemeiner 
Vorbildung stehen, indem sie sich nämlich, 
abgesehen von ihrem speciellen und spe- 
cieUsten Fachwissen, nicnt zu der Klarheit 
über Umfang und Bedeutung des jeweiligen 
Arbeitsgebietes durchzuarbeiten vermögen ; 
wie ftir sie nichts von Wert ist, als 
was innerhalb ihrer eigenen Kurzsichti^keit 
liegt. Ich erkenne gern an, dass Bezold in 
dieser Hinsicht sich von gewissen Ausschrei- 
tungen, welche mit dazu gewirkt haben, in 
unsere Wissenschaft soviel unnötige Ver- 
bitterung zu tragen, fem gehalten hat, andrer- 
seits glaube ich, dass im obigen Dinge zur 
Sprache gekommen sind, welche jedem, auch 
dem mildesten Beurteiler, die Meinung erwecken 
müssen, dass mit solchem Mangel an einfachen 
und einfachsten Kenntnissen man zimi minde- 
sten nicht berufen ist, sich zum Beurteiler der 
Leistungen anderer aufzuwerfen. Einen „Bock 
schiessen^^ kann jeder, und ich glaube, dass 
es dagegen nur das eine — allerdings von 
manchen mit anerkennenswerter Virtuosität 
angewandte — Mittel giebt : überhaupt nichts 
zu tun. Aber einen solchen Fehler begeht 
man, indem man im gegebenen Augenblicke 
sich der Schwierigkeit nicht bewusst wird, 
oder indem die Aufmerksamkeit irgendwie 
anderweitig in Anspruch genommen ist, 
kurz indem man sich versieht Wenn je- 
doch das Urteil eben in bezug auf die allei- 
nige in betracht kommende Frage fehlgeht, 
wenn die Frage steht: a oder b, und es 
wird geantwortet: x, dann handelt es sich 
nicht mehr um Versehen, sondern einfach 
um Unvermögen in der betreffenden Frage 
zu urteilen. Und solche Fälle habe ich fast 
ausschliesslich im vorhergehenden berühren 
müssen. Wenn jemand einen Katalog 
deutscher Handschriften des Mittelalters an- 
fertigte, und er hätte eine aus Italien stam- 
mende Urkunde, welche aus dem 1. Jahre 
des Kaisers Otto (I.) datirt wäre, und setzte 
diese ins Jahr 936, so würde man ihm bei 
seinen Fachgenossen raten, einen Gymnasial- 
cursus durchzumachen. Genau so nach Art 
wie Bedeutung liegt der oben unter RM 2,345 
berührte Fall. Dort handelt es sich nicht 
um ein Versehen, sondern um völlige Un- 
kenntnis der massgebenden Verhältnisse fiir 
diejenige Periode Assyriens, welche wir am 
besten kennen, deren Kenntnis von jeher 



zum festen Bestand unserer Wissenschaft 
gehörte, und der gerade alle die von Bezold 
^talogisierten Nummern angehörten. Wenn 
man bei so vielen kleinen Bruchstücken, fbr 
die überhaupt nur 2, höchstens 4 Urheber 
in betracht kommen, und bei denen die 
charakteristischen Worte der Inschriften, die 
jeder Anflüiger liest, vorkommen, den Ur- 
heber nicht bestimmen kann, so geht das 
doch wol über die entschuldbaren Versehen 
und Flüchtigkeiten hinaus. 

Ich würde in anbetracht der Nützlichkeit 
des ^nzen Werkes immer noch ein scharfes 
UrteU selbst hierüber vermieden haben, wenn 
nicht ein weiterer Umstand hinzukäme, der 
es mir als unerlässlich nötig erscheinen liess 
klaren Wein einzuschenken. Als vor ein 
paar Jahren B. Meissner eine Sammlung von 
Keilschrifltexten zum Gebrauche f&r An- 
fäiiger zusammenstellte, da wusste Bezold 
daran auszustellen, dass die „historischen*' 
Inschriften darin zu sehr bevorzugt wären, 
jetzt sei man so weit, dass man den 
Anfängern bereits poetische Texte bieten 
könne. Auf das klassische Altertum über- 
tragen: werft den Cornelius Nepos und 
Caesar zu den Lumpen und lasst die Quar- 
taner ihre Geistesschärfe am Horaz und 
Plautus erproben. Nun, ich glaube, dass es 
B. auch nicht schaden könnte, wenn er 
selbst sich wenigstens bis zu dem beschei- 
denen Grade mit diesen Texten vertraut 
machte, wie wir es jetzt von jedem jungen 
Manne verlangen, der seine Lehrjahre in 
unserer Wissenschaft zum Abschluss bringen 
will Allerdings sind wir allzumal Sünder 
und ich hätte darum lieber über diesen Fehler 
geschwiegen, wie ich solange zu so vielem 
andern geschwiegen habe. Wenn aber 
schliesslich sich immer mehr das Bestreben 
bemerkbar machte, diesen „Catalogue^ als 
ein Werk hinzustellen, das nun eine ganz 
neue Epoche unserer Wissenschaft eröffiien 
sollte, wenn Bezold glaubte über Prinzipien 
und „Methode^ der Arbeiten Belehrungen 
erteilen zu müssen, so glaubte ich schliess- 
lich nicht auf die Dauer ohne Benachteiligung 
unserer Wissenschaft das unterdrücken zu 
können, was mir bei Benutzung dieses Wer- 
kes aufgestossen war, um auch solchen, die 
es noch nicht erprobt haben, ein Urteil zu 
ermöglichen, bis zu welchem Grade, und in 
welcher Weise es benutzt werden kann, und 
dann des weiteren, was von jenen allgemei- 
nen Belehrungen zu halten ist. 

Berlin, November 1897. 



OBIENTAUSTTBCHE LITTEBATUB.ZEITÜNQ. [ipril 18S6.] 118 



B»n6 B«a*eti Lw Hsniuorita Anbaa de U ZsooT^ 
d* El Hunel, Flor«no« 1B97. Or. 6*. 67 S. [Bxtnit 
du Joarnal de U SooiAÜ Anfttique Italienne Vol. 
X, 1896—97). BMproebea von Martin Hubnum, 

Die Eiiudeliniig der Hancleohriftea aus den 
MoBclieeabibliothekeii und Uire Vereinigong 
in einer grosseii Stastssiutalt ist in Ägypten 
baibea Werk geblieben. Ganz Oberügypten 
Torde bisber von der UaBsregel nicbt be- 
rtthrt Von ibrer Auadebnimg dortbis ist 
kaum SU viel za erwarten: neue Hauen von 
Exemplaren der bekannten Handbficber des 
islamisolieii triviam and quadrivium — alte 
Diohterwerke, Geographie, GeBohicbte lo gut 
wie NtdL Keinen wird's mebr freaen ala 
miob, wenn diese Schätzung als irrig sieb 
erweist. Aber es wird sieb empfehlen, den 
Bestand dieser Bibliotheken bo bald wie 
möglich aofzunebmen, so dass der Gefahr der 
Venoddemng, die ja bei Eircbtminstitnten 
inuner so gross ist, vorgebeugt wird. Im 
schlimmsten Falle ist der Gewinn eine voll- 
kommenere Einsicht in den Wissenschafts- 
betrieb des Landes and die Gewinnung von 
Notizeben zar Gelehrton- und Eoltnrge- 
Bchiohte. 

Die französische Regierung ist in Al- 
gerien in einer wesentlich ungünstigeren Lage 
als die ägyptische, die aoeh wenigstens 
insserlioh islamisch ist. Trotzdem ist sie, 
haupts&cblioh auf Betreiben des verdienten 
Rena Basset, der seit 1881 Professor au der 
^ Ecole Supärieure des Lettres d'Alger, seit 
1896 Direktor dieser Anstalt ist, am Werke, 
die Bücherach&tze des Landes anfiiehmen zu 
lassen. Ein umfangreicher Catalogtie des 
mamaerite de la SüIiotKeque S Alger liegt 
vor, daneben eine Anzahl kleinerer Kataloge. 
In diese Reihe gebOrt auch das oben ge- 
nannte SchriiWhen. 

Wie zu erwarten, birgt die mwijet Mamd, 
die im Süden des Departements Algier ge- 
legen ist, nicht grosse litterarische Schätze. 
Ea sind die gewohnten Disziplinen, die ver- 
treten sind: tefsir, hadit, tm^td, fiqh, forf, 
na^, ma'öni. Die meisten der Werke, die 
hier handschrifUicb vorhanden, sind gedruckt 
und zww in Kairo, ja, ein Teil von ihnen 
ist von Ägyptern veHaaat. Soweit das die 
fiqh -WerkR atwebt, befremdet es den, der 
nur die beut al^mein geltende Ansicht Über 
die Schuleuverteilnng in „Ägypten kennt 
Denn sie sind malikitiBch, Ägypten gilt aber 
für Bchaffitisch mit einem geringen Beisatz 
von der anderen Schule. Das ist falsch, wie 
schon hier Sp. 85 angedeutet wurde. That- 
sjtehlicb halten sich MaUl^je und SoMöfCa in 
Ägypten die Wage. 



„Die Halikiten in Untorägypten gehören, 
wie ich ans den bei Ali Hnb&rak serstreuten 
Biographieen gesehen habe, zumeist ans Ober- 
ägypten eingewanderten Familien an" ^rief 
G^ldzihers). Ich möchte statt „zumeiat" 
„mm Teil" setzen. Denn sie sind so zahl- 
reich da, dass z. B. in dem Heimateort des 
'Abderra^än Effendl Zaghlöl, Lektors am 
OiientaL Seminar zu Berlin, hagäne nahe bei 
erreHd von 1000 Seelen 990 MaÜkiten und nur 
10 iawäfCa sind ') Was wird in Alexandrien 
nach meiner eigenen Beobachtung von fiqk- 
Kompendien gekauft? Fast ausschliesslich 
die malikitische 'aämävüje, von der ich selbst 
dort eine schlechte Lithographie o. 0. u. J. 
erworben habe. Das bringt uns anf die 'Eit- 
klftrung der numerischen Stärke der Hali- 
kiten. Ein nicbt geringer Teil Unter- 
ägyptens steht unter dem Einflüsse des 
maghrih. Es ist sehr merkwürdig, daas 
das in all den Jahrhunderten, die si^ euro- 
päische Forscher mit dem Nillande beschäf- 
tigten, nicht bemerkt worden ist Dass der 
Reisepöbel nach Baedeker-Vorschrüt Alexan- 
drien als eine gänzlich unarabische Stadt mit 
dem Besuch der Tbeodosius-Säule (ao sagt 
jetzt die Hode) absolviert glaubt, ist zu vet- 
zeihen. Der ernste Forscher sollte gesehen 
haben, daas in dieser Stadt Schätze zu heben 
sind: Alexandrien ist der beste Punkt 
für Beobachtung der religifisen und 
sprachlichen Verhältnisse des ganzen 
ungeheuren Gebietes zwischen dem 
Delta und harqa (benghäsi)*), denn an 
diesem weit nach Westen vorspringenden 
Gipfel des Landes findet man fast beständig 
ein zahlreiches und gut geeignetes Beduinen- 
material aus dem ganzen Nordrand der Liby- 
schen Wüste einschliesBlich die CSrrenaieca. 
Man wird nicht zu viel sagen mit der Fassung: 
der ganze Nordwesten Ägyptens gravi- 
tirt nach dem maghrib hin. Über daa 
Einzelne in Bezug anf die HaUkiton kann 
ich keine Angaben machen. D^ dritte Band 
des Recensement Gänäral von 1882, der auch 



') Annerdem sollen nch noch 3 UsneSten im 
Ortoheo finden. SpekDlative KOpfe rechnen damit, 
daw du maditab ^himefi daa ofAiielle der Tfirk« 
iat (iat doch sogar daa gada' tüar't in der Haupt- 
stadt Ägyptens immer in den Hftoden ünea von 
Btambal ernannten Hauefiteu) und daaa die Haoht 
de« Sultwia steigt. Man kann sich anf ein Zunahm«! 
der Hanefiten gefasst machen. 

*) Abgesehen riaUeicht von dsnie, anf daa ieh 
anoh als eman vortrefflichen Ansgangapnnkt för Er- 
forachnng der CTrenaloa aufmerksam mache. Dies 
Städtchen aoll gesund, friodlich, mit allem versahen 
sein; ea wird von mehreren kleinen Dampfiidiiff- 
ge*(jtscliaften anf der Strecke Alexandrien- Kandia 
angelaufen. 



118 [No. 4.] 



ORIENTALISTISGHE LTTTEBATÜR-ZEITUNa. [April 1898.] 114 



Reiiffionstatittik enthalten sollte; ist ja nicht 
erschienen und es ist nicht einmal sicher, ob 
die nM4ßkSb berücksichtigt waren. Vielleicht 
bringt das Werk über die Zählung vom Mai 
1897 das Genaue^ oder doch das „Amtliche^; 
das freilich oft ein schlechter Lückenbüsser 
ist. Es ist eine gewagte Vermutung, die 
ich hier ausspreche, aber sie sei hingeworfen: 
Unterägypten zerfällt, wie klimatisch, so 
auch noch in zahlreichen anderen Beziehun- 
gen in zwei grosse Teile, deren Ghrenzlinie 
ungefähr die Breite von Tanta ist: nördlich 
Rc^n, Malikiten, ^-Sprache, ztun Teil sogar 
das maghribinische n und n-ü im Imperfectum 
— südlich Sonne« Schafi'iten und j|r-Sprache, 
meist in Übereinstimmung mit dem Kairo- 
Dialekt Das ist nur eine rohe Schätzung. 
Auch auf eine Bestimmung, wann das unterste 
Unterägypten von Maghribinischem überflutet 
worden ist, muss ich verzichten. Dass eine 
grosse Zurückflutung stattgefunden hat, kann 
als sicher angenommen werden*). &i der 
Wüste wurde mir, yereinzelt, das Jahr 1100 
als das der Wanderung der auläd '^ak aus 
dem jebel daehdar nach Osten genannt, Ter- 
trieben von den stärkeren Aordif und selbst 
die hemdi weiter östlich schiebend. Aber 
erstens haben sicher starke maghribinische 
Einflüsse schon viel früher stattgefunden (für 
Alexandrien lässt sich im Mittelalter eine 
vorwiegend maghribinische Bevölkerung an- 
nehmen), zweitens wird den Beduinenschie- 
bungen nicht ein zu grosser Einfluss auf die 
Bevölkerung des Delta zugeschrieben werden 
dürfen*). 

Alle diese Erwägungen schlössen sich mir 
an die Thatsache, dass von den malikitischen 
Faqihs, die zu No. 1—14 genannt werden, 
acht Ägypter sind: 1) 'abdeJbäfi eMgarqöM^ 
geb. in Kairo 1020 ; 2) ibräklm eVuqäM, gest 
1041, benannt nach einem luqjm in Unter- 
äg^^pten; 3) dcharaiij gest. 1102 aus chirSa (?) 
bei Kairo; 4) ^dll e^idi etadamj gest 
1189; 5) eiiabrächUtf gest. 1106, benannt nach 
iabrOchUf das vor damafÜMr die Hauptstadt 
der Provinz eJhehera war; 6) eddardir eTadoMf, 
gest 1201 ; 7) mufyanmed eddasü^y gest. 1220, 



*) Die beiden Hinflutangen, die erste unter 
'«0^ b. ^ämUr im Anfange des Islam, die zweite nm 
4/Sb d. H., sind in Volksbüchern in Art von ehtmaons 
<fe getlea beschrieben. Ober die /tiMi^Bacher, die 
sich mit der ersten beschäftigen, handelte Basset in 
M^langes Charles de Hartes S. 26 ff. (Le Uvrt des 
(km^päte$ de VAfrique et du Maghrd)), 

*) Zwei Dinge seien hier betont: 1) es wohnen 
mitten unter den Fellachon verstreut viel mehr Be- 
duinen als man gewöhnlich annimmt; 2) zwischen 
den beiden Elementen fMih und *arabi besteht eine 
tiefe Kluft nicht etwa nur in äusseren Lebensgewohn- 
heiten, sondern in Denk- und Sinnesweise. 



aus desüq in der Provinz dgharb^ie] 8) mu- 
hMmmed um mül^ammed demir^ gen. demir 
elMATf gest. 1232; er ist wahrscheinlich der 
Verf. von No. 9. Die Liste von Ägyptischen 
Malikiten, die litterarisch thätig gewesen sind, 
Hesse sich unendlich vermehren aus bekann- 
ten Handbüchern; hier kam es darauf an zu 
zeigen, in welchem Maasse die gelehrten mali- 
kitischen Bedürfnisse bis tief hinein in den 
Maghrib aus Aeypten gedeckt werden. Dass 
sich Handschriften ägyptischer, und zum Teil 
recht junger Werke, in dem verlassenen 
Winkel Südalgeriens finden, ist zugleich sehr 
charakteristisch für die Beziehungen des 
Maghrib mit Unterägypten, denn nur aus 
diesem sind die Werke gekommen. 

Auf die Einzelheiten der Sammlung von 
dhamd gehe ich nicht ein, auch nicht, so 
verlockend es ist» auf die zahlreichen litterar- 
historischen Notizen, die Basset an die Er- 
wähnung einiger Werke geknüpft hat. Die 
enorme Belesenheit und die tie&ründige 
Erudition des Verfassers sind so oekannt, 
dass denWert seiner Qabe hervorzuheben nicht 
nötig ist Die VorWe, die er hatte, war 
recht dürftig, denn cuts Verzeichnis ist die 
Ausarbeitung einer mageren Titelliste, die 
auf Befehl des von Basset requirierten Kom- 
mandos der Division Algier von dem Militär- 
Dolmetscher im bureau arabe von ^Bou 
Saada^ angefertigt worden ist. Die Nach- 
richten über Qelehrte sind zum Teil unedierten 
Biographieensammlungen entnommen. Von 
kleinen Versehen, wie sie bei Zusammen- 
tragen so massenhaften Materials unvermeid- 
lich sind, sei erwähnt, dass S. 39 abulqäsim 
diffahäm i. J. 535 in „El Fftledi** stirbt; es 
wird gemeint sein: „am Schlagnuss". 
Charlottenburg. 



Bduard Stocken: Astralmjthen der Hebraeer 
Babjlonier und Aem>ter. Religionsgesohichtliche 
Untersuchungen. I. Teil: Abraham (1896; 80 8.); 
n. Teil: Lot (1887, 45 B.) S\ Leipsig, Eduard 
Pfeifer. Besprochen von GktI Niebuhr. 

Bisweilen erscheinen Werke, bei denen 
einmaliges Durchlesen im gewohnten Tempo 
entweder zu gamichts oder günstigenfalls zu 
einer gewissen Verwirrung des Lesers fährt 
Ist dieser nun von demjenigen Schlage, bei 
welchem ein solcher Effekt als Ansporn zu 
wirken pflegt, dann geht es eben ans Stu- 
dium, bis ein Ueberblick erlangt und ein 
Urteil über den relativen Wert oder Unwert 
des Ganzen gewonnen ist Wer dagegen die 
(ohne Bedenken als üblich zu bezeichnende) 
Regel befolgt stets nach autoritativer Schnur 
zu hauen, der unterlässt natürlich dergleichen 



115 [No. 4.] 



ORIENT ALISTISCHE LITTBEATUE-ZEITUNO. [April 1898.1 'll« 



Bemühungen ganz und preist das Opus, 
wenn es ein anerkannter Gewaltiger verbrach, 
unbesehen ebenso hoch, wie er es andern- 
falls ktthnlich herabsetzen oder wenigstens 
bespötteln wird. Stucken hat die letztere 
Gefahr entschieden über sich beschworen; 
ja, noch mehr : er hat es den ehrbaren Ver- 
tretern der höheren vox popfdi obenein sauer 
gemacht, indem er die Untersuchungen 
seinem Onkel Adolf Bastian widmete. So 
etwas mag stören, denn man kann doch 
nicht wissen — 

Die sachlich begründeten Einwendungen 
gegen St.'s Arbeitsleistung müssen einen 
anderen Ausgangspunkt nehmen, und nach 
dem soeben bemerkten ist es sogar erforder- 
lich, gerade mit ihnen zu beginnen. Es 
konnte dem Verf. schwerlich unbekannt sein, 
dass eine Anzahl so weitgreifend verfolgter 
Probleme der Mythengeschichte resp. Mytho- 
logie für den Orientalisten seit langer Zeit 
nicht mehr zusammenfassend behandelt wor- 
den ist. Die Entwöhnung von diesen Dingen 
ist stark genug, dass selbst Beobachtungen 
darüber im engsten Rahmen heute selten die 
verdiente Aufmerksamkeit finden. Aber St, 
weit entfernt sich an die Mythen der drei 
im Titel figurierenden Völker zu binden, 
zieht in langen Exkursf^n beinahe sämtliche 
Göttersagen - Kreise des Erdballs heran ; 
nur Innerafrika und die Völker nördlich des 
Altai' gemessen da verhältnismässige Scho- 
nung. Bereits für iie deutsche und nordische 
Mythologie wird er hier wohl oft genug die 
Rolle des Cicerone übernehmen*, bei den 
russischen, fimiischen, gälischen oder gar 
amerikanischen und ozeanischen Mythen ver- 
steht sich das von selbst. Nun sitzt St. 
jedoch viel zu tief in seinem immensen Ma- 
terial und seiner regen Gedankenarbeit fest, 
als dass er hinreichend an den armen blinden 
Hödur von Leser dächte, dessen Tastorgan 
nicht ausreicht, um an dem langen, gleich- 
förmig gedrehten Faden der Untersuchung 
jedesmal zu entdecken, wo die Färbung aus 
dem Weissen ins Gelbe, aus dem Gklben 
ins Rothe u. s. w. übertritt. Mit anderen 
Worten: eine noch so äusserlich entworfene 
Disposition des Ganzen — die zwar zu Anfang 
in Gestalt von Paragraphen versucht worden 
ist, welche dann aber ohne Grenzstrich ins 
Elementare verlaufen — ist eine zu Unrecht 
und ztun Schaden des allgemeineren Ver- 
ständnisses von St übergegangene praktische 
Forderung. Das meines Wissens von Jean Paul 
ausgehende Wort über die Schubfächer-An- 
ordnung im menschlichen Gedächtnis bleibt 
ein wahres. Ref., der zuvor mehrfach und 



mit Vergnügen den beiden Heften der „As- 
tralmythen** nähertrat, war trotzdem genötigt, 
ihren Inhalt zum Zweck dieser Besprechung 
von Anfang bis Ende wiederum genau durch- 
zunehmen, und das müsste gegebenenfalls 
nach Ablauf kurzer Zeit unweigerlich von 
Neuem geschehen. Es hat sich auch dabei 
herausgestellt, dass den Inhalt gleichmässig 
auf wenigen Spalten einer Zeitschrift zu 
skizzieren nur auf Kosten der Gerechtigkeit 
erfolgen könnte. Daher empfiehlt es sich, 
einfach die hauptsächlichsten Ermittelungen 
und Anregungen, welche St. giebt, ans Licht 
zu rücken. Dieser Weg schien auch der 
einzige, der den Resultaten der Arbeit etwas 
Schutz gegen eine spätere Ausnutzung durch 
jene stillen Teilhaber gewährt, die den tot- 
geschwiegenen oder als zu schwer befundenen 
Büchern hinterher niemals fehlen. 

Einseitiger Abschätzung der „Astral- 
mythen** nur auf Grund des bisher darüber 
Bemerkten muss freilich gleich hier entgegen- 
getreten worden. Das von St. Geleistete 
öfihet einen so umfassenden Einblick in den 
Befund astraler Ursagen und in die Regel- 
mässigkeit der Motive dabei, einen so ausge- 
dehnten Femblick auf deren Wiederkehr bei 
den örtlich und zeitlich entlegensten Stämmen 
grundverschiedener Abkunft, endlich eine 
unerwartet grosse Summe von Fällen, in 
denen unvollständige oder in der Zeiten Lauf 
verdrehte orientalische Gestimsagen ihren 
ehemaligen Hauptzug oder sonst ein wesent- 
liches Stück des Aufbaues aus ganz fremder 
Hand zurückempfangen, dass der Eindruck 
der Arbeit unverlöschlich genannt werden 
darf. Man vergisst als Historiker, und wohl 
auch als Philolog leicht die kraus einher- 
wimmelnden Einzelheiten, allein man behält 
doch die Fundgrube als solche im Auge und 
bleibt dem Autor dankbar dafür. Uebrigens 
schreibt St. einfach und klar ; leere Redens- 
arten, zweigesichtige Wendungen oder gar 
paränetisch angehauchten Quark wird der 
Freund wissenschaftlicher Behutsamkeiten 
vergebens bei ihm suchen. 

In „Abraham^ wird zuerst die Etana-Le- 
gende nach vier Motiven zerlegt, deren Stich- 
worte Wmii, Sammu Sa aladi^ dugul ibri und 
sibithtm lauten, Die a.t.lichen Parallelen 
finden sich dann in Gkn. 15, 8- -11, Ri. 14, 8 
für das erste, Oten, 11, 31 passim, R. 13, 
2—3 für das zweite Motiv u. s. f. Weiter- 
hin leitet die Lage von den vuufat Bpurat auf 
den Sirius, wozu das Adler-Liea Deut. 32, llfF. 
und der Helalgesang Jes. 14 tritt »Das 
Helal-Lied ermöglicht auch eine Deutung des 
auffallenden Umstandes, dass Etana, den 



117 [No. 4.] 



0BIENTALI8TI8CHE LITTERATUR-ZEITÜNG. [April 1898.] 118 



wir ... im Himmel glücklich angelangt ver- 
lassen^ uns im Nimrod-Epos als ständiger 
Bewohner der Unterwelt vorgeführt wird" — 
eine bei Vergleichong sehr einleuchtende 
Definition. Die Fahrt der Istar zur Unter- 
welt trennt St. in das Sterilität-Motiv, das 
8uhal'ZM''ilLoüy^ das DudinaU- und das 
(Geschwister -Motiv; vom A. T. wird Gten. 
12, 17 ff, Kap. 20; 21 u. 26 besonders dazu 
herangezogen. Mehr noch als Rebekka und 
Sara stimme aber Thamars Gh-undcharakter 
mit Istar überein, doch gelangt der Verf. 
dahin, sie in Sara nicht minder s. v. v. ver- 
körpert zu finden, so dass Abraham dem 
Tammuz entspricht Ursprünglich aber ist 
er dem Orion gleich. Was hier in gebotener 
Kürze mindestens kurios erscheint, gewinnt 
nach Dem, was St auf S. 18 — 28 entwickelt, 
immerhin an Ernst Es folgt ein Exkurs 
über B^. HDOi ^>DD, und zwar denkt St zu 
Uiob 38, 13 an eine Erklärung durch ^cr, 
Oberschenkel, welche er S. 31, mit Hilfe einer 
Abbildung aus Masperos Histoire, recht ge- 
schickt belegt. An dieser Stelle beginnt aber 
auch das rücksichtslose Weiterschi-eiten. 
Nachdem die von Pirietä in Hama erwor- 
bene Bronzeplatte mit ihren seltsamen Stern- 
bildern behandelt ist, folgt eine höchst an- 
sprechende Deutung der Thorskulpturen aus 
SendschirU als C^Cir'H «2S (2. Kg. 21, 6.) 
„So gut das aber im Tempel Jahwes möglich 
war, konnte auch ein nordsyrischer Fürst 
seine Thore mit dem Heer des Himmels 
schmücken. ** Zu der sich anschliessenden 
Untersuchung über das abgeschnittene Men- 
schenhaupt in der Mythologie wären noch 
Pirke R. Elieser, c. 36, und Chwolson, 
Ssabier I, 150 beachtenswert gewesen. Da- 
gegen entfernt St. das abgeschnittene Haupt 
des Bei aus^Polyhistor, indem er an der ent- 
scheidenden Stelle fiir «irrig — Iocütoü liest 
und die Aenderung begründet. Endlich er- 
klärt er die Prozession am Felsen von 
Boghaz-köi für eine Darstellung der phry- 
gischen Daktylen Ueberall erweisen sich 
die beigeftigten Abbildungen als nützlich. 
Am Schluss wird eine erwünschte Tabelle 
des so aufgeschlossenen Urmythus von Orion 
geboten. Sie erregt, wie so manches Andere 
ziemliches Nachdenken und läset die Meinung 
zu, dass St. eine weitere Folgerung auf 
Ghrund des Vorhandenen — sie träfe die 
Legende eines der 14 Nothhelfer — klug 
unterlassen hat. 

Als Complement zum Lotmythus gelten 
die griechischen Dioskurensagen ; die Ver- 
folgung der Fäden geschieht ebenfalls an 
Hand von Motiven (Gastlichkeit, Beistand, 



Lohnverzicht, Trennung). Sodann gelangt 
man mit HiUe der Annahme, dass Simeon 
und Levi, Og und Sichon Dioskuren seien, 
dass Og in der rabbinischen Literatur bei der 
Sintflut eine Rolle spielt, an die Spaltung 
der Tiamat, weiter zu dem verwandten Zuge 
in der Wielandsage, zum Schützen Egil (Teil), 
Kalewala, wieder zurück zur talmudischen 
Tradition über Lamech, von dieser zum 
Osiris- und Tantalos-Mythus. Bei dem letz- 
teren sagt St.: „Seine Zugehörigkeit zu unserm 
Sagenkreis würde sich a priori schon daraus 
ergeben, dass er Vater der Niobe ist". Niobe 
aber ist identisch mit Lots Weib — eine 
richtige Erklärung des Verfassers, wenn auch 
schon von Anderen neuerdings und noch vor 
ihm betont (S. 1U> Anm.). Die inzwischen 
aufgefimdenen Analogieen zwischen Abraham 
und Teil ermöglichen es nun, in Isaaks 
Opferung und Ismaels Verstoss ung — hier 
in sehr scharfsinniger Weise — Varianten 
des Tellschusses zu erkennen. Mit einem 
Hinweis auf Gen. 9, 2—12 endet dieser 
zweite Teil der „Astrahnythen". 

Ehe ein Versuch zur objektiven Be- 
urteilung des Wertes aller dieser Ver- 
glcichungen und Combinationeu unternommen 
werden kann, müsste der in fünf Teilen ge- 
plante Cyclus erst vollendet sein. Was schon 
jetzt brauchbar oder doch der Berücksich- 
tigung würdig erscheint, ist nicht wenig; 
jedenfalls hat St sein kühnes Unterfangen 
durch das bisher Gebotene bereits gerecht- 
fertigt Man findet manchen Punkt, der in 

I noch auf schwachen Füssen stand, durch 

II nachträglich ins Gleichgewicht gebracht; 
ähnlich wird es vielleicht mit dem in sich 
noch schwanken Aufbau von U später gehen. 
Den obigen Auszug betreffend legt Ref. noch 
einmal Nachdruck darauf, dass er ihn nur 
höchst ungern veranstaltete. Die eigentüm- 
lichen Maasse, welche in St.'s Arbeit herrschen, 
musste er notwendig falsch brechen. Sie 
vertragen keine perspektivische Kürzung, 
denn sie wissen so gamichts von der Gött- 
lichkeit der Methode. Möge die baldige 
Durchführung dieser selbstgewählten Aufgabe 
Stuckens nun also mit gutem Glück einen 
neuen Beweiss für die Thatsache bringen, 
an der wir längst nicht mehr zweifeln, näm- 
lich: dass es auch so geht! 

Berlin. 



August Klostermann, ein diplomatischer Brief- 
wechsel aus dem zweiten Jahrtausend vor Christo. 
Kiel 1898. Universitätsbuchhdlg. fiespr. v. F. E. 
Peiser. 

Die vorliegende Rektoratsrede will keine 



119 [No. 4.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜR-ZEITÜNG. [April 1898.] 120 



neuen Erkenntnisse geben, sondern nur mit 
Hilfe der, wie Klostermann mit Recht sich 
ausdrücke bahnbrechenden Arbeit von Hugo 
Winckler, die Thontafeln von Teil £1-Amama, 
eine kurze Skizze entwerfen, „um lediglich 
aus dem Verkehr und den Verkehrsformen, 
die sie uns zeigen, den Eindruck hervor- 
zulocken, dass die Briefschreiber einer der 
unsrigen nicht allzufremden hochgebildeten 
Gesellschaft angehören". 

Beachtenswert ist dabei der Hinweis, 
Seite 19, dass manche Redensarten, die auch 
an die Psalmen anklingen, aus höfischen 
Gedichten herrühren, und dass schliesslich 
solche Poesie zur Formel erstarrt ist. Da- 
gegen hätte sich Klostermann nicht verführen 
lassen sollen, die Namen der Mitaniköuige 
iranisch zu erklären; wenn wir Namen wie 
Ar-Tisub haben, dann ist es doch bedenklich, 
Artatama und andere in Arta-tama zu zer- 
legen. Jedenfalls liegt die Sache nicht so 
einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, 
wenn auch die Möglichkeit, dass das Fürsten- 
geschlecht anderer Rasse gewesen ist, wie 
das beherrschte Volk, dessen Sprache ja 
sicher nicht indoeuropäisch war, bis auf 
weiteres nicht vollständig ausgeschlossen 
werden kann. 

Aber die Wichtigkeit des kleinen Vortrags 
liegt nicht in ihrer wissenschaftlichen Seite, 
was sie ja auch gar nicht prätendiert, sondern 
in den einleitenden Sätzen, die mit erquicken- 
der Offenheit gegen eine leider immer mehr 
einreissende Herabdrückung der deutschen 
Universitäten Front machen. Da die zu 
beherzigenden Worte nicht oft genug wieder- 
holt werden können, sollen sie auch hier 
ihren Platz findeii, wo der freilich erst kleine 
Kreis der Leser ihnen gewiss um so freudiger 
Beistimmung zu teil werden lassen wird. 

„ . . . Ich sage ausdrücklich in dieser Reihen- 
folge: des Forschens und des Lehrens, imi 
das eigentümliche Wesen der deutschen Uni- 
versitäten gegen die populäre Anschauung 
zu wahren, welche in unerwünschter Weise 
auch im Buchhandel und hier und da in der 
Verwaltung zui* Erscheinung kommt Denn 
es gilt oft für den besten akademischen Lehrer 
dort, wer ein gutgehendes Kompendium seiner 
Fachwissenschaft zu schreiben, hier wer in 
lebhafter anziehender Rede zu wiederholen 
vermag, was in dem Kompendium eines 
anderen gedruckt steht. Hierbei werden die 
Universitäten von den Schulen für den 
Jugendunterricht, von den Seminarien und 
den technischen Unterrichtsanstalten nicht 
unterschieden, und ihre Aufgabe dareingesetzt, 
die Studierenden nur mit den formalen 



Begriffen und den materialen Notizen oder 
mit den technischen Handgriffen auszurüsten, 
welche für das von ihnen erwählte Fach 
öffentlicher Thätigkeit sowohl im Examen 
als in der Praxis erforderlich sind. Gewiss 
auch die Universitäten haben zu lehren, aber 
auf giouid der in stetiger Beobachtung des 
Zusammenhanges mit aller Erkenntnisthätig- 
keit des menschlichen Geistes vollzogenen 
eigenen Forschung des Lehrers; aucn sie 
haben zu lehren, aber mit der Abzweckung, 
dass die Jünger zu selbstthätiger Teilnahme 
in die Forschung hineingezogen und darüber 
unterrichtet werden, aus welchen Quellen und 
nach welcher Methode der vorhandene Schatz 
der Erkenntnis gewonnen worden ist** 

Wir Orientalisten sind Ja durch die beson- 
dere Art unserer Wissenschaft und, soweit wir 
nicht auf Grenzgebieten mehr praktische 
Thätigkeit ausüben, den angedeuteten Gefahren 
weniger ausgesetzt; aber da auch die nicht- 
beteiligten Glieder in Mitleidenschaft gezogen 
werden, wo das Ganze krankt, so haben auch 
wir ein lebhaftes Interesse daran, dass die 
von Klostermanu geschilderte Gefahr bekämpft 
wird. Und deshalb danken wir ihm für 
seinen kräftigen Mahnruf. 
Berlin. 



Die orientaltsehe Altertnmsforsehimg Im 
preusstschen Landtag. 

In der 47. Sitzung am 15. März 1898 nahm 
Herr Geh.-Rat Virchow Gelegenheit, über den 
Anteil, welchen Deutschland jetzt an den Aus- 
gi*abungen im Orient hat, zu sprechen. Da so- 
wohl seine Hede, wie die Antwort des Herrn 
Ministers Bosse zum mindesten ftir unsere 
deutschen Leser von grösstem Interesse sein 
muss, geben wir die bezüglichen Teile der beiden 
Reden hier nach dem offiziellen Protokolle wieder: 

(Vircbow.) 
Ich wollte eigentlich über die anderen, die so- 
genannten Kunstmuseen sprechen. Ich will dabei 
gleich bemerken, dass der Name Kunstmosenm sehr 
weitgehend ist, und dass man, um ihn zu verstehen, 
mit dem Namen Kunst vielerlei belegen muss, was 
nicht im gewöhnlichen Sinne so genannt wird. Die 
Quelle aller Kunst, die historische Quelle, liegt noch 
immer im Orient, und wenn das in neuerer Zeit mehr 
hervorgetreten ist, so ist das dem Umstände zu ver- 
danken, dass durch immer neue gründlichere 
Forschungen die Schranken der Geschichte stets 
weiter hinausgerückt worden sind; so überraschend 
weit, dass wir nun allmählich in der That bis über 
die Grenzen auch der sagenhaften Geschichte hinaus- 
gekommen sind. Ich darf vielleicht in dieser Be- 
ziehung erinnern, weil früher auch Preussen dabei 
eine hervorragende Rolle eingenommen hat, an die 



121 [No. 4.] 



ORIENTALISTISCHE LITTEEATUR-ZEITUNO. [April 1898.] 122 



SfcQdien über die altägyptische Geschichte, die LepsinB 
mit dem höchsten Erfolge betrieben hat. Von 
seiner Expedition sind in unserem Mnseum die 
schönsten Sachen. Aber in der neuesten Zeit sind 
die Entdeckungen in einer Weise vermehrt worden, 
welche alles zurfickl&sst, was zu jener Zeit aufgedeckt 
wurde. Die Forschungen, die durch englische und 
fhmzOsische Forscher in Aegypten angestellt sind, 
sind allmählich bis auf den allei^testen König ge- 
kommen, ja wahrscheinlich noch Aber den König 
Menes hinausgegangen. Man bewegt sich jetzt also 
ungefähr in einer Zeit, die um 4 bis 5000 Jahre vor 
Christo liegt. Nun kann ich allerdings nicht leugnen, 
dass wir es zuweilen schmerzlich empfinden, dass 
Deutschland, welches eine Zeit lang namentlich durch 
Lepsius einen so grossen Verstoss auf diesem Gebiete 
gemacht hat, allmählich ganz hurflckgeblieben ist, 
und dassy wenn nicht die fremden Herren sehr liebens- 
würdig wären, ich kann sagen, es sind wenige 
Forscher so liebenswürdig, wie die Franzosen und 
Engländer, die im Augenblick in Aegypten arbeiten 
und die sehr geneigt sind, auch Anderen etwas von 
ihren Funden zu überlassen; aber immerhin nehmen 
sie doch den Löwenantheil für sich, und wenn man 
das älteste Ägypten studiren will, so kann man das 
nicht in Berlin tbun, sondern man muss wo anders 
hingehen. Wir hätten allerdings wohl den Wunsch 
gehabt, dass Deutschland mehr aktiv in diese neue 
Bewegung hineingreifen möchte, und wir haben auch 
die Zuversicht, dass wir die Männer stellen würden, 
die in vollkommen ebenbürtiger Weise mit den 
Fremden solche Arbeiten übernehmen könnten. Un- 
gefähr das Nämliche gilt für die vorderasiatischen 
Gebiete, die lange Zeit sehr vernachlässigt worden 
sind, und wo man es den Engländern und Franzosen 
beinahe ganz überlassen hatte, einzuscharren. Die 
Franzosen namentlich haben in Vorderasien ausser- 
ordentliche Schätze gesammelt, die Engländer haben 
Assyrien explorirt. Wir haben recht wenig davon 
bekommen; wir haben uns lange damit begnügt, 
grosse (}ypsabg^üsse machen zu lassen, die in feier- 
licher Weise in Museen angestellt wurden. Es ist 
das ein nicht zu unterschätzender Vorteil, aber es ist 
nicht zu leugnen, dass die Originale interessanter 
sind als Gipsabgüsse. Hier schien es eine Zeit lang, 
als ob wir einen besonders festen Entschluss fassen 
würden; man errichtet« in Smyma eine besondere 
Delegation, die dem verstorbenen Humann übertragen 
wurde. Er hat nicht nur die Ausgrabungen von 
Pergamon geleitet, sondern auch eine Zeit lang über 
grössere Gebiete von Kleinasien seine Forschungen 
ausgedehnt. Man darf jedoch nicht verschweigen, 
dass die Österreicher in grossen Gebieten von Klein- 
asien uns zuvorgekommen sind, und dass ihre Forscher 
Kunstwerke nach Hause gebracht haben, denen wir 
nichts an die Seite stellen können; die Österreicher 
sind immerfort thätig, während es bei uns ein wenig 
schwach geworden ist. Glücklicherweise erhielten 



wir eine grosse unerwartete Hülfe dadurch, dass eine 
Reihe von reichen Privatleuten sich dafür interessirte, 
die vorderasiatischen und assyrischen Schätze mit 
abzuräumen. Unsere Museen haben das wenige, was 
sie aus neuerer Zeit von da besitzen, wesentlich dieser 
Konkurrenz der Privaten zu verdanken. Ich will auf 
das Detail dieses Verhältnisses nicht eingehen, das 
nicht immer ganz schön war; indess es hat schöne 
Resultate geliefert Wenn die Herren Kollegen noch 
nicht Kenntnis von den Altertümern von Sendschirli 
genommen haben, so darf ich Sie wohl auffordern, 
sie sich gelegentlich anzusehen. Es sind die ältesten 
Zeugnisse, welche die assyrische Geschichte mit der 
syrischen verbinden. Und wenn Sie sich einmal einen 
Einblick in den Umfang dieser Kulturgeschichte er- 
öffnet haben, werden Sie finden, dass sie für uns 
Alle, die wir doch kulturgeschichtlich ein wenig auf 
dem aramäisch-hebräischen Boden stehen, ein nicht 
geringes Interesse darbieten. Diese Untersuchungen 
sind dann auf eine sehr schmerzliche Weise zu Ende 
gekommen durch allerlei persönliche Verhältnisse, 
die ich hier nicht weiter verfolgen will. Was ich 
konstatieren wollte, ist nur, dass sie aufgehört haben, 
nachdem einige Entdeckungen gemacht waren, die 
zu den Ungewöhnlichsten gehören, welche in der 
neueren Zeit gemacht worden sind. Betrachten Sie 
nur die alten, grossen Steinfiguren mit den langen 
Inschriften, welche jetzt in unserem Museum stehen, 
wie kein zweites Museum Ähnliches au&uweisen hat. 
Nun waren unsere Untersucher gerade so weit ge- 
kommen, dass sie in dem grossen Schutthaufen, der 
die alten Paläste bedeckt, nach zwei Richtungen hin 
auf umfangreiche Bauten geetossen waren, und dass 
sich mit der grössten Sicherheit vermuthen Hess, dass 
unmittelbar dahinter Hauptteile des Palastes liegen 
und da offenbar neue statuarische Funde gemacht 
werden müssten. Da ist mit einem Male ein Strich 
gemacht worden, und dieser Strich ist bis heute, nach 
mehreren Jahren, noch nicht ausgelöscht worden. 
Wenn ich dem Herrn Minister einen besonderen 
Wunsch ans Herz legen darf, so wäre es, dass man 
an beiden Stellen in Sendschirli weiter arbeiten 
möchte. Es ist keine so grosse Au^be mehr, wie 
di^enige, die geleistet worden ist. Wir, die Privaten, 
haben seiner Zeit mit einem kleinen Zuschuss ver- 
mocht, ein ganzes Stück dieser Trümmerstücke auf- 
zudecken, gerade in dem Augenblick, als die 
Regierung aufhörte, ihre milde Hand darüber zu 
halten. Aber es lässt sich nicht Alles mit Privat- 
mitteln machen. Freilich sind noch opferbereite 
Pritvae da; wir würden noch immer die erforderlichen 
Mittel freiwillig beschaffen können, wenn die König- 
liche Staatsregierung nur den Wunsch hegte, die 
Untersuchung zu Ende zu bringen ! Es ist ein kolossal 
grosser Hügel, der bis jetzt etwa zu zwei Drittel 
aufgegraben ist; das dritte Drittel, welches, wie wir 
meinen, Hauptteile des Palastes enthalten muss, ist 
noch unau^redeokt. Die Erforschung von Sendschirli 



128 [No. 4.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜR-ZEITÜNG. 



[April 1898.] 124 



war nur nationale Arbeit; daran hat niemand mit- 
gearbeitet, der nicht zu uns gehörte. Wenn wir die 
Fortsetzung jetzt einer anderen Kraft überlassen 
müssten, so wäre das eine grosse bittere Enttäuschung. 
Daher kann ich wohl sagen, wir haben auf dem 
Qebiet der Altertumsforschung im Augenblick nichts, 
was uns so nahe berührte, wie gerade diese begonnene 
Arbeit. Ich möchte darauf aufmerksum machen, 
dass soeben der zweite Band des kostbar aus- 
gestatteten Berichtes erschienen ist. Mit besonderem 
Danke will ich dem Herrn Minister bezeugen, dass 
es mir eine grosse Freude war, dass er diese wissen- 
schaftliche Beschreibung der ausgeführten Arbeiten 
hat erscheinen lassen, welche die ganze architek- 
tonische Anlage zeigt. Ähnliche Stellen giebt es 
noch mehrere im Orient; ich will sie nicht alle 
durchpassieren lassen. Im Augenblick beschäftigen 
sich wieder einmal verschiedene private Assoziationen 
damit, Verstösse nach Mesopotamien zu machen, um 
einmal von einer anderen Seite her die Gebiete klar 
zu legen, auf welchen die älteste Geschichte sich 
entwickelt hat Ich weiss, dass die Regierung mit 
Wohlwollen diesem Unternehmen zusieht; aber ich 
kann nur wünschen, dass sie das. was wir so glorreich 
angefangen haben — und das ist nach meiner Meinung 
einerseits die ägyptische, andererseits die aramäische 
Vorgeschichte — , nicht liegen lassen möge. Freilich 
die aramäischen Altertümer sind vielfach so roh, 
dass sie in Zeiten hinein reichen, die man nur wohl- 
wollend noch als Kunstzeiten bezeichnen kann; es 
ist da weniger die Kunst als viehnehr die Entwicklungs- 
geschichte des menschlichen Geistes und des mensch- 
lichen Könnens, die man zu studieren hat, das, was 
wir kurzweg Kulturgeschichte nennen. Ich will gerade 
diesen kulturgeschichtlichen Staudpunkt hervorheben ; 
dieser muss hier als der praevalierende betrachtet 
werden 

Aus der Antwort des Herrn Ministers Bosse 
bezieht sich der folgende Absatz auf die uns 
interessierende Sache : 

Was dann die leise angedeutete Klage des Herrn 
Abgeordneten Vircbow anlangt, darüber, dass wir 
namentlich in Ägypten nicht mehr so aktiv und so 
im Vordergrunde ständen, wie in früherer Zeit, so 
ist das im gewissen Sinne richtig; allein man kann 
nicht in allen Ländern, wo es Grabungen zu machen 
giebt, gleichzeitig die Eisen ins Feuer halten. Man 
muss sich doch auch nach seinen Mitteln und Kräften 
richten und nach den praktischen und konkreten 
Anregungen, die man gerade bekommt, und die 
haben wir gerade in Ägypten in der letzten Zeit 
weniger gehabt. Das hat aber nicht ausgeschlossen, 
dass wir beteiligt sind mit all den Funden, die in 
Ägypten gemacht werden, und dass unsere ägyptischen 
Siammlungen fortwährend ganz systematisch vermehrt 
werden. Auch sind wir dafür an anderen Orten 
doch sehr thätig gewesen; ich darf nur an Send- 



schirli erinnern, dass ja der Herr Abgeordnete Virchow 
selbst hervorgehoben hat, und darf an die Expedition 
erinnern, die jetzt mit Professor Dr. Sachau an der 
Spitze in Assyrien ist und dort für uns Unter- 
suchungen ausfahrt^ von denen wir uns noch recht 
erhebliche Vorteile für die Zukunft versprechen; 
ebenso, wie noch gamicht a^isgesohlossen ist, sondern 
im Gegenteil in unseren Hoffnungen liegt, dass auch 
in Sendschirli die dort so glücklich begonnenen 
Untersuchungen weiter ausgebeutet werden. . . . 



Aus gelehrten Gesellsehaften. 

Das Komit^ für den 1899 in Rom stattfindenden 
Orientalisten-Konffress versendet bereits jetzt eine 
vom 10. März datierte Mitteilung an die Faoh- 
genossen. Danach wird der Kongress am 2. Oktober 
1899 eröffnet werdan und zwar in den dafür zur 
Verfügung gestellten Sälen der Universität Rom. 
König Humbert I. hat das Protektorat über den 
Kongress übernommen, der nach Absicht der Otgani- 
satoren diesmal anthropologische und ethnologische 
Fragen in reichem Umfange in den Kreis seiner 
Arbeiten zu ziehen gedenkt. Meldungen bei dem 
Präsidenten des organisierenden Komit^s, le Comte 
Angelo De Gubernatis, Professor für Sanskrit in Rom, 
(Via San Martmo al Macao 11) oder bei dem General- 
Sekretär des Kongresses, le Comte Franceso Lorenzo 
PuU^, Professor für Sanskrit in Pisa. (Florentiner 
Adresse: „Via Giordani 7"). Vize- Präsidenten, le Comm. 
Fausto Lasinio, Professor des Arabischen in Florenz 
und le Chev. Oeiestino SchiaparelU, Professor des 
Arabischen in Rom. Mitgliedskarte 20 Franks er- 
hältlich bei le Chev. Gioacchino Ferrari, Quästor der 
Universität Rom. Die italienischen Eisenbahnen und 
Schiffahrtsgesellschaften gewähren den Mitgliedern 
Preissermässigung. 

Vorderasiatisohe QeseUsohaft. Die Berliner 
Mitglieder treffen sich jeden ersten Freitag im Monat 
im Brandenburger Haus, Mohrenstr. 47. 



Oriental Olab Philadelphia. Meeting March 
lOth. Tättowierung von verschiedenen Sprechern 
behandelt. Einleitung, D. G. Brinton. C. P. G. 
Scott, die Malaien (der Ausdruck „tatoo** kam 
1773 von Tahiti ins Englische). Berichterstatter 
über Indien erkrankt. P. Haupt, die Semiten (will 
das Kainszeichen als ein tättowiert«s Stammesab- 
zeichen erklären), W. M. MüUer, Ägypten, ß. S. 
Lyman, Japan. M. Uhie, Peru (Boggidni bestritt 
Tättowierung dort mit Unrecht). Schlussdemonstra- 
tionen S. Culin. 



Personadien. 

Dr. SnouckHurgronje, der bislang in der Nähe 
von Batavia lebte, ist im besonderen Auftrag des 
Generalgouverneurs von Sumatra nach Aljeh ge- 
gangen, um dort seinen Einfluss zu Gunsten der 
holländischen Regierung geltend zu machen. 

Muhammed Be *Otman Gelfti ElwanS'I 
(siehe O.L.Z. Spalte 60 f.) ist am 16. Januar in Kairo, 
woselbst er Mitglied des gemischten Gerichtshofes 
war, gestorben. 

Nach einer Notiz im Konstantinopler Handeisblatt 



125 [No. 4.J 



0RIENTALI8TISCBE LITTE RATÜR-ZEITUNG. [April 1898.1 126 



vom 9. 3. 98 befand rieh damals Geh.-Rat Prof. Dr. 
Sacliau in Bagdad, 'j Zum 1. April wird er in Berlin 
sorflck erwartet. 



Zeitsehriftensehau. 

Berichte über die Verhandlungen der 
kgL Bäche. Qesellech. d. Wiaeenech. su 
Leipsiff. 1897. 

IL Socin, zur Mesainschrift (Aus Anläse der 
1896 erschienenen Doktordissertation Nordlanders 
die Inschrift des Königs Mesa von Moab hat Socin 
1^7 den Stein und den Abklatsch noch einmal 
geprüft, als Kontrollierenden Herrn Lic. Dr. Holzinger 
nemnend, der, wie es scheint, ganz ^unbefangen*' 
war, da Herr Socin von ihm sagt: einen Gelehrten, 
der als Forscher auf dem alttestamentlichen Gebiet 
durch seine „Einleitung in den Hezateuch** weiterhin 
bekannt ist!!) 



1897. 

2 und 3. J. Ruska, Studien zu Severus bar 
§akkü*s ,,Buch der Dialoge** (Schluss). — V. Scheil, 
La mort de Mar Marcos, ou demidre entrevue de 
Mar Marcos et de Mar S^rapion. — Tb. Nöldeke, 
einige Bemerkungen über die Sprache der alten 
Araber (gegen Vollers*s Kritik in Z.A. Xn 126 ff.: 
Den arabischen (National) -Philologen dienten die 
alten Gedichte im selben Masse als Grundlage ihrer 
Lehren, wie der Korln und mehr als -die heilige 
Tradition". Sucht dadurch die Ursprünglichkeit des 

v«»l^l nachzuweisen). — E. Littmann, Die Pronomina 

im Tigre. — A. Eisenlohr, Ueber altbabylonische 
Massbezeichnung ^chmalige Besprechung des von 
ihm, Oppert und Thureau- Dangin herausgegebenen 
und bearbeiteten altbabylonischen Felderplans). — 
Adalbort Merz, Die in der Peschito fehlenden Briefe 
des Neues Testaments in arabischer der Philozeniana 
entrtammender Uebersetzung. Nach der Abschrift 
eines Manuskripts des Sinai-Klosters von Frau A. 
Perais Burkitt veröffentlicht und mit Anmerkungen 
versehen. A. Der zweite Brief Petri. B. Der zweite 
Brief Johannis. G. Der dritte Brief Johannis. 
D. Der Brief Judae. — J. A. Knudtzon, babylonisch- 
assyrische Altertümer in Kopenhaffen. n)arunter zu 
bemerken: ein durchbohrter Knauf aus feinem Kalk- 
stein mit der Inschrift: „ana Marduk bili-iu Bü-ipu-ui 
ana balAf napi&ti ipu-ui-ma iki-ii, d. i. Marduk, 
seinem Herrn, hat Bfl-fpui für* die Erhaltung des 
Lebens gemacht und geschenkt.'' Im Anschluss 
hieran eine ähnliche Inschrift, des Berliner Museums: 
„ana A-f bili-iu Bfl-zir apil I-a-bftn-an (besser -zir? 
d. B.) ana balAt napi&ti-iu fpu-u6-ma iki-ii. Femer 
ein Petschaft mit Bildem auf 3 Seiten', deren eine 
eine Inschrift trilgt, nach welcher der Gott mit dem 
erhobenen Fusse und dem Sichelschwert Nabu w&re). 
— y. Scheil, Assimilation de trois nouveauz Siemes 
archaiques. — Sprechsaal: V. Scheu, le dieu-roi Bur- 
Sin-Plandte; idem, le sens du mot namrak (sei 
Fürsten- und Beamtentitel). — A. Knudtson, Brief 
des Inhalts, dass der bislang Kallima-Sin gelesene 
König vielmehr Kada8man-Bu zu lesen sei. — C. 
BrooSelmann, zum Leben des Mar-Bei\]amin : Die 
von Scheil im vorigen Hefte der Zeitschrift ver- 
öffentlichte Legende des Mar-Bei^amin stimmt fast 

>) Die weitere Nodt daselbst: „aiuserdem beabsichtigt die 
deatiAe Ofietttgesellsdiaft* im April des Jahres, wenn die nötigen 
Mittel, deren Betrag aDerdings tiemlich hoch sein dürften, flüssig 
seis soUteiL eine £in>e<Btion nach Syrien su entsenden* erscheint 
■ wandelbar, will etwa die neue Gesellschaft die Arbeiten des 
beifaheiidan Oriendcoodtte fertsetseaf Zu beachten dafiir sind 
dto chtm abgednaektea Worte des Kaltusaiaistert. 



ganz mit der des Mar-Micha in Bedjan Acta Martyrum 
III, 513—532 überein, und zwar ist die erstere das 
Original. — S. Fränkel, Brief mit einigen Ver- 
besserungsvorschlägen zur oben erwähnten Legende, 
deren Identität mit der des Mar-Micha er au(^ bei- 
nahe herausbekommen hätte. Femer sei das von 
Sachau Z.A. XU^, besprochene *lSi$ia^ des Ptolemäus 
gleich talm. t<"1^p"l ^7VH' *~ F* Thureau- Dangin, un 
lettre de Qammurabi. — Recension: Fr. Delitzsch, 
die Entstehung des ältesten Schriftsystems, bespr. 
von H. Zimmern (Versuch, nach Jensen's und Peiser's 
Verurteilung des Buches scheinbar zu retten, was 
nicht zu retten ist). 



Al-Maohriq. 

5. (1. März 1898). P. Anastase, lie griffon. Ueber 

Vm^ü^ '^LaJLft, mit besonderer Beziehung auf einen 

Voge. — Anhinffa Levaülant, Plotus^ Levaillant — 
den der Verf. bei al-Bafra sah.). — P. A. Salhani, 
Bemerkungen zu diesem Artikel. — Dr. Chaker 
Khoury, Le coUjre. (Ueber das kühl, dessen Gesund- 
heitsschädlichkeit, Bereitung, Oescliichtliches u.s.w.). 

— Dr. L. Musil, £tude de topographie chr^tienne sur 
Gaza et ses environs. (Besser: Zur christlichen 
Eirchengeschichte Gaza's u.s.w. Dabei werden alte 
Oertlichkeiten mit heutigen allgemein nach der Lage, 
z. T. auch nach Namen, gleichgestellt; sonst findet 
sich nichts eigentiich Topo^apmsches!). — P. V. de 
Goppier, L'art naval en Orient (im Altertum). — P. 
L. (Ibetkho, Histoire de Bejrouth d'Ibn Salih (Forts.). 

— Besprechung: ^^) dÜUJf UL&S iökj\ \^\jS 

0^)\) u-V »Ä^«J ^^iiftl ^f^^l Paris, 

Leroux (Publ. de Täcole d. L. 0. V.), bespr. von 
L. S[eibö]. 

6. (15. März 1898). B. Chartouni. La Chronologie 
patriarcat maronite d'apris Douaihi. (Text des Stephan 
ad-Duwaihi, gest. 1704, mit Einleitung und An- 
merkungen. Obgleich wir aus gleichzeitigen und 
frflheren Texten über die syrisch-arabische Vulgär- 
sprache einiges wissen, ist es doch zu bedauern, oaes 
nach S. 248 Zeile 4 von unten grammatische Vulga- 
rismen aus diesem Text herauskorrigiert sind.) — 
P. H. Lanmiens, (Jbtudions notre Histoire — Plan 
d'^tudes historiques. Sehr beachtenswert! .Vgl. das 
ausführliche Referat in dieser No. von Dr. G. &mpff- 
meyer). — P. L. C^elkho, Histoire de Beyrouth d'lbn 
SaUh (suite.) — Varia: Le nom des Barmeeides. 



The Jewiah Qaarterly Review 1898 X. 

38. S. Schechter, Qenizeh Specimens. — Thomas 
Tyler, Note on Deuteronomy ^XII 42 (will t^{0 
niJHD ^ prinoipal of chiefs (d. i. Pharaohslüj 
fassen). 



Hermes XXXni. 

1. Paul Wendland, Jesus als Satumalienkönig: 
Der Bericht der Evangelien über die Verspottung 
Jesus „als jüdischen König" und des jüdischen Königs 
Agrippa in Alexandrien 3o n. Chr. nach Philo stimme 
zusammen mit den Schilderungen des Satumalien- 
Königs (nach den Märtyrerakttti des heiligen Dasius, 
Analecta Bollandiana Bd. XVI 1897). 



18? |No. 4-1 



0BIGNTALISTI3CHB LirrBBATüa-ZEtTUNG. [April 1896.] 188 



Ravae dM AtudM JuItm 1897. 

No. 70. Colouel 0. Mumier, Qäognphie de U 
Paiutiiie et den Vttjt Toinna I lafrootiörö märidio- 
nmle de la Falestine (nach Numeri. Joeaa, Eteohiel 
nnd Targum Jemialmi. Der nkbal Mnsri lei diu 
Wadl-Qaul). Liste der StUte im BQdea). — Hsyer 
Lambert, U trilitäralitj de« racinei. — Inuel Uri, 
les Morcei tklmndiquei de l'hiatoire jnive. — W. 
Bacher, an Hidraoch aar le oantique den cautiqaee 
(nmeh der Publikation von S. Orflnbut, Jemaalem 1897). 
— A. Danon. nne lecte judäo-mnaolmane en Tnrqoie 

SMr den falaobeD Meenai von Smyrno, Sabbatai 
vi. 1B26-1676). - HoiM Schwab, une lifte h^ 
braiqne de ooma Qtegraphiqnee de l'Afrique du Nord. 

The Journal of PtaUolOffla 1897. 

No. DO. H. J. Trfiwlor, Early citatioai of the book 



Beitr&fce Bor AsaTiiologl« und ■«inttisob«D 
BpraobwlsMUMhaft (B.A.) 1898. 

in,. Bnmo Heiasner, altbabyloniiebe Üeietie: 
giebt Fragmeate in uiyriKher Schrift, die eich als 
Teile einer Serie altbabjlonischer Qeeetie, dann aIbo 
tOr die Bibliothek Alurbouipals kopiert, beraiuatellen. 
Die Debenetinngeii aiad Dur ali proviioriech onza- 
*eh«n, bis sie mit Hilfe eines Juristen revidiert ibd. 
— D. W. McQee, lor Topographie Babylons anf 
Qrnnd der Urkonden Nabopolauare nnd Nebukad- 
nezars. Erstes Kapit«l: Die Keilschriftarkunden in 
Umschrift. (Keine Uebenetznng. wohl tadelnswerte 
Kachohmong der arabistischen Methode znr Ver- 
schleierung des unni reichenden KOnnens; kann nicht 
scharf genag mrOckgewieaen werdenl) — Tslcott 
Williams, the spoken Arabic of North Horocco. — 
F. Thnreau- Dangin , lee chiffrea fractionnaires dans 
l'fcriture babylonienne archalqno (teil weis nach 
unedierten Texten, teilweis nach .Tablettes chaldd- 
ennea inäditet", WincUer, Fo rschu ngen VI .644, 
Bilprecht, Bab. Bxped. VI, VII, Vm.) 

Tbsologlaoha Quaxtalsolirlft 1898. 

2. Hnbert Orinune, Metrisch-kritische Emen- 
dationen lom Bnche Hiob (Anwendung der von 
Qrimme in Z.D.H.G. L 629-664 niedergelegten 
Omnde&tze einer hebrftiscben Metrik anf Hiob). 

Zeltaohrlft fOr vloaenaohaAllohe Thao- 
loffi«. 1898. 

1. Friedrich Schiole, War Israel in Aegyptea? 
Dnd wie tog ea in Kanaan einT ^ucht die Ut«re 
AnAssung gtnen Winckler's Qeichickte Israels zu 
verteidigen, mit mannigfachen, notgedrungenen Za- 
geflULndnisMn). 

Thtt Bzpoflttor. 1B98, 

XXXIX. Bd. König. Notes on the book of 
Qeneais in Hebrew (Zus&ue xn Spnrrell's Notes on the 
Book of (Jenesis). 

P.8.B.A. 1898. 

Februar;. Joseph Offord, Koman inscriptiona 
relating to Hadrian'e Jewish war, — Hormnid 
Bassam, Abraham and the land of bis nativity. — 
J. Lieblun, Thotm^ DI, «tait-il le Als de Thotmte It 
(Bejaht die Frage gegen die doroh daa von Bonriaut 
nnd Haap4ro verOlKotlichte und Dbersetate, neug»- 
fundene Monnment gegebene Möglichkeit (Sethe), die 
durch ffincki niapr&^ch gegebene Anaetmng nmia- 



stosaen.) — A. Q. Sayce, the beginnings of the 
egvptiaD monarch;. (18 ägypt. Si^elö'linder. Manche 
geboren wohl nicht in die HeneBoit, sondern in Dyn. 
5—6, mehrere sind aber offenbar bei der Am^^bang 
des M enesgrabes bei Nekadah entwendet worden. Noch 
nicht sicher lesbar. — Die grüne Steinplatte, jetat teil- 
weise inQiseh, von der J^nier bei de Morgan tagt, daas 
ihre Herknnft nicht genau bekannt ist, sei 1888 in Abj- 
dos gefunden, im Streite lerbroehen, ein Stück in den 
Nil geworfen worden. Ein Stflck ist im Lonvre, ein 
anderes ietat im Ashmolean Museum, mitder Figur einer 
Giraffe danHif).—W.E.Cnini, Noteon the CopticSpell,— 

Z.B. 1897, 

6. H. V. Stevens, Anlbropolcwiscbe Bemerkungen 
über die Eingeborenen von Malakka (nach den 
Reisetagebflchem des verstorbenen Forsch er« von 
Dr Mai Bartels bearbeitet). Hierin Jnterssaante 
Notiien, wie z. B. die Fuistapfen, entstanden ans 
Pahnblattvorrichtung lum Ueberschreiten lumpSger 
Stellen, herangecogen snr ErUirung von Ersählnngen 
des Plinius. ApoUonius von Tyana n. a. Aber Leute 
mit meterlangem Fnaie oder i'Oaien, welche in alle 
möglichen MBrchen und ernsthafte Schriften Ober- 
gegangen sind. — Paula Karsten, Einiges Aber die 
Araber von Nord-Afrika; dar Vorabend des mnsel- 
manischen Sabbaths bei den 'Alsäwa. — E. Salkowski, 
Untersuchung des Inhaltes eines SohiUlels von Qebet 
Silaileb: Ea lOwt sich nicht verkennen, das* daa 



malischen Substanien durch allmähliche (äjrdatioa 
spricht, ohne indeesen diese Frage gani in ent- 
scheiden. — Q. SuhweiDforth, Ober die Ornamentik 
der Ältesten Kultur-Epoche Aegypteus. (Abdruck de* 
Teils einer in der Oaster. Monataaohrift f. d. Orient 
1897, 9 und 10, BeU. verOffentUcfaten Abhdlg). Be- 
■pricht die Funde van Flinders Petrie nnd Anidineau 
vom Standpunkt des NaturwisaenschafUera). — R. 
Vircbow, Aber die Kopfhaare an» den prUiistorischen 
QAbern Ober-Aeg^tens: Die angeblich blonden 
Haare sind in der Erde entf&rbte schwane (makro- 
skopisch) oder braune (mikroskopisch) der ^flhisto- 
riselien Bevölkerung, welche sda Älteste Hamiten 
aufzufassen sind. — 0. Olshausen, drei angebliche 
Eisenobjekto aus der i weituntersten Buineniohicht 
von Himarlik, Gegen den im Qlobns 71. 217 ff. ver- 
öffentlichten Beitrag mr Urgeschichte des Qeldee, 
die trojaniBchen Silberbarren der Schliemann- 
Sammlnng von A. UOtae, der eich im Anscblnss daran 
sofort verteidigt. 

AsgrptUoher Kurier (vom 19. 3.-9B). 

Wie Herr Loret, Generaldirektor der Verwaltung 
der Altertflmer, dem Ministerium depeacbiert, ist es 
ihm gelungen, im nThole der Könige" das Grab 
Amenophis' 11. lu entdecken. Die Mumie wurde 
wohlbehalten in ihrem Sarge gefunden nnd in dem- 
selben Grabe gleiohieitig noch nenn unherflhrt 
gebliebene S&rge, vier Mumien auraerhalb der S&rge, 
eine grosse Aniabl von Vasen, Statuetten und anderen 
Gegenst&nden, wie man sie den Toten roitsugeben 
pflegte. Das Grab scheint seit seiner Schliesanng 
nicht berflhrt worden zu sein. 



Briefkasten. 

a N, in B. Ihre BefOrohtung, dass der in No. 8 
verOffenllichte silberne Bing «>ne FUscbnng aei, ist 
ja naheliegend, aber nach dem ganten Charakter dea 
Bluges wohl nicht begrOndet Es liwt eben ein 
Dniknm vor. Bin ErklKrungaveraoch ist freilich noch 
von keiner Seite eingegangen. 



"Sä.', 



: r. K. P^taB, KIWpl 



', KlWnbna L Fi- 1. Z. BvUb W. I 
Variu, B«(U> 3 , BnadHbBAr. i>- 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung. 



Erscheint 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 
von 

P. E. Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



Abonnementspreis 
vierteljährlich 3 Mk. 



Beitelluiigen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhandlung, Berlin S., Brandenbnrgstr. 11, sowie alle Buch- 
handlungen und Postämter (unter Nummer 5656 A). — Inserate die zweigespaltone Petitaseile 30 Pf.; bei 

Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 



1. Jahrgang. 



15. Mai 1898. 



M 5. 



Alle fSr die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten : Redaktioii der 0. L« Z., Wolf Feiger Yerlag, Berlin S. 42, iBrandenbnrgstr. 11. 1. 



Die Völker des alten Orients im deutsehen 

Gesehiehtsunterrieht. 



unter diesem Titel ging uns der folgende Auftats 
XU, den wir wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes 
und wegen seiner eigenen Bedeutung gern unsem 
Lesern vorlegen: 

Da der 9 seinem Inhalt nach nur zu 
billigende, Aufsatz über die Verwertung wissen- 
schaittieher Ergebnisse in Nr. 3 dieses Jahr- 
ganges sich wohl in den Händen aller Leser 
befinden dürfte, so kann das hier Folgende 
ohne weiteres an die dort gegebenen all- 
gemein gültigen Ausführungen anknüpfen. 
Wie notwendig es wird, den Verfassern von 
historischen Handbüchern mit grösserer Ver- 
breitung nachgerade vor Augen zu halten, 
dass sie ihrer Pflicht, auch den alten Orient 
Tom Standpunkte modernen Wissens aus zu 
beleuchten, oft in fahrlässiger Weise „genügt^ 
haben, beweist u. a. die letzterschienene 
(elfte) Auflage des bekannten Auszuges der 
alten, mittleren und neueren G-eschichte von 
weiland Dr. Karl Plötz. Als Bearbeiter nennt 
sich Dr. Max Hoffmann in Lübeck; nach 
Andeutungen, die man aus dem Vorwort ent- 
nehmen könnte, scheint das Mittelalter sein 
Spezialgebiet zu bilden. Wird also mit diesem 
Herrn nicht weiter persönlich zu rechten sein, 
— es wäre denn in dem Sinne, dass er die 
wissenschafUiche Fragestellung an sich selbst 
überging, ob die Orientforschung seit etwa 



20 Jahren wirklich stillstehe — so erfordert 
die Sache ihre um so energischere Elarlegung. 
Bekanntlich erfreut sich der „kleine Ge- 
schichts-Plötz^ in unseren Gymnasien und 
sonstigen höheren Schulen ausgiebiger Be- 
nutzung als Leitfaden, und thatsächlich ist 
dem Verfasser dieser Zuschrift bis heut noch 
kein Werk solcher Art vorgekommen, das 
eine bessere Struktur aufwiese. Nun umfasst 
der gesamte Text, einen Anhang und das 
Register abgerechnet, 408 Seiten, wovon 21 
den alten Orient bis Alexander (Indien natürlich 
dabei), erledigen. Aegypten beginnt den Reigen: 
als Quellen sind Dunckers G. d. A. und L. 
V. Rankes Weltgeschichte angegeben, denn 
was als nach Lepsius, Rosellmi, Ebers und 
Brugsch bezeichnet worden ist, geht doch blos 
auf Zitate in den beiden erstgenannten Werken 
zurück, würde auch im anderen Falle keine 
Blosse zu decken im Stande sein. Die 
Babylonier und Assyrer schlüpfen ohne 
Quellennennung durch ; man sieht aber leicht, 
dass die vorigen Werke auch hier mit lobens- 
werter Ausschliesslichkeit benutzt wurden. 
Daher hat Babylonien vor Nabopolassar keine 
eigene Geschichte, Assyrien „erhebt sich um 
1500 zu selbständiger Macht neben dem 
babylonischen Reiche, und nimmt^ dessen 
Kultur an^. was sehr nett toh 




131 [No. 6.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG, 



[Mai 1898.] 182 



Salm. II. kommt nicht vor, hier wohl auf 
Orund eigener Kritik des Verarbeiters, Tigl. 
Pil. U. statt m. hat dagegen, wenngleich 
falsch, doch wenigstens gewisse moderne 
Autoritäten für sich. Wie hiemach die Ge- 
schichte Israels aussieht, kann man unschwer 
erraten, und die übrigen Völker an Hand 
eines solchen Geschichtsauszuges zu be- 
trachten macht ebenfalls wenig Freude. Nur 
bei den Phöniziern und Karthagern ist Er- 
trägliches vorhanden bezw. ererbt, weil O. 
Meltzer vor Zeiten eine Auflage oder zwei 
bearbeitet hatte. Schliesslich kommt es auch 
bei einem derartigen Vademecum nicht durch- 
aus auf die Irrtümer und Obsolefacten im 
Einzelnen an — was aber unerträglich ist, 
das ist der täuschende Schimmer einer streng 
wissenschaftlichen Grundlage, die sich als 
wiederum neu geprüft hinstellt, was die 
Schüler ohne weiteres und die Lehrer offenbar 
ohne besondere Schwierigkeit denn auch 
glauben. Somit bleibt an diesem gut ein- 
geführten Buche, das man übrigens nach 
einem noch so ungenügenden Abrisse der 
parthisch-sasanidischen, der byzantinischen 
und der arabischen Geschichte vergebens 
durchblättern wird, allein der buchhändlerische 
Wert übrig. Dem Bedürfnisse könnte nur 
eine durchgreifende Neugestaltung oder ein 
ganz neues Werk entgegenkommen - quod 
erit cogitandum, insbesondere au^ orientalisti- 
scher Seite. 

Etwas milder liegt der Fall bei dem 
soeben herausgekommenen „Lehrbuch der 
Geschichte der Pädafi^ogik'^ von Dr Matthias 
Kappes (I. Band, Altertum und Mittelalter). 
Der Verfasser ist Professor an der Akademie 
zu Münster: die damit verbundenen Voraus- 
setzungen gewähren ihm z. B. in Beziehung 
auf alles, was er über die Erziehung beim 
Volke Israel sagt oder nicht sagt, eine ge- 
sicherte Freistätte. Sodann scheint die Fertig- 
stellung namentlich der ersten Abschnitte, 
welche von der Erziehung bei den Kultur- 
völkern des Orients handeln, längere Zeit vor 
Beginn des Druckes erfolgt zu sein. Keine 
der als benutzt angeführten Schriften ist 
diesseits des Jahres 1883 erschienen: ein 
Missstand, der bei einem noch früheren Ab^ 
schneiden kaum viel ärgere Folgen gehabt 
haben würde. Nur für die Nilanwohner wird 
auf „Ermann^ verwiesen, aber es sieht nicht 
aus, als hätte der Verf. viel von dessen 
w-A-egypten** profitiert Im allgemeinen Teil 
ist noch ganz treuherzig von den höheren 
Kasten die Rede, und „überhaupt zeigt sich 
bei den Aegyptem allenthalben ein reges 
Interesse für die Objekte natürlicher und 



historischer Wirklichkeit; Naturkunde, 
Geographie, Arzneikunde, Geschichte erfreuen 
sich eifriger Pflege.^ Es mag sein, dass dem 
Verf. Ermans kritischen und für ihn andern- 
falls lehrreichen Darlegungen gegenüber das 
Organ fehlte allein man muss selbst als Ur- 
heber einer Geschichte der Pädagogik rein 
sachliche Berichtigungen des Thatbestandes 
zu erkennen vermögen. Sonst fällt der Sprung 
unfehlbar zu niedrig aus, und das ist denn 
auch der Fall. Wenn femer hier die 12 '/j 
Zeilen, welche Kappes für die allgemeine 
Schildeioing der Euphratenser übrig hatte, 
wiedergegeben werden, so wird man diese 
Entnahme dem Umfange nach wohl nicht für 
unzulässig ansehen. „Die semitischen Völker 
verdanken den Anstoss zur Entwickelung ihrer 
Kultur und Bildung im letzten Grunde 
wesentlich aegyptischem Einflüsse. Unter 
diesem Einflüsse standen unmittelbar die 
turanischeu Chaldäer oder Akkadier im 
südlichen Mesopotamien, die Erfinder der 
Keilschrift und ältesten Vertreter der vorder- 
asiatischen Kultur, und auf ihren Schultern 
ruht das gesamte Bildunfi;s- und Erziehungs- 
wesen der semitischenEroberer, der Babylonier 
und Assyrer. Die alte chaldäische Litterator, 
vorzugsweise mythologischen, astronomischen, 
astrologischen und mathematischen Inhalts, 
bildete bei ihnen unausgesetzt den Grundstock 
alles Wissens und Lernens, „„Sprache und 
Schrift der Chaldäer^ ^ den Gegenstand jedes 
höheren Unterrichts.** 

Bemerkungen hierzu könnten den Ein- 
druck höchstens stören. Wenn die nachher 
im engeren Druck beigebrachten Specialia 
nicht ganz so „bahnbrechend** wirken, wie 
man nach dem obigen Programm zu erwarten 
berechtigt wäre, so beruht das einfach auf 
dem engen Anschluss des Verf. an Sotulens 
bekannte Arbeit „Assyrien und Babylonien*', 
von der die Auflage 1882 benutzt wurde. 
Es ist also weniger die Richtigkeit des Ge- 
sagten, als die uns nachgerade vertraute 
Manier, welche einen scheinbar milderen Effekt 
hervorbringt. 

Brauchbar erweist sich also keins der 
beiden Werke im Hinblick auf seine je- 
weiligen Angaben über altorientalische Völker. 
Sicherlich wetteifern noch verschiedene andere 
Arbeiten mit den bis letzt hier genannten. 
Unsere Fachkreise sollten es als Pflicht 
empfinden, i^ct^ii derartigen Fall zu kenn- 
zeichnen. Wie würde es der neuen Auflage 
eines Handbuches über Physik ergehen, welche 
nichts von den Kathodenstramen brächte? 
Die Nutzanwendung ist leicht — f&r den ein- 
sichtigen Orientalisten. Und das sind sie 



ORtESTTALISTlSCHE LirTfiBATtTK-ZETrONa. 



Vtai 1898.] 



IM 



nitfirlicb alle. Sie haben gewiss nur su viel 
KU Üma, am sich einmal umzublicken. 

Wir achliewen hier eine andere Zuachnft an, die 
nch mit demaolben Oegenatande beeoUftigt: 

Eine Bemerkung des Einsenders aber die 
Quellen, die zur Darstellung der Q^scbichte 
des alten Orients verwendet zu werden pflegen, 
veranlasst mich, auf die darauf bezüglichen 
Anmerkungen in einem der besseren Lehr- 
bficher „f^ die oberen Klassen der Gym- 
nasien*', dem von Gindel; (Verlag von 
Tempsky & Frejtag, bearbeitet von Dr. F. 
H. Hajer) aufinerksam eu machen. Der 
«rate Band dieses „Lehrbuches der allgemeinen 
Qeachichte" ist 1896 in neunter, veroesserter 
Auflage herausgekommen. Um gleich mit 
der beliebten Ausrede zu rechnen, dass die 
Lehrbücher getrost ein Jahrzehnt hinter der 
WisaenschafE zurflckbleiben dürften, wollen 
wir uns also ins Jahr 1886 zurückschrauben. 
Das Lehrbach bemerkt (S. 19) zur Ueber- 
schrift „Die Babylonier und Assyrier": 

Quellen und neuere Bearbeitungen : 
Aus einheimischen Quellen verf. Berosus, 
ein chald&ischer Priester, drei Bücher 
XtüZoSxA oder Boßu^^voui, von denen sich 
nur Fragmente erhalten haben. Son8%e 
Quellen sind: die Bibel, Herodot, 
Ktesias, von dessen Werk sich auch nur 
Fragmente erhalten haben, und Eusebius, 
Also Herodot, Etesiaa, Eusebius — der 
Ftolem. Kanon ist nicht genannt — als Quellen 
ftr assyrische Geschichtel Und erst nach 
diesen eigentlichen Quellen geht es weitet; 
Von grosser Bedeutung sind die 
Forschungen, welche auf die von Botta 
1843 begonnenen Ausgrabungen der Ruinen 
von Ninive gegründet sind und die Ent- 
sifferung der auf den Denkmälern befind- 
lichen LiBohriften zum Gegenstande haben. 
Aach Layard machte sich um die Aas- 
grabungen in hervorragender Weise ver- 
dient; sein Werk: Niüve und Babylon 
(deatsch von Zenker, Leipzig 1856) ist mit 
xahlreichen Illustrationen versehen. Um 
die Entzifferung der Keilschrift erwarben 
sich der Deutsche Grotefend und der 
Engländer Rawlinson grosse Verdienste. 
Die vielen Keilschrifttexte auf den Wänden 
von Tempeln und Palästen, auf Thontafeln 
und Thoncylindem haben die Kenntnis der 
Geschichte der ältesten Völker ausser- 
ordentlich erweitert. — Hommel, Ge- 
sohiohte Babyloniene und Assyriens 1886 
(Oncken). Winkler, Geschichte Baby- 
loniens und Assyriens. 1892. 
Di« An&hrong der letrten beiden neueren 



Bearbeitungen hat wohl ungeßthr den Sinn; 

„wer suchen will im finstem Tonn 

ist mir zu viel gewesen". Davon mag sich 
unschwer überzeugen, wer die Ausführung 
des Abschnittes im Lehrbache Uest. Dabei 
ist Tiele unterdrückt, Wincklers Name falsch 
gedruckt, seine „Untersuchungen" fehlen. 

Nun könnte man es dem Bearbeiter wohl 
nicht verübeln, wenn er die Quellen über- 
haupt nicht angäbe; tbat er es aber, dann 
hätte er jedenfalls die wirklichen Quellen 
voransteUen müssen. Denn seine Darstellung 
muBS sonst in jedem, der den Sachverhalt 
nicht kennt — es handelt sich um Gym- 
nasiasten — die Vorstellung erwecken, als 
brächten die Inschriften wichtige E r- 
gftnzungen zu dem, was aus andern Quellen 
bereits bekannt war. 

Aber nun noch eine Bemerkung über das 
„Jahrzehnt". Die Erklärung, dass das 
Lehrbuch um ein Jahrzehnt hinter der 
Wissenschaft zurück sein dürfe, ist mir 
— mit Bezug auf die Geschichte des alten 
Orients — mit solcher verblüffenden Regel- 
mSssigkeit entgegengetreten, dass die Aonahiae 
nahe liegt, es handele sich hier um ein förm- 
liches Dogma Aber dieses gilt wohl auch 
nur f^ den alten Orient, denn wer würde 
ein Lehrbach z. B. der Erdkunde in Schutz 
nehmen wollen, das am 10 Jahre (!) hinter 
der Wissenschaft zurück wäre? Aton ver- 
suche es sich auszamolen: Helgoland britisch, 
Kaisertam Braailien, Nord-Ostseekanal nicht 
erwähnt, u. s. w. Würde ein Verfasser das 
wagen dürfen? 

Die übliche Begründung, weshalb man 
den Fortschritten der Wissenschaft nicht zu 
ungestüm folgen dürfe, lautet, man müsse erst 
abwarten, ob die neue Ansicht sich halten 
werde. — Mit Unterschied! Ein anderes 
sind neue Hypothesen, ein anderes neu- 
entdeckte Primärquellen ! Wo man aber in 
der Geschichte des alten Oriente schwanken 
kann, ob man es wirklich mit Primärquellen 
zu thun habe, da ist gewöhnlich die alte 
Ansicht schlechter begründet als die neue, 
und man hat auch dann noch olle Aussiebt, 
den geringeren Fehler zu begehen, wenn man 
sich der letzteren anscUiesst Warum ist 
man denn gerade in der Geschichte des alten 
Orients so zaghaft? 

Ein Lehrbuch der Geschichte für die 
oberen Klassen höherer Lehranstalten (von 
1893), das den alten Orient überhaupt un- 
berücksichtigt lässt, führt bereits des Aristoteles 
Schrift vom Staate der Athener anter den 
Quellen mit an, trotz des Satzes in der Ein- 
leitung „haben sich doch die Ansichten Über 



186 [No. 6.] 



0BIENTALI8TISGHE LITTEBATUR-ZEITOKG. 



[Mai IddS.] 186 



den Wert der Quelle ztir Zeit noch wenig 
geklärt^. Warum geht es denn hier? 

Uebrigens gilt der Vorwurf einer erund- 
BätzUchen Rücutändigkeit für Gindely-Mayer 
nicht; um so mehr ei^ebt sich daf&r der des 
Nachliinkens aus — Unabsichtlichkeit 

Hugo Wincklers Geschichte von 1892 (!) 
ist erwähnt^ die keilinschriftliche Bibliothek, 
deren erster Bd. 1889 erschien , fehlt 
Gleichwohl muss ich nochmals betonen: 
Gindely-Mayers Buch ist eines der besten 
und erträgt schon eher ein wenig Kritik. 

Eine EoUmtlon der In Aizeh anfbewahrten 
Teil El-Amama-Tafeln. 

F. E. P eiser. 

Nachdem Hugo Winckler die Berliner und 
die Cairenser Thontafeln von Teil El-Amama 
in Autographie herausgegeben hatte, konnten 
andere diese schweren Texte auch copieren 
und sahen weitere heraus, wie Carl Bezold 
die Londoner. Nachdem Hugo Winckler 
die sämtlichen Briefe dieses Fundes dann 
in der keilinschriftlichen Bibliothek trans- 
skribiert und übersetzt hat, werden ja fwei- 
feilos nun eine Reihe von neuen Über- 
setzungen folgen, die gewiss auch manche 
Fortschritte zeigen werden. Aber die erste 
Arbeit ist doch einmal die schwerste. Und 
sie gethan zu haben, ist ein Verdienst. Das 
hier einmal henrorzuheben, war mir Be- 
dürfiiis, seitdem ich von verschiedenen Seiten 
in Erfahrung gebracht habe, dass Ton einigen 
„Koryphäen unserer Wissenschaft^ heimlich 
gegen Hugo Winckler gearbeitet und ver- 
sucht wird^ seine in eminentem Sinne philo- 
logische Arbeitsleistung als rein historische 
hinzustellen, um — nun, die Eingeweihten 
kennen den Zweck dieser Handlungsweise, 
die nicht Eingeweihten können ihn ahnen. 
Als bezeichnend für die skrupellose Art, mit 
welcher manin der Assyriologie seineAntipaihie 
zum Ausdruck bringt, weise ich auf die That- 
sache hin, dass in einer Breslauer Doktor- 
arbeit über einige Teil El-Amamabriefe 
Wincklers's Name totgeschwiegen wird. TgL M. 
y. A. G. 1897 806 Anm. 1. Und das Schlimmste 
ist, dass so was immer nur herumgeflüstert 
wird. Deshalb halte ich es für meine Pflicht, 
einmal die Thatsache hier auszusprechen, 
dass Winckler mit seiner^) Edition und seiner 
darauf folgenden philologischen Bear- 
beitung eine Leistung aufzuweisen hat, wie 
wenig andere Assyriologen. 

Selbstrerständuch kann eine erstmaliffe 
Bearbeitung nicht frei von yielen Mängeln 

^) die Gitienmg «Abel-WinoUer", welche iiohnoohin 
BÜemeastenBfloheni findet, ist onlusbar und onerhOrt 



sein. Das liegt in der Natur der Sache, be- 
sonders, wenn man den egoistischen Grundsatz 
des nonum premaiur in annum im Interesse 
des Fortschreitens der Wissenschaft verachtet 
Und daher wird noch yiel an den Texten 
zu arbeiten . sein, die uns ein glücklicher 
Zufall aus Agypten's Boden bescheerte. 

Einen kleinen Beitrag zu dieser Arbeit 
liefern zu können, ermöglichte mir ein kürzerer 
Aufenthalt in Cairo, den ich teilweis einer 
raschen Durchsicht dieser Tafeln widmete. 
Ich gebe im folgenden, was mir bei einer 
schnellen CoUationaufstiess, indem ich manche 
Punkte, welche längeres Studium erfordert 
hätten, übergehe. 
Winckler K. B. V 2. 

= G. 28 Zeile 9. i-Sa-ap-pa-ra-ak-ku 

10. ^a-mu-ut-ta 

11. tu-§i-ib-bi-la-am-[ma] 

26. il-na ti-ru-ba-at a-Sa-ka-an 
29. 8|aattati-pu-Su=-. welche 
du gemacht hast. 
K.BV6 
= G 46. 14. a-nu-um-ma 

22. nichtu-§am(?)- ; das zweite 
Zeichen ist nicht u^ eher 
mä (flippu). 

24. hier ist eine Zeile aus- 
gelassen: 4 (isu) kusst 
sa (ifu) ; da- 
durch yerschiebt sich 
die Zusammensetzung 
des Stückes mit dem 
Londoner Stück: 

25. IV. (isu) kusst §a (isu) 
^urftfu u^uzu 

26. an-nu-ut-ti gab-bu nap- 
^aru §ukulti-äu VII ma- 
na IX äklt ^urftsu 

27. X Kür' gib-bi(?) 8a 
kaspi I ma-na VIII 
SikU ^urft^i 

28. I ÜT EA Si^iii) kaspi 
X (ifu)* NIR. DU (kar- 
tabbu) Sa (ifu) uSü 

29. . . I . . . sa (isu) uiü 
^uräsu u^^uzu 

30. • . . kartabbu äa (ifu) 
usA ^urftsu u^^uzu. 

K. B. V 15 

= G. 4 8. a-na mut-ni-i 

9. . . . SAL IMIR . . statt 
narkabtu zu(?)-mut(?) 
-ta-, es folgt 8a Sarrü-ti 
§a fa-ad-di-ia = eine 
königliche Stute meines 
Marstalk (?) 

*> la lu (T) 



187 [No. 6.] 



0BIBNTALI8TI8CHE UTTERATUR-ZEITUNQ. 



[Mai 1886.] 188 



K. B. V 29 
= G 24 

K.B.V33 
= G.42 



R.B.V35 
= G.26 



K. B. V 44 
= G. 46 



R. B. V 79 

= ai2 



10. pi-zu-ti 8a sa-ad-di-ia (2 
weisse Rosse) meines 
Marstalis (?) 

16. nicht a; entweder as-, 
oder vielleicht besser 
das Zeichen mAm, si^ru 

Rückseite 
4. noch Zeichen vor Ja-n]a 
(?) jEU ergttnseu. ämter 
ta-ri wahrscheinlich im- 
bi. 

19. ul ta(?)- 

20. i-ma-at-tum 

7. DAM = asSatu fUr mim- 
mt. 

3. la-a i-din Sarra (?). 

Rückseite 
2. ki(?; für um (?) 

1 Su-ub-bi-lu-li ') 

u ma as(?) 

2 a]t-ti (ki) 

6 ri-bi 

8. i-na bi-ri-ni 

9 a-tf-m-ut-ta (?) 

10. ... y mi-nu-mi-i sa a- 
bi-ka it-tak-lu 

11. tag-gab-ba mftrtu lu-u 
i-bu-nS u mi-ri-ü-ta 
mftrti • . . 

14. un-at a-bn-ka bal-at 
24. la-a ta-ga-al-la-a-äu 
26. sa-al-ma-a-ni 
Rückseite 

4. am Schloss der Zeile 
noch fortgebrochene 
Zeichen. 

6. na-a-ta-ni-su-nu .... 

7. -^u-us ri-bi - 

14. am Schlnss ku statt ma. 

6. die Ergänzung i-[ri-i§]-ti 
stimmt nach den Kesten ; 
dagegen ist gab-ba am 
Schluss zu streichen, da 
kein Platz daf&r da ist 

19. [mi-na-um-]mi; i zu 
streichen. 

24. der Schluss dieser Zeile 
schien mir zu sein: bi-li- 
u-nu. 

35. la a]-pa-at-ta-ar. 

9 Sa (oder is)- da- 



>) et Wiaeldei 0. L. Z. Nr. 3, MfiUerNr. 6j5S. 



ri-dt NA-EAM dies etwa 
mit pl. zu nakamm&ti zu 
fassen? 
18. f&r ki-gi-ka nu lies har- 

zi-i fli-ia 
Rückseite 
6. Sa gab-bi mi-im-ma 
6. hinter u fehlt nichts. 
(FortMtnmg folgt.) 



Bespreehungen. 

Gesammelte Aafs&tie, Festsohrift fiSr Baron 
Vietor Romanowitsch Besen sum 13. No- 
vember 1897, dargebracht von seinen Schfllem, 
863 8. Qr. 8*. Petenborg 1897 (Russisch). 
Besprochen von Pan] Bost 

So erfireulich einerseits der Aufschwung 
wirkty den die orientalischen Wissenschaften 
in Rnssland nehmen, um so bedauerlicher 
erscheint die immer mehr um sich greifende 
Unsitte, etwaige Abhandlungen, anstatt wie 
bisher in firanzösischer (bezw. deutscher) und 
russischer Sprache, nur noch in russischer 
Sprache zu yeröffentlichen. Es ist unter den 
heutigen Verhältnissen eine starke Zumutung 
an die westUlndischen CoUegen, sich mit der 
russischen Sprache auf yertrauten Fuss zu 
stellen; das Culturrolk, als welches sich die 
Russen aufzuspielen belieben, sind sie in 
Wirklichkeit noch lauge nicht, und es bedarf 
erst einer weiteehenden Entwicklung auf 
allen Gebieten, ehe sich der Westen zu Zu- 
geständnissen bereit erklären wird. Als 
natürliche Folge des beobachteten Verfahrens 
ergiebt sich, dass derartige Arbeiten in den 
weitaus meisten Fällen einfach ignoriert 
werden; wenn sich die russischen Gelehrten 
dabei bescheiden, bon — wir können das 
Weitere abwarten. — Bei dem grossen Um- 
fange und der Mannigfaltigkeit des Stoffes 
des Torliegenden Sammelbandes würde eine 
Kritik im einzelnen zu weit f&hren, ich be- 
schränke mich daher darauf den Fachgenossen 
im wesentlichen ein Referat yorzulegen. 
Artikel 1) beschäftigt sich mit dem geo- 
graphischen Werke des Hafis i Abrü, welches 
erst in neuerer Zeit bekannt geworden ist. 
Eine Handschrift befindet sich im Britischen 
Museum (Or. 1577 ygl. Rieu, Catslorne of 
the Persian Manuscripts in the British Museum 
pp. 421—24), eine zweite in der Petersburger 
Oeffentlichen Bibliothek (Handschr. Dom 
290); der Verbleib zweier weiterer Hand- 
schriften — die eine seiner Zeit von Sir 
William Ouselej (ygl. Rieu a. a. 0.) benutzt, 
die andere im Besitze des jüngst yerstorbenen 



188 |No.5.| 



ORIEHTAUenSCHE LTTTEBATÜIUZEmiNQ. phi 18S8.] 140 



Muhammed-HiMwaTi-Clum — konnte nicht er- 
mittelt werden Die Auffindung der letzt- 
genuintfln Hftndachiift wfire eehr wünschens- 
wert, da Mnhanuned-HaaBfUL-Chui in sfdnen 
„Kronperlen in der Geschichte der Äsch- 
kaniden" sasdrücklich darauf hinweist, dasB 
er aber ein voUständiges Exemplar verfüge. 
Im ersten Abschnitte sncht der Verfiuser 
(R. Barthold) gegen de Goeje auf Grund einer 
Reibe von (teils schon beküinteD) Zeugnissen 
und neueren Reiseberichten (Kostjenko, 
Tnikeatan) nachzuweisen, dass der Amu- 
Darja infolge von Dammbrflchen zur Zeit 
des Mongoleneinfalls seinen ursprünglichen 
Lauf veränderte and erst im XVI. Jahrhundert 
sein altes Bett wieder ao&uchte. Besondere 
Beachtung verdient eine diesbezügliche Notiz 
aus einem unveröffentlichen Codex der 
Leydener Bibliothek (Ms. Or. 917) vom Jahre 
1562, welche das von de Goeje angezweifelte 
Zeugnis des Abul-Ghazi durchaus bestätigt 
Der zweite Band des geographischen Werkes 
begann mit der Besprechung Chorasan's; der 
Abriss einer Gteschichte Chorasan's endigt in 
der Petersburger Handschr. mit dem Berichte 
über den Tod des Sa'd Waqqfts, die Londoner 
Handschr, führt die Ereignisse bis zum Jahre 
1420 fort In dem Capitel über Cborasan 
wird öfters auf ein Capitel über *^l *|»^ 
Bezug genonmien, mit welchem das Werk 
wahrscheinlich schloss. Der Verfasser hat 
den geographischen Teil dieses Capitels 
glücklich in der Oxford er Handschr, EVaser 
165 entdedtt, welche Eth^ in seinem Catalogue 
(S. 86) nicht näher bestimmen konnte. Diesem 
Teile ist der zweite Abschnitt des Artikels 
gewidmet; Verfasser giebt eine Reihe längerer 
Auszüge mit Uebersetzung. Artikel 2). Das 
Gebiet von Oat-Turkestan wird zum grossen 
Teile von „Türken" bewohnt, deren Stellung 
in anthropologischer und sprachlicher Be- 
ziehung bisher nicht ganz klar war. Im 
Anschlnss an Elapprora und andere leitete 
man sie gewöhnlicn von den Uignren ab. 
Herr N. EatanofF besuchte nun in den Jahren 
1890 — 02 diese Gegenden, und kommt auf 
Gbund eingehender Untersuchungen zu dem 
Schlüsse, daas die Türk-Dialekte sich im 
wesentlichen mit der Dschagatei-Sprache des 
russisohen Turkestan decken. Damit stimmt 
vorzüglich die einheimische Ueberliefemng 
aberein, welche die „TOrken" Ost-Torkestans 
zu verschiedenen Zeiten ans West-Turkestan 
(Samarkand, Bachara) einwandern lässt. Um 
den Pacbgenossen ein selbständiges Urteil zu 
ermöglichen, teüt Herr Katanoff nach seinen 
Anfzeichnnugeo einiges ans dem Volksglauben 
mit (nebst Uebersetzung und einleitenden 



Bemerkungen über die Aosspracfae und Trans- 
cription). Artikel 3). Herr W. Golenischtscbeff 
veröffentlicht einen äusserst interessanten 
Pap3mts seiner Sammlung aus der Zeit des 
thebanischen Oberoriesters und Regenten 
Hrihor (nebst Uebersetzung und einem 
Facsimile), durch welchen neues Licht auf 
die politischen und kommerziellen Beziehungen 
Aegyptena zu Syrien, auf die Sitten und 
Gebräuche jener Zeit fällt. Von wichtigen 
Ergebnissen erwähne ich nur, dass die Zakkari, 
welche vereint mit den Pulischta gegen 
Aegypten ziehen und deren Wohnsitze man 
bald auf Cypem, bald in Klein-Asien snchte, 
zur Zeit Hnl^or's in Syrien (Phönicien) sitzen. 
Die Stadt Diro, wohin der ägyptische Reisende 
Unn-Amon auf dem Wege von Aegypten nach 
Syrien gelangt, identifiziert Golenischtscbeff, 
vorbehaltlich eines Besseren, mit dem alten 
Dor südlich von Haifa. Von den Zakkari 
ans wird Unn-Amon durch widrige Winde 
nach dem Lande Alesi verschlagen. Alesi 
(das AlaSia der Tell-el-Amama-Tafehi) liegt 
nun nicht irgendwo am Orontes, wie der 
Verfasser mit Maspero meint, sondern ist die 
Insel Cypem; der Aufsatz von W. M. Müller 
in Z. A. 1S96 scheint ihm entgangen zu sein. 
Artikel 4). Bei der Benutzung des Tabari 
spielt natürlich die Zuverlässigkeit der einzelnen 
Gewährsmänner eine hervorragende Rolle. 
Ueber einen Teil sind wir gegenwärtig gut 
orientiert, über einen anderen Teil fehlen noch 
eingehende Untersuchungen. Zu den letzteren 
gehört Seif-Ibn-'Omar. Mit Hülfe eines fleiasig 
zusammengetragenen Materials bemüht sich 
Herr N. Mädnikoff den Nachweis zu erbringen, 
dass a) Seif zu Beginn des IL Jahrhunderte 
der Hedschra geboren wurde und in den 80er 
Jahren desselben saeculums, vielleicht sogar 
noch etwas später, starb; b) Seif aus KOfm 
stammte, dort lebte und seine Erziehong ge- 
noss; c) Seif keine Reisen zur Vervoll- 
kommnung seiner Bildung unternahm; d) Seif 
Schiit war und innerhalb des Fikh einer 
Richtung huldigte, die den Hanbaliten nicht 
genehm war. Letztere Annahme würde aUei> 
dings die von hanbalitischer Seite mit einem 
gewissen Eifer verbreitete Mähr von der Un- 
zuverlässigkeit Seifs erklären. Artikel 5). 
In der Uspeneki-Eathedrale zu Moskau be- 
findet sich ein zt-rtuv des Herrn, welcher nr- 
sprttnglicb ans Georgien stammt Im Anfange 
des XVI. J. tragen ihn die Perser als Beute 
fort, und Schah Abbas schenkte ihn 1625 
nach Moskau. An diesen Chiton knüpfen 
sich eine Reihe Legenden, welche unter den 
Christen des OsteDS, den Armeniern, Georgiern, 
Syrern entstanden sind. Herr N. Marr be- 



141 [Ho. fi.J 



ORIBNTALJSnSCBE LnTERATDB-ZETTDKG. 



|H^ 1898.] 142 



Spricht die einzelneii Legenden und giebt 
einige AuatSge nebst Uebersetzung aas der 
georgiachen und armemschen Veraioo. Die 
ayrische Version kennen wir aus dem Buche 
„dieBieae"; ob der Verfasser der armenischen 
Legende diese Arbeit oder eine ältere syrische 
Quelle benutzt hat, bleibt dahingestellt. Soviel 
aber tat klar, dass der syrische Text die 
christliche Legende in ihrer ältesten Form, 
ohne jegliche Beimischung, wiedergieb^ 
während die armenische und georgische Be- 
arbeitong stark von nationalen und örtlichen 
Tendenzen beeinflnsst erscheint Artikel 6] 
handelt von dem Commentator Tanchum bea 
Joseph aas Jerusalem, welcher um die HäUle 
des Xm. J. lebte und zu den letzten jüdischen 
Exegeten der streng philologischen Richtung 
gehört. Herr P. Kokowzeff erfreut uns mit 
dem Text des Commentars zum Propheten 
Jonas (veröffentlicht nach der Oxforder 
Handschr. Ms. Poe. 344 = Neubauer Cat. 
Nr.3]9undderHandschr.Firkowitsch2 Samml. 
aus der Eaiserl. öffentl. Bibliothek zu Peters- 
burg, letztere unvollständig und weniger gut), 
welchem eine Uebersetzung und erläuternde 
Anmerkungen beigefügt sind. In der Ein- 
leitung erörtert der Verfasser das Verhältnis 
des Tanchum zum Neuplatonismus und zu 
Haimoaides sowie die ganze philosophische 
Richtung der damaligen Zeit Artikel 7) 
enthält Notizen und Auszüge, mit teÜweiser 
Uebersetzung, aus dem ^LoJJl sAjLÜI ^'«^ 
(^g»4^'3\ >Aft lul«) i"»ch einer Peters* 
burger üandschrifl (Nr. 801 der Universitäts- 
sanüulung arab.-pers.-tUrk. Handschr., aus 
dem Nachlasse des kürzlich gestorbenen 
Scheichs Tantawy). Der Codex ist im Neschi 
geschrieben und weist im ganzen 64 bezw. 
ab Gedichte nebst zugehörigem Commentare 
auf. Herr D. Ginzburg vcröfTeutlicht nur 
solche Gedichte, welche bei Ahlwardt fehlen 
bezw. in verkürzter Form erscheinen, ohne 
allerdings den Anspruch auf Vollständigkeit 
zu machen. Da der Verfasser binnen Kurzem 
eine Neuausgabe des Diwän's unter Berück- 
sichtigang beider Ueberlieferungeo plant, sehe 
ich von näheren Ausführungen hier ab. 
Artikel 8). Der Fihrist kennt drei arabische 
Versionen des i^LjJuLw wUS^ zwei prosaische 
(das grosse und das kleine Buch des Sindbfid) 
und eine poetische. Auf die arabische Quelle 
geht die syrische Version zurUck, welche 
UirerseitB wieder der griechischen, spanischen, 
hebräischen und den neuarabischen Versionen 
in 1001 Nacht zn Grunde liegt; {iir gewöhnlich 
bringt man auch die persischen Versionen 
hiermit in Verbindung. In neuerer Zeit 



haben sich Comparetti und Nöldeke mit dem 
„Buche des Sindaäd" eingehender beschäftigt. 
(!k>mparetti kommt zu dem Schluss, dass sJle 
Versionen den „Grossen Sindbäd" repräsen- 
tieren, und dieser eine Ueberarbeitnng des 
verloren gegangenen „Kleinen Sindbäd" sei, 
welcher nur die ersten Erzählungen der 
Vezire enthalten habe. Nöldeke vertritt be- 
zOglich der ersteren Frage den entgegen- 
gesetzten Standpunkt Herr S. Oldenburg 
leitet den „Kleinen Sindbfid" Tom „Grossen 
Sindbäd" ab und glaubt in den persischen 
(aus dem Pehlewi geflossenen) und den davon 
abhängigen georgischen und türkischen Ver- 
sionen den „Grossen Sindbäd", in der syrisch- 
griechischen, spanischen, hebräischen und den 
neuarabischen Versionen den „Kleinen Sind- 
bäd" wiederfinden zu können. Als Verfasser 
des „Kleinen Sindbfid" betrachtet er Mflsfi 
ibn-'Isä el-KisrawI — MoOaoi; b Uipvjiz. 
Artikel 9). Die „Prophetenlegendea" des 
^yüt sind bisher etwas stie&nütterlich be- 
handelt worden. Die Ausgabe Ilminsky 
(1858/9), für die Tartaren bestimmt, läsat sich 
für wissen schafUiche Zwecke nicht benutzen, 
und eine anderweitige Edition fehlt Herr 
P. Melioransky trägt sich mit der Absicht, 
eine vollständige Textausgabe zu veranstalten 
unter Zugrundelegung der ältesten und besten 
Handschr., welche sich im Britischen Uuseum 
befindet (vgl. Bleu Catalogue of the Turldah 
Manuscripts etc. S. 269 — 73). Einen kleinen 
Abschnitt daraus, enthaltend die Legende vom 
Propheten Sälich nebst Uebersetzung, bietet 
der vorliegende Aufsatz. Artikel 10) bringt 
eise Abhandlung aus der Feder des Herrn 
A. Schmidt über „das fikh-System und seine 
Anwendung in der arabischen Grammatik". 
Verfasser weist auf den Einfluss hin, welchen 
das fikh-System auf andere Wissenschaften, 
insbesondere die Grammatik, ausübte. An- 
wendung auf die Graounatik findet insbeson- 
dere: 1) u»Li3IU^3fl ,0«; 2) ^ JjJ.( |U« 
«äÜI; 3) ft£j| J^ ,JU. Als vornehmster 
Vertreter dieser Richtung erscheint Sfi'id-el- 
Anbari (f 677 d. Hedechra), dessen Werke 

SJ>>3(| «J Schmidt den grössten Teil des 
Aufsatzes widmet. Artikel 11). Herr W. 
Schukowsky teilt einige neue biographische 
Notizen bezüglich des persischen Dichters 
'Omar Chajj&m mit undbesprichtSSTetrasticba 
desselben, welche in verschiedenen Antho- 
logien, Sammlungen und Diwfinea unter 
fremder Flagge segeln. 
Königsberg i. Pr. 



148 [No. ft.] 



0BIENTALI8TI8CHS LTTTBUATUR-ZBITUNO. 



[lUi 1098.] 144 



,yt handbocA tor tra.T0D«>«, K-Baadekn. 
. titüm 4, i^^g 1896- ^^^ und 895 8. B«- 
■proehon von w. H. Mflller. 

Der käralioh erschienenen dentaohen Nen- 
kersnagabe des bekannten Aeiseliandbnohes, 
die ra^sstenteils von G. Steindorff besont 
wurde, folgt ^e eneliflohe Übersetziuig, die 
in manchen EinzeUieiten Yerbesseningen anf- 
weiat. — Es kann keinem Zweifel nnter- 
li^en, dass die handliche ZtuainmeQfaasnng 
der fi%heren 2 Bände (Sx Unter- and Ober- 
Sgypten*) in einen Band ein praktischer Fort- 
schritt ist Sie gelang vor allem durch KSr- 
zang des früher ziemlich weitläufigen Stiles, 
dann durch kleinere W^Jassnagen. Einige 
derselben mag wohl der Gelehrte bedanern. 
Z. B. waren frfiher die 14 Seiton fiber die 
Oasen der libyschen Wfisto sehr dankens- 
wert; da aber nicht aUe Jahre jemand nach 
der zn^nglichston kommt, nach Siwah viel- 
leicht jemand alle 10 Jahre, so lag dafnr 
kaum mehr Bedtirfnis vor, als für einen 
Bädeker ffir die Niamniamländer oder f&v 
Grönland. Der treffliche Dümichen, der nnn 
einmal f&r kein wüteres Pablikom schreiben 
konnte, zwang früher anf 22 Seiten dem 
Leser seine £ntzi%mngen im Cenderatempel, 
ja sogar den hieroglyphischen Namen jedes 
Zimmers, aaf. Dem Tonristen werden die 
jetzigen b Seiten mehr als genug sein. G^ 
wiss liease sich auch jetzt noch manches po- 
polärer and kürzer fassen, nach drängt sich 
die Frage aaf, ob denn nicht daa moderne 
Leben in seiner Fremdartigkeit fnr die meisten 
der nnr zum Yergnägen Kosenden weit mehr 
Interesse bietet, als daa in deatschen Eeiae- 
werken so stark in den Vordergrund ge- 
stellte Altertum. Indessen, um £es beur- 
teilen zu können, müsste ich selbst Nilwasser 
getrunken haben. Von der Studierstube ans 
kann man ja den praktischen Wert einer 
solchen Arbeit nicht schätzen. Unter den 
praktischen Angaben über Reisegepäck ete. 
steht S. XVUl (deutsch) fUrmitzunehmende 
photographische Apparate „am besten Platten 
Ton ISx 18 cm",engüÄch wird noch SxlOinohes 
als Maximum empfohlen, d. h. ca. 21x27 cm. 
Sind englische Reisende so viel kräftiger, da 
sie ein so schweres Format schleppen können? 
Solche Fragezeichen wSrde ich mir gerne 
mehr erlauben^}. — Unter den arabischen 
Ortsnamen fiel mir S. 215 Umm el Ga'ab 
an£ Dies stammt wohl aus de Morgan, Re- 
cherohes, wo Ga'ab, aber mit arabischen 



') Buptsichlich tat Orand dar Arbeiteii von 
Q. Eben redigiert, 

*) Der opfarwillige Tarlegsr dflrfte dio tot«l ver- 
slt«t« Ksrt« derNillaadeT einrnsl moderninarea la<Mn. 



Buchstaben Ga'(I) ab, geschrieben ist (84). — 
Anerkennenswert iat &» Streben des Henuu- 
gebers auf dem Laofenden bei archSolon- 
sohen Entdedcnngen zu bleiben, so ist s. B. 
in der englischen Aasgabe 224 noch das Me- 
nesgrab bei Na^&deh nachgetragen. Sehr 
verschiedene Ansichten kann man Sber die 
Stollnng des Heransgebers in der Umaobxift 
des Altägyptischen haben. Es ist ja schlieM- 
lich das aer wundeste Pnnkt aller modernen 
Werke. Will man verständlich werden, so 
kommt man erst dahinter, wie wenig wir 
mit der traurigen Erbschaft der Hierogran- 
maton anfangen können. Steindorff hat nun 
sich dem neuerdings von Erman angetretenen 
Rückzug von der „wissenschaftlichen" zur 
populären Umschrift noch nicht so ganz an- 
geschlossen, wie in einem so populären Buch, 
wie das vorliegende, zu erwarten vAre. loh 
kann wohl mit ihm sympathisieren, denn 
auch ich habe Jahre lang gemeint, der Rackra 
Publikum müsse unbedingt Agypfa'soh lernen, 
wie es Menes und Ramsea sprachen, je achter 
desto besser. So kann ich auch mitfühlen, 
wie der Verfasser sich nooh abplagt Die 
vielen so unvermeidlichen Inkonsequenzen 
sind verzeihlich. Erfreulich ist wenigstens, 
dass jetzt doch die englische Ausgabe einen 

faten Schritt rückwärte geht Amenhotop TV 
eisst deutsch noch „Yech>en-yeten", 
englisch jetzt ,,Ekh-en-eten". Bravo! In 
einem Vierteljahr ist von der jetzt wütenden 
Uanier, die Wörter mit falschen Jodh xa 
spicken („Tamon, J am on" z.B. für Am ou), 
hoffentlich nichte mehr da>). Der Deutsche 
musa noch lernen, dass Koptoa Sgyptisch 
K(I)ebtoyew hiess (226), der glüdüichen 
Engländer bloa Qebtoyn (224). Hätte es 
nicht das koptische KebtS aach gethen? 
Die zwei alten Halbvokale hinten Rönnen 
wir einstweilen ruhig wegschenken.') Uehr 
Bedeutung hat, dass der Deutsche lernt, daas 
Erman's JBuchstebe t ein z ist, also der be- 
kannte GraberbaaerTi „richtigerZy" heiast 
(131) der Engländer ist mit thy zufrieden 
und erhält ein th im Alphabet ^ dem der 
Verfasser übrigens seine eigensten Theorien, 
wie Erman's „d"=z — statts! anbringt). Dies« 
Wandelungen in Zeit von wenigen Uonaten 
sind ja durchaus menschlich und yerzeihliob 
in einem wissenschaftlichen Werk. Aber 



>) Beidea iit flbrigeni Mach. Dm ente Wort 
hien etw^ ej^ (i^ter geachrieben im, wu wohl fuuh 
Ih lein Vönnt«, wi« kopt.), das iweite benim mit 
Jaeph (Vokale nnbek&uDt). ScbematüieretiJlaet noh 
nim eiamel nicht ftnf dieBem Gebiet. 

*) Sehr f&llt I. B. »nf, dau 189 ia Honet-Khnfn 
der Btftta« conrtraetiu geopfert irt. Abeiohtlieh? 



145 (No. 6.] 



0BIENTALI8TISCHE UTTEBATUBrZEITÜNG. 



[Mai 1896.] 146 



im Bädeker hätten sie sich vermeiden lassen. 
Anstatt alter unschuldiger Formen wie 
S(e)k(e)nen-re^ noch so fuikelnagelneue wie 
Seqenven-Re einzuführen, die noch nicht 
einmal in den Experimentierblättem versucht 
und diskutiert worden sind, das ist be- 
dauerlich. Steindorff hat daneben wohl 
noch so eingewurzelte Fehler wie ünas 
(modern etwa Wenye s, aber CXXVUI ünisl 
und den schreckli(men Pi(!)ankhvi) stehen 
laaaen, und das war ge^» nur p^ktisch. 
Am besten wäre es ja, neben der populären 
Form in Klammem die zur Zeit „richtigste'^ 
zu geben; so arbeitete man der Modernisierung 
vor, ohne Verwirrung zu stiften. — Popul&r 
zusammenfassende Arbeiten wie die vorlie- 
gende sind, wie ich aus eigener Erfeihrung 
weiss, nicht immer dankbar, vor allem lassen sie 
die angewandte Mühe nicht so klar erkennen, 
wie die mit locis laudatis gespickte Form. 
Der Fachmann wird Steindorff seine Aner- 
kennung fiir die fleissige Zusammenstellung 
des neuen wie die geschickte Kürzung des 
alten Materiales nicht versa^n. Die Ver- 
dienste mancher anderen Mitarbeiter kann 
ich weniger beurteilen, aber z. B. der klas- 
sisch geschriebene Beitrag Schweinfurth's 
Aber die modernen Ägypter ist längst mit 
Recht berühmt. 

Philadelphia. 



1) Professor Dr. Weigand, Die nationalen Be- 
ttrebongen der Balkanvölker. Ldpzig 1898. 8*. 24 
Seiten. (Auch n. d. T.: Hochschul- Vor&&ge für Jeder- 
mann. Heft IX.) 

2) Privatdozent Dr. Stumme, Nordwestafrika. 
Leipäg 1898. 8«. 22 Seiten. (Auch u. d. T.: H.-V. 
f. J. Heft Vn.) 

3) PrivatdoEent Dr. Kurt Hassert, Aus den 
Gebirgslftndem der Balkan-Halbinsel ; Das Fürstentum 
Mont^egro. Leipzig 1898. 8®. 20 Seiten. (Auch 
u. d. T. : H.-V. f. J. Heft IH.) 

Besprochen tou Martin Hartmann. 

Die Verfasser sind sämtlich selbst in den 
besprochenen Gegenden gewesen. Weigand 
hat sich durch ein von der Ej-itik gut auf- 
genommenes Buch tlber die Aromunen 
(Makedo -Romanen oder Zinzaren) bekannt 
gemacht, deren Behandlung in dem Vortrage 
jedoch die der andern interessanten Nationali- 
täten nicht beeinträchtigt. Etwas zu scharf 
treten der Türkenhass und die Griechen- 
schwärmerei des Verfassers hervor. Lehr- 
reich sind besonders die Abschnitte über die 
Albanesen und die Serben. Heftifi^ wird gegen 
Gopcevic und den Schwindel von dem 
Serbentum der Macedonier polemisiert Giebt 

>) Der Mann «cAetnt etwa P* an^ov geheissen xu 
haben, ebenso wie n^etj** richtiger Setoy heissen 
sollte. 



Weigands Heftchen eine wohlgeordnete 
systematische Uebersicht^ so enthält Stummes 
Vortrag eine Anzahl lose an einander ge- 
reihter Notizen, unter denen einige nicht ohne 
Interesse sind. So beobachtete St beim 
Aufenthalt in Tunisien im Frühling 1897 
Regungen der panislamischen Idee und die 
Vorsichtsmassregeln der französichen Re- 
gierung, welche die arabischen Zeitungen dort 
gar mcht erscheinen liess oder auf Un- 
politisches beschränkte (Seite 21). Am 
wenigsten bietet Hasserts Auslassung über 
Montenegro, das ja der europäischen Presse 
gelegendich der italienischen Heirat genug 
Stoff zur Erörterung geboten, und das Hassert 
selbst in einem grossem Werke behandelt 
hat Befremdlich ist gleich auf Seite 1 die 
Angabe über die Bibel der „griechisch- 
ka£olischen Kirche'^ Ein Blick in den 
Gothaischen Hof kalender hätte den Verfasser 
belehrt, dass die Montenegriner der griechisch- 
orientalischen (ordiodoxen) Kirche angehören. 
Es ist seltsam, dass die Zusammenwerfung 
der griechisch-ordiodoxen und der griechisch- 
katholischen Kirche aus deutschen Schulen 
und Büchern nicht auszurotten ist, während 
doch jedes Handbuch in unserem Nachbar- 
staat Oesterreich griechisch -ordiodoxe und 
griechisch-katholische Bischöfe als Vertreter 
der beiden scharf von einander zu trennenden 
Bekenntnisse aufweist 

Charlottenburg. 



L*Abröffö des Merveilles. traduit de Tarabe 
d*apr^ les manuscrits de la Biblioth^ne nationale 
deParis parle BopCar ra d e Vau x. Paris, Librairie 
Klincksieok 1898. XXXVI, 418 8. 8*. (= Aetas 
de la Soci^tö Philologique. Tome XXVL Ann^e 
1897.) Besprochen von C. F. S^bold. 

Anlässlich seiner Uebersetzung von 
Mas'üdl's Kit&b eltanbth = le Livre de 
Tavertissement Paris 1897, ist Carra de Vaux 
auch auf Vergleichung des öfters auch Mas'ü^ 
zugeschriebenen MoUitasar el 'a^ib gefUhrt 
worden, vgl. dessen Note sur un ouvrage 
attribu6 k Ma9oudi im Journal asiatique, 
Janvier-Fivrier 1896, p. 133—144. Nun legt 
uns derselbe die Uebersetzung des ganzen 
Werks nach den Pariser Handschriften 
N. 1470 «. Tor. Der Inhalt des stattlichen 
Bandes zer&Ut in 2 ungleiche Hälften, wovon 
die erste kleinere, vom Uebersetzer „les itres 
et les nations^ betitelt, uns eine Art Kosmo- 
graphie vorführt, wie sie uns namentlich aus 
Kazwtni's Werk bekannt ist: Schöpfung, 
Präadamiten; Erde und was darauf ist; 
der Ocean und seine Wunder; Adamiten, 
Noachiten; *An&k und 'U^; die arabischen 



147 [No. ö.J 



ORIENTALISTISCHE LTTTERATUHrZEITUNG. 



[Mai 189a] 148 



Wahrsager Satih, die beiden Schikk^elJemäma 
(S. 1—157), während im 2. Haüptteil S. 168 
bis 402 „Les Merveilles de TEgypte" die 
fabelhafte Urgeschichte der Aegypter in teil- 
weis parallelen Erzählungen und Dynastien 
vor und nach der Flut ,,nach koptischen 
Quellen" bis zum Untergang des Pharao 
Mose's dargestellt sein will. Vorausgeschickt 
ist S. VI ein Tableau de Transcription, 
S. VII— X eine Table des Mati^res und 
XI — XXXVI eine Introduction, während der 
Uebersetzung selbst ein freilich nicht ganz 
vollwertiger Index historique et g^ographique 
angehängt ist S. 403 <- 413. In der im Ganzen 
gut orientierenden Introduction vermissen wir 
eine genauere Präzisierung der Abfassungs- 
zeit, wie des Autors (Ne concluons pas! 
S XXXV). Als ein Hauptmangel hierbei, 
wie bei Herstellung der ganzen Uebersetzung 
muss gleich bezeichnet werden, dass nur die 
späten und keineswegs guten Pariser Hand- 
schriften benützt sind, während die älteste 
und beste Handschrift N. 220 des 
Asiatischen Museums zu Petersburg, welche 
bei Rosen, Notices sommaires p. 167 — 173 
eingehend beschrieben ist und die durch 
dessen stets liebenswiirdige Vermittlung gewiss 
leicht nach Paris zu bekommen gewesen 
wäre, ganz ignoriert ist. Während nämlich 
die älteste, im Ganzen zu Grunde gelegte 
Pariser Handschrift von zweifelhafter Güte 
aus dem Jahr 882 d. H. stammt, datiert die 
Petersburger aus dem JiAr 606: „Fecriture 
du mscr. est bonne et richement vocalis^e. 
— CoUationn^.^ Zur Fixierung der vielfach 
verderbten Namen hätte sie in erster Linie 
benützt und zu Grunde gelegt werden sollen. 
Auch schon der in den Hdschr. mehrfach 
schwankende und wechselnde Titel des Werks 
wäre nach der ältesten Handschrift zu fixieren 
als Kitäb el 'a^äib elkebir: vgl. auch HH 
und Rieu in British Museum, Supplement 
(1894) N. 687. Aus der Datierung der 
Hdschr. ergab sich von selbst, dass der Ver- 
fasser Ibrahim b. Wasifschäh (von dem 
späteren Zeitgenossen Solimans des Prächtigen 
zu unterscheiden) vor 606 gelebt haben muss 
(auch in Wüstenfeld, Geschichtschreiber 
N. 373a herrscht Ungenauigkeft und Kon- 
ftision). Auf S. 123 ist von den spanischen 
Omejjaden ausgesagt, dass sie noch regieren: 
dies führt also auf die Zeit vor deren Sturz 
422 = 1031; der Verfasser muss demnach 
spätestens ums J. 1000 angesetzt werden. 
Der gewiss richtige Gesichtspunkt Rosens, 
dass^ da« Werk in Acgypten in antiarabischer 
scho'übitischeT Tendenz „nach koptischen 
QaeUen'' verfasst, z. T. erfunden ist, um die 



Ueberlegenheit der koptischen Rasse über die 
Araber zu erweisen, ist dem Uebersetier 
ganz entgangen, wofür er die oft phantastischen 
Wunder- und Zaubererzählungen aus der alt- 
ägyptischen Geschichte mehr nur vom Stand- 
punkt des Folklore erklären möchte. Beides 
hat eben hier zusammengewirkt Was nun 
das Verhältnis dieser Uebersetzung selbst 
zum arabischen Urtext, sowie zu der alten 
französischen Uebersetzung Pierre Vattier's 
nach einem nicht ganz vollständigen, jetzt 
verschollenen Codex Mazarin anlangt: Egypte 
de Murtadi, fils du Gaphiphe, Paris 1666, so 
ist hierüber kein vollgiltiges Urteil möglich, 
da die arab. Handschriften und diese sehr 
seltene Uebersetzimg schwer zugänglich sind. 
Doch sind an den wenigen Stellen, wo der 
«irabische Text zu Gebote steht^ mehrfache 
Ungenauigkeiten zu verzeichnen. Auch finden 
sich bei geographischen und geschichtlichen 
Fragen (in den Noten) vielfach ungenügende 
oder unrichtige Angaben. So dankbar wir 
dem Uebersetzer für die fliessende Wieder- 
gabe des mannigfach interessanten Werks sein 
müssen, so sei hier doch auf einige Punkte 
aufmerksam gemacht Die Transkription ist 
trotz des Tableau ungenügend und ungenau, 
was bei einem Werk voll fremdartiger Namen, 
dessen arabischer Text nicht allgemein zu- 



gänglich ist, nicht sein sollte. 



kommt 



etwa 5 mal vor, aber stets mit falschem 
Tesdid (wegen der franz. Wiedergabe 
Mokhtassar!) S XXXI lesen wir: „ü y est 
parl^ du Sultan le Malcolcamele, fils d' Abubecre, 
fils de Job, ce qui en fixerait la date vers 
la fin du neuvieme sifecle de Thegire**: 
natürlich ist gemeint der Ejjubide el Malik 
el Kämil b. Abi Bekr 618-35 = 1218—36! 
Aus der blossen Beschreibung des Peters- 
burger (und Londoner) Codex hätte gleich 
ersehen werden können, dass die voüi Uebrigen 
abstechenden Kap. 1 und 2 mehr theologischen 
Charakters „Schöpfung und Präadamiten^ 
S. 4 — 29 überhaupt erst später hinzugefügt 
sind: das Werk begann nach der Khotba 
S. 3 gleich mit Kap. 3, mit der Erde. S. 3 
ist „des temples, des lois^ nicht richtig: 
Petersburger und Londoner Codex haben fSr 
letzteres richtig nawäwis (von näüs = voeög) 
= cryptes, was einzig passt; hier ist naw&mis 
(von n&müs = v6|io^) übersetzt! S. 19^ lies 
2 mal Zalanbür statt Zalnabour; ebenda 

U^A^Jf, nicht La^x^, 3. 24 lies Kat&mi, 

nicht Kitami; statt Himjarite taucht meist 

wieder Homeirite auf! S. 34^ steht ^LotX 

statt ^Le^l^; S. 35^ soll nasbän Schlangen- 



161 |No. 6.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATURrZEITÜNG. 



[Mai 1898.] 152 



eines Ferienkurs - Vortrages, den der Verf. 
im Oktober 1897 in Bonn hielt. Eine sieb 
mit grosser Regelmässigkeit wiederholende 
Erfkhrung in Beziehung auf derartige Gaben 
ans theologischer Hand hat den Freund 
wirklich historischer Studien längst zur stillen 
Resignation erzogen. Man erwartet da gün- 
stigen Falles die immerhin schon üblicher 
werdende Randleisten -Verzierung des bib- 
lischen Stoffes durch assyriologische Ergeb- 
nisse, unverbunden mit dem Wesen der 
Sache und deshalb unverbindlich für deren 
Betrachtung. Nun heisst es hier gleich auf 
der ersten Seite: ,,Aber mehr Last bereitet 
dem Vortragenden das Bemühen, Ihnen zu- 
gleich, wie es doch Pflicht und Aufgabe ist, 
einen Eindruck von der grossen und erfolg- 
reichen Thätigkeit der Wissenschaft und der 
protest. Theologie auf diesem Felde zu geben. 
Die bedeutsame Vermehrung des zu Gebote 
stehenden Materials durch die Entdeckung 
und Entzifferung der Keilschrift hat gewiss 
die Antwort auf manche bisher nngelöste 
Fragen gegeben; andererseits sind auch von 
da wieder neue Fragen entstanden. So hat 
sich eine nach Umfang und Bedeutung nicht 
kleine Litteratur entwickelt, die der Theo- 
loge zu verfolgen und dankbar zu benutzen 
hat." 

Auch das ist, wenngleich durchschnittlich 
mit minderer Wärme, bei Schriften solcher 
Herkunft schon häufig yorangeschickt worden, 
ohne dass dieses Wohlwollen nachher die 
gebotenen Eonsequenzen zog. M. aber hat 
sein Programm ernst genommen, und so kann 
seine kleine Arbeit wohlverdienter Anerken- 
nung sicher sein. Fast die Hälfte des 
Ganzen beschäftigt sich mit einer gründ- 
lichen Darstellung der Lage Judas und Is- 
raels zwischen der assyrischen Grossmacht 
und den wechselnden politischen Gebilden, 
welche der staatliche Selbsterhaltungstrieb 
in Form von Bündnissen in Syrien zuwege 
bringt. Nachdem M. die Erkenntnis ge- 
wonnen, dass nur in der keilschriftlichen 
Ueberlieferung das Material enthalten ist, 
vermöge dessen alle diese Verhältnisse klarer 
werden können, dass aber die Reden Jesajas 
ohne diese Vorbedingung nicht verständlich 
zu machen sind, hat er die Mühe, erst hier 
einzudringen, nicht gescheut Der Erfolg 
liegt in Gestalt dieses Schriftcbens vor; 
es den Berufskreisen, die auf der Grundlage 
theologischen Studiums wirken, allseitig zu 
empfehlen, ist eine angenehme Pflicht. 

An dem Bilde, das M. von Jesajas pro- 
phetischem Wesen und dessen Endzweck 
entworfen hat, liesse sich die Ausstellung 



machen, dass die geistige Hülle von den 
realen Absichten eigentlich nirgends wegge- 
zogen, kaum einmal unmerklich gelüftet 
wurde. Es soll damit kein Vorwurf ausge- 
drückt werden, denn der Verf. beweist seinen 
Mut zu offenem wissenschaftlichen Urteil 
auf jeder Seite. Indessen erscheint der Pro- 

fhet so sehr als Verfechter einer abstracten 
dee, dass seine Enttäuschung über das Be* 
nehmen der Judäer nach Sanheribs Abzug 
701 (S. 45), d. h. über einen ganz begreif- 
lichen und schliesslich doch äusserlichen Vor- 
gang, nicht mehr einleuchten will. Was be- 
deutete wohl „der Mund Jahvehs'', durch 
welchen Jesaja als Prophet die Politik der 
Könige Judas künftig leiten will? Wenn 
ein Adliger oder IMester unter den herr- 
schenden Zuständen als „Mund des Königs'* 
aufgetreten wäre — man hätte es sofort be- 
griffen ! Und dass Jesajas Keden nicht un- 
begreiflich genug waren, als dass man ihren 
Sinn nicht rasch gefasst und verketzert hätte, 
sehen wir ja. F. E. Peiser in seiner „Skizze der 
babylonischen Gesellschaft" (Mitt.V. A.G. III, 
S. 17f.) dürfte den ersten brauchbaren Schlüssel 
dargeboten haben. Tigl. Pil. III. war da- 
nach durch einen Bauernaufstand im assyr. 
Reiche zum Thron gekommen; Sargons Er- 
hebung bedeutet nachher den Sieg der Re- 
aktion. Jesaja nun weissagt zuerst unter 
Achaz, und zwar in anti-aristokratischem 
Sinne, der natürlich auch gegen die zur 
herrschenden Klasse gehörigen geistlichen 
Pfründen sich wenden muss. Der Prophet 
will aber dem Könige den Weg zeigen, sich 
nach Art des mächtigen Tiglat-Pileser von 
seinem übermütigen und im Grunde staats- 
verderblichen Land-, Hof- und Tempel-Adel 
zu emanzipieren. Das hätte Juda auch nach 
Aussen hin gerettet, weil es ihm die Freund- 
schaft des Assyrers eintragen musste. So 
erklärt sich auch der ewige Anstoss (S. 33) 
des „Schear-jaschub'S hiemach der goldenen 
Brücke für unterwürfige Aristokraten: „Wer- 
det volkstümlich, schwenkt bei Zeiten von 
euren Genossen ab, und es soll Euch nicht 
zu viel geschehen.'' In diesem Lichte be- 
trachtet möchte es auch kein Zufall sein, 
dass die Sendschirlitexte sich gerade mit 
Jesaja sachlich mehrfach berühren. Auch 
dort wirkte Tigl. Pil.'s System, und vielleicht 
dan man sogar an einen assyrischen Agitator 
als Jesajas direktes Vorbild denken. Zu 

Siter Letzt fände dann der pessimistische 
rundzug der späteren Orakel Jesajas, selbst 
die täuschende Hoffnung, mit der Sanheribs 
Tod durchs Schwert noch begleitet ist, seine 
Erklärung. Aber mit Sargons Erhebung 



168 [No. 6.] 



ORIENTALISTISCHE LTTTERATUE-ZEITUNö. 



[Mai 18d8.] 164 



waren die Aussichten Jesajas doch verzwei- 
felte geworden, und seine Beden stimmten 
seitdem mit dieser neuen Lage überein. 

Bisher haben die Funde am Euphrat und 
Tigris die kühnsten Erwartungen übertroffen; 
neue bedeutsame Aktionen auf diesem schätze- 
reichen Felde sind energisch eingeleitet. Sie 
werden gewiss noch manches Rätsel lösen 
helfen. 

Berlin. 



Wissenschaftliche Fragen und Antworten. 

II. 
Der Chetiterkönig der Amamatafeln. 

Bemerkungen zu 0. L. Z. 1898, 88. 

Sollte Winckler's Lesung Ti(?)subiluli- 
(uma(?) für den Chetiterkönig von Amarna 
ob sich bestätigen, so wäre die erste Frage, 
ob das der Sapalulu des Friedensvertrages 
ist. Da dieses letztere Dokument von einer 
Eeilschriftvorlage übertragen ist, empfiehlt 
es sich, die Theorie einer Verstümmelung 
des Namens durch die Ägypter gar nicht zu 
versuchen. Die bisherige V ergleichung mit 
dem assyrischen Sapalulmi (womit ich, Asien 
395, kilikisches NevXoppig verglich) mag ja 
auf sich beruhen; genörte das -uma zum 
Namen der Amamatafel(?), so würde sie frei- 
lich gestützt. Bei dem Amarnabrief hängt 
alles von dem ersten Zeichen tl oder tu ab. 
Ein Konsonant mehr am Anfang würde gegen 
die Identität entscheiden. Es bliebe dann 
nur die Möglichkeit, dass Tesub(i)lul(vi?) 
und Sapalulvi ähnlich gebildete Namen 
sind, wie dies in einer Dynastie so oft vor- 
kommt. — Die Identität des Sapalulu und des 
neuen Königs ist übrigens chronologisch 
nicht unbedenklich. Der Hetasera des Ver- 
trages sagt : (Z. 10) ,,Mau-te-n-r-a, der 

Grosfürst von ]^e-tä, mein Bruder, nach (sie I) 
seinem Verderben (?Sayt d. h. „Ghschick**) 
(und?) E[e-tk-si-ra setzte sich auf den Thron 
seines Vaters.'' Das ist sehr dunkel; ob es 
auf eine Ermordung deutet, ist mir neuer- 
dinn zweifelhaft geworden, die halbzerstörten 
Aurangsworte^) können eine Abdankung an- 



Auf dem Berliner Abklatsch schien mir 
sKl^w^yy^ sichtbar; das hn Bourianfs leidlich 

sioher, aber ich verstehe die Stelle nicht sicher. Vielleicht 
bringt jemand bei iJlngerer Nac^rüfang, wozu ich keine 
Zeit hatte, mehr heraus. Das Kaosativ von hnw wäre: 
A, b€f<M M. **(?} 



zeigen. Klar ist aber, dass der neue König 
sofort nach der Thronbesteigung zur Be- 
festigung seiner Stellung Frieden schloss. Es 
handelt sich also nur um Monate, nicht um 
Jahre seiner Regierung, welche dem Jahr 21, 
Monat 5 Bamses II. vorausgingen. Dagegen 
vgl. Z. 8 „Aber zur Zeit des Mau-te-n-ra, 
des Grossftirsten von ]^., welcher kämpfte 
mit B. II." Das wird also dargestellt, als 
hätte er die 20 Eriegsjahre hindurch regiert, 
was tendenziös aussieht. Indessen Z. 14, ,,der 
richtige Vertrag, der bestanden hatte zur 
Zeit des Sa-pa-ru-ru und gleicherweise der 
richtige Vertrags der bestanden hatte zur 
Zeit des Mau-te-n-ra etc., meines Vaters*^ 
(sicl also verschrieben für Mau-ra-si-ra!), 
den halte ich fest.'' Demnach dürfte Mutallu(?)i) 
allerdings 20 Jahre parallel Ramses IL re- 
giert haben, länger als die Nachfolge seines 
Bruders vermuten liesse'). — 

Die Minimalzahl der Jahre zwischen 
jenem Frieden und der Thronbesteigung 
Amenhotep IV, direkt nach der Amarna 35 
geschrieben ist (Z. 16), ist nun 75 Jahre, 
vermutlich dürfen wir 10 Jahre mehr rech- 
nen. Der Chetiter des Araamabriefes hat 
aber schon lange mit A. in korrespondiert, 
wie er behauptet. Diese Korrespondenz, 
von der keine Spur in dem Amarnaarchiv 
erhalten blieb, möchte ich nicht für erlogen 
halten. Vermutlich gehört sie in die älteren, 
in diesem Archiv nicht mehr vertretenen 
Jahre, d. h. sie liegt mindestens 10 Jahre 
zurück. Der Amamachetiter würde dem- 
nach nicht nur ca. 80 Jahre vor Chetasera 
zurückreichen, sondern ungefähr ein Jahr- 
hundert. Das ist für jene drei Regierungen 
entschieden zu viel, wenigstens ist es 
äusserst unwahrscheihli4Af dass der Qrossvater 
des Mutallu(?) schon in der Zeit des Amen- 
l^otep III regierte. 

Tesub als Gk)tt, auch der Chetiter, ist 
aber seit einiger Zeit bekannt, vgl. Asien 
395, zu 332 (Z. 14). Jensen (Z. Ass., mit 
Spiegelberg's Hilfe?) hat zuerst ihn im Namen 
des Gesandten bemerkt, der Ramses II jene 
silberne Tafel mit dem Friedensvertrag über- 



brachte : 









Tk- 



^) Diese, meines Wisseos zuerst von Jeosen vom- 
Mhlagene Lesang ist wenigstens gat mtelioh. Der 
Ägypter schiene dann etwa MotäTle wiedeifeben ü 
wollen. 

') Dass nach der Schlacht M 
gesooloesen wurde, bezweifle 




156 [Nu. 5.J 



ORIENTALISTISCHK LITTERATÜBrZEITüNö. 



[Kai 1888.] 166 



ra-ti -i-8(o)bu.^) Die Möglichkeit, dass dieser 
Gesandter ein als Dolmetscher dienender 
Nichtchetiter war, habe ich 1. 1. noch erwogen. 
Der Text sagt aber wirklich nichts vom 
Verdolmetschen, sondern nur vom Überbrin- 
gen. Ein solcher Bevollmächtigter wird doch 
wohl eher ein Edelmann aus reinstem Che- 
titerblut gewesen sein. Die dritte Zeile'), 
welche von der Ankunft der Gesandten 
spricht, enthält einen ähnlichen Namen, der 
ebenfieills auf -sb(u)? zu enden scheint Ent- 
weder ist es derselbe Mann, was mir am 
wahrscheinlichsten ist, oder, wenn Bouriant 
ein w/u vorher richtig gesehen hat, so be- 
nannte noch ein anderer Gesandter sich nach 
dem Tesob, wie der i^gypter offenbar las. 
Immerhin genügt schon der erste Name, um 
den von Winckler unabhängig vermuteten Zu- 
sammenhang chetitischer, urartäischer und 
mitannischer Kultur sicher zu stellen. Frei- 
lich vergesse man nicht, dass im Altertum 
die Religion stets Lokalreligiou war und 
gerade in Ostkleinasien allerlei verschiedene 
Kassen sich auf demselben Boden zusammen- 
drängten, so dass religiöse Entlehnungen 
nicht notwendig dieselbe Basse andeuten. 

W. M. Müllen 



Personalien« 

Dr. Sarre schreibb aus Soltanabad Tom 20. 
Janaar 1898, dass er von Tabris nach Ardebil,. Ton 
dort über Sendschan and Kaswin nach Teheran, von 
dort nach kam and Saltanabad (anterwegs koioMaler 
SohneeBtorm and hohe K&lte (bis 20® B) am 16. Janaar 
bei Khagird) gegangen sei, wo er vorl&afig festliegen 
müsse. Von dort will er über Hamadaa, Kirman- 
schah nach Bagdad and ev. über Deir am £aphrat, 
Falmyra, Damaskus zarück. 

Prol Dr. Brünnow hat einen Ferman za Aas- 
grabangen im Libanon erhalten. 

Prof. Dr. Franz Bahl (Leipzig) ist als Prof. der 
orientalischen Sprachen nach Kopenhagen berafen. 

Docent £. Lindberg (somit. Sprachen) inGothen- 
barg ist zam Professor ernannt worden. 

Prof. Dr. J. Satin g befindet sich z. Z. anf einer 
Stadienreise in Palästina. 



M So> nach dem Abklatsch. Es fehlt kein Zeichen 
(gegen Lepdas). Die seltsame Yerbindang ti-i hielt 
ich bisher für missbiftochlich für tl, doch bleibt aach 
möglich, dass die keilsohriftliche LAngenbezeiohnang ti«i 
nachgeahmt ist Die Onippe sba scheint sob wieder- 
geben za wollen. Beide Sohreibongen ganz ange- 
wöhnlioh. 

*) Ich mache darauf aofinerksam, dass diese wich- 
tige Zdle 3 sedbst auf dem Berliner Abklatsch, der 
jetzt anfingt, sehr anleserlich zu werden, eine l&enge 
Zeichensparen aufweist, wetohe auf dem Original deat- 
iich sein müssen. Sie verdiente Naohprüfong. 



Zeitsehriftensehau. 

Al-Maohriq. 

7 (1. Aprü 1898). P. L. CheOdio, Barhebraeos: 
L*homme et l'toivain. — B. Chartooni, La Chrono« 
logie da Patriarcat maronite d* apräs Doaaihi [Fort- 
setzang]. — P. L. Chetkho, Histoire de B^yrooth 
d' Ibn Salih (saite). — Qaestions et r^Kinaee 
^^^AMhAft = y^ von H. L|animens]). 

8 (15. April 1898). Dr. K. S. Khoary, L' emnloi 
du collyra (Za No. 6, mit Rüdmicht auf die Ver- 
hältnisse in Hims). — B. Chartouni, La Chronologie 
du Patriarcat maronite d' apräs Doaaihi (suite). — 
P. G. Zumoffon, L' ftge de la pierre en Phenide. 
[Schluss. Mit Abbildungen] — P. L. Chelkho, 
barhebraeos: L' homme et T ^rivain (suite). ^ P. 
L. ChetkhOf Histoire de Beyrouth d' Ibn Salih (suite). 

— Varia (P. Anastase, Zu No. 5: ^yäjf "iAkA = 

dem ausgestorbenen Vogel Dinomis, ^s =- dem 

ausgestorbenen Vogel Epyomis, der heut *ÜU f ge- 
nannte Vogel = Anhinga). — Besprechung von: Publi- 
cazioni scientificbe del R. Listituto Orien&le in Napoli 

1) V-A5, ^giJüai\ j^LäJ! ^J^ö^^ y^l ^^|^ 

2) jyjSiiJ^ Sv^ ^^JU» ou^ vsaAÜ wUeT 
2 Bände. Roma 1897. 



Litterar. Zentralblatt 1898. 

15/16. R. Brockelmann, Geschichte der arab. 
litteratur. Besprochen von C. F. S^eybold). r- M. 
Steinschneider, Vorlesungen über die Runde hebril- 
ischer Handschriften, Besprochen von A. Br. — 
£usäbe de Cesaräe^ histoire ecd^siastiqae ^dit6e 
pour la premiäre fois par Bul Be^jan, bespr. v. Eb. 
N(estle). 

Beoueil de traveanx relaüft k Tarolito- 
logie BffTptiennea et Assyriennea. (Reoaeil). 

1 und 2. Emile Chassinat, Critique d*une Critiqoe. 
(Verteidigt die 3 ersten Hefte des ersten Bandes 
seines Werkes »Temple d'Edfou'' gegen die Kritik 
Karl Piehl's in Sphmx. Dasu dionen Liditdrucke 
der Abklatsche. Auf diesen langen beklagenswerten 
Streit werden wir demnächst eingehender surClck- 
kommen.) — W. Max Müller, Anmerkungen zom 
Siegeshymnus des Merneptah (za der Uebersetsung 
Spiegelbeigs A.Z. 1896 S. 11 1 Hauptpunkt: su über- 
setaen ,,Palästina (Q^m) ist eine ^hilflose) V^ittwe 
für (nicht: von!) Ägypten.'* Für Semitisten: myo 

als Torratsgrube der Bauern, Be-ga-ra-t(!)i geschrie- 
ben). — Ed. Naville, les demiäres lignes de la StMe 
mentionnant les Israälites. (Sieht in der Art der Er- 
wähnung der Israeliten den Beweis , dass sie in der 
Wüste seien, nach dem Auszug aus Aegypten (in 
Memeptah*s 6. Jahr) und vor der Eroberung Paläs- 
tinas; geschickter, aber nutrioser Versuch, die alte 
Anschauung zu halten. Wo ist der ertrunkene 
Pharaoh? T(a)-nu-*-mä = JabneelM). — Wilhelm 
Spie^lberg, die Baainschrift Amenopms' m Flinders 
Petne- Stele (aus dem Memeptahtempel, Vorderseite 
der Israelinschrift). Die Lichtdruclktaftt seigt so recht, 



U7 |No. 6.1 



ORIENTALISTISCHE LITTERA.TnB-ZEITUHG. 



[U>i 1698.] 168 



wie ichwer korrekt« Wiedergabe mit Typen ist, ob- 
vobl •* «u Sorgfeit offenbu nicht felüt.'] Orflnd- 
liehe BrUAnmc in rfihmen.*) Sachlich intereiBaQt: bei 
Tempelii Tamerte Vergoldang die W&nde, Ter- 
■ilbernngden Boden. Abe^Laube7 Um den Tempel 
liegen „PaUMüMntUte" (oder Dörfer), beüedett 
mit H&nptlingakiiideni.'' Baa und die vorher ge- 
naimten fremden TempeliUaren; ob da« pbSnikiiche 
Viertel (Baiare T) um den Tempel von Hemphii 
Herod. 2, 112, rergleiahbar iat, wie Sp. meintr — 
Der KOnig laut im „Oottwland-' d. h. Daten ' l-B Korne 
„auf den Bersen von Btna" f&llen fSr eine heilige 
Barke. Aloo Libanoniedem (T) doch ^ 'i nnd diaa 
nicht Acoacie! VersL MdUer, „Anen" a 216, 173, 
iu 2. — Die Abbüdmig dea „Gotteerchattens" anf 
Tempelthoren nachgewieien. — Der KOnig bringt 
Tribut an Gold an* KA-ra-j im 4nBersten Stlden 
„dea elenden JUi". — Treffend S. 64: dieie Banin- 
•chiift laigt wieder, dafi die „Xg^ter auf tecb- 
niechem Gebiet ebenao selten aaohlioh in echraiben 
Terstanden, wie aof hiitoriachem." Ftlr ^inatnni 
UBfahHiche Beeprechang vorbehalten. — V. Scheil, 
Votea d'Eipigraphie et d'Archfologie AasTrienoe: 
XXX. on Iragment d'un nouTean räcit du Dringe 
de l'jpoqne da roi Ammiiadoga; Sei Stück der 
Version von Sippar, nnterachieden von der, von 
wddier die der BiblioÜiek AlnrbanipaU kopiert i«t. 
XXil. Belief oiiel^ reprriaentant une loöne fimöraire 
babjloniemie: Neaea Btflck aus Zerghool, jetit im 
Hm. Conataatinop., Phototjpie, Utnlicb dem von 
dermont-Oanoean in der fierne AMniologiqpe N.3. 
i^XXZVTerSffentliohten. (BeiPeirot-ChipiezÜ: a61).>) 
"^'T lUar lou« le ajmbole de la fache (nach 
«nem Stegelabdrook anf einer Tafel aiu der Zeit 
dar erfteo DrnMtie, ana Sippar, nnter Verweil aat 
Craü, relüioQt texta 6-6, and II Bawl 62b 46. 
TTyYn, ^agment mytholo^oe avec mention de 
Uddoin-namir, pat^ XXXIV. le nonrean roi Bim- 
Annm: 10 Kontrakttafeln mit Datnm. Danach Ri- 
im-a-gam-nni beMer Bi- im-a-nn-nm in leaen. XXXT. 
le roi Tukolti bei niM.*) XXXVI. Cne noarelle briqne 
i inacription du roi Bnr-Sin. XXXVII. liete tAo' 
grtqthiqne. (Botl die Namen von Orten in der Um- 
gebnng Sirpnriaa enthalten, aoa dem Bnrean einea 
tttenereinnehmera atammen. Scheint eher eine Liite 
Ton Tempelabgaben sa sein, die er. von weit her 
gekommen sind). — Q. Dareny, Notes et remarques, 
viele neae Texte, darunter ein neuer KBnig Hentn- 
m-iaf ca. der 14. Djn. ; aber ^ar . . . ^nm (?) der 6. 
(T)D7n. — Eine Gnbaaaatsttang der 18. Dyn. be- 



') Bei wie vielen Texten kann man daa nnr 
fllhlen, nicht beweisen. Jeder wichtigere Text sollte 
aatographtert werden, wie Sp. 26 Israelinechrift 

*) Z. 8 (vgl. a 49) iw'b ,,veraieren'- fBr Uterea 
tfb(w^T. Z. 6 wbn (ao!) scheint „ragen" auch sonst 
Otter. Z. 6 emendiere rpt „OrOnea'T Wdb heisst 
„Fnrt". 8. Text richtet knien „sie erreichten 
fmaohten voll) IGUionen". Z. IT. „SohifEsrand"! „£k 
nllt die Erde mit aeiner Pracht (>fwli, das Vorder- 
Stack wiederholt (diese) Fracht." 26. emendiere: 
nOoheen und Elaiavieh(I} für anageeachte Stfloke 
(stjiw)." 

*) rerf^ hieran Stocken, Abraham B. 61. 

*) Hiün wird sp&ter ein Anfsata Zimmenu in 
vergleichen sein, wenn daa Heft von Z.A., worin ea 
steht, ereobienen uia wird. Der ongebOrigeu Debnng 
daa HenHiagebers von ZX, SepamabdrOoke lange, 
bar« daa Haft selbst ereoheint, den Antoren nr 
VeifagUBg an itetlen, danken wir die Kenntnis daa 
Anhatiea aebon j*M. Wir gedenken aof die Frage 
dar Sepantabdrflok« nMk aarOekiakominon. D. B. 



schrieben; ein paar alte Totenbnohkapitel daraus 
Utten ein Faksimile verdient. — Kleinere Texte, z. 
B. einer, der allen für den Veratorbenen Betenden 
verheisst, adin Weib werde d&fOr ohne Leiden etc. 
Knaben geb&ren; (CLI); geographisch wichtige von 
Saff>el'Henneh ; einer erwUmt einen »KOnigsboten, 
der (für Amasis 11) focht in jedem Land, der tbat 
dea Königs Wunach in Nubien, Thorwächter in den 
NordlKadem' (L e. Gosen!) (CLV).') 8af^el-H. soll 
nicbt^Fisaptu der Assyrer aeinl?); dies =: Pbakasa^TJ. 
Bin beschriebenes ELenfragment (CLVI), von dem 
nicht einmal die MaBe gegeben werden. — Ela von 
Golenisoheff a Wiedemanu besprochener Name eines 
RSmerkaisem sei „Anrelins Haecianaa ou Magnus*. 
~ Versach, Fetrie's ge^. SchalUste ans Tanis tu 
■n ordnen (CLX). Der .Parillon* von Medinet Haba 
sei eine Sakristei fOr den KOnig beim Tempelbesacb, 
nicht ein Palast (gegen Fenillet). — Mht-n-ws^t sei 
Frau, nicht Mutter dea Peametik L — Landschen- 
knng dea Soienk III ICLXPV) au« Tnb-el-Karamua 
nach dem Befehl der GOtter von B^nw" (»'S!), da. 
runter „Amon vom Seelenhana". — — A. Pellegrini, 
Glauare«. (Inedita aoa Floren«, wenig Interessantes, 
S. 98 Orthographie der Negatjon im Namen Bn' 
(1 Var. b'n = bwJ-th'.-Horll. - Äng. Baillet, le Temple 
d'Apet a Camac. (ätudien im Anschluss an da« 
Werk dea verstorbenen H. de Bochemonteix, Pl&ne 
und Indicea dasu). — A. fl. Sajce, Qleanings trom 
the land of E^Tpt. Kopt. Qrabschnft aus = Mahar- 
raka in Nubien („das berdhmte Kloster genannt 
fimipTpi*' Z. 1), aoa dem .die KSnige" den Ventorbe- 
nen beriefen tum Bischofsamt der tnununri von 
Amatponeiite). Bin Graffito bei SilsiÜB, erw&hnt Gott 
Ni^uTiK (luspero = Nefer-hotep). 



1. Panl Sartori, Deber das Banopfer (Sammlung 
der Gebr&Qohe bei allen Völkern, cf. 8. 20 bS 
reichen Arabern in Aegypten etc. (Geschehe als 
Opfer, Eor Gewinnong eines Schutigeistes, als Ab- 
wehnauber, als Sympathierauber. Eraatsopfer hat 
anch dabei sich ausgebildet). — Hugo Winckler, 
Polyandrie bei Bemiteu (nachgewiesen aas einer 
Genealogie bei den Sfidarabem nnd verwandt inr 
Erkl&rung von israelitischen (A^ab) and assyrischen 
(A^t-abito) Namen. 

joTimal de« SaTanta. 1898. 

Februar: G. Haspero, Papyms de Petrie (fiber 
Orifflth, tlie Pebie ['apyrus nnd Wills in Anoiant 
Etopt). 

BaTQB orltdqaa 1898. 

10. l^nai Goldiieher, Abhandlongen aar ara- 
bischen Philologie I, besprochen von Max van Berobem. 

Der Urqnell (Monataaohrift fflr VoLkskande)189a. 

t. 2. F. 8. Kraus, Guslarenlieder VL Die 
Milchbrflder. Giebt den aoiialen Hintergrund (ge- 
achleohtgenossenschaftliche Bechtsgemeinsohaft, un- 
ter der Denke dea vom boanischen und enego- 
vinisohen Volke freiwillig angenommenen IsUins 
nach der vorhmegangenen Anssaugung durch 
KOnig, Adel und Kirona), auf dem sich die Haapt- 
begebenheiten des Liedes von Hmkovid, dem Wal)]> 
bruder Ijubovic's abwickeln. Mit interessanten 



*) Also die erste insohrifUiche Enrthnang vo 
Kriagan dieaes KOnigi (aber nicht notwendig i 
Nabiam, eher im Nwdaal). 



169 [No. 5.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZElTÜNfG. [Mai iSto.] 160 



Heyne Arohtologique 1898. 

Januar- Februar. George Foncart, l'hiBtoire ^gyp- 
tienne d'apr^ les demiäres publicatioDB. — Paul rer- 
drizet, Syriaca: § 1. Triparadisos (nicht mit Robinson 
als Djoassieh-el-Kadim anfrofassen, sondern auf dem 
Wege Yon Emesa nach Helio-polis zu suchen = Ribla). 
§ 2. La d^esse syrienne Simea. g 3. les flottes romaines 
en Syrie. — Salomon Reinach, les Cabires et 
M^certe (die Pelasger 7on Samothraoe und Imbros 
h&tten ngroese GOtter" gehabt und sie gegen das 
9. Jahrhundert mit dem Namen benannt, den sie 
Yon phönidschen Schiffern gelernt h&tten (!!). In 

S leicher Weise der Ersati giiechiBoher Namen durch 
lelikertes {= Melik-qart roide la Tille!! beachte 
dagegen den phOn. Namen Abd-Milkutti!). — E. 
Drouin, les legendes des monnaies sassanides. Bib- 
liographie (dimmter F. Hommel, die altisraelitische 
Ueberlieferung in inschrütlicher Beleuchtung, bespr. 
V. C. Fossey). 

Zeitsohrift der OesellBohaft für Brdkuiide 
8U Berlin (Z. Ges. Erdk.) 1898. 

1. G. Schweinfurth und L. Lewin, Beiträge 
cur Topographie und Geochemie des Ägyptischen 
Natron-T^üs: Das zu Quma bei Theben m einer 
Felswand angebrachten Gbubkanmier aufgefundene 
Sab (in S&ckchen, die in gprossen, durch Thonsiegel 
yerscnlossenen Krügen niedergelegt worden waren) 
stammt nach der Analyse aus dem Uadi Natrün 
(libysche Wüste). Dies Thal sei nicht wie die 
andern Oasen als Terhftltnism&ssig jimg aubufassen, 
sondern sei ein Lftngsbruch Ton nahezu 20 Kilo- 
metern bis 23 meter unter dem Niveau des Mittel- 
meeres; der Nil entsendet dorthin Infiltrationswasser. 
An der Natronbildung sind sowohl chemische Um- 
setzungen innerhalb der Infiltrations-Rinnsal als 
auch pflanzlich biologische Prozesse beteiligt. (Be- 
achte die Notiz, dass der Beduine die auf hunderte 
Ton Kilometern sich gleichm&ssig ausbreitenden, 
einförmig ebenen, braunen Kiesfl&chen «serrir nenne). 



Verhandinngen der Qesellschalt für Brd- 
knnde an BerUn (Verh. Ges. Erdk.) 1898. 

1.. J. Walther, vergleichende Wüstenstudien in 
Transkaspien und Buchst 2. Max Ebeling, der „Be- 
gräbnisplats" und die Inschriften auf dem kleinen 
Ararat: Im Krater ein etwa 2 m hoher Steinhügei 
mit daraus hervorragenden Tafeln. Umgeben von 
einem Steinkreis mit einem Durchmesser von etwa 
6 m. 2 Tafehi mit arab. Inschriften, deren Schiuss 
nach Euting den Namen Ismail und die Bezeichnung 
Jahr 1188 (d. H.) enth&lt. 



Arohiv für Religionswiesensohaft, her- 
ausgegegeben von Dr. phiL Ths. Achelis in Bremen. 
(Arch. Relgw.) L Band. Heft 1. Freiburg i. B. 
Leipzig und Tübingen, J. C. B. Mohr (Paul Sie- 
beck} 18d8. 

Die Reaktion gegen die Max Müller-Kuhnsche 
Art der Religionen- Vergleichung ist nicht ausgeblieben. 
Der Mangel an historischem Sinn und das Deduzieren 
aus einigen sich bald als unhaltbar erweisenden 
petitiones principii heraus führten zu Arbeiten, welche 
auch dem minder scharfen Auge zeigen mussten, 
dass es so nicht ffehe. Weit verdienstlicher waren 
die Forschungen der philologisch-loritischen Schule, 
die sich darimf beschränkte, das ungeheuere Über- 
liefemngs-Material zu sammeln und nach bew&hrten 
Ghrundsfttsen zu sichten. Die neue Zeitschrift will 



das Organ einer mittleren Richtung sein : synthetische 
Verarbeitung des empirischen Materials ist ihr Wahl- 
spruch. Ihn erOrtert die HEinführunff" des Herana- 
Sebers Seite 1 bis 8, und im WesenUichen ist anoh 
er Aufeati Hardys „Was ist Religionswissenschaft?** 
breite 9 bis 42 nur ein FrogmanL Wenn der breit 
angele^ und mit einem wahrhaft holl&ndischen 
Eruditionsgep&ck ausgestattete Aufiukti Roschers 
ȟber den gegenw&rtigen Stand der Forschung auf 
dem Gebiete der griechischen Mythologie und die 
Bedeutung des Fan** die neue Methode exempli- 
fizieren soll, so scheint er nicht glücklich gewählt, 
denn es ist nichts darin, was man nicht in der- 
gleichen Arbeiten auch in früheren ZeiUm sn suchen 
und zu finden gewohnt war. Das Beste in dem 
Heft sind unzweifelhaft die wenigen Seiten, auf 
welchen der Yerfiisser des von der Kritik allerseits 
als eine eigenartige und neue Bahnen weisende 
Leistung begrüßten Werks »Naturvölker und Kultur- 
völker", A. Vierkandt eine feine, die Mängel der 
rein philologischen Behandlung scharf beleuchtende 
Kritik an den übrigens auch von ihm gehörig ge- 
würdigten „GKittemamen'' Useners übt. Mit Reoht 
beklagt V. ^daß zwischen der Philologe und der 
Gescluchtswissenschaft einerseits und der Völkerkunde 
und Völkerpsychologie andererseits die trennende 
Mauer noch mimer nicht völlig niedergerissen ist*. 
Es ist dringend zu wünschen, £un die Orientalisten 
zur Niederreissung dieser Mauer mehr beitragen als 
bisher geschehen (verg^. Niebuhr's Besprechung von 
Stucken's Lot in 0. L. Z. 4, 114 ff.). Der Heraus- 
geber nimmt gern Mitteilungen aus ihrem Forschungs- 
gebiete auf. 

Oorreepondena-Blatt der dentschen Ge- 
sellsohaft fOr Anthropologie, BthnoloiÄe nnd 
Urffesohichte ^Gorr.-Bl. Anthrop.) 1898. 

3. Heinrich Zimmern, Die Bevölkerung Klein- 
asiens: Nach einer Übersicht über die Memungen 
V. Luschan's, Georg Rosen's, dessen AusspruchlSd« 
M^er (in dem Axtikel Kleinasien in Emsch und 
Qruber'sEncyclop&die) wörtlich wiederhole, Virchow'Si 
Tomaschek's, Yambeiys, Kretschmer*s, geht er auf 
die Versuche Lassen's, Dunker's und luepert's ein, 
welche die Bevölkerung Kleinasiens einzuteilen suchen. 
Erlaubt, dass Kretschmer's Ansicht, dass wir es 
in Sleinasien, von den Phrygiem abg^esehen, weder 
mit indogermanischen noch mit semitischen Stftmmen 
zu thun haben, sondern mit einem Volkstum sui 
generis, die riditige sei, wenn auch seine (die 
philologische) Methode eine weniger zu billigende 
w&re, da er zu sichereren Ergebnissen h&tte durch 
die Methode der somatischen Anthropologie kommen 
können. 



Erklaning. 

In Bezug auf den von uns in Sp. 96 gebrachten 
Satz, dass „nrivatbriefe** besser nicht in der Polemik 
verwendet werden, sendet Professor König uns eine 
Ebrkl&rung, wonach der betreffende Brief an ihn 
selbst gerichtet war und sozusagen ein Aktenstück 
in der durch Professor Grimme veranlassten Aus- 
einandersetzung bildete. Femer w&re aus diesem 
Briefe nur ein solcher Satz angeführt worden, durch 
den Prof. Grimme das von ihm angewendete Ver- 
fahren motiviren zu können meinte, und sollte des- 
halb dieser Erkl&rungsversuch den Fachgenossen 
nicht vorenthalten weraen. D. R. 



Veraatwortliclier HcnuMgeber: F. E. PeUer, KöBictben L Fr. 
Vorfag 11. EKpeditioa, Wolf PdMr Veria«, B«fUa S , Bnada^liarntr. tz. 
Druck tmi Maar SchoiMtow vom. Zahn ä, BrnrnM, Kirchhab N.-L, 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung. 



EzBcheint 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 

von 

P. E. Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



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handlungen und Post&mter (unter Nummer 5656 A). — Inserate die zweigespaltene Petitzeile 30 Pf.; bei 

Wiederholungen und grösseren Anzeigen Ermässigung. 



1. Jahrgang. 



15. Juni 1898. 



M Q. 



Alle ftlr die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten : Bedaktion der 0. L. Z«, Wolf Peiser Yerlag, Berlin S. 42, 'Brandenbnrgstr. 11. 1. 



DutiMgi roi d'Ur et ses sueeesseurs 

par F« Thureau Dangin. 



I. 

n 7 a deux ans environ, dans un article de la 
Revue d'Assyriologie (3® vol. n° IV pp. 
142 et suiv.), je proposais, entre les rois 
alors connus de la seconde dynastie d^Ur, 
Tordre de succession suivant: Bur-Sin, Gi- 
mil-Sin et Ine-Sin'). A peu pr^s au m^me 
moment Hilprecht (OBI part II p. 30, note 6) 
aboutissait k la m^me conclusion en ce qui 
regarde le rapport chronologique k ätablir 
entre Bur-Sin et Gimil-Sin, mais, k la suite 
du P. Scheil, il plagait Ine-Sin avant Bur- 
Sin^) Dans la Revue S6mitique 
(Janvier 1897 pp. 72 et suiv.) j'ai 
d6montr6 d' apres de nouveaux documents 
Texactitude du classement que j'avais adopt6 
et j'ai de plus essayä de prouver que le 

Er6däces8eur imm6diat de Bur-Sin etait un 
)ÜN-GI roi d'Ur et roi des quatre r6gions; 

') Je conserve provisoirement cette lecture qui 
]?*est rien moins que certaine. 

") Le P. Scheu (Bec. de Trav. XVII p. 38 
note 3} s'appuyait sur le fait que sur im contrat de 
Telloh Tannee de Tavänement de Bur-Sin serait 
pr^cäd^ de deux ann6es appartenant au rägne 
d'Ine-Sin; mais les deux ann^es en question, de 
mdme que toute la s^rie d'ann^es ^num^r^es OBI 
QO 126, se r^förent non pas, comme il le pense, au 
r^gne d'Ine-Sin mais L celui de DUN -Gl (voir 
plus basj 



je recomposais en m6me temps d' une part 
une s6rie de seize ann6es embrassant la fin 
du rfegne de ce problimatique DÜN-GI, le 
rfegne entier de Bur-Sin et le commencement 
du r^gne de Gimil-Sin et d'autre part une 
s^rie de neuf ann6es embrassant la fin du 
r^gne de Gimil-Sin et le d6but de celui 
d' Ine-Sin. 

Les documents que vient de publier le 
British Museum') confirment et permettent 
de compl6ter ces donn^es chronologiques. 

La preuve que le pr6d6cesseur de Bur- 
Sin portait le nom de DUN -Gl m'6tait 
foumie par une tablette de Telloh dont 
Hilprecht a donn6 une copie aux pl. 53 et 
Ö4 de sa publication des d6couvertes de 
Niflfer: la souscription porte en eflfet, avant 
une date au nom de [DUN-]GI, la mention 
d'un PA-TE-SI de SiR-PUR-LA appel6 [ÜR-] 
LAMA. J'ätais par Ik autorisd k placer 
DUN-GI immÄdiatement avant Bur-Sin et k 
attribuer k la fin de son regne les cinq 
annäes qui, sur ime tablette inddite du 
mus6e de Constantinople (n*^ 622) pricfedent 
FannÄe de l'avfenement de Bur-Sin (il r6sulte 
en eflfet d'un contrat du Louvre (AO 2512) 



'j Cuneiform tezts from ^abjrlonias 
tablets part in et V (copies de L. 




168 [No. 6.] 



OBIENTALISTISCHE LFTTEAATUE-ZEITÜNQ. 



[Juni 1896.] 164 



3ae UR-LAMA 6tait contemporain de ce 
emier roi). L'exactitude de ce classement 
däpendait de la correction des deox resti- 
tutions proposäes: [DUN-]GI d'une part^ 
njR-]LAMA de Tautre. Or sur ce point le 
doute n'est plus possible: trois en effet des 
tablettes publikes par le British Maseum 
(n«"* 12231, 18346, 18933) mentioiment, en 
rapport avec UR-LAMA, des dates au nom 
de DUN-GI dont deox sont pröcisäment 



comprises parmi les cinq qui, sur la tablette 
mentionnäe plus haut, pr^c^dent immidiate- 
ment le rhgne de Bur-Sin. 

Ceci acquis, un autre texte, ägalement 
publi6 par le British Museum (n^ 18368) 
nous permettra de pousser plus loin nos 
recherches. Nous en transcrivons ci-dessouB 
les passages particulibrement intäreasantB 
pour Tobjet qui nous occupe: 



coL I 



28 I se g^r lugal 



ki Gir-dingir-Ba-u ni-ku-ta mu us-sa mu 
sa-a-bi^) 



14 I gur 

ki Qir-dingir-Ba-u ni-ku-ta 

14 I A gur 

ki Ur-dingir-Nin-giS-zi-da-ta 

mu §a-aä-ru-um-ki ba-^ul 

46 I A gur 

ki GKr-dmgir-Ba-u ni-ku-ta 

mu en dingir Nanna(r) mas-e-ni-pad*) 



48 A gur 

ki 6ir-dingir-Ba-u ni-ku-ta 



mu Si-mu-ur-ru-um-ki Lu-lu-bu-um-ki a- 
du kam-ru ba-^ul 

47 A gur 

ki Gir-dingir-Ba-u ni-ku-ta mu Ur-bil- 
lum-ki ba-^ul 

1») Ur.dingir-Sa-qal*).§a 

1 Dug-ga ses-a-ni 

itu 62-ku 

id-bi 3720 kal ud 1-ku 



nin-lag-ag^) 

Dug-ga galu «fr^y^•) 



28 GUR 180 QA de grains (mesure 
royale) 

(revus) de GIR(-DINGIR)-BA-U le NI-KU 
dans la seconde ann^e aprbs (la conatruction 

du temple ^^@-§A iS Dagan) 

14 Gur 180 QA 

(regus) de 6IR(-DINGIR)-BA.U le Nl-KU 
14 GUR 160 QA 

(re9U8 de UR(-DINGIR)-NIN.GlS-ZI-DA 
dans rannte de la dävastation de §ajru 
46 GUR 150 QA 

(re9U8) de GIR(-DINGIR)-BA-U le NI-KU 
dans rannte de T^lection du seigneur 
de Nannar 

48 GUR 30 QA 

(regus) de GIR(-DINGIR)-BA-U le NI-KU 



cd. U 



dans rannte de la dävastation pour la 
neuvi^me fois de Simuru et de Lulubu 

47 GUR 30 QA 

(regus) de GIR(-DINGIR)-BA-U le NI-KU 
dans Fannäe de la dävastation de Urbillu 

UR(-DINGIR)-SA-QAL-SA 

et DUG-GA son frire 

(employäs) pendant 62 mois: 

leur salaire (correspond k celui de) 3720 
ouyriers ä un jour (c. k d. de 3720 joumies 
d'ouvrier) 



coL VI 



Revenus encaissäs 

par DUG-GA le W^TtFT 



*) Formale abräg^ comme le sont fr^quemment 
les formales des dates (yoir plos bas, mäne texte, 
coL YL 4 la formale oompl^). D'aatres formales, 

S. ex. Celles qm sont employäes dans les mesnres 
e terrains om*ent aassi des exemples d'abr^yiation 
(cf. ZA XI pp. 428 et soIt., et Bey. d'Assyr. 4« 
To). no m p. 81 note 2). Joindre anx exemples 
eit^s k ces deox places celai de la formale nam 
(Onncif. texts part I 94—10—16,2 passim) oa 
nam-erim (ibid. 96— 10— 12,20 oby. I, 6) qoiparatt 
ayoir M abr^e de nam-erim- bi ib-kad 
(Oaneil texts part m no 18967, 66). 

*) An iiqet de cette formnle yoir plus bas p. 167 n. 4. 



*) Primitiyement Tonit^ n'a M employ^e deyant 
les noms propres qae dans oertains cas sp^danx 
(ainsi dans les listes d'esclayes, de tfoioins etc.; 
yoir nos Tablettes chald^ennes iu^dites nos 
32 i 34 et not 62 i 66): c'^tait an simple moyen 
d'^namäration. Elle ne prendra qae plos tard le 
caract^e de d^termioatif mascalin. 

«) =Br. no 961. Cf. Cöne histor. d*£nt^m 
(Bey. d*Assyr. 4« yoL no II) col. Ill, 22. 

*) = epni nikasL 

*) Au sajet de ce titre c£ Str. Nbn. no 219, 1 
I et 3; no 976, 2 etc. 



166 tJSo. «.] 



ORIENTALIBTIBOHE UTTE&ATUa-ZEITUNa. 



[Juni laeai lee 



ita gan-maä^) 




mu ui-sa e ^HiHI-Sa dingir ii D»-gaii 
ba-ni 

mu ui-sa-bi-ta 

ita^Se-fl-la^) 

mu Ur-bfl-lum-ki ba-^ol-ku 

ita 62 kam 

ita dir 2-a-an ba-ni-gU 

62 mois (2 mois intercalaires compris) 
äquivalent k 5 annäes. Les cinq annies 
äniimärieB aox colomies I et 11 sont donc 
bien certainement consäcutiyes. Or les deox 
demiäres amiöes nous sont däjä comiaes: 
eUes coirespondent k Celles qui ouvrent la liste 
ue j'ai donnäe dans la Revue Simitique 
Joe. cit) et qui appartienneiit au r^gne de 
DUN-GI. L'ensemble des cinq annäes doit 
donc 6tre attribuä au mdme rbgne. 

Si maintenant nous enyisageons les trois 
premibres annöes, nous j reconnaitrons sans 



s 



depuis le mois «oÄ la campagne eat 
fieurie^ 

de Tannie qui suivit la oonstruction du 

temple ""^ST-SA IS Dagan 
annäei qu suivit celle Ik') 
jusau'au mois „oii le bli monte* 
de rannöe de la divastation de Urbillu 
62 mois 
U 7 a eu 2 mois intercalaires 

peine Celles qui terminent la longne liste 
publice par HUprecht OBI n« 125. De oette 
constatation il i^ulte que la s6rie des ann^es 
änumäries dans cette liste n'appartient pas, 
ainsi qu'on Ta cru jusqu'ici, au rkgne d'Ine- 
Sin^) mais bien k celui de DUN-GL 

Ces nouvelies et importantes donnies, 
combinies avec Celles qui itaient dijäconnues, 
nous permettent de reconstituer de la fa9on 
suivante la sine des annies et des rkgnes (on 
trouvera plus loin rinumäration des £SireatB 
teztes sur lesquels nous nous appuyons). 



Bfegne de DÜN-GI (laoune de 4 ou 6 annäes) 



• ••••• 



1 mu gir (?) En-lU-ki 

2 mu lugal-e üri-ki 

3 mu • . . .^ dingir Nin-lil-la ba-gab 

4 mu dingir Nanna(r) Ear^)-zi-da e-a ba-tnr 

6 mu e-^ar-sag lugal ba-ru 

6 mu dingir Ea-di'O Bad-gal-dingir-ki e-a 
ba-tur 

7 mu dingir Nu-ku-;ir-da Ea-^-lu-ki^j e-a 
ba-tur 

8 mu e-^-bi lugal ba-ru 

mu dingir Nanna(r) En-lil-ki e-a batur 



annfo oA . • . . Nippur . • • . 

annfo oA le roi .... XTr ... • 

annöe oA il ouvrit le . . . . de Belit 

annöe oii il introduisit Nannar de EAJEt-2iI- 

DA dans (son) temple 
annie oü il construisit la maison royale 

E-9AB-SAG 
annöe ot il introduisit EA-DI de Ddrilu 

dans (son) temple 
annte oü U introduisit NU-ETJ-^IB-DA de 

Eafallu dans (son) temple 
annöe oü il construisit la maison royale 

E-9AL-BI 
ann^ oü il introduisit Nannar de Nippur 

dans (son) temple 



*) Premier mois de Tann^. — On trouTera, Bot. 
d'Assyr. 4« YoL no in pp. 83 et 84, la restitation 
de la B6riB des mois. L'ordre qoi j'ai propos^ k 
oette pUoe se trouTe pleinement oonfirme par pla- 
iiaars paasages de Br. M. no 18343 (caneif. texts, 
part V). Miua il reaaite de notre texte qu'il faat 
nom^roter lea mois ä partir da GAN-MAS et non da 
SE-IL-LA. 

*) C. & d. i^depois rannte qoi suivit oelle qoi 
amvit la constraotion . . . / 

*) Demier mois de Tannte (cf. Bot. d'Assyr. 
4« ToL no m p. 83 et plos haat note 1). 

*) Oette attribntioo, qae noas oroyona inexaote, est 
das aa P. Soh^ Bien qu'il n*en lat paa foomi expU^ 
oitaoient la preaTe (ol. Beo. de Tray. XVn pp. 87 et 
BoiT.) die a 6t6 admise nomme oertune par ffilpreoht 
et n'a jamais et6 oonteatee. Antaot qn'on en peat Jam 
Soheil a'ost appay6 sor le fut qae qaelqoea-ones des 
to n a n lea, zelatees daaa oette liste, «roanteent aar des 
OQBtniB aTio le nom d*Ine-8i]i. jua oet aigomont 



n*e6t paa oondaani: des öTenementa aemUaUea ont 
pa se leprodaire aoaa dea rögnea diff^rents et, en fut, 
oela est Stabil par plasieon exemplee (Oomparer les 
nos 26 et 63, 39 et 61, 42 et 47 de la liste d*anntea 
qae noas donnona plaa bas). — L'aigoment aar leqoel 
noaa noaa sommea appayte a one toat aatre foroe; oar 
ce ne sont paa aeolement dea formalea isolees, mata 
dea s^riea de formalea dont noaa avona pa oonstater 
U oonoordanoe. 8ion songe qae Pannte ma-ai*aa. • . 
ma ai-sa-bi sappoae neoeaaairement avant eile ans 
annee ma-ai-sa . . . pr^oedee eile mtoie de Pann6e od 
Perenemmit s'eat prodait, noas aonmiea, en fait, en 
prteenoe d*ane a^e de 6 ann^ea oorreapondant exaote- 
m«it aox 6 anneea qoi terminent la lirte en qoeatioa. 

*) Peat-Stre frat-U liie MÄ <la baiqae« 

*) IS poor XAB 

*) KA-DI Mtt le diea de Mr-fla (ei. la Ohren. 
bab.UL 44-46 etWinokler Altb.Keil8ohrifttsztena 16). 

*) Aa Boiet da paya de Kasalla ol la Haie rtqgm- 
pUqae (IV R 86 n« 1) ObTTlL 23 et laa Omiaa de 
tefOB et de Naiam-8b Obr. SL 



167 [No. 6.J 



OBIENTALISl'iSCHE LITTfiRATUR-^KITüNG. [Juni 1898.] 168 



10 mn en^)-nir-zi^) An-na en dingir Nanna(r) 
mkS')-e-ni-pad^) 

11 mu na(d) dingir Nin-lil-la ba[-dim] 

12 mu en-nir-zi An-na en dingir Nanna(r) 
ba-ku-mal^) 

13 mu (N)i-z-mi-da-§u dumu-sal lugal nam- 
nin Mar-^a-si-ki-ku ba-il 

14 mu Ubara-ki ki-bi ba-ab-gi 

15 mu dumu Uri-ki-ma galu-gis-gid-ku ka- 
ba-ab-§er 

16 mu dingir Nin-ib pa-te-si gal dingir £n- 
UUa ; . . . . 

17 [mu dingir] En-lil-la dingir Nin-lil-la . . 

18 [mu] .... ba-dug-ga .... 

19 mu uä • . . . 

20 mu lugal .... 

21 mu Kar-^ar'')-ki ba-^ul 

22 mu [Si-lmu-ru-um-ki ba-^ul 

23 mu S[i-]m[u-]r[u-um-]bi [a-d]u 2 kam-ma- 
ru ba-^ul 

24 mu !^-ar-§i-ki ba-^ul 

25 mu en Eridug-ki-ga ba-ku-mal 

26 mu uS-sa en Eridug-ki-ga ba-ku-mal 

27 mu dumu-sal lugal pa-te-si An-sa-an-ki-ge 
ba-tug®) 

28 mu Kar-^r-ki a-du 2 kam-ru ba-^ul 

29 mu Si-mu-ru-um-ki a-du 3 kam-ru ba-^ul 

30 mu uä-sa Si-mu-ru-um-ki a-du 3 kam-ru 
ba-^ul 

31 mu An-sa-an-ki ba-^ul 

32 mu uä-sa An-§a-an-ki ba-hul 

w 

33 mu dingir Nanna(r) Ear-zi-da-ki a-du 
2 kam-ru e-a ba-tur 

34 mu Bad-ma-da-ki ba-ru 

35 mu uS-sa Bad-ma-da-ki ba-ru 

36 mu e •"^J^-§a-i5') dingir Da-gan-na 
ba-ru 

37 mu u§-sa e ^"^JjgJ-sa-is dingir Da-gan-na 
ba-ru 



annäe oü ü ünt le haut et tperpituel» sei- 

gneur de Nannar^) 
ann^e oü il fit le lit de Beut 

annöe oü il installa le haut et cperpötuel» 
seigneur d*Anu, le seigneur de Nannar 

annöe oü il öleva I . . . mi-da-§u, la fille de 
roi k la qualitä de dame de Mar^asi 

annie oü il restaura ÜBARA 

annie oü il embaucha les habitants d*Ur pour 
(etre) des .... 

annie oü il NIN-IB le grand PA-TE-SI 

de Bei 

annie oü il Bei et Bellt 

annie oü . • . . 

annde • . • . 

annie .... 

annie.oü il divasta Ear^ar 

annäe oü il dävasta Simuru 

annäe oü il dövasta Simuru pour la deuxibme 
fois 

annie oü il dövasta ]^ar§i 

ann^e oü il installa le seigneur d*Eridu 

annöe qui suivit celle oü il installa le sei- 
gneur d*Eridu 

ann6e oü il maria la fille de roi au PA- 
TE-SI d'Ansan 

annie oü il dövasta Ear^ar pour la seconde 
fois 

annie oü il divasta Simuru pour la troisi- 
ime fois 

annie qui suivit celle oü il dövasta Simuru 
pour la troisidme fois 

annäe oü il divasta Ansan 

annöe qui suivit celle oü il dövasta AnSan 

annie oü il introduisitNannar de ElABrZI-D A 
pour la seconde fois dans (son) temple 
ann6e oü il construisit Dür-mäti 

ann^e qui suivit celle oü il construisit Dör- 
mäti 

annie oü il construisit le temple ^"^M] §A 

I§ de Dagan 

annöe qui suivit celle oü il construisit le 

temple ^"^^-^A I§ de Dagan 



') An si^et de ce titre de «seignearc en rapport ayee 
OD diea of JeDseu KB III, 1 p. 67 note *f 
*) = etella kdna 

*) >^ alteme aveo »f^ ; of. plus bas uo 40 de 
DOfcre liste 

*) MAä .... PÄD parait avoir, comine PÄD seal, 
le Bens de «eure, ohoidir». of. OU-DD-A statue B m, 
14 et UE-NINA Deconvertes pL 2ter no 2 UI, 8-6 : 
le piemier passage peat dtre tradait »des briqaes je 
ohoiBis »et le seooDd : «40 hi^rodoles dpoox de U deesse 
NINA yelus«. 

*)on p^nt encore proposer Finterpr^tation aulFante : 



«annee oü il 61iit le seigneur de 1' etella kenn da del 
le seigDoar de Nannar «Voir ane fonnale analogue n 
49 et vaiiante da d« 63. 
*) Parait etre pour aSefiib 

^ Sar an oylindre arohuqae de le oolleotion de 
Cleroq (no 121) est mentionne an roi de Ear^ da nom de 

•) = aiftbiz 

') La leotare et le sens de oette expression sont 
tres incertains. Voir plas haut p. 165 la meme formale 
ayec interversion de I§ et de DINOIR. 



169 [No. 6] 



OEIENTALISTISCflE LITTE&ATÜB-ZEITUNQ. [Jani 1896.] 170 



38 ma uS-sa e ^"^^HgJ-Sa-iS dingir Da-gan-na 
ba-ro [mn iiiS]-8a[-bi] 



§a-a8-ra-ki ba-^ol 

en dingir Nanna(r) maä-e-Di-pad 

Si-mu-or-ra-nm-ki Lu-la-ba-nm-ki a- 

9-kam-ra ba-^al 

Ur-bil-lum-ki ba-^ul«) 

Ei-maä-ki (i^a-mor-ti-ki ba-^ul)*) 

u§-sa Ei-maJ-ki (]^u-mar-ti-ki) ba-^ul^) 



39 mn 

40 mu 

41 mn 
du 

42 ma 

43 mu 

44 mu 



46 ma ]^ar-§i-ki (^a-mor-ti-ki) ba-^ol^ 



aDüöe qoi smvi t celle oA il oonstmiait le 
temple ^^^^-§AI§ de Dagan, annöe 

2ai soivit celle-lä 
e oA il dövasta SaSru 
annäe oit il älat le seigneur de Nannar 
annöe oA il dövasta Simoni et Lolaba poor 

la neavidme^) fois 
annäe oii il dävasta TJrbilla 
annöe oA il dövasta EimaS et J^omorti 
annäe qoi soivit celle oA il dövasta Eimai 

et l^^unarti 
annöe of^ il dövasta i^arSi et ]g[amarti 



B^e de Bor-Sin 



46 ma Bor-Sin logal 

47 ma Bur-Sin loged-e Ur-bil-lam-ki mu-^ol 

48 ma ga-za dingir £n-lil-la ba-dim 

49 ma en ma^-gal An-na en dingir Nanna(r) 
ba-ka 

60 ma en Te-ana-gal '') dingir Innanna ba-ka 

61 ma Sa-as-ra-ki ba-^al 

62 ma J^a-a^-na-ri-ki^) ba-^al 

63 ma en Erida^-ki-ga ba-a-ka^] 

64 ma en dingir Nanna(r) Ear-zi-da ba-a-ka 



annöe of^ Bar-Sin (est devena) roi 
annöe oü Bar-Sin roi dövasta TJrbilla 
ann^e oü il fit le tröne de Bei 
ann6e of^ il installa le seignear träs-haat et 

trbs-grand d'Ana, le seignear de Nannar^) 
annöe oü il installa le seignear de la Grande 

Demeare d'IStar 
annöe oA il devasta SaSra 
annöe oA il dövasta J^a^nari 
annöe of^ il installa le seignear d'Erida 
annöe of^ il installa le seignear de Nannar 

de EA£rZI-DA 



B^e de Gimil-Sin 

65 ma Gimil-Sin lagal annöe of^ GKmil-Sin (est devena) roi 

66 ma mä-dara-za-ab ba-ab^gab annöe oA U dätacha(?) la baiqae da boa- 

qaetin de l'apsü (c. ä d. la barqae d'Ea) 

(lacane) 

1' ma Si-ma-nam i<')-ki (ba-bol) annöe oi& il dövasta Simana 

2^ ma bad Mar-ta (ma-ri-iq Ti-id-ni-im) ba-ra ann6e oü il constraisit le mar de Toaest 

appeU Mario Tidnim 
3' ma oS-sa bad Mar-ta (ma-ri-iq Ti-id-ni-im) annöe qoi saivit celle of^ il constraisit le 

ba-ra mar de Toaest appel6 Mailq Tidnim 

4' ma na(-ma^ dingir £nlil-la) ba-ra annöe oa il ileva la stöle sabUme de Bei 



f) Ca ohüfre sarprend, les dates pi^o^doDtee men- 
tionnant seolement trois ezpeditions oontre Simnra. 
Ainsi oinq expeditions oontre ^imara et Lnlabo anraient 
ea liea sans etre oonagnees dans les dates. La ohose 
«et d'aillears parfaitement admissibla Voir p. ex. la 
dato saivante et la Variante signalee en note: dans an 
cas est mentionn6e seole nne exp6dition oontre ürbilln, 
dans Tantre oas, ä o$t^ d'Urbillo, sont nommee Simoro, 
Lnlabn et Kar^. 

') Cnneif. texts part Y no 12231 la memo date 
est exprimee par nne formale plns developpee qai, oatre 
TJrbilla, mentionne Simara, Lolaba et Ear^. La partie 
finale est obseare. 

*) oomplete d^apres Caneif. texts part III no 21340 
soasoription. 

«) Caneif. texts part V no 18346 foamit poar 
oette ann6e la formale saivante »Annee oa DUN-OI, 
le heroB, roi d*ür, roi des qoatre r^gions devasta en an 
joar (c. ä d. en one fois) Kimai Qamarti et lear con- 
tra: ann^ qoi saivit oelle ]k: 



ft) oomplete d'apres Caneif. texts part lUno 19027 
soasoription. 

*) of. le no 10 et les notes. 

OBI no 127 obv., 6: fear-gaL 

^ Le seoond eigne, qa'on a longtemps assimü^ ä 
BaN, oorrespond ainsi qae l'a montr6 Winokler (Alt- 
orient. Forsoh. V p. 373 note 3), an seoond element de 
U9; il alteroe memo aveo oe demier eigne (ot Caneif. 
texts Part I 94—10—16, 14 soasor.). Poar le nom 
de pays Qa^nari of. SoheU ZA XU pp. 268-259. (La 
leotare Ri-ban-na-^a qae J'ai donn& Bev. S^m. loo. 
dt repoee sar OBI no 127 obv. 7 oü , sans donte par 
ane errear de soribe, les signes BI et QU sont interverüs). 

*) Variante: ma en nan-gal An-na ki-ag 
Bar.Sia ea Eridag-ki ba-ka >ann6e oail in- 
stalla le seignear tres-grand d*Ana, qoi est aime de 
Bar-Sin, le seignear de Nannar«. (Caneif. texts 
part m no 14606 Rev.) Voir an sajet de la tradaotion 
de oette formale p. 167 note 5. 

'*) La leotare nnm est proav6e par ane var. na- 
am (of. Soiieil Reo, de Trav. ZVIl p. 67). 



171 [Nu. 0.] 



0BIKMTALI8TI80RE LTTTBRATÜR-ZRITÜNG. 



[Juni 1886.] 172 



6' mn mirda Za-ab(-ia-li-ki ba-hnl^ 
6' mn mBrgar ma^ (dingir En-lü dingpur Nin- 
lil-ra mu-ne-dim) 

T mn 6 dingir Jg (gii-l^-ki ba-ra) 



annfo oA il dävasta le pays de Zabiali 
annöe oii il oonstniisit la barqne snblime 
rhoDaear de Bei et Bellt 

annfo oiA il coDstmidt le temple de 
de Gig. 



g' mn I-ne-Sin (lugal) 

9" mn en dingir Tnnanna(?) ba-ku 



• 

Biigae d'Ine-Sin 

annöe oA Ine-Sin (est devenu) roi 
annfo oii il inntalla le seigneur d'IStar 



La anocesnon est donnöe 

de 1 k 40 par OBI n« 126 (Niffer) 

de 38 k 42 par Canei£ texta n9 18358 

(Telloli) 
de 39 k 40 par Cuneif. texte n« 17752 

rreUoli) 
de 40 k 43 par Canei£ texta n« 18957 

JreUoh) 
1 k 50 par Constantinople b9 622 — 
inidit — (TeUoh) 
de 46 i 54 par OBt n« 127 (Niffer) 
de 53 k 56 par Bev. d'Aasyr. 3* vol. n^ 

IV p. 142 (Telloh) 
de r k 2^ par Bev. d'Aasyr. 3^ voL n«IV 
p. 144 (Telloli) 

de 2" k 9" parCon8tantinoplen<»762— inädit 

— (Telloli) 

de r k 5' par OBI n« 127 (Niffer) 

de 5' i 8^ par Constantinople n<»831 — inMit 

- (Teltoh) 
de 6^ k 8^ Dar Bev, d'Assyr. 3«voL n«IV 



p. 144 



par Jt&e' 
(Telloli). 



n 



Lea fidta one nona venona d'^blir re' 
poaent aar des aonniea poaitivea. Laqueation 

Sii nona reate k examiner n'eat paa anacepti- 
e d'one aolution prteentant le ml^e caractöre 
de certitade. Cette qneation est la anivante : 
DTTN-GI prMeceaaeor de Bor-Sin est il iden- 
tique an roi du mdme nom dont on connalt 
de longae date qnel^aea inaoriptiona votiv^, 
on bien doit-on diatingaer denx DX7N-GI 
Tun, roi de Stuner et d'Aocad, l'antre, roi 
dea <|aatre rägiona? 

Si on olaaae lea inaoriptiona qni mention- 
nent DÜN-GI, d'aprte lea titrea dont ellea 
fönt anivre le nom royal on peat y diatin- 
gaer tro&B aäriea diflKrentea. 

1 SMe mentionnant aprto le titre de roi 
dlJr eeloi de roi dea qoatre r^ona: oom- 
prend, oatre lea tablettea äMes, prAoidem- 
ment cit^, an poida de deax minea Ö^tlaate 
de Conatantinopte. eolleotion de Telloh — 
inMit)| an poida dWe demi mine (oolleetion 



de Clercq 1 11 pl. Vm n^ 3), ane tablette H- 
dig6e phonÄtiqaement (Maa^ da Loavre of. 
Andaad ZA lU p. 94) et deax empreintea ; de 
cachet^. 

2° S<6rie mentionnant le titre de roi dTTr 
seal: comprend qaatre textea votifr pabliia 
IV B35 n«2; OBI n« 15; Canei£ texta 
part V n9 12218; Bev. d'Assylr. 4* vol. 
n«IVp. 90«). 

3^ S&rie mentionnant aprds le titre de 
roi dlTr celoi de roi de Samer et d'Aooad: 
comprend les textea non inamäria dana lea 
deax aäries prioödentes. 

Lea textea compria dana la aeconde airie 
prteentent ane formale aimplement abregte 
et peavent ae ramener aoit k Tane aoit k 
l'aatre dea deax aatrea aäriea. Noaa ne 
aommea donc en pr^ence qae de deax oa- 
t^ries de textea: il a'agit de d^terminer 
si ellea peavent appartenir aa mSme rägne. 

En mvear d'ane teile hypothdae on peat 
faire valoir les deax &its saivanta: 

lyaprds an texte da British Maaeom 
(pabliö j»r Winckler dans les MittheiL dea 
Ak. Orient Vereins za Berlin I p. 16) 
DTTN-GI roi de Samer et d'Aooad aarait 
bäti le temple E-§ID-LAM de Nei^ k Eatha. 
Or aar la tablette sömitiqae mentionnfo plaa 
haat (1* sÄrie) DT7N-GI roi des qaatre rteions 
s'intitnle »constractear de TE-SID-LAM le 

*) Similto Mr le P. SoheU Reo. de Trav. XYIIl 
p. 78 et aTT p. 50. La premi^ a M relevte aur 
vne tablette dat^ de en-ma^-gal an-na en dingir 
.... ba-a-kn. Oette date appartenant ä la aeconde 
dynastie dlJr, Soheü en oondnt qa'on diviniaait certains 
xois fluneoz et qii*<m leor youait longtempa apr^ lenr 
mort dea oylmdreB oaohetB aveo d^oaoe. L'eiqpUoation 
est beauoonp ploa simple : nona avona yu qoe IjUK-ÖI 
im dea qnatre r^ona pr6o6dait immediatement Bor-8iB 
et qae la date en-mas-gal eto. eet la qnatritee du 
rdgne de Bor-Sin. Le oaohet en qneation, gm^k aooa 
le rdfme de DUK-6I, ania dono oontino^ ä aeirir dn- 
rant lea premi^rea annöea dn rögne anivant 

L'aatre enpreinto n^eat paa dtee en entier; apr^ 
ai*kalag-ffa Sisheil lyonte: »eto.«; nona arona dea ni- 
aona de oroire qae lea titiea sont lea mdmes qoe aar 
rempieinte prmdente. 

VQn texte (Br. IL n« 12217) ne fidt anivre le nom 
de DÜN-GI dtacon titre. 



178 [No. 6.] 



OBIENTALISTISCHE UTTBRATÜA-ZEITUNG. (Juni 1898.] l74 



temple de Nergal; son sewieor, ä Eatha« 
mais ce feit n'est pas oonolnant: il est en 
e£fot träs admissible que denx rois du meme 
nom aient snocessivement travaillä k la oon- 
straotion de l'E-giD-LAM. 

L'autre fait est le snivant: le P. Scheil 
a rdevö une empreinte de caohet portant le 
Dom de LU-KA-NI PA-TE-SI de SlR-PUB- 
LA, sur OD contrat daM de rinstallation du 
seigneur d'Eridu'). Ce contrat appartient 
ceitainement k ce qti'oa est convenu d'appe* 
1er la seconde dynastie d'ür. La formale 
qui le date figare d'une part k la huitidme 
annöe du vigne de Bnr-Sin et d'autre part k 
la vingtd^me avant demi^re annäe du rögne 
de DÜN-6I pridecesseur de Bor-Sin (voir 
plus haut). Or nn synchronisme entre Lü- 
KA-NI PA-TE-SI de SiE-PUB-LA et DUN- 
Gl roi de Stuner et d'Accad a AtA de longae 
date signalä par M. Heuzey^) d'aprös un 
monnment de la coUeotion Sarzec. ü en r^ 
snlte que, si on distingnait denx DTTN-GI 
Fun roi de Somer et d'Accad, Tautre roi des 

äoatre rögions, il serait de tonte nöcessitä 
e distingner Clement denx PA-TE-SI de 
SntrPUE-LA dn nom de LU-KA-NI l'nn 
oontemporain dn premier DÜN-6I, Tantre 
dn seoond'). 

Les denx faits qne nons venons de si- 
gnaler nous antorisent k considirer conmie 
nne hypothöse, sinon wobable, an moins 
admissible Tidentitä de DÜN-OI roi de Snmer 
et d'Accad et de DÜN-6I roi des qnatre 
r^ons: la snbstitation d'nn titre k rantre 
s'expliqnerait par des conqnStes qni anraient 
6tendn l'empire primitivement sonmis k ce 
roi. Si cette bypothöse se vörifiait, certaines 
id6es en conrs devraient Stre profondöment 
modifi^. n n'y anrait pas en denx mais 
nne seule dynastie dTTr aont ÜB-GÜB se- 
rait le fondatenr probable. GÜ-DE-A dont 
le fils, ÜB-NIN-GIB-SÜ semble avoir &tA oon- 
temporain de DÜN-GI^), serait senlement 



») voir Reo. de Tr»v. XVIII pp. 73 et 74. 

') Le roi Doanghi k Tello dans la Bot. 
AiohSol 3« 86r. i VII p. 200 et Bev. d' Assyr. 4p yoL 
no IV, p. 90. 

*) ä tont le moins d'an roi de U memo dynastie 
(la date de llnatallation da seigneor d'Eridn n'appar- 
tenaut pas ezdosivement an r^e de DUN-OI). 

*) i oondition qa*on admette qne ÜR-NIN-OIB-SU 
»ttdgneor ohöri de NINA »(cL Er. M. no 12218 et D6. 
oouYertes pl. 37 no 8) et ÜB-NIN-GIR-Sü PA-TE-SI 
de SIB-PUR-LA et fils de OüDE-A (Deooayertes 
pL 37 no 9) 6taient nn seol et meme personnage: oe 
qni ne s'impose pas avec nne enti^re evidenoe. 

Lee PA-TE-SI de älB-PUB-LA contemporains de 
DTJN-GI anraient ^te ainsi an norabre d'an moins trois: 
UB-NIN-OIB-SU, Lü-E A-NI et UB-LAMA. A oes noms 
il fnit peat^tre joindre oeloi de UB-SAG-GA-MU anqael 



de qnelqnes ginirations antirieur anx roi« 

än'on 6tait habitnö k ranger dans nne seoonde 
ynastie dHTr: tont ced retrioirait singnlidre» 
ment l'ötendne an'on s'aooordait k attribaer 
k cette Periode ae Thistoire pribabylonienne. 
Enfin les dynasties dUmk et diain devraient 
8tre rejet^ aprbs oelle dUr^). 

MaiSy nons le ripitons, o'ert Ik nne pnre 
hvpothöse: eile ne ponrrait se virifier qne 
si, par exemple, on relevait des daies ap- 
partenant k la premidre partie dn r^e ae 
DÜN-GI prMioessenr de Bnr-Sin et menti- 
onnanty apr^s le nom rovali le titre de roi 
de Snmer et d'Accad. Si, an oontrairoi on 
constatait qne dnrant tonte Titendne de ce 
r^e le titee de roi des qnatre rteions a 
6itA constamment employö dians les cuitea, il 
fandrait distingner denx roi« dn nom de 
DÜN-GI : et c'est ]k encore, en Tabsence de 
docnments condnantSi lliypothdse qni nons 
paratt la plns vraisemblable. 



Itenitloii Im BlamlaelieiL 

Georg Hflsiiig. 
Es giebt im Elamischen einen Verbal- 
stamm pda^ der „machen, setsen^ bedenlet 
nnd dnrch folgende Formen vertreten ist: 

I sg. prät. pda (Bg. I 21; I 69(?) H 67, 

II 67.) der Plnral des Particips pepU^ppa 
(Bg. 69) dieselbe Form mit PrekatiTsnffiz 
peplupoe (Bg. in 46) nnd die 3 pers. prät 
mit BelatiTsnffiz pqataita NB 3 (bis). 

Da die Bedentnng der Formen ihre Zn- 
sammengehöri^keit an die Hand giebt, so 
bleiben eiffenSich nnr zwei Möglichkeiten: 
entweder liegen redn^^cierte rönnen vor 
oder ein Prux pe. Die erstere Annahme 
dürfte näher li ege n. 

In gleicher Weise fähren anf einen Ver- 
balstamm pato-,,anfwiegeln^ folgendeFormen : 

3 pers. prät pqptaS (Bg. m 68, 54, 69, 
61/62) oder peptaiia (Bg m 50/51) oder 
pqptiS (Bg. in 62). Sin^ar des rarticqps: 
peptukka (Bg. 11 69) Plnral des Particips: 

i)6p<»p(Bg. 163, n2,niin7om5m62) 

oder pepHppa HSg. II 68, 11 79, UI 38) oder 
pepHppi CBg. IQ 61). 

Dazn das einfache Particip patHpy das 
Bg. n hänfig vorkommt (als pattipe Bg. 11 
46) z. B. mit dem Possessivsnffiz pattip-na 
(Bg. n 27, II 31 nnd öfter). 

8on fils AL-LA-MU donoB le titre de PA-TK-SI sor na 
oaohet ooiiBaore & DUN-ÖI (of. Soheil Beo. de TrsT. 
XIX p. 60). 

') Onngimii aarait relere le titre de roi dUr k 
ane epoqae trte po6t6rieare sox roii o Imb» Jasoa'i« 
dansla »seoonde (maintenant la troiaitoe) dynaam dlJr«. 



176 [No. 6.J 



OBfENTAUSnSCGrE LTTTEBATÜR-ZEITÜNQ. 



[Jani 1896.] 176 



[Hier scheint der Unterschied ungefilhr 
der zu sein, dass das einfache Partidp Per- 
fekt-Bedeutung, die längere Form Inchoatiy- 
bedeutnng hat] 

Auch diese Formen lassen die Möglich* 
keit eines |>e-Präfixes offen. 

Nun giebt es aber einige auffallend lange 
Formen z. B. tdkatdktine $g. UI 75) taiat- 
uktine (Bg. III 87), die geradezu den Eindruck 
einer lieraikm machen, nicht nur einer Redu- 
pUcation. Sie sind nicht oÜne Rest erklär- 
bar, aber wol zweifellos Prekativformen. 
Dazu kommt ein hähaturrakki (Bg. I 47, I 
52) und eine ähnliche/ aber yerstttmmelte 
Form: Bg. I 55. 

häkattirrakki muss heissen: es war wegge- 
nommen worden^, es ist also eine Participi- 
alform von ^kutkaturra. 

Nun finden wir ein ra in huttamara (1 
sg. präs.) htMi-man-ra (3 sg. präs.); desgl. 
ein huttchra neben huUa (1 sg. prät.). Schon 
H. Winkler (Die Sprache der zweiten Colunme 
der dreisprachigen Inschriften p. 52) denkt 
dabei an das ra der nomina agentis, bei 
denen allerdings die Singularendung dem ra 
vorangeht Jedenfalls ist das nächstliegende 
und in anbetracht des sonst so durchsichti- 
gen elamischen Verbalsystems nicht allzu ge- 
wagt, das ra auch in unserem Falle als be- 
sonderen Bestandteil abzutrennen. Dann 
wäre hiitkaiu die Iteration eines Stammes, 
der etwa *katu oder *kutu lauten würde. 
Nun giebt es in der That einen Stamm hdi^ 
der soviel wie „tragen*^ bedeutet. Sollte ein 
„verstärktes*^ tragen nicht gar wol die Be- 
deutung „wegtragen, wegnehmen" ausdrücken 
können? 

Dass die Vokale im Elamischen nicht 
sehr beständig sind, ist bekannt; dass sie 
bei Iterationen Veränderungen durchmachen, 
ist wegen der entstehenden Akzentverschie- 
bungen erst recht begreiflich. Die beiden 
Formen vom Stamme huH jsind: 3. pers. 
prät. hutiS (Bg. I 16, NR 15) und 3 pl. präs. 
hdmampi (NR 34). Hier fehlt schon das t, 
denn die Form ist doch wol zweifellos aus 
^kuUman-pi entstanden* (Vgl. Weissbach, 
gramm. § 18). [Nicht ganz ausgeschlossen 
scheint es mir, dass auch die Form Jdtinti 
(Bg. m 76 in 89) dazu gehört]. 

Kehren wir nun zu den obigen Formen 
von pela und patta zurück. Sind wir über- 
haupt berechtigt, im Elamischen Iteration an- 
zunehmen, dann liegt sie auch hier näher als 
die blosse Reduplikation. Es wäre dann z. 
B. peptaS aus *pdipaUaS entstanden, etwa über 
*p(UptaS'*paptai (3 Konsonanten hinterein- 
ander kennt die Elamsprache nicht, obwohl 



die Schrift sie z. t zuliesse). Ebenso leicht 
erklärte sich pepti-p aus *patpti-p (oder 
petp(a)tip?), pqßu-p aus *peh>lu-p und s. w. 
Man kann hier einwenden, statt pepta§ 
sei doch vielmehr etwa *paHpataS zu er- 
warten: zweifellos sind die Formen nicht 
auf eine Stufe zu stellen, wenn auch ihre 
Entstehung die gleiche sein kann. Bei pepta§ 
u. s. w. liegt der Akzent auf dem ersten 
Teile des iterirten Stammes, bei iutikator- 
raJcki und takcUaUine vermutlich auf dem 
aweiien. 

Wollten wir vom Stamme huH die einem 
peptai entsprechende Form bilden, so er- 
hielten wir kiMii, wozu die erste pers. sg. 
hukti lauten müsste. Diese Form kommt 
nun (Bg. I 17 u. III 81) wirklich vor als 
Übersetzung eines ii-anischen Ausdrucks ^ein 
einen wolgetragenen trug ich ihn^. Das 
nomen agentis dazu lautet hM[k]raj wie 
(NRc) der „Träger, Verwahrer** der Lanze be- 
zeichnet wird. Hier sehen wir den Über- 
gang zur Bedeutung des „Bewahrens, er- 
haltens**, die auch den anderen entsprechend 
gebildeten Formen eignet: sing, des parti- 
cips : huktak (Bg. I 19) 2 sg. futur. hUkkmta 
(Bg. m 86) oder huktanti (Bg. UI 88) und 
der Imperativ huktaS (Bg. m 82, III 94). 
Sollte das hier hervortretende a eine Bedeu- 
tungsschattirung ausdrücken? 



HlnatmiL 

W. Max MtOler. 



In der in No. 5 besprochenen Nummer 
des Rec. trav. S. 37 schlägt W. Spiegelberg 
vor, in der Eanaanäerstadt !^i-in-na-tu-ni 
eine Nachahmung des Residenznamens „{^wt- 
n-itn'' i. e. das heutige Teil Amama („^lanz 
der Sonnenscheibe**) zu sehen. Für Agyp- 
tologen ist dieser Vorschlag sehr verfQhrerisch 
und verdient gewiss in mehr als einer An- 
merkung besprochen zu werden. 

LauÜich lässt sich wohl nicht viel dar 
gegen einwenden. Der Name der Residenz 
ist nicht ganz sicher zu vokalisieren, der 
(halb?)vokidi8che Anlaut könnte abgestreUt 
sein; über das Verschwinden oder Wieder- 
erscheinen (vgl. Hebr.) des weiblichen -t im 
Status konstruktus haben wir noch keine feste 
Regel. Wohl aber sprechen starke sachliche 
Ghründe dagegen. 

Für die servilen Namensgebungen, wie 
sie unter der Assyrerherrschaft so gewöhn- 
lich waren, fehlt es an Beispielen aus der 
Amamazeit. Die x&gypter hielten ihre Va- 
sallen nicht so straff am Zügel. Wo ägvp- 
tische Namen gegeben werden, da handdt 



177 (No. 8.1 



ORIENTALISTISCHE LITTEEATUE-ZEITUNQ. [Juoi 1S98.] 178 



es sich um Städte für die ägyptischen Be- 
Batzungen. Unter den Mauern einer solchen 
Oamisonsstadt an Gesandtschaften nach dem 
Hof Raubritterei zu treiben, das traue ich dem 
Scheich von Akko aber doch nicht zu. Es 
ergiebt sich aus dem Bericht ja, dass Hina- 
tuni nichts als ein obskures Dorf war. 
Seine Bewohner legten sich gewiss nicht 
einen Grossstadtnamen aus Loyalität zu. 

Sehr einfach ist dagegen die semitische 
Erklärung )injj? = ninjy, die Endung wohl 

behandelt wie in B^runa fär Beeroth etc.^) 
Vor allem beachte man, dass die Göttin Anät 
Landesgottheit für ein Stück Galiläas (etwa 
für das ursprüngliche Stammgebiet von 
Ascher?) war. Dort liegt Beth 'Anath, nicht 
weit davon ein Kinath-^Anath (Asien 195 
vermutlich sdch = K. tr. 16,50 .... nt), 
dort führt ein Israelitenscheich den (natürlich 
verstümmelten) Namen n^y> dessen Urform 
ich hier nicht weiter verfolgen will*) so 
wenig wie die grosse Bedeutung der Göttin 
*An&t in Ägypten (Asien 313), wo ihre Ver- 
ehrung etwas älter scheint als die ihrer 
ständigen Genossin Astarte. Das Hinterland 
von Akko ist also gerade die Gegend, wo 
wir eine Beziehung auf die 'An&t erwarten 
würden, obwohl die Verehrung derselben ja 
auch durch die gleichnamige Stadt in Ben- 
iamin bezeugt wird« Jedenfalls aber ist die 
hier vorgeschlagene Etymologie die leichteste. 



Bespreehungen. 

Friedrich Wilhelm von Bissinff, Die staÜBtiBche 
Tafel von Kamak, Leipzig, HinrichB, 1897, XXXVUI 
ond 67 Seiten (7 aatographiert). 15 M. Besprochen 
V. W. Max Müller. 

Mit dem von von Bissing wieder ausge- 
grabenen Titel bezeichnete man vor langer 
Zeit einmal eine aus der langen Annalenin- 
schrift des Königs Thutmosis (Dhutmose) III 
herausgerissene Wand. Da diese keine selbst- 
ständige Inschrift bildet, sondern das Mittel- 
stück über Jahr 29 — 35, war jener besondere 
Titel in jeder Beziehung unglücklich, wurde 
seit langer Zeit aufgegeben und wird sich 
hoffentlich nicht wieder einbürgern 

Die Wichtigkeit des grossen Berichtes 
über die äussere Politik des bedeutendsten 
Eroberers der 18. Dynastie ist bekannt. Unter 
den wenigen Texten aus dem ungeheuren 



<) Weniger an die hebr. Eigennamen znit-ün zu 
denken. 

*) Bei den LXX erscheint die Lesiing ^^'>y 
wenigstenB in Varianten. 



Inschriftenmaterial Ägyptens, welche wirk- 
lich den Namen ^historische verdienen, ist 
er der einzige Versuch einer annalistischen 
Darstellung, zwar ein sehr jämmerlicher, aber 
doch beachtenswert. Dann ist er reich au 
historischem und geographischem Material. 
Es ist seit langem ein Hauptbedürfnis der 
Wissenschaft, diese kostbare inschriftenreihe, 
welche bis jetzt in 3 — 5 Werken zersplittert 
vorliegt, in einer zusammenfassenden und 
handlichen Ausgabe zu besitzen, notabenel 
in einer dem heutigen Standpunkt den Wissen- 
schaft angemessenen. (Die mangelhafte Eom- 
f)ilation in Brugsch's Thesaurus wird hoffent- 
ich vor Osiris Richterstuhl dem beklagens- 
werten Mann nicht so hart angerechnet wor- 
den sein, wie sie es eigentlich verdiente.) 
Es war also ein sehr glücklicher Gedanke, 
als von Bissing sich zu seiner Bonner Doktor- 
dissertation jenes Stück der Inschrift aus- 
wählte, an den Berliner Abklatschen zeigte, 
dass an der Teztlesung sehr viel zu thun ist 
und eine Annalenausgabe versprach. Leider 
löst nun das vorliegende Buch dieses Ver- 
sprechen nicht ein. Es ist wieder nur eine 
stellenweise erweiterte und berichtigte, stellen- 
weise wörtlich wiederholte Neuausgabe der 
Dissertation und verheisst wieder das bal- 
dige Erscheinen einer Gesamtausgabe der 
Annalen (S. XIII). Das ist sehr zu be- 
klagen. Ich weiss, eine ganze Agyptologen- 
gruppe hält es für recht, von irgend einer 
neuen Inschrifl eine „provisorische*^ Abschrift 
zu veröffentlichen, dann eine „verbesserte'*, 
schliesslich womöglich noch eine „definitive^, 
ja, riesige Bände werden publiziert mit der 
Vorrede : wir wissen, der Text ist hastig ge- 
macht, aber das Publikum kann ja nicht 
warten(!). Aber bei einer seit 70 Jahren 
bekannten Inschrift hätten wir keine drei 
Ausgaben von einem Verfasser nötig ge- 
habt. Mit dem weisen Prediger muss man 
ein Klagelied über die sündhafte Bücher- 
fabrikation anstimmen; hätte Ecclesiastes 
aber die „vielen Bücher^ alle aus seiner Pri- 
vattasche kaufen müssen, wie hätte er da 
erst gejammert! Wir haben uns in Deutsch- 
land von dieser Rücksichtslosigkeit gegen 
das unglückliche Publikum bisher ziemlich 
frei gehalten und sie wird hoffenüich sich 
nie einbürgern. Hoffen wir, dass wenigstens 
die verheissene Gesamtausgabe wirklich er- 
schöpfend ist. 

Damit soll aber nicht gesagt sein, dass 
die Neuherausgabe des Textes, den der Ver- 
fasser zuerst mit Lepsius' Abklatschen, dann 
mit dem Original in Theben und Paris kol- 
lationierte, nicht sehr verdienstvoll ist. Sie 



179 [No. 6.] 



OBJENTALIBTISCIHE LFTTERATÜR-ZSTTUNG. 



[Jmii 189a] 180 



ist reich «n neuen Lesungen^) und h&tte so- 
weit man ohne Vergleichung des Originals 
urteilen kann — bei einer anderen Veröffent- 
lichungsweise einer definitiven sehr nahe 
stehen können. Eine abschliessende Ausgabe 
mfisste natOrlich autographiert sein, nicht 
durch Typendruck entstellt (wie hier ge- 
schehen) oder in unleserlichen G^nialitäts- 
hieroglyphen, sondern faksimilierend. Die 
Zeichen und Lücken mttssten ausgemessen 
sein («plurima desunt^ 2 — 3 Quadrate fehlen^, 

Enügt nun einmal nicht). Wir wollen hoffen, 
SS der Verfasser, wenn ihm auch seine 
Handschrift etwas im Weg steht, dies leisten 
wird bei der definitiven Ausgabe^). Dieselbe 
soll (S. XTTT) „hoffentlich dieser Arbeit in 
nicht zu langer Frist folgen^. Ich hoffe, 
sie folgt nicht zu bald, ein Jahrzehnt an 
diese cumkbare Aufgabe gewendet, wäre nicht 
zu viel, wenn sie abschuessend wäre. 

Der Text ist in einer mehr als behag- 
lichen Breite geschrieben und befasst sich 
etwas viel mit dem „Einschlagen offener 
Thfiren^. Hier soll aber doch kein Specimen 
eruditionis wie bei einer Dissertation vor- 
liegen! Dieser Irrtum verschuldet viel. 
Wenn der Verfasser z. B. S. XXIII sich 
ganz auf Bondi's „Lehnwörter^ (die ja nur 
eine kleine Probe des Materials sind) stützen 
muss und diese „nicht beurteilen kann^, so 
hätte er zwei lauge Seiten über Lehnwörter 
und ihre Orthographie weglassen sollen. So 
steht doch lemand kein Urteil darüber zu, 
ob „M. Müller entschieden den fiinfluss der 
Keilschrift (auf die syllabische Orthographie) 
überschätzt^, wenn er z. B. Ma-na-akh(!) 
-bi-rja (!) schreiben kann (so XV), Der Ver- 
fasser hat gleichwohl den Mut, Winckler (nach 

*) Besonders wichtig ist, dass der ganz kurios 
geschriebene Name des Flosses Mr(!)ana (Asien 208, 
benreifeit schon 269) nicht sicher so sn lesen ist. 
&<e)-r(e)-na hat man also dann zu lesen! Was ist 
das nnn? Ein Libanonbach, wie der Hnndsflnss? 

^ Bei der yorliegenden Aasgabe mit den schwer- 
fälligen Typen hätte wenigstens die ümsetzong in 
Horiaontalseilen and die Aoseinanderreissang der 
quadratischen Anordnang der Zeichen in eine so an- 
ftgyptischeGrappierang lus annOtig yermieden werden 
können. Der „apparatus criticos" (lateinisch I) könnte 
gegenüber oder unter der Seite stehen. AUerdin^ 
sind wir, was Handlichkeit anbetrifft, bisher wenig 
Terwöhnt. 

*) Von i^neaftflyptischer Schreibweise" darf man 
so lange nidit reden, als der Gebrauch der syllabi- 
schen Ozihogn^hie bei Septischen Wörtern, wie 
'a-ra-ma(a) fiBr (e)lma-, koptisch nem(ma—) weit 
sp&ter belegnar ist als bei mmdwörtem. Übrigens 
bm ich Ton so yielen missventanden worden^ dass 
ich einmal demn&chst Aber die Silbenorthographie 
und ihre Geschichte neu bandeln muss. — 8. XxTTT, 
Z. 4 T. u. «bekanntlich* tou einer Theorie, Aber die 
■oek kdne Zeile geschrieben ist, ist nicht gestattet. 



Ä. Z. 1889, 52, irrig adtiert, WincUer^s 
Amamaübersetzung hat er hier nicht nach- 
gesehen, obwohl er anderw&rts sie kennt) an 
belehren, dass er Wi. 37 „den Sachverhak 
im Kommentar missverstanden^ hat (XX)« 
Na, na! 

Eine böse Sache ist 8. 47 festamstelldn. 
Es ist „merkwürdig^, dass E. Meyer „die von 
Müller, Z. f. Assyr. I (so ! !) mit sehr zweifel- 
haften Beweisen aufgestellte (so!) IdentitiU^ 
von Alaschia = Alasa = (in älterer, defek- 
tiver Schreibmig) ^ayri^ festhält B. stösst 
sich an das Effenbein aus „Isy^^) in den 
Annalen, stimmt aber Alaschia = Cjpem 
zu. Folglich hat mein freundlicher Kritiker 
die „zweifelhaften Beweise*' nie gelesen^ 
(in Z. Ass. I hat er sie natürlich nicht finden 
können!), gleichwohl urteilt er fürchterlich 
darüber. Das ist wirklich merkwürdig. B^i 
solcher Hastigkeit darf ich mich über 
manches andere Missverständnis') und über 
das Übersehen vieler sachlicher und lexika- 
lischer Punkte^) nicht beschweren. Statt 
der zu erwartenden Förderung im historisch- 
geographischen Verständnis bekommen wir 
manche bedenkliche Hypothese. Die Ägypter 
haben die syrischen Geiseln in Theben „in 
ägyptischen Anschauungen erziehen lassen) 
um gegenüber dem allmählich zurückweichen- 
den Einfluss Babyloniens (worin?) die ägyp- 
tische Kultur in Syrien zu stäiken^ 
(S. 21). Dass diese Träger der ägjrptischen 
Kultur babylonisch nach Ägypten schrieben 
und babylonische Antworten erhielten, genügt 

^) Über daa hier besonders graae ümschieibiuigf- 
elend sage ich nichts. 

*) £r h&tte dort den Elfenbeinhandel der Ala- 
sohier besprochen gefanden nnd den Widerromoh 
bemerkt. Nun deiDce man sich aber, dem nftohsten 
jener zi^ilreidien „wissenschaftlichen" Schriftsteller, 
die nur registrieren, was A. und B. sagen, imponiert 
das yemicmtende „Resultat der Untersuchung* un- 
seres Ver&ssers ! Soldie Sfinden rächen sich am Pu- 
blikum, manchmal sogar am Urheber. 

*) Z. B. 40,1. Wer hat neuerdings behauptet^ 
die Ägypter hätten je die Chetiter unterworfen? 

^) i)ie (ans der Dissertation yerbatim wiederholte) 
sonderbare Klage Xu Z. 19 ist wenig schmeichelhaft. 
Aber, wie rieles sieht „nachempfunden" aus! Z. B. 
XXn, Z. 28 stimmt zu auffallend mit Asien 906, 
A. 10 etc. Die yon Erman „an die Hand gegebene" 
Lesung (10, Z. 11 y. u.) steht Asien 890, A. 6. Die 
Emphase 8. 41,11 ist mir yerd&chtig. ffiltte es sich 
nicht gelolmt, einen mit Dosy bekannten Arabiften 

Aber das mX^ Holz (fä-gu = sog) zu befragen? 

8onst ist manches registriert, was keine Druoker- 
sch^v^krze verdient! So GMssliches wie Nha (sprich 
nhin) „Neger = Ge'es negiU „Herrscher** sollte nicht 
wiederholt werden, auch wenn man es als „nicht 
sicher erwiesen" bezeichnet. Es giebt doch in Berlin 
Semitisten! Das w&ro nur entschuldbar, wenn daa 
BegistrationssTstem (s. o.) durchgeführt w&re. 



181 (No. 6.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUB-ZEITÜNO. 



[Juni 1896.] 182 



schon vollkommen zur Widerlegung dieser 
Hypothese. S.XX: die Ägypter brandschatzten 
Syrien, weil das übervö&erte „Nilthal die 
notwendige Menge Cerealien nicht aufbringen^ 
konnte, also 9,von den Nachbarländern wirt- 
schaftlioh abhing^. Neu ist das wohl, aber 
dergleichen hätte doch der besonnene Lehrer 
T. B.'s, der treffliche A. Wiedemann, aus 
der (in dieser Beziehung durchweg besseren) 
Dissertation gewiss herausgestrichen. Weitere 
Schwächen aufzuzählen, erlaubt der Raum nicht 
Wir wollen nicht vergessen, dass der 
Verfasser jung ist und über den unglück- 
lichen Jugendwahn, das ungeduldig wartende 
Publikum recht rasch belehren zu müssen, 
schon wegkommen wird. In einigen Jahren 
hat er sich sicher mit orientalischer Ge- 
schichte vertraut gemacht imd sich eine be- 
sonnene Arbeitsmethode angewöhnt. Die 
vorliegende Probe zeigt zu viel Hast, beson- 
ders im erklärenden Teil. Die Übersetzung 
und manche philologische Excurse ver- 
raten den guten grammatischen Un- 
terricht; das (zu breit getretene, s. o.) Lexi- 
kalische ist etwas dürftig, namentlich in den 
Realien, die hier ja die Hauptsache ausge- 
macht hätten. Alles das wird bei Beherzigung 
des „nonum prematur in annum^ sich schon 
geben. Dem gewiss befähigten^) Verfasser 
stehen Zeit und Mittel doch so zur Verfügung, 
dass er Besseres leisten kann als mancher 
arme Kollege und dass er das thut, wünschen 
wir bei der versprochenen Annalenausgabe. — 
Dem Agyptologen ist also die vorliegende 
vornehm ausgestattete Arbeit wegen der ver- 
dienstvollen (ziemlich korrekt gedruckten) 
Texteusgabe unentbehrlich, dem Laien ist 
die Übersetzung nützlich, das Übrige muss 
er allerdings etwas mit Vorsicht benützen. 
Philadelphia. 

H. Jehlitsohka: Türkische KonyersatioiiB-Gram- 

maük. Heidelberg, J. Groos. 1896. VDL 420 8. 8^ 

geb. 8 M. 
— Sohlünel zur Türk. Konv.-Gramm mit einer Ein- 

fahmng in den türkischen Epistolarstü. 1897. 

123 S. 3 M. Besprochen von C. F. Seybold. 

Die hinlänglich bekannte und bewährte 
Methode Gaspey- Otto-Sauer zur Erlernung 

M Für die eigentliche Spezialität des Verflassers, 
die Konstgeschichte, war Mer kein Platz. Daraus 
findet sich manche sehr bemerkenswerte Notiz. Sehr 
interessant 39,28 (der Löwenkopf weist anf fremde 
Vorlagen; aber ist der Löwe nicht im homerischen 
OriechenUnd gewöhnlich?); S. 57,11 v. u. etc. Eine 
Znsammenstellong aber die nicht einfache Geschichte 
der Rosette mit Abbildungen (XXIV) wäre sehr 
dankenswert; zu dem Z. 1 über die Einwirkung der 
^jassyrisohen (nicht babylonischen)" Kunst auf die 
phönikische erlaube ich mir die Frage, ob mcht das 
Umgekehrte richtig ist. Li Assyrien war die Kunst 
«in noeh fremderes Gew&chs als die Litterator. 



der neuen Sprachen ist nun in dieser neue- 
sten türkischen Gb*ammatik mit viel Glück 
und Verständnis auf die vielfach so fremd- 
artige Osmanische Sprache angewandt worden, 
indem uns nach kurzer Einleitung S. 1 — 3 
und dem bündigen allgemeinen Ten S. 4 — 20 
in den 26 Lektionen des ersten Teils S. 
21—244 der gesammte grammatikalische Stoflf 
des Qabatürktsche, der Vulgärspräche (Con- 
stantinopels und Rumeliens) klar und über- 
sichtlich vorwärtsschreitend und an der Hand 
von praktischen Ubersetzungs- und Conver- 
sationsübungen vorgeführt wird, während der 
2. Teil in 20 Lektionen S. 245-355 besonders 
mit dem arabischen und Persischen Element 
des Ortatürktsche, der Sprache der Gebil- 
deten, bekannt macht, wobei das Fasihtürkt- 
sche oder Hochtürkische mit seiner unbe- 
schränkten Bevorzugung des persischen imd 
arabischen Sprachschatzes hier mit Recht 
ausgeschlossen bleibt. Der Anhang der Schrift- 
tafehi im Kursiv (Rig'a) eines türkischen 
Kalligraphen ist für Vorgerücktere sehr 
empfehlenswert Auch der Schlüssel, in 
welchem alle Übungsstücke der Grammatik 
und des Anhangs übersetzt sind, wird gute 
Dienste leisten; besonders dankenswert ist 
auch die kurze Einführung in den türkischen 
BriefstU S. 75 - 87. 

Das treffliche Buch wird sich gewiss als 
brauchbar gewähren und neue Auflagen er- 
leben. Deshalb seien zu seiner Verbesserung 
noch folgende Bemerkungen gestattet. Dem 
Ref. ist nicht klar, warum aus dem verwir- 
renden Transkriptionssystem Barb's (ftir 
Persisch) die absonderlichen Zeichen fär 
^ ^ Jm £ (^ ^) herübergenommen sind 

statt der sonst üblichen Umschreibungen; sie 
sollten in einer Neuauflage unbedingt ver- 
schwinden, da sie nur störend wirken. 

S. 6 wird in mehr als zweifelhafter 
Deutung das Medda als wagrechtes Elif an- 
gesehen! S. 7 findet sich der Plenoasmus: 
weiches b, hartes p. Druck und Ausstattung 
ist im Ganzen schön imd deutlich: nur ist 
bei verbundenem ^ Jm häufig der 3. senk- 
rechte Strich verschwunden, der Nunpunkt 
öfters verschoben wie S. 27 in ^jf. Punkte 

sind hie imd da abgesprungen oder verwech- 
selt; zu trennende Worte zusammengerückt 
und umgekehrt Druckfehler sind ziemlich 
selten, z. T. im Schlüssel verbessert. 

S. 49 wird Suez „g^^ suweisch" ge- 
gegeben : heisst aber stets Suds \^y*' S. 78 f. 
di^ das arabische ly^ nicht willkürlich in 
1^ geändert werden. S. 84 „ui^ tohai 




|No. 6.1 



ORIBNTALISnSCHB LTrTERATmUZEITOHG. (Juni 1898.] 184 



sonderbar" vielmehr: Raritäten (Geschenke.) 
S. 195 mttnbae^ar, S. 314 münhasär : vielmehr 
mflnl^aBir ; S. 267 ebenso münfer^d: richtig: 
-{d. S. 316 mUnqasim, nicht-eim, S. 325 
müntazlm, nicht am. S 348 nicht münfas^, 
Boodem miinfasil. Das arabische KÄw Jahr 
wird immer unnütigerweiae mit Verdopplang 
sennä umschrieben; ebenso ateht im Scnlfissel 
S. 75, 79 sennijä statt seutjä. S, 264 gehOrt 

sL^e in eine andere Kategorie, vgl. S. 309 

die falsche Verdopplung wullät f(ir S!^,'. S. 272 
vielmehr mute'abbid statt miiteabid. S. 295 
mätekebbir, nicht mattehebbir. S. 307,10 
fehlt Plnr. ,5^^ zewt S. 267 munätebit 
nicht-ibät. S. 311 firää, nicht feräach. S. 
314 ly qur&, nicht Ül qurrft. S. 325 ma- 
sftn, nicht musän. S. 343 iXi* 'ind, nicht 
vaäi. S. 346 min güri haddin „ohne An- 
massung": vielmehr „ohne Mass, Grenze.*' 

S. 350 «*i5j, nicht «w,^. S. 352,2 «**jX», 
nicht o^JJ». Schlassel S. 80 esäletlü, nicht 
isAletlü, u. V. a. 
Tübingen. 



Dr. Bniat Trampe. Sjmen vor dem Eindringea 
der Iimeliteti. (Naeli den Thontafeln von Teil el- 
Armana.) Wiuenicbaftliche Beilage zum Jahres- 
bericht dei Leuing-QymnaBiuniH eu Berlin. Berlin, 
R. Oaertner. 34 S. 4*. BeHprochen Ton Carl 
Niebnhr. 
Der Verfasser hat Winclders Übersetzung 
der Amamatafela K. B., V mit dem Ver- 
st&nduis des Historikers durchgearbeitet und 
vorwiegend erfreuliche Ergebnisse zu Tage 
gefördert. Von einer Benutzung der wissen- 
schafUicben Nebennnter Buchungen kann zwar 
nicht die Bede sein, aber das schadet nichts, 
weil Verf. Augen zum Sehen hat und Sinn 
f(tr das aachlich Zusammengehörige beweist. 
Schon die Disposition wird genügen, um 
dieses Urteil als berechtigt hinzustellen. £r 
behandelt zuerst Land und Leute: 1. Die 
Landacbafteo, 2. Die Städte, 3. Produkte, 
4. Bevölkerung. Im zweiten Hauptteil „Die 
Religion" kommen die eiuheimiachen, dann die 
babylonischen Götter Amon-Rß-Sam&S, der 
Kultus dea Amon-R6 in Syrien, endlich Tempel, 
Priester und der Salmajäte von Tyrua zur Be- 
trachtung. Abt III fuhrt die Überschrift: „Die 
ägyptische Herrschaft und die Nachbarn". Hier 
werden der Reihe nach Thntmoais IH und 
seine Nachfolger, der SOden n. Osten, die 
Chatti, Mitäni, Babylonien, Assyrien, die 
A^hunft, SutS und <Ue ^abiri erörtert. Als 
IV. Bind „die kananäiachen FflntaD*' an 



der Reihe : Titel, Einsetzung durch den 
Pharao, Gehorsam gegen ihn, der Tribut» 
Leistungen und Lieferangen, Meldungen «n 
den Hof, Fehden, Patrone bei Hof, Koupi- 
rationen mit dem Feinde, schwierige Lage 
der Fürsten, Citation an den Hof und Ver- 
haftung bilden die Unterabteilungen. 

Das Experiment — denn als solches moas 
die T.'sche Arbeit Jedem erscheinen, der 
sich bei gleichem Vorgehen erst aus den 
Schrülan der Mitarbeiter zu orientiren pflegt 

— war auch verdienstlich, selbst wenn man 
von den sachlichen Ergebnissen absieht Wo 
T. etwas ermittelt, darf angenommen werden, 
dass er es allein gefunden nat; die Befolgung 
von Winken eines verschwiegenen Cicerone 
widerlegt m. E. der ganze Habitus des Gege- 
benen. Darum bleibt aber auch regelmässig 
ein gewisser Abstand zwischen den änsaer- 
aten Punkten, bis wohin T.'s Scharfsinn 
vordringt, und dem in gleicher Richtung von 
der bisherigen Forschung mit oft verbltiffen- 
der Übereinstimmung Erreichten Das Epi- 
theton ist nämlich insofern am Platze, als 
die Sparsamkeit in Herkunftsangaben auf 
diesem Gebiete noch recht im Schwange ist 
Männiglich producirt den gewaltigen Tief blick 
auf einige Rechnimg, merkwürdig genug aber 
immer genau so weit, wie schon sein unge- 
nannter Vorarbeiter, Nicht der letzte Grund, 
welcher T 's Leistung sympatisoh macht, 
liegt also in dem offenkundigen Weg&ll jener 
weisen Taktik. 

Beachtenswert im Einzelnen erscheint, daaa 
T. die enge Begrenzimg von Martu in den 
Tafeln betont (S- 5 oben); es müsse hier das 
Bergland links vom Orontes sein. Bei 
Bn^runa denkt er an Bosra im Haurän, was 
nach Winckler 142 viel für sich hat. Auch 
über die Kriterien der Rib-Addi-Briefe wird 
S. 27 eine jedenfalls von genauer Ver- 
gleichung zeugende Bemerkung gemacht: 
\V. 117 werde eher von dem Absender des 
Briefes 127 bezw- 134 (amil Hazi) stammen. 

— Die Anzahl des Verbesaerungsfähigen ist 
selbatvoretändlich gross genug. Der Titel 
der Arbeit schon hat eine sehr bedenkliche 
Bestimmtheit (wozu S. 22 f.) des Ausdrucks; 
die Affinität zwischen Habiri und cn^V bleibt 
äusserst stark, und dass Merenptah Israel 
vielmehr in Kanaan besiegt haben will, 
wissen wir jetzt auch. Mit Jarimuta wird 
T. nicht einig, da seine Vergleichung der 
Stellen nicht systematisch erfolgte ; vielleicht 
fand das in Mitth. d. V. A. G. 1896, S. 208 ff. 
(cfr. 1897, S. 274 f.) darüber zu Ersehende 
einen festeren Boden dafür Unter dem Lande 
Gari W. 237 sieht Ref. das Ghdr, wegen 



185 [No. 6.] 



OBEBNTALISTISCHE LITTEBATUR.ZEITUNG. 



[Juni 1898.1 1^ 



Jabisi und Araru; Udumu Z. 24 wird diesmal 
nicht „Edom^ sondern vielmehr Adma Jos. 
3,16 sein. Zu den Ausführungen über Amon 
und Samas hätte Ref. zu ergänzen, dass 
Amanappa (= Aman^atbi) identisch ist mit 
Rianapa (= Rd-nofer; die Stellen s. Register 
zu K. B., V); die Reformen Nap^urias 
machen eben auch für Syrien Schule, wenig- 
stens in derartigen Ausserlichkeiten. S. 15 
oben ergiebt sich, dass V. die staatsrechtliche 
Sonderstellung Rib- Addis nicht würdigte; 
allerdings muss die Exemtion Gebais noch 
näher untersucht werden. Über Mitani wären 
des Ref. „Studien u. Bemerkungen etc.^ S. 
88 £ dienlich gewesen; T's Annahme eines 
mitanesischen Vassallenlandes Na^arina 
scheitert natürlich an dem hieratischen Ver- 
merk auf „Berlin 23^; ferner ist bei i^ani- 
rabbat wie bei Mitftni die Bedeutung als 
Landesname von dem Gebrauche als Reichs- 
koUektiv zu trennen. „Ob Danuna (151. 52) 
== Tana (69, 51)?** fragt Verf., doch wohl 
einer blossen Eingebung zuviel Raum ver- 
stattend. Ugarit imd Alaschja erwähnt er 
nicht, trotz Rib-Addi. 

„Fin zweiter Teil, behandelnd den Handel 
und den diplomatischen Verkehr der Qross- 
staateh, die aegyptischen Beamten, das Heer 
des Pharao, die Rebellen und die Qe- 
schichte des Rib-Addi musste aus Mangel 
an Raum zurückgelassen werden^, fügt T. 
am Schlüsse hinzu. Es würde dem Ref. auf 
richtige Freude bereiten, dieser Fortsetzung 
bald zu begegnen. 

Berlin. 



Die letzten Ausffrabunffsresultate von 

Flinders Petrle. 

(Nach Beinern Vortrag, gehalten im University College, 

London, 19. Mai 98). 

Die große Nekropolis von Denderah war zuerst 
von einem griechischen „Konsul** untersucht worden, 
der die Ausgrabungen aufgab, als er die Mumien- 
•chAchte der „Mastabas" alle geplündert fand. Auch 
Petrie entdeckte äußerst wenig von den schon in 
alter Zeit ausgeraubten Begräbnissen, dafür ent- 
schädigten ihn viele architektonische und Skulpturen- 
Ibnde. 

Die Nekropolis gehörte der 4. Dyn. (teilweise 
noch dem Ende der 3.?) — 11. Dyn. an, besonders 
Dyn. 6 ist vertreten (5 gar nicht). Sämtliche „Mas- 
tabas** waren aus Ziegeln gebaut, nur Thüren und 
Scheinthüren aus Kalkstein waren eingesetzt. Die 
(160 Fuß lange) Mastaba des Fürsten Pepi-sem-nefer^ 



^) Die Namen sind ohne Kritik nach der Aussprache 
Petne's gegeben. Z. B. für Adu würde Erman j > dw 
(„schwach'^) schreiben, mit sm ist sSm gemeint etc. 



mit dem „großen Namen" Sena hatte 8 Stelen in 
Thorform. Von den hier begrabenen Fürsten des 
Ghkuee von Denderah ist besonders merkwürdig Mena 
(derselbe Name wie Menes, sehr selten) mit dem 
„guten Namen'* Pepi-men-ach ans der Zeit Pepi I. 
Seine Relie£9 sind ungewöhnlich hoch gearbeitet und 
stechen auffallend von den sonstigen flachen Belieft 
ab. Die Mastaba ist 120 Fuß lang. Das Grab dee 
Fürsten Adu I enthielt einen beachtenswerten Thor- 
bogen 16 F. hoch und als Qrabkammer einen selt- 
samen schrägen Gang aus dem Grab in den Felsen^ 
der nur als Entwickelung eines verlorenen Grab- 
typus verständUch ist. Der Tunnel war ganz mit 
Skulpturen besetzt; die herausgenommenen Beklei- 
dungsplatten sollen im Museum von GKzeh wieder 
zu der Kammer zusammengesetzt werden. Der Sarg 
(10 F. lang, 2 dick) war unerwarteter Weise von 
jemand geplündert, der von außen einen Gang genau 
auf den Punkt, wo der Sarg stand, grub; der Leichen- 
räuber muß also direkt nach der ihm g^nau be- 
kannten Bestattung eingedrungen sein. Im Grab 
dee Adu II wurde noch der Schädel seiner Frau Ana 
gefunden. 4 Gaufürsten nach Pepi II führen uns in 
die dunkle Zeit der 7. Dyn., die Bildhauerarbeit 
wird barbarisch schlecht. Namen mit dudu- be- 
ginnen, woraus zu schließen, daß der König Dudumee 
nunmehr in die 7. Dyn. einzufügen. Die Namen 
Beb und Beba (16 Personen) werden verwirrend 
häufig. Aus der Mastaba des letzten Beb mußten 
30 Fuß Schutt weggeräumt werden, was 14 Tage 
Arbeit kostete. In der Grabkammer stand ein Sarg, 
7 Fuß lang, innen und außen mit Inschriften bedeckt, 
über 6000 Zeichen, der längste der alten religiösen 
Texte nach den Pyramidentezten. Die Herausgabe 
ist in den Händen F. LI. Gri£fith'B, der darin bis jetzt 
3 seltene Totenbnchkapital fand, aber im allgemeinen 
sind diese magischen Texte ganz neu und versprechen 
einen in jeder Beziehung wichtigen Beitrag zur 
religiösen Litteratur zu liefern. Leider sind die 
Zeichen teilweise so schlecht eingegraben, daß man 
oft nur nach den schwachen Tintenspuren der Vor- 
zeichnung gehen kann. Petrie kopierte 3 Wochen 
lang daran. Viele lose Steinblöcke von (namentlich 
in griechisch-römischer Zeit) zerstörten Gräbern liefern 
interessante Skulpturen (aber nur ein einziges Stück 
bietet eine der anderswo so gewöhnlichen Ernte- und 
Arbeitszcenen) und Inschriften. Mehrere dieser In- 
schriften zählen den Besitz des Verstorbenen auf^ 
die Zahl seiner Leibeigenen etc., eine erwähntauch 
m300 Sykomorenbäume, von denen man 1000 Balkon 
hauen konnte^*, ein anderer Mann besaß 33 Ochsen, 
13 Esel, 100 Ziegen [sehr armselig für einen Gau- 
fürsten !]. Das ist ganz neu und kulturgeschichtüch 
höchst interessant. Manche solcher Steintafeln waren 
aber nicht nachträglich in den Mumienschacht ge- 
worfen, sondern sorgfältig über den Eingang der 
Sargkammer gedeckt Seltsam ist, daß kein einziger 
„Serdab** (die dunkle Kapelle für die „Ka^'-Statne 



181 [No. «.] 



0BIENTAL1STI8CHB LITTEEATUK-ZE3T0NG. 



[Janl 



WJ 



d<w Toten) gefnndeii woide. Disae mempbiliiohfl 
Sitte mz hier nnbekumt, «tett dsHen aoheinen die 
Ka-(„Doppelgftiiger")ätotaeii oben Hnf dem OnbdMh 
geatenden la haben, wohin Stufen fOhrton und wo 
■ahlreiche Topticfaerben d. b. Oeat« von Opfergaben 
gefunden worden. Nur 3—4 Statuetten, die vom 
Dach in den Qrabachftcht fielen, worden gefunden, 
meiet geblechte Arbeiten. Die Qruppe eines Mentu- 
hetep und «einer Freu ist aber eine anegeieichnete 
Arbeit (Dar Vortragende schaltete hier die Bemer- 
kung ein, du Ende der 11. und der Anfang der 12. 
Djn. liefere die besten Bildhanerarbeiten, schon in der 
Mitte des 12. sinke die Konst.) MerkwOrdigerweise 
erscheint k^i K&me der 12. Dyn., nar 1—2 Grftber 
der lä. Von petaiicher Zeit ab wurden die Nekre- 
pole nnd die alten Ur&ber wieder benfltat. Die 
spBten Orftber sind flache, armselige Kammern. 
Viele Or&bec für heilige Tiere aus dieser Zeit : Ibisse, 
Katsen, Schlangen, groBe und kleine Hunde, beson- 
ders heihge Kühe nnd KBIber der Hatbor.') Hehrere 
dieser Tiergrftber worden ^doroh ßraudstiftuogF) ler- 
sUrt, so dafi vom Brand der asphaltgetr&nkten Tier- 
leiber die Wände der Gr&ber verglasten. Petrie glaobt 
einen seltsamen Qebraoch naohwwseu so können. 
Wenn etwas Tom Tempolgeiftt schadhaft wurde oder 
man von einem Stück einen Teil als neu m gebranchen 
weggenommen hatte, so brachte man den Best dei 
heiligen Eigentoms nach der Nekropole und begrub 
ee BorgfBJtig [vgL die Genizen der Synagogen !|. So 
Üronzesacben, Libationsvaaeu, BAucherlOffel, ein 
schönes Qlumoaaik, Stflcke, die nach der Zeit Kon- 
stantins begraben wurdeo. Mehrere Utere Stücke 
von Metallrasen (eine mit dem Namen Bamsea II) 
wurden, vermutet Petrie, w&hrend der Unruhen der 
20. Dju. versteckt. Ein Unikum ist eine „mf keusohe" 
tiügelkanne, aus einem Stück gelber Bronze getrieben 
und mit den bekannten parallelen Kanellierungec 
von oben nach onten versehen, wie wir sie beim 
Tribut der fremden UUider so oft abgebildet sehen. 
Dies ist dos erste derartige Stück ans Metall. — Ein 
Grab der 12. Dyn. (?) enthielt zwei merkwürdige 
Fignren: TOpfe in der Form von Klageweibem. Die 
Ftolemftergrftber lieferten laosende der gewöhnlichen 
Amulette ond viele BchAdeL Diese worden nur ge- 
messen, die ältereo Sch&del dagegen mitgenommen. 
— Die gefandenen ijachen sind noch in Kairo, doch 
werden die freigegebenen davon fdr die Joliaos- 
stellnng erwartet.*) 

London, 21. Hai 98. W. Max Hüller. 

■) Die Ibisse und Scblaogen ecbeinen in lüterer 
Zeit mehr verehrt worden tu sein. Die Tausende von 
Üondemamien gehOren der BOmerteit an. 

') Fetrie beoütite eine Qel^enhpit, um lu kon- 
statiereu, daO er die Theorie einer ,,New race'' aof- 
gegebee habe — der Name wBre ja nor provisorisch 
gewählt worden — und in jenen überrasoheaden 
Fanden die Ältesten Sporen ägyptischer Knltor vor 
nnd w&hreud Dynastie 1 erkenne. Vgl. Nmnmer 4 
dieser Zeitscbritt. 



MltteUvBgen. 

ÄegyptiBohfiB. 
Ausser dem Ghrabe Thatmosia III h«t Loret 
bei den Aosgrabungen im Thale der KSeigs- 
grttber za Theben auch dos des Sobnet und 
Nachfolgers dieses Hersohers, das Ame- 
Dopbis Ü, erachloBBeii. Das Qrab eathilt 
zahlreicbe gut erhaltene Inscbriflen, über 
deren Inhalt noch nichts genaueres verlantet, 
die aber nach Analogie der Texte in allen 
andere KönigsgrAbem, religiöser Nator sein 
werden. Beigaben aller Art lagen auf dem 
Boden der verschiedenen Kammern des 
Qrabes umhergestreat In einer Nische des 
von viereckigen Pfeilern getragenen Haupt- 
raumes ist auch an Ort und Stelle der 
Sandstein-Sarkophag des Königs, der noch 
seine wohl erhaltene liumie enthielt Ein 
Nebeoraum war zu einer Massengmft ver- 
wertet worden; hier lagen die Leichen der 
Könige Thutmosis IV, Amenophis III, Seti II, 
Hetneoht, Ramses IV, VI und VIII und zwei 
namenlose Mumien. Sie alle sind jedenfalls 
aus ihren wirklichen Glräbem hierher ge- 
flüchtet wordtiD, um sie vor Grabräubem 
zu retten, gradeso wie, ihren Inschriften zu 
Folge, auch die im Königsschachte zu Dftr 
el bal^ari entdeckten Pharaonenleichen während 
der 21. Dynastie in gleicher Absicht von 
Versteck zu Versteck geschleppt wurden. 
Unweit des Einganges des Grabes lagen vier 
ausgetrocknete Leichen, welche öpuren ünes 
gewalteamen Todes zeigten, und allem An- 
scheine nach die Körper der Personen sind, 
welche bei der Bestattung des Königs als 
Opfer dargebracht worden waren. Es liegen 
damit hier die ersten handgreiflichen Zeugen 
der ägyptischen Menschenopfer vor, welche 
früher viel angezweifelt worden sind, obwohl 
sie durch Angaben antiker Autoren hinlftn y- 
lich bezeugt waren und auch auf Reliefs m 
Gräbern der 18. und 19. Dynastie dai^- 
stellt erscheinen. 

Der frühere General- Sekretär der Schot- 
licheD Geographischen Gesellschaft Silva 
White hat in der Oase Siwa Gräber der 20. 
Dynastie entdeckt Auch ist ihm gelungen, 
über die Oase Dscharabub, den Mittelpunkt 
des Bundes der Senussi, genaue Nachrichten 
zu sammeln. -^ "■ 

The name Kadesh in the Cid 
T e stam e nt. 
Dr. P. Buben (Jewiah Quart Rev., 
April 1898, p. 451 f.) has brillianthy shown 
that Kadesh and Hadrach were Israel's two 
Chief foes, when Deborah's Song was written 



189 [No. 6.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITüNG. 



[Juni 1898.] 190 



(Jud. 5). In the same Review (July 1898) 
I shall offer some further developments of 
his ideas in the restoration of the text which 
are perhaps of archaeological interest. His 
discovery (as I think it) of two Assyrian words 
in Hebrew characters (f)nj, but read f)is, = 
Ass. ^aräpu *to colour, dye*, and T[y'»]KfDJ = 
Ass. nabäsis *like red wood/) is not less 
brilliant. I would mention here (1) that the Qii*- 
gashites (who are here due to the archaeological 
interest of the Deuteronomist) are, as it seems 
to me, no doubt the Kadeshites, and (2) that 
the place-name Kishion (Josh. 19|o, 21|g) is 
not to be entirely preferred to the Kedesh of 
the Chronicler (1 Chron. 657). The Chronicler 
has preserved one letter which only exists 
in Joshua as a ^ ; in fact ]vitrp should be ]^}tnp, 
and we then have before us a survival 
of the GadasuDa of the Amarna Tablets, and 
the Hitsuna of the Name-list of Tahutmes III. 
Teil Kais^n, S. E. of Akkä, still keeps the 
old name alive. I will not take up space 
with repetitions even of recent critical dis- 
coveries, apart from those which are probably 
new to readers of this Zeitung. J should 
add however that, developing a Suggestion of 
Marquart, J should read ]^}tnp (Kadson, Kid- 
8on) for nson in Judges 4 2-8* le^ ^^^ ^^ 
an original Suggestion, that the much-debated 
ü^^yjt^ of Judg. in should certainly be 
D^jeru (D'Jenp) Gadsonim (Kidsonim). In the 
latter case compare the land of Gadasuna 
(Ahl Tab.). T. K. Cheyne. 

Personadien. 

Dr. Friedrich Müller, Prof. cL vergl. Sprach- 
wiflsenschaft a. Sanskrit und Mitdirektor des orien- 
talischen Seminars in Wien, sowie Mitherausgeber der 
Wiener Zeitschrift fOr die Kunde des Morgenlandes, 
ist, 64 Jahre alt, gestorben. 



Zeitsehriftensehau. 

Deutsohe Litieraturzeitunff 1898. 

16. H. Hübschmann. Armenische Grammatik I, 
Besprochen yon Oskar Mann. 

AxohiT für Philosophie L Abteilang 1898. 

IV,. David Kaufmann , der „Führer*' Maimüni's 
in der Weltiitteratur. — 



Zeitschrift für aeff. Sprache and Alter 
tumslEunde (ÄZ). 

2. S. 111. Aufruf (zur wissenschaftlichen Unter- 
stützung der Kommission zur Herausgabe eines 
Wörterbuches der aeg. Sprache)^). — 112. ßorchardt, 

^) Diese Mitteilungen als yertraulich zu behan- 
deln und dabei doch „schon während der Arbeit den 
Fachgenossen Auskunft über das Vorkommen einzelner 
Worte zu erteilen/ das wird sich schwer vereinigen 
iMsen. (D. R.). 



Ein aeg. Grab auf der Sinaihalbinsei (hinter dem 
Hathortempel auf der Spitze des Serabit el Hadem, 
aus der Zeit Amenemhs III): Daraus der Text vom 
Jahr 2, L. D. 11137». 11^ dazu neue Texte. — 116. ßorch- 
ardt, ßemerkungen zu den Särgen des mittleren Reiches 
(über den Sinn der gemalten ßilder von Kopf und 
Augen auf sonst nnr mit Zeichnung versehenen S&rgen 
ans Achmim; die Thürdarstellungen an Särgen des 
M. R. geben Innenansichten) ^). — 119. ßorchardt. Die 
Dienerstatuen aus den Gräbern des alten Reiches 
(mit Abbildungen; über die ßedeutung der vorkom- 
menden Typen, wie Träger, Müllerinnen [genauer 
Kornquetscherinnen], ßäcker, u. s. f.). — 134. Quibell, 
On the date of the periode in Egypt called Neolithic, 
Jibyan and New Race (entscheidet sich für die Zeit 
vor der 4. Dynastie '). — 140. E. ßrugsch, Ein neuer 
satyriscber Papyrus (der 22. Dyn. in Gizeh; mit 
Tafel; Thiere ganz wie im Turiner Papyrus). 
141. Knudtzon, Der Cheta-Fürst S^p>'-rw-rw in Keil- 
schrift (ßorchardt schlägt vor, diesen Grossvater des 
Cheta-FürstenCheta-sar, des Zeitgenossen des RamsesU 
in dem Subbiluliuma der Teil el Amarna-Tafel 
Winckler 35 wiederzuerkennen)'). — 142. Schweinfurth 
und Lewin, Der Salzfund von Quma (Säckchen mit 
Natron-Salz, die in einer Holzkiste und Thonkrügen 
in einer Felsenkammer sich fanden, wohl aus der 
Zeit der 18. Dyn.). — 144. Hess, Demotica (Pros- 
kynema aus Philae aus dem Jahre 2 des Kaisers 
M. Aurelius; Facsimile mit ßesprechung der sog. 
demotischen Paradigmata auf einem Ostrakon zu 
Gizeh)«). 160. ßorchardt, Der Inhalt der Halbkugel 

') 117 als Exkurs: von Dyn. 6 bis zu Ende des 
m. R. lagen die Mumien auf der linken breite ebenso 
wie die Schlafenden. Die spätere Mumienform der 
Särge bedingt Rückenlage. Schminkstreifen an den 
Augen schon Dyn. 6. 

*) Die ßemerkung von St(eindor£r) S. 136 Anm. 1, 
dass der grösste Teil der von Petrie nach Leipzig 
geschenkten Töpfe der Nagada-Periode auf der 
Töpferscheibe gefertigt sei, scheint auf Irrtum zu 
beruhen. Nach meinen Informationen sind dieselben 
ebenso wie die Tausende anderer Stücke dieser Zeit 
(Ausnahmen sind bei den Thontöpfen wie bei den 
Steingefässen der Epoche nur ganz vereinzelt vor- 
handen), die ich persönlich prüfen konnte, aus der 
Hand gearbeitet. — Die in den Fürstengräbem ge- 
machten und die sonstigen Grabfunde sprechen mehr 
und mehr für die von mir seit dem März vorigen 
Jahres vielfach ausgesprochene Ansicht (vgl. z. B. 
Umschau I S. 592), diMs die bisher bekannten Fürsten- 
gpi^ber dieser Zeit — auch das des Königs von Nagada, 
den man dem Protomonarchen Menes hat gleichsetzen 
wollen, gehört hierher — nicht lange vor Snefiru 
angelegt worden sind. In den Schutthalden bei den 
Gräbern, wo Gegenstände der verschiedensten Zeiten 
bis in das neue Reich hinein durcheinander lagen, 
auftauchende Texte können zur Datierung der Gräber 
nicht herangezogen werden. (A. W.). 

») Beachte O.L.Z. No. 3^, b^„, ^u. Ist das von W. 
als tu oder ti aufj^efasste Zeichen nur das Personen- 
determinativ, so ist die Gleichsetzung von 8ub(b) 
iluliuma und Sapalulu wohl möglich. Die chrono- 
logischen Bedenken bleiben jedoch bestehen, so dass 
es sich vielleicht um einen gleichnamigen Verfasser 
des Sapalula handelt. Andernfalls müssten abnorm 
lange Regierungen vorliegen, wie sie wohl nicht 
absolut unmöghch, aber immerhin besonders im 
Chetiterreich nicht sehr wahrscheinlich sind. 

(W. M. M.) 

*) Eine kleine ^ynonymensammluxiff, wie wir 
längst mehrere haben und z. B. Spieg^lberg jüngst 
mehrere herausgab. (W. M. M.). 



19L [No. 6.] 



OBIENTALISTISCHE LITTEBATÜB-ZEITüNa. 



[Juni 1886.] IM 



nach einem Papyrosfragment des mittleren Reiches 
(Pap. Kahun. Taf. 8 u. IV. 3 Col. 13-14). — 162. 
Erman, Za den äthiopischen Hieroglyphen (Vorscbl&ge 
zur Lesung und Deutung einiger Zeichen in den 
hieroglvphisoh-meroitischen Texten). — 165. E(rman), 
Peter Le Page Benouf ^kurzer Necrolog. £m aus- 
fOhrhcherer von Bylands in den Proc. Soc. Bibl. Arch« 
XIX p. 271 ff.). ^ 166. Miscellen: Möller, Zum Namen 
des Königs von Unterftgypten (aus dem Berliner Papyr. 
3057, der jedoch eher eine Sinnvariante «wie der 
Qeier[scbnuck] auf der Königin" als eine Schrift- 
▼ariante zu Pyr. Teta Z. 351 f. enth&lt). Borohardt, 

Vernichtung einer 1 A ^^n Formel unter Ameno- 

phis IV? (die Zerstörung der Inschrift braucht nicht 
wegen der Formel erfolgt zu sein, sondern nur behuft 
Usurpation einer älteren Statuette durch eine spätere 
Besitzerin). Borchardt, Zu L. D. n. 14 (das hier 
abgebildete Qrabrelif zu GKzeh zeigt nicht, wie die 
Publikation bei Lepsius angiebt, einen Sarg mit 
Stierkopf, sondern eine auf dem Sarge liegende Kopf- 
stütze). Borchardt, Gebrauch von Henna im alten 
Reiche (Liste von. Statuen mit rotbraun gefärbten 
Nägeln aus dem Museum zu Gizeh). Calice, Über 

und / . Calice, Eine Bty- 



das Vorkommen von 



k 



mologie (aeg. sUi „edel* soll dem arab. ^y^ »^rei 

sein, lassen" zu yergleichen sein). — 172. Erschienene 
Schriften (sehr unvollständige Bibliographie, meist 
aus dem Janre 1897, aber bei Pellegrini's Arbeit über 
den Palermo-Stein auch bis Anfang 1896 zurück- 
greifend)^). 

SitBontfsberiohte der pbilos.-pbiloL u. d. 
bist. Olasse der k. b. Akademie d. W. s. 
MünobezL 1897 U. 

UL H. Biggauer, zur kleinasiatischen Münzkunde: 
Bespricht die von B. Oberhummer und Dr. Zimmerer 
aus Kappadokien und angrenzenden Ländern mitge- 
brachten Münzen; zu beachten die aus Kilikien (von 
Anemurium, Anazarbus; Olba mit dem Kopf des 
Augustus und der Aufschrift APX1£P£Q£ AIaNTO£ 
TETKPOT TOOAPXOT [der Hohepriester mit dem 
Titel Toparch von Kennatis und Lalassis!]) 



Pbiloloffus 1898. 

2. H. Lewy, Sabbe-Sambethe; der Name der 
hebr. Sibylle bei Pausanias Xj,„ und Suidas s. v. 
£ißuUa sei gegen Ewald (S. d. Sabbats), Wellhausen, 
Schürer vielmehr = p^Q (assyr. &ibu resp. f. davon). 

Ausserdem hänge wohl auch LißuXXa selbst mit dem 
semitischen Wort zusammen, das dann eine griechische 
Weiterbildung mit Deminutivsuffix sei. 



Litt Oentralblatt 1898. 

91. M. Hartmann, das arabische Strophengedicht, 
bespr. V. H. St(umm)e. — Friedr. Delitzsch, das baby- 
lonische Weltschöpfungsepos, bespr. v. C. B(ezold). 



Hermes 1898. 

2. S. Fränkel, Zu den semitischen Eigennamen: 
Einige nichts neues bringende, allgemein belehrende 



^) Ein anderer Korrespondent macht noch darauf 
auiinerksam, dass diese wichtige Arbeit nicht nur 
(z. B. von Griffith) noch 1896 besprochen, sondern so- 
gar in der ^ Z. längst in Artikeln erwähnt wurde. 



Bemerkungen über die semitischen Eigennamen in 
der von Joguet veröffentlichten Weihinrairift Bnlleft. 
corresp. hellen. XX 177 iL (Meist im Ansohlnis an 
Wetzstein (Abh. Berl. Ak. 1863); zu Zabbdelos hätte 
auf Zabdai in den babyl. Kontrakten, zu Abdokos 
auf Z. A. T. W. 1897 S. 348 ff. verwiesen werden 
müssen I). 

Zteobrifk f. bebr. BibUogr. 1898. 

1. M. Steinschneider, Christliche Hebraisien 
(Forts.) — W. Bacher, ein jüdisch- bucharisches Ge- 
dicht (aus dem Anfang dieses Jahrhunderts, peniaoh 
in hebr. Schrift). 

2. M. Steinschneider, GhristL Hebraisten (Forts.). 



W. Z. K. M. 1898. 

1« M. Steinschneider, Heilmittelnamen der Araber 
(Forts.). — W. Bang, zur Erklärung der kök- tür- 
kischen Inschriften. — Fr. Müller, die Einieitang rar 
Gaigesiiäyag&n aus dem Pahlawl ins Deutsche über- 
setzt. — Br. Meissner, Babylonische Leichenfeieriidi- 
keiten. — Kleine Mitteil.: darunter Fr. Müller, Alt- 
persisches und Armenisches (gegen Hübsehmann) ; 
Hugo Schuchhardt, über die georgische Hdschrift 17 
der Paris. Nat.-Bibl. 



Rendioontl della reale aooadexnia di linoei 

(phil. Classe) Serie V Vol. VIL 

1. J. B. Ghabot, regulae monasticae saeculo VI 
ab Abrahame fundatore et Dai^esu rectore conventos 
Syrorum in monte Izla conditae. syriace ed. et latini- 
tati don. (aus dem 10. Jahr Hormizd IV). 



Woobeneobrift für klaaeieobe Pbilologie 

1898. 

20. Archäolog. Qesellsch. z. BerL Mänsitaang: 
Herr Lehmann sprach über eine Urkunde in Keil- 
schrift, die sich auf Rüstungen des Cyrus gegen 
Lydien im Jahre 547 bezieht. (Eine Würdigung 
dieser „Entdeckung" vorbehalten, d. B.) 



Al-Macbriq. 9 (1. Mai 1898). B. Ghartouni, Ia 
Chronologie du Patnarcat Maronite d'aprte Dooaihi 
(fin). Nach Stephan al-Duwaihi nur bis zum J. 1678. 
Für die Zeit von da ab bis zur Gegenwart nach 

(X/lm^ ijttiy^ gest. 1890| mit einem Nachtrage des 

Herausgebers. — Dr. A. Hafher, Le livre des Plantet 
et des Arbres (ouvrage in^dit d^Al-Asma4). Mit An- 
merkungen herausgegeben. — P. L. Chetkho, Barhe- 
braeus: L'homme et Täcrivain (suite). — Ders., Histoire 
de Beyroath d-Ibn Salih (suite). Recensionen: 1) Ma- 
nuscrits turcs de Tlnstitut des Langues Orientale!, 
däcrits par W. D. Smimow (St. Pätersb.) 1897, bespr. 
von Pater S. Ronzevalle. 2) La Conc^^ration ti- 
tnrnque par le B. P. Dom J. Parisot, bespr. Ton 
L. S[ei^Ö]. 

10 (16. Mai 1898) P. S. Bonzevalle, Zänobie, reine 
de Palmyre. -^ P. Aiiastase Carme et P. H. Lammens, 
Remarques sur la d^rivation de quelques mots arabes. 
(Fremdwörter im Arabischen.) — P. L. Chetkho, 
Barhebraeus: L^homme et l'^rivain (suite). — Dr. 
A. Haffner, Le liyre des Plantes et des Arbres, 
ouvrage in^dit d'Al-Asma*i (suite >. — P. A. Lauriol, 
Le Boman: son origine et son histoire. — P. L. 
Chelikho, Histoire de Beyroath d'Ibn Salih (suite). 
— Besprechung von: Variätä sinologiques. Allurioni 
litt^raires, premidre s^rie, fasc. 8 et 13. 1898. Par 
le P. Corentin Pötillon, 8. 7. 



Verantwortlicher Hcnuaageber: F. E. Peiser, Könipberg L Pr. 
VerUg u. Expedition. Wolf Peiter Verlac, Berlin S , Bnndenbtirftlr. ii. 
Drtiek Ton Max Schaenow rorm. Zahn & Baendel, Ktrchhain N.-L. 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung. 



Encheint 
am 15. jedes Monate. 



Herausgegeben 
von 

F. E. Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



Abonnementepreis 
vierteljährlich 3 Mk. 



Bastellnngen nehman entgegen: die Yerlagsbachhandlnng, Berlin S., Brandenbargstr. 11, sowie alle Bach- 
hsndlmigen und Postämter (unter Kammer 5666 A). — Inserate die zweigespaltoie Petitzeile 90 Pf.; bei 

Wiederholungen und grösseren Anzeigen Erm&ssigang. 



1. Jahrgang. 



15. JoU 1898. 



M 7. 



Alle fOr die Redaktion bestimmten Sendungen, Briefe etc. werden ausschliesslich unter folgender 
Adresse erbeten : Redaktion der 0. L. Z«, Wolf Feiser Terlag, Berlin 8. 42, Brandenbnrgstr. 11. 1. 



Orientalistisehe Setninare. 



Das Stadium der orientalischen Sprachen, 
Kultur und Geschichte hat in Deutschland 
einen unleugbaren Aufschwang genommen. 
Einen wie hohen, imd ob gar einen stärkeren, 
als in England imd Frankreich, wo von Alters 
her diesen Studien lebhaftes Interesse ent- 
gegen gebracht wurde, oder in Amerika, wo 
gleichsam eine Treibhauskultur vieles zu 
schneller Reife hat kommen und freilich oft 
auch entarten lassen, das liesse sich wohl nur 
nach verwickelter Statistik feststellen. Es 
genügt aber, darauf hinzuweisen, dass nicht 
blos an den Universitäten eine lebhaftere 
Lehrtätigkeit aasgeübt wird, dass neben den 
Ordinarien, die früher wenig, jetzt viel zu lesen 
haben, eine Reihe von Privatdozenten (Extra- 
ordinariate fehlen vorläafig noch an den meisten 
Universitäten, was eine bei der Ausdehnung des 
Wissenschaftegebietes hoffentlich bald zu über- 
windende Sparsamkeit der Ministerien verrät) 
äusserst angestrengt und selbständige Fächer 
vertretend tätig sind, sondern dass auch das 
grosse Publikum erhöhtes Interesse für alles 
beweist, was den Orient betrifft Der Fort- 
schritt ist also da und jedenfalls freudig zu 
begrüssen. Aber wie jeder hat er eine Reihe 



Nachteile im Gefolge, welche durch die früher 
ausreichenden, jetzt unzulänglichen Hilfsmittel 
entstehen. Nur wer an einer deutschen 
Universität Orientalia unterrichtet oder gehört 
hat, weiss, wie jammervoll der Anfang jeden 
Semesters sich gestaltet, weil nicht genügend 
Handwerkszeug vorhanden ist. Und doch 
könnte mit ganz geringen Summen und etwas 
gutem Willen auf die leichteste Art und Weise 
Abhilfe geschafft werden. Jeder andere 
Wissenszweig ist an den Universitäten durch 
die Elinrichtung von Seminaren imterstützt 
worden. Orientalistische Seminare, wohl zu 
unterscheiden^) vom orientalischen Seminar 
in Berlin und gleichartigen Instituten in Wien 
und Paris, bestehen aber nirgends, während 
in Amerika nach dieser Richtung besser 

^) Mancherlei Zuschriften an die ^orientalische" 
Litteraturzeitnng yeranlassen uns, auf den Unter- 
schied der beiden Ac^ektiva hinzuweisen, der so gern 
vergessen wird. Ein orientalisches Seminar l&sst sich 
verstehen als ein solches, das für die Thfttigkeit im 
Orient Yorbereitet, an dem Orientalen als Lectoren 
wirken etc., ein orientalistiBches Seminar soll an- 
gehende Orientalisten oder solche Adepten, welche 
die Orientalia als Hilfswissenschaft betreiben, er- 
ziehen und bilden. 



1Ö6 [No. 7.1 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITONG. 



[Jtili 1898.] 196 



gesorgt zu sein scheint. Würde an jeder 
Universität in eins der kleinsten Auditiorien 
ein mittelgrosser Schrank gestellt, in diesem 
eine kleine Handbibliothek vereinigt aus den 
nötigsten Nachschlagewerken und Gramma- 
tiken, sowie Texten und Chrestomatieen, 
letztere zwei in drei- bis vierfacher Anzahl, 
und würde ein kleiner jährlicher Fonds von 
sage und schreibe 300 Mark pro Seminar zu 
Neuanschaffungen ausgeworfen, dann würde 
das ganze Elend behoben sein, welches augen- 
blicklich das Unterrichten und das Unter- 
richtetwerden ganz unnötigerweise erschwert 
und verdüstert, und das unerträglich wäre, 
wenn nicht überall die Universitätsbibliotheken 
in rühmlicher Weise wenigstens einige Hilfe 
böten. Und mancherlei Bücher und Karten, 
die jetzt vergessen in Bibliotheksregalen ver- 
stauben oder von vornherein den Wissens- 
durstigen durch ihr Format und Gewicht 
abschrecken, könnten eine fröhliche und 
nützliche Auferstehung feiern, die allein schon 
den geringen Kostenaufwand l^chtfertigen 
dürfte, welcher durch Einrichtung orientalisti- 
scher Seminare hervorgerufen würde. 

MitFreuden wird jeder deutsche Orientalist 
die Nachricht begrüsst haben, dass Deutschland 
daran gehen will, eine Reihe neuer Beruf skonsu- 
late in Vorderasien einzurichten. Davon wird 
nicht blos Handel und Verkehr befruchtet 
werden, auch die Wissenschaft wird reichen Vor- 
teil erhoffSdn dürfen. Immer neue Aufgaben 
werden ihr erwachsen; um diesen aber gerecht 
werden zu können, braucht auch sie bessere 
Rüstung als bisher; und von der zielbewussten 
Regierung in den Staaten des deutschen Reiches 
darf wohl mit Vertrauen erwartet werden, 
dass ihr solche zu teil wird. 



Der Gott Sutech. 

W. M. Müller. 

In dem kürzlich erschienenen Heft der 
MV AG. m 1898, habe ich als historisch 
wichtig betont, dass der Göttername Sutech 
nur seit Ramses H vorzukommen scheint. 
Dabei liess ich einstweilen eine wichtige 
Stelle unberücksichtigt. Harris 500, Rev. 2, 11 
wird (nach Maspero) der Fürstin von Joppe 
(Y-pu) verkündet: „sei frohen Mutes, Sutech 
hat uns den (ägyptischen Offizier) Dhuty (in 
die Hand) gegeben^. Da diese Märchenhand- 



schrift mindestens vor Ramses H geschrieben 
scheint, würde das obige Resultat unhaltbar 
werden. Der scharfsinnige Entzifferer Maspero 
hat aber nur nach einer Photographie den 
Gottesnamen aus halbzerstörten Zeichen ge- 
raten. Ich habe nun in diesen Tagen noch- 
mals die betreffende Stelle wiederholt mit der 
Lupe nachgeprüft und als ganz sicher festge- 
stellt: 8u(+u) ist deutlich, auch t kann nichts 
anderes sein. Darunter aber zwei Spuren, 
die sich nicht zu ^ ergänzen lassen, schon 
der Platz wäre zu knapp. Es ist ganz klar 
ein i*. Dai*auf der schräge Strich/ als Ab- 
kürzung für das zu complizierte fiS^^-Bild 
(kein ti!) und das Gottesdeterminativ. Wir 
haben hier also den Set (von Auaris) sylla- 
bisch Su't'i geschrieben (vgl. MVAG. 1. L 
S. 10, Anm. 3) und von den Hyksos auf 
alle Asiaten als Nationalgott übertragen, wie so 
oft später. Es bleibt demnach alles bei dem 
1. 1. Festgestellten : Sutech war nicht der Hyk- 
sosgott und kommt erst seit Ramses II vor. 
Die Gruppe in doppelter Originalgrösse: 




London, 21. Mai 1898. 



Eine Kollation der in O^lzeh aufbewahrten 
Teil EMmarna-Tafeln. 

F. £. Peiser. 
(Fortsetzung). 

6a. diese Zeile ist ausge- 
lassen: V Mi-rat (? oder 
1 ?)-i (alnÜu) a(?) ra(?) 
an(?) .... Si (?) .. . 

9. pa-wahrscheinlicD ; eben- 



so a-na 



K. B. V 86 
= G. 39. 



-ku. 



14. sar (mätu) ku-(?)-ma. 

7. Für Bu-ma-bu-la viel- 
leicht A^-ma-a^-la 

27. du-bi- 

43. §a ma-ma-§u-nu 

49. la(?) [.a] nu(?).si.8a aU(?)u 

50. la-a ni-li-u 

51. ai-u ib-8a-at(m^) Gub-la 
62. a-na (amilüti) GAS (pl.) 

a-na (mhz) hi-bat-tu-ta 
das würde heissen: 
49. ff. und wir dann nicht 
aus der Stadt heraus- 
ziehen und nichts vermö- 
gen, dann ist Gebal den 
]Q[abi ri und der Rebellion 
anheim gefallen. 



199 (No. 7.] 



OBIENTALISTISCHE LFTTEBATÜR-ZEITÜNa. 



[JuU 189a] 900 



dass er das Vorbild f&r die Assyrer, das 
PordsyriBche „Hilani" d. i. nach E. der 
GrondrisB des nordsyrischen Palastgebäudes 
überhaupt sich aus dem Thorbau (genauer: 
Festungsthor) entwickeln lässt. Wie E. es 
möglich macht, den Ghnmdriss des nord- 
syrischen Palastes in der gewünschten Form 
in Assyrien, ja sogar Persien zur Zeit der 
Achämeniden wiederzufinden, muss man bei 
ihm selber S. 188 flf. nachlesen.^) Dass E. 
so ganz nebenbei vergisst, die Arbeit yon 
B. Meissner und dem I^ferenten anzuführen, 
befremdet den nicht weiter, der mit den An- 
schauungen über wissenschafUichen Anstand 
vertraut ist, welche gewisse Berliner') Ereise 
sehr zum Schaden des Ansehens deutscher 
Wissenschaft durchsetzen. Im übrigen hätte 
dem Verfasser ein eingehenderes Studium 
der nBauinschriften Sanheribs*', y,Bau- 
inschrifien Asarhaddons (=Beitr. z. Assyr. III, 
189 ff.) imd der bereits erwähnten Abhand- 
lung über das bft-^ill&ni nichts geschadet, 
manch' falche Uebersetzung und auch sonst 
manch' falscher Schlass (z. B bezüglich des 
Asarhaddonpalastes zu Nimrüd) ^) wäre yon 
ihm yermieden worden. Inwieweit eyentuell 
das Motiy für das nordsyrische Palastgebäude 
dem Festungsbau, dem eigentlichen btt-^illftni- 
ThorKcbäude entlehnt wiirde, lasse ich dahin- 
gestellt, ein Schluss in dieser Kichtung scheint 
bei dem gänzlichen Fehlen der oberen Bau- 
theile verfrüht, und E. hätte gut gethan, 
seinen Ausf&hrungen einige IVagezeichen 
hinzuzufügen. Für Assyrien bleibt die Frage 
belanglos. — Zur „Baugeschichte der Stadt 
und Burg** wäre nachzutragen, dass die erste 
Eatastrophe (vor Asarhaddon) wohl zur Zeit 
Sargons über Sendjirli hereinbrach ^),imd zwar 
entweder im Jahre 720 beim Aufstande von 
Qamat oder 713/2, als die umliegenden Ote- 
biete (Gkirgum etc.), dem assyrischen Reiche 
einverleibt wurden; im Jahre 732 nach dem 
Falle von Damascus wird Sam'al noch als 
selbständiges Fürstentum au%ef&hrt. Den 
zweiten FaU dürfen wir wahrscheinlich unter 



Necho-Nebucadnezar setzen, da aus der Zeit 
nach Asarhaddon nichts gefunden wurde. 

Eönigsberg i. Pr. 



*) Nicht nur mit Zahlen, sondern anoh mit Bauplänen 
kann man, soheints, alles beweisen, wenn man sie nar 
ffewanit rekonstruiert und retonchiert, dass die fromme 
linke nioht weiss, was die Bechte that 

*) und nach Berlin strebender D. B. 

') Der Pdast kann natürlich nicht mit ienem 
identisch sein, den 22 Köni^ des WesUandes baaen 
mnasten, dieser stand in Nmi^e H). In der grossen 
Halle zu Mimrüd, die sans aus aem Bahmen heraus- 
flUlt, dürfen wir vielleidit ein ähnlicJies Gebinde Tsr- 
muten wie das btt dannn an dem PiJaste su Ninive, 
welches den Vorgftnffem Asarhaddons unbekannt war 
(ygL B. A. m, a 1& f ; 212 f.). 

*) cf. Hugo WincUer, AltorientaliBcheForsohungen 
2. Beihe 171 ff. 



Ren^ Basset, Legendes Arabet d'Espagne — La 
Maison ferm^ de TolMe. Oran 1896. Gr. 8*. 19 & 
Besprochen Ton Martin Hartmann. 

Das uralte Verbotene-Frucht-Moti^ hat in 
den zahhreichen Varianten vom verbotenen 
Haus oder Zimmer die weiteste Verbreitung. 
Den Bericht über die verhängnisvolle Oeflhunff 
des Schlosses von Toledo durch Roderich 
gab nach Ibn Elfaqlh Jacob in ^^Erweiterte 
Uebersicht über die arab. und and. morgen- 
länd. Quellen zur Geschichte der Germanen 
im Mittelalter^ s. 1. e. a. (autogr.) p. 11 f. in 
Uebersetzung. Basset stellt hier das gesamte 
Material zu dieser Legende zusammen. Mit 
Saavedra nimmt er an, der historische Kern 
sei Beraubung eines Earchenschatzes, sieht 
aber abweichend in den im verwunschenen 
Schlosse gefundenen Figuren der Araber das 
Motiv der Zjauberbilder, welche, so lange sie 
wohl gehütet, den dargestellten Feind ab- 
halten. Geschickt ist die ägyptische DalQka 
(Mas*üdi 2f 399 u. And.) herangezogen. Die 
ursprünglich christliche Erzählung fliesst, von 
den Muslims aus- und umgebildet, zu den 
Spaniern zurück, wie mehrfach belegt wird. 

Es wird nicht nötig sein, ein historisches 
Faktum als Kern der legendären Hülle an- 
zunehmen. Roderich, der Eeltoromane, der 
kurz vor der arabischen Invasion der West- 
gothendynastie die Herrschaft entriss, ist ja 
nur Sündenbock. In Wirklichkeit waren cue 
durch die Gothenherrscher geschaffene elende 
soziale Lage der gesamten Bevölkerung mit 
Ausnahme der noch lange nicht zehntausend 
Oberen, die imerhörte Bedrückung der Christen, 
die fi;rausamen Verfolgungen der Juden schuld 
an dem zunächst durchaus nicht als Unglück 
empfundenen Einbrüche der Araber und 
Berber. Der Hass der Gothen machte den 
unglücklichen Fürsten des andern Stammes 
zum Prügelknaben: er hatte die Tochter 
Julians Cava (qa^be) entehrt; er brach den 
Zauber der bis dahin gehüteten Feindesbilder. 
Die Legende ist Exponent der Stimmung 
eines Kreises, durch sie als geeignetstes Mittel 
wird dann Stimmung in der breiten Masse 
gemacht. 

Gerade zur Behandlung der Landes 
Arabes d'Espagne ist Basset bei seiner Be- 
herrschung der östlichen und westlichen 
Gkstenlitteratur wie kein zweiter berufen. 
Wir bitten um baldige weitere Mitteilungen. 

Charlottenburg. 



901 t^o. 7.] 



ORIENTALISnSGflE LITTEBATÜB-ZEITUNG. 



[JoU 1896.] 208 



D. Ohwolson. NestorianiBohe Qrab- 
inschriften aas SemirjetBobie. Neae Folge. 
Mit vier photaWpiBchen Tafeln (Vorgelegt der 
Akademie am 26, Februar 1896). St. Petersburg 
1897. 6 Mark, fiesprochen von Fr. Sohwally. 

In einer früheren Arbeit^ die 1890 er- 
schienen ist, hat Chwolson schon 231 syrische 
Inschriften aus den alten Kirchhöfen von 
Piscbpek und Tokmak im südlichen Sibirien 
herausgegeben. Die gegenwärtige Publikation 
bringt 337 neue Nummern. Diese Inschriften 
stammen von den Grabsteinen nestorianischer 
Türken aus Wjemoje. Die türkischen Laien 
waren natürlich des Syrischen als Umgangs- 
sprache nicht mächtig, aber sie werden davon 
so viel verstanden haben, wie die Katholiken 
vom Lateinischen. Da das Syrische einmal 
Kirchensprache war, so Hess man auch die 
(Grabinschriften durch die Pfaffen in dem 
fremden Idiom verfassen. Wie wenig diese 
selbst hiervon verstanden haben, ist aus dem 
wahrhaft barbarischen Stil der Sprache dieser 
Denkmäler mehr als deutlich. 

Die Inschriften stammen alle aus dem 

13. Jahrhundert oder der ersten Hälfte des 

14. Jahrhunderts. Ihre Datierung ist eine 
doppelte, nach der seleucidischen Aera und 
nach dem chinesisch-hochasiatischen zwölf- 
jährigen Tiercyklus. Leider wissen wir 
immer noch nicht, ob das Christentum dieser 
Türken mit der Mission im Innern Chinas, 
deren ältestes Denkmal der Stein von Singan 
in der Provinz Schensi ist (a. 870), einen 
Zusammenhang hat. Die Echtheit dieses 
Denkmals ist jetzt über jeden Zweifel er- 
haben. rVgL Joh. Heller: Das Nestorianische 
Denkmid in Singanfu, Budapest 1897). Dieses 
Singan ist übrigens derselbe Ort, nach dem, den 
letzten Zeitungsnachrichten zufolge, die kaiser- 
liche Residenz von Peking verlegt werden soll. 

Die Publikation Chwolson's verdient alles 
Lob, zumal wenn man bedenkt, dass er nach 
teilweise sehr schlechten Abklatschen arbeiten 
musste. Die 4 Lichtdrucktafeln mit über 
60 Inschriften sind eine mit grossem Dank 
zu begrüssende Zugabe, so undeutlich manche 
auch sind. Da über den allgemeinen Charakter 
dieser Inschriften schon von Nöldeke ZD 
MG XLIV 520 ff. ausführlich gehandelt worden 
ist» 80 kann ich mich hier auf ein paar Be- 
merkungen beschränken. 

Sehr seltsam sind Nr. 3 auf dem Grab- 
stein eines alten Mannes Georgios die Worte 

}/nSi*^ • OA on^ ^^k^. Ich kann nicht recht 

glauben, dass hier von einer Revision und Ver- 
besserung von Gebetstexten die Rede sei. Im 
guten Syrisch jedenfalls gebraucht man in 

dieser Bedeutung ^^ dagegen . oa nur 

im mornlischen Sinne. Ich bin auch nicht im 



Stande, dieses Wort, sowie ^a^ auf dem Licht- 
drucke sicher zu erkennen. — Für oUm bietet 
die Abbildung deutlich ojoi. — No. 9 steht auf 

dem Lichtdrucke nicht 9i|sa^, wie Chwol- 
son zweimal angibt, sondern iiauo. — Wenn 
ovoojk >mA^ wirklich caput caritatis ist, so 

hätte sich hier eine im Kirchensyrischen 
verlorengegangene urchristliche Amtsbezeich- 
nung erhalten „Agapenvorsteher^. — No. 193 
ist der Grabstein der christlichen Gemahlin 
eines hohen Staatsbeamten, eines komman- 
dierenden Generals (Ispasalar, wofür man 
heute Sardar sagt). luchanan Tegin Peg. 
Das ist sehr beachtenswert. — No. 240 In 

^^-^ steckt gewiss der Name Muhanmied, 

aber was Chwolson hierüber vorbringt, ist 

haltlos. — No. 305 ^^^-^^^ ist keinesfalls 

der Name des Sohnes Sauls, Malkishu a, 
sondern eine chrisdicheNeuprägung. — No.307 
zu ^^v^^vA hätte an das aus arabischen 

und syrischen Quellen bekannte „Malikshäh^ 
erinnert werden dürfen. S. 59, 60 handelt 

Chw. ausführlich über U^) ^uid ent- 
scheidet sich nach Nöldeke's Vorgang (ZD 
MG a. 0) dafür, dass es „Drache^' bedeute. 
Das ist auch für Jaballaha^ S. 53 u. richtig. 
Der Herausgeber dieser Zeitung macht 

mich darauf aufmerksam, dass ]-*^^} eine 

Entlehnung aus dem Assyrischen sei. Das 
ist sehr einleuchtend, etellu „Herr^ 
(Delitzsch Lex. S. 157 b) wird auch von 
Göttern gebraucht*). Zu den Ausführungen 

über V^N^liO S. 57 f. möchte ich bemerken, 

dass meines Wissens das Wort überall 
Eorchendiener im Allgemeinen, und nirgends 
Thürhüter bedeutet Hiemach ist Brockel- 
mann Lex. p. 328 b, der bloss ,Janitor, 
ostiarius'^ angibt, zu berichtigen« Deshalb 
wird auch das assyr. babyl. k a n a k k u , 
das mir neulich zugeraunt worden ist, aus 
dem Spiele zu lassen sein. 

Im Drucke ist öfter j und 9 vertauscht, 

z.B. S.6,4. 9,13. 10,18. 11 u. 13,16. S. 56,3 
V. u. lies „glaube" und „bedeute". 8. 1,5 
verbessere „aus freier Hand" und lies 19 
„legte" für „stellte''. S 52,9 lies „Kreuze". Für 

ilo^^s ist vielmehr )£a^^ zu vokalisieren. 

Möge uns der gelehrte und unermüdliche 
Herausgeber noch mit vielen ähnlichen Pu- 
blikationen beschenken! 

Strassburg i. E. 

') Ist an atalü = Verfinsterung (fehlt Delitzsch, 
Hdwörterh.) KU denken? D. R. 



203 [No. ?.] 



OBEENTALTSTISCHE LTTTERATOB-ZUtTUHO. [JnU 1898.] 



Morris Jastrow, Th« wetk and gemiiutiTe verb« 
in Hebrew bj PiQ]*^- Iisii^si^ Vertu der Bnch- 
hoodl. und Dniek. Torm. E. J. BrilL 1898. Beipr. 
T. Ed. KOnig. 
Gerade am du Jahr 1000 A. D. lebte 
der Mann, der mit Becbt toh der bewandem- 
den Nachwelt oftmals das „Haupt*' der 
hebr&iachen Grammatiker genaont wmrde. 
Diea war Jehuda beo Dawld Chajjä^, der 
echon bei Abalwatid im Antang Beines 
MuBtalhik das Prädikat yu^JI bekommen 
hat and von Ibn Esra im Sepher Sach(ch]öt, 
ed. Lippmann, p. Ib als pptrin ppion TTifr 'i 
tituliert ist. Bedauerlicherweise waren seine 
beiden üaüptscfariften noch immer nicht in 
ihrer arabischen Originalsprache veröffent- 
licht, nachdem das Original einer dritten 
Schnft TOD ihm (kitftbu 'ttanldti, Über pnnc- 
tationia) schon 1870 in J. W. Natt einen 
Tortrefflichen Heraasgeber gefunden hatte, 
indem er sie im Anhang seines Buches „Two 
treatises on verbs oontaining feeble and double 
letters" TeröSentlichte. Im Jahre 1886 
kündigte M. Jastrow Jr. in einer höchst ge- 
diegenen Abhandlong Über einige Abschnitte 
der Chaijüg' sehen Schriften (ZATW 5, 
103 — 221) an, dass er eine Ausgabe des 
«robischen Originals der beiden grösseren 
Schriften von Chajjä^ vorbereite. Der Jubel, 
mit dem dieses Versprechen von allen 
Freimden der historischen Grammatik des 
Hebräischen begrüsst wurde, verstummte 
allmählich, weü die ErfOUnng des Ver- 
sprechens lange auf sich warten liess. Aber 
nunmehr hat jener Jubel das lebhafteste 
Echo geweckt. 

Dass ChajjA^ sich der arabischen Sprache 
bei der Ausarbeitung seiner grammatischen 
Abhandinngen bediente, erklärt sich haupt- 
sächlich ans seiner marokkanischen Herknnft, 
zum Teil vielleicht auch aus seiner Be- 
schäftigung mit den arabischen Grammatikern. 
Um aber den Eingang seiner Schriften bei 
den nicht arabisch redenden Juden wenigstens 
einigermassen zu erleichtem, schrieb er das 
Arabische höchst wahrscheinlich mit hebrä- 
ischen Buchstaben. Wenigstens sind alle 
Handschriften der Chajjd^schen Werke, die 
J. kennt, in hebräischen Schrifteeichen ge- 
schrieben, und Bacher hat nachgewiesen 
(ZDHG 1888, 315 f.), dass sogar AbnlwaUd 
das Arabische in hebräischen Buchstaben 
darstellte. Uebrigens ist es so in der „ganzen 
jüdisch-arabischen Literatur Spaniens und 
Afrik&'s" (p. XXVm). Eine Parallele dasu 
ist, dass manche christliche Gelehrte Syriens 
snr Ausprägung der arabischen Sprache die 
syrischen Schrütaeichen verwendeten. Da- 
rüber hat neneatens Ben. Wolf in „Die Ge- 



schichte des Propheten Jona, nach einer 
karechnnischcn Handschrift heraasgegeben 

und erläutert" (Berlin 1897) am eingehend- 
sten gehandelt Vielleicht darf ich des Zu- 
sammenhangs wegen hierbei noch dies er- 
wähnen, dass auch umgedreht hebräische 
Texte in arabischen Buchstaben geschrieben 
wurden. Vgl. hauptsächlich Hoeming, Dea- 
cription of six Karalte manuscripts in 
Arabic (1889), und ,, einzelne Blätter solcher 
Bibeltexte in arabischer Schrift hat auch 
Steinschneider in der Berliner Kfiniglichen 
Bibliothek gesehen" (ZDMG 1893, 383). 
Die Frage, ob es hebräische Codices in 
griechischen Buchstaben gegeben hat, iat 
eingehend in meiner „Einleitung ins A. T.'' 
(1893), 92 erörtert worden. — Aber die 
Schriften von Chajjfi^ sind auch schon früher 
in arabische Buchstaben umgeschrieben 
worden, cf. „the Bodleian Library also 
possesses thrce trän Scripts into Arobic 
characters of the Hajjä^ manuscripts made 
bei Joannes Gagnier" (p. XIX), und in dieser 
mehr anheimelnden Gestalt sind uns diese 
Schriften nun auch von J. voi^Mirt worden. 
Die TextauBgsbe ist mit aller Sorgfalt 
hergestellt worden. Denn nicht nur hat J. 
selbst seinen gedruckten Text noch einmal 
mit den Bodleianischsn Handschriften ver- 
glichen (p. XXIX), sondern er hatte auch 
das Qltlck, in dem Dozenten Dr. Panl 
V. Eokowzoff EU Petersburg einen gelehrten 
Helfer von seltener Uneigennützigkeit zu 
finden. Dieser entdeckte nämlich in der so- 
genannten zweiten Firkowitsch' sehen Haad- 
schriftensammlung zwei Manuskripte, die 
einen sehr grossen Teil der beiden, jetzt 

fiublizierten Abhandlungen von Chajjfi^ um- 
assen. Dr. v. Kokowzoff verglich nicht nur 
diese beiden Manuskripte mit dem gedruckten 
Texte, BOndem auch 25 kleinere Bruchstücke, 
und das Erträgnis seiner Kollationen ist in 
den Varianten-Apparat der vorliegenden Aus- 
gabe (p. XXXI — LXXXIV) angenommen 
worden. Nur die Differenzen, welche die 
Manuskripte in Bezug auf die Vokalbuch- 
staben zeigen, sind nicnt in den tex^schicht- 
lichen Anmerkungen verzeichnet, sondern J. 
hat es für richtiger gehalten, den textus receptus 
der Massora darzubieten (p. XXI), vgl. aber 
^nG'in) (p. f.«) mit dem MT ID«^ 1. Sam. 
28, 24. 

Die aktuelle Bedeutung der schrift- 
stellerischen Thätigkeit von ChajjOg wird am 
besten durch seine eigenen Worte beleuchtet: 
„Mein Ziel ist in oicaer Schrift die Auf- 
klärung über die hebräischen Buchstaben 
der Scnwiohe und der Dehnung . . . ., denn 



fNo. 7.( 



ORIENTALKTISCHE LITTERATÜR-ZEITITNG. [JvHd 189&] 806 



jemand bat gesa^ in einem Teil Beiner 
Darstelluti^ iN*un DID und parallel dazu 
'jy^s DHC; er leitete imiii in seiner Meinung 
von iy^ ab, und er bemerkte nicht, daas ein 
Bolcher Infinitiv nur bei Verben aufbitt, 
deren dritter Stammkonaonant ein schwacher 
Buchstabe ist" (p. t). Diesen Fehler hatte 
aber Menahem ben Sar&k begangen. Dieser 
ältere Zeitgenosse und wahrscheioliche 
Lehrer des Chajjfi^ hatte auch die Theorie 
vertreten, dass es nicht nur dreiradikalige, 
sondern auch zwei- und einradikalige Verba 
im Hebräischen gebe. Dieser unheildrohen- 
deu Verirrung gegenüber hat ChajjQ^ drei 
wesentliche Erkenntnisse begründet. l)„Kein8 
von den Verben besteht aus weniger als drei 
Buchstaben, ausser wenn ein Teil seiner 
Elemente verloren gegangen ist etc.'' (p fl). 
Denn 2) jeder C^mndtypus eines verbalen 
Gebildes (seine Wurzel: sX«!) strebt sich in 
jedem Verb auszuwirken, und 3) bei diesem 
Prozess werfen die Hebräer (manchmal wegen 
der Schwierigkeit des entstehenden Laut- 
komplexes) einen Laut ab und ersetzen einen 
Teil dieser Lautverluste, und manchmal er- 
setzen sie (sie) auch nicht, wie das aus ein- 
ander gesetzt werden wird (ebenda)- Vgl. 
über die Orundanschauungen, von denen 
Chajjü^ ausging, auch die bei J. nicht er- 
wähnte Dissertation von B. Drachman über 
„die Stellung und Bedeutung des Jehuda 
Hajjög (1885), 44 ff. ~ Durch die Lehre 
von der prinzipiellen Triliteralität aller Verbal- 
stämme besitzt Chajjfi^ auch für die gegen- 
wärtige grammatische Forschung eine grosse 
Wichtigkeit. Denn auch in neuester Zeit 
wiU sich ja wieder die Meinung geltend 
machen, dass ein Teil der semitischen Verbal- 
stämme biliteral sei. Vgl. die scharfsinnige 
Kritik dieses Gedankens, die M. Lambert 
veröffentlicht hat in , »^ trilit^ralit4 des 
racines jTy etc. i'y" (REJ, octobre-d^cembre 
1897, 203—212). Ergänzend füge ich noch 
hinzu, dass auch Lindberg in dem gegen 
Ende 1897 erschienenen 1. Hefte seiner 
„Vergleichenden Grammatik der semitischen 
Sprachen", S. 119 ff. die Triliteralität der i"v 
und '"JJ vertritt. 

Aber auch für solche Teile der hebräischen 
Grammatik, denen die beiden Hauptschriften 
von Chajjfi| nicht direkt gewidmet sind, 
bilden diese eine sehr intensive Quelle der 
Beleuchtung. Dies gilt speziell von der 
Lehre über die Vokale und das Schewa. 
Sie liegt in dem „Abschnitt über den sich 
bewegenden (d. h. sich durch einen nach- 
folgenden Vokal hörbar machenden) und den 
mhendeo (KoDBOoanten) p." f — v. Der 



grundlegende Teil, der aof p. • beginnt, 
ist in einem Exkora meines „historiach- 
kritischen Lehrgebäudes der hbr. Spr." 1, 
665 ff. übersetzt und erläutert, dann aach 
von J. in der "ZATW, Bd. 5, 193 ff. be- 
handelt worden. 

Es giebt auch noch eine vierte grammatische 
Schrift von Chajjä^, wie schon Jbn Ezra 
bemerkt hatte. Sie trug den Titel kit&bu 
'nnatfi „libre d'extraits" nach Derenbonrg. 
Neuestens hat Prof Harkavy in Petersburg 
vier Blätter dieses Werkes von Chajjü^ ge- 
funden, und Dr. von Kokowzoff bereitet eine 
Publikation dieses Werkes vor. Auch wird 
Prof. Jastrow selbst in einem der nächsten 
Hefte der REJ die sieben Glossen veröffent- 
lichen, die der unermüdlich forschende 
Ad. Neubauer am Rande eines Bodleiao'scfaen 
Manuskripts gefunden hatte, und die sich 
aaf das rierte Werk von Chajjö^ beziehen. 
Wie lür seine jetzt Teröffentlicfate Arbeit, so 
kann Prof. Jastrow auch f&r die versprochene 
Publikation des vollen Dankes aller Freunde 
der hebräischen Grammatik sicher aein. 
UebrigeuE sind die Schriften von Chajjä^ 
auch für die Geschichte des mittelarabiscnen 
Sprachgebrauchs nicht ohne Interesse (vgl 
zunächst p. XXU). 

Rostock 

Oflorff Jaoob, Altuftbisohea Bedoinsnleben nach 
den QaeUea gMchildert. Zweite am mehrere Kapital 
nod ZoB&tse vermehrto AoBgabe. Berlin, Üa^er 
& MUler. 1897. Auf Umichlag-Tit. : Stadien in 
arabischen Dichtem. Heft m. — Qr. 8°. 1 Bl., 
XXXV (+ 1 leere). 278 S,, 2 Tafeln. Beepr. v. 
G. Kampmneyer. 
Nicht eine neue Auflage, so sagt der Verf. 
selbst, sondern eine zweite Aasgabe stellt 
der vorUegeade Band dar; nur S I — 38 und 
163 bis zum Schluss siad nengedruckt; das 
Übrige des Buches stammt aus Exemplaren 
der ersten Ausgabe, Da nun Jacob's Buch 
genug bekannt geworden ist, darf ich auf 
eine eingehende Berichterstattung über den 
beiden Ausgaben gemeinsamen TeO desselben 
verzichten. Es ist bekannt, wie äeissig und 
tüchtig sich Jacob in das Studium der alt- 
arabischen Dichter eingearbeitet hat; eine 
sehr grosse Anzahl von Stellen dieser alten 
Dichter, welche auf Sachliches Bezug haben, 
hat er in seinem Buche verarbeitet, so zwar, 
dass der Versuch gemacht ist, in einer An- 
zahl zum Teil grösserer Kapitel jeweilig das 
sachlich Zusammengehörige zu gruppieren. 
In dieser neuen Ausgabe des Buches 
folgen auf die Vorrede und ein Verzeichnis 
der Abkürzungen die Abschnitte der „Einlei- 
tung":, Die Idee des Buches; Die Sammler 
und Uberlieferer der voriBlftmischen Poesie; 



a07 [No. 7.] 



OBIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG. 



[JaU 1898.] 206 



Übersicht über den Qaellenbestand; Die 
Vorarbeiten der arabischen Philologen. Dann 
kommen die Kapitel: Geztrat aKÄrab, S. 
1—10-, Pflanzenleben, S. 10—16; Tierleben, 
S. 16—27; Qabllen (Stämiüe), S. 28 -40! 
Gtogen den Schlusa dieses Kapitels setzt also 
der Bestand der alten Ausgabe ein. S. 163, 
wo das Neue wieder beginnt, bringt zimächst 
denSchluss des kurzen Kapitels: Schreibkunst, 
und darnach folgen die EUipitel: Sprache, 
S 163-176; Dichtkunst (worin längere Aus- 
führungen über Metrik!), S. 176—209; Recht, 
S. 209—221 ; Staatswesen S. 222 - 225. Als An- 
hang ist ein Kapitel ^^Landwirtschaft'' gegeben, 
S. 226—230. Die umfangreichen „Nachträge 
und Anmerkungen'' ummssen S. 231 — 263. 
Den Beschluss machen der von £. Littmann 
ffearbeitete „Lidex der arabischen Worte", 
S. 264—277, die Berichtigung von 4 Druck- 
fehlem und, S. 278, die Lihaltsübersicht 

Der Umstand, dass das Buch nur teilweise 
neu gearbeitet wurde, ist für dessen Ordnung 
nicht vorteilhaft gewesen. Das Neue hängt 
wenigstens zum Teil zu eng mit dem älteren 
Bestände des Buches zusammen, als dass nicht 
auch in diesem vieles neu gefasst, Zusätze 
und Streichungen vorgenommen und überhaupt 
im Buch neue Gruppierungen geschaffen 
werden mussten. An mehreren Stellen gesteht 
Jacob dies selbst ein. Der Gebrauch am 
Schluss angefügter, namentlich umfangreicher 
Zusätze ist immer lästig; nur zu häufig 
werden sie nicht beachtet. Mehrfach (S. 53; 
96; 149) finden sich in der älteren Partie 
Verweisungen auf Stellen desjenigen Teils der 
alten Ausgabe, der jetzt neu gearbeitet wurde, 
und infolge der Neuoearbeitung^^stimmen diese 
Verweisungen nicht mehr. Übrigens stellt 
der Verf., , was besonders hervorgehoben sei, 
eine vollständig neue Bearbeitung des Buches 
in Aussicht 

Ein Fehler des Jacob'schen Buches ist 
überhaupt mangelhafte Ordnung. Manches 
ist an Stellen erörtert, wo man es nie suchen 
würde. £ine Reihe von z. T. gauz speziellen 
Mitteilungen über Pflanzen, in 2 Fällen sogar 
mit Abbildungen (S. 92. 132), finden sich im 
Buche verstreut und nur in einem der von 
mir notierten Fälle ist in dem den Pflanzen 
gewidmeten Kapitel auf die bezügliche andere 
Stelle hingewiesen, während in anderen Fällen 
nicht einmal der Name jener Pflanzen in dem 
Kapitel „Pflanzenleben" vorkommt (so fehlt 
dort z. B. jede Erwähnung der 'Oschar- 
Pflanze, über die S. 91 92, mit Abbildung, 
gehandelt ist). Angaben über Feueranmachen 
wird man nicht ohne weiteres gerade unter 
„Fleischkost", solche über Wachskerzenbe- 



leuchtung wohl kaum unter „Jagd" suchen. 
Das Beissen auf den Finger zum Zeichen 
des Schmerzes oder des Aergers ist in dem 
Kapitel „Unterhaltung" (S. 110) erwähnt! 
Das Fehlen eines andern Index als das der 
arabischen Namen macht sich empfindlich 
bemerkbar. 

Eine zu grosse Skizzenhaftigkeit, man- 
gelnde Sorgfalt in der Durcharbeitung und 
Darbietung des Stoffes ist ein stark hervor- 
tretender Zug des Jacob'schen Buches. Eine 
grosse Anzahl der bei den Dichtem vor- 
kommenden Pflanzennamen ist bestimmt, der 
wissenschaftliche botanische Name wird dar- 
geboten — auf welche Quelle sich aber Jacob 
stützt, welche Gründe ihn leiten, das safft 
er fast nirgend. Das nab*-Holz ist „zweifel- 
los" das der Grewia populifolia==Chadara 
tenax (S. 132). Warum? Und wo kann man 
sich weiter über diese Grewia unterrichten? 
Man sehe einmal das Kapitel Pflanzenleben 
durch, um zahlreiche Fälle, denen diese Aus- 
stellung gilt, zu finden. Und warum fehlt 
sogar am Kopf dieses (N. B. neugearbeiteten) 
Kapitels ein Hinweis auf die Literatur, aus 
der man sich über den Wert derartiger 
Identificationen ein Urteil bilden kann? Solche 
Literaturnacbweisungen am Kopfe der ein- 
zelnen Kapitel bilden ja doch eine Verbesse- 
rung dieser zweiten Ausgabe. — Auch sonst 
fand ich eine Reihe von Angaben, bei denen 
man die durchaus nötige Mitteilung der Be- 
legstellen vermisst. ^) 

Andrerseits hätte manches, was mitgeteilt 
ist, weggelassen werden können. „Beim 
Melken gleicht das Rauschen der Milchstrahlen 
der heftigen Bewegung des Blasebalgs^, sagt 
ein Dichter (S. 65); beim Pferde kam es vor, 
dass an seinen Weichen die Haare ausfielen 
vom Druck der Schenkel des Reiters, so dass 
diese Stelle dunkelgrau erschien (S. 79); es 
kam auch vor, das die Milchkamelin beim 
Melken dem Melker einen Stoss versetzte 
(S. 65) u. s. w. u. 8. w. — aber was lernen 
wir aus solchen Stellen über das Leben der 
altarabischen Beduinen? 

Da wo Jakob nicht einfach Thatsachen 
nebeneinander stellt, sondern urteilt, zeigt 
er mehrfach grosse Unklarheit und Willkür. 
Man sehe sich z. B. das Kapitel „Tod^ an. Hier 
wird u. a. erwähnt, dass ein Christ am Grabe 



^) Das Unterlassen der Mitteilung der Quelle, ans 
der nnmittelbar geschöpft ist, ist bisweilen gleich- 
bedeutend mit einem übrigens gewiss nicht beabsich- 
tigten Verschweigen der Abh&nc^igkeityon wissensohait- 
lichen Leistungen anderer. Stammen die Aufweisnng 
der 8. 205 angezoffenen Stelle des Nilus (in Migne's 
PatrologieVergleichung) sowie die des Inhalts derselben 
mit dem alttestamentlichen Rnmnenlied von Jacob? 



909 (No. 7.] 



ORIENTALISTISCHE UTTEEATÜR-ZEITUNG. 



(Juli 1898.] 210 



seiner GknosBen Weinspenden darbrachte. 
Jakob fi&hrt im genauen Anschloss hieran 
fort: Da die Gräber begossen wurden, 
sind sie meist auch mit Vegetation umgeben (!). 
Aber Jakob liebt zu urteilen und zwar hat 
er eine starke Neigung zu generalisieren. 
Er wirft, wie im Kleinen so im Ghrossen, die 
Gedanken keck und leicht hin, es sprudelt 
nur alles so; das kann unter Umständen 
imponieren. Begründungen fehlen regelmässig. 
Diese hat also der Leser selbst zu suchen. 
Thut er es, denkt er die hingeworfenen Ge- 
danken durch, so kommt er in nicht wenigen 
Fällen zu dem Ende, dass die Jakob'schen 
Gedanken — soweit sie original sind — nicht 
das Ergebnis sorgfältiger sachlicher Unter- 
suchung sein können, dass sie viel Schiefes 
oder ganz Falsches enthalten. 

Dies tritt u. a. in dem Kapitel „Sprache^ 
zu Tage. Man fragt sich zunächst als ge- 
wöhnlicher „Spiessbürger*^: Was sollen lin- 
guistische Ausnihrungen über das Arabische 
in einem Leben der alten Beduinen? Man 
pflegt sprachliche Untersuchungen sonst für 
wichtig genug zu halten, um sie gesondert 
zu behandeln. Besonders gedruckt würden 
sich die in jenem Kapitel hingeworfenen 
Bemerkungen aber seltsam ausnehmen. Für 
wen sind sie eigentlich geschrieben? Und 
warum sind aus der Fülle dessen, was zu sagen 
ist, gerade die paar Bemerkungen herausge- 
griffen ? Teils sind es sachlich nicht sehr wichtige 
Allgemeinheiten, teils ist längst Gesagtes 
wiederholt, bei Erscheinungen, die nun einmal 
besprochen werden sollten, ist Wichtiges bei 
Seite gelassen, teils endlich ist das, was gesagt 
ist, schief oder falsch. So enthält ein Fingerzeig, 
der auf S. 167 oben der späteren wissen- 
schafdichen Untersuchung über die Laut- 
verschiebungen des Semitischen gegeben wird, 
einen gründlichen ganz offen daliegenden 
Missgriff. — Mit den arabischen Dialekten 
sollte man heute nicht mehr auf einer Seite 
fertig werden (S. 176). 

tfakob's Buch wäre nicht eine Arbeit des 
temperamentvollen Verfassers, wenn nicht 
auch hier herbe, in dem bekannten abfälligen 
Ton des Verf. gefällte Urteile über die 
Leistungen und Bestrebungen anderer einen 
breiten Platz einnähmen. Es werden ver- 
schiedene einzelne Personen angegriffen, der 
alte Frejtag wird S. 139 sogar lächerlich 
gemacht ^). Dann fehlen auch in diesem Buch 

^) Ich weiss nicht, oh Jacoh hierhei hesonden 
glücklich ist. ErscheiDt es gar so alhem, hervona- 
hehen, dass nach der Meinung der Araher kein Mensch 
dem Tode enk^ehen könne, wenn man daran denkt, 
dass nach der Meinung der Hehr&er, um nur von diesen 
SU reden, Menschan auch gen Himmel fiahren konnten? 



nicht längere Tiraden gegen den Elassicismus, 
teils ganz allgemein, wohl auch mit Bezug 
auf die orientalistische Wissenschaft, teils 
mit Bezug auf das „recht flache Volk"" (S. XIV) 
der Ghriechen. Endlich werden im Allgemeinen 
und im Besondem die Sündenregister der 
orientalistischen und speziell der arabistischen 
Wissenschaft, insbesondere Unterlassungs- 
sünden, aufgewiesen. Wenn es sich hier 
um Anklagen handelt, so ist bald ersichtlich, 
dass der Ankläger mit zu den Bekla^n 
gehört Ausserdem ist Jacob in seiner allge- 
meinen Schätzung des bisher geleisteten nicht 
Sanz gerecht; die Arbeiten eines Goldziher, Nöl- 
eke, Wellhausen, von Eremer und anderer 
hätten wärmeres Lob verdient, als er ihnen 
spendet. Jakob's Buch zeigt an zahlreichen 
Stellen, wieviel er selbst von diesen Männern 
gelernt hat Vielleicht drängt sich auch Jacob 
noch einmal das Bewusstsein lebhafter auf, 
dass das Leben kurz und die Kunst lang, 
sowie dass die Ernte gross und der Arbeiter 
auf orientalistischem Gebiet wenige sind. 
Auch kann man vielleicht sagen, dass Vor- 
leben und Vorarbeiten sicherer Jünger wirbt 
als Vorpredigen. Das Aufweisen von Auf- 
gaben - Jacob zeichnet solche vor, unter 
anderm bringt er (S. FV) Themata ftir In- 
augural-Dissertationen in Vorschlag — ist im 
Allgemeinen nicht so wichtig. Damach richtet 
sich gewöhnlich kein Mensch. Wer wirklich 
wissenscha^ch arbeiten gelernt hat, findet 
die für ihn passenden Aufgaben am besten 
selbst, und er findet deren jederzeit mehr 
als er ausführen kann. 
Steglitz. 

Bx Oriente lux! Ein Wort zur Förderung der 
deutBchen Orientgesellschaffc ^) von Dr. Friedridi 
Delitzsch, ord. Prof. a. d. Univ. Breslau. Leipzig. 
J. C. Hinrichs'sche Buchhdlg. 1898. Preis 0,60 M. 
16 Seiten gross 8 ^ Beepr. v. F. £. Peiser. 

Die Brochure will einem grösseren Leser- 
kreise kurz einen Begriff davon geben, was 
durch Ausgrabungen bisher — ausschliesslich 
von fremden Nationen — auf dem Gebiete 
der babylonischen Kultur geleistet worden ist, 

') Der wissenschaftliche Beirat derselben hat sich 
mittlerweile constituiert und besteht aus den Herren: 
1^ Geh. Reg.-Rat Dr. Schmidt als Vertreter des 
Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und 
Medizinal-Angelegenheiten. 2) Geh. Beg.-Rat Pro- 
fessor Dr. Schrader als Vertreter der Königl. Akademie 
der Wissenschaften. 3) Direktor der ägyptischen 
Abteilung der Königlichen Museen, Professor I)r. Adolf 
Erman, als Vertreter der Generalverwaltung der 
KOnigl. Museen. 4) Professor Dr. Gonze. 6) G^. Beg.- 
Rat Professor Dr. Sachau. 6) Professor Dr. Delitesch 
zu Breslau. 7) Professor Dr. Zimmern zu Leipziff- 
StOtteritz. 8) Professor Dr. Euting zu Strassburg i. E. 
9) Dr. Lehmann zu Berlin. Weitere positive 
Schritte sind noch nicht zu melden. 



811 (Nu. 7.] 



OBIENTALISTISCHE LITT£»ATmUZBn'ÜNa. 



[Juli 1896.1 SIS 



ond wendet sich ia begeisterten Worten «o 
das Deatecfae Volk, die Mittel fUr die Ab- 
ainhten der dentscfaen OriestgeBellschaft auf- 
Bubringen. Begreifllcli erweise können wir 
nicht den Maossstab wissenBcbafilicher Kritik 
an eine solche populäre Zweckschrift legen, 
wenn aber auf S. 9 das Nabonidieche Märchen 
von den 3200 Jahren Naram-Sios als „un- 
zweifelhaft acht" einem gebildeten Leserkreise 
hingestellt wird, und in Verfolgung dessen 
der Humbug von den angeblich über das 
6. Jahrtausend reichenden Kultnrschichten 
vom Verfasser geglaubt wird, so mlissen wir 
doch dagegen im Namen der Wissenschaft 
Protest eiligen. Wir hätten nie für möglich 
gehalten, dass ein ernster Forscher, wie 
Delitzsch es trotz seiner vielen Schwächen 
doch ist, f^ diese Ansacbreitungen schwindel- 
hafter Reklame etwas anderes als schweigende 
Verachtung haben könnte. — Uebrigens kommt 
deutscher Opfermut denn doch etwas zu 
schlecht bei D. weg. Warum verschweigt 
er dem sich ihm anverbtinenden Leser, den 
er doch von Älexandrette ans über den Fase 
von Beilan föhrt, daaa nahe bei die nord- 
syrische Stadt Sam'al in der Roinenstätte von 
Sendjirti durch das deutsche Orientkomitä 
ausgegraben worden ist? Und weiss er nicht, 
dass die Ausgrabung derselben Warka-Ruine, 
die er als Schlussvignette seines Scbriftchens 

fewählt hat, längst in Angriff genommen sein 
Önnte, dass die Mittel dafOr beschafit waren 
und auch die Forscher bereit waren, welche 
die nötigen „Opfer an G-esundheit etc." 

bringen wollten, wenn nicht aber 

wünschen wir der Sache vor allem Fortgang. 
Herr D. wird zweifellos, wenn er das noch 
nicht gewusBt hat, jetzt ebenso begeisterungs- 
voll daraafhin wirken, dass gut gemacht wird, 
was versäumt isL 
Königsberg i. E*r. 



Frladrloli DeUtBSob, die Entatehiuig des Blteaten 
Sctmftiystema oder der Ureprung der Keilaohrift- 
EsieheD. Ein Nachwort, Leipsig. J. C. HinrichB'- 
Bche Buchh&ndliing. 1898. Beap. t. F. E. Peiaor. 
Als Fr. Delitzsch im Jahre 1896 seine 
Schrift, zu der das im Titel angegebene 
Heftchen von 48 Seiten ein Nachwort bildet, 
hatte erscheinen lassen, war er jedenfalls 
von jener Finderfreude erMlt, welche die 
Selbstkritik nicht aufkommen lässt Dass er 
jetzt nach zwei Jahren eine Verteidigung 
seiner Theorie erscheinen lässt, statt dieselbe 
süllschweigeud zurückzuziehen, ja sich durch 
die gewundene Zustimmung Zimmems er- 
mutigt fühlt, zu erklären, dass er glaubt, 
seine „Methode" bleibe in ihren Haupt- 
principien zu Recht bestehen, das ist freilich 



bedenklich, aber weniger für die Wiaeen- 
Bchaft, als fUr Delitzsch selbst. Denn wenn 
er meine theoretischen Einwendungen (in H. 
V. A. Ö. 1897 316 ff.) gegen die Grundlage 
seiner Methode damit zurückzuweisen glaubt, 
dass er sich auf Zimmema kurzsichtige Be- 
merkungen beruft, der wieder das Stadium 
der Entstehung der Schrift mit demjenigen 
zusammenwirft, in welchem babylonische 
Priester speculiert und abstrahiert haben, 
dann zeigt er eben nur, dass er die Trag- 
weite jener Einwendungen gar nicht er- 
fasst hat 

Aber allerdings polemisiert Herr Delitzsch 
in dem vorliegenden Schriftchen hauptsächlich 
gegen Jensen, dessen etwas verwilderte Art 
der Kritik freilich mehr Blossen bot, als die 
meine, und in die einzuhauen der Satz vom 
Hieb, der die beste Deckung ist, einzuladen 
schien. Nur hätte Herr Delitzsch in seiner 
Fechterhitze sich nicht beikommen lassen 
sollen, durch einen, freilich in die Anmerkung 
auf Seite 7 — 9 verwiesenen, harmlos aussehen- 
den Kniff es so darzustellen, als ob meine rein 
sachlich gehaltene Besprechung seiner Arbeit 
den gleichen Ton, wie die Jenaen'sche Kritik 
zeige. Wenn er meine Bemerkungen ironisch 
als „ Lieb eas Würdigkeiten" gegen den einstigen 
„dankbar verehrten" Lehrer bezeichnet, so 
ist das Gcschmacksache. Die Phra8eol<^ie 
bei Eratlingsarbeiten ist meist etwas rück- 
ständig; hat ja auch Herr Delitzsch im Jahre 
1874 seinem „geliebten Lehrer und Freunde 
Herm Kirchenrat Pi'ofessor D. Schrader" 
ein Buch gewidmet, ohne dass er sich da- 
durch hat abhalten lassen. Schraders Wiasen- 
schaft vor seinen Schülern herabzusetzen und 
gegen seinen Meister zu intriguieren. Was 
ich dagegen Herm Delitzsch vorgeworfen 
habe, nicht heimlich und hinterrücks, sondern 
öffentlich, das sind doch ganz andere Dinge, 
als solche, die man mit dem Ausdruck 
„Liebenswürdigkeiten" abtbun kann. Warum 
antwortet er nicht klipp und klar auf den 
Vorwurf auf Seite 305 des von ihm zitierten 
Heftes, wo ich ihm ein Plagiat nachweise, 
übrigens eins unter vielen }, warum entzieht 
er sich der Verpflichtung, entweder sein Wort 
einzulösen und sein Urteil über meine Ar- 
beiten zu publizieren und zu begründen, oder 
anzuerkennen, dnss er sein Urteil abgegeben 
hat, ohne meine Bücher, trotzdem er und 
seine Schüler sie tapfer ausgeschrieben, 
wirklich mit Verständnis gelesen zu haben? 
Aber halt, einen Vorwurf sucht er ja zu 

') Ohne dsB zu rechnen, das er an meinem enrten, 
ihm im HonoBkript übergebenen. Entwarf meiner 
Doktorarbeit begangen hat 



218 [No. 7.] 



0RIENTALI8TI8CHB LITTEBATUR-ZEITUNG. 



[JuU 1898 ] 214 



entkräften. Q^gen meine Bemerkung auf 
Seite 9 a. a. O.: ^die babylonische Schnft ist 
dem Stifter der Leipzig-Breslauer Schale nie 
recht geläufig gewesen^, wendet er ein, dass 
er die babylonische Chronik P kollationiert 
and Winckler mehr denn 12 Fehler nach- 
gewiesen habe, resp. es thun werde. Nun, 
dass Herr Delitzsch die Texte, die andere 
vor ihm gelesen haben, nachkollationieren 
kann, das habe ich nie bestritten, oder auch 
nur bezweifelt; im Gegenteil, ich behaupte 
sogar, dass er schwerere babylonische Texte 
eben nur kollationieren kann und dass er, 
sich dessen bewusst, auch fast nie etwas 
anderes gethan hat Aber die babylonische 
Schrift zu beherrschen, dazu gehört eben 
mehr; dass er das könnte, hat er noch nie 
bewiesen ; und wo er's versucht hat, ist's 
schmählich missglückt, wie seine Ausgabe 
des Merodachbaladansteins zeigt, zu der man 
Z. A. VIT. vergleiche. 

Es bleibt also bei meinem Urteil, wenn 
es auch hart erscheint; und wenn ich auch 
gern zugebe und dies sogar an massgebenden 
Stellen ausgesprochen habe, dass Delitzsch 
als Gelehrter trotz seiner zahlreichen Nieder- 
lagen« die er bekanntermassen erlitten hat, 
ganz hervorragendes für die Assyriologie 
geleistet hat, so enthebt mich dies nicht der 
Pflicht, ihm als Menschen herbe Wahrheiten 
zu sagen, wenn er begangene Fehler durch 
rabulistische Polemik zu verschleiern sucht. 

Königsberg i. Pr. 



Victor Loret, Le tombeau d' Amdnophis £[ et la 
<»chette royale de Bib&n-el-Molouk (Journal 
ägyptien. Kairo. 14.— 17. Mai 18d8.) Bespr. ▼. 
A. wledemann. 

Der dem Institut Egyptien zu Kairo er- 
stattete Bericht Loret's über seine zweite 
dieswinterliche Entdeckung zu Theben^) ist 
leider an einer wenig zugänglichen Stelle er- 
schienen und diesem Ubelstande wird auch 
sein Abdruck im Bulletin de V Institut Egyp- 
tien bei der geringen Verbreitung dieser 
Zeitschrift in nur bedingtem Maasse abhelfen. 
Dies ist um so mehr zu bedauern als dieser 
Fund zu den wichtigsten in den letzten 
Jahren im Nilthale gemachten gehört, und 
im Interesse mit der unter Maspero's Direk- 
tion erfolgten Erschliessung des Königschatzes 
von Ddr el bahari, zu dem er in mancher 
Beziehung ein Gegenstück bildet, wetteifert 
Es wird sich daher empfehlen, an dieser 
Stelle den Inhalt des übersichtlichen, die 



^) Vffl. die Torläofigei auf Grund dieses Berichtes 
in Eänselheiten zu Terbessemde Mittheilang 0. L. 
Z. nr. 6. 8p. 188. 



ersten Eindrücke bei der Untersuchung des 
neuen Königsgrabes sehr anschaulich schil- 
dernden Berichtes in seinen wichtigsten 
Teilen kurz zu skizzieren. 

Das neu erschlossene Grab Amenophis 
IL liegt im Thale der Köm'gsgräber zwischen 
den unbedeutenden Gräbern nr. 12 und 13, 
dem Ghrabe Ramses' III gegenüber, am Fusse 
eines künstlich zu einer Ecke umgearbeiteten 
Felsabhanges. Ein Gaujg ffthrt schräg ab- 
wärts in den Fels bis ihn ein senkrechter 
Schacht unterbricht, an dessen Ghnmd eine 
kleine Kammer 2 Schädel und 3 Kanopen- 
deckel enthält. Jenseits des Schachtes 
öffnet sich als Fortsetzung des Ganges ein 
Saal mit 2 Pfeilern, dessen Wände ohne 
Verzierung sind Links führt von hier eine 
Treppe weiter abwärts bis zu einem zweiten 
Saale, dessen Decke von 2x3 Pfeilern ge- 
stützt wird. An letzteren stellen Gemälde 
Amenophis IL vor Gottheiten dar, an den 
Wänden ist das Buch iun-duat auf einem 
papyrusfarbenen Grund aufgezeichnet, die 
Decke zeigt gelbe Sterne auf blauem 
Ghrund. Einige Stufen fähren weiter zu 
einer I7, m tiefer gelegenen Höhlung, die 
einen Sarkophag aus rot gemaltem Sand- 
stein enthält, dessen Deckel fehlt. In diesem 
Sarkophage fand sich ein mit Blumen be- 
deckter Sarg und in diesem lag, eine Blumen- 
guirlande am Halse, einen kleinen Mimosen- 
Strauss auf der Brust, die Mumie Ameno- 
phis' n., die erste Königsleiche, die man in 
diesem Ghräberthale noch in ihrer ursprüng- 
lichen Gruft gefunden hat. 

Der Hauptsaal besitzt 2 Nebenkammem 
an der linken und ebenso viele an der 
rechten Seite. Die beiden ersten enthielten 
allerhand Grabbeigaben, darunter, wie Schwein- 
iurth später feststellte, einen Olivenzweig. 
In der ersten rechts lagen ausser zahl- 
reichen kleinen Votivsärgen, die einst 
Totenstatuetten enthalten hatten, drei Mu- 
mien: eine Frau mit wohlbehaltenem Ge- 
sichte und reichem, schwarzen Haare; ein 
etwa 15 Jahre alter nackter Knabe mit ge- 
schorenem Haupte, aber mit einer schönen 
schwarzen Locke an der rechten Schläfe; 
endlich ein Mann mit geschorenem Kopfe, 
neben dem eine Perrücke am Boden lag, in 
seinem Munde stak ein Leinewandpfiropfen. 
Bei allen dreien war der Schädel durch- 
löchert und die Brust geöffnet worden. Ent- 
sprechende Verletzungen zeigte eine Mumie, 
die sich in der unverzierten ersten Kammer 
auf einem der 4 hier aufgestellten Votivboote 
liegend gefunden hat und die einem Manne 
mit langem braunen Lockenhaare angehörte. 



215 [No. 7.] 



0RIENTALISTI8CHB LITTBRATÜR.ZB1TÜNG. 



[JoU 1898.] 216 



In diesen Toten hat man Opfer der ägypti- 
schen Sitte der Menschenopfer gesehen, 
während von anderer Seite behauptet worden 
ist, die Verletzungen seien den Leichen erst 
nach der Mumifizierung, vielleicht von Grab- 
räubern, beigebracht worden. Eine sichere 
Entscheidung wird hier erst eine genauere 
Untersuchung der Toten bringen können. 
— Die zweite Kammer rechts war ver- 
mauert; nur oben rechts zeigte sich eine 
Öffnung, die in die Mauer eingebrochen 
worden war. In der Kammer standen 9 
Särge, 6 zu hinterst in einer Reihe, drei un- 
mittelbar anstossend davon 

Der Boden des ganzen Grabes, die Gänge, 
ja sogar Teile des Raumes vor dem Grabe 
waren bedeckt von Tausenden von zumeist 
zerbrochenen Beigaben, wobei die Bruch- 
stücke ein und desselben Gegenstandes bis- 
weilen in mehrere Räume zerstreut worden 
waren. Der Entdecker scheint diese Zer- 
stückelung Gh*abräubem zuzuschreiben, die, 
wie unzweifelhafte Spuren beweisen, bereits 
im Altertume die Gruft entweihten, das Gold 
von vergoldeten Stücken abkratzten, Schmuck- 
sachen aus Edelmetall, wie aus deren völ- 
ligem Fehlen sich schliessen lässt, fort- 
schleppten, dafür als Spuren ihrer Anwesen- 
heit ein paar Stricke und Holzsparren zu- 
rückliessen. Ich möchte aber doch zur Er- 
wägung geben, ob nicht wenigstens ein Teil 
der Beigaben bereits bei der Beisetzung zer- 
brochen worden ist, um sie auf diese Weise 
zu töten und sie so um so sichrer dem 
verewigten Toten in das Jenseits nachzu- 
senden, auf Grund einer Sitte, die von der 
Nagada -Periode an durch alle Zeiten der 
ägyptischen Geschichte hindurch sich ver- 
folgen lässt ^) 

Unter den Beigaben ') befinden sich u. a. 
etwa 30 — 40 Fragmente eines Lederkürasses, 
dessen Ornamente an asiatische Arbeiten er- 
innern und der, soweit die Beschreibung er- 
sehen lässt, dem bekannten Panzerhemd 
Scheschonk' I. gleicht, nur dass bei letzterem 
die aufgenähten Schuppen aus Bronze, bei 
ersterem aus Leder und Holz bestehen. 
Dann mehrere Hundert Bruchstücke ver- 
schiedenartiger ein- und mehrfarbiger Gläser; 
Holzstatuen des O sirisyHorus, Anubis, Ptah, der 
Sechet, Totenstatuetten u. s f.; zahlreiche 
Amulette, Vasen, Schalen; einbalsamierte zur 



*) Vgl. Wiedomann bei Morgan, Rech, sor les ori- 
gines de l'^gypte II 210. 

*) Ein Uschebti und mehrere Kanopenfragmente 
nennen einen bisher anbekannten Prinzen Ubch-snu, 
fOr dessen Mumie Loret die oben erfr&hnte Knaben- 
eiche mit der sog. Prinzenlocke hält. 



Totenspeise bestimmte Tiere in tieige- 
staltigen weissen Holzsärgen, wie Gänse, 
Enten, Tauben, u. s. w. 

Das Bemerkenswerteste in dem Ghrabe 
waren die Leichen in der vermauerten 
Kammer; sie ergaben sich als die irdischen 
Überreste von Pharaonen, die z. T. in nicht 
zugehörigen Särgen oder Sargteilen hier 
aufgestapelt worden waren. Vermutlich ge- 
schah dies zur Zeit der 21. Dynastie, aus 
welcher der Oberpriester Pinet'em seinen 
Namen mit dem Datum des 6 Pharmuthi des 
Jahres 12 auf einer der Binden des hier 
ruhenden Amenojphis' HI. aufgezeichnet hatte, 
während an den Steinen, die zur Vermauerung 
der Kammer gedient hatten, ein Datum vom 
Jahre 13 sich fand. Auf den Binden der 
einzelnen Mumien standen Königsnamen und 
gestatteten die Identifizierung der Leichen. 
So fanden sich nach Loret: 

1) Thutmosis IV. in passendem Holzsarg. 

2) Amenophis HI. im Sarge Ramses' IH. ^) 
mit einem Deckel, der den Namen Seti'U. trägt. 

3) Seti H. Nur Sargkasten, der gelb 
überstrichen ist, um ältere Verzierungen zu 
verdecken. 

4) Chu-en-&ten; nur Sargkasten Set-necht's. 
Dieser Fund ist, falls wir thatsächlich hier 
Amenophis FV. vor uns haben, höchst merk- 
würdig. Nach allem, was man bisher von 
diesem Könige wusste, hätte man seine Leiche 
in Teil el Amama gesucht, aber nicht in 
Theben, dem Mittelpunkte des von ihm ver- 
pönten Amon-Kultes. 

5) Sa-Ptah; abgearbeiteter Holzsarg nut 
Deckel. 

6) Ramses V. in viereckigem Sarge. 

7) Mumie ohne Bekleidung; darauf Sarg- 
deckel mit dem Namen Set-neht's, 

8) Zerbrochene Mumie ohne Namen im 
Sarge des Oberpriesters des Amon, ersten 
Propheten Thutmosis' III. Rä 2). Der Deckel 
ist abgearbeitet und dann auf ihn der Vor- 
name Ramses* VI. geschrieben worden. 

9) Sehr zerfallene Mumie, Name unlesbar. 
Sarg mit Deckel, mit Namen Ramses' IV. 

Die genauere Untersuchung dieser Leichen, 
welche noch wertvolle Ergebnisse erhoffen 
lässt, konnte selbstverständlich an Ort und 



') Die Leiche Ramses* III. fand sich im Köntgs- 
schachte von Ddr el-bahari im Sarge der Königin 
Nefari-&ri. 

*) Dieser Manu ist dm'ch ein Grab in Abd el 
Qumah bereits bekannt Leps. Denkm. III. 62 (vgl. 
für das Grab Champ. Not. Grabnr. 8. J., Mou. II 
pl. 160 ; Prisse, Eist, de l'art ^gyi)t. II. pl. 63, 60, 78, 80, 
und filr den darin erwl^ten Grabtenmel Thutmosis' III. 
Spiegelberg im Rec. de trav. rel. k l'^Tpt. XIX. 86 f.) 
(ä. stein in Berlin, Aog. Mus. nr. 2067. 



217 [No. 7.1 



ORIENTALISTISCHE LTrTERATÜE-ZEn'ÜNG. 



[Jali 1896.) 218 



Stelle^ in der Oede des Oräberthales nicht 
vorgenommen werden. Loret liesB sie daher 
ebenso wie die übrigen Fundgegenstände^ 
nachdem die Lage jedes Fragmentes in einem 
Plane des Grabes verzeichnet worden war, 
verpacken, um in Kairo ihre Durchleuchtung 
mittelst X-Strahlen vorzunehmen. Die lieber- 
ftihrung hatte bereits begonnen, als er vom 
Ministerium den Befehl erhielt, die Mumien 
an ihrer Stelle zu belassen und das Grab zu 
vermauern ! ! 

Wenn in Folge dieser Anordnimg einst- 
weilen auch noch dieser Teil des Materials 
fehlt, so sind doch bereits die von Loret in 
seinem Berichte aufgeführten Funde derart, 
dass sich die Aegyptologie aus ihrer Be- 
arbeitung grundlegende Audfschlüsse vor allem 
für die Feststellung der religiösen mit dem 
Totenkulte verknüpften Vorst^ungen der Zeit 
Amenophis' II. versprechen darf, ganz ab- 
gesehen von der Bedeutung, die schon an 
und für sich die Erschliessung dieses neuen 
Eönigsmumien - Magazines nach den ver- 
schiedensten Richtungen besitzen muss. Zu 
wünschen ist nur, dass recht bald eine 
Publikation dieses Material ebenso wie das im 
Grabe Thutmosis'III. gewonnene allgemein 
zugänglich macht Des Dankes der Wissen- 
schaft darf der vielbeneidete Direktor des 
Service des Antiquit6s in Aegypten für eine 
solche Arbeit wie für seine Lntdeckungen 
gewiss sein! 

Bonn. 



Mitteiltingen. 

Die letaten Bntdeckunffen in Hierakonpolis.^) 

Von W. Max Müller. 

Im letzten Winter grub Mr. Quibell für 
den Egypt Research Account in Kom el-ahmar 
(so von den Massen zerbrochener roter Topf- 
waaren?) gegenüber von El-Blab=Eileithyia= 
Ne^bety der ältesten Hauptstadt Oberä^rptens. 
Die Nachbarstadt Ne^en auf dem Westufer 
war bekanntlich ebenfalls von grösster Be- 
deutung für die älteste Geschichte, vergleiche 
den Titel des obersten Beamten, etwa des 
Veziers: ari Ne^en „Hüter, Verwalter von 
N.^ Die armseligen Gräber in dem Sand- 
steinfelsen an der Stadt deuten darauf, dass 

' Vollstfindig nach Mitteilungen von Professor 
Fl. Petrie, teilweise durch F. LI. Griffith und Dr. 
J. Walker. Meinen besten Dank an alle drei! Be- 
sonders dankenswert war, dass mir Professor Petrie 
seine Photographie der Fundgegenst&nde zeigte, so 
dass ich yiellacn mir ein eigenes Urteil bilden Konnte. 
Meine Notizen über die Ausgrabungen selbst musste 
ich etwas allgemein lassen, um meine freundlichen 
Gewährsmänner nicht zu eimüden. 



in der Zeit des neuen Reiches, Ne^en wenig 
Bedeutung neben der Gauhauptstadt Ne^bet 
hatte ; das Hieraconpolis (von dem dort ver- 
ehrten Horus mit der Krone von Oberägypten) 
der klassischen Zeit war ein ganz un- 
bedeutender Platz. Quibell grub in dem 
Wüstenstreifen 8. O. von den Schuttresten 
der Stadt, der sich nahe an den Nil drängt 
Dort wurden zunächstReste einiger ,,Mastabas^' 
von Ziegeln gefunden. Dann stiess man auf 
eine grosse doppelte Umwallung von Luft- 
ziegeln, welche mehrere nebeneinander- 
liegende enge Kammern und eine grosse 
Plattform umschloss. Letztere ist nur eine 
Anhäufung von Sand (mit wenig Topf- 
scherben), zusammengehalten durch Stein- 
platten, die stufenartig übereinander gelegt 
sind. Ob eine Statue oder Kapelle oben 
stand, ist nicht zu ersehen. Hier fand man 
ein Bild des heiligen Sperbers von Ne^en, 
mit hohen Federn und dem Uräus auf dem 
Kopf, über 2 Fuss hoch, aussen aus ge- 
triebenem Gold, innen Bronze und Holz. 
Die Augen sind durch eine Obsidianwalze 
gebildet. Dieses interessante Bildwerk ist 
der wertvollste bis jetzt in 2i.gypten gefundene 
Goldgegenstand. JBs scheint nach Inschriflen- 
funden, dass der uralte Tempel, zu dem 
offenbar auch dieses Götterbild gehörte, zu- 
erst von Königen der 6. Dynastie (Ppy I) 
repariert wurde, dann von solchen der 12., 
welche die alte Goldfigur vergruben. Der 
Hauptwert der Ausgrabungen besteht aber 
in den*^ Gegenständen der ältesten Zeit, ge- 
funden in jenen Ejunmem imd an einem 
Platz östlich davon. Zunächst mehrere 
Statuen und ein plumper Terrakottalöwe. Am 
merkwürdigsten ist eine Statue des Königs B-s 
schon durch ihre ganz ungewöhnliche Stellung. 
Der König, die spitze Krone von Ober- 
ägypten auf dem Kopf, mit einem langen, im- 
gewöhnlichen Rock bekleidet, sitzt, die eine 
Faust auf dem rechten Knie, die linke auf 
dem rechten Oberarm. Um die Basis laufen 
rohe Bilder erschlagener Feinde; eine In- 
schrift zählt 47029 „Nordländische** auf.^) 
Alle Denkmäler kommen von denselben zwei 
Königen, B-s und NV-mr/^) Von B-s 



^) Der gebundene Mann, der als Idoogramm steht, 
trägt die Nordpflanze auf dem Kopf. Die Tausender 
so zusammengebündelt, wie in einer Bubastiden- 
Inschrift bei Naville, Bubastis. 

') Nach späterem System gelesen, wäre das „der, 
dem es übel ist" und der „traurige Welsfisch" 1 Diese 
Verschiedenheit des SchriftsTstems von dem der 3.^-4. 
Dynastie beweist am besten, wie viel älter diese 
Denkmäler sind als die der Nekropole von Memphis. 
Ich lese b=b[a7] „stark an . . ." und fasse n*r als 
Zeichen fOr nr(w) „furchtCbar)." Das mr wird ver- 



219 [No. 7.1 



0BIENTALISTI8CHE LITTBBATÜR-ZEITUNG 



(JoU 189a] 220 



kommen zwei grosse Vasen aus Granit und 
Alabaster. Auf einer lese ich : B-s (in Oval) 
T . . . . (der y>Palastname'' nicht sicher er- 
kennbar) bnt(y) 5 b, 'h 5 (D 57(a) V. 30) 
mht(yw) der ,,vor (d. h. schützend oder 
herrschend bis südlich von?) Elephantine, 
der schlägt die Nordländer'' (Mann wie oben), 
auf der anderen : T . . . . (Palastname), 
der Vereiniger (der zwei Länder NB !), B-s (in 
einem Schild (S 39), der vor der Kampfstadt, ^) 
(A 92 a und drüber M 43 a, Oberstück. O 
76 oder 77 ohne Zapfen und schief) (D 
57. O 1) schlagend die Nordländer (D 59 
V 30). 

Eine 2 — 3 Fuss lange ovale Schieferplatte, 
mit einer von einem erhöhten Ring um- 
gebenen Vertiefung wird von Petrie als eine 
Votivpalette erkläi*t; in der Vertiefung seien 
die Farben angerieben worden. Ohne diese 
seltsamen Gegenstände verstehen zu wollen, 
scheint mir die Vertiefung als Stand einer 
kleinen Vase etwas leichter erklärbar. Vgl. 
die zerbrochenen Exemplare in London etc. 
Auch die neue „Palette^' ist mit einer An- 
zahl schöner Hochreliefs auf beiden Seiten 
bedeckt. Oben auf beiden Seiten 2 Uathor- 
köpfe, dazwischen der Eönigsname. Dann 
der König mit der Krone Unterägyptens 
(NB!), hinter ihm ein Diener mit den San 
dalen und einem Wasserkrug (darüber un- 
verständliche Hieroglyphen), vor ihm eine 
kurzröckige Gestalt mit langer Perücke, 
etwas hidtend, das man als Schreibzeug 
deuten könnte (so Petrie). Davor 4 Männer 
mit den Standarten des Chonsu, Anubis, 
Horus auf R 13 (zweimal), darüber die 
Hieroglyphen: Thorf(lügel) ('j), grosser, des 
grossen Schiffes (!), vor ihnen liegen mehrere 
Menschen, den abgeschnittenen Kopf zwischen 
den Beinen''^.) In dem Register darunter 
binden zwei Männer die Hälse zweier lang- 
halsiger Ungeheuer zusammen (s. u ), darunter 

mutlich auch anders zu lesen sein. Die zwei hier 
erwähnten Könige waren o£Penbar Nachfolger. Zur 
Zeitbestimmnng sollte besonders dienen, dass N|']r- 
mr einmal, wie meine Londoner Gewährsmänner wohl 
bemerkten, auf einem beiAmälineau's ersten Grabungen 
gefundenen Vasenfragment vorkommt. Ich habe das 
Stück aus Abydos durch die Freundlichkeit des 
Herrn Amdlineau in Paris nachsehen können. Es 

bietet in 
die Theo- 
altes, 

Grabaus- 
Abydos 

anderen 
oder weni- 



einem schönen Belief, das 
rie begünstigt, dass ein 
werthvolles Stück für die 
rüstung des Königs von 
hergenommen wurde. Die 
Königsnamen sind mehr 
ger flüchtig eingeschnitten. 

') Man möchte so wie oben emendieren. 

*) Die Ägypter der historischen Zeit schnitten nie 
Köpfe ab, nur die Hieroglyphe für „Verworfener, 
Feind" deutet auf die Urzeit. 




ein Stier, der über einen liegenden Feind 
weg mit den Hörnern einen Festangswall 
einrennt.^) Auf der Rückseite der König, 
von demselben Sandalenträger gefolgt, die 
oberägyptische Krone auf dem Kopf, schlägt 
einen oärtigen Feind nieder (Beischrifk 
U 38 N 59 ohne Mitte). Darüber 3chwebt 
der Geier der Göttin Ne^bet, im Schnabel 
eine Schnur, die durch die Nase eines 
spitzbärtigen Kopfes läuft; dieser ist ver- 
bunden mit 6 ^ ; -Blumen. Also 6000 
Feinde oder Köpfe werden dargebracht. Auf 
einem andern Denkmal, einem „mace-head** 
hackt der König den Boden, eine wunder- 
schöne Skulptur, an die gewöhnliche Zere- 
monie der Grundsteinlegung eines Tempels 
erinnernd, hinter ihm 2 Fächerträger, oben 
5 aufgestellte Standarten, darauf 2 mal das 
Set-Tier, das Symbol des Min von Koptos 
und das eines verschollenen Gaues.') Von 
jeder Standarte hängt an jedem Strick ein 
r^-Vogel (G 81 (a) ) herab, wie erdrosselt •) 
Auf einem andern „ Keulenknopf ^ erscheint 
der Name des Königs so, dass der n'r-Fisch 
eine lange Stange mit zwei Händen über 
mehrere knieende Gefangene schwingt, da- 
rüber der Geier der Ne^bet. Eine andere 
Schiefer,, palette^ hat als Rand zwei Schakale, 
die sich die Pfoten reichen, darunter zwei 
seza- Tiere, welche ihre Hälse um die oben 
besprochene Farben(?) - Höhlung schlängeln. 
Die Köpfe stossen zusammen, einen Ochsen 
verschlingend. Um sie laufen kleine wilde 
Hunde, darunter jagen 2 Löwen mehrere 
Antilopen. Auf der andern Seite der Platte 
ein Gewimmel wilder Tiere, eine Hyäne, 
welche eine Giraffe an einem SeU hält, 
Löwen, Ungeheuer, nämlich das Se:^-Tier 
und der Greif (ein Rind verfolgend). Das 
Seza-Tier*), das wir bisher nur aus einem 
einzigen Wandbild in Benihasan kannten, 
(leopardenköpfig, schlangenähnlich gewunde- 
ner Riesenhals, Leib eines undefinierbaren, 
an den Löwen erinnernden Vierfüsslers) kehrt 

^) Eine dabeistehende Hieroglyphe (?) weiss ich 
nicht zu deuten. Spiegelberg dachte nach einem 
Abklatsch an mzd. 

*) Des „Berglandes"' N 40. Dieses Ghinzei- 
chen, das auf den „prähistorischen" Vasen von 
Tu{) 80 oft vorkommt, scheint mir am leichtesten 
auf die Gegend von Silsileh zu deuten, wo das Ge- 
birge die Ägypter von den Nubiem in alter Zeit 
trennte. 

*) Es liegt nahe, den bekannten Ausdruck r{)(y)t 
„Menschen" oder ähnlich auf einen bestimmten vor- 
historischen Stamm zu deuten. Vgl. dann die p*t 
etc. und r( = ari?)-p't. 

^) S-z>(y) wird vom Davontragen durch die 
Lüfte gesagt, das Fabeltier ist also dem „Vogel Greif" 
(nach Volksetymologie) gleich, hat aber keine Flügel. 



f 



221 [No. 7.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜE-ZEITUNG. 



[JuU 1898.] 222 



überhaupt bo oft wieder (besonders bei seiner 
Fesselung), dass wir ihm eine grosse mytho- 
logische Bedeutung für jene Zeit zuschreiben 
müssen. Von grösster Bedeutung für die 
Kunstgeschichte ist, dass wir nun wissen: 
die Greifenfigur entstand im Ägypten der 
Urzeit.^) Noch andere Platten, gekrünmite 
Elfenbeinstücke („wands'' nach Petrie), 
Cylinder u. s. w. (meist aus Elfenbein) be- 
stätigen uns, dass jene Urzeit neben den 
später ausschliesslich herrschenden Pflanzen- 
omamenten, die sich von Ägypten über die 
ganze Welt verbreiteten, als Ornamente selt- 
same und uns bei aller schönen Ausführung 
barbarisch anmutende Häufungen von Tieren 
liebte. Darunter Elephanten auf Bergen 
stehend (wie auf Statuen von Eoptos), Vögel, 
Skorpionen. Auch Menschenfiguren daneben, 
der König als Sieger, Tänzerinnen. Die 
Schiffe auf Reliefs und ld 2 Modellen haben 
dieselbe auffallende Krümmung und die 
grossen Prachtkabinen, wie auf den „prä- 
historischen^ Vasenbildem von Tu^ und 
Abydos. Statuetten von Menschen sind zahl- 
reich, besonders Frauen, welche Opfergaben 
tragen, teils nackte Sklavinnen, teils mit 
langem Rock und mit Perücke. Eine ist 
so auffallend krummbeinig wie die spätere 
Oötterfigur des Pataikos (Ptah Sokari, Petrie). 
Ist es ein Idol? Merkwürdig sind männliche 
Figuren mit fremdartigem Spitzbart (Sklaven?); 
der Gesichtsschnitt ist aber nach meiner 
Meinung nirgends künstlerisch genug be- 
handelt, um ethnologische Untersuchungen zu 
gestatten. Viele Tierfiguren, darunter eine 
Aeffin, ihr Junges säugend, ein Schwein, 
Fische in einem Korb (aus Steatit), Vasen 
aus Stein und Elfenbein, ein Stierfuss, wie 
er als Fuss von kleiaeren Möbeln aus den 
Funden von Amälineau und de Morgan be- 
kannt ist, u. 8. w. In einem Graben wurden 
über hundert skulpierte „Keulenknöpfe^ und 
Vasen gefunden, ein anderer war mehr mit 
Statuetten geftillt. Leider hat Feuchtigkeit 
dem Elfenbein viel geschadet, Pflanzenwurzeln 
wuchsen durch die weiche Masse und die 
Stücke sind sehr zerbrechlich, abgesehen von 



^) Der Greif scheint lange verschollen, da er nur 
in 2 Formen in Benihaaan Torkommt. Wir finden 
ihn dann als eine Hänptlnme der asiatisierenden 
Kanstrichtnng im neuen Iteicn, aber sehr verändert. 
Ist er, ebenso wie die allgemeine Vorliebe für das 
Tieromament (vgl. meine Bemerkungen über die 
STrische Kunst, Asien und Europa) um 8000 nach 
Asien gekommen und hat sich dort weiterentwickelt? 
Die alu>ab7lom8che Kunst kennt den reinen Greifen- 
^pus bekanntlich nicht. Doch darüber ein andermal. 
Der Quibell'sche Greif hat die an die Bhinozeroshaut 
erinnernden Hautfalten, welche das Bild in BeniJ 
dem Sag giebt, aber tonst alles vom Stier. 



dem was (bei der Bestattung?) absichtlich 
zerbrochen wurde. Unter den Feuerstein- 
messem sind manche so überlang, dass sie 
nur als Votivgegenstände verständlich sind. 
Von steinernen Gebäuderesten wurde (neben 
der Granitschwelle) nur eine schöne Skulptur 
gefunden mit dem Namen des Königs, dessen 
Grab Amälineau in Abydos bioslegte. Es be- 
weist, das für die (ohnedies unmögliche) Lesung 
AmäUneau's und Jequier's Ti wir (N 23 
S 50) ]^'-s^mwi einsetzen müssen. Der 
Stil zeigt, dass dieser König weit später 
regierte, als jene zwei alten Herrscher, also 
zur ersten Dynastie überführt. Ich muss be- 
merken, dass durch die neuen Funde gezeigt 
wird, dass eine gewisse Aehnlichkeit der 
altmesopotamischen und urägyptischen Kunst 
(in dem kühn realistischen imd Einzelheiten 
übertrieben betonenden Relief) nur zufällig 
ist; wir können jetzt den „babylonisierenden^ 
und den späteren Stil sich aus unbeholfenen 
Anflüigen entwickeln sehen. Soviel ich weiss, 
besitzt namentlich Petrie viel Material an 
alten Königsnamen, um uns ein Jahrtausend 
LQ der ägyptischen Geschichte weiterzuführen. 
Was für eine Bewandtnis es eigentlich mit 
der ersten manethonische Dynastie hat, wird 
man mit der Zeit sicher erfahren ; ich wieder- 
hole, dass ich sie für eine künstliche Fiktion 
halte, vgl O. L. Z. ^^^K Nicht nur der wohl 
prämenesische König Dn etc. von Abydos 
sondern die anscheinend noch älteren Könige 
von Hierakonpolis besassen längst Ober- 
und Unterägypten^ obgleich sie im, Unterland 
viel zu kämpfen hatten. Die Ägyptologie 
hat also die Aufgabe, jene „Manen^dynastien 
festzustellen, welche die spätere Geschichts- 
schreibung ausstrich. Dafär sind Quibell's 
Ausgrabungen sehr wichtig. Ihr Hauptwert 
besteht aber in dem reichen Material zur 
ältesten Kunstgeschichte. Möge die Ver- 
öffentlichung bald erfolgen. 

London, Mai 1898. 



Zum Salzfiind von Koma. 

Von W. Max Müller. 
Der in der letzten Nummer der ÄZ (vgl. 
O. L. Z. 6,190) angezeigte „Salzfund'' von 
Kuma ist nur als Vorrat eines Leichen- 
bestatters erklärlich. Solche grosse Mengen 
von Salz oder vielmehr Natron (das ja bei 
der Mumisierung die Hauptdrogue bildete) 
legte sich nur ein Tarichemt ein. Der Fund- 
ort scheint mir übrigens auf die spätere Zeit 
zu weisen, als die alten Gräber wieder be- 
nützt und von Armen bewohnt wurden. Das 
abgebildete Siegel der Natronsäcke zeigt 



OKIEHTAUSTISOHE LITTE&ATUR-ZEITÜHa. 



[JoH isaai SU 



aar Ärsbeekm, solltea dieselben wirklich ein 
altes Master bieten, bo brancbte man des- 
wegen den Fond oicht in die alte Zeit zu 
setsea.') Auf diese Erklftrang des Fundes*} 
kam W. Spiegelberg unabhlngig, der mir 
oiitteilte, dass er einen ganz ä^mchea, weit 
interessanteren Fund in Theben machte. 



Wissenseh. Fragen u. Antworten. 

m. 

Die erste Inaohrift 
aus den alten Bolueastatten Südafrikas. 
Mein Freund und spezieller Landsmann 
Dr. H. Schlichter (London], welcher im Auftrag 
der Royal Qeographical Society eine längere 
Forschungsreise nach den alten Rulneustätten 
Stldafrikas (auch zur näheren Untersuchung 
des von Manch wiederentdeckten Simbabye) 
gemacht aud nach ganz kurzem Aufenthalt 
in Europa gleich nochmals dahin zurückge- 
kehrt ist, schickt mir unter dem Datum des 
26. Hai 1898 ans Madeira diese kurze und 
rätselhafte I&schnft, indem er sagt: „Obiges 
ist eine genaue Kopie der antiken Schrift- 
zeichen, welche ich ktirzlich in einem der 
antiken Ruinenreste in Inyanga (Süd-Afrika) 
entdeckt habe. Es wflrde mich sehr freuen 
and ich würde Dir herzlich dankbar sein, 
wenn Da mir mitteilen könntest, welcher 
Sprache und weichem Volke diese ScfarUl- 
zeichen angehören. Est ist die erste im 
Zusammenhange mit den alten Ruinen Süd- 
Afrikas aufgefundene Inschrift und ihre Ent- 
zifferung daher von hohem Werte. — — 



Welche der beiden Seiten die obere oder die 
untere ist, weiss ich natürlich nicht, denn der 
Stein ist iu einem Thorbogen horizontal ein- 
gesetzt. — — — Im Übrigen habe ich in 
jeder Hinsicht in Südafrika Qlück gehabt. 
Zu Weihnachten oder noch früher gedenke 
ich wieder zurück zu sein; mein Buch über 
meine letzte Reise soll aber womöglich schon 
vorher in Druck gehen. Meine Adresse ist: 
Dr. H. Schlichter, car« of the „Standard Bank 
of South-Africa", Saliabury Mashonaland." 



■) Was ffir kuriose alt« Siegel habe ich i. B. so 
demotüchen Kontrakten tohon gsfnndea! 

*) Ana PUtamaugel atu der üebenicht der XZ 
niriickgestallt, d. R, 



Ich beeile mich die 6 Schriftseichen, die einen 
gewissen semitisohen Typus zeigen, solort 
zur Prüfong und Dentong vorzulegen. 
Tübingen 2. Juni 1898. 

C. F. Seybold. 



Aus gelehrten GeseUsehaften. 



AuHteUnng itatt&idei], deren hiatoriaohe Abteilong 
auch ffir OrieDtaliiteu von groMOm latnasM aaiB 
wird, da aie unter anderm altfuiOnikiiebe, SgntiMhe, 
aatyriach-babfloniBohe, arabiiche Hedidn nna Natnr- 
wiaienaehaft umfuien wird, Beaonden iiutanktiv 
dOrfte auch die SoDder-AnnteUnng flbat Hedieio der 
NatnTTOlker nod Volkeheilknnde der Kulturvölker 

Deutaohe MorgenUtoidlgohe OeseUsohftft 

Die dieajUirige aUgemeine Versammlnug dar D. H. G. 
findet am 94. September 1696 in Jena (Boaenrtle) 
9 ühr Vormittagi statt 



Berl. Ak. d. W. (phiL-hirt. Kl. 1696 11. Jimi: 
Herr Hamack legt eine auf Jfthodn* in einem th5- 
nemen Öeftn geCoDdane, von dem Dr. Saridakia 
gerettete und geleaene Bleitafcl vor, anf weJohar 
Psalm 79, Vera 1 — IB in grieehiiehSD H^oskala 
Uterer Form eingeachrieben iat. Herr Hiller von 
Oaertringen hat die Tafel erworben and gedenkt 
rie in pnblisieran. — 



Im ünivenity CoJlege, London, ivt eine Ana- 
stellong - der von Flindm Petrie und Qaibdl ge- 
fundenen OaTptuchen Altertttmer, reep. deren Ab- 
gOne, soweit die Originale in Aegjpten veiblieben 
■ ' — •- -■ 'fergL den Artikel W.M.Mflllw'a 



Personalien. 

Dr. Arthur Lincke f- Am 2. Juni d. J. 
verschied in seiner Vaterstadt Dresden Dr. Arthur 
lincke. Am 13. Nov. 1863 geboren, studierte 
er in den Jahren 1873 — 78 zn Leipzig, besonders 
bei 0. Ebera und Friedrieb Delitaseb. Seine 
erste Veröffentlichung betraf „Korreniondensen 
aus der Zeit der Kamessiden'*. Leipzig 1878, 
d. h. eine firie&anunlnng and einen Brief der 
19. egypt. Dynastie ans dem Husenm sa Bo- 
logna; ihr liess er mehrere Studien ftber die 
Kgyptische Litteratnr folgen. SpKter beschHftigta 
er Bich wesentUch mit der späteren mesopotami- 
sehen Geschichte, bez. den an diese anknttpfen* 
den Sagen (Zur LOsung der Kambyses-Erage. 
Leipzig 1891; Aan'rien und Ninive in Oesehiohte 
and Sage der Hittelmeervölker. Berlin 1894; 
Kambyses in der Sage des Hittelaltara. L«p- 
zig 1897), wobei er wa reiches und vielseitiges 



226 (No. 7.] 



ORIENTALISTISOHE LTTTERATUR-ZEITUNa. 



[Juli 1898.] 226 



Material zasammen zu tragen wusste. Zu nennen 
ist endlich sein sehr nützlicher Bericht über die 
Fortschritte der A8S3rriologie 1886 — 93. Leip- 
zig 1894. Ein fleissiger und gewissenhafter 
Gelehrter, ein liebenswürdiger Mensch ist in ihm 
zu Grabe getragen worden. 

Bonn. A. Wiedemann. 



Zeitsehriftetisehau. 

(MitteiluDg TOD M. Hartmann.) Die arabische 
Presse ist im Aofblühn. Für den Westen und 
den ferneren Osten fehlt mir das Material, um die 
Entwicklung zu schildern ^). Für Syrien und Ägypten 
liegt es mir in grosser Menge vor, namentlich für 
Ägypten, wo ich im Herbst 1897 systematisch 
sammelte*). Die bedeutendsten Zeitschriften des 
Nillandes verdienen eben solche Beachtung wie der 
Bairuter AlmaSriq, dessen wichtigere Artikel hier 
regelmässig verzeichnet werden. Das vortrefflich 
redigierte Alb^jftn ~ erschien halbmonatlich unter 
Leitung von Ibrahim A^izi^ und Baiftra Zalzal seit 
dem 1. März 1897 — ist leider eingegangen *). Später 
einmal Mitteilungen ans seinem reichen Inhalt, der 
sich auch auf sprachliche Dinge erstreckt. Regel- 
mässig sollen aber hier die Hefte dos Alhilftl^) 
signalisiert werden. Dieses Blatt, das von dem rührigen 
Qir^ Zaidftn herausgegeben wird, hält gut auf dem 
Laufenden über das, was die sogenannte „bessere 
QeseUschaft" in Ägypten bewegt. Man wende nicht 
ein, dass das kein Interesse habe. Im Orient steht 
die Beamtenwelt im engsten Verkehr mit der breiten 
Masse des Volkes, aus der sie sich ja beständig neu 
eri^nzt. Die Beamten, einschliesslich Offiziere, sind 
fleissige Zeitungleser und lassen sich auch selbst gern 
in der Presse vernehmen. So tragen die Blätter 
nicht wenig dazu bei. Keime in das Volk zu werfen. 
In Ägypten ist die grosse Masse islamisch und wenn 



\ Für Algier und Tunis ist es Sache der Franzosen, 
die oewegunff zu verfolgen. In Marokko kann ich 
nicht mit Sicherheit ein arabisches Blatt nachweisen; 
nach Actas y Memorias del nrimer Oongreso espafiol 
de Africanistas (Granada 1896, der Nebenütei hat 
1894) 8. 19 und 84 sollte eine arabische Ausgabe de« 
Estrella de Occidente (in Granada?) hergestellt werden 
und nach p. 270 und 276 scheint eine solche auch 
einige Zeit erschienen zu sein. Über die arabische 
dresse in Indien und in den östlichsten und süd- 
ilchsten (Gebieten der Türkei (Begierungsblätter in 
baghdädt fan*ä u. s. w.) sind Mitteilungen erwünscht 

*) Bine Übersicht über die Ergebmsse hoffe ich 
Pemnächst in ausführlicher Form vorlegen zu können. 
SkisMnhafte Mitteilungen machte ich in Nation al- 
Zeitung 1898 No. 149 und 160 (am 4. und 5. März). 

*) Die letzte mir zugegangene Nummer ist No. 16 
vom 16. Januar d. J. Herr Elj&zi^ schreibt mir 
unter dem 5. April d. J., er hoffe das Blatt in einiger 
Zeit weiter erscheinen lassen zu können. 

«) aUuUa, fHadtOa Hbn^ tdrich^a nhhuja adab^, 
auch u. d. T. Al-Hilal, a fortnightly scientific and 
literary arabic review, Cairo, Faggalah; Subskr. 12 sh. 
oder 15 fr. p. a. 



auch nicht fanatisch, so doch, in ihrer Art, streng 
religiös und mit Vorliebe mit Dingen der Geschichte 
des Islams sich beschäftigend. Es ist sehr geschickt, 
diese Neignng zu benutzen und auf diese Weise 
sowohl andere, jenem Ideenkreise fremde, ja, ent- 
gegengesetzte Gedanken in die Menge zu bringen, 
als auch durch besseren Absatz des Blattes einen 
geschäftlichen Vorteil zu erringen. So hat Alhiläl in 
No. 14 der Frage Aufnahme gewährt: „Wer ist der 
grösste Mann, der im Islam bis jetzt erschienen ist?** 
und in No. 18 verbreitet sich ein Raflq Afazm 
(Damascus) ') ausführlich über diese Frage. Doch die 
Inhaltsangaben werden zahlreiche Beispiele solcher, 
vorwiegend für den islamischen Teil der Bevölkerung 
berechneten Ausführungen nachweisen. — Weniger Be- 
deutung hat die illustrierte Wochenschrift ATagj ftl *), 
immerhin finden sich zuweilen Artikel, die Beachtung 
verdienen und auf welche hier aufioaerksam gemacht 
werden soll. Leider sind die ägyptischen Blätter fast 
sämtlich ziemlich skrupellos in der Verwendung 
fremden Gutes: die französische und englische Presse 
wird unverfrorenst geplündert. Sollte trotz aller 
Vorsicht bei den Mitteilungen hier einmal etwas er- 
wähnt werden, was nicht original, sondern gestohlen 
ist, so sei ?on vornherein um Absolution gebeten. 
Die Spielereien mit ijäga^ Mftr (s. mein Muwa&iah 
S. 216 n. 2) und dergleichen Öde Künsteleien, die 
eine stehende Rubrik der meisten Zeitschriften bilden, 
sind natürlich nicht berücksichtigt. Dagegen ist be- 
sondere Beachtung geschenkt den Mitteilungen über 
neue Bücher und neue Erscheinungen der Presse ; so 
kann das Druck- und Zeitungsgewerbe und damit 
ein nicht unwichtiger Faktor in dem mächtig voran- 
schroitenden kulturellen Leben wenigstens für diesen 
Teil des arabisch-islamischen Gebietes verfolgt werden. 
Alhilftl Vi No. 18 (16./5.): Korr. aus Damascus 
über Interiora der orthodoxen Kirche, deren ab- 
gesetzter Patriarch Spiridon in Geldsachen verdächtig 
ist; Neuwahl noch ausstehend. ~ Die grössten Männer 
des Islams (s. oben; R. ATazm entscheidet sich fClr 
'Umar, Noraddin und Muhammad alfötih). — Die 
Barmakiden (der Einsender erwähnt, dass barmaki 
als fiuchartiges Schimpfwort gebraucht werde). — 
dO^ircA aima*ärif (von der bekannten EncyklopBdie 
des Bntrus Albustftnl, heg. 1876, wird jetzt Band 10, 
bis Mitte des säd^ gedruckt durch Sulaimftn Albustinl, 
den Übersetzer der Biade). — Bücherbesprechung 
(Ahmad Eff. Häfiz *Awad, die Waise oder Leben eines 
jungen Ägypters, Erzählung). — Der Roman, von dem 
jede Nummer ein Stück bringt, „das Ghassaniden- 
mädchen", spielt zur Zeit der Eroberung Syriens durch 
die Araber. — Bücheranzeigen (Ahmad äauql, Diwan; 



^) Jedenfalls der bekannten islamischen Patrizier- 
familie der Stadt angehörend. 

*) Französischer Titel; Al-Agial, Revue hebdo- 
madaire, illustree. scientifique, liUäraire et artistique. 
Propri^taires: Simian Frdres. Subskrpt. 25 frcs. — 
Der Redakteur ist nach dem arabischen Titel Mlchä'Ü 
An^ 9^qftl. 



227 [No. 7.1 



OBJDSNTALISTISOHE LlTTEBATUB-Z£ITÜKa. 



(Juli 1889.] 228 



QirgiB Armzzi, SjriBche Grammatik; Aiiaich *AbdalUh 
QuiUiam^), der Islam, übersetzt aus d. Engl, von 
Muhammad Dgft; Gir^ Cbaull, Allerlei Aufsätze u. 
d. T. al^umäna afutmäti^). — No. 19 (1./6.): Ori- 
ginalbrief *Arftbl Paschas an den Herausgeber d. d. 
Kandy 11./6. mit Photo. — No. 20 (15./6.): Gegen 
die abenteuerliche, von Ungenannten in zahlreichen 
Flugschriften (s. bes. ,tte Egyptian Alphabet*, Florence, 
1897) vertretene Idee, die Ägypter sollten sich künftig 
der Spittaschen Umschrift bedienen. — Neue Bl&tter: 

1) ätutmänl, Wochenblatt, Alex.; Amin Alchflri und 
Naqülft Rizqall&h; 2) asaaläm (s. Aktgjäi No. 46); 
3) oTosmai, Tageszeitung, San Paulo (Brasilien); 
Challl Mallük und äukn Alchürl. — Bücher (Russ.- 
Arab. Sprechf.,1 Kazan; Abu Nuw&s, Diwan, nach dem 
Ms. in Kairo und 3 and. Ms. her. von Iskender AsSf 
mit Komm, von Mahmud Wftsif; Ahmad *Azzftm, 
Sudanfahrer (mit Sprechproben); 'Is& Ma*lüf, die 
Poesie und die Gegenwart, u. v. a.) — 

A l a g j ft 1 1 No. 44 (30./4.) : Ein ägyptischer Brautzug, 
Autotypie nach einer von Iskandar Elf. ^al) im 
Faijüm genommenen Photographie; der Schmuck der 
Kamele und die Gestalt der Brautsänffce zwischen 
ihnen ist gut zu erkennen. — No. 45 (7./5. j : Vier neue 
Blätter: 1) aXbafid (die Post), konservative Wochen- 
schrift für Politik und Litteratur; Bes. Muhammad 
Bek Aiiarif AlS:az&'irll. Red. Husain Eff Fand, illustr.; 

2) (dkaukab oFutntäm d. i. der osmanische Stern, 
arabisch und türkisch, 2 mal wOch. in Gonstantinopel, 
Herausg. MahmQd Zaki *) ; 3) älhäA, Wochenblatt fOr 
Politik, Wissenschaft etc., von Na*üm Mukarzal in 
Philadelphia hera^^sgegeben ') ; 4) iusaiäm^ Tages- 
zeitung für Politik, Handel etc., Alexandrien ; Herausg. 
Ghalib Eff. Tulumb&t«). — Ahmad Sa*ld Albaghd&di, 
Theoretische Ausführungen über toifir und tadmütn. 
Neue Bücher: Zftkl Msbro, Mmamairrijal (das Streben 
der Männer), ICrzählung. — No. 46 (4./6.) : Autotypie 
des Prinzen *Ali, Sohnes des Sultans von Zanzibar, 
14 Jahr alt, begabt und lernbegierig, in Capetown *) 
auf der Ausreise nach London, wo er studieren will ; 
deegL von Prinz Ahmad Fu'ftd PaSa, Onkel desChediwe, 



^) Über den Liverpooler (Juilüam-Islam s. hier 
Sp. 84. Von befreundeter Seite wird mein Urtdl 
über die Quilliam-Adepten in Kairo zu hart befunden. 
Einer, Mr. Johnson, B. A. von Cambridge, sei ein 
tüchtiger Gelehrter und verdiene in Kairo durch 
Unterrichten in Paschakreisen ein reichliches Brot; 
ein anderer, ein L*e, namens Browne, sei allerdings 
mehr Fuselmann als Muselman. 

') Versuchte sich vordem in Kairo mit Zeitungs- 
untemehmungen, wie äXbmrq, wurde wegen Press- 
vergehens verurteilt und floh. 

*) Es ist das dritt-e mir bekannte Blatt in den 
V. St. Nordamerika, wo ausser ihm kaukab amirikä 
und ata^äm; in Brasilien soll ausser der oben ge- 
nannten noch eine arabische Zeitung erscheinen. 

*) AffrihiÜ No. 20: Tulaimät 

*) Es ist nicht zu bekannt, dass in Südafrika zahl- 
reiche, nur Boerenholländiseh sprechende Muslims 
wohnen, für wdche in Mekka holländische Bücher 
mit arabischen Buchstaben gedruckt wurden. 



der am 7./6. im Club Kh^divial in Kairo von seinem 
Schwager dem Prinzen Ahmad Saifaddln angeschoeeen 
wurde. — Neue Blätter: 1) ante attüfM (der Schüler- 
freund), Wochenblatt, Kairo; Herausg Müsä Eff. 
BamQbl'); 2) misbäh aiiarq, Wochenblatt für Politik; 
Red. Mahmud £ff. Wäsif und Amin Eff. Imäm; Hanpt- 
schreiber: Ibrähim Bek Almuwailihl, der gefeierte 
Schriftsteller, der schon vordem in der Presse eine 
lebhafte und erfolgreiche Thätigkeit geübt hat *). — 
No. 49 (4./6.) : Verlangen der Syrer nach Wählbarkeit 
zu öffentlichen Ämtern in Ägypten. — 



MöxnolreB de la Sool^tö de Linflraistiqae 
de Paris (mdm. Soc. ling.) 1898. 

X,. J. Imbert, de quelques inscriptions lyciennee 
(Forts.). — H. Adjarian, ^tude sur la langue Laxe 
(Forts.). 

Bonner Jahrbücher. Heffc 102. 1898. 

1. W. Levison, Die Beurkundung des CHvilstandee 
im Altertum (S. 68 ff. über die griechisch-ägyptischen 
Papyri mit der Meldung von Geburten und von 
Todesf&Uen an die Behörde). 



Deutsohe Lltteraturseitunfir 1898. 

21. W. Nowack, die kleinen Propheten, bespr. t. 
Fr. Schwally. — J. V. Präsek, Forschungen zur (be- 
schichte des Altertums. I. Bespr. v. Hu^o Willrich. 

22. S. Krauss, griechiche und lateinische Lehn- 
wörter im Talmud, Midrasch und Targum, bespr. t. 
W. Bacher. 

24. G. Adolf Deissmann, die sprachliche Erfor- 
schung der griechischen Bibel, bespr. von W. Brandt. 
— W. Muss- Arnold, assyrisch-englicäi-deutsches Hand^ 
Wörterbuch 1—6, bespr. v. C. Bezold (trotzdem C. B., 
um das Konkurrenzwerk Fr. Delitzsch's heraosza- 
streichen, kein gutes Haar an Muss-Amold Iftsst, 
muss er unwillkürlich den Vorzug des besprochenen 
Werkes, die Arbeiten der Fachgenossen nicht nach 
Lieb und Gunst totzuschweigen, zugeben). 

25. Arnold Meyer, Jesu Muttersprache, Freibnrg 
1896, bespr. v. A. Merx. 



Litt. Oentr.-Bl. 1898. 

21. Studia Sinaitica No. VI bespr. v. (?). — 
G. Dalman, Aramäisch -neuhebr&isches Wörterbuch, 
bespr. V. H. Str(aok). 

23. P. Hom, Asadl's neupersisches Wörterbuch. 
Lup^hat-i Fars, bespr. v. G. F. S(eybold). — S. Krause* 
Gnech. u. lat. Lehnw. etc. bespr. v. H. Str(ack). — 

24. Ed. Stucken, Astralmythen etc. bespr. v. Ed. 
M(eye)r. Ref. setaet die Stucken 'sdie Arbeit der 
„wüsten Religionsmengerei früherer Zeitcm" gleich 
— was allein schon seine völlige Unfähigkeit be« 
weist, Stucken*s Arbeit zu kritisieren — und fiShlt 
sich „völlig unfähig, über sie (sc. Stucken's Gleich- 
setzungen D. R.) irgendwie wissenschaftlich zu dis- 
kutieren.*' Stiinmt, vergl. Erwin Rohde's Urteil Über 
Eduard Meyers religionsgeschichtliche Arbeitsweise, 
Rhein. Mus. Neue Folge L 607, 610, 631 ff ! ! ! 

26. 0. E. Lindberg, vergl. Grammatik der somit. 
Sprachen, bespr. v. J. B(arui). 

^) Zusammensetzung mit aram. bar, wie Bar-nay, 
Bar-nays u. v. a. 

*) Notizen über ihn finden sich in einem Artikel 
der Zeitung arra^j äfämm vom 24. Okt 1^^, den man 
„Litterarische Charakterköpfe** nennen könnte. 



229 |No. 7.] 



0BIENTALISTI8GHE LFTTEBATUB-ZEITUNa. 



[JoU 1886.] 280 



Sonntegsbeilaffe derVoaslBohen Zeitung. 
1898 

24, 25, 27, 28. G. Schwelnfartb, die nauMiten Ent- 
decknogen auf dem Gebiete der ftgyptiiolien Ans- 
grAbnngen. 

Monatasohrift f. GtoBohiohte u. 'Wissensoh. 
d. Judenth. 1898. 

Mai M. Aabmer, welcher bibL Ortsname ist Gedson 
im Onomastikon des Hieronymiui? 

JnnL Wilh. Singer, das Bach der Jabü&en oder 
die Leptogenesis I Tendenz und Ursprung. Bespr. t. 
Bosentnal. 

Revue Oritique 1898. 

21. Cura de Vanz, l'abr^g^ des merreilles, 
besDr. T. B. D. 

23. J. Ghiidi, il Fetba Nagast o. Legislasione üei 
Be, bespr. ▼. J. B. Chabot. — L. Goldscmnidt and £. 
Pereira, vlda do Abba Daniel do mosteiro de 8iet^. 
VersAo ethiopica, bespr. y. J, B. Cbabot. 



TheoL iatt.-Ztff. 1896. 

13. M.. Steinschneider, Vorlesnngen über die 
Knnde bebr. Hdschriften; idem, die hebr. Hand- 
scbriften der BibL München 2. Anfl. ; idem Veneichn. 
der hebr. Hdschrften der BibL Berlin 2. AbteiL 
bespr. Y. H. Strack. — S. Mandelkern, Yeteris test. 
Goncord. hebr. atqne chald. bespr. y. E. Strack. 

Mitt. d. ffeogr. Oea. Wien 1898. 

XLI 8,4 Notiz über Temen: Im Jahre 1897 hat 
D^sirä Gharray, der bisher in Mittelamerika die 
Beste der Bauwerke aus der Zeit Yor der Entdeckung 
untersucht hat, eine Beise durch Temen gemacht 
und audi da die Bauwerke in Bezug auf Ar<mitektur 
erforscht. 

The geoffraphioal Journal 1898. 

XL. H. H. Johnston, a joomey through the Tuni- 
sian Sahara; darin ein kurzes Verzeichnis Yon 
Wörtern des Berber-Dialektes Yon Dwirat. (Sehr mit 
«rabisch durchsetzt, die arabischen Lehnwörter her- 
berisiert, cf. z. b. deadi^immit). 



Journal dee eavante 1898. 

MaL G. Mttspero, la correspondence d'El-Amama: 
Besprechung Yon Winckler's Übersetzung K. B. V 
und Flinders Petrie's Sjria and Egypt from the Teil 
•el-Amama Letters. (Beachte: Gadaiuna=Kaltisoun& 
der Listen Tutm. Ul, femer TiuSna in No. 267 
Kitiuina zu lesen nach Kiutuisua derselben Listen. 
Wurza No. 236 = Jourza (Tutm. III). Toutou, dessen 
Grab in dem Hügel Yon El-Amama bekannt ist, ^^ 
Dudu, dem kgL Gesandten). 

DeutsoheB 'Wochenblatt 1898. 

21. K. Budde, Neue Funde zum biblischen Altertum 
(Jesus Sirach und Aquila der Genisa Yon Kairo; die 
Landkarte aus Moab). 

Oorr.-Bl. Anthrop. 1898. 

4. Heinrich Zimmerer, die BeYÖlkerung Kleinasiens 
(Fortsetzung): Geht die aufeinanderfo&enden Be- 
TÖlkerungsschichten durch (gut, soweit er F. y. Luschan 
und W. Max Müller folgt, bedenklich, wo er HommePs 
Vermutungen oder gar Jensens Yerkehrte Theorie der 
indogermanischen Kilikier als Führer nimmt). 

6. Heinrich Zimmerer, dasselbe (Schluss) : Weitere 
geschichüiche Übersicht (dabei zu bemerken, dass 
Winterer eine alte Inschrift Yom Ufer des Halys 



mitgebracht hat und Ton Anastasios Leridis, Ephoros 
der hieratischen Schule you Sindschidere bei Gftsarea, 
eine Reihe Yon bilinguen Inschriften (epichorich und 
griechisch) erwartet.) Im Ansohluss an diesen Vor- 
trag eine Notiz Yon Fr. Hommel, Hethiter und 
Skythen (neueste Iranomanie!). — 



Z. Gki. Brdk. 1898. 

2. L. Frobenius, Der Ursprung der afrikanischen 
Kulturen: Zerlegt in nigritische, malsio-nigriti^che 
und semito-negritische. Die letztere sei nicht zu 
Überschätzen, da im materiellen Kulturbesitz ihr 
Einfluss sich kaum bemerkbar mache. 



Z. D. M. a. 1898. 

1. Th. Nöldeke, Zur tendenziösen Gestaltung der 
Vorgeschichte des Islftm's: Im Anschluss an Goldziher, 
über die Entwicklung des J^adtth, beleuchtet Nöldeke 
die tendenziöse Auffassung einiger Personen aus der 
n&chsten Umgebung Muhainmeds (der Prophet wurde 
wahrscheinlich zuerst Yon'seinen Hausgenossen Chadiga, 
Zaid, 'All und Yielleicht noch einigen BklaYcn aner- 
kannt, dann Yon Sa'd b. Abi WaqqSs, dann you 
einigen anderen QoraÜiten, unter denen Abu Bekr. 
Abb&s hat sich erst sp&t bekehrt, daher sp&ter die 
Yielen Vertuschungen und Erfindungen durch die 
Abbassiden und mre Anh&nger. mch schlimmer 
stand es um Abu T&^^t do>* ^ Heide gestorben war. 
und mit deesen Andenken natürlich zwischen den 
Anb&ngem und Gegnern ^Alf's tendenziös Ball ge- 
spielt wurde. Zur Verherrlichung 'All's ist endlich 
Yielleicht noch mehr erdichtet worden als zu der 
Muhammeds.^) Was endlich die sogenannten Zeugnisse 
der Gegner betrifft, so sind es Fictionen, die oy. wieder 
Ton der siegreichen Partei, gegen die sie fabriziert 
waren, gesdiickt benutzt wmrden. — J. Barth Zur 
Kritik und Erklärung des Diwans ^fttim Tejjs (Aus- 
führliche Besprechung der Fr. Schulthees' sehen Aus- 
gabe*). — M. J. de Goeje, Paltiel-Djauhar; Ln An- 
schluss an Eaufrnann*s Abhdlg. „die Chronik des 
Achimaaz you Gria'' Z. D. M. G. LI 486 fil zeif^ de 
G., dass der dort Yerherrlichte Paltiel wahrscheinlich 
= dem General Djauhar, dem Eroberer Aegyptens und 
Gründer Kairos sei, der also, als er Muslim geworden 
war, seine jüdische Abstammung Yorheimlioit h&tte. 
— Th. Nöloeke, zur frischen Lexikographie: Verwirft 
die Yon Zenner Z. D. M. G. LI^, gegebene Etymologie 

Yon \yefM^ (Fledermaus) als OhreuYOgeL — Oskar 

Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed §fth 
Durrftnt (1747—1773). — Willy Foy, BeiÖAge zur 
Erklärung der susischen Achaemenideninsohriften: 
Erörterungen über Lautbestand und Lautregeln« — 
Friedrich Schwally, Lexikalische Studien; daraus: 

*AjJi^ Lehnwort aus Jiu^; JlV*> aus flj/; JuT 

aus n;io (fehlen bei Fr&nkel, wie auch Ki^ schaffen; 
^jh natura == \lsl; ^}y^=l[\^hr\'fy^^ Zorn- 



strafe = ]y^oi; J^ki = ^: Uii = \lei^ 

^) Wenn 'Alf mal als Bruder des Propheten be- 
zeichnet wird, so kann das wohl in Besten Älterer 
Verwandtschaffcsspuren begründet sein. D. B. 

*) Wobei ohne, Yielleicht auch gegen die Absicht 
Yon Autor und Referent dem unbefangenen Leser 
klar wird, wie Yiel ehrliche Arbeit und Mühe auf 
dem sterilen Felde Arabischer Poesie Yerschwendet 
wird. D. B. 



0&I2NTALISTISCHE LITTEBATÜB.ZEITUNO 



[JnU 1898.] 88S 



Mu )^*-«-"--| u^'' Alp »u *■"■*■• ftthiopiioh 



raff* froreln, ithidig«! uu %^Ai i UIl tasitftfft ku 
f^JoA. du wlbit BD« IM. intftpfl itunmt; m ncn 
Dan. 8u = Boherba Ton Thon; Bi » * A iMtäo Ja. 
dMonnn nidit Ton J>» A , «ondeni letetoraf Ton er* 
tta-am, dsoomimert. EntarM rialleicht eine mit 
M>^ sngeMtct« Formel wie SJU-uO ; B.Lli Hinuet 
fliififl*ir Wort irie diw aua dem uun. «tanunende 
Wort ItLU Leuchter, lei ei wegen einer gewiMen 
Aehnlichkei^ wegeo IdeenaaaociBtioii mit der Lampe 
daa Houolii anf seiner iMM y o, oder Tom Lsnohttorm 
her, der aach all SjUbi bezeichnet wird; j*** lei 
Dnprflnglich in der Bodeatnng TragaeMsl flber- 
nommen, oder nach ^amiaa I 147 v. 4 Snanf wobei 
an mannbriom ndacbt werden kann. — W. Badloff, 
lam Endatkn Bi£k (die Ton Albertt Z. D. M. a. LI 716 
beuurtandete Lettto« dea Verfassen: daa kndatkn Bilik 
daa Juanf Chaaa Hadachib aoa Belaaiamm wird auf* 
recht erhalten anf Onmd einer mit aiacnachen Bueb- 
■taben nmaehriebenen Edscfarft in der Vicek^, Bibl. 
in Kairo.). — S. Frftnkel, Bemerkongen m der ^- 
riachen Chronik de* Jahres 846 (Z.D.M.a. LIb69ff).— 
Beeprechnngi W. U. Patton, Akmed ibn ^anbal and 
the Hihna, oeapr. v. J. Qoldiieher. 

aita. Pr. Ak. W. 1898. 

XXm L. Borchardt, Berieht aber die ComMion 
de« SandateinmaterialeiderTempelbaateo anf Philae. 

Jotun. Aa. 1898. 

t. H. Farieot, le dialeete de Ha'Inla Orammaire, 
Tooabnloire et taxtea : Nach aiuflUirlicher Einleitung 
fiber die Aoidehnnng und Sohickaile der alten «Tri- 
achen Sprache, ihre Beate ala Volka- und Cultonpraobe 
nnd einem Tersach, die Erhaltung dar BTnachan ala 
Volkuprache in HalflU m erkl&ren (1. geographiacbe 
Abgefohloeaenheit, 2. eT. wegen ihrer tra^tionell 
flbülieferten Einwanderang aoa dem 8in^r=Taglibt- 
tenT 3. oder er. Verwandtaohaft mit himjariichen (!) 
oder nabatUiob«! Sprachatamm, da die Ton Qnatre- 
m^e gesammelten nabat&isoben Aaadrfloke in Kalnla 
venttndlich seien) nnd ffinweis anf die Ähnlichkeiten 
dieaea Dialektea mit dem, was man vom Bjrisch- 
palBstinenaiachen kennt, folgt der Anfang der Oram- 
maÜk. — NoQTeUes et mflanges, darans; J. Baliyj 
sucht nacbiDweisen, wie bibl. OeaoMohten ans Volkä- 
e^mologien entatuideD sind, wofdr besondeia die 
Geschichte Gideons angeführt wird; k*1^ p ^ 
nach dem Qriecbiacben tttfaj. nrsprdngl. TTVD 
geschrieben gewesen, ebenso ^OV ^'"^^ KCT^pn- 
Das w&re der erste Beweis dafOr, daas die Stellen 
Luc. III„ nnd Acta I,, nrsprflnglich in einem ara- 
mäischen Original in hebrSisohen Bnchstaben ge- 
schrieben seien : protestiert gegen den Versnob Henrj's 
in hrfldu ein altbab. harn; sn sehen (ef. 0. L. Z. 8j^. 
— Mayer Lambert, le mot jan so» ^ de la cenore 
mälang^ de graaase; id. la premi^re date daas le 
liTre d'&^ofaiel sei 13 statt 30 in lesen. — J. B. 
Chabot ?&^ = KOaiit- — Clermont-Gannean. note 
snr nne passage dn kndatkn-bilik (Aber Z. D. M. 0. 
LL,^; erledigt sich durch die Angabe Z. D. H. G. 
LII,„ (siehe oben!). 



Al-Haohriq. 

11. (1. Jnni 18B8). &. E. Lammens, Les nnnea 
d'al'Uochatta (<Jatl. ron Hftdebft; mit BrOnnow den 
Gasaaniden sageschrieben. Kit Abbildnngen). — A. 
Erima^,Laprononoiationda*A^ arabe. Mit einer 
Nachschrift Ton H. L[ainmens]. — F. S. Banseralle. 
Z^nobie, reine de Palmjre (anite). Uit einer Karte 
der Haodelswege in Syrien nnd Mesopotamien im 
ersten Jabrhnndert n. Chr. — F. U ÜStelUio, 
Barhebraaus: L'homme et l'toriTain (soite). — Dr. 
A. Hafiier, Le ÜTre dea Plantes et de« Arbrea (on- 
Trage inMit d'Al-Asma'L (Suite). — F. L. ÖmIUio, 
Histmre de Beyronth d'Ibn Salih (soite). ~ BeosiH 
sionen: 1) ji.1 JJ^f I^Us %_iLl' von Stephan ad- 
Dnwaihi. Teil IL Hrsg. Ton Batld sl-Qllti 8) ü. 
Brookelmann, Gesohichte der arabischen Literatur. 
Band I Heft 1. Weimar 1897. Beide Werke be- 
sprochen TOn L. ä[eib5J. 

12. (16, Jnni 1898). P. B. BonsevaUe, Zdnobi«, 
reine de Falmyre (snite). — H. Hartmann, Les Bib> 
liotböqnes. Sebi beachtenswert. *f — P. G. Zamoffen. 
SonlÖTemeDt progressif de la plage de Syrie, — 
F. L, Chetkho, Barhebraens: L'homme et rfariTain 
(snite). — P. A. Laoriol, Le Roman: lOn orig^ne at 
son biatoire (aoite). — P. L. Chelkho, Hiatoire de 
Beyronth d'Ibn Salih (soite). — F. S. Ronaeralle,, 
Varia (n. a. fiber den phSoieischen Ursprong tob 
Monaco), 



Bot. Arehtol. 189». 

Mars — AttiI. E, Dronin, les legendes des monnaiea 
sassanides. — G. Daressy, un plan együan d'nne 
tombe royale: giebt den Plan nach einem Ostnkon 
ans dem Grabe No. 6 von Biban-el-Mnluk (Bamses 
Ra-nefer-ka) nnd vergleicht den Örundrias dieaea 
Grabea, du in der Anlage gans genau entepriebt, 
in den GrCssenverhUtniaaen aber abweicht — L^on 
le Bas, Voyage archäoL de Fh. Le Bas (fin). 



') unter HiDweisong anf die vicekSnigUche Bib- 
liothek in Kairo tritt H. wie fOr die QrOndang ein^ 
centralen Bibliothek in Konstantinopel, ao inebeson- 
dere für die Qrflndung von Frovinsial-Biblio- 
theken in Syrien ein. Sei ancb die Hoffnung »nf 
ein Vorgehen der törkiachen Regierung nieht ahm- 
weiaeo, so aei ea doch wfinacheoawerth. aof dies nicht 
SU warten. Die Anf&nge mtissen ausgehen von ge- 
lehrten Gesellschaften; die schon vom Pater 
Lammens in ao dankenswerter Weiae angeregte 
Qrdndong von solchen (a. den Artikel in dieser 
Zeiteehrift No. 4 Sp. 104—107) wird auch von Hart- 
mann befürwortet, und anf den Abaate 9 des von 
Lammens entwickelten Programms (s. a. a. 0., 8p. lOfi) 
wird hingewiesen. P&ichtliefemngen fOr jede Bib- 
liothek ans dem Bezirk, für den lie gegründet ist, 
mfissen featseaetzt werden. Endlich betont Hart- 
mann, dass in diesen Bibliotheken inabesondere anob 
Ueina Schriften in vnlgBrer Sprach«, wie deren in 
E^Tpten viele gadrackt werden (veL Hartmanu'e 
Notu in dieser Zeitschrift No. 2, Sp. i9) xa na-Tntiiriw 
sein werden. Das Verständnia Air die Bedentnng- 
dieaer Literatur sucht H. darch einige AuefühmnAen 
au fSrdem, und ein heaonderer Anfsats Aber den 
Wert wisaenschafUicher ünteranchxmg der Vnlgftr- 
sprache wird in Aossiobt gestellL Q. K. 



M, IUal|ibcr| i. Pl. 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung. 



Encheint 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 
Ton 

F. E. Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



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Battellimgan nehmen entgegen: die Verlagsbüchhandlong, Berlin S., Brandenborgstr. 11, sowie alle Bachi 
handlangen und Pottftmio* (unter Nmnmer 6666 A). ^ Inserate die zweif^espaltone Petitseüe 90 Pf.; be- 

Wiederholnngen und grosseren Anseigen Ermftssigong. 



1. Jahrgang. 



16. August 1898. 



M 8. 



Alle für die Redaktion bestimmten Sendnxigen, Briefe etc werden aussehliesslich unter folgender 
Adresse erbeten : Redaktion der 0. h. Z^ Wolf Peiser Terlag, Berlin 8. 48, Brandenbnrgstr. 11. 1. 



Zu detn Stein von H^^f^s^eonpolis. ^) 

W. Spiegelberg. 



Unter den im letzten Winter von Quibell 
in Edm el Alpnar gemachten INmden ist eine 
auf beidenSeitenmit Reliefs bedeckte Schiefer- 
platte von ganz hervorragender Bedeutung 
ror die älteste ägyptische Geschichte *). 

Nachdem der glückliche Finder das Mo- 
nument in einer mustergültigen Veröffent- 
lichung vorgelegt hat, möchte ich hier eine 
Reihe von Fragen aufwerfen, welche mir die 
Darstellungen dieses Steines für die Ge- 
schichte der ägyptischen IVtthzeit zu stellen 
scheinen. An eine endgültige Beantwortung 
dieser Fragen denke ich dabei nicht. 

Ich bin zunächst mit Quibell der An- 
sichty dass die Scene der „Rückseite** — ich 
weiss freilich nicht, weshalb wir gerade die 
Tafel Xm abgebildete Seite so benennen 
sollen — einen Sieg des Königs über das 
Delta darstellt. Zwei Momente sprechen 
dafür, einmal das Papyrusdickicht in der 
symbolischen Darstellung, auf welche ich gleich 
näher eingehen werde, und dann — darauf 
möchte ich besonders Gewicht legen — der 

*) Die vortrefflichen AusfOhrunffen von W. Max 
Müller (im letsten Heft der 0. L. Z.) konnten leider 
fflr diesen Aufsats nicht mehr benutzt werden. 

*) Dank der Freundlichkeit des Herrn Quibell 
konnte ich bereits die Aushänp^ebogen des im 
n&chsten Heft der Äg. Zeitschrift erscheinenden 
Artikels neben den mir übersandten Abdrücken 
benntsen. 



am Boden liegende Feind ^). Durch den 
eigenartigen Schurz, welcher aus einem Gurt 
und fünf daran befestigten Bändern besteht, 
werden wir unwillkürlich an die Tracht er- 
innert, welche wir so oft im A. R. *) bei dem 
arbeitenden Volke antreffen. Diese Tracht 
ist ganz besonders häufig bei Schiffern, 
Fischern und Vogelfiüigem, also Leuten, 
welche mit dem Wasser zu ihun haben. 
Damit hängt es zweifellos zusammen, dass 
der Nilgott Hapi den befransten GKbrtel 
dieser Leute trägt. Gerade die letztere That- 
sache spricht aber dafür, dass jene Tracht 
nicht immer einer niederen Volksklasse 
eigen war. Wie hätte man sie sonst einem 
Gott als Attribut verleihen dürfenl "^elmehr 
wird sich hier der in der Geschichte der 
Trachten so häufige Fall zugetragen haben, 
dass eine ursprünglich angesehene Tracht 
auf irgend eine Weise ihr altes Ansehen 
und ihren Charakter eingebüsst hat 

Der Gesichtshrpus des Mannes stimmt 
ganz mit dem darüber befindlichen Kopf 
überein, welcher sich neben dem Papyrus- 
dickicht, dem Wahrzeichen des Delta, be- 
findet Es liegt also nahe, in unserer Figur 



') Abweichend von den verwandten sinaitisohen 
Reliefs berflhren hier beide Kniee des Barbaren 
die Erde. 

*) 8. Ermdn, Ägypten. & 29B4. 



285 [No. 8.] 



ORIENTALISTISCHE LITTEBATÜR-ZEITUNG [Angiut 1898.] 236 



einen Bewohner des Deltas zu sehen. Dazu 
erinnere man sich, dass die vornehmliche 
Thätigkeit der oben erwähnten, mit unserer 
Figur in Beziehung gesetzten Volksklasse 
am das Wasser weist. Und weiter darf 
man hier vielleicht die neben dem Mann 
befindlichen Hieroglyphen, die Harpune*) 
und den See, heranziehen, welche gleichfalls 
auf die Marschen des Deltas weisen könnten. 

Auf Grund aller dieser £rwägungen er- 
scheint mir die Hypothese — mehr will ich 
nicht geben — nicnt allzu kühn, dass der 
hier dargestellte Typus mit den eben er- 
wähnten Volkstypen des A. R. zusammenhängt. 
Die einstigen Bewohner des Deltas mögen 
besiegt worden und in Abhängigkeit und 
Dienstbarkeit geraten sein. Daraus würde 
sich begreifen, wie eine einst geachtete 
Tracht zum Kleidungsstück von Dienern und 
und Arbeitern wurde '). Sollte uns etwa auf 
unserem Monumente eine Phase des Kampfes 
vorgeführt sein, welcher zur Unterwerfung 
der Deltabewohner f^ihrte? Dieser Kampf 
wird aber kautai mit dem Kriege iden- 
tisch sein, welcher schliesslich zu einer 
Einigung von Ober- und Unter-ii.gypten 
führte. Denn bei dieser Annahme müsste 
der mit der Doppelkrone dargestellte König 
der Eäm'ger Ägyptens sein, welcher sich 
nach seinem Siege mit dem Symbol der 
Reichseinheit abbuden liess. Damit würden 
wir uns aber in Widerspruch zu der Über- 
lieferung setzen, welche jene That dem 
Menes zuweist Will man also an dieser 
gut beglaubigten Thatsache nicht rütteln, so 
werden wir in diesem König einen Nachfolger 
des Menes sehen müssen. 

Gewiss werden sich noch lange nach dem 
entscheidenden Schlage, welcher Unterägypten 
unter die Oberhoheit Oberägyptens zwang, die 
Feinde in den unzugänglichen Sümpfen des 
Deltas gehalten haben, welche so oft inaer ägyp- 
tischen Geschichte die gefilhrlichen Heerde des 
Aufstandes gewesen sind'). Auf einen solchen 
Kampf möchte ich unser Monument beziehen, 
welches den Sieg des Königs mit dem 



') Yffl. die Dantellungen der Harpune. L D. 11, 
46a. b., 77. 

*) Natürlich ist auch die Erklärxmg möglich, dass 
eine Yomehme Tracht infolge der Nachahmong durch 
daB Volk ihr Anaehen einbünt. Man darf aber 
nicht vergeasen, daea in deepotiach regierten Staaten 
die Tracht vom König vorgeachrieben werden konnte. 
In der Qeachichte des Orients giebt es viele derartige 
Beisinale. VgL z. B. die Kleiderverordnungen dea 
Hakim nnd MutawakkiL 

*) Am bekannteaten ist der AuÜBtand dea Amy- 
taioa gegen die Perser. 





Kanamen N'r (?) - mn^^) über aufstän- 
dische Deltabewohner darstellt. 

Der Typus mit der aquilinen Nase deutet 
unverkennbar auf die semitische Rasse. We- 
niger Gewicht möchte ich auf den Bart 
legen, welcher sich anscheinend von den 
ägyptischen künstlichen Barten (z. B. dem 
des Königs, der Standartenträger und der 
beiden Jäger(7)) unterscheidet. Die semi- 
tischen (Delta)typen zeigen, wie mir scheint, 
natürlichen Bartwuchs. In zwei Figuren 
spricht wenigstens die gleichmässige Be- 
handlung des Haupt- und Bartwuchses dafär. 
Aber als ein sicheres Kennzeichen darf der 
Bart nicht gelten. Auch die bei der einen 
Figur dargestellte Beschneidung ist für die 
Rassenfrage belanglos, da wir über die in 
dieser Hinsicht im ältesten Ägypten herr- 
schende Sitte nicht unterrichtet sind. Stand 
es damals schon so wie in der späteren Zeit, 
so würde unsere Darstellung für unsere 
Frage wertlos sein. Übrigens halte ich es 
nicht für ausgeschlossen, dass die neben *) 



stehendeHieroglyphe') 



den bärtigen (Delta) Typus wiedergiebt. Dass in 
dieser Wiedergabe des menschlichen Kopfes 
zwei verschiedene Stilarten zum Ausdruck ge- 
langen — die Zeichnung des Kopfes inV orderan 
sieht ist ja ganz „unägyptisch^ — möchte ich 
beiläufig ei*wähnen. 

Wie wir uns das Verhältnis dieses im 
Delta ansässigen Zweiges der Semiten zu 
den Stammesgenossen im Osten vorzustellen 
haben, darüber fehlt jeder Anhaltspunkt 
Liegt hier eine vorübergehende Ansiedelung 
semitischer Nomaden vor, welche vielleicht 
das reiche Weideland angelockt hatte, wie 
wir das später noch recht häufig beobachten? 
Oder war überhaupt das Delta ursprünglich 
von Semiten besiedelt? Mit der Beant- 
wortung dieser BVage könnten auch die mehr 
und mehr zu Tage tretenden engen Be- 
ziehungen zwischen der ägyptischen und 
mesopotamischen Kultur eine neue Beleuch- 
tung erfahren. 

Und noch ein anderes! Die uns in den 
Bildern des alten Reiches so häufig begeg- 
nenden „Sumpfleute ** (s^tft*), in welchen 

') Derselbe Name anch in Abydoa auf einem von 
Amelineau gefundenen Alabaatergef&aa. 

•) L. D. U/b. 

*) Ea k&me darauf an, die älteaten Daratellnngen 
dieaer Hieroglyphe anf den Baaaentypua hin genau 
zn anteranchen. 

^) Erman: Igyten, p. 00, 688, 



287 [No. 8.1 



ORIBNTALISTISCHE LITTBBATUR-ZEITaNG. [Angart 1896.] 2S8 




man lllngst eine unägyptische, Rasse ver- 
malet hat, könnten sehr wohl Überreste der 
Urbevölkerang des Deltas sein. Schwer 
zugängliche Oebiete, Gebirgsgegenden oder 
ausgedehnte Sumpfniederongen haben ja oft 
den Resten einer vernichteten Rasse noch 
ein letztes, noch lange dauerndes Asyl 
geboten. 

Die „Vorderseite^ zeigt unter zwei, auch 
auf der andern Seite befindlichen Hathor- 
köpfen ^) den Triumphzug des Königs. Rechts 
liegen die Körper der vernichteten Feinde, 
welchen nach ihrer Gefangennahme und 
Fesselung die Köpfe vor die Füsse gelegt 
worden sind. Diese Richtstfttte nimmt der 
König in Augenschein. Vor ihm her gehen 
4 Männer, drei davon bärtig, welche heilige 
Tiere oder Symbole von Göttern tragen. Ob 
dabei an die unter ihrer besonderen Obhut 
stehenden Gaue gedacht werden darf, lässt 
sich nicht mit Sicherheit entscheiden'). Man 
dürfte dann auf den 
Schakalgau (Lykopoli- 
tes) und den „Gau der 
beiden Falken* (Kopti- _ 
tes) raten, welcher viel- ^ 
leicht aus zwei Falken- 
gauen zusammengewachsen und schon im alten 
Reiche nachweisbar ist ' ) Die beiden Horus 
finden sich bekanntlich auch auf dem von 
Steindorff (AegjTptiaca Festschrift ftir 
Ebers p. 123) besprochenen Stein von 
Qizefa, welcher das untere Stück einer 
der unsrigen ähnlichen Tafel darstellt Mir 
scheint es am nächsten zu liegen, in 
beiden Fällen in den dargestellten Tieren 
die Abzeichen der Gaue zu sehen, welche 
dem Könige Heeresfolge leisteten. 

Hinter dem Könige schreitet sein Sandalen- 
träger^), dessen Titel oder Namen die beiden 
Hieroglyphen enthalten, deren Lesung mir 
unklar oleibt. Bei dem ersten Zeichen 
möchte man an wn denken, aber was soll 
das heissen? Auch die über dem voraus- 
schreitenden Mann stehenden Hieroglyphen, 
welche 'itt „nehmen* bedeuten könnten <^), 
müssen den Namen oder Titel bedeuten. In 
letzterem Fall möchte ich an den t'wti (ftir 
die Lesung s. Recueil: XVI p. 196), den 

Die eigentümliche Form auch Mariette: 
Mast 466 als altertümliches Schmuckstück. 

*) Der Schakal findet sich auch auf dem Elfen- 
hetnt&felchen Mac Qregor sowie auf zwei sinaitischen 
BeUefs (L. D. n, 26. 39 f.) 

») Gizeh 55 hrl didjV 9reoV Wsr „der No- 
march des Koptifes ^Wsr". Ein einzelner Falkengau 
aus dem A. B. hei Dümichen: Resultate TafelXV 
DO. 17. 

*) et, L. D. n,4. 

*) Die Orthographie findet sich z.B. Mar. Mast 70. 



höchsten Reichsbeamten im A. R. und den 
späteren Epochen denken. 

Unten ist die Eroberung einer Stadt 
durch den Pharao unter dem Bilde eines 
die Stadtmauer einrennenden Stieres darge- 
stellt. Den Namen möchte ich m'dr^) lesen 
und darin dieselbe Stadtsehen, welche 
auch auf dem Stein von Gizeh als ^CTLsP^ 
auftritt. Damit könnten diese beiden lEIll 
Monumente > abgesehen von der 
stilistischen Verwandtschaft, auch in eine 
innere Beziehung zu einander treten. Sie 
würden sich beide > falls meine obige 
Hypothese sich bewahrheiten sollte, auf die 
Niederwerfung der Aufstände im Delta be- 
ziehen, nachdem dieses mit Oberägypten 
bereits vereinigt worden war. Somit wären 
die betreffenden Städte in Unterägypten zu 
suchen. Das Schiff mit dem die Harpune 
haltenden Sperber, welches sich mit den 
links davon befindlichen Hieroglyphen über den 
getöteten Feinden befindet, 
erinnert etwas an das bei- 
stehende Gauzeichen. *) 
Auch das würde gut zu der 
entwickelten Hypothese 
stimmen. Aber ich möchte 
noch einmal wiederholen, dass ich die 
obigen Ausführungen nur ab Vermutun- 
gen geben will, welche ich dem Urteil der 
Fachgenossen unterbreiten möchte. 




Die sttdbftbylonlsoheii Dynastteen. 

Hugo Winckler. 

Thureau-Dangin hat (vgl. die oben Sp. 
161/62 angefahrten Aufsätze) richtig fest- 
gestellt, dass die ersten Jahre der Datierungs- 
Uste bei Hilprecht No. 125 dem Dungi ge- 
hören, welcher sich als „Eöm'g von Ur, König 
der vier Weltgegenden'^ in seinen Inschriften 
bezeichnet, der also damit als Vorgänger des 
Bur-Sin, der die gleichen Titel führt, erwiesen 
ist. Er folgerte weiter, dass wir dann zwei 
Könige dieses Namens haben, deren erster 
der Sohn Ur-gurs wäre, welcher sich als 
„König von Ur, König von Sumer und Akkad'^ 
bezeichnet Ich habe ihm sofort nach 
Empfang seiner Arbeiten eingewandt, dass 
das unmöglich sei, da die beiden Inschriften, 
welche von Bauten Dungis am Nergaltempel 
in Kutha sprechen, und in deren beiden er 
die beiden Titulaturen führt, nur von einer 
Person herrühren können, und da andrerseits 



Vgl Steindorff: Aegyptica p. 129 
^ Nach Dflmichen Resultate XV: des tVU und 
Vin unterägyptiaclien Gaues. 



[No. 8.t 



OBIENTALISnSCHE LITTEBATUB-ZElTDKa. [Angiut 1898.] 240 



die rieiehseitigen Pftteüs von Li^ die 
IdenütSt beider Peraooen erweisen: ^1. die 
Angaben Th.-D'8 oben Sp. 172/73. Th.-D. 
selbst ist jetzt an seiner Ansicht im ge- 
worden und plädiert In seinem obigen Artikel 
filr ein non liquet. loh möchte hier nur 
korz angeben, wie sich die Dinge mir jetzt 
aaf Gnmd der neuen Thataaohe darstellen, 
und wie ich sie in einem (JeBchtohteabriss, 
der einen Teil der vom Bibllographisohen 
Institut in Leipsig Torbereiteten Welt- 
geschichte bildet, dargestellt habe. 

Durch die Identität Dnngis mit dem Vor- 
gänger Bnr-Sina ist der AneinanderschluBB 
der beiden bisher als Dynastie Ur. I und 
Ur. n unterschiedenen gegeben. Der Orund, 
warum man diese — seit 0. Smith — unter- 
schied und die Dynastie von Isin Ewischen 
beide schob, war der Umstand, dass ein 
Ghmgunu, der sich König von Ur (nur sol) 
nennt, als Sohn Ume-Dagans, Königs von 
Isin, bezeugt ist. Es lag daher auf der 
Hand, ihn als Stifter von Ur II anzusehen. 
Das wird jetzt natürlich hiaßlllig, und man 
hat nur eine Dynastie von Ur, deren Reihen- 
folge Ur-gur, Dungi, Bur-Sin etc. ist Oungunu 
ist beiseite zu stellen, und wir haben in 
ihm nichts anderes zu sehen, als einen Königs- 
sohn, der mit oder gegen den Willen seines 
Vaters in Ur ein Stadtkönigtum besass. 

Die Anordnung findet eine weitere Be- 
stätigung; denn der Name ßme-Dagans in 
der Isin - Dynastie verrät sofort „kana- 
anäischen" Einflass, was vollkommen zu der 
gleichzeiten Herrschaft der „kanaanftischen" 
ersten Dynastie von Babylon passt. 

Es fragt sieb nun, was Dungi veranlasst 
haben könnte, beide Titulaturen zu fUbren. 
Ich habe das von jeher so erklärt, dass er 
in Nordbabylocien den Titel „K. der vier 
Weltgegenden", im SUden „K. v. Sumer und 
Akkad" bevorzugte. Warum aber wichen 
seine Nachfolger davon ab, und bevorzugten 
lediglich die erstere Titulatur? Ich glaube, 
aiicD da^ können wir die QrOnde ahnen, 
da wir jetzt wissen, dass Naram-Sin, der Nord- 
babylonier, bei dem uns der Titel „K. der 
vier Weltgegenden" zuerst begegnet, im- 
mittelbar vor Urgor in Nippur gebaut hat. 
Das heisst doch soviel, düs beide Kämpfe 
mit einander gehabt haben müssen, und dass 
die nordbabylonische Herrschaft eines 
Naram-Sin durch den Stifter der „Dynastie 
von Ur" im Süden beseitigt wurde, worauf 
eine Unterwerfung des Nordens durch den 
Süden erfolgte, wie sie durch Dungis Bauten 
in Kutha und die Thatsache, dass er nun- 
mehr Naram-Sins Titel annimmt, erwiesen 



wird. Wenn nun aber mit Dongis Nach- 
folger Bur-Sin die von Dungi in Nord- 
babylonien geführte Titulatur auch tOr den 
Süden massgebend wird, so liegt die Ver- 
mutung nahe, dass die Vereinigung beider 
Landesteile durch Urgnr and Duugi einer 
aus Nordba'bytonien stünmenden Königsreihe 
zu gut« gekommen ist; denn von Bur-Sin 
an führen alle Glieder der Dynastie semitische 
Namen, im Gegensatz zu den sumerischen 
oder sumerisirten der beiden Vorgänger. 
Urgnr und Dungi — wenn sie überhaupt 
Südbabylonier waren — sind also die letzten 
Vertreter — oder die letzten Bekenner — 
der alten noch im Zeichen des Sumerer- 
tums stehenden Vorherrschaft des Südens. 

Wie Tbureau-Dangiu mit Recht bemerkt, 
werden wir genötigt sein, die Zeit Urgnrs 
und Durgis noch etwas mehr herabzusetzen, 
als bisher geschehen. Ich habe bereits in 
meinen „Untersuchungen", wo ich „den 
Vorwurf tendenziöser Herabdrfickung (S. 40) 
vermeiden" wollte, bei einem Ansätze von am 
2250 fOr Hamranrabi, ftir Urgur auf höob- 
Btens 2800 (S. 43) geschlossen. Das wird 
also noch herabzusetzen sein, BodasB wir 
mit 2600 für diesen und damit für Naram-Sin 
vollkommen genug gethan haben dürften. 

Was letzteren und sein Verhältnis zu den 
Königen von Lagaä anbetrifft, so verweise 
ich auf meine Ausführungen in den For- 
schungen S. 549/50 und 8. 376—80. Was 
es mit der Angabe Nabunids von den be- 
kannten 3200 Jahren auf sieb hat, habe ich 
bereits Unters. S. 46 vor 10 Jahren gesagt. 
Ich werde zu meinem Erstaunen durch oben 
Sp. 211 aufmerksam gemacht, dass es noch 
eiue Wissenschaft giebt, die trotz aller Be- 
weise an solchen Ansätzen festhält und den 
Humbug, welcher nun glücklich beim 7, und 
höheren Jahrtausenden angelangt ist, mit- 
macht Die „Wisaenschafl", die selbst dem 
Spotte des launigen Hethiterpoeten >) wider- 
steht, wird sieb freilich nicht überzeugen 
lassen, aber eins könnte man doch auch von 
ihr verlangen — daSB sie die Werke und 
Meinungen der Autoren kennt, über die 
sie urteilt. — 1 



') Dürfte Anapielaag ftof ein kleines Heftchen 
ear nicht so fibler Batjriacher Vene gein, das unter 
dem Titel „HitteilnDgen ana dem KOugsmnseom sn 
BsWlon" in Kominisuon bei Wolf Peiaer Terlag ar- 
hUtlicb ist. D/ft. 



841 (No. 8.] 



0RIENTALI8TI80HE LTTTERATÜR-ZEITÜNG. [Augoft 1886.J 942 



Bespreehungen« 

Das Targum Scheni, nach Handsohriften heraos- 
Mgeben und mit einer Einleitaiig yenehen yon 
Dr. Morits David. Berlin. Poppelaner 1896. Bespr. 
T. Ed. König. 

Wenn es bei einem alttestamentlichen 
Bache begreiflich ist, dass sein Inhalt viel 
reproduziert und interpretiert wurde, so ist 
dies beim Buche Esther der Fall. Auch hier 
aber trennt sich die an das A. T. sich an- 
schliessende Litteratur in einen palästinisch- 
babylonischen und einen hellenistischen EUiupt- 
ast. Ein Zweig des enteren ist auch aas 
„zweite Targum^ x. i. Dessen Text war 
neuerdings von L. Munk in „Targum scheni 
zum Buche Esther^' (Berlin 1876) heraus- 
gegeben worden, und P. Cassel hat darnach 
dieses Targum übersetzt im Anhang zu y,das 
Buch Esther'' (1878), S. 241 ff. Jene Text- 
ausgabe war anerkanntermassen ungenügend, 
und M. David hat Ursache, die Arbeit seines 
Vorgängers so . gering zu achten, dass er 
(S. VIII) nur ihren Autor, aber nicht deren 
Titel und Jahreszahl erwähnt. Um so mehr 
muss man ihm danken, dass er mit selbst- 
verleugnendemFleiss einegenaue Vergleichung 
von drei Manuskripten des in Rede stehenden 
Targum unternommen und die Varianten, ab- 
gesehen von den meisten Fällen der ortho- 
graphischen Verschiedenheit, verzeichnet hat. 
Einen äusserlichen Mangel, der leicht hätte 
vermieden werden können, besitzt das vor- 
liegende Buch darin, dass über den Kolumnen 
nicht einmal die Kapitel des Estherbuches 
bemerkt sind, auf welche sich die Bemer- 
kungen des Targum beziehen. Jch erwähne 
dies, weil genaue Kolumnen -Überschriften 
eine schätzenswerte Beigabe eines Buches 
sind, und sie doch in der neueren Zeit oft- 
mals von den Autoren vernachlässigt werden. 

Auf die spezielle dialektische Nuance des 
Aramäischen, die in dem Targum scheni 
angewendet ist, ist der Herausgeber in seinen 
Proiegomenen nicht zu sprechen gekommen. 
Dalman, Grammatik des jüdisch-palästinischen 
Aramäisch (1894), S. 27 sagt: „Das zweite 
Esihertargum, das man eeneigt sein könnte, 
als palästinische Parallele des ersten auf- 
zufassen, verrät ostaramäischen Einfluss u. A. 
durch gelegentliche Imperfekte mit prä- 
figiertem Nun''. Die von ihm citierten Be- 
lege stehen in der neuen Ausgabe auf S. 22 
(hier in 3,6 und nicht „3,4"), 33. 42. 43. 
46, z. B. prnj „vident**. Es wäre dankens- 
wert, wenn jemand sich fiUide, der diese 
Frage weiter verfolgen wollte. 

In inhaltlicher Hinsicht ist das in Rede 
stehende Targum mehr ein Midrasch, als 



eine Übersetzung. Es enthält aber nicht den 
^DTiD hfff ^o^hny oder vielmehr >D"nD1 Nob^n, 
den Merx in seiner Chrestomathia tar;gnmica 
(1888), 154—164 nach genauer Handschriften- 
vergleichung herausgegeben hat. Zunz, die 
gottesdienstUchen Vorträge der Juden, S. 121 
meinte, dass dieser Zusatz zur Esiherge- 
schichte, wenn auch in anderer Gestalt, auch 
im Targum scheni vorkomme. Aber Bertheau- 
Ryssel im kurzgefassten exegetischen Hand- 
buch zu Esther (1887), 366 sagen mit Recht, 
dass sie im Targum scheni nichts findeui 
was man mit dem Traum des Mordekhai 
zusammenstellen könnte. In der That ist 
im Targum scheni zu 2, 21 —23 (ed. Davidi 
p. 21) nichts von einem Traum des Mor- 
dekhai erwähnt, und ebenso wenig steht am 
Ende des Targum scheni ein Abschnitt, der 
dem Schlussmeil der hellenistischen Er- 
weiterungen des Estherbuches, nändich der 
Deutung des Mordekhai-Traumes, irgendwie 
gliche, vgl z. B. bei Fritzsche, libri apocivphi 
Veteris testamenti, p. 71. Rostock. 



Bidenachenk, Inspectenr d'Acaddmie k Gran, hmd| 
Oohen-Solal, ProfeBseor d'arabe an Lycäe d'öran, 
Mots osaels de la langae arabe acoompagnäs d'exer- 
cioes. Alffer, typogr. Adolphe Joardan 1897. 8* 
3 Bl., 296 8. Besprochen yon Q-. Eampffineyer. 

Das wichtige Buch ist — um zuerst von 
seiner äusseren Einrichtung zu reden — ein 
umfangreiches, nach sachlichen Gruppen ge- 
ordnetes Vokabular, dem, als Mittel zur wei- 
teren Erklärung und Einübung des Wort- 
schatzes, arabische „Versions^ und französi- 
sche „Thömes^, je von Anmerkungen be- 
gleitet, beigegeben sind. Innerhalb der je- 
weiligen sachlichen Ghruppen zerfallen die 
Vokabeln noch in 3 Unterabteilungen: Ver- 
ben (öfter mit Angabe des Impeif.), Sub- 
stantive (öfter mit Angabe des Plunus) und 
Adjektive. Das Arabische ist in arabischen 
Lettern mit nur vereinzelten Vokalen gege- 
ben; zu beachten ist dabei die regelmässige 
Unterscheidung, dass ein am Wortende ste- 
hendes (5 mit 2 Punkten den Vocal i, ohne 
solche den Vocal a voraussetzt Eine Trans- 
scription ist nicht dabei Ein Teil der Über- 
setzungs-Stücke besteht aus einzelnen Sätzen, 
deren Inhalt bisweilen auch sachlich von In- 
teresse ist; zum andern Teil aber sind höchst 
bemerkenswerte, zusammenhängende Stücke 
gegeben. Ausser einer Anzahl volkstümlicher 
arabischer Erzählungen und einem kurzen 
arabischen Gedichte (S. 176) sind zu beach- 
ten eine grössere Anzahl arabischer Stücke, 
in welchen interessante sachliche Mitteilun- 
gen über Leben, Sitten und Gewohnheiten 



248 (No. 8.] 



OKIENTALISTISOHE LITTERATÜR-ZEITÜNa. [AogoBt 1898.] 244 



der innerhalb des GtesichtskreiseB der Ver- 
fasser lebenden Araber gemacht werden. So 
finden sich die Stücke: Bereitung der Tinte 
der Eingeborenen; Schulunterricht bei den 
Eingeborenen; Beschreibung der Einrichtung 
eines Gurbi, eines Zeltes, eines Duär; die 
Verrichtungen der Frauen bei den Beduinen; 
Beschneidung; Tätowierung; Bereitung des 
Euskus; die Kleidung bei den Beduinen und 
bei den Städtern; über Ausdrücke für Ver- 
wandtschaftsgrade, Gebräuche bei Todes- 
fällen, verschiedene Arten von Spielen, 
u. s* w. u. s. w. — Man sieht, dass die 
Materialien des Buches, die durchweg aus 
Kreisen echten arabischen Volkstumes ge- 
schöpft sind, z. T. sogar in Beduinenkreise 
hineinreichen. 

Die Sprache ist — da es sich um den 
Magreb handelt, darf ich sagen: selbstver- 
ständlich — sowohl im Vokabular wie in den 
Übungen Volkssprache. Aus welchen be- 
sonderen Kreisen die sprachlichen Materia- 
lien, ganz oder teilweise, geschöpft sind, ist 
weder in der kurzen Vorbemerkung noch 
sonst im Innern des Buches ausgesprochen. 
Auf meine Anfrage teilte mir Herr Cohen- 
Solal mit, dass das Sprachgut zum grossen 
Teile dem Departement Oran entstammt, zu 
einem andern Teile dem Däp. Algier und 
endlich zu einem kleinen Teile dem Däp. 
Constantine. Übrigens sind, wie ich hinzu- 
fügen darf, nur die französischen „Th&mes^ 
das Werk des Herrn Eidenschenk; der gan- 
ze arabische Teil des Buches: die Listen 
der Wörter, die arabischen Texte imd sämt- 
liche Anmerkungen sind das Werk des Herrn 
Cohen-Solal. Dieser ist mit dem algerischen 
Arabischen von Kindesbeinen auf vertraut 
gewesen. Wie er mir gütigst mitteilte, ist 
er im Jahre 1861 in Boii^arik (Dep. Algier) 
von eingeborenen jüdischen Eltern geboren. 
Er absolvierte die Ecole normale primaire 
in Algier und war dann 1880 Lehrer in 
Blida, wonach er an der Ecole supärieure 
des Lettres in Algier den Unterricht R. Bas- 
sets genoss. Seit dem J. 1886 im Besitz 
des Diploms für das Arabische, war er erst 
Lehrer am College in Blida und kam dann 
an das Lyceum in Oran, wo er zu bleiben 
gedenkt. 

Sind die arabischen Texte des Buches 
auch sonst so für die Phonetik, die Syntax und 
die Phraseologie der algerischen Volkssprache, 
von Interesse, so liegt der Hauptwert des 
ganzen Buches — und er ist bedeutend — 
in der grossen Fülle neuen und höchst in- 
teressanten lexigraphischen Materials. Ob- 
wohl sich der Verf. in den Listen oft Be- 



schränkungen auferlegen musste, hat er doch 
ungefähr 150 Wörter gezl^t, die in den 
bisherigen Wörterbüchern fehlen, und deren 
Sinn er zuerst bestimmte. Zu beachten ist 
dabei, dass ein Teil des Materials in den 
arabischen Texten und in den Anmerkungen 
allein steckt; in den Wortlisten kommen 
diese Ausdrücke nicht vor. Regelmässig 
werden arabische Ausdrücke, deren Erklä- 
rung wünschenswert erscheint, die aber in 
den Wortlisten fehlen, in den Anmerkun- 

fen erläutert; manchmal fehlt freilich diese 
Irläuterung, wo man sie wünschen könnte. 
Andrerseits kommt in den arab. Texten auch 
manches nicht allzu bekannte Material vor, 
das nicht in den Wortlisten des bez. Kapitels, 
sondern in solchen irgend anderer, auch 
späterer Kapitel erklärt ist. In den An- 
merkungen finden sich dann öfter Hinwei- 
sungen auf jene anderen Kapitel, doch auch 
mXirmner' Diese HinweisW» und jene 
Erläuterungen zu vervollständigen würde sich 
für eine zweite Aufl. wohl empfehlen, auch 
würde ein alphabetisches Verzeichnis wenig- 
stens der in den Anmerkungen erläuterten 
Ausdrücke recht gute Dienste leisten. 

Im ganzen ist das Buch korrekt gedrickt 
Die Liste der Errata S. 294 könnte aller- 
dings vervollständigt werden. Da aber das 
Buch schon jetzt in mehreren Lehranstalten 
Algeriens eingeführt ist, auch in Tunis An- 
klang findet, so wird der Gebrauch bald alle 
Inkon*ektheiten sowohl des Druckes wie auch 
etwa anderer Art aufweisen, und diese wer- 
den aus einer zweiten Aufl. mit Leichtig- 
keit zu eliminieren sein; sie stören übrigens 
auch in dieser Aufl. nicht erheblich. 

Der Linguist würde sich ia mehr Vocale 
wünschen. Doch das Buch ist für die Pra- 
xis algerischer Schulen geschrieben, und ich 
darf deswegen mit den Verfassern nicht rechten. 
Vielleicht könnten diese indes in einer zweiten 
Aufl. hierin wenigstens noch einige Zu- 
geständnisse machen. 

Aber auch so, wie es jetzt ist, ist das 
Buch zweifellos eines der wichtigsten Bücher 
der umfangreichen Litteratur über das Alge- 
rische. Wie in wissenschaftlicher Hinsicht, 
so ist es auch praktisch vorzüglich brauch- 
bar; es führt mitten hinein in das arabische 
Leben, in die Einrichtungen und in die Na- 
tur Nordafrikas insbes. Algeriens; die 47 
Kapitel umfassen ein ebenso reichhaltifi^es 
wie brauchbares Material. Das Buch hat 
für Algerien ungefähr den Wert, welchen 
der treffliche Drogman arabe des J. Harfouch 
für Syrien hat. 

Mit Recht ist schon der Besorgnis Aus- 



245 [No. 8.] 



ORIENTALISTISCHE LITTER ATUR-ZETI^ÜNG. [August 1898.] 246 



dinick gegeben, dass das Buch infolge des 
wenig anspruchsvollen Titels übersehen wer- 
den könne. Es sind ja leider auch andere 
recht gute Bücher der Litteratur des Alge- 
rischen übersehen worden. Das vorzügliche 
Wörterbuch vonBeaussier ist selbst einem Dozy 
lange Zeit unbekannt geblieben (s. die Ein- 
leitung zu seinem SuppL, S. XII.), und das 
Schicksal dieses Buches steht nicht allein da. 
Beaussier ist zu Ehren gekommen; jene ande- 
ren Bücher sind z. T. auch heute noch, we- 
nigstens bei uns in Deutschland, unbekannt, 
ich weiss nicht, ob das eine oder andere 
derselben sich in der Hand eines oder zweier 
Gelehrten befindet; jedenfalls fehlen die Bü- 
cher in unsern Bibliotheken, und in unserer 
Litteratur ist ihrer bisher nicht Erwähnung 
gethan. Ich hoffe, von der gesamten Litte- 
ratur des Algerischen, soweit sie für mich na- 
mentlich durch eingehende Studien an den Bibli- 
otheken Deutschlands, Frankreichs und Eng- 
lands erreichbar gewesen ist, in der von 
mir vorbereiteten Kritischen Bibliographie der 
arabischen Dialekte berichten zu dürfen ; in- 
zwischen freue ich mich, dass es mir ver- 
?önnt war, auf das Buch Eidenschenks und 
lohen-Solals an dieser Stelle aufmerksam zu- 
machen. Je mehr übrigens oft schon die ori- 
ginalen Titel, insbesondere die knappe Fas- 
sung der Titel in der Orientalischen Biblio- 
graphie über das Wesen vieler Bücher im 
Unklaren lassen, um so wichtiger muss der 
Einblick u. a. in ausführlichere Kataloge 
von solchen Verlags-Firmen, die fiir die Orien- 
talistik hervorragend in Betracht kommen, er- 
scheinen. Allen die sich irgendwie für die 
Dinge Nordafrikas, insbes. Algeriens, sei es 
in linguistischer, geographischer, ethnographi- 
scher oder andrer Beziehung interessieren, 
sei ein mir vorliegender höchst reichhaltiger 
Katalog des wichtigen Hauses AdolpheJour- 
dan (Ancienne Maison Bastide) in Algier, 
aus dessen Verlage das soeben angezeigte 
Buch stammt, empfohlen. Der Umschlag- 
Tit. lautet: Publications de la librairie Adol- 
phe Jourdan . . . Alger, typographie et litho- 
graphie A. Jourdan . . . 1896. Der Kata- 
log umfasst 152 S. (in 8^); meinem Exem- 
plar sind ausserdem noch eine Anzahl loser 
Beilagen beigefügt. 

Ich darf mit der Mitteilung schliessen, 
dass Herr Cohen-Solal beabsichtigt, eine Liste 
von Wörtern, die in keinem Wörterbuch 
vorkommen und in der Provinz Oran im 
Gebrauch sind, an das „Bulletin de la So- 
ciiti Asiatique** zu senden. Möge er recht 
bald dazu kommen, sein Vorhaben auszu- 
führen. Gerade die Feststellung derartigen 



besonderen Sprachguts ist für die Linguistik 
von grösster Wichtigkeit. Bei dieser Mit- 
teilung wird freilich, wenn nicht auch eine 
Transscription, so doch wenigstens eine mög- 
lichst vollständige Vocalisation des Arabi- 
schen recht sehr wünschenswert sein. Möge 
dann der Herr Verf von dieser nützlichen 
Arbeit jedenfalls auch Sonderabzüge machen 
und in den Handel kommen lassen. Möge 
er sich endlich auch fernerhin durch 
verdienstliche Arbeiten über das Algerische 
die Arabisten zu Dank verpflichten. 
Steglitz. 



W. M. Flinders Petrie, Siz temples at Thebes 
1896 (with a chapter by W. Spiegelberg), 1897, 
33 S., 26 Tf. London (Quaritch). Bespr. v. W. Max 
Müller. 

Die in den meisten Fällen bis auf die 
Grundmauern zerstörten Tempel, welche Petrie 
bioslegte, sind: die von Daressy schon ent- 
deckte Kapelle des „Uazmes". Ein Tempel 
des Amenhotep II, den dessen Enkel A. UI 
renovierte, um darin den Kult seiner Tochter 
Sit-amon einzurichten(!j. Eine Topfaufschrift 
vom J. 26 scheint die Chronologie (im Sinn 
Manethos, Petrie) zu ändern, wenn von A. II 
herrührend. Der Tempel Dhutmose's IV bot 
folgende Inschrift: (pl. l,7j „Besiedelung (soH 
der Stadt des Dh. IV mit den Palästin(äern ? 
Ha-ru?), gefangen von S. M. in der Stadt 
Ka-sa-fira]", d. h. lU,^) eine andere Stele, 
berichtet die Ansiedlung gefangener Athiopen 
um denselben Tempel. Eine Stele zeigt die 
Verehrung der (Kanaanäergöttin) 'Asit, für 
welche ich auf meine Zusammenstellimg 
Asien verweise. Seltsam, dass im Hof ein 
Massengrab für Arme lag; können das die 
Bauarbeiter (Petrie, der nach den wechselnden 
Schädelformen fremde Gefangene vermutet) 
gewesen sein? Eventuell von einem älteren 
Tempelbau in der Nähe; die Könige suchten 
sich doch sonst auch „reine Plätze, wo noch 
niemand begraben war^! Ein Tempel des 
Memeptah war aus Material des nahen 
Tempels Amenhotep III erbaut. Darin die 
grosse Stele A. IH gefunden, auf deren Rück- 
seite M. die berühmte Israelinschrift ein- 
meisselte. Beide von Spiegelberg schon 
früher publicierte Texte werden hier 
nochmals behandelt. Eine prächtige Stele 
die den Sieg A. III über Naharina 
(NB.!) und Kosch zeigt (pl. 10),«) fand 

*) So! Die Höhe des sa beweist, dass ein 
schmales Längszeichen darunter stand. 

*) Ich glaube, nach der Photographie einfach 
lesen zu müssen: „erscheinend auf („in truth'' Spiegel- 
berg) dem Gespann", so dass die Bemerkung über das 




247 [No. 8.] 



OBIBNTALISTISCHB LITTE BATUR-ZEITUNa. [Augast 1898.] 848 



Petrie beim Graben um den Tempel 
A. UI, dessen eigentlichen Platz die Ver- 
waltung der Altertümer leider für sich 
reservierte. Ein Tempel der „Tausert** (lies 
Tewsrdl) scheint diese als Regentin nach 
Sety II und vor Sipta^ zu zeigen, der durch 
den Schatzmeister (nicht seal bearerl) Bay 
(pl. 17j zum König erhoben, sie geheiratet 
zu haben scheint. Auch ein Tempel des 
Sipta^ (mit den Jahreszahlen 3 und 4) daneben. 
— Neben diesen wichtigsten historischen Er- 
gebnissen noch reiches Material, Inschriften 
aus angebauten Privatkapellen, Scherbenauf- 
schriften/) Skulpturen, die üblichen Grund- 
festendepositen u. s. w. Die Veröffentlichung 
ist, wie immer bei Petrie, schlicht, zuverlässig, 

f)rompt und erschöpfend;^) die oft nicht 
eichten Übersetzungen machen Spiegelberg 
alle Ehre. 
Nürnberg. 



W. M. Flinders Petrie, Deshasheh, (with a chapter 
by F. LI. Griffith) Fifteenth Memoir of the Egypt 
Exploration Fund (für 1897), London 1898, 62 S., 
38 Tf. (und Textbilder), 26 Sh., bespr. v. W. Max 
MOUer. 

Die schon nach dem Archeol. Report 
kurz berichteten Ausgrabungen Petrie's in 
Deshasheh, 80 engl. Meilen südl. v. Kairo, 
in einer Nekropole vom Ende des alten R. 
wiederbenützt im 2. Jhrh. n. Chr. (teilweise 
in Dyn. 18). Das mit gewohnter Gründlich- 
keit durchgeführte Kopieren der Wandbilder 
war Petries* Hauptaufgabe. Unglücklicher- 
weise sind die Skulpturen alle jammervoll 
beschädigt. Am beklagenswertesten ist das 
in der wichtigsten Darstellung, Tf. 4, dem 
wunderbar lebendig'' dargestellten Kampf 
zwischen Aegyptern und Asiaten. Wer 
hätte es für möglich gehalten, dass aus so 
alter Zeit so etwas Merkwürdiges je ans 
Licht kommen würde! Nach den Trachten 
ist kein Zweifel möglich, dass sesshafte Pa- 
lästinäer gemeint sind (nicht nur Beduinen, 
wie Petrie meint). Die Stadt mit hohen 
Mauern (welche die Aegypter mit Leitern 



Pferd = nfr wegfallen würde. [Nach MitteUung 
Spiegelbergs kann derselbe zudem im Orig^al jene 
Lesmig nicht verbürgen.] 

*) Den Topf, auf dem aussen ein Sandalenpaar 
und ein Rasiermesser gezeichnet sind, darf man 
gewiss so yerstehen, dass jemand darin diese Wert- 

Segenst&nde als Pfand etwa bei den Priestern 
eponiert hatte. 

*) Ob diejenigen, welche mehr Verständnis f£lr 
Architektonik besitcen als ich, nicht Maaszahlen auf 
d^n Plänen selbst, welche Petrie durchgängig ver- 
meidet, wünschen würden? 



und durch Durchgraben nehmen mü88en*)i 
in der ein König auf einem stattlichen Thron 
sich jammernd am Stiruhaar rauft, aus der 
Sklaven aber kein Vieh weggeftlhrt werden, 
die lag gewiss nicht auf der Sinaihalbinsel, 
auch wenn diese damals noch waldreicher 
und nicht so ganz die „heulende Wüste^ der 
Bibel gewesen sein sollte. Man sieht aLso, 
dass ich Asien, S. 33 Recht hatte, den Krieg 
des „Pepi^ I nach Palästina zu verlegen. 
Warum soll auch nicht das grosse und 
volksreiche Aegypten schon vor Menes 
manchmal Beutezüge nach Palästina ge- 
schickt haben? Die fragmentierte Inschrift 
lässt unglücklicherweise nur erkennen: „die 
feindliche Stadt X (und?) Ndä (fNda'd, 
Ndayä? vor n könnte ein N stehen, n könnte 
aber auch Qenetivzeichen sein) (und?) *n** 
(?? ein *Ain?). Wer kann das erklären? 
Leider ist das genaue Datum aller dieser 
Gräber sehr schwer zu geben, obwohl das 
2. Grab klar den ersten König Tty (pl. 18) 
der 6. Dyn. bietet. Petrie's Datierung jenes 
wichtigsten Grabes des Anta {Änty „Thal- 
mami^ ?) nach den Namensformen als in die 
Mitte der 5. Dynastie gehörig, ist etwas un- 
sicher. Doch änderte es die Wichtigkeit 
der Darstellung keineswegs, wenn sie zu 
jenem Krieg des Ppy I gehörte. Sonst 
kommt neben vielem Konventionellen ein 
interessantes Bild tanzender Frauen vor, die 
wohl eine bestimmte religiöse Zeremonie mit 
den geschnitzten Stöckchen aufführen (vgl. 
Griffith, S. 47) (pl. 12), Schmiede und Gold- 
schmiede (Zwerge bei diesen, wie bei dem 
von de Morgan abgebildeten Grab?) Schöne 
Statuen S. 12. — Gleichzeitig mit der später 
regelmässigen Begräbnisart kommt noch der 
ältere Gebrauch vor, die Leichen zusammen- 
zubündeln oder zu zerschneiden ^) (die Teile 
bisweilen eingewickelt.) Die zerschnittene 
Leiche der Priesterin Mery (S. 20, vgl. pL 
28) hat auf dem (merkwürdig bemalten) Sarg 
eine Erwähnung des Grabtempels der Pyra- 
mide des Ppy I, könnte also noch später sein als 
Dyn. 6. Die Erklärung dieser Seltsamkeit 
ist noch zu liefern. Die Schädelmessungen 
S. 26 ff. sollen ergeben, dass der ägyptische 
Typus der 5. Dyn. wie der Römerzeit fest 
blieb, der der „new race" von Tu^ weiche 
aber ab. Unter den kleinen Gegenständen 
sind alte Amulette beachtenswert, die meist 



^) Sonst: asiatische Hilfstruppen kann ich nicht 
erkennen; die eine Frau ersticht den Krieger nicht, 
sondern zieht ihm einen Pfeil aus. Reihe 2 zeigt 
Stäbe noch von zwei alten Männern. 

*) Von dem EndokannibaliBmus ist Petrie stiU» 
schweigend zurückgekommen. 



848 (No. 8.1 



OaiENTALISTISCHE LITTEBATUE.ZEITÜNG, [August 1898.] 260 



nnz den späteren bleichen (S. 17, pL 26.)^) 
Die Uebersetsnng der Insonriflen rtthrt von 
dem trefflichen Ghriffith her.^) Der vor- 
liegende Band zeigt wieder so recht , was 
f&r Ueberraschnngen wir noch immer bei 
Ausgrabungen erwarten dürfen. 
Nürnberg. 

AuiT« Voffel Der Fund ron Tell-Amarna und die 
Bibel (YerOffentL des Bibelbnndee Nr. 4.) Braun- 
■ohweig u. Leit»., Verlag v. Hellmuth Wollermann 
1898. 61 8. kl. 8^ Besprochen yon Carl Niebuhr. 

Was B. Neteler glorreich auf dem einen 
Ufer begonnen, setzt A. Vogel auf dem an- 
dern fort; denn der dem Ref. bisher leider 
unbekannt gewesene Bibelbund verpflichtet 
seine Mitglieder, in den kanonischen Schriften 
das durchaus und in allem Einzelnen 
wahre und von jedem Irrthum freie Wort 
zu sehen. Um Prinzipien soll der Mensch 
nicht streiten, deshalb sei rasch zu der vor- 
liegenden Arbeit selbst übergegangen. V. be- 
weist darin, dass Amenophis in im rothen 
Meere ertrank (S. 11) und Chuenaten vor 
Schreck Monotheist wurde — allsobald können 
die Thontafeln aus Palästina Aktenbelege 
zum Buche Josua bilden. Wie macht man 
das? Etwa so: „Der Fürst von Jerusalem 
heisst . . . nach Winkler Abd-chiba, nach 
Sayce Abd-toba, nach Conder Adonizedek. 
Wir haben hier ein deutliches Beispiel, wie 
die Lesung mancher Eigennamen in der 
Silbenschrift der Babylonier und Assyrer 
noch nicht auf volle Sicherheit Anspruch 
machen kann" — ein wohlgewählt' Exempel! 
„Wäre Gonders Lesart richtig, so hätten wir 
eine überraschende Uebereinstimmung mit 
dem B. Josua (10, 1); allein Conder liest 
auch in Brief 203 den Namen des Fürsten 
von Chasor als Jebaenu (Jabin) . • . während 
der Briefschreiber nach Winckler Abd-tirsi 
heisst Wir halten vorläufig die Lesart des 
deutschen Forschers für richtig" — an's Vater- 
land, an's teure, schliess Dich an — „und 
nehmen an, dass Abd-chiba der Sohn und 



^) Die späten Vasen PL 33 zeigen wohl fremden Stil 
(Petrie), sind aber wohl nicht importiert sondern 
billiffe ftg3rptische Nachahmungen, wie so viele der 
„mykenischen*' u. s. w. Vasen aas Ägypten. Be- 
achte 8. 1: die bemalten GipskOpfe von Särgen 
kommen von Kirchhöfen nördlich von Minieh. 

') PL 7 würde ich in der interessanten Segens- 
nnd Flachformel lesen: Zu „6Jedermann (?) der ein- 
tritt in dieses and darin zu Gott betet, ihm werde 
&ethan gleicherweise (d. h. man wird fOr ihn 
9ten, lies r wj/ -j- f) mit seinem Grabgat Aber 
jeder Mensch and jedermann, die Übelthun an diesem 
und Sünde an diesem begehen und die Schrift daran 
entfernen (? etwa „überschmieren" syn?) Gericht 
wird sein über sie deshalb durch den grossen 
Gott etc." 



Nachfolger des bei der Höhle von Makkeda 
. . . getöteten Adonisedek ist.^ Wollte V. 
ganz unparteiisch bleiben, dann konnte er 
bei so bewandten Dingen frei aussprechen, 
dass Conder den Vater, Winckler den Sohn 
und Sayce vermutlich den Onkel entdeckte. 
Sanitu: MÜucha 74,20 = t6ü 1. Chr. 6,29, 
Pauru = Peor, Zilu = Schiloh, Tischub = 
Jaschub „vgl. auch den Beinamen des Elias 
^2\t^r\^. £s steht aber noch viel mehr in 
dem werthvoUen Büchlein V/s, das Ref. um 
keinen Preis wieder von seiner Seite lassen 
möchte. Nur Conders Uebersetzung 
geht ihm voran. 
Berlin. 



Oarl Brockelxnann. Geschichte der Arabischen 
Litteratur. I. Band. 1. H&lfte. Weimar, Felber, 
1897. 8^ 240 S. Bespr. v. Martin Hartmann. 

Fingerarbeit ohne Geist — Geistreichig- 
keit ohne Können — höchste Leistung 
durch Zusammentre£Fen von Wissen, Scharf- 
sinn, Phantasie und Fleiss — das sind so 
ungefähr die Hauptstufen gelehrten Schaffens. 
Warum zeitweilig in der einen Wissenschaft 
diese, in der andern jene überwiest? Die 
Kraft ist immer da in gleicher Stärke nach 
ewigem Gesetz, ewiges Gesetz ist es aber 
auch, dass sie wandert. 

Man hat ein höhnend Geheul angestimmt, 
die arabische Philologie sei die zurückge- 
bliebenste aUer Philologieen. Ist das wahr, 
dann kann die Ursache doch nur sein, dass 
die Kräfte, die hier fehlten, anderswo thätig 
waren und dort die Fortschritte bewirkten, 
die hier vermisst werden. 

Ist es wirklich so? Der Schein spricht 
dafür. Noch giebt es keine Geschichte der 
arabischen Kultur, keine der arabischen 
Litteratur. Nur die politische Geschichte 
des Arabertums liegt in August Müllers 
grossem Werk vor. Gemach I Wie wurde 
kürzlich in dem Referat über eine 
,6riechische Litteraturgeschichte' gesagt?^) 
jEine gr. L.-G. , die diesen Namen wirklich 
verdiente, die den Rahmen eines blossen 
Handbuchs durchbräche, zu schreiben, ist 
augenblicklich noch nicht möglich'. Da wird 
es wohl nicht zu schlimm sein, wenn heut 
auch eine wirkliche Geschichte der arabischen 
Litteratur zu schreiben noch nicht für möglich 
erklärt wird. 

Brockelmann kennt die Angabe der 
,Litteraturwissenschaft im höheren Sinne' 
(S. 2). Er giebt zu, dass sich das Oesamt- 



») Deatsche Litt.-Z. No. 20 vom 21. 6. 98. 
Sp 793. 



261 [No. 8.) 



ORIENTALISTISCHE LITTEBATÜE-ZEITUNG. [August 1898.] 2ß2 



gebiet der arabischea Litteratur beut nicht 
in einer Weise behandeln lässt, die dieser 
Aufgabestellung gerecht würde. Aber sein 
Schluss ist falsch: man müsse darum ,sein 
Ziel niedriger stecken und sich begnügen, 
das äussere Leben der Litteratur zu 
schildern' (S. 2 f.). Nein, das Ziel ist eines, 
von dem lässt sich nichts abhandeln, das 
lässt sich nicht hoch und niedrig stecken, 
wohl aber lässt sich sagen — und das 
meinte wohl B. — : Kommt heut ein Ver- 
leger und bittet um eine yG-eschichte der 
arabischen Jjitteratur', dann kann man ihm 
nur ein »Handbuch', einen ,Grundriss' liefern, 
ein Schulbuch. Das ist B.'s Buch. Es ist 
eine Zusammenstellung von bibliographischem 
Material mit kurzem verbindenden Text, die 
höchst brauchbar und nützlich ist und eine 
seit langem schwer empfundene Lücke füllt. 
Wer auoli an der Wahl des irreführenden 
Titels schuld sein mag, sicher schadet die 
Wahl dem Buche. Ich habe von den ver- 
schiedensten Seiten ganz spontan eine 
scharfe Verurteilung des Buches hören 
müssen, weil ea sich als etwas gebe, wovon 
es weit entfernt sei. Ich habe den Verf. 
immer in Schutz genommen. In diesen 
Dingen spielen Fragen mit, die sich der Er- 
örterung entziehen. Wer wagt hier, einen 
Stein zu werfen? Am wenigsten sind die 
Satten berechtigt, die von der Sorge um das 
tägliche Brod nie eine Ahnung gehabt haben. 

Schwerer wiegt ein anderer Einwand. 
B. erklärt, für den Historiker einer abge- 
schlossen vor uns liegenden Litteratur sei 
die Ausschliessung der Werke der streng 
wissenschaftlichen Prosa nicht zulässig, und 
so seien alle Seiten des arabischen Geistes- 
lebens zur Darstellung zu bringen Wie 
machte es vor nun 25 Jahren Loth? Er las 
ein Kolleg „Arabische Litteraturgeschichte", 
ein anderes „Übersicht der muhammedanischen 
Litteratur". Die Hefte zu diesen Vor- 
lesungen, 202 Blatt und 257 -h 193 Seiten, 
liegen in der Bibliothek der Deutschen 
Morgenländischen Gesellschaft und können 
von jedem Fachgenossen eingesehen werden 
(s. Otto Loth. Ein Gedenkblatt für seine 
Freunde S. 20). Brockelmann hätte ohne 
Bedenken die verständige Teilung des scharf- 
sichtigen und feinsinnigen Arabisten und 
Historikers annehmen können. Er hat 
anders gewollt. Sein Buch ist zum grösseren 
Teile eine Übersicht . der Litteratur der 
islamischen Wissenschaften. Die Nützlich- 
keit wuchs dadurch in die Breite. In der 
Tiefe verlor seine Arbeit. Beschränkte sich 
B. auf die Litteratur im engeren Sinne, so 



konnte erheblich mehr geleistet werden. 
Der Vorwurf kann ihm nicht erspart werden, 
dass er hier nicht tief genug eingestochen, 
dass er es sich mit der Beschränkung auf 
Epitomierung einiger grundlegenden Arbeiten 
und Verzettelung der Handschriften und 
Drucke doch gar zu leicht gemacht hat. 
Nicht sollen hier kleinliche Mäkeleien eine 
Stelle finden^}, aber an einigen wichtigen 
Mängeln und Irrtümern darf nicht 
schweigend vorbeigegangen werden. 

In Buch 1: ,Die arabische National- 
litteratur' hat es B. fast nur mit der Poesie 
zu thun. Ihr sind die 67 Seiten dieses 
Stückes gewidmet, ausgenommen die Ab- 
schnitte: ,Die Anfänge der arabischen Prosa' 
(S. 31 f.), ,Muhammed der Prophet' und ,der 
Qor'än^ (S. 32—36) und ,die Prosalitteratur 
im Zeitalter der Umaijaden' (S. 64 — 67). 
Schlechter kommt die Poesie in Buch 2 
Abschnitt 1: ,Die klassische Periode [der 
islamischen Litteratur in arabischer Sprache] 
von ca. 750 bis ca. 1000' fort. Da sind ihr 
nur S. 72—92 gewidmet. Der Aufzählung 
der Dichter ist eine Charakteristik dieser 
± 250 jährigen Periode der Poesie von ganzen' 
20 ZeUen (S. 72 f) vorausgeschickt, die an- 
geblich die Quintessenz aus dem Abschnitt 
,Alte und neue Poesie im Urteile der 
arabischen Kritiker' in Goldzihers Ab^ 
handlungen 1, 122—174 ist. Dieser all- 
gemeine Teil ist flach und schief. Wesent- 
liches ist nicht erwähnt, das Gesagte steht 
zum Teil mit den Ausführungen B.'s selbst 
an andrer Stelle in Widerspruch. Es ist 
nicht ganz unbekannt, dass in diese Zeit 
der vielversprechende Anfang eines Zweiges 
der Poesie fällt, der leider keine Fortsetzung 
fand. Es durfte hier unter keinen Um- 
ständen der höchst wichtige Zug unerwähnt 
bleiben, dass schon in der ersten Hälfte des 
dritten Jahrhunderts das erzählende Q^dicht 
in bedeutenden Vertretern sich zeigt. Dar- 
auf hätte den Verfasser führen müssen das 
von ihm selbst auf S. 81 in der Anmerkung 
zu No. 16 angeführte historische Helden- 
gedicht des Ihn Almu'tazz, von dem in 



^) In den bekannten kritischen Zeitschriften, 
namentlich älteren deutschen, findet man nicht 
selten Rezensionen, die nichts sind als ein paar 
windige Phrasen, denen durch einen Zettel billiger 
Korrigenda (bei arabistischen Werken spielen ausge- 
lassene Artikel und falsche Buchstabenzeichen eine 
Hauptrolle) der Schein gelehrter Kritik gegeben 
werden soll. Referate sollten doch aber vor allem 
dem Ganzen gerecht werden, auf die Gedanken der 
Verfasser eingehen, neue Thatsachen und Gesichts- 
punkte beibringen. 



pro. 8.] 



OBtENTALIsnSCHE LirTEBATÜR-ZEITtma. [Augiut 1898.) 2M 



der Vita des Fürsten ear keine Rede iat, 
obwohl es litterar- und kultnrgeschiclitlicli 
eine ganz hervorragende Stelle eiDnimmt. 
Wer aach nur den G^randriss einer Litteratnr- 
gesohichte achreibt, mass solchen Dingen 
nachgehen. Leicht konnte aach bemerkt 
werden, dass aohon fünfzig Jahre vor dieser 
geschichtlichen Monographie in Versen' eine 
Chronik Spaniens von der Erobemng bis 
nun Ende 'AbdeiratfmJtns II von Tamm&m 
Ibn 'Alqama in ra^ geschrieben worden 
ist (s. Dozy, Ibn Adhari, Introd. p. 14)^). 
Ebensowenig darfte naenrilbat bleiben, 
dass sich schon ans sehr früher Zeit sichere 
Reste einer dichterischen Form nachweisen 
lassen, welche sich wesentlich von der Form 
der gemeinielioh , and aach von B.. nach der 
alten Schablone allein beachteten Dichtungen 
unterscheidet. Der letzte Satz meines von 
ihm 80 verachtetenMetrumund Rhythmus') 



') Dozj jetzt riok mit dieaem Bniiiam eignen 
Bericht Amt Ibn 'Alc^ma« Chronik in ■eltaamen 
Widenpinoh, wenn er Eecberohea* 2, 197 f. aich ver- 
nehmen Uaat: Ja« Arabec, qoand IIa renlent raconter, 
ruontent en proae; ila croiraient avilir la poäaie, 
a'ils le. fiüaaient aerrir aa räcit'. Wenn die Materie 
einmal s.Tatem«tiach behandelt wird (mit Notizchen- 
krun, der durch eine geiatreicbelnde, in Wirklichkeit 
nur Schiefheiten gebende Sauce pikant gemacht 
werden soll, wird natOrlich nichta erreicht), werden 
aich aehr merkwürdige litterariache VerhBJtnisae er- 
geben. Hier nur, daas Ibn 'Alqama wahncheinlich 
achon auf den Schultern eines FrOheren stand; nach 
Haqqari 2, 123 rerfasste Jabjft Ibn Hakam Alghaz&l 
einen ta'rich ,gani nnd gar in Teiaen, wie'a nach 
ihm AbQ Tftlib Ahnntanabbi von der Inael äuqr(?) 
that'. Ibn ^akam ging als Qeaandter 'Abderrahmftns 
II nach KonsUntinopel (Maqq 1, 223. 631 ff.) and 
mm KSnig der Normannen (Bericht darüber bei 
DiOT. Bech.' 2, 369). Diese Geeondtachaft ist bald 
nach 229/830 va legen und der sicher vor 171/3 ge- 
boione Ibn Hakam (Maqq 1, 629, j cf. D0E7, Rech.' 2, 
275 n 2) wir'd sein Werk verfusst haben, bevor Ibn 
'Alqama seine Chronik schrieb (ca. 238). Die An- 
finge dea erzählenden Gedichtes fallen aber wahr- 
scheinlich schon in die aUerfrflhesten Zeiten der 
arftbiachen Poeaie. Die vereinzelten tipnren an 
anderm Orte, hier nnr, dasa die achbkr al 'arab 
mm Teil schon metriache Form hatten, aei ea, daaa 
ein Qeaohehnis gani io Veraen enOhlt wurde, sei e», 
da« die handelnden Peivonen in Versen redend ein- 
geführt wurden, alao dem Drama sich n^faemd, nnr 
dua verbindender Text in Proea dabei war, ganz 
wie noch heut in den Geschichten von Abfl Zsd und 
■nd«ren E^iaoden der HiUllje etc. 

*) ini den Aoshll gegen mich S. 14, dessen 
Haiq)tBtfleke, der von mir „semer immerhin originellen 
¥ona entkleidete Gedanke Jacobe* und „die mecha- 
niaohen Deduktionei>- in dem Beferat DLZ 1898 
So. 86 Sp. 1040 f. wieder vorgebracht werden, wird 
ao anderer Stelle die Antwort erfolgen. Hier nur 
soviel, dase der angeblich von mir geplünderte Jacob 
Mnsichtiger nnd gerechter ist; er sagt Bedoinen- 
leben' S. 176; ,Hit aelbst&edigem ürteU behandelt 
die Frinzipienfragen : Hartmann, Metrum und 
BhTthmna*. 



hätte B. die Anregung bieten sollen, der 
Sache selbständig nachzugehen. Er hätte 
da in Ählwardts bekannten Six poets eine 
fälschlich dem Imru'ulqais zugewiesene 
Strophe gefanden (S 20& Ho. 29J und wäre 
durch die Quelle Ählwardts auf Weiteres 
gekommen. Auch waren solche Stücke zu 
beachten, wie die argOza aus der Zeit um 
320, die mit 4 Karzversen auf di beginnt 
und mit SnI weitergeht (bei Dozy, Ibn 
Adhan 1, 213))>. 

Sind hier in der Darstellung Lücken au 
Thataächlichem, die neben dem billigen Her- 
einziehen von Ungehörigem und Frauken 
mit höchst fragwürdigen Kombinationen be- 
fremden, so ist die Aufstellung solcher Sätze 
wie S. 72 unten: ^ie einzelnen Glieder 
der alten Qaalde .... entwickelten sich 
jetzt unter der Hand der grossen Dichter 
zu den selbständigen Gattungen der Wein-, 
Liebes- und -Ta^lgedichte o. s. w.' noch 
mehr anstössig. Das »ind unbedachte Worte, 
bei denen B. vergessen, was er selbst in 
ihrer Nähe niedergeschrieben. Abu Mihgan 
hatte schon reine Weinlieder gemacht (s. 
S. 41); von 'Umar b. Abi Rabi'a se«:t B. 
(S. 47): i'Omar's Lieder handeln einzig von 
der Liebe .... '0. war, wie es scheint, 
der erste, der das Liebesgedicht um seiner 
selbst willen päegte', und für die Jagdgedichte 
.scheint Abu Nu was bereits einen scharf 
ausgeprägten Stil vorgefandeo zu haben, der 
ans wahrscheinlich noch deutlicher ent- 
gegentreten würde, wenn ans seine Vor- 
gänger genaaer bekannt wären' (S. 76). 
Wo bleibt da die Redensart von der ,£nt- 
Wickelung der selbständigen Liebes- und 
Jagdgedichte'? Sie zeräiesst in nichts. 

Und nun die einzelnen Dichter. B. beliebt 
ihre Einteilung in: ^. Die Dichter von 
Bagdad — B. Dichter im Iräq und der 
(jezira — C. Dichter au s Arabien und STrien 
— D. Der Kreis dea Saifeddaula — E. 
7\gyp tische Dichter'. Nach welchen Qe- 
sichtspunkten ist denn nun geordnet? Nach 
der Herkunft wie in C ? dann durften A 
N0.4, 8, 10, 12, 13, 15 nicht unter A, E No. 3 
und 6 nicht unter E aufgeführt werden. 
Nach dem Lande ihres Hauptwirkens, wie 
in Ä B und D (sofern ,aer Kreis des 
Saifeddaula' sich mit , Dichter am Hofe von 
Aleppo' deckt)? dann durfte AbQ Temmäm 
nicht in C. behandelt werden, und noch 
weniger der nicht einmal in Ägypten ge- 
borene Ibn Häni' unter den ägyptischen 



I. jetzt in meinem Huwailah 



356 [No. 8.J 



OBOSNTAUSTISGHE LITTERATÜB-ZEITÜNG. (Augast 1898.) 866 



Dichtem; denn aus Sevilla stammend, lebte 
er von seinem 27. Jahr an in Almahdlja; 
nur 200 Eilom. von Tunis. Doch freilich, 
das Andalus fehlt ganz, ebenso wie Persien. 
Folgte man einmiEd der Einteilung der 
arabischen sogenannten yLitterarhistoriker' 
nach Provinzen, dann war A zu einer Unter- 
abteilung von B, D zu einer solchen von C 
zu machen und die Gliederung zu vervoll- 
ständigen. 

Gerade hier ist die Anordnung keines- 
wegs gleichgiltig. In Dingen der orienta- 
lischen Geographie ist es beim Publikum, 
selbst beim orientalistischen, schwach bestellt, 
und em Durcheinander auf diesem Gebiete 
musfl im höchsten Masse verwirrend wirken. 

Während so wichtige Dinge fehlen, andere 
schief und verwirrt dargestellt sind, liebt es 
B., wie schon angedeutet, den knappen 
Raum, der ihm fär den verbindenden Text 
zu den bibliographischen Materialiensamm- 
lungen zu Gebote steht, mit windigen Hypo- 
thesen, gelegentlich mit groben, an den Haaren 
herbeigezogenen Ausfällen zu schmücken. 
Da lesen wir S. 13 f : ,Für das hohe Alter 
dieser Kunstform (des Sa^') spricht auch 
der Umstand, dass wir dieselbe bei den 
nächsten Verwandten der Araber, den 
Abessiniem, wiederfinden, und zwar nicht 
nur in kirchlichen Dichtungen, die ja unter 
fremdem Einflüsse stehen konnten, sondern 
auch in den altamharischen Volksliedern.' 
Wem soll das etwas? Wenn uralte Ge- 
schichten, die längst jedem Arabisten in 
Fleisch und Blut übergegangen sind, pedan- 
tisch aus den alten (1856 und 1872) Arbeiten 
Ahlwardts und Nöldekes Beiträgen (1864) 
belegt werden, so war docn hier wenigstens 
ein Wink geboten, wo man für Nachprüfung 
des glitzernden Einfalles Material findet. 
Da lesen wir ferner S. 98 einen weitaus- 
blickenden Vergleich: ,Die Muslime werden 
durch den Gegensatz des Persischen und 
des Arabischen einerseits und die Ab- 
weichungen der im Qor'än und den alten Ge- 
dichten vorliegenden Schriftsprache von den 
Dialekten der einzelnen arabischen Stämme 
andererseits zur Beobachtung der arabischen 
Sprache veranlasst sein, wie die Inder durch 
den Gegensatz des Veda imd der Volks- 
dialekte, die Griechen durch den des Homer 
und der ard-ig und xo^k^ (?), die Assyrer 
durch den von Sumerisch und Assyrisch, 
die Abessinier durch den von Ge'ez und 
Amharisch'. Jüngst haben sich ernsthafte 
Gelehrte mit Prospekten, Flugschriften u. 
dgl. an die grosse Masse gewandt in einer 
Sprache, die der Wissenschaft, die sie ver- 



treten, unwürdig ist. Es wäre ein seltsam 
Geschick, sollte das Hinarbeiten auf den 
Schein in einer Wissenschaft um sich 
greifen, die gerade dadurch so viel Miss- 
achtung erfährt, dass sie bisher fast nichts 
von Spektakelmachen, nichts von Vordrängen 
der Person auf Kosten der Sache wusete. 
Herr B. ist ein sorgfältiger und gewissen- 
hafter Arbeiter. Es ist unverkennbar, dass 
das Aufsetzen der falschen lumina, die 
freilich den, der schärfer zusieht, nicht 
täuschen, bei ihm nur eine schlechte An- 
gewohnheit ist, die er nach berühmten 
Mustern angenommen hat. 

Irreführend ist der Vermerk über die 
Handschriftenkataloge S. 4 f. Die einfüh- 
renden Worte des Verzeichnisses lassen ver- 
muten, dass man es mit einer vollständigen 
Znsammenstellung dieser ^wichtigsten Quellen' 
zu thun hat. In Wirklichkeit liegt nur die 
an sich ja ganz beträchtliche Liste dessen 
vor, was B. durchgearbeitet hat Man ver- 
gleiche sie mit der aus Pertsch, Pers. 
Handschr. Gotha VII n 1 und Türk. Handschr. 
Gotha VIII zu ergänzenden Liste bei Pertsch, 
Arab. Handschr. Gotha 1, V n. 2.^ Es 
musste gesagt werden, dass die ausgezogenen 
Kataloge nur einen, und zwar den kleineren 
Teil des ganzen Materiales bilden. 

Trotz der Ausstellungen, an die ich leicht 
eine ganze Anzahl kleinerer Versehen knüpfen 
könnte, ist durchaus das oben gefällte Ur- 
teil aufrecht zu halten, dass die Arbeit 
eine sehr nützliche und brauchbare ist und 
als Nachschlagebuch vortreffliche Dienste 
leisten wird. B. besitzt eine ungewöhnliche 
Arbeitskraft und ein bedeutendes Geschick 
im Sammeln und Ordnen. Diese schönen 
Gaben werden reiche Früchte zeitigen, wenn 
er sich bescheidet, sie in den Dienst der 
Einzelforschung zu stellen. Nach der Probe, 
die in dem bis jetzt allein vorliegenden ersten 
Teile von Band I zur Beurteilung steht, moss 
ihm die Gabe der Geschichtsschreibung 

*) Anoh sie (v. J. 1878) ist natürHch längst ver- 
altet Schade, oaBs nicht Pertsch selbst in Bd. 6 
(1892) eine Ergänzong gegeben hat. STstematiache 
Behandlung des Gegenstandes ist dringend erwünacht. 
Von den femer abliegenden Stacken nenne ich den 
Katalog der „OffenÜidien Bibliothek in Damasoos, 
Qnbbat almalik azzfthir, gegründet vom Wali Qamdi 
Paia (der eigentlidie Urheber ist Midhat P.), Dam. 
1299, kl. 4 ^ 102 SS. In den Jahren 1300—1810 
sind die Kataloge der Bibliotheken Konstantinopelfl 
beträchtlich erg&nzt worden, ja, sie dürfen jetst 
ziemlich vollständig vorliegen. Diese Sachen kommen 
nur langsam nach Europa und ihre. Nichtbeachtang 
darf nicht zu streng moniert werden. Wohl aber 
rermisst man den ^-eichen, kurz aber gut redigierten* 
Katalog der Bibl. Dsmftd Ibrahim Paia, der doch 
aus Gotha (Pertsch, Arab. H 1, V) zu bekommen war. 



»7 (No. a.) 



OBIENTALISnSCHE LFTTERATÜB-ZBITUNa. [Angiut 1898.} 2G8 



ttbgesprocheD werden. Dies Hinwerfen von 
bestechenden ZuBammenstellimgen, die bei 
n&lterem Zusehen als haltlos sich erweisen, 
aprioht nicht für sie. Sie muas aber gerade- 
XD abgesprochen werden dem, der aber 
wichtige and bekannte Thstsacben der Ge- 
schichte &l8che Angaben macht, S. 7 liest 
man folgendes : „Das wichtigste politische 
Ereignis dieser Zeit ist die Erobemog 
Aegfptens durch den oamanischeii Sultan 
Selim i. J. 1517, doroh welche die snnni- 
tisohen 'Völker wieder eh einem Staate ver- 
einigt wurden'. Weiss B. nichts von dea 
BumitischeD Reichen Nordafrikas, uichte von 
denen in Centralasien and Indien? Wer sich 
Qber die Bedeutung eines geschichtlichen 
Vorganges so tänscnen kann, der ist nicht 
berufen, Geschichte za schreiben, am 
wenigsten Littcratui^schichte. denn 'die 
Litteraturwissensohaft im höheren Sinne sucht 
die Entwicklung eines jeden Schrifttums im 
Zueammeobang mit der gesamten Kultur 
des Volkes nnd die Entstehung des einzelnen 
Werkes in ihrer Abhängigkeit toq der Indi- 
yidualitftt des Autors and den Einäüssen 
seiner Umgebung zu verstehen' (S. 2). Dieses 
Verständnis setzt aber notwendig voraus 
Vertrautheit mit dem Wesen der bedeutenden 
politischen Geschehnisse. 
Charlottcnbnrg. 



Mitteilungen. 
Um Srate TInrtMMb' lir. 

Ton A. Wiedemann. 
In der Blustratiou Bd 111 p. 256 (Paris 
0. April 1898) ist ein Auszug aus dem Bericht 
Lorets fiber seine, besonders f))r die ägyptische 
ReligionsgsBchichte wichtige Entdeckung des 
Grabes Thutmosis' in.<) abgedruckt worden. 
Dabei sind hier dem Aufsatze vier Autotypieen 
beigefügt worden. Die erste zeigt die Schlucht 
mit dem Grabeingang, die übrigen geben Texte 
aus dem Grabe selbst: zwei Stficke aus der 
invssen Götterliste und die Darstellung der 
Familie des Ednigs, welch' letztere, wie es 
scheint, das einzige im engem Sinne des 
Wortes historische Dokument in dem Grabe 
bildet Wie die Reproduktion zeigt, befindet 
sich hier ganz rechts eine Sykomore, ans 
der ein menschlicher Ann und eine weibliche 
Brost herrormgea. An letzterer saugt der 
klein daigeateUte stehende König, der mit 
beiden Händen den Arm festhält Die Bei- 
sohrift besagt; „Rä-men-^eper (Thutmosis m.) 

Jotumal EgTption 



er sangt seine Mutter Isis". In dieser Dar- 
stellung sind zwei oft erwähnte, sonst getrennt 
abgebildete Vorgänge zusammengefasst : Die 
Ankunft des Toten bei dem Baume des 
Westens, dessen Gottheit ihm Speise und 
Trank auf dem Wege in das Jenseits dar- 
bietet,') nnd das Saugen des Königs an der 
Brust einer Göttin, wodurch er deren 
göttliche Eigenschaften, vor allem die Un- 
sterblichkeit, gewinnt') lu beiden Fällen 
tritt neben andern Gestalten Isis als Spenderin 
auf, so dass man in der hier genannten Isis 
die Göttin zu erkennen haben wird und nicht 
die irdische Mutter Thutmosis', die ebenfaUs 
den Namen Isis trug. 

Neben dieser Scene stehen ftlnf grosse 
Gestalten, denen ihre Namen beigefligt sind. 
Die ersten drei sind dabei in Cartoucben 
eingeschlossen: 

1) „Thutmes-nefer-j^eper-u (Thutmosis III), 
der recht redende". — Letzterer Zusatz kann 
hier nur den Sinn „verstorbener" haben. 
Der König hält eine eigeatOmlich lang 
gezogene Form des Scepters se^^em nnd eine 
Keule in den Händen. 

2) „Die königliche Gemahlin Rä-merit, 
die lebende." — Diese Königin wird auch 
sonst öfters neben Thutmosis III. genannt 
(Leps. Denkm. HI. 38). Sie ward die Mottet 
seines Nachfolgers Amenophis II. (1. c. 64a), 
neben dem sie, noch nachdem er Pharao 
geworden war, erscheint (1. c. 62b), so dass 
sie ihren Gatten thatsächlich fiberlebt 
haben muss.^ 

3) „Die königliche CkmahUn Aä^-sat, 
die recht redende." — Von dieser Fürstin 
sind seit lange zwei in AWdos gefundene 
Denkmäler bekannt: ein Bronzeblech mit 
ihrem Namen, und ein ihr der grossen könig* 
liehen GemahUu, der Tochter der grossen 
königlichen Amme Apu^ geweihter Altar,') 
doch wusste man bisher nicht, dass sie die 
Gattin Thntmosis' IH, war, 

4) „Die königliche Gemahlin Nebt-n." 
— Vor dem u zeigt der Text einen kurzen 
vertikalen Strich, darunter zwei kleine, in 
der Reproduktion nicht ganz klare, wohl 
schräg verbundene horizontale Linien, also 
das Determinativ dea Landes, so dass wir 



■) Wiedemann. Bm. de trar. rel.il'Efmtt 17p. 11. 

*) WledMnaim, Am Ür-Qnall m 8. 2^ ff. 

") Dam na durch die «eibUcIie Sphinx der Samml. 
Bairacco (pl. 7 o. 7a der Pablikation; Leraiii«, ig. 
Zeitechr. 20 S. 117 ff,), die den Vornamen 
nL tiigt, dai^eatellt werde, ist unr 

*) Hvf^ Ahrdoe n pl. 40c.. 63b. Cnt nr. 1346, 
14S6 — Keaerdinge wdl ihr Name roo Legrain aoeb 



269 [Ko. 8.] 



ORIENTALISTISCHE LITTEBATtJR-ZEITUNG. [August 1889.1 260 



hier die bereits durch das Grab des Neb- Amen ^) 
bekannt gewordene, dort mit der Cartouche 
versehene Königin Nebt-u vor uns haben. 

5) Die Königs-Tochter Nefert-aru, die 
recht redende.** 

Auffallender Weise fehlt in dieser Scene 
Amenophis IL, der seinem Vater die Mumien- 
binden hat herstellen lassen,^) und, was sehr 
1)eachtenswert ist , die Gottes - Gemahlin 
Rä-nefer-u,^) welche man für eine thatsäch- 
liche Gattin Thutmosis' III. zu halten pflegt. 
Dass keine der Prinzessinnen genannt wird, 
welche in einem von Khind eröfiheten 
Massengrabe als zum Hause Thutmosis' III 
zugehörig erwähnt werden,*^) ist dagegen 
leicht erklärbar, da diese kaum als im 
staatsrechtlichen Sinne legitim betrachtet 
worden sind. 

Bonn. 



Zu dem Salzfünd von QumsN 
W. Spiegelberg. 

Der von Schweinfurth und Lewin 
(Ä. Z. «Vhs) veröffentlichte Aufsatz über 
einen Fund von Salzsäckchen giebt mir 
Veranlassung, mich schon jetzt über einen 
ähnlichen Fund kurz zu äussern, welcher 
gegenwärtig in der ägyptischen Sammlung 
der Strassburger Universität aufbewahrt wird. 
Im Dezember 1895 machten mir Araber die 
Mitteilung, dass sie in der Nähe von Drah 
Abu Negga an der Wüstenstrasse, welche an 
dem £l-wut- eMubbän genannten Hügel 
nach Norden zu führt, zwei „Gräber" ent- 
deckt hätten. In der That fand ich auf 
einem der Höhenzüge, welche die genannte 
Strasse begleiten, etwa 12 km nördlich von 
Drah Abu Negga zwei Schächte, von wel- 
chen der eine (A) in einer Tiefe von etwa 
4 m, der andere (B) von 3,50 m in eine Feld- 
senkammer führte. Die Mafse der beiden 
Räume A und B sind folgende: 

Mafse von A, von B, 

Höhe 1,60 m ? 

Breite 2,60 m 2 m 

Länge 4,60 m ? 

') Vgl. für dieses Bouriant, Reo. de trav. rei. k 
TEgypt 9 p. 96 f. Wenn dieses Grab mit dem im 
Pap. Abbott III. 6 erwähnten Grabe des Speicher- 

vorstehers Thutmosis UI. Neb-Amen identisch ist, so 
würden Ausgrabungen in dieser Gegend sehr lohnen. 
Für ein benachbar^s, gleichfalls sehr wichtiges Grab 
vgl. Maspero, Miss, du Caire V. p. 435 fP. 

*) Maspero, Miss, du Caire I p. 548. 

') Vgl. fOr sie z. B. Leps. Denkm. m. 20, 25 und 
znletzt Naville, Äg. Zeitscbr. 35 S. 36 f. 

') Vgl lg. Zeitschr. 1883 S. 123 ff., Reo. de 
trav. rel k Tl^pt. 17 p. 7 ff. 



Bei B erlaubte die teilweise Verschüttung 
nur die Breitenmessung. 

In dem Raum A befanden sich in buntem 
Durcheinander, welches auf eine vorherge- 
gangene Durchsuchung schliessen liess, etwa 
20—30 z. T. vollständig erhaltene grosse 
GefUsse yrj (etwa 0,60x0,35), von 
denen / ' \ noch eine Anzahl uner- 
öffnet f--"j ^*r. Einige enthielten 
bis zur V I J Mündung Säckchen mit 
Salzen, >i^ andre eine braune Masse, 
deren chemische Untersuchung noch nicht ab- 
geschlossen ist Daneben fanden sich Rollen von 
Leinwandbinden, Stangen von einer Harzmasse, 
kleine Thonschälchen, einzelnes Handwerk- 
zeug, Pflanzenreste sowie eine grosse Eiste mit4 
Abteilungen (wohl ein E^openkasten). Nach- 
dem die völlige Ausleerung des Raumes A 
das Fehlen jeglicher Mumienreste festgestellt 
hatte, war fi^ mich die Annahme eines 
Grabes ausgeschlossen, und es ergab sich 
vielmehr die Wahrscheinlichkeit, dass wir 
es hier mit der Werkstatt eines Einbalsa- 
mierers zu thun haben. Ich denke dabei 
nicht daran, dass etwa in diesen niedrigen 
Felsenkammem gearbeitet wurde, dagegen 
sprechen schon die Raumverhältnisse, viel- 
mehr haben wir in diesen unterirdischen 
Kammern lediglich Autbewahrungsorte f&r 
die Materialien zu suchen, welche die Ein- 
balsamierer (Taricheuten etc.) gebrauchten. 
In der Felsenkammer B, welche dicht neben 
A liegt, ohne indessen mit ihr durch einen 
Gang verbunden zn sein, fanden sich nament- 
lich Reste von einem Schiff, welche sich auch 
in dem ersten Raum nachweisen b'essen. 
Vielleicht lieferten sie das Brennholz zum 
Schmelzen der Harze. 

Nur auf einem Gefftfs befanden sich zwei 
mir bislangunverständlich gebliebene 

^ Zeichen. Bei dem unteren Zeichen 
^f^ denkt man gern an den Titel d ^ s wtl 

^ ntr, welcher einen Beamten des 
Totenkultus bezeichnet (s. A. Z. 
^Ai fl«)» *^®' die ganze Gruppe bleibt mir 
unUar. Sonst fehlt jede Inschrift. Indessen 
^richt die in den beiden Kammern gefundene 
Töpferware ftir das neue Reich und, soweit 
ich mich hier auf meine Kenntnisse verlassen 
darf, im besonderen för die Dyn. XV 111. 

Ich glaube nun, dass der Salzfund von 
Quma ebenfalls einem solchen Magazin von 
Einbalsamierem entstammt.) 



>) Aach W. Max Müller ist O.L.Z.Sp. 223 zu 
dem gleichen Ergehniss gelangt. 



9dl [Ko. S.] 



ORtEMTALISnSCHE LTTTEBATÜB-ZEITüNa. [Augiut 1886.1 902 



Wissenseh. Fragen u. Antworten. 

Zu HI (cf. O.LZ. No. 7).«) 

Zu der neuentdeokten südafirikaiilsohen 

Insohrift 

Es ist sehr zu bedauern^ dass die An- 
gaben über die Inschrift von Inyanga nicht 
etwas aosf&hrlicher sind. Hoffen wir, dass 
bald eine Photographie uns vor allem darüber 
belehren wird, nach welcher Richtung die 
Zeichen des nach Dr. Schlichteres Beschrei- 
bung offenbar vermauerten Steines laufen. 
Mir scheinen Dr. Schlichteres Worte dahin 
zu interpretieren, dass die gegenwärtige hori- 
zontale Lage erst durch die Vermauerung 
entstanden sei und ursprünglich die Zeichen 
vertikal liefen. Es ist dann wohl erlaubt, 
darauf hinzuweisen, dass nur eine Analogie 
nahe liegt*): die Ivbische Schrift. Dieselbe 
läuft in jeder Ricntung, auch bustrophedon 
und oft von oben nach unten, auf den Grab- 
steinen des östlichen Algeriens dagegen ist 
stets die Richtung von unten nach oben (!) 
befolgt. Es läge hier also nahe, ein Alphabet 
zu sehen, das dem lybischen näher stent, als 
dem Mutteralphabet desselben, dem südara- 
bischen. So könnte man auch versuchen, 
die einfachen, geometrischen Figuren des 
Lybischen mühsam in den Zeichen von Iny- 
anga wiederzufinden: das Dreieck als noch 
nicht offenes d (??), das Zeichen darunter 
als § (??) oder als ein y mit einem archaisti- 
schen Plus oben (?). Das letzte Zeichen 
erinnert an das von Tukka', Z. 6 am Anf. 
Von der Pflicht, diese Phantasien auch zu 
lesen, könnte man sich durch den bequemen 
Hinweis dispensieren, dass bei den moder- 
nen „Tifinaghen" vier aus dem Zusammen- 
hang gerissene Zeichen auch nur selten mit 
Aufwand aller Phantasie lesbar sein dürften. 
Aber alles das ist einstweilen müssige Spielerei. 

Selbstverständlich kann von Libyern im 
Maschonaland nie im Elmst die Rede sein. 
Dieses Volk ist nur im äussersten Westen 



*) Wie Herr Dr. Schlichter schreibt, sind die 
Zeichen nicht etwa gekritzelt, sondern ,,fairly well 
indsed". Photographieren war nicht mOglidi, da 
sich der Stein in einem dunklen Maoergang befindet. 

p. B. 

•) Die ursprünglich vorherrschende Vertikalrich- 
tung der Schr&b haben die Ägypter im Stil des täg- 
lichen Gebrauches um 2000 aufeegeben. In Babylo- 
nien gehört sie einer noch älteren Zeit an. China 
scheint freilich zu lehren, dass von oben nach unten 
stet» die natOrlichste Richtung ist. Die einzige noch 
inbetracht kommende Schrift Afrikas, das Meroitische, 
(das fibrigeus auch an das Sfidarabische in den Buch- 
stabenformen angelehnt scheint) ist nur linksläufig. 
Eine andere von unten nach oben laufende Schrift 
giebt es wohl nicht. 

*) Schröder, PuOn. Sprache, Tf. 4,2. 



des Sudans erobernd vorgedrungen, nireends 
als Kulturträger^). Die einzige Möglichkeit, 
einen eventuellen Zusammenhang zu erklären, 
wäre gegeben» wenn man in Ostafrika ein- 
mal das „fehlende Olied" zwischen der süd- 
arabischen und der libyschen Schrift fände. 
Daf&r ist bis jetzt geringe Aussicht vorhan- 
den. Schliesslich wird aber doch jede Schrfft- 
entlehnung in jenen Oegenden Südafrikas 
nur direkt oder indirekt auf Arabien weisen 
können und auf eine Zeit beträchtlich vor 
der Abfassung des Periplus, der keine arabi- 
schen Kolonien in jenen Breiten mehr kennt 
am wenigsten im Imand. Was die vertikale 
Schriftrichtung lehren würde, wäre nur, dass 
vielleicht die aus Arabien nach Libyen 
wandernde Schrift sich auch in Ostainka 
weit südlich verzweigte.^ 

Ich erwähne diese Möglichkeiten nur, um 
einmal zur Diskussion anzuregen und setze 
dabei voraus, dass der Leserkreis der O.L.2i« 
solche verfrühte Mutmassungen nicht miss- 
versteht Es würde mich freuen, könnte ich 
weitere Nachforschungen veranlaspen. Erst 
nach neuen Inschrifmmden wird nan der 
Frage nach dem Ursprung jener Kultur näher 
rücken können. 

Es dürfte übrigens wenig bekannt sein, 
dass Mr. Cecil Rhodos, wie ich letzthin in 
London erfuhr, eine sehr interessante Samm- 
lung von Antiquitäten aus jenen verscholle- 
nen Kultursitzen angelegt hat- Die plötzliche 
Abreise des genannten Herrn aus London 
verhinderte mich, Erkundigungen danach ein- 
zuziehen. Ich möchte Freunden der Forschung 
in England ans Herz legen, dahin zu wirken, 
dass wir bald näheres darüber erfahren. 

W. M. Müller. 



Personalien. 

Dr. Anguflt Fischer, Sekreretftr nnd Biblio- 
thekar des orientalischen Seminars in Berlin, hat 
mit ünterstfitsnng der Regierung eine Forschnnffsreise 
nach Marokko angetreten, deren Dauer aox fiinf 
Monate berechnet ist. Die Bdse gut besonders 
dem Stadium der marokkanischen Dudekte. 



^) Nor das jetct gänzlich vemegerte Mnsgnyolk 
weist in seiner Sprache Spnren dayon anf^ dass ein- 
mal libysche Elemente soweit südUch in den Sudan 
eindrangen. Die nicht sehr zahlreichen lybischen 
Lehnwörter der Hanssasprache stammen ans den älteren 
Sitzen des Haussavolkes in Asben neben den Libyern. 

*) Dem Anschein nach mflsste man denken, das 
südarabische Alphabet oder vielmehr eine von seinen 
nordarabischen Entwickelungen (die man thamudOisch, 
protoarabisch n. s. w. nennt) sei über Ägypten nach 
dem Westen gewandert. Die Schrift des Ge'es ist 
offenbar erst in weit späterer (nachchristlicher?) Zeit 
den Sabäem entlehnt 



OBIEHTALISnSOHE LITTBaATÜB-ZEITDNQ. (Angiut 1898.1 SM 



Zeitsehrlttensehau, 



(flbsr die Bgjptiach • mAkedoniKhen Doppeldaten. 
Nuhweis, dwa ihre Sohwierü keiten sich iQsen nntar 
der AniLEJime, d&aa w&hrena der enten fflifte der 
IdgidsDherrschaft twei SgyptiMhe — Wamdelj&hr 
und Sirinqabi — imd iwei nukedoniiohe — be- 
ginnend DKh der Eerbstgletohe und am die Frflhlings- 
(rleiche — Jfthre in Qebranoh varen). S. 460 tod 
Prott, Du fyMÖmor ät ZfreJU/wün' und dl« Zeit- 
MacMohte: 1. Der Knlt der #m1 JtMfifK. 2, Die 
FamilianTerhaifa iiae. 8. Die Ab&wmigneit dea Oe- 
diditea (BeiMge rar Qesobiolite des Ptolammeiu 
PliiUdalpliiu. Betet den Tod der Aninoe Phila- 
delphot auf Qnmd dea bekannten nanen Fragmente« 
der HendeMtde 271/0 t. Chr.; bUt den Hitrageaten 
dea Philadelpboa in den Jahren 267/8—269/8 für 
PtolemaeiiB, den Sohn da* Lyninaohiu, der um 269 
m Epheana getfltet warde). 



nicht n^0*1]in aondem i]Q*ii{n ergfinien. Ebenda Zeile 5 
st&nden am Ende noch Spnren iweiei Zeichen, wahr- 
•cheinlich nV- Zeile 8/9 Tielleicht iHynll "^ ergftnzen. 
Zeile IS Uert H. i als ScUdh dea leteten Worte« 
atatt n- ^^ 891 eu erg&nxen im Anfang nach £eh. VI 
and Derenbonrg Et I No. 14. Danach anoh in Zeile 
8/7 [DSpllc ergBnzi (31 424 ZeUe 6 naoh Bihl. Nak 9 
«» in jtns ipi^ nitro ^JD' ZeileSaei-icKöiobt 



Sehriftrtdeke* in fasaen. 2 



12 iyB*ni ICD »•■ -•*■ 



nom. propr. sondern mit n&nS ^ „Weimngen nnd 
n-v_,i^-._ ,____. -sefle 12 iyB> '- " 

M pm« iä der 
1 9um al QhaT&bltebildet, wie 



groaaen Inaohrift t 



Littraann, die Pronomi 



1^^ (Sobloai). — E. Zimmern, ,KOuig Tnknlti bei 
nib* nnd die .katbUacbe SchOpfungalegende". Der 
TOn P. Scheöl im Secaeil XZ TerOSrathohte Text i«t 
Tennuidtmit der sog. .kulMiKfaenBohApfangilegende* 
K M18 (Winckler Kummlnng ron Kolachriftt. fl.^ 
und 6646 (8. A. tmith, UsceU. Aa^fr. Text« 6). Dar 
angebliche Käme ist nicht aJa aolcher zn feaaen, son- 
dem tnkolti ') en-ni-Ü m lesen (^^dndem ich in 
mainer Eraftgeaohw&chtwar). Nach der TOn Zimmern 
ge^benen IWnsscrqttJoD nnd UebersetannK liem 
keine BohSpfunoalegende, eher eine Sintflnuegende 
vor. (Elohwerlioh D. B.) — V. Scheil, liatea onomas- 
tiqnes rädig^ d'apris lea teztee ds Sargani, et de 
la denziöme Djnaatie d'ür. (Liste der in den Tafeki 
vorkommenden Eigennamen, geordnet nach den 
ersten Zeichen.) — Adalhert Herx, Die in der Peechito 
fehlenden Briefe dea Nenen Teatamentea in ara- 
biaoher der Philoxeniana entstammender üeber- 
setcnng. Nach der Abschrift eines Hanaskripte 
dea Smai - Kloster* tor Frau A. Persis BorkiU 
TerOAntlioht mid mit Anmerkungen versehen. IT. 
Anmerkung«!. Die von Gnrjim als „schlecht" 
cUssificierten «Trischen Handschriften gehen mit der 
wabiachen Veraion und geben die Philoxeniana, diese 
in Verbindung mit der l£LP-ärDppe bei Tiaohendorf 
laaam die Antiocheniaohe Textform, die auf Lnoian 

') Nach einer ICtteilung Soheüa an Zimmern ist 
vielleicht ia-si-hn fOr JS. ED. TL zu lesen. Ebenso 
in der fblgendan Zeile a-k»«d(tj a-n>rM k-Iu-oI 
am-fi-ma. 



fahrt, erschliessen, wihrend die als „gnt^' classifloieTten 
durch RflckwBrtscorrektiiren entstellt sind.). — H. 
Zimmern, üeber Bhjthmaa im Babyloniachen : Nach- 
dem Zimmern fi-dber festgeatallt hat, daas der babj- 
lonische Rhythmus durch Hebungen markiert wird, 
erkannte er auf Anregung von Sievers, dass anch 
das Auftreten der Senkungen nicht willlrflrlich, son- 
dern auf swei und drei Senknngen swisdhen nrei 
Hebungen beschrftakt sei. Danach stellte Sievers 
fest, das im babyl. SchOpfbngaepo« dar ionicns a 
minore, als Takt also der 'L Takt verwandt am. 
Bemerkungen Aber Woiiton (hierbei anf Qrund dea 
von Qrimme 0. L. Z. 847 erhobenen Einwands, das 
in I 26 der Vb:^L semit. Qramm. Ober die relative 
üraprfinglicbkeit des Worttons im Altarabischen Ge- 
sagte zarOo^enommen), Vokaldehnnng, VorrOoken 
dea Tones, Vocaleliaion. Proben der metrisch ge- 
lesenen Verae. — Sprechual: 3. Luidaner, Bemer- 
kungen EU dem bebrbiachen Fragment dea Sirach. — 
A. fioisaier, la derniöre ligne du rädt de la deacente 
d' Istar auz enfers: Bei lu fasaen „qne ceox, qoi aont 
morb remontent (ressuioitent) qa'ila flairent l'encens. 
— C. F. Lohmann, ErkUrong (Herr Lehmann be- 
schwert sich Aber die Berichteratattung in 0. L. 
Z. 1. habeat aibi.). — Aua einem Briefe des Herrn 
Prof S. Fraenkel (dber die palmjreniachen Inschriften 
pnbl. von Chabot nnd die aua Boara publ. von de 
Vogflä. — Ana einem Briefe dea Herrn Prof. H. 
Zimmern (Br. H. 80-?'19, 288 sei an Rm 366 etc. 
ansnaohliesaen. Ea-dur-na-n^-ga-miLrbeiScheil,Becneil 



mar, worana möglicherweise ein babylonischer Arch&o- 
logie-Profeasor seinem jfidiachen Hflrer einen Namen 
lusammenlaa D. R.). — J. Perruchon, dem notea 
ethiopiennea, la premiäre indiqnant lea tribos aoz- 
qnelles anpaitenaient lei ap&tres, la aeoonde donnikant 
la gänd^ogie dea moines d'Abvsainie depuis S. An- 
■ ^ llnac 



dort gegebenen Bruchatflok eines Vooabnlars iat mög- 
lich, aber unbewiewn. Jedenfalls Idtte Delitasoh, 
der „EeilachriftL Aetenstflcke* citiert, got gethan, 
nicht blos im Index nachzuschlagen, sondern anch 
die oitJrte Stelle anf Seite 66 za vergleichen, wonach 
1 afnfl-Banm, also eine bestimmte Palmenart, als in 
Dilbat^^ atehend aufgeführt wird. 

Uittea d. K Dsutoob. Aroli. Inst Atta. 
Abtb. 1808. 

XSnij A. Koerte, Kleinaaiatiaehe Studien III: 
Die phr^gucben Felsdenkm&ler. 

Hsn« klrotaUohe eeltsobrlft 1808. 

IX, F. ßlass, philologische Hitarbeit am nenen 
Testamente (setrt sich mit E. Norden, die antike 
Ennstprosa, und A. G-ercke, im Eermes 1894 nnd in 
Beil. Wochenachr. f. kl. Pbil., Ober die Schriften dea 
Lnkss auseinander). — F. Eommel, Inschriftlicbe 
Oloasen und Exkmw inr Genesis und den Propheten 
V: Eine uralte Parallele zu Gen. 1 1—3 (Nachtrag 
tu 11) (In ägyptischen Pifnunidenteiten - will damit 
die Abhängigkeit der Sgyptiachen Hj^ologie von 
der babyloniacben begrflnden.) Femer: Moae habe 
vielleicht nicht bloa Utere Quellen in mehr oder 
weniger enger Anlebnnng wiederKegeben (Prieater- 
codez und Blohist), sondern auch nlr« Volk in freier 
Weise reproduziert (die ao^. jahvistiachen Partien), 
vi: die Geschichte von Eam nnd Abel (ana Philad. 
sondaj achool tünea) = Sumerer sla St&dtebewohner 
und Semiten ala Nomaden etc. — 



ORDENTALIBTISOHE UTTEEATUB-ZBITÜNO. (Angort 1886.) S6S 



it JoodMh« Kanon. 

BsT. dM MadM JniTss 1896. 

1. A. Bflohlar, U rAation de Joriphs oonoernKit 
Al«xüdr« le Ontad (ni au drei Tenohiedenon 
Putien snMuamoonMtat; 1. sine nrnuitaaiMha 
B«lKlioa, die an £e Owehiolite des Sanballat der 
Biböl NotiMnflber denEampf detDannamitAlezandai 
■nHgend, gwMi die Alazanoiiner poUmUiorte. 9. Die 
jttdiMh« Bsution, die nacb der £^wdilä(ui Cbars 
naoh Aegypten Zdg« dieM* Fflrtten aof Alexander 
dbartrlgt 8. Eine jOdisohe Polemik gegen die 
Samaritaiier. — S. ubom, le traiU talmndiqne 
.doreeb eref*. — MaTer Lambert, le eantiqne de 
Uoiae. — Idam, la dittographie rertioale (wUl anf 
diew Weise auch den Aiutoia Qea. IV^ mm nii hin- 
ter m n'ip beseitigen). ~- Idem, le verbe nme (»ei = 
voUmden, den QoadBnrtoei geben). — S. Kiansi, 
Afnphior. — Bespr.: K KOnig, Hist oonqi. Syntax 
dar hebr. Sprachen, bespr. *. M. Lambert 

J. B. A. a 189B. 

Jnlj. H. H. Howorth, the nortbera frcmiagen 
of China IX : the mntuunmedan Turin of Tnrtestan 
frooL the Tentb to the Thirteenth Cantmy, — 
J. 8. King, the read Bea: why so ealled. (nom 
^MmjKt, aon <rf Sabi, the lirander of the djnasty, 
who was so o^lod frun the habit he had ot wsaring 
red garmenti, ahmar red!). £. J. Bapion, an In- 
aeription bota tto Ualakhand Pasa (i Zeilen auf 
Mnem Stein, Barflhrnng mit den Orkhon-Inichriften). 
— W. P. Sinolair, wflnMht Anskonft über den Namen 
dM Hnndshai's, apedell ob arabisch Kbnlich wie 81 
(lÜM ürspmiig der Baceiohnnng Shagrin). — __ 

Sreohangen, damnter: A. fiag^: die phuoe. Abhdlgeii. 
a Ja'qflb ben Iihlq Alkindi, (nnd) J. Arent&en, 
Theodan Abflfnrra^ de colta imMrinnm libellnm, bespr. 
T. H. Hiiaohfeld. — W. H. Fmders Pebie, Sjria 
and EgTpt, (nnd) la marqnis de TogQÖ, notes d'Gpi- 
KTMhie aram^enne, bespr. v. T. Q. Pinohes. — 
Stionael Kem^, Bibliotheka Lindesiana, Handlist of 
Oriental ICannscripts — Arabic, Psnian, Tnrkitb (Uie 
coUeotion of Or. Hsa. at Haigh Hall), bespr. r. P. C. 



U«m. Soo. Llng. 1898. 

X* A. Heillet, recherohee snr la lyntaxe oomparAe 
de l'armenien. — Idem, e^mologies uminiennei. — 
H. Adiarian, croiMmantB de mot* en Armteien (TOnflnss 
des TOrkisdwn anf die Ansspiaohe des AnneniHiben 
qieoiell bei Lehnwflrteni). 

Oestarr. Uonatuolir. t. d. Orient 1866. 
7. H. Feigl, altiTrisohe Banknnit (Beqtr. der 
.Ansgr«bnngen ron Sendsohirii*). 

AI- Haohriii. 

U (1. Jnli 1898). P. P. Joüon, L' Egyptologie 
eu 1898. Hit einem Bfickbliok aof frfibere Ent> 
deckoDgen. Am8chlnHmit:BrwUmDngdeTliraeliten 
in egT^isohen Liscbriften oder Papjni Die Toohtn 
Fharaone, welche den Hcsee rettete; Das Christentnm 
in EgTptan im eisten Jahrb. u. Chr. In diesen drti 
Abecluuttan hanptsftchlich im Anschlius an Auf- 
stellmigen WiUiem OrolTB. — P. 8. BonaeTaUe, 
Zteobi^ reine de Palmjro («nite). — P. L. Chelkha, 
Barhebraeos: L'homma et l'^oriTaiii (fin). — Derselbe, 
Histotre d« B^fronth d'Dm Safih (snita). 



"^ 



14 {Ib. Jnli 1896). Dr. L. KussO, 1 
ddsart bibliqo». Ans einem Brief des Dr. I 

tiert Damasens 17. Juni 1898. Die Bwie 

die Zeit Tom 88. Hin bis 10. Jnni d. J. Der Weg 
räng TOn Oaia na^ Umm al- ^erb, Dai el-bah^ 
Teil Bafo^ el- 'AUL Dann dorch das Wadi 'Arli 
nach 'Abda nnd weiterhin naoh el- 'Aqaba. Dann 
dnroh das Gebirge von el-8ari naoh Ha' in nnd weitar 
nach el-Kersk nnd UftdebL Besonders im loteten 
Teil dar Keise worden mehrere Anfenthalte genommen 
nnd die (hegenden eingehend dnrebstmft (Wadi 
M&st, Wadi al- Araba, Gegend SO Tom Toten Heer 
Dr. Hnssil studiert« alle AHertftmer, fand 



im Wi 



oopieita viala Inaohriftoi, darunter nabaliiaoha 

'Fsdi el- Araba, und photogrqthiarts. — F. H. 

' - d'al-Hachatta (snita). 3Iit 8 An- 



nebten naoh Photogr^hieen des Dr. L. UuniL - 
P. B. Bonaeralle, Z4nobie, reine de Falmjre (snite). — 
Dr. A. Haftier, Le liTre des Plantes et des Arbrai 

SiTrage intfdit d'al-Asma'i). Snite. — P. Ä Lauiiol, 
Roman: son attrait et sei fruita. — P. L. (jhalUio, 
Histoire de Bejroath dlbn SaUh (suite). — Be- 
spraohnngeo von 1) 'Omnara dn TAnen, la rie et 
■on oauTra, par H. Darenbomg. L Paris 1897. 8) Do- 
onmoits anMB relatifr A l'Butoire dn Sondan, texte 
ataba tüU par 0. Hondas et E. Benoisl Paris 1898. 
8) Dascription des Bas de l'Arohipel, par G. Bnondal- 
monti, tüte et b«dnotion franfaise par G. Legraad, 
L Paris 1897. Alle 8 Werke = PnbUoalions da 
l'£oole des langnes or. nTantos. 



Dar UrqtwU 1896. 

3. 4. A. Wiedemann, ein altBgTptiaoher Welt- 
■chDpfangfmrüuis: Naoh einer knnen Einleitoag 
Aber die Entstehnuffswaiss der BgTptisohaD Glanbats- 
lahren, die kein abgesohloMcnei Dopn» enongten, 
werden die manigftoben SchSpfungtnqihen enrUats 
datanf lAst W., dass die liederitohe Art und Weise, 
in der die Totenbflohar abge&«t sind, daraof bamhe, 
daas die Schreiber, da das Werk ja dam Toten bai- 
gegebao wnrde, im OeMhl der Sicherheit ror Na^ 
prOfong sieh bei ihrer ndUigkeit wenigHflhe gaben, 
ffiemacb wird ans dem ron Bodge ISIl berwiigeg. 
Fwjr. 10186 des Brit Hut. die sweimal dort sich 
flndeade SehSphogalegende flbersetat nnd einnhend 
comtnentiert (Der Sra&etutott Ba etaohafft das 
erste (JSttetpaar 8oha nnd Te&nit dntch Onanie). 

6. 6. Handl, HenschenTargOttarung (Sage Tom 
Tode des Tamns ans Haimonidei). — 1. Mdel. Ara- 
bische Sprichwörter ans Egjpten: Torllnflge Hit- 
tailung ans den ron ihm beubeiteten Sammlangen 
(leider ohne jeweilige An^be der Stellenl). 

7. 8. Laofer, Sber eme Gattung mongoUaoher 
Volkslieder nnd ihre VerwandtHhaft mit tarkisahen 
Liedern. 



N. d. K. a. d. W. ■. OStthicu (FblL-hlst. 
U.) 1886. 

1. Alfred Bahlfb, Ober eine tmi Tieohendorf milr 

Sebraohte in Oxford, Cambiidga, London und PeteiB- 
urg liegende Handschrift dar Septuaginta. 
OescUflJ. MittaUnngMi 1. B. Pieteehmann, Bericht 
Aber die Arbeit an dar Hetaosgabe eines IgTpt. 
WOrtarbDches 1897/a 



Indogsnn. Forsoliuiigsn 1808. 

IX 1, 3 Enhn n. Sohnoir v. Carolifeld, die Trans- 
ecription fremder Alphabete (und) E. Oioese, die 
Formen der Familie bespr. TOn K. Bmguuuui. 



[Ho. 8.] 



0AIBNTALISTI8CHE UTTEBATÜE-ZEITQITa. (Angiut 18Ba| 868 



8wlakllixip«r«takad. Ba>iik,vm.S«rl«1897. 

17. B. Taraj«w, A«thiopiich«a Einilienbneh, 
(Bnth&lt die Gebeie für den Tag- und Nuhtgottu- 
dienrt, Text and üabenetcnng) nunsch! — 

The nwnlKnatlo ohroolole 1808. 

n S. H. AlUohui, Poädium m Co«te-8jm (Ab- 
bUdtuig einer Mflnie. die in der mhe Ton Beyrot 
«fbiiMn sMa «oll, mit Aniechrift mm, Eopf de« 
Odyneiu und Baal (dem Baal-Tan Umlioh, aber mit 
filitabflodel). — 

P. 8. B. A. 1898 XX. 

8. 4. A. Wiedemanu, Obaerratioiii od the Nagndah 
period: Will sie nur vor Dyn- 8 setzen. Noch Bd&w 
gelegentlich ohne Cartonche. Die Tierfignren aus 
Schiefer seien Arautette. Das ka-Zeichen stelle die 
nuammengebundenen Totanarme vor^ ein Prophet 
dee ESniga X and seine« ka-Namena citiert, vei^L 
die swei Pyrao^den mancher KOnige. Da* Settier 
sei ein Schakal (T). Die Insohriften in Abjrdoa ge- 
hören teilveise «p&teren Weihgeuhenken au'). Bpnr 
dea KopfobsohneideuB bei Toten im Totenbnoh. — 
G, Haapero, notea au joor le jour T; §81 die Stodt 
P-pg bei HenUeopoli* sei = mod. el-Fok (!)'(') ^■ 

538 behandelt die Begebenheiten die im lö. oud 11. 
ahr dee Sahn. iH ang^eben sind; Araml sei nicht 
der König vod ürartn, sondern der Ton Agnai, dessen 

HanptatAdt Aipad (Winokler) sei. § 33 To. im 

88. Jahr dea Salm. IH sei tn-iat und diea der A^hir 
dagh nOrdl. Tou Maraah. § 34. Aber den Olanuen, 
der Tote wohne in den Bäumen seine« Orabgartens. 
{ 86. Der Ansdmok nz-hr .Da« Oeaicht reiben (!} = 
grilssen" deute auf eine £arbariiche BegrflMuogawMse 
der Uneit*). g 86. Der Septische oder perniohe 
WeiM OBtaneA = ast(TJn:=Gott Dhati cf. Qoodwin. 
— W. L. Nash, a bronze Uraeos of nnnnial form (mit 
EOniga-, ein anderer mit LOwenko^. — F. Legge, 
note on the coptic spell. — Jos. Offord, letter from 
Hammorabi (Wiederholnn^ Scheil'scher nnd Dangin. 



1 Mr. BaU.) — J. H. Selwyn (eio Brirf^über da« 
genaae Datum der EnehaSung dea Hanaohen, n&m- 
fich 6866 <!!!]. — S. A. Stroog. a hymn of Nebuchad- 
naiar (metarisch nnd in vier Stansen Ton zehn Zeilen, 
die jeweilig mit demselben Zeichen anfangen und 
die Orumte (ilu] Na-bn-o ergeben). — Alfred Boiarier, 
note« d'A««7nol(^e § 2, T Rswl. 10 1. 96 ina Oili 
ningdti abbun dmlon sei sa foasen: qu'ils paasörent 
le reate de lenr vie i gemir et A aonpirer. fi. Panl 
Bnben, an Oracle of Nahnm (Qeiatreicher Versuch 
mit nemlioh bedenklichen Mitteln den Text ver- 
■Undlioh an machen; die Ableitung der Bedeutung 
gewiaaer WOrter ana dem Aiabisoben ist jedenfaUa 
anrfiokxnwaiBea.). — W. L. Naeh, üshabti'box of 
Nee-pa-obred, a priest of Hentu. — A. H. Sayca, Uie 
kathaean legend of the creaüon {£rledürt dnroh 
Zimmern in ZA XII, aiehe oben !). — J. Offord, Ro- 
man Inaeriptäons ralating to Hadrian's iewish war 
(Verweis auf Bevae biblique 1898 p. 270, Compta« 



') Durch diese richtige Beobachtung werden aber 
die AhrdoegAber über die 1. Dyn. oder mindeatens 
deren Ende hiuaosjgeraokt. Vergl. 0. L. Z. 4 loiir 

"} ni eich tun jemand aorgond, rftohend, aufiner- 
kend eto. bekflmmam := der bohlen Wurzel nz (nyzT) 
■terreiben'' iat nicht unmöglich, aber doch ent näoh- 



DaatBOha UttoTa.tnr-Zts. 1898. 

26. If. Bnttewiaaer, die hebr. Gliaaw>kal7pae und 
ihre StellaDg in der apoxalypldschen littwatur de« 
rabbiniachen Bchrifttmua nnd dar Eireho, L Bllfte, 
beapr, von C. Siegfried. — H. Hartmann, Uetniu 
und Rhythmus . Die Bntetehnng der arabischen Tera- 
maaaae. Beqtr. von C. Brockelmann (Wiederholnag 
dea in der Arab. Litt.-Üeach. 8. 14 OeeagtenQ — 
T. LSbel, Hocbzeitagehrftnohe in der Tflrket, bai^. 
Ton J. Qoldxiher. 

97. E. W. Wert:, PahUTi Texta T: Harrel« of 
pr. y. Chr. Bartholomae. 



Litt. Osntr.-BL 1898. 

26. L. Goldachmldt, die abeaa. Handachriften der 
Stadtbibl. in Frankfurt a. H. (Bflpp^'sche SammL), 
beepr. t. EL St(nmm)e. — Sophna Bugge, l^kiaohe 
Stadien ], bespr. t, (T). — 

BsTue Orltlqae 1898; 

24. Carra de Tanx, le Hahomtitisme, beapr, t. 
J. B. (Hiabot 

25. F. de Moor, la deste de Qilgam^ (extndt du 
Mosten) beapr. t. H. Hubert. 

26. H. Hoizin^, Qeneaia. E. Bndde, A. Bertholet, 
6. Wildeboer, die fOnf Megillot, bespr. t. A. Loiar. 

87. Aegyptiaca, Festechr. f. Q. Eben (und) 8. 
Stunt-Cloir, Creation Becorda diacovcred in wrpt, 
atadiea in the book of the deod, beapr. TOn Gilla«- 
pdro (der doa Beeultat dea zweiten Bnches, die Er- 
klArong der IgyptiBchenUjthen liege in der Cleachiehta 
des ft^ptiachen Calenders, ablehnt). 

Zeltsohr. f. Elrohenceaoh. 1898. 

XIX E. T. Dobachütz, Enthalinsatudien (mit Ueber- 
setaung des .Qebet des EathalioB" aus dem Armeni- 
schen. Beeprechung zweier syrischen Hdechrüten mit 
enthaliamiechem Apparat, dabei scharfe Benrteilnng 
der Bedjau'achen Eusebiaa-Ansgabe. — Ansotzung der 
Uebereetiuug des Polykarp auf 508, Revinon (Turob 
Thoma« von Herakleion 616). — 

MonatsBohr. f. Qesoh, u. W. d. Jadentta. 189 

7. J. (hittmonn, über zwei dogmengeaohiohüiche 
Mischnaatellen (die Stdlen gedentet als gegen das 
JadenohriBtentom gerichtet). — D. fCosin, die Beli- 



Besprechuugen (Singer, das Bach der JubiUen (Sciiloaa 
auB No. 6). Jsatrow, QayyO^, beapr. t. J. Barth. 

Oeogr. Zeltsotarlft 1898. 

IV, H. Hirt, die Torgeachichtliohe Kultur der 
Indogennanen (knflpfe sich an die Knitor B^>y- 
lonien« an.) 

Rhein. Uue. t PhUoL 1898. 

Lm, M.L. Strack, der Kalender im Ptolemfterreioh. 



Briefkasten. 

O. B. in O., B. M. in B. Die vorige Nummer 
der 0. L. Z. komite deahalb nicht re^taeitig am 
15. zur Ausgabe gelangen, weil 8 Spalten Aber den 
flbliehen Umfiuig zugegeben wurden. Aach dieae 
Nnmmer. welche wieder mit 4 Spalten den Umfimg 
aberschreitet, wird sich darum nm ein bia zwei Tage 
verspLten, waa wir zn entachnldigen bitten. 

D. R. 



TButwsnUelwT HfOtutabv: F. K. P«lu(, rnaljiliMi L IV. 
VbIu IL EupdMyi^ Wulf P«b» Vail^ Mh &, hndvbownr.^ n. 




E 






a 



\ 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung. 



Erscheint 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 
▼on 

P. E. Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



Abonnementspreis 
vierteljährlich 5 Mk. 



Bestellungen nehmen entgegen: die Verlagsbuchhaudlung, Berlin S., Brandenburgstr. 11, sowie alle Bach- 
bandlangen und Post&mter (anter Nammer 6666 A). — Inserate die zweigespaltone PetitBeile 30 Pf.; bei 

Wiederholungen und gp-Osseren Anzeigen Erm&Mngung. 



1. Jalirgang. 



16. September 1898. 



M 9. 



Alle fQr die Bedaktion bMtimmten Sendniwen, Briefe eto werden anaschUeaslidi unter folgender 
Adrewe erbeten : BetektloB der 0. L. Z^ Wolf Felser Yerlag, Berlin 8. 4S, BraadeBbargstr. 11. 1. 

Zvaei ägyptische Statuen des jSfluseutns zu 

Iieiden^). 

Von A. Wiedemann. 



Bereits vor längerer Zeit habe ich') da- 
rauf hingewiesen, wie wichtig für die Beur- 
teilung der Nagada-Kultur eine in sich ge- 
schlossene Gruppe von Statuen ist, welche 
mit einer technisch hochstehenden Behand- 
lung schwer zu bearbeitenden Materiales 
einen gewissen ungeschickten Naturalismus 
verbinden. Schon stylistische Gründe sprechen 
dafür, dass sie an den Anfang der ägyp- 
tischen Kunstentwicklung gehören. Ihre ge- 
naue zeitliche Einordnung ergab sich daraus, 
dass eine von ihnen den unter König Sneiru 
lebenden Amten^) darstellt, während eine 
zweite, der knieende Adorant des Gizeh- 
Museums^), auf dem Rücken die Ka-Namen 
dreier Herrscher der Nagada-Periode trägt 
Ohne genauere Datierung waren je eine 
männliche Statue zu Bologna ^) und zu London ^) 

^) Hierzu 2 Tafeln. 

*) Umschau I 8 6d2. 

') Berliner Museum nr. 1106; Leps. DenkuL II. 
120, Phot. Hertens pl. 8. Für die Lesung Meten 
▼gl. Spiegelberg Reo. de trav. rel. & TEgypt 16. 27. 
Die etwa s^eichzeitige Statue des Hen& zu Berlin 
nr. 7834, Phot. Mertens pl. 6 zeigt bereits den 
späteren ägypt. Kunststyl. 

*) nr. 1. Gr^ant, Mus. ögypt. pl. 18; de Morgan, 
Recherches 11 pl. 4. 

») nr. 1826; Phot. Petrie nr. 4. 

•) nr. 70 a. 



und eine weibliche zu Turin ^). Bisher nicht 
herangezogen ward die hier zum ersten Male 
veröffentlichte, sehr charakteristische Gra- 
nitstatue D. 94 des Leidener Museums.') 

Den Namen des durch diese 65 cm hohe 
Statue dargestellten „königlichen (?) Be- 
kannten Any^ lehrt eine auf dem Schoos 
zwischen d^n Beinen erhöht angebrachte 
Vertikal-Inschrift, ^ in der das vor änj^ 
stehende Zeichen beachtenswert ist. Es 
stellt ein schräg bedachtes Häuschen dar, 
das auf 4) einem oblongen, durch Vertikallinien 
in 6 Teile zerlegten Untersatz sich erhebt 
Diese Behausung muss, da der Titel rext 

^) nr. 3666 der B-da-t*, leiblicher Tochter eines 
KOmgs; Phot Petrie nr. 2—3. 

*) Die Inschriften von D 94 und 98 edierte 
Plerte, Verh. des Wiener Orient. Ck>ngre6s. Aeg. Sect 
S. 62. — Ich möchte auch an dieser Stelle H. Dr. 
Pleyte ffir die Liebenswfirdigkeit meinen Dank aus- 
sprechen, mit der er mii* die Photographien dieser 
Statuen zur VerfOgung stellte und ihre Veröffent- 
lichung gestattete. 

') VgL ffir den Titel Maspero, £tudes 6gy^i. II 
p. 196; ffir den Eigennamen £nx Beispiele in Lieb- 
lein, I>ict des noms. Index. 

*) Ueber dem Oblong zeigt das Orginal eine ver- 
tiefte Stelle, so dass hier, wie auch Pleyte angiebt, 
die Zugehörigkeit desselben zu dem Häuschen un- 
verkennbar ist -> Das Oblong fthnelt dem zweiten 
Determinativ von men bei Peme, Medum pl. 13. 



271 |No. 9.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜR-ZEITÜNG. [September 1898.1 272 



y^Bekannter^ seit der ältesten Zeit regelmässig 
in Verbindung zum Könige gebracht wird^ 
einen Palast darstellen. Als Lesung ist 
kaum sutm anzunehmen, welches die Be- 
hausung nicht betont; sondern eher per-äa, 
das in einem archaischen Grabe mit rext 
verbunden erscheint.*) Was das Zeichen 
auszeichnet, ist seine Aehnlichkeit mit der 
Umrahmung des Titels „Herr beider Dia- 
deme" auf der Elfenbeintafel von Nagada. 
Hier wie dort Bilder gleichartiger Haus- 
wände und zu Unterst eine analoge An- 
deutung einer Schranke, die hier mauerartig 
vor dem ganzen Haus — nach ägyptischer 
Perspektiv-Regel wird das davor Befindliche 
darunter gezeichnet — gedacht ist, während 
sie auf der Platte rechts und links neben der 
Wand einen schmalen Durchlass gewährt 
Diese Wiederkehr des gleichen Motives 
spricht für die von mir vorgeschlagene 
Deutung der betreffenden Linien auf der 
Tafel als Zeichnung eines Zaunes') und 
tgen die Annahme, es handelte sich um ein 
Icnriftzeichen für den Protomonarchen Menes. ^) 
Der Sitz der Statue hat die auch im 
alten Reiche übliche Würfelform, während 
die Turiner Statue bereits die später ge- 
wöhnliche niedere Rückenlehne zeigt. Zwischen 
den Seitenbeinen ist erhöht wie bei mehreren 
Statuen dieser Zeit^) eine bogenförmige 
Stütze eingefügt, während später die Stühle 
nur von den 4 Beinen getragen werden und, 
falls Zwischenstützen angedeutet werden, was 
selten geschieht, diese gradlinifi; sind. Die 
Sitzplatte schliesst hinten flach ab, ohne dass 
Blüten über die Hinterbeine hervorragten, 
wie dies seit dem alten Reiche gelegentlich 
Sitte war. ^) Die eigentümlich steife Haltung 
der einen Hand vor der Brust tritt ebenso 
bei der Turiner Statue und bei Amten (hier 
die rechte Hand) auf und findet sich auch in 
sehr alten Reliefs.®) Wichtiger als diese 
Einzelheiten ist jedoch die Gesamterscheinung 

M Mar. Mast p. 70. — Im Grabe des Ti (6te 
Dyn.) findet sich per-äa suien rtt (de Rouge, 6 präm. 
dyn. p. 318). Das später üblicne stUen rex bereits 
Mar. Mast p. 77: Petrie, Medmn pl. 13,16. 

') Proo. Soo. Öibl. Arch. 20 p. 114. 

^ Borchardt, Berl. Sitz -Her. 1897 8. 1054 ff. - 
J^uier bei de Morgan, Rech. 11 p. 260 dachte an 
ein Zeichen fdr den König üsaphats, welches jedoch 
der zu erwartenden Schreibung des Ideogramms ffir 
diesen Herrschemamen nicht entsprechen würde. 

^) auch bei dem Determinativ des Wortes x^^ 
„Sitz" bei Petrie, Medum pl. 13. Dasselbe Stütz- 
prinzip bei Tischen des alten Reiches, z. B. Leps. 
Denkm. II. 52, 53, 61, 70. 

*) z. B. Samml. Barracco pl. 1 ; Relief Berlin 13466, 
Phot Mertens pl. 90; h&nfig in der 6ten Dyn. 

3 z. B. Grabstele des Sdierii, Priester des KOnigs 
, za GHseh. 



der Statue und besonders die Bildung ihres 
Kopfes Die kurze, gedrungene Gesüdt» der 
schmale, gerade Mund, der breite Nasen- 
rücken, die starken Augenknochen, u. s. f. 
geben vereint dem Bildwerke einen ganz 
andern Typus, als man ihn sonst bei ägyp- 
tischen Statuen zu sehn gewohnt ist Dabei 
zeigt die verhältnissmässig mtß Technik, 
dass nicht Ungeschick des Bildhauers diesen 
Typus veranlasste. Die Züge machen durch- 
aus den Eindruck eines lebenswahren 
Portraits, welches den Angehörigen einer 
andern Ra^e darzustellen scheint» als die 
später im Nilthale uns entgegen tretenden 
Bildwerke. Bei dem vielen Rätselhaften, das 
die Nagada-Periode noch darbietet, wird es 
vorsichtiger sein, auf diese Frage nicht näher 
einzugehn, aber ich glaube mich nicht in der 
Annahme zu täuschen, dass dieses Leidener 
Denkmal ein gewichtiges Dokument bei der 
Unterauchung der Frühgeschichte Aegyptens 
bilden wird.^) 

Einen Uebergang von der Frühkunst zu 
der rein ägyptischen bildet die an zweiter 
Stelle hier veröffentlichte, 75 cm hohe 
Granit-Statue D 93 zu Leiden.') Noch hat 
der Stuhl den bogenförmigen Träger und 
liegt der eine Arm quer über der Brust, aber 
derselbe iiiht etwas tiefer auf dem Schoose 
und die bei der ersten Statue flach ausge- 
streckte zweite Hand ist in der späteren Weise 
geballt. Vor allem ist das Gesicht völlig 
ägyptisch geworden Das Pantherfell, das 
der Mann trägt, soll ihn wohl als priester- 
lichen Ranges bezeichnen. Ein Rangzeichen 
sind wohl auch die Bänder, deren je eins 
auf jeder Schulter liegt. An der Aussenseite 
über der Achsel sind sie jeweils steif einge- 
kerbt, während über das Band selbst zwei 
erhöhte, die Enden freilassende Längsstreifen 
laufen. Die erhöhte Lischrift vom auf den 



') Bei dieser Gelegenheit möchte ich erneut 
darauf hinweisen, dass das mittlere Reich in ähn- 
licher Weise auf die Nagada-Periode bis auf Snefiru 
hin zurdckgegpriffen zu haben scheint, wie sp&ter die 
Saitenzeit auf das alte Reich. Es erklArt dies, 
warum die ersten Beschreiber der Erzeugnisse der 
Nagada-Eultur sie in die N&he des mittleren Reiches 
setzten, und warum zahlreiche Züf^e ihrer Denkn^ler 
sich mit solchen der 12ten Dyn. berühren, wie z. B. 
Fabelwesen, eigenartige Kronen (Leps. Denkm. II. 2a 
und de Morgan, Dahchour pl. 21), u. s. f. Es wird 
daher auch näherer Untersuchung bedürfen, ob nicht 
die Analogien, die man zwischen Werken der 12 
Dyn. und der grossen Sphinx hat finden wollen, auf 
solchen archaisierenden Zügen beruhn und damit 
keinen Anhalt für die Datierung der Sphinx gewähren 
können. 

*) Aus Samml. Anastasy. Die Zeichnung bei 
Leemans, Aeg. Mon. te Leiden 11 pl. 20, wird dem 
Kunststyl des Denkmales nicht ent^rechend gerecht 



878 [No. 9.] 



OKIENTALISnSGHB LITTEBATÜR-ZEITÜNO. (September 1898. | 274 



Bändern giebt dem dargestellten Än^-tev (?) ') 
den Titel l^äsauNexenf welchen kurz nach Snefiru 
Snefrn-Yä-f ') and mit Vorsatz von rpä etwas 
früher Nefer-mät') trug. Wieder tritt hier 
die Stadt Neyen auf, deren hohe Bedeutung 
für die Nagada-Zeit bereits mehrfach ander- 
weitige Andeutungen lehrten^) und die Aus- 
grabungen von Quibell im letzten Winter be- 
stätigt haben. 
Bonn. 



Ist ein Unterricht In orientalischen 
Sprachen an technischen Hochschnlen 

wünschenswert 7 

Die Neugründung der technischen Hoch- 
schule in Danzig, welche ja ungemein leb- 
haft gefördert wird, löst eine Diskussion 
über die Frage aus, wie für den Unterricht 
in den allgemein bildenden Fächern 
an solchen Hochschulen gesorgt wird. Dabei 
weist die Vossische Zeitung in ihrer Morgen- 
ausgabe vom 30. August darauf hin, dass in 
den ausserpreussischen technischen Hoch- 
schulen durch eine Reihe von Professuren 
flir Philosophie, Geschichte und Litteratur, 
sowie Geographie besser vorgesorgt sei, als 
in den preussischen, wo nur Nationalöko- 
nomie und (in Berlin) Hygiene vertreten 
seien. Dort werden aber die sprachlichen 
Fächer mit keiner Silbe erwähnt. Und doch 
dürfte hier ein Punkt vorliegen, auf den 
hinzudeuten wohl verlohnte. In Stuttgart ist 
ein Unterricht in Deutsch, Französisch, Eng- 
lisch, Italienisch, in Darmstadt in Deutsch 
und Russisch, in Dresden in Englisch und 
Französisch vorgesehen. Dass vielen der 
Hochschüler in ihrer späteren Thätigkeit 
sprachliche Kenntnisse von grossem Nutzen 
sein werden, ist ja wohl ohne Weiteres zu- 
zugeben. Möge es uns, als Orientalisten, 
gestattet sein, darauf hinzuweisen, dass viele 
technisch gebildete Männer letzt im Orient 
zeitweilig oder dauernd ihre Thätigkeit finden, 
und dass es für diese von grösster Wich- 
tigkeit wäre, wenigstens propädeutisch eine 
Ahnimg von der Sprache der Länder zu 
bekommen, in der sie zu wirken vielleicht 
schon in ihrer Studienzeit den Wunsch hegen. 
Und deshalb erlauben wir uns den Vor- 



') Das vorletzte Zeichen scheint einen länglichen 
Topf darzustellen mit einem kegelfftrmigen Deckel, 
aus dem zwei Bänder heraosragen. Das folgende x 
l&sst eine Lesung tev vermuten. 

*) Leps. Denkm. il. 16. 

*) Petrie, Medom pl. 20—22. 

*) Vgl. Wiedemann, Proc. 8oc. Bibl. Arch. 20 p. 
112, 116. 



schlag, bei der Einrichtung der technischen 
Hochschule in Danzig zu versuchen, Männer 
zu gewinnen, die neben dem Unterricht in 
den europäischen Sprachen, Englisch, Fran- 
zösich, italienisch und Russisch, imstande 
sind, einen Einführungskurs in die wich- 
tigsten modernen Sprachen des Orients, also 
Arabisch, Türkisch, Chinesisch und Japanisch, 
zu lesen; wer von den Hörern neben seinen 
eigentlichen Studien eine oder die andere 
jener Sprachen begonnen hat und sich weiter 
ausbilden will, wird dann mit grösstem 
Nutzen das orientalische Seminar in Berb'n 
besuchen, welches seinerseits den Vorteil 
haben wird, Schüler zu erhalten, die schon 
die erste Grundlage gelegt haben. 

Je mehr Deutschland in seinen Export- 
bestrebungen auf den Orient hingedrängt 
wird, desto notwendiger erscheint das Be- 
streben, sich in den Geist des Orients ein- 
zuleben; nur so können die Pioniere der 
deutschen Arbeit auch Träger und Förderer 
der deutschen Cultur werden; und nur dem- 
jenigen der sich seiner Sprache bemächtigt, 
erschliesst sich der Geist des Orientalen. 
Wir Orientalisten aber dürfen reiche För- 
derung unseres Wissens erwarten, wenn 
mehr und mehr uns Mitarbeiter aus anders 
beruflichen Kreisen erwachsen. 



Eine Kollation der in Olzeh antbewabrten 
Teil El-Amarna-Tafeln. 

F. E. Peiser. 
FortsetKung. 

K. B. V 95 

= G 22 10. na-ad-nu es haben ge- 
geben (die Götter). 
K. B V 103 

= G40 17. la ki 

Rückseite 
1. ardu-ka(?) . . 
4. i zu streichen 
7. u-ul iStin alpu 
B. ina ba-la-a-tum 
K.B.V106 

= G 13 2. iS-tju statt [u(?) 

3. vor a-na ist etwas 

verloren. 
6. a-na richtig. 
27. 8a-a u la 
30. iä-Su.(?).ku.ul(?) 

37. ^a-lak-u 

38. u TUM (pl.)-ia 
40a (ausgelassene Zeile 

. . . pa-ra . . . ina bi-ri . . 

46. TI-LA = balAtu 

47. na-ak-ru 




275 [No 9.] 



ORIENTALISTISCHE UTTERATUR-ZEITUNG. [September 1898.] 276 



KB. V 108 
= G 41 9. la-ka ana a-z[i?] 

K. B V IIB 
= G20 2 (amilüti) na-a-ru 

3. sa-ki-in 
9. i-ka-§i-da 
14. i-na a§ri §a-ut 
21 la-a ji-is-mi bi-li 

22. a-na a-wa-ta arffi-su 

23. ia-a-nu mi li-im-na i-na 
a-wa-ti-su 

29. mi-ia-mi 
31. ap-ru-tu 
Querrand 1. mi-ma 
K. B. V 117 
' = G 17 18. u gab(?) ri(?) mi lim-ni- 

ti a-na etc. 
K. B. V 130 

= G. 8 3. u ip-ra ^a-pa-ru (ip-ru 

über radiertem ^a-pa-ra. 
geschrieben). 
12 ta(?)-zi-ki-pu 
14. . . . amat §a sarri 
K. B. V 141 

= G. 21 11. li-ß-il(an), wie richtig in 

der Autographie 
21. mi (Dnick^hler; wie 
oben). 

24. u li-iz-az-mi 

26. u li-ba-lu-ut-mi (mit 
Fortlassong des einen 
senkrechten Striches) 
K. B. V. 144 

= G. 29 13. I li-lal(?)-ma 
K. B. V. 145 

= G. 48 5. Qu-u aml-kut 

7. Zeichen hinter u fortge- 
brochen 

8. i§-ti-mi an 

am Schluss noch Reste 
von 2 Zeilen. 21. wie 
in der Teztausgabe 22. 
schien mir der senk- 
rechte Keil zwischen tf (?) 
und i^I.A zu fehlen. 

K. B. V. 153 

= G. 44 4. streiche ji(?)-, das Zei- 

chen gehört zum Quer- 
rand. 
6. (amlH) UT NU TAB. 
TAB (?) 

9. ku(?) ta(?) 
K. B. V. 164 

= G, 14 8. I C GÜN (?) (= bUtu?) 

Sukultu u 
12. für GA lies B I + ein- 
gesetztem A; d. i. sikaru 
-|- ml; nach der Glosse 



a-ku-li sollte für A wohl 
§A stehen = sikaru -f- 
akalu. 

31. mi-i-ma (Druckfehler). 
33. (tibnu) vor ti-ib-nu wie 

in der Teztausgabe 
42. für ma^äzu schien mir, 
wie in der Ausgabe^ KAL 
(pu^ru?) zu stehen, it- 
ta-za-al(?) cf 119^. 

44. schien mir eher sa wie ni. 
K. B. V, 164 

= G. 26 4. bili-ia i-nu-ma 

5. ina pftn stat a-na 

8. ^u-h-ik (amilu) a-bu-Su- 

n[i] 
10. gu-ir(?) ^ab kan bi(?) 

tu ... . ri-na ili-ia 
12. na-at-na Sa (alu) Gi-ti- 

pa-da-al-la 
19. ni-nu-um u ip-pal-§u-ni 
24. a-na für Üi 
26. ti-Ü-ku-na mi 
28. u arki §u-a-ti ia-a(?). . . . 

32. (amÜa) ji-^u(?) na bi U 

33. i-na ri-bi-su-ni 
37. §u-ni arku .... 
40 nakrü-tu 

42. (alu) §u-na-ba 

43. ia(?)-al-la-ki in-ni 

45. (alu) Gi-ti-ri-mu-ni ma(?) 
oder ki(?) = )^ön ^^ Be- 
achte die Ueberein- 
stimmung mit der maso- 
retischen Vokalisation ! 

46. u-pa-ti-ri (?) 

47. ji-ik(?) im-ni 

48. il-lim wohl (ilu) inu das 
(göttliche) Auge. 

54. NU-KÜR-um = nakrü 
56. u i-ia-nu-um-ma NU- 

KUR-tu I 8a.ru(?)-tu 
(Schluss folgt). 



Be8pr eehungen • 

KurBffeftuBSteB ezeiretiBcheB Handbuch zum 
Alten Testament. V : Der Prophet Jesaia von A. Dill- 
mann. 6. Anfl. von Dr. Rudolf Kittel, Professor 
der Theologie in Breslau. Leipzig. Hirzel, 1898. 
Bespr. y. Hugo Winckler. 

Art und Weise des Konmientars ist zur 
Genüge bekannt Dillmann hat gewissenhaft 
die lange Zeit hindurch , wo er das Hand- 
buch bearbeitet hat^ alles zur Erklärung Bei- 
gebrachte in der Weise seiner Vorgänger 
gebucht. Nach einem Fortschritt derErUänmg 
im Sinne der neuen Ideen wird man vergeblich 



277 [No. 9.) 



ORIENTALISTISCHE LITTEBATtJR-ZEITÜNG. [September 1898.] 278 



suchen: das stereotype Urteil lautet: alles un- 
yerwendbar, es bleibt beim Alten. So ist es 
denn bezeichnend, dass dieses Handbuch, 
welches lange Zeit so gut wie allein den 
Harkt beherrschte, in wichtigen Teilen ganz 
ins Stocken geraten ist Es war wohl nicht 
möglich die nötigen Mitarbeiter zu finden, 
denn die alttestamentliche Forschung hatte 
sich längst um eine Welt von den An- 
schauun£;en entfernt, die hier ohne Paktiren 
festgehalten wurden. Benutzt freilich wurden 
diese Kommentare auch noch gern von den 
Vertretern neuerer Anschauungen, um sich 
über ältere Erklärungen und die Litteratur 
zu unterrichten, denn diese fand man hier 
am bequemsten beisammen; von den ver- 
tretenen Meinungen aber nahm niemand mehr 
Notiz, wenn meines Wissens auch nur 
Gisebrecht (Vorwort zu den Beiträgen zur 
Jesajakritik) das von allen Gedachte offen 
ausgesprochen hat: dass eine Auseinander- 
setzung mit diesen Ansichten aussichtslos sei. 

Die Toten reiten schnelle, aber die 
Wissenschaft ist schneller geritten. Mit 
Bezug auf die uns hier besonders angehende 
Seite der Erklärung des A. T. ist die Durch- 
bildung der Altertumskunde des semitischen 
Orients soweit fortgeschritten, dass wohl 
kaum jemand im stände ist, sie zu ver- 
werten, wenn er sie nicht selbständig be- 
herrscht. Die alten Propheten haben von den ge- 
schichtlichen Ereignissen ihrer Zeit ge- 
sprochen, diese kennen wir aber jetzt aus 
andern Quellen als vor einer Generation. 
Andrerseits ist unsere Wissenschaft noch nicht 
so durchgebüdet um ihre Ergebnisse aus Nach- 
schlagebüchem sich ohne weiteres aneignen 
zu können. So ist es durchaus nötig, dass, wer 
die Aussprüche altorientalischen Geistes er- 
klären will, auch diesen (Jteist an seinen un- 
verftlschten und unverderbten Aeusserungen 
studirt, dass er seine Vorstellungen von alt- 
orientalischem Volksleben aus den Quellen 
selbst schöpft. Es genügt nicht zu ver- 
zeichnen, /as Meyer, Tiele, Winckler über ein 
Ereignis der altorientalischen Geschichte 
sagen, und danach deren Meinung zurück- 
zuweisen — nein, die Inschriften sprechen, 
und was Tiglat-Pileser, Sargon, Sanherib über 
die Ereignisse und deren Zeit klar und 
deutlich aussagen, das gilt es heranzuziehen, 
und davor die Segel des morschen Fahr- 
zeuges zu streichen« so hart es ankommen 
mag zu verketzern, was man angebetet. Das hat 
jeder gemusst, der diesen Weg gegangen ist, 
und das muss auch von einer allen Quellen 
gerechtwerdenden Bibelforschung durchge- 
macht werden. Die Welt des alten Orients hat 



anders ausgesehen, ganz anders, als sie sich so 
lange in den Köpfen gemalt hat, so viel anders 
wie das wirkliche Leben verschieden ist von 
den Vorstellungen des ja nur noch in den 
Witzblättern weiter existirenden Stuben- 
gelehrten. Darum muss man aber auch auf- 
höi'en, in den Aeusserungen der alten Pro- 
pheten etwas zu finden, was gegen die Forde- 
rungen des gesunden Menschenverstandes 
und des guten Geschmackes verstösst. 

Zur vorliegenden Neubearbeitung wäre 
sehr viel in Bezug auf die Heranziehung der 
altorientalischen Geschichte zu bemerken. 
Es ist zweifellos eine grundsätzliche Ver- 
schiedenheit der Standpunkte, welche den 
Bearbeiter und den Berichterstatter trennt, 
ob diese aber in ihrer Grösse weiter be- 
stehen würde, wenn beide Parteien auf Grund 
gleichen Eindringens in die altorientalische 
Welt» wie sie uns die Monumente zeigen, 
urteilten, das erscheint zweifelhaft. Einen 
oder den andern Punkt hier herauszugreifen 
hat keinen rechten Zweck, sonst aber würde 
ich mich so ziemlich überall anders ge- 
fasst, wenn nicht anders beurteilt haben, 
wo eine Berücksichtigung derjenigen zeit- 
genössischen Verhältnisse in Betracht kommt, 
die wir mit völliger Sicherheit den In- 
schriften entnehmen können. Aber davon 
abgesehen, würde es dem heutigen Stand- 

Ennkt der Wissenschaft entsprechen, wenn 
lelege nicht mehr alten Arbeiten, die 
in der Specialwissenschaft kaum mehr be- 
nutzt werlen, sondern einfach den Quellen 
selbst entnommen würden. Es ist anzuer- 
kennen, dass der neue Bearbeiter in diesem 
Falle der Sachlage nach nicht ohne Weiteres 
mit dem alten Verfahren brechen konnte; 
wenn das Handbuch aber den neuen Unter- 
nehmungen gegenüber seine alte Stellung be- 
haupten will, so wird es auch ein den neuen 
Anforderungen entsprechendes Gewand an- 
legen müssen, und es hat ja in seiner reich- 
haltigen Stoffsammlung einen Vorzug vor allen 
Nebenbuhlern, um dessen willen man es nicht 
gern missen möchte. 
Berlin. 



Dr. ph. B. Härder: Arabische Konvenations-Graiu- 
matik mit besonderer Berücksicbtigtmg der Schrift- 
spracbe. Mit einer Einführung von Prof. M. Hiirt- 
mann. Heidelberg. J. Groos 1898. XI 475 8. 8". 
geb. 10 M. 

SchlüBsel zur Arabischen Konversationsgi-am- 

matik. 1898. laS S. geb. 2 M. Besprochen von 
C. F. Seybold. 

Kaum haben wir oben 181—3 Jehlitsch- 
I ka's Türkische Koiiversationsgranimatik be- 



279 [No. 9.J 



0R1ENTALJ8TISGHE LITTERATÜB-ZEITÜNG. (September 1896.] 880 



sprochen'); so gelangt die eben erschienene 
Arabische Grammatik von Härder in unsre 
Hände. Es ist gevriss mannichfach bedent- 
sam, dass neben dem Osmanischen nun auch 
die grosse semitisch-mohammedanische Welt- 
sprache; die wichtigste Landessprache in 
Vorderasien und Nordafrika, in den Ejreis 
der Heidelberger Lehrbücher der modernen 
Sprachen einbezogen wird. Mit Recht hat 
der Verfasser keinen einzelnen der zahl- 
reichen arabischen Dialekte (zur Erlernung 
der Konversation) herausgegriffen (was übri- 
gens später daneben geschehen könnte), son- 
dern mit Vermeidung der vulgären Mund- 
arten die gemeinsame neuarabische Schrift- 
sprache der Gebildeten, die neben eigen- 
artigen Weiterbildungen doch noch im Ganzen 
enge genug an das klassische Arabisch an- 
scMiesst, zur Darstellung gebracht, da von 
dieser Grundlage aus die Erlernung eines 
bestimmten Volksdialekts einzig richtig an- 
gebahnt und erleichtert erscheint ; vgl Hart- 
manns Einfühining und des Verf. Vorrede. 
Nach kurzer Einleitung S. 1—24 wird in 49 
Lektionen der wesentliche Stoff der arabi- 
schen Grammatik nach Formenlehre und 
Satzbildung in systematisch voranschreitender 
Methode mit 94 eingelegten Übungsstücken 
zumfjberaetzen aus und in Arabisch S. 31— 390 
vorgefahrt: Lektion 49 bringt sogar „Einiges 
von der arabischen Metrik^. Der Anhang 
S 391—426 enthält arabische Lesestückc; 
namentlich aus der Fabel-, Roman-, Zeitungs- 
und Briefliteratur. S. 427 — 474 giebt ein 
Wörterverzeichnis für die arabischen Lese- 
und Ubun&;88tücke. Neben Socins kleiner, 
oft fast allzu knapp gefasster Grammatik 
wird vorliegendes, so reichhaltiges Lehrbuch 
namentlich solchen, die das Arabische für 
sich oder gleich mit dem Blick auf baldige 
praktische Erlernung eines bestimmten Dia- 
lekts sich aneignen wollen , wesentliche 
Dienste leisten. 

Zur Verbesserung des trefflichen Buchs 
seien nur folgende gelegentliche Bemerkun- 
gen gestattet; von kleinen Druckfehlem u. a. 
wird abgesehen, da dem Verf behufs Korrektur 
mein ^emplar zur Verfügung steht. 

Warum VII, 321, Schlüssel 63 der be- 
kannte Mädchenname So'dä zu ^^ülm Sadäy 

SiidOj verketzert ist, ist nicht klar; neben eä 
ist S. 2, 5 edo das häufigere. S. 10, Anm. 3 

„am Ende des Worts wird ä durch. 1— be- 



zeichnet^: f&ge „oft^ ein; so sind manchmal 
Regeln zu absolut und deshalb unrichtig hin- 
gestellt, wie S. 20, Anm. die Setzung dea 
Medda beim Dehnungsalif nur abendlän- 
dischen Drucken zugeschrieben wird. S. 63, 
371, vgl. aber 104, wird der Abfall der 
Nunation beim Vocativ singularis betont, 
während in Grammatik S. 101, 106 und 
Schlüssel S. 13 u. o. im Plural (gegen 371) 

doch 4>^jl L^ erscheint! S. 74 steht arab. und 

transkribiert latifatani 'Imanzari, während die 
Endung ni notwendig zu tilgen ist S. 76 
wird behauptet „ein grosser Teil der Verba 
fa*ila und fa'ula sind intransitiv^ u. s. w., 
während doch alle fa'ula intransitiv sind und 
von der andern Klasse nur gesagt sein soUte: 
einige Verben der Form fa ila sind transitiv, 
wie 'alima, fahima, samfa, ra^ima, |akila 
u. s. w., S. 111 u. ö. ist mir die Aussprache 
alqastantinijatu neu. S. 115 ist XII ifau ala, 
nicht' ifaulala. S. 127, 129, 468 wird 

uV"*^ iS*'/'^' angegeben, die Wörterbücher 
kennen ^^aS S. 226 ist ^ ^A^ ^itüSf 

nur das richtige, nicht - 5U, S. 263 f. 

bekommt ^y die falsche Bedeutung „sich 

bücken*"! S. 320, 462 L5 „stolpern'': 

vielmehr kopfüber vorwärts stürzen. S. 375 f. 
taucht ein neuer Araberstamm auf: Benu 
'Azwän (sonst ein Dschinnenstamm, Mu- 
rassa' daflir Banu (^azwän): jedenfalls 

ist ijUS^ zu lesen. S. 382 lies Zawftwt, 

S. 383 Imruulqais. S. 400 lies ^)ytj^ yj^ 

(nicht ^), ebenso Schlüssel 78. Im Schlüssel 

kommen mehrfach Druckfehler vor; auffallend 
ist 19,1 lä saddiqt! S. 32 bisaut (statt t); 
ebenda sind 2 Sätze ausgefallen. S. 45 j& 
bonejja cfr. Lane, nicht ja bonejju. Zu 
der Notiz Gu*gi Zaidäni's S. 402 (80), daas 
die Tulunmoschee im 3. Jhrh. zur Zeit der 
Kreuzzüge gebaut sei, vermissen wir das 
Ausrufezeichen ! Tübingen. 



') tobaf (S. 84) oben 8. 182 f. hat im Türkiseben 
doch auch die adj. ad^. Bedeutung „sonderbar" an- 
genommen (nach Samy Bej, Foy, Uai-tmann). 



Renö Basset, Le tableau de C^bäs-version 
arabe d'Ibn Miskaoueih, publice et 
traduite avec une introduction et des 
Notes, Alger 1898, 8^ 60-|-B6 S. (Besprochen 
▼on M. Hartmänn). 

Nach dem Avant-Propos hätte sich der 
apparatus criticus einer definitiven Ausgabe, 
für welche ausser Ms. Paris Cat. No. 3957 
noch die Mss. Leiden Cat. 1, 214 f., Rom 



281 (No. 9] 



0RIENTAIiI8TI8GH£ LTTTEBATÜR-ZEnUNG. (September 1898.] 282 



Vat. ar.-mosl. No. 408 und Oxford Cat 2 a, 
667 (S. 9) zu benutzen waren, nicht in das 
Programm ^de la präsente Collection' gefügt 
Danach scheint die Regierung von Algier 
eine Reihe mehr praktischen Bedürfnissen 
dienender Ausgaben zu planen^), lieber die 
Berechtigung provisorischer Arbeiten dieser 
Art ist gestritten worden. Wo ihr Charakter so 
unumwunden zugestanden wird und sie solchen 
Fortschritt gegen das Frühere zeigen und 
solche Erleichterung f&r die Benutzung eines 
wichtigen Textes derselben eewähren wie hier, 
wird man sie freundlich aufnehmen. Wichtig 
ist der Text, schon als Beispiel der seltenen 
Uebersetzungsthätigkeit von Muslims. Das 
von mir MuwaSSa^ S. 11 n 5 über den 
.lächerlichen Hochmut, mit welchem der 
arabische ') Islam immer auf die Beschäili- 
gong mit fremden Sprachen (adde: und 
Litteraturen) herabgesehen hat' Gesa^, 
bleibt bestehn auch nach den von Goldziher 
DLZ. 1897 Sp. 1811 vorgebrachten Ein- 
schränkungen Wieder ist es nicht ein Nicht- 
araber, der Ihn Miskawaih^)> der die Kenntnis 
der freilich farblos-langweiligen, aber doch 
der Hinweise auf Zeitströmungen undVolks- 
vorstellungen (an die Erwähnung der Sphinx 
knüpft B. S. 25 n. 4 eine bibliographische 
Notiz) nicht entbehrenden Cebetis Tabula 
den Völkern des arabischen Kulturkreises 
vermittelt. Das Mehr des arabischen Textes 
sieht B. mit dem ersten Editor Elichmann 
als Uebersetzung an, sei es des verlorenen 
Schlusses der Originalschrift, sei es eines 
späteren Zusatzes zu ihr. 



Paul Vetter: Die Metrik des Buches lob. 
(Bibl. Stadien, 11 Bd. 4. Heft.) Freibarg, Breisg. 
1897. Bespr. von Habert Chrimme. 

Als Pforte für die hebräische Metrik das 
Buch Hieb zu benutzen, halte ich für einen 



M Bis jetzt erRchienen nach dem umschlage yier 
Hefte (1—2 fr): 2 gramroat. Abhandlnnffen, die 
senüBlje and die rahabije, s&mtHch Text and 
üeberBetzan||. 

*) Das ist nicht za erweitern in ,8emitische'. 
Nicht qna Semiten waren die Araber so. Als solche, 
wenn überhaapt eine Generalisation hier gestattet 
ist, lieesen sie das Gegenteil annehmen. Aach die 
Araber haben Neigung and Begabung zum Handel. 
Die Jaden haben allezeit diese Eigenschaften zum 
eigenen Nutzen und zum Heüe der Welt für einen 
Handel mit geistigen Gütern im grössten Mass- 
stabe angewandt. Bei den Arabern nichts davon. 

•') üebor sein Kochbuch s. 8. 8. Aeltero Bücher 
über Speisen, in denen freilich meist zugleich die 
Heilmittel behandelt wurden , s. Brockelmann, 
Littgesch. 235 (No. 18. 27. 37). 236,. 237,,. 



guten Gedanken; denn bis Kap. 32 zeigt sein 
Text nicht gerade grosse Verderbnisse undUn- 
ebenheiten, und aus der Form fühlt auch schon 
der Laie das Vorhandensein gewisser rhyth- 
mischer Gesetze heraus. Nach meinem me- 
trischen Systeme wäre deren Definierung 
einfach also: „Dreihebige Kurzverse (in 1,21, 
27,4—6, 88,13—19 vierhebige) sind Strophen- 
ähnlich zu zweien, seltener dreien, einige- 
male zu vieren zusammengefasst*^. Vetter 
kommt jedoch zu teilweise anderen Ergeb- 
nissen. Metrische Einheit ist ihm der Lang- 
vers, dieser enthält mindestens eine, höchstens 
zwei Hauptzäsuren. Jeden der dadurch ent- 
stehenden Teile spaltet eine Nebenzäsur in 
zwei Hälften, die Sprechtakte mit je einem 
Obertone darstellen. An den Grenzen der 
Hälften wird wegen zwischenliegender Pause 
das Zusammenstossen zweier Tonhebungen 
nicht störend empfunden. Ein gewisser Rhyth- 
mus entsteht durch die Wiederkehr von 4 
bezw. 6 Silben- oder Wortkomplexen im 
Verse, der noch erhöht wird durch ver- 
schiedenartige Gruppierung der Tonstelle 
innerhalb der Zäsurgrenzen. In der Regel 
werden mehrere Verse zu einer Strophe ver- 
knüpft, wobei die Zahl der Verse verschieden- 
artig wechseln kann. Zu diesen Ergebnissen 
hat Vetter eine logische, grammatische und 
ästhetische Analyse des Hiobtextes geführt, 
und er zweifelt nicht an ihrer Gültigkeit. 
Vielleicht aber hat seine Metho(ie ihre Lücken, 
wodurch manches damit Gewonnene min- 
destens hypothetisch wird. 

Zum Beweise, dass der Langvers me- 
trische Einheit sei, muss die bekannte Notiz 
des Origenes herhalten« „dass die griechischen 
Uebersetzer irrtümlicherweise aus einem 
Verse zwei zu machen pflegten^ z. B. Ps. 
119,1. Nun bin ich zwar mit V. einig, dass 
die ftinfhebigcn Verse (von Psalm 119), 
wie überhaupt die wenigen klagenden und 
die zahlreichen nicht klagenden Budde'schen 
Klageverse nicht mehr in Hälft^'.n zu zerlegen 
sind. Aber dadurch erhalte ich kein Rechte 
n-m auch alle Langverse der Bibel (z. B. 
Ps 87,4,6 32,5, 40,6,11, von den oft noch 
längeren Prophetenversen abgesehen) als 
rhythmische Einheiten zu nehmen. Und be- 
zeugte Origenes mehr, als was aus seinen 
kurzen Worten herauszulesen ist, so gäbe das 
nur einen Beweis von zweifelliafter Güte ab. 
Denn die ganze Oberflächlichkeit seiner An- 
schauungen über hebr. Metrik erkennt man 
daraus, dass er die Verse von Deuteron. 32 
für hexametrisch nimmt, Verse derselben 
Art in den Psalmen aber als trimetrisch 
deHnieit. 



283 [No. 9.] 



ORIENTALISTISCHE LITTEBATÜB-ZEITÜNG. (September 1896.1 284 



Wenn V. mit Recht Schlottmann gegen- 
über (S. 69 f.) den Unwert metrischer An- 
gaben des Hieronymns betont, so sollte er 
auch das Zeugnis eines Origenes nicht zu 
hoch anschlagen, zumal dieser einfach den 
Josephus kopiert, und zwar so schlecht, dass 
er für dessen Psalmen-Pentameter Te- 
tram eter schreibt Die traditionelle masore- 
tische Schreibung des Deboraliedes, Exod. 
15, II. Sam. 22 hätte V. lehren können, wie 
auch die Rabbinen in Liedern, die in Ptosa- 
stücke eingeschoben sind, die in meinem 
Systeme (ausser bei funfhebigen Versen) ge- 
forderte Teilung deutlich machten. 

Der Angelpunkt von V.'s System ist 
aber die Aufstellung : Jede Zeile (=Eurzyers) 
hat eine Binnenzäsur. Die grammatische 
Analyse sämtlicher Hiobverse lehrt ihn, dass 
nur 23 Verse, die aus Stat.-constr.-Ketten be- 
stehen, der Ansetzung eines Sinnabschnittes 
„in der Mitte *^ direkt entgegen seien; mit 
Hilfe besonders der überlieferten Akzentsetzung 
glaubt er aber das Zeugnis der entgegenstehen- 
den Verse nicht hoch anschlagen zu brauchen. 
Der leitende Gedanke ist nun: Zwischen 
zwei haupttonigen Worten ist immer ein 
Sinnabschnitt zu konstatieren. Cum grano 
salis richtig', doch falsch, wenn Zäsur und 
rhythmische Pause in die Lücke eingeschoben 
wird. V. operiert zum Beweise der Pause 
mit Kap. 8,20 1i« hü}f^ jP? nij^. Vor -^^k 

soll nach ihm Pause sein; denn ohne sie 
hätte der Dichter den Sinn: „Warum giebt 
er dem Geplagten Licht^ nicht herausbringen 
können, da sonst 16'ämel '6r notwendig wäre 
gelesen worden> dieses aber nur den Sinn 
gehabt hätte: „Warum giebt er dem das 
Licht Entbehrenden . . .'^ Nicht einver- 
standen! Denn mag V. die Gesetze der Ne- 
siga auch als noch „keineswegs klargestellt^ 
(S. 13) ansehen, das Eine steht gewiss fest, 
dass ein Wort mit Dehnlänge in der Ultima 
nie Tonrückgang zulässt. So bleibt es zu- 
nächst bei der Betonung le'äm61 'Ör. Prüft 
man nun weiter V.'s Liste der Stellen, wo 
zwischen 2 Hanpttöne die von ihm postulierte 
Pause statt haben soll, so zeigt aie grosse 
Mehrzahl in der Ultima des ersten Worts 
hauptbetonte Naturlänge, Dehnvokal, Diph- 
thong, woraus ich nach dem Muster zahl- 
reicher anderer Metriken einfach Hilfsvokal 
entwickeln zu müssen glaube; ebenfalls bei 
einigen geminierten Endsilben wie CHM (den 

Beweis hoffe ich anderenorts zu erbringen); 
in 16,5^ ^^ tritt die althebr. Betonung 

'awÖn^ch& ein, in 15, 19!^ finde ich schon bei 
Baer '4bar, in 6,13* kann man ^niiy in nnm» 
ändern u. s. w. 



Der Gtesamtausdruck ist jedenfalls der, 
dass nicht scharfer Tonzusammenstoss eintritt 
und ein solcher als Beweis fOr Zäsureintritt 
nicht angefahrt werden kann. Aus V.'s Eon- 
statierung von Binnenreimen möchte ich 
ebenfalls nicht auf Binnenzäsur schliessen. 
Wenn schon die Annahme von Schlussreimen 
als bewusst gesetztes Kunstmittel bisher 
wenig zugelassen wird, wie viel weniger und 
jedenfalls richtiger die von Binnenreimen! 
Aus der Akzentsetzung würde nach V.'s 
fleissiger Zählung fär nur ung. zwei Drittel 
der Hiobverse deren Teilung gerechtfertigt 
werden können; dennoch wagt er ihr Zeug- 
nis für seine Theorie anzurufen, indem er 
die 1000 Jahre der Zwischenzeit zwischen 
Textabfassung und Akzentuierung für den 
Verlust der richtigen Akzente im dritten 
Drittel haftbar macht 

In V.'s Beweisen vermisse ich ganz den 
fär Teilung „in der Mitte. ^ Nun könnte 
man ja über den Begriff ,,Mitte^ streiten; 
die logische Mitte wäre auch gleich nach 
Beginn oder kurz vor Schluss des Verses 
möglich. Dann müsste aber der kurze Vers- 
teil einen ganz besonderen Nachdruck auf- 
weisen, um dem längeren grammatisch und 
rhythmisch gleich zustehen. Einen solchen 
finde ich aber, um nur bei obigem Beispiele 
zu bleiben, in dem Objekt "liK keineswegs. 

Und wenn V. weiter behauptet, sämtliche 
Distichen im Hieb liessen sicn ganz unge- 
zwangen so rezitieren, dass sie je 4 Sprech- 
takte, 2 vor imd 2 nach der Hauptzäsur er- 
geben, so glaube ich ihm daiin wider- 
sprechen zu müssen. Seine Trennungen 16 1 
'elfäd (14,4^) oder qöbarim | W (17,1»») er- 
scheinen mir unter jeder Art Betonung un- 
möglich; kaum weniger ein hkmmömaUö'im 
bktteh^m | kiseph i) (3,15V) u. a. V. erklärt 
sich zwar ausser Stande auf analvtischem 
Wege den Beweis für seine Sprechtakttheorie 
zu erbringen, findet sie aber mit seinem, wie 
er meint, bewiesenen Zäsurengesetz so gut 
vereinbar, dass sie für gesichert gelten 
könne. Mir scheint, gerade über Sprech- 
takte liesse sich viel positiver diskutieren 
als über Zulässigkeit von Zäsuren. Die 
Grenzen der Sprechtakte lassen sich auf all- 
gemeine und speziell-hebräische Erwägungen 
hin ohne grosse Mühe ziehen; und die Be- 
handlung der Vokale in ihnen zeigt auch 
weiter den Unterschied von engeren und 
loseren Wortverbindungen in ihnen. Letzteres 
beachtet V. jedoch nur wenig und akzen- 



') Die ungenügenden Transskriptionen stammen 
von V. 



886 [No. 9.J 



ORIENTALISTISCHE LITTBBATUR-ZEITUNG. [September 1898.] 286 



tuiert daher j'öbad (S. 72 j'öbad!) jöm 
'iwkled bö | vöhallijlah 'amär | hörah giber, 
wo jeder erste Akzent Jedes Wortpaares 
ein verminderter Hauptakzent, nicht ein 
Nebenakzent sein müsste. 

Mit dem sodann folgenden Nachweis, 
dass die neben den Distichen sich vor- 
findenden Tristichen keiner Eliminierong be- 
dürfen, kann ich mich nur einverstanden 
erklären, verweise jedoch bezüglich einiger 
Abweichungen von der üblichen Versteilung 
auf meine Artikelserie „Metr.-kritische 
Eknendationen z. Buche Hiob^ in der Tii- 
binger Quartalschrift. Dagegen scheint mir V/s 
Strophik von falschen Begriffen auszugehen. 
Wo er auf dem Wege der logischen Dispo- 
nierung des Textes Sinngruppen findet, er- 
klärt er sie meist kurzweg für Sti*ophen, wie 
ungleich am Umfang sie oft auch ausfallen. 
Da muss doch daran erinnert werden, dass 
jede Stropheneinteilung ursprünglich auf das 
Singen nach bestimmten Melodien zurück- 
geht, und dass wie die Melodie, so auch der 
untergelegte Text in der Wiederholung stets 
gleichbleibenden Umfang hat. Dies Gesetz 
bleibt auch noch in Kräh, wenn die Strophe 
nicht mehr gesungen, sondern wie im ]£ob 
recitando gesprochen wird. Immerhin können 
wir dem Abschnitt S. 31 — 57 das Verdienst 
einer knappen, wohlgeordneten Disposition 
des Buches Hieb zusprechen. Nur hätte V. er- 
kennen sollen, dass Kap 26, 1 — 3 an den 
Anfang von Kap. 27 genört, Bildads dritte 
Rede aber Kap. 25 und Kap. 26, 4—14 
umfasst. 

Endlich skizziert V. kurz die bisherigen 
Systeme der hehr. Metrik, um bes. an der 
Hand seiner Resultate ihre Schwächen bloss- 
zulegen. Wo er mein System berührt, laufen 
ihm Unrichtigkeiten in der Auffassung des- 
selben unter. Er lässt mich gleich Ley den 
Hiobvers sechshebig ansetzen, während ich 
doch überhaupt nur 3-, 4- und 5- hebige Verse 
anerkenne. So berührt seine Kritik auf S. 67 
nur einen wunden Punkt bei Lev, nämlich dass 
die Langverse ihre Zäsur nicht an fester Stelle 
hätten. Auch sieht der als Beispiel heran- 
gezogene V. 19 in Kap. 4 bei mir anders 
aus, als V. ihn abteilt, nämlich tristichisch 
(Verschlüsse ich - Dito? — Z*}}^ dazu Kon- 
jektur pK^^?). Die von V als Inkonsequenz 

bezeichnete Einsetzung eines nebentonigen 
Wortes bald in die Verssenkung, bald in die 
Hebung findet ihre ganz bestimmt umgrenzten 
Regeln in meinem „Morengesetze^, wodurch 
jede Willkür ausgeschlossen wird; und V/s 
Beispiel 4,8 passt wieder nicht auf mich, da 



ich nach sinngemässer Aenderung von 
n^«5 in ntt^« sowohl >\{^in als ^pt in der 

Hebung lese. 

Zu Schluss des Buches skandiert V. auf 
seine Weise die Kap. 3, 28, 38. Dass er auf 28 
verfiel, dünkt mich nicht Zufall; denn hierin 
steht wirklich die einzige längere Stelle, auf 
die seine Zäsurentheorie ungeßUir anzuwenden 
wäre, der vierhebige Einschub V. 13—19. 

Bei aller Anerkennung für den wissenschaft- 
lichen Ernst und die liebevolle Hingabe, die 
V. seinem Stoffe entgegengebracht hat vermag 
ich von seinen Resultaten nur den kleineren 
Teil fär dauerhaft anzusehen. Dennoch kann 
das Buch bei einsichtsvollen Lesern Nutzen 
wirken, indem es auf so manches formal 
Gleichartige im Hieb hindeutet, sodass nicht 
mehr über das Vorhandensein von genauen 
metrischen Regeln, sondern nur über ihre 
Fassung zu streiten übrig bleibt. So wird 
es auch dazu beitragen, den Widerstand der 
stumpfen Menge gegen die Annahme einer 
hebräischen Metrik zu brechen. 

Freiburg, Schweiz. 



Dr. Hans Karbe, Oberlehrer, der Marsch der 
Zehntaasend vom Zapates znm Phasis-Araxes (Pro- 
cnramm des Eönigsstiidt. Gymnasiums zu Berlin, 
Ostern 1898). Bespr. von A. Billerbeck. 

Herr Karbe entwirft in fesselnder Dar- 
stellung ein anschauliches Bild von dem be- 
rühmten Rückzuge des griechischen Söldner- 
heeres, wobei er in sachgemässer Weise die 
wichtigsten der zahlreichen Forschungen be- 
rücksichtigt und kritisch beleuchtet, welche 
in unserm Jahrhundert an's Tageslicht ge- 
treten sind. Mit wenigen Ausnahmen er- 
scheinen Earbe-s Ausführungen einwandfrei, 
und man bedauert desshalb lebhaft, dass er 
es sich hat versagen müssen, auch den Marsch 
vom Phasis bis Trapezunt zu besprechen. 
Mit Recht wird die grosse Karte Kiepert's 
(Prov. asiat de Temp. ottoman 1: IV« Million 
1889) «u:Ghrunde gelegt, doch hätten immer- 
hin Mauns^'s vortrefflicher Bericht nebst 
Sotrte von Kurdistan (Geogr, Joum. lH 
1894) sowie Jones und Hyslop's „Vestiges 
of Assyria« (JRAS XV, s. auch Billerbeck 
und J^emias „Untergang Nineveh's in Beitr. 
z. Assyr. III) Berücl&ichtigung verdient 

Der Art, wie Karbe die Entfemungs- An- 
gaben Xenophon's verwertet, ist durchaus 
zuzustimmen. Aus dem richtigen Ansatz: 1 
Parasange — 1 Wegstunde, ergiebt sich, dass 
die Griechen normal Tagemärsche von 3 



2S1 [No. 9.] 



ORIENTALISTISCHE LITTERATÜR-ZETrUNG [September 1898.] 288 



starken Meilen (einschliesslich der Dis- 
lokationsmärsche) in den Monaten November 
bis Januar, also im tiefsten Winter, aus- 
führten: eine Marschleistung, die man be- 
wundem muss, aber nicht anzweifeln darf, da 
dies Maass, wie sich ans Karbens Aus- 
führungen ergiebt, im Allgemeinen recht 
gut zu der Darstellung des Geländes in 
unseren besten Karten stimmt, die ja in 
Anbetracht der GefährUchkeit des Reisens in 
jenen Gegenden in vielen Einzelheiten nicht 
anders als lückenhaft und sogar unrichtig 
sein können. 

Aus eben diesen Gründen darf man sich 
aber auch nicht darauf einlassen, alle die 
OerÜichkeiten auch nur annährend genau be- 
stimmen zu wollen, wo Gefechte, Schar- 
mützel und Zusammenstösse kleinster Gattung 
(solcher Art waren die meisten) stattgefunden 
haben, selbst dann nicht, wenn Xenophon's 
Bericht mit Behagen dabei verweilt. Das 
würde sogar — ausser in dem höchst un- 
wahrschemlichen Fall, dass irgendwo einmal 
eine beweiskräftige Inschrift zu Tage 
kommen sollte, — auch dann noch ein ver- 
gebliches Bemühen bleiben, wenn das 
Reisen in jenen Gegenden viel leichter wäre, 
als es ist und wir in Folge dessen genauere 
Karten besässen. Man denke z. B. an den 
Marsch in den Vorbergen des Zacho-Dagh 
(S. 12 d. Pr.), oder noch mehr an die Schar- 
mützel in den Karduchenbergen (westl. Vor- 
bergen des Dschudi-dagh-MBissivs.) Wenn 
ein Truppenftihrer berichtet, wie sich seine 
Leute durch ein so vertracktes Gelände 
durchzuschlagen haben, aber uns keine Spe- 
zialkarte mit Bezeichnung der verschiedenen 
Stellungen u s. w. hinterlässt, dann soll es 
wohl der Femstehende (selbst wenn er das 
Glück hat, die Gegend mit eignen Augen zu 
besehen, oder gar, wenn er nur Karten hat, 
und seien es die besten! — ) in 9 Fällen 
unter 10 hübsch bleiben lassen, zu ent- 
scheiden, welche Punkte der Berichterstatter 
gerade gemeint hat, denn z. B. einen 1. und 
2. X6<pog und einen ixocorög (An. IV, 2, 11 
ff«) wird es wohl so ziemlich alle tausend 
Schritt in jenen Vorbergen geben! Diese 
Bemerkung richtet sich natürlich nicht gegen 
Karbe's Ausführungen S. 20 ff, sondern da- 
gegen, in den Kärtchen von Rehdantz (und 
Nachfolger) mehr suchen zu wollen, als eine 
Unterbrechung der philologischen Exegese 
— die sie ja wohl auch sein sollen und für 
die alle Beteiligten Herrn Rehdantz gewiss 
dankbar gewesen sind. 

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen sei 
auf folgende Einzelheiten aufmerksam gemacht: 



1) Karbe glaubt die jjxpä^oL (An. III 4, 
1^ welche die Griechen nach dem Uebergange 
über den Zapates (= grossen oder ooeren 
Zab) zu durchschreiten hatten, mit dem Bett 
des gerade ausgetrockneten Ghazir identi- 
fizieren zu sollen, und nimmt in Folge dessen 
an> dass der Zabübergang oberhalb der 
Mündung dieses Flusses — im Zuge der Kara- 
wanenstrasse Arbela-Mosul — stattgeftmden 
habe. Die Uebergangsstelle einigermassen 
genau nach dem heutigen Beftmd zu fixiren, 
ist natürlich unmöglich, denn der Zab 
ändert (wie ja u a. ein Vergleich der von 
Schweiger -Lerchenfeld'schen Karte mit der 
Hyslop'schen zeigt) sein Bett, soweit er 
durch das von ihm selbst angehäufte 
Schwemmland läuft, fortwährend ganz er- 
heblich, so dass die Fähren (Kellek) bald mehr 
oberstrom, bald unterstrom anlegen. Es ist 
nun schwer, sich vorzustellen, dass gerade 
der Ghazir, der schon in der altassvnschen 
Zeit dazu benutzt wurde, die alte Residenz 
E[ala^ (Ru. v. Nimrud) mittels eines gross- 
artigen, stellenweise durch lange Tunnels 
führenden Aauadukts, mit Wasser zu ver- 
sorgen, im November so vollständig einge- 
trocknet gewesen sein sollte, dass man sein 
Bett eine ^op^Spa nennen durfte. Diese Be- 
zeichnimg passt viel besser auf den Schor- 
dere, der nur zur Zeit der Regen und der 
Schneeschmelze Wasser führt. Dann aber 
hätte der Zabübergang unterhalb der Ghazir- 
Mündung, etwa im Zuge der von Altun- 
Köpri kommenden Strasse stattgefunden — 
eine Annahme, die ja auch an sich näher 
liegt. 

2) Die GleichungLarissa-Nimrud(Kala^) 
darf als hinreichend gesichert angenommen 
werden; diese grosse Stadt war zu Xenophons 
Zeit unbewohnt (ipt\\it\ (jxy^'Xt)). Mespila ist 
dagegen der Name einer damals bewohnten 
Ortschaft innerhalb oder nahe an einer 
grossen, im übrigen leeren, Befestigung 
iytXjpg IpYjpLov ^ya) welche 6 Wegstunden von 
Nimrud entfernt lag. Man darf also, wenn 
man daran festhält, den Namen Kujundschik 
dem nördlichen der beiden Burghügel im 
Zuge des Kehlwalles der Festung Nineveh 
zu belassen, unter Mespila nicht ohne 
weiteres diesen Hügel, die Königsburg von 
Nineveh, verstehen, wohl aber unter der 
„grossen leeren Mauer ^ die Befestigung 
von Nineveh selbst. Xenophon ist in 
unmittelbare Nähe der Süd front dieser 
Festung gekommen und hat deren mit glatt 
bearbeitenen Hausteinen verkleidete Plinthe 
gesehen, deren Reste ja noch Tuch und Jones 
(a. a. O. S. 657) besonders erwähnen. Wenn 



289 [Na 9.} 



ORIENTALISTISCHE LITTEBATÜB-ZEFTÜNG. [September 1896.] 290 



68 auch auffallen muss, das Xenophon, dem 
ja, da er von Süden kain, die riesigen Profile 
der Ostfronten von Nineveh nicht entgehen 
konnten, kein Wort des Erstaunens über die 
(xrossartigkeit der Befestigung verliert, deren 
Reste ja noch heute nach 2 Jahrtausenden 
jeden Beschauer fasciniren, so zeigt doch die 
nicht „kleine^ (S. 9, Ank. 35), sondern 
ungeheuerliche Uebertreibung, deren er sich 
gelegentlich der Erwähnung der Ausdehnung 
der „leeren Mauer^ (III 4, 11) schuldig 
macht; dass er, obwohl er nur die kürzeste 
Front, (die Südfront) berührte, doch eine 
Ahnung von der Grösse der ganzen Festung 
gehabt hat (Die Enoeinte von Nineveh hat 
Dämlich nicht 6 Parasangen, sondern nur 
etwas über 12 km Umfang; rechnet man die 
Aussenwerke dazu, so ergeben sich 13 7«^ und 
mit Einschluss des Eehlfeldes innerhalb des 
Tigris-Bogens gegen 15 km; s. auch Beitr. 
z. Assyr. III 121 f.) Die Ajigabe, dass der 
Festungswall unten nur 50 (d. h. Fuss) (=^ 16 m !) 
breit gewesen sei, ist ja natürlich ein — aller- 
dings komischer — Irrtum, der wohl auf 
einem Schreibfehler beruht, aber auch, wenn 
das nicht der Fall ist, unserm Xenophon gern 
verziehen werden kann, da er sich niemals 
den Anschein eines Sachverständigen im 
Festungsbauwesen giebt. (Herodot macht's 
bekanntlich in seiner Beschreibung der Be- 
festigung von Babylon noch schlimmer I) 

Das Städtchen Mespila wird schwer- 
lich auf einem der Burghügel (Eujundschik 
und Nebi-Yunus) zu suchen sein, sondern 
es dürfte eher in der Niederung am Choser, 
wo jetzt die Mühle sich befindet, oder süd- 
lich davon, wo Jones „Reste von Oebäuden^ 
sah, gelegen haben, allenfalls westlich ausser- 
halb der Festung etwa bei dem Dorfe Armu- 
schieh. Die Annahme, dass die Griechen öst- 
lich um die Festung herumgezogen seien, 
scheint in Anbetracht der f^r einen solchen 
Harsch ungünstigen Beschaffenheit des Ge- 
ländes daselbst, sowie auch deshalb ausge- 
schlossen, weil dann Xenophon richtigere An- 
gaben über die Grösse von Nineveh gemacht 
hätte. Sie sind vielmehr entweder zur Südfront 
hinein, dann in der Richtung NNW hindurch 
und zum Thor der Stierkolosse hinaus ge- 
zogen, oder sie sind aussen längs des Eehl- 
waUes marschiert 

3) Den Ausführungen über den Marsch 
biR zum Zacho-dagh ist beizutreten, nur dass 
die Angabe (S. 10 „von Mosul marschierten 
sie ...**) wohl auf einem Druckfehler be- 
ruht, denn den Tigris haben die Griechen 
nicht überschritten. 

4) Dasselbe gilt im Allgemeinen von der 



Darstellung des Marsches bis zum Kentrites. 
Hier sei indessen bemerkt, dass der Fluss 
von Mansurije (Mar Yuhanna) nach Maunsell 
nicht das nördlichste der oberhalb Dschesireh- 
ibn-Omar in den Tigris fallenden Gebirgs- 
flüsschen ist, sondern nahe oberhalb dieser 
Stadt in den Tigris mündet, — und femer, 
dass der letztere selbst oberhalb derselben 
Stadt, abgelenkt durch eine, westlich Fün- 
dück vorgelagerte Kette des Dschudi-dagh- 
Systems, viel weiter westlich fliesst, als 
Kiepert (also natürlich auch Mttller-Simonis) 
ihn zeichnet Nach diesseit. Auffassung 
zogen die Griechen längs des Ilusses von 
Mansurije nordwärts, schnitten also den er- 
wähnten Tigris-Bogen ab und verloren des- 
halb den Strom ganz aus den Augen. Die 
Oertlichkeiten auf den Punkt zu bestimmen, 
an denen sie durch ihren verstellten Rück- 
zug dem Umgehungsversuch des Tissaphemes 
ein Schnippchen schlugen — ein Vorgang, 
dessen Schilderung zu den fesselndsten Par- 
tien des Karbe'schen Aufsatzes gehört, — 
würde auch dann, wie schon angedeutet, 
nicht gelingen, wenn uns die Gegenden um 
Fündfiä und am unteren Bohtan weit besser 
bekannt wären, als sie sind, — und je mehr 
man sich bei derartigen Erklärungsversuchen 
auf Einzelheiten einlässt, desto fragwürdiger 
werden die Ergebnisse ausfallen. 

6) Als einwandfrei darf nach diess. 
Ansicht die Identifizierung des Kentrites 
mit dem Unterlauf des Bohtan-su (sü-om- 
abwärts der Mündung des Flusses am BiÜis, 
S. 26) betrachtet werden. Aber eine nähere 
Bestimmung der Lage der von den Griechen 
gewählten Uebergangsstelle (Fuhrt) über 
diesen Fluss darf man nicht unternehmen. 
Denn vor 2000 Jahren waren die Betten der 
in weichem Felsgrunde strömenden Flüsse 
lange nicht so tief eingeschnitten, als jetzt, 
wie man allerwärts beobachten kann. Für 
den Bohtan fehlen allerdings z Z. direkte 
Beobachtungen, wohl aber sieht mau an 
anderen Flüssen, welche sich ihr Bett durch 
ähnlichen Boden, .wie jener graben, die Fun- 
damente von Brücken aus der Sasaniden- 
Zeit haushoch über dem jetzigen Grunde 
hängen! 

6) Durchaus beizustimmen ist auch den 
Ausführungen Karbe's über den weiteren 
Marsch der Griechen bis zum Ars anlas, 
die er mit guten Gründen gegen die ab- 
weichenden Annahmen der meisten Erklärer 
belegt, welche die Griechen etwa über Bitlis 
marschiren lassen. Denmach ging der Marsch 
von der Kentrites-Fuhrt ungefähr westwärts 
auf Redwan (^richtiger vielleicht nach den 



291 (No. 9.] 



OaiENTALISnSCHE LITTERATÜBrZEn'UNQ. [September 1896.] 298 



Arzen-Rdinen), also durch die heute Modi- 
kan genannte Landschaft in den Vorbergen 
des armenischen Taurus, nördlich vom 
Chaldi-Berge, und zwischen dem Fluss von 
Bitlis und dem Jezidchane-tschai (linksseiti- 
gem Nebenfluss des Tigris), diesen aufwärts 
und dann in N-W-Richtung an den Batman- 
tschai (auf Nerdjiki od. Nerdschki)« hierauf 
diesen aufwärts durch den hohen Pass von 
Schjun (Schin) über den Taurus und an den 
Kar a- SU, den sie nicht an seinem Oberlauf, 
sondern unweit von dessen Mündung in den 
Arsanias erreicht haben müssen. Hiemach 
wäre also nicht der Fluss von Bitlis gleich 
dem von Xenophon als Quellflnss des Tigris 
bezeichneten Fluss, sondern der Jezid- 
chane oder der Batman, der Teleboas 
Xenophon's aber der Eara-su selbst 
Allerdings gehört der Pass von Schin, — 
wenn man sich auf die z. Z bekannten 
Taurus-Uebergänge beschränken will, — zu 
den schwierigsten, die es giebt, zumal im 
Winter, und die Route am Bitlis-Fluss zum 
oberen Eara-su ist wahrscheinlich bequemer. 
Aber der Umstand, das Xenophon vom Van- 
See gar nichts weiss (S. 28) spricht doch, 
wie Earbe zutreffend hervorhebt, gar zu 
deutlich gegen die Bitlis-Route, zudem kann 
Ja auch der Pass am Schin damals viel 
bequemer gewesen sein, als J. Braut (s. S. 33) 
ihn schildert. Bergstürze und Erdrutsche 
sind dort keine Seltenheit Und endlich 
steht es ja auch durchaus nicht fest, dass 
es ausser* dem Schin-Pass nicht noch andere 
Uebergäi^ über den Antoch- und den 
Charzan-oagh gegeben hat und noch heute 
giebt Solioufe indessen diese Frage unent- 
schieden bleiben muss, werden die oben an- 
geführten Identifikationen Earbe's die grösste 
Wahrscheinlichkeit behalten und man wird 

Setrost den Uebergang der Griechen über 
en Teleboas (Eara-su) bei oder unterhalb 
Musch ansetzen dürfen. 

7) Es scheint ganz klar, dass die Griechen 
von Musch nicht geradeaus nordwärts über 
den Arsanias (Murad, Ost-Euphrat) gezogen 
sind, nicht nur, weil ihnen die dann zu 
passirende grosse Euphrat-Bresche (Sikava- 
Tscharbohur) gar zu unwegsam, und das 
gegenüberliegende Gebirge zu dbräuend er- 
schien, sondern hauptsächlich, weil Tiribazos 
die ungebetenen Gäste aus seinem Verwal- 
tungsbezirk ostwärts wegdrängte. Sie wichen 
daher durch die Plateaux von Schatak und 
Bulanük ostwärts aus nach Melasgerd, wo 
Earbe mit besten Gründen den Uebergang 
über den Euphrat ansetzt Der Einwurf, 
dass diese Gegend noch recht weit von 



den Euphrat-Quellen entfernt ist, darf nicht 
ernstlich genommen werden. 

8) Dass der Phasis dem Hauptquellfluss 
des Araxes, dem Pasin-su, entspricht, ist 
wohl nicht zweifelhaft. Earbe lässt die 
Griechen diesen Fluss bei EüUü (ca. 39® 
35' N, 410 45' 0. Gr.) erreichen, hält es 
aber (mit Recht) für zweifelhaft, welche 
Route sie gewählt haben: ob den Chnis-su 
aufwärts nordwestlich bis etwa Chms, dann 
nordwärts etwa über Akwiran — am Tegh- 
tap-dagh vorbei — durch den dortigen, sehr 
schwierigen Pass, — oder aber auf einer 
mehr östlichen Route. Den Ort Eüllü glaubt 
Earbe als den Anfangspunkt des sieben- 
tägigen Marsches „am Phasis entlang^ (tto^ 
jov Oactv) bezeichnen zu sollen, welcher die 
Griechen bis zum Durchbruch des Araxes 
durch den Soghanlu - Dagh (ca. 40 ® 8 '^N, 
42 20 ' 0. Gr.) gebracht hätte. Darin, dass 
Earbe das nceqa = längs (nicht wie andere 
thun = „bis zum" Phasis) setzt, liegt f&r 
ihn augenscheinlich der Beweis dafür, dass 
die Griechen den Phasis gerade bei Eüllfi 
und nicht weiter ober- oder unterstrom er- 
reicht haben, denn anders würden sich die 
„7 Tagemärsche" nicht herausbringen lassen, 
wenn man nicht grosse Irrfahrten annehmen 
vrilL Ref. möchte indessen gerade diese 
Annahme für gewagt halten, aber damit die 
Eingangs ausgesprochene Empfehlung des 
Aufsatzes beileibe nicht abschwächen 

BVeienwalde a. 0. 



Mitteilungen. 

In Backtschissarai sind Ausgrabun- 
gen unternommen worden, bei denen ein 
Mausoleum entdeckt wurde, das fOr die Be- 
gräbnisstätte der krimschen Chane in ältester 
Zeit gehalten wird. Darin sind 13 mit Safifiaa 
bedeckte Skelette, und bei diesen goldene 
Rinffe vorgefunden. Die Holzsärge sind mit 
Goldstoff beschlagen, an den Wänden des 
Mausoleums Sprüche aus dem Eoran ange- 
bracht (Nowoje Wremja). 

Die Zasammenstellang eines Eatalogea 
der alten armenischen Handschriften in der 
Klosterbibliothek sn Etschmiadsin n&hert sich ihrem 
Ende. Der Katalog, dessen Znsammenstellmig im 
Jahre 1893 begonnen wurde, umfasst 380 Druckbogen 
in Ewei starken Bänden. Der Druck des Eatalogea, 
der nngef&hr 18,000 BbL kosten dürfte, wird sa 
Anfiang des nächsten Jahres in Angriff genommeo 
werden. Wie die „Nowoross. Obosr.** sa berichten 
weiss, ist dem Verzeichnis jeder Handschrift eine 
Erkl&ronff in armenischer, deutscher und rassischer 
Sprache beigegeben. 



298 |No. 9.] 



ORIliINTALISTISCHfi LTTTEBATUIUZEITUNQ. ISeptember 189a] 294 



Wissenseh. Fragen u« Antworten. 

Zu I (c£ 0. L. Z No. 3)1). 

Bei der Durchsicht der Hefte der 0. L. Z., 
die ich soeben erhalten habe> finde ich in 
No. 3 das Facsimile einer hebräisch-phöni- 
cischen Legende, die auf einer kleinen Ring- 
platte eingraviert ist. Da sie noch unent- 
siffert ist, erlaube ich mir, davon die folgende 
Transscription zu geben: 

p vom 
hon iTpT 
1 

= „Nehemia, Sohn des SauL Wehe um 
Ezechias, den König. Möge die Erinnerung 
an ihn gut sein". Das ist eine einfache Cu- 
riosität Deshalb halte ich es fbr unnötig, 
die Orthographie oder den Stil d^s Lieb- 
habers, der es hat gravieren lassen, zu 
discutieren. 

L HalÄvy. 



IV. 



Mehrfach ist der Text E 120 -[- Rm 
274 erwähnt worden (Rost, "ngL-Pil. p. 
XIX nach Jensen), über welchen Jensen 
neuerdings (Hithiter und Armenier S. 171 
Anm.) mitteilt, dass dort unter Assur-nirari 
(II) ein Mati-il, König von Harran, genannt 
werde. Das ist natürlich derselbe (s. Rost), 
welcher bei Tiglat-Pileser m als Mati-il von 
Agusi begegnet. Nun ist es aber, wenn 
meine Vorstellungen von dem, was Harran 
als „freie Reichsstadt" im assyiischen Reiche 
und als vermutlicher Sitz eines ehemaligen 
kiSSati-Reiches war richtig, sind, vollkommen 
ausgeschlossen, dass jemand sich „König von 
Hanun^ genannt hat Es wäre mir von 
Wichtigkeit zu wissen, was der Text besagt. 
Ich behaupte auf Grund meiner Anschauung 
von der assyrischen Geschichte, dass das, 
was Jensen darüber sagt nicht darin stehen 
kann. Wer Harran (und die entsprechenden 
Teile von Mesopotamien) besass, musste sich 
§ar kiüati nennen. Steht in dem Texte, dass 
Mati-il König von Harran sei, so habe ich 
Unrecht Ist jemand im Stande den Text 
vollständig mitzuteilen? 

H. Winokler. 



') Die vorliegende Ztuchrift ist aus dem Fran- 
lödsohen ins Deutsche flbertragen worden. 

D. B. 



Aus gelehrten QeseUsehafben« 

Vom 26.— 30. September 1899 wird in 
Bremen die 46. Versammlung deutscher Phi- 
lologen und Schulmänner statmnden, fbr deren 
historisch-epigraphische Section Prof. Dr. £. 
Meyer Halle und Dr Dünaelmann Bremen, 
Bleicherstr. 32, und fbr deren orientalische 
Section Prof. Dr. F. Prätorius Halle und Dr. 
Brenning, Bremen Bessdstr. 53, die Geschäfte 
als Obmänner übernommen haben. 



Personalien« 

Dr. Lfld ers hab. sich an der 0niv. Göttingen fOr 
orientaL Sprachen. 

An der Univ. Dorpat ist der mag. theol. Alezander 
y. fi nl m eri n c q som a. o. Prof. 1 semitische Sprachen 
ernannt worden. 



€^rg Eben f« 

GeorgEbers, geb. in Berlin am 1. Mars 1837, 
ist 61 Jahre alt, in Tutzing am 8* August 
Abends verschieden. Zu seinem langjähr^n 
Ischiasleiden waren noch Störungen des 
Blutumlaufs gekommen. £^ äussenich sehr 
erfolgreiches aber durch schwere Liciden 
verbittertes und in den letzten Jahren mehr- 
mals durch Schlaganfiüle bedrohtes Leben 
hat so abgeschlossen. Jene Lähmung der 
Füsse war es, die einst Ebers von dem 
juristischen Studium zum ägyptologischen 
überführte, ihm aber auch in diesem bald 
zum schlimmsten Henmischuh wurde. Dennoch 
hat er stets mit rühmlichstem Fleisse gewirkt. 
Bekannt ist, wie seine Fähigkeit zu popu- 
larisieren ihn zu einem Hauptschöpfer des 
archäologischen Romanes in Deutschland 
machte. Dadurch hat er viel Literesse für 
die junge Wissenschaft der Aegyptologie 
geweckt, und wenn es heutzutage allgemein 
anerkannt wird, dass auch das weitere Pub- 
likum ein Recht hat, von dem früher in 
Folianten Begrabenen etwas zu erfahren, so 
ist es Ebers in erster Linie zu danken. Als 
Haupterfolg seines Lebens betrachtete er mit 
Recht die Erwerbung und mustergiltige Ver- 
öffentlichunff (1875) Jener grössten und 
schönsten der medizinischen Handschriften, 
(geschrieben ca. 1580 v. Chr.) welche den 
Namen „Papyrus Ebers^ erhalten hat An 
den für unsere gegenwärtige Sprachkenntnis 
überaus dunklen Lihalt hat er viel Mühe 
gewendet (vgl „die Maasse des Pan. Ebers 
und das Kapitel über die Augenkrankheiten^); 
eine vollständige Bearbeitung desselben 
herauszugeben, hat ihm die Krankheit seit 



296 [No. 9.] 



0RIENTALI8TISGHE LTTTEBATÜR-ZEITÜNG. [September 1896.] 296 



langen Jahren verwehrt. Frtther hatte er 
viel Intereaaa an den biblischen Berührangen 
der Aegvptologie ; sein „Aegypten und die 
Bücher Mosis^ 1868 ist viel benutzt worden, 
ebenso „durch Gosen zum Sinai^ (weit po- 
pulärer). Zu diesen Studien wäre er gerne 
Mrieder zurückgekehrt und besonders die erste, 
unvollendet gebliebene und natürlich heute 
durch neue Funde vielfach veraltete Arbeit 
hätte er gern nochmals aufgenommen, wenn 
nicht Mrieder sein Leiden ihn verhindert 
hätte. Mit wie schwerem Herzen er diese 
dankbare Aufgabe dem Unterzeichneten letzt- 
hin übertrug, wird man verstehen können. 
Seine verscUedenen Artikel in Zeitschriften 
und kleinere Arbeiten unterlassen wir auf- 
zuzählen. Am liebsten war Ebers aber 
sein Lehrberuf und diesen niederlegen zu 
müssen, durch die Krankheit gezwungen 
(1888), war für ihn der schwerste Entschluss 
seines Lebens. In den letzten Jahren dieser 
Thätigkeit führte er einen wahrhaft hero- 
ischen Kampf gegen das Leiden; liegend 
lehrte er zu meiner Zeit, manchmal wieder- 
holt in einer Stunde gezwungen, die Bücher 
fortzuwerfen und durch Morphiumeinspritzun- 
gen den Schmerz zu betäuoen. Als Lehrer 
war er trotzdem auch damals ausserordent- 
lich erfolgreich. Er gehörte einer älteren 
Schule der Aegyptologie an, stand aber phi- 
lologisch weit über seinem Lehrer Lepsius. 
Seine zahlreichen Schüler werden stets sich 
daran erinnern, wie fördernd und anregend 
sein Unterricht war, vor allem aber mit 
welcher liebenden Freundschaft er jedem 
Schüler auf und nach der Universität zu 
helfen sich bemühte. Wie viele ihr Fort- 
kommen zu einem grossen Teil seiner auf- 
opfernden Güte verdanken, dürfte nicht ge- 
nügend bekannt sein. Ein grosser Kreis 
von Freunden bezeugt, welch ein liebens- 
würdiger i), edler und vornehm gesinnter 
Mensen an ihm geschieden ist. 

W. Max Müller. 



Zeitsehriftensehau. 

Al-Machrlq. 

16 (1. Aug. 1898). P. Anastase Garme, La triba 
des Soletb. — F. S. Ronzevalle, L'origine du mot 

^{^(X^y, Nach Vorfahmiig der Meinungen der 

^) So wie er haben es wenige rermcohtu von jedem 
Menschen und Buch nur diuB möglichst Beste zu 
denken und su sagen. Trotzdem konnte er schart 
die Wahrheit sagen, man vgl. z. B. seine Kritik von 
Budge's Torletrter Totenbuchausgabe im Lit Zen- 
tralUatt. 



Araber und Spiegels schliesst sich der Verf. den 
Ausführungen J. Darmstefcer's im J. A. 1884 I p. 
662 an. — ä. Chihai L'art y^t^rinaire chez lee Arabes. 
Interessante Mitteilungen über die Tierheilkunde bei 
den heutigen Beduinen. Obersetst von Pater 
Anastäs al-lTarmell aus dem FransMschen des Qablb 
Effendi Slha aus Bagdad, der lange Jahre unter 
den Beduinen lebte und seine dort gemachten Beob- 
achtuni^en zu einem Buch verarbeitet hat. — P. S. 
Ronzeyalle, Z^nobie, reine de Palmyre (suite). Mit 
Abbildungen. — P. L. CheYkho, L'^tode de l'Arabe. 
über die Pflege des Arabischen als Literatursprache 
in der Gegenwart, insbes. in Beirut — Ders., Uistoire 
de Bejrouth d'Ibn Salih (suite). — Besprechungen: 
Studia theol. auctore H. Goussen. Fase. 1 = Apoca- 
lypsis Joh. Apost., Versio Sahidica. Lipsiae. — Mar- 1 
I^Tius Sahdona*8 Leben u Werke, von Dr. H. Guussen. 
Leipz. 1897. (Bespr. von L ä[ei^ö] ) — V. Chauvin, 
Bibliogmwhie das ouvrages arabes etc. 3e partie, 
Liöge 1898. (Bespr. von H. L[ammensl.) — Questions 
et röponses. (ober Ausdrflcke fOr Scniffe des ^Ir&k 
bei al-Mas*üdl. — Die von Alezander d. Gr. im Lande 
des Gog und des Magog errichtete Mauer). 

16 (16. Auff. 1898^. P. H. Lammens, Les Alpes 
et le Liban. Yergleichung hinsichtlich der Nato- 
schönheiten, mit Ansichten aus dem Libanon. Auch 
der Libanon w&re wert, Zielpunkt der Fremden zu 
sein. Aufforstung des Gebirges (u. a. mit Cedem), 
Errichtung von Sanatorien und Untersuchung der 
auch im Lu>anon sich findenden Mineralquellen werden 
befürwortet Bezüglich der Aufforstong erfahren 
wir, dass der Mutafarrif des Libanon, Na*üm Pascha, 
dieser sein Interesse zuwendet und sich dafür der 
Hilfe des auf einer landwirtschaftlichen Schule 
Frankreichs vorgebildeten Sellm Effendi Affeur be- 
dienen wilL — P. S. Ronzevalle, Z^nobie, reine de 
Palmyre (suite). Mit Abbild, e. Büste der Königin. 
— P. H. Lammens, Gharlemagne dans lee Mille et 
une Nuits. (Der Titel stand schon auf dem Umschlag 
der Nr. 16, der Artikel findet sich aber erst in dieser 
Nr. 16.). — P. L. Chelkho, Trait6 de l'Ame de Barhe- 
braeus. Mit Anmerkungen herausgegeben. — Dr. A. 
Haffner, Le livre des Plantes et des Arbres, ouvrage 
in^dit d'al-Asma4. (Suite). — P. L. Chetkho, Histoire 
de Beyrouth de Salih Ihn Tahia (suite). — Varia. 
Silih Ibn Ja^'ft, der Verf. der Geschichte Beirut'» 
(Zu einer Identifikation Martin Hartmann's). 



AZ. 1898. 

XXXVI S. 1. L. Borchardt, Über das Alter der 
Chefrenstatuen (seien nach Einzelheiten der Orna- 
mente etc. in Dyn. 26 zu setzen; S. 17: sicher authen- 
tische Königsstatuen aus dem a. Reich seien bis 
jetzt überhaupt nicht nachzuweisen. 12 Abbildungen 
mi Text). S. 18 B. Pietschmann, Benennung und 
Oitiren Ägyptischer Texte und A^^tologischer Ver- 
öffentlichungen (zum Gebrauch beim Wörterbuch der 
ftg. Sprache; bei der masslosen Materialzersplitterung 
dürfte die Kürze der Zitate etwas mehr erstrebt 
werden.) 24. Kurt Sethe, Altes und Neues zur Ge- 
schichte der Thronstreitigkeiten unter den Nach- 
folgern Thutmosis' I (gegenüber der Kritik Naville's 
ÄZ. 1897 versudit S. seme Anschauungen über die 
Verwandtschaftsverhftltnisse der Thutmoeiden und 
die Tlm>nwinen zwischen Th. I und m festzuhalten ; 
11 Tf). S. 81 J. E. Quibell, Slate palette from 
Hieraconpolis (die grosse „Palette* des N'r-mr(?), 
vgl. 0. L. Z. 7, 219). Miscellen: 84 L. Borchardt, 
ijisiedelung ^iegsgefangener in Tempeln (nach 
Petrie, Six Temples I, 7, 8; die wichtigste Stelle auf 
der Vorderseite der Israelinschrift — vgL 0. L. Z. 



897 (No. 9|. 



OBIENTALISTISCHE LnTEBATOB-ZEITnNa. [Saptembar ISSS.) 998 



8, 246 — wftro herumuielien gewsMO. Eia .Feld der 
Qnriotm" oder .von CTpem" in Nnbien gahSrt 
utDriJch nicht hierher). 85. K. Piehl, la lectnre dn 
tigne . . . [Biene], (eine phonetieehe Sohreibung 
b(y)wt Mr ebi6(t) .Honig".) Littomtnr (noob 
Wir m TerroUsUndigen). 



B«>Tae de lltlstolr« das rsUslODS 1896. 

XXXVI 9. V. ScheU, choix de textes religieoi 
ue^ens. Giebt UebersetennK der Haoptatdcke der 
Cnig'Bcben Aoegabe; m bea^^ten ist dabw die Be- 
iiierktuigderEinleitaiig;ieetextee,rBlatiTeiaenthdlea 
et modemea Bont en rdalitd plnH difSdlee i oopJar 
qne cenz de Telloh, pur exemple, dont l'arohftlBme 
M le protosrohalmie n'ont rien A'ottnpnt, et an 
impoaant Molament mix pro&nea gegenObar den 
•onnuikenlaMiiBawandM^ni gewiBeerutbbjlouiacher 



Zeltsobrlft des Vareini f. Volkaknnde. 1B98. 

8, J. Euting, Tagabnoh einer Beiae in Inuer»rabian, 

batpr. ron H. Ha * 



Revue orltlqae. 

99. L. de U Briöre, Chempollion inoonnn lettrea 
iniditea. Beapr. t. G. Mupero. — H. Gonaaen, Mar- 
WrinB-Sabdona'a Leben ond Werke, (and) H. Pognon, 
uucriptiona mandsiltea dm coupei de Kboiubir, beapr. 
T. J.-B. ah(»bot). 

30. Petne, Deahsabeh, beapr. t. Q. Maapero. 



Utt. Oentr.-BL 1896. 

29. L. Cbeikbo, ibn ea Sikktt, U oritiqae da 
langage (und) El kit&b el magaddas beapr. Ton 0. F. 
8(eTböld). — L. Barchardt. die Agyptiaaba Pflanzen- 
rtue. Beapr. y. 7 

90. Panl Vetter, die Metrik des Bncbes Job. hvpr. 
T. E. H. — Carra de Vanx, l'ftbr^ä des Herreillea, 
beapr. V. t 

81. J. H. Mordtmftmi, Beitrftge lor min&ischen 
Epigraphik, bespr. t. F. P[rfttoriaa). 

32, E. Saoban, Mahammedudsches Becht nach 
Schaflitisoher Lelire, beapr. t. ?. — H. Pognon, inscrip- 
tionf Mandaltes dea oonpea de Khooabir, bee^r. *. 
B. M. 

Oomptea rendua 1898. 

MiTB-ATrü. V. Soheil, le roi Adaparoa: giebt aaf 
Qmnd einaa ihm gehörigen in Eoigonnd^ gefonde- 
nen Fragmentes die Trausacription ond Uberselcang 
dieses Textes, der sich auf eine olTiliBatoriBcJie Th&- 
tigkeit la'a bexieht ta=:Oäs; OannÖ8=£«.nnnii. Zwei 
EOnige nach dem Text geschaffen; dea ersten Name 
(der TMloren ist), aei gem&ss Beroa. AlAms (AdOros. 
der wieder BDaArodöa entstanden aei) etwa Arad-ta.') 
Der Text IKest Um ans IB. B 1 fEridu) stammen. 
Daher erkl&rt sieb die Confosion dea Beroasria, der 
ihn ans Babjlon atommen lässt. Der iweite Adapa 
sei ^ Adaparos des fieroBsaa. Auf diesen Adapa be- 
liebt aicb dann auch der Text der Telamamat&fel 
940 — Clermont-Gannean, ObaerratianB sor la grande 
inacription phänidenne nOQTellement döconrerte A 
Carthage. 



■) Der Titel fahrt anf Mardnk! 



Zeltsohr. t. wlM. TheoL 1896. 

XU 8. P. Volz, die Eh^esohichte Boaeaa. — E. 
T. Dobaobati , die confeeaionelleD Verh&ltniaae in 
Edessa anter der Arttberberrschaft (vor den Kreoi- 
xflgen). — idem, die Ohronik Hiobael des Syrera. — 
Besprechnngeo, darunter: K. Badde, da« Bach Hieb, 
■jespr. T. P. Volt 

Tbeol. Utt-Ztff. 1696. 

14. A. Bertholet, das Bach Heaekiel erkl&rt, beapr. 
T. R. Kraetiaehmer. — B. StainfOhrer, nateranchang 
aber den Namen Jehorah, beapr. t. G. Bear (der 
nach den ron ihm mitgeteilten Proben mit Becht 
eine WammiKatafel anf^tlanet). — H. Bahmer, die 
hebrttiaeben Traditionen in den Werken dea Hiero- 
njmns, bespr. t. 0. SiegMed. 

16. H. V. Hilprecbt, the fiabylonian ExpiO. of 
tbe UniT. PeniujlTania. Serie« A.: Cuneiform Texte 
IX. Beapr. v. Ed. Heyer (nach If. leigt sich H. als ein 
ansserordentlich sorgftltiger nnd gewissenhafter 
Heransgeber. .Die antogruphiachen Tafeln machen 
den Eindruck abaolater Zu*erlftsaigkeit''. Ein Urteil 
Ober eine keilscbrifUiohe Textausgabe steht doch 
wohl nar daiÜBnigen sn, die selbst im Stande sind, 
einen Eeüsohrüttext xu leaen nnd m erklären, l*!!« 
noch so eifriges Stadium lediglich in dam Eigea- 
nanienTerreiohnis gew&hrt dazu keine Bereohtignng. 
Anf Grund welcher Information aagt H. feiner, dass 
Hilprecht bei der Abschrift der Tafeln von A. T. 
(Jla,j nnteratdtat worden aei, da ja nach den Ana- 
fBhrUDgeo Hilpreohte umgekehrt CSaj die Abschriften 
der abrigena tedelloa erhaltenen Tafeln gemacht ond 
dabei v(m ^[««cbt Dntervtfitning erfahren hati ) — 
A. Herz, die rier kanonischen Braagelien nach ifarem 
&tteaten bekannten Texte, beapr. t. Eb. Nestle. 



Deataohe Lttteratorveitunc 1896. 

31. L. Cheikho, 'ilm al'adab I bespr. t. K 
Hutanann. — 

32. H. P. Smith, the bible and Islam, bespr. i 
3. GoldxUier. — 



VI. A Gontribntion to the Stadr of the 

gr an Orientalist (Beepreohnng der Einleitang aar 
ebr. Bibel, ron Dr. Ginsbnn). — The AiaembUes 
of AI Hartii Vol. I T. Ohenerr Vol. H Dr. F. Steingaaa, 
beapr. *. J. Beamea. 



The lewlsh qoafterly Bsrlaw 1698. 

X,o T. K. (üheTne, gleaninga in biblioat oiitiüam 
and geograph;. — B. N. Adler, the Paraian Jews : their 
bookes and their ritnal. — W. H. Bennett, the book of 
Joabna and the PentatoDoh. — 8. Sobecbter and J, Abra- 
hams, Oeniiah Specimens.- -Grej Hubert Skipwith, the 
Teiza grammaton : its meaning and origin (aei entartan- 
den aus ixjl niKSSin Sk niH' ="■ **« God of Hoste 
will be with OS I [). — N. Hera, the hebrew Ecclesiastea. 



Zeltsohr. f. kethoL Thsol. 1608. 

m. J. K. Zenner, der 1. Teil dea Buchee der 
Weisheit. — idem, der 1^. Pnlm und Salomo'a Bede 
mr Bnweihang dea Tempels 8. Kg. 8,14 ff. und 
2. Paral. 63 ff. - 



299 



[No. 9.1 



OBIENTALISTiaOHE UTTEBATDK-ZBITÜNO. |8e|>temb«r 1896.) 800 



Palestine exploratioa fund 18B8. 

Jnlf. CleriDODt-Qaime&u, Notes on the .^QnarterLy 
atatemeat". 6. In der Siloa-IuBchrift bexeicboe ^^^J 
„tbe act of piercing tbe tuanel". 6. In der cußachen 
buchrift voD der BaBÜica des heiligM Orabas bedeute 

t. ^ h J) ä—iä^l. hii puri^ug majesty. 7. Die 
Umrahmungen der vier SUoah-lnBchriften w^en in 
ihrem VerhUtnis voa H9he otid Breite wichtig zur 
Erkenntnis der altheb r&iachea Elle. — Conder, 
hebrew and babylonion poebj (hat richtig erkannt, 
dast in dem berShmten Brief in CoQBtaDtinopel kntar 
Iku^ gaoUT nicht zu „Chedorlaomer" zusanunenzufauen 
ist, cf. Bamerkiuig zu Z. k. Sonst ganz Conder. — 
C. Mommert, tbe chnrch of the hol; sepnlcbre at 
Jerusalem on tbe mosaid map at Madeba. ~ 

Zsltaolir. f. hebr. Biblloffr. 1808. 

3. H. Steinschneider, christliche Hebraiaten (Fort- 
■«teuDg). — M. Schreiner, zwei Oeniza-Fragmente, 
(1. BmchstQck eines KalAmwerke«, 2. Polemik g^en 
Kar&er.). — S. Pozoanaki, Arabische Ausdrücke fär 
hyperbolische Redensart bei jfldiflChoD Autoren (neben 
dem fibüchen ÜJuLm finden sich Aitin 'tWin ■<Mn, also 

Infinitive der VI Form von »Jj ^g^ und^ji; da- 
neben einer der V AsrfiK-, (als Ausdruck der „&lten'' 
d. i. Lehrer des Talmud, also hebräisch 'm-I pr^.l 
Endlich noch M<JM := >^^' (ao Mtrack und Bacher) 



Wirtsohaftfise- 



Zeltaohr. £ Sosial- 
aohlohta 1898. 

VI. 2 u. 3. M. Krvl. das aeachlechta- und Familien- 
wesen der transbaikaliachen Burjatea, äbersetzt vou 
B. Mincee: Kune TJebersicht über das Völkergetriebe 
in Sibirien von der Zeit der grossen Chane bis zum 
Absohlusa der Wanderungen tm 18. Jahrhundert; An- 
gabe, das« bis £um 19. Jahrhundert die ursprüng- 
Qchen Verb&ltnisae sich hielten, dann erat der Ver- 
fall durch den Einflnsa der ruBsischea Bevölkerung 
aintritt. Material tax Darstellung die Steppenver- 
ordnungen von 1640. Die patriarchalische Qeachlechtä- 
Gemeinschaft, der Dlnss- (Horden -) GemeinachafL 
Uebergaug zum Privatbeaitä an Aeckem and Heu- 
achlä^en, mit ßaateu der kollektivistischen Arbeita- 

Sememschaft Beginn materieller und geaellschaft- 
cher Dißereuzierang durch den EinfluBS der russischen 
Nachbarschaft. Eindringen des Lamaiamus im 18. Jahr- 
hnndert. Ehe ursprünglich Kaufebe (der die Banb- 
ehe voranging) and Eiogamie. Bei den Feierlich- 
keiten Beste des primitiven HetBrismus. Stellung der 
Frau entataudeu ai;s der ursprftnghcbeu Vorätälung 
dass sie dem ganzen Qeachlecht gehört; schon ge- 
mildert zur Zeit der Kodifikation der Stepp engeaetse, 
jetzt gehoben durch die weitere Qesamtentwiacelnng. 

Tbe ansliBh historioal revlew 1898. 

XUj, Carra de Vaox, l'abrägd dea Herveilles bespr. 
T, Qaj le Strange. ~ Behä ed-dtn Saladin (engl, 
trad.) (and) Conder, latin Kingdom of Jerusalem baapr. 
V. S. Lane-Poole. 

BaTue Nnmlematlaue 1898. 

2. E. Babelou, la collectdon Wad dington au 
Oabinet des M^aüles; inventaire sommaire (snite): 
Portsetinng ans Röv. Nnm. 1897 261—401, I^. 
ff. Hier Ciüden, Isaarien, Lycaonien, C^em. 



Bevue des Quest. bist, 1898. 
127. P. Allard, Saint Basile avant at 



äpiscopat. 



Tbe BxpoBltor 1898. 

Jöly: G. Margoliouth, a freah Eiplanation of 
öenesis VI, (ge^en Buddein seiner Bibl. Orgeschichte, 
will 3B' = *othiop. shegft KOrper setEen,). — 



BtrlEl&runff. 
unter dem Titel „Wissenschaft und ficrliner Auf- 
fosaung' hat Georg Jacob eine Abwehr gegen die in 
der 0. L. Z. No. 7 erscbienene Kritik seines Buches 
^Itarahisches Beduinenlebea" drucken lassen, deren 
Kenntnis wir nur einer Zusendung von befreundeter 
Seite verdanken. Soweit Jacob eich mit seinem Kritiker 
auseinandersetzt, mdssen wir es diesem überlassen 
seinen Sttmdponkt zu vertreten.') Wenn jetzt die Ar»- 
bisten anfangen, ihre Kritiken nach einigen glücklicher- 
weise scbon vorhandenen Vorbildern mit Abwägung 
litterariacher uud sachücher Gesichtspunkte la 
schreiben, statt, wie es meist gescbiebt, m der Auf- 
spürung grammatdacher Fehler stecken zu bleiben, 
ao kann das vielleicht für die Arabistik ganc gute 
Früchte tragen. Das würde kein Anlass fOr die 
Redaktion sein, selbst das Wort zu ergreifen. Wohl 
aber muBs letzteres geschehen, am J.'s ünterstelloog 
zurdckEU weisen , dasa hinter der 0. L. Z. eine 
„Berliner Sobvle" *) etc. stände. Wenn er Namen 
genannt hätte, was er nicht thut, so würde er uns 
Dud sich einen Dienst arwieaen haben, da wir dann 
gewisse Irrtümer, die er betreffs unserer Bestrebongen 
zu n&hren scheint, h&ttea richtig stellen kOnnen. 
Solange er gegen Unbenanute ficht, kCnnen seine 
Hiebe keine darliehe Wirkung ansüben. Und wenn 
er, st&tt die Zeitung zu nennen, in welcher die von 
ihm bekämpfte Kritik sich findet, sich gegen ihren 
Vil-lag mit unschönen Redensarten wendet 'j, so kann 
das nur entschuldigt werden durch Bücksicht auf 
die Anfregung, in der er sich augeuaeheinlich 
befindet D. R. 



Briefkasten. 

A, B. in W. Wir begreifen Ihre Verwunderung 
aber die in der Bost'schen Besprechung dee Kolde- 
wej' sehen Buches gegen gevrisse Berliner Kreise 
versteckte Anspielung. Und freilich haben Sie Recht, 
wenn Sie sagen, wer gegeu unlautere Vorgänge seine 
Stimme erhebt, soll offen dos Kind beim Namen 
nennen. Aber wir bitten zu bnochtan, dasa wir unaem 
Hitarbeiter nioht zu seinem Schaden veranlassen 
dürfen, beim Stich iu's Wespennest die geßhrlichsten 
Insassen selbst mit Namen zn nennen. Von uns aus 
bestätigen wir Ilinen aber gern, dass unserer Ansicht 
nach mit den qo. Kreisen die meisten von denjenigen 
getroffen werden dürfte, welche sich vorläufig ein- 
tr&chtiglich im wissenschaftlichen Beirat der neuen 
Dentalen Orientgesellschafl zusammen gefunden 
haben. D. B. 



') Eine Entgegnung gepen Jacob's .Abwehr" von 
Seiten Kampfbeyers ist dieser Nummer beigelegt. 

■) der Arabistik! Diese Frage iat notwendig, da 
bei Jacob die termini Arabistik und Orientalistik 
durch einandergehen, wie auf Seite 9, wo er die 
Hindernisse wider srabia tische Bestrebungen in den 
Berliner orientalistisohen Verhältnissen findet. 

') „Seit einiger Zeit werden mir nnerbeten gewisse 
grüne Heftchen ins Eaua geschickt, welche das neueste 
Verdienat der Firma Wolf Peiser nm die Semitiatik 
darstellen". 



VariH ■. f 111 iiWw^ wäg pK«Ti^; l^s^g 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung. 



Encheint 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 
Ton 

F. E. Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



Abonnementipreis 
vierteljSUirlich 5 Mk, 



Bestellangen nehmen entgegen: die Verlagsbachhandlnng, Berlin 8., Brandenbnrgstr. 11, sowie alle Bnch- 
handlnngen und Poet&mter (unter Nnmmer 5666 A). - Inserate die zwei^espaltene Petitseile 90 Pf.; bei 

Wiederholangen und grosseren Anzeigen Ermftasigang. 



1. Jahrgang. 



15. Oktober 1898. 



M 10. 



Alle fOr die Redaktion bestimmten Sendnngeni Briefe etc werden ansschliesslich anter folgender 
Adresse erbeten : RedaktioB der 0* L. Z., Wolf Peiser Yerlag, Berlin 8. 42, Brandenbargstr. 11. 1. 



Heu-]^latnisehes. 



y. G. Hflsing. 



Wie ich sehe, schreibt F07 (ZDMG 1898 
8. 126) taufnanlu in ein Wort, hält es also 
doch wohl für eine Zusammensetzung mit 
tahu. Dies veranlasst mich, folgendes zu 
yeröffentlichen. 

lup ist augenscheinlich Particip. plur. von 

Vi« = kommen, iahu-mcHfi-h^p heisst: „zu 
helfen kamen sie^. Der Infinitiv würde tahu- 
nuhna lauten, die scheinbar abgekürzte Form 
tahu-ma-nmöchte ich einstweilen „Gerundium" 
nennen. Mit demselben ist Weissbachs „Prä- 
sens" gebildet, dessen Endungen übrigens, 
Mrie die des Futurums, doch wol der „intran- 
sitiven Konjugation" angehören Darauf deutet 
wenigstens die 3 pers. plur. auf -pi oder -pa 
von der wol die 2 pers. sg. auf -ti oder -to 
nicht zu trennen ist. Dazu dürfte die 
3 pers. sg auf -ha oder -Ä» anzusetzen 
sein (vgl. huita-n-kd) Diese liegt wol 
z. B. in ne-ma-n-hi (Bg. 11 10) vor. Fast 
möchte es mir scheinen, als ob auch die 
rätselhafte Form na-n-lce (Bg. II 81) dazu 
gehörte. Im iran. Texte (Bg. III 12) steht: 
„Darauf schickte ich — DädarSiS-mit-Namen, 
ein Perser, mein Unterthan, Satrap in Bak- 
trien — zu diesem; So sprach icn zu ihm: 
Zieh aus, schlag jenes Heer, das sich nicht 
mein nennt". Davon weicht der elam. Text 
ab, denn o^i-i-ne heisst: „er möge schlagen", 
also wird auch mü(eyki'ne heissen „er möge 
ausziehen". Aber auch AmM-I hat keine 



Entsprechung im iran. Texte und die Phrase 
mit DadarSiS ist vorausgestellt, also der ganze 
Satzbau anders. Der Babyl. Teil fehlt, und 
der elamische lautet vollständig: „ — ajdk 
meme u Tatarüi hiie ParSir-kir u4iiiparuri 
SakiapamancHneFaküi hutta-i. HuM-hhupirri' 
ikhi mukke-ja: ncHfhkei mü^hi-nef taSMum 

(dpi'i-ne^. Der erste Teil des 

Satzes ist hier, abweichend vom iran. Texte, 
an den vorigen Satz angeschlossen, erst mit 
Huttik beginnt der zweite Satz. Ich glaube 
nicht anders übersetzen zu können als: 

„ — und damals übte (mein) TatorSis-mit- 
Namen, ein Perser, mein Unterthan, die Sa- 
trapie Baktriens aus. I^en Boten schickte 
ich zu ihm [und sagte zu diesem] er solle 
sagen, er [TatorSiS] möge ausziehen und das 
Heer — — schlagen". Ich erinnere noch 
daran, dass huUi-k wol eigentlich „der Ver- 
anlasste" bedeutet; vielleicht mag man das 
nanke als davon regiert auffi&ssen, sodass ein 
„ich sprach" um so leichter wegfallen konnte 

Anders aber sehe ich keinen Rat, denn 
na-n-ke ist auf alle Fälle Futurum und vermut- 
lich sowenig „anormal" wie na-n-ia und fia-n-n. 

Aber nami soll ja Präsens sein, [nicht 
Präteritum, wie Heinrich Winkler (Die spräche 
der zweiten columne S. 55) behauptet]. Hier 
sehe ich nur zwei Möglichkeiten, entweder 
nofiri ist iia-m-rj (dieses aus '^na-fNO-ri ent- 

• Kol-i-Fi/ann A 10. 



308 (No. 10.] 



OEDSNTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITüNa [Oktober 1896.] 804 



standen vgl. hutkiHiujHra) — dann wäre es 
wol Analogiebildung zu den vielen Futur- 
und Präsensformen auf -a-n-ri. Oder es ist 
von einem iterirten Stamme na-na gebildet, 
der yielleicht ,,feierlich aussprechen" bedeuten 
könnte; dann müsste man aber annehmen, 
dass diese Formen zugleich Präsens und Prä- 
teritum darstellten, einen wirklichen „Aorist". 
Letzteres ist mir unwahrscheinlicher; — ich 
sehe übrigens nicht ein, warum Weissbach 
die Formen auf h und S als Aorist bezeichnet 
und ziehe vor, sie mit Winkler Präteritum 
zu nennen. 

Aber ra und ri sind augenscheinlich keine 
intransitive £ndun£; diese würde ha (oder Ä:t 
oder k) lauten. Und so lautet sie auch, 
nicht nur in z. B. ima-kaj Hnni-Tc lulma-k^ 
Sdhkj sondern auch im Präsens, ü-ja-nia^k. 

Grosse ^nhnlichkeit mit nanri zeigt die 
Form enriy ist aber doch ganz anders zu 
erklären, denn hier ist der volle Stamm enniy 
wie aus mni-ket (vgl Sinni^ket, poru-kei) her- 
vorgeht. Also wäre *enni'-ri zu enrij *enni' 
ri-pi zu enripi geworden. Weissbachs (Bg. 
n 69) „etirtr" ist efhri+iv (das sich auf 
Pa/rUmaS bezieht,) fldlt also weg. Zum sg. 
enri scheint enripi eine vielleicht nicht ganz 
regelmässige Pluralbildung zu sein, die 
übrigens Präsensbedeutung hat Der Plural 
des Präteritums lautet sonst enpepy scheinbar 
und vielleicht MrirkUch mit doppeltem Plural- 
sufGx. Noch haben wir eine Form zu er- 
klären, die Weissbach als nekti verzeichnet; 
(Bg. ni 83), vor der aber, wie die Auto- 
graphie zeigt, ffar wol ein „en" weggefallen 
sein kann; und das ist zunächst das wahr- 
scheinliche. Die Endung scheint die der 
zweiten Person, die auch durch den Zu- 
sammenhang sich rechtfertigen liesse, ein 
„IHiturum" ist sie nicht. Die Erklärung 
würde aber grosse Schwierigkeiten machen, 
und Weissbach, der die Form in der Ghram- 
matik, entsprechend dem iran« Texte, ßir die 
zweite Person erklärt, übersetzt sie als 
dritte! Und so erklärt sie sich tadellos: 
{enj/M-k+H^ das bekanntlich auch Relativ- 
sumx sein kann und hier ist. 

Kehren wir zum Anfang zurück: 

Vhn bedeutet „konmien^^ Erhalten ist 
davon nur das Particip lu-jp im Plural (Bg. 
m 93 ; luppa % I 79 u. UI 32) und die 
bezeichnender Weise mit dieser rluralform 
gebildete 1 pers. sg. luppu kettaf^) (Bg. I 73). 
Auch das „jm^^ (Bg. I 80) ist augenscheinlich 
zu [Zup]pu {ketta) zu ergänzen, da vorher 
eine Lücke, ebenso das „^^^ (Bg. II 49), das 
ja als „Im^^ zu lesen ist An letzterer Stelle 
at schon Weissbach in der Umschrift das 



i' 



vermutliche Fehlen einer Silbe angedeutet 
Endlich sei daran erinnert, dass ein luppu 
auch Sutruk-Nahhunte C 1 7 vorkommt, dem 
aber der wagrechte Keil vorangeht. 



Eine Kollation der In &lzeh autbewahrten 
Teil El-Anuinia-Tafeln. 

F. £. Peiser. 
Schluss. 

K. B. V. 166 

= G. 10 32. alä-ninu 

35 zu streichen; die 

Reste gehören zum u der 
folgenden Zeile. 
37. ul su(?)-ur-Si-an-ni 
39. ti für tu(?) 
K. B. V. 174 

= G. 27 4, um-ma (amütu) lU?)- 

.... -5a(?)-mu(?)-ki(pl.) 

19. la-a ti-l)i-la-ti 
K. B. V. 176 

= G. 7 6. bili-ia zu streichen. 

9. statt u lies | (dasGlosseu- 
zeichen) dahinter ad-ban 
(?) ma-la.kuba.U-PI(=ja) 
d. i. ich wiU ...(?) den 
Dienst (iN^) meines 
Herrn 
12. streiche [bili-ia]. 
16. [u U-] kaum nach den 
Kesten zu ergänzen; 
hinter ak noch mi. 

20. hinter bili-nu noch (ilu) 
§am-§i 

K. B. V. 186 

= G. 19 14. id-nu (Ür i-na-nu 

19. Ad-da.PI-u=Adda-Jau? 
K. B. V. 196 

= G. 16 14. die Glosse ka-zi-ra ist 

hinter ba-ka-li zu stellen. 
19. ti-it- . . .*. -un(?).na 
27. ta-ri-is 
36. iStin mi = I C 
K. B. V. 210 

= G. 34 6. ri von ip-ri zu sehen. 

16. bu von kal-bu zu 
sehen. 
K. B. V. 212 

= 6. 36 22. mi-ia-mi 
K. B. V. 222 

= G. 47 4. lu-u §ul-mu 
Rückseite 3. ikalli ta mat(?) 
9. sa-al-mi (?) 
11. I C at . . . . 

x-f-1 

x+2 u bi-U 



ä06 (Mo. 10.] 



OBIENTALISTISOHB LITTEBiLTUB-ZEn'ÜMa. (Oktober 1896.] 808 



K. B V. 227 

= Qt. 32 4. 

K. B. V. 231 

= G. 18 3. 

11. 

13. 

14. 

15. 

16. 

18. 

19. 

K. B. V. 134 

-- G. 30 15. 
K. B. V. 243 
= G. 5 3. 
4. 

10. 
19. 
23. 
K. B V. 262 
= G. 3 16. 
19. 



um-ina Sa-ba-an-du 

Ka(?)-ia.ja 

ka-bi 

.... ana a-wa-ti Ma-ia 

(amflu) rabisi 

li-wa-5i-ra 

bi-ta-ti 

la-a ti-iS-mi-na 

a-na sarri Aarru 

li-pa-ak-ku 

sa-mi-i steht da. 

hinter Si-ip-ti ist nur 

Platz für ein Zeichen. 

am-ku-[ut] 

u al-lu-u 

(AN) sa-mi 



t' 



K. B. 



K. B. 



31. 



V. 275 
G. 31 13 

V. 276 
G. 16 10. 
13. 



K B. 



20. 

25. 
V. 280 
G. 23 5. 
6. 



8 

14. 
18. 
20. 



K B. 



V 290 
G. 43 6. 



10 



a-n]u-ma 

i-li-ia (das ia steht in 
der folp^ender Zeile mit 
dem scnrägen Eeil^ wo 
dafür i hinter sa-ml zu 
streichen ist.) 
TI (pl); etwa = um zu 
lernen die Wünsche des 
Königs meines Herrn? 

XJD-KAM-ma u UD mu- 
§a = &ma u muSa 

(maru) lid-ka 
.... ard&ni; davor 
eine Zahl? (gute Diener), 
arku m&rti-ka = hinter 
deiner Tochter her 
streiche in hinter [s&]bt 

mi-ib-zii(?) ml 

na unsicher; eher la 

oder tf. 

IV C 

ib-Sa-ti 

.... C II ardÄni 

.... mi-i^ (ki) 

am Rande -ti 

BIT statt U ? 

am Schluss ki für ti. 

Rückseite 8 la aS 

ti na an (Wörter der 
Landessprache ?) 
sa für ra. 



Die mafhematlseheii Papyrnsfragmente 

Ton Kahnn 

Ton Moritz Cantor. 

Gestützt auf die Mitteilungen unseres 
Freundes Prof. Dr. August Eisenlohr 
konnten wir in der 2. Ausgabe des L Bandes 
unsere Vorles. Gesch. Mathematik S. 23 auf 
Papyrusfragmente hinweisen, welche H. Flin- 
ders Petrie in Kahun gefunden hat, und 
die auf Könige der XII. Dynastie zurück- 
gehend etwa gleichaltrig mit Jenen Urschriften 
sein müssen, nach welchen Ahmes um 1700 
V. Chr. Gteh. sein Handbuch zusammenstellte. 
Nähere Kenntnisnahme der 1897 durch Herrn 
F. LI. Griffith in London herausgegebenen 
Fragmente hat nun unseren obengenannten 
Freund,, .zum Teil allein zum Teil in gemein- 
samer Überlegung mit uns selbst, zu der 
Vermutung gebracht, welche wir hier aus- 
sprechen möchten, es könnten dort Bruch- 
stücke jener alten Urschriften, etwa aus dem 
Jahre 2000, zu Tage gekommen sein Zur 
Begründung machen wir auf drei merkwürdige 
Almlichkeiten zwischen den Fragmenten von 
Kahun und dem Handbuche des Ahmes auf- 
merksam. 

1. Wir konnten schon (Vorles. Gesch. 
Mathematik I'<^, 23) erwähnen, dass Bruch- 
zerlegungen von der Art wie ^ = ^ + i^ + n4 
vorkonmien. Wir haben sie mit den Zer- 
legungen bei Ahmes (I', 25) verglichen. Wo 
in den Fragmenten von Kanun richtige Zer- 
legungen vorkommen (einige wenige sind 
irrig oder lückenhaft), stimmen sie Zahl für 
Zahl mit Ahmes überein. 

2. Bei Ahmes findet sich die Ausmessung 
des Fruchtinhaltes von runden Speichern. 
Wir sind heute so wenig als früher (I^, 57) 
im Stande, die Rechnung geometrisch zu 
prüfen, weil die Gestalt jener Fruchtspeicher, 
abgesehen davon, dass sie als rund bezeichnet 
werden, uns gänzlich unbekannt ist, und 
nicht der geringste Grund vorliegt, sie bei- 
spielsweise als halbkugelfbrmig zu betrachten, 
wie es versucht worden ist, um nachträglich 
aus dieser unbefugten Annahme Schlüsse auf 
die geringe Genauigkeit altä^yptischer Rech- 
nungen zu ziehen. Die Rechnung selbst in 
No. 43 des Ahmes ^isenlohr, Math. Handb. 
d. alt Aegypt S. 104 flgg.) überliefert, ist 
folgende. Als qa (Höhe oder grössere Aus- 
messung, von Eisenlohr durch den Anfangs- 
buchstaben q bezeichnet) ist 9, als usex 
(Breite oder kleinere Ausmessung, Eisen- 
lohr's b) ist 6 genannt. Aus 9 mrd durch 
Abziehung von 1 die Zahl 8 gebildet, welche 
wir q nennen wollen. Dann ist der Inhalt 



807 [No. 10.] 



OBIENTALISTISCHE LTTTEBATÜR-ZEITÜNG. [Oktober 189a] 806 



nach der Formel (4 q')*- 4^= *^^ ^®' 
stimmt, wofür in der Drackaosgabe irrtümlich 

4604 steht, während der Papyrus selbst die 

richtige Zahl aufzeigt In den Eahoner 
Fragmenten hat sich die genau damit über- 
einstimmende Rechnung gefunden^ nur dass 
sie den Übergang von q zu q' vermeidet und 
sofort mit q' = 12, b = 8 rechnet. Dar- 
nach ist 4* 12= 16, 16« = 266, 4-8=64, 

54 • 266 = 13664; ™^ ^^^ ^^^ ^^^^ ^ 
Inneren einer Rondung, neben und über 
welcher die Zahlen 8 und 12 angebracht 
sind« 

3. Ahmes hat Tutimi- Aufgaben, d. h. 
Aufgaben über arithmetische Reihen, welche 
er so auflöst, dass die Glieder der Reihe in 
abnehmender Folge unter einander stehen 
(P, 40—42). In den Fragmenten von Kahun 
steht: 

110 

13| 

12g 
I2I 

11| 
104 

8| 
'12 

Mit der als Überschrift vorhandenen Zahl 
110 ist Nichts anzufangen, denn dass, wie 

H. Griffith bemerkt hat, 110 = 8 * 13j ist, 

bietet keinerlei Handhabe. Dürfte man an- 
nehmen, der Schreiber des Papyrus habe 
swischen dem Zeichen ftir 100 und dem ftir 
10 ein Pünktchen weggelassen, so läge die 
Erklärung auf der Hand. Dann wäre näm- 
lich wie in No. 64 des Ahmes (Eisenlohr 
S. 169 flgg.) eine Tunnuau%abe gestellt, 
dahin gehend die Zahl 100 in 10 eine aritii- 

metische Reihe bildende Teile (13| + 12|^ 

+ 12^ + lli + 10^ + 9^ + 8| + 7^ + 7i 

+ 6j = 100) zu zerlegen. Ob die Differenz 

j auf einem fehlenden Fragmente vorge- 
schrieben war, oder ob die Wahl der 10 
Glieder ganz freistand, ist nicht zu entscheiden. 

Neben diesen fast verblüffenden Überein- 
stimmungen hat Herr QrifiSth noch ein ganz 
wunderbares Neues entdeckt, wovon sich bei 



Ahmes keine Spur findet In einem Frag- 
mente ist von der Zahl 40 ausgehend folgende 
Rechnung angestellt: 3 * 40 - 120, 120 : 10 =^ 12, 

1 : j = Ip 12 1-g- = 16, suche davon den 

ta (so liest Herr Eisenlohr), er ist 4. Wir 
verstehen den Zweck der ganzen Rechnung 
nicht, aber wenn 4 der ta (oder wie das 
Zeichen auszusprechen sein mag) von 16 ist, 
so ist schwer daf&r eine andere Bedeutung 
als die der Quadratwurzel zu vermuten. 
Ein Wort ia mit gleicher Aussprache, aber 
anderer Schreibweise als das hier ange- 
nommene, ist als Ausfluss (Emanation) einer 
Gottheit, auch als Teil (partie, portion) zu 
übersetzen, und diese Bedeutung liesse sich 
mit der einer Quadratwurzel allenfalls ver- 
einigen. 



Bespreehtuigen. 

Dav. Heinr. Müller und Julius v. BchloBaer, 
Die Haffgadah von Sarajewo. Eine spanisch- 
{•fldisohe Bilderhandsohrift des Mittel- 
alters. Nebst einem Anhange von Prof. Dr. David 
Kaufmann in Budapest. Nebst einem Frontispii 
in Chromotypie, 98 Lichtdrucktafebi, 18 Textä)- 
bildungen und einem Atlas ron 86 Tafdn. Tezt- 
band 816 S., Tafelband 85 EL — Wien, 1896. 
Alfred Holder — 60 M. Bespr. y. Morits Stein- 
schneider. 

Den Textband eröffiiet „Die Haggadah"* 
von Müller, eine allgemeine Schilderung des 
Ritualbüchleins in seiner gegenwärtigen Form, 
in welcher es noch heute von der Mehrzahl 
der Juden am 1. Abend des Pesachfestes re- 
zitiert wird, hauptsächlich aus Stellen des 
Exodus und des Talmud kompiliert, dem 
grösseren Publikum durch Heine's „Rabbi 
von Bacharach^ näher gebracht 

Darauf wird - die betr. HS. des Landes- 
museums in Sarajewo geschildert, dann eine 
Reihe von Bilder-Ha^gaden in europäischen 
Sammlungen besprochen (von M. u. Schi.) i) ; 
hieran schliesst sich «Der Bilderschmuck der 
Hagg^. von Schi. Der Anhang von E. (S. 
255—313): „Zur Geschichte der jüdischen 
Handschriftenillustration^ bespricht zuerst die 
Ornamentik nach den Gattungen der Texte, 
dann (S. 295) mit Rücksicht auf die Illustra- 
toren. 

Das neue Werk, welches hauptsächlich 
die Kunstgeschichte durch ein bisher fast 
unbekanntes Gebiet zu ergänzen bestimmt 
ist, konnte nicht ebne Zusammenwirken ver- 
scldedener Kräfte und, wegen der vorzüg- 

^) Zer&Uend in: I. spanische (S. 98), französische 
(102 Yffl. 8. 53 nnd dazu Eist Litt, de la France, 1 81 
Appencuee p. 449), deutsche (114), italien (187). 



aoe [No. lo.j 



OÄIENTALISTISCHE LITTERATÜR-ZEITUNG. [Okiober 1898,] 810 



liehen, aber koatepieligen Ausstattung, nur 
durch Unterstützung der Wiener „Gesellschaft 
för Sammlung und Conservierung von . . . 
Denkmälern des Judentums^ ausgeführt 
werden. Dem gegenüber befindet sich Re- 
ferent in der misslichen Lage, über die eigent- 
liche Kunst in den Illustrationen als Laie 
nur laienhafte Vermutungen und Bedenken 
äussern zu dürfen. 

Die Verf. selbst betrachten ihre Arbeit 
nur als eine Vorarbeit^ entwarfen aber auf 
den angenommenen Grundlagen die Grundzüge 
zu einer künftigen Spezialgeschichte mit einer 
sichtbar wachsenden Zuversicht, welche die 
weiteren Forscher auf diesem Gebiete vor- 
weg kaptivieren könnte; es wird daher nicht 
überflüssig sein, die Tragekraft jener Grund- 
lagen prüfend zu untersuchen, bevor wir zu 
einzelnen Bemerkungen übergehen. 

Zuvor sei es gestattet, einige Bestand- 
teile des Werkes auszusondern, welche an 
sich nicht wertlos sind, aber mit Rücksicht 
auf die teuere Ausstattung und dem ent- 
sprechenden, aber für die Verhältnisse von 
Fachmännern sehr hohen Ladenpreis, hier 
als Ballast bezeichnet werden dürfen. Da- 
hin gehört das Verzeichnis des „poetisch- 
liturgischen Anhangs^^ ohne BUderschmuck 
(S 57 ff.) in Ms. Sarajewo und Ms. Crawford I 
(S. 59 ff.); daran knüpfen sich i^ausgewählte 
Stücke^ in Text und deutscher Übersetzung, 
die nur 1 Stück nicht aus gedruckten Büchern 
wiedergiebt (bis S. 92). Diese 38 Seiten 

fehören in dieses Buch gar nicht, da die 
tücke nur ganz äusserlich mit einem Ms. 
der Haggada zusammenhängen (vgl. weiter 
unten iu>er die Bilder). Die Mitteilung von 
Enittelreimen aus dem Ms. des Nürnberger 
Nationalmuseums (S. 127 — 70) war auf ein 
Minimum zu reduciren. Die Originale be- 
zeugen durch sprachliche Geschmacklosigkeit 
und Armut an Geist ihre deutsch- französische 
Heimat, und die deutsche Paraphrase hat in 
ihrer weitgehenden Freiheit — S. 150 werden 
die ,)geliebten^ Töchter Israels, dem Reime 
zuliebe „stolz und eitel^! — darin nichts ge- 
bessert. Wenn man erwägt, dass noch kein 
Divan der berühmtesten hebräischen Dichter, 
die in der „Auswahl'' vertreten sind, haupt- 
sächlich aus Mangel an Mitteln herausgegeben 
werden konnte, so muss man die unfrucht- 
bare Anwendung der vorhandenen bedauern. 
Die Verf. gehen in dem Versuche einer 

S schichtlichen Entwickelung der Haggada- 
ustration von der Annahme aus, die sie zu 
beweisen suchen (S. 24, 46, 211, 213, 217), 
dass das Ms. Sar- wahrscheinlich das älteste 
seiner Art sei und dem spanischen Ritus 



angehöre (S. 27, 29f., 51, 52). Der Haupt- 
zeuge für das Alter ist aber ein ungültiger; 
der Verkaufsvermerk (S, 26) ist sicher nicht 
1314 zu berechnen, denn das Facsimile zeigt 
eine italienische Cursivschrift, welche zu jener 
Zeit schwerlich nachzuweisen ist, sowie die 
Datierung mit christl. Monatsnamen ^), also 
wohl 1514. Wenn nun mit jenem Ms. eine ge- 
ringe Anzahl anderer allerdings ausgezeich- 
neter Exemplare verglichen wird, welche sich 
zufällig erhalten haben, so gewährt dieses 
Material keine hinreichende Bürgschaft für 
einzelne daraus gezogene Folgerungen, welche 
hier nicht erörtert werden können. 

Hieran knüpft sich die Verwertung eines 
Umstandes, der höchst wahrscheinlich nur 
als äusserlicher und zufälliger anzu- 
schlagen ist Ms. Sar. ist dadurch die reichste 
Bilderhandschrift überhaupt geworden, dass 
der Haggada die Bilder des „Tafelbandes^ 
vorangehen , welche die biblische Ge- 
schichte von der Schöpfung bis weit über 
die Texte der Haggada hinaus Ulustrieren. Es 
ist keine andere Haggada mit diesem Appa- 
rat, aber auch kein anderes Exemplar des 
letzteren überhaupt bekannt. Darf man über- 
haupt aus dieser äusserlichen Verbindung 
irgend welche Schlüsse ziehen? Am aller- 
wenigsten ergiebt sich daraus ein Grund 
für die Annahme, dass die jüdische Illustra- 
tion, die über blosse Verzierung hinausgeht, 
vom Bibeltext ihren Ausgang genommen 
habe, so wenig als man mit Friedmann an- 
nehmen darf, dass der technische Ausdruck 
„ Haggada '^ für freie (nicht gesetzliche) Mit- 
teilung aus einer Verallgemeinerung der 
Pesach-Haggada herzuleiten sei. 

Die Illustration, die über einfache Orna- 
mentik, namentlich durch Zeichnung mensch- 
licher Figuren hinausgeht, ist nicht eine Ge- 
burt des Judentums, welches in der Dar- 
stellung von Menschen, allerdings vorzugs- 
weise in einer plastischen, Heidentum u. 
Götzendienst witterte, also auch nicht ein 
Adoptivkind des keineswegs bilderfreundh'chen 
Islams im arabischen Schriftwesen. Schi, 
findet in der jüdischen Illustration zunächst 
eine Nachahmung, dann eine nicht sklavische 
Weiterbildung christlicher Kunst, wenn 
ein grosser Teil der offenbar sehr treuen 
Wiedergabe überhaupt in die Geschichte der 
eigentlichen Kunst vom aesthetischen Gesichts- 
punkt aus gehört; ein Laie möchte gar Man- 
ches für Fratze oder Karrikatur hidten. — 
Zu den vielfachen Nachweisungen von christl. 



M Hebr. fiibUogr. XI (1871) S. 106 A. 2 a. mi. 
Manchen 268 (1862). 



811 [No. 10.J 



ORIENTALISTISGHE LITTERATüBrZEITüNa. [Oktober 1896.] 812 



Mustern (z. B. S. 232, 270, 284, 285) füge 
ich den Hinweis auf einen Holzschnitt in 
einer hebräischen Incunabel (Serapeum, Leipz., 
Jahrg. XV. 1854 S. 352). Welchen Auf- 
schluss bietet die jüdische Kulturgeschichte 
für diese Begegnung schroffer Gegensätze? 
Die folgende Andeutung lege ich zur Erwä- 
gung vor. In den christlichenLändem, nament- 
lich in Deutschland und Frankreich, wo das 
eingeengte Leben auch dem Geiste fast nur 
den abgegrenzten Spielraum einer normierten 
Kasuistik, nicht die einladende Arena freier 
Wissenschaft und Forschung darbot, da über- 
liess sich der Schaffenstrieb um so eher der 
Phantasie und fand auf ihrem Tummelplatz 
in fremdartigen Gebilden seine Befriedigung. 
Ob und wie sich diese Auffassung mit der 
in unserem Werke vorgebrachten Hypothese 
.vom Ursprung hebräischer Illustration in 
Spanien vereinigen lasse , mag ebenfalls 
der Forschung empfohlen sein. 

Über die Grundideen des Anhanges von 
Elaufmann ist Folgendes zu bemerken Wenn 
er die jüdischen Maler zunächst in der „Insti- 
tution der unter dem Schutze (?) des Religi- 
onsgesetzes arbeitenden Schreiberzunft (S. 
256) sucht, welche in ihren Abschriften der 
Rollen aufs Strengste gebunden .... dem Ge- 
fühle der Freiheit naturgemäss [in der figu- 
rierten Masora] in tollen Sprüngen und Ca- 
priolen Luft machen^, so darf der Leser hier 
nicht eine irgendwie äusserlich zusammen- 
hängende, durch Statuten organisierte Ver- 
bindung annehmen; jeder Schreiber ist per- 
sönlich unabhängig, wenn er auch gewisse 
zur Vorschrift gewordene Reeeln zu beob- 
achten hat. — Die Reihenfolge der Hand- 
schriften nach dem Inhalt ist nicht absolut 
maassgebend für den Umfang oder für die 
zeitliche Aufeinanderfolge. Erst S. 291 wer- 
den unter „Ethik'' 2 Fabelbücher genannt, 
deren eines von Sahula selbst (in Spanien um 
1293) mit Illustration versehen worden, also 
zu den ältesten gehört, wenn auch die Ori- 
ginalzeichnungen schwerlich erhalten sind (ein 
Holzschnitt dazu ist oben erwähnt). Auf- 
fallender Weise ist hier ein aus dem Ara- 
bischen zweimal übersetztes berühmtes Fabel- 
buch übersehen, welches in der Übersetzung 
des Jakob b. Elasar vielleicht bis ins XIL 
Jahrh. hinaufreicht und in einem erhaltenen 
Exemplar noch die Überschriften der Bilder 
aufweist (mein: Die hebr. Übersetz, des 
Mittelalt. S. 879). Hier ist leider bisher die 
Gelegenheit verloren gegangen , arabische 
Illustration in ihrer Entlehnung oder Nach- 
ahmung zu studieren. Befremdend ist es, 
in einem Werke über Illustration eine spa- 



nische Monographie in hebräischem Schrift- 
charakter über Farbenbereitung und Minieren 
mit Gold V. J. 1267 erst S. 299 und mit 
einer äusserlichen Notiz erledigt zu sehen. 
Das Datum (wenn richtig) erinnert an die 
schönen Zeichnungen in den astronomischen 
Bearbeitungen, welche Alfons X. mit Hilfe 
von Juden ausftihren liess und die Madrider 
Academie in 5 Prachtbänden herausgegeben 
hat, femer an die prächtigen Zodiakalbilder 
in dem aus arabischen Quellen bearbeiteten 
Lapidario dd Hey don Jlanso (worüber s. 
ZDMG. Bd. 49, 1895 S. 267) ;>) vielleicht wäre 
auch an die von dem Vorbeter Isak ihn Sid 
redigierten astronomischen Tafeln zu denken, 
die man die Alfonsinischen nennt (1248—52, 
die hebr. Übersetz. S 617, vgl. S. 975); 
doch wäre die Hilfe der jüdischen Dolm*etscher 
bei den Illustrationen nachzuweisen. 

Im ganzen, sehr fleissig gesammelten An- 
hange wird das Verhältnis zwischen Inhalt 
der Manuskripte und deren äusserer Aus- 
stattung als ein überall engeres vorausge- 
setzt, das religiöse Motiv in den Vorder- 
grund gestellt, ja, die Ausstattung geradezu 
als Gradmesser für die Schätzung des In- 
halts angenommen, nach meiner Ansicht über 
die Berechtigung daftir hinausgehend ; Neben- 
rücksichten, Eitelkeit und Vorliebe, auch 
wirklicher Kunstsinn, (namentlich in Italien, 
s. S. 271/2), so wie uns unbekannte Zufällig- 
keiten haben hier, wie überalL wenigstens 
als Nebenfaktoren, ein Recht auf Berücksich- 
tigung des unbefangenen Geschichtsforschers. 
Kaufmann versteht es aber, mit seiner Begeiste- 
rung, den Leser anzustecken, den ungläu- 
bigen mit Neid um den guten Glauben zu 
erfüllen. 

Ich fasse zusammen: das besprochene 
Werk enthält eine grössere Anzahl neuer 
Thatsachen, verknüpft durch allgemeine Ideen, 
welche zu weiterer Forschung anregen, so- 
wie manche Einzelheiten, welche ergänzt oder 
berichtigt werden können; ich beschränke 
mich aus verschiedenen Rücksichten auf 
Weniges, was nicht zu weit abfährt. Ein 
Spezialregister wird^^vermisst. S. 51 zur Ein- 
leitungsformel oder Überschrift vgl. ms. Berlin 
n. 25 (Verz. S. 10). 111 BOD pN ist schwer- 
lich richtig. 115 (vgl. S. 219) in einer Mini- 
atur „meint man das Wesen des phantas- 
tisch orientalischen Geistes der jüdischen 
Kabbala zu spüren^ ; das übertriffi die Fähig- 
keit, das Gras wachsen zu hören, obwohl 
man sich gewöhnt hat, unter Kabbala alles 

M Zu S. 266 ist nachzutragen ein Lapidarium von 
126 Steinen, citiert von Avicenna (bei fiertheloi, 
Collection des anciensilchimiBtes grecs, 1, 1888 p. 904). 



313 |No. iO.J 



ORIENTALISTISGHE LTTTERATUa-ZEITUNG. [Oktober 1896.] 814 



Denkbare und Undenkbare zn yerstehen. 
121 M^^TH) ist schwerlich „Perwijna^, wohl 
unter Pro ... zu suchen. 143 cuts „Wech- 
seln^ der Hochzeitringe „wie heute^, ist eben 
ganz modern, den Christen nachgemacht und 
auf der Zeichnung nicht zu erkennen; vgl. 
S. 276, 304 ms. Hamb. 353. 149 M^'t^ «eine'' 
giebt keinen Sinn und reimt nicht auf iJ^n 
das schwerlichhebräischisty vielleicht „Deine?'' 
222 was hier so allgemein über jüdische Holz- 
schneider und Stecher, DrucKer und Ver- 
leger behauptet und nicht belegt wird, ist 
sehr einzuschränken, auch die Möglichkeit 
der Mitwirkung christlicher Künstler durch 
allgemeine Argumente (S. 230, 301) nicht 
ganz beseitigt 236 das Schwein mit dem 
Tabernakel erinnert lebhaft an das Bild auf 
der Wittenberger Kirche und sonst (s. Bevue 
des J^udes Juives XXIII, 343); ist hier 
ein wirkHcher Zusammenhang, und welcher? 
247 Süsskind von Tnmberg, der seit 50 Jahren 
bei jeder Gelegenheit herangezoTOn wird, ist 
eine isolierte Erscheinung geblieben , die 
wenig beweist. 

Anhang S. 277: ich besitze das Ori- 
ginal des Ehekontrakts (Ketuba) zwischen 
Jakob b. David Mendes und Esther, Tochter 
desMoses Cardozo, Venedig 8. Elul 5510 (1750), 
worin die Mitgift, inkl. Ausstattung, 3530 Du- 
katen beträgt. Das Dokument, eine ganze 
Pergamenthaut, vielfach bemalt, zeigt unt. 
And. die 12 ZodiakalbUder in den stereotyp 
gewordenen Formen; dem Aufwand kommt 
der Geschmack lange nicht nach. 295 eine 
„Familie" ibn Daud ist nicht nachweisbar, 
(s. Jew. Quart. Rev. X, 517 n. 131). — 298 
A, 1 u. 2, ältere Mitteilungen sind zitiert in 
meinen Vorles. üb. Kunde h. Hss., 26. 
A. 36 (wo: Hebr. Ubers. S. 410 zu streichen 
ist); Hebr. BibUogr. XIU, 136. — 300 A. 2 
in Vorles. 1. c. A. 35 fehlt nicht die „genaue" 
Quellenangabe, sondern vor dem Worte „wo" 
ist die Quelle ausgefallen, die ich augenblick- 
lich nicht finden kann. — 307 „Handschriften- 
xnalersd^tde ist oben so wenig wörtlich zu 
nehmen, als oben (S. 256) die Schreiber-Zunft. 
Berlin. 



O. SiesrCried, Prediger und Hoheslied, über- 
setzt von (Nowack, Handkommentar zum 

Alten Testament. 3. Bd., 2. Teil). Göttingen, 
Vandenhoek & Ruprecht. Preis M. 2,60. Bespr. 
von H. Win ekler. 

Das Nowacksche Unternehmen, welches 
endlich einem lange empfundenen Bedürfnis 
nachkam und mit Duhms Jesaja glänzend 
eröffiiet wurde, hat sich, so verschieden auch 
die oiizelnen Bearbeiter verfuhren, im wesent- 



lichen auf dem Standpunkt modemer For- 
schung gehalten. Dass die Verwertung der 
monumentalen Quellen, selbst wo diese mit 
Bequemlichkeit möglich ist, in der unbedingt 
nötigen Weise erfoW sei, kann man aller- 
dings hier auch noch nicht loben, man muss 
vorläufig damit zufrieden sein, einer im 
Prinzip richtigen Textbehandlung zu begeg- 
nen. Die beiden behandelten Bücher gehören 
einer Zeit an, welche durch die Monumente 
noch wenig erhellt wird, sodass wir diese 
uns hier vor allem angehende Frage weniger 
zu berühren brauchen; über ein paar Punkte 
s. unten. 

Siegfried hat die beiden Werke, welche in 
der Um^bung, in welcher sie uns das fatum 
der libelli erhcdten hat, seltsam genug erschei- 
nen« vom vorurteilslosen Standpunkt, welcher 
den Anforderungen modemer Kritik und Auf- 
fassung gerecht wird, behandelt. Seine Gesamt« 
auffassung des Kohelet als der Schrift eines 
Pessimisten, welche von mehreren Händen 
interpoliert und rectificiert worden ist, trifft 
zweifellos das Richtige. Er hat den Versuch 
gemacht, die verschiedenen Zusätze nach 
ihrer Tendenz zu scheiden und danach ausser 
dem ursprünglichen Verfasser, dem Pessi- 
misten (Q 1), die Zusätze eines epikuräischen 
Glossators (Q 2), eines glossierenden „Weisen" 
(Q 3) und eines glossierenden Frommen (Q 4) 
unterschieden. Damit ist das Wesen ^) der 
einzelnen Bestandteile zweifellos richtig ge- 
troffen, über Einzelheiten wird man bei der 
Lage der Sache noch verschiedener Meinung 
sein können. So würde ich z. B. in 9, 13—18, 
ohne vorläufig auf die SteDung des Abschnittes 
zum Ganzen einzugehen, 17 und 18 von 
13—16 als Polemik gegen diese trennen: 
„(Es wurde eine belagerte Stadt von einem 
Weisen gerettet, um den sich niemand be- 
kümmerte), da dachte ich bei mir: Weisheit 
ist besser als Stärke, aber die Weisheit des 
Armen ist verachtet und auf seine Worte 
achtet man nicht.^ Gegen diese pessimisti- 
sche Anschauung des ehrgeizigen Weltmannes 
— also bei Siegfried Q 1 wendet sich 
der Glossator, und zwar der sich bescheidende, 
nicht auf die Anerkennung der Welt versessene 
Weise (Siegfrieds Q 3) mit den Worten: 
„Worte des Weisen in Ruhe gehört, sind 
besser als die Marktschreiereien eines Herr- 
schers der Thoren. Weisheit ist besser als 
Waffen, denn ein einziger Fehler kann vieles 
Gute zu Ghrmde richten." 



') Mit den Blattversetzungshypothesen kann ich 
mich nicht befreunden. Bei der Natur des Buches 
w&re es auch wol kaum möglich, auf diesem Wege 
zu festen Ergebnissen zu kommen. 



815 [No. 10.] 



ORIEKTALISTISCHE UTTERATÜR-ZEITUNG. [Oktober 1898.J 316 



Die Behandlung des Textes durch S. ist 
in gleicher Weise vorurteilslos und rechnet 
im Prinzip mit dem Zustande, in welchem uns 
nun einmal die Überlieferung vorliegt. Ich 
habe selbst einmal (Forschungen S. 351 — 55) 
Versuche zur Lösung einiger Schwierigkeiten 
gegeben, und freue mich, in einigen davon 
die Zustimmung von S. zu erhalten. Dem 
Wesen der Konjektur nach ist es schon viel 

— namentlich bei einem vieldeutigen Sen- 
tenzenwerke — wenn man mit einer oder der 
anderen Zustimmung findet. Die Eonjektural- 
kritik ist für das A T kaum begonnen und 
wird noch manche Fehlgriffe machen müssen, 
ehe sie das Hangen am lieben Überlieferten 
überwinden wird. In einem Punkte, bei dem 
schwierigen Abschnitt 8, 9. 10. wendet S. 
gegen meinen Versuch ein: „welch kümmer- 
licher Inhalt wird hier der Textkritik ver- 
dankt^. Ich erkenne gern an, dass der von 
mir herausgelesene Sinn im zweiten Vers 
nur eine Ausführung des ersten giebt, aber 

— ist das ein Grund gegen meine Auffassung? 
Muss denn Kohelet in jedem Worte Fünftel- 
saft der Weisheit liefern? Was dem bonus 
Homerus recht ist, ist ihm doch auch billig. 
Der Sinn, den S. giebt, ist freilich besser, 
er beruht aber auf der Deutung von 1t£^K 
^WV p als ^welche Recht gethan hatten^ und 
eine solche Umschreibung für „gerechte" er- 
scheint mir bedenklich. 

Eine andere Stelle, die ich a. a. O. er- 
örtert hatte, bringe ich hier nicht nur zur 
Sprache, um meine Meinung neu zu vertei- 
digen, sondern weil diese Stelle für die Be- 
stimmung der Zeit des Buches massgebend 
ist, also besonders viel von ihrem richtigen 
Verständnis abhängt. Es ist der bekannte 
Ausspruch (10, 16. 17) „Weh dir, o Land, 
dessen König ein Knabe ist, ... Heil dir, 
o Land, dessen^König ein Sohn von Edlen 
ist . . — **• Das sind keine Qegensätze: 
Entweder muss man *iy: als Sklave fassen, 
was aber nicht gut denkbar ist, oder aber 
man muss den Fehler in D^1in")3 suchen. 
Dieses bedeutet, wie ich a. a. O. bereits be- 
tonte, nicht „Sohn von Edlen (Freien") son- 
dern einfach »Edler", da aber ein Gegensatz 
zu Knabe erfordert ist, so las ich — S. hat 
mich hier nicht ganz verstanden — QninfD]")D. 
Ein ben bachürim kann in der Tat den 
Gegensatz zu „Knabe" bilden, es ist der 
Mann im streitbaren Alter. Das aber wirk- 
lich nur ein 3 ausgefallen ist, beweist gerade 
die Pluralform. Ein „Edler" würde 1^n-|D, 
nicht D^1^rr]3 heissen, C^lina ist aber in 
diesem Sinne (streitbares Alter, vgl. omPID 
in Nu. 11, 28) plurale tantum Aluo der 



Verfasser will nichts von einem Knaben 
als Herrscher Mrissen, sondern verlangt einen 
Jüngling, und da habe ich nun an allen 
mögUchen Orten gesucht, und die unglaub- 
lichsten Bemühungen und Deutungen ge- 
ftmden, aber — so unglaublich es mir er- 
scheint — ich finde niemand, der den Knaben 
als König und den statt seiner empfohlenen 
Jüngling erkannt hätte, trotzdem doch nur 
innerhalb eines Zeitraumes von hundert 
Jahren (200—100) zu suchen ist, und trotz- 
dem er an der andern, von jeher berücksich- 
tigten Stelle (4, 14) als aus der Gefangen- 
schaft entflohener Nachfolger des „idten 
törichten Königs, der sich nicht belehren 
läset" so genau bezeichnet wird. Wenn wir 
überall so verlässliche Anhaltspunkte hätten, 
so könnten wir froh sein. Ich muss mir die 
näheren Ausführungen auf eine andere G^ 
legenheit ersparen, aber hat denn Niemand 
die Geschichte dieser Zeit auch nur ober- 
flächlich angesehen? 

S. erörtert die verschiedenen Aufstellungen 
über griechische Einflüsse im Kohelet Im 
allgemeinen stimme ich seinen Ausführungen 
bei. Um diese Gedanken zu haben, braucht 
man keine griechische Philosophie studiert 
zu haben. Die Weisheit des Pessimisten, 
wie sie sich in blossen äusserlichen Beob- 
achtungen äussert, die entwickelt Jeder den- 
kende Mensch in bestimmten Kufturverhält- 
nissen aus sich selbst. Einmal lässt sich S. 
hier jedoch von einer irrigen Anschauung 
überrumpeln, wenn er Frz. Delitzsch zustimmt, 
der Pessimismus sei „unisraelitisch^. Ja 
natürlich, wenn man israelitisch das nennt, 
was man aus einer den Pessimismus aus- 
merzenden Redaktion und Auswahl der Geistes- 
erzeugnisse Israels entnehmen kann. Selbst 
dann würde man aber mehr bei Arnos und Ho- 
sea in ihrer im gedachten Sinne überarbeiteten 
Gestalt vielleicht den brummenden Bass des 
Weltschmerzes zwischen dem Zukunftsjubeln 
späterer Geigen verstohlen finden können. 
Aber abgesehen davon: darum ist der Kohelet 
ja eben so auffäUig und rätselhaft als Buch 
des Kanons, weil er in seinen Grundbestand- 
teilen eine Gedankenwelt vertritt, deren Be- 
kämpfung einer der Zwecke der ganzen Samm- 
lung ist — die also in Israel, freilich nicht 
in dem, welches uns die Theokratie schildert, 
ebenso vorhanden war, wie überall auf der 
Welti) 

^) Ein paar Coigeoturen seien hier angebracht: 
10,6 „Der Narr ist auf ffrosse Höhen gestellt und 
Vornehme leben in niearigen Verhältnissen, ** 
*Q\tf^ ^mH ist nicht im allgemeinen Sinne zu fassen, 
sondern amglioh: lie sitsen auf dem ^^^^ d. i. der 



817 [No. 10.] 



ORIENTALISTISGHE LITTBRATUBrZErrUNG [Oktober 1898.] 818 



Für das Hohe Lied schliesst sicli S. der 
jüngst durch Budde wieder einleuchtend ver- 
fochtenen AufFassung Wetzsteins an> dass es 
Hochzeitslieder seien. Das wird wol auch 
die beste Deutung bleiben, wenn man nicht 
einfach unzusammenhängende Lieder anneh- 
men will. 

Ich habe in den Forschungen S. 196. 
292—294 ein paar Bemerkungen über einige 
SteUen gegeben, die S. entgangen sind. Ich 
würde das weiter nicht hervorheben, wenn 
es sich nicht bei einigen um eine Erklärung 
für die zeitliche und örtliche Bestimmunff 
des Liedes massgebender Stellen auf Grund 
monumentaler Zeugnisse handelte. 

So ist gleich zu Anfang (1, 5) nicht von 
Zelten der Kedar und. Zeltdecken Salomos 
die Rede, sondern 7tO^ sind die Salamier, 
das aus den nabatäischen Inschriften bekannte 
Brudervolk der Nabatäer. Bereits Wellhausen 
(s. a. O. S. 292) hatte das Richtige 
gesehen, es aber so versteckt, dass es wol 
niemand beachtet haben würde. Auch mich 
hat erst nachträglich C. Niebuhr darauf auf- 
merksam gemacht. Ich habe darauf hinge- 
wiesen, dass eine solche Nennung f&r die 
Entstehung des Gedichtes auf eine Gegend 
hinweist, die jüdisch war, wo aber auch 
Nabatäer herrschten, und das war Damaskus 
und seine Umgebung zur Nabatäerzeit. Ge- 
rade aus der Landschaft von Damaskus hat 
aber Wetzstein seine Erklärung des ganzen 
Liedes geholt, und dorthin weisen uns alle 
lokalen Anspielungen« 4, 8: Libanon, Amana 
Senir, Hermon. Amana ist uns keilinschrift- 
lich als Name des Antilibanon bezeugt, s. 
Alttest. Unters. S. 131, Anm. 1, wo ebenfalls 
D\tf erklärt wird. Femer ist 7, 6, wie Forsch. 
S. 293 ausgeführt statt „Elfenbeinturm'' na- 
türlich in Parallelismus zu Migdal-ha-Libanon 
zu lesen l^gdal-ha-Sen[ir], statt Hesbon, wo 
es keine Teiche giebt, Heibon (der Weinort 
der Damascene) und statt Bat-rabim jeden- 
falls ba-terbinim bei den Terebinthen. Dann 
haben wir eine Landschaft in der Nähe von 
Damaskus, welche als Bilder zum Vergleich 
die beiden Sperrforts, das Libanonfort und 
das Senir('« Hermon) - Fort nimmt, welche 



Unteraate. s. Tel-Aioama 294. II, 11: Supal Upi einer 
8tatae = da8 Postament. Also der Narr ist anf den 
Thron gesetzt, während der Adel auf dem Unter- 
satz des Thrones, auf seinen ,, Stufen" sitzen moss. 
12,5 ,,nnd es gehen herum anf der Strasse die Leid- 
tragenden". \22D fflr „herumgehen" in diesem Sinne 
ist bedenklich, jedoch davon abgesehen: warum sollen 
sie denn gerade «auf der Strasse hemmflanieren? man 
lese statt pit2{ vielmehr p\i; der Mensch geht ein 
zu seinem ewigen Hause und es umringen (um- 
stehen) ihn im Trauergewand die Leidtragenden. 



den Durchgang der Strasse von der Beka'a 
und Phönizien zwischen Ausläufern von Li- 
banon und Antilibanon beherrschen — der- 
selben Strasse, welche z. B. im Jahre 842 
Hazael gegen Salmanasser 11. zu halten 
suchte, und andererseits Heibon und die 
Terebinthenhaine der Damascene liefert 
Chalkis in der Beka'a stand in römischer 
Zeit unter Königen aus dem Hause Herodes' ! 
Es ist bedauerlich, dass wir aus dem Ba'al- 
Hammon 8, 11 noch nichts zu machen ver- 
mögen. Darin würde wol ein Fingerzeig 
stecken. Ein paar weitere Bemerkungen 
über Stellen, an denen ich Anstoss nehme, 
seien hier angeschlossen: 

1,9. Die Stute oder Stuten am Wagen 
Pharaos sind mir bedenklich, ohne dass ich 
eine bessere Lesart bis jetzt wüsste. Man 
kann zwar sagen, dass schliesslich die Ge- 
liebte nur mit einer Stute verglichen werden 
kann, aber vor den Wagen Pharaos — proh 
pudor! — werden keine Stuten gespannt, 
sondern Hengste. Kein anständiger Mensch 
benutzt eine Stute zum Reiten oder Fahren, 
dazu ninmit man damals wie jetzt einen 
^osän, die Stute geht nur als gediS, als 
KarawanengauL 

4, 11. fjy^T Geruch deiner Kleider ist 
wie der Geruch des Libanon^. Ich habe 
dem Libanon keinen Geruch oder Duft an- 
gemerkt, 1. rüisb statt pj3^: wie der Duft 
des Weirauchs. 

6, 10« Ich hatte a. a. 0. bereits bemerkt, 
dass wenn IHB^ Sonne und TOoh Mond isl^ 
in r^h)r\2 oder wie immer zu lesen ist» nor 
Sterne (oder eine Stemenart) stecken kann. 
Nun ist sicherlich 6, 4 parallel dazu: „Du 
bist schön wie Tir9a, lieblich wie Jerusalem, 
HD^« wie ni^iTj.** Dann ist aber zweifellos, 
dass die Lesung Tirga die von vornherein 
undenkbar ist — wie käme die alte, längst 
abgetane Residenz der voromridischen Zeit 
dazu? — falsch ist, und dass hier irgend ein 
Ausdruck stand» der dem UW der andern 
Stelle entsprach. Diese Verlesung zu roTT) 
an der offenbar beschädigten Stelle liess dann 
ihren Urheber an der TOOh entsprechenden, 
wo er den Text ebenfalls nicht lesen konnte, 
ein „Jerusalem^ interpolieren. 

Berlin; 



O. B. liindberff: Vergleichende Grammatik 
der semitischen Sprachen. L Lautlehre: A. 
Konsonantisums. Göteborg, Wettergren & Kerber. 

(Göteborgs Högskolas irsakrift 1897 VI ) Bespr. y. 
H. Ghrimme. 

In der Einleitung zu den „Ghrundzttgen 
der hebräischen Akzent- und Vokallehre^ 



319 fNo. 10.1 



ORIE^n^ArilSTISCHE LITTERATÜRrZEITUNG. [Oktober 18dB.] 880 



batto ich Klage geftibrt gegen den relativen 
Stillstand und die Unfruchtbarkeit der neueren 
semitischen Grammatik und den Ruf nach 
besseren Methoden und Nachahmung der bei 
den Indogermanisten üblichen Prinzipien laut 
werden lassen. Der Gegenruf ist, wie vor- 
auszusehen war, nicht ausgeblieben. E. 
König lässt seinen gegen mich gerichteten 
Aufsatz „Prinzipien und Resultate der semi- 
tischen Grammatik^ in die Worte ausklingen : 
„Arbeiten wir aber nach den längst von ims 
Semitisten angewendeten Prinzipien der 
Sprachwissenschaft unseres Jahrhunderts in 
objektiver, sachlichruhiger Forschung weiter, 
so wird der Ausbau der einzelnen semitischen 
Grammatiken stetig gefördert werden und 
das Ideal einer .„vergleichenden semitischen 
Grammatik schliesslich als der krönende Ab- 
schluss der gemeinsamen Arbeit nicht un- 
realisiert bleiben^. Während nun auch ich 
meinerseits das Weiterarbeiten nicht unter- 
lassen habe und jetzt klarer sowohl über die 
Schwächen meines erwähnten Buches als 
auch über die Mittel zum „krönenden Ab- 
schlüsse zu eelangen, urteilen kann, ist in- 
zwischen Lindbergs Buch erschienen, der erste 
Faszikel einer grossangelegten vergleichen- 
den semitischeii Grammatik. L. hat meine 
Grundzüge wohl nicht gekannt, wenigstens 
erwähnt er sie mit keiner Zeile, und doch 
liest sich sein Vorwort vielfach wie eine 
Paraphrase des meinigen : vielleicht schonen- 
der im Ausdruck, mit mehr verbindlichen 
Redensarten gegen leitende Persönlichkeiten, 
aber in der Sache recht entschieden. Und, 
was der Zufall nicht alles vermag, gerade 
nach der Nennung des Namens meines Kri- 
tikers fährt er fort : „Nur selten hat man sich 
ernstlicher bemüht, zu konstatieren, welche 
Veränderungen durch bestimmte Lautgesetze 
und welche durch Analogie bewirkt seien, — 
der einzige Weg, dem wirklichen £nt- 
wickelungsgang der sprachlichen Verände- 
rungen auf die Spur zu konmien", und weiter 
klagt er, dass man die phonetischen Be- 
dingungen und Ursachen vieler Erscheinungen 
nicht hinreichend untersucht habe, und nicht 
genügend nach ihrer organischen Verknüpfung 
suche, wie es auf indogermanischem Sprach- 
gebiete geschehen sei. Der offenen Sprache 
L's alle Ehre! Sein ernstes Bemühen geht 
dahin, seinem Programme selbst gerecht zu 
werden. Als Schwer der Indogermanisten 
zeigt er sich vornehmlich in der Handhabung 
einer wisschafUichen Phonetik; er umschreibt 
jeden Laut in fasslicher Weise und hat ein 

Sites Auge für Zulassung und Abweisung 
utlicher Veränderungen und Übergänge. 



Nur weniges dahin Gehöriges möchte ich 
beanstanden; so seine Abweisung des Über- 
gangs von 1 in r (S. 84): Dinge wie '»rft- **lü, 

'^§är -§äl, ragal- 'eger u. a. sprechen zu deutlich 
für den Übergang. Besonders aber machen 
mir seine übervielen und überkünstlichen 
Regeln für die Wandlungen von w und 1 den 
Eindruck, als ob L. hier möglichst viel von 
seiner Jugendarbeit über diese Laute retten 
wollte. Nun will es mir weiter scheinen, als 
ob er das Wesen der modernen Sprach- 
wissenschaft zu einseitig nur in der phone- 
tischen Genauigkeit sähe. Der Forderung 
nach möglichst vollständiger Vereinigung des 
Materials ist er nicht gerecht geworden, indem 
es nur die toten Sprachen berücksichtigt. 
Zu seiner Entschuldigung führt er in der E2m- 
leitung aus, dass er sein Thema habe begrenzen 
müssen, auch sich noch nicht in den erforder- 
lichen Kontakt „mit den Dialekten und Ab- 
zweigungen, in welche z. B. das Arabische 
und Äthiopische sich gespalten (I?) haben," 
gebracht hätte. Diese Entschuldigung möchte 
man wohl ihm persönlich, nicht aber seinem 
Werke zu teil werden lassen. Und setzt er 
sich nicht in eine schiefe Lage, wenn er die 
Lautwerte des Altarabischen nach den Beob- 
achtungen, die man nach der Aussprache von 
Neuarabem gemacht hat, bestimmt, ohne da- 
rüber im Klaren zu sein, ob nicht tief ein- 
schneidende Accentveränderungen, die auch 
die Natur der Laute beeinflussen müssten, 
stattgefunden haben. Überhaupt scheint er 
an der Betonungslehre fast achtlos vorüber- 
gegangen zu sein; nicht die kleinste Be- 
merktmg fällt ab, aus der man sehen könnte, 
wie er sich die Art des Tones in den ein- 
zelnen Sprachen denkt; und was soll der 
Leser über ursemitische Worttonstellung für 
Begriffe bekommen, wenn L. arab., hebr., 
samar. gala(-ja) auf gÜawa, dagegen ara- 
mäisch gel6, äthiop. galawa auf galäwa zurück- 
führt? Endlich scheint er ganz die Schwierig- 
keiten übersehen zu haben, durch die die 
indogermanische Sprachwissenschaft zur Er- 
kenntnis ihrer Urlaute gelangt ist Sonst 
hätte er nicht schlankweg fast den ganzen 
konsonantischen Lautbestand des Altarabischen 
in die semitische Ursprache versetzt Hier 
liegt nach meiner Meinung der Grundfehler 
des Lindbergschen Buches, und ich fürchte, 
er wird später im Vokalismus und der Formen- 
lehre in dreifacher Stärke hervortreten, wenn 
L. seine Meinung aufrecht hält, dass das Alt- 
arabische auch die meisten ursemitischen 
Formen und Elemente beibehalten habe 
(Vorw. V). Um mit meiner eigenen Auf- 
fassung über letzteren Punkt nicht zurück zu 



8S1 [No. la] 



OHIENTAIilBTIBCHB LFTTERATÜR-ZEITUNG. [Oktober 1886.] 882 



halten, so nehme ich jetzt an, dass das Alt- 
arabische an Stelle von ursemitischem stark- 
ezspiratorischem Tone musikalische Betonung 
bei sich aasgebildet hat, und infolgedessen 
zunächt eine grosse Menge alter Schwa zu 
VoUvokalen umgestaltete, was nicht ohne 
Einfluss auf den Konsonantismus bleiben 
konnte, sodann nach Verlust von früheren 
Haupttongipfeln den Worikörper über die 
bisherige fTormallänge durch Enklitiken zu 
verlängern liebte. 

Ebenfalls aus dem alten Apparat der 
semitischen Grammatiken hat L. zum grossen 
Schaden seiner Arbeit den Grundsatz über- 
nommen, dass der häufige Gebrauch eines 
Wortes oder einer Form accentuelle und 
quantitatiye Schwächung bewirken, die der 
Grund zu allen möglichen Lautkürzungen 
abgeben. Mit diesem Moment erklärt er sich 
Zusammenziehung von ju'aqtilu zu juqtilu, 
bezw. jaqtel (S. 6), Schwächung verschiede- 
ner arabischer Hamza zu verdrängbaren Alif 
(S. 8), teilweisen Schwund des AUf in sa'ala 
(S. 10), Elision von h in zahlreichen Suffixen 
(S. 25 Anm.), Verkürzunfi^ von äih. jebhal 
zu iebal, behal zu bal, jebehel zu jebel und 
jeb6, von arab. jakun zu jaku (S. 27), Ver- 
schmelzung d&s reflex. st zu ss, Sonnantierung 
von altem b in kabkab, rabrab u. a., Ver- 
stümmelung von '*§ar zu '*sa und §a. Ab- 
gesehen davon, dass doch im Arabischen der 
Imperativ kaum die häufigste Verbalform ge- 
wesen sein wird, dass der Ursemite Hunderte 
von Begriffen gehabt haben wird, die ihm 
geläufiger waren als „Stern'' und „gross'', 
und sie doch unverkürzt liess, besteht zwischen 
lebendigem Sprachgut und einer dem Ab- 
schleifen unterworfenen toten Materie, einem 
Kiesel, einer Scheidemünze, der gewaltige 
Unterschied, dass dieses nur physischen Ge- 
setzen, jenes aber psychophysischen unter- 
worfen ist Sodann lehrt die Erfahrung, dass, je 
notwendiger, mithin häufiger ein Sprachbegriff 
ist, desto mannigfaltigere Ausdruckweisen 
sich für ihn herausbilden bezw. auch von 
alters her sich erhalten. So scheint mir, 
bewahrt das syr. nettel die Erinnerung an 
eine Sprachperiode, wo die Wurzel nat so 
gut mit dem Formativ 1 wie mit n zusammen- 
treten konnte, hebr. jiqqah diejenige an ehe- 
mals wirklich neben 1-qah vorhanden ge- 
wesenes n-qah,_ueqtel neben leqtel, dass hier 
kein lautlicher Übergang zu konstatieren ist, 
sondern alte Doppelformen vorliegen, arab. 
watab neben hebr. jasab und syr. netteb-nenteb, 
dass w- j- und n- ehemals wechselten, ja, 
nach dem Imperativ zu schliessen, auch aus- 
gelassen werden, ganz nach Belieben des 



Sprechers. In verschiedenen EinzelfWen hat 
L. allerdings diesen Erklärungsweg einge- 
schlagen. So nimmt er bar und ben „Sohn" 
für zwei ursprünglich abweichende Bildungen, 

jene verwandt mit Vbara\ diese mit V^banaj, 
und ich glaube jetzt, mit Recht, während ich 
noch vor kurzem bar für sekundär nach dem 
femin hart (dissimiliert aus batt-bant) gebildet 
hielt So erkennt er 3 lautverschiedene Eau- 
sativpräfixe h-, '-, s-, deren sich die Ursprache 
belieoig bedieuen konnte; er versucht nicht, 
die Pluralendungen -in und -im auf eine 
Urform zu bringen, sondern lässt sie neben- 
einander hergehen; er redet von ursprüng- 
lichen k- und t- Pronomen der H pers. — 
alles schöne Bereicherungen der semitischen 
Grammatik. 

Ich komme zu einigen anderen Funden 
L 's, die mich deshalb besonders interessieren, 
weil ich Ahnliches in meinen „Grundzügen" 
vorgetragen hatte. Er vermutet, der Abfall 
von fem-t im Hebr. könnte in Analogie zu 
einer zweiten fem. Endung ä geschehen sein, 
vgl. meine Kontamination von -at und & (-aj) 
S. 63 ff. Ihm sind der hebr. und arab. Artikel 
im Grunde dasselbe (L. S. 80 Anm.-Gr. S. 98). 
Er nimmt (S. 60) für die 3. pers. f. sg Perf. 
eine andere Tonstelle an als für das Nomen 
mit Femininendung, hier qätalat, dort qatdlat, 
wo ich allerdings nomin qatalätu, verb. qätaUtt 
vermutete. 

Wenn er meine Otnmdzüge gekannt hätte, 
so würde ihm vielleicht die angebliche Dege- 
mination mit Vokaldehnung bei den hebr. 
Ghitturalen bedenklich vorgekommen sein; 
nach Erschütterung seines Glaubens an die 
absolute Richtigkeit der üblichen semitischen 
Vokalauffassungkönnte er eventuell so weit nach 
links gekommen sein, dass er auch dem Äthi- 
opischen ein doppelzeitiges ä zugesprochen 
hätte, so dass nicht jesmi*, jenqfth, jezb&l), 
auch nicht, wie er vermutet, jesmä, jenqä, 

jezbä gesprochen wäre, wohl aber jesmä*, 

ienqäh jezb&h. .. Von seinen weiteren Neu- 
lesungen im Äth. wird wohl w6tö statt 
we*itü wenig Anklang finden; hingegen halte 
ich aus metrischen Gh^nden seine Be- 
tonungen säga, fönä für richtig. 

Dass das Wesen der Verbal- und Nominal- 
Endungen in den semit Dialekten durchaus 
nicht konstant ist, weil es auf bedingte ur- 
semitische Enklitikasetzung zurückfi^eht, wird 
von L. nicht genügend berücksichtigt. So 
leitet er aram. nafsä, hebr. hajjeto von älteren 
nunierten Formen ab, redet von Auslassungen 
alter Endungen bei den assyr. vokalisch aus- 
lautenden Pluralen, bei dem Imperfekt-Plural 
der meisten semit. Dialekte — alles in Hinblick 



838 (No 10.] 



ORIENTALISTISCHE UTTEBATÜR-ZEITUNG. [Oktober 1886.] 884 



auf altarab. Formen. Dem Arabischen samt 
allen übrigen Dialekten schreibt er Verkürzung 
der IIL pers. Perf. zu; die Urform soll qata- 
lün gewesen sein, schon deshalb, weil sie 
sicher einmal Nominal-Form gewesen wäre. 
Als ob es auch nur wahrscheinlich wäre, 
dass die ältere Nominal-Pluralform konsonan- 
tisch auslautete. In äth. em (wohl sonan- 
tisch m) sieht L etwas aus emna-mena Ver- 
kürztes; ich kann in letzterem nur eine 
spätere Verlängerung sehen 

Um endlich noch auf einen nach ver- 
schiedenen Seiten instruktiven Gegenstand 
zu konmien; L. erklärt hebr. Dj^ aus altem 

qäwama. Er nimmt also zunächst die ältere 
Meinung von Verben med. w (und j) wieder 
auf. Darin pflichte ich ihm jetzt, trotz meines 
Eintretens in den „Ghrundzügen" fUr ehe- 
malige Bilitteralität, vollkommen bei. Aber 
hätte das hebr. Perfekt jemals den a-Auslaut 
gehabt, so wäre er nicht spurlos verschwun- 
aen, sondern hätte in dehnlangem Vokal der 
Pänultima jedes Verbs fortleben müssen; 

dann gäbe es ein qät&l, nicht q&täl (vgl. 
Ghrundzüge S. 48 ff.). Weiter kann nicht iJs 
Gesetz aufgestellt werden; äwa wird ä; denn 
man begriffe nicht wie z. B. pn und rn"J 

sich seiner Wirkung hätten entziehen können. 
Aber muss denn in der Urform vor w ein 
Vollvokal gestanden haben? Warum nicht 
Schwa, mit dem allein sich fast die gesamte 
semit Imperfektbildung erklären lässt. Dann 

wäre Dj5 = q«wim, und vielleicht gar q&m zu 
lesen! Ohne hier weiter auf diesen wichtigen 
Gegenstand einzugehen, bemerke ich nur noch, 
dass die grosse Menge von L.'-s Regeln über 
Verschmelzung von w und j mit den um- 
gebenden Vokalen ohne die Annahme von 
zahlreichen ursemit Schwa mir leblose Kon- 
struktionen scheinen. 

Ich hätte an^sichts der entschieden fort- 
schrittlichen Tendenz vonL.s Buche meine Aus- 
stellungen nicht so zahlreich ausfallen lassen, 
wenn es sich nicht um ein Werk handelte, das 
in seinen Fortsetzungen manches Verfehlte 
des ersten Faszikels noch korrigieren kann. 
Auf jeden Fall würde ich es für keinen 
Schaden erachten, wenn der Verfasser seine 
Arbeit nicht zu sehr beschleunigen wollte; 
der Boden ist für die vergl. semit Grammatik 
noch zu wenig vorbereitet und die Zahl der 
sich verstehenden Arbeiter zu gering, um 
schon bald auf eine ergiebige Ernte, in der 
kein Unkraut fortwuchert, rechnen zu können. 

Zum Schlüsse muss ich noch hervorheben, 
dass wohl keiner der Sprache des Buches 
anmerken würde, dass sein Verfasser ein 



Nichtdeutscher ist; im Interesse der Deut- 
lichkeit hätten jedoch verschiedene mit Ein- 
schachtelungen überladene Sätze (wieS. 109, ß) 
vereinfacht gegeben werden sollen. 

fVeiburg, Schweiz. 



Die SohoUen des Ghregorius Abalflaraff Bar- 
hebraaus snr Genenis Capitel 21 bis 60. Nach 
den 4 in Dtechl. vorhandenen Handschriften des 

)]?) $to) herausgegeben von Dr. Lucian Uhry. 

StrassLorg i. E. Josef Singer 1898. 1 Bl. + 2 8. 
Vw + 27 8. Text Bespr. v. I. Zolinski. 

Seit dem Jahre 1657 ist es das eigen- 
tümliche Schicksal des Horreum mysteriorum, 
eines grammatisch und homiletisch exege- 
tischen Bibelwerks des bekannten G-regorius 
Abulfarag, dass es nur in Bruchstücken aus 
den Manuskripten zum Druck kommt Be- 
sonders galt es bislang als eine Fundgrube 
für Dissertationen, die in ein und derselben 
Manier angefertigt, nur durch die mehr oder 
minder grosse Akribie der Verfasser oder 
durch die Abwechslung in den Typen Ver- 
schiedenheit zeigten. Der Autor der vor- 
liegenden Dissertation hat das, was er uns 
gab> schön und brauchbar angeordnet Kleine 

Ungenauigkeiten wie XXV, 31: illtLA&p statt 
^iVKAVft ^rd der Leser nicht dem Verfasser, 

sondern dem Korrektor zur Last l^<Bn. Mit 
Fleiss und Umsicht behandelt L. Ühry die 
Varianten und giebt in den Fussnoten recht 
brauchbare Hinweise auf die jüdisch-exege- 
tische, midraschische Litteratur zum Ver- 
gleich mit der Hermeneutik Abulfarags. Nur 
in Kap. XXXVIH Note a und Kap. XLI 
Note e ist zu tadeln, dass die richtige Les- 
art nicht in den Text au^nommen wurde. 
In Kap. XXXIX Vers 1, der von der fVau 
des Potiphar handelt, hätte das geschichtliche 
Moment — Hinweis auf die fVauen, welche den 
Eunuchenobersten zur Zeit des Abulfarag 
von den Mongolenkönigen gegeben wurden 
— Hervorhebung verdient Die Elapitel XXI 
bis LIX bieten wenig Bedeutendes in der 
Exegese, wertvoll sind die grammatischen 
Notizen« soweit sie die Abweichungen von 
Peschitta und lannaja, Symmachus und Aquila 
betreffen. Desto erwünschter wäre es ge- 
wesen, wenn der Herausgeber uns nicht nie 
Kanitel von I -XX [die Kap. II, 16— XX 
inkl. sind noch nirgends ediert] vorenthalten 
und uns also wenigstens die ganze Genesis 
gegeben hätte. Bei dieser Ausgabe dürfte 
die allerdings unangenehme Thatsache, dass 
der eine der älteren Codices (Sachau 134) 
eine sehr verwischte Schrift zeigt,nicht hindern, 



826 [No. 10.J 



0BIBNTAIJ8TI8GHB LTTTERATUR-ZEITUNG. (Oktober 1886.] 880 



sonud snr Ediüon die 3 anderen vorzüglichen 
Handschriften voUatändig hinreichten und, 
wie Re£ sich selbst überzeugt ha^ die Ab- 
weichungen des durch Eellemässe verdor^ 
benen Codex nur geringe sind. Dass in der 
Folge das Horreum wohl wenig Parzellen- 
Dissertationen ermöglicht, dass vielmehr eine 
alle Teilausgaben umfassende Gesamtsausgabe, 
ev. mit Übersetzung, des Horreum am Platz 
ist, ergiebt sich aus folgender Zusanmien- 
stdlung des bisher in einem Zeiträume von 
241 Jahren aus den Handschriften erschie- 
nenen Stoffes. 

A. Altes Testament 



a) Wisemann: Prooemium in horreuin myste- 
riorum in Bd. I der horae Syriacae 
Rem 1828. 

b) Larsow, prooemium Lpz. 4® 18&8 [mit den 
Scholien zu Genesis I— II, 161. 

c) Bernstein, Prooemium in SLirsch-Bemstein 
Chrestomatie Leipz. 1852. 

d) [Auszüge aus dem Pentateuch] 

L. Weingarten, die byt. Massora nach 
BH. Der Pentateuch (Halle 88] Berlin 
Itzkowski 1887. 44 S. + 1 BL 8» cf. Lit 
CbL (Nöldeke) 1889, 10. 

e) L. Uhry — s. Titel oben. 

f) Schröter, Gen. 49, 50 ZDMG 24 (70) 
495 £ 

g) Schröter. Exodus XIV, XV. ebenda. 

h) G. Eerber. scholia in Leviticum [soll fort- 
»setzt werden!] Lips. Druguun 1895 
treslau 1895] 30 S + 1 Bl 8». 
i) Schröter, Deuteronom. XXXH—XXXIV. 

a. a. O. 
k) Erausz, VI. in lib. Josuae et Judicum 

Kirchhain NL. 1894 39 S. 
1) Schröter, Judicum V. a. a. O. 
m) M. Winkler, Judicum V. cannen Deborae 

Breslau 1839. 
n) £. Schlesinger, libr. Samuelis Leipz. Dru- 
gnlin 1897 [Breslau 1897] 3 BL 325 1 Bl. 
o) pPsalmen] 

a) Loftus, excerpta paucula ex schoUis 
Ghregorii Syri m libr. Psalm. Londoner 
Polyglotte Bd. VI, 1657. 
ß) Schröter ps. 3. 4. 6. 7. 9—15. 23. 53. 

ZDMG 29 (75) 247 ff. 
y) Schröter ps. 8. 40. 41. 50. Breslau 

1857. [Dissertation] 
S) Enobloch, ps. 68 Breslauer Disser- 
tation 1852. 
e) Rhode ps. 5. 18 Breslauer Disser- 
tation 1832. 
l) Tullberg ps. 1. 2. 22. Upsala 1842. 
r\j Fuchs ps. 23, 29. Halle 1871. 

Gesamtausgabe: Lagarde: Göttingen 



1879 in: Praetermissorum libri duo 
(97—252). 

p) Bahlfs, zu den Salomonischen Schriften: 
(Sprüche, Eohelet, Hohelied, Weisheit) 
Leipz. 1887. [Göttingen 1887] Drugulin 
IX + 1 + 29 S. 80. 

q) S. Ejtatz, Weisheitsbuch des Josua ben 
Sira (Haue 92) Berlin 1892 Itzkowski 
34 S. 1 Bl. 80. 

r) A. Heppner, Ruth und die apocryph. Zu- 
sätze zu Daniel (Halle 89.) Eirchain NL. 
1888 2 BL + 33 + 1 S. 8». 

s) Bernstein« Ijob Breslau 1858 foL [vgL 
Sorsch, Chrestom. 2. ^/nt] Gratnlations- 
schrift der Breslauer an die Jenensar 
Universität 

t) Tullberg, Jesaia. Unsala 42. 4<». 

u^ Moritz, kleine Propneten Leipzig 1882. 

v) Eoraen mit Siefeit, Wennberg, Witdock 
und Sundberg: Scholien zu Jeremias 3 
Tefle Upsala 1852. 

z) Gugenheimer, zu EzechieL Berlin Itz- 
kowski 1894. 47 £ 80 (Giessen 1894). 

j) J. Freimann: Beiu*äge zur Gesch. der 
Bibelezegese I B. H. Scholien z. Buche 
Daniel Brunn 1892. 

z) I. Zolinski: Zur Chronographie des Gr. 
A. Bh. I. Biblische Syncbronistik. Die 
Zeittafeln von der Weltsohöpfung bis zur 
Zerstörung des zweiten Tempels her. Übers, 
und erklärt. Breslau, Sohatzky 1894. 44 
S + 4 Tafeb + 26 S. 8® autogramm. 

B. Neues Testament 

a) Vorrede zum N. T. Schröter ZDMG 29 
(1875.) 

b) L Spanuih, Ed. Matthaeus Göttingen 1879. 
40. 

c) N. Steinhardt, Ev. Lucas. (Strassbuig 94) 
3 Bl. 46 S. 80. Drugulin Lpz. 95. 

d) R Schwartz, Ev. Johannes Göttingen 1878. 

e) M. Elamroth, act apostoL et epistuL 
caihoL Göttingen 1878. 

f) M. Loehr, epist Paulin. Horstmann Gtöt- 
tingen [1888T 1889. Vm + 31 S. 8«. 

Noch ungedruckt sind Genesis II, 16— 

XX, Exodus ganz ausser Kap. XIV und XV, 
Numeri [von Moritz Wiener in Tübingen 
1894 zur Promotion dngereich^ Deuterono- 
mium ausser Kap. XXXn — XXXIV. (von 
Kerber in Breslau 1895 zur Promotion ein- 
gereicht). Die Bficher der Könige [von Moigen- 
stem 1894 in Tübingen zur Promotion ein- 
gereicht] und Ev. Markus. 

Berlin. 



887 [Ho. 10.) 



ORIENTALISnSOBB LTTTSBATÜIL-ZErrUNa. [Oktober 1898.] 3S8 



Stmieniseel, d» Dentaronomiom flben. n. erU. t. 
C. Steaemagel (Huidkommeiitar Enm ftlten 
Teotuuent hennw. v. D. V. Nowock. 1. Abth. 
8. Bd. 1. Teil). QOttingeii, 1698. Vaudenhoek 
Bnpieclit H. 8^. Beapr. t. Ed. KOnig. 
An diesem Kommentar ist aicherlicli aach 
die rein ezegetiache Seite wichtig, denn der 
Verfaaeer hat äeiaaig auf die eprschlioben 
Schwierigkeiten des Dt geachtet Den Ar- 
tikel in ntE'^cn 3,13 bat er freilich nur kon- 
statiert. Die Erklärung siehe in meiner 
Syntax § 291 c. Er hat ferner anch filr die 
Aufhellung der sachlichen Dunkelheiten des 
Dt einige neue Beiträge aus den Teil el 
Amamabriefen (Keilinscbriftl Bibliothek V, 
40., zu Dt. 12,3), aus dem Mgga'-Stein (zu 
13, 17) etc. beigebracht. Auf dem religiona- 
geschichtüchen Gebiete erhebt er (zu 25, 9) 
gegründete Bedenken gegen die neue Ab- 
leitung der Leviratsehe, wonach man dem 
Verstorbenen Kinder habe erzeugen wollen, 
damit diese ihn knltiaidi verehrten (Stade, 
SohwaUy, Benzinger, Hbr. Archäologie 1894, 
136). Auch in 26,14 findet er richtig keinen 
Totenkult erwähnt. Auffallend allgemein ist 
dagegen die Bemerkung zu 16,21 „nach II 
Reg. 23,6 stand bis zur Zeit Josias eine 
A£ere im Tempel zu Jerasalem". Wenn er 
die Frage n^eit wann?" aufgeworfen hätte, 
wttrde er die Antwort „seit Manasse" (2 Kg. 
21,3) gefunden haben. Denn dieser hat, im 
unterschied von seinem Vater Hiama (18,4), 
deuAhab nachgeahmt, wie ausdrücUich dabei 
steht. Speziell sind auch die kultusgeBchicht- 
Ucb wichtigen Stellen des Dt, wie 10,8 f. 
12,8. 18,6—8 etc., genauer erörtert, und klar 
hat St von neuem die geschichtliche £nt- 
wickelung begrttndet, die man nach Well- 
hansen 2U benennen pflegt, und die ich selbst 
in meiner Einleitung ins AT., S. 175 f. 217ff. 
etc. verteidigt habe. 

Indes das Hauptinteresse an diesem Kom- 
mentar nimmt seine litterarkritische Eligenart 
in Anspruch. St bat ja seit 1894 eine neueHypo- 
theaeüber die Quellen des Dt au^estellt Näm- 
lich einerseits findet er z. B. zwischen dem 
kollektivisch gemeinten „N^aiwiellose" (18,15) 
und dem „nicht stand wieder auf ein tf'Zl 
wie Mose" (34,10) keinen Widerspruch (vgL 
dagegen m. EinL S. 227 bei der Anmbe des 
Umfang« von PC und haupta. S. 4&6 über 
den ideengeschichtlichen Zusammenhang von 
Aussprachen wie Dt 34,10). St. sagt „Uänner, 
die wie Moses Propheten sind, sind zwar 
erstanden, aber keiner, mit dem Jabve von 
Mund zu Mund geredet hätte". Indes wenn 
in 18,15 blos „Propheten" in Aussicht ge- 
stellt wären, so brauchte nicht „wie Mose" 
dabei zn stehen. In 34,10 ist aber ans- 



drfioklich negiert, daaa „ein Prophet wie 
Hose" aufgetreten ist Andererseits hat St 
quellenscbeidende Differenzen in manchen 
Erscheinungen des Dt. gefunden, die viel- 
leicht nicht diese Tragweite besitzen. Um 
wenigstens eine von diesen Erscheinungen 
zu erwähnen, so trennt er z. B, „beobachtet 
die Glebote Jahvea, eures GKittes, und seine 
Zeugnisse und Satzungen, die er dir be- 
fohlen hat etc." (6,17). Wegen des Wechsels 
der 2. Flur, and der 2. Sing, nimmt er einen 
verschiedenen Autor vieler Teile des Dt an 
und unterscheidet eine Quelle „PI." und eine 
Quelle „Sg." Aber er bat keine Unter- 
BUchang darüber angestellt, ob solche Ueber- 
gänge des Plurals in den Singular und um- 
gedreht sich schon an sich aus einem 
rhetorischeu Motiv erklären lassen, und ob 
der gleiche Uebergang nicht auch ausserhalb 
des Dt. häufig vorkommt Man vgl. nun 
z. B. „und beobachtet dieses Wort als 
Satzungen für dich nnd deine Kinder 1" 
Exod. 12,24 etc. Auch auf seine andern 
Quellen sc heidungsgründe gedenke ich näch- 
stens an einem andern Ort genauer einzu- 
gehen. Deshalb scheint mir die Quellen - 
hypothese, die St aufgestellt bat, noch nicht 
als hinreichend gesichert. 
Rostock. 



Wissenseh. Fragen ti. Antworten. 

Antwort zu IV cf. 0. L. Z. No. 9. 
Der fragliche Text ist vor langer Zeit 
von mir kopiert worden. Seine Herausgabe 
hatte sich verzögert, da ich leider nicht selbst 
autographieren Kann. Um die Streitfrage zu 
lösen, gebe ich ihn darum demnächst ia den 
M. V. A. Ö. in Transskription und Ueber- 
setzung heraus, aus der hervorgehen wird, 
dass Mati'-ili nicht König von ^arr&n ge- 
nannt wird 

F. E. Peiser. 

V. 

Pseudolucian de dea Syra 48 bei der 
Beschreibung der am Tempel der Derketo 
in Hierapolis gebräuchlichen Festzüge: „als 
bedeutendste gelten ihnen die Pilgerzüge 
{■rcav^yvdus) nach dem Meere. Ion kaüi 
freilich nichts Zuverlässiges darüber mitteilen, 
da ich mich an diesem Zuge selbst nicht 
beteiligt habe. Was «ie aber thun, wenn sie 
(znrttck)kommen, will ich erzählen. Ein 
jeder bringt ein Gkf^s voll Wasser mit, das 
mit Wachs versiegelt ist Sie öffiien es aber 
nicht selbst, sondern es ist da ein beiliger 



S89 (Ko. lai 



0BIENTALI8TIBGHB LTTTBRATÜR-ZKITUNG. (Oktober 1808.] 880 



Hmhn (dlmrwfjvmy l^fog)^ welcher an dem 
(heiligen) See wohnt Dieser nimmt von 
ihnen die Gef&sae entgegen, bricht das Siegel, 
und nach Empfang einer Gabe (j/^Mf&og) löst 
er das Band und nimmt das Siegel ab. Aus 
dieser Thfttigkeit hat der Hahn {dlatTQvmy) 
ein Eänkommen von vielen Minen. Darauf 
bringen Jene (das Wasser) nach dem Tempel, 
opfern dort und kehren zurück. ** 

Ich weiss nicht, ob noch niemand An- 
stoss an dem Unsinn vom Hahn genommen 
hat, und ob schon ein Versuch zur Lösung 
der Schwierigkeit gemacht worden ist Ich 
g^ube, man wird das Aramfiische dazu her- 
anziehen müssen. Der Schreiber oder sein 
Gewährsmann hat eine aramäische Quelle 
benutzt wo eine Bezeichnung eines Priesters 
oder Tempelbeamten stand, denn selbstver- 
ständlich kann es sich nur um einen solchen 
handeln, der seine Sportein aus dem Ge- 
schäft des Siegellösens bezieht (Man muss 
sich doch denken, dass die Geftsse am 
Meere schon in einem dortigen Heiligtum 
versiegelt worden sind.) Die Bezeichnung 
dieses Priesters muss eines der babylonisch- 
aramäischen Worte 1) auf gal, kal gewesen 
sein, wie assyr. dimdimgallu, burgallu etc. 
Statt dessen las der Schreiber oder sein 
Gewährsmann tarngal „Hahn^. 

Es kann nicht Aufgabe dieser Anfrage 
sein, diesen Spuren nachzugehen, ausge- 
schlossen würde aber bei der Richtigkeit 
dieser Ebrklärung sein, dass der Verfasser 
der Schrift, wie er den Anschein erwecken 
will, lediglich nach dem Augenschein be- 
richtet. Vielleicht möchte man annehmen, dass 
die ganze Schrift eine Uebersetzung aus dem 
Aramäischen wäre, aber dazu müsste mehr 
nötig sein, als dieser eine Fall. 

Hugo Winckler. 



Zeitsehriftensehau. 

ZATW. 1808. (XVm). 

2. Kerber, Syro-hexaplarische Fragmente zu den 
beiden Samnelisbfichem aus Bar-Hebraens gesammelt 
Klopfer, zor Qaellenscheidoiur in Exod. 19. — Bacher, 
zn 1 Ghron. 7, 12. — Ed. KOnig, Syntactische Ez- 
cnrse zum AT. — Nestle, Deateronomios. (Diese Be- 
zeichnung hat Luther gebraucht) — Wildeboer, zu 
Rrov. 8,31 empfiehlt Ohejnes Goigectar np^ P 7Dn3 
„spielend d. L sich freuend in dem (8chöpnmgs)-Werke 

(vgl. Gen. 2,2) seiner Erde." — Nöldeke -^ jn^Ssn 
Psakn 72,20: kann nicht, wie Jacob wollte „Gebete 



^) Wie sich die Bezeichnung yalXoi fOr die 
Priester und Eunuchen, deren Ursprung nach Klein- 
asien weist, hierzu stellt muss dahin gestellt 
bleiben, bis wir einmal „HettiÜsch" kennen. Pseudo- 
ludan spricht gerade von diesen yaXXot, 



I* tondeni waat »die Gebete Davida" heiseen, — 
G. Beer, Textritbehe Stadion tum Buche Job. (Kap. 
ai = SchhiBs). — B. Jakob, UsoeUen la Exegeee, 
Grammatik und Lezioon. — Derselbe, Nochmals *);^T 

^nh. — Eb. Baomann, Die Verwendbarkeit der 
PeÜta zum Buche Ijob fOr die Textkritik - Ed. 
Mejer, zur Abwehr: 1. Das Datum der Einnahme 
Babylons durch Kjros (nicht am 16. Tammuz, sondern 
am 16. Tisohri. Die Angabe der Nabunid-Cnironik 
ist iUsch). 2. Die Parrismen der Urkunden Sv. 4— 6. 
(Yerteidigang der Aufteilung, dass die Echtheit der 
königlichen VerfBgunffen bei JBsra durch den feststell- 
baren Einfluss des Persischen anf das Aramftische 
dieser Urkunden erwiesen werde.) ^ & Seibaffar und 
^^^i'^i^f*'- inyStCtt^ *^ Sin-bal-ufur und identiBoh mit 
*1S(0tt^** ^® Ueberliefrung des Namens lasst ihn 
jedoch nur als äamaft*bal-ufur erUiren, [soHoonaoker]. 
Es ist dazu zu bemerken, dass die babylonische Aus- 
sprache iaiiu statt iamai durch die Nabopolassar- 
inschriften [vffl. bereits Winckler in Z A II S. 146] 
erwiesen ist Mfm darf sich nicht mit einer Einsicht 
der Übersetzungen genfigen, wenn man „philolo- 

Sache** Untersuchun^n anstellen will, tn der 
auptsache hat M. jedoch zweifellos Becht^ dass 
Seibafar eine judaischer Prinz war, der als erster 
Statthalter von Kyros in Jerusalem eingesetst wurde, 
w&hrend Zerubabel sein Nachfolger ist — G. Beer, 
Bemerkungen zu Jes. 11,1 — 8. — Beriohtiffungen zu 
Mandelkerns (grosser) Konkordanz Ton B. Jakob. G. 
Beer, G. Dalman, B. Stade. — Bibliogn^hie. 



Revue a^mitique. 1808 VL 

8. HaloTy, Becherches bibL : L*antenr sacerdotal 
et les prophiites (suite). — Ders., Notes pour l*inter- 

Er^tion des Psaumes (fin: Ps. 120—16(9. — F. Nau, 
a legende in^te des ffls de Jonadab, fils de fi^ohab, 
et les ttes Fortuna. Texte ^yriaque 0^tiribu4 k 
Jacques d* Edesse) et trad. fran9. — J. rerruohon, 
Notes pour Plustoire d* Ethiopie: Extrait de la Tie 
d*Abba Jea 74« patriarche d'Alexandrie relatif 4 
FAbyssinie. (texte arabe et trad.) — J. HalcTy, üne 
inscription aram^enne d*Arabissos. (Stein TerOft Ton 
Smimow in den Verh. der klassischen AbteiL der 
archaeol. Ges. von St. Petersburg Bd. I) aus Jarpuz 
(Arabissos) am linken Halysufer. Darstellungen und 
zwei Zeilen aramäische Inschrifti Ton der nach der 
Yorliegenden Veröffentlichung nichts Zusammen- 
hangendes mit Sicherheit lesbar ist Echtheit sicher? 
•— Ders. Notes sumdriennes. — Bibliognuphie: Hittiter 
und Armenier you P.Jensen (und) dolosohmidt, der 
Tractat Sukka flbers. (Sonderabdrnck der Obers, ans 
der Talmudausgabe) (und) Holzinger» Genesis bespr. 
V. Halery. 

H Winckler,Altorlantaliao]MForflohiiiiffan 
(F.) 2. Reihe I. 

l. Bmohstflcke Yon Keilschrifttexten. Fortsetzunff 
7—18. darunter (8) Stflck Yon Tuknlti-Ninib I 7; ($ 
Ti^lat-Pileser III mit der Erw&hnung der Einsetnmg 
(semes Sohnes) Salmanassers als StaUhalter der phO- 
nidschen ProYinz ßimirra. (9) 2 Stfloke, deren Yer- 
mutete Ansetznnff unter Assarhaddon durch Anfügung 
neuer Stfldke sich jetzt als irrig erwiesen hat» sie ge- 
hören zuBelehnung surkunden Assur-itil-iU's. (s. Ass. 
deeds and doc.) Jones, (10 u. 14) über Assarhaddons 



^) Auch hier sucht Meyer den Anschein zu er- 
wecken iJs wftre er im Stande Keilschrift zu lesen: 
er giebt Urteile ab Aber die „Ausgaben** der Chronik, 
die er gar nicht benutzt ha^ und benutzt nur Über- 
setzungen. VgL Sp. 298. 



[Mo. 10.] 



OBIKNTALIBTlflCHB LTTTEaATÜB-ZKITÜNG. [Oktob«r 1898.] 888 



AMtrlikddon nennt Fadi-U, Bel-iiirari, Asnr-nD^t, 
(18) Aaurhaddon nennt phOnid«ehe OOtter, TTnter- 
nebmnnff ge^en Tjroa. SumaauMr (IV) „kIb Sohn 
Ti^VPiieeeis (HI) nna denen Untemeluaiuig g^en 
Tma; (16) Antthaddon gegen Oetanbien (T) nnd 
Ddmnn; (16) Bericht ÄmubtAiooM Ober ^e Brobe- 
mng igTptena, tuufObrliohM' ala die bUher be- 
kennten, ee werden die uernaohen ^pn'i nnd der 
nibnt der einzelnen GncaUate genennt; (17) ÄMar- 
haddon nie TioekSnig von Babylonien eo Lebieiten 
Siuaheribe. — Saprift (Aaurtuddräi Eroberong dieaee 
ermenieohen OeUetea). — 8ar«ur und AMariiuldon; 
S. iat der Bnr-ftir-AUni ler kÜUti einee Brief- 
frennenti. — Zn eemitioehen InaohriAen: I. Die 
OrMiintduift von Pe^a. 2. Die Inechrift von Limjre 
CU. Ar. 100. 3. CIAr. 164. 

2. AiBTrien nnd Tjna eeit Ti^at-Pfleeer IIJ — 
Bem'el anter Saigon. — Znr Oeeahickte des alten 
Arabien (Forte.) : 2. Saraeenen (=: Wdotenbewohner, 
von auTT. larrako. bebr. rSHtf ^^ Jerem.){ 8. Znr 
Inicbrift Ton Teima («OlD = aanmetn). 4 : Die 
k&nige von Characene. — Die Pofjandne bei den 
MinÜem (Hai. &04 arweict Poljrandne). — Einig« te- 
mitieche ESaennamen (Anunnnira von Bwflt in den 
Tel-imarn^wiefen ^ *U13V Tgl- Ab-ndr. Aohab ans 
Pollrandrie m orklftren. — Xot (dae Lot motiv iit da* 
da: DioakoreuMge (Stoeken), Lot bedeutet „der in 
die FamiKe aulgenonune, ICQohbmder ete. — femed. 
Je«. 6.10 ist HDS ^ Haee). — hanunnita: dai 
Wort t). der .^kmtadooiMhen" Tafeln bedeutet «ine 
Einbot TOn ftiaf Tagen, welche «ine Annhl von biiher 
iftteelhaften Zwteinteüungen erklbt nnd die Sage 
Ton den 78 Dbenetzem der Septnaginta ala einen 
Jabreemytbae erwei«t. 

8. Die Beictae von (Mcien nnd Phrygien im 
liiobte der altorient. Inadir.: ^lakn der asiTr. Inaebr. 
iet nicht Oidüen, Bond«m di« Landedtaift am Halya, 
lGt& von Mnaki bei Bargen iat Ißdaa von Phrygien. 
— Aeedhyina Pereae 751—769: Die Nennung iweier 
Herreoher nach Peendoamerdei nnd tot Dariai erkl&rt 
■ich all die der beiden Bebellen, welche Sua nnd 
Pereia boHawen. Sa liegt alio eine von Herodot ab- 
weichende, richtige Überliefemng tot. 

ZDUO. 1898. 

8. Otkar Kann, QneUenatodien rar Qeeohicbte dei 
Ahmed Sah Dontni (17^7- 1778) n : Znr Ohrtmol(»ie 
der Oeechiohte dee A. S- - F. Spiegel, Die alten 
BeUgionen in Brtn. — CL Hnart, Le därl an tenqM 
de nmoar (war das moderne Peraiach). — W.. Bacher, 
das jQdiioh-bncblrieohe (Gedieht, ChndaidAd", Beiträge 
rar T^Akritik nnd BrU&mng (hreg. von Saleman, 
entfthlt das Har^rinm eine« Jnden von BnohttiA ana 
dam Anüuig dieae« J^hnnderta). — van Tloten, 
Zur Abbandengeeohichte. L Hanadr nnd die Aliden. 
Alaudn Vorleben, die HiederwwJbng dea alidiaohen 
Aubtand««). IL Der Mahdi: Die Abbaaiden niohen 
ihre HerTBchaft ala daa erwartete Znknsftirfliob hin- 
soatdlen, AtHahdi «ird nun Hahdi oectempelt. 
10. Al-Hadi ata lUhdi: Traditionen, welohe al.Hadi 
ab Mahdi erUlren: Dieae Verauehe rerlieren ihren 
Wert — Bd. Kahler, Der Sohalti^Una der Babjrlonier : 
der ISjUirim Sehaltcrrklna verteidigt, Opperta Ein- 
wftnde anrflw g ewieeen. — J. Oppen, Der Kalender 
der alten Peraar. — Znm KndaOni BOik (B«dloff). — 
Beepreohnugan: Krann, Qrieohiaohe nnd lattiuiaohe 
FrNndwOrter im Talmnd eto. Beqir. t. PrKnkel. 
(abapreobMid), — Biod;, Weltliehe (Gedichte dee Abu 
Solatman. . . ibn Oabirol Banr, r. Kanftnann. — 
Anaorabnngai von Sandachiiu H, knn beapr. t. 
Noldakak (Zn der von N. angenommenen Kolde- 



weraohen ChOanihjpotheae i. oben Sp. 198. N. hUt 
ea filr wflnaehenawMter, in Syrim KnaEagTaban atatt 
in Baby lonien nnd Aaayrien ! PlAdiert fÖrFortaetning>) 
der Anagrabnngen in Sendachirli.) 

Aroli. Rslffw. 1S9B (vgl 8p. IWf.) 
2. Anoh hier nichte ÄLr die angekflndigte nene 
Biohtnng Charakteriatiaohee. Sieck& der Oott Bndia 
in Rig-Teda, nnd Steiothal, Die &6te im Hvthoe, 
halten noh ganz im alten Seliema der Ehe von Meteo- 
rologie ond MjUkolc^e. Waaer« Charon iat in d«an 
Sp. 160 gekennzeichneten Boaoheraohen Stil. Aohelia, 
TJrepr. d. R. als »ozialpayoholoipaahea Problem, be- 
merkt einige« zn Steine SoxiaTe Frage, htltet aich 
jedoch, aehon jetzt über daa Waaentliohe etwaa m 
aafcen. Zn tadeln iat die Form tart aBmtlicher 
Mitteilnn^n: Der veraltete achwerfBlIige Gelebrten- 
atil mit mchtiaagenden Verklanaoliemogen wie S, 113 
unt and Ungeheuer wie ,der reanektive'Tote' S. 170 
Irt denn Sc^Oders papierner Stil noch nicht in dieee 
Kreiae gedrangen T Auch anf dem hier bearbnteten 
Gebiet« giebt ea Beiapiele von jngeiidliohar Friieh« 
in Form nnd Lihalt, ich nenne nnr Alexander Tille. 

The Joomal of Hsllanlo Studloa 1898. 
XVm t. J. a. C. Andemm, a Sommer in Phrygia. 
n. Nebat 2 Karten. 

Al-Mftobriii. 

11 (1. 9. 1898). P. P. Joflcm, Home et eea aon- 
venira. Neben Hiatoriachem einigee Topogr^ihiaohe 
nnd ArchBologieche. — M. Htfteiann, L'dtnde dea 
Idiomee vnlguree. (Ein ansfOhrlicher Bericht aber 
dieaen Artikel, an deaaan Inhalt Dr. G. KampAnmer 
Anteil hat, bleibt vorbehalten). — P. L. CheÜdio, 
Eistoire de BeTTonth de SaHh Ibn Tabia (anite). — 
Varia: jüJbÜl. Deber einige in Syrien vorkommen- 
den Alten dieeer Pflanienf<unilie (Mentha) und deren 
Biganachaften, (Von S. BIonzeTalleT)). 

18 (16. 9. 1888). P. S. Boutevatle. Zdnobie, rein« 
de Palmyre (anite). ~ P. L. Cbelkho, Traitfi de 
l'&me de Barhebraena (anite). — P. H. Tiamraena nnd 
F. Anaataee Carm«, Notes philologiqnea. 1} Breatz 
von Hamze dnroh £ in FremdwArtem innerhalb dea 
Anibiaohen. 2) Die Anaspraohe dea ^ als Hauuo iat 
nicht ^TÜohen ürapmnga und für Syrien und 
Fal&atina jeden&Us nicht vor dem 13. Jahrh. n. Chr. 
anzonehmen. S. Anesprache des ^. — Mgr. CI6ment 
J. Daond, La langne narlto en Svrieavant llalamiame. 
— P. L. Cbelkho, Hiatoire de Beyronth de Salih Ibn 

Tahia(aQite).— Beaprechongenvon 1) tejUl «-lUtf 

.l^dJLf O^yty iAJUu» i^JJ iM*io ^^^^u^XU^^jJ! 
2) AI KisAi'a Schrift Aber die Sprachfehler dea Volkes 
brsg. V. C. Brockelmann, 

Druokfbhier In No B. 

Sp. SSI Zeile 28 iat nicht ra etreioben, ebenda 
Zeile 34 der vor Ibn etc. 



') Warum werden diese denn nicht for^eeeiat 

andere nicht in Angriff genommenT Die Gelder 

Bind IBngat bereit, an Peraonen fehlt «s nicht, was 



oder wer verhindert ea dann non eigentliohr 



n HvB^nbwi r. E. PdMT, rilajjlwi L Fi. 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung. 



Erscheint 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 

von 

P. E. Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



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handlangen and Post&mter (anter Nammer 6d66 A). — Inserate die zweigespaltene Petitseile 30 Pf.; bei 

Wiederholangen and grösseren Anzeigen Erm&ssigang. 



1. Jahrgang. 



15. November 1898. 



M IL 



Alle fSr die Redaktion bestimmten Sendanffen, Briefe etc. werden aosschUesslich anter folgender 
Adresse erbeten : Redaktioii der 0. L. Z», Wolf Feiser Terlag, Berlls S* 48, BraadeBbirgstr. 11. L 



Die Arabistik — He^ormvorsehläge. 

Von Martin Hartmann. 



Von der kleinen Schar, die man wirklich 
Arabisten nennen kann, ist Ausserordentliches 
geleistet worden. Sie haben mit zähem 
Fleisse, oft mit gutem Verständnis weite Ge- 
biete des arabischen Geisteslebens bearbeitet 
Zahlreiche Werke liegen in Ausgaben vor, 
die zum Teil mustergiltig, zum Teü durch 
die Beigabe des apparatus criticus zum Ge- 
brauch tauglich sind, lieber die Geschichte 
und das Wesen der arabisch -islamischen 
Kultur geben Arbeiten Aufschluss, die von 
tiefem J^dringen in ihren Geist zeugen. 

Wie herrlich weit haben wir's gebracht! 
Wirklich? Wo sind denn die Bearbeitungen 
der zahlreichen Texte? Wo sind denn die 
systematischen Darstellungen des ara- 
bischen Geisteslebens? Studien, Essais, wohl 
auch Versuche, einzelne Erscheinungen im 
Zusammenhange zu behandeln, daneben einige 
wenige Handbücher mit trockner Aufzählimg 
der Thatsachen. 

Noch einmal: das ist nicht die Schuld 
der fleissigen und gewissenhaften Männer, 
die der Arabistik ihre ganze Kraft gewidmet 
haben. Die klassische Philologie hat seit 
Jahrhunderten die besten Köpfe von denen 
in Diensten, die, aus ihr hervorgegangen, an 
humanistischen Anstalten lehrend wirken. Die 
germanische und romanische Philologie haben 
in gleicher Weise die zahlreichen Männer 
sich dienstbar gemacht, welche den Unter- 



richt in den neueren Sprachen pflegen. Aus 
Lehrerkreisen hat die arabische Philologie 
kaum je nennenswerte Förderung erfahren. 
Aehnlich ist es mit den auf dem Ge- 
biet der Medizin, Jurisprudenz, Philosophie 
und der exakten Wissenschaften Arbeitenden 
bestellt. Fast Null sind die Beiträge, die 
ihr von Seiten der Historiker erwachsen sind : 
es ist merkwürdig, dass hier die Versuche, 
sich mit den Quellen auseinander zu setzen, 
fast immer schlecht abgelaufen sind, während 
die Erforschung der Urkunden Aegyptens 
und Assyrien - Babyloniens gerade durch 
Fachhistoriker bedeutsame Förderung erfahren 
hat Eine Erlasse von Gelehrten, die fiilher 
regen Anteil an den arabistischen Studien 
nahm, ist ihnen seit Jahrzehnten fem ge- 
blieben: die Theologen. 

Der jetzige Zustand darf nicht andauern. 
In dem gegenwärtigen Tempo würde ein 
halbes Jahrhundert und mehr vergehen, bis 
ftlr die arabische Philologie vorliegt, was fiir 
die klassische Philologie seit vielen Jahr- 
zehnten, ftir die meisten andern in den letzten 
zwei Dezennien geschaffen ist oder woran in 
diesem Augenblick mit rastlosem Eifer von 
den besten Kräften gearbeitet wird. Die 
wenigen Dozenten der orientalischen Sprachen 
an den europäischen Hochschulen, die man 
als Arabisten bezeichnen kann, haben fast 
gar keine Hörer, die sich der arabischen 



886 [No. 11.] 



OfilENTALISTISCHE LTTTEBATÜR-ZEITUNG. [NoTember 1886.] 336 



Phflologie mit voUem Ernst widmen. Einige 
katholische Theologen and einige Schüler 
jüdischer Lehranstalten, die das Arabische 
als eine feine Dekoration betrachten und mit 
einer exotisch schimmernden Arbeit gut ab- 
schneiden wollen, daneben einige Herren, die 
mit dem Besuch der Vorlesungen andere 

S)rsönliche Ziele verfolgen — das sind die 
lemente, die zum grössten Teil die Hör- 
säle bei arabistischen Unterrichtsgegenst&nden 
bevölkern. 

Die Wege zu finden, auf welchen zur 
Heranziehung und Heranbildung der genügen- 
den Zahl tüchtiger Arbeitskräfte gelangt 
werden kann, ist nicht leicht Die Zahl der 
Lehrstellen für orientalische Sprachen ist ge- 
ring und wird auch nicht erheblich sich 
mehren, wenn der sehr erwägenswerte Vor- 
schlag zur Ausführung kommt, der hier Spalte 
273 f. gemacht wurde: Einführung des Un- 
terrichts in orientalischen Sprachen an den 
technischen Fachschulen Deutschlando. Es ist 
nicht daran zu denken, dass je alle die versorgt 
werden können, die sich mit besonderem 
Fleiss und Geschick den arabistischen Studien 
widmen wollten. Die Hilfsmannschaften für 
diese Studien müssen eben in Kreisen ge- 
sucht werden, welche durch den Betrieb 
einer andern fachlichen Thätigkeit eine ge- 
sicherte Lebensstellimg haben oder sich zur 
Erwerbung einer solchen vorbereiten. Alle 
Ejreise kommen hier in betracht: der Schul- 
mann, Theologe, Historiker, Archäologe ; der 
Mediziner und Jurist; der Botaniker, Zoologe 
imd Geologe; der Techniker. Diesen Männern 
zuzumuten, dass sie sich an einer Hoch- 
schule in die Geheimnisse des Arabischen 
einführen lassen, wäre freilich ganz verkehrt 
Denn die Fälle sind vereinzelt, in denen 
der Unterricht praktisch und sachgemäas er- 
teilt wird. Auch würden die Dienste, die sie 
der arabistischen Wissenschaft leisten sollen, 
nur gering sein, wenn sie aus dem reinen 
Buchstudium hervorwüchsen. 

Deutschland besitzt eine Anstalt, in welcher 
die Fehler des akademischen Unterrichts 
vermieden werden: das Orientalische Seminar 
in Berlin. Dort wird Gelegenheit geboten, 
sich unter Leitung deutscher Gelehrten, die 
den Orient aus eigener Anschauimg kennen, 
und durch die beständige Uebung im Ver- 
kehr mit den eingeborenen Lehrern in die 
arabische Sprache einzuleben. Leider wird 
diese Gelegenheit zu wenig benutzt. Es ist 
inmier nur ein kleiner Elreis, der an dem 
Unterricht dort teil nimmt. Hauptursache 
mag sein, dass die gestellten Anforderungen 
selu* hohe sind, und dass die Hörer« die mit 



fortkonmien wollen, eine beträchtliche Menge 
von Zeit und Kraft aufwenden müssen. Da- 
zu ist der Unterricht fast rein sprachlich. 
Als solcher wird er Platz finden in dem 
Proeramm, das gleich entwickelt werden wird. 

Schnell und sicher zahlreiche und tüch- 
tige Kräfte dem Betriebe der Arabistik zu 
gewinnen, giebt es nur einMittel: die Schaffung 
eines wissenschaftlichen Mittelpunktes im 
arabischen Orient selbst, wo Männer aller 
Kreise Anleitung finden, den lebendigen 
Orient zu studieren. 

Im Folgenden werden einige Winke ge- 
geben, wie im Einzelnen bei Ausführung 
dieses Gedankens vorzugehen ist 

Die Wahl des Landes für eine solche 
Anstalt kann nicht zweifelhaft sein. Aegypten 
konmit nicht in betracht wegen der kli- 
matischen Verhältnisse, und weil seine Be- 
wohner nach vielen Richtungen hin eine 
Sonderstellung einnehmen. Es kann nur an 
Syrien gedacht werden« das trotz der trau- 
rigen Verwaltungsverhältnisse seit etwa 1860 
einen bedeutenden Aufschwung genommen 
hat, und das durch die geistigen Potenzen, 
die aus ihm beständig in unerschöpfbar 
scheinender Fülle hervorgehen, auch Meso- 
potamien und Aegypten beherrscht Ist 
Syrien unzweifelhaft das Land, in welchem 
europäische Kultur am tiefsten und am 
breitesten Wurzel gefasst hat, so ist es zu- 
gleich doch das, in welchem am kräftigsten 
auf die Hebung des arabischen Nationalge- 
f&hls und die Entwicklung eines spezifisch 
arabischen Kulturlebens lungearbeitet wird. 
Dabei hat es weite Gebiete, die selbst von 
diesen Bestrebungen noch unberührt geblieben 
sind und den Charakter der alten Kultur oder 
vielmehr Unkultur imverfUscht zeigen. An 
zahlreichen Punkten der laugen Linie, welche 
von Jerusalem bis hinauf nach Aleppo die 
Qrenze gegen die Wüste darstellt, kium man 
ohne Mühe zugleich das Leben des syrischen 
Städters, das des Fellahen und das des Be- 
duinen studiereu. Schon wegen dieser Man- 
nigfaltigkeit ist ein Ort dieser Linie, nicht 
eine Küstenstadt in betracht zu nehmen, so 
viel auch z. B. für Beirut als den Mittel- 
punkt der geistigen Bestrebungen des Landes 
zu sprechen scheint. 

Unter den Orten jener Linie stehen zur 
Wahl: Jerusalem, Damaskus, Homs, Hama; 
Aleppo. Ausgenonmien das mit Recht wegen 
des Fanatismus seiner Bewohner und des 
unfi^stigen Klimas verrufene Hama läast 
sich zu Gunsten eines jeden etwas anf&hren. 
Das Meiste scheint für «Jerusalem zu sprechen. 
Natürlich kommt hier nicht die sogenannte Hei- 



337 [No. 11.] 



OfilENTALISTISCHE LITTSaATUR-ZEITUNQ (November 1898.] 838 



ligkeit des Ortes in betracht; auch ist nicht aus- 
schlaggebend, dass liier eine kräftige deutsche 
Ansiedlung blüht, und dass dadurch sowie 
durch die Neubelebnng des Johanniterhauses 
ein Kern geschaffen scheint, an den sich eine 
deutsche wissenschaftliche Anstalt gut an- 
schliessen lasse; im Gegenteil, die das ara- 
bische Leben studieren wollen, werden eher 
den Verkehr mit Landsleuten zu meiden haben. 
Es ist ein Anderes : Jerusalem ist ein Mittel- 
punkt für die sehr betriebsame Bauembe- 
Yölkerung Palästinas; nicht weit östlich und 
südlich beginnt Beduinengebiet; selbst eine 
durchaus syrische Stadt, liegt es nicht allzu 
fem von dem seinem Verwaltungsbezirke zu- 
gehörigen Ghazze, das interessante Übergänge 
zu ägyptischem Wesen zeigt; die unter dem 
Namen Qubbet essachra berühmte Moschee 
ist ein mächtiger Anziehungspunkt für die 
islamische Welt; vor allem aber sind in 
Jerusalem ständige Kolonien anderer christ- 
licher Völkerschaften des Orients, und zur 
Zeit der grossen Feste entsendet die gesamte 
christliche Welt des Ostens Vertreter dorthin. 
Bei einigem Geschick werden diese Verhält- 
nisse nutzbar gemacht und die zahlreichen 
Bewohner oder Besucher des Orts aus anderen 
Teilen Syriens und aus anderen Ländern des 
Ostens zu Studienzwecken herangezogen wer- 
den können. Im Vordergrunde wird natürlich 
das Einleben in die Verhältnisse der Stadt 
und der nähern Umgebung stehen. Als Vor- 
bereitung dazu ist idlerdings einige Bekannt- 
schaft mit der Sprache des Landes erwünscht: 
die Fähigkeit leichte Schriftstücke zu ver- 
stehen und im mündlichen Verkehr die Dinge 
des täglichen Lebens verhandeln zu können. 
Je nach Begabung und Vorbildung wird ein 
oder zwei Semester lang die Teilnahme an 
dem Unterricht Im orientalischen Seminar zu 
Berlin zur Elrlangung dieser Fähigkeiteo er- 
forderlich sein. Wer so ausgerüstet nach 
Syrien kommt, wird bald einen allgemeinen 

Überblick über die Verhältnisse gewinnen und 
kann dann mit Erfolg seine besonderen Studien 
betreiben. Später können dann Streifzüge 
durch andere Teile Syriens angeschlossen 
werden. Naturgemäss wird deren Richtung 
fär den Einzelnen bedingt sein dadurch, wo 
er die reichste Ausbeute ftir seine Studien 
findet. Die Leitung der Anstalt wird ihr 
Augenmerk vorzugsweise darauf richten, hier 
guten Bat zu erteuen und die richtigen Wege 
zu weisen. 

Wie sich die Beziehungen des Hauses in 
Jerusalem zu dem anderen gestalten werden, 
dessen Schaffung in Türkisch- Asien nur eine 
Frage der Zeit ist, entzieht sich der Erörterung. 



Dass wir, wie in Rom und Athen ^), so auch 
an einem Punkte des östlichen Vorderasiens 
einen Zweig des Archäologischen Instituts 
haben müssen, ist ftir niemanden eine Frage. 
Sollte als Sitz dieser Zweiganstalt eine Stadt 
Nordsyriens oder Nordmesopotamiens gewählt 
werden, so werden die Mitglieder der Jeru- 
salemer Anstalt diesen Ort als Ziel oder Stütz- 
punkt für weitere Ausflüge gern benutzen. 

Es sei hier gleich bemerkt, dass im Sinne 
des hier entworfenen Programms ein Zu- 
sammenwerfen der Anstalt in Jerusalem mit 
der Zweiganstalt des Archäologischen Instituts 
durchaus unerwünscht ist. Der Umfang der 
Arbeiten dieses ist so bedeutend, dass Be- 
schränkungdurchaus notwendig ist, und andre 
Elemente, die sich hier eindrängen wollten, nur 
störend würden empfunden werden Dagegen 
kann das Haus in Jerusalem sich wohl den 
Archäologen als eine Vorschule nützlich er- 
weisen *) 

Nach vielen Richtungen hin wird die be- 
währte Organisation des archäologischen In- 
stituts dem neuen Hause als Vorbild zu 
dienen haben. Es muss eine Reichsanstalt 
sein, direkt dem Auswärtigen Amte unter- 
stehen, mit so grosser Bewegungsfreiheit wie 
ii'gend möglich. Eine Direktion in Berlin mit 
einem Sekretariat in Jerusalem wäre nicht 
erforderlich. Die Leitung durch einen Direktor 
am Orte selbst würde genügen. Neben ihm 
würden nur zwei Beamte ftir die rein äusseren 
Angelegenheiten nötig sein, ein Hausverwalter 
und ein Schreiber. Um die Anstalt möglichst 
schnell und allgemein nutzbringend zu machen, 

') Nach den Zeitungen ist die wiMenscbafkLiche 
Vertretung Deutschlandf in Ägypten durch die An- 
stellung einee Gelehrten als „Attache" am General- 
konsulat in Kairo in Ausricht genommen. Das kann 
doch nur ein Provisorium und Vorläufer der Iftnost 
erstrebten und erbetenen SchafPung einer vollen 
wissenschaftlichen Station sein. 

*) Dieser Artikel war bereits gesetzt, da meldete 
der amtliche Draht aus Jerusalem unter dem 1. No- 
vember, „dass die Gründung eines Bayerischen 
Archäologischen Institutes in Jerusalem geplant sei." 
Das war ein Versehen. Es sollte heissen „Kirch- 
lichen Arch&ologischen Institutes." Auch diese 
Fassung zeigt, dass die regere Teilnahme Deutsch- 
lands an der wissenschaftlichen Erschliessung Vorder- 
asiens allenthalben als eine nicht l&nger au&u- 
schiebende Pflicht erkannt wird. Man fühlt, es muss 
etwas geschehen. Das Vorgehen Bayerns (da die 
Mitteilung von einem hohen Bayerischen Kirchen- 
beamten ausging, ist doch wohl an eine Unter- 
nehmung dieses Landes zu denken) ist freudig zu 
beffrflssen. Es ist dringend zu wfbischen, dass das 
Reich mit einer rein wissenschaftlichen archftolo- 
gisdien Anstalt nachfolgt Ober das Einzelne sind 
mit möglichster Beschleunigung Gutachten von den 
mit den Verh&ltnissen Vertrauten einzuholen. Zeit 
ist nicht zu verlieren. Wir haben ihrer schon zu 
▼iel veraftumt. 



389 |No. 11.] 



ORIENTALI8TI8GHE LTTTERATUR-ZEITÜNG. [NoTember 1886.1 840 



Bind Freistellen zu schaffen, in der Weise, 
dass etwa sechs Personen regelmässig za 
gleicher Zeit in dem Hause nnentgeltliche 
Verpflegong finden, und zugleich Mittel fttr 
Studienreisen im Lande bereitgestellt werden. 
Es ist eine Bibliothek zu schaffen, welche in 
erster Linie Vollständigkeit in der Litteratur 
über das Land zu erstreben hat^). Die Auf- 
stellung eines Etats im Einzelnen ist hier 
nicht möglich. 40— &0 000 Mark an jährlicher 
Ausgabe würden allerdings erforderlich sein, 
um eine kräftig wirkende Anstalt zu erhalten. 

Würde die Anlage einer so beträchtlichen 
Sunmie nutzbringend sein? Wir antworten 
ohne Zögern: ja. Den nächsten Nutzen wird 
die Wissen9chsd[t haben, die ist aber vom Leben 
nicht zutrennen, und wer inihr mächtig fördernd 
Yorschreitet, gewinnt auch auf rein praktischen 
Gebieten einen Vorsprung. Es ist schon oben 
bemerkt worden, dass gerade auch die Ver- 
treter der exakten Wissenschaften und der 
Technik durch die neue Schöpftmg gefördert 
werden sollen. Dem kann hier nicht nach- 
gegangen werden; vielmehr seien nur einige 
Bemerkungen gemacht über den Vorteil, 
welchen die orientalistische Wissenschaft, spe- 
ziell die Arabistik aus einer solchen Gründung 
ziehen würde. 

Unsere Zeit ist die Zeit des Grossbetriebs, 
auch in der Wissenschaft. Für die Arabistik 
bedeutet das, dass alle Kräfte, die mit einigem 
Nutzen zur Lösung der zahlreichen Probleme 
hier herangezogen werden können, auch wirk- 
lich herangezogen werden Augenblicklich 
liegen die Verhältnisse so, dass z. B. die 
Fauna und Flora des Orients fast nur von 
Männern bearbeitet worden sind, die der 
Sprache und dem Leben des Orients ganz oder 
fast ganz fem stehen, andrerseits alles, was in 
arabischer Form über Tiere und Pflanzen 
▼orliegt, fast nur von Solchen, denen Botanik 
und Zoologie fremd sind. Man wird billiger- 
weise nicht verlangen können, dass jeder 
Arabist, auch der, dem durch Anlagen und 
Lebensweg die Beschäftigung mit den eben 
genannten Wissenschaften fem liegt, sich die 
Kenntnis gewisser botanischer und zoologi- 
scher Thatsachen anzwingt; das würde ebenso 
wenig fruchtbringend sein, wie wenn ein 
NaturwissenschafUer , dem jede Sprachbe- 
gabung fehlt, sich durchaus zum Philologen 
machen wiQ, um auch das Sprachliche selb- 
ständig bearbeiten zu können. Wohl aber kann 
gewünscht werden, dass, woneben dem Fachbe- 
trieb Lust und Begabung nach der andern Seite 

^) Auf die Bedeatnng einer dentBchen Bibliothek 
in Syrien wiee ich bereite hin in Mitth. und Nsohr. 
dee Deutschen Palftatina-yereint JS96 p. 72. 



hin vorhanden sind, diesen die Möglichkeit der 
Entfaltung gewährt wird. Wie der Botaniker 
und Zoologe so soll auch der Anthropologe 
und Ethnograph durch das Einleben in die 
Sprache des Landes und den Aufenthalt in 
ihm selbst eine Befruchtung seiner Fach- 
studien erfahren. Der Historiker wird sein 
Ohr bilden ftlr die fremden Worte und Namen, 
die ihm bei Behandlung orientalischer Stoffe 
vorkommen, und es wird hinfort unmöglich 
sem, dass wissenschaftliche Werke über die 
Ejreuzzüge gedruckt werden, in,, denen die 
arabischen Quellen lediglich nach Übersetzun- 
gen benutzt sind und alles, was äusserlich 
arabisches Gepräge hat, auf disis Jämmerlichste 
verunstaltet ist. Die Beispiele f&r Jurisprudenz 
und Medizin lassen sich nach Analogie leicht 
bilden. Es ist im^erkennbar, welch günstigen 
Einfluss die lebendige Berührung mit Sprache 
und Leben der Araber auf den Betrieb aller 
dieser Wissenschaften haben müsste. Die 
zahlreichen latenten Kräfte würden ausgelöst 
werden, es könnte zu einem Zusammenar- 
beiten vonPhilologenundMännem der anderen 
Wissenschaften kommen, das uns endUch das 
bescherte, wonach mit Recht so dringend ver- 
langt wird: eine Reihe von Handbüchern der 
islamisch-arabischen Eulturwelt. 

Soweit Dinge der arabischen Sprache und 
Litteratur darin zu verhandeln sind, würde 
auch fernerhin vieles in der heimischen 
Studierstube gebrütet werden können. Nicht 
weniges aber wird eine reichere und tiefere 
Behandlung erfahren, wenn an Ort und Stelle 
Studien in richtiger Weise getrieben werden. 
Man ist vielfach geneigt, die Sprach- und 
Litteraturkenntuis aUer heutigen Araber gering 
zu schätzen. Mit Unrecht Neben den Halb- 
wissem, den litterarischen Stutzern, die mit 
ein paar unverdauten Brocken der sogenannten 
klassischen Poesie paradieren,giebt es Männer, 
die durch den beständigen innigen Verkehr 
mit dem älteren Schrifttum sich eine völlige 
Vertrautheit mit den arabischen Hauptdisci- 
plinen erworben haben. Der Gutvorbereitete, 
freilich nur er, kann durch solche Männer 
reiche Belehrung und Anregung empfangen. 
Doch das werden seltne Fme bleiben, und 
viel mehr ist in anderer Richtung durch Her- 
anziehung der Einheimischen zu erwarten, 
wenn die Sache recht angefangen wird. Die 
Hauptforderung wird hier nicht in der Unter- 
stützung gelehrter Buchstudien bestehen, 
sondern in der Mitarbeit bei dem Sammeln 
von zerstreutem sprachlichen und litterarischen 
Material. Der Araber, besonders der Syrer, 
ist lernbegierig und gelehrig« auch stets be- 
reity Dienste zu leisten, wenn ihm auch nur 



841 [No. 11.J 



ORIENTAUSTISCHE LTTTERATUR-ZEITÜNG. [Noyember 1898.] 342 



eme geringe Entschädigung; sei es klingend, 
sei es durch Befriedwing seiner Eitelkeit 

E boten wird Die zahlreichen Personen von 
telligenz und gater Beobachtungsgabe, die 
in Syrien herumlaufen, können leicht zu einer 
höchst erfolgreichen Sammelthätigkeit heran- 
|ezogen werden. Gedruckte und ungedruckte 
Schriftstücke aller Art, die durch das Land 
yerstreut sind, und von denen nicht wenige 
als beredte Zeugen der Denk- und Hand- 
lungsweise des Gestern oder des Heute, 
das doch auch nur ein Punkt in der Entwick- 
lung ist, sich darstellen, sind unwiederbring- 
lich verloren, wenn nicht sorgsame Hände sie 
aufheben, hüten und einer Centralsammelstelle 
zufahren. Es ist gar kein Gedanke, dass die 
Kräfte selbst von ein paar Dutzend Europäern 
hier ausreichen, die Schätze zu heben. Was 
kann aber hier eine Schar von Einheimischen 
ausrichten, die unter guter Leitung systema- 
tisch sammeln, wohlvertraut mit dem Wesen 
des Volks, mit den Verhältnissen des Landes 
und mit der Art, wie in den Besitz solcher 
Dinge zu gelangen ist! Wenigstens ebenso 
wichtig ist ihre Mithilfe fiir die Sammlung 
der mündlichen Urkunden m weitesten Sinne. 
Erzählungen, Lieder, Volkssprüche, Kinder- 
verse, kurz alles, was sich in den Rahmen 
Volkslitteratur f&gt, ist von ihnen aufzuzeichnen 
und so viel als möglich mit Erklärung zu 
versehen. Ebenso sind systematische Samm- 
lungen von Tier- und Pflanzennamen von 
ihnen anzulegen, vor allem aber sind sie an- 
zuhalten, mundartliche Eigentümlichkeiten auf- 
zuzeichnen. 

Nach allen diesen Richtungen ist von einer 
anderen Nation des vordem Orients ganz 
Ausgezeichnetes geleistet worden. Es ist be- 
kannt, wie sehnen sich die Griechen, nach- 
dem einmal das Interesse für solche Arbeiten 
bei ihren besten Köpfen und durch sie dann 
in weiteren Kreisen geweckt war, in eine 
ausdauernde und höchst erspriessliche Thätig- 
keit gefunden haben. Die zahlreichen Bände 
des oyllogos von Constantinopel legen ein 
rühmliches Zeugnis dafür ab. Die Syrer 
nehmen es an Verständnis und Rührigkeit 
mit den Griechen auf. Es sihd zum wenigsten 
die gleichen raten Resultate von ihnen zu 
erwarten. Alles hängt davon ab, dass die 
richtige Fühlung gewonnen wird. Mit Takt, 
Verständnis und liebevollem Eingehen auf die 
Interessen der Leute, auch wenn das nicht 
direkt eine wissenschaftliche Ausbeute ver- 
spricht, mit Anerkennung des Geleisteten, 
auch wenn es am Anfang nicht immer ganz 
den Anforderungen entspricht, vor allem durch 
Vorangehen mit dem Beispiel selbstloser aus- 



dauernder Hingebung an die Sache wird sich 
sehr viel erreichenlassen-Durch das Zusammen- 
arbeiten der Einzelnen mit den Europäern wird 
das geistige Niveau der Gesamtheit sich heben. 
Dadurch werden wieder zahlreichere und 
bessere Kräfte zugeführt werden, die dann 
wieder eindringender von den fremden Kultur- 
bringem befruchtet werden. Es ist auch üi 
Aussicht zu nehmen, dass durch die Berührung 
mit den fremden Forschem die wohlhabenden 
Familien mehr ab bisher veranlasst werden, 
ihre Kinder in Europa, besonders in Deutsch- 
land, erziehen zu lassen. Auch dadurch können 
sehr wirksame Elemente für die Förderung 
der arabistischen Studien gewonnen werden. 

Deutschlands Einfluss im vordem Asien 
ist im Wachsen. Das Geschwätz von „zivili- 
satorischer Mission^ und was dergleichen 
tönende Phrasen mehr sind, mit denen das 
Gelüst nach fremdem Gut schlecht verhüllt 
wird, hat für den aufrichtig Denkenden keime 
Bedeutung. Etwas anderes ist, ob ein an 
wirtschafmchen imd geistigen Kräften reicHes 
Volk nicht streben darf, diese Kräfle unter 
einem fremden Volke zu seinem eigenen 
Nutzen und zum Nutzen jenes Volkes selbst 
wirken zu lassen. Wir meinen, es nicht ihun, 
wäre nicht nur eine Thorheit, sondern ein 
Unrecht 



Zur .Gesehlchte der Utesten Igypttsehen 

KOnige. 

Von W. Max Müller. 

1. Bei meinem letzten Aufenthalt in 
London Batte Prof. Fl. Petrie die Güte, mir 
die im University College aufgestellten Stücke 
aus den Funden von Hierakonpolis zu zeigen 
und zu erläutem. Für meinen Artikel in OLZ. 
217 konnte ich nach den Photographien Petrie's 
den klein und undeutlichgeschriebenen „Palast- 
namen^^) des BS nicht lesen; Petrie zeigte 

mir, dass er q y W^sJ^m sei. Nun wird 

^) So schlage ich vor, (anstatt „Äpa-Name") für 
den stets in den Umriss eines Palastes, über dem 
Horus steht, eingezeichneten Titel. Es mnss hier 
erwfthnt werden, dass man bisher nicht festgestellt 
hat, was die Bezeichnong des Umrisses arh bedeatet- 

Was die Spftt&g^ter sich dabei dachten, bleibt sehr 
dunkel ; wenn sie in Poesie Könige oder GOtter „den 
Homssperber oben auf dem Srh" nannten (Amons- 

hynmns von Hibe Z. 6 etc.), so beranschten sie sich 
offenbar blos am nnverst&ndlichen KHngUang. Die 
Aegyptologen haben daraus wh „Basis, Glestell, 

Standarte'' herausphantasiert. Nun ist aber 9rh 

nichts als ein Kausativ von rh „wissen", also „der 

Kenntlichmacher, Henrorheber" (auch von Spiegel- 
berg nach mündlicher Mittheilung richtig erzannt). 



343 [No. 11.] 



OaiGNTALISTISCHE UTTERATÜR-ZEITUNa. [NoYember 1898.] 844 



man sich sofort erinnern, dass der ^roi Ti^ 
Am^lineau's (de Morgan, Recherches II, 242) 
nach der richtigen Lesung (OLZ. 222) 

& 9 9 heisst, H"'8})im%oiy {?)^) Der letztere 

hat demnach den Namen des B-i nachge- 
ahmt und überboten; wahrscheinlich war er 
also sein Sohn oder Enkel. BS gehörte 
mindestens zu derselben Dynastie und wird 

höchstens ein halbes Jahrhundert vor Ha- 
seffemuy anzusetzen sein, eine Bestimmung, 
die auch f(ir den zu derselben Zeit gehörigen 
(etwas älteren?) JTaf ^r-mer (?) den unge-« 
fähren Platz sichert. Beide schliessen sich 
also an die Dynastie an, welche in This ihre 
Grabstätte häti» 

Man sieht, es war nicht zufällig, dass 
nur die Namen jener B Könige in dem alten 
Tempel von Hierakonpolis gefunden wurden. 
Da nun J^'-se^emuy in This begraben lag, 
werden eines Tages auch die GFräber seiner 
zwei Vorgänger von der barbarischen Zer- 
störung durch „wissenschaftliche Ausgra- 
bungen" erreicht werden. Ha*-se^emuy's 
Grabname (de Morgan II, 234) ist aber noch 
eine Nachahmung des entsprechenden Namens 
bei „Den". Wenn die Fundangaben bei de 
Morgan II, 235 nicht ganz werüos sind, so 
wäre Menes ein Nachkomme des „Den" ge- 
wesen, der diesem opferte, also nicht zu 
lange nach ihm lebte. Dagegen möchte 
man Menes, der sich noch, so wie „Den" 

£b liegt nahe, zu folgern, diese Bezeichnnng stamme 
ans uralter (7) Zeit, in der man den Personennamen 
des Königs noch nicht regelmässig in den Schildring 
(«die Cartouche**) einschLoss, so dass jener Barnen 
der einsige „Hervorheber'' war (?) In rapyrushand- 
sohriften musste ja die Palastskizze sehr bald auf 
einen einfachen Tiereddgen Rahmen reduziert werden. 
Wie lange man noch verstand, dass mit dem lUJimen 
ursprttnglich der Haupttitel des Königs gegeben 
werden sollte: „Inhaber des HoruspalMtes", dass 
lasse ich dahingestellt. - Ungleich nichtssagender 
ist es, wenn der spätere Schildring von den Hiero- 
fframmaten als in „der &eis'' bezeichnet wurde; 
dabei dachte man sich gewiss nichte. Ist es Zufall, 
dass auf der grossen Vase des B-i der Königsname 
in den Ring, den die GöttergOttin Ne^bet in den 
Klauen hält, eingeschrieben wurde? Man könnte 
darin den Ursprung der „Cartouche** suchen, welche 
nrsprdnglich ia. entsprechend der Kürze der Namen 
rund war und sp&ter allmählich zu einem Oval aus- 
gedehnt wurde, gemäss dem Anwachsen der Namen. 
*) Diese Dualibrm giebt freilich kaum Sinn. Dass 
sie graphisch die ziemlich gleichlautende Ac^ektiv- 
endung -loy oder -wi (voller fAr -y, -1, vgl. Geez 
-awi neben -t) andeuten könne, scheint mir erst fdr 
die „Urzeit'' nachzuweisen. Ein Schrifbgebrauch der 
5. Dynastie braucht hier nicht zu gelten. Ich be- 
diene mich obiger Notlesung also ohne an sie zu 
glauben ; ich würde H «Am shmw „erscheinend als der 

Stärkste der Starken* nten. — Der König scheint 
Palermo I, 6. Reihe vorzukommen. 



und drei andere Könige verbrennen Uess, 
vor dem nicht verbrannten ^a'-se^emuy ') an- 
setzen. Aber wir wissen zu wenig von der 
Geschichte der Leichenverbrennung, um da- 
raufhin ^a'-se^emuy von „Den^ weit abzu- 
rücken. Ich lasse das Problem liegen, bis 
wir einmal Fundberichte haben. Muneiho's 
Angabe, der (aus Oberägypten stammende?) 
Menes sei ein Thinit gewesen, liesse sich 
auch so erklären, dass er zu der Periode jener 
bei Abydos begrabenen oder durch Bauten 
verewigten ältesten Könige gehörte. Wo- 
rauf es mir nun ankommt, ist: B-s und die 
andern zwei sind „Thiniten" so gut wie „Den*' 
etc. und alle liegen zeitlich nahe beisammen, 
wohl keine IbO Jahre auseinander. Ob 
Menes vor oder hinter ihnen einzuschieben 
ist, will ich offen lassen. 

2. OLZ. 235 meint Spiegelberg, nuin 
müsse an der „Ueberlieferung'' festtialten, 
dass Menes zuerst Ober- und Unterägypten 
vereinigte. *) Aber welche Ueberlieferung isf 
denn gemeint? Es ist das doch nur eine 
von den Aegyptologen in allemeuster Zeit 
aufgestellte Hypothese, zurechtgezimmert, um 
zu erklären, warum vor Menes das Nichts 
anfängt. Wenn Menes der in Naggadah be- 
grabene König ist^, so dürfen wir nun jene 
Hypothese als bestimmt zerstört ansehen. Die 
späteren Besitzer ganz Aegyptens haben der 
Erinnerung an die Reichstrennung mit einer 
abgekürzten Verbindung der zwei Titulaturen 
genügt; bei dem ersten Eroberer müssten 
wir mehr oder weniger erwarten, nicht eben 
jene Abkürzung (de Morgan II, Fie. 649)*.) 

3. Die Könige von Hierakonpolis haben 
natürlich das Delta auch (trotz der dort zu 
bekämpfenden Revolutionen)^) schon längst 
besessen, denn die von ihnen getragene 
Doppelkrone hat schon die später konven- 
tionelle Form. Wenn neue Funde uns ein- 
mal wirklich in die Zeit der zwei Reiche 
hinunterbringen, so werden wir natürlich 

') Seine bei de Morgan II gegebenen Sieffelab- 
drtlcke zeigen ungleich modernere Schrift us die 
aua^ den anderen Or&bem. Sind sie aber gleich- 
zeitig oder gehören sie dem späteren Opferdienst an? 

*) Genau so drückt sich Maspero, Origines 280 
aus und wohl noch mancher andere. Bei Manetho 
steht kein Wort davon. Sehr richtig dagegen schon 
Wiedemann Proc. 8BA. XX, 119 

') Was doch am wahrscheinlichsten bleibt. Die 
Menestafel ist voll von ungewöhnlichem (Wiede- 
mann, PSBA.. XX, 114), aber das fällt meist dem 
ungeschickten Schnitzkünstier zur Last. 

*) Seltsam, dass bei Q^'-se^ernuy der Dualismus 
wieder st&rker hervorgehoben wird, wenn uns das 
dürftige Material nicht t&uscht. 

*) Aber ein Unglück ist es, dass OLZ. 236 das 
von Erman durch einen üebersetzungsfehler ge- 
schaffene angebliche Volk der „Sumpf- {nein 1 Land 1) 



846 [No. 11.] 



0BIENTALISTI8CHE LTTTERATÜB-ZEITÜNG. [Norember 1886.] 846 



sehen, dass der König von Unterägypten 
dieselbe Krone trug wie der von Ooer- 

igypten, n nur rot. Die jetsige Annahme, 

er habe die kuriose Kopfbedeckung V 

gehabt, ist unmöglich. Es ist das nämlicn 
nichts als eine künstliche Reduzierung der 
vollen roten Krone, um die zwei Kronen in 
der bildlichen Darstellung zusammenschieben 
zu können, und die unterägyptische dabei 
der weissen gegenüber zu einem Anhängsel 
zurückzusetzen. Wo wir also jene zu einer 
Rücklehne zusammengeschrumpfte Krone 

>/ finden,, haben wir das Resultat längerer 

stilistischer Bemühungen der Bildhauer um 
das Problem, wie die Doppelkrone bequem 
darzustellen. 

4. OLZ. 219 habe ich auf der grossen 
Vase des B-i eine sonderbare Erwähnung von 
Elephantine zu lesen geglaubt Dieselbe be- 
ruht auf Täuschung durch einen in der 
Photographie nicht richtig zu beurteilenden 
Kratzer. Das Original nennt den König 
„den Beschützer Q^nti, d. h. der davor sitzt) 

5« Den Namen des B-i schlaffe ich jetzt 
vor, so zu ergänzen 6|yj (y?;] — [wi^ 
„stark an Ehre^ (vgl. OLZ. 218). i) Für 
den „traurigen*) Wekfisch^ siehe 1. L Bei- 
läufig: der Könie der Amölineau' sehen 
Ghrabunffen k-* führt natürlich den Titel 
Jr5(y?)- , Kdy-e „Hocharm**. Den Palast- 
namen des vermutlichen Menes lese ich 
^^xwH „streitbar^, s. o. Sein Grabname zeigt 
3 mal den r^- Vogel, aber fliegend, so dass 
rlft(ff)w keine sichere Lesung ist. 



Zum hlstorisehen Ergebnis der 
SendseUrll-Texte. 

Von Carl Niebuhr. 
Im Brennpunkte der Mitteilungen, welche 
die in Sendschirli und Gerdschin gefundenen 
Monumente uns bieten, steht die Regierung 
des Königs Panammu II., S. des Bar-Qur. 
Seine Regesten zu bringen ist die Inschrift 
P. ausdrücklich bestimmt. Hier teilt Bar- 



leate" (lies Baaemt^lpell) wieder lum Leben erweckt 
wurde Solch ein Volk bat nie existiert, siebe Asien, 

8. ao, A. 4. 

*) Üo ist natOrlich anob der KOnig .B" bei 
Lepsins, Königsb. 905 (vgl. ÄZ. 35,6) zu erkl&ren, 
nämlich &ysy »stark, mSuchüg*', Es Iftge nahe, ihn 
mit B'i sn yerbinden und rar einen etwas alteren 
KOnig zn erklären. 

*) Sicher nicht mnh (Spiegelberg). Mr lasen 

Petrie nnd Oriffith, doch schien mir die Form daför 
imgewöhnlich. 



Rekab sunächst mit, dass er durch die Er- 
richtung des Steinbildes ein Gelöbnis erfiüle 
— anders ist Z. 1 kaum zu ergänzen — und 
zwar im EUnblick auf das Jahr, in welchem 
Bar-Qur einer Verschwörung erlag, Panammu 
aber dem gleichen Schicksal mit Hilfe der 
Götter von Jaudi entrann. Der Hergang 
war im unlädierten Texte näher erzählt, wäh- 
rend der Zusammenhang jetzt so gelockert 
isty dass Zweifel entstehen konnte, ob die 
Erzählung dort yon einem Mörder seines eigenen 
Vaters (Sachau), oder „seines^ d. h. Panammus 
Vaters (D. H. Müller) meldet Trotzdem fiült 
die Entscheidung nicht schwer, denn Bar- 
Bekabs Ausdrucksweise n^3 p nrw pN Jini 

70H Z. 7 ist in Verbindung mit Z. 2 : [?n^1nm 
TViM n^33 mn kaum einem Missyerstänonis 
ausgesetzt. Man darf also bis auf weiteres 
annehmen, dass nachher ,,8ein Vater^, in Z. 
3 ausdrücklich mit Bar-Cur identifiziert, eben 
der des Mörders ist Panammu 11 und der 
ungenannte Uebelthäter waren also Brüder; 
der Letztere aber hat, wie die von ihm be- 
richteten Handlungen erweisen, nun den Thron 
bestiegen. Wie sich Panammu zunächst ver- 
hielt, geht nicht deutlich aus der Inschrift 
hervor. Wenn er sogleich entfloh und in 
Assyrien Schutz fand, dann ist die Erzählung 
auf P nicht der Geschehnisfolge ent- 

S rechend angeordnet. Dort befestigt der 
!)rder zunächst seine Herrschaft durch Ge- 
waltmassregeln, „und der zerstörten Städte 
waren mehr denn der bewohnten^, worauf 
ein Orakelspruch, wie Müller richtig erkannt 
hat, eine feindliche Invasion Jaudis und ^al- 
babahs ankündigt „Und mein Vater^, sagt 
Bar-Rekab jetzt, „brachte dar (Tribut) dem 
Könige von Assur und er machte ihn zum 
Könige über das Haus seines Vaters.^ Gegen- 
über dem Abscheu, welchen das Gelöbnis 
nach Z. 1 involviert kommt hier zu Tage, 
dass Panammu H. wahrscheinlich so lauge 
die Partei des Mörders hielt, als dessen gute 
Zeit andauerte. Um Tribut für den ins Feld 
rückenden Assyrer zu finden, muss Panammu 
eben die nötigen Einkünfte oder doch ein 
Verfiigungsrecht besessen haben; ein im Pa- 
laste internierter Prinz hätte auch in Abwesen- 
heit des Königs kaum Aussicht gehabt, irgend- 
welche Wertstücke zusammenzubringen, von 
der unterbundenen Bewegungsfreiheit ganz 
abgesehen. Da ftdlt es auf, dass in Z. 5 
Samal weder mitgenannt ist, noch in den 
Lücken Platz hat; nur über Jaudi und ]^al- 
babah kommt der Krieg. War Panammu 
seines Bruders Statthalter in Samal, als er 
abfiel? Mit dieser Annahme gewönne man 
zugleich die Erklärung für zwei fernere Punkte, 



847 [No. 11.] 



ORIENTALISnSGHE LITTEBATUR.ZEn'UN6. [NoTember 1896.] 848 



nämlich einoD der Beweggründe ftlr TigL PiL 
m y Panammu auf der Tlion-Inschrift von 
Nimrud Z. 58 den Samaläer zu nennen, 
während P 12 und 22 ihn als Beherrscher 
von Jaudi zeigen >) , und zweitens die nach- 
malige Beschränkung Bar-Rekabs gerade auf 
diesod väterliche Gebiet. Wenn P die Er- 
eignisse nach Bar-Curs Ermordung mit einer 
gewissen Subjektivität schildert, so ist das 
um so weniger verwunderlich, als der P er- 
richtende Bar-Rekab selbst schon zur Zeit 
des assyrischen Einfalls ein junger Mann ge- 
wesen sein wird. Die letzten Jahre der Re- 
gierung von Panammus Vorgänger hätte er 
also bereits mit hinreichendem Bewusstsein 
der Lage verlebt. 

Schon 1893 begann H. Winckler seine 
,,Altor. Forschungen** mit einer Studie über 
Jaudi und dem angeblichen Azarja von Juda. 
Er wies nach, dass der Azrijahu, welcher 19 
Bezirke von Hamath u. s. w. in sein Inter- 
esse gezogen hat und im Jahre 738 mit 
Tiglath-Pileser zusanmieustösst, um seitdem 
aus der Geschichte zu verschwinden, ein 
Herrscher von Jaudi, nicht aber von Juda, 
gewesen sein muss. Wincklers Darlegungen 
dürften kaum zu erschüttern sein; nur in Be- 
zug auf seine Anschauungen über Azrijahus 
Verhältnis zur Sendschirli-Dynastie, d. n. zu 
ihren monumental bezeugten Vertretern, ist 
vielleicht ein weiterer Schritt geboten. Wie 
weit sich Azrnahus Machtbereich erstreckte, 
bleibt hierftir rüTebensache. Er war „der Jau- 
däer"" für die Ausländer; nach P 8, 12 und 
22 beherrscht aber Panammu II. thatsächlich 
Jaudi bis zu seinem Tode, der nach P 16 — 18 
spätestens i. J. 732 eintrat, als die Assyrer 
Damaskus belagerten oder schon genonmien 
hatten Nun wissen wir bereits, dass Tigl. 
Pil., eine Weile zuvor als Sieger in Jaudi 
auftretend, Panammu erst erhob, und zwar, 
wie auch Winckler gesehen hat, auf Kosten 
des gestürzten Azrijahu Es wäre abo, wenn 
auf P von Azrijahu die Rede ginge, kein 
freundlicher Ton zu erwarten. Vergleicht 
man jetzt, was über den kriegerischen Un- 
genannten P 2—6 mitgeteilt wird, mit dieser 
Situation, so läast sich die grosse Wahr- 
scheinlichkeit, dass der betreffende eben mit 
Azrijahu identisch war, nicht abweisen. Be- 
reits vor dem Bekanntwerden von P verstand 
man III R. 9, Nr. 3 dahin, dass Azrijahu 
besiegt worden sei (Tiele, B. A G. I, 230); 
hier erfahren wir nun sein Ende in bestimmter 
Ausdrucks weise : „er (Tig. PiL) zerstörte den 

*) Dass die sonst entscheidende Stelle Z. 1 hinter 
dem SkolDtorstflok, wo der Titel stand, vOllig nnles- 
bsr ist, bleibt freilich za bedaaem. 



Stein des Verderbens (Azrijahu) aus dem 
Hause seines Vaters^ (=Bar-Cur). Auch die 
„Gefangenen von Jaudi", mit deren Befreiung 
P so viel Wesens macht, erklären sich jetzt 
von selbst als Angehörige der assyrischen 
Partei, wozu die Analogieen im A. T. leicht 
zu finden sind; natürlich werden die Leute 
zunächst dadurch verdächtig geworden sein, 
dass sie die Art der Thronfolge Azrijahus 
missbilligten. 

Damit wäre die Regierungsdauer Panam- 
mus IL auf den Zeitraum von 738—732 be- 
stimmbar geworden. Die Hauptschwieri^eit 
konzentriert sich nunmehr auf P 5, wo Pa- 
nammu, Sohn des Earal, vorkommt. Die 
Untersuchung greift folglich auf den Inhalt 
von H über. 

H ist von Panammu L nicht als Zeuge seiner 
Thaten, sondern vielmehr als Urkimde er- 
richtet, welche seine Legitimität erhärten soll* 
Wie D. H. Müller richtig erinnerte, ist das 
Schlusswort von H 1 als ^obp zu verstehen; 
es fUngt einen neuen Satz an. Ganz passend 
dient ein Standbild des Gottes Hadad, nicht 
etwa des Karal, zur Aufnahme des wichtigen 
Dokuments, das besonderen Schutzes bedarf 
und auch mit einer ausgiebieen Fluchformel 
versehen ist Denn wir erfahren vor allen 
Dingen, dass Panammu I. eigentlich gar kein 
Sohn des Karal, sondern von diesem adoptiert 
war. Allerdiii^ hatte Panammu Ksnds 
Tochter zur Frau erhalten, doch scheint 
sein eigener Verwandtschaftsgrad mit dem 
Schwiegervater, wenn überhaupt vorhanden, 
nicht hinreichend gewesen zu sein, um ein 
persönliches Recht auf den Thron von Jaudi 
zu gewähren. Immerhin war Panammu aus 
einem „regierenden Hause''. Er sagt: „In 
meiner Jugend liehen mir Beistand Hadad 
und £1 und Reschef und Rekab-El und Sche- 
mesch; in meine Hand gab Hadad und £1 
und Rekab-El und Schemesch und Reschef 
IDH von 9<^b<^b<^'i' Und Reschef stand mir 
bei'' etc. Dann heisst es Z. 8 f. weiter: 
„Auch bestieg ich den Thron meines Vaters 
und es gab Hadad in meine Hand lon von 
JgLalbabah." ViTiederum folgt eine Erzählung 
der Gutthaten, welche die Gatter durch ihii 
für das Land bewirkten. Interessant ist Z. 
10> aus der hervorgeht, dass Panammu L 
damals noch nicht in der Lage war, seibat 
die Verwaltungsposten zu besetzen. Ver- 
mutlich sollen aber die Angaben, deren Zu- 
sammenhang leider nicht deutlich ist (d^^ 
gegen Ende wird schwerlich Eigenname sein)| 
kundgeben, dass die Beruftmgen zu ü^^2 mit 
P.*s Einwilligung erfolgten und dass die Er- 
nannten ihre Treue auch ihm gegenüber be- 



848 (Ko. 11.] 



OEIENTALIBTIBCHE UTTEBATUR-ZEITUNG. (KoTember 189a] 860 



währten (Z. 11). Beim Folgenden ruht der 
SohlüBsel sum Verständnis in aem WörtcliennD. 
Z. 12 endet der Satz, welcher Ton den Amt- 
leuten handelt, in dem Steinrisse , mit oder 
hinter ^bTbh]. Dann weiht Panammu et- 
was den Göttern: ^T p inp^ nD% wofar er 
selbst wieder um no zu bitten scheint Z. 12 
endlich Tflehi) Eand zu M^ um HD, „aber 
nicht verlieh Hadad HD dem [Karal]. Da nahm 
er mich zum Sohn an, [sprechend:] Durch 
ihn, durch meine Tochter — Z. 14 verleihe 
er (also Hadad) no . . . (weiter in direkter 
Rede:) und sofern Du (Panammu) Nach- 
kommenschaft erbauen wirst und er- 
richtest die Statue des Hadad, so wird er 
einsetzen den Panammu, Sohn des Karal, zum 
König von — Z. 15: Jaudi . . . f)ann wird 
P.> mein Sohn, das Scepter ergreifen und 
befestigen die Macht^ etc. Auf Z. 20 ist wohl 
schon von den ersehnten Nachkommen Pa- 
nammus ab existierenden Wesen die Rede. 
Nach Z. 22 könnte der künftige Nachfolger 
Panammus den gleichen Namen geflihrt haben, 
weil niemand solche Androhungen an die 
eigene Adresse zu richten pflegt, so dass die 
Passage ^J3i . . Z. 20 daraufhin zu ^J3 1DJD 
ergänzt werden möchte. 

MtLllers Deutung des no als „männliche 
Nachkommenschaft" ist also durch den Zu- 
sanmienhang erhärtet*, selbst die etwas dunkel 
erscheinende Z. 12 kann nicht dagegen an- 
kommen. Schliesslich ist dort von einem 
Opfer die Rede, wobei, dem Zweck ent- 
sprechend, sicher männliche Erstlinge darge- 
bracht wurden, ein aus dem A. T. zur Ge- 
nüge belcanntes Verfahren. — Wir sehen 
also aus H, dass Panammu I. ursprünglich 
der rechte Sohn und präsumtive Nachfolger 
eines nicht mit Namen erwähnten Fürsten 
von ^albabah gewesen ist, und (Z. 2 cfr. 8) 
noch zu Lebzeiten seines Vaters das Scepter 
empfing. Der eigentliche Souverän des Landes, 
von welchem j|[albabah nur ein Theil war, 
ist Karal, König von Jaudi. Möglich, dass 
Tu 10 eher den Sinn hat, Panammu als von den 
übrigen Unterf&rsten zum Schwiegersohn 
Karais präsentiert hinzustellen. Die Heirat 
wurde vollzogen, doch sollte P. nur dann 
persönlich succedieren, wenn er wirklich Vater 
eines Enkels von Karal würde. Die Um- 
ständlichkeit, mit der H davon erzählt, kommt 
im Verein mit dem schlechten Zustande des 
Textes der Vermutung entgegen, dass auch 
Panammu L nicht soglei<m den ersehnten 
Erben begrüsst hat Dann aber nahm er, 
als Karal gestorben war, auch den Thron von 
Jaudi ein. Die übel vermerkten Rasuren in Z. 
1 haben doch, soweit zu sehen, keine weiteren 



Aendemngen von erwartungsgemässem Um- 
fange im Text zur Folge gehabt, wodurch 
sich Müllers fVage, ob eine frevelhafte Hand 
im Spiel sei, sicher erledigt Die Inschrift 
wurde natürlich zuletzt eingemeisselt; man 
könnte annehmen, das Karids Tod gerade 
eintrat, als der Steinmetz mit den Buchstaben 
begonnen hatte. In der That umfasst die 
starke Rasur genau i>0 ^p ns idjd IJN ; von 
nN^ an bis n Ist sie unbedeutend, und Tinb 
war wohl das s. Z. letzte Wort 

(FortseiBang folgt). 



Bespreehungen. 

Bffypt Research Aooount for 1806. a. The 

BaÄaesseam by J. E. Qnibell (with tranalstions and 
oommentB by W. Spiegelberg). b. The tomb of 
Ptah-hetep, copied by B. F. E. Paget and A. A. Pirie 
(with commentB bj F. LI. Griffith). 4«, 36 S., 31 and 
11 Tf., London 1898. Qoaritch. Beepr. ▼. W. Max 
MflUer. 

Quibell durchsuchte um den grossen Stein- 
tempel des Ramesseums herum zahlreiche 
Ziegelbauten, die Dienstwohnungen und Ma- 
gazine. Hauptteile seiner Funde, die Papyri 
und beschriebenen Scherben, wird Spiegel- 
berg besonders veröffentlichen. Historisch 
Neues ergab sich nicht ^)« dagegen viele kleine 
Texte und reiches archäologisches Material 
Unter dem Tempelgrund liegende Gräber der 
12. Dyn. lieferten höchst merkwürdige Funde, 
das Tf. 3 an Amuletten etc.^), das Tf. 6 9 
an Wandmalereien'). Der (von Ramses HI 
etwas renovierte, vgL Tf. 14) Tempelteil war 
in Dyn. 22 schon verfallen genug, um als 
Begräbnisplatz fttr Priesterfamilien benützt 
zu werden; die Ghräber (über 200), obwohl 
bis auf 3 ausgeraubt» enthielten einiges an be- 
schriebenen Sarg&agmenten, Stelen^), Toten- 

') Die Fragmente von einer Abbildung der Hetiter- 
BcUacht Tf. 4 sind belanglos gegenüber dem erhaltenen 
Duplikat. Sonstige historische Namen wie die Prinzen 
Si-p-any) Tf. 27, 6, Eiimap^i) 30 A, die Köniprin Tvy 
(29) waren schon bekannt. Einige Qrundstemopfer- 
gaben Bamses 11 Tf. 16. 

*) Z B. die ZauDer(?)st&be schon mit dem Bild des 
Bes und die ,J[astagnette**(7), Nro. 17. Nro. 12 ist 
flbrigens keine ,,T&nzerin^S sondern wieder der 
schluigenwflrgende Bes, ins Weibliche übertragen, 
also höchst merkwürdig. Die Elfenbeinschnitzerei 
Tf. 1, 1 — 2 ist kunstgeschichtlich sehr wertvoll. Was 
wird aus dem Papyrus 8. 3 ? 

*) Tf. 9 bringt neues Material zu der jetzt als 
Menschenopfer erklärten Begr&bniszeremonie, an der 
mir sehr vieles dunkel ist. 

*) Neu ist z. B. die seltsame Schreibung 23, 6 für 
iNfiC 7) „ruhen" mit nn (M 22 doppelt) -m. — Beachte 
27, 6 schon wieder die Verehrung der AsiatengOttin 
^AtU. Dieselbe ist nun 4 mal be^gt, muss also auch 
in Asien eine weit grössere Bedeutnzig gehabt haben 
als bisher angenommen. 



[No. 11.) 



ORIBNTALIBTIBOHE LTrTEBATDB-ZBITDNa. pToremb« ISBS.] 808 



figoren etc. Ungemein mteresBaiit Bind ahm 
Beobschtungen wie z. B. S. 10 (die Mainien- 
figur d. h. woM ein Osiris von Brotteig), 11 
(£e auf Tftasohmig bei der Beatattuiw be- 
reobaeten Kanopen-^diimiiiieB''', die Daten 
,Jftbr 3 und SS" mtlBBen abergläubiscbe Be- 
deatODg gehabt haben, vgl. das ^-sd), 12 (die 
„Ushabti*'- Figuren in Arbeiter und AnfBeher 
geteilt), 13 (die EiBenmeBser), 4 (wieder ein 
„Salznmd"), 5 (ttber die bekannte, ungUub- 
Üche RttckaicbtsIoBigkeit der Pharaonen gegen- 
über den Banten ihrer Vorgänger]. S 8 hätte 
ich ttber die kuriuaen „Statuen in Lebena- 
grSBBe aas ungebranntem NiUchlamm" gerne 
mehr gehört Quibell zeigt sich jedenfalls 
als gewisBenhafter Beobachter; bei seiner 
Berichterstattung bemerke ich mit Freuden 
etwas reichlichere Farbenangaben ala bisher 
üblich waren. Die Tafeln verraten wieder, 
dasB in England das Interesse fttr PalAo- 
eraphi« wächst, zur Beschämung fUr Dentsch- 
uuoa und Frankreich, wo die InschriftonTer- 
hunzong durch die unbeholfenen IVpen immer 
mehr sich einwnrzelt Nur im Verkleinern 
wird in EngUnd oft gesttndigt. Wenn z. B. 
Tf. 16 die Inschriften überhaupt eine Repro- 
duktion verdienten, so sollte sie auch lesbar 
wiedergegeben werden. Spiegelberg's Über- 
setzungen sind sehr nützlich >). — Der Egypt 
Research Account publiziert nicht so schnell 
wie es die unttbertroffene Arbeitskraft Fetrie's 
fertig bringt, aber immerhin schnell genug in 
vorteilhafter Nachahmung der Petrie'acoen 
Schlichtheit 

Der zweite Teil enthält als Anhang eine 
NeoherauBgabe des berfihmten Ptelj^otep- 
Ghvbes (Ende Dyn. 5), durch zwei Damen, 
die aidi Bchon Öfter ids geschickte Zeictme- 
rinnen verdient gemacht nahen. DUmichens 
Ausgabe war fttr 1868 sehr gut, wird aber 
hier durch Durchzeichnungen bedeutend über- 
troffen. Diese zeigen mehr den charakteri- 
stischen Stil der Skalptnren, viele Details 
and kleine Beiacbriften erscheinen, ja GrifGth 
nennt Dümiohen's Bilder etellenweise nur 
^Auszüge'* (S. 27, 30 etc). Freilich sind die 
letzteren noch unentbehrlich wegen der da- 
maligen besaeren Erhaltung der seitdem viel 
b»»ftliädig*«" Bilder und mancher kleiner 
Versehen der Meoheransgabe. Schade, dass 
Oiif&Üi diese manchmal schweigend korrigiert 



*> An IlsiitUeitcn, die ieh etwa« anden aofge- 
IhMt hMK «rwIhBe ich ■. B. Tf. 10, Nio. 4: .der-den 
Eiat*a*g«B aehafft nnd beide Linder enlhrt durch 
asB* Werkthltigksit (pbir.)'' Tf. 18. 6 aeheint 
veslMiPMl ata Bade. 8. U n Tf. B ^^r^ut 
aaeh «VNt 4«r mne 8U«l wie mwi «gen Ennan 
av i. X. IML MO iiliw kann. (8ni 11, So aind 



(a. B. S. 27 da« g{r)tm „müde"). Wer Dtt- 
michen nicht beaitzt, wäre daftir dankbar, 
wenn die ältere Aasgabe möglichst entbehr- 
lich gemacht wflrde. Im Text hat Oriffith 
die bewundernswerte Kühnheit gehabt, slint- 
tiche, wegen ihrer lakoniBchen Form ausser- 
ordentlich schwere Inschriften zu überaetaen, 
eine sehr verdienstvolle und kaum zu über- 
treffende Leistung'). — Ich möchte noch eine 
Bitte nach England richten, wo neuerdings 
ein herrlicher Eifer erwacht scheint, das An- 
tiqnitätenjagen aufzugeben und entsagunn- 
voll die zu Tage liegenden Denkmäler der 
Nachwelt zu retton. Man sollte ja nicht ver- 
säumen, diese Kunstdenkmäler alle zu photo- 
graphieren und die (mit so geringen Kosten 
herstellbarea) Platten an einer grosseren 
Bibliothek zu deponieren, zu Studienzwecken 
und später einmal zur Herausgabe. Von dem 
Kunstwert des vorliegenden Grabes, das mit 
das Wichtigate ist, kium doch nur die Photo- 
graphie einen Begriff geben. 
PhiUdelphia. 



H. T. Bllpreoht, The Rabjlonian expedition 
of the nnirernl? of PennajlTaiua. Sariei A : oimai- 
fbnu texta, VoL IX, Fbiladelphia IKM, 90 8. nebat 
72 antoKTwhierten Tafeln und XX Heliognq)hie&. 
Beapr. r. Psvl Boat 

Während die beiden ersten Bände der 
Serie Urkunden aus der älteren Zeit brachten, 
führt uns der vorliegende Band in die Zeit 
der Achaemeniden hinab. Im Verlaufe der 
Ausgrabungen zu Nippur stiesBeo die Arbeiter 
im nordweaÜichen Teile der Ruinen auf ein 
eingestürztes Zimmer; nach Elntfemimg des 
Schutts kam eine Sammlung von 730, zum 
grossen Teil noch wohlerhaltenen Urkunden 
zum VorBchein. Die Documenta — im wesent- 
UchenSchuld-undÖarantiescheine,Steuer-Qoit- 
tungen, Pacht-, Liefemngs-Verträge u. ft. — 



Haapero) .einwiokeln, mit Baat flbemehsn*. 

29 abit ,(herab)fiattamUBaen''{dBa folgeoda n 
Bchon Tnlftär fOr nT). Tf. SS oben iat doch wohl nur 
ein Kinderapiel (.B&uber und Soldaten*] ranein^ 
S. 90 in Tf. 31 : der Name iit Ken (nicht Ho-Aop). 
Dar Mum darflber ist wohl „Anfteher dM Wnde- 
landei*' (= oattle-eatateT, gi entatellt vom Büdbaosr, 
Tgl. Alien, S. 1&). Darunter ein .DoTfac^nlae", deon 
tuet ist nur ein nmwellter Flecken, keine risentliebe 
f'eatong. 8. 31 „Flniach vom Torderteil' {ft). &83 
dpitf nb „optimoB quBqne". B. S4 »püär of Hai 
momer's ka" w&re wirUich „ein geneinmiivoller 
Prieitertitel". Die Spätasypter haben aa wohl ao 
geheimniavoU erU&rt, aollte aber noch niemand be- 
merkt haben, dasa kmmti ,J>anterfellMger" BSmeiat 
istl Die Notlaaong „ad-mer" 8. 27 eto. aollte ala 
Bolohe beieiohuet aein. Sie kOnnt« doh laicht ain- 
bflrgam. — Ala aaehlich aehr wichtig iat a B. der 
Naetawaia der wilden Binder B. 28 an «rwUuwB. 



368 |No. 11.] 



0BIENTALISTI8CHE LTTTEBATüB-ZEITÜNa. [Norember 1886.] 864 



Btammen sämnitlich aus der Zeit Artaxerxes I. 
(464—424)1) und Darius H. (423-406) i) und 
gehörten zum Archiv eines Bankhauses in 
NippuTy welches eine ähnliche Stelle wie das 
baloylonische Rotschildliaus Egibi gespielt zu 
haben scheint Die neue Publication bietet 
etwa den sechsten Teil des Fundes, Urkunden 
vom 1. bis 41. Jahre des Königs Artaxerxes I 
Die Documente aus der Regierung Darius 11. 
sind dem nächstfolgenden Bande vorbehalten; 
hoffentlich lässt der Herausgeber nicht allzu- 
lange damit auf sich warten. Die auto- 
graphierten Tafeln, deren Herstellung unter 
Aufsicht des Herausgebers Rev. Dr. A. T. Clay 
zu danken ist, dürfen als eine Musterleistung 
ersten Ranges bezeichnet werden. Von der 
Sorgfalt des Herausgebers und seines Mit- 
arbeiters kann sich jeder leicht selbst über- 
zeugen, der sich der Mühe unterzieht, die 
Copien mit den am Schlüsse beigeftigten 
Heliographien zu vergleichen Hilprecht ist, 
unterstützt durch die in Amerika zu erhalten- 
den reichen Mittel der erste, der in aus- 
gedehntestem Maasse bestrebt ist, eine dem 
Originale möglichst getreue Copie zu liefern; 
man wird zugeben müssen, dass ihm dieses 
durchaus gelungen ist, und insofern besitzen 
seine Copien den paläographischen Wert der 
Originale selbst. Mit Rücksicht darauf, dass 
nicht jeder in der Lage ist, sich bald nach 
Paris, bald nach Konstantinopel oder London 
zu begeben, um die Originale persönlich in 
Augenschein nehmen zu können, wäre es 
wirklich recht wünschenswert, dass auch die 
übrigen Assyriologen mit der bisherigen 
Methode des Autographierens nach der 
Schablone, bei der weder die graphischen 
Eigentümlichkeiten noch die äussere Be- 
schaffenheit der Tafel zur Geltung kommen, 
brächen und dem Beispiele Hilprechts folgten. 
Man würde dann bald soweit sein, die Zeit 
irgend einer Inschrift auf Ghrund der Schrift- 
charaktere etc. mit leidlicher Sicherheit zu 
bestimmen. Die Herstellung einer derartigen 
Copie mag ja etwas mehr Zeit und Geld 
kosten, die Wissenschaft aber und die Fach- 
genossen werden dem Betreffenden allezeit 
Dank wissen. 

Den autographierten Tafeln schickt der 

^) Aach die Chronologie hat ihr Teil aoB den 
Urkunden. Sie zeigen, dass Artaxorzes L bis ins 
41. Jahr d. h. noch nach April 424 regiert hat, nnd 
bestätigen somit den Canon des Ptolem&ns. Die An- 
gabe ThucTd. IV, 50 l&sst sich ganz gat damit yer- 
einiffen, ygl. ünger, Manetho 291. Wer ihm 40 J. 
soscnreibt, rechnet nicht ganz genau. Wie es kommt 
dass noch im Sab&t des 41. Jidires d. i. Februar 42.3 
nach Artaxerxes datiert wird, hoffe ich demn&chst, 
anderw&rts ausf&hrlich darzulegen. 



Herausgeber eine längere Einleitung allge- 
meineren Inhalts voraus, daran schliesst sich 
eine Interpretation von zwölf Urkunden und 
ein Verzeichnis sämtlicher in den Texten 
vorkommender Eigennamen. Was zunächst 
die Einleitung angeht, so hätte sich Hilprecht 
die Vorträge über Paläographie und Eigen- 
namen sparen können. Für wen sind sie 
eigentlich geschrieben? Wenn ich den 
Herausgeber auf S. 21 recht verstehe, so 
glaubt er teilweise damit den Studenten, 
bezw. jüngeren Herren, einen Dienst zu 
leisten Studenten werden sich aber schwer- 
lich an seiner Publication vergreifen; die 
Benutzung dieser Urkunden setzt schon einen 
hohen Gh*ad der Geübtheit im Lesen von 
Keilschrifttexten voraus, wie sie sich erst in 
einem vorgerückteren Studium einzustellen 
pflegt. Die Fachgenossen aber werden wohl 
auch ohne seine epochemachenden Entr 
deckungen (ich rechne dazu besonders die 
Bemerkungen über die Verwechselung von 
Zeichen, wie ma imd ojf, nta und &a, tu xmd 
ka, giS und pa etc (S. 16), über ungenaue 
bezw. nachlässige Schreibungen (S. 17 ff) 
oder die Bildung und Zusammensetzung von 
Eigennamen (S. 21 ff)) im Stande sein, die 
Texte glücklich zu entziffern. Die paar 
Notizen über Eigennamen, die wirklich in 
Betracht kommen können (z. B. S. 19) hätten 
ihren Platz ebensogut unter den Anmerkungen 
innerhalb des Eigennamen - Verzeichnisses 
finden können. Das Verzeichnis der Eigen- 
namen wird besonders Nichtassyriologen will 
kommen sein. Jeder, der einmal in der 
Lage war, ein derartiges Verzeichnis anzu- 
fertigen, weiss, wieviel Mühe und Zeit diese 
geisttötende Arbeit kostet, (Hilprecht giebt 
obendrein abweichend vom bisherigen Brauche 
nach dem Vorbilde von Evetts, Babylonische 
Texte VI B neben dem Vater auch noch den 
Sohn bezw. die Söhne jedes einzelnen an), 

der wissenschaftliche Wert einer solchen 
Leistung wird aber in den meisten Fällen 
überschätzt Hilprecht hat der ganzen Sache 
wenigstens dadurch einen wissenschaftlicheren 
Anstrich zu geben versucht, dass er sich 
bemüht, die fremdländischen Namen auszu- 
scheiden, und persisches, hebräisches und 
aramäisches Material zum Vergleich heran- 
zieht. Dieses Bestreben hat verschiedentlich 
zu weit geftihrt. Abdu ist ein sehr altes 
Lehnwort, das schon früh als solches nicht 
mehr gef^t wurde. Der Name Äbdia, der 
sich bereits im 3. Jahrtausend vor Chr. bei 
Babyloniem vorfindet, (vgl z. B. Meissner 
A. B. P. 8. 77.), hat daher durchaus als baby- 
lonisch zu gelten. Auch bei IhUbu braucht 



366 [No. 11.] 



OBIENTALISTISOHE LTTTEBATüB-ZEITüNa. |NoTember 1886.] 866 



68 sich nicht um jüdische Abkömmlinge zu 
handeln, da der Name den Babyloniem schon 
in früheren Zeiten geläufig war. Namen wie 
Addannu, Bal(Uä{ü(^, JBo^'-gU-A-NA-KI (vgl 
Basäa\ SU-A-NA-KI ^ ÖU.AN.NA.KI? ver- 
gleiche die Schreibung PAL-TI-LA-EI f&r 
PAL.TILA,KI bei Nabonid, Stele Col. I, 17), 
Hafn{n)bafi, SamSu-nuri (vgl. Meissner a. a. 0. 
S. 36) können ebensogut babylonisch sein. 
'uiQßäxf/g lautet babylonisch (assyrisch) ArbaJeu 
(vffl. Winckler Sargon 11 pL 44 c, 32), die 
Schreibung Ärabak wäre sonderbar, da die 
Verbindung rb fUr die Assyro - Babylonier 
nichts Ungewöhnliches bot Lies ilra^(I) 
entweder babylonisch oder hebräisch (mN, 
Esr., Neh.). Ich fOge einige weitere Be- 
merkungen hinzu. Atffurkihi (die Variante 
Urhihi deutet auf diese Lesung hin) und 
Ti^utavtais (deis) scheinen elamitischer, nicht 
persischer Abkunft zu sein, das 8<ihnu Sa 
iuicMne (cfr. unten) beweist nichts fiir letztere, 
zum iakim konnten recht gut auch Ein- 
heimische ausersehen werden. Zu der in- 
teressanten Form Bagduuitum-BagaduSta ver- 
gleiche aus Sargon Ann. 32 und Pr. 48: 
DurdtMa = Zureukkoy Dädu{hya) = Zäiu 
(Beh. IV, 86), Ba/rdiya = Bwreia). Neben 
MeyccTtapog = Bagapäna findet sich auch die 
andere Form Baya^av^, vgl. Q. Curtius Vit 
Alex. 6, 1, 22, 44. BagOu hüdet vnt Misdatiu 
XL Saiareiu^) (Winckler, Sargon II PI. 44. C, 21), 
F^tdiduTuu mit Ushuduiru eine (Gruppe. Fih* 
Baguiu in ffu^fUu ia (ämä) Baguiu (No.88,4) 
dürfen wir vielleicht in Anbetracht dessen, 
dass ba und ma oft schwer auseinanderzu- 
halten ist (amdl) MaguSu lesen. Die Schrei- 
bung Baga ami(r)ri ist Noeldeke's Erklärung 
= Baga-mran) wenig günstig. m%Ma in 
Durmuidu geht auf ein mussda zurück, zur 
Wiedergabe des altpers. zd durch ät bezw. 
id vgl. Rost, Untersuchungen z. altor. Q«sch. 
S. 112, Anm. 1 u. 111 Anm. 6. Die Lesung 
Eik-^fii&nUy welche Hilprecht statt der bis- 
herigen Ea-epÜüi vorschlägt, will mir nicht 
recht einleuchten. Man würde doch gerade 
in der späteren Zeit unter den vielen Fällen 
auch einmal eine Schreibung Ea-epei-cHUt 
Ea-e-pei'iaL'fiu od. ä. erwarten; auch möchte 
ich keine so scharfe Ghrenzen zwischen epiSu 
und banü ziehen, wie H. es thut Ebenso- 
wenig vermag ich H beizupflichten, wenn 

M Vgl ibid 8at(iirpa(r)fm. Satar ist elamitisohe 
Wisdergabe Ton altpers. Khsathra (vergl. Hfising 
bei Rott üntenaohnng zur altorient Gesch. 8. 114, 
Anm. 1) nnd in dieser Form mehrfiEUsh yon den Ba- 
byloniem flbemommen. Dasselbe Satar finden wir 
in dem bestbesengten Namen ^yrQ *^nK^ ^^"^ ^i ^ ®^« 
Gnmd za einer Aendenmg in MMr<ämMtmM (Andreas 
bei Marti, Ghram. d. BibL Aram.) liegt nicht vor. 



er in allen Fällen, in welchen eine Schrei- 
bung X.-ID-DAN-nu(i, a) vorliegt, iOannuit^ a) 
lesen will. Eine einmal vorkommende ara- 
mäische Schreibung ]nteQ2 giebt doch noch 
nicht das Recht zu generalisieren. Eine Form 
natänu hat, scheint's, zu allen Zeiten, neben 
nad&nu existiert (vgL Del. H. W. S. 488); in 
der Umgangssprache mag bald iddon, bald 
iUan gesprochen, bezw. hier der Form tddan^ 
dort ütan der Vorzug gegeben worden sein. 
Gewissheit darüber, wie wir uns in den ein- 
zelnen Fällen zu verhalten haben, werden 
wir aber nie erlangen, und um sicher zu 
gehen, thut man am besten, idd(tt)an zu 
transcribieren. Isipatara(ruYu halte ich für 
denselben Namen wie Uspataru' (= Vispataru* 
vergL z. B. UiUüpi = Viitäspa etc.), beide 
hängen mit pers. VtspcUaurwa (vergl. Justi, 
Jran. Nam. S. 371 b) zusammen. Mimamtm, 
Mifiiami entspricht hebr. \^ü^2ü (vgl. Neh. 12, 
17, 41), nicht pD^J3, wie H. meint; ebenso 
dürfte die Zusammenstellung Lamama^ La- 
manf mit pb schwerlich richtig sein. Der 
Name Papaku der altbabylonischen Contrakte 
(vgl. z. B. Meissner A. B. P. S. 89) wird wohl 
von dem PcgMxku der vorliegenden Texte zu 
trennen sein, an einen iranischen Namen 
lässt sich jedenfalls für die Zeit der ^Am- 
murabi-Dynastie nicht gut denken. Tiriiama 
(Vater des Balätu) soll persisch sein, eventuell 
= Ttrchyäma] die Analogie anderer Namen 
fiihrt eher auf einen hebräischen Namen, 
i ahört Nn^n 1 Chr. 4, 16 irgend wie hierher? 
Zu Zimmd vergleiche den Namen Zummd 
Peiser B. V. S. 334), eventuell auch Za-ma- 
a-ia (Meissner A. B. P. S. 66) Wozu die 



Lesung Ilu-mär-biti-iddin (S. o3, Anm.) an- 
statt (ü) TUR-BlT-iddin, da doch ein Gott 
TUR-BIT belegt ist? Das Vorkommen von 
Namen, wie Ku^-dana', Kus9hiaJ^abi^) setzt uns 
in Stand, auch einen Namen zu erklären, 
mit dem man bisher nichts Rechtes anzu- 
fangen wusste. Die Mutter des Darius II. 
(Ochos) war nach Kts Pers. 44 eine „Baby- 
lonierin'^ und hiess KosmarHdene; der Name 
entpuppt sich jetzt als Kus-marti-iddin(!). — 
Sehr auflfällig erscheint die Thatsache, dass 
mehrfach die Söhne von Trägem babylo- 
nischer Namen fremde Namen haben. H. 
mag mit seiner Vermutung, dass sich diese 
Fälle durch Heiraten erklären. Recht haben. 
Das veröffentlichte Material stellt ausser 
Zweifel, dass zur Zeit des Artaxerxes I. und 
Darius 11. eine mehr oder weniger starke 
{üdische Colonie in Nippur bestand. Ob wir 
aber daraus den Schluss ziehen dürfen, dass 

*) cf. lom Gott Kosa Peiser'B Bemerkongen in 
Z.A.T.W. 1897. 



857 (Ko. 11.) 



OBIKNTAUBTIBCHE UTTERATÜR-ZEITUNO. |Namb«r 1886.] 806 



Nebucadnezar das Ghros becw. einen grösseren 
Teil der jttdischen Gefangenen gerade in 
Nippnr angesiedelt hat (EL), lässt sich ohne 
weiteres nicht mit absoluter Gewissheit be- 
jahen. Zwischen den frasUchen Ilreignissen 
und Artaxerxes I^Darius U. Hegt eine be- 
trächtliche Zeitspanne. Es wäre auch die 
Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass eine 
Reibe Nippurensischer und auswärtiger jüdi- 
scher SUaven bezw. Gefangener nach ihrer 
Freilassung sich in Nippur niedergelassen 
und später mit ihren Nachkonmien an den 
Geschäftsoperationen ihrer früheren Bedrücker 
teilgenommen hätten. Wir würden klarer sehen 
können, wenn wir wüssten, wie es in anderen 
babylonischen Städten zu jener Zeit aussah. 
Der Kanalname Eab&ru beweist nicht viel; 
zwar stehen einer Identifizierung desselben 
mit dem ezechielischen IlO in lautlicher Be- 
ziehung keine Bedenken entgegen, der Name 
Kabäru ist aber derartig beschaffen, dass es 
ruhig mehrere Kanäle dieses Namens in Ba- 
bylonien gegeben haben kann. Zum Schluss 
noch ein paar Worte zu den Proben von 
Uebersetzuneen. Da eine vollständige Trans- 
scription und Uebersetzung für Series C ver- 
sprochen ist, so haben diese Proben weniger 
selbständigen Wert und könnte ihre Be- 
sprechung für jene Stelle vorbehalten bleiben. 
Aber da schliesslich ein Urteil nur nach der 
thatsächlichen Leistung zu ftllen ist» Wechsel 
auf spätere Leistungen im Wissenschafts- 
markte nicht gezogen werden, oder wenig- 
stens nicht gezogen werden sollten, so möge 
hier doch kurz angemerkt werden, dass Bn- 
preoht sich nur wie es scheint, ad hoc 
etwas in die Contractlitteratur eingearbeitet 
hat; dass diese Uebersetzungen, neben vielem 
Guten, dementsprechend mehrere Lücken und 
Mängel aufweisen, soll ihm nicht weiter ver- 
dacht werden, da er auf anderen Gebieten 
zu arbeiten pflegt. Daraus erklären sich 
dann auch manche Absonderlichkeiten der 
Interpretation, wie z. B. im Anfang von 3, 
wo er ina pufyn Ntppurijci) = ina IMn Nip- 

pur{hi) setzen will, dadurch Sa nicht als Re- 
lativum fasst und so die eigenartige Fassung 
der Urkunde verwischt. Es handelt sich um 
eine vor der Bürgerversammlung von Nippur 
eingebrachte Klage. Die mart btti sind, wie 
aus dem ganzen Contezt hervorgeht, nicht 
bonddaveSy sondern Hausangehörige des Be- 
klagten, vielleicht Blutsverwandte. La 2 be- 
fremdet lu-uii = ich will tragen (= garantieren); 
da das Zeichen ui schraffirt ist, dürfte viel- 
leicht lu ai-si zu lesen sein. Dasb der „ähn- 
liche Text** Cyrus 28 zu dieser Stelle nach 
Strassmayer dtirt wird, (ohne Bemerkung, 



dass dieser in Kohler-Peiser's Babyl. Rechts- 
leben n, 76 f übersetzt und behandelt ist) 
möge als Beleg f&r das oben geflUte Urteil 
dienen. Der Text ist nebenbei gesagt nur 
sehr entfernt ähnlich. Die Interpretation von 
1 ist geistreich und einleuchteno, nur scheint 
nach der Autographie wie nach der Photo- 
graphie in Zeile 6 eher ja als rw zu stehen, 
so dass man wohl statt des bedenklichen 
i(Orig. DAN)-tir(?)-ti in Zeile 7 eine Form 
von makatu erwarten wtlrde. In 10b 

hätte §AG-IN wohl mit (buri transscri- 
birt werden können, of Peiser's K. A., 
wo schon die Identification des Babylonischen 
mit dem Assyrischen Zeichen stillschweigend 
vorgelegt ist Ueber iuiamU, die Hilpreeht 
f&r eine Art Sdaven hält, siehe Bab. RechtsL 
IV 6 f. Für die Bedeutung von maraku war 
nicht auf S. XVU § 11 und bei Peiser, 
Bab. Vrtr., sondern ebenda S. 260 f zu ver- 
weisen. 

Würde der Herausgeber etwas weniger 
anspruchsvoll auftreten, sodass die thatsäch- 
liche Leistung seinen Aspirationen besser 
entspräche, so wtlrde der Dank, welcher dem 
Spender neuen Materiales gebührt, freudiger 
gezollt werden können- Ganz besonderer 
Dank soll der fleissigen und tüchtigen Lei- 
stung Mr. Clay's nicht vorenthalten werden. 

Königsberg i Pr. 



Joseph HoroTiiB. Dr. phfl. De Wäqidii libro ^m 
Kitäb al MaMad inBcribitur. Ck>mmentatiü critioa 

quam BcripsS . Berolini, Mayer et Müller 

1886. 8*. 48 S. BeBproohen yon C. F. Seybold. 

Im Anschluss an Wellhausens Yakidi, 
Muhammed in Medina, 1882, (in verkürzter 
deutscher Wiedergabe), und mit Benutzung 
von des letztem Abschrift der von ELremer 
nicht edierten arabischen Texte des Buches 
der Feldzüge von al W^idt führt sich der 
Verf. in vorliegender Commentatio critica als 
wohlgeschulten Arabisten ein. Die Abhand- 
lung gestaltet sich im wesentlichen zu einer 
Vergleichung al W&qidts und der Stra des 
Ibn laUfkOj respektive Ibn His&m, während 
die von Wellhausen in den Vorbemerkungen 
empfohlene Vergleichung der Magftzi und 
Stra mit Tabaris seither erschienenem Text 
nur kurz behandelt wird in Kap. I (p. 2- 6) 
de memoria libri expeditionum ; Kap. II 
(p. 7 — 23) fragt: quibus fontibus W&qidius 
usus sit et quomodo eos libro suo inseruerit; 
in (p. 23—30) handelt de ratione critica 
et de re chronologica; in Kap. IV (p. 30 — 
48) werden vorgeführt res a solo W&qidio 
allatae. Das Latein (obwohl wir Deutsch 



350 [Ko. 11.) 



OfilfiNTALISTISCHE LITTEBATÜB-ZEITÜNG. [NoTember 1898.] 880 



vorzögen) ist im Ganzen fliessend und fehler- 
los (doch vgl. p. 1 quas scripsit annalibas; 
p. 16 1. Z. concedissel) In Latinisieraneen 
me Wal^bius, ({alidius, Mubarradius (aber 
immer Muhanmiedus), Sa^dius 'Abb&slus, 
RoSaidius etc. ist das überflüssige i nur 
irreführend neben W&qidius, Azznhrius (warum 
dannnichtauchZuhrius?). Ausserdem sindMiss- 
Verständnisse und kleine Fehler noch ziemlich 
häufig. S. 9 steht Usaid, p. 14IbnUsaid statt Abu 



w . • 



Usaid. In Gazija, Wa^Sijus (übrigens ^A^j) 

Mftwija Ma^Sijus, ^afija ist tj oder ijj zu 
setzen, me in Hudaibijja S. 33, das übrigens 
nach Jacut ebensogut oder besser al Hudai- 
bija heisst P. 16. unten ,,Banü Muttalib'' 
im Text richtig B. 'Abd al Muttalib (WeU- 
hausen: Banü HftSim). S. 21* Ibn Abil 
Hadrad; p. 30 richtig Ibn Abt H. S. 26 wa 
14 ja'rifÜinahu;^ Adnot 2: „quae verba quid 
velint minime darum est^ : während es doch 
nach Wellhausens freierer Uebersetzung voll- 
kommen klar ist. Nach Ibn Ha^ar's Taqrib 
et tah^b ist Nusüba (so Wellh.), nach 
MuStabih Nasiba (so Eremer) richtig. S. 33 
nicht 'umrat al qa4ija, sondern qadija (sonst 
alqadä). S. 34 „vicus Hagun^: nach Jacut 

ist al Hagftn vielmehr Juie^ oder ^Üut 

S. 34 Anm. 2: (sie) sjyo s^l^ ^ 

&fuüf JLft dies hat H. trotz der Wiedergabe 

des Sinns bei Wellhausen, ,,da sie oft ausser 
Hause sein mussten^ gar nicht verstanden 

und im Arab. falsch gelesen, da doch v^fZ^ 
&^«JÜf — Vt^ ^^ lesen xmd deuten ist! S. 40 

steht ;5iy^ |J; ebenda ist statt Mf ilätürlich 

zu lesen Jüüöl vgl. die etwas andere Wen- 
dung des Ausspruchs Muhammeds bei el 

MunAwt Konftz el l^qäiq 111 ^ ss^ |J 

M^ ^ Ju^^ M^ Ju^ S. 43 lies Sa d b. 
Abt Waqqfts, nicht Sa'td; bar&a, nicht barr&a u. a. 
Tübingen. 

O. Dareaay, La Mastaba de liera (ans den 
M^oires de Tinstitat Eknrptien, 1896, Tom. Uly 
64 8., 1 Plan). Bespr. y. W. Max Müller. 

Das grösste bisher gefundene Familien- 
grab (32 Räume), wohl auch das inschriften- 
reiohste, Zeit des 1. Königs der 6. Dvn. 
Mit der S. 622 versprochenen Ausgabe aUer 
Bilder (nur Proben bei de Morgan, Recherches) 
steht es kaum gut, sonst würden hier nicht 



alle Bilder beschrieben und die Inschriften 
mitgeteilt Obwohl die Bilder vielfach älteren 
Schablonen, besonders dem Pta^otep Grab 
(die Kinderspiele, die Goldachmiede als 
Zwerge, S. 529, vgl OLZ. 248 etc.) folgen, 
wären sie die Hauptsache. Erst ein Fak- 
simile wird es auch möglich machen, die 
Texte sicherer zu lesen. Abgesehen von 
einer Anzahl Druckfehler lassen sich so alte 
Texte nicht mit Weidenbach's Typen wieder- 
geben. Beachtenswert: 2Yy, der Schläger der 
rjjiyw S. 534, die Magazinräume (ftlr Amu- 
lette?) 555, die Wiederholung des GUrtenliedes 
aus dem „Thy^'-Grab 552 (mit dem Witz „ein 
Westlicher, ein Hirt des Westens'* d. h. ein 
Ertinrnkener im Totenreich, hat schon der 
alte Abschreiber so wenig anfangen können, 
wie moderne Hierogrammaten) und manches 
einzelne Wort 

Philadelphia. 



Mitteilungen. 
Seographisohes. 

G. flüfling. 

Bei Matthäus von Edessa (Geschichte des 
ersten Ereuzzuges I 5) wird eine Stadt Thel- 
BaSar genannt. Mir steht zur Zeit nur die 
Übersetzung in Wollheims „Nationallitteratur^ 
zur Verfügung. Hier finde ich S. 494 die 
Bemerkung dazu: „oder: Thele Awediatz» 
eine feste Btadt am Euphrat, zwei Tagereisen 
nördlich von Aleppo*" Auch Kap. 49 wird 
der Ort wieder genannt. 

In eben diese Gegend ftihrt der assyrische 
Feldzug von 858, wo Til-Ba§ere, eine 
Festung des A^uni — augenscheinlich auf 
dem rechten Eufratufer — erwähnt wird 
(vgl KB I S. 160). 

In der Monolith-Inschrift Salmanasars II. 
(n 76) ist „2u^ zu y^ervh^ zu ziehen, der 
Name des Passes wohl als Bunais zu lesen* 
Zwischen ihm und dem Urmiasee liegt also 
das Gebiet des Ni^ara imd Nigdima, z. B. 
die Stadt Ida (Obel. Z. 51). Die ganze 
Landschaft gehört zu Ma-Zamua 

In dieselbe Gegend führt nun Asumä- 
firpal Ann. U 33ff. Hier wird Bunäsi — 
gentil. Bunisai — als Festung des Mu^aijina 
erwähnt. Also dürften auch die dort ge- 
nannten Landschaften ziemlich nördlich liegen. 
Zum Namen Nigdiara (oder Nigdera) stimmt 
auch Kirtiaira (oder Kirieara). 

[Dass übrigens die XJbersetzung der Stelle in 
KB I S. 76 nicht anzufechten ist, hätte schon 
der Vergleich mit „Eisirtu ma^&z dannutiSun u 
Sa Sabtni'' (EJ3 1 S. 80) deutlich genug zeigen 
können. Auch die Anmerkungen Peisers (I) 



IHo. IL] 



OBIENTAUSTIBCHE LTTTEBATOB-ZEmTNa. INorombsr ISW-l 362 



la beiden Stellen liessen an Deatliofakeit 
nichts za wünachen Übrig. Noch weitere 
ErUateron^en za ZA XII S. 123 düiftea woU 
nicht im IntereBse der WisBenBcluft liegen.] 

In den Annalen SuroMna (158) wird ein 
0«a der Hkdai Sa mifir (m) EUibi des 
Namens Ba'it-ili erwähnt Du siebt aas 
wie eine ÜbersetEong von iran. Bagiat&na. 
Da dies ja wirklioh an der Qrenze von EUip 
m rachen ist, ao liegt die G^leiobsetiang 
beider nahe genng. Aber jener iran. Name 
könnte sich auch in Btt-Bagaja (Saigon, 
Pronkineohr. Z. 109) verbergen. Die Um- 
eetsnng von stäna in bU (oder omgekehrt? 
oder beides, Übersetzungen?) kann ja nicht 
attffiülen. Übrigens wird an obiger Stelle 
der Annalen ein Diri-stana erwähnt 

Bei äarmkin (Ann. 68) dürfte statt Hor- 
^H-dor-boM (?) Qar-Bag-maS-tum zu leaen 
sein. Sollte Bar hier nBerg" bedeuten (vgl. 
aveet hara), ao könnte man an Herod. I 
131 denken: ot Se vofu^ovat J*k ftty mt tu 
vip^ioTcna Tuy ofteuy tmxßatyoyrss &vetae s^ 
6stv, Dann kSnnte das gleiche in ^ar-ziann 
stecken, wenn in der berühmten „Mederliste" 
BO an lesen ist. »ijcm bedeutet im Eismischen 
„Tempel". Auch der Name der Stadt ^ar- 
dis pi (Priama-Inschrift SanheribB I 70) 
dflrne hierher zu ziehen sein. Hier bietet 
eine Variante vor diS noch den senkrechten 
Keil; ist Tispi - Teäup? Die Gleichung 
dürfte wahrscheinlich sein, und der Lesung 
Ti'ü-pak (n Rawl. 57 c 36 ~ vgl. Brünnow, 
olaas. List 3113,3022) zur Stütze dienen. 
[Vgl Hommel: Assyr. Notes § 19 in PBAS, 
Jan 189 c] Dann aber liegt es nahe, in Kul-i- 
Fir'aun statt Ti-rw vielmehr Ti-Sup zu lesen. 



Me •IdarakiaelM ExpadKl«« dar Akadanla dar 
WhsaMOMftan !■ Wiea. 

Ueber di ese groeaartic sn^rU stete Exp edition, 
die unter der Leitung des Uami Dr. CT. Grafen 
Landberg steht, entnimmt der „Qloba8''(Heraa8' 
geber Dr. B. Andres, Verlag von F. Vieweg n. 
Sohn in Braonacbweig) einem Briefe dea Omen 
au TntiLDg vom 4. Oktober die folgenden Nach- 
richten: 

Dsdnrch, dus der Expedition ein eigenes 
Schiff Bor Verfügung stellt, das schon abgegangen 
tat nnd am 13. November in Aden eintrin, wird 
das Unternehmen nnabhangig gemuht. Etws 
gteiehseilig treffen die Teilnehmer daselbst ein, 
die fai versehiedenen Expeditionen dss Innere 
erforschen, wo schon iwei kleinere, anf Kosten 
des Grafen Lsndbsrg ansgerüstete Expeditionen 
in niKtif^eit sind. Die Wiener Aksdemie hat 
MDe sehr ntMse Summe für diese Forschnngareiae 
bewilligt, die gerade als Ssterreiohiscbe von Aus- 
sieht auf Erfolg aein dürfte. Denn alle poli- 
tischen Bewe^rflnde, jeder Verdoeht einer lÄnd- 



erwerbunc n. dgL fallen fort, weil Oesterreieh 
keine Kolonialmacht ist. Die englische RMJe- 
mng, die eifersüchtig die Küsten Südarsbiens 
bewacht nnd die wohl einer Expedition jeder 
anderen Macht dort Schwierigkeiten bereiten 
würde, hat der Expedition ihre Hilfe nnd kräf- 
tigste Untersttttaang zugesagt Der Oaterrücbisehe 
Kaiser hat die Expedition, welche er als „seine 
Jubillomsexpeditioa'' betrachtet, gleichfalls seines 
Interesses versichert 

Da gegenwärtig die Pocken stark in Arabien 
snfbeten, so siad sämtliche Teilnehmer der 
Reise noch vorher geimpft worden. Beteiligt 
sind folgende Herren: 1. Dr. C. Graf Land- 
berg, schwedischer Kammeriierr auf Schloss 
Tataing am Stamberger See. Er ist Leiter der 
Expedition nnd übernimmt die Erforschung der 
Beaninendialekte und der arabischen Zivilisation. 
Als vorzüglicher Kenner der Sprache in gelehrten 
Kreisen längst bekannt, hat er seit 28 Jahren 
sich nur mit Arabien beschäftigt nnd er hat stets 
Araber ans verschiedenen Stämmen hei sich. 
2. Prof. Dr. D. H. Hüll er ans Wien, IGt^ed 
der Akademie, übernimmt die sabäische Epi- 

gmphie nnd die Geschichte des semitischen 
rients. 3. Prof. Dr. Simony geht als Bota- 
niker und Ph7siker mit. Er übernimmt die 
Höhenmessnngen nnd photograplüschen Auf- 
nahmen. 4. Dr. Cossmat, Geolog. E>. Dr. Jahn 
hat speziell die Erforschung der Mahrasprache 
sich inr Aufgabe gemacht. 6. Dr. Gimlev, 
Ant und Botaniker. 7. Ur. Q. W. Bunj, 
Privatsekretär des Grafen I^ndberg, ist schon 
viel ftlr diesen in Südarabien gereist nnd hat 
eine Anzahl noch nicht veröffentlichter Karten 
von Südarabien anfgenommen. Er ist der Topo- 
graph der Expedition nnd Führer der Karawane. 
Za diesem Stabe der Gelehrten gesellen sich 
ein Photographengehilfe und zwei enropäische 
Diener, deren einer arabisch spricht, iwei KOche 
(ein Schwede nnd ein Kairenser), eine dauernde 
Sehutswache von seehs Beduinen ans ver- 
schiedenen Stämmen, von denen einer in Tntzing 
deutsch gelernt hat Die Karawaoe wird ans 
40 bis 60 Kameelen bestehen, von denen allein 
10 für die natorwissenschaftlichen Samminngen, 
FflanaenkiBten, Spiritnsfässer u. s. w. bestimmt 
sind Ein grosser Vorrat von Oieashttbler 
Sanerbmnnen ist mitgenommen, der das Getrink 
der Expedition ausmacht, dazu Konserven für 
sechs Monate. An Geschenken für die Stämme 
sind in reichlicher Henge mitgenommen: grosse 
Spiegel, SeidentUeher, Kaftane. Von Waffen ist 
nur das Notwendigste eingeschiflt, dwegen 
10,000 Patronen, die aum Begrüasnngsscbiessen 
benutzt werden, nnerlässlich in Arabien. In 
Kuro sind für die Expedition schöne, grosse 
Zelte gekauft worden. Vortrefllich ansgwtattet 
sind die photographischen Apparate mit Tansen- 
den von Platten und fllms. Die Expedition, ver- 
fügt über eigene Postboten, die W Kilometer 
in 34 Standen laufen. Durch seine lannihrigen 
Verbindangen in Südarabien hat Graf Landbe^ 
dort fiber^ im Innern Freunde, die ihn oft m 
Aden besucht haben. Er steht o, A. anoh ndt 



[No. 11.) 



OBIKKTALieTISOHS LTTTB&ATnB-ZBrrOHa. (NonmUr 1898.) 864 



dam Emir tob Mtrib in Varbmdung, Soku* 
und BsdidiiMihiaptliiif» nnd büb« Fr«and«. 
Die ExpeditioD dttifta daher, wenn di« Q«nuid- 
htät wuUlt nnd du Glflek Ihr günstig ist, gras 
bodentend« Eigsbnin« enislsn. Und gvide 
dM so oncenflgend bekaants Arabian, wo so 
▼i^« E^soHionan scheitertan, bedarf in hohem 



Mawsa der Anfkllrnng Mal geogrul 
natnrwisaenSBhafUichem, athnocruhiSQhi 
•praehUebem Gebiete. Man hon mindestens 



und 



> Abklatsche von Inschriften mitsubiingen. 

Was die Ziele der grossaitig angelegten 
Expedition betarift, so ist Sabota als erstes in 
Aussieht genommen, tod wo ein Mann beim 
Orafcn Lnidbe^ in Tntxing lebt. In SaboU 
hoft man das Jabillom des Kaisers ¥on Oester- 
rüeh nnd den 70. Gebortstag des KSnigs Oskar 
Ton Schweden sn feiern, der aneh sehr nel für 
die Expe^on gethaa hat. Die Hahragegend 
and Soqotn weraen im Febmar orforseht. -Ich 
hofib Urnen Fhotcwrsphieen nnd Beriehte schicken 
in kfinnan," si£liesBt der Brief des Grafen 
Landbarg. Frankf. Ztg. 



Wissenseh. Fragen vl Antworten. 
VI. 
unter den Anunutbriefen des AbimiUd 
Ton Tynu ftUt L. 81 (Wmckler 162) dnrch 
die eig«nt(liuliclie Vanrendimg dea Namena 
adlmt^ixti auf, welcher in keinem dflr ttbrig«n 
SohreibeD A.'« naehweiabar iat (woU auch 
W. 163 nicht, Tg». O. L. Z. Nr. 9, Sp. 278). 
Winoklera Frage (K. B V, S. XXVuQ, ob 
Salmajati der heroiairte ^ache Hel^art sein 
kSnne, durfte durch IUb>Addi*8 Ba'alat von 
Oebal (W. 65 pasaim) angeregt sein, mit 
veloher dieaer StadtfOrat «Uerdinga gern mm 
Voraohein kommt, aber ohne GlOck damit an 
haben. Wie nngesohickt gerade Rib-Addi 
aich benimmt, beweiat die liatige Art, in 
wdeher er anf seben fVennd in Aegroten, 
Amanappa, den unter Napftnna geflüüiichen 
Segen Amons herabiomfen pflegt wlhrend 
s. B. Jitim (W. 218), Pn-Add« imd Adda-dMan, 
die beaaer aof den T^nd m achten wiaaen, 
gaznioht mehr „Amanappa", sondern ,^Bli»r 
nnpa" schreiben. Sie eraetaen Aman durch 
Bt, wie es der neuen religiOaen Wendung 
am Hofe voa Chut-Aten enteprioht. — Der 
grSsate Höfling anter allen aaiätiaohen Vaaal- 
Mn AegTptens bleibt jedoch Abimilki; sein 
Brief W. 149 aioht schon einem Cento aoa 
Hymnen aof Aten ihnHoh. Nun ist lyn» 
noch W. 160, 10 die amat iwri, 162, 81 f. 
aber plötalich eine ma^iB äabnajati; Abimilki, 
vorher aaaaohlieaaUoli Diener nnd Sandalen- 
pntaer des KOniga, wird in 168 nun and Sal- 
majati. Sollte ea den Aegyptolo^ mfl^oh 
aain, den hiernach dar Identatit nut Aten rtr- 



diehtigen fialmaiati niher m erkliren? Der 
Wortlaut von W. 162 achlieaat an den sieben 
Stellen, wo Sabnajati erscheint, jedoch nicht 
auB, daas Nap^nria selbst mit S gemeint sein 
konnte, ansaerdem iat die Lesung Mümiu0aH 
mO^ch. Carl Niebuhr. 



Rtis gelehrten Gesellsehaften. 

Antbropologlaobe deaellaehatt, Berlin. 
Sitiiing Ttn 28. 10.: Ton den Herres Lehmann oad 
Belek ist sm 18. v. H. Drahtnachricht ausWui «in- 
gafaroffen. Danach sind die Forsch«' dort am 34. 
Septmtber ansekommen mid haben am 90. die Ans- 
giabmigen in Tmn Katöip der alton Stad^a, be- 
ffoanen — bis jmst mit geringer Aosbente. SiJe ar- 
beitanjahit an don grOMCn See. nnd iwar Dr. Lehmann 
im üforgellnde. Dr. Belck mit Hilfe eines Seegelbootea 
auf dem Wasser. Voss. Zt|r. 

(IGttierwefla ist die Naohriolit einer Inehten Ver- 
wnndnng Dr. Belck's durch Korden ra Teneichnan.) 

AowUmla dea inaoriptlona et bellea lattrea, 
Fsrii: J. de Horgsa hat Ansgrabongen in Sma t«^ 
anststtat, nnterirdisolie Qstoieu, dsrflber ein Oebftnde 
aas gebiaonten, eins ans nngebrannten Backstainan 
geftmden mit Namen Snsischer KOniga. Femm- 
(aossariialb des iwmten GaUhtdes) einen Ob^k mit 
1600 Sebriftscüan. eine Bronoatsfel nnd eine groasa, 
sobOna Stele mit DantoUnng eines Oebirgskanqifes. 



Zeitsehriftensehau. 

The Amerioan Antlanariaa and Orlontal 

Journal 1886. 

ZZ 4. W. H. Ward, the storr of Ihe Serpent 
and tiie Tree (ans .^eniitic Jonraal of ThvAogy^ 
mit Ebileitang nnd Bemerkungen des Heransgebera. 

Htm. eoa üng. 

X 6. H. Adjaiian, Etnde aar U langoe Läse 
(Fortsetsvng). 

BAvne de ItMeat lAtln. 

V 8, 4. Ch. DieU, les monnments de l'oriant 
Latin. N. Jcrga, Notes et ex^raits — ponr sarrir 
k l'histdre dea croiaadaB an XTa ntala (snita). — 



in seheinen Bxaerpte aas listen 

Thntmosis IQ and Bamsea' II sn snn). ~ F. W. 

von fiiasing, Zar PolTcbromi« der aUlgjptischen 

ilptnr (Ober bemalte Stataen im Hosenm m Oiiah). 



SknlptnrfL ,. 

T. Schail, ona psoe des sooroes de B4rose (le Boi 
Adaparoa). AnsfBhrhcba Bebandlnn^ das Themas, 
das WS Ocnoptes rendns in dar Zatachrgtanschan 
0. L. Z. 8p. n? anagMogan ist. — A. Wtedwiaan, 
ifotea «t Benarqaea mit 1 Taf. Siegel ans der Zeit 
der Doppelregiamng das Apiiei nnd Amasis. Znr 
Weihefotmel an den tn äker das Bc N. N. DsnteUmig 
der 7fOTgVTtg des Homs dnreh d«n toten Oslris sn 
Abrdos. natnatta in Hnmimfom süt kaaaettea- 
arng gaordaatan Binden. DarstaUnng dea die bOaen 
'nere jagenden Brat» anf einem von Pferden geso- 
gansn Wagen. Text, der den Kopf als Sita dea 
Labini nennl Granitftinn nm flaena OUafltbae in 
Vcgalgestalt m tetigaL Qrafiti mit BUdam dea 



OBIBNTAIJSnBCHB LITTKBATnTUZBITnNa. tNorambsr 1898.] 968 



b. Brat 



ndtaehr OrUwr 



Fand Ton 
. Dia te. Sftrge in „UHufoim" ahtnan 
BT im TjfVM dM EOnigtmbM n 
NagadA nMih. Zwai SehlftmiBiiaMl mit T«ztan u» 
0^ Ul daa TotenbaohM. — O. Ibu^aro, k ta«*«n 
la TocaJiMttion Kgnrtieon«- I- UL Snr la MnMnaittm 
M-f-t, ()(«•]+•• » COT la i^Kilation da la diphfangna 
M, «ü, 0», an 0, ti^ w (aahr wiohti|te ArbaitX — Q. 
Vonoart, Notaa priaaa dana 1« D^ta (Topographiaebea 
■o Uainam Bainan, Plan dar Beate Ton Sata). — 
A. H. Sqroe, <He*miigi from the land of Egjvt 
(Tariieaaarongan in Beo. 18 p. 66-7 nnd neae Xüne 
aoa den GrlMm der 6. Dfn. ra Sani Uohammad al 
KnfBr. Eoptiaoha Qraffiti ana ainam 0»ba bei Faraa 
in Nnbi«t, damnter dar Brief an Abmr). — Inlea 
Beulet, Lm ontiqiüt^ ^iTptiMinea da HniAe de Sana 
(dankenawote Publikation der Ig. Texte diaaaa Ua- 
■enma, waldbee freilich nicbti Daaondan Wiobtigaa 
entfallt). Hiaa J. A. QtmrlaT and Peroj £. Nawbenr, 
HMta-em-bat, mit 1 Ta£ ^^opfloae Statue deaHant- 
em^ilt, Stadtfttnten von TbeMu cor Zeit Tiharkaa 
mit 'Anapielongen aat aeine Tardianate nm den Hnt- 
Tempel n Karnak. fidate «inaa StadtfÜTaten von 
Thebmi mit nnBgfptiaohan QaaiebtHflgeD, Tennutiieh 
denaelben Uant-em-hit daiatdland). — U. Bonnamt, 
Notaa da vorage (pnbliaintt die Inaohriften dar tMddan 
Torletetan HU« daa Tampela ni Kalabacbab). - 
T. Sohetl, notaa d'dpign^hie et d'aroh<tolo{^ aaay- 
rienne: XXXmiqndqueapieiTeagraTäea 1. ainhatäti- 
8chea<T) Sichel im Beaita Halfl Bey'H. 2. em Um- 
liebea Siegel, daa in den Bninen von Topn-Kaleli tot 
8 Jahren mfondeD iit 8. ein enfiachet SieseL 
4. Totem de BirporUh, der Togal ateht aber nicht 
aof LOwen, aondern auf QawUen. 6. Der Stern in 
UmbiIdniig(T) n einem geflOgelten Weaen. 6. nnd 7. 
aaaaanidiaäie Siegel. S. Dnrobbohrter Agat mit 
der An&obrift: (amflta} Na-kä-'-a amilat ftalU la 
fiin iddin *); im Beaita Dr. BooTiar'a, Beimt 
TTTTT. 2 Taliamane mit Anrofimg daa HÜL 
KA E SI DI, daoi kakka [0«} äa-a»^|r-kn na-an- 
dn-m Zik-a dem Beaitaer niofat aohade. (Samaa-barqn 
ad ein Haiua daa Samai wie SamaHflto, nnd der 
Stern, der aooh tarti^n genannt werde, itne der 
Waffen Samai'). XL. Conlnti de manage aaqrrien. 
2 Texte (die aber mit Heirat niehta n Umn haben)*!, 
femer awei Qmttnagen. XLI. Charte dmtaiion de 
l'tpoqne dn roi Nabn-Imn-Ükiui. Nani nnd A-f 
r= SwhA, Schal 1) haben den Nabfl-mutakka in den 
Nebotampel m Bordpa eingefBlirt nnd ihm ein Ein- 
kommen angewieaen. H^vnnft niebt angegeben. 
8. Jahr dM Kaba-inm-Ükan, K0nig von Babrlou*]. — 
Philippe yirej, La tombe dei vignea i Thibea 
an tränbe de Sennofri, direotear dee 



die Pnbl 



gremeia, 

inpeaoz et dea jardina d' Ammou (beginnt 

ilikation dea aobOnen Qrabee dee 8en-nefar, 

1 Decke mit hflbaohen Weinianken bemalt ist; 



■) Nicht Sin-a^-irbar of. den Text 88, 6-89, 90 
bei Johna, AaiTrian deeda and doonmenta No. 646. 

*) Die Texte aind nach AbdrOoken kt^iert, dahar 
natfirhcb niebt sana nYerlBBaig. bx eraten aind die 
letaten beiden aritaltanan Zeflen (Bflokaeite fehlt wohl 
gana) nicht an fkaaen ib-bi «n-na-n-ti n ni-&i-di = il 



1 TerroUaUndiÄeu, cf. P&raUelitellen in K. B. IT 
noter den aaayiuchen Kontrakten. Im aweiteu wird 
Zeile 6, 6 wohl RammttD-n-baUif mAr ^bitai ana 
litar-taj^ba an leaen aein. Sollte der nene Bponrm 
Bil-aplD'iddin nicht eher BQ-na'id (Ideogr. I.) aemT 
■) of. anch den Text BM m 106 (bei Winekler, 
Forach. I iHS.) 



die Texte und Daiatelloagen entapreohan im allge- 
niainen den anch acmat in Thebrä onter der 16,— 19. 
Djn. abUehen ; die bfligefOgten mjrthologiaohen ErUl- 
rangen Ton Vinj werden aof Znatimmnng nicht 
reehiien kOnnen). — Anfrof (fDr daa WOrterbneh der 

Ö[. Bpraohe). — William Orot^ Amenophia IT on 
toepktaliT ^die von Loret im Qrabe Amenophia n 
mtdeekte Hnmie, die dieaar tdr die Läohe Ame- 
nophia IV hielt, eet wahraehetnlich die dea EOniga 
Uea-en-ptah, onter den man den Exudna der Jaden 
■n aetsen pflegt). 

W. Z. K. M. 1886. 

XUf. M. Steiaachneider, Heilmittelnamen der 
Araber (Fcola.). — H. Harfanann, Zar knrdiaehen Litte- 
ratar (mit einer Tafel): Teilt den Inhali einer knrdi- 
aohen Handaehrift mit, die bedenteode TeQe Ton 
Diobtangen der bei Jaba, BecocÄ de notieea et räoita 
konrdee .angegebenmi 8 Dichter entiiKlt (hanpta&oh- 
lieh den Diwan dea HaU). Die Abaohrift dea 
einen Oediobtaa, welehe Saohan von einem S/ivr 
machen Ueea, aei rein meehaniach, die UeberaetEnng, 
wahraehdnlich von demaelben Mann, gtauUch on- 
branchbar, int n raaaaat nnr wenige Stellen, wie s. B. 
die, wo aieb dei üeberaetMr eme Boahdt>) erlaubt 
in dam Tertavnen, daaa aein Anfbaggeber niohta 
davon meAt. iHoffentlioh selingt ea Hanmann bald, 
adnan aehOnan Fond allgemem cn^nglieh an maoben), 
— A. V. Eegl, Tiftl und aeine Sohne, eine Diehtei^ 
famille dea moderaen Peraiaia. — B. HaUer, Igjpto- 
logiaehe Stadien aof dem Qebiete der ChrcaMlogia 
n>aatimmt eine Beibe von Zaicbangn^pen in kalen- 
daciaehen and aatrcmomiBoheu Texton). — Anieigan: 
F. B. Weiaabacb, die Snmräiaehe Frage, baapr. t. 



r. Bang, — H. Pognon, Inaei^itioDa mandaltea dea 
itmea de Khooabir, b«^r. ▼. Th. HOldake. — 
, BrOunle, Die Conunentatoren dea Ihn laUk nnd 
SeTbold. — Kleine 



P- 

ihre SohoUen, beapr. 
Hitteanngen t. Fr. Kflllar. 



.jberaetem« (äclünaa). 

— C. Broekelmana, Bdtarlge snr OeaeBiahte der 
aiabiaohan ^trachwiaaenadiaft. I Al-Kiatffa Behrift 
aber die SpiaehfiBliIer dea Tolkee. — W. Smegelbo^, 
Za den aaanitiaehen Bigennameu in Inptucber üm- 
achrift ana der Zeit dee „neuen EcücSea'' (am IMO 
bia 1000). — H. Sbeok, daa Oebiet der henÜgen 
I^adachäften Armenien, Kardiftln and Weatoeraian 
nach den lialiiliiniiiili aaajiiiibeu BMIinaduiftea. — 
Th. NSldeke, Bemarknngen an AI KiaATa Bohrifl Ober 
die Sprachfehler dea Tc&ea. — Spraohaaal: A. Banm- 
ataik, Ariatotelee «(1 inwNbtt p. SSb 16 ff. ajriadi 
(AnafOIlnng der Lfleke m Q, Hoffmaao'a de berme- 
neatioia ^ad Syroa Ariatotalia' aoa Cod. Tat Brr. 
166). — W. Spiegelbeig, eine fiip (r^W-atele (Bm- 
achrift: Bte la.ra-ma-Da). — B. Frttnkel, ICaeellen., 
C. Brookelmann, Znr Anaaprache dea axabiachan 



The nnmlamatio Ohroniols 1888. 

m. a. F. Hill, Poaidinm in Syria, im Anacblaai 



') Statt: „in dem Otade, wie aie (die Knrdan) auf 
Tapferkeit eiferaOchtig aind, in demaelben Orade 
wmaen aie verftohtUch giddigen Hnldbeweia larOck' 
— Obereetat der Brave ,än demaelben Grade ekebi 
aie aioh vor Dentaohland." 



0BIBNTALISTI8C&E UTTEaATUR-ZUITUNa. [NoTambar 18B6.] 868 



an die tod AUaduB beMhiiabone Hflaie a£ 0. L.-Z. 
Ho. 8. — 0. Oodrington, <x»iii of the Bahmaoi-DyiiM^. 

Th« clKBrioal r«Ti«w 1S9B. 

Zn.. W. IL BaiiiH7, PhiTgo-GftiKtüui SUtm 
(Di« SdaTSn wien naob dan Nunen Phrjgta, aber 
keine OaUtar (Ceheo). — W.U. LmdMT, The Oar- 
a»jini*Ti pMaagei in tbe 'Poenkdiu' of Pläntoa (viebt 
einen nach der nenentdeckten Collation dea Tonore- 
nen „eodex Tnmabi" in einer Oryphiiu-Ed. dee 
Plimtoi Terbeaaarten Text der poniselien Terw, 
Anbnnnweiae »nf ein „Afrioaniechea" Wort mn 
«nfinerknm gemacht] 

TbsoL BtQdlsn and JCrltiken 1S99. 

1. J. W. Botiutein, Zor Kritik und Bweae de* 
Denterojea^jabnohee 1 Jea. 40, 3—11 (Die üraprflng* 
liehkeit 'dea gegenwärtigen inneren Anfbana dieaer 
Abachnitte gegen Dnhni TOrteidigt). ~ Beapr.: F. Ed. 
KSnig, htaträiieb-oompkratire ^rntu der bebriUaohen 
Spraäie. Beepr. v. 0. tenernagal. 

Lsopoldlca, Orsan dar Ak. d. Naturf, lu 
Bau« a. S. 1896. 

XXXIT No. 9. L. Frobenina, die Eotiriok- 
Inng der Gebebnbfbide Ooeonieni (Wichtige Ana- 
nhnmgen Aber Vergradigmig und Faaten, unter Ter- 
glmoh der Weatafrikaniachen InititDidouen mit denen 



Tha Qaartarly Bevlaw 1886 

JnlT. The apade in Prehiitorie (Jreece (Znaanunen- 
ftaeende Bea^eohnng von The H^eenaean Age bj 
Cbr. Taovntaa and J. I. Hannatt n. a. m.) 



B«va« Orltique 1896. 

40. W. E. Addia. the docomenta of the Hexateoch, 
(nnd) NoTom Teatamentoni vraece (Neetle), (und) 
W. Singer, daa Bnoh der JnbU&en, beapr. t. J. 8. 

Palaatln« BzploratloiL Tand IWB. 

October. C S^ok, Birket ee Sultan, Jemaalom 
(mit Plan). — idem the Dragoo Well. — idem, 
Hebion and ite Nragbbonrhood (mit Plan) — idem, 
Wadj 'Amib, tiie Araboth of 3oriptnre. — idem, 
aome rraurka on Uie lU>emade oontaoTera;. — 
Olennont-Oanneaa, noteaon the .Qnarterlj Statement' 
]nlTie98. 



Zeitaohr. f. «lauaaoh. Ttaaolosl« 1888. 

4. A. Hügenfeld, Johannea nnd Jeana naoh J. Well- 
hantwii Dwitellung. — idem, die Hinunelfiibrt dea 
Hoaea nnd der ^va-Prophet 

The angllah talstorloal Baview 1898. 

Xin. M. Levia L Kropf, Tha mohammedan 
oalandar teegen BOhriohfa ehronolo^aohe AnaUae, 
die nach wfiaüaifeld'a „idealem* Oalender gemacht 
aeien, wlhiend Tiel&ch die .realen' Angaben nJebt 
atimmen). Hienn Stanler Laaft-Po<äe, der ana- 
oinaaderaelBt, daat neben den Angaben von Uonata- 
tageo beaondera die tob Woehrätagen >a berOok- 
^ätigen Bind, da dadnreh die kleinen Fehler der 
Biabiacben Angaben eonigiert werden kOnnen. 



1 aaaTriachea WSrterbflohem, beap. 



AroUv ftlr AuUxropotogle 1898. 

XZT. 4. J. KoUmann nnd W. Bflohly, die Per- 
aiatens der Baaaan nnd die Ree(niBto<ictKBi der 
PliTaiofniomie pAhiatoriBaber BehldeL (Beeonatandioo 
dea Säldela von AnTomier, Fran der jttngereo 
Steinieil) Forteetnmg dieaer Teranohe dflrfte fBr 
die dnnUe Baroenfrage Vordenaiena Ton Wichtig- 
keit werden. ~ Oeür Hontelios. Chronolone der 
Uteaten Bronoezeit in Nord-DentMhland nnd Skan- 
dinarien. (Anoh hier, wie im Orient eine Knpfanmt 
Tor dar eraten Bronceaeit). — " ■ - 

T. Loacban, Anagnbnngan in 



Baapreohnngen: F. 
BendachirU, beapr. 



Bava« aemiUan«. 1898. VI. 
S. Hale^T, Beoherohee bibli^nea; L'antenr aaoeiv 
dotal et lee Propbfrtea : Jea^a. — id., Notea ponr finter- 

etion dea PHanmea snite (Paalm 106— 119). 
ier, Notea d'Aaajriologie. 1: Siegelsjlinder 
eine* KOniga Ton Dr, rerOffenU. bei Henant, pierrea 

Sv«ee da In Hante Aaie. I pl. 3 No. 1. 2 : Hitteilnng 
Conatanlinopeler Teztei, welcher von einer Hond- 
finatemia anter Samaft-huu-akln handelt 8: üeböra. 
Ton K. 628 (Harpar, Lottere No. 24). — E. Bloohet. 
Notea aar qnatre inaor. Arabee d'Aaie nxinenre : et aar 

Joa^ inacr. da anltan mamlonk KaitbaT, (fln). — 
, Permohon, Ld^andea rel. A Dawit U ([üboA 
Denffbel, roi d'Ethiopie, texte amhuiqne et trad ~ 
Bibbogr.: Weiaabaob, Die aumeriaohe Spracha 
Carra de Tanz, L'abr^ dee merrwllea Ledrain, 
Diotionnaire de la langn« da l'ano. Oialdfe. Pnbl. of 



Koning, Trait^ aar le calcal daua lea reina et daui 
la veaaie per Aba Bekr .... ibn Zakariya al-EaaL 
kocria Jaatrow, Ibn CbAjjüg. Orennfell and Hunt, lejw 
'Ii)nu. Smend, d. hebr. Fragm. der Weiaheit dea 
Jeans Sirach Leri. L'eeolMaatiqne on la aagawn d« 
Jjena fila da Sirach. Ptwnon, Inaor. mandUtaa. 
Pereira, Doa Feitoa de D. ChriatoTam da Gama. 



dotal et lea pn^hÜee (anite: Jträmie.). id., oonatd^- 
rationa oritiqaea anr qnelqnee pointa de l'hiatoire 
anoienne de l'Jnde (Ankntipfend an B'e frflhare Un- 
tenndiaageD Aber den üraprong dea indiacben Alpba- 
bett, welonea erat knis vor Alexander eingofOhrt aain 
dnreh Indb^ 
reberiieüamag 



a^mng d ._ 

nimmt, daaa dieee religiOeen Hymnen, ron Prieatem, 

die daa aie omneb« 

nicht den wirklichen 



ibende Leben nicht aaerkainnten. 



widenpiageln'). — A. 
"* ■* tjMiselBong 



. __ . . Notea d'ABBjriologie 

ni: 1, ÜMiselBong von Rm 2, 166. S: Beiapiel ffir 
killatu itatt babUtn: gi-il-la-tn in Rm 601. 3: die 
ÖOtter Almn nnd Alamn kommen TOr E 6882. 
4: TTeben. von 81, 2—4, 219. hiatoriach-nirthalogi- 
eeher Text Aber Naram-6in , nennt die StAdte ^ 
railpftn, Pohld, PnranH, die L&nder Qntinm, Elam, 
Dflmon, Hakan. Hela))))a 5: akln (Beamter) «n Tgl. 
mit arab. (Mfj. 6: ein aatjt.') farft^n .aebndden, 
einhauen' erU&rt Nabattiaohea t<IT*1S -aalle taillfe 
dana le roo". 7; akkaÜ=:ana kaÜ (ist bekannt). 8: 
nkttn = arab. UJU BlntageJ. 9: Brdunov 648 1. nankkn 
(K A = ank). 10: araban« K 4001 ein Vogel (Baben- 
ut). 11: bnfnnnn Qmbe, Bergwerk ana Saigon An- 



') Wir mOchtan inm Vergleich anf den Prieater- 
oodäi des Pentatencbea Terweiaen. 
*) Wird aber nieht nachgewieeen. 



869 (No. IM 



OBISNTALISTISCHE LITTERATUR.ZEIT(JNQ. (NoTember 189a.] 870 



nalen 206 ist bei Dditaeii HW. naehmtngen. 13: 
Inbarta = imiika = tjr. ^a&oa 14 : kmiibu = arab. 

\m>SS lügen? 16 : Bfnwkmig rar SeloQcideiieliroiiik, 
der Text dtraaeinaien ist tm be— ei iiiigiflhig. — Per> 
roehoii, Notes pour Fhistoire d*&thioine: Extrsit de 
la Tie d'Abba Jean eic (snite). — Hal^, ^?^ som^ 
riennes - id. Bibliomnhie : A. Bragia, Die freireligiösen 
StrOmongen im Jodentom. Morris Jastrow, Tbe 
original Charakter of tiie hebrew Sabba^ id. the 
Inscr. of Rammanniiari J. — id. kons Beq^urechongen 
Ton den lotsten Veröffentlidiungan von Thnrean- 
Dsogin, Johnston, Strcmg, Kohler-Peiser, DeUtnch^ 
Chejne, Hommel, M onseor, HommeL 

Bessarione. Born 1896. 

0. Mameehi La biografia di nn personagsio po- 
liüco dell' antico Egitto (neue Pnbnkation der be- 
kannten, die Z^t des Amasi« bis Darios besprechen- 
den Inschrift der Statoe des üt'a-Hor-saten-net im 
VatikanmitUebersetcong und sachli^em Kommentary. 



GHomale della 8ooiet4 Aslatioa ItaUana 

^ 1898. 

8. 73. Pellegrini, I canrai del Mnseo archeologica 
di Firenze (Pablikstion der 2& Oanopen-Inschriften des 
Moseoms mit üebersetsong und konen Bemerkungen. 

Von dem S. 80ff. besprochenen Oberant Änta ist ein 
Belief im Knnstmasemn sn Bonn und eine Statne za 
Leiden D. 32 (Mon. 11 pL 6), die Pellegrini's Lesong 
des Namens bestätigen. 

Mamorie deUa Aooademia del Linoei Ser. 
Vs. VoL V. 1. 1898. 

S. 168. A. Pellegrini, Sopra un frammento di sta- 
toetta Egisia oon iscrisioni gero^difiohe. 4. 25 S. 3 Taf. 
(Publikation der Inschriften und DarsteUnngen junes 
,Horos auf den Krokodülen* im Mnseom sn Florens 
(mit Üebersetsong nnd konem Kommentar). 



J. R. ^L. D« loSm. 

Oetober: C. J. Bodgers, tiril^ or Eastem Chro- 

nograms (wichtig für das Stadium der neopersischen 
G^eeehichte). — Henry iL Howorth, the northem Fron- 
tagen of China. X. The üighors of Kao-Chang and 
Bishbaligh. — 8. Margolionth, the STro-Armenian 
Dialect: Ein Mannscript im Besits Prol Bendell 
Harris's, das eine üebersetsong des Syrisch-Arabi- 
schen (Hossars yon Bar-Bahinl sein will, sei in der 
That eine Kompilation ans Bar-AH, Bar-Bahlnl nnd 
anderen, indem das Aralnsche durch Armenisch ersetst 
ist. G^eschrieben 1657—1660, aber wahrscheinlich 
nach ftlterem Vorbild, wie die Varianten seigen. 
Sprache ein Dialect, ähnlich dem Polnischen Ar- 
menisch. Tex^roben und photographierte Seite. — 
Oorre^Kmdence: R. Sewell besiTeitet die yon yer- 
sdiiedeneu yermutete Verwandtschaft der Somkli- 
l^rache mit Drayidischen. ~ T. G. Pinehes transso. 
u. übersetst eine altbabyL Ck>ntract-Tafel aus der 
Zeit8amsuiluna'8(SirHenrjrPeek'8(}atalogneNr.l4). Zu 
beachten Zeile 11, wo a-zn ga-am-ru an der Stelle 
steht, wo sonst amasu gamru erwartet wird. Es 
handelt sich um Festsetsung des Anteils (z&zu). — 
Besprechungen : W. D. Smimow, Manuscrits Turos de 
rinstitnt des Langues Orientales, bespr. y. ?. — H. 
Fert^ Vie de Sultan Husaiu Baioaiä, (Herrscher 
yon Berat 1470—1606) bespr. y. H. Beyeridge. — 
C. fl. W. Johns, Asmian deeds and docoments L 
(und) Zimmern, aber Rhythmus im Babyionischen (aus 
Z. JL) (und) idem, Tukulti-bfl-nüi und die kutftische 
SchOpfnngslegende (aus Z. A.) (und) A. Boissier's 



Mitteilungen in der Beyue sdmil, bespr. t. T. 6. 
Pinehes — H. Beyeridge, the Akbam4ma of Abu-l- 
Fafl, translated from the Persian, bespr. y. Wm. 
Iryme. — H. Popnon, Inseriptions mandaltes des 
coupes de Khouabir, bespr. y. H. Hirsohfsld. 



ZaltBohrift dea deutaohan Palaaatlpa» 
Varaina. 

XX 2. 3. G. Schumacher (in ^aifa), das südliche 
Basan. Zum ersten Male angenommen und be- 
schrieben. Besprechungen : Sepp, neue hochwichtige 
Entdeckungen auf der sweiten Palftstinalahrt Bespr. 
y. Martin Hartmann. 



Journal aalatlQna 1898. 

XI 3. M. Parisot, le dialecte de Ma'lnla. — M. 
Clermont-Ganneau, observations sur les nouyeUes 
inscriptiooB Nabat^ennes de Petra. — Besprechungen: 
H. (jKsmondi, sancti Gregorii Theologi über carminum 
iambioorum. Versio syria antiquissima H, bespr. 
y. J. B. Chabot. — F. Gr^nard, note sur les musol* 
maus Salar du Kan-Sou. (Tflrkisohe Moslems im 
tibetischen Teil yon Kui-Sou. WOrteraammlung und 
kurae Besprechung). P. Hom, Asadfs nenper«. 
W<hrterbuch Lughat-i-Fars, bespr. y. CL Huarl — 
Ed. KOnig, hist-oomp. Syntax der hebr. Sprache« 
bespr. y. K. D. — W. Wright and Norman Mao Leaa» 
the ecdesiastical history of Eusebius in Syriac, bespr. 
T. B D. 

Xn, 1 (JuiUet-AoAt) A Loii^y, le monske Bahab 
et rhistorie biblique de la Cräition (AnsfOhrnngea 
sn Ghmkel's SchOnfuiur und Chaos in Uraeit und 
Endseit). ~ J. B. (äabot, notes d'^pigraj^a et 
d'Arch^lo^e orimtale (soite) UI nouyäles maorü>> 
tions inMites de Palmyre (nach GopieeB Mr. K 
Bertone's) mit TafsL Zu beachten die (Senealogia aof 
Seite 84; yer^ auch die auf Seite 90. IV. obsemÜons 
sor quelques uscrqitions pahnyrteieanes d^& publikes 
Ooaeh den phototy]^soheQ BepiodnctioneQ yon 6 patan. 
Bfisten in Baalbek in dem Buche Abamelek Lasarew's 
Gterasa giebt 0. EmendationeQ sn Pognon nnd 
Enting; ferner weitere Bemerkungen sn ineren und 
neueren Pnbücationen, besonders der lotsten Müllen, 
wo C. f^floUich, abgesehen yon yielen anderen Ver- 
besserungen, die um^anbliohen ^NtomoreB Mülkr's 
fUlt; beachte auch die Bemerkungen GteRnoat» 
(Hnnean's dasu.) — M. Parisot, le dialeete de Ma*hila 
(soite). — 

Daataeba litl-Zt^. 1898. 

33. Ch. ClennonMhmneaa, Stades d*ArehMoffie 
Orientale n Hyraisons 84—89. Bespr. yon M. lida- 
barski. (Der nicht einmal gute, gans unmotiyierte 
Ausfiül auf Hal^yy hüte ft^eh unteidriickt werden 
können D. E.). 

36. Mohammed bey «osmAn Galal, Madraset el 
'aswa^, übers, yon M. ä>bemheim, bespr. y. M. Stein- 
schneider. 

36. G. Beer, d» Text des Boches Hiob. 8. Heft 
bespr. y. J. W. Eothstein. — Frits Bösen, modern 
persian Colloqoial (}rammar, beqar. t. 0. Mann. 

40. Emil Peters, der griechiscbe Phjsiologns nnd 
seine orientalischen Uebersetsungen. Bespr. y. F. 
Laucher. — Orientalische Bibliographie, benir. y. A. 
Hillebrandt ~ Hubert Jansen, die Verbrei&mg des 
IslAms, ben^. y. Ign. Goldsiher. 

41. C. Wildeboer, die Sprilche (und) B. Duhm, 
das Buch Hiob. benr. y. C. Siegftied. 

42. Georg Jaoob, altarabisohes Beduinenleben, 
bespr. y. S. FraenkeL (Mit NaohtrAgen su Jaoob*s 
Sammlung). 




971 [No. 11.] 



0BIENTALI8TISCHE LITTERATüB-ZEITUNa. |November 1A89.] 372 



Litt. Oentr.-BL 189a 

86. M. Bottenwieser, die hebr. EÜM-Apokalypie, 
betpr. ▼. M. D. 

86. W. M. Pathon, Abmed ibn Hanbai and the 
Mibna, beapr. t. C F. Bieybold). 

41. A. Blndan, die alexandiiniacbe üeberaetning 
des Baobes Daniel, beepr. t. K. M. — E. Härder, 
Arabiacbe KonTereationa-Grammaük, beep. t. K. V. 

48. J. J. P. Valeton, Amoa und Hoeea, übers, 
(nach der bolL Orig.-Aosg.) yon Fr. Karl Eohtemaobt, 
bespr. V. K. M. 

Al-Maohriq. 

le (1. 10. 1898). Cb. Alonsi, LesFoires ohezles 
aneiens Arabee. — P. Anastaae Canne, Bemarqne sor 
le mdme siget. — • L'^mir Oh. Arislan, La trans- 
eription des noms g^ogrcnbiqaes arabes*). — Dr. 
A. Haf&ier, Le Hyre des Plantes et des Arbres d' al- 
Asma'i (snite) ~ P. I. Aute&ge, Les momies ro- 
yales de Qbiieh et la Bible. — P. L. Ohelkbo, L' 
Histoire de Beyrouth de Saüb Ibn Tahia (snite). 

SO (16. 10. 1898). A. Arab, Le Henn^ (Lansonia). 
Mit Abbildungen. — • P. 8. Ronseyalle, Z4nobie, reine 
de PalmTre (snite). Mit e. Abbildung. — Le Onr^ 
M. Alouf, ^de sor la fSte de 1* Assomptlon. — P. 
L. Ohelkho, Trait^ de l'flme de Barhebraens (snite). 
» P. H. Lammens, La fbrM des Pins de Bejront^ 
Der Hain ist seit Nonnns Tielfach besengt nicht eine 
SchOpfnnff Fahr ed-Din's. — H. (Jhiha, L'art y^t^ 
rinaire oEea les Arabes (fin). — P. L. Cbelkho, L' 
Histoire de Bejronth de Salih Ibn Tahia (suite). — 
Besprechung you: Mat6rianx pour un Ck>rpus Inserip- 
tionum Arabicanun par Max van Berchem. Fase. 1 
u. 2 Paris. 



') Diese Ausfahrungen des Emirs Arislan 
sind s^r bemerkenswert Der Emir Arislan 
knüpft an an Bemerkungen Kallinos in Machriq 
No. 17 8. 811. Es kommt oft ror, dass heutige 
arabische Schriftsteller, welche abendländischen 
()uellen arabische Ortsnamen entnehmen, die ur- 
sprüngliche arabische Form dieser Namen nicht 
erkennen und die Namen, in Anlehnung an die oft 
sehr mangelhafte abendlAndische Schreibung, sehr 
yerstttmmelt ins Arabische lurück übernehmen Der 
EUnir giebt hierfür weitere Bele^ und stimmt einem 
VorscUage Nallinos zu, der dahm ging, dass ein für 
die Araber bestimmtes alphabetisohes Verzeichnis 
geographischer Namen ffeschaffen werde, ein Vor- 
schlag, dessen Verwirklicmung seitens der Redaktion 
desMachriq yom Pater Ohefkho in No. 17 8. 812 
des M. bereis in Aussicht gestellt ist. Femer em- 

ßlehlt der Emir, im gegebenen Falle doch nicht die 
übe SU scheuen, ausser Büchern auch geeignete 
Persönlichkeiten des Landes, um dessen Ortsnamen 
es sich handelt, zu bdbragen. So habe .er es ge- 
macht, als er seinerzeit geschichtliche Darstellnnffen 
über Alfferien und 'Abd el-]g[adir aus dem 
FransOsisdien ins Arabische übersetzte. Er legte 
sich dabei ein Verzeichnis sftmtlicher arabisdien 
Stftmme- und Ortsnamen an, über deren arabische 
AequiTalente er sich nicht TöUig klar war, und liess 
sich dann von Muhammed Murtada el-Hasani d- 
(^esa*iri, dem Brudersohn des Emin 'Abd ei l^idir, 
die ffenauen arabischen Formen mitteilen. 

Möchten doch wie so manche andere Leistangen 
heutiffer Araber, so diese Worte des Emirs Ariuan 
Yon fdlen deigenigen europ&ischen (belehrten beachtet 
werden, wdche sich you der Mitarbeit des hentiffen 
arabischen Orients an der Lösung wissenschaftliäaer 
Auikraben bisher immer noch so wenig yersprechen. 

Dr. G. K. 



Oomptas randus 1898. 

Mai— Juin. Th. y. Berchem, note sur les fondationa 
du phare d'Alezandrie. — Glermont - Qannean» 
le llasrah et les Curiae, collegia ou ordines Gartii»- 
ginois dans le Tarif des sacrifices de Marseille et 
dans les insoriptions N^Puniques de Maktab 
et d' Altiburos. — E. Babelon, les monnaies de Me- 
daba, an pajrs de Moab. — Qermont - Gannean, 
le dppe phmicien du Bab Abdsüskar (will *\3]0^ 

>»ainDD^ «Msen als >:gön flöp^ "pj; n = »b 

honoraire (et) de plus rab (pour la) seconde 
(fois) . ). — J. Oppert, Alexandre A Babylone. — M. 
Oero^ note sur Imscription phöücienne d'Arignon. 

'Woohensolir. f. Klamm. Phflol. 1898. 

46. J. V. PrAiek, Forschungen zur Ckachiolite 
des Alterthums I, beepr. y. C. F. Lehmann (dieae 
Besprechung ist wieder ein Bospiel, wie man dia 
eigentlichen Auffinder neuen Wusens totschweigen 
kum, of. die zeitliche Ansetzung der Tafisln, welche 
über die Stellung yon Cjram und Gamlmes Auf- 
schluss geben, und yexgL 0. L. Z. 8p. 96 Anm. 2). 



Bavue Oritique 1898. 

41. H. Zimmern, ▼ergl. (Grammatik der semiti- 
schen Sprachen (u) E. 0. landberg, yer^^ Ghram- 
matik der semitisdien Sprachen, oespr. y. J. -B. 
Ch. (der sich beklagt, daas in beiden Arbeiten dia 
Arbeit der firanzösisäien Gelehrten übersehen sei). — 
Hourst, sur le niger et au pa^rs des Tonaregs, (und) 
H. Deh^rain, le soudan ^gypuen sous M^h£net Ali. 
beepr. y. B. Auerbach. 

42. H. Stumme, M&rchen und (Gedichte aus der 
Stadt Tripolis in Nordafirika, bespr. y. iX C.-G. 



The Bzpositor 1898. 

August C. K. W. Johns, note on „Andent hebrew 
Tradition** : über K. 3600, woyon Hommel S. 196 a. 
a. 0. Auszüge und WincUer Altor. Forsch. 11, Trana- 
scription und Uebersetzung giebt. Verbrag zwischen 
Asarhaddon und Baal yon T^mis^ Salmanassar würde 
nicht erw&hnt; statt (ilu) Milgiiu sei Melkart zu 
lesen. 



ThaoL Litt-Ztg. 

17. A. A Beyan, the Hyinn of the Soul; contained 
in the sjriac acte of St Thomas, (und) H. (ioussen, 
MarWrins-Sahdona's Leben und Werke, beepr. y. 
Eb. Nestle. 

22. Erbes, der Antichrist in den Schriften des 
neuen Testaments, bespr y. Bousset 



Monatsohr, f . d. O. o. W. d Judant. 1888. 

8. J. Gnttmann, über zwei dcwpnengeschicht- 

liche Mischnastellen (Schluss). — D. Bosin, die BeU- 

g'ionsphilosophie Abraham Ibn Esra's. (Fortseteung). 
esprechungen: B. Babbinowicz, Variae lectiones 
in Mischna et in talmud Babylonicum, fortgeffihrt 
yon H. Ehrentreu, beepr. y. D. Feuchtwang. 

10. 8. Horoyitz. die Dünnerschen Talmudglossen 
(Schluss). — D. Bosin, die Beligionsphiloeopbie 
Abraham Ibn Esra*s (Fortsetzung). — M. Schreiner, 
Samau'al b. JabjA ai-Matfribt und seine Sohrif c JU^him 
al-Jahüd (Schluss). - • IL Steinschneider, die italieni- 
sche Littmtur der Juden. (Forts.). — Beror.: M. 
Buttenwieser, die hebrftische Elias- Apokalypse I, bespr. 
y. D. Feuchtwang. 




: r. S. PdMT, Uaiaibm L Fr. 
ZSS * Baand«! Kirelihiiia N.-L. 



Orientalistische 
Litter atur-Zeitung, 



Enchdnt 
am 15. jedes Monats. 



Herausgegeben 

F. K Peiser. 

Berlin. 

Wolf Peiser Verlag. 



Abonnfinent^tfeii 
▼iertdjihilich 3 



BetteUangen nehmen entge^^: die Verlagehaohhandlnng« Beriin S^ Brandenbnrgitr. 11, sowie slle Bnch- 
bandlungen nnd Poet&mter (onter Nummer 6666 A). — Inserate die zweifrospaltene PeütMÜe 90 PI; bei 

Wiederiioinngen nnd grOaeeren Ameigen Ermässigung. 



1. Jahrgang. 



15. Dezember 1898. 



MV2. 



Alle fiSr die Redaktion bestimmten Sendnnffen, Briefe etc. werden anssohüesslich anter folgender 
Adresse erbeten : IMaktioB 4er 0. L. Z., Wolf Peiser Yerlsg, Berlin 8. 48, Branieatargstr. 11. L 



Zum Jahressehluss. 



Mit dieser Nummer schliesst der erste 
Jahrgang unserer Zeitschrift. Ob das Pro- 
gramm, mit dem wir begannen, stets inne 
gehalten worden ist, ob alle Ziele, die wir 
uns steckten, erreicht worden sind, darüber 
steht es uns nicht zu zu urteilen. Aber der 
stetig wachsende Leserkreis, die treu zu uns 
haltenden Mitarbeiter und der Wiederhall, 
der uns aus allen Kreisen unseres Faches 
vernehmlich zu werden beginnt, lassen uns 
hoffen, dass wir auf dem rechten Wege sind 
und unsere Arbeit deshalb nicht vergeblich 
war. Schon jetzt ist der Abonnentenstand 
ein solcher, dass das Fortbestehen der 
Zeitung gesichert ist. Mit dem Erfolge aber 
steigen die Aufgaben. Ganz im Gegensatz 
zu den Befürchtungen, die uns gegenüber 
vielfach geäussert wurden, dass nämlich 
nicht genügend Stoff vorhanden sein würde, 
hat sich vielmehr herausgestellt, das wir oft 
mit dem Räume nicht ausreichten und manche 
Nummer über den bestimmten Umfiing 
hinauswachsen lassen mussten. Das wird ja 
im nächsten Jahre noch öfter eintreten und 
so sich die Vergrösserung des Blattes von 
selbst ergeben. Um aber solche Steigerung 



der Kosten durch grössere Rinnahmen, die 
nicht aus einer Preiserhöhung des Blattes 
entspringen sollen, zu ermögtiohen, ist es 
notwendig, dass auch der Abonnentenkreis 
sich weiter ausdehnt Und deshalb bitten 
wir alle Freunde unseres Blattes, uns in 
zwei Beziehungen zu unterstützen, einmal 
nämlich durch Werbung von neuen Lesern 
und zweitens durch Winke, wie wir unser 
Blatt immer mehr zu einem unentbehrlichen 
Hilfsmittel aller Fachgenossen, zu einem 
wirklichen Centndorgan machen können. 
Jede Mitarbeit, Notizen aller Art sind uns 
willkommen und sollen Berücksichtigung 
finden, soweit es irgend mit dem Redaktions- 
gewissen vereinbar ist 

Mit dieser Bitte und dem Danke für die 
bereits geleistete Hilfe an alle unsere Mit- 
arbeiter schliessen wir den ersten Jahrgang, 
imd indem wir unsererseits das Versprechen 
geben, unsere schwere Aufgabe mit Lust imd 
Liebe auch fernerhin zu erfbUen zu suchen, 
rufen wir allen unsem Lesern ein „frohes 
Neujahr** zu. 

Die Redaktion. 



875 [No. 12.) 



OBIENTALISTISCHE LTTTEBATUB-ZEITONG. [Desember 1898.] 876 



Zum historischen Ergebnis der 
Sendsehlrll-Texte. 

Von Carl Niebnhr. 
Sehluss. 

Die HauptfiragC; welche H an uns stellt, 
ist die nach ihrer annähernden Entstehungs- 
zeit „Schon Sachau hat darauf hingewiesen, 
dass der Stifter dieser Inschrift, P., S. d. 
Karrül, auf dem Denkmal des lUkäbel, S. 
d. Panammu, erwähnt wird. Dieser Umstand, 
sowie die älteren Buchstabenformen berech- 
tigen, die Abfassung der Hadadstatue in den 
Anfang des 9. Jahrnunderts zu setzen.^ So 
Mtüler a. a. 0. S. 54, während Sachaii 
(Sendsch. I, 64) die Zeichen T, p und J als 
denen der Mesa-Inschrift gleichförmig er- 
mittelt und dann fortfährt: „In einem wie 
langen Zeitraum sich dieser Wechsel der 
Buchstaben-Zeichen vollzogen haben mag, ob 
in 50 oder in 100 Jahren, wüsste ich nicht 
zu bemessen. Nach meiner Ansicht ist die 
Schrift des Panammu von Ja'di jünger als 
die von Mescha, während sie zweäellos älter 
ist als die des Panammu von Sam'al«^ H könne 
also zwischen 850 und 750 geschrieben sein. 

Man sieht, dass die Berührungen im Duc- 
tus zwischen der Mesastele und H doch nur 
geringfügig sind. Nehmen wir die phöni- 
zischen Küstenstädte als die mutmasslichen 
Ausgangspunkte neuer Schreibmethoden an, 
so läge Jaudi sicher günstiger als Moab, so 
dass also H auch schon älter sein könnte, als 
der um 850 verfasste MeSastein trotz seiner 
archabchen Zeichen. Viel mchtiger ist, dass 
H nichts von Assvrien sagt und auch sonst 
das Vorherrschen emer fremden Macht nirgends 
anzudeuten scheint. Dadurch kommen zwei 
Perioden in Frage, nämlich entweder die Zeit 
des Einschrumpfens der assyrischen Gewalt 
zwischen 783 und 745, oder aber der Anfang 
des 9. Jahrhunderts, an den schon Müller 
denkt, jedenfalls der Abschnitt vor dem Be- 
ginn der Herrschaft Salm. 11. Etwas grösser 
ist die letztgenannte Wahrscheinlichkeit vor- 
nehmlich deshalb, weil nach 800 auf diesen 
Gegenden der Druck von Urartu her statt 
des assyrischen zu lasten beginnt und weil 
ausserdem für Panammu I. vor der Hand 
chronologisch kein rechter Platz bliebe. Zur 
Zeit, als H geschrieben wurde, hat Samal 
mit Jaudi noch nichts zu thun. Wenn also, 
was ja viel für sich behält, ]g[ani der Sam'läer, 
welchen Salm. IE 859 schlägt, mit dem l^ajanu 
mar Gktbbai §a §epa §adi IGf^^mani identisch 
war, so ist damals der Samaläer noch einer 
der „Könige von Kebar^, welche von P 10 
und 12 doch wohl als Nachbarn behandelt 
sind. Allerdings wäre es voreilig, gleich auf 



diese imsichere Beobachtung zu fussen; 
dass ii2D als ein Kollektiv für das ganze 
Nordsyrien galt, wenigstens im Lande selbst, 
ist ebenfalls sehr gut möglich >). Aber eine 

Solitische Verbindung zwischen Samal und 
audi mit dessen Dependenzen bleibt um 
860 unwahrscheinlich, steht hingegen für die 
Zeit um 740 wiederum fest. H 10 müsste 
andernfalls schon Samal erwähnen, was mit 
einiger Sicherheit zu verneinen ist Es wird 
mithin das Beste sein, Panammu I. vor 860 
anzusetzen. 

P 5 nennt Jedoch Panammu, Sohn des 
Karal, was WincUer veranlasste, ihn höchstens 
als älteren Zeitgenossen von P aufzufassen. 
Die Stelle zeigt: . . b . . . . m nN^ pN3 T\n 
b"tp . . 3 . 1DJ. Sie scheint mir unschwer an 
den mangelhaften Stellen ergänzbar, in- 
dem man ^ü2ü phn roohn\ einsetzt, also »Krieg 
über das Land Jaudi imd l^albabah, das 
Erbe Panammus, Sohnes des Karal" versteht. 
Wenn nicht raumtechnische Bedenken dieser 
Lesung entgegentreten, wird sie ihre Vorzüge 
haben. Die Dynastie von Jaudi sieht in P« 
I. noch immer ihren Stifter, sein Stammland 
auch als das ihrige an ; und wenn die Götter, 
wie hier geschieht, das Reich bestrafen, so 
ist das Unheil gewissermassen voll, sobald 
auch j^babah sein Teil empfllngt. Von 
einer Bezugnahme auf P. L als einen noch 
Lebenden könnte dann, und überhaupt keine 
Rede sein. 



1) Obwohl 68 zu den Vorbediiigaiiff«n wissenschaft- 
licher Anerkennung zu gehören sdieint, dass die 
Leser nicht mit zu vielen Gedanken anf einmal be- 
helligt werden, so erachte ich doch das Auflareten 
des Namens nna fOr wichtiff genng, um dieses odüo- 
kratische Prinzip seinetbalben in etwas zu verletzen. 
Kebar kann mögl. Weise ein alter (}eeamtname Ana- 
toliens sein, wenigstens der sfidl. H&lfte, denn er be- 
rührt sich zun&chst mit dem Kvpros der Griechen 
Swozu der Reschef-Dienst; s. Saohau a. a. 0. 8. 88), 
lessen Name aber mit dem des festlftndisohen Kabalia 
und dem seiner Hauptstadt Kibyra identisch sein 
muss. Die Münzen; welche n^^upUi" sls Aufschrift 
tragen, stammen ziemlidi sicher von Kabalia: es 
dünte auch das einheimische Wort sein, von dem 
das latein. cuprum richtkr deriviert wurde, welches 
dann als aes cyprium zur Erklärung kam. Die Könige 
von Kebar (nach dem Basaltfragment aus SendschirU 
ihrer 80) nennt Bai^Bekab ni<mt deshalb «ns (B 14; 
gemeint sind die von Kebar sicherlich), weü sie seine 
Vasallen sind (Winckler M. V. A. G. 1896, 26), son- 
dern weil er sie freundschaftlich zu reichen Ge- 
schenken animiert hatte, wie es Sitte war. 8. Amama 
B. 9, 16 f. : Ikalla ifiia ukAl ibbufi burft^u mala u^^u- 
ziia u hiSl^tiSa iubila. Die Könige von Kebar könnten 
sich also dem Baume nach bedeutend weiter ver- 
teilen, ids man bisher angenommen hat. Wenn die 
Bezeichnung aber sp&ter auf ein ziemlich fernes Ge- 
biet im Westen (Kabalia) eingeschr&nkt erschiene» 
wäre es nach den zahlreichen Völkerschüben von 
Norden und Osten nicht mehr befremdlieh. 



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»^ ^ Gwi^isimiuliptU m M^A^Skx^ 



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mithat, -m^ 



'^ 







379 |No. 12.) 



0RI£NTALIäTI8CH£ LiTT£RATUIi-Z£ITUNG. |Dezi*mber 1H8».\ 38Ü 



hier weniger in Betracht. Nur die eigentüm- 
liche Verheissung V. 18 f., welche den Re- 
kabiten einen guten Platz vor Jahveh sichert, 
weil sie — Jonadab Ben-Rekabs unisraelitischc 
Gebote hielten, fUUt auf, besonders nach den 
ärgerlichen Wendungen v. 14 ff., dass Jona- 
dab Gehorsam fand, Jahveh aber nicht. Die 
freundliche Verheissung am Schluss kommt 
unei*wartet, namentlich in solcher herzlichen 
Form. Man meint fast, einen Toleranzprediger 
der Josephinischen Zeit zu hören. Liegt hier- 
in eine deutliche Anerkennung des rekabi- 
tischen Dienstes, so bietet die Stelle 1. Chron. 
II, 55 nach den Geschlechtern der Sopherim 
von Jabe9 die Notiz: „Das sind die Qeniten 
3Di"r^3 ^3N nono d^ndh. Hier wäre also 
Hamath an die Stelle Jonadabs getreten, wenn 
dessen Name nicht ausgefallen ist, so dass 
ron in diesem Falle ein Ursprungsort ge- 
wesen wäre. Uebrigens muss auch eine Stadt 
dieses Namens irgendwo im Gebiete des untern 
Jordan gelegen haben. Die Erzählung 2.Kg.X, 
15— 23 gewährt dann dem 3Di p aiJ'in'» eine 
Rolle beim Aufstande Jehus. £s geschieht 
in der Weise, dass Jonadab genau an die 
Stelle tritt, wo man laut der Anleitung IX, 
1 — 10 Elischas Erscheinen erwartet, also des 
Propheten, der nicht nur mit dem bt^iittr 331 
arbeitet, sondern auch in die Damascenischen 
Thronkämpfe eingreifl. Es muss also eine 
(teilweise noch erhaltene) Version über den 
Sturz Jorams und seiner Familie gegeben 
haben, die Jehu im Interesse der Rekabiten 
handeln Hess. Und so wird es kein Zufall 
sein, dass der zu Jeremias Zeit als reka- 
bitischer Mose verehrte Jonadab gerade 843 
persönlich auftritt, und zwar als Genosse und 
Freund des Siegers^ dass femer die Gestalt 
Elischas mit der Jonadabs kollidiert. Eine 
scheinbar zufällige Aehnlichkeit, die Er- 
mordung der „70 Söhne" Achabs 2. Kg. X, 
6, mit P, 3: THTN •::: ^y3Bf Jim, bekommt 
ebenfalls grössere Bedeutung: erstens durch 
Rieht IX, 5: ]2trhv ^t< D^WB^, wo also 
der ,, Stein des Verderbens** von P 7, wenn 
auch in anderer Auflassung, sich zeigt, 
zweitens aber durch die 80 Mann der Jonadab- 
Version 2 Kg. X, 24. Sie scheinen aber dort 
die ursprünglichen Opfer gewesen zu sein, 
denn Jehu giebt nachher doch den „Läufern 
und Schalischim** Befehl zum Morden; auch 
lässt sich seine vorhergehende Rede, den 
jetzigen Zusammenhang einmal als aufgelöst 
betrachtet, in gleicher Weise verstehen. Ganz 
genau klärt uns dann Jer. XLI, 4 — 10 über 
das Verfahren auf, welches schon in Jehus 
Falle 80=70 setzt. Das betr. Jeremia-Kapitel 
steckt überhaupt voller Reminiszenzen aus 



alten historischen Schriften, wodurch es an 
Wert für unsere Parallele zunimmt Ismael 
hat seine 80 Besucher schon zu Mi^pa er- 
schlagen, da ermannen sich noch die letzten 
10 und kaufen sich los! So bleiben die 70 
Todten, an welche die Sage gewöhnt ist 
und die auch 2. Kg. X, 24 das Ursprüng- 
liche sind, als Rest liegen. 

Eine genauere Untersuchung über das 
biblische Thema von den Rekabiten anzu- 
stellen, namentlich in Bezug auf die Her- 
stellung der Jonadab-Version in 2. Kg. X, 
wüi*de hier über den Rahmen hinausgreifen. 
Nur will ich nochmab darauf hinweisen, dass 
Jahveh sich mit diesen bisher als „Sekte*^ 
betrachteten Leuteu gut verträgt, wozu stimmt, 
dass ein Glied der Sendschirli-Dynastie, deren 
n^3 by3 Rekab-El geworden war, Azrijahu 
hiess. Auch die Legende auf P über die 
Mordthaten im Königshause bietet sehr äugen - 
fiülige Aehnlichkeiten mit der des A. T. über 
Jehu's Aufstand, welcher Bericht wiederum 
in wesentlichen Punkten, trotz Durcheinander- 
fliessens mehrerer Quellen, auf der Jonadab- 
Version sich erbaut. Daraus möchte ich die 
Schlussfolgerung wagen, dass sowohl die 
Darstellung auf P wie in 2. Kg. X von einem 
feststehenden Rekab-El-Mythus abhängt, 
d. h. zu dessen Motiven in litterarische Be- 
ziehung gesetzt worden ist. Aehnliches kommt 
noch heut vor; so geht ja ein Siegeslied von 
1870 auf den Refrain aus: „Mit Mann, mit 
Ross und Wagen, Hat sie der Herr geschlagen**, 
und weitere Beispiele werden leicht zu be- 
schaffen sein. Auf P und bei der Erzählung 
vom Untergang der Familie Achabs dränge 
der Mythus freilich in eine historisch geplante 
Relation ein, deren Verlauf beide Male un- 
willkürlich einen Verehrer Rekab-Els an den 
Mythus seines Gottes erinnern konnte: aber 
das Verfahren kann niemand befremden, der 
die Denkweise des Orientalen kennt. Zu 
den Motiven der somit vorausgesetzten Mythe 
Rekab-Els gehörte mithin der Tod der Sieb- 
zig, der verhängnisvolle Stein ^) und vielleicht 
die Todesart der Izebel 2. Kg. IX, 30 ff., 
wenn J. A. Craig P 2 richtig weiterlas cp* 
rain nON, und man dieser freilich noch pre- 
kären Andeutung Folge leisten will. Das 
Orakel Rekab-Els P 4f. findet in demjenigen, 
das Jehu 2. Kg. IX, 25 f zitiert, immerhin 
sein Gegenstück. Gewiss hätte sich noch 
mancher unerwartete Anklang zu den schon 

') In 2. Kg. X jetzt durch die handlicheren and 
wohl auch dem wahren Vorgänge entsprechenden 
Körbe fär die Häi^ter der Getödteton ersetzt, Da- 
fOr würde Rieht. IX, wo sich der Stein erhalten hat 
gewiss noch manches beisteuern können. 



aSl INo. 12.J 



OBIENTAUSnSCHE LITTERATÜB.2EITUNÜ. [Derauber 189a) 382 



▼oilumdeiien gefügt, wenn auf dem Leibe 
der Panammostatae sich mehr Plats Ar eine 
breite Erzfthlang der einleitenden Vorge- 
Bchichte geboten hätte. 

Von beträchtlichem Nutsen f&r die Än- 
Bchaunng vom Rekabitismns and seiner Ikit- 
wickelong in Israel ist die Untersuchung B. 
Stade's in Z. A, T. W. XIV, 250 ff. über das 
Kainsseichen. Nur wird noch mehr Gewicht 
auf das Eingeständnis der Sage bei Gten. 
IV, 14 SU legen sein, dass Kain sich von 
Jahvehs Kultstätte fernhalten muss (Stade a. 
a. O. 257/58). Daraus erhellt, dass in \'^k- 
lichkeit Jahveh nicht allezeit der eigentliche 
Stammesgott der Qeniten geblieben sein kann, 
denn wer dem Gbtte nicnt nahen darf, hat 
auch nicht viel von ihm zu erwarten. Die 
spätere Freundschaft mit den Rekabiten, die 
doch wohl in kultlicher Hinsicht eine jüngere 
und manierlichere Spezies qeuitischen Ur- 
sprunges bilden, wird erst seit Elia's 
Auftreten angebahnt. Und woher haben 
die Rekabiten ihren Namen erhalten? Nach- 
dem der Gott Rekab-El ermittelt ist, hat Jo- 
nadabs Vater Rekab an Persönlichkeit ver- 
loren, wie denn auch vorher schon keiner- 
lei Andeutung existierte, dass er neben oder 
vor Jonadab selbst etwas gewirkt habe. Jer. 
XXXV. schliesst das geradezu aus. 

Bei alledem sind die Schwierigkeiten, eine 
absolut tragftlhige Brücke von Israel mit 
seinen rekabitischen Jahvehfreunden nach 
Jaudi mit dem Hausherrn Rekab-El und Az- 
rijahu als König zu schlagen, vor der Hand 
noch erheblich. Anzumerken ist hierftir in- 
dessen der eigenthümUche, auch von Stade 
(a. a. O. 256) nicht übersehene Umstand, 
dass das Jaudi benachbarte Tabal in der ge- 
nealogischen Figur des Thubalkain Gen. IV 
eine sehr unerwartete, ausserhalb jeder 
Parallele stehende Vertretung empfing. 



Das Snmiir Bib-Addrs In einem Igyp- 

tlsehen Text. 

Von W. Max Müller. 

In der angeblichen „Voyage dWEgyptien^ 
zählt Papyrus Anastasi I, 18,7 syrische 
Plätze auf: „nicht hast du gesehen das Land 
von '0-pa l^SL du-ma, nicnt kennst du sein 
Aussehen. Y-ga- di* -y (8) gleicherweise, wie 
steht es damit? Das (Artikel!) Sa . . ra 
des Ssi'sw (Sesostris), die Stadt ^'-ra- (b? . . .) 
ist auf welcher Seite davon? Ihr Flusslauf, 
wie ist der? etc.^ Diese vom „Chetiterland*' 
nach Palästina überführende Stelle ist be- 
kannt genug und die Sesostrisfcstimg darin 
ist allen Erklärem aufgefallen. Der so 



glänzend begabte und deshalb so wenig zur 
Tüftelei aufgelegte Chabas folgte hier aber 
nicht demLondoner Faksimile. Die Schwächen 
der Birch'schen Ausgabe, welche zur Emen- 
dation des 3. oder 4« Zeichens auf mancher 
Seite nötigen, waren ihm besser bekannt als 
den meisten Neueren, darum setzte er sich 
über eine angegebene Lücke kühn hinweg, 
wälzte das Leukon Hebraicum imd schrieb 
Voyage, S.99 ,,das Sdr (=Fels) des Sesostris''. 
Das haben ihm die Epigonen g^nau nach- 
geschrieben, angefangen von Chabas' er- 
bittertem Kritiker H. Brunch und auch ich 
habe Asien, S. 173 dem herrschenden 
„Hanmieltrieb^ meinen Tribut gezollt S. 394 
ist allerdings nach einer flüchtigen Durch- 
sicht des Londoner Originals die Unrichtig- 
keit der Lesung Chabas' festgestellt Erst 
im letzten Sommer war es mir aber möglich, 
die Stelle gründlich zu untersuchen. Danach 
sieht das angebliche *1*!< so aus: 




Denmach ergiebt sich Folgendes: za 
(besser sa) hat man stets richtig gelesen. 
Dahinter die Basis eines ma. Für ein ra, 
an das ich 1891 dachte, ist der Platz zu eng, 
und der linke Strich nach oben zu steu. 
Dahinter ergab sich neu ein deuüiches i', so 
dass man mit dem Strich i(r)a erhält Also: 
Sa-ma-i'ra. 

Natürlich kann hier von Simyra bei Arvad 
keine Rede sein. So weit nördlich hat 
Ramses H. weder vor noch nach dem Chetiter- 
krieg geherrscht Dagegen erinnert man 
sich sofort des Sumur, welches in den Rib- 
addi Briefen eine Hauptrolle spielt Man 
vergleiche Winckler, M V A G. 1896, 203 
(kurz schon im Glossar zu E B. 5) übei* 
dessen Verschiedenheit von Simyra. Gegen 
Winckler's so nahe liegenden Vorschlag, die 
offenbar nördlich nahe von Gebal gelegene 
Stadt mit Botrys gleichzustellen, habe ich 
noch immer das Bedenken, dass Botrys doch 
wohl Bu^runa sein wird. Ich würde also 
lieber einen später herabgesunkenen Platz 
darin sehen. Nach Amama 57,41; 69,36 
(86,34 etc.) war es um 1450 v. Chr. ein 
recht ansehnlicher Platz. Aus 81,12 (?); 
84,13 könnte man entnehmen, dass es am 
Meer lag, wenn nicht 123,16 die Hafenplätze 
davon gemeint sind. Gegen die Versuchung, 
bei den Aegyptem ein drittes Smr anzu- 



388 |No. 12.] 



ORIENTALISTISOÜE LlTTERATUii-ZfilTUNÜ. (Desember 1896.] 884 



nehmen, sichert uns die Inschrift Sety's I 
(Asien 187), welche Sa-ma-'i[ra] und An 
(oder On?)-ra.tk (S. 193 vgl. 396) nennt, 
d. h. Rib-addi's Sumur und Ullaza. Diese 
Städte spielten also eine Rolle in den Kriegen 
der 19. Dynastie. 

Die neue Papyrusstelle ^) liefert zunächst 
eine endgültige Bestätigung von Winckler's 
Nachweis: Sumur kann nicht da^ nördliche 
Simyra gewesen sein, s. oben. Dann ist aus 
der neuen Erwähnung wohl zu erschliessen, 
dass Sumur unter Ramses II eine ägyptische 
Gamisonsstadt wai*, zum wenigsten, dass 
jener König sich um die Stadt besonders 
bemühte, sei es durch Eroberung oder Be- 
festigung (was wahrscheinlicher ist). 

Aus den iibertriebenen Versicherungen 
Rib-addi's lässt sich schwer erkennen, wann 
das lange belagerte Sumur endlich fiel, aber 
38,23; 150,67 zeigen AbdaSirta im Besitz 
und 48,28; 51,35 erhält sein „Sohn'' Aziru 
vom Pharao den Befehl, die Stadt (d. h. wohl 
ihre Mauern) wieder aufzubauen. Hat er 
nun schliesslich diesem Befehl gehorcht und 
Sumur dem treuen Rib-addi wieder zurück- 

il^egeben? Möglich, aber wenig wahrschein- 
ich. Zu einem energischeren Eingreifen 
hat sich Amenhotep IV schwerlich noch 
später aufgerafil, sonst wäre das neu ent- 
standene Reich des Aziru nicht den Aegyptem 
für immer verloren gegangen. Wohl aber 
haben Sety und Ramses 11. sich bemüht, im 
„Libanonland" einiges wiederzugewinnen. 
Sie scheinen ja sogar vom ursprünglichen 
Land des Aziru, dem Land Amur, in der 
Beka'a einige Ortschaften abgerissen zu 
haben (Asien, S. 222). Man darf also eher 
vermuten, dass damals die Aegypter von 
dem noch immer getreuen Gebal aus Ullaza 
wiedereroberten (unter Sety?) und die Mauern 
von Sumur wiederaufgebaut wurden (bei den 
Feldzügen im Jahr 2 imd 3 Ramses IE?). 

Das Ham)tergebnis ist, dass wir die 
ägyptische Grenze der 19. — 20. Dynastie 
ein Stück weiter nördlich ansetzen dtlrfen, 
als ich Asien, S. 223 angenommen hatte. 
Die Erklärung der Ramsesstelen am Hunds- 
fluss als Ghrenzinschriften hat allerdings an 
ihrem Inhalt keinen Anhalt. Nehmen wir 
aber Sumur und Ullaza als ägyptische Grenz- 
festungen an, so versteht man auch, warum 
der Papyrus Anastasi I (S. 20, Asien 189) 
die Aufzählung der hauptsächlichsten Städte 
Phönikiens im Norden mit Eupna-Gebal be- 
ginnt: er hält sich an das ägyptische Tribut- 

') Zur VokaliBienmg : der wenif^ feinhörige Aegprpter 
beseichnete anoh sonst i, ö, ü die ihm wohl wie &/0 
klangen, meist mit a. 



Sebiet nach dem Chetiterkrieg. Der Norden 
er Küste bildete das Reich Kode, das neben 
dem der Chetiter genannt wird (Asien 243); 
seine Hauptstadt war offenbar Arvad; Abd- 
aSirta's Abfall war also sehr erfolgreich 
gewesen. 

Iteratton Im Elamlsehen, H. 

V. G. Hflsing. 
(FortsetEnng zu 0. L. Z. 174). 

1) Im Neuelam. heisst |)era: „lesen.'' Der 
iterirte Stamm würde also pqpra (aus *perpra) 
lauten, das particip. pass. pepra-k. So er- 
klärt sich wohl die bekannte Form pqpräka 
(Bg. L 8) am einfachsten. Dabei bleibt 
Jensens Übersetzung (ZA VI S. 181 unange- 
tastet. Nicht so seine Erklärung der Form. 
Bg. m 67 steht nun nach dem Papier-Ab- 
klatsch (Weissbach S. 120) jpe-u-ro-Ofi-. Op- 
pert hat ti ergänzt, wohl zweifellos richtig. 
Sollte er nicht auch mit seiner Lesung j>e-lr- 
das Richtige getroffen haben? Dann läge 
eben ein Versehen des Steinmetzen vor, 
dessen Vorlage vielleicht undeutlich „ge- 
schrieben*' war. Eine Berufung auf ähnliche 
Formen Bg. in 33 und 60 ist abzulehnen, 
da hier mo^o-ri-ja als morya (genauere 
Schreibung für marrija - ino-Zeichen fehlt!) zu 
lesen sein dürfte. Dass aber aus {f%eu9us.!j' 
marpüa ein manrita geworden sei, ist nicht 
zu erweisen noch durch entsprechende 
Formen wahrscheinlich zu machen, mar- 
{ri)pepta sieht fast aus wie ein iterirtes 
inarpita\ tnanita könnte eine ganz andere 
Zusammensetzung sein. 

2) In meinem ersten Artikel (OLZ. Sp. 
175) konnte ich die Formen taJccUMine, to- 
kainkiine nicht völlig erklären. Dass es aber 
2. pers. sg. des Prekativs sein muss, geht 
aus dem Zusammenhange deutlich genug 
hervor. Die umgebenden Formen (torft-n-fe', 
tiri-n-ti, hiti-n-ti, hutta-^-U) zeigen aber auch, 
dass das Suffix der zweiten Person ein t 
ist! Was mich damals störte^ waren die 
Formen mükine, das Weissbach (S. 52) für 
die zweite Person erklärte, das aber die 
dritte ist (vgl OLZ N. 10 Sp. 301) und 
neJctif nach Weissbach ebenfalls zweite 
Person, in Wirklichkeit ebenfalls dritte (Sp. 
303). Dadurch ist aber auch die obige Form 
völlig erklärt und t als Suffix der zweiten 
Person auch des Prekativs, also vermutlich 
überhaupt allgemein, erwiesen. Auch in 
hutta-t-ne (Eul. i. Fir. 9) liegt augenscheinlich 
die gleiche Form vor: „du mögest machen.'' 

3) Eine der deutlichsten iterirten Formen 
ist kuUahut {kuttiut), kuttutta. Weissbaeh 
hat diese Foimen auseinandergerisseii> indem 



886 [No. 12.J 



0BIENTALI8TISGHE LTTTBaATüa^ZEITUNa. [DeMnbar 188a] 886 



er die letzte Beinem „Perfektnm'^y das heisst 
den Relatiyfonnen einreihte. Da aber huttutta 
keine Relativform ist, so haben wir als 
volle Form ein '^hutt{a)hutta anzusetzen. 
Zn dieser yerhält sich hiMahut genau wie het 
zu hetta. Nun bedeutet aber die Form „wir 
machten^ ! Da ketta aus hetta-k enstanden, so 
dürfte unsere Form keine andere Erklärung 
gestatten als '^hiM{a)hutta'h. Das heisst: 
Beim trans. verbum ist die erste 
Person Pluralis gleich der ersten 
Person Singularis. Das kann nicht 
auffidlen, da es auch yon der 3. Person gut. 
Sollte es jetzt noch zu kühn sein, das Gn- 
r i 8 c h e zum Vergleiche heranzuziehen? Von 
ihm gQt das gleiche, und zwar ist die Endung 
der ersten Person v (in der altertümlichen 
svanischen Mundart ^t?!), die der dritten s. 
Ob es möglich ist, auch das von Erckert 
(Die Sprachen des kaukas. Stammes 11 S. 
364) nir die zweite Person Pluralis ange- 
fahrte (h (interdentale Spirans) mit dem ela- 
mischen Su£fix, (das wohl auch ftir den 
Plural gelten wird!) zusammenzubringen, ver- 
mag^ich nicht zu beurteilen. 

Übrigens findet sich Bg. 1 70 das ein- 
fache häta ebenfalls als Pluralform: Tihran 
lake utta = „wir überschritten den Tigris*'. 
Obgleich Weissbach hier den Plural über- 
setzt, hat er die Form in der „Ghrammatik^ 
unberücksichtigt gelassen« 

[Die von Weissbach (§ 18) aogeführte 
Form tirimamun ist nimmerm ehr erste 
Person Pluralis, wie das öfter vorkommende 
hfäHniun (huttinin?) zur Genüge beweist.] 

4) Als Nachträge zu OLZ Sp. 174 und 
301—304 noch Fönendes: 

Elamische Vpd = Tt^fA$. Die iterirten 
peplaita und pqatippa — ich glaube 
Zeichen 13 eher li als lu lesen zu 
müssen — sind doch wohl nicht von der 
Form peita zu trennen. Statt derselben 
steht in Naq§-i-Rustam zweimal pepkMa. 
Dann wäre peita aus *pdSia zu erklären, da 
nicht 3 Konsonanten hintereinander stehen 
bleiben können. 



Ich benutze diese Gelegenheit, um dai*auf 
aufmerksam zu machen, dass auch — wie 
nicht anders zu erwarten — in Mal-Amir 
iterirte Formen vorkommen. Ich deute dies 
hier nur an, da ich demnächst in einem Auf- 
satze in den Mitteilungen der Vorderasia- 
tischen Gesellschaft darauf zurückzukommen 
gedenke. So ist z. B. in §ikftfteh-i-Salm&n 
(Z. 28) iahatäha{i)ine augenscheiolich iterierte 

dritte Pers. de8PrekativsvonVtoÄ=„machen." 
In Eul-i-I^'aun Z. 2/3 finden wir hUek-hitelh 



das entweder als mit dem Suffix wiederholte 
Form, oder, was mir wahrscheinlicher, als 
hUe-hite-h zu erklären ist. Auf eine dritte 
Form machte mich mein Freund F. Bork auf- 
merksam : Kul-i-Fir'aun Z. 2 hUe-kte-^t^-pe^ zu 
der Z. 20 die einfache Form hüe-m-pe ge- 
hört. Die Form ist also dritte Pers. Pluralis 
des Futurums. 

Damit dürfte die Richtigkeit meiner Auf 
Stellung wohl zur Genüge bewiesen sein. 



Bespreehungen. 

W. Frankenberff, die Sprüohe. (Nowack, Hand- 
kommentar zam alten Testament. 8. Bd. 2. Teil.) 
Gk>ettingen. Vandenlioek n. Bnprecht. Preis 2.40. 
Beepr. v. Ed. König. 

üeber die Form dieses Buches soll nur 
eine einzige Bemerkung gemacht werden. 
Denn wenn wu* uns darüber beklagen wollten, 
dass gleich in seinen ersten Zeilen dem Leser 
die Buchstabenkomplexe „Erkl." und „Weis- 
heitsl." begegnen, so müssten wir uns auf 
den Einwand gefasst machen, dass wir nur 
einen ^Handkommentar'', wenn auch nicht 
den „kurzen Handkommentar" yor ims haben. 
Aber eine Seite an der Form dieses Buches 
ist doch hervorzukehren, damit diese Art 
nicht weiter nachgeahmt werde. Dies ist die 
Ungenauigkeit in der Anführung von Beweis- 
steflen. Denn der Verf. sagt z. B. auf S. 1 : 
„Citate aus den salomonischen Schriften 
werden gewöhnlich eingeführt mit Salomo 
sagt (Irenaeus, Constitut. apostol.) " Er hatte 
doch die Stelle vor sich Was also hätte es 
ausgemacht, wenn er sie auch angemerkt 
hätte? Jedenfalls ist eine Angabe nichts 
wert, wenn sie nicht von jedem kontroUert 
werden kann. Weshalb femer soll der Leser 
es auf Treu und Glauben hinnehmen, wenn 
es heisst: „nach einer talmudischen lieber- 
lieferung ging die Aufnahme imseres Buches 
nicht ohne Widerstand vor sich^ (S. 2)V 

,, lieber die Abfassungszeit habe ich mich 
kurz gehalten", sagt der Verf. im Vorwort, 
S. in. Indess hat er darüber doch mehr, 
als eine wichtige Bemerkung gemacht Von 
diesen interessiert uns hier am meisten sein 
Satz „das gewöhnliche urteil lautet, dass wohl 
das Lexikon, aber nicht eigentlich die Gram- 
matik das Spruchbuch in spätere Zeit weise; 
aber die Syntax, besonders der Gebrauch 
der Partizipialsätze, bildet den üebei^gang 
zur Sprache der Mischnah*' (S. 3, Anm.), Be- 
lege nat er gar nicht gegeben. Diese Parti- 
zipialsätze der Proverbien sind aber voll- 
ständig in meiner, ihm noch nicht verlier 
genden Syntax beachtet worden (§ 341 d h 
m; 412 1— o s t und S 689 f.). Ganz ähnlich 



387 [No. 18.J 



ORIENTALISTISCHE LITTERATUR-ZEITUNG |D«ember 1896.] 888 



iude8 ist die Verwendong do« absoluten 
Nomen, des sog. casus pendens, auch scbon 
)iauptsächlicb in den Bücbem der Könige^ 
im Leviticus, Esra etc., wie bei mir darge- 
stellt ist, nicht erst in der Miscbna, woraus 
ich allerdings auch nicht wenige Beispiele 
angeföhrt habe Ausserdem ist bei der 
sprachgeschichtlichen Beurteilnnff dieses Par- 
tizipialgebrauches der Proverbien zu be- 
denken, dass die rhythmisch bemessene 
Knappheit des Ausdrucks und die generelle 
Bedeutung der Weisheitssentenzen zur häufi- 
geren Verwertung des ^2 mit dem Partizip 
und reassumierendem Pronomen anleitete. 

Eingehendere Studien hat der Verfasser 
besonders über die Textcprundlage der Pro- 
verbien und vor allem über die griechische 
Gestalt derselben gemacht (S. 10 ff), und er 
behauptet mit gutem Grunde im Vorwort, 
dass „der gesamte für die Erklärung in Be- 
tracht kommende Stoff, besonders die den 
Proverbien verwandte Litteratur selbständig 
von ihm durchgearbeitet worden ist, was 
heute nicht unnötig ist zu betonen.^ Er hat 
auch mit selbständigem Urteil zahlreiche 
Konjekturen zur Verbesserung des Textes 
gewagt, viele neue Erklärungen versucht 
und überhaupt eine Menge neuen und wert- 
vollen Materials dargeboten, so dass sein 
Buch der vollsten Beachtung wert ist. 

Rostock. 



P. Jensen *. Hittiter und Armenier. Mit sehn litho- 
graphischen Schrifttafeln und einer Ueberaiöhts- 
kaixe. Strassbnrff, Karl J. TrAbner 1888, bespr. 
▼. L. Messersohmidt. 

In diesem Buche bringt J. eine Zu- 
sammenfassimg, Erweiterung und Vervoll- 
ständigung seiner in der ZDMG Bd. 48, 
in der WZEM Bd. 10 und in Maspero*s 
Becueil Bd. 18 über die Entzifferung der 
„hatisohen^ Inschriften gewonnen Ergeb- 
nisse. Sein Hauptzweck scheint dabei zu sein 
die Behauptimg, dass die „Hatier*' Vorfahren 
der heutigen Armenier sind, so ausffiebig 
wie möglich mit Beweisen zu belegen, wuirena 
er seine Feststellung der Zeichenwerte im 
Grossen und Ganzen für unwiderleglich und 
darum weiterer Beweise nicht bedürftig hält. 

J. lefft in sechs E^miteln alles das vor, 
was er bis jetzt über Volk und Inschriften 
zu sagen oder zu vermuten weiss. Er be- 
hauptet, dass das Volk nach einem bereits 
vorgefiindenen Landesnamen sich Hatio ge- 
nannt habe, woraus die heutige Selbstoe- 
zeichnung der Armenier: flayresp Ebtyk' ge- 
worden sei, und dass ein TeU desselben sich 
daneben auch noch «Cilioier*' nenne, wohl, weil 



ervonCilicien ausgegangen sei. Erbringt ferner 
Transscription und Übersetzung eines ffrossen 
Teils der Inschriften, soweit mm das bislang 
möglich ist, und schliesst daran Ausführungen 
über Schrift und Sprache der Inschriften an, 
die beweisen sollen, dass Vorläufer der 
heutigen Armenier hier zu uns sprechen. 
Weiter wird gezeigt, dass auch das, was wir 
über die Religion der „Ebttier*' ausfindig 
machen können, für eine solche Verwandt- 
schaft spreche. Abschliessend bietet er mit 
Heranziehung aller Hilfsmittel einen Überblick 
über die Geschichte des Volkes, wobei gegen 
frühere Behauptungen der Möglichkeit Kaum 

Seiassen wird, dass Chetasar und die Seinen 
och mit dem Volk der Inschriften ver- 
wandt sind. Angehängt sind dem Ganzen 
10 Schrifitafeln, auf denen J. die Zeichen, 
so wie er sie zu sehen glaubt» wiedergiebt 

Als Einführung ist dem Buch auf 18 
äeiten eine stark subjektiv geflürbte Vor- 
rede vorangestellt, die etwas näher zu be- 
trachten ist. J. schildert hier in grossen 
Zügen den Gang seiner Entzifferung vom 
ersten „Aufblitzen^ der Deutung der Syenne- 
sis-Ghruppe „eines Abends^, durch Schwanken 
zwischen Hoffnung und Zweifel hindurch 
bis zur Niederleguug der ersten abschliessen- 
den Ergebnisse in der ZDMG., die ihn iliit 
der Hofhung erfüllte „ein neues nicht ganz 
unwichtiges Kapitel in der Geschichte der 
Menschheit wenigstens angeschlagen zu 
haben^. Er beschreibt weiter seine Ent- 
täuschung darüber, dass niemand aus dem 
Kreise der Indogermanisten sich mit seiner 
Arbeit befiEusst habe^ dass von den engeren 
Fachleuten nur Sayce und Halävy „ihre Haut 
muti^ zu Markte getragen^ haben und mit 
allerdings wenig haltbaren Gründen seine 
Entzifferung öffentlich bekämpft haben. Abeir 
„dass die Entzifferung gelungen sei, dafür 
einzutreten haben nur ein pMur Gelehrte 
gewagt und das waren meine Freunde I*' (sie) 
Heute nun glaubt er mit vorliegendem Werk 
jeden überzeugen zu müssen, „der sich über- 
zeugen lassen will.^ Denn seine Deutung 
und Lesung der Inschriften trage in sich 
selbst den Beweis der Richtigkeit» auch sei 
der Beweis ftir den Armenismus jetzt durch 
ein erdrückendes Material sicher gestellt. 
Also: „Es wird den immer alles besser 
Wissenden nichts mehr übrig bleiben, als 
mit Resignation die Thatsache (des Armenis- 
mus) anzuerkennen und zu schweigen oder 
zu beweisen, dass die ^gewöhnliche Losik mit 
ihren Gesetzen auf £e Hittiter und ihre 
Freunde keine Anwendung findet^ Nicht- 
anerkennung seiner Resultate wird auoh im 



889 [No. 12.] 



0RIENTALI8TISCHE LITTEBATUR-ZEITÜNG. [Draember 188^1 380 



Buche selbst öfter -als persönliches Nicht- 
wollen gedeutet. 

Mit der hier und an zahlreichen anderen 
Stellen hervortretenden Siegeszuversicht ver- 
trägt sich nun der Inhalt des Buches schlecht 
Ref. muss da auf seine in den Mitteil. d. 
vorderas. Ges. 1898 V etwa gleichzeitig mit 
J.'s Buch erschienenen „Bemerkungen zu 
den hetitischen Inschriften^ verweisen. 
Dort ist der Nachweis zu fuhren versucht^ 
dass J.'s Aufstellungen in der ZDM(3 grössten- 
teils unhaltbar sind, und dass die Entzifferung 
verfehlt ist. In diesem Urteil ist Ref. auch 
durch vorliegendes Buch nicht in*e gemacht. 
Denn es baut auf den dort erzielten Resultaten 
imd nach derselben Methode weiter. £ine ein- 
gehende Kritik würde daher stets bis auf die 
in der ZDMG gelegten Fundamente hinunter- 
driugen müssen und könnte dann nur bereits 
öffentlich Gesagtes wiederholen, ist also un- 
nötig Wohl aber erscheint es angebracht jetzt, 
da so umfassende Äusserungen J.'s vorliegen^ 
einmal Umschau zu halten und nach den 
Ursachen ftir das Scheitern der Versuche 
J.'s zu fragen. 

Es ist nun nicht zu leugnen, dass J. mit 
grossem Scharfsinn verführt und durch einige 
treffende Bemerkungen uns in der Erkenntnis 
der Inschriften weiter geführt hat. Aber er 
ihut des Guten zu viel. Er überschätzt die 
Bedeutung formell richtigen Denkens. Wieder- 
holt nimmt er öfter Gelegenheit zu betonen, 
dass er streng logisch verfahren sei, und ge- 
winnt daraus eine solche Zuversicht zu seiner 
Methode, dass ihm so ziemlich alles auf 
diesem Wege Gewonnene annehmbar erscheint, 
auch wenn der gegebene Stoff und die Er- 
fahrung es itir undenkbar erklären. Man ist 
bei der Lektüre des Buches mehrfach ge- 
nötigt sich erstaunt zu fragen: Warum hat 
J. nicht erst noch einmal sorgfältig seine 
Voraussetzungen nachgeprüft, ehe er seine 
Resultate aller Erfahrung zum Trotz als sicher 
hinstellte und damit gar weiter operierte? 
Man findet die Antwort nur in seiner Über- 
schätzung dessen, was logisches Denken er- 
reicht. Damit verbindet sich dann noch das 
zwar zu verstehende aber nicht zu billigende 
Streben, um jeden Preis etwas herauszubringen. 
Infolgedessen zieht er schlecht erhaltene, 
halb zerstörte oder durch ihre grosse Kürze 
allen möglichen Deutungen Vorschub leistende 
Inschriften in grossem Umfange zu Kombi- 
nationen heran. Man halte sich dabei gegen- 
wärtig, dass J. den Inhalt der Inscnriften 
nicht etwa ganz, sondern mit Sicherheit 
nur hier und da ein paar Worte ver- 
steht Dazu kommt noch eins. Es ist wohl 



bekannt, dass die Form der Zeichen in den 
jüngeren Inschriften sich ziemlich stark gegen 
die der älteren verändert, sodass die Iden- 
tificirung seltnerer Zeichen in diesen und 
jenen noch vielfach unmöglich ist. Trotzdem 
wagt J. eine solche häufig zum Zweck von 
Combinationen. Seine Arbeitsweise läset 
daher die nötige Vorsicht vermissen. Kom^ 
plicierter, aber durchaus nicht vertrauener- 
weckender wird die Methode noch durch 
weitgehende Heranziehung des heutigen 
Armenisch, indem bald dieses die Richtigkeit 
eines vermuteten Zeichenwertes, bald der 
Zeichenwert die Richtigkeit des Armenismus 
verbürgen muss. Ei* findet z. B., dass ein 
Zeichen den Weii; t(a)r hat. Ist nun das 
„Hatische^ ^virklich Vorläufer des Arme- 
nischen, dann muss in diesem, da er das 
akrophonische Prinzip fiir die Schrift be- 
wiesen zu haben glaubt, ein Wort für 
„Bündel^ — als solches wird das Zeichen 
gedeutet — existieren, das mit tr beginnt 
Und wirklich heisst „Bündel^ im Armenischen 
trt'sak (S. 78). Andererseits vermutet er 
fiir das Zeichen „Arm mit Messer'* den 
Wert Hat, ohne es beweisen zu können. 
Nun ist das „Hatische^' Armenisch. Viel- 
leicht bringt letzteres den Beweis. Der 
Arm mit Messer deutet den Begriff „schneiden'^ 
an (sie). Das heisst aber im Armenischen 
hat-anel. Also ist der vermutete Zeichen- 
wert gesichert! (S. 4) Dass, wenn eiu 
anderer Wert erfordert worden wäre, der 
Arm mit Messer eine andere Ausdeutung 
zugelassen und das Armenische ebenso 
freundhch ausgeholfen hätte, dass auf diesem 
Wege so ziemlich alles zu gewinnen ist, 
was man wünscht, bedarf wohl kaum der 
Erwähnung. 

Das Gesagte soll durch einige Beispiele 
erläutert werden, die auch ohne Commentar 
verständlich sein werden. Auf Inschriften von 
Jer&bis findet sich mehrfach eine Zeichen- 
gruppe bestehend aus dem vermeintlichen 
Ideogramm für Land, einem Rhombus und 
einem Vogel. Durch Kombination mit der 
Schaleninschrift soll sich ergeben, dass diese 
Gruppe das Gebiet von Gargamis bezeichnet. 
Nun wird eine stark beschädigte Stelle aus 
der Inschrift von Samsat für identisch mit 
der Gruppe erklärt, weil dort ,,Land" vorher- 
geht und das zerstörte Wort dieselbe Endung(!) 
hat wie in zwei unter sieben Fällen unsere 
Gruppe. Aus dieser Stelle wird nun ge- 
schlossen, dass der Name mit r beginnt. 
Welcher kann das sein? Arsapi oder viel- 
mehr Arsaui(a)! Sprachlich oder sachlich 
spreche nichts dagegen, dafür aber, dass der 



991 [No. IS.] 



0BIENTALI8TI8CHE LTTTEBATÜA-ZEITUKG. [Desember 189&] a02 



Vogel ein Adler sei (Willkür! cf. Schriftt 
V 4), dieser aber armenisch artsiv oder artsoi 
heissc, was auf artsipio und vermutlich älteres 
ardjsipio zurückgehe (WZEM S. 11 ff). Im 
vorUegenden Buch 8. 221 vermutet er, dass 
diese Gruppe (Ar8aui(a)) ein Rebus sei und 
bedeute: ^^Land des Eönigsgeiers oder -vogels 
d. i. Adlers'M Im ReceuU 18 S. 111 ff. wird 
durch recht gewaltsame Ausscheidung mög- 
licher Namen schliesslich als König der In- 
schrift vom Arslantepe-Ordasu Mutallu ge- 
wonnen. Das Ideogramm (I), welches an- 
feblich diesen Namen bezeichnet, wird als 
er Kopf eines Füllens gedeutet — man 
muss das Zeichen Schriftt. IV 3 betrachten, 
tun die ganze Haltlosigkeit dieser Deutung 
zu verstehen — imd, weil das (£sels)-Füllen 
armenisch mtruk heisst, das Zeichen also 
mtr oder mtl zu lesen ist, die Ent- 
zifferung und der Armenismus als ge- 
sichert betrachtet. In derselben Inschrift 
findet sich ein Zeichen, das eine Hand mit 
aufwärts gerichteten, gekrümmten Fingern 
sein (Schriftt. HI 10), und etwas wie „Herr'' 
bedeuten soll. Wie ist das möglich? Wenn 
man annimmt, dass das Zeichen seiner Form 
weffen den Begriff „eine Handvoll''(!) andeutet 
und erwägt, dass dies armenisch butn fwohl 
aus bhui^n oder bhuHn) heisst, dies Wort 
aber zugleich „Tyrann*' bedeutet, sind alle 
Schwierigkeiten beseitigt! (S. 36). 

Der willkürlichen Deutung von Zeichen 
reiht sich die willkürliche Oleichsetzung resp. 
Sonderung von verschiedenen resp. ähnlichen 
Zeichen an. Ein Bügel soll einmal Würde- 
zeichen, ein andermal Ideogramm ftlr das 
Land ]g[ät6 sein EHnen Beweis daftlr sucht 
man vergeblich (cf. S. 7). Ein Vergleich 
von Schriftt. IV 11 mit ib. V 31 lässt die 
Sonderung auch nicht begreiflich erscheinen. 
Und Jvr. II 2 liest er das Zeichen „IgEätS^^, 
wo doch im Hinblick auf Bor 1 sicher das 
Nominativ -Zeichen vorliegt. Andererseits 
setzt er beispielsweise dem Zeichen „Arm 
mit Messer'^ ein Zeichen der Inschrift von 
Kölitolu gleich, dessen F orm keineswegs dazu 
berechtigt, s. Schriftt VIU 1. Und diese 
Gleichsetzung ist der Ausgangspunkt zahl- 
reicher Folgerungen! 

In der Inschnft von Ordasu findet sich 
ein Zeichen, das nach J. „ein sphärisches 
Dreieck, offenbar eine niedrige Spitzmütze^' 
ist (S. 37). Dasselbe bringt nach ihm ein 
Verhältnis zu den Göttern zum Ausdruck. 
„Da nun die hohe Spitzmütze ein Zeichen 
ftlr „KömV' ist, weil sie in alter Zeit die 
Kopfbedeckung der Könige war, so wird die 
niedrige Spitzmütze den „Unterthanen, Skla- 



ven'' bezeichnen, also „Sklave, Diener, 
Knecht'' bedeuten.*' (sie). (S. 38). Einige Male 
wird angeblich das Königszeichen miss- 
bräuchlich ftir „Knecht" oder dergl. ver- 
wendet. Das setzt voraus, dass beide Worte 
ähnlich lauten, dsari(o) heisst nach J. 
„König", und „Sklave" im Armenischen 
tsahty. Nimmt man noch hinzu, dass eben- 
dort das ähnlich lautende Wort tsayr „Spitze" 
(cf. niedrige Spitzmütze!) bedeutet, dann ist 
Wort und Zeichen ftir ,,Diener" gesichert 
(S. 39. 96 f.) !. Ein Beispiel, wie J. neue 
Zeichenwerte findet, bietet seine Ausführung 
S. 148. Hier handelt es sich um Bestimmung 
des Zeichens Schriftt. IX 3. Dieses findet 
sich in Jvr. 11 1 und 3. In dieser Inschrift 
bezeichnet angeblich der König sein Ver- 
hältnis zu dem dort dargestellten Gott Nun 
folgt auf das fi^liche Zeichen: i — ä, also 
zwei Vokale, die eine Endung darstellen. 
„Dies erinnert (sie!) an das Wort HatU, den 
Gentilnamen auch der Könige von Kilikien*^ 
Möglicherweise also liegt dies Wort hier vor 
und dann kann das fi^liche Zeichen Ü (aus 
Hat() gelesen werden. Das wird aber dadurch 
wahrscheinlich, dass die Lesung Ü in Fraktin 

Sasst! Gewaltmittel wendet er an um fftr 
en Eselkopf die Lesung n zu finden, inso- 
fern als er sogar das Sumerische mit her- 
einzieht, um ftr das armenische ^ (Esel) 
eine ältere Form ensu konstruieren zu können. 
(S. 106 ff.) Gewaltsam ist auch die Art, 
wie er die Ikidung des Gen. Plur. auf m zu 
halten sucht. '^jS hat sich eigeben, dass sein 
früherer Beweis haltlos ist, weil die Stelle, 
auf welche er sich gründete, auf dem Original 
anders lautet als angenommen. Trotzdem 
hält er letzt fUr dasselbe (!) Zeichen den- 
selben (!) Wert auflacht (Schrifkt. VIII 11). 
Er sagt S. 86: „Daraus folgt, dass nach 
grösster Wahrscheinlichkeit sogut wie sämt- 
uche Inschriften nur Titel enthalten ^), also von 
E^asus wenigstens in der Hauptsache nur 
Nominative Singularis, Genitive Singularis 
und Pluralis.'^ Dass nun das fragliche 
Zeichen, eine Endung, zum Singular gehört, 
ist unerweislich, folglich bezeichnet es den 
Gen. Plur., und da es m lautet, endet dieser 
auf m. Wie hoch er selbst die Sicherheit 
dieser Schlussfolgerung anschlägt, zeigen 
schon die Worte „wenigstens in der Haupt- 
sache.^' 

Doch die bedenklichsten Aeussemngen 

^) Die rttnste Unmöglichkeit! Man lese nur 
einmal Mine Übersetnmg von Bulgar Mad. 1 o. 2 and 
mache ridi klar, dass noch 8 ebenso lange Zeflen 
folgen, und dass die auch nichts als Titel enthaMen 
sollen. 



a08 [No. 18.J 



0BI8NTALIBTIBGHE IJTTK&iTOBrJfiBmnia 



UML] »I 



sind noch garnicht berührt Seine Gteschichts- 
konstmktion wird beleachtet durch die Be- 
rnerkong su Hamat I — HI 3: ,y . . . . oder 
haben wir hinter m — d den Eigcninamen eines 
kilikischen Königs an sehen, unter dem der 
König von Hamat ab Gaof&rst stand?«" (S. 
28 A. 1). — Bei seinen Untersuchunffen über 
die Gi^tter gewinnt er das Resultat, dass der 
Titel des höchsten Gk>ttes übereinstimmend 
mit dem der Könige ^^Syennesis^^ ist, ,,was 
nicht im Entferntesten misstrauisch machen 
dürfte''! (S. 147). Man beachte: Nicht: „S. 
der Gtötter'' entsprechend einem ^^sar ilAni^, 
sondern nur ^^Syennesis" ; und ebendasselbe 
gilt von den beiden anderen Königstiteln: 
,,dsari(o)* = König, und „t'li" = Herr! 
Beide soUen ebenfiJls Gtöttertitel sein. Et- 
waige Bedenken bekämpft er mit den 
Worten: ,,Ich wüsste nicht, was hiergegen 
sprechen könnte^ (S. 148). Eigenartige 
Anschauungen über die Entstehung der 
„hatischen^ Schrift bekundet seine Ausführung 
über das Nominativ-Zeichen. S. 72 ff. Dieses 
früher s gelesene und als Ikidung betrachtete 
Zeichen soll jetzt keinen phonetischen Wert 
mehr haben, sondern blosses Zeichen des 
NominatiVs sein. „Man wende mir nicht ein, 
dass man den Hatiem keine grammatischen 
Spekulationen zutrauen könne. Darauf 
würde ich erwidern, dass Jemandem, der 
allerdings nach dem Vorbilde der Aegyp- 
tischen, aber doch nicht ohne eine ganze 
Reihe eigener Zuthaten und origineller Ideen 
die hatische Schrift schuf (!) wohl auch einige 
Gedanken über die hatische Gammatik, im 
Speziellen über die besondere Bedeutung des 
Nominativs kommen könnte.'' Diese Aus- 
führung bedarf wohl keiner zusätzlichen Be- 
merkungen. Es sei nur darauf hinge- 
wiesen, dass diese „grammatischen Spekulatio- 
nen*' sich sogar aiif Sieffelinschriften von 4 
Zeichen Länge (Layard 5) breitmachen. Kap. 
V macht uns mit einer Anzahl Ideogrammen 
f&r Göttemamen bekannt. Nachdem J. mit 
Hilfe ganz unsicherer Combinationen ftir 2 
Armzeichen nachgewiesen hat, dass sie Namen 
fibr zwei Göttinnen sind^ schliesst er, 
dass auch die anderen Armzeichen Götter- 
namen andeuten (S. 139 f.). Das sind aber 
(nach S* 134 f.) nicht weniger als 18, und sie 
unterscheiden sich von dmander nur dadurch, 
dass der eine Arm mit Faust und Daumen 
oben versehen ist, ein anderer mit Faust und 
Daumen unten, ein anderer mit flacher Hand 
und Daumen oben oder unten> andere mit 
einem, zwei oder auch drei sichtbaren Fingern 
etc. (s. Schriftt. I 3— H 16)! Wer gegen ein 
solches Resultat Bedenken hat, ist verpflichtet 



selber den Beweis flir seine Möglidkeit an 
erbringen! Denn: ,Wannn vennndich IS, 
wenn nicht noch mehr GHMter eine Hand ab 
Hieroglypho hatten, darüb«* nachaogrfibdB 
woUen wir anderen überiaasen,* (8. 140). 
9 Wer unsere Dentongen der Zetdien verlaclil, 
wird um eine bessere gd^eten, wird daram 
gebeten uns zu sagen, an welcher Kat^orie 
von Begriffen er die durch Handsymbole be- 
zeichneten Begriffe mit gröeaarer 

Berechtigung zählen möchte (ib.)* Sollte der 
„Arm* wirklich so arm an Begriffinnhah 
sein? Ebenso hat der Leser sich mit folgen- 
dem undenkbaren Resultat selbst anseanander- 
zusetzen: J. steUt ans den Inschriften 3 
Lesezeichen fest: einen „Wortf>^ginner*, weil 
er angeblich immer nur vor einem Wort 
steht, einen „Wortbeschliesser* und eilten 
„Worttrenner*. Dieser, ein senkrechtes 
Messer, ist so zu deuten, weil das Messer — 
trennt (sie!). (S. 71) Sieht man nun die 
Inschriften danmfhin an, wie diese 2^ichen 
gebraucht werden, so findet man die un- 
^aublichsten Kombinationen. Abgesehen von 
vielen Stellen, wo nicht eins, sondern gleich 
zwei dieser Zeichen stehen, finden sich die- 
selben auch in der Reihenfolge: Wortir. 
WortbeschL (Jer 1 4), Wortb^, Worttr. fflulg. 
2), Wortbeschl. Wortb^. Worttr. (Bulg. 1) 
und sogar: Worttr. WortbeschL Worttr. (Bor. 
2), ohne dass ein Wort dazwischen steht! 
Mehi-ere Siegelinschriften werden auch durch 
den Wortbeg. geschlossen (S. 54). Indessen : 
„Dass wir es (den Worttrenner) bisweilen 
vor oder gar hinter dem Wortbeginner finden, 
kann uns an dieser Deutung nicht irre 
machen'' (S. 71). 

Doch damit genug! Das Buch durchzu- 
studieren ist keine erfreuliche Arbeit. E^ ist 
wie ein Wandern durch einen Urwald. Wie 
Schlinggewächs ranken die Kombinationen 
durcheinander und nötigen Schritt f&r Schritt 
mühsam sich den Weg zu bahnen Wenn 
weniffstens ein greifbares und haltbares 
Resultat gewonnen würde, das die Mühe be- 
lohnt! So aber, wie die Dinge liegen, hinter- 
lässt die Lektüre des Werks nur ein unbe- 
friedigendes Geftlhl. 

Berlin. 



F. Thureau Dangint Kecherohes sur rorigine d« 
l'toitare cuu^ifonne. I. Putie: Les formet 
archalqnes et leun ^auiTalents modemet. Paris. 
EiTiest Leronx. 1896. Bespr. von Hugo Wincklor. 

Der Verfasser, der durch eine An- 
zahl von Einzelarbeiteu seine erfolgi*eiche 
Vertrautheit mit den ältesten Denlanülem 
Babjloniens bewiesen hat^ giebt hier eine 



895 (No. 12.1 



0HIENTALISTI8GHE LITTEBATUB-ZEITÜNG. IDezember 1888.] 896 



ZusammenstellungderaltbabylomBchenSchrift- 
zeiohen mit ihren jüngeren Formen, und 
bringt dadurch das von Amiaud seiner Zeit 
geleistete wieder auf den Standpunkt, der 
mit dem seitdem bekannt gewordeneu neuen 
Quellen erreicht werden kann. Das Werk 
ist daher ein wichtiges Hilfsmitel für das 
Studium jener ältesten Texte. In der Ein- 
leitung werden diese selbst aufgezählt Her- 
vorzubeben ist dabei die vernünftige An- 
Setzung der Niffertexte, besonders des von 
Lugal-zag-gisi, welche zweifellos jünger sind 
ab die ältesten Telloh-Texte. Ueber diese 
letzteren und ihre paar Zeitgenossen, welche 
noch keine Keil-, sonden Schriftfiguren zeigen 
und ihr Verhältnis zur „Schrifterfindung^ 
hätte ich einiges zu sagen, doch sei ab- 
gewartet, was uns der zweite Teil des Werkes 
über die „origine^ der Keilschrift sagen wird. 
In anderem Geiste wird es au£;enscheinlich 
ffehalten sein, als dem, der „Schrifterfinder'' 
kennt und in schwindelerregenden Jahr- 
tausenden schwelgt. 



J. V. Pr&iek, ForBÖhungen zur Geschichte des Alter- 
toms n. KadytiB — &tho8. — ÜSü, Leipzig. Ed. 
Pfeiffer 1888. bespr. y. Hogo WincUer. 

Im ersten Aufsatz wird vorgeschlagen 
zwischen zwei Kadytis zu scheiden. Das 
Herodot in 5 genannte sei Gaza, das Herodot 
selbst gesehen habe, das andre, welches 
Necho nach der Schlacht bei Magdolos (II 
159) erobert habe, Kade§ am Orontes. 
Die betreffende Mitteilung Herodots rühre 
von Hekataios her. Es wird auf ein von 
Pinches Records of the Fast. N.S. IV 99 über- 
setztes Täfelchen aus Nebukadnezars 6. Jahre 
verwiesen, wo mitgeteilt wird, dass ein 
babylonischer Statthalter von Kidis Tyros 
besucht habe. Mir ist der Text des Täfelchens 
nicht bekannt geworden. Von Uebersetzungen 
unveröffentlichter Texte nehme ich aus guten 
Gründen ein ftir allemal keine Notiz. Es ist 
aber zweifellos richtig von Prääek erkannt, 
dass hier eine ftir unsere Fräse wichtige 
Angabe vorliest, wie denn übeniaupt seine 
Meinung mancnes für sich hat. Die Streit- 
frage über die Schlacht von Magdolos und 
die von Megiddo ist freilich damit auch noch 
nicht gelöst (vgl. zuletzt Max Müller in Mitt 
VAG. 1898, 161 wo meine eigenen Zweifel 
und Versuche besprochen sind). Ich möchte 
hier nur noch auf eine bisher von niemand 
beachtete Thatsache hinweisen : es giebt noch 
ein Migdol, das von grosser Wichtigkeit war. 
Es ist der in herodiaoischer Zeit für den 
Verkehr mit Aegypten massgebende Hafen, 



südlich von Akko überhaupt der einzige 
brauchbare : Cäsarea, wie die Stadt von Hero- 
des getauft wurde als er sie ausbaute. Der alte 
Name ist uns nur griechisch überliefert als 
STQcermvog nvQyog d. i. aber nins^y ^JIC 
Migdol-AStoret. Zwischen den Philisterhäfen 
und hier liegt kein guter Hafen, da Jaffa un- 
brauchbar ist Nebenbei noch die Bemerkung, 
dass die für 2 Sam. 24, 6. jetzt allgemein 
angenommene Lesung der LXX ag yV^ 
XejTUhik xadf^q nicht richtig ist, von Kades war 
dort nickt die Rede. Darüber wird das Nähere 
in Gesch. Isr. II stehen. — Im zweiten 
Aufsatz wird die Gleichstellung das Herodo- 
teischenSethos mitTaharka auseinandergesetzt, 
und meiner Annahme eines Zuges Sajiheribs 
geffen Aegypten nach 691 zugestimmt. 
Ueorigens ist S. 21 unter 2) u. 3) meine 
Meinung nicht ganz richtig wiedergegeben, 
eine Bdagerung Jerusalems hat damals nicht 
stat^efunden. — In Usü wird die bereits 
Yonr. früher beobachtete richtige Feststellung, 
dass diese Stadt das Palaityros Menanders 
(auch Justin) sei, nochmals ausführlich be- 
gründet Nach Movere vergl. (auch Cheyne 
in ZatW XVlil) ist richtig erkannt, dass der 
Sanchimiathonische Ovamog nicht Esau son- 
dern der Heros von U§ö ist. Im Anschluss 
an Sayce wird das biblische non Jos. 19, 29 
mit üsü gleichgesetzt. 

Berlin. 



Dr. Otto Pauts, Muliammeds Lehre von der Offen- 
barung qaeUenm&sflig nntersnoht. Leipzig, Hinriohfl, 
1898. Gr. 8« VIII, 304 S. 

Besprochen y. C. F. Seybold. 

Vorliegende religionsffeschichtlich - theo- 
logische Stadie basiert auf guter Sprach- und 
Sachkenntnis, indem sie, unter Berücksichti- 
gung der umfangreichen neueren sekundären 
und entfernter einschlägigen Litteratur, in 
erster Linie als nächste Quelle naturgemäss 
den KorlUi und dessen Kommentatoren, vor 
allem den scholastischen Beidäwt, Bukhfirts 
Traditionssammlung und Ibn HiSäms Leben 
Mohammeds zu systematischer Verwendung 
bringt. Nach kurzer Einleitung (S. 1 — 11) 
wird uns in 4 Kapiteln k 3 § Mohammeds 
Lehre von der Onenbarung nach den ver- 
schiedenen in Betracht kommenden Seiten 
vorgefahrt, wobei freilich die Untersuchung 
sich öfters so sehr Abschweifungen und 
Einzelfragen hingiebt, dass man den Faden 
des Ganzen schwer festhalten kann. I. Kap. 
Mohammeds Prophetenbewusstsein: 1. Erstes 
Auftreten der Offenbarung bei M. 12—33. 
2 Die Uebermittlung der Ofienb. 33—46. 
3. M. und die zeitgenössischen Wahrsag«* 



mn (Ko. 18.] 



ORIENTALI8TI80HE LITTERATUE-ZBriUNG. [Desember 189&] 806 



und Dichter 46—68. II. Kap. Das Wesen 
der Oft: 4. Der Offenbarungsbegriff 68— 
103. 5. Die nniversale Bestimmang der 
Oft 103—120. 6. Ms. Stellung zur froheren 
Off. 120—136. III. Kap. Der Olaubensm- 
halt der Off. : 7. Die OottesvorsteUuug 136— 
172. 8. Verhältnis zum Heidentum und zu 
christlichen Dogmen 173—201. 9. Eseba- 
tologie 201-220. IV. Kap. Die Träger der 
Off.: 10. Das Prophetentum 220—64. 11. 
Die Wunder 264-9. 12. Irdische Stra%e- 
richte 280 -89. 

Eis ist vor allem anzuerkennen, dass der 
Verf. als überzeuffungstreuer protestantischer 
Theologe doch ohne alle dogmatische Vor- 
eingenommenheit sich redlich bemüht sine 
ira et studio (manchmal könnte mancher das 
letztere fast zu viel finden!) den Propheten 
von Mekka und die arabische Weltreligion 
nach ihrem innersten Wesen und wahren 
Wert zu würdigen. Bei diesem ausge- 
sprochenen Sinn für objektive gerechte 
nritische Beurteilung Mohammeds und seiner 
Lehre kann das stattliche, schön ausgestattete 
Buch auch weiteren Kreisen , vor allem 
natürlich den Theologen bestens empfohlen 
werden, zumal da allen arabischen Quellen- 
zitaten die üebersetzung beigegeben ist und 
besonders auch auf die vielfache Abhängig- 
keit Mohanmieds von jüdischen und chnst- 
lichen Lehrsätzen hingewiesen wird. Abge- 
sehen von leichten Druckfehlem weisen wir 
auf folgendes hin: S. 26 Gebet ist stets 
du&, m'cht di'ä. S. 29 1. Mukätil statt 
Mukätal. 8. 38. Sürijj&h (h ohne'Mappiq!) 
nicht ^mein Fels ist Qtott^: dies wäre Sfiri^l; 

ebd. Anm. 1,5 ist die Abkürzung nicht j^s, 

sondern 9jd% ; filmashör heisst nicht „in bekann- 
ter Weise ''y sondern im textus vulgatus mit den 
qir&fit der 8 Jmäme gegenüber von nicht- 
authentisohen Lesarten schawädd (hier „sel- 
tener«") vgl. Beid&vi I S. 2, 18. S. 43 Mitte 
darf fil^pgr doch nicht mit „auf der Nord- 
seite^ übersetzt werden! Seite 44 ist zu lesen 

^gk^ fjjj (oder vflJUft) nicht lu^^ was 

übrigensWüstenfeld schon selbst berichtigt hat. 
8. 66, A. 1 lies SüAji und nachher lüy^ ^uk 

wonach die Üebersetzung zu berichtigen ist. 
8. 59,5 ist doch tawaffani kein verkürztes 
Imperfekt, sondern Imperativ. S. 60,6 heisst 

S^Ui nicht einfach „einander reichen^, son- 
ern „sich streitig machen^. S. 95 „Bewohner 
des HiiT«": al Higr ist hier natürUch die Stadt 



alHi^=£gra=Mad&in ^älil^ im n.-w. Arabien. 
8. 33 taucht eine neue hebr. Wurzel (D 

„schlecht sein"" auf, statt »n. 8. 146 L Z. 
„Die Feindschaft, die man zeigte^: ver- 
kehrte, unmögliche Üebersetzung! 8. 176,4 
Hamad&n, vielmehr Hamdän. 8. 179,9 f. ist 
mulk, nicht milk übersetzt. 8. 180 „Die 
Stadt Balkä'': der Text heisst vielmehr: 
tumnia s&ra ila medtnat al Balqä bilsoh&m 
d. li dann wandte er sich nach der Haupt- 
stadt ^'on al Belqä in Syrien, für welche Ion 

UiJAm setzt »IxJLJl ^^\ ^ vlU (vgl 
8. 13, A. 4.). 8. 182 steht mehi-^als vs^UU 

statt SU«. 8. 191. Die arab. Form 'Isä für 

Jesus habe ich schon 1881 in einer akadem. 
Preisarbeit als assonierende Analoeiebildung 
zu Müsä erklHi*t, vgl. die oft noch viel ee- 
waltsameren Angleichungen von Ibrfthim-is- 
mft'il, H4bil-Q&btl, Hardn-Q&rOn, Ö&lüt-Tälat, 
I&^g-Mfi^q, Härüt-M&rüt u. s. w. 8. 191, 
Anm. 3 wi d als absolut sicher hingestellt 
die mehr als zweifelhafte Deutung des 
Namens Mir]itm = „d*e Bittere, Betrübte^: 
gegenüber den vielen etymologischen Spiele- 
reien mit diesem Nainen I at Ref. schon 
längst einmal die Vermutung ausgesprochen, 
dass der Name, wie der des Mose und wohl 
auch *Amram eher ägyptisch sein könnte: 
Meri Anm = aroata Am nonis (wie Me[r]iamuB 
Geliebter des Amon der Beim ue Ramses 11 
ist.) 8.-192, 204, 214, 268 wird ilas existenz- 
negierende 1& nicht mit Accus, ohne Nunntion 
gesetzt, sondern mit Nomin. mit Nunation! 

8. 202, A. 1. ^S, S. 221 ^^ nnklassiscb 

stau [jS Uc^! S. 211,2 Graf, vielmehr A;. 

8. 216,8 wird al Htra mit Hirft verwechselt! 
Triptota und Diptota sind oft verwechselt; 
Vieles andere, was in der sonst guten Arbeit 
an den Anf&nger erinnert, oder einer gewissen 
Nachlässigkeit bei der Korrektur zuzuschrei- 
ben ist, könnte noch erwähnt werden. 
Tübingen. 

Martin Hartmann, Metrom und KLythmus. 
Die EntBtehnng der arabischen Vcrsmasso. 
Gienen 1896. Beepr. v. Hubort Grimme. 

Wenn Umfang und umständliche Dar- 
stellung einige Gewähr för gründliche Be- 
handlung eines Stoffes böte, so könnte mit 
Stau. Gujards Nourelle thäoric de la metrique 
arabe (Joum. Asiat. 1876—77^ das Problein 
der arabischen Metrik als gelöst betrachtet 
werden. Giebt man sich aber die Mühe, 
diese Arbeit zu zergliedern, so staunt man, 
wie wenig Neues darin geboten wird. Dass 



[Mo. ia.j 



OBmHTAUSTISOBS LITTBBATU&-ZBITUNO. (DeHmbar 1B88.J 400 



die «nbiscb«!! Yen« luter dem rhythmischen 
Gesetie der Dipodie stehen; daaa jede 
Dipodie zwei Iktau trSgt, von deaen der 
erste jedesmals der sOrnere, der zweite der 
schwächere ist; dsas die Iktas stets durch 
wenigstens eine anbetonte Silbe getrennt 
sein mflssen, wotBx «ber anCh rhymmisohe 
pMise oder ein in der Schrift niuit ausge- 
druckter Ton eintreten kann: solches sind 
die sls neo zii bezeichnenden leitenden Ge- 
danken Ihiyard'B, wozn dann noch gelegent- 
liche Einzelbemerknngen kommen, wie dass 
Koeh die Seg'verse rnydimisch seien. 

Die stark aprioTistische Beweisfiihrung 
Qoyard's Usat aber «ach an der Richtigkeit 
seiner Resnltste bald Zweifel anfsteigen. Als 
wertToUen and geaicherten Fond vermag ich 
nur seine Annahme anzosehen, dass neben 
der Qaantität aach der Iktns, ond zwar ein 
doppeher: Haupt- and Kebeniktos in der 
aräo. Metrik eine Rolle spiele. Unbewiesen 
und anrichtig scheint mir sein Qesets, dass 
der Haoptikbia stets vor dem Nebeniktna 
seine Stelle habe ; der Hinweis, aach in den 
einzelnen Wörtern treffe der Haaptikt die 
Stammsilbe, der Nebenikt eine folgende 
Saffissilbe, würde kaom im Gebiete aus- 
Bohliesslicher Akzentrhythmik Beweiakraft 
haben. Femer konnte ihm, von vielen 
anderen Sprachen abgesehen, die deutsche 
den Beweis liefern, wie Haimt- und Meben- 
iktoB recht wohl nnvermittelt nebeneinandercu- 
gefaen vermögen, und endlich kann ich meine 
Bedenken regen den ausnahmslos dipodi- 
sehen Bau der arabischen Verse nicht unter- 
drOoken; was fOr Re^z, Eimil u. a. stimmt, 
konnte bei Tawil und Basif leicht anders sein. 
Darsna daas ^e alten Metriker letztere in 
ziemlich gleicbgrosae Stücke zerlegen und 
diese nach Quyard's Akzentregeln je mit 3 
Akzenten Belesen werden können, folgt mir 
nicht die dipodische Notwendigkeit 

Unbefrt^igt von den Resultaten Guyard's 
nnd einigen neueren kleinen Geleffenheits- 
versnchen auf dem Gebiete der arab. Metrik 
hat M. Hartmann ein BQchlein unter dem 
Titel: „Metrum und Rhythmus, Die Ent- 
stehung der arabischen yersmasae", znr Dar- 
legung eines eigenen Systems erscheinen 
lassen. Der Obertitel verapricht etwas All- 
gemeines, während doch nur gehalten wird, 
was der Untertitel besagt Von den 34 Seiten 
der Schrift acheint mir die erste Hälfte ziem- 
lich entbehrlich; wenigstens ist die darin ent- 
haltene Aaseinanderseteung mit den bisherigen 
Theorien nicht erschöpfend und die Sammlung 
einiger arabischer Traoitionen flberEntstebong 
der Metrik ziemlich belangloB. ^^kUohe Be- 



deutung hat nnr die Aaseinandersetsong eines 
neuen Terssystems. 

H. leugnet die ailbenmessende Natur der 
arab. Metrik anfs entschiedenste; in Noten 
dargestellt wird ihm jede Verssilbe za einem 
Viurtel. In die nun scheinbar taktlosen 
Reihen bringt er sodann durch Annahme 
von starkbetonteni schwachbetonten und an- 
betunten Versatellen Leben und verschieden- 
artige Bewegung. Entgegen Guyard findet 
er den atärkereu Iktus bald vor dem 
schwächeren, bald hinter ihm und definiert 
seine Stelle als die konatante Länge, welcher 
konatante Kürze voranfgeht Weiter ^abt 
er Gnyard's Dipodien durch Annahme von 

S wissen Monopodien ergänzen zu sollen, 
s dipodiseh mmmt er Ragaz, „das frfiheste 
Metrum', und Hazag, die von einander nnr 
durch die Stellung des Hsiq>tiktaa zum Neben- 
ilctos veraohieden sind: in Rag. x -^ x ^-, 
in Eaz. ->< -L x -:-. Da der Auftakt flOr das 
Wesen eines Metrums nichts aastrage, soll 
aach Ramal : — ^ >: -^ x und event sogar das 
Monsaril^motiv — ^ x -^ x nächste Verwuidte 
der beiden obigeu Maasse sein, Als blosse 
Yuianten von Ragaz und Hazag gelten ihm 

Wäfir x-L-^-:uad Kimü -^ ^ x -^. 
XX XX 

Honopodisch und zwar entwickelt aus (nicht 
mehr vorkommendem) — x x aoUeuMutaqärib 
X -^x und Mutsdärik x x — eine eigene 
Gruppe bilden. Aas raonopodiachem — x x, 
dipodiBchem — X — x — , samt einem Auftakte 
wird ihm 7*^> wobei die Monopodie nur 
den Taktwert einer halben Dipodie bean- 
spruchen könne. 

So weit will U. feste Resultate bieten; 
über den Rest der Veramsaase (Maqtadab 
und Mud&rt werden ausgeschlossen) äosaert 
er aioh nur in Vennntangen. Din übliche An- 
nahme von scharfen TonzusanunenstÖssen in 
ihnen teilt er nicht, läsat aber seinen Wider- 
sprach nicht scharf genug ins Auge springen. 
hätte er versucht, das ninzip der von ihm 
vermutungsweise vorgetragenen E^klinmg 
von Bastt u. s. w. zu formulieren, so hätte 
er leicht zu meinem weiter unten zu 
erwähnenden Tripodieengesetze gelangen 
können. 

Gegen Hartaiana'B metrische Neuerangen 
hat sich die Kritik bisher ziemlich ^eich- 
giltig oder ablehnend verhalten; das bes. 
scharfe Verdikt von Brockelmann (Deutaohe 
Litteratarzeitung 1898, 26) muss als geradezu 
ungerecht charakterisiert werden, iödem es 
beaonders auf der Unterstellung beruht, als 
künstele H. aus dem Ragaz seme Erklärang 
j sämtlicher ambisoher Metra xareoht. 



[So. 18.1 



OBIENTALISTISCHB tHTERATUU-ZBITUNa. IDeiambar 1096.] 4W 



H.'b System ist nicht so fust, doss mit 
einem Teile alle übrigen fallen müaBten. 
ÄIb unhaltbar scheint mir seine Annahme, 
dass die arabische Metrik rein akzentuieren- 
den Charakter habe. Denn wo es neben 
konstanten Lbigen konstante Kfiraen giebt, 
da spielt die QuantitKtametrik doch sehr 
deutlich hereia Andrerseits hat H. sicher 
Recht mit der Regel, dass konstante KUrze auf 
folgendeu Hauptikt hinweist, während der 
schwächere Tktus mit wechselnden Quantitäten 
sich paart: ein glücklicher Fund, den ich 
als den einzig festen Punkt in dem fioktuieren- 
den Gewirr der bisherigen arab. Metrik be- 
zeichnen und der Beachtung seitens der 
FachgenoBsen dringend empfehlen möchte. 
Was H. an Stelle der Guyard'schen Vere- 
einheiten stellt, befriedigt mich nicht ganz. 
Ich glaube, reine Monopodien, d. h. einikdge 
Versteile werden nirgendwo eine Verseinheit 
darstellen: erst der mit G^gcnton gepaarte 
Ton bedingt einen rhvthmjschen Takt. So 
kann ich mir Mutaqftrib nur als w -^ >: {ako 
ohne den Onyard'schen Zwischenton), und 
Uutad&rik als ><-— konstruieren. Weiter 
finde ich aber, dass beide Maasse mit einer 
Dipodie, in der die beiden Iktns nicht zu- 
sammenstosscn, eng verbanden ihren Neben- 
ikt einbüsaen und mit ihr zur Tripodie 
verwachsen können, die unter 3 Ikten steht, 
einem stärksten, einem schwächeren und 
einem mittleren, der je nach Umständen 
stärker oder schwticber sein kann. Als 
tripodische Maasse nehme ich z. B. TawU 
undBasit und skandiere erBtere8^-=-x^ ~»-x-^ 
letzteres x — ».-—i-x >^-^, wo jedesmal der 
mittelstarke Ikt gemäss dem E^treffeu von 
Hartmanns Gesetz vor ihm einem Hauptikt 
fast gleichkommen dürfte. Welche Maasse 
ausserdem nocli tripodisch anzusetzen sind, 
sei einer späteren Arbeit Torbehalten. 

Ich könnte hier die Berichterstattung ab' 
brechen, ohne zu fürchten etwas Wichtiges 
in H.'s Abhandlung übei^angen zu haben; 
doch reizt es mich, ihm und vermutlich über- 
haupt den Fachgenossen gegenüber meinen 
Widerspruch gegen die angebliche Priorität 
des Ragazmaasses auszusprechen. Ich kann 
nicht den ^ringston Orund finden, warum 
gerade reine Jamben im Arabischen an diesen 
Anfang der metrischen Entwicklung gestellt 
werden. In der griechischen, lateinischen, 
germanischen Metrik gehören jambische 
Reihen zu den jüngeren Bildungen, die erst 
in historischer Zeit sich aus komplizierteren 
vereinfacht haben. In keiner ausBerarabischen 
semitischen Metrik finde ich sie ausser ge- 
legentlich im Syrischen. Dazu paast recht 



Sit, dass die wirklich alten anbiacben Oe- 
chte fast kein Haasa seltener auÄreiaen 
als Ragaz. Und ist letzteres Uaass nicht 
dasjenige, das am meisten die Abwerfung 
des AuslautTokala am Versende begünstigt? 
Daa mag man im gelehrten Qrammatiker- 
stile Pansa nennen und Air gatklaBsisoh 
halten: für mich bedeutet es daa Herein- 
dringen der Vulgäreprache mit ihrer Aufgabe 
des Tr&b in die alte Sprache, die von den 
Dichtem oder besser gesagt, durch die Metra 
der Dichter künstlich über ihre Zeit hinaus 
konserviert wurde. Das späteste Metrum 
Ragaz, die Vereinfachung älterer voUsUbigerer 
Maasse duldete am ersten die Modernisierung 
der Wortformen — und wenn auch nur im 
Versanslaute. 

Schon glaube ich behaupten zu dürfen: 
wenn einmal die Behaadlnog der semitiBchen 
Einzelmetriken zum Begriff einer aligemein- 
Bemitischen Metrik vordringt, dann hat kein 
Maass weniger darauf Anspruch alsürmaass zu 
gelten, als das arabische Ragaz oderttberfaanpt 
jede jambische bezw. auch troohSiBche Reihe. 
Freiburg, Schweiz. 



Namen im Alta«gjptiachan (au Abk. c. ... 

AK. I Cl. XXI Bd. 1 AbUi.). Uflnchni. 1B97 4. 

96 S. beipr. T. A. Wiedeoiann. 
Die Hauptschwierigkeit bei der Behandlung 
der ägyptischen sog. medizinischen Papyri — 
genauer wäre die Bezeichnung: Rezeptbücher 
— ist eine lezikale. Die genaue Bedeutung 
der Worte für Körperteile, Krankheiten, 
Medikamente pflegt unbekannt zu sein. Diese 
Erwägung ist es wohl gewesen, die Ebers zu 
einer Studie bewogen hat, durch die die ägyp- 
ÜBchen Namen der. Gliedmassen festgestellt 
werden sollten <)■ Freilich Hegt nnr der erste 
Teil der Arbeit vor, der nicht die Frage der 
Bedeutung selbst in das Auge fasat, sondern 
in loser Aneinanderreihung eine Reihe ver- 
schiedenartiger NebenpunktP behandelt. Der 
Verf. bezeichnet dabei als sein Thema 
„die vielfUtige und grosse Bedeutung, die 
den Gliedmassen des menschlichen nnd zu- 
weilen auch des tierischen Körpers von den 
Aegyptem eingeräumt wurde" ; eine kurze 
Inhaltstibersicht wird am besten zeigen, was 
bei dieser Gelegenheit zur Besprechimg kommt. 



') Bei dermaDgelfaaftADOenauigkeitidiediircliweg 
in der ncgjpt. Terminologie hemoht, wird das Re- 
mltat eioer derartigen I^tennobun^ iteta nur be- 
diüfften Wert haben kOtmeu. Baseiolmet doch bei- 
•piäiweiie, wie auch der Verf. 8. 19 mit B«cht 
hervorhebt, du Wort fBr .Herr' gelegentlieh anch 
den .Hageo". 



40» [No. 12.1 



OmfiNTALISnSCHE LITTERATüa-ZEn*(JNO. IDesembar 1888.] 404 



Nach kurzen AiisfiÜiningen über die Quel- 
len, ^ie wesenüioh eine Liste der bei der An- 
führung der modernen Litteratur gewählten 
Abkünungen enthalten, folgt „die körperliche 
Besohaffidnheit der alten Aegypter^, eine Reihe 
von Notizen über deren ilu88ei*e3 Aussehn) die 
Mumien und Bilder und deren anthropologische 
Merkmale. Die reiche Litteratur, die hier be- 
sonders in den letzten Jahren erschienen ist» 
ist in diesem Abschnitte nur in s^eringem 
Umfange verwertet worden, vor allen fehlt 
eine Behandlung der zahlenmässigen Ergeb- 
nisse der Schttdelmessungen, die ftlr anthropo- 
logische Zwecke die Basis bilden müssen; 
der Verf. beschränkt sich auf die Aufstellung 
einiger allgemeiner Gesichtspunkte. Ein wei- 
terer Abschnitt ist betitelt „Ursache der frühen 
und starken Hervorhebung der Körperteile^ 
und wird als solche die liebevolle Beobachtung 
des menschlichen Körpers seit der ältesten 
Zeit in Aegypten angegeben, die von den 
Aerzten ausgegangen sei. Dann wird be- 
sprochen: die Verwertung der Bilder von 
Körperteilen in der Schrift und die Ver- 
wendung der Bezeichnung solcher TeUe in der 
Sprache, vor allem in Redensarten^ wie: sein 
Herz ist froh, im Rücken ftir heiter, das was 
im Herzen ist für Innerstes, u. a. m. Es folgt 
ein Exkurs über die Namen Aegyptens, be- 
sonders die Angabe HorapoUo's, man habe 
Aegypten durch ein brennendes Räuchergefiüss 
über dem sich ein Herz befand, bezeichnet, 
eine Schreibung, fär die ein ägypt. Aequi- 
valent zu finden, dem Verf. nicht gelungen 
ist. Hieran sohliesst sich dasLand Aegypten und 
die Osirisglieder, eine Besprechung vor allem 
der Osirisreliquien und der Orte« an denen 
sie sich befanden auf Grund der Liste von 
Dendera. Sehr ausgedehnt ist der Abschnitt: 
Der Himmel und die Körperteile (1. Die 
Himmelsgöttm, die Augen und andern Körper- 
teile der Gottheit 2. Die wd :-t (ut a-t) oder 
Heilsaiigen. 3. Die Ausflüsse aus den Aiigen 
und aus dem Körper der Lichtgötter. 4. 
Die Gestirne und die Körperteile); kürzer 
der: Die Masse imd die Körperteile (also 
z. B. Elle, Fingerbreite für Längen-, Mund, 
Hand fär Hohlmasse) und der: König, Staat 
und Körperteile. 

Eine eigentliche Besprechimg einer so viel- 
gestaltigen Materialsammlung wäre nur mög- 
lich, wenn man Schritt fUr Schritt die einzelneu 
Auffütellungen erörterte und dabei auch den 
zweiten Teil verwerten könnte, der den 
Beweis für manche Angaben bringen müsste. 
So begnüge ich mich denn um so mehr damit, 
nur einige wenige von den Stellen, die gege- 
benen Falls weitere Verbreitung finden könnten. 



mir aber zu Bedenken Anlass zu geben 
scheinen, hier heraus zu flreifen, als durch 
das Ableben des Verf. das Erscheinen dieses 
zweiten Teiles in Frage gestellt ist. S« 12. 
Die Aehnlichkeit zwischen einigen ägyp- 
tischen und griechischen Rezepten, aus der 
man eine Abhängigkeit der griechischen 
Medizin von der ägyptischen erschlossen hat» 
wird noch genauerer Untersuchung bedürfen, 
ob man es nicht vielmehr mit einem Ein- 
dringen von an beiden Orten unabhängig 
von einander entstandenen Mitteln der Volks- 
medizin in die „wissenschafüiche^ Medizin 
zu thun hat, um so mehr, als analoge Mittel 
auch in ganz andern, sicher von Aegypten 
unabhängigen Ländern in der Volksmecunn 
auftreten. — 13. Die auf Grund einer ortho- 
graphischen Eigentümlichkeit der FVramiden- 
texte aufgestellte, viel wiederholte Behauptung, 
in den ältesten ägypt Texten wären die 
Ideogramme seltner als in der späteren 
(klassisch-ägyptischen) Zeit wird u. a. durch 
die zahbeicmen Ideogramme der Texte der 
Nagada-Periode widerlegt. — 40. Gewalt 
erscheint es, nach dem Vorgange von Oefele s 
die gelegentlich auftretende spätgriechische 
Sitte, gewöhnliche Arzneimittel mit Geheim- 
namen zu bezeichnen ohne Weiteres auf das 
alte Aegvpten zu übertrafen und zu versuchen, 
auf solche Weise die luttel der „Dreckapo- 
thekc"^, die die Papyri verwerten, aus der Welt 
zu schaffen und ilureBezeichnunfi^en für die Ge- 
heimnamen erfreulicherer Heihnittel zu er- 
klären. Es liegen zu viele analoge Rezepte 
bei den verschiedensten Völkern vor, als 
dass es unwahrscheinlich erscheinen könnte, 
dass die Aegypter Blut, Kot und andere 
unappetitliche Dinge in ihre Pharmakopoe 
aufgenommen hätten* — S. 66 Anm. 3 Die 
hier Sethe (1896) zugeschriebene Zusammen- 
stellung des Beinamens des Amon kormutrf 
mit dem Kamphis der Ghriechen, ist, wie z. 
B. aus Lauth, Münch. Sitz. Ber. 1876 p. 137 
hervorgeht, bereits vonBirch versucht worden. 
Trotzdem erscheint mir dieselbe nicht dücklich 
und Kamphis schon wegen seiner Varianten 
vielmehr mit Chnum zusammen zu stellen 
zu sein (vgl. Wiedemann, Herodots Zweites 
Buch S. 197). — m. sex, seta mit Feuer 
bohren wieder zu geben scheint angesichts 
der Grundbedeutung von sex schlagen, nicht 
empfehlenswert — 76 (vgL 61) Die Ansieht» 
dass der christliche X6^^ aus altägyptischen 
Anschauungen hervorgegangen sei, wxA kaum 
auf Beifall rechnen können. 

Bonn. 



406 [No. 12.] 



0&IENTALI8TI80fl£ LITl'EftATUfi.ZEITUNG. IDesember 1896 ] 406 



Mitteilungen. 

DMktehrift betreflbid doi Foids lur Fördoinig 
ilttrtiB8wiM6itehaflliohor ArlMitoi ii Egyptoi. 

(Anlage inm Etat für das Auswärtige Amt.) 

Kein anderes Land der alten Kalturwelt hat 
in gleichem Umfang und in gleicher Mannig- 
faltigkeit alle Erieugnisse menschlicher Thätig- 
keit, auch die unscheinbarsten, durch die Jahr- 
tausende zu bewahren vermocht wie Egypten. 
Unsere Kenntnis von diesem I^ande ist aaher 
umfassender als von jedem anderen Lande der 
alten Welt. Die auf seinem Boden gemachten 
Funde ermöglichen indessen nicht allein eine 
genaue Erforschung des alten Egjpteus für einen 
ausserordentlich weit Euriickliegendon Zeitraum, 
sondern sie tragen auch dazu bei, die Kennt- 
nis auf anderen Wissensgebieten als der Egyp- 
tologie zu erweitern. Fast alle Zweige der 
Geisteswissenschaften nehmen an den durch die 
eg3rptologi8che Forschung gefundenen Ergeb- 
nissen reichen Anteil. So verdankt zum Bei- 
spiel die alttestämentltche Forschung E^jpten 
wertvolle Aufschlüsse tlber die Verhältnisse 
des heiligen Landes in der Zeit vor der jüdischen 
Einwanderung. Die assyrisch - babyionischen 
Studien haben einen neaen Aufschwung ge- 
nommen durch deu Fund der Keilschrifttafeln 
von Teil Amarna, welche auch über einen grossen 
Abschnitt der altorientalischen Geschichte Licht 
verbreitet haben. Die klassische Philologie hat 
aus den Papvrusfunden deu „Staat der AUiener'^ 
von Aristoteles, den Herondas und den Bakchy- 
iidessowie manches andoreBruchstück griechischer 
üteratur erhalten. Femer ist der klassischen 
Archäologie, der Theologie, der Kechtsgeschichte, 
der altchristlichen Kunst schätzbare Anregung 
und Förderung aus den egyptischen Funden zu 
Teil geworden. Besonders wertvolles Material 
lieferten die Papvrus des griechisch-römischen 
Egyptens auch für die Geschichte der helle- 
nistischen Zeit und der römischen Provinzen. 

Es ist somit für die deutsche Forschung, die 
im letzten halben Jahrhundert vielleicht mehr 
für die wissenschaftliche Verwertung der Alter- 
tümer Eg3rptens gethan hat als die anderer 
Nationen, von grosser Wichtigkeit, in fester Ver- 
bindung mit Egypten zu stehen und über alle 
dortigen Funde rechtzeitig und genügend unter- 
richtet zu werden. Ebenso ist es für sie 
wünschenswert, einen Einfluss in der Richtung 
zu gewinnen, dass diese Schätze auch richtig 
verwaltet werden und allen Nationen gleich- 
massig iufi;änglich sind. 

Dies ist biäher nicht der Fall gewesen. Frank- 
reich besitzt seit mehr als 15 Jahren in Egypten 
ein Institut für philologische und archäologische 
Forschungen. Für die englische Forschung sind 
in Egprpten die Gesellschaften des Egypt Ex- 
ploration Fund, der Egypt Surve^ und des 
EgTptian Research Account tätig, die das Land 
jiwruch bereisen lassen. 

Die deutsche Forschung war bisher meistens 
auf franiösisch-eufiplische Berichte und anf s^e- 
legentliche Mitteilungen deutscher Reisender 



angewiesen. Der gegenwärtige Zeitpunkt er- 
scheint besonders geeignet, um auch der Thätig- 
keit der deutschen Gelehrten nunmehr einen 
festen Stützpankt in Egypten zu geben und 
ihren Bestreoungen denjenigen Anteil an den 
Ergebnissen der egyptologischen Forschung zu 
sichern, auf den Deutschsand in Anbetracht seiner 
hervorragenden Ijeistungen in der Egyptologie 
einen wohlbegründeten Anspruch hat. Diesen 
Zwecken würde gewiss am besten durch die 
Errichtung eines wissenschaftlichen Instituts in 
Egypten entsprochen werden, dass der Forschung 
in ähnlicher Weise zu dienen hätte wie die 
archäologischen Anstalten in Rom und Athen. 
Indessen würde dem dringendsten Bedürfnisse 
schon abgeholfen sein, wenn ein deutscher 
Egyptologe die deutschen wissenschaftlichen 
Interessen in Kuro in fester Stellung verträte. 
Es ist daher in Aussicht genommen, einen 
deutschen Gelehrten zu diesem Behuf in Kairo 
anzustellen. Ihm würde die Aufgabe zufallen, 
den deutschen gelehrten Körperschaften und 
einzelnen Forschem durch fortlaufende Be- 
obachtung und Berichterstattung Material und 
Anregung zu bieten und am eigenen Teile an 
der Erforschung Egyptens mitzuwirken. Um 
diesem Gelehrten gegenüber der egyptischen 
Altertumsverwaltung, dem französischen Institut 
und den englisch-egyptischen Behörden den 
nötigen Rückhalt zu geben, ist beabsichtigt, ihn 
dem kaiserlichen Generalkonsulat in Kairo als 
wissenschaftlichen Attache beizugeben. Die 
Kosten sind auf 10,000 Mark veranschlagt, aus 
denen eine entsprechende Renumeration nbr den 
Gelehrten entnommen werden und der Rest zu 
sächlichen Ausgaben (Ankäufen, Reisen und 
dergleichen; Verwendung finden soll. 



Personalien. 

Als Leiter der von der Deutschen Orientgesell- 
schaft projektierten Ausgrabung in Babylonien wird 
Herr Koldewey fungieren. Als Assyriologe geht Herr 
Bruno Meissner mit. Hoffentlich haben die Arbeiten 
der beiden Herren, die jeder in seinem Fache als 
recht tücbtig bekannt sind, reichen Erfolg. 



Zeitsehriftensehau. 

Theoloffisohe QuartalBohrift 1899. 

I. Paul Vetter, Nerses Schnorhali's Kirchenlieder 
(Übersetzung aus dem Armenischen nebst Angaben 
über die Art des Metrums). — Hubert Ghrimme, Me- 
trisch-kritische Emendationen zum Buche Hieb. 



JahreBberlohta des ÖBterr. aroh. Inst, in 
Wien. 

I. 2. Dir. Köhler, Zur Bilinguis von Isinda in 
Ljkien. — W. M. Ramsay u. E. Kaiinka, Zu klein- 
asiatischen Inschriften (über gr. Inschr. zu den Be- 
merkungen Dr. Sarre*s). 



Revae des ötudes Jolyes. 1898. 

XXXVII 73. J. Lehmann, Quelques dates im- 

Sortantes de la Chronologie du 2. Temple, ä propos 
'une page du Talmud (über die Stelle Aboda Zara 



A 



407 INo. 12.] 



OBIENTALI8T18GH£ UTTEÜATUR-ZBITUNG. [Desember 1888.] 4M 



8 b). •— 8. Kranas, le traitä talnradique „dereoh 
^rif" (fuite 6t fln). — J. Font, notes lexioographi- 
qnes (nun Talmud). — B. Heller, la venion arabe 
et le oommentaire dee Proyerbes du Qwm Saadia. — 
S. EppoDBtein, un fragment da commentaire de 
Joeeoh Kimhi sor lob (oh. i et XXXIV, 17, k JIM). 
— M. Sohwob, Manosoriti da aoppltoent h^reu de 
la Bibliothk[ae nationale. — Beepr. daninter: K 
KaatEMh, Abiiu der Gheohiöhte des altteetament- 
lidien Sobrifttama, beapr. y. IL Lambert. 



Al-lteohrlq. 

81 (1. 11. 1896). P. A« Laoriol, Lee Cheyaliers 
Teatoniques en Syrie. — P. S. Ronaeyalle, Z^obie, 
reine de Palmyre (aoite). — P. L. Chetkbo, L Hiitoire 
de Beyronth de Salih Ibn Tahia (eoite). — Beeen- 
lionen: C. A. KaUino, La Transoription des noms 
g^ographiqaee Arabes, Persans et Tores, Le Oajre, 

bespr. y. H. L[ammen8]. — »«4>f ^^llJf 8jSf4> 



^Ui-Jf v.>A*^, s.^ ^U^ .U>5U ^JWjüf 

tAlA fcU» 8y»lJÜf ^ A^, bespr. yon L. §[eib5]. — 

Varia. (Verbesserang yon 2 Eigennamen, die in der 
im Mairiq gedrnckten Gesehiohte Beirats yorkommen). 
28 (16. 11. 1888). P. H. Lammens, Notes areh^ 
logiqnes sar le Liban: Ant^lias, Saiba et Ejonniah. 
Enter einer yon dem Ver£ angekfindifften l&ngeren 
Reihe yon Artikeln, anf die hier besonders aufmerk- 
sam gemaoht seL Im Libanon, sagt Lammens, giebt 
es yiele, oft wenig bekannte historische DenkmAler. 
Er will sie nun topopaphisdi, historisch und ard^o- 
logisoh abhandeln. Leider ist in den letzten 10'-20 
Juiren yiel yon dem, was ehedem yorhanden war, 
yerschwunden. Der Herr Pater tritt dabei warm 
fOr die Erhaltung dieser DenkmAler em und pro- 
testiert lebhaft gegen die Gewohnheit der Libanesen, 
sich yon diesen luten DenkmBlem ihre Baumaterialien 
SU holen. — dh. Alousi, Lee propri^tds de la langue 
arabe. — P. L. Chetkho, Les mots compos^s en 
arabe. — P. S. Bonzeyalle, Z^nobie, reine de Pal- 
myre (suite). — Dr. A. Ha&er, Le liyre des Plantes 
et des Arbres d'al-Asma'i (suite). — P. L. (}hetkho, 
L' Histoire de Beyronth de SalUi Ibn Yahia (snite). 



Petermaniis Mitteilonffen 1888 

XI 251 N. A. Busch, Vorl&ufiger Bericht über eine 
Reise in den nordwestlichen Kaukasus im Jahre 1886 
zur Untersuchung der Gletscher und der Vegetation. 

Ergaüisungsheft No. 126 G. Radde, WissenschafÜ. 
Erffebmsse der Ezped. (yon 1886) nach Transkaspien 
und Nord-Cühorassan (Ausschliesslich naturwissen- 
schaftlich). 

Woohenflohrift für olasslsdhe Fhiloloffie. 
1888. 

48. Studia Sinaitica No. VL A Palestinian Syriac 
Lectionary containing Icssons from the Pentateuch, 
Job, Proyerbs, Prophets, Acts and Epistles, edited 
by A. S. Lewis with crit. Notes by Ed. Nestle and 
a Glossary by M. Dunlop Gibson, bespr. y. H. 
Hilgenfeld. 



Neue philoloffisohe Bundsdhau 1888. 
24. H. Karbe, der Marsch der Zehntausend yom 
Zapates bis zum Phasis-Araxes. Bespr. v. R. Hansen. 



Ztsohrft t hebr. BibL 1888. 
4. M. Stemschneider, christL Hebraisten (Forts.). 
— A. IVeimann, Zusfttze und Berichtigungen zu 



Steinschneider's „Handbuch''. — H. Brody, Poetisolies 
m Isak ibn Esra. 



ZeitTChrift für Theologie und Kirohe 1808. 

6. Th. Braun, die Dftmonischen des neuen 
Testaments (Jesus hat in betreff des dftmonitohen 
Besessenseins die irrthümliohen Vorstellungen seiner 
Zeit geteilt). 

Monatesohr. fl d. a. u. W. d. J. 1886. 

11. D. Rosin, die Religionsphiiosophie Abraham 
ibn Esra's. (Forts.) — W. Bacner, em polemisoher 
Ausspruch Jose b. CJhalaftha's (im Ansohhias an 
Chithnann). — M. Steinschneider, die italienisehe 
litteratur der Juden. (Forts.) — Besprechungen.: 
8. Mandl, der Bann, bespr. yon D. Feuchtwang. — 
M. Schwab. Vocabulaire de TAngelologie, bespr. y. 
W. Bacher. 



Der Katholik 1888, 

2. J. Nikel, Qerubabel, seine anffebliöhe Erfaebong 
und sein Sturx (Polemik gegen Sellin, Serubabel). 

Revue OriÜqae 1888. 

46. £. Sachau, muhamedanisches Recht nadli 
SchafiitLscher Lehre, bespr. y. J. B. C. 

47. R. Lambert Playfsir and Robert Brown, a 
bibliography of Morocco from the earliest times to 
the end of 1881, bespr. y. R. C. 



Oomptee Bendne 1888. 

Juillet-Aoüt. Kotix über Recherches archMogianea 
dans PAsie occidentale. Mission en Cappadooe 
1888—1884 par Emest CAiantre. (PubUcirt noch 
einmal das Basrelief yon Feraktin!), und über Delattre, 
Carthage, d^oouyertes de tombes puniquee. — Qer- 
mont-(}ann6au,amphores& ^pign^hesgrecqueset Jam» 
ääpigraphe sämitique proyenant d'uns^cdcreph^nicien 
2 Amphoren mit gnechischer Au&cmnft ein Krag 
mit phOnicischer (gefunden zwischen Beirut und KhAn 
el Khoulda. Letzterer mit Tinte beschrieben, aber an 
undeutlich, um Lesung angeben zu kOnnen. Fügt 
Namen, die auf andern Krügen standen, an. — 
Babelon, la numismatique et la Chronologie des 
dynastes de la Charactee (giebt die Liste der Eünige, 
rectificirt nach der neu yom französischen Staat er« 
worbenen Ck>Uection Waddigton, die zum grO e s te n 
Teil ans einem Funde de Sarzec's 1878 in Südduddfta 
stammen; berücksichtigt Winckler, Forschungen 2, 
Reihe 77 ff. noch nicht). — Lettre du P. Delattre. 
(Bericht über seine Ausgrabungen in der Punischen 
Necropole bei Bord-Dje£d, beachte 8. 6&5 une petite 
bague en or porte sur le chaton le triaugle de Tanit. 
S. 566, Amulette egyptischer Form, ohne meroglyphen 
(Bei, Phtah, Anubu, l'oeU d'Osiris, et le chat qui 
reyient souyent). Scarabaeen, Fische etc.), mdirere 
Amphoren mit zugespitztem Bodenende, Inschrift 
mit schwarzer Tinte dnaoi und einem fünften Zeichen, 
das in einem Exemplar x ist, in den anderen ein ein- 
facher Strich. Ein punisches Epiti^h yon zwei 
Zeilen. — Olermont-Gtanneau, sur deux inscripiions 
fun&raires de Palmyre. (Bespricht die schon yon 
Chabot yerbesserten Übersetzungen MtUlers mit 
scharfem Tadel i<egen letzteren. Gfiebt eine Ab- 
bildung nach de Gontenson aus Reyue bibliane 
1882, p. 485, zur Illustration der mppm = Oallene.) 
-" J. Opp^ le droit de retrait lignager & Niniye. 
(Auf Gmmd der Ausgabe yon Johns ; am Sofainas 
Liste der Eponyme mit der berühmten Lücke yon 
781—762; die Übersetzungen der Texte sind eben- 
soyiel werth.) 



400 (No. 12.] 



OKIENTALISTISGHE LTTTERATUR-ZEITÜNG. [Dezember 18Ö8.J 410 



Ra vae de 1 Univenit^ de BruxellesI V. 2. Nov. 
1896. 8.106— 1S9 Jean Capart, Notes aar lesorigioee 
de r E^te d' aprte les fooilles r^centes (Sorgsamee, 
illustriertes, mit genauen Litterator- Angaben und einer 
Reihe von Auszügen versehenes Verzeichnis der Ar- 
beiten über die NagadarPeriode; dabei drei Ansichten 
des von Am^neau im „Osiris-Grabe" zu Abydos 
gefundenen Steinbettes mit der darauf liegenden 
Statue des Osi ris. Dasselbe entspricht in seiner Gestalt 
dem in dem Tempel Seti I zu Abydos abgebildeten, 
von Wiedemann im Rec. de trav. rel. h V Ggypte XX 
p. 134 ff besprochenen Gottesbetto). 

Deutsohe Iiitt.-Ztff. 1898. 

48. C. P. Tiele, Geschichte der Religion im Alter- 
tum bis auf Alexander den Grossen. I 1896, bespr. 
V. E. Maass. (Protest vom Standpunkt des dassischen 
Philologen auf Grund zweier Beispiele in der sattsam 
bekannten Manier des Herrn M.) 

44. F. Prätorius, über den rückweichenden Accent 
im Hebrfiischen, bespr. v. F. Philippi. 

Unter Allgemeines: In Maschonaland sind alte 
venetian. Denkmünzen, die 1570— 77 in Venedig geprägt 
worden sind, au%efimden und zur Prüfhng nach 
Pietermaritzburg gesandt worden. Sie tragen auf 
der emen Seite dM Bild des heiligen Markus mit der 
Inschrifb: „Dieses Heiligthum sei deines, o Christus, 
und der Geber sei deiner!" Auf der Rückseite sind 
3 Fiffuren, von denen zwei kniben. Darunter steht: 
Der Doge Aloysius Mocenigo, erster Beamter von 
Venedkf. (Diese Nachricht ist mit dem in 0. L. Z. 
Sp. 2^ pnolicierten Fund zu vergleichen.) 

45. Ph. J. Hoedemaker, der mosaische Ursprung 
der Gesetze in den Büchern Exodus, Leviticus und 
Numeri. Ins Deutsche übertr. v. A. F. Schulte-Bunert 
bespr. V, W. Nowaok. — Ed. Meyer, die Sclaverei 
im Altertum, bespr. v. R. POhlmann. 

46. Hans Dr&ier, Untersuchungen über Josephus, 
(u.) Franz Bole, Flavius Josephus über Christus und 
die Christen in den jüdischen Altertümern, bespr. v. 
Paul Viereck. 

47. K. Budde, das Buch der Richter, (u.) A. 
Bertholet, das Buch Hesekiel, bespr. v. C. Siegfried. 
— H. Kleimenhagen, Beitrilge zur Synonymik der 
hebräischen Sprache, bespr. v. J. Barth. 

48. A. Resch, die I^gift Jesu nach dem griechi- 
schen und hebr&ischen Text wiederhergestellt, ein 
Versuch (und) j^B^ HH^in *1SD BißXoc yiweacwc Itjaou. 
yWff^ ^21 Ta Xoyi« Iijaou, bespr. v. G. Dal man. 

Litt. Oentr. Bl. 18d8. 

43. Joöl Müller, Saadian ben Joseph al Fayyonmi, 
trait^ des successions, bespr. v. C. F. S. 

46. A. Wedekind, ein Beitrag zur Purpurkunde, 
bespr. V. A. Th. 

47. F. Giesebrecht, die Bernfabegabnng der alt- 
testamentlidien Propheten, bespr. von N. M. — 
Hartwig Derenbourg, OumAra du J^men, bespr. v. 
C. F. S. 

48. J. L. Heiberg, Claudii Ptolemaei ()pera Vol. I 
Syntaxis mathematica, bespr. v. F. H. — C. Tsountas 
(n.) J. Manatt, the l^oenaean age, (und) W. Reiche!, 
über vorhellenische (iOtterculte, besjpr. v. T. S. 

GötUnff. GheL Ans. 1896. 

XI. J. Wilpert, die Malereien der Saci'aments- 
kapellen in der Katakombe des heiligen Clallestus, 
bespr V. G. Ficker (wichtig für die Entwicklung 
römischer Christengemeinden der vier christlichen 
Jahrhunderte^. — E. Sachau, muhamedanisches Recht 
nach Schafiitischer Lehre, bespr. v. J. Wollhansen. 



Aroh. Relsrw. 1898 (vgl. 8p. 159 £ u. 332.) 
3. Sieckes Rndra kommt endlich zum Schluss, 
(,Rudra'8 Mondurspmng zu ziemlicher Gewissheit er* 
hoben*). — Hartmann, ^us dem Religionsleben der 
Libyschen Wüste* berichtet über 15 Heilige, deren 
Kidt er anfi^etroffen. — Den Streit um die schlafenden 
Originalfakire der Budapester Millenniumausstellung 
ruft in Erinnerung die Mitteilung des Guslaren-Krauss 
,Taga-SchIaf bei den Südslaven*. (Von der Mit- 
teilung über Virtuosen in der Beherrschung der 
Darmmuskeln strich der Verleger 36 Zeilen, von der 
Uebersetzung des serbischen (i-uslarenliedes strich er 
mehrere Verse als zu anstOssig!). — Gunkel geht in ,der 
Schreiberengel Nabu im A. T. und im Judentum' der 
Erkl&rung der 7 M&nner Ezech. 9. 10 die er in 
,SchOpfun|^ und Chaos^ gegeben weiter nach und ver- 
mutet in ihnen die 7 Planeten Samas, Sin, Nergal, 
Nabu, Marduk, Istar, Ninib. — Vierkandt zeigt selbst 
sein ,&ntstehnng8gründe neuer Sitten' an und trftgt 
nach, dass er sicn mit Biinton berühre, der den 
Ursprung des Kultus, auf eine Art mimiery, also 
auf einen Sympathievorgang zurückführt 

L Anthropologie IX. 1898 

S. 241-268, 408-417 (dazu Tal 3—4). P. von 
Bissing. Les origines de l'^gypte. (Wenif voU- 
st&ndige und nicht genaue üebersicht über die Ent- 
wickelung der Frage ^J. Scharfe AnffrifTe vor allen 
gegen de Morgan ; nidbt immer glücklicher Versudi, 
demselben in Einzelheiten Fehler in seinen Zeich- 
nungen und Angaben nachzuweisen und daraas weit- 
gehende Schlüsse auf die Unzuveri&ssigkeit und 
mangelhafte Basis seiner Aufteilungen zu ziehen. 
Polemik gegen Morgan's Theorie einer babylo- 
nischen Emwanderung, wie bereits Müller, 0. L. Z. 
81; betont den afrilmnischon Ursprung der ägypt. 
Schriffc. WiU die Funde von Abydos bis in D^. 3 
hinabrücken*). — Beachtenswert, dass die Redaktion 
der Anthropologie sich in Anm. 1 in Gegensatz zu 
der Arboit stellt und Morgan den Dank aller 
Archäologen für seine schönen Entdeckungen in 
Aegypten ausspricht 

S, 259 ff. Charles de Ujfalv^, Memoire sur les 
Huns blancs, äphthalites de l' Asie Centrale, Hnnas 
de r Inde ot snr la d^formation de lenr cranes. 



Winokler, AltorientaliHohe Forsohunffen 
(F). 2. Reihe, 1. Band. 

4. Zeit und Verfasser des Kohelet: der 10,16 ge- 
nannte Knabe ist Antiochos V, sein Gesner ein 
Jüngling Demetrios, der (4, 13—16 aus der Ge- 
fangenschaft in Rom entfloh . Der Verfasser muw« 



') Es fehlt jeder Hinweis darauf, dass die richtige 
Datierung der Nagada-Kuitur in die Zeit nicht lange 
vor den Beginn der 4. Dynastrie zuerst durch 
Wiedemann (gedruckt Umschau 7. und 14. Aug. 
1897) gegeben und begründet worden ist. — M^ 
hat nicht, wie S. 243 an^^egeben wird, nach dem Er- 
scheinen von Morgan, Origines I, ungeduldig das 
Werk von Petrie und Quibell über BaUas (Nagada) 
erwartet, da Petrie's Buch bereits mehrere Wodien 
vor dem Morgan*8ohen versendet worden war. — 
Der Angriff S. 243 auf Petrie ist sehr imberechtigt. 

') Nach einem Siegel de Morgan, Oiiginos n 
Fig. 821, über das Grifßth eingehend schrieb, Biblia 
XL 58. Das beweist höchstens, dass man in Dyn. 
3 noch den alten Königen opferte. Uebiigens 
stammt der Abdruck „aus Abydos." Was in Amäli- 
neau's Sammlungen aus allen Jahrtausenden zu- 
sammengemengt ist habo ich selbst mit Grauen ge- 
sehen. [W. M. Müller]. 



411 {So. 1S.| 



OBIBNTAUSTISOHE LTTTEBATDR-ZEFTUNa. [DsEomlMr 1898.] 



ein bocbgeateUterHelleiiielenfi'ouud gewesen aeiti, also 
der Hoheprieater Älkimoa. — Gog.: deu Capp. Ex, 38 
u. 89 liegt ein alter Mjthua zn Orunde, der auf 
Alox»Dder den Grossen angewendet wird. — Psalm 
22: ist da« Lied Manaesea im Ge^gnie — Zar 
|)«niuitii : Nactineia der Epagomeneu in der Semiramin 
legende, ^"Au" 'lern Archiv von Ninive 1—4. 

Jonmal des Savante 1698. 
Oktober. J. A. Knudtzon, aaeTriHche Gebete an 
(ten Sonnengott 1893, beepr. von G. Haapero. 

TbeoloeiB<>bfl Lltteraturseitanff. 

33. G. Beei', der Text des Buuliea Hiob untei- 
ancht, 2. Heft, bespr. v. R. Budde. — Adolf Deiss- 
mann, neueatdecktePapynis-Fr^DieDteiur Geschiebte 
des Griechischen Judenturoa (Aufsatz aber die soge- 
nannten jüdiaclien und antiiSd lachen GesaudtschaftS' 
berichte, worin D. den Tcit XXXIII vcrao aus .tbi 
Oxyrrhynohns Papyri Part. I" als gleichMls lu diesei 
Beüorig liestiuunt und vermutet, dosa die einzelnei 
Stücke zu einem Buche gehörten, wekhea elwn 
oine historia catamitatum der alexandrinischen Juden- 
gemeinde war. alao ein Nachtrieb der makkabHische 
und ein Seitenatitrk zu den cliriütlicheu Milrtiyrei 
büchern). 

Bonner JabrbüohBr 108. 18!W. 

S. 1—12. Furtwangler, lloemische Ui'ouzau 
auB DentfichlBjid (1 Taf , & Clichä". Darunter solche 
dea Hcrmea mit olexandrinischen. aegyptisierenden 
Attributen}. — S. 86-109. Di-agendoi-ff. Die 
ÄrretiDischon Vasen und ilir Verhfiltnis zur augustei- 
acben Kmiit (4 Tof. 12 Glicht. U. a. gegen (Uc 
UeberachBitziiDg de» alexuudriiii»>chenEiiifiusaes üitf die 
augusteiache Kuuat). — 8. 1S3— 153 Siebourg, 
Gin gaostiache!> Goldiuunlct aus Uellep (am Nieder- 
rhein. 1 Taf. 3 Clieh^H. Das GoldtUek-hen ti^apt 
nguostiacho" Daemoueiinamen, daruntei' ao-s Aegypten 
Htammcnde. wie Sotb(ia) und Pbi'e, Eingehende Bu- 
sprechuni; analoger antiker Stücke au^ Kdelnietall, 
die zu Zikuberzw ecken, ^egeii Kriiukbeiten. Tiiebes- 
leid n, a, IV. dienten)' 

P. 8. 8. A. 

1897. Appendix. Portrait of the lat* Sir P. lePage 
Iteaouf. — Plate: Gyfll Tepö Text (zn Seite 286). 
Plat«: Tablet form Kaiaariyeh (ta Seite 289). Beides 
Tafeln, die zu den aosenannten „kappadociachen" 

gehören, — W. H. Rylanda, Chronolomcal List of 
ublications of the Ute Sir P, le Page Eenonf. 

1898. 6. J.Pilcher, HerodianPottci7>Lndtho8iloam 
luBcriptiou: weist mit Hille hebräischer Inschriften auf 
tbanenienUa:idgriffeii,diedberRrieclüacb-phJlniciacheii 
Thonlampen gefnndeu aind, nach, daaa die SUoafa- 
Inachrift der Zeit Horodea des GroBaen angehOre. 
Hinweia auf HIH^ ■'" Genizeh-Aquila, [Zur Form des 
Z vergleiche die in 0, L, Z 3 Sp, 90:), - Karl Piehl, 

la düeaso PI ^ t^i (^(*'b°'''' gegen Chadainat R. 
trav. 20,27; Tripluii-Rpjt sei abgeleitet von rp't 
„princeaae"). — idem, une demi^re foia, le signe 
^Ä^ (gegen W. M. Möller, P. 8. B. A. 18,187; h&lt 
die LeauDK f w feat auf Grund der dort verworfeneu 
l'erwechselnng von .weit' und „Macht".) — Gegen 
Pieb! (Contributions 198—801) weiat v. Bissing anf 

DaressjB bessere Leaung nditi für ^j^ im Rec. de 
Trav. XVII,,, aote No. CXXia — K^. Baamacljan, 
ii propOB dea denz iceaux kätäens, Zwei Silberaiegol 



eaj' am 

Monatsrevue der Mechitharisten in Wien), gehSrig 
einem Antiquar in Eaiaaria, stammend aua Halatia. 
Versuch zu lesen: Grand roi Muttall(i)u, flu de 
Tarhulara. (Schwerlich richtig. Lehnt übrigens 
Jensen 'a Armeniamua ab , da J. mit modern armeni- 
schen Formen operiere.) — C. H, W, Johns, Notiz 
aber K, 6223 und 6332 (die Winckler natfirlicb nicht 
als Stücke von Freibriefen erkennen konnte, ehe des 
Autors Buch deeda and documents etc. voriag). — 
Joseph Horner, Biblical Chronologe {nach Oppert). 

The olssslool Bevtew 1898. 
8. Pauli's Corpus Inscript Etrascftrum (und) Receut 
Etruacan Stndies, beapr. v. W, M, Lindaay, 

Mlttellooffen u. Haohr, d. D Palest, Ver. 

1898. 

2. Dr. Schumacher (in Ilaifii), unsere Arbeiten 
im Üatjordonlande II, — C, 'Hommert, die Qralies- 
kircht- in Jerusalem auf der Mosaikkai-te in Hadeba, 

8. It, Brünnow, Reisebericht. 

4. R. Brflnnow, Heiaebericht (Fortaeteung). — H. 
öuthe. Dscherasch oder Dscherasch? (Eratere Fonu 
uua npava sei beizubehalten). — 

5, M. Hartmann, der Huristan von 800 bis löOO. 

Neue Urohliabe Zeitschrift 1898 

IX 11 Ed. Kdni^, Deuterojeaajauischea. 

13. Ed. E9nig, Deuterojesaianiscfaes (Scblusst. — 

F. Bommel, das wahre Datum Abrahams und Moses 

(der Titel genügt. D. R,). 

The iDdian Antlquary 1898, 

May. J. Paraons: a notc on inuaaiuian tomb« (iu 
H^lam diatrict. PenjAb, wo die Grübet- von M&nuern 
und Frauen keinen Unterecbied zeigen, nur in den 
AwAn-DOrfemhiltben die Grilber der M&nnor am Kopf- 
mid Fiuwende je einen aenkrechten Stein, die der 
Frauen dazu noch einen kleineren in der Mitte.) — 
W. Traffort, pictures on musalman tomba (beiKliAnKftli 
DflgrAn,Güjränw&lAdiatrict,wliren Grabet muslimiacher 
Heiliger nut Bildern von Vögeln und andern Thieren 
geschmflckt. 

Leopoldina Halle 1898. 

XXXIV,g L. Frobenius, die Entwicklung der Qe- 
hejrabünde Oceaniens (Schluss). 

Revue Aroliöoloarlque.toine ZXXm, 189H. 
E, Naville, une boitc de atyle M^cöuien trouve 
eu Egypt (Schachtel mit Tierazenen im Boaitz des 
Rev, Mao Gregor, verglichen mit ähnlichen in Berlin 
und Oizeh; aeieii fremde Arbeiten beaondera nach 
der Rinderrasse = uma stammten aus Kefti d. li. 
Nerdsyrien bis nach KiUkion'), 

Histortsohe VlerteUahniohrlft 1808. 

4, Besprechungen: Julius Eaerat. Studien zur Ent- 
wickluug und theoretischen Begründung der Mo- 
narchie im Altertum, bespr. v. R. Pöblmann (ans 
dessen kurzen Worten nicht hervorgeht, ob er mit 
Absicht unter Altortimi nar den Ausschnitt des 
claaaiaohen Altertums versteht). 



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Dmih naHn Mbmmv n 



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